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OF ILLINOIS
LIBRARY
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um
iesterr.BotaE.Zeitscar!ftl8?8.
1-
Oesterreichische
BOTAHISCHE ZEITSCHRIFT.
Gemeinnütziges Organ
für
Bottinik iiiid Botaniker, Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte,
Apotheker nnd Techniker.
Mit
von
r
Antitine, Artzt, Ascherson, Beck, Borbas, Dedecek Evers, Fehliiesr, Fick, Focke, Frey, Frejii,
Backel , Hauck, Heldreich, Dibsch, Hinteihubcr, Duhiiel, Hulubj, Janka, J. Keiler,
L. Keller, Keiiipf, Kerner, Krmgg;rätt', Knapp, Leiinbach, Menyhärth, iHlkoscfa, Niessl,
Pantocsek, Rathay, Rauscher, Reichardt, Reinhuld, Schambach, Schulzer, Schunck, Solla,
Staub, Stein, StrobI, Strohecker, Thiimen, Trautniann, Techtrilz, Yatke, Voss, Yukolinovic,
Wetschky, Wiesbaur, Wiesner, Winkler, Woloszczak, Zeiss, Zukal.
Redigirt
von
D"" Alexander Skofitz.
XXVIII. Jahrgang.
(Mit 1 lithogiaphirten Portrilt, 56 Abbildungen auf 1 Liclitdrucktafel und 3 lithograpliirten Tafeln
und 4 Holzsehnitt-Abbildungon.)
Wien 1878.
Verlag- von O. Q-erold.
OS
''■''• Ocstcrreichische
Botanisclie ZeitscMft
Gemeinnütziges Organ
für
nie österreicbiiche Exemplare
botanlocbe Zeitschrift RnfinSb linfl Rnf<inikpp die frei durch die Post be-
erscheint DUldUlli UHU UUlclUlHV/l, zogen Verden sollen, sind
den Ersten jeden Monats. blos bei der Reduktion
*•' »^['«"""fl "»./"U""* Gärtner, Oekonomea, Forslinänner, Aerzle, ^^ f;- prä^uL^eH^et: '"'
Vri'l'.[fM'Ma^) Apotheker und Techniker. ^"p^^A°u':i\rauoT
halbjährig. C. «erold's Sohn
Inserate __^ - i» ^'en.
die ganze Petitzeile T4 I sowie alle übrigen
15 kr. Ost. W. JLl = Xi Buchhandlungen.
XXYIII. Jahrgang. WM, Jänner 1878.
ZNHAI.T: A "ViOgl. Von Dr. Wiesner. — Zapfengallen an Fichteiiz-weigen. Von Winkler. -
Vegelations-Verhältnisse. Von Dr. Kern er. — Vorkommen koagulirlen Milchsaftes. Von Höhnel.
— Drei Cerastien. Von Stein. — Säene Ungeri. Von Dr. Heldreich. — Pflanzen auf der Welt-
ausstellung. Von Antoine. — Berichtigung. — Lileraturberichte. — Correspondenz. Von Dr. Borbas.
Evers. - Personaluotizen. - Botanischer Tauschverein. — Inserate.
Gallerie österreichischer Botaniker.
XXII.
August Emil Vogl.
(Mit einem lithographirten Porträt.)
Di
'ie Kunst des Biographen zeigt sich so oft in dem ersten Satze
seiner Einleitung: ein geistreicher Gedanke in Beziehung zu dem
Leben, welches geschildert werden soll, gebracht, erweckt rasch das
Interesse für den Mann, um den es sich handelt; und gerne folgt
der Leser dem Erzähler auch dann , wenn die Schicksale einer nur
wenig gekannten Person entrollt werden sollten.
Wenn ich auch diese Kunst , die Arago in so wundervoller
Weise übte, besässe, so brauchte ich sie doch nicht auszuüben, indem
ich mich anschicke, August Vogl's Lebenslauf niederzuschreiben. Sein
Name, über die Grenzen des Vaterlandes hinaus weit gekannt und
geachtet, ist jedem österr. Botaniker gelauGg, und jeder mit der Ana-
tomie der Pflanzen und der angewandten Botanik Vertraute, weiss,
dass Vogl als Anatom sich einen geachteten Ruf erwarb, dass er
zu den bedeutendsten europaischen Pharmakognosten zählt und in
der Anwendung der Pflanzenanatomie auf Pharmakognosie wohl als
die erste jetzt lebende Autorität genannt zu werden verdient.
Oettprr. botan. Zeitschrift. I. Heft. 1878. 1
5C468G
So knüpft sich also des Interesses genug an diesen Namen, auf
dass man seines Trägers Entwicklungsgang gerne und ohne beson-
dere Anregung folge.
August Emil Vogl wurde am 3. August 1833 zu Weisskirchen
in Mahren geboren. Sein Vater, Apotheker dortselbst, ertheilte allen
seinen Kindern eine liebevolle Erziehung, und suchte in allen Sinn
für die Natur , für ihre Schönheiten sowohl wie für ihre Produkte
und ihre Erscheinungen zu wecken. Wenn diese Anregungen auch
bei allen Kindern des wackeren und geachteten Weisskirchener Bür-
gers Eindruck gemacht haben mochten; eine Bedeutung für's Leben
hatten sie nur für den kleinen August, der schon in früher Kindheit
Pflanzen , Mineralien u. s. w. sammelte , als Gymnasiast schon der
vielleicht kenntnissreichste Florist von Olmütz war, und als er bald
darauf die medizinischen Studien in Wien begann , schon bei der
Einführung in die botanischen Kreise der Residenz kein Unbekannter
mehr war.
Doch ich muss zu dem kleinen August nochmals zurück. Sein Vater
war von der Wichtigkeit der realen Studien so überzeugt, dass er, be-
vor er seinen Sohn auf das Gymnasium schickte, ihn zuerst die damalige
sogenannte vierte Klasse (welche etwa den unteren Klassen der heutigen
Unterrealschule entsprach) durchmachen Hess. 1846 trat V. in das
Olmützer Gymnasium ein, und zeichnete sich dort fast in allen Lehr-
fächern aus. Mit gleichstrebenden Kollegen (z. B. mit A. Makowsky,
nunmehr Professor an der technischen Hochschule zu Brunn) bolani-
sirte er in der näheren und weiteren Umgebung von Olmütz, Weiss-
kirchen und Kremsier, und trat mit anderen jungen Botanikern (u. a. mit
dem Schreiber dieser Zeilen, der damals in Brunn studirte) in bo-
tanischen Tausch- und Briefverkehr. Schon in dieser Zeit machte er
seine ersten Versuche als botanischer Schriftsteller und veröffent-
lichte u. A. eine Flora von Olmütz in diesen Blättern.
Im Jahre 1854 legte V. die Maturitätsprüfung am Olmützer
Gymnasium mit Auszeichnung ab und bezog den höheren Lehrkurs
der 1854 wieder eröffneten und neu eingerichteten medizinisch-
chirurgischen Josefs- Akademie in Wien. Als er mit den Vorberei-
tungen zu den medizinischen Rigorosen beschäftigt war, brach der italie-
nisch-österreichische Krieg aus. V. wurde, noch bevor er zum Doktor
der Medizin promovirt wurde , als provisorischer Oberarzt auf den
Kriegsschauplatz gesendet, wo er auf dem Verbandplatze zu Nabresina
und in den Lazarethen zu Mantua eine Aufgabe zu lösen hatte, wie
eine solche wohl nur selten einem so jungen Feldarzt zufallen wird.
Die traurigen Erinnerungen an diese feldärztlichen Lorbern , die
ihm zu pflücken um so herber ankam, als er weniger Neigung zum
ärztlichen Stande als für eine reine wissenschaftliche Thätigkeit
empfand; ich sage die traurigen Erinnerungen an jene kriegschirur-
gische Thätigkeit werden reichlich aufgewogen durch die Nachempfin-
dung seiner ersten und letzten Liebe. In Mantua lernte V. jenes
schöne, edle Mädchen italienischer Abkunft kennen, welches er ein
Jahr später als seine Frau heimführte und mit der er in glücklich-
ster nunmehr von vier Kindern gesegneter Ehe lebt.
Nach Beendigung des Krieges nach Wien zurückgekehrt erwarb
er an der Josefs-Akademie den Grad eines Doktors der gesammten
Heilkunde und damit den Rang eines Oberarztes. Ein glückliches
Geschick brachte ihn in eine seinen Neigungen entsprechende Rich-
tung. Er wurde am Josefmum Assistent bei der Lehrkanzel der
Naturgeschichte (unter Prof. C. v. Ettings hausen) und konnte nun
sein Lieblingsfach — Botanik — nach Herzenslust treiben. Zwischen
V. und dem Schreiber dieser Zeilen entwickelte sich schon damals
ein reger Verkehr, der auf der Basis wahrer Freundschaft sich auf-
baute , aber doch hauptsachlich um die Anatomie der Pflanzen sich
drehte. Fünf Jahre blieb Vogl in dieser bescheidenen Stellung. 1864
habilitirte er sich als Privatdozent für Pharmakognosie an der medi-
zinischen Fakultät der Wiener Universität.
Im Jahre 1866 erfolgte Vogl's Beförderung zum Regimentsarzt,
In diesem und dem folgenden Jahre war er allerdings in verschie-
denen Militärspitälern praktisch beschäftigt, ohne aber seine theore-
tischen Arbeiten beiseite gelassen zu haben. Im Gegentheile; 1867
erschien sein Werk über die Chinarinden des Wiener Handels und
der Wiener Sammlungen, eine gründliche mühevolle Arbeit, welche
zeigt, mit welcher Hingebung er seine wissenschaftlichen Ziele ver-
folgte, selbst in einer Zeit, wo er seine beste Kraft der Ausfüllung
seines ärztlichen Berufes widmen musste. Diese werthvolle monogra-
phische Arbeit ist auch desshalb interessant , weil aus ihr hervor-
geht, wie tief der Autor in der anatomischen Behandlung derDroguen
bereits vordrang, was der hervorragendste zeitgenössische, kürzlich
verstorbene Chinologe Weddel, mit Rücksicht auf diese Arbeit und
in anerkennendster Weise hervorhob.
In dem genannten Jahre erhielt V. die Stelle eines Bibliothekars
am Josefmum. Er benützte diese Gelegenheit, um seine Literatur-
kenntnisse zu erweitern und scheute nicht die Mühe, die reiche Bü-
chersammlung vom Grunde auf neu aufzustellen und zu inventari-
siren. Zwei Jahre später erfolgte seine Ernennung zum Adjunkten
am ehem. Laboratorium des damaligen Prof., jetzigen Hofrath und
Sanitätsreferenten im Ministerium des Innern, Dr. Sclineider, wo er
mit der Durchführung gerichtlich-chemischer und mikroskopischer
Untersuchungen betraut wurde. In diese Zeit fällt die mit Schneider
gemeinschaftlich durchgeführte Herausgabe des klassischen Kommen-
tars zur österr. Pharmakopoe, für welche Vogl den naturgeschichtli-
chen, Schneider den chemischen Theil bearbeitete.
Im Frühjahre 1870 folgte V. einem Rufe als Professor der Bo-
tanik und Zoologie an das deutsche Polytechnikum in Prag, woselbst
er ausser den obligaten Vorlesungen noch regelmässig Vorträge über
technische Waarenkunde und Mikroskopie hielt, die sich eines sol-
chen Erfolges zu erfreuen hatten , dass ihm über Vorschlag des
Professorenkollegiums vom böhm. Landesausschusse eine namhafte
Personalzulage bewilligt und nicht lange darauf von Sr. Majestät der
1 '"
Titel eines ordentlichen Professors „in wohlverdienter Anerkennung
vorzüglicher Leistungen" verliehen wurde.
Im Jahre 1872 hatte V. die Redaktion der naturwiss. Zeitschrift
„Lotos" übernommen und durch vier Jahr geführt. Wie er diess that,
geht am besten aus dem Dankschreiben hervor, welches das Präsidium
des Vereines „Lolos" unter dem 27. Dezember 1875 an ihn richtete.
Darin heisst es: „In der letzten diessjahrigen Versammlung des Ver-
eines „Lotos" vom 15. 1. M. wurde ich beauftragt, Ihnen im Namen des
Vereines den aufrichtigsten Dank auszusprechen für die durch so lange
Zeit mit unermndeter Hand und in trefflichster Weise besorgte Heraus-
gabe der Zeitschrift. Es wurde in der Versammlung hervorgehoben,
dass vier volle Jahre verstrichen sind, seit Sie die Güte hatten, die
Redaktion zu übernehmen, dass Sie es vermochten, den Blättern
tüchtige Originalartikel zuzuführen, darunter nicht wenige aus Ihrer
Feder stammend, und den Inhalt und Umfang der Schriften zu er-
weitern. Es wurde allgemein und dankbarst anerkannt, dass unter
Ihrer Leitung die Zeitschrift „Lotos" ihre glänzendste Periode fand,
und dass es nur Ihrer Kraft und Ausdauer gelingen konnte, unter
schwierigen Verhältnissen des Redaktionsamtes in so ausgezeichneter
Weise zu walten."
Die unermüdliche wissenschaftliche und lehramtliche Thätigkeit
V's. verbreitete seinen Ruf im weiten Kreise und so ereignete sich
der seltene Fall , dass er im Frühlinge des Jahres 1874 zwischen
zwei ehrenvollen Berufungen zu wählen hatte. Das Professoren-
kollegium der forstlichen Hochschule zu Mariabrunn berief ihn auf
die, durch die Ernennung des Schreibers dieser Zeilen zum Professor
an der Universität erledigte Lehrkanzel der Botanik, und das Pro-
fessorenkollegium der Wiener medizinischen Fakultät an Stelle des
Professors und Hofrathes Dr. v. Schroff zum ordentl. Professor der
Pharmakognosie und Pharmakologie. Die Entscheidung war leicht zu
treffen. Durch Uebernahme des letztgenannten Lehramtes, war der
als Pflanzenanatom wie als Pharinakognost gleich ausgezeichnete
Mann am Ziele seiner Wünsche. Dennoch schied er schweren Her-
zens von seinen theuren ihn verehrenden Prager Kollegen. Bei seinem
Abgange von Prag drückte ihm der Landesausschuss des Königreichs
Böhmen „für die ausgezeichnete und erfolgreiche Thätigkeit am
deutschen polytechnischen Landesinstitute die wohlverdiente Anerken-
nung" aus.
In Wien war V. bald wieder heimisch geworden und erwarb
sich rasch das Vertrauen seiner neuen Kollegen, was sich wohl darin
schon ausspricht, dass er bereits im zweiten Jahre seiner hierortigen
lehramtlichen Thätigkeit zum Prodekan , im nächstfolgenden zuni
Dekan gewählt und im laufenden Studienjahr zum Examinator bei
den Prüfungen der Aerzte zur Erlangung einer bleibenden Anstel-
lung im öffentlichen Sanitätsdienste ernannt wurde.
Von der wissenschaftlichen Thätigkeit V's. gibt am besten das
nachfolgende Verzeichniss seiner botanischen und pharmakognostischen
Arbeiten ein Bild. Alle seine Untersuchungen zeichnen sich durch
Gründiichlieit und völlige Beherrschung des Stoffes, die Darstellung
durch Einfachheit und Klarheit aus.
Publikationen.
A Selbständig erschienen:
1. Die Chinarinden des Wiener Handels und der Wiener Samm-
lungen. Mai 1867.
2. Mit F C. Schneider: Kommentar zur österr. Pharmakopoe
2. Aufl. I. Band. Arzneikörper aus den drei Naturreichen.
Wien 1869. (Im Laufe des Jahres 1878 erscheint eine 3. Auf-
lage des Kommentars).
3. Nahrungs- und Genussmittel aus dem Pflanzenreiche. Wien
1872 (In französischer Uebersetzung von A. Focillon. Paris
1876 erschienen).
B. Aufsätze und Abhandlungen in Zeitschriften, Gesellschaftschriften etc.
A. In der österr. bot. Zeitschrift.
Mehrere Aufsätze in den Jahren 1853 — 1856.
B. In den Schriften der k. k. zoolog. bot. Ges.
1863. Beiträge zur Anatomie und Histologie der unterirdischen
Theile von Convovulus arvensis.
1864. Zur näheren vergleichend histologischen Kenntniss des
Bitterholzes (Lignum Quassiae).
1865. Beiträge zur Kenntniss der Entstehung krystallinischer
Bildungen im Inhalte der Pflanzenzelle.
1869. Beiträge zur Pflanzenanatomie; I. die Milchsaftorgane der
Cinchonen; II. die Siebröhren der Cinchonen; III. ein Beitrag
zur Kenntniss der Krystalloide.
1876. Beiträge zur Kenntniss der sogenannten falschen China-
rinden (in der Festschrift der Gesellsch.)
C. In Pringsheim's Jahrb. für wiss. Botanik:
1866. Beiträge zur Kenntniss der Milchsaftorgane der Pflanzen.
1874. lieber den Bau des Holzes von Ferreira spectahilis und die
Bildungsweise des sogen. Angelin-Pedraharzes.
D. In der botan. Zeitung:
1866. Ueber den körnigen Zelleninhalt im Wurzelstocke und im
Stempel von Spiraea Ulmaria L. und über Harzkörner in
der Rinde von Portlandia grandiflora.
1866, Ueber Milchsaftgefässe in der Klette.
E. In den Sitzungsberichten der k. Akad. der Wiss.
1863. Ueber die Intercellularsubstanz und die Milchsaftgefässe
in der Wurzel des gemeinen Löwenzahns.
1864. Phytohislologische Beiträge. I. Kamala, II. die Blätter
der Sarracenia purpurea.
1866. Ueber das Vorkommen von Gerb- und verwandten Stoffen
in unterirdischen Pflanzentheilen.
F. In der Wiener landwirthschaftlichen Zeitung:
1868. Zur Naturgeschichte der Krappwurzel.
G. In der Zeitschrifl „Lolos":
1871. Zur Kenntniss der chinesischen Gelbbeeren.
1872. Kurze Miltheilung über einige histologische und histoche-
mische VerhäUnisse des Wau's (Reseda Luteola).
1873. Untersuchungen über den Bau und das mikrochemische
Verhalten der wichtigsten FarbhOlzer des Handels.
1875. Ueber Tamarisken-Gallen.
H. In den mediz. Jahrbüchern.
1864. Zur näheren Kenntniss der Turbithwurzel des Handels und
ihrer Harze. (Habililationsschrift).
1865. Ueber blutstillend wirkende Spreuha^re der Farne.
1866. Pharmakognostische Studien über die Granatbaumrinde
(Gekrönte Preisschrift).
I. In der Zeitschrift des Allg. ost. Apoth.-Vereines.
Histologisch pharmakognostische Notizen.
1864. I. Scammonium II. Traganth III. Semen tonco.
1865. IV. Zur Kenntniss der Entstehung des Ammoniakharzes.
1866—1867 V. Folia Coca. VI. Chinologische Beiträge.
1865. Histologische Studien über den Bau und die chemische
Zusammensetzung der Seifenwurzeln.
1867. Zur Pharmakognosie der Ipecacuanha.
1868. Pharmakognostische Beiträge. 1. Busch-Thee. 2. Cupido-
Rinde. 3. Scuson-Rinde. 4. Musena-Rinde. 5. Alkornok-Rinde.
6. Eine falsche Chinarinde.
1870. Sasaparilla-Diagnosen.
1871. Zur Pharmakognosie einiger weniger bekannten Rinden.
(29. Rinden anat. besehen).
1872. Condurango-Rinde.
1872. Pharmakognostische Beiträge. Ipecacuanha de Costa ricca.
1873. Cortex Remigiae.
K. im neuen Jahrbuch für Pharmazie.
1870. Untersuchung der Chinarinden auf ihren Gehalt an Alka-
loiden.
Man sieht aus diesem reichhaltigen Verzeichnisse , dass 'des
Autors Hauptziel eine möglichst weitgehende^^natomische Vertiefung
der Pharmakognosie ist. Ein tieferer Einblick in seine Arbeiten lehrt
ferner, wie richtig er seine Aufgabe erfasste, indem er sich nie von
der reinen Pflanzenanatomie getrennt hat, wohl erkennend, dass nur
die stete Verbindung mit der reinen Wissenschaft es möglich macht,
in der angewandten wahrhaft grosse Resultate zu erzielen.
Nach einer so eminenten wissenschaftlichen Bethätigung konnte
vielfache äussere Anerkennung seiner Verdienste nicht ausbleiben.
Zahlreiche wissenschaftliche Vereine und Gesellschaften ernannten ihn
zum Mitgliede, beziehungsweise Ehrenmitgliede. Der Jahrgang 1870 der
Zeitschrift des Allg. Apotheker- Vereines wurde ihm und Hofr. Schnei-
der gewidmet. Er wurde in die internationale Commission, welche mit
der Redaktion einer Pharmacopoea europaea betraut ist, gewählt.
Vogl's Charakter ist schlicht, offen, vom Grunde aus herzlich,
von strengster Ehrenhaftigkeit und peinlichster Gewissenhaftigkeit.
Jeder, der ihn , den bedeutenden und doch so bescheidenen Mann
kennt, begreift es rasch, wie gross die Zahl seiner Freunde und
Verehrer ist, und dass gerade ihm das seltene Los zu Theil wurde,
keinen Feind, keinen Gegner, ja vielleicht nicht einmal einen Neider
zu haben.
J. Wiesner.
Kleinere Arbeiten des pflanzenphysiologischen Institutes
der Wiener Universität.
XIII.
Zar Anatomie der durch die Fichtenrindenlans an Fichtenzweigen
entstehenden Zapfengallen.
Von Wilibald Winkler.
Die ananasarligen Gallen an den jungen Zweigen der Fichte
verdanken ihr Entstehen den Rüsselstichen von Chermes viridis
Ratzebg. und Chermes coccineus Ratzebg. Nach Leuckart bohrt
sich ein überwinterndes Weibchen an der Stammknospe fest und
legt im Frühjahr zahlreiche Eier an dieselbe ab. Die ausgeschlüpften
Jungen wiederholen mit ihren Rüsseln die Thätigkeit der Mutter an
den sich entwickelnden Nadeln, die nun in Folge des fortwährenden
Reizes in ihren untern Partien bedeutend anschwellen und durch
enges Aneinanderschliessen die Gallen bilden, im obern Theil aber
normal bleiben. Zwischen je 3 Nadeln findet sich in der Galle eine
Höhlung mit schmalem, halbmondförmigen Eingange, in ihr halten
sich die Insekten auf. — Wie zu erwarten ist, bieten die durch die
Gallenbildung hervorgerufenen Veränderungen in den Geweben (des
Zweiges und) der Nadeln einige bemerkenswerthe Eigenthümlichkeiten,
die hier in Kurzem erwähnt seien.
An der Oberhaut vermisst man vor Allem die Spaltöffnungen,
die nur zuweilen an der Oberseite in sehr reduzirter Zahl und Ent-
wicklung vorkommen, sich aber an dem Nadeltheil über der Galle
wieder regelmässig einstellen. Dagegen treten zahlreiche haararfige,
oft 2- und mehrzellige Papillen auf, die an den Rändern der Brut-
höhlen zu langen, sehr dicht stehenden, mit einem rothen die Reak-
tionen des Anthocyan zeigenden Farbstoffe erfüllten Haaren werden.
Sie greifen hier von beiden Seiten über der Oeffnung in einander
und nehmen nach dem Innern der Höhle zu rasch an Grösse ab.
Einlach konvexe Zellen, ohne Papillen, setzen die Oberhaut der
Höhlen selbst zusammen. — Ferner fällt an der Oberhaut das Auf-
treten von Stärke in die Augen. Man findet sie in zerstreuten
8
Kornchen in den Oberhautzellen, sowie zu 2, 3 oder 4 in den
Papillen. Die Oberhaulzellen selbst erscheinen mehr oder weniger
unregelmässig und verschoben, die Vorsprungsbildungen der Zell-
wand stärker entwickelt als in der normalen Nadel. — Ein Hypo-
derma fehlt ganz.
Das Grundgewebe entwickelt sich sehr üppig. Die unregel-
mässig angeordneten Zellen erreichen das Doppelte und Dreifache
ihrer normalen Grösse , zeigen straffe Zellwände und entbehren
der Zwischenräume, wie sie im Palissaden - Parenchym auftreten.
Sie sind alle, bis auf wenige Partien um das Gefässbiindel, mit
grossen Massen von vorwiegend zusammengesetzten Stärkekörnern
erfüllt. Chlorophyll tritt in den äusseren Schichten ziemlich reich-
lich auf, fehlt aber in den Gallen, die sich im Dunkel des Waldes
entwickeln und desshalb weisslich erscheinen, mehr oder minder,
ohne dass desshalb die Stärke in geringerer Masse vorhanden wäre.
Während in der gewöhnlichen Nadel nur 2 Harzgänge im Grund-
gewebe liegen, findet man sie hier zahlreicher am Aussenrande
vertheilt, nie aber von kleinen Randzellen scharf begrenzt. Eine
wesentliche Abweichung trifft man ausserdem noch darin an, dass
das ganze Gewebe am Grunde der umgewandelten Nadel, das hier
mit der sehr massigen Rinde verschmilzt, sklerenchymatisch ist.
Das Sklerenchym, am normalen Blatt nur in beschränkter Ausdehnung
am verschmälerten Grunde vorhanden, erreicht hier bedeutende
Mächtigkeit und bildet gleichsam den festen Kern der ganzen Galle,
den das Gefässbündel des Zweiges durchzieht. In den einzelnen
Nadeln nimmt es eine bedeutende Partie rings um das Gefässbündel
nebst seitlichen Erweiterungen ein, erfasst ferner die ganze Rinde
des mit der Galle verwachsenen Zweiges und wuchert auf dem Wege
der Markstrahlen bis in das Mark des Zweiges , dessen Zellen
ebenfalls zum grössten Theile oder ganz sklerenchymatisch werden.
Eine gesonderte Gefässbündelscheide fehlt demnach; das skleren-
chymatische und im oberen Theile verholzte Grundgewebe über-
nimmt seine Stelle.
Das Gefässbündel erfährt im Gegensatze zum Grundgewebe,
eine Verkümmerung, indem der Bast nicht oder nur spärlich und
ebenso der Holztheil nur theilweise zur Entwickelung kommen.
Das Holzparenchym tritt dagegen reichlich auf. Im Cambium er-
scheint das Gewebe zerrissen; es findet sich hier immer ein Hohl-
raum.
Von weiteren Eigenthümlichkeiten der Gallen ist noch hervor-
zuheben, dass ihr Gehalt an Gerbstoff ein ziemlich bedeutender ist.
Mit Eisenchlorid behandelt erscheinen die parenchymatischen Elemente
alsbald mit einem olivengrünen Niederschlag erfüllt.
Die Vegetations verhältnisse des mittleren und östlichen
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens.
Von A. Kerner.
XCVllI.
1694. Eryfhronium Dens canis L. — Auf Bergwiesen. Im Bi-
hariagebirge zwischen Rezbänya und Petrosa auf der Tataroea und
im Vorlande bei Hegyköz Ujläk. Hier auch mit weissen Blüthen. —
Kalk. 150—1280 Met.
1695. Anthericum Liliago L. — An grasigen Abhängen felsiger
Berge. Im mittelungar. Berglande in der Pilisgruppe im Auwinkel,
im Wolfsthale, auf dem Schwabenberge und Adlersborge bei Ofen. —
Kalk, Dolomit 190—364 Met.
1696. Anthericum ramosum L. — Auf Wiesen und an grasigen
Plätzen felsiger Bergabhänge, so wie auf den Grasfluren des Tief-
landes. — Im mittelungar. Berglande auf dem Meszhegy und Kis
Egedhegy bei Erlau; in der Malra bei Paräd; in der Pilisgruppe bei
Szt. Läszlö und Set. Andrae, im Auwinkel auf dem Adlersberge und
Spiessberge bei Ofen. Auf der Csepelinsel bei Schilling und Csepele;
auf der Kecskemeter Landhohe auf den Grasfluren entlang dem Rakos-
bache und auf den Sandhügeln zwischen Soroksar und P. Gubacs bei
Pest. Im Bihariagebirge auf der Tataroea zwischen Petrosa und Rez-
bänya und im Vorlande bei Vajväri. — Trachyt, Kalk, Dolomit, tert.
und diluv. Sandboden. 95—950 Met.
Äsphodelus albus L. — In der Umgebung des Plattensees und in der
Bakonygruppe des mittelungarischen Berglandes, also hart an der Südwestgrenze
des hier behandelten Gebietes sehr verbreitet, diessseits dieser Grenze aber bis-
her nicht beobachtet.
1697. Ornithogalum pyramidale L. — Auf W^iesen und grasi-
gen Plätzen, in Weinbergen , an Eisenbahndämmen, auf Kleefeldern
und Ackerland. — Im mittelungar. Berglande auf dem Sikhegy bei
Erlau; am Fusse des Särhegy in der Matra und bei Heves; in der
Umgebung von Ofen bei Budakesz und häufig entlang der gegen
Budoörs führenden Strasse bei dem Bahnhofe in der Chrislinenstadt,
im Friedhofe und am Fusse des Adlersberges, dann bei Märtonväsär
und Räcz Keresztür bei Ercsin; auf der Kecskemeter Landhöhe häufig
auf den Grasfluren zwischen Veces und Pilis und auf Feldern bei
Pataj nächst Kalocsa; in der Tiefebene diessseits der Theiss bei
Czegled und Abony und jenseits der Theiss im Bekeser Comitate und
bei Szemlak an der Maros. — Tert., diluv. und alluv. Lehm- und
lehmiger Sandboden. 75—160 Met.
(Als Syn. sind hieherzusetzen: 0. pyrenaicum Sadler Fl. Com.
Pest. 155; Kit. Itin. d. Marm. Reise in Reliq. Kit. p. 25 und wahr-
scheinlich auch Steffek in Oest. bot. Zeitschr. XIV. 174.— 0. bre~
vistyliim Wolfner in Oest. bot. Zeitschr. VII. 230. — 0. narbo-
10
nense Neilr. Aufz. ung. Pflanzen S. 51. — Die Nomenklatur über
die hier aufgeführte so wie die ihr zunächst verwandten Arten ist
eine äusserst verwirrte , obschon kaum jemals über die Benennung-
einer Gruppe von Pflanzen so viel geschrieben wurde, als gerade
über jene, in welche O. pyramidale L. gehört. Es ist diese Verwir-
rung auch nur zu lösen , indem man ermittelt , welche Arten die
Autoren vor Linne unterschieden haben und in welcher Weise
Linne die von ihm vorgefundenen Angaben benützte. — Es ist nun
nicht schwer festzustellen , dass die vorlinneischen Autoren sechs
Ornithogalum- Arten mit traubigem Blüthenstande und grundständigen
Blattern, denen der weisse Mittelstreifen fehlt , unterschieden haben.
Ueber zwei derselben kann heute kaum mehr ein Zweifel obwalten.
Uebereinstimmend und gewiss mit Recht beziehen alle neueren Flo-
risten 0. comosum Linne auf das Ornithogalum Pannonicum albo
flore des Clusius, welches dieser Autor in seiner Hist. stirp. p. 189
auf den sonnigen Hügeln bei Baden, auf dem Laaerberge bei Wien
und auf den Hainburger Bergen angibt, wo von den hier in Betracht
kommenden Arten auch derzeit nur ein Ornithogalum, nämlich das
von Ja c quin in Icon. pl. rar. H. t. 426 abgebildete 0. comosum
wächst, das daher sicherlich auch 0. comosum Linne ist. — Noch
weniger war man jemals über das Ornith.. latifolium Linne'«
zweifelhaft. Die Beschreibung und die Citate Linne's und insbe-
sondere auch dessen Angabe , dass die Blätter über zwei Zoll breit
sind, weisen darauf hin, dass er damit jene in den botanischen Gärten
schon in alter Zeit sehr verbreitete Art gemeint hat, welche Besler im
Hort. Eystadt. unter dem Namen y^Ornithogalum spicatum flore lacteo",
Jacquin in Icon. pl. rar. II. t. 424 als Ornithogalum latifolium abge-
bildet hat und als deren Vaterland zwar nur Arabien und Aegypten
angegeben wird, deren Verbreitungsbezirk sich aber möglicherweise
auch bis in das südöstlichste Europa erstrecken könnte. — Ueber die
dritte Art der hier besprochenen Gruppe, welche Linnö als 0. pyre-
naicum aufführt, waren die Ansichten der älteren Phytographcm und
sind auch jene der neueren Autoren weit auseinandergehend. Die
eine Ansicht, als deren vorzüglichste Verfechter die österreichischen
und deutschen Floristen [Jacquin, Schultes in Rom. et Schultes
Systema veget. VII., p. 517, Koch und Neilreich] genannt werden
können, geht dahin, dass Linne mit „0. pyrenaicum'^ jene Art ge-
meint hat, welche durch die länglichen am Rücken grünen, am Rande
aber und an der oberen Seite verblassten grünlich-weissen oder
wässerig-weissen [aber niemals rein weissen und ebensowenig gelb-
lichen] Perigonzipfel auffällt und die Jacquin in der Fl. Austr. IL,
t. 103 abgebildet hat. Linne zilirt nämlich zu seinem 0. pyrenaicum
das „0. majus'^, welches Clusius auf Feldern bei Nemethyvär in
Ungarn auffand, in der Hist. stirp. lib. IL, p. 187 auch treff'lich beschreibt,
seiner Beschreibung aber einen sehr mittelmässigen, was die Gestalt
der Frucht anbelangt, auf die Pflanze von Nemethyvär gar nicht ein-
mal passenden Holzschnitt durch Plantin beisetzen Hess. Neben die-
sem 0. majus des Clusius zitirt Linne aber auch noch 0. pyre-
11
naicum Clus. cur. 21 und er hat diesen letzleren von Clusius
gebrauchten Namen y^pyrenaicmn'^ auch für seine Art als Artnamen
acceptirt. 0. majus Clus. und 0. pyrenaicum Clus. sind aber zwei
ganz verschiedene Arten. 0. pyrenaicum Clus. hat Icinglich-lineale
an der oberen Seite und am Rande gelblich-grüne oder blass schwefel-
gelbe Perigonzipfel, abgesehen von anderen Unterschieden, auf welche
ich noch zurückkommen werde. Die italienischen und französischen
Autoren [Bertoloni, Visiani, Pariatore, dann De Candolle, Gre-
nier et Godron etc.] halten sich nun berechtiget, diese letztere Art,
welche Lamark 0. flavescens, Kitaibel und Schultes A. sul-
fureum nannten, und auf welche die oben zitirte Abbildung des
Clusius, was die Frucht anbelangt, weit besser passt, als auf die
Pflanze vom Nemethyvär [i. e. 0. pyrenaicum Jacq.] für das 0. py-
renaicum Linne zu erklären. Unbefangene Würdigung aller Anga-
ben zeigt demnach, dass Linne unter seinem 0. pyrenaicum in Sp.
pl. eben beide Arten begriffen hat. Es dreht sich die Frage daher
eigentlich nur darum , welche dieser beiden Arten den JVamen 0.
pyrenaicum L. p. p. führen soll. Mit Rücksicht auf den Umstand,
dass in den Pyrenäen von beiden Arten nur die gelbblühende Art
wächst und dass 0. pyrenaicum Clus. nur diese gelbblühende Art
sein kann, mit Rücksicht endlich auf den Umstand, dass im Linn6'-
schen Herbar thatsächlich auch diese gelbblühende und nicht, wie
der Besitzer dieses Herbars Smith seiner Zeit behauptete , das
0. pyrenaicum Jacquin als 0. pyrenaicum L. liegt, wird man
sich unbedingt für die Nomenklatur der französischen und italie-
nischen Autoren entscheiden und den Namen 0. pyrenaicum L. für
die von Kitaibel, Schultes, Koch und Neilreich „0. sulfurewn'^
genannte Pflanze in Anspruch nehmen müssen, während für 0. majus
Clus. = 0. pyrenaicum Jacq. ein anderer Name zu wählen ist.
— Was die fünfte Art der hier behandelten Ornithogalum-Gvn^^e,
nämlich das 0. pyramidale Linne, anbelangt, so hat man zur Er-
klärung derselben den besten Anhaltspunkt in der von Linne zitirten
trefflichen Abbildung des Ornithogalum lacteum maximum in Bes-
ter Hort. Eystadt. vern. V. t. 14 f. 2 und in der noch trefflicheren
kolorirten Abbildung in Jacq. Icon. pl. rar. vol. H. t. 425. Diese
beiden mit der kurzen Diagnose Linne's übereinstimmenden Abbil-
dungen stellen eine Pflanze mit kegelförmig sich zuspitzender reich-
bluthiger traubiger Inflorescenz [„racemo conico" Linne] mit Peri-
gonzipfeln , die am Rücken mit einem dunkelgrünen Mittelstreifen
geziert an den beiden Rändern und auf der oberen Seite aber rein
weiss sind, mit einem verhältnissmässig kurzen Griffel und mit einer
ellipsoidischen Kapsel dar. Diese Abbildungen repräsentiren in allen
Stücken zutreffend eine durch das südliche Europa von Portugal bis
Siebenbürgen und wahrscheinlich auch noch weiter östlich sehr ver-
breitete Pflanze , welche mir ausser den beiden eben genannten
Ländern auch aus dem südlichen Frankreich, Oberitalien, Istrien,
Croatien und Ungarn vorliegt und die sich in neuerer Zeit auch in
der Flora von Wien allmälig eingebürgert hat. Als Syn. zu diesem
12
0. pyramidale Linne, Rom. et Scliult. und Neilr. in Nachtr. z. Fl.
von Wien, S. 323 sind zu ziehen; O.pyrenaicum Kitaibel, Sedier;
0. hrevistylum Wolf n er und auch 0. narbonense DC. Fl. fr. III.,
p. 216 und Gren. et Godr. Fl. fr. 111. 188! — Es klingt im er-
sten Augenblicke sonderbar genug, dass die Pflanze, welche im
südlichen Frankreich bei Narbonne vorkommt, nicht den Namen 0.
narbonense Linne führen, sondern zu 0. pyramidale Linne gezo-
gen werden soll , aber es lässt sich dennoch für die Richtigkeit
dieses Verfahrens unschwer der Reweis herstellen. — Linne be-
schreibt in Amoen. acad. IV. p. 312 und in Spec. pl. ed. II. p. 440
Ornithogalum narbonense : racemo oblonge pedunculis floribusque
patentibus und unterscheidet dasselbe durch diese Merkmale von seinem
0. pyramidale^ welches er „racemo conico, floribus adscendentibus"
diagnostizirt. Er zitirt dann zu seinem 0. narbonense: Ornithogalum
majus spicatum flore albo Rauh. Pinax 70 und 0. narbonense Dodon.
Pempt, 222. Von diesen beiden angezogenen Pflanzen gehört aber
nur die erstere zu jenem Ornithogalum, welches Linne „racemo
oblonge et pedunculis floribusque patentibus" definirt, nämlich nur
das 0. majus spicatum flore albo des Rauh in, welches Ornithogalum
sich in Resler Hort. Eyst. unter dem Namen 0. spicatum Maxi-
mum abgebildet findet. Das von Linne in zweiter Linie zitirte Orm-
thogalum narbonense Dod. Pempt. 222 entspricht dagegen durchaus
nicht der Linne'schen Diagnose, sondern zeigt uns einen racemus conicus
floribus adscendentibus, entspricht auch ganz dem 0. lacteum maxi-
mum in Resler Hort. Eystadt., welches Linnö richtig als Syn. zu
seinem 0. pyramidale setzt und wäre daher so wie diese R es 1er'-
sche Figur zu 0. pyramidale zu zitiren gewesen. Es ist dieses Rild
in Dod. Pempt. derselbe Plantin'sche Holzschnitt, welcher auch in
Clus. Hist. lib. II. p. 187 eingerückt ist und dort mit der Ueberschrift
^Ornithogalum majus Byzantinum"' erscheint. Dieser Holzschnitt
stellt das im südlichen Frankreich sehr verbreitete Ornithogalum mit
pyramidenförmig oder konisch verschmälerter Rlüthentraube und auf-
gerichteten Fruchtstielen gut dar und ist auch für diejenigen, welche
den Namen ^narbonense'^ dieser Ornithogalum-Arl reserviren wollen
[z. R. Gren. et Godr.] die wesentlichste Stütze ihrer Nomenklatur.
Von dem Standpunkte ausgehend , dass der Wortlaut der Diagnose
wichtiger und massgebender ist, als die Zitate eines Autors, in Re-
rücksichfigung der Thatsache, dass im Linne'schen Herbar unter
0. narbonense nicht das 0. narbonense Dod., sondern das 0. majus
spicatum flore albo Rauh, liegt, in Erwägung des Umstandes, dass
Linne das 0. majus spicatum flore albo Rauh, in erster Linie
zitirt und endlich in Rerücksichtigung des Umstandes, dass der Name
0. pyramidale L. älter ist, als der Name 0. narbonense L *), glaube
ich aber, dass für die südfranzösische Pflanze [0. narbonense Dod..
Gren. et Godr.], welche, wie schon erwähnt, mit sehr beständigen Merk-
*) O. pyramidale findet sich bereits in der ersten Ausgabe der Spec. plant.,
O. narbonenne erst in den Amoen. acad. und in der 2. Ausgabe der Spec. plant.
13
malen und in ganz gleicher Gestalt auch in Portugal, im kontinentalen
Italien, Istrien, Kroatien, Ungarn, Siebenbürgen und Niederüsterreich
vorkommt, der Name 0. pyramidale Linne zu wälilen ist. — Was
ist dann aber das von Linne bei seinem 0. narbonense in erster
Linie zitirte ^Ornithogalum majus spicatum flore albo^ Bauh. Pinax70,
auf welches sich Linne's Standortangabe „In .... Italiae agris"
bezieht? — Wie schon erwähnt, erscheint dieses Ornifhogalum, wel-
ches Linne „racemo oblonge pedunculis floribusque patentibus"
diagnostizirt , in Besler Hort. Eyst. vern. V. 14, Fig. 3 unter dem
Namen „0. spicatum maximum'^ abgebildet. Diese Ab!)ildung stellt
eine Pflanze mit länglicher aber nicht kegelf()rmig zugespitzter Traube
und aufrecht abstehenden , nicht an die Traubenspindel angelehnten
Fruchtstielen dar, die Griffel sind auffallend lang gezeichnet , ebenso
sind die Bracteen verhältnissmässig lang und nicht abgebrochen,
sondern allmälig in eine lange Spitze vorgezogen dargestellt*). Die-
ses Ornithogalum [racemo oblonge] findet sich aber nicht in der
Gegend von Narbonne, sondern erst weiter südöstlich bei Genua,
dann auf der italienischen Halbinsel und in Sizilien, in Daltnatien und
Griechenland. Es ist das „0. narbonense'^ der italienischen Botaniker,
liegt unter diesem Namen in den Herbaren Bertoloni's und Gus-
sone's. wurde mir unter diesem Namen auch von Pariatore aus der
Gegend von Florenz und von Strobl aus Sizilien gesendet und ist
auch das 0. warftonerese Visiani's, da die von Petter im Bot. Wegw.
Nr. 665 aufgeführte und in der Flora Dalm. exsicc. unter Nr. 269
ausgegebene Pflanze von Visiani in der Fl. Dalm. I. p. 147 zu
0. narbonense zitirt wird. Dieses Ornithogalum, welches seinen Ver-
breilungsbezirk nordwärts bis in das Küstengebiet des Ouarnero aus-
dehnt und dort mit 0. pyramidale L. zusammentrifft, liegt nach
Gussone auch im Linne'schen Herbar unter dem Namen „0. nar-
bonense'^ und die italienischen Botaniker sind daher vollkommen be-
rechtiget, diese Art als „0. narbonense L." aufzuführen. Bei dein
Umstände aber, dass der Name ^narbonense'"'' auf eine bei Narbonne
gar nicht vorkommende Pflanze nur schlecht passt, dürfte es vielleicht
doch vorzuziehen sein, diesen Namen ganz fallen zu lassen und die
Art mit dem späteren Namen 0. stachyoides Ait., Schultes, Koch
zu übersclireiben, welcher ein Syn. des 0. narbonense der italieni-
schen Autoren ist.
Zum Schlüsse dieser Auseinandersetzung, welche ich hier ein-
schalten musste , um die Wahl des Namens „0. pyramidale L." für
die oben aufgeführte im mittleren Ungarn sehr verbreitete Pflanzen-
art zu rechtfertigen, scheint es mir noch am Platze, einige sowoiil
an den Pflanzen in der freien Natur als auch an nebeneinander seit
Jahren im Innsbrucker botanischen Garten kultivirten Exemplaren von
*) Auf derselben Tafel erscheint links (Fig. 2) das von Linne zu seinem
O. -pyramidale angezogene 0. lacteum uiaximum Besler mit auffallender
kegelförmig zugespitzter Traube, grösseren länger gestielten unteren Blüthen und
kurzem in den meisten Blüthen nicht einmal ausgedrücktem Griffel.
14
mir beobachtete sehr beständige Unterscheidungs-Merkmale anzuge-
ben, durch welche man die oben besprochenen Arten, sicherer als
diess bisher der Fall war, zu determiniren im Stande sein wird,
A. Brevistylae.
Die Stiele der dicht gedrängten Bliithenknospen sehr kurz, jene
der geöfTneten Blüthen und Früchte dagegen sehr lang, bis zu 30 bis
60""°^ verlängert. Da die Streckung dieser Stiele rasch erfolgt, ist
die Differenz in der Länge derjenigen, welche die Knospen und jener,
welche die geöffneten Blüthen tragen, sehr auffallend und es erscheint
die Blüthentraube, so lange an ihrem Gipfel noch nicht alle Blüthen-
knospen geöffnet sind, plötzlich stark zusammengezogen, kegelförmig
zugespitzt. An jener Stelle , wo die Blüthen in Anthese sind und
ihre Stiele von der Traubenspindel weit abstehen, misst die Traube
40—120°"^ in der Breite. — Der Griffel ist etwas kürzer als der
Fruchtknoten.
1. 0. latifolium L. — Deckblätter allmälig in eine grannen-
artige Spitze verschmälert, Ys — Va ^^ '^"^ ^^ ^^^ ^^^ ihnen ge-
stützten Blüthen- und Fruchtstiele. Perigonblätter länglich, die drei
äusseren im vorderen Drittel, die drei inneren in der Mitte am brei-
testen, 3— SV^mal so lang als breit [12—17°'°' lg., 4—6°"" brt.) bei-
derseits rein weiss, ohne grünen Rückenstreifen. Fruchtknoten kugelig,
3_4'""^ lang. Griffel 2°"" lang. Kapsel fast kugelig. Grundständige
Blätter grasgrün , an der oberen Seite schwach konkav, 50 bis
100°"" breit.
0. latifolium Jacq. Icon. pl. rar. II. tab. 424.
2. 0. pyramidale L. Deckblätter aus breiter Basis plötzlich in
eine grannenartige Spitze zusammengezogen, 7^ so lang, als die von
ihnen gestützten Blüthen- und Fruchtstiele. Peringonblätter länglich,
die drei äusseren im vorderen Drittel, die drei inneren in der Mitte
am breitesten, 2V3— 3mal so lang als breit (9— 18°'°' lang, 3—8°'°'
breit), oberseits rein weiss, unterseits an den Rändern rein weiss,
in der Mitte mit einem grünen Rückenstreifen, welcher so breit ist
als die beiden seitlichen weissen Ränder, Fruchtknoten ellipsoidisch,
g_^mm jg^g.^ Griffel 2°'°' lang. Kapsel ellipsoidisch , Vj^mdX so lang
als breit. Grundständige Blätter seegrün, tief rinnig, 6 — 15°"" breit.
0. pyramidale Jacq. Icon. pl. rar. II. t. 425. — 0. narbonense
Dod., Gren. et Godr. — 0. brecistylum Wolfner.
B. Longistylae.
Die Stiele der gedrängten Blüthenknospen kurz, jene der ge-
öffneten Blüthen und Früchte nicht über 15 — 30°'°' verlängert. Die
Blüthentraube länglich, nach oben zu allmälig verschmälert aber nicht
kegelförmig zugespitzt. Die Fruchttraube sehr gestreckt, fast lineal.
An jener Stelle, wo die Blüthen eben in Anthese sind und ihre Stiele
von der Traubenspindel abstehen, misst die Traube 30—50°'°' in der
Breite. — Der Griffel ist etwas länger als der Fruchtknoten.
15
3. 0. sfachyoides Ait., Schult es, Koch. — Deckblätter allmä-
lig in eine lange, grannenartige Spitze ausgezogen, so lang oder fast
so lang als die von ihnen gestützten Bliithenstiele. Perigonblätter
länglich, 3mal so lang als breit [9— 12""° lang, 3— 5'"'' breit], ober-
seits rein weiss, unterseits an den Rändern rein weiss, in der Mitte
mit einem grünen Rückenstreifen, welcher so breit ist, als die beiden
seitlichen weissen Ränder, Fruchtknoten ellipsoidlsch, 2"5— 3°"° lang.
Griffel 4°"" lang, Kapsel ellipsoidlsch, l'/omal so lang als breit.
0. narhonense der Italien. Autoren und Linne's [mit Ausschluss
des von Linne zitirten 0. narhonense Dod.]. — Eine gute Abbil-
dung dieser Art fehlt.
4. 0. sphaerocarpnm Kerner. — Deckblätter aus breiter Basis
plötzlich in eine grannenartige Spitze zusammengezogen, Ys — Va ^^
lang, als die von ihnen gestützten Blüthenstiele. Perigonblätter läng-
lich lineal, 3-4mal so lang als breit [8— 11'^"' lang, 2— 3'"°' breit],
oberseits grünlich-weiss oder wässerig-weiss, unterseits an den Rän-
dern wässerig-weiss mit einem grünen Rückenstreifen , welcher so
breit ist als die beiden seitlichen wässerig-weissen Ränder. Frucht-
knoten kugelig, 2-5-3'"°' lang. Griffel 3— 4°'°' lang. Kapsel kugelig,
fast so breit als lang.
0. pyrenaicum Jacq. Fl. Austr. 11. t. 103. — Koch Syn. 617.
— Neilr. Fl. N. Oest. 156*).
5. 0. pyrenaicum L. — Deckblätter aus breiter Basis allmälig
in eine lange grannenartige Spitze zusammengezogen, so lang als die
von ihnen gestützten Blüthenstiele. Perigonblätter länglich-lineal,
3— 4mal so lang als breit [8—12"'°' lang, 2-5—4'°'° breit], oberseits
gelblich, unterseits an den Rändern gelblich, in der Mitte mit einem
grünen Rückensireifen , welcher breiter ist als die beiden seitlichen
gelblichen Ränder. Fruchtknoten ellipsoidlsch, 3 — 4"" lang, Griffel
4°"° lang, Kapsel ellipsoidlsch, lYa^al so lang als breit.
0. sulfureum [Wald st. et Kit. PI. rar. hung. I., tab. 95 sub
Antherico]. — Rom. et Schultes Syst. veget. VlI. 519. — Koch
Syn. 617).
Zur Erklärung des Vorkommens coagulirten Milchsaftes
im Innern der Tracheen Milchsaft führender Pflanzen
Von Dr. Franz von Höhnel.
Durch de Bary's ausgezeichnete vergleichende Anatomie ge-
langte ich zur Kenntniss der auffallenden und merkwürdigen bisher
*) Diese im präalpinen Yorlande Niederösterreichs, zumal im Erlaf-,
Bilach- und Traisenthale bei Scheibs, Melk und Set. Polten, dann bei Heiligen-
kreuz, Kalksburg, Laab, Gaden etc verbreitete Art findet sich auch im west-
lichen Theile Ungarns von Farkashida und Nemethyvär (Clusius' Standort) bis
hinab noch Kroatien und Syrmien und könnte vielleicht noch im südwestlichen
Theil des hier behandelten Florengebietes aufgefunden werden.
16
unerklärten Thatsache, dass bei Pflanzen, welche Milchsaft oder
harzige oder gerbstoffhaltige St^krete führen, eine mehr minder
grosse Anzahl von Gefassen sehr allgemein oft längere oder kürzere
Strecken weit mit Milchsaft oder dem jeweiligen charakteristischen
Sekret erfüllt sind (1. c. p. 177).
Nach de Bary's Angaben (1. c.) ist in 'der Stellung dieser mit
Milchsaft erfüllten Gefasse zu den übrigen , normal lufthaltigen
oder zu den Sekretbehältern keine bestimmte Regel zu finden. „Wie
die Sekrete in die Gefasse gelangen, ist bei den nicht mit Milch-
röhren versehenen Pflanzen unermittelt Dasselbe gilt that-
sächlich auch für die mit Milchröhren versehenen Gewächse, doch
bestehen hier Kontroversen ".
Was die letzteren anbelangt, so ist nach de ßary (l. c. p. 196)
bekannt, dass die Tracheen der letzten Gefässbündelenden in den
Laubausbreilungen oft von Milchröhrenzweigen begleitet und mit
diesen in unmittelbarer Berührung sind (z. B. Lactuca virosa nach
Hanstein), dass ferner bei den Papayaceen und Aroideen die Milch-
röhren den grossen Gefassen theils der Länge nach, theils mit ein-
zelnen Enden ihrer Zweige direkt und fest anliegen.
Trecul ist nun der Ansicht, dass in allen mit Milchröhren
versehenen Pflanzen , wenigstens einzelne Zweige der Röhren mit
Tracheen in direkte Berührung , und durch Perforation einzelner
Wandstücke an den Berührungsstellen in offene Kommunikation
treten. Er gibt an, solche off'ene Kommunikationsstellen bei Lobelia
laxißora beobachtet zu haben.
Allein de Bary und andere Beobachter haben, von den Papaya-
ceen und Aroideen abgesehen, Berührungen und Kommunikationen
von Milchröhren und Gefassen nicht finden können. Wo Zweige der
ersteren ihren Weg durch das Holz nehmen, verlaufen sie immer in
den Markstrahlen.
Aber auch bei den beiden genannten Familien sind offene
Kommunikationen nicht sicher beobachtet.
Nach de ßary finden sich die Einmündungen nach allen vor-
liegenden Angaben zum mindesten sehr selten; sie durch direkte
Beobachtung wahrzunehmen ist ungemein schwer.
Schliesslich ist noch zu berücksichtigen, dass „milchige oder
harzige Coagula auch bei solchen Pflanzen in den Gefassen gefunden
werden, welche keine Milchröhren, sondern geschlossene und mit
den Gefassen nirgend in offener Verbindung stehende Sekretbehälter
besitzen" (l. c. p. 197). Aus allen diesen Angaben geht hervor,
dass die ganze Erscheinung eine ziemlich komplizirte ist, und dass
selbst wenn dieselbe für die mit Milchröhren versehenen Pflanzen
durch Annahme von offenen Kommunikationsstellen erklärt werden
kann, die meiner Ansicht nach jedenfalls nur pathologischer Natur
sein können, sie für die mit geschlossenen Sekretschläuchen ver-
sehenen Pflanzen noch immer gänzlich unerklärt bleibt,
Dass Durchbrechungen der Gefässwände nur pathologische
Erscheinungen sein könnten, dafür sprechen, von der Natur und Be-
17
Stimmung der Gefässe ganz abgesehen, in sehr auffalliger Weise
die Thyllen. Wo auf dünne Wandsl eilen der Gefässe ein starker
Saftdruck einwirkt, entstehen Ausbuchtungen nie aber Risse oder
Perforationen.
Ich glaube, dass die ganze Erscheinung durch den
Austritt der Sekrete an Schnittstellen in Verbindung mit
dem negativen Druck der Gefiissluft erklärt werden kann.
Da es mir an positiven Beweisen und Experimenten fehlt,
kann ich diese Erklärung nur als wahrscheinliche oder muthmass-
liche hinstollen. Nach dem aber zu urtheilen, was ich bei Ge-
legenheit meiner Untersuchung über den negativen Gefässluftdruck
festgestellt habe, scheint es mir zweifellos, dass bei jeder beliebigen
Verletzung von an Milchsaft reichen Pflanzen, der sofort austretende
Milchsaft etc. die Gefässe von der Schnittfläche aus weit hinauf
injiziren muss.
Diess muss bei allen Pflanzen geschehen, die Milchsaft oder
andere Säfte in so grossen Mengen und unter solchen Umständen
führen, dass ein reichliches Austreten derselben, sei es nun direkte
aus Milchsaftröhren, sei es durch Zerreissen in Folge der Gewebe-
spannung von geschlossenen Behältern, an der Schnittfläche statt-
findet.
Nach bekannten Erfahrungen zu schliessen, muss eine solche
Injektion wenigstens bis auf Meterweite hin stattfinden können,
ferner von Stammquerschnitten aus in Blätter, Wurzel und andere
Organe hinein geschehen u. s. w., was hinreichen dürfte um de
Bary's Bemerkung, dass besonders in Wurzeln die Erscheinung an
Milchsaftcoagulationen in Gefässen oft sehr auffällig und unter Ver-
hältnissen sich finde, welche den Gedanken an ein Einfliessen des
Saftes von einer Schnittfläche aus nicht zulassen, weniger gewichtig
erscheinen zu lassen.
Als der genannte Herr Autor diese Bemerkung schrieb, konnte
er von den mit dem negativen Gefässluftdruck in Verbindung stellen-
den Erscheinungen noch nichts wissen, und sie daher nicht im
Sinne haben. Ich glaube, dass es keine Verhältnisse gibt, unter
denen nicht bei milchsaflreichen Pflanzen nach Verletzung an fast
beliebiger Stelle sich Gefässe an beliebigen Orten mit Saft injizirt
finden können, während solche Umstände bei Abstrahirung vom ge-
ringen Luftdruck in den Gefässen allerdings leicht denkbar sind.
Ich habe wie schon erwähnt keine speziellen Versuche über
den in Rede stehenden Gegenstand angestellt, und kann daher die
gethane Erklärung nur als eine wahrscheinliche hinstellen. Mir
scheint sie allerdings die einfachste und plausibelste zu sein , über
ihre Richtigkeit werden an Chelidonlum, Sanguinaria etc. anzustel-
lende einlache Versuche zu entscheiden haben, die ich mir vorbehalte.
Ich erwähne nur, dass Versuche die ich im Spätherbste 1876 mit
zahlreichen Pflanzen angestellt habe, überall einen grösseren oder
geringeren negativen Gefässluftdruck erkennen Hessen, nur bei
dünnen Zweigen von Maclura aurantiaca nicht, welche bekanntlich
Oesterr. botan. Zeitsclirift. l. Heft. 1878. 2
18
sehr milclisaftreich sind. Schon damals diente mir der Milchsaft,
welcher an der Schnittfläche austritt, zur Erklärung- dieses Ver-
haltens. Austretende Säfte beliebiger Natur mog-en überhaupt zum
Theile die Ursache sein, warum das Ouecksilber nicht in sämmt-
lichen Gefässen aufsteigt.
Zum Schlüsse bemerke ich, dass ich nur desshalb mit dieser
vorläufigen Mittlieilung nicht zurückhielt bis zur Ausführung der
entscheidenden Experimente , weil einerseits der Gedanke ein sehr
naheliegender, und andererseits der Gegenstand selbst von unge-
wöhnlichem anatomischen und physiologischen Interesse ist.
Mariabrunn bei Wien, 1. Dezember 1877.
Drei Cerastien.
Von B. Stein.
In der alpinen und subalpinen Region der mitteleuropäischen
Alpen finden sich drei Cerastien, welche mit einander nahe ver-
wandt sind durch: den mehr oder weniger rasigen Wuchs, im
Geröll oder lockeren Boden kriechende, fädige, mit glänzender
Epidermis bekleidete Stämmchen, deren Blattpaare an höher gele-
genen sonnigen Standorten durch Verkürzung der Internodien ge-
drängt, an tieferen und schattigen Stellen durch Verlängerung der
Zwischenräume gelockert stehen, durch die Behaarung der ganzen
Pflanze, die Form des Kelches und der grossen weissen Blumen-
blätter, sowie durch die Form der Zähne der reifen Kapsel.
Von einander getrennt sind diese drei gleichwerthigen Formen
— welche ich vorläufig mit a, b, c, bezeichne — hauptsächlich durch
folgende Merkmale :
Die von a gebildeten Polster bestehen meist aus wenigen
blühenden und sterilen, aus niederliegender Basis gerade aufstrebenden
kräftigen 3 — 10 Ctm. hohen Stämmchen , deren krautiger Theil
blaugrün oder zuweilen röthlich angehaucht erscheint, während die
meist sehr kompakten, oft 20 — 30 Clm. Durchmesser haltenden
dichten Polster von b aus sehr zahlreichen, oben grasgrünen, viel
zarteren Stämmchen zusammengedrängt sind, welche in der alpinen
Region 4—6, an subalpinen Stellen bis 10 Cm. messen und die
zwischen 2—4 Cm. Höhe schwankenden Stämmchen von c in ge-
ringer Anzahl zu ganz lockeren Rasen vereinigt sind.
a zeigt elliptische bis eiförmige, blaugrüne, dicke, beinahe
starre Blätter von 17—30 Mm. Länge und 5—9 Mm. Breite, b
eilanzettliche . grasgrüne, weiche sehr zarte Blätter von 10 — 18 Mm.
Länge und 3 — 5 Mm. Breite, c länglich-lanzettliche (ausnahmsweise
an im Schatten oder auf besonders humoser Erde wachsenden
Individuen fanden sich eiförmige oder eilanzettliche Blätter), gras-
19
grüne, weiche, kräftig-e Blatter von 10—29 Mm. Länge und 4—7
Mm. Breite. Bei a und b sind die einzelnen Blattpaare durch im
unteren Staramtheile kürzere im oberen längere Internodien getrennt,
bei c sitzen sie oft rosettenartig aneinander gedrängt. Bei a und
besonders bei c sind die vorjährigen Blätter zur Blüthezeit fast ganz
verschwunden, bei b sind nicht nur die trockenen grüngelben vor-
jährigen sondern oft die mehrerer Jahre noch deutlich erkennbar,
wodurch die Polster ein ganz abweichendes Aussehen erhalten.
Beim Trocknen behält a seine blaugrüne Färbung, während 6 und c
sich sehr leicht und schnell gelblich, selbst braun färben.
Je nach Standort und Lage treten die Blattpaare gedrängter
oder gelockerter auf, bei a und b in hochalpinen Lagen nur wenige
Millimeter von einander entfernt, zeigen sie an tieferen schattigen
Standorten Abstände von 3 — 5 Cm., wodurch naiurgemäss ein
völlig veränderter Habitus entsteht; c sah ich — allerdings in hun-
derten lebender Exemplare — nur aus hochalpinen Lagen und
schwankt bei ihm die Entfernung der Blattpaare von einander nur
zwischen 2 — 5 Mm., nur an drei im Schatten gewachsenen Indivi-
duen mass ich grössere Abstände, deren bedeutendster 15 Mm.
betrug.
Die Behaarung besteht bei allen drei Arten aus 1 — 2 Mm.
langen Drüsenhaaren, mehr weniger reichlich untermischt mit gleich-
langen oder längeren, vielgliedrigen, sehr weichen Haaren, bei a
kommen fast kahle Formen vor, b und c sind stets dicht bekleidet
und zeigt 6 oft die oberen Theile mit einem gelblichen im Herbar
sich bräunenden Filze bedeckt , bei c sind die Drüsenhaare spär-
licher vorhanden dagegen zeigen hier, wie auch bei 6, die ge-
wöhnlichen Haare Spuren von Klebrigkeit und zeigen sich oft be-
deckt mit organischen Substanzresten und Sandkörnchen. Sie gehören
jedenfalls in jene Kategorie von Haaren, welche — wie bei Primula
Chinensis — nach Darwin 's Beobachtungen zur Nahrungsaufnahme
befähigt sind.
l3ie Blüthen entspringen bei allen drei Arten aus den Achseln
der obersten Blattpaare und sind oft scheinbar endständig. Die
einzelnen Stämmchen tragen bei a 1 — 5, bei b meist 1 seltener
2—3, bei c 1-3 Blüthen und zwar sitzen diese regelmässig ein-
zeln bei c, während bei b zuweilen 2, bei a oft 2 — 3 Bliithen in
einer Blattachsel stehen. Die Blüthenstiele sind vor und während
der Anthese bei allen drei Arten aufrecht und messen bei a 10—30
Mm., bei b 15 — 18 (ausnahmsweise bei Schatlenexemplaren aus dem
Pusterthale über 60 Mm.) bei c 15—20 Mm.
Wo Deckblätter vorhanden sind, erscheinen sie völlig krautig,
fehlen aber sehr oft gänzlich.
Die Unterschiede in der Blüthe fallen besonders an lebenden
oder gut getrockneten Exemplaren in"s Auge und beruhen haupt-
sächlich in der Form der Bliithe und den relativen Grössenverhält-
nissen von Kelch und Blüthe. Bei a und h ist die Bliithe weit
beckenförmig ausgebreitet, bei c erscheint sie stets nnr halbgeöffnet.
2*
20
a besitzt Blülhm von 28 — 32 Mm. Durchmesser, b von 20—24 Mm.,
c hingegen öffnet sich Itaum je weiter als 10 Mm. während die
ausgebreitete Biüthe 16 — 20 Mm. misst. Die Kelche sind bei Allen
fast gleich gross und messen 12 — 16 Mm., so dass also die Biüthe
von a mehr als doppelt so gross wie der Kelch ist, bei 6 die
Blumenblätter den Kelch nie ganz um das Doppelte überragen und
bei c sie nur wenig länger als die Kelchblätter sind.
Letztere sind bei a vorwiegend breit eiförmig, zuweilen läng-
lich eiförmig, drüsig flaumig, am Rücken konvex und zuweilen sehr
schwach gekielt, grün mit 0'6 — 0*9 Mm. breitem, trockenhäutigem,
vorn stumpfen und zerfasertem Rande , 6 — 7 Mm. lang , 3 — 4
Mm. breit; bei 6 länglich eiförmig, drüsig-flaumig, am Rücken kon-
vex mit meist deutlich erkennbarem Kiel, gelbgrün mit oft undeut-
lichem, 0'2 — 0'5 Mm. breiten, trockenhäutigen, vorn zugespitzten
Saume, 6 — 8 Mm. lang, 1*5 — 3*0 Mm. breit; bei c länglich
lanzelllich, drüsig- flaumhaarig, am Rücken konvex mit meist drei
deutlich erkennbaren Längsnerven, hellgrün mit ganz schmalem,
0*1 Mm. breitem, trockenhäutigem, vorne zugespitztem Rande, 6 — 7*5
Mm. lang, 1-5— 2-0 Mm. breit.
Die Blumenblätter sind bei a und h verkehrt herzförmig mit
mehr weniger tiefem Einschnitte, bei c elliptisch, tief gespalten;
bei a reinweiss, bei b weiss mit weit heraufreichenden, wässerig
gelblichem Grunde und dadurch überhaupt gelblich weiss erscheinend,
bei c wieder fast reinweiss oder milchweiss.
Die 10 Staubfäden tragen ihre, bei a und b fast kugeligen, bei
c mehr elliptischen, weissen Antheren auf 4 — 5 Mm. langen borst-
lichon Trägern, welche bei a nur an der Basis gelb, sonst weiss,
bei b und c einfarbig gelblich sind.
Der Fruchtknoten ist bei a kugelig, bei b und c kurz kegel-
förmig, bei aUen von 5 weisslichen 2 — 4 Mm. langen, bei a mit den
Spitzen auswärts, bei b meist einwärts gekrümmten dickfädlichen
Griffeln gekrönt.
Nach der Anthese findet bei allen drei Arten ein Abwärts-
krümmen des Blüthenstieles statt, vorzüglich auffällig bei a; nach
kurzer Zeit aber richten sich die Stiele wieder empor und stehen
bei der Reife stets aufrecht.
Die ausgebildete Frucht zeigt in der Verläns^erung ihres Stieles
charakteristische Merkzeichen; bei a misst dieselbe 10 — 25 Mm.
bei b 20 — 35 Mm., bei c 20—45 Mm., welch letzteres dadurch —
man sieht in den Herbarien von c meist nur Fruchtexemplare —
einen ganz eigenartigen Habitus gewinnt, der noch vermehrt wird
durch das relative Verhältniss von Stiel und Kapsel.
Im reifen Zustande ist die Kapsel von a aus breit eiförmiger
Basis cylindrisch vorgezogen, ganz leicht gekrümmt resp. unter der
Oetfnung etwas schief, 1—1 V2 «^«l länger als der Kelch, 12—15
Mm. lang, an der breitesten Stelle 4*5 — 50 Mm., unter der Spitze
3-8- 5-0 Mm. breit; bei b beträgt die Länge 10 — 14 Mm., die
breiteste Stelle 3-0— 4o Mm., unterhalb der Spitze 25 — 3 0 Mm.,
21
der Kelch wird fast genau um seine Länge von der Kapsel über-
ragt, welche am oberen Ende stets erheblich gekrümmt und gleich-
falls aus eiförmiger Basis cylindrisch — aber viel schmäler als bei a
— vorgezogen ist; c besitzt stets gerade, fast gennu cylindrische,
den Kelch um selten mehr als seine halbe Lange überragende
Kapseln von 9 — 11 Mm. Länge und 35 — 40 Mm. Breite. Bei allen
3 Arten richten sich die Zähne der Kapsel beim Aufspringen grade
empor, um sich dann bald mehr weniger rückwärts zu biegen und
zurückzurollen. Im ersten Augenblicke ist man bei der Betrachtung
sehr geneigt in der Art und Weise der ZalinroUung Unterschiede
zu suchen , weil die in den Herbarien sich findenden Kapseln von
a und b meist gerade aufgerichtete und nur von seitwärts wenig
gerollte oder gedrehte Zähne zeigen, während c auch in Herbar-
exemplaren stets von der Spitze an spiralig gerollte Zähne hat.
Diese scheinbare Differenz erklärt sich daraus, dass a und b viel
später blühen und natürlich auch Frucht reifen als c, wesshalb man
in den Herbarien von beiden fast stets nur nothreife, durch die
Presse aufgequetschte oder beim Trocknen erst aufgesprungene
Kapseln sieht, deren Zähne allerdings in diesem halbreifen Zustande
keine Neigung zum Einrollen zeigen, um so mehr als speziell bei
a die Kapsel derbhäutiger als bei c ist ''•').
Die Kapseln von 6 und c verrotten sehr rasch und nur ganz
ausnahmsweise sieht man einmal eine überwinterte Frucht, während
bei a die Früchte sich oft bis in's Frühjalir hinein erhalien.
Die Kapseln aller drei Arten sind meist strotzend mit Samen
angefüllt, welche bei a ruiulli h nierenlormig, 2 — 3 Mm. lang, 1-5 —
2'OMm. breit, bei 6 fast kreisrund, mit lö — 2 0 Mm. Durchmesser, bei
c rundlich nierenlormig, 10 — l'öMin. lang, 0"6 — 1"2 Mm. breit sind. Der
eigentliche Kern wird bei allen ganz locker umschlossen von einer
zarten, runzelfaltigen Samenliaut, die bei a kastanienbraun und mit
zierlichen, sternartigen Höckerchen dicht punktirt erscheint, bei b
hcllgelbbraun mit undeutlicher Punktirung, bei c gleichfalls hellgelb-
braun und unregelmässig dicht hockerig-warzig ist.
Die Nomenklatur unserer Pflanzen ist eine ziemlich verwirrte,
und zwar trägt das Hauptverdienst an dieser Verwirrung — wie
bei so manchen anderen Gattungen — Koch. Es berührt geradezu
traurig und ist enluiuthigend für den Syslematiker, wenn man sieht,
*) Von 8 Kapseln von a — am 20. Nov- 1876 im Garten von einem
durch Schneewasser feucliten Stocke abgenommen — besass eine nur gerade
Zähne, zwei theiis gerade theiis zurückgerollle, und fünf nur zurückgeroUtje (i'/z
— 2 Windungen). IJeim Trocknen im Zimmer rollten sich innerhalb sieben
Minuten alle noch geraden Zahne rückwärts ein.
Circa 30 völlig ausgereifte Kapseln von a, welche ich der Güte des
Herrn Professor von Kerner verdanke, Ende August von bei 4000' im Mari-
launer Garten kultivirten Stöcken geerntet, zeigen sämmllich nur zurück-
gerollte Zähne.
Werden Kapseln von a feucht eingelegt und scharf gepresst, so bleiben
die Zähne gerade, wenig gepresst rollen sie sich ein.
22
wie präzis von den ersten Beobachtern diese drei Arten getrennt
gehalten worden sind, und wie dann seit Koch fast Niemand mehr
gewagt hat, an die Existenz dieser verschiedenen Arten zu glauben.
Reichenbach gibt in den Icones (tab. cc XXXI Nr. 4974 und 4975)
zwar alle drei recht gut wieder, aber was gilt Reichenbach gegen-
über Koch ! und doch findet Jeder, der nur sehen will, dass bei sehr
vielen schwierigen Gruppen Reichenbach unendlich richtiger gesehen
hat als Koch.
Koch hat unsere drei Pflanzen unter Cerastivm latifolium cu-
mulirt, anfanglich b und c noch als Varietälen auff'ührend, später
aber sie nur noch als „unwesentliche Formen" bezeichnend.
Es fragt sich nun zunächst, was hat Linne unter Cerastium
latifolium verstanden?
Linne sagt von seiner Art in Spec. pl. (1753) tom. I, p. 439:
„Cerastium foliis ovatis subtomentosis, ramis unifloris, capsulis glo-
bosis. Habilat in alpibus Helvetiae" und stellt es weit entfernt
von Cerastium alpinum neben Cerastium (Malachium) aquaticum.
So kurz die Linne'sche Diagnose auch ist, so passt der Aus-
druck „folia ovata" schlagend und allein auf unsere Form a: die
Bezeichnung der Kapseln als kugelig macht im ersten Augenblick
stutzen, erklart sich aber auch ohne Deutelei, wenn man annimmt,
dass Linne unausgebildete Kapseln sah, welche bei a anfangs in der
That kuglig und auch später wenigstens viel gerundeter als bei b
und c sind. Auch der Standort „Schweizer Alpen" ist charakteri-
stisch für a, welches in der Scliweiz und Tirol verbreitet ist, da-
gegen in Schweden völlig fehlt.
Das Cerast. latifolium der heutigen schwedischen Botaniker ist
unsere Form 6, eine Pflanze, welche am Do vre häufig zu sein
scheint, und die Linne gewiss nicht unbekannt gewesen ist, von ihm
aber höchst wahrscheinlich zu seinem C. alpinum gezogen worden
ist, von welchem sie ausser durch die Deckblätter oft schwer genug
zu unterscheiden ist.
Schleicher'sche Originalexemplare von Cerastium latifolium L.,
auf welche sich Gaudin in der Fl. helv. p. 249 bezieht, und sie als
C. latifolium L. a legitimum bezeichnet, sah ich in sehr guten Exem-
plaren im Innsbruck er Universitätsherbar, und sie repräsentiren
genau unsere Form a.
Die deutschen Autoren, welche mit Linne gleichzeitig oder
bald nachher arbeiteten, verstanden Jeder unter C. latifolium das
gerade in seinem Bezirke vorkommende alpine grossblüthige Cera-
stium dieser Gruppe, so zeichnet Jacquin (Collectan. I. tab. 20) unter
diesem Namen ein unverkennbares Exemplar von b; C. latifolium L.
legitimum fehlt in den von Jacquin zitirten Alpen Oesterreichs und
Steiermarks überhaupt.
Dieses latifolium Linne's hat Koch in der Synops., ed. III p. 106
als y grandifolium bezeichnet, und auch das Koch'sche ß glahriu-
sculum gehört wohl noch hieher; dagegen gehören die von Koch zu
23
seinem grandifolivm zitirten Gaudin'schen und Hegetschweiler'schen
Synonyme zur Form b.
In der Schweiz, wo a und 6 vorkommen, hat man zeilig die
Verschiedenheit Beider erkannt. Zuerst scheint Muritli, le guide bot.
dans le Valais etc., Lausanne 1810! unsere Form 6 abgetrennt zu
haben und nennt sie C. uniflorum, welcher Name also nach den
Prioritatsgesetzen zu gelten hat. Murith hat, wie es scheint, haupt-
sächlich die sehr auffällige Hochalpenform vor Augen gehabt.
Hegetschweiler stellt 1825 in seinen „Reisen in dem Gebirgs-
stocke zwischen Glarus und Graubiindten etc. 1819 — 1822" von C.
latifolium L. vier Varietäten auf, von welchen a legitimmn und ß
glaucum zu a, y infermedimn und d subacmde zu b gehören, spe-
ziell «5 ist wieder die Hochalpenform und fällt also unmittelbar mit
uniflorum zusammen, von welchem sich intermedium als Form tie-
ferer Standorte kaum trennen lässt, letzteres tauft Hegetschweiler
später in der Flora helv. in flexuosum um.
Als weiteres Synonym gehört zu uniflorum der bis zu Koch's
Zeilen Geltung gehabt habende Name C. glaciale (Gaud. ined.) Ser.
in DC. Prodr. I. 1824.
Gaudin selbst nennt es in der Fl. helv. vol. HI. 1828 mit dem
älteren Hegetschweiler'schen Namen subacaule.
Scharf und genau ist auch c bereits vor sehr langer Zeit unter-
schieden worden, und Seringe hat es schon 1824 in DC. Prodr.
tom. I. als C. filiforme Schleich, publizirt. Von Schleicher selbst ist
diese Art lange vorher unler diesem Namen verf heilt worden —
sehr gute Originale liegen unter Nr. 5230 und 31 im Innsbruck er
Universitätsherbar — und auch im Kataloge von 1815 (ohne Dia-
gnose) aufgeführt. Von Gaudin ist sie 1814 in litt. C. pedunculatum
getauft, unter diesem Namen aber erst 1828 in der Flora helv et.
vol. III p. 249 publizirt worden, so dass der Seringe-Schleicher'sche
Name um vier Jahre älter und unbedingt prioritätsberechtigt ist.
Bei Koch steckt auch diese Art unter C. latifolium.
Den Hauptmerkmalen nach unterscheiden sich also die drei
Arten wie folgt:
latifolium L.
Biälter: eiförmig u. ei-
förmig-elliptisch, brü-
chig, starr, blaugrün.
Korolle weit beckenför-
mig geöffnet, d. Kelch
um mehr als das Dop-
pelte überragend.
Kapsel aus breit-eiför-
miger Basis in einen
breiten Cylinder vor-
uniflorum Mur.
eilanzettl., weich, gras-
grün.
weit hecken förmig ge-
öffnet, den Kelch nie
um das Doppelte über-
ragend.
aus eiförmiger Basis in
einen schmalen Cylin-
der vorgezogen, oben
filiforme Schi.
länglich -lanzettl., brü-
chig starr, grasgrün.
glockig, den Kelch nur
wenig überragend.
cylindrisch, gerade, Vj^
mal so lang als der
Kelch.
24
latifolium L.
gezogen, oben schief,
mehr als doppell so
lang als der Kelch.
Kapselstiel: so lang als
die Kapsel.
Samen: gross, rundlich-
nierenformig, kasta-
nienbraun.
uniflorum Mar.
meist schief, doppelt
so lang als der Kelch.
doppelt so lang als die
Kapsel.
mittelgross, fast kreis-
rund, hell gelbbraun.
filiforme Schi.
2— 3mal so lang als die
Kapsel.
klein, rundlich, nieren-
formig , hell gelb-
braun.
Unseren drei Arten hängen sich als Näclistverwandte eine Reihe
aus anderen Florengebieten an, so nähert sich in der Tracht ausser-
ordentlich dem latifolium C. pyrenaicum Gay, ist aber weit abweichend
durch die am Grunde gewimperten Blumenblätter. C. lithospermifolium
Fisch, aus der Songarei ähnelt gleichfalls den breitblättrigen kahlen
Formen von latifolium, unterscheidet sich aber durch die lederartigen
stark zugespitzten Blätter etc. C. subtriflorum Reichb. der Südalpen
weicht von latifolium ab durch die häutig berandeten Deckblätter
und die cymöse Anordnung der Blüthen. C. mixtum Huter ist nach
dem Autor eine Hybride von latifolium und carinthiacum, das einzig
mir vorliegende Exemplar hält allerdings die Mitte zwischen beiden
Arten.
Mit C. uniflorum leicht zu verwechseln sind die kahleren For-
men von C. alpinum L., mit Sicherheit aber durch die häutig beran-
deten Deckblätter zu unterscheiden.
C. filiforme erinnert zuweilen an schmächtige Formen von C.
carinthiacum Vest.*) und steht sonst ohne weitere Verwandte da.
C. latifolium, uniflorum und filiforme sind unter gleichen Be-
dingungen asyngamische Arten, und zwar blüht am zeitigsten
C. filiforme, dann folgt C. uniflorum und latifolium macht den Be-
schluss. Im hiesigen Garten ergaben sich nachstehende Zeiten, wobei
zu bemerken ist, dass C. filiforme in diesem Jahre zum ersten Male
*) Dagegen stehen in gar keinem Aehnlichkeitsverhältnisse dazu C. maxi-
mum, C. obtusifoUum Kar. Kir, etc., welche Celakovsky als^filiforme zunächst-
stehende Arten zitirt. — Ich habe im ^'orstehenden von Celakovsky's beiden
Aufsätzen über C. pedunculatum (rede filiforme) in Oest. Bot. Ztg. 1876. Nr. 7
und 1877 Nr. ,3, von denen der letztere den ersteren in einigen wesentlichen
Punkten korrigirt, keine Notiz genommen, weil aus der ganzen Abfassung dieser
beiden Aufsätze hervorgeht, dass die Untersuchungen allein auf Herbarexem-
plaren beruhen, welche offenbar wie gewöhnlich nur Blüthen ode.r nothreife
Früchte besassen, wodurch sich die mehrfachen Irrthümer erklären. Celakovsky
hat zwar a. a. 0. erklärt, dass auf Kulturbeobachtungen wenig Werth zu legen
sei, und bei der Art und Weise, wie die Kulturen und ihre Beobachtungen in
manchen Gärten gehandhabt werden, hat das ja auch seine Richtigkeit, anderer-
seits aber ist wohl Nichts so geeignet, Licht in schwierige systematische Fragen
zu bringen, erls rationell geleitete Kulturen und deren genaue Kontrole, wie sie
im Innsbrucker bot. Garten seit anderthalb Decennien ausgeübt wird, weil es
dadurch allein ermöglicht wird, eine Pflanze in allen ihren Entwicklungsstadien
zu verfolgen.
25
beobachtet wurde, während die Notizen zu iiniflorum und latifolimn
das Mittel aus siebenjährigen Beobachtungen des Herrn Professors
V. Kerner sind.
filiforme.
erste Blüthe 15. April
volle „ 27 „
letzte „ 10. Mai
erste Frucht 25. „
latifolium.
9. Mai
28. „
7. Juni
16. «
uniflorum.
26. April
6. Mai
18. „
4. Juni
Diese Blüthenfolge, deren Perioden ca. 14 Tage auseinander-
liegon, erklärt es auch, warum man in den Herbarien filiforme stets
fruchtend, uniflorum und latifolitim fast nur blühend antrifft, denn
zu der Zeit, wo die meisten Exkursionen in den Alpen gemacht
werden, hat filiforme schon lange abgeblüht, und die beiden anderen
stehen in voller Blüthe resp. beginnen zu blühen. Im verflossenen
Sommer blühte im Oetzthale (Zwerchwand 2200 Meter) filiforme voll
am 1. Juli, während in gleicher Höhe und Sonnenlage an der Wild-
seespitz C. unifloriim erst Mitte September seine volle Blüthe er-
reichte. Ich sah Exemplare unserer Pflanzen von folgenden Stand-
orten :
C. latifolium L. Calabrien: M. Pollino bei Reggio (Berger,
Fr.-""^). Piemont: Alp. Pedem. (Moris J. 5301), Mont Cenis, ä Rouche
(Huguenin, K.). Savoyen: Monte Meri (Comte, Fr.). Schweiz: ohne
Standort (Schleicher, J. 5249, 5251), St. Bernhard (Favre, Fr.), Alp.
Rhaetiae (Rehsteiner, herb. Vindob.). Tirol: 3Ionte Cherle in Val-
larsa (Kerner), Folgaria (Christofori, F.), Tarnthaler Kopfe zwischen
Navis und Waltens (Kerner), Laviss (Obrist, K.), Hutzel bei Trins
(Kerner), Serlos bei Innsbruck (v. Heufler, F., Kerner), Steinjoch bei
Imst (V. Ebner, K,), Lafatscher Joch (v. Heufler, F.). Ob er Öster-
reich: Buchstein (Grimburg, K.), Hoher Priel (Kerner). Karpathen:
Drechselhäuschen (Haussknecht, K.), Gewont in der Tatra (Fritze),
Poln. Kamm in der Tatra (Welschky, U.), Stirnberg in den ßelaer
Alpen (Fritze).
C. uniflorum Mur. Schweiz: Rliönegletsclier (Fritze), Mittags-
horn im Wallis (Favrat, herbarium Vindob.), Schwarzberggletscher im
Saasthale (Becker, herb. Vindob.), Riffblhorn (Fritze), in Monte Gries
(Lagger, Fritze), Albula (Aiideer, Kern.). Tirol: St. Moritz im Ob.
Engadin (Winkler, U.), Hochaipen von Langlaufers bei Nauders (Uech-
tritz), Laaserthal (Tappeiner, F.), Niederthal im Oetzthale (Kerner),
Hochwart im Vintscl>gau (Tappeiner, F.), Ifinger bei Meran (Haus-
mann, F.), Schnatserjöchel (F.), Längenthal im Stubai (F.), Thal-
ferner in Stubai (Eschenlohr, F., Hornthalerjoch zwischen Stubai und
Seirain (Kerner), Rosskogl bei Innsbruck (Kerner, v. Heufler, F.),
Kalkkogl bei Innsi)ruck (v. Ebner, K.), Multcnjoch bei Trins (Ker-
*) Fr. = Herbar Fritze-Rybnik. K. = Herbar A. v. Kerner, I. =
Innsbrucker Universitätsherbar, mit der betreffenden Bogennummer, F.
= Herb, des Ferdinandeums in Innsbruck, U. = Herb. R. v. üe chtritz.
26
ner), Tribiilaun im Obernberger Tliale (v. Ebner, K.), Tarnthalerköpfe
im Navislhale (Kerner), Wildseespitz im Pfitschthale (Kerner), Pfitsch-
joch (v. Heufier, F.), Plösseberg bei Brixen (Schunck, F.) Alpen bei
Bozen (Hausmann, I. 5247, F.), Alpen des Pusterlhaies (Stainer, K.),
Schiern (Hausmann, F.), Sarnerscharte am Rittner Hörn (Hausmann.
6.), Herbanock bei Taufers (v. Sonklar), Innervillgratten (Sclieitz, F.),
Lesacheralpen (Scheitz, F.), Lienz (Scheitz, F.), Prax (Hell, F.),
Moosgletscher (Precht, J., 5250), Zillerthal (Gebhard. F.), Floiten-
grund im Zillerthal (Kerner), Griesalpe (Traunsteiner, F.), Griesstein
bei Kitzbüclil (Traunsteiner, F.), Hopfgarten (Scheitz, F.) Gr. Vene-
diger (Schonger, U.), Gemsgrube am Glockner (Kratzmann, I. 5248),
Pasterze bei Heiligenblut (Hentschel, Fr.), Gr. Auche bei Piesendorf
im Pinzgau (Sonklar). Oberösterreich : Moll- und Katschthal (Pa-
cher, h. Vindob.), Radhausberg bei Salzburg (Storch, herb. Sonklar),
Reichardt (Kotschy, U.). Steiermark: Spadeck (Angelis, I. 5201),
Sirbitzkogl bei Judenburg (Strobl, K.), Eisenhut bei Turrach (StrobI,
K.). Karpathen; Kl. Kohlbachthal unterhalb der fünf Seen (Fritze).
Norwegen: Dovre (Anderson, Falk, K.)-
C. filiforme Schleich. Schweiz: ohne Standort (Schleicher,
I. 5230, 5231), Valais, moraine du glacier du Trient (Deseglise, K.),
Col fenetre (Favrat. K.), St. Bernhard (Thomas, Fr., Haussknecht, Fr.),
Mittagshorn (Favrat, h. Vindob.), glacier du Passe de Bernina (Masson).
Tirol: Röthenbuchthal bei Solden im Oetzthale ""') (Tappeiner, ,F.),
Zwerchwand im Oetzthale (Obrist, K.), Habicht (Roth nach Celak.),
Antholz im Pusterthal (Huter, K.).
Aus diesen zahlreichen Standorten ergibt sich für die Verbrei-
tung der hier behandelten Arten, dass C. filiforme auf den verhült-
nissmässig kleinsten Bezirk beschränkt ist. Das Areal dieser Art
erstreckt sich nämlich nur über die begletscherten Stocke der Cen-
tralalpen der Schweiz und Tirols. Der östlichste bisher bekannt
gewordene Punkt ist bei Antholz im Pusterthale. — Eine weit grös-
sere Verbreitung zeigt C. lalifolium L. Ausserhalb der Alpen findet
sich dasselbe in den oberungarischen Karpathen und tief bis in den
Süden der ilal. Halbinsel auf dem M. Polino in Calabrien. Im
Bereiche der Alpen ist dasselbe in den südlichen Ketten in Savoyen.
Südschweiz, Oberitalien und Südtirol am häufigsten, seltener
auf den Kalkstöcken in den Centralalpen und zerstreut durch die
Nordalpen von der Schweiz durch Nordtirol und Baiern bis
auf den Buch stein an der Grenze von Oest er reich und Steier-
mark. — Das grösste Areal besitzt C. uniflorum. Die Linie, welche
dieses Areal nach Süden zu begrenzt, liegt zwar bedeutend nörd-
licher als die analoge Vegetationslinie des C. latifolium, aber nord-
wärts erstreckt C. unifloruiri seinen Verbreitungsbezirk weit über
*) Diess ist der älteste Tiroler Standort, in den Dreissigerjahren aufge-
funden. Publizirt und ausgegeben ans Tirol wurde es zuerst von Huter ISßg
in seiner ^„Enumeratio verkäuflicher Tirolerpflanzen", also sieben
Jahre vor Celak ovsky's Publikation in Oest. Bot. Ztg. 1876, Nr. 7.
27
jenen des C. latifoUum hinaus bis auf das Dovregebirge in Skandi-
navien. In den Centralaipen, zumal auf den hohen Schieferbergen ist
C. uniflorum von den hier behandelten drei Arten die häufig-ste und
geht hier noch um vieles östlicher als C. ßiforme, nämlich bis auf
den Eisenhut und Sirbilzkogel in Steiermark und taucht zudem noch-
mals in den Karpathen auf. Das Substrat scheint auf die Verbreitung
dieser drei Arten insoferne Einfluss zu nehmen, als C. latifoUum
vorlierrschend, wenn nicht ausschliessend auf Kalk und Dolomit vor-
kommt, während C. iinifloriim und C. filiforme vorherrschend, wenn
nicht ausschliessend auf Schieferboden gefunden werden. Bemerkens-
werth ist auch, dass sich in der unmittelbarsten Nähe aller Stand-
orte, an denen C. filiforme gefunden wurde, mächtige Gletscherre-
viere ausdehnen.
C. filiforme und C. uniflorum kommen mitunter an denselben
Standorten vor, während C. latifoUum kaum jemals gesellig mit einer
der beiden anderen Arten angetroffen wird. Noch verdient vielleicht
hier erwähnt zu werden, dass sich in den Tiroler Centralaipen in
der Nähe des Brenners in dem durch die grosse Mannigfaltigkeit
der geognostischen Verhältnisse ausgezeichneten Gschnitzthale
alle drei Arten in nächster Nähe finden, und zwar C. uniflorum auf
allen Schieferbergen, welche über 7000 Fuss aufragen, C. fiUforme
auf den begletscherten Gneissbergen und C. latifoUum auf den Kalk-
und Dolomitkuppen, welche dem Schiefer aufgesetzt sind.
Zum Schlüsse meiner Arbeit erfülle ich die angenehme Pflicht,
allen den Herren, welche mich mit Material und Mittheilungen unter-
stützten, meinen besten Dank zu sagen, der sich in erster Linie an
Herrn Prof. Dr. v. Kerner und dann an die Herren v. Uechtritz,
Fritze und Prof. Peyrilsch richtet.
Innsbruck, k. k. bot. Garten, im Oktober 1877.
lieber *SUene Ungeri Fenzl.
ilire Synonyma und ihren Verbreitiingsbezirk.
Von Th. V. Heldreich.
Unter den von G. C. Spreitzen ho fer im April d. J. auf den
Jonischen Inseln gesammelten Pflanzen befindet sich auch in schönen
Blüthenexemplaren die von Unger im Jahre 1860 auf Ithaca ent-
deckte und von Fenzl beschriebene Silene Ungeri. Bei Vergleich
der mir von Spreitzenhofer freundlichst mitgetheillen Exemplare
mit den verwandten Arien der griechischen Flora stellte sich in un-
zweilelhafter Weise die Identität meiner i». Aetolica mit S. Ungeri
heraus. Es ergab sich ferner, dass eine von Dr. J. Seh rader im
Jahre 1872 auf Corfu gesammelte Silene, die Dr. Aschersohn,
dessen Güte ich ein Originalexemplar derselben verdanke, für eine
28
neue Art hielt und S. Rohrbachiana zu benennen vorschlug, von S.
Ungeri auch nicht spezifisch verschieden ist. In Folge des Zusam-
menfallens der zwei genannten Arten mit S. Ungeri erweitert sich
der geographische Verbreitungsbezirk der letztern sehr bedeutend:
S. Ungeri ist demnach keine auf das kleine Ithaca als Seltenheit
endemisch beschränkte, sondern wie es scheint eine über einen
grossen Theil von Westgriechenland und die jonischen Inseln ver-
breitete Art. Konstatirt sind bis jetzt zwei Standorte in Aetolien,
der klassische in Ithaca und der Schrader'sche in Corcyra; höchst
wahrscheinlich kommt die Pflanze auch in Acarnanien und auf der
Insel Leucas (Santa Maura) vor. Dass ich bei Aufstellung meiner
S. Aetolica die Identität mit S. Ungeri nicht ahnte, erklärt sich aus
Folgendem. Ich hatte diese Pflanze nicht selbst gesammelt und die
mir aus Aetolien zugeschickten Exemplare waren meist schon
fruchttragend und nicht im besten Zustande. Boi ssier, dem ich die
Pflanze vor der Publikation mitgetheilt, erklärte sich damit einver-
standen dass sie einer neuen Art angehöre und bestätigte aus-
drücklich meine Ansicht bezüglich naher Verwandtschaft derselben
mit S. Cretica Linn. Nun reiht aber Boi ssier die S. Ungeri nicht
bei S. Cretica unter seine „§. 7. Leiocalycinae", sondern in der
Nähe von S. Cariensis Boiss. und S. rigidula Sibth. unter seine
„§.11 Rigidulae" ein. Originalexemplare von S. Ungeri hatte ich
damals nicht zu meiner Verfügung um mich überzeugen zu können,
dass Boi ssier diese Art, wahrscheinlich aus Mangel an Früchten,
irrthümlich seinen „Rigidulis" zugetheilt hat, während sie ganz
entschieden unter die „Leiocalycinae" zur Gruppe von S. Cretica
gehört, und zwar sowohl wegen der Analogie des Habitus, als be-
sonders auch wegen des „calyx fructifer apice contractus",
während der Kelch bei der Section der „Rigidulae" „apice non
contractu s" ist. Fenzl hatte wie es scheint auch keine guten
Früchte, denn es heisst in seiner Beschreibung „April, floridam
legit am. Unger" und das Merkmal des an der Spitze geschlos-
senen Fruchtkelches wird nicht erwähnt. Vermuthlich hatten die
Unger'schen Exemplare auch keine Kapseln mit reifen Samen, und
da Fenzl und ßoissier die Pflanze nur nach dessen Exemplaren
kannten und beschrieben, ist es leicht erklärlich, dass Fenzl die
Samen mit „dorso late canaliculato", und ßoissier ebenfalls
als „dorso canaliculata" beschrieben hat, denn der minutiöse
Charakter des gefurchten oder ungefurchten Rückens ist bei unent-
wickelten Samen nicht deutlich ausgesprochen und kaum zu er-
kennen. Die reifen Samen unserer Silene sind aber auf dem Rücken
eben (planiuscula), ja öfters sogar etwas konvex (convexiuscula),
denen von S. Cretica sehr ähnlich, nur in der Färbung etwas ver-
schieden, indem sie bei letzterer schwarzbraun, bei der unsein aber
aschgrau und etwas grösser sind. Ueberliaupt steht, wie schon be-
merkt, 8. Ungeri der S. Cretica am nächsten, ja ich möchte fast
sagen, dass sie gewissermassen eine grossblüthige S. Cretica dar-
stellt, jedenfalls aber durch die wenigstens um die Hälfte längern
29
Kelche, die grossen ganzrandig-en Fetalen und das längere Carpophor
sehr ausgezeichnet ist.
Ich halte es nicht für überflüssig mit Hilfe des mir nun reich-
licher zur Verfügung stehenden Materials hier eine vervollständigte
Diagnose von S. Ungeri zu geben.
Silene Ungeri Fenzl in Dr. F. Unger, wissenschaftl. Ergeb-
nisse einer Reise in Griechenland und in d. jonischen Inseln, 8**.
Wien. 1862 p. 136; Boiss. Flor. Orient I., p. 601.
Syn. S. Aetolica Heldr. Sertulum plant, nov. Florae Hellen. 8°.
1876, p. 15, et in Atti del Congresso internaz. bot. tenuto in Firenze
nel Magg. 1874. 8^ Firenze 1876, p. 239. S. Rohrhachiana Ascher-
sohn Mss. ex ipso!
S. annua , inferne minute puherula , caule superne stricte
ramoso dichotomo , rarius a basi ramoso , glahriusculo internodiis
superioribus viscido , foliis radicalibus rosulatis obovato-oblongis
spathulatis obtusis pubescentibus ciliolatis, supernis plus minus an-
guste lanceolato-linearibus acutis, cyma corymbosa terminali ple-
rmnqiie multiflora^ pedicellis gracilibus primariis calyce duplo lon-
gioribus, calyce longe davalo minvte wnbilicato eximie nervosa
nervis 10 purpurascentibus , glabrato v. ad nervös sparsim hirto,
dentibus ovato-triangularibus acutis angnstissime membranaceo-
marginntis , fructifero apice contracto, petaloruni lamina ampla
purpurea obovato-spathulata apice rotundata v. nix retusa, coronae
laciniis elongatis lanceolafo - linearibus, Capsula ovato-oblonga car-
pophoro ea parum breviore , seminibus cinereis facie planis dorso
planiusculis, obtuse tuberculalis.
Int er Silene s Ser. I. Annuas in sectione Leiocalycinarum
Boiss. prope S. Creticam Linn. collocanda. Caulis 6-pollicaris-
pedalis et in planta Aetolica ultra bipedalis; folia radicalia P/^. — ^~
pollic; pedicelli primarii 2 — P/.^-pollic.; Calyx saepius 7 lineas
circiter longus; petalorum lamina longitudine aliquantum variabilis,
in speciminibus Ithacae 4 — 3 lin. longa. 2 — P/2 lin. lata, in planta
Corcyrensi parum angustior; Capsula 4^/^ — 4 lin. longa: carpopho-
rum 3 — 2^ /„-lineare. H abitat in Aetolia, ad radices montis
Arapokephala prope y^Khani Zachaniches^ inter Prustova
et Prusso, flor. et fruct. d. 26. Jul. 18H7 Sntnarilani et Guic-
ciardU: et circa Mesolongion, Mai. 1860 et aestate 1872 Dr.
]\iederJ; in insulae Ithacae graminosis aridis versus ßn. April.
1860 Dv, Fr. Inger, ibid. in fruticetis inter oppidum Vathy et
^Marina^, flor. d. 21 April. 1877 G. C. Spreitzenhofer!; in
monfe S. Salvador e ins. Corcyrae, flor. d. 10 Mai. 1872 Dr. J.
Schrader I
Es gehl schliesslich aus obiger Zusammenstellung der bisherigen
Fundorte und Daten hervor, dass die Ehre der ersten Entdeckung
eigentlich den um die Kenntniss der griechischen Flora hochverdien-
ten italienisclien Reisenden Samarilani und Guicciardi gebührt.
Athen, den 8. November 1877.
30
Das Pflanzenreich
anf der Wiener Weltansstelliing im Jahre 1873.
Notizen über die exponirlen Pflanzen, Pflanzenrohsloffe und Produkte, sowie über ihre bildlichen Darstellungen.
Von Franz Antoine.
(Fortsetzung.)
Kaatschuk, Harze, Gummi.
Acacia Angico Mart. (Angico). Gummi.
Haucornia speciosa Gom. (Mangabeira). Kautschuk.
Jatoha Jetaiba (Copal?). Harz.
Wachs.
Copernicia cerifera Mart. (Carnauba- oder Ceara-Wachs). Das Wachs
wird von den abgeschnittenen Blattern, an welchen es zu bei-
den Seiten die Oberfläche überzieht, durch heftiges Schütteln in
Schuppenform gewonnen. Die Oberseite ist mit einer dickeren
Schichte bedeckt und lost sich bei dieser mechanischen Ein-
wirkung leicht ab, schwieriger löst es sich von der Rückseite,
da die Schichte diinner ist und fester anliaftet.
Exportirt werden davon jährlich 871.400 Kilogr. und im
Lande verbraucht man 734.500 Kilogr.
(Fortsetzung von Seite 348 v. J. Siehe Seite 3S2 v. J.)
üahrnngsmittel.
Caffea arabica L. aus vielen Gegenden.
— microcarpa R. P. (Cafe Moka).
Die beiden hier angeführten Sorten werden in Guadeloupe
am häufigsten gebaut, doch hat die KafFee-Ernte quantitativ
wesentliche Beeinträchtigungen erlitten, wovon der Grund in den
verheerenden Kriegen, in den Krankheiten an der Pflanze selbst
und in den vernichtenden Stürmen zu finden ist, welche das
Land verheerten.
Cassia occidentalis L. Als KafFeesurrogat verwendet.
Psychotria citrifolia Sw. (Cafe montagne).
Theobroma Cacao Adams.
Gewürze.
Caryophyllus aromaticus L. (Clou des girofles).
Hibiscus Abelmoschus L. (Ambrette).
Myristica moschata Thumb. (Muscades).
Myrtus acris Sw. (Poivre de la Jamaique).
Vanilla Pomponia Schiede (Vanilion).
— planifoUa Andr. (Vanille loiigue plate).
KoDserveu uud Liqueure.
Barbadines, Gelee de.
Citronen.
Psidium pomiferum L. ((ioyaves).
Zingiber offic'male Rose. (Ginger).
Rliuni aus Melasse.
Aprikosenblüthen-Liqueur.
31
0 e l e.
Aleurites triloba Forst. (Noix chandelle). Davon wird Oel für die
Oelmalerei gewonnen.
Calophyllum Colaba (Noix de Galba) liefert vorzügliches ßrennöl.
Lucuma mammosum Gaert. fil. (Sapote).
Oreodoxa oleracea Mart. (Palmiste ä colonne).
— regia H. B
finmini and Harze.
Bursera gummifera L. (Resine de Goinart).
Hymenaea Cyourharil L. (Resine animee).
Gerbe- nnd Färbcpflauzen.
Bixa Orellana L. (Rocou).
Malpighia spicata Cav. (Moureiller).
2. Martinique.
Der vulkanische Boden dieser der französischen Regierung ^an-
gehörigen Antillen-Insel beherbergt an 20.000 Hektaren Waldungen,
welche aus Bäumen bestehen, deren Holz für viele Zwecke dienen
würde, aber wegen Mangels an Kommunikationsmitteln grösstentheils
unbenutzt bleiben müssen.
fiolzmuster.
Acacia scleroxylon Tupac (Tendre
ä caillou).
Adenanthera Pavonia L. (Condori).
Andira inermis H. B, (Angelin).
Bamhusa arundinacea Retz. (Bam-
bou).
Bignonia sp. (Ebene verte).
Cainito pomiferum Tussac (Caini-
tier).
Casnarina equisetifoUa Forst.
(ßois de Filao).
Cocos nucifera L. (Cocotier).
Diospyros Mabola Ro\b. (Mabolo).
Fagara tragodes L. (Noyer des
Antilles).
Ficus elastica Roxb.
Garcinia Mangostana L. (Man-
goustan),
Haemaloxylon campechianvm L.
(Campeche).
Holygarna longifolia Roxb. (Mau-
gier a grappes).
Inga Bvrgoni DC.
Mangifera indica L. (Mangouir).
Myrtus acris Sw. (Bois d' Inde).
Orhroma Lagopus Sw. (Bois-flot).
Pknniera sp. (Franchipanier).
Prunus sphaerocarpa Sw. (Noyau).
Tamarindus indica L. (Tamarin).
IHedizinalpflaozen.
Andira racemosa Lain. (Angelin) Rinde.
Anona muricala L. (Corassal) Blätter.
— squamosa L. (Atte ou pomme cannelle.)
Atropa arborescens L. (Belladonna) Blätter.
Araliu arburea L.
32
Bignonia unguis L. (Alexitere).
Bittera febrifuga Belang. (Bois de St. Martin) Blätter.
Carapa Guianensis Aubl. Rinde.
Caryota urens L. Same.
Cassia alata L. (Herb, ä dartres) Blätter.
— hrasiUana Lam. (Casse) Blätter.
— ßstulosa L. (Casse).
Cecropia pellata L. (Bois canon) Rinde und Blätter.
Cerasus sphaerocarpa Loisl. (Noyau).
Cinchina sp. (Quinquina).
— nitida (Ouinquina R. P. luisant).
Chloris radiata Sw. (Pied-poule).
Citrus Medica L.
Dorstenia brasiliensis Lam. (Contrayerva) Blätter und Wurzein.
Egletes Domingensis Casin (Verveine Caraibe).
Erytroxylon Coca Lam. (Yerba coca).
Exostemma floribundum R. S. (Quinquina Piton).
Guajacum officinale L. (Gujac).
Guazuma ulmifolia DesF. (Ormo pyramidal).
Guikindina Bonducella L. (Yeux de chat).
Heliconia caribaea Lam. (Balisier).
llex Paraguariensis St. Hil. (Mate).
Jatropha multißda L. (Medicinier).
Laurus Persea L. (Avocatier).
Lantana Cannara L.
Mangifera indica L. (Manguier).
Plumbago scandens L. (Dentelaire).
Plumiera rubra L. (Franchipanier).
Quassia aniara L. (Quinquina de Cayenne).
Sapota Achras Mill. (Sapotillier).
Saumgesia erecta Spr. (The montagne).
Scutellaria purpurascens Swartz (Toque de la Havane).
Simaruba excelsa DC. (Bois de St. Martin).
— officinalis DC.
Solanum triste Jacq. (Bois caca).
Spermacoce sp. (Herbe ä cornette).
Spigelia Anthelmia L. (Herbe ä la Brinvilliers).
Stachytarpheta Jamaicensis Valil. (Verveine queue-de-rat).
Swietenia Mahagoni L. (Acajou) Rinde.
Tecoma leucoxylon Mart. (Ebene verte).
Uvaria odorata Lam. (Canang).
Nahrungs- und Oenassmittel etc.
Acacia Farnesiana Willd. (Fleurs de Cassie).
Caryophyllus aromaticus L. (Clous de girofle).
Cinnamomum verum Sweet (Cannelle).
Coumarouma odorata Aubl. (Feves de Tonka).
Coffea arabica L. in vielen Mustern.
33
Hibiscus Abelmoschus L. (Gombo musque).
Mangifera ind'ica L. Branntwein aus Mangels,
Myristica inoschata Tliunb. (Muscades et macis).
Myrtus acris Sw. (Bois d' Inde).
Teobroma cacao.
Tabak, roh und in Zigarrenform.
Mehle.
Artocarpus incisa L. fil. (fruit ä
pain).
Arvm esculentum L. (Choucaraibe).
Canna edulis Ker. (Toloman).
Convolvolus £atatas L. (Patate
douce).
Jatropha Manihot L. (Manioc).
Mangifera indica L. (Mango).
Maranta arundinacea L, (Arrow-
root).
Musa paradisiaca L. (Bananes).
Phryniwn dychototnum Roxb,
(Arrowroot de Barbades).
Zea Mays L. (Mais).
0 e 1 e.
Arachis hypogaea L. (Pistache de
terre).
Adenanthera Patoniana L. (Con-
dori).
Calophyllum CalabaJacq. (Galaba).
Carapa Guianensis Aubl. (Carapa).
Cocos nucifera L. (Noix de coco).
Heritiera Uttoralis Ait.
Lucuma mammosum Gärt. fil.
(Graines de Sapote).
Moringa pterosperma Giirt. (Ben
aile).
Pachira aquatica Aubl. (Chataigne
de la Guyane).
Pandanns obeliscus Pet. Th. (Vacoa
obelisque).
Pekea ternata Poir.
Ricinus africanus Mill.
Sapindus Saponaria L. (Savonette).
Sesamum Orientale L. (Gigiri).
Swietenia Mahagoni L. (Acajou).
Syagrus amara Marl. (Petits cocos).
Theobroma Cacao Adans.
(Fortsetzung folgt.)
Berichtigung.
In der November-Nummer dieser Zeitschrift veröffentlichte ich
einige Notizen unter dem Titel „Beiträge zur Flora von Niederöster-
reich." In dieselben hat sich eine unriciitige Angabe eingeschlichen.
Vicia lutea L. ist nämlich schon im Jahre 1873 von Franz v. Höhnel
auf dem Laaerberge gefunden worden, also für Oesterreich nicht
mehr neu.
Wien, 8. Dezember 1877.
T. Em. Hibsch.
-^^2^3^
Oeeterr. botan. Zeitschrift. 1. Heft. 1878.
34
Literaturberichte.
Schiitziniltel der Pflanzen gegen Thiere und Wetfernngiinst nnd die
Frage vom salzfreien IJrnioere. Studien über die Phytophylaxis und
Phytogenesis. Yon Otto Kuntze. (Gratisbeilage zur botan. Zeitung) Leipzig,
Artliur Felix. -1877. 8. 151 S.
Diese Publikation enthält, wie schon aus dem Titel ersichtlich
ist, zwei Abhandlungen verschiedenen Inhaltes. In der ersten (S. 5 —
91) behandelt der Verfasser die sehr mannigfaltigen Mittel, durch
welche sich die Pflanzen gegen sie schädigende Tiiiere und gegen
die Ungunst der Witterung zu schützen vermögen. Er schlagt für
diese Partie der Botanik den Namen Phytophylaxis vor. Kuntze's Ar-
beit bringt eine gute Zusammenstellung der zahlreichen über diesen
Gegenstand in der botanischen Literatur zerstreuten einzelnen Angaben
und fügt ihnen viele eigene Beobachtungen hinzu. Dieselben betreffen
meist exotische Pflanzen, von welclien der Verfasser wahrend einer
von ihm unternommenen Reise um die Welt Studien in der ober-
wähnten Richtung zu machen Gelegenheit hatte. Doch kann nicht
unerwähnt bleiben, dass manche Deutungen Kuntze's etwas gezwungen
ersciieinen; so dürfte z. B. seine Ansicht über das Blatt von Dro-
sera, nach welcher die reizbaren Tentakel als auf den Mittelnerv
reduzirte Blattfläclien, die sogen. Blattspreite aber als verbreiterte
Blattstiele aufzufassen wären (S. 39), kaum den thatsächlichen Ver-
hältnissen entsprechen. In der zweiten Abhandlung (S. 91 — 146) ver-
sucht der Verfasser den Nachweis zu führen, dass das Urmeer zu
jener Zeit, als in ihm die ersten Gewächse entstanden, salzfrei ge-
wesen sei, und dass es erst später salzhaltig wurde. Dieser Aufsatz
ist namentlich für Geologen und Paläontologen von Interesse, er sei
denselben zur eingehenden Beaclitung empfohlen. Ein genaues Register
erleichtert das schnelle Auffinden der Angaben über die zahlreichen,
in den vorliegenden zwei Abhandlungen besprochenen Pflanzen, R.
Borbäs Vincze, Rövid floristikai közlemenyeli (Kurze floristische Mit-
theilungen).
Unter obigem Titel liefert der Verfasser in dem Organe der
k. Ungar, naturwissenschaftlichen Gesellschaft (Termeszet tudomanyi
közlöny) zu Budapest einige werlhvoUe Beiträge zur Flora der Lan-
des-Hauptstadt und des Tieflandes. Hervorzuheben sind; Älisma ar-
cuatum Michalet mit?, Hieracium pallidum Biv. var. crinigerum Fr.,
Verhascum Bastardi R. et Seh. und Bunium montannm Koch. Für
die beim Herkulesbad vorkommende, von der Krainer und Istrianer
Athamanta Matthioli verschiedene Pflanze bringt der Verfasser die
Namen Ä. elata Griseb. oder A. hungarica Borb. in Vorschlag. K.
Borbäs Vincze, IVehäny Roripa eddig liazc'mlvböl isnieretlen hybridjei-
röl (Ueber einige bisher aus Ungarn unbekannte Bastarte der Gattung
Roripa).
Die vorliegende Notiz erschien in der Zeitschrift des ungar.
Mittelschullehrer - Vereines (Az orszagos közeptanodai tanärogylet
közlonye) und werden in derselben besprochen: a) Roripa subglo-
35
hosa (R. sihestris X amphibia), 6) R. repens, c) R. harharaeoi-
des Tausch, ferner R. Neograde7isis (R. amphibia X austriaca) und
R. hiuigarica (R. auslriaca X amphibia). R. Danubialis ist wahr-
scheinlicli ein Mischling von R. sihesfris var. incisa (Koch) und R.
prolifera, doch bedarf letzterer noch einer endgiltigen Untersuchung.
K.
Janka Victor v,, Generis Iris species novae. Separat-Abdruck aus dem
vierten Hefte der „Termeszetrajzi fiizetek (Budapest 1877). 4 S. 8" mit
1 kolor. Tafel.
Der als eminenter Kenner der Galtung Iris ])ekannfe Autor
bietet uns in der vorliegenden Arbeit die Beschreibung von vier
neuen Iris- Arten, die er theils selbst aufgefunden oder von seinen
Korrespondenten erhalten. Es sind diess /. balkana (bei Kalofer in
Thrazien), /. melUta (/. pumila Griseb. Spie. pr. p., bei Philippopel),
/. Sintenisii (Thrazien: Fridvaldszky un(l Dobrudscha: P. Sintenis)
und /. lorea (Terra d'Otranto: Porta und Rigo). Die Beschreibungen
sind sorgfältig abgefasst und die beigegebene kolorirte Abbildung
der /. balkana besonders gelungen. K.
Jahrbuch des sehlesischen Forst-Vereines für 1876. Breslau 1877, VI
und 494 S. 8" mit 13 Holzschnitten.
Aus dem inhallsreichen Bande sind besonders hervorzuheben:
1. Die Mutter unserer Pyrainideneiche von Petzold. Eine interessante
historische und forstwissenschafiliche Studie. 2. lieber Häuserschvvamin
und dessen Bekämpfung. 3. Uel)er Graf Matuschka's Flora von Schle-
sien. Eine Reminiscenz an den Verfasser der vor einem Jahrhunderte
publizirten Flora Schlesiens mit biograpliischen Einzelheiten. 4. Ueber
Pnanzenmetamorphoscn. Die drei letztgenannten Aufsiitze haben den
Geh. Medizinal-Ratii Prof. Dr. Goeppert zum Verfasser. K.
Populäre Botanik oder fassliche Anleitung zur Kenntniss der Pflanzen für
Schule und Haus. Von Ch. F. Hochstetter. Vierte Auflage, neu bear-
beitet von Wilhelm Hochstetter. lü. Band. Angewandto Botanik.
3äö Seiten in Gr. Okt. Mit 84 Abbild, auf 7 Tafeln. Stuttgart 1877. Ver-
lag von Schickhart und Ebner. (Pi'eis 10 Mark.)
Mit dem soeben erschienenen III. Bande ist nun die 4. Auflage
der Hochstetter'schen Populären Botanik vollständig beendigt. Nach-
dem der erste Band die allgemeine, der zweite die spezielle
Botanik und der beigegebene Blüthenkalender eine Anleitung zum
Selbstbeslimmen der Pflanzen gegeben hat, gibt nun dieser dritte
Band die angewandte Botanik, die Beschreibung der Kulturpflanzen,
der Pflanzen, die in Haus und Kiiche, in den Gewerben und Künsten
sowie in den Apotheken benützt werden. Er umfasst zunächst im
ersten Garten die nutzbaren Holzpflanzen, unsere Obstbäume und
Obslslräucher, die Nulzbäume und Sträucher (Laub- und Nadelhölzer)
der kälteren Zone, sowie die immergrünen und Palmenliolzer der
heissen Erdstriche. Dann folgen im zweiten (harten die nutzbaren
Krautiiflanzen. die Futlerkräuler, die Gemüsepflanzen und die Handels-
und Gewerbspflanzen. Der dritte Garten beschreibt die nutzbaren
36
Graspflanzen, die Futter-, Getreide- und baumartigen echten Gräser,
sowie die unechten Gräser, die Binsen, Simsen und Kolbengräser.
Der vierte enthält die nutzbaren lilienartigen Pflanzen, die Nutz-
und Zierzvviebeln, sowie die lilien- und orchisartigcn Knollenpflanzen.
Im fünften sind die einheimischen und die ausländischen Wasserkräuter,
im sechsten die einheimischen und ausländischen nutzbaren Farne
und im siebenten die Arznei- und Giftpflanzen beschrieben. Ange-
hängt ist ein alphabetisches Verzeichniss der in der Homöopathie
gebräuchlichen Pflanzen, sowie eine Abhandlung über die sogenann-
len insektenfangenden Pflanzen. Art der Behandlung und Styl ist wie in
den früher erschienenen Bänden populär, ohne der Wissenschaftlich-
keit etwas zu vergeben ; die einzelnen Arten sind scharf getrennt,
ihre entscheidenden Merkmale deutlich hervorgehoben, so dass ein
vorliegendes Exemplar leicht bestimmt werden kann; überdiess ist
bei jeder Art ihr Nutzen und bei den Giftpflanzen der Schaden an-
gegeben und bei den wichtigeren Pflanzen, die eine bedeutende
Rolle in der Geschichte der Menschheit spielen, sind auch noch die
merkwürdigsten historischen Momente und ihre allinälige Verbreitung
ziemlich ausführlich erzählt. Mit Recht kann man also sagen, dass
der dritte Band den ihm zugewiesenen Stoff ebenso vollständig er-
schöpft, wie es der zweite Band, die spezielle Botanik, in Bezug auf
die in Deutschland wildwachsenden Pflanzen gethan hat.
Correspondenz.
Budapest, am H. Dezember 1877.
Ich verglich neulich das Original der Centaurea arenaria MB.
Willd. herb, mit unseren Formen der C. arenaria, und es stimmt
mit jener Form am besten überein, welche Prof. Kerner (Vegetations-
verhältn. Nr. 975) vorläufig als C. banatica bezeichnete. Centaurea
arenaria Szovits, Läng (herb. Ruth.) et Kern. (1. c.) weicht durch das
Anthodium von Bieberstein's Originale auch nicht ab, aber durch die
breiteren, dicht weissfdzigen Blattzipfel und Stengel bildet sie eine
var. tomenfosa. — Cent. Tauscheri Kern, fand ich heuer bei Pills
massenhaft, bei welcher die Spitzchen, von denen das Anhängsel ab-
geschlossen wird, bedeutend gross erscheinen. Auf die Spitzchen der
Anhängsel kann man aber, wie auch bei den übrigen Centaureen,
auch bei C. arenaria M B. und ihre Formen wenig Gewicht legen,
und wird dieses Merkmal von Ledebour der Sect. Acrolophus DC. als
Charakter zugeschrieben. Auch C. coriacea W. Kit. (C. Sadleriana
Jk.) sammelte ich bei dem Monorer Walde mit dornigen Anhängseln.
— C. iherica Trev. fand ich in dem Szörenyer Komitate auch bei
Plugova. Bei Orsova, wo sie zuerst Erzbischof Dr. Haynald aufge-
funden hat, ist sie häufig. Man kann sie von der ähnlichen C. Calci-
trapa L., welche auch bei Tornya c. Csanäd und bei Bckes-Gyula
37
vorkommt, auch durch das breilere, am Grunde abgestutzte Antho-
dium leicht unterscheiden. In Kroatien fand ich neben dem Bupleu-
rum exallatum MB.! (ß. Siblhorpiamim Sm., B. baldense W. Kit.
non alior.), welclies ain Velcbit hiiufig vorkommt, auch B. cernuum
Ten. (B. exaltatum Koch) an der Visevica bei Fuzine und am Rysniäk.
— Onohrijchis Tommasinü Jord. kommt auch im Recinathale bei
Fiume vor. Ich habe jetzt hinreichendes Material zur Vergleichung
dieser Art, niclit al)er so viel von jener Form, die ich 0. Visianii
nannte. Gewisse Formen der 0. Tommasinü kommen jenen der 0.
Visianii sehr nahe, aber die Früchte letzterer sind weit dorniger,
die Dorne sind länger und stellen in 2 — 3 Reihen an beiden Seiten
der Früchte. Borbäs.
ürbach in Hannover, 6. Dezember 1877.
Ein Irrthum oder Namensverwechslung in dem diessjahrigen
Prospekt des Herrn Dr. B.initz in Königsberg veranlasst mich zu der
Bitte einigen Bemerkungen die Spalten Ihres Blattes öffnen zu
wollen. Es betrifft die in den Gipsbergen des Vorharzes an einigen
wenigen Orten vorkommende Form der Arabis alpina, die Herr Dr.
Biinitz identisch mit der mir sonst unbekannten Varietät crispafa
Willd. gefunden hat. In dem gedachten Prospekte wird nun diese
Pflanze als von mir entdeckt irrthümlicher Weise bezeichnet. Es
wird das auf einem Lapsus meinoriae oder Namensverwechslung
beruhen, indem ich bei Mittheilung einiger Exemplare der schönen
Arabis alpina erwähnte, dass ich itn Jahre 1876 das Glück hatte,
die bisher in Thüringen nicht beobachtete Omphalodes scorpioides
an einer Stelle des KylThausergebirges in ziemlicher Anzahl aufzu-
finden, über welchen Fund Herr Professor Dr. Irmisch in Sonders-
hausen sehr erfreut sich äusserte. Was die Arabis alp. jedoch an-
betrifft, so sind deren Entdecker in hiesiger Gegend der bekannte
Wallroth und gleichzeitig der noch lebende Pastor Stölting jetzt zu
Bergen an der Dumme, wie derselbe mir vor Jahr und Tag selbst
mitgetheilt hat. Ihm verdankt Hampe in seiner Harzflora die meisten
Angaben aus dieser Gegend. Der von Hampe, Meyer, Garcke ange-
gebene Standort der Arabis alp. ist gegenwärtig theils schon ver-
nichtet, theils sehr gefährdet (lurch Gipsbrüche, die ihn von zwei
Seiten einschliessen. Namentlich eine Stelle, wo ich vor mehreren
Jahren die schönsten Hoste von 8 — 12 mächtigen Rosetten an einem
Stengel und dichten nickenden Blütlientrauben beobachtete, deren An-
blick eine Pracht war, ist vollständig verschüttet und nur einzelne kleine
Höstclien sind am Rande der Zerstörung-sstelle geblieben. Ich habe
jedoch zu meiner Freude das Glück gehabt, an einer ganz andern
Stelle einen zweiten Standort im vorigen Jahre ganz unerwartet zu
finden, und einen dritten in diesem Jahre, ersteren in Gesellschaft
meines Freudes Schambach in Northeim, der mir bei dieser Gelegen-
heit die Miltiieilung hier erlauben wird, dass er vor einigen Jahren
im Oberharze einen neuen Standort der Linnaea borealis entdeckt
hat, wo diese im Harze sonst nur im Scimeeloche des Brockens an-
38
gegebene aber äusserst selten zum Blühen kommende Rarität in
schönster Bliilhe prangte. Leider soll dieser Standort im folgenden
Jahre von einer Horde Schüler mit iln-em Schulmeister, die darauf
liefen, arg verwüstet, vielleicht ganz zerstört sein. Ein Wunder wäre
das niclit , da diese Gesellschaft mit Sträussen dieser seltenen
Pflanze an den Mützen gesehen worden ist. Hoffentlich bleibt die
Arabis alp. unserer Berge von ähnlichem Vandalismus verschont.
Bei dieser Gelegenheit sei mir noch eine diesen letzten Sommer ge-
machte Beobachtung zu erwähnen gestattet, die mir neu war. Sie
betrifft die seltene Potentilla hyhrida Wallr. , von der ich einen aus
dem Windehäuser Holze stammenden Host unter Büschen in meinem
Garten seit einigen Jahren beobachte. Im vorigen Sommer hat sich
die Pflanze durch Samen an eine andere Stelle des Gartens versetzt,
nicht von mir sondern selbst ausgesäet, und das junge Pflänzchen,
das in Tracht und Blättern, in allem überhaupt, mit der Mutter-
pflanze übereinstimmt, hat auch bereits geblüht. Ich weiss nicht,
ob diess auch anderwärts beobachtet ist; für mich, war's von höch-
stem Interesse, da ich bisher der Meinung gewesen war, dass
Bastarte unfruchtbar seien, wenigstens nur taube Samen hervor-
zubringen vermöchten. Evers.
Fersonalnotizen.
— Dr. Karl v. Nägel! , Professor in München, wurde vom
König von Bayern zum Ritter des Maximilian-Ordens für Wissen-
schaft und Kunst ernannt.
— Dr. Emil Schüz in Calw in Württemberg, Besitzer des
Koch'schen Herbariums, ist im Oktober gestorben.
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Älatz mit Pflanzen aus
Niederosterreich. — Von Hrn. Janka mit Pfl. aus Ungarn und Sieben-
bürgen. — Von Hrn. Kravogl mit Pfl. aus Vorarlberg.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Burnat, Wiesbaur,
Dr. Stohl, Fleischer, Schambach.
Aus Niederosterreich eing. von Wiesbaur: Ficaria calthaefolia,
Rosa dumalis, R. lutetiana.
Aus Oberösterreich eing. von Dr. Rauscher: AlUum senescens,
Bidens cernua, Castanea vesca, Erucastrum Pollichii, Hedera Helix,
Lactuca muralis, Lepigonum rubrum, Leucojum venium, Linum
perenne, Lycopus europaeus, Poa Eragrosfis, Portulaca oleracea,
Rosa arvensis, Rumex marifimus, Spcrgvla maxlma, Spiraea Ulma-
ria, Valeriana celfica, Willemelia apargioides.
39
Aus Salzburg einges. von Dr. Rauscher: Az-alea proanubens,
Bvpkthalmiim salicifoliiim, Cardamine hirsufa, Centaurea montana,
Geujti 7'ivale, Gypsophila repens, Paris quadrifolia, Pinguicnla vul-
garis, Rammculus montanns, Spiraea Ärnncus, Thlaspi alUaceum,
Valeriana saxatilis, Viburmim Lantana.
Von Fleischer eing. aus Mähren: Hypochoeris glahra, aus Böh-
men: Pvlicaria vulgaris.
Aus Siebenbürgen einges. von Janka: Amphigenes carpatica,
Polyschemone nivalis, Stipa Lessingiana und aus Ungarn: Centaurea
Sadleriana.
Vorra'hig : (I.) = Istrien, (Kt.) = Kärnten, (M.) = Mähren,
(NOe.) = Niederösterreich, (OOe.) = Oberösterreich, (P.) = Polen,
(Schi.) = Schlesien, (Schz.) = Schweiz, (T.) = Tirol, (Tli.) = Thü-
ringen, (U.) = Ungarn.
Coruus mas (NOe.), sanguinea (OOe., Schi.), Coronilla Emerus
(NOe.), scorpioides (Fiume), varia (NOe.), Corydalis cava (Schi.),
fabacea (NOe.), intermedia (Th.), lutea (Nassau), solida (NOe., U.),
Corylus AveUana (M., OOe.), fubulosa (NOe.), Corijnephorus cane-
scens (P., U.), Crassula rubens (Schz.), Crataegus intermedia (U.),
nigra (U.), Oxyacantha (M., OOe.), pentagyna (U.), Crepis alpestris
(NOe.), foetida (NOe., U.), hyoseridifolia (T.), Nicaeensis (Th.), prae-
morsa (NOe.), virens fSchl.), Crocus albiflorus (I.), banaficus (Sb.,
Slavonien), iridiflorus (Ü.), parviflorus (T.), vernus (NOe., OOe.),
Crupina vulgaris (U.), Crypsis aculeata (U., Griechenland), alopecu-
roides (NOe., U.), schoenoides (U.), Cucumis CitruUvs (U.), sativus
(OOe.), Cucurbita Pepo (OOe.), Cuscuta Epithymum (OOe.), urceo-
lata (U.), Cyclomen europaeum (NOe.), Cynanchum Vincetoxicum
(Ficlitelgebirge), Cynodon Dacfylon (M., U.), Cynosurus cristatus
(OOe.), echinatus (I.), Cyperus flavescens (OOe.), fuscus (Schi., U.),
glnmeratus (U.), pannonicus (U.), Cypripedium Calceotus (T.), Cy-
tisus australis (U.), austriacus (U.), capitatus (Schi.), elongatus (U.).
Laburnum (NOe.), radiatus (Kt., T., Kroatien), Dactylis glomerata
(OOe., P,), Danthonia decumbens (Schi., T.), Daphne Cneorum (NOe.,
T.), Laureola (NOe.), Mezereum (Schi.), striata (Kt., T.), Daucus
Carola (OOe.), Delphinium Consolida (OOe.), Orientale (U.), triste
(T.), Dentaria enneaphyllos (Kt., NOe.), digitata (Schz.), pinnata
(Schz.), Deschampsia liloralis (Schz.).
Obige Pflanzen können nach beliebiger Auswahl im Tausche
oder käuflich die Centurie zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden.
Inserate.
Im April — Mai d. J. beabsichtige ich mich nach Italien resp.
Sizilien zu begeben und suche Reisegesellschaft.
Dr. Heidenreicli in Tilsit.
40
Im Selbstverlage des Dr. C. Baenitz in Königsberg In Pr. und im Kom-
missions - Verlage der Buchhandlung von Braun und Weber da-
selbst sind soeben erschienen:
C. Baenitz, Herbarium Europaeurti, Lief. 1. 11. 42 Nr.
(Dritte Auflage). Lief, l— Xül. 95 Nr. (Zweite Auflage). Lief.
XXXIII— XXXV. 320 Nr. (Neu).
Bebb, Lorentz und Patterson, Herbaiium America-
num. Lief. V. 101 Nr. (Aus der Flora von Illinois) Lief. Vi.
50 Nr. (Aus der argentinischen Republik).
Inhaltsverzeichnisse (nebst Preisangabe) durch den Selbstverleger und jede Buch-
handluns;.
Einladung zur Pränumeration
auf den XXVIIL Jahrgang (1878) der
Oesterreichischen
Botanischen Zeitschrift.
(Oeslerr. bolan. Woclienblalt.)
Auf die „OesterreicMsche botanische Zeitschrift,** welche von dem
hohen k. k. österreichischen und dem hohen k. ungarischen
Ministerium für Kultus und Unterricht den Mittelschulen
empfohlen wurde, pränumerirt man mit 8 fl. österr. W. (16 R. Mark)
auf den ganzen Jahrgang oder mit 4 fl. österr. W. (8 R. Mark) auf
einen Semester und zwar auf Exemplare , die frei durch die Post
bezogen werden sollen, nur bei der Redaktion; Wien, V. Schloss-
gasse Nr. 15.
Alle Buchhandlungen des In- und Auslandes nehmen ebenfalls
Pränumerationen an. Die Versendung an die Buchhandlungen hat die
Verlagshandlung C. Gerold's Sohn in Wien übernommen.
Von den bereits erschienenen Jahrgängen können noch voll-
ständige Exemplare gegen nachfolgende Preise bezogen werden:
2. und 3. Jahrgang zu 1 fl. (2 R. Mark) — 8. bis 22. Jahrgang zu
2 fl. (4 R. Mark) — 23. bis 26. Jahrgang zu 5 fl. (10 R. Mark) —
27. Jahrgang 8 fl. (16 R. Mark) Bei Abnahme sämmtlicher Jahrgänge
von der Redaktion, 20 Procent Nachlass.
Von den bisher erschienenen 21 Porträts der „Gallerie österrei-
chischer Botaniker" können einzelne Exemplare und zwar in Okt. ä
50 kr. (1 R. Mrk.) und in Fol. auf chin. Papier ä 1 fl. (2 R. Mark)
abgegeben werden.
Skofitz.
{V. Sclilossgasse 15.)
Redakteur uml Hei-aiisgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von C. Gerold's Sohn.
Druck und Papier der C. Ueberreuter scben 13ucüdruekerei (M. Salzer).
Botanisclie Zeitschrift
Gemeinnütziges Organ
für
Die «sterrelcliische Exemplare
hotanisci.e Zeitschrift RotflluL tlllfl Rnfnilliil^r die frei durch diePost be-
erschelnt UMIrtUlK UHU UUlillllHtl, zogen werden sollen, sind
den Ersten jeden Monats. bios hei der Redaktloa
"^"Inl^'r'Hrosrwr"'^ Gärtner, Oekonomeii, Forslmäiiner, k^ük/''- ^-^i^^:^^: "'
(16 R. Mark.') _ Im Wege des
ganz jährig, oder mit Anrttllplor 1111(1 TocIllliLpr Buchhandels übernimmt
* n. f,.W. (SB. Mark) iipUlllCMl UHU ItllllllKCI. Pränumeration
halbjährig. C. Gerold'« Sohn
Inserate -. in Wien,
die gaaze Petitzeile py ^' 9 sowie alle übrigen
15 kr. Ost. W. A™ ^ «Wf Buchhandlungen.
XXYIII. Jahrsanar. WiMi. Februar 1878.
INHALT: Alten vnn Sporormia. Von Niessl. — Vcgetalions-Veiballnisse. Von Di'. Kern er. —
Neue Arten. Von Dr. Heliireicti. — Pllanzeti iiuf flcr WellaiiSätelliing Von Antoine. — MelUotus
macrorrhlzus. Vnn M eiij'har t h. — Exkursi'in auf Arbe und Veglia- Von Dr. Borbäs. — Lileratur-
bendite. — Cnrrespoulenz. Von Dr. Wiesbaiir, Dr, Boibas, Freyn. Uechtntz, Dr. Pocke.
— Personainntizi-n. - Vereine, Anstalieo, ünteri,ehmungen. — Botanisclier l'auscbverein. — Bericbti-
guDg. — Inserate.
Die Arten der Pyrenomycetengattung
Sporormia de Not.
Von G. V. Niessl.
Nachstehende kleine Arbeit soll duicliaus keine Monographie
der erwiihntßn Gatlnng darstellen, sondern nur den Freunden der
Mykologie durch krilische Untersuchung dnr bisher bekannten und
mehrerer neuen Arten jene Uebcrsirht gewühren, welche zum Er-
kennen des aurgesaniniellen Muleiiales und somit auch zur Auifin-
dung unbekannter Formen (deren es gewiss noch selir viele gibt)
nothwendig ist.
Zur Gattung Sporormia gehören bekanntlich alle Arten der
natürlichen Gruppe der Sordariaeae, deren Sporen aus mehr als zwei
Zellen bestehen, mit Ausscliluss jener mit Laugstheilung der Spore
{Pleophragmia Fckl.). Die Arten mit zweizeiligen Sporen sind zur
Gattung Delilschia, jene mit einzelligen zu Sordaria (im weiteren
Sinne) vereint worden. Diese Gattungen haben untereinander, in jeder
anderen Hinsicht als die Theilung der Sporen, eine so grosse, in die
Augen springende Vervvandlschai't, dass es geraflezu unCassbar ist,
wie in letzter Zeit der Versuch gemacht werden konnte, sie zu
trennen und je nach der Zeilenzahl der Sporen in ganz verschiedene /
Gruppen der Pyrenomyceten einzureiiien.
Oesterr. hntan, /«itschTift. 2. Hef». 1S78. 4
42
Dieser Weg. gt'gt'n den man sich auch im Allgemeinen nicht
oft und entschieden genug verwahren ivann, führt gerade zu dem
entgegengesetzten Ziele der wissenschaftlichen Systematik, welche
die natürliche Verwandtschaft der Oi'ganismen und somit jene Faden
aufsucht, (leren Verfolgung allein einmal den Einblick in den gesetz-
miissigen Gang der Naiurentwicklung so weit als möglich gestatten
wird. Jener Weg führt aber zu einer vielleicht in vielen Fallen be-
quemen, doch, nur rein registrirenden Schematik, welche keine wei-
teren Gedanken anregen kann.
Um Wiederholungen bei der Beschreibung der einzelnen Arten
zu vermeiden, mögen einige Bemerkungen über die gemeinschaft-
lichen Eigenthümlichkeiten voraus Platz finden. Die Perilhecien von
Sporormia sind im feuchten Zustande von ziemlich weicher Substanz,
häutig oder fleischig, so dass sich die meisten unter dem dünnsten
Deckgläschen leicht zerdrücken lassen. Im Trocknen werden sie fest
oder brüchig. Alle haben eine deutliche Mündung, wenige eine sehr
lange. Ihre Aussenseite ist bei allen hier beschriebenen Arten kahl,
abgesehen von einzelnen anhaftenden Mycelfäden. Die Farbe ist dun-
kelbraun bis schwarz, letzteres besonders im trockenen Zustande,
dunkel olivengrün oder rüthlichbraun oft im durchfallenden Lichte.
In der Bildung der Perilhecienwände weichen die Sporormien im
Allgemeinen von den Sordarien (für welche diese schon mehrfach
gut beschrieben und dargestellt wurde) nicht ab. Die Schlauche der
Formen dieser Galfung, oft sehr gross und flexibel, sind ebenfalls
von zarterer Subslanz als bei den meisten anderen Pyrenomyceten;
nicht leicht vergänglich, aber Formveränderungen selbst noch unter
dem Mikroskope sehr unterworfen. Bei allen Arten ist die innere
Schlauchmembran an der Spitze verdickt und mit einem kleinen Po-
rus versehen , was zwar nicht immer auffällig, aber stets nachweis-
bar ist und nach meiner Anschauung dem Gattungscharakter ange-
hört. Zu diesem gehört auch, dass bei allen Arten zwischen den
Schläuchen sich echte, meistens von unten auf locker verästelte Para-
physen befinden, welche am schwächsten bei Sp. minima entwickelt
sind. Die Sporen sind bei allen Arten dunkel gefärbt, bei den meisten
braunschwarz und opak. Sie sind, ebenfalls ohne Ausnahme, von einer
fest anhaftenden Gallerfschichte (nach Fuisting eine aufquellende
Schichte der äusseren Zeilenmembran) umgeben, welche bei manchen
Arten stärker, bei anderen schwächer ausgebildet erscheint, aber
auch dort, wo sie von den Autoren nicht erwähnt wird, wohl nur
übersehen worden ist. Bald nachdem die in der Entwickelung be-
grifiene, noch ganz farblose Spore ihre Umrisse erkennen lässt, be-
ginnt die Bildung der Scheidewände, und sie ist oft schon vor
Eintritt der Färbung soweit beendet, das.s die einzelnen Zellen ge-
sondert sind. Die später gelblich, grünlich, endlich blass-bräunlich
gefärbte Spore hat in der Regel schon die volle Zellenzahl der Reife.
Sowie sich die Membran schwarzbraun färbt, schnüren sich di«; ein-
zelnen Zellen stärker ab und trennen sich bei vielen Arten oft schon
im Schlauche, so zwar, dass sie, von einander abstehend, nur durch
43
die Galleitschiclite zusammengeliallen erscheinen. Bei einigen Arten
liaften die Segmente der Sporen viel fester aneinander, auch noch
nacli dem Austritte aus dem Sclilauche, doch scheint es, dass vor
der Keimung in der Regel die Trennung einiritt, wodurch sich die
Sporen dieser Galtung von jenen der meisten anderen Pyrenomyceten
unterscheiden.
Meines Wissens ist hei Sporormia bisher bloss die Bildung von
Schlauchspüren bekannt. Man kennt weder Stylosporen, noch Sper-
matien, noch Conidien. Ich besitze einige KothKugeln, die keine ande-
ren Pyrenomyceten tragen als Sp. ambigna und intermedia. Zwischen
den hier sparsam stehenden schlauchfülirenden Perithecien sind sehr
reichlich andere verl heilt, welche etwas kleiner, von ähnlicher Form
und hautiger Substanz sind und an kurzen Hyphen oblonge, wasser-
helle Zellen enthalten, welche ungefähr denselben Charakter wie die
Mikrostylosporen der Pleosporein haiien. Es wäre datier wohl mög-
lich, dass ihnen hier auch wirklich die analoge Bedeutung zukommt,
doch muss man sich vor übereilten Schlüssen hüten. Bei einer Sor-
daria (macrospora) glaube ich ahnliche aber gefärbte Stylosporen
nachgewiesen zu haben.
Die Sporormien leben gleich ihren nächsten Verwandten auf
trockenen und faulenden Exkrementen von Säugethieren und Vögeln,
aber soweit mir bekannt, nur auf den von Pflanzenfressern. Es scheint
also vegetabilische Unterlage, die von ammoniakalischen oder doch
stickstüfFliältigen Substanzen durchtränkt ist, zu ihren Lebensbedin-
gungen zu gehören. Man kann diess als Regel betrachten, denn von
den zwei Arten, welche auf anderem Substrate angeführt werden,
wächst nach Fuckel Sp. gigaspora auf Holz, das auf ammoniakali-
schem Schlamme faulte, während die Zugehörigkeit der Sp. ulmicola
Pass. zu dieser Gattung für mich ni'ht ganz zweifellos ist. Uebrigens
bestätigen so seltene Ausnahmen desto mehr die Regel.
Auf den angeführten Substraten wachsen nun meistens ver-
schiedene Alten der Galtung noch mit anderen koprophilen Pyreno-
mycelen gesellig, und bei ähnlicher habitueller Erscheinung gehört
oft nicht nur grosse Geduld dazu, einzelne seltenere Formen aufzu-
finden, sondern es ist auch schwer, Anderen authentische Beleg-
exemplare mitzut heilen, da hierdurch oft Missversfändnisse veranlasst
werden.
Zur Unterscheidung der einzelnen Arien liefern Perithecien,
Schläuche und insbesondere die Sporen meistens gute Merkmale. Da
die Dimensionen der letzleren sich bei den meisten Arten für jede
als ziemlich beständig erweisen, kann auch dieses Kennzeichen mit
benützt werden. Es wird manchmal zwischen phanerogamisclien Pflan-
zen und Pilzen eine Parallele und daraus der Schluss gezogen, dass
Maasse kein Kriterium für Artunlerschiede liefern dürfen. Dieser
Schluss ist, aber bei Organismen, welche so wenig Vergleiche zu-
lassen, in seiner Allgemeinheit sicher nicht richtig. Nach meiner An-
schauung kann nur die Erfahrung in jedem Falle massgebend sein,
indem sie jene Merkmale aufsucht, die sich unter verschiedenen Um-
4»
44
ständen als beständig- erweisen. Indessen habe ich von den absoluten
Maassen zur ITnterscheidnng- nur in der folgenden analylis('hen Ueber-
sicht hin und wieder ausschliesslich Gehrauch gemacht. Da der Cha-
rakter einer Art selten durch ein Merkmal, sondern in der Regel
durch eine Summe an und für sich oft unbedeutender Kennzeichen
bestimmt wird, kann eine solche auf Einzelheilen gegründete Ueber-
sicht zwar manchmal das Auffinden der Arten erleichtern, aber nie-
mals ausführlichere Beschreibungen entbehrlich machen.
Die zahlreichen Arten dieser Gattung sind im Allgemeinen
leichter zu unterscheiden, als die irgend einer anderen unter den
Pyrenomyceten. Dem Geübten genügt oft ein Schlauch, ja eine Spore.
Wer dieselben aber erst kennen lernen will, wird diess nicht ohne
Untersuchung eines grosseren Materials erreichen.
Enizelne Arten von Sporormia sind von de Notaris, Carestia,
Anerswald, Fuckel, Winter, Passerini und Hansen beschrieben worden.
Icii selbst füge diesen einige mir neu scheinende hinzu. Mit Recht hat
Auerswald den Namen der Hormospora ovina Desm. aufgegeben, da
es gegenwartig unmöglich ist, nachzuweisen, was damit gemeint war.
Da in Auerswald's Uebersicht der Gattung (Hedwigia, 7. Bd.)
nur 8 Arten beschrieben sind, wahrend in der folgenden Arbeit da-
von 21 aufgeführt werden, so dürfte diese damit gerechtfertigt sein.
l'ebersicht der Arten.
1. Sporen 4zellig (bei einer Art ausnahmsweise auch 3zellig) (2).
Sporen 5- bis vielzellig (11).
2. Sporen liegen einreihig im Schlauche (3).
Sporen 2- bis mehrreihig (4).
3. Schäuche zylindrisch, gleichbreit, Sporen 17 — 20 Mikrom. lang,
4zellig: Sp. pulchella Hans.
Schlauche zylindrisch-keulenförmig, nach abwärts verschmälert,
Sporen 38 Mikrom. lang, 3- oder 4zellig, Holz bewoimend:
Sp. ulmicola Pass.
4. Schläuche oblong, in der Mitte am breitesten oder zylindrisch,
röhrig, gleich breit (5).
Schläuche mehr oder weniger deutlich keulenförmig (6).
5. Peritliecien fast punktförmig, wenig über 100 Mikrom. Durchm.
Schläuche klein, zumeist oblong, Sporen nicht über 30 Mikrom.
lang : Sp. minima Awld.
Perithecien nahe doppelt so gross als bei voriger. Schläuche
lang, röhrig. Sporen nicht unter 40 Mikrom. lang :
Sp. intermedia Awld.
6. Schläuche nicht über 120 Mikrom. lang, Sporen klein und zart,
nicht über 30 Mikrom. lang und 5 breit (7).
Schläuche und Sporen grösser (8).
7. Mittlere Sporenzellen gleich, zylindrisch oder oblong, alle 4 Zellen
leicht trennbar: Sp. leporina Nssl.
« Mittlere Sporenzellen ungleich; alle vier Zellen fest aneinander
haftend: Sp. Nofarisii Carest.
45
8. Scliliiurhe vorlaiigtM-t-!\oulenluniiig-, 9 bis 12inal so lang als breit.
Sporen nicht über 40 Mikroin. lang (9).
Scluiuciie breit-lieulenfünnig, sich dem Oblongen nähernd, 5 bis
6tnal so lang als breit. Sporen über 60 Mikroni. lang (10).
9. Perilhecien unter 0-5 Mm., hiiulig-fleischig, Mündung konisch,
manchmal verlängert: Sp. ambitjuci Nssl;
Perilhecien gross, 0'5 Mm. oder darüber im Durchmesser, mit
zylindrischer Mündung von der Länge des Perithecienhalbmessers:
Sp. Ingeniformis Fckl,
10. Die beiden minieren Sporenzellen kaum länger als breit:
Sp. megalospora Awld.
Die beiden mittleren Sporenzellen fast doppelt so lang als I)reit :
Sp. giganlea Haus.
11. Anzahl der Zellen in einer Spore konstant 7 oder 8 (12).
Anzahl der Zellen einer Spore schwankend von 5 bis 20 (19).
12. Spore Tzellig (13).
Spore Szellig (14).
13. Schlänciie nicht über 120 Mikroni. lang, 20 breit, Sporen nicht
über 45 Mikrom. lang, 9 breit: Sp. rexans Awld.
Schläuche über 20t) Mikrom. laug, über 34 breit. Sporen über
70 Mikrom. lang, über 16 breit: Sp. heptarnera Awld.
14. Perilhecien sehr gross. ^/^ — 1 Mikrom. iin Durchmesser:
Sp. gigaspora Fckl.
Perilhecien erreichen nicht Y2 Mikrom. Durchmesser (15).
15. Schläuche mehr oder weniger röhrenförmig, gleich-breit, oder
oblong, in der Mitte am breitesten (16).
Schläuche keulenfitrmig (17).
16. Perilhecien mit verlängerteui zyliudrisclien Halse:
Sp. pulchra Hans.
Perilhecien mit sehr kleiner papillenförmiger Mündung:
Sp. pascua Nssl.
17. Sporen nicht über 60 Mikrom. lang (18).
Sporen über 100 Mikrism. lang; Sp. insignis Nssl.
18. Sporen zylindrisch, schlank, zart, nicht über 5 — 6 Mikroui. breit,
seiir leicht zerfallend: Sp. oclomera Awld.
Sporen etwas keulenförmig, 10 — 12 Mikrom. breit, Zellen ziem-
lich fest zusauimenhängend: Sp. corynespora Nssl.
19. Zellen in einer Spore 5 — 9, Sporen nicht iu einem Bündel neben
einander liegend, scmdern 2 — 4reiliig (20).
Zellen in einer Spore: viele (bis 20) Sporen alle parallel in
einem Bündel neben einander: Sp. ßmefaria de Not.
20. Schliiuche nicht über 180 Mikrom. lang und 21 breil. Sporen
7—8- oder 9zellig, schlauk, 6— 7mal so lang als breit:
Sp. commufata Nssl.
Schläuche nicht unter 250 Mikrom. lang, 31 breit, Sporen 5—8-
zellig, dick, nur 4mal so lang als breit: Sp. rariabiUs Wir.
Fortsetzung folgt.)
46
Die Vegetations-Vernäitnisse des mittleren und östlichen
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens.
Von A. Kerner.
XCIX.
1698. Ornifhogalum comosum L. — Auf grasbewachsenen, son-
nigen Platzen im millelungarisrlien Berglande. In der Pilisgruppe bei
Csobanka und Vorüsvär, auf dem Adlersberge und Blocksberge bei
Ofen, im Kammerwalde bei Promonfor und- auf der „grossen Heide"
oberhalb Teleny. Kalk, diluv. Lehm. 150-250 Meter.
1699. Oi-nithogahim umhellatum L. — Auf Wiesen und an
grasigen Plätzen in den Lücken der Niederwälder, im Grunde lii;hter
Hochwälder, sowie auf bebautem Boden, auf Kleefeldern und Aeckern,
in Obstgärten und Weinbergen. — im mittelungar. Berglande am
Fusse des Baräibercz bei Felsö Tarkäny, auf dem Aoardi bei Erlau;
in der Matra bei Paräd und Gyöngyös; bei Waitzen, Zebegeny, Nana,
Gran, P. Csaba, Csolianka und Vör()svar, bei Ofen, namentlich bei
dem Stadimaierhof und auf den Wiesen gegen das Leopoldileld, dann
auf dem Scliwabenberge und im Wolfstliale; im Kammerwalde bei
Promontor und auf der „grossen Heide" oberlialb Teteny, bei Ercsi ;
in der Stulilweissenburger Niederung bei Vajta und Stuhlweissenburg;
auf der MargareÜieninsel bei Ofen, häufig auf der Csepelinsel bei
Schilling, Sziget Ujfalü, Toköl, Csep; auf der Kecskemeter Landholie
bei R. Palota, auf den Grasfluren entlang dem Rakosbache und im
Stadtwäldchen bei Pest, bei P. Gubacs, Soroksar, Monor, Pills und
Nagy Koros. Am Ostrande der Tiefebene bei Szelvelyliid und im
Vorlande des Bihariagebirges von Grosswardein über die Höhen des
Somlyö bei Bischofsbad, des Kobänyahegy hei Felixbad und die
Hügel bei Hollodu, auf den Bontoskö bei Petrani nächst Belenyes.
— Kalk, tert., diluv. und alluv. Sand und sandiger Lehm. 90 —
320 Meter. — (Sehr veränderlich in der Höhe des Stengels, in der
Breite der Blätter und im Ausmasse der P(M-iantliien und Fruchte.
Exemplare, welche an halbschalligen Platzen in Obstgärten und Wein-
bergen und überhaupt auf bebautem Boden ihren Standort haben,
und deren Zwiebel in lockere, m;:ssig, aber stetig durchfeuchtete
Erde gebeetet sind, zeigen einen 200-300"™ holien Blülhenschaff,
die Bläller sind 5 — 8""°^ breit und gewi)'inlich nicht länger als der
Blüthenschaft, die Perigonblatler sind 18—24'°°' lang, die Frucht-
stiele sehr verlängert, nahezu unter einem rechten Winkel von der
Spindel der Inflorescenz abstehend; in den Achseln der äusseren, in
der feuchten Erde sich rasch zersetzenden Zwiebelblätler entwickeln
sich gewöhnlich reichlich Brutzwiebelchen, und die ganze Zwiebel
hat eine nahezu kugelioe Gestalt. — An sonnigen PUilzen auf gra-
sigen Anh()hen und auf den Grasfluren des Tieflandes, wo die Zwie-
47
belli in eine im Hochsommer auslrockneiide Erde eingebeelet sind,
werden die Stengel nur 60—200'"'" hoch, die Bialter sind 2—5'"'"
tireit, gewohnlich etwas langer als der S{;iiaft, <li(; Ferigonblatter sind
10 — 18""™ lang, die Stiele der Früchte weniger verliingert, daher im
Verhaltniss zu den Deckblättern Kürzer und von der Spindel der In-
florescenz gewöhnlich unter einem Winkel von 45* aufrocht ab-
stehend. Die Zwiebelblatter erhalten sich in dem trockenen Boden
längere Zeit; die äusseren bilden trockenhäutige, rauchgraue Hüllen,
und in ihren Achseln bilden sich im Hochsommer Keine oder doch
nur selten Brutzwiebelchen aus. Die ganze im Hochsommer in dem
trockenen Erdreich ruhende Zwiebel hat eine eiförmige, nach oben
zu konisch vorgezogene Gestall. — Dass die hier angegebenen Ver-
schiedenheiten wirKlich nur durch den Einfluss des versihiedenen
Standortes bedingt sind, kann man sich leicht durcli Kulturversuche
überzeugen. Stöcke mit konischer Zwiebel, dünnem Stengel, schma-
len Blättern und wenigen kleinen Blüthen gestalten sich, in gute,
stets feucht gehaltene Gartenerde verpflanzt, schon binnen zwei Jah-
ren zu kräftigen Individuen, deren kugelige Zwiebel zalilreiche Brul-
zwiebelchen entwickeju, deren Blätter fast um das Doppelle breiler
werden, und deren zahlreichere länger gestielte Blüthen fast noch
einmal so grosse Peiiantliien zeigen. — Diese beiden durch direkte
äussere Einflüsse bedingten Formen sind im Linne'schen Sinne
[Philos. bot. ])ag. 102] und auch nach meiner Auffassung als Varie-
täten einer Art zu nehmen. Die Mehrzahl der neueren Phylographen
betrachtet sie irrthümlich als zwei verschiedene Arten. Die üppigen,
auf bebautem Lande und feuchterem Boden aufgewachsenen Indivi-
duen Werden gew()hnlicli unter dem Namen 0. nmbeUatum L. auf-
geführt, wäiirend die auf sonnigen Hügeln und Grasfluren, auf den
im Hochsommer austrocknenden Geländen des mittleren und süd-
lichen Europas gedeihenden Individuen die verschiedensten Namen
erhalten haben, von welchen ich hier als die 'bekanntesten 0. coUi-
num Guss. Ind. sem. h. bot. Bocc. p. 9 [1825] und Prodr. Fl. sie.
I. pag. 412 [1827]; Koch Syn. p. 618 [nicht Re ic henl)a(h!] ; 0.
tenuifoUnm Rchb. Icon. XX, pag. 15, t. 467, lig. 1020 [1848] non
Guss.!; 0. umbellalum minus seu pratense Wierzl)icki in sched.
und in Reiche nb. Icon. XX, p. 15 [1848]; 0. rnthenicum Bouciie
ap. Kunth. Enum. IV. p. 363 [1843]; 0. Kochii Paria t. Fl. ilal. II.
p. 440 [1852]; 0. umbellalum «. silvestre Neilr. Fl. N. Oest. p. 158
[1859]; 0. lernte Ki\. Addit. p. 33 [1864] aufführe. — Da die Merk-
male, durch welche man 0. umbellalum L. und 0. collinum Guss.
auseinander halten wollte, nur das Ergebniss entgegengesetzter Stand-
ortsverhältnisse sind, so versteht es sich von selbst, dass es an
Mittelformen, welche eben unter mittleren Standortsverhällnissen auf-
gewachsen sind, nicht fehlt. Solche Mittelformen sind in dem hier
beiiandelten Gebiete auch nichts weniger als selten. — Auch derlei
Mittelformen sind als Arten beschrieben worden, und geiiören z. B.
hieher sowold nach der Beschreibung, als nach den mir von den
Autoren zug-ekommenen Exemplaren: 0. angusfifolhim Boreau Fl.
48
centr. p. 625; 0. sahaudum Hug-uenin in litt, ad Kern er; 0. Hu~
gueninii Jord.; 0. br/eficum Boiss.)
1700. Ornifhogafitm exscapum Tenor e Fl. Nap. I. pag. 175,
tab. 34 (1811). Auf Grasplatzen auf der Mar^arelheninsel und Cse-
peliiKsol hei Ofen und Pest. — Sandboden. 95 Meter. — (unter-
scheidet si(;ii \o\\ 0. umbe/lafmn L. durch die itn Verhält niss zu den
langen unteren Blütheii- und Fruditstielen kürzeren Bliithenschäfte,
die über die obersten Blüthen weil hinausragenden Blatter, die hya-
linen polsterfürmigen, aus grossen parenchyin.i tischen Zellen gebil-
deten Gevvebekiirper, welche sich an der Basis der Fruchtsliele
gleichzeitig mit den Früchten ausbilden und den durch diese Wiilste
bedingten G(iotroi)ismus der Fruchlsliele. — So wie 0. umbellafum
L. zeigt auih 0. exscapum Ten. je nach dem Standorte selir auf-
falbmde Verschiedenheiten in dem absoluten Ausinasse der Stengel,
Blüthenstiele, Perigone und Fnichte. Im südlichen Europa, wo di(!ses
Ornithogalum auf sonnigen Grasplätzen vorkommt, und wo seine
Zwiebeln in eine Erde ^MUgebeetet sind, welche im Hochsommer zeit-
weilig ganz austrocknet, bleibt der Schaft niedrig, die Bl itter sind
schmäler und kiirzer. und amh der weisse Streifen auf den Blättern
ist im Verh<iltniss(! schmäler, die Perigone und Früchte sind kleiner,
die Zwiebel eniwiikelt im Soinmer l.eine Bi'utzwiebelchen und ist
eiförmig. Auf bel)anlem Lande und in loclverem Erdreich, dem auch
im Hochsomiuer ein gewisses Mass der Feuchtigkeit gesichert ist,
erscheint der Schaft mehr verlängert, die Blatter sind breiter und
länger und v(m einem breiteren weissen Streifen durchzogen, die
Perigone und Früchte zeigen ein viel grosseres absolutes Ausinass,
und in den Achseln der äusseren, ziemlich rasch verwesenden Zwie-
belblättcr entwickeln sich bald tm-lir, bald weniger Brulzwiebelchen.
— Abgesehen von diesen durch iV^w Stando't bedingten Verschieden-
heiten im absoluten Aiismass aller Thi'ile ist aber ein anderer Unter-
schied nicht zu finden. Auch beobachtet mm zwischen den Extremen
in der freien Naiur alle erdenklichen Zwischenstufen. Kleine, in Unler-
italien gesammelte Stiicke des 0. exscapvm Teuere mit einem nur
10^"°^ hohen 2-3 blülhigen Schafte, 20 -30™"" langen Blüthen- und
Fruchtstielen, 12""" langen Perigonen, 2'"" breiten Blattern und ei-
förmiger Zwiebel ohne Brutzvvicixdchen gestalteten sich, in lockere,
den Sommer über fcncht gehaltene Erde des bot. Gartens verpflanzt,
zu Individuen mit 200™"^ hohem, bis 16hlüthigen Schafte, 60—120"'"'
langen Blüthen- und Fruchlslielen, 25""" langen Perigonen, 3""" brei-
ten Blattern und kugeligen Zwiebeln, welche reicidiche Brutzwiebel-
chen entwickelten. — Im südlichsten Europa zeigt 0. exscapum Ten.
entsprechend den dortigen klimaüschen Verhallnissen und entspre-
chend den von der Pflanze bewohnlen im Sommer austrocknenden
Standorten immer ein geringeres Ansmass seiner Glieder, weiter
nach Norden, in Miltel- und Oberitalien und in Dalmatien trifft man
je nach dem Standorte Individuen mit den verschi<Mlensfen i)in)en-
sionen und im mittleren Europa, an der Nordgrenze des Verhrei-
tungsbezirkes dieser Art findet man fast ausschliesslich nui' Indivi-
49
duen mit grossen Dimensionen der Sleng-el, Blätter und Bliifhen und
mit brul bildenden Zwiebeln. — Diese letzteren wurden von Boreau
in Not. XXXVl Nr. 3 und in der Fl. centr. p. 625 als Art unter
dem Namen 0. dicergeiis beschrieben. Icli verdanke Boreau sowohl
lebende Stiicke, als auch getrocknete Exemplare seines 0. dwergens.
Dieselben stimmen mit dem aus Unleritalien stammenden, aber in der
Kultur im (iarten in allen Dimensionen bedeutend vergrösserten 0.
exscapnm Ten., sowie auch mit den auf der Margarelheninsel bei
Ofen gesammelten Exemplaren auf das genaueste überein. — Nocii
möchte ich hier bemerken, dass auch das Ornithogalum, welches
Koch in der Synopsis als „0. refractum'^ beschreibt, nicht 0. re-
fraclvm W. K. ap. Willd., sondern ein üppiges 0! exscapnm Ten.
[= 0. dwergens Bor.] ist, das auf bebautem Lande bei Triest und
Fiume häufig vorkommt.)
1701. Ornithogalum refraclmn W. K. in Willd. Enum. hört,
bcrol. Suppl. p. 18' (1813); Kitaibel in Addit. ad Fl. Hung. p. 33
(1864). — An grasigen Platzen im Schalten niederer Gebüsche, in
Auen. Im Slromgelände der Donau auf der Margaretheninsel bei
Ofen häufig, ebenso auf der Csepelinsel bei Csep; dann bei Neupest,
im Stadtwaldchen und auf dem Herminenfelde an der Eisenbahn bei
Pest. — Diluv. und alluv. Sand. 90—100 Meter. — (Stimmt mit 0.
exscapnm Ten. durch die polsterförmigen hyalinen Wülste an der
Basis der Fruchtstiele und durch den Geotropismus dieser Frucht-
stiele überein, unterscheidet sicii aber von diesem sehr beständig
durch den ganz anderen Fruchtstand. An 0. exscapnm Ten. sind
die obersten Fruchtstiele nicht viel länger, als die Stiele der Blütheu
waren, und sie überragen auch kaum die Spitze der Deckblätter;
die unteren Fruchtstiele sind dagegen auffallend verlängert, gewühn-
lich 4 — 6mal so lang als die von ihnen getragenen reifen Kapseln,
und immer mehrmals länger als die sie stützenden Deckblätter. Sie
sind zwar stark herabgeschlagen, aber doch niemals an die Spindel
angelehnt. Die Spindel der Intlorescenz streckt und verdickt sich bis
zur Zeil der Fruchtreife nur unbedeutend. Die an den aufwärts ge-
bogenen Enden der Fruchtstiele aufrechten Früchte stehen gewöhn-
lich in nahezu gleicher Hidie und liegen an Exemplaren mit kurzem
Schafte meistens sammllich dem Boden auf. — An 0. refractnm
W. K, sind sämmlliche Fruchtstiele der Intlorescenz von nahezu
gleicher Länge. Sie sind sämmtlich kurz; die untersten sind wie <lie
oberen höchstens zweimal so lang als die reife Kapsel und auch die
untersten kaum hinger als die Deckblätter. Zur Zeit der Fruchtreife
erscheinen die Stiele so stark herabgeschlagen, dass sie eine der
Spindel der Inflorescenz fast parallele Lage annehmen und meistens
geradezu an dieselbe angedrückt sind. Die Spindel der inflorescenz
verdickt uÄi streckt sich bis zur Zeit der Fruciitreife sehr bedeutend,
und die an den hakenförmig aufwärts gekrümmten Enden der kurzen,
herabgeschlagenen Stiele aufrechten Früchte stehen übereinander, so
dass der Fruchlstand ein fast ährenarliges Ansehen gewinnt. — 0.
exscapnm Ten. gehört mehr dem westlichen, 0. refractnm W. K.
50
mehr dein östlichen Tlieile Europas an. Im centralen südlichen Europa
greifen die Verbreitungsbezirke beider Arten ineinander, und in Li-
gurien, Istrien und Ungarn kommen beide Arten zusammen vor. —
Als Syn. ist hieherzusetzen: 0. mufabile De Not. Fl. Ligust. p. 407.
Wenigstens stimmen Exemplare, welche von De Not. herstammen,
und welche ich im Innsbrucker botan. Garten kultivire, mit 0. re-
fractum Kit. auf das genaueste überein. — 0. refractum De Not.
Fl. Ligust. ist dagegen 0. exscapum Ten. — Dass Koch von den
beiden im südlichsten Theile des von ihm behandelten Florengebietes
vorkommenden Arten nur die eine, nämlich 0. exscapum Ten., und
zwar üppige Exemplare desselben vor Augen hatte, und dass 0 re-
fractum Koch Syn. unter die Synonyme des 0. exscapum Ten. zu
setzen sei, wurde bereits oben erwähnt.)
1702. Ornithogalum nutans L. — Auf bebautem Lande; unter
dem Getreide bei Köhid Gyarmat; auf Aeckern bei P. Csaba am
Wege gegen die Slanitzka, bei dem Stadtmaierhofe nächst Ofen, auf
den Donauinseln; im Walde bei Vajta in der Stuldweissenburger
Niederung, in Getreidefeldern bei Grosswardein ^QgQi\ den Wolfs-
wald. — Tert. und diluv. Sandboden. 90—250 Met.
