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Full text of "Österreichische botanische Zeitschrift"

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THE  UNIVERSITY 

OF  ILLINOIS 

LIBRARY 

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iesterr.BotaE.Zeitscar!ftl8?8. 


1- 


Oesterreichische 

BOTAHISCHE  ZEITSCHRIFT. 

Gemeinnütziges  Organ 

für 

Bottinik  iiiid  Botaniker,  Gärtner,  Oekonomen,  Forstmänner,  Aerzte, 
Apotheker  nnd  Techniker. 

Mit 

von 

r 

Antitine,  Artzt,  Ascherson,  Beck,  Borbas,  Dedecek  Evers,  Fehliiesr,  Fick,  Focke,  Frey,  Frejii, 
Backel ,  Hauck,  Heldreich,  Dibsch,  Hinteihubcr,  Duhiiel,  Hulubj,  Janka,  J.  Keiler, 
L.  Keller,  Keiiipf,  Kerner,  Krmgg;rätt',  Knapp,  Leiinbach,  Menyhärth,  iHlkoscfa,  Niessl, 
Pantocsek,  Rathay,  Rauscher,  Reichardt,  Reinhuld,  Schambach,  Schulzer,  Schunck,  Solla, 
Staub,  Stein,  StrobI,  Strohecker,  Thiimen,  Trautniann,  Techtrilz,  Yatke,  Voss,  Yukolinovic, 
Wetschky,  Wiesbaur,  Wiesner,  Winkler,  Woloszczak,  Zeiss,  Zukal. 

Redigirt 

von 

D""  Alexander  Skofitz. 


XXVIII.  Jahrgang. 

(Mit  1  lithogiaphirten  Portrilt,  56  Abbildungen  auf  1  Liclitdrucktafel  und  3  lithograpliirten  Tafeln 
und  4  Holzsehnitt-Abbildungon.) 


Wien  1878. 

Verlag-  von  O.  Q-erold. 


OS 

''■''•      Ocstcrreichische 

Botanisclie  ZeitscMft 

Gemeinnütziges  Organ 

für 
nie  österreicbiiche  Exemplare 
botanlocbe    Zeitschrift             RnfinSb     linfl  Rnf<inikpp              die  frei  durch  die  Post  be- 
erscheint                         DUldUlli     UHU  UUlclUlHV/l,            zogen  Verden  sollen,  sind 
den  Ersten  jeden  Monats.                                                                                                  blos  bei  der  Reduktion 

*•' »^['«"""fl  "»./"U""*  Gärtner,  Oekonomea,  Forslinänner,  Aerzle,  ^^  f;- prä^uL^eH^et: '"' 
Vri'l'.[fM'Ma^)  Apotheker  und  Techniker.  ^"p^^A°u':i\rauoT 

halbjährig.  C.  «erold's  Sohn 

Inserate  __^      -  i»  ^'en. 

die  ganze  Petitzeile  T4  I  sowie  alle    übrigen 

15  kr.  Ost.  W.  JLl  =     Xi  Buchhandlungen. 

XXYIII.  Jahrgang.  WM,  Jänner  1878. 

ZNHAI.T:  A  "ViOgl.  Von  Dr.  Wiesner.  —  Zapfengallen  an  Fichteiiz-weigen.  Von  Winkler.  - 
Vegelations-Verhältnisse.  Von  Dr.  Kern  er.  —  Vorkommen  koagulirlen  Milchsaftes.  Von  Höhnel. 
—  Drei  Cerastien.  Von  Stein.  —  Säene  Ungeri.  Von  Dr.  Heldreich.  —  Pflanzen  auf  der  Welt- 
ausstellung. Von  Antoine.  —  Berichtigung.  —  Lileraturberichte.  —  Correspondenz.  Von  Dr.  Borbas. 
Evers.  -    Personaluotizen.   -  Botanischer  Tauschverein.  —  Inserate. 

Gallerie  österreichischer  Botaniker. 

XXII. 

August  Emil  Vogl. 


(Mit    einem   lithographirten   Porträt.) 


Di 


'ie  Kunst  des  Biographen  zeigt  sich  so  oft  in  dem  ersten  Satze 
seiner  Einleitung:  ein  geistreicher  Gedanke  in  Beziehung  zu  dem 
Leben,  welches  geschildert  werden  soll,  gebracht,  erweckt  rasch  das 
Interesse  für  den  Mann,  um  den  es  sich  handelt;  und  gerne  folgt 
der  Leser  dem  Erzähler  auch  dann ,  wenn  die  Schicksale  einer  nur 
wenig  gekannten  Person  entrollt  werden  sollten. 

Wenn  ich  auch  diese  Kunst ,  die  Arago  in  so  wundervoller 
Weise  übte,  besässe,  so  brauchte  ich  sie  doch  nicht  auszuüben,  indem 
ich  mich  anschicke,  August  Vogl's  Lebenslauf  niederzuschreiben.  Sein 
Name,  über  die  Grenzen  des  Vaterlandes  hinaus  weit  gekannt  und 
geachtet,  ist  jedem  österr.  Botaniker  gelauGg,  und  jeder  mit  der  Ana- 
tomie der  Pflanzen  und  der  angewandten  Botanik  Vertraute,  weiss, 
dass  Vogl  als  Anatom  sich  einen  geachteten  Ruf  erwarb,  dass  er 
zu  den  bedeutendsten  europaischen  Pharmakognosten  zählt  und  in 
der  Anwendung  der  Pflanzenanatomie  auf  Pharmakognosie  wohl  als 
die  erste  jetzt  lebende  Autorität  genannt  zu  werden  verdient. 

Oettprr.  botan.  Zeitschrift.  I.   Heft.  1878.  1 

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So  knüpft  sich  also  des  Interesses  genug  an  diesen  Namen,  auf 
dass  man  seines  Trägers  Entwicklungsgang  gerne  und  ohne  beson- 
dere Anregung  folge. 

August  Emil  Vogl  wurde  am  3.  August  1833  zu  Weisskirchen 
in  Mahren  geboren.  Sein  Vater,  Apotheker  dortselbst,  ertheilte  allen 
seinen  Kindern  eine  liebevolle  Erziehung,  und  suchte  in  allen  Sinn 
für  die  Natur ,  für  ihre  Schönheiten  sowohl  wie  für  ihre  Produkte 
und  ihre  Erscheinungen  zu  wecken.  Wenn  diese  Anregungen  auch 
bei  allen  Kindern  des  wackeren  und  geachteten  Weisskirchener  Bür- 
gers Eindruck  gemacht  haben  mochten;  eine  Bedeutung  für's  Leben 
hatten  sie  nur  für  den  kleinen  August,  der  schon  in  früher  Kindheit 
Pflanzen  ,  Mineralien  u.  s.  w.  sammelte ,  als  Gymnasiast  schon  der 
vielleicht  kenntnissreichste  Florist  von  Olmütz  war,  und  als  er  bald 
darauf  die  medizinischen  Studien  in  Wien  begann ,  schon  bei  der 
Einführung  in  die  botanischen  Kreise  der  Residenz  kein  Unbekannter 
mehr  war. 

Doch  ich  muss  zu  dem  kleinen  August  nochmals  zurück.  Sein  Vater 
war  von  der  Wichtigkeit  der  realen  Studien  so  überzeugt,  dass  er,  be- 
vor er  seinen  Sohn  auf  das  Gymnasium  schickte,  ihn  zuerst  die  damalige 
sogenannte  vierte  Klasse  (welche  etwa  den  unteren  Klassen  der  heutigen 
Unterrealschule  entsprach)  durchmachen  Hess.  1846  trat  V.  in  das 
Olmützer  Gymnasium  ein,  und  zeichnete  sich  dort  fast  in  allen  Lehr- 
fächern aus.  Mit  gleichstrebenden  Kollegen  (z.  B.  mit  A.  Makowsky, 
nunmehr  Professor  an  der  technischen  Hochschule  zu  Brunn)  bolani- 
sirte  er  in  der  näheren  und  weiteren  Umgebung  von  Olmütz,  Weiss- 
kirchen und  Kremsier,  und  trat  mit  anderen  jungen  Botanikern  (u.  a.  mit 
dem  Schreiber  dieser  Zeilen,  der  damals  in  Brunn  studirte)  in  bo- 
tanischen Tausch-  und  Briefverkehr.  Schon  in  dieser  Zeit  machte  er 
seine  ersten  Versuche  als  botanischer  Schriftsteller  und  veröffent- 
lichte u.  A.  eine  Flora  von  Olmütz  in  diesen  Blättern. 

Im  Jahre  1854  legte  V.  die  Maturitätsprüfung  am  Olmützer 
Gymnasium  mit  Auszeichnung  ab  und  bezog  den  höheren  Lehrkurs 
der  1854  wieder  eröffneten  und  neu  eingerichteten  medizinisch- 
chirurgischen Josefs- Akademie  in  Wien.  Als  er  mit  den  Vorberei- 
tungen zu  den  medizinischen  Rigorosen  beschäftigt  war,  brach  der  italie- 
nisch-österreichische Krieg  aus.  V.  wurde,  noch  bevor  er  zum  Doktor 
der  Medizin  promovirt  wurde  ,  als  provisorischer  Oberarzt  auf  den 
Kriegsschauplatz  gesendet,  wo  er  auf  dem  Verbandplatze  zu  Nabresina 
und  in  den  Lazarethen  zu  Mantua  eine  Aufgabe  zu  lösen  hatte,  wie 
eine  solche  wohl  nur  selten  einem  so  jungen  Feldarzt  zufallen  wird. 
Die  traurigen  Erinnerungen  an  diese  feldärztlichen  Lorbern ,  die 
ihm  zu  pflücken  um  so  herber  ankam,  als  er  weniger  Neigung  zum 
ärztlichen  Stande  als  für  eine  reine  wissenschaftliche  Thätigkeit 
empfand;  ich  sage  die  traurigen  Erinnerungen  an  jene  kriegschirur- 
gische Thätigkeit  werden  reichlich  aufgewogen  durch  die  Nachempfin- 
dung seiner  ersten  und  letzten  Liebe.  In  Mantua  lernte  V.  jenes 
schöne,  edle  Mädchen  italienischer  Abkunft  kennen,    welches    er    ein 


Jahr  später  als  seine  Frau  heimführte  und  mit  der  er  in  glücklich- 
ster nunmehr  von  vier  Kindern  gesegneter  Ehe  lebt. 

Nach  Beendigung  des  Krieges  nach  Wien  zurückgekehrt  erwarb 
er  an  der  Josefs-Akademie  den  Grad  eines  Doktors  der  gesammten 
Heilkunde  und  damit  den  Rang  eines  Oberarztes.  Ein  glückliches 
Geschick  brachte  ihn  in  eine  seinen  Neigungen  entsprechende  Rich- 
tung. Er  wurde  am  Josefmum  Assistent  bei  der  Lehrkanzel  der 
Naturgeschichte  (unter  Prof.  C.  v.  Ettings hausen)  und  konnte  nun 
sein  Lieblingsfach  —  Botanik  —  nach  Herzenslust  treiben.  Zwischen 
V.  und  dem  Schreiber  dieser  Zeilen  entwickelte  sich  schon  damals 
ein  reger  Verkehr,  der  auf  der  Basis  wahrer  Freundschaft  sich  auf- 
baute ,  aber  doch  hauptsachlich  um  die  Anatomie  der  Pflanzen  sich 
drehte.  Fünf  Jahre  blieb  Vogl  in  dieser  bescheidenen  Stellung.  1864 
habilitirte  er  sich  als  Privatdozent  für  Pharmakognosie  an  der  medi- 
zinischen Fakultät  der  Wiener  Universität. 

Im  Jahre  1866  erfolgte  Vogl's  Beförderung  zum  Regimentsarzt, 
In  diesem  und  dem  folgenden  Jahre  war  er  allerdings  in  verschie- 
denen Militärspitälern  praktisch  beschäftigt,  ohne  aber  seine  theore- 
tischen Arbeiten  beiseite  gelassen  zu  haben.  Im  Gegentheile;  1867 
erschien  sein  Werk  über  die  Chinarinden  des  Wiener  Handels  und 
der  Wiener  Sammlungen,  eine  gründliche  mühevolle  Arbeit,  welche 
zeigt,  mit  welcher  Hingebung  er  seine  wissenschaftlichen  Ziele  ver- 
folgte, selbst  in  einer  Zeit,  wo  er  seine  beste  Kraft  der  Ausfüllung 
seines  ärztlichen  Berufes  widmen  musste.  Diese  werthvolle  monogra- 
phische Arbeit  ist  auch  desshalb  interessant ,  weil  aus  ihr  hervor- 
geht, wie  tief  der  Autor  in  der  anatomischen  Behandlung  derDroguen 
bereits  vordrang,  was  der  hervorragendste  zeitgenössische,  kürzlich 
verstorbene  Chinologe  Weddel,  mit  Rücksicht  auf  diese  Arbeit  und 
in  anerkennendster  Weise  hervorhob. 

In  dem  genannten  Jahre  erhielt  V.  die  Stelle  eines  Bibliothekars 
am  Josefmum.  Er  benützte  diese  Gelegenheit,  um  seine  Literatur- 
kenntnisse zu  erweitern  und  scheute  nicht  die  Mühe,  die  reiche  Bü- 
chersammlung vom  Grunde  auf  neu  aufzustellen  und  zu  inventari- 
siren.  Zwei  Jahre  später  erfolgte  seine  Ernennung  zum  Adjunkten 
am  ehem.  Laboratorium  des  damaligen  Prof.,  jetzigen  Hofrath  und 
Sanitätsreferenten  im  Ministerium  des  Innern,  Dr.  Sclineider,  wo  er 
mit  der  Durchführung  gerichtlich-chemischer  und  mikroskopischer 
Untersuchungen  betraut  wurde.  In  diese  Zeit  fällt  die  mit  Schneider 
gemeinschaftlich  durchgeführte  Herausgabe  des  klassischen  Kommen- 
tars zur  österr.  Pharmakopoe,  für  welche  Vogl  den  naturgeschichtli- 
chen, Schneider  den  chemischen  Theil  bearbeitete. 

Im  Frühjahre  1870  folgte  V.  einem  Rufe  als  Professor  der  Bo- 
tanik und  Zoologie  an  das  deutsche  Polytechnikum  in  Prag,  woselbst 
er  ausser  den  obligaten  Vorlesungen  noch  regelmässig  Vorträge  über 
technische  Waarenkunde  und  Mikroskopie  hielt,  die  sich  eines  sol- 
chen Erfolges  zu  erfreuen  hatten ,  dass  ihm  über  Vorschlag  des 
Professorenkollegiums  vom  böhm.  Landesausschusse  eine  namhafte 
Personalzulage  bewilligt  und  nicht  lange  darauf  von  Sr.  Majestät  der 

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Titel  eines  ordentlichen  Professors  „in  wohlverdienter  Anerkennung 
vorzüglicher  Leistungen"  verliehen  wurde. 

Im  Jahre  1872  hatte  V.  die  Redaktion  der  naturwiss.  Zeitschrift 
„Lotos"  übernommen  und  durch  vier  Jahr  geführt.  Wie  er  diess  that, 
geht  am  besten  aus  dem  Dankschreiben  hervor,  welches  das  Präsidium 
des  Vereines  „Lolos"  unter  dem  27.  Dezember  1875  an  ihn  richtete. 
Darin  heisst  es:  „In  der  letzten  diessjahrigen  Versammlung  des  Ver- 
eines „Lotos"  vom  15. 1.  M.  wurde  ich  beauftragt,  Ihnen  im  Namen  des 
Vereines  den  aufrichtigsten  Dank  auszusprechen  für  die  durch  so  lange 
Zeit  mit  unermndeter  Hand  und  in  trefflichster  Weise  besorgte  Heraus- 
gabe der  Zeitschrift.  Es  wurde  in  der  Versammlung  hervorgehoben, 
dass  vier  volle  Jahre  verstrichen  sind,  seit  Sie  die  Güte  hatten,  die 
Redaktion  zu  übernehmen,  dass  Sie  es  vermochten,  den  Blättern 
tüchtige  Originalartikel  zuzuführen,  darunter  nicht  wenige  aus  Ihrer 
Feder  stammend,  und  den  Inhalt  und  Umfang  der  Schriften  zu  er- 
weitern. Es  wurde  allgemein  und  dankbarst  anerkannt,  dass  unter 
Ihrer  Leitung  die  Zeitschrift  „Lotos"  ihre  glänzendste  Periode  fand, 
und  dass  es  nur  Ihrer  Kraft  und  Ausdauer  gelingen  konnte,  unter 
schwierigen  Verhältnissen  des  Redaktionsamtes  in  so  ausgezeichneter 
Weise  zu  walten." 

Die  unermüdliche  wissenschaftliche  und  lehramtliche  Thätigkeit 
V's.  verbreitete  seinen  Ruf  im  weiten  Kreise  und  so  ereignete  sich 
der  seltene  Fall ,  dass  er  im  Frühlinge  des  Jahres  1874  zwischen 
zwei  ehrenvollen  Berufungen  zu  wählen  hatte.  Das  Professoren- 
kollegium der  forstlichen  Hochschule  zu  Mariabrunn  berief  ihn  auf 
die,  durch  die  Ernennung  des  Schreibers  dieser  Zeilen  zum  Professor 
an  der  Universität  erledigte  Lehrkanzel  der  Botanik,  und  das  Pro- 
fessorenkollegium der  Wiener  medizinischen  Fakultät  an  Stelle  des 
Professors  und  Hofrathes  Dr.  v.  Schroff  zum  ordentl.  Professor  der 
Pharmakognosie  und  Pharmakologie.  Die  Entscheidung  war  leicht  zu 
treffen.  Durch  Uebernahme  des  letztgenannten  Lehramtes,  war  der 
als  Pflanzenanatom  wie  als  Pharinakognost  gleich  ausgezeichnete 
Mann  am  Ziele  seiner  Wünsche.  Dennoch  schied  er  schweren  Her- 
zens von  seinen  theuren  ihn  verehrenden  Prager  Kollegen.  Bei  seinem 
Abgange  von  Prag  drückte  ihm  der  Landesausschuss  des  Königreichs 
Böhmen  „für  die  ausgezeichnete  und  erfolgreiche  Thätigkeit  am 
deutschen  polytechnischen  Landesinstitute  die  wohlverdiente  Anerken- 
nung" aus. 

In  Wien  war  V.  bald  wieder  heimisch  geworden  und  erwarb 
sich  rasch  das  Vertrauen  seiner  neuen  Kollegen,  was  sich  wohl  darin 
schon  ausspricht,  dass  er  bereits  im  zweiten  Jahre  seiner  hierortigen 
lehramtlichen  Thätigkeit  zum  Prodekan ,  im  nächstfolgenden  zuni 
Dekan  gewählt  und  im  laufenden  Studienjahr  zum  Examinator  bei 
den  Prüfungen  der  Aerzte  zur  Erlangung  einer  bleibenden  Anstel- 
lung im  öffentlichen  Sanitätsdienste  ernannt  wurde. 

Von  der  wissenschaftlichen  Thätigkeit  V's.  gibt  am  besten  das 
nachfolgende  Verzeichniss  seiner  botanischen  und  pharmakognostischen 


Arbeiten  ein  Bild.  Alle  seine  Untersuchungen  zeichnen  sich  durch 
Gründiichlieit  und  völlige  Beherrschung  des  Stoffes,  die  Darstellung 
durch  Einfachheit  und  Klarheit  aus. 

Publikationen. 
A    Selbständig  erschienen: 

1.  Die  Chinarinden  des  Wiener  Handels  und  der  Wiener  Samm- 
lungen. Mai  1867. 

2.  Mit  F  C.  Schneider:  Kommentar  zur  österr.  Pharmakopoe 
2.  Aufl.  I.  Band.  Arzneikörper  aus  den  drei  Naturreichen. 
Wien  1869.  (Im  Laufe  des  Jahres  1878  erscheint  eine  3.  Auf- 
lage des  Kommentars). 

3.  Nahrungs-  und  Genussmittel  aus  dem  Pflanzenreiche.  Wien 
1872  (In  französischer  Uebersetzung  von  A.  Focillon.  Paris 
1876  erschienen). 

B.  Aufsätze  und  Abhandlungen  in  Zeitschriften,  Gesellschaftschriften  etc. 

A.  In  der  österr.  bot.  Zeitschrift. 

Mehrere  Aufsätze  in  den  Jahren  1853 — 1856. 

B.  In  den  Schriften  der  k.  k.  zoolog.  bot.  Ges. 

1863.  Beiträge  zur  Anatomie  und  Histologie  der  unterirdischen 
Theile  von  Convovulus  arvensis. 

1864.  Zur  näheren  vergleichend  histologischen  Kenntniss  des 
Bitterholzes  (Lignum  Quassiae). 

1865.  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Entstehung  krystallinischer 
Bildungen  im  Inhalte  der  Pflanzenzelle. 

1869.  Beiträge  zur  Pflanzenanatomie;  I.  die  Milchsaftorgane  der 
Cinchonen;  II.  die  Siebröhren  der  Cinchonen;  III.  ein  Beitrag 
zur  Kenntniss  der  Krystalloide. 

1876.  Beiträge  zur  Kenntniss  der  sogenannten  falschen  China- 
rinden (in  der  Festschrift  der  Gesellsch.) 

C.  In  Pringsheim's  Jahrb.  für  wiss.  Botanik: 

1866.  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Milchsaftorgane  der  Pflanzen. 
1874.  lieber  den  Bau  des  Holzes  von  Ferreira  spectahilis  und  die 

Bildungsweise  des  sogen.  Angelin-Pedraharzes. 

D.  In  der  botan.  Zeitung: 

1866.  Ueber  den  körnigen  Zelleninhalt  im  Wurzelstocke  und  im 
Stempel  von  Spiraea  Ulmaria  L.  und  über  Harzkörner  in 
der  Rinde  von  Portlandia  grandiflora. 

1866,  Ueber  Milchsaftgefässe  in  der  Klette. 

E.  In  den  Sitzungsberichten  der  k.  Akad.  der  Wiss. 

1863.  Ueber  die  Intercellularsubstanz  und  die  Milchsaftgefässe 
in  der  Wurzel  des  gemeinen  Löwenzahns. 

1864.  Phytohislologische  Beiträge.  I.  Kamala,  II.  die  Blätter 
der  Sarracenia  purpurea. 

1866.  Ueber  das  Vorkommen  von  Gerb-  und  verwandten  Stoffen 
in  unterirdischen  Pflanzentheilen. 

F.  In  der  Wiener  landwirthschaftlichen  Zeitung: 

1868.  Zur  Naturgeschichte  der  Krappwurzel. 


G.  In  der  Zeitschrifl  „Lolos": 

1871.  Zur  Kenntniss  der  chinesischen  Gelbbeeren. 

1872.  Kurze  Miltheilung  über  einige  histologische  und  histoche- 
mische  VerhäUnisse  des  Wau's  (Reseda  Luteola). 

1873.  Untersuchungen  über  den  Bau  und  das  mikrochemische 
Verhalten  der  wichtigsten  FarbhOlzer  des  Handels. 

1875.  Ueber  Tamarisken-Gallen. 
H.  In  den  mediz.  Jahrbüchern. 

1864.  Zur  näheren  Kenntniss  der  Turbithwurzel  des  Handels  und 
ihrer  Harze.  (Habililationsschrift). 

1865.  Ueber  blutstillend  wirkende  Spreuha^re  der  Farne. 

1866.  Pharmakognostische  Studien  über  die  Granatbaumrinde 
(Gekrönte  Preisschrift). 

I.  In  der  Zeitschrift  des  Allg.  ost.  Apoth.-Vereines. 
Histologisch  pharmakognostische  Notizen. 

1864.  I.  Scammonium  II.  Traganth  III.  Semen  tonco. 

1865.  IV.   Zur  Kenntniss   der  Entstehung  des  Ammoniakharzes. 
1866—1867  V.  Folia  Coca.  VI.  Chinologische  Beiträge. 

1865.  Histologische  Studien  über  den  Bau  und  die  chemische 
Zusammensetzung  der  Seifenwurzeln. 

1867.  Zur  Pharmakognosie  der  Ipecacuanha. 

1868.  Pharmakognostische  Beiträge.  1.  Busch-Thee.  2.  Cupido- 
Rinde.  3.  Scuson-Rinde.  4.  Musena-Rinde.  5.  Alkornok-Rinde. 
6.  Eine  falsche  Chinarinde. 

1870.  Sasaparilla-Diagnosen. 

1871.  Zur  Pharmakognosie    einiger    weniger    bekannten   Rinden. 
(29.  Rinden  anat.  besehen). 

1872.  Condurango-Rinde. 

1872.  Pharmakognostische  Beiträge.  Ipecacuanha  de  Costa  ricca. 

1873.  Cortex  Remigiae. 

K.  im  neuen  Jahrbuch  für  Pharmazie. 

1870.  Untersuchung  der  Chinarinden  auf  ihren  Gehalt  an  Alka- 
loiden. 

Man  sieht  aus  diesem  reichhaltigen  Verzeichnisse ,  dass  'des 
Autors  Hauptziel  eine  möglichst  weitgehende^^natomische  Vertiefung 
der  Pharmakognosie  ist.  Ein  tieferer  Einblick  in  seine  Arbeiten  lehrt 
ferner,  wie  richtig  er  seine  Aufgabe  erfasste,  indem  er  sich  nie  von 
der  reinen  Pflanzenanatomie  getrennt  hat,  wohl  erkennend,  dass  nur 
die  stete  Verbindung  mit  der  reinen  Wissenschaft  es  möglich  macht, 
in  der  angewandten  wahrhaft  grosse  Resultate  zu  erzielen. 

Nach  einer  so  eminenten  wissenschaftlichen  Bethätigung  konnte 
vielfache  äussere  Anerkennung  seiner  Verdienste  nicht  ausbleiben. 
Zahlreiche  wissenschaftliche  Vereine  und  Gesellschaften  ernannten  ihn 
zum  Mitgliede,  beziehungsweise  Ehrenmitgliede.  Der  Jahrgang  1870  der 
Zeitschrift  des  Allg.  Apotheker- Vereines  wurde  ihm  und  Hofr.  Schnei- 
der gewidmet.  Er  wurde  in  die  internationale  Commission,  welche  mit 
der  Redaktion  einer  Pharmacopoea  europaea  betraut  ist,  gewählt. 


Vogl's  Charakter  ist  schlicht,  offen,  vom  Grunde  aus  herzlich, 
von  strengster  Ehrenhaftigkeit  und  peinlichster  Gewissenhaftigkeit. 
Jeder,  der  ihn ,  den  bedeutenden  und  doch  so  bescheidenen  Mann 
kennt,  begreift  es  rasch,  wie  gross  die  Zahl  seiner  Freunde  und 
Verehrer  ist,  und  dass  gerade  ihm  das  seltene  Los  zu  Theil  wurde, 
keinen  Feind,  keinen  Gegner,  ja  vielleicht  nicht  einmal  einen  Neider 
zu  haben. 

J.  Wiesner. 


Kleinere  Arbeiten  des  pflanzenphysiologischen  Institutes 
der  Wiener  Universität. 

XIII. 

Zar  Anatomie  der  durch  die   Fichtenrindenlans  an   Fichtenzweigen 
entstehenden  Zapfengallen. 

Von  Wilibald  Winkler. 

Die  ananasarligen  Gallen  an  den  jungen  Zweigen  der  Fichte 
verdanken  ihr  Entstehen  den  Rüsselstichen  von  Chermes  viridis 
Ratzebg.  und  Chermes  coccineus  Ratzebg.  Nach  Leuckart  bohrt 
sich  ein  überwinterndes  Weibchen  an  der  Stammknospe  fest  und 
legt  im  Frühjahr  zahlreiche  Eier  an  dieselbe  ab.  Die  ausgeschlüpften 
Jungen  wiederholen  mit  ihren  Rüsseln  die  Thätigkeit  der  Mutter  an 
den  sich  entwickelnden  Nadeln,  die  nun  in  Folge  des  fortwährenden 
Reizes  in  ihren  untern  Partien  bedeutend  anschwellen  und  durch 
enges  Aneinanderschliessen  die  Gallen  bilden,  im  obern  Theil  aber 
normal  bleiben.  Zwischen  je  3  Nadeln  findet  sich  in  der  Galle  eine 
Höhlung  mit  schmalem,  halbmondförmigen  Eingange,  in  ihr  halten 
sich  die  Insekten  auf.  —  Wie  zu  erwarten  ist,  bieten  die  durch  die 
Gallenbildung  hervorgerufenen  Veränderungen  in  den  Geweben  (des 
Zweiges  und)  der  Nadeln  einige  bemerkenswerthe  Eigenthümlichkeiten, 
die  hier  in  Kurzem  erwähnt  seien. 

An  der  Oberhaut  vermisst  man  vor  Allem  die  Spaltöffnungen, 
die  nur  zuweilen  an  der  Oberseite  in  sehr  reduzirter  Zahl  und  Ent- 
wicklung vorkommen,  sich  aber  an  dem  Nadeltheil  über  der  Galle 
wieder  regelmässig  einstellen.  Dagegen  treten  zahlreiche  haararfige, 
oft  2-  und  mehrzellige  Papillen  auf,  die  an  den  Rändern  der  Brut- 
höhlen zu  langen,  sehr  dicht  stehenden,  mit  einem  rothen  die  Reak- 
tionen des  Anthocyan  zeigenden  Farbstoffe  erfüllten  Haaren  werden. 
Sie  greifen  hier  von  beiden  Seiten  über  der  Oeffnung  in  einander 
und  nehmen  nach  dem  Innern  der  Höhle  zu  rasch  an  Grösse  ab. 
Einlach  konvexe  Zellen,  ohne  Papillen,  setzen  die  Oberhaut  der 
Höhlen  selbst  zusammen.  —  Ferner  fällt  an  der  Oberhaut  das  Auf- 
treten   von    Stärke    in    die    Augen.     Man    findet    sie    in    zerstreuten 


8 

Kornchen  in  den  Oberhautzellen,  sowie  zu  2,  3  oder  4  in  den 
Papillen.  Die  Oberhaulzellen  selbst  erscheinen  mehr  oder  weniger 
unregelmässig  und  verschoben,  die  Vorsprungsbildungen  der  Zell- 
wand  stärker  entwickelt  als  in  der  normalen  Nadel.  —  Ein  Hypo- 
derma  fehlt  ganz. 

Das  Grundgewebe  entwickelt  sich  sehr  üppig.  Die  unregel- 
mässig angeordneten  Zellen  erreichen  das  Doppelte  und  Dreifache 
ihrer  normalen  Grösse ,  zeigen  straffe  Zellwände  und  entbehren 
der  Zwischenräume,  wie  sie  im  Palissaden  -  Parenchym  auftreten. 
Sie  sind  alle,  bis  auf  wenige  Partien  um  das  Gefässbiindel,  mit 
grossen  Massen  von  vorwiegend  zusammengesetzten  Stärkekörnern 
erfüllt.  Chlorophyll  tritt  in  den  äusseren  Schichten  ziemlich  reich- 
lich auf,  fehlt  aber  in  den  Gallen,  die  sich  im  Dunkel  des  Waldes 
entwickeln  und  desshalb  weisslich  erscheinen,  mehr  oder  minder, 
ohne  dass  desshalb  die  Stärke  in  geringerer  Masse  vorhanden  wäre. 
Während  in  der  gewöhnlichen  Nadel  nur  2  Harzgänge  im  Grund- 
gewebe liegen,  findet  man  sie  hier  zahlreicher  am  Aussenrande 
vertheilt,  nie  aber  von  kleinen  Randzellen  scharf  begrenzt.  Eine 
wesentliche  Abweichung  trifft  man  ausserdem  noch  darin  an,  dass 
das  ganze  Gewebe  am  Grunde  der  umgewandelten  Nadel,  das  hier 
mit  der  sehr  massigen  Rinde  verschmilzt,  sklerenchymatisch  ist. 
Das  Sklerenchym,  am  normalen  Blatt  nur  in  beschränkter  Ausdehnung 
am  verschmälerten  Grunde  vorhanden,  erreicht  hier  bedeutende 
Mächtigkeit  und  bildet  gleichsam  den  festen  Kern  der  ganzen  Galle, 
den  das  Gefässbündel  des  Zweiges  durchzieht.  In  den  einzelnen 
Nadeln  nimmt  es  eine  bedeutende  Partie  rings  um  das  Gefässbündel 
nebst  seitlichen  Erweiterungen  ein,  erfasst  ferner  die  ganze  Rinde 
des  mit  der  Galle  verwachsenen  Zweiges  und  wuchert  auf  dem  Wege 
der  Markstrahlen  bis  in  das  Mark  des  Zweiges ,  dessen  Zellen 
ebenfalls  zum  grössten  Theile  oder  ganz  sklerenchymatisch  werden. 
Eine  gesonderte  Gefässbündelscheide  fehlt  demnach;  das  skleren- 
chymatische  und  im  oberen  Theile  verholzte  Grundgewebe  über- 
nimmt seine  Stelle. 

Das  Gefässbündel  erfährt  im  Gegensatze  zum  Grundgewebe, 
eine  Verkümmerung,  indem  der  Bast  nicht  oder  nur  spärlich  und 
ebenso  der  Holztheil  nur  theilweise  zur  Entwickelung  kommen. 
Das  Holzparenchym  tritt  dagegen  reichlich  auf.  Im  Cambium  er- 
scheint das  Gewebe  zerrissen;  es  findet  sich  hier  immer  ein  Hohl- 
raum. 

Von  weiteren  Eigenthümlichkeiten  der  Gallen  ist  noch  hervor- 
zuheben, dass  ihr  Gehalt  an  Gerbstoff  ein  ziemlich  bedeutender  ist. 
Mit  Eisenchlorid  behandelt  erscheinen  die  parenchymatischen  Elemente 
alsbald  mit  einem  olivengrünen  Niederschlag  erfüllt. 


Die  Vegetations  verhältnisse  des  mittleren  und  östlichen 
Ungarns  und  angrenzenden  Siebenbürgens. 

Von  A.  Kerner. 

XCVllI. 

1694.  Eryfhronium  Dens  canis  L.  —  Auf  Bergwiesen.  Im  Bi- 
hariagebirge  zwischen  Rezbänya  und  Petrosa  auf  der  Tataroea  und 
im  Vorlande  bei  Hegyköz  Ujläk.  Hier  auch  mit  weissen  Blüthen.  — 
Kalk.  150—1280  Met. 

1695.  Anthericum  Liliago  L.  —  An  grasigen  Abhängen  felsiger 
Berge.  Im  mittelungar.  Berglande  in  der  Pilisgruppe  im  Auwinkel, 
im  Wolfsthale,  auf  dem  Schwabenberge  und  Adlersborge  bei  Ofen.  — 
Kalk,  Dolomit  190—364  Met. 

1696.  Anthericum  ramosum  L.  —  Auf  Wiesen  und  an  grasigen 
Plätzen  felsiger  Bergabhänge,  so  wie  auf  den  Grasfluren  des  Tief- 
landes. —  Im  mittelungar.  Berglande  auf  dem  Meszhegy  und  Kis 
Egedhegy  bei  Erlau;  in  der  Malra  bei  Paräd;  in  der  Pilisgruppe  bei 
Szt.  Läszlö  und  Set.  Andrae,  im  Auwinkel  auf  dem  Adlersberge  und 
Spiessberge  bei  Ofen.  Auf  der  Csepelinsel  bei  Schilling  und  Csepele; 
auf  der  Kecskemeter  Landhohe  auf  den  Grasfluren  entlang  dem  Rakos- 
bache  und  auf  den  Sandhügeln  zwischen  Soroksar  und  P.  Gubacs  bei 
Pest.  Im  Bihariagebirge  auf  der  Tataroea  zwischen  Petrosa  und  Rez- 
bänya und  im  Vorlande  bei  Vajväri.  —  Trachyt,  Kalk,  Dolomit,  tert. 
und  diluv.  Sandboden.  95—950  Met. 

Äsphodelus  albus  L.  —  In  der  Umgebung  des  Plattensees  und  in  der 
Bakonygruppe  des  mittelungarischen  Berglandes,  also  hart  an  der  Südwestgrenze 
des  hier  behandelten  Gebietes  sehr  verbreitet,  diessseits  dieser  Grenze  aber  bis- 
her nicht  beobachtet. 

1697.  Ornithogalum  pyramidale  L.  —  Auf  W^iesen  und  grasi- 
gen Plätzen,  in  Weinbergen ,  an  Eisenbahndämmen,  auf  Kleefeldern 
und  Ackerland.  —  Im  mittelungar.  Berglande  auf  dem  Sikhegy  bei 
Erlau;  am  Fusse  des  Särhegy  in  der  Matra  und  bei  Heves;  in  der 
Umgebung  von  Ofen  bei  Budakesz  und  häufig  entlang  der  gegen 
Budoörs  führenden  Strasse  bei  dem  Bahnhofe  in  der  Chrislinenstadt, 
im  Friedhofe  und  am  Fusse  des  Adlersberges,  dann  bei  Märtonväsär 
und  Räcz  Keresztür  bei  Ercsin;  auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  häufig 
auf  den  Grasfluren  zwischen  Veces  und  Pilis  und  auf  Feldern  bei 
Pataj  nächst  Kalocsa;  in  der  Tiefebene  diessseits  der  Theiss  bei 
Czegled  und  Abony  und  jenseits  der  Theiss  im  Bekeser  Comitate  und 
bei  Szemlak  an  der  Maros.  —  Tert.,  diluv.  und  alluv.  Lehm-  und 
lehmiger  Sandboden.  75—160  Met. 

(Als  Syn.  sind  hieherzusetzen:  0.  pyrenaicum  Sadler  Fl.  Com. 
Pest.  155;  Kit.  Itin.  d.  Marm.  Reise  in  Reliq.  Kit.  p.  25  und  wahr- 
scheinlich auch  Steffek  in  Oest.  bot.  Zeitschr.  XIV.  174.—  0.  bre~ 
vistyliim  Wolfner    in  Oest.  bot.    Zeitschr.  VII.    230.    —   0.  narbo- 


10 

nense  Neilr.  Aufz.  ung.  Pflanzen  S.  51.  —  Die  Nomenklatur  über 
die  hier  aufgeführte  so  wie  die  ihr  zunächst  verwandten  Arten  ist 
eine  äusserst  verwirrte ,  obschon  kaum  jemals  über  die  Benennung- 
einer Gruppe  von  Pflanzen  so  viel  geschrieben  wurde,  als  gerade 
über  jene,  in  welche  O.  pyramidale  L.  gehört.  Es  ist  diese  Verwir- 
rung auch  nur  zu  lösen ,  indem  man  ermittelt ,  welche  Arten  die 
Autoren  vor  Linne  unterschieden  haben  und  in  welcher  Weise 
Linne  die  von  ihm  vorgefundenen  Angaben  benützte.  —  Es  ist  nun 
nicht  schwer  festzustellen ,  dass  die  vorlinneischen  Autoren  sechs 
Ornithogalum- Arten  mit  traubigem  Blüthenstande  und  grundständigen 
Blattern,  denen  der  weisse  Mittelstreifen  fehlt ,  unterschieden  haben. 
Ueber  zwei  derselben  kann  heute  kaum  mehr  ein  Zweifel  obwalten. 
Uebereinstimmend  und  gewiss  mit  Recht  beziehen  alle  neueren  Flo- 
risten 0.  comosum  Linne  auf  das  Ornithogalum  Pannonicum  albo 
flore  des  Clusius,  welches  dieser  Autor  in  seiner  Hist.  stirp.  p.  189 
auf  den  sonnigen  Hügeln  bei  Baden,  auf  dem  Laaerberge  bei  Wien 
und  auf  den  Hainburger  Bergen  angibt,  wo  von  den  hier  in  Betracht 
kommenden  Arten  auch  derzeit  nur  ein  Ornithogalum,  nämlich  das 
von  Ja c quin  in  Icon.  pl.  rar.  H.  t.  426  abgebildete  0.  comosum 
wächst,  das  daher  sicherlich  auch  0.  comosum  Linne  ist.  —  Noch 
weniger  war  man  jemals  über  das  Ornith..  latifolium  Linne'« 
zweifelhaft.  Die  Beschreibung  und  die  Citate  Linne's  und  insbe- 
sondere auch  dessen  Angabe ,  dass  die  Blätter  über  zwei  Zoll  breit 
sind,  weisen  darauf  hin,  dass  er  damit  jene  in  den  botanischen  Gärten 
schon  in  alter  Zeit  sehr  verbreitete  Art  gemeint  hat,  welche  Besler  im 
Hort.  Eystadt.  unter  dem  Namen  y^Ornithogalum  spicatum  flore  lacteo", 
Jacquin  in  Icon.  pl.  rar.  II.  t.  424  als  Ornithogalum  latifolium  abge- 
bildet hat  und  als  deren  Vaterland  zwar  nur  Arabien  und  Aegypten 
angegeben  wird,  deren  Verbreitungsbezirk  sich  aber  möglicherweise 
auch  bis  in  das  südöstlichste  Europa  erstrecken  könnte.  —  Ueber  die 
dritte  Art  der  hier  besprochenen  Gruppe,  welche  Linnö  als  0.  pyre- 
naicum  aufführt,  waren  die  Ansichten  der  älteren  Phytographcm  und 
sind  auch  jene  der  neueren  Autoren  weit  auseinandergehend.  Die 
eine  Ansicht,  als  deren  vorzüglichste  Verfechter  die  österreichischen 
und  deutschen  Floristen  [Jacquin,  Schultes  in  Rom.  et  Schultes 
Systema  veget.  VII.,  p.  517,  Koch  und  Neilreich]  genannt  werden 
können,  geht  dahin,  dass  Linne  mit  „0.  pyrenaicum'^  jene  Art  ge- 
meint hat,  welche  durch  die  länglichen  am  Rücken  grünen,  am  Rande 
aber  und  an  der  oberen  Seite  verblassten  grünlich-weissen  oder 
wässerig-weissen  [aber  niemals  rein  weissen  und  ebensowenig  gelb- 
lichen] Perigonzipfel  auffällt  und  die  Jacquin  in  der  Fl.  Austr.  IL, 
t.  103  abgebildet  hat.  Linne  zilirt  nämlich  zu  seinem  0.  pyrenaicum 
das  „0.  majus'^,  welches  Clusius  auf  Feldern  bei  Nemethyvär  in 
Ungarn  auffand,  in  der  Hist.  stirp.  lib.  IL,  p.  187  auch  treff'lich  beschreibt, 
seiner  Beschreibung  aber  einen  sehr  mittelmässigen,  was  die  Gestalt 
der  Frucht  anbelangt,  auf  die  Pflanze  von  Nemethyvär  gar  nicht  ein- 
mal passenden  Holzschnitt  durch  Plantin  beisetzen  Hess.  Neben  die- 
sem 0.  majus  des  Clusius    zitirt  Linne  aber    auch  noch    0.  pyre- 


11 

naicum  Clus.  cur.  21  und  er  hat  diesen  letzleren  von  Clusius 
gebrauchten  Namen  y^pyrenaicmn'^  auch  für  seine  Art  als  Artnamen 
acceptirt.  0.  majus  Clus.  und  0.  pyrenaicum  Clus.  sind  aber  zwei 
ganz  verschiedene  Arten.  0.  pyrenaicum  Clus.  hat  Icinglich-lineale 
an  der  oberen  Seite  und  am  Rande  gelblich-grüne  oder  blass  schwefel- 
gelbe Perigonzipfel,  abgesehen  von  anderen  Unterschieden,  auf  welche 
ich  noch  zurückkommen  werde.  Die  italienischen  und  französischen 
Autoren  [Bertoloni,  Visiani,  Pariatore,  dann  De  Candolle,  Gre- 
nier  et  Godron  etc.]  halten  sich  nun  berechtiget,  diese  letztere  Art, 
welche  Lamark  0.  flavescens,  Kitaibel  und  Schultes  A.  sul- 
fureum  nannten,  und  auf  welche  die  oben  zitirte  Abbildung  des 
Clusius,  was  die  Frucht  anbelangt,  weit  besser  passt,  als  auf  die 
Pflanze  vom  Nemethyvär  [i.  e.  0.  pyrenaicum  Jacq.]  für  das  0.  py- 
renaicum Linne  zu  erklären.  Unbefangene  Würdigung  aller  Anga- 
ben zeigt  demnach,  dass  Linne  unter  seinem  0.  pyrenaicum  in  Sp. 
pl.  eben  beide  Arten  begriffen  hat.  Es  dreht  sich  die  Frage  daher 
eigentlich  nur  darum ,  welche  dieser  beiden  Arten  den  JVamen  0. 
pyrenaicum  L.  p.  p.  führen  soll.  Mit  Rücksicht  auf  den  Umstand, 
dass  in  den  Pyrenäen  von  beiden  Arten  nur  die  gelbblühende  Art 
wächst  und  dass  0.  pyrenaicum  Clus.  nur  diese  gelbblühende  Art 
sein  kann,  mit  Rücksicht  endlich  auf  den  Umstand,  dass  im  Linn6'- 
schen  Herbar  thatsächlich  auch  diese  gelbblühende  und  nicht,  wie 
der  Besitzer  dieses  Herbars  Smith  seiner  Zeit  behauptete ,  das 
0.  pyrenaicum  Jacquin  als  0.  pyrenaicum  L.  liegt,  wird  man 
sich  unbedingt  für  die  Nomenklatur  der  französischen  und  italie- 
nischen Autoren  entscheiden  und  den  Namen  0.  pyrenaicum  L.  für 
die  von  Kitaibel,  Schultes,  Koch  und  Neilreich  „0.  sulfurewn'^ 
genannte  Pflanze  in  Anspruch  nehmen  müssen,  während  für  0.  majus 
Clus.  =  0.  pyrenaicum  Jacq.  ein  anderer  Name  zu  wählen  ist. 
—  Was  die  fünfte  Art  der  hier  behandelten  Ornithogalum-Gvn^^e, 
nämlich  das  0.  pyramidale  Linne,  anbelangt,  so  hat  man  zur  Er- 
klärung derselben  den  besten  Anhaltspunkt  in  der  von  Linne  zitirten 
trefflichen  Abbildung  des  Ornithogalum  lacteum  maximum  in  Bes- 
ter Hort.  Eystadt.  vern.  V.  t.  14  f.  2  und  in  der  noch  trefflicheren 
kolorirten  Abbildung  in  Jacq.  Icon.  pl.  rar.  vol.  H.  t.  425.  Diese 
beiden  mit  der  kurzen  Diagnose  Linne's  übereinstimmenden  Abbil- 
dungen stellen  eine  Pflanze  mit  kegelförmig  sich  zuspitzender  reich- 
bluthiger  traubiger  Inflorescenz  [„racemo  conico"  Linne]  mit  Peri- 
gonzipfeln ,  die  am  Rücken  mit  einem  dunkelgrünen  Mittelstreifen 
geziert  an  den  beiden  Rändern  und  auf  der  oberen  Seite  aber  rein 
weiss  sind,  mit  einem  verhältnissmässig  kurzen  Griffel  und  mit  einer 
ellipsoidischen  Kapsel  dar.  Diese  Abbildungen  repräsentiren  in  allen 
Stücken  zutreffend  eine  durch  das  südliche  Europa  von  Portugal  bis 
Siebenbürgen  und  wahrscheinlich  auch  noch  weiter  östlich  sehr  ver- 
breitete Pflanze ,  welche  mir  ausser  den  beiden  eben  genannten 
Ländern  auch  aus  dem  südlichen  Frankreich,  Oberitalien,  Istrien, 
Croatien  und  Ungarn  vorliegt  und  die  sich  in  neuerer  Zeit  auch  in 
der  Flora  von  Wien  allmälig  eingebürgert    hat.    Als  Syn.  zu  diesem 


12 

0.  pyramidale  Linne,  Rom.  et  Scliult.  und  Neilr.  in  Nachtr.  z.  Fl. 
von  Wien,  S.  323  sind  zu  ziehen;  O.pyrenaicum  Kitaibel,  Sedier; 
0.  hrevistylum  Wolf n er  und  auch  0.  narbonense  DC.  Fl.  fr.  III., 
p.  216  und  Gren.  et  Godr.  Fl.  fr.  111.  188!  —  Es  klingt  im  er- 
sten Augenblicke  sonderbar  genug,  dass  die  Pflanze,  welche  im 
südlichen  Frankreich  bei  Narbonne  vorkommt,  nicht  den  Namen  0. 
narbonense  Linne  führen,  sondern  zu  0.  pyramidale  Linne  gezo- 
gen werden  soll ,  aber  es  lässt  sich  dennoch  für  die  Richtigkeit 
dieses  Verfahrens  unschwer  der  Reweis  herstellen.  —  Linne  be- 
schreibt in  Amoen.  acad.  IV.  p.  312  und  in  Spec.  pl.  ed.  II.  p.  440 
Ornithogalum  narbonense :  racemo  oblonge  pedunculis  floribusque 
patentibus  und  unterscheidet  dasselbe  durch  diese  Merkmale  von  seinem 
0.  pyramidale^  welches  er  „racemo  conico,  floribus  adscendentibus" 
diagnostizirt.  Er  zitirt  dann  zu  seinem  0.  narbonense:  Ornithogalum 
majus  spicatum  flore  albo  Rauh.  Pinax  70  und  0.  narbonense  Dodon. 
Pempt,  222.  Von  diesen  beiden  angezogenen  Pflanzen  gehört  aber 
nur  die  erstere  zu  jenem  Ornithogalum,  welches  Linne  „racemo 
oblonge  et  pedunculis  floribusque  patentibus"  definirt,  nämlich  nur 
das  0.  majus  spicatum  flore  albo  des  Rauh  in,  welches  Ornithogalum 
sich  in  Resler  Hort.  Eyst.  unter  dem  Namen  0.  spicatum  Maxi- 
mum abgebildet  findet.  Das  von  Linne  in  zweiter  Linie  zitirte  Orm- 
thogalum  narbonense  Dod.  Pempt.  222  entspricht  dagegen  durchaus 
nicht  der  Linne'schen Diagnose,  sondern  zeigt  uns  einen  racemus  conicus 
floribus  adscendentibus,  entspricht  auch  ganz  dem  0.  lacteum  maxi- 
mum  in  Resler  Hort.  Eystadt.,  welches  Linnö  richtig  als  Syn.  zu 
seinem  0.  pyramidale  setzt  und  wäre  daher  so  wie  diese  R es  1er'- 
sche  Figur  zu  0.  pyramidale  zu  zitiren  gewesen.  Es  ist  dieses  Rild 
in  Dod.  Pempt.  derselbe  Plantin'sche  Holzschnitt,  welcher  auch  in 
Clus.  Hist.  lib.  II.  p.  187  eingerückt  ist  und  dort  mit  der  Ueberschrift 
^Ornithogalum  majus  Byzantinum"'  erscheint.  Dieser  Holzschnitt 
stellt  das  im  südlichen  Frankreich  sehr  verbreitete  Ornithogalum  mit 
pyramidenförmig  oder  konisch  verschmälerter  Rlüthentraube  und  auf- 
gerichteten Fruchtstielen  gut  dar  und  ist  auch  für  diejenigen,  welche 
den  Namen  ^narbonense'^  dieser  Ornithogalum-Arl  reserviren  wollen 
[z.  R.  Gren.  et  Godr.]  die  wesentlichste  Stütze  ihrer  Nomenklatur. 
Von  dem  Standpunkte  ausgehend ,  dass  der  Wortlaut  der  Diagnose 
wichtiger  und  massgebender  ist,  als  die  Zitate  eines  Autors,  in  Re- 
rücksichfigung  der  Thatsache,  dass  im  Linne'schen  Herbar  unter 
0.  narbonense  nicht  das  0.  narbonense  Dod.,  sondern  das  0.  majus 
spicatum  flore  albo  Rauh,  liegt,  in  Erwägung  des  Umstandes,  dass 
Linne  das  0.  majus  spicatum  flore  albo  Rauh,  in  erster  Linie 
zitirt  und  endlich  in  Rerücksichtigung  des  Umstandes,  dass  der  Name 
0.  pyramidale  L.  älter  ist,  als  der  Name  0.  narbonense  L  *),  glaube 
ich  aber,  dass  für  die  südfranzösische  Pflanze  [0.  narbonense  Dod.. 
Gren.  et  Godr.],  welche,  wie  schon  erwähnt,  mit  sehr  beständigen  Merk- 


*)   O.  pyramidale  findet  sich  bereits  in  der  ersten  Ausgabe  der  Spec.  plant., 
O.  narbonenne  erst  in  den  Amoen.  acad.  und  in  der  2.  Ausgabe  der  Spec.  plant. 


13 

malen  und  in  ganz  gleicher  Gestalt  auch  in  Portugal,  im  kontinentalen 
Italien,  Istrien,  Kroatien,  Ungarn,  Siebenbürgen  und  Niederüsterreich 
vorkommt,  der  Name  0.  pyramidale  Linne  zu  wälilen  ist.  —  Was 
ist  dann  aber  das  von  Linne  bei  seinem  0.  narbonense  in  erster 
Linie  zitirte  ^Ornithogalum  majus  spicatum  flore  albo^  Bauh.  Pinax70, 
auf  welches  sich  Linne's  Standortangabe  „In  ....  Italiae  agris" 
bezieht?  —  Wie  schon  erwähnt,  erscheint  dieses  Ornifhogalum,  wel- 
ches Linne  „racemo  oblonge  pedunculis  floribusque  patentibus" 
diagnostizirt ,  in  Besler  Hort.  Eyst.  vern.  V.  14,  Fig.  3  unter  dem 
Namen  „0.  spicatum  maximum'^  abgebildet.  Diese  Ab!)ildung  stellt 
eine  Pflanze  mit  länglicher  aber  nicht  kegelf()rmig  zugespitzter  Traube 
und  aufrecht  abstehenden ,  nicht  an  die  Traubenspindel  angelehnten 
Fruchtstielen  dar,  die  Griffel  sind  auffallend  lang  gezeichnet ,  ebenso 
sind  die  Bracteen  verhältnissmässig  lang  und  nicht  abgebrochen, 
sondern  allmälig  in  eine  lange  Spitze  vorgezogen  dargestellt*).  Die- 
ses Ornithogalum  [racemo  oblonge]  findet  sich  aber  nicht  in  der 
Gegend  von  Narbonne,  sondern  erst  weiter  südöstlich  bei  Genua, 
dann  auf  der  italienischen  Halbinsel  und  in  Sizilien,  in  Daltnatien  und 
Griechenland.  Es  ist  das  „0.  narbonense'^  der  italienischen  Botaniker, 
liegt  unter  diesem  Namen  in  den  Herbaren  Bertoloni's  und  Gus- 
sone's.  wurde  mir  unter  diesem  Namen  auch  von  Pariatore  aus  der 
Gegend  von  Florenz  und  von  Strobl  aus  Sizilien  gesendet  und  ist 
auch  das  0.  warftonerese  Visiani's,  da  die  von  Petter  im  Bot.  Wegw. 
Nr.  665  aufgeführte  und  in  der  Flora  Dalm.  exsicc.  unter  Nr.  269 
ausgegebene  Pflanze  von  Visiani  in  der  Fl.  Dalm.  I.  p.  147  zu 
0.  narbonense  zitirt  wird.  Dieses  Ornithogalum,  welches  seinen  Ver- 
breilungsbezirk  nordwärts  bis  in  das  Küstengebiet  des  Ouarnero  aus- 
dehnt und  dort  mit  0.  pyramidale  L.  zusammentrifft,  liegt  nach 
Gussone  auch  im  Linne'schen  Herbar  unter  dem  Namen  „0.  nar- 
bonense'^ und  die  italienischen  Botaniker  sind  daher  vollkommen  be- 
rechtiget, diese  Art  als  „0.  narbonense  L."  aufzuführen.  Bei  dein 
Umstände  aber,  dass  der  Name  ^narbonense'"''  auf  eine  bei  Narbonne 
gar  nicht  vorkommende  Pflanze  nur  schlecht  passt,  dürfte  es  vielleicht 
doch  vorzuziehen  sein,  diesen  Namen  ganz  fallen  zu  lassen  und  die 
Art  mit  dem  späteren  Namen  0.  stachyoides  Ait.,  Schultes,  Koch 
zu  übersclireiben,  welcher  ein  Syn.  des  0.  narbonense  der  italieni- 
schen Autoren  ist. 

Zum  Schlüsse  dieser  Auseinandersetzung,  welche  ich  hier  ein- 
schalten musste  ,  um  die  Wahl  des  Namens  „0.  pyramidale  L."  für 
die  oben  aufgeführte  im  mittleren  Ungarn  sehr  verbreitete  Pflanzen- 
art zu  rechtfertigen,  scheint  es  mir  noch  am  Platze,  einige  sowoiil 
an  den  Pflanzen  in  der  freien  Natur  als  auch  an  nebeneinander  seit 
Jahren  im  Innsbrucker  botanischen  Garten  kultivirten  Exemplaren  von 


*)  Auf  derselben  Tafel  erscheint  links  (Fig.  2)  das  von  Linne  zu  seinem 
O.  -pyramidale  angezogene  0.  lacteum  uiaximum  Besler  mit  auffallender 
kegelförmig  zugespitzter  Traube,  grösseren  länger  gestielten  unteren  Blüthen  und 
kurzem  in  den  meisten  Blüthen  nicht  einmal  ausgedrücktem  Griffel. 


14 

mir  beobachtete  sehr  beständige  Unterscheidungs-Merkmale  anzuge- 
ben, durch  welche  man  die  oben  besprochenen  Arten,  sicherer  als 
diess  bisher  der  Fall  war,  zu  determiniren  im  Stande  sein  wird, 

A.  Brevistylae. 

Die  Stiele  der  dicht  gedrängten  Bliithenknospen  sehr  kurz,  jene 
der  geöfTneten  Blüthen  und  Früchte  dagegen  sehr  lang,  bis  zu  30  bis 
60""°^  verlängert.  Da  die  Streckung  dieser  Stiele  rasch  erfolgt,  ist 
die  Differenz  in  der  Länge  derjenigen,  welche  die  Knospen  und  jener, 
welche  die  geöffneten  Blüthen  tragen,  sehr  auffallend  und  es  erscheint 
die  Blüthentraube,  so  lange  an  ihrem  Gipfel  noch  nicht  alle  Blüthen- 
knospen  geöffnet  sind,  plötzlich  stark  zusammengezogen,  kegelförmig 
zugespitzt.  An  jener  Stelle ,  wo  die  Blüthen  in  Anthese  sind  und 
ihre  Stiele  von  der  Traubenspindel  weit  abstehen,  misst  die  Traube 
40—120°"^  in  der  Breite.  —  Der  Griffel  ist  etwas  kürzer  als  der 
Fruchtknoten. 

1.  0.  latifolium  L.  —  Deckblätter  allmälig  in  eine  grannen- 
artige Spitze  verschmälert,  Ys — Va  ^^  '^"^  ^^  ^^^  ^^^  ihnen  ge- 
stützten Blüthen-  und  Fruchtstiele.  Perigonblätter  länglich,  die  drei 
äusseren  im  vorderen  Drittel,  die  drei  inneren  in  der  Mitte  am  brei- 
testen, 3— SV^mal  so  lang  als  breit  [12—17°'°'  lg.,  4—6°""  brt.)  bei- 
derseits rein  weiss,  ohne  grünen  Rückenstreifen.  Fruchtknoten  kugelig, 
3_4'""^  lang.  Griffel  2°""  lang.  Kapsel  fast  kugelig.  Grundständige 
Blätter  grasgrün ,  an  der  oberen  Seite  schwach  konkav,  50  bis 
100°""  breit. 