1703. Ornithogalum Boucheanum (Kunth.) 1843. — Auf Gras-
plätzen, unter Gebüsch, in Parkanlagen, Obstgarten, Auen und lichten
Hainen. Im Gebiete weit mehr verbreitet und häufiger als die vor-
hergehende Art. — Im erzbischöflichen Parke in Erlau; in der Matra
bei Paräd, zwischen Verpelet und Dobi puszta und zwischen den
Weingärten auf dem Särhegy bei Gyöngyös; auf der SchilTswerfl-
insel und Margaretheninsel bei Alt-Ofen; bei Ujfalü auf der Csepel-
insel; auf dem Herminenfelde bei Pest im Sande an dem Eisenbahn-
damme. — Tert., diluv. und alluv. Sandboden. 90 — 250 Meter. —
Syn. 0. chloranthum Saut er (1844).
Zwei neue Pflanzenarten von den Jonischen Inseln.
Beschrieben von Th. v. Heldreich.
Unter der im April dieses Jahres auf den Jonischen Inseln
von Herrn G. C. Spreitzenliofer gemachten reichen Ptlanzenausbeute
befand sich ein Ranunculus und ein Muscari, beide aus Corfu, und
beide, meiner Ansicht nach, noch unbekannte Arten. Mit Zustimmung
des Finders habe ich die Beschreibung derselben übernommen und
übergebe sie hiermit der OefTentlichkeit.
liamincuhis SpreitzenhofeH Heldr.
R. fihris radicalihus fasciculatis nigris cylmdricis parum tn-
crassatis, collo fibroso, caule 1 — öfloro in feine patule piloso super ne
adpresse puberulo , foliis glabriusculis vel brevissime pubescenfibus,
radicaHbus lange peliolatis petiolo parce piloso, primordial Ums am-
51
bitu orbiculatis basi coi'datis tripar litis segmentis obtuse lobalis
intermedio basi cuneato lateralibus bipartifis, caeleris oblongis pin-
natim decompositis laciniis oblong o-linearibus obtusis, caulinis de-
minulis svtnjuis trisectis laciniis oblongo-linearibus longe attenvatis
vel peliolulalis, floribus parvulis, calycis adpressi sepalis oblongo-
lanceolatis obtvsis dorso adpresse pnbescenlibus, petala obovafo-
oblonga aequatilibus, spica fructifera elliptica car peius triangtila-
ribns fentüssime punctatis in rostrum reclitm apice recnrvnm cos
partim brei^iorem atienualis.
Fibri radicales 3 — 5lineares; cauHs gracilis, quum vniflorns
hvmilis 3^1^ — öpollicaris, si vero pluriflorus altior et in specimini-
bus fructiferis fere pedalis, ramis erecto-patuHs; foliorum radica-
lium petiolus longitvdine rarivs 1 — 2pollicaris, lamina '/s — ipolli-
caris; floris (explanati speciminnm siccoj-mn) diametros circiler
semipollicaris (in floribus R. millefoliati Vahl. A R. Pelopon-
nesiaci Boiss. pollicaris est et ultra); carpelloriim spica (junior)
4 — ö linearis.
Ich benannle diese Art zu Ehren des für die VVissenscliafl so
eifrigen Entdeckers derselben. Herr Spreitzenliofer sammelte sie zwi-
schen Sleitia^eröll am Berge von Hagious Deka in einer Seehöhe von
1500 bis 1600 Fiiss in Gesellschaft von R. chaerophyllus L. und R.
Peloponnesiacus Boiss."^), den 11. April 1877 blühend und theilweise
fruchtlraffend.
R. Spreitzenhoferi gehört in die Unterabtheilung der Sektion
Euranunculus Boiss. (Hör. or, 1.) mit büscl eligen verdickten Wurzel-
fasern und ähnelt im Habitus dem R Peloponnesiacus Boiss. und noch
mehr dem R. millefoliotvs Vahl. und R. cupreus Boiss. et Heldr. ;
von ersterem unterscheidet er sich jedoch soforl durch die anliegenden
(nicht wie bei jenem zurückgeschlagenen) Kelchblätter, von R. mille-
foliatus Vahl. in ganz ausgezeiciineter Weise durch die kaum halb
so grossen Blüthen, deren Petalen kaum so lang als die Kelchblätter
sind, und durch die dreitheiiigen unteren Wurzelblaller. Die Kelch-
bUiller sind bei R. millefoliatus ganz unbehaart, gelb und petaloid,
bei unserer Pflanze dagegen wenigstens in der Mitte grünlich und
fein seidenliaarig. Durch die schwarzen, nur wenig verdickten kurz-
waizliclien Wurzel fasern ist unsere Art überdiess himmelweit ver-
schieden von den drei oben genannten, sowie von allen denselben
nahestehenden bekannten Arien, die mit v\eissen, dicken, eiförmigen
Wurzelknollen (grunii s. napuli) verselien sind. Bezüglich der
Wurzelbildting schliesst sich R. Spreitzenhoferi mehr der Gruppe
vt>n Ü. spica tics Desf. und R. Spruneriamis Boiss. an, von welchen
er jedoch wieder durch den ganzen Habitus, die Blalter, die Behaa-
rung, die Früchte u. s. w. sehr leicht zu unterscheiden und somit
eine ganz vorzüglich charakteristische Art Ul.
*) R. Peloponnesiacus Bois.«;. ist auf Corfu die häufigste Art; Spreitzen-
hofer fand sie auch am Monte S. Salvadore. Es ist dieser Raiiunculus in
ganz Griechenland (Peloponnes, Atlica etc.) weit verbreitet und wahrscheinlich
mit dem bei Bologna in Italien vorkommenden R. Agerii Bertol. identisch.
52
3Iuscari Mordoanutn Heldr.
M. bulbi tunicis nigro-fuscis, foUis scapum aequantibus vel eo
sublongioribus linearibus snpra canaliculatis flaccidis, racemo breci
ovato laxifloro, floribus paucis inferioribus fertilibus S — 9 atropur-
pureo-coeruleis longiuscule pedicellatis patentibus mox deflexis ob-
longis apicem versus irregidariter urceolato - inßatis ore partim
constricto aperto, denticulis pallide purpurascentibus brevibus ob-
tusis sub anthesi subrecurms, floribus summis ö — 6 abortivis cylin-
dricis vel ovatis laete amethystinis Capsula late obcordata.
Bulbus ovatus nucis Avellanae magnitudine v>el minor; scapus
2^l^ — 7pollicaris; folia lineam circiter lata^ pedicelli 2 — Slineares;
flores ferliles 3 lineas longi.
Ich widme dieses bisher nur aus Corcyra bekannte Muscari
dem Andenken des Corcyrensischen Arztes Lazaro de Mordo, der im
Jahre 1808 unter dem Titel „Nozioni iniscellanee intorno a Corcira'*
ein jetzt sehr seltenes Werkchen publizirte, worin er sich durch
viele werthvoUe Notizen über Klima, Vegetation und Kulturpflanzen
der Insel auch um die Flora seines Vaterlandes verdient gemaciit hat.
Herr Spreitzenhofer fand die Pflanze den 11. und 13. April 1877
an mehreren Lokalitäten bis zur Seehöhe von circa 2000 Fuss an-
steigend, namentlich in Olivenhainen längs der Strasse von Cori'u
nach Hagious Deka und zwischen Barbat i und Spartilla am
Fusse des Monte S. Salvador (von den Griechen Pantokrator ge-
nannt) und in etwas kleineren Exemplaren auf der Hochebene des
Gebirges selbst.
Unsere Pflanze ist mit M. racemosum (Lin.) zunächst verwandt,
die Blüthentraube ist indess bei 31. Mordoanum viel armblütiiiger,
die Blütlien sind länger gestielt, die Farbe derselben, sowie beson-
ders auch die der oberen verkümmerten Bliithen ist eine ganz an-
dere. Bei M. racemosum besteht die Blüthentraube aus zahlreichen
kleinen, dichtgedrängten, kurzges'ielten, regelmassig länglich-eiför-
migen, dunkelblauen und bcreiflen (pruinosen) Blüthen; die ober-
sten verkümmerten Bliithen sind kleiner und fast gleichfarbig mit
den anderen. In Bezug auf Habitus und Farbe der Blüthen hat unsere
Pflanze mehr Aehnlichkeit mit M. commutatmn Guss., doch sind bei
diesem die Blüthen kürzer und fast ganz geschlossen durch die
gleichfarbigen zusammenneigenden Randzahne, und die Farbe der
Blüthen ist dunkler, beinahe schwarz. Es blieb noch der einzige
Zweifel, dass unser Muscari vielleicht mit dem mir unbekannten M.
Slrangwaysii Ten. identisch sein konnte. Ich schrieb desslialb an
Herrn Prof. Cesati in Neapel, der mir freundlichst mitliieille, dass
von Tenore's Pflanze weder in dessen Herbar, noch sonstwo ein Oii-
iialexcmplar, noch eine Beschreibung oder Abbildung, noch überhaupt
irgend eine Spur derselben aufzufinden und daher dieses Muscari.
ebenso wie die angeblich auch um Byzanz vorkouimende Scilla Slrang-
waysii Ten. (mit weissen Blüthen) als vollständig apokryphe Spezies
auszumerzen und aus der Synonymik ganz zu streichen seien. Ein
in Gussone's Herbar iintcM- dein Namen Muscari Strangwaysii Ten.
aufbewahrtes und von Prof. Cesali mir zur Ansicht frcundiirhst mit-
getheiiles Exemplar ist von 31. Mordoamim ganz verschieden und
mit M. botryoides (Lin.) verwandt (wie auch eine handscliriftliche
Note Gussone's bezeugt: „Omnia ut in M. botryoidi, sed co-
roUae potius campanulalae quam apice giobosae, faux
latior, denticuli minus rotunda ti"). Es ist immer fraglich, ob
dieses M. Strangwaysii Guss. das echte ist, ebenso zweifelliafi bleil)t
es, ob Grisebach (Spicileg. Fl. Rum. et Bilhyn. vol. II, p. 389) den
Typus der Tenore'schen Spezies Kannte, jedenfalls hat auch sein M.
Strangicaysii mit unserem Muscari Mordoamim aus Corfu nichts zu
schaffen, da er dasselbe mit „perigoniis cyaneis confertis cam-
panulalo-ellipsoideis" beschreibt und von den pedicellis sagt,
dass sie kürzer als bei M. parviflorum Desf. seien.
Athen, den 20. Dezember 1877.
Das Pflanzenreich
auf der \^iener Weltaiisstelliin^ im Jahre 1873.
Notizen über die expoiiirleii Pflanzen, Pflaiizenrohstoffe und Produkte, sowie über ihre bildlicheu Darslelluiiiten
Von Franz Antoine.
(Fortsetzung.)
Gespinnst- and Faserpflanzen.
Agave mexicana L. (Langue de
beuf).
Corchorus oUtorius L. (Jute).
Gossypium sp.
Hibiscus cannabinus L. ,(Mahot
chanvre).
Lagetta funifera Mart. (Mahot
piment).
Malachra ovata L. (Guimauve).
MusatextiUs Nees (BananierAbaea).
Ochroma Lagopus Sw. (Patte de
lion).
Urtica nivea L. (Ortie de Chine).
Färbe- und Gerbepflanzen.
Anacardinm occidentale L. (Pommier d' Acajou).
Bixa Orellana L, (Rocouyer).
Haematoxylon campechianvm L. (Campeche).
Mapoiiria guianensis Aubl. (Mapou).
Morinda Rojoc Lour. (^Racines).
3. Trinidad.
In 200 Exemplaren schickte diese Insel Holzmuster ein, welche
in die Form von sechs Zoll hohe, vier Zoll breite und Ya Zoll dicke
Brettchen gebracht waren und mit nachfolgenden Namen bezeichnet
waren :
54
Acacia Farnesiana Willd.
— tortuosa Willtl.
Andtra inermis H. B.
Ächras Ballota Aubl.
— Sapota L.
Artocarpus incisa L. fil.
— integrifolia L. fil.
Anicennia tomentosa L.
Anacardium occidentale L.
Akeesia Sapida Koenio-.
Acrocomia sclerocarpa Marl.
Amyris Trinitensis.
Anona reticulata L.
— sqnamosa L.
Avicennia tomentosa L.
Amalpighia sp.
Aspidosperma sp.
Bursera gummifera L.
Brownea coccinea L.
Brosimum giiianensis.
— Alicastrum Sw.
Bucida Buceras L.
Bauhinia grandiflora Juss.
— virgata.
Byrsonima spicata DC.
Bunchosia sp.
ß/ica Orellana L.
Bravaisia floribnnda DC.
Copaifera officinalis L.
Citharexylon quadrangtilare L.
Carapa guianensis Aubl.
Crescentia Cujute L.
— latifolia Lam.
Calliandra Zaman.
— sp.
Cedrela odorata L.
Cocos nucifera L.
Cordia geraschanthus Jacq.
Calophyllum Calaba Jarq.
Calycophyllum coccineum DC
Citrus Limonium Risso.
— Auranlium L.
Coccoloba uvifera L.
— latifolia Lam.
Curatella americana L.
Croton gossypifolium Valil,
Cassia brasiliana Lam.
Cerbera Thevetia Adans.
Chrysophyllum Cainito L.
— glabi'um Jacq.
Conocarpus erectus Jacq.
— sp.
Campomanesia aromafica.
Crataeva sp.
Cordia sp.
C«cca disticha L.
Caryophyllus aromaticus L.
Couroupita Guianensis Aubl.
Chrysobalanus icaco L.
— sp.
Calyptranthes sericea.
Coffea arabira L.
Clusia rosea L.
Cascaria sp.
Colubrina reclinala Biongn.
Capparis cyanophallophora L.
— jamaicensis Jacq.
Cereus heptagonus Haw,
Caesalpinia Coriaria Willd.
Copaifera hymenaeifoHa Moric.
Diplotropis brachypetala.
Diospyros Mabola Roxb.
— sp.
Dracaena sp.
Eugenia Michelii Lam.
— Malaccensis L.
Esenbeckia sp.
Flacourtia Ramontchi Herit.
FiOMs sp.
— i?arfM/a Willd.
Genipa sp.
Guajacum officinale L.
Guazuma ulmifolia Des f.
Gulielma sp.
Heliocarpus americanus L.
Hymenaea Courbaril L.
Hematoxylon campechianum L.
Hippomane Manicella L.
-ffwra crepitans L.
Hirtella silicea?
Jacaranda caerulea Juss.
/ceca heptaphylla Aubl.
Jambosa vulgaris DC.
Isertia partißora Vahl.
//ea; Macoiicou Pers.
Juniperus Bermudkina L.
Lagersfroemia Reginae Roxi).
Lecythis Idatimon Aubl.
Lucnma mammosum Gaertn. fil.
Licania incana Aubl.
Laurus sp.
Lonchocarpus latifoUus H. B.
Maclura xanthoxylon Endl.
Murraya exofica L.
Mimosa Uthoxylon.
Mangifera indica L.
Myrospermum frufescens Jacq.
Melicocca hijuga L.
Morinda sp.
Myristka aromatica Lam.
Mabea inconstans.
Machaerium sp.
Martinezia caryotaefolia H. K.
Mollinedia sp.
Miconia prasina DC.
Mammea americana L.
Olyganfhus condensafa.
Oenocarpus Batava Marl.
Ochroma Lagopus Sw.
Oreodoxa regia H. B.
Pimenta vulgaris Lindl.
Psidium pyriferum L.
Poinsettia pulcherrima Graham.
Peltogyne paniculata Voorel.
Platymiscium polyslachiuni.
Pipfadenia?
Pentaclethra fi/amenfosa.
Persea gratissima Gaertn. fil.
Plumieria sp.
Pandanus Candelahrum Beauw.
Pisonia sp.
Prunus occidentalis Sw.
Peridium sp.
Phoberos sp.
Pereskia sp.
Psi/cholria sp.
Panax sp.
Podocarpus sp.
Pilhecollobium sp.
Paritium tiliaceum Sl. Hü.
Pachira aquatica Aubl.
Pterocarpus Draco L.
Quassia amara L.
Rhizophora Mangle L.
Rhopala montana Auhl.
Rheedia lateriflora L.
Rollinia tnultißora.
Randia sp.
Rupprechtia sp.
Serjana sp
Sicartzia pinnata Willd.
— grandiflora Willd.
Spondias Mombin Adans.
Slilaginella sp.
Stcietenia Mahagoni L.
Sponia sp.
Stereospermum chelonoides D C.
Sapium aucuparium Jacq.
Solanum callicarpifolium.
Tecoma stans Juss.
— pentaphyUa Juss.
Trichilia moschata Sw.
Tamarindus indica L.
Taespesia populnea Correa.
Thevetia nereifolia Juss.
Terminalia sp.
Terminalia Catappa L.
Theobroma Cacao L.
Tabernemonlana sp.
Vismia Cayennensis Vers.
Vitex capitata Vahl.
irarscetc/cz-a coccinea.
Xanthoxylum Clara üerculis L.
Ximenia americana L.
St. Pierre und Miquelon.
(Franzosische Besitzungen.)
Von diesen beiden kleinen Inseln zunächst Neufundland stamm-
ten folgende Theesorten her.
CouHheria procumbens L. (The rouge).
56
Leduni lutifoJium Lain. (The jiniiie).
Vaccinimn hispichihim L. (Tlic dci TtM're neiive).
Den Ausstellungsgegensli'iuleii der neuen Welt füge icli hier
noch die Beschreibung und Abbildung einer Broineliacee an, welche
ein amerikanischer Gescliartsinain aus Carolina nach Wien brachte,
in der Weltausstellung ausstell ie und zum Verkaufe anbot. Die le-
benden, meist gut erhaltenen Pflanzen befanden sich in einem Fasse
und waren mit den weichen, verworrenen Faden und Miniaturi)(lcmz-
chen der grosseniheils aber noch lebenden Tülandsia usneoldes L.,
welche als Verpackungsmaterial diente, umgeben. Die Exemplare
wurden, womit auch der eben in Wien' anwesende Prof. Ed. Murree
aus Lüttich einverstanden war, für eine Art der Gattung Allardtia
(A. DietrichO angesehen und ich gab ihr, zu Ehren des als Präsident
der internationalen Gartenbau-Ausstellung fungirenden Exe. Grafen
Alfred Potocki, den Namen .^Allardtia Potockü.'-^ Erst im Jahre 1874
entwickelte eines der Exemplare, welche ich für den k. k. Hofburg-
garten acquirirte , einen Blülhenstand, und füge nun nachfolgende
Beschreibung und Abbildung von dieser Bromeliacee bei.
Allardtia Potockii Ant.
Der Stamm ist sehr verkürzt. Die Blattrosetfe becherförmig?
reichblatterig. Die Blälter sind 063 bis 075 M. lang, an der um-
fassenden Basis 0'8 M. breit, rinnenfiirmig, abstehend, dann zuriick-
gebogen, in eine langgezogene, pfiiemenförmige Spitze ausgehen(K
ziemlich starr, massig dick, schmutzig weisslich, blaugrün, glanzlos,
am Rande glatt. Der centrale Blülhenstand wird über 1 Meter lang,
bildet eine locker-verzweigte Rispe, deren spitzwinkelig abstehende,
dünne und glatte Zweige etwas nach innen gekrümmt sind. l)i(!
etwas weinroth überlaufene Spindel ist an jedem Knoten mit nach
oben der Grosse nach abnehmenden, langgespitzten, entferntsl eilen-
den, röthlich gefärbten Brakteen besetzt. Die Blüthen stehen zwei-
zeilig, abwechselnd, sind mit einer starren, dunkelgrünen, glanzenden,
zugespitzten, gekielten, fest angeschlossenen, unten querüber wulsti-
gen Braktee gestützt, welche kürzer als der Kelch ist. Dieser ist
ebenfalls dunkelgrün, glatt, elliptisch. Die Sepale sind oben schief
abgerundet und dünnhäutig, weissberandet. Die walzenfiirmige, wenig
gekrümmte Blumenkrone ist an der Spitze etwas geöffnet. Die Pe-
tale sind mehr als doppelt so lang als die Sepale, grünlichvveiss,
dünnhäutig, fast transparent, lanzettförmig, rinnenförmig, am Grunde
ohne Schüppchen. Die Blume blüht kaum einen Tag hindurch, die
Petale fallen sich dann und werden lichtbraun. Die kurzen, breiten,
dunkelbraun gefärbten Staubbeutel ragen nebst dem dreitheiligen, ge-
wundenen Pistile über die Petale hinaus. Der Fruchtknoten ist drei-
fächerig, hoch-kegelförmig, im Durchschnitte stumpf-dreikantig. Die
zahlreichen Eichen sind kurz gestielt, länglich verkelirt-eifi)rmig, oben
mit einem langen, gebogenen, schwanzartigen Fortsatz versehen.
Allardtia Potockii stammt aus Carolina, wo sie als Epiphyt auf
Baumstämmen wachsend, gefunden wird.
AUardlia Potockii.Ant.
57
Erklärung der Abbildung.
a) Eine blühende Pflanze (verkleinert).
b) Ein Stück der Blüthenrispe (in natürlicher Grösse).
c) Ein Stück der Blüthenrispe (vergrössert).
d) Eine Blume mit Braktee (vergr.)
e) Ein Stück einer Blume, der Länge nach durchschnitten (vergr.).
f) Eine Blüthe im Querdurchschnitte (vergr.).
g) Der Stempel (vergr.).
ti) Rückwärtige Ansicht einer Anthere (vergr.).
i) Eichen (vergr.).
Europa.
Russland.
Das aus kaum 30 Stücken bestehende Holzsortiment war in
höchst einfacher Weise ausgestellt. Es waren durchsägte Ast- und
Stammstücke mit russischen Namen beschrieben.
Von den als Medizinalpflanzen angenommenen oder zu techni-
schen Zwecken verwendeten Pflanzentheilen und Präparaten fand man
Opium, Safran, Rhamnus infectorius L. Früchte, Statice coriaria Fall.
Wurzeln, Asphodelus ramosus L., welcher zur Bereitung eines Lei-
mes Anwendung findet, dann Paeonia tennifolia L. und Polypodiwn-
Wurzeln, wie auch Grapp.
Namentlich waren es die Blüthen von Pyrethrum roseum Ehrst,
und P. caucasicum Willd., welche in sehr bedeutender Menge dar-
geboten wurden.
Unter den Genuss- und Nahrungsmitteln sind hervorzuheben:
Essenzen und Syrup von Moosbeeren (Oxycoccos macrocarpa Fers.),
schwarzer Thee in vielen Mustern und Tabak aus Bessarabien, Sara-
low, Ostrogoge und aus der Krim und zwar theils in Blättern allein,
theils auch in ganzen Zweigen.
Die Cerealien und Gemüsesamen füllten etwa hundert Cylinder-
gläser, darunter gab es Leinsam(!n, californischen Hanf, Triticvm
polonicum, Agropyrum pectinatum Beauv., Sommer- und Wintor-
Weizen, Roggen, gewöhnliche und schwarze Gerste (Ala-Arpa),
mehrere Arten Weizen, Kubanka, Zarda und Karagltschyk genannt.
Rolher, Rjaslinischer und Aknlinischer Reis, eine Hirsen-Sorle, Gomi
genannt, Erbsen (Nuchut, Masch), weisse Bohnen (Tetlri-Labje),
rothe (Ziteli-Lobio), gelbe (Kwiteli), schwarze (Sowy-Lobio), gefleckte
(Odo-Shuri).
Mehl gab es aus Buchweizen, Roggen und anderen Pflanzen,
Zucker aus Runkelrüben.
Wein war sehr zahlreich vorhanden. Ausser Ribisel-Wein gab
es Wein aus französischen, rheinländ. und Tokai-Trauben, welche
aus Bessarabien, aus der Krim, vom Kaukasus und aus Astrachan
herstammten. Man fand Sauterne, Bordeaux, Rissling, Lafilte, Alicante,
Oesterr. hotan. Zc-its.-ljrift. 2. Heft. 1878. 5
58
und mehrere der vorhandenen Dessertweine wurden im kaisei liehen
Garten zu Nikitsch gezogen.
Nebst Branntwein aus Cetraria islandica Ach., Kartoffeln und
Korn gal) es noch mehrere Sorten Liqueure und Alkohole.
Oele waren aus den nachfolgend angeführten Pflanzen ge-
wonnen, und zwar aus :
Sesamum Orientale N.
Juglans regia L.
Croton sp.
Anis.
Matricaria Chamomilla L.
Helianthus anmms L.
Olea enropaea L.
Paparer somniferum L.
Brassica napus oleifera Moench.
Der kaiserliche botanische Garten legte ein Herbar auf, welches
die Medizinalpflanzen, die das russische Reich im wildwachsenden
Zustande in sich schliesst, enthielt.
Der Acclimatisations-Garten von Tiflis stellte ein Herbar wild-
wachsender und kullivirter Pflanzen durch Ledebour aus, ebenso die
Gehölze, welche der bot. Garten daselbst in sich fasst, nebst einem
Plan dieses Gartens.
Die an der Insel Koulala (im kaspischen Meere) wachsende
Meerespflanze Zostera marina L. liefert den Stoff theils zur Fabri-
kation von Cartons, theils zum Anfüllen von Matrazen.
Rumänien.
Den Flcichenranm, welchen Rumänien auf der Wiener Weltaus-
stellung inne hatte, betrug an 655 Qwa^lj'atmeter. Er war gewissen-
haft benützt, und besonders waren es Cerealien, welche unter den
Vegetabilien das Uebergewicht hatten. Die textilen Pflanzenprodukte
reduzirten sich beinahe nur auf die HanfTaser in verschiedenen Sta-
dien ihrer Verarbeitung. Die Cerealien und sonstigen Samen füllten
Deckelgläser und Blechbüchsen und waren mit deutschen Benen-
nungen versehen. Sie waren in sehr vielen Musfern aber wenigen
Sorten ausgestellt.
Arena safira L. und Abarten in 77 Mustern.
Cannahis sativa L. in 6 Musfern.
Ervinn Lens L. In 22 Mustern.
Hordeum vulgare L. Rothe, weisse und schwarze Gerste in 80 Mustern.
Linnni nsifatissimvm L. In 50 Mustern.
Miliium effusum L. In 50 Mustern.
Piswn satirum L. In 12 Mustern.
Polygonnm Fagnpyrum L. In 8 Mustern.
Rapislrwn percrme All. In 20 Muslern.
Sinapis. In 2 Mustern.
Seeale cereale L. In 33 Mustern.
Saccharum officinarum L. 1 Muster.
Triticum vulgare Vill. In 190 Mustern.
Trifolium. In 2 Muslern.
Zea Maijs L. In 230 Musfern.
59
Nach den Aiisstellungsprodukten allein zu schliessen, ist Rumii-
nien an 3Iais am produktivsten, was sich in der That auch so verhalt,
denn der mittleren Jahresproduktion nach heträgt das Erträgniss an
dieser Frucht 3 Millionen Kilo. Wiihreiul sie bei dem ebenfalls stark
vertretenen Weizen nur 2.300.000 Kilo beträgt. Der Grund der so
ausgebreiteten Maiskullur ist darin zu finden, dass die Bewohner ihr
Hauptnalirungsniittel, ihre „Mamaliga" daraus bereiten und ausser
dem Export auch noch viel zur Branntweinbrennerei benützt wird.
Hiezu dient übrigens auch noch der Roggen. Die Weizensorten, auf
die man vorzugsweise achtet, sind: Ghirca, Arnaut, Banaler, Sando-
mir und der weisse und rothe rumänische Weizen.
Der Tabak, der dem türkischen an Güte gleichkommen soll,
war in wenigen Mustern vertreten und zwar nur in gelegten Blättern.
Die Gespinnstpflanzen, die sich, wie Eingangs erwähnt, nur auf
den Hanf beschränkten, lagen in 73 Muslern in den verschiedenen
Stufen ihrer Zubereitung vor.
Mehl war durch jenes, aus Mais und Hirse bereitet, vertreten.
Branntwein, aus Pflaumen gewonnen, war in fielen Mustern an-
wesend, in wenigen hingegen jener, welcher aus verschiedenen an-
deren Fruchtsorten darzustellen ist. Spiritus aus Reis war wenig
vorhanden.
Die Holzmuster beschränkten sich auf die gewöhnlichsten Wald-
bäume, als: Ahorn, Birken, Fichten, Eschen u. s. f.
Endlich lag ein Faszikel eines Herbariums auf, welches die
Aufschrift an sich trug : Herbarium Elesa alu scolee d medicina Esyl
Elena Doinna.
Osmanisches Reich.
So zahlreich auch die Sammlung von Holzmustern gewesen ist,
welche das Osmanische Reich zur Vorlage brachte, so war sie doch
ganz nutzlos, da die Holzstücke nur mit Nummern versehen waren
und die Ausstellungs-Kommissäre hierüber keinen Katalog in Händen
hatten. Die Form der Holzmuster war die Pl'ostenform von 8 bis 24
Zoll Länge, 2 bis 6 Zoll Dicke und 6 bis 20 Zoll Breite. Auf einer
Seite derselben zeigten sie den rohen Schnitt, während die andere
Fläche politirt war und der Rücken die Rinde an sich trug.
An den Seitenwänden des Ausstellungsraumes waren in Pulver-
gläsern eine ziemlich grosse Anzahl Sämereien von Buhnen, Erbsen,
Melonen, Gurken, Mais u. s. f. aufgestellt, anderseits bildeten ge-
trocknete Früchte von Feigen, Datteln, Rosinen ohne Kerne und die
ihrer Vorzüglichkeit wegen bekannten Eleme- Weinbeeren, Johannis-
brot, Aepfelspalten, Mandeln, Haselnüsse etc. den Inhalt.
Tabak wurde von verschiedenen Gegenden des Reiches in sehr
vielen Sorten eingebracht und man legte ihn Iheils paquetweise in
offenen Blättern, theils aber in der Form vor, wie er in grossen
Ballen dem Handel übergeben wird.
Ueberraschend war die Reichhaltigkeit der Opium-Ausstellung.
Aus nicht weniger als 139 Stücken in 100 Sorten war dieses Pro-
ö ■'
60
dukt vertreten. Die meisten Kuchen hatten eine verscliobene elliptische,
flache Form und waren mit einem Bohrloche versehen, ausserdem
waren sie auch in Stangen, Kugeln etc. und nur eine Sorte in Ge-
stall eines dicken Breies in Blechdosen gefüllt, vorhanden. Ein Tableau
gab den ßereilungsort an und deutete auf den Perzentgehalt der be-
treffenden Sorte hin. Zugleich wurden Mohnköpfe und die Instrumente,
welche bei der Opiumerzeugung benutzt werden, vorgewiesen.
An den Wänden hingen ferner Wurzeln von Convokulus Scam-
monia L. von verschiedenen Bezugsquellen, sowie auch das davon
gewonnene Harz.
Von Faserpflanzen war Hanf ganz allein, im rohen und verar-
beiteten Zustande vorhanden. Dattelwedeln kamen liiuifig vor und
man verfertigt davon eine Art Abstauber in ziemlich primitiver Form,
ausserdem auch Matten und Geflechte verschiedener Art.
An Drogen sind zu bemerken: Tragant in mehreren Sorten,
Mastix von Cliios {Pistacia Terebinthus L.), Guunni arabicum, Rosenöl
in zierlichen Flakons und oft von sehr bedeutender Grösse, sowie
auch Rosenwasser, Terpentin, Samen von Nigella, Coriandrum, Cap-
sicum, Cannahis indica Lam., Celtis australis, Juniperus rufescens
Link etc.
Unter den getrockneten Blättern und Blüthen fanden sich vor:
Rosenblumen, Sahna, Origanum, Tüia, Matricaria, Chamomüla etc.
Rosenblätter waren Conserven und anderen Gerichten häufig bei-
gegeben.
Die türkische Ausstellung verrieth in dieser Branche wenig-
stens, dass der richtige Takt, um eine Weltausstellung zu beschicken,
noch nicht gefunden ist. Die, etwa in 30 Blättern (Formal 8" X 6")
eingeschickten Photographien enthielten zum grossen Theile nur innere
Ansichten von Gebäuden und Darstellungen von Gewerben. Ein Album
von Greta brachte Ansichten von Sfachia, Calilimiones, Monte Ida,
Plafania, Paesaggio nei Contorni di Canea.
Noch ist ein Riesenherbar zu erwähnen, welches aber kaum
über 12 Blätter enthielt und die Aufschrift hatte: Pharm. M. G. Uscia-
klian, Brousse. Die Etiquetten waren in türkischer und italienischer
Sprache und unter den Pflanzen waren Smilax officinalis H. B-,
Juniperus rufescens Link., Atropa Belladonna Adans. etc.
Griechenland.
Die Form, welche man den Holzinustern Griechenlands gegeben
hat, um sie dem Beschauer möglichst instruktiv vorzuführen, war
einzig in ihrer Art. Es gab nämlich berindele Slammstücke, welche
von der Basis an bis zu einem Viertheil der Länge in der natür-
lichen zylindrischen Form verblieben, dann waren sie bis in die
Hälfte querüber so eingeschnillen, dass die Schnittfläche eine schiefe
Ebene bildete, von hier an war sodann der Stamm nach aufwärts in
der Hälfte der Länge nach gespalten. Man sah hierdurch das Längen-
holz, oben einen streng horizontalen und weiter unten einen Quer-
61
schnitt, der eine schiefe Neigung zeigte. Nahe der Basis war sodann
ein rechtwinkelig abgebogener Eisenslab angebracht, welcher einen
elliptischen Goldrahmen trng, in welchem unter Glas Zweige, Blätter,
Bliilhen und Früchte sich aufbewahrt befanden, nebst der Beigabe der
botanischen Benennung.
Die Anzahl dieser Holzmuster belief sich auf 153 Stück. Ihres
hohen Standortes wegen konnten die Namen bei sehr vielen nicht
mehr gelesen werden, demzufolge mussfen viele bei der nachfolgen-
den Aufziihlung ausfallen. Die Einrichtung dieser Holzsanimlung, womit
beabsichtigt war, die Holzarten der griechischen Flora zusammenzu-
stellen, Süll von Prof. Orphaniedes herrühren.
HolzDiQster.
Anagyris foetida L.
Amorpha frulicosa L.
Arbulus Unedo L.
— Andrachne L.
Acer ric'inifolium.
— creticnm.
— Reginae Amaliae Orph.
Atriplex Halimus L.
Buxus seviperinrens L.
Casuarina equisetifoUa Forst.
Crataegus Heldreichii.
Citrus Liinonium Riss.
Carpinus Duineusis Tommasini.
Celtis Tournefortü Lam.
— australis L.
Cupressns sempervirens L.
Elaeagnus angustifulia L.
Erica verticillata Andr.
— arhorea L.
Fraxinus Ornus L.
Ficns Carica L.
Hedera Helix L.
Hex aquifoliwn L.
Lanrus nobilis L
Lycium mediterranenm.
Melia Äzedaracli L.
Medicago arborea L.
Myrtns communis L.
Mortis alba L.
— nigra L.
Nerium Oleander L.
Nicotiana glauca Graham.
Olea europaea L.
Ostrya carpinifolia Scop.
Pinus Pinea L.
— halepensis Mill.
Platanus orientalis L,
Pistacia Lentiscus L.
Phillyraea media Link.
— angustifoUa L.
Photinia serrulata Liiidl.
Quercus si.enophylla.
Rhus Cofinus L.
Rosmarinus officinalis L.
Rhamnus oleoides L.
— graeca.
— Akitertius L,
Sophora japonica L.
Styrax officinale L.
Sorbns domestica L.
— Aria L.
Salix fragilis L.
— alba L.
Solanum auriculatum Ait.
Tilia argentea DC
Tamarix parrißora DC.
— Hampeana.
Ulmus campestris L.
Vit ex Agnus castus L.
ZiZ'yphus eulgar is Lam.
(Fortsetzung folgt.)
62
Melilotus unaerorrhizus CW. K.)
non Celakovsky.
Von Ladislaus Menyhärth S. J.
Um nicht in denselben Fehler zu fallen, welchen ich an Herrn
Professor Dr. Celakovsky bedaure, erkenne ich ohne weitere Phrasen
und Debatte an, dass die über das Epitheton „nudus" vom genann-
ten Herrn gegebene Erklärung die allein richtige ist.
Diese Nehenfrage als abgethan betrachtet, sehen wir,^ wie sich
die Streitfrage nach den letzten Erklärungen des Herrn Celakovsky
(Oest. botan. Ztschr. XXVII. Nov. — Dez.) gestaltet. Auch die zum
drittenmal umgeänderte Celakovsky'sche Ansicht ist wegen Beibehal-
tung- des Grundfehlers abermals ung-Iiicklich ausgefallen.
Herr Prof. Celakovsky versteckt sich hinter dem Waldstein'schen
Herbar, welches ihn eigentlich irregeleitet hat; er meint, es sei kein
vernünftiger Grund vorhanden, dasselbe so einfach abzuweisen, als
ich es gethan habe. Hierin soll nun Herr Prof. Celakovsky beruhigt
sein; ich spreche dem Waldstein'schen Herbar an und für fich
nichts ab, meine jedoch, dass man die Autorität des Grafen VVald-
stein , da er Beweise einer selbstständigen botanischen Thätigkeit
nirgends hinterlassen hat , im Widerspruche mit dem Kitaibel'schen
Herbar und gegen andere wichtige Gründe nicht gellend machen
kann. — Die Abbildung soll nach Herrn Prof. Celakovsky nicht gut
sein, „sie stelle eigentlich eine Pflanze dar, die in AVirklichkeit nir-
gends vorkommt" ! Ich mnss Herrn Prof. Celakovsky noch einmal
versichern, dass die Pflanze, welche typisch: nach den Merkmalen
und nach der Abbildung Melilotus macvorrhizus ist , um Kalocsa
wirklich vorkommt.
Ferner ineint Herr Prof. Celakovsky (S. 369 u. f.), indem er
meine Beweise zu entkräften sucht, es stelle nicht fest, dass Kitaibel
mit seinein M. dentatus den richtigen Begriff verband , und sucht
dann die M()glichkeit darzulegen, dass Kitaibel einen M. dentatus
Kitaibel als M. niacrorrhizus Kit. benannt habe!! Und warum diese
unglaubliciien Behauptungen? weil manche Exemplare von M. dentatus
leguminibus monospermis, foliis angustioribus, minus acute serratis (?'?)
stipulis minus dentatis , caule ascendente vorkommen! (Merkmale,
welche in den meisten Fällen an dem nächst besten oberen Seiten-
ast beobachtet werden können = Trif. dentatum ß. angustifolium
Celak.) Was musste also der „scharf unterscheidende" kritiklose Ki-
taibel lliun? In der willkürlichen Voraussetzung , dass Kitaibel auf
alles dieses ganz besonders achten musste, stellt Celakovsky, um zu
seinem Ziele zu gelangen , drei mögliche Fälle auf. Nun setze ich
mit derselben, ja mit grösserer Berechtigung den vierten Fall hinzu,
dass nämlich Kitaibel auf die bei Mal. dentatus verschwindenden obigen
Merkmale gar nicht viel achtete , und mit besonnerer Kritik eine
andere Pflanze benannt habe. — Aber nicht einmal darauf kann sich
Herr Prof. Celakovsky stützen, dass W. Kit. bei M. macrorrhhus die
behaarten Hülsen nicht angegeben haben , denn sie geben dieselben
auch bei M. paJuster nicht an, und doch kommt auch jener immer
63
nur mit behaarten Hülsen vor. Die Ursache, warum sie die Behaa-
rung- nicht angeben, i^t vielinelir nach aller Wahrscheinlichkeit diese,
dass sie bei dem M. officinalis, von dem sie ihre Pflanzen zunächst zu
unterscheiden hatten, die behaarten Hülsen nicht ausschlössen. (Vg-1.
M. officinalis Herb, Kit. = M. altissimus Tliuill. Vgl. Worte Kifai-
bel's im Herb. Willd., bei mir S. 259). Hierin ist auch die Antwort
auf die Ausstellungen S, 372 gegeben.
Herr Prof. Ceiakovsky l.isst bei dieser Gelegenheit seinen Un-
willen über die y,scharf unterscheidenden- Botaniker aus. Nun meine
ich, es ist doch besser , ein „scharf untersclieidender" Botaniker zu
sein, als es nicht zu sein; denn sonst könnte man in die Verlegen-
heit kommen, einen M. macrorrhhus oder M. altissimus von M. den-
tatiis nicht recht unterscheiden zu können.
Endlich belächelt Herr Prof. Ceiakovsky meine Arbeit wegen
des vermeintlich geringen Resultates meiner Forschungen. Jede
Sache aber ist auch im Hinblick auf ihren Zweck zu beurtheilen.
Mein Zweck war nicht etwa die Restituirung schon antiquirler Arten.
Ich sagte ja: Art oder nicht Art, das ist eine sekundäre Frage. Ich
wollte die objektive Sachlage als Basis weiterer Forschungen mit
allen Umständen, die für oder gegen die spezifische Vereinigung die-
ser Arten sprechen, vorurtheilslos darlegen. Ich sagte ja am An-
fange meiner Arbeit (S. 232) ausdrücklich , dass ich mich zu einem
absoluten Urtheil über den spezifischen Werth der behandellen
Pflanzen nach meinen bisherigen Beobachtungen nicht befähigt fühle.
Ich sagte dann weiter: „Uebrigens kann es nach meiner Ueberzeu-
gung nur die zweite Frage sein, ob diese oder jene Form zu tren-
nen oder bei einer anderen Art unterzubringen sei; die erste Fun-
damentalfrage muss immer die sein: Welche Pflanze ist unter diesem
oder jenem Namen zu verstehen? ist einmal dieses festgestellt, kennt
man die eigentliche Pflanze, welche der Autor als die seine aufge-
stellt hat, so ergibt sich von selbst (jedoch auch dann nur nach der
individuell verschiedenen Meinung über Spezies) ob die betreffende
Pflanze einen spezifischen Werth habe oder nicht. Nur hinsichtlich
des Verhältnisses von M. macron'hi^tis zu M. a/tissimvs Ihat ich
einen positiveren Ausspruch , wobei ich jedoch die Vereinigung des
letzteren mit M. paluster nicht entschieden verwarf. Uebrigens möge
Herr Prof, Ceiakovsky alle vier Arten: Mel. altissimus, macrorrhizus.
paluster, linearis in eine Art zusammenziehen, wenn er nur in die-
ser seiner Art die vier koordinirten Formen ffut unterscheidet. Denn
unterschieden werden müssen sie , und zwar desswegen , wen
wir diese unterschiedenen Einiieiten brauchen : um die geographische
Vertheilung der Pflanzenwelt richtiger würdigen zu können, wir
brauchen sie, um den Einfluss klimatologischer Verhältnisse in aus-
gedehnterer Weise besprechen zu können. Oder warum kommt in
dem ungarischen Tieflande kein M. altissimus, wohl aber M. palu-
ster vor? warum kommt in Norddeutschlund kein M. macrorrhatis,
wohl aber M. altissimus vor? u, s. w. Sollen wir (Uese Thatsachen
ignoriren? — Aus diesen Thatsachen kann Herr Prof, Ceiakovsky auch
64
das entnehmen, dass die a priori „geringfügig" und „unbedeutend"
genannten Merkmale in gewissen Fallen wichtig sein können.
Aber es scheint mir überflüssig auf alle die Scheingründe,
welche Herr Prof. Celakovsky auf 9 ganzen Seiten angehäuft hat,
einzugehen. Aus dem Gesagten geht schon klar hervor, dass die
„sophistische" Argumentation nicht auf meiner Seite ist. So eine
merkwürdige Logik zeigt sich auch in der Behauptung: Er habe
nicht meine Angabe, sondern nur die Thatsache des Waldstein'schen
Herbars veröffentlicht (S. 368). Es handelt sich ja gerade darum,
dass er die Thatsache veröffentlicht und die Angabe verschwiegen
hat. Denn die Thatsache an und für sich gehört Niemandem,
und besonders dem nicht, der sie nicht entdeckt hat, die Thatsache
aber als erkannt gehört demjenigen, der sie erkannt und ent-
deckt hat.
Innsbruck, 15. Dezember 1877.
Excursionen auf die Inseln Arbe und Veglia.
Von Dr. Vincenz Borbäs.
Nach Beendigung meiner von Adelsberg bis zu der dalma-
tinischen Grenze Mali Hallän sich erstreckenden Reise wendete ich
mich von dem Gipfel der Alpe Satorina am 27. August 1875 dem
Meere und dem Hafen von Slinica zu, und von da segelte ich mit
einer Barke auf die nahe Insel Arbe.
Von Osten, d. h. von der kroatischen Küste gesehen, scheint
diese Insel ein wüster Felsenrücken zu sein, sobald man sich aber
dem Barbatoer Kanal nähert, erscheint mehr und mehr das west-
liche fruchtbare Terrain mit seinen Weinstöcken, Oel- und Feigen-
bäumen, den immergrünen Gesträuchen, der Stadt Arbe und den
umliegenden Dörfern.
In der Umgebung von Arbe liegen Arbe-Barbato, Santa
Euphemia, S. Matea und S. Maddalena, grösstentheils mit Wein-
reben bepflanzt, dazwischen gibt es Obst- und Oelbäume und beson-
ders Maisfelder. Hie und da finden sich Weiden und Wiesen, steinige
Plätze und dichte immergrüne Gesträuche. Hochwälder, wie über-
haupt in unserer litoralen Flora, fehlen auch auf dieser Insel. Die
ganze Gegend hat einen Karstcharakter. Der im Osten die Insel
einschliessende Bergrücken (Tinya rossza) ist kahl und steinig, nur
an seinem Fnsse liegt bebautes Land.
Auf dieser Insel verweilte ich vierthalb Tage und während
dieser Zeit lernte ich die Gegend und die Herbstflora derselben
kennen.
Ende August hält noch die Sonnenhitze des Sommers an, und
die Herbslregen sind noch nicht eingetreten. In dieser Zeit kann
also die botanische Ausbeute nicht reich sein, aber immerhin befrie-
65
(ligend, denn die Vegetation dieser Insel ist bis jetzt grösstenlheiis
nocli unbekannt*).
Von der Sommer-Vegetation dieser Gegend soll Folgendes ein
annäherndes Bild geben:
Auf den alten und braunen Mauern der Stadt Arbe wachsen:
Antirrh'mum majus, Campanula pyramidaHs in klafterholien Exem-
plaren, C. garganica Ten., Capparis rupeslrts Sibth. et Sm., Parie-
taria diffusa M. et K., Echinops Ritro, Sedum albnm et acre, Cen-
taurea cristata Bart!., Crithmum tnaritimum, Cheiranthiis Cheiri.
Auf der wannen Felsenwand liat sich Agave americana angesiedelt.
Um die Hauser herum wären Verbascum sinuafum, Amaranfhus de-
flexus, Sisijmbrium polycerafum und S. officinale, Hi/oscyamus albus,
Ecbatlion Elater'mrn, Linaria litoralis Bartl., Lepidium gramini-
folium, Artemisia Absinthinm etc. am erwiihnenswerthesten.
Entsprechend den Inseln der Mediterranflora ragen hier die
immergrünen Pflanzen am meisten hervor. Die Agrumen, die rein-
sten Ausdrücke der tropischen Lorbeerform**) gedeihen auch
hier nicht, aber der Oelbaum, als der einzige Vertreter der Oli-
venform, wächst sehr gut.
Auf den hügeligen Plätzen der Insel, z. B. bei dem Kloster
St. Euphemia, St. Matea und auch in dem Hafen gegen S. Mad-
dalena tritt die Formation der immergrünen Haine auf. An der
Bildung dieser nehmen auch hier, wie überhaupt in dem Mittelmeer-
gebiete, nur wenige Arten theil, sie gruppiren sich dicht aneinander
und schliessen die krautartige Vegetation beinahe aus. Hier sind zu
finden die immergrünen Eichen, besonders die Steineiche iQiiercus
Hex), Ziziphus vulgaris Lam. (bei S. Matea), ferner Ostrya carpini-
folia, Pistacia Lentiscus, Fraxinus Ornus, ein Cistus, Erica arbo-
rea (1877), Rosmarinus officinalis, Juniperus Oxycedrus und Junip.
macrocarpa Sibth. et Sm. var. globosa Neilr. und alle diese über-
flügelt der Myrtus communis mit seinen jungfräulich weissen Blü-
then. An lichteren Plätzen der immergrünen Gebüsche gegen S. Eu-
phemia zu wachsen Linum gallicum und teniiifolium, Betonica sero-
tina Host, Senecio Jacobaea, Passerina annua, Prunella vulgaris,
Hieracium Pilosella, Bonjeania hirsuta, Chlora perfoliata, Osyris
alba, Cephalaria leucanlha, Trifolium scabrum et angustifolium,
Inula hirta et squarrosa^ Teucrium Chamaedrys, Oenanthe pimpi-
nelloides, Eryfhraea Centaurium, Carduus picnocephalus, Älthaea
cannabina, Verbascum phoeniceum, Coronilla Emerus, Astragalus
illyricus.
Auf buschigen Plätzen an Zäunen Smilax aspera, Clematis
Flamtda mit ihren Abarten (var. maritima und heterophylla Vis.).
*) In Visiani's Fl. Dalm. Bd. I. S. \l—t\, Bd. II. S. 6—7 und in dem
Siippl. S. 2—6, wo der berühmte Verfasser die Geschichte der Flora Dalm.
mitthcilt, wird Arbe kaum erwiihnt. Ich fand Arbe im Yisiani's Werke bisher
nur bei Campanula garganica erwähnt.
**) Grisebach, Vegetation der Erde, p. 289 etc.
66
Auf den steinigen und sonnigen Hügeln und Abhängen der
Weingärten wächst Spartium ßmceum mit ChondrUla juncea. Ausser
diesen sind auch hier, wie auf dem nahen Karstgel)iete dornige
Sträucher, wie Rhamnus, Rubus amoenvs, Rosen, Lycium eure-
paetim, Palmrus aculeatiis etc. überwiegend. Auch die Staudenge-
wächse sind meist dornig, so Echinops Ritro, Carlina vulgaris, C.
corymhosa var. graeca Boiss., Erijngiiim amethi/stinutn oder es sind
bei vielen Arten die Hautgewebe inkruslirt, Stachys fragilis Vis.,
Thesium dimricalum Jan., Brassica mollis Vis. Weiter sind hier
noch zu beobachten: Cephalaria leucanlha, Lactuca vitninea, Ver-
bascum Chaixii Vill., Gnaphalium itaUcum Roth, Artemisia inter-
media Host, Carlhamus lanatus, Scolymus hispanicus, Reichardia
picroidcs, Cynanchum contiguum Koch, Salria offici7ialis, Origanum
hirtum Link, Calamintha Nepela, Onosma arenarium W. Kit., Tcm-
criuni Chamaedrys, T. Polium, Colutea arborescens, Cytisus su-
pinus etc.
An Rändern der Weingärten trifft man hie und da: Erianthus
strictus (Host), Hieracium brenifolium Tausch, Triticum catnpestre
und Trit. pynanthum Gren. et Godr. (?), Pteris aquilina, Althaea
cannabina, Daucus Carola, Lathyrus latifolius, Scabiosa agrestis
W. Kit. var. tomentosa Koch etc.
An WegLMi: Stachys italica Mill., Marrubium candidissimum,
M. vulgare, Verbascum repandwn Willd., Verb, sinuatum, V. getni-
natum Freyn etc.
Auf Weiden und Wiesen wachsen statt der rasenbildenden
Futtergräser Staudenformen'""), und man (indet jetzt von den Compo-
siten und Labiaten die meisten; „je später sie blühen, desto mehr
neigen auch die unteren Stengeltheile zur Holzbildung" CSatureja
montana, Teucrium Polium^, und desto mehr werden die Blätter
dornig {Picnomon Acarna, Pallenis spinosa, Scolymus hispanicus.,
Carl inen, Ononis antiquormn, Centaurea cristata etc.).
Wenn wir uns nach dem Hafen der Meeresküste zuwenden,
fallen uns zuerst die Sträucher „der Hand der Maria" '"'•"'•) (Vitex
Agnus castus) auf. Stellenweise auf Salzboden schlägt die Cheno-
podeenform ihr Lager auf iSuaeda maritima, Salsola Tragus, Che-
nopodium urbicum et murale, Salicornia herbacea, Camphorosma
monspeliaca var. glabrescens Moq., Plantago Coronopus, Halimus
porfulacoides, Atriplex hastata var. oppositifolium DC, Cldora per-
foliata). Zu ihnen gesellt sich hie und da die Erythraea spicata,
E. pulchella var. albiflora Kit., Artemisia coerulescens, Sonchus
glaucescens Jord., Cynodon Dactylon Pers., 3Iaha siheslris, Tri-
folium fragiferum, Ecfiium italicum, Spergularia rubra etc.
Auf sum|)figen Plätzen treten Juncus-Msche auf: J. tnaritimus
und J. acutus mit Triticum catnpestre Gren. et Godr., Tr. picnan-
*) Grisebach 1. c. p. 324—326.
**) In dem Bekeser Comitate nennt man die Lupinus-Avien „Hand des
Fräuleins''' (Kisasszony tenyere).
67
thiiin Gren. et Gotlr. (?), Galega officinails, Scirpns Tahernaemon-
tani Gm., Panicum crus Galli etc.
Um die Bäche herum wuchst Cirsimn siculmn DC., Eupatorium
syriacmn Jacq., Cirsium lanceolafiini, Cijperus longus et virescens
HülTin., Scirpns aitsfralis mit iOeineren und grösseren Blüthenköpf-
chen, Glyceria fluifans var. obfusa Fr., Tijpha angustifolia et lati-
folia, Holcus lanatus, Epilobium parriflorum Schreb., Thalictrum
nigricans Jcq., AUhaea officinalis, Scnecio harbareaefolius Krok.; in
den Bächen selbst Zannichelia palustris b. major Boeun., NasHirtium
officinale, Veronica Beccabunga, V. Anagallis, Sparganium ramosnm
riuds.; bei St. Euphemia: Schoenus nigricans und Scirpns ausiralis
in riesigen Exemplaren.
De Graben lullen duftende Labiaten: Mentha sihestris var.
ovalis Vis. und %indulata Willd., M. aquatica var. calaminthaefolia
Vis., Lycopns nwllis Kern., Tencrium scordioides Schreb., Melissa
officinalis.
Die Küstenfelsen sind kahl, nur in ihren Rissen und mit Erde
gefüllten Grübchen vegetiren einige succulente oder mit verdickter
Epidermis versehene Pflanzen: Crithmnm maritimmn, Inula crithmoi-
des, Centanrea cristata Barth, Plantago carinata Schrad., Statice
cancellata Beruh., St. Limoninm var. macroclada Buiss., Ahjssum
sinnatnm.
Den Küstenkies bewohnen aucli fette und fahle Pflanzen: Eu-
phorbia Paralias, E. Peplis, Glaucium ßacuni Cr^ Geraninm pur-
pureum Vill., Xanthinm spinosum, Heliotropium europaeum, Lotus
corniculatus var. ciliatus Koch etc.
An grasigen Plätzen: Andropogon Ischaemum, Dactylis hispanica
Roth, Fesluca rigida Kunth., Bromus infermedius Guss., Br. erectus
Huds., Br. arrensis., Koeleria phleoides Pers., Rvmex pulcher, Poly-
gotium avicnlare mit v. erectum Rotli, Phimbago europaea, Trifolium
scabrum et anguslifolium, Ononis antiguorum, Thlaspi praecox Wulf.,
Ptychotis ammoides (Gouan), Convolvulus Cantahrica, Linaria spnria,
Foenictdum piperitum DC, Peucedanum Chabraei (Jacq.) var. seli-
noides Vis., Daucus Carola L. v. major Vis., Herniaria glabra, Tunica
Saxifraga, Hibiscus ternafus Cav., Centanrea amara, Urospermnm
Delachajnpii, Crepis rirens. Medicago falcala, Hippocrepis comosa,
Lathyrus latifolins var. ensifolius Badar. etc.
Zwischen Getreide iindet man: Lolium temulentum, Bnpleurum
protraclufw, Sherardia arrensis, Helminihia echioides, Equisetum
ramosissimum, Convoiculns arrensis, Cirsium arvense, Heliotropium
europaeum, Trifolium angustifolium, Tr. prociimbens, Medicago lu-
pulina, Sambucns Ebulus, Aristolochia Clematitis, Euphorbia falcala
var. minor Koch, Delphinium Consolida etc.
Am 22. Juli 1876 segelte ich von Zengg nach Besca nuova
auf der Insel Veglia, wo ich bis zum 25. Juli verblieb. Auch diese
Gegend hat einen Karstcharakter. Bei dem Bache Fiumera «Mstrecken
si('li kultiviiter Boden und Wiesen. Die steilen Kalkfelsen und Ab-
stürze, welche von Osten und Westen das Thal begrenzen, sind
68
meistens kahl, nur an ihrem Fusse gibt es grasige Plätze, oder es
sind die Maquis-Formationen ausgeliildet, welche aber an Reichthum
der Pflanzen unseren Wäldern weit nachstehen. Am interessantesten
fand ich die Felsen Veloselo oberhalb des Dorfes Jendvor, wo
ich '"'/ww/a Candida Cass.*) Crepis chondrilloides Jacq., Tencrium
flavum, Campanula garganica Ten., Scutellaria orientalis var. pin-
natifida Rchb., ^"'Innla adriatica Borb. blühend fand. In den Rissen
der Anhöhen findet sich Thon mit Equisetum Telmateia Ehrh., Hol-
cus lanatus, und hier entspringen auch kleinere Bäche, welche gleich
wie im Karstgebiete bald verschwinden, bald wiederum zum Vor-
scheine kommen. Die grasigen Bergabstürze werden geschmückt von
Dianfhus ciliatus Guss., D. caryophylloides Rchb., ^''^Anthemis hra-
chycenlros Gay., Spartium junceum, Cephalaria leucantha, Lonicera
eirusca Saut., Onosma echioides a., "'"' Asphodelus lihurnicns Scop.
und A. luteus, Stachys fragilis. Hier findet man ferner ^■''' Trüicum
villosum, ^' Plumbago europaea, Veronica spicata, Connolmilus tenuis-
simus Fl. Graec, '"'Scabiosa agrestis W. Kit. var. tomentosa Kocii,
'^Carthamus lanatus, Carlina vulgaris, """C corymbosa var. graeca
Boiss. Fl. Orient., '^Galium elatum Thuill., '"'G. erectum var. rigidum
(Vill.) Gren. et Godr., '^'Rhus Cotinus, Euphorbia epithymoides iE.
fragifera Gau.), Stachys germanica, Teucrium montanum et Poliuni,
^"Medicago minima var. longiseta DC, Trifolium pratense var. ßavi-
cans Vis.
Auf grasigen Plätzen an Ouellen wächst Chlora perfoliafa,
Erythraea pulchella (Sw.) und gegen das Thal hinab begleiten Cir-
sium Sicuhim DC, Menthen, '"^Teucrium scordioides Schrei)., £/?«-
lobium parviflorum, ''"'Eupatorium syriacum Jacq., Senecio barbareae-
folius die Bäche.
In der Gebüschformation gegen Vidklau '""'") zu, welche grossten-
theils von niedrigen Quercus pubescens gebildet wird, wächst '"' Bra-
chypodium caespitosum R. et Seh., Erythraea maritima., Linum
gallicum, Melampyrum barbatum W. Kit., Tamus communis, Ono-
brychis Visianii''^'''^"'^) ^''Betonica serotina Host., '"^Mercurialis perennis,
Asparagus acutifolius, Viola odorata, Prunella vulgaris.
An Weingarlenrändern wachsen : Echium italicum, E. puslula-
tum Sibth. et. Sm., Verbascum Chaixii Vill., Rubus caesius, Onopor-
don illyricum, Cichorium glabratum Presl.?, Crepis chondrilloides (bei
Besca valle), Allium paniculatum et A. intermedium Lain., *Plumbago
europaea etc.
Die Küste des Meeres bei Besca nuova ist in botanischer Hin-
sicht interessanter als bei Arbe, Auf den kahlen Felsen wachsen nur
*) Die mit * bezeichneten Pflanzen sind gegenüber Tommasini's Arbeit
für die Insel Veglia neu.
**) Nach der Karte; dieser Name scheint aber den Einwohnern unbe-
kannt zu sein. Kl am heisst man hier den Bergrücken, welcher sich von dem
Meere gegen das Dorf Jendvor hinzieht.
***) Ich habe in diesem Sommer Onohrychis Tommasinii Jord. auch bei
Cerkveniza in Croatien aufgefunden.
69
wenige sucoulente Pflanzen {Crithmtim maritimum, Imila crifhmoides,
Stafice cancellafa, Cctitaurea cristata und Asparagvs officinalis var.
maritimus). Die Buchl, in der das Dorf liegt, ist nach Osten und
Westen durch eine Eocen-Conglomeratforination vom Meere ge-
schieden, und säumt diese den herrschenden Kalk ein. Auf einem
Punkte, östlich vom Dorfe, wo der Gipfel eines Sandsteinfelsens zum
Theil mit Kalk bedeckt ist, theilen sich zwei verwandte Pflanzen:
^^Asperula longißora W. Kit. und *^s/). Staliana Vis. derart in den
Boden, dass erstere immer auf dem Kalk, letztere auf dem ohne
Zweifel mit Salz untermengten Sandstein wachst. Äsperula longiflora
fand ich auch gegen Besca valle mit intensiv weichselfarbigcn Blii-
Ihen, aber immer nur auf Kalk (1877) und meistens vereinzelt").
Auf nassen Sandsteinfelsen wachsen weiter Adianthum Capilhis
Veneris. Lencanfhenmtn platylepis Borb., Samolus Valerandi, Ana-
gallis coerulea Sciireb., Rnmex scutatus, Stafice cancellata Beruh.,
Linaria litoralis, die Kalkfelsen am Meere sind mit ^'' Micromeria
graeca, '^Seduin anopetalwn DC, Linaria Cymballaria geschmiuKl.
Auf dem Gerolle wachsen Campanula temiifolia W. Kit., Euphorbia
Paralias, Equisetum ramosissimum Desv., "'Hieracimri florentinuiti
AU., ^''Camphorosma monspeliaca var. glabrescetis Moq., Silene Te-
noreana Coli, mit dimorplien Bhithen: die Grifl'el sind nämlich
bald kürzer, bald länger als die Staubgefässe, Thesium dir)aricaHim
Jan., Paronychia Kapella (Hacq.), Medicago maritia, Centaurea ru-
pestris var. armata Kocli, C cristata Bartl, Geraninm purpureum
Vill., Linum Tommasinii Bchb.
Zwischen den Weingärten auch im Geröllboden kommen Hiera-
cium Tommasinii Rchb., Achillea odorata, Libanotis nitida var. in-
volucellata Borb., Cfilora perfoUata, Ajuga Chamaepytis^ Teucrium
Chamaedrys, Senecio vulgaris, Campanula glomerata var. mediter-
ranea, C. Cerricaria, Euphorbia epithymoides vor.
Westlich von dem Dorfe ist auf sumpfigen Stellen die Binsen-
formation entwickelt: Scirpus maritimus und var. mocrosfacA?/« Willd.,
*iSc. Tabernaemontani Gm. Sc. australis L. {Sc. atboviftatus Rchb.),
Juncus obtusiflorus Elirh., J. maritimus., Cyperus longus, Schoenus
nigricans. Hier wächst auch Lythrum Salicaria, ''■''Lycopus nwllis
Kern.! (auch zwischen Jendvor und Besca valle) und hei dem Bache
Fiumera ^'Epilobium hirsutum und "".E. parviflorum Schreb. (letz-
teres auch bei Besca valle).
Schliesslich weise ich den geehrten Leser auf die Arbeit des
Hofrath v. Toinmasini hin**), wo die Vegetationsverhältnisse der Insel
Veo-lia ausführlich beschrieben sind.
*) Die mit kleineren, rauhen Blüthen versehene Äsperula canescens Vis.
sammelte ich auf der Insel Yeglia bei Voss; so kommen hier alle drei ver-
wandte Foimen vor.
**) Sulla vegetazione dell' isola di Veglia ect. ISIG.
70
Literatur b erichte.
Borbäs Vincze Dr.: Dr. Haynald ersek herbariniiiännk harasztfelei
(Die Gefiisskryptogamen des Haynald' sehen Herbars). Budapest 1876. 8"
Der Verf. bespricht die Gefiisskryptogamen des genannten Her-
bars, (las nicht bloss von dem hochherzigen Eigenthümer desselben
gesammelte Exemplare, sondern auch Belege von Heuffel, Wierz-
bicki, Szontägh, Filiinger, Nendlvvich, Vrahelyi, Rell, Udranszky,
Kalchbrenner, Heidenreich, Czetz, Fäbry, Barth, Seidel, Kunszt, Tau-
scher, Hazslinszky, Freyn, Gremsperger, Kotschy, Menyhärth, Geyer,
Kanitz und Sadler enthält. Neu ist Aspidivm remotum A. Br. b. sub-
alpinnm Borb., während A. angulare Kit. gegenüber dem jüngeren
A. hastulatum Ten, die Priorität gesichert wird. Ueberdiess theilt der
Verf. viele eigene Beobachtungen hier zuerst mit und ist die vor-
liegende Arbeit ein wichtiger Beitrag zur Pteridographie Ungarns
und Siebenbürgens, deren Werth durch die erfolgte Vergleichung mit
den Originalexemplaren von Kitaibel, Mettenius, Milde, Willdenow
und A. Braun noch mehr gehoben wird. K.
Achter Jahresbericht des Vereines für Naturkunde In Oesterreich ob
der Enns zu Linz. Linz 1877.
Enthält nachfolgende Abhandlungen: 1. Aufzählung der in der
Umgebung von Linz bisher beobachteten Sporenpflanzen von Dr. Karl
Schiedermayr. Behandelt die Flechten und Algen des genannten Flo-
rengebietes. 2. Beiträge zur Erforschung der Flora von Stadt Steyr
von Karl Hödl. Der Verf. beschreibt zehn ihm noch nicht bekannte
Bastarte und Formen, liefert Nachträge zu Brittinger's hieher bezüg-
lichen Arbeit („Flora von Oberösterreich"), weist die herabgeschwemm-
ten und sonst eingeschleppten Pflanzen mit ihrem mitunter flüchtigen
Verbleibe nach, betont einige unrichtige Angaben Brittinger's und
hebt einige irrige Bestimmungen Kukula's hervor. 3. Phänologische
Notizen aus Freistadt in Oberüsterreich. Jahr 1876. Von Em. Urban
und 4. Blüthenkalender von Linz. Aus 12jahrigen Beobachtungen ab-
geleitet von Fr. Strobl. Eine verdienstvolle Arbeit, K.
Fromme's Oesterreichisch-ungarlsclier fiarten-Kalender für das Jahr
1878. 3. Jahrgang. Redigirt von Dr. Rudolf Stoll. Wien. Druck und
Verlag von Karl Fromme. 8". 209 S.
Praktisch und zweckmässig in ihrer Anlage, korrekt im Drucke,
nett und elegant in ihrer Ausstattung, fanden die beiden ersten Jahr-
gänge dieses Kalenders in Gärtnerkreisen schnell eine sehr weite Ver-
breitung, und das Unternehmen erfreut sich gegenwärtig allgemeiner
Beliebtheit. Der vorliegende 3. Jahrgang bleibt hinter seinen Vorgän-
gern nicht zurück, sondern übertrifft sie durch so manche zweckmäs-
sige Neuerung. Auch der Botaniker wird in ihm einzelnes Erwünschte
finden, wie die Aufzählung der im J. 1876 in den Handel gebrachten
neuen oder interessanten Pflanzen (S. 86—94). Es sei somit Fromme's
Gartenkalender allen Botanikern, die sich für Hortikultur interessiren,
bestens empfohlen. H. W. R.
71
Bulletin nieiisucl de la Societe Liiineeiiiie de Paris. Nr. 15—17. Paris
1877. Imprim. Felix Malteste. 8" p. 113—136.
Die vorlieg-enden Nummern berichten über die Sitzungen wäh-
rend der Monate bis August 1877 und enthalten folgende kurze
Mittheilungen: M. H. Baillon: Ueber Wurzeln von abnormer Richtung
(S. 113}. — G. Dutailly: Ueber Nuphar luteum (S. 114). — De
Lanessan: Ueber Bau und Entwicklung der echten und falschen
Pareira Brava (S. 116). — G. Dutailly: Monströse Schlauciibildungen
an der Erdbeere (S. 119). — M. H. Baillon: Ueber die Gattungen
Eulobus, Cienkowskia und Dracontomelon (S. 121). — M. Nylander:
Verzeichniss der in Fontainebleau am 29. April 1877 gesammelten
Flechten (S. 123). — M. Baillon: Nochmals Reana luxurians (S. 125).
— Derselbe: Ueber Bau und Verwandtschaft von Axinandra (S. 126).
— Derselbe: Ueber Zorloa (S. 126). — De Lanessan: Ueber Bau
und Entwicklung der Kino führenden Kanüle bei Pterocarpus Mar-
supium und Butea frondosa (S, 127). — M. G. Baillon: Ueber die
Frucht von Bertolonia (S. 128). — De Lanessan: Ueber eine beson-
dere Kork- und Bastbildung (S. 130). — Derselbe: Ueber den Bau
der Samen von Trigonella Foenum graecum (S. 133). — M. H.
Baillon: Ueber die Symmetrie der Blüthen von Lagoecia. R.
Gorrespondeuz.
Kalksburg b. Wien, 13. Jänner 1878.
Die Althaea aus dem Zalaer Komilate (vgl. Oest. botan. Ztschr.
1877, Okloberhefl) steht wirklich der A. taurinensis DC. viel näher
als der A. officinalis L. Sie mag den Namen Althaea micrantha
Wiesb. tragen, unter dem sie durch Tauschvereine als Varietät der
A. officinalis schon ziemlich verbreitet ist. Sollte sie übrigens Va-
rietät sein, so ist sie nicht der A. officinalis L., sondern der A. tau-
rinensis DC. oder mit weniger Wahrscheinlichkeit der A. kraguje-
vacensis Pancic (flora principatus Serbiae p. 200) unterzuordnen. Zu
einer genaueren Beschreibung wird noch reichlicheres Material erwar-
tet. Vorläufig möge genügen, darauf hingewiesen zu haben, dass
durch eine Kombination der Blatttheile der A. taurinensis mit dem
Blüthenstande der A. multißora in Reichenbach's Icones florae germ.
t. V. (Iconographiae t. XV.) tab. 174, meine A. micrantha ausge-
zeichnet dargestellt wird. Nach Knapp's gütiger Mittheilung findet
sich dieselbe Pflanze auch in Slavonien. Die A. officinalis Hölzl's
„wild um Rohitscht" im Herbar der zool.-bot. Gesellschaft ist gleich-
falls meine A. micrantha; nur einer der drei Zweige (der links an-
geheftete) ist A. officinalis L. J. Wiesbaur S. J.
Budapest, 14. Jiinner 1878.
In den letzten Tagen habe ich folgende , für die Flora des
Comit. Pest, neue Pflanzen determinirt : Aira ambigua De Not. (bei
72
Bekäs-Megyer, leg, Prof. Juranyi), Festuca rubra L. (bei Hidegküt),
Glaucium tricolor Bernh. (zwischen Ofen und BudaOrs) , Papaver
commutatum Fisch, et Mey. (Schwabenberg, Kammerwald), Hiera-
cium fasügiatum Fr. (Johannis- und Lindenberg), meine Pflanze
aber, welche mir Herr v. Uechtritz so determinirte , ist nur eine
Form des H. vulgatum Fr.; H. boreale Fr. (Lindenberg, Kühlenthal,
ich sah es auch aus dem Kammerwalde in herb. Bohätsch), Ranun-
cvlus cassubicus L. var. flabelUferus m., welcher durch seine blatt-
lose Scheide von ß. flabellifolius HeufT. verschieden ist. ßorbäs.
Neapel, iO. Jänner 1878.
Auf einer kleinen Rundreise begriffen , habe ich nicht verab-
säumt hier den botanischen Garten und Herrn Baron Cesati aufzu-
suchen, welch' letzterer mir mit bekannter Liebenswürdigkeil behilf-
lich war, aus Tenore's und Gussone's Herbar einige Originalien
herauszusuchen. Ich will hier nur erwähnen, dass die Original-
Exemplare des Ranunculns neapolitanus Ten. thatsächlich mit dem
südistrischen R. Tommasinii identisch sind. Im selben Bogen , R.
neapolitanus , liegt ein Stück R. Breynianus als solcher bezeichnet
und mit angesteckter Etikette — wohl des Vergleiches wegen hin-
eingelegt. Der nächstfolgende Bogen enthält ein von Schleicher her-
rührendes Exemplar von R. lanuginostis L. — Letzterer scheint
durch irgend eine Confusion wirklich abgebildet worden zu sein.
Der Widerspruch zwischen Beschreibung und Abbildung des R. nea-
politanus ist also wohl aufgeklärt. — In Rom fand ich den botan.
Garten geschlossen und es wurde auch nach mehrmaligem Läuten
nicht geöffnet. — Die Exkursion nach dem Originalstandorte von
Quercus Pseudosuber Santi missglückte ebenfalls. — Heute Abends
reise ich wieder zurück, um sofort zu übersiedeln. Freyn.
Breslau, 13. Jänner 1878.
Die in der Januar-Nummer dieser Zeitschrift angekündigten
neuen Lieferungen der Bänitz'schen Herbars-Unternehmungen geben
einen erneuerten Beweis von dem rastlosen Eifer des Herausgebers,
der seit Jahren bemüht ist, dem botanischen Publikum ein möglichst
reichhaltiges Material seltener oder kritischer Pflanzenarten zugäng-
lich zu machen. Als Fortsetzung des Herbarium americanum, dessen
erste 4 Lieferungen durchwegs Spezies aus der Gegend von St. Louis
enthielten, wird eine Cenlurie sehr schön getrockneter von den Herren
Bebb und Patterson gesammelter Phanerogamen aus Illinois gegeben,
unter denen eine Suite Carices und Weiden von besonderem In-
teresse ist. Eine weitere Halbcenlurie bringt Pflanzen der Provinz
Entrerios (östl. Argentinien) von Prof. Dr. Lorentz. — Mehr als 3 neue
Centurien des Herbarium europaeum, zu dessen Mitarbeitern Kenner
und Sammler des ersten Ranges gehören, liefern ausser einer reichen
Auswahl Arten aus den meisten Gebieten Mitteleuropa's auch solche
aus Scandinavien, England, den Pyrenäen, Italien, Islrien, Dalma-
lien und Griechenland; besonders reich ist diessmal Italien, vorherr-
73
sehend durch piemontesische und millelitalienische Typen vortreten,
Das seltene und itierUwiirdige Lo/ium subidafnm Vis. (1842), von
Freyn bei Pola gesammelt , diirfle der Hauptsache nach mit dem
griechischen L. lepturoides ßoiss. (1853) = Rotthoellia loliacea
Bory et Cliaub. identisch sein. Allerdings sind bei den mir vorlie-
genden, von Heldreich bei Athen autgenommenen Exemplaren die
Aehren aus 14 — 18 Aehrchen zusammengesetzt, während die von
Pola bei gleicher Grösse ziemlich konstant nur 7 — 9 Aehrchen tra-
gen, aber einmal variirt dieses Verhältniss auch bei anderen Arten der
Gruppe und dann zeigt auch das von Visiani abgebildete sehr kräftige
Individuum 14 Aehrchen. Nach Analogie anderer Lolia scheint deren
Grösse und Gestalt etwas veränderlich; diess gilt wenigstens in
erheblichem Grade von der griechischen, weniger, soweit sich diess
aus meinem Material ersehen lässt, von der istrischen Pflanze. Uebri-
gens variirt bei den Exemplaren von Athen die Gr()sse und Gestalt der
Aehrchen an verschiedenen Halmen des nämlichen Rasens. — Die unter
Nr. 3296 als Achillea sericea Janka von Barth vom Deväer Schlossberg
(Siebenbürgen) ausgegebene Pflanze ist nicht diese, sondern die sehr
unähnliche A. crithmifolia W. K. — Capsella rithella Reut, wird von
zwei Standorten geliefert, doch ist nur die von Pola (Freyn) die rich-
tige, da die von Bordere bei Gedre gesammelte zu C. Bursa pastoris
gehört, Uechtritz.
Bremen, 14. Jänner 1878.
Beschäftigt, sämmtliche gut beobachteten Thatsachen über Hy-
bridisation im Pflanzenreiche zu sammeln, kam ich auch an die Gat-
tung Pistacia , in der man einige Bastarte beobachtet haben will.
Aus einer Musterung der Arten und ihrer Formen , habe ich indess
die Ansicht gewonnen, dass namentlich die P. Terehinthus der Auto-
ren aus einer Gruppe von Unterarten besteht, von welchen sich muth-
masslich mehrere gut werden umgrenzen lassen. Bei Boissier ist die
P. Vera in eine ganze Reihe von Arten zerlegt; die P. Thercbinthus
wird wahrscheinlich noch formreicher sein. Da die einzelnen Formen
nicht gemischt, sondern topographisch gesondert wachsen , wird die
Verschiedenheit nur durch Vergleichung der Exemplare entfernter
Gegenden erkannt werden können. Mit Herbariumsstudien ist hier
wenig zu machen , obgleich nichts leichter sein würde , als einige
extreme Formen zu gut diagnostizirbaren Arten zu stem|)eln. Aus
Spanien erhielt ich als P. Terehinthus Zweige einer Pflanze mit sehr
kleinen, rautenförmigen oder elliptischen, vorne gesägten ßlätlchen
und einer nach vorn zu etwas geflügelten Blattspindel. Man kann nicht
umhin, diese Pflanze für spezifisch verschieden von P. Terehinthus
und von P. atlantica zu halten. P. Lentiscus scheint minder wan-
delbar zu sein. Es dürfte indess wohl der Mühe werth sein, die
Pistacien der Aufmerksamkeit der Botaniker, welche die Miltelmeer-
länder besuchen, angelegentlichst zu empfehlen.
Dr. W. 0. Focke.
0«sterr. botan. Zeitschrift. 2. Heft. 1878. 6
74
Personalnotizen.
— Elisöe Reverchon begibt sich im kommenden Frühling
nach Corsica, wo er im Laufe der nächsten zwei Jahre zu sammeln
gedenkt.
— Hofrath Dr. Jul. Sachs, Professor in Würzburg, welcher
die Berufung an die Universität Berlin abgelehnt hat, erhielt vom
König von Bayern den Verdienstorden der Bayer. Krone.
— Baron Ferdinand von Mueller's Biographie verfasst von
J. A. Knapp ist als Beilage zur Schluss -Nummer des fünfzehnten
Jahrganges (1877) der Zeitschrift des AUg. iisterr. Apotheker-Ver-
eines erschienen. Geboren zu Rostock am 30. Juni 1825 kam er
im Jahre 1832 nach Tönningen (Schleswig), später, 1840, in die
Becker'sche Apotheke zu Husum, besuchte 1846 und 1847 die Uni-
versität in Kiel, wurde Dr. der Philosophie und wanderte im J. 1847
nach Südaustralien aus. Bis zum J. 1852 , um welche Zeit er Re-
gierungsbotaniker der Kolonie Victoria wurde , bereiste er zu vor-
nehmlich botanischen Zwecken eine Strecke von 4000 Meilen und
erhob den später gegründeten botanischen Garten zu Melbourne zu
einem ersten Institute sowie er an allen späteren Forschungsreisen,
an der Akklimatisirung von Thieren und Pflanzen daselbst direkten
oder doch indirekten Antheil nahm. Von seinen nahezu 200 Arbei-
ten ist jedenfalls die mit G. Bentham geschriebene „Flora austra-
liensis" die bedeutendste , während 15 Autoren ihm ihre Werke
widmeten und Se. Majestät der König von Württemberg ihn in den
erblichen Barons-Adelstand erhob.
Vereine, Anstalten, Unternehmungen.
— In einer Sitzung der kais. Akad. der Wissenschaften
in Wien am 25. Oktober 1877, übersandte Dr. C. Heitzmann eine
in seinem Laboratorium in New- York ausgeführte Arbeit von Dr. W.
Hassloch: „Ueber den Bau und das Wachsthum einiger Formen
des Schimmelpilzes." Diese Untersuchungen ergeben, dass der Bau
des Schimmelpilzes mit dem des thierischen Protoplasmas vollständig
übereinstimmt, indem die netzförmige Struktur in den beschriebenen
niedrigen Pflanzenorganisinen deutlich ausgeprägt ist. Die gelblich
glänzende, in dünnen Lagen graue , lebende Materie , welche sich
mit Goldchloridlösung leicht färbt, erzeugt eine Wand von wechseln-
der Dicke; ferner Körnchen und verbindende Fädchen, während die
Vacuolen und die Maschenräume mit einer leblosen Flüssigkeit er-
füllt sind, in welcher nicht selten isolirte Körnchen herumschwimmen.
Dass die gelbliche oder graue Substanz thatsächlich lebende Materie
ist, beweisen die Knospenbildungen an den Hyphen, den Conidien
und Oidien und den Conidienketten, indem die Knospen direkte Ver-
längerungen der Schale und der innerhalb der Schale befindlichen
Körnchen darstellen.
75
Botanischer Tausch verein in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Fräulein Topali mit Pflanzen
aus Griechenland, Von Herrn Spiess mit Pfl. aus der Schweiz.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Matz, Hackel, Go-
ruan, Spreitzenhofer, Retzdorff, Braun.
Aus der Schweiz einges. von Spiess: Allium Victorialis, Alsine
Jacquini, Androsace lactea, Anlhriscus torquata, Asperula tnontana,
Athamanta cretensis, Campanula barbafa, Dipsacus pilosus, Eryn-
gium alpinum, Geranium lucidum, Iberia saxatilis, Juniperus Sa-
hina, Lnnicera etrusca, Myosotis versicolor, Pedicularis Barrelieri,
Polyqala calcarea, Salix cinerea X incana, Pontederana , rubra,
Seringiana, viminalis, vimin. X cinerea, Thlaspi montanum, Trochi-
scanthes nodiflorus.
Aus Niederösterreich einges. von Matz : Abutilon Avicennae.
Campanula bononiensis, Carex supina, Cnidium venosmn, Elatine
Aisinastrum, Euphorbia Lathyris, lucida, nirgata, Gagea bohemica,
Glycyrrkiza glabra , Hieracium sabaudum , Inula Oculus Christi,
Iris variegata, Lactuca sagittata, L. stricta, Lathyrus sativus, Lava-
ihera thuringiaca, Melampyrum cristatum, M. nemorosum, Oenanthe
fistulosa, 0. silaifolia, Panicum ciliare, Pulicaria vulgaris, Ranun-
culus Lingua, R. polyanthemos, Rosa gallica, Salicornia herbacea,
Scirpus Michelianus, Scorzonera parviflora, Taraxacum serotinum,
Thesium humile, Torilis helr>etica, Trifolium fragiferum, T. hybri-
dum, T. ochroleucum, T. rubens, Vicia pisiformis.
Vorrä'hig: (B.) = Böhmen, (I.) = Istrien, (Kr.) = Krain, (Kt.)
= Kärnten, (M.) = Mähren, (NOe.) = Niederösterreich, (OOe.) =
Oberösterreich, (P.) = Polen, (Schi.) = Schlesien, (Schz.) = Schweiz,
(T.) = Tirol, (Th.) = Thüringen, (U.) = Ungarn.
Dianthus Armeria (NOe.), atrorubens (U.), barbatus (Kt.), Car-
thusianorum (NOe., OOe., T.), compactus (U.), deltoides (NOe., OOe.,
U.), monspessulanus (Kr.), serofinus (U.), superbus (NOe., OOe., Schi,
T.), Wimmeri TSchl.), Dictamnus albus (M., NOe.), Digitalis ambigua
(Schi.), purpurea (Th.), Diplotaxis temiifolia (Th.), Dipsacus sil-
veslris (NOe.), Dorycnium decumbens (T.), suffruticosum (U.), Draba
aizoides (NOe.), Aizoon (U.), muralis (B.) nemoralis (NOe.), nem. v.
hebecarpa (U.), praecox (U.), verna f. Eroph. glabrescens (Schi.),
f. majuscula (Sclil), f. stenocarpa (U.), spathulata (U.), Dracoce-
phalum austriacum (NOe,), thymiflorum (Schweden), Drosera anglica
(Berlin), intermedia (Berlin), obov>ata (Schz.), rotundifolia (OOe.,
Berlin), Dryas octopetala (Salzburg, T.), Drypis spinosa (I.), Echi-
nops Ritro (NOe.), sphaerocephalus (NOe.), Echinospermum Lappula
(NOe.), Echium rtibrum (M., U.), vulgare (OOe.), Etat ine Aisinastrum
(NOe., U.), hexandra (Schi.), triandra (Schi.), Elsholzia crisfata (P.),
Elymus europaeus (NOe.), Ephedra helvetica (Schz.), monoslarhya
(U.), EpHobium alpinum (T.), angustifolium (M., OOe.), Dodonaei
(NOe.), nufans (T.), origamfolium (Riesengebirge), roseum ><i parvi-
6*
76
florum (Th.), frigonum (T.), virgafum (Th.), Epipactis latifolia (OOe.),
microphylla (U.), palustris (Ostfriesland), viridiflora (Th.), EragrosHs
megastachya (Frankreich), Eranthis hiemalis (NOe.), Erica carnea
(OOe., Fichtelg-ebirge), Tetralix (Schi., Ostfriesland).
Obig-e Pflanzen können nach beliebiger Auswahl im Tausche
oder käuflich die Centurie zu 6 fl, (12 R. Mark) abgegeben werden.
Berichtig^ung^.
Seite .H99 V. J. Zeile 24 von unten ist statt Gemrelif zu lesen: Generalif.
„ 399 „ „ 21 „ „ „ » nicht minder zu lesen: jedoch
minder.
„ 400 „ ,, 20 „ „ „ „ Stengel zu lesen: Stengelblätter.
., 401 ist statt Corlijo zu lesen: Cortijo.
Inserate.
In J. U. Kern's Verlag (Max Müller) in Breslau ist soeben
erschienen:
Beiträge zur
Biologie dei? Pflanzen.
Herausgegeben von
Dr. Ferdinand Colin.
Zweiter Band. Drittes Heft. (Schluss des zweiten Bandes.)
Mit 5 Tafeln. Preis 12 M.
Früher erschienen: Band I: Heft 1 7 M.; Heft 2 9 M.; Heft 3 11 M.
Band H: Heft 1 7 M.; Heft t 10 M.
Bitte!
Von Herrn Prof. Dr. Just aufgefordert, über die im Jahre 1877 in
ungarischer, slavischer oder in irgend einer anderen nichtdeutschen Sprache
erschienenen botanischen Arbeiten für sein rühmlichst bekanntes Werk , den
„botanischen Jahresbericht" zu referiren, erlaube ich mir an die betreffenden
Fachgenossen die Bitte zu richten , sich diessbezüglich mit mir freundlichst in
Verbmdung setzen zu wollen. Es ist selbstverstiindlich , dass es mein Amt ist,
so getreu wie mögUch über die botanische Thätigkeit der Karpathenländer zu
referiren und erkläre ich im voraus , dass ich nicht berufen bin , auch an den
betreffenden Arbeiten Kritik zu üben.
Budapest, am 13. Jänner 1878. „ ^ ,, «
Prof. Dr. M. Staub,
YII. Tabakgasse 27.
Redakleur und Herausgeber Dr. Alexander Skcfitz. — Verlag von C. Gerold's Sohn.
Druck, und Papier der C. Ueberreutersclieu BucuJruckerei (M. Salzer),
Ocsterreichische
Botanisclie Zeitschrift
Gemeinnütziges Organ
für
ine ivxterreiciiisciie Exemplare
botanische KeltscIiriR RAfonib nilil RAfaillbAl« die frei durch die Post be-
erscheint DUldlllü IIUU DUIdlllHCr, zogen werden sollen, sind
den Krstea jeden Monats. hlo« bei der ItcduUtloa
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XXTIII. Jahrgang. Will, März 1878.
INHALT: Adriatisclie Algen. Von Ilauck. — lieber die Cuticulii. Von Hölinel. — Mu.'^cari Weissii.
Von Freyii. — Ursachen der Pflanzengestalten. Von Dr. Slrohecker. — Arten von Sporormia.
Von Niessl. (Fortsetzung.) — Pflanzen auf der Weltausstellung. Von Antoine. — Literaturbericlite.
— Orrespondenz. Von Zeiss, Dr. Pocke. — Persoiialnotizen. - Vereine, Anstalten, Unternehmungen.
— Botanischer Tausetiverein.
Beiträge zur Kenntniss der adriatischen Algen.
Von F. Hauck.
VI.
(Hiezu Tafel I.)
Vnucheria Pilus Mart. (Taf. I. Fig. 5 bis 7.)
Von den im adrialischen Meere vorkommenden Vaiicherien halte ith
bis jetzt Vaiicheria piloboloides Thuret und die obige Art beobaclilet.
Beide leben an schlammigen Orten flachverlanl'ender Küsten. Erslere fand
iih in ihrer grossten Entwicklung im Sommer Inder Tiefe von circa 1 Me-
ter unter dem Stande der tiefsten Ebbe; Vaucheria Pilus dagegen
erscheint mit Ende des Sommers und dauert bis zum Winter in der
Region zwischen Fluth und Ebbespiegel. Martens in „Reise nach
Venedig" II. pag. 639 beschreibt sie als sehr gemein bei Venedig
und Triesl, wo sie die bei Ebbe zu Tage tretenden Schlammbanke
mit einem dichten grünen Filz überzieht, der von den Venezianer
Fischern „Felo" genannt wird. V. Pilus hat im Leben die grösste
Aehnlichkeit in der Rasenbildung mit V. caespifosa, von welcher sie
jedoch durch den Standort und die Fruchtorgane leicht zu unter-
scheiden ist. Sie fruktifizirt im Herbste. Antheridien und Oogonicn
ocsterr. botan. /.eitschritt. a. Heft. 1878. - 7
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kommen gemischt an demselben Faden vor. Die Antheridien (Fig. 7)
sind beinahe krugfurmig , durchschnittlich 7? ^^'"- '^^"o ^^^ V9 ^^'l'"-
dick. Die verhältnissmässig grosse, kugelige Oospore (Fig. 5 und 6)
erreicht bei der Reife eine Grösse von ^4 Mm. im Durchmesser.
Viel Uebereinstimmung zeigt V. Pilus mit V. dichotoma ß. nach der
Abbildung Lyngbye's in „Tentamen Hydrophyto. danicae" tab. 20
Fig. Ä; nach Kiitzing (Spec. Alg.) synonym mit Vauch. submarina
Berk. (Glean. pag. 24), unter welchen Namen ich die Fruchtform
auch in meinem „Verzeichnisse der im Golfe von Triest gesammelten
Meeralgen" angeführt habe (Jahrgang 1876 dieser Zeitschr. p. 25).
Vielleicht gehört zu V. Pilus auch V. velutina Ag. (Systema alg.
1824 addenda pag. 312), wenigstens stimmt die Besclireibung gut.
Agardh führt diese von den Küsten Schwedens, Harvey von England,
Crouan von der französischen Küste an. Die Abbildung Harvey's in
„Phycologia britanica" PI. 321, lasst mich aber die Identität beider
etwas bezweifeln; authentische Exemplare von V. velutina konnte ich
nicht vergleichen.
Vaucheria dalmatica Zan. in Lorenz „Physik. Verhältnisse des
Quarnero" pag. 205 ist unzweifelhaft synonym mit V. Pilus, sowie
V. maritima Kg. Tabulae phyc. Band VI. pag. 23, Taf. 64, Fig. 111,
bei welcher in der Diagnose „ramis apice attenuatis succo subtilis-
sime granuloso demum violaceo replectis" angeführt ist; die violette
Farbe sah ich aber nur in abgestorbenen Fäden und ist kein spezi-
fisches Merkmal.
Dasycladus clavaeforniis Ag. (Taf. I. Fig. 8 — 15.)
lieber die Fruktifikation dieser Pflanze erwähnt C. Agardh in
„Species Algarum" Vol. II. pag. 17 (1828) Folgendes: „Michelius in
manuscr. tuberculum globosum in apice ramellorum juvenilium et
simplicium pro fructu habet, et pinxit. Nemo vero postea observavit.
Rothius corpuscula angulata inter ramellos sparsa propagationi in-
servire credit , quae etiam a nobis observatae nil nisi arenosae et
estraneae videntur."
Nägeli dagegen in „Die neueren Algensysteme" (1847) p. 164
vermuthet, dass sich Dasycladus durch Keimzellen, ähnlich wie bei
Valonia, fortpflanze. Später (1856) bildet Kützing in den Tabulae
phycolog. Band 6, Taf. 91, bei Fig. II. c ein Organ ab, welches er
1. c. pag. 32 für eine Sporenzelle erklärt. Im gleichen Jahre be-
schrieben erst Derbes und Solier in „Memoire sur quelques points
de la Physiologie des Algues" pag. 44 die Fruktifikation von Dasy-
cladus genau. Meine Beobachtungen, die ich nun diessbezüglich an
der adriatischen Pflanze, und über die Entwicklung der Zoosporen
machte, stimmen im Wesentlichen ganz mit jenen überein. Die ver-
hältnissmässig grossen Sporangien (Fig. 10) bestehen aus einer kugel-
runden Zelle, die an einem längeren oder kürzeren Stiele (oft last
sitzend) an der Spitze des ersten Qnirlastes eingehüllt von den
Aestchen der zweiten Ordnung; sich entwickelt.
71»
Ich fand Dasycladus reichlich fruktifizirend im Herbste (Sep-
tember) und die damit angestellten Kulturversiuhe behuls Entwicklung
der Zoosporen ergaben folgendes Resultat.
Innerhalb dreier Tage hatten sich sämmtliche Sporangien, die
zur Zeit der Einsammlung reif waren, ihrer Zoosporen entleert. Die
Entleerung geschah vermuthlich in den frühesten Morgenstunden, und
nur bei wenigen ist es mir geglückt, die Sprengung des Sporan-
giums unmittelbar zu beobachten. Die Form der Zoosporen macht die
beigefügte (Fig. 11) ersichtlich, alle haben einen kugeligen, zusam-
mengeballten Inhalt von Chlorophyllkornern und zwei meist lang ge-
zogene cilienähnliche Fortsatze, die farbloses Protoplasma enthalten.
Die Form dieser Fortsätze ist nicht konslanl und scheint sich im
Laufe der Entwicklung zu ändern; bei manchen Zoosporen kann
man oft nur einen F'ortsatz oder höchstens einen sehr verkümmerten
zweiten bemerken, — einen rothen Pigmcntfleck sah ich hier nie.
Die Bewegung derselben, vermittelt durch die Cilienfortsätze, ist im
Vergleich mit den Zoosporen anderer Chlorophyllalgen eine mehr
träge. Kurze Zeit nach dem Austreten setzten sie sich bald an be-
nachbarte Gegenstände an, oder fielen am Boden des Gefässes, und
nach ungefähr 24 Stunden hatten sie die Fortsätze eingezogen und
sich abgerundet (Fig. 12). In diesem Stadium wurde ein rotlier Punkt
(einmal 2 Punkte, Fig. 13) sichtbar, dann nach weiteren 24 Stunden
wuchsen sie in die junge Pflanze aus (Fig. 14, 15), deren Wachs-
thum ich nur kurze Zeit verfolgen konnte, da die Kultur durch
Bakterien zerstört wurde. Eine Paarung der Zoosporen habe ich
nicht gesehen. Die Zoosporen, wie .^ie Derbes und Solier 1. c. taf. 13,
Fig. 10 abbildet, scheinen noch nicht die gehörige Reife im Sporan-
gium erlangt zu haben. Solche und ganz unregelmässige Formen
kann man beobachten, wenn man ein fast reifes Sporangium unter
dem Mikroskope zerdrückt. Die halbreifen Zoospooren sind sehr
träge, oft zu mehreren zusammengeballt, bei welchen auch mehrere
Cili(m sichtbar sind. Die Oberfläche der Sporen ist dann auch meistens
mit kleinen Amylumkörnchen besetzt, die sich frei zwischen den
halbreifen Sporen oder aus diesen herausgetreten, bewegen, deren
Bewegung wohl eine schnelle, aber doch nur Molekularbewegung
ist, denn Zusatz von Jodlösung hebt sie nicht auf.
Eine andere Art von Sporangien bildet W. Sonder in .,Die
Algen des tropischen Australiens'' (1871) Taf. V, Fig. 7 von Dasy-
cladus clavaeformts und Harvey in „Nereis Boreali americana" (1857)
Vol. 111, p. 38, tab. XLI B von Dasycladus occidentalis ab. Ich gebe
die Kopien dieser Abbildungen bei Fig. 8 und 9. Es scheint dem-
nach, dass Dasycladus auch eine zweite Art von Sporangien besitzt,
die meist zu zwei oder drei an den letzten und vorletzten (?) Glie-
dern der Ouirlästchen sitzen und nach Harvey 1. c. zahlreiche kuge-
lige Sporen enthalten. Sonder 1. c. gründet auch den generischen
Untersi;hied von Chlorocladus hauptsächlich darauf, dass dieser ter-
minale, Dasycladus dagegen seitliche Sporangien besitze, was ver-
muthen lässt, dass er bei Dasycladus nur diese Art Sporangien sah.
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— Was nun KiUzing (1. c.) für eine Sporenzelle ansieht, ist mir
nicht recht klar, dürfte auch kaum als solche zu deuten sein.
AegagropUa trichotoma Kg'. (Spec. Ä.lg. p. 414. — Tab. phyc,
Bd. IV, Taf. 64 A).
An Muscheln, Lithothamnien etc. in grösseren Tiefen an der
isirianischen (Rovigno, 25 Meter tief, leg. Lichtenstern) und dalma-
tinischen Küste. — ■ Ziemlich selten.
Die Exemplare stimmen sehr gut mit Kützing's Beschreibung
und der zitirten Abbildung; Conferta trichotoma Ag. Syst. Alg. p. 121,
wonach Kützing seine Art aufstellte, scheint aber eine ganz andere
Pflanze zu sein.
Spirulina versicolor Cohn (Rabenhorst Fl. europ. alg. IT,
pag. 292).
Im Hafen von Triest an ruhigen Orten mit verunreinigtem Meer-
wasser, an ßryozoen, Algen etc. Im Herbste.
Ich verdanke die Mittheilung dieser durch ihre lebhafte Bewe-
gung ausgezeichnete Spirulma , weh^he zuerst von Cohn in einem
Seewasser -Aquarium beobachtet wurde, meinem Freunde Dr. A.
Dodel in Zürich.
Spirtdina ininiata n. sp. Taf. I, Fig. 16, 17.
Bildet äusserst zarte, rolhe Flocken an grösseren Algen. Die
einzelnen wenig lebhaft beweglichen Faden sind Yeoo ^"i- ^•'-'^S
gegen die abgestumpfte Spitze etwas verdünnt, die Windungen sehr
weitläufig. Die Gliederung auch bei 700maliger Vergrösserung mit
Immersionssystemen sehr undeutlich; die Glieder ca. dreimal läno-er
als der Durchmesser der Fäden. Der Zelleninhalt erscheint ziemlich
homogen, wenig gekörnt.
Ich fand diese Alge nicht selten im Herbste bei Triest und
Parenzo, wo sie in ruhigen Buchten sowohl grössere Algen, als auch
Schlamm und Sand mit einetn flockigen rothen Ueberzug bedeckt.
Wird sie bei tiefer Ebbe trocken gelegt, so stirbt sie bald ab und
verändert die rothe Farbe in ein lichtes Grün.
Erklärung der Tafel I,
Polysiphonia sericea Hauck. (Oest. botan. Zeitschr. 1877, pag. 273.)
Fig. i. Ein Sphaerosporen tragender Zweig (Vergr. 4) *).
„ 2. Eine Zweigspitze (Vergr. 65).
„ 3. Mittleres Fadenstück (Vergr. 65).
„ 4. Durchschnitt durch dasselbe (Vergr. 65).
Vaucheria Pilus Marl.
Fig. 5 und 6. Zwei Fadenstücke mit Oogonien in verschiedenen Stadien
(Vergr. 140).
„ 7 Ein AntJieridium (Vergr. 140).
*') Die Zeichnung ist im Drucke etwas zu dick ausgefallen.
Oesterr.boL Zeitschr. Jahrj. 18]8. N? 3
F. Hauck Adriaf. Algen TaF 1
A.ucl-or del. ef sculps.
lih Gutlmann Triest .
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Dasycladus clavaeformis Ag.
Fig. 8. Eiue fruklifizirende Zwoigspitze von i>. clavaeformis (vergr.), Kopie
aus W. Sonder's ..Die Algen des tropischen' Australiens.''
„ 9. liin fruktifizirender Ast von Z>. occidentalis (vergr.), Kopie aus Har-
vey's ,.Nereis boreali americana."
„ 10. Ein Quirlast von Dasycl. clavaeformis mit einem reifen Sporangium
(Yergr. 20).
„ 11. Mehrere Zoosporen von Z>. clavaeformis, von welchen die zweite
Figur die obere Ansicht einer in der ersten Figur von der Seite
dargestellten Zoospore ist (Vergr. 700).
„ ii. Dieselben nach 24 Stunden, bereits abgerundet (Vergr. 700).
„ 13. Dieselben weiter entwickelt, durch das Auftreten eines rothen Pig-
mentfadens charakterisirt (Yergr. 700).
„ 14. Auswachsen der Zoospore zur jungen Pflanze (Vergr. 700).
„ 15. Weitere Entwicklung (Vergr. 700).
Spirxdina miniata Hauck.
Fig. 16. Spitze eines Cystosirenzweiges mit einer Flocke Sp. miniata (natürl.
Grösse) .
„ 17. Ein Faden von Sp. miniata (Vergr. 650).
Einige Bemerkungen über die Outioula.
Von Dr. Franz v. Höhnel.
I.
Durch eine vergleichende mikrochemische Untersuchung- der
Culicula und der Suberinlamelle*) der Korke verschiedener Pflanzen
bin ich zu dem Resultate gelangt, dass beide ihre eigenthümlichen
Eigenschaften durch einen und denselben Stoff, das Suberin, er-
halten, der seine Eigenschaften je nach der Art und dem Orte seines
Vorkommens nur unwesentlich modifizirt.
Ich bin also zu einer Ansicht gekommen, wie sie unter den
Botanikern gang und gebe ist, die aber bisher nicht genügend be-
gründet war und mehr auf Analogieschlüsse, als auf sicher konsta-
tirte Thatsachen beruhte.
Sucht man *in der That in der Literatur nach, auf welche
Weise sich die verschiedenen Autoren von dem Vorhandensein cuti-
cularisirter oder verkorkter Schichten oder Membranen überzeugten,
so findet man bei allen die konzentrirle Schwefelsaure angewendet,
so z. B. bei Caspary, Sfilzer, Oudemans, Vesque, Nicolai, die sich
') Mit diesem Namen habe ich in meiner Arbeit „Ueber Kork und ver-
korkte Gewebe überhaupt", die jetzt, da ich dieses niederschreibe, eben im
Drucke ist, jene Schichte der Korkzellwand bezeichnet, in welcher das Suberin
eingelagert ist. Ausser zwei Suberin-Lamellen kommen in fast allen Korkzell-
wänden, wie sie zwei Zellen angehören, noch eine Mittellamelle, die aus stark
verholzten und zwei Cellulose-Lamellen, die aus reiner oder schwach verholzter
Cellulose bestehen, vor.
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niii der Endoflermis (De Bary"s) beschäftigten, und von der erst ich
endgiltig nacligewiesen habe, dass sie thatsiichlich verkorkt ist.
Ebenso wird ganz allgemein zum Nachweise des Vorhanden-
seins einer Cuticula immer nur konzentrirte Schwefelsaure ange-
wendet.
Es ist aber nicht genug zu betonen, dass konzentrirte Schwefel-
säure für sich die Culicularsubstanz nicht anzeigt, indem sehr stark
verholzte Membranen oder Membranlainellen ebenso oder fast ebenso
widerstandsfähig gegen dieselbe sind, wie cuticularlsirte Membranen.
Davon kann umn sich an den stark verholzten Miltellatnellen
verschiedener Hölzer überzeugen.
Dieser angebliche Nachweis des Verkorktseins mitteli-t konzen-
trirter Schwefelsäure hat in der That selbst sehr bedeutende Autoren
zu sehr irrthümlichen Angaben veranlasst. So gibt z, B. Hofmeister
in seiner Pflanzenzelle p. 248 an, dass die Mittellamellen von Holz-
und Bastbiindeln cuticularisirt sind, was bei ersteren doch offenbar
im grellen Widerspruch zu den physiologischen Funktionen steht.
Man kann sich in der That von dem stark Verholztsein der Holz-
Mittellamellen auf das schönste durch das Wiesner'sche Reagens über-
zeugen, mit welcher die Xylophilin-Reaktion und Phenolsalzsäure-
Reaktion übereinstimmen ^).
Die nächste Veranlassung zu vorliegender vergleichender Unter-
suchung waren abgesehen von dem eben erörterten Gesichtspunkte
und dem Wunsche, die von mir festgestellten Suberin-Reaktionen
(Kalireaktion, Cerinsäurereaktion, Chromsäurereaktion) an der Cuti-
cula ausführlich zu prüfen, einige Literaturangaben.
So gibt z. B. Pellender^) an, dass sich die Cuticula der Blätter
verschiedener dikotyler und monokotyler Pflanzen in 10 — 15 Min.
in konzentrirter Chromsäure löst, während die Korke darin erst nach
6 — 8 Stunden gelöst werden.
Selbst wenn diese Angabe in der Form, wie ich sie hier zilire,
richtig wäre, wäre durch die Chromsäure ein sehr auffallender und
wesentlicher Unterschied zwischen Suberin-Lamelle und Cuticula ge-
geben. Dieses würde umsomehr der Fall sein, da ich für eine ganze
Zahl von Korken konstatirt habe, dass die Suberin-Lamelle selbst
nach mehrtägiger Einwirkung von Chromsäure unter dem Deckglase
noch nicht gelöst ist, obwohl sie nichtsdestoweniger an Dicke ent-
schieden abgenommen hat. Ja bei einigen Korken, die ich hierauf
speziell untersucht habe, zeigte sich, das selbst eine 1 — Swöchent-
liche Einwirkung von konzentrirter Chromsäurelösung die Suberin-
lamelle noch nicht völlig zu lösen im Stande war.
Bei Gelegenheit dieser Untersuchungen zeigte sich aber auch die
Ursache, warum PoUender den Kork scheinbar schon nach wenig-
stündiger Einwirkung der Chromsäure aufgelöst fand. Es wird näm-
*) Worüber meine im Druck befindliche histochemische Untersuchung
über Xvlophilin und Coniferin nachzusehen ist.
*j Bot. Ztg. 186i, p. 404 ff.
licli nach Isolirung der Suberin-Lamelle durch Auflösung der übrigen
Lamellen, was binnen kurzer Zeit (einige Minuten bis ^/^ Stunde) ge-
schehen ist, jene sehr rasch so durchsichtig, dass man sie nur sehr
schwierig wieder findet. Es konnte sie Pellender schon nach 6 —
8 Stunden nicht mehr wahrnehmen; sie ist aber dann nichtsdesto-
weniger noch vorhanden und, wie erwähnt, in vielen Fällen selbst
nach wochenlanger Einwirkung.
Ersetzt man die Chromsäure vorsichtig und allmälig durch
Wasser, so tritt selbst nach sehr langer Einwirkung derselben die
Suberin-Lamelle scharf und dunkel contourirt liervor.
Die Untersuchung der Cuticula der Vegetationsorgane zeigte
nun in grellem Widerspruche zu dem Resultate Pollender's, dass die
Cuticula ganz genau dieselbe Widerstandsfähigkeit gegen Chrom-
säure hat, ja wahrscheinlich eine nocli grössere. Von beliebigen
Blattquersclinitten, die man unter dem Deckglase mit Chromsäure
behandelt, findet man nach 72 — ^ Stunden nur mehr die Cuticula,
und diese bleibt selbst nach tage-, ja wochenlang-em Einwirken der
Säure ungelöst.
Hiebei wird sie ebenso wie die Suberin-Lamelle sehr bald ganz
durchsichtig, so dass sie nur schwierig wieder aufzufinden ist, und
man sich daher zur Konstatirung dieser Thatsache den Ort, wo sie
lag, genau merken muss. Nimmt man die Chromsäure weg, so tritt
sie selbst nach langer Chromsäure- Wirkung scharf contourirt und ganz
ungequollen hervor.
Von Epidermisstticken der Blattunterseite der verschiedensten
Blätter, die man unter genügend dichtem Verschlusse im Urschälchen
mit Chromsäure behandelt, findet man selbst nach 3 — 4wöchentlicher
Einwirkung die Cuticula ungelöst. Freilich muss man sorgsam beob-
achten, um sie nach dieser Zeit noch zu finden: denn schon nach
wenigtägiger Einwirkung der Chromsäure wird die Cuticula ausser-
ordentlich spröde, sie zerbricht von selbst in zahlreiche kleine, oft
nur punktförmige Stückchen, was aber nie nach den Grenzen der
Epidermiszellen geschieht.
Man findet daher meist schon nach 8 — 10 Tagen von der Cuti-
cula scheinbar nichts wieder, da diese kleinen Stückchen der Beob-
achtung leicht entgehen. Diese schwimmen nach dieser Zeit meist auf
der Oberfläche der Chromsäure herum und geben durch mikroskopi-
sche und chemische Untersuchung ihre Natur zu erkennen.
Alles bisher Mitgetheilte gilt für eine zwar konzentrirte, nicht
aber gesättigte Chromsäurelösung. Ich habe mich indessen auch für
eine solche vollkommen gesättigte Chromsäurelösung überzeugt, dass
die Angaben Pollender's unrichtig sind. Weder die angewendeten
Korke, noch die Cuticula-Arten waren nach fünfzehnstündiger Ein-
wirkung einer solchen gelöst. Von beiden bleiben nach dieser Zeit
ganz hyaline und äusserst durchsichtige Reste zurück. Namentlich
gilt dieses für die Cuticula (Viola, Iris etc.), die schon nach etwa
1 Stunde so hyalin wird, dass man die Grenzen der Flächenstücke
nur schwierig sieht. Nach 15slü)idiger Einwirkung färben sich die
84
zurückbleibenden Reste mit Chlorzinkjod kaum merklich gelblich
und bleiben auch nach Entfernung- der Chromsäure ausserordentlich
durchsichtig.
Dieses ist der Grund, warum ich eine länger dauernde Ein-
wirkung von gesättigter Chromsäurelitsung keiner weiteren Unter-
suchung unterzog.
Ich bemerke indessen ausdrücklich, dass ich nur die cuticularen
Vegetationsorgane untersucht habe, und dass sich das Gesagte daher
nur auf diese bezieht. Ob sich das Pollenin, ferner die Cuticula von
Sporen ebenso verhält, weiss ich nicht, ist aber zum mindesten sehr
wahrscheinlich.
Auch ist hier hervorzuheben, dass dieses alles nur für kalte
Chromsäure gilt, in heisser, kocliender Chromsäurelösung losen sich,
soweit meine nicht sehr zahlreichen Erfahrungen reichen, alle Cuti-
culen und Korke sofort.
Es ist dieses jedoch kein einfacher Auflösungsprozess, sondern
ist der ganze Vorgang komplizirter. Bei dünnen Schnitten vom Bou-
teillenkork verhält sich die Sache folgendermassen:
Die ursprünglich dunkel contourirten Zellen werden ganz hyalin,
und die Mittellamelle wird gelöst, ohne dass aber die Zellen aus dem
Verbände treten. Nun schmelzen die Suberinschläuche (denn diese
sind es nur, welche noch jetzt übrig sind) zu einer körnig-blasigen
Masse zusammen, die in Aussehen und Entstehungsart ganz mit der
Cerinsäure übereinstimmt, dieselbe aber nicht ist. Sie ist spröde,
sehr leicht zerbrechlich, löst sich in Alkohol und Aether nicht auf.
Ebensowenig ist sie in Ammoniak und Kalilauge löslich. In kochen-
dem Wasser schmilzt sie nicht, wird hingegen in kochender Salpeter-
säure weich, ohne indess Cerinsäure zu liefern.
Ganz ebenso liefert auch die Cuticula mit kochender Chrom-
säure jene spröde, blasige Masse, und es ist zweifellos, dass sich
alle verkorkten Lamellen ebenso verhalten.
Ein zweiter Punkt, auf den sich meine mikrochemische Unter-
suchung bezog, war das Verhalten der Cuticula gegen Salpetersäure
oder das Schulze'sche Gemisch.
Ich habe bereits in meiner oben zitirten Korkarbeit gezeigt, dass
jede beliebige Suberin-Lamelle, sowie alle untersuchten Cuticulen und
Culicularschichten mit Salpetersäure oder Schulze'schem Gemische ge-
nügend lange gekocht, jenen in heissem Alkokol, Aether, Benzol und
Chloroform löslichen Körper geben, den Döpping im J. 1843 Cerin-
säure genannt hat, und der zum ersten Male von Brugnatelli im J. 1787
erhalten wurde.
Mietscherlich*) erhielt diesen Körper zuui ersten Male aus einer
dickwandigen Epidermis und Schacht^) führte das Schulze'sche Ge-
misch als Reagens auf verkorkte Membranen ein, ohne ebenso wie
') Sitzungsberichte der Berliner Akademie 1851.
") Lehrbuch, L Bd.
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Miolsclicrlich gewusst zu liabnn, dass der entslehende Körper schon
als Cerinsiiure beschrieben worden war.
Seit Schacht wurde indess die Salpetersäure fast gar nicht mehr
als Reagens auf verkorkte Membranen benützt. Die Untersucliung
einer grossen Reihe von Epidermen hat mir nun gezeigt, dass jede
beliebige Cuticula Cerinsiiure liefert.
Verfolgt man die Entstehung derselben unter dem Mikroskope
genauer, indem man die Erwärmung unter Deckglas vornimmt, so
bemerkt man, wie die Cuticula immer schärfer und dunkler h(!rvor-
Irilt, während zu gleicher Zeit das übrige Gewebe ganz hyalin wird;
schliesslich krümmt sich die Cuticula und knittert zusammen, schwillt
etwas und schmilzl zu einem halbweichen Tropfen von Cerinsäure
zusammen.
Diese so erhaltene Cerinsäure unterscheidet sich gar nicht von
der aus Kork dargestellten. Unmittelbar aus der Salpetersäure heraus-
genommen, erscheint sie als ein weisslicher, wachsarliger Korper,
der aber noch viel Salpetersäure mechanisch einschliesst. Entfernt
man diese durch längeres Kochen in Wasser, so erhält man eine
terpenlinartige, honiggelbe, halbfeste Masse.
Auch die Einwirkung der Kalilauge auf die Cuticula prüfte ich.
Hier zeigte sich, dass die Cuticula im Allgemeinen widerstandsfähiger
ist als die Suberin-Lamelle.
Lässt man dünne Querschnitte durch Korke in konzentrirter
Kalilauge unter Deckglas liegen, so ist meist schon nach 6 — 10 Tagen
das Suberin entweder ganz aufgelöst oder in Auflösung begriffen. Es
lässt sich dann meistens in der Suberin-Lamelle die zurückbleibende
Cellulose nachweisen.
Die Cuticula hingegen zeigt sich gegen konzentrirte Kalilauge
in der Kälte so widerstandsfähig, dass sie selbst nach 3 — 4wö(;hent-
licher Einwirkung bei Luflabschluss noch ganz unangegrilfen und un-
gequollen ist.
Bei der Einwirkung von Kali in der Wärme auf die Suberin-
Lamelle zeigt sich oft schon vor dem Beginne des Kochens die Oiiel-
lung und theilweise Auflösung des Suberins und das Auftreten jener
eigenthümlichen Ouelb'iigserscheinungen, wie sie in der zitirten Kork-
arbeit genauer geschildert sind, und welche auf der Entstehung einer
körnigen und gestrichelten Beschaffenheit der Lamelle beruhen.
Die Cuticula zeigt bei der Einwirkung heisser Kalilauge im
Allgemeinen dieselben Erscheinungen. Manchmal {Taxiis, Cycas} zer-
falll sie in eine feinkörnige Masse, nachdem sie vorher etwas ge-
quollen ist. Es gelingt aber auch nach langer Einwirkung von Chlor-
zinkjod nicht, in dieser feinkörnigen Masse Cellulose nachzuweisen,
was bei der Suberin-Lamelle häufig der Fall ist.
Aber auch gegen heisse Kalilauge zeigt sich die Cuticula ent-
schieden widerstandsfähiger als die Suberin-Lamelle. Diess ist weniger
auffallend bei der dünnen Cuticula von sommergrünen, krauligen
Blättern, als der dicken, immergrünen. So löst sich die (eigentliche)
Cuticula von Mahonia, Taxus, Cycas, Cereus etc. erst bei einigem
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Kochen in Kalilauge auf, während die Cuticula von Viola (ricolor,
Ranunculus etc. gleich nach dem Beginne des Kochens zu einer
gelben, oft körnigen oder olartigen Flüssigkeit, die in Wasser löslich
ist, zusammenschmilzt.
Wie man aus diesen Daten im Vergleiche zur Suberin-Lamelle
ersieht, ist die Cuticula gegen Kalilauge im Ganzen und Grossen
etwas widerstandsfähiger als die Suberin-Lamelle. Dieser Unterschied
ist jedoch kein absoluter, was nicht nur aus dem Unistande erhellt,
dass die Cuticula jüngerer Blatter in Kalilauge leichler als die älte-
rer löslich ist, und ebenso die sommergrüner leichter als die mehr-
jähriger, immergrüner Blätter, — sondern geht auch aus dem hervor,
was ich für verschiedene Korke und Endodermen festgestellt habe,
deren Suberin-Lamellen im Allgemeinen nach dem Grade der Stärke
der Verkorkung verschieden widerstandsfähig gegen warme Kalilauge
sind. Während sich die Suberin-Lamellen der Endodermen und vieler
ganz schwach cuticularisirter Korke schon mehr oder minder lange
vor dem Kochen lösen, geschieht dieses bei den meisten Korken erst
nach dem Beginne dieses, und bei Salix am spätesten. Während alle
übrigen untersuchten Korke schon nach 8 — lOtägiger Einwirkung von
kalter konzentrirter Kalilauge eine total gelockerte und zum Theile
gelöste Suberin-Lamelle aufweisen, zeigen die Salix-Movke dieselbe
selbst nach 14tägiger gleicher Einwirkung noch ganz fest und unge-
quollen. An diese würden sich die Cuticulen der sommer- und immer-
grünen Organe anreihen.
Wir haben daher eine ganz kontinuirliche Reihe von den ganz
leicht löslichen Suberin-Lamellen gewisser Endodermen bis zu den
am schwersten löslichen Cuticulen immergrüner Blätter.
Die Frage, ob diese Unterschiede auf wirklichen Modifikationen
beruhen, oder vielleicht nur auf dem verschiedenen Mengungsver-
hältniss mit Cellulose oder auf beide Ursachen, ist nicht leicht zu
entscheiden. Doch neige ich mich der mittleren Ansicht hin, denn es
zeigte sich, dass, je grösser die Widerstandsfähigkeit gegen Kali ist,
desto schwieriger auch der Cellulose-Nachweis in der verkorkten
Membranlamelle ist, und zwar nicht nur mit Kalilauge, sondern auch
mit Chromsäure.
Ebensowenig als mir der Cellulosenachweis in der Suberinlamelle
der Salix-Korke gelang, gelang er mir in der Cuticula, trotz viel-
facher Bemühungen.
Hiemit ist aber auch die Frage beantwortet, ob in der Cuticula
nachweisbare Mengen von Cellulose vorkommen.
Bekanntlich gelang es Mohl in seiner eminenten Arbeit „über
den Cellulose-Nachweis in vegetabilischen Membranen" (Bot. Zeitung
1847) nicht, in der Cuticula Cellulose nachzuweisen , ebenso wie in
der Holzmittellamelle.
Während aber für letztere zuerst Sanio den sicheren Cellulose-
nachweis für mehrere Holzpflanzen führte, der ihm später auch bei
Pinus silvestris gelang, und mir bei Quercus pedunculata, existirt
87
für die Cuticula nur eine einzige von Hofmeister^) herrührende An-
gabe, der zufolge auch diese nachweisbare Menge von Cellulose ent-
halte. Dieser Autor gibt an, dass es ihm gelang nach 2 — 3 wöchent-
licher Mazeration der Cuticula von Orchis Morio und Hoya carnosa
in konzentr. Kalilauge sehr deutliche Cellulose-Reaktion zu erhalten.
Diese Angabe wird zwar mehrfach zitirt, ich finde aber nirgends An-
deutungen dafür, dass sie jemals geprüft worden wiire.
Nur De Bary '') drückt seinen Zweifel über die Richtigkeit der-
selben deutlich aus.
(Schluss folgt.)
Jlitscari (Bellevatia^ JLeopotdia) Weissll
11. sp.
Auct. J. Freyn.
itf., hulho mediocro ovato tunicis papyraceis griseis, foHis
scapnm tereUim spithameum suhsuperantibus late-linearibus lange
angnsfato-acuminafis, leviter nndvlofis stihplavis margine cilio-
latis; racemn cylindrico elongato densiusculo, fructifero laxiusculo,
floribus fertilibus urceolatis, remotiuscuUs , horizontalibus
petiolum brevem bractea scariosa linearia suffultum 2 —
3 — 4 tanto longioribus, inferne mridibus snperne oliraceis, den-
tibus obtusiuscnlis. subrecvrvatis flaiis; floribus ab ortivis 6 — 9 multa
minoribus amefhysfinis nel snbsessilibiis Tel plns minnsve lange pe-
tiolatis camam brer^issimam farmanfibus; Capsula stibdepressa, api-
culata basi emarginafa, triquetra, frisulca loculis 1 — 2spermis,
seminibus (immatura) obovoideis, brunneis punctulatis. 2|.. Martio,
Aprili.
Hab. in Archipelagi insula Si/ra, nbi detexit 7 . Aprili 1867
Dr. Emanuel Weiss Cf i870).
Masse (in Centimetern). Zwiebel 3 — 3'5 hoch, 2'5 — 3 im
Durchmesser. Blatter O'? — 1-4 breit, 15 — 25 lang (die inneren wohl
auch nur 0*4 breit). Schaft 15 — 23, wovon auf die Blüthentraube
7—9 kommen. Blüthenstiel e 0*2 — 0*35, Bracteen 02 lang, Pe-
rigon der fruchtbaren Blüthen 0-7 — 075 lang, im obersten
Viertel 0'3 — 035 im Durchmesser; Perigon der unfruchtbaren
Blüthen 0-2— 04 lang, 0*15 — 02 (vorne) im Durchmesser. Kapsel
(noch unreif) 0*5 hoch und 06 — 07 im Durchmesser.
31. Weissii unterscheidet sich von allen verwandten Arten durch
die kurz zugespitzte, oben nicht ausgerandete Kapsel. — In der
*) Ber. über d. Verhandl. d. kön. sächs. Gesellschaft der Wiss. Leipzig
1858. Math.-physik. Kl. p. 21.
') Anatomie der Vegelat ionsorg. p. 85.)
Traclit ähnelt es dem M. Holzmanni (Heldr. ! serlul. plant, novariiin
[alti del congresso bot. 1874] p. 4 — 5! sub Bellevaliä), welches je-
doch ausserdem durch lockertraubige, viel länger gestielte, zuletzt
zurüclvgekrümmte Bliithen und weisse Perigonzähne abweicht. Ueber-
diess unterscheidet [sich M. maritimuin Desft. (nach Parlatore's Be-
schreibung) durch pfrieniliche Blätter und aufwärts verschmälerte
Bliilhenlraube, ferner M. Gussonii Ges., Pass., Gib. (Pari. Fl ital. II,
408! sub Leopoldia) = M. marttimmn Guss. ! (non Desft.) durch
lineale, viel schmälere und gefaltete (nicht flache) Blätter, viel kür-
zere Traube mit fast sitzenden gelben (nicht grünlichen) fruchtbaren
und nur 2—4 unfruchtbaren Blüthen. — Die anderen Arten kommen
nicht in Betracht.
Vorstehende Beschreibung wurde nach 11 schön consarvirten
Exemplaren entworfen, welche Herr M. Winkler in Giessmannsdorf
eingesendet hatte. Die Blüthenfarbe hat seinerzeit der sei. Dr. Ema-
nuel Weiss, dem zu Ehren ich die Pflanze auch benannt habe, mit
den oben gebrauchten Worten beschrieben. Schon der sei. Reuter
erkannte in M. Weissü eine neue Art, hat aber nach Hrn. Winkler's
Mittheilung die Sache nicht weiter verfolgt. Herr Baron Cesati in
Neapel hat durch Einsendung der Gussone'schen Originale den Ver-
gleich mit M. Gussonii in liberalster Weise ermöglicht , wofür ich
hiermit meinen verbindlichsten Dank abstatte.
Pola, am 30. Dezember 1877.
Die molecularen Ursachen der Pflanzengestalten.
Von Dr. Jonas Rudolph Strohecker.
(Weitere Ausfülirung vorbehalten.)
Aus einer grossen Anzahl von Aufzeichnungen über die poly-
gonen (kryslallographischen) Formen, welche die Pflanzen äusserlich
und in ihren Geweben zeigen, habe ich festgestellt, dass diese mit den
Krystallen des Wassers (Eis, Schnee und Reif) genau übereinstimmen*);
dieselben sind hexagonal (Rhomboeder, hexagonale und trigonale
Säule, holoedrische und hemimorphe Trigonal-Pyramide) und tetra-
gonal. Da diess unmittelbar an die Eisdendriten erinnert, so habe ich
den Pflanzenaufbau (Cellulose) einer Wasserkrystallisation verglichen,
in welcher der Kohlenstoff" eine Gestaltveränderung nicht verursacht,
denn dieser wird in der tetragonalen Cellulose der reguläre, das
letragonale Axenkreuz nicht beeinflussende Diamant, in der hexago-
nalen Cellulose der gemeine hexagonale Kohlenstoff sein.
Die Organe der Pflanzen, sowohl die morphologischen, als auch
die anatomischen, sind äusserlich entweder abgerundet oder polye-
*) Jonas Rudolph Strohecker: über die KrystalHsation des Wassers. Na-
tur 187,], Nr. 10—12. (Naumann, Mineralogie, 9. Aufl. S. 223.).
85'
drisch. Die Abnimlung ist Folgo des Elasticitatsgrades der Zell-
luaterie, die nur dann polygone (krystallograpliische) Form anneh-
men kann, wenn ihre Elastiiitiit auf einen Grad vermindert wird,
in welchem Krystallisation ül)erhaupt möglich ist. Diess beweist
sich an den von Herrn Professor Naegeli besciiriebenen Krystalluiden
der Paranuss CBerthoUetia excelsä), die in Glycerin und Salzsaure
aufgequollen zerbersten und einen Inhalt, „eine feinkörnige Wolke",
entleeren und so als Zellen von Krystallgeslalt sith darstellen (Sitzungs-
bericiit der bair. Akad. d. Wiss. 1860, S. 120, Th. II., Fig. 51 und
52). Die krystallographische Form der Zellen in den Geweben —
die Resultante der Kryslallkraft der Cellulose, des Elasti-
citätsgrades, in welciiem dieselbe sich befindet, und der
Spannung des Zellgewebes — verschwindet in dem Grade, in
dem die Elasticität sich mehrt: die Zellen zeigen zweifelhafte Gestalt
und neigen zur Abrundung, wie gleichfalls das Aeussere der Pflanze,
was an Wassergewächsen, z. B. Veronica Beccabunga, wahrzunehmen
ist. (Siehe nnten!)
Der ganze Pflanzenkörpor stellt sich als eine wirkliche Krystallisation
dar. Die 4-, 5-, 6- und mehrfliichigen Stengel erscheinen als sciir
spitze Pyramiden, die durch Elasticität abgerundeten als Kegel, unter
welchen indessen nicht nur solclie von pyramidaler, sondern ebenso
von prismatischer Molecularstructur sich finden; die 5fläciiigen
Stengel erklaren sich als hexagonale Formen, bei denen
ein Nebenaxenradius feiilgeschlagen ist (Naumann, Minera-
logie, 9. Aufl., §. 59, 2, Flächenunvollzähligkeit). Der unterirdische
Stengel, die Wurzel, ist ein verkehrter Kegel, und wird dieser einer
durch Elasticität \ eränderten Pyramide verglichen, so ist die Pflanze
eine Doppelpyramide, Pyramide im krystallographischen Sinne.
Dieses Formengesetz ist nun durch weitere krystallographischo
Zerlegung der Pflanze kräftig unterstützt und dadurch die Molecular-
structur als die Ursache der Pflanzengestalt technisch bewiesen: die
quadratische und rhombische Streifung der Zellmembran weist auf
das quadratische und hexagonale System hin, und die Zusammen-
setzung derselben aus Cellulose-Krystallen ist von Herrn Prof. Hof-
meisler durch die Entdeckung hexagonaler Pyramiden in der äusser-
sten Zellmembranschicht zweier Pflanzen (Didi/mocladmn furcigeruni
und Slaurastrum tumidum) und {\en Spezialmutterzellen der Spore
von Pilularia und Marsilia ad oculos demonstrirt (H. Handbuch der
physiolog. Botanik I. S. 204).
Zum allgemeinen Beweise dieses Formengesetzes habe ich nun
von einer grossen Anzahl phanerogamisclier Pflanzen diejenigen mor-
phologischen und anatomischen Cliaraklere aufgezeichnet, welche
krystallograpliisch sind, und fiihre aus denselben die wichtigsten an
der Hand des natürlichen Pflanzensystems nachfolgend an.
Gramineen.
Bei Poa und Arena Irelen bei vollkommener Ausbildung die
unteren Rispchen zu je drei aus einem Nodus aus, und sind ihre
90
in gleiclier Ebene liegenden Axen genau unter 120** zu einander
geneigt, so dass sie das trigonale Nebenaxenitreuz versinii-
lichen. Ferner treten zwischen diesen Trigonalaxen kleine Rispchen
aus; jedoch können nur zwei an der Stelle der negativen Trigonal-
axen stehen, da das Gefässbündel, aus welchem alle Rispchen ent-
springen, nur nach Einer Seile der Pflanzenaxe austreten kann. Dafür
aber tritt das, die dritte negative Trigonalaxe versinnlichende Risp-
chen unterhalb desjenigen Rispchens aus, das ihr im Axenkreuze als
positive Trigonalaxe gegenüberliegen müsste, also durch den localen,
mechanischen, in der Geweheordnung liegenden Zwang, in der, seiner
rationellen mathematisch genau entgegengesetzten Richtung.
Hiernach ist die, die Molecularstructur der Gramineen bildende,
Cellulose trigonal.
Cyperaceen.
Carex. Schaft eine sehr spitze, dreiseitige Pyramide, das innere
und äussere Perigon und die drei Staubfaden stellen für sich das
Trigonalnebenaxenkreuz dar. und die Caryopse eine trigonale Doppel-
pyramide, deren Randkanten durch die Elasticitat ihrer Materie ver-
schwunden erscheinen. Der Querschnitt des Schaftes zeigt hexagonale
Zellen, die im Längsschnitte „Prismen" darstellen.
Hiernach ist die Cellulose von Carex prismatisch-trigonal, und
erscheint die Form der Caryopse nur als äusserliche.
Juncaceen, Colchicaceen, Liliaceen, Smilaceen.
Die Blüthenblattkreise stellen, ausgenommen bei den Smilaceen
y^Paris und Majantkemum,"' die Trigonalaxen dar, die Querschnitte
zeigen die Zellen hexagonal, die Längsschnitte prismatisch.
Die Molecularstructur dieser Familien ist demnach trigonal-
prismatisch (Cellulose in der Form der Trigonalsaule). Majanthemum
und Paris sind 4zählig. Bei letzterer versinnlichen die Blütlienblatt-
kreise und die Laubblätter die Nebenaxen der tetragonalen Formen
erster und zweiter Ordnung. Schaft-Querschnitt; Zellen ditetragonal,
Schaft-Längsschnitt: Prismen, an denen die ditetragonale Basis deut-
lich sichtbar ist (tetragonale Cellulose).
Hiernach ist der Molecularkrystall von Paris das tetragonale
Prisma.
Cupuliferen.
Allgemeine Asymmetrie der Blatter. Die Querschnitte zeigen
hexagonale Markzellen, die im Längsschnitte als abgestumpfte Pyra-
miden sich darstellen; Hemimorphismus bis jetzt nicht ganz sicher
aufgefunden {Corylus Avellana'). Prosenchymzellen zweiseitig pyra-
midal zugespitzt.
Hiernach ist der Molecularkrystall der Cellulose eine hexago-
nal~pyramidale Form, Rhomboeder oder holoedrische Pyramide, von
denen erstere nach der Form der Prosenchymzellen die meiste Wahr-
scheinlichkeit haben \'»ird.
91
Ul inaceen.
Asymmetrie der Blatter, Markzellen durch Fehlschlagen eines
Nebenaxenradius pentagona!, Prosenchymzellen an beiden Enden pyra-
midal-spilz.
Mülecularzustand hiernach wie bei den Cupuliferen.
Polygoneen.
Rumex Acetosa. Stengel ßseitig (hexagonales System), Blätter
trigonal-lanzettlich, beide alternirende Perigone die positiven und ne-
gativen Trigonalnebenaxen versinnlichend, Frucht eine die trigonale
Pyramide darstellende Caryopse, an welcher die Randkanten durch
Elasticitiit der Materie verscliwunden sind.
Rumex crispus. Blätter asymmetrisch. Stengelquerschnitl: Mark-
zellen hexagonal, Stengellängsschnitt: dieselben Prismen. Faserzellen:
prismalisch, an dem einen Ende basisch abgestumpft, an dem anderen
pyramidal-spitz (Hemimorphismus).
Die Molecularstructur der Cellulose ist hier nach der Genitalien-
bihlung trigonal, nach der in dem Hemimorphismus des Zellgewebes
wiedererscheinenden Asymmetrie der Laubblälter die einer hemimorph-
hexagonalen Pyramidengestalt, also die der „hemimorphen Trigonal-
pyramide."
Compositen.
Chrysanthemum Leucanthemum. Stengel 5seitig, eine Seiten-
fläche grösser als die anderen. Zellen hexagonal-prismalisch.
Ebenso bei Bellis, Aster und Picris.
Molecularkrystall hiernach: das hexagonale Prisma.
Stellaten.
Galium cruciatum und G. Mollugo. Stengel eine ditetragonale
Säule, an welchem die 8 Quirlblätter, ebenso wie Corolle, Kelch und
Staubfaden die tetragonalen Nebenaxen erster und zweiter Ordnung
versinnlichen, Parenchymzellen tetragonal-prismatich, Markzellen di-
tetragonal-prismatisch.
Molecularkrystall der Cellulo.se: tetragonales Prisma.
Caprifoliaceen.
Samhucus nigra. BlattGedern asymmetrisch, was in den Mark-
zellen hemimorphe hexagonale Säulen, mit Pyramide, und den gleich-
gestaltelen Rindenparenchymzellen wiedererscheint.
Molecularkrystall hiernach.- ein Hemimorphismus der hexago-
nalen Pyramide.
Labiaten.
Parenchymzellen, sowie die der 5zähligen Generationsorgane,
hexagonale Prismen, combinirt mit der Pyramide. Stengel quadra-
tisch, also pseudomorph. Die Markzellen dagegen ditetragonale Prismen,
combinirt mil mehreren Pyramiden (Lamium, Prunella, Clinopodium').
02
Erklärung-: Bei den Labiaten bestehen zwei Krystallsysteme:
das liexagonale in allen grünen Theilen, dns tetragonale im Mark-
gewebe. Der pseudomorphe Stengel ist durch das tetragonale Mark
verursatht, um welches das Parenchym sich siiannt.
Scrophularineen.
Linaria Cymhalaria. Die Blattnerven stellen mit dem Blatt-
stiele das hexagonale Nebenaxenkreuz deutlich dar; Generationsor-
gane fünfzähl ig.
Scrophularia nodosa. Markzellen basisch abgestumpft. Hexago-
nale Pyramiden. Stengel tetragonal. — Generationsorgane fünfzählig.
Veronica Beccabunga. Stengel elastisch-rund. Markzellen hexa-
gonal, im Längsschnitt gestreckt und in der Mitte der Wandung aus-
gebaucht, was als eine pyramidenarlige Andeutung sich erklärt, wenn
man berücksichtigt, dass durch den grossen Wassergehalt der Pflanze
die Elasticität der Zellmaterie eine zum Verschwinden aller Kryslall-
form grosse ist.
Molecularkrystall: die hexagonale Pyramide.
Umbelliferen.
Pastinaca sativa. Stengel hexagonal. Je drei Döldchen ein Tri-
gonalnehenaxenkreuz versinnlichend, was bei Zerlegung der Dolde
von innen nach aussen besonders leicht zu beobachten ist.
Heracleum Sphondylimn. Dasselbe. Markzellen des Blattstieles
hexagonal.
Carum Carin. Stengel 5seitig.
Aegopodium Podagraria. Zellen des trigonalen Blattstieles hexa-
gonale Prismen. Generationsorgane der Umbelliferen 5zählig, ihre
Blaltkreise alternirend.
Molecularstructur hiernach trigonaL
Ampelideen.
Vitis vinifera und Ampelopsis hederacea. 5 Blattnerven mit dem
Blattstiele das hexagonale Nebenaxenkreuz sehr genau versinn-
lichend; Blatt dadurch eine hexagonale Tafel. Markzellen hexa-
gonal und pentagonal, basisch abgestumpfte Pyramiden. Generafions-
organe fünfzählig.
Molecularstructur hiernach; hexagonal-pyramidal.
Magnoliaceen.
Liriodendron tulipifera. Blüthenblatlkreise die Trigonalneben-
axen versinnlichend. Markzellen basisch abgestumpfte, hexagonale
Pyramiden. Laubblälter bei vollkommener Ausbildung Gzipfelig.
Molecularkrystall der Cellulose: die Trigonalpyramide.
Ranunculaceen.
Clematis Vif alba. Stengel genau das hexagonale Prisma; Zellen
im Querschnitte hexagonal, im Längsschnitte Prismen. Die 5 Haupt-
93
nerven des Blattes mit dem Blattstiele das liexagonale Nebenkreuz
darstellend. Die meist 4- oft 5bliitteiige Perigonblüthe fehlschlagend
hexagonal.
Ranunculns acris. Zellen hexagonale Prismen.
Mülecularstructur hexagonal-prismatisch.
Cruciferen.
Barharea vulgaris. Stengel ßseilig.
Sinapis alba. Markzelien basisch abgestumpfte, hexagonale Py-
ramiden.
Molecularkrystall der Vegetationsorgane: die hexagonale Py-
ramide.
Cistineen.
Helianthemnm vulgare. Corolle 5blättrig, Kelch aus drei gros-
seren und zwei kleineren Blättern bestehend; letztere beide zwischen
je zwei grösseren liegend, so dass zwischen zwei grösseren eine
Lücke besteht (genauester Beweis für das Fehlschlagen eines
Axenradius); grossere und kleinere Kelchblatter je für sich das
Tigonalnebenaxenkreuz versinnlichend. — Im Zellgewebe bis jetzt
nichts Einschlagiges gefunden.
Molecularkrystall : trigonal.
Tiliaceen.
Blatt asymmetrisch, Asymmetrie in den Markzellen, hexagonale
Prismen mit hemimorpher Pyramide, wiedererscheinend. Prosenchym-
zellen langgestreckt, an beiden Enden pyramidal zulaufend. Blüthen-
blattkreise 5-, selten 6zühlig. Trigonie nirgends zu beobachten.
Erkhirung, Die Axen sind die einer hexagonal-pyramidalen
Form, Rliomboeder oder holoedrische Pyramide; erstere durch die
Form der Prosenchymzellen am meisten wahrscheinlich. Bei der be-
kannten Fähigkeit der Lindenbäume, den Blitz anzuziehen, erinnert
deren Hemimorphismus an die Polarität des Turmalins.
Molecularkrystall; eine hemimorphe, hexagonale Pyramidenform
(wahrscheinlich Rhomboeder).
Tropaeoleen.
Tropaeolum majus. Blatt scheinbar ditetragonal, asymmetrisch.
Gewebe des Stengels: hexagonale Zellen. Blüthe fünfzählig, asym-
metrisch,
Molecularkrystall: hemimorph-hexagonal, was mit der Beob-
achtung des elektrischen Leuchtens in der Blüthe durch Fraulein
V. Linne übeinstimmt. (Siehe Tiliaceen!)
Rosaceen.
Pofentilla, Fragaria^ Rosa: hexagonale Molecularerscheinungen.
Alchemilla^ Dryas: tetragonal.
0«iterr. botan. Zeitschrift. 3. "eft. 1878. 8
94
Es sind also hexagonale und tetragonale Rosaceen zu unlcr-
scheiden.
Aus diesen und nicht angeführten zahlreichen anderen That-
sachen ergeben sich für die mehrfaclie Verschiedenheit der Cellulose,
respective den Hemimorphismus, welcher als die Asymmetrie der
Gewächse äusserlich an diesen erscheint, eine Anzahl allgemein gil-
tiger Conclusionen, die hier angedeutet werden.
Die Cellulose gehört, wie das Wasser, dem tetragonalen und
hexagonalen Systeme an und kann aus den Formen derselben in
letzterem geschlossen werden, dass die hexagonalen Grundformen des
Wassers auch diejenigen der Cellulose (Rhomboeder, Trigonalsäule
und hemimorphe Trigonalpyramide) sind, also für beide Körper der
gleiche Polymorphismus besteht.
Indessen sind für die Cellulose noch weitere Formen zu nennen,
ohne dass ein noch ausgedehnterer Polymorphismus „behauptet" wird
Dieselben sind:
1. das Rhomboeder (Cupuliferen, Ulmus, Tilia'),
2. das hexagonale Prisma (Compositen, Ranunculaceen
[ClemaüsJ),
hexaffonale I ^- ^^^ trigonale Prisma (Monokotyledonen ausser Paris),
^ 1 ( 4. die hexagonale Pyramide (Hofmeister's Pyramiden,
Formen der\ Cruciferen, Ampelideen),
Cellulose ^ 5^ ^iq Combination des hexagonalen Prismas mit der
Pyramide iSamhucus),
6. die hemimorphe Trigonalpyramide (Polygoneen);
tetragonale 1 '''• ^^^ ditetragonale Prisma iParis, Dryas, Älchemilla,
formen dei g ^j^ Combination des ditetragonalen Prismas mit meh-
Cellulose [ reren Pyramiden (Labiaten).
Aus diesen Formen der Cellulose ist das „Formengesetz
der organischen Natur" begreiflich, wenn mit demselben der
verbreitete Hemimorphismus, der äusserlich an- den Pflanzen als deren
Asymmetrie wiedererscheint, berücksichtigt, dabei aber auch Fremy's
Cellulose, Paracellulose, Yasculose und Fibrose unterschieden werden.
Zürich, im Janner 1878.
■^>£^€S<^-
95
Die Arten der Pyrenomycetengattung
Sporortnia de Not.
Von G. V. Niessl.
(FortsetzuQg.")
Beschreibong der Arten.
a) Spore 4zellig.
1. Sporormia piilchella Hansen (Fungi fimicoli danici
p. 114 u. 18. Tab. IX f. 23 — 25). Perithecüs subglohosis ostiolo pa-
pU/aefnrmi, 250 — 500 diam. immersis; ascis cylindraceis \stipi-
latis, 105 — 111 Igs. (pars sporif.). 10 — 11 Its.; sporidiis monosti-
chis plus minus fusiformibus , rectis vel parwn curnatis ulrinque
conoidee rolu/idatis, olwaceo fuscis 17 — 20 Igs., 5 — 6 Its. Paraphyses
filiformes articulatae guttulatae interdum ramosae vix superantes.
Am Kuhkoth in Seeland im April und November häufig-.
Ich selbst fand denselben Pilz im Oktober auf Schafkoth bei
Brimn. Leider kann ich ihn gegenwärtig auf den gesammelten
Stücken nicht mehr auffinden und muss mich an die seinerzeit ge-
machten Notizen halten, welche mit der Beschreibung des Autors gut
übereinstimmen. Namentlicli ist die einreihige Lage der Sporen typisch.
Die Schläuche erinnern einigermassen an jene von Leptosphaeria
Doliolum, sind aber noch mehr zylindrisch.
2. Sp. uimicola Pass. (Winter in Hedw. 13. Bd. p. 52.)
Perithecia semi-immersa subglobosa , conico-papillata , sparsa f)el
dense aggregata et tunc relufi stromate praedita; asci cyiindrici
Clara I i basi altenuafi^ paraphysibus stipatis, sporidia 3 — 4 mera
uniseriata fusca, loculis guttulatis.
Auf Llmenholz, Parma. Perilhecien Oö— 07 MiUrom. im Durch-
messer. Schläuche 190 Mikrom. lang, 21 breit mit ziemlich langem
Stiele. Sporen 38 Mikrom lang, 8 breit.
Die Beschreibung dieser mir unbekannten Art ist nach Winter
gegeben.
3. Sp. ininiina Avvld. emend. (Hedw. 7. Bd. p. 66). Peri-
thecüs sparsis , semi immersis, globosis ostiolo minutissimo papil-
laeformi, minutis (100 — 110 diam..) membranaceis atris, glabris;
ascis elongate-oblongis rel stibcyiindraceis , stipite abrupto
brevissimo, 80 — 85 Igs., 12 — 15 Its.; sporidiis subparallele stipatis
3 — 4 stichis, subcylindraceis rectis vel parum curvatis utrinque ob-
tuse rotundatis, fuscis 28 — 30 Igs., 4 — 6 Its. 4 celluJarihus faci-
lissime secedentibns: articulis mediis Q'h—l'h Igs., ierminalibus
paulo longioribus. Paraphyses coalitae parum superantes.
Am häufigsten und sichersten auf Rinderkolh, doch fand ich sie
auch auf Schafkoth, und Auerswald gibt sie auf solchem von Kanin-
chen und Rehen an. Dieser Autor hat übrigens unter seiner Art
noch andere nach dem obigen Begriffe nicht hieher gehörige For-
men verstanden, worauf sich die Bezeichnung „vel elongato-claxatis"
96
bei den Soliläiichen hezielit. Dagegen isl es nach den mir von ihm mit-
getheilten Exemplaren und nach seiner sehr treffenden Bezeichnung
der Sporenlage „gleichsam in zwei Etagen übereinander" sicher,
dass ich den hauptsächlichsten Artbegriff hier beibehalten habe.
Die fast punktförmigen und äusserst zarten Perithecien sind die
kleinsten , welche bisher bei dieser Gattung beobachtet wurden.
Dasselbe kann man von den Schläuchen sagen, welche typisch etwas
oblong , d. h. in der Mitte am breitesten , oder , durch Streckung,
zylindrisch sind. Die Sporen liegen zu 3—4 dicht genähert ziemlich
parallel. Abänderungen in dieser Gestalt und Sporenlage entstehen
zuweilen ausnahmsweise durch abnorme Verlängerung der Schläuche
bei grosser Feuchtigkeit oder in der Flüssigkeit des Objektträgers,
es wird aber stets leicht sein, die geschilderten Eigenthiimüchkeiten,
namentlich an den jüngeren weniger flexiblen Schläuchen zu erkennen.
Die Zellen der Sporen trennen sich äusserst leicht.
4. Sp. leporina n. sp. PerithecHs plus minus gregariis , im-
mersis, globosis, ostiolo conico vel suhcylindraceo (200—230
diamj, membranacee-carnosis, afris, glabris; ascis elongate-
clavatis in stipUem brevem altenuatis, 90 — 120 Igs. fstip. 10 — 15),
10—12 Its.; sporidiis imbricate 2 — 3 stir.his fusiforme-cylin-
draceis, rectis curvatisve , utrinque attenuate-roiundatis, saturate
fuscis subopacis, 27 — 29 Igs., 4 — 5 Its., A: cellularibus facile sece-
dentibus; articulis mediis cylindraceis 6 — 7 Igs., terminali-
bus obovatis vel obconoideis paulo longioribus. Paraphyses bacciligerae
valde superantes, guttulatae, laxe ramosae.
An Hasenkoth bei Brunn im Herbst , mit anderen Arten nicht
selten.
Es ist nach obiger Beschreibung wohl nicht leicht möglich,
diese Art mit Sp. minima zu verwechseln. Sie hat grössere, festere
und anders gestaltete Perithecien, deren Mündung die Grösse des
Peritherienhalbmessers erreicht, ganz andere keulenförmige Schläuche
etwa lOmal so lang als breit , und eine verschiedene Sporenlage.
Viel näher steht sie der Sp. Notarisii, mit der ich sie anfangs iiien-
tifizirte; doch unterscheidet sie das an der betreffenden Stelle hin-
sichtlich der Sporen angegebene Merkmal.
5. Sp. Notarisii Garest. (Rabh. f. eur. 976.) PerithecHs
sparsis, immersis, globosis (200 — 220 diam..), ostiolo subcylindraceo,
membranacee-carnosis, atris, glabris; ascis elongate clavatis,
in stipitem atienuatis 90 — 120 Igs. (stip. 12 — 18), 11 — 12 Ifs.; spo-
ridiis superne dense stipatis, inferne 2 — 1 stichis, subfusiformibus,
seu utrinque atlenuatt-rotundatis saturate fusci, 24—27 Igs., 4 — 5 Its.
4 cellularibus; articulis cohaerentibus , mediis suboblongis
secundo vel tertio plus minus protuberante, 5 — 6 Igs.,
terminalibus obovatis parum longioribus. Paraphyses paulo superan-
tes, ßliformes stipatae.
An Tetrao Tetrix in Italien.
Nur die punktförmig hervortretenden Mündungen von der Länge
des Perithecienhalbmessers erscheinen auf der Oberfläche des Sub-
07
strales, da die Perithecien in der Regel ganz eingesenkt sind. Diese,
sowie die Scliläuclie zeigen eine grosse Uebereinstimmuiig mit jenen
von Sp. leporina. Der cliarakteristische Unterselüed liegt in den
Sporen, deren zweite (oder dritte) Zelle, von oben gezählt, gewöhn-
lich etwas breiter ist als die übrigen. Wesentlich ist auch , dass die
4 Zellen ziemlich fest aneinander haften, so dass die reife Spore un-
getheilt aus dem Schlauche tritt, während bei der erwähnten ver-
wandten Art , wie bei Sp. minima die Trennung der Artikel oft
schon im Schlauche oder alsbald nach dem Austreten stattfindet.
Die vorstehende Beschreibung habe ich nach den Exemplaren
in der zitirten Sammlung entworfen, da die Original-Diagnose doch
gar zu dürftig, theilweise auch unrichtig ist.
Von Sporormia promiscua Garest, in litt. Rabh. f. eur. 1236,
ebenfalls auf Exkrementen des Birkhuhnes, kenne ich keine Beschrei-
bung. An meinen Exemplaren der Fungi eur. findet sich unter die-
sem Namen ein Pilz , welcher von Sp. Notarisii in keiner Hinsicht
verschieden ist.
6. Sp. anibigua n, sp. Peritheciis plus minus gregai'iis,
semiimmersis demum saepe subliberis , ovoideis vel subglobosis,
ostiolo conico brevi sed saepe elongato subcylindraceo,
membranacee-carnosis., atris glabris f200 — 280 diam.); ascis cla-
vatis in stipitem altenuatis, 165 — 220 Igs., 16—18 Its.; sporidiis
svperne farcte 2 — 3 stichis, inferne 2 — 1 stichis fusiformi-
bus, seu ulrinque attenuate-rotundatis, rectis curcatiste 4 cellu-
laribus, saturate fuscis 35 — 40 longis, 7 — 8 Its., articulis mediis
plus minus oblongis 7 — 9 Igs., terminalibus obonatis vel obconicis
parum longioribus. Paraphyses numerosae ascos superantes^ laxe
ramosae, guttulatae.
Gemein auf Koth von Hasen und Pferden, bei Brunn durch das
ganze Jahr, oft mit Sp. intermedia., corynespora insignis und ver-
schiedenen Sordarien vermischt.
Diese Art scheint von Einigen mit Sp. minima (so von Auerswald
selbst, nach meinem Exemplar auf Pferdemist, welches er zitirt), von An-
dern mit Sp. intermedia verwechselt worden zu sein, welch' letzterer
sie auch näher verwandt ist, während sie mit der ersteren nur we-
nig Gemeinsames hat. Sehr verschieden in Gestalt und Grösse sind
die Peritliecien: bald klein mit sehr kurzer, fast papillenformiger
Mündung und von zarlerer Substanz, bald ziemlich gross, fest, mit
verlängerter Mündung und so der Beschreibung von Fuckers Sp.
lagenifarmis nahe kommend. Diese Formen richten sich nicht nach dem
Substrat und ich vermag sie auch bei sehr reichlichem Material nicht
zu begrenzen. Die Schläuche erweisen si(;h gegenüber jenen der beiden
eben genannten Arten stets als keulenförmig, sobald man normale
(nicht etwa durch Veilängerung in der Flüssigkeit während der Unter-
sucliung veränderte) Gestalten in Betracht zieht; die breiteste Stelle
liegt unter der Spitze, der Stiel ist verlängert. Dem entspricht auch
die Sporenlage. Die Sporen selbst , in Bezug auf ihre Grösse die
Mitte zwischen beiden Arten haltend, sind mehr spindelförmig, durch
98
die cunoidisch verjüngten Endzellen , wahrend jene von Sp. inler-
media streng cylindriseh sind, mit sphärisch abgerundeten Endzellen.
Die beiden inneren Zellen sind bei Sp. intermedia ziemlich regel-
mässig oblong-cylindrisch, wesentlich länger als breit, bei Sp. am-
higua mehr oblong, oft rundlich und überhaupt nicht viel weniger
breit als lang, oft unregelmässig in der Axe verdrückt, schief. Ab-
gesehen von diesen erst bei Prüfung eines grösseren Materiales
hervortretenden Einzelheilen bietet die Form des Schlauches und
der Sporn stets ein sicheres Merkmal.
(Fortsetzung folgt.)
Das Pflanzenreich
auf der »ieuer Weltansstdliing im Jahre 1873.
Notizen über die exponirleii Pflanzen, PflaiizenrohstoiTe und Produkte, sowie über ihre bildlichen Darstellungen.
Von Franz Antoine.
(Fortsetzung.)
Eine Kollektion von 26 Olivensorten, deren Früchte und Zweige
in mit Oel gefüllten Gläsern aufbewahrt waren, gehörte zu den in-
teressanten Gegenständen dieser Ausstellung. Ausserdem fanden sich
noch viele Muster von Olivenöl vor. Man nimmt an, dass Griechenland
7,500.000 Oelbäume besitzt, welche eine Grundfläche von 700 Millio-
nen Quadratmeter bewachsen.
Unter den Faserpflanzen fand sich Boehmeria nivea Hook et
Arnot., in Athen gezogen, mit 2 Fuss langen Trieben vor. Baum-
wolle erschien ebenfalls in vielen Mustern, und man rechnet, dass
für die Kultur des Gossypium 150 Millionen Quadratmeter entfallen.
Mit Getreidesorlen^ Hafer, Gerste, Türkisch-Korn in sehr an-
sehnlicher Vertretung, nebst vielen Erbsen- und Bolinensorten, waren
zahlreiche Gläser gefüllt, ßeachtenswerth war ein ganzes Exemplar
von Astragalus creticus Lam., an welchem der eben vortretende
Traganth haftete.
Ausser Mandelfrüchten gab es Eicheln von:
Quercus macrolepis Kolscliy.
— Portugahisa.
Quercus stenophylla.
— Taxygetea.
Die Eichenbestände decken beiläufig 13 Millionen Quadratmeter
Grundes, auf welchen 110.000 Stück zu stehen kommen.
Die Früchte von Elaeagnus angustifolia L. dienen als Nahrungs-
mittel. An geniessbaren Früchten gab es ferner: Pistacien, Hasel-
und Wallnüsse, Feigen und Korinthen, für deren Kultur ein Flächen-
raum von 220 Millionen Quadratmeter entfällt und einen Ausfuhrartikel
mit 100 bis 125 Millionen venetianische Pfund darstellen.
Der Tabakkultur fällt ein Grundausmass von 25 — 30 Millionen
Quadratmeter zu.
99
Die griecliischen Weine waren durch rothe und weisse Sorten
vertreten, und die Kultur desselben beansprucht ein Ausmass von
554 Millionen Quadratmeter.
Was den pholographischen Theil der Ausstellung, in Bezug auf
Vegetationsansichten, betrifft, so kann dabei nur einer Ansicht vom
königlichen botanischen Garten gedacht werden, alle übrigen waren
Aufnahmen von Gebäuden, Tempeln etc. in 46 Bildern in der Grösse
von 14"Xl9". Die unvollkommene Behandlung dieser Bilder zeigte
sich durch ein starkes Verblassen derselben.
Italien.
Von den zahlreichen Ausstellern der italienischen Abtheilung
mögen die nachfolgend angeführten Gesellschaften und Firmen zu
den hervorragendsten gehört haben.
Die Prima Societä italiana Lino in Montagna stellte Leinpflanzen
in Bündeln von lYg bis 3 Meter Stammhöhe aus, ferner ein Herbar
in 70 Faszikeln von Phanerogamen und Kryptogamen, welche Prof.
Martine Anzi sammelte.
Sanguinetti Angelo aus Bologna erschien mit Canepa naturale,
wovon die Stengel 4 Meter lang und 2 Ctm. dick waren.
Antonio Adami's Ausstellung aus Treviso war reichlich mit
Reiswurzelprodukten versehen, viele davon fielen durch ihre Zartheit
und schöne Zubereitung auf. Diesen schlössen sich die Reiswurzel-
produkte und Matten des Antonio Parma & Comp. an.
Camizzoni errichtete zwei kolossale Pyramiden von Getreide-
sorten in Bündeln mit Aehren, darunter waren Triticum hordeiforme
Hort., Asparagus officinalis L., Triticum turgidum L. und 5 Meter
lange Hanfpflanzen. Eine ähnliche Gruppe stellte auch Conte Nicola
Papadopoli zusammen.
Die Comizio agrario di Como hatte 380 Cerealien in Pulver-
gläser vorgeführt, worunter Mais sehr zahlreich vertreten war. Die
Comizio agrario del distritto di cividale del Friuli stellte Mais in
30 Sorten in Kolben aus.
Die Stazione agraria sperimentale stellte eine Reihe chemi-
scher Analysen auf. Es gab 30 Pulvergläser, welche die Analysen
von den nachfolgend angeführten Pflanzen enthielten.
Acer campestre L.
Avena sativa L.
Bromus racemosus Gaud.
Bettila alba L.
Ervum Ertilia L.
— Lens L.
Festuca rubra L.
Hedysarum coronarium L.
Helianthus tuberosus L.
Lathynts sativus L.
Lolium perenne L.
Lupinus albus L.
Morus alba L.
Medicago sativa L.
Onobrychis sativa Lam.
Phleum pratense L.
Quercus Robur Willd.
Sorghum cernumn Willd.
— vulgare Pers.
Trifolium incarnatum L.
100
Trifolium pratense L.
Trigonella Foenum graecum L.
Triticum aristatum Hall.
Ulmus campestris L.
— major Smith.
Jedes der Gläser trug eine gedruckte Etiquette mit folgenden
Rubriken, in welche sodann die Zahlenangaben eingeschrieben waren.
Ulmus effusa Willd.
Vitis vinifera L.
Vicia sativa L.
Zea Mays L.
Aqua.
Sostanze proteiche.
Grasso (estratto d' etere).
Sostanze estrative non nitrogenate.
Amido.
Zucchero.
Cellulosa gregia.
Cenere.
In 100 parti di cinere:
Assido ferrico callumin.
— calcido.
— magnesico
— potassico e sodico.
Acido fosforico.
— solforico.
Anidride silicico.
Cav. Stefano de Stefani aus Verona legte nebst einer Anzahl
ilicmws-Fruchtständen verschiedener Sorten und verschiedener Grösse
ebenfalls eine Brochure auf, die den Titel führte: „Storia della cul-
tivazione del Ricino."
Die Provinz Belluno brachte Holzmuster in 8 Ctm. dicken und
63 Ctm. langen und von 8 bis 16 Ctm. breiten Pfostenstücken, wo-
von ein Dritttheil der Breite polirt war. Es waren 150 Muster an
der Zahl, jedoch war die Mehrzahl davon in einer so beträchtlichen
Höhe aufgestellt, dass der Name nicht mehr auszunehmen war, und
die Angaben mussten sich demzufolge nur auf die anfolgenden be-
schränken:
Ahies pectinata D C. In sehr vielen
Exemplaren.
Arbutus Unedo L.
Castanea vesca Gaertn.
Corylus Avellana L.
Fagus sylvatica L.
Fraxinus heterophylla Vahl.
Hedera Helix L.
Hex aquifolium L.
Juniperus macrocarpa.
Ostrya vulgaris Willd.
Populus alba L.
Platanus Orient alis L.
Picea excelsa.
Pinus Pumilio Haenke.
Pinus Bruttia Ten.
— Pinaster Ait.
— Laricio Poir.
— sylvestris L.
— excelsa Wall.
Quercus heterophylla Michaux.
— pubescens Willd.
— Robur Willd.
— Pseudo-robur Desf.
— Cerris L.
— Esculus L.
Salix alba L.
Taxus baccata L.
Ulmus campestris L.
— tuberosa Ehrh.
Eine weitere Holzmuster-Sammlung von 103 Exemplaren in vier-
eckigen Pfostenstücken sendete die Campione da commercio und die
Municipio di Sassaferrato. Provinz Ancona hatte eine aus 48 Stück
bestehende Holzsammlung gesendet. Vertreten war dieselbe durch
folyende Arten:
Acer crispum Lautli.
— Pseudoplatanus L.
— campestre L.
Anneniaca vulgaris Lam.
Btixus sempervirens L.
Cornus mascula L.
— sanguinea L.
Carpinus Betulus L.
Cyfisns Laburnum L.
Fraximts excelsior L.
Fagus syhatica L.
— Castanea L.
Hedera Helix L.
Juglans regia L.
Das Instituto tecnico d'Udine
nach gespaltenen, beilüufig 7 Zoll
band die beiden Hiilften mittelst
sten dieser Sammlung sind:
Ficus Carica L.
Fraxinus Ornus L.
Hjfbiscus syriacus L.
Mimosa arborea L.
101
Monis alba L.
Prunus dorne st ica L.
Populus dilafafa AU.
— tremula L.
Platanus occidenfalis L.
Quercus Robur Willd.
— racemosa Lam.
— Cerris L.
— //ea; L,
Rhamnus Zizyphus L.
Sambucus nigra L.
Taxus baccata L.
TiVia europaea L.
Ubnus crispa Willd.
stellte die Holzmuster in der Länge
langen Stammstücken aus und ver-
Chanierbänder. Die nennenswerthe-
Morus papyrifera L.
Olea europaea L.
Ostrya virginica Lam.
Prunus insititia L.
Die Sammlung der Piante viventi nelP Umbria bestand aus
80 Holzmustern, in gleicher Form dargestellt wie die eben ange-
führte Sammlung, auch die Sorten fanden sich in den vorausgegan-
genen Kollektionen schon vor, wie diess auch bei der aus 75 Holz-
mustern bestehenden Sammlung der Provinz Forli der Fall ist.
(Fortsetzung folgt.)
Literatur b erichte.
Die niederen Pilze in itiren Beziehuno;en zu den Infectionskrankheiten und
der Gesundheitspflege. Von C. V. Nägeli, Professor in München. München
Druck und Verlag von R. Oldenburg. 1877. 8. XXXII. Bd. 285 S.
Dieses Werk enthält die Resultate von mehr als zehnjährigen
Untersuchungen , welche der berühmte Verfasser über die niederen
Pilze und ilire Beziehungen zu den Infectionskrankheiten, sowie zur
Gesundheilspflege anstellte. Reich an neuen Thatsachen von grösster
Wichtigkeit und vollendet in seiner Form ist das vorliegende Buch
unstreitig eine der wichtigsten Publikationen , welche im Laufe der
letzten Jahre auf dem Gebiete der Botanik erschienen. Es muss ihm
eine fundamentale Bedeutung für alle weiteren Forschungen über nie-
dere Pilze, namentlich über Schizomyceten beigelegt werden; denn
bis jetzt fehlte ein Werk , welches die durch streng experimentell
durchgeführte physiologische Untersuchungen gewonnenen Ergebnisse
102
von einem höheren Gesichtspunkte aus zusammenfasste. Weil die durch
Schimmel-, Hefe- und Spaltpilze eingeleiteten freiwilligen organischen
Zersetzungen eine ungeheure praktisciie Tragweite in sanitärer Be-
ziehung haben , so ist ein gründliches Studium der neuesten Publika-
tion Nageli's nicht nur den Botanikern , sondern auch den Aerzten
dringendst anzuempfehlen. Auf Einzelheiten des Inhaltes hier ein-
zugehen erscheint nicht angezeigt; denn der Verfasser selbst gab
dem Werke eine gedrängte Uebersicht des Inhaltes bei (S. XIII bis
XXXII). Schliesslich sei noch hervorgehoben, dass die typographische
Ausstattung des vorliegenden Buches bei verhältnissmässig billigem
Preise eine sehr gefällige ist. H. W. R.
Contribiizioni allo studio dei fiinghi del Litorale con speciale riguardo
a quelli che vegetano sulle plante utili di Giovanni Bolle e Feiice de
Thümen. Parte prima. Estratto dal Bulletino delle sc. nat. III, Nr. 2
(1877). 8" 40 S., ] Taf.
Dieser mit vielem Fleisse gearbeitete Aufsatz führt 227 Formen
von Pilzen auf; dieselben wurden von Bolle gesammelt, von Baron
Thümen bestimmt. Als neu werden beschrieben; Gymnosporium Bam-
busae, Macrosporium Coluteae, M. rutaecolum^ Helminthosporium
tomenticolum, Septosporium Bolleanutn, Sporotrichum Bolleamim,
Oidium Berheridis^ 0. Coluteae, Gloeosporium exsiccans, Fusi-
sporium elasticae, Hendersonia Mali, Diplodia rutaecola, D. Spi-
raeae, Vermicularia Siphonis, Phoma Mahoniae, Ph. lawinnm, Ph.
Bolleanum, Ph. Limonii, Ph. Paulowniae, Ph. Wistariae, Depazea
Phillyreae, Septoria Bolleana, S. Pauloumiae, S. Yuccae, Phyllo-
sticta Wigandiae, Ph. sycophila, Ph. Liriodendri, Ph. Eriohotryae.,
Ph. chenomelina, Ph. Photiniae, Ph. Evonymi und Ph. Azederacis.
Da das österreichische Küstenland in mykologischer Richtung noch
sehr wenig durchforscht wurde, so ist die vorliegende Abhandlung
ein sehr erwünschter Beitrag zur genaueren Kenntniss der Pilzflora
unseres Kaiserstaates. Mögen bald ähnliche Fortsetzungen folgen!
R.
Untersuclningen über ßrosop/ti/llitm lusiianicitm Lk. Inaugural-Disser-
tation von Otto Penzig. Breslau 1877. 8°. 46 S.
Die vorliegende Dissertation ist Herrn Prof. Dr. H. R. Goep-
pert, einem Lehrer des Verfassers gewidmet. Das Untersuchungs-
material lieferte der botanische Garten Breslaus, in welchem nebst
so vielen interessanten Gewächsen auch Drosophyllnm kultivirt wird.
Penzig untersuchte die einzelnen Organe der genannten Pflanze in
histologischer Beziehung und behandelte besonders ausführlich das
Blatt mit seinen Tentakeln und Sitzdrüsen (S. 15 — 33). Von speziel-
lerem Interesse ist ferner die genaue Beschreibung des Samens und
der Keimung (S. 38—41). Am Schlüsse werden noch die Resultate
einiger physiologischer Versuche über die Fähigkeit der Blätter von
Drosophyllnm, stickstoffhaltige Substanzen aufzunehmen, mitgetheilt.
Sie bestätigen Darwin's treffliche Beobachtungen in allen wesent-
lichen Punkten und ergänzen sie in einzelnen Details. R.
103
Menyhärth Laszlö, Kalocsa videkciiek aüvenytenyeszete (Vegctations-
verhällnisse der Gegend von Kalocsa). Budapest 1877, 8", 198 und 2ü S.
Nach einer Einleitung übergeht der Verf auf die eigentliche
Aufzählung und weist 1059 Nummern für das Gebiet auf. Die Höhe
dieser Zahl wird bei dem notorisch monotonen Charakter des unga-
rischen Tieflandes nur durch den sehr laxen Spezies-BegrifF des
Verf. erklärlich, der es ihm möglich machte, sicli mehr oder minder
der Boreau-Jordan'schen Schule in die Arme zu werfen. Neu sind
Rammculus Haynaldi, Roripa Kerner i, Trifolium Haynaldi, Medi-
rago canescens, Lotus colocensis, Erythraea Szegzärdensis und Ve-
ronica colocensis. Snmmtliche Formen erhalten den abgekürzten Gat-
tungsnamen seihst dann vorangesetzl, wenn sie auch bei den be-
trelTenden Autoren als Varietäten behandelt worden. Roripa Kerneri
hat mit R. pyrenaica nichts gemein und ist wie alle übrigen Novi-
täten kaum hall bar. R. prolifera hingegen nach Vis. et Panc. eine
ausgezeichnete Art. Hinsichtlich der Zersplitterung der Arten ist der
Verf. weiter gegangen als alle seine Vorgänger auf dem Gebiete der
Flora V(m Ungarn. Mitunter übernimmt der Verf. ganze Stellen aus
den Arbeiten Anderer, doch fehlen gelegentlich die nothwendigen
Anführungszeichen. Auch die Synonymik ist ihm nicht immer ge-
läufig, sonst würde er nicht Artemisia lednicensis und A. sericea
besonders nennen. Warum der Verfasser eine Reihe von Pflanzen,
von welchen er keine Exemplare besitzt, namhaft macht und mit
fortlaufenden Nummern versieht, bleibt fraglich. Ebenso ist die Zahl
der Druckfehler eine nahezu erdrückende. Trotz dieser Mängel ist
die vorliegende Arbeit eine erfreuliche Erscheinung, und bleibt es
nur zu bedauern, dass der Verfasser sich keiner anderen Sprache
als der ungarischen bedienen wollte und sich so nur mit einer be-
schränkten Anzahl von Lesern begnügte. J. A. Knapp.
Sechster Bericht des botanischen Vereines in Lnndshut. Landshut 1877,
8", XL und U7 S.
Enthält ausser einzelnen in den Sitzungsberichten zerstreuten
Notizen nachfolgende Arbeiten : 1. Eine Biographie des Dr. Max Priem
(geb. 1813, t"l876). 2. Flora von Reichenhall von Johann Ferclil.
3. Einige Bemerkungen über botanische Nomenklatur von F. von
Thümen. Der Schwerpunkt dieser Arbeit scheint in Ausfällen gegen
den „berühmten Ungar" Stephan Schulzer v. Müggenburg zu liegen,
während die Erörterungen der De Candolle'schen „Lois de la nomen-
clature botaniqne'^ für den Verfasser nur etwas Nebensächliches ge-
wesen sein dürfte. 4. Bestinmiung der Weidenarten nach den Blättern
von L. Schwaiger. Behandelt die in Baiern wildwachsenden Weiden-
Stammarten und ist eine interessante Arbeit. 5. Die Flechtengattung
Acidium Fee von Dr. A. v. Krempelhuber. Eine werthvolle Mono-
graphie. 6. Ein neuer Senecio aus der Verwandtschaft von S. lyrati-
folius Reichb. von Julius Gremblich. Beschreibung von S. Reisachii
(= S. cordatus X Jacohaea). K.
In den Verhandl. Naturh. Ver. Rheinl. und Westph. 34. Jahrg.
(1877) Korrespbl. S. 197—202 findet sich eine Aufzählung der Rubi
1U4
der Umgegend von Saarbrücken mit Angabe der Standorte. In der
Einleitung heisst es: „Die nachfolgende Zusammenstellung enlliält
52 Arten." In der Tiiat finden sich au('h zunächst 45 Arten mit Num-
mern aufgeführt und dann nachtraglich noch 7 fernere Arten hinzu-
gefügt. Von diesen Arten führen indess Nr. 9 und Nr. 14 genau
denselben Namen: „ß. phyllostachys P. J. M." Ferner heisst Nr. 13
„ß. brachyphi/llos Herb. Wirig. " und die zweite Art der Nachträge
„ß. hrachyphyllos P. J. M." — Eine weitere Kritik ist wohl unnothig.
Es entsteht indess die Frage : Ist der Monograph der Gattung ge-
zwungen, sich mit derartigen Schriftstücken eingehend zu beschäf-
tigen, die den Stempel der gedankenlosesten Flüchtigkeit auf der
Stirn tragen? F.
Correspondenz.
Landshut, 5. Februar 1878.
Zur Erinnerung an den vor 100 Jahren am 10. Janner verstor-
benen K. V. Linne veranstaltete der Botanische Verein zu Landshut
eine Festfeier. Professor Zeiss, Vorstand des Vereines, hielt die Fest-
rede, in welcher die naturwissenschaftlichen Bestrebungen der früheren
Zeit kurz erwähnt und dann ausführlich gescliildert wurde, wie Linnö
durch seine erstaunliche Thätigkeit, verbunden mit Scharfsinn und
Forschergeist, in kurzer Zeit besonders die Botanik mit Riesenschritten
förderte, sowie dass die grossen Erfolge der neuesten Zeit zum grossen
Theile seinem epochemachenden Wirken zuzuschreiben s nd. Es wurde
betont, dass, wenn auch jetzt vollkommene natürliche Systeme auf-
gestellt sind, doch Linne für seine Zeit den Ruhm im vollsten Masse
verdiente, der ihm damals gespendet wurde und ihm auch jetzt nicht
versagt wird. An diesen Vortrag reihte sich ein zweiter, verbunden
mit Experimenten, worin ein Theil der grossartigsten Entdeckungen
und Erfindungen der neuesten Zeit, besonders in Geologie und Chemie,
der zahlreichen Versammlung entwickelt wurde. Die Feier verlief in
höchst würdiger Weise. Zeiss.
Bremen 9. Februar 1878.
Durch Herrn Dr. Baenitz erhielt ich kürzlich eine von Herrn J.
Wiesbaur am 13. Mai v J. bei Kalksburg gesammelte Polygala, welche
als P. amarella Crantz f. rubriflora bestimmt ist. Je mehr ich diese
merkwürdige Pflanze betrachte, um so mehr dringt sic^h mir die Ver-
muthung auf, dass dieselbe ein Bastart von P. major Jacq. und einer
der Unterarten der P. aniara L. sein müsse. Auf P. amara weisen
die grossen, breiten grundständigen Blätter, auf P. major die grossen
Blüthen, die kurz aber deutlich gestielte Kapsel und das Längenver-
hältniss zwischen Kapsel und Flügeln hin. Auch in anderen Beziehun-
gen zeigen die Exemplare, die in der Blüthengrösse unter einander
nicht ganz gleich sind, eine deutliche Mittelbildung. Dem bewährten
Scharfblick des Herrn Wiesbaur wird es sicherlich gelingen, an der
105
lobenden Pflanze die wirkliche Abslammung festzustellen. Eine muth-
niasslich hybride Polygala ist gewiss weiterer Nachforscliung wertli.
Dr. W. 0. Focke.
Fersonalnotizen.
— Regierun gsrath und Professor Dr. Eduard Fenzl in Wien
geboren am 15. Februar 1808, vollendete vor Kurzem sein 70. Le-
bensjahr. Bei dieser Gelegenheit wurde ihm „in Anerkennung seiner
im Lehramle und auf wissenschaflliohem Gebiete erworbenen Ver-
dienste" der Titel und Charakter eines Hofrathes mit Nachsicht der
Taxen verliehen. Ausser dieser allerhöchsten Auszeichnung erhielt
Hofrath Fenzl noch zahlreiche Ovationen. Es begriisste ihn eine
Deputation des Professorenkollegiums der philosophischen Fakultät
der Wiener Universität und seine Hörer gratulirten ihm. Insbeson-
dere aber beglückwünschten den Jubilar jene gelehrten Gesell-
schaft , denen er angehört. Der Verwaltungsrath der k. k. Gart(Mi-
bau-Gesellschaft überreichte ihm , als ihrem Vizepräsidenten eine
Adresse in prachtiger Enveloppe. Die k, k. zoologisch -botanische
Gesellschaft , die k. k. geographische Gesellschaft, die k. k. Gesell-
schaft der Aerzte erschienen ebenfalls unter den GUickwünschenden.
Auch von zahlreichen Vereinen aus den verschiedenen Rronländern
unseres Kaisersiaates sowie aus dem Auslande waren Adressen,
Glückwunschschreiben und Telegramme eingelaufen. Von denselben
seien hervorgehoben: die Societe imperiale des Naturalistes in Moskau,
die k. russische Gartenbau-Gesellschaft in St. Petersburg, die Societä
d' orticultura in Florenz, der stfMerische Gartenbau-Verein in Graz,
der Verein für Natur- und La n-^' es Kunde, sowie die mährisch-schle-
sis<he Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues in Briinn , der
siebenbiiroische Verein für Naturwissenschaften u. s. w. Den Abschluss
d(>r Feier bildete ein Festdiner, welches der Verwaltungsrath der k. k.
Gartenbau-Gesellschaft dem Jubilar gab.
— Dr. Elias Magnus Fries, Professor an der Universität in
Upsala, ist daselbst 84 Jahre alt airi 8. Februar gestorben.
— Casimir de Candolle in Genf wurde von der Universität
Rostock h. c, zum Doctor der Philosophie ernannt.
Vereine, Anstalten, ünternehmung^en.
— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaf-
ten in Wien am 20. Dezember v. J. übersandte Prof. Wiesner
eine Arbeit des Dr. E. Tangl, Prof. an der Universität Czernowitz,
unter dem Titel: „D.is Protoplasma der Erbse". Erste Abhandlung.
Die Hauptergebnisse der in der eingesendeten Schrift niedergelegten
Untersuchungen lauten: 1. Im wasserimbibirten Zustande nach der
Ouellung ist das Plasma der Reservesloffbehälter der Erbse ein diffe-
10(>
renzirtor Körper, welciier sich gegen die Zellliaut und die Starke-
kürner durch hyaline Schichten abgrenzt. Das zwischen diesen hyalinen
Grenzschichten eingeschlossene Körnerpiasina besteht aus polyedri-
schen, hyalinen Aleuronkörnern und einer zwischen diesen lamel-
lenartig ausgebreiteten Grundsubstanz. Diesen Differenzirungs-
zustand erlangt das Körnerpiasina trockener Schnitte auch in sehr
dickem Glyzerin; es unterliegt jedoch auch in diesem Untersuchungs-
medium mit gänzlicher Desorganisation absciiliessenden Veränderun-
gen. 2. Die Grundsubstanz und die hyalinen Grenzschichten sind
stofflich verschieden. 3. Im trockenen Zustande ist das Kornerplasma
ein strukturloser Körper, welcher erst in Folge der Wasseraufnahme
in den differenzirten Zustand übergeht. 4. Der durch Wasseraufnahme
bedingte Differenzirungsvorgang im Körnerplasma erinnert an das
analoge Verhalten trockener Zellhäute und Stärkekörner unter glei-
chen Umständen. Eine Uebertragung der Micellar- Theorie Nägeli's
auf den Bau des Körnerplasmas der Erbse ist unzulässig, weil zwi-
schen den Aleuronkörnern und der Grundsubstanz nachweisbar che-
mische Verschiedenheiten bestehen. Das letztere ergibt sich unmittel-
bar aus dem differenten Verhalten gegen konzentrirte Essigsäure.
5. Durch die Desorganisation gehen aus den abgerundeten vacuolisir-
ten Aleuronkörnern schliesslich spindel- und fadenförmige Gebilde
hervor. 6. Es werden zwei Fixirungsmethoden besprochen, durch
deren Anwendung es gelang, den, dem Ouellungsstadium entspre-
chenden Zustand einer Differenzirung des Körnerplasmas, nach der
Quellung ganzer Erbsen in Wasser, unveränderlich zu machen.
7. Die in den Aleuronkörnern enthaltenen lösenden Vehikel — phos-
phorsaures Kali, resp. Kali — sind für den Verlauf der Desorgani-
sation so gut wie bedeutungslos. In der zweiten Abhandlung sollen
u. A. die auf Encystirung der Stärkekorner beruhenden Gestaltungs-
vorgänge während der Keimung, das mechanische Prinzip im Baue
des Körnerplasmas und die Formveränderung des während der Kei-
mung entstehenden Zellkernes besprochen werden.
— Die Linne-Feier in Schweden. — Am 10. Januar feierte
die schwedische Nation den lOOjälu'igen Todestag eines ihrer grössten
Söhne. In allen grösseren Städten des Landes wurden von gelehrten
Gesellschaften und Lehranstalten Feste abgehalten, durch welche die Er-
innerung an Karl von Linne wieder wachgerufen werden sollte. In Stock-
holm hielt die königliche Akademie der Wissenschaften eine
Sitzung ab, welche der Monarch selbst mit seiner Gegenwart beehrte.
Die Mitglieder erschienen festlich gekleidet und der Saal war auf das
schönste dekorirt. Im Hintergrund stand Linne's Büste, mit Lorbeeren
und Cypressen bekränzt und von einer frischen Baumgruppe umge-
ben. Auch seine drei Porträts waren mit Grün geschmückt. — Der
Präsident, Professor Malmsten, hielt die Festrede, Der Redner hatte
Gelegenheit gehabt, verschiedene bislang unbekannt gebliebene bio-
graphische Quellen, Linne betreffend, zu benutzen; und vor allem
dessen bemerkenswehrten Briefwechsel mit dem Reichsgrafen C. G.
Tessin. Danach lieferte er eine Schilderung von Linne's wichtigeren
107
Lebensereig-nissen. Auch die Nalur forsch ende Gesellschaft in
Stockholm hatte sich am 10. Januar versammelt. Im grossen Saale des
Phönix-Hotel war eine nicht unbeträchtliche Anzahl an ihn erinnernde
Gegenstände ausgestellt. Aus der reichhaltigen Porträtsammlung ist
eines hervorzuheben, welches Linne als 30jährigen Mann in Lappen-
tracht darstellt und ein anderes, die Kopie des von Roslin gemalten.
Diess ist überhaupt die letzte Aufnahme und stellt Linne im Alter
von 67 Jahren vor. Ein ungewöhnliches Interesse beanspruciite
eine Kollektion von 28 auf Linne geschlagenen Münzen. Pro-
fessor Sandahl hielt die Festrede. In Upsala war von der Uni-
versität eine Festlichkeit veranstaltet worden, durch welche den
stolzen Gesinnungen Smalands, welches den Pflanzenfürsten ge-
zeugt, ein würdiger Ausdruck verliehen werden sollte. Wie es aka-
demischer Brauch ist, ertönten auch bei dieser Feier bereits am
frühim Morgen die üomglocken. Um 11 Uhr versammelten sich die
Mitglieder der Universität und Freunde der Naturwissenschaften im
Konsistorium, während die studentischen Korporationen im Gustavianum
zusammentraten. Um IV /^ Uhr begab sich der ganze Aufzug nach
dem Festlokal, welches geschmackvoll dekorirt war. An der hinteren
Wand stund ein Brustbild, Linne in alterthümlicher Tracht darstellend
(von Jonas Forslund 1807). Oben war Linne's adeliges Wappen an-
gebracht: in der Mitte ein Ei auf einem Blatt felde; ringsherum drei
Felder, ein schwarzes, grünes und rothes, welche das Mineral-,
Pflanzen- und Thierreich repräsentiren. Oben ist ein Helm mit einem
Caclusblatt und das Ganze von einer Guirlande Linnaea umgeben. Das
Fest wurde mit einer Cantate eingeleitet. Darauf hielt Prof. Th. Fries
eine Festrede. Nach Absingen eines Liedes erreichte das Fest um
lYa Uhr seinen Abschluss. Der Akademische naturwissen-
schaftliche Verein in Upsala hatte um 6 Uhr Nachm. eine Feier
anberaumt, bei der eine grosse Anzahl von Linne eigenthümlicher
Sachen ausgelegt war. Dr. Aehrling hielt einen Vortrag über Linne
und sein Verhältniss zu den Schülern. Priv.-Doc. Wittrock referirte
über Untersuchungen, welche er an Linnaea borealis ausgeführt liatte
und Priv.-Doc. Tullberg, ein Nachkomme Linne's, gab eine lebendige
Schilderung von Linne's häuslichem Leben in Hammarby. Dr. Swe-
derus besprach Linne's erste zoologische Arbeiten, Priv.-Doc. Lund-
ström beschrieb seine Reise nach Lappland und schliesslich widmete
Priv.-Doc. Svedmark Linne's Leistungen auf dem Gebiete der Minera-
logie einen kurzen Vortrag. Die gesammte Studentenschaft brachte
Linne noch ihre besondere Huldigung in Gestalt eines Commerses
dar, welcher im Botanischen Garten abgehalten wurde. Die Univer-
sität Lund hatte auch eine Gedächtnissfeier veranstaltet, bei welcher
Professor Agardh die Festrede hielt. Im übrigen verlief diese Fest-
lichkeit, sowie auch die in Wexii), Gothenburg und vielen anderen
Städten stattgehabten in ähnlicher Weise als die oben geschilderten.
108
Botanischer Tausch verein in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Prof. Diclitl mit Pflan-
zen aus Böhmen. — Von Hrn. Prichoda mit Pfl. aus Niederösterreich.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: DufFt, Fleischer,
Woynar, Schambach, Erdinger.
Aus Niederösterreich einges. von Prichoda: Cirsium canum, C.
tataricum, Gladiolus palustris, Lithospermum deflexum, Nastw^tium
officinale, Oxytropis pilosa, Peucedanum Chabraei, Plantago arena-
ria, Schoenns ferrugineus, Veronica montana.
Vorriilhig: (B.) = Böhmen, (I.) = Istrien, (Kr.) = Krain, (Kt.)
= Kärnten, (M.) = Mähren, (NOe.) = Niederösterreich, (OOe.) =
Oberösterreich, (P.) = Polen, (S.) = Salzburg, (Sb.) = Siebenbürgen,
(Schi.) = Schlesien, (Schw.) = Schweden, (Schz.) = Schweiz, (T.) ^
Tirol, (Th.) = Thüringen, (U.) = Ungarn.
Erigeron acris (NOe.), alpinus (S., T.), Eriophorum alpinum
(Riesengebirge), angustifolium (NOe., P.), Scheuchzeri (T.), nagina-
tutn (P., Schi , Baiern), Erodium ciconium (U.), cicutarium (NOe., U.),
Erucastrum obtusangulum (NOe., Th.), Pollichii (NOe., OOe.), Enmm
Ervilia (U.), gracile (Th.), Lens (M.), tetraspermum (Steiermark),
Eryngium campestre (U.), marititnum (Pommern), planum (NOe., U.),
Erysimum austriacum (NOe.), Cheiranthus (^Oe.), ochroleucum (Schz.'),
repandum (B., U.), Erythraea Centaurium (Kt.), pulcheUa (NOe., Kt.),
spicata (I.), Erythronium dens canis (I., Kr., Schz., Sb.), Euclidium
syriacum (NOe., U.), Euphorbia alpigena (T.), amygdaloides (NOe.),
angulata (P.), Cyparissias (M., Schi.), epithf/moides (M., NOe.), Esula
(NOe.), exigua (NOe., Fiume), falcata (NOe.), fragifera (1.), helio-
scopia rOOe.), incana (Sb.), Lathyris (NOe.), lucida (NOe.), virgata
NOe., T ), Euphrasia gracilis (Schw.), litoralis (Greifswald), lutea
(Th., U.), minima (T.), Odontifes (NO.), officinalis (NOe.), rubra
(Schi.), Enonymus europaeus (NOe., OOe.), latifolius (NOe.), Faqus
silnatica (NOe., Schi.), Falcaria Rinini (B., OOe,), Farsetia incana
(B., U.), Festuca bromoides (Frankreich), gigantea (NOe , Th.), glauca
(NOe.), heterophylla (NOe., Th.), Myurus (NOe.), pratensis (OOe., P.),
pumila (Schz.), i-ubra (B., NOe., Schi.), sciuroides (Tli.), Ficaria cal-
thaefolia (NOe.), ranunculoides (NOe., OOe., P.), Filago canescens
(U.), lutescens (U.), minima (P., Schw.), mixta (Ü.), Fragai^ia vesca
(OOe., P.), Frankenia puherulenta (Aegypten), Fraxinus pendula
(NOe., OOe.), Fritillaria montana (I.), Fumaria capreolata (Schz.),
rostellata (B.), Schleicheri (B., NOe., Th.), Vaillantii (P., Th.), Wirt-
geni (Th.), Gagea lutea (OOe., P.), minima (P.), pusilla (M., NOe.),
stenopetala (P., U.).
Obige Pflanzen können nach beliebiger Auswahl im Tausche
oder käuflich die Centurie zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden.
Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Sfcofitz. — Verlag von C. Oerold's Sohn,
Druck und Papier der C. Ueberreutor'schen Bucüdruckerei (M. SalzeF).
Oesterreichische
Botanisclie Zeitschrift
Gemeinnützig^es Organ
für
Die österreichische Exemplare
botanische Zeitschrift Rnfanib nnil RAfanilra» die frei durch die Post be-
erscheint DUldUlU UUU OUIdlllKei , zogen w^erdeu sollen, sind
den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktloa
"'Z"s™r ast!"wf"' Gärlner, Oekonomen, Forslmänaer, Aerzle, '^- ^-^l^:^^: "'
(16 R. Mark.f . Im Wege des
ganzjährig, oder mit inftlliolop linH Tpplinilar Buchhandels übernimmt
* fl. a.-W.C^ R.Mark} iljJUUieKei UUU IClUUlliGl. Pränumeration
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Inserate «•/» m ^° Wien,
die ganze Petitzeile FJ 4i sowie alle übrigen.
15 kr. Ost. W. *1= "• Buchhandlungen.
XXTIII. Jahrgang. WIEN. April 1878.
INHALT: Sizilianische Ranunkeln. Von Strobl. — Ueber die Cuticula. Vnn Höhnet. (Schhiss.) —
Arten von Sporormia. Von Niessl. (Furtsetzung.) — Ve^etations-Verhältnisse. Von Kerner. —
Adriatisclie Algen. VonHauck. — Vehev Croctis vittatus. Von Vuko tin ovic. — Pliytographische
Notizen. Von Dr. Borbäs. — Pflanzen auf der Weltausstellung. Vou Antoine. — Lileraturberichle.
— Correspondenz. Von Menyiiärtli, Wiesbaur. — Botanischer Tauschverein.
Ueber die sizilianisclien Arten der Grattung
Ranuncuias
mit verdickten ^W" u r z e 1 f a s e r n.
Von Prof. Gabriel Strobl.
Raminculus Ficaria L. sp. pl. 774 v. grandiflora (Rob.) Ficaria
calthaefolia Gr. G.\S9, non Rchb., Rannnc. Ficaria L. Todaro fl. sie.
exs. Nr. 1376 von Palermo!, Bert. fl. it. (Sic), R. Fic. b) calthaefoUus
Giiss. Pr. Syn. et Herb!, Ficaria ranunculoides Mnch. Presl fl. sie.
nudicaulis Kerner Oest. bot. Zt. — Fic. calthaefolia Rchb., für welche
Giiss. die Pflanze Siziliens hält , unterscheidet sich von ratincu/oides
Mneh. nach Rchb. D. Fl. Ic. 4571! und nach meinen Exemplaren aus
Wien und Siebenbürgen durch Blätter, die bedeutend länger, als breit,
herzfiirmig-länglich und fast ganzrandig sind mit übereinanderliegen-
den Basilarlappen; auch ist der Stengel in der Jugend wegen der
noch unentwickelten Internodien schaftartig. Uebrigens ist die Pflanze
nur als Varietät zu betrachten , denn an derselben Pflanze kommen
Blätter mit übereinanderliegenden und abstehenden Basilarlappen vor,
das Verhältniss der Blatllänge zur Blattbreite ist ebenfalls variabel
und selbst die scheinbar blattlosen Stengel zeigen sich in vorgerück-
teren Stadien durch Verlängerung der Internodien deutlich beblättert.
Oesterr. botan. Zeitschrift. 4. Heft. 1878. 9
110
In Sizilien nun findet sich diese Form nicht (oder wenigstens sehr sel-
ten ?) wohl aber eine Form, deren Blätter, wie bei Fic. ranunculoides
Mnch. Rchb. D. Fl. 4572! genau herzförmig , und fast ebenso breit
als lang mit meist abstehenden Basilarlappen, aber nebst den Bliithen
fast doppelt so gross sind, als bei meinen Exemplaren Mitteleuropa's;
an sonnigen Stellen oft stengellos , an schattigen hingegen deutlich
beblättert. F. nudicaulis Kerner ist nach meinen Exemplaren (Ofen
1. Richter) ebenfalls nur eine grosshlättrige, anfangs scheinbar stengel-
lose Varietät der ranunculoides, die mit manchen Exemplaren Siziliens
aufs genaueste übereinstimmt; sie wird daher, wenn anders meine
Exemplare richtig bestimmt sind, von Kerner Vegetat. Ung. mit Unrecht
ais Synonym zu calthaefolia Rchb. gezogen; ebensowenig ist Fic. cal-
thaef. Gl. G. die Pflanze Rchb's. , sondern stimmt nach der Diagnose
„Espece du double plus grande, que la precedente dans toutes ses
parties etc." auf's genaueste mit der Normalform Siziliens. Sie muss
daher , gleich dieser, wenn man sie als Art betrachtet, wozu jedoch
das einzige Merkmal der Grösse nicht ausreicht, Fic. grandiflora
Rob. cat. toul. (1838) heissen. In der Blattform fand ich zwei bemer-
kenswehrte Variationen: &) subintegi'a; Blatter kaum gekerbt bis ganz-
randig; hieher Todaro's exsicc, Ex. aus Catania, den Nebroden; b) cre-
natolohaia; Blätter noch grösser, ringsum stark — , fast lappig — , ge-
kerbt, Stengel hoch , beblättert ; diese seltenere Form erhielt ich aus
den Nebroden, dem Valle del Sapone durch ßonafede; wahrscheinlich
lässt sich auf solche hohe, grossblältrige Exemplare die Angabe Presl's
fl. sie, dass Caltha palustris in Sizilien vorkomme, zurückführen,
denn weder „an der unteren Buchengränze der Nebroden" , noch
„auf feuchten, sumpfigen Wiesen am Fluss Simettus" bei Catania, den
zwei einzigen Standorten der Calth.pal. PresKs fand ich etwas anderes,
als R. Fic. V. grandiflora Rob. — Dieser hingegen findet sich nicht
bloss hier, sondern an kulfivirten Stellen, Bachrändern, auf feuchten
Wiesen und Bergabhängen, in Kastanienhainen ganz Siziliens bis zur
Buchenregion (circa 13()0 M.) sehr verbreitet. Dezember bis April,
höher oben März, April. 2(..
R.millefoUatus Vhl. Symb., W. sp. pl. R. 1328, Dsf. fl. atl. Tfl. 116!,
Presl fl. sie, Guss. Syn. et Herb.!, Bert. fl. it. (Sicil.), Rchb. D. Fl.
Ic. 4590!, DC. Pr. I 27. Wurzel knollig büschelig, Knollen kurz, oval
oder liinglicli, Fasern am Wurzelhalse fehlen , Stengel 1 bis 3blüthig,
nebst den Blaflslielen fein seidigzottig mit aufrechten, fast angedrück-
ten Haaren, Blätler dreifach fiederschnittig, Zipfel lanzettlich-linear,
meist 075, höchstens 1 Mm. breit, 3— 4mal so lang, die untersten,
spärlichen, bald verschwindenden Blätter nur bandförmig fiederschnittig
mit breiten Zipfeln; Kelche angedrückt haarig, lanzettlich-eiförmig,
Blumenblätler breit verkelirt-eiförmig , circa 12 Mm. lang, Früchte
eine elliptische Aehre bildend, glatt, zusammengedrückt, breit ver-
kehrt-dreieckig , Griff'el am längeren Rande über 1 Mm. lang, vom
Grunde an hakig-gekrümmt, am Grunde etwas verbreitert , beider-
seits stark gekielt. Auf steinigen, grasigen Bergabhängen und Weiden
Siziliens sehr verbreitet, z.B. am M. Pellegrino bei Palermo!, am
111
Etna bis 1300 M.!, in den Nebroden sogar bis 1900 M.!. April, Mai 2|. .
Besitze ihn auch aus Süditalien und Dalmalien.
R. gargankus Ten. fl. nap. Ist dem wi/Ze/'o/ia^MS täuschend ähnlich,
unterscheidet sich aber nach Ten. durch festeren Habitus , schwarz-
grüne, kürzer gestielte Blatter mit doppelt so breiten und kürzeren
Lappen. Nach meinen Exemplaren finden sich am Gargano zwei Ar-
ten: Eine, die sich von millefoliatus absolut in nichts unterscheiden
lässt; zu dieser gehören meine Ex. des ^chaerophylhis Gargano" 1.
Sieber und fast alle Exemplare des ^garganicus Gargano" 1. Porta
und Rigo; zur zweiten Art gehitrt ein mit den vorigen von Porta-
Rigo als garg. ausgegebenes Exemplar , das sich von millef. in den
Wurzelknollen nicht unterscheidet, wohl aber durch Vh Mm. breite
und Iioclisfens um die Hitll'te längere, eiförmig-längliche Blattzipfeln
der unteren und fast ebenso breite, aber dreimal längere, linear-
llnoliche Blattzipfeln der oberen Wurzelblätter , ferner durch noch
breitere und längere Blattzipfeln der Stengelblätter, — diese etwas
flaumig zottig, auch die Stengel besonders oberwärts dichter seidig-
zottig, — ferner durch circa 2 Mm. lange, erst oberwärts hakig-
gekrümmte und von der Mitte des oberen Fruchtrandes entspringende,
am Grunde sehr verbreiterte Griffel. Nur dieses Exemplar entspricht
der Diagnose des gargankus Ten. Diese Art, die sich schon habi-
tuell durch robusteren, bedeutend höheren Wuchs unterscheidet, findet
sich auch in Dalmatien! und Sizilien!; ich fand sie nehsl milk foliatus
auf steinigen Abhängen des M. Pellegrino; zu ihr gehört auch R.
scaber Presl fl. sie. und Herb.! von Hügeln Termini's, denn die Ori-
ginalexemplare , welche Dr. Celakovsky mir gütigst zur Einsicht
sandte , stimmen genau mit der Pflanze des Gargano und Presl.
selbst nennt ihn auf der Etiquette = gargankus. Presl's Diagnose
ist allerdings etwas ungenau , denn die Wurzelknollen sind nicht
„linearlänglicli" und der Kelch nicht „zurückgeschlagen." Aus Dal-
matien sah ich ihn von „Spalato 1. Petter als milkfoliatus"' im Herb.
Presl's. Mai 2J.
ß. gracilis DC. Pr. I 27 (aus dem griechischen Archipel),
Agerii Bert, teste Levier , Peloponnesiacus Boiss. Diagn. , Heldreich
Herb, graec. Nr. 676, in Baenitz Herb, europ. (Attica!). Diese für
Sizilien neue Art fand ich in Menge an einem Giessbache zwischen
Catania und Misterbianco am Fusse des Etna und versandte sie irrig
als scaber Presl. — 2-5 — 3 Dm. hoch, schlank, 1— 3bliithig, Wurzel,
wie bei tnUkfnUatus, ebenfalls ohne Fasern am Wurzelhalse, Wurzel-
blätter kahl, zweigestaltiff; die unleren zahlreicheren im Umrisse
kreisförmig, 3theilig, die Abschnitte sehr breit verkehrt-eiförmig,
3lappig, Lappen gekerbt (meist 3 Kerben), die oberen Wurzelblälter,
sowie die unteren Stengelblätter Szählig fiederschniftig. Fiedern 3theilig
mit 3spalligen Zipfeln , die letzten Abschnitte wieder 21appig mit
länglichen , circa 2 Mm. langen and breiten Lappen , die oberen
Stengelblälter fiedertheilig mit wenigen, verlängerten Zipfeln; Blatt-
stiele und unterer Theil des Stengels sparsam behaart mit wagrecht-
abstehenden , langen Flaumhaaren , der obere Theil «les Stengels
9 '"-
112
dicht, fast anliegend flaumig-^oüig. Kelchblätter zurückgeschlagen mit
eiförmigen Zipfeln, Blumenblätter circa 12 Mm. lang, breit verkehrt
eiförmig, goldgell). Früchte sah ich nicht aus Sizilien ; die vollkom-
men identische attische Pflanze besitzt eiförmig-lanzeltliche, lang ver-
schmälerte , etwas hakige Früchte in einem lang-ovalen Köpfchen.
Die allerdings sehr kurze Beschreibung DC. Pr. stimmt vollständig,
daher glaubte ich, zumal auch die Standorte fast identisch sind , den
Namen Boiss., nur als Synonym setzen zu sollen. April 2|. circa 60M.
R. saxatilis Balb. Bert. fl. it., der ihn fraglich als Art annimmt,
monspeliacus y. rotundifolius Guss. Suppl. , Syn. et Herb.!, etiam
DC. Pr. 1 28?, illyricus L. var. y. Bert. fl. it. (Etna). 2 — 4 Dm.
hoch, Wurzelfasern ebenfalls knollig ohne Fasernetz am Wurzel-
halse, Wurzelblätter ziemlich gleichgestaltig , im Umrisse rundlich
dreieckig, an der Basis abgestutzt, kaum etwas in den Blattstiel vor-
gezogen, der übrige Rand 3spaltig, die Seitenzipfeln gelappt mit
gegen den Grund hin an Grösse abnehmenden, breitlänglichen Lappen,
der Mittelzipfel ungleich gekerbt, der mittlere Kerbzahn der grösste;
die oberen Wurzelblätter ganz ähnlich , nur gehen die Theilungen
viel tiefer (also 3theilig mit gespaltenen Abschnitten) und die Zipfeln
sind schmäler, spitzer, keilförmig; Sfengelblätter ziemlich tief Stheilig
mit verlängerten, linear-länglichen Zipfeln, die der unteren oft Izäh-
nig, die der obersten ganzrandig, lang lineal-lanzettlich. Blüthen 1 — 3,
Kelchzipfel zurückgeschlagen , eiförmig , Blumenblätter mindestens
nochmals so lang (12 — 15 Mm.), breit verkehrt-eiförmig, goldgelb;
Früchte zusammengedrückt, etwas flaumig, mit circa 2 Mm. langem,
am Seitenrande entspringendem, fast von der Basis an gekrümmtem
Schnabel, Fruchtboden kahl. Blattstiele, Blätter und Stengel ziemlich
dicht wollig behaart. Aeusserst ähnlich dem monspeliacus L. sp. pl.
778, Rchb. D. Fl. Ic. 4588!, Gr. G. I 35, von dem er sich nach Rchb.
Abbldg. und meinen französischen Exemplaren (leg. Legrand als
lugdunensis Jord.) nur durch kleinere, rundliche, niemals dreischnit-
tige Blätter und kleinere, kürzere, breitere und stumpfere Blatt-
zipfeln zu unterscheiden scheint. An grasigen Abhängen und Giess-
bachrändern der Waldregion des Etna (1000 — 1400 M.) ziemlich
selten, von Bivona, Alexander, Tineo, Tornabenc, auch von mir um
die Casa del Bosco und am M. Zio einigemale gesammelt; fehlt im
übrigen Sizilien. Mai, Juni %.
NB. R. illyricus L. Rchb. D. Fl. Ic. 4587! fand ich in typischen
Exemplaren noch auf hochgelegenen Weiden des M. S. Angello ober-
halb Castellamare; in Sizilien aber wurde er noch niemals gefunden.
R. chaerophylhis L. sp. pl. 780 , Presl fl. sie. eh. «. vulgaris
DC. Pr. I 27!, Gr. G. 1 35. R. flabellatus Biv. cent. I, Guss. Pr.,
Syn. et Herb.! Von vorigen leicht unterscheidbar durch die zahlrei-
chen Fasern, welche den Wurzelstock förmlich überkleiden. Die
untersten Blätter, wie bei millefoliatus., meist dreilappig oder dreithei-
lig, selten ganz und fächerf(>rmig (= R. flabellatus Dsf. fl. atl. Tfl. 114!,
chaer. y. flabellatus DC. Pr. I 27), die weit zahlreicheren, oberen
Wurzelblätter dreizählig, fiederschnittig. Fiedern dreizählig fieder-
113
theilig oder -lappig-, öfters sogar fiedersclinittig , die Abschnitte oft
wieder eingeschnitten oder gelappt mit lanzettlichen Endzipfeln, Sten-
gclblatler 1 — 3, sparsam-, die oberen nur dreitheilig mit lang-lan-
zeltlich linealen Zipfeln, Kelchzipfeln anliegend, eiförmig, anliegend-
rauhaarig, Blumenblatter nur wenig länger, als der Kelch (8 — 10 Mm.
lang), verkehrt-eiförmig, Früchte mit kurzem, geradem Schnabel,
eine kurze Aelire bildend. Pflanze nur 1 — 2 Dm. hoch, Stengel, Blät-
ter und Blattstiele ziemlich dicht anliegend-rauhhaarig, die untersten
Blätter fast kahl. Guss. Syn. gibt in Sizilien nur v. flabellatus an,
aber im Bereiche der Nebroden wenigstens fand ijh, trotzdem iiier
die Pflanze fast gemein ist, niemals Exemplare mit ganzen , fächer-
förmigen Wurzelblättern und alle meine sizil. Exemplare stimmen
mit Exemplaren Italiens und Frankreichs, den Standorten Linne's,
aufs genaueste überein. Auf Hügeln, Bainen, Feldrändern und Berg-
weiden Siziliens bis 700 M. gemein. April, Mai 2|..
R. heucherifolius Presl fl. sie. et Herb.!, Guss. Pr. Syn. et
Herb.!, Bert. fl. it. (Sicil.) Tod. fl. sie. exs. N. 1166!, neapolitanus
Todaro in Baenitz herb. eur. Nr. 2428, non Ten. Wurzelfasern dick,
lang-lanzettlich rübenförmig, Stengel an der Basis zwiebelfönnig,
Wurzelblätter lang gestielt, meist gross (oft 1 Dm. breit, 8 Cm. lang),
im Umrisse kreisförmig, dreieckig, 3theilig, die Zipfeln 2 — 3spallig,
Abschnitte eingeschnitten-gesägt, der mittlere Lappen nicht vorge-
zogen, Stengel robust, meist von der Wurzel aus ästig, fast blattlos,
nebst den Blättern und Blattstielen angedrückt oder aufrecht, ab-
stehend-rauhflaumig , unterste Stengelblälter gestielt, von der Form
der Wurzelblätter , die obersten sitzend , gewöhnlich 3schnittig mit
ganzrandigen oder 31appigen, verlängert-lanzettlichen Fiedern; Blü-
thenstiele gefurcht, Kelch zurückgeschlagen, Fruchtboden rauhhaarig,
Früchte zusammengedrückt, verkehrt-eiförmig, schwarzbraun , grün
gerandet, mit winzigen, körnigen Punkten, runzelig behaart, selten
höckerig 0== R. pratensis Presl del. präg. , fl. sie. Guss. Syn. et
Herb.!, heuch. b) nerruculosus Guss. Suppl.), Griff"el über 1 Mm. lang,
sehr deutlich hakig gekrümmt. Freyn in Oest. botan. Zeitschr. (1875,
pag. 113 etc.) „lieber Ran. Tommasinii^ nennt die Grin"el des heuch.
fast so lang, als die Früchtchen, aber auch „Guss. Syn." nennt die
Griffel, wie sie an meinem sizil. Exemplar in der That sind „brevis-
simos rectiusculos."
Bei neapolitanus Ten. sind, wie Freyn schon hervorhob, die
Stengelblätter an den Verzweigungsstellen ziemlich plötzlich auf ganz
kleine, auf brakteenartige Blättchen reduzirt, die 3spaltig bis unge-
theilt sind mit schmalen, lanzettlich-linearen Zipfeln, der Stengel ist
an der Basis nicht oder kaum zwiebeiförmig, die Griffel sind über
1 Mm. lang, dreieckig, etwas länger, als am Grunde breit, beider-
seits gekielt, fast ganz gerade. — Die ganze Pflanze, wie hei heuch. ^
angedrückt behaart , Wurzelblätter tief dreitheilig , Mittelzipfel 3-,
Seitenzipfel 2spaltig, Abschnitte eingeschnitten-gezälint oder -gesägt
mit grösserem , etwas vorgezogenem Mittelzipfel, Blüthenstiele ge-
furcht, Kelch zurückgeschlagen, Fruchtboden sehr dicht behaart.
114
Habituell nach meinen Exemplaren ziemlich leicht unterscheidbar
durch nur 3—4 Cm. breite, 3 Cm. lange, tiefer g-etheilte Blätter mit
schmäleren, keilförmigen Abschnitten , sowie durch schlankeren Ha-
bitus und das gänzliche Fehlen von, den Wurzelblättern gleichge-
stalteten Stengelblättern. Janka in Oest. bot. Zeitschr. (1875, p. 250)
nimmt zwar beide für nicht spezifisch verschieden an, weil neapol.
um Florenz in der GrifFellänge variirt und ebenfalls eine bulböse
Anschwellung zeigt, auch Guss. fl. inar. nimmt neapol. nur als Va-
rietät des keuch, an, doch scheinen die Akten noch nicht geschlossen
zu sein. R. Tommasinü Rchb. , den ich seihst auf Veglia sammelte
und von Pola durch Freyn , sowie aus Dalmatien durch ? erhielt,
stimmt sowohl in der Kleinheit und tiefen Theilung der Blätter, den
schmalen Blattzipfeln, dem schlanken Habitus , als auch in Früchten
und Wurzeln auf's genaueste mit neapolitanus zusammen, nur zei-
gen meine istrischen, quarnerischen und dalmatischen Exemplare fast
durchgängig an Stengeln und Blattstielen eine stark abstehende ge-
wöhnlich horizontale Behaarung, ein einziges dalmatisches Exemplar
ist angedrückt haarig; man kann daher den Namen Tommasinü
wenigstens als Varietäts-Bezeichnung verwenden. Sie scheint den
Uebergang zu bilden zu dem ebenfalls abstehend behaarten palustris L.
herb. Boiss. fl. or., der sich davon nur durch nicht verdickte Wur-
zelfasern zu unterscheiden scheint. — Ran. heucherifoHus ist auf
feuchten Weiden , buschigen Bergabhängen und in lichten Wäldern
Siziliens sehr verbreitet, z. B. an vielen Stellen der Nebrodon (! Herb.
Mina!, Herb. Gussone!), um Palermo, Catania, Paterno! etc. var.
pratensis (Presl), wurde nur um Palermo und Terranova gefunden.
April, Mai '2^. In der Hochregion der Nebroden sammelte ich Exem-
plare des heuch., bei denen die Zwiebeln sehr bedeutend entwickelt
waren (10 Mm. Durclimesser); da die Pflanze in Folge der hohen,
trockenen Lage (1650 M.) ziemlich klein ist, so besitzt sie die grösste
Aehnlichkeit mit bulbosus L., unterscheidet sich aber durch verdickte
Wurzelfasern, gekrümmten , über 1 Mm. langen Fruchtschnabel und
angedrückte Behaarung. Gewiss sind es solche Exemplare, auf die
sich Presl's Angabe, dass bulbosus L. auf Weiden der Nebroden vor-
komme, gründet.
R. neapolitanus Ten. scheint nur im Osten Siziliens noch vor-
zukommen; ich sammelte ihn häufig in der WaUiregion des Etna an
grasigen Rändern der Saatfelder und Wälder (2000 — 4000'), besitze
ihn ausserdem noch von Apulien (Gargano l. Porta) und Dalmatien.
Var. Tommasinü und R. palustris scheint in Sizilien gänzlich zu
fehlen. NB. In meinen Exsiccaten versandte ich mehrere neapol. irrig
als heucherif. und R. umbrosus Ten. vom M. S. Angelo bei Neapel
irrthümlicii als neapolitanus Ten.
Ausserdem gehören zu den Ranunkeln mit verdickten Wurzel-
fasern noch der auf Feldern, Rainen und Bergweiden im September,
Oktober häufig erscheinende , einem Plantago nicht unähnliche R.
bullatus L. sp. pl. 774, DC. Pr. I 27, Gr. G. I 37 und der seltene
115
R. rupestris Guss. ind, sem. (1826) von felsigen Bergabhäng-en Pa-
lermos (Tod. fl. sie. exs.!) etc.
Seitenstetten, 20. November 1877.
Einige Bemerkungen über die Outioula.
Von Dr. Franz v. Höhnel.
(Schluss.)
Die Methoden, nach welchen ein solcher Cellulose-Nachweis
gelingen könnte, sind nur drei, wie aus meinen Erfahrungen bei dem
Nachweise der Cellusose in den Suberinlainellen zahlreicher Korke
hervorgeht.
1. Wochenlanges Mazeriren in kalter konz. Kalilauge.
2. Mazeriren in konz. Chromsaure.
3. Erwärmen bis Kochen mit Kalilauge.
Es ist nun sehr auffallend, dass Hofmeister, jedenfalls veran-
lasst durch Mohl's Angaben, über den Cellulose-Nachweis im Korke
gerade mit Hilfe einer von diesen Methoden zu seinem angeblichen
Nachweis gelangte. Dieses spricht von vorne herein für die Richtig-
keit seines Resultates.
Die genaue Untersuchung nach allen drei Methoden ergab aber,
dass ein Cellulosenachweis in der Cuticula unter keinen Umstanden
gelingt, und dass daher in derselben entweder keine Cellulose vor-
handen ist, oder aber in zu geringen Mengen, die der Nachweisung
entgehen.
Ich habe bereits erwähnt , dass die Cuticula aller von der
Blattunterseite untersuchten krautigen Blätter (Viola tricolor, odorata,
Ranunculus bnlbosns, Aste?' hybridus, Bergenia exstipulata etc.) sich
nach 3 — 4 wöchentlicher Einwirkung von konz. Kalilauge in der
Kälte noch fast vollkommen unverändert und ungequollen erhalfen.
Sie färben sich nach dieser Zeit immer nur schwach gelb bis gelb-
braun mit Chlorzinkjodid , zeigen also nicht einmal eine Andeutung
einer Cellulosereaktion.
Da die Cuticula nach etwa vierwöchentlicher Behandlung mit
konz. Kalilauge noch keine Veränderungen zeigte, und sich gegen
Fuchsin und Chlorzinkjod ganz ebenso wie früher verhielt, so wurde
der Versuch abgebrochen und dieselbe als von kalter Kalilauge un-
angreifbar angesehen, da nicht abzusehen war, wieso sie sich in den
nächsten Wochen anders verhalten sollte.
Die Unveränderlichkeit der Cuticula in konz. Kalilauge spricht
schon an und für sich für den Cellulosemangel derselben , da wenn
auch nur geringe Mengen von Cellulose darin enthalten sein wür-
den, immerhin durch Quellung dieser eine Lockerung der Cuticula
eintreten müsste, die aber absolut unbemerkbar war.
116
Ich erwähne noch , dass ich die abgelöste Epidermis vor der
Behandlung mit Kalilauge etwa eine halbe Stunde lang in konzentr.
Chromsäurelosung legte, um die Cuticula rein zu erhalten. Ich brauche
aber kaum zu bemerken, dass diese Behandlung mit Chromsäure der
Cellulosenachweisung eher förderlich als hinderlich sein konnte.
Bei Behandlung der Cuticula mit warmer Kalilauge gelang es
mir ebenfalls nicht , Cellulose darin nachzuweisen. Nach dem Zu-
sammenschmelzen der Cuticula in heisser Kalilauge zeigte sich keine
Spur eines Celluloseriickstandes, und die etwa noch nicht vollstän-
dig zusammengeschmolzenen Theile derselben färben sich mit Chlor-
zinkjod gelb.
Was schliesslich die Einwirkung der Chromsäiire betrifft, so zeigt
sich allerdings wie erwähnt, dass alle unlersucliten Culiculen selbst
nach vier Wochen in konz. Lösung noch nicht gelöst sind, dass aber
weder in den ersten Tagen der Chromsäure-Wirkung, noch zu be-
liebiger Zeit später mit Chlorzinkjod Cellulosefärbung eintritt.
Ich bin mir vollständig bewusst , durch die angewandten Me-
thoden noch nicht alle Hilfsmittel, welche der Lösung der Cellulose-
frage der Cuticula dienlich sein könnten , völlig erschöpft zu haben
— so könnte z. B. ein längeres vorgängiges Auskochen der isolirten
Cuticula in Alkohol , verbunden mit einer längeren Digeration in
konz. Kalilauge bei 40 — 50" C. zum Ziele führen — jedenfalls genügt
aber das Gesagte und Gethane vollständig, um zu zeigen, dass die
Hofmeister'sche Angabe auf einem Irrthum beruht , und dass in der
Cuticula im höchsten Falle so geringe Cellulosemengen vorkommen,
dass der sichere Nachweis kaum je allgemein gelingen dürfte, wenn
sich auch vielleicht derselbe in vereinzelten Fällen realisiren dürfte.
Als Hofmeister seinen Cellulosenachweis ausführte, war er zwei-
fellos von der Ueberzeugung befangen , dass in der Cuticula jeden-
falls Cellulose enthalten sein müsse. Diese Ueberzeugung war nicht
nur eine Folge der damals in's Leben getretenen Intussusceptions-
theorie, sondern auch des von Wigand gelieferten Nachweises (?),
dass die Cuticula nichts anderes als eine cuticularisirte *) Lamelle der
Aussenwand der Epidermiszelle sei; als solche musste sie zweifellos
einmal aus Cellulose bestanden haben, und daher höchst wahrschein-
lich auch im fertigen Zustande noch Cellulose enthalten.
Als Hofmeister diesen angeblichen Nachweis lieferte, war er in
der That eine Stütze für die Intussusceptionstheorie. Heutzutage, wo
diese zweifellos feststeht und weiter ausgebildet ist, bedarf sie die-
ser Stütze nicht mehr und der Nachweis, dass die Cuticula keine
Cellulose enthält, ist für die Giltigkeit der Intussusceptionstheorie ganz
ohne Bedeutung. Er fordert aber zu einer Erklärung der Entstehung
der Cuticula auf.
Solche Erklärungsvveisen der Bildung der Cuticula wurden vor
dem Auftauchen der Intussusceptionstheorie vielfach versucht, ohne
•) Nach Wigand eigentlich nur verholzte.
117
dass aber für die eine oder andere ein bestimmter Nachweis mög-
lich war.
Ich glaube aber, dass die Ausscheidung einer cellulosefreien Cu-
ticula aus der Cellulosemembran eben so wenig (oder eben so sehr)
der Erklärung bedarf, als die Ausscheidung der eiweissfreien Cellu-
losemembran auf der Aussenseite des Primordialschlauches. Beide
sind einfach Lebens Vorgänge, welche im Wesentlichen auf dieselbe,
uns unbekannte Weise vor sich gehen, und mit einfachen physika-
lischen Vorgängen nicht verwechselt werden dürfen.
Die Cellulosewand, welche einen lebenden Protoplasmaschlauch
einschliesst , lebt ebensogut wie dieser, und kann daher ebensogut
Lebensvorgänge aufweisen. Der Unterschied zwischen dem Leben
beider ist nur ein gradueller, und man könnte sagen, dass die Cel-
lulosewand nur weniger intensiv lebe als das Protoplasma.
Ein Ausdruck des Lebens der Cellulosewand ist unter bestimm-
ten Umständen die Entstehung von Culin in derselben, durch Um-
wandlung von Cellulosemolekülen. Dieses Cutin wird nun in älinlicher
Weise ausgeschieden, wie die Cellulose aus dem Protoplasma. Ge-
rade so wenig, wie Cellulose im Protoplasma als solche nachweisbar
ist, während das Bildungsmaterial für dieselbe in der Stärke zwei-
fellos ist, gerade so wenig kann man in den meisten Fällen Cutin
innerhalb der Cellulosewand sehen. Nur dort , wo dasselbe in sehr
grossen Mengen gebildet wird, wird es noch innerhalb der Cellulose-
membran aufgespeichert, und entstehen die sogenannten Cuticular-
schichten.
Aber auch die Cuticula selbst kann als solche lange leben, und
können unter Umständen in ihr weitere Vorgänge, die zur Bildung
von Wachsüberzügen führen, auftreten. Gerade so wenig als in den
Wachsüberzügen Cellulose oder Cutin entlialten ist, braucht sich
erstere in der Cuticula zu finden.
Aus Allem geht aber hervor, dass die Annahme, dass die Cu-
ticula Cellulose enthalte, überhaupt jedes Grundes bar ist. Sie ent-
behrt nicht nur des sicheren experimentalen Nachweises, sondern ist
auch theoretisch nicht zu begründen.
Zum Schlüsse dieses Abschnittes will ich nur noch einige
Worte über das Verhalten der Cuticula gegen Farbstoffe, speziell
Fuchsin, sagen.
Die Angaben über diesen Punkt lauten dahin, dass die Cuticula
reichlich Farbstoff aufspeichere unter intensiver Färbung.
Dieses gilt jedoch nur für jene Cuticula , welche unmittelbar
an Cellulose grenzt , oder nur an sehr schwache Cuticularschichten.
Die starken Cuticulen ausdauernder Organe , mit mächtigen
Cuticularschichten, färben sich eben so wenig, wie die Suberinlamellen
der Korke (Quercus suber, Cerris, Salix sp.). Sie speichern gar kei-
nen Farbstoff auf, und bleiben selbst in intensiv gefärbten Lösungen,
ganz oder fast ganz farblos.
Man könnte meinen, dass dadurch irgend ein wesentlicher Un-
terschied gegeben ist, und dass die Farbenaufspeicherung der dünnen
118
Cuticulaarten vielleicht durch geringe Proteinbeimengungen ermög-
licht ist.
Dieses scheint nicht der Fall zu sein, sondern die ganze Ver-
schiedenheit des Verhaltens krautiger und derber Cuticulen in ihren
verschiedenen Dichten gelegen zu sein. Für diese Auffassung spricht
folgende Beobachtung.
Auf sehr dünnen Ouerschnitten durch den Bouteillenkork über-
zeugt man sich leicht davon, dass die Suberinlamelle keinen Farbstoff
aufspeichert , also völlig farblos bleibt. Die intensive Färbung von
Schnitten durch diesen Kork in Fuchsinlösung rülirt nur von dem
dünnen trockenen Wandbeleg her, der Rest des eingetrockneten plas-
matischen Inhaltes der Korkzellen.
Isolirt man aber die Suberinlamellen durch 1 — 2stündige Ein-
wirkung von Chromsäure , so speichern sie sehr stark Fuchsin auf.
Da nun die Chromsäure auf die Suberinlamelle Kaum eine andere
als lockernde Wirkung (durch Auflösung der am leichtesten löslichen
Substanztheile) ausübt, so scheint schon eine solche Lockerung oder
Herstellung einer geringeren Dichte zu genügen, um die Farbstoff-
aufspeicherung zu ermöglichen.
II.
Ich habe auch die angebliche Thatsache genauer nachunter-
sucht, vi^elche Payen auffand, dass nämlich die Cuticula von Cereus
perucianus nach Behandlung mit kochender Salpetersäure, Wasser
und Ammoniak unter dem Deckglnse vorsichtig hin- und hergescho-
ben, in Stücke zerfällt , deren jedes dem Umrisse einer Epidermis-
zelle entspricht i).
Diese Angabe scheint bisher nicht genauer geprüft worden zu
sein, da sie sich sonst kaum in dieser Form erhalten hätte. Mir
stand zu meiner Untersuchung nicht Cereus peruvianus zur Verfü-
gung, doch habe ich beobachtet, dass auch Cer. speciosus und varia-
bilis dieselbe Erscheinung zeigen. Bei der nahen Verwandtschaft
aller dieser Arten mit einander, und dem Umstände, dass sich letzt-
genannte beide Arten vollkommen gleich verhalten , dürfte der
Schluss auf Cer. peruvianus wohl keiner weiteren Kritik unter-
liegen.
Nach einem gewissen Grade der Einwirkung der Salpetersäure
auf den Querschnitt erkennt man deutlich die eigentliche Cuticula
als dünne, dichtere Lamelle, welche die äusserste Schichte eines dicken
Cuticularcomplexes bildet. Sie war früher nicht sichtbar, und ist na-
mentlich bei Cereus variabilis schwierig nachzuweisen. Am leichte-
sten geschieht dieser Nachweis durch Erwärmen mit Kalilauge.
Hiebei quillt der ganze Cuticularcomplex etwas an , es treten , wie
zuerst Mohl beschrieben , Tröpfchen und Körnchen aus, und wird
überhaupt die ganze Cuticularschichte körnig-blasig, indem zugleich
Gelbfärbung eintritt. Dieser Vorgang entspricht ganz dem von mir
*) Hofmeister, Pflanzenzelle p. 251.
119
konstatirten Verhalten der Suberinlamelle der Korkzelle gegen Kali-
lauge in der Warme.
Zu gleicher Zeit wird aber die eigentliche Cuticula als (in die-
sem Falle) nicht ganz dünne Membran, welche sehr zerbrechlich ist,
abgehoben; da sie nämlich gegen Kalilauge etwas widerstandsfähi-
ger ist, als die Cuticularschichten , und daher zu einem Zeitpunkte
noch nicht gelöst, wo letztere schon in Auflösung begriffen sind.
Bei Cer. variahilis ist der Unterschied zwischen der Wider-
standsfähigkeit der Cuticula und den Cuticularschichten geringer als
bei speciosus^ daher bei jener der Versuch schwieriger gelingt. Dieses
dürfte mit dern Umstände zusammenhängen, dass C. variabüis Wachs-
blättchen ausscheidet, die C. speciosus fehlen.
Aus dem bisher Gesagten geht aber hervor, dass nach dem
Behandeln mit Salpetersäure nicht die Cuticula allein zurückbleibt,
sondern mit ihr noch die viel mächtigeren Cuticularschichten ver-
bunden bleiben , und es daher in keinem Falle die Cuticula allein
ist, welche die Trennung in den Epidermiszellen entsprechenden Stücken
nach Behandlung mit Salpetersäure eingeht.
Es kann daher dieser Trennungsvorgang nicht auf die Cuticula
bezogen werden. Ich brauche aber kaum zu bemerken, dass ein Zer-
fallen von Cuticularschichten in Stücke, die den Epidermiszellen ent-
sprechen, ein ganz gewöhnlicher Vorgang ist.
Wollte man aber auch den ganzen Cuticularcomplex als Cuti-
cula auffassen, was aber nach dem Gesagten nicht statthaft ist, so
ergibt sich aus dem Folgenden, dass au<;h dann nichts destoweniger
die in Rede stehende Thatsache für die Lehre von der Cuticula be-
deutungslos wäre.
Bei genauerer Verfolgung des Trennungsvorganges und der
begleitenden Umstände zeigt sich nämlich Folgendes.
1. Wenn man das durch Kochen mit Salpetersäure erhaltene
Häutchen, das nach dem Gesagten aus sämmtlichen cuticularisirten
Schichten besteht , nach Behandlung mit Ammoniak , wobei starke
Gelbfärbung eintritt, mit dem Deckglase drückt und schiebt, so tritt
an zahlreichen Stellen das Zerfallen ein. Man bemerkt aber leicht,
dass dieses nicht etwa die Folge einfacher Trennung an durch die
auflösende Wirkung der Säure vorgebildeten Trennungslinien ist, son-
dern es macht der ganze Vorgang den Eindruck des Zerbrechens
einer spröden Masse.
In der That ist das Häutchen in diesem Zustande sehr zer-
brechlich, denn drückt man etwas stärker, so zerbröckelt dasselbe
in sehr zahlreiche, sehr kleine Stückchen.
2. Die Epidermiszellen lassen zweierlei Radialwände erkennen,
ältere stärkere und jüngere schwächere. Die ersteren gehören den
ursprünglichen Epidermiszellen mit vielfach ausgebuchteten Seiten-
wänden an, und ihnen entsprechen Cuticularleisten , welche von den
Cuticularschichten ausgehen. Diese ursprünglichen Epidermiszellen
werden nachträglich durch neu auftretende Radialvvände getheilt,
welche keine Cuticularleisten erkennen lassen.
120
Es zeigt sich nun, dass die Trennung des Cuticularcornplexes
immer nur an den Grenzen der ursprünglichen Epidermiszellen
geschieht.
3. Würden nun Culicula plus Cuticularschichten nach Behand-
lung mit Salpetersäure und Ammoniak an den Grenzen der Epider-
miszellen lockerer sein , so müsste die Trennung auch ohne Druck
von oben durch blosses Zerren mit der Nadel geschehen. Diess ist
aber nicht der Fall. Im Gegentheil zeigt sich dann nie ein Riss
längs den Trennungslinien der Epidermiszellen, alle gehen quer über
diese, deren Grenzen deutlich zu sehen sind, zum Beweise, dass der
Cuticularcomplex an den Zellgrenzen am festesten ist.
Jeder beliebige Ow'3>'sclinitt zeigt in der That, dass das cuticu-
lare Häutchen an den Grenzen der ursprüngliclien Epidermiszellen
am dicksten ist, da sich ja hier die Culicularleisten finden. Schon
Payon und Hofmeister bemerkten, dass die Trennungslinien durch die
dicksten Stellen gehen.
4. Dazu kommt noch ein weiterer Faktor, der wie Punkt 3 mit
Punkt 1 im hellsten Widerspruch steht. Macht man sehr dünne Quer-
schnitte und behandelt diese in derselben Weise mit Salpetersäure
und Ammoniak, so bemerkt man zunächst nirgends an der Grimze
je zweier Epidermiszellen auch nur eine Spur von einer Lösung, und
zerreisst man denselben, sei es durch Druck mit dem Deck-
glase, sei es mit Hilfe von Nadeln, so zeigt sich nie eine Trennung
an der Grenze je zweier Epidermiszellen, sondern alle Risse geiien
unregelmässiger Weise über die Zellen.
Die Erklärung aller dieser sich widersprechenden Thatsachen
ist folgende.
1. Ist zunächst selbstverständlich, dass die Trennung nicht Folge
einer auflösenden Wirkung durch die Salpetersäure ist. Diess zeigen
nicht nur die erwähnten Thatsachen (Punkt 4 etc.), sondern geht auch
aus Folgendem hervor.
Die Cuticulavbildungen bestehen jedenfalls der Hauptsache nach
aus Cellulose , Suberin und meist aus Wachs. Von diesen wird
durch die Einwirkung der Salpetersäure der Hauptsache nach nur
die Cellulose gelöst. Das Suberin wird in Cerinsäure umgewandelt.
Wenn die Cellulose in den Cuticularbildungen in tangentialer Rich-
tung überhaupt eine ungleiche Vertheilung zeigt, so ist sie jeden-
falls und immer an der Grenze zwischen je zwei Epidermiszellen
am spärlichsten, und kann daher durch Salpetersäure nie eine Tren-
nung oder auch nur eine Lockerung an der Grenze zwischen je zwei
Epidermiszellen erfolgen ^). Dieses muss aber durch ein Lösungs-
mittel des Suberins geschehen können, also durch Kalilauge, was in
der That fast bei allen Cuticularschichten der Fall ist, nämlich allen
jenen, welche in tangentialer Richtung bezüglich ihrer chemischen
Zusammensetzung genügend differenzirt sind.
*) Unter der selbstverständlichen Voraussetzung, dass es nicht bis zur
Bildung von Cerinsäure kommt.
121
2. Daraus geht hervor und die direkte Beobachtung lehrt das-
selbe, dass der Trennung rein mechanische Ursachen zu Grunde
liegen, und diese sind folgende.
Durch Behandlung des Cuticularcornplexes mit Salpetersäure und
Ammoniak wird derselbe sehr eigenthümlich spröde und leicht zer-
driukbar, so dass kleine Stückchen schon durch schwachen Druck
zerbröckelt werden. An den Grenzen der ursprünglichen Epidermis-
zellen finden sich nun die leistenartigen Vorsprünge. Wenn daher
durch das Reiben mit dem Deckglase ein Druck ausgeübt wird, wird
das cuticulare Haulchen überall dort zerquetscht und zerbröckelt, wo
sich solche Leisten finden , und erfolgt daher die Trennung an den
Grenzen der ursprünglichen Epidermiszellen.
Dazu kommt noch der (Jmstand , dass die Cuticularschichten
nach aussen gewölbt sind (siehe z. B. Meyen, Neues System etc.
1. Bd., Taf. I, Fig. 1) , was in Verbindung mit dem Drucke des
Dockglases das Zerbrechen an den gequetschten Stellen erleich-
tern muss.
Nun erklärt es sich, warum dünne Ouerschnitte in keiner Weise
an den Grenzen der Epidermiszellen zerfallerr, und warum dasselbe
an Flächenstücken mit Nadeln auch nicht geschieht, sowie warum
aucii die Trennung überhaupt nur an den Grenzen der ursprüngli-
clien Epidermiszellen geschielit.
Aus allem Gesagten geht also hervor;, dass sich die in Rede
stehende, von Payen konstatirle Tlialsache, nicht nur auf die Cuticula
allein, sondern auch auf die Cuticularschichten bezieht, und die Tren-
nung nicht etwa Folge eines chemisch verschiedenen Verhaltens der
den Trennungslinien der Epidermiszellen entsprechenden Stellen des
Culicularcomplexes ist, sondern aus zufälligen, ganz unwese^itlichen
mechanischen Ursachen geschieht.
Daraus folgt, dass die ganze Thatsache für die Auffassung des
Wesens der Cuticula und für die Zellenlehre ganz ohne Bedeu-
tung ist.
Die Arten der Pyrenomycetengattung
Sporortnia de Not.
Von G. V. Niessl.
CFortsetzung.")
7. Sp. lageniformis Fuckel (Symb. p. 242). Peritheciis
tectis vel subliberis, gregariis, globosis, antice conicis in rostrum
cyiindraceutn, antice plerumque dilatahim,perforatum, quandoque
perparum obliquum, perithecium dimidiwn aequans attenuatis, atris;
ascis stipitatis, subclavatis, 8 sporis, 170 micr. longis, 20 crass. ;
122
sporidiis inordinafis tetraplastis , oblong is, snbcurvaüs, 40 micr,
Igs., 8 Its., subopaco-fuscis, demum in articulos quatuor decedenti-
bus, articulis binis inferioribus cvatis, utrinque obtusissimis trun-
catisve, binis utrinque ultimis obovatis.
Auf Pferdemist im Nachsommer. Oestrich.
Ich habe Originalexemplare nicht gesehen. Da Fuckel die Peri-
thecien 4mal so gross als bei Sp. minima und intermedia nennt,
müssen sie wenigstens 05 — 06 Mikrom. im Durchmesser haben.
Abgesehen von dieser Grössenangabe, würde ich die Art für eine
Form der Sp. ambigua halten, welche auch oft Perithecien mit sehr
verlängerter Miindiing besitzt, aber ihre Grösse variirt nur zwischen
0-2 und 0-38 Mikrom.
8. Sp. intermedia Awld. (Hedw. 7. Bd. p. 67) Peritheciis
sparsis vel approximatis, immersis apice erumpentibus , globosis vel
ovoideis, ostiolo brevi papillaeformi vel paulum conico, mi-
nutis (150 — 200 diam.) ati'is glabris submembranaceis; ascis
oblongis elongate-ovalibus, vel subcylindraceis, tubulosi s^
stipite abrupto brevissimo, 118 — 175 Igs., 24 — 30 Its.; sporidiis
subparallele imbricate 2—3 stichis. cylindraceis, rectis vel
leviter curvatis , utrinque late rotundatis facile secedentibus,
4 cellularibus , atris subopacis 42—50 (50—60 Aw) longis 8 — 10
Its., articulis mediis 12 — 15 Igs. , truncatis, termlnalibus vix vel
paulo longioribus semiglobose-rotundatis . Paraphyses numerosae
superantes., latae, guttulatae, laxe ramulosae.
Gleichbedeutend sind: Sph. ßmetaria Rbh. herb. myc. I. 1733.
Sph. stercoris Rbh. f. eur. 644. Auerswald vertheilte sie früher als
Sp. stercoris. Dieser gibt sie auf Rinder-, Reh-, Hasen- und Ka-
ninchenkoth an. Ich fand sie am häufigsten stets auf Hasenkoth,
doch immer mit anderen Arten vermischt.
Die Perithecien dieser Art sind kaum doppelt so gross als jene
von Sp. minima und nur ein wenig fleischiger. Charakteristisch sind
die Schläuche: entweder ganz gleichbreif, röhrenförmig, oder, zumal
in der Jugend, in der Mitte etwas breiter, oblong, mit abgesetztem
kurzem, derbem Stiele. Die Sporen liegen meist hübsch parallel,
aber dachig zu 2 bis 3 neben einander. Es ist nicht leicht, diese
Art, wenn man sie einmal erkannt hat, mit irgend einer anderen zu
verwechseln.
9. Sp. meffulospora Awld. (Hedw. 7. Bd. p. 68.) Perithe-
ciis sparsis, subimmersis, ermnpentibus, globosis vel ovoideis, majus-
culis (300 — 350 diam.) subcarnosis atris, glabris, ostiolo brevi
conoideo; ascis late-clavatis (elongate-ovalibus Aw.) stipite bre-
vissimo abrupto, 180— 210 /</s., 30— 40^^s.; sporidiis subparallele
— imbricate — 2 — 4 stichis, cylindraceis, plerumque rectis
vel leviter curvatis, apice late — , antice parum attenuate-rotun-
datis, fusco-atris, subopacis 62 — 80 Igs. 16 — 18 Its., 4 cellularibus,
facile secedentibus; articulis mediis subaequilaterale- cylindraceis,
16 — 20 Igs., terminalibus longioribus. Paraphyses longae, laxe ra-
mosae guttulatae.
123
An Rinderkofh bei Lellekowitz nächst Brunn , im Sommer.
Auerswald gibt sie auf Rehkoth an.
Diese Art ist, abgesehen von den Dimensionen der Spore, durch
die Perilhecien schon so gut von Sp. intermedia verschieden, dass
an eine Verwechslung nicht zu denken ist. Hervorzuheben ist, was
auch Auerwald's Zeichnung zeigt, dass die beiden mittleren Sporen-
zellen nicht, oder nur um weniges länger als breit sind.
10. Sp. gigantea Hansen (Fungi fimicoli danici p. 113 und 16;
tab. VI. f. 46, 47.) Peritheciis spatsis subimmersis, vel erumpenti-
bus, subglobosis ostiolo brevi crasso conico viel cylindrico (papillaeformi
Hans.) majnsculis (350 — 400 diam. et ultra), carnosis, fusco-
atris; ascis ex oblongo clavatis, inferne in stipitem atte-
nuatis , 240 — 300 Igs. , 45 — 60 Its.; sporidiis subparallele
imhricate ordinatis superne 3-4 stichis, in ferne 1 — 2 sfichis,
fusiforme-cylindraceis valde elongatis, utrinque obtusis vel
ohtusiusculis , rectis vel parum curvatis, fusco-atris , subopacis
95—135 Igs. (120—150 Hns.) , 15—20 Its., 4-cellularibus , facile
secedentibus ; articulis mediis cy lind rac eis, elongatis 23 — 30 Igs.,
terminalibus partim longioribus. Parapfiyses longae, numerosae laxe
ramosae, guttulafae.
Auf Schalkoth in Seeland , Juni. Auf Kuhmist bei Brunn fand
ich sie ebenfalls im Juni; wenigstens kann ich, trotz kleiner Abwei-
chungen in der Grösse, bei dem Vergleiche mit des Autors Zeichnung
und Beschreibung, an der Zusammengehörigkeit nicht zweifeln und
habe desshalb meine eigene Analyse bei obiger Diagnose mit berück-
sichtigt. Ohne Zweifel steht sie der vorhergehenden Art sehr nahe,
aber ich finde nicht wie Hansen den wesentlichen Unterschied in
der Grösse der Perithecien und Länge der Sporen , sondern darin,
(was auch Hansen's Figur nachweiset), dass die beiden mittleren
Sporenzellen viel länger, beinahe doppelt so lang als breit, bei Sp.
megalospora dagegen fast eben so breit als lang oder nur wenio-
Icinger sind. Die Beständigkeit dieses Merkmales möge übrigens wei-
teren Beobachtungen empfohlen sein.
6) Spore 7zellig.
11. Sp. rexans Auersw. (Hedw. 7. Bd. p. 137.) Pyreniis
i7nniersis, oiwideis, nigris , ostiolo mamiUaeformi atro, coronatis,
ascis clavatis breviter stipitatis (\20 lgs.,20 Its.); sporidiis
7 meris (42, absqiiemiicohyalino, Igs.) articulo tertio reliquis
majore, sporarum segmentis 7 micr., tertio majore 9 micr. latis,
et 4 micr. tertio terminalibusque 6 micr. longis.
Auf Rehkoth bei Leipzig mit Spor. intermedia, im Juli von
Auerswald gefunden. Ich habe kein Exemplar gesehen und gebe hier
nur des Autors Beschreibung.
12. Sp. hepfamera Awld. (Hedw. 7. Bd. p. 71.) Perithe-
ciis sparsis, immersis, demum apice erumpentibus, globosis vel ovoi-
deis, majusculis (350 diam) carnosis , atris, glabris, ostiolo
minuto, papillaeformi vel conico; ascis ex oblongo clavatis in
124
stipitem attenuatis 225 — 240 /^s., 34— 40 //«. ; sporidiis superne
stipatis 3 — 4 stichis, inferne 1 — 2 slichis, e cylindraceo partim
clavatis, seu: articulo tertio paulo protuberante, plerumque leviter
curcatis, utrinque late rotundaHs, fusco-atris, suhopacis 75 — 80 Igs.,
16 — 19 Its. , T-cellularibus, facile secedentibus ; articulis medüs
abbrematis, quasi compressis; terminalibus parum longioribus. Para-
physes latae, guttulatae parum ramosae et superantes.
Auf Hasenkoth im Schreibwalde bei Brunn, selten und mit an-
deren Arten vermischt (Sommer). Fleischhak fand sie auf Kaninchen-
koth bei Arnstadt in Thüringen.
Es kommt bei den Fimicoli nicht selten vor, dass man beim
Aufsuchen anderer Gebilde zufällig auf eine interessante neue Form
stösst, welche man dann oft auf demselben Substrat tagelang ver-
gebens sucht. In solchem Falle befand sich Auerswald bei der Be-
schreibung dieser Art , welche grösstentheils nach der Zeichnung
Fleischhak's entworfen werden musste. Bei so geringem Materiale
können die Beobachtungen und namentlich die Messungen nicht jene
Sicherheit erlangen, welche nothwendig ist, um die Identität einer
anderen Aufsammlung zu konstatiren. Ich kann somit keineswegs
behaupten, dass meine Form der von Auerswald beschriebenen
völlig entspricht, zumal einige gleich zu erwähnende Differenzen
vorkommen; aber von den mir Bekannten Kann sie am ehesten als
die echte Sp. heptamera angesehen werden. A. spricht von den
Perithecien als „membranaceis" und gibt sie etwa von der Grösse
jener der Sp. intermedia an, hat sie aber nicht gemessen. Ich finde
sie fest, fleischig und wesentlich grösser. Die Schläuche hat A.
nicht selbst gesehen, dessgleichen nicht die Sporenlage. F's. Zeich-
nungen erwiesen sich in vielen Fällen als nicht ganz naturgetreu,
indessen ist darin kein wesentlicher Unterschied. Die Gestalt der
Spore gibt A. nicht an, doch stimmt die Zeichnung mit dem mir vor-
liegenden Bilde ziemlich gut, und ist auch bei einer Figur das Vor-
treten der dritten Zelle erkennbar. Die Grösse 70, — 12 bis 18
stimmt ziemlich gut. — Die inneren Sporensegmente sind hier zu-
meist breiter als lang, die Endzellen etwas länger. Die Keulenform
der ganzen Spore ist besonders im unreifen Zustande sehr deutlich.
Die umhüllende Gallertschichte ist sehr stark ausgeprägt.
(Fortsetzung folgt.)
125
Die Vegetations-Verhäitnisse des mittleren und östlichen
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens.
Von A. Kerner.
C.
1704. Gagea pratensis (Pers.). — Auf bebautem Lande, an
grasigen Platzen, an Rainen, an den Bijschungen der Damme und
an den Seiten der Hohlwege in Weinbergen. Im mittelungar. Berg-
lande auf dem Almagyar bei Erlau; bei Parad in der Matra; bei
Ofen, insbesondere auf dem Johannisberge und Schwabenberge, dann
gegen das Leopoldifeld zu und zwisclien dem Blocksberge und den
Bittersalzquellen; auf der Csepeliiisel bei Kodany; bei Kalocsa, Köm-
löd und Füldvär; auf der Kecskemeter Landhiihe bei Nagy Koros;
auf der Debrecziner LandbiUie bei Nyiregyhaza; im Vorlande des
Bihariagebirges bei Grosswardein. — Kalk, tert. und diluv. Lehm
und Sand. 95—520 Met. — Syn. G. pratensis Rchb. und G. steno-
petala (Fries) Rchb. — Letztere umfassl die auf bebautem Lande
auf nicht begrastem Boden, auf Erdaufwürfen u. dgl. gewachsenen
üppigen Exemplare mit höherem Stengel, breiteren Blattern und
etwas grösserem Ausniasse der Blüthen. — Auf den Wiesen zwi-
sclien den Ziegelöfen und dem Leopoldifelde bei Ofen hatte ich im
Jahre 1858 und 1859 Gelegenheit, zu sehen, dass G. stenopefala in
der Tbat nichts anderes als eine durch den Standort bedingte Varie-
tät der G. pratensis (Pers.) ist. Es wurde dort am Rande einer
Wiese ein Graben gezogen und das ausgehobene Erdreich als Wall
entlang dem Graben aufgeschüttet. Hiebei wurden aucli Zwiebel der
dort ziemlich häufigen G. pratensis von der tlachen Wiese auf den
Ei'dwall übertragen. Die aus dem geh)ckerten aufgeschütteten Erd-
r(Mcli aus diesen Zwiebeln aufgewachsenen Exemplare waren nun in
allen Ihren Gliedern bedeutend vergrösserl, reichblütliiger und breit-
blälfriger und stellten die G. stenopetala dar, wie sie gewöhnlich
auf gepfliigtem Ackerland auftritt. — Auch später mit G. pratensis
ausgeführte Kulturversuche führten zu dem gleichen Resultate.
1705. Gagea artensis (Pers.). — Auf bebautem Lande und
an spärlich begrasten Stellen. Im mittelungar. Berglande auf dem
Almagyar bei Erlau; auf dem Säihegy bei Gyöngyös in der Matra;
bei Wailzen und Gran, im Leopoldifelde und unterhalb dem Blocks-
berge gegen die Bittersalzquellen bei Ofen, in der Umgebung von
Kalocsa bei Halom. Kömlöd, Földvär und Paks; bei Grosswardein im
Rhedaigarfen. — Tert. und diluv. Lehm- und sandiger Lehmboden.
95—200 Meter.
1706. Gagea buhemica (Zauschner). — Auf dem Särhegy in
der Matra (Janka in Oesterr. bot. Zeitschr. XVI. 172). — Von mir
im Gebiete nicht beobachtet. — Die von Vriibelyi auf dem Särhegy
gesammelte und mir unter dem Namen „6?. bohemicd~ gesendete
Pdanze war G. saxatilis (Koch).
Oejterr. botan. Zeitäclirift . 4. Heft. 1873. 10
]2C
1707. (uigca saxatiUs (Ivocli). — An grasigen Plülzen im
niiltelungar. Berglande in der Matra auf dein Särhegy (Vräbelyi
Exsicc.) und in der Pilisgruppe auf dem Allaskert und im Kammer-
walde bei Budaörs nächst Ofen (Borbäs und Simkovics Exsicc.)-
— Trachyt, Kalk. 150—475 Meter.
1708. Gagea minima (L.). — in Laubwäldern und zwar ge-
wöhnlich an humusreichen Stellen zwisclien alten vermoderten Baum-
wurzeln und halbverwestem abgefallenem Laube. Im mitlelungar.
Berglande in der Maira auf dem Kekes; in der Pilisgruppe bei
M. Einsiedel, auf dem Lindenberge und am häufigsten in einem
Ideinen Wäldchen näclist dem Leopoldifelde bei Ofen. Im Bihariage-
birge am Rande eines Buchenwaldes an der Nordseile der Tataroea
hei Petrosa. — Kalk, Dolomit, 150—1100 Meter. — (In der Oesterr.
bot. Zeitschr. XXVll, pag. 181 spricht sich Borbäs gegen die Ver-
einigung der G. callosa (Kit.) mit G. minima (L.) aus, und es wird
dort insbesonders hervorgehoben, dass jene ungarische Pflanze, auf die
die Beschreibung, welciie Kitaibel von G. callosa gibt, ..sehr gut
jasse", im Gegensatze zu G. minima (L.) „stumpfe Perigonbliitter'^
habe. Von Kitaibel werden aber in Add. pag. 32 der dort als „0.
rillosum vel 0. carpaticum vel 0. callosum'^ aufgeführten Pflanze
ausdrücklich „pelala acuta" zugeschrieben und auch in Schult.
Oesterr. Fl. I, 557, sowie in Rom. et Schult. Syst. veget. VII, 554
A\ird Gagea callosa [Kit.] „petalis lanceoiafis a cutis" definirt, was
mit Borbäs' Angabe geradezu im Widerspruche steht. Borbäs macht
a. a. 0. auch darauf aufmerksam, dass Sadler's Beschreibung gleich-
falls sehr gut auf die Pflanze der Ofener Berge passe. Das ist aller-
<lings richtig; sie passt aber auch sehr gut auf die Pflanze der
deutschen Flora, da Sadler die Diagnose von M. K. abgeschrieben
hat. Sadler nennt übrigens mit Koch die Blätter des Perigons
gleichfalls „acuminata". In der That sind auch an der ungarischen
Pflanze genau so wie an der deutschen und skandinavischen dic^
Perigonblätter spitz, und es ist auch sonst nicht der geringste Unter-
schied zwischen G. minima [L.] und jener Pflanze, welche Kitaibel
unter dem Namen „0. callosiim, 0. nillosum \e\ 0. carpaticum'^ be-
schrieben hat^ zu finden. — Besitzt jene Gagea, welche Borbäs
für „G. callosa^ hält, wirklich stumpfe Perigonblätter, und weicht
sie überhaupt von G. minima [L.] ab, so ist sie jedenfalls nicht G.
callosa [Kitaibel]. — G. callosa [Kit.] ist zuverlässig syn. mit G.
minima [L.]).
1709. Gagea lutea (L. p. p.). — Am Saume und im Grunde
der Wälder, insbesondere im Schutze niederer Sträucher und oft ge-
sellig mit Scilla bifolia, Corydalis, Jsopyriim, Adoxa. — Im mitlel-
ungar. Berglande auf dem Barätbercz bei Felsi) Tärkäny; in der
Matra auf dem Verezveres bei Bodony; in der Pilisgruppe auf der
Kuppe des Piliserberges, bei M. Einsiedel, auf dem Johannisberge
und Schwabenberge und im Auwinkel bei Ofen. Im Tieflande nach
Menyhärth im erzbischOflichen Garten in Kalocsa. Im Bihariagebirge
auf der Pietra muncelului und der Tatarot-a zwischen Reztiänya und
127
Pelrosa und im Vorlande dieses Gebirges im Bliedaiirarten bei Gross-
vvardein. — Trachyl, Kalk, diluv. Sand. 95 — 1290 Met.
1710. Gagea pusilla (Schult.). — An grasigen sonnigen Plätzen
des Berg- und Tieflandes. Im mittelung. Berglande auf dem Sarhegy
bei GyOngyös in der Matra; bei Näna, Csenke und Muzsla in der
Nälie der Granmündung; in der Pilisgruppe im Auwiiikel und Leo-
poldifeide, auf dem Johannisberge, Sciiwabenberge, Adlersberge und
Blocksberge bei Ofen und auf den Hügeln bei Budaörs. Auf der Cse-
pelinsel und bei Földvär und Ivomlüd, Auf der Kecs kernet er Land-
lii)he auf den Grasfluren entlang dem Bakusbache und auf dem Her-
minenfelde bei Pest, bei Soroksar, Monor, Pills und Nagy Körüs,
Im Yorlande des Bihariagebirges auf dem Köbänyaliogy bei Gross-
wardein. — Trachyt, Kalk, Dolomit, tert. und diluv. Sand. 95 —
520 Meter.
1711. Gagea sMcce^/a/iea Griseb. et Schenk, — Im schwarzen
Humus an schattigen Platzen, insbesondere unter Gebüsch in Laub-
waldern. Im mittelung. Berghinde auf dem Johannisberge und Linden-
berge, seilen und vereinzelt auch an der Nordseite des Adlersberges
bei Ofen. — Kalk, Dolomit 220—520 Meter. — (Im Jahre 1858
fand ich unter der Kuppe des Johannisberges bei Ofen im humus-
reichen Waldboden eine Gagea, welche zwar in den meisten Merk-
malen mit G. pusilla (Schult.) übereinstimmte, sich aber durch
breitere, im VerhaUniss zum Blüthenstengel kürzere Blatter, sowie
durch eine schief eiförmige Zwiebel unterschied. Ein Theil der unter-
suchten Exemplare zeigte auch zwei Zwiebel, eine grossere und
eine kleinere, und diese Exemplare erinnerten lebhaft an kleine
Exemplare der G. prate7isis (Pers.). — Ich hielt diese Ptianze für
Gagea succedanea Griseb. et Schenk und sendete Exemplare der-
selben mit anderen Zwiebelpflanzen an Freund Ir misch in Sonders-
liausen, der sich gerade damals eifrig mit der Untersuchung der
morphologischen Verhältnisse der Gattung Gagea beschäftigte, und
der auch im Jahre 1852 die ihm von Griseb. gesendete G. succe-
danea untersucht hatte. Ir misch schrieb n»ir hierauf, dass er die
von mir gesendete Gagea nicht für G. succedanea halte. „Sie unter-
scheidet sich von G. succedanea durch die bei weitem kleinere
Zwiebel und durch das haib so breite, wie es scheint, aber längere
basiläre Lauhhktt, wohl auch durch schmälere und desshalb mehr
zugespitzte Perigonblätter. Der Bulbus obliquus scheint Ihre Pflanze
allerdings gut von G. pusilla unterscheiden zu lassen; aber im Bau
der Zwiebel konnte ich keinen bestimmten Unterschied zwischen
beiden benannten bemerken, namentlich scheint bei beiden die neue
Zwiebel an der Basis des Blüthenstengels gleichsam hinabzugleiten
und nur der Gipfel, wie auch bei G. lutea, derselben nicht mit dem
Mullerblatte verwachsen zu sein. Unter den 12 Exemplaren, die Sie
sandten, fand ich zwei, die zwei: eine grossere und eine kleinere
Zwiebel hatten. Das ist allerdings eine merkwürdige Erscheinung,
dass neben der einfachen Zwiebel die Zweizahl vorkommt, und beio
Gagea lutea, die ich in so vielen Exemplaren untersuchte, habe ich
10 ''
128
bis jetzt nie oinen .solclioii Wechsel bemerkl." — In einem spnleren
im Jalire 1859 an Irmiscii geviehleten Briefe bezeichnete ich diese
Gagea, die ich inzwischen auch auf dem Lindenbevge und dann auch
an nicht bewaldeten Stellen auf dem Adlersberge vereinzelt im
schwarzen Humus wachsend gefunden hatle, als Gagea pusiUa var.
ohliqua und glaubte annehmen zu kininen, dass die Verschiedenheil
der Zwiebelform, so wie das nicht seltene Auftreten einer zweiten
Zwiebel nur durch den Standort veranlasst sei. Irmisch behandelte
hierauf diese Gagea in Nr. 17 der „Bot. Zeitung" XXI [18G3], gibt
dort auch auf Tab. V, Fig. 36—41 treffliche Abbildungen ihrer
Zwiebel und schreibt über dieselbe S. 141: „In einer anderen Be-
ziehung lelirreich ist die genauere Kennlniss des Baues der Zwiebel
von G. jnisUla, var. ohliqua Kerner. Sie zeigt nämlich, dass der
Gegensatz zwischen den Arten mit nur einer und denen mit zwei
Zwiebeln nicht zu hoch angeschlagen werden dürfe. Von den 12
Exemplaren, die ich untersuchte, M'aren 10 mit einer [Fig. 36 — 88|.
2 dagegen mit zwei Zwiebeln [Fig. 39 — 41] versehen. Die Haupt-
zwiebel ist klein wie bei der gewöhnlichen Form der G. pusilla.
War nur die Hauptzwiebel vorhanden, so zeigte sie im Weseniliciien
sich wie bei G. lutea gebildet, doch war, ähnlich wie bei G. pra-
tensis, die Zwiebel etwas schief gegen den Bliithenstengel gerichtet.
In noch höherem Grade näherte sich das Verhalten der unterirdi-
schen Theile dem von G. pratensis, wenn eine zweite Zwiebel auf-
trat. Diese, weiche sii^h etwas tiefer als die Haiiptzwiebel hinab-
senkte, gehörte offenbar der Achsel des zweiten Laubblattes an, das
hoch oben am Stengel — als unterstes Blatt der sogen. Spallia —
abging, und es findet sich auch, wie bei G. pratensis, ein enger
Kanal an dem Stengel unterhalb der Mediane des mit ihm in seinen
unteren Theilen verschmolzenen zweiten Laubblattes, welcher die
Kommunikation der wie die Houptzwiebel gebauten zweiten Zwiebel
nach aussen vermittelt." — Im Jahre 1870 erhielt ich von Janka
eine Gagea unter dem Namen „G. succedanea Griseb. et Schenk."
— Janka hatle die Pflanze auf dem Berge Treskovacz bei Svinicza
im Banate gesammelt und bemerkte auf der Etiquette „Bulbi confor-
matione a G. pusilla distinctissima." — Ich wurde durch diese Ba-
nater Exemplare nochmals zur Untersuchung der von mir anfänglich
für G. succedanea (iriseb. et Schenk, später aber, in Folge der
Mittheilungen Irmisch's, für eine Varietät der G. pusilla gehaltenen
Pflanze der Ofener Berge angeregt, und es stellte sich nun die voll-
ständige Uebereinstimmung beider in der Konfiguration der Zwiebel,
sowie in den anderen Merkmalen heraus. Ist die von Janka 1870
im Banate gesammelte und als G. succedanea versendete Pflanze die
gleichnamige Art von Griseb. et Schenk, so ist es auch jene in
den Laubwäldern auf den Ofener Bergen vorkommende Gagea, welche
ich vor Irmisch's Einsprache für G. succedanea gehalten hatte. —
Die Einwendungen, welche Irmisch seiner Zeit gegen meine Be-
stimmung dieser Gagea gemacht hatte, dürften auch nicht besonders
in's Gewicht fallen. Ohnediess ist es nicht zutreffend, dass die Gagea
129
der Ofener Berjre ein sclinialeres {rrunrlstandiaes Laubblatt hat, wie
Irmiscli meint. IN'ach Irmisch's i\Iittheilungen zeig^ten die ihm von
(Jrisebach zugekommenen Exemplare der G. succedanea Laubblätter
von 4 — 5 Mm. Breite. Das ist aber auch die Breite, welche ich an
den auf dem Juhannisberge gesammelten Exemplaren beobachtete. —
Eine andere Frage ist freilich, ob G. succedanea Griseb. et Schenk
nicht eine durch den Slandorl bedingte Varietät der G. pusilla
[Schult.] ist. G. pusilla findet sich in der Regel auf grasigen, son-
nigen Platzen. Es wäre nun nicht unmöglich, dass Exemplare dieser
Art, weldie im lockeren Humus an schattigen Stellen aufwachsen,
zur „G. succedanea' werden. — Ich habe bisher nicht Gelegenheit
gehabt, diessfalls Kulturversuche auszuführen, empfehle aber die hier
angeregte, durch KuUurversuche am leichtesten zu entscheidende
Frage dringend der Aufmerksamkeit der ungarischen Botaniker. —
Schliesslich möchte ich in Betreff dieser Pflanze nur noch bemerken,
dass auch die Möglichkeit, es sei dieselbe ein der Kombination: pra-
tensisXptisilla entsprechender Bastart, nicht geradezu ausgeschlossen
werden könnte.)
1712. Scilla hifolia L. — Im Grunde und am Saume dichter
Gehölze. — Im mittelungar. Berglande auf dem Varhegy bei Felsö Tär-
käny. Weit mehr verbreitet im (lachen Ufergelande der Donau und
auf der Kecskemeter Landliöhe zumal bei Näna, Pest, Nagy Koros,
Kalocsa; am iiaufigslen auf den Inseln der Donau, namenllich auf der
Csepelinsel. — Im Bereiche des Bihariagebirges auf der Tataroea bei
Pelrosa und im Vorlande dieses Gebirges im Szaldobägyer Walde bei
Grosswardein. — Kalk, diluv. und alluv. Sandboden. 90 — 1140 Meter.
(Findet sich im Gebiete, zumal auf der Csepelinsel und im Biharia-
gebirge, dann auch in der Marmaros und, wie es scheint, in allen
ostkarpatischen Gebirgsgegenden in ungewöhnlich üppigen Exempla-
ren, mit so grossen Dimensionen der einzelnen Theile, wie sie ander-
wärts kaum wieder vorkommen dürften. Individuen, deren Zwiebel
40 Mm. lang und 30 Mm. breit, deren Blätter 200—250 Mm. lang
und 12- 18 Mm. breit, deren Stengel 250—280 Mm. hoch, deren
Blütlienstiele 30 — 50 Mm. lang und deren Perigonzipfel 10 — 12 Mm.
lang sind, triifl man in dem genannten Gebiete sehr häufig an. Auch
fand ich an manchen Stellen die Mehrzahl der beobachteten Exem-
plare mit drei Blättern bescheidet. — Gewissermassen den Gegen-
satz zu diesen verhältnissmiissig riesigen Stöcken, wie man sie im
ostkarpatischen Gebiete beobachtet, bilden die schlankstengeligen,
schmalblättrigen und meist einblüthigen Individuen, wie man sie in
den venetianischen Voralpcn, bei Gorz und im Karstgebiete antrifft.)
1713. Scilla amoena L. — „In insniae Csepel dumelis et ne-
morosis." Sadler Fl. Com. Pest. pag. loG. — Von mir im Gebiete
nicht beobachtet. — Im Bihariagebirge kommt diese Art schwerlich
vor. Jene Scilla, welche ich in einem Buchenwakle auf der Tatarot^a
mit Früchten gefunden hatte, und deren ich im „Pflanzenleben der
Donauländer'* S. 126 und 342 gedachte, war aussergewöhnlich üppige
130
Scilla bifolia L., deren Stengel mit 3 grossen breiten Laubblättern
bescheidet war.
1714. Scilla autumnalis L. — An grasigen, sonnigen Plätzen.
An der südöstlichen Grenze des hier behandelten Gebietes auf den
Anhöhen, welche die nordwestliche Umrandung der Särviz-Sümpfe
bilden, namentlich auf den Kalkhiigeln bei Inota und Palota nächst
Stuhlweissenburg. — Kalk. 150—300 Meter.
Beiträge zur Kenntniss der adriatischen Algen.
Von F. Hauck.
VII.
Cfdlithfitnnion Borreri (Sm.) Harv.
Wie bekannt, besitzt Callith. Borreri statt der eigentlichen
Sphärosporen sogenannte Polysporen. J. Agardh beschreibt sie in
„Species, genera et ordines Algarum" Vol. II, p. 50 folgendermassen:
„Sphaerosporae interioro latere pinnularum seriatae, ad articulos in-
feriores secundae, sphaericae, compositae, sphaerosporas simplices 8
intra perisporium foventes; sphaerosporae simplices triangulae divisae
(ex Harv.j. Kützing bildet dagegen sein Callith. Borreri y. flabel-
latum mit tetraedrischen Sphärosporen ab (Tab. phyc. Bd. XI, Taf. 71,
Fig. 2). Meine Untersuchungen, die ich an einer grossen Anzahl von
Exemplaren dieses CalHthamnion aus dem adriatischen Meere und
den atlantischen Küsten Frankreichs anslellte, ergaben mir folgendes
Resultat: Der Inhalt der Sphärosporenzelle zerfällt in 8. 12, 16, 20,
24 und 28 Zellen. Jede dieser Zellen bildet in der Muiterzelle eine
durch gegenseitigen Druck fast 5seitige Pyramide, deren Spitze im
Mittelpunkt der Mutterzelle ruht. Diese Zellen sind also eigentlich
Kugelausschnitte, die aus einem gemeinschaftlichen Mittelpunkte einer
Art Keimbodens entspringen. Dieser Keimboden besteht aus einem
farblosen (oder schwach gefärbten) Protoplasma von der ungefähren
Grösse der Sporenzellen und ist auch bei trockenen Exemplaren noch
gut sichtbar, wenn man die Polysporen unter dem Deckgläschen mit
verdünnter Salzsäure behandelt; ein leiser Druck auf dasselbe lässt
die Sporenzellen aus der Mutterzelle austreten, und in der Regel
wird man sie noch zusammenhängend in der eben beschriebenen
Anordnung finden. Die Art und Weise der Theilung konnte ich nicht
genau verfolgen, da mir nur Weingeist- und trockene Exemplare bei
der gegenwärtigen Untersuchung zu Gebote standen. Bei allen Poly-
sporen, die ich untersuchte, fand ich ausnahmslos nur die obigen
Zahlenverhältnisse. Rechnet man aber den sog. Keimboden, der na-
mentlich bei vielzelligen Polysporen sehr deutlich hervortritt, dazu, so
vermehrt sich die Anzahl der in demselben enthaltenen Zellen um
eins. — Nägeli in „Beiträge zur Morphologie und Systematik der
i31
Ceramiaceae*' p. 341 fand in lo untersuchten Fallen 4uial 20, 2mal
21, 3mal 24, luial 25, Imal 27, 2mal 28 Sporen.'' In einem Falle
l'and ich eine ganz unvollkommene und nur angedeutete Tlieilung
in 4. Diese und die erwähnten Beobachtungen von Niigeli erscheinen
mir aber Ausnahmen von der Regel und durch nicht vollkommene
und gleichzeitige Theilung einzelner Sporenzellen erklärlich. Als nie-
drigst regelmässige Theilung kann 8 gelten. Tetraedrische Sphäro-
sporen, wie die obenerwühnlen, von Kutzing abgebildeten, habe ich,
nngeachtel dass die meisten der untersuchten Exemplare auch aus
der Adria slammten, bis jetzt nicht gesehen.
Callithamnion fripinmahitn (Grat.) Ag. (Zanard. Icon. phycol.
adriat. Vol. III, p. 11.)
Obwohl bereits Zanardini (1. c.) dieses CalliUmmnion aus der
Adria beschrieben hat, so finde ich es doch erwähnenswerth, dass
es hier gar nicht selten ist, wie es aber scheint, wurde es sehr oft
mit Callith. Borreri verwechselt, mit welchem es zu gleicher Zeil
(Ende des Winters und Frühjahr) und an gleichen Orten vorkonunl.
Ich fand es auch bei Miramar und von der islrianischen und dalma-
tinischen Küste liegen mir viele Exemplare vor. Ausserdem ist es
im Mittelmeer und an den europäischen Küsten des atlantischen Ozeans
verbreitet.
Cailiihatnnion plutna (Dillw.) Agard. (J. Agard. Spec. Alg. 111,
pag. 16).
Ich konstatire hier das Vorkommen dieses aus dem atlantischen
Ozean bekannten Callithamnion in der Adria. Ich fand es zwischen
anderen Callithamnien bei Miramar und Rovigno im Frühjahr. Ob-
wohl die von mir untersuchten Exemplare dieser übrigens sehr selten
gefundenen Ptlanze nur Sphärosporen tragen, so hege ich doch über
die richtige Bestimmung derselben keinen Zweifel, da auch die von
J. Agardh (1. c.) zitirten Abbildungen damit vollkommen überein-
stimmen. — Das nahe verwandte Callith. elegans Schousb. wurde
von Ardissone im ligurischen Meere gefunden.
J*hylloj)ltor€i ptüniettoides J. Ag. (Spec. Alg. III, p. 218).
Zu dieser Alge, die ich seit der Zeit der Veröffentlichung meines
,.Verzeichniss der Algen des Triester Golfes" (Jahrg. 1875, p. 283
dieser Zeitschi ift) auch mit Cystocarpien fand, gehören ntx-h folgende
Formen, die Kützing in den Tab. phycol. abbildete: Sphaerococcus
Palmetta var. subdivisa (Men.) (1. c. Band XVIII, Taf. 98 d) und
Sphaerococcus Palmetta var. acutifolia Kg. (1. c. Taf. 98 e). Als ne-
niathecientragende Form: Phyllotylns sicnlns M^. (l. c. Band XIX,
Taf. 75 d — e) und als cystocarpientragende Form: Sphaerococcus
nicaeensis Kg. (I. c. Bd. XVllI, Taf. 96 c, d). — Als ferneres Syno-
nym führe ich an: Gymnogongriis 7iorref/ints „Dufour Elenco delle
Alghe della Liguria" p. 29 nacli iuillienlischen Exemplaren, welche
die Bezeichnung „(ide Bornel" tragen. Die Exemplare von riiyll.
132
palmettoides aus dem adrialisclien Meere sind meist klein, und nur
wenige erreichen die Grösse, wie sie Kützing von Phyll. siculus ab-
bildet. Ich fand sie fruktifizirend nur im Winter (Jänner, Februar).
— Die Anlage der Cyslocarpien stimmt aber elier mit Gymnogongrus
als mit Phyllophora, zu welchem Genus sie neuerdings auch Ardis-
sone (Enumerazinne delle Alghe di Liguria p. 186) gezogen hat. —
Die Farbe der Pflanze ist schön karminroth.
LäUhothainnion crassum Phil. (Wiegeni. Arcli. 1837, p. 388),
Dieses LUhothamnion, bisher nur aus dem sizilischen Meer*
bekannt, liegt mir aus mehreren Orten Dalmatiens Aor. und ich selbs
sammelte es in Istrien bei einer durchschnittlichen Tiefe von 25 Met
— Die Abbildung Kützing's in den Tab. phyc. Bd. XIX. Taf. 99 is,
sehr charakteristisch und zeifft deutlich den spezifischen Unterschieft
von Lifhothamnion racemus Aresch. (J. Ag. Spec. Alg. II, p. 521).
— Da Wiegemann's Archiv nicht Jedem zugänglich ist, so lasse ich
die Beschreibung Philippi's hier folgen: „L. album fasciculare, ramis
brevissimis, crassis, rotundatis, nodiformibus. — Diese Art bildet
beinahe kugelige Massen, besitzt IY2 — 2"' dicke Zweige, deren
Länge zwischen den Verästelungen jueist geringer ist als die Dicke."
— Die gewöhnliche Grösse dieses Lifhothamnion variirt von der
Grösse einer Hasel- bis zu der einer Wallnuss. Die Farbe im Leben
ist schön rosenroth, erblasst aber meist im Trocknen und geht in
ein lichtes GrauAioIett über. Sehr interessant ist die Aehnlichkeit
von Lithoth. crassiim mit MiUepora racemosa Goldf., Petref., die
fossil in der Masfrichter Kreide vorkommt, und von welcher G. W.
Gümbel in „Die sogen. Nulliporen etc." im II. Theile, Taf. D IV,
F. L. 2 a und 2 b die Abbildung, die übrigens ein sehr kleines
Exemplar darstellt, gibt. Schon Philippi 1. c. führt sie als fragliches
Synonym zu L. crassum an, und es ist immerhin m()glich, dass wir
es hier mit ein und derselben Art zu thun haben, was erst durch
eine genaue Vergleichung mit jener fossilen entschieden werden
könnte.
Chroococcus turgidus (Kg.) Naeg. (Rabenh. Fl. Europ. Alg. II.
pag. 32).
Diese eigentliche Süsswasseralge kommt sowohl im brackischen,
als auch in reinem Meerwasser zwischen anderen Algen, meist No-
stochineen vor, wie auch Bornet et Thuret (Notes algol. I. pag. .15)
erwähnen. Ich fand sie nicht selten in den aufgelassenen Salinen bei
Servola zwischen Ulothrix implexa im Herbste. Auch Ardissone (Enu-
merazione delle Alghe di Liguria) gil)t sie von Porto Maurizio an,
wo sie in Salzlachen längs der Hafen-Quais, meistens zwischen Oscil-
larien im Herbst und Winter angetroffen wird.
133
Ueber Crocus viiiaius Schloss. et Vukot.
Von L. V. Vukotinoviö.
In den y,N()venytanilapok " des Herrn Professors Dr. August
Kanitz CJanuai-Heft 1878) wird der Crocus r^ernns Wulf, und Cr.
albißorns Kit. besprochen und dabei die Angabe Kitaibel's „in pralis
iriontanis Croatiae — auf Alpen und Voralpen in Croatien" angeführl.
Ich habe in jener Jahreszeit, in welcher Crocus vernus Wulf,
und Cr. albißorns Kit. blüht, die südlichen Gegenden des kroatischen
Küstenlandes nicht besucht, kann also über dessen Vorkommen nichts
angeben; was übrigens den Cr. r er nu s WiüL und dessen weiss blü-
hende Form betrifft, ist mir aus vieljähriger Erfahrung bekannt, dass
er überall sowohl in den nördlichen als auch südlich gelegeneu
Theilen und zwar auf Hügeln und Bergen ebenso wie in Ebenen, be-
sonders Eichenwäldern massenhaft vorkommt. Der kroatisciie Crocus
stimmt ganz mit der Beschreibung Wulfen's überoin, nur scheint die
Zeichnung des Perigoniums eine Verschiedenheit anzudeuten: „peri-
gonium laciniis inaequalibus rotundato-obtusis, emarginatisve, saturate
demum dilute violaceo-caeruleum apice vitta dupplici exteriore palli-
diore, altera saturate violacea cinctum."
In Folge dessen hielten Dr. Schlosser und ich denselben mit
Cr. vernus Wulf, nicht für ganz identisch, sondern vielmehr für Cr.
hanaticus Heuffel. Dr. Schlosser, der mit Heuffel im regen Verkehr
stand, schickte ihm diesen Crocus, der bei St. Helena, Pankovec
und in der Umgebung der Stadt Kreutz sehr häufig in schonen üppi-
gen Exemplaren vorkommt, zur Einsicht, worauf Heuffel erwiederte,
dieser kroatische Crocus sei nicht sein banaticus. In Folge dessen
gaben wir ihm dann den Namen ^rittatus'^ (Flora Croatica pag. 1075).
Zu bemerken ist, dass in den benannten Gegenden bloss der violette
Crocus wächst und dass auf \iele hunderte deren kaum ein weiss
blühender liommt.
Als wir später nach Agram übersiedelten, da überzeugten wir
uns, dass in der hiesigen südlicher gelegenen Gegend auf den Ber-
gen und Hügeln, ebenso in den ebenen Waldungen — besonders
im Maximirer Parke eine Unzahl von Crocus vorkommt — aber
im verkehrten Verhältniss — nämlich weissblühende zu Tausenden
— und der violette (derselbe vittatus) in verhältnissmässig gerin-
ger Zahl.
Ob nun Cr. rUtatus eine Varietät des Cr. vernus Wulf, und
der Cr. albiflorus Kit. überhaupt ein weissblühender Cr. cer/«/s Wulf,
oder eine weissblühende Spielart von vltfatus sei, das will ich weiter
nicht erörtern, so viel ist jedoch gewiss, dass unser Crocus albißorus
hier ein weissblühender Cr. vittatus ist, denn es finden sich zwischen
den violetten und weissen alle möglichen Uebergänge, so dass man
eine ganze Reihe von der reinsten schneeweissen Blüthe bis zur
(hinkel violetten zusammenstellen kann , in welcher der Uebergang
der Farben vollkommen anschaulich wird.
134
üebrigens ist es einleuchtend , dass ein rein weissbliihender
Crocus wohl vernus nicht aber nittatus benannt werden könne, da-
rum gebrauche ich für den weissbl übenden stets den Namen albi-
florus Kit.
Auf die Grössenverhältnisse lege ich kein besonderes Gewicht
und suche darin kein charakteristisches Merkmal, weil diese sehr ver-
änderlich sind , je nachdem sich die Einflüsse der Standorte geltend
machen.
Die feineren Unterschiede, die an den Geschlechlstheilen vor-
kommen, sind wohl nur an lebenden Exemplaren zu bemerken und
gehen im gepressten Zustande verloren ; auch die Farbe mit den
Zeichnungen verändert sich beim Pressen und Trocknen so, dass man
sich keine getreue Vorstellung von dem Aussehen der lebenden
Pflanze machen kann.
Es gibt Gegenden hier, wo auf Hügeln in Steckenwiildern, welche
durchwegs aus Corylus Avellana bestehen, und besonders an tiefer
gelegenen Stelle, unser Crocus vUtatus mit Dentaria trifolia W. K.
in so schönen grossen und üppigen Exemplaren vorkommt, dass man
ihm den Namen ^grandiflorus"' beilegen müsste. Ein Beweis , wie
gross der Einfluss des Bodens ist und welche Rolle die Standorte
überhaupt bei der Entwickelung der Pflanzen spielen.
Ich glaube daher, dass der Cr. albiflorus Kit. eine weissblühende
Form des Cr. vernus oder des Cr. rittatus sei. Solche Albinos kom-
men bekanntermassen bei sehr vielen Pflanzen vor. Ich kenne Standorte,
wo Sahia pratensis, Ajuga reptans., Galega officinalis, Campanula
persicifolia weiss blühen; vor zwei Jahren fand ich auch ein schnee-
weisses Lilium Martagon. Solche Weisslinge verdienen jedenfalls
eine Beachtung , ganz besonders wenn sie sich erhallen und fort-
pflanzen, und es scheint mir ein derartiges Merkmal mehr charakte-
ristisch zu sein , für die Beschreibung und Benennung als irgend
welche kleine Abweichung an den inneren verdeckten Organen der
Pflanze.
Agram, 10. März 1878.
Phytographische Notizen.
Von Dr. Vinc. v. Borbäs.
1. Avena pratensis Sadl. (vix Linn., A. compressa FreYn, Oesf.
bot. Zeilschr. 1873, p. 70) unterscheidet sich von den nordischen
Exemplaren (Kosen , Nauheim) der A. pratensis L. hauptsächlicii
durch die Art der Behaarung der Aehrchenspindel: die Haarbüschel
nämlich laufen nur ein ganz kurzes Stück vom Callus der Deckspelzc
herab, der übrige Theil der Aehrchenspindel ist nur rauh. Die Inter-
nodien der Aehrchenspindel sind kürzer, die Aehrchen aber grösser,
135
als bei der nordischen A. pralensis L. = subsp. subdecurrens in.
— Im Hamburger botan. Garten, wie mir Prof. Reichenbach freund-
lichst mittheilte, wurde sie als A. carpafica kultivirt. Bei der A.
praeusta Rchb., von der ich durch die Güte des genannten Autors
ein Aehrchen vergleichen konnte, sind die Glumen im Verhältnisse
7A\ den grijsseren Aehrchen kürzer , als bei meiner A. pratensis L.
var. subdecurrens.
2. Poa praecox m. in Felsenrissen des Käzfinthales, 15. April
1873 (Syn. Poa caesia Oest. bot. Zeitschr. 1875, S. 207). Ich habe
diese Pflanze wiederholt untersucht und mit authentischen Exempla-
ren verglichen, doch konnte ich sie mit keiner der verwandten Arten
vereinigen. Die vegetativen Theiie dieser Pflanze stimmen genau mit
jenen von P. bulbosa oder P. concinna Gaud., Koch, die Ris|ie giht
»her dieser Pflanze ein so eigenthümliches Aussehen, dass man auf P.
bulbosa L. gar nicht denkt, denn diese Rispe ist locker und viel länger,
„alle Internodien derselben sind weit mehr verlängert, so dass die auf-
einander folgenden Aeiirchen eines Zweiges si('h nur mit der Spitze
und dem Grunde berühren, nicht wie bei P. bulbosa L. übereinander
liegen." (E. Hackel in lit.) Die Glumen erinnern an jene der P. ste-
nantha Trin. , darum wollte Dr. Sanio die Pflanze dafür halten. —
(ierne möchte ich diese Pflanze nur als eine Subspezies betrachten,
aber ich kann sie an keine Art als Varietät stellen.
3. Am Kalniivberg im KiJröser Comitate fand ich ein Hieracium
pseudo-Cymosum = H. Bauhini X cymosum L. , bei welchem die
Stellung der Anthodien jener des H. cymosum L., die Blätter aber mit
jenen des kahlen H. Bauhini Schult, ähnlich sind. — Mit H. asperi-
f'olium Schur, welches der Autor für eine Mittelform zwischen H.
praealtum und H. cymosum hält, hat meine Pflanze nichts zu thun,
schon darum, da die Blätter bei meiner Pflanze kahl sind, wie bei
IL Bauhini Schult.
4. Hieracium macranthum Ten. Griseb. Distr. Hier.! (H. leuco-
cephalum Vuk.l) ist in Mittel-Ungarn (Lindenberg bei Ofen, bei Hi-
degküt, Boros-Jenö) und Croatien (Tuhovicberg bei Fuzine) häufig.
Von H, pillosellaeforme Hoppe unterscheidet es sich hauptsächlich
dadurch, dass die fast silberweissen Anihodialschuppen nicht zwei-
farbig sind. — „Cum //. pilosellaeforme associatur a Dec sed
anthodii foliolis exterioribus non albo marginatis diversum.'^ Guss. fl.
Sic. n. p. 403.
5. Hieracium petraeum Hoppe, Gris. (non Friv.) fand ich auf
schattigen Felsen des Monte Maggiore bei Vela Utzka.
6. In dem Herhar des Erzbischofs Haynald ist Edrajanfhus
croaticus Kern, als E caricinus Schott aufbewahrt, darum zog ich
(Oest. bot. Zeitschr. 1876, p. 280) diese zwei Pflanzen zusammen.
Auf diese Pflanze passt aber die authentische Beschreibung von Scholl
(Analecta) nicht so genau, wie auf jene, welche ich von Prof. Ker-
ner zur Vergleichung erhielt, und welche von dem Entdecker Maly
stammt und wirklich dem E. lenuifoUus nahe steht. Mit dem Scholl-
schen Originale musste also eine Verwechselung geschehen sein.
13Ö
Zum E. croaticus Kern., welcher nach dem berühmten Autor auch
in Italien verbreitet ist , muss man also E. caricinus Schott, herb,
oxcl. descript. als Synonym citiren.
7. Althaea micrantha Wiesbaur sah ich in Ungarn noch nicht;
bei Arbe sammelte ich aber eine kleinblüthige A. officinalis var.
mollis mihi, a typo pube densiore et molliore, siccala lutescenti,
calycis laciniis exterioribus triangularl-ovalis , acutis (non angustis,
lineari-lanceolatis), floribus duplo minoribus recedens. — Mein Cistus
von der Insel Arbe ist = C. creticus L. cCf. Oest. bolan. Zeitschr.
1878, p. 65.)
8. Bei unserer Myosotis stricta Link tritt die Metopie häu-
fig auf.
Budapest, 6 Februar 1878.
Das Pflanzenreich
auf der Wiener Weltansstelluiig im Jahre 187^.
Kotizen über die eipoiiirleuPüaiizeu,PllanzeDroh$toffe und Produkte, sowie über ihre bildlicHeu Darstelluiij^eH.
Von Franz Antoine.
(Fortsetzung.)
Unter dem Titel: „Prodotti forestiali italiani" waren Kollektionen
von 39 Mandelsorten, 12 Sorten Wallnüsse, worunter einige von un-
gewöhnlicher Grösse sich befanden, und dann 13 Sorten Haselnüsse,
welche alle mit ihren Trivialnamen bezeichnet waren.
Francesco Cirio & Comp, stellte mehrere Sorten essbarer Ka-
stanien aus.
Das Ministro d'agricoltura induslria e commercio legte ein Her-
bar in acht grossen Cartons auf nebst einer Sammlung von Conile-
renfrüchten. Man fand darunter:
Pinus Bruttia Tenore.
— Pinea L.
— maritima Mill.
dann verschiedene Sämereien in etwa 180 Sorten.
Barone Angelo Porcari sandte 208 Pulvergläser mit Cerealien
und die Camera di Commercio 160 Gläser.
Die Giunta speciale di Caltanissatta brachte Mehl, Getreide in
80 kleinen Kästchen.
Die königl. Realschule in Udine Samen und Hölzer von Friaul.
Das forstwissenschaftiche Institut in Vallombrosa einheimische
Forstpflanzen.
Den Weinbau betreffend, so gab es hierüber mehrere ampelo-
graphisehe Abhandlungen, welche theils mit Abbildungen versehen
waren, wie z. B. der Weinbau in Ünler-Monferrato von Ottavi Otta-
137
vio mit. pliofograpliisclion AIiMlduiigon. ITeherflipss gab es eine un-
endlich grosse Menge Weinsorten, wozu das önologische Instil\il
reichlich beisteuerte, darunter gab es: Schwarzen Wein, bitteren
scliwarzen Wein, Lambrusco-Wein, trockenen rothen Wein, Tocca-
nese-Wein, Lacriina-Wein vom Vesuv, moussirenden Lacrinia Crisli,
Capri-Wein, calabrischen Wein, Alcantara-Wein, Romeo-Wein, Mar-
sala-Wein, Albanello-Wcin vom Aetna, Nesima-Wein, Ainareno-
Wein, Fica-Wein, Vasadonna-Wein, Cagliari-Wein, Gransasso-Wein,
Lipari-Wein und viele andere Sorten.
Auch Essig war in vielen Mustern vorhanden, wovon einige
mit einem Alter von 200 Jahren bezeichnet waren.
Von Oelen war das Olivenöl am stärksten vertreten und in sehr
verschiedenen Qualitäten eingebracht, auch Oel aus Juniperus. Se-
)>amum. Mandeln, Ricinus. Citronen, Bergamotten, Mentha piperita,
Prunns Lauro-cerasvs, Arachis hypogaea fehlten nicht.
Unter den Liqueuren waren welche aus Annona squamosa L.,
dann Juglandino-Liqueur, wie auch Melonen- und Kaffee-Rosoglio.
Spiritus aus China- und Sorghum-Samen und Alkoliol aus
Opuntia und Monis papyrifera. Branntwein \on Achillea moschala Jcq.
Eiixir aus Erylhroxylum Coca Lam.
Als Kaffeesurrogat benützt man die Wolfsbohne.
Mehle waren aus Kastanien, Kartoffeln, Stärke aus Arum ilafi-
cum Mill. bereitet.
Zucker aus Holcus saccharafus L. und Rüben.
Manna von Fraxinus Ornus und von Ulmus sp. vom Monte
St. Angelo aus Palermo. Die Manna calabrina vom Monte St. Angelo.
Mannit aus den Früchten, Blättern und Blüthen der Olea fra~
grans Thunb.
Von getrockneten Früchten waren vorhanden: Feigen, Kasta-
nien, Oliven. Trauben. Pignolen (Pinns Pinea^, Johaimisbrod, Pfir-
siche. Pflaumen etc., Arachis hypogaea -Früch\e und eine Sammlung
von Haselnüssen, die aus der Nähe von Chiavari stammte.
An Sämereien gab es: Baum wollsamen, Sesamum- und Lein-
samen, Sorghum, dann Hafer, Gerste, ferner einheimischen, chinesi-
schen und amerikanischen Reis, sowohl in Hülsen oder enthülst.
Von Wurzeln gab es: Iris ßorentina, Acorus Calamus L., Gly-
cyrrhiza glabra etc.
Unter den Arzneisloffen fanden sich vor: Citronensäure, Essen-
zen aus Prunus Lauro-cerasus. Citronen, Mandarinen, Orangen, Ber-
gamotten, ferner Weinslein aus den Früchten und Blättern von Myr-
tns auslralis Spr., Lavendelwasser, Asparagin und Seeschwämme.
Tabak war zahlreich aufgelegt.
Von Faser- und Gespinnstpflanzen gab es: Hanf und Flachs,
Aloe- und Hibiscus-YdiSeYn. Stricke aus Pfriemen- oder Esparto-Gras
(Stipa tenacissima L.), Sumachrinde, die Blattstiele von Thypha (lafi-
folia und angustifolia) und die daraus gewonnenen Produkte.
Zur Papierbereitung wird sowohl das Holz als auch die Rinde
von Morus angewendet.
138
Neapel schickte eine aus 800 Stück bestehende Obslsainniluno-
aus Wachs ein, welche mit grosser Naturlreue nachgeahmt war.
Monaco.
Ein kleiner, niedlicher Bau in der Mitte eines Gärtchens war
für die Erzeugnisse des Fürslenthums Monaco errichtet. Der innere
Raum des Gebiiudes enthielt einen Salon, an dessen Hauplwand ein
Aquarell der gleichnamigen Hauptstadt befestigt war. Das freund-
liche Bild zeigte die mit Häusern besetzten steilen Felsenufer, welche
der bewegten See ihre gekräuselten Wellen schäumend zurückwarfen,
während in der Ferne sich der milde, sonnige Himmel in der Fluth
spiegelte.
Wohlriechende Oele und gewohnliches Olivenöl waren häufig
vorhanden, sowie auch Essenzen und Liqueure.
Für die Gartenanlage wurden Knollengewächse und Gehölze
mitgebracht und ausgepflanzt, darunter fanden sich Schimis Molle,
Phormium tenax, Cacti, GladioU etc. Auch zwei Riesenexemplare
von Agave americana mussten die Reise mit einem beinahe 2 Meter
hohen im Wachsen begriffenen BliUhenstande mitmachen, welche sich
aber dann vollständig entwickelten und von der unvervvüslbaren Le-
benskraft dieser Pflanze Zeugniss geben,
Frankreich.
In überraschender Menge erschienen die Produkte Frankreichs
auf der Wiener Weltausstellung. Es war übrigens nicht die grosse
Anzahl der Gegenstände allein, welche die Bewunderung erregte,
sondern vorzuo-i,- weise die geschmackvolle und vollendete Durchfüh-
rung der dargebrachten Objekte.
Broncen, Bijouterien und Stoffe fielen wohl am schwersten in
die Wagschale und weniger gewichtig die Gegenstände aus dem
Pflanzenreiche, welche übrigens bei den Frankreich angehörigen Ko-
lonien in reicher Zusammenstellung alle Würdigung errangen.
Da die Anfertigung von Kunstblumen getreue Nachahmungen
der natürlichen Pllanzengebilde sind, und Frankreich Vorzügliches in
der Weise lieferte, su finde ich Veianlassung, dieselben zu erwähnen.
Die Erzeugung und Wahl der Stoffe, um die zarten ßlumenkronen
mit aller Bestimmtheit ihrer Formen nachzuahmen, war in bewunde-
rungswürdiger Weise durchgeführt. Täuschend ist das feurige Ko-
lorit mancher Blume wiedergegeben und beurkundet den Fortschritt
in der chemischen Bereitung der Färbemittel, aber auch die Thätig-
keit, welche man der Chemie weiter für technische Verwendung zu-
wendet, wurde aus dem Vorhandensein der vielen Parfüms ersichtlich,
welche die Wohlgerüche der Pflanzenwelt darstellten.
Unter den Genuss- und Nahrungsmitteln waren es die Kon-
serven, welche auf das reichhaltigste eingeschickt waren. Es gab
Gemüse nach verschiedenen Systemen in Zelten, Büchsen etc. kon-
189
sorviii. cbpiiso TrülFel und Clmnipignons und eine Unzahl antlcrer,
«leren Herslammung^ eben niclil zu eruiren war. Um die Vervoll-
komninuno; der ZucKerriiben-Kultur zu beweisen, lagen riesig-e Rüben
in kolossalen Pokalen mit Weingeisl umgeben, während die Pflanzen
mit den Fruclitständen sich getrocknet vorfanden.
In vielen Sammlungen gab es Cerealien, tlieils die Früclite in
Gliisern gefüllt, tlieils mit den Halmen zu Garben gebunden. Eine
(lieser Kollektionen bestand aus 160 solcher Bündel, und darunter
fanden sich vor: Triticum monococcnm L., T. ainyleum Sering., T.
durum Desf., T. compositum L., T. tnrgidum L., T. aeslinmi L., T.
hi/bernnm L., dann Ble de Noe und viele Sorten von Türkisi;h-Koru,
Erbsen, Dolmen etc. in Gläsern.
Die vorzüglichsten Weine, welche der französische Boden zur
Reife bringt, füllte die gläsernen Gehäuse, die in grosser Anzahl ilire
langen Hälse emporrichteten. Man fand dabei.- Vin de Rancio, Vin
des Alpes maritimes. V. de Bourgogne, V. mousseux du .Iura, Vin
rouges et blancs de Thlerault, V. de Thermitage, V. de Cöte rotie,
Grands vin Gruaud-Larose-Sarget, V. muscat blanc, V. de Bordeaux,
V. de Bellet. Clairette etc.
Alkohol gab es aus Rüben, aus Mentha und Helianlhus luhe-
rosus L. (Topinambour) bereitet.
An Liqueuren waren Juniperine, la Prunelline, Salvia, la Peri-
gourdine (Elixir de truflPes noires) vorhanden.
Syrup „Desjardin'' genannt, lieferte die Malteser Orange.
Ferner gab es Kasfanienextrakt, Oele von Oliven, Nüssen und
Mandeln.
Unter den für die Färberei und Gerberei verwendeten Mitteln
erscliienen Orseille, Fiirbeholzexirakt, Krappblumen und Kastanienholz,
welches zum Gerben Anwendung findet.
Die nicht reichlich vorhandenen Arzneimittel enthielten Digita-
lin, Harz der Wurzel der Thapsia garcjanica L., welche die Araber
Bou-nefa nennen, dann Eiicalyplns- und Cubeben-Präparate.
Das Pensionat des freres des ecoles chretiennes behing die
Seitenwände mit 150 grossen Wandtafeln, welche zum Unterricht in
der Obstbaumzucht besinnmt sind, demnach den Schnitt aller Baum-
formen in den verschiedenen Altersstufen in farbigen Aufzeichnun-
gen darstellte, so wie auch die Vermehrungsmethoden der Pflanzen
durch Stecklinge.
Wie überhaupt die Photographie in Frankreich mit Vorliebe
und Geschicklichkeit betrieben wird, so zeigte sich dieses auch in
dem zahlreichen Materiale, welches ihre Ausstellung schmückte. Doch
gab es wenig Aufnahmen, welche speziell als Vegetalionsbilder zu
bezeichnen sind, sondern sich mehr auf Strassen- und Gebäudeauf-
nahmen und Porträte beschränkten. Nur die Firma Lewy in Paris
brachte ägyptische Ansichten, worauf Palmengruppen repräsentirl
waren.
140
Spanien.
Hülsenfrüchte, Getreidesoiien, Nüsse, Mandeln in Sorlon und
Johannisbrot exponirte dieses Land in zahlreicher Menge. Es be-
schränkte den Ausstellungsraum nicht auf die Hauptgallerie, sondern
benutzte ein ansehnliche Rciumlichkeit in der Agricultur-Halle.
Holzmaster.
Hiervon waren an 200 Stück vorhanden, die theils
Provinz Lerida, theils aus San Quicico eingesendet waren,
fanden sich vor;
Acer Psendoplatanus L.
Äcacia (Figiie).
Andira inermis H. B. (Yaba).
Alnus glutinosa Willd. (Alise).
Bnxus sempervirens L. (Boj).
Broussonetia tinctoria Klh. (Fu-
stete).
Bumelia pallida Sw. (Gagnani).
B7'ya Ehenus DC (GrenadillaJ.
Copaifera hymenaeifoUa Marie.
(Caguaiven).
Calophyllum candidissimum D C.
(Dagame).
Chrysophyllum olivi forme Lam.
(Caiinitillo).
aus der
darunter
Crescentia cucurbltina L. (Guira).
Cordia geraschanthoides H. B.
(Baria).
Cerasus Juliana Hort. (Cerisier).
Cedrella odorata R. P. (Cedre).
Cecropia peltata L. (Yogrunia
hembra).
Excoecaria lucida S. W. (Aite).
Fraxinus excelsior L.
— oxyphylla Bbrst.
Fagns sylratica. L.
Guajacum officinale L. (Gaiak noir).
Guarea trichiliokles L. (Yomagua).
Gualteria rigida^xcM. (Cuero dun»)-
— virgata Dun. (Yaya).
(Fortsetzung folgt.)
Literaturberichte.
Beiträg-e zur Biologie der Pflanzen. Herausgegeben von Dr. Ferdinand
Cohn. II. Band, 3. Heft. Breslau 'IS77. J. U. Kern's Verlag. H". 130 S.
ö Tafeln.
Das neueste Heft dieser gediegenen Beiträge bringt folgende
Abhandlungen: Ueber die Einwirkung höherer Temperaturen auf die
Erhaltung der Keimfähigkeit der Samen. II. Von Dr. L. Just (S. 311 —
348). — Bemerkungen und Beobachtungen über einige Ustiiagineen
von Dr. J. Schroeter (S. 349—386, Taf. XII); ein Nachtrag zu die-
sem Aufsatze findet sich auf S. 435 — 440. — Ueber zwei neue E?i-
toniophthora-Arten von Prof. N. Sorokin (S. 387—398, Taf. XIII). —
Untersuchungen über Bakterien. VI. Verfaliren zur Untersuchung,
zum Konserviren und Photographiren der Bakterien. Von Dr. Kocii
(S. 399 -—434, Taf. XIV— XVI mit 24 Phofogrammen in Lichtdruck).
Sämmtliche Aufsätze sind fleissig und gründlich gearbeitet. Jusl's
Abhandlung enthält für den Physiologen und Oekonomen beachtens-
werthe Daten. — Schroeter's Bemerkungen sind für den Mykologen
141
von Wichtigkeit, denn sie l)ringen ausser einer Reihe neuer Beob-
achtungen über Systematik und Biologie der üsfilagineen auch eine
Uebersicht sämintlicher Entifloma-S\)ez'\es. — Die beiden von Soro-
kin bekannt gemachten Entomophlhora- Arien sind: E. conglomerata
und E. rimosa, erstere auf Culex, letztere auf Chironomus schma-
rotzend. — Koch"s Versuche, Bakterien zu photographiren, sind ein
vielversprechender Beginn, die so schwierig zu unterscheidenden
Schizomyceten naturgetreu abzubilden. Es wird dieser Aufsatz daher
auch für Aerzte von Interesse sein. Dr. H. W. R.
Die Lanb- und Lebermoose in der Umgebung' von St. Gfoar. Erster Nach-
trag. Von Gu'ötav Herpell. 1877. 8". 35 S.
Der Verfasser veröffentlichte im Jahre 1870 eine Moosflora der
Umgebungen von St. Goar. Seitdem machte er über die Verbreitung
der von ihm damals angeführten Moose viele neue Beobachtungen
und fand eine beträchtliche Anzahl aus dem Florengebiete noch nicht
bekannter Arten. Unter diesen wurden einige in Deutschland nur
sehr selten beobachtet; so Phasciim rectum Sm. u. s. w. Diese No-
vitäten wurden im vorliegenden Aufsatze zusammengefasst; er ist
mit Fleiss und Sachkennlniss gearbeitet und bildet einen erwünschten
Beitrag zur genaueren Kenntniss der Moosflora des südwestlichen
Theiles von Deutschland, namentlich des Rheinthaies.
Dr. H. W. R.
Ueber die Bedeutung der Pflanzenkunde für die allgemeine Bildung. Rede,
gehalten bei Eröffnung des Viktoria-Lyceums in Berlin am ^. Januar 1871
von Dr. Alexander Braun, weil. ord. Prof. d. Botanik an der k. Uni-
versität zu Berlin, herausgegeben von Dr. Robert Caspary in Königsberg.
Berlin 1877. Verlag von Aug. Hirschfeld. 8*. 24 Seiten.
Es war ein dankenswerthes*Unternehmen, dass Prof. Caspary
diese Rede aus Alexander Braun's Nachlass herausgab. Denn vollen-
det in der Form und von einem Hauche warmen Gefühles belebt,
weist sie auf das überzeugendste die Wichtigkeit der Pflanzenkunde
für die allgemeine Bildung nach. Nicht nur der Botaniker, sondern
überhaupt jeder Gebildete wird diese schöne Rede mit Vergnügen
lesen und mit Befriedigung aus der Hand legen. Sie sei daher der
allgemeinen Beachtung angelegentlichst empfohlen. R.
Borbäs Vincze: A magyar korona nehäny Hieracium forma järol (Ueber
einige Hieracium-Formen der ungarischen Kronllinder).
Der vorliegende Aufsatz erschien in der diessjährigen „Ter-
meszet." Neu sind: 1. Hier, eriostachynm, 2. H. violascens, 3. H.
elatum Fr. var. Hunyadense und 4. H. Jurannm var. ? stenanthum.
Die beiden erstgenannten sind aus Kroatien, während die letzteren
in Siebenbürgen beobachtet wurden. K.
Acta horti Petropditani. Tomus V, Fasciculus I. St. Petersburg 1877.
Enthält: 1. Plantas ab A. Czekanowski et F. Mueller annis 1874
et 1875 lectas enumeravit E. R. a Trautvetter. Neu sind: Artemisia
Czekanowskiana, Eritrichium Czekanotcskii, Juncus MneUeri^ Scirpus
Oe>terr. botan. Zeitschrift. 4. Heft. 1S78. 11
142
uniflorus, Carex ehracteata und AsprelJa sibirica, sowie eine Reihe
von Varietäten. 2. Observations sur les epoques du developpement
des plantes cultivees en pleine terre dans le jardin botanique Impe-
rial et des plantes indigenes des environs de St. Peters])Ourg-, faites
pendant l'annee 1873 par F. G. de Herder. 3. Descriptiones plan-
tarum novarum Auetore E. Regel. A. Plantae regiones turkestanicas
incolentes, secundum speciinina sicca a Regelio et Srhmalhausenio
deterniinatae. Neu sind: Ranunculus Alberti Rgl. et Scliinalh., Del-
phinium longipedunculatuni, Parrya eriocalj/x, Draha Alberti, Cho-
rispora stenopetala, Sisymbrium hirtulum und S. Korolkowi, Draba
Scharnhorsti, Lepidium karatamense^ Crambe Sewerzmol und C. pal-
matißda, Dianthtis Kuschakewicü, Saponaria Sewerzotoi, Silene Ku-
schakewiczi, Acanthophyllum Korolkoioi, Peucedanmn dasycarpum,
Tanacetnm trichophijUum, Echinops karatamcus, Cousinia Traut-
vetteri Hgl., Cylindrocarpa (neues Genus) Sewerzowi, Sfatice alata-
vica Rgl. et Sciunalli., St. Höltzeri Rgl-, Iris Alberti und Orithynia
dasystemon. B. Plantae regiones turkestanicas et centro-asiaticas in-
colentes, secundum specimina viva in horto bot. imp. petropolitano
culta descripta. Auetore E. Regel. Neu sind: Iris Kolpakowskiana,
Sedum umbllicoldes, Tulipa Kaufmaiiniana und T. Kolpakowskiana.
C. Plantarum in horto bot. imp. petropolitano ciiltarum descriptiones.
Hier werden zuerst beschrieben: Allium Ehcesi und Torenia exap-
pendulata. D. Breviarium de horto bot. imp. petropolitano anno 1876
directore E. Regelo. Das vorliegende Jahrbuch ist für uns West-
Europäer von höchster Wichtigkeit geworden und verdient die thun-
lichste Beaclilung. J. A. Knapp.
Correspondenz.
Innsbruck, 6. März i878.
In der kurzen Recension, welche Herr J. A. Knapp (Miirzheft,
1878) von meinem Werke: Kalocsa videkenek nüvenytenye-
szete gegeben hat, finden sich einige Bemerkungen, welche mich zu
folgender Berichtigung veranlassen : 1. Veronica colocensis ist von
mir nicht als Art, sondern als Form aufgeführt (sielie S. 134). —
2. Roripa prolifera (Heuff.) wird von mir als Art nicht beanstandet
(s. S. 40), sondern nur die um Kalocsa vorkommende und dem Wort-
laut der Neilreich'schen Diagnose ziemlich entsprechende Form der
Roripa silvestris wird als die echte R. prolifera bezweifelt. — 3. Dass
Roripa Kerneri mit R. pyrenaica nichts gemein habe, und wie alle
übrigen Novitäten kaum haltbar sei, ist so unrichtig, dass alle, welche
diese Roripa sehen konnten , unter diesen auch Herr Prof. Kerner,
hierin eine mit R. pyrenaica zunächst verwandte Pflanze erkannt ha-
ben. — 4. Ich soll ganze Stellen aus den Arbeiten Anderer übernom-
men halben, „und fehlen gelegentlich die nothwendigen Anführungs-
143
zeichen". Ich fordere, man möge mir solche Stellen aus meinem
Werke aufweisen. Ich bin mir bewusst, fremdes Eigenthum je-
desmal als solches gekennzeichnet zu haben. — 5. Artemi-
sia lednicensis und A. sericea sind zwei, unter sich nach dem Grade
der Behaarung untersciiiedene Formen; ich konnte sie also „beson-
ders nennen-. — 6. „Warum ich eine Reihe (?) von Pfllanzen, von
welchen ich keine Exemplare besitze , namhaft mache und mit forl-
laufenden Nummern versehe" , könnte nur dann „fraglich bleiben '',
wann weder ich noch Andere dieselben beobachtet hätten, und auch
anderweitige wichtige Anhaltspunkte für deren Vorkonnnen fehlen
würden. Uebrigens für das Gebiet wirklich zweifelliafte Pflanzen sind
höchst wenige, Kaum 2 — 3 (siehe auch Vorrede 19. Zeile). — 7. Das
Werk (KonnnissionsN erlag aou N. Telley in Budapest) können auch
Niclit-Ungarn für Pflanzengeograpliie und wegen der lateinischen
Diagnosen und Bemerkungen auch für die Systematik gebrauchen. —
Endlich 8. ob und in wie ferne ich mich der Boreau-Jordan'schen
Schule in die Arme geworfen habe, — dieses zu beurtheilen, über-
lasse ich den Lesern meines Werkes , wobei ich auch die Vorrede
zu berücksichtigen bitte. L. Menyhärth S. J.
Kalksburg, 9. März 1878.
Vorgestern erhielt ich über gütige Verwendung der jungen
Grafen A. und C. Zabeo eine Sendung frischer Veilchen aus Faal am
Nordabhang des Bachergebirges in Untersteiermark. Wahrend bei uns
noch fast alle Veilchenknospen geschlossen sind, (nur Viola kalks-
burgensis = alba X austriaca hat gestern vor allen andern ein-
zelne Blumen entwickelt, ist aber heute wieder eingeschneit), stehen
die steirischen bereits in voller Blüthe , w as deren Bestimmung we-
sentlich erleichtert hat. Der Inhalt, der eine Bereicherung der steiri-
schen Flora ergibt, war folgender: 1. Viola odorata L. 2. F. alba
Besser (V. virescens Jord. Blumen weiss , Sporn grünlichgelb). 3.
V. scotophylla Jordan meistens f. albiflora (Blume weiss, Sporn violet)
aber auch ein Exemplar der forma violacea (Blumen violet). 4. V.
multicaulis Jord. iodorata X scotophylla) f. lilacina. Sehr Avahr-
scheinlich sind auch: 5. V. badensis Wiesb. (_= alba X hirta oder
scotophylla X hirtaj, und 6. V. pennixta Jord. (= odorata X hirta)
darunter. Da zur Bestimmung dieser schwierigen Pflanzengruppe das
einmalige Ansehen auch des frischen Materials oftmals nicht hin-
reichend ist, so wurden alle genannten, sowie ein anderes zweideu-
tiges Veilchen, das der Viola austriaca Kerner ähnlich ist, aber ge-
ruchlos zu sein scheint , zur ferneren Beobachtung in dem bereits
über 200 Nummern zahlenden Veilchengarten eingesetzt. Mit Span-
nung wird natürlich dem Ergebnisse entgegen gesehen, ob auch von
diesem neuen Standorte V. alba, scotophylla und odorata fruchtbar,
die übrigen aber unfruchtbar sein werden. J. Wiesbaur S. J.
11
144
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Krenberger mit Pflan-
zen aus Niederösterreieh und Kärnten.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Csalo, Keller, Pri-
choda, Spiess, Churchill, RetzdorfF.
Von Krenberger aus Kärnten: Gaya simplex, Heracleiim auslr.
V. siifolium, aus Niederösterreich: Hieracium lactaris.
Vorrälhig: (B.) = Böhmen, (I.) = Isirien, (Kt.) = Kärnten,
(M.) = Mähren, (NOe.) = Niederösterreich, (OOe.) = Oherösterreich,
(P.) = Polen, (S.) = Salzburg, (Schi.) = Seidesien, (Schz.) = Schweiz,
(T.) = Tirol. (Th.) = Thüringen, (U.) = Ungarn.
Galanthns nivalis (NOe., OOe.), Galega officinalis (B., NOe.),
Galeohdolon luteum (OOe., Schi.), montanum (Schi.), Galeopsis an-
gustifolia TOOe.), versicolor (P., U.), Galinsoga parviflora (Kt., Pom-
mern, Stettin), Galium baldense (T.), boreale v. iniermedium (Tii.),
elatum (Th.), heheticum (T.), Mollugo (OOe.), pedemontanum (NOe.),
pusillum (NOe.), purpureum (Kt.), rotundifolium (OOe., Schi.), rubioi-
des (ü.), saxatile (Th.), uliginosum (Schi ), vertwm (Schi.), verum
(OOe.), veru7n v. albidiflorum (Tli.), Wirtgeni (Th.), Gastridivm len-
digerum (I.), Getiista germanica (Schi.), pilosa (M.), procumbens
(NOe.), pubescens (U.), virgata (ü.), Gentiana acaulis (NOe.), alpina
(Schz.), Amarella (Norddeutschland), campestris (Schi., Stettin), ci-
liata (NOe., Admont), cruciata (NOe.), excisa (T., U.), germanica
(NOe., P.), lutea (T.), nivalis (NO.), pannonica (NOe.), pneumonanthe
(M., NOe., pyrenaica (U.), spathulata (U.), verna (NOe., OOe., Schi.),
Geranium dissectum (Schi.), divaricatum (U.), lucidum (P., Schz.,
Th.), palustre (OOe.), phaeum (OOe.), pratense (Bayreuth), pusillum
(NOe., Schi.), pyrenaicum (NOe.), robertianum (OOe.), sibiricum (NOe.),
silvaticum (P.), Geum montanum (NOe.), rivale (S., Schi.), urbanum
(OOe.), Gladiolus illyricus (Kt.), palustris (NOe , Schz.), Glauciiim
corniculatum (NOe., U.), Glaux maritima (Brandenburg), Glechoma
hederacea (OOe.), hirsuta (NOe.), Glyceria distatis (NOe., U.), re-
mota (Ostpreussen), Glycyrrhiza echinata (U.), glabra (NOe.), Gna-
phalium dioicum (NOe.), Leontopodium (Kt.), luteoalbum (T., U.),
supinum (NOe., U.), uliginosutn (NOe.), Gratiola officinalis (NOe.),
Gymnadenia odoratissima (NOe.), Gypsophila fastigiata (Th., Berlin),
muralis (Berlin), paniculata (U.), repens (S.. T., Th.), Halimus pe-
dimculatus (Th.), portulacoides (1.). Hedeva Helix (B., OOe.), Hedy-
sarum obscurum (NOe., T.). Heleocharis atropurpurea (Schz.), ovaia
(B., NOe.), unighimis (P.), Helianthemum Fumana (NOe.), oelandicum
(Th.), vulgare (NOe.).
Obige Pflanzen können nach beliebiger Auswahl im Tausche
oder käuflich die Centurie zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden.
Redakteur und Herausgeber Dr. Alezander Skofitz. — Verlag von C. Gerold's Sohn.
Druck und Papier der C. Uebarroater'sclien Bucüdruckerei (BI. Salzer),
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erschemt »UldUlK IIIIU DUldUllier, zogen v^erden sollen, sind
den Ersten jeden Monats. Mos bei der RedaktioH
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XXTIII. Jahrgang. Will. Mai 1878.
INHALT: Synibolae. Von Tliiimeu. — Vegetations-Verhältnisse. Von Ke.rner. — Chemische Unter-
suchung der Nostorhareen. Von Strohecker. — Die Beckover Hügel. Von Hoiuby. — Arten von
Sporormia. Von Niessl. (Fortsetzung und Schluss.) — Euealypuis-Arten. Von Äntoine — Pflan-
zen auf der Weltausstellung. Von Antoine. — Literaturberichte. — Correspnndenz. Von Dr. Borbi^s,
StrobI, Frey, Artzt. — Personalnotizen. — Botanischer Tauscbverein. — Inserate.
Symbolae ad floram mycologicam austriacam.
Auetore F. de Thümen.
(Coiif. Oesterr. bot. Zeitschr. 1877 p. 270.)
14. Gymnosporium Bambusae Thüm. nov. spec. in Boll. d. sc.
nat. 1877. II.
G. soris gregariis, irregularibus, saepe confluentibus, aterrirnis,
e.ximie inquinanlibus , sporis globosis vel ellipticis , griseo-fuscis,
vel castaneo-fuscis, margine subdepresso , nucleo medio obscuriore,
minore, 4—5'°'" diain. vel 6— 9'"'" long. , 4-5°"'' crass., siibpellucidis.
— G. arundinaceo Cd. proximum sed ob dispositiono sorarum et
niagniludine coloroque sporarum satis diversum.
Istria: Görz ad culinos emorliios Bambusae arundinaceae Reiz.
Aut. 1876. Leg. G. Bolle.
15. Bispora monilioides Cda.
Var. nov. fusca Tliiim. in Boll. d. sc. nat. 1877. II.
B. pulvinulis badio-fuscis; sporis spadiceo-fuscis, uni- vel bi-
nucleatis.
Istria: Gorz in ramulis emortuis Ligusf ri vulgaris L\n. Aut. 1876.
Leg. G. Bolle.
Oesterr. butaii. Zeitschiilt. ^ llefi. 1S78. 12
146
16. Cylindrosporium Filipendulae Thüm. nov. spec.
C. caespitibus hypophyllis, divergonlibus, tenuissimis, pallidissime
ocliraceis, sino maculis; sporis cylindraceis, long-is, curvatis, utrinqiie
acutalis, aeqiialibus, obscuri bi — quinqueseptatis, nucleatls, 30 — 35""^
long-., 2—3""^ crass., hyalinis.
Austria inf.; Kloslerneuburg- in Spiraeae Filipendulae Lin. foliis
vivis. Aut. 1877. Legi ipse. (In Pommerania leg. P. Sydow 1876!)
17. Macrosporium Coluteae Thüm. nov. spec. in Boll. sc. nat.
1877. II.
M. caespitibus tenuibus, dense gregariis, minutis, maculas irre-
guläres, magnas, delicatulas, atras foruians; hypliis lenuil)us, nuilli-
arliculatis, ad septas minime constrictis, simplicibus, subereclis, fuscis;
sporis clavatis, pedicellatis, pedicello brevi, vertice rotundato, qiiin-
que — duodecimseptatis, ad septas non constrictis, griseo-fuscis, pedi-
cellis pallidioribus, 30—45""" long., 12 - IS'"'" crass.
Istria: Görz ad legumina arida sed adhuc pendula Colnteae
arborescentis Lin. Aut. 1876. Leg. G. Bolle.
18. Macrosporium Cheiranthi Fr.
Var. nov. Asparagi Thüm. in Boll. sc. nat. 1877. II.
M. sporidiis pedicellalis, pedicellis longissimis, usque ad 20'"'"
long., sporis ad septas minime constrictis.
Istria : Gradisca ad bacca emortua exsicca Asparagi officinalis
Lin. Aut. 1876. Leg. G. Bolle.
19. Macrosporium rutaecolum Thüm. nov. spec. in Boll. sc. nat.
1877. II.
M. caespitibus gregariis, elevatis, prominulis, conicis, nigris,
mediis in macula nigra; liyphis erectis, raro ramosis, brevibus, sep-
tatis, tenuibus, fuscis; sporis late clavatis, vertice subacutato, basi
angustato , pedicellato. multiseptatis , pedicello brevissitno, obscure
griseo-fuscis, 35—40°"^ long., 20"'"' crass.
Istria: Görz in fructibus maturis Rutae graveolentis Lin. Vere
1877. Leg. G. Bolle.
20. Helminthosporium tomenticolum Thüm. nov. spec. in Boll.
sc. nat. 1877. U.
H. acervulis hypophyllis , tomentum obducens et sub tomento
divergens; hyphis elongatis, elevatis, muUiarticulatis, tenuibus, simpli-
cibus vel raro subramosis, dilute griseo-fuscis; sporis longo-ellipticis
vel orculaeformibus, basi oblusato, vertice minime acutalo, triseptatis,
hyalinis vel palidissime fuscescentibus , 10"'"' long., 3"5— 4""°" crass.
Istria : Görz in foliorum vivarum Cydoniae vulgaris Pers. pagina
inferiore. Aut. 1876. Leg. G. Bolle.
21. Cercospora Spiraeae Thüm. nov. spec,
C. acervulis amphigenis, mediis, fuscis, planis, liberis, gregariis
vel solitariis in macula amphigena irregularia, fusca, magna, saepe
confluentia, distincte purpureo-brunnea anguste limitata; hyphis sub-
longis, erectis, simplicibus, continuis, hyalinis, tenuibus; sporis longe
cylindraceis vel anguste-fusiformibus, subinaequalibus, utrinque sub-
147
aculalis, simplicibus, rectis vel subarciiatis, 26 — 34'"" long., 3— S'ö"""
crass., Iiyalinis, saepe niitloatis.
Aiisiria inf. : Klosterncniburg ad folia viva Spiraeae opulifoliae
Lin. Aut. 1877. Legi ipse.
22. Sporof?-ichtün Bolleannm Tliüm. nov. spec. in Boli, sc. nat.
1877. 11.
S. caespifibus liypopliyllis, tenuibus, densis, parvis, laxibus, iii-
delenninatis , e griseo-nigris in folioruin parlibus exaridis, flavidis;
liyphis erectis, siinplicibns, mulliseptatis, rectis, griseo-fuscis; sporis
giobosis, minutis, dilute griseo-fuscis , saepe in calinulis coacervatis,
3—3-5""° diam.
Istria: Görz ad folia languida Aspidislrae elalioris Morr. et
Decaisne in caldariis. Aul. 1877. Leg. G. Bolle.
23. Sporotrichum arthriniokles Thiini. nov. spec. in Bell. sc. nat.
1877. II.
S. caespitibus velulinis, olivaceis, niagnis, confluentiI)us, crassis,
niolle toinentosis, ramos obducens; hyphis ereclis, continuis, simplici-
bus, non septalis, tenuibus, fuscis; sporis late fusoideo-ellipticis, ulrin-
que aculalis, niedio lumidis, simplicibus, cinereis, 12 — 14'""" long.,
8""" crass.
Isiria: Görz ad ramulos subputridos Gleditschia triacanthis hm.
Aut. 1876. Leg. G. Bolle.
24. Oidivm Berberidis Tluim. nov. spec. in Boll. sc. nat. 1877. II.
0. mycelio effuso arachnoideo, tenui, caespitil)us laxis, gregariis
candidis, ampbigenis; byphis abbreviatis, simplicibus, superne sensim
incrassatis, dein oblusis, rectis, continuis; sporis cylindraceis, ulrinque
subrotundatis vel rotundo-oblusatis , unicellularibus , 7 — 8"""' long.,
3— 3-5""" crass., byalinis.
Istria: Giirz ad folia viva in utraque pagina, Berberidis ful-
garis Lin. Aut. 1876. Leg. G. Bolle.
25. Oidii.im Colvteae Thüm. nov. spec. in Boll. sc. nat. 1877. II.
0. acervulis ampliigenis, laxis, sparsis, tenuissimis, evanescenli-
bus, aracbnoideis, albidis; hypliis mediis, tenuibus, continuis, simpli-
cibus, non sepliilis, suberectis vel eiiam decumbentibus. byalinis;
sporis ellijjsoideis vel tandum subcurvalis, utrinque rotundalis, simpli-
cibus, 8 — 9""" long., 2'5 — 3'"'" crass. byalinis.
Isiria: Görz in Colnteae arborescentis Lin. foliis vivis. Aut.
1876. Leg. G. Bolle.
26. Ramularia Primulae Tb Lim. nov. spec.
R. caespitibus bypophyllis, laxis, tenuibus, candidis in macula
magna, straminea , centro flavo-t'uscida, exarida; bypbis brevibus
ereclis, interdum ramosis, continuis, longo arliculalis, byalinis; sporis
cylindricis vel elliptico-cylindricis, ulrinque subacut atis, reclis, sim-
plicibus, rarissime uniseplatis, 10 — 20""" long. , 5"*"' crass., byalinis.
Ausli ia inf. : Klosterneuburg ad folia viva Primulae elatioris Jacq.
Aut. 1877. Legi ipse.
CKortsetzua» folgt/)
12 *
148
Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens.
Von A. Kerner.
CI.
1715. Allium ursimim L. — Im schattigen Grunde der Laub-
wälder, insbesondere entlang den Ufern der Waldbäche und in der
Umgebung der Quellen, Im Bihariagebirge häufig in der zerrissenen
Randzone des Batrinaplateaus, insbesondere zwischen Kezbänya und
Petrosa auf der Stanesa, Pietra muncelului, Ruginosa, im Valea seca
und Valea Galbina. Am südlichen Abfalle des Petrosaerzuges im
Poienathale, dann auf dem Plateau von Mediadu und im Vorlande
des Bihariagebirges im Szaldobägyerwalde bei Grosswardein. — Im
mittelungar. Berglande von mir jenseits der Grenze des hier behan-
deilen Gebietes in der BaUonygruppe unter der Kuppe des Somhegy
bei Bakonybel häufig beobachtet; nach Kit. in Addit. 40 auch in der
Pilisgruppe „in silvis montis Szäntö non procul Budae." — Fehlt im
Tieflande. — Sienit, Schiefer, Kalk, Sandstein. 300 — 1430 Met.
1716. Allium atropurpureum W, K. — Auf bebautem Boden
im Tieflande. Häufig in der Umgebung von Kalocsa, namenüich bei
Resztelek, dann am Ostrande der Tiefebene im Biharer Comitate bei
Kovacsi und Szüllos. Walirscheinlich auch in der Stuhhveissenburger
Niederung, da diese Art in den angrenzenden Geländen in der Um-
gebung des Plattensees und bei Fimfkirchen vorkommt. — Diluv.
Lehm- und lehmiger Sandboden. 90 — 200 Met.
1717. Allium montanum Schmidt. — Auf den Terrassen und
(Jesimsen felsiger Abhänge und auf steinigen Bergrücken. Im mittel-
ungar. Bergl. auf dem Kis Gälya und Nagy Galya bei Solymos in der
Matra; in der Pilisgruppe auf dem Piliserberge (insbesonders an dem
Standorte der Ferula Sadlerinna) auf der Slanitzka bei P. Csaba und
auf dem „Hohen Stein" zwischen P. Csaba und Vörosvar; in der Ver-
tesgruppe bei Csoka. Im Bihariagebirge an den steilen östlichen Ab-
stürzen der Pietra muncelului bei Rezbänya. — Trachyt, Kalk, Dolo-
mit. 220 — 1285 Met. — (Als Syn. sind hieherzusetzen: A. senescens
Jacq. Enum. p. 57 [1762]; A. narcissifoHum var. II. Scop. Fl. Carn.
ed. 11. pag. 238 [1772]; A. serotinum Schleicher Cat. [1821]; A.
fallax Rom. et Schult. Syst. veget. VII. p. 1072 [1830]; A. angu-
Losum. var. petraeum DC. Fl. fr. lll. 222; A. angulosum var. calca-
reum Wallr. sched. p. 134; A. angulosum var. minus Trev. Mon.
All. p. 9; A. angulosum v. serotinum Gaud. Fl. helv. 11. p. 493. —
Von den ungarischen Phytographen wurde diese Art nach dem Vor-
gange Jacquin's und M. et K. meistens mit dem Namen ^A. sene-
scens L." bezeichnet, so z. B. von Sa dl er in der 1. Aufl. seiner
Fl. Com. Pest., von Rochel in seinen Exsiccaten Nr. 13 und Nr. 408
und von Kit. in Addit. p. 36. Dieser Name gehört aber einer im
149
Gebiete nicht vorkommenden Art an^') und kann daher hier keine
Anweiuiung finden. Auch der Name A. narcissifolium Scop. kann
nicht benutzt werden. Allerdings hat Scopol! unter diesem Namen
auch das hier aufgezählte AlUwn begrifTen, aber nur als var. IL,
wahrend er mit der var. I. das A. angulosum L. meinte. — Der
älteste, unzweifelhaft auf die hier aufgeführte Art zu beziehende
Name ist daher A. montanum Schmidt, Fl. Boom. cent. IV. p. 28
aus dem J. 1794, und ich habe daher auch diesen vorangeselzt '""*).
Dass der von den meisten neueren Floristen: Koch, Gren. et Godr.,
Pariatore etc. für diese Art vorangesetzte Name „-4. fallax Don.
Monogr. All. p. 61 Nr. 77" insoferne einer Berichtigung bedarf, als
Don in seiner Monographie All. [1826] weder an der von Koch
citirlen Stelle noch auch sonst eine Art unter dem Namen „yl. fallax"'
hat, und dass die unter Nr. 77 von ihm aufgeführte Pflanze A. an-
gulosum heisst, wurde bereits wiederholt von Neilreich hervor-
gehoben.)
1718. Allium angulosum Linne Spec. pl. ed. I. p. 300 (1753).
— Auf sumpfigen Wiesen. Im Stromgelände der Donau und in den
Thalweitungen des mitlelung. Berglandes auf der Csorrel bei Sulymos,
bei Verpelet und P. Halrongyos; im nördl. Comilate Gran in der Nähe
der Granmündung; auf der Kecskem. Landhöhe entlang dem Räkos-
bache bei Pest, insbesondere auf den mit Schoenus bestockten moo-
rigen Stellen; auf der Csepelinsel bei Ujfalü; in der Umgebung von
Kalocsa bei Pataj und Batya; im Ufergelände der Theiss bei Cson-
grad und Szegedin. Im Bereiche des Bihariagebirges auf den. feuch-
ten Wiesen entlang der schnellen Koros bei Grosswardein und im
Gebiete der weissen Koros zwischen Bnteni und Desna. — Bei Uj-
falü auf der Csepelinsel auch mit rein weissen Blüthen. — Sand-
boden. 90 — 150 Meter. — (Als Syn. sind hieherzusetzen: A. angu-
losum Jacq. Fl. Austr. V. t. 423, welches von Koch unrichtig zu
seinem A. fallax [d. i. A. montanum Schmidi] citirt wird; A. nar-
cissifolmm var. I. Scop. Fl. Carn. ed. I. pag. 238 [1772]; A. daiiu-
biale Sprengel Mant. I. 38 (1807]; A. acutangnlum Schrad. Catal.
sem. h. Gült. [1808]; A. uliginosum Kit. Addit. pag. 35. — Ferner
gehören hieher: A. angulosum ß. pratense DC. Fl. fr. III. p. 222
[1805] und A. angulosum a. iypicum Regel Mon. AU. p. 143 exci.
syn. [1875]. — Von Koch, Gren. et Godr. und den meisten neue-
ren Floristen wurde in ganz ungerechtfertigter Weise in Zweifel
gezogen, dass Linne mit A. angulosum das hier aufgeführte, auf
t'euchlen Wiesen vom westlichen Europa bis in das östliche Asien
*) Der Name A. senescens ist jedenfalls Jem von Linne in erster Linie
cilirten sibirisclien ^^AUium caule ancipiti, fohis ensifoiinibus etc." Gmelin
Sibir. L p. 53, t. 11, Ing. 2 zu reserviren.
**) Von Rom. et Schult, in Syst. veg. VIT. und von Regel in Monogr.
All. pag. 144 wird A. montanum Schmidt mit ITnrecht zu A. angulosum L.
citirt. — Der aus dem Jahre 180tj datirende Name ,.J.. montanum Sibth. et
Smith hat zu entfallen und ist dafür: A. Sibthorpianum Rom. et Schult,
zu setzen.
150
verbreitete AlUum mit gekielten Blättern und kurzen über das Peri-
gon nicht vorragenden Polienbliiltern [Cepa scapo nudo subangulalo
farcio, foliis linearihns subtus angulosis starainibus corolla bre\iori-
hus. Gmel. Sibir. I, pag. 58 t. 14. f. 2] gemeint habe, und es wird
von diesen Autoren der viel jüngere Name A. acutangulum Schrad,
[1808] vorangesefzt.)
1719. Allium moschatum L. — Auf den felsigen Rücken und
Abhängen des Blocksberges, Spissberges und Adlersberges bei Ofen
in der Pilisgruppe des miftelungar. Berglandes und nach Dorner
auch an sandigen Stellen auf der Csepelinsel bei Pest. — Kalk, Do-
lomit, diluv. Sand. 95—220 Met. — Syn. A. sefaceum W. K.
Allium globosum M. B. — „In Hungaria, in agro Pesthinensi. Dr. Wel-
witsch" Reichb. Icon. X. p. 25. — Diese Angabe beruht ohne Zweifel auf
einer unrichtigen Bestimmung oder auf einer Verwechslung von Herbarexem-
plarcn.
1720. Allhim ochroleucum W. K. — An feuchten grasbewach-
senen Abhängen und in felsigen Schluchten. Im Bihariagebirge und
zwar im Rezbänyaerzuge an den südlichen Gehängen des Vervul
Biharii und im Petrosaerzugc an der Südseite des Bohodei und Gor-
nul muntilor. — Porphyrie, Glimmerschiefer. 1375 — 1420 Meter. —
(/l. ochroleucum W, K. erstreclit, ähnlich wie Laserpitium alpinum
W. K., Dianthus compactus Kit. und Scorzonera rosea W. K., mit
welchen ich es im Bihariagebirge gewöhnlich gesellig wachsend an-
getroffen habe, seinen Verbreitungsbezirk aus den oberungarischen
Karpal hen über Siebenbürgen südlich nach Serbien und westwärts nach
Untersfeiermark, Krain und die Majellagruppe der Abruzzen, also
beiläufig bis gegen den 31. Meridian. Das weiter westlich in den
Apenninen, Apuanen und in den Südalpen von Tirol etc. auftretende,
von Bertoloni, Hausmann etc. als „J.. ochroleucum^ aufgeführte
Allium. ebenso wie jenes der franz(")sischen Floristen ist nicht A.
ochroleucum W. K. Plant, rar. hung. I!. p. 204. t. 186 [1805], son-
dern A. ericetorum Thore Chi. Land. 123 [1803]-"'). — Was Rei-
chen bach in Icon. X. Fig 1090 abbildet, ist gleichfalls nicht A.
ochroleucum W. K., da die Dolde in dieser Abbildung mit einem
langgeschwänzten, die Bliithenstiele vielmal an Länge übertreffenden
Hüllblalte gestützt dargestellt ist. Von Regel wird darum in Mon.
All. p. 199 das A. ochroleucum Rchb. zu A. petraeum Kar. et Kir.
[A. globosum ß. ochroleucum Regel] gezogen.)
1721. Allium suai'eolens Jacq. — Auf moorigen Wiesen; im
Gebiete äusserst selten, und bisher nur von Läng bei der Teufels-
und Paskalmühle in der Nähe von Pest aufgefunden. — Diluv. Sand.
100 Meter. — (Wird ganz mit Unrecht von Ambrosi und Haus-
mann mit A. ochroleucum, beziehungsweise mit A. ericetorum zu-
'^) Da der Name Thore''s älter ist, müssten diejenigen, welche beide
hier in R-hIc stehende Arten unter einem Namen zusammenfassen, den Namen
A. ericetorum Thoro voranstellen.
151
sanimengcworftMi. Die unterscheidenden Merkmale dieser drei Arten
lassen sich in folgender Weise übersichtlich darstellen:
1. Stengel bis zu Vs seiner Hohe gleichniiissig beblättert, die Blätter
auseinandergerückt, ihre Blaltscheiden lang, zur Hallte unbedeckt.