0.  latifolium  Jacq.  Icon.  pl.  rar.  II.  tab.  424. 

2.  0.  pyramidale  L.  Deckblätter  aus  breiter  Basis  plötzlich  in 
eine  grannenartige  Spitze  zusammengezogen,  7^  so  lang,  als  die  von 
ihnen  gestützten  Blüthen-  und  Fruchtstiele.  Peringonblätter  länglich, 
die  drei  äusseren  im  vorderen  Drittel,  die  drei  inneren  in  der  Mitte 
am  breitesten,  2V3— 3mal  so  lang  als  breit  (9— 18°'°' lang,  3—8°'°' 
breit),  oberseits  rein  weiss,  unterseits  an  den  Rändern  rein  weiss, 
in  der  Mitte  mit  einem  grünen  Rückenstreifen,  welcher  so  breit  ist 
als  die  beiden  seitlichen  weissen  Ränder,  Fruchtknoten  ellipsoidisch, 
g_^mm  jg^g.^  Griffel  2°'°'  lang.  Kapsel  ellipsoidisch  ,  Vj^mdX  so  lang 
als  breit.    Grundständige  Blätter  seegrün,  tief  rinnig,  6 — 15°""  breit. 

0.  pyramidale  Jacq.  Icon.  pl.  rar.  II.  t.  425.  —  0.  narbonense 
Dod.,  Gren.  et  Godr.  —  0.  brecistylum  Wolfner. 

B.  Longistylae. 

Die  Stiele  der  gedrängten  Blüthenknospen  kurz,  jene  der  ge- 
öffneten Blüthen  und  Früchte  nicht  über  15  —  30°'°'  verlängert.  Die 
Blüthentraube  länglich,  nach  oben  zu  allmälig  verschmälert  aber  nicht 
kegelförmig  zugespitzt.  Die  Fruchttraube  sehr  gestreckt,  fast  lineal. 
An  jener  Stelle,  wo  die  Blüthen  eben  in  Anthese  sind  und  ihre  Stiele 
von  der  Traubenspindel  abstehen,  misst  die  Traube  30—50°'°'  in  der 
Breite.  —  Der  Griffel  ist  etwas  länger  als  der  Fruchtknoten. 


15 

3.  0.  sfachyoides  Ait.,  Schult  es,  Koch.  —  Deckblätter  allmä- 
lig  in  eine  lange,  grannenartige  Spitze  ausgezogen,  so  lang  oder  fast 
so  lang  als  die  von  ihnen  gestützten  Bliithenstiele.  Perigonblätter 
länglich,  3mal  so  lang  als  breit  [9— 12""°  lang,  3— 5'"'' breit],  ober- 
seits  rein  weiss,  unterseits  an  den  Rändern  rein  weiss,  in  der  Mitte 
mit  einem  grünen  Rückenstreifen,  welcher  so  breit  ist,  als  die  beiden 
seitlichen  weissen  Ränder,  Fruchtknoten  ellipsoidlsch,  2"5— 3°"°  lang. 
Griffel  4°""  lang,  Kapsel  ellipsoidlsch,  l'/omal  so  lang  als  breit. 

0.  narhonense  der  Italien.  Autoren  und  Linne's  [mit  Ausschluss 
des  von  Linne  zitirten  0.  narhonense  Dod.].  —  Eine  gute  Abbil- 
dung dieser  Art  fehlt. 

4.  0.  sphaerocarpnm  Kerner.  —  Deckblätter  aus  breiter  Basis 
plötzlich  in  eine  grannenartige  Spitze  zusammengezogen,  Ys — Va  ^^ 
lang,  als  die  von  ihnen  gestützten  Blüthenstiele.  Perigonblätter  läng- 
lich lineal,  3-4mal  so  lang  als  breit  [8— 11'^"' lang,  2— 3'"°' breit], 
oberseits  grünlich-weiss  oder  wässerig-weiss,  unterseits  an  den  Rän- 
dern wässerig-weiss  mit  einem  grünen  Rückenstreifen  ,  welcher  so 
breit  ist  als  die  beiden  seitlichen  wässerig-weissen  Ränder.  Frucht- 
knoten kugelig,  2-5-3'"°' lang.  Griffel  3— 4°'°' lang.  Kapsel  kugelig, 
fast  so  breit  als  lang. 

0.  pyrenaicum  Jacq.  Fl.  Austr.  11.  t.  103.  —  Koch  Syn.  617. 
—  Neilr.  Fl.  N.  Oest.  156*). 

5.  0.  pyrenaicum  L.  —  Deckblätter  aus  breiter  Basis  allmälig 
in  eine  lange  grannenartige  Spitze  zusammengezogen,  so  lang  als  die 
von  ihnen  gestützten  Blüthenstiele.  Perigonblätter  länglich-lineal, 
3— 4mal  so  lang  als  breit  [8—12"'°'  lang,  2-5—4'°'°  breit],  oberseits 
gelblich,  unterseits  an  den  Rändern  gelblich,  in  der  Mitte  mit  einem 
grünen  Rückensireifen ,  welcher  breiter  ist  als  die  beiden  seitlichen 
gelblichen  Ränder.  Fruchtknoten  ellipsoidlsch,  3 — 4""  lang,  Griffel 
4°"°  lang,  Kapsel  ellipsoidlsch,  lYa^al  so  lang  als  breit. 

0.  sulfureum  [Wald st.  et  Kit.  PI.  rar.  hung.  I.,  tab.  95  sub 
Antherico].  —  Rom.  et  Schultes  Syst.  veget.  VlI.  519.  —  Koch 
Syn.  617). 


Zur  Erklärung  des  Vorkommens  coagulirten  Milchsaftes 
im  Innern  der  Tracheen  Milchsaft  führender  Pflanzen 

Von  Dr.  Franz  von  Höhnel. 

Durch  de  Bary's  ausgezeichnete  vergleichende  Anatomie  ge- 
langte ich   zur  Kenntniss   der  auffallenden  und  merkwürdigen  bisher 

*)  Diese  im  präalpinen  Yorlande  Niederösterreichs,  zumal  im  Erlaf-, 
Bilach-  und  Traisenthale  bei  Scheibs,  Melk  und  Set.  Polten,  dann  bei  Heiligen- 
kreuz, Kalksburg,  Laab,  Gaden  etc  verbreitete  Art  findet  sich  auch  im  west- 
lichen Theile  Ungarns  von  Farkashida  und  Nemethyvär  (Clusius'  Standort)  bis 
hinab  noch  Kroatien  und  Syrmien  und  könnte  vielleicht  noch  im  südwestlichen 
Theil  des  hier  behandelten  Florengebietes  aufgefunden  werden. 


16 

unerklärten  Thatsache,  dass  bei  Pflanzen,  welche  Milchsaft  oder 
harzige  oder  gerbstoffhaltige  St^krete  führen,  eine  mehr  minder 
grosse  Anzahl  von  Gefassen  sehr  allgemein  oft  längere  oder  kürzere 
Strecken  weit  mit  Milchsaft  oder  dem  jeweiligen  charakteristischen 
Sekret  erfüllt  sind  (1.  c.  p.  177). 

Nach  de  Bary's  Angaben  (1.  c.)  ist  in  'der  Stellung  dieser  mit 
Milchsaft  erfüllten  Gefasse  zu  den  übrigen  ,  normal  lufthaltigen 
oder  zu  den  Sekretbehältern  keine  bestimmte  Regel  zu  finden.  „Wie 
die  Sekrete  in  die  Gefasse  gelangen,  ist  bei  den  nicht  mit  Milch- 
röhren versehenen   Pflanzen   unermittelt Dasselbe  gilt  that- 

sächlich  auch  für  die  mit  Milchröhren  versehenen  Gewächse,  doch 
bestehen  hier  Kontroversen ". 

Was  die  letzteren  anbelangt,  so  ist  nach  de  ßary  (l.  c.  p.  196) 
bekannt,  dass  die  Tracheen  der  letzten  Gefässbündelenden  in  den 
Laubausbreilungen  oft  von  Milchröhrenzweigen  begleitet  und  mit 
diesen  in  unmittelbarer  Berührung  sind  (z.  B.  Lactuca  virosa  nach 
Hanstein),  dass  ferner  bei  den  Papayaceen  und  Aroideen  die  Milch- 
röhren den  grossen  Gefassen  theils  der  Länge  nach,  theils  mit  ein- 
zelnen Enden  ihrer  Zweige  direkt  und  fest  anliegen. 

Trecul  ist  nun  der  Ansicht,  dass  in  allen  mit  Milchröhren 
versehenen  Pflanzen ,  wenigstens  einzelne  Zweige  der  Röhren  mit 
Tracheen  in  direkte  Berührung ,  und  durch  Perforation  einzelner 
Wandstücke  an  den  Berührungsstellen  in  offene  Kommunikation 
treten.  Er  gibt  an,  solche  off'ene  Kommunikationsstellen  bei  Lobelia 
laxißora  beobachtet  zu  haben. 

Allein  de  Bary  und  andere  Beobachter  haben,  von  den  Papaya- 
ceen und  Aroideen  abgesehen,  Berührungen  und  Kommunikationen 
von  Milchröhren  und  Gefassen  nicht  finden  können.  Wo  Zweige  der 
ersteren  ihren  Weg  durch  das  Holz  nehmen,  verlaufen  sie  immer  in 
den  Markstrahlen. 

Aber  auch  bei  den  beiden  genannten  Familien  sind  offene 
Kommunikationen  nicht  sicher  beobachtet. 

Nach  de  ßary  finden  sich  die  Einmündungen  nach  allen  vor- 
liegenden Angaben  zum  mindesten  sehr  selten;  sie  durch  direkte 
Beobachtung  wahrzunehmen  ist  ungemein  schwer. 

Schliesslich  ist  noch  zu  berücksichtigen,  dass  „milchige  oder 
harzige  Coagula  auch  bei  solchen  Pflanzen  in  den  Gefassen  gefunden 
werden,  welche  keine  Milchröhren,  sondern  geschlossene  und  mit 
den  Gefassen  nirgend  in  offener  Verbindung  stehende  Sekretbehälter 
besitzen"  (l.  c.  p.  197).  Aus  allen  diesen  Angaben  geht  hervor, 
dass  die  ganze  Erscheinung  eine  ziemlich  komplizirte  ist,  und  dass 
selbst  wenn  dieselbe  für  die  mit  Milchröhren  versehenen  Pflanzen 
durch  Annahme  von  offenen  Kommunikationsstellen  erklärt  werden 
kann,  die  meiner  Ansicht  nach  jedenfalls  nur  pathologischer  Natur 
sein  können,  sie  für  die  mit  geschlossenen  Sekretschläuchen  ver- 
sehenen Pflanzen  noch  immer  gänzlich  unerklärt  bleibt, 

Dass  Durchbrechungen  der  Gefässwände  nur  pathologische 
Erscheinungen  sein  könnten,    dafür  sprechen,  von  der  Natur  und  Be- 


17 

Stimmung  der  Gefässe  ganz  abgesehen,  in  sehr  auffalliger  Weise 
die  Thyllen.  Wo  auf  dünne  Wandsl  eilen  der  Gefässe  ein  starker 
Saftdruck  einwirkt,  entstehen  Ausbuchtungen  nie  aber  Risse  oder 
Perforationen. 

Ich  glaube,  dass  die  ganze  Erscheinung  durch  den 
Austritt  der  Sekrete  an  Schnittstellen  in  Verbindung  mit 
dem  negativen  Druck   der  Gefiissluft  erklärt  werden  kann. 

Da  es  mir  an  positiven  Beweisen  und  Experimenten  fehlt, 
kann  ich  diese  Erklärung  nur  als  wahrscheinliche  oder  muthmass- 
liche  hinstollen.  Nach  dem  aber  zu  urtheilen,  was  ich  bei  Ge- 
legenheit meiner  Untersuchung  über  den  negativen  Gefässluftdruck 
festgestellt  habe,  scheint  es  mir  zweifellos,  dass  bei  jeder  beliebigen 
Verletzung  von  an  Milchsaft  reichen  Pflanzen,  der  sofort  austretende 
Milchsaft  etc.  die  Gefässe  von  der  Schnittfläche  aus  weit  hinauf 
injiziren  muss. 

Diess  muss  bei  allen  Pflanzen  geschehen,  die  Milchsaft  oder 
andere  Säfte  in  so  grossen  Mengen  und  unter  solchen  Umständen 
führen,  dass  ein  reichliches  Austreten  derselben,  sei  es  nun  direkte 
aus  Milchsaftröhren,  sei  es  durch  Zerreissen  in  Folge  der  Gewebe- 
spannung von  geschlossenen  Behältern,  an  der  Schnittfläche  statt- 
findet. 

Nach  bekannten  Erfahrungen  zu  schliessen,  muss  eine  solche 
Injektion  wenigstens  bis  auf  Meterweite  hin  stattfinden  können, 
ferner  von  Stammquerschnitten  aus  in  Blätter,  Wurzel  und  andere 
Organe  hinein  geschehen  u.  s.  w.,  was  hinreichen  dürfte  um  de 
Bary's  Bemerkung,  dass  besonders  in  Wurzeln  die  Erscheinung  an 
Milchsaftcoagulationen  in  Gefässen  oft  sehr  auffällig  und  unter  Ver- 
hältnissen sich  finde,  welche  den  Gedanken  an  ein  Einfliessen  des 
Saftes  von  einer  Schnittfläche  aus  nicht  zulassen,  weniger  gewichtig 
erscheinen  zu  lassen. 

Als  der  genannte  Herr  Autor  diese  Bemerkung  schrieb,  konnte 
er  von  den  mit  dem  negativen  Gefässluftdruck  in  Verbindung  stellen- 
den Erscheinungen  noch  nichts  wissen,  und  sie  daher  nicht  im 
Sinne  haben.  Ich  glaube,  dass  es  keine  Verhältnisse  gibt,  unter 
denen  nicht  bei  milchsaflreichen  Pflanzen  nach  Verletzung  an  fast 
beliebiger  Stelle  sich  Gefässe  an  beliebigen  Orten  mit  Saft  injizirt 
finden  können,  während  solche  Umstände  bei  Abstrahirung  vom  ge- 
ringen Luftdruck  in  den  Gefässen  allerdings  leicht  denkbar  sind. 

Ich  habe  wie  schon  erwähnt  keine  speziellen  Versuche  über 
den  in  Rede  stehenden  Gegenstand  angestellt,  und  kann  daher  die 
gethane  Erklärung  nur  als  eine  wahrscheinliche  hinstellen.  Mir 
scheint  sie  allerdings  die  einfachste  und  plausibelste  zu  sein  ,  über 
ihre  Richtigkeit  werden  an  Chelidonlum,  Sanguinaria  etc.  anzustel- 
lende einlache  Versuche  zu  entscheiden  haben,  die  ich  mir  vorbehalte. 

Ich  erwähne  nur,  dass  Versuche  die  ich  im  Spätherbste  1876  mit 
zahlreichen  Pflanzen  angestellt  habe,  überall  einen  grösseren  oder 
geringeren  negativen  Gefässluftdruck  erkennen  Hessen,  nur  bei 
dünnen  Zweigen  von  Maclura  aurantiaca  nicht,    welche  bekanntlich 

Oesterr.  botan.  Zeitsclirift.    l.   Heft.  1878.  2 


18 

sehr  milclisaftreich  sind.  Schon  damals  diente  mir  der  Milchsaft, 
welcher  an  der  Schnittfläche  austritt,  zur  Erklärung-  dieses  Ver- 
haltens. Austretende  Säfte  beliebiger  Natur  mog-en  überhaupt  zum 
Theile  die  Ursache  sein,  warum  das  Ouecksilber  nicht  in  sämmt- 
lichen  Gefässen  aufsteigt. 

Zum  Schlüsse  bemerke  ich,  dass  ich  nur  desshalb  mit  dieser 
vorläufigen  Mittlieilung  nicht  zurückhielt  bis  zur  Ausführung  der 
entscheidenden  Experimente ,  weil  einerseits  der  Gedanke  ein  sehr 
naheliegender,  und  andererseits  der  Gegenstand  selbst  von  unge- 
wöhnlichem anatomischen  und  physiologischen  Interesse  ist. 

Mariabrunn  bei  Wien,  1.  Dezember  1877. 


Drei    Cerastien. 

Von  B.  Stein. 

In  der  alpinen  und  subalpinen  Region  der  mitteleuropäischen 
Alpen  finden  sich  drei  Cerastien,  welche  mit  einander  nahe  ver- 
wandt sind  durch:  den  mehr  oder  weniger  rasigen  Wuchs,  im 
Geröll  oder  lockeren  Boden  kriechende,  fädige,  mit  glänzender 
Epidermis  bekleidete  Stämmchen,  deren  Blattpaare  an  höher  gele- 
genen sonnigen  Standorten  durch  Verkürzung  der  Internodien  ge- 
drängt, an  tieferen  und  schattigen  Stellen  durch  Verlängerung  der 
Zwischenräume  gelockert  stehen,  durch  die  Behaarung  der  ganzen 
Pflanze,  die  Form  des  Kelches  und  der  grossen  weissen  Blumen- 
blätter, sowie  durch  die  Form  der  Zähne  der  reifen  Kapsel. 

Von  einander  getrennt  sind  diese  drei  gleichwerthigen  Formen 
—  welche  ich  vorläufig  mit  a,  b,  c,  bezeichne  —  hauptsächlich  durch 
folgende  Merkmale : 

Die  von  a  gebildeten  Polster  bestehen  meist  aus  wenigen 
blühenden  und  sterilen,  aus  niederliegender  Basis  gerade  aufstrebenden 
kräftigen  3 — 10  Ctm.  hohen  Stämmchen ,  deren  krautiger  Theil 
blaugrün  oder  zuweilen  röthlich  angehaucht  erscheint,  während  die 
meist  sehr  kompakten,  oft  20 — 30  Clm.  Durchmesser  haltenden 
dichten  Polster  von  b  aus  sehr  zahlreichen,  oben  grasgrünen,  viel 
zarteren  Stämmchen  zusammengedrängt  sind,  welche  in  der  alpinen 
Region  4—6,  an  subalpinen  Stellen  bis  10  Cm.  messen  und  die 
zwischen  2—4  Cm.  Höhe  schwankenden  Stämmchen  von  c  in  ge- 
ringer Anzahl  zu  ganz  lockeren  Rasen  vereinigt  sind. 

a  zeigt  elliptische  bis  eiförmige,  blaugrüne,  dicke,  beinahe 
starre  Blätter  von  17—30  Mm.  Länge  und  5—9  Mm.  Breite,  b 
eilanzettliche .  grasgrüne,  weiche  sehr  zarte  Blätter  von  10 — 18  Mm. 
Länge  und  3 — 5  Mm.  Breite,  c  länglich-lanzettliche  (ausnahmsweise 
an  im  Schatten  oder  auf  besonders  humoser  Erde  wachsenden 
Individuen   fanden  sich   eiförmige   oder  eilanzettliche  Blätter),    gras- 


19 

grüne,  weiche,  kräftig-e  Blatter  von  10—29  Mm.  Länge  und  4—7 
Mm.  Breite.  Bei  a  und  b  sind  die  einzelnen  Blattpaare  durch  im 
unteren  Staramtheile  kürzere  im  oberen  längere  Internodien  getrennt, 
bei  c  sitzen  sie  oft  rosettenartig  aneinander  gedrängt.  Bei  a  und 
besonders  bei  c  sind  die  vorjährigen  Blätter  zur  Blüthezeit  fast  ganz 
verschwunden,  bei  b  sind  nicht  nur  die  trockenen  grüngelben  vor- 
jährigen sondern  oft  die  mehrerer  Jahre  noch  deutlich  erkennbar, 
wodurch  die  Polster  ein  ganz  abweichendes  Aussehen  erhalten. 
Beim  Trocknen  behält  a  seine  blaugrüne  Färbung,  während  6  und  c 
sich  sehr  leicht  und  schnell  gelblich,  selbst  braun  färben. 

Je  nach  Standort  und  Lage  treten  die  Blattpaare  gedrängter 
oder  gelockerter  auf,  bei  a  und  b  in  hochalpinen  Lagen  nur  wenige 
Millimeter  von  einander  entfernt,  zeigen  sie  an  tieferen  schattigen 
Standorten  Abstände  von  3 — 5  Cm.,  wodurch  naiurgemäss  ein 
völlig  veränderter  Habitus  entsteht;  c  sah  ich  —  allerdings  in  hun- 
derten  lebender  Exemplare  —  nur  aus  hochalpinen  Lagen  und 
schwankt  bei  ihm  die  Entfernung  der  Blattpaare  von  einander  nur 
zwischen  2 — 5  Mm.,  nur  an  drei  im  Schatten  gewachsenen  Indivi- 
duen mass  ich  grössere  Abstände,  deren  bedeutendster  15  Mm. 
betrug. 

Die  Behaarung  besteht  bei  allen  drei  Arten  aus  1 — 2  Mm. 
langen  Drüsenhaaren,  mehr  weniger  reichlich  untermischt  mit  gleich- 
langen oder  längeren,  vielgliedrigen,  sehr  weichen  Haaren,  bei  a 
kommen  fast  kahle  Formen  vor,  b  und  c  sind  stets  dicht  bekleidet 
und  zeigt  6  oft  die  oberen  Theile  mit  einem  gelblichen  im  Herbar 
sich  bräunenden  Filze  bedeckt ,  bei  c  sind  die  Drüsenhaare  spär- 
licher vorhanden  dagegen  zeigen  hier,  wie  auch  bei  6,  die  ge- 
wöhnlichen Haare  Spuren  von  Klebrigkeit  und  zeigen  sich  oft  be- 
deckt mit  organischen  Substanzresten  und  Sandkörnchen.  Sie  gehören 
jedenfalls  in  jene  Kategorie  von  Haaren,  welche  —  wie  bei  Primula 
Chinensis  —  nach  Darwin 's  Beobachtungen  zur  Nahrungsaufnahme 
befähigt  sind. 

l3ie  Blüthen  entspringen  bei  allen  drei  Arten  aus  den  Achseln 
der  obersten  Blattpaare  und  sind  oft  scheinbar  endständig.  Die 
einzelnen  Stämmchen  tragen  bei  a  1 — 5,  bei  b  meist  1  seltener 
2—3,  bei  c  1-3  Blüthen  und  zwar  sitzen  diese  regelmässig  ein- 
zeln bei  c,  während  bei  b  zuweilen  2,  bei  a  oft  2 — 3  Bliithen  in 
einer  Blattachsel  stehen.  Die  Blüthenstiele  sind  vor  und  während 
der  Anthese  bei  allen  drei  Arten  aufrecht  und  messen  bei  a  10—30 
Mm.,  bei  b  15 — 18  (ausnahmsweise  bei  Schatlenexemplaren  aus  dem 
Pusterthale  über  60  Mm.)  bei  c  15—20  Mm. 

Wo  Deckblätter  vorhanden  sind,  erscheinen  sie  völlig  krautig, 
fehlen  aber  sehr  oft  gänzlich. 

Die  Unterschiede  in  der  Blüthe  fallen  besonders  an  lebenden 
oder  gut  getrockneten  Exemplaren  in"s  Auge  und  beruhen  haupt- 
sächlich in  der  Form  der  Bliithe  und  den  relativen  Grössenverhält- 
nissen  von  Kelch  und  Blüthe.  Bei  a  und  h  ist  die  Bliithe  weit 
beckenförmig  ausgebreitet,  bei  c  erscheint  sie  stets  nnr  halbgeöffnet. 

2* 


20 

a  besitzt  Blülhm  von  28 — 32  Mm.  Durchmesser,  b  von  20—24  Mm., 
c  hingegen  öffnet  sich  Itaum  je  weiter  als  10  Mm.  während  die 
ausgebreitete  Biüthe  16 — 20  Mm.  misst.  Die  Kelche  sind  bei  Allen 
fast  gleich  gross  und  messen  12 — 16  Mm.,  so  dass  also  die  Biüthe 
von  a  mehr  als  doppelt  so  gross  wie  der  Kelch  ist,  bei  6  die 
Blumenblätter  den  Kelch  nie  ganz  um  das  Doppelte  überragen  und 
bei  c  sie  nur  wenig  länger  als  die  Kelchblätter  sind. 

Letztere  sind  bei  a  vorwiegend  breit  eiförmig,  zuweilen  läng- 
lich eiförmig,  drüsig  flaumig,  am  Rücken  konvex  und  zuweilen  sehr 
schwach  gekielt,  grün  mit  0'6 — 0*9  Mm.  breitem,  trockenhäutigem, 
vorn  stumpfen  und  zerfasertem  Rande ,  6  —  7  Mm.  lang ,  3  —  4 
Mm.  breit;  bei  6  länglich  eiförmig,  drüsig-flaumig,  am  Rücken  kon- 
vex mit  meist  deutlich  erkennbarem  Kiel,  gelbgrün  mit  oft  undeut- 
lichem, 0'2  —  0'5  Mm.  breiten,  trockenhäutigen,  vorn  zugespitzten 
Saume,  6  —  8  Mm.  lang,  1*5 — 3*0  Mm.  breit;  bei  c  länglich 
lanzelllich,  drüsig- flaumhaarig,  am  Rücken  konvex  mit  meist  drei 
deutlich  erkennbaren  Längsnerven,  hellgrün  mit  ganz  schmalem, 
0*1  Mm.  breitem,  trockenhäutigem,  vorne  zugespitztem  Rande,  6 — 7*5 
Mm.  lang,  1-5— 2-0  Mm.  breit. 

Die  Blumenblätter  sind  bei  a  und  h  verkehrt  herzförmig  mit 
mehr  weniger  tiefem  Einschnitte,  bei  c  elliptisch,  tief  gespalten; 
bei  a  reinweiss,  bei  b  weiss  mit  weit  heraufreichenden,  wässerig 
gelblichem  Grunde  und  dadurch  überhaupt  gelblich  weiss  erscheinend, 
bei  c  wieder  fast  reinweiss  oder  milchweiss. 

Die  10  Staubfäden  tragen  ihre,  bei  a  und  b  fast  kugeligen,  bei 
c  mehr  elliptischen,  weissen  Antheren  auf  4  —  5  Mm.  langen  borst- 
lichon  Trägern,  welche  bei  a  nur  an  der  Basis  gelb,  sonst  weiss, 
bei  b  und  c  einfarbig  gelblich  sind. 

Der  Fruchtknoten  ist  bei  a  kugelig,  bei  b  und  c  kurz  kegel- 
förmig, bei  aUen  von  5  weisslichen  2 — 4  Mm.  langen,  bei  a  mit  den 
Spitzen  auswärts,  bei  b  meist  einwärts  gekrümmten  dickfädlichen 
Griffeln  gekrönt. 

Nach  der  Anthese  findet  bei  allen  drei  Arten  ein  Abwärts- 
krümmen des  Blüthenstieles  statt,  vorzüglich  auffällig  bei  a;  nach 
kurzer  Zeit  aber  richten  sich  die  Stiele  wieder  empor  und  stehen 
bei  der  Reife  stets  aufrecht. 

Die  ausgebildete  Frucht  zeigt  in  der  Verläns^erung  ihres  Stieles 
charakteristische  Merkzeichen;  bei  a  misst  dieselbe  10  —  25  Mm. 
bei  b  20 — 35  Mm.,  bei  c  20—45  Mm.,  welch  letzteres  dadurch  — 
man  sieht  in  den  Herbarien  von  c  meist  nur  Fruchtexemplare  — 
einen  ganz  eigenartigen  Habitus  gewinnt,  der  noch  vermehrt  wird 
durch  das  relative  Verhältniss  von  Stiel  und  Kapsel. 

Im  reifen  Zustande  ist  die  Kapsel  von  a  aus  breit  eiförmiger 
Basis  cylindrisch  vorgezogen,  ganz  leicht  gekrümmt  resp.  unter  der 
Oetfnung  etwas  schief,  1—1 V2  «^«l  länger  als  der  Kelch,  12—15 
Mm.  lang,  an  der  breitesten  Stelle  4*5 — 50  Mm.,  unter  der  Spitze 
3-8- 5-0  Mm.  breit;  bei  b  beträgt  die  Länge  10  — 14  Mm.,  die 
breiteste   Stelle  3-0— 4o   Mm.,  unterhalb  der  Spitze  25  —  3  0  Mm., 


21 

der  Kelch  wird  fast  genau  um  seine  Länge  von  der  Kapsel  über- 
ragt, welche  am  oberen  Ende  stets  erheblich  gekrümmt  und  gleich- 
falls aus  eiförmiger  Basis  cylindrisch  —  aber  viel  schmäler  als  bei  a 
—  vorgezogen  ist;  c  besitzt  stets  gerade,  fast  gennu  cylindrische, 
den  Kelch  um  selten  mehr  als  seine  halbe  Lange  überragende 
Kapseln  von  9 — 11  Mm.  Länge  und  35 — 40  Mm.  Breite.  Bei  allen 
3  Arten  richten  sich  die  Zähne  der  Kapsel  beim  Aufspringen  grade 
empor,  um  sich  dann  bald  mehr  weniger  rückwärts  zu  biegen  und 
zurückzurollen.  Im  ersten  Augenblicke  ist  man  bei  der  Betrachtung 
sehr  geneigt  in  der  Art  und  Weise  der  ZalinroUung  Unterschiede 
zu  suchen ,  weil  die  in  den  Herbarien  sich  findenden  Kapseln  von 
a  und  b  meist  gerade  aufgerichtete  und  nur  von  seitwärts  wenig 
gerollte  oder  gedrehte  Zähne  zeigen,  während  c  auch  in  Herbar- 
exemplaren stets  von  der  Spitze  an  spiralig  gerollte  Zähne  hat. 
Diese  scheinbare  Differenz  erklärt  sich  daraus,  dass  a  und  b  viel 
später  blühen  und  natürlich  auch  Frucht  reifen  als  c,  wesshalb  man 
in  den  Herbarien  von  beiden  fast  stets  nur  nothreife,  durch  die 
Presse  aufgequetschte  oder  beim  Trocknen  erst  aufgesprungene 
Kapseln  sieht,  deren  Zähne  allerdings  in  diesem  halbreifen  Zustande 
keine  Neigung  zum  Einrollen  zeigen,  um  so  mehr  als  speziell  bei 
a  die  Kapsel  derbhäutiger  als  bei  c  ist ''•'). 

Die  Kapseln  von  6  und  c  verrotten  sehr  rasch  und  nur  ganz 
ausnahmsweise  sieht  man  einmal  eine  überwinterte  Frucht,  während 
bei  a  die  Früchte  sich  oft  bis  in's  Frühjalir  hinein  erhalien. 

Die  Kapseln  aller  drei  Arten  sind  meist  strotzend  mit  Samen 
angefüllt,  welche  bei  a  ruiulli  h  nierenlormig,  2 — 3  Mm.  lang,  1-5 — 
2'OMm.  breit,  bei  6  fast  kreisrund,  mit  lö — 2  0  Mm.  Durchmesser,  bei 
c  rundlich  nierenlormig,  10 — l'öMin.  lang,  0"6 — 1"2  Mm.  breit  sind.  Der 
eigentliche  Kern  wird  bei  allen  ganz  locker  umschlossen  von  einer 
zarten,  runzelfaltigen  Samenliaut,  die  bei  a  kastanienbraun  und  mit 
zierlichen,  sternartigen  Höckerchen  dicht  punktirt  erscheint,  bei  b 
hcllgelbbraun  mit  undeutlicher  Punktirung,  bei  c  gleichfalls  hellgelb- 
braun  und  unregelmässig  dicht  hockerig-warzig  ist. 

Die  Nomenklatur  unserer  Pflanzen  ist  eine  ziemlich  verwirrte, 
und  zwar  trägt  das  Hauptverdienst  an  dieser  Verwirrung  —  wie 
bei  so  manchen  anderen  Gattungen  —  Koch.  Es  berührt  geradezu 
traurig  und  ist  enluiuthigend  für  den  Syslematiker,   wenn  man  sieht, 


*)  Von  8  Kapseln  von  a  —  am  20.  Nov-  1876  im  Garten  von  einem 
durch  Schneewasser  feucliten  Stocke  abgenommen  —  besass  eine  nur  gerade 
Zähne,  zwei  theiis  gerade  theiis  zurückgerollle,  und  fünf  nur  zurückgeroUtje  (i'/z 
—  2  Windungen).  IJeim  Trocknen  im  Zimmer  rollten  sich  innerhalb  sieben 
Minuten  alle  noch  geraden  Zahne  rückwärts  ein. 

Circa  30  völlig  ausgereifte  Kapseln  von  a,  welche  ich  der  Güte  des 
Herrn  Professor  von  Kerner  verdanke,  Ende  August  von  bei  4000'  im  Mari- 
launer  Garten  kultivirten  Stöcken  geerntet,  zeigen  sämmllich  nur  zurück- 
gerollte Zähne. 

Werden  Kapseln  von  a  feucht  eingelegt  und  scharf  gepresst,  so  bleiben 
die  Zähne  gerade,  wenig  gepresst  rollen  sie  sich  ein. 


22 

wie  präzis  von  den  ersten  Beobachtern  diese  drei  Arten  getrennt 
gehalten  worden  sind,  und  wie  dann  seit  Koch  fast  Niemand  mehr 
gewagt  hat,  an  die  Existenz  dieser  verschiedenen  Arten  zu  glauben. 
Reichenbach  gibt  in  den  Icones  (tab.  cc  XXXI  Nr.  4974  und  4975) 
zwar  alle  drei  recht  gut  wieder,  aber  was  gilt  Reichenbach  gegen- 
über Koch !  und  doch  findet  Jeder,  der  nur  sehen  will,  dass  bei  sehr 
vielen  schwierigen  Gruppen  Reichenbach  unendlich  richtiger  gesehen 
hat  als  Koch. 

Koch  hat  unsere  drei  Pflanzen  unter  Cerastivm  latifolium  cu- 
mulirt,  anfanglich  b  und  c  noch  als  Varietälen  auff'ührend,  später 
aber  sie  nur  noch  als  „unwesentliche  Formen"  bezeichnend. 

Es  fragt  sich  nun  zunächst,  was  hat  Linne  unter  Cerastium 
latifolium  verstanden? 

Linne  sagt  von  seiner  Art  in  Spec.  pl.  (1753)  tom.  I,  p.  439: 
„Cerastium  foliis  ovatis  subtomentosis,  ramis  unifloris,  capsulis  glo- 
bosis.  Habilat  in  alpibus  Helvetiae"  und  stellt  es  weit  entfernt 
von  Cerastium  alpinum  neben  Cerastium  (Malachium)  aquaticum. 

So  kurz  die  Linne'sche  Diagnose  auch  ist,  so  passt  der  Aus- 
druck „folia  ovata"  schlagend  und  allein  auf  unsere  Form  a:  die 
Bezeichnung  der  Kapseln  als  kugelig  macht  im  ersten  Augenblick 
stutzen,  erklart  sich  aber  auch  ohne  Deutelei,  wenn  man  annimmt, 
dass  Linne  unausgebildete  Kapseln  sah,  welche  bei  a  anfangs  in  der 
That  kuglig  und  auch  später  wenigstens  viel  gerundeter  als  bei  b 
und  c  sind.  Auch  der  Standort  „Schweizer  Alpen"  ist  charakteri- 
stisch für  a,  welches  in  der  Scliweiz  und  Tirol  verbreitet  ist,  da- 
gegen in  Schweden  völlig  fehlt. 

Das  Cerast.  latifolium  der  heutigen  schwedischen  Botaniker  ist 
unsere  Form  6,  eine  Pflanze,  welche  am  Do  vre  häufig  zu  sein 
scheint,  und  die  Linne  gewiss  nicht  unbekannt  gewesen  ist,  von  ihm 
aber  höchst  wahrscheinlich  zu  seinem  C.  alpinum  gezogen  worden 
ist,  von  welchem  sie  ausser  durch  die  Deckblätter  oft  schwer  genug 
zu  unterscheiden  ist. 

Schleicher'sche  Originalexemplare  von  Cerastium  latifolium  L., 
auf  welche  sich  Gaudin  in  der  Fl.  helv.  p.  249  bezieht,  und  sie  als 
C.  latifolium  L.  a  legitimum  bezeichnet,  sah  ich  in  sehr  guten  Exem- 
plaren im  Innsbruck  er  Universitätsherbar,  und  sie  repräsentiren 
genau  unsere  Form  a. 

Die  deutschen  Autoren,  welche  mit  Linne  gleichzeitig  oder 
bald  nachher  arbeiteten,  verstanden  Jeder  unter  C.  latifolium  das 
gerade  in  seinem  Bezirke  vorkommende  alpine  grossblüthige  Cera- 
stium dieser  Gruppe,  so  zeichnet  Jacquin  (Collectan.  I.  tab.  20)  unter 
diesem  Namen  ein  unverkennbares  Exemplar  von  b;  C.  latifolium  L. 
legitimum  fehlt  in  den  von  Jacquin  zitirten  Alpen  Oesterreichs  und 
Steiermarks  überhaupt. 

Dieses  latifolium  Linne's  hat  Koch  in  der  Synops.,  ed.  III  p.  106 
als  y  grandifolium  bezeichnet,  und  auch  das  Koch'sche  ß  glahriu- 
sculum  gehört  wohl  noch  hieher;  dagegen  gehören  die  von  Koch  zu 


23 


seinem   grandifolivm  zitirten   Gaudin'schen  und  Hegetschweiler'schen 
Synonyme  zur  Form  b. 

In  der  Schweiz,  wo  a  und  6  vorkommen,  hat  man  zeilig  die 
Verschiedenheit  Beider  erkannt.  Zuerst  scheint  Muritli,  le  guide  bot. 
dans  le  Valais  etc.,  Lausanne  1810!  unsere  Form  6  abgetrennt  zu 
haben  und  nennt  sie  C.  uniflorum,  welcher  Name  also  nach  den 
Prioritatsgesetzen  zu  gelten  hat.  Murith  hat,  wie  es  scheint,  haupt- 
sächlich die  sehr  auffällige  Hochalpenform  vor  Augen  gehabt. 

Hegetschweiler  stellt  1825  in  seinen  „Reisen  in  dem  Gebirgs- 
stocke  zwischen  Glarus  und  Graubiindten  etc.  1819 — 1822"  von  C. 
latifolium  L.  vier  Varietäten  auf,  von  welchen  a  legitimmn  und  ß 
glaucum  zu  a,  y  infermedimn  und  d  subacmde  zu  b  gehören,  spe- 
ziell «5  ist  wieder  die  Hochalpenform  und  fällt  also  unmittelbar  mit 
uniflorum  zusammen,  von  welchem  sich  intermedium  als  Form  tie- 
ferer Standorte  kaum  trennen  lässt,  letzteres  tauft  Hegetschweiler 
später  in  der  Flora  helv.  in  flexuosum  um. 

Als  weiteres  Synonym  gehört  zu  uniflorum  der  bis  zu  Koch's 
Zeilen  Geltung  gehabt  habende  Name  C.  glaciale  (Gaud.  ined.)  Ser. 
in  DC.  Prodr.  I.  1824. 

Gaudin  selbst  nennt  es  in  der  Fl.  helv.  vol.  HI.  1828  mit  dem 
älteren  Hegetschweiler'schen  Namen  subacaule. 

Scharf  und  genau  ist  auch  c  bereits  vor  sehr  langer  Zeit  unter- 
schieden worden,  und  Seringe  hat  es  schon  1824  in  DC.  Prodr. 
tom.  I.  als  C.  filiforme  Schleich,  publizirt.  Von  Schleicher  selbst  ist 
diese  Art  lange  vorher  unler  diesem  Namen  verf heilt  worden  — 
sehr  gute  Originale  liegen  unter  Nr.  5230  und  31  im  Innsbruck  er 
Universitätsherbar  —  und  auch  im  Kataloge  von  1815  (ohne  Dia- 
gnose) aufgeführt.  Von  Gaudin  ist  sie  1814  in  litt.  C.  pedunculatum 
getauft,  unter  diesem  Namen  aber  erst  1828  in  der  Flora  helv  et. 
vol.  III  p.  249  publizirt  worden,  so  dass  der  Seringe-Schleicher'sche 
Name  um  vier  Jahre  älter  und  unbedingt  prioritätsberechtigt  ist. 

Bei  Koch  steckt  auch  diese  Art  unter  C.  latifolium. 

Den  Hauptmerkmalen  nach  unterscheiden  sich  also  die  drei 
Arten  wie  folgt: 


latifolium  L. 

Biälter:  eiförmig  u.  ei- 
förmig-elliptisch, brü- 
chig, starr,  blaugrün. 

Korolle  weit  beckenför- 
mig  geöffnet,  d.  Kelch 
um  mehr  als  das  Dop- 
pelte überragend. 

Kapsel  aus  breit-eiför- 
miger Basis  in  einen 
breiten  Cylinder  vor- 


uniflorum  Mur. 

eilanzettl.,  weich,  gras- 
grün. 

weit  hecken  förmig  ge- 
öffnet, den  Kelch  nie 
um  das  Doppelte  über- 
ragend. 

aus  eiförmiger  Basis  in 
einen  schmalen  Cylin- 
der vorgezogen,  oben 


filiforme  Schi. 

länglich -lanzettl.,  brü- 
chig starr,  grasgrün. 

glockig,  den  Kelch  nur 
wenig  überragend. 


cylindrisch,  gerade,  Vj^ 
mal  so  lang  als  der 
Kelch. 


24 


latifolium  L. 

gezogen,  oben  schief, 
mehr  als  doppell  so 
lang  als  der  Kelch. 

Kapselstiel:  so  lang  als 
die  Kapsel. 

Samen:  gross,  rundlich- 
nierenformig,  kasta- 
nienbraun. 


uniflorum  Mar. 

meist  schief,  doppelt 
so  lang  als  der  Kelch. 

doppelt  so  lang  als  die 
Kapsel. 

mittelgross,  fast  kreis- 
rund, hell  gelbbraun. 


filiforme  Schi. 


2— 3mal  so  lang  als  die 
Kapsel. 

klein,  rundlich,  nieren- 
formig ,  hell  gelb- 
braun. 

Unseren  drei  Arten  hängen  sich  als  Näclistverwandte  eine  Reihe 
aus  anderen  Florengebieten  an,  so  nähert  sich  in  der  Tracht  ausser- 
ordentlich dem  latifolium  C.  pyrenaicum  Gay,  ist  aber  weit  abweichend 
durch  die  am  Grunde  gewimperten  Blumenblätter.  C.  lithospermifolium 
Fisch,  aus  der  Songarei  ähnelt  gleichfalls  den  breitblättrigen  kahlen 
Formen  von  latifolium,  unterscheidet  sich  aber  durch  die  lederartigen 
stark  zugespitzten  Blätter  etc.  C.  subtriflorum  Reichb.  der  Südalpen 
weicht  von  latifolium  ab  durch  die  häutig  berandeten  Deckblätter 
und  die  cymöse  Anordnung  der  Blüthen.  C.  mixtum  Huter  ist  nach 
dem  Autor  eine  Hybride  von  latifolium  und  carinthiacum,  das  einzig 
mir  vorliegende  Exemplar  hält  allerdings  die  Mitte  zwischen  beiden 
Arten. 

Mit  C.  uniflorum  leicht  zu  verwechseln  sind  die  kahleren  For- 
men von  C.  alpinum  L.,  mit  Sicherheit  aber  durch  die  häutig  beran- 
deten Deckblätter  zu  unterscheiden. 

C.  filiforme  erinnert  zuweilen  an  schmächtige  Formen  von  C. 
carinthiacum  Vest.*)  und  steht  sonst  ohne  weitere  Verwandte  da. 

C.  latifolium,  uniflorum  und  filiforme  sind  unter  gleichen  Be- 
dingungen asyngamische  Arten,  und  zwar  blüht  am  zeitigsten 
C.  filiforme,  dann  folgt  C.  uniflorum  und  latifolium  macht  den  Be- 
schluss.  Im  hiesigen  Garten  ergaben  sich  nachstehende  Zeiten,  wobei 
zu  bemerken  ist,  dass  C.  filiforme  in  diesem  Jahre  zum  ersten  Male 


*)  Dagegen  stehen  in  gar  keinem  Aehnlichkeitsverhältnisse  dazu  C.  maxi- 
mum,  C.  obtusifoUum  Kar.  Kir,  etc.,  welche  Celakovsky  als^filiforme  zunächst- 
stehende Arten  zitirt.  —  Ich  habe  im  ^'orstehenden  von  Celakovsky's  beiden 
Aufsätzen  über  C.  pedunculatum  (rede  filiforme)  in  Oest.  Bot.  Ztg.  1876.  Nr.  7 
und  1877  Nr.  ,3,  von  denen  der  letztere  den  ersteren  in  einigen  wesentlichen 
Punkten  korrigirt,  keine  Notiz  genommen,  weil  aus  der  ganzen  Abfassung  dieser 
beiden  Aufsätze  hervorgeht,  dass  die  Untersuchungen  allein  auf  Herbarexem- 
plaren beruhen,  welche  offenbar  wie  gewöhnlich  nur  Blüthen  ode.r  nothreife 
Früchte  besassen,  wodurch  sich  die  mehrfachen  Irrthümer  erklären.  Celakovsky 
hat  zwar  a.  a.  0.  erklärt,  dass  auf  Kulturbeobachtungen  wenig  Werth  zu  legen 
sei,  und  bei  der  Art  und  Weise,  wie  die  Kulturen  und  ihre  Beobachtungen  in 
manchen  Gärten  gehandhabt  werden,  hat  das  ja  auch  seine  Richtigkeit,  anderer- 
seits aber  ist  wohl  Nichts  so  geeignet,  Licht  in  schwierige  systematische  Fragen 
zu  bringen,  erls  rationell  geleitete  Kulturen  und  deren  genaue  Kontrole,  wie  sie 
im  Innsbrucker  bot.  Garten  seit  anderthalb  Decennien  ausgeübt  wird,  weil  es 
dadurch  allein  ermöglicht  wird,  eine  Pflanze  in  allen  ihren  Entwicklungsstadien 
zu  verfolgen. 


25 

beobachtet  wurde,  während  die  Notizen  zu  iiniflorum  und  latifolimn 
das  Mittel  aus  siebenjährigen  Beobachtungen  des  Herrn  Professors 
V.  Kerner  sind. 


filiforme. 

erste  Blüthe  15.  April 

volle       „  27       „ 

letzte      „  10.  Mai 

erste  Frucht  25.      „ 


latifolium. 

9.  Mai 
28.     „ 

7.  Juni 
16.      « 


uniflorum. 

26.  April 

6.  Mai 
18.     „ 

4.  Juni 

Diese  Blüthenfolge,  deren  Perioden  ca.  14  Tage  auseinander- 
liegon,  erklärt  es  auch,  warum  man  in  den  Herbarien  filiforme  stets 
fruchtend,  uniflorum  und  latifolitim  fast  nur  blühend  antrifft,  denn 
zu  der  Zeit,  wo  die  meisten  Exkursionen  in  den  Alpen  gemacht 
werden,  hat  filiforme  schon  lange  abgeblüht,  und  die  beiden  anderen 
stehen  in  voller  Blüthe  resp.  beginnen  zu  blühen.  Im  verflossenen 
Sommer  blühte  im  Oetzthale  (Zwerchwand  2200  Meter)  filiforme  voll 
am  1.  Juli,  während  in  gleicher  Höhe  und  Sonnenlage  an  der  Wild- 
seespitz C.  unifloriim  erst  Mitte  September  seine  volle  Blüthe  er- 
reichte. Ich  sah  Exemplare  unserer  Pflanzen  von  folgenden  Stand- 
orten : 

C.  latifolium  L.  Calabrien:  M.  Pollino  bei  Reggio  (Berger, 
Fr.-""^).  Piemont:  Alp.  Pedem.  (Moris  J.  5301),  Mont  Cenis,  ä  Rouche 
(Huguenin,  K.).  Savoyen:  Monte  Meri  (Comte,  Fr.).  Schweiz:  ohne 
Standort  (Schleicher,  J.  5249,  5251),  St.  Bernhard  (Favre,  Fr.),  Alp. 
Rhaetiae  (Rehsteiner,  herb.  Vindob.).  Tirol:  3Ionte  Cherle  in  Val- 
larsa  (Kerner),  Folgaria  (Christofori,  F.),  Tarnthaler  Kopfe  zwischen 
Navis  und  Waltens  (Kerner),  Laviss  (Obrist,  K.),  Hutzel  bei  Trins 
(Kerner),  Serlos  bei  Innsbruck  (v.  Heufler,  F.,  Kerner),  Steinjoch  bei 
Imst  (V.  Ebner,  K,),  Lafatscher  Joch  (v.  Heufler,  F.).  Ob  er  Öster- 
reich: Buchstein  (Grimburg,  K.),  Hoher  Priel  (Kerner).  Karpathen: 
Drechselhäuschen  (Haussknecht,  K.),  Gewont  in  der  Tatra  (Fritze), 
Poln.  Kamm  in  der  Tatra  (Welschky,  U.),  Stirnberg  in  den  ßelaer 
Alpen  (Fritze). 

C.  uniflorum  Mur.  Schweiz:  Rliönegletsclier  (Fritze),  Mittags- 
horn  im  Wallis  (Favrat,  herbarium  Vindob.),  Schwarzberggletscher  im 
Saasthale  (Becker,  herb.  Vindob.),  Riffblhorn  (Fritze),  in  Monte  Gries 
(Lagger,  Fritze),  Albula  (Aiideer,  Kern.).  Tirol:  St.  Moritz  im  Ob. 
Engadin  (Winkler,  U.),  Hochaipen  von  Langlaufers  bei  Nauders  (Uech- 
tritz),  Laaserthal  (Tappeiner,  F.),  Niederthal  im  Oetzthale  (Kerner), 
Hochwart  im  Vintscl>gau  (Tappeiner,  F.),  Ifinger  bei  Meran  (Haus- 
mann, F.),  Schnatserjöchel  (F.),  Längenthal  im  Stubai  (F.),  Thal- 
ferner in  Stubai  (Eschenlohr,  F.,  Hornthalerjoch  zwischen  Stubai  und 
Seirain  (Kerner),  Rosskogl  bei  Innsbruck  (Kerner,  v.  Heufler,  F.), 
Kalkkogl  bei  Innsi)ruck    (v.  Ebner,  K.),    Multcnjoch    bei    Trins  (Ker- 


*)  Fr.  =  Herbar  Fritze-Rybnik.  K.  =  Herbar  A.  v.  Kerner,  I.  = 
Innsbrucker  Universitätsherbar,  mit  der  betreffenden  Bogennummer,  F. 
=  Herb,  des  Ferdinandeums  in  Innsbruck,  U.  =  Herb.  R.  v.  üe  chtritz. 


26 

ner),  Tribiilaun  im  Obernberger  Tliale  (v.  Ebner,  K.),  Tarnthalerköpfe 
im  Navislhale  (Kerner),  Wildseespitz  im  Pfitschthale  (Kerner),  Pfitsch- 
joch  (v.  Heufier,  F.),  Plösseberg  bei  Brixen  (Schunck,  F.)  Alpen  bei 
Bozen  (Hausmann,  I.  5247,  F.),  Alpen  des  Pusterlhaies  (Stainer,  K.), 
Schiern  (Hausmann,  F.),  Sarnerscharte  am  Rittner  Hörn  (Hausmann. 
6.),  Herbanock  bei  Taufers  (v.  Sonklar),  Innervillgratten  (Sclieitz,  F.), 
Lesacheralpen  (Scheitz,  F.),  Lienz  (Scheitz,  F.),  Prax  (Hell,  F.), 
Moosgletscher  (Precht,  J.,  5250),  Zillerthal  (Gebhard.  F.),  Floiten- 
grund  im  Zillerthal  (Kerner),  Griesalpe  (Traunsteiner,  F.),  Griesstein 
bei  Kitzbüclil  (Traunsteiner,  F.),  Hopfgarten  (Scheitz,  F.)  Gr.  Vene- 
diger (Schonger,  U.),  Gemsgrube  am  Glockner  (Kratzmann,  I.  5248), 
Pasterze  bei  Heiligenblut  (Hentschel,  Fr.),  Gr.  Auche  bei  Piesendorf 
im  Pinzgau  (Sonklar).  Oberösterreich :  Moll-  und  Katschthal  (Pa- 
cher,  h.  Vindob.),  Radhausberg  bei  Salzburg  (Storch,  herb.  Sonklar), 
Reichardt  (Kotschy,  U.).  Steiermark:  Spadeck  (Angelis,  I.  5201), 
Sirbitzkogl  bei  Judenburg  (Strobl,  K.),  Eisenhut  bei  Turrach  (StrobI, 
K.).  Karpathen;  Kl.  Kohlbachthal  unterhalb  der  fünf  Seen  (Fritze). 
Norwegen:  Dovre  (Anderson,  Falk,  K.)- 

C.  filiforme  Schleich.  Schweiz:  ohne  Standort  (Schleicher, 
I.  5230,  5231),  Valais,  moraine  du  glacier  du  Trient  (Deseglise,  K.), 
Col  fenetre  (Favrat.  K.),  St.  Bernhard  (Thomas,  Fr.,  Haussknecht,  Fr.), 
Mittagshorn  (Favrat,  h.  Vindob.),  glacier  du  Passe  de  Bernina  (Masson). 
Tirol:  Röthenbuchthal  bei  Solden  im  Oetzthale ""')  (Tappeiner,  ,F.), 
Zwerchwand  im  Oetzthale  (Obrist,  K.),  Habicht  (Roth  nach  Celak.), 
Antholz  im  Pusterthal  (Huter,  K.). 

Aus  diesen  zahlreichen  Standorten  ergibt  sich  für  die  Verbrei- 
tung der  hier  behandelten  Arten,  dass  C.  filiforme  auf  den  verhült- 
nissmässig  kleinsten  Bezirk  beschränkt  ist.  Das  Areal  dieser  Art 
erstreckt  sich  nämlich  nur  über  die  begletscherten  Stocke  der  Cen- 
tralalpen  der  Schweiz  und  Tirols.  Der  östlichste  bisher  bekannt 
gewordene  Punkt  ist  bei  Antholz  im  Pusterthale.  —  Eine  weit  grös- 
sere Verbreitung  zeigt  C.  lalifolium  L.  Ausserhalb  der  Alpen  findet 
sich  dasselbe  in  den  oberungarischen  Karpathen  und  tief  bis  in  den 
Süden  der  ilal.  Halbinsel  auf  dem  M.  Polino  in  Calabrien.  Im 
Bereiche  der  Alpen  ist  dasselbe  in  den  südlichen  Ketten  in  Savoyen. 
Südschweiz,  Oberitalien  und  Südtirol  am  häufigsten,  seltener 
auf  den  Kalkstöcken  in  den  Centralalpen  und  zerstreut  durch  die 
Nordalpen  von  der  Schweiz  durch  Nordtirol  und  Baiern  bis 
auf  den  Buch  stein  an  der  Grenze  von  Oest  er  reich  und  Steier- 
mark. —  Das  grösste  Areal  besitzt  C.  uniflorum.  Die  Linie,  welche 
dieses  Areal  nach  Süden  zu  begrenzt,  liegt  zwar  bedeutend  nörd- 
licher als  die  analoge  Vegetationslinie  des  C.  latifolium,  aber  nord- 
wärts   erstreckt    C.  unifloruiri    seinen  Verbreitungsbezirk    weit    über 


*)  Diess  ist  der  älteste  Tiroler  Standort,  in  den  Dreissigerjahren  aufge- 
funden. Publizirt  und  ausgegeben  ans  Tirol  wurde  es  zuerst  von  Huter  ISßg 
in  seiner  ^„Enumeratio  verkäuflicher  Tirolerpflanzen",  also  sieben 
Jahre  vor  Celak ovsky's  Publikation  in  Oest.  Bot.  Ztg.  1876,  Nr.  7. 


27 

jenen  des  C.  latifoUum  hinaus  bis  auf  das  Dovregebirge  in  Skandi- 
navien. In  den  Centralaipen,  zumal  auf  den  hohen  Schieferbergen  ist 
C.  uniflorum  von  den  hier  behandelten  drei  Arten  die  häufig-ste  und 
geht  hier  noch  um  vieles  östlicher  als  C.  ßiforme,  nämlich  bis  auf 
den  Eisenhut  und  Sirbilzkogel  in  Steiermark  und  taucht  zudem  noch- 
mals in  den  Karpathen  auf.  Das  Substrat  scheint  auf  die  Verbreitung 
dieser  drei  Arten  insoferne  Einfluss  zu  nehmen,  als  C.  latifoUum 
vorlierrschend,  wenn  nicht  ausschliessend  auf  Kalk  und  Dolomit  vor- 
kommt, während  C.  iinifloriim  und  C.  filiforme  vorherrschend,  wenn 
nicht  ausschliessend  auf  Schieferboden  gefunden  werden.  Bemerkens- 
werth  ist  auch,  dass  sich  in  der  unmittelbarsten  Nähe  aller  Stand- 
orte, an  denen  C.  filiforme  gefunden  wurde,  mächtige  Gletscherre- 
viere ausdehnen. 

C.  filiforme  und  C.  uniflorum  kommen  mitunter  an  denselben 
Standorten  vor,  während  C.  latifoUum  kaum  jemals  gesellig  mit  einer 
der  beiden  anderen  Arten  angetroffen  wird.  Noch  verdient  vielleicht 
hier  erwähnt  zu  werden,  dass  sich  in  den  Tiroler  Centralaipen  in 
der  Nähe  des  Brenners  in  dem  durch  die  grosse  Mannigfaltigkeit 
der  geognostischen  Verhältnisse  ausgezeichneten  Gschnitzthale 
alle  drei  Arten  in  nächster  Nähe  finden,  und  zwar  C.  uniflorum  auf 
allen  Schieferbergen,  welche  über  7000  Fuss  aufragen,  C.  fiUforme 
auf  den  begletscherten  Gneissbergen  und  C.  latifoUum  auf  den  Kalk- 
und  Dolomitkuppen,  welche  dem  Schiefer  aufgesetzt  sind. 

Zum  Schlüsse  meiner  Arbeit  erfülle  ich  die  angenehme  Pflicht, 
allen  den  Herren,  welche  mich  mit  Material  und  Mittheilungen  unter- 
stützten, meinen  besten  Dank  zu  sagen,  der  sich  in  erster  Linie  an 
Herrn  Prof.  Dr.  v.  Kerner  und  dann  an  die  Herren  v.  Uechtritz, 
Fritze  und  Prof.  Peyrilsch  richtet. 

Innsbruck,  k.  k.  bot.  Garten,   im  Oktober  1877. 


lieber  *SUene  Ungeri  Fenzl. 

ilire  Synonyma  und  ihren  Verbreitiingsbezirk. 

Von  Th.  V.  Heldreich. 