PoUenblatter IVa '«al so lang als das Perigon.
A. svaveolens Jacq.
Stengel nur an der Basis, höchstens bis zu Yö seiner Hohe
bebliittert; die Blätter an der Basis des Stengels zusammenge-
drängt, ihre Blaltscheiden kurz, fast ganz bedeckt. Pollenblätter
2mal so lang als das Perigon. 2.
2. Blätter zur Zeit der BUitlie noch ganz grün, 3—7"°^ breit,
immer breiter als der Querdurchmesser des Stengels, flach, dick-
lich, im Trocknen sich nicht einrollend; reife Kapsel über das
Perigon nicht vorragend. A. ochroleucum W. K.
Blätter zur Zeit der Blüthe ganz oder theilweise verwelkt,
1 — 2°"^ breit, niemals breiter als der Stengel, dünn, im Trock-
nen sich einrollend oder zusammenfaltend; reife Kapsel über
das Perigon vorragend. A. erketoruin Thore.)
1722. Allium flavum L. — An steinigen Bergabhängen, auf
Lössterrassen und Sandhügeln. — Im mittelungar. Berglande in der
Matra auf dem Somhegy und Disznokö bei Paräd; in der Pilisgruppe
bei Visegrad, an der Mündung des Auwinkelthales, im Wolfsthale,
auf dem Adlersberge und Blocksberge bei Ofen; in der Vertesgruppe
bei Csakvar. In der Stuhlweissenburger Niederung bei Keer und
Adony; auf den L()ssterrassen des Nagyhegy bei D. Foldvär; auf
der Debrecziner Landliöhe zwischen Bökony und Nyiregyhaza und
bei Debreczin; im Bihariagebirge im Thalgebiete der schnellen Koros
auf dem Somiyö Becsia bei P. Szt. Marlon nächst Grosswardein, im
Thale der schwarzen Koros auf dem Bontoskö bei Petrani nächst
Belenyes und im Thale der weissen Koros im Valea Liesa bei Hal-
madiu. — Trachyt, Kalk, diluv. Lehm und Sand. 95—250 Meter. —
(Die Blätter des A. flcwnm L. sind halbstielrund und nur in der Jugend
ausgefüllt. Spater werden sie, gleich jenen des A. oleraceum L., gegen
die Basis zu hohl, röhrig. Von A. oleraceum L. ist aber A. flarum
auch ohne Blülhen durch den hechtblauen abwischbaren Ueberzug
der Blätter leicht zu unterscheiden. A. pulchellum Don, welches
in Regel Monogr. All. 188 mit A. flavum L. vereiniget wird, hat
am Rücken gekielte, oberseits rinnige, gegen die Spitze zu flache, zu
keiner Zeit röhrige Blätter und gehört nicht zu A. flavum L., son-
dern zu A. carinatum L.)
1723. Allium oleraceum L. — Unter Gebüsch an den Seiten
der Hohlwege, an den Rändern der Weingärten, an den Säumen der
Waldbesfände und in den Lichtungen der Niederwälder. — Im mittel-
ungar. Berglande auf dem Hajduhegy bei Erlau; bei Gyöngyös und
Solymos in der Matra; im Weingebirge bei Waitzen, auf dem klei-
nen Schwabenberge bei Ofen, bei Steinbruch nächst Pest, bei Schil-
ling und Ujfalü auf der Csepelinsel; auf der Puszta Täpe bei Paks
und bei Bölcske nächst Kalocsa; auf der Kecskemeter Landhöhe bei
152
Alberli und in dem Waldreviere zwischen Monor und Pilis. — Tert.,
diluv, und alluv. Lehm und Sand. 90—320 Meter. — (Allenthalben
im Gebiete in Exemplaren, deren innere ßliithen in Zwiebelknospen
metamorphüsirt sind. Mitunter erscheinen auch sämmtliche Bliitfien
in Zwiebelknospen umgewandelt und dann ist die Bliithensclieide an
der Basis immer mehr ausgebaucht und plötzlicher in eine lange,
lineal-pfriemliche Spitze zusammengezogen. Auf der Csepelinsel findet
sich Ä. oleraceum auch mit Blüthendolden, in welchen Zwiebel-
knospen gänzlich fehlen. Solche Exemplare sind an einigen Stellen
der Csepelinsel, so z. B. bei Schilling sogar häufiger, als jene mit
zwiebelknospentragender Dolde und wurden von Tauscher unter
dem Namen „4. paniculatum L. var. csepeliense^ vielfach verbreitet.
Auch Neilreich glaubte dieses Allium oleraceum, umbella capsulifera
für A. paniculatwn L. halten zu können, von dem es sich aber durch die
gegen die Basis zu röhrigen, halbstielrunden Blätter leicht unterscheiden
lässt. — Wenn man die Diagnose und Beschreibung, welche Linne
von seinem Ä. pallens in Spec. plant, ed. II. p. 427 und 428 gibt,
vergleicht, so kann es nicht zweifelhaft sein, dass er mit A. pallens
diese Pflanze, nämlich A. oleraceum, umbella capsulifera gemeint hat.
Aehnlich wie A. carinatum L. im Süden meistens ohne Zwiebel-
knospen in der Dolde gefunden wird \^A. pulchellum Don.], erscheint
auch A. oleraceum in den wärmeren Gegenden Europa's häufiger
ohne als mit dieser Metamorphose der inneren Blüthen. Hiermit stimmt
denn auch überein, dass Linne sein A. pallens im südlichen Frank-
reich, Spanien, Italien und Ungarn angibt. — Abgesehen von dem
Vorhandensein oder Fehlen von Zwiebelknospen in der Dolde ist
zwischen A. oleraceum L. und A. pallens L. absolut kein anderer
Unterschied zu finden. Dass aber der Umstand: ob alle Blüthen oder
ein Theil derselben oder gar keine Blüthen einer Dolde sich in Zwiebel-
knospen metamorphosirt haben, zur Unterscheidung von Arten nicht
herbeigezogen werden darf, braucht wohl kaum noch näher erörtert
zu werden.)
1724. Allium carinatum L. — Auf Wiesen und grasigen Plätzen
im mittelungar. Berglande. Selten. In der Matra bei Köküt und bei
Parad; in der Pilisgruppe zwischen Altofen und Krofendorf. — Nach
Kit. Add. p. 38 auch bei Boros Jenö im Vorlande des Bihariagebirges.
— Trachyt, diluv. Lehm und Sand. 100—320 Meter. — (An allen
aus dem Gebiete von mir gesehenen Exemplaren war ein Theil der
Blüthen durch Zwiebelknospen ersetzt. — Exemplare ohne Zwiebel-
knospen in der Dolde \^A. pulchellum Don] wurden im Gebiete bis-
her niclit aufgefunden.)
1725. Allium paniculalum Linne Sp. pl. ed. II. p. 428 (exd.
syn.) — Auf sonnigen Hügeln bei D. Földvär an der Donau. — Diluv.
Lehm. 100 -150 Met. (Menyhärth Exsicc. und Kalocsa Nor. p. 179).
— Als Syn. ist hieherzusetzen: A. fuscum W. K. PI. rar. Hung. III.
p. 267, tab. 241. — Der Name A. paniculatum L. ist von den ver-
schiedenen Autoren auf sehr verschiedene Allium-Arlow bezogen
worden, von den wenigsten aber auf jene Art, auf welche die Worte
153
Linne's allein zutreffend sind. Das AUlum, welches Gren. et Godr.
in der Fl. fr. für A. paniculatum ausgeben, kann die gleichnamige
Pflanze Linne's aus dem Grunde nicht sein, weil Linne für sein
A. paniculatum wiederholt die „spatha longissima" hervorhebt, und
weil Linne die Blätter des dem A. paniculatum gegenübergestellten
A. pallens „semiteretia fistnlosa", die Bl.itter des A. paniculatum
aber nicht röhrig, sondern rinnig nennt. Auch wird A. paniculatum
von ihm „in Sibiria, Austria, Italia, Oriente" angegeben, und es ist
daher gewiss auch jene von Italien durch Oeslerreich nach dem
Orient und Sibirien verbreitete Art gemeint, welche von W. K.
a. a. 0. unter dem Namen A. fuscum beschrieben und abgebildet
wurde, um so gewisser, als auf diese die Worte Linne's „petala
obövala, longitudine staminum, spatha apice subulato longissimo"
wie liuf keine der anderen verwandten Arten zutreffen. — Welches
Allium Gren. et Godr. mit „4. paniculatum^ gemeint haben, geht
am besten daraus hervor, dass sie unter den Synonymen ihres „A.
paniculatum"' das A. pallens aufführen. Dieses aber, welchem Linne
halbstielrunde, röhrige Bliitter, eine in eine pfriemliche Spitze aus-
laufende Blüfhenscheide, zur Zeit der Anthese überhangende Blüthen,
verkehrt(Mf(»rmige, stumpfe, grün gekielte Perigonblätter und PoUen-
bliilter von der Länge des Perigons zuschreibt, ist nichts anderes,
als A. oleraceum ohne Zwiebelknospen in der Dolde, wie solches
auf bebautem Lande im südlichen und südöstlichen Europa sehr häufig
vorkommt. — Das A. panicvlatum ß. pallens Gren. et Godr. aber
ist A. Coppoleri Tineo cat. h. Panorm. p. 18 (1827)'"'), eine in der
immergrünen Buschformation der mediterranen Flora weit verbreitete
und auch im südlichen Istrien, sowie in Dalmatien nicht selten vor-
kommende Art.
Dass A. paniculatum Koch Syn. ed. II. nicht die gleichnamige
Pflanze Linne's ist, geht schon daraus hervor, dass Linne die Peri-
gonblätter verkehrteiförmig nennt, während jene des „A. paniculatum^
Koch länglich, spitz sind. Die Blüthenscheide der Koch'schen Pflanze
ist auch durcliaus nicht „longissima"; zudem fehlt das Allium, welches
Koch für A. paniculatum hielt, in Sibirien und im Orient, wo Linne
sein A. paniculatum angibt. — ,,A. paniculatum''^ Koch ist eine in
der mediterranen Flora von Unteritalien bis herauf nach Istrien und
nach Dalmatien sehr verbreitete Art und, wie schon Neilreich in
Diagn, ung. und slav. Pfl. p. 424 muthmasste: A. tenuiflorum Ten.
Fl. Nap. 1. lab. 30. — Freyn hat zwar, irregeleitet durch die von
Todaro unter dem Namen „^. temiiflorum Tenore" ausgegebenen
Exemplare, neuerlich in Verh. d. zool.-bot. Ges. in Wien 1877 p. 209
eine entgegengesetzte Ansicht ausgesprochen; die mir von Cesali
zur Bearbeilunir der AUium-Aview freundlichst zur Ansicht mitge-
theilten Originalexemplare ans dem Herbar Teno res, so wie die
auf den Tenore"schen Standorten auf dem M. Gargano, in der Ba-
*) Syn. sind: A. paruißoru.n Desf. non Linne; A. albidum Presl,
non Fischer; .1. ßavam Salzni non L.
154
silicata und in Calabrien von Huter, Porta und Rigo neuerlich
gesammelten, so wie endlich auch die von mir selbst von Capri und
Castellamare mitgebracliten Exemplare, welche genau der Tenore'-
sclien Abbildung und den Tenor e'schen Originalexemplaren ent-
sprechen, lassen aber in Betreff der völligen Uebereinstimmung des
istrianischen „4. paniculatum^^ Koch und Ä. tenuiflorum Tenore
nicht den gering-sten Zweifel.
Ä. paniculalmn Regel Monogr. AUiorum pag. 191 ist ein un-
wissenschaftliches Gemenge der verschiedensten Arten. Regel legt
noch immer auf das zur Unterscheidung der Arten ganz werthlose
Vorhandensein oder Fehlen von Zwiebelknospen in der Dolde grosses
Gewicht, zieht neben A. tenuiflorum T en. (== A. paniculatmn Koch^
und neben A. Sihthorpianum S. et Sm. etc. auch A. pallens L.
(d. i. A. oleracemn ohne Zwiebelknospen in der Dolde) zu seinem
yA. paniciilatum^ , während er das Linn e' sehe A. paniculatum unter
dem Namen A. fuscum W. K. als eine von seinem „4. paniculatum^
verschiedene Art aufführt.
Bei dieser grossen Verwirrung, welche über die Allium-Arten
der Gruppe Codonoprasum durch Fioch, Gren. et Godr. und Regel
herbeigeführt wurde, scheint es mir am Platze, hier eine auf Unter-
suchung lebender Exemplare begründete Uebersicht der in der österr.-
ungar. Flora vorkommenden Arten dieser Gruppe einzuschalten:
1. Blätter im frischen Zustande halbstielrund, am Rücken und an
den Seiten gerundet, glatt und kahl, an der oberen Seite gegen
die Basis zu etwas abgeplattet, im Alter hohl werdend. 2.
Blätter im frischen Zustande flach, dicklich , am Rücken
von vorspringenden Nerven gerillt oder gekielt, an den seitlichen
Rändern von sehr kleinen hyalinen Zäckchen oder Papillen ge-
wimpert, rauh , an der oberen Seite gegen die Basis zu mehr
weniger rinnig, niemals hohl werdend. 4.
2. Pollenblätter noch einmal so lang als das Perigon; Blätter und
Stengel hechtblau bereift. A. flavum L.
Pollenblätter beiläufig so lang als das Perigon; Blätter und
Stengel dunkelgrün, nicht bereift. 3.
3. Das längere Blatt der Blülhenscheide 1 — 2mal so lang als die
längsten Blüthenstiele; die Blüthenstiele zu keiner Zeit bogig
liberhängend; Perigon 4 — 5""™ lang; Pollenblätter so lang als die
Perigonblätter, die von ihnen getragenen Antheren über das
Perigon etwas vorragend; die reife Kapsel länger als das Peri-
gon. A. Coppoleri Tineo.
Das längere Blatt der Bliithenscheide 2 — 4mal so lang als
die längsten Blülhenstiele; die längeren Blülhensfiele fädlich,
während der Anlhese bogig überhängend; Perigon 6 — 8""^ Jf^^g",
Pollenhlätter nahezu so lang als die Perigonblälter; die von
ihnen getragenen Aniheren aber über das Perigon nicht vor-
ragend; die reife Kapsel so lange als das Perigon
A. oleracewn L.
155
(in nönlliclieren Geg-enden ein Tlieil der Blütlien gewöhnlich
durch Zwiebelknospen ersetzt; in wiirmeren Gegenden meist
oline solche Zwiebelknospen; letztere Form: A. pallens L., DC;
A. paniculatum Gren. et Godr., nicht Linne. Mit purpurnen
Perigonen: A. intennedinm DC)
4. Pollenblatter noch einmal so lang als das Perigon.
A. carinalum L.
(in nördlicheren Gegenden ein Theil der Blüthen gewöhnlich
durch Zwicbelknospen ersetzt; in wärmeren Gegenden meist ohne
solche Zwiebelknospen; letztere Form: A. ptilchellum Don.)
Pollenblätler beiläufig so lang als das Perigon. 5.
5. Perigonbi alter spitz oder kurz zugespitzt; Laubblätter schmal,
nur 1—2"'°' breit. 6.
Perigonblätter stumpf, gerundet, gestutzt oder schwach aus-
gerandef, in der Mitte der Ausrandung mit einem durch den
auslautenden Mittelnerv gebildeten aufgesetzten kailösen Spitz-
chen; Laubblälter 2—5°'°' breit. 7.
6. Dolde armhliitiiig (6 — 15blüthig); Blüthenstiele nahezu gleich
lang, beiläufig zweimal so lang als die Perigone
A Slbfhorpiamim R. et Seh.
(A. montanum S. et Sm., non Schmidt Fl. boem.)
Dolde reiciiblüthig; Blütiienstiele von ungleicher Lange, die
längeren 3 — vielmal länger als die Perigone
A. lenuiflorum Tenore
CA. paniculatum Koch Syn. ed. IL; non Linne).
7. Das längere Blatt der zweitiieiligen Bliitiienscheide 3 — lOmal so
lang als die Blüthenstiele. Perigon 5—7°'°' lang; Antheren zur
Haltte über das Perigon vorragend, von den Perigonhlättern
nicht vollständig verdeckt; Kapsel so lang als das Perigon
A. paniculatum L. CA. ßiscvm W. K.).
Das längere Blatt der zweitheiligen Blülhenscheide 1 — 2mal
so lang als die Blüthenstiele. Perigon 6—8"'°' lang; Antheren
über das Perigon nicht vorragend, vollständig eingesclilossen ;
Kapsel kürzer als das Perigon A. Fussü Kerner*"').
*) Im östlichen Siebenbürgen auf dem Öcsem etc.
Chemische Untersuchung der Nostochaceen.
Von Dr. Jonas Rudolph Strohecker.
L
JKostoc eotninune.
V o 1* u II t e !• s ri c li Tin g.
Es wurden zwei Localformen von iV. commune in Untersuchung
genommen; die eine, die gewöhnliche, wurde am Abhänge vor dem
156
Universitatsg-ebäude, die andere auf Mauern, namentlich in der Künsl-
iergasse daliier, g-esanimelt. Beide ergaben das gleiche chemische
Untersuchungsresultat.
Die Pflanze wurde zunächst zerkleinert im Reagensrohr erhitzt.
Essigsüure-Dampfe und Geruch nach verbranntem Zucker; der Rück-
stand, mit Wasser ausgelaugt, gibt an letzteres Zucker ab. Die
Pflanze enthält sonach einen der Stärkeinehlgruppe ange-
hürigen Körper.
Hierauf zeigte sich, dass N. commune einen in Wasser lös-
lichen und einen, bis auf einen geringen Rückstand, in Aetzkali und
-Natron auflösliclien Theil hat.
Es wurde nun nach und nach mit Aether, siedendem Alkohol,
siedendem Wasser, Aeizkali und schliesslich mit koncentrirter Chlor-
wasserstofFsäure auf die nach dem Trocknen gepulverte Pflanze ein-
gewirkt und die so erhaltenen fünf Abtheilungen der Untersuchungs-
materie je einzeln geprüft.
1. Der ätherische Auszug ergab nur einigen grünen Farbstofl"
und dunkles Extrakt.
2. Der Auszug mit siedendem Alkokol reagirt sauer und schei-
det bei langsamem Verdunsten, nach Art der Krystallisation, theils
auf der Mitte seiner Oberfläche, theils am Boden des Arbeitsgefässes
dünne, an Krystalle erinnernde Blättchen aus. Die Säure, welche
hier vorliegt, wird jedoch ohne Anwendung ganz grosser Mengen
der Pflanze nicht gesammelt und noch weniger untersucht werden
können.
Bei dieser Krystallisationserscheinung schied der Alkohol, ebenso
wie der Aether, am Rande des Arbeitsgefässes grünen Farbstoff aus.
3. Das wässerige Decoct wurde durch Koliren von seinem Rück-
stande gelrennt; Ikmss war dasselbe klar, aber nach dem Erkalten
fiel ein weisses bei Erhitzen wieder sich lösendes Pulver, auf gleiche
Weise wie Inulin lieraus. Aus der klaren Flüssigkeit fällt Alkohol —
es wurde hier nach Goltlieb's Darstellung des Paramylon""') (Anual.
d. Pharm. 75, 51) und Slüde's Darstellung des Everniin (Annal. der
Chem. CXXXl, 241) verfahren — einen weissen, flockig- fädigen
Körper, welcher sehr leiciit in Wasser und ätzenden fixen Alkalien
sich löst, mit HCl in der Wärme schnell in Zucker übergeht und
ebenso rasch oder noch rascher von NO3H in Oxalsäure verwandelt
wird. Mit HCl fällt der beobachtete, der Stärkemehlgruppe angehö-
rende Körper nicht aus seiner kaiischen Lösung und unterscheidet
sich dadurch von Goltlieb's Paramylon.
Ich stellte den Stärkekörper ■'""•) in grösserer Menge dar; er fiel
theils flückig-fädig, von Farbe schneeweiss, theils in fadigen Klümp-
*) Sein Entdecker hat es in Euglena viridis iind in neuester Zeit Dr. Wer-
ner Schmidt und der Verfasser weiter verbreitet gefunden.
**) Es hat sich indessen durch die Fortsetzung der Untersuchung bewie-
sen, dass derselbe ein secundäres Produkt aus dem Nostoclium ist, welcher
Wasser aus der Pflanze aufnimmt. Der Verf.
157
rlion ans, welche letzlere etwas hrämilich erschienen, ohne jedoch
einen chemischen Unterschied von jenem Theile des Niederschlags zu
verrathen. Es wurde auf einem kleinen Colatorium gesammelt und
zur Reinigung nochmals in Wasser gelost; der Körper gab einen sehr
gleichmässigen, glanzenden, kleister-gummiartigen Schleim, der wieder
mit Alkohol versetzt wurde. Der so gereinigte Niederschlag, zwischen
Leinwand gepresst, sollte nun getrocknet werden, nahm jedoch
Avährend dessen mehr eine h raune Farbe an, welche als-
bald nach seiner Entstehung schon gewahrt Averden konnte,
und hielt die letzten Reste von Wasser mit Energie fest;
erst durch längeres Erhalten des Körpers bei 120** C. gab
er dasselbe ab. Diese Eigenthümlichkeit, die man beobachten
kann, wenn man den Körper in nicht ganz trockenem Zustande auf
die Wage bringt und von 10 zu 10 Secunden die Weiterverschie-
bung gebraucht, stimmt mit der hydraulischen Natur des JV.
commune durchaus überein.
Die braune Farbe, welche der Körper gleich nach seiner Rein-
darstellung an der Luft anzunehmen beginnt, hat einen Stich in's
Grüne, so dass die Farbe der Pflanze ein Product der SauerstofFein-
wirkung auf sein eigenthiimliches Stärkemehl zu sein scheint, das
mit Jod, ebenso wie Gottlieb's Paramylon, durchaus keine Färbung
gibt und dadurch von dem Lichenin deutlich sich unterscheidet, ferner
Aehnlichkeit mit Stiide's Everniin besitzt und von diesem namentlich
durch sein Verhalten gegen Wasser die grössle Verschiedenheit
haben wird.
Mit Bleiessig erhielt ich aus zwei verschiedenen verdtinnten
Lösungen des Stärkemehlkörpers einen Niederschlag von „röthlicher
Farbe", den ich zu zwei Elemenlaranalysen verwendete:
1. Analyse: 12-15^ C, 42-35^ H^O, 46-64«*^ PbO.
2. Analyse: 14-19^ C, 41-42^ H,0, 44-40^ PbO.
Die Ursache der Zahlenschwankung rührt von der Beimischung
eines fremden, noch unbekannten Körpers der einen, zur Fällung
verwendeten Lösung des fraglichen Stärkemehles her, was dadurch
bewiesen ist, dass es der aus dieser Lösung erhaltene Nieder-
schlag durch seine etwas veränderte Farbe verrieth. Bei der quan-
titativen Geringigkeit dieser Verunreinigung, welche Gegenstand der
Hauptuntersucluing ist, wird aber von Bedenken über die Verbren-
nungsresultate Umgang genommen und zunächst die Formel des Blei-
niederschlags be>limmt, um über die Natur des vorliegenden Körpers
Klarheit zu erhalten.
Aus den Zahlen der ersten Verbrennung berechnet sich für den
organischen Gehalt des Niederschlags die Formel C^)\^^0.. Da diese
jedoch im Hinblick auf die Zusammensetzung des dem vorliegenden
Körper ähnlichen Everniins als die eines Hydratzustandes erscheint,
auch Bleiniederschläge, die aus ganz konzentrirten Lösungen des frag-
lichen Stärkemeiiles erhalten sind, anders aussehen, wie die analy-
sirten, aus verdünnter Litsung gewonnenen, so wurde jene Formel
verdoppelt und dalier für das vorliegende Plombat die Zusammen-
158
Setzung CgHj^O, -j- 7H, 0, P1)0 angenommen ''•'), was auch der hy-
draulischen Natur unserer Substanz (wie der der Pflanze) durcliaus
entspricht.
Was nun die Benennung meines Stürkemehies betrifft, so bin
ich darüber nicht im Zweifel. Demselben, im Gegensatze zu Goltlieb's
ähnlichen Paramyluin, den Namen Äletamyliim beizulegen, ist gegen-
über der Bezeichnung Inulin für einen dem Amylum naher wie jene
beiden siehenden KOrper, nicht anwendbar, und verbleibe ich dess-
halb bei dem Gebrauche, eine besondere Stärkemehiart nach ilirer
Abstammung zu bezeichnen, nenne also die des Nostoc commune
Nostochin,
von welchem ausser den bereits bezeichneten weiteren Eigenschaften
Unlöslichkeit in Essigsäure und HCl anzuführen sind, sowie, dass Ver-
bindungen mit KCl und NaCl, auf welche geprüft wurde, nicht haben
nachgewiesen werden können, obgleich HCl in der kaiischen Lösung
des Nostochins einen Niederschlag nicht hervorbringt.
4. a) Der Rückstand der Wasserkochung, der frisch liniendicke
Flocken, nach einigem Stehen und Abtrocknen eine lederartige, stark
nach Leim riechende und dadurch entschieden an Leimtannat erin-
nernde Masse bildet, wurde mit Aetzkali und -Natron gekocht, in
welchem er sich bis auf einen geringen Rückstand unter starker
Ammoniakentwicklung iöste. Diese Eigenthümlichkeiten weisen deut-
lich auf die Ansicht hin, dass die Albuminate eine Verbindung von
Kohlenhydrat und NH3 seien (Kekule, organ. Ch. IL 356) und führen
zu der weiteren Ansicht, dass hier das Kohlenhydrat, Nostochin näm-
lich, durch die Einwirkung von Aetzkali auf das Albuminat aus die-
sem frei wird. Die Hauptuntersuchung wird darüber entscheiden.
Aus der alkalischen Lösung des Wasserkochungsrückstandes
wurde ferner durch Eintrocknen bei Ofenwärme mehrfach aber in
kleinen Quantitäten, Lackmusblau erhalten (Orcin, Flechtensäure).
Um nun eine Säure, die ich in der alkalischen Lösung des
Wasserkochungsrückstandes vermuthete, zu erhalten, wurde zunächst
das Nostochin mit Wasser ausgefallt, das Kali des Filtrats mit SO4H3
entfernt, deren Ueberschuss durch NH, abgestumpft, zum Trocknen
eingedampft und mit Aether ausgezogen, der eine gelbe, butterariige,
aromatisch (etwa wie Nitrobenzol) riechende, sauer reagirende Sub-
stanz als Verdampfungsrückstand hinterliess. — Derselbe Ivörper wird
durch seinen Geruch wahrgenommen, wenn man die kaiische Kochung
mit HCl versetzt.
Bei und nach dieser Einwirkung durch Alkali auf Nostoc wur-
den Zersetzungsprodukte der Albuminate, wie Ameisensäure, Leucin
etc. noch nicht gewahrt,
b) Wird der Wasserkochungsrückstand anstatt mit Aetzkali mit
HCl gekockl, so entwickelt sich COg, es scheidet sich Nostochin aus,
*) Ein sich ergebendes geringes Uebergewicht von PbO in dieser Formel
ist der Anziehung von C0„ während der Fällung, Filiration und Auswaschung
des Niederschlao's zuzuschreiben.
159
und der grüne Farbstoff, welcher schon im Aether- und Alkohol-
aiiszug sich bemerUlich macht, wird „priichlig chromgrün", so dass
die Frage aufzuwerfen ist, ob derselbe von dem Tallochlor (Scline-
dermaiin und Knop, Annal. d. Ch. LV. 144) chemische Verschieden-
heit habe, und ihm für diesen Fall der Name „Noslochloi" gebülire.
5. Der Rückstand der Kalikochung löst sich unter Entwicklung
von CO., in HCl.
Auf das Material der drei letzten Abtheilungen der Untersu-
chungen verlheilt sich der anorganische Gehalt der Pflanze, welche
„seh wamm artig" in dem Regenwasser die löslichen Bestandllieile
des Bodens aufsaugt, wobei indessen die Wurzel, die ich an mehre-
ren Exemplaren von N. commmie bei dem hiesigen Universitiitsge-
biiude gefunden habe, nicht mitwirken, sondern nur als Haftorgan
dienen wird; theils gehen also die Mineralsloffe unmittelbar durch
Behandlung des getrockneten und gepulverten Nostoc mit Wasser,
theils durch die aufeinanderfolgenden Einwirkungen von KOH und
HCl in Lösung. NH. wird von der Pflanze gierig aufgenommen; in
Salmiakgeist quillt sie stärker auf, als in reinem Wasser, und er-
klart sich hieraus auch der Umstand, dass dieselbe ganz besonders
nach Gewitterregen über den Erdboden sich erhebt.
HauptuntersucliurLg.
1. Elementaranalyse des Nostochins.
Das oben beschriebene Noslochin wurde mehrfach verbrannt und
folgendes Resultat erhalten :
1. Analyse: C 3878^ - H,0 63-41^.
2. Analyse: C 37-18% — H.O 64-28^.
Schon hieraus ergibt sich die in der Voruntersuchung voraus-
gesehene Formel C^Hj^O-, und indem ich diese der Oeffentlichkeit
übergebe, drücke ich meine besondere Freude darüber aus, hiermit
die erste Isomere neben Slude's Evernihi zu stellen '"").
Zürich, Februar 1878.
Die Beckover Hügel.
Von Jos. L. Holuby.
Am 20. Juni vorigen Jahres ging mein langst gehegter Wunsch,
die zwijchen beckov und Selec gelegenen Hügel zu besuchen , in
*) Wegen der starken Wasseranziclmng des Nostochins, ist bei dessen
Analyse eine besondere üinrictitung erforderlicl), über welctie die Fortsetzung
d. A. mittheilen wird.
160
Erfüllung. Diese Hügel erstrecken sich im Süden des Trenlschiner
Comitates von dem der Inovec-Kette angehörenden Trentschin-Neu-
traer Grenzberge Jakubovä in nordwestlicher Richtung bis zum Dorfe
Krivosüd an der Waag und sind vorherrschend mit Eichen bewachsen,
von welchen sich stellenweise noch sehr respectable, kraftige, alle
Bäume vorfinden. Seit einigen Jahren werden die Eichenwälder auf
eine unbarmherzige Weise gelichtet, um aus alten kräftigen Stämmen
Eisenbahnstaffeln , aus noch jungen Beständen aber Rinden zu ge-
winnen. In allen solchen Schlägen ist die Vegetation üppig aber
ziemlich einförmig.
Auf der Beckover Schlossruine holte ich mir von dem längst
bekannten Standorte Thalictrurh foetidum L., welches heuer in schö-
nen Exemplaren an der östlichen Schlossmauer und in Ritzen des
fast senkrecht abfallenden Felsens angetroffen wurde, und zwar ge-
hört unsere Pflanze zur Var. c. microlobum Schur Enum. Transs.
p. 8. „Foliis subtus glauco-pruinosis , segmenfis subrotundo-cordatis,
trilobis, obtusiusculis." Auf den steinigen, kahlen Hügeln in un-
mittelbarer Nähe der Ruine ist besonders Trigonella monspeliaca L.
hervorzuheben , nur waren sämmtliche Exemplare kaum zollgross
und einfach. Auch hier leisten ihr Medicago minima und M. lupii-
lina L. ß. glanduLosa Nlr. N.-Oe. p. 934 treu Gesellschaft , wie ich
diess bisher überall beobachtete , wo ich diese Trigonella angetrof-
fen habe. Neilreich sagt über dieses niedliche Pflänzchen in der Fl.
V. N.-Oe. p. 935: „Die ganze Pflanze von starkem Meliloten-Geruche;"
doch ist sie bei uns sowohl im frischen als auch im trockenen Zu-
stande ganz geruchlos. Weitere Gefährten unserer Trigonella sind zwei
unscheinbare aber durch ihren drüsigklebrigen öeberzug ausgezeich-
nete Pflänzchen, nämlich: Cerastium glutinosum Fr. und Arenaria
serpyllifolia L. ß. glutinosa Koch (A. mscida Loisl.). Die drüsenlose
Form der A. serpyllifolia wächst überall auf Brachen, die drüsig-
klebrige aber auf trockenen, steinigen Kalkhügeln nicht nur um
Beckov, sondern auch um Tematin und Neustadll im Neutraer Comi-
tate. Eine meist einfache, niedrige, von dichtem kurzhaarigen Ueber-
zuge, graugrüne Form C^. serpyllifolia b. tenuissima Schur Phytogr.
Mitth. p. 137) kommt an sonnigen Stellen auf sterilem Boden ebenso
häufig vor. Auf Brachen wächst hier massenhaft Avena tenuis Mnch.,
dazwischen hie und da Alchemilla orvensis Scop. und Fumaria Vail-
lantii Loisl. Ajuga chamaepitys Sehr, und zwar bloss die rauhhaarige
Form, ist selten. Vergebens war mein Spähen nach der Varietät
glahriuscula m. (^juga glabra Presl Fl. Sic.) , die wir am rechten
Waagufer Beckov gegenüber, sowohl auf Brachen als auch auf Klee-
feldern und ausgerodeten Weinbergen, niciit eben selten antreffen.
Erysimum odoratum Erh. mit buchtiggezähnten Wurzelblättern ist
da auch gemein , dagegen Erysimum Orientale R. Br. höchst selten.
Auf dem Hügel Lasit boten die Holzschläge , die zu meiner
grössfen Freude nicht abgeweidet waren, ausser den allergewöhnlich-
sten Waldpflanzen noch: Ranunculus fallax W. Gr., Vincetoxicum
laxum Barll. , Inula hirta L. vereinzelt und starke Gruppen von
161
/. ensifolia L. , Calamagrostis si/iiiafica DC, Festuca heterophyUa
Lam., F. hirta Host. , Aira flexuosa L. Diess letztere Gras ist hier
auf allen Hügeln zwischen Beckov und Selec verbreitet. An Brom-
beeren wurden beobachtet: Rubus fomentosus Borkh. , sowohl die
Var. Stellinus Ok. als auch Var. glabratus Godr. Ausserdem variirt
diese Art auch in der Bewehrung und Bekleidung des Schässlings,
da es Formen gibt, die nur gleichlange Stacheln auf den Schösslin-
gen haben, und solche , die zwischen den grösseren Stacheln auch
kleinere eingestreut haben; bald ist der Schossling kahl, bald abste-
hend behaart, bald wieder abstehend behaart und reichlich mit Stiel-
drüsen besetzt; R. nemorosus Hayne und der ihm sehr nahe ver-
wandte R. dumetorum N. W. in Formen mit gleichfarbigen , und
unterseits graufdzigen Schösslingblättern , blühten bereits. Aus der
Gruppe der Glandulosen wächst auch hier ein Wirrsal von Formen
durcheinander , von welchen ich jetzt nur den R. hirtus W. K. und
eine an R. Bellardi^.W. erinnernde Form hervorhebe, R. candicans
Whe. fehlt auch da nicht. Der bereits in voller Blüthe prangende
R. plicatus N. W. , den wir in der Umgebung von Ns.-Podhrad am
rechten Waagufer, sowie im Nordwesten des Neutraer Comitates ver-
gebens suchen würden, begleitete mich auf allen Wegen zwischen
Beckov und Selec. An offenen Waldplätzen und an Wegrändern
sammelte ich Potentilla indmata Vill. , die auf besserem Boden
wachsend nur schwer von P. pillosa Wild . unterschieden wer-
den kann.
Von Rosen beobachtete ich: R. gallica L., R. rubiginosa L. und
zwar sowohl die klein- und dunkelrosa-blüthige, als auch die gross-
und lichtrosa-blülhige Form; R. canina L. a. glabrescens NIr. Fl.
N.-Oe. p. 896 , sehr häufig , seltener die ß. pubescens Nlr. I. c, nur
kann von dieser letzteren nicht gesagt werden: „Blattstiele und be-
sonders die unlere Seite der Blättohen flaumig," denn die Blättchen
sind oberseits fast graufilzig. Da R. tomentosa Sm. hier nirgends
vorkommt — bisher wenigstens von Niemandem beobachtet wurde
— kann unsere dichtbehaart-blättrige Rose kein Bastart sein, bei
welchem R. tomentosa betheiligt wäre. Einige Rosenstocke, die mit
Blütlien wie besäet waren und sclion aus der Ferne sich bemerkbar
machten, halle ich für Rosa trachyphyUa Ran. (R. canina y. setosa
Äleyer nach Neilr. Fl. N.-Oe. p. 896). Es ist leicht möglich, dass wir
es hier mit einem illegitimen Nachkommen der R. gallica L. und
R. canina a. zu thun haben; dafür sprechen auch die drüsig-borst-
lichen Kelchrühren, die in der Jugend unterseits rothlichen und reich-
lich drüsigen Schösslingblätter , die grossen , dunkler rosenrothen
Biülhen und das vereinzelte Vorkommen. Da die Beckover Hügel
nur äusserst wenige Quellen und feuchte Lokalitäten aufweisen, so
sind auch die Seggen hier nur durch wenige Arten vertreten, und
wurden nur Carex muricata L., virens Lam., leporina L., Schreberi
Schrank, remota L., vulpina L., vulgaris Fr., hirta L., flara L., disfaiis
L., glauca Scop.. pilosa Scop., pallcsccns L., monlana L., praecox
Jacq. und digilata L. beobachtet.
Oesterr. botan. Zeitschrift, r. Heft. 1878. 13
162
Auf den Hügeln von Drlenovä und Kumovä westlich von Selec
wurden Vacciniuiii Myrtillus L., Pyrola secunda L., Leucobryum glau-
cnm Hampe und Antitrichia curtipendula Brid. — letztere zwei je-
doch nur steril gesammelt. Calluna vulgaris und Genista pllosa sind
hier unzertrennliche Gefährten; beide fehlen im Süden des Tren-
tschiner Comitates am rechten Waagufer; denn das einzige Exemplar
der Calluna, das ich vor mehreren Jahren aus dem Bosacthale erhielt,
dürfte wohl nur zufällig hingerathen sein, da ich seitdem diese Pflanze
bei meinen sehr oft sich wiederholenden Gängen dort nie mehr an-
treffen konnte.
Auffallend ist auch das seltene Vorkommen von Orchideen auf
den Beckover Hügeln; denn mit Ausnahme von Orchis maculata L.
mit weissen, rotlibetupften Blüthen, 0. latifolia L., Gymnadenia
conopsea R, Br. c. comigera Schur Enum. pl. Transs. p. 644., Epi-
pactis latifolia All. sind mir keine nennenswerthen Arten zu Gesicht
gekommen. In Ho'zschlägen wächst auch hier, aber sehr selten,
Aquilegia longisepala Zimmet. Aquil. p. 26. (= Aquil. viscosa Schur
Phytogr. Mitth. p. 63, aber schwerlich W. K.). Diese jedenfalls inter-
essante Pflanze scheint mir nur eine drüsig-klebrige Form der A.
vulgaris L. zu sein, und wurde von mir auch um Tematin im Neu-
traer, bei Sülov, Püchov und im Bosacthale im Trentschiner Comi-
tate an manchen Stellen in Menge und oft mit der drüsenlosen Form
zusammen wachsend angetroffen. Rochel war der erste, der unsere
Pflanze im J. 1808 als „.4. viscosa'^ aus dem Sülover Kesselthalo
bekannt machte. (Man vergleiche Zimmeter 1. c.) An den, gegen
Selec abfallenden kurzgrasigen Lehnen wächst Dianthus deltoides L.,
Lilium Marlagon L. erscheint sowohl hier auf Waldwiesen, wie auch
im Bosacthale in zwei leicht unterscheidbaren Formen, Bei dereinen
ist der obere Stengeltheil von kurzen , dichtanliegenden , weissen
Haaren bekleidet, wie mehligbestaubt, die Blüthenknospen vor deren
Entfaltung dicht in einen spinnwebigwolligen Ueberzug gehüllt, Peri-
gone auf der Innenseite mit dunkelpurpurnen Flecken bezeichnet,
die quirlständigen Stengelblätter breiter und kürzer als bei der fol-
genden; die zweite Form hat einen fast kahlen nur mit sehr spär-
lichen anliegenden Härchen besetzten Stengel, ebenso sind die unent-
falteten Blüthenknospen sehr dünn spinnwebigwollig, welcher Ueber-
zug bald verschwindet, die Stengelblätter schmal und lang, Perigone
purpurn ungefleckt. Da Lilium Martagon auf Bergvviesen des Bosäc-
und Ljeskover Thaies sehr häufig ist, und beide Formen zusammen
vorkommen , werden sie noch weiter beobachtet. — Auf steinigen
trockenen Stellen erscheint häufig Cerastium triviale Lk. in einer
rauhhaarigen, reichlichdrüsigen, kurzkapseligen Form ; an schattigen,
mässigfeucliten Stellen ist die Pflanze meist drüsenlos und immer
weniger behaart; langkapselige Formen sind auch hier nicht selten.
Im Selecer Thale, wo einst eine renommirte Papiermühle stand,
die aber vor einigen Jahren in andere Hände überging , dann ab -
brannte und nicht wieder aufgebaut wurde , sind die Aecker von
mittelmässiger Güte. Es werden da zwar Weizen, Korn, Gerste, IIa-
163
fer, Hanf, Hülsenfrüchte, Kraut, viel Erdäpfel gebaut, aber die Arbeit
ist nicht besonders lohnend, wie man diess an den schwachen Saaten
bemerken konnte. Zwischen den Saaten wachst Vicia mllosa Roth
ziemlich häufig- , und ein Scleranfhus , den icli nicht anders zu be-
zeichnen wage als S. anmms L. Einjährig ist er ganz sicher, ob
aber die von Dr. Reichenbach für Linne's S. annuus erklärte Pflanze,
bin ich nicht im Stande zu entscheiden. Auf Brachen war massen-
haft Filago montana L. und F. arvensis L., häufig auch F. lulescens
Jord. (= F. apiculata Sm. E. B.), dagegen sah ich hier F. cane-
scens Jord. nicht. Dass aber auch diese letztere im Selecer Thale
vorkomme, ist mehr als wahrscheinlich , da sie in unserer Gegend
am rechten Waagufer stets in Gesellschaft mit T. lutescens ange-
troffen wird , am häufigsten und in sehr kräftigen vielstengeligen
Exemplaren in Holzschlägen.
Die wenigen Wiesen am Fusse des Inovec boten ausser Cirsium
rkulare Lk. nichts Nennenswerthes. Da es nicht mehr möglich war
auch den Inovec zu besteigen , wurde der Rückweg über den Berg
Baba (westlich von Selec) angetreten. Hier wurde auf einer Berg-
wiese Danthonia decumbens DC. und ein Dianthus in Knospen ge-
funden, der sich dann, in meinen Garten versetzt, als D. superhus L.
entpuppte. Häufig ist hier überall auf den Beckover Hügeln in Schlä-
gen Betula verrucosa Ehrh. als Strauch, viel seltener aber B. pubescens
Ehr. In lichtem Eichenwalde: Campamda persicifolia L. ß. hirta m.
selten, dagegen die kahle Form häufig. Ebenso häufig ist auch Koeleria
cristata ß. maior Nlr. und Clematis recta L. Dr. Schur bemerkt in
seinen Phytograph. Bemerk, p. 7 bei dieser Pflanze: „dass die ersten
basilaren Blätter nicht gefiedert sind, sondern einfach" und erwähnt
eine Var. c. heterophylla. Bei jungen Pflanzen sind die ersten Blätter
immer einfach, nur die oberen Slengelblätter sind fiederschniltig.
Ich besitze ein Exemplar , das auch zwischen den fiedersehnittigen
Stengelblättern ein einfaches Blatt hat; diess ist aber nicht etwa
eine Varietät, sonde-rn ein reiner Zufall. Nachdem noch ausserhalb
des Waldes auf Triften Hieracimn Pilosella X praealtum Wimm. ein-
gelegt und Jasione montana L. notirt wurde, ging es über Beckov
wieder dem Hause zu.
Ns. -Podhrad, 8. Februar 1878.
Die Arten der Pyrenomycetengattung
Sporormia de Not.
Von G. V. Niessl.
(Fortsetzung nnd Schluss.)
c) Spore 5 bis 9zellig.
13. Sporortnia variabilis Winter (Hedw. 13. Bd. p. 50).
Perithecüs sparsis, primo semi-immersis , dein super ficialibus , sub-
13^^
164
giobosis, aterrimis, glahris, rugulosis, hremssime papillatis ca. 500
micr. alt., ca. 420 7mcr. lalis^^ Ascis ample-cylindraceis, bre-
viter stipitatis, 280—290 micr. long., 31 — 40 mic7\ tat., para-
physibus fiUfornübus , ascis longioribus obvallatis. Spoi'idiis sub-
distichis, cylindraceis, fusco-nigris, 5 — 6 — 7 — 8 meris (unde
nomerQ, muco kyalino innolutis, 62 — 75 micr. lg., 14 — 19 tnicr. lat.,
sporarum segmentis magnitudine varia, terminalibus fere duplo lon-
gioribus.
Auf Kaninchenkoth in Thüringen. August.
Diese mir nicht bekannte Art eitire ich hier mit der Beschrei-
bung des Autors. Dass Auerwald's Sp. heptamera in den Formen-
kreis derselben gehöre , wie Winter vermuthet , glaube ich nicht,
wenigstens haben die zahlreichen Exemplare, welche ich von dem,
was ich für die Auerswald'sche Art halte, untersuchte, stets keulen-
förmige Schlauche und nie andere als 7zellige Sporen.
14. Sp. coniiniitatfi n. sp. Peritheciis sparsis, erumpenfi-
bus, depresse-globosis, minutis (220—250 diam.), carnose-mem-
branaceis, atris, glabris, ostiolo papillaeformis; ascis ex oblonge
clavatis, stipite breu abrupto., 140 — 180 Igs,, 18 — 21 Its.; spori-
diis superne stipate 3 stichis, inferne 1 — 2 stichis, rectis vel parum
curratis, subclavatis, seu articulis in apicem latioribus,
valde obtuse rotundatis, fusco-atris, subopacis 50 — QO Igs., 8 — 10 Its.,
7 — 8-vel 9 cellularibus plus minus facile secedentibus; articulis
mediis rotundatis 5 — 8 Igs., terminalibus parum longioribus. Para-
physes dense stipatae paulum super ant es, articulatae.
Auf Rinderkoth bei Lellekowitz nächst Brunn, im Juni.
Die Veränderlichkeit der Zellenzahl der Spore scheint bei die-
ser Art (wie bei Sp. variabilisj charakteristisch zu sein, so zwar,
dass man nichc angeben kann, welche die eigentlich typische ist. In
einem Peritliecium , ja in einem Schlauche, finden sich ganz reife,
7 — 8- und Ozellige Sporen. Die mittleren Segmente sind kurz,
höchstens so lang als breif, doch nicht sehr gleich; sie nehmen gegen
aufwärts an Breite zu. Von Sp. variabilis unterscheidet sie sich
sehr leicht, nicht nur durch die doppelt kleineren und zarteren Peri-
thecien, sondern auch insbesondere durch die schlankeren Sporen
(Breite zur Länge, wie 1:6—7, bei Sp. variabilis wie 1:4), und
Schläuche. Die meiste Aehnlichkeit hat sie mit Sp. vexans , welche
ich nur aus der Beschreibung kenne. Doch spricht bei dieser, abge-
sehen davon, dass die Grösse der Schläuche und Sporen geringer
ist, Auerswald nur von 7zelligen Sporen. Möglich, dass Sp. vexans
in den Formenkreis vorliegender Art gehört.
d) Sporen 8zellig.
15. Sp. ocfoinera Auersw. (Hedw. 7. Bd. p. 70.) „Pyreniis
giobosis, membranaceis, minute papillatis, immer sis, atris; ascis
clavatis in stipitem capillarem basi angustatis, parte spo~
rifera 90 micr. longa, 18 lata; sporidiis 8-meris muco hyalino
amplo intolutis, subtriserialiter stipatis, 40 micr. longis (absque
165
volva mucosä) 5 — 6 Its., sporamm segmentis laxe et non nisi
muciope cohaerentibus 3 — 4 terminalihus 4 — 6 micr. longis.^^
„Diese Art besitist die grössten Pyrenien, ^/s Millim., und lebt
auf Scbafmist." Arnstadt, Brunn (Fleischliak, Niessl).
Obgleich Auerswald die Art nach Exemplaren , welche er von
mir erhalten hat, beschrieb, ist sie mir doch unbekannt geblieben,
da ich die betreffenden etwa im J. 1865 gesammelten Stücke nicht
mehr zurück erhielt, und später nie mehr eine zur obigen Beschrei-
bung nur einigermassen passende Form finden konnte. Wie man
sieht, besitzt sie bei verhältnissmässig grossen Perithecien die klein-
sten und namentlich die schmälsten Sporen unter allen Verwandten
mit Szelligen Sporen. Ferner zerfallen sie offenbar leicht in die ein-
zelnen Zellen. In der beigegebenen Figur sind die einzelnen Ab-
schnitte der Spore schon getrennt und nur durch die Schleimmasse
zusammengehalten, wovon auch in der Beschreibung die Rede ist.
Die wirkliche Länge der Spore wird also wohl nicht viel über
30 Mikrom. betragen, Avas man auch aus den angeführten Dimen-
sionen der Zellen schliessen kann , so dass die Grösse etwa jener
von Sp. minima entspräche. Es ist somit kein Zweifel, dass keine
der hier beschriebenen Arten mit Szelligen Sporen mit vorliegender
identisch sein kann.
16. Sp. pfisctia n. sp. Peritheciis plus minus gregariis, immersis,
Strato crustoso tenuo aterimo (Stroma?) tectis, subglobosis,
purum depressis, minutis (180 — 220 diamj atris membranacee-
carnosis, glabris, ostiolo m inuto papillaeform i ; ascis siibtubulosis,
vel deorsum lafioribus, sttpite abrupto interdum elongato 120 — 150
Igs., 18 — 21 Its.; sporidiis subparallele ~ im bricate ordinatis,
cijlindraceis, rectis articulo quart. parum superante . ufrin-
que late rotundatis, fusco-atris subopacis 33 — 40 Igs., 7-^9 Its.
S-cellularibiis ; articulis plus minus solide cohaerentibtis,
mediis quasi compressis brevioribus. Paraphyses parum superantes,
coallitae, ramulosae.
An Hasen- und Schafkoth bei Lellekowitz nächst Brunn,
im Juni.
Eine sehr ausgezeichnete Art. Zunächst sieht man das Sub-
strat stellenweise auf einigen Millimetern Ausdehnung mit einer
fleckenformigen dünnen schwärzlichen Kruste überzogen , welche
durch die vortretenden Mündungen punktförmig aufgetrieben wird.
Die Perithecien und Schläuche, sowie insbesonders die Lage der Spo-
ren sind ähnlich wie bei Sp. intermedia , dagegen ist die 8zellige
Spore ganz anders. Die Zellen haften fest zusammen und trennen
sich auch nach dem Austritte aus dem Schlauche nicht gar leicht. Die
inneren sind gewöhnlich viel kürzer als breit, eine davon, in der
Regel die vierte von oben, springt gewöhnlich ein wenig vor, doch
bleibt die Spore im Umrisse walzenförmig.
Wegen der verhältnissmässig kleinen Sporen kimnte sie zunächst
nur mit Sp. octomera verglichen werden, von welcher sie sich (nach
deren Beschreibung) jedoch durch die fast röhrenförmigen, eher nach
166
abwärts verbreiteten Schläuche mit abgesetztem Stiele und die fest
zusammenhaftenden Sporenzellen leicht unterscheiden lässt.
17. Sp. pulchra Hansen (Fungi fimicoli danici p. 113 und
17. Tab. IX. F. 1 — 6.) Peritheciis elongatis, pyriformibus^
320 — 420 allis, immersis, ostiolo recto vel curvato saepe
gibboso, subcylindraceo peritkec. semidiam. fere supe-
rante, atris; ascis elongate oblongis vel cylindraceis, stipite
brevi abrupto 160 Cpt^rs sporj longis 30—38 latis; sporidiis sub~
cylindr aceis vel parum fusiformibus, rectis vel leviter cur-
vatis, olivaceo fuscis 8 cellularibus, late roduntatis 47 — 57 Igs.,
12 — 14 Its. Paraphyses paucae, ascos mx superantes articulatae.
An Schaf- und Kuhkoth in Seeland und Julland , April bis
August. Mit Rücksicht auf die Zeichnung des Autors möchte ich die
Sporen der Mehrzahl nach eher etwas keulenförmig nennen, wobei
die 3. oder 4. Zelle die breitere ist. Freilich sind ganz cylindrische
auch abgebildet. Die inneren Zellen sind meist kürzer als breit, die
Enden sind sphärisch abgerundet. Nach Zeichnung und Beschreibung
zu schliessen, haften die einzelnen Zellen ziemlich fest aneinander.
Die ganze Spore ist jener von Sp. corynespora höchst ähnlich, allein
die Schläuche sind durchaus nicht so keulenförmig wie bei dieser,
und die Perithecien sind durch die langen Mündungen ausge-
zeichnet.
18. Sp. corynespora n. sp. Peritheciis sparsis vel hinc inde
caespitosis immersis, globosis vel ovoideis, majusculis (320 — 400 diamj
atris glabris, carnosis ostiolo exiguo, papillaeformi vel brevissime
conico; ascis distinctissime clavatis, inferne attenuafis, stipite
elongato, 140—180 (pars spor.) Igs. (stip. 70—100), 24— 26/^s.;
sporidiis dense stipatis 2 — 4 stichis, rectis vel leviter curvatis,
parum clavatis, utrinque valde obtuse rotundatis, saturate fuscis,
45 — 60 Igs., 10 — 12 Its., 8-cellularibus; articulis plus minus
cohaerentibus, mediis brevibus, rotundatis, tertio maximo. Para-
physes crassae, bacciligerae, guttulatae, superantes, laxe ramosae.
An Hasenkoth im Schreibvvalde bei Brunn, Juni bis September
gar nicht selten, doch meist sehr vermischt mit anderen Arten. Ein-
mal auf Schafkoth auf dem Kuhberge im Oktober.
Von allen Arten hat diese die ausgezeichnetsten keulenförmi-
gen, allmälig in den oft sehr langen Stiel verlaufenden Schläuche,
deren breiteste Stelle unterhalb des Scheitels liegt. Minder distinkt
ist die Keulenform der Spore, doch wird dem aufmerksamen Beob-
achter nicht entgehen, dass die Breite der Abschnitte in der Regel
von oben bis zur dritten Zelle zu- und nach abwärts wieder ab-
nimmt.
Die inneren Zellen sind kürzer als breit und haften ziemlich
fest zusammen.
Sp. pulchra Hans. , welche nach der Zeichnung zu urtheilen,
sehr ähnliche, doch minder keulenförmige Sporen hat, unterscheidet
sich durch die langhalsigen Perithecien und die oblongen oder röhren-
förmigen Schläuche mit kurzem abgesetzten Stiele. Sämmtliche drei
167
Schlauclizeichnung'en bei Hansen stellen nämlich die Form so dar,
wie sie bei Sp. intermedia vorkommt.
19. Sp. insignis n. sp. Peritheciis sparsis, immersis, sub-
globosis, majusculis (280 — 330 diam.) carnosis, atrofuscis,
glabris, ostiolo conico vel cylindrice-elongato; ascis oblonge-
clanatis in stipitem brevem attenuatis 200 — 225 Igs., 40 — 45
Its.; sporidiis subparallele stipatis superne 5 — 6, inferne
2 — 3 stichis, ealde elongatis, cylindraceis vel subfusifor-
mibus, seu utrinque partim attenuatis, atrofuscis, subopacis 105 —
120 Igs., 14 — 15 Its., 8-cellularibus ; articulis facile seceden-
tibus, mediis subaequHaterale-cylindraceis vel paulum longioribus,
truncatis, Paraphjses longe superantes, guttulatae laxe ramosae.
An Hasenkoth im Sclireibvvalde bei Brunn. August,
Ausgezeichnet durch die breiten Schläuche und die langen und
robusten Sporen. Die mittleren Glieder stellen entweder einen nahe
gleichseitigen oder etwas verlängerten Zylinder mit etwas abgerun-
deten Kanten dar, die Endzellen sind konoidisch verschmälert. Die
Zellen trennen sich leicht. Es ist keine ähnliche unter den Formen
mit achlzelligen Sporen und nur mit Sp. gigantea, welche aber vier-
zellige Sporen hat, wäre sie im Allgemeinen vergleichbar, doch ist
sie zarter als diese.
20. Sp. gigaspora Fckl. (Symb. 1. Naclitr. p. 37.) Perithe-
ciis in massa grumoso-gelatinosa, sordida insidentibus, demum
liberis, atris, gregariis, ^/^ — 1 Mm. diam.; globosis ., in ostiolum
CO nie um, obtusum attenuatis, demum perforatis et evacuatis; ascis
amplis, oblojigis, antice partim crassioribus, sessilibus, 136
Igs., 24 Its.; sporidiis inordinatis, subcylindraceis, 8 celiula-
ribus, ad articulos constrictis, juvenilihus a zona gelatinosa tenui
circumdatis, demum in articulos secedentibus, totis 72 juicr. longis,
9 Its,; articulis singulis irregulariter globosis, 9 micr. diam., fuscis.
An Holz, welches auf ammoniakaliscliem Schlamme faulte. Herbst.
Oestrich,
Mir unbekannt. Durch die grossen Perithecien ausgezeichnet,
und wegen der oblongen unten breiteren Schläuche wohl auch sonst
mit keiner der verwandten Arten zu verwechseln.
21. Sp. ßmeiaHa de Aoi. Micr. ital. dec. V. p. 10. (Sphae-
ria fimetaria Rbh. herb. myc. ed. I. 1733.) Pyreniis depresso-globosis,
membranaceis , ostiolo simplici (Sphaerellarum more) perforatis,
nigris; ascis cylindraceis, basi in stipitem brevem attenuatis, SO. micr.
longis 14—16 Its. , sporidiis sub-20-meris bacillaribus,
parallele ordinatis, absque volva mucosa visibili, 60 micr. longiSy
4 vix Its.; spor. segmentis mediis 273 niicr. fere , terminalibus
4 Igs.
Auf Kuhmist. Sie ist der äusseren Gestalt nach der Sp. minima
höchst älinlich. Die vollkommen parallele Lage der Sporen unter-
scheidet sie von allen anderen Arten. Die Mittelglieder der Sporen
sind breiter als lang.
1G8
Ich habe die Art nicht selbst untersuchen können, da mein
Exemplar der obenzitirten Sammlung nur sporenlose Perithecien auf-
Aveist und ich sie selbst nicht fand. Die obige Beschreibuag entspricht
der Analyse von Auerswald (Hedw. 7. Bd. p. 69).
Brunn, September 1877.
Bericht
bezüglich des ökonomischen Werthes der verschiedenen in Süd-Australien vor-
kommenden Uucalyptus-Arien von R. Schomburgk, Direktor des botanischen
Gartens in Adelaide, Süd- Australien.
Vor wenigen Tagen kam ein gedruckter Bericht R. Schomburgk's
über den ökonomischen Werth der Eucalyptus-W6\zer Süd-Austra-
liens in meine Hände, dessen Uebersetzung ich hiermit folgen lasse.
Australiens grosse Gattung „Eucalyptus^ dominirt auch im ganzen
Territorium von Süd- Australien, jedoch aber, mit einer geringeren
Artenmenge im Vergleiche mit jenen, welche in Ost-, Nord- und West-
Australien vorkommen. Die Anzahl der bis jetzt in Australien be-
kannten Eucalypti beläuft sich auf 134 Arten, und von diesen
erscheinen aber nur 30 Arten in dem aussertropischen Theile Süd-
Australiens.
Die Eucalypti Süd-Australiens erreichen keine so bedeutende
Höhe als jene des Ostens, Nordens und Westens. Die durchschnitt-
liche Höhe, welche die grössten Bäume erreichen, steht zwischen 120
bis 130 Fuss mit einem Stammdurchmesser von 6 bis 8 Fuss und
solche Bäume sind nur in Distrikten anzutreffen, welche guter Boden
begünstiget oder welche an den Ufern der Flüsse stehen. Aber diese
Höhenmasse verschwinden zur Winzigkeit im Vergleiche zu jenen
Bäumen, die in Victoria, Tasmanien und in West-Australien er-
scheinen.
Unter den 30 Eucalyptus- Arten, welche ausserhalb de« Tropen-
gebieles Süd- Australiens vorkommen, gibt es ungefähr nur 10 Arten,
deren Holz eben viel benutzt und geschätzt wird. Schomburgk hält
aber dafür, das diess bei Weitem keine vollständige Aufzählung der
werthvollen Eucalyptus- Xrien ist. Der grösste Theil vom Innern
Süd-Auslraliens besitzt eine Bevölkerung, welche nur dem Weidegrund
nachstellt und die für das Bauholz keine weitere Verwendung kennt
als die Errichtung von roh gezimmerten Gebäuden , Umzäunungen
u. s. f., daher viele Eucalyptus- Arien, welche im Innern erscheinen,
ein werthvolleres Bauholz abgeben dürften als jene, welche der Küste
zunächst wachsen.
Die meisten bekannten, werthvollen Eucalyptus- Arien werden
durch beigelegte Colonialnamen unterschieden, als: Red-, Wliite-,
Bluc- und Swamp-Gum, Stringybark, Peppermint, Ironbark, Mallee
169
etc. Aber in den benachbarten Colonien bezeichnen verschiedene
Trivialnamen oft die gleiche Eucalyptns-Art.
Eucalyptus rostrata Schlecht. (The red Gum) ist ein sehr starker
100 — 130 Fuss hoher Baum. Sein Holz wird zu den werthvoU-
sten Bauhölzern der Kolonie gezählt. Es ist sehr feinkörnig,
fest und dauerhaft und gibt das beste Holz für Erdbauten,
Brücken, Eindämmungen, Eisenbahnschwellen und SchifFholz. Es
besitzt ausserdem noch die besondere Eigenschaft, dass es nie
von der weissen Ameise befallen und als die dauerhafteste
Holzsorte von ganz Südaustralien bezeichnet wird.
Eucalyptus Stuartiana F. Muell. (The White Gum.) Ein grosser Baum,
dessen Holz aber nicht so hart und feinkörnig ist, als jenes der
E. rostrata. Es findet zu Pfosten, Eisenbahnschwellen und son-
stigen Bauten Verwendung.
Eucalyptus obliqua L'Heret (The Stringybark) ein starker, 120 — 140
Fuss hoher Baum, dessen Holz der Eigenschaft wegen, dass es
sich sehr leicht spalten lässt , sehr gesucht wird. Es findet zu
Schindeln, Schienen und Dachkonslruktionen Anwendung, ist
aber für Grundbauten nicht verwendbar.
Eucalyptus odorata Behr (The Peppermint). Ein mittelgrosser Baum,
dessen Holz nur zu Pfählen und als Brennholz taugt.
Eucalyptus leucoxglon F. Muell. (The Ironbark.) Ein Baum mitterer
Hiihe, der ein sehr hartes und dauerhaftes Holz für Bauten und
Pfahlvverke abgibt.
Eucalyptus hemiphloya F. Muell. (The Box tree). Das Holz dieses
kleinen Baumes zeichnet sich durch Härte und Zähigkeit aus.
Eucalyptus gracilis F. Muell. (The Bastard Box.) Ein kleiner Baum,
an dessen Holze die Härte und Zähigkeit gerühmt wird,
Eucalyptus dumosa A. Cunn. (The Mallee.) Ein kleiner Baum oder
baumartiger Strauch mit sehr hartem feinkörnigen und zähen
Holze, welches bei Umzäunungen in Anwendung kommt.
Eucalyptus siderophloia Benth. (The Swamp Gum.) Das Holz dieses
grossen Baumes, welches sehr dauerhaft ist, wird für Gebäude
und Zäune verarbeitet.
Ausserdem dass Eucalyptus durch das Bauholz grossen Nutzen
gewährt, besitzen diese Bäume noch andere vortreffliche Eigenschaften,
unter welchen besonders die wohl schon bekannte Tliatsache anzu-
führen ist, gegen Fieberkrankheiten wirksam verwendet zu werden.
Aus Eucalyptus obliqua, leucoxylon und rostrata wird Essigsäure
(acetic acid), aus dem Holze von Eucalyptus leucoxylon und obliqua
ein Hülzgoist, — und aus den Blättern der Eucalyptus riminalis^
Stuartiana und citriodora ein Oel (esscntial oil) gewonnen, während
das Holz von Eucalyptus rostrata, leucoxylon und obliqua zur Theer-
bereilung verbraucht wird. Die Rinde der Eucalyptus Stuartiana,
obliqua, rostrata und leucoxylon liefert in ihrer Verarbeitung ein
sehr schönes Papier. Auto ine.
170
Das Pflanzenreich
auf der Yl'iener Weltansstellnng im Jahre 1873.
Netizeu über die expoiiirleu Pflanzen, Pflaiizenrohstoffeuud Produkte, sowie über ihre bildlicheü Darstellungen.
Von Franz Antoine.
(Fortsetzung.)
Holzmaster.
Hibiscus tiliaceus L. (Demajagua).
Juglans regia L.
Hex aquifolium L. (Albo).
Laplacea Curtyana Rieh. (Aman-
dier).
— var.
Laurus marfinicensis Jcq. (Sigua).
Laetia apetala Jcq. (Guaguasi).
Morus nigra L.
Oreodoxa regia H. B. (Palmier
royal).
Populus nigra L. (Leard).
— alba L.
Cannabis sativa L.
— gigantea.
Gossypium album Wight.
Adiantum Capillus veneris
Althea officinalis L.
Bryonia alba L.
Coriaria myrtifolia L.
Datnra Stramonium L.
Hyssopns officinalis L.
Juniperus communis L.
Illecebrum Paronychia L.
Lavandula Spica DC.
— Sfoechas L.
Pirus communis L.
Pinus Pinaster Ait. (Pin rodeno).
— sylvestris L. (Pin valsain).
Quercus Robur Willd. (Rouvre),
— Toza Bosc.
— Suber L.
Swietenia Mahagoni L. (Acajou).
Tilia europaea L.
Trichilia spondioides Jacq. (Yu-
baban).
Trophis americana L. (Ramo de
Caballo).
Ulmus campestris L.
€espinnstpflanzen.
Stipa tenacissima L. (Spartograss).
Tillandsia usneoides L. (Guajaca).
Arzneimittel.
L.
Glycyrrhiza glabra L.
Malva sylvestris L.
Papaver somniferumL. Opium, ein-
heimisches.
Pimpinella Änisum L.
Rosmarinus officinalis L.
Salvia officinalis L.
Sambucus niger L.
Scor zoner a hispanica I.
Teucrium Polium L.
Genassmittel and Früchte.
Amygdalus communis L.
— communis dulcis Hort.
— „ fragilis Heller.
— Amandes d'en Pota.
— „ d'en Cosme.
— „ del anyer.
— » d'en cresteta.
Amygdalus Amandes angina.
— Amandes fine.
— „ d'en Blanquet.
— „ d'en Rameil.
— „ d'en Pon.
— n d'en Bolich.
— „ Grossos und ausser
171
diesen noch mehrere andere
Sorten.
Arachys hypogaea L.
Arbutus Uta ursi L.
Ceratonia Siliqua L. (Caroubes).
Aeusserst reich vertreten.
Cor y Ins Avellana L. Sehr häufig
ausgestellt.
Crocns sativus Smith.
Cyperus escuhntus L.
Castanea vulgaris Lani.
Capsicum annuum L,
Juglans regia.
Nicotiana Tabacnm L. In Blättern,
Cigarren und Pulverform.
Pistacia vera L.
Pinus Picea L.
Solanum Melongena.
Saccharum officinarum L.
Orangenblüthen-Wasser.
CoDserven.
Pflaumen, Paradiesäpfel, Aprikosen, Reine-Claude, Trüffel, Oliven grüne
und schwarze, Kappern.
Färbepflanzen and Extrakte.
Brasilienholz {Morus tinctoria L.).
Campecheholz (^Eaematoxylon cam-
pechianum L.).
Quercitron (Quercus tinctoria L.
Willd.).
0 e
In unendlich
Ceratonia siliqua.
Reseda luteola L.
Rhus Cotinus L.
Sarsaparilla (Smilax Sarsapa-
rilla L.).
1 e.
Juniperus.
Sahia.
Amygdalus.
Anis-
Olea europaea L.
vielen Mustern.
Unona odoratissima Roxb. (Ylang
ylang).
Weine und Liqneare.
Museal, Vin Garancha, Lacrimae, See, Malaga sec, Apfel-Schaum-
wein, Anis- und Rosen-Liqueur.
Getreidesorten nnd Hülsenfrüchte.
Avena orientalis Schreb.
— sativa L.
Bromus Schraderi Kunth.
Cicer arietinum L.
Cannabis sativa L.
— gigantea.
Dolichos melanophthalmus DC.
— sinensis L.
Ervum Ervilia L.
— Lens L.
— monanlhos L.
Fagopyrum esculentum Moench.
— lataricum Gaertn.
Holcus spicatus L.
Hordeum vulgare L. (Cebada).
— coeleste P. B.
Lathyrus sativus L. (Almoratas).
Lupinus albus L.
Onobriches sativa Lam.cEsparcelo).
Oryza sativa L.
Pisum sativum L.
Panicum miliaceum L.
— italicum L.
Phaseolus vulgaris L.
_ „ niger.
— unicolor.
— compressus DC.
— ■ saponacens Savi.
— montmalonas.
— microspermus Orteg.
— tumidus.
— multiflorus Lam.
Trtticum turgidum h.
— monococcum L.
— hybernmn L.
— durum L.
— polonicum L.
— Spelta L,
Vicia faha L. (Habones).
— sativa L. (Arbejas).
— narbonensis L.
Zea Blays L.
172
Phaseolus multiflor. coccineus Hort.
— haematocarpos Savi.
— ohlongus Savi.
— „ carneo venosus.
— „ semine rubro.
— sphaericus Savi.
Polygonum Fagopyrum L.
Phalaris canariensis L.
Seeale cereale L.
Triticum vulgare aestwum L. (Ble
xexa) äusserst zahlreich vor-
handen.
Barcelona hatte nur 12 Kästchen mit Reis, Gerste, Bohnen etc.
gefüllt.
Die Societa de agricultura de Valencia hatte in 72 Kästchen
Mandeln, Johannisbrot, Knoblauch, Gurken u. s. f. ausgestellt.
Ausserdem gab es noch 80 Sorten Mais, worunter prachtvolle
Kolben waren, und 280 Sorten Bohnen. Oliven in mehreren schönen
Sorten. Von Nüssen zählte man 9 Sorten, von Mandeln 27 Sorten.
Feigen lagen ebenfalls in vielen Mustern auf und von Nahrungs-
und Genussmitteln gab es noch Haselnüsse, getrocknete Pflaumen,
Birnen, Zibeben und vielen Tabak, sowohl in Blättern als auch ver-
arbeitet.
Die Oele waren vertreten durch Oliven-, Mandel-, Pome-
ranzenschalen- und Terpentinöl, die Conserven durch Oliven und
Gemüse.
Unter den sehr zahlreichen Weinmustern waren Muscat, V. de
Douro, V. de Cariavellas, V. de Porto am hervorragendsten ver-
treten, und ausser den vielen Faserbündeln von Hanf und Lein, war
Korkholz, als bedeutender Exportartikel auf die grossartigste Weise
ausgestellt. Ebenso wurde von SHpa tenacissima eine sehr grosse
Anzahl von oft sehr voluminösen Bünden in verschiedener Länge
und Dicke aufgelegt.
Die kanarischen Inseln schickten Cochenille in mehreren Mu-
stern ein, und von den Balearen lagen Oliven, Kappern und 42 Sor-
ten Bohnen vor.
Portugal.
Besonders viele Holzmuster, welche der Form nach theils aus
geschnittenen und kantigen Stücken, theils aus Stammabschnitten,
die der Länge nach gespalten und mit Charnieren verbunden waren,
kamen in der Agrikulturhalle Portugals vor. Bei etwa 220 Exem-
plaren fehlte der botanische Name und es trat die portugiesische
Benennung an ihre Stelle.
Die Administration des forets du Royaume hatte nachfolgende
Musler ausgestellt, und zwar:
173
Acer pseudoplatanus L.
Arbufns Unedo L. 34 Cm. im Durch-
messer.
Alnus glufi?iosa Willd.
Buxiis sempercwens L.
Corylus Avellana L.
Casfanea vesca Gaertn.
Cerasus Lusitanica Mill.
Cnpressus Lusitanica Tournef.
— glauca Lam.
Crataegns Oxyacantha L.
Erica arborea L.
Fraximis excelsior L.
Hedera Helix L.
Hex aqinfolium L. 37 Cm. Durch-
messer.
Lanrns nobilis L.
Mijrtus communis L.
Myrica Faya Ait, 23 Cm. Durch-
messer,
Pistacia Lentiscus L.
Phillyraea angustifolia L.
— latifolia L.
Pmws Pmert L.
— marilima Mill.
Persea indica Spr.
Quercus Suber L.
— Tosa ßosc.
— racemosa.
— ■ coccifera L.
Quercus Lusitanica Lam.
Rhamnus Frangula L.
— Alaternus L.
Spartium album Desf.
— junceum L.
Sa/j'a; a/öa L.
. — atro-cinerea.
Ulex europaeus L,
Ulmus campestris L.
Viburnum Tinus L.
Das Instituto Agricolo de Sn. Isidor stellte 180 Muster aus-
Sämmtliche Muster waren aber so hoch angebracht, dass nur die
hier -aufgeführten gelesen werden konnten.
Ahius glutinosa Willd.
Acer platanoides L.
Ailanthus glandulusa Desf.
Betula alba L.
Fagus syhatica L.
Juniperus Sabina L.
Populus nigra L.
— pyramidalis Rozier.
Cerealien nnd sonstige Sämereien.
Das Instituto Agricolo de Sn. Isidor brachte nahe an 300 Sa-
menmuster zur Vorlage, darunter;
Phaseolus compressus DC.
— • oblongus Savi.
Panicum ilalicum L.
Triticum vulgare Vill. In 23 Mu-
stern von verschiedenen Pro-
vinzen.
Vicia narbonensis L.
Mais endlich laff in 3G Muslern auf.
Arena sativa L.
Beta Cicla L.
Dolichos melanophthalmus DC.
Ertum Lens L. In 2 Sorten.
Lupinus albus L. In 2 Sorten.
Pisum satitum L. In 6 Sorten.
Phaseolus mulfiflorus Lam.
— saponaceus Savi.
England.
Die meisten Produkte des Pflanzenreiches, welche das verei-
nigle Königreich produzirte, fanden ihren Aufstellungsort in der Agri-
kullurhalle. Neben den gigantischen Dampfpflügen der englischen Aus-
steller und einer Unzahl von Geriithschaften, welche die grossen
Forlschritte im Ackerbauwesen dieser Nation beurkunden, erhoben
174
sich gewaltige Pavillons, reichlich mit Cerealien, sonstigen Sämereien
und Knollengewächsen besetzt.
Die Firma Carter, Dunett & Beale allein stellte über 800 Musler
in einer Weise aus, dass bezüglich der Ausbildung in den Frucht-
körnern, der Menge und Reinheit des Produktes nichts zu wünschen
übrig blieb. Dasselbe war auch bei Button & Son der Fall. Die gang-
barsten Gemüsesorten, Kartoffel und Rüben, waren in natürlicher
Grösse aus Papiermache geformt und naturgetreu kolorirt. Die Ab-
fassung ihrer Kataloge ist musterhaft, reich und sauber mit Holz-
schnitten illustrirt und sowohl in so kompendiOsem Format, um ihn
in die Westentasche zu schieben, oder in umfangreicher Grösse aufgelegt.
Unter den vielen Gartengeräthen waren Terracotta-Gefässe für
die Farnkräuter-Kultur, überwiegend vertreten, da diese Pflanzen-
gattung sich einer allgemeinen Beliebtheit erfreut und kultivirt wird.
Ferner gab es Oelsamen und gepresstes Oel, Starke in ver-
schiedenen Sorten, wie auch Reisstärke in Pulverform.
Konservirte und komprimirte Gemüse und sonstige Nahrungs-
mittel waren in unzähligen Mustern vorhanden, denen sich Weine,
Whiskey, Extrakte und Essenzen anschlössen.
An vaterländischen pharmazeutischen Präparaten gab es vor-
zugsweise Opiumpräparate, Coffein, Aloin, Jalapin, dann Extrakte von
Belladonna, Hyoscyamus, Lactuca etc.
Die Seaweed Comp, hatte grosse Laminarien und Tangen-Prä-
parate eingesendet.
(Fortsetzung folgt.)
Literaturberichte.
Einige Bemerkungen über botanische Nomenclatnr. Von P. von Thiimen.
(Separatabdr. aus d. 6. Bericht d. botan. Verein, zu Landshut.) 1877. 8°. 14. S.
Der Verfasser bespricht in diesem Aufsatze folgende Themen:
Die Benennung von Gattungen und Arten nach Personen oder Orten,
die richtige Citirung der Autoren, die Art der Abkürzung ihrer Namen,
die Abfassung der Diagnosen in botanischer Sprache, endlich die
Schreibweise der Ortsnamen in lateinischen Publicalionen. Die vom
Autor befürworteten Grundsätze stimmen mit dem von Alphonse De
Candolle herausgegebenen „Lois de la nomenclature botanique" über-
ein und wenden dieselben speciell auf Mykologie an. H. W. R.
Deutsche Bäume und Wälder. Populär-ästhetische Darstellungen aus der Natur,
Naturgeschichte und Geographie der Baumwelt. Für ein alTgemein gebildetes
Publikum, in Sonderheit für Maler, Dichter, Forstbeamte, Waldbesitzer, Land-
schaftsgärtner und höhere Schulen von Hermann Jäger. Leipzig, Karl
Scholtze. 8*. VIII und 352 S, 7 Kupferstiche u. 3 ganzseitige Holzschnitt-
illustrationen.
In diesem von der Verlagshandlung ansprechend ausgestatteten
Buche werden geschildert: Die deutschen Waldbäume, die heimischen
Wälder in Landschafts- und Jahresbildern, endlich der landschaftliche
Charakter der grossen Waldgegenden Deutschlands und Deutsch-
175
Oeslerreichs. Der Verfasser hat seinen Stoff mit Liebe zur Sache und
mit Verständniss erfasst. Er beherrscht ihn und weiss anziehend zu
schildern, ja man könnte sagen, gleichsam mit der Feder zu porträ-
tiren. Jeder Gebildete wird daher Jiiger's Schilderungen mit Vergnü-
gen lesen; dieses Buch sei aber auch der Aufmerksamkeit der ge-
schätzten Fachgenossen empfohlen; denn nur zu oft vergisst der
Botaniker, nach minutiösen Unterscheidungsmerkmalen suchend, auf
den Gesammteindruck , Avelchcn eine Baumart auf den Bescliauer
macht. Die Abbildungen geben Cbarakterbiiume des mitteleuropäischen
Waldes in gelungener Weise wieder; sie gereichen dem Werke zur
Zierde. R-
The American Journal of Science and Arts. Editors and Proprietors James
Dana, B. Silliman and E. S. Dana. III. Ser. Vol. XV. Nr. 8.5 u, 86.
New Hawen 1878 8». 160 S. 2 Taf.
Die beiden vorliegenden Hefte dieser Zeitschrift enthalten keine
grösseren Aufsätze botanischen Inhaltes; sie bringen aber unter der
Rubrik: „Scientific Intelligence , III. Botany and Zoology" Anzeigen
und Inhalfsauszüge folgender Abhandlungen, welche sich mit verschie-
denen Themen der Pflanzenkunde beschäftigen: C. Darwin. The difPercnt
Forms of Flowers on Plauts of the some Species. (S. 67 — 71). —
Ferns of North-America by Don. C. Eaton (S. 72). — Notes on Bo-
trychium simplex by George E. Davenport (S. 72 u. 75). — Rese-
arches in regard to the influence of light and radianl heat upon Irans-
spiration in plants by J. Wiesner (S. 73 u. 156). — Ueber Botry-
dium granulatum by J. Rostafinsky and M, Woronin (S. 74). — Om
Spelsbergens marina Klorofyll förande Tliallophyter by Dr. F. R. Kjell-
mann (S. 74). — Felci raccolte a Borneo. By Vinc. Cesati (S. 75).
— The Hybridization of Lilies by Franc. Parkmann (S. 151). — On
Thuret's Garden (S. 153). — Dr. Engelmann's new bolanical Papers.
(S. 153; dieser Aufsatz behandelt die Eichen und Coniferen der ver-
einigten Staaten). — A new ränge of two Orchids (^Listera ausfralis
Habenaria leucophloea) by Dr. Wibbe (S. 153). — Botan. Untersu-
chungen über Schimmelpilze HI. ßy Dr. 0. Brefeld. (S. 154). — Bei-
träge zur Entwicklungsgeschichte der Flechten II. By Dr. E. Stahl
(S. 155). — Acetabularia mediferranea; by A. de Bary and E.
Strashurger (S. 156). — Entwicklungsgeschichte des Prothalliums von
Gymnogramme leptophylla; by Dr. K. Goebel (S. 156). — On a new
Species of Parasitic Green Alga belonging to the genus Chlorochy-
trium; by Perceval Wright (S. 156). R-
Borbäs Vincenz Dr. v. Drei Arablsarten mit überhäng-enden Früchten
in der Flora des ungar. Kronp;ebietes.
In dem letzten Hefte der „Linnea" bespricht der Verfasser die
Arabis neylecta ^A. ovirensis Wlilbg.), A. glareosa Schur, A. croa-
tica Schott., Kotschy et Nymann und besclireibt dann A. multijuga
n. sp. vom Guttin in der Marmaros. Selbstverständlich greift der
Verfasser noch auf manche andere Arabis- und andere Pflanzenarten
zurück, um gelegentlich manches Interessante zu Tage zu fordern.
K.
176
Borbäs Vincze: Floristikai jegryzetek (Floristische Notizen).
In der März-Nummer der „Termeszet" (pag. 79 — 80) proponirt
der Verfasser für Thalictrum medium Reichb, Iconogr. den Namen
Th. apiculatum, Potentilla Beniczkyi Friv. (P. rupestris var. grandi-
flora HeufF.) kommt bei Mehadia vor, Rosa Ilseana Crep., bisher bloss
von Hradek bekannt, fand Verfasser auf dem Mathias-Berge bei Ofen,
Hieracium macranthum Ten. (H. leucocephalum Vukot.) ist um Buda-
pest ziemlich häufig. Inula litoralis am Vratnik bei Zengg ist = /.
squarrosa X ensifolia. K.
Janka Victor v.: Descriptiones plantarnm novarnm. Separatabdruck aus
den Termeszet rajzi fiizetek (Naturgeschichtliche Hefte). Bd. II. Quartal I.
(Budapest 1878) 8». 4 pag. mit 1 Tafel.
Der Verf. beschreibt hier zuerst Silene rhodopea (Thracien),
Seseli purpurascens (Ebend.), Onopordon Hex (Macedonien) und Po-
danthum anthericoides (Thracien und Serbien). Mit Ausnahme der
letztgenannten werden die übrigen auf der beigegebenen Tafel abge-
bildet. K.
Correspondenz.
Budapest, 28. März 1878.
Im Recinatha.le fand ich Geranium molle. L. var. grandiflorum
CG. villosum Rchb. icon! non Pen.), die typische Form ist bei Helsingör
in Dänemark (17. Mai 1875) häufig. — Erod'mm pimpinellifolium Sm.,
welches durch den glandulösen Kelch ausgezeichnet ist, und Galium
elongatum Presl wächst auch am Räkos bei Pest. Letzteres verhält sich
durch die grösseren Blüthen zu G. palustre L. etwa so wie G. ru-
bioides L. zu G. boreale — Festuca rubra L. fand Simkovics bei Gödöllö
früher, als ich bei Hidegküt. — Bei Ipoly-Litke wächst Rumex aqua-
ticus, R. stenophyllus Led. auch bei Vesztö. — Potentilla rupestris var.
grandiflora Heuff. ist = P. Beniczkyi Friv. — Pleurospermum aus-
triacum kommt im Klopotivaer Thale unter dem Retyezat als var.
pubescens vor. Borbäs.
Seitenstetten 6. April 1878.
Ich theile Ihnen mit , dass Dr. Kerner durch ein mir über-
sandtes Originalexemplar seiner Ficaria nudicaulis mir die Identität
derselben mit calthaefolia (Rchb.) bewies , dass somit F. nudicaulis
Richter exsicc. und nudicaulis Kerner zwei verschiedene Formen sind.
Diess zur Berichtigung meiner auf Seile 110 ausgesprochenen Meinung,
P. G. Strobl.
St. II gen in Grossherz. Baden, am 24. M^rz 1878.
Unter dem Titel „lieber die Flora des neuen deutschen Reichs-
landes Elsass-Lothringen und zunächst über die Flora der Gefäss-
177
pflanzen in Elsass-Lothringen als Taschenltuch für botanische Excur-
sionen" bearbeitet von Dr. Ludwig Bossler, Director des Realprogyin-
nasiums in ßischweiier (Strassburg i./E. Verlag von Julius Astmann),
wurde vor Kurzem das botanische Publikum mit einem Excursions-
buche überrascht, dessen Erscheinen gewiss Jedermann nicht nur als
wünschenswerth sondern wegen Mangels einer Flora des neuen Reichs-
landes in deutscher Sprache als ein Bedtirfniss für dasselbe hätte be-
grüssen dürfen , wenn das Buch als eigene Arbeit des Verfassers
und nicht als eine reine botanische Nachmaclierei zu betrachten wäre,
erborgt und wörtlich abgeschrieben aus andern botanischen Werken
und zwar die Diagnosen und Beschreibungen aus den Hessischen
Floren von Schnittspahn und von Dosch-Scriha sowie zur Ergänzung
aus Garke's Flora von Nord und Mitteldeutschland, die Standorte aus
Kirschleger 's Flore Vogeso-Rhenane, ja der Titel sogar musste noch
herhalten aus Schnittspahn's Flora. Wir wollen gerne zugestehen,
dass der Herr Verfasser bei Abfassung seiner Flora andere botanische
Werke und die einschlagende Litteratur zu Rathe ziehen musste aber
nicht auf eine so banausische Weise. Dabei war derselbe so beschei-
den und verschwiegen, dass er nicht einmal die Ouellen nannte, aus
welchen er so voll und durstig geschöpft hatte. Möge diesem schönen
Lande mit seinen mannigfaltigen und reichen Pfianzenschätzen eine
bessere und würdigere deutsche Bearbeitung seiner Flora aus kun-
digerer Feder zu Theil werden, eine ähnliche wie die verdienstvollen
Arbeiten Kirschleger's , des unermüdlichen, fleissigen Erforschers
und Verfasser's der Flore d' Alsace und Vogöso-Rhenane es waren.
Diese beiden Werke, obgleich französisch und nur für Franzosen be-
rechnet und geschrieben , von denen das erste ganz , das letztere
bald , trotz des hohen Preises vergriffen ist , sind ein zu deutlicher
Beweis, wie sehr die Elsässer das Verdienst ihres biederen und ge-
müthlichen Landsmannes für die Erforschung und Bearbeitung ihrer
Flora zu schätzen und zu ehren wusslen und mit welcher Liebe man
in diesem schönen Lande in gebildeten Ständen an der Botanik hing.
In diesem Werke ist Alles eigenes Verdienst, eigene Arbeit , eigene
Erfahrung und Beobachtung des Verfassers und seiner Freunde; der
Verfasser zugleich Landesbotaniker und Professor zu Strassburg war
überall zu Hause, bei Hoch und Nieder bekannt, geachtet und geliebt
wegen seines ihm eigenen freimüthigen, offenen und dabei gemüth-
lichen Wesens und biederen Charakters , und wenn er sich seiner
politischen Gesinnung nach ganz als Franzose fühlte und ganz an
seinem Frankreich hing und dabei seinen Deutschenspass — von
Hass war bei ihm in vollem Ernst keine Rede — gerne hie und da
etwas Luft machte, so zeigte er sich bei all seiner Vaterlandsliebe
gegen seine deutschen Freunde als Ehrenmann. Wäre dieser noch am
Leben, wie wir es ihm von Herzen gönnen möchten, so hätte er jetzt
gewiss, wie noch viele Franzosen, eine ganz andere Ueberzeugung
und Ansicht über die Deutschen gewonnen als damals anno 1837,
wo Ch. Dan. Jos. Koch seine klassische Synopsis Florae Germanicae
et Helveticae herausgab. Als nämlich jener berühmte deutsche Flo-
Oosterr. botaa. Zeittclirift. 6. Heft. 1878. 14
178
rist auch noch das Elsass, als Verbindungsglied zwischen der Schweiz
und dem mittlem Deutschland zu seinem Florengebiete damals schon
zu annexiren sich erlaubte, so konnte Kirschleger das von Koch ge-
wagte deutsche Diplomatenstück nicht ganz gleichgiltig und still-
schweigend hinnehmen, indem er später, als er in seiner Flore d' Al-
sace auf das Koch'sche Werk zu sprechen kam , das von letzterem
so angenommene Deutschland mit einer gewissen Betonung „son"
(Kochs) AUemagne nannte , und wenn er noch später in seinem
guide du botaniste seine Grenznachbarn , die Badner „badois gallo-
phages" betitelte, so hätte er wirklich bald nachher dieselben , wenn
auch nicht in der ihnen zugedachten Absicht , doch in einer andern
ähnlichen Weise zu begrüssen Gelegenheit gehabt. Doch dieser Schmerz
sollte ihm durch seinen Tod erspart werden , indem ihn der Herr
noch vor Ausbruch des Krieges aus seinem schönen Heimaths- und
Geburtslande noch vor Vollendung seiner Flore Vogeso-Rhenane zu
sich rief. Und mit vollem Recht kann Elsass ein schönes Land genannt
und gepriesen werden. Es besitzt neben seinen übrigen Naturschon-
heiten eine so grosse Mannigfaltigkeit der Vegetation und einen
solchen Reichthum derselben an Gattungen und Arten, dass unter allen
deutschen Landen keines, selbst nicht einmal das benaclibarte Baden
im Verhältniss seiner Grösse seltenere und reichere Pflanzenschätze
aufzuweisen hat. Aus diesem Grunde war denn auch diese in natur-
historischer Beziehung so äusserst interessante Gegend von Natur-
kundigen, namentlich von Botanikern älterer und neuerer Zeit häufig
besucht. Hier in den Vogesen ist es , wo der Blick des Beschauers
sich weiden kann an herrlichen grossartigen Naturscenen, hier findet
der Naturfreund für Herz und Auge reiche Befriedigung und der
Forscher Stoff genug mit kundigem Blick tiefer in die Schätze der
Nutur einzudringen, seine Begierde nach schönen, erhabenen Kennt-
nissen zu befriedigen und den Schatz seines Wissens zu bereichern.
Friedrich Frey.
Marienberg im sächs. Erzgeb., am 14. April 1878.
Als ich gestern per Wagen von Marienberg nach Drebach,
13 Kilom. westlich entfernt, reiste, sah ich ca. 1 Kilom. vor Nieder-
drebach in der ungefähren Höhe von 480 M. über der Ostsee vom
Wagenfenster aus die Wiesen und einige lichte Laubholzgesträuche
rechts und links des Weges ausser mit Primula elatior , die sich
noch im Anfange ihrer Blüthezeit befindet , zu Tausenden mit der
Herbstzeitlose ähnlichen Blüthen bedeckt, welche ich, da es ähnliche
Blüthenpflanzen in Sachsen wild nicht gibt und ich Blätter vom
Wagen aus nicht bemerken konnte, schon für Colchicum zu halten
geneigt war, indem ich annahm, die Blüthezeit hätte sich durch den
diesmal bereits im September erfolgten Eintritt des Winters verscho-
ben und kommen die Blüthen erst jetzt nachdem der Schnee, der bei-
läufig gesagt in unseren Wäldern noch fusshoch liegt, auf den be-
treffenden Wiesen seit 14 Tagen verschwunden ist, zur Entwickelung.
Als ich jedoch, um mich durch den Augenschein zu überzeugen, den
179
Wagen verliess und auf die fraglichen Grundstücke mich begab, war
mein Erstaunen ebenso gross, da ich wahrnahm, dass es Crocus ver-
nus var. grandiflorMS war , welciaer mich in so grosse Aufregung
versetzt hatte und dessen schmale Blätter ich während des Fahrens
nicht erkennen konnte. Dieses Vorkommen ist um so interessanter,
da Cr. vernus, soviel mir bekannt, in Sachsen noch nicht verwildert
gefunden worden ist und muss nach der Ausbreitung und der Zahl
der Individuen ein bedeutender Zeitraum seit dem Beginn der Ver-
wilderung vergangen sein, so dass an ein Verschwinden dieser Pflanze
nicht mehr zu denken ist und dieselbe als vollständig eingebürgert
betrachtet werden muss. A. Artzt.
Fersonalnotizeu.
— Dr. Karl Knaf, Assistent der System. Botanik an der Uni-
versität zu Prag, ist, 26 Jahre alt, am 2. April an Lungenlähmung
gestorben.
— Sulpiz Kurz, Kurator des Herbariums am botan. Garten in
Calcutta, geboren am 5. Mai 1834 zu Augsburg, ist am 15. Jänner
auf Pulo Penang einem mehrjährigen Lungenleiden erlegen.
— Anton Val de Lievre, k. k. Oberfinanzrath in Trient,
erhielt den Orden der Eisernen Krone dritter Classe.
— Josef Claudius Pittoni Ritter von Dannenfeldt ist am
2. April in Görz in seinem 81. Lebensjahre an Lungenlähmung ge-
storben.
Botanischer Tausch verein in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Dr. Borbäs mit Pflanzen
aus Ungarn.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Forstinger, Zukal,
Dr. Slohl.
Vorrälhig: (B.) = Böhmen, (L) = Istrien, (M.) = Mähren,
(NOe.) = Niederösterreich, (OOe.) = Oberösterreich,(P.) = Polen, (S.)
= Salzburg, (Schi.) = Schlesien, (Schz.) = Schweiz, (T.) = Tirol,
(Th.) = Thüringen, (U.) = Ungarn.
Helichrysum angustifoHum (I.), aurantiacum (Schi.), Heliotro-
pium europaeum (NOe., U.), Helleborns atroruhens (Kroatien), dume-
torum (U.), foetidus (Schz.), niger (NOe.), pnrpnrascens (U.), Helo-
sciadimn repens (U.), Herminium Monorchis (NOe., Rügen), Herniaria
glahra (NOe.), hirsuta (NOe., Schi.), Hesperis runcinata (NOe.), Hi-
biscus Triomim (NOe., U.), Hieracium Auricula (P.), AnriculaX
Pilosella (NOe.), auricula eforme (U.), brachiatum (U.), laevigatum
14*
180
V. austriacum (NOe.), Pilosella (Schi.), praealtum (P., Th.), racemo-
sum ({].), sabaudum (NOe.), setigerum. (M.), staticefolium (NOe.),
vulgatum (Th., U.), Hierochloa australis (NOe.), Himantoglossum hir-
cinum (U.), Hippocrepis unisiliquosa (I.), Holcus lanatus (OOe., P.,
U.), mollis (Schi), üolostemn umhellatum (NOe., U.), Hordeum di-
stichon (U.), hexastichon (U.), maritimum (U.), secalinnm (Pommern,
Trier), vulgaris (NOe.), Zeocriton (U.), Horminum pyrenaicum (T.),
Hottonia palustris (Schi.), Hutchinsia alpina (S.), petraea (NOe., T.,
U.), Hydrocharis morsus ranae (Schi.), Hyoscyamus niger (NOe.),
Hyoseris foetida (U.), Hypericum humifusum (P., Schi.), perfoliatum
(OOe., P.), quadrangulum (Th., Bayreuth), Richeri (Schz.), Hypo-
choeris glabra (B., Schi.), maculata (Schi.), Hyssopus officinalis (NOe.),
Jasione montana (OOe.), Iberis pinnata (Schz.), saxatilis (Schz.j,
lllecebrum verticillatum (Sdil.), Impatiens Nolitangere (NOe., OOe.),
parviflora fOOe., Berlin), Inula Candida (Dalmatien), ensifolia (U.),
germanica (NOe.), Oculus Christi (NOe.), Vaillantii (Schz.), Iris are-
naria (U.), graminea (U.), transsilvanica (U.), variegata (NOe., U.),
Isatis tinctoria (NOe,), Isopyrum thalictroides (NOe., Schi.).
Obige Pflanzen können nach beliebiger Auswahl im Tausche
oder käuflich die Centurie zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden.
Inserate,
Soeben ist erschienen und vorräthig in allen Buchhandlungen:
Excursions-Flora
für das
Südöstliche Deutschland.
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Friedrich Caflisch.
Preis: broschirt 6 Mark. In grüne Leinw. geb. 7 Mark,
Verlag von Lampart & Comp, in Augsburg.
Ich beabsichtige mein IEIoi^"l3Ä.3:^ zu verkaufen. Dasselbe
besteht aus 84 Mappen Phanerogamen und Farnen, und circa 60 Mappen
Moosen, Flechten und Pilzen. — Die Phanorogamen, Farne und
Pilze sind mit Quecksilbersublimat vergiftet. — Preis: 450 M.
Dr. Eichelbaum,
Arzt in Netra, Provinz Hessen.
Redakteur und Herausgeber Dr. Alezander Skofitz. — Verlag -von C. Gerold's Sohn.
Druck uad Papier der O. Ueberrenter'scbea Bucudruckerei (IS. Salzer),
OesteiTeicliische
Botanische Zeitschrift
Gemeinnütziges Organ
Die österreichische
Exemplare
botanische Zeitschrift Rofaillli Hnil Rnfflllikpr die frei durch die Post be-
erscheint OWldUlH. IIUU DUIdlllliei, zogen werden sollen, sind
den Ersten jeden Monats. blos bei der Reduktioa
""Jt"r"«!^';lt";vf"'^ Gärlner, Oekonomen, Forslaiäimer, Aerzte/'^- fr'/ru^m^^I^e^- "
(IS R. Mark.') Im Wege des
ganzjährig, oder mit Annlliolar \m^ To/^linil/or Buchhandels übernimmt
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15 kr. Ost. W. XI = Vi Buchhandlungen.
XXTIIL Jahrgang. Will. J«öi 1878.
INHALT: Antherentiewegung von Bulbocodiitm. Von Dr. Mikosch — Adrialische Algen. VonHaiick
— Primida Kerner i. Von St ein. — Zwei griechische Gräser. VonHackl. — Symhoine. VonThilinen.
— Pflanzen auf der Weltausstellung Von Antoine. — Plantae ab Hildel)ranilt coli. Von Vatke. —
Literatnrberichte. — Correspondenz. Vnnjanka, Fiek, Le im bach. — Personaltiotizen. — Vereine
Anstalten, Unternehmungen. — Botanischer Tauschverein. — Inserate.
Kleinere Arbeiten des pflanzenphysiologischen Institutes
der Wiener Universität.
XIV.
lieber den Einfluss Ton Licht, ^ärme and Feachtigkeit aaf das Oeffnen
und Schliessen der Antheren von Bulbocodium vernum L.
Von Dr. Karl Mikosch.
In jüngster Zeit machte Herr Prof. Kerner in Innsbruck folgende
interessante Entdeciiung: er hatte in seinem Arbeitszimmer einige
Blüthen von Bulbocodium vernum L. stehen; dieselben zeitweilig
beobachtend fand er, dass des Abends gleichzeitig mit dem Schliessen
des Perigons sich auch die Antheren schlössen, am anderen Morgen
hingegen traf er beide wieder geöffnet. Die Erscheinung, dass An-
theren ähnliche periodische Bewegungen zeigen, wie Blumenblätter
oder gewisse Laubblatter, wurde bis jelzt noch nicht beobachtet;
dieselbe inerUwiirdige Thatsache fand Herr Prof. Kerner auch an den
Antheren der Bliilhen von Bulbocodium anthericum und verschie-
dener Alchemilla-Ai'len^^').
*) Alles die,ss nach brieflichen Mittheilungen an Herrn Prof. Wiesner.
Oesterr. botan. Zeitschrift, fi. Heft 1S78. 15
182
Um nun die Beziehungen dieser periodischen Bewegung zu
äusseren Bedingungen kennen zu lernen, wurden im hiesigen pflan-
zenphysiologischen Institute einige Versuche mit Blüthen von Bulbo-
codiiim vernum angestellt, deren Resultate im Folgenden initgelheill
werden.
Die über Bewegungserscheinungen im Allgemeinen vorliegende
Literatur eingehend zu besprechen, würde mich ihres bedeutenden
Umfanges wegen zu weit führen; ich bemerke hier nur, dass alle
bis jetzt im Pflanzenreiche beobachteten periodischen Bewegungs-
erscheinungen entweder in Folge von wechselnder Beleuchtung oder
von Temperaturschwankungen vor sich gehen, oder sie sind spontan
d. h. unabhängig von den erwähnten äusseren Einflüssen""'). Nach
Pfeffer wirken diese äusseren Agentien derart ein, dass die Bewe-
gung des betreffenden Organs entweder durch ungleichseitiges Wachs-
thum oder durch abwechselnde vom Wachsthum unabhängige Ver-
längerung und Verkürzung bestimmter Gewebskomplexe zu Stande
kommt; letztere bestehen der Hauptmasse nach aus wasserreichem
Parenchym, durchzogen von einem nicht oder nur wenig verholzten
Gefässbündel**).
Ich gehe nun zur Darlegung meiner Beobachtungen über. Um zu-
nächst zu entscheiden, ob das Licht die Bewegung der Antheren von
Bulhocodimn beeinflusse, wurden Blüthen, deren Perigon halb ge-
öffnet, deren Antheren aber geschlossen waren, in Räume verschie-
dener Helligkeit gebracht; die Eine stellte ich in einen Raum, der
von einer unter konstantem Druck brennenden Gasflamme beleuchtet
war; Temperatur daselbst 19—20" C, relative Feuchtigkeit 66—70^.
Nach Verlauf von zwei Stunden begann das Perigon sich zu öffnen
und gleichzeitig auch die Antheren u. zw. die drei äusseren zuerst.
Binnen vier Stunden waren Perigon und Antheren ganz offen. Die
Blüthe blieb nun durch 24 Stunden in diesem Räume, in dem die
angeführten äusseren Bedingungen herrschten, stehen; Antheren und
Perigon blieben während dieser Zeit geöffnet (das Perigon fing nun
bereits zu welken an). Die zweite Blüthe gab icli in denselben Raum
(mit obiger Temperatur und Feuchtigkeitsgrade), doch bei Ausschluss
von Licht; das Perigon öffnete sich hier niclit, wohl aber nach Ver-
lauf von 4V2 Stunden die Antheren. Eine andere Blüthe stellte ich
an das Fenster eines Zimmers, wo die Temperatur Tags über 17—
20*^ C. betrug; in der Nacht sank letztere daselbst auf 13'^ C. Der
Feuchligkeitsgrad schwankte während der ganzen Zeit zwischen 50 —
60^. Die Antheren öffneten sich nun hier nach 6 Stunden, des
Abends schlössen sie sich zur Hälfte, die Bewegung ging äusserst
langsam von Statten, langsamer als die entsprechende der Perigon-
blälter. Eine vierte ßlüthe Hess ich in einem dunklen Räume bei
IS-ö** und 80 % Feuchligkeitsgrad stehen; hier blieben sowohl Antheren
als Perigon geschlossen. Aus diesen Beobachtungen geht schon deutlich
*) Sachs: Lehrbuch d. Botanik. 3. Aufl. p. 776.
**) Pfeffer: Die periodischen Bewegungen der Blattorgane. Leipzig 1875.
183
hervor, dass das Licht zur Bewegung der Antheren in keinerlei Be-
ziehung stehe; wohl ist die Bewegung des Perigons als eine vom
Liclite abhängige Erscheinung zu betrachten (analog denen an Tu-
lipa, Crocns etc. beobachteten).
Anders verhält es sich mit der Temperatur, welche meinen
Beobachtungen zufolge sich als ein wesentliches Agens der Bewe-
gung erwies. Auch Herr Prof. Kerner beobachtete, dass die Bewegung
bei 18" C. äusserst lebhaft vor sich gehe, während um 3" C. herum
sie beinahe still zu stehen schien. Um nun darüber in's Klare zu
kommen, brachte ich Btilbocodium-BWMhen in ein geräumiges, dunkel
gestelltes Luftbad von 0125 Kub.-Meter Inhalt und um gleich deut-
lichere Effekte zu erzielen, erhöhte ich die Temperatur daselbst auf
25" C, die relative Feuchtigkeit betrug 50^, Das Perigon änderte
seine Lage nicht, die Antheren waren aber binnen einer Stunde ganz
geöffnet. Wurde die Temperatur auf 35" C. erhöht, so öffneten sich
die Antheren binnen 10 Minuten. Liess ich nun das Luftbad auf
Zimmertemperatur abkühlen, so schlössen sich nach einiger Zeit die
Antheren, doch nur zur Hälfte. In einem ungeheizten Lokale des
Institutes betrug die Temperatur 10" C; in dieses brachte ich die
einer Temperatur von 35" C. vorher ausgesetzten Blüthen; hier ging
nun die Bewegung des Schliessens rascher vor sich, doch bei ver-
schiedenen BUithen in verschiedenen Zeiträumen: nach 2 Stunden,
1^/4 Stunden, in einem Falle nach 1 Stunde.
Diese Versuche lehren, dass das Oeffnen und Schliessen der
Antheren als eine Folge des Wechsels der Lufttemperatur zu I)e-
trachten ist, dass das Oeffnen mit steigender Temperatur bescl)leu-
nigt wird, und dass mit einem Sinken der Temperatur das Schliessen
eintritt und zwar desto rascher, je grösser die Temperalurdifferenz
gewesen ist.
Doch scheint nicht ausschliesslich die Temperatur diese Bewe-
gungserscheinung zu bedingen; folgende Versuche zeigen vielmehr,
dass auch der Feuchtigkeitsgrad der Luft die Bewegung in irgend
einer Weise beeinflusst. Ich stellte eine Blüthe mit geschlossenen
Antheren bei gewöhnlicher Temperatur (17" C.) in einen feuchten
Raum; die Blüthe stand im diffusen Licht, Das Perigon öffnete sich
nach einiger Zeit, die Antheren aber nicht. Die Blüthe blieb nun bis
zum Welken der Perigonblätter unter diesen Verhältnissen, die An-
theren blieben während der ganzen Zeit geschlossen.
Um nun zu sehen, wie sich schon geöffnete Antheren im feuchten
Räume verhalten, wurden solche in feuchte Räume bei verschiedenen
Temperaturen gegeben und zwar im Sonnenlicht (er), diffusen Licht
(6), Gaslicht (c), Dunkel (rf).
Temperatur bei a ^ 20" C.
„ b = 17" C.
, c = 19-5" C.
„ d= 14" C.
Bei a und d schlössen sich die Antheren binnen 2V3 Stunden,
bei 6 in 2 Stunden, bei c in IV.. Stunden. Wurden die Pllanzeu aus
15^^
184
dem feuchten Räume herausgenommen und bei derselben Temperatur
stehen gelassen, so öffneten sich wieder die Antheren. Stellte ich
Blüthen in absolut feuchten Raum und erhöhte die Temperatur auf
35° C, so schlössen sich trotz höherer Temperatur die Antheren;
nur in einem Falle, bei 40" nämlich, blieben sie geöffnet, hier musste
die hohe Temperatur schon Veränderungen hervorgebracht haben,
welche eine weitere Bewegung der scheinbar ganz normalen An-
theren nicht mehr zuliessen. Blieben die Blüthen im feuchten Raum,
so trat auch wahrend dieser ganzen Zeit kein Oeffnen der An-
theren ein.
Bemerkenswerth ist endlich noch die Beobachtung, der zufolge
eine geöffnete, vollkommen unverletzte Anthere mit Wasser in Be-
rührung sich alsbald schliesst, gibt man jedoch eine solche geschlos-
sene Anthere in konzentrirte Zuckerlösung, so öffnet sie sich.
Die mikroskopische Untersuchung ergab für die Antherenwand
folgenden anatomischen Bau: Die äussere Seite (bei der geschlosse-
nen Anthere convex) wird von einer Epidermis gebildet, deren Ele-
mente schwach papillös und mit streifenförmiger Culicula versehen
sind; auffallend ist die bedeutende Zahl von Spaltöffnungen, unter
deren Schliesszellen grosse Athemhöhlen liegen. An die Epidermis
schliessen sich 2—3 Reihen der bekannten spiralig verdienten Paren-
chymzellen (fibröse Zellschicht) an. Antheren, die keine periodischen
Bewegungen zeigen, grenzen mit diesen Zellen an den Pollensack.
Bei Bulbocodlum folgt aber den fibr()sen Zellen noch eine 3—4 Zell-
reihen enthaltende Schicht, deren Elemente tangential abgeplattet,
dünnwandig sind und keinerlei Verdickung ihrer Wände zeigen.
Diese Schichte begrenzt die Anthere nach innen hin. An der Ver-
bindungsstelle der beiden Loculamente erweitert sich dieses Gewebe
zu einer jene ganz erfüllenden Gewebsmasse. Präparirt man einen
Querschnitt durch eine geöffnete Anthere in Oel, so findet man die
Zellen der inneren jetzt convexen Seite bedeutend stärker in die
Länge gestreckt, ja stellenweise ist der radiale Durchmesser so ver-
schwindend klein, dass die tangentialen Wände ganz aneinander zu
liefen kommen. An einem Ouerschnitte durch eine geschlossene An-
there gleichfalls in Oel präparirt, erscheint wieder der tangentiale
Durchmesser kleiner, hingegen der radiale grösser geworden.
Der Umstand, dass letzteres Gewebe solchen, keine periodi-
schen Bewegungen durchmachenden Antheren fehlt, deutet darauf
liin, dass dieses im nächsten Zusammenhange mit der vorliegenden
Bewegungserscheinung steht, ob es jedoch allein aktiv an der Be-
wegung Tlieil nimmt, während die Elemente der entgegengesetzten
Seite nur eine passive Rolle hiebei spielen; ob ferner die Ausdeh-
nuno- und Zusammenziehung dieser inneren Gewebsschichte eine F'olge
ihres wechselnden und von äusseren Bedingungen abhängigen Wasser-
gehaltes ist, vermag ich nicht zu entscheiden, da ich meine mitge-
theilfen Beobachtungen zu einer Zeit anstellte (Ende März), wo tnir
kein besonders reichliches Material mehr zu Gebote stand, ich daher
OesUrr. bot. Zeltschr. Jahrs. ^^"^^ N= ^
F.Hauck Adriat. Algen TaU
Auetor del.et sculps
li GuUmann Tnesi.
-:-^r
185
viel zu wenig- Beol)achtuno-en machen konnte, als dass ich einen
sicheren Schluss auf die innere Ursache dieser Bewegungserscheinung
hätte ziehen können.
Beiträge zur Kenntniss der adriatischen Algen.
Von F. Hauck.
VIII.
(Hiezu Tafel II.)
Callithaninion cladodernium, Zanard. (Taf. II, Fig. 1, 2, 3, 9)
Ich war lange im Zweifel, ob dieses Callithamnion, welches
ich hier näher beschreiben will, nicht besser als eigene Art zu be-
trachten wäre, denn weder die Beschreibung, die Zanardini in seiner
Iconographia phycologica adriatica Vol. I. pag. 9 davon gibt, noch
die mikroskopische Ansicht auf Taf. III, Fig. 3 stimmt mit allen In-
dividuen im Allgemeinen überein, erst nacivdem es mir gelungen ist,
mehrere ältere Exemplare aufzufinden, woran ich die von Zanardini
erwähnten Merkmale antraf, nehme ich keinen Anstand, beide für
identisch zu hallen. Die junge, dem Aussehen nach einer kleinen
Form des Callithamnion cruciatum ähnliche Pflanze (Fig. 1) bildet
äusserst zarte, 4 bis 8 Mm. hohe Raschen, die epipliytisch auf ver-
schiedenen Algen, Zoophyten etc. wachsen. Sie besteht aus einem
gegliederten, gegenüberstehend gefiederten Hauptfaden, dessen ein-
zelne Glieder am Grunde ungefähr 6mal länger als iiir Durchmesser
sind und gegen die Spitze allmälig kürzer werden; die abstehenden
in einer Ebene liegenden Fiederästchen entspringen etwas unter dem
vorderen Ende der Gliedzelle und sind ihrerseits wieder einseitig
nach oben verästelt. Diese Zweige der dritten Ordnung sind einfacli
und entspringen ebenfalls am oberen Ende jeder Gliederzelle. Fie-
derästchen und Zweige stehen in dem Masse der Enlwivklung
gegen die Spitze dichter. Bei fortschreitendem Wachsthum wird
das eine oder das andere Fiederästchen in abwechselnder Reihen-
folge selbst zum Aste , wobei sich derselbe Verästlungsprozess
jedoch immer in einer anderen Richtung wiederholt; die Fieder-
ästchen bleiben ebenfalls meistens einseitig verästelt, manchmal
sind sie aber selbst wieder gefiedert; die Pflanze erreicht eine
Hübe von 4 — t) Cm. und gleicht dann gut dem Habitusbilde,
welches Zanardini 1. c. von CaUithanmion cladodermnm gibt. Die
Glieder der Hauptäste sind da mehr als 7* ^^'"- ^^^^^ u"^' meist 2
bis 3 mal so lang, die untersten ebenso lang. Die Fiederchen bleiben
immer verhältnissinässig dünn; an ihren letzten Gliedern sind sie
durchschnittlich '/lao ^^'"- t''^'^- ßci älteren Pflanzen kommt es nicht
selten vor, dass 3 oder 4 Seilenäslchen an jeder Gliederzelle der
186
Haiiplaste vvirtelig entspringen, die ihrerseits wieder einseitig oder
gefiedert verästelt sind; auch stehen oft am Basisglied der Fieder-
clien 2 oder 3 abstehende dünne Aestchen, die sich an den Haupt-
stamm anzulegen scheinen, was namentlich bei trockenen Exemplaren
so ist, diess sind nun jene Formen, welche das eigentliche Callith.
cladodermum bilden, und nach welchen Zanardini seine Art aufge-
stellt hat. Ich muss aber bemerken, dass ich eine so regelmässige
Verästelung, wie sie von Zanardini 1, c. bei Fig. 3 gezeichnet ist,
nie sah. — Die ältere Pflanze hat den Habitus einer zarten Wran-
gelia. — Die Sphärosporen (Fig. 3 und 9) sind kreuzförmig getheilt
und entstehen neben oder an Stelle der Zweige der Fiederästchen.
Kapselfriichte habe ich bis jetzt nicht gefunden, ungeachtet ich viele
Exemplare zur Verfügung hatte, nur ein einziges Mal sah ich eine
kleine losgetrennte Favelle, von welcher ich vermuthe, dass sie die-
sem Callithamnion angehörte. — Die Antheridien (Fig. 3 und 9)
dagegen sind häufig und entspringen sowohl an den Zweigen, als
auch an den Fiederästchen.
Bei dieser Pflanze beobachtete ich zwei interessante Eigen-
thüinlichkeiten. Die erste belrilTt das fast ausschliessliche Vor-
kommen von Antheridien an derselben Pflanze, meistens an dem-
selben Fiederästchen , welches Sphärosporen trägt (Fig. 3 und 9).
Ich sah sogar öfter Antheridien und Sphärosporen unmittelbar neben-
einander aus einem Gliede ihren Ursprung nehmend (Fig. 9). Dieses
gemischte Auflrelen der beiden Fruchtorgane ist ebenso häufig als
ihr getrenntes Vorkommen. Ich sah Antheridien und Sphärosporen
beisammen an ziemlich robusten Individuen, die an Nemastoma di-
chotoma im Hafen von Miramar, etwa ein Meter ujnter dem Ebbe-
spiegel wuchsen, ebenso an viel zarteren aus einer Tiefe von 50 Met.
bei den Brionischen Inseln (leg. Lichtensfern) gesammelten.
Das Vorkommen von Sphärosporen und Kapselfrüchten auf einer
und derselben Pflanze wurde mehrmals beobachtet. J.Agardh machte diese
Bemerkung in seinen Species etc. Floridearum Bd. II, p.983 hei Polysipho-
nia purjmrea J. Ag , die Gebrüder Crouan in „Florule du finistere" p.l37
bei Callith. corijmbosum (Sm.) Lyngb. und E. Bornet, erwähnt ähn-
liche Falle in den Notes algoiogiques fasc. I, p. 31. Häufiger und oft
normal ist das Vorkommen von Antheridien und Kapselfrüchten auf
derselben Pflanze. Die zweite bemerkensvverthe Eigenthümlichkeit ist,
dass nur die ganz junge Pflanze Fruktifikationsorgane trägt, ältere
und alte Individuen fand ich immer steril. Ich will aber speziell aus
diesem Falle keinen weiteren Schluss ziehen, denn möglicherweise
werden später auch grosse Exemplare in Frucht gefunden, es scheint
mir nur erwähncnswerth, als Wink für Sammler namentlich auf die
ganz kleinen Formen mancher Algen ein Augenmerk zu richten, die
oft nur allein fruktifiziren, während die grossen, robusten Formen
meistens steril sind. Aus vielen anderen beobachteten Fällen erwähne
ich nur die gemeine Pohjsiphonia fruticulosa (Wulf) Spreng., die
fast ausschliesslich auf Cystosira harhata vorkommt. Die grossen
üppigen Exemplare sind entweder steril oder haben nur Sphärosporen,
187
die ktM-amidienlragende Form ist sehr klein und dem Aussehen nach
konnte man versucht sein, sie für eine eig^ene Art zu hallen, als
welche >-ie auch Kützing unter dem Namen Polys. humilis beschrie-
ben und abgebildet hat (Tab. phyc. Bd. XIV, Tab. 20 d—g).
Callilh. cladodermum scheint an den österreichischen Küsten
der Adria ziemlich verbreitet, wenn auch sehr selten zu sein. Vor-
kommen im Februar bis Mai in den Regionen unter dem Ebbespiegel
l)is zu 50 Meter Tiefe '^).
Tltainnidiuni pallens (Zanardini) Hauck (Taf. II, Fig. 4, 5, 6).
Zanardini hat diese Alge als Callith. pallens beschrieben (J. Ag.
Spec. etc. Alg. II, p. 13), sie hat grosse Aeiinlichkeit mit Chanlran-
sia hixurians (J. Ag.) nur etwas grösser und durch das Vorhanden-
sein von Spharosporen, sowie durch die meist einseitig stehenden
Aestchen zu unterscheiden. Die Anordnung und Form der Spharo-
sporen ergibt sich aus der Zeichnung (Fig. 5, 6). Diese Alge ist mir
nur in wenigen Exemplaren bekannt; sie liegt mir vor aus Pirano,
Rovigno und Dalmatien. Vorkommen im März und April an grösseren
Algen, Zoophyten etc. in der Region unter dem Ebbespiegel bis zu
28 Meter Tiefe.
Chantransia nelutina Hauck (Oest. bot. Zeitschr. 1875, p. 351).
(Taf. II, Fig. 7, 8.)
In der Adria sehr verbreitet und ziemlich häufig, an Cystosiren-
stämmen. — Vom Frühjahr bis zum Herbst.
Oscillaria jwinceps Vau eh. forma inarina m.
Schwarzgrün, Faden gerade, gegen die abgerundete Spitze wenig
verdünnt, Vse ^lis Vst '^'"- ^'c'*? Glieder 3 oder nach der Tlieilung
5 bis 6 mal kürzer als ihr Durchmesser. Das Endglied meistens
dünner und eingezogen.
Zelleninhalt feinkörnig, an den Theilungsstellen gehäufter und
grobkörniger.
Bei Servola nächst Triest in Gräben mit stark verunreinigtem
Meerwasser zwischen Oscillaria subsalsa, der folgenden und Beggia-
toa im Spätsommer und Herbste.
Diese Oscillaria ist gegen Süsswasser so empfindlich, dass ein
geringer Zusatz davon genügt, um eine Trennung und Sprengung
sämmtlicher Zellen zu veranlassen.
Oscillaria teuer riina Kg. forma marina m.
Fäden spangrün, Vsoo — Vwo ^^'"- ''''^'*> ^'^^^'^ undeutlich geglie-
dert, Glieder meist länger als der Durchmesser, sonst mit Kützing's
*) Callith. cladodermum Zanard. wurde auch nach Exemplaren, die mir
Herr Prof. Jean J. Rodriguez freundlichst einsandte, bei Malion (Baieares) in
einer Tiefe von 4U Meter gefunden. Diese Alge scheint daher im Mittelmeer in
dieser Tiefenregion ziemlich verbreitet zu sein.
188
Abbildung in den Tabulae phycolog. ßand I, Taf. 38, Fig. VIII Über-
einstimmend.
Vorkommen mit voriger Art zusammen.
Erklärung der Tafel II.
Callithamnion cladodermum Zanard.
Fig. 1. Eine junge Pflanze aus -Rovigno, 25 Met. Tiefe (Vergr. 25).
„ 2. Mittleres Fadenstück einer ausgewachsenen Pflanze (Vergr. 25).
„ " 3. Ein Fiederästchen der Pflanze Fig. 1 (Vergr. 280).
„ 9. Ein Fiederästciien einer robusteren Pflanzte aus Miramar, 2 Meter Tiefe
(Vergr. 140).
Thamnidium pallens (Zanard.) Hauck.
Fig. 4. Ein verzweigter Hauptfaden, fruktifizirend (Vergr. 30).
„ 5 und 6. Zweigstück mit Spliärosporen (Vergr. 280).
Chantransia velutina Hauck,
Fig. 7 und 8. Fruktifizirende Fäden (Vergr. 140).
jPriinula Kernert Gröbl et Stein.
P. subauricula X villosa.
Von B. Stein.
Blätter saftgrün, weich, breitspatelformig-verkehrteiförmig, vom
unteren Drittel an dicht gekerbt-gesägt; der oberste Zahn überragt
die beiden nächsten Seitenzähne erheblich; die Blätter, Schaft, Blü-
thenstiele, Kelche und Blumenröhre dicht mit zarten, weisslichen,
kuraen ürüsenhaaren besetzt, welche am Blattrande am dichtesten
und längsten, an der Blumenröhre am spärlichsten und kürzesten
sind und niemals den Eindruck des Mehlstaubes machen. Blüthen-
schafl die Blätter wenig überragend, kräftig, vielblumig. Kelch glockig-
röhrig, Zähne anliegend, Vj^ — 2mal so lang als breit, elliptisch bis
fast verkehrteifürmig, zugespitzt, Kronensaum violettroth mit breit
gelblich weiss geäugtem kaiilem Schlünde, Kronenröhre weissgelblich
oder röthlich, drüsig haarig. Die Antheren der mir allein vorliegen-
den androdynamischen Form 05 — 10 Mm. über der Basis der Kro-
nenröhre eingefugt. Griffel 3 — 4mal so lang als der Fruchtknoten.
Am Eisenhut bei Turrach in Steiermark gesellig mit Primula
Göhlii Kerner unter den Eltern vom Herrn Kriegskommissär Peheim
in Graz gesammelt.
Die Beschreibung ist nach zwei gegenwärtig auf der Alpenan-
lage des Herrn Oberinspektors Göbl blülienden, vom Eisenhut ge-
brachten Stöcken entworfen, welche je 2 — 4 gedrängte Blattrosetten
mit kräftig entwickelten Blüthen zeigen. Die Blätter messen 30 —
3-5 Cm. Länge bei 1-8 — 2-2 Cm. Breite, der Blüthenschaft 3—4 Cm.
HiJlie, die Bliithenstiele 6—7 Mm. Länge, Kelch 4-5— 5*5 Mm., Kelch-
zähne 2-5— 30 Mm. lang und 1'5— IS breit, Blumenrohre 9 — 11 Mm.
189
lang, Kronensaum 16 — 20 Mm. breit. An einer grossen Anzahl der
mir vorliegenden Blüthen ist der Kelch 6spaltig, während die Biumen-
krone stets normal 5zi»hlig ist.
Von Prlmula Göblii CAuriculaXvillosa) Kern, in Oesterr. Bot.
Zeilschr. 1875, Nr. 3, mit welcher die vorstehende Kreuzung in Farbe
und Grösse der Blumen und der ganzen Tracht übereinstimmt, unter-
scheidet sie sich leicht und auf's sicherste durch den gänzlichen
Mangel des Mehlstaubes, sowie durch kürzere und breitere Blätter.
Von Pi\ Portae (subauricaulaXoenensis) Huter ist sie durch den
mittleren vorragenden Zahn getrennt, von Pr. Arctotis (subauri-
culaXhirsufa) Kern. a. a. 0. weicht sie ab durch die anliegenden
Kelchzähne, viel dichter gestellte kleinere Zähne des Blattrandes und
die niemals den Eindruck des Mehlstaubes machende Bekleidung. Bei
genauerer Durchforschung des hochinteressanten Standortes ist es
mir höchst wahrscheinlich, dass sowohl Pr. Kerneri., als auch Pr.
Göblii in verschiedenen Farben werden zu finden sein, ebenso wie
Pr. pubescens Jacq. (Auricula'X.hirsuta Kern.^ an den von Prof.
Kerner aufgefundenen Standorten im Gschnitzthale in zahlreichen
Farben variirt und mitunter Nuancen zeigt, welche keine der Ellern
besitzt: rein weiss, gelblich weiss, roth, gelbrothlich, braunröthlich
bis fast kaffeebraun, wobei ausserdem der Schlund weiss, gelblich
oder gelb vorkommt.
Innsbruck, k. k. botan. Garten, Mai 1878. ^
Zwei kritische Grräser der griechischen Flora.
Von Professor E. Hackel.
1. y,Schismus mitiutus R. et Seh." Hldr. Herb, graec. norm. 81.
In muris Amaceriis Athenarum Apr. 1872 leg. Th. v. Heldreich. Die
mir von diesem unermüdlichen Erforscher der griechischen Flora
freundlichst mitgetheilten Exemplare gehören einer ganz ausgezeich-
neten Art an, deren Vorkommen in Europa so viel ich weiss, nocii
nicht konstatirt wurde, nämlich dem Schismus arabicus Nees v. Esenb.
Fl. Afr. austr. p. 422., wofür ich sofort den Nachweis liefern werde.
Zunächst wollen wir uns aber mit der Frage beschäftigen: was
ist Schismus mimitus R. et Seh. Syst. veg. ? Die kurze Originalbe-
schreibung bietet uns kein einziges Merkmal, welches diese Art von
Schismus calycinus (L. sub Festuca^) unterscheiden würde, es sei
*) Diesen Namen gebe ich in Uebereinstimmung mit Duval-Jouve (in Billot
annotat. p. 289), Cosson et Dnr. etc. dem Seh. marginatus Beauvais, weil dieser
Autor mit Unrecht den Linne'schen Speciesnamen umänderte u. noch dazu zwei
synonyme Benennungen dafür aufbrachte: Seh. fasciculatus \i. marginatus; letzterer
Name findet sich übrigens gar nicht im Texte, sondern nur im Inhalts- Verzeich-
niss des Beauvais'schen Werkes. (Duv.-J. 1. c.)
190
denn das Wort „pumilus"; in der Anmerkung heisst es sodann, dass
diese Art dein Seh. calycinus (L.) höchst ähnlich sei und sich haupt-
sächlich durch die stärkere, seidige Behaarung der BlQthen (flosculoruin
pilis crebris serieeis) unterscheide. Als Maass der Pflanze werden
2 — 4" angegeben und zum Schlüsse bemerkt, dass dieselbe von Ste-
ven in coUibus sabulosis prope Gansham (Elisabethopolin) gefunden
worden sei. In Steudel's Synopsis ist diese kurze Diagnose nur durch
die Bemerkung „valvulis apice obtusis brevissime bifidis" sowie durch
Massangaben (Hohe 1", Rispe 4—7'") erweitert.
Die starke Behaarung der Deckspelze kann diese Art nicht von
Seh. calycinus (L.) unterscheiden, denn sie kommt bei diesem gleich-
falls in verschiedenen Abstufungen bis zu fast völliger Kahlheit vor,
wie ein Vergleich einer genügenden Anzahl von Exemplaren lehrt.
Gerade meine Speclmina von Madrid, woher wahrscheinlich Linne die
Pflanze durch Loefling erhielt, zeigen die Deckpelze stark behaart.
Der Zusatz bei Steudel „valvulis apice obtusis brevissime bifidis" passt
eben ganz genau auf den echten Seh. calycinus (L.) wie aus dem
Folgenden hervorgehen wird.
Bleibt endlich nur der niedrige Wuchs, der aber um s ) weniger
einen Artunterschied begründen kann, als er zuweilen auch im an-
gegebenen Maasse (2 — 4") beim Seh. calycinus (L.) vorkommt, wie
ich am Castellum Saguntinum bei Valencia fand. Wurde es mir durch
diese Betrachtungen schon wahrscheinlich, dass Seh. minutus R. et
Seh. nur eine Zwergform des Seh. calycinus sei, so überzeugte ich
mich davon völlig durch die Ansicht eines Original-Exemplars von
Steven, (bei Gansham im Caucasus gesammelt) welches das Herbar
des k. botanischen Hof-Museum in Wien besitzt. Dieses Zwergexem-
plar, kaum 2" hoch, armblüthig, ist im Uebrigen nicht im mindesten
von Seh. calycinus verschieden; seine Deckspelzen sind nicht viel
stärker behaart als bei diesem, und die Spitze derselben ist genau
so wie es Steudel beschreibt. Somit halte ich den Seh. minutus R.
et Seh, nicht einmal für eine ausgesprochene Varietät, sondern nur
für eine Zwergform des Seh. calycinus, wie es Bromus nanus Wig.
von Br. mollis ist.
Ganz anders verhält es sich mit dem Schismus minutus Held-
reich's. Es ist diess eine Pflanze von oft ziemlich hohem Wuchs (bis
18 Cm.), langen, dünnen an der Scheidenmündung dicht, sonst zer-
streut behaarten oder auch kahlen Blättern, deren oberstes die reich-
entwickelte Rispe (auch in späteren Stadien) überragt oder doch er-
reicht. Bei Seh. calycinus kommt diess zur Blüthezeit nicht mehr vor,
doch lege ich darauf kein Gewicht. Die Unterschiede in den Blüthen-
theilen stelle ich nachfolgend zusammen, wobei ich bemerke, dass
die angegebenen Verhältnisse an etwa 10 verschiedenen Aehrchen
der griechischen und etwa 50 der spanischen Pflanze geprüft wurden,
und die Zahlen daher Durchschnittswerthe vorstellen.
191
Schismus calycinus (L.) Seh.
minutus R. et Seh.
Hüllspelzen (glumae) lanzelllicli,
spitz, die obere 5 Mm.
Schismus minutus Heldr.
Hüllspelzen in eine pfrieinliche
Spitze ausgezogen, die obere 7 Mm.,
daher die Aehrchen grösser als
bei Seh. ealycinus.
Deckspelze 3'2 Mm. lang, lanzelt-
lich, dureh einen fast bis zur Mitte
gehenden Einschnitt in zwei sehr
spitze, um etwa 20" divergirende
Zipfel getheilt, die Haare am Grunde
der Spelze sehr lang.
Vorspelze kaum ^s der Deck-
spelze erreichend.
Caryopse hellbraun, auf der Hi-
lum-Seite ohne Rinne.
Deckspelze (palea inf.) l-8Mm. lg.,
breit-verkehrt- eiförmig , stumpf,
durch einen seichten, kaum 75 der
Länge betragenden Einschnitt in
2 sehrkurze, stumpfliche, genäherte
Zipfel getheilt.
Vorspelze (palea sup.) fast bis zur
Spitze der Deckspelze reichend.
Caryopse gelblichgrün, glashell,
auf der Hilum- Seite mit seichter
Rinne.
Man vergleiche nun mit den in der rechten Spalte angegebenen
Merkmalen die folgende Diagnose von Schismus arabicus Nees ab
Esenb. Flora Africao australioris p. 422: „paniculis ovatis oblongisve,
spiculis lanceolatis 6 — 8 floris, glumis lanceolatis attenuatis floscuios
subaoquantibus, valvulis inferne hirsutis apice acute bifidis laciniis
a cutis, foliis angusle linearibus pilosis. In valle Hamme Arabiae pe-
traeae. Schismus nov. sp. Herb. un. ilin. Aeg, Ar. uro. 371." Ferner
wird zum Unterschiede von dem zuvor beschriebenen Seh. brevifolius
bemerkt: differt a Seh. hrevifolio flosculi valvula inferiore profunde
b ifida laciniis acutis.
Die Uebereinstimmung dieser Diagnose mit der griechischen
Pflanze ist eine vollkommene, und um mir die volle Gewissheit der
Identität derselben zu geben, fand ich auch im Herbar des Wiener
botanischen Hof-Museums ein Exemplar jener vom Reiseverein ver-
theilten Pflanze ganz mit der von Nees v. Esenbeck zitirten Nummer
und Standortsangabe vor, welches in allen Stücken vollständig mit
den Heldreich'schen Exemplaren übereinstimmt. Bei dieser Gelegen-
heit entdeckte ich, dass Sehismus arabicus im Oriente wahrscheinlich
ziemlich verbreitet sein muss, nur dass er überall mit Seh. calycinus
verwechselt wurde. Im Wiener Museal-Herbar liegt er von folgenden
Standorten vor: Monte Mokkatam pr. Cairo; inter Cairo et Suez; Pa-
laestina ad Jordan! ripas, sämmtlich von Kotsehy gesammelt, dann
aus Indien von Hooker.
Auch in Griechenland ist er nicht auf die Eingangs erwähnte
Localität beschränkt , sondern findet sich auch bei Menidi in Atlika
(leg. Orphanides als Seh. minutus.') und auf der Insel Salamis (leg.
Heldreicli).
2. Festuca dactyloides Sm. prodr. fl. gr. I. 61 et Fl. graeca t. 81.
Die kurze Diagnose, welche dieser Art im Prodromus beigegeben
ist, und welche wenigstens auf ein Dutzend europäischer Gräser passt,
noch mehr aber das dabei zitirte Synonym y^Dactylis pungens Dsf. fl.
192
all. I. 80.?" haben eine nicht unbedeutende Verwirrung verursacht,
als deren Endresultat wir die unrechtmässige Aufnahme einer algeri-
schen Pflanze, nämlich jener Dactylis pungens = Ammochloa pungens
Boiss. diagn. or. XIII p. 51 = Sesleria echinata Lam. Tabl. encyclop.
illiistr. t. 47. f. 2! in die europäische Flora (siehe Nyman Sylloge p.
428) zu betrachten haben. Wie sich zeigen wird, ist man damit gar
weit von der Wahrheit abgekommen! Um die Festtica dactyloides Sm.
aufzuklären, muss man zunächst die Abbildung in der Flora graeca
examiniren. Sie ist von einer genauen Blüthenanalyse begleitet und
stellt ganz gewiss eine Dactylis vor, und zwar stimmen die Darstel-
lung der Blätter, die Form der Rispe, besonders aber die deutlich
ausgerandeten und aus der Ausrandung kurz begrannten, rauhhaarigen
Deckspelzen vollkommen mit jener Form der D. hispanica Rlh., welche
in Spanien auf den Gebirgen Andalusiens wächst und als D. Junci-
nella Bory beschrieben wurde. Nur ist die Rispe etwas grosser (etwa
zoUgross) und die Aehrchen vielblüthig (bis lOblüthig). Die Rispe ist
von vorn d. h. von der älirchentragenden Seite abgebildet, so dass
ihre Einseitigkeit nicht bemerkbar ist, und die Aehrchen (wahrschein-
lich durch Pressung des als Vorlage dienenden Exemplares) eigen-
thümlich seitlich gestellt erscheinen. Die Rispe macht daher in ihren
Details nicht den Eindruck einer Dactylis^ wohl aber die Aehrchen-
Analyse. Meine Vermuthung, dass man es hier mit einer Form der
Dactylis hispanica Rth. zu thun habe, wurde aber zur Ueberzeugung,
als ich in dem an Originalen so reichen Wiener Museal-Herbar ein
Exemplar der Festuca dactyloides von Sibthorp selbst an dem im
Prodromus angegebenen Standorte „in insula Milo inter vineis'' ge-
sammelt, fand (es stammt aus dem Herb. Jacquin und ist um so
wichtiger, als man in der Flora graeca liest: Hujus specimina in her-
bario Sibthorpiano non in venu) und überdiess bemerkte, dass schon
Portenschlag auf diese Idee gekommen war, denn in seinem Herbar
befindet sich dieselbe Pflanze von ihm selbst auf der Insel Brazza in
Dalmatien gesammelt unter der Bezeichnung „Dactylis glomerata
var. Sibthorpii"" = Festuca dactyloides S. et S. Da ich jedoch die
Dactylis hispanica für eine hinreichend unterschiedene Art halte, so
möchte ich für die in Rede stehende Pflanze den Namen Dactylis
hispanica v. SibthorpH vorschlagen, und sie vom Typus dieser Art,
welcher eine längliche, schmale, meist lappige Rispe, und 4 — öblüthige
nur auf dem Kiele der Spelzen rauhe Aehrchen besitzt, durch die
eiförmig-kopfige, nicht gelappte Rispe, grosse, zehnblüthige Aehrchen
mit rauhen Spelzen unterscheiden.
Somit ist ferner Sesleria echinata Lam. aus der europäischen
Flora zu streichen; dass dieses Synonym wirklich zu Dactylis pungens
Schreb, Dsf , Ammochloa pungens Boiss. und nicht zu Echinaria ca-
pitata Dsf, wohin es Pariatore in der Flora italiana gestellt hat, ge-
höre, lehrt ein Blick auf die Abbildung Lamarck's, die diese Pflanze
recht gut darstellt, und nichts von den in mehrere Fortsätze gespal-
tenen Spelzen der Echinaria erkennen lässt.
St. Polten, am 3. Mai 1878.
193
Symbolae ad floram mycologicam austriacam.
Auetore F. de Thümen.
(Fortsetzung und Scliluss.)
27. Fusisporium Elasticae Thüm. iiov. spec, in Boll. sc. nat,
1877. II.
F. soris tenuibus, greg^ariis vel sparsis, liypophyllis, minutis, roseis,
dclergibilibus; hyphis erectis, tenuibus, brevibus, siinplicibus, con-
tinuis, hyalinis, evanescentibus; sporis longe cylindraceo-ellipticis,
subcurvatis, ufrinque rotundalis, non vel obsolete seplatis, bi — tri-
nuclealis, p^Uucidis, hyalinis, 14 — 18""" long., 4 — 5'"'" cras.
Istria: Gürz ad folia languida Ficus elasticae Roxb. 1876. Leg.
G. Bolle.
28. Fusarium Roesleri Thüm. nov. spec. in „Die Pilze des
Weinstockes" p. 51.
F. acervulis depresso-globosis , primo sub epidermide nidulan-
libus, demum in rimis erumpentibus , mediis , carneis , solitariis vel
sparsis; sporis subrectis, fusiformibus, simplicibus, utrinque acutatis,
nuinerosis, hyalinis, 24 — 30""" long., 5 — 6'"'" crass.
Austria inf. : Klosterneuburg ad sarmenta arida Vitis viniferae
Lin. Vere 1877. Legi ipse.
29. Cronartinm gentianeum Thüm. nov. spec.
Cronartium asclepiadeum Fr. forma Gentianea autor.
C. fungus stylosporiferus: acervulis hypophyllis, prominulo-
globosis, subindurafis, gregariis, pallide aurantiacis in macula sub-
expallida, irregularia, in pagina superiore vix visibilia; sporis globosis
vel ellipticis, hyalinis, simplicibus, episporio subcrasso, subechinulato,
intus granulosis, 20""" long., 12—15""" crass.; — Teleutosporae,
in capilulo ereclo , firmo , fusco conjunctis , globosis vel ovoideis,
8 — 12'"'" diatn. fuscis, laevibus, simplicibus.
Carniolia: Laibach in Gentianae asclepiadeae Lin. foliis vivis.
Aest. 1877. Leg. W. Voss. — Austria inf.: Schottwien leg. Wallner.
30. Melanomma Bolleanum Pass. et Thüm. nov. spec. in Boll.
sc. nat. 1877. II.
M. ascis oblongo-clavatis, membrana tenuissima, aegre perspi-
cuis, sex — octisporis; sporis ellipticis, plus minus longis, medio septatis,
rectis vel curvulis , hyalinis (an semper?); paraphysibus brevibus,
articulatis.
Istria : Gürz ad ramulos emortuos Rosmarini officinalis Lin.
Hiomc 1877. Leg. G. Bolle.
31. Hendersonia Mali Thüm. nov. spec. in Boll. sc. nat. 1877. II.
H. peritheciis disciformibus, epiphyllis, magnis, sparsis, planis,
nigris in maculis exaridis, cinereis, orbiculatis, violaceo-cinclis; sporis
clavatis, vertice rotundato, basi minime angustato-aculato, bi — trisep-
tatis, ad septas non constrictis , pellucidis, dilute cinereis 12 — 15"""
long., 4 — 5'""' crass.
19i
Isfria: GOrz ad folia viva Pyri Mali Lin. Aest. 1876. Leg. G.
Bolle.
32. Diplodia 7-utaecola Thüm. nov. s^ec. in Boll. so. nat. 1877.11.
D. peritheciis minutis , dense gregariis, pulvis — pyriformibus,
prominulis, globosis, interdum confluentibus, nigris; sporis cylindrico-
ovalis, utrinque rotiindatis, septatis, ad septas non vel minima con-
strictis, parte inferiore interdum pauci latiore , impellucidis , fuscis,
20'"'" long., 8—10'"™ crass.
Istria: Görz ad ramulos emortuos Rutae graveolentis Lin. Hieme
1877. Leg. G. Bolle.
33. Diplodia Spiraeae Thüm. nov. spec. in Bell. sc. nat. 1877. IL
D. peritheciis majusculis , saepe confluentibus , erumpentibus,
gregariis, subdisciformibus, applanatis, atris; sporis ovoideo-clavatis,
impellucidis, obscure castaneis, 14 — 20'"'" long., 8'"'" crass.
Islria: GiJrz ad ramulos aridos Spiraeae salicifoliae Lin. Aut.
1876. Leg. G. Bolle.
34. Diplodia Juniperi Westd.
Var. nov. Deodarae Thüm. in BoU. sc. nat. 1877. II.
D. sporis minoribus, subovatis, loculo inferiore latiore, 11'"" long.,
7'""" crass.
Istria: Görz in ramis emortuis tenuissimis Cedri J)eodarae^o\h.
Hieme 1877. Leg. G. Bolle.
35. Diplodia sicyna Mntg.
Var. nov. carpophila Thüm. in Boll. sc. nat. 1877. II.
D. peritheciis solitariis, cum Cladosporio herbarum Lk. mixtis ;
sporis castaneo -fuscis , non vel brevissime pedicellatis , pedicellis
caducis.
Istria: Flitsch in fructibus languidis adhuc pendulis Ficns caricae
Lin. Aut. 1876. Leg. G. Bolle.
36. Melasmia punctata Thüm. nov. spec.
M. peritheciis epi- raro etiam hypophyllis , plus minusve orbi-
culatis, planis, solitariis sed soros gregarios formans, plus minus
concentrice dispositis, atris, rugulosis, tandum subconfluentibus in
macula subarida, flavescentia , amphigena, irregularia, magna, non
cincta; sporis cylindraceis, rectis, simplicibus , utrinque truncatis,
hyalinis, 4'5 — 7""'" long. 1-5"'" crass., numerosissimis.
Austria inf. : Dornbach ad Aceris campestris Lin. folia viva.
Aest. 1877. Legi ipse.
Fortasse Rhytismatis punctati Fr. fungus conidiophorus.
37. Vermicularis Siphonis Thüm. nov. spec. in Boll. sc. nat.
1877. II.
V. peritheciis epiphyllis, punctiformibus, gregariis, prominulis,
minutis, atris; sporis plus minusve cylindraceis, quiiique-sexnucleatis,
utrinque rodundatis, simplicibus, hyalinis, 16'"" long., 4'"'" crass.
Istria: Görz ad io\m ai'i&d Äristolochiae Siphotiis Lin. Aut. 1876.
Leg. G. Bolle.
38. Phoma Mahoniae Thüm. nov. spec. in Boll. sc. nat. 1877. IL
195
Ph. pcritheciis donse gregariis , epiphyllis , raro amphigenis,
modus, globosis, nigris, in maculis irregularibus, griseo-fuscis, postremo
albis, exsiccatis; sporis iniiiiitissiinis, cylindrico-ellipsoideis, utrinque
obluso-rotundalis, hyalinis, 3 — 4""" long., 1 — 1-5'"°" crass.
Istria: Gurz ad folia viva Mahoniae aquifolii Nutt. Aut. 1876
Leg. G. Bolle.
39. Phoma laurina Thüm. nov. spec. in Boll. sc. nat. 1877. II.
Ph. peritheciis gregariis, magnis, pi'oininulis, primo tectis domum
libnris, orbiculafis, depresso-globosis, atris; sporis longe ellipticis,
utrinque acutalo-roduntalis , non vel binucleatis, siinplicibus 4 — 6™""
long., 1"5 — 2°"" crass., hyalinis.
Istria: Giirz ad ramulos einortuos Lawi nobilis L\n. Aut. 1876.
Leg. G. Bolle.
40. Phoma Bolleanum Thüm. nov. spec. in Boll. sc. nat. 1877. II
Ph. peritheciis dense gregariis , prominulis , mediis , globosis,
atris, ostiolatis, epiphyllis, postremo etiam hypophyllis in maculis magnis,
exaridis, irregularibus, demum dilaceratis, candidis, dilute fusco-mar-
ginatis; sporis minutissimis, ovoideo-globosis, 15— 2""° long., 1 — 1-6"""
crass., hyalinis.
Istria: Görz ad folia viva Hoyae carnosae B. Br. Aut. 1876.
Leg. G. Bolle.
41. Phoma Limoni Thüm. nov. spec. in Boll. sc. nat. 1877. II.
Ph. peritheciis dense gregariis, patellaeformibus, planis, immer-
sis, minutis, nigris; sporis minutissimis, cylindraceis , anucleatis,
utrinque obtusatis, vix subrotundatis, hyalinis , 3°"" long., 1°"" crass.
— A. Ph. Citri Sacc. Myc. veneta No. 332 toto coelo diversum.
Istria: Gradisca in ramulis aridis Citri Limoni Risso. Aut. 1876.
Leg. G. Bolle.
42. Phoma Paulowniae Tliüm. nov. spec. in Boll. sc. nat.
1877. II.
Ph. peritheciis sparsis, primo epidermide tectis, demum rimoso-
perforantibus in rimis longissimis , globosis , atris; sporis minutis,
anucleatis, cylindricis vel cylindrico-ovatis, utrinque rotundato-aculatis,
hyalinis, 3-5— ö'"'^ long., IS"^" crass.
Istria: Gürz in Pauloioniae tomentosae Sieb, et Zucc. ramulis
aridis. Aut. 1876. Leg. G. Bolle.
43. Phoma Wisteriae Thüm. nov. spec. in Boll. sc. 1877. II.
Ph. peritheciis epiphillis, prominulis, subsinuatis, mediis, gregariis,
subglobosis, ostiolatis, nigris in macula exarida, flavescentia, irregularia,
fusco-purpureo marginata; sporis subclavatis vel ellipsoideis, utrinque
rotundatis, binucleatis, hyalinis vel achrois, 6—8'°'" long., 3'°'° crass.
Istria: Görz ad folia viva Wisteriae chinensis DC. Aut. 1876.
Leg. G. Bolle.
44. Depazea Phyllyreae Thüm. n. sp. in Boll. sc. nat. 1877. II.
D. peritheciis amphigenis, sparsis, prominulis, medio emersis,
globosis, nigris in macula exarida, dilacerata, plus minusve orbicu-
lata, fusco marginata; sporis numerosissimis, cylindraceis, rectis,
utrinque rotundato-oblusatis, simplicibus, hyalinis, 3—4'"'° long., 1 — •
196
1'5°"^ crass. — Meae sententiae a D. phillyreaecola Rabli. in Klotzsch,
herl). myc. no. 1646 diversa.
Islria, Görz ad folia viva Phillyreae angustifoliae Lin. Vere 1877.
Leg. G. Bulle.
45. Septoria Bolleana Thüin. nov. sp. in Boll. sc. nat. 1877. II.
S. peritheciis globosis, epiphyllis, sparsis, emersis, parvis, atris
in macula exarida, griseo-pallida, irregularia, vix vel non obscure
marginata; sporis plus minusve cylindraceis, minime curvulatis, utrin-
que obluso-truncatis, bi-triseptatis, hyalinis, 10 — 14°"^ long., 3°"" crass.
Istria: Görz ad folia viva Cydoniae vulgaris Vers. Aut. 1876.
Rarissime. Leg, G. Bolle.
46. Septoria Paulowniae Thüm. nov. sp. in Boll. sc. nat. 1877. II.
S. peritheciis dense gregariis, epiphyllis, conicis, prominulis,
osliolatis, parvis, nigris in macula plus minusve orbiculata, exarida,
griseo-fusca, zonata, dein iacerata; sporis cylindraceis, rectis, utrin-
que obtuso-rotundatis, jLini- vel raro biseptatis, numerosis, hyalinis,
7_-^Qmm fQ^g^ 2— 2-5'"°' crass.
Islria: Görz in Paulowniae tomentosae Sieb, et Zucc. foliis vi vis
languidisve. Aut. 1876. Leg. G. Bolle.
47. Septoria Yuccae Thüm. nov. sp. in Boll. sc. nat. 1877. II.
iS. peritheciis amphigenis, sparsis, conicis, prominulis miiiulis
vel etiaai subgregariis, nigris; sporis cylindraceis, utrinque aculatis,
anucleatis, uniseptatis, hyalinis, lO""™ long., 2*5 — S"'"" crass.
Islria: Görz ad folia emortua Yuccae gloriosae Linn. Hieme 1876.
Leg. G. Bolle.
48. Phyllosticta Wigandiae Thüm.
nov. spec. in Boll. sc. nat. 1877. II.
Ph. peritheciis mediis, epiphyllis, semiimmersis, hemisphaericis,
sparsis, nigris in macula grisea, exarida, corrosa, parva; sporidils
generis, minutis, 8 — 10""^ long., 4'"'^ crass., achrois.
Islria: Görz ad folia viva Wigandiae imperialis Hort. Aut. 1876.
Leg. G. Bolle.
49. Phyllosticta destruens Desm. nov. var. Celtidis in Boll. sc.
nat. 1877. )1.
Ph. peritheciis minutis, semiimmersis in macula dilute roseo-
albida, irregularia, exarida.
Istria: Görz in Celtis australis Linn. foliis vivis. Aut. 1876.
Leg. G. Bolle.
50. Phyllosticta Liriodendri Thüm. nov. spec. in Boll. sc. nat.
1877. IL
Ph. peritheciis epiphyllis, minutis, gregariis, semiimmersis, glo-
bosis, nigris in macula parva, orbiculata, exarida, grisea; sporis mi-
nutis, ellipsoideis, utrinque rotundatis, simplicibus, anucleatis, nume-
rosis, 5 — 6"™ long., 3"°" crass., achiois. — A Septoria Liriodendri
Berk. diversissiina.
Istria: Görz in foliis vivis Liriodendri tulipiferae Linn. Aut. 1876.
Leff. G. Bolle.
107
51. Phyllosticta Eriohotryae Thüni. nov. spec. in Boll. sc. iiat.
1877. II.
Ph. peritheciis epiphyllis, mediis, globosis, prominulis, gregaiiis,
atris in macula arida, plus minus orbiculala, lusco-grisea, nigro an-
nulata, denuini corrosa ; sporis ellipsoideis, anuclealis, dilule fusco-
griseis, 4 — 6°"" long., 3°"" crass. — Ph. Photiniae Thiini. proxima
sed diversa.
Istria: Gürz in foliis vivis Eriobutryae japonicae Lindl, Aut. 1876.
Leg. G. Bolle.
52. Phyllosticta chaenomelina Tliüni. nov. spec. in Boll. sc. na(.
1877. II.
Ph. perilhociis mediis, epiphyllis vel raro etiam ampln'genis,
sparsis, siibproininuHs, conicis, ostiolatis, atris in macula irregularia,
albescenlia, siiblus fusca, exarida; sporis ovalis, simplicibus, utrinque
subrotundatis, pallidissiine cinereis, diaplianis, 5°"" long., 2°"™ crass.
Istria: Görz ad Chae^iomeles japonicae Lindl. tolia viva. Aut.
1876. Leg. G. Bolle.
53. Phyllosticta Photiniae Tliüm. nov. spec. in Boll. sc. nat.
1877. II.
Ph. peritheciis minulis, epiphyllis, seiniprominulis, sparsis, glo-
bosis, nigris, in macula orbiculala, albo-grisea, exarida, delerminata;
sporis minimis, cylindrico-ovatis, utrinque rolundatis, hyalinis, simpli-
cibus, 5"°' long., 2—3'"'^ crass.
Istria: Görz ad folia viva Photiniae serrulalae Lindl. Aut. 1876.
Leg. G. Bolle.
54. Phyllosticta Evonymi Tluini. nov. spec. in Boll. sc. nat.
1877. IL
Ph. peritheciis sparsis, epiphyllis, mediis, semiimmersis, globosis,
nigris in macula exarida, irregularia, albo-grisea, angusle fusco mar-
ginata; sporis parvis, ellipsoideis, utrinque rolundatis, pallidissime
griseis, 4-5°^" long., 2-2-6"''^ crass.
Istria: Görz ad folia viva Evonymi japonici Linn. i\\. Vere 1877.
Leg. G. Bolle.
55. Phyllosticta Azedarachis Thüm. nov. spec. in Boll. sc. nat.
1877. II.
Ph. peritheciis minutis, gregariis, prominulis, globosis, atris in
macula exarida, irregularia, albo-lutescenlia, fusco-inarginata, epi-
phylla; sporis ellipsoideis, utrinque rolundatis, sine nucleis, numero-
sissimis, hyalinis, 5""^ long., 3°"" crass.
Istria: Görz in Meliae Azedarachis Linn. foliis vivis. Aut. 1876.
Leg. G. Bolle.
OMterr. botan. Zeitickrift. 6. Heft. 1878. 16
198
Plantas in itinere africano
al) J. M. Hildebrandt coUectas deterniinare pergit \V. \atke.
VII. Leguminosae. 1. Papilionaceae.
888 a. Crotalaria thehaica (Del.) DC, Baker in Oliver Flora
of tropical Africa II. 11. In planilie lillorali terrae somiilensis propo
Lasgori friitex squarrosus ibi rarissiiniis mart. 1873. 11. fr. leelus.
1193. a. Orot, retusa L., Baker! 1. c. 13. Zanzibar jan. 1874
fl. fr. matur.
1583. eadem. In insulae comorensis Johanna pratis apricis pla-
niliei liltoralis jan. 1874. fl. fr.
729. C. microphylla Vahl., Baker 1. c. 16. Samhar prope Massna
dec. 1872 fl. fr.
526. C. podocarpa DC, Baker 1. c. 17. Abyssinia 1872 fl. fr.
575. C. spinosa Höchst. Baker 1. c. In Abyssiniae terris Bogos
dictis prope Keren in planitiebus graniticis tempore pluvio sept. 1872
fl. fr. lecta.
929. C. ononoides Benth., Baker 1. c. 22 e descr. In insulae
Zanzibar praüs siccis herbaceis non copiose sept. 1873 fl. fr.
572. C. Steudneri Scliweinf., Baker I. c. 30. In iisdem cum C.
spinosa locis legit.
931. C. pseudoeriosema Vatke, caulibus herbaceis a basi ra-
mosis, ramis adscendenlibus procumbentibusve dense patulo-rufescenli-
pubescentibus, stipulis linearibus, foliis foliolisque 3 subsessilibus,
lanceolatis vel oblongo-linearibus supra parce, subtus crebrius pilosis,
raceniis terminalibus densis oblongis, bracteis setaceis niinutis, caly-
cis dentibus lanceolatis, tribiis superioribus ad medium connatis, in-
ferioribus angustiorii)us profundius divisis longe pilosis, coroUa caiyce
duplo longiore, legumine sessili brevi oblonge longe fulvo- villoso-
pubescente oligospermo. 71 ?
In Zanzibariae pratis herbaceis rara jul. 1873 fl. fr.
• Planta 5 dm. alla; foliola 2-8-6 cm. longa, 0-5— 1*2 cm. lata;
calyx florens 05 cm. lungus, legiimen 1 cm. longum; maturum non
Visum; in exaininatis ovula somper abortiva repperi. C. Perottetii DC.
et C. gracili (G. et P.) Walp. proxima, etiam C. ebenoidi (G. et P.)
Walp. haud dissimilis. Pro Eriosematis specie nova declaravit cl. Oliver
in litt., procul dubio ex errore ex inspectione cursiva orto.
573. C. maxillaris Klotzsch, Baker I. c. 30. In iisdem cum C.
spinosa terris sept. 1872 fl. fr.
936. C. senegalensis Bacle, Baker 1. c. 31. In Zanzibariae locis
siccis inter culta jul. 1873 fl. fr. mat. et jan. 1874 fl. ult. fr. matur.
forma >irescens et canescens.
1582. Crotolaria sp. praecedenti affinis. Ad Pomoni insulae Jo-
hannae inter campos cultos solitaria suffriitex 05 m. allus jun. —
aug. 1875 fr.
Florem unicum vidi in herb, proprio Hildebrandtii, ad quem no-
vam speciem stabiiire nolui.
199
58G. C. cmarginella Vatke, raiile siifTruliroso a basi rainoso,
inferne pilis longis albirlis obsito, raniis su!)crectis elono;a!is bifariaiu
pubero-liirlis, slipiilis linearibus brevibus sericeis, peliobs l'olio duplo
longioribiis, folioüs sessilibiis obovatis subeinarginatis utriiiqiie pelio-
lisque pubesoenlibiis, raceinis tenninalibus laxis sub lü floris, bracteis
linearibus, pedicellis inferioribus erectis, superioribus cernuis, calycis
sericei dentibus delloideis aculis, corolla calyce duplo longiore, re-
xillo striato, legumino sessili pubescente.
Habab alt. 4000' in lapide fissili slerili frutex 0*5 ui. alias jiil.
1872 fr.
C. montanae A. Rieb., Baker 1. c. 31, proxima charaderibus
dalis satis distinda; pelioli 1 — 25 cm. longi; racemi ad 1-2 dm,
longi; pedicelli ca. 0 5 cm. Inngi; calyx 08 cm. longus; vexillum
ca. 07 cm. longum, 06 cm. lalum; legumen 15 cm. longum, 6 mm.
latum.
1210. C. lanceolala E. Mey., Baker! 1. c. 36. Dar es saläm
orae zanzibarensis in pralis siccis lierbaceis febr. 1874 fl.
1932. eadem? Insula Mombassa orae zanzibarensis sufFrutex
0*5 m. allus. Febr. 1876 fr. — Flores (lavi a me non visi.
936 a et 6. C. cleoinoides Klolzscb?, Baker 1. c. sub C. lan-
ceolata. Insula Zanzibar jan. 1874 fl. fr.
An revera sit eadem, quae klotzscbiana specimine petersiano
valde manco dijudicare non audeo.
574. C. dllloniana Baker 1. c. 41. In Abyssiniae Bogos sept.
1872 fl.
571. C. impressa N. ab Es. (C. astragalina Höchst. Baker 1. c.
43). In planiliebus lilloreis terrae Bogos all. 5500' sepl. 1872. fl. fr.
Cl. N. ab Es. in Linnaea 1842. 217 ipse fatelur, suam C. hnpressam
eandem esse speciem ciun (.'. slriata A.Br. (non DC), quare praeeunle
Schweinfurtliio in plant. Slcudner mss. ut jam olim ill. Benth. in
Hook. Lond. journ. H. 574, hoc nomen C. astragalina Höchst, poslea
a Richarde edila anlepono.
592. Argifrolob'mm abi/ssinicum Jaub. et Spach, Baker 1. c. 44.
Habab. Nakfa 6000' aug. 1872 fl. fr.
694 idem. In solo granilico terrae Bogos sept. 1872 fl.
40. Trigonefla maritima Del. ß. dura (Vis.), Boiss. Fl. or. H. 85.
Ramie prope Alexaudriain luart. 1872 fl. fr.
41. Medicago lituralis Riiode, Boiss. 1. c. 98, ibidem eodem tem-
pore fr.
1387. M. lupuUna L., Baker I.e. 51. Prope Meid terrae soma-
lensis in regione montana ad Serrut in lapide caleareo alt. 1600 m.
apr. 1875 fl. fr. jun. raro.
39. Melilotus.parviflora Desf., Boiss. 1. c. 108. In deserto Ramie
mart. 1872 fl. fr. jun.
582. Trifolium simense Fresen., Baker 1. c. 57. Bora asgede
in Habab inter caespites alt. 7000' aug. 1872 fl.
43. Lotiis argenieus CDel.) Webb., Boiss. 1. c. 164. Ramie
mart. 1872 fl.
16*
200
588. L. arnhicus L., Bakor 1. c. 62. In tcrris Bogos Ahyssiiiiaß
auo-. 1872 specimen fl. iinicmn legil villis crebrioribus paullulinn a
typo recedens, quam formam ibideui priiis jani infelix Steudner legit.
158. L. Schimperi Steiul., Boiss. I. c. 170? Prope Gedda apr.
1872 leguininibus jam solutis legit.
42. L. pusillus Viv. ß. major Boiss. 1. r. 173, Bainle uiart.
1872 fl. fr. L. peregrini nomine, pro quo slirpem ehrenbergianam
ibidem lectam olim declaravit Schweinfurtli, distribulus.
160. Psoralea plicafa Del., Boiss. 1. c. 186. Prope Gedda apr.
1872. fl. fr. frutex 2 m. allus; flores lilacini.
930. Indigofera echinata Willd., Baker 1. c. 69. Ad ripas flii-
minis Wami in ora zanzibarensi prosirata sept. 1873. fl. fr. Ut jam
cl. Baker 1. c. indicat planta africana (liucusqiie tantum in ora occi-
dentali lecta) quam asiatica omnibus partibus major.
939. l. tetrasperma Schum. et Tlionn., Baker 1.0.72? e descr.
var. hexaspei-ma Vatke leguminibu.s hexaspormis. In Zanzibariae pra-
tis siccis lara snfFrutex 0-5 m. allus oct. 1873 fl. fr. Typi specimen
non vidi, at nimis convenil descriplio cl. Baker et eadem cum prao-
cedente distributio geographi(;a.
927 h. I. strohilifera Höchst., Baker 1. c. 75. Mombassa orae
zanzibarensis inter gramina sicca mart. 1876 fl.
937 eadem. In insulae Zanzil)ar pratis siccis herbaceis liinc inde,
praecipue in arenosis procumbens sept. 1873 fl.
157. /. spinosa Höchst., Baker 1. c. 77. Gedda in locis desertis
sulTrutex 0'5 m. altus apr. 1872 fl. fr. Eandem ibidem jam olim
legit C. G. Ehrenberg! Spinae in nostra, quam in aliis exemplaribus
herb, berol. (Ehrenberg!, Quartin-Dillon!, Öchimper!, Beccari!) dimi-
dio breviores.
733. eadem. Samliar prope Massua nov. 1872 fl. Eandem ibi-
dem apr. 1870 fr. colk Beccari, cujus exemplaribus comparalis pro
/. spinosa recognovi; planta enim spinis novellis et foliolis triplo
majoribus praedita singnlarem prae se fert habitum.
587. /. suaveolens Jaub. et Spach, Baker 1. c. 80. In solo gra-
nitico terrae Bogos inter saxa ang. 1872 fl.; suff'rutex; flores purpu-
reo-caerulei.
590. ea<lem. In planitiebus sterilibus terrae Habab alt. 6000'
jun.-sept. 1872 fr.; fruüculus 0'5 m. alt. ex H. in sched., vix 3 dm.
altus in specimine nostro.
585. /. viscosa Lam., Baker 1. c. 81. In planitiebus graniticis
terrarum Bogos prope Keren alt. 5500' sept. 1872 fl. fr. Slirps legu-
minum longitudine et indumento admodum varians.
948. eadem. Ad Kokotoni Zanzibariae in decjivibus apricis col-
linm cali-areorum suff'rutex (H ) (planta annua! [V.]) densus 1 m.
altus fl l'r. 1873 lectus.
Pro nova specie /. viscosae affini declaravit cl. Oliver in litt.,
at characteres, quibus distinguatur equidem frustra quaesivi. Ceterum
in Zanzibaria jam a cl. Baker 1. c. indicala.
201
944. /. palustris Valke, caule lierhaoeo enulo a basi rainoso
adpresse i)iIosulo. ramis erecto-patenlilius, stipiilis liiu^ari-subiilatis
peisistentibiis, petiolis erecto-patentibus, foliolis 19—21 oblanceolatis
apice rotundatis mucronatis, ulrinque adpresse pilosis, Ititeralibus op-
positis, raceinis pediinculalis axillaribus laxilloris folio 2 — 4pIo longio-
ribus, calycis rufcscenli-pubescentis dentibus selaceis tubo duplo
longioribus, poslico longissimo, eorolla ealyce duplo longiore, legumi-
iiibus lineari-iriutTonalis erecto-palentibus subletragonis adpresse pi-
losis 7 — llspermis. O-
In Zaiuibariae pratis paludosis hinc inde od. 1873 fl. fr.
Caulis ad 6 dm. allus; stipulae 2 mm. longae; petioli toti (cum
rhachide) 3"5 — 45 cm. longi; Ibliola fere 1 cm. longa, ca. 2*5 mm.
lata; calyx 2*5 mm. longiis, legumen 3 cm. longiim, ca. 1 mm. iatum;
semina atra.
/. prieureanae G, et P., Baker 1. c. 84 e descr. proxima, dif-
fert racemis longe pedunculatis folia pluries superantibus et calycis
tubo manil'esto.
159. /. leptocarpa Hoclist. et Steud. in Schimp. herb. arab.
n. 771. Prope Gedda apr. 1872 fl. fr. Eandem ibidem ad montes
januario fl. fr. coli. C. G. Ebrenberg!