Unter  den  von  G.  C.  Spreitzen  ho  fer  im  April  d.  J.  auf  den 
Jonischen  Inseln  gesammelten  Pflanzen  befindet  sich  auch  in  schönen 
Blüthenexemplaren  die  von  Unger  im  Jahre  1860  auf  Ithaca  ent- 
deckte und  von  Fenzl  beschriebene  Silene  Ungeri.  Bei  Vergleich 
der  mir  von  Spreitzenhofer  freundlichst  mitgetheillen  Exemplare 
mit  den  verwandten  Arien  der  griechischen  Flora  stellte  sich  in  un- 
zweilelhafter  Weise  die  Identität  meiner  i».  Aetolica  mit  S.  Ungeri 
heraus.  Es  ergab  sich  ferner,  dass  eine  von  Dr.  J.  Seh  rader  im 
Jahre  1872  auf  Corfu  gesammelte  Silene,  die  Dr.  Aschersohn, 
dessen  Güte   ich  ein  Originalexemplar  derselben  verdanke,    für   eine 


28 

neue  Art  hielt  und  S.  Rohrbachiana  zu  benennen  vorschlug,  von  S. 
Ungeri  auch  nicht  spezifisch  verschieden  ist.  In  Folge  des  Zusam- 
menfallens  der  zwei  genannten  Arten  mit  S.  Ungeri  erweitert  sich 
der  geographische  Verbreitungsbezirk  der  letztern  sehr  bedeutend: 
S.  Ungeri  ist  demnach  keine  auf  das  kleine  Ithaca  als  Seltenheit 
endemisch  beschränkte,  sondern  wie  es  scheint  eine  über  einen 
grossen  Theil  von  Westgriechenland  und  die  jonischen  Inseln  ver- 
breitete Art.  Konstatirt  sind  bis  jetzt  zwei  Standorte  in  Aetolien, 
der  klassische  in  Ithaca  und  der  Schrader'sche  in  Corcyra;  höchst 
wahrscheinlich  kommt  die  Pflanze  auch  in  Acarnanien  und  auf  der 
Insel  Leucas  (Santa  Maura)  vor.  Dass  ich  bei  Aufstellung  meiner 
S.  Aetolica  die  Identität  mit  S.  Ungeri  nicht  ahnte,  erklärt  sich  aus 
Folgendem.  Ich  hatte  diese  Pflanze  nicht  selbst  gesammelt  und  die 
mir  aus  Aetolien  zugeschickten  Exemplare  waren  meist  schon 
fruchttragend  und  nicht  im  besten  Zustande.  Boi ssier,  dem  ich  die 
Pflanze  vor  der  Publikation  mitgetheilt,  erklärte  sich  damit  einver- 
standen dass  sie  einer  neuen  Art  angehöre  und  bestätigte  aus- 
drücklich meine  Ansicht  bezüglich  naher  Verwandtschaft  derselben 
mit  S.  Cretica  Linn.  Nun  reiht  aber  Boi  ssier  die  S.  Ungeri  nicht 
bei  S.  Cretica  unter  seine  „§.  7.  Leiocalycinae",  sondern  in  der 
Nähe  von  S.  Cariensis  Boiss.  und  S.  rigidula  Sibth.  unter  seine 
„§.11  Rigidulae"  ein.  Originalexemplare  von  S.  Ungeri  hatte  ich 
damals  nicht  zu  meiner  Verfügung  um  mich  überzeugen  zu  können, 
dass  Boi  ssier  diese  Art,  wahrscheinlich  aus  Mangel  an  Früchten, 
irrthümlich  seinen  „Rigidulis"  zugetheilt  hat,  während  sie  ganz 
entschieden  unter  die  „Leiocalycinae"  zur  Gruppe  von  S.  Cretica 
gehört,  und  zwar  sowohl  wegen  der  Analogie  des  Habitus,  als  be- 
sonders auch  wegen  des  „calyx  fructifer  apice  contractus", 
während  der  Kelch  bei  der  Section  der  „Rigidulae"  „apice  non 
contractu s"  ist.  Fenzl  hatte  wie  es  scheint  auch  keine  guten 
Früchte,  denn  es  heisst  in  seiner  Beschreibung  „April,  floridam 
legit  am.  Unger"  und  das  Merkmal  des  an  der  Spitze  geschlos- 
senen Fruchtkelches  wird  nicht  erwähnt.  Vermuthlich  hatten  die 
Unger'schen  Exemplare  auch  keine  Kapseln  mit  reifen  Samen,  und 
da  Fenzl  und  ßoissier  die  Pflanze  nur  nach  dessen  Exemplaren 
kannten  und  beschrieben,  ist  es  leicht  erklärlich,  dass  Fenzl  die 
Samen  mit  „dorso  late  canaliculato",  und  ßoissier  ebenfalls 
als  „dorso  canaliculata"  beschrieben  hat,  denn  der  minutiöse 
Charakter  des  gefurchten  oder  ungefurchten  Rückens  ist  bei  unent- 
wickelten Samen  nicht  deutlich  ausgesprochen  und  kaum  zu  er- 
kennen. Die  reifen  Samen  unserer  Silene  sind  aber  auf  dem  Rücken 
eben  (planiuscula),  ja  öfters  sogar  etwas  konvex  (convexiuscula), 
denen  von  S.  Cretica  sehr  ähnlich,  nur  in  der  Färbung  etwas  ver- 
schieden, indem  sie  bei  letzterer  schwarzbraun,  bei  der  unsein  aber 
aschgrau  und  etwas  grösser  sind.  Ueberliaupt  steht,  wie  schon  be- 
merkt, 8.  Ungeri  der  S.  Cretica  am  nächsten,  ja  ich  möchte  fast 
sagen,  dass  sie  gewissermassen  eine  grossblüthige  S.  Cretica  dar- 
stellt,   jedenfalls   aber  durch  die   wenigstens   um   die   Hälfte   längern 


29 

Kelche,  die  grossen  ganzrandig-en  Fetalen  und  das  längere  Carpophor 
sehr  ausgezeichnet  ist. 

Ich  halte  es  nicht  für  überflüssig  mit  Hilfe  des  mir  nun  reich- 
licher zur  Verfügung  stehenden  Materials  hier  eine  vervollständigte 
Diagnose  von  S.  Ungeri  zu  geben. 

Silene  Ungeri  Fenzl  in  Dr.  F.  Unger,  wissenschaftl.  Ergeb- 
nisse einer  Reise  in  Griechenland  und  in  d.  jonischen  Inseln,  8**. 
Wien.  1862  p.  136;  Boiss.  Flor.  Orient  I.,  p.  601. 

Syn.  S.  Aetolica  Heldr.  Sertulum  plant,  nov.  Florae  Hellen.  8°. 
1876,  p.  15,  et  in  Atti  del  Congresso  internaz.  bot.  tenuto  in  Firenze 
nel  Magg.  1874.  8^  Firenze  1876,  p.  239.  S.  Rohrhachiana  Ascher- 
sohn Mss.  ex  ipso! 

S.  annua ,  inferne  minute  puherula ,  caule  superne  stricte 
ramoso  dichotomo  ,  rarius  a  basi  ramoso  ,  glahriusculo  internodiis 
superioribus  viscido ,  foliis  radicalibus  rosulatis  obovato-oblongis 
spathulatis  obtusis  pubescentibus  ciliolatis,  supernis  plus  minus  an- 
guste  lanceolato-linearibus  acutis,  cyma  corymbosa  terminali  ple- 
rmnqiie  multiflora^  pedicellis  gracilibus  primariis  calyce  duplo  lon- 
gioribus,  calyce  longe  davalo  minvte  wnbilicato  eximie  nervosa 
nervis  10  purpurascentibus ,  glabrato  v.  ad  nervös  sparsim  hirto, 
dentibus  ovato-triangularibus  acutis  angnstissime  membranaceo- 
marginntis ,  fructifero  apice  contracto,  petaloruni  lamina  ampla 
purpurea  obovato-spathulata  apice  rotundata  v.  nix  retusa,  coronae 
laciniis  elongatis  lanceolafo  -  linearibus,  Capsula  ovato-oblonga  car- 
pophoro  ea  parum  breviore  ,  seminibus  cinereis  facie  planis  dorso 
planiusculis,  obtuse  tuberculalis. 

Int  er  Silene  s  Ser.  I.  Annuas  in  sectione  Leiocalycinarum 
Boiss.  prope  S.  Creticam  Linn.  collocanda.  Caulis  6-pollicaris- 
pedalis  et  in  planta  Aetolica  ultra  bipedalis;  folia  radicalia  P/^. — ^~ 
pollic;  pedicelli  primarii  2 — P/.^-pollic.;  Calyx  saepius  7  lineas 
circiter  longus;  petalorum  lamina  longitudine  aliquantum  variabilis, 
in  speciminibus  Ithacae  4 — 3  lin.  longa.  2 — P/2  lin.  lata,  in  planta 
Corcyrensi  parum  angustior;  Capsula  4^/^ — 4  lin.  longa:  carpopho- 
rum  3  —  2^ /„-lineare.  H abitat  in  Aetolia,  ad  radices  montis 
Arapokephala  prope  y^Khani  Zachaniches^  inter  Prustova 
et  Prusso,  flor.  et  fruct.  d.  26.  Jul.  18H7  Sntnarilani  et  Guic- 
ciardU:  et  circa  Mesolongion,  Mai.  1860  et  aestate  1872  Dr. 
]\iederJ;  in  insulae  Ithacae  graminosis  aridis  versus  ßn.  April. 
1860  Dv,  Fr.  Inger,  ibid.  in  fruticetis  inter  oppidum  Vathy  et 
^Marina^,  flor.  d.  21  April.  1877  G.  C.  Spreitzenhofer!;  in 
monfe  S.  Salvador e  ins.  Corcyrae,  flor.  d.  10  Mai.  1872  Dr.  J. 
Schrader  I 

Es  gehl  schliesslich  aus  obiger  Zusammenstellung  der  bisherigen 
Fundorte  und  Daten  hervor,    dass    die  Ehre    der    ersten  Entdeckung 
eigentlich  den  um  die  Kenntniss  der  griechischen  Flora  hochverdien- 
ten italienisclien  Reisenden  Samarilani  und  Guicciardi  gebührt. 
Athen,  den  8.  November  1877. 


30 

Das  Pflanzenreich 
anf  der  Wiener  Weltansstelliing  im  Jahre  1873. 

Notizen  über  die  exponirlen  Pflanzen,  Pflanzenrohsloffe  und  Produkte,  sowie  über  ihre  bildlichen  Darstellungen. 
Von  Franz  Antoine. 

(Fortsetzung.) 

Kaatschuk,  Harze,  Gummi. 

Acacia  Angico  Mart.  (Angico).  Gummi. 
Haucornia  speciosa  Gom.  (Mangabeira).  Kautschuk. 
Jatoha  Jetaiba  (Copal?).  Harz. 

Wachs. 

Copernicia  cerifera  Mart.  (Carnauba-  oder  Ceara-Wachs).  Das  Wachs 
wird  von  den  abgeschnittenen  Blattern,  an  welchen  es  zu  bei- 
den Seiten  die  Oberfläche  überzieht,  durch  heftiges  Schütteln  in 
Schuppenform  gewonnen.  Die  Oberseite  ist  mit  einer  dickeren 
Schichte  bedeckt  und  lost  sich  bei  dieser  mechanischen  Ein- 
wirkung leicht  ab,  schwieriger  löst  es  sich  von  der  Rückseite, 
da  die  Schichte  diinner  ist  und  fester  anliaftet. 

Exportirt  werden   davon    jährlich  871.400  Kilogr.    und    im 
Lande  verbraucht  man  734.500  Kilogr. 

(Fortsetzung  von  Seite  348  v.  J.  Siehe  Seite  3S2  v.  J.) 

üahrnngsmittel. 

Caffea  arabica  L.  aus  vielen  Gegenden. 
—  microcarpa  R.  P.  (Cafe  Moka). 

Die  beiden  hier  angeführten  Sorten  werden  in  Guadeloupe 
am    häufigsten    gebaut,    doch    hat    die    KafFee-Ernte    quantitativ 
wesentliche  Beeinträchtigungen  erlitten,  wovon  der  Grund  in  den 
verheerenden  Kriegen,  in  den  Krankheiten  an  der  Pflanze  selbst 
und    in    den    vernichtenden    Stürmen  zu  finden  ist,    welche    das 
Land  verheerten. 
Cassia  occidentalis  L.  Als  KafFeesurrogat  verwendet. 
Psychotria  citrifolia  Sw.  (Cafe  montagne). 
Theobroma  Cacao  Adams. 

Gewürze. 
Caryophyllus  aromaticus  L.  (Clou  des  girofles). 
Hibiscus  Abelmoschus  L.  (Ambrette). 
Myristica  moschata  Thumb.  (Muscades). 
Myrtus  acris  Sw.  (Poivre  de  la  Jamaique). 
Vanilla  Pomponia  Schiede  (Vanilion). 
—  planifoUa  Andr.  (Vanille  loiigue  plate). 

KoDserveu  uud  Liqueure. 


Barbadines,  Gelee  de. 

Citronen. 

Psidium  pomiferum  L.   ((ioyaves). 


Zingiber  offic'male  Rose.  (Ginger). 
Rliuni  aus  Melasse. 
Aprikosenblüthen-Liqueur. 


31 

0  e  l  e. 

Aleurites  triloba  Forst.    (Noix  chandelle).     Davon    wird    Oel  für    die 

Oelmalerei  gewonnen. 
Calophyllum  Colaba  (Noix  de  Galba)  liefert  vorzügliches  ßrennöl. 
Lucuma  mammosum  Gaert.  fil.  (Sapote). 
Oreodoxa  oleracea  Mart.  (Palmiste  ä  colonne). 
—  regia  H.  B 

finmini  and  Harze. 

Bursera  gummifera  L.  (Resine  de  Goinart). 
Hymenaea  Cyourharil  L.  (Resine  animee). 

Gerbe-  nnd  Färbcpflauzen. 
Bixa  Orellana  L.  (Rocou). 
Malpighia  spicata  Cav.  (Moureiller). 


2.  Martinique. 

Der  vulkanische  Boden  dieser  der  französischen  Regierung  ^an- 
gehörigen  Antillen-Insel  beherbergt  an  20.000  Hektaren  Waldungen, 
welche  aus  Bäumen  bestehen,  deren  Holz  für  viele  Zwecke  dienen 
würde,  aber  wegen  Mangels  an  Kommunikationsmitteln  grösstentheils 
unbenutzt  bleiben  müssen. 


fiolzmuster. 


Acacia  scleroxylon  Tupac  (Tendre 

ä  caillou). 
Adenanthera  Pavonia  L.  (Condori). 
Andira  inermis  H.  B,  (Angelin). 
Bamhusa  arundinacea  Retz.  (Bam- 

bou). 
Bignonia  sp.  (Ebene  verte). 
Cainito  pomiferum  Tussac  (Caini- 

tier). 
Casnarina  equisetifoUa  Forst. 

(ßois  de  Filao). 
Cocos  nucifera  L.  (Cocotier). 
Diospyros  Mabola  Ro\b.  (Mabolo). 
Fagara  tragodes  L.  (Noyer  des 

Antilles). 


Ficus  elastica  Roxb. 

Garcinia  Mangostana  L.  (Man- 
goustan), 

Haemaloxylon    campechianvm    L. 
(Campeche). 

Holygarna  longifolia  Roxb.  (Mau- 
gier a  grappes). 

Inga  Bvrgoni  DC. 

Mangifera  indica  L.  (Mangouir). 

Myrtus  acris  Sw.  (Bois  d'  Inde). 

Orhroma  Lagopus  Sw.  (Bois-flot). 

Pknniera  sp.  (Franchipanier). 

Prunus  sphaerocarpa  Sw.  (Noyau). 

Tamarindus  indica  L.  (Tamarin). 


IHedizinalpflaozen. 

Andira  racemosa  Lain.  (Angelin)  Rinde. 
Anona  muricala  L.  (Corassal)  Blätter. 
—  squamosa  L.  (Atte  ou  pomme  cannelle.) 
Atropa  arborescens  L.  (Belladonna)  Blätter. 
Araliu  arburea  L. 


32 

Bignonia  unguis  L.  (Alexitere). 

Bittera  febrifuga  Belang.  (Bois  de  St.  Martin)  Blätter. 

Carapa  Guianensis  Aubl.  Rinde. 

Caryota  urens  L.  Same. 

Cassia  alata  L.  (Herb,  ä  dartres)  Blätter. 

—  hrasiUana  Lam.  (Casse)  Blätter. 

—  ßstulosa  L.  (Casse). 

Cecropia  pellata  L.  (Bois  canon)  Rinde  und  Blätter. 
Cerasus  sphaerocarpa  Loisl.  (Noyau). 
Cinchina  sp.  (Quinquina). 

—  nitida  (Ouinquina  R.  P.  luisant). 
Chloris  radiata  Sw.  (Pied-poule). 
Citrus  Medica  L. 

Dorstenia  brasiliensis  Lam.  (Contrayerva)  Blätter  und  Wurzein. 

Egletes  Domingensis  Casin  (Verveine  Caraibe). 

Erytroxylon  Coca  Lam.  (Yerba  coca). 

Exostemma  floribundum  R.  S.  (Quinquina  Piton). 

Guajacum  officinale  L.  (Gujac). 

Guazuma  ulmifolia  DesF.  (Ormo  pyramidal). 

Guikindina  Bonducella  L.  (Yeux  de  chat). 

Heliconia  caribaea  Lam.  (Balisier). 

llex  Paraguariensis  St.  Hil.  (Mate). 

Jatropha  multißda  L.  (Medicinier). 

Laurus  Persea  L.  (Avocatier). 

Lantana  Cannara  L. 

Mangifera  indica  L.  (Manguier). 

Plumbago  scandens  L.  (Dentelaire). 

Plumiera  rubra  L.  (Franchipanier). 

Quassia  aniara  L.  (Quinquina  de  Cayenne). 

Sapota  Achras  Mill.  (Sapotillier). 

Saumgesia  erecta  Spr.  (The  montagne). 

Scutellaria  purpurascens  Swartz  (Toque  de  la  Havane). 

Simaruba  excelsa  DC.  (Bois  de  St.  Martin). 

—  officinalis  DC. 

Solanum  triste  Jacq.  (Bois  caca). 

Spermacoce  sp.  (Herbe  ä  cornette). 

Spigelia  Anthelmia  L.  (Herbe  ä  la  Brinvilliers). 

Stachytarpheta  Jamaicensis  Valil.  (Verveine  queue-de-rat). 

Swietenia  Mahagoni  L.  (Acajou)  Rinde. 

Tecoma  leucoxylon  Mart.  (Ebene  verte). 

Uvaria  odorata  Lam.  (Canang). 

Nahrungs-  und  Oenassmittel  etc. 

Acacia  Farnesiana  Willd.  (Fleurs  de  Cassie). 
Caryophyllus  aromaticus  L.  (Clous  de  girofle). 
Cinnamomum  verum  Sweet  (Cannelle). 
Coumarouma  odorata  Aubl.  (Feves  de  Tonka). 
Coffea  arabica  L.  in  vielen  Mustern. 


33 


Hibiscus  Abelmoschus  L.  (Gombo  musque). 

Mangifera  ind'ica  L.  Branntwein  aus  Mangels, 

Myristica  inoschata  Tliunb.  (Muscades  et  macis). 

Myrtus  acris  Sw.  (Bois  d'  Inde). 

Teobroma  cacao. 

Tabak,  roh  und  in  Zigarrenform. 

Mehle. 


Artocarpus  incisa  L.   fil.   (fruit  ä 

pain). 
Arvm  esculentum  L.  (Choucaraibe). 
Canna  edulis  Ker.  (Toloman). 
Convolvolus   £atatas    L.     (Patate 

douce). 
Jatropha  Manihot  L.  (Manioc). 


Mangifera  indica  L.  (Mango). 
Maranta  arundinacea  L,  (Arrow- 

root). 
Musa  paradisiaca  L.  (Bananes). 
Phryniwn     dychototnum     Roxb, 

(Arrowroot  de  Barbades). 
Zea  Mays  L.  (Mais). 


0  e  1  e. 


Arachis  hypogaea  L.  (Pistache  de 

terre). 
Adenanthera  Patoniana  L.  (Con- 

dori). 
Calophyllum  CalabaJacq.  (Galaba). 
Carapa  Guianensis  Aubl.  (Carapa). 
Cocos  nucifera  L.  (Noix  de  coco). 
Heritiera  Uttoralis  Ait. 
Lucuma     mammosum     Gärt.      fil. 

(Graines  de  Sapote). 
Moringa  pterosperma  Giirt.    (Ben 

aile). 


Pachira  aquatica  Aubl.  (Chataigne 

de  la  Guyane). 
Pandanns  obeliscus  Pet.  Th.  (Vacoa 

obelisque). 
Pekea  ternata  Poir. 
Ricinus  africanus  Mill. 
Sapindus  Saponaria  L.  (Savonette). 
Sesamum  Orientale  L.  (Gigiri). 
Swietenia  Mahagoni  L.  (Acajou). 
Syagrus  amara  Marl.  (Petits  cocos). 
Theobroma  Cacao  Adans. 


(Fortsetzung  folgt.) 


Berichtigung. 

In  der  November-Nummer  dieser  Zeitschrift  veröffentlichte  ich 
einige  Notizen  unter  dem  Titel  „Beiträge  zur  Flora  von  Niederöster- 
reich."  In  dieselben  hat  sich  eine  unriciitige  Angabe  eingeschlichen. 
Vicia  lutea  L.  ist  nämlich  schon  im  Jahre  1873  von  Franz  v.  Höhnel 
auf  dem  Laaerberge  gefunden  worden,  also  für  Oesterreich  nicht 
mehr  neu. 


Wien,  8.  Dezember  1877. 


T.  Em.  Hibsch. 


-^^2^3^ 


Oeeterr.  botan.  Zeitschrift.  1.  Heft.  1878. 


34 

Literaturberichte. 

Schiitziniltel  der  Pflanzen  gegen  Thiere  und  Wetfernngiinst  nnd  die 
Frage  vom  salzfreien  IJrnioere.  Studien  über  die  Phytophylaxis  und 
Phytogenesis.  Yon  Otto  Kuntze.  (Gratisbeilage  zur  botan.  Zeitung)  Leipzig, 
Artliur  Felix.  -1877.  8.  151  S. 

Diese  Publikation  enthält,  wie  schon  aus  dem  Titel  ersichtlich 
ist,  zwei  Abhandlungen  verschiedenen  Inhaltes.  In  der  ersten  (S.  5 — 
91)  behandelt  der  Verfasser  die  sehr  mannigfaltigen  Mittel,  durch 
welche  sich  die  Pflanzen  gegen  sie  schädigende  Tiiiere  und  gegen 
die  Ungunst  der  Witterung  zu  schützen  vermögen.  Er  schlagt  für 
diese  Partie  der  Botanik  den  Namen  Phytophylaxis  vor.  Kuntze's  Ar- 
beit bringt  eine  gute  Zusammenstellung  der  zahlreichen  über  diesen 
Gegenstand  in  der  botanischen  Literatur  zerstreuten  einzelnen  Angaben 
und  fügt  ihnen  viele  eigene  Beobachtungen  hinzu.  Dieselben  betreffen 
meist  exotische  Pflanzen,  von  welclien  der  Verfasser  wahrend  einer 
von  ihm  unternommenen  Reise  um  die  Welt  Studien  in  der  ober- 
wähnten  Richtung  zu  machen  Gelegenheit  hatte.  Doch  kann  nicht 
unerwähnt  bleiben,  dass  manche  Deutungen  Kuntze's  etwas  gezwungen 
ersciieinen;  so  dürfte  z.  B.  seine  Ansicht  über  das  Blatt  von  Dro- 
sera, nach  welcher  die  reizbaren  Tentakel  als  auf  den  Mittelnerv 
reduzirte  Blattfläclien,  die  sogen.  Blattspreite  aber  als  verbreiterte 
Blattstiele  aufzufassen  wären  (S.  39),  kaum  den  thatsächlichen  Ver- 
hältnissen entsprechen.  In  der  zweiten  Abhandlung  (S.  91 — 146)  ver- 
sucht der  Verfasser  den  Nachweis  zu  führen,  dass  das  Urmeer  zu 
jener  Zeit,  als  in  ihm  die  ersten  Gewächse  entstanden,  salzfrei  ge- 
wesen sei,  und  dass  es  erst  später  salzhaltig  wurde.  Dieser  Aufsatz 
ist  namentlich  für  Geologen  und  Paläontologen  von  Interesse,  er  sei 
denselben  zur  eingehenden  Beaclitung  empfohlen.  Ein  genaues  Register 
erleichtert  das  schnelle  Auffinden  der  Angaben  über  die  zahlreichen, 
in  den  vorliegenden  zwei  Abhandlungen  besprochenen  Pflanzen,     R. 

Borbäs  Vincze,  Rövid  floristikai  közlemenyeli  (Kurze  floristische  Mit- 
theilungen). 

Unter  obigem  Titel  liefert  der  Verfasser  in  dem  Organe  der 
k.  Ungar,  naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  (Termeszet  tudomanyi 
közlöny)  zu  Budapest  einige  werlhvoUe  Beiträge  zur  Flora  der  Lan- 
des-Hauptstadt  und  des  Tieflandes.  Hervorzuheben  sind;  Älisma  ar- 
cuatum  Michalet  mit?,  Hieracium  pallidum  Biv.  var.  crinigerum  Fr., 
Verhascum  Bastardi  R.  et  Seh.  und  Bunium  montannm  Koch.  Für 
die  beim  Herkulesbad  vorkommende,  von  der  Krainer  und  Istrianer 
Athamanta  Matthioli  verschiedene  Pflanze  bringt  der  Verfasser  die 
Namen  Ä.  elata  Griseb.  oder  A.  hungarica  Borb.  in  Vorschlag.       K. 

Borbäs  Vincze,  IVehäny  Roripa  eddig  liazc'mlvböl  isnieretlen  hybridjei- 

röl    (Ueber    einige  bisher   aus    Ungarn   unbekannte   Bastarte   der  Gattung 
Roripa). 

Die  vorliegende  Notiz  erschien  in  der  Zeitschrift  des  ungar. 
Mittelschullehrer  -  Vereines  (Az  orszagos  közeptanodai  tanärogylet 
közlonye)    und  werden  in  derselben  besprochen:    a)  Roripa  subglo- 


35 

hosa  (R.  sihestris  X  amphibia),  6)  R.  repens,  c)  R.  harharaeoi- 
des  Tausch,  ferner  R.  Neograde7isis  (R.  amphibia  X  austriaca)  und 
R.  hiuigarica  (R.  auslriaca  X  amphibia).  R.  Danubialis  ist  wahr- 
scheinlicli  ein  Mischling  von  R.  sihesfris  var.  incisa  (Koch)  und  R. 
prolifera,  doch  bedarf  letzterer  noch  einer  endgiltigen  Untersuchung. 

K. 

Janka  Victor  v,,  Generis  Iris  species  novae.  Separat-Abdruck  aus  dem 
vierten  Hefte  der  „Termeszetrajzi  fiizetek  (Budapest  1877).  4  S.  8"  mit 
1  kolor.  Tafel. 

Der  als  eminenter  Kenner  der  Galtung  Iris  ])ekannfe  Autor 
bietet  uns  in  der  vorliegenden  Arbeit  die  Beschreibung  von  vier 
neuen  Iris- Arten,  die  er  theils  selbst  aufgefunden  oder  von  seinen 
Korrespondenten  erhalten.  Es  sind  diess  /.  balkana  (bei  Kalofer  in 
Thrazien),  /.  melUta  (/.  pumila  Griseb.  Spie.  pr.  p.,  bei  Philippopel), 
/.  Sintenisii  (Thrazien:  Fridvaldszky  un(l  Dobrudscha:  P.  Sintenis) 
und  /.  lorea  (Terra  d'Otranto:  Porta  und  Rigo).  Die  Beschreibungen 
sind  sorgfältig  abgefasst  und  die  beigegebene  kolorirte  Abbildung 
der  /.  balkana  besonders  gelungen.  K. 

Jahrbuch  des  sehlesischen  Forst-Vereines  für  1876.  Breslau  1877,  VI 
und  494  S.  8"  mit  13  Holzschnitten. 

Aus  dem  inhallsreichen  Bande  sind  besonders  hervorzuheben: 
1.  Die  Mutter  unserer  Pyrainideneiche  von  Petzold.  Eine  interessante 
historische  und  forstwissenschafiliche  Studie.  2.  lieber  Häuserschvvamin 
und  dessen  Bekämpfung.  3.  Uel)er  Graf  Matuschka's  Flora  von  Schle- 
sien. Eine  Reminiscenz  an  den  Verfasser  der  vor  einem  Jahrhunderte 
publizirten  Flora  Schlesiens  mit  biograpliischen  Einzelheiten.  4.  Ueber 
Pnanzenmetamorphoscn.  Die  drei  letztgenannten  Aufsiitze  haben  den 
Geh.  Medizinal-Ratii  Prof.  Dr.  Goeppert  zum  Verfasser.  K. 

Populäre  Botanik  oder  fassliche  Anleitung  zur  Kenntniss  der  Pflanzen  für 
Schule  und  Haus.  Von  Ch.  F.  Hochstetter.  Vierte  Auflage,  neu  bear- 
beitet von  Wilhelm  Hochstetter.  lü.  Band.  Angewandto  Botanik. 
3äö  Seiten  in  Gr.  Okt.  Mit  84  Abbild,  auf  7  Tafeln.  Stuttgart  1877.  Ver- 
lag von  Schickhart  und  Ebner.  (Pi'eis  10  Mark.) 

Mit  dem  soeben  erschienenen  III.  Bande  ist  nun  die  4.  Auflage 
der  Hochstetter'schen  Populären  Botanik  vollständig  beendigt.  Nach- 
dem der  erste  Band  die  allgemeine,  der  zweite  die  spezielle 
Botanik  und  der  beigegebene  Blüthenkalender  eine  Anleitung  zum 
Selbstbeslimmen  der  Pflanzen  gegeben  hat,  gibt  nun  dieser  dritte 
Band  die  angewandte  Botanik,  die  Beschreibung  der  Kulturpflanzen, 
der  Pflanzen,  die  in  Haus  und  Kiiche,  in  den  Gewerben  und  Künsten 
sowie  in  den  Apotheken  benützt  werden.  Er  umfasst  zunächst  im 
ersten  Garten  die  nutzbaren  Holzpflanzen,  unsere  Obstbäume  und 
Obslslräucher,  die  Nulzbäume  und  Sträucher  (Laub-  und  Nadelhölzer) 
der  kälteren  Zone,  sowie  die  immergrünen  und  Palmenliolzer  der 
heissen  Erdstriche.  Dann  folgen  im  zweiten  (harten  die  nutzbaren 
Krautiiflanzen.  die  Futlerkräuler,  die  Gemüsepflanzen  und  die  Handels- 
und Gewerbspflanzen.     Der    dritte    Garten    beschreibt    die    nutzbaren 


36 

Graspflanzen,  die  Futter-,  Getreide-  und  baumartigen  echten  Gräser, 
sowie  die  unechten  Gräser,  die  Binsen,  Simsen  und  Kolbengräser. 
Der  vierte  enthält  die  nutzbaren  lilienartigen  Pflanzen,  die  Nutz- 
und  Zierzvviebeln,  sowie  die  lilien-  und  orchisartigcn  Knollenpflanzen. 
Im  fünften  sind  die  einheimischen  und  die  ausländischen  Wasserkräuter, 
im  sechsten  die  einheimischen  und  ausländischen  nutzbaren  Farne 
und  im  siebenten  die  Arznei-  und  Giftpflanzen  beschrieben.  Ange- 
hängt ist  ein  alphabetisches  Verzeichniss  der  in  der  Homöopathie 
gebräuchlichen  Pflanzen,  sowie  eine  Abhandlung  über  die  sogenann- 
len  insektenfangenden  Pflanzen.  Art  der  Behandlung  und  Styl  ist  wie  in 
den  früher  erschienenen  Bänden  populär,  ohne  der  Wissenschaftlich- 
keit etwas  zu  vergeben ;  die  einzelnen  Arten  sind  scharf  getrennt, 
ihre  entscheidenden  Merkmale  deutlich  hervorgehoben,  so  dass  ein 
vorliegendes  Exemplar  leicht  bestimmt  werden  kann;  überdiess  ist 
bei  jeder  Art  ihr  Nutzen  und  bei  den  Giftpflanzen  der  Schaden  an- 
gegeben und  bei  den  wichtigeren  Pflanzen,  die  eine  bedeutende 
Rolle  in  der  Geschichte  der  Menschheit  spielen,  sind  auch  noch  die 
merkwürdigsten  historischen  Momente  und  ihre  allinälige  Verbreitung 
ziemlich  ausführlich  erzählt.  Mit  Recht  kann  man  also  sagen,  dass 
der  dritte  Band  den  ihm  zugewiesenen  Stoff  ebenso  vollständig  er- 
schöpft, wie  es  der  zweite  Band,  die  spezielle  Botanik,  in  Bezug  auf 
die  in  Deutschland  wildwachsenden  Pflanzen  gethan  hat. 


Correspondenz. 

Budapest,  am  H.  Dezember  1877. 
Ich  verglich  neulich  das  Original  der  Centaurea  arenaria  MB. 
Willd.  herb,  mit  unseren  Formen  der  C.  arenaria,  und  es  stimmt 
mit  jener  Form  am  besten  überein,  welche  Prof.  Kerner  (Vegetations- 
verhältn.  Nr.  975)  vorläufig  als  C.  banatica  bezeichnete.  Centaurea 
arenaria  Szovits,  Läng  (herb.  Ruth.)  et  Kern.  (1.  c.)  weicht  durch  das 
Anthodium  von  Bieberstein's  Originale  auch  nicht  ab,  aber  durch  die 
breiteren,  dicht  weissfdzigen  Blattzipfel  und  Stengel  bildet  sie  eine 
var.  tomenfosa.  —  Cent.  Tauscheri  Kern,  fand  ich  heuer  bei  Pills 
massenhaft,  bei  welcher  die  Spitzchen,  von  denen  das  Anhängsel  ab- 
geschlossen wird,  bedeutend  gross  erscheinen.  Auf  die  Spitzchen  der 
Anhängsel  kann  man  aber,  wie  auch  bei  den  übrigen  Centaureen, 
auch  bei  C.  arenaria  M  B.  und  ihre  Formen  wenig  Gewicht  legen, 
und  wird  dieses  Merkmal  von  Ledebour  der  Sect.  Acrolophus  DC.  als 
Charakter  zugeschrieben.  Auch  C.  coriacea  W.  Kit.  (C.  Sadleriana 
Jk.)  sammelte  ich  bei  dem  Monorer  Walde  mit  dornigen  Anhängseln. 
—  C.  iherica  Trev.  fand  ich  in  dem  Szörenyer  Komitate  auch  bei 
Plugova.  Bei  Orsova,  wo  sie  zuerst  Erzbischof  Dr.  Haynald  aufge- 
funden hat,  ist  sie  häufig.  Man  kann  sie  von  der  ähnlichen  C.  Calci- 
trapa  L.,  welche  auch   bei  Tornya   c.   Csanäd   und    bei    Bckes-Gyula 


37 

vorkommt,  auch  durch  das  breilere,  am  Grunde  abgestutzte  Antho- 
dium  leicht  unterscheiden.  In  Kroatien  fand  ich  neben  dem  Bupleu- 
rum  exallatum  MB.!  (ß.  Siblhorpiamim  Sm.,  B.  baldense  W.  Kit. 
non  alior.),  welclies  ain  Velcbit  hiiufig  vorkommt,  auch  B.  cernuum 
Ten.  (B.  exaltatum  Koch)  an  der  Visevica  bei  Fuzine  und  am  Rysniäk. 
—  Onohrijchis  Tommasinü  Jord.  kommt  auch  im  Recinathale  bei 
Fiume  vor.  Ich  habe  jetzt  hinreichendes  Material  zur  Vergleichung 
dieser  Art,  niclit  al)er  so  viel  von  jener  Form,  die  ich  0.  Visianii 
nannte.  Gewisse  Formen  der  0.  Tommasinü  kommen  jenen  der  0. 
Visianii  sehr  nahe,  aber  die  Früchte  letzterer  sind  weit  dorniger, 
die  Dorne  sind  länger  und  stellen  in  2 — 3  Reihen  an  beiden  Seiten 
der  Früchte.  Borbäs. 

ürbach  in  Hannover,  6.  Dezember  1877. 

Ein  Irrthum  oder  Namensverwechslung  in  dem  diessjahrigen 
Prospekt  des  Herrn  Dr.  B.initz  in  Königsberg  veranlasst  mich  zu  der 
Bitte  einigen  Bemerkungen  die  Spalten  Ihres  Blattes  öffnen  zu 
wollen.  Es  betrifft  die  in  den  Gipsbergen  des  Vorharzes  an  einigen 
wenigen  Orten  vorkommende  Form  der  Arabis  alpina,  die  Herr  Dr. 
Biinitz  identisch  mit  der  mir  sonst  unbekannten  Varietät  crispafa 
Willd.  gefunden  hat.  In  dem  gedachten  Prospekte  wird  nun  diese 
Pflanze  als  von  mir  entdeckt  irrthümlicher  Weise  bezeichnet.  Es 
wird  das  auf  einem  Lapsus  meinoriae  oder  Namensverwechslung 
beruhen,  indem  ich  bei  Mittheilung  einiger  Exemplare  der  schönen 
Arabis  alpina  erwähnte,  dass  ich  itn  Jahre  1876  das  Glück  hatte, 
die  bisher  in  Thüringen  nicht  beobachtete  Omphalodes  scorpioides 
an  einer  Stelle  des  KylThausergebirges  in  ziemlicher  Anzahl  aufzu- 
finden, über  welchen  Fund  Herr  Professor  Dr.  Irmisch  in  Sonders- 
hausen sehr  erfreut  sich  äusserte.  Was  die  Arabis  alp.  jedoch  an- 
betrifft, so  sind  deren  Entdecker  in  hiesiger  Gegend  der  bekannte 
Wallroth  und  gleichzeitig  der  noch  lebende  Pastor  Stölting  jetzt  zu 
Bergen  an  der  Dumme,  wie  derselbe  mir  vor  Jahr  und  Tag  selbst 
mitgetheilt  hat.  Ihm  verdankt  Hampe  in  seiner  Harzflora  die  meisten 
Angaben  aus  dieser  Gegend.  Der  von  Hampe,  Meyer,  Garcke  ange- 
gebene Standort  der  Arabis  alp.  ist  gegenwärtig  theils  schon  ver- 
nichtet, theils  sehr  gefährdet  (lurch  Gipsbrüche,  die  ihn  von  zwei 
Seiten  einschliessen.  Namentlich  eine  Stelle,  wo  ich  vor  mehreren 
Jahren  die  schönsten  Hoste  von  8  —  12  mächtigen  Rosetten  an  einem 
Stengel  und  dichten  nickenden  Blütlientrauben  beobachtete,  deren  An- 
blick eine  Pracht  war,  ist  vollständig  verschüttet  und  nur  einzelne  kleine 
Höstclien  sind  am  Rande  der  Zerstörung-sstelle  geblieben.  Ich  habe 
jedoch  zu  meiner  Freude  das  Glück  gehabt,  an  einer  ganz  andern 
Stelle  einen  zweiten  Standort  im  vorigen  Jahre  ganz  unerwartet  zu 
finden,  und  einen  dritten  in  diesem  Jahre,  ersteren  in  Gesellschaft 
meines  Freudes  Schambach  in  Northeim,  der  mir  bei  dieser  Gelegen- 
heit die  Miltiieilung  hier  erlauben  wird,  dass  er  vor  einigen  Jahren 
im  Oberharze  einen  neuen  Standort  der  Linnaea  borealis  entdeckt 
hat,  wo  diese  im  Harze  sonst  nur  im  Scimeeloche  des  Brockens  an- 


38 

gegebene  aber  äusserst  selten  zum  Blühen  kommende  Rarität  in 
schönster  Bliilhe  prangte.  Leider  soll  dieser  Standort  im  folgenden 
Jahre  von  einer  Horde  Schüler  mit  iln-em  Schulmeister,  die  darauf 
liefen,  arg  verwüstet,  vielleicht  ganz  zerstört  sein.  Ein  Wunder  wäre 
das  niclit ,  da  diese  Gesellschaft  mit  Sträussen  dieser  seltenen 
Pflanze  an  den  Mützen  gesehen  worden  ist.  Hoffentlich  bleibt  die 
Arabis  alp.  unserer  Berge  von  ähnlichem  Vandalismus  verschont. 
Bei  dieser  Gelegenheit  sei  mir  noch  eine  diesen  letzten  Sommer  ge- 
machte Beobachtung  zu  erwähnen  gestattet,  die  mir  neu  war.  Sie 
betrifft  die  seltene  Potentilla  hyhrida  Wallr. ,  von  der  ich  einen  aus 
dem  Windehäuser  Holze  stammenden  Host  unter  Büschen  in  meinem 
Garten  seit  einigen  Jahren  beobachte.  Im  vorigen  Sommer  hat  sich 
die  Pflanze  durch  Samen  an  eine  andere  Stelle  des  Gartens  versetzt, 
nicht  von  mir  sondern  selbst  ausgesäet,  und  das  junge  Pflänzchen, 
das  in  Tracht  und  Blättern,  in  allem  überhaupt,  mit  der  Mutter- 
pflanze übereinstimmt,  hat  auch  bereits  geblüht.  Ich  weiss  nicht, 
ob  diess  auch  anderwärts  beobachtet  ist;  für  mich,  war's  von  höch- 
stem Interesse,  da  ich  bisher  der  Meinung  gewesen  war,  dass 
Bastarte  unfruchtbar  seien,  wenigstens  nur  taube  Samen  hervor- 
zubringen  vermöchten.  Evers. 


Fersonalnotizen. 

—  Dr.  Karl  v.  Nägel! ,  Professor  in  München,  wurde  vom 
König  von  Bayern  zum  Ritter  des  Maximilian-Ordens  für  Wissen- 
schaft und  Kunst  ernannt. 

—  Dr.  Emil  Schüz  in  Calw  in  Württemberg,  Besitzer  des 
Koch'schen  Herbariums,  ist  im  Oktober  gestorben. 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingelangt:  Von  Herrn  Älatz  mit  Pflanzen  aus 
Niederosterreich.  —  Von  Hrn.  Janka  mit  Pfl.  aus  Ungarn  und  Sieben- 
bürgen. —  Von  Hrn.  Kravogl  mit  Pfl.  aus  Vorarlberg. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Burnat,  Wiesbaur, 
Dr.  Stohl,  Fleischer,  Schambach. 

Aus  Niederosterreich  eing.  von  Wiesbaur:  Ficaria  calthaefolia, 
Rosa  dumalis,  R.  lutetiana. 

Aus  Oberösterreich  eing.  von  Dr.  Rauscher:  AlUum  senescens, 
Bidens  cernua,  Castanea  vesca,  Erucastrum  Pollichii,  Hedera  Helix, 
Lactuca  muralis,  Lepigonum  rubrum,  Leucojum  venium,  Linum 
perenne,  Lycopus  europaeus,  Poa  Eragrosfis,  Portulaca  oleracea, 
Rosa  arvensis,  Rumex  marifimus,  Spcrgvla  maxlma,  Spiraea  Ulma- 
ria,  Valeriana  celfica,   Willemelia  apargioides. 


39 

Aus  Salzburg  einges.  von  Dr.  Rauscher:  Az-alea  proanubens, 
Bvpkthalmiim  salicifoliiim,  Cardamine  hirsufa,  Centaurea  montana, 
Geujti  7'ivale,  Gypsophila  repens,  Paris  quadrifolia,  Pinguicnla  vul- 
garis, Rammculus  montanns,  Spiraea  Ärnncus,  Thlaspi  alUaceum, 
Valeriana  saxatilis,  Viburmim  Lantana. 

Von  Fleischer  eing.  aus  Mähren:  Hypochoeris  glahra,  aus  Böh- 
men: Pvlicaria  vulgaris. 

Aus  Siebenbürgen  einges.  von  Janka:  Amphigenes  carpatica, 
Polyschemone  nivalis,  Stipa  Lessingiana  und  aus  Ungarn:  Centaurea 
Sadleriana. 

Vorra'hig :  (I.)  =  Istrien,  (Kt.)  =  Kärnten,  (M.)  =  Mähren, 
(NOe.)  =  Niederösterreich,  (OOe.)  =  Oberösterreich,  (P.)  =  Polen, 
(Schi.)  =  Schlesien,  (Schz.)  =  Schweiz,  (T.)  =  Tirol,  (Tli.)  =  Thü- 
ringen, (U.)  =  Ungarn. 

Coruus  mas  (NOe.),  sanguinea  (OOe.,  Schi.),  Coronilla  Emerus 
(NOe.),  scorpioides  (Fiume),  varia  (NOe.),  Corydalis  cava  (Schi.), 
fabacea  (NOe.),  intermedia  (Th.),  lutea  (Nassau),  solida  (NOe.,  U.), 
Corylus  AveUana  (M.,  OOe.),  fubulosa  (NOe.),  Corijnephorus  cane- 
scens  (P.,  U.),  Crassula  rubens  (Schz.),  Crataegus  intermedia  (U.), 
nigra  (U.),  Oxyacantha  (M.,  OOe.),  pentagyna  (U.),  Crepis  alpestris 
(NOe.),  foetida  (NOe.,  U.),  hyoseridifolia  (T.),  Nicaeensis  (Th.),  prae- 
morsa  (NOe.),  virens  fSchl.),  Crocus  albiflorus  (I.),  banaficus  (Sb., 
Slavonien),  iridiflorus  (Ü.),  parviflorus  (T.),  vernus  (NOe.,  OOe.), 
Crupina  vulgaris  (U.),  Crypsis  aculeata  (U.,  Griechenland),  alopecu- 
roides  (NOe.,  U.),  schoenoides  (U.),  Cucumis  CitruUvs  (U.),  sativus 
(OOe.),  Cucurbita  Pepo  (OOe.),  Cuscuta  Epithymum  (OOe.),  urceo- 
lata  (U.),  Cyclomen  europaeum  (NOe.),  Cynanchum  Vincetoxicum 
(Ficlitelgebirge),  Cynodon  Dacfylon  (M.,  U.),  Cynosurus  cristatus 
(OOe.),  echinatus  (I.),  Cyperus  flavescens  (OOe.),  fuscus  (Schi.,  U.), 
glnmeratus  (U.),  pannonicus  (U.),  Cypripedium  Calceotus  (T.),  Cy- 
tisus  australis  (U.),  austriacus  (U.),  capitatus  (Schi.),  elongatus  (U.). 
Laburnum  (NOe.),  radiatus  (Kt.,  T.,  Kroatien),  Dactylis  glomerata 
(OOe.,  P,),  Danthonia  decumbens  (Schi.,  T.),  Daphne  Cneorum  (NOe., 
T.),  Laureola  (NOe.),  Mezereum  (Schi.),  striata  (Kt.,  T.),  Daucus 
Carola  (OOe.),  Delphinium  Consolida  (OOe.),  Orientale  (U.),  triste 
(T.),  Dentaria  enneaphyllos  (Kt.,  NOe.),  digitata  (Schz.),  pinnata 
(Schz.),  Deschampsia  liloralis  (Schz.). 

Obige  Pflanzen  können  nach  beliebiger  Auswahl  im  Tausche 
oder  käuflich  die  Centurie  zu  6  fl.  (12  R.  Mark)   abgegeben  werden. 


Inserate. 

Im  April — Mai    d.  J.   beabsichtige  ich   mich   nach  Italien   resp. 
Sizilien  zu  begeben  und  suche  Reisegesellschaft. 

Dr.  Heidenreicli  in  Tilsit. 


40 

Im  Selbstverlage  des  Dr.  C.  Baenitz  in  Königsberg  In  Pr.  und  im  Kom- 
missions -  Verlage  der  Buchhandlung  von  Braun  und  Weber  da- 
selbst sind  soeben  erschienen: 

C.  Baenitz,  Herbarium  Europaeurti,    Lief.    1.  11.  42  Nr. 

(Dritte  Auflage).    Lief,   l— Xül.    95    Nr.   (Zweite   Auflage).   Lief. 

XXXIII— XXXV.  320  Nr.  (Neu). 
Bebb,  Lorentz  und  Patterson,  Herbaiium  America- 

num.  Lief.    V.   101   Nr.   (Aus  der  Flora  von  Illinois)   Lief.  Vi. 

50  Nr.  (Aus  der  argentinischen  Republik). 

Inhaltsverzeichnisse  (nebst  Preisangabe)  durch  den  Selbstverleger  und  jede  Buch- 

handluns;. 


Einladung  zur  Pränumeration 

auf  den  XXVIIL  Jahrgang  (1878)  der 
Oesterreichischen 

Botanischen  Zeitschrift. 

(Oeslerr.  bolan.  Woclienblalt.) 


Auf  die  „OesterreicMsche  botanische  Zeitschrift,**  welche  von  dem 
hohen  k.  k.  österreichischen  und  dem  hohen  k.  ungarischen 
Ministerium  für  Kultus  und  Unterricht  den  Mittelschulen 
empfohlen  wurde,  pränumerirt  man  mit  8  fl.  österr.  W.  (16  R.  Mark) 
auf  den  ganzen  Jahrgang  oder  mit  4  fl.  österr.  W.  (8  R.  Mark)  auf 
einen  Semester  und  zwar  auf  Exemplare ,  die  frei  durch  die  Post 
bezogen  werden  sollen,  nur  bei  der  Redaktion;  Wien,  V.  Schloss- 
gasse Nr.  15. 

Alle  Buchhandlungen  des  In-  und  Auslandes  nehmen  ebenfalls 
Pränumerationen  an.  Die  Versendung  an  die  Buchhandlungen  hat  die 
Verlagshandlung  C.  Gerold's  Sohn  in  Wien  übernommen. 

Von  den  bereits  erschienenen  Jahrgängen  können  noch  voll- 
ständige Exemplare  gegen  nachfolgende  Preise  bezogen  werden: 
2.  und  3.  Jahrgang  zu  1  fl.  (2  R.  Mark)  —  8.  bis  22.  Jahrgang  zu 
2  fl.  (4  R.  Mark)  —  23.  bis  26.  Jahrgang  zu  5  fl.  (10  R.  Mark)  — 
27.  Jahrgang  8  fl.  (16  R.  Mark)  Bei  Abnahme  sämmtlicher  Jahrgänge 
von   der  Redaktion,  20  Procent  Nachlass. 

Von  den  bisher  erschienenen  21  Porträts  der  „Gallerie  österrei- 
chischer Botaniker"  können  einzelne  Exemplare  und  zwar  in  Okt.  ä 
50  kr.  (1  R.  Mrk.)  und  in  Fol.  auf  chin.  Papier  ä  1  fl.  (2  R.  Mark) 
abgegeben  werden. 

Skofitz. 
{V.   Sclilossgasse  15.) 

Redakteur  uml  Hei-aiisgeber  Dr.  Alexander  Skofitz.  —  Verlag  von    C.  Gerold's  Sohn. 
Druck  und  Papier  der  C.  Ueberreuter  scben  13ucüdruekerei  (M.  Salzer). 


Botanisclie  Zeitschrift 

Gemeinnütziges  Organ 

für 

Die  «sterrelcliische  Exemplare 

hotanisci.e     Zeitschrift             RotflluL      tlllfl  Rnfnilliil^r               die  frei  durch  diePost  be- 

erschelnt                            UMIrtUlK     UHU  UUlillllHtl,            zogen  werden  sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  bios   hei  der  Redaktloa 

"^"Inl^'r'Hrosrwr"'^  Gärtner,  Oekonomeii,  Forslmäiiner,  k^ük/''- ^-^i^^:^^: "' 

(16  R.  Mark.')                                                                              _  Im  Wege  des 

ganz  jährig,  oder  mit  Anrttllplor    1111(1    TocIllliLpr  Buchhandels  übernimmt 

*  n.  f,.W.  (SB.  Mark)  iipUlllCMl     UHU     ItllllllKCI.  Pränumeration 

halbjährig.  C.  Gerold'«  Sohn 

Inserate  -.  in  Wien, 

die  gaaze  Petitzeile  py  ^'      9  sowie  alle   übrigen 

15  kr.  Ost.  W.  A™  ^     «Wf  Buchhandlungen. 


XXYIII.  Jahrsanar.         WiMi.  Februar  1878. 


INHALT:  Alten  vnn  Sporormia.  Von  Niessl.  —  Vcgetalions-Veiballnisse.  Von  Di'.  Kern  er.  — 
Neue  Arten.  Von  Dr.  Heliireicti.  —  Pllanzeti  iiuf  flcr  WellaiiSätelliing  Von  Antoine.  —  MelUotus 
macrorrhlzus.  Vnn  M  eiij'har  t  h.  —  Exkursi'in  auf  Arbe  und  Veglia-  Von  Dr.  Borbäs. —  Lileratur- 
bendite.  —  Cnrrespoulenz.  Von  Dr.  Wiesbaiir,  Dr,  Boibas,  Freyn.  Uechtntz,  Dr.  Pocke. 
—  Personainntizi-n.  -  Vereine,  Anstalieo,  ünteri,ehmungen.  —  Botanisclier  l'auscbverein.  —  Bericbti- 
guDg.  —  Inserate. 

Die  Arten  der  Pyrenomycetengattung 

Sporormia  de  Not. 
Von  G.  V.  Niessl. 

Nachstehende  kleine  Arbeit  soll  duicliaus  keine  Monographie 
der  erwiihntßn  Gatlnng  darstellen,  sondern  nur  den  Freunden  der 
Mykologie  durch  krilische  Untersuchung  dnr  bisher  bekannten  und 
mehrerer  neuen  Arten  jene  Uebcrsirht  gewühren,  welche  zum  Er- 
kennen des  aurgesaniniellen  Muleiiales  und  somit  auch  zur  Auifin- 
dung  unbekannter  Formen  (deren  es  gewiss  noch  selir  viele  gibt) 
nothwendig  ist. 

Zur  Gattung  Sporormia  gehören  bekanntlich  alle  Arten  der 
natürlichen  Gruppe  der  Sordariaeae,  deren  Sporen  aus  mehr  als  zwei 
Zellen  bestehen,  mit  Ausscliluss  jener  mit  Laugstheilung  der  Spore 
{Pleophragmia  Fckl.).  Die  Arten  mit  zweizeiligen  Sporen  sind  zur 
Gattung  Delilschia,  jene  mit  einzelligen  zu  Sordaria  (im  weiteren 
Sinne)  vereint  worden.  Diese  Gattungen  haben  untereinander,  in  jeder 
anderen  Hinsicht  als  die  Theilung  der  Sporen,  eine  so  grosse,  in  die 
Augen  springende  Vervvandlschai't,  dass  es  geraflezu  unCassbar  ist, 
wie  in  letzter  Zeit  der  Versuch  gemacht  werden  konnte,  sie  zu 
trennen  und  je  nach  der  Zeilenzahl  der  Sporen  in  ganz  verschiedene  / 
Gruppen  der  Pyrenomyceten  einzureiiien. 

Oesterr.  hntan,  /«itschTift.  2.   Hef».  1S78.  4 


42 

Dieser  Weg.  gt'gt'n  den  man  sich  auch  im  Allgemeinen  nicht 
oft  und  entschieden  genug  verwahren  ivann,  führt  gerade  zu  dem 
entgegengesetzten  Ziele  der  wissenschaftlichen  Systematik,  welche 
die  natürliche  Verwandtschaft  der  Oi'ganismen  und  somit  jene  Faden 
aufsucht,  (leren  Verfolgung  allein  einmal  den  Einblick  in  den  gesetz- 
miissigen  Gang  der  Naiurentwicklung  so  weit  als  möglich  gestatten 
wird.  Jener  Weg  führt  aber  zu  einer  vielleicht  in  vielen  Fallen  be- 
quemen, doch,  nur  rein  registrirenden  Schematik,  welche  keine  wei- 
teren Gedanken  anregen  kann. 

Um  Wiederholungen  bei  der  Beschreibung  der  einzelnen  Arten 
zu   vermeiden,    mögen   einige  Bemerkungen   über  die    gemeinschaft- 
lichen Eigenthümlichkeiten   voraus   Platz  finden.    Die  Perilhecien  von 
Sporormia  sind  im  feuchten  Zustande  von  ziemlich  weicher  Substanz, 
häutig  oder   fleischig,    so  dass  sich  die  meisten  unter  dem   dünnsten 
Deckgläschen  leicht  zerdrücken  lassen.  Im  Trocknen  werden  sie  fest 
oder  brüchig.    Alle  haben  eine  deutliche  Mündung,  wenige  eine  sehr 
lange.    Ihre   Aussenseite   ist  bei  allen  hier  beschriebenen  Arten  kahl, 
abgesehen  von  einzelnen  anhaftenden  Mycelfäden.  Die  Farbe  ist  dun- 
kelbraun   bis    schwarz,    letzteres    besonders    im    trockenen  Zustande, 
dunkel    olivengrün    oder    rüthlichbraun   oft  im  durchfallenden  Lichte. 
In    der    Bildung    der    Perilhecienwände    weichen    die  Sporormien    im 
Allgemeinen    von    den   Sordarien   (für   welche   diese  schon  mehrfach 
gut  beschrieben  und  dargestellt  wurde)   nicht  ab.    Die  Schlauche  der 
Formen    dieser    Galfung,    oft  sehr  gross  und  flexibel,    sind    ebenfalls 
von   zarterer   Subslanz   als   bei  den  meisten  anderen  Pyrenomyceten; 
nicht   leicht  vergänglich,    aber  Formveränderungen   selbst  noch  unter 
dem    Mikroskope    sehr    unterworfen.    Bei   allen    Arten   ist   die  innere 
Schlauchmembran  an  der  Spitze  verdickt  und  mit  einem  kleinen   Po- 
rus  versehen ,   was  zwar  nicht  immer  auffällig,    aber  stets  nachweis- 
bar ist   und  nach   meiner  Anschauung  dem  Gattungscharakter  ange- 
hört.   Zu  diesem  gehört  auch,    dass    bei    allen    Arten   zwischen    den 
Schläuchen  sich  echte,  meistens  von  unten  auf  locker  verästelte  Para- 
physen  befinden,    welche  am  schwächsten  bei  Sp.  minima  entwickelt 
sind.  Die  Sporen  sind  bei  allen  Arten  dunkel  gefärbt,  bei  den  meisten 
braunschwarz  und  opak.  Sie  sind,  ebenfalls  ohne  Ausnahme,  von  einer 
fest    anhaftenden    Gallerfschichte     (nach    Fuisting    eine    aufquellende 
Schichte  der  äusseren  Zeilenmembran)  umgeben,  welche  bei  manchen 
Arten    stärker,    bei    anderen    schwächer    ausgebildet  erscheint,    aber 
auch   dort,    wo   sie    von  den  Autoren  nicht  erwähnt  wird,    wohl   nur 
übersehen    worden    ist.    Bald  nachdem    die  in  der  Entwickelung  be- 
grifiene,    noch  ganz  farblose  Spore  ihre  Umrisse  erkennen  lässt,   be- 
ginnt   die    Bildung    der    Scheidewände,    und    sie    ist    oft    schon    vor 
Eintritt  der  Färbung  soweit  beendet,    das.s   die  einzelnen  Zellen  ge- 
sondert   sind.    Die   später  gelblich,    grünlich,    endlich  blass-bräunlich 
gefärbte  Spore  hat  in  der  Regel  schon  die  volle  Zellenzahl  der  Reife. 
Sowie  sich  die  Membran  schwarzbraun  färbt,    schnüren  sich  di«;  ein- 
zelnen Zellen  stärker  ab  und  trennen  sich  bei  vielen  Arten  oft  schon 
im  Schlauche,  so  zwar,  dass  sie,  von  einander  abstehend,  nur  durch 


43 

die  Galleitschiclite  zusammengeliallen  erscheinen.  Bei  einigen  Arten 
liaften  die  Segmente  der  Sporen  viel  fester  aneinander,  auch  noch 
nacli  dem  Austritte  aus  dem  Sclilauche,  doch  scheint  es,  dass  vor 
der  Keimung  in  der  Regel  die  Trennung  einiritt,  wodurch  sich  die 
Sporen  dieser  Galtung  von  jenen  der  meisten  anderen  Pyrenomyceten 
unterscheiden. 