/. crotalarioidi (Klotzsch) Baker 1. c. 85 proxima leguminibus
triplo angustioribus statim distingueuda.
943. /. suhulata Vahl, Baker! 1. c. 87. In collibus prope Koko-
loni Zanzibariae in graminuin alloruiii umbra nov. 1873 fl. fr.
836 a. I. somalensis Valke, annua humilis a basi ramosa ubi-
que cano-sericea, slipulis liiicaribus persistenlil)us, foliolis 5 obovatis
subemarginalis crassiusculis supra olivaceo-virentibus, subtus incaiiis,
nervis supra impressis, sublus promineutibus, foliolis subsessilibus,
laleralibus allernis, raceinis breviler pedunculatis densis subsecun-
dis subl4floris, floribus subsessilibus, bracteis liuearibus deciduis,
calycis dentibus linearibus tubo brevissimo multo longioribus, co-
rollis minulis calyces superantibus, leguminibus brevibus linearibus
2spermis. O-
In littore somalensi prope Lasgori mart. 1873 fl. rara.
Planta ad 1 dm. alta; petioli toli 0'5 cm. longi; folia 1 cm.
longa; foliola c. 0 5 cm. longa, superne ejusdem latitudtnis; raceini ad
2-5 cm. longi; calyces ca. 3 mm. longi; legumen 0 7 cm. longum,
fere 2 nun. Iatum.
/. henguellcnsi Baker 1. c. 87 e descr. proxima, duratione praeter
alios characleres distincta.
/. oblongi folia Forsk. (/. paiici folia Del, Baker 1. c. 88). Gedda
apr. 1872 fr.
579. eadem. In planitiebus graniticis sterilibus terrae ßogos
prope Keren aug. 1872 raro, sulTiutex 1 m. altus.
946. /. hirsuta L., Baker! 1. c. 88. In Zanzibariae pratis udis
herbaceis hinc inde nov. 1873 fl. fr.
1580. eadem. Ad Pomoni insulae Johannae in campis cultis et
ad viarum margines jun. — aug. 1875 fl. fr.
202
1386. /. nmhraticola Valke, Iierbacea? peremiis divaricalo-
ramosa, ramis novellis peliolis peduruulis calycihus foliisque sublus
sh'igosis, stipulis linearibiis persislenlihiis foliis impari-pinnatis bijugis,
foliolis ovali-oblongis iilrinque oblusis mucronalis, supra glabriusculis
opacis, subtus glaucescenlibus, oiniiibiis distincte petiolulatis, latera-
libus opposilis, racemis 10— 12fioris per antliesin relaxamlis erecto-
patentibus, calycis breviter campanulati denlibus lineaii-setaceis pa-
tentibiis tubo triplo longioribus, corollae violaceae? calyce duplo
longioris vexillo extiis strigoso, legumine lineari incuno deiniim suli-
glabro 2? spermo. 21.?
In montibus prope Meid Somalensium alt, 1000 — 1800 m. in
umbra apr. 1875 fl. fr.
Gaules ad 4 dm. alti; petioli ca. 2 cm. longi; foliola ca. 1 cm.
longa, ca. 0'5 cm. lata; racemi ca. 4 cm. longi; pedicelli 2 mm.
longi; calyx 3 mm. longus; legumen ca. 3 cm. longum; in legumi-
nibus 2 examinalis semina 2 tantum repperi, id quod parum pro le-
guminis proportione; an semina plura abortiva?
/. mimosoidi Baker 1. c. 90 ex cl. Oliver in litt, proxima, in-
dumento eglanduloso et? seminum numero diversa.
836 6. /• semitrijuga Forsk., Baker 1. c. 93. In planitie litto-
rali terrae somalensis prope Lasgori solitaria mart. 1873 fr. nomeii
vernaciihim: Abur.
Leguminum longitudo et seminum numerus (2 vel 4) variat in
hac specie recte monente jam cl. Baker 1. c, quare /, Burmannl
Boiss, Fl. or. II, 189 liuc reducenda.
1388. 7. sedgeioickiana Valke et Hildebr. fruticosa divaricato-
ramosa, ramis firmis angulatis minute strigosis demum glabris, foliis
impari-pinnatis 2 — 3jugis, foliolis obovalibus emarginatis mucronatis
coriaceis planis utrinque strigosis, lateralibus oppositis, Omnibus, ter-
minali longius, petiolulalis, racemis peduncuialis densis sublOfloris
folia subaequantibus, floribus extus dcnso rufo-ferrugineo-pubescen-
tibus, calycis obliqui dentibus ovatis tubo triplo brevioribus, corolla
calyce 4plo longiore, leguminibus rectis teretibus coriaceis brunneis
adpresse pilosulis 6spermis. %.
In terrae somalensis regione montana Serrut prope Meid alt,
1200 m. ad fonlem Daffer apr. 1875 fl. fr,
Frutex 2 m. altus (H.); petioli toti ad 25 cm. longi; petioluli
laterales ca, 1 mm., terminales ad 7 mm. longi; pedicelli ca. 2 mm.
longi; calyx fere 2 mm, longus; legumen ca. 3 cm. longum, ca.
3 mm. latum; nomen vernac. Rialojöbbe i. e. admodum fragile.
/. pruinosae Wehv., Baker 1. c. 93 ex cl. Oliver in litt, pro-
xima florum indumento dislinctissima. Species dicata cl. medico Sedge-
wick, qui Hildebrandtium ex vitae periculo liberavit.
(Fortsetzung folgt.)
203
Das Pflanzenreich
auf der Wiener Weltansstelliin«; iiu Jahre 1873.
M\m\ über die expoiiirlen Pflanzen, PtlanzenrohstolTe und Produkte, sowie über ihre bildlichen Darstellungen.
Von Franz Antoine.
(Fortsetzung.)
Belgien.
n 0 1 1 III u s t e r.
Die Sammlung der in Belgien vorkommenden Holzarten bestand
aus durchschnittenen, 6 — 8 Zoll langen Ast- oder Stanimstücken
mit einem Durchmesser von 1 bis 6 Zoll. Sie ziihlle an fünfzig
Arten, als;
Acer Psetidoplatanvs L.
— platanoides. Kommt selten vor und ist im 30. Jahre schlagbar.
— campeslre. Findet vielfach Verwendung als Werkholz. Junge
Triebe geben Spazierstöcke ab. Es lässt sich gut poliren.
Alnus incona Willd.
— glutinosa Willd. Wird im 30. bis 40. Jahre gefällt. Als Brenn-
holz und zur Kohlengewinnung verwendet.
Beiula alba L.
— pubescens Ehrh. Zur Anfertigung von Schachteln, Holzschuhen
verbraucht, das Reisigholz liefert Besen, und der Abtrieb wird
im 60. bis 90. Jahre vorgenommen.
Corylus Avellana L. Ein hartes, aber biegsames Holz. Die Kohle
Avird zur Pulverfabrikation angewendet.
Carpinus Betulus L. Werkholz für Karren, Handhaben, dann Brenn-
holz und Kohle.
Crataegus Aria L. Ein wohlriechendes, zähes und biegsames Holz,
von Bildhauern und Mechanikern verwendet.
Cerasus Avium Moench. Ein hartes, kompaktes Holz für Drechsler
und Tischler.
Cornus mascula L. Für Korbflechter und zu Handgriffen.
Clematis. Zu Körben und Bienenstöcken.
Evonymus europaeus L. Die Holzkohle als Zeichnenrequisit gesucht.
Erica majus. Dient als Viehstreu und zum Binden von Besen.
Fraxinus excelsior L. Sehr gesucht für Wagner- und Drechslerar-
beiten, sowie auch als Brennholz.
Fagus syhatica L. Für Schachtelmacher. Unverwüstlich zu Wasser-
bauten. Vorzügliches Brennholz, wobei aus der Asche Soda ge-
wonnen wird.
Hedera Helix L.
Hex aquifolium L. Ein kompaktes Holz für Drechslerarbeiten und zu
Maschinenbestandtheilen sehr gesucht.
Larix europaea Dec. Ein sehr dauerhaftes Bauholz. Gibt gute Kohle ab.
204
Malus communis Desf. Dos feinen Kornes und der Dimerhaftigkeit
wegen von Tischlern und Drechslern allgemein verwendet.
— acer'ba Dec.
Mespilus oxyacantha. Dient zu Umzäunungen.
— genjianica L. Zu Handhaben bei Genithschaften,
Popnlus tremula L. Bauholz für das Innere von Gebäuden, wird
zur Papiererzeugung benützt und zwischen 30 und 60 Jahren
schlagbar.
Prunus insititia L. Hartes, gelbbraunes Holz und roth geädert, ist
feinkörnig, kommt abcM* nur in geringen Dimensionen vor.
P'mus Picea L. Für Bretter und sonstige Holzkonstruktionen.
— sylvestris L.
Quercus pedmiculafa foemina Mill.
— Robur Lin. Wird in Belgien 15 — 20 Meter hoch und erreicht
2 — 6 Meter Stammumfang. Das Holz ist bei Schiff- und Wasser-
bauten in Verwendung. Liefert Kohle und die Rinde Gerbstoff.
Rhamnus Frangula L. Brennholz und Kohle zur Schiesspulverbereitung.
Rosa.
Rubus.
Salix nitellina L.
— m,onandrä Hffm. Für Korbgeflechte benützt,
— longifolia Mhlbrg.
■ — Caprea L. Für Schachteln und Siebe.
— alba L.
Sambuciis racemosa L. Wird für Musikinstrumente und Tabaksdosen
verarbeitet.
Sorbits aucuparia L. Eine feste Holzsorte, welche zu Gegenständen
verwendet wird, die grosser Reibung ausgesetzt sind, auch Holz-
schneider benützen es.
Sarothamnus vulgaris Wimm. Die jungen Triebe geben Streu für
das Vieh und Brennstoff für die Backöfen.
Tilia platyphylla Scop. Für Drechsler, Möbeltischler etc.
Ulmus campestris L. Eine von den Tischlern sehr gesuchte Holzart.
Vaccinium Myrtillus L.
Viburnum Opulus L. Zu Pfeifenröhren und Schusternägeln.
Cerealien und sonstige Sämereien.
Die Getreidesorten, in ganzer Pflanze, waren bündelweise in
4 grossen Pyramiden aufgestellt, ausserdem gab es gegen 200 Gläser,
in welchen Samen enthalten waren. Die von der Landwirthschafts-
Direktion des Ministeriums des Innern ausgestellten Produkte wurden
in landwirthschaftliche Zonen eingetheilt und zerfielen: a) in die des
Polder Bodens, b) des sandigen Bodens, c) des schlammigen Sand-
bodens, d) des schlammigen Bodens, e) des kondrusischen Bodens
und f) des Ardennen-Bodens.
205
Alopecnrns pratensis L.
— agrestis L.
Agrostis alba L.
Anlhoxanlhvm Gdoratum L.
Apera spica venu Beauv.
Anena flavescens L.
Arrhenatherwn elatius Pres!.
Briza media L.
Bromns secalinus L.
— sterilis L.
— mollis L.
Cynosurus cristatns L.
Catahrosa aquatica Beauv.
Dactylis gloinerata L.
Festuca rubra L.
— pratensis Huds.
Glyceria fluitans R. Br.
Uolcus mollis L.
— lanatus L.
Hordeum secalinuni Schreb.
Lolium pratense L.
— italicmn Braun.
Medicago lupuUna L.
Myagrum sativum L.
Poa pratensis L.
— trivialis L.
Phleum pratense L.
Papaver somniferum L.
Trifolium pratense L.
— repens L.
Avoin du Pays.
— imperial.
— blanc.
— jaune indigene.
— „ de Siberie.
— ordinaire.
— geant.
— de Georgie.
— de Flandre.
■ — du Mexique.
— de Provence.
— de Pologne.
— de Laxson.
— de Norvege.
— de Canada.
— noir.
— blanc de Siberie.
— ä grappes.
AAüin indigene.
— hatif.
— unilateral.
Colza (^Brassica napus oleifera).
Chanvre (_Cannobis satina).
Escourgeon ä six rangs noir.
Feveroles.
Froment roux non veloute.
— roux geanl.
— anglais veloute.
— „ non veloute.
— blanc epis roux;
— brun de Somerghem.
— Bleu de Courtrai.
— „ d'Amerique.
— „ de Noe.
— de Hallet.
— „ „ d'ete.
— de St. Reinie.
— d'Ecosse.
— de Flandre.
— d'annentieres.
— de Pologne.
— de Thunshall.
— d'Auslralie.
— d'ete du Mesnil-St-Firmin.
— d'ete d'Amerique.
— hybride de qualrc-bras.
— Richelle de Naples.
— du Cap.
— Hunter.
— Victoria.
— Gulden trop.
— Fontania.
— Herison d'ete.
— ä toison.
— ä barbes.
— nain,
— Hickling
— Spolding.
— Chiddam.
— Neuwery,
— petite.
— d'hiver.
— barbu d'ete.
Houblon.
Lotier cornicule.
Lin.
206
Seigle geant de Russie.
— nain de Bretagne.
— de Prusse.
— de r Ukraine.
-- d'Ecosse.
— de Flandres.
— des Alpes.
— de mars.
— du Brabant.
— d'ele.
— du pays.
Orge du Pays.
— de France.
— de Flandre.
— de Danemark.
— d'Italie.
— d'Egypte.
Orge d'ele.
— d'hiver.
— ä six rangs.
— a deux rangs.
Seigle d'hiver.
— „ de Russie.
Zur Papierfabrikation wird die Grasart MoUnia coerttlea Moench
benützt. Ausserdem gab es Tabaksorten, darunter Tabac Havane,
Wervvicq, d' Australie.
Aus diversen Früchten waren Syrupe dargestellt, dann gab es
Getreide- und Wachholder-Branntweine, Cichorie in Pulverform und
Chocolade, zu dessen Erzeugung die erforderlichen Utensilien darge-
stellt waren.
Niederlande.
Getreidesorten und sonstige Nahrungspflanzen-Samen waren in
164 Mustern in ganz primitiver Weise aufgelegt. Dabei gab es einen
neuen Gersthafer.
Die Färbepflanzen waren durch Krappwurzeln und durch An-
natto vertreten. Letzterer ist ein Farbstoff, der aus der Bixa Orel-
lana hervorgeht und zum Färben der Käse verwendet wird. Beson-
ders der in den Niederlanden erzeugte Annatto soll vor anderen
Produkten dieser Art wesentlich durch kräftige und lebhafte Färbung
hervortreten.
An Oelen war vorzugsweise Lein- und Rüböl häufig vor-
handen.
Unter den vielen Spirituosen gab es Genevre, Arak, Anisette,
Cognac, diverse Rataffias, dann Johannisbranntwein und Pomeranzen-
spiritus.
Von Tabak war Rauch- und Schnupftabak vorhanden und kon-
servirle Gemüse gab es in ziemlicher Menge.
Dänemark.
Unter den Getreidesorten Dänemarks, welche vorzugsweise aus
Hafer, Roggen, Gerste und Weizen bestanden, war letzterer in
125 Mustern eingeschickt, und unter den Produkten aus denselben
gab es Kleien, Mehl und Amiion.
Ausser Fruchtweinen und Essigsorten erschienen Essenzen und
Spirituosen, worunter sich Kirschliqueure und Kümmel befanden.
Nebst den gebrannten und gepulverten Cichorienwurzeln be-
merkte man getrocknete Arzneipflanzen gewöhnlicher Art und Tabak
in seinen verschiedenen Anwendungen zum Genüsse.
20
Von der grössicn Insel des dänisclien Besilzllimnes in den kleinen
Anlillen, St. Croix, legte man die BUilter der Myrica acris'? vor.
Norwegen.
Von den» Areal des ganzen Landes fallen 2^^ Millionen Maal
(ein Maal = 2. 500(3 Ellen) dem Ackerlande zu und von den Wäl-
dern wird ein Flachenraum von 60 — 100 Maal bedeckt.
Von Holzproben gab es nur wenige, das aus dem Tliale von Cliri-
stiania stammende Holz wird auch hier zur Papierfabrikation benutzt
und wurde in einer zu diesem Behufe präparirten Masse eingeschickt.
Getreide, ebenfalls in geringer Menge vertreten, war grossentheils in
Samenkörnern und nur wenig in Halmen aufgestellt. Mais gab es in
mehreren Sorten.
In 5 Bildern gruppirte der Gärtner Moe in Christiania Flechten
und Farne zusammen.
(Fortsetzung folgt.)
-»0fr-
Literaturberichte.
Die Pilze des "\\'eiu.stoekes. Monographische Bearbeitung der säramtlichen bis-
her bekannten, auf den Arten der Gattung Vitis Linn. vorkommenden Pilze.
Von Felix von Thümen, k. k. Adjunkt der chemisch-physiologischen
Versuclisstation zu Klosterneubuig. Wien, 1878. Wilhelm Braumüller. 8. XX
und 225 S., 5 lithograph. Taf.
Das vorliegende Werk enthält eine mit Gründlichkeit und mit ge-
nauer Kenntniss der betreffenden Literatur gearbeitete Uebersichtsämmt-
licher Pilze, welche auf den verschiedenen F<7/s-Species vorkommen. Ihre
Zahl ist eine sehr bedeutende, denn Thümen behandelt 220 Arten. Von
denselben wurden auf Vitis vinifera L. 150, auf V. Lahrusca L. 54, auf
V. aestiralis Michx. 13, auf V. riparia Michx. und V- cordifolia Michx.
je 3, auf V. rotiindifolia Michx. und V. sihestiis Gmel. je 2, endlich
auf V. candicatis Engelmann 1 Species beobachtet. Mehr als 40 neue
Arten werden in Thümen's Werke ausführlich beschrieben und auf
den beigegebenen 5 Tafeln abgebildet. Die interessanteste Novität
ist wohl Roesleria hypogaea Thüm. et Passer, ein auf den Wurzeln
des Weinstockes lebender Vibrissea zunächst verwadter Discomycel,
Aus dem Vorhergehenden ist ersichtlich, welch' grosse Wichtigkeit
Tluimen's neueste Publicalion nicht nur für den Mykologen, sondern
auch für den Landwirlh, speciell für dem Weinbauer, hat. Sie s»i
daher der Aufmerksamkeit des Botanikers und Oekonomen bestens
empfohlen. Dr. H. W. R.
Die Sahara oder von Oase zn Oase. Bilder aus dem Natur- und Volksleben in
der grossen afrikanischen Wüste. Von Dr. Chavanne, 1878. Hartleben's
Verlag, Wien, Pest, Leipzig. 1. und 2. Lieferung. 8. {64 Seiten mit zahlrei-
chen Holzschnitten und einer im Farbendruck ausgeführten Landschaft.
Ein längerer Aufenthalt und wiederholte Reisen im nordwest-
lichen Theile der Sahara veranlassten den Verfasser „in populärer,
208
leichtfasslicher Form ein natiirg-elreues Bild der grossen Wiisle
Afrika's zu entwerten; eine systematische Beschreibung- zu geben,
lag nicht in der Absicht des Autors." So weit die heiden vorliegen-
den Hefte ein Urtheil gestatten, dürfte Dr. Chavanne das von ilnn
angestrebte Ziel erreichen; denn der in ihnen enthaltene Abschnitt
(er behandelt die Route von Tripoli nach Mursuk) bringt eine lebens-
volle Schilderung der betreffenden (hegenden. Speciell botanische An-
gaben finden sich in ihm nicht; sollte die Fortsetzung dieses Werkes
derartige Daten bringen , so wird seiner Zeit auf sie aufmerksam
gemacht werden. R.
Kevne internationale des sciences, dirigöe par J. L. de Lanessan. Nr. 1.
Paris 1878. chez Oct. Dein, editeur. 8. 32 p.
Die erste Nummer dieser neu erscheinenden Revue bringt auf
S. 10—21 den Anfang einer französischen Uebersetzung von Nageli's
klassischem Werke: „Die niederen Pilze." In ihr wird ferner auf
S. 28 über einen von Downes und Blunt in der Royal Society zu
London gehaltenen Vortrag berichtet, welcher die Resultate von „Un-
tersuchungen über die Wirkungen des Lichtes auf Bacterien" enthält.
Die übrigen Artikel behandeln keine botanischen Gegenstande, sind
aber gut geschrieben und geben von zahlreichen vvissenswerthen
neuen Thatsachen auf verschiedenen Gebieten der Naturforschung
Kunde. R.
Correspondenz.
Szt. Gothärd in Siebenbürgen, am 13. Mai 1878.
Als einen besonders wichtigen Standort theile ich Ihnen mit,
dass Eurotia ceratoides (A. Meyer) im ungarischen Museal-Herbar
von Albach im Jahre 1838 im Stadtwäldchen bei Pest gesammelt,
vorliegt. Ich werde nicht unterlassen, der interessanten Pflanze heuer
nachzuspüren. Vorübergehend betrachtet, können Exemplare davon
wohl auch mit Kochia scoparia verwechselt werden. Janka.
Hirschberg in Schlesien, am 22. April 1878.
Sie gestatten mir, Ihnen über eine Exkursion, die ich am 17.
und 18. April nach einer etwa 4 bis 6 Meilen östlich von Breslau ge-
legenen Gegend machte, zu berichten, indem ich Ihnen die Haupt-
ergebnisse kurz mittheile. Nachdem ich in dem W^alde zwischen
Lückermitz und Schlottau, Kreis Trebnitz, einem sehr ausgedehnten
Revier, welches ziemlich viel Mannigfaltigkeit bietet, die vor etwa
30 Jahren entdeckte, dann dort nicht mehr gesammelte PotentUla ste-
rilis CL.) Gcke. an ihrem östlichsten Standorte in Mitteldeutschland
wieder aufgefunden und zwar in Gesellschaft von Galitim Schultesü,
G. rotundifolium, Hepatica, Veronica montana, Arabis arenosa, Hy-
pericum tnontanum etc., beabsichtigte ich den seit langer Zeit als Stand-
ort der Pulsatilla vernalis P. patens und P. pratensis bekannten Wald
209
von Birnbäuinel zu besiidien. Ich fand aiu'li diese schönen Arien,
sowie den Bastart P. veniaHsXpatens, nebst manchen anderen hüb-
schen Sachen. Der beste Fund war jedocli unstreitig die Entdeckunjr
ei'^er nordischen Form von Caltha pahistris L., niiniiicli die var. i'adi-
cans Forst. In einem zur Zeit mit Wasser gefiillten Graben des
Waldes von Kath. Hammer, der einen torfigen Boden hat, sah ich
zahlreiclie Exenipbare einer gelbbliihenden Pflanze, die iih im ersten
Augenblicke für Ronnnculus Ficaria L. hielt, sich mir jedoch dann
als eine kleinblallrige und kleinblüthige Form von Caltha entpuppte.
Der Unlersciiiede von Calllia paJnsiris L. sind mehrere und zum
Theil von der Art, dass die Pflanze wohl als gute Art genommen
werden kann, was jedoch erst weitere Beo])achtuTigen lehren werden.
Vor der Hand lässt sich nur festhalten, dass der Stengel nieder-
liegend ist und an den Achseln der oberen Blätter, aus tlenen Blät-
terhiischel (oder Aeste?) entspringen, walirscheinlich nach Austrock-
nung des Grabens wurzelnd wird; die Blätter haben die Grösse derer
von Ranuncuhis Ficaria L. oder übersteigen dieselbe nur wenig;
die Kelchblätter sind kaum halb so gross wie bei normaler Caltha
palustris L. und von hellerer Farbe, die Staubgefässe relativ länger,
Früchte waren noch nicht vorhanden. Herr Baron v. Uechtritz, dem
ich die lebenden Exemplare \orlegte, konnte sogleich durch Ver-
gleichung mit seinem reichen Material feststellen, dass besagte Pflanze
identisch ist mit Caltha radicans Forst., einer bisher nur im Norden
Skandinaviens und in Schottland beobachteten Race. Babington führt
sie in der neuesten Auflage seines Manual of Botany als eigene Art
auf. E. Fiek.
Wattenscheid in Westfalen, im Mai 1878.
Mit einer Arbeit über unsere deutschen , resp. europäischen
Orchideen beschäftigt, miu'hle ich um gütige Unterstützung bitten.
Es kommt mir namentlich auf folgende Punkte an: 1. Verzeichniss der
im betreffenden Florenbezirk (früher oder noch jetzt) beobachteten
Arten, Varietäten, Formen, Monstrositäten, Bastartc. 2. Angabe des
Bodens, wenn mi')glich auch der geolooisclien Formation. 3. Volks-
thümliche Orchid(xmnamen, Orchideensagen etc. etc. Sodann bitte ich
besondere Formen, mir freundlichst milzutheilen. Zu jedem Gegen-
dienste erkläre ich mich mit Freuden bereit und sage im Voraus
uieinen lierzlichsleii Dank! D. G. Leimbach.
Fersonalnotizen.
— Hofrath Dr. Eduard FenzTs Porträt in einem schönen ge-
lungenen Lichtdruck nebst einer Biographie brachte auf Veranlassung
(l(^s Verwallungsralhes der k. k. Garteni)au-Gesellschaft deren Organ
y,Der Gartenfreund" in einer besonderen Feslnummer, die zur Feim*
des 70. Geburtstages FenzFs ausgegeben wurde.
210
— Dr. Friedrich Haberlandt, Professor an der Hochscliule
für Bodencultur in Wien ist an den Folgen einer schweren Opera-
tion, welcher er sich am 7. April unterziehen musste, am 2. Mai
gestorben. Seit dem Jahre 1850 in Lehre und Forschung der Land-
wirtlischaft dienend, wirkte der Verblichene von jener Zeit bis 1869
an der höheren iandwirthschaftlichen Lehranstalt in Ungarisch-Alten-
burg; 1869 wurde er zur Gründung und Leitung der Versuciisslalion
für Seidenbau in Görz berufen, um diese Stellung 1872 mit der Lehr-
kanzel des landwirthschaftliclien Pflanzenbaues an der damals in s
Leben getretenen Hochschule für Bodencultur in Wien zu vertauschen.
Gegenwärtig im 53. Lebensjaln-e stehend , befand er sich eben auf
der Höhe seiner Thätigkeit.
— Dr. A. Engler, Gustos der k. botanischen Anstalten in
München ist an Stelle des nach Berlin berufenen Dr. Ei c hier als
Professor nach Kiel berufen worden.
— Graf Albert Bentzel-S t er nau, k. k. Rittmeister i. P., ist
am 6. Mai, 72 Jahre all, in Innsbruck gestorben.
— Professor Dr. W. F. G. Behn, Präsident der L. C. Akade-
mie ist am 14. Mai in Dresden gestorben. Die Leitung der Geschäfte
liat interimistisch schon im Miirz Professor Dr. H. Knoblauch in Halle
übernommen.
Vereine, Anstalten, Unternehmung^en.
— In einer Sitzung der k a i s. A k a d e m i e d e r W i s s e n s c h a f t e n
in Wien am 9. Mai übersandte Prof. Wiesner eine von Dr. Günther
Beck im pflanzenphysiologischen Institute der Wiener Universität aus-
geführte Arbeit, betitelt: „Vergleichende Anatomie der Samen von
Vicia und Ervum'^. In derselben erläuterte der Verfasser den anato-
niisclien Bau der Samenschale wie des Keimes beider Genera. Die
Samenschale derselben gliedert sich in eine Hart- und in eine Ouell-
schichte. Erstere besteht aus den sogenannten Pallisadenzellen, aus
radiär gestellten, sehr stark verdickten Elementen, welche im oberen
Theile ein sternförmig verzweigtes Porensystem besitzen. Ein besonderes
Augenmerk wandte der Autor der Lichtlinie zu, welche als ein helles,
einfaches, bei Vicia Bivonea Rafm. als ein doppeltes Band in den
Pallisadenzellen, parallel mit der Cuticula verläuft. Selbstverständlich
beruht das Hervortreten der Lichtlinienparlie auf einer Differenz im
Lichtbrechungsvermögen, welche zwischen dieser und der übrigen
Partie der Zell wand besieht. In welcher Weise aber in der Licht-
linienpartie die geänderte Lichtbrechung zu Stande kommt, konnte
mit Sicherheit niciit conslalirt werden. Mit Bestimuitheit wurde nach-
gewiesen, dass eine Cuticularisirung, welche Lohde behauptete, die
Ursache derselben nicht sein könne und dass auch die Argumente,
welche jüngsthin benützt wurden, um eine Aenderung des Wasser-
211
gelialles als Ursache des ZustandoKoinnions der Liclilliiiio aufzustellen,
nicht stichhältig' sind. Eine chemische Ver.inderunij in (iersclhen ist
wahrscheinlich, lassl sich jedoch mit den jetzigen Mitteln i^aum con-
slaliren. Die Ouellscliichte besieht aus einer Lage cylindrischer, an
beiden Polen erweiterter Saulenzellen, auf welche die ovoidalen Zellen
der eig-entliclien OuellschiclUe folgen. — Bei beiden Geschlechtern
findet man einen Rest des Albumen, weh^her aus kleinen, meist gal-
lertigen Zellen bestehl, die im Inhalte nur geringe Mengen gelblichen
Protoplasmas oder einige FelUröpfchen enlhalten. Der Keim mit tleii
zwei grossen, stärkehaltigen Kotyledonen zeigt im Allgemeinen die-
selben anatomischen Verhältnisse wie jener anderer Papilionaceen, be-
sitzt jedoch einige interessante Besonderheiten. Die Epideriniszellen
der Kotyledonen zeigen Intercellularräunie zwischen sich, welche fast
bis zur Culicula reichen und von der Flüche betrachtet, der Epidermis
den Anschein geben, als würden die Zellen von luftfiihrenden Inter-
cellulargängen begrenzt sein. Die Epidermiszellen der Ober- (Innen-)
Seite der Kotyledonen enthalten im Inhalte meistens Stärkekornchen
öfters in grösserer Menge. Eine besondere Eigenlliümlichkeit zeigt
die Epidermis im „Aleuronflec ke". Damit benennt der Verfasser
einen scharf begrenzten, meist halbmondföruiigen, grünlichen Fleck
im Stiele der Keimblatter , in welchen die Epidermiszellen grosse,
mit Chlorophyll tingirte, fast den ganzen Zellinhalt ausfüllende Aleu-
ronkörner enthalten. Bei einigen Arten findet man statt eines Kornes
mehrere derartige Korner in jeder Zelle vereinigt.
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Uechlrilz, Staub,
Kesselmayer, Scharlok, Dr. Richter, Erdinger.
Vorraihig: (B.) = Böhmen, (1.) = Istrien, (NOe.) = Nieder-
österreich, (OOe.) = Oberösterreich, (P.) = Polen, (Sb.) = Sieben-
bürgen, (Schi.) = Schlesien, (Schz.) = Schweiz, (T.) = Tirol, (Th.)
= Thüringen, (U.) = Ungarn.
Jiincus hufonins (NOe., Schi ), capitatvs (P.), ifusus (OOe., U.),
filiformis (B.), glaucus (Schi.), maritimus (Pommern), planifolius
(Victoria), sphaerocarpus (U.), squarrosus (?., Schi.), supimis (B),
tenuis (Sachsen), Juniperus communis (Berlin), nana (T.), Sabina
(Schz., T.), Kentrophyllum lanatuni (U.), Kilaibelia vitifolia (U.),
Kochia arenaria (U.), hirsuta (Schweden), scoparia (U.), sedoides
(U.), Koeleria calycina (Frankreich), crislala (OOe., P.), Koenigia
islandica (Norwegen), Lactuca muralis (OOe.), perennis (Th.), Sca-
riola (NOe.), slricta (NOe. ), viminea (B.), Lamium album (NOe.),
incisuni (Greifswald), maculalum (NOe., OOe., P.,), purpureum (NOe.,
OOe., Schi.), Lappa major (NOe.), tomentosa fOOe., Schi.), Laser-
pitium latifoUum (NOe., T.), Lasiagroslis Calamagrostis (Schz.), La-
212
thyrus heterophijUus (Schz.), hirsutus (NOe., Soliz.), montanns (B.),
Nissolia (I., Tli.), pratensis (NOe.), sativus (NOe.), sihestris (B., U.),
Lavatera thuringiara (NOe.), Leersia oryzoides (NOe., Th., Dresden),
Lemna polyrrhiza (NOe.), trisulca (OOe., Schi.), Leontodon hastUis
V. glahratus (Schi,), incanus (NOe.), Lepidium Draba (NOe., U.),
perfoliatmn (NOe.), Lepigonnm marinum (ü.), salimim (Ostt'riesland),
Lepturus filiformis (Rügen, Spanien), Leucojum aestirum (NOe., U.),
vernum (OOe., Schi.), Lihanotis montana (S<-Iil.), Ligustrum vulgare
(NOe., OOe.), Lilium bulbiferum (NOe,), Jankae (Sb.), Limodornm
ahortwum (U.), Limosella aqiiatica (P.), Linaria alpina (T.), arcen-
sis (Berlin), Cymbalaria (NOe., T.), Elaline (P.), genistaefoUa (ü.),
minor (Schi.), vulgaris (OOe.), Lindernia pyxidaria (U.), Linnaea
boreaUs (Berlin), Litium hirsulum (NOe., OOe.), hmnile (NOe.), ma-
ritimum (I.), inontanum (Schz.), perenne (OOe.), itsitatissimum (NOe.).
Obige Pflanzen können nach beliebiger Auswahl im Tausche
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Redakteur und Herausgeber Dr. Alezander Skofitz. — Verlag von C. Gerold's Sohn.
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Botanisclie Zeitschrift
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XXTIII. Jahrgang. \f m. Juli 1878.
INHALT: Plantae ab Hildehranrtt coli. VonVatke. — Florisliäche Beitrage. Von "Wiesbaur. —
Ueber Omithogalum Visianianum. Von Freyn. — Adrialisclie Algen. VonHauck. — Zur Flora
NorJunsarns. Von Wetschky. — Zur Flechlenfrage. Von Zukal. — Üeber Cladoaporium Bösleri.
Von D. Rathay. — Berichtigunir. Von Staub. — Pflanzen auf der ■Weltausstellung Von Antoine.
— Neucie pliytographische Art)eiteQ. Von Stein. — Literaturberirhte. — Conespondenz. Von Keller,
Holuby. — Personalnotizen. — Botanischer Tauscliverein. — Beilage.
Plantas in itinere africano
ab J. M. Hüdebrandt collectas determinare pergit W. \atke.
(Fortsetzung.")
942. Indigofera Schhnperi Jaub. et Spach, Baker! 1. c. 93. In
planitiebus siccis orae zanzibarensis frulex densus 1 m. altus aiig.
1873 fl. fr., ubi e sentenlia cl. Baker 1. e. forte colitur.
581. /. rndecaphylla Jacq., Baker 1. c. 96. In saxis sterilibus
terrae Bogos prope Keren aug. 1872 fl. fr.
588. /. arrecta Höchst., Baker 1. c. 97. Ibidem in planitiebus
sterilibus alt. 5500' sept. 1872 fl- fr.; suffrutex 1 m. altus.
730 a. I. argentea L., Baker 1. c. In terris Danakil dictis jan.
1873 fr. nomen africanum elanto.
837. ejusdem var. brachycarpa Vatke, virescens leguminibus
brevibus crassioribus 2 — 3spermis. In planifie littorali terrae soma-
lensis prope Lasgori rara mart. 1873 fr.; frutex 0*5 m. altus.
Eandem in typum transeuntem olim in montibus djeddensibus
legit C. G. Ehrenberg! nomen somal. Erdja.
1579. /. tinctoria L., Baker 1. c. 99, a. macrocarpa DC. prodr.
n, 224, forma subglaucescens. In insulae Johannae planitie littorali
jun.— aug. 1875 fl. fr.
Oesterr. botan. Zeitschrift. 7. Heft. 1878. 17
214
941. ejusdem speciei Baker! 1. c. ß. brachycarpa DC. 1. c. forma
nigrescens. In Zanzibariae pratis siccis herbaceis friitex densus 2 m.
allus. oct. 1873 fl. fr.
729 h. 1. anahaptista Sfeiid. nom. bot. I, 805 (/. Hochstetteri
Baker 1. c. 101) Samliar prope Massua dec, 1872 fl. fr.
580. cadem. In planiliebus sterilibus terrae Bogos prope Keren
tempore pluvio sept. 1872. fl fr.
947. Tephrosia Vögeln Hook, f.^ Baker 1. c. 110 var. folüs bre-
vioribus latioribusque. In Zanzibaria colitur et ad pisces obstupefacien-
dum adhibetur ut jani cl. Baker 1. c. indicat,
835 a. T. heterophylla Vatke, sufrruticosa erecia, ramis firniis
adscendenlibus adpresse piibescenlibus, stipulis setaceis persistentibiis,
folüs plerisque simplicibiis, nunc binis conjugatis, foliolis allernis op-
positisve breviter petiolulatis supra cano-, sui)tus vire-cenli-pubescen-
tibus, iilrinque angiistatis, apice calloso reflexis, racemis terminalibus
pedunculatis laxifloris, bracleis setaceis, pedicellis erecto-patentibus,
calycis adpresse pubescentis dentibus linearibus tul)0 2 — 3plo brevio-
ribns, leguminibus adpresse puberulis, 4 — 6spermis, stylo glabro. "!> .
In promontoriis montium Ahl alt. 500 m. stlrpem memorabilem
doleo quod unicum tantum specimen mart. 1873 fr. (flore unico super-
slite et eo quidem insecti cujiisdam ictu tacto ad describendum liaud
apto) detexit.
Planta 3 dm. alta; siipulae fere 4 mm. longae; petioli foliorum
simplicium 2 mm. longi, foliorum binatorum totus ad 1'2 cm. longus,
tum petioluli 1^ — 2 mm. longi, foliola ad 2'3 cm. longa, ad 25 mm.
lata; racemi ad 1 dm. longi; pedicelli 3 mm. longi; calyx 4 mm.
longus; legumen ad 4 cm. longum, ad 3 mm. latum.
T. dimorphopyllae Wehv., Baker 1. c. 116, e descr. proxima,
at satis distincta, e materia uberiore denuo recognoscenda!
591. T. anthylloides Höchst., Baker 1. c. 118. In Abyssiniae
terris Bogos alt. 5500' jul. — sept. 1872 fl. fr.; sufFrutex 0'5 m. altus.
1581. T. villosa (L.) Pers., Baker 1, c. 122 var. folüs pauUo
majoribus. Ad viariim margines insulae Joliannae prope Poinoni soli-
taria jun. — aug. 1875 fl.
1209. T. incana Grab., Baker! 1. c. 123. Dar es saläm orae
zanzibarensis in pratis siccis herbaceis febr. 1874 fl. fr.
91. T. apollinea (Del.) DC, Boiss. Fl. or. II, 192. In deserto
prope Suez apr. 1872 fl. fr.
835. eadem. Baker! 1. c. 124, In planitie üttoraU terrae soma-
lensis prope Lasgori vulgaris mart. 1873 fl. fr. ; sufFrutex 05 m.
altus; nomen somal. Deietlöebbo
303. T. purpurea (L.) Pers., Baker I. c. 124. In locis siccis
prope Keren jul. 1872 fl.
593. eadem. In sterilibus siccis terrae Bogos jul. — sept. 1872 fl. fr.
945. eadem. Baker! 1. c. In Zanzibariae locis siccis apricis vul-
garis nov. 1873 fl. fr.; sufFrutex ramis prostralis.
785 a. T. pogonostigma Boiss. 1, c. 193, Th. Anderson Fl. Aden
16. Aden in convalübus jun. 1872 fr.
215
578. T. tiubica (Boiss.) Baker I. c. 125. In planiliebiis sterili-
bus terrae Bogos alt. 5000' jul. 1872 fl. fr.
1213. MiUettia pirifolia Vatke, arborea ramis glabris, ramulis
novcllis petiolis pcdunculisque fulvü-pubescentibus, tbliis simplicibus
üvalis abrupfe acuininatis glabris supra nifidulis, siibtiis opacis reti-
culato-venosis, stipulis nuUis vel deciduis, floribus breviter racemosis,
raceinis sub5floris folio brevioribus, pedicellis longiusculis, legumi-
nibus oblongo-Ianceolaiis acuniiiiaüs lignosis glabris subreticulatis
verruculosis 2spermis. % .
Dar CS saläm in disirictu „Djiingel" febr. 1874 fr.
Arbor 4 ni. alta; petioli ad 24 cm. iongi, prope apicein articii-
lati; fulia ad 6"5 cm. longa, ad 45 cm. lata; bracfeac oblongae
3 mm. longae; flores ignoti; pedicelli fructiferi 1 cm. Iongi; legumen
ad 125 dm. longum, ad 3 cm. latum (quam formam etiam linearem
inuuupal cl. Baker) ab apice dehiscens more generis.
Species memorabilis ab omnibus hucusque cognilis foliis sim-
plicibus recedit.
938. Microcharis latifolia Bentb., Baker! 1. c. 132. In Zanzi-
bariae pratis siccis herbaccis binc inde ramos fert graciles aliis iieri)is
nisa, sept. 1873 fl. fr.; planta annua; legumen cl. Baker I. c. adliuc
ignotum usque ad 17 semina continet.
961. Seshania aegyptiaca Pers., Baker! 1. c. 134. Secus ripas
fluminum Kingani et Wami orae zanzibarensis fruliccta densa effor-
mans jul. 1873 fl. fr.
960. S. pubescens (Valil.) DC., Baker 1. c. 135 var. grancUflora
Vatke. Flore 3 cm. longo.
Ibidem ad ripas fluminis Kingani sufFrutex 2 m. allus jul. 1873 fr.
577. Astragalus venosus Höchst., Biiker I. c. 137. Bora asgede
terrae Habab Abyssiniae alt, 7000' aug. 1872 fl.; planta annua.
837 a. Taverniera aegyptiaca Boiss., Baker I. c. 140. In pla-
nitie liltorali terrae somalensis prope Wodderie rara mart. 1873 fl.
576. Ormocarpum bibracteatum (Höchst.) Baker I. c. 143. In
terrae Bogos planitiebus sterilibus aug. — sept. 1872 fl.; frutex
2 m. altus.
1935. 0. Kirkü S. Moore in Trimen journ. bot. 1877 II edit.
separ. (0. pluriflorinn Vatke in herb, reg, her.). In ora firma Zanzi-
bariae opposila prope Mombassa febr. 1876 fl.; arbor 2 m. alta, pauci-
ramosa ; fl. lilacini.
962. Aeschynomene tiniflora E. Mey., Baker 1. c. 146. In iocis
paludosis Zanzibariae oct. 1873 fl. fr.
1584. eadem, Baker 1. c. In insulae Johannae Iocis udis plani-
tiei littoralis inier culla jun.— aug. 1875 fl. fr.
962 a. Ae. crislata Vatke. T'ruticosa ramosa, ramis firmis striclis
selosis glabrescentibus, stipulis lanceolalis acuminalis deciduis, petiois
brevibus glabrescentibus, foliolis subl2jugis oblonge -linearibus mui-
cronulalis glaucescentibus glabris sensilivis, floribus subbinis, pedun-
culis flexuosis setosis sub5l)ractcatis, bracteis snbrotundis deciduis,
calyce ad basin fisso, coroUa calyce sub 4plo longiore, legumine ob-
17 *
216
longo glabro subincurvo, articulationibus 7, pedicellis solosis calyco
subbrevioribus. %.
In Zanzibariae loi-is paludosis 1873.
Praecedenti et Ae. oligrmthae Welvv. proxima, florum magnitu-
dine (omnium specieruin luilii cognitarum maxirni) insignis; petioli
1"5 cm. longi, rhachis c. 3 cm. longa; foliola c. 7 mm. longa, c.
15 mm. lata; pedunculi c. 4 cm. longi; calyx 1 cm. longus; flores
fere 3 cm. longi exlus setosi alis apice demum (an semper?) cristato-
laceris.
589. Stylosanthes mucronata Willd., Baker 1. c. 157. In plani-
tiebus sterilibus graniücis terrae Bogos prope Keren sept. 1872 fl. ;
frutex 0.5 m. altus , at exemplaria communicala vix allit. 2 dm.
attingunt; eandem ibidem prius bealiis SIeudner legit novam florao
abyssinicae civem.
1331. Arachis hypogaea L., Baker 1. c. 158. In Zanzibaria co-
litur; nomen kisiiaheli: Djugu niassa; legit jul. 1874 fr.
596. Zorjiia diphyUa (L) Pers., Baker 1. c. 158. var. gloclüdiata
(Rchb.) Abyssinia 1872 fr.
1989. ejusdem speciei var. angustifolia (Guill. et Perr.) Mom-
bassa orae zanzibarensis inter gramina febr. 1876 fr.
1260. Desmodinm harhatum (L.) Benth. pl. Jungh. 224. (Nicol-
sonia b. DC. prodr. II. 325 etc. cf. Benth. 1. c.) Prope Zanzibar
specimen unicum apr. 1874 fl. legit. In Africa hiicusque nondnm
observatum. See. cl. Miquel Fl. Ind. bat. I. 240 in Asia tropica hinc
inde reperitur (Java Btli. 1. c, Miquel c), at ex orbe antiquo spe-
cimen desideratur in herb, berol.^ in America tropica vulgare.
1585. D. umbellatum (L.) DC. Baker 1. c. 160. In littore insu-
lae Johannae ad Pomoni jun. — aug. 1875 fl. fr.; arborescens 2 m.
altum.
950. D. gangeticum (L. em.) DC, Baker 1. c. 161. In pratis
udis herbaceis Zanzibariae raro nov. 1873 fr.
951. D. lasiocarpum (Beauv.) DC, Baker! 1. c. 162. In Zan-
zibariae locis paludosis nov. 1873 fr.; frutex quasi sulFrulex 2 m. altus
ramis sparsis.
940. D. maurit ianum (WiM.) DC, Baker! !. c. 164. In Zanzi-
bariae pratis siccis herbaceis hinc inde oct. 1873 fl. fr.
1578. idem. In insulae Johannae planitie littorali et in monlibus
usque ad alt. 400 m. in pratis apricis jun. — aug. 1875 fl. fr. suf-
frutex sparsus 1 m. altus.
1586. D. Sca/pe (Commers.) DC, Baker I. c. In ejusdem insulae
montibus in locis pellucidis jun. — aug. 1875 fl. fr.; sufFrutex ramis
sparsis; flores coccinei purpureo-nolati.
928. D. trißorum (L.) DC, Baker! I.e. 166. In Zanzibaria (ubi
nondum indicatum) pratorum siccorum solum hinc inde tegens oct.
1873 fl. fr.
(ScMuss folgt.)
217
Floristische Beiträge.
Von J. Wiesbaur S. J.
I. Veronica trilohia Opiz.
Zwischen Laxenburg und Miinchendorf fand ich Mitte April d. J.
auf Getreidefeldern zwei auffallend von einander abweichende For-
men der Veronica hederifolia L. Die Unterschiede bezogen sich nicht
bloss auf die Kronenfarbe , sondern auch auf Beliaarung, Blattforin,
Längenverhällnisse u. dgl. Bei der Bestimmung Messen mich sowohl
Koch als Neilreich im Stich. Ja, nach des letzteren Diagnose von
Ver. hederifolia L. musste ich, im Sinne dieses ausgezeichneten Flo-
risten , auf eine für Niederösterreicli neue Art denken. Dass die
Pflanze mit azurblauer Krone die Veronica friloba Opiz ^sein könne,
war sehr naheliegend. Diese Annahme fand auch in Celakovsky's
Prodromus (S. 333) und noch eingehender in Menyharth's Kalocsa
sofort ihre Bestätigung. Letzteres Werk ist zwar dem Titel nach unga-
risch, hat aber bei neuen und kritischen Arten und Formen so viele
lateinische (mitunter auch deutsche, französische) Bemerkungen, dass
einer, der, wie ich, nicht ungarisch versteht, durch dasselbe dennoch
vortrefflich bedient wird. Um bei der Gattung Veronica zu bleiben,
findet er z. ß. gleich anfangs Nr. 618 die Veronica Chemaedrys L.
in ihrer Älittelstellung zu V. pilosa W. und V. peduncularis M. B.
auf mehr als einer halben Seite lateinisch besprochen , und zum
Schlüsse, was insbesondere angeführt zu werden verdient, Nr. 635
über Ver. triloba Opiz nach zwei Zeilen ungarischen Textes , der
wie gewöhnlich den Fundortsangaben gewidmet ist , unter anderem
folgende Stelle: „Villosa C^- triloba) foliis trilobis vel subquinque-
lobis, lobis acutioribus, pedicellis villosis calycem aequantibus, vel eo
duplo longioribus; laciniis calycinis pilosis, margine pilis longis ciliatis,
floribus caeruleis, capsulis 1-bilocularibus, glaberrimis. — V. hederi-
folia flores habet dilule caeruleos , haec (trilobaj vivide caeruleos,
colorem V. triphyllae imitantes. Lobi illius foliorum rotundati, pedi-
celli pilis brevissimis pilosi, calycem ter-quinquies superantes, laciniae
calycis glaberrimae margine pilis longis ciliatae, capsulae 4-loculares
glaberrimae . . . ."
Leider habe ich es unterlassen, Früchte zu untersuchen. Das
Uebrige aber passt alles sehr gut auf die beiden Ehrenpreise von
Laxenburg.
IL Viola sciaphila Koch.
Herr Knapp ist mit der grossen Pflanzenzahl von Kalocsa nicht
einverstanden. Ohne mich auf diesen Punkt hier einzulassen, muss
ich, trotz des „notorisch monotonen Charakters des ungarischen Tief-
landes '%^ Menyharth's Zahl von 1059 vorläufig auf 1060 erhöhen
*] Wie K. sich ausdrückt.
218
und zwar durch die Viola sciaphUa Koch , eine Pflanze , der das
Artenrecht nicht bestritlen zu werden pflegt. Heuer beobachtete ich
die von einer Wiese des erzbiscliöflichen Parkes stammende Pflanze
in ihrer ganzen Entwicklung und fand sie nicht nur mit der Be-
schreibung Koch's und der Abbildung bei Sturm , sondern auch mit
der Innsbrucker Pflanze übereinslimmend. Sehr auffallend scheint
mir zu sein, dass die Pflanze aus dem Tieflande am selben Tage, wie
die aus dem Innthale in meinem Veilchengarten ihre ersten Blumen
entfaltete: beide im Verhaltniss zu den übrigen wohlriechenden Veil-
chen auffallend spiit.
Dem entgegen dürfte die Viola sciaphila K. für Oberösterreich
zu streichen sein; jedenfalls ist das Vorkommen um Steyr zweifel-
haft geworden, nicht so sein- darum , weil ich heuer daselbst ausser
V. odorata., coUina und hirta keine andere hielier gehörige Viola
als hirta X odorata CV- permixta Jord.) habe finden können , als
vielmehr desshalb , weil die von Brittinger selbst für den einstigen
botan. Garten auf dem Freinberge bei Linz als V. sciaphila gelie-
ferte Pflanze eben nur V. permixta Jord. (= hirta X odorata) zu
sein scheint.
Abgesehen von anderen Merkmalen ist die ßlumenfarbe der
F. sciaphila K. nahe die der F. austriaca Kerner und F. cyanea Gel.
und somit von der F. odorata selir abweichend. Die Viola sciaphila
Britt. hingegen hat hierin mit F. odorata L. eine auffallende Aelui-
lichkeit und gab desshalb , da sie die Augen der Vorübergehenden
von Ferne auf sich zog, zu manchen Einbrüchen in den genannten
botan. Garten Veranlassung, die natürlich, da F. permixta gerucldos
ist (V. sciaphilla K. ist wohlriechend), im besten Falle stets mit einer
Enttäuschung endeten.
Dieses verlockende Merkmal nun kommt gerade der F. permixta
(hirta X odorata^ im hohen Grade zu, welche Pflanze ich überdiess
auch bei Lambach, Gunskirchen und Almegg beobachtet habe.
Ili. Galium Wirtgetii F. Schultz.
Auf den Wiesen um Kalksburg blüht seit Ende Mai Galium
Wirtgetii F. Schultz, eine gleichfalls für unsere Flora neue Pflanze,
die dem Galium verum L. sehr ähnlich ist, deren Blülhen aber jetzt
noch ganz unentwickelt sind. G. 'cerum L pflegt erst in der zweiten
Hälfte Juni oder gar erst anfangs Juli die Blüthen zu öffnen.
IV. Festiica Uechtritziana in.
Schliesslich muss ich noch einer dritten für Niederösferreich
neuen Pflanze Erwiihiuing thun , die gleiciifalls auf unseren Wiesen
jetzt nicht selten ist. Es ist diess eine Festuca, die zwischen Festuca
elatior L. und F. arundinacea Schreb. ihre Stellung hat , aber bei
keiner untergebracht werden kann.
In Wien wurde mir diese Pflanze vor einigen Jahren als F.
elatior bestimmt , deren Tracht und Standort sie thcill. Herr K. v.
Uechtrilz gab sicli viele Mühe das Ruthsel zu lösen, indem er zu
219
seinem ohnehin reichen Material noch allseitig sich neues verschaffte
und Ansichten anderer Botaniker einholte. Er kam zu dem Resultate,
dass sie durchaus nicht zu F. elatioi\ sondern, wenn sie nicht selbst-
ständig- ist, eher zu F. arund'macea als ausgezeichnete Varietät ge-
höre. Aus Dankbarkeit benenne ich sie desshalb diesem vortrefflichen
Pflanzenkenner zu Ehren F. Uechtritziana. Von F. elatior unter-
sclieidet sie sich, auch wenn sie mit ihr auf derselben Wiese wächst,
sogleicii durch die dunkelgrüne b^irbe und beim Berühren durch grosse
Rauhheit. Bei Brunn ist sie auf einer Wiese als Raygras gesäet und
übertrifft an Ueppigkeit das französische (Ävena elatior). Man könnte
die Pflanze füglich österreichisches Raygras nennen. Das Heu
muss jedoch ziemlich rauh sein.
Kalksburg b. Wien, am 14. Juni 1878.
lieber Ornifhogainni VisiaeiiannJit Tommas.
Von J. Freyn,
Diese Art wurde in dem zweiten Supplemente zu Visiani's Flora
Dalmalica (1877) p. 60—61 besclirieben und auf Taf. 1, Fig. 1 ab-
gebildel ""'). Beschreibung und Abbildung stellen eine auf den ersten
Blick dem 0. pyrenaicum L. (= 0. sulfiireum R. S.) sehr nahe
stehende Pflanze dar, welches hiernach nur durch lineale, am Rande ein-
gerollte Perigonblätter abweichen würde. Da jedoch die Perigonblätter
des 0. pyrenaicum nicht eingerollt, sondern ganz flach sind, wie ich
an der lebenden Pflanze wiederholt beobachten konnte , so mochte
die Differenz zwischen beiden Arten eigentlich gleich Null erscheinen.
Thatsäclilich besteht aber dennoch ein sehr markanter und an den
lebenden Exemplaren leicht kenntlicher Unterschied. Er fmdel sich in
den Antherenträgern. Diese sind nämlich bei 0. pyrenaicum ganz
flach, ohne die geringste Erhebung oder Vertiefung. Bei 0. Visianianum
hingegen zeigt die obere (innere) Seite des unteren eiförmigen Theiles
der Antherenträger zwei slark hervortretende Längsfalten, welche
unter sich und von den dicklichen Seitenrändern durch je eine tiefe
Furche getrennt sind.
Ausser diesem Merkmale sind noch zwei Eigenthümlichkeiten
an 0. Visianiannm hervorzuheben. Die eine derselben besteht in den
bis 4*5 Cm, breiten an der Spize stark kapuzenförmigen Blättern der
blühbaren (also komplett entwickelten) Pflanze, während die Blätter
bei 0. pyrenaicum^ wenigstens an den ^on mir gesehenen zahlrei-
chen lebenden Exemplaren, nie circa 2 Cm. Breite überschritten haben.
Uebrigens sind die Blätter der lelzig''nannten Art an der Spitze
ebenfalls etwas kapuzenförmig.
*) Daselbst steht überall O. Vit-ianicuin geschrieben.
220
Merkwürdiger scheint mir eine gewisse Veränderlichkeit in der
Gestalt der Deckblättchen des 0. Visianianum. Jene der unteren
Blüthenstiele sind nämlich breit-, fast nierentörmig-eifOrmig, plötzlich
in eine lange Spitze vorgezogen, am Grunde fast ohrchenförmig, am
Rande jederseils der Spitze mit einem Zahne. Zuerst ragt die Spitze
über die noch unentwickelte Blütlie hinaus, endlich ist sie Ya so
lang als der Fruchtstiel. Während des Wachsthumes biegen sich die
Seiten des unteren breiten Theiles des Deckblattes ein, indem sie
sich gleichzeitig an den Blüthenstiel anlegen. So erscheinen sie dann
allmälig zngespitzt , dem entgegen sind die oberen Deckblätter am
Grunde nicht so breit und auch nicht plötzlich , sondern wirklich
allmälig zugespitzt.
Vorstehende Daten sammelte ich an fünf lebenden und blühen-
den Exemplaren des 0. Visianianum , welche ich durch den Autor
vom Originalslandorte erhalten hatte und es scheint mir die Ver-
öffentlichung um so vvünschenswerther , als mir gegenüber von be-
freundeter Seite bereits die Vermuthung ausgesprochen wurde, dass
0. Visianianum gleich 0. sulfureum sei.
Opoeno in Böhmen, am 15. Juni 1878.
Beiträge zur Kenntniss der adriatischen Algen.
Von F. Hauck.
IX.
Elachista Rimilariae (Suhr) Aresch. (Areschoug, Algarum mi-
nus rite cogn. Linnaea 1842, p. 235, Taf. VllI, Fig. 8).
Diese Alge wurde von Meneghini in „Alghe italiane e dalma-
tiche p. 311 zu Leathesia umbellata Ag. gezogen. Nach der Abbil-
dung Areschoug's ist sie aber wolü identisch mit Myriactis pulvinata
Kg. und Elachista attenuata Harv., daher der ältere Name zu gelten
hat. Obwohl die adriatischen Formen, die meistens nur kleine, un-
gefähr 2 Mm. hohe Raschen bilden, einen anderen Habitus zeigen,
als die von Harvey und Külzing abgebildeten, so stimmt die innere
Struktur doch so gut überein, dass icli keinen Unterschied wahr-
nehmen kann. — In der Adria kommt sie nicht selten an ver-
schiedenen Cystosiren vor. Ich fand sie im Frühjahr an Cystosira
harhata^ abrotanifolia, Montagnei meistens in Gemeinschaft mit Lea-
thesia (Corynuphlaea) umbellata. — Triclio- und Oosporangien kom-
men sowohl getrennt auf verschiedenen, als auch ebenso oft gemischt
auf deuiselben Individuum vor.
E^ctocarpus Sandrianus Zanard. (Zanard. Phyc. adriat. Vol. I,
p. 143, lab. LXXIV, B).
Die Pflanze erreicht eine Grösse bis zu 12 Centim. Die Tricho-
sporangien sind meist gestreckt - eiförmig oder eiförmig - konisch,
221
sitzend und sehr zahlreich und variiren sehr in der Grijsse; bei
kräftig vegetirenden Individuen erreichen sie bei der Reife eine
Länge von Yj^ Milliin. und eine Dicke von '/„g Mm., bei anderen,
namentlich älteren oder kümmerlichen Pflanzen fand ich sie nur
V05 Mm. lang und Yso ^^^- dick; zwischen diesen beiden Grössen
kommen alle Abstufungen vor. — Die Oosporangien sind ebenfalls
sitzend, ellipsoidisch, durchschnittlich Yao ^^- '^ng und Yse ''^^'"•
dick und kommen mit den Trichosporangien vermischt auf derselben
Pflanze vor.
Ectocarpus Sandrlanus ist im Küstenlande und in Dalmalien sehr
verbreitet und nicht selten an Hafenpfählen, Quaimauern und Bojen
etc. Die Zeit des Vorkommens ist von Jänner bis Mai. Die Farbe
ist im Leben dunkelbraun und verändert sich im Trocknen in ein
gesättigtes Grün.
Als Synonym gehört hieher Ecfocarpus elegans Tliur. (in Le
Jolis Algues marines du Clierbourg p. 77 u \d Taf. 11, Fig. 1 und 2).
Nahe verwandt scheint mir auch, nacli der Abbildung zu urtlieilen,
Ectocarpus Milchellae Harv. in Nereis boreali-americana Vol. I p. 142
und Taf. XII, Fig. G zu sein.
Ectocarpus crinitus Carm.
Dieser Ectocarpus bildet oft ausgedehnte, wolkige, braune Ueber-
züge auf Steinen in einer Tiefe bis zu ungefähr 4 Meter unter dem
mittleren Niveau oder durch Wellenschlag zusammengedrehte, manch-
mal fusslange Stränge an Pfählen und Ouaimauern. Die einzelnen Fäden
sind anfangs etwas dichotomisch, hin und wieder mit fast unter rech-
tem Winkel abstehenden stumpfen, nicht haarspitzigen Aesten und
Aestchen besetzt; diese kleinen gespreizten Aestchen bestehen meist
nur aus wenigen Gliedern und sind charakteristisch für diese Alge.
Oft stehen solche Aestchen paarweise neben einander auf zwei auf-
einanderfolgenden Gliederzellen des Hauplfadens oder der Astfäden,
meist aber stehen sie ohne Ordnung abwecliselnd, oder es entsprin-
gen, was seltener der Fall ist, zwei ans einem Gliede des Fadens,
die sich dann gegenüberstehen; oft sind lange Strecken Fäden ast-
lüs. Die Dicke der Fäden ist sehr verschieden, von Yso '^'^ ^Uo ^^'"•
die Dicke der kleinen Aestchen oft nur Yea ^"^- I*'*^ Glieder sind
ein halb- bis zweimal länger als ihr Durchmesser.
Die Oosporangien, als die von mir am häufigsten gesehene
Fruchlform, sind ellipsoidisch, bis Y2n Mm. lang und' Vso M'"- '»''eiN
meistens auf einem ein-, selten zweigliedrigen Stiele, selten stiellos
am Faden sitzend, mit ihrer Längenachse zum Faden einen fast
rechten Winkel bildend, oft einander oder einem kurzen Aestchen
gegenüberstehend, meist aber damit abwechselnd. Die Stielzelle selbst
tragt manchmal statt eines zwei bis vier Oosporangien in verschie-
denen Entwicklnngsstadien.
Die eiförmig-lanzettlichen Trichosporangien sind abstehend und
ebenfalls theils sitzend, theis auf einem eingliedrigen Stielchen und
222
kommen an demselben Fadenstüeke vor, welches auch Oosporan-
gien tragt.
Ectocarpus crinitus ist in der Adria ziemlich verbreitet und
nicht selten. Vorkommen Jänner bis Mai.
Zu Ectocarpus crinitus gehört als Synonym Ectocarpus Vido-
uchii Menegh., sehr wahrscheinlich auch Ectoc. ochroleucus Kg. Tab.
phyc. Band V. Taf. 67 Fig. 1, und Ectoc. rigidus Kg. 1. c. Taf. 65
Fig. 2, wenigstens stimmen manche Entvvicklungsformen vollkommen
mit den Abbildungen dieser beiden Spezies überein,
Ectocarpus pusillus Griff.
Auch bei diesem Ectocarpus finden sich Tricho- und Oospo-
rangien auf demselben Fadenstücke.
Im Küstenlande und in Dalmatien ziemlich verbreitet, fand ich
ihn vom Februar bis Juni meistens epiphytisch an verschiedenen Algen
bis zu 4 Meter Tiefe.
Interessant ist die erste Beobachtung der Copulation der aus
den Trichosporangien dieses Ectocarpus ausgetretenen Schwärm-
sporen durch Dr. K. Goebel (Siehe Bot. Zeitg. 1878, Nr. 12J.
Ectocarpus glohifer Kg. ist von obiger Art nicht verschieden
und als Synonym anzuführen.
Vfilonia mucrophysa Kg.
Zanardini hat in seiner Iconograph. Phyc. adriat. Vol. I, p. 73,
Taf. VIII Dictyosphaeria valonioides als neue Art beschrieben. Diese
Form findet sich sehr häufig zwischen Valonia macrophysa und ist
nichts anderes als diese Art, bei welcher die Keimzellen in dem
unteren Theile der Mutterzelle oder an der unteren Seitenfläche der-
selben liegen, die dann bei weiterer Entwicklung die Wandung der
Mutterzelle durchbrechen und durch gegenseitigen Druck bienenzel-
lige Anhäufungen bilden, welche unter einander und mit den älteren
Tochterzellen verbunden bleiben, wenn auch die Multerzelle abstirbt.
Die einzelnen Zellen von Valonia macrophysa erreichen oft
mehr als Taubeneigrosse. Die Pflanze ist perennirend und kommt
nur in grosseren Tiefen (z. B. bei Rovigno 25 Meter tief) längs der
istrianischen und dalmatinischen Küste vor. Zu dieser Art gehört
auch Valonia iwaria Kg. und sehr wahrscheinlich die mir nur aus
der Abbildung bekannte Valonia (Gastridium) ovalis (Lyngb.) Ag.,
die nach Lyngb. 's „Tentamen Hydroph.*^ p. 72 auch Taubeneigrosse
erreichen soll, welcher Name dann die Prioritätsrechte hätte. Auch
Valonia Forbesii Harv. (Ceylon Algae Nr. 75, Proceed, Amer. Acad. IV,
p. 333) ist kaum von Valonia macrophysa verschieden.
Cladophora gracUis (Griff.) Harv. (Zanard. Icon. Phycol. adriat.
Vol. I. p. 101, Taf. XXIV B).
Clad. gracilis kommt von März bis Juni in ruhigen Buchten in
der Liloralregion bis zu 4 Meter Tiefe in der ganzen Adria, aber
ziemlich selten vor.
223
Zu dieser Art g-ehört nach Areschoug selbst (Pliyeeae Scandin,
marinae p. 197) Cladophora Vadorum und nach Le Julis auch Cla-
dophora Thoreana lig. — Ich habe in meinem Verzeichnisse der
Algen des Triester Golfes (Oest. bot. Zeitschr. 1876, p. 55) Clado-
phora Vadorum Aresch. zu Cl. heleronema (Ag.) Kg. gezogen, da
die Exemplare, die ich unter dem ersteren Namen im Herbar Biaso-
lettü sah, mit authentischen Exemplaren von CL heteronema über-
einstimmten. Originalexemplare von Cl. Vadorum, die ich der Güte
des Autors zu verdanken habe, haben mich aber von der Zusammen-
gehörigkeit mit Cl. gracilis überzeugt. — Cl. heteronema ist eine
ganz andere Pflanze und gehört zu Cladophora flavescens Harv. Phyc.
britan. pl. 248'"").
Monosfroma latissimiini (Külz.) Wiltr. (VViltrock, Monostroma
pag-. 33 — Ulva latissma Kg. Tab. phyc. Bd. VI, Taf. 14. — non
Ulra latissima L. nee Aucfor.)
In der Adria sehr verbreitet; in ruhigen Buchten und Hafen
mit verunreinigtem oder angcsüsstem Meerwasser an Quaimauern,
auch an Furns bis zu Vj^ Meter unter dem mittleren Meeresniveau.
— Frühjahr, Summer (Triest, Venedig, Istiien und Dalmatien aus
verschiedenen Orten). — Wird melirere Ouadral-Decimeter gross.
Oscilhiria subullformis Tiivvait. (Harvey Pliycolog. britan.
pl. 251 ß).
Die adrialiselie Alge stimmt gut mit der Beschreibung und Ab-
bildung Harvey's (1. c.). Die einzelnen Fiiden sind hellgrün, Yiso ^^^
Yi6o ^^'i'- dick, gegen die gekrümmte, oft schwach spiralig gewun-
dene, pfriemige Spitze allmälig verdünnt, etwas undeutlich geglie-
dert , Glieder meist kürzer als der Durclunesser oder halb so lang;
der Zelleninhail erscheint fast homoöen.
*) Welche Schwierigkeiten die richlige Besliinmuiig der Cladophora-
Artcn, namentlich der adriatischcn darbietet, mag man daraus entnehmen, dass,
abgeselien von anderen Autoren, Kützing allein in seiner Phycologia germanica
incl. dem Genus Aegagrofila 4.5 Arten aus der Adria besciireibf, von welchen
eincstheils in den Spec- Alg. gar keine Erwähnung mehr geschieht, und viele
wieder von letzterem Werke in den Tab. phycolog. nicht mehr al)gebildet sind;
ausserdem sind die vorhandenen t)iagno>^cn so kurz imd so allgemein gehalfen,
dass ohne eine ergänzende gute Abbildung oder üriginale\em]>lare, die man
sich leider nur schwer vers-hatTen kann, ein grosser Theil dieser ..Spezies" gar
nicht mehr zu entwirren ist. (Ich berechne die Anzahl der in der .4dria ver-
tretenen Arien auf ungefiilir 20). — Bei dieser Gelegenheit will ich erwähnen,
dass Spongomorpha Müllcri Kg. Tab. phyc. Bd. V, Taf. 100, Spong. oxyclada
Kg. 1. c. Bd. IV, Taf. 79 Fig. 11 und Spong. acaleata Kg. Spec. Alg. nur aus-
gebleichte Exemplare und Formen von BalUa scoparia Hook, et Harv. dar-
stellen, die auch von Kützing unter dem Namen Phlchnthainnion scoparimn,
Tab. phyc. Bd. XM, Taf. fi abgebihlct ist, worüber die citirten Abbildungen und
die von Kützing l)cstimmten Exsiccata in Hohenackei's Mceralgen (Nr. 410) zu
vergleichen sind.
224
In dem Abzugsgraben der aufgelassenen Salinen bei Servola
nächst Triest, in sehr verunreinigtem Meerwasser zwischen Oscilla-
ria subsalsa, princeps f. niarina etc. — Sommer, Herbst.
Zur Flora des nördlichen Ungarn.
Von Max Wetschky.
In einer Nummer Ihrer Zeitschrift vom Jahre 1875 wurde eine
Exkursion von Schmecks nach der Dobschauer Eishöhle von Ludwig
Richter erwähnt, welche bereits eine recht interessante Flora jener
Gegend aufweist. — Ich erlaube mir in Kürze Ihnen das Ergebniss
eines von Poprad aus am 14. Juli 1876 und 10. Juli 1877 dorthin
unternommenen Ausfluges mitzutheilen, welches indess nur als das
Resultat flüchtiger, meist zu Wagen ausgeführter Exkursionen anzu-
sehen ist, dennoch aber auf die Reichhaltigkeit jenes in botanischer
Hinsicht noch wenig besuchten Gebietes hinweist.
Es umfasst dasselbe die nordöstlichen Ausläufer des Kralowa —
Hola-Gebirges und wird nördlich durch das Flussgebiet des Popper,
resp. die Popper-Ebene von der hohen Tatra geschieden.
Zwischen dem Städtchen Poprad und dem etwa eine Meile
entfernten Dorfe Grenicz durchschneidet der Weg in einem mit
Eichen und Fichten bewaldeten Pass den Bergrücken, welcher das
Gebiet des Popper von dem des Hernadflusses trennt.
Hier finden sich Carduus collinus W. K. und C. glaucus Baumg.,
Cirsmm Erisifhales, Sempervivum sobolifertim, Campannla cajyatica,
Fotentilla recta, Euphorbia polychroma Kern. (E. epithyrnoides Jcq.).
— Nachdem man kurz vor Grenicz den Hernad passirt hat, führt der
Weg von da ab einem Seitenbach desselben entgegen durch ein
prächtig bewaldetes Thal, welches weiterhin durch grosse Kalkfels-
blöcke, die mit Fichten und Kiefern bewachsen sind, eingeengt wird,
bis sich bei dem Dorfe Vernar dasselbe wieder erweitert. Hier
grenzen das Zipser und Gömörer Komitat, welch' letzteres man nun
betritt. Um Vernar ist in Getreidefeldern und Wiesen Carduus colli-
nus W. K. besonders häufig, der weiterhin nicht mehr beobachtet
wurde.
Von Vernar ab betritt man eine in botanischer als landschaft-
licher Beziehung gleich lohnende Gegend, indem die Fahrstrasse sich
in vielen Windungen den auf einigen Karten als Popova, auf an-
deren als Pustepole bezeichneten Berg hinanzieht, auf der anderen
Seile nach dem kleinen Orte Puszta Pola hinabführt und den Ver-
naer Wald durchschneidet. Dieser meist sehr lückenhafte und lichte
Wald, welcher vorherrschend aus Fichten und niederem Laubgehölz
zusammengesetzt ist und ebenfalls auf der hier herrschenden Kalk-
formation steht, weist eine ebenso mannigfaltige, als üppige Vege-
tation auf.
225
Hier waclison : Alsinc laricifoUa^ Ärabis hi7'sn(a, AnthyUis rnl-
neraria var., Aconitum Lycoctomim v. coeruleum, Alragene afpina,
Anthemis tinctoria, Asplenknn riride, Anacamptis pyramidalis (ver-
einzelt auf der Passliöhe), Bellidiaslrum Michelii, Bupleiirum falcor-
tum, Butrychium Lunaria, Cavdims glaucns und C. Personata, Cir-
sium eriophoriim, C. Erisithales, C. ritnlare, Cimicifuga foetida,
Cnlamintha alpina, Cephalanthera rnhra, Coeloglossiim viride, Carex
alba, Campanula carpatica, glomerafa, persicifolia, Centaurea mon-
tana, Digitalis ambigiia, Euphorbia amygdaloides, Erysimum Witt-
manni, Eupkrasia salisbnrgensis, Epipactis rubigi7iosa, Gtadiolus
imbricatus, Geranium silcaticum, Gentiana pyramidalis, Amarella,
asclepiadea, cruciata, Gymnadenia odoratissima und cofiopsea, Hie-
racium biipleuroides, Hypochoeris maculata, Knautia silvatica, Laser-
pitium latifolium, Libanotis montana, Lonicera Xylosteum, Leontodon
incanus, Lychnis dinrna, Lilium Martagon, Moehringia muscosa,
Melampyrum cristatinn und silvaticum, Neottia Nidtis avis, Orchis
vstulala und 0. globosa, Ophrys myodes, Orobanche Galii, Origanum
vulgare, Pleurospermum austriacum, Polygala alpeslris, Polemonium
coeruleum, Phyteuma orbiculare, Prunella grandiflora, Prenanthes
purpurea, Paris quadrifolia, Pyrethrum corymbosum, Ranunculus
aconilifoUus, Rosa alpina, Seseli glaucum, Silene nemoralis, Spi-
raea Aruncus, Saxifraga tridactylites, Scabiosa lucida, Toßeldia
calyculata, Thesium alpinum, Teucriiim Chamaedrys, Valeriana
Tripteris.
Mit wenig Ausnahmen sind diese Arten zahlreich zu finden.
In Feldern bei Puszla Pola wächst vereinzelt Vicia pannonica. ~~
Hier erreicht man das obere Straczenathal, und nach halbstündiger
Faiirt im Tliale abwärts das Gasthaus „zum Spitzenstein." Oberlialb
desselben liegt an einem Bergabhange der felsige Eingang zur Eis-
höhle, an welchem sich, vielleicht eine Folge der dem Innern aus-
strömenden kalten Luft Soldanella alpina angesiedelt hat.
Die ziemlich breite Thalsohle zwischen Puszta Pola und dem
Gasthause wird von Brüchen uud quelligen, torfigen Wiesen einge-
nommen, in welchen zaiilreich die prachtvolle Ligularia sibirica
Cass. vorkommt, an den torfigen Plätzen oft in Gesellschaft von
Swertia perennis. — In Neilreich's Flora von Ungarn wird diese
seltene Pflanze, soweit ich mich erinnere, an drei Standorten ange-
geben, nämlich im Komitate Marmaros, in Erlenbüschen am Fusse
des Branisko bei Lipoc im Saroser Komitate cHaszlinzsky) und auf
der Nordseite der Kralova Hola bei Vernärd im Komitate Gömör.
Der letzlere Standort dürfte wohl der älteste bekannte für die Flora
Ungarns sein, da schon Mauksch die Pflanze dort angibt, doch scheint
sie in neuerer Zeit nicht wieder gefunden zu sein.
Ob der von mir gefundene Standort mit demselben identisch
ist, vermag ich nicht anzugeben; eine genauere Durchsuchung der
Gegend wird diess erst feststellen können. Bei Vernar sah ich mich
nur flüchtig um, und es schien mir überhaupt eine passende Loka-
226
lität für die Pflanze nicht vorhanden zu sein, in welchem Falle
Mauksch die Pflanze vielleicht an demselben Standpunkte fand.
Der Ausflug von Poprad nach der Eishohle und zurück erfor-
dert zu Wagen einen Tag, doch wird der Botaniker mit Genuss län-
gere Zeit hierauf verwenden.
Gnadenfeld, im Mai 1878.
Zur Flechtenfrage.
Ton Hugo Zukal.
Die grosse Aehnlichkeit der Sporenfrucht, des Spermagoniums
und des ganzen Hyphensysfems der Flechten mit den gieichwerthigen
Organen der Schlauchpilze einerseits, sowie die Aehnlichkeit der
Flechtengonidien mit gewissen Algentypen andererseits legten den
Gedanken nahe, dass die Flechte in morphologischer Beziehung nicht
als ein einheitlicher Organismus aufgel'assl werden kann, sondern
nur als die Resultante zweier Componenten, nämlich einer Alge und
eines mit ihr im Convivium lebenden Pilzes. Ausgesprochen wurde
dieser Gedanke zuerst von dem genialen Forscher de Bary, be-
gründet und weiter ausgeführt wurde er später von Schwendener
und Bornet. Natürlich fand diese Vorstellung von dem eigenartigen
Parasitismus der Flechtenpilze auf den verschiedensten Algenformen
auch ihre Gegner, und zu diesen gehörte — weitaus der grösste
Theil der Lichenologen. Der Streit wurde auf beiden Seiten mit
leidenschaftlichem Eifer geführt. Die Anhänger der Schwendener'-
schen Theorie suchten durch scharfsinnig angestellte Experimente
und Kulturversuche zu beweisen, dass Flechtenhyphe und Askomy-
cetenhyphe, dass Gonidium und Alge nicht nur ähnlich, sondern auch
identisch sind. Die Gegner des Parasitismus hingegen bestritten die
Beweiskraft der angestellten Kulturen und durchgeführten Analogien
und hielten hartnäckig an dem einheitlichen Charakter ihres „Liehen"
fest. Da sie sich aber im Allgemeinen mehr auf dem Boden der
Negation bewegten und keine grösseren positiven Beobachtungen in's
Treffen führen konnten, so schien sich allmälig der Sieg auf die
Seite der Vertheidiger der Schwendener'schen Theorie zu neigen,
und diess um so mehr, als auch hochgefeierte Namen, wie Sachs,
ganz entschieden für die Vorstellung des Parasitismus Partei nahmen.
Da erschien ganz unerwartet in den Verhandlungen der k. k. zool.-
botanischen Gesellschaft in Wien, Jahrgang 1876, eine Abhandlung
von Arthur Minks, welche sich nichts Geringeres zum Ziel setzte,
als den Nachweis zu liefern, dass die Flechtengonidien Abkömmlinge
der Hyphen seien und in ganz eigenthümlichen Organen (die er
Gonangien und Gonocystien heisst) durch endogene Zellbildung er-
zeugt werden. Man mag über diese Abhandlung denken, wie man
227
will, so viel ist gewiss, dass sich aus der Annahme der Richtigkeit
der Minks'sclien Anschauungen die Falschheit der Schwendener-Bor-
net'schen Theorie nolhwendig ergibt und umgekehrt. Fast gleich-
zeilig mit der Abhandlung des A. Minks erschienen zwei Hefte von
E. Stahl, welciie unser Wissen über die Entwicklung der Flechten
wesentlich fördern, gleiciizeitig aber eine Lanze für die Theorie des
Parasitismus brechen. Das 1. Heft schildert die geschlechtliclie Fort-
pflanzung der Collemaceen. Indem der Verfasser eine neue Befruch-
tungslheorie entwickelt, gibt er zugleich eine beinahe vollständige
Entwicklungsgeschichte i\es Apotheciums überhaupt, und hierin liegt
nach meiner Ansicht der Schwerpunkt der ganzen Arbeit. Von der
Richtigkeit der E. Slahrschen Vorstellungen über die Entwicklungs-
weise der Apothecien kann sich jeder überzeugen, der das nöthige
Material und eine GOOfache Vergrösserung zur Verfügung hat. Mir
ist es wenigstens bei Collema microphyllum und Physma compactum
leicht gelungen, die verschiedenen Entwicklungsstadien der Sporen-
frucht nnd die knotige Trichogyne zur Anschauung zu bringen. Das
2. Heft „Ueber die Bedeutung der Hymenialgonidien" erfreut durch
die Mittheilung, dass es zum ersten Mal gelungen ist, zwei Flechten
aus der Spore grosszuziehen, ja bis zur Geschlechtsreife und Apo-
thecienbildung zu bringen; es sind diess die Arten Thelidium ininu-
tulum Körb, und Endocarpon pusillum Hedwig. Letztere Species
gehört zu der Familie der Verrucariaceen, Gattung Staiirothele Th.
Fr., für welche das Vorkommen von Längsreihen kleiner Gonidien
zwischen den Fruchtschläuchen des Hymeniums charakteristisch ist.
Mit den Sporen werden bei der Reife auch die kleinen Hyme-
nialgonidien entleert. Dieser letzteren Thatsache nun, nändich der
gleichzeitigen Entleerung der Hymenialgonidien und Sporen schreibt
E. Stahl das Gelingen seines Kullurversuches zu. Ich wäre hingegen
geneigt, das Gelingen weniger den Hymenialgonidien, als vielmehr
dem reichen Wissen, der Umsicht und dem praktischen Geschick des
Experimentators zuzuschreiben. Aber zugegeben, dass die Gegenwart
der Hymenialgonidien die Entwicklung der Sporen von Endocarpon
pusillum und auch die von Thelidium minululum begünstigt, ja zur
Thallusbildung nolhwendig ist — so folgt daraus noch nicht, dass es
sich bei allen Flechten so verhalle, dass bei allen Flechten die Bil-
dung des Thallus an die Präexistenz von Gonidien geknüpft sei,
dass es nie gelingen werde, Flechten allein aus den Sporen zu ziehen;
es wäre diess ein arges fallacium üctae universalitatis.
E. Stahl interprelirt jedoch die Bedeutung der von ihm kon-
slalirten Thalsachen in einem anderen Sinne und gelangt zu dem
Satze: „dass an der Zugehörigkeit der Flechten zu der grossen
Formenreihe der Askomyceten nun wohl kein Botaniker mehr zwei-
feln wird." Mit der Annahme dieses Satzes wäre der Sieg der
Schwendener'schen Theorie entschieden. Zu einer contradictorisch
entgegengesetzten Anschauung gelangt Arthur Minks durch die Ent-
deckung seiner Gonangien und Gonocysticn.
228
Die Gonangien sind kleine, dunkle Knäuelchen oder trauben-
fiirmige Gebilde, die in ihrem Innern winzige, kantige, blassgrüne
Zellchen (die jungen Gonidien nach Minks) enthalten. Sie sitzen stets
auf der Spitze einer durch Färbung, Textur und Dicke höchst auf-
fallenden Hyphe „der kurzgliedrigen Sekundärhyphe." Da die Go-
nangien bei den rindenbewohnenden Flechten sehr weit verbreitete
Körper sind, so kann man sich dieselben relativ leicht zur An-
schauung bringen, wenn man nur die Vorsicht gebraucht, anstatt
des so beliebten Radialschnittes den Tangentialschnitt anzuwenden.
Besonders gut eignen sich zu dergleichen Untersuchungen die
Gattungen: Mycoporum, Microthelia, Arthopyrenia, Pyrenula, Ar-
thonia, Lecanactis etc. Häufig genug trifft man die Gonangien übri-
gens auf der äusserst zarten und sich freiwillig in Fetzen ablösenden
Epidermis der Birkenrinde an. In diesem Falle braucht man nur das
Oberhäutchen zuerst in Alkohol zu legen (um die Luft aus demselben
zu vertreiben) und kann dann dasselbe (ohne jede weitere Präpara-
tion) direkt in das Wasser des Objektträgers übertragen, und man
wird diese äusserst merkwürdigen Organe auch ohne Anwendung
des Messers zu sehen bekommen.
Die Gonocystien werden ebenfalls auf der Spitze der kurzglie-
drigen Sekundärhyphe entwickelt und kommen fast ausschliesslich bei
den Steinflechten vor. Es sind diess gelb oder bräunlichgelb gefärbte,
dickwandige, blasenartig angeschwollene Zellen, in deren Innerem durch
endogene Zellbildung grünlich polyedrische Zellchen entstehen, welche
sich nach ihrem Freiwerden (durch gallertige Degeneration der Capsula
gonangii) rasch vermehren und vergrössern.
Auch von der Existenz dieser Organe kann sich jeder leicht
überzeugen — nur dürfen gewisse Vorsichtsregeln hiebei nicht ausser
Acht gelassen werden. Vor allen sind zu diesen Untersuchungen die
Kalkflechten zu empfehlen, weil dieses Substrat durch die Einwirkung
von verdünnter Salzsäure vollständig entfernt werden kann. Sodann
möge man die Gonocystien nicht etwa im Thallus suchen — dort
findet man sie nicht, sie sitzen in der Regel an der äussersten Peri-
pherie des Thallus, dort, wo man mit der Lupe kaum noch einen
farbigen Saum bemerkt. Hier ist das Messer anzusetzen und ohne
Rücksicht auf dasselbe die Absprengung vorzunehmen. Legt man nun
die Sprengpartikelchen über Nacht in die verdünnte Salzsäure und
untersucht am nächsten Morgen das zurückgebliebene Thallusliäut-
chen unter dem Mikroskop, so erbält man ein so eigenartiges Bild,
dass man dasselbe wohl nie wieder vergessen dürfte.
Der ganze Hypothallus ist wie übersäet mit Gonocystien von
allen Grössen und Entwicklungsstadien. Als ich dieses reizende Bild
zum ersten Male bei Manzonia Cautiana Garov. erblickte, rief ich
freudig erregt ein lautes kvQ'^Kccl
Ich habe es bisher absichtlich vermieden die Collemaceen zu
erwähnen, obwohl man gerade bei diesen die Gonocystien als blasige
Auftreibungen an den Enden der Hyphen häufig genug — fast in
jedem Schnitte findet, weil die Gonocystien der Collemaceen sehr
229
klein und auch sonst wenig auffallend sind, wesslialb es den Ver-
tretern der Schwendener's(,'hen Theorie nicht schwer fallen kann,
diese Gebilde im Sinne des Parasitismus zu interpreliren. Wer aber
ohne vorhergefasste Meinung einen Schnitt von Phijsma compactum
bei einer 600fachen Vergrösserung*) sludirt, dem wird es auffallen,
dass die Hyphen — als Cylinder aufgefasst — sich nie mit ihren
Mantelflächen, sondern stets mit ihrer Spitze und immer auf dieselbe
Weise an einzelne gonidienartige Zellen legen. Diese Zellen zeiclinen
sich vor allen anderen grünlichen Zellen des Tliallus durch ihre
Grösse, dickere Membran und mattere Färbung aus; wer scharf hin-
sieht, wird auch unter denselben stets eine eigenlhümliche, kleine,
hyaline Stutzzelle bemerken, welche zwischen Hyphe und Gonidial -
zelle eingeschaltet ist. Diese grossen grünlichblauen Zellen an den
Enden der Hyphen sind die Multerzellen der sog. „Nostocschnüre" —
also echte Gonocystien im Sinne von A. Minks.
Ich habe mich nicht gescheut, in der Frage über das Wesen
der Flechten Stellung zu nehmen, vt'iewohl mir die Gefahr des Irrens
bei so verwickelten Organismen — wie es die Lichenen sind —
vollkommen klar ist. Da ich aber keinerlei Art von Unfehlbarkeit in
Anspruch nehme und auch nicht an einer gewissen nervösen Em-
pfindlichkeit leide, so soll es mich nur freuen, wenn ich von gegne-
rischer Seite des Irrthums überwiesen und eines Besseren belehrt
werden möchte.
Der Zweck dieser Zeilen ist auch gar nicht der, ein Gewicht
in die Wagschale gegen die Schwendener'sche Theorie werfen zu
wollen, sondern der, die Diskussion über die Natur der Flechten in
rascheren Fluss zu bringen, nachdem durch die Arbeiten von A. Minks
und E. Stahl der Gegensatz der Anschauungen auf die Spitze ge-
trieben und die ganze Frage reif geworden zu sein scheint zu einer
endgilligen Lösung. Es wäre daher sehr wünschenswerth, dass sich
recht viele Botaniker mit jenen Flechtenorganen beschäftigen möch-
ten, die A. Mmks Gonangien und Gonocystien nennt, — doppelt er-
freulich aber wäre es, wenn diess auch von gegnerischer Seite, z. B.
von einer so ausgezeichneten Kraft unternommen würde, wie es
E. Stahl ist.
Freudenthal, am 1. März 1878.
*) Ich benutze mit grossem Erfolge System Nr. 9 mit Okular III des
Rudolf Wasserleiu in Berlin, den ich wegen seiner tüchtigen Leistungen und
erstaunlichen Billigkeit seiner Instrumente auf das beste empfehlen kann.
Oesterr. botan. Zeitschrift. 7. Heft. 1878. 18
230
Vorläufige Mittlieiliing
über das
Cindosporiufn Rö s ier i CM^n, ^
und den „schwarzen Brenner" der Rebe.
Von Emmerich Räthay,
Lehrer an der k. k. önolog. und pomolog. Schule zu Klosterneuhurg.
Im Jahre 1875, also ein Jalir früher, als Cattaneo das Clado-
sporivm Rösleri auf den Blattern der Rebe beobachtete und zum
ersten Male beschrieb"), veröffentlichte ich^j die Beschreibung- der
äusseren Symptome einer durch einen Pilz verursachten und bis da-
hin in der Literatur unbekannten Traubenkrankheit, welche Ende
September und Anfangs Oktober des genannten Jahres in zwei dem
Baron Babo gehörigen, auf Abhängen der Südseite des Weidling-
thales gelegenen Weingärten auftrat. Die Reben, an welchen ich
diese Traubenkrankheit beobachtete, sahen durchaus nicht gesund
aus; denn sie litten auch an einer Blaltkrankheit und waren in Folge
dessen seit halbem September fast gänzlich entlaubt. Die wenigen
Blätter, die sie noch trugen, waren gleich den abgefallenen, die auf
der Erde lagen, bräunlich bis schwärzlieh geflockt und von zahl-
reichen Fruchtträgerfragmenten eines kleinen Pilzes besetzt, den ich
(nach Untersuchung dieser Fragmente) als identisch mit jenem
erkannte, welchen v. Thümen in seinem Herb, mycol. oeconomicum
mit der Etiquette:
V, Thümen, Herb, mycol. oeconomicum
217. Sphaerella Vitis Fe kl.
Nied.-Oesterr. : bei Klosterneuburg auf lebenden Weinblättern.
Es ist diess nur der Conidienpilz, cnf. Fuckel, Symb. mycol.
p. 104. — Aug. 1874, leg. Prof. Rössler.
ausgab, wesshalb ich die Blätter meiner traubenkranken Reben als
von dem Fuckel'schen Conidienpilze der Sphaerella Vitis befallen
hielt, was ich auch in dem oben zitirten Artikel erwähnte. An glei-
cher Stelle machte ich ferner auch die Bemerkung, dass um Kloster-
ncuburg die Sphaerella Vitis sehr häufig — nach Mittheilungen
Babo's, welcher natürlich nur die von dem Pilze hervorgerufene
Blattkrankheit, nicht aber den Pilz selbst beobachtete, alljährlich
und in den meisten Weingärten — die beschriebene Traubenkrank-
*) „Questo funghetto fu scoperto primamente dal dottor Rössler suile viti
di Klosterneuburg presso A'ienna e fu creduto !a forma conidiofora della Sphae-
rella vitis Fuck.;' nel 1876 voniva studiato dal dottor Cattaneo nel Laboratorio
criltogamico dl Pavia e da lui denomir.ato Clad. Rösslen'-'- (richtig Rösleri)
Pirotta, Funghi parassili de! Vitigni p. 81.
^) Catlaneo in Bollett. Comizio Agrario Vogheresp. Seltembre 1876 cilirt
nach Pirolta's Funghi parassiti dei Vitigni p. 80.
*) Weinlaube, 1. Dezember 1875.
231
heit aber nur sehr seilen auftrete, welch' letzleres ich daraus schloss,
dass sie dem erfahrenen Babo unl)ekannt war. Um den Pilz, welchen
ich als die Ursache meiner Traubenkrankheit !)elrachlete, für iden-
tisch mit jenem zu erklaren, welclier die Blallkrankheil hervorrief
und von mir für den Fuckel'schen Conidienpilz der Sphaerella Vitis
gehalten wurde, fehlte mir damals jeder Anhaltspunkt. Im vorigen
Sommer und Herbste, als die Trauben- und Blaltkrankheit um Weid-
ling wieder erscliien, ist es mir nun aber geglückt, zu erkennen,
dass beide Krankheiten durch einen und denselben Pilz
hervorgerufen werden, und dass dieser, wie der Vergleicli des-
selben mit den von Fuckel in seinen Fungi rlien. ausgegebenen
Exemplaren der Conidienform der Sphaerella Vitis (welche mir Herr
Prof. Dr. A. Kornhuber nus dem Herbarium des k. k. polytechnischen
Institutes in Wien zu leihen die Güte halte) zeigte ei)ensowenig wie
der von v. Thüinen in dessen Herb, mycolog. oeconomicum ausge-
gebene Pilz die Fuckel'sche Conidienform der Sphaerella, Vitis, son-
dern, woNon nun auch v. Thümen überzeugt ist*), das Cladosporium
Roesleri Catfaneo's ist.
Meine — in mehrfacher Beziehung neuen — Beobachtungen
über das Clad. Roesleri sind nun die folgenden:
1. Das Cladosporium Roesleri Caftan. ruft eine bei uns in
Nieder-Oesterreich als „schwarzer Brenner" bekannte und da-
selbst häufig epidemisch auflreiende, eigenlliütnliche Krankheit der
Bebe iVitis vinifera L.) hervor.
') V. Thümen schrieb mir in dieser Beziehung am 24. Mai d. J. : „Auf
Ihre Anfrage wegen der in meinem ..Herbaiiiim raycolot,'iciim oeconomicum'-'-
siib nr. 217 ausgegebenen Sphaerella Vitis beehre ich mich, Ihnen mitzutheilen,
dass unter dieser Nummer ein ganz anderer Pilz verlheiU ward und zwar das
später sub nr. 419 edirte Cladosporium Roesleri Gatt, (mein Name Clad. pestis
muss fallen, da Caltaneo den seinigjn um zwei Monate früher publizirte, eine
Thatsache. welche ich erst nach längerer Zeit erfuhr). Mein damaliger IrrLhuni
wurde dadurch veranlasst, dass die Exemplare des mir zugesendeten Pilzes
liusserst dürftig und nicht instruktiv waren, auch der Pilz bereits jenes Stadium
erreicht hatte, in welchem seine besonderen Characterislica nicht mehr erkenn-
bar waren. Da nun von der wirklichen Sphaerella, dem Schlauchpilze, gar
keine Rede sem konnte, dieser Name aber auf der Etiquette stand, ich bei
einer mikroskopischen Prüfung dann einen Hyphomyceten, wenn auch nicht
mehr gut beslimmhiir, vorfand, so war nichts näherliegend als die Kombination
mit dem Fuckerschen Conidienpilz. Aus diesem Grunde fügte ich der Etiquette
die Worte zu: „Es ist diess nur der Cünidien[tilz.'" In meinem „Pilze des Wein-
slockes'-' finden Sie auf S. 167 dasselbe angegeben. — Eine Vergleichung der
Nummern 217 und 419 des „Heibariuin myeologicum oeconomicum"- illustrirt
am besten diese Auseinandersetzung und macht den damals sich eingeschlichen
habenden Irrlhum leicht begreiflich."
Dieser Zuschrift v. thümen's gegenüber erlaube ich mir nur die einzige
Bemerkung zu machen: Es ist mir unerklärlich, d;iss v. Thümen in seinem
Herb, mycolog. oecononiicum, welches ofTenbar weniger für Gelehrte, als
für landwirthschaftliche Schulen und praktische Landwirthe bestimmt ist, Dinge
ausgibt, welche er — der Mykologe — selbst als „äusserst dürftig und nii'ht
instruktiv'-' als „nicht mehr gut bestimmbar-' bezeichnet.
18 ''
232
2. Entsprechend dem [Iinslande, dass das Clad. Roesleri zuerst
stets nur die Biäller, spater aber häufig- auch die Trauben befällt,
ist die von iliin hervorgerufene Kranldieit der Rebe in ihren früheren
Stadien ausnahmslos eine Blattkrankheit, in ihren späteren Sta-
dien aber häufig auch eine Traubenkrankheit.
3. Die Disposition für die Infection niit dem Clad. Roesleri ist
bei verschiedenen Sorten der Vitis rinifh-a eine verschiedene,
sie ist bei dem rothen und weissen — und dem Petersilien-Gutedel
grosser als bei dem Tnuniner, und sie scheint vielen Sorten (Ochsen-
auge, blauer Damascener, frührother Velteliner, gelbe Seidentraube,
frühblauer Burgunder, grüner Syhaner, Berberisfraube, rauchfarbige
Zimmttraube, gelber Muskateller, blauer Portugieser, Muskatalexan-
driner, weisser Steinschiller, VOres Dinka, Slankamenka) ebenso wie
der Vitis Labrusca L. gänzlich zu fehlen.
4. Das Cl. Roesleri befällt zuerst stets nur die Gut edel und
scheint daher übeihaupt nur in solchen Weingärten vorzukommen,
in denen diese Sorten vertreten sind^).
5. Das Cl. Roesleri befällt die horizontal gezogenen Aesle der
Rebe viel stärker als die vertikal gezogenen, und insoferne ist die
Kullurmethode nicht ohne Einfluss auf den Grad, in welchem die
Rebe an dem schwarzen Brenner erkrankt.
6. Der Verlauf der von dem Cl. Roesleri hervorgerufenen Blatt-
krankheit ist der folgende: Vom Juli, häufig aber erst vom August
an entstehen zunächst auf den untersten Blättern und zwar auf der
Unterseite der Blattspreiten und zwischen den Nerven erst wenige,
bald aber viele kleine, olivenfarbige Raschen, welche sich rasch
vergrössern und sich dort, wo mehrere miteinander in Berührung
stehen, zu grosseren Rüschen vereinigen. Indem nun das über den
Raschen befindliche Blattgewebe allmälig vertrocknet und sich bräunt,
werden auf der Oberseite der Blätter mehr und mehr trockene und
braune Flecke sichtbar, bis endlich die Blätter, der Krankheit erlie-
gend, abfallen. Von den untersten Blättern verbreitet sich die Krank-
lieit in allen ihren Stadien auf die höher und höher stehenden in
solcher Abstufung, dass die obersten noch ganz gesund sind, wenn
die nächst tieferen die olivenfarben Raschen, die noch weiter unten
befindlichen die braunen, trockenen Flecken zeigen, und bei den
untersten der frühe Laubfall seinen Anfang nimmt, welchen das Cl.
Roesleri stets verursacht, wenn es auf der Rebe auftritt. Beginnt
aber einmal dieser Laubfall, so betheiligen sich an demselben in so
') Wenn v. Tbümen in seinem Herb, myeoloa;. oeconomicum zu Nr. 419
schreibt: „Nicht alle Sorten scheinen gleich empfänglich zu sein, jedenfalls tritt
der Pilz (das Cladosporium Roesleri) am frühesten und massenhaftesten auf
dem „rothen Sylvaner" resp. „Zlerfahnler" auf, und ist diese Sorte als Infections-
herd zu betrachten, von wo aus die anderen angesteckt werden", irrte er sich
jedenfalls in der Bestimmung der Rebsorte, welche nach dem ausgezeichneten
Ampelographen Freiherrn von Babo kein rother Sylvaner, sondern rother Gut-
edel ist.
233
rasclier Folge immer höher und höher befestigte Bhitter, dass die
Reben gewöhnlich bis Milte September bis in einer Höhe von 2 Fuss
über dem Boden entlaubt sind. In der zweiten Htilt'le des Septembers
wird tlann der Laubfall und zwar in demselben Masse geringer, als
um diese Zeit die Schmdligkeit, mit der sich die Zahl und Ausdeh-
nung der olivenfarben Rüschen und braunen vertrocluielen Flecken
auf den Blattern vergrössert, abnimmt. Das noch übrige Laub der
von den» Cl. Roesleri befallenen Reben endigt schliesslich in der-
selben Weise wie jenes der gesunden.
Dieser frühere Laubfall der von dem Cl. Roesleri befallenen
Reben hat mit dem normalen herbsl liehen Laubfall in zweifaclier Be-
ziehung die grösste Aehnlichkeit, denn erstens lösen sich in beiden
Fallen entweder erst die Spreiten und dann die Stiele der Blatler
oder gleich die ganzen Blatter in den sdgen. Trennungsschichten*)
los, welche am Grunde der Blattspreiten und Blattstiele vorhanden
sind. Zweitens wird der eine wie der andere Laubfall durch die
Verminderung der Transspiration der Blatter hervorgerufen, welche
vor dem herbstlichen Laubfall in Folge von Temperaturerniedrigung,
verminderter Lichtwirkung, Verminderung der Saugkraft des Blattes '),
vor dem früheren Laubfall, der von dem Cladosporiwn befallenen
Reben aber in Folge des Vertrocknens der von den olivenfarben
Raschen besetzten Stellen der Blattspreiten, welche so für die Trans-
spiration unbrauchbar werden, eintritt. (Ob vor dem letzteren Laub-
fall die für die Rebe werthvollen Stoffe in ähnlicher Weise wie vor
dem herbstlichen Laubfall ^) in die ausdauernden Organe der Pflanze
übergeführt werden, oder ob sie in den Blättern verbleiben und mit
diesen zu Boden fallen, darüber habe ich vorläufig keine genügenden
Untersuchungen angestellt.)
7. Die von dem Cl. Roesleri hervorgerufene Traubenkrankheit
verläuft in folgender Weise: Beiläufig Mitte August, d. i. in einer
Zeit, in welcher der durch den eben genannten Parasiten hervor-
gerufene Laubfall der Rebe öfter schon seinen Anfang nimmt, treten
auf einer geringen Zahl von Trauben dieselben olivenfarben Raschen
wie auf den Blättern auf. Sie erscheinen hier gewöhnlich erst auf
dem oberen, dann auch auf dem unteren Theile einzelner Beeren-
stiele und zuletzt auch noch auf den Rispenzweigen, an welchen sich
jene unmittelbar befestigen. Speziell auf den Beerenstielen treten sie
oft so zahlreich auf, dass diese wie in einen grünen Sainml einge-
hüllt erscheinen. Sind nun einmal die olivenfarben Raschen auf ein-
zelnen Beerenstielen einiger Trauben erschienen, so treten sie dann
') Der Umstand, dass sich im Blatte von Vitis vinifera zwei Tronnungs-
schicliten, nämlich eine am Grunde des Blattstieles und eine am Grunde der
Blattspreite bilden, zeigt deutlich, dass dasselbe gleich dem Blatte von Ampe-
lopsis quinquefolia Mich., welches im Herbste in seine 5 BläUchen und seinen
Blattstiel zerfällt, ein zusammengesetztes Blatt ist.
*) Wiesner, Untersuchung über die herbstliche Entlauhvmg der Holzge-
■wächse. Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wiss. Wien 1871, p. 44.
») Sachs, Lehrb. d. Bot., 4. Aufl., p. 682.
234
täg-lich auf frischen Trauben und aucli auf neuen Beerenslielen der
bereits befallenen Trauben auf, und so geht es fort, so lange die
unreifen Beeren in raschem Wachst hum begriffen sind. Wie aber
dieses aufhört, d. i. kurze Zeit vor dem Eintritt des Karbens und
Weichwerdeus der Beeren tritt erst an einzelnen, bald aber an den
meisten jener Beeren, deren Stiele mit olivenfarben Raschen besetzt
sind, eine ganz neue Erscheinung ein, indem sich die Beeren von
der Insertionsstelle des Stieles aus meist rund um diese herum ge-
wohnlich bis zu ilirer oberen Hälfte harten und pflaumenblau färben.
Ausnahmsweise entstehen hierauf noch auf dieser entweder ein oder
mehrere harte und pflaumenblaue Flecken, ja in höclist seltenen
Fällen entstehen derartige Flecken auf dem oberen Ende der Beeren,
während die Härtung und Bläuung am Grunde derselben unterbleibt.
Mr)gen sich nun aber die Beeren an ihrer Basis, was gewöhnlich,
oder aber an ihrem oberen Ende, was nur ausnahmsweise geschieht,
härten und bläuen, so reifen sie sowohl in dem einen, als auch dem
anderen Falle stets früher als sonst. Am schönsten kann man diess
bei dem rothen Gutedel beobachten, indem an dessen Trauben alle
Beeren mit harten und pflaumenblauen Stellen bereits zu einer Zeit
durch ihre rothe Farbe auffallen, in welcher die normalen Beeren
noch vollkommen grün erscheinen. Nach dem Auftreten der blauen
und harten Stellen auf den Beeren vertrocknen dann die von den
olivenfarben Raschen besetzten Theile ihrer Stiele, in Folge dessen
diese so brüchig werden, dass sie bei der Schwere der an ihnen
befestigten Beeren häufig schon bei so geringen Erschütterungen der
Trauben, wie solche z. B. mit dem Abschneiden derselben verbunden
sind, abbrechen und sammt^^diesen zu Boden fallen. Schliesslich
schrumpfen die harten und blauen unteren Hälften vieler kranker
Beeren um die aus ihren Stielen in sie eintretenden Gefässbündel
derart ein, dass diese aus den Beeren heraustreten und die Beeren
oft schon bei der leisesten Berührung zu Boden fallen. Dass die
eben beschriebene Traubenkranklieit mitunter wirklich fast die ganze
Weinernte zu verderben vermag, davon überzeugte ich mich im
Vorjahre in einem nahe bei Weidling gelegenen und dem Baron
Babo gehörigen Weingarten, in welchem bis zur zweiten Hälfte
des Septembers fast sämmtliche Trauben von dieser Krankheit er-
grifTen wurden.
(Scliluss folgt.)
Berichtigung'en
zam Referate Nr. 27 anf S. 686 in Just's botanischem Jahresberichte,
lY. Jahrgang, 1876.
Unter Nr. 27 wird von Herrn Borbäs über meine in den Mit-
theilungen der Ungar. Akademie d. Wiss. erschienene Abhandlung:
„Die Entwicklung der Vegetation in der Umgegend Fiumes" referirt.
235
Der Inhalt meiner Arbeit ist getreu wiedergegeben; unberück-
sichligt ist nur jener Absclinill geblieben, in welchem ich mich über
die Wärmekapazität des Kalkbodens bei Fiume und dessen Eintluss
auf den Verlauf der Vegetation geäussert habe. Meinerseits aber
können die kritischen Bemerkungen, die der Herr B. seinem Referate
hinzuzufügen für nothwendig erachtete, nicht unberücksichtigt bleiben,
um so weniger, da jene nur zu geeignet sind, die Leser des bot.
Jahresberichtes, denen die Flora Fiumes nicht bekannt ist, irre zu
führen; da ich aber die erwähnte Flora aus eigener Anschauung kenne
und sie auf's eifrigste mit der hiesigen verglichen habe, so kann ich
meine Berichtigungen mit gutem Gewissen veröfFentlichen.
Herr B. erwähnt;
1. y^Anthyllis Vulneraria sei die Form A. tricolor Vukot."
Diese Pflanze habe ich bei Fiume selbst gesehen und konnte
mich nicht erinnern, sie von der bei Wien und Budapest gesam-
meilen verschieden gefunden zu haben. Die Autoren der Flora
croatica haben in derselben au(-h keine Form .^tricolor'-'- aufge-
stellt, und würde ich dieselbe auch nach den Erläuterungen v.
Kerner's (Vegetationsverhältnisse Nr. 402) nicht anerkennen.
2. „Ornithogalum narbonense und pyrenaicum sind 0. slachyoides
Schult.«
Dies bezüglich wird wohl der Herr B. sich aus den citirlen
Vegetationsverhältnissen Nr. 1677 nähere Aufklärung verschatFt
haben; obwohl er jüngst im hiesigen Organ des Mittelschulver-
eines erklärte, sich nicht der Ansicht v. Kerner's anschliessen
zu können.
3. ^Silene inflafa = S. Tenor eana Coli."
Diese Pflanze stellt Boissier in Fl. Orient. I. p. 628 als Sy-
nonym zu S. iriflata und sagt: „S. Tenor eana Coli. Herb.
Pedem. I. p. 328 est forma foliis angustioribus sed quae meo sensu
a typo eliam ut varietas liinitibus circumscribi non potest." Nach
meinen eigenen Beobachtungen kann ich mich nur der Anschau-
ung Boissier's anschliessen. Auch Freyn in seiner klassischen
Arbeit über die Flora von Südistrien p. 290 weiss nichts von
einer S. Tenoreana.
4. „Verbascum Blatlaria = V. repandum Willd."
Der R. hat es bereits wiederholt versucht, mit dem Herba-
riumexemplare Willdenow's die bekannte Pflanze Linne's zu ver-
drängen. Nach einer genauen Vergleichung meiner bei Fiume
und auf den Oiiarneroinseln gesammelten Exemplare mit denen
anderer Gebiete kann ich keine Unterschiede finden und bequeme
mich der Schreibweise bekannter Autoren.
5. y^Colchicum autumnale und Salvia pratensis scheinen C. Kuchii
Pari, und S. Bertolonn Vis. zu sein".
Erslere Pflanze habe ich am 20. Sept. 1875 im Dragathale,
letztere an mehreren Punkten bei Fiume gesammelt; Neilreich,
236
Reuss. halten S. Bertolonü Vis. nur für eine kleinblüthige S.
pratensis. Erstere ist bestimmt Colchicum autumnale.
Budapest, am 16. Mai 1878.
Dr. M. Staub.
Das Pflanzenreich
auf der )l^'ieiier Weltaiisstelliiiig im Jahre 1878.
Notizen über die expoiiirleii Pflanzen, Pilaiizenrohstoll'e und Produkte, sowie über ihre bildlichen Darstellunjjen.
Von Franz Antoine.
(Fortsetzung.)
Schweden.
In bedeutender Menge entfaltete dieses Kiinigreicli seine Landes-
produkte in Cerealien. Sowohl einzelne Aussteller als Kollektiv-Aus-
stellungen gaben viele Proben von Getreidesorten und Samenprodukten
ab, und selbst Weizen und Roggenpflanzen, welche über den nörd-
lichen Polarkreis hinaus aufwuchsen, wurden eingesendet. Weiter
fanden sich Sommer- und Winterweizen, nackte Gerste und Erbsen,
sowie Samen von Pimis Abies und P. pectinata vor.
Holzsorten waren durch Fourniere aus Birken- und Eichenholz und
Holz zu Resonanzböden, dann Fichten- und Tannenstiimmen vertreten,
auch der Verbrauch zur Kohle, Tannengerbelohe, Terpentin, Holz-
theer und Holzpapiermasse etc. war durch Proben vorgewiesen, letz-
tere aber wird nicht nur aus Tannenholz, sondern auch aus Pappel-
holz bereitet.
Oele waren vorzugsweise durch Leinöl vertreten.
Unter den Genuss- und Nahrungsmitteln waren Mehlsorten er-
sichtlich, dann folgte Zucker, Cichorien, verschiedenartig zubereitet
und das in Schweden sehr beliebte Gericht, nämlich Konserven aus
Sumpfbrombeeren oder Multabeeren {Ruhus Chamaemorns L.) und
Preiselbeere {Vaccinium Vitis idaea L.).
Mit anderen geistigen Getränken erschien auch Pomeranzen-
branntwein, Spiritus aus Rennthiermoos, Essigspiritus, endlich auch
Weinessig.
Schweiz.
Die Holzmuster, welche aus der Schweiz stammten, enthielten
Resonanzholz aus Ahorn- und Fichtenstämmen, dann unter jenen,
welche zu weiteren technischen Zwecken dienen, Holz von Pinus
Cembra L., Abies excelsa DC, Larix europaea DC. und Juglans
regia L., welches letztere auf Fourniere zersägt wird. Ein organo-
logisches Herbar, aus 90 Tafeln bestehend, stellte Prof. Menzel aus.
237
Ausser mehreren Getreidesorten, worunter Hafer in Brote ge-
presst sich vorfand, gab es auch Futterkräuter und unter diesen ge-
mahlenen Klee und Alpenheu.
Zu Flachs in verschiedenen Stufen der Verarbeitung, Reiswur-
zeln zur Anfertigung von Bürsten reihten sich Kollektionen von Ta-
bak im rohen Zustande und zum Genüsse verarbeitet, an.
Unter den Nahrungsmitteln waren viele Obstsorten im gedörrten
Zustande und unter den geistigen Getranken rothe und weisse Weine,
Wermuth, Weindrusenbranntwein, Enzian-, Wachholder-, Zwetschken-
und Kirschenwasser, letzteres in verschiedenen Jahrgängen.
Die Präparate aus Medizinalpflanzen erzeugt, enthielten an Oelen:
Oleum Absinihii, Juniperi, Carvi etc., ferner Aconitin, Piperin, Colo-
cynthin nebst mehreren Extrakten aus Belladonna, Aconit und anderen
Pflanzen.
Deutsches Reich.
Ein Blick auf die umfangreichen Bauten geworfen, welche das
deutsche Reich für seine Ausstellungsgegenstände aufl'ührte, reicht hin,
um einen Begriff" von der Grösse und Reichhaltigkeit der Ausstellung
zu erlangen. Aber nicht die weitläufigen Aussenbauten allein waren
mit den zahlreichen Produkten gefüllt, sondern auch ein grosser Theil
des gewaltigen Zirkelbaues, der Rotunde, und ein weites Flächen-
ausmass der Maschinenhalle war damit bestellt.
Eine detaillirte Aufzählung der ausgestellten Produkte zu geben,
würde zu weitläufig werden und eine öftere Wiederholung zur Folge
haben, ich beschränke mich daher nur auf allgemeine Angaben,
Die Gartenanlagen, welche deutsche Gärtner schufen, waren mit
prächtig gezogenen Nadelhölzern in vielen Gattungen und Arten be-
pflanzt, auch Laubholz-Kollektionen in Töpfen, wobei man namentlich
Quercns-Ar\en unendlich reich vertreten fand, wurden in überraschen-
der Menge eingesendet, und unzählige Rosenbiiumchen begrüssten
die Besucher mit dem köstlichen Wohlgeruch, der ihrer bezaubernden
Blumenkrone entstieg. Namentlich Hamburg und Erfurt waren die
beiden Plätze, welche mit immergrünen Gehölzen imponirfen.
In mehr als 150 Stammdurchschnilten stellten die preussischen
Staaten ihre gangbarsten Holzarten auf, ferner Resonanz-, Klaviatur-
und Schachtelholz, Holzstifte und Holzdraht aus Tannen- und Kiefern-
holz, die vorzugsweise aus bairischen Waldungen herstammten. Zu
den Rindenproben und den Harzprodukten gehörten dann die aus den-
selben gewonnenen Präparate, als Kienruss etc., dann die verschie-
denen Utensilien und vielen Schriften, welche über Forsikultur lian-
deln. Prof. Neubauer (Wiesbaden) legte eine eigene Abhandlung
über den Gerbestuffgehalt der Eichenrinde vor, so wie auch speziell
Geräthe zum Abschälen der Rinde zum weiteren Verbrauch anderen
Orts ersichtlich wurden.
Zur Papierbereilung gab es Proben von Holzmehl und Fichten-
holzstoff', sowie auch fertige Papiere aus Fichten- und Aspenholz,
dann aus Hanf und Pappe aus Stroh bereitet.
238
Die Produkte des Feldbaues waren in reichlialligen Kollektioneri
und Kollekliv-Ausstellung'en von Gelreidearten und Fuüerkriuitern
etc. vorhanden. Johannis-, Correns- und Scliilf-Rog-gen, Kalina-Gerste,
podolischen, vt^eissen und rothen Weizen. Erbsen von Eldena allein
waren in einer Sammlung von 80 Sorten. Württemberg und Sachsen
lieferte Getreidemuster (ersleres über 80 Sorten) und Futterkräuter-
Samen, Hessen Wiesen-, Wald- und forstwirthschaftliche Sämereien,
Baiern mehr als 300 Gläser mit Getreide- und Gemüse-Sämereien
und die bairische landwirthschaftliche Fortbildungsschule gab ihre
Wirksamkeit durch Abhandlungen in 22 Foliobänden zu erkennen.
Die landwirthschaftliche Versuchsstation der Provinz Branden-
burg übermittelte Tafeln, welche sich auf die Lebensverhältnisse land-
wirlhschaftlicher Kulturgewächse bezogen. Die agrikultur-chemische
Versuchsstation zu Dalme brachte 200 pflanzenanatomische Präparate,
ferner gab es Tableaux über Gras- und Kleesamen, wie auch meh-
rere landwirthschaftliche Herbarien und die landwirthschaftliche Aka-
demie Eldena machte durch Modelle die verschiedenen Veredlungs-
melhoden ersichtlich. Ed. Müller in Baiern setzte aus natürlichen
Zweigen 38 Modelle zusammen, welche die wesentlichsten Gestal-
tungen von Formobstbäumen darstellte.
Mit den der Hortikultur angehorigen getrockneten Blumen, Im-
mortellen etc., die jetzt einen nicht unbedeutenden Handelszweig
bilden, tritt Erfurt in den Vordergrund, Dasselbe gilt auch für Sä-
mereien des Gartenbaues.
In grosser Menge waren die Hopfenmuster gelagert. Baiern
füllte 368 Gläser mit ihrem Landesprodukt, und aus Bamberg allein
lagen 56 würfelförmig gepresste Hopfenmuster auf. Die Einführung
der Drahtfäden anstatt der früher üblichen Hopfenstangen findet in
diesem Lande allgemeine Anwendung.
Elsass und Baden lieferten reichlich Hanf, Hannover, West-
phalen, namentlich aber Schlesien Flachs und Schleswig- Holstein
ganze Pflanzen und Samen von Lein, ebenso war Seegras (Zostera
marina) im rohen und gesponnenen Zustande (Baden) oder zu Matten
verarbeitet vorhanden.
Mit Tabak bebaut das deutsche Reich 25.000 Hekt. Landes,
wovon Baiern allein 7600 Hekt. zufallt. Am meisten jedoch erzeugt
man am Mittelrhein, und unter den zahlreichen Proben im rohen
Blatte oder in fertiger Verarbeitung trugen auch Elsass und Lothringen
ihren Theil bei.
Dem Weinbau Deutschlands fallen 125.000 Hekt. Landes zu.
In beiläufig 30 Methoden wird die Weinpflanze angezogen und die
meisten, zugleich aber auch die edelsten Weine liefern die Ufer des
Rheins. Bei dieser Musterausstellung war Baden, Württemberg und
Elsass ebenfalls sehr bedeutend betheiligt.
Bei den Weinsorlen sind auch die vielen Obstweine und dann
die Essigsorten zu erwähnen.
Mit Spirituosen waren die Mustersammlungen reichlich bestellt.
Es wird ausgewiesen, dass über vier JVIillionon Scheffel Getreide und
23Ü
27 Millionen Scheffel Kartoffeln zur Erzeugung von Branntwein ver-
arboilet werden, und unendlich oft begegnete man den Bezeichnungen
Korng'enevre, Liqueure, Coguac, Bismarck-Tropfen, Alter Schwede und
Essenzen, dann Sprit, Karloffelsprit, Kümmel aus Getreide, Brom-
beeren-, Heidelbeeren- und Wachlioldergeist, Kirsclienwasser u. s. f.
Die Produktion von Zucker durch die Runkelrübe erreichte im
Jahre 1870 ihren Hölienpunkt des Ertrages, und es wurden in diesem
Jahre über fünf Millionen Zollzentner im Zollverein produzirt.
Mehl- und Stärkesorten aus Getreide und Kartoffeln, türkischem
Mais und Hülsenfrüchten herstammend, waren stark vertreten.
Unter den weiteren Nahrungsmitteln gab es häufig 01)slkon-
serven jeder Art und getrocknete Heidelbeeren und Preiselbeeren.
Für die Bereitung von Surrogatgetränken lagen präparirle Ci-
chorienwurzeln, Eicheln und gelbe Rüben vor.
Hannover brachte Musler ihrer Kuhlerde, eine Erdart, welche
aus phosphorsaurem Kalk, Kali und anderen stickstoffhaltigen Sub-
stanzen gebildet ist, auch Moorboden wurde in 25 Mustern aufgelegt,
auf welchem sich die darauf wildwachsenden und kultivirten Pflanzen
befanden. Hier will ich zugleich des vorhandenen Ammoniaksalzes
erwähnen, welches aus dem Moorboden gewonnen wird.
Unter den Aorzüglichen und sehr zahlreichen chemischen und
pharmazeutischen Präparaten, die aus der Pflanzenwelt hervorgehen,
fanden sich nebst den vielen ätherischen Oelen auch Oele von den
Nüssen der Elaeis guineensis L. und Älenrites tr'doba Forst, vor,
dann in Deutschland gewonnenes Opium (Württemberg), überdiess
Amygdalin, Aconilin, Atropin, Anemonin, Aesculin, Colocynthin, Co-
niin, Coffein (in massigen Scheiben), Filicin, Glycyrrliizin, Indigotin.
Laclucerin, Ononin, Scoparin, Solauin, Stramonin, Strychnin, Syringin,
Tannin, Veratrin etc. Am häufigsten tauchten Chiniupräparate auf,
deren Zusammensetzungen und Verbindungen mitunter der jüngsten
Zeit zufallen, und von Chininsalzen allein gab es an 30 verschiedene
Präparate.
Dem Lavendel- und Melissenwasser reihte sich Melissengeist,
Gurken- und Cocosnuss-Seife, Kiefernadel- und Tannenzapfen-Bal-
same, Samen von Melilotus alba Desv. und getrocknete Cetraria is-
landica Ach. an, wie auch Schwämme verschiedener Art.
Die bildlichen Darstellungen durch die Photographie und ihre
Nebenzweige waren im Allgemeinen sehr zahlreich und mitunter
meisterhaft vertreten, aber sie beschränkten sich hauptsächlich auf
Portraits, gewöhnliche landschaftliche Aufnahmen und Aufnahmen in
voluminösen Albums von Kriegsschauplätzen. Zu den interessanten
Gegenständen gehörte C. Dammann's (Hamburg) antliropologisch-elhno-
logisches Album mit Pliotographien von Volkstypen von Mikronesien,
Polynesien, von den Philippinen, dann \on Japan, Vorder-Iudien,
Nordamerika, vom östlichen Sibirien, der Ostküste Afrikas etc. im
Formate von 7 — 14 Ctm.
(Kortset/.uug folgt.)
240
Ueber einige
neuere phythographische Arbeiten,
insbcsonders: Taschenbuch der deutschenund Schweizer Flora etc.
nach der Original- Ausgabe von Dr. Wilh. Dan. Jos. Koch inid mit werlh-
vollen Beiträgen aus dessen Nachlass versehen, sowie mit Unterstützung zahl-
reicher deutscher Floristen dem gegenw artigen Standpunkte der Botanik
gemäss gänzlich umgearbeitet von Ernst HaUier. Leipzig, Fues's Ver-
lag, B. Reisiand 1878).
„Dem gegenwärtigen Standpunkte der Botanik ge-
mäss"!!, das wäre traurig für die Systematik, wenn es wahr wäre. Vor
30 Jahren, bei Koch's Tode, mag es so ausgesehen haben, al)er heute ist
der Standpunkt ein recht sehr anderer und vorgeschrittener.
Die „werthvollen Beiträge" und „gänzliche Umarbeitung" sind
zum grössten Theile von der Art, dass sie viel besser Manuskript
geblieben wären. Selten hat das viel missbrauchte Wort „das Gute
davon ist nicht neu und das Neue nicht gut" auf ein Werk {reffen-
der gepasst, als auf diese Neubearbeitung, bei welcher man nur be-
dauern muss, dass ein Mann, wie Hallier, seinen Namen zu einer
reinen Buchdruckerspekulation hergab.
Bei der Zerstreutheit der botanischen Literatur ist es mehr als
verzeihlich, wenn in einem gr()sseren Sammelwerke einzelne Arten
vergessen sind, aber andererseits ist allein im Just'schen Jahresbe-
richte so viel zusammengetragen, dass schon aus dieser einzigen
Quelle, ganz abgesehen von den sonstigen Repertorien, eine gute
Compilirung gerade der deutschen Flora möglich wird. Wenn aber
in einem systematischen Werke nicht nur viele Dutzende von Arten und
darunter zahlreiche längst und allgemein bekannte Arten einfach nicht
erwähnt sind, sondern auch die meisten grösseren Gruppen in Hinsicht
der Nomenklatur einer wahrhaft fossilen Behandlung unterzogen sind,
dann ist es Zeit, dass die Kritik ein ernstes Wort dazwischen spricht.
Dass der Umarbeiter wenigstens eine dunkle Ahnung von der
Mangelhaftigkeit des Gebotenen gehabt hat, bekundet die mehrfach
wiederkehrende Phrase: „diese Gruppe müsste genauerer Be-
obachtung unterworfen werden, aber die Zeit fehlt"!!; auf
dieses Werk hätte die deutsche Floristik ohne Schaden noch länger
gewartet.
Um dem Leser einiges Material zur Begründung meines harten
Urtheils zu geben, will ich nur ein paar Stellen des Buclies hier
eingehend citiren, bemerke aber gleich, dass fast jede grössere Fa-
milie zahlreiche Unrichtigkeiten und Fortlassungen enthält. Charakte-
ristisch misshandelt ist die schöne Gruppe der Primulaceen, bei
der die Benützung aller neueren Arbeiten auf das sorgfältigste ver-
mieden worden ist, sowohl was Nomenklatur, als auch Umgrenzung
der Arten betrifft, die nach 1854 bekannt gewordenen Species und
Formen sind gar nicht erwähnt etc.!
Bei Anagallis arvensis wird mit keiner Silbe der sehr wich-
tigen blaublühenden Formen : var. decipiens Uechtr. und var. lilacina
241
Alf. erwiilint. ebenso wenig- des in der Rheinprovinz seit 1870 beob-
aclilefen Bastarles arrensisXfeneUa. Androsace Hausmanni Leyb.
(1856) sucht man vergeblich, dessgleichen jede Andeutung- über A.
Wnifeniana Sieb., A. hyhrida Gremli ChelveficaXptibescens), A.
aretioides (Gaud.) (glncialis'XohhisifoUa).
In der Gattung- Primnla ist zunächst richtig zu stellen, dass P.
Co/w/;mae Ten. älter als P. swrti:eo/ews Bert, ist, dass P. rhaefica Gaud.
(vide Kerner, Oest. bot. Ztg. 1871) identisch mit P. pubescens Jacq.
ist, dass P. rhaefica Koch P. alpina Schleich, heissen muss, dass
P. villosa hier sowohl die Jacquin'sche Art als P. hirsuta All. umfasst,
dass P. latifolia Lap. P. tiscosa Vill. genannt werden muss, dass in
Tirol keine P. Allionii Loisl. wohl aber die mit ihr verwechselte und
gar nicht erwähnte P. Tiroliensis Schott wächst, dass P. Clusiana
und specfahilis nicht identisch sind. Ausserdem scheint dem Herrn
„Umarbeiter" ganz unbekannt zu sein, dass im deutschen Floren-
gebiete von Primel'i noch beobachtet und publizirt sind.- Primitfa
ternorana Kern, (acanlis X Cohimiiae) , P. bremst yla D C. (snb-
aranfis X o/ficinalis) , P. flagellicauUs (superacaulis X officinalis),
P. digenea Kern. Cocanlis >C elafior), P. media Peterm. (elatior y<^
officinalis), P. infricata G. G. (in Süd -Tirol), P. discolor Leyb.
(AtiricnlayCoenensis), P. oenensis Thom., P. Portae Huter (subanri-
cula X oenensis), P. Goebelii Kern. CAuricida X villosa). P. Arctotis
Kern. (stibanricnlay<^hirsnta), P. Balbisii Lehm., P. obovata Hut er
CBalbisiiyCfirolensis), P. Berninae Kern, (hirsutaycciscosa), P. Mu-
retiana Moritzi Csnhintegrifolia'Xtiscosa) (nicht = P. Dingana Lagg.),
P. Venz>oi Huler (tirolensis'XWiilfeniayia) , P. Sturii Schott, (j^i-
nimaX.villosa), P. purnila Kern. (nfitiiinaXoenensis), P. intermedia
Portsclijg. CClusianayCminima), P. Facchinii Schott Cminimay<ispecta-
bilis), die drei Bastartformen zwischen glutinosa und minima., P. sa-
lisburgensis Fcke., P. biflora Huter, P. Huteri Kerner.
In der Gattung Primula allein sind also: 4 grobe Verstösse
gegen die Nomenklatur, 5 allgemein bekannte Arten gar nicht er-
wähnt und über die Basfartbildung gleichfalls völlig geschwiegen;
ebenso wenig werden die beiden SoMflf«e//ff-Bastarte erwähnt.
Noch trauriger ist die Gattung Saxifraga „verarbeitet" , der
sich Sempervivvm, Sedum etc. würdig- anschliessen. Rosa besitzt
glücklich 19 — sage neunzehn — deutsche Arten, von denen 14
ohne Varietäten, die fünf anderen mit zusammen 20 Varietäten figu-
riren, während d(;r Deseglise'sche Katalog — der bekanntlich durchaus
keine Haarspalterei etwa zeigt — über 140 deutsche Arten kennt !
Rtlbus ist nach Focke's neuester Bearbeitung stellenweise genau
übernommen, andererseits aber wieder Arten weggelassen ohne ir-
gend einen Grund oder Notiz — car tel est mon plaisir.
Viola suai'is M. B. von Frankfurt a. d. Oder ist zwar allge-
mein bekannt als Verwechselung mit V. cyanea Gel., nur Herrn
Hallier ist das nicht bekannt, dafür entdeckt er, dass V. cyanea ein
Bastart sei!! (wovon?), neu ist das freilich, aber nicht wahr; V. se-
pincola, V. austriaca, scotophylla u. s. w. sucht der ,,gegenwärtige''
242
Botaniker vergeblich. Salis sat — denn so geht es Seite für Seite,
alle neueren Arbeiten sind auf's konsequenteste ignorirt, und bei
AquUegia, Cirsmm, Anemone, Hieracium etc. schiesst die Ignoranz
oft in lustige ßlüthen.
Nebenbei fehlen auch sinnenistellende Druckfehler nicht, z. B.
Iris Fiebert Bllhn. (statt Blthenscheiden) grün, am Rande violett.
Zum Schlüsse kann ich nicht umhin, noch das Dictum aus der
Vorrede zu citiren: „Ein Zurückgehen auf Namen, welche vor Koch
oder gar vor Linne aufgestellt worden sind, ist vom üebel, da durch
solche pedantische Prioritatsbestrebungen nur Verwirrung angerichtet
wird, ohne dass ein wirklich wissenschaftlicher Vorlheil als Aequi-
valent geboten wird."
Dieser sich selbst richtende Ausspruch erklärt Vieles, wer aber
solchen Grundsätzen huldigt, der soll die Systematik mit seinen Ar-
beiten verschonen und nicht von Neuem beginnen, da Verwirrung zu
süften, wo durch mühevolle Arbeit wirklicher, wissenschaftlicher
Systematiker mit dem von Koch und seinen Anhängern aufgehäuften
Schutte einigermassen aufgeräumt ist.
Möge der Bibliothek recht vieler deutscher Syslematiker dieses
Machwerk fern bleiben.
Wohin es führt, wenn man die Priorität ausser Acht lässt, zeigt
u. A. schlagend der von Celakovsky am 25. Jänner 1878 in der k. böhm.
Ges. der Wissenschaften gehaltene Vortrag „über neue Pflanzen-
bastarle der böhm. Flora", speziell über Epilohium, Dianthus,
und Drosera. In diesem ist dem berühmten Durchforscher der Flora
Böhmens der diollige Lapsus passirt, dass er Dianthus ÄrmeriaX.
deltoides als D. Hellwigii Celak. publizirt, drollig desswegen, weil
dieser selbe Bastart schon 1875 in üjabb. Jelen. Magyar, als D.
Hellwigii Borbäs ver!)fFentli.ht worden ist. Nun kann man zwar Nie-
manden mit gutem Gewissen zumuthen, das zungenbrechende Magya-
risch zu lesen — wenigstens sollten die Herren Magyaren den Takt
der Dänen und anderer minder zahlreicher Stämme besitzen und
ein französisches oder lateinisches Resume geben, obgleich den Mei-
sten das deutsche Idiom heule noch recht geläufig ist — aber dieser
Dianthus Hellwigii Borbäs wird auch in Oest. bot. Ztg. 1876, p. 255
von Ascherson zitirt, und dass ein „gegenwärtiger" Botaniker, um
nochmals mit Hallier zu reden, diese liest, ist doch wohl zu ver-
langen.
In derselben Sitzung „anerkennt" CelakovsKy die Bastartnatur
von Drosera obovMta 0'otundifoliaX.anglicaJ, das ist für das Pflänz-
chen gewiss recht erfreulich, heisst aber im Allgemeinen offene
Thüren einrennen, denn schon 1856 weist M. Godron (Mem. de
l'Acad. de Slanislas, Nancy) auf das eingehendste die Hybridiiät
nach und widerruft hier ausdrücklich die von ihm und Grenier 1848
in der Flore de France ausgesprochene Ansicht, dass D. obovata
eine selbstständige Art sei.
Bei den Epilobien will ich hinsichtlich der Notiz über E. ob-
scurum Schreb. hier konstatiren, — was auch Prof. Ascherson gern
243
bestätig'en wird — dass der Erste, welcher die Sclireber'schen
Originalexoinplare einsah und ihre Idontitiit mit E. virgalum Fr. \m-
Mizirle, Prof. Kerner war, vide Oesl. bot. Zeitschr. 1870 p. 112 u. ff.
Einmal hei den Hybriden angelangt, lohnt es sich, auf die
zahlreichen Basfarfe hinzuweisen, welche sich in den botan. Gürten
leider bilden (leider, weil der ohnehin geringe Prozentsalz richtiger
Arten der meisten botan. Garten dadurch noch beeinträchtigt wird). Im
hiesigen botan. Garten hat sich in diesem Jahre spontan ein präch-
tiger Basfart aus Dianfhns Carlhusianorum L. und D. tymphresseus
Heldr. Sart. gebildet, den ich vorläufig als D. Obristii hier bezeich-
nen will (nach unserem ersten Gehilfen Job. Obrist, dessen vorzüg-
licher Beobachtungsgabe der Garten und die Tiroler Florislik zahl-
reiche hübsche Funde danken), dann sind aus einer Aussaat von
Dianthus chinensis ausser der Art selbst mehrere Hybride mit drei
verschiedenen anderen Arten erwachsen, über die ich später an
dieser Stelle berichten werde. Ferner bildete sich ein Tripelhastart
von Geiim urbnjiumXmotifanmnXrivale, ein Bas\&rl aus Verbascum
Olympicvm und V. Thapsus u. s. w. Von Traufmann in Nikolausdorf
erhielt ich im vorigen Sommer eine als Achillea Trautmaimi zu
bezeichnende bei ihm spontan im Garten entstandene prächtige Hybride
aus A. fomentosa und A. pyrenaica, sowie eine Saxifraga aus um-
hrosa und Aizoon.
Gewisse Gattungen sind in den Gärten unbastarlirf Kaum zu
erhalten, z. B. Aquilegia, Puljnonaria, Cirsium und Geuiu.
Innsbruck, Juni 1878.
B. Stein.
Literatur berichte.
Allgemeine Botanik (Anatomie, Morphologie und Physiologie). ErstPr Band.
Anatomie der Pflanzen. Mit 267 Holzschnitten und 2 Farbendrucktafeln,
^on Dr. Gustav Adolf Weiss, k. k. Regierungs-Rath, o. ö. Professor
der allgemeinen Botanik und Director des pflanzenphysiologischen Institutes
an der Hochschule in Prag. Wien 1878. W. Braumüller. 531 Seiten Octav.
Ein ausführliches Lehrbuch der Anatomie der Pflanzen ist seit
langer Zeit ein fühlbares Bedürfniss. Seit Schacht wurde kein der-
artiges Werk in deutscher Sprache geschrieben. Prof. de Bary und
Prof. Weiss haben sich der schwierigen und mühevollen Arbeit
unterzogen, derartige Werke , welche den heutigen Stand der ge-
nannten Disciplin darlegen sollen, zu verfassen. Des Erstgenannten
Buch ist vor etwa Jahresfrist erschienen, und kürzlich wurde das im
Titel angezeigte Werk ausgegeben.
In eine Parallele beider Werke soll hier nicht eingegauffen
werden; es genüge die Andeutung, dass de Bary ein Handbuch
verfasste , welches den Gegenstand mit möglichster Vollständigkeil
vorträgt. Weiss hingegen ein ausführliches Lehrbuch, das den
244
Leser auch durch reichlichen" Hinweis auf die Quellen in die Literatur
der Pflanzenanatomie einzuführen bestimmt ist. Damit soll nicht ge-
sagt sein, dass für Denjenigen, welcher das genannte Gebiet in
gründlicher Weise kennen lernen will, das Weiss'sche Buch wegen
der Existenz des de Bary'schen überflüssig ist. Denn ersteres bringt
nicht nur eine grosse Reihe älterer, aber desshalb noch nicht veral-
tete Daten, welche im letzteren fehlen, sondern zahlreiche selbst-
ständige Beobachtungen namentlich über Zellkerne, FarbstofFgebilde,
Trichome, Spaltöffnungen etc.; so zwar, dass auch dieses Werk nicht
nur als Lehrbuch willkommen geheissen werden muss, sondern von
Jedem, der eine genaue Information in den einzelnen Capiteln der
Pflanzenanatomie sucht, wird benützt werden müssen.
In Betreff der Anordnung des Stoffes ist zu bemerken, dass der
Autor mit Vorbedacht sehr conservativ zu Werke ging und in der
Lehre von der Zelle sich vorwiegend an Mohl und Unger, in der
Lehre von den Geweben an jene klare Uebersicht , welche Sachs
gegeben, enge anschliesst. Der Leser wird sich hiedurch in der Masse
des gebotenen Stoffes besser zurechtfinden, als durch eine neue ver-
wickelte Systematik der Gewebe, welche bei der Eintheilung zu sehr
schon in's Einzelne geht.
Der Verfasser stellt selbst die verwickeltsten Partien des Ge-
genstandes mit grosser Klarheit dar und unterstützt seine Darle-
gungen durch passend ausgewählte in ihrer Ausführung meisterhafte
Illustrationen.
Mit grossem Fleisse hat Weiss die Literatur der Anatomie
zusammengestellt, und, wofür ihm alle Botaniker zu grossem Danke
verpflichtet sind, fast jede Dato, die nicht von ihm selbst herrührt,
erscheint auf die Quelle zurückgeführt.
Aufrichtiges Lob verdient die grosse Objectivität, mit welcher
der Autor seinen Gegenstand vortragt , und mit der er die Auffin-
dungen und Ansichten anderer Forscher, selbst wenn selbe mit sei-
nen eigenen Ansichten nicht vollkommen harmoniren, darlegt. Wo
der Verfasser sich im Widerspruche mit einem anderen Autor be-
findet , ist die eigene Ansicht in ruhiger und massvoller Weise
zum Ausdruck gebracht. Uebrigens tritt, wie diess auch für ein der-
artiges Werk nur passend ist, die Controverse tief in den Hintergrund;
es war dem Autor offenbar daran gelegen, in erste Linie nur das
zu stellen, was reiflich durchgeprüft, bereits ein unantastbares Eigen-
thum unserer Wissenschaft geworden ist.
Dass er überall, wo es nur immer thunlich ist, auf anatomische
Verhältnisse von im praktischen Leben benutzten Rohstoffen des Pflanzen-
reiches, mögen letztere technisch oder medizinische Verwendung fin-
den, Rücksicht nimmt, z. B, bei Amylum, Holz etc., kann die Nütz-
lichkeit des Buches nur erhöhen.
Es ist begreiflich, dass ein Buch, welches wie das zu bespre-
chende ein wahrhaft riesenhaft gewordenes Gebiet beherrschen soll,
nicht in allen Einzelheiten correct sein kann , da der Autor nicht
alles durch Autopsie verificiren, nicht alle Quellen durch eigenes Stu-
245
dium kennen kann, und weil, soll das Buch überhaupt fertig wer-
den, darin nicht alles bis in's kleinste Detail mit jener Sorgfalt
ausgearbeitet sein kann , wie man diess von einer Specialarbeit for-
dern darf.
Auf einige dieser Ungenauigkeiten oder Unrichtigkeiten soll hier
hingedeutet werden, nur um zu zeigen, dass es Dinge sind, die
leicht zu verbessern sind und die die Brauchbarkeit und Verlasslich-
keit des Buches im Grossen und Ganzen nicht stören.
p, 25. Die Doppelbrechung der Cystolithen wird durch die or-
ganische Grundlage und nicht durch den eingelagerten kohlensauren
Kalk bedingt, denn gerade nach Beseitigung des letzteren tritt das
Kreuz und die Aufhellung des Gesichtsfeldes bei gekreuzten Nicols
erst deutlich auf. Das dort beschriebene „Aufblitzen der Krystalle"
beruht offenbar auf ungenauer Beobachtung.
p. 190. Das Saponin wird hier als eine thatsächlich seifen-
artige Substanz , nämlich als eine Verbindung von Fettsäuren und
Alkalien hingestellt.
p. 192. Der krystallisirte Bestandtheil der Vanille wird nicht
als Vanillin, sondern nach veralteter Angabe als Benzoesäure ange-
sprochen, ferner das riechende Pincip von Rucligras und Tonkabohne
nicht als Cumarin, sondern als Cumarinsäure.
p. 303. Die Hohlräume in den Schuppen von Lathraea squam-
maria werden als Intercellularräume gedeutet , während selbe nach
den Untersuchungen von Stenzel als nachträglich sich zu Hohl-
räumen abschliessende Theile der Blattoberfläche zu deuten sind.
Wie aus der Vorrede zu entnehmen , wurde das Manuscript
des zweiten Theiles der allgemeinen Botanik (Morphologie und Phy-
siologie) schon im November des vorigen Jahres abgeschlossen, so
dass die Ausgabe des das verdienstvolle Werk abschliessenden Bandes
schon in Bälde erfolgen dürfte. Die Ausstattung des Buches ist über
alles Lob erhaben. Wiesner.
Die Wunder des Mikroskope» oder die Welt im kleinsten Raame. Für
Freunde der Natur und mit Berücksichtigung der studirenden Jugend bear-
beitet von Dr. Moritz Willkomm, o. Prof. d. Botan. an der k. k. Uni-
vers, u. Direct. d. k. k. IJotan. Gartens zu Prag. Vierte wesentlicli ver-
mehrte und umgearbeitete Auflage. Mit mehr als l'äOO Figuren auf 300 Illu-
strationen, nebst einem Titelbilde. Leipziir, Verlas von Otto Spanner. 8".
400 S."
Dieses Werk beabsichtigt, Freunde der Natur und die studi-
rende Jugend mit dem durch das Mikroskop erschlossenen Leben im
kleinsten Baume bekannt zu machen. Es erreicht die genannte Ab-
sicht auch vollständig, denn es ist gut geschrieben und enthält bei
verhältnissmässig geringem Umfange eine Fülle von wissenswerthen
Thatsachen. Sehr zahlreiche, meist korrekt ausgeführte Holzschnitte
veranschaulichen die behandelten Gegenstände ausgiebigst. Aus dem
Erwähnten wird ersichtlich, dass Willkomm's Wunder des Mikrosko-
pes die weiteste Verbreitung verdienen; sie erfreuen sich derselben
auch in Deutschland, wie die vorliegende vierte Auflage beweist. R.
Of-slerr. botan. Zeitschrift. 7. Heft. 1878. 19
246
Bnlletiu meiisuel de la Societe Linneeune de Paris. Nr. 18, 19. Paris
1877/78. 8. p. 137—152.
Diese beiden Nummern berichten über die Sitzungen vom 7. No-
vember und 5. Deceinber 1877, sowie vom 2. Jänner und 6. Februar
1878. Sie enthalten folgende Mittheilungen: Baillon, sur les afFinites
des Helwingia (S. 137), sur l'organogenie florale et la graine de
Garrya (S. 139) , sur les mouvements des antheres des Pyrolees et
des quelques Ericasees voisines (S. 141); — Dutailly: Sur la cellule
terminale de l'epi des Equisetum (S. 142). — Baillon: Sur les orga-
nes de Vegetation du Reana (S. 145); sur une nouvelle Rhubarbe
(S. 146). — Dutailly: Sur la nature reelle de la fronde et du coty-
ledon des Lemna (S. 147). — Baillon: sur les Pilocarpus dits Jabo-
randi (S. 149), sur le poison du Cai Chui (S. 150), observations sur
le genre Canotia (S. 151). R-
Hepaticae europaeae. Jungermannideae europaeae post semisaeculum recen-
sitae, adjuncti.s Hepaticis, auctore B C. Du Mortier. Von J. B. Jack.
Separalabzug aus der „Botanischen Zeitung." 1877. 4. 23 S. 1 Taf.
Jack's Aufsatz ist im Wesentlichen eine kritische Besprechung
des oberwähnten Werkes von Du Mortier und macht auf zahlreiche
Inkorrektheiten aufmerksam. Ausserdem enthält diese Abhandlung
noch viele auf gründlichen, eigenen Untersuchungen beruhende Mit-
theilungen über die Kapselwand, die Elateren, das Perianthium und
die Perichätialblätter der europäischen Jungermanniaceen. Jack's An-
gaben erweitern unsere Kenntnisse von den genannten Organen nicht
unwesentlich; es sei daher die hier angezeigte Abhandlung den He-
patikologen zur eingehenden Beachtung empfohlen. Dr. H. W. R.
Correspondenz.
Wien, am 6. Juni 1878.
Einen der interessantesten Funde machte ich in einem kleinen,
lauf der Erde hingestreckten C/ewfl(f«s-Slräuchlein, als ich am 17. Mai
d. J. auf der Kuppe eines der hinter den Badener Schwefelthermen
sich erhebenden Dolomit berge einige niederliegende Rosenstengel unter-
suchte. Die braunroth überlaufenen, zierlichen, dreizählig-dreilappigen
Blättchen und der feine, ebenfalls braunrothe, hingeworfene draht-
runde Stengel von überall demselben (ca. 1 Mm.) Durchmesser, er-
innern so sehr an Cl. Viticella, dass ich auch heute noch, wo ich
den mitgenommenen Stengeltheil der Pflanze mit den aus dem v. Pi-
doU'schen Herbar in meinen Besitz gelangten beiden Varietäten der
CL Viticella verglichen habe, selben — nach dem Laube — zunächst
zu der breitzipfeligen Varietät dieser Art gehörend halte. Die Pflanze
würde in diesem Falle zu der II. Rotte DC.'s „mit kurzen und bart-
losen Fruchtschweifchen" gehören, was gegenüber der Annahme der
Verwilderung und der Frage: „wie sie gerade auf die entle-
247
gensle Stelle, die feuchte, beschattete Kuppe (ganz wie der natür-
liche Standort der ebenfalls kalkliebenden Atragene) kam?" um s.ü
interessanter ist! Zu den Wirzbicki'schen Varietäten der Cl. Vif alba
gehört sie in keinem Falle. Ob sie zu den durch Kluk et Schultes
(vide Schulfes österr. Flora p. 96 sub *) erwähnten Formen der CL
erecta gehöre, ist ebenso unannehmbar. Mehr Licht hierüber sollen
seiner Zeit die Blüthen und Früchte geben, und ich bin gerne be-
reit Botaniker zu diesem Strauch gelegentlich zu geleiten oder ihnen
mein Exemplar zur Ansicht zu übersenden. J. ß. v. Keller.
Ns. Podhrad, 13. Juni 1878.
Nach den im kais. botan. Hofkabinele autbewahrlen von Neil-
reich benützten RocheTschen handschriftlichen Notizen kommt Coral-
lorrhiza innata R. Er. auch im Trencsiner Komitate und zwar auf
dem Berge Kolusa bei Löwenstein vor, doch wurde diese Pflanze seit
Rochel's Zeiten auf dem Gebiete unseres Komitates von Niemandem
gesehen. Um so grösser war meine Freude, als ich diese, in Ungarn
nur an wenigen Orten bisher beobachtete Orchidee, auch in unserem
Bosäcthale auf dem Hügel Hornie Kamenicne, am Rande einer trocke-
nen stark mit Moosen bewachsenen Wiese, unter weit von einander
stehenden alten Eichenbäumen in massiger Anzahl von Exemplaren,
am 27. Mai bereits verblüht angelrofFen habe. Somit haben wir die
Corallorrhiza in den kleinen Karpaten im Laubwalde Zävrsi bei Sobotysf
im Neutraer Komitat (Bränik exs. , s. Oest. bot. Ztschr. XXVII. 171);
bei Ns. Podhrad auf dem Hügel Hornie Kamenicne, auf Wiener Sand-
stein! und auf dem Berge Kotusa bei Löwenstein, hier von Rochel
gefunden. Da Neilreich (Fl. Niederöst. 207) die Blüthezeit der Co-
rallorrhiza innata in die Monate Juni und Juli versetzt, kam es mir
sonderbar vor, dass sie hier schon gegen Ende Mai verblüht sei;
doch lässt sich diess daher erklären, dass ihr Standort niedrig —
kaum 1800' — ist und eine südöstliche Lage hat , die durch die
dünnstehenden alten Eichen nur wenig beschallet wird. Das von Keller
auf dem Turecko bei Bohuslavice im Trencsiner Komitat angegebene
üimantoglossum hircinmn Spr. wurde auch von mir dort in einigen
Exemplaren dieser Tage gefunden. Da es noch nicht blühte, nahm
ich zwei Exemplare mit und versetzte sie in den Garten, wo sie
munter fortwachsen. Auch auf den Triften am östlichen Abhänge
des Kalkhügels Häjnica bei Stvrtek wurde die Prachtpflanze beob-
achtet. Jos. L. Holuby.
Fersonalnotizen.
— Dr. Ferdinand Schur ist am 28. Mai nach längerem Lei-
den in seinem 80. Lebensjahre in Bielitz gestorben.
— Dr. Robert de Visiani, Professor in Padua, ist am 4. Mai
in einem Alter von 78 Jahren gestorben.
19*
248
— Dr. Johann Zanardini, Professor in Venedig', ist daselbst
am 24. April gestorben.
Botanischer Tausch verein in Wien.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Vagner, Evers,
Dr. Brehmer, Dr. Pocke.
Vorrälhig: (B.) = Böhmen, (I.) Istrien, (M.) = Mähren, (NOe.)
= Niederösterreich, (OOe.) = Oberösterreich, (P.) = Polen. (Sb.)
= Siebenbürgen, (Seid.) = Schlesien, (Schz.) = Schweiz, (St.) =
Steiermark, (T.) = Tirol, (Th.) = Thüringen, (U.) = Ungarn.
Listera eordata (Schweden), Lithospermum arvense (OOe.),
offirAnale (NOe., U.), purpureo-coeruleum (B., NOe.), Litorella lacu-
stris (Schz., Berlin), Lobelia Dortmanna (Pommern), Lolium italicum
rSchl., Th.), linicolum (NOe,), perenne (OOe., P.), speciosum (U.),
temulentum (NOe., P.), Lonicera Caprifolium (JA-), nigra (NOe.), Xy-
losteum (OOe., Schi.), Loranthus europaeus (NOe., U.), Lotus cor-
niculatus (OOe.), uliginosus (P.), Luzula albida (NOe.), campestris
(OOe., P.), flavescens (Si-Id., St.), Forsteri (NOe.), multiflora (Schi., P.),
pallescens (P.), pilosa (T., U.), Lychnis alpina (Schz.), Flos cuculi
(NOe., P.), Viscaria (NOe., OOe.), Lycopsis arvensis (P.), Lycopus
europaeus (OOe., P., Schi.), exaltatus (NOe., U.), Lysimachia nemo-
rum (Berlin), punctata (U.), thyrsiflora (Schi.), Lythrum bibractea-
tum (U.), Hyssopifolia (NOe., U.), Hyss. f. erecta (U.), Saiicaria
(M., OOe.), cirgatum (NOe., U.), Majanthemum bifoliiim (P., Schi.),
Malaxis monophyllos (T.), Malcolmia africana (NOe., l).), Malva
Alcea (B.), moschata (Th.), rotundifolia (P.), silvestris (NOe., OOe.),
Marrubium candidissimum (I.), praecox (Sb.), remotmn (NOe.), Ma-
tricaria Chatnomilla (NOe.), discoidea (Berlin), Medicago brachy-
acantha (U.), denticulata (Th.), minima (NOe., Fiume), prostrata
(NOe.j, sativa (NOe., OOe.), Melampyrum arvense (NOe., ü.), bar-
batum (NOe.), nemorosum (NOe.), nem. v. angustifoUum (NOe.), pra-
tense (OOe.), saxosum (U,), silvaticum (Riesengebirge), Melandryum
pratense (P., Schi.), silmstre (OOe., Schi.), Melica ciliata (Th., U.),
Magnolii (Frankreich), nebrodensis (Frankreich), nutans (OOe., P.,
Schi.), uniflora (Th.).
Obige Pflanzen können nach beliebiger Auswahl im Tausche
oder käuflich die Centurie zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden.
Diesem Hefte liegt bei: ^Centaurea Sadleriana Janka.'' (Separatabdruck
aus „Termeszetrajzi Füzetek") und Prospekt des „Dodel. Port Atlas.''
Redakteur und Herausgeber Dr. Alezander Skofltz. — Verlag von O. Gerold'» Sohn.
Oruck und Pai>ier der C. Ueberrenter'schen Bucndruckerei (M. Salzer).
OesteiTeicliische
Botanisclie Zeitschrift
Gemeinnütziges Organ
für
Die »sterrelchlsclie Exemplare
botanische Xeltsclirlft RnfaniL' nn<1 RAfaniLAi» die frei durch die Post be-
erscheint UUmillH UUU IfUlttUlHt;!) zogen werdeasoUen. sind
den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion
Man^ranumerin^^auf^seibe (jj^^j^g,. Oekoiioiuen, Forsliuäiiiier, AcFzte, '*'■ ^■■^:^^^^:^: "
(18 R. Mark.) . Im Wege des
ganzjährig, oder mit AnAllloliiP llllH Torllllllpr Buchhandels übernimmt
* a. a.W.Cs R.Mark) n|)UUlGKCI UllU IC^lUlllhCl. Pränumeration
halbjährig. C. «ioi-old's Soliii
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die ganze I^etitzelle r« 8 sowie alle übrigen
15 kr. Ost. W. JL~ = Ol Buchliandlungeu.
XXTIII. Jahrgang. Will. August 1878.
INHALT: Ueber Cladosporium Rösleri. Von Dr. R a t h a y. (Scliluss). — Urienl.ili^clie Sc/i/sra;;.'!-
Forinen. Vou Dr. Ascherson. — Carex panicea und hiHa f. refracta. Von Dr. K linggrä ff. —
Ueber Leucanthemum platiUpis. Von Dr. Borbas. — Plantae ab Hildebrandt coli. Von Vatke. —
Flora von Gijrz. Von So IIa. — Pflanzen auf der Weltausslelliing Von Antoine. - Lileraturberifhie.
— (Jorre.spondenz. Von Dr. Borbas, Thilmen, Schanibach. — Personalnolizen. — Vereine, An-
stalten, Unternehmungen. — Botanischer Tauschverein. — Inserat.
Vorläufige Mittheilung
über das
Ciadosporiufn Rösieri Cattan.
and den „schwarzen ßri;nner^' der Rebe.
^on Emmerich Räthay,
Lehrer an der k, k. önolog. und pomolog. Schule zu Klosterneuburg.
(^Schluss.)
8. In den Blättern vegetirt das Mycelium des Cladosporium in
den von den olivenfarben Raschen besetzten ßlattpartien und zwar
intercellular in deren Schwamm- und Pallisadenparenchym. Es ist
einfach fadig und setzt sich im jugendlichen Zustande aus 2 — 3 Mikro-
millim. dicken, einfach contourirten, farblosen, wenig verzweigten und
entweder gar nicht oder nur spärlich septirten Hyphen^ zusammen.
In den späteren Stadien, in welche das Mycelium nach dem Ver-
trocknen und Braunwerden der von ihm bewohnten Blatipartien tritt,
verzweigen und septiren sich seine Hyphen reichlich, und werden
die Membranen derselben bräunlichgrün und doppelt contourirt.
9. Auf dem die Blätter bewohnenden Mycelium treten vom Juli
bis Oktober nachtMnander zweierlei ungeschlechtliche Forlpflanzungs-
Oesterr. botan. Zeitschrift. 8 Heft 1878. 20
250
Organe, nämlich ziiers! Co nidien träger als Produkte des jugond-
liciien und dann Pycniden als Erzeugnisse des alternden Myce-
liuins auf.
10. Die Conidienträger treten auf den Blättern aus den von dem
Mycelium bewohnten Partien der Blaltspreiten durch die nur auf
deren Unterseiten vorhandenen Spaltöffnungen, und zwar nicht ein-
zeln, sondern zu 10 — 40, also in Büscheln heraus, von denen dann
eine grössere oder geringere Zahl benachbarter die unter 6. er-
wähnten Olivenfarben Raschen bilden. Die einzelnen Conidienträger
sind cylindrisch und unverzweigt, 6 Mikromillim. dick, bis 70 Mikro-
niillim. lang und 2 — 3mal septirt. Ihre Membranen sind anfänglich
hell olivengriin, später bräunliohgrün gefärbt. Werden die Conidien-
träger, so wie sie in Biischeln beisammen stehen, erst durch Abpin-
seln von den Sporen befreit und dann sammt den Blattstücken, auf
denen sie sich befinden, auf den Objektträger gebracht, so treiben
sie aus ihren Spitzen 3-4 Mikromillimeter dicke, farblose, gewöhn-
lich einfache, selten verzweigte Schläuche, die sich bald septiren und
oft 3mal länger als die Coni(lienträger werden. Auch verbinden sich
unter den angegebenen Verhältnissen ausnahmsweise zwei benach-
barte Conidienträger durch kurze Anastomosen. Die Sporenketten,
welche von den Conidienträgern entspringen, verlängern sich durch
terminale Sprossung der obersten und zugleich jüngsten Sporen und
verzweigen sich hie und da durch seitliche Sprossung unterer und
älterer Sporen. Die Conidiensporen selbst sind selten einfach, sondern
meist einmal, häufig zweimal, mitunter dreimal oder gar noch öfter
sepliit. Ihre Länge scliwankt zwischen 9 — 63 Mikromillimeter, Die
Glieder der septirten Sporen sind gewöhnlich zwei- oder mehreremal
so lang als dick und im unbefeuchteten Zustande bezüglich ihres
Querdurchmessers, der zwischen 2 und 7 Mikromillimeter schwankt,
von einander sehr verschieden. Letzterer Umstand bedingt, dass die
Form einmal septirter Sporen, bei denen gewöhnlich die eine Zelle
2 — 3, die andere aber 5 — 6 Mikromillim. dick ist, der Form gewisser
schlanker Flaschenkürbisse gleicht, ferner, dass die Gestalten der
zweifach seplirten Sporen, je nachdem ihr mittleres Glied einen
grösseren oder kleineren Ouerdurchmesser als die beiden Endglieder
besitzt, oder eines dieser einen gri)sseren oder kleineren Querdurch-
messer als die beiden übrigen Glieder zeigt, entweder in der Mitte
verdickt oder eingeschnürt oder im Ganzen flaschenförmig erscheinen,
und dass endlich die Formen der mehrfach septirten Sporen ent-
sprechend der verschiedenen Zahl und Aufeinanderfolge ihrer dicke-
ren und dünneren Glieder in der Richtung ihres Längsdurchmessers
mehr oder weniger oft eingeschnürt sind. Die Zellhäute der Coni-
diensporen sind doppelt contourirt; sie zeigen keine Keimsporen und
schliessen einen aus Protoplasma und Luftblasen bestehenden Inhalt
ein, der jedoch in den dünneren Sporengliedern, deren Seitenwan-
dungen sich stellenweise berühren, nur einen sehr geringen Raum
einnimmt. Kommen die trockenen Conidiensporen mit Wasser in Be-
rührung, so verändern sie momentan ihre Form und ihren Inhalt;
251
ihre Form, indem sie iiire Einscliiiiirunü'eii tliireli plolziiclies Aul-
quellen der diinneren Glieder verlieren und so bis auf ihre Enden,
welche etwas spitz bleiben, rein cylindrisch werden, ihren Inhalt,
indem in ihren Zellen einerseits die Luftblasen verschwinden und
andererseits die Protoplasmakürper so stark aufquellen, dass dieselben
die Zellriuime allein ausfüllen. Auch werden in den aufgequollenen
Protoplasmakörpern kleine Oeltröpfchen sichtbar. Sind die Conidien-
sporen reif, so keimen sie, auf dem Objektträger im Wasser liegend,
mitunter schon nach 18 Stunden, indem gewöhnlich aus der Spitze
einer oder beider ihrer Endzellen je ein Kcimschlauch hervorwiichst.
Mehr als zweizeilige Sporen vermögen aber hiiufig auch aus ihrem
Mittelgliede, oder wenn sie deren mehrere besitzen, aus jedem der-
selben einen Keimschlauch, aber stets nur von einer ihrer Quer-
wiinde aus auszutreiben. Die Keimfähigkeit bewahrt wenigstens ein
Theil der Conidiensporen bis zum Frühjahre. Was nun ihre Keim-
schläuche anbelangt, so sind dieselben farblos, unseptirt, meist un-
verzweigt und an ihren Enden oft unbedeutend angcscliwollen. In
destillirtem Wasser erreichen sie oft schon nach zwei Tagen eine
Länge, welche jene der Sporen um das 12fache übertrifft. Keimen
mehrere Conidiensporen nebeneinander, so vereinigen sich deren Keim-
schläuche sehr häufig und zwar entweder einfach durch Verbindung ihrer
Enden oder hinter diesen durch eigene Anastomosen. Ganz so wie
auf dem Objektträger keimen die Conidiensporen auch auf den Blat-
tern im Freien,
11, Die Pycniden brechen vom halben September an mil ihren
Scheiteln aus der Unterseite, hie und da auch aus der Oberseite der
von dem Mycelium bewohnten und bereits schwarzbraunen, vertrock-
neten Blattpartien hervor. Sie entstehen auf der Blattoberseite unter
der Epidermis und zwischen den Zellen der Palissadenschichle; auf
der Blattunterseite dagegen unter den aus den Spaltöffnungen her-
vorwachsenden Conidienträgern, wcsshalb diese oder deren abgestor-
bene Reste stets über ihren Scheiteln zu finden sind. Auf der Blalt-
unterseite stellen sie in ihren ersten Entwicklungsstadien die von
Romualdo Pirotta*) als Stromata bezeichneten Gebilde dar, aus denen
nach dem Genannten die Conidienträger entspringen sollen (?). Mögen
nun die Pycniden aus der Ober- oder aus der Unterseite des Blattes
hervorbrechen, so erscheinen sie stets mehr oder weniger kugel-
förmig, gewöhnlich 40 — 60 Mikromillimeter lang und beiiaifig ebenso
breit. Sie besitzen eine nur aus einer Schichte polygonaler und
bräunlich-olivengrüner Zellen bestehende Wand, welche sie nach
aussen abschliesst und in der nach oben gekehrten Seite eine kleine
Oeffnung hat. In ihrem Innern enthalten sie nur undeutlich sichtbare,
r.idial gestellte und farblose Sterigmen, welche gegen das Cenirum
der Pycniden Sporen, sogenannte Stylosporen abschniiren. Diese sind
elliptisch mitunter etwas gekrümmt, 4 — 5 Mikromillim, lang, 1*2 —
1*6 Mikromillim. breit und farblos. Ihre Zellvvand ist einfach con-
') Pirotta, Fimshi parassiti dei Vitigni. p. 81.
20
252
tourirt und umsclilicsst einen homogenen Inhalt. Entleert werden die
Stylosporen aus den Pycniden, sobald diese mit Wasser in Berührung
treten, in ähnlicher Weise wie die Stylosporen anderer Pycniden,
durch das Aufquellen einer die Sporen umgebenden Gallertmasse.
12. In den Trauben tritt das Mycelium des Cladospormm viel-
leicht immer*), sicher aber zumeist zuerst in den Beerenstielen und
zwar in dem oberen und dickeren Theile derselben auf. Erst etwas
spater erscheint es dann häufig tuich in dem unteren und dünneren
Tlieile der Beerenstiele und in den an diese unmittelbar anstossen-
den Rispenzweigen, ferner in den meisten Fällen auch in den Beeren,
in welche es gewöhnlich aus den Stielen hinüberwuchert. In allen
diesen Organen der Trauben verbreitet sich das Mycelium in den
Intercellularräumen des Grundgewebes. Besonders merkwürdig ist die
Art seiner Verbreitung in den Beeren. In diesen wuchert es nämlich
von der Insertionsstelle des Stieles aus längs der Gefässbündel in
den diese unmittelbar umgebenden Partien des Grundgewebes viel
rascher als in den von den Gefässbündeln entfernteren Partien der-
selben. Da nun von den Gefässbündeln, die aus den Stielen in die
Beeren eintreten, eines in der Beerenachse und die übrigen am Um-
fange dicht unter der Oberfläche der Beeren zu deren Scheitel ver-
laufen, so dringt das Mycelium in den Beeren einerseits längs der
Achse und andererseits unmittelbar unter der Oberfläche am weite-
sten gegen den Scheitel, ja längs der Zweige, in welche sich das
centrale Gefässbündel oben auflöst, in seltenen Fällen wirklich bis
zum Scheitel vor. Erreicht das Mycelium den Scheitel der Beeren,
so wuchert es von hier aus, wo sich die Verzweigungen des centralen
Cefässbündels mit jenen der peripherischen Gefössbündel verbinden,
längs der letzteren den von der Beerenbasis am Umfange empor-
wachsenden Mycelpartien entgegen, um munchmal mit diesen wirk-
lich zusammen zu treffen. Das in den Trauben enthaltene Mycelium
ist zuerst einfach fädig und aus farblosen, unseptirten 2 — 3 Mikro-
miilimeter dicken, einfach contourirten und mehr oder weniger ver-
zweigten Hyphen zusammengesetzt. Später verändert sich dieses
Mycelium sowohl in den Beerenstielen und Rispenzweigen, als auch
in den Beeren, in den ersleren Organen, indem sich die Hyphen
reich verzweigen und septiren, und sich deren Membranen sehr ver-
dicken, in den letzteren, indem sich überdiess die Membranen der
Hyphen bräunlich-olivengrün färben, und diese häufig nicht mehr
einzeln, sondern zu mehreren in Strängen neben einander wuchern,
ja mitunter aus einer Zellscliichte bestehende Mycelhäute bilden,
welche gleich Mittellamellen zwischen den Zellmembranen des Grund-
gewebes lagern. Dass die (äusseren) Krankheitssymptome der Beeren,
*) Ich würde sagen immer, wenn ich nicht einen vereinzelten Fall
beobachtet hätte, in welchem an einem völlig mycelfreien Beerenstiele eine nur
in ihrem Scheitel gebläute Beere befestigt war, welche in diesem ein Mycelium
enthielt, das jenem des Cl. Roesleri völHg gleich sah und möglicher Weise mit
ihm identisch war.
nämlich ihre BUiuimg und Härtimg, wirklich Folgen in ihrem Innern
wuchernden Pilzmyceliums sind, erhellt aus zwei Alomenten. Erstlich
tritt die Härtung und Bläuung gewisser Partien der Beeren jederzeit
von dem Augenblicke an ein, wo die Membranen der diese Farlieu
bewohnenden Hyphen bräunlich-olivengrün werden und sicii ver-
dicken. Dass dabei trotz der bräunlich-olivengrünen Farbe der Hy-
phen die Färbung der von ilinen bewohnten Partien der Beeren eine
pflaumenblaue ist, wird durch den Waclisreil', welcher di(^ Cuticula
der Epidermis der Beeren überzieht, erklärt. Zweitens ist die vollige
Uebereinstimmung zwischen der unter 7 geschilderten Verbreitung
der harten und blauen Flecken auf den Beeren und der eben ge-
schilderten Verbreitung des Myceliums in den Beeren unverkennbar,
demzufolge beispielshalber, wenn das Mycelium längs des centralen
Gefässbündels und einer oder mehrerer Endverzweigungen desselben
den Scheitel der Beere erreicht, diese sich ausser um die Insertions-
stelle auch an einer oder mehreren Stellen des Scheitels oder an
dem ganzen Scheitel pflaumenblau färbt und härtet.
13. Das die Trauben bewohnende Mycelium erzeugt von Juli
bis Oktober nacheinander dreierlei Produkte, nämlich zuerst Coni-
dienträger, welche regelmässig auf den ßeerenstielen und nur sehr
selten — ich beobachtete überhaupt nur einen einzigen derartigen
Fall — auf der Basis der Beeren auftreten, dann eigenthümlich e
Gebilde im Innern der Beeren und endlich Pycniden, die mit
ihren Scheiteln aus der Oberfläche der harten und blauen Partien
der Beeren hervorbrechen, höchstwahrscheinlich aber auch auf den
Beerenstielen vorkommen.
14. Die Conidienträger entstehen auf den Beerenstielen und —
in den seltenen Fällen, in welchen sie auch auf den Beeren auf-
treten, auch auf diesen — büschelweise ;iuf bräunlich-olivengrünen
Strömen, welche sich dicht unter der Oberfläche jener Organe bilden
und dieselben schliesslich durchbrechen*). Eine grössere oder gerin-
gere Anzahl nebeneinander entstandener Conidienbüschel bilden auf
den Beerenstielen die unter 7 erwähnten olivenfarbeu Raschen und auf
den Beeren diesen ähnliche Raschen. Die auf den Beeren und Bee-
renstielen auftretenden Conidienträger gleichen sowohl bezüglich ihres
*) Dass die Conidienträger auf den Beerenstielen und ebenso auf den
Beeren nicht wie auf der Unterseite der Blätter aus SpaltotTnungcn heraustreten,
ist jedenfalls dadurch bedingt, dass sich auf den Beerenstieien, welche
anfangs Spaltöffnungen besitzen, später unter diesen Lenticeilen bilden und
auf den Beeren überhaupt zu keiner Zeit Spaltöffnungen vorkommen. Wenn
E. Stahl in seiner Abhandlung „Entwicklungsgeschichte und Anatomie der Lenti-
ceilen'-' (Bot. Zeitg. 1873, p. 615) sagt, dass "der Rebe (Vitis viniferaj Lenti-
ceilen fehlen, so übersah er ihr \ orkommen auf den Beerenstielen. Bezüglich
des Vorkommens von Spaltöffnungen auf den verschiedenen Organen der Rebe
sei noch erwähnt, dass dieselben auf der Unterseite der Blattspreitcn, dann auf
den Beerenstieien (hier nur im Sommer;, ferner auf den l{i-penzweigen und
Stielen der Trauben und endlich auch auf den jungen Internodien und auf der
Unter- und Oberseite der Ranken vorkonniien, dass sie dagegen den Beeren und
Nebenbiättern fehlen.
254
Aussehens und ihrer Struktur, als auch der von ihnen erzeugten
Sporenkelten vollkommen den unter 10 beschriebenen Conidientrügern.
Auch verhalten sich ihre Sporen bezüglich ihrer Ouellung und Kei-
mung iin Wasser gerade so wie die Sporen jener, ja die Keim-
schlauche der Sporen beider Conidienträger verbinden sich unter-
einander durch Anastomosen, wenn ihre Sporen nebeneinanderliegend
keimen.
15. Die unter 13. bereits erwähnten eigenthümlichen Gebilde,
welche im Innern der Beeren und zwar in deren Basen in grösster
Anzalil um das centrale Geftissbiindel und die Samen, in geringerer
Anzaid um die peiipherischen Gefiissbündel herum vorkommen, schei-
nen sich durch innige Verwachsung und damit verbundene Theilung
solcher Hyphen zu bilden, welche nicht einzeln, sondern zu meh-
reren in den Inlercellularräumen des Grundgewebes verlaufen. Diese
Gebilde sind meistens kugelig; ihr Durchmesser erreicht 130 Mikro-
millim., und sie setzen sich aus vielen bräunlich-olivengrünen, poly-
gonalen und dickwandigen Zellen zusammen.
16. Die Pycniden, welche mit ihren Scheiteln aus der Oberfläche
der blauen und harten Stellen der Beeren hervorbrechen, gleichen
nach meinen bisherigen Beobachtungen in jeder Beziehung den auf
den Blallern \orkommenden Pycniden.
Noch einige Bemerkungen
über die orieHtalischeu Schisrntis-Formen und über Pflanzen
der kleinen Oase.
Von Dr. P. A s c h e r s o n.
Die Bemerkungen des Herrn Prof. Hackel über Schismus ara-
bicus Nees (s. d. Zeilschrift 1878, S. 189 ff.) haben mich im hoiien
Grade inleressirt, da sie mir über einige von mir in Aegypten ge-
sammelte Formen, deren genauere Untersuchung ich bisher immer
noch verschoben hatte, Klarheit verschafft haben. Da mich die bei
dieser Gelegenheit vorgenommene Revision der betreffenden Formen
des königl. Herbars zwar in Bezug auf die Unterscheidung des Seh.
arabicus von Seh. calycinus und die geographische Veibreitung des
ersteren zu ähnlichen Resullaten geführt hat, als sie Herr Hackel
erhielt, ich aber dessen Ansicht über S. minutus (Siev.) R. S. nicht
zu theilen vermag, so sehe ich mich veranlasst, meinen Befund hier
in Kürze milzutheilen.
Schismns avabieus Nees befindet sich im königl. Herbar zu
Berlin und dem meinigen, sowie dem meines Freundes Prof. Hauss-
knecht in Weimar, ausser dem Originalexemplare des Autors und
einigen anderen der von Herrn H. erwähnten auch von folgenden
Fundorten :
255
Afrika: Cyrenaica: Kiistenebene zw. Benghasl unil Scliada-
l.iah, G. Rohlfs März 1869 Nr. 200! S. cahjcinus Coss. in Bull. soc.
bot. France 1875, Cuinpte rendu seanc. p. 51) Aegyph'n: Alexaii-
drien, Ehreiiberg! vor Ramleh, P. Asoherson, 25. April 1874 Nr. 2547!
Cairo: Chalifengräber, P. Ascherson, 17. April 1874, Nr. 2548!
Gebel acbmar, Ehrenberg Febr.! Sues, Kleelelber April 1872, Hilde-
brandt Ni\ 2! Kleine Oase: Sandige Ackerliirclien in EI-Oa(,'r, P. Ascher-
son 12. u. 13. April 1876, Nr. 628, 629! Oo^er Klunzinger!
Asien: Syrien: An Wegen auf Kreideboden bei Ale[)po,
Hausskneclit, 17. Mtirz 1865 Nr. 113 (als S. marginatus). Persien:
Abuscbir. Haussknecht! Bein» Dorfe Gere zw. Abuschir und Scliiras,
März 1842, Th. Kotschy PI. Pers. austr. ed Hohenacker Nr. 73 (als
S. marginatus). Distr. Chol der Prov. Aderbeidschan, Szovils! (als
S. minutus). Trans k au kasien: Baku Haussknechl , Grusien,
K. Schmidt, conun. C. Koch! {S. calycimis C. Koch in Linnaea XXi
(1848) S. 397*). Turkestan: Tiumen-bai-tau 18. April, auf der
Lehmsteppe am Syr-Darja 11. Mai, im Salzlehmhoden bei Terekli im
Karakum 21. Mai 1842: A. Lehmann (S. minutus Bunge in AI. Leh-
mann Reliquiae botanicae p. 351 no. 1489).
Mit Recht bemerkt Herr H,, dass auf das Hervorragen der
Rispe über das oberste Blatt kein Gewicht zu legen sei. Ich besitze
Exemplare von S. calycimis., bei denen die Rispe dasselbe nicht üi)er-
ragt, wogegen an einzelnen ägyptischen Exemplaren des S. arabicus
die Rispe das oberste Blatt weit überragt.
Festuca calycina Delile (Fl. Aeg. lllustr. Descr. de TEg. Hist.
Nat. n, p. 52 no. 111, Kd. d. h. Kahirae desertorum indigena) Uisst
sich ohne Exemplare nicht deuten, da an di(;sem Fundorte ausser
S. arabicus Nees auch S. calycinus (L.) Coss. et Dur. vorkommt,
den ich selbst am Gebel achmar, wo auch Ehrenberg beide Arten an-
traf, am 17. April 1874 sammelte (Nr. 2549); ausserdem sammelten
diese Art Kotschy zw. Cairo und Sues ixw'ü S. arabicus) 1855 Nr. 498!
Schweinlurth bei Terraneh (am wcstliche)i Nilarm) in der Wüste
10. Mai 1874 Nr. 709! und Wiest in Unleragypten (ün. itin. 1835,
Nr. 527!).
Schismus spectabilis Fig. et De Not. (Mom delT Ac<ad. delle
scienze di Torino. Ser. 11, Tom. Xll [1852] p. 255 Nr. 33) von der
Sinai'Halbinsel fallt ohne Zweifel mit S. arabicus Nees zusammen.
Die Angaben : „palea inferior ad medium usque bifida — scginentis
ovato-acutis. A Seh. marginato locustis duplo majoribus, palei dorso
longe sericeo-villosis toto coelo difFert", obwohl zum Theile an der
gewöhnlichen Ueberlreibung der Diagnosen leidend, denn der Ein-
schnitt reicht nur bis Ys ^^^^ Länge oder wenig mehr, und die
Aehrciien sind nur etwa l'/.mal so gross, reichen doch aus, um
diese Identität vermuthen zu lassen.
*) Dieser Schriftsl oller hat zuerst den Naincn Schismus calycinus ge-
bildet, da seine Pflanze aber unriciitig beslimml war, bleibt die Autorität der
Bezeichnung; bei Cosson und Durieu.
256
Ob dagegen S. marginatus der genannten Auloren (I. c. p. 32,
in convallibus humilioribus Ireqiiens) wirklich zu S. calycinus gehört,
was allerdings, da diese Art in Aegypten (mitunter mit S. arabicus
gesellig!) wächst, eben nicht unwahrscheinlich ist, ist, wie wir noch
sehen werden, weiter zu prüfen.
Wie oben bereits angedeutet, vermag ich der Ansicht des Hrn.
Hackel, dass S. minutus (Steven sub Festuca) R. S. nichts als eine
unerhebliche Zwergform von S. calycinus sei, nicht beizustimmen.
Die Unterschiede, welche beide Arten trennen, sind z. B. von Grise-
bach in Ledebour's Flora Rossica IV, p. 403 trefFeud auseinanderge-
setzt und von Kunth (Enum. 1. I. Suppl. tab. XXVill, Fig. 2, 3) durch
im Wesentlichen richtige Abbildungen erläutert worden. Allerdings
stellen die Exemplare, welche Steven bei Gandza (so würde der
Name nach neuslavischer Orthographie zu schreiben sein) sammelte,
und auf die er seine neue Art begründete, eine zufällig verkrüppelte
Zwergform dar. Allein dieselben Blüthenmerkmale finden sich auch
bei Exemplaren, die dem typischen S. calycinus und S. arabicus an
Grosse nichls nachgeben, welche Szo\ils später an dem Steven'schen
Original-Fundorte Gandza sammelte, sowie an solchen aus Grusien
(C. Koch). Die beiden Lappen, in welche sich die Deckspelze an der
Spitze theilt, sind bei dieser Art nicht wie bei S. calyciuus stumpf,
sondern spitz, und zwischen ihnen befindet sich eine wenn auch
kurze, doch deutliche Granne, welche nicht immer, wie Kunth ab-
bildet, nur die Hälfte der Lappen erreicht, sondern mitunter letztere
überr.igt Diese Granne ist bei S. calycinus nur durcli ein unbedeu-
tendes Spitzchen angedeutet; bei S. arabicus habe ich es nur ein-
mal gesellen. De Not. sagt aber von seinem S. spectabilis: „Palea
sinu subinde lacinula minutissima , ciliolata aucta." Auch C. Koch
a. a. 0. S. 379 hat bei seinem S. calycinus , der aber S. arabicus
ist, einen „zaimförmigen Fortsatz in der Fissur" gefunden.
S. minutus ist mithin von S. calycinus durch die spitzen Lappen
der Deckspelze, die Granne und ausserdem durch die Vorspelze, die
wie bei S. arabicus nur den Grund des Einschnittes der Deckspelze
erreicht, sowie die deuilich zugespitzten glumae sicher verschieden.
Von S. arabicus unterscheidet sich die kaukasische Pflanze durch
erheblich kleinere Aehrchen, den kürzeren, nur etwa 7% ^^^' Deck-
spelze erreichenden Einschnitt und die Granne, die bei S. arabicus
höchstens ausnahmsweise in einer Andeutung vorzukommen scheint.
Diese Unterschiede würden , falls sie konstant sind , gewiss aus-
reichend sein , um beide Arten sicher zu unterscheiden. Indess
macht ein Exemplar des königl. Herbariums, von Bovre am Sinai
gesammelt, mithin von Decaisne (Florula sinaica Nr. 46) als S. mar-
ginatus aufgeführt, einige dieser Unterschiede etwas zweifelhaft. Bei
dieser Pflanze sieben die Aehrchen und Deckspelzen denen des S.
arabicus wenig an Grösse nach; der Einschnitt reicht aber kaum
bis 7* ^'^J' Spelze und eine Granne ist vorhanden. Diese Form ist
weiter zu beobachten. Ob hieher auch S. marginatus Fig. et De Not.
gehört, ist an Exemplaren dieser Autoren zu prüfen; allerdings
257
spricht dagegen, dass dieselben ihren S. spectabilis auch durch die
Grosse der Aehrchen unterscheiden.
Ich benutze diese Gelegenheit, um zu meinen Mittheilungen
über die Flora der kleinen Oase (d. Zeilschr. 1876,- S. 215, 246)
einige Berichtigungen und Ergänzungen zu liefern. Silene („aus der
Verwandtschaft der S. stricta L.") hat sich als S. apetala W., das
weissfilzige Polygonmn als P. lanigerum R. ßr., Najas sp. als N.
minor AU., AUium sp. als A. Ämpeloprasmn L., Jiincns sp. als J.
piiramidatus Laharpe, ,,Avel/inia Michelii^ als ein vermuthlich neues
Trisetum aus der Verwandtschaft von T. neglectum R. S., ,,Marsilia
aegyptiaca"^ als M. diffusa Lepr. (A. Br.) herausgestellt. Rumex
dentatus Campd. habe ich doch noch in einer nur blühend gesam-
melten Pflanze erkannt. Neu für die Flora der Oasen sind noch
Eclipta alba (L.) Hassk., Halopeplis ampfexicaulis (Vahl) Ungern-
Slernberg, Rumex pulcher L, (auch für Aegypten neu) und Chara
sticcincta A. Br. n. sp. Letztere Art, deren Beschreibung mein ver-
storbener Lehrer und Freund noch in einer Sitzung der Berliner
Akademie im Jahre 1876 mitgetheilt, aber nicht mehr verofFentlicht
hat, „gehört in die Gruppe der ganzlich unberindeten, in welche von
europäischen Arten C. coronata und C. stelligera gehören, und ist
nahe verwandt mit C. corallina Klein apud Willd. aus Ostindien, von
welclier sie sich durch den Mangel von Antheridien am Grunde des
Quirls (diese befinden sich am 1. und 2. Gelenke der Blätter) und
um die Hälfte kleinere Sporangien, sowie durch geringere Dimen-
sionen aller übrigen Tlieile unterscheidet." A. Braun briefl.
Carenc panicea und hirtu L.,
forma refracta.
Von Dr. C. J. V. Klinggräff.
Schon vor Jahren und dann wiederholt fand ich auf nassen,
torfigen Wiesen meines Gutes Paleschken, bei Stuhm in Weslpreussen,
unter Carex panicea Exemplare mit zurückgebrochenem oberem Halm-
theil, meist in demselben Rasen mit normal gebildeten. In den letz-
ten Jahren habe ich diese abnorme Bildung nun auch bei C. hirta,
an Gewässern und in Gräben bei der mehr oder weniger entschie-
denen Form hirtaeformis Pers. beobachtet.
Der zurücligebrochene Halmtheil bildet gegen den unteren,
aufrechten einen rechten, mitunter sogar spitzen Winkel, oft aber
auch nur einen stumpfen, oder die Refraktion ist nur durch eine
bogenförmige Krümmung des oberen Halmtheiles angedeutet. An dem
zurückgebrochenen Halmtheile befinden sich nur die männlichen Aehr-
chen, oder häufiger auch das oberste oder die beiden oberen weib-
lichen, mitunter bei C. panicea sogar alle weiblichen Aehrchen.
258
Man könnte hier bei C. panlcea an C. sparsiflora Sleud. (C
vaginata Tausch, C. tetanica Rchb.) denken. Aber bei dieser, übri-
gens, wie es scheint, etwas schwachen Art, soll nur das männliche
Aehr(;hen, und auch dieses nur während der Bliithezeit, rechtwinkelig-
zuriickgebrochen sein. Bei den vorliegenden Formen ist die Refraktion
bleibend, es nehmen an ihr auch die weiblichen Aehrchen Theil, es
finden sich solche abnorme und normale Halme in demselben Rasen
und Uebergänge zwischen beiden, und es wiederholt sich dieselbe
Deformation bei C. hirta.
Die Ursache dieser abnormen Bildungen ist mir unbekannt.
Von Insektenstichen rühren sie nicht her; ich habe keine Spur davon
entdecken können, auch bleibt der zurückgebrochene Halmtheil stets
frisch, und es vollenden an demselben nicht nur die männlichen
Aehrchen ihre Blüthe, sondern auch die an demselben etwa befind-
lichen weiblichen Aehrchen entwickeln und reifen üire Früchte ebenso
vollständig wie die anderen. Zwar finden sich diese Deformationen
nur an nasseren Stellen, wo die Halme von höherem Wüchse sind,
doch lässt sich nicht annehmen, dass sie in einem üppigeren Wachs-
thum ihren Grund haben, und zwar um so weniger, als die meisten
Halme an denselben Stellen und manche in demselben Rasen, bei
gleicher Länge, einen normalen Wuchs zeigen.
Paleschken, im Juli 1878.
lieber Leucanthetnum plalylepis.
Von Dr. Vinc. v. Borbäs.
In der Flora dalmatica Visiani's (II. p. 87) ist eine var. d) des
Chrysanthemum Leucanthemum L. mit folgenden Worten „simplex,
monocephalum, foliis fere Omnibus subradicalibus, oblongis, in-
ciso-serratis, acheniis radii papposis" unterschieden, und ist sie in
Reichenbach's Sonographie abgebildet.
Ich habe diese Pflanze bei Kostrena, gegenüber Portore 8. Juni
1876 in dem ungarisch-kroatischen Litoral aufgefunden; im Juli 1877
fand ich sie auch bei Voss, bei Besca nuova und Besca valle. Jene
Exemplare, die ich am 24. Juli 1876 in Felsenrissen bei Besca nuova
sammelte, stimmten in Betreff" des Anlhodiums mit der Abbildung
und den Exemplaren, welche ich bei Kostrena sammelte, gut über-
ein, die „folia subradicalia" aber passten auf meine Pflanze über-
haupt nicht.
Ich habe nun von dieser Pflanze hinreichende und vollständige
Exemplare untersucht und gefunden, dass die genannte Varietät Vi-
siani's von dem Leucanthemum vulgare DC. — wenigstens meiner
Meinung nach — spezifisch verschieden ist. — Die Stengel meiner
Exemplare von Besca nuova sind gut beblättert und tragen nur je
259
eiiion Blülhenkopf, die Bliitler sind ziemlich dick und fleischig-, giau-
lichgriin, die unleren fiederspaltig-, die Bliithenköpfe verhaltnissmassig
klein, die Randblülhen aber breiter, auch das dicke Rliizom und die
stolonenförmigen Triebe desselben zeichnen meine Pflanze aus. — Ich
kenne wohl die verscliiedenen Formen des Leucanthemum vulgare
DC, wie dieses im Binnenlande variirt. mein Leucanthemum, platy-
lepis sieht aber eher dem Leucanthemum atratum (L.) oder dem
Pyvethriim ceratophylloides (All.)i welches mir Prof. Reichenbach fil.
zur Vergleichung mit bekannter Bereitwilligkeit mitlheilte, ähnlicher
als dem L. vulgare ÜC. — Ich Hess die Pflanze von Besca nuova
auch abbilden, die Abbildung gibt den Habitus der Pflanze ziemlich
gut, aber was die kleineren Theile betriff"!, ist die Zeichnung nicht
besonders gut gelungen.
Da ich nun diese Pflanze für eine dem osterr.-ungar. Litorale
eigenthümliche und von L. vulgare DC. spezifisch verscliiedene Art
betrachte, so nannte ich sie L. nudicaule (Vis. var.) v. foliosum Borbäs.
Diese Bezeichnung hielt ich aber für unpassend, weil die spezifischen
Unterschiede nach meinen Untersuchungen nicht in den „foliis sub-
radicalibus", sondern in dem Anthodium, in den Blüthen liegen. — Da
nun viele Botaniker der Meinung sind, dass eine Varietät, wenn sie
zur Art wird, ihren alten Namen verliert und neu benannt werden
muss, so wollte ich meine Pflanze nach dem Antbodium L. biseriale,
micranlhum nennen, endlich beschrieb ich sie nach den breiten An-
tliodialschuppen, die mir für diese Pflanze charakteristisch scheinen,
als L. platylepis, und zog die Varietät d) Visiani's als Abart zu L.
platylepis'"').
Aus der Beschreibung dieser Pflanze erwähne ich hier Folgendes:
„Flores radii circa 12 mm. longi, albi, flores disci alato-com-
pressi, medio constricti; acheniorum radii adhuc immaturorum pappus
tubum corollae subaequans vel duplo brevior, complefus, apice lobu-
latus, achenium disci calvum. Tola herba glaberrima, parum carnosa
et gl aucescens."
„Volui plantam, hie propösitam cum Chrysanthemo ceratophyl-
loide All. conjungere, sed huic notae generis Pyrethri Gärtn. attri-
buuntur, et icon AUionii, quacum stirpem nostram comparavi, longe
aliani exliibet herbam foliis profunde pinnatifidis, laciniis »ad petioluni
usque pervenienlibus, lisdem modo simplicibus, modo bifidis aut tri-
fidis* (All. fl. Pedem. n. 686)" etc.
„Leucanlhemum platylepis a Leuc. vulgari specifice distinctum
videtur slatura humiliori, caulibus pluribus tenuioribus, simplicibus,
basi stolonil'ormibus, rosulisque ornatis, foliis caulinis inferioribus in
petiolum longissimutn attenuatis, remote pinnatifidis, crassis, glau-
cescentihns (quae in L. vulgari in eadem altitudine caulis jam ses-
silia, duplo breviora, crebre serrata), superioribus basi non tam di-
latata (ut in L. vulgari DC.) sessilibus involucro solilario minore
*) Mathematisch und natiirwissenschafll. Mittheilungen der ungar. Aka-
demie der \\'ibSPnsrhaftpn, Bd. XIV, p. 387-389.
2G0
et praecipue phyllis ejus biserialibus, inferioribus, latiori-
bus, apice rotundatis viridibus (quae in L. vulgari DC. multi-
seralia, densiora, longiora et ang-ustiora, apice attenuata,
margine atrofusca et membranacea), floribus radii paucioribus (usque
15j, brevioribus quidem, sed duplo latioribus, apice obtusis, emargi-
nalis et pappis radii, insuper glabritie totius herbae, nam L. vulgare
etiam hirsutum apud nos in litorali variat. — Var. carpaticum Rochel
in Ledeb. fl. Ross. II. 542."
„Crassitie et anthodii magnitudine ect. L. atrato (L.) affinius,
quam L. vulgari DC, sed herba nostra praecedente robustior, magis
fnliosa, foliis radicalibus, squamis involucri paucioribus, apice non
atlenuatis, non atratis diversa, neque pappis disci nostra gaudet."
In dem „Alcune monstrositä della Flora Illirica" *) erwähnt
Dr. C. Marchesetti eine Form des Lencanthemum vulgare DC. von
der Umgebung von Triest, welche nach der Beschreibung, insoweit
mir der italienische Text interpretirt wurde, zuverlässig zu meinem
Leuc. platylepis oder zu dessen var. nudicaule (Vis.), nicht aber zu
L. vulgare L. gehört. — Da nun die nach dem Abmähen hervor-
gesprossene Pflanze, welche Marchesetti erwähnt, der Abbildung
meines Leuc. platylepis ähnlich sieht, glaubt er, dass dieselbe eine
Monstrosität sei. — Jene Pflanze Marchesetti's ist jedoch, wie ich
schon erwähnte, auch vor dem Abmähen der meinigen ähnlich, oder
besser gesagt, mit derselben identisch und sicher keine Monstrosität,
denn ich sali und sammelte sie häufig an solchen Stellen bei Besca
nuova, welche dem Menschen und den Thieren nicht leicht zugäng-
lich sind.
Sind die von mir hervorgehobenen Unterschiede konstant und
hinreichend, das Leucanthemum platylepis spezifisch von L. vulgare
DC. zu trennen etc. oder nicht, diess lässt Dr. Marchesetti unberührt.
Er bemerkt nur so viel, dass man abgerundete Anthodialschuppen
auch bei L. vulgare findet, und dass spitze Anthodialschuppen auch
von dem L. platylepis nicht ausgeschlossen sind. ■'— So breite, ver-
hältnissmässig kürzere Schuppen, wie sie bei letzterer Pflanze vor-
kommen, habe ich bisher an dem von zahlreichen Standorten mir
vorliegenden L. vulgare noch nicht beobachtet, und würde Herrn
Dr. Marchesetti empfehlen, mein Leuc. platylepis nicht mit litora-
lischen, sondern mit binnenländischen Formen des L. vulgare zu
vergleichen.
Budapest, im Mai 1878,
*) Estratto dal Bolletino delle scienze naturali Nr. 3. Annata III.
201
Plantas in itinere africano
ab J. M. Hildebrandt collectas determinare per^it W. \atke.
(Schluss J
1577. idem. Ad Pomoni insulae Johannae in locis siccis apricis
planitiei littoralis procutnbens neque vero in montibus jun. — aug.
1875 n. fr.
949. Alysicarpus vaginalis (L.) DC, Balier! 1. c. 170. In Zan-
ziliariae pratis siccis iierbaceis praecipue septentrionem versus nov.
1873 n. fr.
566. Äbrus precatorius L., Baker 1. c. 175, Valke pl. Steudner
ined. In silvis littoris abyssinici terrae Bogos alt. 6000' scandens
jun. — sept. 1872 fr.
1211. idem Baker! I. c. Dä-es-saläm orae zanzibarensis in fru-
ticetis volubilis Febr. 1874 fl. fr.
1587. idem. In pratis planitiei littoralis insulae Johannae
jun. — aug. 1875.
728. Clitoria Ternatea L,, Baker 1. c. 177. Samhar prope Mas-
sua dec. 1872 fl. fr.
1188. eadem, Baker! 1. c. In Zanzibariae hortis colitur nov.
1873 fl. fr.; suff"rutex volubilis.
1189. C. zanzibarensis Vatke. perennis humifusa ramis graci-
libus laxe pubescentibus, foliis imparipinnatis bijugis, foliolis lineari-
oblongis utrinque obtusis mucronatis subcoriaceis slipellatis, floribus
axillaribus solitariis breviter pedunculafis, bracteolis subrotundis, calycis
deiitibus subtriangularibus tubo subaequilongis, legumine lineari sub-
10 sperino. 7\..
In Zanzibariae pratis herbaceis effusa nov. 1873 fl. fr.
Raiiii ultra 3 dm. longi; petioli toti fere 4 cm. longi; foliola
lateralia ud 11 cm. terminalia, ad 3 cm. longa, 4 — 7 mm. lata sub-
tus reliculato-venosa; calyx 12 cm, longus; corolla 2 cm. longa;
legumen ad 7 cm. longum.
A. C. Ternatea L., specie unica prius in Africa reperta, foliolis
floribusque multo minoribus primo intuitu distinctissima.
565. Ghfcine javanica L., Baker l. c. 178. In silvis littoris terrae
Bogos sept. 1872 fl.
958. Teramnus labialis (L.) Spr., Baker! I.e. 180. Insula Zan-
zibar in fruticetis humilibus et herbis volubilibus sept. — nov. 1873 fl. fr.
1590. idem. in insulae Johannae pratis apricis et iiiter culla
jun. — aug. 1875 fl. fr.
1389. ejusdem Baker! 1. c. var, soinalensis Vatke. foliolis typo
plus duplo longioribus anguslioribusque.
Prope Meid terrae somalensis in regione montana Serrut alt.
1200 m. prope fontem DafTer apr. 1875 fr. Foliorum iigura ab Omni-
bus exempl. T. labialis in herb, berol. obviis recedit; an species
propria?
262
594. Erythrina tomentosa R. Br. Baker i. c. 184. In terrae Bo-
gos montihus lapidosis aug-. 1872 fr.; frutex 6 m. altus.
1589. Mucuna comorensis Vatke. caulibus Grmis volubilibus
parce pubescentibus demum glabris, slipulis lanceolatis minutis persi-
sfentibus, foliolis membranareis, centrali longius pefiolulato subrhombeo
obtusü apiculato basi rolundato utrinque glabro, floribus racemosis,
racemis sub-lOfloris longe pedunculatis glabris, bracteolis lata ovaüs
calyci adpressis eoque longioribus, calyce angiiste bilabiato glabro,
dentibus tubo pluries brevioribus, vexillo alis longiore, legumine co-
riaceo basi rotundato late quadrialato, 6 spermo alis coriaceis faciebiis-
que glabris. 21..
In insulae Johannae fruticetis planitiei lilloralis jun. — aug.
1875 fl. fr.
Petioli 6 cm. longi; foliola lateralia ad 3 cm. longa , ad 12 cm.
lata, terminale 9 cm. longum, ad 1dm. lalum; pedicelli floriferi 3 mm.
frucliferi 6 mm. longi; calyx 7 mm. Jongus, tubo superne 5 mm. lato;
corolla 25cm. longa, legumen 4'5 — 5"5cm. longum alis inclusis ad
1*5 cm. latum.
M. quadrialatae Baker 1. c. 186 et M. giganteae (Willd.) DC.
proxima, leguminum faciebus glabris ab utraque differt.
1591. M. pruriens (L.)DC., Baker 1. c. 187. In insulae Johannae
fruticetis planitiei littoralis volubilis jun. — aug. 1875; flores nigricantes.
Huic in generis clavi erronee flores capilalos tribuit cl. Baker 1. c.
1931. Galactia argenteifolia S. Moore in Trimen Journ. 1. c. III.
In locis apricis insulae Mombassa orae zanzibarensis suffrutex vel
frutex 15 m. altus mart. 1876 fl.; flores rosei.
1197. Cananalia obtusifolia (Lam.) DC., Baker! 1. c. 190. Inter
fruticeta et loca culta orae zanzibarensis non crebro febr. 1874 fl.
1334. Phaseolus Mungo L. , Baker I. c. 193. In Zanzibaria
colitur; nomen kisuaheli: Djirökko; jul. 1874 fl. legit.
357. Vigna Benthami Vatke. Caulibus herbaceis humifusis volu-
bilibusve, superne dense patulo-rufescenti-villosis, stipulis ovatis an-
gustis, peliolis elongatis dense ferrugineis, foliolis 3, centrali sub-
rhombeo angulato-lobato mucronalo, lateralibus inaequilateris, supra
viridibus paice pilosis, subtus dense adpresse sericeo-viflosis, pedun-
culis ferrugineis plurifloris, pedicellls brevibus, bracteolis ovatis an-
guslis calyce brevioribus; calycis dentibus linearibus longe patulo-
ferrugineo-villosis tubo longioribus, duobus superioribus ad medium
connatis, corolla rubra calyce subduplo longiore, vexillo glabro, legu-
minibus brevibus 1—2 spermis dense ferrugineo-villosis. 21.,
In insulae Zanzibar pratis herbaceis passim solum obtegens et
inter fruticeta volubilis nov. 1873 fl. fr.
Petioli ad 1 dm. longi; foliola ad 0-5 dm. longa, ad 0-55 dm.
lata; pedunculi ad 4 cm. longi; pedicelli ad 0-5 cm. longi; flores bini
plerumque soli fruclus maturant; calyx c. 1 cm. longus.
Species elegantissima V. heterophyUae A. Rieh., Baker 1. c. 197
proxima dicata Georgio Bentham, illustri auctori londinensi, viro
humanissimo, Leguminosarum jamdiu peritissimo scrutatori.
263
502. 1). V. membranarca A. Rieh., Baker 1. c. 197. Abyssinia;
Habab: Bogos alt. 5500' inter frulicela aug. — sept. 1872 fl.
955 V. vexiUafa (L.) Benth., Baker! 1. c. 199. In Zanzibaria in
gramine alto volubilis sept. 1873 fl. fr.
956. eadem. Ibidem nov. 1873 fl. fr. leota.
1592. eadem. In insulae Johannae planitie littorali et regione
montana alt. 600 m. in fruticetis et pratis apricis jun. — aug.
1875 fl. fr.
1332. Voandzeia subterranea Pefit-Tliouars, Baker 1. c. 207. In
Zanzibaria colitur; nomen kisualieli: Hjügu maue, jul. 1874 fr. jun.
567. Dolichos Lablab L., Baker 1. c. 210. In silvis littoris abys-
sinici frutex volubilis sept. 1872 fl.
952. idem. Kokotoni Zanzibariae in fruticetis volubilis ort. 1873
fl. fr,; planta spontanea legumina paullo minora fert quam culta.
1330. idem. In Zanzibaria cultus; nomen kisuaheli: Fiui; jul,
1874 fr.
1329. idem. Ibidem cultus lectusque; nomen kisuaheli: M' buanda.
1593. D. axillaris E. Mey., Baker I. c. 211. In cultis insulae
Johannae jun. — aug. 1875 fl. fr.
1328. Cajamts indicus Spr., Baker I. c. In Zanzibaria crebro
colilur; frutex 3 m. altus; jul. 1873 fl. fr.; nomen kisuaheli; M' basi.
569. Rhynchosia flavissitna Höchst., Baker I.e. 219. In Abys-
siniae Habab in solo sicco circa sncculentas volubilis aug. 1872 fl.
568. eadem. In silvis lütoris ejusdem regionis sept. 1872 fl.;
frutex volubilis.
727 d. Rh. minima (L.) DC, Baker 1. c. 219. Samhar prope
Massua in fruticetis scandens dec. 1872 fl. fr. jun.
9.53. Rh. caribaea Q-Acq.) DC, Baker! I.e. 220. In Zanzibariae
fruticetis volubilis in locis apricis jul. — nov. 1873 fl. fr.
1588. eadem. In insulae Johannae fruticetis planitiei littoralis
jun. — aiig. 1875 fl. fr.
570. Rh. Memnonia (Del.) DC, Baker 1. c. Abyssinia: Hal)ab
4000' aug. 1872 fl.
1310. eadem? Colles littoris somalensis prope Baräua mart. 1874.
absque floribus vel fructibus.
954. Rh. viscosa (Rth.) DC, Baker I.e. 222. In Zanzibariae
fruticelorum locis apricis suffrutex volubilis oct. 1873 fl. fr.
935. Eriosema panriflorum E. Mey., Baker! I.e. 225. Insula
Zanzibar in pratis ab ae.stu maris interdum irriguaiis copiose; frutex
densus 1 m. altus jul. 1873 fl. fr.
932. E. cajanoides (Guill. et Perr.) Hook, f., Baker! 1. c. 227.
Kokotoni Zanzil)ariae in paucis exemplaribus secus ripas arenosas
rivulorum frutex 1 m. altus nov. 1873 fl.
934. E. glomeratum (Guill. et Perr.) Hook, f., Baker! 1. c. 228.
In pratis siccis herbaceis Zanzibariae frutex densus 1 m. altus jul.
1873 fl. fr.
966. Dalbergia iiacciniifoUa Vatke. Inermis ramis firmis junioribus
pubescentibus, adultis glabris; petiolis brevibus ferrugineo-piibescen-
2(34
tibus, foliolis 7 — 9 obovalibus obovatisve siil)einarginalis subcoriaieis
supra nitidis glabris , subtus opacis puberiilis, floribus corymbosis,
coryinbis densifloris pedicellis laxe pubescentibus, calycis campanulati
dentibus deltoideis , superioribus obtusis, inferioribus acumniatis tubo
subduplo brevioribus, carina alis breviore , vexillo orbiculari reflexo,
Slaminibus monadelphis, ovario ovoideo-oblongo 2 ovulato glabro
nigrescente reticuiato in pedicellum brevem angustato, slylo in-
curvo. "5 .
In Zanzibariae littore ad Kokotoni nov. 1873 fl. fr. jun.
Frutex 3 m. altus; petioli ad 9 mm. longi; rhachis c. 4 cm.
longa; foliola ad 1-5 cm. longa, ad 8 mm. — 1cm. lata; flores odo-
rati; corolla 05 cm. longa; legumen junius ad 2 cm. longum, ad
05 cm. latum. D. arhutifoliae Baker 1. c. 232 proxima.
1933. D. hremcaudata Vatke. Inermis ramis gracilibus, juniori-
bus patule pilosis, peliolis modicis , foliolis 4 — 5 ovalibus breviter
caudato-acuminatis obtusis reticulato-venosis supra nitidulis, subtus
opacis, utrinque glabris petiolulis brevibus, floribus laxe racemosis,
racemis folio brevioribus, pedicellis ferrugineo-pubero-birtis , calyce
cupulaeformi ferrugineo, dentibus brevibus truncatis , corollis luteis
calyce sub5plo longioribus, carina alisque vexillo brevioribus, ovario
lineari nigroglaucescente puberulo subsessili. % .
In insula Mombassa iiaud procul a mari febr. 1876 fl. fr. jun.
Arbor 4m alta; petioli ad 13mm. longi; folia ad 15 dm. longa,
fere ejusdem latitudinis, nempe foliola ad 7 cm. longa, ad 4 mm. lata;
petioluli ad 4 mm. longi; pcdicelli 1cm. longi patentes; calyx 05 cm.
latus; corolla c. 1 cm. longa longitudlnaliter striata.
959. Derris uliginosa (Roxb.) Benth,, Baker! I.e. 245. In Zan-
zibariae paludosis ab aestu maris irrigualis frutex subvolubilis; oct.
1873 fl.
1212. Sophora tomentosa L., Baker! I.e. 254. Dar es saläm in
littore arenoso frutex densus 2 m. altus febr. 1874 fl. .fr
1384. Cadia varia L'Her., Baker! 1. c. 255. In Somalensium
montibus prope Meid ad Serrül alt. 1500 —1800 m. frutex vel arbuscula
2 m. alta.
837 c. eadem. In montibus Abi all. 1000 — 2000 m. frutex 2 m.
altus mart. 1873 fr.; frons pecudi venenum: nomen vernaculum:
Alkujäl.
Hochsommerflora der Umgebung von Görz.
(Nördliche VmgebaDg.)
Von Rüdiger Felix Solla.
Einen nicht geringen Ruf der Schönheit besitzt im Küstenlande
die anmuthig gelegene Stadt Görz, In einer breiten Thalöffnung ge-
legen, zu drei Vierlheilen beinahe von immer mehr sich erhebenden
265
Bergrücken, welche die verderbende Gewalt des Nordwindes (Bora)
brechen, umschlossen, nach Süden in eine weite Ebene sich aus-
breitend, mit malerisclien grünen Anlagen und heiteren Dörfern, die
im Kreise die Stadt umgeben, mit mildem Klima und gesunder Lutt
ausgestattet, gewährt Görz jedem Besucher einen angenehmen Auf-
enthalt.
Von den vielen reizenden Punkten der Stadt ist gewiss einer
der schönsten das Dörfchen auf der Posistrasse nach Cauale, das in
einem romantischen Thälchen eingebettet, am Fusse des Monte Ga-
bria sich ausbreitet, das Dorf Salcano, umspült von dem tiefblauen
Isonzo- Flusse, der schäumend durch die Konglomeratblöcke, die er
ehemals herabgeschwemmt, sich einen Weg bahnt, leise ein Lied
von dem fernen Triglav dahinmurmelnd.
Dieses Salcano wälilte ich zum Ausgangspunkte meiner Exkur-
sionen während der Monate August und September nacli den vielen
wichtigen Punkten, die vom Dorfe aus leicht erreichbar sind, und
die folgenden Zeilen, ein Resultat vieljäliriger Beobachtungen und
Sammlungen, werden bemüht sein, ein kleines Bild der Flora zu
geben, die in den genannten Monaten das Mittelgebirge um G()rz
schmückt'').
1. Salcano und dessen Umgebung in der Ebene.
Das Klima von Görz (45» 56' n. Br. - 3P 18' ösll. L.) ist im
Allgemeinen sehr mild. Nicht dasselbe kann man von Salcano sagen,
wo der Winter sich weit fühlbarer macht, als in der Sladt, und
seihst die warme Sommerluft, namentlich des Abends, durch ein
kühles Lüftchen, das aus dem Wasser sicli hebt, und einem scharfen
Winde, der durch die Schluchten hereinweht, bedeutend gemässigt
wird. Warme Tage, kühle Nächte, häufiges Eintreffen von Gewittern,
geringer Regen- seltener Schneefall sind die klimatischen Hauptver-
hältnisse des 90 — 95 M. über Meeresniveau erhöhten Dorfes Salcano,
mit einer Durchschnittstemperatur in den beiden Monaten August —
September von 19 — 22" R. (um die Mittagsstunde).
Wenn man die breite und guterhaltene Poststrasse Görz-Sal-
cano durchwandert, so gewahrt man ein reizvolles Wechselbild. Zu-
erst führt die Strasse an schönen, mehr nach Geschmack als nach
Styl gebauten Landhäusern vorbei, die in schattigen Parkanlagen
liegen, worin Quercus Cerris und pubescens neben Ailanthus glcin-
dulosa oder einer seltenen Ulme wachsen. — Bald bietet sich aber
dem Wanderer ein ganz anderes Bild dar: weite Felder von Sand-
stein, Konglomerat, Kalk — zu seiner Rechten — mit den grünen
Halmen von nachgesäetem Zea Mays^^^') und von Sorghum saccha-
ralum bepflanzt oder überzogen von Polygonum Fagopyrttm, dann
reifende F«7<Ä-Sträuche und in der Ferne Kastanien- und Linden-
*) Ich hofTe später die Flora des Hügellandes und der Ebene, wie des
entfernteren Hochgebirges zu skizziren.
**) Im Lande „cinquantino" genannt.
Oestorr. botan. Zeitschrift. 8. Heft 1888. 21
266
bäume des Panovitzer Waldes*), gegen dessen Grün die weisse
Klostermauer auf der Anhöhe von Kostanjevica grell absticht. Nach
links schweifend gewahrt der Blick die Umfriedung der Ebene, den
südliclien Theil des Kalkzuges, welcher der dinarischen Alpenkette
folgend von NW, nach SO. streicht, es ist das Mittelgebirge der Um-
gebung, dem der gigantisch aussehende Gabrieli-Berg (505'6 M.) mit
der Kirche von St. Catterina auf dem Monte Gabria (221-2 M.) vorne,
die 679"7 M. hohe Sveta gora mit der vielgewundenen Fahrstrasse
und der weiter nach links liegende kahl aussehende Sabotino mit
der Klosterruine St, Valentin '"""') angehören. Von N. nach 0. zieht
sich auf dem Hochplateau mit beinahe senkrecht gegen die Ebene
herabfallenden arg zerrissenen Wänden, mit dem Ilavihrib und dem
Mali Modrasovatz (1302*5 M.), hinter welchen, in dunkler Ferne, eine
hohe Buche die höchste Spitze des Mersavetz (1403 M.) bezeichnet,
die Strasse gegen Tarnova, Der Tarnovaner Wald mit dem Lasek-
Gebirge (nur weisser Kalk, dem oberen Jura angehörig, Plassenkalk),
dessen Uebergang in den Birnbaumer Wald (von ähnlicher Beschaffen-
heit) der Kreuzberg bildet, den man beinahe nicht mehr gewahrt, aus
Oolithen-Kalk """"'■'"■) bestehend. Zu seiner Linken sieht man gleichsam
als Forlsetzung des Valentini-Berges das rebenreiche Htigelland „in
den Ecken" (Coglio), mit zahlreichen Obstbäumen, mit immer nie-
derer werdenden Hügeln und kleinen Dürflein, Wir haben hier eine
Anhäufung von Sandstein (Flysch), mehr oder minder hart (macigno-
tassello), mit lehmigem '^Bodenf), bei Cormons mit dem unteren Eocen
der Ebene zusammentreffend.
Mit diesem wechselvollen Panorama herrlicher Umgebungen ist
Salcano, die Region des Nummuliten-Sandsteins (bis Plava) in kurzer
Zeit erreicht. Begrenzte Gärten, schöngepflegte Obstbäume, darunter
Pflaumen, Aprikosen, Birnen, Aepfel, Kirschpflaumen, Pfirsiche neben
grünen Feigen, Kirsch- und Maulbeerbäume, die grüne Frucht des
Nussbaumes bekunden die Nähe des Menschen. Nicht ein Stückchen
Land ist unbebaut, nichts liegt unbenutzt da. Weite Felder von
Mais, von blühendem Buchweizen, von reifender Mohrenhirse breiten
sich aus, guirlandenartig verschlungene Weinreben theilen die Felder
ab; die Beete des Kohls (Brassica Rapa) umgibt Fragraria vesca,
Solanum tuberosum wechselt mit Phaseolus, und auf entfernteren
Feldern wachsen Hordeum hexastichon, distichum, Seeale cereale,
Triticum Spelta, seltener Ävena satwa. Stattliche Obstbäume um-
gürten die Felder, mitunter mit Nutzbäumen vermischt, so Cornus
*) In neuerer Zeit hat man versucht, die Laub- durch Nadelvegetation
zu ersetzen, und verschiefienalt^^rige Fichten zeugen von dem guten Erfolge.
**) Unter diesem Namen ist die ganze Bergkette im Munde des Volkes
bekannt,
***) Neuere Untersuchungen von Prof. Dr. E. Süss verbinden den Ooli-
thenkalk mit Lias, wShrepd Bergrath Herr Fr. Foetterle ihn zum Jura zählt.
f ) Durch Verwitl(2rung aus dem Tassello (Sandstein und grobe Quarz-
körner von einem thonigen Bindemittel zusammengehalten) hervorgegangen.
267
sangiiinea'^'), Salix tnminea . seltener Punica Granatum und Olea
enropaea, auch Soi'btts domestica, Corylus tuhulosa, Amygdalus com-
mimis, Prunus Cerasus, MespUus germanica, dazu viele Gesträuche,
so: Rihes Grossularia und rubrum, Solanum Lycopersicum, Foeni-
culum officinale, Ruta graveolens, Saltia öfficinalis, Malva silveslris,
Alcea, Amaranthus Blitum, prosfrahis. An einer Gartenhecke leh-
nend blüht Rosmarinus öfficinalis, und um das Haus herum werden
verscliiedene Kohl- und Salat- Arten gezogen, ferner: Solanum Me-
longena, Spinacia oleracea, Beta milgaris-rapacea, Borago öffici-
nalis, Daucus Carola, Petroselinum sativum, Apium graveolens,
Pimpinella Anisum, Carum Carvi. An einem sonnigen Platze reifen
Kürbisse und Melonen {Cucurhita Pepo, Citrullus vulgaris, Cucumis
Melo) und zu ihnen herab nicken von der Wand — an der sie sich
gerankt — Cucumis sativus, Cucurbita lagenaria. Capsicum annuum.
Nur bei einzelnen Gutsbesitzern sieht man hohe und breite Schafte
von Ammophila arenaria, die hier recht gut gedeiht.
Ein kurzer Spaziergang durch das Dorf macht uns bald mit
dessen Flora vertraut, doch auch hier lassen sich die Spuren der bren-
nenden Sonnenstrahlen bemerken. Dürftig nur fristen ilir Leben auf
den alten Mtföern Campanula Trachelium, glomerata, rapunculoides,
Sedum album, maximum; hie und da ein vereinzeltes Sempervivum
tectorum, Heder a Helix, Diplotaxis tenuifolia, Clematis Vit alba.
Grammitis Ceterach, Asplenium Ruta muraria, Trichomanes über-
ziehen mit ihrem Grün die dunklen Mauern, während am Fusse der-
selben, vom Staube der Strasse bedeckt: Sisymbrium officinale,
Sinapis arvensis, Ranunculus Philonotis, Erodium cicutarium, Ver-
bena öfficinalis, Paj'ietaria diffusa, Urtica urens, Lepidium ruderale,
Trifolium procumbens, Carex vulgaris, stricta, muralis, Cynodon
Dactylon, Uordeum murinum, Bromus mollis, Poa pratensis wachsen.
Plantago media und lanceolata neigen auch ihre fruchtschweren
Arme, das sonst an jede Mauer sich lehnende Hirtentaschchen (Capsella
Bursa pastoris) ist um Salcano gar nicht häufig. Aber an den vielen
kleinen Gewässern, die frei herumfliessen, besteht ein frischeres
Leben der Pflanzenwelt: Lychnis vespertina, Pulicaria dysenterica,
Dianthus barbatus, im Grase versteckt, Malachium aquaticum, Epi-
lobium palustre, Erodium cicutarium, Stenactis belUdiflora, Vicia
Cracca blühen noch allhier, während man auf grünen Rasenplätzen
in schöner Blüthenpracht sammeln kann: Colchicum autumnale, Cam-
panula Cervicaria, Ranunculus arvensis, Philonotis, bidbosus, repens,
Tunica Saxifraga, Alsine tenuifolia, Lychnis flos cuculi, Sherardia
arvensis, Cichorium Intybus, Verbascum phlomoides, Althaea can-
nabina, Mentha silvestris, Linaria halepensis und das unverwüst-
liche Erodium cicutarium. Für Papaver Argemone ist die Jahreszeit
schon zu vorgerückt. — Holostemn umbellatum habe ich niemals
finden können. — Ferner mischt sich da mit dem grünen Grase der
saftigen Wiesenplätze: Euphorbia Peplus, Chamaesyce, heiioscopia,
*) Aus den Früchten wird ira Lande Brennöl gepresst.
21*
268
falcata, Trifolium pratense, Melilotus officinalis-alha^ Valerianella
carinata^ Bellis perennis, Aster Amellus, Antkemis Cofula, arvetisis,
Senecio viilgaris, Centaurea Jacea, amara, Picris hieracioides, Leon-
todon Taraxacum, Chenopodivm album, Arteinisia 'vulgaris^ Carex
vulgaris, flava, glauca, praecrx^ gynohasis. Poa pratensis, Antho-
xanthum odoratum, Briza media. — Von Gesträuchen und Bäumen
hierorts sei noch erwähnt: Lonicera Caprifolium, Crataegus Oxya-
cantha, monogyna, Rhamnus Frangula, Sambucus nigra, Ailanthus
glandulosa. Popuhis tretnula, alba, pyramidalis, Quercus Robur und
die als stattlicher Baum vertretene Salix capraea, S. babylonica in
nur vereinzeilen Exemplaren.
Ganz anders ist weiter unten die Flora am Isonzo, wo der
geologische Charakter schon ganz ein anderer gegenüber den be-
sprochenen eocenen Gesteinen. Wir haben hier Diluvial-Gebilde, Ter-
rassen-Diluvium mit Jurakalk- und wenigen Ouarz-Geschieben, weit
landeinwärts hinein mit Silt überdeckt, worauf denn manche Pflanze,
sonst Bewohnerin höherer Regionen, wahrscheinlich als Same vom
Flusse herabgeschwemmt oder vom Winde herabgeweht, den suchen-
den Botaniker mit ihrer Gegenwart überrascht. Von solchen Kindern
der Alpen erwähne ich beispielsweise: Gentiana crucinta, Veronica
fruticulosa, Scabiosa graminifolia, Erigeron glabratum, Epilobiuin
montanum, Astrantia carniolica, Aquilegia pyrenaica, Gypsophila
repens, Campanula carnica — leider schon verblüht, Hieracium
illyriciun, Leontodon hyoseridifolius, Inula ensifolia, Paederota Age-
ria aus den Felsspalten hervorragend, Avena distichophylla, die in
dem Sande, in der Ablagerung der Trübung, geschützt von den
zahlreichen Konglomeratblöcken auf kurze Zeit neue Heimat gefunden
hatten. — Von den sonstigen Vorkommnissen auf dem linken Ufer
des Isonzo, die unserem Klima angehörig, somit stationeller — so
lange das Wasser sie nicht mit fortreisst — sind, erwähne ich:
Tragopogon Tommasinii, Artemisia camphorata, Saponaria offici-
nalis, Tamus communis, Sesleria elongata, Diplachne serotina. Auf
den Konglomeratblöcken: Hieracium staticefolium. — Weiter oben:
Aster Amellus, Salvia glutinosa, Erica carnea, Cyclamen europaeum,
Clematis Viticella, Gymnadenia conopsea, Cirsium Erysithales. Ver-
blühte Köpfe von Phyteuma Scheuchzeri und Michelii.
3. Syeta gora (heiliger Berg).
Wir verlassen das Dorf Salcano auf seiner Nordseite und er-
reichen bald, an düsteren Cypressen vorbei, die Gabeltheilung des
Weges, wir folgen der oberen Strasse, welche durch zwei hohe
Säulen eröff'net wird, und haben gleich grossartige Massen, mitunter
unterhöhlt, von Kaprotinenkalk vor uns; wenn wir weiter steigen
und zu unserer Linken blicken, sehen wir eine kurze Halde von
Schotter, ziemlich steil geneigt, hinab zur breiten Poststrasse (nach
Canale) führen. Es folgen noch grössere Kalkmassen von schwarzer
oder gelblich-grauer Farbe, worauf grünes Äloos einen guten Unter-
grund gefunden, durch die Massen hat sich ein kleines Bächlein Bahn
269
gebrochen, und plätschernd hört man das Wasser von Stufe zu Stufe
herabfallen. — Die Vegetation bisher ist nicht arm, jedoch bemerkt
man, dass die wenigen Bäume sich nur zu unserer Rechten auf dem
oberen Abhänge des Gabrieli-Berges gerettet haben, während auf
dem Abhänge unterhalb der Strasse nur niedere Vegetation fort-
kommt. Auf den Felsen von der Strasse (rechts) blühen : Campanula
pyramidalis, glomerata, Chrysanthemum corymbosum , Hieracium
porrifolimn, Sedum albmn, Anthericum ramosum, Serrattila fincto-
7'ia, Grammitis Ceterach, Äsplenium frichomanes; aus den Fels-
spalten lacht hervor: Satureja montana, die uns bis zur Spitze des
Berges hinauf begleitet, das unfehlbare Hutsträusschen der Wallfahrer
nach der Sveta gora; am Rande der Strasse wachsen Buphthalmum
salicifolium, Eryngium amethysfinum, Achillea odorata, während aus
dem Schotter sich hervorringt: Campanula pyramidalis, Ononis spi-
nosa, Eupaforium cannabinum, Achillea Millefolium, odorata, Prii-
nella vulgaris, Hypericum perforatum, Phleum asperum (ziemlich
selten), Centaurea axillaris, Erythraea Centaiirium, Calamintha
Nepeta, thymifolia, Hedera Helix, Anthriscus vulgaris (Fruciit), Ru-
hus fruticosus, Clematis Vitalba, Carlina corymbosa, Carduus pycno-
cephalus, wildwachsend: Ficus Carica, Foeniculum officinale. Auf
dem kurzen, sattgrünen Abhänge am Fusse der gigantischen Felsen
kommen vor: Iberis divaricata Tausch., Verbascum Blattaria, nigruni
ß. thyrsoideum, Malricaria Chamomilla, Cichorium Endivia, Epi-
lobium Dodonei, Cyclamen europaeum, Campanula Cervicaria, Dian-
thus barbatus, Allium acutangulum v. calcareum, Serrattila tinctoria,
Betonica officinalis, Prunella vulgaris, Satureja montana.
Es folgt die Region des schonen, marmorartigen Kalkes, die
Vegetation bleibt hier so ziemlich dieselbe. — Bald ist das erste
Drittel des Berges erreicht, wo sich die Strasse theilt; hier ist der
Grenzungspunkt dreier Gegenden; - über einen schmalen Steg führt
der eine Weg auf die Strasse nach Tarnova, vorne breitet sich der
Weg in das Thälchen von Gargaro — wir schlagen die breite Fahr-
strasse zu unserer Linken ein und setzen unsere Wanderung fort
bis zur Kirche auf der Spitze des Berges, an den vielen Kapellen
vorbei, zur Linken eine hohe Ulme verlassend, von der ein schmaler
Pfad zu den neuen Wasserausgrabungen führt. Die Vegetation, ver-
schieden von der besprochenen, begleitet uns wechsellos bis zur
Klostermauer, gekennzeichnet durch das beinahe gänzliche Fehlen
von Bäumen, nur der obere Rücken des Berges weist neben den
von den München kultivirten Obstbäumen noch manche wilde Ka-
stanie, einige Eichen und wenige Buchenarten auf. Hier wächst:
Lactuca perennis, Bupleurum aristatum, Seseli Gouani, coloratum,
Thalictrum minus (Frucht), Planfago carinata (verblüht), Verbascum
nigrum. — Die Campanula- Arien werden immer seltener, bleiben
schliesslich nur durch Campanula pyramidalis vertreten. — Cuscuta
Epithymum rankt sich um iiire Nachbarin. — Hier blüht: Silene in-
flata, Cerastium triviale , Hypericum perforatum , ein spätes Ge-
ranium motte, Robertianum; ferner: Galega officinalis, Coronitla
270
varia , Vicia villosa , Anagallis arvensis , Potentilla reptans. Vom
Gesträuche winkt herüber: Rosa canina sepium, die Steinfrucht
von Prunus Mahaleb , spinosa , Padus oder die Beere von Loni-
cera Caprifolmm. — Es wächst hier noch: Chaerophyllum temulum,
Galium Cruciata, Mollugo, aristatum, Angelica sihestris, Dipsacus
silvestris, Knautia sihatica, Erigeron canadensis, acris, Eupatorium
cannabinum (Frucht — ziemlich selten hier oben), Picris hieraci-
oides, Stachys annua. — Verwildert: Borrago officinalis, Solanum
nigrum var. villosutn, Dulcamara, Cynoglossum pictum, Scrophularia
canina (halb verblüht), Euphorbia Peplus, Carex vulgaris, Cynodon
Dactylon, Phleum asperum, Bromus sterilis, Anthoxanthum odoratum,
Andropogon Gryllus.
Oben angelangt, öffnet sich ein schönes Landschaftsbild dem
Auge des Wanderers. Hinter sich blickend sieht er den begangenen
Schlangenweg, bemerkt Salcano mit der Strasse nach Görz, Kostanje-
vica mit dem schattenreichen Panovitz; dahinter das Tarnovaner Hoch-
plateau und über dessen baumumsäumte Höhen im fernen Osten, oft
in Nebel verhüllt, die Kuppe des Nanos mit dem daran sich schlies-
senden Karstplateau, dessen nördlichste Ausläufer das Panorama im
SO. und S. abschliessen. Vor ihm stehen steile Wände mit Vor-
sprüngen und abschüssigen Geröllhalden, es ist die Sabotino-Kette,
deren Fuss grüne Wiesen bekleiden, von welchen ein kleines Wäld-
chen den Berg auf seiner Nordseite heraufzieht; auf der Höhe die
Ruinen des Klosters St, Valentin, und unten gewahrt er als schmales,
blaues Band den eilig dahinfliessenden Isonzo. Hinter der Sabotino-
Kette erheben sich die Spitzen der tridentinischen Alpen, welche in
ihrer Fortsetzung mit dem Anschlüsse an die julischen Alpen das
Panorama im Westen begrenzen. Gegen Norden klafft das tiefe Thal
von Gargaro, aber über Hügellandschaften schweifend bleibt er haften
an dem Hochgebirge im Norden, an den Bergen um Canale, Tolmein,
mächtig steht die grossartige Krn-Gruppe mit ihrer höchsten Spitze,
dem Piriiau (2242 M.), da — und dem Ganzen die Krone aufzu-
setzen, thront königlich in blauer Ferne die stolze Pyramide des
ernsten Triglav.
Die Spitze der Sveta gora bietet dem Botaniker weniges von
Interesse dar — wenigstens im Hochsommer: kaum zollhohes Seseli
coloratum, ein dürftiger Hyoscyamus niger kommen hier neben Cen-
taurea solstitialis, Carlina corytnbosa, Dorycnium pentaphyllum und
gewöhnlicheren Pflanzenarten vor. Interessant ist der Abstieg auf
der alten, ganz zerfallenen Strasse gegen Norden, wo der Botaniker
mitunter sammeln kann: Galeopsis Ladanum, Salvia glutinosa, Cam-
panula caespitosa und glomerata, Ranunculus bulbosus, Philonotis,
Lychnis vespertina, Satureja montana, Cirsium Eriophorum, Scu-
tellaria galericulata, Meldotus officinalis-alba, Galega ojficinalis,
Sedum boloniense, reflexum v. glaucuni, Conium muculatum, Achitlea
Millefolium, lanatd, Centaurea amara, Lapsana communis. — Lactuca
Scariola hat man auch hier gefunden, ich suchte sie vergebens. —
Verbascum Blattaria, phlomoides, Agrostis Spica venti, Lolium ita-
271
lictim, Briza media (Frucht); — während stets zu seiner Rechten
breite Zerklüflungen bleiben, ganz ausgefüllt und beinahe verdeckt
von Rubus fruticosus, saxatilis, Anthriscus vulgaris^ Rosa canina,
sämmtliche schon in Frucht, hier wirr durcheinander wachsend, aus
deren Mitte sich mühsam eine Campanula glotnerata, ein Dianthus
Carthusianorum, ein einsamer Senecio abrotanifolius Bahn bricht, —
Wir steigen hinab in's Thal, an einer verlassenen Mühle vorbei ge-
langen wir zu einem düsteren See, dessen Ufer ausgeschmückt sind
mit: Lythrum Salicaria, Origamim vulgare, Galeopsis nersicolor,
Mentha Puleg'mm, Inula salicina, Callitriche stagnalis, Scirpus la-
custris, Carex vulpina, paludosa.
Durch die freien Felder von Gargaro, durch die rauchschwar-
zen Häuschen von Brittof gelangen wir wieder an den heiligen Berg,
an der Kreuzungsslelle und nehmen dann unseren Abstieg nach
Salcano.
(Schluss folgt.)
Das Pflanzenreich
auf der Wiener Weltausstellung im Jahre 1873.
Notizeu über die expoiiirleuPöaDzeii,Pflaüzenrolistoffe und Produkte, sowie über ihre bildlichen Darslcliuiigcn.
Von Franz Antoine.
(Fortsetzung.)
Oesterreich.
Es ist selbstverständlich, dass die Gesammtmonarchie, welche
das Raumgebiet der Weltausstellung in ihre Hauptstadt verlegte,
auch mit den Ausstellungsobjekten am hervorragendsten vertreten
werde, und diess war auch im vollen Masse der Fall.
Die grossartigen, auf das prachtvollste ausgeschmückten Ge-
bäude, die in zauberhafter Schnelligkeit gleichsam aus dem Boden
emporwuchsen, standen zwischen den herrlichen Praterauen in der
Nahe der Donau theils auf hofärarischen, theils auf Gründen, welche
Privateigenthum unseres erhabenen Monarchen sind. Die Auen, aus
Weiden, Pappeln und Feldahorn fielen, wo es erforderlich wurde,
Gebäude aufzuführen, und blumengeschmückte Gärten umgaben sie.
Die Reichhaltigkeit der Ausstellungsobjekte sowohl aus der Heimat,
als auch aus der Ferne wuchs so riesig an, dass beinahe alle Hofe
zwischen den Gallerien mit Glasdächern überbaut werden mussten,
um die Gegenstände unterbringen zu können.
In Bezug auf Holzmuslersammlungen zählte jene des Wiener
Apotheker-Vereines wohl zu einer der reichsten der Osterreichischen
Abtheilung. Ihre Muster stammten aus allen Gegenden des Erdballes,
und es waren demnach viele hunderte derselben vorhanden. Das
272
Format der Muster ist klein, es besteht grossentheils aus dünnen,
nur wenige Zoll im OuadVatmasse enthaltenden Täfelchen oder aus
Scheibenstücken und endlich auch aus gespaltenen Stämmchen.
Von der in Chili ausgestorbenen Cordia decandra Hook, fand
sich ein grösseres Stück vor und ein kleiner Stamm von Cyathea
squamosa und C. aurea.
Chinarinde, sowie Opium waren sehr zahlreich vertreten.
Von medizinischen und sonst zu technischem Gebrauche ver-
wendbaren Pflanzen gab es:
Arctostaphylos Uca ursi Sgl.
Aconitum Napellus L.
Achülea moschata Jcq.
Arnica montana L.
Asplenium Filix mas.
Artemisia Mutellina Vill.
— vulgaris L.
— Abrotanum L.
— Absinthium L.
Alkermes.
Amygdalus communis L.
Angelica.
Aloe capensis.
Bryonia alba L.
Berberis vulgaris L.
Cetraria islandica Ach.
Cucurbita Pepo L.
Colocynthen.
Chinarinde.
Daphne Mezereum L. Rinde.
Equisetum limosum L.
Ficus Carica L.
Fabae St. Ignatii.
Gentiana lutea L.
Gnaphalium Leontopodium Jcq.
Glycirrhiza glabra.
Hepatica triloba Chaix.
Die Gummi waren durch Gummi Gedda, Fachmi, Litti etc. und
die Harze durch die Harze österreichischer Nadelhölzer vertreten.
Von Oelen gab es Oliven-, Rüb- und Leinöl.
Die Faser- und Gespinnstpflanzen fanden vorzugsweise durch
Flachs und Lein ihre Vertretung.
Unter den Gerbe- und Färbepflanzen fand sich Rinde von Ber-
beris vulgaris, und zur Papiererzeugung Massen aus Stroh und ver-
schiedenen Holzgattungen vor.
Die Nahrungs- und Genussmittel umschlossen in ihre zahlrei-
che Menge Pflaumenmus, getrocknetes Obst, Weichselsaft, Gurken;
Saffran, Cichorien-KafFee und Zucker etc.
Hyoscyamus niger L.
Hyssopus officinalis L.
Jalapa.
Iris germanica L.
Linum usitatissimum L.
Leontodon Taraxacum L.
Malven.
Menyanthes trifoliata L.
Marrubium.
Nux vomica.
Prunus spinosa L.
Primula glutinosa L. fil.
Polypodium vulgare L.
Punica Granatum L.
Pyrethrum roseum Bbrst.
Rheum Rhaponticum L.
Rhus Cotinus L.
Rosmarinns officinalis L.
Rumex alpinus L.
Salvia officinalis L.
Sabina vulgaris Ant.
TussUago Farfara L.
Tamarindus indica L.
Veronica officinalis L.
Veratrum album L.
Viscum album L. (als Vogelleim).
273
Unter den Weinsorten fand man: Tarlaro- und Planina-Wein
aus Dalmalien, Wein von der Insel Lacroma, dann Fruchtwein und
Corneillvirsclienvvein aus Galizien.
Die geistigen Getränke enthielten Enzian-Liqueur (Vorarlberg),
KartofFelspiritus, Weichselgeist, Rosmarinessenz (Dalmatien), Kirsch-
lorbeerwasser (Görz), Kirschenwasser und Cura(;ao.
Ueberdiess lagen noch auf: Weichsellriebe für Pfeifenrohren,
Insektenpulver aus Dalmatien, Speik ^Valeriana celtica L.) aus Salz-
burg. Lohe aus Steiermark, Torf und Bartmoos CUsnea barhata Ach.)
für Beeten, endlich Fourniere von verschiedenen Hölzern, ßuchentheer,
Holzessig und Holzgeist,
Zu den grossartigen Bauten der Weltausstellung gehörte auch
die Agrikulturhalle des Königreiches Ungarn. Feldfrüchte, Wein und
Tabak waren in grosser Menge in derselben vorhanden. Unter den
ersteren gab es Mais, gewöhnlichen und schwarzen Hafer, Roggen,
Weizen, Wicken, Klee, Mohär, Hirse, Halden, viele Sorten von Grä-
sern, unter den sonstigen Samensorten Hanf, Reps, Helianthus, Kür-
bisse, Mohn, Maulbeerensamen, Ricinus, Senf, Erbsen und Bohnen,
letztere in 162 Varietäten.
Unter den Weinsorten befand sich Tokayer, Rusler, Stein-
schiller, Burgunder, Zierfahnler, Moldovaer, Szomorodner, Kadarka,
Ofner, Szerednyer, Cserhater, Somlauer, Syrmier, Rhein -Riessling,
Neusiedler Seewein u. s. f.
Von geistigen Getränken gab es:
KartofFelbranntwein, Zwetschken-, Wachholder-, Pfirsich-, Kir-
schen-, Weinhefe-, Kalmus-, Kornbranntwein, dann Feigengeist mit^
Wachholdergeschmack, Himbeeren- und Erdbeeren-Geist.
Unter den zahlreichen Tabakmustern: Türkischer, Virginier, Cset-
neker etc.
Bei den Forstprodukten lagen unter den Holzmustern Stamm-
scheiben von Ulmen, Roth- und Weissbuchen, Trauben- und Zerr-
eichen, Birken, Pinus Cembra und P. Pumilio auf, sowie auch Schiif-
bau- und Binderholz von Eichenstämmen, und gespaltenes Holz von
Fichten, endlich Schindeln.
Häufig sah man Fichtenharz, dann Bast von Maulbeerstämmen,
Buchenschwämme, Eicheln und Knoppern.
Ein schöner Pavillon war für die Produkte der Besitzungen des
Prinzen August v. Sachsen-Coburg-Golha errichtet. Er war reichlich
mit Mustern besetzt, welche grösstentheils schon bei den früher auf-
geführten Gruppen genannt wurden..
Einen überraschenden Anblick bot der Pavillon des Fürsten
Schwarzenberg. Jedes der Muster war in verschwenderischer Menge
vorhanden und entweder in Säcke oder in zierliche Tonnen gefüllt,
und das schöne Getäfel der Seitenwände bestand aus Holzsorten von
den Wäldern der zahlreichen Besitzungen.
Von diesen geht eine grosse Menge von Resonanz- und Kla-
vialurholz hervor, wovon jährlich an 20.000 Stück abgegeben .werden,
ebenso werden auch Violin- und Violoncell-, Bratschen-, Mandolin-,
274
Guitarre- und Contrabass-, Deckel-, dann Schachtelholz, Schindeln
und Zündliolzdrähte in grosser Anzahl vertiiissert.
Aus Buchen-, Fichten-, Lärchen- und Zirbelkieferholz kamen
viele Hausgeräthschaften, welche man daraus zu machen pflegt, zur
Ausstellung.
In der Holzscheibenform lagen beiläufig folgende Holzsorten auf:
Fichten 580 Jahre alt, 26 Zoll Durchm.
Traubeneiche 195 „
Zerreiche 195 „
Stieleiche 230 „
Winterlinde 180 „
Birke 75 „
Rothbuche 360 „
Weissföhre 230 „
Moorkiefer 140 „
Tanne 360 „
Lärche 75 „
Zirbelkiefer 300 „
Schwarzerle 80 „
Schwarzpappel 62 „
Bergahorn 330 „
Akazie 30 „
Juglans nigra 30 „
Esche 75 „
Feldahorn 90 „
Sorbus torminalis Crantz. . . . 140 „
Die vorhandenen Rindensorten stammten von Eichen und Fich-
ten, weiter gab es Holzkohlen, Terpentin, Lindenbast und ein Her-
barium turfose.
Das Sortiment von Getreidesamen enthielt:
An Gerste: Gold-, Jerusalem-, algerische, Kaiina-, Imperial-,
Probsteier Gerste.
An Hafer: Feld-, Teich-, Probsteier-, Rispen-, Fahnenhafer etc.
An Weizen: Dessauer-, Probsteier-, Spaiding-Weizen.
An Roggen: Gebirgs-, Correns-, Johannis-, Compiegner Roggen.
An Hülsenfrüchten und sonstigen Sämereien; Zuckererbsen, Lu-
pinen, Linsen, Pferde- und Speisebohnen. Winterraps, Kümmel, Buch-
weizen, Sonnenblumen, Brabanter Klee, Esparsette, Raygras, Schaf-
schwingel, Honig-, Ruch- und Timotheus-Gras.
27
51
55
40
55
55
21
V
55
20
55
55
20
»
55
36
55
55
29
55
55
13
55
55
52
55
55
16
55
55
21
55
55
12
55
55
42
55
55
25
55
55
12
35
55
11
' 55
55
30
55
»
38
55
55
22
55
55
Forstsämereien.
Acer pseudoplatanus L.
— platanoides L.
Aesculus Hippocastanum L.
Abies excelsa Dec.
Alnus incana Willd.
Alnus glutinosa Willd.
Carp'mus Betulus L.
Fagus syloatica L.
Frax'mus excelsior L.
Larix europaea Dec.
275
Robinia Pseudnacacia L.
Spartium scoparium L.
Tilia grandifolia Ehrh.
— parnifolia Ehrh,
Ulmus campestris L.
Picea pecfinafa Loud.
Pinus sylvestris L.
— uliginosa.
— Cembra L.
Quercus sessilißora Smith.
— Cerris L.
Der in verschiedenen Gegenden gebaute Hopfen war zahlreich
ausgestellt, dann fanden sich Stukkaturrohr und Schilfhalme vor.
Die Opiumpräparate wurden aus blauen und weissen Mohnsamen
gewonnen und sollen an 13^ Morphin enthalten.
Unter den Futtermitteln finden wir an Laubfutter Eichen-,
Erlen-, Linden-, Eschen-, Weiden-, Ulmen-, Pappel-, Akazien-Laub,
ferner Zuckerrüben mit Pferdebohnen oder Akazienschoten, sowie
auch Zuckerriibenpresslinge mit Kastanien.
Von aufbewahrten Obstsorten gab es Reine-Clauden, Weichsein,
Pflaumen, Mirabellen, Birnen und Aepfel, sowie auch Nüsse, Mandeln
und essbare Kastanien.
Unter den Photographien dieses Pavillons befanden sich einige
Ansichten aus den Urwaldungen von Krumau und Abbildungen der
Windbrüche in Folge des im Jahre 1870 wüthenden Sturmes.
Zu den ausgezeichnetsten Ausstellungsobjekten gehören weiter
jene der Abtheilung S. k. Hoheit des Herrn Erzherzogs Albrecht.
Vor Allem ist die entomologisch -biologische Sammlung von
schädlichen und nützlichen Insekten hervorzuheben. Die Sammlung
ist in 120 Kästchen eingelegt, und es finden sich in denselben ausser
den Maden, Puppen und Puppenhäuten etc. die Frassstücke jener
Pflanzen vor, von welchen sie sich ernährt, und demzufolge lagen
an 80 Pflanzenspezies auf, an welchen an den Blättern die Frass-
stellen ersichtlich sind.
Die von dem k. k. Ackerbauministerium veranstaltete Aus-
stellung, welche in einem riesigen Pavillon ihr Obdach fand, gehörte
zu den grossartigsten und interessantesten.
Die Sammlung der historischen Pflüge, welche aus allen Theilen
der Erde und grossentheils auch aus früheren Zeitaltern stammen, ist
einzig in ihrer Art. Die Anzahl derselben beläuft sich auf 166 Stück,
und in der Mitte dieser Menge befand sich jener Originalpflug, welchen
Kaiser Josef II. mit eigener Hand lenkte. Ringsum an den Wänden
war die Pflugbespannung bildlich dargestellt, welche bei den vorhan-
denen Pflügen angewendet wurde.
In der Holzsammlung befanden sich viele Holzscheiben, bei
welchen das Aller, die Länge und Dicke des Stammes angegeben
war, und zwar:
Fichte 160 Jahre alt, 37 Met. lang, 45 Ctm. dick.
Tanne 250
Weissföhre 82
Buche 120
Eiche 120
Zitterpappel 65
5B
»
T)
105
23
w
V
11
n
V
68
17
w
V
73
8
«
»
37
276
Erle 130 Jahre alt, 13 Met. lang, 47 Clin. dick.
Linde 150 „ „ 11 „ „ 94 „ „
Eisbeere 60 „ „ 10 „ „ 36 „ „
Spitzaliorn 100 „ „ 11 „ „ 52 „ „
Bergahorn 190 „ „ 11 „ „ 68 „ „
Weissbuche 130 „ „ 11 „ „ 50 „ „
Rothbiiche 280 „ „ 20 „ „ 63 „ „
Esche 315 „ „ 30 „ „ 95 „ „
Schwarzföhre .... 130 „ „
Lärche 168 „ y,
(Scbluss folgt.)
Literaturberichte.
Anatomie und Pliysiolog-ie der Holzpflanzen. Von Dr. Theodor Hartig,
herzogl. Braunschw. Oberforstrat he und Professor a. D. Berlin. Verlag von
Julius Springer. 1878. 8". XVI und 412 S. mit 113 in den Text gedruckten
Holzschn. und 6 lithograph. Tafeln.
Das vorliegende Werk enthält die Ergebnisse 50jähriger, sorg-
fältiger Studien an lebenden Holzpflanzen. Vom Einfacheren zum Zu-
sammengesetzten fortschreitend gliedert es sich in vier Hauptabthei-
lungen; die erste derselben behandelt die Pflanzenzelle (S. 5 — 139);
die zweite beschäftigt sich mit den Zellsystemen (S. 140 — 197); die
dritte Abtheilung bespricht die Entwicklungsgeschichte der Pflanzen-
glieder (S. 198—268); in der vierten wird die Entwicklung der
Gesammtpflanze geschildert (S. 269 — 400). Die letzten Seiten des
Buches bringen endlich ein Verzeichniss der botanischen Publikationen
des Verfassers. Hartig's „Anatomie und Physiologie der Holzpflanzen"
enthält eine reiche Fülle wichtiger Thatsachen, sie gibt zugleich eine
zusammenhängende Uebersicht über die zahlreichen ungemein schätzens-
werthen Einzelbeobachtungcn, welche der greise Autor während der
letzten fünf Jahrzehente veröffentlichte. Es ist somit das vorliegende
Werk für den Botaniker von grosser Wichtigkeit und wird von Jedem,
der sich mit dem Studium der Holzpflanzen beschäftigt, eingehend
berücksichtigt werden müssen. Die elegante typographische Ausstat-
tung, die schön ausgeführten Holzschnitte und Tafeln machen der
Verlagsbuchhandlung alle Ehre. R.
Exkursionsflora für das südöstliche Deutschland. Ein Taschenbuch zum
Bestimmen der in den nördlichen Kalkalpen, der Donau-Hochebene, dem
schwäbischen und fränkischen Jura und dem bayerischen Walde vorkommen-
den Phanerogamen. Von Friedrich Caflisch. Augsburg, Lampart & Comp.
1878. 8". XLVIII und 374 S.
Da Schnitzlein's Flora von Bayern im Buchhandel längst ver-
griffen ist, so füllt das vorliegende Taschenbuch eine Lücke in der
neueren floristischen Literatur aus. Auf vieljährigen praktischen Studien
fussend, zweckmässig angeordnet, korrekt in der Beschreibung der ein-
zelnen Arten, die vertikale und horizontale Verbreitung jeder Spezies
genauer angebend, massig im Umfange, endlich gefällig in Druck
277
und Ausstattung, ist dio „Exkursionsflora" von Caflisch den besseren
ähnlichen Werken beizuzählen. In der Anordnung und Umgrenzung
der aufgenommenen Arten folgte der Autor namentlich den Werken
von Koch, Doli, Garcke, Ascherson, Frank u. s. w., bei Riibiis und
Saxifraga speziell den Monographien von Focke und Engler. Beson-
dere Aufmerksamkeit wurde den deutschen Pflauzennamen gewidmet;
wer sich für dieselben interessirt, findet in diesem Büchlein zahlreiche
originelle Benennungen. R.
Descrizione dell' isola di Pelagrosa di Dr. C. de Marchesetti. 8°. 26 S.
3 Tafeln. Sonderabdruck aus dem Bolletino delle scienze naturali. III.
Nr. 3 (1876).
Diese Abhandlung schildert die Insel Pelagosa im Allgemeinen,
bringt auf den Tafeln Ansichten, geologische Profile, Abbildungen
von Alterlhümern und behandelt auf S. 16—22 auch die Flora. Ent-
sprechend der verhältnissmässig weiten Entfernung Pelagosa's von
Dalmatien und Italien, ferner der geringen Grösse dieser Insel, end-
lich dem spärlichen Verkehre mit dem Festlande ist das Pflanzen-
leben ein relativ armes. Bäume fehlen, einjährige Pflanzen sind selten;
dagegen erscheinen Formen mit Zwiebeln verhältnissmässig reichlich.
Im Ganzen werden ungefähr 100 Arten von Phanerogamen aufge-
führt; eine derselben, Oimithogalum Visianianwn Tommasini, wird
ausführlich beschrieben. Interessante Spezies sind ferner: Centanrea
Friderici Vis. und Alyssum leucadenum Guss. Ueber die Kryptogamen
werden nur einige kurze, allgemeine Bemerkungen mitgetheilt; doch
ist aus denselben ersichtlich, dass eine speziellere Erforschung der
Algen und Flechten Pelagosa's lohnend sein dürfte. Dr. v. Marchesetti's
Aufsatz ist ein erwünschter Beitrag zur genaueren Kenntniss der ge-
nannten Insel. R.
American Journal of Science and Arts. III. Ser. Yol. XV. Nr. 87 — 90. New
Haven 1878. 8". p. 161 492.
Auch diese drei Hefte enthalten keine grossere botanische Ab-
handlung, bringen aber Besprecliungen folgender Aufsätze botanischen
Inhaltes: Supplementary Note to the Rewiew of Darwin's „Forms of
Flowers« (S. 221). — Historia Filicom, by J. Smith (S. 222). --
Forns of North-America; by Eaton (S. 223, 319 und 483). - List
of Fungi found in the vicinity of Boston, 2 part. (S. 223). — Guido
du Botaniste in Belgique par Crepin (S. 224). — A curious adopta-
tion to insect-fertilisation in Trichostema; by Isaman (S. 224). —
Desmidiaceae et Oedogonieae; by Nordstedt and Wittrock (S. 225) —
Flora of Tropical Africa; by Oliver. Vol. III (S. 318). — Catalogue
of the collections of the Pharmaceutical Society of Great Britain
(S. 319). — Thuret's Garden at Antibes (S. 319). — Synoptical
Flora of North-America; by Asa Gray (S. 400). — Bibliograpliical
Index to North-American Botany; by Watson I. Polypelalae (S. 400).
— On some points in the Morphology of Primulaceae; by Masters
(S. 401). — On the origin of Floral Aestivations; by Henslow (S. 401).
— Floral Siruclure on AtTinities of Sapotaceae; by Hartog (S. 402).
— North American Plauts by Curtis (S. 402). — On the Spore-
278
Formation of the Mesocarpus; by Wittrock (S. 402). — Non-Sexual
Outgrowths on Farn-Prothalli (S. 403). — A Catalogue of the Flower-
ing- Plauts growing within thirty miles of Yale College (S. 404). —
Early Introduction and Spread of the ßarberry in Eastern New-Eng-
land (S. 482). — Vargas considerado como Botanico por A. Ernst
(S. 484). R.
Borbäs Vincze Dr. : Adatok Märamaros meg-ye flöräjänak közelebl)! ismer-
tetesehez (Beiträge zur näheren Kenntniss der Marmarosch). 16 S. 4".
Gelegentlich der XIX. Versammlung der ungarischen Aerzte
und Naturforscher gelangte auch zur Ausgabe die Topographie der
Marmarosch, die von Herrn Ludwig Vagner, durch seine Exsiccaten
rühmlichst bekannt, eine Flora des genannten Gebietes enthielt. Zu
dieser Arbeit liefert nun B. einen reichhaltigen Nachtrag. Ausser
vielen neuen Standorts-Angaben sind 53 Arten, Varietäten und Bastarte
hinzugekommen, während Phleu7n pratense var. piirpiirascens, Ver-
bascum nigrum var. leucostemon und Dianthus Carthusianorum var.
subconnatus hier zuerst beschrieben werden. Die beiden Tafeln ent-
halten Abbildungen von Ärabis multijuga Borbäs, A. neglecta Schult,
und A. croatica Schott., Nymann et Kotschy. Die ganze Arbeit ist
ein ganz werthvoller Beitrag zur Flora der Marmarosch. K.
Correspondenz.
Klausenburg, am 6. Juli 1878.
Bezüglich der „Berichtigungen," Seite 234 des Juliheftes, er-
laube ich mir Folgendes zu bemerken : Anthyllis tricolor Vukot.
wurde erst im Jahre 1876 aufgestellt, und findet man darüber Er-
klärung in dem botan. Jahresberichte, IV. Jahrg., III. Bd., p. 1051 —
1052. — Sie wächst bei Fiume und auch bei Triesl sicher und ist
von A. polyphylla Kit. jedenfalls verschieden. — Meine Bemerkung
über Ornithogalum stachyoides etc. machte ich eben nach gefälligen
mündlichen Belehrungen Prof. Kerner's, und mein Zweifel bezieht
sich nach der Beschreibung Jacquin's (Collect. II. p. 317) nur auf
die Identität des 0. bretistylum mit 0. -pyramidale L. (Cf. Math,
und naturwiss. Mittheilungen d. ungar. Akad. d. Wissensch. Bd. XI,
p, 353 — 356). — Ueber Silene Tenor eana Coli. {Cucubalus angusti-
folms Ten. Flora Neap.) vergl. Gren. et Godr. Flore de France I.
p. 203. — Sie ist in dem ungarisch-kroatischen Litorale häufig und
durch die graugrüne Farbe, kleinere (mitunter dimorphe) Blüthen
etc. von S. inflata Sm. jedenfalls verschieden. — Wenn Jemand die
Angaben Schrader's (Monogr. Verbasc. II. p. 44), Bentham's (DC. Prodr.
X. p. 230), Franchet's Essai und Etudes etc. über Verbascum repan-
dum Willd. und das authentische Exemplar Willdenow's und Exsicc.
Heldreich's nicht berücksichtigt, so ist diess nur zu bedauern. Fran-
chet betrachtet zwar V. repandum nur als eine Abart des V. Blat-
taria L., was auch ich gern zugebe, die Pflanze tritt aber in dem
279
ungarisch-kroatischen Litorale so charakteristisch auf, dass sie ein
geübtes Auge nicht übersehen und mit V. Blattaria L. verwechseln
kann. Umsoweniger kann sie ein Phytophänolog vernachlässigen, denn
die Varietäten Können von den Stammformen auch in der Blüthezeit
abweichen (vergl. Kerner's Asyngamie). — Salvia Bertolonü Vis.
(fide etiam Kern, in lit.) ist in der Umgebung von Fiume hiiufig. —
Colchicum Kochii Pari, ist bei Kostrena unweit von Buccari häufig,
ich sammelte diese Art auch bei Cerkvenica und bei Voss auf der
Insel Veglia. C. autumnale sah ich am Meere nicht. — Bei P. Szt.
Mihäly unweit von Pest sammelte ich Yerhasciim Pseudo-Blattaria
Schi., Koch, am Schwabenberge bei Ofen F. phlomoidesXspeciosum
und V. ausfriacnmXLychnitis; bei Erzsebetfalva Galium ochroleu-
cum Wolf, (non Kit. = G. flcwescens Borb.) und G. rubioides L,,
bei Gubacs Juncns Gerardi und Rnmex pahistrisXcrispm. In der
Tracht ist letztere Pflanze dem R. palustris ähnlich, aber der eine
Theil der fruchtbaren Perigonzipfeln ist jenen des R. palustris, der
andere hingegen jenen des R. crispus ähnlich, obgleich auch die
letzteren gezähnt sind. Der Blüthenstand ist an der Spitze blattlos.
— Bei Klausenburg fand ich Verbascum Lychnitis X phlomoides und
V. blattariforme Gris. etc. — Die Zeit ist für die Exkursionen sehr
ungünstig. Borbäs.
Klosterneuburg pr. Wien, 29. Juni 1878.
Auf Seite 357 des vorjährigen Jahrganges Ihrer Zeitschrift be-
schreibt Herr Prof. Dr. Körber eine neue Lichenen-Spezies, welche
ich ihm zugesandt Hatte, und die von meinem langjährigen Freunde,
Prof. Peter Mac Owan am Kap der guten Hoffnung entdeckt worden.
Leider ist der von Körber gewählte spezifische Name unrichtig ge-
bildet und muss desshalb geändert werden! Das Prädikat „Mac" ist
vom Namen selbst unzertrennlich und ein Fortlassen desselben daher
ganz unzulässig. (Vergl. Bentham in De Candolle, Prodr. VII, p. 612,
wo er Lehmann's Gattung „iVaftea" in y,Mac Nabea"- richtigstellt.
„Dum particula „Mac" inseparabilis sit"). Der Name der be-
treffenden Lichene muss in Zukunft daher Coniocyhe Mac Oioani
Körb, lauten. Zum Schlüsse noch den Herren Lichenologen zur Nach-
richt, dass ich auf Verlangen gern bereit bin, ihnen noch Exemplare
der beregten Art abzutreten. Thümen.
Northeim, Pr. Hannover, am 29. Juni 1878.
Schon Anfang April d. J. trat ich eine grössere botanische Tour
über Triest nach Istrien an, in Pola nahm ich festes Standquartier
bis Mitte dieses Monats und kehrte dann durch das Isonzothal und
Raibl zurück. In Pola war der Stabsarzt v. Wawra mir von grossem
Nutzen und bin ich ihm im höchsten Grade verpflichtet. Zu meinem
grössten Bedauern hatte ich aber dort von den politischen Wirren
bei meinen Exkursionen zu leiden, — so wurde mir z. B. die Er-
laubniss, bestimmte Lokalitäten zu betreten, sehr höflich an mass-
gebender Stelle verweigert; auf einer Tour nach Fasana wurde ich
280
sogar von Landleiiten verhaftet und Vj^ Stunden weit zurückexpe-
dirt, anscheinend als italienischer Spion, weil ich mich nach einer
Karte orientirt hatte. Aehnliche Vexationen sollen jetzt auch bei
Triest vorkommen; sogar auf Fiume scheint sich diese Spionenrie-
cherei zu erstrecken, denn auch dort ward ich von der patrouilliren-
den Gendarmerie examinirt. Ueberall für einen Spion oder Vaga-
bunden gehalten zu werden, ist wahrlich nicht angenehm, und erst
im schönen Kärnten konnte ich wieder frei aufathmen und steigen,
bis die Erde aufhorte und der Himmel anfing. Schambach.
Hauptmann a. D.
Personalnotizen.
— Dr. Anton Kerner Ritter von Marilaun ist zum ord. Pro-
fessor der systematischen Botanik und Direktor des botanischen Gar-
tens an der Universität Wien ernannt worden.
— Dr. Franz v. Höhnel hat sich als Privafdocent für Anato-
mie und Physiologie der Pflanzen mit besonderer Berücksichtigung
technischer Bedürfnisse an der technischen Hochschule in Wien ha-
bilitirt.
— Dr. Josef Böhm hat den Titel und Charakter eines ordent-
lichen Professors an der Universität Wien erhalten.
— Joseph Hibsch, Supplent an der Wiedner Comm. Realschule
in Wien wurde zum Professor an der Realschule in Pilsen ernannt.
— Dr. Rudolf Siebeck, pens. Stadtgärtner von Wien ist am
18. Juli, 66 Jahre alt, in Graz gestorben.
— Hofrath Dr. Eduard Fenzl wurde von der Linnean Society
in London zum auswärtigen Mitgliede gewählt.
— Dr. H. W. Reich ardt wurde von der königl. ungar. Aka-
demie der Wissenschaften in Budapest zum auswärtigen Mitgliede
gewählt.
Vereine, Anstalten, Unternehmung^en.
— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaften
in Wien, am 14. März übersandte Prof. Leitgeb in Graz eine Ab-
handlung: „Zur Embryologie der Farne". Die Hauptpunkte derselben
sind folgende: 1. Die Lage der ersten Theilungswand im Embryo von
Marsilea ist in so weit eine ganz bestimmte von der Lage der Ma-
krospore (und des Prothalliums) unabhängige, als sie in jedem Falle
die Archegonaxe (mehr oder weniger genau) in sich aufnimmt; es
ist dieselbe aber um die letztere drehbar und nimmt , sobald die
Archegonaxe aus der Vertikalen heraustritt, die Lage ein, dass der
Embryo in zwei über einander liegende Hälften zerlegt wird. 2. Die
281
Embryonen von Marsilea und Salunia gleichen bis zur Ausbildung
von „Octanten" vollkommen den Embryonen der Polypodiaceen. Die
Organe entwickeln sich nach der Anlage der Octanlen. Die Em-
bryonen sind bis zu diesem Stadium Tliallome. 3. Das „Stielchen"
von Sahnnia entwickelt sich aus der stammbildenden Embryohülfte,
dessen hintere (bei Marsilea und den Polypodiaceen wurzelbildende)
hier nur als Anschwellung an der Basis des Stielchens (bulbus) her-
vortritt. 4. Das „Stielchen" entspricht also nach Anlage und Entwick-
lung dem Sporogonstiele der Lebermoose. 5. Der Embryo von Salmnia
gleicht von allen Farnen dem Embryo der Lebermoose (Marchantiaceen
und Jungermanniaceen) in so weit am meisten, als auch hier „bulbus"
und „Stiel" in gleicher Weise angelegt und entwickelt werden; die
differente Ausbildung bezieht sich auf die „Scheiteloctanten," die bei
Lebermoosen ganz oder theilweise in die Sporogonbildung eintreten,
bei Salvinia sich in die Bildung des Schildchens und des Stammes
theilen.
— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaften
in Wien, am 21. März übersandte Prof. H. Leitgeb in Graz eine
Abhandlung des Herrn M. Waldner: „Ueber eigenthümliche Oeffnun-
gen in der Oberhaut der Blumenblätter von Franciscea macrantha
Pohl" mit folgender Notiz: Ausser den vereinzelten normalen Spalt-
öffnungen der Unterseite kommen in der Oberhaut der Blumenblatter
von Franciscea macrantha Pohl an beiden Seiten eigenthümliche
OefFnungen an den Seitenwänden der Epidermis vor , die in der
Flächenansicht kreisrund bis linsenförmig oder rhombisch sind, die
ganze Tiefe der Epidermis durchsetzen und in darunter befindliche
Intercellularräume (Athemhöhlen) einmünden.
— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaften
in Wien am 9. Mai übersandte Prof. H. Leitgeb in Graz eine Ab-
handlung, betitelt: „Die Nostoccolonien im Thallus der Anthoceroteen"
mit folgender Notiz: Die im Thallus sämmtlicher Anthoceroteen vor-
kommenden Nostoccolonien entwickeln sich ausnahmslos in dem unter
der Spaltöffnung gelegenen und der Athemhöhle entsprechenden In-
tercellularraum, bleiben fortwährend in demselben eingeschlossen und
dringen nie in das umliegende Thallusgewebe ein. Wohl aber wachsen
aus der Wand des Intercellularraumes von allen Seiten Schläuche in
denselben hinein, die vielfach gegliedert und verzweigt, die sich ver-
grössernde Nostoccolonie durchsetzen. Die Nostoccolonien der Anthoce-
roteen haben also im Wesentlichen denselben Bau, wie die in den
Blattohren bei Blasia vorkommenden, nur dass dort die Bildung der
Schläuche von einem morphologisch bestimmten Punkte ausgeht.
— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaften
in Wien am 4. Juli überreichte Prof. J. Wiesner den ersten Theil
einer physiologischen Monographie, betitelt: „Die heliotropischen Er-
scheinungen im Pflanzenreiche". Der erste Abschnitt behandelt die
Geschichte des Gegenstandes. Im zweiten Abschnitte wird der Ein-
fluss der Lichtstärke auf den Heliotropismus erörtert. Die
Versuche wurden im Lichte einer Gasflamme angestellt, welche unter
Oesterr. botan. Zeitschrift. 8- Heft. 1878. 22
282
constantem Drucke mit gleichbleibender Intensität (Leuchtkraft = 6'5
Walrathkerzen) brannte. Als Einheit zur Bemessung der Lichtinten-
sität diente die Lichtstärke dieser Flamme in der Entfernung eines
Meters. Es wurde gefunden, dass beim Heliolropismus drei Cardinai-
punkte der Lichtintensität zu unterscheiden sind: eine obere, eine
untere Grenze und zwischen beiden ein Optimum der Lichtstärke. Es
nimmt also mit sinkender Lichtstärke bis zu einem bestimmten Punkte
die Stärke der heliotropischen Effekte zu und von hier aus wieder
ab. Die genannte untere Grenze fällt mit der unteren Lichtintensitäts-
grenze für die Hemmung des Längenwachsthums, die obere nicht oder
nur zufällig mit der oberen Grenze der Lichtstärken für das Längen-
wachsthuin zusammen; denn bei heliotropisch sehr empfindlichen Pflan-
zen liegt sie höher, bei wenig empfindlichen Pflanzen tiefer als die
obere Grenze für das Längenwachsthum. Die Art der Versuchsanstellung
im Gaslichte erlaubte nicht in allen Fällen, die Grenzwerthe der Licht-
stärken festzustellen; so konnte beispielsweise die obere Grenze für
den Heliotropismus etiolirter Triebe von Salix alba und des hypoco-
tylen Stengelgliedes von Viscum album, die untere Grenze für den
Heliotropismus der Keimstengel der Saatwicke niclit constatirt werden.
Erstere liegt hoch über 400, letztere tief unter 0"008. Die gefundenen
Optima liegen zwischen 011 (Keimstengel der Erbse) und 625 (etio-
lirte Triebe von Salix alba). Sowohl für Gaslicht, als für natürliches
Licht wurde constatirt, dass von einer bestimmten Intensität an gar
kein Längenwachsthum stattfindet. Der dritte AI)schnitt beschäftigt
sich mit den Beziehungen zwischen der Brechbarkeit der
Lichtstrahlen und den heliotropischen Effekten. Die ein-
schlägigen Versuche wurden theils im objektiven Spectrum, theils in
Lichtarten, welche beim Durchgang von weissem Lichte durch farbige
Lösungen erhalten wurden, vorgenommen. Durch passende Auswahl
solcher Lösungen gelang es, eine grössere Zahl von bestimmten An-
theilen des Spectrums rein zu erhalten; so z. B. Rotii von der Brech-
barkeit A — B durch ein Gemisch von übermangansauerem und doppelt-
chromsaurem Kali, Roth von B — C durch eine Lösung von Aescorcein,
reines Grün durch ein Gemenge von doppeltchromsaurem Kali und
schwefelsaurem Kupferoxydammoniak etc. Es wurde nachgewiesen, dass
hiliotropisch sehr empfindliche Pflanzentheile, z. B. Keimstengel von
Vicia sativa in allen Lichtgattungen, selbst in Ulfraroth und Ultraviolett
Krümmungen annehmen, mit Ausnahme von Gelb. Ein Maximum der
heliotropischen Kraft des Lichtes liegt an der Grenze zwischen Violett
und Ultraviolett, ein zweites (kleineres) im Ultraroth. Von beiden
Maximis an nimmt die Fähigkeit der Strahlen, Heliotropismus hervor-
zurufen, allmälig bis Gelb ab. Heliotropisch wenig empfindliche Pflan-
zentheile werden durch orange oder durch rothe und grüne, ja selbst
(etiolirte Triebe von Salix alba) durch ultrarothe Strahlen gar nicht
mehr beeinflusst. Die gelben Strahlen hemmen geradezu den Helio-
tropismus, indem z. B. in reinem Roth rascher und stärkerer Helio-
tropismus eintritt, als in einem Lichte, welches ausser Roth noch Gelb
hindurchlässf. Im vierten Abschnitte werden Versuche über das Zu-
2§3
sammenwirken von (positivem und negativem) Heliotropismus und
(positivem und negativem) Geotropismus mitgetheilt. Es wird hier u. A.
gezeigt, dass bei heliotropisch sehr empfindlichen Pflanzen im Optimum
der Lichtstärke der Geotropismus, selbst bei stark geotropischen Or-
ganen ausgelöscht erscheint; ferner, dass bei manchen Organen (Keim-
slengel der Erbse) die heliotropische und geotropische Kriimmungs-
fähigkeit gleichzeitig verlischt, liei anderen (Keimstengel der Kresse)
aber die jüngsten Siengeltlieile stärker beliotropisch sind, als die
älteren, und das die ältesten noch wachsenden Stengeltheile gar keine
Beugungen im Lichte mehr anneinnen , wohl aber durch einseitig
wirkenden Zug (der he'iotropisch überhängenden Stengelspitze) schein-
bar heliotropische, übrigens auf Wachsthum beruhende Krümmungen
annehmen, denen alsbald der negative Geotropismus entgegenwirkt.
Die Argumente, welche dafür sprechen, dass der Heliofropismus sich
als eine Erscheinung ungleiclien Wachsthums ungleich beleuchteter
Seilen eines Organes darstellt, werden im nächsten Abschnitte dar-
gelegt, und hier auch der Nachweis geliefert, dass so wie zum Längen-
wachsthum auch zum Heliotropismus freier Sauerstoff nothwendig ist.
Das letzte Capitel liefert den Beweis, dass die Bedingungen für den
Heliotropismus während seines Verlaufes constant dieselben bleiben
und mit den Bedingungen für das Längenwachsthum zusammenfallen,
ferner dass der Heliotropismus (das gleiche wird nebenher auch für
den Geotropismus gezeigt) als eine Inductionserscheinung sich dar-
stellt. In diesem Kapitel wird auch nachgewiesen, dass, wenn das
Licht in einem Organe Heliotropismus inducirt, eine neuerliche helio-
tropisclie oder geotropische Induction auf Widerstände stösst und erst
nach dem Erlöschen der Wirkung der ersteren platzgreifen kann und
dass aufeinanderfolgende Impulse des Lichtes und der Schwerkraft,
von denen jeder für sich einen bestimmten Effekt auszuüben im Stande
ist, in ihren Wirkungen sich selbst dann nicht summiren, wenn die
getrennt zu erzielenden Effekte gleichsinnig sind, z. B. eine und die-
selbe Seile eines Organs im Längenwachsthum gefördert wird.
Botanischer Tausch verein in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Fleischer mit Pflanzen
aus Niederösterreich und Steiermark. — Von Herrn Hackel mit Pfl.
aus Niederöslerreich. — Von Herrn Holuby mit Pfl. aus Ungarn.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Fleischer, Reiss.
Eingesendet von Fleischer aus Niederöslerreich: Crepis nicaeen-
sis; aus Steiermark: Aposeris foetida, Aremonia agrinionoides, Har-
quetia Epipaclis, Homogyne sUveslris, Leucoium aestkum, Myosülis
sparsißora, Scrophularia Scopolü^ S. vernalis.
Aus Ungarn, cing. von Hohiby: Adonis cilrina, A. ßammea,
Aster alpimis, Asfragalus hypoglottis, Alriplex oblongifnlia^ Bromus
22 *^
284
arvensis var. versicolor, Campannla persicifolia v. hirta^ Cerastium
fauricum, Carex Micheln, C. montana, C. paniculata, C. silvatica.
C. teretivscula, Cynanchmn laxum, Dianfhtis hungaricus, Draba
aizoides, Erysimum Orientale, Fragaria elatior, Galium erectum,
G. vernmn, Geranium phaeum, Glyceria aquatica, Hesperis leucantha,
Hieracium floribundum, H. mllosmn, Leontodon incanus, Myosotis
intermedia, Ophrys arachnites, Orchis coriophora, 0. pallens, Parie-
taria erecta, Passerina anmia, Phyteuma orbiculare, Potentilla col-
lina, Pot. opaca, Rammculus Frieseanus, Silene gallica, Tamus
communis, Veronica dentata. — Aspidium Thelypteris, Botrychium
Lunaria, Equisetum Telmateia, Ophioglossum nulgatum.
Obige Pflanzen können nach beliebiger Auswahl im Tausche
oder käuflieh die Centurie zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden.
In Folge mehrfacher Anfrage zur Nachricht, dass ältere Jahr-
gänge der „Oesterr. Botan. Zeitschrift" gegen Pflanzen nach gegen-
seitigem Uebereinkommen abgegeben werden können.
Inserat.
Im Verlag von P. A. Brockhaus in Leipzig- ist soeben erschienen:
XENIA ORCHIDACEA.
BEITRÄGE
ZCR
KENNTNISS DER ORCHIDEEN
VON
HEINRICH GUSTAV REICHENBACH FIL.
Dritter Band. Erstes Heft:
Tafel CGI— CCX; Text Bogen 1—3.
4. Geh. 8 M.
Mit diesem Hefte beginnt der dritte Band des berühmten für
Botaniker und alle Freunde der Pflanzenkunde sowie für Bibliotheken
höchst wichtigen Werkes.
Der erste und zweite Band, jeder 50 halbkolorirte und 30
schwarze Tafeln nebst Text enthaltend, liegen vollständig vor. Preis des
Bandes 80 M.
Der erste Band ist auch gebunden mit 30 ganz kolorirten und
50 schwarzen Tafeln nebst Text zu haben. Preis 90 M.
Redakteur und Herausgeber Dr. Alezander Skofitz. — Verlag von C. Gerold's Sohn,
Druck und Papier der C. Ueberreuter'schen ßucndruckerei (M. Salzer).
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XXVIII. Jahrgang. Will. September 1878.
IKHALT: Typha minima oder Laxmanni. Von D. Aschersoii . — Üeber AnthylUs tricolor. Von
Vukntinovic. - Aiiriatisclie Algen. Von Haiick. — ,„Aiistralian Orcliiils". Von Aaioine. — Flora
von Gijiz. Von Solla. — Püanzea auf der Weitausslellung. Von Antoine. (Scliluss). — Lileratnrberichle.
— Coriespondenz. Von Dr. Pantocsek, Dr. Rauscher, Dr. Burbus, Wiesbaur, Tr aulmann. —
Personaluotizen. — Vereine, Anstalten, Unternelimungen. — Botanischer Tausclivereln. — Inserat.
Tfßpha minima oder La?cmanni?
Von Dl'. P. Ascherson.
Bekannllicli liat Ludcbuur (Flora Rossica IV, 3) den Namen
Typha Laxmanni Lepeoliin (1801) fiir die allgemein unter dem Na-
men T. minima bekannte, in den Kieshetten der deutschen Alpen-
flüsse verbreitete, und liings denselben bis weit in die Ebene hinaus
(z, B. am Rhein bis Strassburg-, an der Donau bis in die kleine
ungarische Ebene) vorkommende Art vorangestellt, und mein zu früh
verstorbener Freund Rohrbach ist ihm in seiner trefflichen Arbeit
über di(! eurüpi;ischen Typha -kv\.ex\ (Verhandl. des Bot an. Vereines
Brandenburg 1869, S. 91) hierin nachgefolgt. Beide Schriftsteller
waren der Ansicht, dass Typha minima nicht früher als 1805 in
Willd. Spec. plant, IV. p. 198 mit einer Beschreibung veröffentlicht
worden sei, obwohl sie in einer veröffentlichten Sammlung (Hoppe
plant, rar. Cent. III.) schon früher angegeben wurde. Ware diese
Ansicht richtig, so würde auch noch der Name T. minor Smith (Fl.
ßrit. II. 960 [1804]) die Priorität vor T. minima haben. Indess macht
der sorgfältige Neilreich (Fl. Niederöst. S. 223) darauf aufmerksam,
dass diese Pflanze schon in der 2. Ausgabe von Hoffmann's Deutsch-
lands Flora I. Theil II. S. 251, mithin ebenfalls 1804 als T. minima
Hoppe beschrieben ist.
Oesterr. botan. Zeitschrift. 9. Heft. 1878. 23
286
Allen diesen Autoren scheint aber entgangen zu sein, tlass T.
ininima bereits ein Jalirzehent früher, wenn auch nicht gerade be-
schrieben, doch mit einigen sie unzweifelhaft bezeichnenden Bemer-
kungen veröffentlicht worden ist.
In Hoppe's „Botanischem Taschenbuch fiir die Anfänger dieser
Wissenschaft und der Apothekerkunst auf das Jahr 1794" findet sich
S. 176 ff. eine „Nachricht von einigen seltenen um Salzburg gesam-
melten Pflanzen ^on Herrn Heinr. Clir. Funck." In dem S. 181 — 186
abgedruckten Pflanzenverzeichnisse kommt S. 181 auch T. minima
vor, die derselbe Autor in einem Berichte über eine Besteigung des
Untersberges in demselben Werke schon S. 118 erwähnt. S. 187,
188 fügt nun der Herausgeber Hoppe folgende Bemerkung hinzu:
„Typha minima, ein vortreflich Pfliinzchen , das wohl nur
Linne als eine Abart angeben konnte. Soll diese Typha eine Abart
von T. angustifoUa seyn, so kann mit mehrerem Bechte diese letz-
tere eine Abart von T. latifolia genannt werden; da dieses aber
kein deutscher Botaniste zugibt, so steht erstere hier allenUngs mit
Recht als eine eigene Species.
Die Höhe dieser Pflanze kann ich am trockenen Exemplare
nicht beurfheilen. Die Blatter sind beinahe wie die Halme von Juncus
conglo?neratus, d. i. pfriemenförmig, dabey halbrund. Die Aehren sind
mit verwelkenden Deckbliittern versehen und stehen etwas entfernt.
Dieser letztere Umstand macht die ganze Definition des Linne bei
den Typhis aus, allein diess scheint mir keine Gräntzen zu haben
und ebenso relativ zu seyn als kurz oder lang, oder als kalt oder
warm, und aus dieser Ursache wird es dem Anfänger oder Jedem,
der nur eine Species vor sich hat, schwer werden zu sagen, was es
ist. Desswegen wäre eine Bestimmung aller 3 Species , die auf
vesfen Gründen beruhete, wohl nicht überflüssig."
Hieraus gehl unzweifelhaft hervor, dass der Autor dieser Art
Linne's T. angustifoUa ß. unter dem Namen T. minima als Art auf-
stellen wollte: eine andere Varietät einer Typha kommt in Linne's
Schriften überhaupt nicht vor. Zum Ueberflusse sind auch die Blätter
in sehr charakteristischer Weise beschrieben, ein Älerkmal, das von
den Arten des deutschen Alpengebietes nur auf diese passt. Ich bin
daher der Ansicht, das T. minima vom Jahre 1794 zu datiren ist,
mithin vor T. Laxmanni die Priorität hat.
Wer ist nun aber der Autor der T. minima? Die Mehrzahl der
Schriflsleller, worunter so sorgfaltige Forscher, wie Koch und Neil-
reich nennen Hoppe als solchen. Andere indess, von nicht geringerem
Gewichte wie Wilhlenow, L. Reichenhach, Ledebour, schreiben die
Art Fun-k zu. Aus Obigem ergibt sich, dass beide Theile in ge-
wissem Sinne Recht haben, da die Benennung von Funck, die be-
zeichnende Notiz indess von Hoppe herrührt. Letzterer Schriftsteller
hat, so viel mir belvannt, nie die Autorität beansprucht; sie fehlt in dem
seinen Biographien (Botan. Taschenbuch 1849) angehängten Verzeich-
nisse der von ihm aufgestellten Arten. Dagegen hat Funck in einer
Sammlung von Alpenpflanzen, die er für das königl. Herbarium in
287
Berlin in seinen letzten Lebensjahren zusammeng-estellt hat, bei Typha
viininia (sowie auch bei der a. a. 0. S. 184 und S. 190 vorkoui-
nicnden, o;anz in derselben Weise puhlizirten Euphrasla salisbiir-
gensis) seine Autorität F. hinzugefügt. Nach dem von mir in Botan.
Zeitung 1867, S. 317 gemachten Vorschlage wäre niilliin Typha
minima Funck (Hoppe) und Euphrasia salishurgensis Funck (Hoppe)
zu schreiben.
Ueber AnthyUis irfcoior Vuk.
Von Ludw. V. Vukotinovic.
Auf die Erklärung des Hrn. Dr. Staub, Nr. 7 der Oeslerr. bot,
Zeitschr. 1878, liinsichtiich der AnthyUis tricolor erlaube ich mir,
meinen Standpunkt im Allgemeinen dahin zu präzisiren, dass ich mich
von den früheren Begriffen der Spezies s^hon längst getrennt habe;
in vorkommenden Fällen beobachte ich die Vegetationsverhältnisse
aller Pflanzen, die von ihren gleichartigen Individuen abweichen. Ein
ganzes Genus z. B. ist meiner Meinung nach ein komponirtes Indivi-
duum, eine systematische Einheit, welche nach einer und derselben
Anlage geschaffen ist und sich nach mehreren Seiten hin je nach
den verschiedenen klimatischen und tellurischen Verhältnissen ändert;
für die Einflüsse dieser veränderlichen Verhältnisse gibt es keine
Regeln, darum konnte es nicht gelingen, die Spezies bleibend zu
umschreiben.
AnthyUis Vulneraria L., A. alpestris Rchb., A. polyphyUa Kit.,
A. bicolor Scldeicli., A. DiUenii Schult., meine fragliche tricolor etc.
sind alle nach einer Hauplaidage geschaffen, unterliegen aber in ein-
zelnen Merkmalen kleineren oder grosseren Abänderungen, hauptsäch-
lich in jenen Gegenden und Lagen, welche die geeigneten Einflüsse
ausüben.
Ich habe weder bei Wien, noch bei Pest Anth. Vulneraria ge-
sammelt, bin aber beinahe ganz überzeugt, dass auf jenen Stand-
orten, wo A. Vulneraria wächst, vielleicht auf 1000 Exemplare nicht
Eines vorkommen dürfte, dessen carina vexillum und caiyx roth ge-
färbt wäre, ebenso wie ich auf den Bergwiesen des kroatischen
Küstenlandes zwischen liunderllausenden von AnthyUis nicht Eine
finden konnte, die nicht rothsclieckig war; bei einer so grossen An-
zahl gleichgeformter Exemplare konnte es unniiiglicli sein, diese Er-
scheinung nicht zu beachten. Sollten aber auch einige Exemplare
weniger scheckig vorkommen, so würde das nidits beweisen, als
dass es einzelne Exemplare gibt, die uns den Uebergangsprozess
aufklären und zugleich die Ueberzeugnng verschafFen, dass die neue
Form den Sieg errungen hat, und dass die homogenen massenhaft
lebenden Pflanzen hier die Regel — die divergirenden aber eine
Ausnahme bilden.
23*
288
Diesen Umsfanrl kann und darf man nicht verschweigen. Nur
so, wenn man die Natur in ihrer Vielfältigkeit und diese nach ihrer
Massenproduktion beobachtet, kann man zur genaueren Einsicht und
Kennlniss der Naturprodukte gelangen. Emzelne Launen in einzeln
dastehenden Erscheinungen brauchen natürlich nicht berücksichtigt
zu werden; es kann auch daher nichts unsichereres geben, als sich
auf vereinzelte Funde zu stützen und neue Pflanzenformen zu be-
gründen.
Mir war es sehr wohl bekannt, dass diese AnthylUs keine
weiss Gott welch überraschende neue Pflanze sei; nachdem sie aber
mit keiner der Anlhylliden (meines Wissens) ganz identisch ist, so
glaubte ich sie nicht ignoriren zu sollen, .... v^^enn ich es auch
gelhan hätte, die Natur würde dennoch nicht aufhören, sie in Millio-
nen von Exemplaren alljiihrlich zu reproduziren.
Agram, im August 1878.
Beiträge zur Kenntniss der adriatischen Algen.
Von P. Hauck.
X.
Hiezu Tafel 3.
CaUithanmion byssoides Arnott. (Taf. 3, Fig. 7—15).
Ein äusserst verschieden gestaltetes CalUthamnion, dessen ein-
zelne Formen als ebenso viele Arten befrachtet wurden, die aber
durch nachweisbare Uebergiinge mit einander verbunden, eine Tren-
nung nicht rechtfertigen. Bei diesem Callifhamnion habe ich die An-
theridien (Fig. 7) Cystocarpien, Sphiirosporen und eine Art von Seiro-
sporen beobachtet. — Die (Cystocarpien fand ich immer gehörnt
(favellae geminatae conicae). Die Sphärosporen dagegen sind ver-
schieden, meist sitzend an der inneren Seite der Aestchen, doch
nicht selten auch gestielt (auf derselben Pflanze), seltener aus dem
Endgliede kleiner Aeslchen sii'h entwickelnd; im Jugendzustande
meist keulförmig (Fig. 8), später verkehrt(Mförmig, trianguliir ge-
theilt, welciie Theilung sich öfter der kreuzweisen nähert (Fig. 9).
Eine interessante Sphiirosporenbildung habe ich bei Fig. 10 abgebildet,
wo sich das zweite und vierte Glied zur Sphärospore entwickelte. —
Die Seirosporen, in diesem Falle eine ungesclilechlliche Bildung, sind
veränderte Spharospoien. Entweder sitzen sie seitlich und bilden sich
zu cy.stocarpienähMJichen Sporenhaufen aus (Fig. 11 und 12), oder
es erleiden die Endästchen diese Umwandlung (Fig. 13), und es ent-
stehen gelappte Konglomerate von Sporen (Fig. 14). — Sphärosporen
und Seirosporen kommen manchmal an einem und demselben Indi-
289
viduum vor. — Die scirosporontrag^endcn Pflanzen sind sehr selten,
am häufigsten finden sii'li yphiirosporen.
Zu CaUith. byssoides gehurt: Callilh. pinnato-furcatum Kg.
Tab. phyc. Bd. 12, Taf. 15, Call, tenuissinmm (Büiineni.) Kg. 1. e.
Bd. 11, Taf. 75, Fig. 2 (nacli von Kützing bestimniten und von Le-
norniand initgetheilten Exemplaren), CaUith. flagel/are Zanard. Icon.
phyc. adriat. Vol. I. pag. 115, Tav. XXVII, A, eine niil der letzten
übereinsliniinende Form, ferner Leptothamnion Rahenhorstü Kg. I. c.
Band 12, Taf 16, als eine äusserst zarte Varietät. Ob die von J.
Agardh (Spec. Alg. Bd. IV, pag. 39) citirle Abbildung Kützing's von
Call, byssoides 1. c. Bd. 12, Taf. 8 hieher gehört, ist mir fraglich,
dagegen gibt die Abbildung von Call, byssoides in .1. E. Areschoug
„Phyceae Scandin. marinae" p, 107, Taf. V, B bei Fig. 1 ein gutes
Habitusbild der adriatischen Pflanze, und zwar der cystocarpient ra-
genden Form; auch die Zeichnung der CyslO(rarpien 1. c. Fig. 2, 3
stimmt ganz damit iiberein. Bekanntlich rechnet aber J. Agardh
dieses CaUith. byssoides Aresch. zu seinem Call, furcellariae (Spec.
Alg. p. 40).
CaUith. byssoides ist im adriatischen Meere ziemlich verbreitet
von Februar bis Mai; am üppigsten entwickelt an Felsen, die der
vollen Brandung ausgesetzt sind, bis zu ungefähr ein Meter Tiefe
unter dem mittleren Mecresniveau; die Pflanze liegt daher bei tiefer
Ebbe trocken. Seltener kommt CaUith. byssoides in grösseren Tiefen
vor. Bei der Insel Cherso und bei Rovigno sammelte ich es bei einer
Tiefe von circa 25 Meter, die Exemplare sind dann äusserst zart,
klein und gleichen der Abbildung Kützing's von Leptothamnion
Rabenhorstii.
Liithothaninion crispatuin Hk. n, sp. (Taf 3, Fig. 1 — 4).
Dieses Lithothamnion bildet bis faustgrosse, ästige, knotige und
krausblätterige im Leben schön rosenrothe Knollen, die durch das
ganz unregelmässi^e üebereinanderwaclisen von ungefäiir '/g oder
Ya Mm. dicken melobesiaarligen Schichteu entstehen. Diese Schichten,
die Frons, sind ganz kraus und allseilig sich überwallend, bald bil-
den sie kleine, dichtstehende Knötchen oder abgestumpfte selbst
Avieder unregelmässig verzweigte knotige Aestchen, meist aber bilden
sie theils sich mit den gelappten lichteren Randern auf- oder einrollend,
theils auf der Spitze der Aestchen und Knoten herausbrechend,
röhren-, becher- und trichterförmige, der Cladonia pyxidata nicht
unähnliche, ungefihr 5 Mm. hohe Ausstidpungen, die innen eine
konzentrische Zeichnung zeigen. Manche Formen gleichen im Habitus
ungefähr den zarten Formen von LUhothamnion fasciculatum, andere
dem Lithophytliim lichenoides; die becher-und trichterförmigen Aestchen
geben aber der ganzen Pflanze ein so eigenthümliches Aussehen, dass
sie nicht leicht mit einer anderen verwechselt werden kann. Leider
habe ich, trotzdem mir eine ziendiche Anzahl vcm guten Exemplaren
zur Hand sind, keine Fruktifikationsorgane auffinden können, daher
ich diese Alge auch nur interimsweise mit einem neuen Namen be-
290
lege. — Die innere Struktur bietet wenig spezifische Eigenthümlich-
keiten dar, und werde ich seinerzeit, wenn es mir gelingen sollte,
auch die Fruktifikalionsorgane anzutreffen, darüber das Nähere init-
theilen.
Der einzig mir bisher bekannte Fundort in der Adria ist Ro-
vigno (leg. ipse et Liechtenstern) in einer durchschnittlichen Tiefe
von 25 Met.
Liithothumunon purpureum Crouan (Florule du Finistere p. 150,
pl. 20, Fig. 133 bis 1—5).
Bildet dem Lith. polymorphmn ähnliche durch allmaliges Ueber-
wachsen der Rindenlagen dicker werdende hand- und faustgrosse
Knollen mit platter, aber unebener, selbst knotiger Oberflache, im lebhaft
vegetirenden Zustande von dunkelrother, nach dem Trocknen oft ver-
änderter Farbe, die Fruchtknötclien liaben ungefähr 7% ^i"- i"i Durch-
messer, sind sehr flachgedrückt und stehen an einzelnen Stellen dicht
nebeneinander, wodurch sich dieses Lithothamnion gut von L. poly-
morphmn unterscheidet. Die adriatische Pflanze stimmt im Uebrigen
mit der zitirten Abbildung und Beschreibung. Authentische Exem-
plare standen mir nicht zu Gebote.
Lithoth. purpureum kommt an der dalmatinischen und istriani-
schen Küsle in grösseren Tiefen vor, aber so weit mir bekannt, mehr
vereinzelt.
Melobesia corticiforniis Kg. (Rosanoff, Recherches sur les me-
lobesieees p. 76, pl. I, Fig. 14 — 16).
Auf Gelidium corneum durch die ganze Adria verbreitet.
Sperniothatnnion flabellahnn Born. (Notes algologiques fasc. I,
p. 24, pl. VIII3.
E. Bornet (1. c.) vermuthet, dass die mediterrane Form von
Callithamnion strictum Ag., die in einigen vegetativen Merkmalen
von der im atlantischen Ocean vorkommenden, von welcher übrigens
die Cystocarpien noch nicht bekannt sind, abweicht, verschieden ist,
und b(mennt sie Sperm. flabellatum. Die adrialische Form des Call,
strictum Agardh (Zanardini Icon. phycol. adriat. Vol. I, pag. 117,
tav. XXVII B) gehört ebenfalls dazu. Anlheridien, Cystocarpien und
Sphärosporen finden sich auf verschiedenen Individuen. Bemerkens-
werth ist, dass ich gemischt mit den regelmässig tetraedrischen Sphä-
rosporen hin und wieder auch Polysporen antraf, wo sich der Inhalt
in mehr als vier bis zehn Sporen tlieilte.
Sperm. flabellatum ist in der Adria ziemlich verbreitet, aber
selten; am häufigsten auf Codium tomentosum, doch auch auf anderen
Algen. Im Winter.
Polysiphonia byssoides (Good. et Woodw.) Grev. var. dasyue-
forinis Zan.
Obwohl schon Kützing in den Species Algariim p. 834 die von
Zanardini in Sagg. das. fic. pag. 53 aufgestellte Folys. dasyaeformis
291
nur als Varietät von P. bi/ssoides crkaiinle, so Iiat doch Zaiianliiii
in der Iconogr. pliyc. adriat. Vol. I, p. 95, Tat'. XXIII das Artrechl
für jene zu behaupten veisuciit. Die Ihilersneliung einer grossen
Anzalil von Exemplaren hat mich aber von der ünlialtbarkeil der
P. dasijaefoniiis überzeugt. In der Veriisleliing ist Kein morphologi-
scher Unterschied zwischen dieser und P. bijssoides zu linden. l3ie
sphiirosporentragenden Aestchen sind wohl meist einfach, aber nicht
immer, wie Zanardini (1. c.) angil)t, ebenso oft sind sie wie bei P.
bijssoides verästelt. Die Cystocarpien sind ebenso gross und au<;h
kleiner wie bei dieser, es bleibt also der einzige Unterschied des
meist zarteren Baues und der mehr ausgesprociienen Dasya- artigen
Behaarung der Pflanze, was demnach kein spezifisches Trennungs-
merkmal bietet.
Manche namentlich ältere Formen stimmen mit der Beschreibung
J. Agardh's (Spec. Alg. Band III, p. 1042) von Polijs. So/ierü gut
überein, so dass ich die ZusamuiengeliDrigkcit beider vermuthe. Was
dagegen Kützing als P. Solierü abbildet (Tab. phyc. Bd. 14, Tal". 89,
Fig. a — c), scheint mir aber eine andere Art als die J. Agardh's
zu sein und ist, wie Kützing (1. c. p. 31) selbst sagt, eine Form von
Polys. flexella Ag.
Im Durchschnitte des Stammes fand ich regelmässig 7 Zellen
um die Centralzelle gelagert.
P. bijssoides ist in Istrien und Dalmatien ziemlich verbreitet,
kommt aber nur in grösseren Tiefen vor. April, Mai, Juni.
Fucu» mrsoides J. Ag. (J. Ag. Bidrag tili kännedomen af Spets-
bergens Alger. Tilläg p. 42).
Der in der Adria vorkommende Fucus, unter dem Namen F.
vesiculosus var. Sherardi allgemein bekannt, ist eine von F. resicu-
losus, sowie auch von F. platycarpus, zu welchem man ihn, da er
auch hermaphroditisch ist, zu ziehen geneigt wäre, ganz verschie-
dene Pflanze. J. Agardh hat daher, da unter dem Namen F. Sherardi
Stackh. verschiedene Fucus-X\\e\\ verstanden werden, die obige Be-
zeichnung nach Donati gewählt, der auch eine sehr gute Abl)ildiing
von dieser Art gibt (V. Donali, Della storia naturale marina dell
adriatico. Venezia 1750, pag. XXXÜI. — Virsoide con caule terele,
con rami pialti, ed eguali, e con sommiiä bifide, o trihde, turgide.
Tav. 111, Fig. A). Ich lasse hier die Diagnose J. AgapUfs folgen:
Fucus virsoides. Fronde flabelliformiter dicholoma coriacea evesicu-
losa, cryplostomatibus ostiolo elevalo eminentibus sparsim instrucla,
Segment is linearibus margine integerrimis, receptaculis terminalibus
ovato-lanceolatis, geminis distinctis aul invicem basi cohaereutibus.
Sphaceiariii trihuloides Menegh. cTaf. 3, Fig. IG).
An Felsen, Cystosiren und anderen grosseren Algen in der
Adria sehr verbreitet. Vorkommen durch <las ganze Jalir in der Li-
toralregion, doch auch vereinzelt an Algen aus grösseren Tiefen (auf
Valonia macrophysa etc. aus Rovigno bei 25 M. Tiefe). — Die viel-
292
fächerigen Zoosporangien fand ich im Februar, sie sind ellipsoidisch,
meist Vio ^I"^- l^iig' ui^t' V20 ^^"^- *'''"'^ ^^^^''^ Vi4 — V16 l^'"- ^^"g und
*/2o Mm. dick und stehen einseitig auf jedem zweiten Gliede des
Fadens an einem ein-, meist zwei-, seltener drei- und vierglie-
drigen Stiele.
Zu Sph. tribuloides gehurt Sph. rigida Hering (Kützing Tab,
phyc. Bd. V, Taf. 90, Fig. 1).
Ectocarpus reptuns Crouan (Kjellmann Skand. Ectocarpeer etc.
p. 52, pl. II,' Fig. 8).
Mikroskopische Raschen auf Valonia macrophysa bildend. Ro-
vigno 25 M. Tiefe. Juni. — Eine für die Adria neue Art.
Acrocladus mediterraneus Nag. (Taf. 3, Fig. 5 und 6) (Nageli,
die neueren Algensysteme p. 164 Taf. IV, Fig. 23 — 37).
Diese Alge, welche noch von Zanardini in dem letzt erschie-
nenen vierten Hefte seiner Iconogr. pliyc. medit. pag. 132 als eine
Enlwicklungslorm von Acetabularia medit erranea angesehen wurde,
indem er, sich bloss auf die Vergleichung der Abbildungen verlassend,
die Aestchen von Acrocladus für die dichotomen Haare von Aceta-
bularia ansieht, ist eine entschieden ganz andere Pflanze. Ich habe der
erschöpfenden Beschreibung Nägeli's niciits beizufügen und kann sie
nur vollinhaltlich bestätigen. Die Alge ist mir nur in wenigen Exem-
plaren bekannt, die Herr B. Liechtenstein bei Rovigno in einer
Tiefe von circa 25 M. sammelte (Frühjahr). — Ich gebe hier auf
Taf. III bei Fig. 5 die Abbildung einer ganz jungen Pflanze , und
des oberen Stammendes einer grösseren, aber etwas unregelmässig
entwickelten bei achtmaliger Vergrösserung.
Enterotnorpha percursa J. Ag. (J. Agardh, Alg. maris medit.
et adriat. p. 15.)
In den aufgelassenen Salinen von Servola bei Triest. — Mai,
Juni, Juli.
Ist, soviel mir bekannt, bis jetzt nirgends aus dem adriatischen
Meere angegeben.
Lyngbya (Syniploca) Catenellae Hk. n. sp. (Taf. 3,
Fig. 19.)
Schmutziggrüne kompakte Lager auf Catenella Opuntia, aus
verwirrten stark gekrümmten, in einer farblosen Scheide eingeschlos-
senen Fäden bestehend, deren Glieder so lang als der Durchmesser
sind. Zelleninhalt sehr gleichförmig dunkel spangrün. Dicke der Fä-
den mit der Scheide ungefähr Yes Mm., ohne Scheide Y115 Mm.
Rovigno an Catenella. Winter, Frühjahr (leg. Liechtenstern).
Lyngbya aestuarii Jürg. (Aresch. Phyceae scand. mar. p. 215).
An sandigen, schlammigen Stellen ruhiger Buchten, Salinen,
längs der ganzen Küste der Adria verbreitet. — Das ganze Jahr.
293
Kommt sowohl in scliwacli salzigem in reinem Meervvasser,
als auch auf salzhaltiger Erde vor. Die Dicke der Fäden von 7i3o
bis Voo '^I"'- "^'äJ'iirt ebenso wie die Dicke der sie einschliesscnden
Scheiden, die oft kaum sichtbar, farblos oder dick geschiclitet und
braun sind, je nach dem Alter und dem ^tandorte. — Die Kultur
dieser Alge gelingt sehr gut, und man kann sich dadurcli von der
Zusammengehörigkeit der weiter unten angeführten Formen, die zum
Theile kaum als Varietiiten anzuführen wären, überzeugen. Es ist
auch wahrscheinlicli, dass noch mehrere ähnliche Formen des süssen
Wassers in den Formenkreis von L. aestuarn einbezogen werden
müssen, die mir aber nicht weiter bekannt sind.
Ich ziehe folgende Spezies hieher: Lyngbya Schowiana Kg.,
amhigtia Kg., sfagnina Kg., salina Kg., p^ilcherrima Kg., terrestris
Kg., aeruginosa kg., contexta Ag., ferruginea Ag., verskolor kg.,
fusca Kg., flacida Kg., dalmatica Kg.?, interrupta Kg., glutinosa Ag.,
pannosa kg., crispa kg. (excl. ß. violacea Ag.), Siphoderma sp.
Läyngbjjn (Phorinidiuni) suhtorulosa Hk. forma (Phormi-
dium subtorulosum Breb. — ■ Külzing Tal)ulae phyc. Bd. I, pag. 35,
Taf. 49 Fig. V). (Taf. 3, Fig. 21 a und 21 6).
Bildet ein schmutziggrünes Lager auf Salinenboden meistens in
Gesellschaft mit Microcoleus chtonoplastes Thur. — Die einzelnen
Fäden sind gekrümmt, gelbgrün, Glieder ebenso lang oder ein halb-
mal kürzer als der Durchmesser, an den Gelenken deutlich einge-
zogen, Endglied abgestumpft. Zelleninhalt fein gekörnt. Scheiden mehr
oder weniger dick, farblos, glatt oder durch anhaftende Erdtheilchen
rauh. Dicke der Fäden mit der Scheide Yiaa ^'^ 7i2o '^'^•
Auf Salinenboden bei Triest, Sommer und Herbst.
Diese Form, von welcher ich eine Abbildung bei 480facher
Vergrösserung gebe, wovon Fig. 21 a einen Faden in einer engan-
liegenden Scheide, Fig. 21 b einen solchen ohne Scheide darstellt,
scheint mir nach der Beschreibung und zitirten Abbildung am besten
mit Phormidium subtorulosum übereinzustimmen, nur ist die Ver-
grösscrungsziffer 300 in der Abbildung Kützing's jedenfalls zu hoch
gegriffen, wie man sich durch directe Messung überzeugen kann.
Es ist höchstens eine Vergrösserung von 200 anzunehmen , was
mir für diese Formen bei den Kützing'sciien Abbildungen überliaupt
zu gelten scheint.
Ijyngbya {Phormidium) sp. (Taf. 3, Fig. 17).
In den aufgelassenen Salinen bei Servola nächst Triest fand
ich im Juni in flachen Salzlachen feinhäulige dunkel- und gelbgrüne
Ueberzüge, die aus der bei Fig. 17 abgebildeten Alge bestanden,
welche in das Külzing'sche Genus Phormidium gehört. Die gekrümm-
ten Fäden liegen in einer deutlichen, aber cnganschliessenden Scheide.
Die Glieder sind ungefähr einhalbmal so lang als ihr Durchmesser,
an den Gelenken etwas eingezogen, Endglied abgerundet, Zellen-
294
inhalt homogen, Dicke der Faden mit der Scheide durchschnitllich
V400 Mm.
Die Alge hat einige Aehnlichkeit mit der Abbildung Külzing's
in den Tab. phyc. Band I, Taf. 49, Fig. VII von Phormidium fcisci-
cu/atum.
3Iicrocoieus chtonopiastes (Lyngb.) Thur. (Thuret. Class. des
Nostochinees),
Längs der ganzen adriatischen Küste an sandigen schlammigen
Orten, Salinen etc. — das ganze Jahr.
Hiezu gehören folgende Formen : Chtonohlastus anguifonnis Kg.,
salinus Kg., Lyngbyei Kg., aerugineus Kg., palndosus Kg.
Oscillaria iiinosa (Roth) Ag.
Spangrün, die einzelnen Fäden gerade, Yg^g bis Y200 Mm. dick,
Glieder ebenso lang oder nach der Theilung halb so lang als der
Durchmesser, die Scheidewände deutlich granulirt, der übrige Zellen-
inhalt bei starker Vergrösserung sehr feinkörnig. Endglied abge-
rundet.
In den Abzugsgräben der Salinen bei Triest zwischen Oscilla-
ria subsalsa und anderen Brackwasserformen. Sommer, Herbst.
Oscillaria limosa forma chalybea Kg. wird auch von Le Jolis in
„Liste des algues marines de Cherbourg p. 27" als marine Spezies
angeführt.
Nostoc intricatuni Menegh. CMonormia infricata Berk., Harvey
Phyc. britan. pl. 256 — Anahaena infricata Kg.).
Zwischen verschiedenen Algen in den Salinen bei Triest, so-
wohl in reinem Meerwasser, als auch in Brackwassergräben.
Erklärung der Tafel III.
Lithothamnion crispatum Hk.
Fig. 1. Ein kleines Exemplar in natürlicher Grösse.
„ % Ein Bruchstück, dreimal vergrössert.
„-i 3. Oberflächenansicht einer entkalkten jungen Schichte, nahe dem Rande.
Vergrösserung 280.
„ 4. Oberflächenansicht einer entkalkten älteren Schichte. Vergr. 280.
Acrocladus mediterraneus Näg.
„ 5. Eine ganz junge Pflanze. Vergr. 8.
„ 6, Oberes Stammende einer älteren nicht regelmässig entwickelten Pflanze.
Vergr. 8.
Callithamnion hyssoides Arnott.
„ 7. Ein Zweig mit Antheridien. Vergr. 280.
„ 8. Eine junge Sphärospore. Vergr. 280.
„ 9. Eine reife Sphärospore mit falscher Kreuzlheilnng. Vergr. 280.
„ 10. Spliärosporen aus dem zweiten und vierten Gliede eines Aestchens sich
entwickelnd. Verer. 280.
Oesterr. "bot Zeitsclir Jalirg, 1878. N" 9.
F.Häuclc Ajiriat.Algen Taf
Auetor deL.et sculps.
. Üuttmann Triesl
295
Fig. 11. Seiienständige Seirosporeiibildung. Vergr. 280.
„ 12. do. ein entwickelter Sporenhaufen. Vergr. 140.
„ 13. Endständige Seirosporenbildung. Vergr. 280.
„ 14. do. ' zu gelappten Sporenhaufen entwickelt. Vergr. 140.
„ 15. Beginn der Bildung eines Cystocarps. Vergr. 280.
Sphacelaria trihuloides Menegh.
„ IG. Ein Ast mit viel fächerigen Zoosporangien. Vergr. 140.
Lynghya CPhormidium) sp.
„ 17. Ein Faden in der Scheide. Vergr. 600.
Oscillaria subuliformis Thwait. (Oest. botan. Zeitschr. 1878, p. 223),
Fig. 18. Endslücke von vier verschiedenen Fäden. Vergr. 650.
Lyngbya (Sytnploca) Catenellae Hk.
„ 19. Ein Fadenstück. Vergr. 480.
Oscillaria tenerrima Kg. forma marina (Oest. botan. Zeitschr. 1878,
pag. 187).
Fig. 20. Ein Fadenstück. Vergr. 650.
Lyngbya (Phormidimn) subtorulosa Hk.
„ 21 a. Ein Fadenstück mit der Scheide. Vergr. 480.
„ 21 h. Ein Fadenstück ausser der Scheide. Vergr. 480.
R. D. Fitzgerald's F. L. S. „Australian Orchids."
Von Franz Antoine.
Von diesem neuen Werke über die Orchideen Australiens, das
Fitzgerald eben jetzt in Sidney erscheinen lässf, liegen zwei Hefte
vor, an welchen ausser dem Umschlage kein Titelblatt und auch
keine Jahreszahl der Publikation zu ersehen ist.
Die Einleitung enthalt viele Beobachtungen, die Fitzgerald an
Ort und Stelle in Australien selbst über die Vorgänge bei der Be-
fruchtung der dort einheimischen Orchideen, bei dem oft äusserst
komplizirten Blumenbau anstellte. Bevor Fitzgerald zur Beschreibung
der Arten schreitet, gibt er eine lithographirte Tafel mit 23 Blütiien
oder Blüthentheilen, nebst einem Diagramm oder einer schematischen
Figur einer Orchideen-Blume, die alle stark vergrosserl sind, und
jeder einzelne Blüthenlheil mit seinem Namen versehen ist. Der Zweck
dieser Tafel ist, um auch dem Nii-htbotaniker bei den oft so eigen-
thümlich gestalteten Orchideenblüthen die richtige Erkennung der
Blüthenthoile zu erleichtern.
Sodann folgt die Beschreibung der Arten und mitunter auch
von Gattungen und zwar in englischer Sprache. Diese Beschreibungen
sind oft ganz kurz, öfter aber auch weiter ausgearbeitet, geben über
das Vorkommen der Ptlanze Aufschluss und enthalten auch zugleich
296
die Erfahrung'ori und Beobachtung-en, welche Fitzgerald bei der Be-
fruchtung der Blüthen machte.
Das erste Heft enthält sodann folgende Beschreibungen und
Abbildungen, als:
Pterostylis longifolia R. Br.
— Baptistii Filzgerald.
Caladenia dimorpha Fitzgerald.
Corysanthes fimbriata R. Br.
— pruinosa A. Cunning.
Acianthus fornicatus R. Br.
— exsertus R, ßr.
Lyperanthus ellipticus R. Br.
Im zweiten Hefte kommen vor;
Spiranfhes australis Lindl.
Adenochilus Nortoni Fitzgerald.
Caladenia clavigera A. Cunning.
— tesselata Fitzgerald.
— cuculata Fitzgerald.
— testacea R. Br.
Dendrohium aemulutn R. Br.
Diuris maculata Smith.
— aequalis Mueller.
Pterostylis cynocephala Fitzgerald.
— mutica R. Br.
— rufa R. Br.
— Woollsii Fi'zgerald.
Saccolabium Hillii Mueller.
Corysanthes unguirulata R. Br.
— hicalcarata R. Br.
Das Format des Werkes ist Gross-Folio, die Tafeln, auf grün-
lich-grau gethüntem Papier gedruckt, sind lithograpliirt, grüssentheils
sehr schön durchgeführt und häufig von Fitzgerald selbst gezeichnet.
Die Analysen sind jeder Tafel zahlreich beigegeben, bedeutend ver-
grössert und sowohl die Blütlientheile, als auch oft Theile der ganzen
Pflanze mit leichten Farbentönen angedeutet.
Sowohl die schöne Ausstattung, als auch das Neue, welches
dieses Werk in sich schliesst, wird demselben eine zahlreiche Ver-
breitung sichern, um aber doch so manchem Fachmanne, der eben
nicht in die Lage kommen könnte, von diesem Werke Einsicht zu
erlangen, Fitzgeralds Forschungen bekannt zu geben, bin ich veran-
lasst, die Uebersetzung seiner Einleitung hier folgen zu lassen.
Darwin's Bedauern, dass er nie Gelegenheit fand, eine Or-
chidee zur Untersuchung bekommen zu haben, welche mit einem
reizbaren Labellum versehen sei, und die Hinweisung auf die austra-
lische Gattung Caleana {Calaena Reh!).) in der höchst interessanten
und belehrenden Abhandlung- über die Befruchtung der Orchideen
durch diesen grossen Naturforscher, weckte die Begierde in mir,
297
dieso Familie rnil mehr als gewöhnlichem Eifer zu studiren, in der
HofFniing-, einen Stein zum grossen Aufiiau anzufügen, welcher durch
den küimsten Beobachter unserer Zeit angeregt wurde.
Darwin's Behauptung ist, dass der Weg, durch welchen Orchi-
deen befruchtet werden, der ist, dass hauptsachlich die Befruchtung
jeder Blüthe durch den Pollen einer anderen Blüthe geschieht. Soweit
ich den Gegenstand in Australien untersuclien konnte, so bin ich nicht
im Stande diese Beliauptung als vollkommen richtig hinzustellen:
denn obschon die grosse Mehrzahl durch Pollen, welcher von anderen
Blumen übertragen, befruchtet wurden, so ist diess doch auch, wie
ich glaube, häufig durch ihren eigenen Pollen geschehen, und dann
gibt es noch andere, welche sich immer selbst befruchten, und solche
sich selbst befruchtende Arten (weklie von dem Zuthun der Insekten
nicht abhängig sind) bringen immer eine viel grossere Menge Samen
hervor. So bedeutsam ein Unterschied wohl zu erwarten wäre, der
mit generisclien Merkmalen zusammentreffen sollte, so ist es aber
doch nicht der Fall. Nahe verwandte Gattungen sind in dieser Hin-
sicht versciiieden; aber durch — diese Verschiedenheit und Vereini-
gung — solcher Arten, als: Thelymitra earnea und ixioides, halten,
nach meiner Meinung die Darwin'sche Entwicklungstheorie kräftig
auirechf. Viel wurde von „Vorb est immun g" gesprochen, welche
unter einem anderen Lichte betrachtet werden konnte, nämlich als
Anpassung.
Da gewisse Pflanzentheile und Tlunle von Thieren für gewisse
Zwecke wundervoll für das olTiMibare Woiil einei Pflanze oder eines
Tliieres bestimmt (oder angepasst) sind, so schliesst man daraus,
dass, wenn ihr Leben oder ihre Existenz von solchen Bestimmungen
abhängig ist, sie auch auf diese Weise erschaffen werden mussten?
Wie sonst, ausgenommen durch Vererbung, kann man das Umsich-
greifen ähnlicher Theile zu anderen erklären, wo sie offenbar nutz-
los sind. Die Blumen der Thelymitra ixioides sind von herrlicher
blaiHM' Färbung und stehen in einer reizenden Spica beisammen. Im
Millelpunkte einer jeden Blume steht die Stigma. Diese gleicht einem
Schilde, welcher mit (Muer klebrigen Masse bedeckt ist. An der S[)ilze
desselben ist eine Kerbe, ein kleiner H()cker oder Knopf, das Ro-
stellum eingefügt, mit welciieu» verbunden und hinler die Stigma
gestellt, die Pollenmassen liegen, neben welchen sich zu beiden
Seiten Arme vorstrecken, von welchen vermuthet wird, dass sie an-
ziehend wirken und zum Rosiellum geleiten. Berührt man dieses
Rostellnm, welches mit Leim bedeckt ist, mit der Spitze einer Nadel,
und zieht man diese sodann weg, so sind die Pollenmassen alsogleich
von dem rückwärtigen Theile der Stigma weggezogen. Bringt man
die Pollenmassen, welche nun fest an der Nadelspitze haften, wieder
in die Blume zurück, so bleibt der grössere Theil davon an der
klebrigen Masse der Stigma haften und die Blume ist somit be-
fruchtet. So ist der Prozess, und zwar der alleinige, durch welchen
sie befruchtet werden können. Aber in der Natur vertritt der Rüssel
oder ein sonstiger Theil eines Insektes die Stelle der Nadel, welche
298
bei dein Experimente in Anwendung gekommen ist. Ist die Thelij-
mitra ixioides unter eine Glasglocke gestellt und sich selbst über-
lassen, so wird auch nicht eine Blume Samen erzeugen.
Kann da wohl ein vollkommeneres Beispiel von vorausgesehenen
Bestimmungen sein? Die lebhafte Farbe, um das Insekt anzuziehen,
— die Arme es zu leiten, — das vorragende Rostellum, um dass
es von ihm berührt wird — die klebrige Materie an dem Rostellum,
um den Besucher fest zu kleben — und die erweiterte, schildförmige
Stigma, welche ihrerseits mit Gummi bekleidet ist, um den Pollen
fest zu halten, wenn das Insekt den Kopf zurückzieht, um Honig zu
suchen oder eine andere Blume, allenfalls an derselben Spica, zu
besuchen. Findet man da eine Spur der Entfaltung? Es ist ein gut
angepasstes Ganzes und ein Ganzes für einen Zweck gut angepasst.
Schreiten wir nun zur Untersuchung einer anderen Art der-
selben Gattung, nämlich zu Thelymitra carnea. Die Blumen sind
lebhaft fleischfarben, hier sind die ausgestreckten Arme, — die schild-
förmige Stigma, — das klebrige Rostellum und die Pollenmasso hinter
der klebrigen Stigma, aber dabei ist noch eine kleine Modifikation,
nämlich: die Pollenmassen sind nicht allein hinter, sondern auch über
der Stigma und zerbröckeln sich auf derselben schon, während sie
noch in der Knospe verschlossen ist, dabei geht aber die Befruchtung
der Blume vor sich, welche letzlere sich selten öffnet und niemals
aber früher als bis nach der Befruchtung. Was isl aber nun aus
der Vorbestimmung geworden? Wofür ist die Farbe der Blumen
vorhanden, da sie doch nur selten geöffnet sind, und demnach keinen
Zweck hat? Wofür sind die Arme da? Zu welchem Zwecke ist das
Rostellum vorhanden? Ohne ihre Beihilfe ist T. carnea doch bei
weitem fruchtbarer als T. ixioides, und thatsächlich produzirt doch
jede Blume Samen. Warum sind alle diese Theile, die in der T.
ixioides so nothwendig sind, in der T. carnea vorhanden? Können
sie auf eine andere Weise erklärt werden, als durch Verwandtschaft
in der Vererbung?
Die Blumen vieler Orchideen, welche, wenn nicht befruchiet,
für eine lange Zeit offen bleiben würden (in manchen Fällen selbst
während eines Monats), welken in wenigen Stunden, nachdem der
Pollen auf die Stigma gebraciit wurde. Diese Thalsache konnte zum
Beschlüsse führen, dass die Blume von T. carnea sich nicht öffnet
oder sich seilen nur für kurze Zeit öffnet, einfach da sie keine Zeit
hat, bevor die verwelkende Wirkung als Folge der Befruchtung
(welche scht)n in der Knospe stattfand) sie erreicht hat. Gewisser-
massen mag diess der Fall sein, aber es isl widerlegt durch das,
was bei T. longifolia stattfindet. T. longifolia wird auch in der Knospe
befruchtet, doch an schönen, hellen Tagen öffnet sie sich für eine
Stunde. Soll dieses nutzlose Oeffnen auch der Vererbung zuge-
schrieben werden?
Bei einigen Orchideen ist eine Abhängigkeit von Insekten und
eine sorgfältige Ausarbeitung von Kleinigkeiten, welche damit ab-
schliesst, dass sie fast zur völligen Unfruchtbarkeit verdammt sind;
299
andere, welche veihällnissinässig einfach eingerichtet sind, obschon
sie vom Zutliun der Insekten abhiingen, sind viel zeugungsfähiger,
das heisst, viele der Blumen bringen Samen hervor. Dendrobiu7n
scheint nur gelegentlich, so zu sagen nur durch Zufälligkeiten be-
fru(;litet zu werden. Ein herrliches Exemplar von D. Hillii des bot.
Gartens brachte im Jahre 1872 von 60 Scheinknollen 190 Blüthen-
sf finde hervor, wovon jeder wenigstens 200 Blüthen trug. Dieselbe
Pflanze war zu derselben Zeit mit beiläufig 40.000 Blumen bedeckt,
und dennoch brachte es nicht ein Samenkorn hervor. Dieses erscheint
aber minder überrascliend, wenn man erwagt, dass dabei eine Haube
zurückzuschlagen ist, dichte Pollenmassen (wie winzige Weizen-
kiirner) wegzuschaffen sind, welclie leicht in eine Grube der Columna
(Clinandrium) zurückfallen können, wo sie dann für immer verloren
siiul, — dass sie unten in eine kleine hohlenartige Grube versenkt
werden müssen, und dass sie durch die Stellung der Blume kaum
in dieselbe fallen können, da die Lippe eher ein Hinderniss als eine
Hilfe bei den Verrichtungen der Insekten zu sein scheint.
Bei dem Genus Eriochilus tragt die einzige Art {autumnalis)^
wenn sie so gestellt ist, dass die Insekten niciit einwirken können,
keinen Samen. Aber die Scheibe, an welcher die Pollenmassen ange-
fügt sind, sind zum Entfernen über die Stigma gestellt, ohne jede
Verbindung mit dem La bellum oder der Columna, und dennoch er-
zeugen viele Blumen an einigen Standorten Samen.
Auf diese Art sieht die Befruchtung, so weit sich meine Er-
fahrung erstreckt, durch die ganze Ordnung im verkehrten Verhält-
nisse zu den vorhandenen Einrichtungen der Intervenirung von In-
sekten. Schone kleine Blumen, vollkommen in ihrer Art, stehen Tage
laug, bis sie endlich an ihren zürtlichen Stämm(;hen verwelken, ohne
dass sie das ^A^erk ihres Daseins vollzogen haben. Zeigen sie nicht
in ihrem jungfräulichen Zustande ein eigenthümliches Bild von einer
zu hoch gepriesenen Natureinrichtung?
Es scheint mir, dass Darwin als Mittel zur Befruchtung auf
die Mitwirkung grosser Insekten, welche mit Beihilfe ihres Rüssels
Honig suchen, zu viel Gewicht legte. Unter den Orchideen Austra-
liens und \ielleiclit im Allgemeinen scheinen zwei andere Insekten-
klassen wenigstens beihilflich zu wirken. Kleine Insekten verschie-
dener Art, welche zwischen abgefallenen Zweigen und an Blumen
aus- und einkriechen, welche zwischen denselben entstehen, und
Insekten, welche die Blumen angreifen und theilweise selbst ver-
zehren. Die ganze Form von Cijpripedium zum Beispiele scheint ge-
eignet zu sein, ein kleines Insekt in ihrem Labellum gefangen zu
nehmen; solch ein Insekt würde, wenn es sich durch irgend eine Oeff-
nnng von der Columna entfernen wollte, den Pollen zu einer anderen
Blume mitfragen, oder würde durch ein Zurückziehen nach gehabter
Anstrengung zu entkommen die Blume mit ihrem eigenen Pollen
befruchten. Diese Ansicht der Ausübung solcher kleiner, eindringen-
der Insekten, als: Thrips, Käfer etc. wird an den Gattungen Ptero-
stylis, Corysanthes etc. eingehender besprochen werden, aber ich
300
iniiss anfügen, dass sie mir vorkommen (als würden sie das lange
Nectarium gerne als einen Zufluchtsort aufsuchen) eine leichlere
Losung der Befruchtung bei Angraecum sesquipedale hervorzubringen,
als durch die Idee, dass dabei ein Insekt, wovon übrigens nichts
bekaruit ist , mit einen Rüssel von aussergewohnlic'her Lange erfor-
dert wird, um den Honig von solch' einer Tiefe hervorzuheben; oder
vielleicht ist eine dritte Klasse von Insekten noch glaubwürdiger
(angezogen durch das lange Nectarium als ein vortreffliches Fulter),
die iliren We^ in die Blume durchfrisst , und dass dadurch die Be-
fruchtung bewirkt wird.
Als Sarcochilus Fitzgeraldi zuerst in einem tiefen Graben ge-
funden wurde, waren seine Bliitter und Blumen von einer Art Holz-
laus durchlöchert, und ich bezweifle niclit, dass dieses Insekt die
Hauplursache zur Befruchtung- derselben war.
Es wäre von Interesse, wemi es sicher gestellt werden könnte,
ob Angraecum sesquipedale im Naturzustande auf gleiche Weise ver-
stümmelt wird. Bei einer Gelegenheit fand ich eine kleine Raupe an
einer Blutne von Dendrobium speciosmn; sie hatte zum Theile eine
nebenstehende Blume verzehrt, deren Ueberreste ich durch ein klei-
nes Stückchen Wolle, welches ich um das Blüthenstielcheu band,
markirte. Die auf diese Weise auf dem Blüthensfande oder vielleicht
an der ganzen Pflanze allein ausgemerkte Blume brachte Samen her-
vor. Ein Insekt, wenn es die Spitze der Coluiinia abfrisst, würde
höchst wahrscheinlich die Befruchtung bei Dendrobium veranlassen,
da die Pollenmasse, wenn die Scheidewand zwischen dem Clinan-
drium und der Narbengrube (stigmatic Chamber) weggefressen ist,
wahrscheinlich in dieselbe fallen würde. Aber in Anbetracht solcher
Entwicklungen, wie das Nectarium an Angraecum, die geschwänzten
Sepale an Cypripedium, das bewegliche Labellum bei Caieana ist es
nicht nolhwendig, soweit ich den Fall kenne, auch einen direkten
oder indirekten Nutzen bei der Blume als eine Ursache ihrer Exi-
stenz zu suchen. Wenn kleinere Anhiingsel sich vorfinden und von
keinem Nutzen sind, warum sollten nicht auch diese Accessorien
oder Modifikationen nutzlos sein. Von welchem Nutzen sind die ver-
schiedengestaltigcn Drüsen am Labellum der Caladenien, der Lype-
ranthus etc., oder, um auf eine andere Ordnung zu verweisen, die
Drüsen an den Phillodien bei Acacia? Ist nicht die richtige Antwort
hierauf, dass diess Modifikationen von Theilen sind, welche vielleicht
einst Nutzen gewahrten, und dass wahrscheinliih alles nun in übei-
triebenen Formen erscheint, da durch Hybridisation oder durcli an-
dere Veranlassungen Störungen eintraten. Hier scheint keine Ursache,
warum der Formenwechsel nicht forlging, zu sein, woferne er nicht
so nachtheilig gewirkt hatte, um Erlöschen zu verursachen. Diess ist
ein Punkt, welchen der Naturforscher, in Anbetracht der Darwin-
schen Entwicklungstheorie, stets im Auge behalten sollte, denn wir
sind für die Idee von Bezeichnungen und Modellen so herangebildet,
dass es fast unmöglich ist, Anpassungen und Aehnlichkeiten von
irgend einem anderen Standpunkte zu betrachten; so sehr ist diess
301
der Fall, dass sogar Darwin von der Bewerkstelligung und dein
Zweck eines Organ es spricht, wogegen der Vorsatz, kein Objekt oder
Zweck zu erwarten oder zu suchen ohne Schwierigkeit solche Ueber-
gänge anzunehmen erlaubt, welche in dein Labellum von PterostijUs
anzutrefFen sind, wofür einen besonderen Nutzen herauszufinden, es
wohl manchen Naturforscher in Verlegenlieit setzen würde. Es er-
mächtigt uns auch, über ausserordentliche oder monströse Entwick-
lungen hinweg zu gehen, ohne gezwungen zu werden, einen Nutzen
aufzufinden oder zu erfinden.
(Fortsetzung: folgt.)
Hochsommerflora der Umgebung von Görz.
(Nördliche Umgebnng.)
Von Rüdiger Felix SoUa.
(Fortsetzung.)
3. Valentini-Berg.
Am rechten Ufer des Isonzo, von Flava bis Salcano herunter
zieht sich die gewaltige Sabotino-Kette, auf deren letztem (südlichen)
Ausläufer einst die Mauer eines Klosters mit der Kapelle zu Ehren
des heil. Valentin standen, wesswegen schlechtweg der ganze Berg
den Namen führt; eine gewaltige Urgonien- (oberneocomien) Masse
dem südlichen Kalkzuge angehörig, mit hohen, canellirten und durch-
löcherten Felsen. Höchst wahrscheinlich ist der Berg eisenhaltig,
worauf nicht nur Spuren von karminrothen getüpfelten Flecken auf
den Kalkmassen deuten könnten, sondern auch die Anziehungskraft,
die der Berg auf die Luftelektricilät ausübt, und das rasche Ab-
schmelzen des wenigen Schnees, der darauf fällt, was im Lande
herum eine gewisse Andacht gegen den Berg erregt.
Gewiss sehr lohnend ist der Aufstieg auf denselben. Wenn man
das jenseitige Ufer erreicht hat, betritt der Fuss den weichen Silt, der
hier nur auf einer sehr kurzen Strecke landeinwärts die Nummuliten
überdeckt; wenige künstliche, bereits ausgewaschene Stufen führen
hinauf auf festen Boden, der Weg schlängelt sich dann durch ein
kühles Wäldchen verschiedenartigen Holzes, das den Fuss des Berges
gegen Süden beschattet und unter Anderem in seiner Mitte birgt:
Ruscus aculeatus (blüthen- und früchtenlos), Pullcaria di/senferica,
Inula squarrosa, Aspidium Lonchitis, unerklärlicher Herkunft, Asp.
aculeatum etc. — doch bald ist man im Freien, auf der Anhöhe des
Dorfes S. Mauro; durch eine kurze Pappelallee, an Wiesen und be-
bauten Feldern vorbei, erreicht man die Herrschaft der Herzoge von
Blaccas, mit einem schmucken Gärtlein vor dem Hause, das wir um-
gehen, und durch eine schöne Anlage von Althaea o/ficina/is (blü-
Orsterr. liotan. Zeitschrift. 9. Heft. 1878. 24
302
hend), deren frische Blätter nur schwierig die Frucht des rankenden
Humnlus Lupulus verbergen, mit zwei schönen Lorber-Sträuchern
zu Hiiuplen, gelangen wir abermals zu statüichen Popiilns, die uns
tiefer hinein in das Dorf geleiten, durch einen steinigen, ziemlich
geneigten Hohlweg. Das letzte Haus ist aucli erreiclit mit seinen
schönen Eichen- und Kastanienbäuinen — Biiphthalmtim salicifolium,
Pulicaria dysenterica, Verhascum nigrum, Anthemis Cotula neben
Matricaria ChamomiUa, Cichorium Intyhiis und Eupatorium canna-
hinuni, Centmirea amara und Mentha silveslris blühen all hier — und
nun beginnt der Aufstieg. Auf einem von Regen und Wetter ver-
waschenen schmalen Pfade, durch die unförmigen Kalksteine, welche
mitunter sehr schöne Krystalldrusen oder stalagmit-ähnliche Bil-
dungen, selbst Versteinerungen von Baumwurzeln aufweisen, sehr
bald den sengenden Sonnenstrahlen ausgesetzt, wandern wir fort;
überall ein greller Gegensatz zu den übrigen Bergen der Umgebung.
Kalil, wie er von der Ferne aussieht, ist es der Valentini-Berg auch
in Wirklichkeit, denn kaum hat man den letzten Baum hinter sich,
so gewahrt man nur dürre Steine und kleines Gesträuch: Rosa ca-
nina, Viburmim Lantana, Crataegus Oxyacantha, Prunus spinosa,
Mahaleb, Juniperus communis; zwischen den Steinen fristen ein müh-
sames Dasein: Eryngium amethystinum, Carlina corymbosa, Cam-
panula glomerata, rapunculoides, Trachelium, rotundifolia, Allium
saxatile, acutangulum var. petraeum, Trinia vulgaris, Peucedanum
Schottii V. petraeum, Veronica spicata (noch schön blühend), Sedum
maximum, Iberis divaricata, Centaurea amara, Silene Saxifraga,
Dianthus silvestris, Micropus erectus, Betonica Älopecurus, Dictam-
nus Fraxinella, Ruta divaricata, Centaurea rupestris, Piptathermu
paradoxum. — Unser Pfad verlässt uns dann, und auf trockenem,
schlüpfrigem Grase, das Centaurea solstitialis, Campanula pyrami-
dalis, Anthericum ramosum, Hieracium villosum, Carlina acaulis,
Eryngium amethystinum neben grossen Exemplaren von Peucedanum
Schottii V. petraeum, Pimpinella Saxifraga trägt, erreichen wir die
letzten Reste einstiger Frömmigkeit. Die Mauern, an denen einst die
Gesänge der Mönche wiederhallten, überzieht nun ein grüner Teppich
von Asplenium Ruta muraria, A. Trichomanes, Grammitis Ceterach;
aus einer Felsspalte an schattigem Orte sieht heraus Campanula
Trachelium; die Stätte, wo das Hochamt vom Prior gefeiert wurde,
füllen jetzt des Rubus fruticosus und der Rosa canina Gesträuche
aus; um die Mauern herum wächst: Campanula pyramidalis, Poly-
gonum Bistorta, auch noch Cyclamen, kleine, niedergestreckte Exem-
plare von Dorycnium pentaphyllum , breite Rasen von Potentilla
verna.