Meines  Wissens  ist  hei  Sporormia  bisher  bloss  die  Bildung  von 
Schlauchspüren  bekannt.  Man  kennt  weder  Stylosporen,  noch  Sper- 
matien,  noch  Conidien.  Ich  besitze  einige  KothKugeln,  die  keine  ande- 
ren Pyrenomyceten  tragen  als  Sp.  ambigna  und  intermedia.  Zwischen 
den  hier  sparsam  stehenden  schlauchfülirenden  Perithecien  sind  sehr 
reichlich  andere  verl heilt,  welche  etwas  kleiner,  von  ähnlicher  Form 
und  hautiger  Substanz  sind  und  an  kurzen  Hyphen  oblonge,  wasser- 
helle Zellen  enthalten,  welche  ungefähr  denselben  Charakter  wie  die 
Mikrostylosporen  der  Pleosporein  haiien.  Es  wäre  datier  wohl  mög- 
lich, dass  ihnen  hier  auch  wirklich  die  analoge  Bedeutung  zukommt, 
doch  muss  man  sich  vor  übereilten  Schlüssen  hüten.  Bei  einer  Sor- 
daria  (macrospora)  glaube  ich  ahnliche  aber  gefärbte  Stylosporen 
nachgewiesen  zu  haben. 

Die  Sporormien  leben  gleich  ihren  nächsten  Verwandten  auf 
trockenen  und  faulenden  Exkrementen  von  Säugethieren  und  Vögeln, 
aber  soweit  mir  bekannt,  nur  auf  den  von  Pflanzenfressern.  Es  scheint 
also  vegetabilische  Unterlage,  die  von  ammoniakalischen  oder  doch 
stickstüfFliältigen  Substanzen  durchtränkt  ist,  zu  ihren  Lebensbedin- 
gungen zu  gehören.  Man  kann  diess  als  Regel  betrachten,  denn  von 
den  zwei  Arten,  welche  auf  anderem  Substrate  angeführt  werden, 
wächst  nach  Fuckel  Sp.  gigaspora  auf  Holz,  das  auf  ammoniakali- 
schem  Schlamme  faulte,  während  die  Zugehörigkeit  der  Sp.  ulmicola 
Pass.  zu  dieser  Gattung  für  mich  ni'ht  ganz  zweifellos  ist.  Uebrigens 
bestätigen  so  seltene  Ausnahmen  desto  mehr  die  Regel. 

Auf  den  angeführten  Substraten  wachsen  nun  meistens  ver- 
schiedene Alten  der  Galtung  noch  mit  anderen  koprophilen  Pyreno- 
mycelen  gesellig,  und  bei  ähnlicher  habitueller  Erscheinung  gehört 
oft  nicht  nur  grosse  Geduld  dazu,  einzelne  seltenere  Formen  aufzu- 
finden, sondern  es  ist  auch  schwer,  Anderen  authentische  Beleg- 
exemplare mitzut heilen,  da  hierdurch  oft  Missversfändnisse  veranlasst 
werden. 

Zur  Unterscheidung  der  einzelnen  Arien  liefern  Perithecien, 
Schläuche  und  insbesondere  die  Sporen  meistens  gute  Merkmale.  Da 
die  Dimensionen  der  letzleren  sich  bei  den  meisten  Arten  für  jede 
als  ziemlich  beständig  erweisen,  kann  auch  dieses  Kennzeichen  mit 
benützt  werden.  Es  wird  manchmal  zwischen  phanerogamisclien  Pflan- 
zen und  Pilzen  eine  Parallele  und  daraus  der  Schluss  gezogen,  dass 
Maasse  kein  Kriterium  für  Artunlerschiede  liefern  dürfen.  Dieser 
Schluss  ist,  aber  bei  Organismen,  welche  so  wenig  Vergleiche  zu- 
lassen, in  seiner  Allgemeinheit  sicher  nicht  richtig.  Nach  meiner  An- 
schauung kann  nur  die  Erfahrung  in  jedem  Falle  massgebend  sein, 
indem  sie  jene  Merkmale  aufsucht,  die  sich  unter  verschiedenen  Um- 

4» 


44 

ständen  als  beständig-  erweisen.  Indessen  habe  ich  von  den  absoluten 
Maassen  zur  ITnterscheidnng-  nur  in  der  folgenden  analylis('hen  Ueber- 
sicht  hin  und  wieder  ausschliesslich  Gehrauch  gemacht.  Da  der  Cha- 
rakter einer  Art  selten  durch  ein  Merkmal,  sondern  in  der  Regel 
durch  eine  Summe  an  und  für  sich  oft  unbedeutender  Kennzeichen 
bestimmt  wird,  kann  eine  solche  auf  Einzelheilen  gegründete  Ueber- 
sicht  zwar  manchmal  das  Auffinden  der  Arten  erleichtern,  aber  nie- 
mals ausführlichere  Beschreibungen  entbehrlich  machen. 

Die  zahlreichen  Arten  dieser  Gattung  sind  im  Allgemeinen 
leichter  zu  unterscheiden,  als  die  irgend  einer  anderen  unter  den 
Pyrenomyceten.  Dem  Geübten  genügt  oft  ein  Schlauch,  ja  eine  Spore. 
Wer  dieselben  aber  erst  kennen  lernen  will,  wird  diess  nicht  ohne 
Untersuchung  eines  grosseren  Materials  erreichen. 

Enizelne  Arten  von  Sporormia  sind  von  de  Notaris,  Carestia, 
Anerswald,  Fuckel,  Winter,  Passerini  und  Hansen  beschrieben  worden. 
Icii  selbst  füge  diesen  einige  mir  neu  scheinende  hinzu.  Mit  Recht  hat 
Auerswald  den  Namen  der  Hormospora  ovina  Desm.  aufgegeben,  da 
es  gegenwartig  unmöglich  ist,  nachzuweisen,  was  damit  gemeint  war. 

Da  in  Auerswald's  Uebersicht  der  Gattung  (Hedwigia,  7.  Bd.) 
nur  8  Arten  beschrieben  sind,  wahrend  in  der  folgenden  Arbeit  da- 
von 21  aufgeführt  werden,  so  dürfte  diese  damit  gerechtfertigt  sein. 

l'ebersicht  der  Arten. 

1.  Sporen  4zellig  (bei  einer  Art  ausnahmsweise  auch  3zellig)  (2). 
Sporen  5-  bis  vielzellig  (11). 

2.  Sporen  liegen  einreihig  im  Schlauche  (3). 
Sporen  2-  bis  mehrreihig  (4). 

3.  Schäuche  zylindrisch,  gleichbreit,  Sporen  17 — 20  Mikrom.  lang, 
4zellig:  Sp.  pulchella  Hans. 
Schlauche  zylindrisch-keulenförmig,  nach  abwärts  verschmälert, 
Sporen  38  Mikrom.  lang,  3-  oder  4zellig,  Holz  bewoimend: 

Sp.  ulmicola  Pass. 

4.  Schläuche  oblong,  in  der  Mitte  am  breitesten  oder  zylindrisch, 
röhrig,  gleich  breit  (5). 

Schläuche  mehr  oder  weniger  deutlich  keulenförmig  (6). 

5.  Peritliecien  fast  punktförmig,  wenig  über  100  Mikrom.  Durchm. 
Schläuche  klein,  zumeist  oblong,  Sporen  nicht  über  30  Mikrom. 
lang  :  Sp.  minima  Awld. 
Perithecien  nahe  doppelt  so  gross  als  bei  voriger.  Schläuche 
lang,  röhrig.  Sporen  nicht  unter  40  Mikrom.  lang : 

Sp.  intermedia  Awld. 

6.  Schläuche  nicht  über  120  Mikrom.  lang,  Sporen  klein  und  zart, 
nicht  über  30  Mikrom.  lang  und  5  breit  (7). 

Schläuche  und  Sporen  grösser  (8). 

7.  Mittlere  Sporenzellen  gleich,  zylindrisch  oder  oblong,  alle  4  Zellen 
leicht  trennbar:  Sp.  leporina  Nssl. 

«      Mittlere   Sporenzellen  ungleich;    alle  vier  Zellen  fest  aneinander 
haftend:  Sp.  Nofarisii  Carest. 


45 

8.  Scliliiurhe  vorlaiigtM-t-!\oulenluniiig-,  9  bis  12inal  so  lang  als  breit. 
Sporen  nicht  über  40  Mikroin.  lang  (9). 

Scluiuciie  breit-lieulenfünnig,    sich  dem  Oblongen  nähernd,  5  bis 
6tnal  so  lang  als  breit.  Sporen  über  60  Mikroni.  lang  (10). 

9.  Perilhecien  unter  0-5  Mm.,  hiiulig-fleischig,  Mündung  konisch, 
manchmal  verlängert:  Sp.  ambitjuci  Nssl; 
Perilhecien  gross,  0'5  Mm.  oder  darüber  im  Durchmesser,  mit 
zylindrischer  Mündung  von  der  Länge  des  Perithecienhalbmessers: 

Sp.  Ingeniformis  Fckl, 

10.  Die  beiden  minieren  Sporenzellen  kaum  länger  als  breit: 

Sp.  megalospora  Awld. 
Die  beiden  mittleren  Sporenzellen  fast  doppelt  so  lang  als  I)reit : 

Sp.  giganlea  Haus. 

11.  Anzahl  der  Zellen  in  einer  Spore  konstant  7  oder  8  (12). 
Anzahl   der  Zellen   einer  Spore  schwankend  von  5  bis  20  (19). 

12.  Spore  Tzellig  (13). 
Spore  Szellig  (14). 

13.  Schlänciie  nicht  über  120  Mikroni.  lang,  20  breit,  Sporen  nicht 
über  45  Mikrom.  lang,  9  breit:  Sp.  rexans  Awld. 
Schläuche  über  20t)  Mikrom.  laug,  über  34  breit.  Sporen  über 
70  Mikrom.  lang,  über  16  breit:                   Sp.  heptarnera  Awld. 

14.  Perilhecien  sehr  gross.  ^/^ — 1  Mikrom.  iin  Durchmesser: 

Sp.  gigaspora  Fckl. 
Perilhecien  erreichen  nicht  Y2  Mikrom.  Durchmesser  (15). 

15.  Schläuche  mehr  oder  weniger  röhrenförmig,  gleich-breit,  oder 
oblong,  in  der  Mitte  am  breitesten  (16). 

Schläuche  keulenfitrmig  (17). 

16.  Perilhecien  mit  verlängerteui  zyliudrisclien  Halse: 

Sp.  pulchra  Hans. 
Perilhecien  mit  sehr  kleiner  papillenförmiger  Mündung: 

Sp.  pascua  Nssl. 

17.  Sporen  nicht  über  60  Mikrom.  lang  (18). 

Sporen  über  100  Mikrism.  lang;  Sp.  insignis  Nssl. 

18.  Sporen  zylindrisch,  schlank,  zart,  nicht  über  5 — 6  Mikroui.  breit, 
seiir  leicht  zerfallend:  Sp.  oclomera  Awld. 
Sporen  etwas  keulenförmig,  10 — 12  Mikrom.  breit,  Zellen  ziem- 
lich fest  zusauimenhängend:                           Sp.  corynespora  Nssl. 

19.  Zellen  in  einer  Spore  5 — 9,  Sporen  nicht  iu  einem  Bündel  neben 
einander  liegend,  scmdern  2 — 4reiliig  (20). 

Zellen    in    einer  Spore:    viele  (bis  20)    Sporen    alle    parallel    in 
einem  Bündel  neben  einander:  Sp.  ßmefaria  de  Not. 

20.  Schliiuche  nicht  über  180  Mikrom.  lang  und  21  breil.  Sporen 
7—8-  oder  9zellig,  schlauk,  6— 7mal  so  lang  als  breit: 

Sp.  commufata  Nssl. 
Schläuche  nicht  unter  250  Mikrom.  lang,  31  breit,  Sporen  5—8- 
zellig,  dick,  nur  4mal  so  lang  als  breit:         Sp.  rariabiUs  Wir. 

Fortsetzung  folgt.) 


46 

Die  Vegetations-Vernäitnisse  des  mittleren  und  östlichen 
Ungarns  und  angrenzenden  Siebenbürgens. 

Von  A.  Kerner. 

XCIX. 

1698.  Ornifhogalum  comosum  L.  —  Auf  grasbewachsenen,  son- 
nigen Platzen  im  millelungarisrlien  Berglande.  In  der  Pilisgruppe  bei 
Csobanka  und  Vorüsvär,  auf  dem  Adlersberge  und  Blocksberge  bei 
Ofen,  im  Kammerwalde  bei  Promonfor  und- auf  der  „grossen  Heide" 
oberhalb  Teleny.  Kalk,  diluv.  Lehm.  150-250  Meter. 

1699.  Oi-nithogahim  umhellatum  L.  —  Auf  Wiesen  und  an 
grasigen  Plätzen  in  den  Lücken  der  Niederwälder,  im  Grunde  lii;hter 
Hochwälder,  sowie  auf  bebautem  Boden,  auf  Kleefeldern  und  Aeckern, 
in  Obstgärten  und  Weinbergen.  —  im  mittelungar.  Berglande  am 
Fusse  des  Baräibercz  bei  Felsö  Tarkäny,  auf  dem  Aoardi  bei  Erlau; 
in  der  Matra  bei  Paräd  und  Gyöngyös;  bei  Waitzen,  Zebegeny,  Nana, 
Gran,  P.  Csaba,  Csolianka  und  Vör()svar,  bei  Ofen,  namentlich  bei 
dem  Stadimaierhof  und  auf  den  Wiesen  gegen  das  Leopoldileld,  dann 
auf  dem  Scliwabenberge  und  im  Wolfstliale;  im  Kammerwalde  bei 
Promontor  und  auf  der  „grossen  Heide"  oberlialb  Teteny,  bei  Ercsi ; 
in  der  Stulilweissenburger  Niederung  bei  Vajta  und  Stuhlweissenburg; 
auf  der  MargareÜieninsel  bei  Ofen,  häufig  auf  der  Csepelinsel  bei 
Schilling,  Sziget  Ujfalü,  Toköl,  Csep;  auf  der  Kecskemeter  Landholie 
bei  R.  Palota,  auf  den  Grasfluren  entlang  dem  Rakosbache  und  im 
Stadtwäldchen  bei  Pest,  bei  P.  Gubacs,  Soroksar,  Monor,  Pills  und 
Nagy  Koros.  Am  Ostrande  der  Tiefebene  bei  Szelvelyliid  und  im 
Vorlande  des  Bihariagebirges  von  Grosswardein  über  die  Höhen  des 
Somlyö  bei  Bischofsbad,  des  Kobänyahegy  hei  Felixbad  und  die 
Hügel  bei  Hollodu,  auf  den  Bontoskö  bei  Petrani  nächst  Belenyes. 
—  Kalk,  tert.,  diluv.  und  alluv.  Sand  und  sandiger  Lehm.  90 — 
320  Meter.  —  (Sehr  veränderlich  in  der  Höhe  des  Stengels,  in  der 
Breite  der  Blätter  und  im  Ausmasse  der  P(M-iantliien  und  Fruchte. 
Exemplare,  welche  an  halbschalligen  Platzen  in  Obstgärten  und  Wein- 
bergen und  überhaupt  auf  bebautem  Boden  ihren  Standort  haben, 
und  deren  Zwiebel  in  lockere,  m;:ssig,  aber  stetig  durchfeuchtete 
Erde  gebeetet  sind,  zeigen  einen  200-300"™  holien  Blülhenschaff, 
die  Bläller  sind  5 — 8""°^  breit  und  gewi)'inlich  nicht  länger  als  der 
Blüthenschaft,  die  Perigonblatler  sind  18—24'°°'  lang,  die  Frucht- 
stiele sehr  verlängert,  nahezu  unter  einem  rechten  Winkel  von  der 
Spindel  der  Inflorescenz  abstehend;  in  den  Achseln  der  äusseren,  in 
der  feuchten  Erde  sich  rasch  zersetzenden  Zwiebelblätler  entwickeln 
sich  gewöhnlich  reichlich  Brutzwiebelchen,  und  die  ganze  Zwiebel 
hat  eine  nahezu  kugelioe  Gestalt.  —  An  sonnigen  PUilzen  auf  gra- 
sigen Anh()hen  und  auf  den  Grasfluren  des  Tieflandes,  wo  die  Zwie- 


47 

belli  in  eine  im  Hochsommer  auslrockneiide  Erde  eingebeelet  sind, 
werden  die  Stengel  nur  60—200'"'"  hoch,  die  Bialter  sind  2—5'"'" 
tireit,  gewohnlich  etwas  langer  als  der  S{;iiaft,  <li(;  Ferigonblatter  sind 
10 — 18""™  lang,  die  Stiele  der  Früchte  weniger  verliingert,  daher  im 
Verhaltniss  zu  den  Deckblättern  Kürzer  und  von  der  Spindel  der  In- 
florescenz  gewöhnlich  unter  einem  Winkel  von  45*  aufrocht  ab- 
stehend. Die  Zwiebelblatter  erhalten  sich  in  dem  trockenen  Boden 
längere  Zeit;  die  äusseren  bilden  trockenhäutige,  rauchgraue  Hüllen, 
und  in  ihren  Achseln  bilden  sich  im  Hochsommer  Keine  oder  doch 
nur  selten  Brutzwiebelchen  aus.  Die  ganze  im  Hochsommer  in  dem 
trockenen  Erdreich  ruhende  Zwiebel  hat  eine  eiförmige,  nach  oben 
zu  konisch  vorgezogene  Gestall.  —  Dass  die  hier  angegebenen  Ver- 
schiedenheiten wirKlich  nur  durch  den  Einfluss  des  versihiedenen 
Standortes  bedingt  sind,  kann  man  sich  leicht  durcli  Kulturversuche 
überzeugen.  Stöcke  mit  konischer  Zwiebel,  dünnem  Stengel,  schma- 
len Blättern  und  wenigen  kleinen  Blüthen  gestalten  sich,  in  gute, 
stets  feucht  gehaltene  Gartenerde  verpflanzt,  schon  binnen  zwei  Jah- 
ren zu  kräftigen  Individuen,  deren  kugelige  Zwiebel  zalilreiche  Brul- 
zwiebelchen  entwickeju,  deren  Blätter  fast  um  das  Doppelle  breiler 
werden,  und  deren  zahlreichere  länger  gestielte  Blüthen  fast  noch 
einmal  so  grosse  Peiiantliien  zeigen.  —  Diese  beiden  durch  direkte 
äussere  Einflüsse  bedingten  Formen  sind  im  Linne'schen  Sinne 
[Philos.  bot.  ])ag.  102]  und  auch  nach  meiner  Auffassung  als  Varie- 
täten einer  Art  zu  nehmen.  Die  Mehrzahl  der  neueren  Phylographen 
betrachtet  sie  irrthümlich  als  zwei  verschiedene  Arten.  Die  üppigen, 
auf  bebautem  Lande  und  feuchterem  Boden  aufgewachsenen  Indivi- 
duen Werden  gew()hnlicli  unter  dem  Namen  0.  nmbeUatum  L.  auf- 
geführt, wäiirend  die  auf  sonnigen  Hügeln  und  Grasfluren,  auf  den 
im  Hochsommer  austrocknenden  Geländen  des  mittleren  und  süd- 
lichen Europas  gedeihenden  Individuen  die  verschiedensten  Namen 
erhalten  haben,  von  welchen  ich  hier  als  die  'bekanntesten  0.  coUi- 
num  Guss.  Ind.  sem.  h.  bot.  Bocc.  p.  9  [1825]  und  Prodr.  Fl.  sie. 
I.  pag.  412  [1827];  Koch  Syn.  p.  618  [nicht  Re  ic  henl)a(h!] ;  0. 
tenuifoUnm  Rchb.  Icon.  XX,  pag.  15,  t.  467,  lig.  1020  [1848]  non 
Guss.!;  0.  umbellalum  minus  seu  pratense  Wierzl)icki  in  sched. 
und  in  Reiche nb.  Icon.  XX,  p.  15  [1848];  0.  rnthenicum  Bouciie 
ap.  Kunth.  Enum.  IV.  p.  363  [1843];  0.  Kochii  Paria t.  Fl.  ilal.  II. 
p.  440  [1852];  0.  umbellalum  «.  silvestre  Neilr.  Fl.  N.  Oest.  p.  158 
[1859];  0.  lernte  Ki\.  Addit.  p.  33  [1864]  aufführe.  —  Da  die  Merk- 
male, durch  welche  man  0.  umbellalum  L.  und  0.  collinum  Guss. 
auseinander  halten  wollte,  nur  das  Ergebniss  entgegengesetzter  Stand- 
ortsverhältnisse sind,  so  versteht  es  sich  von  selbst,  dass  es  an 
Mittelformen,  welche  eben  unter  mittleren  Standortsverhällnissen  auf- 
gewachsen sind,  nicht  fehlt.  Solche  Mittelformen  sind  in  dem  hier 
beiiandelten  Gebiete  auch  nichts  weniger  als  selten.  —  Auch  derlei 
Mittelformen  sind  als  Arten  beschrieben  worden,  und  geiiören  z.  B. 
hieher  sowold  nach  der  Beschreibung,  als  nach  den  mir  von  den 
Autoren    zug-ekommenen    Exemplaren:    0.  angusfifolhim  Boreau  Fl. 


48 

centr.  p.  625;  0.  sahaudum  Hug-uenin  in  litt,  ad  Kern  er;  0.  Hu~ 
gueninii  Jord.;   0.  br/eficum  Boiss.) 

1700.  Ornifhogafitm  exscapum  Tenor e  Fl.  Nap.  I.  pag.  175, 
tab.  34  (1811).  Auf  Grasplatzen  auf  der  Mar^arelheninsel  und  Cse- 
peliiKsol  hei  Ofen  und  Pest.  —  Sandboden.  95  Meter.  —  (unter- 
scheidet si(;ii  \o\\  0.  umbe/lafmn  L.  durch  die  itn  Verhält niss  zu  den 
langen  unteren  Blütheii-  und  Fruditstielen  kürzeren  Bliithenschäfte, 
die  über  die  obersten  Blüthen  weil  hinausragenden  Blatter,  die  hya- 
linen polsterfürmigen,  aus  grossen  parenchyin.i tischen  Zellen  gebil- 
deten Gevvebekiirper,  welche  sich  an  der  Basis  der  Fruchtsliele 
gleichzeitig  mit  den  Früchten  ausbilden  und  den  durch  diese  Wiilste 
bedingten  G(iotroi)ismus  der  Fruchlsliele.  —  So  wie  0.  umbellafum 
L.  zeigt  auih  0.  exscapum  Ten.  je  nach  dem  Standorte  selir  auf- 
falbmde  Verschiedenheiten  in  dem  absoluten  Ausinasse  der  Stengel, 
Blüthenstiele,  Perigone  und  Fnichte.  Im  südlichen  Europa,  wo  di(!ses 
Ornithogalum  auf  sonnigen  Grasplätzen  vorkommt,  und  wo  seine 
Zwiebeln  in  eine  Erde  ^MUgebeetet  sind,  welche  im  Hochsommer  zeit- 
weilig ganz  austrocknet,  bleibt  der  Schaft  niedrig,  die  Bl  itter  sind 
schmäler  und  kiirzer.  und  amh  der  weisse  Streifen  auf  den  Blättern 
ist  im  Verh<iltniss(!  schmäler,  die  Perigone  und  Früchte  sind  kleiner, 
die  Zwiebel  eniwiikelt  im  Soinmer  l.eine  Bi'utzwiebelchen  und  ist 
eiförmig.  Auf  bel)anlem  Lande  und  in  loclverem  Erdreich,  dem  auch 
im  Hochsomiuer  ein  gewisses  Mass  der  Feuchtigkeit  gesichert  ist, 
erscheint  der  Schaft  mehr  verlängert,  die  Blatter  sind  breiter  und 
länger  und  v(m  einem  breiteren  weissen  Streifen  durchzogen,  die 
Perigone  und  Früchte  zeigen  ein  viel  grosseres  absolutes  Ausinass, 
und  in  den  Achseln  der  äusseren,  ziemlich  rasch  verwesenden  Zwie- 
belblättcr  entwickeln  sich  bald  tm-lir,  bald  weniger  Brulzwiebelchen. 
—  Abgesehen  von  diesen  durch  iV^w  Stando't  bedingten  Verschieden- 
heiten im  absoluten  Aiismass  aller  Thi'ile  ist  aber  ein  anderer  Unter- 
schied nicht  zu  finden.  Auch  beobachtet  mm  zwischen  den  Extremen 
in  der  freien  Naiur  alle  erdenklichen  Zwischenstufen.  Kleine,  in  Unler- 
italien  gesammelte  Stiicke  des  0.  exscapvm  Teuere  mit  einem  nur 
10^"°^  hohen  2-3  blülhigen  Schafte,  20 -30™""  langen  Blüthen-  und 
Fruchtstielen,  12"""  langen  Perigonen,  2'""  breiten  Blattern  und  ei- 
förmiger Zwiebel  ohne  Brutzvvicixdchen  gestalteten  sich,  in  lockere, 
den  Sommer  über  fcncht  gehaltene  Erde  des  bot.  Gartens  verpflanzt, 
zu  Individuen  mit  200™"^  hohem,  bis  16hlüthigen  Schafte,  60—120"'"' 
langen  Blüthen-  und  Fruchlslielen,  25"""  langen  Perigonen,  3"""  brei- 
ten Blattern  und  kugeligen  Zwiebeln,  welche  reicidiche  Brutzwiebel- 
chen entwickelten.  —  Im  südlichsten  Europa  zeigt  0.  exscapum  Ten. 
entsprechend  den  dortigen  klimaüschen  Verhallnissen  und  entspre- 
chend den  von  der  Pflanze  bewohnlen  im  Sommer  austrocknenden 
Standorten  immer  ein  geringeres  Ansmass  seiner  Glieder,  weiter 
nach  Norden,  in  Miltel-  und  Oberitalien  und  in  Dalmatien  trifft  man 
je  nach  dem  Standorte  Individuen  mit  den  verschi<Mlensfen  i)in)en- 
sionen  und  im  mittleren  Europa,  an  der  Nordgrenze  des  Verhrei- 
tungsbezirkes    dieser   Art  findet  man  fast  ausschliesslich  nui'  Indivi- 


49 

duen  mit  grossen  Dimensionen  der  Sleng-el,  Blätter  und  Bliifhen  und 
mit  brul bildenden  Zwiebeln.  —  Diese  letzteren  wurden  von  Boreau 
in  Not.  XXXVl  Nr.  3  und  in  der  Fl.  centr.  p.  625  als  Art  unter 
dem  Namen  0.  dicergeiis  beschrieben.  Icli  verdanke  Boreau  sowohl 
lebende  Stiicke,  als  auch  getrocknete  Exemplare  seines  0.  dwergens. 
Dieselben  stimmen  mit  dem  aus  Unleritalien  stammenden,  aber  in  der 
Kultur  im  (iarten  in  allen  Dimensionen  bedeutend  vergrösserten  0. 
exscapnm  Ten.,  sowie  auch  mit  den  auf  der  Margarelheninsel  bei 
Ofen  gesammelten  Exemplaren  auf  das  genaueste  überein.  —  Nocii 
möchte  ich  hier  bemerken,  dass  auch  das  Ornithogalum,  welches 
Koch  in  der  Synopsis  als  „0.  refractum'^  beschreibt,  nicht  0.  re- 
fraclvm  W.  K.  ap.  Willd.,  sondern  ein  üppiges  0!  exscapnm  Ten. 
[=  0.  dwergens  Bor.]  ist,  das  auf  bebautem  Lande  bei  Triest  und 
Fiume  häufig  vorkommt.) 

1701.  Ornithogalum  refraclmn  W.  K.  in  Willd.  Enum.  hört, 
bcrol.  Suppl.  p.  18'  (1813);  Kitaibel  in  Addit.  ad  Fl.  Hung.  p.  33 
(1864).  —  An  grasigen  Platzen  im  Schalten  niederer  Gebüsche,  in 
Auen.  Im  Slromgelände  der  Donau  auf  der  Margaretheninsel  bei 
Ofen  häufig,  ebenso  auf  der  Csepelinsel  bei  Csep;  dann  bei  Neupest, 
im  Stadtwaldchen  und  auf  dem  Herminenfelde  an  der  Eisenbahn  bei 
Pest.  —  Diluv.  und  alluv.  Sand.  90—100  Meter.  —  (Stimmt  mit  0. 
exscapnm  Ten.  durch  die  polsterförmigen  hyalinen  Wülste  an  der 
Basis  der  Fruchtstiele  und  durch  den  Geotropismus  dieser  Frucht- 
stiele überein,  unterscheidet  sicii  aber  von  diesem  sehr  beständig 
durch  den  ganz  anderen  Fruchtstand.  An  0.  exscapnm  Ten.  sind 
die  obersten  Fruchtstiele  nicht  viel  länger,  als  die  Stiele  der  Blütheu 
waren,  und  sie  überragen  auch  kaum  die  Spitze  der  Deckblätter; 
die  unteren  Fruchtstiele  sind  dagegen  auffallend  verlängert,  gewühn- 
lich  4 — 6mal  so  lang  als  die  von  ihnen  getragenen  reifen  Kapseln, 
und  immer  mehrmals  länger  als  die  sie  stützenden  Deckblätter.  Sie 
sind  zwar  stark  herabgeschlagen,  aber  doch  niemals  an  die  Spindel 
angelehnt.  Die  Spindel  der  Intlorescenz  streckt  und  verdickt  sich  bis 
zur  Zeil  der  Fruchtreife  nur  unbedeutend.  Die  an  den  aufwärts  ge- 
bogenen Enden  der  Fruchtstiele  aufrechten  Früchte  stehen  gewöhn- 
lich in  nahezu  gleicher  Hidie  und  liegen  an  Exemplaren  mit  kurzem 
Schafte  meistens  sammllich  dem  Boden  auf.  —  An  0.  refractnm 
W.  K,  sind  sämmlliche  Fruchtstiele  der  Intlorescenz  von  nahezu 
gleicher  Länge.  Sie  sind  sämmtlich  kurz;  die  untersten  sind  wie  <lie 
oberen  höchstens  zweimal  so  lang  als  die  reife  Kapsel  und  auch  die 
untersten  kaum  hinger  als  die  Deckblätter.  Zur  Zeit  der  Fruchtreife 
erscheinen  die  Stiele  so  stark  herabgeschlagen,  dass  sie  eine  der 
Spindel  der  Inflorescenz  fast  parallele  Lage  annehmen  und  meistens 
geradezu  an  dieselbe  angedrückt  sind.  Die  Spindel  der  inflorescenz 
verdickt  uÄi  streckt  sich  bis  zur  Zeit  der  Fruciitreife  sehr  bedeutend, 
und  die  an  den  hakenförmig  aufwärts  gekrümmten  Enden  der  kurzen, 
herabgeschlagenen  Stiele  aufrechten  Früchte  stehen  übereinander,  so 
dass  der  Fruchlstand  ein  fast  ährenarliges  Ansehen  gewinnt.  —  0. 
exscapnm  Ten.    gehört    mehr  dem  westlichen,    0.  refractnm   W.    K. 


50 

mehr  dein  östlichen  Tlieile  Europas  an.  Im  centralen  südlichen  Europa 
greifen  die  Verbreitungsbezirke  beider  Arten  ineinander,  und  in  Li- 
gurien,  Istrien  und  Ungarn  kommen  beide  Arten  zusammen  vor.  — 
Als  Syn.  ist  hieherzusetzen:  0.  mufabile  De  Not.  Fl.  Ligust.  p.  407. 
Wenigstens  stimmen  Exemplare,  welche  von  De  Not.  herstammen, 
und  welche  ich  im  Innsbrucker  botan.  Garten  kultivire,  mit  0.  re- 
fractum  Kit.  auf  das  genaueste  überein.  —  0.  refractum  De  Not. 
Fl.  Ligust.  ist  dagegen  0.  exscapum  Ten.  —  Dass  Koch  von  den 
beiden  im  südlichsten  Theile  des  von  ihm  behandelten  Florengebietes 
vorkommenden  Arten  nur  die  eine,  nämlich  0.  exscapum  Ten.,  und 
zwar  üppige  Exemplare  desselben  vor  Augen  hatte,  und  dass  0  re- 
fractum Koch  Syn.  unter  die  Synonyme  des  0.  exscapum  Ten.  zu 
setzen  sei,  wurde  bereits  oben  erwähnt.) 

1702.  Ornithogalum  nutans  L.  —  Auf  bebautem  Lande;  unter 
dem  Getreide  bei  Köhid  Gyarmat;  auf  Aeckern  bei  P.  Csaba  am 
Wege  gegen  die  Slanitzka,  bei  dem  Stadtmaierhofe  nächst  Ofen,  auf 
den  Donauinseln;  im  Walde  bei  Vajta  in  der  Stuldweissenburger 
Niederung,  in  Getreidefeldern  bei  Grosswardein  ^QgQi\  den  Wolfs- 
wald.  —  Tert.  und  diluv.  Sandboden.  90—250  Met. 

1703.  Ornithogalum  Boucheanum  (Kunth.)  1843.  —  Auf  Gras- 
plätzen, unter  Gebüsch,  in  Parkanlagen,  Obstgarten,  Auen  und  lichten 
Hainen.  Im  Gebiete  weit  mehr  verbreitet  und  häufiger  als  die  vor- 
hergehende Art.  —  Im  erzbischöflichen  Parke  in  Erlau;  in  der  Matra 
bei  Paräd,  zwischen  Verpelet  und  Dobi  puszta  und  zwischen  den 
Weingärten  auf  dem  Särhegy  bei  Gyöngyös;  auf  der  SchilTswerfl- 
insel  und  Margaretheninsel  bei  Alt-Ofen;  bei  Ujfalü  auf  der  Csepel- 
insel;  auf  dem  Herminenfelde  bei  Pest  im  Sande  an  dem  Eisenbahn- 
damme. —  Tert.,  diluv.  und  alluv.  Sandboden.  90 — 250  Meter.  — 
Syn.  0.  chloranthum  Saut  er  (1844). 


Zwei  neue  Pflanzenarten  von  den  Jonischen  Inseln. 

Beschrieben  von  Th.  v.  Heldreich. 

Unter  der  im  April  dieses  Jahres  auf  den  Jonischen  Inseln 
von  Herrn  G.  C.  Spreitzenliofer  gemachten  reichen  Ptlanzenausbeute 
befand  sich  ein  Ranunculus  und  ein  Muscari,  beide  aus  Corfu,  und 
beide,  meiner  Ansicht  nach,  noch  unbekannte  Arten.  Mit  Zustimmung 
des  Finders  habe  ich  die  Beschreibung  derselben  übernommen  und 
übergebe  sie  hiermit  der  OefTentlichkeit. 

liamincuhis  SpreitzenhofeH  Heldr. 

R.  fihris   radicalihus  fasciculatis  nigris   cylmdricis  parum  tn- 

crassatis,  collo  fibroso,  caule  1 — öfloro  in  feine  patule  piloso  super  ne 

adpresse  puberulo ,    foliis  glabriusculis  vel  brevissime  pubescenfibus, 

radicaHbus  lange  peliolatis  petiolo  parce  piloso,  primordial  Ums  am- 


51 

bitu  orbiculatis  basi  coi'datis  tripar litis  segmentis  obtuse  lobalis 
intermedio  basi  cuneato  lateralibus  bipartifis,  caeleris  oblongis  pin- 
natim  decompositis  laciniis  oblong o-linearibus  obtusis,  caulinis  de- 
minulis  svtnjuis  trisectis  laciniis  oblongo-linearibus  longe  attenvatis 
vel  peliolulalis,  floribus  parvulis,  calycis  adpressi  sepalis  oblongo- 
lanceolatis  obtvsis  dorso  adpresse  pnbescenlibus,  petala  obovafo- 
oblonga  aequatilibus,  spica  fructifera  elliptica  car peius  triangtila- 
ribns  fentüssime  punctatis  in  rostrum  reclitm  apice  recnrvnm  cos 
partim  brei^iorem  atienualis. 

Fibri  radicales  3 — 5lineares;  cauHs  gracilis,  quum  vniflorns 
hvmilis  3^1^ — öpollicaris,  si  vero  pluriflorus  altior  et  in  specimini- 
bus  fructiferis  fere  pedalis,  ramis  erecto-patuHs;  foliorum  radica- 
lium  petiolus  longitvdine  rarivs  1 — 2pollicaris,  lamina  '/s — ipolli- 
caris;  floris  (explanati  speciminnm  siccoj-mn)  diametros  circiler 
semipollicaris  (in  floribus  R.  millefoliati  Vahl.  A  R.  Pelopon- 
nesiaci  Boiss.  pollicaris  est  et  ultra);  carpelloriim  spica  (junior) 
4 — ö  linearis. 

Ich  benannle  diese  Art  zu  Ehren  des  für  die  VVissenscliafl  so 
eifrigen  Entdeckers  derselben.  Herr  Spreitzenliofer  sammelte  sie  zwi- 
schen Sleitia^eröll  am  Berge  von  Hagious  Deka  in  einer  Seehöhe  von 
1500  bis  1600  Fiiss  in  Gesellschaft  von  R.  chaerophyllus  L.  und  R. 
Peloponnesiacus  Boiss."^),  den  11.  April  1877  blühend  und  theilweise 
fruchtlraffend. 

R.  Spreitzenhoferi  gehört  in  die  Unterabtheilung  der  Sektion 
Euranunculus  Boiss.  (Hör.  or,  1.)  mit  büscl  eligen  verdickten  Wurzel- 
fasern  und  ähnelt  im  Habitus  dem  R  Peloponnesiacus  Boiss.  und  noch 
mehr  dem  R.  millefoliotvs  Vahl.  und  R.  cupreus  Boiss.  et  Heldr. ; 
von  ersterem  unterscheidet  er  sich  jedoch  soforl  durch  die  anliegenden 
(nicht  wie  bei  jenem  zurückgeschlagenen)  Kelchblätter,  von  R.  mille- 
foliatus  Vahl.  in  ganz  ausgezeiciineter  Weise  durch  die  kaum  halb 
so  grossen  Blüthen,  deren  Petalen  kaum  so  lang  als  die  Kelchblätter 
sind,  und  durch  die  dreitheiiigen  unteren  Wurzelblaller.  Die  Kelch- 
bUiller  sind  bei  R.  millefoliatus  ganz  unbehaart,  gelb  und  petaloid, 
bei  unserer  Pflanze  dagegen  wenigstens  in  der  Mitte  grünlich  und 
fein  seidenliaarig.  Durch  die  schwarzen,  nur  wenig  verdickten  kurz- 
waizliclien  Wurzel  fasern  ist  unsere  Art  überdiess  himmelweit  ver- 
schieden von  den  drei  oben  genannten,  sowie  von  allen  denselben 
nahestehenden  bekannten  Arien,  die  mit  v\eissen,  dicken,  eiförmigen 
Wurzelknollen  (grunii  s.  napuli)  verselien  sind.  Bezüglich  der 
Wurzelbildting  schliesst  sich  R.  Spreitzenhoferi  mehr  der  Gruppe 
vt>n  Ü.  spica tics  Desf.  und  R.  Spruneriamis  Boiss.  an,  von  welchen 
er  jedoch  wieder  durch  den  ganzen  Habitus,  die  Blalter,  die  Behaa- 
rung, die  Früchte  u.  s.  w.  sehr  leicht  zu  unterscheiden  und  somit 
eine  ganz  vorzüglich  charakteristische  Art  Ul. 

*)  R.  Peloponnesiacus  Bois.«;.  ist  auf  Corfu  die  häufigste  Art;  Spreitzen- 
hofer  fand  sie  auch  am  Monte  S.  Salvadore.  Es  ist  dieser  Raiiunculus  in 
ganz  Griechenland  (Peloponnes,  Atlica  etc.)  weit  verbreitet  und  wahrscheinlich 
mit  dem  bei  Bologna  in  Italien  vorkommenden  R.  Agerii  Bertol.  identisch. 


52 

3Iuscari  Mordoanutn  Heldr. 

M.  bulbi  tunicis  nigro-fuscis,  foUis  scapum  aequantibus  vel  eo 
sublongioribus  linearibus  snpra  canaliculatis  flaccidis,  racemo  breci 
ovato  laxifloro,  floribus  paucis  inferioribus  fertilibus  S — 9  atropur- 
pureo-coeruleis  longiuscule  pedicellatis  patentibus  mox  deflexis  ob- 
longis  apicem  versus  irregidariter  urceolato  -  inßatis  ore  partim 
constricto  aperto,  denticulis  pallide  purpurascentibus  brevibus  ob- 
tusis  sub  anthesi  subrecurms,  floribus  summis  ö — 6  abortivis  cylin- 
dricis  vel  ovatis  laete  amethystinis  Capsula  late  obcordata. 

Bulbus  ovatus  nucis  Avellanae  magnitudine  v>el  minor;  scapus 
2^l^  —  7pollicaris;  folia  lineam  circiter  lata^  pedicelli  2 — Slineares; 
flores  ferliles  3  lineas  longi. 

Ich  widme  dieses  bisher  nur  aus  Corcyra  bekannte  Muscari 
dem  Andenken  des  Corcyrensischen  Arztes  Lazaro  de  Mordo,  der  im 
Jahre  1808  unter  dem  Titel  „Nozioni  iniscellanee  intorno  a  Corcira'* 
ein  jetzt  sehr  seltenes  Werkchen  publizirte,  worin  er  sich  durch 
viele  werthvoUe  Notizen  über  Klima,  Vegetation  und  Kulturpflanzen 
der  Insel  auch  um  die  Flora  seines  Vaterlandes  verdient  gemaciit  hat. 

Herr  Spreitzenhofer  fand  die  Pflanze  den  11.  und  13.  April  1877 
an  mehreren  Lokalitäten  bis  zur  Seehöhe  von  circa  2000  Fuss  an- 
steigend, namentlich  in  Olivenhainen  längs  der  Strasse  von  Cori'u 
nach  Hagious  Deka  und  zwischen  Barbat  i  und  Spartilla  am 
Fusse  des  Monte  S.  Salvador  (von  den  Griechen  Pantokrator  ge- 
nannt) und  in  etwas  kleineren  Exemplaren  auf  der  Hochebene  des 
Gebirges  selbst. 

Unsere  Pflanze  ist  mit  M.  racemosum  (Lin.)  zunächst  verwandt, 
die  Blüthentraube  ist  indess  bei  31.  Mordoanum  viel  armblütiiiger, 
die  Blütlien  sind  länger  gestielt,  die  Farbe  derselben,  sowie  beson- 
ders auch  die  der  oberen  verkümmerten  Bliithen  ist  eine  ganz  an- 
dere. Bei  M.  racemosum  besteht  die  Blüthentraube  aus  zahlreichen 
kleinen,  dichtgedrängten,  kurzges'ielten,  regelmassig  länglich-eiför- 
migen, dunkelblauen  und  bcreiflen  (pruinosen)  Blüthen;  die  ober- 
sten verkümmerten  Bliithen  sind  kleiner  und  fast  gleichfarbig  mit 
den  anderen.  In  Bezug  auf  Habitus  und  Farbe  der  Blüthen  hat  unsere 
Pflanze  mehr  Aehnlichkeit  mit  M.  commutatmn  Guss.,  doch  sind  bei 
diesem  die  Blüthen  kürzer  und  fast  ganz  geschlossen  durch  die 
gleichfarbigen  zusammenneigenden  Randzahne,  und  die  Farbe  der 
Blüthen  ist  dunkler,  beinahe  schwarz.  Es  blieb  noch  der  einzige 
Zweifel,  dass  unser  Muscari  vielleicht  mit  dem  mir  unbekannten  M. 
Slrangwaysii  Ten.  identisch  sein  konnte.  Ich  schrieb  desslialb  an 
Herrn  Prof.  Cesati  in  Neapel,  der  mir  freundlichst  mitliieille,  dass 
von  Tenore's  Pflanze  weder  in  dessen  Herbar,  noch  sonstwo  ein  Oii- 
iialexcmplar,  noch  eine  Beschreibung  oder  Abbildung,  noch  überhaupt 
irgend  eine  Spur  derselben  aufzufinden  und  daher  dieses  Muscari. 
ebenso  wie  die  angeblich  auch  um  Byzanz  vorkouimende  Scilla  Slrang- 
waysii Ten.  (mit  weissen  Blüthen)  als  vollständig  apokryphe  Spezies 
auszumerzen    und   aus  der   Synonymik  ganz  zu  streichen  seien.    Ein 


in  Gussone's  Herbar  iintcM-  dein  Namen  Muscari  Strangwaysii  Ten. 
aufbewahrtes  und  von  Prof.  Cesali  mir  zur  Ansicht  frcundiirhst  mit- 
getheiiles  Exemplar  ist  von  31.  Mordoamim  ganz  verschieden  und 
mit  M.  botryoides  (Lin.)  verwandt  (wie  auch  eine  handscliriftliche 
Note  Gussone's  bezeugt:  „Omnia  ut  in  M.  botryoidi,  sed  co- 
roUae  potius  campanulalae  quam  apice  giobosae,  faux 
latior,  denticuli  minus  rotunda  ti").  Es  ist  immer  fraglich,  ob 
dieses  M.  Strangwaysii  Guss.  das  echte  ist,  ebenso  zweifelliafi  bleil)t 
es,  ob  Grisebach  (Spicileg.  Fl.  Rum.  et  Bilhyn.  vol.  II,  p.  389)  den 
Typus  der  Tenore'schen  Spezies  Kannte,  jedenfalls  hat  auch  sein  M. 
Strangicaysii  mit  unserem  Muscari  Mordoamim  aus  Corfu  nichts  zu 
schaffen,  da  er  dasselbe  mit  „perigoniis  cyaneis  confertis  cam- 
panulalo-ellipsoideis"  beschreibt  und  von  den  pedicellis  sagt, 
dass  sie  kürzer  als  bei  M.  parviflorum  Desf.  seien. 

Athen,  den  20.  Dezember  1877. 


Das  Pflanzenreich 
auf  der  \^iener  Weltaiisstelliin^  im  Jahre  1873. 

Notizen  über  die  expoiiirleii  Pflanzen,  Pflaiizenrohstoffe  und  Produkte,  sowie  über  ihre  bildlicheu  Darslelluiiiten 
Von  Franz  Antoine. 

(Fortsetzung.) 

Gespinnst-  and  Faserpflanzen. 


Agave    mexicana    L.  (Langue    de 

beuf). 
Corchorus  oUtorius  L.  (Jute). 
Gossypium  sp. 
Hibiscus    cannabinus     L.   ,(Mahot 

chanvre). 


Lagetta    funifera     Mart.     (Mahot 

piment). 
Malachra  ovata  L.  (Guimauve). 
MusatextiUs  Nees  (BananierAbaea). 
Ochroma   Lagopus  Sw.  (Patte   de 

lion). 
Urtica  nivea  L.   (Ortie  de  Chine). 


Färbe-  und  Gerbepflanzen. 

Anacardinm  occidentale  L.  (Pommier  d'  Acajou). 
Bixa  Orellana  L,  (Rocouyer). 
Haematoxylon  campechianvm  L.  (Campeche). 
Mapoiiria  guianensis  Aubl.  (Mapou). 
Morinda  Rojoc  Lour.  (^Racines). 

3.  Trinidad. 

In  200  Exemplaren  schickte  diese  Insel  Holzmuster  ein,  welche 
in  die  Form  von  sechs  Zoll  hohe,  vier  Zoll  breite  und  Ya  Zoll  dicke 
Brettchen  gebracht  waren  und  mit  nachfolgenden  Namen  bezeichnet 
waren : 


54 


Acacia  Farnesiana  Willd. 

—  tortuosa  Willtl. 
Andtra  inermis  H.  B. 
Ächras  Ballota  Aubl. 

—  Sapota  L. 
Artocarpus  incisa  L.  fil. 

—  integrifolia  L.  fil. 
Anicennia  tomentosa  L. 
Anacardium  occidentale  L. 
Akeesia  Sapida  Koenio-. 
Acrocomia  sclerocarpa  Marl. 
Amyris  Trinitensis. 

Anona  reticulata  L. 

—  sqnamosa  L. 
Avicennia  tomentosa  L. 
Amalpighia  sp. 
Aspidosperma  sp. 
Bursera  gummifera  L. 
Brownea  coccinea  L. 
Brosimum  giiianensis. 

—  Alicastrum  Sw. 
Bucida  Buceras  L. 
Bauhinia  grandiflora  Juss. 

—  virgata. 
Byrsonima  spicata  DC. 
Bunchosia  sp. 

ß/ica  Orellana  L. 
Bravaisia  floribnnda  DC. 
Copaifera  officinalis  L. 
Citharexylon  quadrangtilare  L. 
Carapa  guianensis  Aubl. 
Crescentia  Cujute  L. 

—  latifolia  Lam. 
Calliandra  Zaman. 

—  sp. 

Cedrela  odorata  L. 

Cocos  nucifera  L. 

Cordia  geraschanthus  Jacq. 

Calophyllum  Calaba  Jarq. 

Calycophyllum  coccineum  DC 

Citrus  Limonium  Risso. 

—  Auranlium  L. 
Coccoloba  uvifera  L. 

—  latifolia  Lam. 
Curatella  americana  L. 
Croton  gossypifolium  Valil, 

Cassia  brasiliana  Lam. 


Cerbera   Thevetia  Adans. 
Chrysophyllum  Cainito  L. 

—  glabi'um  Jacq. 
Conocarpus  erectus  Jacq. 

—  sp. 
Campomanesia  aromafica. 
Crataeva  sp. 

Cordia  sp. 
C«cca  disticha  L. 
Caryophyllus  aromaticus  L. 
Couroupita  Guianensis  Aubl. 
Chrysobalanus  icaco  L. 

—  sp. 
Calyptranthes  sericea. 
Coffea  arabira  L. 
Clusia  rosea  L. 
Cascaria  sp. 

Colubrina  reclinala  Biongn. 
Capparis  cyanophallophora  L. 

—  jamaicensis  Jacq. 
Cereus  heptagonus  Haw, 
Caesalpinia  Coriaria  Willd. 
Copaifera  hymenaeifoHa  Moric. 
Diplotropis  brachypetala. 
Diospyros  Mabola  Roxb. 

—  sp. 
Dracaena  sp. 
Eugenia  Michelii  Lam. 

—  Malaccensis  L. 
Esenbeckia  sp. 
Flacourtia  Ramontchi  Herit. 
FiOMs  sp. 

—  i?arfM/a  Willd. 
Genipa  sp. 

Guajacum  officinale  L. 
Guazuma  ulmifolia  Des  f. 
Gulielma  sp. 

Heliocarpus  americanus  L. 
Hymenaea  Courbaril  L. 
Hematoxylon  campechianum  L. 
Hippomane  Manicella  L. 
-ffwra  crepitans  L. 

Hirtella  silicea? 
Jacaranda  caerulea  Juss. 
/ceca  heptaphylla  Aubl. 
Jambosa  vulgaris  DC. 
Isertia  partißora  Vahl. 
//ea;  Macoiicou  Pers. 


Juniperus  Bermudkina  L. 
Lagersfroemia  Reginae  Roxi). 
Lecythis  Idatimon  Aubl. 
Lucnma  mammosum  Gaertn.  fil. 
Licania  incana  Aubl. 
Laurus  sp. 

Lonchocarpus  latifoUus  H.  B. 
Maclura  xanthoxylon  Endl. 
Murraya  exofica  L. 
Mimosa  Uthoxylon. 
Mangifera  indica  L. 
Myrospermum  frufescens  Jacq. 
Melicocca  hijuga  L. 
Morinda  sp. 

Myristka  aromatica  Lam. 
Mabea  inconstans. 
Machaerium  sp. 
Martinezia  caryotaefolia  H.  K. 
Mollinedia  sp. 
Miconia  prasina  DC. 
Mammea  americana  L. 
Olyganfhus  condensafa. 
Oenocarpus  Batava  Marl. 
Ochroma  Lagopus  Sw. 
Oreodoxa  regia  H.  B. 
Pimenta  vulgaris  Lindl. 
Psidium  pyriferum  L. 
Poinsettia  pulcherrima  Graham. 
Peltogyne  paniculata  Voorel. 
Platymiscium  polyslachiuni. 
Pipfadenia? 

Pentaclethra  fi/amenfosa. 
Persea  gratissima  Gaertn.  fil. 
Plumieria  sp. 

Pandanus  Candelahrum  Beauw. 
Pisonia  sp. 

Prunus  occidentalis  Sw. 
Peridium  sp. 
Phoberos  sp. 
Pereskia  sp. 


Psi/cholria  sp. 
Panax  sp. 
Podocarpus  sp. 
Pilhecollobium  sp. 
Paritium  tiliaceum  Sl.  Hü. 
Pachira  aquatica  Aubl. 
Pterocarpus  Draco  L. 
Quassia  amara  L. 
Rhizophora  Mangle  L. 
Rhopala  montana  Auhl. 
Rheedia  lateriflora  L. 
Rollinia  tnultißora. 
Randia  sp. 
Rupprechtia  sp. 
Serjana  sp 
Sicartzia  pinnata  Willd. 

—  grandiflora  Willd. 
Spondias  Mombin  Adans. 
Slilaginella  sp. 
Stcietenia  Mahagoni  L. 
Sponia  sp. 

Stereospermum  chelonoides  D  C. 
Sapium  aucuparium  Jacq. 
Solanum  callicarpifolium. 
Tecoma  stans  Juss. 

—  pentaphyUa  Juss. 
Trichilia  moschata  Sw. 
Tamarindus  indica  L. 
Taespesia  populnea  Correa. 
Thevetia  nereifolia  Juss. 
Terminalia  sp. 
Terminalia  Catappa  L. 
Theobroma  Cacao  L. 
Tabernemonlana  sp. 
Vismia  Cayennensis  Vers. 
Vitex  capitata  Vahl. 
irarscetc/cz-a  coccinea. 
Xanthoxylum  Clara  üerculis  L. 
Ximenia  americana  L. 


St.  Pierre  und  Miquelon. 

(Franzosische  Besitzungen.) 

Von  diesen  beiden  kleinen  Inseln  zunächst  Neufundland  stamm- 
ten folgende  Theesorten  her. 
CouHheria  procumbens  L.  (The  rouge). 


56 

Leduni  lutifoJium  Lain.  (The  jiniiie). 

Vaccinimn  hispichihim  L.  (Tlic  dci  TtM're  neiive). 

Den  Ausstellungsgegensli'iuleii  der  neuen  Welt  füge  icli  hier 
noch  die  Beschreibung  und  Abbildung  einer  Broineliacee  an,  welche 
ein  amerikanischer  Gescliartsinain  aus  Carolina  nach  Wien  brachte, 
in  der  Weltausstellung  ausstell ie  und  zum  Verkaufe  anbot.  Die  le- 
benden, meist  gut  erhaltenen  Pflanzen  befanden  sich  in  einem  Fasse 
und  waren  mit  den  weichen,  verworrenen  Faden  und  Miniaturi)(lcmz- 
chen  der  grosseniheils  aber  noch  lebenden  Tülandsia  usneoldes  L., 
welche  als  Verpackungsmaterial  diente,  umgeben.  Die  Exemplare 
wurden,  womit  auch  der  eben  in  Wien'  anwesende  Prof.  Ed.  Murree 
aus  Lüttich  einverstanden  war,  für  eine  Art  der  Gattung  Allardtia 
(A.  DietrichO  angesehen  und  ich  gab  ihr,  zu  Ehren  des  als  Präsident 
der  internationalen  Gartenbau-Ausstellung  fungirenden  Exe.  Grafen 
Alfred  Potocki,  den  Namen  .^Allardtia  Potockü.'-^  Erst  im  Jahre  1874 
entwickelte  eines  der  Exemplare,  welche  ich  für  den  k.  k.  Hofburg- 
garten acquirirte  ,  einen  Blülhenstand,  und  füge  nun  nachfolgende 
Beschreibung  und  Abbildung  von  dieser  Bromeliacee  bei. 

Allardtia   Potockii  Ant. 

Der  Stamm  ist  sehr  verkürzt.  Die  Blattrosetfe  becherförmig? 
reichblatterig.  Die  Blälter  sind  063  bis  075  M.  lang,  an  der  um- 
fassenden Basis  0'8  M.  breit,  rinnenfiirmig,  abstehend,  dann  zuriick- 
gebogen,  in  eine  langgezogene,  pfiiemenförmige  Spitze  ausgehen(K 
ziemlich  starr,  massig  dick,  schmutzig  weisslich,  blaugrün,  glanzlos, 
am  Rande  glatt.  Der  centrale  Blülhenstand  wird  über  1  Meter  lang, 
bildet  eine  locker-verzweigte  Rispe,  deren  spitzwinkelig  abstehende, 
dünne  und  glatte  Zweige  etwas  nach  innen  gekrümmt  sind.  l)i(! 
etwas  weinroth  überlaufene  Spindel  ist  an  jedem  Knoten  mit  nach 
oben  der  Grosse  nach  abnehmenden,  langgespitzten,  entferntsl eilen- 
den, röthlich  gefärbten  Brakteen  besetzt.  Die  Blüthen  stehen  zwei- 
zeilig, abwechselnd,  sind  mit  einer  starren,  dunkelgrünen,  glanzenden, 
zugespitzten,  gekielten,  fest  angeschlossenen,  unten  querüber  wulsti- 
gen Braktee  gestützt,  welche  kürzer  als  der  Kelch  ist.  Dieser  ist 
ebenfalls  dunkelgrün,  glatt,  elliptisch.  Die  Sepale  sind  oben  schief 
abgerundet  und  dünnhäutig,  weissberandet.  Die  walzenfiirmige,  wenig 
gekrümmte  Blumenkrone  ist  an  der  Spitze  etwas  geöffnet.  Die  Pe- 
tale  sind  mehr  als  doppelt  so  lang  als  die  Sepale,  grünlichvveiss, 
dünnhäutig,  fast  transparent,  lanzettförmig,  rinnenförmig,  am  Grunde 
ohne  Schüppchen.  Die  Blume  blüht  kaum  einen  Tag  hindurch,  die 
Petale  fallen  sich  dann  und  werden  lichtbraun.  Die  kurzen,  breiten, 
dunkelbraun  gefärbten  Staubbeutel  ragen  nebst  dem  dreitheiligen,  ge- 
wundenen Pistile  über  die  Petale  hinaus.  Der  Fruchtknoten  ist  drei- 
fächerig, hoch-kegelförmig,  im  Durchschnitte  stumpf-dreikantig.  Die 
zahlreichen  Eichen  sind  kurz  gestielt,  länglich  verkelirt-eifi)rmig,  oben 
mit  einem  langen,    gebogenen,   schwanzartigen  Fortsatz  versehen. 

Allardtia  Potockii  stammt  aus  Carolina,  wo  sie  als  Epiphyt  auf 
Baumstämmen  wachsend,  gefunden  wird. 


AUardlia  Potockii.Ant. 


57 


Erklärung  der  Abbildung. 

a)  Eine  blühende  Pflanze  (verkleinert). 

b)  Ein  Stück  der  Blüthenrispe  (in  natürlicher  Grösse). 

c)  Ein  Stück  der  Blüthenrispe  (vergrössert). 

d)  Eine  Blume  mit  Braktee  (vergr.) 

e)  Ein  Stück  einer  Blume,  der  Länge  nach  durchschnitten  (vergr.). 

f)  Eine  Blüthe  im  Querdurchschnitte  (vergr.). 

g)  Der  Stempel  (vergr.). 

ti)  Rückwärtige  Ansicht  einer  Anthere  (vergr.). 
i)  Eichen  (vergr.). 


Europa. 

Russland. 

Das  aus  kaum  30  Stücken  bestehende  Holzsortiment  war  in 
höchst  einfacher  Weise  ausgestellt.  Es  waren  durchsägte  Ast-  und 
Stammstücke  mit  russischen  Namen  beschrieben. 

Von  den  als  Medizinalpflanzen  angenommenen  oder  zu  techni- 
schen Zwecken  verwendeten  Pflanzentheilen  und  Präparaten  fand  man 
Opium,  Safran,  Rhamnus  infectorius  L.  Früchte,  Statice  coriaria  Fall. 
Wurzeln,  Asphodelus  ramosus  L.,  welcher  zur  Bereitung  eines  Lei- 
mes Anwendung  findet,  dann  Paeonia  tennifolia  L.  und  Polypodiwn- 
Wurzeln,  wie  auch  Grapp. 

Namentlich  waren  es  die  Blüthen  von  Pyrethrum  roseum  Ehrst, 
und  P.  caucasicum  Willd.,  welche  in  sehr  bedeutender  Menge  dar- 
geboten wurden. 

Unter  den  Genuss-  und  Nahrungsmitteln  sind  hervorzuheben: 
Essenzen  und  Syrup  von  Moosbeeren  (Oxycoccos  macrocarpa  Fers.), 
schwarzer  Thee  in  vielen  Mustern  und  Tabak  aus  Bessarabien,  Sara- 
low,  Ostrogoge  und  aus  der  Krim  und  zwar  theils  in  Blättern  allein, 
theils  auch  in  ganzen  Zweigen. 

Die  Cerealien  und  Gemüsesamen  füllten  etwa  hundert  Cylinder- 
gläser,  darunter  gab  es  Leinsam(!n,  californischen  Hanf,  Triticvm 
polonicum,  Agropyrum  pectinatum  Beauv.,  Sommer-  und  Wintor- 
Weizen,  Roggen,  gewöhnliche  und  schwarze  Gerste  (Ala-Arpa), 
mehrere  Arten  Weizen,  Kubanka,  Zarda  und  Karagltschyk  genannt. 
Rolher,  Rjaslinischer  und  Aknlinischer  Reis,  eine  Hirsen-Sorle,  Gomi 
genannt,  Erbsen  (Nuchut,  Masch),  weisse  Bohnen  (Tetlri-Labje), 
rothe  (Ziteli-Lobio),  gelbe  (Kwiteli),  schwarze  (Sowy-Lobio),  gefleckte 
(Odo-Shuri). 

Mehl  gab  es  aus  Buchweizen,  Roggen  und  anderen  Pflanzen, 
Zucker  aus  Runkelrüben. 

Wein  war  sehr  zahlreich  vorhanden.  Ausser  Ribisel-Wein  gab 
es  Wein  aus  französischen,  rheinländ.  und  Tokai-Trauben,  welche 
aus  Bessarabien,  aus  der  Krim,  vom  Kaukasus  und  aus  Astrachan 
herstammten.  Man  fand  Sauterne,  Bordeaux,  Rissling,  Lafilte,  Alicante, 

Oesterr.   hotan.  Zc-its.-ljrift.    2.    Heft.    1878.  5 


58 

und  mehrere  der  vorhandenen  Dessertweine  wurden  im  kaisei  liehen 
Garten  zu  Nikitsch  gezogen. 

Nebst  Branntwein  aus  Cetraria  islandica  Ach.,  Kartoffeln  und 
Korn  gal)  es  noch  mehrere  Sorten  Liqueure  und  Alkohole. 

Oele  waren  aus  den  nachfolgend  angeführten  Pflanzen  ge- 
wonnen, und  zwar  aus : 


Sesamum  Orientale  N. 
Juglans  regia  L. 
Croton  sp. 
Anis. 


Matricaria  Chamomilla  L. 
Helianthus  anmms  L. 
Olea  enropaea  L. 
Paparer  somniferum  L. 
Brassica  napus  oleifera   Moench. 

Der  kaiserliche  botanische  Garten  legte  ein  Herbar  auf,  welches 
die  Medizinalpflanzen,  die  das  russische  Reich  im  wildwachsenden 
Zustande  in  sich  schliesst,  enthielt. 

Der  Acclimatisations-Garten  von  Tiflis  stellte  ein  Herbar  wild- 
wachsender und  kullivirter  Pflanzen  durch  Ledebour  aus,  ebenso  die 
Gehölze,  welche  der  bot.  Garten  daselbst  in  sich  fasst,  nebst  einem 
Plan  dieses  Gartens. 

Die  an  der  Insel  Koulala  (im  kaspischen  Meere)  wachsende 
Meerespflanze  Zostera  marina  L.  liefert  den  Stoff  theils  zur  Fabri- 
kation von  Cartons,  theils  zum  Anfüllen  von  Matrazen. 

Rumänien. 

Den  Flcichenranm,  welchen  Rumänien  auf  der  Wiener  Weltaus- 
stellung inne  hatte,  betrug  an  655  Qwa^lj'atmeter.  Er  war  gewissen- 
haft benützt,  und  besonders  waren  es  Cerealien,  welche  unter  den 
Vegetabilien  das  Uebergewicht  hatten.  Die  textilen  Pflanzenprodukte 
reduzirten  sich  beinahe  nur  auf  die  HanfTaser  in  verschiedenen  Sta- 
dien ihrer  Verarbeitung.  Die  Cerealien  und  sonstigen  Samen  füllten 
Deckelgläser  und  Blechbüchsen  und  waren  mit  deutschen  Benen- 
nungen versehen.  Sie  waren  in  sehr  vielen  Musfern  aber  wenigen 
Sorten  ausgestellt. 

Arena  safira  L.  und  Abarten  in  77  Mustern. 
Cannahis  sativa  L.   in  6  Musfern. 
Ervinn  Lens  L.   In  22  Mustern. 

Hordeum  vulgare  L.  Rothe,  weisse  und  schwarze  Gerste  in  80  Mustern. 
Linnni  nsifatissimvm  L.  In  50  Mustern. 
Miliium  effusum  L.  In  50  Mustern. 
Piswn  satirum  L.  In  12  Mustern. 
Polygonnm  Fagnpyrum  L.  In  8  Mustern. 
Rapislrwn  percrme  All.   In  20  Muslern. 
Sinapis.  In  2  Mustern. 
Seeale  cereale  L.  In  33  Mustern. 
Saccharum  officinarum  L.  1  Muster. 
Triticum  vulgare  Vill.  In  190  Mustern. 
Trifolium.  In  2  Muslern. 
Zea  Maijs  L.  In  230  Musfern. 


59 

Nach  den  Aiisstellungsprodukten  allein  zu  schliessen,  ist  Rumii- 
nien  an  3Iais  am  produktivsten,  was  sich  in  der  That  auch  so  verhalt, 
denn  der  mittleren  Jahresproduktion  nach  heträgt  das  Erträgniss  an 
dieser  Frucht  3  Millionen  Kilo.  Wiihreiul  sie  bei  dem  ebenfalls  stark 
vertretenen  Weizen  nur  2.300.000  Kilo  beträgt.  Der  Grund  der  so 
ausgebreiteten  Maiskullur  ist  darin  zu  finden,  dass  die  Bewohner  ihr 
Hauptnalirungsniittel,  ihre  „Mamaliga"  daraus  bereiten  und  ausser 
dem  Export  auch  noch  viel  zur  Branntweinbrennerei  benützt  wird. 
Hiezu  dient  übrigens  auch  noch  der  Roggen.  Die  Weizensorten,  auf 
die  man  vorzugsweise  achtet,  sind:  Ghirca,  Arnaut,  Banaler,  Sando- 
mir  und  der  weisse  und  rothe  rumänische  Weizen. 

Der  Tabak,  der  dem  türkischen  an  Güte  gleichkommen  soll, 
war  in  wenigen  Mustern  vertreten  und  zwar  nur  in  gelegten  Blättern. 

Die  Gespinnstpflanzen,  die  sich,  wie  Eingangs  erwähnt,  nur  auf 
den  Hanf  beschränkten,  lagen  in  73  Muslern  in  den  verschiedenen 
Stufen  ihrer  Zubereitung  vor. 

Mehl  war  durch  jenes,    aus  Mais  und  Hirse  bereitet,    vertreten. 

Branntwein,  aus  Pflaumen  gewonnen,  war  in  fielen  Mustern  an- 
wesend, in  wenigen  hingegen  jener,  welcher  aus  verschiedenen  an- 
deren Fruchtsorten  darzustellen  ist.  Spiritus  aus  Reis  war  wenig 
vorhanden. 

Die  Holzmuster  beschränkten  sich  auf  die  gewöhnlichsten  Wald- 
bäume, als:  Ahorn,  Birken,  Fichten,  Eschen  u.  s.  f. 

Endlich  lag  ein  Faszikel  eines  Herbariums  auf,  welches  die 
Aufschrift  an  sich  trug :  Herbarium  Elesa  alu  scolee  d  medicina  Esyl 
Elena  Doinna. 

Osmanisches  Reich. 

So  zahlreich  auch  die  Sammlung  von  Holzmustern  gewesen  ist, 
welche  das  Osmanische  Reich  zur  Vorlage  brachte,  so  war  sie  doch 
ganz  nutzlos,  da  die  Holzstücke  nur  mit  Nummern  versehen  waren 
und  die  Ausstellungs-Kommissäre  hierüber  keinen  Katalog  in  Händen 
hatten.  Die  Form  der  Holzmuster  war  die  Pl'ostenform  von  8  bis  24 
Zoll  Länge,  2  bis  6  Zoll  Dicke  und  6  bis  20  Zoll  Breite.  Auf  einer 
Seite  derselben  zeigten  sie  den  rohen  Schnitt,  während  die  andere 
Fläche  politirt  war  und  der  Rücken  die  Rinde  an  sich  trug. 

An  den  Seitenwänden  des  Ausstellungsraumes  waren  in  Pulver- 
gläsern eine  ziemlich  grosse  Anzahl  Sämereien  von  Buhnen,  Erbsen, 
Melonen,  Gurken,  Mais  u.  s.  f.  aufgestellt,  anderseits  bildeten  ge- 
trocknete Früchte  von  Feigen,  Datteln,  Rosinen  ohne  Kerne  und  die 
ihrer  Vorzüglichkeit  wegen  bekannten  Eleme- Weinbeeren,  Johannis- 
brot, Aepfelspalten,  Mandeln,  Haselnüsse  etc.  den  Inhalt. 

Tabak  wurde  von  verschiedenen  Gegenden  des  Reiches  in  sehr 
vielen  Sorten  eingebracht  und  man  legte  ihn  Iheils  paquetweise  in 
offenen  Blättern,  theils  aber  in  der  Form  vor,  wie  er  in  grossen 
Ballen  dem  Handel  übergeben  wird. 

Ueberraschend  war  die  Reichhaltigkeit  der  Opium-Ausstellung. 
Aus    nicht    weniger  als  139  Stücken   in  100  Sorten  war  dieses  Pro- 

ö  ■' 


60 

dukt  vertreten.  Die  meisten  Kuchen  hatten  eine  verscliobene  elliptische, 
flache  Form  und  waren  mit  einem  Bohrloche  versehen,  ausserdem 
waren  sie  auch  in  Stangen,  Kugeln  etc.  und  nur  eine  Sorte  in  Ge- 
stall eines  dicken  Breies  in  Blechdosen  gefüllt,  vorhanden.  Ein  Tableau 
gab  den  ßereilungsort  an  und  deutete  auf  den  Perzentgehalt  der  be- 
treffenden Sorte  hin.  Zugleich  wurden  Mohnköpfe  und  die  Instrumente, 
welche  bei  der  Opiumerzeugung  benutzt  werden,  vorgewiesen. 

An  den  Wänden  hingen  ferner  Wurzeln  von  Convokulus  Scam- 
monia  L.  von  verschiedenen  Bezugsquellen,  sowie  auch  das  davon 
gewonnene  Harz. 

Von  Faserpflanzen  war  Hanf  ganz  allein,  im  rohen  und  verar- 
beiteten Zustande  vorhanden.  Dattelwedeln  kamen  liiuifig  vor  und 
man  verfertigt  davon  eine  Art  Abstauber  in  ziemlich  primitiver  Form, 
ausserdem  auch  Matten  und  Geflechte  verschiedener  Art. 

An  Drogen  sind  zu  bemerken:  Tragant  in  mehreren  Sorten, 
Mastix  von  Cliios  {Pistacia  Terebinthus  L.),  Guunni  arabicum,  Rosenöl 
in  zierlichen  Flakons  und  oft  von  sehr  bedeutender  Grösse,  sowie 
auch  Rosenwasser,  Terpentin,  Samen  von  Nigella,  Coriandrum,  Cap- 
sicum,  Cannahis  indica  Lam.,  Celtis  australis,  Juniperus  rufescens 
Link  etc. 

Unter  den  getrockneten  Blättern  und  Blüthen  fanden  sich  vor: 
Rosenblumen,  Sahna,  Origanum,  Tüia,  Matricaria,  Chamomüla  etc. 
Rosenblätter  waren  Conserven  und  anderen  Gerichten  häufig  bei- 
gegeben. 

Die  türkische  Ausstellung  verrieth  in  dieser  Branche  wenig- 
stens, dass  der  richtige  Takt,  um  eine  Weltausstellung  zu  beschicken, 
noch  nicht  gefunden  ist.  Die,  etwa  in  30  Blättern  (Formal  8"  X  6") 
eingeschickten  Photographien  enthielten  zum  grossen  Theile  nur  innere 
Ansichten  von  Gebäuden  und  Darstellungen  von  Gewerben.  Ein  Album 
von  Greta  brachte  Ansichten  von  Sfachia,  Calilimiones,  Monte  Ida, 
Plafania,  Paesaggio  nei  Contorni  di  Canea. 

Noch  ist  ein  Riesenherbar  zu  erwähnen,  welches  aber  kaum 
über  12  Blätter  enthielt  und  die  Aufschrift  hatte:  Pharm.  M.  G.  Uscia- 
klian,  Brousse.  Die  Etiquetten  waren  in  türkischer  und  italienischer 
Sprache  und  unter  den  Pflanzen  waren  Smilax  officinalis  H.  B-, 
Juniperus  rufescens  Link.,  Atropa  Belladonna  Adans.  etc. 

Griechenland. 

Die  Form,  welche  man  den  Holzinustern  Griechenlands  gegeben 
hat,  um  sie  dem  Beschauer  möglichst  instruktiv  vorzuführen,  war 
einzig  in  ihrer  Art.  Es  gab  nämlich  berindele  Slammstücke,  welche 
von  der  Basis  an  bis  zu  einem  Viertheil  der  Länge  in  der  natür- 
lichen zylindrischen  Form  verblieben,  dann  waren  sie  bis  in  die 
Hälfte  querüber  so  eingeschnillen,  dass  die  Schnittfläche  eine  schiefe 
Ebene  bildete,  von  hier  an  war  sodann  der  Stamm  nach  aufwärts  in 
der  Hälfte  der  Länge  nach  gespalten.  Man  sah  hierdurch  das  Längen- 
holz,   oben   einen   streng   horizontalen  und  weiter  unten  einen  Quer- 


61 


schnitt,  der  eine  schiefe  Neigung  zeigte.  Nahe  der  Basis  war  sodann 
ein  rechtwinkelig  abgebogener  Eisenslab  angebracht,  welcher  einen 
elliptischen  Goldrahmen  trng,  in  welchem  unter  Glas  Zweige,  Blätter, 
Bliilhen  und  Früchte  sich  aufbewahrt  befanden,  nebst  der  Beigabe  der 
botanischen  Benennung. 

Die  Anzahl  dieser  Holzmuster  belief  sich  auf  153  Stück.  Ihres 
hohen  Standortes  wegen  konnten  die  Namen  bei  sehr  vielen  nicht 
mehr  gelesen  werden,  demzufolge  mussfen  viele  bei  der  nachfolgen- 
den Aufziihlung  ausfallen.  Die  Einrichtung  dieser  Holzsanimlung,  womit 
beabsichtigt  war,  die  Holzarten  der  griechischen  Flora  zusammenzu- 
stellen, Süll  von  Prof.  Orphaniedes  herrühren. 


HolzDiQster. 


Anagyris  foetida  L. 
Amorpha  frulicosa  L. 
Arbulus   Unedo  L. 

—  Andrachne  L. 
Acer  ric'inifolium. 

—  creticnm. 

—  Reginae  Amaliae  Orph. 
Atriplex  Halimus  L. 
Buxus  seviperinrens  L. 
Casuarina  equisetifoUa  Forst. 
Crataegus  Heldreichii. 
Citrus  Liinonium  Riss. 
Carpinus  Duineusis  Tommasini. 
Celtis  Tournefortü  Lam. 

—  australis  L. 
Cupressns  sempervirens  L. 
Elaeagnus  angustifulia  L. 
Erica  verticillata  Andr. 

—  arhorea  L. 
Fraxinus  Ornus  L. 
Ficns  Carica  L. 
Hedera  Helix  L. 
Hex  aquifoliwn  L. 
Lanrus  nobilis  L 
Lycium  mediterranenm. 
Melia  Äzedaracli  L. 
Medicago  arborea  L. 
Myrtns  communis  L. 
Mortis  alba  L. 

—  nigra  L. 


Nerium  Oleander  L. 
Nicotiana  glauca  Graham. 
Olea  europaea  L. 
Ostrya  carpinifolia  Scop. 
Pinus  Pinea  L. 

—  halepensis  Mill. 
Platanus  orientalis  L, 
Pistacia  Lentiscus  L. 
Phillyraea  media  Link. 

—  angustifoUa  L. 
Photinia  serrulata  Liiidl. 
Quercus  si.enophylla. 
Rhus  Cofinus  L. 
Rosmarinus  officinalis  L. 
Rhamnus  oleoides  L. 

—  graeca. 

—  Akitertius  L, 
Sophora  japonica  L. 
Styrax  officinale  L. 
Sorbns  domestica  L. 

—  Aria  L. 
Salix  fragilis  L. 

—  alba  L. 

Solanum  auriculatum  Ait. 
Tilia  argentea  DC 
Tamarix  parrißora  DC. 

—  Hampeana. 
Ulmus  campestris  L. 
Vit  ex  Agnus  castus  L. 
ZiZ'yphus  eulgar is  Lam. 


(Fortsetzung  folgt.) 


62 

Melilotus  unaerorrhizus  CW.  K.) 

non  Celakovsky. 
Von  Ladislaus  Menyhärth  S.  J. 

Um  nicht  in  denselben  Fehler  zu  fallen,  welchen  ich  an  Herrn 
Professor  Dr.  Celakovsky  bedaure,  erkenne  ich  ohne  weitere  Phrasen 
und  Debatte  an,  dass  die  über  das  Epitheton  „nudus"  vom  genann- 
ten Herrn  gegebene  Erklärung  die  allein  richtige  ist. 

Diese  Nehenfrage  als  abgethan  betrachtet,  sehen  wir,^  wie  sich 
die  Streitfrage  nach  den  letzten  Erklärungen  des  Herrn  Celakovsky 
(Oest.  botan.  Ztschr.  XXVII.  Nov.  —  Dez.)  gestaltet.  Auch  die  zum 
drittenmal  umgeänderte  Celakovsky'sche  Ansicht  ist  wegen  Beibehal- 
tung- des  Grundfehlers  abermals  ung-Iiicklich  ausgefallen. 

Herr  Prof.  Celakovsky  versteckt  sich  hinter  dem  Waldstein'schen 
Herbar,  welches  ihn  eigentlich  irregeleitet  hat;  er  meint,  es  sei  kein 
vernünftiger  Grund  vorhanden,  dasselbe  so  einfach  abzuweisen,  als 
ich  es  gethan  habe.  Hierin  soll  nun  Herr  Prof.  Celakovsky  beruhigt 
sein;  ich  spreche  dem  Waldstein'schen  Herbar  an  und  für  fich 
nichts  ab,  meine  jedoch,  dass  man  die  Autorität  des  Grafen  VVald- 
stein ,  da  er  Beweise  einer  selbstständigen  botanischen  Thätigkeit 
nirgends  hinterlassen  hat ,  im  Widerspruche  mit  dem  Kitaibel'schen 
Herbar  und  gegen  andere  wichtige  Gründe  nicht  gellend  machen 
kann.  —  Die  Abbildung  soll  nach  Herrn  Prof.  Celakovsky  nicht  gut 
sein,  „sie  stelle  eigentlich  eine  Pflanze  dar,  die  in  AVirklichkeit  nir- 
gends vorkommt" !  Ich  mnss  Herrn  Prof.  Celakovsky  noch  einmal 
versichern,  dass  die  Pflanze,  welche  typisch:  nach  den  Merkmalen 
und  nach  der  Abbildung  Melilotus  macvorrhizus  ist ,  um  Kalocsa 
wirklich  vorkommt. 

Ferner  ineint  Herr  Prof.  Celakovsky  (S.  369  u.  f.),  indem  er 
meine  Beweise  zu  entkräften  sucht,  es  stelle  nicht  fest,  dass  Kitaibel 
mit  seinein  M.  dentatus  den  richtigen  Begriff  verband ,  und  sucht 
dann  die  M()glichkeit  darzulegen,  dass  Kitaibel  einen  M.  dentatus 
Kitaibel  als  M.  niacrorrhizus  Kit.  benannt  habe!!  Und  warum  diese 
unglaubliciien  Behauptungen?  weil  manche  Exemplare  von  M.  dentatus 
leguminibus  monospermis,  foliis  angustioribus,  minus  acute  serratis  (?'?) 
stipulis  minus  dentatis ,  caule  ascendente  vorkommen!  (Merkmale, 
welche  in  den  meisten  Fällen  an  dem  nächst  besten  oberen  Seiten- 
ast beobachtet  werden  können  =  Trif.  dentatum  ß.  angustifolium 
Celak.)  Was  musste  also  der  „scharf  unterscheidende"  kritiklose  Ki- 
taibel lliun?  In  der  willkürlichen  Voraussetzung ,  dass  Kitaibel  auf 
alles  dieses  ganz  besonders  achten  musste,  stellt  Celakovsky,  um  zu 
seinem  Ziele  zu  gelangen  ,  drei  mögliche  Fälle  auf.  Nun  setze  ich 
mit  derselben,  ja  mit  grösserer  Berechtigung  den  vierten  Fall  hinzu, 
dass  nämlich  Kitaibel  auf  die  bei  Mal.  dentatus  verschwindenden  obigen 
Merkmale  gar  nicht  viel  achtete ,  und  mit  besonnerer  Kritik  eine 
andere  Pflanze  benannt  habe.  —  Aber  nicht  einmal  darauf  kann  sich 
Herr  Prof.  Celakovsky  stützen,  dass  W.  Kit.  bei  M.  macrorrhhus  die 
behaarten  Hülsen  nicht  angegeben  haben ,  denn  sie  geben  dieselben 
auch  bei  M.  paJuster  nicht  an,  und  doch    kommt    auch  jener  immer 


63 

nur  mit  behaarten  Hülsen  vor.  Die  Ursache,  warum  sie  die  Behaa- 
rung- nicht  angeben,  i^t  vielinelir  nach  aller  Wahrscheinlichkeit  diese, 
dass  sie  bei  dem  M.  officinalis,  von  dem  sie  ihre  Pflanzen  zunächst  zu 
unterscheiden  hatten,  die  behaarten  Hülsen  nicht  ausschlössen.  (Vg-1. 
M.  officinalis  Herb,  Kit.  =  M.  altissimus  Tliuill.  Vgl.  Worte  Kifai- 
bel's  im  Herb.  Willd.,  bei  mir  S.  259).  Hierin  ist  auch  die  Antwort 
auf  die  Ausstellungen  S,  372  gegeben. 

Herr  Prof.  Ceiakovsky  l.isst  bei  dieser  Gelegenheit  seinen  Un- 
willen über  die  y,scharf  unterscheidenden-  Botaniker  aus.  Nun  meine 
ich,  es  ist  doch  besser  ,  ein  „scharf  untersclieidender"  Botaniker  zu 
sein,  als  es  nicht  zu  sein;  denn  sonst  könnte  man  in  die  Verlegen- 
heit kommen,  einen  M.  macrorrhhus  oder  M.  altissimus  von  M.  den- 
tatiis  nicht  recht  unterscheiden  zu  können. 

Endlich  belächelt  Herr  Prof.  Ceiakovsky  meine  Arbeit  wegen 
des  vermeintlich  geringen  Resultates  meiner  Forschungen.  Jede 
Sache  aber  ist  auch  im  Hinblick  auf  ihren  Zweck  zu  beurtheilen. 
Mein  Zweck  war  nicht  etwa  die  Restituirung  schon  antiquirler  Arten. 
Ich  sagte  ja:  Art  oder  nicht  Art,  das  ist  eine  sekundäre  Frage.  Ich 
wollte  die  objektive  Sachlage  als  Basis  weiterer  Forschungen  mit 
allen  Umständen,  die  für  oder  gegen  die  spezifische  Vereinigung  die- 
ser Arten  sprechen,  vorurtheilslos  darlegen.  Ich  sagte  ja  am  An- 
fange meiner  Arbeit  (S.  232)  ausdrücklich  ,  dass  ich  mich  zu  einem 
absoluten  Urtheil  über  den  spezifischen  Werth  der  behandellen 
Pflanzen  nach  meinen  bisherigen  Beobachtungen  nicht  befähigt  fühle. 
Ich  sagte  dann  weiter:  „Uebrigens  kann  es  nach  meiner  Ueberzeu- 
gung  nur  die  zweite  Frage  sein,  ob  diese  oder  jene  Form  zu  tren- 
nen oder  bei  einer  anderen  Art  unterzubringen  sei;  die  erste  Fun- 
damentalfrage muss  immer  die  sein:  Welche  Pflanze  ist  unter  diesem 
oder  jenem  Namen  zu  verstehen?  ist  einmal  dieses  festgestellt,  kennt 
man  die  eigentliche  Pflanze,  welche  der  Autor  als  die  seine  aufge- 
stellt hat,  so  ergibt  sich  von  selbst  (jedoch  auch  dann  nur  nach  der 
individuell  verschiedenen  Meinung  über  Spezies)  ob  die  betreffende 
Pflanze  einen  spezifischen  Werth  habe  oder  nicht.  Nur  hinsichtlich 
des  Verhältnisses  von  M.  macron'hi^tis  zu  M.  a/tissimvs  Ihat  ich 
einen  positiveren  Ausspruch  ,  wobei  ich  jedoch  die  Vereinigung  des 
letzteren  mit  M.  paluster  nicht  entschieden  verwarf.  Uebrigens  möge 
Herr  Prof,  Ceiakovsky  alle  vier  Arten:  Mel.  altissimus,  macrorrhizus. 
paluster,  linearis  in  eine  Art  zusammenziehen,  wenn  er  nur  in  die- 
ser seiner  Art  die  vier  koordinirten  Formen  ffut  unterscheidet.  Denn 
unterschieden  werden  müssen  sie ,  und  zwar  desswegen ,  wen 
wir  diese  unterschiedenen  Einiieiten  brauchen :  um  die  geographische 
Vertheilung  der  Pflanzenwelt  richtiger  würdigen  zu  können,  wir 
brauchen  sie,  um  den  Einfluss  klimatologischer  Verhältnisse  in  aus- 
gedehnterer Weise  besprechen  zu  können.  Oder  warum  kommt  in 
dem  ungarischen  Tieflande  kein  M.  altissimus,  wohl  aber  M.  palu- 
ster vor?  warum  kommt  in  Norddeutschlund  kein  M.  macrorrhatis, 
wohl  aber  M.  altissimus  vor?  u,  s.  w.  Sollen  wir  (Uese  Thatsachen 
ignoriren? — Aus  diesen  Thatsachen  kann  Herr  Prof,  Ceiakovsky  auch 


64 

das  entnehmen,  dass  die  a  priori  „geringfügig"    und    „unbedeutend" 
genannten  Merkmale  in  gewissen  Fallen  wichtig  sein  können. 

Aber  es  scheint  mir  überflüssig  auf  alle  die  Scheingründe, 
welche  Herr  Prof.  Celakovsky  auf  9  ganzen  Seiten  angehäuft  hat, 
einzugehen.  Aus  dem  Gesagten  geht  schon  klar  hervor,  dass  die 
„sophistische"  Argumentation  nicht  auf  meiner  Seite  ist.  So  eine 
merkwürdige  Logik  zeigt  sich  auch  in  der  Behauptung:  Er  habe 
nicht  meine  Angabe,  sondern  nur  die  Thatsache  des  Waldstein'schen 
Herbars  veröffentlicht  (S.  368).  Es  handelt  sich  ja  gerade  darum, 
dass  er  die  Thatsache  veröffentlicht  und  die  Angabe  verschwiegen 
hat.  Denn  die  Thatsache  an  und  für  sich  gehört  Niemandem, 
und  besonders  dem  nicht,  der  sie  nicht  entdeckt  hat,  die  Thatsache 
aber  als  erkannt  gehört  demjenigen,  der  sie  erkannt  und  ent- 
deckt hat. 

Innsbruck,  15.  Dezember  1877. 


Excursionen  auf  die  Inseln  Arbe  und  Veglia. 

Von  Dr.  Vincenz  Borbäs. 

Nach  Beendigung  meiner  von  Adelsberg  bis  zu  der  dalma- 
tinischen Grenze  Mali  Hallän  sich  erstreckenden  Reise  wendete  ich 
mich  von  dem  Gipfel  der  Alpe  Satorina  am  27.  August  1875  dem 
Meere  und  dem  Hafen  von  Slinica  zu,  und  von  da  segelte  ich  mit 
einer  Barke  auf  die  nahe  Insel  Arbe. 

Von  Osten,  d.  h.  von  der  kroatischen  Küste  gesehen,  scheint 
diese  Insel  ein  wüster  Felsenrücken  zu  sein,  sobald  man  sich  aber 
dem  Barbatoer  Kanal  nähert,  erscheint  mehr  und  mehr  das  west- 
liche fruchtbare  Terrain  mit  seinen  Weinstöcken,  Oel-  und  Feigen- 
bäumen, den  immergrünen  Gesträuchen,  der  Stadt  Arbe  und  den 
umliegenden  Dörfern. 

In  der  Umgebung  von  Arbe  liegen  Arbe-Barbato,  Santa 
Euphemia,  S.  Matea  und  S.  Maddalena,  grösstentheils  mit  Wein- 
reben bepflanzt,  dazwischen  gibt  es  Obst-  und  Oelbäume  und  beson- 
ders Maisfelder.  Hie  und  da  finden  sich  Weiden  und  Wiesen,  steinige 
Plätze  und  dichte  immergrüne  Gesträuche.  Hochwälder,  wie  über- 
haupt in  unserer  litoralen  Flora,  fehlen  auch  auf  dieser  Insel.  Die 
ganze  Gegend  hat  einen  Karstcharakter.  Der  im  Osten  die  Insel 
einschliessende  Bergrücken  (Tinya  rossza)  ist  kahl  und  steinig,  nur 
an  seinem  Fnsse  liegt  bebautes  Land. 

Auf  dieser  Insel  verweilte  ich  vierthalb  Tage  und  während 
dieser  Zeit  lernte  ich  die  Gegend  und  die  Herbstflora  derselben 
kennen. 

Ende  August  hält  noch  die  Sonnenhitze  des  Sommers  an,  und 
die  Herbslregen  sind  noch  nicht  eingetreten.  In  dieser  Zeit  kann 
also  die  botanische  Ausbeute  nicht  reich  sein,  aber  immerhin  befrie- 


65 

(ligend,  denn  die  Vegetation  dieser  Insel  ist  bis  jetzt  grösstenlheiis 
nocli  unbekannt*). 

Von  der  Sommer-Vegetation  dieser  Gegend  soll  Folgendes  ein 
annäherndes  Bild  geben: 

Auf  den  alten  und  braunen  Mauern  der  Stadt  Arbe  wachsen: 
Antirrh'mum  majus,  Campanula  pyramidaHs  in  klafterholien  Exem- 
plaren, C.  garganica  Ten.,  Capparis  rupeslrts  Sibth.  et  Sm.,  Parie- 
taria  diffusa  M.  et  K.,  Echinops  Ritro,  Sedum  albnm  et  acre,  Cen- 
taurea  cristata  Bart!.,  Crithmum  tnaritimum,  Cheiranthiis  Cheiri. 
Auf  der  wannen  Felsenwand  liat  sich  Agave  americana  angesiedelt. 
Um  die  Hauser  herum  wären  Verbascum  sinuafum,  Amaranfhus  de- 
flexus,  Sisijmbrium  polycerafum  und  S.  officinale,  Hi/oscyamus  albus, 
Ecbatlion  Elater'mrn,  Linaria  litoralis  Bartl.,  Lepidium  gramini- 
folium,  Artemisia  Absinthinm  etc.  am  erwiihnenswerthesten. 

Entsprechend  den  Inseln  der  Mediterranflora  ragen  hier  die 
immergrünen  Pflanzen  am  meisten  hervor.  Die  Agrumen,  die  rein- 
sten Ausdrücke  der  tropischen  Lorbeerform**)  gedeihen  auch 
hier  nicht,  aber  der  Oelbaum,  als  der  einzige  Vertreter  der  Oli- 
venform,  wächst  sehr  gut. 

Auf  den  hügeligen  Plätzen  der  Insel,  z.  B.  bei  dem  Kloster 
St.  Euphemia,  St.  Matea  und  auch  in  dem  Hafen  gegen  S.  Mad- 
dalena  tritt  die  Formation  der  immergrünen  Haine  auf.  An  der 
Bildung  dieser  nehmen  auch  hier,  wie  überhaupt  in  dem  Mittelmeer- 
gebiete, nur  wenige  Arten  theil,  sie  gruppiren  sich  dicht  aneinander 
und  schliessen  die  krautartige  Vegetation  beinahe  aus.  Hier  sind  zu 
finden  die  immergrünen  Eichen,  besonders  die  Steineiche  iQiiercus 
Hex),  Ziziphus  vulgaris  Lam.  (bei  S.  Matea),  ferner  Ostrya  carpini- 
folia,  Pistacia  Lentiscus,  Fraxinus  Ornus,  ein  Cistus,  Erica  arbo- 
rea  (1877),  Rosmarinus  officinalis,  Juniperus  Oxycedrus  und  Junip. 
macrocarpa  Sibth.  et  Sm.  var.  globosa  Neilr.  und  alle  diese  über- 
flügelt der  Myrtus  communis  mit  seinen  jungfräulich  weissen  Blü- 
then.  An  lichteren  Plätzen  der  immergrünen  Gebüsche  gegen  S.  Eu- 
phemia zu  wachsen  Linum  gallicum  und  teniiifolium,  Betonica  sero- 
tina  Host,  Senecio  Jacobaea,  Passerina  annua,  Prunella  vulgaris, 
Hieracium  Pilosella,  Bonjeania  hirsuta,  Chlora  perfoliata,  Osyris 
alba,  Cephalaria  leucanlha,  Trifolium  scabrum  et  angustifolium, 
Inula  hirta  et  squarrosa^  Teucrium  Chamaedrys,  Oenanthe  pimpi- 
nelloides,  Eryfhraea  Centaurium,  Carduus  picnocephalus,  Älthaea 
cannabina,  Verbascum  phoeniceum,  Coronilla  Emerus,  Astragalus 
illyricus. 

Auf  buschigen  Plätzen  an  Zäunen  Smilax  aspera,  Clematis 
Flamtda  mit  ihren  Abarten   (var.  maritima  und  heterophylla  Vis.). 

*)  In  Visiani's  Fl.  Dalm.  Bd.  I.  S.  \l—t\,  Bd.  II.  S.  6—7  und  in  dem 
Siippl.  S.  2—6,  wo  der  berühmte  Verfasser  die  Geschichte  der  Flora  Dalm. 
mitthcilt,  wird  Arbe  kaum  erwiihnt.  Ich  fand  Arbe  im  Yisiani's  Werke  bisher 
nur  bei  Campanula  garganica  erwähnt. 

**)  Grisebach,  Vegetation  der  Erde,  p.  289  etc. 


66 

Auf  den  steinigen  und  sonnigen  Hügeln  und  Abhängen  der 
Weingärten  wächst  Spartium  ßmceum  mit  ChondrUla  juncea.  Ausser 
diesen  sind  auch  hier,  wie  auf  dem  nahen  Karstgel)iete  dornige 
Sträucher,  wie  Rhamnus,  Rubus  amoenvs,  Rosen,  Lycium  eure- 
paetim,  Palmrus  aculeatiis  etc.  überwiegend.  Auch  die  Staudenge- 
wächse sind  meist  dornig,  so  Echinops  Ritro,  Carlina  vulgaris,  C. 
corymhosa  var.  graeca  Boiss.,  Erijngiiim  amethi/stinutn  oder  es  sind 
bei  vielen  Arten  die  Hautgewebe  inkruslirt,  Stachys  fragilis  Vis., 
Thesium  dimricalum  Jan.,  Brassica  mollis  Vis.  Weiter  sind  hier 
noch  zu  beobachten:  Cephalaria  leucanlha,  Lactuca  vitninea,  Ver- 
bascum  Chaixii  Vill.,  Gnaphalium  itaUcum  Roth,  Artemisia  inter- 
media Host,  Carlhamus  lanatus,  Scolymus  hispanicus,  Reichardia 
picroidcs,  Cynanchum  contiguum  Koch,  Salria  offici7ialis,  Origanum 
hirtum  Link,  Calamintha  Nepela,  Onosma  arenarium  W.  Kit.,  Tcm- 
criuni  Chamaedrys,  T.  Polium,  Colutea  arborescens,  Cytisus  su- 
pinus  etc. 

An  Rändern  der  Weingärten  trifft  man  hie  und  da:  Erianthus 
strictus  (Host),  Hieracium  brenifolium  Tausch,  Triticum  catnpestre 
und  Trit.  pynanthum  Gren.  et  Godr.  (?),  Pteris  aquilina,  Althaea 
cannabina,  Daucus  Carola,  Lathyrus  latifolius,  Scabiosa  agrestis 
W.  Kit.  var.  tomentosa  Koch  etc. 

An  WegLMi:  Stachys  italica  Mill.,  Marrubium  candidissimum, 
M.  vulgare,  Verbascum  repandwn  Willd.,  Verb,  sinuatum,  V.  getni- 
natum  Freyn  etc. 

Auf  Weiden  und  Wiesen  wachsen  statt  der  rasenbildenden 
Futtergräser  Staudenformen'""),  und  man  (indet  jetzt  von  den  Compo- 
siten  und  Labiaten  die  meisten;  „je  später  sie  blühen,  desto  mehr 
neigen  auch  die  unteren  Stengeltheile  zur  Holzbildung"  CSatureja 
montana,  Teucrium  Polium^,  und  desto  mehr  werden  die  Blätter 
dornig  {Picnomon  Acarna,  Pallenis  spinosa,  Scolymus  hispanicus., 
Carl  inen,   Ononis  antiquormn,  Centaurea  cristata  etc.). 

Wenn  wir  uns  nach  dem  Hafen  der  Meeresküste  zuwenden, 
fallen  uns  zuerst  die  Sträucher  „der  Hand  der  Maria" '"'•"'•)  (Vitex 
Agnus  castus)  auf.  Stellenweise  auf  Salzboden  schlägt  die  Cheno- 
podeenform  ihr  Lager  auf  iSuaeda  maritima,  Salsola  Tragus,  Che- 
nopodium  urbicum  et  murale,  Salicornia  herbacea,  Camphorosma 
monspeliaca  var.  glabrescens  Moq.,  Plantago  Coronopus,  Halimus 
porfulacoides,  Atriplex  hastata  var.  oppositifolium  DC,  Cldora  per- 
foliata).  Zu  ihnen  gesellt  sich  hie  und  da  die  Erythraea  spicata, 
E.  pulchella  var.  albiflora  Kit.,  Artemisia  coerulescens,  Sonchus 
glaucescens  Jord.,  Cynodon  Dactylon  Pers.,  3Iaha  siheslris,  Tri- 
folium fragiferum,  Ecfiium  italicum,  Spergularia  rubra  etc. 

Auf  sum|)figen  Plätzen  treten  Juncus-Msche  auf:  J.  tnaritimus 
und   J.  acutus   mit  Triticum  catnpestre  Gren.  et  Godr.,    Tr.  picnan- 


*)  Grisebach  1.  c.  p.  324—326. 
**)  In   dem   Bekeser  Comitate  nennt  man  die  Lupinus-Avien  „Hand  des 
Fräuleins'''  (Kisasszony  tenyere). 


67 

thiiin  Gren.  et  Gotlr.  (?),  Galega  officinails,  Scirpns  Tahernaemon- 
tani  Gm.,  Panicum  crus  Galli  etc. 

Um  die  Bäche  herum  wuchst  Cirsimn  siculmn  DC.,  Eupatorium 
syriacmn  Jacq.,  Cirsium  lanceolafiini,  Cijperus  longus  et  virescens 
HülTin.,  Scirpns  aitsfralis  mit  iOeineren  und  grösseren  Blüthenköpf- 
chen,  Glyceria  fluifans  var.  obfusa  Fr.,  Tijpha  angustifolia  et  lati- 
folia,  Holcus  lanatus,  Epilobium  parriflorum  Schreb.,  Thalictrum 
nigricans  Jcq.,  AUhaea  officinalis,  Scnecio  harbareaefolius  Krok.;  in 
den  Bächen  selbst  Zannichelia  palustris  b.  major  Boeun.,  NasHirtium 
officinale,  Veronica  Beccabunga,  V.  Anagallis,  Sparganium  ramosnm 
riuds.;  bei  St.  Euphemia:  Schoenus  nigricans  und  Scirpns  ausiralis 
in  riesigen  Exemplaren. 

De  Graben  lullen  duftende  Labiaten:  Mentha  sihestris  var. 
ovalis  Vis.  und  %indulata  Willd.,  M.  aquatica  var.  calaminthaefolia 
Vis.,  Lycopns  nwllis  Kern.,  Tencrium  scordioides  Schreb.,  Melissa 
officinalis. 

Die  Küstenfelsen  sind  kahl,  nur  in  ihren  Rissen  und  mit  Erde 
gefüllten  Grübchen  vegetiren  einige  succulente  oder  mit  verdickter 
Epidermis  versehene  Pflanzen:  Crithmnm  maritimmn,  Inula  crithmoi- 
des,  Centanrea  cristata  Barth,  Plantago  carinata  Schrad.,  Statice 
cancellata  Beruh.,  St.  Limoninm  var.  macroclada  Buiss.,  Ahjssum 
sinnatnm. 

Den  Küstenkies  bewohnen  aucli  fette  und  fahle  Pflanzen:  Eu- 
phorbia Paralias,  E.  Peplis,  Glaucium  ßacuni  Cr^  Geraninm  pur- 
pureum Vill.,  Xanthinm  spinosum,  Heliotropium  europaeum,  Lotus 
corniculatus   var.  ciliatus  Koch  etc. 

An  grasigen  Plätzen:  Andropogon  Ischaemum,  Dactylis  hispanica 
Roth,  Fesluca  rigida  Kunth.,  Bromus  infermedius  Guss.,  Br.  erectus 
Huds.,  Br.  arrensis.,  Koeleria  phleoides  Pers.,  Rvmex  pulcher,  Poly- 
gotium  avicnlare  mit  v.  erectum  Rotli,  Phimbago  europaea,  Trifolium 
scabrum  et  anguslifolium,  Ononis  antiguorum,  Thlaspi  praecox  Wulf., 
Ptychotis  ammoides  (Gouan),  Convolvulus  Cantahrica,  Linaria  spnria, 
Foenictdum  piperitum  DC,  Peucedanum  Chabraei  (Jacq.)  var.  seli- 
noides  Vis.,  Daucus  Carola  L.  v.  major  Vis.,  Herniaria  glabra,  Tunica 
Saxifraga,  Hibiscus  ternafus  Cav.,  Centanrea  amara,  Urospermnm 
Delachajnpii,  Crepis  rirens.  Medicago  falcala,  Hippocrepis  comosa, 
Lathyrus  latifolins  var.  ensifolius  Badar.  etc. 

Zwischen  Getreide  iindet  man:  Lolium  temulentum,  Bnpleurum 
protraclufw,  Sherardia  arrensis,  Helminihia  echioides,  Equisetum 
ramosissimum,  Convoiculns  arrensis,  Cirsium  arvense,  Heliotropium 
europaeum,  Trifolium  angustifolium,  Tr.  prociimbens,  Medicago  lu- 
pulina,  Sambucns  Ebulus,  Aristolochia  Clematitis,  Euphorbia  falcala 
var.  minor  Koch,  Delphinium  Consolida  etc. 

Am  22.  Juli  1876  segelte  ich  von  Zengg  nach  Besca  nuova 
auf  der  Insel  Veglia,  wo  ich  bis  zum  25.  Juli  verblieb.  Auch  diese 
Gegend  hat  einen  Karstcharakter.  Bei  dem  Bache  Fiumera  «Mstrecken 
si('li  kultiviiter  Boden  und  Wiesen.  Die  steilen  Kalkfelsen  und  Ab- 
stürze,   welche    von    Osten    und    Westen    das    Thal  begrenzen,    sind 


68 

meistens  kahl,  nur  an  ihrem  Fusse  gibt  es  grasige  Plätze,  oder  es 
sind  die  Maquis-Formationen  ausgeliildet,  welche  aber  an  Reichthum 
der  Pflanzen  unseren  Wäldern  weit  nachstehen.  Am  interessantesten 
fand  ich  die  Felsen  Veloselo  oberhalb  des  Dorfes  Jendvor,  wo 
ich  '"'/ww/a  Candida  Cass.*)  Crepis  chondrilloides  Jacq.,  Tencrium 
flavum,  Campanula  garganica  Ten.,  Scutellaria  orientalis  var.  pin- 
natifida  Rchb.,  ^"'Innla  adriatica  Borb.  blühend  fand.  In  den  Rissen 
der  Anhöhen  findet  sich  Thon  mit  Equisetum  Telmateia  Ehrh.,  Hol- 
cus  lanatus,  und  hier  entspringen  auch  kleinere  Bäche,  welche  gleich 
wie  im  Karstgebiete  bald  verschwinden,  bald  wiederum  zum  Vor- 
scheine kommen.  Die  grasigen  Bergabstürze  werden  geschmückt  von 
Dianfhus  ciliatus  Guss.,  D.  caryophylloides  Rchb.,  ^''^Anthemis  hra- 
chycenlros  Gay.,  Spartium  junceum,  Cephalaria  leucantha,  Lonicera 
eirusca  Saut.,  Onosma  echioides  a.,  "'"' Asphodelus  lihurnicns  Scop. 
und  A.  luteus,  Stachys  fragilis.  Hier  findet  man  ferner  ^■''' Trüicum 
villosum,  ^' Plumbago  europaea,  Veronica  spicata,  Connolmilus  tenuis- 
simus  Fl.  Graec,  '"'Scabiosa  agrestis  W.  Kit.  var.  tomentosa  Kocii, 
'^Carthamus  lanatus,  Carlina  vulgaris,  """C  corymbosa  var.  graeca 
Boiss.  Fl.  Orient.,  '^Galium  elatum  Thuill.,  '"'G.  erectum  var.  rigidum 
(Vill.)  Gren.  et  Godr.,  '^'Rhus  Cotinus,  Euphorbia  epithymoides  iE. 
fragifera  Gau.),  Stachys  germanica,  Teucrium  montanum  et  Poliuni, 
^"Medicago  minima  var.  longiseta  DC,  Trifolium  pratense  var.  ßavi- 
cans  Vis. 

Auf  grasigen  Plätzen  an  Ouellen  wächst  Chlora  perfoliafa, 
Erythraea  pulchella  (Sw.)  und  gegen  das  Thal  hinab  begleiten  Cir- 
sium  Sicuhim  DC,  Menthen,  '"^Teucrium  scordioides  Schrei).,  £/?«- 
lobium  parviflorum,  ''"'Eupatorium  syriacum  Jacq.,  Senecio  barbareae- 
folius  die  Bäche. 

In  der  Gebüschformation  gegen  Vidklau '""'")  zu,  welche  grossten- 
theils  von  niedrigen  Quercus  pubescens  gebildet  wird,  wächst  '"' Bra- 
chypodium  caespitosum  R.  et  Seh.,  Erythraea  maritima.,  Linum 
gallicum,  Melampyrum  barbatum  W.  Kit.,  Tamus  communis,  Ono- 
brychis  Visianii''^'''^"'^)  ^''Betonica  serotina  Host.,  '"^Mercurialis  perennis, 
Asparagus  acutifolius,  Viola  odorata,  Prunella  vulgaris. 

An  Weingarlenrändern  wachsen :  Echium  italicum,  E.  puslula- 
tum  Sibth.  et.  Sm.,  Verbascum  Chaixii  Vill.,  Rubus  caesius,  Onopor- 
don illyricum,  Cichorium  glabratum  Presl.?,  Crepis  chondrilloides  (bei 
Besca  valle),  Allium  paniculatum  et  A.  intermedium  Lain.,  *Plumbago 
europaea  etc. 

Die  Küste  des  Meeres  bei  Besca  nuova  ist  in  botanischer  Hin- 
sicht interessanter  als  bei  Arbe,  Auf  den  kahlen  Felsen  wachsen  nur 


*)  Die  mit  *  bezeichneten  Pflanzen  sind  gegenüber  Tommasini's  Arbeit 
für  die  Insel  Veglia  neu. 

**)  Nach  der  Karte;  dieser  Name  scheint  aber  den  Einwohnern  unbe- 
kannt zu  sein.  Kl  am  heisst  man  hier  den  Bergrücken,  welcher  sich  von  dem 
Meere  gegen  das  Dorf  Jendvor  hinzieht. 

***)  Ich  habe  in  diesem  Sommer  Onohrychis  Tommasinii  Jord.  auch  bei 
Cerkveniza  in  Croatien  aufgefunden. 


69 

wenige  sucoulente  Pflanzen  {Crithmtim  maritimum,  Imila  crifhmoides, 
Stafice  cancellafa,  Cctitaurea  cristata  und  Asparagvs  officinalis  var. 
maritimus).  Die  Buchl,  in  der  das  Dorf  liegt,  ist  nach  Osten  und 
Westen  durch  eine  Eocen-Conglomeratforination  vom  Meere  ge- 
schieden, und  säumt  diese  den  herrschenden  Kalk  ein.  Auf  einem 
Punkte,  östlich  vom  Dorfe,  wo  der  Gipfel  eines  Sandsteinfelsens  zum 
Theil  mit  Kalk  bedeckt  ist,  theilen  sich  zwei  verwandte  Pflanzen: 
^^Asperula  longißora  W.  Kit.  und  *^s/).  Staliana  Vis.  derart  in  den 
Boden,  dass  erstere  immer  auf  dem  Kalk,  letztere  auf  dem  ohne 
Zweifel  mit  Salz  untermengten  Sandstein  wachst.  Äsperula  longiflora 
fand  ich  auch  gegen  Besca  valle  mit  intensiv  weichselfarbigcn  Blii- 
Ihen,  aber  immer  nur  auf  Kalk  (1877)  und  meistens  vereinzelt"). 

Auf  nassen  Sandsteinfelsen  wachsen  weiter  Adianthum  Capilhis 
Veneris.  Lencanfhenmtn  platylepis  Borb.,  Samolus  Valerandi,  Ana- 
gallis  coerulea  Sciireb.,  Rnmex  scutatus,  Stafice  cancellata  Beruh., 
Linaria  litoralis,  die  Kalkfelsen  am  Meere  sind  mit  ^'' Micromeria 
graeca,  '^Seduin  anopetalwn  DC,  Linaria  Cymballaria  geschmiuKl. 
Auf  dem  Gerolle  wachsen  Campanula  temiifolia  W.  Kit.,  Euphorbia 
Paralias,  Equisetum  ramosissimum  Desv.,  "'Hieracimri  florentinuiti 
AU.,  ^''Camphorosma  monspeliaca  var.  glabrescetis  Moq.,  Silene  Te- 
noreana  Coli,  mit  dimorplien  Bhithen:  die  Grifl'el  sind  nämlich 
bald  kürzer,  bald  länger  als  die  Staubgefässe,  Thesium  dir)aricaHim 
Jan.,  Paronychia  Kapella  (Hacq.),  Medicago  maritia,  Centaurea  ru- 
pestris  var.  armata  Kocli,  C  cristata  Bartl,  Geraninm  purpureum 
Vill.,  Linum  Tommasinii  Bchb. 

Zwischen  den  Weingärten  auch  im  Geröllboden  kommen  Hiera- 
cium  Tommasinii  Rchb.,  Achillea  odorata,  Libanotis  nitida  var.  in- 
volucellata  Borb.,  Cfilora  perfoUata,  Ajuga  Chamaepytis^  Teucrium 
Chamaedrys,  Senecio  vulgaris,  Campanula  glomerata  var.  mediter- 
ranea,  C.  Cerricaria,  Euphorbia  epithymoides  vor. 

Westlich  von  dem  Dorfe  ist  auf  sumpfigen  Stellen  die  Binsen- 
formation  entwickelt:  Scirpus  maritimus  und  var.  mocrosfacA?/«  Willd., 
*iSc.  Tabernaemontani  Gm.  Sc.  australis  L.  {Sc.  atboviftatus  Rchb.), 
Juncus  obtusiflorus  Elirh.,  J.  maritimus.,  Cyperus  longus,  Schoenus 
nigricans.  Hier  wächst  auch  Lythrum  Salicaria,  ''■''Lycopus  nwllis 
Kern.!  (auch  zwischen  Jendvor  und  Besca  valle)  und  hei  dem  Bache 
Fiumera  ^'Epilobium  hirsutum  und  "".E.  parviflorum  Schreb.  (letz- 
teres auch  bei  Besca  valle). 

Schliesslich  weise  ich  den  geehrten  Leser  auf  die  Arbeit  des 
Hofrath  v.  Toinmasini  hin**),  wo  die  Vegetationsverhältnisse  der  Insel 
Veo-lia  ausführlich  beschrieben  sind. 


*)  Die  mit  kleineren,  rauhen  Blüthen  versehene  Äsperula  canescens  Vis. 
sammelte  ich  auf  der  Insel  Yeglia  bei  Voss;  so  kommen  hier  alle  drei  ver- 
wandte Foimen  vor. 

**)  Sulla  vegetazione  dell'  isola  di  Veglia  ect.  ISIG. 


70 

Literatur  b  erichte. 

Borbäs  Vincze  Dr.:    Dr.  Haynald  ersek  herbariniiiännk  harasztfelei 

(Die  Gefiisskryptogamen  des  Haynald' sehen  Herbars).  Budapest  1876.  8" 

Der  Verf.  bespricht  die  Gefiisskryptogamen  des  genannten  Her- 
bars, (las  nicht  bloss  von  dem  hochherzigen  Eigenthümer  desselben 
gesammelte  Exemplare,  sondern  auch  Belege  von  Heuffel,  Wierz- 
bicki,  Szontägh,  Filiinger,  Nendlvvich,  Vrahelyi,  Rell,  Udranszky, 
Kalchbrenner,  Heidenreich,  Czetz,  Fäbry,  Barth,  Seidel,  Kunszt,  Tau- 
scher, Hazslinszky,  Freyn,  Gremsperger,  Kotschy,  Menyhärth,  Geyer, 
Kanitz  und  Sadler  enthält.  Neu  ist  Aspidivm  remotum  A.  Br.  b.  sub- 
alpinnm  Borb.,  während  A.  angulare  Kit.  gegenüber  dem  jüngeren 
A.  hastulatum  Ten,  die  Priorität  gesichert  wird.  Ueberdiess  theilt  der 
Verf.  viele  eigene  Beobachtungen  hier  zuerst  mit  und  ist  die  vor- 
liegende Arbeit  ein  wichtiger  Beitrag  zur  Pteridographie  Ungarns 
und  Siebenbürgens,  deren  Werth  durch  die  erfolgte  Vergleichung  mit 
den  Originalexemplaren  von  Kitaibel,  Mettenius,  Milde,  Willdenow 
und  A.  Braun  noch  mehr  gehoben  wird.  K. 

Achter  Jahresbericht  des  Vereines  für  Naturkunde  In  Oesterreich  ob 
der  Enns  zu  Linz.  Linz  1877. 

Enthält  nachfolgende  Abhandlungen:  1.  Aufzählung  der  in  der 
Umgebung  von  Linz  bisher  beobachteten  Sporenpflanzen  von  Dr.  Karl 
Schiedermayr.  Behandelt  die  Flechten  und  Algen  des  genannten  Flo- 
rengebietes. 2.  Beiträge  zur  Erforschung  der  Flora  von  Stadt  Steyr 
von  Karl  Hödl.  Der  Verf.  beschreibt  zehn  ihm  noch  nicht  bekannte 
Bastarte  und  Formen,  liefert  Nachträge  zu  Brittinger's  hieher  bezüg- 
lichen Arbeit  („Flora  von  Oberösterreich"),  weist  die  herabgeschwemm- 
ten und  sonst  eingeschleppten  Pflanzen  mit  ihrem  mitunter  flüchtigen 
Verbleibe  nach,  betont  einige  unrichtige  Angaben  Brittinger's  und 
hebt  einige  irrige  Bestimmungen  Kukula's  hervor.  3.  Phänologische 
Notizen  aus  Freistadt  in  Oberüsterreich.  Jahr  1876.  Von  Em.  Urban 
und  4.  Blüthenkalender  von  Linz.  Aus  12jahrigen  Beobachtungen  ab- 
geleitet von  Fr.  Strobl.  Eine  verdienstvolle  Arbeit,  K. 

Fromme's  Oesterreichisch-ungarlsclier  fiarten-Kalender  für  das  Jahr 

1878.   3.  Jahrgang.   Redigirt  von  Dr.  Rudolf  Stoll.    Wien.    Druck  und 
Verlag  von  Karl  Fromme.  8".  209  S. 

Praktisch  und  zweckmässig  in  ihrer  Anlage,  korrekt  im  Drucke, 
nett  und  elegant  in  ihrer  Ausstattung,  fanden  die  beiden  ersten  Jahr- 
gänge dieses  Kalenders  in  Gärtnerkreisen  schnell  eine  sehr  weite  Ver- 
breitung, und  das  Unternehmen  erfreut  sich  gegenwärtig  allgemeiner 
Beliebtheit.  Der  vorliegende  3.  Jahrgang  bleibt  hinter  seinen  Vorgän- 
gern nicht  zurück,  sondern  übertrifft  sie  durch  so  manche  zweckmäs- 
sige Neuerung.  Auch  der  Botaniker  wird  in  ihm  einzelnes  Erwünschte 
finden,  wie  die  Aufzählung  der  im  J.  1876  in  den  Handel  gebrachten 
neuen  oder  interessanten  Pflanzen  (S.  86—94).  Es  sei  somit  Fromme's 
Gartenkalender  allen  Botanikern,  die  sich  für  Hortikultur  interessiren, 
bestens  empfohlen.  H.  W.  R. 