Die Aussicht, die man von da geniesst, ist wunderschön. Von
Westen greift herüber die Kette der tridentinischen Alpen, fern im
Hintergrunde dem Apenninenzuge sich anschliessend. Vor uns die weite
friaulische Ebene mit ihren vielen Kirchen, grenzenlos in die vene-
tianische übergehend, wie ein bunter Teppich ausgebreitet, von einem
Silberfaden umsäumt — unserem stillen Isonzo, der weiter unten oft
303
verderblich wirkend auftritt, von der Hohe kann man ganz gut wahr-
nehmen, wie weit der Fluss sein Geschiebe landeinwärts auszubreiten
vermag. — Wüst und Ode sind die Felder ringsumher, nur die grüne
Olea europaea zeugt von einer Vegetation an den beiden Ufern. —
Nicht minder schön ist das Bild zur Linken: am Fusse der Kostanje-
vica erstreckt sich Panovitz mit seinem kleinen See, darin mächtige
Quercus Robnr und die traute Tilia grandifolia sich klar und rein
abspiegeln, mit Cyperus longus, Zannichelia palustris, Sparganium
ramosum, Rubus caesius, discolor, Selinmn Carvifolia, Callnna vul-
garis an seinen Uferstellen. — Von Panovitz herüber streiclit das
Auge in der Ebene zu den Häusern von Salcano, die wir, auf dem
gemachten Wege den Berg verlassend, wieder aufsuchen.
4. Monte Gabria.
Unsere nächste Partie galt dem Berge Gabria mit seiner ein-
samen Kirche zur heil. Katharina, zu dessen Füssen das Dorf Sal-
cano sich ausbreitet. Der Aufstieg führt uns zunächst durch eine
schlüpfrige Schlucht, deren Mitte ein kleines Bächlein ausgehöhlt hat.
Vor uns steht in thorartiger Wölbung die Stelle eines Bergsturzes,
aus der rothen Erde, zu den Scaglia-Schichten (Sandstein, rother
Mergel, gelblicher und graublauer Kalk) ragen die braunen Wurzeln
der oberen Vegetation — vorzüglich Kastanien — heraus, während
in den gerutschten Massen Satureja montana, Peucedanum Cervaria,
Pastinaca sativa, Buphthalmum salicifolium etc. eine neue Stätte
zum Fortkommen gefunden haben; auch wachsen blüthenreiche Bü-
schel von Epilobium Dodonaei am Rande des Sturzes. — Der Weg
hinauf ist nicht gekennzeichnet; längs einer mit Epheu dicht be-
wachsenen Mauer, an Kastanienbäumen und bestellten Feldern vor-
bei kommt man bald auf abschüssige Wiesenplätze. Wohin der Blick
in die Runde schweift, nichts als fruchtbeladene Gesträuche von C/e-
mafis Vit alba, Rosa canina ß. sepiitm, Cornus mas, Prunus spinosa,
Mahuleb, wahrend der Fuss auf gedörrtem Grase behutsam einen
Weg sich sucht, da oder dort auf zerstreute Cyclamen eMropaeum,
Medicago minima, hinter Steinen \erborgene Knaulia silvatica, Satu-
reja montana, auf einzeln blühendes Hypericum perforatum stossend.
Doch mit einer abermaligen Region von Kastanienbaumen*) wird der
Charakter der Vegetation ein anderer. Der Botaniker findet hier
reichliche Entschädigung an den schönsten Umbelliferen, die hier im
Schatten der hohen Bäume auf besserem, der Kalksteinzone gehöri-
gem Boden wachsen, so: Foeniculum officinale (verwildert), Peuce-
danum Oreoselinum, venetum, Cervaria, Pastinaca sativa, Orlaya
grandißora, Torilis maxima, Bupleurum junceum, Seseli coloratum,
Selinum Carvifolia; in wenigen und recht dürftigen Exemplaren auch
Aethusa Cynapium^^'), Pimpinella Saxifraga, Eryngium amethysti-
*) Von der Mitte des Berges zieht sich, auf seiner südlichen Seite, ein
Kastanienwäldchen hinab in's Thal.
**) September 1877 sah ich am Ufer des Isonzo ein einsames, ebenso
kleines, dürftiges Exemplar dieser Pflanze.
24*
304
num. — Nicht minder sieht er hier die Biüthen von Campamila
caespitosa, glomerata, rapunculoides, Allium acutangiilum var. pe-
traeum, fallax, Cyclamen europaeum, Knaulia silnatica. Feiner wachst
liier not^h: Cytisus nigricans, Centaurea amara, Carduus pycnoce-
phafus, Betonica officinalis, Xanthium spinosum, Euphorbia verru-
cosa, Rhamnus calhartica, Celtis australis, Centaurea rupestris,
Linum calharticum, Chenopodium Bonus Henricus, Vitex Agnus
castus, Galium Cruciata, Erodium cicutarium.
(Schluss folgt.)
Das Pflanzenreich
auf der Wiener Weltanssteliniig im Jahre 1873.
Noti/en über die expoiiirteii Pflanzen, Pllanzenrohstoffe und Produkte, sowie über ihre bildlichen Darslelhingen
Von Franz Antoine.
(Schluss.)
Von der Insel Meleda und Arbe ffab es Stammscheiben von;
Pinus halepensis Mill.
Myrtus communis L.
Sahina phoenicea Ant.
— foetidissima Ant.
Pistacia Lentiscus L.
Quercus Hex L.
Ostrya virginica Lam.
Olea europaea L.
Erica, arborea L.
Arbutus Unedo L.
Ausser den eben angeführten gab es 114 Holzarten in der be-
kannten Buchform, welchen neben den scientifischen Namen der be-
treffenden Holzart auch der Trivialname beigegeben war.
Eine aus 11 Mustern bestehende Sammlung zeigte gespaltenes
Holz, um die Struktur des Holzes ersichtlich zu machen, und es war
dabei die Lage und der Standort des gefällten Baumes speziejl an-
gegeben.
Die Fassdauben aus Buchenholz, vorzugsweise aus dem Forste
von Ternovan herstammend, werden zu Gebinden verarbeitet, in
welche Mehl zum Transporte nach Brasilien verpackt wird.
Kohle von Buchenholz gab es in 6 Mustern und sollen svimmt-
lich ohne Zugabe von Wasser verkohlt werden.
Von der landwirthschaftlich-chemischen Versuchsstation in Wien
stammten verschiedene Präparate der im pflanzlichen Organismus vor-
kommenden und daraus hervorgegangenen Stoffe, als :
Ai'U7n esculentum-SVävke.
Apfelsäure.
Asparagin.
Arabin,
Arbutin aus den Blättern von Ar-
butus Uva ursi.
Amygdalin aus bitteren Mandeln.
Aesculin aus Aesculus Hippoca-
stanum.
Alizarin aus Rtibia tinctorum.
Berberin.
Brucin.
Campher.
Cumarin.
Codein.
Chinin.
Colchicin.
305
Piperin.
Pflanzenalbumin.
Pflanzenwachs aus Heu, Mais, Sor-
ghum und Stroh.
Quercitrin aus Quercitronenrinde
(Quercus tinctoriä).
Santalin aus Sandelholz.
Salicin.
Saponin.
Solanin.
Scoparin.
Sorghum-Zuckev .
Stärke aus Marantha.
— aus Batatas edulls.
— aus Arum esculenttim.
— aus Aesculus Hippocaslanum.
— aus Sicyos angulata.
— ■ aus Castanospermum.
Tannin.
Thein.
Theobromin.
Veratrin.
Weinsaure.
Coffein.
Digitalin.
Delphinin.
Fumarsäure.
Glycyrrhizin.
Gallussäure.
Gentianin aus Gentiana lutea.
Hämatoxylin.
Inulin.
Jalappin im Rhizom von Convol-
vulus Orizabensis.
Indigo.
Korksäure.
KartolTelstärke.
Legumin.
Monthera, das Stearoplen des Pfef-
fermiinzüles.
Morphin.
Maisstärke.
Mann it.
Marantha-Slärke.
Phloridzin aus den Wurzeln vieler
Pomaceen.
Papaverin.
Zur quantitativen Ermittelung der Wasserverdunstung aus le-
benden Pflanzen stand ein mit einer Gasuhr in Verbindung gebrachter
Apparat auf.
Zur Pflanzenkultur in Wasser, wozu tlieils Brunnen-, theils de-
stillirtes Wasser in Anwendung kommt, sind die Nährstoffe der
Pflanzen entweder gelöst oder suspendirt.
Der Sand zur Sandkullur besteht aus Quarzsand, unter welchem
entweder Nährstoffe gemengt oder durch Begiessen zugesetzt werden.
Zur Kohlekultur der Pflanzen wird Holz- oder Stein kolde ge-
nommen. Bei der Torfkullur wurden dem Torfe NährstofflOsungen
in verschiedenen Quantitäten beigemengt.
Unter den im Freien in sclir grosser Anzahl vorhandenen Baum-
stämmen von schnurgeradem und mächtigem Wüchse und in voll-
kommener Gesundheit fanden sich aber auch viele krankhafte, mit
Auswüchsen, Aushöhlungen, Verwachsungen behaftete Stücke vor,
und es bildeten diese verkrüppelten Baumstrünke einen förmlichen
Hain des Siechthums.
Um schliesslich vom Siechthum zum Tode überzugehen, erwähne
ich noch eines Ausstellungsgegenstandes von ganz eigener Art, näm-
lich des Schädels des gelehrten Jesuiten und berühmten Botanikers
Franz Xav. Freih. v. Wulfen, welcher anno 1805 in seinem 77. Le-
bensjahre in Klagenfurt seine irdische Laufbahn beendete. Neben
diesem Todtenschädel lag noch ein zweiter, nämlich der des Raub-
306
mörders Rescli, und beide brachte ein Messapparat-Erzeuger auf den
Schauplatz.
Sie lagen unter einem Glassturze beisammen, umgeben von
Proportionszirkeln für Messung der vergleichenden Anthropologie und
Zoologie.
Die Photographie mit all' ihren Fortschritten und Erfindungen
der Neuzeit war in der österreichischen Abtheilung auf das glän-
zendste vertreten. Die Anzahl der Bilder war unendlich gross, ob-
schon hierbei das Porlrätfach eine bedeutende Rolle spielte, aber
dennoch gab es viele landschaftliche Aufnahmen, welche ausser der
schönen Ausführung sehr interessante Gegenstände darboten. Hierzu
gehören z. B. 28 Lichtdruckbilder (8 X 10) von Baron Slillfried's
Aufnahmen in Japan, W. Burger's Panorama von Honkong nebst
48 kleineren Bildern aus Aegypten, China, Cochinchina, Siam etc.
Der Glanzpunkt fiel in dieser Richtung auf die Aufnahmen Sr. Exe.
des Herrn Grafen Hanns Wiltschek. Es sind Aufnahmen, welche der-
selbe auf der von ihm in's Leben gerufenen arktischen Expedition
anfertigte, und in 79 Bildern auflagen. Dabei gab es Ansichten von
Tromsö, Hornsund, Spitzbergen, eine Mitternacht-Beleuchtung in der
Isbjören-Bay, an der Mündung des Hornsundes u. s. f.
Was die Erzeugung von Kunstblumen anbelangt, so fällt auf
der österreichischen Ausstellung die Palme den Erzeugnissen der
Gräfin Baudissin zu. Blumen und Blätter waren mit solch' einer Treue
nachgeahmt, dass sie wirklich selbst bei dem geübten Beobachter zu
Täuschungen führen konnten.
Von dem unendlich reichen und herrlichen Materiale, welches
in den Abtheilungen der österreichischen Monarchie aufgespeichert
vorlag, ist in dem Vorausgesagten nur eine flüchtige Skizze gege-
ben, da es mir, wie ich Anfangs meiner Notizen angab, an Zeit ge-
brach, bei vielen europäischen Ausstellungsgruppen näher in's Detail
eingehen zu können. So leid es mir auch that, nicht völlig beendet
davon scheiden zu müssen, so musste ich mich dem Machtgebote
fügen, welches durch den Schluss der Ausstellung eintrat.
Literaturberichte.
Fung-orum Americaiiorum triginta species novae, Auetore F. de Thümen.
(Separatabdruck aus der „Flora" Jahrg. 1878) 8». 8 S.
In diesem Aufsatze finden sich die Beschreibungen folgender
neuer Arten: Hydnum Ellisianum, Thümenia Wisteriae, Diaporthe
Raveneliana, Cryptosporium acicolum, Sphaeropsis Baptisiae, Sph.
Janiphae, Phoma Catesbei, Ph. r>ixvisibiie, Ph. dendriticvm, Ph. in-
numerabile, Coniothyriuni lineare, Septoria Solidaginis, S. Ravenelii,
Phyllosticta Toxicodendri, Ph. vesicatnria, Ceufhospora Cookii, Mor-
fhiera Thümenii, Depazea Batatas, D. Rhynchosiae, Torula micro-
307
sora, T. insularis, Septosporium Lupini, Sporidesmivm capsnlarum,
Cylindrium pallidum, Trimatostomma americana, Fusidium Ravene-
lianum, Fusisporinm azedaracimim, ScleroVmm Desmodii. Die meisten
dieser Novitfiten stammen aus Süd-Carolina, und v. Thünien's hier
angezeigter Aufsatz ist ein sehr erwünschter Beitrag zur genaueren
Kenntniss der Pilzflora dieses Theiles von Nord-Amerika.
Dr. H. W. Reichardt.
Alcuue mostrnositä della Flora lUirica di Dr. C. de Marchesetti. 8".
4 S. 1 Tab. (Sonderabdruck aus dem Bolletino delle scienze naturali. III.
Nr. 3.)
In dieser kurzen Mittheilung spricht der Verfasser die Ansicht
aus, dass Campanula Sfanbii Ueclitr. eine Monstrosität von C. pyra-
midalis L. sei, und unterstützt seine Ansicht durch die beigegebenen
Abbildungen. Auch das Chrysanthemum platylepis Borb. hält Dr. v.
Marchesetti von Chrysanthemum Leucanfhemnm L. nicht für ver-
schieden. R.
Note snr la flornle de la prairie de Bourdelaiis par Adolphe Mehu.
Paris 1877. Imprimerie £mile Martinet. 8". 11 S. (Sonderabdruck aus dem
Bullet, de la Soc. botan. de France).
Mehu schildert in diesem Aufsatze mit Sachkenntniss die Flora
der Prairie von Bourdelans (nächst Villefranche bei Lyon). Sie be-
herbergt nur verhältnissmässig sehr wenige Pflanzen, welche nicht
auch in Oesterreich einheimisch wären. Von Interesse sind die An-
gaben über die Auffindung und die Verbreitung von Carex nutans
Host in Frankreich cS. 6). — Ein Anhang, welcher Abbe Cliabois-
seau zum Verfasser hat, bespricht das Herbar und die Bibliothek des
Herrn Mehu. Beide Sammlungen sind ansehnlich und gehören zu den
grosseren Frankreichs. R.
Ueber den Gang des Wasserg-ehaltes und der Transpiration bei der Ent-
wicklung' des Blattes. Von Dr. Franz v. Höhnel. (Separatabdruck aus
den Forschungen auf dem Gebiete der Agrikulturphysik von Prof. Dr. E.
Wollny. I. Bd. 4. Heft). Heidelberg, C. Winter, 1878, 8°. 29 S.
Der Verfasser suchte zuerst den Gang des Wassergehaltes bei
der Entwicklung des Blattes auf die bekannte Weise zu bestimmen
und kam nach zahlreichen Versuchsreihen zu dem Resultate, dass
fast alle krautigen Blätter in ihren jüngsten Stadien ein Maximum
des Wassergehaltes repräsentiren, das hernach bis zu einem be-
stimmten Minimum fällt, von wo aus wieder ein Steigen stattfindet,
das entweder bis zum Gelbwerden des Blattes fortschreitet (z. B. bei
Aster spectabilis), oder nachdem es auf der Höhe der Funktion des
Blattes zu einem zweiten, höheren Maximum geführt hat (z. B. bei
Ballota nigra), in ein allmäliges Fallen übergeht. Das Minimum fällt
in der Regel auf die halbentwickelten Blätter. Von dieser Regel des
Wassergehaltes, welche der Verf. ohne Rücksicht auf Temperatur
und Luftfeuchtigkeit konstatirte, weichen jedoch die Pflanzen aus der
Gruppe der Urticinae ab. Bei denselben (Morus, Celtis, Ulmus^ Ur-
tica) nimmt der Wassergehalt von den jüngsten bis zu den ältesten
308
Blättern bestündig ab, und nur die bereits absterbenden Blatter (von
Morus alba und Urtica dioica^ zeigen eine ganz geringe Zunahme
desselben. Aehnlich verhalten sich die Blatter verschiedener Jalu*-
gänge von immergrünen Gewächsen. Nur bei Mahonia Humacanea
machen die Blätter des letzten Jahres ganz den Wassergehaltsgang
der krautigen Blätter durch. Im Allgemeinen wird bei Verdickung
der Zellwände oder bei Cuticularisirung der Epidermis die Grösse
des Wassergelialtes herabgedrückt. Selbstverständlich steht mit dem
Wassergehalte auch die Transspirationsgrösse der einzelnen Entwick-
lungsphasen des Blattes im Zusammenhange, und Höhnel fand in der
That, dass die jüngsten Blätter ein Transspirationsmaximum zeigen,
dass während der Entwicklung des Blattes die Verdunstungsgrösse
allmälig falle, um wieder zu steigen und ein zweites niedrigeres
Maximum zu erreichen. Aus ungewissen Gründen stimmen jedoch
die Minima der Transspirationsgrösse und des Wassergehaltes nicht
überein (wie bei Beta, Brassica, Cucurbita}, und bei Ulmus cam-'
pestris zeigt sich bei konlinuirlich abnehmendem Wassergehalte die
erwähnte Transspirationskurve. Das Mhiimum der Transspiration er-
klärt der Verfasser durch die beginnende und fortschreitende Cuticu-
larisirung entstanden, während die nachfolgende Steigerung durch
slomatische Transspiration erzeugt wird, die jedoch nie die Grösse
ersterer erlangt. G. B.
Kuntze Otto Dr., Cinclioua-Arten, Hybriden nnd Knltiir der Chiuinbäiime.
Monographische Studie nach eigenen Beobachtungen in den Anpflanzungen
auf Java und im Himalaya. Leipzig, H. Haessel, 1878, IV und 124 S. nebst
3 Phototypen.
Die vorliegende Gattung hat eine Reihe von Autoren beschäf-
tigt, und wurden nicht weniger als 70 Spezies unterschieden. Schon
Howard war die Höhe dieser Zahl verdächtig und erhoffte er die
diessbezügliche Aufklärung durch die Kultur. Der Verfasser reduzirt
dieselben auf vier Arten und eilf Bastarie, während eine stattliche
Reihe anderen Gattungen angehört. In dreizehn Abschnitten wird
alles Wissenswerthe über diese Gattung eingehend erörtert und die
Literatur beurlheilt. Mit einem Worte, der Verf. räumt gründlich auf
und liefert eine Arbeit, die mehrfach interessant und lehrreich ist.
Wir erfahren, dass bei Cinchona, im Gegensatze zu den anderen
Pflanzen der Tropen, die Hybridität viel häufiger, dass durch diese
sich der Chiningehalt steigert, und dass die Rinde desto cliininreicher
ist, je unregelmässiger der Bastart ist. Die Arbeit wird nicht ver-
fehlen, in den betreffenden Kreisen gerechtes Aufsehen zu erregen.
Die Ausstattung des Werkes ist eine geschmackvolle, und die bei-
gegebenen Tafeln, dem Lichtdrucke entsprechend, genug deutlich.
Kuntze Karl Ernst Otto, Monographie der Grattuug Cinchona L.
Leipzig, Pöschel & Trepte, 1878, 41 S. 8».
Die vorliegende Arbeit ist eine Gelegenheitsschrifl (Inaugural-
Dissertalion) und ein Auszug der vorigen. In Kürze werden die we-
309
sentlichsfen Resultate, unter Hinweis auf die unterdessen erschienene
grössere Studie über denselben Gegenstand mitgelheilt. K.
Correspondenz.
Tavarnok in Ungarn, am 25. Juli 1878.
Am 22. d. M. unternahm ich in Gesellschaft des Herrn Ritt-
meisters V. Hütten eine Exkursion auf den Nasenstein, wobei wir
auf den Bergwiesen des Revan Crepis sibirica in zahlreichen Exem-
plaren fanden. Dr. Pantocsek.
Linz, am 5. August 1878.
Zur Schilderung dessen, was in diesem Jahre in botanischer
Richtung hier die Presse verlassen, theile ich Ihnen mit, dass dem
3G. Jahresberichte des Museums Francisco-Carolinum das 2. Heft des
H. Bandes der Flora Oberösterreichs von Dr. Johann Duftschmidt bei-
gegeben wurde, das die XXVIH. bis XXXVIH. Ordnung nach dem
Systeme Endlicher's in sich fasst. Die verhältnissmässig geringe Zahl
von Subscribenten auf die Separalabdrücke dieses nach dem Muster
der Flora Niederösterreichs von Dr. August Neilreich verfassten und
bei der Fr. Ign. Ebenhöch'schen Buchhandlung (H. KorbJ im Kommis-
sions-Verlag erscheinenden Werkes lässt leider das raschere Er-
scheinen nicht zu. — Zu den Beigaben des 9. Jahresberichtes des
Vereines für Naturkunde in Oesterreich ob der Enns zu Linz zahlt
vorerst die Fortsetzung der Aufzählung der in der Umgebung von
Linz bisher beobachteten Sporenpflanzen (Kryptogamen) von Dr. Karl
Schiedermayr, die Pilze behandelnd, nebst einem Anhange der in
diese Klasse einbezogenen verwandten Pflanzenformen, womit diese
sehr werthvoUe Arbeit zwar ihren Abschluss gefunden hat, jedoch noch
in Zukunft allenfallige Nachträge in Aussicht gestellt wurden. Eine wei-
tere Beigabe sind: Phänologische Beobachtungen von Linz, verfasst von
Franz Strobl, Oberlehrer an der Bürgerschule zu Linz, und zwar in
zwei Tabellen, die eine für das Jahr 1877, die zweite für den Zeitraum
von 1874 — 1877. — Der Jahresbericht der k. k. Oberrcalschule zu
Linz für das Schuljahr 1877 — 1878 enthält eine sehr schätzenswertho
Publikation unter dem Titel: „Die Gattungen der phanerogamen Ge-
fässpflanzen des Vegetationsgebietes von Linz. Nach der analytischen
Methode für Anfänger zum Bestimmen eingerichtet von Franz Wassler."
Dieser Aufsatz beurkundet das sehr anerkennenswerthe Streben des
genannten Herrn Verfassers, seinen Schülern das Bestimmen der
Pflanzen möglichst zu erleichtern und sie dadurch anzuregen, ihre
in der Schule gewonnenen Kenntnisse und Anschauungen zu erwei-
tern, welcher Aufgabe der Autor in hohem Grade gerecht wurde,
indem die Diagnosen in einer der Fassungskraft seiner ehemaligen
Hörer angepassten und doch wissenschaftlichen Weise gegeben er-
scheinen, dieselben dadurch in den Stand gesetzt sind, selbst weitere
310
Beobachtungen iiw Pflanzenreiche anzustellen. Der fachkundig-o Ver-
fasser hat iiiebei den löblichen und nachalimung-swürdigen Zweck im
Auge, auch über die Zeit des unmittelbaren Verkehres mit seinen
Schülern auf deren Fortbildung einzuwirken und so denselben gegen-
über seine Lehrthätigkeit fortzusetzen. — Ausser der Umgebung von
l.inz habe ich nur während eines Zeitraumes von 14 Tagen, welche
nach dem Witterungscharakter dieses Jahres leider durch häufige
Niederschläge den Aufenthalt mir verleideten, mich in der Gegend von
Kirchdorf und Micheldorf umgesehen, um auf die nach der zuverlässigen
Angabe Dr. Schiedermayr's in Brittinger's systematischer Uebersicht der
Flora von Oberösterreich in diesem Thale und auf den angrenzenden
Bergen vorkommenden Arten zu fahnden. Mit Sehnsucht hatte ich mir
von der nach einem glücklichen Gedanken meines die Wissenschaft
verfolgenden und schätzenden Hausherrn — Ignaz Redtenbacher —
auf dem Dache errichteten Wart« die gegen Westen von der Falken-
mauer und ihren Vorbergen, gegen Süden im Vordergrunde vom
Georgiberge, links dem Sperrring, gegen Osten von den durch Bu-
chenwaldungen zu den oberhalb der gut erhaltenen Burg Altpern-
stein führenden Anhöhen, endlich gegen Norden von dem Magda-
lenenberge mit seiner am Plateau stehenden Kirche und dem erhöhten
nach Voitsdorf führenden, sich in die Krems-Ebene abdachenden
Strassenzuge begrenzt erscheinen, betrachtet, doch war es mir nur
an wenig Tagen gegönnt, einen Theil dieser Punkte näher zu be-
sichtigen und zu durchforschen. Ich muss mich daher in meiner Mit-
theilung auf einiges besonders Bemerkenswerthes beschränken. So
fand ich bei Kirchdorf am Wege nach Hochhaus ein weissblühendes
Exemplar von Verbascum nigruni, — weiters Gladiolus communis im
Stadium der Frucht und das in Niederösterreich nicht vorkommende
Linimi mscosum, beide Pflanzen am Georgi-Berge bei Micheldorf; die
Bergwiesen dieser Gegenden zieren häufig Anacamptis pyramidalis in
üppigen und tief dunkelrothen Blüthenexemplaren; massenhaft ist das
Vorkommen von Gercmium phaeum auf Wiesenplätzen und Grasab-
hängen, sehr häufig in Wäldern Cyclamen europaeum; auf gebautem
Lande traf ich jedoch nur wenig Gnaphalium margaritaceum und an
Ackerrändern hie und da Scandix Pecten Veneris. Vielleicht gelingt
es mir in einem anderen Jahre eine ergiebigere Ausbeute zu machen.
Dr. Robert Rauscher.
Vesztö im Bekeser Komitat e, am 8. August 1878.
Im ganzen Juli war die Witterung in Siebenbürgen sehr un-
günstig. Indess habe ich doch einige bessere Funde gemacht. Bei
Torda machte ich Exkursionen in freundschaftlicher Begleitung des
Herrn Wolff junior. Bei den Salzquellen wächst ein breit- und dick-
blättriger Aster Tripolium (?), dessen Stengel gut beblättert ist und
die Blätter jenen der daselbst wachsenden Statice Gmelini oder St.
tatarica ähnlich sind. Ich fand hier auch ein hybrides Thalictrum
von Formen des Th. collinum und Th. peucedanifolium (?). An den
Felsen des Tordaer Hegyhasadek fanden wir Centaurea Reichen-
311
bachioides Schur*), Gal'mm flarescens Borbäs, Sorbus avcvpariaX
Aria (= S. torminalis Wolff) mit Früclilen, einige Exemplare von
Ferula Sadleriana Led., Serralula radiata MB. etc. und einen Car-
duus, welclier sich dem C. crispus niihert, aber durch die breiler
herablaufenden Blatter, grössere (etwa wie bei C. candicans) und
einzeln stehende Blülhenköpre, längere und zurückgebogene Antho-
dialschuppen, durch die aus dem Anthodium mehr herausragenden
Bliithen und durch den ganzen Habitus verschieden ist. Ich werde
diese Pflanze noch näher vergleichen. — Der Herr Vizegespan des
Unter- Weissenburger Komitates, J. v. Csatö, hat mich sehr freund-
schaftlich empfangen, und machten wir Exkursionen gemeinschafllich
bei Nagy Enyed und Toroczkö. Am Ufer des Marosflusses bei Nagy
Enyed ist Roripa ierrestris häufig und auf Waldwiesen Dionthus
Armeriasfrnm Wolfner {Dianthus Armeria var. grandiflorus Schur),
Cenlaurea spinulosa Roch., Cent, sfenolepis Kern., zwischen Wein-
gärten Thalictrum Csatöi Schur, eine Pflanze von der Verwandtschaft
des Th. majus, die man noch weiter untersuchen muss, Sakia sil-
vestris weissblühend, Ferulago sihatica, Tordylium maximum, Peu-
cedamim Oreoselinum, Potentilla obscura W., Carlina intermedia
Schur, am Berge Szekelykö bei Toroczkö Agrimonia odorata, An-
chusa Barrelieri, Phleum serrulatum Boiss. et Heldr., Phyteuma ca-
nescens, Cnidium apioides. Dianthus giganfeus, Ferulago sihatica
(Bess.), Peucedanum montanum (Schi.), Seseli rigidum und Cen-
tanrea Csatöi mihi {Cent. atropurpureaXspinulosa), die ich zu
Ehren des um die Flora und Ornithologie Siebenbürgens hochver-
dienten Vizegespan benenne. Die Anthodialschuppen stehen in der
Mitte zwischen den Eltern, sie endigen häufig in spinula, die Blüthen-
farbe ist die der C. atropurpurea W. K. Ich sammelte mehrere
Pflanzen auch bei Kronstadt, am Königstein bei Zrnyest (Thlaspi
affine Schott., Ky., Bdnffya petraea, Corthusa pubens, Ranunculus
carpaticus, Asperula capitata, Doronicum cordatum var. asperum,
Erytrichium Uacquetii') und bei Biikszäd an dem Büdösberge {Pyre-
thrum Clusii, Geum strictum., Polemonium coeruleum.^ Verbascum
Thapsus'Xnigrum etc.), von dem Schulerberge aber (bei Kronstadt)
wurde ich von den Soldaten zurückgeführt. Bei Brätka (Com. Biliar)
fand ich Verbascum Lychnitis'Xphlomoides, Bromus mollis var. lio-
stachys, Br. secalinus, Hieracium praealtum, Epilobium tetragomim,
Ononis hircina v. spinescens Led., Silene Armeria. Bei SzöUös nächst
Grosswardein wächst Verbascum blattariforme Gris., zwischen SzöUos
und Ronlö am Ufer des Pecebaches: Intda Helenium, Asperula ri-
valis, Carduus crispus, Leersia oryzoides, Hesperis runcinata, Equi-
setum Telmateia, Succisa australis, Epilobium hirsutum, bei dem
Bischpfsbade Epilobium tetragomim., adnatum, parvißorum, hirsutum,
bei Elesd: Galium ochroleucum etc. — Nymphaea thermalis stand
schon (1. August) in schönster Blülhe. — S, 278 des August-Heftes
soll XV. statt XI. stehen. Borbäs.
*) Ich weiss nicht, ob man diese Benennung accepliren soll oder niclil?
312
Kalocsa, am 17. August 1878.
Vorgestern machte ich nach dem etwa zwei Meilen entfernten
Hajos einen Ausflug, wobei sich, von neuen Standorten abgesehen,
Folgendes als neu für die Flora von Kalocsa (bei Menyhärth fehlend)
ergab: Aster punctatus, Prunella alba, Hieracium boreale, Dianthus
Armeria, Trinia Kitaibelü, Ervum tetraspermwn und eine Iris wahr-
scheinlich sibirica. Wiesbaur S. J.
Nikolausdorf in Schlesien, am 23. Juli 1878.
Saxifraga Aizoon X umbrosa, welche durch Bestäubung der
S. umbrosa von S. Aizoon entstanden, beobachtete ich bereits im
jugendlichen Zustande unter einer Menge junger Pflanzen der S. um-
brosa. Dieser Bastart besitzt einen ganz erstaunlichen Formenkreis.
Die eine extreme Form, welche der S. Andrewsii nahe steht, unter-
scheidet sich von ihr durch relativ breitere und kürzere Grundblätter
und durch anliegende Kelchzipfel; diese sind bei S- Andrewsii zurück-
geschlagen. Die andere extreme Form steht der S. Zimmeteri Kern.
sehr nahe. Zwischen beiden genannten Formen besitze ich noch eine
Anzahl Mittellbrmen, die bald der ersten, bald der zweiten näher
stehen. Diese verschieden gestalteten Bastarfe, welche ihr Dasein
einer Befruchtung der S. umbrosa durch S. Aizoon verdanken, be-
stätigen Grenier's und Dr. Kerners Vermuthung, dass es keineswegs
einer wechselseitigen Befruchtung bedarf, um Bastarte der verschie-
densten Gestalten zu erzeugen. Genau dieselbe Beobachtung habe ich
auch an den Bastarten aus S. mutataX^aizoides gemacht, welche
ebenfalls auf der Alpenpartie meines Gartens entstanden sind. Noch
will ich einige hier erzeugte Bastarte namhaft machen, deren Ab-
stammung ich sicher feststellen kann; es sind diess S. Aizoony<.cru-
stata, S. AndreiüsiiX Aizoon. Diese Pflanze ist bereits von Dr. Kerner
mit S. Guhriana identifizirt worden. Eine vermuthliche /S. rotmidi-
folia'xicuneifolia bedarf noch weiterer Beobachtung. Gegenwärtig
blüht bereits zum zweiten Male in diesem Jahre ein hier entstan-
dener Primelbastart, P. supertiroliensisX, Wulfeniana, welcher als
nächster Nachbar von Pr. Venzoi Huter zu betrachten ist; diesen
prächtigen Bastart fand ich unter vielen jungen Pflanzen der P. tiro-
liensis und ist ohne Zweifel eine dieser schönen Primel näher ste-
hende Form, während P. Venzoi der P. Wulfetiiana näher steht.
Trautmann.
Fersonalnotizen.
— Dr. Hermann Knoblauch, Professor in Halle a. d. Saale,
wurde zum Präsidenten der Leop. Carol. Akademie der Naturforscher
gewählt.
313
— Baron Franz v. Hausmann ist am 4. August, G8 Jahre
Jahre alt, in Bozen gestorben.
— Dr. Hugo de Vries wurde als ausserord. Prof. der Bola-
nik an die Universität Amsterdam berufen.
— Dr. K. Prantl wurde zum Professor der Botanik an der
Forstlehranstalt zu AschafFenberg ernannt.
Vereine, Anstalten, Unternehmung^en.
— In einer Sitzung der Kais. Akademie der Wissenschaf-
ten in Wien am 21. Juni übersandte Prof. J. Wiesner eine Ab-
handlung des Herrn Dr. E. Tan gl, Professor an der Universität in
Czernowitz, betitelt; „Das Protoplasma der Erbse, H. Theil". Es folgen
hier die Hauptergebnisse dieser Arbeit: 1. Während der Keimung
beginnt die Resorption des Körnerplasmas in den innersten Partien
desselben und schreitet von da in centrifugaler Richtung fort. Durch
diesen Vorgang entsteht im Körnerplasma der sich allmälig ver-
grössernde Zellsaft der Reservestoffbehälter; an der Peripherie des-
selben ist, bis zu einem gewissen Zeitpunkt, das noch nicht resorbirte
K()rnerplasma als Beleg vorhanden. 2. Das desorganisirte, nicht re-
sorptionsfällige Körnerplasma gewisser Reservestoffbehälter, die Ver-
fasser als Vollzellen bezeichnet, unterliegt während der Keimung der
Infiltration mit einem Sekret, dessen Bildung in den angrenzenden
lebensthäligen Zellen des Parenchyms erfolgt. 3. Dasselbe Sekret er-
scheint ferner in den Interstilien, die sich im Bereiche von Vollzellen
und Wundflächen des Gewebes befinden. — Verfasser hält diesen
Sekretionsvorgang, durch welchen aus den sich erschöpfenden Zellen
eine stickstoffhaltige, in Wasser unlösliche, schnell erstarrende Sub-
stanz ausgeschieden wird, für den Ersatz der dem Parenchym man-
gelnden Fähigkeit, einen Callus durch Theilung seiner Zellen zu er-
zeugen. 4. Nach den vom Verfasser entwickelten Gesichtspunkten,
ist im Körnerplasma, in Hinsicht auf Anordnung seiner Tiieile das
mechanische Princip einer Gewölbeconstruction realisirt, welche auf
Herstellung druckfreier Räume im Lumen der Reservestoffbehälter
hinzielt. Als solche bezeichnet Verfasser die Alveolen des Körner-
plasmas, welche zur Aufnahme der Stärkekörner bestimmt sind. Dort-
hin gelangen gelegentlich von der Nachbarzelle gebildete Sekrete,
die zum Aufbau der vom Verfasser als Cysten bezeichneten Inhalts-
körper verwendet werden. Durch diese unter bestimmten Umständen
entstehenden Neugebilde werden einzelne peripherische Slärkekörner
während der Keimung mehr oder minder vollständig eingekapselt.
Die cystenbildcnden Sekrete und die in den Interstitien auftretenden
Sekretionsprodukte sind von identischer stofflicher Beschaffenheit.
5. Das Wandplasma im hiichstcn Zustande der Erschöpfung befindlicher
Reservestoffbehälter enthält abnorme Zellkerne; es sind dies gelappte
314
oder verzwoigto Körper (Alkoliolpriiparate!), deren Gestalt höclist auf-
falleiule Unterschiede von derjenigen normaler Kerne darbietet. 6. Im
Zellsaft erscliüpfter ReserveslofFbehälter entstehen durch Alkohol eigen-
thümliche Krystalloid-Niederschlage. 7. Den Beschluss der Abhandlung
bildet eine Hypothese über die Ursachen der Desorganisation des
Körnerplasmas, die unter gewissen Umständen immer eintritt. In dieser
wird unter Andern auch auf die anatomischen Verhältnisse der halb-
conischen, anfanglich zur Aufnahme der Plumula bestimmten Vertiefun-
gen der Cotyledonen hingewiesen. Dies sind die einzigen Punkte,
auf denen die bisher noch nicht aufgefundenen Spaltöffnungen der
Cotyledonen zur Ausbildung gelangen.
— In einer Sitzung der Kais. Akadem ie der Wissenschaf"
ten in Wien am 4. Juli übersandte Dr. J. Peyritsch eine Abhand-
lung: „Ueber Placentarsprosse". In einfächerigen Ovarien vergrünter
Blüthen von Sisymbrium Alliaria fand er exquisite Sprosse und Ueber-
gangsformen zu Ovulis auf einer und derselben Placenta. Letztere
waren der Placenta höher inserirt. Bei Reseda lutea beobachtete er
Ovularverbildungen; die sehr deformirlen Ovula waren blattähnlich
ausgebildet; sie sassen der Placenta ebenfalls tiefer auf, als die den
normalen Ovulis näher stehenden Gebilde. Aus derartigen sich wider-
sprechenden Befunden argumentirt Verfasser, dass aus teratologischen
Vorkommnissen kein Schluss auf die morphologische Natur des nor-
malen Ovulums gezogen werden darf. Indem er für eine Reihe von
Fällen nachweist, dass Oolysen durch thierische Parasiten veranlasst
werden , vermuthet er die gleiche Ursache auch für die abnorme
Entwicklung der Placentarsprosse.
— In einer Sitzung der Kais. Akademie der Wissenschaf-
ton in Wien am 11. Juli übersandte Prof. J. Wiesner eine Arbeit
der Herrn Dr. G. Mikosch, Assistent am pflanzenphysiologischen In-
stitute der Wiener Universität, betitelt: „Untersuchungen über die
Entstehung der Chlorophyllkörner". Die Resultate der in dieser Ab-
handlung mitgetheilten Beobachtungen lassen sich in folgende Punkte
zusammenfassen: a) In jungen, mit Stärkekörnern gefüllten ergrü-
nungsfähigen Organen (Cotylen, Primordialbliitter, Vegetationsblätter,
Keimstengcl) nehmen die Stärkekörnor an der Entstehung der Chloro-
phyllkörner direct Antheil; jedes Stärkekorn umgibt sich mit einer
Anfangs schwachgrünen Plasinahülle, innerlialb welcher ein allmäliges
Auflösen der Stärke erfolgt; gleichzeitig wird das Plasma intensiv
grün gefärbt. Derselbe Process findet auch im Dunkeln statt; doch
kommt es hier selten zu einer vollkommenen Entstärkung der farb-
losen Chlorophyllkörner (Etiolinkörner), da in der Regel die Pflanze
früher zu Grunde geht. Tritt die Entstärkung der Etiolinkörner den-
noch ein, so ergrünen letztere nicht mehr, auch wenn die Pflanze
den günstigsten Ergrünungsbedingungen ausgesetzt wurde. Für die
Keimblätter der Bohne wurde dieser Vorgang der Chlorophyllbildung
von Th. Hartig zuerst beobachtet und von G. Haberlandt genauer
beschrieben, b) Kommt in den Geweben bezeichneter Pflanzentheile nur
315
formlose oder gar keine Stiirkc vor, so enlslelion die Clilorophyll-
körner auf die von Sachs beschriebene Weise durch Zerfall eines
hyalinen plasmatischen Wandbeleges in einzelne grün, eventuell gelb
gefärbte Partien. Die Differenzirung des Plasma in Kürner wird vom
Lichte begünstigt; im Dunkeln bilden sich Eiiolinkörner erst am Ende
der Keimung, c) Es können mithin die Chloropliyllkörner in zweierlei
Weise entstehen: entweder durcii Umhüllung eines Stärkekornes mit
(durch Etiolin oder Chlorophyll) gefärbtem Plasma, also aus einem
sogenannten falschen Chlorophyllkoru, das allmalig seinen Slärke-
einschluss verliert — Stärkechlorophyllkörner — , oder ohne Inter-
vention von Stärkekörnern direct durch Zerfall eines plasmatischen
Wandbeleges — Plasmachlorophyllkörner.
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Dr. Borbäs mit Pflan-
zen aus Siebenbürgen. — Von Herrn L. Keller mit Pfl. aus Nieder-
österreich.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Rauscher, Hibsch.
Dr. Schmidt.
Aus Niederösterreich eingesendet von Hackel : Festuca austriaca.
Aus Siebenbürgen, eing. von Dr. Borbäs; Dianfhus Ameriastrttm,
Phleum serrulatum.
Vorrälhig: (B.) = Böhmen, (I.) = Istrien, (Kt.) = Kärnten,
(NOe.) = Niederösterreich, (OOe.) = Oberösterreich, (P.) = Polen,
(S.) = Salzburg, (Schi.) = Schlesien, (Schz.) = Schweiz, (St.) =
Steiermark, (T.) = Tirol, (Th.) = Thüringen, (U.) = Ungarn.
MeWotus alba (OOe.), coerulea (U.), dentata (U.), macrorrhiza
(NOe.), officinalis (()0e.), palustris (U.), Melissa officinalis (NOe.,
OOe.), Mentha aquatica (P., Schi., U.), cinerea (U.), Pulegium (NOe.),
sativa (U.), sat. v. ballotaefolia (NOe.), silvestris (OOe., U.), Mer-
curialis annua (NOe.), ovata (NOe.j, perennis (NOe.), Meum atha-
manticum (B.), Mutellina (T.), Milium effusum (B., U., Bayreuth),
Moehringia muscosa (Tatra), trincrma (B., NOe., P.), Moenchia erecta
(Harz), Molinia coerulea (OOe.), serotina (\., U.), Montia minor (B.,
Schi., Greifswald), Mulgedium alpinum (Kt., S., U.), Muscari como-
siim (NOe.), racemosum (U.), tenuifloruni (NOe.), Myagrum perfolia-
tum (NOe.), Myosotis intermedia (U.), palustris (NOe., OOe., Schi.),
sicula (Frankreich), sparsiflora (St.), silcatica (NOe.), stricta (P., U.),
variabilis (St.), Myosurus minimus (NOe.), Myrtus communis (I., Dal-
matien), Nardurus Lachenalii (Frankreich), Nasturtium amphibium
(P.), officinale (NOe., Bayreuth), silcesfre (NOe., P.), Neslia panicu-
lata (P., Schi.), Nigella arrensis (P.), Nigritella angusfifolia (NOe.),
Nymphaea semiaperta (Schi.), Oenanthe ßstulosa (NOe.), silaifolia
31(3
(NOe.), Omphalodes scorpioides (Th.), Onobrychis sativa (OOe.), Ono-
nis hircina (P.), repens (OOe.), Onosma echioides (NOe., U.), Ophris
aranifera (T.), muscifera (NOe.), Orchis globosa (T.), incarnala
(Schz.), latifolia (P.), laxiflora (NOe.), maculata (P.), Morio (P.),
Orlaya grandiflora (NOe.), Ornühogalum chloranthum (U.), unibella-
tuiii (OOe., Fiuine), Ornithopus perpusiUus (Greifsvvald), Orobanche
cruenta (OOe., T.), rtibens (NOe., P.), Sakiae (NOe., T.), Teucrii
(NOe., Schz.), Orobus albus (B., NOe.), vernns (OOe., P., Schi., U.),
versicolor (ü.), Oryza sativa (I.), Oslrya carpinifolia (Kt., Fiume),
Oxalis Acetosella (OOe., P.), corniculata (OOe.), stricta CT., U.),
Oxytropis montana (T.).
Obige Pflanzen können nach beliebiger Ausvvalil im Tausche
oder käuflich die Centurie zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden.
In Folge mehrfacher Anfrage zur Nachricht, dass ältere Jahr-
gänge der „Oesterr. Bulan. Zeitschrift" gegen Pflanzen nach gegen-
seitigem Uebereinkommen abgegeben werden können.
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Jedes Heft enthält 3 Blatt Text in deutscher, französ. und engl. Sprache und
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III. bis V. enthalten Ansichten aus Japan. VI. - IX. aus China. X. aus China
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R. V. Decker's Verlag-, Iffiarquardt & Schenck.
Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skoütz. — Verlag yon C. Gerold's Sohn.
Druck und Papier der C. UeborroutQr'scIien Oncudnickerei (M. Salzer).
Oesterreichisehe
Botanische Zeitschrift
Gemeinnützig^es Organ
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Buchhandlungen.
XXVIII. Jahrgang. WEB. Oktober 1878.
INHALT: Unwirks.imkeil eigenen Blütlieiistaubes. Von Dr. Pocke. — lieber Typha minima. Vou
Hinterhiiber. — Mykologisches. Von i^cbuiztr. —Rhi^ophydium, Dick'onii, Von Hauck. — Aus-
flug auf ilen Jeschkeii uml Mileschauer. Von Dedecek — Flora von Gorz (.Schluss). Von Solla. —
Somraerflora im Lailineriande. VouSchunck. — „Australian Orcliiils" ^Forls.). Von Antoine. —
LiteraUirberirlile. Corresponilenz. Von Keller und Fehlner. — Personalnolizen. — Sammlungen.
— Botanischer Tauscliverein. — Inserate.
Ein Fall von Unwirksamkeit des eigenen Blüthen-
staubes.
Von Dr. W. O. Focke.
Es ist im Allgemeinen bekannt, dass in der Gattung Lilmm,
ähnlich wie bei Passiflora, Lobelia, Corydalis etc., Arten vorkom-
uKMi, welche leichter duich den Bltithenslaub einer verwandten Art,
als durch den der eigenen Pflanze befruchtet werden. Indess sind
die genau beobachteten Fälle von vollständiger Unwirksamkeit des
eigenen Pollen nocii nicht allzu zahlreich, so dass die Miltlieilung
eines solchen wohl auf einiges Interesse Anspruch machen darf.
Lilium croceum Cliaix wird in Bremen und Umgegend häufig
als Gartenpflanze kultivirl, trägt aber fast niemals Früchte. Ein ein-
ziges Mal ist es mir gelungen, in einem Iremden Garten zwei zu-
fallig gebildete Fruchtkapseln aufzufinden. Herr Professor Hagena in
Oldenburg theille mir vor vielen Jahren einmal mit, dass er bei
dieser Art durch künstliche Bestäubung Kapseln erzielt iiabe. Ich
habe seitdem viele vergebliche Versuche gemacht, Früchte von mei-
nen Lilien zu erhallen. Ich wählte zu gegenseitiger Befruchtung
Exemplare aus, welche weit von einander entfernt in verschiedenen
Ecken des Gartens standen, und nahm den Blüthen.slnnb vorzugs-
Oesterr liotan. /.(-itsclirilt l(i. Mpft. 1870. 25
318
weise aus den bei dieser Art iiiiufi^ vorkoinmenden iiuiniiliclien Blü-
then, in welchen der Stempel verkümmert ist. Die Jahr für Jahr
unter den verschiedensten Wilterungsverhältnissen wiederholten Be-
stäubungen blieben völlig vergeblich. Pistille, Narben und Pollen er-
schienen bei der genauesten Untersuchung normal gebildet.
Vor 5 oder 6 Jahren setzte ich mir einige Brutzwiebelchen
von Lilium bulbiferum L. in den Garten, habe daraus jedoch bis
jetzt nur schwache, bullüllentragende Pflanzen erhalten, die nicht
blühten.
Einige Meilen nördlich von Bremen findet sich eine Lilie über
eine massig grosse Fläche verbreitet als Ackerunkraut zwischen dem
Getreide. Diese Form steht in der Mitte zwischen dem typischen L.
bulbiferum und dem L. croceum. In wildem Zustande pflegt sie wie
L. croceum nur in den Achseln unterirdischer Niederblätter Zwiebeln
zu bringen, dagegen hat sie, im Garten kultivirt, auch in den Ach-
seln der Laubbläfter hie und da einige Brutzwiebeln entwickelt, die
ganz denen des echten L. bulbiferum gleichen. Herr Prof. Buchenau
hat diese wilde Lilie in seinen Garten versetzt, und zeigt sie sich
hier abgesehen von der Erzeugung jener oberirdischen Brutzwiebeln,
noch in mehrfacher Hinsicht verschieden von dem gewöhnlichen L.
croceum. Ihr Wuchs ist erheblich niedriger, die Blumen sind weniger
zahlreich, aber grösser. Die Länge der Perigonblätler beträgt bei L.
croceum 62 Mm., bei der Ackerlilie 75 Mm., die Breite der inneren
Fetalen bei der ersten 32 Mm., bei der zweiten 40 Mm. Die Farbe
der Petalen von L. croceum ist ein bräunliches, etwas rostfarbenes
Gelb, während bei der Ackerlilie ein hochrother Farbenton dem Gelb
beigemischt ist. Die Pollenkörner sind bei der Ackerlilie etwas dunk-
ler gefärbt. — Herr Prof. Buchenau hat im Jahre 1867 vergebens
versucht, durch absichtliche Bestäubung Früchte von der kultivirten
Ackerlilie zu erhalten.
Als ich diese Lilie in Buchenau's Garten sah, bat ich mir eine
Blüthe davon aus und befruchtete mit dem Pollen derselben acht
Blüthen meines L. croceum. Alle diese Blüthen haben vollkommene
Kapseln angesetzt. Umgekehrt gab ich an B. eine BUithe meines L.
croceum; die mit deren Pollen bestäubten Blüthen der Ackerlilie haben
ebenfalls gute Kapseln geliefert.
Sowohl meine als Buchenau's Pflanzen sind höchst wahrschein-
lich ursprünglich vegetative Abk(»mmlinge einer einzigen Samenpflanze.
Es zeigt sich nun, dass eine Befruchtung zwischen den BUithen ver-
schiedener, seit vielen Jahren getrennter St(>cke gleicher Abkunft
vollkommen fehlschlägt. Die Sexualorgane sind jedoch durchaus func-
tionsfähig, denn bei gegenseitiger Bestäubung der Blüthen von zwei
merklich verschiedenen mit eigenem Pollen steriler Racen lieferte
jedes befruchtete Pistill vollkommene Kapseln.
Bremen, im August 1878.
319
lieber Typhn tninima Hopp* .
Von Julius Hinterhuber.
Ueber den Artikel von Dr. P. Asdierson über Typha minima
erlaube ich mir Ihnen noch Folgendes zu berichten.
Braun gibt in seiner Flora von Salzburg 1797 über diese Pflanze
schon folgende Beschreibung:
Typha minima Hoppe.
Die Blätter pfriemenf:>rmig, halbrund; die männliche Blüthen-
ähre von der weiblichen abgesondert mit verwelkenden Deckblatt ern
versehen. Foliis subulatis, semicylindricis, spica mascula femineaque
remotis; bracteis emarcescentibns.
Typha minima Hoppe. Bot. Taschenb. 1794, p. 187.
Typha palustris minor Cass. B. P. 20.
Wohnort. An der Salzach bei Salzburg sehr zahlreich, wo sie
Herr Funk fand (18. Mai).
Blüthezeit mit den vorigen. %.
Anmerkung. Diese Pflanze hat beim ersten Anblicke dem
ganzen Habitus nach viela Aehnlichkeit mit der T. angustifolia, wo-
von sie Linne nicht als «ine eigene Art unterschieden iiat, sondern
nur als eine Abart ders«3jben ansah. Allein Herr Hoppe glaubt, und
ich bin ebenfalls geneigt seiner Meinung beizutreten, dass mit weit
mehreren! Rechte die T. angustifolia eine Abart von T. latifolia
genannt werden könne, wenn diese, nämlich die T. minima, eine
Abart von T. angustifolia sein sollte, welches gewiss Niemand zu-
geben wird. Herr Funk, Entdecker dieser Pflanze, wird sie seinem
Versprechen und Vorbehalte gemäss seiner Zeit noch näher be-
sliuimen.
Salzburg, am 3. September 1878.
Mykologisches.
Von Schulzer von Müggenburg.
XUI.
Wie beim Sphäriaceen-Heere ist es auch bei l.leinen Peziza-
Arlen nicht immer fhnnlich, nach der bloss auf morphologische Kenn-
zeichen begründeten Diagnose früherer Autoren, Funde mit voller Be-
ruhigung anzusprechen. Einen recht schlagenden Beweis dafür liefern
folgende zwei heuer beinahe zu tjleicher Zeit und in demselben
Walde angetroffenen Formen:
1. Peziza leucosfigma Fr. Mille August im Wald(> Vidor bei
Vinkovce gruppenweise am Holze eines sehr alten Eichenstockes
gefunden.
320
Zart waclisarfig-fleischig-, dünn, bei feuchtem Welter etwas
diaplian, stiellos, anfangs kuglig, dann geiifTnet, mit oft unregel-
mässigem, aber stets erhabenem Rande, in diesem Zustande nur
0*23 — 0*45 Miilim. breit, weissgrau, die Scheibe kaum bemerkbar
dunkler.
Die Fruktifikation besteht aus dünn- und langgestielten, im
oberen Theile spindel-keulenf()rmigen Schhiuclien, wie bei Diatrype
und Konsorten, und aus fadenförmigen Parapliysen.
In der untersuchten Gruppe besass jedes Individuum verhält-
nissmassig wenige sporenerzeugende Schläuche; beim grosseren Theile
schloss sich der erweiterte obere Theil gegen den Stiel mittelst einer
Scheidewand ab und vegetirte als Conidie.
Die Schläuche führen 8 fast stafFelförmig gelagerte, hyaline,
cylindrische Sporen von 0005 Mm. Länge. — Die Conidien sind
snindel-keulenförmig, 0024 — 0-026 Mm. lang, im oberen Theile circa
0-006 Mm. dick, plasmaführend und bekommen 1 — 5 dicke hyaline
Septa.
Bei sonstiger Uebereinstimmung mit der Fries'schen Diagnose
glaube ich das Pilzchen richtig angesprochen zu haben, wenn es
auch nicht „planiusculum" ist, was wahrscheinlich Lokalität, Witte-
rung und Jalireszeit bedingen. Dr. Fries stellte es später zu seiner
Gattung Orbilia^ wo keine Schläuche nachweisbar, sondern die Spo-
ren rosen kranzförmig aneinander gereiht sein sollen. Bei unserem
Schwämmchen ist letzteres nicht der Fall, und die Schläuche sind
sehr deutlich wahrzunehmen, was mit Karsten's Befund an der neuen
Gattung Orbilia bestens stimmt, bei welcher er cylindrisch-keulen-
fiirmige oder keulenförmige Schläuche mit meistens geballten, fast
sphäroidischen, oblongen oder fadenförmigen Sporen fand.
2. Peziza heterosperma Schlzr. In demselben Walde Ende
August auf einem modernden Eschenspane angetroffen und zwar
ebenfalls gruppenweise.
Sämmtliche Individuen sassen knapp umgeben von den Fäden
des Helmlnthosporium gonyotrichum Cda. auf dem dessen Basis bil-
denden braunschwarzen, zellif^en Holzüberzuge. Ein anderes Mycelium
nachzuweisen gelang mir nicht, ebenso wenig ein Pez«za-Individuum
ohne dessen Begleiter, das Helminfhosporium, herauszuheben.
Die durcligehends weisse, stiellose Peziza ist anfänglich kuglig,
beim Oeffnen schalenförmig mit erhabenem ganzem Rande, fast immer
regelmässig, 0 157 — 03 Mm. breit.
Der weiche Pilzköi'per, Receptaculum, besteht aus dicht anein-
ander liegenden, aufwärts strebenden zarten Hyphen, die nicht zu
Zellen verflochten und verwachsen sind, wie bei der ersten Art; die
Fruchtscheibe aus achtspoVigen, keulenförmigen Schläuchen mit sehr
wenigen Parapliysen, von denen einige sich an der Spitze beinahe
kuglig verdicken.
Die Sporen liegen im Schlauche fast zweireihig, sind hyalin,
scheinen no('h bei ziemlich starker Vergrösserung etwas gekrümml-
stabförmig, 001 7 Mm. lang und 0-0025 Mm. dick zu sein. In der
321
Tliat aber ist nur der obere Tlieil, etwa ein Dritltlieil des Ganzen,
die eigentliche, oblong-ovale, dreimal seplirte Spore, der untere, ein
wenig dünnere, cylindrisclie und ebenfalls seplirle Theil ein An-
iuingsel, was sich auch mitunter von der Spore trennt und einiger-
niassen an Sordaria coprophila erinnert, indessen aber nicht gallert-
artig ist.
Weder mit der Lupe, noch selbst bei stärkerer VergrOsserung
sieht man der oben beschriebenen Peziza gegenüber eine wesent-
liche Verschiedenheit, denn die konstanter regelmassige Form und
die etwas grössere Weichheit der Substanz können wohl kaum dafür
gelten, und doch welcher Unterschied in der Fruktifikation !
Bei dem Umstände, dass ich kein Individuum dieses Pilzes sah,
welches nicht auf der Unterlage vom Hetminthosporium gesessen
wäre, dicht umgeben von dessen Fasern, so kann ich mich der Ver-
muthung nicht entschlagen, dass beide Pilze Beziehung zu einander
haben.
Da die einfachen, knorrigen, seplirten, dunklen, einem sehr
dünnen, zelligen Ueberzuge des Holzes entspringenden Fäden des
Helminthosporium kaum 016 Mm. hoch sind, so stellt sicii ihre Ge-
sammtheit dem unbewaffneten Auge bloss als schwarze Flecke dar.
Die gleichfarbigen, an beiden Spitzen durchscheinenden Sporen
sind dick-spindelförmig (elliptisch), in der Mitte 001— 0-012 Mm.
dick, 0032—0034 Mm. lang und bis 7mal überquer septirt.
Notiz
über
Rhizophytthitn Ißicksonü Wriglit.
Von F. H a u c k.
E. P. Wriglit veröffentlichte in den Trans. R. Irisli Acad. Vol.
XXVI, p. 369, Taf. VI diese neue Chytridiacee, welche er während
des Winters 1876 und 1877 in der Nähe von Dublin in grosser
Menge auf Eclocarpus gratiulosus und E. crinitus antraf. Es dürfte
von Interesse sein, dass dieses Rhizuphydlum auch in der Adria und
sogar sehr häufig vorkommt und von mir mehrere Jahre hindurch in
den Monalen Februar bis Mai auf Ectocarpus confervoides, crinitus
und pusillus beobachtet wurde, jedoch bis jetzt nur an Lokalilälen
mii verunreinigtem Meerwasser, wie z. B. im Hafen von Triest bei
der Militär-Schwimmschule.
322
Ein kurzer Ausflug auf den Jeschken und Mileschauer
in Nordböhmen.
Von Professor Josef Dedecek.
Um die Ueherzeugung zu g-owinnen, in wiefern die Moosflora
der Tiiriuuier Umgebung, die ich in der Oest. bot. Zeilscliritt vom
J. 1877 kurz geschildert Iiatte, mit der des Wetterpropheten jener
Gegend, niimlich des Jeschken (Jested oder „Jester") übereinstimmt,
unternahm ich nach jenem Bergrücken einen zweitägigen Ausflug
via Tuinau über Liebenau.
Neben dem schon angezeigten hatte ich dabei noch einen dop-
pelten Zweck: Für's Erste wollte ich durch eigene Beobachtung
sicherstellen, wie viele etwa, und welche der von dieser Lokalitat,
hauptsa( iiiich vom Reichenberger Siegmund, dann von M. Opiz und
Corda ne!}st Anderen angegebenen selteneren Kryptogamen daselbst
aurzufinden waren, und zweitens, — inwieweit der Jeschken mit dem
durch die Reiclienberg-Zwickauer Mulde getrennten Isergebirge, dessen
bryologische Reiclithiuner ich aus dem mir durcli die Güte des Herrn
Gust. Limpricht übersendeten Separatabdrucke*) in Summa erkannt
hatte, übereinstimmt.
Den Weg von Liebenau am südlichen Abhang des Jeschken-
gebirges bis zu dessen Gipfel befolgend, durchreiset der Botaniker
zweierlei Formationen: die Sciiichten der Kreideformation und die
des Urgebirges. Erstere ist daselbst durch die Sandsteine der Kory-
caner und Iser-Schiclilen, letzteres dnrch die Urschiefer, durch kry-
stalünischen Calcit und Ouafzit vertreten. Nach diesen zweierlei geo-
gnostischen Charakteren geschlossen, muss der Botaniker auch auf
merkliche Unterschiede in der Lokalflora gefasst sein, und es wird
sich seine Hoffnung in mehreren Fallen vielleicht auch bestätigen, wenn
er beiderlei Formationen, so wie es da der Fall ist, in versciiiedener
vertikaler Ausbreitung zu durchklettern Gelegenheit gehabt hatte.
Denn, trotzdem dass die Urgel)irgsgesteine den höchsten Gipfel des
Jeschken einnehmen, bin ich fest überzeugt, dass dieselben Quarzite
in der gleichen vertikalen Lage wie die Sandsteine am Süd-Ost-Ab-
hang wohl mit wenigen Ausnahmen dieselbe Moosvegetation beher-
bergen werden. Es ist da — und anderwärts wohl auch grössten-
theils — der Fall, dass es nicht hauptsächlich die anorganische
Unterlage, sondern die vertikale Erliebung — ca. 1018 M. über dem
Meeresspiegel — und dieselbe beeinflussende Nachbarschaft des Iser-
oder Riesengebirges bewirkt, wenn man am Gipfel des Jeschken
einige Pflanzenarten vorfindet, die zugleich seinem hidier gelegenen
Nachbarn eigen sind, die aber den südlicheren, niederen Erhebungen
erfahrungsgemäss fehlen.
*) Ergebnisse einiger botanischer Wanderungen durch's Isergebii'ge 1870
von G. Limpricht.
323
In Ermanglung eigener Beobachtung des nördlichen Abhanges
lege ich im Folgenden nur die am Südabliang und Gipfel erzielten
Resullate in einem kurzen Resume nieder.
a) Botanische Ausbeute am Jesclikengebirge.
Gleich hinter Liebenau, gegen das sich der Jeschken mit meist
wenig bewaldeten Abhängen wendet, findet man an Stoppelleldern An-
fhoceros piinctatus mit stellenweise massenhafter Riccia giauca. Diese
beiden Lebermoose steigen ziemlich hoch am Berge hinauf, so dass
sie noch oberhalb Svetlä, also höher als der wohlbekannte Bösig, an
Feldern angetroffen wurden. Als auffallende Eigenthümlichkeit des
genannten Anthoceros, der ich bei dessen Sammeln gewahr ge-
worden, ist die schleimige Schnittfläche, die man beim Abschneiden
seiner Rosetten bekommt. Trotzdem, dass dieses Moos noch nicht
von vielen Lokalitäten bei uns bekannt ist, scheint es — nach dem
massenhaften Auftreten desselben bei Turnau (in und an Feld-Fahr-
wegen sowie an Feldern gegen den Stadtwald) geschlossen — nicht
gar selten zu sein.
An den feuchten Wiesen des Abhanges kann man sicher auf
verschiedene Hypmtm- Avlen rechnen. Von diesen kommt da reichlich
das H. commutatum vor, gewöiinlicb an unteren Stengelpartien mit
einer Calcitkruste überzogen. Dieselbe Eigenschaft theilt mit ihm das
hiiufige obzwar mehr tiiefendes Wasser vorziehende H. filicinum.
Vereinzelt wachst — auch in eigenen Rasen — das H. stellatum
unter in grösseren Komplexen auftretenden Hylocomien (squarrosum,
Iriquetrnm) und Hypnen, wie H. pururn^ cuspidafum, Schreberi und
pratense. Einzelne Wiesenplätze beherbergen die Gymnocybe palu-
stris Fries (oime Pseudopodien gefunden), das Camptothecium nüens,
Hypitmn uncinatuw, Fissidens adiantoides und im Quellwasser das
Eurhynchium rusciforme var. complanatum, eine fruchtende Philo-
nolis calcarea mit Ph. fonlcma und stellenweise Fontinalis anti-
pyretica.
Neben Marchantia polymorpha mit bräunlichen Mittelstreifen,
die man als var. /'ontana auszugeben pflegt, hat man Gelegenheit,
auch Fegatella comca am Siidabhang aber seltener zu sammeln, und
zwar mit bräunlichen Randflecken, als Ueberresten voijähriger An-
theridien mit an demselben Laube auftretenden diessjährigen Arche-
goniumkegeln. Gewöhnlicher als beide ist da die Pellia, aber derzeit
ülterall ohne Sporangieniiberresle, so dass man, nach d(Mn Involucrum
und der Vertheilung der Geschlechter zu urtheilen, auf das Vor-
kommen zweier Arten mit Sicherheit scliliessen kann, nändich der
nur bei Svetlä gefundenen einhäusigen Pellia epiphylla und der häu-
figeren (zweihäusigen) Pellia calycina.
An abgetretenen Weideplätzen erscheinen grüngelbe Rosetten
der Fossomhronia cristata Lindbg., aber ohne Früchte, und in einer
Brunnen-Nische Fissidens taxifolius. — Die Feldbäume des Abhanges
entbehren lächl der üblichen Begleiter, wie des Leucodon sciuroides,
Brachythecium veiutinum, Radula complanata, Frullania dilalala,
324
theilweise auch Grimmia aporarpa^ Orthotrichum diaphanum mul
von Flechten eine massenhafte Enernia prunastri in Gesellschaft von
Phi/scia ciliaris, Enernia fraxinea uiifl der im Walde häufigeren E.
f'nrfuracea.
Auch die Sphagna liahen da ihre Vertreter in dem Sphagnnm
acutifolium, cymhifolium und Girgensohnii. Von Sph. cymbifolium
brachte ich zwei verschiedene Proben nach Hause. Die gewöhnliche
Form mit kurzen Ast blättern und bräunlichem Stengel und eine deut-
lich verschiedene Spielart mit länger gespitzten sparrigen Blättern
und grünem Stengel (obwohl es kein Sph. squarrosum ist). In ihrer
Nähe am Sandsteinbeete einer Waldquelle nächst Bohdanow ist auch
Scapania nemorosa häufig.
Betreten wir den waldigen Abhang; hinler Svetlä haben wir
unsere Aufmerksamkeit zwischen die Baumrinde, den Ueberzug der
Felsblocke und die mannigfache Moosdecke des Humusbodens zu thei-
len, wo sich uns unter Moosen auch auffallende Filze, selbst Boletus
edulis in bedeutender Höhe, dann Boletus luteus, scaber, cya-
nescens, Cantharellus cybarius, Russula- Arten, Daedalea quercina,
Hydnum imbricatum und repandum, Spumaria mucilago, Aethalium
flavum, Clavaria crocea, Lycoperdon gemmatum, Ammamta-Arien,
Pistillaria und der zahlreiche Röthling in verschiedener Auswahl
darbieten. — Auch den Waldplälzen fehlt nicht Hypnum squarrosum,
H. Schreberi und purum mit der hiiufigen var. ßliforme des H. cu-
pressiforme. Es tritt aber daselbst unter ihnen, meist Blöcke be-
deckend, das Hypnum unrinatum var. plumulosum auf, eine Art, der
ich bei uns noch nirgends, au(;h nicht bei Turnau, begegnet bin.
Da es von H. uncinatum heisst, dass es in höheren Lagen das H.
cupressiforme verdrängt, würde der Jeschkenberg als eine der süd-
lichsten Lokalituten dieser Ait in Nordböhmen zu betrachten sein. —
Hylocomium splendens und stellenweise H. triquetrum überziehen da
ganze Waldpartien fast ausschliesslich. Nur am Südfusse, wo der
Sandstein vorherrscht, werden beide in Gesellschaft des Eurhyn-
chium striatum und Isothecium myurum, — sonst aber mit Poly-
trichum commune, dem selteneren P. formosum, pUiferum, junipe-
rinum, dann mit Leucobryum vulgare, Dicranum scoparium (var.
orthophyllum und curvulum"), Thuidium tamariscinum und Lophocolea
bidentata angetroffen.
Ein häufiger Gesellschafter der letzteren am Südabhang ist Pti~
lidium ciliare in bedeutenden grüngelben Polstern, dann die oben
erwähnten Sphagna, die grossblättrige und laiigstengelige Plagiochila
asplenioides, die fast gemeine Jungermannia barbata und das auch
am Sandboden des Fusses vorivommende Masfygobryum trilobatum.
Auch Trichocolea tomentella, die bei uns nicht zu gemeinen, ja auch
nicht zu häufigen Moosen gerechnet werden kann, — ich habe sie
erst an drei böhmischen Standorten angetroffen — bildet lockere
Ueberzüge an feuchteren Erlenbrüchen am Südabhang, wo ihr auch
die bei uns ebenfalls nur von wenigen Plätzen bekannte Aneura
pinguis Gesellschaft leistet.
325
An Baumstämmen der tieferen wie höchsten Lagen, wie aiiclt
in Felsnischen fehlt nicht das oft fruchtende Plagiothecium silvaticum
und Brarhythecium velutinum mit herdenweise auftretender Webera
mitans, Jungermannia trichophylla, Lepidozia reptans. Radula com-
pfanata, Lencodon sciuroides und nur hie und da Lopkocolea minor
mit zahleichen Keimzellen berandet (als var. erosa ausgegeben).
Ganz abweichend von der Flora des Mittel- und oberen Tlieiles
des Jeschken ist die Moosflora der Sandsteinblöcke am südliclislen
Fusse, sowie auch die Flora des angrenzenden Humusbodens. Unten
am Berge, wo die Getreideformation überhand nimmt, begegnet man
die Mehrzahl der Formen, die man auch underswo, z. ß. beim Stern
nächst Prag, Turnau etc. sicher wieder antreffen würde. Es gehören
hierher besonders einige Jungermanniaceen, wie Jung, albicans L.,
die oft in ganzen Polstern Felsblöcke überzieht (mit Perianthien ge-
sammelt). Ihre Blätter sind grün und kürzer als bei der von Turnau.
— Jung, exsecta Schmid, theils in eigenen Raschen, theils zerstreut
an Stein, Humus und Holz und mit reichlichen braunen Keimzellen-
haufen an den Spitzen der Blattlappen. Mit beiden wechseln hier
sehr oft die Jung, trichophylla und weniger häufig die Lepidozia
reptans oder mancherorts an Blöcken die Calypogeia Trichomanes,
die unter dem Försterhause nächst Svetlä durch zahlreiche, verdünnte,
an der Spitze Keimkörnerkügelchen tragende Aeste einen sehr eigen-
thümlichen Anblick gewährte. Nicht gar häufig und mehr unter an-
deren Moosen zerstreut kommt da Jungerm. bicuspidata L. vor; an
faulenden Baumstrünken wucherte die Lophocolea heterophylla und
eine Lophocolea, die nach der Form der Blaltlappen und Neben-
blülter, sowie nach der Zellfärbung als L. cuspidata Limpricht be-
stimmt worden ist. — Auch Isothecium myurum, Eurhynchium stria-
tum und Mastygobrymn trilobalum leisten den vorigen Gesellschaft.
Zu J. exsecta S< hmid und J. bicuspidata L., als von Jeschken
speziell gesammelt, muss ich noch eine kurze Bemerkung folgen lassen.
Schon der um die heimatliche Flora in allen Richtungen wohlver-
diente Max Opiz sammelte die J. exsecta daselbst, versendete die-
selbe aber (weil er sie wohl nur mit Loupe flüchtig angesehen) als
y^Scapania rosacea^, ein anderesmal wieder (Exemplare von Stern
bei Prag) als y, Jungermannia saxicola.^ — Aehnlich verhält es sich
mit der Jungerm. bicuspidata L. Dieselbe kommt i)ei uns in einer
eigenthümliclien Form vor, nämlich mit zum Stengel eingebogenen
oder zusammenneigenden Blattlappen, also eine Form, die als Jung,
bicuspidata var. conferta Nees v. Es. angeführt wird, und gebirgige
Gegenden bewohnen soll. Diese Abart findet man das einemal von
M. Opiz als y^Jung. connivens'^, das anderemal (die von Wondriicek
bei Stern gesammelte, sowie die von Bernert? am Jeschken gesam-
melte) als ^Jungerm. curcifolia^ vor. Auch Sw. PresI hat in seinen
„Oitrazy" die Abbildung der J. curvifolia theilweise der J. bicuspi-
data entlehnt, indem die Fig. 1462 a, Tab. XXII ganz der J. bicu-
spidata v. conferta entspricht und nur das sub Fig. 1462 6 aufge-
zeichnete Blatt der J. curvifolia angehört.
326
Betreten wir die eigentliche Jeschkenkiippe, die 1018 M. über
die Meeresfläche sich erhebt und über den bis Liebenau sich hin-
ziehenden Rüciien von allen Seiten ziemlich steil aufsteigt, um oben
ein kleines Plateau zu bilden, so bietet sich uns Gelegenheit dar,
einige neue Florenkinder einzulösen. Die Ursache hierzu liegt eben in
der Lage des ganzen Bergrückens. Seine höchsten Punkte, und dazu
gehört der eigentliche Jeschken, dominiren die ganze Umgebung bis
zum Iser- und Riesengebirge einerseits und zum entlernten Böhmer-
walde andererseits freie Aussicht gewährend. Und eben der Nachbar-
schaft der Sudeten muss es wohl zugeschrieben werden, dass der Boia-
niker wohl befriedigt vom Jeschken scheiden kann; denn der Gipfel des
Berges ernährt neben Aielen bereits erwähnten Pflanzenformen speziell
auch einige Arten, die er nur seiner vertikalen Lage und der Nach-
barschaft der Sudeten zu verdanken hat.
Das Plateau wird von Quarzitblöcken ringsumgeschlossen und
vom OuarzgeröUe umschüttet, unter dem das Vdccinium Vitis idaea
und MyrtiUus (dessen Endsprossen überall wohl von einer Fliegenlarve
zusammengewunden waren, wenn man nach der enormen Menge sehr
zudringlicher Fliegen schliesscn darf) massenhaft gedeiht. Oben findet
man von Piianerogamen nur Sambucus niger, so vereinzelt wie Sor-
bus aucuparia, Ruhus Idaens, Salix cinerea (nach flüchtiger Beur-
theilung), Vaccinium Vitis idaea und MyrtiUus^ zu denen sich noch
wenige Formen, insbesondere Solidago virgaurea und Matricaria
Chamomilla discoidea (diese am Hofe der Baude) spärlich gesellen.
Letzlere Abart wurde meines Wissens bei uns sonst noch nicht an-
getroffen, sie ward auch da nur in wenigen Exem[)laren gesehen,
von denen eines mitgenommen wurde.
Mehr interessant als an Phanerogamen ist der Jeschken-Gipfel
an besonderen . . . ausgewählten, ja theilweise ihm bei uns sogar
eigenen Kryptogamen, obwohl er mit den Abhängen mehrere Arten
gemeinschafilich hat. Unter den letzteren sind zu erwähnen: das an
der Nordseite häufige Ptilidium ciliare in bräunlichen Exemplaren im
Gegensatze zu den am Al)hang gesammelten gelbgrünen Raschen;
ferner Jungermannia exsecta, albicans (cum perianlliiis), J. harbata^
Radula complanata, Dicranmn scoparium und zwei Formen davon,
die ich (da ich sie nicht fruchtend gesehen) als D. ßagellare und
longifolium bestimmt hatte. Merkwürdigerweise wurde an einem Fel-
senvorsprung in Gesellschaft anderer Moose auch Sphagnum rigidum
erhascht und von Gefässkrypiogamen ein vereinzeltes Lycopodium
Selago.
Unter den ersteren, selteneren oder theilweise nur dem Jeschken
eigenen Kryptogamen verdienen folgende einer würdigen Erwähnung :
aj Eichenes: Gyrophora polyphy IIa Ach. Diese einem Endocar-
pon sehr ähnliche Flechte, die nach Rabenhorst die sächsische Schweiz
als sehr gemein bewohnt, bedeckt einzelne Quarzblöcke der Ostseite
nächst der meteorologischen Station und kann an einigen Stellen in
mehr Exemplaren gesammelt werden. — Parmelia encausfa Ach.;
einer P. stellaris ähnlich, schon von Rabenhorst vom Jeschken an-
327
gegeben, wurde auf der Ostseite in ausgewählten, meist fruchtenden
Exemplaren auch in Gesellschaft der Gyrophora gesammelt, — Par-
melia stygia Ach.; schon von Mann unter böhmischen Lichenen an-
geführt und besonders die Sudeten und das Erzgebirge bewohnend,
bildet da breite, aufgelockerte, glanzende Krusten, denen man am
Ostabhang aucli oft begegnen kann, und wo man unter ihr oder
allein den Blöcken angeheftete Krusten der ebenfalls sudetischen Par-
melia fahlunensis Ach. anirifft. Auch eine einzelne, über 1"5. Cm.
breite Rosette der Cetraria pinastri Sommerf. wurde am Gipfel ge-
sammelt, jedoch unter seltenen Verhaltnissen: sonst Baumrinden der
Kiefern und ähnlicher Waldstämme bewohnend, ward sie am Jeschken
selbst an einem Ouarzfelsen nördlich von der Baude jenem fest ange-
heftet angetroffen!
Cetraria odontella Ach., auch eine Seltenheit, ist am Plateau
unter Cetraria islandica zerstreut. Ebenso auch die C. glaiica Ach.
am Nordabliang. — Das wären die Seltenheiten der Flechtengruppe,
mit denen daselbst auch Cladonia belUdißora Hoffm., Cl. cornucu-
poides Hoffm , Bryopogon jnhatwn Link var. hicolor, Parmelia saxa-
tilis, panniformis und Peltigera aphthosa theils einzeln, theils in
grösserer Menge entweder Erde oder Blöcke hewohnen.
6) Die Moose, Lebermoose speziell, sind am Gipfel zwar durch
wenige, aber dem gebirgigen Charakter Jeschkens ein vortreffliches
Zeugniss abgebende Formen vertreten, ein Zeugniss, das von den
Laubmoosen nur durch Hylocominm loretim, welches an der Nord-
scite in einigen Stückchen gefunden wurde, geliefert werden kann.
Von den ersteren sind hauptsachlich drei Arten: Jungermannia or-
cadensis, J. quinquedentata und J. attenuata zu erwähnen. Es ist
mir nicht bekannt, ob die eine oder andere von ihnen von Jeschken
bisher bekannt ist, obwohl es nicht unmöglich sein könnte, dass die
Jungerm. orcadensis Herrn C(»rda von diesem Berge nicht unbekannt
geworden ist, erstens, weil er daselbst gesammelt, und weil ferner
Nees V. Esenbeck die J. orcadensis von einem 2750 Fuss über dem
Meere gelegenen Standorte bei Reichenberg als von Corda gesam-
melt in seinen Musci hepatici zitirt. Der spezielle Standort, — ob
vielleicht der von Jeschken nordwestlich liegende Schwarzwald unter
obiger Angabe gemeint werden soll, — ist aber unbekannt.
Die Corda'sche J. orcadensis soll nach Nees die J. orcadensis
var. attenuata sein, eine Form mit bis Y*" langem Stengel, der ein-
fach oder gabelig gethcilt, sehr steif, gleich dick und, mit Blättern
betrachtet, grobfadenformig erscheint. Die Blätter — nach Nees weiter
geschildert — sind dicht zweizcnlig quei- angeheftet, rund, am Dor-
sal- und Ventralrande zurückgeschlagen, am Ende meist ungleich
ausgefressen, um die Ränder oft weiss, parenchymlos; die unteren
sind braun, die oberen schön braunroth, stumpf ausgerandet, und die
letzten tragen rothbraune Keimkörnerhaufen. — Die J. orcadensis,
die ich an der Nordseite des Gipfels unter anderen Moosen ange-
troffen, ist meist an der Spitze dreiästig, grossblälterig und klein-
zellig, mit an den Blattern länger gespitzten Lappen. Unter derselben
328
nun, sowie am Fusse und in den schattigen Spalten der Ouarzlclsen
kominl aber zahlreicher die Jungerm. attenuata Lindbg. (J. barbata
var. attenuata Nees) vor, und zwar mit Merkmalen begabt, von
denen viele mit der obigen Nees'schen Schilderung übereinstimmen,
so dass in mir Zweifel sich aufdrängen, dass von Corda eine Ver-
wechslung der Jung, attenuata des Jeschken mit J. orcadensis zu
Gunsten der letzteren stattgefunden hat, wofür erstens das zahlrei-
chere Auftreten der /. attenuata am Jeschken und ferner sehr viele
Merkmale, die Nees v. Esenbeck an den Fund Corda's (von einem
2750 Fuss hohen Berge bei Reichenberg) angeknüpft hatte, wie z. B.
der steife, gleich dicke, mit Blattern betrachtet, grobfadenformige
Stengel, die dicht zweizeiligen Blätter, deren Farbe am unteren und
oberen Stengeltheile, ihre Ausrandung und zuletzt die rothbraunen
Keimkörnerhaufen genügendes Zeugniss abgeben. — Die Jungerm.
attenuata Lindbg. wird von Nees von mehreren Stellen des Riesen-
gebirges angegeben und durch Martius aus dem Böhmerwalde be-
kannt, wird aber von H. Limpricht vom Isergebirge speziell nicht
angegeben. Von meinen Exemplaren ist noch zu erwähnen, dass sie
mit langen, aufrechten Sch()ss]ingen gesammelt wurden.
Zuletzt ward daselbst Jungerm. quinquedentata Web. gefunden.
Sie kommt auch auf der Nordseiie des Gipfels rechts vom Monument
vor, aber meiir zerstreut unter anderen Moosen. Auch über dieselbe
fehlen Angaben von Böhmen mit Ausnahme der Nees'schen Citate,
welcher dieselbe bei Heindorf selbst gesammelt. Auch H. Limpricht
hat sie in den Urwäldern und auf den höchsten Erhebungen des
Isergebirges gefunden. — Es soll dieselbe auch Corda bei Reichen-
berg gesammelt haben.
Das von Nees zitirte Mastigobrium deflexum, welches Corda
am Jeschken gesammelt haben, und das in diesem Theile Böhmens,
so bei Rabenstein, Heindorf und Schluckenau wachsen soll, neulich
auch von Herrn Limpiicht im Isergebirge auf den höchsten Erhe-
bungen iingetrofFen wurde, — habe ich nicht eruiren können. Dafür
tritt da Mastigobr. trüobatum in verschieden grossblätlrigen und an
den Blattspitzen mannigfaltig gelappten oder wieder gezähnten For-
men auf, die leicht zum unrechten Bestimmen Veranlassung geben
können.
Die gemachten Beobachtungen konstatiren also hinlänglich, dass
das Jeschkengebirge mit seinem höchsten Gipfel nicht nur für das-
selbe eigenthümliche Flechten beherbergt, sondern, dass ihm auch
Moosformen nicht fremd sind, die bei uns sonst nur auf höheren
Grenzgebirgen überhaupt, entweder vereinzelt oder im ausgedehnten
Massslabe vorzukommen pflegen. Die Parmelia fafilunensis, stygia,
encausta, die Cetraria odontella, pmastri und Gyrophora polyphylla
reihen siih da ganz würdig an die Moose: Hypnum uncinatum, Hy-
locomium loreum, Racomitrium lanuginosum, Andraea petrophila
(von da von früher bekannt) und an die raren Formen der Junger-
mannia quinquedentata, orcadensis und attenuata an.
329
b) Ergebnisse eines eintägigen Besuches des Mileschauer.
Dieser vom In- und Auslande, sowohl von« europiüschen Kon-
tint^nte, wie vom transallan tischen Amerika viel besuchte Phonolit-
kegel des böhmischen Mittelgebirges, der S(;hon von Alex. v. Hum-
boldt seiner prächtigen Aussicht wegen rühmlichst angeführt worden,
mag wohl besonders auf seiner Nordwestlehne so manchen selteneren
Kryptogamenfund bergen, der mir, der ich nur wenige Stunden sei-
ner Besteigung widmen konnte, entgangen sein mochte.
Höchst überraschend ist am Mileschauer selbst für einen ge-
nügenden Kenner der heimatlichen Pflanzengeographie die grosse
Auswahl eigenthümlicher Plianerogamen, die sich der Reihe sellener
Elbeniederung-Pflanzen theils würdig anschliessen, theils durcli ihr
massenhaftes Auftreten daselbst überraschen müssen. Schon an der
Strasse von Lowositz gegen Welemin begegnet man an manchen
Aeckern der Euphorbia falcata und der Nigella, sowie dem Teu-
crium Chamaedrys an Feldrainen und dem Melampyrum cristaium
in Hecken, so vor Welemin beim Gottesacker, wie auch am Südab-
hang des Mileschauer. In Welemin selbst kommt vor dem Pfarrliause
die Atriplex rosea und gegen Mileschau, sowie am Abhang des Mile-
schauer Dianthus snperbus mit verschiedenfarbigen Kronen vor. Am
Fusse dieses Bergkegels, sowie an seinem Abhang und dem wald-
bedeckten nordwiirts gewendeten Fahrwege desselben begegnet man
je nach der erwähnten Lage besonders nachstehenden Phanerogamen:
Prunella grandißora, Valeriana officinalis, Lithospermum purpureo-
coeruleum, Aconitum variegatum (Geranimn dissecfnm und Linaria
minor an Feldern des Abhanges); Pimpinella 7>iagna, Asirantia major
(beim Bache), Bupleurum fongifolium, Athamantha Libanotis, Laser-
pitium latifolium und pruthenicnm^ Saxifraga caespitosa und Scabiosa
columbaria gemüna (diese letztgenannten samniilich nahe unter dem
Gipfel links am Fahrwege). — Es ist zu bemerken, dass fast alle der
gemannten Pflanzen daselbst bereits früher gesammelt worden sind.
Von Lebermoosen wurden weniger Formen gesammelt, als man
erwartet halte. An Walderde, faulenden Baumstrünken und Steinen
waltet die Jungermannia barbata vor, sowie stellenweise Lophocolea
heterophylla und die zahlreichere L. minor mit (erosa) und ohne
Keimkörner neben der gewöhnlichen L. bidentata anzulrelFen sind.
An abgetretenen Waldwegen des Südabhangs gewahrt man in merk-
lichen Rosetten die grüngelbe Fossombronia pusilla (wohl nach Lin-
denberg cristata) ohne Kapseln gesammelt, sowie an Hohlwegen die
niedlichen Formen der Jung, divaricala., trichophylla, Scapania curla
und nur stellenweise die Jung, hyalina mit J. bicrenata und J. bi-
cuspiduta in Gesellschaft. An dieser mit Perianthien gesammelten
Art überraschte mich eine sehr schmale und liefe Bucht der Blätter,
sowie gerade auslaufend»! und lange, spitze Blattlappen, ein Charakter,
den ich an anderen von mir bei uns bisher spärlich gesammelten
Exemplaren derselben Art noch nicht wahrgenommen.
330
Lohnender war die Lese der Laubmoose, von denen aber nur
wenige seltenere Arten neben überall auftretenden zu veizeiclinen
sind. Unter den acrocarpen Moosen kommt da auch Grimmia pulvi-
nata und apocarpa neben den selteneren Grimmia Hartmanni und
G. contorta an Felsblöcken vor, wo ihnen Racomitrkim heterosfichum
und Orthotrichum rupestre mit der Urgestein und Erupliv-Blöcke
vorziehenden Hedwigia ciliata Gesellschaft, leistet. Die Hedwigia
kommt da in beiden Varietäten: leucophaea und viridis vor; beide
treten aber oft, wie es auch anderswo der Fall ist, bei, neben oder
untereinander auf, was auf sehr schwaclie Abarten, wie deren unter
den Moosen sehr viele angeführt werden, schliessen lässt.
Den lockeren mit Phonolithgerölle durclilagerten Humusboden
bewohnt daselbst die Eucalypta ciliata, welche beinahe schon am
Gipfel am mit allerlei Moosen üppig umrahmten sleilen Fahrwege mit
Barbula toriuosa und Didymodon rubellus spärlich aufgefunden wurde.
Andere Arten, wie Bryum roseum und pseudotriquetrum, Mnium
rostratum und cnspidalum, AtricJmm undulatiim, Polytrichnm (nur
commune), Dicranum undulatum und scoparimn, ferner Weissia
mridula und Ephemerum serraivm habe ich besonders an feuchten
Lagen der Südseite, je nach der Art häufiger oder seltener, beob-
achtet. So ward die Weissia mridula und Ephemerum serratum^
beide fruchtend, nur an einem Orte gesammelt, wo stets Feuchtig-
keit vorwaltet, und wo das Ephemerum einen Baumstrunk gänzlich
bedeckte. In dessen Nabe wuchs auch Gymnocybe palustris mit über-
raschender Anzahl von Pseudopodien und das daselbst gemeine Fissi-
dens adianfoides. — An trockenen Hohlwegen fehlt nicht die Bar-
tramia ithyphylla.
Von den Pleurocarpen bilden auch hier das Hauptkontingent
der Moosdecke diese Arten : Hylocomium splendens und H. squarro-
sum, Hypnum cuspidafum, Schreberi fruchlend, purum, cupressi-
forme und an feuchteren Lagen das H. polymorphum, stellatum, wie
(las massenhafte H. Kneiffvi und das fliessendes Wasser liebende H.
ßlicinum. Zerstreut unter diesen, Humus oder feuchte Blöcke und
Baumwurzeln bewohnend ist Amblysfegium radicale, A. serpens,
Plagiothecium silvaticum, Eurhynchiu?n striatum und E. strigosum?
(selten), Isothecium myurum und Thuidimn delicatulum, während
Homalothecium sericeum, Pylaisia polyantha und Leucodon sciuroi-
des mehr trockene Lagen, Blöcke oder (wie lelzteres) auch Bäume
beherbergt.
Unter den Flechten ist vom Mileschauer besonders Umbilicaria
pustulata zu verzeichnen, deren breite Lappen (angefeuchtet grün-
lich, trocken aber schwarzbraun) trockene und sonnige Felsen des
Südabhanös reichlich bedecken.
331
Hochsommerflora der Umgebung von Grörz.
(Nördliche l'mgebiiug.)
Von Rüdiger Felix Solla.
(^Scliluss. )
Auf einem steinigen Stege gelangt man zur Kirche; an der
Kirclimauer waclisen unter verwilderten Feigenbäumen: Ononis spinosa,
Malva Alcaea, Trinia ijulgaris, Anthriscus vulgaris, Parietaria diffusa.
Urtica urens ; in einiger Entfernung Ruhus fruficosus. Audi sei noch er-
wähnt, dass hier die schönsten Trauben der Vifis tinifera, die in Salcano's
Umgebung überhaupt vorkommen, zu sehen sind. — Die Aussicht do-
minirt über die Stadt Görz und den Schlossberg, den niederen Karst,
die grossartige Eisenbaiinbrücke über den Isonzo; in der Ferne ein
grünlicher Streifen — das Meer! Zu unseren Füssen sehen wir die
vom Panovitzer Walde eingesäumte Ebene von Salcano mit ihrer
Dampfsäge, und den Flecken S. Trinitä, Cromberg, Ossegliano, S. Mi-
chael, die uns hinein in das Herzogthum Krain führen. — Zu unserer
Rechten steht gigantisch der Valentini-Berg da mit dem freundlichen
S. Mauro; hinter uns die steinige Kuppe des S. Gabriel.
Es sei mir erlaubt, von dieser Stelle der Tomniasinia verticil-
laris Bert, zu gedenken, die in der Umgebung vorkommen muss,
selbst Dr. W. D. Koch erwähnt ihrer in seiner Synopsis: — „in
subalpinis, um Görz, Monfalcone; floret Jul., Aug. ^i." — doch ich
durchwanderte die Gegend, suclite alle Jahre unablässig, speziell am
M. Gabria darnach; bisher waren aber meine Bemühungen fruchtlos.
5. Tarnovaner Wald.
Im Nordosten von Görz erhebt sich eine hohe Kalkmasse, welche
in ihrem oberen Theile bewaldet, mit schroffen Wänden an ihrem
unleren Ende gegen den Sandstein der Ebene abbricht. Es gehört
diese Masse dem Hochplateau, das sich von Canale (Idriza-Thalj bis
nach Wippach in nordostlicher Richtung daliinzieht und durch das
Chiapovano-Thal in zwei Hälften geschieden wir(t, von welchen die
obere die Gruppe des Lascek- Gebirges mit dem Lascek (Lasek 1061 M.)
bildet, die untere Hiilfte nimmt der Wald von Tarno\a ein, im 0. in
den ßirnbaumer Wald, schon auf krainischein Gebiete, sich fort-
setzend, der Kreuzberg bildet den Uebergang. Der Tarnovaner Wald
(mit dem Lascekgebirge) gehört dem oberen Jura an, ein Hochpla-
teau von (weissem) Piassenkalk — und zwar Stramberger Schichten
— auf Thon und Mergelschiefer aufgebaut, stellenweise merkwürdige
Konglomeratbildnngen zeigend. Zu 98^ der Hochebene sind be-
waldet. Im Waldreviere selbst — circa 173 Hektar umfassend —
sind mehrere Höhen, so der Mersavetz (1403 M.^, nahezu in der
Mitte gelegen, wohl der höchste Berg der Hochebene, ferner: der
llavihrib (1232 M.), der Mali Modrasovatz, als <lie südliclisten Ab-
332
hange; gegen NO. der Golak"'\) mit seinen drei Gipfeln, dem Mali-,
Snidni-, Velki Gulaki und der Velki Vrh (1274 M.), ein Koloss aus
des Chiapovano-Tliales sciiattigeui Grunde in die Lüfte liinaufragend
— alle bis zur Spitze mit Fichten und Buchen**) bewachsen. Zwischen
den einzelnen Bergen liegen Hiigel, Niederungen, kesseifurmige Ver-
tiefungen, Ebenen, von denen die niederste die Hochebene von Smreglie
(1011-2 M.) ist. Auch ein anmuthiger, kaum 173 Hekt. umfassender
Weideplatz breitet sich inmitten dieser Holien un^l Niederungen aus —
die „Alpe Chiavin."
Rosig fiirbte das aufgehende Tagesgestirn die kleinen Wölkchen
am Horizonte und übergoss mit goldener Lichtfülle die Umgebung
ringsherum, als ich nach dreistündigem Marsche das kleine Dörfchen
Tarnova mit seinen zerfallenden Hütten, die kaum ihren Bewohnern
Schutz gegen die Rauhheit der Witterung gewaliren können, auf
kahlem Karstboden erreichte. Vor mir öffnete sich des Waldes Pracht :
ein harmonisches Nebeneinanderwachsen der höchsten und schönsten
Bäume, sanfi ansteigend von Hügel zu Hügel, im Hinlergrunde die
im Sonnenlichte prangenden Kuppen des Uavihrib und Modrasovatz.
Nur noch eine Viertelstunde, und ich konnle in den Wald eintreten
auf der sich schlangelnden Strasse; der Pfade wirres Netz, den Holz-
fallern wohlbekannt, trat immer sichtlicher hervor, und sehr bald
verliess ich die breite Fahrstrasse, um auf einem der erwähnten
Pfade tiefer in's Innere einzudringen und des Waldes Herrlichkeit
zu geniessen. So bewegte ich mich eiligen Schrilles, auf dichter
Buchenstreu wandelnd, immer weiter, hinter mir des Waldes Schätze,
die Vogelbeerbäume, die Holzbirnen und Holzäpfel mit den wenigen
Acer sp. zurücklassend, tiefer und tiefer in des Waldes Dickicht
hinein. Bald stand ich ganz umschlossen in hoher Buchen Mitte,
nicht weit entfernt erhob stolz ihr Haupt in die Lüfte eine stattliche
Lärche (Pinus Larix), zu ihren Füssen eine Schaar kryptogamer
Gewächse, die in ihrer Verschiedenheit ein Wäldchen im Walde
ausmachten, während von den Zweigen einer nahe stehenden Föhre
iP'mus Mughus) ein lebensfroher Waldesbote gellend einen Gruss
dem wandernden Botanicus zurief.
Auf den Bergen und in der Niederung erhebt sich schlank in
die Lüfte die hoiie Fagus silcalica; hier hat des Fallers Beil noch
nicht Eingang gefunden, der Versuch mit Pinus Picea reicht noch
nicht so weit, auch sieht man mehrere Pinus Abies, weniger Pinus
Larix, einzelne Carpinus Betulus, während weiter vorne, dem Rande
des Waldes sich nähernd, in ihrer Majestät Taxus baccata sich entfaltet.
Die niedere Vegetation ist aber weniger mannigfaltig entwickelt.
Von der rothen Frucht des Vaccinium Vitis Idaea, die bunt im grü-
*) Auf der Generalstabskarte „Trispitza."
**) Sollen jetzt durcli Tannen ersetzt werden, und ein Theil des Waldes
zeigt schon bedeutenden Tannenwuchs; auf dem Abhänge gegen das Tribusa-
Thal finden wir Fraxinws excelsior und Alnus incana an Stelle von Fagus
silvatica.
333
nen Moose eingebettet ist, bleibt der Blick an dem aufgeblasenen
breiiniMidrotlien Kelche der Physalis Alkekengi haften. Hier und da
Galeopsis versicolor, Senecio nemorensis, Euphrasia officinalis und
minima, letzlere ein Kind der Alpen. Die Vertiefungen tUUl zum
grossen Theile Aspidium Filix mas aus, dazwischen Epipacfis nibi-
ginosa, Hellebonis, Majanthemum bifolium, Paris quadrifolia, auch
Adenostyles alpina, wahrend grünes frisches Moos die Steine über-
zieht, in deren Spalten ein Aspleninm Trichomanes oder A. Adian-
thnm nigrvm Zuflucht gefunden.
Von einem Hügel stieg ich nun wieder hinab in's Thal, und
eine hohe Kuppe zu meiner Rechten umgehend lenkte ich meine
Schritte gegen einen hohen, sattgrünen Kegel mit einladendem Baum-
und Graswuchs. Diesen begann ich zu besteigen und grösslentheils
dem Laufe eines den Abhang hinab rieselnden Wassers entgegen
wandelnd gelangte ich nach einer guten halben Stunde auf die Kuppe
desselben, den ich nach der Generalstabskarte an die Stelle, wo Co-
ronina angegeben, verlege. — Die Bäume da oben waren von ein-
ander entfernter und Hessen einen schön grünen Abhang frei, der
auf ein kleines Plateau führte, das beiläufig in der Mitte des Berges,
auf entgegengesetzter Seite, von der ich heraufgestiegen, lag. Nach
vorne mich wendend, konnte ich ganz deutlich durch die Waldes-
lichlung das stufenförmige Fallen der Berge und Hügel in die Ebene
hinab wahrnehmen, und vor mir stand in stolzer Majestät des Mer-
sa\etz' baumreiche Masse.
Die Vegetation war hier beinahe gänzlich ausgestorben. Dennoch
konnte ich aus den wenigen vorhandenen Vertretern einer vor we-
nigen Wochen noch reichen Flora auf die Spuren einer subalpinen
und alpinen Vegetation schliessen. So fand ich hier: Atragene alpina.
Spiraea ulmifotia beherrscht in schöner Blüthenfülle den ganzen von
mir begangenen Waldweg, während schon als verblüht anzusehen waren:
Aconitum paniculatum, Alchemilla vulgaris, Actaea spicata. Rubus
Idaeus und glandvlosus standen schon in Frucht. Es blühten da:
Circaea lutetiana, Epilobium montanum, angustifolium, Anfhriscus
sp., Saxifraga rotundifolia, Gentiana asclepiadea, germanica, Ade-^
nostyles alpina, Senecio nemorensis 6. Fuchsii, Prenanthes purpu-
rea. — Schon in Frucht standen: Pyrola minor, Vaccinium Myrtillus
und Vitis Iduea, Chrysnsplenium alternifolinm, Epipactis rubiginosa,
Libanotis montana, Hedysarum obscurum, Erigeron glabratus, Den-
taria bulbifera. — Die meisten zeigten aucli schon die Spuren des
nahenden Herbstes. — Ferner noch erwähne ich: Calamintha thymi-
folia, grandißora, Paederota Ageria, Astrantia carniolica, Bupleu-
rum graminifolium, junceum, Selinum Carvifolia, Betonica Alope-
curus, Silene quadrifida, Cerastium triviale, Senecio abrät anifolius,
Buphthalmum salicifolium, Epimedinm alpinnm, Homogyne silrestris,
Achillea lanala. Potent illa reptans, Chenopodium Bonus Henricus, Vero-
nica urticaefolia, Polygonum amphibium (Fruclit), Cerinthe minor, Vera-
trum Lobelianum (Blatter), Melica nutans, Luzula albida, maxima,
jlavescens, Polystichum spinulosum, Aspidium Lonchitis, aculeatunr,
Orstcrr. liotan. ZoitscUrift. 10. lieft. 1878. 26
834
Asplenium viride, Rnla miirarin, Botrijchium Lunaria, Cystopteris
fragilis.
Ich begann den gemachten Weg zurückzulegen und gelangte
auch bald zu einem Kreuzungspunkte, wo ich einen Seitenweg, den
ich von einer früheren Streifung durch des Waldes Tiefebene schon
kannte, einschlug und erreichte auf demselben die Strasse, die nach
Loqua führt, mein Marsch war aber in entgegengesetzter Richtung,
und nach kurzer Zeit sah ich von der Ferne Tarnova's Häuser win-
ken, von wo aus eine hübsche Strecke zu durchwandern mir noch
erübrigte. — Am Waldesrande sammelte ich noch Potentilla Tor-
mentilla, die mit Ranunculus Philonotis und Leontodon Taraxacum
im Grünen der Senebiera Coronopus ziemlich häufig vorkommt.
Sommerflora
des
Val d'Ägordo und Val di Fassa im Ladiner-Lande,
Von
Siegfried Schunck.
Der Zweck, sowohl der vorliegenden, als der im verflossenen
Jahre (Heft 9 und 11 d. öst, bot. Ztschft.) erschienenen Arbeit ist
es, die Botaniker auf einige speciell botanisch merkwürdige und doch
weniger besuclite Punkte aufmerksam zu machen, und ihnen zugleich
eine bescheidene Monographie an die Hand zu geben, welche geeignet
sei, das Auffinden seltener Species zu erleichtern. Diese, zum grössten
Theile von Prof. E. Pospihal und mir gemachten Beobachtungen be-
ziehen sich auf das ausserordentlich reiche Gebiet des oberen Corde-
vole- und Avisio-Flusses, welches in der Marmelade (3490") seine
grösste Höhe erreicht, und im gleichen Masse als es geologische
Reichthümer einschliesst, auch auf einer Menge der üppigsten Alpen-
matten dem Botaniker seine Schätze bietet.
I. Yal d'Ägordo.
1. Belluno bis Agordo.
Im Gerolle der Piavo bei Belluno: Leontodon Berinii Rth.,
Myricaria germanica Dsv., Rumex alpinus h.; bei Canäl: Aronia
rotundifolia Pers., Daphne Laureola, Epimedium alpinum, Saponaria
ocymotdes, Saxifraga A'izoon, S. tridactylites , Staphylea pinnata,
Taxus baccata L.; bei Muda, auf Felsen: Corydalis bulbosa Willd.,
Doronicum pai'dalianches, Juniperus Sabina L., Leontopodium alpi-
num Cass., Lonicera Xylosteum, Paederofa Bonarola, Phyteuma c.o-
335
mosnm L., P. Halleri All., P. nigrvm Scliin., P. orhiculare L., P.
Micheln Bcr[., Scabiosa graminif'olia L., S. lucida \\\.; bei Agortlo:
Adiiilea tomentosa, Aconitum Napellus, Arnica montana, Astragalus
Cicer^A. glycyphyllos, A. Onobrychis L. , Digitalis ambigua Marl.,
D. pvrpurea^ Genfiana lutea L., Hacquetia Epipactis DC, Hedysa-
rum obscurnm L. , Ononis Natrix Lam. , Philadelphus coronarius,
Pirus communis var.: Pollveria, Plantago Cynops , Potentilla alba,
P. caulescens, Reseda Phyteuma, Rosa alba, Salvia Sclarea, Silene
Armeria, Imperatoria Ostruthium L.
2. Agordo bis Campedello (Campilello).
Bei Cencenighe: Sedum atratum, S. CepaeaL. Vor dem «Lago
d' Alleghe": Tommasinia verticillaris Bert. Bei Laste (la Lasla),:
Luzula nivea DC, Silene Pumilio Wulf. Zwischen Caprile und Sot-
toguda: Bellidiastrum MichelüCass., Erigeron glabratus Hppe. — Hnsch.,
Veronica fruficutosa L.
a) Passo di Feddäja (Fedajapass, 1970"°).
In der Ivlatnin: Atragene alpina L., Campamda caespitosa Scop.,
C. excisa Schieb., C spicata L., C. pusilla Hnke. , Galium pumilum
Lam., Leontopodinm alpinum Cass. , Phyteuma hemisphaerirum , P.
pauciflorum, Poa alpina, Sempervivum arachnoideum L., S. Braunii
Fk., S. Funkii Bn., S. montamim, Valeriana montana L. ; auf den
Matten: Antennaria dio'ica DC, Aconitum Lycoctomim, A. variegatum,
Allium Victoriaiis L. , A. saxatile M. B., Barfsia alpina, Betonica
Alopecurus, Campanula barhata, C pulla, C. rotundifolia var: ß.
linifolia L. , Carduus arctioides Willd., C deßofatns L., Centaurea
axillaris, C. nervosa Willd., Cerinthe alpina Kit., Chrysanthemum
alpinum, Cirsiwn acaule L. , C. Erisithales , C. spinosissimum Scop.,
Crepis aurea Cass., Dianthus alpinus. Dianthus plumarins , Dianihus
saxifragus L. , D. sihestris Wulf., D. superbus , Erigeron uniflo-
rus L. , Erinus alpinus Kit., Eriophorum Scheuchzeri Hppe., Erysi-
tnum Cheiranthus Pers.. Genfiana Amarella ß. unißora, Geum mon-
tanum, Hieracium aurantiacumh.. H. bupleuro'ides GmeA., H. glabra-
tum Hppe., H. Jacquinii, H. pulmonarioides , H. staficefolium Vill.,
H. sabinum Seb. M., H. villosum, Lilium bulbiferum, L. Martagon
L.. Nigritella angustifolia Hici)., Paradisia Liliastrum Bert. (Czackia
And.), Pedicularis rosea Wulf., P. f.uberosa, Ranunculus aconitifolius,
R. alpestris L., R. montanus Willd.. Rosa glandulosa Bell. X R-
spinulifolia Dem., Saxifraga decipiens Erli., S. rotundifolia, Scabiosa
ucranica var., Senecio nebrodensis L., Toßeldia calyculata Wlilbg.
Trifolium alpinum L., T. badium Schreb., T. pratense var. ß. nivale,
Trollius europaeus L., Veratrum Lobelianum Rclid., Veronica alpina,
V. aphylla L.
Auf der Passhöhe: Achillea atrata L., Androsare oblusifolia
var. All., Anemone alpina a u. ß: sulphurea, Anthemis alpina. Aza-
lea procumbens, Cerastium latifolium L. , C. ovatum Hppe, Daphne
striata Trat., Erigeron alpinus, Genfiana acaulis , Geum replans L.,
Gymnadenia odoratissima Rieh., Genfiana frigida Hiüve., Herminium
Monorchis R. Br., Loniccra alpigena L., Niqritella suaveolens Reh.,
26 *
336
Potentilla alpestris Hall., P. aurea, Primula longiflora, Rhodiola ro-
sea, Rhododendron ferrugineum, Salyrium viride L., Statice alpina
Hppe.
Am Fedajasee unterhalb des Marmoladegletschers; Arabis alpina
L., Cardamine alpina Willd. , C. resedifolia L, Draba frigida Saut.,
Gentiana nivalis, G. punctata, Hieraciwn alpinum h., Hufchinsia
alpina R. Br., Kernera saxatilis ^(Mi., Papaver alpinum L. u: Bur-
seri Crtz. , Pedicularis versicolor Whlbg. , Phaca astragalina DC,
Pinguicula alpina, Primula Auricula L. , Scrophularia Hoppei Reh,,
Thlaspi rotundifolium Gaud., Toßeldia borealis Whlbg,
Weit in der Runde besitzt die schönsten Gnaphalium Leonto-
podium L., der Sasso di Val fredda. Thalabwärts führt der Weg
nach Penia iUieracium piloselliforme Hppe.), Alba (Eiiphrasia mi-
nima Schieb.), am Pordoipasse (Hypochoeris helvetica Jacq.) vor-
bei nach Campedello (('naphalium Leontopodium L. bei den letzten
Hiiusern, Papai^er alpinum ß. flamflorum Kch., Silene viridiflora L,),
dem Anfange des Fassathales.
IL Tal di Fassa.
1. Durön-Thal.
A. Linkes Ufer, b) Monte Duron.
Achillea moschata Wulf., Anemone sulphurea, A. vernalis L.,
Arenaria grandiflora All., Betonica bellidioides L., Botrichium Luna-
ria Sw., Carex sempervirens Viil., Crocus vernus All., Erinus alpi-
nus K., Eriophorum Scheuchzeri Hppe., Gregoria Vitaliana Duby.,
Heleocharis uniglumis (?) R- B«*-, Hieracium pulmonarioides Vill.,
Hufchinsia brevicaulis Hppe., Juncus Jacquini Erh., Luzula lutea
DC, Nigritella angustifoha Rieh., Oxytropis montana DC, Pkyteuma
hemisphaericum L. , P. Michelii Bert. , Potentilla aurea L. , Primula
villosa Gaud. , Scrophularia Hoppei Koch. , Soldanella alpina L.,
Toßeldia borealis Whlbg., Trifolium badium Schreb.
Langkofel: Arabis pumila Jacq., Hedysarum obscurum L.,
Pedicularis rosea Wulf., Saxifraga Facchinii Koch.
Blattkogel: Facchinia lanceolata Reichb., Saussurea disco-
lor DC cc.
Mahlknecht-Alm (Molignon): Anemone baldensis, Gentiana
punctata L., Hieraciwn pumilum Jacq., Oxytropis Halleri Bnge., Poa
alpina L., Saussurea discolor DC. «.
c) Seiseralm-Plateau (1450 M.) von Campedello bis Schiern,
Seis, Kastelruth und Battkogel (Aufstieg von St. Ulrich, s. unten
Anm.): Achillea atrata, A. Clavennae L., A. moschata var. Wulf,
(vielleicht A. Jaborneggi Halaczy), Aconitum Napellus L., A. pani-
culatum Lam., Alsine biflora Whlbg., A. grandiflora L., Androsace
obtusifolia All. X A. lactea L., Angelica montana Schieb., Anthe-
mis alpina L., Aquilegia atrata, Aronicum Clusii Kch., Asplenium
septentrionale Sw., Astragalus alpinus, A. Onobrychis L., A. pur-
pureus Lam., Athamanla cretensis, Bartsia alpina L., Carda-
mine alpina Willd., Carex aterrima Hppe., C. atrata L., Centaurea
337
nervosa Willil., CerasHnm alpinum, C. latifolium L., C. ovatum
Hppe., Cirsium acaule L., C. spinosissimum Scop., Cyslopteris mon-
tana Lk., Doronicvm mtslriacum Jaoq., Eriophorum alpinum, Eu-
phrasia tricuspidata var. L., Gaya simplex Gaud.-Kih., Gypsophlla
repens L., Linaria alpina Mill. , Meum athamanticum Jacq., M. 31u-
telJina Giiiin., Myosotis alpeslris L , Ononis Natrix Laink., Pedi-
cularis Jacquini Kch., Ped. palustris L., P. rosea Wlf., P. tuberosa,
P. verticillata L., Peucedanum austriacum Kch., Phyteuma Sieberi
Sprgl., Primula longiflora, P. farinosa L., Rhinanthus alpinus Bing.,
Saxifraga Aizoon, S. aspera L., S. atropurpurea Slrnbg., S. bryoi-
des L., S. squarrosa Kch., Scorzonera arislata Ramd., Sedum atra-
tum, S. hispanicum, Sempertiivum montanum L., Sesleria elongata
Hsl., SHene Saxifraga, Solidago rirga aurea v. alpina, Thaliclrum
alpinum, Trifolium alpinum, Veronica bellidioides, V. fruficulosa L.*).
d) Ro SS zahne; Anemone alpina, A. baldensis, Aster alpinus
L,, Artemisia Mutellina Vill., Azalea procumbens, Cardamine resedi-
folia L, Cerinthe alpina Kit., Daphne striata Trat., Dianthus sil-
vestris Wlf. var. alpinus, Draba frigida Saut. var. ß. Pacheri Stur.,
Erigeron uniflortis, Gentiana batarica L., Papaver pyrenaicum DC,
Ranunculus rutaefolius L., R. Seguieri Vill., Saxifraga androsacea,
S. opposilifolia L. (und die obigen Saxifragen), Thlaspi rotundi-
fülium Gaud.
Tierser Alm: Atsine recurva VVhlbg., Arenaria ciliata L.,
Cerastium latifolium, Cherleria sedoides L., Facchinia lanceolata
Rt'hb., Gagea Liottardi Scliult., Meum Mutellina Gartn., Potentilla
alpeslris Kch., P. nitida, Ranunculus rutaefolius, Saxifraga aizoi-
des, S. caesia, Silene acaulis, Soldanella alpina L., S. minima Hppe.,
Valeriana montana L.
e) Schiern (2450 M.): Anemone baldensis L., Aquilegia Bau-
kini Schott., Aretia Vitaliana Gaud., Afragene alpina L., Campanula
Scheuchzeri Vill., Carex atrata L., C. nigra All., C. rigida Good.
Crepis aurea Cass., C. Jacquini Tsch., C. chondrilloides Jacq., Cy-
slopteris regia PresI, Doronicum caucasicum M. Kiel., Draba aizoi-
des L., D. Thomasii Kch,, Drosera intermedia Hayne, Erinus alpi-
nus K., Gentiana batarica L., G. brachyphylla, G. lutea, Gtobularia
*) Die Angalie Dr. K. Moser's (M.-G. Beobachtungen aus dem Fassathal
1877 erschien im Programm 187^ des Triester k. k. Öbergymnasiums pag. 6
Anm.), welcher ausser Achillea moschata Wulf., Alsine verna Whlbg., Ane-
mone baldensvf, A. sulphurea L., Astragalus leontinus Wulf., A. purpureus
Lam., Avena argentea Willd., Carex aterritna Hppe., Chaerophyllum ViUarsii
Kch., Cirdutit spinosissii)iU)ii Scop., Dianthus barbatus L., Erigeron glabratus
Hppe.-Hnsch., Eriophorum Scheuchzeri Hppe., Gentiana alata Gris., G. ba-
varica L, G. excisa Presl, G. nivalis L., Papaver pyrenaicum DC, Pedicu-
laris rosea Wlf., P. tuberosa L , Pulmonaria azurea Bess., Poa minor Gaud.,
Saxifraga squarrosa Kch., Trifolium pallescens Sehr, auf dem Aufstieg von
S. Ulrich zur Seiseralm auch Ranunculus hybridus gefunden zu haben meint,
dürfte angesichts der geringen Höhe und ungünsligen Lage des bezüglichen
Punktes auf einem Irrthum beruhen.
338
cordifolia, G. nudicaulis L., Gnaphalium carpathicum Wlilbg., G.
Hoppeanum Kch., G. Leontopodium Scop., Hedysarum obscurum,
Imperatoria Ostruthium L., Juncus castaneus Sm., J. triglumis L.,
Lomal ogonium carinthiacum AI. Br. , Pedicularis asplenifolia Flke.,
P. comosa L., P. Jacquini Kch., P. tuberosa L., Phaca astragalina
DC, Polygala Chamaebuxus L., Ranunculus hybridus-Thora Bis., R.
Seguieri Vill., Salix Lapponum^ S. relusa L., S. sp., Saussurea al-
pina DC, Saxifraga atropurpurea K., S. bryoides, S. caespitosa L.,
iS. Hohenwarti Stbg., S. oppositifolia, S. sedoides L., Senecio sub-
alpinus Kch., Sesleria microcephala Ard., S. sphaerocephala DC,
Statice alpina Hppe. („Schlern-Hexe"), Valeriana supina L.
B. Rechtes Ufer. Rosengarten; Artemisia Mutellina Vill.,
Campanula Morettiana Rchb., Dryas octopetala L., Facchinia lan-
ceolafa Rchb., Juncus castaneus Sin., Phyteuma comosum L., Saus-
surea discolor var. jS. DC, Valeriana celtica {?) L., V. elongata icq.,
V. saUunca All., F. supina L.
2. Eigentliches Fassa-Thal.
Vigo: Valeriana saxatilis L., Soraga (Soreges): Cypripedium
Calceolus L., S. Pellegrin: Allium Schoenoprasum, Crepis grandi-
flora, Hieracium aurantiacum, H. villosum var. ß. L.
3. Pozzo-Thal.
/■) Monzoniberg (Moncioni); Alsine biflora Whlbg., A. gran-
diflora L., Androsace glacialis Schieb, a. Hausmanni Leyb., Anemone
alpina, A. baldensis L., Aronicum glaciale Reichb., A. scorpioides
Kch., Artemisia spicata Wulf., Biscutella laevigata L., Cardamine
alpina Willd., Carex rupestris AU., Chrysanlhemiim. alpinum L.,
Doronicum caucasicum M. Kiel., Elyna spicata Schdr., Euphrasia
officinalis var. 8. alpestris, Geum reptons L., Hieracium aureum, H.
furcatum Hppe.. Hutchinsia alpina R. Br., H. brecicaulis Hppe., Li-
naria alpina Mill., Melampyrum silvaticum L., Oxyria digyna Cmp.,
Oxytropis campesfris, 0. ihontana var. ß. DC, Papaver alpintim L.
var. y. minus Kch., Pedicularis rostrata, Primula Auricula, P. fari-
nosa L., P. Floerkeana Schrdr., P. glutinosa Wlf., P. longiflora, P.
minima, Ranunculus glacialis, Rhodiola rosea L., Saxifraga Facchi-
nii Kch., S. oppositifolia L., S. tenella Wlf., Sibbaldia procumbens
L., Silene alpestris Jacq., Thlaspi rotundifolium Gaud., Valeriana
tripteris L., V. saliunca AU., F. supina L.
Bnfaure-Gebirge: Daphne striata Trat.. Dianthus silveslris
W'ilf., Orchis Habenaria R. Br. var. /3. albida Kch.
4. Fleiins-Thal.
Clarväna; Achillea Clarennae, Anthericum Liliast7'umL., Ar-
temisia lanata Willd., Cystopteris montana Lk., Gagea ßstulosa
Schult., Pedicularis nersicolor Whlbg., v. ß. Kch., Saussurea disco-
lor DC, Scorzonera aristata Ramd.
Monte Vies^na (Viezzena); Orchis globosa L., 0. Habenaria
ß. purpurea R. Br., 0. sambucina ß. purpurea L., 0. Traunsteineri
Sauter.
339
Monte Caslcläzzo: Lilinm bulbiferum L. Nigrüella globosa
Giiiiii., Primnla Allionü Loiseleur.
Maerins (^Gymnadenia conopsea R. B.), Padon (Hieraciwn
alpinum L.), Dona iHier. Schraderi Schlch.), Udai (Kobresia cari-
cina Willd., Luzula albida DC. \aT. ß. rubella), Gabbia (Pedicularis
asplenifolia Floerke, P. iuberosa L.), Pezzel (Thalictrum f'oelidum
L.), Salbei CSesleria sphaerocephala Ard.).
5. Primör-Thal (V. di Primiero):
Plan' di sass' (Sasso di campo); Pedicularis foliosa, Ped. s«-
xatilis L.
Do le palle (Dieiro I. p. di S. Marlino); Alchemilla pubescens
M. B., Aronicmn scorpioides ß. Kch., Erigeron alpinus L., Gnapha-
lium Hoppeanum Kch., Hieraciwn glanduliferiim Hppe., Phyteuma
paucißorum, Saxifraga androsacea L., S. adscetidens Jcq., S. aspera,
S. bryoides L., Senecio carniolicus Willd.
Do' piz (Dietro i. Mte. Piz); Gaya simplex Gaud., Luzula spi-
cata DC.
Ciamol: Ranunculus pyrenaeus, R. alpestris L.
Rodel la: Azalea procwnbens h., Cerastium oratum, Hieraciwn
glabratum var. ß. Hppe., Lilium carniolicwn Bernh., Ranunculus
Thora, Senecio Doronicum L. Canipai: Carex a/ernma Hppe., Eri-
trichiwn namim Schrdr., Gnaphaliwn carpaticum Wlilbg.
Die angegebenen Funde erschöpfen noch lange nicht die über-
aus reiche und zum Theile noch ganz unbekannte Flora dieses aus-
gedehnten Gebirgsstockes voll unwegsamer Walder und steiler Dolo-
mitspitzen, welcher wohl einer grosseren Berücksichtigung seitens der
österreichischen Botaniker verdienen dürfte.
Planina, Ende August 1878.
E. D. Fitzgerald's F. L. S. „Australian Orchids."
Vun Franz Antoine.
{Kurtsetzung.)
Es mag den Anschein haben, dass die Existetiz vieler Arien
nicht allein von Insekten abhängig ist, sondern vielmehr von beson-
deren Insekten, welche an den Standorten vorkommen, wo sie ge-
lunden werden.
Sarcochillus parviflorus trägt nicht selten in den Blue Moun-
tains Samenkapseln; von da aber nach Sydney gebracht blühen wohl
die Pilanzen in zahlreicher Menge, aber Samen erzeugen sie, wenn
sie sich selbst überlassen sind, nicht, obschon sie immer fruchlbar
sind, wenn der Pollen nach der Stigma gebracht wird.
Bis jetzt wurde von der ßelruchtung nur in Bezug auf die
Samenerzeugung gesprochen, aber es ist noch ein anderer, sehr
wichtiger Umstand, welcher in Betracht gezogen werden t>oll, welcher
ebenfalls den Erfolg der E.xistenz der Orchideen modifizirt. Die Menge
^40
des erzeugten Samens bildet kein Kennzeichen für die Seltenlieit
einer Art. Die Anzahl von Individuen einer Art scheint mehr von
den verschiedenen Einflüssen und den verschiedenen Bodenverhält-
nissen, unter welchen und in welchen der Same geeignet vegeliren
kann, als von der Oi'antitiit desselben abzuhängen.
Thelymilra carnea bringt, wie früher angeführt, eine volle
Kapsel von jeder Blume, und dennoch ist sie kaum so allgemein als
Acianfhus forniculatus, von welchem doch die Mehrzahl der Blumen
nnfruclitbar ist, Phajns grandifolius und Calanthe veratrifolia wach-
sen unter gleichen Umständen. Jede Blume von Phajus erzeugt Sa-
men und nur gelegentlich einen die Calanthe, aber dennoch ist die
Phajus selten, Calanthe hingegen gemein; aber in mancher Art sind
die Samen, welche keimen, nicht im erklärlichen Verhältnisse zu
jenen, welche zu Grunde gehen. Die Zufälle für und gegen das Er-
löschen sind daher eigenthümlich ausgeglichen, und es unterliegt
keinem Zweifel, dass sich die Wagschale gegen eine Pflanzenart
neigt, welche dann aufhOrt Art zu sein. Dieses Wegfegen von Arten
zusammen mit der Hybridisation (welche, wie ich glaube, in dieser
Familie vorkommt) scheint ihre Isolirung oder Abweichung von dem
Haupttypus des Pflanzenlebens, wie ebenfalls die grossen Abände-
rungen unter sich selbst zu erklären; da natürlich, wo eine grosse
Verarmung und ein Wiedererrichten vorkommt, auch eine grosse
Abweichung von dem Gleichartigen sein muss.
Die Rechnung der Schuldner und Gläubiger bei Dendrobinm
speciosum mag in folgender Weise dargethan werden: Gegen das-
selbe — dass nicht Eine Blume unter lausenden eine Samenkapsel
aufzuweisen vermag. Dafür spricht: — dass, wenn eine Kapsel er-
scheint, eine halbe Million Samen darin enthalten sind. Gegen das-
selbe — dass möglicher Weise, wenn nicht wahrscheinlich, von der
halben Million Samen auch nicht ein Korn zur Keimung gelangt.
Dafür: — dass es lange lebt und ausdauernd ist. Dieser Thatbestand
kann nicht erwogen werden, um Dendrobinm speciostim in eine
günstige Lage zu bringen, und wäre es nicht die letztere Eigen-
schaft, so glaube ich, dass es schon lange früher erloschen wäre.
Um diese Vermuthung zu bekräftigen, mag konstatirt werden, dass
in irgend einer Lage, selbst auf dem Moose bedeckter Felsengipfel,
wo sie gewöhnlich zu wachsen pflegen, und wo ein leichtes Vege-
liren der Samen zu erwarten ist, die Massen doch nur aus wenigen
grossen Pflanzen bestehen, und nur wenige junge vorfindlich sind,
ungeachtet der Menge des Samens, welcher ausfällt, wenn gerade
eine Kapsel berstet und an einer solchen Oertlichkeit verbleibt. Um
Sydney, wo die alten Pflanzen unlängst weggeschafTl wurden, ob-
schon die jungen Pflanzen darunter nicht entfernt wurden, können
nur wenige mehr aufgefunden werden.
In ungünstiger Jahreszeit kommen viele Arten gar nicht zur
Blütbe. Im Jahre 1872 war der Winter trocken, und ich durchsuchte
sehr viele Büsche von Corysanfhes, fand aber sehr wenige Blumen
und nicht eine einzige Samenkapsel, während in einem früheren Jahre
341
lausende von Blumen getrofTen werden konnten. Jahrelang wurde um
die Blume von Acianthus caudatus an einem Standorte vergebens
gesuclit, wo sie früher aufgefunden wurde, und wo es noch ßliitter
in Menge gab. Wenn durch Mangel oder Uebermass an Regen Erd-
orchideen zur eigentlichen Blüthezeit nur Bliitter produziren, so glaube
ich, dass sie sich manchmal selbst helfen bei den beinahe überein-
stimmenden Frühlings- und Herbsttemperaturen, einige verirrte Blu-
men ausser ihrer eigentlichen Blüthezeit hervorzubringen; aber es
scheint wahrscheinlich, dass sich im ganzen Distrikte viele Orchideen
jahrelang, iiirer Anzahl nach, kaum vermehren.
Bei verschiedenen Arten, welche sich offenbar nicht selbst be-
Irucliten, habe ich die Blüthen häufig befruchtet gefunden, während
ihre eigenen Pollinien nicht entfernt wurden. Bei solchen Beispielen
musste die Pollenmasse von anderen Blumen übertragen werden. Das
gewohnlichste Argument dagegen, dass es durch Insekten geschehen
könnte, schien mir, dass beständige Hybridisation zu erwarten sei,
als eine Folge, dass verwandte Arten ofi nebeneinander wachsend
gefunden werden.
Es muss aber dennoch erinnert werden, dass sie nicht immer
zur selben Zeit blühen, und dass Hybriden leicht übersehen oder für
Varietäten gehalten werden können. Diese Kreuzungen zwischen Arten
derselben Gattung oder verwandter Gattungen kommen manchmal in
der Natur vor, und die wahrscheinlich neue Arten gründen, dieses
zu glauben, bin ich durch folgende Ursachen dahin geführt worden:
— Ohne Fehlschlagen ist es gelungen, von einer solchen Kreuzung
volle Samenkapseln zu erlangen, wobei die Pflanzen, welche Arten
angehören, die nicht Selbstbefruchter waren, unter eine Glasglocke
gestellt wurden, und die Echtheit der Kreuzung dadurch bewiesen,
dass andere ebenfalls unter eine Glasglocke ohne Vermittlung mit
ihren Blumen gegeben wurden Von letzteren wurden niemals Samen
gewonnen. In beiden Fällen wurden die Pflanzen von der Zeit an,
wo sie Bhimenknospen ansetzten, unter Bedeckung gehalten. Wenn
wir den wunderbaren niederen Stand der Vegetation in den Samen
und in Folge dessen den hohen Stand von Zufälligkeiten überhaupt
gegen das Wachsen einer verirrten Hybride in erster Instanz, und
nachher gegen das Hervorbringen selbstbefruchteter Samen, welche
ebenfalls günstig fortwachsen, erwägen, so können wir uns in der
Thal nicht genug wundern, dass Hybriden nicht häufiger gefunden
werden. Ich habe wenigstens bei drei Gelegenheiten Orchideen ent-
deckt, welche ich für Hybriden halte, — eine zwischen Dendrobium
gracicaule und Dend. Hil/i (?), eine zwischen Pteroslylis pedunculata (?)
und P. curla (?), und eine zwischen Glossodia major und G. minor.
Dass solche Kreuzungen neue Arten begründen mögen, ist bis
jetzt nur auf Folgerungen basirl worden, da wie ich glaube, keine
lorllaulenden Versuche gemacht wurden, als wie weil die wenigen
Hybriden, welche in den Warmhausern wachsen, sich selbst be-
Iruchten, und ich halte bis jetzt noch keinen Erfolg, Pflanzen zur
BUithe zu bringen, welche aus hybridisirten Samen gezogen wurden,
342
Ulli damit zu experimentiren; aber ich bin stark der Meinung^, dass
Hybriden leicht Samen ansetzen werden, wenn sie mit ihren eigenen
Pollen befruchtet werden, und dass das einzige Hinderniss in ihrer
Fortdauer in der, bei allen Orchideen vorkommenden Schwierigkeit
zu finden ist, den Samen zur Keimung zu bringen. Dieser Sciiluss
ist auf die Meinung begründet, dass ein Widerstand der Mischung
in dieser Familie nicht vorkommt, wie diess bei anderen der Fall
ist, und dieses Dafürhalten ist auf die sehr bedeutende Leichtigkeit
begründet, mit welcher sich Arten derselben Gattung, welche an-
scheinend auf das weiteste von einander entfernt schienen, ja selbst
Arten, welche nicht derselben Gattung angehörten, kreuzen Hessen.
Als Beweis des Thalbestandes ist die nachfolgende Liste von
Kreuzungen, welche im Jahre 1872 vorgenommen wurden, hier an-
gegeben. Die Pflanzen wurden gewöhnlich gegenseitig mit einander
befruchtet und die Pollenmassen abwechslungsweise von einer Blume
zur anderen übertragen, Pterostylis ophioglossa, concinna, acuminata,
nutans, pedunculata, curla, grandiflora, reflexa, obtnsa, Dainfreana,
longlfolia wurden auf jede Weise, wie es die Jahreszeit eben zugab,
gepaart. Caladenia filamenfosa, pulcherrima, alba und testacea, Glos-
sodia major mit Caladenia alba, testacea, ßlamentosa, Glossodia
major und minor. Diuris punctata, maculata, aurea. Thelymitra
ixioides mit Diuris punctata, aurea. Thelymitra cwrnea mit Diuris
aurea. Thelymitra longifolia mit Diuris aurea. Thelymitra longlfolia
mit ixioides. Dendrobium speciosum, gracicaule, Fairfaxii, Beckeeri,
linguiforme. Die grosse Abweichung von anderen Familien, wie kürz-
lich vermuthet, und die Ausdehnung des Fehlschlagens, der Modifi-
kation und der Befestigung der Theile scheinen Umgestaltungen vor-
auszusetzen, welche von der Hybridisation herrühren.
(Scbluss folgt.)
Literaturberichte.
Diag-iiosen zu Tlüiiiien's „Mycotheca universalis, Ceuturie VU— IX." Von
F. V, Thümen. (Sonderabdruck aus der „Flora", Jahrgang 1878). 8".
17 Seiten.
In den oben erwähnten Centurien gelangten mehr als 60 neue
Arten und Varietäten zur Ausgabe. Sie stammen nicht nur aus ver-
schiedenen Theilen Europas, sondern auch aus d(!n übrigen Welt-
theilen, namentlich aus Sibirien, Aegypfen, dem Kap der guten Hoff-
nung, Nord- und Süd-Amerika, Australien u. s. w. Durch diese
bedeutende Zahl von Novitäten wird v. Thümen's Mycolheca univer-
salis ein wichtiges Hilfsmittel für jeden Botaniker, der sich mit dem
Studium exotischer Pilze beschäftigt. Dr. H. W. R.
Contributions ä la connaissance de la Flore Arg-entine par O. Schnyder,
Professeur a Buenos Ayres (Tire des Archives des scienc. de la Bibliolhe-
que univers tom. LX.) Geneve Imprim. Ramboz et Schuchardt. 1877. 8°,
28 Seiten.
Die vorliegende Abhandlung enthält eine kurze Schilderung der
klimatischen Vcrliällnisse des Florengebieles, ferner der pflanzengeo-
343
graphischen Regionen, welche in der argentinischen Republik unter-
schieden werden können. Es sind diess nach der Ansicht des Verf.
folgende: Die patagonische Region, jene der Pampas, des Litorales,
der Dornstraucher, die subtropische und die Fluvial-Region. Von
jeder dieser Regionen gibt Schnyder die Ausdehnung innerhalb des
behandelten Gebietes an und macht die für sie besonders charakte-
ristischen Pflanzenformen namhaft. Den Schluss des Aufsatzes bildet
eine Liste jener Charakterpflanzen der argentinischen Republik, welche
Volksnamen besitzen. Weil das vom Verfasser geschilderte Floren-
gebiet im Vergleiche zu Brasilien und Chile noch verhällnissmiissig
wenig durchforscht erscheint, so ist der hier angezeigte Aufsatz für
die genauere Kenntniss der phylographischen Verhältnisse Süd-Ame-
rikas nicht unwichtig. R.
Experimentelle Uutersuchungeii über Sitz und Verbreitung des Bildungs-
saftes und seinen Einfluss auf das Dickenwachsthum der Dikotylen. Von
Dr. med. M. Gilles. Schweidnitz, A. Kaiser, 1878. 8", 81 Seiten.
Bei den meisten holzigen Gewächsen schwillt nach der be-
kannten Operation des Ringeins der obere Wundrand wulstförmig an.
Der Verfasser kam nach mehreren Versuchen zu der in ihren Haupt-
umrissen schon bekannten Anschauung, dass ein vorzugsweise basi-
pelaler Saftstrom in der Rinde existire. Bei solchen Pflanzen jedoch,
welche bei der Ringelung keine wulstige Verdickung zeigen, aber
Stränge von Cambiform und Gitterzellen im Marke besitzen (wie
Nerium, Vinca), übernehmen letztere die Leitung. Auch die Sieb-
röhren scheinen bei schnell wachsenden Gewächsen {Cucurbita, Hoya)
Antheil am Saftstroine zu besitzen. Gilles glaubt jedoch auch an-
nehmen zu können, dass plastischer Saft im Holze herabsteige, um
durch Vermittlung der Markstrahlen wieder auf dem entblössten
Splint zu Tage zu treten und Neubildungen zu veranlassen. Es dürften
aber wahrscheinlicher nach dr-n Untersuchungen anderer Forscher
nur die Markstrahlen, die ja als Reservestoffbehälter dienen, daran
betheiligl sein, da der Holztheil den basifugalen Saftstrom leitet. Auch
können die Reste des Cambiums, welche bei Entrindungen am Splinte
hängen bleiben, eine Leitung des plastischen Saftes im Vereine mit
den Markstrahlen übernehmen und unter Schutz vor Austrocknung
eine Neubildung von Rinde herbeiführen. Diese Punkte berücksichtigte
jedoch Gilles in seiner Broschüre nicht, lieber die Bewegungsrich-
tungen des Bildungssaftes und dessen Einfluss auf das Dickenwachs-
thum der Dikotylen gab der Autor einen Auszug der umfangreichen
Literatur, ohne jedoch Neues hinzuzufügen. G. B.
Vukotinovic Ljudevit Priuesci za geognosiu i botaniku Hrvatske (Bei-
träge zur Geognosie und Botanik Kroatiens). Separalabdruck aus Bd. XLIV
des Rad jugoslavenske akademije znanosti i uirijetnosti. Vorgelegt am 15. De-
zember 1877. Agram 1878, 48 S. 8^
In der vorliegenden Arbeil werden aus Kroatien beschrieben:
Viola cariegata, alba striata, scolophylla Jord. var. albiflora (letz-
344
lere ist offenbar schon lange bekannt), Centaurea stenolepis {Cent,
phrygia Fl. er.) Kern. var. incanescens, Sahia grandiflora, Quercus
pseudopedunculata (von Schur bereits unterschieden), Hierarium lepto-
cephalum-aestivum und Astrantia croatica Tonnn. in litt. 1877. Car-
duus cirsiformis ist ein Bastart von Carduus alpestris und Cirsium
Erisifhales (früher liiess es irrthümlich von C. pannonicum). Neu für
Kroatien sind Bupleurum exaltatum MB., Senecio Jacquinianus Rchb.
und Gnaphalium Leontopodium Scop. Letztere Pflanze fand Ref. im
Jahre 1872 auf der Ranisava, einer Voralpe des Durmitor in Monte-
negro, hart unter der Krummholzregion an steilen Felsenwänden.
Silene Schlosseri Vuk. ist S. Sendtneri Boiss., vi^enigstens gilt diess
von den Exemplaren, die Borhas am Risnjak gesammelt und als
solche richtig erkannt hat. Noch eine Fülle von kritischen Erörte-
rungen und Beschreibungen bilden den Schluss dieser werthvollen
Arbeit. J, A. Knapp.
Borbäs Vincze Dr. Floristicai kozlenienyek a inag-y. tud. Akadeiiiia ältal
tamog'atott botanikai kntatäsaimböl (Floristische Mittheilimgen aus mei-
nen durch die k. ungar, Akad. unterstützten Forschungen): Mathem. 6s ter-
möszett közl. vonatkoz. a hazai viszonyokra (Mathem. und naturw. Mitth.
bezüglich der einheimischen Verhältnisse, herausg. von der ung. gel. Akad.).
Bd. XV (1878). 265—372 p. 8».
Der Verfasser hat sich endlicli daran gemacht, das auf meh-
reren Reisen gesammelte Material zu bearbeiten. Im ersten Abschnitte
werden die in Ungarn, Kroatien und Krain gesammelten Umbelliferen
aufgezählt und kritisch beleuchtet. Neu sind: Astrantia major L. v.
illyrica, Pimpinella Saxifraga L. s. aculeulata, Oenanthe hanatica
Heuff. var.? longifolia und Pleurospermum austriacum Hoffm. var.
pubescens. Im zweiten werden die in Ungarn gesammelten Mono-
kotyledonen namentlich aufgeführt. Altena pratensis L. var. subde-
curvens, Poa pumila Host var. szörengensis, P. praecox, P. alpina
var. viridis, P. levis, P. pratensis L. var. racemosa, Bromus tecto-
rum L. c) umhrosus, Allium Borbäsii Kern, werden hier beschrieben.
Im dritten werden die Lein-Arten Ungarns, Kroatiens und Krains
vorgeführt. Im vierten behandelt der Verf. Cerastium moesiacum
Friv. und C. decalvans Schloss. et Vukot., oline indess die vorge-
legene Frage nach der Identität beider Pflanzen endgiltig auszu-
tragen, während derselben neue Seiten immerhin abgewonnen wurden.
Der fünfte und letzte Abschnitt enthält neue Standortsangaben für
einige seltenere ungarische und siebenbürgische Pflanzen, Hoffentlich
wird die Fortsetzung dieser höchst wichtigen Arbeit nicht lange auf
sich warten lassen, K.
Borbäs Vincze Dr. Vizsgälatok a hazai Arabisek es egyeb Crucifei-äk
köriil (Separatabdruck aus den Mathem. es termeszett. közl. von. a hazai
viszonyokra, Bd. XV). Budapest 1878, S. 145—212, 8».
Die vorliegende Arbeit ist eine ebenso interessante als lehr-
reiche Studie über die Ar abis- Arien und sonstigen Cruciferen Un-
garns. Die Gattungen Arabis, Erysinium, Roripa und Thlaspi werden
345
ansfübriioh enirtert, sowie die koinplizirte Synonymii\ der Arien der
letztgenannten Gatl'ing- auf Grund von Originalexemplaren richtig
gestellt wird. Aber auch über die übrigen Gattungen wird manches
Interessante vorgebracht. Die letzte Seite füllen Bemerkungen über
Verbascum-Bastarie, darunter vier neue, aus. K.
Spreitzenhofer G. C, Beitrag- zur Flora der jonisclien Inseln: Corfn,
Cephalonia und Ithaca (Separatabdruck aus den Verb. d. k. k. zool.-bot.
Ges., Jahrg. 1877). Wien 1878, 26 S. 8».
Die vorliegende Arbeit ist das Ergebniss einer nach den ge-
nannten Inseln unternommenen Exkursion. Das gesammelte Material
wurde von Th. Heldreicli, dem ausgezeichneten Kenner der griechi-
schen Flora, bestimmt. Ranunciilus Spreitz-enhoferi und Muscari
Mordoamun Heldr. bilden die Novitäten dieser beschwerlichen Reise.
K.
Viernndfiinfzigster Jahresbericht der schlesischen Cre.sellschaft für vater-
ländische Kultnr. Breslau 1877, 394 S. 8».
Enthalt an grösseren Aufsätzen: Von Goeppert : der Dezember
1875 und die Vegetation des botanischen Gartens, über Pflanzen-
melamorphosen und interessante Pflanzen des botanischen Gartens,
sowie über Holzgewächse auf den höchsten Punkten der Erde. Von
Cohn: botanische Mittheilungen über England und Schottland, inter-
nationale Ausstellung naturwissenschaftlicher Apparate, Brandpilze im
Getreide Schlesiens. Von Eidam über die Entwicklung des Sphaero-
tilus natans. Von Limpricht über die Lebermoose der Hohen Tatra.
Eine Aufzählung von 100 Lebermoos-Arten nebst einem Nachtrage
von zwei Moosspezies für dasselbe Gebiet. Von Uechtritz: Zugang
zur schlesischen Phanerogamenflora im J. 1876. Zuerst werden drei-
zehn Novitäten, darunter Ranunciilus Sfeveni Andrz. var.? und Tri-
folium arvense L. var. microcephalum Uechtr. vorgeführt und even-
tuell beschrieben. Weiters folgen die neuen Fundorte mit einer Menge
sehr beachtenswerther Bemerkungen. K.
Correspondenz.
Wien, am 31. August 1878.
Nach „Neilreich, Flora von Nieder-Oesterreich* p. 473, soll
Chlora perfoliata seit DoUiner (Doli. En. p. 87) in neuerer Zeit d. i.
seit 32 Jahren, nicht mehr am Neusiedler-See gefunden worden sein.
Eine Excursion, die ich mit meinem Freunde Hofer am 12. und 13.
August 1878 von Brück a/L. aus am Neusiedler-See unternahm, be-
stätigte den von Hofrath Fenzl in „Neilreich 's Flora von Wien", U. Bd.
p. 189 angegebenen Fundort. In der Nähe der 3. Fischerhütte, am
westlichen Ufer, fanden wir obengenannte Pflanze in Gesellschaft von
Eri/thraea ramosissima und zwar in einer auf das Ufer des Sees
senkrecht stehenden Reihe. Dies war jedocii bis Podersdorf (östliches
346
Ufer) der einzige Ort , wo Clilova in ziemliclier Anzahl und sehr
schönen Exemplaren vorkam. Den 23. August 1877, sowie den 29.
August 1878 unternahm ich eine kleine Excursion auf den bei Dorn-
bach liegenden Heuberg. Der Zweck, den ich verfolgte, war Gen-
tiana cruciata zu finden, welche in Neilreich's Flora von Wien, pag.
318 , als „häufig" am Heu- und Satzberg angegeben wird. Nach
fleissigem Suchen blieb meine Mühe jedoch unbelohnt; denn ich fand
nicht ein einziges Exemplar. Auch ermangelte ich nicht, um mir Ge-
wissheit zu verschaffen, dass obgenannte Pflanze dort niclit vorkomme,
die angrenzenden Gebiete abzusuchen. In Folge dessen ist anzuneh-
men, dass obiger Standort entweder nicht existirt hat oder falsch an-
gegeben, oder aber auch, dass diese Pflanze seil längerer Zeit auf
dem Heuberge ausgerottet ist.
Louis Keller.
Graz, am 18. September t878.
Da ich im heurigen Jahre meine Studien wegen Kränklichkeit
unterbrechen musste, so verwendete ich meine freie Zeit dazu, die
Flora meiner Heimat (St. Egid a/Neuwald in Nieder-Oest.) genau
kennen zu lernen. St. Egid liegt beinahe am Ursprünge der rechten
Traisenquelle (die linke entspringt bei Annaberg) und seine in bo-
tanischer Hinsicht wichtigsten Punkte sind der Göller und der Gippel,
beide über 5000'. Vnr allem muss ich nun des Ranunculus anemo-
noides gedenken, durch dessen Vorkommen diese Gegend gewisser-
massen auch eine kleine Berühmtheit erlangte. Derselbe kommt fast
auf allen sonnigen etwas felsigen oder mit Haidekraut bewachsenen
Abhiingen vor und wo ihm der Boden besonders zuzusagen scheint,
sogar mit etwas gefüllten Blüthen. Er blüht vom Anfange April bis
Mitte Mai und ist bei uns keineswegs eine seltene Pflanze. Im übrigen
seien einige seltenere, interessantere und ferner solche Pflanzen er-
wähnt, welche in Kreutzer's Flora Wien's für diese Gegend nicht
angeführt sind: Carex mncronata, Corallorrhiza innata , Festuca
Sclieuchzeri et Halleri Gd., Malaxis monophi/Uos , Peucedanum v>er-
ticillare, Poa hybrida (in Kreuzers Flora als Poa sudefica)^ Saxifraga
Burseriana, Spiranfhes auhimnalis, Trisefum alpestre. Zum Schlüsse
bemerke ich, dass die in Wien schon längst bekannte Galinsoga par-
viflora auch bei uns sehr gemein ist.
Karl Fehlner.
Personalnotizen.
— Dr. Johann Peyritsch ist zum ordentl. Professor der Bo-
tanik und Direktor des botanischen Gartens an der Universität Inns-
bruck ernannt vk'orden.
— Dr. Franz von Fleischer, Professor der Botanik an der
land- und forstwirthschaftlichen Akademie in Hohenheim, ist am
24. Auffust gestorben.
847
— Anton Loser, Professor in Fiiiinc, ist am 8. Mai im Aller
von 36 Jahren ffestorben.
Sammlungen.
Algae aquae dulcis exsiccatae praecipue Scandinavicae, quas
adjectis algis marinis chlorophyllaceis et pliycochromaceis dislri-
bnerunt Veit Witt rock et Ollo Nordstedt adjiivanlibus Dr.
P. T. Cleve, F. Eldinff et F. R. Kjellman. Fase. 3 et 4 (Nr.
101—200). Upsaliae 1878. (Pretium fascic. 17 Reichsmark.)
Die zweite Centiirie dieser für die Kennfniss der nordischen
Algen ungemein wichtigen Sammlung enthält eine Reihe sehr inter-
essanter Formen reich aufgelegt und kritisch bestens untersucht.
Neu sind unter denselben: Aegagropila biformis Wittr., Enteromorpha
qvaternaria Ahlner, Cosmarium fontigennm Nordst., Cosmarium sub-
tumidum Nordst., Stigonema zonotrichoides Nordst., Nostoc Zetter-
stedtii Aresch., Merismopedkmi chondroideum Wittr. R.
— Prof. Alex. Braun's hinterlassene botanische Sammlungen
wurden von der preussischen Regierung um <len Preis von 21.000 Mark
angekauft.
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Herrn L. Keller mit Pflanzen
aus Niederoslerreich und Ungarn. — Von Herrn Sieinitz mit Pfl. aus
Ungarn.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Bohatsch^ L. Keller,
Kesselmeyer.
Aus Niederosterreich eingesendet von L. Keller: Achillea Cla~
vennae, A. Clusiana, Allium peh'aeum, Armeria alpina, Dianthus
alpinus, Epipactis pahistris, Gentiana ciliata, G. putnila, Linosyris
vulgaris, Saxifraga Aizoon, Sideritis monlana. Vom Neusiedlersee:
Chlora perfoliafa, Erythraea linarifolia.
Vornil hig: (B.) = Böhmen, (I.) = Istrien, (Kt.) = Kärnten,
(M.) = Mähren, (NOe.) = Niederösterreich, (OOe.) = Oberöster-
reich, (P.) = Polen, (S.) = Salzburg, (Sb.) = Siebenbürgen, (Schi.)
= Schlesien, (Schw.) = Schweden, (Schz.) = Schweiz, (T.) = Tirol,
(Th.) = Thüringen, (U.) = Ungarn.
Paederota Bonarota (Kt.), Panicum capillare (Schi.), Crus
galH (OOe., P.), Papaver alpimim v. flaviflornm (Kt., T.), dubium
(NOe., P.), Rhoeas (00c., P.), Parielaria erecta (U.), Paris quadri-
f'oha (S., Schi.), Parnassia palustris (U.), Paronychia capitata (U.),
348
Passerina annua (U.), Pedicularis campesfris (Sb.)» foliosa (NOe.,
Tj, Jacquini fT.), incarnata (NOe.), palustris (NOe., P.), recutita
(T.), silcatlca (P., Schw.), Peganum Harmala (U.), Peltaria allia-
cea (NOe.), Peplis Portula (Sclil., Th.), Periploca graeca (Kroatien),
Petasites niveus (Kt., NOe., T.), officinalis (OOe.), Peucedannm austria-
cum (NOe.), Chabraei (NOe., Schz.), rablense (Kt.), Phleum alpinum
(Schi., U.), asperum (Frankreich), ßoehmeri (NOe.), Michelii (NOe.),
nodosum (Kt., NOe.), serrulatum (Sb.), tenue (Dalnialien), Phlomis
tuberosa (NOe., U.), Pholiurus pannonicus (U.), Phyteuma canescens
(U.), comosum (Kt.>, orbiculare (NOe., U.), Phytolacca decandra
(NOe,, U.), Pimpinella Anisum (M.), magna (Bayreuth), nigra (P.),
Saxifraga (NOe., OOe., P.), Pinguicula alpina (S.), nillosa (Schw.),
vulgaris (S., Berlin), Pinus austriaca (NOe.), montana (T.), Mughus
(T.), obliqua (T), silvestris (OOe.), Pisum arrense (NOe.), Plantago
arenaria (B., NOe., U.), Coronopus (Ostfriesland), Cynops (Schz.),
lanceolata (NOe., OOe.), major (OOe.), major \ar. agrestis (Schi.),
maritima (NOe., Pommern), media (OOe.), minor (Schw.), montana
(Schz., T.), Schwarzenbergiana (Sh.), tenuiflora (U.), Poa annua
(Schi.), bulbosa (B., NOe., U.), hybrida (Schz.), nemoralis (NOe.,
Schi.), Polycarpon tetraphyllum (I, U.), Polycnemum arvense (Berlin),
Heuffelii (U.), majus (Ü.), Polygala alpestris (Sciiz.), amara (Schi.,
Th.), calcarea (Schz.), Chamaebuxus (B., T.), major (NOe.), vul-
garis (P., U.), Polygonum arenarium (U), Bistorta (P.), Convolvulus
(Schi.), Fagopyrum (OOe.), Hydropiper (Schi.), virgatum (U.), vivi-
parum (T.).
Obige Pflanzen können nach beliebig-er Auswahl im Tausche
oder käuflich die Cenlurie zu 6 fl. (12 R, Mark) abgegeben werden.
In Folge mehrfacher Anfrage zur Nachricht, dass ältere Jahr-
gänge der „Oesterr. Botan. Zeitschrift" gegen Pflanzen nach gegen-
seitigem üebereinkommen abgegeben werden können.
Inserate.
Ein Herbar
mit nahezu 3000 Arten aus Oesterreich-Ungarn, Deutschland, der
Schweiz und Skandinavien ist zu verkaufen. Ebenso eine Sammlung
mit Kryptogamen. Letztere auch partieenweise. Auskünfte und
Kataloge aus Gefälligkeit bei J. A. Knapp, Wien, IX. Bez. Spital-
gasse 31.
Diesem Hefte liegt bei eine Ankündigung der Verlagsbuchhandlung von
Julius Springer in Berlin.
Kedakteiir und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz- — Verlag von C. Gerold's Sohn,
Druck uoil Papier iler C. Ueberreaterscbea Buchdruckerei (M. Salzer).
OesteiTeichische
Botanlsclie Zeitschrift.
Gemeinnützig^es Organ
für
itie »Rterreiviiiscbe Exemplare
i.otai.lsclie Zeltschrlrt Rnfailili llllll RAfflini^itr die frei durch die Post be-
ersche.nt »UHIIIK IIUU DOldlllUer, zogen ^verden sollen, sind
den Ersten jeden Monats. l,,os bei der Redaktioa
''"Z'r'H^r.rlv!"'^ Gärliier, Oekouomen, Forstiuäiiner, Aerzle, ^" r-p1:r=en; "
(IG li. Mark.) Im Wege des
ganzjährig, oder mit Anillliplpp Iin^l Tocliniloi' Buchhandels übernimmt
* a. a.Wi. CS R.Mark) npUllieKei UHU ICUllllMl. Pränumeration
halbjährig. C. (.erold's Sohn
Inserate in Wien,
die ganze Petitzeile fü ll sowie alle übrigem
15 kr. Ost. W. XI = XXi Buchhandlungen.
XXVni. Jalirgang. Will. November 1878.
INHALT: Festuca austriaca. Von Hackel. — Kreislauf des Stoffes in der Pflanzen-^elt. Von Dr.
Wiesner. — Floristische Mittheiliins-eii Von Dr. Borbiis. - Bewegung des Wassers in den PQanzen.
Von Keinlioid. — Caimubis .lativa inonoka. VonHululi)-. — Zur l'lora \on ?steieimark und Kärnten.
Von Kempf. — „Auslralian Orchids" (Scliiuss). Von Antoi'ne. — Literatnrberichte. — Coriespoudenz.
Von Jauka und Wiesbaur. — Personalnotizen. — Botanischer lauschverein.
Fes tuen nusiriaca n. sp.
Autore E. Hackel.
Perennis, dense caespitosa. Rhizomatis inlernodia brevissima.
Cnhtii erecti, rcbusti, teretes, laeces cel superne scabritisculi, in
l,asi iit turiones folüferi vayinis marcidis indicisis firmis Stra-
min eis vestiti.
Folia omnia conformia, complicafa, filif'onnia, longa, mol-
Jia, laete viridia, scabra (saltem parte snperiorej, seciione trans-
versa obtuse hexagona; nervi (unus medtalis et duo in quovis
lalere) intus prominentes et puberuti, fascicuiis ßbrocasalibus cen-
tralibus perciirsi, et sub iis singulis fascicuiis hypodermicis
prosenchymaticis (Fig. 1 h, h) instructi. Fasciculi hypodermici
in foiio sicco (cum parenchyma intercedens tabescit) extns valde
prominentes, quod hanc ob causam angulatum et elevato-nervo-
sum apparet. Vaginae laeves, basi saepe violaceae, ligula biauricu-
hita exigua.
Panicula ampla, laxa, plerumque mitans, rami inferiores
bini vel saepe lernt, raro quaterni, omnes tenues, scabri, in an-
thesi angulo fere recfo patentes et saepe arcnato-nntantes, ad me-
dium nsque midi, superne spicvliferi.
Oesterr ti.itau Züitsclirin. 11 llofi. 1^78. 27
350
Spiculae lineari-oblongae, longiusciile pedicellatae, 5 —
7ßores, floribus subremotis, mrentes vel purpurascentes
Glumae subaequales, lange acufatae, inferior i-, superior
Snercis, carina aspera.
Palea inferior lanceolata, acuta, mutica vel raro brerissime
aristulata, apice anguste scariosa, glabra, laevis vel setulis sparsis
exasperata, plus mimisve dislincte önercis.
Palea superior inferiorem aequans, acute bidenfata, marginibus
parte superiore ciliolata. Caetera ut in speciebus afßnibus.
Dimensiones: Culmus 60 — 80 cm., folia 10—30 cm. longa,
Oöö mm. in diametro; panicula 11 —22 cm. (plerumque ca. 15 cm.)
longa; spiculae Sflores 6 mm., 4flores 7ö mm., 6ß. lO'^ mm., 7ß.
12 mm. longae, ante anthesin 3o mm. lalae; palea inferior S —
6 mm. longa.
Habitat in silvis et silDarum marginibus Austriae inferioris:
prope oppidum St. Poelfen (copiose ad Radelberg, Mechters), Melk
et in monte Geisberg prope Perchtoldsdorf. Floret exeunte Maja et
incipiente Junio.
Synonym: Festuca heterophylla ß. mutica Neilr. Flora v.
Niederösterreich, p. 7ö.
Ich habe nicht oline reifliche Erwiigung- gewagt, die ohnediess
grosse Zahl von theilweise in ihrer Anwendung sehr unsicheren
Namen, welche für die Formen der Festucae auriculatae im Um-
laufe sind, durch einen neuen zu vermehren. Allein die hier be-
schriebene Art lasst sich bei keiner der bisher bekannten sicher
unterbringen und ist nicht nur in ihrer ganzen Erscheinung sehr
ausgezeichnet, sondern lasst sich auch durci» schneidende Merkmale
von ihren Verwandten : F. ovina, violacea, duriuscula, rubra, hete-
rophylla trennen. Freilich niuss man zu diesem Ende erst über die
Ciiaraktere der eben genannten Arten im Reinen sein, und diess
kann man nach meiner Ueberzeugung nur dann, wenn man sich
nicht begnügt, die allerdings schwankenden und h'reführenden Merk-
male des Rispenbaues, der Anzalil der Blüthen im Aehrchen, der
Begrannung und Behaarung der Deckspelze (in welchen Beziehungen
fast alle Arten dieser Gruppe ilire parallelen Formen aufzuweisen
haben) zur Unterscheidung zu benützen, sondern wenn man liefer
in den Bau der Blauer dieser Arten eindringt. Allerdings genügt es
auch da nicht, von fadenförmig oder borstenfurmig, weich oder starr,
glatt oder rauh, grün oder graugrün etc. zu sprechen, alle diese
Ausdrücke sind zu wenig fassbar, messbar und graphisch darstell-
!)ar. Nur die Verlheilung der verschiedenartigen Gewebsmassen des
Blattes, welclie auf einem hinreichend dünnen Quersclinitte desselben
schon bei SOfacher Vergrosserung sicher zu konstatiren ist, bietet
wirklich sciineidende Ciiaraktere zur Unterscheidung dar. Ich habe
in einer grosseren Abhandlung in der Vierteljahresschrift des unga-
rischen National-Museums („Termeszetrajzi füzetek" '"*) versucht, das
*) Oktober 1878.
351
eben genannte Prinzip zunächsf auf die Fesfuca-Arlen der ungari-
schen Flora anzuwenden, und man wird finden, dass meine Metiiode
durt-haus niclit zur Zersplitterung, sondern nur zu einer klaren Son-
deruiiff dieser verwickelten Arten gefülirt hat. Daselhst sind auch
genaue mikroskopische Analysen der einschlägigen Arten gegeben,
und ich muss daher bezüglich des Details auf die erwiihnte Ab-
handlung, von welcher den sich speziell dafür Interessirenden Separat-
Abzüge zur Verfügung stehen, verweisen. Um jedoch auch Lesern,
welchen dieselbe nicht zugänglich wäre, einen Einblick in diese
Unterschiede zu bieten, habe ich die Ouerschnitte von F. anslriaca,
duriuscuJa und ovina nebeneinander gestellt.
Erklärung der Abbildungen.
Fig. 1. Quersrhaitt eines Blaüos von einem sterilen Triebe der F. austriaca
35mal vergrössert. e Epidermis, /, /, / Filjrovasal- Stränge, h, h, h =
Bastbündel (Hypoderm) sowie in Fig. 3 und 4 schwarz ausgefüllt.
Fig. 2. F. austriaca. Der mildere Fibrovasalstrang (f) mit dem darunterliegen-
den Bastbündel (h , um die Zellen des letzteren zu zeigen, e Epidermis,
deren Zellen unter dem Bastbündel kleiner werden. P chlorophyllführen-
des Parenchym , in den Figuren 1, 2, 3 der Deutlichkeit halber wegge-
lassen. Vergrösserung 200mal. Das Präparat war ein anderes als das für
Fig. 1 benützte.
Fig. 3. Querschnitt des Blattes von Festuca duriuscida L.
Fig. 4. „ „ „ „ „ ovina L.
\ ergrösserung und Bedeutung der Buchstaben wie in Fig. 1.
Sämmtliche Schnitte sind von lebenden Blättern genommen.
Ein Blick auf diese Ouerschnitfe lehrt, dass es di(; Vertheilung
der Bastmassen (nach Schwendener's Bezeichnung) oder des Hy-
poderms (nach älterer Bezeichnung) ist, weldie die augenfälligsten
Verschiedenheiten bietet. Bei F. austriaca liegt unter jedem Fibro-
vasalslrange ein solches Bastbündel, von denen namentlich das des
Miltclnervs und des kleinen ersten Seitennervs stark entwickelt ist.
Bei F. duriusctila treffen wir 3 sehr starke und breite Bastbündel:
eines unter dem Mittelnerv und je eines an den Blatträndern; hin-
gegen felden sie den Seilennerven ganzlich, oder sind bisweilen
schwach (durch 2 — 3 Ze'.lengange) angedeutet. Bei F. ovina endlich
finden wir einen gleichmässigen, meist nur aus Einer Schicht, selten
aus zwei derselben besiehenden Beleg von Bastzellen, der die ganze
27*
352
Unterseite des Blattes auskleidet. Dabei bemerken wir, dass bei
dieser Art die Seitennerven nach innen gar nicht vorspringen, was
sie bei den anderen deutlich thun. Die Vertheilung der Bastbüiwlel
bedingt auch den sechsseitigen Qnerschnitt der Blätter von F. austriaca^
der um so deutlicher hervortritt, je mehr das Blatt austrocknet, weil
dann das zwischenliegende zarte Parenchym einschrumpft, wahrend
die Bastbündel mit ihren dickwandigen Prosenchymzellen unverän-
dert bleiben. Im vollkommen trocke-ien Blatte springen also die-
selben als starke, weissliche Streifen weit vor, so dass das Blatt
gerippt erscheint. Ganz anders sehen die trockenen Blatter von F.
duriuscula und ovina aus; erslere zeigen auf jeder Seite eine tiefe
Rinne, umgeben von zwei erhabenen Randleisten, den Bastbündeln;
letztere zeigen gar keine erhabenen Seitenrippen, sondern nur der
Mittelnerv pflegt sich etwas kielartig zuzuschärfen. Diese Verhältnisse
lassen sich mit einer guten Loupe an Horbar-Exemplaren recht woiil
erkennen; doch gehört einige Uebung dazu, und zur sicheren Ent-
scheidung muss man doch einen Querschnitt herstellen, was mit
Hilfe von zwei Holkmdermarkstückchen und eines Rasirmessers schnell
geschehen ist.
In Hinsicht des Blatt-Ouerschnittes steht meine F. austriaca der
F. rubra L. sehr nahe, sowie auch der F. niolacea Gaud.; bei ersterer
ist jedoch der Bau der Halmblätter beträchtlich verschieden, indem
dort die Nerven weit auseinanderrücken und stärker vorspringen,
während die Thälchen dazwischen Fächerzellen (cellules bulliformes
Douval- Jouve's) aufweisen. F. violacea hat sehr kleine Bastbündel,
und sowohl diese Art, als auch F. rubra und helerophylla (deren
Wurzelblätter sehr dünn und dreischneidig sind, während die
Halmblätter sehr breit sind und einen ganz anderen Bau zeigen)
haben das Gemeinsame, dass ihre Blaltscheiden beim Verwittern braun
werden und die Nerven derselben sich als einzelne, meist un regel-
mässig verkrümmte Fäden frei machen, was in der viel zar-
teren Epidermis, die dem Verwittern schnell anheimfällt, seinen Grund
hat. Bei F. austriaca bleiben die Scheiden bis zu ihrem stückweisen
vollständigen Zerfalle ganz und derb, sie lassen keine Nerven frei
werden; auch tragen sie lange Zeit Blattreste.
Haben uns nun die Blatter und Blattscheiden unserer Art si-
chere Kennzeichen geboten, um sie von den Verwandten zu trennen,
so geben uns die Rispe und die Aehrchen ihrerseits Merkmale, um
die neue Art schon in ihrer äusseren Erscheinung zu charakterisiren.
In Bezug auf diese sieht sie weder der F. ovina noch der F. du-
riuscula, violacea oder rubra, sondern nur der F. heterophyUa Lain.
ähnlich, und diess mag auch der Grund sein, warum Neilreich, in
dessen Herbar meine F. austriaca in schönen Exemplaren vom hin-
teren Föhrenkogel bei Perchtoldsdorf vorliegt, dieselbe für eine Va-
rietas mutica der F. heterophyUa hielt und als solche auch in seine
Flora aufnahm, obwohl sie mit dieser sonst wenig gemein hat. F.
austriaca ist die grösste unter den europäischen Arten der Sektion
^auriculatae"- , sie wächst selbst an ungünstigen Orten nicht unter
353
60 Cm. Iiocli und luit dahpi einen dicken, slarren Halm, der lebliaft
ofegen die selir leinen BUiller kontrastirt. Auch in der Grösse der
Rispe übertrifft sie mit Ausnahme der F. heterophylla alle anderen,
sowie auch in der Sttirke der Verzweigung derselben. Die Aeste
kommen nainlich an den unleren Knoten der Rispe scheinbar zu
zwei, häufig auch zu drei, bisweilen selbst zu vier hervor (richtiger
gesagt: die Primiirzweige haben basale Sekundärzweige und diese
wieder basale Tertiärzweige), so dass unsere Art in dieser Hinsicht
unter den Fesluca-kvWn ziemlich allein steht; hat doch Ledebour
in seiner Flora altaica I, 107 bemerkt: „radiorum numerus, binarium
nunquam excedens, naturalissimus Festucarum ab inflorescentia pe-
litus character", und der ausgezeichnete Kenner der Gräser, Roeper,
hat diesen Ausspruch an die Spitze seiner Bearbeitung dieser Gattung
in „Zur Flora Mecklenburgs" gestellt. Man findet übrigens auch bei
F. heterophylla zuweilen drei Aeste am untersten Knoten der Rispe.
Uebrigens lege ich auf dieses Merkmal kein allzu hohes Gewicht,
da ich aus Erfa'irung weiss, wie sehr es wechselt, und wie es
immer nur an normalen Rispen ausgebildet ist, an ganz kümmer-
lichen aber, wie sie manche später nachspriessende Halme zeigen,
verloren gehl. Auch finde ich nicht selten, dass der Sekundärzweig
etwas über der Basis des Primärzweiges entspringt, ebenso der ter-
tiäre am sekundären.