71 

Bulletin  nieiisucl  de  la  Societe  Liiineeiiiie  de  Paris.   Nr.  15—17.   Paris 
1877.  Imprim.  Felix  Malteste.  8"  p.  113—136. 

Die  vorlieg-enden  Nummern  berichten  über  die  Sitzungen  wäh- 
rend der  Monate  bis  August  1877  und  enthalten  folgende  kurze 
Mittheilungen:  M.  H.  Baillon:  Ueber  Wurzeln  von  abnormer  Richtung 
(S.  113}.  —  G.  Dutailly:  Ueber  Nuphar  luteum  (S.  114).  —  De 
Lanessan:  Ueber  Bau  und  Entwicklung  der  echten  und  falschen 
Pareira  Brava  (S.  116).  —  G.  Dutailly:  Monströse  Schlauciibildungen 
an  der  Erdbeere  (S.  119).  —  M.  H.  Baillon:  Ueber  die  Gattungen 
Eulobus,  Cienkowskia  und  Dracontomelon  (S.  121).  —  M.  Nylander: 
Verzeichniss  der  in  Fontainebleau  am  29.  April  1877  gesammelten 
Flechten  (S.  123).  —  M.  Baillon:  Nochmals  Reana  luxurians  (S.  125). 

—  Derselbe:  Ueber  Bau  und  Verwandtschaft  von  Axinandra  (S.  126). 

—  Derselbe:  Ueber  Zorloa  (S.  126).  —  De  Lanessan:  Ueber  Bau 
und  Entwicklung  der  Kino  führenden  Kanüle  bei  Pterocarpus  Mar- 
supium  und  Butea  frondosa  (S,  127).  —  M.  G.  Baillon:  Ueber  die 
Frucht  von  Bertolonia  (S.  128).  —  De  Lanessan:  Ueber  eine  beson- 
dere Kork-  und  Bastbildung  (S.  130).  —  Derselbe:  Ueber  den  Bau 
der  Samen  von  Trigonella  Foenum  graecum  (S.  133).  —  M.  H. 
Baillon:  Ueber  die  Symmetrie  der  Blüthen  von  Lagoecia.  R. 


Gorrespondeuz. 

Kalksburg  b.  Wien,  13.  Jänner  1878. 
Die  Althaea  aus  dem  Zalaer  Komilate  (vgl.  Oest.  botan.  Ztschr. 
1877,  Okloberhefl)  steht  wirklich  der  A.  taurinensis  DC.  viel  näher 
als  der  A.  officinalis  L.  Sie  mag  den  Namen  Althaea  micrantha 
Wiesb.  tragen,  unter  dem  sie  durch  Tauschvereine  als  Varietät  der 
A.  officinalis  schon  ziemlich  verbreitet  ist.  Sollte  sie  übrigens  Va- 
rietät sein,  so  ist  sie  nicht  der  A.  officinalis  L.,  sondern  der  A.  tau- 
rinensis DC.  oder  mit  weniger  Wahrscheinlichkeit  der  A.  kraguje- 
vacensis  Pancic  (flora  principatus  Serbiae  p.  200)  unterzuordnen.  Zu 
einer  genaueren  Beschreibung  wird  noch  reichlicheres  Material  erwar- 
tet. Vorläufig  möge  genügen,  darauf  hingewiesen  zu  haben,  dass 
durch  eine  Kombination  der  Blatttheile  der  A.  taurinensis  mit  dem 
Blüthenstande  der  A.  multißora  in  Reichenbach's  Icones  florae  germ. 
t.  V.  (Iconographiae  t.  XV.)  tab.  174,  meine  A.  micrantha  ausge- 
zeichnet dargestellt  wird.  Nach  Knapp's  gütiger  Mittheilung  findet 
sich  dieselbe  Pflanze  auch  in  Slavonien.  Die  A.  officinalis  Hölzl's 
„wild  um  Rohitscht"  im  Herbar  der  zool.-bot.  Gesellschaft  ist  gleich- 
falls meine  A.  micrantha;  nur  einer  der  drei  Zweige  (der  links  an- 
geheftete) ist  A.  officinalis  L.  J.  Wiesbaur  S.  J. 

Budapest,  14.  Jiinner  1878. 
In  den  letzten  Tagen    habe    ich    folgende ,    für    die    Flora    des 
Comit.  Pest,  neue  Pflanzen    determinirt :    Aira  ambigua  De  Not.  (bei 


72 

Bekäs-Megyer,  leg,  Prof.  Juranyi),  Festuca  rubra  L.  (bei  Hidegküt), 
Glaucium  tricolor  Bernh.  (zwischen  Ofen  und  BudaOrs) ,  Papaver 
commutatum  Fisch,  et  Mey.  (Schwabenberg,  Kammerwald),  Hiera- 
cium  fasügiatum  Fr.  (Johannis-  und  Lindenberg),  meine  Pflanze 
aber,  welche  mir  Herr  v.  Uechtritz  so  determinirte ,  ist  nur  eine 
Form  des  H.  vulgatum  Fr.;  H.  boreale  Fr.  (Lindenberg,  Kühlenthal, 
ich  sah  es  auch  aus  dem  Kammerwalde  in  herb.  Bohätsch),  Ranun- 
cvlus  cassubicus  L.  var.  flabelUferus  m.,  welcher  durch  seine  blatt- 
lose Scheide  von  ß.  flabellifolius  HeufT.  verschieden  ist.      ßorbäs. 

Neapel,  iO.  Jänner  1878. 
Auf  einer  kleinen  Rundreise  begriffen ,  habe  ich  nicht  verab- 
säumt hier  den  botanischen  Garten  und  Herrn  Baron  Cesati  aufzu- 
suchen, welch'  letzterer  mir  mit  bekannter  Liebenswürdigkeil  behilf- 
lich war,  aus  Tenore's  und  Gussone's  Herbar  einige  Originalien 
herauszusuchen.  Ich  will  hier  nur  erwähnen,  dass  die  Original- 
Exemplare  des  Ranunculns  neapolitanus  Ten.  thatsächlich  mit  dem 
südistrischen  R.  Tommasinii  identisch  sind.  Im  selben  Bogen ,  R. 
neapolitanus ,  liegt  ein  Stück  R.  Breynianus  als  solcher  bezeichnet 
und  mit  angesteckter  Etikette  —  wohl  des  Vergleiches  wegen  hin- 
eingelegt. Der  nächstfolgende  Bogen  enthält  ein  von  Schleicher  her- 
rührendes Exemplar  von  R.  lanuginostis  L.  —  Letzterer  scheint 
durch  irgend  eine  Confusion  wirklich  abgebildet  worden  zu  sein. 
Der  Widerspruch  zwischen  Beschreibung  und  Abbildung  des  R.  nea- 
politanus ist  also  wohl  aufgeklärt.  —  In  Rom  fand  ich  den  botan. 
Garten  geschlossen  und  es  wurde  auch  nach  mehrmaligem  Läuten 
nicht  geöffnet.  —  Die  Exkursion  nach  dem  Originalstandorte  von 
Quercus  Pseudosuber  Santi  missglückte  ebenfalls.  —  Heute  Abends 
reise  ich  wieder  zurück,  um  sofort  zu  übersiedeln.  Freyn. 

Breslau,  13.  Jänner  1878. 
Die  in  der  Januar-Nummer  dieser  Zeitschrift  angekündigten 
neuen  Lieferungen  der  Bänitz'schen  Herbars-Unternehmungen  geben 
einen  erneuerten  Beweis  von  dem  rastlosen  Eifer  des  Herausgebers, 
der  seit  Jahren  bemüht  ist,  dem  botanischen  Publikum  ein  möglichst 
reichhaltiges  Material  seltener  oder  kritischer  Pflanzenarten  zugäng- 
lich zu  machen.  Als  Fortsetzung  des  Herbarium  americanum,  dessen 
erste  4  Lieferungen  durchwegs  Spezies  aus  der  Gegend  von  St.  Louis 
enthielten,  wird  eine  Cenlurie  sehr  schön  getrockneter  von  den  Herren 
Bebb  und  Patterson  gesammelter  Phanerogamen  aus  Illinois  gegeben, 
unter  denen  eine  Suite  Carices  und  Weiden  von  besonderem  In- 
teresse ist.  Eine  weitere  Halbcenlurie  bringt  Pflanzen  der  Provinz 
Entrerios  (östl.  Argentinien)  von  Prof.  Dr.  Lorentz.  —  Mehr  als  3  neue 
Centurien  des  Herbarium  europaeum,  zu  dessen  Mitarbeitern  Kenner 
und  Sammler  des  ersten  Ranges  gehören,  liefern  ausser  einer  reichen 
Auswahl  Arten  aus  den  meisten  Gebieten  Mitteleuropa's  auch  solche 
aus  Scandinavien,  England,  den  Pyrenäen,  Italien,  Islrien,  Dalma- 
lien  und  Griechenland;    besonders  reich   ist  diessmal  Italien,  vorherr- 


73 

sehend  durch  piemontesische  und  millelitalienische  Typen  vortreten, 
Das  seltene  und  itierUwiirdige  Lo/ium  subidafnm  Vis.  (1842),  von 
Freyn  bei  Pola  gesammelt ,  diirfle  der  Hauptsache  nach  mit  dem 
griechischen  L.  lepturoides  ßoiss.  (1853)  =  Rotthoellia  loliacea 
Bory  et  Cliaub.  identisch  sein.  Allerdings  sind  bei  den  mir  vorlie- 
genden, von  Heldreich  bei  Athen  autgenommenen  Exemplaren  die 
Aehren  aus  14 — 18  Aehrchen  zusammengesetzt,  während  die  von 
Pola  bei  gleicher  Grösse  ziemlich  konstant  nur  7  —  9  Aehrchen  tra- 
gen, aber  einmal  variirt  dieses  Verhältniss  auch  bei  anderen  Arten  der 
Gruppe  und  dann  zeigt  auch  das  von  Visiani  abgebildete  sehr  kräftige 
Individuum  14  Aehrchen.  Nach  Analogie  anderer  Lolia  scheint  deren 
Grösse  und  Gestalt  etwas  veränderlich;  diess  gilt  wenigstens  in 
erheblichem  Grade  von  der  griechischen,  weniger,  soweit  sich  diess 
aus  meinem  Material  ersehen  lässt,  von  der  istrischen  Pflanze.  Uebri- 
gens  variirt  bei  den  Exemplaren  von  Athen  die  Gr()sse  und  Gestalt  der 
Aehrchen  an  verschiedenen  Halmen  des  nämlichen  Rasens.  —  Die  unter 
Nr.  3296  als  Achillea  sericea  Janka  von  Barth  vom  Deväer  Schlossberg 
(Siebenbürgen)  ausgegebene  Pflanze  ist  nicht  diese,  sondern  die  sehr 
unähnliche  A.  crithmifolia  W.  K.  —  Capsella  rithella  Reut,  wird  von 
zwei  Standorten  geliefert,  doch  ist  nur  die  von  Pola  (Freyn)  die  rich- 
tige, da  die  von  Bordere  bei  Gedre  gesammelte  zu  C.  Bursa  pastoris 
gehört,  Uechtritz. 

Bremen,  14.  Jänner  1878. 
Beschäftigt,  sämmtliche  gut  beobachteten  Thatsachen  über  Hy- 
bridisation im  Pflanzenreiche  zu  sammeln,  kam  ich  auch  an  die  Gat- 
tung Pistacia ,  in  der  man  einige  Bastarte  beobachtet  haben  will. 
Aus  einer  Musterung  der  Arten  und  ihrer  Formen ,  habe  ich  indess 
die  Ansicht  gewonnen,  dass  namentlich  die  P.  Terehinthus  der  Auto- 
ren aus  einer  Gruppe  von  Unterarten  besteht,  von  welchen  sich  muth- 
masslich  mehrere  gut  werden  umgrenzen  lassen.  Bei  Boissier  ist  die 
P.  Vera  in  eine  ganze  Reihe  von  Arten  zerlegt;  die  P.  Thercbinthus 
wird  wahrscheinlich  noch  formreicher  sein.  Da  die  einzelnen  Formen 
nicht  gemischt,  sondern  topographisch  gesondert  wachsen ,  wird  die 
Verschiedenheit  nur  durch  Vergleichung  der  Exemplare  entfernter 
Gegenden  erkannt  werden  können.  Mit  Herbariumsstudien  ist  hier 
wenig  zu  machen ,  obgleich  nichts  leichter  sein  würde ,  als  einige 
extreme  Formen  zu  gut  diagnostizirbaren  Arten  zu  stem|)eln.  Aus 
Spanien  erhielt  ich  als  P.  Terehinthus  Zweige  einer  Pflanze  mit  sehr 
kleinen,  rautenförmigen  oder  elliptischen,  vorne  gesägten  ßlätlchen 
und  einer  nach  vorn  zu  etwas  geflügelten  Blattspindel.  Man  kann  nicht 
umhin,  diese  Pflanze  für  spezifisch  verschieden  von  P.  Terehinthus 
und  von  P.  atlantica  zu  halten.  P.  Lentiscus  scheint  minder  wan- 
delbar zu  sein.  Es  dürfte  indess  wohl  der  Mühe  werth  sein,  die 
Pistacien  der  Aufmerksamkeit  der  Botaniker,  welche  die  Miltelmeer- 
länder  besuchen,  angelegentlichst  zu  empfehlen. 

Dr.  W.  0.  Focke. 

0«sterr.  botan.  Zeitschrift.  2.  Heft.  1878.  6 


74 

Personalnotizen. 

—  Elisöe  Reverchon  begibt  sich  im  kommenden  Frühling 
nach  Corsica,  wo  er  im  Laufe  der  nächsten  zwei  Jahre  zu  sammeln 
gedenkt. 

—  Hofrath  Dr.  Jul.  Sachs,  Professor  in  Würzburg,  welcher 
die  Berufung  an  die  Universität  Berlin  abgelehnt  hat,  erhielt  vom 
König  von  Bayern  den  Verdienstorden  der  Bayer.  Krone. 

—  Baron  Ferdinand  von  Mueller's  Biographie  verfasst  von 
J.  A.  Knapp  ist  als  Beilage  zur  Schluss -Nummer  des  fünfzehnten 
Jahrganges  (1877)  der  Zeitschrift  des  AUg.  iisterr.  Apotheker-Ver- 
eines erschienen.  Geboren  zu  Rostock  am  30.  Juni  1825  kam  er 
im  Jahre  1832  nach  Tönningen  (Schleswig),  später,  1840,  in  die 
Becker'sche  Apotheke  zu  Husum,  besuchte  1846  und  1847  die  Uni- 
versität in  Kiel,  wurde  Dr.  der  Philosophie  und  wanderte  im  J.  1847 
nach  Südaustralien  aus.  Bis  zum  J.  1852 ,  um  welche  Zeit  er  Re- 
gierungsbotaniker der  Kolonie  Victoria  wurde ,  bereiste  er  zu  vor- 
nehmlich botanischen  Zwecken  eine  Strecke  von  4000  Meilen  und 
erhob  den  später  gegründeten  botanischen  Garten  zu  Melbourne  zu 
einem  ersten  Institute  sowie  er  an  allen  späteren  Forschungsreisen, 
an  der  Akklimatisirung  von  Thieren  und  Pflanzen  daselbst  direkten 
oder  doch  indirekten  Antheil  nahm.  Von  seinen  nahezu  200  Arbei- 
ten ist  jedenfalls  die  mit  G.  Bentham  geschriebene  „Flora  austra- 
liensis"  die  bedeutendste ,  während  15  Autoren  ihm  ihre  Werke 
widmeten  und  Se.  Majestät  der  König  von  Württemberg  ihn  in  den 
erblichen  Barons-Adelstand  erhob. 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen. 

—  In  einer  Sitzung  der  kais.  Akad.  der  Wissenschaften 
in  Wien  am  25.  Oktober  1877,  übersandte  Dr.  C.  Heitzmann  eine 
in  seinem  Laboratorium  in  New- York  ausgeführte  Arbeit  von  Dr.  W. 
Hassloch:  „Ueber  den  Bau  und  das  Wachsthum  einiger  Formen 
des  Schimmelpilzes."  Diese  Untersuchungen  ergeben,  dass  der  Bau 
des  Schimmelpilzes  mit  dem  des  thierischen  Protoplasmas  vollständig 
übereinstimmt,  indem  die  netzförmige  Struktur  in  den  beschriebenen 
niedrigen  Pflanzenorganisinen  deutlich  ausgeprägt  ist.  Die  gelblich 
glänzende,  in  dünnen  Lagen  graue ,  lebende  Materie ,  welche  sich 
mit  Goldchloridlösung  leicht  färbt,  erzeugt  eine  Wand  von  wechseln- 
der Dicke;  ferner  Körnchen  und  verbindende  Fädchen,  während  die 
Vacuolen  und  die  Maschenräume  mit  einer  leblosen  Flüssigkeit  er- 
füllt sind,  in  welcher  nicht  selten  isolirte  Körnchen  herumschwimmen. 
Dass  die  gelbliche  oder  graue  Substanz  thatsächlich  lebende  Materie 
ist,  beweisen  die  Knospenbildungen  an  den  Hyphen,  den  Conidien 
und  Oidien  und  den  Conidienketten,  indem  die  Knospen  direkte  Ver- 
längerungen der  Schale  und  der  innerhalb  der  Schale  befindlichen 
Körnchen  darstellen. 


75 
Botanischer  Tausch  verein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingelangt:  Von  Fräulein  Topali  mit  Pflanzen 
aus  Griechenland,    Von  Herrn  Spiess  mit  Pfl.  aus  der  Schweiz. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Matz,  Hackel,  Go- 
ruan,  Spreitzenhofer,  Retzdorff,  Braun. 

Aus  der  Schweiz  einges.  von  Spiess:  Allium  Victorialis,  Alsine 
Jacquini,  Androsace  lactea,  Anlhriscus  torquata,  Asperula  tnontana, 
Athamanta  cretensis,  Campanula  barbafa,  Dipsacus  pilosus,  Eryn- 
gium  alpinum,  Geranium  lucidum,  Iberia  saxatilis,  Juniperus  Sa- 
hina,  Lnnicera  etrusca,  Myosotis  versicolor,  Pedicularis  Barrelieri, 
Polyqala  calcarea,  Salix  cinerea  X  incana,  Pontederana ,  rubra, 
Seringiana,  viminalis,  vimin.  X  cinerea,  Thlaspi  montanum,  Trochi- 
scanthes  nodiflorus. 

Aus  Niederösterreich  einges.  von  Matz :  Abutilon  Avicennae. 
Campanula  bononiensis,  Carex  supina,  Cnidium  venosmn,  Elatine 
Aisinastrum,  Euphorbia  Lathyris,  lucida,  nirgata,  Gagea  bohemica, 
Glycyrrkiza  glabra ,  Hieracium  sabaudum ,  Inula  Oculus  Christi, 
Iris  variegata,  Lactuca  sagittata,  L.  stricta,  Lathyrus  sativus,  Lava- 
ihera  thuringiaca,  Melampyrum  cristatum,  M.  nemorosum,  Oenanthe 
fistulosa,  0.  silaifolia,  Panicum  ciliare,  Pulicaria  vulgaris,  Ranun- 
culus  Lingua,  R.  polyanthemos,  Rosa  gallica,  Salicornia  herbacea, 
Scirpus  Michelianus,  Scorzonera  parviflora,  Taraxacum  serotinum, 
Thesium  humile,  Torilis  helr>etica,  Trifolium  fragiferum,  T.  hybri- 
dum,  T.  ochroleucum,    T.  rubens,  Vicia  pisiformis. 

Vorrä'hig:  (B.)  =  Böhmen,  (I.)  =  Istrien,  (Kr.)  =  Krain,  (Kt.) 
=  Kärnten,  (M.)  =  Mähren,  (NOe.)  =  Niederösterreich,  (OOe.)  = 
Oberösterreich,  (P.)  =  Polen,  (Schi.)  =  Schlesien,  (Schz.)  =  Schweiz, 
(T.)  =  Tirol,  (Th.)  =  Thüringen,  (U.)  =  Ungarn. 

Dianthus  Armeria  (NOe.),  atrorubens  (U.),  barbatus  (Kt.),  Car- 
thusianorum  (NOe.,  OOe.,  T.),  compactus  (U.),  deltoides  (NOe.,  OOe., 
U.),  monspessulanus  (Kr.),  serofinus  (U.),  superbus  (NOe.,  OOe.,  Schi, 
T.),  Wimmeri  TSchl.),  Dictamnus  albus  (M.,  NOe.),  Digitalis  ambigua 
(Schi.),  purpurea  (Th.),  Diplotaxis  temiifolia  (Th.),  Dipsacus  sil- 
veslris  (NOe.),  Dorycnium  decumbens  (T.),  suffruticosum  (U.),  Draba 
aizoides  (NOe.),  Aizoon  (U.),  muralis  (B.)  nemoralis  (NOe.),  nem.  v. 
hebecarpa  (U.),  praecox  (U.),  verna  f.  Eroph.  glabrescens  (Schi.), 
f.  majuscula  (Sclil),  f.  stenocarpa  (U.),  spathulata  (U.),  Dracoce- 
phalum  austriacum  (NOe,),  thymiflorum  (Schweden),  Drosera  anglica 
(Berlin),  intermedia  (Berlin),  obov>ata  (Schz.),  rotundifolia  (OOe., 
Berlin),  Dryas  octopetala  (Salzburg,  T.),  Drypis  spinosa  (I.),  Echi- 
nops  Ritro  (NOe.),  sphaerocephalus  (NOe.),  Echinospermum  Lappula 
(NOe.),  Echium  rtibrum  (M.,  U.),  vulgare  (OOe.),  Etat  ine  Aisinastrum 
(NOe.,  U.),  hexandra  (Schi.),  triandra  (Schi.),  Elsholzia  crisfata  (P.), 
Elymus  europaeus  (NOe.),  Ephedra  helvetica  (Schz.),  monoslarhya 
(U.),  EpHobium  alpinum  (T.),  angustifolium  (M.,  OOe.),  Dodonaei 
(NOe.),  nufans  (T.),  origamfolium  (Riesengebirge),  roseum  ><i  parvi- 

6* 


76 


florum  (Th.),  frigonum  (T.),  virgafum  (Th.),  Epipactis  latifolia  (OOe.), 
microphylla  (U.),  palustris  (Ostfriesland),  viridiflora  (Th.),  EragrosHs 
megastachya  (Frankreich),  Eranthis  hiemalis  (NOe.),  Erica  carnea 
(OOe.,  Fichtelg-ebirge),  Tetralix  (Schi.,  Ostfriesland). 

Obig-e    Pflanzen    können    nach    beliebiger  Auswahl    im   Tausche 
oder  käuflich  die  Centurie  zu  6  fl,  (12  R.  Mark)   abgegeben  werden. 


Berichtig^ung^. 

Seite  .H99  V.  J.  Zeile  24  von  unten  ist  statt  Gemrelif  zu  lesen:  Generalif. 
„    399     „         „    21      „        „      „      »     nicht  minder  zu  lesen:  jedoch 

minder. 
„    400      „  ,,     20     „        „      „      „    Stengel  zu  lesen:  Stengelblätter. 

.,    401  ist  statt  Corlijo  zu  lesen:  Cortijo. 


Inserate. 

In  J.   U.  Kern's   Verlag   (Max  Müller)   in  Breslau  ist  soeben 
erschienen: 

Beiträge  zur 

Biologie    dei?    Pflanzen. 

Herausgegeben  von 
Dr.  Ferdinand  Colin. 

Zweiter  Band.  Drittes  Heft.  (Schluss  des  zweiten  Bandes.) 
Mit  5  Tafeln.    Preis  12  M. 

Früher  erschienen:  Band  I:   Heft  1    7  M.;  Heft  2   9  M.;  Heft  3    11  M. 
Band  H:  Heft  1   7  M.;  Heft  t    10  M. 


Bitte! 

Von  Herrn  Prof.  Dr.  Just  aufgefordert,  über  die  im  Jahre  1877  in 
ungarischer,  slavischer  oder  in  irgend  einer  anderen  nichtdeutschen  Sprache 
erschienenen  botanischen  Arbeiten  für  sein  rühmlichst  bekanntes  Werk ,  den 
„botanischen  Jahresbericht"  zu  referiren,  erlaube  ich  mir  an  die  betreffenden 
Fachgenossen  die  Bitte  zu  richten ,  sich  diessbezüglich  mit  mir  freundlichst  in 
Verbmdung  setzen  zu  wollen.  Es  ist  selbstverstiindlich ,  dass  es  mein  Amt  ist, 
so  getreu  wie  mögUch  über  die  botanische  Thätigkeit  der  Karpathenländer  zu 
referiren  und  erkläre  ich  im  voraus ,  dass  ich  nicht  berufen  bin ,  auch  an  den 
betreffenden  Arbeiten  Kritik  zu  üben. 

Budapest,  am  13.  Jänner  1878.  „   ^      ,,    « 

Prof.  Dr.  M.  Staub, 

YII.  Tabakgasse  27. 


Redakleur   und  Herausgeber  Dr.  Alexander  Skcfitz.  —  Verlag  von    C.    Gerold's  Sohn. 
Druck,  und  Papier  der  C.  Ueberreutersclieu  BucuJruckerei  (M.  Salzer), 


Ocsterreichische 

Botanisclie  Zeitschrift 

Gemeinnütziges  Organ 

für 
ine  ivxterreiciiisciie  Exemplare 

botanische    KeltscIiriR  RAfonib     nilil      RAfaillbAl«  die  frei  durch  die  Post  be- 

erscheint  DUldlllü     IIUU    DUIdlllHCr,  zogen  werden   sollen,  sind 

den  Krstea  jeden  Monats.  hlo«  bei  der  ItcduUtloa 

M«ujn,nnmeri^t^ m.f^seibe  (;j|j.j^g,.  Oekoiiomeii,  Forslffläimer,  Aerzle,  ^^  '^■^ri:^:^^^: "' 

(IG  R.  Mark.'}                                                                               .  Im  Wejre  des 

ganzjährig,  oder  mit  innlliol/DP    und    TArllllllpr  Buchhandels  übernimmt 

-t  H.  ii.W.(fi  R.Mark)  n|)UmeKei     UUU    IClimihPl.  Pränumeration 

halbjährig.  C.  nernld'.s  .Solan 

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die  ganze  Petitzeile  PT         ^  sowie  alle   übrigen 

lö  kr.  Ost.  W.  XI  =     tJ«  Buchhandlungen. 

XXTIII.  Jahrgang.  Will,  März  1878. 

INHALT:  Adriatisclie  Algen.  Von  Ilauck.  —  lieber  die  Cuticulii.  Von  Hölinel.  —  Mu.'^cari  Weissii. 
Von  Freyii.  —  Ursachen  der  Pflanzengestalten.  Von  Dr.  Slrohecker.  —  Arten  von  Sporormia. 
Von  Niessl.  (Fortsetzung.)  —  Pflanzen  auf  der  Weltausstellung.    Von  Antoine.  —  Literaturbericlite. 

—  Orrespondenz.  Von  Zeiss,  Dr.  Pocke.  —  Persoiialnotizen.  -    Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen. 

—  Botanischer  Tausetiverein. 


Beiträge  zur  Kenntniss  der  adriatischen  Algen. 

Von   F.  Hauck. 
VI. 

(Hiezu  Tafel  I.) 

Vnucheria  Pilus  Mart.   (Taf.  I.  Fig.  5  bis  7.) 

Von  den  im  adrialischen  Meere  vorkommenden  Vaiicherien  halte  ith 
bis  jetzt  Vaiicheria  piloboloides  Thuret  und  die  obige  Art  beobaclilet. 
Beide  leben  an  schlammigen  Orten  flachverlanl'ender  Küsten.  Erslere  fand 
iih  in  ihrer  grossten  Entwicklung  im  Sommer  Inder  Tiefe  von  circa  1  Me- 
ter unter  dem  Stande  der  tiefsten  Ebbe;  Vaucheria  Pilus  dagegen 
erscheint  mit  Ende  des  Sommers  und  dauert  bis  zum  Winter  in  der 
Region  zwischen  Fluth  und  Ebbespiegel.  Martens  in  „Reise  nach 
Venedig"  II.  pag.  639  beschreibt  sie  als  sehr  gemein  bei  Venedig 
und  Triesl,  wo  sie  die  bei  Ebbe  zu  Tage  tretenden  Schlammbanke 
mit  einem  dichten  grünen  Filz  überzieht,  der  von  den  Venezianer 
Fischern  „Felo"  genannt  wird.  V.  Pilus  hat  im  Leben  die  grösste 
Aehnlichkeit  in  der  Rasenbildung  mit  V.  caespifosa,  von  welcher  sie 
jedoch  durch  den  Standort  und  die  Fruchtorgane  leicht  zu  unter- 
scheiden ist.     Sie  fruktifizirt  im  Herbste.    Antheridien   und  Oogonicn 

ocsterr.  botan.  /.eitschritt.  a.  Heft.  1878.  -  7 


78 

kommen  gemischt  an  demselben  Faden  vor.  Die  Antheridien  (Fig.  7) 
sind  beinahe  krugfurmig ,  durchschnittlich  7?  ^^'"-  '^^"o  ^^^  V9  ^^'l'"- 
dick.  Die  verhältnissmässig  grosse,  kugelige  Oospore  (Fig.  5  und  6) 
erreicht  bei  der  Reife  eine  Grösse  von  ^4  Mm.  im  Durchmesser. 
Viel  Uebereinstimmung  zeigt  V.  Pilus  mit  V.  dichotoma  ß.  nach  der 
Abbildung  Lyngbye's  in  „Tentamen  Hydrophyto.  danicae"  tab.  20 
Fig.  Ä;  nach  Kiitzing  (Spec.  Alg.)  synonym  mit  Vauch.  submarina 
Berk.  (Glean.  pag.  24),  unter  welchen  Namen  ich  die  Fruchtform 
auch  in  meinem  „Verzeichnisse  der  im  Golfe  von  Triest  gesammelten 
Meeralgen"  angeführt  habe  (Jahrgang  1876  dieser  Zeitschr.  p.  25). 
Vielleicht  gehört  zu  V.  Pilus  auch  V.  velutina  Ag.  (Systema  alg. 
1824  addenda  pag.  312),  wenigstens  stimmt  die  Besclireibung  gut. 
Agardh  führt  diese  von  den  Küsten  Schwedens,  Harvey  von  England, 
Crouan  von  der  französischen  Küste  an.  Die  Abbildung  Harvey's  in 
„Phycologia  britanica"  PI.  321,  lasst  mich  aber  die  Identität  beider 
etwas  bezweifeln;  authentische  Exemplare  von  V.  velutina  konnte  ich 
nicht  vergleichen. 

Vaucheria  dalmatica  Zan.  in  Lorenz  „Physik.  Verhältnisse  des 
Quarnero"  pag.  205  ist  unzweifelhaft  synonym  mit  V.  Pilus,  sowie 
V.  maritima  Kg.  Tabulae  phyc.  Band  VI.  pag.  23,  Taf.  64,  Fig.  111, 
bei  welcher  in  der  Diagnose  „ramis  apice  attenuatis  succo  subtilis- 
sime  granuloso  demum  violaceo  replectis"  angeführt  ist;  die  violette 
Farbe  sah  ich  aber  nur  in  abgestorbenen  Fäden  und  ist  kein  spezi- 
fisches Merkmal. 

Dasycladus  clavaeforniis  Ag.  (Taf.  I.  Fig.  8 — 15.) 

lieber  die  Fruktifikation  dieser  Pflanze  erwähnt  C.  Agardh  in 
„Species  Algarum"  Vol.  II.  pag.  17  (1828)  Folgendes:  „Michelius  in 
manuscr.  tuberculum  globosum  in  apice  ramellorum  juvenilium  et 
simplicium  pro  fructu  habet,  et  pinxit.  Nemo  vero  postea  observavit. 
Rothius  corpuscula  angulata  inter  ramellos  sparsa  propagationi  in- 
servire  credit ,  quae  etiam  a  nobis  observatae  nil  nisi  arenosae  et 
estraneae  videntur." 

Nägeli  dagegen  in  „Die  neueren  Algensysteme"  (1847)  p.  164 
vermuthet,  dass  sich  Dasycladus  durch  Keimzellen,  ähnlich  wie  bei 
Valonia,  fortpflanze.  Später  (1856)  bildet  Kützing  in  den  Tabulae 
phycolog.  Band  6,  Taf.  91,  bei  Fig.  II.  c  ein  Organ  ab,  welches  er 
1.  c.  pag.  32  für  eine  Sporenzelle  erklärt.  Im  gleichen  Jahre  be- 
schrieben erst  Derbes  und  Solier  in  „Memoire  sur  quelques  points 
de  la  Physiologie  des  Algues"  pag.  44  die  Fruktifikation  von  Dasy- 
cladus genau.  Meine  Beobachtungen,  die  ich  nun  diessbezüglich  an 
der  adriatischen  Pflanze,  und  über  die  Entwicklung  der  Zoosporen 
machte,  stimmen  im  Wesentlichen  ganz  mit  jenen  überein.  Die  ver- 
hältnissmässig grossen  Sporangien  (Fig.  10)  bestehen  aus  einer  kugel- 
runden Zelle,  die  an  einem  längeren  oder  kürzeren  Stiele  (oft  last 
sitzend)  an  der  Spitze  des  ersten  Qnirlastes  eingehüllt  von  den 
Aestchen  der  zweiten  Ordnung;  sich  entwickelt. 


71» 

Ich  fand  Dasycladus  reichlich  fruktifizirend  im  Herbste  (Sep- 
tember) und  die  damit  angestellten  Kulturversiuhe  behuls  Entwicklung 
der  Zoosporen  ergaben  folgendes  Resultat. 

Innerhalb  dreier  Tage  hatten  sich  sämmtliche  Sporangien,  die 
zur  Zeit  der  Einsammlung  reif  waren,  ihrer  Zoosporen  entleert.  Die 
Entleerung  geschah  vermuthlich  in  den  frühesten  Morgenstunden,  und 
nur  bei  wenigen  ist  es  mir  geglückt,  die  Sprengung  des  Sporan- 
giums  unmittelbar  zu  beobachten.  Die  Form  der  Zoosporen  macht  die 
beigefügte  (Fig.  11)  ersichtlich,  alle  haben  einen  kugeligen,  zusam- 
mengeballten Inhalt  von  Chlorophyllkornern  und  zwei  meist  lang  ge- 
zogene cilienähnliche  Fortsatze,  die  farbloses  Protoplasma  enthalten. 
Die  Form  dieser  Fortsätze  ist  nicht  konslanl  und  scheint  sich  im 
Laufe  der  Entwicklung  zu  ändern;  bei  manchen  Zoosporen  kann 
man  oft  nur  einen  F'ortsatz  oder  höchstens  einen  sehr  verkümmerten 
zweiten  bemerken,  —  einen  rothen  Pigmcntfleck  sah  ich  hier  nie. 
Die  Bewegung  derselben,  vermittelt  durch  die  Cilienfortsätze,  ist  im 
Vergleich  mit  den  Zoosporen  anderer  Chlorophyllalgen  eine  mehr 
träge.  Kurze  Zeit  nach  dem  Austreten  setzten  sie  sich  bald  an  be- 
nachbarte Gegenstände  an,  oder  fielen  am  Boden  des  Gefässes,  und 
nach  ungefähr  24  Stunden  hatten  sie  die  Fortsätze  eingezogen  und 
sich  abgerundet  (Fig.  12).  In  diesem  Stadium  wurde  ein  rotlier  Punkt 
(einmal  2  Punkte,  Fig.  13)  sichtbar,  dann  nach  weiteren  24  Stunden 
wuchsen  sie  in  die  junge  Pflanze  aus  (Fig.  14,  15),  deren  Wachs- 
thum  ich  nur  kurze  Zeit  verfolgen  konnte,  da  die  Kultur  durch 
Bakterien  zerstört  wurde.  Eine  Paarung  der  Zoosporen  habe  ich 
nicht  gesehen.  Die  Zoosporen,  wie  .^ie  Derbes  und  Solier  1.  c.  taf.  13, 
Fig.  10  abbildet,  scheinen  noch  nicht  die  gehörige  Reife  im  Sporan- 
gium  erlangt  zu  haben.  Solche  und  ganz  unregelmässige  Formen 
kann  man  beobachten,  wenn  man  ein  fast  reifes  Sporangium  unter 
dem  Mikroskope  zerdrückt.  Die  halbreifen  Zoospooren  sind  sehr 
träge,  oft  zu  mehreren  zusammengeballt,  bei  welchen  auch  mehrere 
Cili(m  sichtbar  sind.  Die  Oberfläche  der  Sporen  ist  dann  auch  meistens 
mit  kleinen  Amylumkörnchen  besetzt,  die  sich  frei  zwischen  den 
halbreifen  Sporen  oder  aus  diesen  herausgetreten,  bewegen,  deren 
Bewegung  wohl  eine  schnelle,  aber  doch  nur  Molekularbewegung 
ist,  denn  Zusatz  von  Jodlösung  hebt  sie  nicht  auf. 

Eine  andere  Art  von  Sporangien  bildet  W.  Sonder  in  .,Die 
Algen  des  tropischen  Australiens''  (1871)  Taf.  V,  Fig.  7  von  Dasy- 
cladus clavaeformts  und  Harvey  in  „Nereis  Boreali  americana"  (1857) 
Vol.  111,  p.  38,  tab.  XLI  B  von  Dasycladus  occidentalis  ab.  Ich  gebe 
die  Kopien  dieser  Abbildungen  bei  Fig.  8  und  9.  Es  scheint  dem- 
nach, dass  Dasycladus  auch  eine  zweite  Art  von  Sporangien  besitzt, 
die  meist  zu  zwei  oder  drei  an  den  letzten  und  vorletzten  (?)  Glie- 
dern der  Ouirlästchen  sitzen  und  nach  Harvey  1.  c.  zahlreiche  kuge- 
lige Sporen  enthalten.  Sonder  1.  c.  gründet  auch  den  generischen 
Untersi;hied  von  Chlorocladus  hauptsächlich  darauf,  dass  dieser  ter- 
minale, Dasycladus  dagegen  seitliche  Sporangien  besitze,  was  ver- 
muthen  lässt,  dass  er  bei  Dasycladus  nur  diese  Art  Sporangien  sah. 


80 

—    Was    nun    KiUzing  (1.  c.)    für  eine  Sporenzelle   ansieht,    ist    mir 
nicht  recht  klar,  dürfte  auch  kaum  als  solche  zu  deuten  sein. 

AegagropUa  trichotoma  Kg'.  (Spec.  Ä.lg.  p.  414.  —  Tab.  phyc, 
Bd.  IV,  Taf.  64  A). 

An  Muscheln,  Lithothamnien  etc.  in  grösseren  Tiefen  an  der 
isirianischen  (Rovigno,  25  Meter  tief,  leg.  Lichtenstern)  und  dalma- 
tinischen Küste.  — ■  Ziemlich  selten. 

Die  Exemplare  stimmen  sehr  gut  mit  Kützing's  Beschreibung 
und  der  zitirten  Abbildung;  Conferta  trichotoma  Ag.  Syst.  Alg.  p.  121, 
wonach  Kützing  seine  Art  aufstellte,  scheint  aber  eine  ganz  andere 
Pflanze  zu  sein. 

Spirulina   versicolor    Cohn    (Rabenhorst  Fl.  europ.   alg.  IT, 

pag.  292). 

Im  Hafen  von  Triest  an  ruhigen  Orten  mit  verunreinigtem  Meer- 
wasser, an  ßryozoen,  Algen  etc.  Im  Herbste. 

Ich  verdanke  die  Mittheilung  dieser  durch  ihre  lebhafte  Bewe- 
gung ausgezeichnete  Spirulma ,  weh^he  zuerst  von  Cohn  in  einem 
Seewasser -Aquarium  beobachtet  wurde,  meinem  Freunde  Dr.  A. 
Dodel  in  Zürich. 

Spirtdina  ininiata  n.  sp.  Taf.  I,  Fig.  16,  17. 

Bildet  äusserst  zarte,  rolhe  Flocken  an  grösseren  Algen.  Die 
einzelnen  wenig  lebhaft  beweglichen  Faden  sind  Yeoo  ^"i-  ^•'-'^S 
gegen  die  abgestumpfte  Spitze  etwas  verdünnt,  die  Windungen  sehr 
weitläufig.  Die  Gliederung  auch  bei  700maliger  Vergrösserung  mit 
Immersionssystemen  sehr  undeutlich;  die  Glieder  ca.  dreimal  läno-er 
als  der  Durchmesser  der  Fäden.  Der  Zelleninhalt  erscheint  ziemlich 
homogen,  wenig  gekörnt. 

Ich  fand  diese  Alge  nicht  selten  im  Herbste  bei  Triest  und 
Parenzo,  wo  sie  in  ruhigen  Buchten  sowohl  grössere  Algen,  als  auch 
Schlamm  und  Sand  mit  einetn  flockigen  rothen  Ueberzug  bedeckt. 
Wird  sie  bei  tiefer  Ebbe  trocken  gelegt,  so  stirbt  sie  bald  ab  und 
verändert  die  rothe  Farbe  in  ein  lichtes  Grün. 

Erklärung  der  Tafel  I, 

Polysiphonia  sericea  Hauck.  (Oest.  botan.  Zeitschr.  1877,  pag.  273.) 

Fig.  i.  Ein  Sphaerosporen  tragender  Zweig  (Vergr.  4)  *). 

„  2.  Eine  Zweigspitze  (Vergr.  65). 

„  3.  Mittleres  Fadenstück  (Vergr.  65). 

„  4.  Durchschnitt  durch  dasselbe  (Vergr.  65). 

Vaucheria  Pilus  Marl. 
Fig.     5    und  6.     Zwei    Fadenstücke    mit    Oogonien    in    verschiedenen    Stadien 
(Vergr.  140). 
„       7    Ein  AntJieridium  (Vergr.  140). 


*')  Die  Zeichnung  ist  im  Drucke  etwas  zu  dick  ausgefallen. 


Oesterr.boL  Zeitschr.  Jahrj.  18]8.  N?  3 


F.  Hauck  Adriaf.  Algen  TaF  1 


A.ucl-or  del.  ef  sculps. 


lih  Gutlmann   Triest . 


81 

Dasycladus  clavaeformis  Ag. 
Fig.     8.  Eiue  fruklifizirende  Zwoigspitze    von   i>.  clavaeformis  (vergr.),    Kopie 
aus  W.  Sonder's  ..Die  Algen  des  tropischen'  Australiens.'' 

„  9.  liin  fruktifizirender  Ast  von  Z>.  occidentalis  (vergr.),  Kopie  aus  Har- 
vey's  ,.Nereis  boreali  americana." 

„  10.  Ein  Quirlast  von  Dasycl.  clavaeformis  mit  einem  reifen  Sporangium 
(Yergr.  20). 

„  11.  Mehrere  Zoosporen  von  Z>.  clavaeformis,  von  welchen  die  zweite 
Figur  die  obere  Ansicht  einer  in  der  ersten  Figur  von  der  Seite 
dargestellten  Zoospore  ist  (Vergr.  700). 

„    ii.  Dieselben  nach  24  Stunden,  bereits  abgerundet  (Vergr.  700). 

„  13.  Dieselben  weiter  entwickelt,  durch  das  Auftreten  eines  rothen  Pig- 
mentfadens charakterisirt  (Yergr.  700). 

„    14.  Auswachsen  der  Zoospore  zur  jungen  Pflanze  (Vergr.  700). 

„    15.  Weitere  Entwicklung  (Vergr.  700). 

Spirxdina  miniata  Hauck. 

Fig.  16.  Spitze   eines  Cystosirenzweiges   mit   einer  Flocke  Sp.  miniata  (natürl. 
Grösse) . 
„    17.  Ein  Faden  von  Sp.  miniata  (Vergr.  650). 


Einige  Bemerkungen  über  die  Outioula. 

Von  Dr.  Franz  v.  Höhnel. 

I. 

Durch  eine  vergleichende  mikrochemische  Untersuchung-  der 
Culicula  und  der  Suberinlamelle*)  der  Korke  verschiedener  Pflanzen 
bin  ich  zu  dem  Resultate  gelangt,  dass  beide  ihre  eigenthümlichen 
Eigenschaften  durch  einen  und  denselben  Stoff,  das  Suberin,  er- 
halten, der  seine  Eigenschaften  je  nach  der  Art  und  dem  Orte  seines 
Vorkommens  nur  unwesentlich  modifizirt. 

Ich  bin  also  zu  einer  Ansicht  gekommen,  wie  sie  unter  den 
Botanikern  gang  und  gebe  ist,  die  aber  bisher  nicht  genügend  be- 
gründet war  und  mehr  auf  Analogieschlüsse,  als  auf  sicher  konsta- 
tirte  Thatsachen  beruhte. 

Sucht  man  *in  der  That  in  der  Literatur  nach,  auf  welche 
Weise  sich  die  verschiedenen  Autoren  von  dem  Vorhandensein  cuti- 
cularisirter  oder  verkorkter  Schichten  oder  Membranen  überzeugten, 
so  findet  man  bei  allen  die  konzentrirle  Schwefelsaure  angewendet, 
so  z.  B.  bei  Caspary,    Sfilzer,    Oudemans,    Vesque,    Nicolai,   die  sich 


')  Mit  diesem  Namen  habe  ich  in  meiner  Arbeit  „Ueber  Kork  und  ver- 
korkte Gewebe  überhaupt",  die  jetzt,  da  ich  dieses  niederschreibe,  eben  im 
Drucke  ist,  jene  Schichte  der  Korkzellwand  bezeichnet,  in  welcher  das  Suberin 
eingelagert  ist.  Ausser  zwei  Suberin-Lamellen  kommen  in  fast  allen  Korkzell- 
wänden, wie  sie  zwei  Zellen  angehören,  noch  eine  Mittellamelle,  die  aus  stark 
verholzten  und  zwei  Cellulose-Lamellen,  die  aus  reiner  oder  schwach  verholzter 
Cellulose  bestehen,  vor. 


82 

niii  der  Endoflermis  (De  Bary"s)  beschäftigten,  und  von  der  erst  ich 
endgiltig  nacligewiesen  habe,  dass  sie  thatsiichlich  verkorkt  ist. 

Ebenso  wird  ganz  allgemein  zum  Nachweise  des  Vorhanden- 
seins einer  Cuticula  immer  nur  konzentrirte  Schwefelsaure  ange- 
wendet. 

Es  ist  aber  nicht  genug  zu  betonen,  dass  konzentrirte  Schwefel- 
säure für  sich  die  Culicularsubstanz  nicht  anzeigt,  indem  sehr  stark 
verholzte  Membranen  oder  Membranlainellen  ebenso  oder  fast  ebenso 
widerstandsfähig  gegen  dieselbe  sind,   wie  cuticularlsirte  Membranen. 

Davon  kann  umn  sich  an  den  stark  verholzten  Miltellatnellen 
verschiedener  Hölzer  überzeugen. 

Dieser  angebliche  Nachweis  des  Verkorktseins  mitteli-t  konzen- 
trirter  Schwefelsäure  hat  in  der  That  selbst  sehr  bedeutende  Autoren 
zu  sehr  irrthümlichen  Angaben  veranlasst.  So  gibt  z,  B.  Hofmeister 
in  seiner  Pflanzenzelle  p.  248  an,  dass  die  Mittellamellen  von  Holz- 
und  Bastbiindeln  cuticularisirt  sind,  was  bei  ersteren  doch  offenbar 
im  grellen  Widerspruch  zu  den  physiologischen  Funktionen  steht. 

Man  kann  sich  in  der  That  von  dem  stark  Verholztsein  der  Holz- 
Mittellamellen  auf  das  schönste  durch  das  Wiesner'sche  Reagens  über- 
zeugen, mit  welcher  die  Xylophilin-Reaktion  und  Phenolsalzsäure- 
Reaktion  übereinstimmen  ^). 

Die  nächste  Veranlassung  zu  vorliegender  vergleichender  Unter- 
suchung waren  abgesehen  von  dem  eben  erörterten  Gesichtspunkte 
und  dem  Wunsche,  die  von  mir  festgestellten  Suberin-Reaktionen 
(Kalireaktion,  Cerinsäurereaktion,  Chromsäurereaktion)  an  der  Cuti- 
cula ausführlich  zu  prüfen,  einige  Literaturangaben. 

So  gibt  z.  B.  Pellender^)  an,  dass  sich  die  Cuticula  der  Blätter 
verschiedener  dikotyler  und  monokotyler  Pflanzen  in  10  —  15  Min. 
in  konzentrirter  Chromsäure  löst,  während  die  Korke  darin  erst  nach 
6 — 8  Stunden  gelöst  werden. 

Selbst  wenn  diese  Angabe  in  der  Form,  wie  ich  sie  hier  zilire, 
richtig  wäre,  wäre  durch  die  Chromsäure  ein  sehr  auffallender  und 
wesentlicher  Unterschied  zwischen  Suberin-Lamelle  und  Cuticula  ge- 
geben. Dieses  würde  umsomehr  der  Fall  sein,  da  ich  für  eine  ganze 
Zahl  von  Korken  konstatirt  habe,  dass  die  Suberin-Lamelle  selbst 
nach  mehrtägiger  Einwirkung  von  Chromsäure  unter  dem  Deckglase 
noch  nicht  gelöst  ist,  obwohl  sie  nichtsdestoweniger  an  Dicke  ent- 
schieden abgenommen  hat.  Ja  bei  einigen  Korken,  die  ich  hierauf 
speziell  untersucht  habe,  zeigte  sich,  das  selbst  eine  1 — Swöchent- 
liche  Einwirkung  von  konzentrirter  Chromsäurelösung  die  Suberin- 
lamelle  noch  nicht  völlig  zu  lösen  im  Stande  war. 

Bei  Gelegenheit  dieser  Untersuchungen  zeigte  sich  aber  auch  die 
Ursache,  warum  PoUender  den  Kork  scheinbar  schon  nach  wenig- 
stündiger  Einwirkung  der  Chromsäure  aufgelöst  fand.   Es  wird  näm- 


*)    Worüber   meine   im    Druck    befindliche   histochemische    Untersuchung 
über  Xvlophilin  und  Coniferin  nachzusehen  ist. 
*j  Bot.  Ztg.   186i,  p.  404  ff. 


licli  nach  Isolirung  der  Suberin-Lamelle  durch  Auflösung  der  übrigen 
Lamellen,  was  binnen  kurzer  Zeit  (einige  Minuten  bis  ^/^  Stunde)  ge- 
schehen ist,  jene  sehr  rasch  so  durchsichtig,  dass  man  sie  nur  sehr 
schwierig  wieder  findet.  Es  konnte  sie  Pellender  schon  nach  6 — 
8  Stunden  nicht  mehr  wahrnehmen;  sie  ist  aber  dann  nichtsdesto- 
weniger noch  vorhanden  und,  wie  erwähnt,  in  vielen  Fällen  selbst 
nach  wochenlanger  Einwirkung. 

Ersetzt  man  die  Chromsäure  vorsichtig  und  allmälig  durch 
Wasser,  so  tritt  selbst  nach  sehr  langer  Einwirkung  derselben  die 
Suberin-Lamelle  scharf  und  dunkel  contourirt  liervor. 

Die  Untersuchung  der  Cuticula  der  Vegetationsorgane  zeigte 
nun  in  grellem  Widerspruche  zu  dem  Resultate  Pollender's,  dass  die 
Cuticula  ganz  genau  dieselbe  Widerstandsfähigkeit  gegen  Chrom- 
säure hat,  ja  wahrscheinlich  eine  nocli  grössere.  Von  beliebigen 
Blattquersclinitten,  die  man  unter  dem  Deckglase  mit  Chromsäure 
behandelt,  findet  man  nach  72 — ^  Stunden  nur  mehr  die  Cuticula, 
und  diese  bleibt  selbst  nach  tage-,  ja  wochenlang-em  Einwirken  der 
Säure  ungelöst. 

Hiebei  wird  sie  ebenso  wie  die  Suberin-Lamelle  sehr  bald  ganz 
durchsichtig,  so  dass  sie  nur  schwierig  wieder  aufzufinden  ist,  und 
man  sich  daher  zur  Konstatirung  dieser  Thatsache  den  Ort,  wo  sie 
lag,  genau  merken  muss.  Nimmt  man  die  Chromsäure  weg,  so  tritt 
sie  selbst  nach  langer  Chromsäure- Wirkung  scharf  contourirt  und  ganz 
ungequollen  hervor. 

Von  Epidermisstticken  der  Blattunterseite  der  verschiedensten 
Blätter,  die  man  unter  genügend  dichtem  Verschlusse  im  Urschälchen 
mit  Chromsäure  behandelt,  findet  man  selbst  nach  3 — 4wöchentlicher 
Einwirkung  die  Cuticula  ungelöst.  Freilich  muss  man  sorgsam  beob- 
achten, um  sie  nach  dieser  Zeit  noch  zu  finden:  denn  schon  nach 
wenigtägiger  Einwirkung  der  Chromsäure  wird  die  Cuticula  ausser- 
ordentlich spröde,  sie  zerbricht  von  selbst  in  zahlreiche  kleine,  oft 
nur  punktförmige  Stückchen,  was  aber  nie  nach  den  Grenzen  der 
Epidermiszellen  geschieht. 

Man  findet  daher  meist  schon  nach  8 — 10  Tagen  von  der  Cuti- 
cula scheinbar  nichts  wieder,  da  diese  kleinen  Stückchen  der  Beob- 
achtung leicht  entgehen.  Diese  schwimmen  nach  dieser  Zeit  meist  auf 
der  Oberfläche  der  Chromsäure  herum  und  geben  durch  mikroskopi- 
sche und  chemische  Untersuchung  ihre  Natur  zu  erkennen. 

Alles  bisher  Mitgetheilte  gilt  für  eine  zwar  konzentrirte,  nicht 
aber  gesättigte  Chromsäurelösung.  Ich  habe  mich  indessen  auch  für 
eine  solche  vollkommen  gesättigte  Chromsäurelösung  überzeugt,  dass 
die  Angaben  Pollender's  unrichtig  sind.  Weder  die  angewendeten 
Korke,  noch  die  Cuticula-Arten  waren  nach  fünfzehnstündiger  Ein- 
wirkung einer  solchen  gelöst.  Von  beiden  bleiben  nach  dieser  Zeit 
ganz  hyaline  und  äusserst  durchsichtige  Reste  zurück.  Namentlich 
gilt  dieses  für  die  Cuticula  (Viola,  Iris  etc.),  die  schon  nach  etwa 
1  Stunde  so  hyalin  wird,  dass  man  die  Grenzen  der  Flächenstücke 
nur    schwierig  sieht.    Nach   15slü)idiger  Einwirkung   färben   sich   die 


84 

zurückbleibenden  Reste  mit  Chlorzinkjod  kaum  merklich  gelblich 
und  bleiben  auch  nach  Entfernung-  der  Chromsäure  ausserordentlich 
durchsichtig. 

Dieses  ist  der  Grund,  warum  ich  eine  länger  dauernde  Ein- 
wirkung von  gesättigter  Chromsäurelitsung  keiner  weiteren  Unter- 
suchung unterzog. 

Ich  bemerke  indessen  ausdrücklich,  dass  ich  nur  die  cuticularen 
Vegetationsorgane  untersucht  habe,  und  dass  sich  das  Gesagte  daher 
nur  auf  diese  bezieht.  Ob  sich  das  Pollenin,  ferner  die  Cuticula  von 
Sporen  ebenso  verhält,  weiss  ich  nicht,  ist  aber  zum  mindesten  sehr 
wahrscheinlich. 

Auch  ist  hier  hervorzuheben,  dass  dieses  alles  nur  für  kalte 
Chromsäure  gilt,  in  heisser,  kocliender  Chromsäurelösung  losen  sich, 
soweit  meine  nicht  sehr  zahlreichen  Erfahrungen  reichen,  alle  Cuti- 
culen  und  Korke  sofort. 

Es  ist  dieses  jedoch  kein  einfacher  Auflösungsprozess,  sondern 
ist  der  ganze  Vorgang  komplizirter.  Bei  dünnen  Schnitten  vom  Bou- 
teillenkork  verhält  sich  die  Sache  folgendermassen: 

Die  ursprünglich  dunkel  contourirten  Zellen  werden  ganz  hyalin, 
und  die  Mittellamelle  wird  gelöst,  ohne  dass  aber  die  Zellen  aus  dem 
Verbände  treten.  Nun  schmelzen  die  Suberinschläuche  (denn  diese 
sind  es  nur,  welche  noch  jetzt  übrig  sind)  zu  einer  körnig-blasigen 
Masse  zusammen,  die  in  Aussehen  und  Entstehungsart  ganz  mit  der 
Cerinsäure  übereinstimmt,  dieselbe  aber  nicht  ist.  Sie  ist  spröde, 
sehr  leicht  zerbrechlich,  löst  sich  in  Alkohol  und  Aether  nicht  auf. 
Ebensowenig  ist  sie  in  Ammoniak  und  Kalilauge  löslich.  In  kochen- 
dem Wasser  schmilzt  sie  nicht,  wird  hingegen  in  kochender  Salpeter- 
säure weich,  ohne  indess  Cerinsäure  zu  liefern. 

Ganz  ebenso  liefert  auch  die  Cuticula  mit  kochender  Chrom- 
säure jene  spröde,  blasige  Masse,  und  es  ist  zweifellos,  dass  sich 
alle  verkorkten  Lamellen  ebenso  verhalten. 

Ein  zweiter  Punkt,  auf  den  sich  meine  mikrochemische  Unter- 
suchung bezog,  war  das  Verhalten  der  Cuticula  gegen  Salpetersäure 
oder  das  Schulze'sche  Gemisch. 

Ich  habe  bereits  in  meiner  oben  zitirten  Korkarbeit  gezeigt,  dass 
jede  beliebige  Suberin-Lamelle,  sowie  alle  untersuchten  Cuticulen  und 
Culicularschichten  mit  Salpetersäure  oder  Schulze'schem  Gemische  ge- 
nügend lange  gekocht,  jenen  in  heissem  Alkokol,  Aether,  Benzol  und 
Chloroform  löslichen  Körper  geben,  den  Döpping  im  J.  1843  Cerin- 
säure genannt  hat,  und  der  zum  ersten  Male  von  Brugnatelli  im  J.  1787 
erhalten  wurde. 

Mietscherlich*)  erhielt  diesen  Körper  zuui  ersten  Male  aus  einer 
dickwandigen  Epidermis  und  Schacht^)  führte  das  Schulze'sche  Ge- 
misch   als   Reagens   auf  verkorkte  Membranen  ein,    ohne  ebenso  wie 


')  Sitzungsberichte  der  Berliner  Akademie  1851. 
")  Lehrbuch,  L  Bd. 


85 

Miolsclicrlich  gewusst  zu  liabnn,  dass  der  entslehende  Körper  schon 
als  Cerinsiiure  beschrieben  worden  war. 

Seit  Schacht  wurde  indess  die  Salpetersäure  fast  gar  nicht  mehr 
als  Reagens  auf  verkorkte  Membranen  benützt.  Die  Untersucliung 
einer  grossen  Reihe  von  Epidermen  hat  mir  nun  gezeigt,  dass  jede 
beliebige  Cuticula  Cerinsiiure  liefert. 

Verfolgt  man  die  Entstehung  derselben  unter  dem  Mikroskope 
genauer,  indem  man  die  Erwärmung  unter  Deckglas  vornimmt,  so 
bemerkt  man,  wie  die  Cuticula  immer  schärfer  und  dunkler  h(!rvor- 
Irilt,  während  zu  gleicher  Zeit  das  übrige  Gewebe  ganz  hyalin  wird; 
schliesslich  krümmt  sich  die  Cuticula  und  knittert  zusammen,  schwillt 
etwas  und  schmilzl  zu  einem  halbweichen  Tropfen  von  Cerinsäure 
zusammen. 

Diese  so  erhaltene  Cerinsäure  unterscheidet  sich  gar  nicht  von 
der  aus  Kork  dargestellten.  Unmittelbar  aus  der  Salpetersäure  heraus- 
genommen, erscheint  sie  als  ein  weisslicher,  wachsarliger  Korper, 
der  aber  noch  viel  Salpetersäure  mechanisch  einschliesst.  Entfernt 
man  diese  durch  längeres  Kochen  in  Wasser,  so  erhält  man  eine 
terpenlinartige,  honiggelbe,  halbfeste  Masse. 

Auch  die  Einwirkung  der  Kalilauge  auf  die  Cuticula  prüfte  ich. 
Hier  zeigte  sich,  dass  die  Cuticula  im  Allgemeinen  widerstandsfähiger 
ist  als  die  Suberin-Lamelle. 

Lässt  man  dünne  Querschnitte  durch  Korke  in  konzentrirter 
Kalilauge  unter  Deckglas  liegen,  so  ist  meist  schon  nach  6  —  10  Tagen 
das  Suberin  entweder  ganz  aufgelöst  oder  in  Auflösung  begriffen.  Es 
lässt  sich  dann  meistens  in  der  Suberin-Lamelle  die  zurückbleibende 
Cellulose  nachweisen. 

Die  Cuticula  hingegen  zeigt  sich  gegen  konzentrirte  Kalilauge 
in  der  Kälte  so  widerstandsfähig,  dass  sie  selbst  nach  3 — 4wö(;hent- 
licher  Einwirkung  bei  Luflabschluss  noch  ganz  unangegrilfen  und  un- 
gequollen  ist. 

Bei  der  Einwirkung  von  Kali  in  der  Wärme  auf  die  Suberin- 
Lamelle  zeigt  sich  oft  schon  vor  dem  Beginne  des  Kochens  die  Oiiel- 
lung  und  theilweise  Auflösung  des  Suberins  und  das  Auftreten  jener 
eigenthümlichen  Ouelb'iigserscheinungen,  wie  sie  in  der  zitirten  Kork- 
arbeit genauer  geschildert  sind,  und  welche  auf  der  Entstehung  einer 
körnigen  und  gestrichelten  Beschaffenheit  der  Lamelle  beruhen. 

Die  Cuticula  zeigt  bei  der  Einwirkung  heisser  Kalilauge  im 
Allgemeinen  dieselben  Erscheinungen.  Manchmal  {Taxiis,  Cycas}  zer- 
falll  sie  in  eine  feinkörnige  Masse,  nachdem  sie  vorher  etwas  ge- 
quollen ist.  Es  gelingt  aber  auch  nach  langer  Einwirkung  von  Chlor- 
zinkjod nicht,  in  dieser  feinkörnigen  Masse  Cellulose  nachzuweisen, 
was  bei  der  Suberin-Lamelle  häufig  der  Fall  ist. 

Aber  auch  gegen  heisse  Kalilauge  zeigt  sich  die  Cuticula  ent- 
schieden widerstandsfähiger  als  die  Suberin-Lamelle.  Diess  ist  weniger 
auffallend  bei  der  dünnen  Cuticula  von  sommergrünen,  krauligen 
Blättern,  als  der  dicken,  immergrünen.  So  löst  sich  die  (eigentliche) 
Cuticula    von    Mahonia,   Taxus,  Cycas,  Cereus  etc.    erst  bei  einigem 


86 

Kochen  in  Kalilauge  auf,  während  die  Cuticula  von  Viola  (ricolor, 
Ranunculus  etc.  gleich  nach  dem  Beginne  des  Kochens  zu  einer 
gelben,  oft  körnigen  oder  olartigen  Flüssigkeit,  die  in  Wasser  löslich 
ist,  zusammenschmilzt. 

Wie  man  aus  diesen  Daten  im  Vergleiche  zur  Suberin-Lamelle 
ersieht,  ist  die  Cuticula  gegen  Kalilauge  im  Ganzen  und  Grossen 
etwas  widerstandsfähiger  als  die  Suberin-Lamelle.  Dieser  Unterschied 
ist  jedoch  kein  absoluter,  was  nicht  nur  aus  dem  Unistande  erhellt, 
dass  die  Cuticula  jüngerer  Blatter  in  Kalilauge  leichler  als  die  älte- 
rer löslich  ist,  und  ebenso  die  sommergrüner  leichter  als  die  mehr- 
jähriger, immergrüner  Blätter,  —  sondern  geht  auch  aus  dem  hervor, 
was  ich  für  verschiedene  Korke  und  Endodermen  festgestellt  habe, 
deren  Suberin-Lamellen  im  Allgemeinen  nach  dem  Grade  der  Stärke 
der  Verkorkung  verschieden  widerstandsfähig  gegen  warme  Kalilauge 
sind.  Während  sich  die  Suberin-Lamellen  der  Endodermen  und  vieler 
ganz  schwach  cuticularisirter  Korke  schon  mehr  oder  minder  lange 
vor  dem  Kochen  lösen,  geschieht  dieses  bei  den  meisten  Korken  erst 
nach  dem  Beginne  dieses,  und  bei  Salix  am  spätesten.  Während  alle 
übrigen  untersuchten  Korke  schon  nach  8 — lOtägiger  Einwirkung  von 
kalter  konzentrirter  Kalilauge  eine  total  gelockerte  und  zum  Theile 
gelöste  Suberin-Lamelle  aufweisen,  zeigen  die  Salix-Movke  dieselbe 
selbst  nach  14tägiger  gleicher  Einwirkung  noch  ganz  fest  und  unge- 
quollen.  An  diese  würden  sich  die  Cuticulen  der  sommer-  und  immer- 
grünen Organe  anreihen. 

Wir  haben  daher  eine  ganz  kontinuirliche  Reihe  von  den  ganz 
leicht  löslichen  Suberin-Lamellen  gewisser  Endodermen  bis  zu  den 
am  schwersten  löslichen  Cuticulen  immergrüner  Blätter. 

Die  Frage,  ob  diese  Unterschiede  auf  wirklichen  Modifikationen 
beruhen,  oder  vielleicht  nur  auf  dem  verschiedenen  Mengungsver- 
hältniss  mit  Cellulose  oder  auf  beide  Ursachen,  ist  nicht  leicht  zu 
entscheiden.  Doch  neige  ich  mich  der  mittleren  Ansicht  hin,  denn  es 
zeigte  sich,  dass,  je  grösser  die  Widerstandsfähigkeit  gegen  Kali  ist, 
desto  schwieriger  auch  der  Cellulose-Nachweis  in  der  verkorkten 
Membranlamelle  ist,  und  zwar  nicht  nur  mit  Kalilauge,  sondern  auch 
mit  Chromsäure. 

Ebensowenig  als  mir  der  Cellulosenachweis  in  der  Suberinlamelle 
der  Salix-Korke  gelang,  gelang  er  mir  in  der  Cuticula,  trotz  viel- 
facher Bemühungen. 

Hiemit  ist  aber  auch  die  Frage  beantwortet,  ob  in  der  Cuticula 
nachweisbare  Mengen  von  Cellulose  vorkommen. 

Bekanntlich  gelang  es  Mohl  in  seiner  eminenten  Arbeit  „über 
den  Cellulose-Nachweis  in  vegetabilischen  Membranen"  (Bot.  Zeitung 
1847)  nicht,  in  der  Cuticula  Cellulose  nachzuweisen ,  ebenso  wie  in 
der  Holzmittellamelle. 

Während  aber  für  letztere  zuerst  Sanio  den  sicheren  Cellulose- 
nachweis für  mehrere  Holzpflanzen  führte,  der  ihm  später  auch  bei 
Pinus  silvestris  gelang,    und    mir  bei  Quercus  pedunculata,   existirt 


87 

für  die  Cuticula  nur  eine  einzige  von  Hofmeister^)  herrührende  An- 
gabe, der  zufolge  auch  diese  nachweisbare  Menge  von  Cellulose  ent- 
halte. Dieser  Autor  gibt  an,  dass  es  ihm  gelang  nach  2 — 3  wöchent- 
licher Mazeration  der  Cuticula  von  Orchis  Morio  und  Hoya  carnosa 
in  konzentr.  Kalilauge  sehr  deutliche  Cellulose-Reaktion  zu  erhalten. 
Diese  Angabe  wird  zwar  mehrfach  zitirt,  ich  finde  aber  nirgends  An- 
deutungen dafür,  dass  sie  jemals  geprüft  worden  wiire. 

Nur  De  Bary '')  drückt  seinen  Zweifel  über  die  Richtigkeit  der- 
selben deutlich  aus. 

(Schluss  folgt.) 


Jlitscari  (Bellevatia^  JLeopotdia)  Weissll 

11.  sp. 

Auct.  J.  Freyn. 

itf.,  hulho  mediocro  ovato  tunicis  papyraceis  griseis,  foHis 
scapnm  tereUim  spithameum  suhsuperantibus  late-linearibus  lange 
angnsfato-acuminafis,  leviter  nndvlofis  stihplavis  margine  cilio- 
latis;  racemn  cylindrico  elongato  densiusculo,  fructifero  laxiusculo, 
floribus  fertilibus  urceolatis,  remotiuscuUs ,  horizontalibus 
petiolum  brevem  bractea  scariosa  linearia  suffultum  2 — 
3 — 4  tanto  longioribus,  inferne  mridibus  snperne  oliraceis,  den- 
tibus  obtusiuscnlis.  subrecvrvatis  flaiis;  floribus  ab ortivis  6 — 9  multa 
minoribus  amefhysfinis  nel  snbsessilibiis  Tel  plns  minnsve  lange  pe- 
tiolatis  camam  brer^issimam  farmanfibus;  Capsula  stibdepressa,  api- 
culata  basi  emarginafa,  triquetra,  frisulca  loculis  1 — 2spermis, 
seminibus  (immatura)  obovoideis,  brunneis  punctulatis.  2|..  Martio, 
Aprili. 

Hab.  in  Archipelagi  insula  Si/ra,  nbi  detexit  7 .  Aprili  1867 
Dr.  Emanuel  Weiss  Cf  i870). 

Masse  (in  Centimetern).  Zwiebel  3 — 3'5  hoch,  2'5 — 3  im 
Durchmesser.  Blatter  O'?  — 1-4  breit,  15 — 25  lang  (die  inneren  wohl 
auch  nur  0*4  breit).  Schaft  15 — 23,  wovon  auf  die  Blüthentraube 
7—9  kommen.  Blüthenstiel  e  0*2 — 0*35,  Bracteen  02  lang,  Pe- 
rigon  der  fruchtbaren  Blüthen  0-7  — 075  lang,  im  obersten 
Viertel  0'3 — 035  im  Durchmesser;  Perigon  der  unfruchtbaren 
Blüthen  0-2— 04  lang,  0*15 — 02  (vorne)  im  Durchmesser.  Kapsel 
(noch  unreif)   0*5  hoch  und  06 — 07  im  Durchmesser. 

31.  Weissii  unterscheidet  sich  von  allen  verwandten  Arten  durch 
die    kurz    zugespitzte,    oben    nicht    ausgerandete  Kapsel.    —    In   der 


*)  Ber.  über  d.  Verhandl.   d.  kön.  sächs.    Gesellschaft  der  Wiss.    Leipzig 
1858.  Math.-physik.  Kl.  p.  21. 

')  Anatomie  der  Vegelat  ionsorg.  p.  85.) 


Traclit  ähnelt  es  dem  M.  Holzmanni  (Heldr. !  serlul.  plant,  novariiin 
[alti  del  congresso  bot.  1874]  p.  4 — 5!  sub  Bellevaliä),  welches  je- 
doch ausserdem  durch  lockertraubige,  viel  länger  gestielte,  zuletzt 
zurüclvgekrümmte  Bliithen  und  weisse  Perigonzähne  abweicht.  Ueber- 
diess  unterscheidet  [sich  M.  maritimuin  Desft.  (nach  Parlatore's  Be- 
schreibung) durch  pfrieniliche  Blätter  und  aufwärts  verschmälerte 
Bliilhenlraube,  ferner  M.  Gussonii  Ges.,  Pass.,  Gib.  (Pari.  Fl  ital.  II, 
408!  sub  Leopoldia)  =  M.  marttimmn  Guss. !  (non  Desft.)  durch 
lineale,  viel  schmälere  und  gefaltete  (nicht  flache)  Blätter,  viel  kür- 
zere Traube  mit  fast  sitzenden  gelben  (nicht  grünlichen)  fruchtbaren 
und  nur  2—4  unfruchtbaren  Blüthen.  —  Die  anderen  Arten  kommen 
nicht  in  Betracht. 

Vorstehende  Beschreibung  wurde  nach  11  schön  consarvirten 
Exemplaren  entworfen,  welche  Herr  M.  Winkler  in  Giessmannsdorf 
eingesendet  hatte.  Die  Blüthenfarbe  hat  seinerzeit  der  sei.  Dr.  Ema- 
nuel  Weiss,  dem  zu  Ehren  ich  die  Pflanze  auch  benannt  habe,  mit 
den  oben  gebrauchten  Worten  beschrieben.  Schon  der  sei.  Reuter 
erkannte  in  M.  Weissü  eine  neue  Art,  hat  aber  nach  Hrn.  Winkler's 
Mittheilung  die  Sache  nicht  weiter  verfolgt.  Herr  Baron  Cesati  in 
Neapel  hat  durch  Einsendung  der  Gussone'schen  Originale  den  Ver- 
gleich mit  M.  Gussonii  in  liberalster  Weise  ermöglicht ,  wofür  ich 
hiermit  meinen  verbindlichsten  Dank  abstatte. 

Pola,  am  30.  Dezember  1877. 


Die  molecularen  Ursachen  der  Pflanzengestalten. 

Von  Dr.  Jonas  Rudolph  Strohecker. 
(Weitere  Ausfülirung  vorbehalten.) 

Aus  einer  grossen  Anzahl  von  Aufzeichnungen  über  die  poly- 
gonen  (kryslallographischen)  Formen,  welche  die  Pflanzen  äusserlich 
und  in  ihren  Geweben  zeigen,  habe  ich  festgestellt,  dass  diese  mit  den 
Krystallen  des  Wassers  (Eis,  Schnee  und  Reif)  genau  übereinstimmen*); 
dieselben  sind  hexagonal  (Rhomboeder,  hexagonale  und  trigonale 
Säule,  holoedrische  und  hemimorphe  Trigonal-Pyramide)  und  tetra- 
gonal.  Da  diess  unmittelbar  an  die  Eisdendriten  erinnert,  so  habe  ich 
den  Pflanzenaufbau  (Cellulose)  einer  Wasserkrystallisation  verglichen, 
in  welcher  der  Kohlenstoff"  eine  Gestaltveränderung  nicht  verursacht, 
denn  dieser  wird  in  der  tetragonalen  Cellulose  der  reguläre,  das 
letragonale  Axenkreuz  nicht  beeinflussende  Diamant,  in  der  hexago- 
nalen  Cellulose  der  gemeine  hexagonale  Kohlenstoff  sein. 

Die  Organe  der  Pflanzen,  sowohl  die  morphologischen,  als  auch 
die   anatomischen,    sind   äusserlich  entweder   abgerundet  oder  polye- 


*)  Jonas  Rudolph  Strohecker:    über  die  KrystalHsation  des  Wassers.  Na- 
tur  187,],  Nr.  10—12.  (Naumann,  Mineralogie,  9.  Aufl.  S.  223.). 


85' 

drisch.  Die  Abnimlung  ist  Folgo  des  Elasticitatsgrades  der  Zell- 
luaterie,  die  nur  dann  polygone  (krystallograpliische)  Form  anneh- 
men kann,  wenn  ihre  Elastiiitiit  auf  einen  Grad  vermindert  wird, 
in  welchem  Krystallisation  ül)erhaupt  möglich  ist.  Diess  beweist 
sich  an  den  von  Herrn  Professor  Naegeli  besciiriebenen  Krystalluiden 
der  Paranuss  CBerthoUetia  excelsä),  die  in  Glycerin  und  Salzsaure 
aufgequollen  zerbersten  und  einen  Inhalt,  „eine  feinkörnige  Wolke", 
entleeren  und  so  als  Zellen  von  Krystallgeslalt  sith  darstellen  (Sitzungs- 
bericiit  der  bair.  Akad.  d.  Wiss.  1860,  S.  120,  Th.  II.,  Fig.  51  und 
52).  Die  krystallographische  Form  der  Zellen  in  den  Geweben  — 
die  Resultante  der  Kryslallkraft  der  Cellulose,  des  Elasti- 
citätsgrades,  in  welciiem  dieselbe  sich  befindet,  und  der 
Spannung  des  Zellgewebes  —  verschwindet  in  dem  Grade,  in 
dem  die  Elasticität  sich  mehrt:  die  Zellen  zeigen  zweifelhafte  Gestalt 
und  neigen  zur  Abrundung,  wie  gleichfalls  das  Aeussere  der  Pflanze, 
was  an  Wassergewächsen,  z.  B.  Veronica  Beccabunga,  wahrzunehmen 
ist.  (Siehe  nnten!) 

Der  ganze  Pflanzenkörpor  stellt  sich  als  eine  wirkliche  Krystallisation 
dar.  Die  4-,  5-,  6-  und  mehrfliichigen  Stengel  erscheinen  als  sciir 
spitze  Pyramiden,  die  durch  Elasticität  abgerundeten  als  Kegel,  unter 
welchen  indessen  nicht  nur  solclie  von  pyramidaler,  sondern  ebenso 
von  prismatischer  Molecularstructur  sich  finden;  die  5fläciiigen 
Stengel  erklaren  sich  als  hexagonale  Formen,  bei  denen 
ein  Nebenaxenradius  feiilgeschlagen  ist  (Naumann,  Minera- 
logie, 9.  Aufl.,  §.  59,  2,  Flächenunvollzähligkeit).  Der  unterirdische 
Stengel,  die  Wurzel,  ist  ein  verkehrter  Kegel,  und  wird  dieser  einer 
durch  Elasticität  \ eränderten  Pyramide  verglichen,  so  ist  die  Pflanze 
eine  Doppelpyramide,  Pyramide  im  krystallographischen  Sinne. 

Dieses  Formengesetz  ist  nun  durch  weitere  krystallographischo 
Zerlegung  der  Pflanze  kräftig  unterstützt  und  dadurch  die  Molecular- 
structur als  die  Ursache  der  Pflanzengestalt  technisch  bewiesen:  die 
quadratische  und  rhombische  Streifung  der  Zellmembran  weist  auf 
das  quadratische  und  hexagonale  System  hin,  und  die  Zusammen- 
setzung derselben  aus  Cellulose-Krystallen  ist  von  Herrn  Prof.  Hof- 
meisler  durch  die  Entdeckung  hexagonaler  Pyramiden  in  der  äusser- 
sten  Zellmembranschicht  zweier  Pflanzen  (Didi/mocladmn  furcigeruni 
und  Slaurastrum  tumidum)  und  {\en  Spezialmutterzellen  der  Spore 
von  Pilularia  und  Marsilia  ad  oculos  demonstrirt  (H.  Handbuch  der 
physiolog.  Botanik  I.  S.  204). 

Zum  allgemeinen  Beweise  dieses  Formengesetzes  habe  ich  nun 
von  einer  grossen  Anzahl  phanerogamisclier  Pflanzen  diejenigen  mor- 
phologischen und  anatomischen  Cliaraklere  aufgezeichnet,  welche 
krystallograpliisch  sind,  und  fiihre  aus  denselben  die  wichtigsten  an 
der  Hand  des  natürlichen  Pflanzensystems  nachfolgend  an. 

Gramineen. 
Bei    Poa   und    Arena   Irelen    bei    vollkommener  Ausbildung  die 
unteren    Rispchen    zu  je   drei   aus    einem    Nodus    aus,    und    sind  ihre 


90 

in  gleiclier  Ebene  liegenden  Axen  genau  unter  120**  zu  einander 
geneigt,  so  dass  sie  das  trigonale  Nebenaxenitreuz  versinii- 
lichen.  Ferner  treten  zwischen  diesen  Trigonalaxen  kleine  Rispchen 
aus;  jedoch  können  nur  zwei  an  der  Stelle  der  negativen  Trigonal- 
axen stehen,  da  das  Gefässbündel,  aus  welchem  alle  Rispchen  ent- 
springen, nur  nach  Einer  Seile  der  Pflanzenaxe  austreten  kann.  Dafür 
aber  tritt  das,  die  dritte  negative  Trigonalaxe  versinnlichende  Risp- 
chen unterhalb  desjenigen  Rispchens  aus,  das  ihr  im  Axenkreuze  als 
positive  Trigonalaxe  gegenüberliegen  müsste,  also  durch  den  localen, 
mechanischen,  in  der  Geweheordnung  liegenden  Zwang,  in  der,  seiner 
rationellen  mathematisch  genau  entgegengesetzten  Richtung. 

Hiernach  ist  die,  die  Molecularstructur  der  Gramineen  bildende, 
Cellulose  trigonal. 

Cyperaceen. 

Carex.  Schaft  eine  sehr  spitze,  dreiseitige  Pyramide,  das  innere 
und  äussere  Perigon  und  die  drei  Staubfaden  stellen  für  sich  das 
Trigonalnebenaxenkreuz  dar.  und  die  Caryopse  eine  trigonale  Doppel- 
pyramide, deren  Randkanten  durch  die  Elasticitat  ihrer  Materie  ver- 
schwunden erscheinen.  Der  Querschnitt  des  Schaftes  zeigt  hexagonale 
Zellen,   die  im  Längsschnitte  „Prismen"  darstellen. 

Hiernach  ist  die  Cellulose  von  Carex  prismatisch-trigonal,  und 
erscheint  die  Form  der  Caryopse  nur  als  äusserliche. 

Juncaceen,   Colchicaceen,  Liliaceen,  Smilaceen. 

Die  Blüthenblattkreise  stellen,  ausgenommen  bei  den  Smilaceen 
y^Paris  und  Majantkemum,"'  die  Trigonalaxen  dar,  die  Querschnitte 
zeigen  die  Zellen  hexagonal,   die  Längsschnitte  prismatisch. 

Die  Molecularstructur  dieser  Familien  ist  demnach  trigonal- 
prismatisch  (Cellulose  in  der  Form  der  Trigonalsaule).  Majanthemum 
und  Paris  sind  4zählig.  Bei  letzterer  versinnlichen  die  Blütlienblatt- 
kreise  und  die  Laubblätter  die  Nebenaxen  der  tetragonalen  Formen 
erster  und  zweiter  Ordnung.  Schaft-Querschnitt;  Zellen  ditetragonal, 
Schaft-Längsschnitt:  Prismen,  an  denen  die  ditetragonale  Basis  deut- 
lich sichtbar  ist  (tetragonale  Cellulose). 

Hiernach  ist  der  Molecularkrystall  von  Paris  das  tetragonale 
Prisma. 

Cupuliferen. 

Allgemeine  Asymmetrie  der  Blatter.  Die  Querschnitte  zeigen 
hexagonale  Markzellen,  die  im  Längsschnitte  als  abgestumpfte  Pyra- 
miden sich  darstellen;  Hemimorphismus  bis  jetzt  nicht  ganz  sicher 
aufgefunden  {Corylus  Avellana').  Prosenchymzellen  zweiseitig  pyra- 
midal zugespitzt. 

Hiernach  ist  der  Molecularkrystall  der  Cellulose  eine  hexago- 
nal~pyramidale  Form,  Rhomboeder  oder  holoedrische  Pyramide,  von 
denen  erstere  nach  der  Form  der  Prosenchymzellen  die  meiste  Wahr- 
scheinlichkeit haben  \'»ird. 


91 

Ul  inaceen. 

Asymmetrie  der  Blatter,  Markzellen  durch  Fehlschlagen  eines 
Nebenaxenradius  pentagona!,  Prosenchymzellen  an  beiden  Enden  pyra- 
midal-spilz. 

Mülecularzustand  hiernach  wie  bei  den  Cupuliferen. 

Polygoneen. 

Rumex  Acetosa.  Stengel  ßseitig  (hexagonales  System),  Blätter 
trigonal-lanzettlich,  beide  alternirende  Perigone  die  positiven  und  ne- 
gativen Trigonalnebenaxen  versinnlichend,  Frucht  eine  die  trigonale 
Pyramide  darstellende  Caryopse,  an  welcher  die  Randkanten  durch 
Elasticitiit  der  Materie  verscliwunden  sind. 

Rumex  crispus.  Blätter  asymmetrisch.  Stengelquerschnitl:  Mark- 
zellen hexagonal,  Stengellängsschnitt:  dieselben  Prismen.  Faserzellen: 
prismalisch,  an  dem  einen  Ende  basisch  abgestumpft,  an  dem  anderen 
pyramidal-spitz  (Hemimorphismus). 

Die  Molecularstructur  der  Cellulose  ist  hier  nach  der  Genitalien- 
bihlung  trigonal,  nach  der  in  dem  Hemimorphismus  des  Zellgewebes 
wiedererscheinenden  Asymmetrie  der  Laubblälter  die  einer  hemimorph- 
hexagonalen  Pyramidengestalt,  also  die  der  „hemimorphen  Trigonal- 
pyramide." 

Compositen. 

Chrysanthemum  Leucanthemum.  Stengel  5seitig,  eine  Seiten- 
fläche grösser  als  die  anderen.  Zellen  hexagonal-prismalisch. 
Ebenso  bei  Bellis,  Aster  und  Picris. 
Molecularkrystall  hiernach:  das  hexagonale  Prisma. 

Stellaten. 

Galium  cruciatum  und  G.  Mollugo.  Stengel  eine  ditetragonale 
Säule,  an  welchem  die  8  Quirlblätter,  ebenso  wie  Corolle,  Kelch  und 
Staubfaden  die  tetragonalen  Nebenaxen  erster  und  zweiter  Ordnung 
versinnlichen,  Parenchymzellen  tetragonal-prismatich,  Markzellen  di- 
tetragonal-prismatisch. 

Molecularkrystall  der  Cellulo.se:  tetragonales  Prisma. 

Caprifoliaceen. 

Samhucus  nigra.  BlattGedern  asymmetrisch,  was  in  den  Mark- 
zellen hemimorphe  hexagonale  Säulen,  mit  Pyramide,  und  den  gleich- 
gestaltelen  Rindenparenchymzellen  wiedererscheint. 

Molecularkrystall  hiernach.-  ein  Hemimorphismus  der  hexago- 
nalen  Pyramide. 

Labiaten. 

Parenchymzellen,  sowie  die  der  5zähligen  Generationsorgane, 
hexagonale  Prismen,  combinirt  mit  der  Pyramide.  Stengel  quadra- 
tisch, also  pseudomorph.  Die  Markzellen  dagegen  ditetragonale  Prismen, 
combinirt  mil  mehreren  Pyramiden  (Lamium,  Prunella,  Clinopodium'). 


02 

Erklärung-:  Bei  den  Labiaten  bestehen  zwei  Krystallsysteme: 
das  liexagonale  in  allen  grünen  Theilen,  dns  tetragonale  im  Mark- 
gewebe. Der  pseudomorphe  Stengel  ist  durch  das  tetragonale  Mark 
verursatht,  um  welches  das  Parenchym  sich  siiannt. 

Scrophularineen. 

Linaria  Cymhalaria.  Die  Blattnerven  stellen  mit  dem  Blatt- 
stiele das  hexagonale  Nebenaxenkreuz  deutlich  dar;  Generationsor- 
gane fünfzähl  ig. 

Scrophularia  nodosa.  Markzellen  basisch  abgestumpft.  Hexago- 
nale Pyramiden.  Stengel  tetragonal.  —  Generationsorgane  fünfzählig. 

Veronica  Beccabunga.  Stengel  elastisch-rund.  Markzellen  hexa- 
gonal,  im  Längsschnitt  gestreckt  und  in  der  Mitte  der  Wandung  aus- 
gebaucht, was  als  eine  pyramidenarlige  Andeutung  sich  erklärt,  wenn 
man  berücksichtigt,  dass  durch  den  grossen  Wassergehalt  der  Pflanze 
die  Elasticität  der  Zellmaterie  eine  zum  Verschwinden  aller  Kryslall- 
form  grosse  ist. 

Molecularkrystall:  die  hexagonale  Pyramide. 

Umbelliferen. 

Pastinaca  sativa.  Stengel  hexagonal.  Je  drei  Döldchen  ein  Tri- 
gonalnehenaxenkreuz  versinnlichend,  was  bei  Zerlegung  der  Dolde 
von  innen  nach  aussen  besonders  leicht  zu  beobachten  ist. 

Heracleum  Sphondylimn.  Dasselbe.  Markzellen  des  Blattstieles 
hexagonal. 

Carum  Carin.  Stengel  5seitig. 

Aegopodium  Podagraria.  Zellen  des  trigonalen  Blattstieles  hexa- 
gonale Prismen.  Generationsorgane  der  Umbelliferen  5zählig,  ihre 
Blaltkreise  alternirend. 

Molecularstructur  hiernach  trigonaL 

Ampelideen. 

Vitis  vinifera  und  Ampelopsis  hederacea.  5  Blattnerven  mit  dem 
Blattstiele  das  hexagonale  Nebenaxenkreuz  sehr  genau  versinn- 
lichend; Blatt  dadurch  eine  hexagonale  Tafel.  Markzellen  hexa- 
gonal und  pentagonal,  basisch  abgestumpfte  Pyramiden.  Generafions- 
organe  fünfzählig. 

Molecularstructur  hiernach;  hexagonal-pyramidal. 

Magnoliaceen. 

Liriodendron  tulipifera.  Blüthenblatlkreise  die  Trigonalneben- 
axen  versinnlichend.  Markzellen  basisch  abgestumpfte,  hexagonale 
Pyramiden.  Laubblälter  bei  vollkommener  Ausbildung  Gzipfelig. 

Molecularkrystall  der  Cellulose:  die  Trigonalpyramide. 

Ranunculaceen. 
Clematis  Vif  alba.  Stengel  genau  das  hexagonale  Prisma;  Zellen 
im  Querschnitte  hexagonal,   im  Längsschnitte  Prismen.    Die  5  Haupt- 


93 

nerven  des  Blattes  mit  dem  Blattstiele  das  liexagonale  Nebenkreuz 
darstellend.  Die  meist  4-  oft  5bliitteiige  Perigonblüthe  fehlschlagend 
hexagonal. 

Ranunculns  acris.  Zellen  hexagonale  Prismen. 

Mülecularstructur  hexagonal-prismatisch. 

Cruciferen. 

Barharea  vulgaris.  Stengel  ßseilig. 

Sinapis  alba.  Markzelien  basisch  abgestumpfte,  hexagonale  Py- 
ramiden. 

Molecularkrystall  der  Vegetationsorgane:  die  hexagonale  Py- 
ramide. 

Cistineen. 

Helianthemnm  vulgare.  Corolle  5blättrig,  Kelch  aus  drei  gros- 
seren und  zwei  kleineren  Blättern  bestehend;  letztere  beide  zwischen 
je  zwei  grösseren  liegend,  so  dass  zwischen  zwei  grösseren  eine 
Lücke  besteht  (genauester  Beweis  für  das  Fehlschlagen  eines 
Axenradius);  grossere  und  kleinere  Kelchblatter  je  für  sich  das 
Tigonalnebenaxenkreuz  versinnlichend.  —  Im  Zellgewebe  bis  jetzt 
nichts  Einschlagiges  gefunden. 

Molecularkrystall :  trigonal. 

Tiliaceen. 

Blatt  asymmetrisch,  Asymmetrie  in  den  Markzellen,  hexagonale 
Prismen  mit  hemimorpher  Pyramide,  wiedererscheinend.  Prosenchym- 
zellen  langgestreckt,  an  beiden  Enden  pyramidal  zulaufend.  Blüthen- 
blattkreise  5-,  selten  6zühlig.  Trigonie  nirgends  zu  beobachten. 

Erkhirung,  Die  Axen  sind  die  einer  hexagonal-pyramidalen 
Form,  Rliomboeder  oder  holoedrische  Pyramide;  erstere  durch  die 
Form  der  Prosenchymzellen  am  meisten  wahrscheinlich.  Bei  der  be- 
kannten Fähigkeit  der  Lindenbäume,  den  Blitz  anzuziehen,  erinnert 
deren  Hemimorphismus  an  die  Polarität  des  Turmalins. 

Molecularkrystall;  eine  hemimorphe,  hexagonale  Pyramidenform 
(wahrscheinlich  Rhomboeder). 

Tropaeoleen. 

Tropaeolum  majus.  Blatt  scheinbar  ditetragonal,  asymmetrisch. 
Gewebe  des  Stengels:  hexagonale  Zellen.  Blüthe  fünfzählig,  asym- 
metrisch, 

Molecularkrystall:  hemimorph-hexagonal,  was  mit  der  Beob- 
achtung des  elektrischen  Leuchtens  in  der  Blüthe  durch  Fraulein 
V.  Linne  übeinstimmt.  (Siehe  Tiliaceen!) 

Rosaceen. 

Pofentilla,  Fragaria^  Rosa:  hexagonale  Molecularerscheinungen. 
Alchemilla^  Dryas:  tetragonal. 

0«iterr.  botan.  Zeitschrift.  3.  "eft.  1878.  8 


94 

Es    sind    also   hexagonale  und  tetragonale  Rosaceen   zu   unlcr- 
scheiden. 


Aus  diesen  und  nicht  angeführten  zahlreichen  anderen  That- 
sachen  ergeben  sich  für  die  mehrfaclie  Verschiedenheit  der  Cellulose, 
respective  den  Hemimorphismus,  welcher  als  die  Asymmetrie  der 
Gewächse  äusserlich  an  diesen  erscheint,  eine  Anzahl  allgemein  gil- 
tiger Conclusionen,  die  hier  angedeutet  werden. 

Die  Cellulose  gehört,  wie  das  Wasser,  dem  tetragonalen  und 
hexagonalen  Systeme  an  und  kann  aus  den  Formen  derselben  in 
letzterem  geschlossen  werden,  dass  die  hexagonalen  Grundformen  des 
Wassers  auch  diejenigen  der  Cellulose  (Rhomboeder,  Trigonalsäule 
und  hemimorphe  Trigonalpyramide)  sind,  also  für  beide  Körper  der 
gleiche  Polymorphismus  besteht. 

Indessen  sind  für  die  Cellulose  noch  weitere  Formen  zu  nennen, 
ohne  dass  ein  noch  ausgedehnterer  Polymorphismus  „behauptet"  wird 
Dieselben  sind: 

1.  das  Rhomboeder  (Cupuliferen,   Ulmus,  Tilia'), 

2.  das    hexagonale  Prisma   (Compositen,  Ranunculaceen 
[ClemaüsJ), 

hexaffonale  I  ^-  ^^^  trigonale  Prisma  (Monokotyledonen  ausser  Paris), 
^  1     (   4.  die    hexagonale    Pyramide    (Hofmeister's    Pyramiden, 

Formen  der\        Cruciferen,  Ampelideen), 
Cellulose   ^  5^  ^iq  Combination   des  hexagonalen    Prismas    mit  der 
Pyramide  iSamhucus), 
6.  die  hemimorphe  Trigonalpyramide  (Polygoneen); 
tetragonale  1  '''•  ^^^  ditetragonale  Prisma  iParis,    Dryas,  Älchemilla, 

formen  dei     g    ^j^  Combination  des  ditetragonalen  Prismas  mit  meh- 
Cellulose    [        reren  Pyramiden  (Labiaten). 

Aus  diesen  Formen  der  Cellulose  ist  das  „Formengesetz 
der  organischen  Natur"  begreiflich,  wenn  mit  demselben  der 
verbreitete  Hemimorphismus,  der  äusserlich  an- den  Pflanzen  als  deren 
Asymmetrie  wiedererscheint,  berücksichtigt,  dabei  aber  auch  Fremy's 
Cellulose,  Paracellulose,  Yasculose  und  Fibrose  unterschieden  werden. 

Zürich,  im  Janner  1878. 


■^>£^€S<^- 


95 

Die  Arten  der  Pyrenomycetengattung 

Sporortnia  de  Not. 

Von  G.  V.  Niessl. 

(FortsetzuQg.") 

Beschreibong  der  Arten. 

a)  Spore  4zellig. 

1.  Sporormia  piilchella  Hansen  (Fungi  fimicoli  danici 
p.  114  u.  18.  Tab.  IX  f.  23 — 25).  Perithecüs  subglohosis  ostiolo  pa- 
pU/aefnrmi,  250 — 500  diam.  immersis;  ascis  cylindraceis  \stipi- 
latis,  105 — 111  Igs.  (pars  sporif.).  10 — 11  Its.;  sporidiis  monosti- 
chis  plus  minus  fusiformibus ,  rectis  vel  parwn  curnatis  ulrinque 
conoidee  rolu/idatis,  olwaceo  fuscis  17 — 20  Igs.,  5 — 6  Its.  Paraphyses 
filiformes  articulatae  guttulatae    interdum    ramosae    vix  superantes. 

Am  Kuhkoth  in  Seeland  im  April  und  November  häufig-. 

Ich  selbst  fand  denselben  Pilz  im  Oktober  auf  Schafkoth  bei 
Brimn.  Leider  kann  ich  ihn  gegenwärtig  auf  den  gesammelten 
Stücken  nicht  mehr  auffinden  und  muss  mich  an  die  seinerzeit  ge- 
machten Notizen  halten,  welche  mit  der  Beschreibung  des  Autors  gut 
übereinstimmen.  Namentlicli  ist  die  einreihige  Lage  der  Sporen  typisch. 
Die  Schläuche  erinnern  einigermassen  an  jene  von  Leptosphaeria 
Doliolum,  sind  aber  noch  mehr  zylindrisch. 

2.  Sp.  uimicola  Pass.  (Winter  in  Hedw.  13.  Bd.  p.  52.) 
Perithecia  semi-immersa  subglobosa ,  conico-papillata ,  sparsa  f)el 
dense  aggregata  et  tunc  relufi  stromate  praedita;  asci  cyiindrici 
Clara I i  basi  altenuafi^  paraphysibus  stipatis,  sporidia  3 — 4  mera 
uniseriata  fusca,  loculis  guttulatis. 

Auf  Llmenholz,  Parma.  Perilhecien  Oö— 07  MiUrom.  im  Durch- 
messer. Schläuche  190  Mikrom.  lang,  21  breit  mit  ziemlich  langem 
Stiele.  Sporen  38  Mikrom    lang,  8  breit. 

Die  Beschreibung  dieser  mir  unbekannten  Art  ist  nach  Winter 
gegeben. 

3.  Sp.  ininiina  Avvld.  emend.  (Hedw.  7.  Bd.  p.  66).  Peri- 
thecüs sparsis ,  semi  immersis,  globosis  ostiolo  minutissimo  papil- 
laeformi,  minutis  (100  —  110  diam..)  membranaceis  atris,  glabris; 
ascis  elongate-oblongis  rel  stibcyiindraceis ,  stipite  abrupto 
brevissimo,  80  —  85  Igs.,  12 — 15  Its.;  sporidiis  subparallele  stipatis 
3  —  4  stichis,  subcylindraceis  rectis  vel  parum  curvatis  utrinque  ob- 
tuse  rotundatis,  fuscis  28 — 30  Igs.,  4 — 6  Its.  4  celluJarihus  faci- 
lissime  secedentibns:  articulis  mediis  Q'h—l'h  Igs.,  ierminalibus 
paulo  longioribus.  Paraphyses  coalitae  parum  superantes. 

Am  häufigsten  und  sichersten  auf  Rinderkolh,  doch  fand  ich  sie 
auch  auf  Schafkoth,  und  Auerswald  gibt  sie  auf  solchem  von  Kanin- 
chen und  Rehen  an.  Dieser  Autor  hat  übrigens  unter  seiner  Art 
noch  andere  nach  dem  obigen  Begriffe  nicht  hieher  gehörige  For- 
men verstanden,  worauf  sich  die  Bezeichnung  „vel  elongato-claxatis" 


96 

bei  den  Soliläiichen  hezielit.  Dagegen  isl  es  nach  den  mir  von  ihm  mit- 
getheilten  Exemplaren  und  nach  seiner  sehr  treffenden  Bezeichnung 
der  Sporenlage  „gleichsam  in  zwei  Etagen  übereinander"  sicher, 
dass  ich  den  hauptsächlichsten  Artbegriff  hier  beibehalten  habe. 

Die  fast  punktförmigen  und  äusserst  zarten  Perithecien  sind  die 
kleinsten ,  welche  bisher  bei  dieser  Gattung  beobachtet  wurden. 
Dasselbe  kann  man  von  den  Schläuchen  sagen,  welche  typisch  etwas 
oblong  ,  d.  h.  in  der  Mitte  am  breitesten  ,  oder ,  durch  Streckung, 
zylindrisch  sind.  Die  Sporen  liegen  zu  3—4  dicht  genähert  ziemlich 
parallel.  Abänderungen  in  dieser  Gestalt  und  Sporenlage  entstehen 
zuweilen  ausnahmsweise  durch  abnorme  Verlängerung  der  Schläuche 
bei  grosser  Feuchtigkeit  oder  in  der  Flüssigkeit  des  Objektträgers, 
es  wird  aber  stets  leicht  sein,  die  geschilderten  Eigenthiimüchkeiten, 
namentlich  an  den  jüngeren  weniger  flexiblen  Schläuchen  zu  erkennen. 
Die  Zellen  der  Sporen  trennen  sich  äusserst  leicht. 

4.  Sp.  leporina  n.  sp.  PerithecHs  plus  minus  gregariis ,  im- 
mersis,  globosis,  ostiolo  conico  vel  suhcylindraceo  (200—230 
diamj,  membranacee-carnosis,  afris,  glabris;  ascis  elongate- 
clavatis  in  stipUem  brevem  altenuatis,  90 — 120  Igs.  fstip.  10 — 15), 
10—12  Its.;  sporidiis  imbricate  2 — 3  stir.his  fusiforme-cylin- 
draceis,  rectis  curvatisve ,  utrinque  attenuate-roiundatis,  saturate 
fuscis  subopacis,  27 — 29  Igs.,  4 — 5  Its.,  A:  cellularibus  facile  sece- 
dentibus;  articulis  mediis  cylindraceis  6 — 7  Igs.,  terminali- 
bus  obovatis  vel  obconoideis  paulo  longioribus.  Paraphyses  bacciligerae 
valde  superantes,  guttulatae,  laxe  ramosae. 

An  Hasenkoth  bei  Brunn  im  Herbst ,  mit  anderen  Arten  nicht 
selten. 

Es  ist  nach  obiger  Beschreibung  wohl  nicht  leicht  möglich, 
diese  Art  mit  Sp.  minima  zu  verwechseln.  Sie  hat  grössere,  festere 
und  anders  gestaltete  Perithecien,  deren  Mündung  die  Grösse  des 
Peritherienhalbmessers  erreicht,  ganz  andere  keulenförmige  Schläuche 
etwa  lOmal  so  lang  als  breit ,  und  eine  verschiedene  Sporenlage. 
Viel  näher  steht  sie  der  Sp.  Notarisii,  mit  der  ich  sie  anfangs  iiien- 
tifizirte;  doch  unterscheidet  sie  das  an  der  betreffenden  Stelle  hin- 
sichtlich der  Sporen  angegebene  Merkmal. 

5.  Sp.  Notarisii  Garest.  (Rabh.  f.  eur.  976.)  PerithecHs 
sparsis,  immersis,  globosis  (200 — 220  diam..),  ostiolo  subcylindraceo, 
membranacee-carnosis,  atris,  glabris;  ascis  elongate  clavatis, 
in  stipitem  atienuatis  90 — 120  Igs.  (stip.  12 — 18),  11  — 12  Ifs.;  spo- 
ridiis superne  dense  stipatis,  inferne  2 — 1  stichis,  subfusiformibus, 
seu  utrinque  atlenuatt-rotundatis  saturate  fusci,  24—27  Igs.,  4 — 5  Its. 
4  cellularibus;  articulis  cohaerentibus ,  mediis  suboblongis 
secundo  vel  tertio  plus  minus  protuberante,  5 — 6  Igs., 
terminalibus  obovatis  parum  longioribus.  Paraphyses  paulo  superan- 
tes, ßliformes  stipatae. 

An  Tetrao  Tetrix  in  Italien. 

Nur  die  punktförmig  hervortretenden  Mündungen  von  der  Länge 
des  Perithecienhalbmessers    erscheinen    auf    der  Oberfläche  des  Sub- 


07 

strales,  da  die  Perithecien  in  der  Regel  ganz  eingesenkt  sind.  Diese, 
sowie  die  Scliläuclie  zeigen  eine  grosse  Uebereinstimmuiig  mit  jenen 
von  Sp.  leporina.  Der  cliarakteristische  Unterselüed  liegt  in  den 
Sporen,  deren  zweite  (oder  dritte)  Zelle,  von  oben  gezählt,  gewöhn- 
lich etwas  breiter  ist  als  die  übrigen.  Wesentlich  ist  auch ,  dass  die 
4  Zellen  ziemlich  fest  aneinander  haften,  so  dass  die  reife  Spore  un- 
getheilt  aus  dem  Schlauche  tritt,  während  bei  der  erwähnten  ver- 
wandten Art ,  wie  bei  Sp.  minima  die  Trennung  der  Artikel  oft 
schon  im  Schlauche  oder  alsbald  nach  dem  Austreten  stattfindet. 

Die  vorstehende  Beschreibung  habe  ich  nach  den  Exemplaren 
in  der  zitirten  Sammlung  entworfen,  da  die  Original-Diagnose  doch 
gar  zu  dürftig,  theilweise  auch  unrichtig  ist. 

Von  Sporormia  promiscua  Garest,  in  litt.  Rabh.  f.  eur.  1236, 
ebenfalls  auf  Exkrementen  des  Birkhuhnes,  kenne  ich  keine  Beschrei- 
bung. An  meinen  Exemplaren  der  Fungi  eur.  findet  sich  unter  die- 
sem Namen  ein  Pilz ,  welcher  von  Sp.  Notarisii  in  keiner  Hinsicht 
verschieden  ist. 

6.  Sp.  anibigua  n,  sp.  Peritheciis  plus  minus  gregai'iis, 
semiimmersis  demum  saepe  subliberis ,  ovoideis  vel  subglobosis, 
ostiolo  conico  brevi  sed  saepe  elongato  subcylindraceo, 
membranacee-carnosis.,  atris  glabris  f200 — 280  diam.);  ascis  cla- 
vatis  in  stipitem  altenuatis,  165 — 220  Igs.,  16—18  Its.;  sporidiis 
svperne  farcte  2 — 3  stichis,  inferne  2 — 1  stichis  fusiformi- 
bus,  seu  ulrinque  attenuate-rotundatis,  rectis  curcatiste  4  cellu- 
laribus,  saturate  fuscis  35 — 40  longis,  7 — 8  Its.,  articulis  mediis 
plus  minus  oblongis  7 — 9  Igs.,  terminalibus  obonatis  vel  obconicis 
parum  longioribus.  Paraphyses  numerosae  ascos  superantes^  laxe 
ramosae,  guttulatae. 

Gemein  auf  Koth  von  Hasen  und  Pferden,  bei  Brunn  durch  das 
ganze  Jahr,  oft  mit  Sp.  intermedia.,  corynespora  insignis  und  ver- 
schiedenen Sordarien  vermischt. 

Diese  Art  scheint  von  Einigen  mit  Sp.  minima  (so  von  Auerswald 
selbst,  nach  meinem  Exemplar  auf  Pferdemist,  welches  er  zitirt),  von  An- 
dern mit  Sp.  intermedia  verwechselt  worden  zu  sein,  welch'  letzterer 
sie  auch  näher  verwandt  ist,  während  sie  mit  der  ersteren  nur  we- 
nig Gemeinsames  hat.  Sehr  verschieden  in  Gestalt  und  Grösse  sind 
die  Peritliecien:  bald  klein  mit  sehr  kurzer,  fast  papillenformiger 
Mündung  und  von  zarlerer  Substanz,  bald  ziemlich  gross,  fest,  mit 
verlängerter  Mündung  und  so  der  Beschreibung  von  Fuckers  Sp. 
lagenifarmis  nahe  kommend.  Diese  Formen  richten  sich  nicht  nach  dem 
Substrat  und  ich  vermag  sie  auch  bei  sehr  reichlichem  Material  nicht 
zu  begrenzen.  Die  Schläuche  erweisen  si(;h  gegenüber  jenen  der  beiden 
eben  genannten  Arten  stets  als  keulenförmig,  sobald  man  normale 
(nicht  etwa  durch  Veilängerung  in  der  Flüssigkeit  während  der  Unter- 
sucliung  veränderte)  Gestalten  in  Betracht  zieht;  die  breiteste  Stelle 
liegt  unter  der  Spitze,  der  Stiel  ist  verlängert.  Dem  entspricht  auch 
die  Sporenlage.  Die  Sporen  selbst ,  in  Bezug  auf  ihre  Grösse  die 
Mitte  zwischen  beiden  Arten  haltend,  sind  mehr  spindelförmig,  durch 


98 

die  cunoidisch  verjüngten  Endzellen ,  wahrend  jene  von  Sp.  inler- 
media  streng  cylindriseh  sind,  mit  sphärisch  abgerundeten  Endzellen. 
Die  beiden  inneren  Zellen  sind  bei  Sp.  intermedia  ziemlich  regel- 
mässig oblong-cylindrisch,  wesentlich  länger  als  breit,  bei  Sp.  am- 
higua  mehr  oblong,  oft  rundlich  und  überhaupt  nicht  viel  weniger 
breit  als  lang,  oft  unregelmässig  in  der  Axe  verdrückt,  schief.  Ab- 
gesehen von  diesen  erst  bei  Prüfung  eines  grösseren  Materiales 
hervortretenden  Einzelheilen  bietet  die  Form  des  Schlauches  und 
der  Sporn  stets  ein  sicheres  Merkmal. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Das  Pflanzenreich 
auf  der  »ieuer  Weltansstdliing  im  Jahre  1873. 

Notizen  über  die  exponirleii  Pflanzen,  PflaiizenrohstoiTe  und  Produkte,  sowie  über  ihre  bildlichen  Darstellungen. 
Von  Franz  Antoine. 

(Fortsetzung.) 

Eine  Kollektion  von  26  Olivensorten,  deren  Früchte  und  Zweige 
in  mit  Oel  gefüllten  Gläsern  aufbewahrt  waren,  gehörte  zu  den  in- 
teressanten Gegenständen  dieser  Ausstellung.  Ausserdem  fanden  sich 
noch  viele  Muster  von  Olivenöl  vor.  Man  nimmt  an,  dass  Griechenland 
7,500.000  Oelbäume  besitzt,  welche  eine  Grundfläche  von  700  Millio- 
nen Quadratmeter  bewachsen. 

Unter  den  Faserpflanzen  fand  sich  Boehmeria  nivea  Hook  et 
Arnot.,  in  Athen  gezogen,  mit  2  Fuss  langen  Trieben  vor.  Baum- 
wolle erschien  ebenfalls  in  vielen  Mustern,  und  man  rechnet,  dass 
für  die  Kultur  des  Gossypium  150  Millionen   Quadratmeter   entfallen. 

Mit  Getreidesorlen^  Hafer,  Gerste,  Türkisch-Korn  in  sehr  an- 
sehnlicher Vertretung,  nebst  vielen  Erbsen-  und  Bolinensorten,  waren 
zahlreiche  Gläser  gefüllt,  ßeachtenswerth  war  ein  ganzes  Exemplar 
von  Astragalus  creticus  Lam.,  an  welchem  der  eben  vortretende 
Traganth  haftete. 

Ausser  Mandelfrüchten  gab  es  Eicheln  von: 

Quercus  macrolepis  Kolscliy. 
—  Portugahisa. 


Quercus  stenophylla. 
—   Taxygetea. 


Die  Eichenbestände  decken  beiläufig  13  Millionen  Quadratmeter 
Grundes,  auf  welchen  110.000  Stück  zu  stehen  kommen. 

Die  Früchte  von  Elaeagnus  angustifolia  L.  dienen  als  Nahrungs- 
mittel. An  geniessbaren  Früchten  gab  es  ferner:  Pistacien,  Hasel- 
und  Wallnüsse,  Feigen  und  Korinthen,  für  deren  Kultur  ein  Flächen- 
raum von  220  Millionen  Quadratmeter  entfällt  und  einen  Ausfuhrartikel 
mit  100  bis  125  Millionen  venetianische  Pfund  darstellen. 

Der  Tabakkultur  fällt  ein  Grundausmass  von  25 — 30  Millionen 
Quadratmeter  zu. 


99 

Die  griecliischen  Weine  waren  durch  rothe  und  weisse  Sorten 
vertreten,  und  die  Kultur  desselben  beansprucht  ein  Ausmass  von 
554  Millionen  Quadratmeter. 

Was  den  pholographischen  Theil  der  Ausstellung,  in  Bezug  auf 
Vegetationsansichten,  betrifft,  so  kann  dabei  nur  einer  Ansicht  vom 
königlichen  botanischen  Garten  gedacht  werden,  alle  übrigen  waren 
Aufnahmen  von  Gebäuden,  Tempeln  etc.  in  46  Bildern  in  der  Grösse 
von  14"Xl9".  Die  unvollkommene  Behandlung  dieser  Bilder  zeigte 
sich  durch  ein  starkes  Verblassen  derselben. 


Italien. 

Von  den  zahlreichen  Ausstellern  der  italienischen  Abtheilung 
mögen  die  nachfolgend  angeführten  Gesellschaften  und  Firmen  zu 
den  hervorragendsten  gehört  haben. 

Die  Prima  Societä  italiana  Lino  in  Montagna  stellte  Leinpflanzen 
in  Bündeln  von  lYg  bis  3  Meter  Stammhöhe  aus,  ferner  ein  Herbar 
in  70  Faszikeln  von  Phanerogamen  und  Kryptogamen,  welche  Prof. 
Martine  Anzi  sammelte. 

Sanguinetti  Angelo  aus  Bologna  erschien  mit  Canepa  naturale, 
wovon  die  Stengel  4  Meter  lang  und  2  Ctm.  dick  waren. 

Antonio  Adami's  Ausstellung  aus  Treviso  war  reichlich  mit 
Reiswurzelprodukten  versehen,  viele  davon  fielen  durch  ihre  Zartheit 
und  schöne  Zubereitung  auf.  Diesen  schlössen  sich  die  Reiswurzel- 
produkte  und  Matten  des  Antonio  Parma  &  Comp.  an. 

Camizzoni  errichtete  zwei  kolossale  Pyramiden  von  Getreide- 
sorten in  Bündeln  mit  Aehren,  darunter  waren  Triticum  hordeiforme 
Hort.,  Asparagus  officinalis  L.,  Triticum  turgidum  L.  und  5  Meter 
lange  Hanfpflanzen.  Eine  ähnliche  Gruppe  stellte  auch  Conte  Nicola 
Papadopoli  zusammen. 

Die  Comizio  agrario  di  Como  hatte  380  Cerealien  in  Pulver- 
gläser vorgeführt,  worunter  Mais  sehr  zahlreich  vertreten  war.  Die 
Comizio  agrario  del  distritto  di  cividale  del  Friuli  stellte  Mais  in 
30  Sorten  in  Kolben  aus. 

Die  Stazione  agraria  sperimentale  stellte  eine  Reihe  chemi- 
scher Analysen  auf.  Es  gab  30  Pulvergläser,  welche  die  Analysen 
von  den  nachfolgend  angeführten  Pflanzen  enthielten. 


Acer  campestre  L. 
Avena  sativa  L. 
Bromus  racemosus  Gaud. 
Bettila  alba  L. 
Ervum  Ertilia  L. 

—  Lens  L. 
Festuca  rubra  L. 
Hedysarum  coronarium  L. 
Helianthus  tuberosus  L. 
Lathynts  sativus  L. 


Lolium  perenne  L. 
Lupinus  albus  L. 
Morus  alba  L. 
Medicago  sativa  L. 
Onobrychis  sativa  Lam. 
Phleum  pratense  L. 
Quercus  Robur  Willd. 
Sorghum  cernumn  Willd. 
—  vulgare  Pers. 
Trifolium  incarnatum  L. 


100 


Trifolium  pratense  L. 
Trigonella  Foenum  graecum  L. 
Triticum  aristatum  Hall. 
Ulmus  campestris  L. 
—  major  Smith. 

Jedes   der  Gläser  trug   eine  gedruckte  Etiquette  mit   folgenden 
Rubriken,  in  welche  sodann  die  Zahlenangaben  eingeschrieben  waren. 


Ulmus  effusa  Willd. 
Vitis  vinifera  L. 
Vicia  sativa  L. 
Zea  Mays  L. 


Aqua. 

Sostanze  proteiche. 

Grasso  (estratto  d'  etere). 

Sostanze  estrative  non  nitrogenate. 

Amido. 

Zucchero. 

Cellulosa  gregia. 

Cenere. 


In  100  parti  di  cinere: 
Assido  ferrico  callumin. 

—  calcido. 

—  magnesico 

—  potassico  e  sodico. 
Acido  fosforico. 

—  solforico. 
Anidride  silicico. 


Cav.  Stefano  de  Stefani  aus  Verona  legte  nebst  einer  Anzahl 
ilicmws-Fruchtständen  verschiedener  Sorten  und  verschiedener  Grösse 
ebenfalls  eine  Brochure  auf,  die  den  Titel  führte:  „Storia  della  cul- 
tivazione  del  Ricino." 

Die  Provinz  Belluno  brachte  Holzmuster  in  8  Ctm.  dicken  und 
63  Ctm.  langen  und  von  8  bis  16  Ctm.  breiten  Pfostenstücken,  wo- 
von ein  Dritttheil  der  Breite  polirt  war.  Es  waren  150  Muster  an 
der  Zahl,  jedoch  war  die  Mehrzahl  davon  in  einer  so  beträchtlichen 
Höhe  aufgestellt,  dass  der  Name  nicht  mehr  auszunehmen  war,  und 
die  Angaben  mussten  sich  demzufolge  nur  auf  die  anfolgenden  be- 
schränken: 


Ahies  pectinata  D  C.  In  sehr  vielen 

Exemplaren. 
Arbutus  Unedo  L. 
Castanea  vesca  Gaertn. 
Corylus  Avellana  L. 
Fagus  sylvatica  L. 
Fraxinus  heterophylla  Vahl. 
Hedera  Helix  L. 
Hex  aquifolium  L. 
Juniperus  macrocarpa. 
Ostrya  vulgaris  Willd. 
Populus  alba  L. 
Platanus  Orient  alis  L. 
Picea  excelsa. 
Pinus  Pumilio  Haenke. 