Ein weiteres auffallendes Merkmal ist die Lockerheit und die
Zartheit der Rispe, welche zur bogigen Krümmung der Aesle sowie
des Gipfels der ganzen Inflorescenz füiirt; diese erhält dadurch ein
wirklich elegantes Aussehen. Die Zahl der Aehrchen derselben ist
bedeutend; an den \om ersten Knoten entspringenden Zweigen zählte
ich zusammen 17 — 24. Ueber die Aehrchen selbst habe ich zu den
in der Diagnose angeführten Merkmalen nichts hinzuzufügen; auf-
fallend sind nur die mindestens Ys '^^^r Aehrchenlänge betragenden
dünnen Stiele derselben; im Ucdirigen variiren alle Fesfuca-Avlen
(lieser Gruppe in Bezug auf die Verhältnisse der Aelirchen und Spelzen
so bedeutend, dass man sie bei der Beurlheilung der Verschieden-
heiten kaum benützen kann.
Schliesslich noch Einiges über das Vorkommen der F. austriaca.
Sie bewohnt gesellig lichte Nadel- oder Mischwälder, deren Ränder
und Holzschläge mit leichtem, trockenem Boden, findet sich sowohl
auf krystallinischem Schiefer (Hornblendschiefer) bei Melk, als auf
mergeligem Sandstein (bei St. Polten) und reinem Kalk (Geisberg)
in einer Höhe von 200—400 Meter ü. d. M. Bei St. Polten, beson-
ders an den Waldrändern des sog. Hennebigl bei Radelberg wächst
sie mit F. duriuscula, rubra und heterophylla durcheinander, ohne
je eine Mittelform aufzuweiscm; daselbst blüht sie in den letzten
Tagen des Mai und den ersten des Juni, während F. heterophylla
an demselben Orte nie vor dem 20. Juni in Blüthe tritt, so dass zur
Blüthezeit der F. austriaca die F. heterophylla ihre Rispen noch in
den Scheiden versteckt hat, während ich andererseits im vorigen
Jahre zugleich mit blühenden Exemplaren von F. heterophylla reife
354
Früchte der F. austriaca sammelte, die heuer im Garten jung-e Pflanz-
chen geliefert haben. Bei Melk wächst sie an den Abhäng-en längs
der Donau zwischen der Pielach-Mündung und Schönbühl in Gesell-
schaft von F. ovina, aber nicht häufig; sie ist auf den ersten Blick
durch Wuchs und Bispe, besonders aber sehr lange und zarte Blätter
von ihr unterschieden. Den Standort am Geisberge kenne ich bloss
aus Neilreich's Herbar; ich zweifle niclit, dass diese Art an ähn-
lichen Orten weiterhin verbreitet sein wird, auffallend aber ist es,
dass sie mir noch in keinem Herbar aus einem der umliegenden
Linder begegnete, wesshalb ich ihr wohl nicht mit Unrecht den Na-
men austriaca beigelegt habe.
Schliesslich bemerke ich noch, dass die vorliegende Beschrei-
bung nur ein herausgerissenes Bruchstück einer monographischen
Bearbeitung der europäischen Festuca-Arlen ist, mit der ich seit
etwa einem Jahre beschäftigt bin, und dass ich sie nur desshalb
publizirt habe, weil bis zum Abschluss meiner Arbeit, der ich durch
Vergleich massenhaften Materials aus allen Theilen Europa's, sowie
durch umfassende Kulturversuche eine sichere Basis geben will, noch
Jahre vergehen diirflen. Mittlerweile mögen die hier und in der zi-
tirten Abhandlung in der ungar. Vierteljahresschrift gegebenen An-
deutungen zur weiteren Verfolgung meiner Methode, die ich übrigens
nur dem genialen Forscher Douval-Jouve entlehnt habe, anregen.
Zugleich richte ich die Bitte an alle diejenigen, welche interessante
Formen von i^es/wca-Arten, sowie von Gräsern überhaupt besitzen,
mit mir in Verbindung treten zu wollen; insbesondere sind mir al-
pine Formen von Wichtigkeit, sowie reife Früchte von allen seltene-
ren Arten und Abarten.
St. Polten, im Juli 1878.
Der Kreislauf des Stoffes in der Pflanzenwelt*).
Von Dr. Julius Wiesner.
Die Enthüllung jener räthselhaften Vorgänge, welche sich bei
der StofFbildung der Pflanzen abspielen, bieten nicht nur ein physio-
logisches, sondern auch ein allgemeines naturwissenschaftliches Inter-
esse dar. Erstens, weil erfahrungsgemäss die chlorophyllhalfige (grüne)
Pflanze, indem sie aus unorganiscTien Stoffen organische erzeugt, nicht
nur ihren eigenen Leib aufbaut, sondern auch das ausschliessliche
Ernährungsmaterial für die chlorophyllosen Pflanzen, für die pflanzen-
*) Obiger Aufsatz, welcher in R. Fleischer's „Deutsche Revue" (März
1878) erschienen ist, wurde zwar für weitere Kreise geschrieben, allein er ent-
hält nicht nur manche neue Gedanlien, sondern auch neue Beobachtungen, so
dass derselbe für die Leser dieser Zeitschrift ebenfalls von Interesse sein dürfte.
(Anm. d. Red.)
355
fressenden Tliiero und somit iiucli für die Tliicre überhaupt liefert;
und zweitens, weil die ForiruMi der in der Pflanzenwelt vorkommen-
den Ernährung fast el)enso \iele Formen des Stoö-Ivreislaufes be-
deuten.
Man hat begreiflicherweise den Ernahrungsvorgiinoen der grü-
nen Pflanzen eine grössere Aufmerksaml\eit zugewendet als denen
der nicht grünen, und zwar niciit nur aus wissenschaftlichen, sondern
auch aus praKtisciien Gründen. Es schien lohnender, zu ergründen,
wie aus dem ärmlichen Nährmaterial der grünen Pflanze, aus Kohlen-
saure, Wasser, Ammoniak oder Salpetersäure unter JMitwirkung von
minutiösen Mengen gewisser Mineralsalze, durch die Kraft des Son-
nenlichtes sich jenes Heer von Steifen bildet, über deren Entstehung
in der Pflanze die Chemie trotz ihres so weit fortgeschrittenen Zu-
standes doch noch so wenig zu sagen weiss, als zu erfahren, durch
welche Prozesse die chlorophyllfreie Pflanze diese mannigfaltigen
Stofle bei der Ernährung wieder in einfachere SlofTe und zum Theile
schliesslich wieder in die Nahrungsmittel der grünen Pflanze zurück-
führt. Und es schien auch praktisch lohnender, die Lebensbedingungen
unserer wichtigen Kulturpflanzen, die ja alle chloruphyllhaltig sind,
kennen zu lernen, als etwa dem Ernahrungsprozesse der aus feuch-
tem Waldboden oder in dumpfen Kellern cmporspriessenden Pilze
nachzugehen.
Trotz eines weitaus grösseren Aufwandes an wissenschaftlicher
Arbeit ist man in der Ergründung des Ernahrungsprozesses der chlo-
rophyllhaltigen Pflanze nicht viel weiter als in der Erforschung des
viel einfacheren Stoffwechsels der chlorophyUo>en gekommen. Die
Nahrungsmittel der ersteren sind genauer gekannt als die der letz-
leren, aber der Stoffwechsel innerhalb des Organismus ist hier wie
dort fast durchweg noch in tiefes Dunkel gehüllt.
Schon die Fundamentalfrage: Ist denn nur die mit Chlorophyll
versehene Pflanze der alleinige natürliche Erzeuger der organischen
Substanz? konnte bis jetzt nicht endgiltig gelöst werden. Wir können
mit Bestimmtlieit auf diese Frage nur Folgendes antworten: Thiere
und nicht grüne Pflanzen sind unvermögend, aus ausschliesslich unor-
ganischer Nahrung organische Substanz zu erzeugen. In dem freien
Walten der unorganischen Kräfte vermochten wir bis jetzt Prozesse,
welche zur Bildung organischer Substanzen führen, nicht aufzufinden.
Und doch drängt uns die Annahme einer Urzeugung der Organismen
zu einer anderen, wie mir scheint, ebenso zwingenden Annahme,
nämlich zu der einer ersten Erzeugung organischer Substanzen aus
unorganischer.
Treten wir an die Sache näher heran.
Die bekannten, die Urzeugung betreffenden Experimente Pe-
st eur's sind, wie heute wohl allgemein anerkannt wird, überschätzt
worden. Sie lehrten uns bloss, dass unter bestimmten Versuchsbe-
dingungen Urzeugung nicht stattfinde! . Sie zeigten auch, dass Hefe,
Bakterien und ähnliche Fermentorganismen nicht elternlos entstehen.
Die Frage der spontanen Erzeugung von Organismen wurde durch
356
jene Experimente nicht erledigt. Niigeli hat auch hier wieder seinen
Scharfsinn und sein A'on der Zeilstrüniung unabhängiges Urtheil ge-
zeigt; denn kurz nach der fast allgemeinen Annahme der Pasteur-
schen Behauptungen hat er unerschütterlich die Möglichkeit einer
jetzt noch bestehenden Urzeugung vertheidigt. Heule sind wohl alle
der Sache näherstehenden Naturforscher wieder auf diesen Stand-
punkt zurückgekehrt. Nur sucht man die erste Entstehung der Lebe-
wesen ernstlich nicht mehr dort, wo Fäulniss- und Gährungsprozesse
ablaufen, weil die Pasteur'schen Versuche lehrten, dass zur Her-
vorbringung dieser Vorgänge der Zutritt von Fermentorganismen, zu-
meist in Form der atmosphärischen Keime, unbedingt noihwendig ist ;
man sucht sie anderwärts. Die Schwierigkeit des Gegenstandes hielt
bis jetzt die Forscher ab, hierbei den sicheren Weg des Experimentes
zu betreten ; man wagte sich nicht weiter, als bis zur Aufstellung
von mehr oder minder plausiblen Vermuthungen. So hat beispiels-
weise G. Tschermak in seiner geistvollen Rede: „Die Einheit der
Entwicklung in der Natur" *) sich über die Frage der Urzeugung
und ihr etwaiges Zustandekommen folgendermassen ausgesprochen:
„Allerdings gibt es kein Experiment, welches in völlig überzeugen-
der Weise eine heute noch stattfindende Urzeugung beweist, aber
ebenso keines, das ihre Unmöglichkeit ausspricht. Jeder Versuch,
welcher zeigt, dass in geglühter oder sorgfältig gereinigter Luft keine
Urzeugung zu Stande komme, unterliegt dem Einwurfe, dass jene
Luft dadurch so verändert sein kann, dass ihre Beschaffenheit der
Bildung der Organismen überhaupt ungünstig ist. In allen Fällen
aber bleibt der Einwurf unbezwinglich, dass die Urzeugung gar nicht
dort ihren Sitz haben müsse, wo ilm der Experimentator von heute
sucht. Nicht in der Gährung und Fäulniss, sondern am Boden der
Seen und des Meeres, in sumpfiger und feuchter Erde könnte sich
die Erscheinung vollziehen, wenngleich nicht in so auffiilliger Weise,
dass am Grunde des Meeres eine lebende Schichte erkennbar würde,
wie solche der nun widerlegte Glaube an einen Bathybius annahm."
Der Gedanke, die ersten belebten Wesen aus Schlamm oder
Erde hervorgehen zu lassen, ist bekanntlich alt; er gewinnt aber in
der Art, wie ihn Tschermak motivirt, erneutes Interesse. Der ge-
nannte Gelehrte erinnert nämlich an jenen Bestand! heil des Bodens,
welcher als Feinerde durch die Untersuchungen der Agronomen be-
kannt wurde. Die Feinerde liegt im Boden, mit anderen gröberen
Theilchen gemengt, und bedingt durch ihre merkwürdigen Eigen-
schaften zum grossen Theile die Fruchtbarkeit des Ackerlandes. Sie
nimmt Wasser in wechselnden Mengen auf, absorbirt Gase und
Dämpfe, verändert Salzlösungen, nimmt aus denselben bestimmte Be-
standtheile und hält sie mit grosser Kraft fest; sie erzeugt mit Sal-
zen, die ihr in Lösungen dargeboten werden, in manctien Fällen lose
Verbindungen und steigert die Verbindungsfähigkeit mancher ein-
*) Gehalten in der feierlichen Sitzung der kais. Akademie der Wis-
senschaften zu Wien am 30. Mai 1876.
357
faclicr ziisamincntreselzler Körper; sie zeigt unter bestimmten Ver-
liiillnissen einen lebhaften Stoffweehsel. Kurzum, es ergeben sich im
Boden höchst merkwürdige und mannigfaltige Bedingungen für die
Entstehung von Verbindungen, welche es i)lausibel erscheinen lassen,
gerade dorthin den Schauplatz der Urzeugung zu verlegen.
Für die Naturfurschung ist, wie selbstverständlich auch der ge-
nannte Forscher betont, dieser — wenngleich fesselnde — Gedanke,
jetzt noch belanglos; aber dass ein Mann von der strengen Bichlung
Tschermak's denselben zum Ausdrucke brachte, ist ein deutliches
Zeichen, dass der Pasteur'sche Standpunkt, von dem aus eine gegen-
wärtig noch wirkende Urzeugung im negativen Sinne entschieden zu
sein schien, nicht nur von Botanikern und Zoologen, sondern von
den Naturforschern überhaupt verlassen wurde.
Dass auch jetzt noch eine generatio aequivoca bestehen könne,
wird also heute wohl allgemein wieder zugestanden; ob sie thatsäch-
lich noch wirksam sei, diess zu entschleiern, bleibt der Zukunft vor-
behalten. Dass aber zum mindesten in früheren Epochen der Existenz
unseres Erdkörpers Urzeugung geherrscht haben musste, ist eigent-
lich selbstverständlich.
Ob man nun eine früher bestandene oder eine heute noch
thätige Urzeugung der lebenden Wesen annimmt; in beiden
Fällen stösst man auf die schwierige Frage, aus welchen Substanzen
die ersten Lebewesen hervorgegangen sein mochten, oder noch her-
vorgehen.
Die Organismen selbst geben uns einen Anhaltspunkt, um der
Lösung dieser Frage näher rücken zu können. Ihre spezifische Zu-
sammensetzung aus verbrennlichen, zumeist hoch zusammengesetzten
Kohlenstoffverbindungen, nämlich aus sogenannter organischer Sub-
stanz, die fortwährende Verwerthung solcher organischen Stoffe zum
Aufbaue der kleinsten organisirten Bausteine der Zellen , (Micellen
Nägeli's und Seh wendener's) lenkt uns auf den Gedanken, dass
die Organismen aus sog. organischer Substanz hervorgegangen sind.
Der Urzeugung der Lebewesen dürfte mithin eine Urzeugung orga-
nischer Stoffe vorangehen oder vorangegangen sein. Dieser Pro-
zess der Entstehung organischer Substanz aus unorganischer wäre
nichts anderes als ein spezieller Fall der Stoffmetamorphose über-
haupt, die sich in der unbelebten Welt fortwährend und zum Theil
unter unseren Augen abspielt.
Fr(>ilich haben sich alle organischen Substanzen, die bis jetzt
aufgefunden wurden, als Abkömmlinge von lebenden Wesen er-
wiesen; allein der Umstand, dass es bereits gelungen ist, zahlreiche
dieser organischer Körper in ähnlicher Weise synthetisch, wie es in
der Pflanze geschieht, aus Kohlensäure, Wasser, Ammoniak etc. dar-
zustellen (z. B. Harnstoff, Ameisensäure, Alizarin, Indigo, Zucker etc.),
berechtigt zur Annahme, dass eine Synthese solcher Verbindungen
unter gewissen Umständen auch ausserhalb der Organismen statt-
findet oder stattfinden konnte. Zwischen hochzusammengesetzten or-
ganischen Körpern, z. B. Eiwcisskörpern und den organisirten ein-
358
facitster Art, ist wohl keine weite Kluft. Die Annahme, .dass die
Moleküle solcher hoehziisniiinietigesefzter frei entstandener KörptM*
unter bestimmten Verhältnissen eine ähnliche Verbindung; eingehen,
wie die Moleküle einer Flüssigkeit zunächst zu einer „Molekülver-
bindung" vereinigt sind, und dass diese Molekülgruppen selbst oder
mit anderen vereint einen Molekülkomplex bilden, der unter Um-
ständen sich in kleine Gruppen auflöst, welche das frühere Spiel von
Neuem fortsetzen; — diese Annahme ist nicht zu gewagt. Unter
dieser Annahme wäre die Entstehung des Organisirten aus den sog.
organischen Substanzen vorstellbar. So gedacht, bestände zwischen
dem leblosen Stoffe und den belebten Wesen keine Kluft.
In sehr anschaulicher Weise hat G. Tschermak in seiner
früher erwähnten Rede einen ähnlichen Gedanken ausgeführt, indem
er in dem Ballungstrieb der Materie die fortschreitende Entwicklung
derselben erblickt. Den Gasen, welche direkt aus Molekülen bestehen,
die Flüssigkeiten, welche sich bereits aus sog. Fiüssigkeitsmolekülen
(Molekülverbindungen) zusammenfügen, die Kolloide, welche, nach
ihren Eigenschaften zu schliessen, einen noch komplexeren Bau be-
sitzen, sind die Formen, welche der Ballungstriel) der Materie uns
schon in der leblosen Welt vorführt und die in der aus der unbe-
lebten hervorgehenden lebenden Materie uns nur gesteigert ent-
gegentreten.
Es ist oft und selbst noch in jüngster Zeit die Ansicht ausge-
sprochen worden, dass die erste Hervorbringung im Bereiche des
Belebten eine ujit Chlorophyll versehene Zelle, also eine höchst ein-
fach gebaute grüne Pflanze gewesen sein müsste. Diese weitver-
breitete Ansicht stützt sich auf die Erfahrung, dass im Bereiche der
Natur die Entstehung der als organische Stoffe bekannten Kohlen-
stoffverbindungen nur in chlorophyllhalligen Organismen beobachtet
wurde. Allein dagegen lassen sicli gewichtige Bedenken erheben.
Vor Allem ist hervorzuheben, dass das Chlorophyll in der Pflanze
selbst aus organischen Stoffen entsteht, und zwar, wie ich gezeigt
habe aus einem Körper, welcher sich auch im Finstern bilden kann
und die gelbliche Farbe der eliolirten (vergeilten) Keimlinge bedingt.
Aus diesem Körper, welchem Pringsheim vor Kurzem den Namen
Etiolin gegeben hat, entsteht, unter dem Einflüsse des Lichtes, der
grüne Pflanzenfarbstoff, das Chlorophyll. Das EtioUn selbst geht aber,
wie Sachsse und ich unabhängig von einander fanden, aus den im
Samen, oder z. B. bei der Kartoffelpflanze im Knollen, enthaltenen
Reservestoffen, meistens aus Starkmehl hervor. Setzt man für die
erste Entstehung des Chlorophylls d i e Entstehungsweise voraus,
welche in den Pflanzen jetzt noch staltfindet, so müsste in jener
grünen Pflanze, welche als Ausgangspunkt der lebenden Welt ange-
nommen wird, das Chlorophyll entstehen, wenn die Zelle schon fertig
ist, oder doch schon organische Substanz da ist. Man sieht also,
dass diese hypothetische erste grüne Pflanze uns die Entstehung des
Organischen aus dem Unorganischen nicht zu erklären vermag.
Nimmt man nicht zu der luk-hst g-ovvagten Annalune seine Zu-
flucht, dass das Chorophyll selbst jener oben erwähnte hypothetische,
hochzusammengesetzte Körper war, der in Kontakt mit anderen <lie
Brücke zwischen le!)loser Materie und den Lebewesen bildete, so
sieht man sich genöthigt, die so viel verbreitete Ansicht, dass di(^
chlorophyllhaltigen Organismen den Ausgangspunkt der belebten Welt
bildeten, aufzugeben und chlorophylllose Lebewesen als die erster-
zeuglen anzunehmen.
So vermögen wir also die erste und Hauptfrage im Kreislauf
des Stoffes der Pflanze und der Organismen überhaupt noch nicht zu
lösen. Wir wissen nicht, Avelche Verbindungen der Elemente: Kohlen-
stofl", Wasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff und Schwefel und Eisen den
Uebergang der leblosen Materie zur belebten vermittelten. Ob es die-
selben Körper sind, welche wir heute als Nahrungsmittel in die chlo-
rophyllhalfige Pflanze eintreten sehen, oder höhere zusammengesetzte
Kohlenstoffverbindungen, hierüber zu urtheilen fehlt uns noch jeder
Anhaltspunkt.
Doch verlassen wir das Gebiet dieser tief verhüllten Rathsel,
und gehen wir auf jenen Theil unserer Frage ein, welcher mit un-
seren heutigen Kenntnissen und Methoden lösbar wurde und theil-
weise auch bereits gelöst vorliegt.
Wir kennen allerdings nur zum geringsten Theile jene chemi-
schen Prozesse, welche sich innerhalb der Pflanze abspielen; aber
was an Stoffen von aussen in sie eintritt, was sie selbst wieder nach
aussen abgibt, kennen wir ziemlich genau. Und auch die Endprodukte
ihres Stoffwechsels sind der Hauptsache nach gekannt.
Was die Pflanze am Ende ihrer Laufbahn als lebender Orga-
nismus an organischer Substanz produzirt hat, ist bei allen Pflanzen
im Grossen und Ganzen betrachtet zo ziemlich dasselbe: es sind
Kohlenhydrate, namentlich Cellulose, Stärke und Zucker, ferner Fette
und Eiweisskörper. Fast in jeder einzelnen Zelle Gnden sich Körper
aus diesen drei Gruppen vor. Nie aber fehlt in einer Zelle die Cel-
lulose, welche ja die Haut der Zellen bildet und Eiweisskörper,
welche in Jugendzuständen der Elementarorgane im Inhalte der letz-
teren prävaliren, aber selbst in ausgelebten Zellen niemals ganz
fehlen. Körper dieser drei Gruppen bilden die Hauptmasse der trocke-
nen Substanz, welche die Pflanze als Endprodukte des Stoffwechsels
in ihren Organen aufgehäuft hat. Nebenher treten zahlreiche andere
chemische Stoffe auf, die aber alle in Bezug auf Masse gegen die
genannten zurücktreten.
in dem, was sie nach aussen abgibt, bietet die Pflanze uns
nicht mehr ein so einheitliches Bild dar. Alle Pflanzen transspiriren,
geben also Wasserdainpf ab, alle athmen, gleich den Thieren, und
geben wie diese stets Kohlensäure ab. Aber die grüne Pflanze unter-
scheidet sich von der nichtgrünen dadurch, dass sie im Lichte die
Kohlensäure zerlegt und Sauerstoff nach aussen abgibt. Dadurch son-
dern sich die Pflanzen schon in zwei scharf von einander unter-
scheidbare Gruppen. Während die ersteren fortwährend Kohlensäure
abgeben, im Sonnenlichte aber noch zudem Sauerstoff, und, so lange
es die Feuchtigkeilsverhisltnisse der Luft zulassen, Wasserdampf',
bieten die nichtgrünen in Betreff ihrer Stoffabgabe eine grössere
Mannigfaltiglveit dar, namentlich jene an der untersten Stufe der
Pilze stehenden Organismen, welche bei Gährungen interveniren, die
hierbei neben Kohlensaure je nach ilirer Natur noch Alkohol, Milch-
säure, Essigsäure, Buttersäure etc. nach aussen, und zwar in reich-
licher Menge abgehen.
Noch auffälligere Unterschiede ergeben sich , wenn wir die
Pflanzen nach dem, was sie von aussen aufnehmen, vergleichen.
Auch von dieser Seite betrachtet, sondert sich die grüne Pflanze
auf das schärfste von allen übrigen ab. Für die nicht grünen er-
geben sich aber die Gruppen: Parasiten, Huinusbewohner, Ferment-
organismen und endlich die durch Darwin wieder an's Licht ge-
brachten fleischfressenden Pflanzen.
Die Nahrungsmittel der grünen Pflanze sind mit grosser
wissenschaftlicher Schärfe geprüft worden. Es ist heute gewiss, da^s
Kohlensäure, Wasser, Ammoniak (oder Salpetersäure) für den Bedarf
dieser Organismen an Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff und Sauer-
stoff ausreichen, dass man denselben aber die genannten Elemente
auch in etwas hiiher zusaminengeselzten Verbindungen zuführen kann,
z. B. als Harnstoff, Harnsäure, Leucin, Tyrosin, Glycocoll. Es ist nun-
mehr auch gewiss, dass gewisse mineralische Substanzen zur Ent-
wicklung der chlorophyllhalligen Pflanze unbedingt nötliig sind; und
seit Jahren weiss man, dass diess Verbindungen sind von Schwefel,
Phosphor, Eisen. Kalium, Calcium und Magnesium. In der Asche der
Pflanzen erscheinen diese Mineralsalze und ebenso verbleiben sie als
Rest der Verwesung im Boden. So gibt die Pflanze dem Boden das
zurück, was sie von ihm erhielt, und was — wie gering auch die
Menge gewesen war — für ihre Entwicklung nothwendig war. Worin
die Bedeutung dieser Bodennährstoffe besteht, ist vielfach noch rätli-
selhaft, umsomehr, als diesen Mineralsalzen nicht etwa eine dem
Aufbaue der Thierknochen vergleichbare mechanische Aufgabe zu-
fällt, sondern dieselben vielmehr in dem chemischen Prozesse, der
die lebende Pflanze beherrscht, verwickelt sind. Dass der Schwefel
zur Entstehung der für jede Zelle nöthigen Eiweisskorper erforderlich
i«t, leuchtet ein, denn er nimmt an ihrer chemischen Zusammen-
setzung Anlheil. Für den Phosphor ist nur als wahrscheinlich anzu-
nehmen, dass er zur Entstehung der Eiweisskorper, welche fast kon-
stant von Phosphaten begleitet werden, nothwendig ist. Im Molekül
der Eiweisskorper fehlt dieser Grundstoff. In Betreff der physiologi-
schen Bedeutung des Eisens weiss man seit Langem, dass es zur
Entstehung des Chlorophylls nothwendig ist, indem in Entwicklung
begriffene, ergrünungsfähige Gewächse selbst bei günstigster Be-
leuchtung bleichsüchtig werden, wenn Eisenverbindungen unter ihren
Nahrungsmitteln fehlen. Es ist mir vor etwa einem Jahre gelungen,
zu zeigen, dass Eisen an der Zusammensetzung des Chlorophylls
parlicipirt, aber auch schon im Etiolin, aus welchem im Lichte das
361
griinc Piginenl hervorgeht, enthalten ist. Ueber die physiologisclie
Bedeutung der Kali-, Kalk- und Magnesiasalze ist niciits Sicheres
bekannt. Indessen darf man auf Grund von Versuchen, welche Nobbo
vor einigen Jahren ausführte, annehmen, dass das Kalium zur Ent-
stehung der Starke in dtm Chlorophyllkörnern nothwendig ist. Ueber
die Rolle «lieses Elementes bei der Starkemehlbiidung liegen indess
nicht einmal Vermulhungen vor.
Der von aussen eintretende StickstofF passirt indifferent die
grüne Pflanze. Der im Dunkeln von diesen Gewächsen aufgenommene
Sauerstoff w'wd zum grossen Theile bei der Athmung verwendet; der
zur Tageszeit aus der Kohlensaure in den Blättern entbundene Sauer-
stoff wird zum grösseren Theile der Atmosphäre preisgegeben und
nur in kleiner Menge zur Athmung gebraucht. Die bei der Allimung
gebildete Koiilensäure erhielt ihren Kohlenstoff aus der bei der Assi-
milation gebildeten organischen Substanz. Es zerstört also jede grüne
Pflanze während ihres Lebens einen Theil ilirer organischen Substanz,
indem sie dieselbe bei der Athmung zu Kohlensäure verbrennt. In-
dem sie organische Substanz ans todter Materie synthetisch erzeugt,
sammelt sie Spannkraft, welche beim Verbrennen des Holzes und
der Kohle am Herde oder in der Lokomotive in lebendige Kraft um-
gewandelt wird. Sie selbst aber setzt durch den Alhmungsprozess
Spannkraft in lebendige Kraft um, die sie zum Betriebe ihres eigenen
Organismus ebenso nölliig hat, wie das Thier; denn mechanische
Arbeitsleislungen sind mit dem Leben der Pflanze in gleicher Weise
verknüpft wie mit dem des Thieres, nur treten uns dieselben an dem
letzteren prägnanter entgegen. Rasch durcheilt das Wasser die grüne
Pflanze. Die Geschwindigkeit, mit welcher es sich nach verschiedenen
Richtungen in die Organe verbreitet, ist eine verschiedene; am ra-
schesten bewegt es sich in der Längsrichtung der Holzfasern und
Gefasse, und gelangt so am schnellsten an die wichtigsten Verbrauchs-
orte, zu den Blcitlern. Aber auch in bestinnnle Richtungen eilend, ist
die Geschwindigkeit keine konstante, sondern von der Menge des
Verbiauchs abhängig, also in letzter Linie von den äusseren Bedin-
gungen der Verdunstung. Wie in jüngster Zeit ausgeführte Versuche
lehrten, wird die im Lichte vor sich gehende hoch gesteigerte Ver-
dunstung grüner Pflanzentheile durch den im Chlorophyllkorn erfol-
genden Umsatz von Licht in Wärme hervorgerufen. Da nun mit dem
Wasser die Nährstoffe des Bodens in die Pflanze eintreten, so muss
die physiologische Bedeutung dieser durch das Licht hervorge-
rufenen Transspirationssteigerung darin bestehen, die Zufuhr der
Stoffe zur Pflanze gerade in einer Zeit zu erh(>hen, in welciier die
Bedingungen für die Produktion organischer Substanz die günstig-
sten sind.
Die Menge des Wassers, welche von der Pflanze als Organi-
sationswasser oder zum Aufbauen chemischer Verbindungen zurück-
gehalten wird, verschwindet gegen das Quantum, welches durch die
Transspiralion der Luft wieder zugeführt wird. Man sieht leicht ein,
dass der rasche Wechsel des Wassers in der Pflanze ihrer Sloffbe-
8G2
vvegimg nur zu gute kommt. Der Zweck dieses Durchtriebes grosser
Wassermengen durch die Pflanze ist aber noch ein anderer. Die für
die Pflanze nothvvendigen Mineralsalze werden von der Feinerde des
Bodens mit einer Kraft und Zähigkeit festgehalten, dass mit dem
Bodenwasser der Pflanze nur ausserordentlich verdünnte Lösungen
dieser Körper zugeführt werden können. Durch die kolossalen Was-
serquanta, welche die Gewächse rasch durchströmen, gelangen aber
die nöthigen Mengen dieser Stoffe noch rechtzeitig an die passende
Stelle.
Dasjenige Nahrungsmittel der Pflanze, welches bei der Pro-
duktion der organischen Substanz am meisten in's Gewicht fallt, ist
die Kohlensäure, das einzige natürliche kohlenstoffhaltige Nahrungs-
mittel der Pflanze. Denn jeder organische Stoff enthält Kohlenstoff
und etwa fünfzig Prozent der Trockensubstanz, welche die Pflanze
erzeugt, ist Kohlenstoff. Nichtsdestoweniger nimmt die Pflanze, wie die
von Moll in Utrecht ausgeführten sehr sorgfältigen Untersuchungen
neuerdings bestätigt haben, iliren ganzen Bedarf an Kohlensäure aus
der Atmosphäre, welche bekanntlich nur spärliche Mengen dieses Gases
(0-04 Vol. Proc.) enthält.
Die grüne Pflanze verwandelt also , im Grossen und Ganzen
betrachtet, allerdings die aufgenommenen Nahrungsmittel durch fort-
gesetzte Synthesen in die hochzusammengesetzten Endprodukte des
Stoffwechsels, welche auf dem kurzen Wege der Verbrennung oder
durch Verwesung oder durch Eintiiit in den Stoffwechsel der Thiere
schliesslich wieder in die Nahrungsmittel der Pflanze zurückverwan-
delt werden; allein in gewissem Sinne durcliläuft der Stoff in diesen
Pflanzen selbstständig seinen Kreislauf. Das Wasser wird von ihnen
aufgenommen, abgegeben und schliesslich wieder aufgenommen. Die
Nährsalze des Bodens treten in ihre Organe ein, um kaum dem Boden
wiedergegeben, ihnen abermals zuzufliessen. Die Kohlensäure wird
in diesen Pflanzen reduzirt, zum Aufbau organischer Substanz ver-
wendet, welche, durch den Athmungsprozess in Kohlensäure rück-
verwandelt, ihr abermals zur Nahrung dienen. In bestimmten Epochen
der Entwicklung tritt an den Gewächsen diese Form des Stoffkreis-
laufes noch deutlicher hervor. So bei der Keimung und beim Blühen.
Die keimende Pflanze erzeugt selbst keine organische Substanz, ver-
braucht aber einen grossen Theil ilirer eigenen Substanz zur Ath-
mung; die hierbei frei werdende Kohlensäure tritt aber in die er-
grünenden Keimtheile wieder als Nahrungsmittel ein. Die nicht grünen
Tlieile der Blüthe athmen auf Kosten der überkommenen Stoffe uuil
schaffen Kohlensäure, die sie selbst niciit zu verwerlhen vermögen,
die aber wieder den grünen Theilen der Pflanze als Nahrungsmittel
zu gute kommen.
Ein echter Parasit steht im Kreisläufe des Stoffes der Pflanze
zu seinem Ernährer qualitativ in demselben Verhältnisse wie eine
Blüthe zu dem grünen Sprosse, der sie trägt. Die vom Wirthe einer
363
Orobanche (Sommerwurz) aufgenommene Kohlensäure geht in seinen
grünen Organen in Berührung inil den übrigen IVährstoffen in orga-
nische Substanz über, welche der Parasit aufnimmt und durch Atli-
mung wieder in Kohlensäure verwandelt.
(Scbluss folgt.)
Floristische Mittheilungen.
Von Dr. V. V. Borbäs.
Epilobium peradnatum (E. adnatum? X. hirsutum) in Auen bei
Szigeth Ujl'alü auf der Insel Csepel (8. September 1878). Die Pflanze
hat die Tracht von E. hirsutum, sie ist aber viel kahler, und man
bemerkt an den unteren Internodien des Stengels unvollkommene
erhabene Linien. Die Blattränder sind so gezähnelt. wie bei E. ad-
natum, die oberen Blatter zind zugespitzt, die Früchte sind kurz,
fein flaumig.
Von E. parvißorum besitze ich zwei abweichende Formen: a)
triphyUum, bei welchem die Blätter zu dreien am Stengel stehen
(Plitvicaer Seen), h) hungaricum, welches ich anfangs der verhällniss-
massig kürzeren und breiteren Blätter wegen für E. montanum X
parviflorum hielt. Diese Abänderung kommt aber an Moorwiesen und
Bächlein zwischen Erzsebetfalva und Soroksär, dann bei Puszta Göd
nur allein, ohne anderes Epilohium vor, und sind ihre Blätter ei-
förmig, eilanglich oder lanzettlich, die ganze Pflanze ist aber meist
niedrig.
E. semiadnatum (E. adnatum X Lamyi) in der Nachbarschaft
der Eltern in Gräben zwischen Pest und R. Palota. Die mittleren
Stengelblätter sind jenen des E. adnatum Gris. ähnlich, die Zweige
aber sind ringsum angedrückt feinflaumig, die oberen Blatter und
die der Zweige sind dunkelgrün und eischeinen ganz in der Gestalt
(\tts E. Lamyi, sie sind alle relativ kürzer, stumpflich und entfernt
gezähnelt und auch kurz, aber deutlich gestielt.
E. Lamyi F. Schultz, bei der alten Teufelsmühle zwischen Pa-
lota und Pest.
E. lanceolatum Seb. et Älaur., am Dreibrunnenberg bei Ofen,
am Karancs bei Samos Ujfalu.
An den unteren Stengelgliedern meines Epiloh. Pseudotrigonum,
Oesl. Bot. Ztschr. 1877, S. 188, bemerkt man zwei deutlich erhabene
Linien, und drei Quirlen der untersten Blätter sind ganz jenen des
E. aipestre (Jacq. var.) ähnlich, dadurch kann man meine Pflanze
von dem E. montanum var. verlicillatum Koch gut unterscheiden.
Von E. obscurum Schreb. (E, virgalum Fr.) besitze ich eine
Abänderung (var. subkexagonum) von Fuzine (inlernodiis nonnullis
304
liexagonis). E. inrgatum wuchst also sicher m Kroatien, was Neureich
(VegetationsverhäUn. v. Kroat. p. 227) bezweifeln wollte.
Am Risnyak kommt E. alpeslre als var. oppositmn vor, foliis
Omnibus oppositis, non verticillatis.
Bei Vesztö wachst nur E. adnatnm, E. Lamyi und E. hirsutum,
letzteres aber selten.
Interessanter ist hier eine spät (geg-en Ende August) blühende
Centaurea transatpina Schi, (fide Kerner) v. microchaetes m., welche
durch kurzen, aber deutlichen Pappus vom Typus abweicht und da-
durch der C. salicifolia MB. näher kommt.
In meinem Referate im bot. Jahresberichte von 1876, III. Band,
S. 1076 über Freyn's Verzeichniss der im östlichen Ungarn gesam-
melten Pflanzen, welches ich nicht korrigirte, ist ein sinnstiirender
Fehler. Nach Anemone prafentis kommt nämlich A. dacica, welche
Arabis heissen soll. Einige von meinen Referaten sind ausgeblieben,
so das Referat über Maderspach's Arbeit „Zur Frage der im Sommer
gefällten Hölzer", Reissenberger's Phytophänologisclie Beiträge (Ver-
handl. und Mittheil, des siebenbiirg. Vereins für Naturwissenschaften
in Hermannstadt), die Moose, welche Simkovics bei Grosswardein
gesammelt hat, welche ich selbst später eingeschickt habe, meine
gelbblüthigen Nelken, welche ich nach dem deutschen Texte be-
sprechen musste, und meine monströse Iris caespitosa (Mathem. und
naturwiss. Mittheil, der ungar. Akad. d. Wissensch. XIII. Bd. p. 57).
Bei letzterer Pflanze hat sich ein Zipfel der Perigonblätter von den
übrigen getrennt und ist mit dem Fruchtknoten verwachsen und von
den Blüthenscheiden bedeckt. Dieses Exemplar der Iris caespitosa
erscheint daher so, als hätle sie zwei Blülhen.
Ich erwähne noch die langen Blüthenstiele und die Fruchtstiele
des Verbascum speciosiim, die mir charakteristisch scheinen, was
besonders bei den Hybriden, um die Ellern aufzufinden, wiclilig ist.
Durch dieses Merkmal glaube ich, dass bei V. Lychnitis var. hunga-
rictun Roch, auch ein F. speciosmn sich betheiligt hat. Ich besitze V.
BlattariaX Thapsus (F. pterocaulon Franchet), V. blattari forme X
thapsiforme (F. Bastardi R. et Seh. var. racemosum und andere
Formen von dieser Koml)ination), F. phlomoides X. blattariforme (F.
Grisebachiamim m.), V. repandu7n X sinuatum, V. Blattaria X floc-
cosum (F. macilentum Franch.), F. BlatlariaX Lychnitis (F. Pseudo-
Blattaria Schi.), F. Blattaria speciosum (Thessalia), F. Blattaria X
Chaixii, welche alle in der Tracht des Verb. Blattaria erscheinen.
Letztere zwei neue Kombinationen beschreibe ich nächstens.
Budapest, am 8. Oktober 1878.
OcsteiTeichisclie
Botanische Zeitsclirift
Gemeinnütziges Organ
für
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botanlsclie Zeitschrift RAfonilr iiii«! Rnfotiikat* die frei durch die Post bc-
erscheint UUlrtllllt UHU UUldlllncl ) zogen werden sollen, sind
den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktloa
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halbjährig. C. «.crolcl's Sohn
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die ganze Petitzeile fü I V sowie alle übrigen
15 kr. Ost. W. XI ^ X<©« Buchhandlungen.
XXTIII. Jahrgang. WM. December 1878.
INHALT: Trifolium HaynahHamim . Von Pontocsek. — Mykologisches. Vnu Voss. — Zur
Flora Kroatiens. Von Vu kotinovic. — Fioristische Beitrüge Von Dr. Borbäs. — Kreislauf des Stoffes
in iler Pflanzenwelt. Von Dr. Wiesner. — Zur Flora von Gürz. Von Solla. — Anpflanzungen in
Ailelaiile. Von Anloine. — Literaturberichte. — Conespondenz. Von Dr. Woloszczak. Wiesbaur,
Dr. Pantocsek. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalien, Untenielimungen. — Botanischer 'lauscli-
verein. — Inserate.
Einladung^ zur Pränumeration
auf den XXIX. Jahrgang (1879) der
Oesterreicliischen
Botanischen Zeitschrift.
(Oeslerr. bolan. Woclicublall.)
Auf die „Oesterreichische botanische Zeitschrift", welche von dem
hohen k. k. österreichischen und dem hohen k. ungarischen
Ministerium für Kultus und Unterricht den Mittelschulen
empfolilen wurde, pränumerirt man mit 8 fl. österr. W. (16 R. Mark)
auf (Jen ganzen Jahrgang oder mit 4 ü. österr. W. (8 R. Mark) auf
einen Semester und zwar auf Exemplare, die frei durch die Post
bezogen werden sollen, nur bei der Redaktion: Wien, V. Schloss-
gasse Nr. 15.
Alle Buchhandlungen des In- und Auslandes nehmen ebenfalls
Pränumerationen an. Die Versendung an die Buchhandlungen hat die
Verlagshandlung C. Gerold's Sohn in Wien übernommen.
Oesterr l.otan. Zeitschrift. 12 Heft. 1878. 29
382
Von den bereits erschienenen Jahrgängen können noch voll-
ständige Exemplare gegen nachfolgende Preise bezogen werden:
2. und 3. Jahrgang zu 1 fl. (2 R. Mark) — 8. bis 22. Jahrgang zu
2 fl. (4 R. Mark) — 23. bis 27. Jahrgang zu 5 fl. (10 R. Mark) —
28. Jahrgang 8 fl. (16 R. Mark). Rei Abnahme sämmtlicher Jahrgänge
von der Redaktion, 20 Prozent Nachlass.
Von den bisher erschienenen 21 Porträts der „Gallerie öster-
reichischer Rotaniker" können einzelne Exemplare und zwar in Okt.
ä 50 kr. (1 R. Mark) und in Fol. auf chin. Papier ä 1 fl. (2 R. Mark)
abgegeben werden.
Skofltz.
(V. Schlossgasse 15 J
Trifolium HaynfiMiantnn n. sp.
Auctore Jos. Pantocsek.
Lagnpus e subsectione Eutriphjllum Godr. Gr. Fl. de France
pag. 403. — Habitus 5 — 15 Centim. altae plantae confertus. Planta
semper monocephala, capitulum terminale, solitarium, globosum, sessile
magnum, 25 Mm. latum, 20 Mm. longum, — Radix perennis; caulis
Simplex angulosus, adscendens, pilis dense adpressis canescens. —
Folia laete viridia, cum nervis manifestis; — inferiora longius petio-
lata quam superiora, alterna, — summa autem sessilia et opposita. —
Foliola sessiHa 10 — 20 Mm. longa, 5 — 10 Mm. lata, obovato cuneata,
apice leviter emarginata, mucronulata, ad marginem leviter dentata,
pilosa, supra glabra, subtus ad nervös pilosa. — Stipulae inferiores,
lineari-lanceolatae, pilosae, usque ad 15 Mm. longae, 2 Mm. latae;
stipulae summae involucriformiae, latae, lanceolatae (triangulatae),
acutae, 15 Mm. longae, 4 — 6 Mm. latae, basin membranaceo-pellu-
cidae, nervis viridibus, marginae pilosae. — Calyx 3— Sy, Mm. lon-
gus, cylindiaceus, intus ad faucem annulo longe piloso, extus glaber;
lOnervius, 5dentatus, deute infimo ceteris longiore; dentibus calycis
lineari setaceis, tubum calycis multo lougioribus 4 — 7 Mm. longis. —
Corolla purpurea 15 Mm. longa, vexillum ellipticum, alae aculiusculae,
slylo libero. — Legumine? ...
Habitat in locis graminosis ad marginem sylvarum prope pagum
Prasicz, Comit. Nyitra in Hungaria. Julio.
Observ. a Trif. pratense L. recedit jam forma stipularum,
foliolorum nervatura formaque calyce ad faucem annulo piloso, et
calycis dentibus tubo calycis longioribus; — Trif. medium autem
habet caulem glabrum, aut parce pilosum valde elongatum, 20 — 40 Cm.
longum, folia longa et breviter petiolata, foliola autem elliptica vel
oblonga, lanceolata, subintegerrima, stipula omnia lineari lanceolata
383
hernaoea, calycis dentibus tubuin subaequanlibus, tantum infimo lon-
giore vexillo elliptico bievissiine apiculalo.
Plantain dicavi in honorem viri excellentissiini, archiepiscopi
Dr. L. Haynald rei herbariae patriae pUirimum merili.
Mykologisches aus Krain.
Von Prof. Wilhelm Voss.
7. Zwei avitoecische Piiccinien.
Eines der schönsten Beispiele auloeeischer Uredineen bietet
Puccinia Convoltmli Castagne (Catalogiie de plantes des environs de
Marseille, Aix 1845; siippl. ibid. 1850). Sperniogonien und Aecidien,
Stylo- und Teleutosporen folgen einander in bestinunler Reihenfolge
auf Cotwolvulus Sepiwn L., und nach Saccardo (Mycologia veneta
p. 83) auch auf C. aixensis L. — So viel mir bekannt, wurde diese
Puccinia von Saccardo bei Treviso und Padua, von Passerhd bei Parma
in allen Stadien beobachtet. P. Magnus sammelte die Teleutosporen-
form auf dem Lido in Venedig, Malinverni in Piemonf, Castagne bei
Marseille und Schroeter in Baden. In Krain ist P. Convolculi hiiufig
und konnut an verschiedenen Orten um Laibach in allen Fruchl-
formen vor.
In der Literatur wird auf Concolmilus Sepium noch eine zweite
Uredinee angegeben, und zwar Uromyces Calystegiae De ßary in litt.,
wozu L. Fuckel als Hymenialform Cesati's Aecidium Cunvolvulacea-
rum und als Stylosporenform Uredo Convolculi Strauss zieht (Sym-
bolae myc. p. 63). Sie wurde von De Bary bei Frankfurt am Main-
ufer aufgefunden und von Fuckel im Sommer sehr selten bei Oestrich
in Nassau beobachtet. Freiherr v. Thümen sammelte Aecidium und
Uromyces bei Goltweih und Mautern in Niederösterreich, ich selbst
fand Aecidium und Uredo bei Wien.
Dass die auf Convohulus Sepium angegebenen Uredineen wirk-
lich verschiedene Arten sein sollen, bezweifelt Saccardo, wie die in
Mycologia veneta bei P. Convolmili auf p. 83 vorkommende Notiz:
y^Uromyces Calystegiae huc pertinere credo" zeigt.
Nach längerer Beobachtung der P. Convolvuli ist es mir kaum
mehr zweifelhaft, dass Uromyces Calysfegiae nur ein Entvvicklungs-
stadium derselben bezeichnet, womit jedoch die Vegetation des Pilzes
noch nicht abgeschlossen ist.
Die Beobachtung an einer bestimmten, reichlich von Convolv.
Sepium durchflochlenen Hainbuchenhecke ergab, dass meist in der
ersten Hälfte Julis auf der Oberseite der Blätter die Spermogonien
iAecidiolum Convolculi Sacc.) entstehen. Zu Beginn des folgenden
Monates öffnen sich an der entgegengesetzten Blatifläche einzelne
Aecidienbecher, die immer reiciiiicher auftreten und in etwa 8 —
29 '"^
384
10 Tagen vollkommen reif sind. Mitte August durchdringen die ersten
Uredohäufchen die Epidermis; im weiteren Verlaufe nimmt die Bil-
dung der Uredosporen mehr und mehr zu. Später jedoch entstehen
neben den kugeligen, dünnwandigen Sporen noch andere, die gleich-
falls einzellig und oval sind, jedoch eine glatte, dicke Membran be-
sitzen. — In diesen Sporen glaube ich sicher Uromyces Calystegiae
zu erkennen, soweit ich diesen aus Exsiccaten kenne.
Die Bildung dieser Sporen dauert bis Ende September; ihre Zahl
nimmt stelig zu, während die dünnwandigen Uredesporen seltener
werden. Mit Oktober beginnt hier die Entwicklung der Puccinia-
Räschen, welche von der Oberhaut bedeckt bleiben und sich sowohl
an den Blättern, dem Stengel, ja selbst an den Kelchen der Nähr-
pflanze finden. Während die Sommersporen nur an den Blättern in
einzelnen zerstreuten Häufchen stehen, bilden die Rasen der Winter-
sporen nicht selten zusammenhängende Krusten. Daraus scheint her-
vorzugehen, dass gegen Ende des Sommers ein stärkeres Wachsthum
des Myceliums eintritt, welclies, wie erwähnt, bis zu den Kelchspitzen
wuchert. L. Fuckel hat gezeigt, dass den Teleutosporen verschie-
dener Uredineen einzellige, dickwandige, dem Uredo ähnliche Sporen
vorangehen oder gleichzeitig mit ihnen erscheinen, für welche er die
Bezeichnung „Mesosporen" wählte. Für solche glaube ich auch Uro-
myces Calystegiae halten zu dürfen.
Dass anderen Ortes sich Aehnliches findet, habe ich an einer
anderen Stelle berührt. So zeigt die in Mycotheca universalis der
hiesigen Sammlung unter Nr. 334 aufliegende Probe von Uromyces
Calystegiae (bei Mautern gesammelt), neben diesen Uromyces-Ahn-
lichen Mesosporen noch unzweifelhaft diejenigen der Puccinia Con-
volvuli Cast.
Eine zweite autoecische Puccinia beobachtete ich im diessjäh-
rigen Sommer auf Doronicmn austriacum Jacq., welche ich einst-
weilen als Puccinia Compositarum Schlechtd. bezeichne. An ein-
zelnen Stellen um Laibach, so am Abliange des Golovc und am Ufer
des Teiches bei Kroisenegg ist Doronicmn austriacum häufig anzu-
treffen.
Mitte Mai erscheinen auf der Oberseite der Blätter Spermogo-
nien, denen bald darauf Aecidien folgen. Die Aecidienbecher stellen
auf der Unterseite des Blattes und sind von einem hellgelben Rande
umsäumt. Später durchbrechen die obere und untere Blattfläche Uredo-
räschen und Ende Juli entwickeln sich die Teleutosporen. In Raben-
horst's Herbarium mycolog. Ed. H. liegt unter Nr. 691 ein Aecidium
auf Doronicum Pardalianches L. als Aecidimn Compositarum Mart.
forma Doronici Ces. vor, das von Prof Cesati im Mai 1857 bei Bu-
gella in Piemont gesammelt wurde. Es gleicht vollkommen jenem,
das ich auf Doronicum austriacum fand. Nach gütiger Mittheilung
V. Thümen's wurde im „Giornale di Fisica, Cliimica e Storia natu-
rale", Pavia 1824, ein Aecidium Pardalianches Bergam. beschrieben,
welches wohl mit dem vorlieo-enden identisch sein dürfte.
385
Im X. Bande (1871) der Verliandl. des naturforsclienden Ver-
eines in Brunn beschreibt G. v. Niessl eine Puccinla Doronici, die
von M. Fuss in Siebenbürgen auf Doronicum austriacum aufgefun-
den wurde.
Als diese möchte ich jedoch die bei Laibach vorkommende Form
nicht ansprechen, da deren Teleutosporen kurz gestielt sind, während
bei P. Doronici Niessl die Stiele der Sporen so lang oder langer
als dieselben angegeben werden (Teleutosporac 42—50 mikr. long.,
pedicellus 50 mik.).
8. Synchytrium globosuni Schroeter in Cohn's Beiträge zur
Biologie der Pflanzen Band 1. A. nova forma: Calaminthae.
Aus der merkwürdigen Gruppe der Cliytridiaceen sind bis nun
nicht viele Arten, jedoch eine bedeutende Zahl von Formen bekannt
geworden, die zum grössten Theile aus Schlesien stammen und von
Gerhardt, Schroeter, Winter und Anderen beobachtet wurden. Unter
ersteren zeichnet sich namentlich S. aiireum durch die vielen Nähr-
Pflanzen aus, die es befallt.
Obwohl es nicht unwahrscheinlich ist, dass diese eigentluim-
lichen Gebilde weit verbreitet sind, so begegnet man ihrer in der
Literatur verhältnissmässig selten, was allerdings dem Umstände zu-
zuschreiben ist , dass sie gewöhnlich die frühesten Entwicklungs-
sfadien ihrer Wirthspflanzen befallen, also oft im ersten Frühjahre
aufgesucht werden müssen.
Eine sehr auffällige Form fand ich in den beiden letzten Jahren
auf Calaminfha alpina Lam. an dem Südabiiange des Grossgallen-
berges bei Laibach und in der Einsenkung seiner beiden Gipfel, vom
Mai bis Juni.
Die Synchylrien- Gallen liegen entweder einzeln auf den Blät-
tern, oder so gehäuft, dass die ganze Blaltfläche davon bedeckt ist.
Sie sind halbkugelig, glänzend, am Scheitel wenig vertieft, und ihre
Zellen enthalten blau gefärbtes Plasma, wodurch sie dem freier. Auge
schwärzlich — etwa so wie jene von S. Anemones — erscheinen.
In der Regel umschliesst die Gallo nur eine Dauerspore. Oefter
aber ist die Höhlung derselben durch eine vertikal gerichtete Zellen-
lage getheilt, und dann enthält jede dieser Abtheilungen eine Spore.
Diese Sporen sind kugelig oder eiförmig, ihre Membranen bräunlich-
gelb und glatt, der Inhalt weiss.
Sori, von Sommersporen herrührend, konnte ich nicht auffinden,
obgleich die Pflanzen zu verschiedenen Zeilen untersucht wurden.
Mir scheint dieses Synchytrium vollkommen mit S. glohosum
übereinzustimmen, welches von Schroeter auf Viola persicifoiia Roth,
und V. canina L. entdeckt wurde.
9. Einige selten beobachtete Pilze nnd neue Nälirpflanzen.
Aecidium Lapsanae Schultz. Auf den Blättern von Aposeris
foetida Lss. mit vorangehenden Spermogonien. Am Teichufer bei
Kroiscnegg im Mai. So viel mir bekannt, wurde diese Aecidiumform
386
nur noch von M. Fiiss in Siebenbürgen aufgefunden (Verhandinngen
und Mittheilungen des siebenbürg. Vereines für Naturkunde in Her-
mannstadt, 19. Jahrg.).
A. Menthae DC. An den Stengeln von Calamintha grandiflora
Mönch, in Gesellschaft mit Uredo Calaminthae Strauss. Auf dein
Wege von Franzdorf nach Pochaische im Juni. Auf der gleichen
Ncihrpflanze wurde dieses Äecidium auch von Berenger in Venelien
gefunden (Saccardo: Mycologia veneta pag. 82).
Caeoma miniatmn Bon. mit Vredo Rosae Pers. an Rosa alpina L.
Im Juni bei Pochaische am Fusse des Vini-vrh. Nach J. Schroeter
die Hymenial- und Stylosporenform des hier im Herbste gleichfalls
häufigen Phragmidium fusiforme Schroeter.
Clafhrus cancellatus L. In der Baumschule bei Kroisenegg im
Oktober. Von diesem höchst seltenen Gasteromyceten sammelte ich zwei
vollkommen reife und vier junge Exemplare. Aufmerksam darauf
wurde ich durch die Güte des Herrn Gärtners F. Dürr, nach dessen
Versicherung derselbe in den Monaten August und September oft
erschienen ist. Das Vorkommen um Laibach wird von Krombliolz er-
wähnt (Rabenhorst: Deutschi. Cryptog.-Flora, B. I. p. 306); doch sind
die angegebenen Ortschaften „Zscheschin und Genschmer" hier nicht
bekannt. Scopoli hat Clathrus cancellatus in Krain nicht gefunden.
Darluca Filum Gast. Auf den Raschen der Puccinia Molinae
Tul. bei Kroisenegg im Juli nicht selten.
Leptostroma Castanae (Sphaeria Castaneicola DC. — Xyloma
geographiciwi Pers.), Saccardo in Mycolheca veneta Nr. 990.
Auf welken Blättern von Castanea vesca Gaerln. im Frühjahre
sehr häufig in den Waldungen der Rosenbacher-ßerge. Ist Fung,
sperm. zu Phacidium dentatum Kze. et Schm. forma Castaneae.
L. quercinum Lasch in Klotzsch Herb. myc. Nr. 1875 und De,
Thümen: Mycotheca universalis Nr. 1083. Im Frühjahre häufig auf
dürren Blättern von Quercus pedunculata Ehrh. in den Waldungen
bei Tivoli. Ist nach v. Thümen wahrscheinlich Fung. sperm. zu Plia-
cidium dentatum der Eichenarten.
Melampsora Lini Desm. Uredo im Juni an den Stengeln und
Blättern von Linutn narbonense L. Auf Wiesen des Vini-vrh.
M. palllda Roslr. in Tidskrift f. Skorbrug, II. p. 153, Kjoben-
havn 1877.
Fung. stylosporiferus (Caeoma Sorbi Ouds.) und Fung. teleulo-
sporiferus. An der Unterseite der Blätter von Sorbus ancuparia
Crantz, im Sommer und Herbste nicht selten in den Waldungen der
Rosenbacher-Berge.
Micropeziza punctum Rehm. Oest. Bot. Zeitschr. 1876, p. 183.
Auf dürren Stengeln und Blättern von Nardus stricta L. auf Wiesen
bei Wesulak nächst Zirknitz im April.
Peronospora puheracea Fckl. Auf der Unterseile der Blätter
von Helleborus niger L. Anfangs Mai nicht selten an den Abhängen
des Hirtenberges bei Zwisrhenwässern und in den Waldungen des
Vini-vrh.
387
Pleospora (Leptospfiaeria) sparsa Feld. An dürrLMi Hahnen und
Blallsoheiden von Ävena dislichophylla Vill. auf der Karawankenalpe
„Belsica" bei Jauerburg. Diese Art, deren Sporen vollkommen mit
der in Fuckefs Synibolae, Nachtrag 2, Taf. 1, Fig. 5 gegebenen Ab-
bildung übereinstimmen, fand ich auf Pflanzen, die Herr Pfarrer Ple-
niel im August 1860 an dem genannten Orte gesammelt hatte.
Puccinia Cerasi Corda. Fung. slylosporiferus und Fung. teleu-
tosporiferus. Im Oktober bei Ober-Rosenbach auf der Unterseite der
Blätter von Prunus Cerasus L. — Dürfle bis nun der nördlichste
Punkt sein, wo diese Art beobachtet wurde; der südlichste ist das
Cap der guten Hoffnung.
P. coronata Corda und P. graminis Pers. An Festuca gigantea
Vill. im Walde bei Tivoli; häufig im Oktober. Ein eigenthümliches
Vorkommen, wo eine Nährpflanze gleichzeitig von zwei Parasiten be-
fallen wird. Während P. coronata die Blätter reichlicli bedeckt, findet
sich die P. graminis am Halme, namenllich an der Blüthenaxe.
Ramularia Doronici Pass. in litt. Auf Doronicum Pardalianches
L. im botanischen Garten.
Sclerotinia tuberosa Fckl. Im März an grasigen Abhängen des
Schlossberges.
Sphaerella GiheUiana Pass. in De Thümen: Mycotheca univers.
Nr. 462. Auf der Oberseite der Blätter von Citrus medica L. in
Gärten nicht selten. Die Sporen meiner Exemplare sind etwas grosser
als jene, waU^he mir in der Mycotheca vorliegen.
Sph. Rusci Cooke. Auf den Cladodien von Ruscus aculeatus L.
Ende Juli im botanischen Garten. Auf denselben Stocken findet sich
im März und April Phoma Rusci Westd., welches nach brieflicher
Miltheilung v. Thümen's wahrscheinlich als Conidienpilz der Sphae-
rella zu betrachten ist.
Tilletia laecis Kühn in Hedwigia 1875, p. 93 u. f. Im Fruclit-
knolen von Triticum inilgare L. Auf einigen Aeckern bei Roseneck
epidemisch im Juni und Juli 1878 aufgetreten.
Uromyces Geranii Olth. und Wartm. Aecidium und Uredo auf
der Unterseite der Blätter von Geranium nodosum L. In den Wal-
dungen des Vini-vrh im Juni nicht selten.
Ustitago bromivora Fisch, v. Waldli. In den Fruchtknoten von
Bromus secalinns L. Auf Getreidefeldern bei Kroisencgg im Juni und
Juli recht häufig.
Laibacii, am 1. November 1878.
Beiträge zur Flora Kroatiens.
Von Ludw. V. Vukotinovic.
Das Gebiet, welches kU im Laufe des Sommers 1877 besuchte,
war das unmittcliiar an die kroatische Meeresküste anstossende Mittel-
388
gebirge von Brod an der Kulpa angefangen nach Fuzine, Tuliobic
und den nächst Mrzlavodica gelegenen bei 1800 Meter hohen Berg
Risnjak. Am 5. Juli bestieg ich in der Durchreise den Kiek bei Ogulin.
Der Kiek, dessen Umgebung noch nicht genau durchforscht ist, bildet
e>inen der interessanteren Punkte für die Flora Kroatiens. Auf einem
verhältnissmässig kleinen Räume findet man eine nennenswerthe Aus-
lese, darunter: Carduus alpestris W. K., Dentaria polyphylla W.K.,
Edraianthus gr amini folius oder Kitaibelii A. DC. (Edraianthus croa-
ticus Kerner eigentlich), Rosa reversa W. K., Laserpitium margina-
tum W.K., Primula viscosa W.K. (P. Kitaibelii Schott.), Hieracium
pallescens W. K., H. Pavicii Schltz. Bip., Silene Saxifraga W. K.
(iS. Waldsteinii Vis.), Bianthus monspessulanus L., Senecio abrotani-
folius L., Anthyllis alpestris Rchb., A. montana L., Ranunculus Vil-
larsii DC., Potentilla caulescens L., Athamanta cretensis L., Cine-
raria longifolia Jcq., Carlitia acantifolia All., Silene saponariaefoUa
Schott., Calamintha grandiflora Mch., Cerastium decalvans Schi, et
Vukot., Pedicularis brachyodonta Schi, et Vuk., Astrantia croatica
Tommas. Auf Wiesen am Fusse des Berges bei Turkovic selo Peuce-
danum Petteri Vis. (P. coriaceum Rchb.).
Bei Brod an der Kulpa an den Felsen, die sich längs des Baches
im Kulpa-Thale hinziehen, fand ich das Hieracium illyricum Bartl.
iH. politum Griseb.). Dasselbe sammelte Freyn in Isirien am Monte
Maggiore, Felsen und Mauern in Mala Ueka, 1150 Meter; auch bei
Fuzine wächst es stellenweise an sehr steilen, felsigen Orten; es ist
ein üppiges, ästiges, vielblülhiges H. glaucmn, dessen Ueppigkeil übri-
gens nicht etwa in der Güte des Bodens liegen kann, weil an den
steilen Felsen es überhaupt gar keine Erde gibt; es ist also die Ur-
sache dieser besonderen Hieracium-Form in dem inneren Wesen der
Pflanze, in den physiologischen Verhältnissen zu suchen. „Peduncuü
elongati, tenues, divaricati, cano-floccosi, vel glabrescentes, sparsim
pilosi, apice squamosi, quidquain incrassati; squamis laxis revolutis,
in axillis passim gemmas floris minuti gereutes; caulis sparsifolius,
in ramulos plurimos florigeros divisus; folia radicalia numerosa, deuse
rosulala, lineari lanceolata, ensiformia, jam brevius jam longius petio-
lata, late dentata, petiolis plus minus ve crinilis; caulina folia jam
a basi abrupte disninuta, sessilia integra." Es unterscheidet sich also
von der Hauptform des H. glaucum All. genug deutlich.
Ein zweiter noch interessant(;rer Fund aus diesen Gegenden
war übrigens eine Astrantia, die ich anfangs, da ich sie knapp an
der Grenze i{rain's sammelte, ganz einfach für A. carniolica Wulf.
hielt, oime viel darüber nachzudenken, Hofrath Tommasini hatte die
Güte, mir einige Exemplare einer nicht ganz vollsländigen Astrantia
zur Einsiciil mitzuth(!iieii, die ihm Prof. Stosic von seinem Ausflug in
die Lika initbraclilc; di(?s(! Anregung machle mich aufmerksamer, in
Folge der Bemerkungen Herrn v. Tommasini's untersuchte ich ineiue
Astraniion von Brod, vofu Kiek, von Ogulin und von der Ivancica
(/l. major L.), ^^^^(^ i^'h sah nun ein, dass die sowold in der Li'-.a
am Velcbit, als auch in Brod, am Kiek und bei Ogulin gesammelten
389
Astrantien keineswegs A. carniolica Wulf., noch weniger Ä. inajor
L. seien; wie so viele Pflanzen hierlands gewisse Uehergangsformen
annehmen und zu Verbindungsgliedern zwisclien Nordost und Süd-
west werden, so auch unsere Ästrantia, welcher Herr v. Tommasini
den Namen croalica zu geben vorschlug. Diese Ästrantia wächst
sehr häufig bei Brod an der Kulpa, namentlich aber massenhaft am
Kiek hoch oben am Ende der Waldregion, dann um Ogulin zwischen
Felsen und Gebüschen, ebenso auch auf der Pliesivica niiciist Kore-
nica bei 1500 Met. hoch. Ich gebe ihre Beschreibung in Folgendem :
Ästrantia croatica Tommas. in litt. 1877.
„Rliizoma subiiorizontale, articulatum dense ac longe fibrosum.
Caulis teres, striatus, glaber, pedalis aut bipedalis, paucifolius, incli-
natus vel superne flexuosus. Folia radicalia plura, longe petio-
lata, quinquepartita, segmentis profundis vix non basim at-
tingentibus, ovali-lanceolatis, ovali-rotundafis vel cuneatis, apico
haud acutis, quandoque incisis, cluplicalo-serralis, serraturis mucronu-
lato-ciliatis; caulinum inferius radicalia mox in sequens trifidum me-
dium quinquepartitum, supremum denique trifidum vaginae petiolari
insidens, omnia saturate viridia, subtus pallidiora, crassiuscula, venosa
et reticulata; folia cymae terna, infegra lanceolata striata, apice soluni
serraturis binis ternisve setoso mucronulatis, ad basim in margine carti-
lagineis. Cyma depauperata; umbella primaria longe pedunculala, late-
ralibus brevioribus corymbose confertis; involucri foliola lanceo-
lata, setosa, flores aequantia demum triente superantia
apice et nervis virescentia, albida vel pallide flavescentia,
vel interdum purpurascentia, basi et in fundo umbellae ce-
riseo colorata; pedicelli florum elongati, quandoque una cum an-
theris purpurei; foliola calycis lanceolala, attenuata in setulam protracta,
basi obscurius virentia, püosiuscula, fructus fusiformis, costae utri-
culi verrucis imbricato-papillosis vix adpressis obteclae.
— Tota planta glaberrima.
Habilat in sylvis montanis, saxosis Croatiae ineridionalis ac
niaritimae, velut: circa Brod ad Colupim, in monte Kiek, in frulicctis
ad Ogulin, in Velebit et Pliesivica prope Korenicam; floret Julio,
Augusto.
Differt ab A. majore L. statura gracilioro; caulc nimi-
rum humiliore inclinafo vel superne flexuoso; inflore-
scenlia simpliore, umbellulis minoribus, involucelli folioli s
pallidis vel purpurascentibus fundo ac pedicellis ceriseo-
rubris; — forma foliorum: segmentis quippe evidenter pro-
fundioribus, magis ovali-lanceolatis — neque ut \\\ A. majore
L. longius lanceolatis ac in acumen e.xeunlibus.
Ab A. carniolica Wulf, autem: profuiuliore partitione foliorum,
qua in A. carniolica Wulf. palmato-tri-semi|!arli!a, aut iiili:;rdum quinque
sed minus profunde semipartita sunt; foliis quoqiie caulinis, quae in
A. carniolica y\'\\\{. trifida in A. vero croatica ordinär ie quinque-
partita sunt; dilTert Cyma depauperata, quae in A. carniolica
Wulf, semcl vel iteralo composita est; involucellis landem et
390
floribus majori biis, qui in Ä. carnioUca Wulf, miilto graciliores
et constanter minores exstant; caeterum tota planta etiam lu-
xurians constanter depauperata et pauciflora persistet. In
A. majore L. vergunt foliola in riibedinem et antherae sunt rubrae,
sed in A. croatica etiam centrum et pedicelli instar radiorum pro-
venientes erubescunt.
Ex bis sine dubio concludere licebit, A. croaticam cenlralifor-
mae typicae A. videlicet majori L. correlatam esse eodem modo
prout correlatae sunt:
a) A. alpestris Kotscby (A. carnioUca Baumg. non Wulf. , A.
involucrata Andrae non Koch).
b) A. grandißora Tsch. fA. intermedia DC. , A. Biebersteinii
Trautw.)
c) A. tridentata Griseb. {_A. intermedia M. B., A. trißda HofFm.,
A. caucasica Spreng!., A. elatior Friwaldsky).
d) A. carinthiaca Hoppe C^. involucrata Koch, A. caucasica
Tenore).
Una adhuc est formdi Astrantiae, quam sub nomine A. majorisL.
in herbario meo possideo per Ladislaum Vägner meritissimum florae
Marmarosiensis scrutatorem lecta; eandem eüam clariss. Dion. Stur
in opusculo suo „Beiträge zu einer Monographie des Genus Astran-
tia. Wien 1860" commemorat; hanc ad A. majoris L. varietatem
montanam referunt. Dion. Stur et clariss. Anf. Kerner eandem in
Transsylvania lectam foliis et involucris cum A. carnioUca Wulf,
dicunt convenire, inflorescentia altamen diversam esse. Marmarosien-
sis ecquidem haec Astrantia mihi cedit Argumento , Astrantiam
nostram croaticam, quae cum Marmarosiensi analogiam praebet, locum
habere in serie reliquarum formarum habitu suo a principali typo
discrepantium , omnes etenim hae modificationes designatis inier
certos limites notis variant pro ratione stationis, climatis et influxus,
qui exinde resultal. — Dum igitur A. croatica Tommas. recessum
ab A. majore L. exhibet , accedit alia fn parte ad A. caniioUcam
Wulf, et vicina evadit loco quoque natale prout vicinum est regnum
Croatiae ducatui Carnioliae.
Ausser diesen entfernteren Gegenden habe ich auch in der
Umgebung Agrams einige Novitäten beobachtet; unter andern führe
ich ein weiss blühen des LiUum Martagon an, dessen Vorkommen
in einem Wäldchen der Villa St. Xaver dadurch interessant wird,
dass in mehreren einander nachfolgenden Jahren je ein Exemplar
an verschiedenen weit von einander gelegenen Stellen zum Vor-
schein kam.
Lilium Martagon albißorum. „Racemus laxus , pedunculi longi
bractea stipali , virides erecto-patuli in apice cum flore nutante;
petala basi in cylindrum viridiscentem conniventia, revoluta, Candida,
fundo intrinsece rubere roseo suffusa et punctis saturatioribus noiata,
extus virentia, demum flavida, sublus in medio nervo villosula; an-
therae aurantiacae, polline flavo; caulis viridis (non sanguinco punc-
talus) vcrlicilli foliorum plerumque bini, inferiore sex-septemfolio;
391
reliqua folia allernanfia, lanceolata , sparsa , decresoentia. Bulbus
perennans, ovatus, squamis carnosis flavo-viientibus sursuin inibricatis
lanceolatis obtectus, fibras longas demitlens; floret inedio Junii."
Die Samenkapsel war heuer sehr reichtraffend und wurde der
Same zur Aussaat aufbewahrt.
Besonders vielfältig- war meine Ausbeute an Eichen-Formen,
die ich in den grossen Eichenbestanden des Maximir-Parkes als auch
auf den umliegenden bewaldeten Hügeln bei Agram, endlich in den
siidwesllich gelegenen Gebüschen und Steckenwäldern bei Sused
sammelte; die von mir gesammelten Eichen gehören den drei Haupt-
gruppen der Q. pedunculala Erh. , Q. sessilifoiia Sm. und Q. pn-
bescens W. an.
Der Reichthum der Formen hat mich wirklich überrascht, nicht
bloss durch die Gestaltung der Blätter, sondern auch durch die Con-
formation der Früchte und deren Becher; das heurige Jahr war zu
diesem Zwecke besonders günstig, da die Eichenbäume alle, selbst
die niedereren Sträuche sehr reichtragend sind. Ich habe mehrere
Jahre hindurch den kroatischen bisher sehr wenig berücksichtigten
Eichen meine volle Aufmerksamkeit zugewendet und werde nun im
Stande sein das Ergebniss meiner Beobachtungen baldigst zu ver-
öffentlichen.
Agram, 24. October 1878.
Floristische Beiträge.
Ton Dr. v. Borbäs.
1. Potentilla Kerneri (P. nrgentea X recta oder eventuell var.
pilosa am Lindenberge bei Ofen). Diese, dem für unsere Flora hoch-
verdienten Manne gewidmete Pflanze fand ich 10. September 1878
zwischen den Eltern in einem Fruchtexemplare , welches vier aul-
rechte Stengel besitzt. Sie ist der P. canescens Bess. (P. hunga-
rica W.) sehr ähnlich, aber die Blättchen sind im Zuschnitte jenen
der P. argenlea ähnlich, sie sind kürzer und breiter, die oberen und
diejenigen, welche an den Zweigen stehen, sind dreizählig. Auch die
Nebenblätter sind kürzer als bei P. canescens. Die Inflorescenz ist
jener der P. argenlea ähnlich, sie ist aber nicht so reich verzweigt.
Die Fruchtstiele sind länger und-dünner, aufrecht, seillich oder zu-
rückgebogen. Die im Kelche geschlossenen Frucht köpfe sind grösser
als bei P. argenlea, aber kleiner als bei P. canescens. Die Exem-
plare der P. argenlea.^ welche bei meiner P. Kerneri standen, be-
sitzen sterile Blatlbüschel, also wären eher P. Wiemanniana Ginith.,
die ganze Herbstpflanze ist aber doch mehr der Potentilla argenlea
ähnlich.
392
2. Astrantla major L. var. illyrica Borb. Ich habe diese Pflanze an
mehreren Punkten des Velebitzug-es in Kroatien im August 1875 gesam-
melt, und im August 1876 in der Versammlung der ungarischen Aerzle
und Naturforscher zu Marmaros-Sziget vorgelegt. Die Pflanze er-
schien aber mit Beschreibung erst im Anfange Juli dieses Jahres bei
der ungarischen Akademie der Wissenschaften. Die Identität meiner
Varietät mit Astr. saniculaefoUa Stur , weiche ich schon bei der
Beschreibung vermuthete , ist jetzt sicher, da ich das Original letz-
terer Pflanze durch die Güte des Prof. Dr. Reichardt, dem ich hier
herzlich danke, untersuchen konnte. — Astr. saniculaefoUa Stur ist
ein verkümmertes und auch ein mangelhaftes Exemplar; es besitzt drei
Blätter, deren jedes beschädigt und verkümmert entwickelt ist, und aus
diesem Grunde sind die mittleren Lappen zweier Blätter kürzer, als
die seitlichen. Sonst ist aber Astr. saniculaefoUa und auch Astr.
croatica Tomm. 1878 Sept. von meiner Varietät nicht verschieden.
Die Pflanze kann man im Neilreich'schen Sinne für eine selbststän-
dige Art nicht halten, sie ist aber eine ausgezeichnete und für die
Flora illyrica eine charakterische Form der Astr. major L.
3. Cirsiufu intermedium Doli. Fl. Bad. II. p. 937, 1862, C. gran-
diflorum Ki'tel (Taschenb. der Fl. Deutschi. II. p. 551) C. eriophoro^
lanceolatum Kitt. 1844 , C. streptacanthum Gandoger 1875 und C.
nolitangere Borb. 1877 ("C. eriophorum X lanceolatum var, nemorale,
bei Vela utzka unter dem Monte Maggiore) scheinen zusammen zu
gehören oder nahe verwandt zu sein.
4. Plant-ago crassipes. Ich habe diese interessante Pflanze aus
dem Käzanthale als P. altissima vertheilt, sie gehört aber nach Prof.
v. Kerner und Dr. Sanio zu P. lanceolata L. Von dieser Art weicht
sie aber durcli das dicke Rhizom, die dicken Wurzelfasern und durch
den ganzen Habitus ab. Die kleineren Formen haben Grisebach und
Schenk in „Iter Hungaricum" als „P. lanceolata minor'" aufgenom-
men. Die Pflanze ist gewöhnlicii so hoch oder hölier als P. lanceo-
lata , das Rhizom kriecht häufig ober der Erde, die Blattscheiden
und Brakteen sind breit scariös berandet. Die von mir gewählte
Bezeichnung für diese Pflanze ist passend , möge man sie nun für
eine Varietät der P. lanceolata oder für eine selbstständige Art
auffassen.
5. Ich habe heuer folgende Hybriden bei Budapest gefunden;
Polygonum bicolor (P. tomentosum X mite) am Räkos, Centaurea
hemiptera (C. rhenana X solstitialis) bei dem Nädorkert bei Ofen,
die Blätter sind halbherablaufend , die Blüthenköpfe strahlig , die
Blüthen gelb, einige spielen aber auch in's Rosa. — Hieracium Wolf-
gangianum Bess. v. grandißoritm (Koch sub H. echioides) und var.
sympodiale (H. echioides X macranthum) , zwischen Paskaimühle
und P. Szt. Mihaly, letzteres ist wiederholt gabelästig, die Blüthen
sind nur etwas grösser als bei H. echioides^ die Form der Wurzel-
blätter aber wie bei H. macranthum oder Pilosella. — Cirsium
Csepeliense (C. arrense X lanceolattmi var. nemorale oder C. ar-
cense var. testitum X lanceolatum) in Auen bei Sziget-Ujfalu. In
393
der Tracht ist sie dem C. lanceolalum var. nemorafe ähnlich, die
Blüthenköpfe aber nur etwas grosser als bei C. arnense^ welchen
sie auch nicht unähnlich sind. — Rumex heteranihos (R. crispus
y<. paluster) bei dem Soroksärer Damm, R. confusus Simk. var. macro-
pus m. (R. crispus X Patientia) am kleinen Schwabenberge, Lythrum
scabrum Simk. (L. Salicaria X virgatum) zwischen Erzsebetfalva und
Soroksar, Dipsacus fallax Simk., b) Tauschen (D. suhlaciniatus X
silvestris) dem D. sihestris v. comosus Led. ähnlich , aber das In-
volucrum ist ganz so beschaffen, wie bei D. ^rtcmm/ws, bei Sz. Ujfalu;
Prunus fruticans Whe. , Gren. et Godr. Fl. Franc. (P. insititia var.
Leopoldensis Simk.) am Leopoldifeld zwischen Weingärten. — Sorbus
latifolia Pers. var. semitorminalis am Schwabenberge , die Blätter
sind jenen der S. torminalis ähnlich , aber unterseits dicht weiss-
filzig, wie S. Aria. Blütlie und Frucht ist mir unbekannt. — Linaria
oligotricha (L. italica X vulgaris) Kammerwald. Die Blüthen sind
so gross, wie bei L. italica^ aber die Inflorescenz ist mit zerstreuten
Drüsenhaaren besetzt.
Budapest, 10. November 1878.
Mykologisches.
Von Stephan Schulzer von Müggenburg.
Vor .Jahrzehenten stellte ich in meinem ersten, an die Pester
Akademie der Wissenschaften abgetretenen Werke eine neue Gattung
auf und benannte sie, als schwachen Ausdruck der lebhaften Aner-
kennung seiner resultatreiclien Thäligkeit im Gebiete des Schwamm-
reiches, nach dem in wissenschaftlichen Kreisen wohlbekannten, gegen-
wärtigen Senior, Herrn Karl Kalchbrenner.
Zu dieser Aufstellung sah ich mich durch den Umstand ge-
zwungen, dass die Pilzform nicht einmal annähernd irgend einer der
zur Zeit geltenden Gattungen sich anschliessen Hess.
Sie geliört zu jenen Gestaltungen, aus welchen Dr. Bonorden
in seinem Handbuche der Mykologie die Ordnung Mycetini bildete,
deren Hauptcharakter darin besteht, dass der Basaltiieil des Pilzes,
das Receplaculum, fast parenchymatös oder aus dichtverl)undenen
Fasern construirt ist, davon aber Coniomyceten und Hyphomyceten
ähnliche Bildungen ausgehen.
Die einzige mir damals bekannte Art fand ich zwar zu ver-
schiedener Jahreszeit zweimal, da ich aber später durch viele Jahro
nichts Aehnliches antraf, stiegen Zweifel in mir auf, ob es denn doch
am Ende nicht besser gethan gewesen wäre, diese Pilzform, wenn
auch mit Zwang, irgend einer bekannten Galtung anzuhängen, wovon
mich indessen heuer das Auffinden einer zweiten Art für immer
ablenkte, denn nun ist triftiger Grund zum Aufrechthalfen der Gattung
394
Kalchhrenneria genug' vorhanden, welche schon darum unsere Auf-
merUsamkeit verdient, weil sie in der That ein fertiles Ozonium
ist, dessen Dasein bisher meines Wissens unbekannt war.
Kalchhrenneria Schulzer g. n.
Das Receptaculum bilden dicke liegende gefärbte, baumformig-
ästige Stumme, welche sammt den Aesten aus dichtverbundenen, nach
der Länge laufenden, unseptirten Fasern bestehen. Vom Stamme so-
wohl, als von den Haupl- und Nebenästen gehen in Menge dünne,
angefeuchtet liyaline, rührige, septirte und reichlich verzweigte
Hyplien ab, deren Gesammtheit, ohne Anastomose unter einander
locker verflochten, sich leicht vom Substrate abheben lässt. Nur Stamm
und Aeste, soweit sie nämlicli kompakt sind, erzeugen Früchte,
Sporen und zwar stiellos unmittelbar an der Oberfläche, ja sogar mit
der Basis mehr oder weniger derselben eingesenkt.
1. K. Ozonium. Im Sommer und Winler an noch nicht modern-
den, vom Septonema strictum Cda. geschwärzten Weissbuchenspänen
(Carpinus Betulus) und dabei liegenden Eichenblälter-Fragmenten,
unregelmässig auf mehrere Centimeter verbreitet, dunkelockergelb.
Anfangs gehen von einem Mittelpunkte kriechend -strahlig,
ruthenförmig verästelte, ockergelbe Fäden ab; und da dieses an meh-
reren Stelleu geschieht und die Verästelung vorwärts schreitet, so
entsteht zuletzt ein locker verwebtes Gespinnst, hin und wieder über
zwei Millimeter dick. Dieses besteht aus den dicken Stämmen, ihren
dünneren Aesten und noch dünneren Zweigen, alle aus mehr oder
weniger verschlungenen, nach der Länge laufenden Hyphen zusammen-
gesetzt und das Receptaculum bildend, von welchem überall, an man-
chen Punkten quirlformig, dünnere, lichtere, fast wasserhelle, septirte,
selbst gegliederte, unfruchtbare Hyphen abgehen. An der Oberfläche
des Receptaculums erzeugen sich stellenweise häufige dunklere,
ovale, stachelig- oder warzig-rauhe, mit einem Kerne ver-
sehene, kaum durchscheinende Sporen ansehnlicher Grösse. Da diese
fast immer zur Hälfte im Receptaculum eingesenkt sind, konnte man
besser sagen, sie entständen in dessen Oberfläche, wesshalb man
auch verhältnissmässig wenig freie findet,
Retki gaj und Crni gaj genannte Waldungen bei Vinkovce.
2. K. Maydis. Mitte September im Walde von Ostrovo bei Vin-
kovce, an zufällig dahin gelangten alten Stengeln von Zea Mais auf
der noch unversehrten Rinde, in der Ausdehnung von ein paar Centi-
metern, als gelb-rostbraunen, leicht abhebbaren, dünnen Filz ange-
troffen.
Die liegenden, unregelmässig baumformig-ästigen Stämme ent-
senden nämlich für sich sowohl, als auch deren wiederholt getheilte
Aeste, eine Menge sich verzweigender dünner Hyphen, die sich der-
art verflechten, dass ihre Gesammtheit beinahe einem Häutchen gleicht.
Sowohl die Stämme, als auch die Haupt- und Nebeuüste, insoferne
sie aus fest verbundenen, nach der Länge laufenden dünnen Fasern
bestehen, sind unseptirt, gefärbt und fruktificiren. Von diesen gehen
395
noch ziemlich dicke und gefärbte, aber röhrig-hohle, septirte und
keine Früchte erzeug-ende lange Hyphen ab, mit der Eigenheit, dass
dort, wo sich eine Scheidewand befindet, diese nicht das ganze Lumen
absperrt, weil auf der entgegengesetzten Seite die Hyphenwand sich
warzenförmig ausbaucht, gleichsam der Berührung mit dem Septum
ausweichend.
Von allen bisher erwähnten Organen gehen, wie gesagt, zarte
verzweigte, angefeuchtet bei durchfallendem Lichte höchstens noch
am Grundstücke schwach gefärbte, im Uebrigen hyaline Hyphen ab,
welche mitunter auf gewöhnliche Weise septirt, hin und wieder sogar
artikulirt sind.
Die Sporen sind kugelig, mit einem Durchmesser von 0"006 Mm.,
glatt, stiellos, seitlich dem Stamme und seinen Aesten aufsitzend,
wohl auch mit der Basis ein wenig eingesenkt, feinkörniges Plasma
führend und etwas lichter als ihre Erzeuger.
Die bildliche Darstellung der ersten Art ist bei der ung. Akad.
d. Wissenschaften, jene der zweiten bei mir in meinem neueren, nun
bereits über 900 Species enthallenden Werke einzusehen.
Der Kreislauf des Stoffes in der Pflanzenwelt*).
Von Dr. Julius Wiesner.
(Schiuss.3
Eine in Bezug auf ihre Ernährungsverhältnisse höchst interes-
sante Gruppe von Pflanzen sind die Humus bewohn er. Ihre unter-
irdischen Organe wuchern in verwesenden Pflanzentheilen, in humus-
reichem Waldboden. Sie sind entweder gänzlich chlorophylllos wie
der Fichtenspargel Monotropa hypopitys, oder wie ich an der nicht
grün erscheinenden Nestwurz Neottia Nidus avis zuerst auffand,
chlorophyllhaltig. Erstere vermögen unorganische Nährstoffe gar nicht
zu assimiliren, letztere wohl, aber in so untergeordnetem Grade, dass
die von ihnen produzirte organische Substanz zum Aufbaue ilires
Körpers nicht ausreicht. Sie nähren sich ausschliesslich oder vor-
wiegend von verwesenden PflanzenstofFen, wobei nicht ausgemacht
ist, ob sie Humin körper od(!r andere, im Zerfalle noch nicht so weit
vorgeschrittene Pflanzenstoffe, aufnehmen. In jedem Falle ist ihre
Existenz von den grünen Pflanzen ebenso abhängig wie die der Pa-
rasiten und der Thiere. Wie die letzteren schlicssen auch sie mit
der grünen Pflanze den Kreis, innerhalb welchem der Kohlenstoff in
verschiedenen Verbindnngsformen läuft; als Kohlensäure in die grüne
Pflanze eintretend, und in derselben Form aus dem Humusbewohner
austretend.
Es sei erlaubt, hieran anknüpfend, den Gedanken auszusprechen,
dass die Humusbewohner als Abkitmndinge der grünen Pflanzen an-
396
gesehen werden können, und wahrscheinlich den Uebergang von den
letzteren zu den ersten Parasiten vermitteln. Der nicht unerhebliche
Chlorophyllgelialt in der Neotlia Nidus avis reicht für ihre StofFbildung
nicht aus. Diese unzulängliche Menge an grüner Substanz erscheint
vom Standpuniite der Descendenztheorie aus betrachtet, als ein Rest
des Erbes, von einer grünen Stammpflanze überkommen. Von der
relativ chlorophyllreichen Nestwurz bis zur völlig chlorophylllosen
Monotropa herrscht ein allmaliger Uebergang. Diese Pflanze steht
aber schon an der Grenze zwischen Humusbewohnern und echten
Parasiten und ist, wie die Untersuchungen Drude's gezeigt haben,
eigentlich eines sowohl als das andere: in Buchenwäldern Humus-
bewohner, in Nadelwäldern, wo ihre Wurzeln Saugorgane entwickeln
und an Fichtenwurzeln sich festsetzen, Parasit.
So entwickelt also die Welt der grünen Pflanzen Formen, welche
sich in der Lebensweise von ihren Stammeltern entfernen und einen
Stoffwechsel darbieten, welcher mit jenem der Thiere ähnlich ist und
demselben in einigen Hauptzügen ganz gleich gesetzt werden kann.
Die Pilze sind entweder Parasiten oder Humusbewohner oder
endlich Fermentorganismen, welche letztere im Stoffwechsel von
allen übrigen Pflanzen sich scharf unterscheiden.
Die Hefeformen der alkoholischen Gährung: Bier-, Branntwein-
und Weinmosthefe sind die bekanntesten Repräsentanten der Ferment-
organismen. Die bekanntlich sehr kleinen Zellen dieser Hefearten sind
aber noch wahre Riesen gegen jene atmosphärischen Keime, welche
sich bei der Buttersäure und Milchsäuregährung vermehren, und die
in die Gruppe der Spaltpilze gehören. Nach Nägeli's Schätzung wie-
gen 30000 Millionen dieser Fermentorganismen in Form atmosphäri-
scher Keime, also im lufttrockenen Zustande, kaum 1 Milligramm.
Diess mag eine Vorstellung geben, wie leicht diese Keime in der
Atmosphäre sich verbreiten können, aber auch wie rasch bei ihrer im
Vergleiche zum körperlichen Inhalte ausserordentlich grossen Ober-
fläclie ihr Stoffwechsel von statten gehen müsse.
Die Fermentorganismen leben nur in Flüssigkeiten oder auf
nassen oder wenigstens stark feucht erscheinenden Substraten; also
in den beiden letzteren Fällen in Flüssigkeitströpfchen. Ihr Stoff-
wechsel erzeugt Kohlensäure, welche gasförmig austritt, aber neben-
her noch reichlich organische Substanzen, welche an die umgebenden
Flüssigkeiten abgegeben werden, so Alkohol, Bernsleinsäure, Glyzerin
bei der alkoholischen Gährung; Milchsäure, Essigsäure, Buttersäure,
Propionsäure etc. bei den sauren Gährungen. Diese Körper sind often-
bar Produkte des Zerfalles, aus höher zusammengesetzten Nahrungs-
mitteln (z. B. Zucker) entstanden. Hier bricht nun der Kreislauf des
Kohlenstoff'es ab; allein er wird auf verschiedene Weise wieder auf-
genommen. So sehen wir z. B. überaus häufig auf sauren, gährenden
Flüssigkeiten sich anfangs zarte, später oft sehr dicke Ueberzüge von
Schimuielpilzen bilden, welche die genannten Säuren als Material zur
Athmung aufnehmen und hierbei wieder zur Kohlensäure zurückver-
wandeln. Bedenken wir, dass die Fermenlorganisincn Nahrungsstoffe
397
be<lürfen, wie z. B. Zucker, welche direkt nur im pflanzlichen Orga-
nismus erzeugt werden, so ergibt sich in unserem Falle folgender
Kreislauf des Kohlenstoffes: die Kohlensiiure wird von der grünen
Pflanze aufgenommen und in Zucker verwandelt. Dieser dient dem
Fermentorganismus als Nahrung, wird in liohlensäure und niedriger
zusammengesetzte organische Substanzen zerlegt, welche durch die
Athmung einer Schimmelvegetation wieder in Kohlensäure rückver-
wandelt wird.
Oline organische Substanz kann kein Pilz bestehen, womit noch
nicht gesagt sein soll, dass er in keinem Sinne die Fähigkeit halte,
aus unorganischen Substanzen organische herxorzubringen. Der Koh-
lenstoff muss dem Pilz — er mag nun Parasit, Saprophyt oder Fer-
mentorganismus sein — in Form einer organischen Verbindung ge-
boten werden, allein der Stickstoff kann durch den chemischen Prozess
eines Pilzes auch aus unorganischen Substanzen aufgenommen und
zum Aufbau der höchst zusammengesetzten stickstoffhaltigen organi-
schen Verbindungen, z. ß. der Eiweissstoffe verwendet werden. So
ist es bekannt, dass die Hefearten ihren Stickstoffbedarf durch Am-
moniakverbindungen, die Schimmelpilze durch salpetersaure Salze
decken können. Diess legt den Gedanken nahe, ob nicht auch die
höheren Parasiten und Humusbewohner, z. B. Orobanche, Neottia,
Monotropa unorganische Stickstoffverbindungen in gleicher Weise zu
assimiliren vermögen. Ware diess richtig, so könnte jede Pflanze aus
den niedersten Stickstoffverbindungen die höchsten, nämlich die Ei-
weisskörper aufbauen. Dadurch würden sich alle Pflanzenformen in
schroffen Gegensatz zu allen ausgesprochenen Thierformen stellen,
welchen bekanntlich die Fähigkeit, höher zusammengesetzte Verbin-
dungen aus niederen zu bilden, abgeht. Aber aucii in diesem Falle
dürfte man eine fortgesetzte Synthese der Stickstoffverbindungen in
der Pflanze nicht annehmen, indem erwiesenermassen auch Spaltungen
höher zusammengesetzter Stickstoffverbindungen, wie solche im Tiiier-
reiche Regel sind, auch innerhalb des pflanzlichen Organismus sich
vollziehen. Dennoch scheinen diese Rückbildungen nicht bis zu den
Ausgangspunkten, nämlich bis zur Bildung von Salpetersäure oder
Ammoniak zurückzugelien, so dass ein Kreislauf des Stolfes, wie ihn
der Kohlenstoff innerhalb der Pflanze oder mehrerer Pflanzenformen
durchmacht, für den Stickstoff niclit zu gelten scheint.
Und nun zu der letzten Gruppe, den fleischfressenden Pflan-
zen. Darwin hat bekanntlich das grosse Verdienst, wieder die Auf-
merksamkeit auf jene Pflanzen gelenkt zu haben, welche Insekten
fangen, und das noch grössere, durch eine ausgedehnte Reihe von
planvoll angelegten Untersuchungen ^Um Nachweis geliefert zu haben,
dass in vielen Fallen dieser Insektenfang zum Zwecke der Ernährung
der betreffenden Pflanzen erfolgt, indem die letzleren Flüssigkeiten
ausscheiden, durcii welche das Fleisch der gefangenen Thierchen in
gelöster Form der Pflanze zugefüiirt wird.
Die Ansiclit, dass es fleischfressende, oder wie Pfeffer sich
jitngsthin passentier ausdrückte, fleischverdauende Pflanzen gibt, ist
Uosterr butaii /eitsdirift. V> Iloft IsTS. 30
398
nicht neu. Prof. Gramer hat jüngsthln in einem interessanten Vor-
trage (Ueher die insektenfressenden Pflanzen, Zürich, 1877) die hi-
storische Seite des Gegenstandes eingehend behandelt und gezeigt,
dass John Ellis schon im Jahre 1769 diese Ansicht aussprach. Noch
mehrmals tauchte derselbe Gedanke wieder auf, um aber bald wieder
in Vergessenheit zu gerathen, offenbar, weil die durch die unmittel-
bare Beobachtung des Insektenfanges angeregte Vermuthung über die
physiologische Bedeutung dieses Vorganges früher niemals in genaue-
rer Weise experimentell verfolgt wurde.
Darwin's Beobachtungen über die Verdauung gefangener In-
sekten durch gewisse Pflanzen sind vielfacii bestätigt worden, und
die Thatsache, dass Muskelsubstanx in den Stoffwechsel bestimmter
Pflanzen eintritt, steht nunmehr volUiommen fest. Eine sehr gründ-
liche Darstellung des physiologischen Vorganges der Verdauung thie-
rischer Stoffe durch die Pflanze hat jüngsthin Pfeffer in den land-
wirthschaftlichen Jahrbüchern von Nathusius und Thiel gegeben,
welche auch desshalb Beachtung verdient, weil der Autor diesen
physiologischen Prozess unter einen allgemeineren Gesichtspunkt bringt,
indem er zeigt, dass auch andere, nicht insektenfressende Pflanzen
Stoffe ausscheiden, welche lösend auf gewisse Substanzen, mit welciien
die Pflanze in Berührung kommt, wirken, und die dann in ihren Stoff-
wechsel eintreten. Pteffer deutet hier namentlich auf die Pilze hin,
deren Mycelfaden durch die verschiedensten Medien hindurchwachsen
und die Widerstände oft durch Auflösung der im Wege stehenden
Substanz beseitigen oder häufig gerade feste Zellwände aufsuchen
und durch dieselben sich ihren Weg bahnen, und diess offenbar nur
desshalb, um die Substanz dieser Wände in ihren Stoffwechsel einzu-
führen. Es sei mir erlaubt, hier eine von mir angestellte Beobachtung
mitzutheilen, welche die Ausscheidung löslich machender Sekrete durch
die Pflanzentheile sehr anschaulich macht. Das Laub, welches im
Herbste von den Bäumen sich löst, bildet im Frühlinge häufig eine
ziemlich zusammenhängende Decke am Boden der Wälder, Gärten
u. s. w. Diese zusammenhängende Laubmasse wird nun im Frühlinge
von Gräsern, Seggen, Ornithogalum und anderen Pflanzen mit linea-
ren Blättern durchbrochen, indem sich diese Organe durch die Laub-
decke zierlich hindurchbohren. Es ist diess nun natürlich kein mecha-
nisches Durchdringen, sondern ein chemischer Vorgang. Die Blattspilze
scheidet hier offenbar ein Sekret aus, welches lösend oder zerstörend
auf die Substanz der Laubmasse wirkt.
Die Verdauung von Insektenfleisch seitens der Pflanze erfolgt
entweder in ähnlicher Weise wie die Verdauung der Speisen im thie-
rischen Magen, nämlich durch Liislichmachung der Muskelbestand-
theile in Folge Ausscheidung von pepsinartigen Körpern und Säuren,
oder es tritt, wie z. B. bei ütricularien eine weitgehende Zersetzung
der Insektenleiber ein, welche nach Pfeffer durch Fermentorganismen
(Bakterien) hervorgerufen wird.
In keinem der genannten Fälle reicht die Sloffzufuhr, welche
die Fieischverdauung im Gefolge hat, für die betreifenden Pflanzen
399
aus. Es ist nicht zu bezweifeln, dass es eben nur stickslofFhältige
Stoffe und, wie Pfeffer mit Recht verniuthet, die Phosphate des Flei-
sches sind, welche diesen Pflanzen hierbei zu gute kommen. Ihren
Kohlenstoffbedarf müssen sie auf andere Art decken. Sie thun diess
in derselben Weise, wie die übrigen grünen Pflanzen. Der Kreislauf
des Kohlenstoffes ist mithin in ihnen derselbe, wie bei den chloro-
phyllhaltigen Gewächsen. Es lässt diess schon ihr Habitus vermuthen.
Ihre grünen Vegetationsorgane, welche ja sowohl zur Aufnahme als
zur Assimilation der Kohlensaure dienen, sind reichlich entwickelt,
während ihr Wurzelsystem, welches der Pflanze neben den Mineral-
salzen und neben Wasser dem Stickstoff in Form von ammoniak-
oder Salpetersäuren Salzen zugeführt wird, nur wenig ausgebildet ist.
Der Lauf des Stickstoffs durch die insektenfressenden Pflanzen
bietet uns desshalb ein ganz anderes Bild als bei allen anderen Ge-
wächsen dar. Das Ammoniak oder die salpetersauren Salze des Bo-
dens treten in die gewöhnliche grüne Pflanze ein und werden schliess-
lich unter Aufnahme anderer Elemente in Eiweisskörper umgewandelt.
Letztere treten durch den thierischen Verdauungsprozess in das Thier
ein und erfahren eine Umwandlung in andere Eiweisskörper. Diese
werden nun entweder nach einfacher Lüsliclimachung, oder nachdem
sie durch Fermentorganismen bis zu einem gewissen Grade zerlegt
wurden, von den insektenfressenden Pflanzen aufgenommen. Erst der
Verwesungsprozess führt die stickslofflialligen Substanzen der insek-
tenfressenden Pflanzen wieder in die ursprüngliche Form der ammo-
niak- uud salpetersauren Salze zurück, welche nunmehr wieder zu
Bodonnährsloffen der grünen Pflanze geworden sind.
Hochsommerflora der Umgebung von Görz.
Oestliche and westliche (Inigebung.
Von Rüdiger Felix SoUa.
a. Das Hügelland.
Wer von Gitrz weiter die Bahn benützt, streift zu seiner Rech-
ten an dem anmulhigen Hügellande vorbei, welches vom Isonzo in
sanften Bögen sich erhebend und in vielen abgerundeten Kuppen sich
fortsetzend, abdachend gegen den Grenzfluss Indrio, dem Reisenden
ein wechselvolles, anmuthiges Bild gewährt, mit den schönen Garten-
anlagen, dem Obstreichthume der malerisch im Grünen eingebetteten
kleinen Ortschaften. Es ist das Hügelland „in den Ecken" (Coglioj
berühmt wegen seines Reichthumes und der Vorzüglichkeit der VVein-
sorten, nicht minder auch der ausgesuchten Obstarten wegen. Es
verdankt diese Vorzüge theilweise dem emsigen Fleisse der Land-
leute, weit mehr dem Umstände, dass viele Wohlhaliende ihre Villen
daselbst bezogen haben, und im gegenseitigen Wetteifer das Schönste
30*
400
und Beste, was der Garten an Obst und Gemüse bringen, die wolil-
gepflegte Rebe tragen, die Blunienkultur bieten kann, hervorzurufen
suchen. — Wenn man an den vielen Garten vorüberfährt, ist man
überrascht von der Mannigfaltigkeit und Pracht der Blumen, die hier
gezogen werden — ■ die meisten Kinder wärmerer Gegenden. Grosse
^^af'ß-Blätter neben Aloe und Magnolia, Camelien, Jasminen, Mi-
mosen, Bignonien etc. sind malerisch gruppirt um künstliche Grotten
und Hochstrahl brunnen, oder umsäumen duftende Beete von Stief-
mütterchen, Pelargonien. Geranien, von wohlriechendem Vanillekraut,
von blauem Vergissmeinnicht u. s. f. — Im Freien gedeihen hier
(cultivirt): der Erdbeerbaum (Ärbufus Vnedö), der Granatapfel (Pm-
nica Granatum), Judasbaum, der Lorbeerstrauch, die Tamariske, die
Broussonetia, stattliche Robinien, der edlen Kastanien- und Nuss-
bäume, wie der hohen Mandel und Olive , als häufiger vorkommeud,
nicht zu gedenken. Die verschiedensten Apfel- und Birnsorten reifen
hier, und die gelbrothen Beeren der „Arschützen" (die noch unreife
Frucht von Sorbus torm'malis und domestica) bräunen sich an der
warmen Mittagssonne. — Den günstigsten Eindruck machen aber
die vielen Weinslücke, welche zu Lauben (Pergolade) gezogen oder
guirlandenartig gewunden werden, und an Bäumen (gewöhnlich Maul-
beer- oder Feigenbäumen) gestützt*), schwere Trauben herabhängen
lassen, deren Beeren erst jetzt Farbe und Geschmack bekommen.
Weithin ziehen sich die schönen, gegen Süden sehenden An-
lagen nach Westen; ein Hügel wechselt an Anmuth und Reichthutn
mit dem anderen ab, bespült von den vielen Bäclilein, die der quel-
lenreiche Coglio (eocener Sandstein, der Hauptsache nach) aus seinem
Schoosse entsendet. — Hoch oben aber, auf 261 M. hohem Rücken
thront über allen anderen Villen und verfallenen Schlössern die Burg
Cormons, ein Rest aus alter Zeit, nunmehr berühmt ob der herr-
lichen Aussicht, die man von dort geniesst. Denn von den carnischen
Alpen, deren schneeweisse Zacken (Presanella, Cima, d'Asta, Ada-
mello, Marmolata. . .), von den Strahlen der Sonne röthlich über-
gössen, feenhaft schimmern, schweift der Blick über eine endlose
Ebene, über Kornfelder und Wiesen, über Dünen hinüber zur Lagune
der altberühmten St. Marcus-Stadt; davor breitet sich ein glänzender
Streifen aus, — das Meer; fern am Horizonte bezeichnet ein hoher
Thurm die Stätte der im Alterthume nicht weniger berühmten Stadt
Aqaileja, der Endpunkt der weiten, ergiebigen, von vielen Wasser-
faden durchschnittenen Ebene, welche vom Fusse des Coglio sich
ausdehnend, in einer Entfernung von drei Meilen die See berührt.
Wild wachsen hier: Paliurus aculeatus, Colutea arborescens,
mehrere Rhatmius- Ar [en, Rhiis Cotinus, Rubia tinctorum, Hyoscyamus
nigei\ Lycium barbarum, Zyziphus, Anlirrhinum^ Acanthus, Rubus;
das Volk baut hier Litium iisitatissimum, das reüienweise geordnet
*) Die Weinkultur am Pfahl — nach deutscher Sitte — ist an manchen
Orten auf dem Coglio in jüngster Zeit und mit Erfolg eingeführt worden.
401
schon den dörrenden Sonnenstrahlen ausgesetzt liegt, neben Cornus
sanguinea an, beide dem Lande von grossem Nutzen.
kli übergehe die vielen Coniferen (Cupressus, Thuja, Pimis,
WeUinytonia), die hier stattlich gedeihen, und erwähne Einiges, was
der Botaniker, wenn er von einer der östlicheren Spitzen (St. Flo-
rian) gegen Peuma (am Isonzo) hinabsteigt, in dieser Jahreszeit noch
finden kann: Iberis umbellata, Silene italica, noctißora, Ruta dica-
ricafa, Cnidium 3Ionnleri, Rhamnus rupestria blühen noch da; überall
die Frucht der Gentiana aestita, von Cytisus argenteus, nigricans,
Dianthus sp., der strauchigen Kornwicke (CoronUla Emerus). Noch
blühen: Medicago prostrata, Genista diffusa-procumbens, Potentilla
cinerea, Eryngiwn amethystinum und campest re, Trinia vulgaris,
Bupleurum junceum, aristatum. — Im Orte selbst, an Wegrändern:
Galium rubrum, Aristolochia Clematitis, Verbascum phlomoides, Ur-
tica urens, Pulicaria dysenterica, Hypericum quadrangulum, Verbena
officinalis, ein spätes Chelidonium majus, reifender Ranunculus acris.
Cirsium eriophorum, Onopordum Acanthium, Malachium aquaticum,
Polygonum ampkibium, Specularia Speculum. — An der Brücke,
die über den Isonzo nach Görz führt, ragt ein hoher Götterbaum in
die Höhe, ihm zur Seite taucht die Trauerweide (^Salix babylonica)
ihre Zweige in das graue Wasser, welches die Wurzeln der in lan-
ger Reihe an den Ufern stehenden edlen und wilden Maulbeerbäume
bespült.
Von Peuma gelangt man durch eine Eichen-, Maulbeer- und
Nussbaum-Allee in ein schönes Wäldchen und über die kleine Peumza
an einer im Laube romanlisch versteckten Mühle vorbei, in weniger
als einer Stunde nach unserem bekannten St. Mauro.
Im W^alde findet man : Solanum nigrum, Dulcamara, Silene in-
flata, Lychnis Flus cucuH. Cichorium Intybus, Stenactis bellidiflora,
Ballota nigra, Scrophularia nodosa. — Am Wasser: Salcia gluti-
nosa, Juncus squarrosus, Campanula Trachelium, Asplenium Ruta
muraria. Weiter: Euphorbia helioscopia, Orlaja grandiflora, Ligu-
strum vulgare (Beeren noch grün). — Buchen bilden den meisten
Holzbestand, mit ihnen wechseln Salix mminalis, Juglans regia, Py-
rus Malus 0«iit reifen Früchten) ab.
Ein zweites Hügelland finden wir im Südosten von Görz, dem
Laufe der Vippach entgegenstreichend, längs diesem Flusse bis zu
einer mittleren Höhe von 464 M. sich erhebend, und dort, wo der
Brenica-Bach in die Vippach fliesst, eine südöstlichere Richtung neh-
mend. — Doch wie weit verschieden ist diese Hügelkette von der
des Coglio. Dem Alter nach tertiär (Nummulilen, Cosina-Schichten,
Rudisten-Kalk) ist sie nur in ihrem unteren Theile bewaldet (Eiche,
Buche), während der Rücken kahl ist und zwischen den Steinen nur
dürftige Vegetation aufkommen lässt. Wenig oder so gut wie kein
Wasser ist am ganzen Abhang zu finden, nirgends gewahrt der Blick
ein freundliches, dem Auge so wohltiiuendes grünes Rasenplafzchcn;
über die Baumregion hinaus erblickt man Steine und mii ihnen ab-
wechselnd die gelben und rothen Köpfe der Compositen neben den
402
grüiiliclnveissen Dolden der Umhelliferen. — Die Kefte ist in ihrem
Ganzen ein vollendetes Bild des Karstes, dem sie vorgelag-ert ist.
Auch einzelne Pflanzen, die sich hierher gerettet haben, zeugen für
eine Aehnliclikeit mit dem nahen Karstboden. Von solchen „Karst-
kindern" nenne ich: Inula ensifolia, Thalictrum flavtum, Erysimum
odoratnm, Orientale, Alyssum petraeum, Biscutella laenigata (sel-
tener), Polygala nicaeensis, Dianthus atj-orubens, Hypericum per-
foratum, Rhamnus rupestris, Pimpinella Saxifraga, Bupleurum fal-
catum, junceum, Selinum Carr>ifolia, Pencedanum Schottii, Linosyris
vulgaris, Carduus acanthoides, Centaurea nigrescens, amara, axil-
laris, Calcitrapa, Picris hieracioides, Sedum maximum, Galiuni verum,
Asperula cynanchica, Betonica officinalis, Artemisia vulgaris etc. —
welche neben den heimischeren: Drypis spinosa, Lathyrus latifolius,
Reseda lutea, Chrysanthemum Leucanthemum, Melilotus officinalis,
Sonchus asper, Anthriscus Cerefolium, Stenactis hellidiflora, Aster
salicifolius, Lychnis vespertina, Silene inflata, Tunica Saxifraga,
Cyclamen europaeum vorkommen.
Zu Füssen dieses Hügellandes (nordwärts) erstreckt sich nun die
ß. Ebene.
und zwar nach dem Hauptflusse, der sie durchfliesst, das Vippacher
Thal genannt, welches in einem Umfange von 65 Kilom. in mehrere
an sich verschiedene Theile getrennt wird, so die Niederung bei
Merna, das schmale Liach-Thal, der Weidegrund bei Schönpass, die
Thalweitung der Brenica u. s. w. und in den steilen Abhängen des
Ternovaner Plateaus seine nördliche Abgrenzung findet, während es
im Osten frei nach Krain sich fortsetzt.
Die Ebene ist, namentlich in ihrem östlicheren Theile, auch zu
dieser Jahreszeit sehr wasserreich, ja — bei Schönpass — sogar
sumpfig zu nennen und besitzt eine ganz eigenthümliche Flora, viele
nördliche Arten aufweisend, daneben auch Arten, die unmittelbar als
Karstpflanzen erscheinen. Ärum italicum, Gladiolus illyricus (Frucht),
Orobus variegatus (verblüht), Vicia grandiflora, Cracca, angustif'olia,
Onohrychis sativa, Potentilla anserina, Cerastium silvaticum kom-
men hier vor, und zwischen ihnen finden wir Chrysanthemum Leu-
canthemum, Ononis spinosa, Trifolium arvense, Euphrasia officinalis,
Prunella grandißora, Gratiola officinalis, Veronica acinifolia, Juncus
glaucus, effusus, Nardus stricfa als ßewoiiner der feuchteren Theile
der Ebene, mitunter noch : Orlaja grandißora, Lotus ornithopodioi-
des, Clematis Vitalba, Senecio Jacobaea, Pulicaria dysenterica, Poa
trivialis. In den Wassergräben: Alisma Plantago, Triglochin pa-
lustre, Mentha aquatica, Nasturtium officinale, Epilobium palustre,
Polygonum amphibium. An Wegrändern: Asparagus asper, Trifolium
pratense, Convolvulus sepium, Polygomim dumetorum, Ligustrum
vulgare (noch nicht reife Beeren), Achillea MillefoHum, Artemisia
Absinlhum, Melilotus alba, Blalva Alcaea, Ruscus aculeatus. Auf
403
den Feldern kommt vor allentlialben: Äsparagus acufifolius, Cle-
vialis Viticella an Rtibus fruticosus siili rankend, Amaranthvs pro-
sfralus, Seseli Gouani, Cnidimu apioides, Arisfotuchia pallida, ro-
tundifoUa, Sennebiera Coronopns. Auf den kleinen Hügeln mit den
Kirchen Ossek, S. Peter, St. Michael am Fusse der kahlen liolien
Felswände von Ternova blüht noch: Leontodon saxatilis, Carlina
corymbosa, Onopordum Äcanthiiim, Hierackim lasiophyllnm, Cicho-
rium Intybus, Senecio Jacobaca, TrifoHum panüflorum, Ononis spi-
nosa, Helianthemum vulgare, Campamila Trachelimn, Cervicaria,
Buphthalmnm salicifoimm, Nepeta Cataria, Ballota nigra, Stackgs
recta (griisstentheils schon in Frucht), Festuca rigida, Poa trivialis,
compressa, Cynodon Dactylon (Frucht). — An scliaitigen Steilen:
Tunica Saxifraga, Clematis Vitalba, Pulicaria dysetilerica, Asple-
imim Trichomanes, Ruta muraria. Ferner: Linaria liforalis, Teucrium
flavnm, Crepis chondrilloides, Repräsentanten der Karst-Flora.
Nach Westen hin setzt sich das Vippacher Thal jenseits des
Isonzo in die westliche (friaulische) Ebene fort.
Wie die beiden besprochenen Hügellander ein ganz verschie-
denes Ciiarakterbild darbieten, so ist der Habitus der Ebene im
Westen ein durchgehend verschiedener von der soeben geschilderten
östlichen Ebene. Denn ist bei letzterer ein grosser Theil des Bodens
sumpfig, di(! Bodenbebauung eingeschränkter (wiewoiil schöne Saat-
und weile Kornfelder da auch vorkommen), ein anderer Theil der-
selben (die Ebene bei Merna) fast bis zum Balindamme unkultivirt,
so ist kein Stück Land auf der westlichen Ebene, das nicht ausge-
nützt wäre. Blühende Buchweizenfelder wechseln ab mit Maisfeldern,
dazwischen wogen die blühenden Rispen des „cinquantino"; die rei-
fende Gerste, der Roggen, Kraut und Gemüsebeete, folgen. Die
Reben, in Guiilanden geschlungen und an Maulbeer- oder Apfel-
bäumen gestützt, durchziehen dieselbe reihenweise. — Auch hier
wird die Ebene von zahlreichen Flüssen, die dem Coglio und den
Alpen entspringen, durchflössen, doch ist der Lauf des Wassers ein
geregelter, erst weiter unten, im südlichsten Theile der Ebene, sam-
melt sich das Wasser an, breitet sich aus und gestaltet so die Ge-
gend („le base") zu einer ungesunden. — Der obere Theil der
Ebene ist in diesen Monaten, wenn der Regen längere Zeit ausbleibt,
dürr und trocken, die Vegetation wird dadurch oft stark beeinträch-
tigt, und überall sind dann die Folgen der Dürre ersiihllich. — Je-
doch nicht dieses allein ist das Unglück, dem die friaulische Ebene
ausgesetzt ist. Fern im Westen dringt vom Ausiaude herein des
Isonzo mächtiger Zuüuss, der zeitweise sich einstellende Torre. Den
grössten Theil des Jahres hindurch ist das Bett desselben ausge-
trocknet, eine nieilenweile Steinwüste; wenn aber im Frühjahre der
Schnee auf den Alpen sclimilzl und die Erde mil Wasser impriignirl,
oder wenn im Hochgebirge zur Sommerszeil slarke Niederschläge sich
eingestellt haben, stürzt ein breiler Strom in (iedankensclinolle herab
mil grosser Vehemenz, durch die Ebene brausend, alles niederreissend.
Unrellbar ist alles verloren, was dem Wasser im W(!i>e liegt, plölz-
404
lieh ist es da, nur ein dumpfes Tosen verkündet seine Nähe, so dass
fast jährlich Opfer zu i3edauern sind.
Es ist erklärlich, wenn an den Ufern ein Bild trauriger Einöde
herrscht. Nur niedere Oelbäume und Weiden (Salix viminea und S.
alba) finden ein dürftiges Fortkommen zwischen den Alluvionen von
Kalkscholler und Geschieben — sie selbst nicht sicher ihres Da-
seins, eine nur schwache Schutzwehr für die entfernteren Frucht-
felder, die manchmal auch heimgesucht werden, und in wenigen
Stunden ist die Hoffnung, das Glück, der Erwerb des Landmannes
fortgeschwemmt. Es ist begreiflich, wie selbst eine niedere Vegeta-
tion hier nicht vertreten sein kann, nur dürftiges Gras — zumeist in
dieser Jahreszeit, dürr und trocken.
Auch der Isonzo kann gefährlich werden, wenn er steigt, doch
sind es seltenere Fälle. Dass aber das Wasser öfters an Breite zu-
nimmt, zeigt die Schotter-Ablagerung, welche, ziemlich ausgedehnt,
rechts und links den Isonzo umsäumt. Das linke Ufer ist es zu-
meist, welches überschwemmt wird, da ist die Anhäufung von Schotter-
und Geschieben eine grüsseie als am rechten, wo Bäume und Sträu-
cher verschiedener Art (Tilia parviflora, Pyrus aucuparia und Aria,
die oft erwähnte, längs des unteren Isonzo auftretende Salix, Ostrya
carpinifolia, Fraxinus Ornus, Ficus Carica [wild], Rubtis discolor
u. s. w.) ein Gehölze bilden, in ihrem Schatten: Laniium Ornala,
maculatum, Symphitum tuberosum (verblüht), Galeobdolon luteum,
Asarum europaeum (die auch zum Theile schon verdorrt sind), Aco-
nitum Lycoctonum (nicht selten), Humex scutatus etc. bergend. —
Wo das Wasser freiere Auen blossgelegt hat, wachsen: Gypsophila
repens, Hieracium staticefolium, Daucus Carola, Pimpinella Saxi-
fraga, Centaurea Jacea, Melilotus officinalis, Salvia verticillata, Ver-
bascum phlomoides, nigrum; an geschützten, schattigen Einbuchtungen
kommt auf Konglomeratblocken vor: Geranium robertianum (noch
jetzt blühend), Cyclamen europaeum, Calamintha thymifolia (stellen-
weise), Veronica spicata, Linum catharficum, Adianthum Capillus
Veneris, Polypodium calcareum, Scolopendrium ojficinarum (in sehr
kleinen Exemplaren). — Zu den bereits oben^^) erwähnten Alpen-
pflanzen, die im Grus des Isonzo vorkommen, füge ich noch hinzu:
Pinguicula alpina, Valeriana tripteris (selten), Campanula carnica,
caespitosa, Leontodon incanus, Toßeldia caliculata, Potentilla cau-
lescens, Gentiana cruciata, Chaerophyllmn temulum und aureum
(verblüht), Viola mirabilis, Cytisus purpureus, hirsutus, Spiraea Ul-
maria, Omphalodes verna, Crepis paludosa (ich fand sie nur 1876),
Cardamine trifolia, Chondrilla juncea, Schoenus nigricans, ferrugi-
neus, Bromus compressus.
Schöne Pappelalleen (Populus tremula, nigra, pyramidalis),
auch Buchen-, seltener Platanen-Reihen, dazwischen mancher Maul-
beer- oder Nussbaum, durchkreuzen die Ebene und führen auf breiten
*) Seite 268.
405
Chausseen zu den vielen kleinen Dorflein, deren Anzahl g'egen das
Innere zu noch inelir anwächst. — Reclits und links Felder, überall
Kultur. Zwischen den Kornfeldern sieht man thätio-es Leben, Kar-
toffeln werden ausgegraben, auf Wiesen werden Heu und Luzerner
Klee gemäht, Kinder sind beschäftigt, Erbsen und Bolinen abzu-
brechen, Andere arbeiten auf den Hanffeldern, an den Obstbäumen
lehnt die Leiter, und Mädchen tragen schwere Körbe voll Pfirsichen,
Aprikosen, Pflaumen, weiter im Süden sichern die Reis-Plantagen den
Wintervorrath. Von den verschiedenen Nahrungsmitteln, die hier an-
gebaut werden, seien erwähnt: Hirse, Kichern, Linsen, Platterbsen,
die verschiedenen Arten der Sommer- und Winterbohnen, Wolfs-
bohnen (Lupinen) Erbsen, ferner Rüben, Kürbisse, weniger Melonen.
— Salat- Arten, Spinat, Gartenmelde u. s. w. werden nur in den
Gemüsegärten der Herrschaften gezogen, so auch Paradies-Aepfel,
Paprika, Artischocken, Spargeln u. s. f. Von Nutzpflanzen decken die
Felder: Sefaria italica, Sorghum tulgare, saccharahun, Acena, Ar-
rhenatherum^ Anthoxanthum, Phalaris als Futtergräser.
Allzuselir ist der Erdboden aufgeworfen und bearbeitet, allzu
oft fuhr der Rechen durch die Erde, jedes Aufkommen von anderen
Pflanzen, als angebauten, ist sehr erschwert. An dem schmalen Saume
der Felder findet allenthalben der Botaniker: Senecio vulgaris, Vero-
nica Buxhanmi, polifa, Stellaria media, Parietaria diffusa als ge-
meinstes Unkraut. Ferner noch : Mercurialis annua, Euphorbia Peplus,
helioscopia, Poa annua, Trifolium pratense, Lamium maculatum,
purpureum^ Capsella Bursa pastoris, Pastinaca sativa, Rammculus
parviflorus (dornige Frucht), Nigella at^vensis, Delphiniutn Consolida.
— Auf thonigen Aeckern: Erodium cicutarium, Sherardia arnensis,
Borrago officinalis. — Spät im Herbste noch : Daucus Carota, Pim-
pinella Saxifraga, Centaurea Jacea, Melilotus officinalis u. s. f.
Nach Süden streckt sich die Ebene bis zum Meere herab und
setzt im Westen nach Italien über, keine Grenze kennend; für die
Botanik ist sie aber noch grösstentheils eine terra incognila. Wenige
suchen dieses Land auf, noch seltener kann sich Jemand entschliessen,
in der Einförmigkeit der Niederung längere Zeit zu verweilen; wer
aber einmal durch die wechsellose Reihenfolge der Felder und Wie-
sen gefahren ist, wird gewiss die Erinnerung an die friaulische Ebene
niemals ganz verdrängen können.
Wien, im Okiober 1878.
406
Auszug
aus R. Schorabargk's Rapport über die Fortschritte and den Stand
des botanischen Clartens und den Anpflanzungen des OonTernenients in
Adelaide (S. Australien) während des Jahres 1877.
Von Franz Antoine.
Der unermiidliche Director des botanischen Gartens in Adelaide,
Dr. Robert Scliomburgk, übergibt nun seinen Rapport über das Wir-
lien und die Fortschritte dieses Gartens wahrend des Jahres 1877
der Oeffentlichkeit, aus welchem ich Nachfolgendes im Auszuge mit-
theile.
In Anbetracht der Wilterungsverhältnisse war wohl das Jahr
1876 nicht nur das trockenste sondern auch das kälteste. Im Jahre
1877 belief sich die mittlere Regenmenge auf 24-949 Zoll, wovon
aber eine grosse Menge in den Monaten März, April und Mai fiel,
während die Wintermonate trocken waren und mit starker Kälte ab-
wechselten , welche den tropischen Gewächsen die sich von den
schweren Beschädigungen des Vorjahres kaum erholten, neue Scha-
den zufügten.
Während der Monate August , September und eines Theiles
October hörte der Regen, mit Ausnahme einiger Platzregen, ganz
auf. Die Hitze nahm zu und erreichte am 10. Jänner die höchste
Temperatur, wobei das Thermoneter 116" (= 37" R.) im Schatten,
und 166" (= 59" R.) in der Sonne zeigte.
Der trockene Sommer wirkte sehr schädlich auf die ganze
Fruchternte der Colonie. Aepfel, Birnen, Pfirsiche und Aprikosen ha-
ben nicht ihre völlige Reife erreicht und fielen grossentheils unreif
vom Baume.
Getreide, besonders Weizen, litt nicht allein vom rothen Rost,
sondern noch vielmehr durch den Frost als es eben in der Bliithe
stand.
Ein Theil der Frühlingsmonate September und October waren
kühl bei umwölktem Himmel, wobei sich aber die Rosenflur zu einer
Vollkommenheit entwickelte , dass man ähnliches in Süd-Australien
nicht gedenkt je gesehen zu haben.
Unter den Pflanzen welche zur Prüfung im Versuchsgarten an-
gepflanzt wurden, waren die bemerkenswerthesten folgende:
Unter den Cerealien:
Aretic wheat und Mammoth Rye. Erstere ist eine Weizensorte,
welche bei der arktisch-amerikanischen Expedition bei dem verlassenen
Schiffe „Polaris" im Jahre 1871 in der n. Breite von 81" 16', zurück-
gelassen wurde. Der Weizen lag am Ufer im Schnee und war durch
5 Jahre abwechslungsweise einer Kälte von 72" bis 104° ausgesetzt.
Es ist ein Bartweizen, welcher im Jänner reift und wovon nahe an
30 der kleinen runden Körner an der Aehre sitzen.
407
Mammoth Rye ist eine Roggenarl, die aus Amerika als Ne-
vada Maninioth Rye eingeschickt und als von keiner in der Welt
überlroffenen Getreideart bezeichnet wurde. Die aufgewachsenen
Pflanzen lieferten ein gutes Stroh und volle Aehren, deren Körner
aber mit jenen der Aussaat nicht übereinstimmten und sich als Tri-
ticum polonicnm L. zu erkenncm gaben.
Ferner wurde gebaut Prosopis pubescens Benlh. (The screw or
Mosquito bean of Aregona) eine neue, für warmes und trockenes
Klima nützliche Pflanze. Nach den Aufzeichnungen im Whipple's Tage-
buch — bei seinen Ausmessungen der Uferlinien zwischen San Diego
und dem entgegengesetzten Vereinigungspunkte des Gila mit dem
Coloradoflusse — diente sie zur Fütterung seiner Pferde und Maul-
thiere^ und es soll dadurch gewissermassen das Gelingen der Expe-
dition von dieser Pflanze abgehangen sein. Die schraubenförmigen
Schoten stehen büschelweise beisammen und die Früchte enthalten
viel Zuckerstoff" und sind sehr nahrhaft. Sie reifen zu verschiedenen
Zeiten im Jahre, sind sehr produktiv und werden von Menschen und
Tliieren genossen.
Der Baum liefert ausserdem eine Gummiart , dem arabischen
Gummi nicht unähnlich, die sowohl in der Medizin, als auch zu tech-
nischen Zwecken Verwendung findet, besonders um schleimige Flüssig-
keiten, Gummitropfen, Jujube etc. daraus zu bereiten. Die Produkte
erheben sich bereits zum Ausfuhrartikel und in Bexar wurden be-
reits über 12.000 Pfunde eingesammelt.
Daran anschliessend verliest Schomburgkh ein Schreiben des
Robert Thomson, von der Cinchona-Plantage in Jamaika (April 1877),
welches ihm durch Professor Thistleton Dyer (Assistent-Direktor im
königl. Garten in Kew, bei London) zugekommen ist. In demselben
ist angegeben, dass in Folge der Anpreisung dieser Futterpflanze,
einem schönen und vollkommen gesunden Pferde beiläufig ein Pfund
der Schoten als Futter verabreicht wurde, aber am anderen Morgen
fand man es todt im Stalle liegen und zwar in der Weise, dass An-
zeichen von Kolik nicht zu verkennen waren.
Vermuthlich, sagte er weiter, wird es bekannt sein, dass eine
andere Art dieser Gattung, nämlich Prosopis jtiliflora , welche in
Jamaika sehr allgemein wachst, wenn sie von Pferden bei Regen-
wetter verzehrt wird , Kolik bewirkt und den Tod zur Folge hat.
Dieser ist dem Keimen des Samens im Magen der Thiere zuzu-
schreiben.
Syniphytnm asperrimum Bibrst. Schon im verflossenen Jahre
wurde in England und Frankreich die Aufmerksamkeit auf diese
kaukasische Pflanze, als Futterpflanze gelenkt. Die Ergiebigkeit der
Blatter und Stengel, welche öfter im Jalire geschnitten werden lUmnen,
ist ausserordentlich; man sagt, was jedocli von einigen bezweifelt
wird , dass 80 bis 120 Tonnen pr. Morgen davon goerntet werden
können. Schon im Jalire 1799 war sie in England eingeführt und
kam spater als Einfassungspflanze, der schönen blauen Blumen und
kraflig wachsenden Bialter wegen, in Handel. Die Behauptung, dass
408
ihr jede Bodenart zusagt, scheint nicht stichhältig zu sein. Es wird
von dem Hornvieh, wenn auch nicht immer gleich, aber nach einiger
Angewöhnung, gierig verzehrt und es besitzt ausser der Eigenschaft
die Thiere fett zu machen, noch Heilkräfte bei Schnittwunden etc.
wenn die wunde Stelle damit eingerieben wird. Auch bei Maul- und
Klauenseuche soll es guten Erfolg zeigen. Die in Adelaide gezogenen
Pflanzen bewiesen sich in der Regenzeit in vorzüglicher Entwicklung,
jedoch bei dem Eintritt der Dürre litt die Pflanze ungemein.
Weiter berichtet Seh. über Versuche, welche mit 26 Grassorten
und 3 Futterpflanzen angestellt wurden. Diese litten aber im Allge-
meinen durch die Trockenheit in diesem Jalire sehr stark, obschon
manche derselben doch kräftigen Widerstand boten und besonders
sieben Arten sich als sehr widerstandsfähig zeigten und wobei Pa-
nicum spectabile Nees. (Phillip's Grass.) in erster Linie anzuführen
ist, da selbst in der heissesten Zeit die Pflanzen kräftig wuchsen und
nicht ein Blatt durch die heissen Winde beschädigt wurde. Dann sind
Saccharum cyändricum, Festuca duriuscula L., Pennisetum ßmbria-
tum, Aira caespitosa L., Bromus lotigiflorus Willd. und Bromus
inermis unter diese Zahl aufzunehmen.
Völlig zu Grunde gegangen sind in Folge der Trockenheit:
Avena flavescens L., Poa fluitans Scop,, Festuca elatior L., Phleum
pratense L.
Plantago lanceolata als Futterpflanze hatte sehr gelitten, die
verschiedenen Klee-Arten aber und Pentzia virgata gediehen voll-
kommen gut.
Nun erwähnt Seh. die Baumpflanzung, welche auf den Besitz-
thümern der Landviirthe, wegen des zu entfernt liegenden Profites,
oft ganz vernachlässigt werden. Er räth an , dass die Besitzungen
der Landwirthe mit einem 20—40 Fuss breiten Gürtel von Wald-
Bäumen umstellt werden sollten , so wie diess der enthusiastische
Agronom Mr. J. Hodgkiss in Brighton that. Der Einfluss ähnlicher
Umpflanzungen ist sehr wichtig, es bricht sich an ihnen die Heftig-
keit der Stürme, des Feuers und der Kälte. Solch eine Schutzpflan-
zung würde die Erträgnissfähigkeit unserer Felder um 10 ^ erhöhen,
wenn sie ausserdem aus nützlichen Bauinsorten, als: Ulmen, ameri-
kanischen Eschen etc. gewählt sind , und was eine Gartenmauer in
der Horticultur bezweckt, würde diese dem Landwirthe sein.
Bezüglich der Anpflanzung ausländischer Waldbäume , räth er
vorzugsweise Fraxinus americana , als den werthvollsten an. Sein
Holz ist der europäischen Esche, der Elasticität wegen weit vorzu-
ziehen und nach den Angaben des Mr. Thomas Laslett (Waldinspek-
tor der briltischen Admiralität) und Mr. C. Sargent (Direktor des
botanischen Gartens der Harvard -Universität in den Vereinigten
Staaten) geben diese das specifische Gewicht des Fraxinus ameri-
camis mit 480, und das der europäischen Esche mit 736 an. Ersteres
ist daher der grösseren Leichtigkeit wegen bei Erzeugung verschie-
dener Geräthschaften , als: Spathensticle , Hauen etc. viel werth-
voller.
' 409
Ein zweiter Bauin , dessen Cultur Seh. besonders anriitli , ist
Ul^ms campestris L. und andere Ulmenarten, welche in Australien
vorzüglich gedeihen. Der Werth dieses Holzes ist jenern von Ulmus
americana vorzuziehen.
Weiler führt Seh. den Platanus acerifolius Willd. auf, obschon
das Holz desselben von minderem Werth und bald zu Grunde geht,
so nimmt es aber eine schone Politur an und wird von Tischlern
verarbeitet. Er rühmt den schnellen Wuchs dieses Zierbaumes und
empfiehlt ihn vorzugsweise für Squares und die nächste Umgebung
von Städten.
Unter den Nadelbäumen sind es vorzugsweise Pinus halepensis,
insignis^ Canariensis. longifolia , maritima und Sabiniana, welchen
die klimatischen Verhältnisse zusagen. Pinus insignis, von welchen
der botanische Garten eine Allee besitzt , erreichte in eilf Jahren
eine Höhe von 50 bis 60 Fuss und einigo Stämme haben einen Um-
fang von 4 bis 5 Fuss.
Weiter lenkt er die Aufmerksamkeit auf die Weide, sowohl als
Nutzbaum zu Geflechten als auch zur Holzgewinnung.
Angerühmt werden für diese Zwecke:
Salix Riisseliana Sm. und S. viminalis L. Letztere ist eine
vorzügliche Uferbefestigungs-Pflanze und Korbflechtermaterial liefern-
der Strauch, auf welchen Seh. , da eine grosse Menge Korbflecliter-
erzeugnisse von Europa und Amerika importirt werden, das Augen-
merk zu lenken sucht, und verweiset auf entsprechende Lokale in
Australien zu deren Cultur.
Den Olivenbaum erwähnend, befürwortet er die Cultur dieses
Baumes, der in Australien sicher die völlig geeigneten klimatischen
Verhältnisse finden würde , namentlich da das daselbst gewonnene
Oel von vorzüglicher Qualität sein soll. Besonders empfiehlt er die
in Italien unter Frontoiana bekannte Olivensorte, wovon bereits
500 Schüsslinge nach Australien gebracht wurden und deren Früchte
in Italien zur Bereitung des bekannten Lucca-Oeles dienen. Die
Olivenpflanzungen, wie sie jetzt in Australien erscheinen, schildert
Seh. als verwahrlost und nicht zweckentsprechend.
(Schluss folgt.)
Literaturberichte.
Haynald Lajos Dr. Pariatore Fülöp. Emlekbeszed nielyet irt s a ma-
g'yar tudomjliiyos akademia 1878, Jnnius IS-ki közülesen kivouatosan
felolvasott. (Denkrede über Philipp Pariatore, auszugsweise vorgelesen in
der Generalsitzung der ungarischen Akademie). Separat abdruck "aus dem
II. Jatirgange der ,,Magyar növenytani lapok." Kolozsvart 1S78, 46 S. 8".
Die vorliegende Denkrede beschäftigt sich mit Parialore, der
auswärtiges Mitglied der ung. Akademie gewesen ist, und mit dem
der Verf. in freundschaftlichen Beziehungen gestanden hat. P. wird
als Mensch, Gelehrter und Patriot geschildert. Wir bewundern seine
Ciiarakterfestigkeil und die auf botanischem Gebiete entfaltete viel-
410
seitige Thätigkeit, die ein würdiges Seitensfück zu der Robert Brown's
bildet. Der Verf. zeigt sicii in diesem biographischen Essay ganz auf
der Hohe seiner Aufgabe, er bekundet eine staunenswerthe Belesen-
heit in der botanischen Literatur, und selbst die Exkurse auf benach-
barte -oder gar entlegenere Disciplinen zeigen dieselben Vorzüge.
Mit einem Worte, wir haben es hier mit einer in jeder Hinsicht
vollendeten Studie, die in unseren Tagen bei dei zunehmenden ein-
seitigen Bildung immer seltener wird, zu thun. Hoffentlich wird eine
deutsche Ausgabe bald folgen. Jos. Armin Knapp.
Flora excursoria des Reg'iernng'sbezirkes Aachen, sowie der angrenzenden
Gebiete der belgischen und holländischen Provinz Limburg. Phanerogamen
und Gefässkryptogamen. Nebst Uebersicht der geognostischen, der oro- und
hydrographischen Verhältnisse dieses Florengebietes von Prof. Dr. Förster,
Oberlehrer an der Realschule zu Aachen. Aachen 1878. Verlag von Rudolf
Barth. 8°. XXX und 468 S.
Förster's Flora excursoria ist den besseren ähnlichen Werken
beizuzählen. Ihre Einleitung schildert übersichtlich die geognostischen,
oro- und hydrographischen Verhältnisse des Gebietes; ihr spezieller
Theil gibt Zeugniss von fleissiger Spezialforschung und rationeller
Benützung der neueren floristischen Literatur. Besonders ausführlich
werden die Rubi behandelt, von welchen der Verf. gegen 50 neue
Arten aufzustellen sich veranlasst sah. Ob eine so zersplitternde, die
Uebersicht ungemein erschwerende Behandlung gerade bei dieser
schwierigen Galtung in einer Flora excursoria angezeigt war, er-
scheint mindeslens zweifelhaft. Im übrigen Theile seines Buches ist
Förster in Bezug auf die Begrenzung der Spezies konservativer.
Schliesslich sei noch hervorgehoben, dass die Orchideen -Gattung
Sturmia Rchb. in Anthoiiparis umgetauft wurde (S. 351). R.
Fromme's Oesterreichisch-Ungarischer Garten-Kalender für das Jahr 1879.
Vierter Jahrgang. Redigirt von Josef Beermann. Wien. Druck und Ver-
lag von Karl Fromme. Klein 8^ 208 S.
Der vorliegende vierte Jahrgang dieses Kalenders bleibt hinter
den drei früheren in Bezug auf Zweckmässigkeit der Anlage, Kor-
rektheit des Druckes und Eleganz der Ausstattung nicht nur nicht
zurück, sondern er übertrifft seine Vorgänger noch durch einzelne
gelungene Aenderungen, welche der neue Redakteur vornahm. Es
kann somit Fromme's Gartenkalender allen Botanikern, welche sich
mit Hortikultur beschäftigen, bestens empfohlen werden. R.
Ans dem Laboratorium der k. k. chemlscli-physiolog-ischen Versuchssta-
tion für Obst- und Weinbau zu Klosterneuburg- bei Wien. Nr. 1 (Mai
1878): lieber die Aschenkrankheit und die BlattfleckenkTankheit der Citro-
nenbäume. Von Felix v. Thümen. 4". 4 S. 1 Taf.
In diesem Aufsatze schildert der Herr Verfasser in italienischer
Sprache die Aschen- und Blattfleckenkrankheit der Citronenbäume.
Die erstere wird durch Apiosporium Citri Briosi et Pass., die letz-
tere durch Sphaerella Gibelliana Pass. verursacht. Als ein Beitrag
zur genaueren Kenntniss dieser noch wenig unl ersuchten zwei Krank-
411
heilen der Aurantiaceen wird die vorliegende Arbeit Thiimen's den
Myliologen niciit unerwünscht sein. R.
Nonvelles observatious sur les Olinia par M. H. Baillon. Paris impri-
merie Emile Martinet. 1878. 8. 35 S. 1 Taf.
Die systematische Stellung- der Gattung Olinia ist zweifelhaft.
In den älteren Werken wird sie den Melastomaceen beigezählt;
Bentham und Hooker stellen sie als gonus anomaluui zu den Lytlira-
rieen; Baillon endlich will sie den Rliamneen beigezählt wissen. In
der vorliegenden Abhandlung hält nun Baillon seine Ansicht aufrecht
und vertheidigt dieselbe gegen die auch von Decaisne adoptirte An-
schauung, dass Olinia zu den Melastomaceen gehöre. Baillon's Auf-
satz ist für die genauere Kenntniss des genannten Genus von Wich-
tigkeit; es sei die Aufmerksamkeit aller Botaniker, welche sich für
Olinia interessiren, daher auf denselben gelenkt. R.
Borbäs Vincze Dr. Az összeköto vasnt es Budapest flörälja. (Die Ver-
bindungsbahn und die Budapester Flora). Termeszettudomänyi közlöny X.
(1878)! S. 400-401. 8,
Der Verf. bespricht die Veränderungen im Budapester Floren-
gebiete, hervorgerufen durch die genannte Eisenbahn. Unter den
neuen Ansiedlern sind Medicago denticulata W. und Rhinanthus
Alectorolophus Poll. Novitäten für das Pester Comitat. K.
Tascheu-Kaleuder für Pflanzen-Sammler. Ausgabe A mit 500 Pflanzen.
Leipzig. Oscar Leiner. 112 S. 16.
Die Pflanzen werden mit kurzen Beschreibungen versehen, nach
Standort und ßlüthezeit angeführt. Eine Uebersicht des Linne'schen
Pflanzensystems, Winke für Einsammeln , Pressen und Aufbewahren
der Pflanzen, sowie ein Register bilden den Schluss dieses praktischen
Büchleins. Format und Ausstattung sind zweckentsprechend. K.
Taschen-Kalender für Pflanzen -Sammler. Ausgabe B mit 800 Pflanzen.
Leipzig, Oskar Leiner. 166 S. 16.
Enthält 800 Pflanzen mit Beschreibungen. Alles Uebrige, mit
Ausnahme des Registers, ist unverändert. Den Anhang füllen, wie
oben, Anzeigen von Büchern und Botanisir-Ulensilien, aus. K.
Correspondenz.
Wien, 12. November 1878.
Als die Zeitungen die ersten Nachrichten über die am 3. Nov.
d. .1. von dem Schneesturme angerichteten Schäden brachten, wurde
von denselben speciell auch des hiesigen bot. Gartens gedacht. Wenn
es auch wahr ist, <iass der Garten unmittelbar nach dem genannten
Tage keinen erfreulichen Anblick bot, so entspriciit do(^h die gegebene
Darstellung nicht ganz den thalsächlichen Verhältnissen; es wir<l daher
412
für manchen Freund des bot. Gartens vielleicht von Interesse sein,
den wahren Sachverhalt zu erfahren. Vor Allern sei hier erwähnt,
dass die zahlreichen Baumbrüche vorzugsweise durch die Wucht des
Schnees verursacht wurden, dessen Flocken in Folge einer nicht
genug niedrigen Temperatur sich leicht zusammenbacken und an den
Bäumen haften konnten, u. zw. geschah diess vorzugsweise zwischen
8 und 10 Uhr Morgens, also zu einer Zeit, wo der Wind noch nicht
so kräftig war, um irgend welche Verwüstungen anzurichten. Freilich
mag der Sturm später auch das Seinige beigetragen haben. Dass die
Schäden aber eine solche Ausdehnung annehmen konnten, erklärt es
sich vorzugsweise dadurch, dass viele laubwechselnde Bäume ihr Laub
noch nicht oder wenigstens nicht ganz abgeworfen hatten, in Folge
dessen der Schnee in grösserer Menge auf denselben sich ansammeln
konnte. Doch muss hier gleich bemerkt werden, dass einige noch
belaubte Bäume entweder gar nicht, oder nur wenig beschädigt
wurden, wie z. B, Sopliora japonica, Aesculus, Corylus Colurna,
Celtis; andere dagegen trotz mangelnder Belaubung dennoch Schaden
litten, z. B. Populus alba, welche insbesondere im Prater ziemlich
häufig Astbrüche zeigte. Auch nicht alle Nadelhölzer wurden gleich
stark hergenommen. Am widerstandsfähigsten erwies sich die Eibe,
denn nur ein einziger Ast eines Baumes wurde im bot. Garten ver-
letzt. Allerdings verlor die uralte Eibe des ansfossenden Gartens
viele Aeste, doch ist diess meist dem Umstände zuzuschreiben, dass
zum mindesten viele dieser Aeste an den Bruchstellen etwas ange-
fault waren. Auch Abies Picea, Pinus Laricio und sihestris, ebenso
Larix europaea litten verhältnissmässig (hier wenigstens) nicht be-
sonders stark, dagegen verlor manche Abies excelsa ihren Gipfel.
Leider verhält sich die Sache bei Juniperus virginiana, den Thujen
und Bioten ganz anders; viele recht kräftige Bäume brachen häufig
im ol)eren Drittel, in der Mitte oder nahe am Boden entzwei, junge
Exemplare blieben dagegen fast durchwegs unverseiirt, ihre Gipfel
bis zum Boden neigend; nur ihre Stützpflöcke wurden sämmllich
gebrochen, was für die Bäumchen nur vortheilhaft gewesen sein
mag. Von seltenen Nadelhölzern wurde nur Pinus Hamiltoni, ein
etwa 3 Fuss hohes Bäumchen an der Spitze, dagegen keine einzige
WeUingtonia oder dergleichen beschädigt. Gleich Thujen wenn nicht
ärger wurden Tamarix, Eleagnus und Hippophae hergenommen,
ebenso die Ulmen, deren Aeste besonders an den Einfügungsstellen
wegbrachen. Nach diesen kommen Maclura auranfiaca, Morus,
Broussonetia Tilia, Prunus domestica, Padus und cerasifera, Pgrus
communis^ während die anderen Pomaceen mehr verschont bliel)cn;
weiters Quercus pedunculata var. fastigiata, Betula, Salix babylonica
und andere Salices. Ailanthus, Robinia und Platanus verloren in den
öffentlichen Anlagen, insbesondere auf der Ringsirnsse, allerdings
zahlreiche Aeste, doch ist diess nur besonders bei den Platanen zu
bedauern, weil AilanÜms und Robinia solche Brüche leichter ver-
tragen, während sie den Platanen später ein wenig einnehmendes
Aeussere verleihen können. Im Garten zeigft diess insbesondere ein
413
Baum (P- Orientalis), welcher früher zu den schönsten gehörte. Es
wäre noch mancher Baumarien hier zu gedenken; manche derselben
wurden beschädigt, wieder andere nicht, und erklärt sich diess oft
nur durch die Eigenthümlichkeiten der Individuen. Dr. Woloszczak.
Kalksburg bei Wien, 3. November 1878.
S. 379, Z. 3 soll es heissen am „Stege" (statt „Wege").
Dadurch ist der Standort des Geranium sihiricum so genau bezeichnet,
dass Jeder der Lust hat, es sicher auffinden wird. Es fuhrt von
Zillingdorf ausser besagtem Stege au(;h eine Brücke nach Unler-
eggendorf. Auch hier fand ich vor 3 Jahren einige jedoch ganz
unscheinbare Pflanzchen, wahrend sie beim Stege kaum zu über-
sehen sind. — Der bei Münchendorf gefundene Aster ist wirklich
canus. Er scheint für das südliche Wienerbecken neu zu sein. Dass
er so lange übersehen wurde, hat wohl darin seinen Grund, dass die
Wiesen gewöhnlich gemäht werden, bevor er zu blühen beginnt.
Wiesbaur S. J.
Tavarnok in Ungarn^ am 16. November 1878.
Durch Herrn Rittmeister v. Hütten wurde abermals eine höchst
interessante und für Ungarn neue Pflanze entdeckt und mir einge-
sendet. — Es ist diess Teucrium Scorodonia L., welche bei uns am
Berge Kozlica (Trachyt) beim Dorfe Szadek im Neutraer Komitate
wäclist. — ■ Dieser Standort dürfte der östlichste sein, so wie der
von Crepis sibirira L., welche von uns auf den Bergwiesen des
Revan nächst Gajdel (Comitat Neutra) entdeckt wurde, der südlichste
sein dürfte. — Die angeblichen Standorte der Crepis sihirica wären
näher zu untersuchen. Ich selbst sammelte mehrere neue Formen von
Hieracien, auch Trifolien. Von letzteren ist besonders jenes höchst
interessant, welches ich nächst Prasicz, einem Dorfe am Fusse des
Inovecz-Gebirges sammelte und anschliessend als Trifolium Haynal-
dianum beschreibe. Dr. Josef Pantocsek.
Fersonalnotizen.
— Gerhard Rohlfs und Dr. Georg Schweinfurth erhielten
an Stelle des ihnen bereits zuerkannten Ritterkreuzes des Franz-
Josef-Ordens den österr. Orden der Eisernen Krone dritter Klasse.
— Rupert Huter ist als Cooperator von Sexten nach Sterzing
in Tirol übersiedelt.
— Jakob Juratzka, k. k. Adjunkt in Wien, ist am 22. No-
vember, 59 Jahre alt, an einem Herzleiden gestorben.
Oesterr. bniaii. /cMt-iclirlft 12 Heft. 1878. 31
414
Vereine, Anstalten, Unternehmungen.
— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaf-
ten in Wien, am 10. Oktober, überreichte Dr. Günther Beck eine
Abhandlung unter dem Tilel: „Entwicklungsgeschichte des Prothal-
liums von Scolopendrium vulgare Sym." In derselben gelangte der
Verfasser zu folgenden Resultaten: 1. Die Keimung der Sporen von
Scolopendrium vulgare, welche ein geschichtetes Exosporium und im
Inhalte der Hauptmasse nach Oeltropfen besitzen , erfolgt nur im
Lichte von genügender Intensität. 2. Durch die Ouellung , welche
im Dunklen rascher vor sich geht , wird das Exosporium derartig
erweicht, dass der Keimschlauch an jeder beliebigen Stelle hervor-
brechen kann. 3. Erst dann, wenn die zuerst herausgetretene Haar-
wurzel eine ziemliche Länge erreicht hat , erscheint am entgegen-
gesetzten Ende der Spore der schon Chlorophyll enthaltende Vorkeim
und bildet , nachdem er sich schlauchförmig verlängerte, die erste
Scheidewand in seinem obersten Theile. Der Vorkeimzellfaden er-
reicht die Länge von 6 — 8 Zellen. Verästelungen finden sich nur in
Ausnahmsfällen. 4. Die Segmentzellen können noch bevor die Scheitel-
zelle das eigentliche Flächenwachsthum beginnt , durch Längs- oder
Tangentialwände und nur ausnahmsweise durch ,intercalare Quer-
wände zur Vermehrung der Zellen beitragen. Das eigentliche Flächen-
wachsthum erfolgt in der Apikalzelle durch die Aufeinanderfolge
abwechselnd geneigter Scheidewände und nach dem Erlöschen der
Productionsfähigkeit der Scheitelzelle oder auch noch früher durch
das Wachsthum terminaler Randzellen. 5. Die Antheridien, welche
in grosser Zahl auf der unteren, beschatteten Seite des Prothalliums
oder am Rande öfter schon zu Anfang des Fläciienwachsthums ent-
stehen, sind entweder einzellig oder bestehen aus zwei annularen
Zellen und einer Deckelzelle, welche die Centralzelle einschliessen.
Aus dem Inhalte letzterer bilden sich durch wiederholte Zweitheilung
die Spermatozoidenmutterzellen , welche im Wasser platzen und je
ein Spermalozoid befreien. Letztere besitzen 3—5 Windungen und
am Rande zahlreiche feine , ziemlich lange Wimpern. 6. In Bezug
auf den Bau der Archegonien, welche auf grösseren, von den An-
theridien erzeugenden verschiedenen Prothallien vorkommen, sowie
in Bezug auf den Befruchtungsakt schliesst sich Scolopendrium den
Polypodiaceen an. 7. Auch am Vorkeime von Scolopendrium kommen
borstenförmige Trichomgebilde vor , welche den für die Prothallien
der Cyatheaceen charakteristischen vollkommen gleichen.
Botanischer Tausch verein in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Herrn L. Keller mit Pflanzen
aus Niederösterreich. — Von Herrn Dr. Rauscher inil Pfl. aus Ober-
Oslerreich, Salzburg u. a. — Von Hrn. Vagner mit Pfl. aus Ungarn.
415
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Winkler, Steinilz,
Krenbergor, Hüfer, Schauibach.
Aus Kroatien einges. von Dr. v, Schlosser: Edrajanthus croa-
ticus, Epimedium alpinum^ Genista heterocanfha, Gentiana utriculosa,
Herniaria incana, Hier actum sahaudo X pratense, H. Schlossej'i,
Inula campestris, I. Candida, I. ensifolia, Limim capitatmn, Loni-
cera efrusca, Malachium manticum, Nepeta violacea, Oenanfhe pim-
pinelloides, Onosma stellulatum, Orchis maculata v. albiflora, Oro-
bus vicioides, Oxalis stricta, Pedicularis Schlosseri , Schlosseria
heferophylla, Scorodonia Arduini, S. heteromaUa, Silene galHca, S.
Schlosseri, Solidago macrophylla, Spiraea cana, S. chamaedrifolia,
Stachys obliqua, S. salviaefolia, S. subcrenata, Trifolium steilatum,
Veronica anagalloides, V. crassifolia.
Aus Niederösterreich einges. von Höfer: Asplenium septentrio-
nale, Carex Pseudocyperus, Dianthus plumarius, D. prolifer, Passe-
rina annua, Trigonella monspeliaca. Vom Neusiedler See: Sueda
maritima.
Aus Oberösterreich eingesendet von Dr. Rauscher: Anacamptis
pyramidalis, Carex tenuis, Centaurea montana, Clinopodium vulgare,
Etiphorbia palustris, Gnaphalium silimticum, Helleborus niger, Hippo-
phae rhamnoides, Hypericum humifusum, Iris sibirica, Juncus tri-
glumis, Kobresia caricina, Lunaria rediviva, Malta Alcea, Primula
Auricula, Ranunculus anemonoides, Schoenus ferrugineus, Soyeria
hyoseridifolia. Aus Salzburg: Androsace Chamaejasme, A. lactea,
Aposeris foetida, Catamintha alpina, Cerastium latifolinm, Crocus
ternus, Erigeron alpinus, Euphorbia alpigena, E. amygdaloides, Helle-
borus niger, Hippocrepis comosa, Kernera saxatilis, Listera ovata,
Lithospermum ojficinale, Myricaria germanica, Oxytropis montana,
Polygala Chamaebuxus, Ranunculus glacialis, Rhododendron Cha-
maecistus, Rosa arvensis, Veronica aphylla. Aus Kärnten: Epi-
lobium origanifolium. Aus Steiermark: Soyeria hyoseridifolia. Aus
Istrien: Onosma stellulatum, Plantago serpentina. Von Trier: Ervum
gracile.
Obige Pflanzen können nach beliebiger Auswahl im Tausche
oder kiiuflich die Centurie zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben vi^erden.
Inserate.
Herr Baron Hiiiismanii hat in seinem Testamente den Erlös
von seinem Herbare und Reichenbach's „Iconograpliia" zu einem
Stipendium bestiuimt , in Folge dessen sein Herbar vorläufig zu
300 fl. und die ..Iconograpliia-' zu 130 fl. angeboten wird. Auskunft
ertheilt \\ Vincenz Gradier, oder
H. Kravogl,
Gymnas.-Prof.
Bozen, am 17. November 1878.
31 *
416
In meinem Verlage erschien soeben:
Wirkung des Liclites und der Wärme
auf Schwärmsporen.
Von
Dr. Eduard Strasburger,
Professor an der Universität in Jena.
Preis: 1 M. 60 Pf.
Jena. Gustav Fischer,
vormals Friedi'ich Mauke.
In J. N. Kern's Verlag (Max Müller) in Breslau ist soeben
erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Kryptogamen-Flora von Schlesien.
Im Namen der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur herausgegeben von
Professor Dr. Ferdinand Cohn.
Zweiter Band, erste Hälfte. Alg^en, bearbeitet von Dr. Oscar
Kirchner. - Preis 7 Mark.
Band I. (Gefäss-Kryptogamen, Laub- und Lebermoose und Characeen)
erschien 1877. Preis 11 Mark. — Band II, zweite Hälfte (Flechten)
wird Anfang 1879 ausgegeben werden, das Erscheinen von Band III
(Pilze) ist gleichfalls für 1879 in Aussicht genommen.
Im Verlage von Arthur Felix in Leipzig ist soeben erschienen:
Die slärkeumbildeiideu Fermente
in den Pflanzen.
Von
Prof. Dr. J. Baranetzky.
Mit 1 lithographirten Tafel, gr. 8". — Preis: 2 Mark.
Kedaktfjur und Herausseber Dr. Alezander Skofitz. — Verlag von C. Gerold's Sohn.
Druck und Papier der C. UeberreutersciiKu Burlidruckerei (M. Salzer).
Inhalt.
I. Gallerie österreichischer Botaniker.
Seite
22. August Emil Vogl. Von Dr. J. Wiesner. (Mit einem lithogra-
pliirten Porträt) 1
II. Original-Aufsätze.
Antoine, Franz. — Auszug aus R. Schomburgk's Bericht über die Fort-
schritte und den Stand des botanischen Gartens und die An-
pflanzungen des Gouvern. Adelaide, während d. J. -1877 . . 406
— — Bericht bezügUch des ökonomischen Werthes der in Süd-Australien
vorkommenden Eucalyptus- kvier\ von R. Schomburgk . . 168
Das Pflanzenreich auf der Wiener Weltausstellung im J. 1873 (mit
9 Abbild, auf einer Lichtdruck-Tafel) 30, 53, 98, 136, 170,
203, 236, 271, 304
R. D. Fitzgerald's F. L. S. „Australian Orchids" .... 295, 339, 372
Ascherson, Dr. P. — Noch einige Bemerkungen über die orientalischen
Schismus-Vovmen und über Pflanzen der kleinen Oase . . . 254
— — Typha minima oder Laxmanni? 285
Beck, Dr. Günther. — Literaturberichte 307, 343
Borbas, Dr. Yinc. v. — Exkursioni-n auf die Inseln Arbe und Veglia . 64
Floristische Beiträge 391
— — Floristische Mitlheilungen 363
Phytographische Notizen . 134
— — Ueber I^eucanthemuin platylepis 258
Dedecek, Jos. — Ein kurzer Ausflug auf den Jeschken und Mileschauer
in Nordböhmen 322
Focke, Dr. \V. 0. — Ein Fall von Unwirksamkeit des eigenen Blüthen-
staubes 317
Literaturberichte 103
Freyn, J. - JSluacari (liellevalia, Leopoldia) Weisdi 87
— — Ornithogalioiti Visianianutu Tonimas 219
418
Seite
Hackel, Ed. — Festuca austriaca n. sp. (Mit 4 Abbild.) 358
— — Zwei kritische Gräser der grieciiischen Flora 189
Hauck, Fr. — Beiträge zur Kenntniss der adriatisclien Algen. (Mit 47 Ab-
bildungen auf 3 lith. Tafeln) 77, 130, 185, 220, 288
— — Noüz über Rhizophydium Dicksonii Wrigth 321
Heldreich , Dr. Th. v. — lieber Silene Ungeri Fenzl, ihre Synonyma
und ihren Verbreitungsbezirk 27
— — Zwei neue Pflanzenarten von den Jonischen Inseln 50
Hibsch, T. Em. — Berichtigung 33
Hinterhaber, J. — üeber Typha minima Hpp 319
Höhnel, Dr. Fr. v. — Einige Bemerkungen über die Cuticula ... 81, 115
Zur Erklärung des Vorkommens coagulirten Milchsaftes im Innern
der Tracheen Milchsaft führender Pflanzen 15
Holuby, J. L. — Cannabis sativa monoica, „Swerepa Konopa" der
Slovaken 367
— — Die Beckover Hügel 159
Kempf, H. — Zur Flora von Steiermark und Kärnthen 369
Kerner, Dr. Anton. — Die Vegetationsverhältnisse des mittleren und öst-
lichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens . 9, 46, 125, 148
Klinggräff, Dr. C. J. v. — Carex panicea und hirta L. f. refracta . . 257
Knapp, J. A. — Literaturberichte 34, 70, 103, 141, 175, 278, 308, 343,
377, 409
Menyharth, Lad. — Melilotus macrorrhizus (W. K.) von Celakovsky . 62
Mikosch, Dr. Karl. — Ueber den Einfluss von Licht, Wärme und Feuch-
tigkeit auf das Oeff'nen und Schliessen der Antheren von Bul-
bocodium vernum, L. . . . 181
Niessl, G. V. — Die Arten der Pyrenomycetengattung Sporormia de
Not 41, 95, 121, 163
Pantocsek, Dr. Jos. — Trifolium Haynaldianum nov. spec 382
Rathay, Emerich. — Vorläufige Mittheilung über das Cladosporium
Rösleri Cattan. und den „schwarzen Brenner" der Rebe 230, 249
Reichardt, Dr. H. W. — Literaturberichte . 34, 70, 101, 140, 174, 207,
245, 276, 306, 342, 376, 410
Reinhold, A. — Zur Bewegung des Wassers in der Pflanze 365
Schulzer v. Müggenburg, Stefan. — Mykologisches 319, 393
Schunck, Siegfried. — Sommerflora des Val d'Agordo und Val di Fassa
im Ladinerlande 334
SoUa, R. F. — Hochsommerflora der Umgebung von Görz 264, 301, 331, 399
Staub, Dr. M. — Berichtigungen 234
Stein, B. — Drei Cerastien 18
— — Primula Kerneri Göbl et Stein [P. suhauricula X villosa) . . . 188
— — Ueber einige neuere phythographische Arbeiten 240
Strobl, G. — Ueber die sizilianischen Arten der Gattung Ranunculus
mit verdickten Wurzelfasern 109
Strohecker, Dr. J. R. — Chemische Untersuchung der Nostochaceen . 155
419
Seite
Strohecker, Dr. J. R. — Die molecularen Ursachen der Pflanzengestalten 88
Thümen, Br. F. — Symbolae ad floram mycologicam austriacam . 143, 193
Vatke., W. — Plantas in itinere africano ab J. M. Hildebrandl collectas
198, 213, 261
Voss, Wilhelm. — Mykologisches aus Krain 383
Vukotinoviö, Ludwig v. — Beiträge zur Flora Kroatiens 387
— — Ueber AnthylUs tricolor Vuk 287
Ueber Crocus vittatus Schloss. et Vuk 133
Wetschky, Max. — Zur Flora des nördlichen Ungarn 224
Wiesbaur, J. — Floristische Beiträge 217
Wiesner, Dr. Julius. — Der Kreislauf des Stoffes in der Pflanzenwelt.
(Aus Fleischer's „Deutsche Revue") 334, 393
Literaturberichte 243
Winkler, Wilibald. — Zur Anatomie der durch die Fichtenrindenlaus
entstehenden Zapfengallen 7
Znkal, Hugo. — Zur Flechtenfrage 226
III. Correspondenzen.
Aus Bremen von Dr. Focke, 73, 104
„ Breslau von R. v. üechtri,tz 72
„ Budapest von Dr. Borbäs 36, 71, 176
„ Graz von K. Fehlner 346
„ Hirschberg in Schlesien von Fick 208
„ Innsbruck von Menyhärth 142
„ Kalksburg b. Wien von Wiesbaur 71, 143, 379, 413
„ Kalocsa in Ungarn von Wiesbaur 312
„ Karlsburg in Siebenbürgen von V. v. Janka 378
„ Klausenburg in Siebenbürgen von Dr. Borbäs 278
„ Klosterneuburg b. Wien von Br. Thümen 279
„ Landshut von Zeiss 104
„ Linz von Dr. Rauscher 309
„ Marienberg in Sachsen von Artzt 178
„ Neapel von Freyn 72
„ Nitolausdorf in Schlesien von Trautmann 312
„ Northeim in Hannover von Schambach 279
„ Ns. Podhrad in Ungarn von Holuby 247
„ Seitonstetten in Niederösterreich von Strobl 176
„ Sl. ligen in Baden von Frey 176
„ Szt. Gothard in Siebenbürgen von Janka 208
,. Tavarnok in Ungarn von Dr. Pantocsek 309, 413
„ Urbach in Hannover von Evers 37
„ Vesztö in Ungarn, von Dr. Borbäs 310
„ Wattenscheid in Westphalen von Dr. Leimbach 209
420
Seife
Aus Wien von J. B. v. Keller 246
„ Wien von L. Keller 343
„ Wien von Dr. Woloszczak 411
IV. Stehende Rubriken.
Personalnotizen ...... 38, 74, 103, 179, 209, 247, 280, 312, 346, 380, 413
Vereine, Anstalten, Unternehmungen .74, 103, 210, 280, 313, 414
Sammlungen 347
Botanischer Tauschverein in Wien . 38, 75, 108, 144, 179, 211, 248, 283,
313, 347, 380, 414
C. Ueberreuter'sche Buchdi-uukerei (M. Öalzer),
URBANA
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