Pinus  Bruttia  Ten. 

—  Pinaster  Ait. 

—  Laricio  Poir. 

—  sylvestris  L. 

—  excelsa  Wall. 

Quercus  heterophylla  Michaux. 

—  pubescens  Willd. 

—  Robur  Willd. 

—  Pseudo-robur  Desf. 

—  Cerris  L. 

—  Esculus  L. 
Salix  alba  L. 
Taxus  baccata  L. 
Ulmus  campestris  L. 

—  tuberosa  Ehrh. 


Eine  weitere  Holzmuster-Sammlung  von  103  Exemplaren  in  vier- 
eckigen Pfostenstücken  sendete  die  Campione  da  commercio  und  die 
Municipio  di  Sassaferrato.  Provinz  Ancona  hatte  eine  aus  48  Stück 
bestehende  Holzsammlung  gesendet.  Vertreten  war  dieselbe  durch 
folyende  Arten: 


Acer  crispum  Lautli. 

—  Pseudoplatanus  L. 

—  campestre  L. 
Anneniaca  vulgaris  Lam. 
Btixus  sempervirens  L. 
Cornus  mascula  L. 

—  sanguinea  L. 
Carpinus  Betulus  L. 
Cyfisns  Laburnum  L. 
Fraximts  excelsior  L. 
Fagus  syhatica  L. 

—  Castanea  L. 
Hedera  Helix  L. 
Juglans  regia  L. 

Das  Instituto  tecnico  d'Udine 
nach  gespaltenen,  beilüufig  7  Zoll 
band  die  beiden  Hiilften  mittelst 
sten  dieser  Sammlung  sind: 
Ficus  Carica  L. 
Fraxinus  Ornus  L. 
Hjfbiscus  syriacus  L. 
Mimosa  arborea  L. 


101 

Monis  alba  L. 
Prunus  dorne  st  ica  L. 
Populus  dilafafa  AU. 

—  tremula  L. 
Platanus  occidenfalis  L. 
Quercus  Robur  Willd. 

—  racemosa  Lam. 

—  Cerris  L. 

—  //ea;  L, 
Rhamnus  Zizyphus  L. 
Sambucus  nigra  L. 
Taxus  baccata  L. 
TiVia  europaea  L. 
Ubnus  crispa  Willd. 

stellte  die  Holzmuster  in  der  Länge 
langen  Stammstücken  aus  und  ver- 
Chanierbänder.    Die  nennenswerthe- 


Morus  papyrifera  L. 
Olea  europaea  L. 
Ostrya  virginica  Lam. 
Prunus  insititia  L. 


Die  Sammlung  der  Piante  viventi  nelP  Umbria  bestand  aus 
80  Holzmustern,  in  gleicher  Form  dargestellt  wie  die  eben  ange- 
führte Sammlung,  auch  die  Sorten  fanden  sich  in  den  vorausgegan- 
genen Kollektionen  schon  vor,  wie  diess  auch  bei  der  aus  75  Holz- 
mustern bestehenden  Sammlung  der  Provinz  Forli  der  Fall  ist. 


(Fortsetzung  folgt.) 


Literatur  b  erichte. 

Die  niederen  Pilze  in  itiren  Beziehuno;en  zu  den  Infectionskrankheiten  und 
der  Gesundheitspflege.  Von  C.  V.  Nägeli,  Professor  in  München.  München 
Druck  und  Verlag  von  R.  Oldenburg.    1877.  8.  XXXII.  Bd.  285  S. 

Dieses  Werk  enthält  die  Resultate  von  mehr  als  zehnjährigen 
Untersuchungen  ,  welche  der  berühmte  Verfasser  über  die  niederen 
Pilze  und  ilire  Beziehungen  zu  den  Infectionskrankheiten,  sowie  zur 
Gesundheilspflege  anstellte.  Reich  an  neuen  Thatsachen  von  grösster 
Wichtigkeit  und  vollendet  in  seiner  Form  ist  das  vorliegende  Buch 
unstreitig  eine  der  wichtigsten  Publikationen  ,  welche  im  Laufe  der 
letzten  Jahre  auf  dem  Gebiete  der  Botanik  erschienen.  Es  muss  ihm 
eine  fundamentale  Bedeutung  für  alle  weiteren  Forschungen  über  nie- 
dere Pilze,  namentlich  über  Schizomyceten  beigelegt  werden;  denn 
bis  jetzt  fehlte  ein  Werk  ,  welches  die  durch  streng  experimentell 
durchgeführte  physiologische  Untersuchungen  gewonnenen  Ergebnisse 


102 

von  einem  höheren  Gesichtspunkte  aus  zusammenfasste.  Weil  die  durch 
Schimmel-,  Hefe-  und  Spaltpilze  eingeleiteten  freiwilligen  organischen 
Zersetzungen  eine  ungeheure  praktisciie  Tragweite  in  sanitärer  Be- 
ziehung haben ,  so  ist  ein  gründliches  Studium  der  neuesten  Publika- 
tion Nageli's  nicht  nur  den  Botanikern ,  sondern  auch  den  Aerzten 
dringendst  anzuempfehlen.  Auf  Einzelheiten  des  Inhaltes  hier  ein- 
zugehen erscheint  nicht  angezeigt;  denn  der  Verfasser  selbst  gab 
dem  Werke  eine  gedrängte  Uebersicht  des  Inhaltes  bei  (S.  XIII  bis 
XXXII).  Schliesslich  sei  noch  hervorgehoben,  dass  die  typographische 
Ausstattung  des  vorliegenden  Buches  bei  verhältnissmässig  billigem 
Preise  eine  sehr  gefällige  ist.  H.  W.  R. 

Contribiizioni  allo  studio  dei  fiinghi  del  Litorale  con  speciale  riguardo 
a  quelli  che  vegetano  sulle  plante  utili  di  Giovanni  Bolle  e  Feiice  de 
Thümen.    Parte  prima.    Estratto   dal   Bulletino   delle   sc.    nat.  III,  Nr.  2 

(1877).  8"  40  S.,   ]   Taf. 

Dieser  mit  vielem  Fleisse  gearbeitete  Aufsatz  führt  227  Formen 
von  Pilzen  auf;  dieselben  wurden  von  Bolle  gesammelt,  von  Baron 
Thümen  bestimmt.  Als  neu  werden  beschrieben;  Gymnosporium  Bam- 
busae,  Macrosporium  Coluteae,  M.  rutaecolum^  Helminthosporium 
tomenticolum,  Septosporium  Bolleanutn,  Sporotrichum  Bolleamim, 
Oidium  Berheridis^  0.  Coluteae,  Gloeosporium  exsiccans,  Fusi- 
sporium  elasticae,  Hendersonia  Mali,  Diplodia  rutaecola,  D.  Spi- 
raeae,  Vermicularia  Siphonis,  Phoma  Mahoniae,  Ph.  lawinnm,  Ph. 
Bolleanum,  Ph.  Limonii,  Ph.  Paulowniae,  Ph.  Wistariae,  Depazea 
Phillyreae,  Septoria  Bolleana,  S.  Pauloumiae,  S.  Yuccae,  Phyllo- 
sticta  Wigandiae,  Ph.  sycophila,  Ph.  Liriodendri,  Ph.  Eriohotryae., 
Ph.  chenomelina,  Ph.  Photiniae,  Ph.  Evonymi  und  Ph.  Azederacis. 
Da  das  österreichische  Küstenland  in  mykologischer  Richtung  noch 
sehr  wenig  durchforscht  wurde,  so  ist  die  vorliegende  Abhandlung 
ein  sehr  erwünschter  Beitrag  zur  genaueren  Kenntniss  der  Pilzflora 
unseres  Kaiserstaates.  Mögen  bald  ähnliche  Fortsetzungen  folgen! 

R. 

Untersuclningen  über  ßrosop/ti/llitm  lusiianicitm  Lk.  Inaugural-Disser- 
tation  von  Otto  Penzig.  Breslau  1877.  8°.  46  S. 

Die  vorliegende  Dissertation  ist  Herrn  Prof.  Dr.  H.  R.  Goep- 
pert,  einem  Lehrer  des  Verfassers  gewidmet.  Das  Untersuchungs- 
material lieferte  der  botanische  Garten  Breslaus,  in  welchem  nebst 
so  vielen  interessanten  Gewächsen  auch  Drosophyllnm  kultivirt  wird. 
Penzig  untersuchte  die  einzelnen  Organe  der  genannten  Pflanze  in 
histologischer  Beziehung  und  behandelte  besonders  ausführlich  das 
Blatt  mit  seinen  Tentakeln  und  Sitzdrüsen  (S.  15 — 33).  Von  speziel- 
lerem Interesse  ist  ferner  die  genaue  Beschreibung  des  Samens  und 
der  Keimung  (S.  38—41).  Am  Schlüsse  werden  noch  die  Resultate 
einiger  physiologischer  Versuche  über  die  Fähigkeit  der  Blätter  von 
Drosophyllnm,  stickstoffhaltige  Substanzen  aufzunehmen,  mitgetheilt. 
Sie  bestätigen  Darwin's  treffliche  Beobachtungen  in  allen  wesent- 
lichen Punkten  und  ergänzen  sie  in  einzelnen  Details.  R. 


103 

Menyhärth  Laszlö,  Kalocsa  videkciiek  aüvenytenyeszete  (Vegctations- 
verhällnisse  der  Gegend  von  Kalocsa).  Budapest  1877,  8",  198  und  2ü  S. 
Nach  einer  Einleitung  übergeht  der  Verf  auf  die  eigentliche 
Aufzählung  und  weist  1059  Nummern  für  das  Gebiet  auf.  Die  Höhe 
dieser  Zahl  wird  bei  dem  notorisch  monotonen  Charakter  des  unga- 
rischen Tieflandes  nur  durch  den  sehr  laxen  Spezies-BegrifF  des 
Verf.  erklärlich,  der  es  ihm  möglich  machte,  sicli  mehr  oder  minder 
der  Boreau-Jordan'schen  Schule  in  die  Arme  zu  werfen.  Neu  sind 
Rammculus  Haynaldi,  Roripa  Kerner  i,  Trifolium  Haynaldi,  Medi- 
rago  canescens,  Lotus  colocensis,  Erythraea  Szegzärdensis  und  Ve- 
ronica  colocensis.  Snmmtliche  Formen  erhalten  den  abgekürzten  Gat- 
tungsnamen seihst  dann  vorangesetzl,  wenn  sie  auch  bei  den  be- 
trelTenden  Autoren  als  Varietäten  behandelt  worden.  Roripa  Kerneri 
hat  mit  R.  pyrenaica  nichts  gemein  und  ist  wie  alle  übrigen  Novi- 
täten kaum  hall  bar.  R.  prolifera  hingegen  nach  Vis.  et  Panc.  eine 
ausgezeichnete  Art.  Hinsichtlich  der  Zersplitterung  der  Arten  ist  der 
Verf.  weiter  gegangen  als  alle  seine  Vorgänger  auf  dem  Gebiete  der 
Flora  V(m  Ungarn.  Mitunter  übernimmt  der  Verf.  ganze  Stellen  aus 
den  Arbeiten  Anderer,  doch  fehlen  gelegentlich  die  nothwendigen 
Anführungszeichen.  Auch  die  Synonymik  ist  ihm  nicht  immer  ge- 
läufig, sonst  würde  er  nicht  Artemisia  lednicensis  und  A.  sericea 
besonders  nennen.  Warum  der  Verfasser  eine  Reihe  von  Pflanzen, 
von  welchen  er  keine  Exemplare  besitzt,  namhaft  macht  und  mit 
fortlaufenden  Nummern  versieht,  bleibt  fraglich.  Ebenso  ist  die  Zahl 
der  Druckfehler  eine  nahezu  erdrückende.  Trotz  dieser  Mängel  ist 
die  vorliegende  Arbeit  eine  erfreuliche  Erscheinung,  und  bleibt  es 
nur  zu  bedauern,  dass  der  Verfasser  sich  keiner  anderen  Sprache 
als  der  ungarischen  bedienen  wollte  und  sich  so  nur  mit  einer  be- 
schränkten Anzahl  von  Lesern  begnügte.  J.  A.  Knapp. 

Sechster  Bericht  des  botanischen  Vereines  in  Lnndshut.  Landshut  1877, 
8",  XL  und  U7  S. 
Enthält  ausser  einzelnen  in  den  Sitzungsberichten  zerstreuten 
Notizen  nachfolgende  Arbeiten :  1.  Eine  Biographie  des  Dr.  Max  Priem 
(geb.  1813,  t"l876).  2.  Flora  von  Reichenhall  von  Johann  Ferclil. 
3.  Einige  Bemerkungen  über  botanische  Nomenklatur  von  F.  von 
Thümen.  Der  Schwerpunkt  dieser  Arbeit  scheint  in  Ausfällen  gegen 
den  „berühmten  Ungar"  Stephan  Schulzer  v.  Müggenburg  zu  liegen, 
während  die  Erörterungen  der  De  Candolle'schen  „Lois  de  la  nomen- 
clature  botaniqne'^  für  den  Verfasser  nur  etwas  Nebensächliches  ge- 
wesen sein  dürfte.  4.  Bestinmiung  der  Weidenarten  nach  den  Blättern 
von  L.  Schwaiger.  Behandelt  die  in  Baiern  wildwachsenden  Weiden- 
Stammarten  und  ist  eine  interessante  Arbeit.  5.  Die  Flechtengattung 
Acidium  Fee  von  Dr.  A.  v.  Krempelhuber.  Eine  werthvolle  Mono- 
graphie. 6.  Ein  neuer  Senecio  aus  der  Verwandtschaft  von  S.  lyrati- 
folius  Reichb.  von  Julius  Gremblich.  Beschreibung  von  S.  Reisachii 
(=  S.  cordatus  X  Jacohaea).  K. 

In  den  Verhandl.  Naturh.  Ver.  Rheinl.  und  Westph.    34.  Jahrg. 
(1877)  Korrespbl.  S.  197—202  findet  sich  eine  Aufzählung  der  Rubi 


1U4 

der  Umgegend  von  Saarbrücken  mit  Angabe  der  Standorte.  In  der 
Einleitung  heisst  es:  „Die  nachfolgende  Zusammenstellung  enlliält 
52  Arten."  In  der  Tiiat  finden  sich  au('h  zunächst  45  Arten  mit  Num- 
mern aufgeführt  und  dann  nachtraglich  noch  7  fernere  Arten  hinzu- 
gefügt. Von  diesen  Arten  führen  indess  Nr.  9  und  Nr.  14  genau 
denselben  Namen:  „ß.  phyllostachys  P.  J.  M."  Ferner  heisst  Nr.  13 
„ß.  brachyphi/llos  Herb.  Wirig. "  und  die  zweite  Art  der  Nachträge 
„ß.  hrachyphyllos  P.  J.  M."  —  Eine  weitere  Kritik  ist  wohl  unnothig. 
Es  entsteht  indess  die  Frage :  Ist  der  Monograph  der  Gattung  ge- 
zwungen, sich  mit  derartigen  Schriftstücken  eingehend  zu  beschäf- 
tigen, die  den  Stempel  der  gedankenlosesten  Flüchtigkeit  auf  der 
Stirn  tragen?  F. 


Correspondenz. 

Landshut,  5.  Februar  1878. 
Zur  Erinnerung  an  den  vor  100  Jahren  am  10.  Janner  verstor- 
benen K.  V.  Linne  veranstaltete  der  Botanische  Verein  zu  Landshut 
eine  Festfeier.  Professor  Zeiss,  Vorstand  des  Vereines,  hielt  die  Fest- 
rede, in  welcher  die  naturwissenschaftlichen  Bestrebungen  der  früheren 
Zeit  kurz  erwähnt  und  dann  ausführlich  gescliildert  wurde,  wie  Linnö 
durch  seine  erstaunliche  Thätigkeit,  verbunden  mit  Scharfsinn  und 
Forschergeist,  in  kurzer  Zeit  besonders  die  Botanik  mit  Riesenschritten 
förderte,  sowie  dass  die  grossen  Erfolge  der  neuesten  Zeit  zum  grossen 
Theile  seinem  epochemachenden  Wirken  zuzuschreiben  s  nd.  Es  wurde 
betont,  dass,  wenn  auch  jetzt  vollkommene  natürliche  Systeme  auf- 
gestellt sind,  doch  Linne  für  seine  Zeit  den  Ruhm  im  vollsten  Masse 
verdiente,  der  ihm  damals  gespendet  wurde  und  ihm  auch  jetzt  nicht 
versagt  wird.  An  diesen  Vortrag  reihte  sich  ein  zweiter,  verbunden 
mit  Experimenten,  worin  ein  Theil  der  grossartigsten  Entdeckungen 
und  Erfindungen  der  neuesten  Zeit,  besonders  in  Geologie  und  Chemie, 
der  zahlreichen  Versammlung  entwickelt  wurde.  Die  Feier  verlief  in 
höchst  würdiger  Weise.  Zeiss. 

Bremen  9.  Februar  1878. 
Durch  Herrn  Dr.  Baenitz  erhielt  ich  kürzlich  eine  von  Herrn  J. 
Wiesbaur  am  13.  Mai  v  J.  bei  Kalksburg  gesammelte  Polygala,  welche 
als  P.  amarella  Crantz  f.  rubriflora  bestimmt  ist.  Je  mehr  ich  diese 
merkwürdige  Pflanze  betrachte,  um  so  mehr  dringt  sic^h  mir  die  Ver- 
muthung  auf,  dass  dieselbe  ein  Bastart  von  P.  major  Jacq.  und  einer 
der  Unterarten  der  P.  aniara  L.  sein  müsse.  Auf  P.  amara  weisen 
die  grossen,  breiten  grundständigen  Blätter,  auf  P.  major  die  grossen 
Blüthen,  die  kurz  aber  deutlich  gestielte  Kapsel  und  das  Längenver- 
hältniss  zwischen  Kapsel  und  Flügeln  hin.  Auch  in  anderen  Beziehun- 
gen zeigen  die  Exemplare,  die  in  der  Blüthengrösse  unter  einander 
nicht  ganz  gleich  sind,  eine  deutliche  Mittelbildung.  Dem  bewährten 
Scharfblick  des  Herrn  Wiesbaur  wird  es  sicherlich  gelingen,    an  der 


105 

lobenden  Pflanze  die  wirkliche  Abslammung  festzustellen.  Eine  muth- 
niasslich   hybride  Polygala  ist  gewiss  weiterer  Nachforscliung  wertli. 

Dr.  W.  0.  Focke. 


Fersonalnotizen. 

—  Regierun gsrath  und  Professor  Dr.  Eduard  Fenzl  in  Wien 
geboren  am  15.  Februar  1808,  vollendete  vor  Kurzem  sein  70.  Le- 
bensjahr. Bei  dieser  Gelegenheit  wurde  ihm  „in  Anerkennung  seiner 
im  Lehramle  und  auf  wissenschaflliohem  Gebiete  erworbenen  Ver- 
dienste" der  Titel  und  Charakter  eines  Hofrathes  mit  Nachsicht  der 
Taxen  verliehen.  Ausser  dieser  allerhöchsten  Auszeichnung  erhielt 
Hofrath  Fenzl  noch  zahlreiche  Ovationen.  Es  begriisste  ihn  eine 
Deputation  des  Professorenkollegiums  der  philosophischen  Fakultät 
der  Wiener  Universität  und  seine  Hörer  gratulirten  ihm.  Insbeson- 
dere aber  beglückwünschten  den  Jubilar  jene  gelehrten  Gesell- 
schaft ,  denen  er  angehört.  Der  Verwaltungsrath  der  k.  k.  Gart(Mi- 
bau-Gesellschaft  überreichte  ihm ,  als  ihrem  Vizepräsidenten  eine 
Adresse  in  prachtiger  Enveloppe.  Die  k,  k.  zoologisch -botanische 
Gesellschaft ,  die  k.  k.  geographische  Gesellschaft,  die  k.  k.  Gesell- 
schaft der  Aerzte  erschienen  ebenfalls  unter  den  GUickwünschenden. 
Auch  von  zahlreichen  Vereinen  aus  den  verschiedenen  Rronländern 
unseres  Kaisersiaates  sowie  aus  dem  Auslande  waren  Adressen, 
Glückwunschschreiben  und  Telegramme  eingelaufen.  Von  denselben 
seien  hervorgehoben:  die  Societe  imperiale  des  Naturalistes  in  Moskau, 
die  k.  russische  Gartenbau-Gesellschaft  in  St.  Petersburg,  die  Societä 
d'  orticultura  in  Florenz,  der  stfMerische  Gartenbau-Verein  in  Graz, 
der  Verein  für  Natur-  und  La  n-^' es  Kunde,  sowie  die  mährisch-schle- 
sis<he  Gesellschaft  zur  Beförderung  des  Ackerbaues  in  Briinn  ,  der 
siebenbiiroische  Verein  für  Naturwissenschaften  u.  s.  w.  Den  Abschluss 
d(>r  Feier  bildete  ein  Festdiner,  welches  der  Verwaltungsrath  der  k.  k. 
Gartenbau-Gesellschaft  dem  Jubilar  gab. 

—  Dr.  Elias  Magnus  Fries,  Professor  an  der  Universität  in 
Upsala,  ist  daselbst  84  Jahre  alt  airi  8.  Februar  gestorben. 

—  Casimir  de  Candolle  in  Genf  wurde  von  der  Universität 
Rostock  h.  c,  zum  Doctor  der  Philosophie  ernannt. 


Vereine,  Anstalten,  ünternehmung^en. 

—  In  einer  Sitzung  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaf- 
ten in  Wien  am  20.  Dezember  v.  J.  übersandte  Prof.  Wiesner 
eine  Arbeit  des  Dr.  E.  Tangl,  Prof.  an  der  Universität  Czernowitz, 
unter  dem  Titel:  „D.is  Protoplasma  der  Erbse".  Erste  Abhandlung. 
Die  Hauptergebnisse  der  in  der  eingesendeten  Schrift  niedergelegten 
Untersuchungen  lauten:  1.  Im  wasserimbibirten  Zustande  nach  der 
Ouellung  ist  das  Plasma  der  Reservesloffbehälter  der  Erbse  ein  diffe- 


10(> 

renzirtor  Körper,  welciier  sich  gegen  die  Zellliaut  und  die  Starke- 
kürner  durch  hyaline  Schichten  abgrenzt.  Das  zwischen  diesen  hyalinen 
Grenzschichten  eingeschlossene  Körnerpiasina  besteht  aus  polyedri- 
schen,  hyalinen  Aleuronkörnern  und  einer  zwischen  diesen  lamel- 
lenartig  ausgebreiteten  Grundsubstanz.  Diesen  Differenzirungs- 
zustand  erlangt  das  Körnerpiasina  trockener  Schnitte  auch  in  sehr 
dickem  Glyzerin;  es  unterliegt  jedoch  auch  in  diesem  Untersuchungs- 
medium mit  gänzlicher  Desorganisation  absciiliessenden  Veränderun- 
gen. 2.  Die  Grundsubstanz  und  die  hyalinen  Grenzschichten  sind 
stofflich  verschieden.  3.  Im  trockenen  Zustande  ist  das  Kornerplasma 
ein  strukturloser  Körper,  welcher  erst  in  Folge  der  Wasseraufnahme 
in  den  differenzirten  Zustand  übergeht.  4.  Der  durch  Wasseraufnahme 
bedingte  Differenzirungsvorgang  im  Körnerplasma  erinnert  an  das 
analoge  Verhalten  trockener  Zellhäute  und  Stärkekörner  unter  glei- 
chen Umständen.  Eine  Uebertragung  der  Micellar- Theorie  Nägeli's 
auf  den  Bau  des  Körnerplasmas  der  Erbse  ist  unzulässig,  weil  zwi- 
schen den  Aleuronkörnern  und  der  Grundsubstanz  nachweisbar  che- 
mische Verschiedenheiten  bestehen.  Das  letztere  ergibt  sich  unmittel- 
bar aus  dem  differenten  Verhalten  gegen  konzentrirte  Essigsäure. 
5.  Durch  die  Desorganisation  gehen  aus  den  abgerundeten  vacuolisir- 
ten  Aleuronkörnern  schliesslich  spindel-  und  fadenförmige  Gebilde 
hervor.  6.  Es  werden  zwei  Fixirungsmethoden  besprochen,  durch 
deren  Anwendung  es  gelang,  den,  dem  Ouellungsstadium  entspre- 
chenden Zustand  einer  Differenzirung  des  Körnerplasmas,  nach  der 
Quellung  ganzer  Erbsen  in  Wasser,  unveränderlich  zu  machen. 
7.  Die  in  den  Aleuronkörnern  enthaltenen  lösenden  Vehikel  —  phos- 
phorsaures Kali,  resp.  Kali  —  sind  für  den  Verlauf  der  Desorgani- 
sation so  gut  wie  bedeutungslos.  In  der  zweiten  Abhandlung  sollen 
u.  A.  die  auf  Encystirung  der  Stärkekorner  beruhenden  Gestaltungs- 
vorgänge während  der  Keimung,  das  mechanische  Prinzip  im  Baue 
des  Körnerplasmas  und  die  Formveränderung  des  während  der  Kei- 
mung entstehenden  Zellkernes  besprochen  werden. 

—  Die  Linne-Feier  in  Schweden.  —  Am  10.  Januar  feierte 
die  schwedische  Nation  den  lOOjälu'igen  Todestag  eines  ihrer  grössten 
Söhne.  In  allen  grösseren  Städten  des  Landes  wurden  von  gelehrten 
Gesellschaften  und  Lehranstalten  Feste  abgehalten,  durch  welche  die  Er- 
innerung an  Karl  von  Linne  wieder  wachgerufen  werden  sollte.  In  Stock- 
holm hielt  die  königliche  Akademie  der  Wissenschaften  eine 
Sitzung  ab,  welche  der  Monarch  selbst  mit  seiner  Gegenwart  beehrte. 
Die  Mitglieder  erschienen  festlich  gekleidet  und  der  Saal  war  auf  das 
schönste  dekorirt.  Im  Hintergrund  stand  Linne's  Büste,  mit  Lorbeeren 
und  Cypressen  bekränzt  und  von  einer  frischen  Baumgruppe  umge- 
ben. Auch  seine  drei  Porträts  waren  mit  Grün  geschmückt.  —  Der 
Präsident,  Professor  Malmsten,  hielt  die  Festrede,  Der  Redner  hatte 
Gelegenheit  gehabt,  verschiedene  bislang  unbekannt  gebliebene  bio- 
graphische Quellen,  Linne  betreffend,  zu  benutzen;  und  vor  allem 
dessen  bemerkenswehrten  Briefwechsel  mit  dem  Reichsgrafen  C.  G. 
Tessin.    Danach  lieferte  er  eine  Schilderung  von  Linne's  wichtigeren 


107 

Lebensereig-nissen.  Auch  die  Nalur  forsch  ende  Gesellschaft  in 
Stockholm  hatte  sich  am  10.  Januar  versammelt.  Im  grossen  Saale  des 
Phönix-Hotel  war  eine  nicht  unbeträchtliche  Anzahl  an  ihn  erinnernde 
Gegenstände  ausgestellt.  Aus  der  reichhaltigen  Porträtsammlung  ist 
eines  hervorzuheben,  welches  Linne  als  30jährigen  Mann  in  Lappen- 
tracht darstellt  und  ein  anderes,  die  Kopie  des  von  Roslin  gemalten. 
Diess  ist  überhaupt  die  letzte  Aufnahme  und  stellt  Linne  im  Alter 
von  67  Jahren  vor.  Ein  ungewöhnliches  Interesse  beanspruciite 
eine  Kollektion  von  28  auf  Linne  geschlagenen  Münzen.  Pro- 
fessor Sandahl  hielt  die  Festrede.  In  Upsala  war  von  der  Uni- 
versität eine  Festlichkeit  veranstaltet  worden,  durch  welche  den 
stolzen  Gesinnungen  Smalands,  welches  den  Pflanzenfürsten  ge- 
zeugt, ein  würdiger  Ausdruck  verliehen  werden  sollte.  Wie  es  aka- 
demischer Brauch  ist,  ertönten  auch  bei  dieser  Feier  bereits  am 
frühim  Morgen  die  üomglocken.  Um  11  Uhr  versammelten  sich  die 
Mitglieder  der  Universität  und  Freunde  der  Naturwissenschaften  im 
Konsistorium,  während  die  studentischen  Korporationen  im  Gustavianum 
zusammentraten.  Um  IV /^  Uhr  begab  sich  der  ganze  Aufzug  nach 
dem  Festlokal,  welches  geschmackvoll  dekorirt  war.  An  der  hinteren 
Wand  stund  ein  Brustbild,  Linne  in  alterthümlicher  Tracht  darstellend 
(von  Jonas  Forslund  1807).  Oben  war  Linne's  adeliges  Wappen  an- 
gebracht: in  der  Mitte  ein  Ei  auf  einem  Blatt felde;  ringsherum  drei 
Felder,  ein  schwarzes,  grünes  und  rothes,  welche  das  Mineral-, 
Pflanzen-  und  Thierreich  repräsentiren.  Oben  ist  ein  Helm  mit  einem 
Caclusblatt  und  das  Ganze  von  einer  Guirlande  Linnaea  umgeben.  Das 
Fest  wurde  mit  einer  Cantate  eingeleitet.  Darauf  hielt  Prof.  Th.  Fries 
eine  Festrede.  Nach  Absingen  eines  Liedes  erreichte  das  Fest  um 
lYa  Uhr  seinen  Abschluss.  Der  Akademische  naturwissen- 
schaftliche Verein  in  Upsala  hatte  um  6  Uhr  Nachm.  eine  Feier 
anberaumt,  bei  der  eine  grosse  Anzahl  von  Linne  eigenthümlicher 
Sachen  ausgelegt  war.  Dr.  Aehrling  hielt  einen  Vortrag  über  Linne 
und  sein  Verhältniss  zu  den  Schülern.  Priv.-Doc.  Wittrock  referirte 
über  Untersuchungen,  welche  er  an  Linnaea  borealis  ausgeführt  liatte 
und  Priv.-Doc.  Tullberg,  ein  Nachkomme  Linne's,  gab  eine  lebendige 
Schilderung  von  Linne's  häuslichem  Leben  in  Hammarby.  Dr.  Swe- 
derus  besprach  Linne's  erste  zoologische  Arbeiten,  Priv.-Doc.  Lund- 
ström  beschrieb  seine  Reise  nach  Lappland  und  schliesslich  widmete 
Priv.-Doc.  Svedmark  Linne's  Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  Minera- 
logie einen  kurzen  Vortrag.  Die  gesammte  Studentenschaft  brachte 
Linne  noch  ihre  besondere  Huldigung  in  Gestalt  eines  Commerses 
dar,  welcher  im  Botanischen  Garten  abgehalten  wurde.  Die  Univer- 
sität Lund  hatte  auch  eine  Gedächtnissfeier  veranstaltet,  bei  welcher 
Professor  Agardh  die  Festrede  hielt.  Im  übrigen  verlief  diese  Fest- 
lichkeit, sowie  auch  die  in  Wexii),  Gothenburg  und  vielen  anderen 
Städten  stattgehabten  in  ähnlicher  Weise  als  die  oben    geschilderten. 


108 

Botanischer  Tausch  verein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingelangt:  Von  Herrn  Prof.  Diclitl  mit  Pflan- 
zen aus  Böhmen.  —  Von  Hrn.  Prichoda  mit  Pfl.  aus  Niederösterreich. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  DufFt,  Fleischer, 
Woynar,  Schambach,  Erdinger. 

Aus  Niederösterreich  einges.  von  Prichoda:  Cirsium  canum,  C. 
tataricum,  Gladiolus  palustris,  Lithospermum  deflexum,  Nastw^tium 
officinale,  Oxytropis  pilosa,  Peucedanum  Chabraei,  Plantago  arena- 
ria, Schoenns  ferrugineus,  Veronica  montana. 

Vorriilhig:  (B.)  =  Böhmen,  (I.)  =  Istrien,  (Kr.)  =  Krain,  (Kt.) 
=  Kärnten,  (M.)  =  Mähren,  (NOe.)  =  Niederösterreich,  (OOe.)  = 
Oberösterreich,  (P.)  =  Polen,  (S.)  =  Salzburg,  (Sb.)  =  Siebenbürgen, 
(Schi.)  =  Schlesien,  (Schw.)  =  Schweden,  (Schz.)  =  Schweiz,  (T.)  ^ 
Tirol,  (Th.)  =  Thüringen,  (U.)  =  Ungarn. 

Erigeron  acris  (NOe.),  alpinus  (S.,  T.),  Eriophorum  alpinum 
(Riesengebirge),  angustifolium  (NOe.,  P.),  Scheuchzeri  (T.),  nagina- 
tutn  (P.,  Schi ,  Baiern),  Erodium  ciconium  (U.),  cicutarium  (NOe.,  U.), 
Erucastrum  obtusangulum  (NOe.,  Th.),  Pollichii  (NOe.,  OOe.),  Enmm 
Ervilia  (U.),  gracile  (Th.),  Lens  (M.),  tetraspermum  (Steiermark), 
Eryngium  campestre  (U.),  marititnum  (Pommern),  planum  (NOe.,  U.), 
Erysimum  austriacum  (NOe.),  Cheiranthus  (^Oe.),  ochroleucum (Schz.'), 
repandum  (B.,  U.),  Erythraea  Centaurium  (Kt.),  pulcheUa  (NOe.,  Kt.), 
spicata  (I.),  Erythronium  dens  canis  (I.,  Kr.,  Schz.,  Sb.),  Euclidium 
syriacum  (NOe.,  U.),  Euphorbia  alpigena  (T.),  amygdaloides  (NOe.), 
angulata  (P.),  Cyparissias  (M.,  Schi.),  epithf/moides  (M.,  NOe.),  Esula 
(NOe.),  exigua  (NOe.,  Fiume),  falcata  (NOe.),  fragifera  (1.),  helio- 
scopia  rOOe.),  incana  (Sb.),  Lathyris  (NOe.),  lucida  (NOe.),  virgata 
NOe.,  T ),  Euphrasia  gracilis  (Schw.),  litoralis  (Greifswald),  lutea 
(Th.,  U.),  minima  (T.),  Odontifes  (NO.),  officinalis  (NOe.),  rubra 
(Schi.),  Enonymus  europaeus  (NOe.,  OOe.),  latifolius  (NOe.),  Faqus 
silnatica  (NOe.,  Schi.),  Falcaria  Rinini  (B.,  OOe,),  Farsetia  incana 
(B.,  U.),  Festuca  bromoides  (Frankreich),  gigantea  (NOe  ,  Th.),  glauca 
(NOe.),  heterophylla  (NOe.,  Th.),  Myurus  (NOe.),  pratensis  (OOe.,  P.), 
pumila  (Schz.),  i-ubra  (B.,  NOe.,  Schi.),  sciuroides  (Tli.),  Ficaria  cal- 
thaefolia  (NOe.),  ranunculoides  (NOe.,  OOe.,  P.),  Filago  canescens 
(U.),  lutescens  (U.),  minima  (P.,  Schw.),  mixta  (Ü.),  Fragai^ia  vesca 
(OOe.,  P.),  Frankenia  puherulenta  (Aegypten),  Fraxinus  pendula 
(NOe.,  OOe.),  Fritillaria  montana  (I.),  Fumaria  capreolata  (Schz.), 
rostellata  (B.),  Schleicheri  (B.,  NOe.,  Th.),  Vaillantii  (P.,  Th.),  Wirt- 
geni  (Th.),  Gagea  lutea  (OOe.,  P.),  minima  (P.),  pusilla  (M.,  NOe.), 
stenopetala  (P.,  U.). 

Obige  Pflanzen  können  nach  beliebiger  Auswahl  im  Tausche 
oder  käuflich  die  Centurie  zu  6  fl.  (12  R.  Mark)   abgegeben  werden. 

Redakteur  und  Herausgeber  Dr.  Alexander  Sfcofitz.  —  Verlag  von    C.    Oerold's  Sohn, 
Druck  und  Papier  der  C.  Ueberreutor'schen  Bucüdruckerei  (M.  SalzeF). 


Oesterreichische 

Botanisclie  Zeitschrift 

Gemeinnützig^es  Organ 

für 

Die  österreichische  Exemplare 

botanische    Zeitschrift             Rnfanib     nnil  RAfanilra»               die  frei  durch  die  Post  be- 

erscheint                           DUldUlU     UUU  OUIdlllKei  ,            zogen  w^erdeu  sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  blos  bei  der  Redaktloa 

"'Z"s™r  ast!"wf"'  Gärlner,  Oekonomen,  Forslmänaer,  Aerzle,  '^-  ^-^l^:^^: "' 

(16  R.  Mark.f                                                                              .  Im  Wege  des 

ganzjährig,  oder  mit  inftlliolop    linH    Tpplinilar  Buchhandels  übernimmt 

*  fl.  a.-W.C^  R.Mark}  iljJUUieKei     UUU    IClUUlliGl.  Pränumeration 

halbjährig.  C.  Ceruld's  8ohn 

Inserate  «•/»      m  ^°  Wien, 

die  ganze  Petitzeile  FJ         4i  sowie  alle   übrigen. 

15  kr.  Ost.  W.  *1=     "•  Buchhandlungen. 

XXTIII.  Jahrgang.         WIEN.  April  1878. 

INHALT:  Sizilianische  Ranunkeln.  Von  Strobl.  —  Ueber  die  Cuticula.  Vnn  Höhnet.  (Schhiss.)  — 
Arten  von  Sporormia.  Von  Niessl.  (Furtsetzung.)  —  Ve^etations-Verhältnisse.  Von  Kerner.  — 
Adriatisclie  Algen.  VonHauck.  —  Vehev  Croctis  vittatus.  Von  Vuko  tin  ovic.  —  Pliytographische 
Notizen.  Von  Dr.  Borbäs.  —  Pflanzen  auf  der  Weltausstellung.  Vou  Antoine.  —  Lileraturberichle. 
—  Correspondenz.  Von  Menyiiärtli,  Wiesbaur.  —  Botanischer  Tauschverein. 

Ueber  die  sizilianisclien  Arten  der  Grattung 
Ranuncuias 

mit   verdickten  ^W"  u  r  z  e  1  f  a  s  e  r  n. 

Von  Prof.  Gabriel  Strobl. 

Raminculus  Ficaria  L.  sp.  pl.  774  v.  grandiflora  (Rob.)  Ficaria 
calthaefolia  Gr.  G.\S9,  non  Rchb.,  Rannnc.  Ficaria  L.  Todaro  fl.  sie. 
exs.  Nr.  1376  von  Palermo!,  Bert.  fl.  it.  (Sic),  R.  Fic.  b)  calthaefoUus 
Giiss.  Pr.  Syn.  et  Herb!,  Ficaria  ranunculoides  Mnch.  Presl  fl.  sie. 
nudicaulis  Kerner  Oest.  bot.  Zt.  —  Fic.  calthaefolia  Rchb.,  für  welche 
Giiss.  die  Pflanze  Siziliens  hält ,  unterscheidet  sich  von  ratincu/oides 
Mneh.  nach  Rchb.  D.  Fl.  Ic.  4571!  und  nach  meinen  Exemplaren  aus 
Wien  und  Siebenbürgen  durch  Blätter,  die  bedeutend  länger,  als  breit, 
herzfiirmig-länglich  und  fast  ganzrandig  sind  mit  übereinanderliegen- 
den Basilarlappen;  auch  ist  der  Stengel  in  der  Jugend  wegen  der 
noch  unentwickelten  Internodien  schaftartig.  Uebrigens  ist  die  Pflanze 
nur  als  Varietät  zu  betrachten  ,  denn  an  derselben  Pflanze  kommen 
Blätter  mit  übereinanderliegenden  und  abstehenden  Basilarlappen  vor, 
das  Verhältniss  der  Blatllänge  zur  Blattbreite  ist  ebenfalls  variabel 
und  selbst  die  scheinbar  blattlosen  Stengel  zeigen  sich  in  vorgerück- 
teren Stadien  durch  Verlängerung   der  Internodien  deutlich  beblättert. 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  4.  Heft.  1878.  9 


110 

In  Sizilien  nun  findet  sich  diese  Form  nicht  (oder  wenigstens  sehr  sel- 
ten ?)  wohl  aber  eine  Form,  deren  Blätter,  wie  bei  Fic.  ranunculoides 
Mnch.  Rchb.  D.  Fl.  4572!  genau  herzförmig  ,  und  fast  ebenso  breit 
als  lang  mit  meist  abstehenden  Basilarlappen,  aber  nebst  den  Bliithen 
fast  doppelt  so  gross  sind,  als  bei  meinen  Exemplaren  Mitteleuropa's; 
an  sonnigen  Stellen  oft  stengellos ,  an  schattigen  hingegen  deutlich 
beblättert.  F.  nudicaulis  Kerner  ist  nach  meinen  Exemplaren  (Ofen 
1.  Richter)  ebenfalls  nur  eine  grosshlättrige,  anfangs  scheinbar  stengel- 
lose Varietät  der  ranunculoides,  die  mit  manchen  Exemplaren  Siziliens 
aufs  genaueste  übereinstimmt;  sie  wird  daher,  wenn  anders  meine 
Exemplare  richtig  bestimmt  sind,  von  Kerner  Vegetat.  Ung.  mit  Unrecht 
ais  Synonym  zu  calthaefolia  Rchb.  gezogen;  ebensowenig  ist  Fic.  cal- 
thaef.  Gl.  G.  die  Pflanze  Rchb's. ,  sondern  stimmt  nach  der  Diagnose 
„Espece  du  double  plus  grande,  que  la  precedente  dans  toutes  ses 
parties  etc."  auf's  genaueste  mit  der  Normalform  Siziliens.  Sie  muss 
daher ,  gleich  dieser,  wenn  man  sie  als  Art  betrachtet,  wozu  jedoch 
das  einzige  Merkmal  der  Grösse  nicht  ausreicht,  Fic.  grandiflora 
Rob.  cat.  toul.  (1838)  heissen.  In  der  Blattform  fand  ich  zwei  bemer- 
kenswehrte  Variationen:  &)  subintegi'a;  Blatter  kaum  gekerbt  bis  ganz- 
randig;  hieher  Todaro's  exsicc,  Ex.  aus  Catania,  den  Nebroden;  b)  cre- 
natolohaia;  Blätter  noch  grösser,  ringsum  stark  — ,  fast  lappig — ,  ge- 
kerbt, Stengel  hoch  ,  beblättert ;  diese  seltenere  Form  erhielt  ich  aus 
den  Nebroden,  dem  Valle  del  Sapone  durch  ßonafede;  wahrscheinlich 
lässt  sich  auf  solche  hohe,  grossblältrige  Exemplare  die  Angabe  Presl's 
fl.  sie,  dass  Caltha  palustris  in  Sizilien  vorkomme,  zurückführen, 
denn  weder  „an  der  unteren  Buchengränze  der  Nebroden"  ,  noch 
„auf  feuchten,  sumpfigen  Wiesen  am  Fluss  Simettus"  bei  Catania,  den 
zwei  einzigen  Standorten  der  Calth.pal.  PresKs  fand  ich  etwas  anderes, 
als  R.  Fic.  V.  grandiflora  Rob.  —  Dieser  hingegen  findet  sich  nicht 
bloss  hier,  sondern  an  kulfivirten  Stellen,  Bachrändern,  auf  feuchten 
Wiesen  und  Bergabhängen,  in  Kastanienhainen  ganz  Siziliens  bis  zur 
Buchenregion  (circa  13()0  M.)  sehr  verbreitet.  Dezember  bis  April, 
höher  oben  März,  April.   2(.. 

R.millefoUatus  Vhl.  Symb.,  W.  sp.  pl.  R.  1328,  Dsf.  fl.  atl.  Tfl.  116!, 
Presl  fl.  sie,  Guss.  Syn.  et  Herb.!,  Bert.  fl.  it.  (Sicil.),  Rchb.  D.  Fl. 
Ic.  4590!,  DC.  Pr.  I  27.  Wurzel  knollig  büschelig,  Knollen  kurz,  oval 
oder  liinglicli,  Fasern  am  Wurzelhalse  fehlen  ,  Stengel  1  bis  3blüthig, 
nebst  den  Blaflslielen  fein  seidigzottig  mit  aufrechten,  fast  angedrück- 
ten Haaren,  Blätler  dreifach  fiederschnittig,  Zipfel  lanzettlich-linear, 
meist  075,  höchstens  1  Mm.  breit,  3— 4mal  so  lang,  die  untersten, 
spärlichen,  bald  verschwindenden  Blätter  nur  bandförmig  fiederschnittig 
mit  breiten  Zipfeln;  Kelche  angedrückt  haarig,  lanzettlich-eiförmig, 
Blumenblätler  breit  verkelirt-eiförmig ,  circa  12  Mm.  lang,  Früchte 
eine  elliptische  Aehre  bildend,  glatt,  zusammengedrückt,  breit  ver- 
kehrt-dreieckig ,  Griff'el  am  längeren  Rande  über  1  Mm.  lang,  vom 
Grunde  an  hakig-gekrümmt,  am  Grunde  etwas  verbreitert ,  beider- 
seits stark  gekielt.  Auf  steinigen,  grasigen  Bergabhängen  und  Weiden 
Siziliens    sehr  verbreitet,    z.B.   am  M.  Pellegrino  bei  Palermo!,    am 


111 

Etna  bis  1300  M.!,  in  den  Nebroden  sogar  bis  1900  M.!.  April,  Mai  2|. . 
Besitze  ihn  auch  aus  Süditalien  und  Dalmalien. 

R.  gargankus  Ten.  fl.  nap.  Ist  dem  wi/Ze/'o/ia^MS  täuschend  ähnlich, 
unterscheidet  sich  aber  nach  Ten.  durch  festeren  Habitus ,  schwarz- 
grüne, kürzer  gestielte  Blatter  mit  doppelt  so  breiten  und  kürzeren 
Lappen.  Nach  meinen  Exemplaren  finden  sich  am  Gargano  zwei  Ar- 
ten: Eine,  die  sich  von  millefoliatus  absolut  in  nichts  unterscheiden 
lässt;  zu  dieser  gehören  meine  Ex.  des  ^chaerophylhis  Gargano"  1. 
Sieber  und  fast  alle  Exemplare  des  ^garganicus  Gargano"  1.  Porta 
und  Rigo;  zur  zweiten  Art  gehitrt  ein  mit  den  vorigen  von  Porta- 
Rigo  als  garg.  ausgegebenes  Exemplar  ,  das  sich  von  millef.  in  den 
Wurzelknollen  nicht  unterscheidet,  wohl  aber  durch  Vh  Mm.  breite 
und  Iioclisfens  um  die  Hitll'te  längere,  eiförmig-längliche  Blattzipfeln 
der  unteren  und  fast  ebenso  breite,  aber  dreimal  längere,  linear- 
llnoliche  Blattzipfeln  der  oberen  Wurzelblätter ,  ferner  durch  noch 
breitere  und  längere  Blattzipfeln  der  Stengelblätter,  —  diese  etwas 
flaumig  zottig,  auch  die  Stengel  besonders  oberwärts  dichter  seidig- 
zottig, —  ferner  durch  circa  2  Mm.  lange,  erst  oberwärts  hakig- 
gekrümmte und  von  der  Mitte  des  oberen  Fruchtrandes  entspringende, 
am  Grunde  sehr  verbreiterte  Griffel.  Nur  dieses  Exemplar  entspricht 
der  Diagnose  des  gargankus  Ten.  Diese  Art,  die  sich  schon  habi- 
tuell durch  robusteren,  bedeutend  höheren  Wuchs  unterscheidet,  findet 
sich  auch  in  Dalmatien!  und  Sizilien!;  ich  fand  sie  nehsl  milk foliatus 
auf  steinigen  Abhängen  des  M.  Pellegrino;  zu  ihr  gehört  auch  R. 
scaber  Presl  fl.  sie.  und  Herb.!  von  Hügeln  Termini's,  denn  die  Ori- 
ginalexemplare ,  welche  Dr.  Celakovsky  mir  gütigst  zur  Einsicht 
sandte ,  stimmen  genau  mit  der  Pflanze  des  Gargano  und  Presl. 
selbst  nennt  ihn  auf  der  Etiquette  =  gargankus.  Presl's  Diagnose 
ist  allerdings  etwas  ungenau ,  denn  die  Wurzelknollen  sind  nicht 
„linearlänglicli"  und  der  Kelch  nicht  „zurückgeschlagen."  Aus  Dal- 
matien sah  ich  ihn  von  „Spalato  1.  Petter  als  milkfoliatus"'  im  Herb. 
Presl's.  Mai  2J. 

ß.  gracilis  DC.  Pr.  I  27  (aus  dem  griechischen  Archipel), 
Agerii  Bert,  teste  Levier ,  Peloponnesiacus  Boiss.  Diagn. ,  Heldreich 
Herb,  graec.  Nr.  676,  in  Baenitz  Herb,  europ.  (Attica!).  Diese  für 
Sizilien  neue  Art  fand  ich  in  Menge  an  einem  Giessbache  zwischen 
Catania  und  Misterbianco  am  Fusse  des  Etna  und  versandte  sie  irrig 
als  scaber  Presl.  —  2-5 — 3  Dm.  hoch,  schlank,  1— 3bliithig,  Wurzel, 
wie  bei  tnUkfnUatus,  ebenfalls  ohne  Fasern  am  Wurzelhalse,  Wurzel- 
blätter kahl,  zweigestaltiff;  die  unleren  zahlreicheren  im  Umrisse 
kreisförmig,  3theilig,  die  Abschnitte  sehr  breit  verkehrt-eiförmig, 
3lappig,  Lappen  gekerbt  (meist  3  Kerben),  die  oberen  Wurzelblälter, 
sowie  die  unteren  Stengelblätter  Szählig  fiederschniftig.  Fiedern  3theilig 
mit  3spalligen  Zipfeln ,  die  letzten  Abschnitte  wieder  21appig  mit 
länglichen ,  circa  2  Mm.  langen  and  breiten  Lappen  ,  die  oberen 
Stengelblälter  fiedertheilig  mit  wenigen,  verlängerten  Zipfeln;  Blatt- 
stiele und  unterer  Theil  des  Stengels  sparsam  behaart  mit  wagrecht- 
abstehenden  ,    langen   Flaumhaaren ,    der    obere   Theil    «les    Stengels 

9  '"- 


112 

dicht,  fast  anliegend  flaumig-^oüig.  Kelchblätter  zurückgeschlagen  mit 
eiförmigen  Zipfeln,  Blumenblätter  circa  12  Mm.  lang,  breit  verkehrt 
eiförmig,  goldgell).  Früchte  sah  ich  nicht  aus  Sizilien ;  die  vollkom- 
men identische  attische  Pflanze  besitzt  eiförmig-lanzeltliche,  lang  ver- 
schmälerte ,  etwas  hakige  Früchte  in  einem  lang-ovalen  Köpfchen. 
Die  allerdings  sehr  kurze  Beschreibung  DC.  Pr.  stimmt  vollständig, 
daher  glaubte  ich,  zumal  auch  die  Standorte  fast  identisch  sind ,  den 
Namen  Boiss.,  nur  als  Synonym  setzen  zu  sollen.  April  2|.  circa  60M. 

R.  saxatilis  Balb.  Bert.  fl.  it.,  der  ihn  fraglich  als  Art  annimmt, 
monspeliacus  y.  rotundifolius  Guss.  Suppl. ,  Syn.  et  Herb.!,  etiam 
DC.  Pr.  1  28?,  illyricus  L.  var.  y.  Bert.  fl.  it.  (Etna).  2  —  4  Dm. 
hoch,  Wurzelfasern  ebenfalls  knollig  ohne  Fasernetz  am  Wurzel- 
halse, Wurzelblätter  ziemlich  gleichgestaltig ,  im  Umrisse  rundlich 
dreieckig,  an  der  Basis  abgestutzt,  kaum  etwas  in  den  Blattstiel  vor- 
gezogen,  der  übrige  Rand  3spaltig,  die  Seitenzipfeln  gelappt  mit 
gegen  den  Grund  hin  an  Grösse  abnehmenden,  breitlänglichen  Lappen, 
der  Mittelzipfel  ungleich  gekerbt,  der  mittlere  Kerbzahn  der  grösste; 
die  oberen  Wurzelblätter  ganz  ähnlich ,  nur  gehen  die  Theilungen 
viel  tiefer  (also  3theilig  mit  gespaltenen  Abschnitten)  und  die  Zipfeln 
sind  schmäler,  spitzer,  keilförmig;  Sfengelblätter  ziemlich  tief  Stheilig 
mit  verlängerten,  linear-länglichen  Zipfeln,  die  der  unteren  oft  Izäh- 
nig,  die  der  obersten  ganzrandig,  lang  lineal-lanzettlich.  Blüthen  1 — 3, 
Kelchzipfel  zurückgeschlagen ,  eiförmig ,  Blumenblätter  mindestens 
nochmals  so  lang  (12  —  15  Mm.),  breit  verkehrt-eiförmig,  goldgelb; 
Früchte  zusammengedrückt,  etwas  flaumig,  mit  circa  2  Mm.  langem, 
am  Seitenrande  entspringendem,  fast  von  der  Basis  an  gekrümmtem 
Schnabel,  Fruchtboden  kahl.  Blattstiele,  Blätter  und  Stengel  ziemlich 
dicht  wollig  behaart.  Aeusserst  ähnlich  dem  monspeliacus  L.  sp.  pl. 
778,  Rchb.  D.  Fl.  Ic.  4588!,  Gr.  G.  I  35,  von  dem  er  sich  nach  Rchb. 
Abbldg.  und  meinen  französischen  Exemplaren  (leg.  Legrand  als 
lugdunensis  Jord.)  nur  durch  kleinere,  rundliche,  niemals  dreischnit- 
tige Blätter  und  kleinere,  kürzere,  breitere  und  stumpfere  Blatt- 
zipfeln zu  unterscheiden  scheint.  An  grasigen  Abhängen  und  Giess- 
bachrändern  der  Waldregion  des  Etna  (1000  — 1400  M.)  ziemlich 
selten,  von  Bivona,  Alexander,  Tineo,  Tornabenc,  auch  von  mir  um 
die  Casa  del  Bosco  und  am  M.  Zio  einigemale  gesammelt;  fehlt  im 
übrigen  Sizilien.  Mai,  Juni  %. 

NB.  R.  illyricus  L.  Rchb.  D.  Fl.  Ic.  4587!  fand  ich  in  typischen 
Exemplaren  noch  auf  hochgelegenen  Weiden  des  M.  S.  Angello  ober- 
halb Castellamare;  in  Sizilien   aber  wurde  er  noch  niemals  gefunden. 

R.  chaerophylhis  L.  sp.  pl.  780 ,  Presl  fl.  sie.  eh.  «.  vulgaris 
DC.  Pr.  I  27!,  Gr.  G.  1  35.  R.  flabellatus  Biv.  cent.  I,  Guss.  Pr., 
Syn.  et  Herb.!  Von  vorigen  leicht  unterscheidbar  durch  die  zahlrei- 
chen Fasern,  welche  den  Wurzelstock  förmlich  überkleiden.  Die 
untersten  Blätter,  wie  bei  millefoliatus.,  meist  dreilappig  oder  dreithei- 
lig,  selten  ganz  und  fächerf(>rmig  (=  R.  flabellatus  Dsf.  fl.  atl.  Tfl.  114!, 
chaer.  y.  flabellatus  DC.  Pr.  I  27),  die  weit  zahlreicheren,  oberen 
Wurzelblätter    dreizählig,    fiederschnittig.    Fiedern    dreizählig  fieder- 


113 

theilig  oder  -lappig-,  öfters  sogar  fiedersclinittig ,  die  Abschnitte  oft 
wieder  eingeschnitten  oder  gelappt  mit  lanzettlichen  Endzipfeln,  Sten- 
gclblatler  1 — 3,  sparsam-,  die  oberen  nur  dreitheilig  mit  lang-lan- 
zeltlich  linealen  Zipfeln,  Kelchzipfeln  anliegend,  eiförmig,  anliegend- 
rauhaarig,  Blumenblatter  nur  wenig  länger,  als  der  Kelch  (8 — 10  Mm. 
lang),  verkehrt-eiförmig,  Früchte  mit  kurzem,  geradem  Schnabel, 
eine  kurze  Aelire  bildend.  Pflanze  nur  1 — 2  Dm.  hoch,  Stengel,  Blät- 
ter und  Blattstiele  ziemlich  dicht  anliegend-rauhhaarig,  die  untersten 
Blätter  fast  kahl.  Guss.  Syn.  gibt  in  Sizilien  nur  v.  flabellatus  an, 
aber  im  Bereiche  der  Nebroden  wenigstens  fand  ijh,  trotzdem  iiier 
die  Pflanze  fast  gemein  ist,  niemals  Exemplare  mit  ganzen  ,  fächer- 
förmigen Wurzelblättern  und  alle  meine  sizil.  Exemplare  stimmen 
mit  Exemplaren  Italiens  und  Frankreichs,  den  Standorten  Linne's, 
aufs  genaueste  überein.  Auf  Hügeln,  Bainen,  Feldrändern  und  Berg- 
weiden Siziliens  bis  700  M.  gemein.  April,  Mai   2|.. 

R.  heucherifolius  Presl  fl.  sie.  et  Herb.!,  Guss.  Pr.  Syn.  et 
Herb.!,  Bert.  fl.  it.  (Sicil.)  Tod.  fl.  sie.  exs.  N.  1166!,  neapolitanus 
Todaro  in  Baenitz  herb.  eur.  Nr.  2428,  non  Ten.  Wurzelfasern  dick, 
lang-lanzettlich  rübenförmig,  Stengel  an  der  Basis  zwiebelfönnig, 
Wurzelblätter  lang  gestielt,  meist  gross  (oft  1  Dm.  breit,  8  Cm.  lang), 
im  Umrisse  kreisförmig,  dreieckig,  3theilig,  die  Zipfeln  2 — 3spallig, 
Abschnitte  eingeschnitten-gesägt,  der  mittlere  Lappen  nicht  vorge- 
zogen, Stengel  robust,  meist  von  der  Wurzel  aus  ästig,  fast  blattlos, 
nebst  den  Blättern  und  Blattstielen  angedrückt  oder  aufrecht,  ab- 
stehend-rauhflaumig ,  unterste  Stengelblälter  gestielt,  von  der  Form 
der  Wurzelblätter ,  die  obersten  sitzend ,  gewöhnlich  3schnittig  mit 
ganzrandigen  oder  31appigen,  verlängert-lanzettlichen  Fiedern;  Blü- 
thenstiele  gefurcht,  Kelch  zurückgeschlagen,  Fruchtboden  rauhhaarig, 
Früchte  zusammengedrückt,  verkehrt-eiförmig,  schwarzbraun ,  grün 
gerandet,  mit  winzigen,  körnigen  Punkten,  runzelig  behaart,  selten 
höckerig  0==  R.  pratensis  Presl  del.  präg. ,  fl.  sie.  Guss.  Syn.  et 
Herb.!,  heuch.  b)  nerruculosus  Guss.  Suppl.),  Griff"el  über  1  Mm.  lang, 
sehr  deutlich  hakig  gekrümmt.  Freyn  in  Oest.  botan.  Zeitschr.  (1875, 
pag.  113  etc.)  „lieber  Ran.  Tommasinii^  nennt  die  Grin"el  des  heuch. 
fast  so  lang,  als  die  Früchtchen,  aber  auch  „Guss.  Syn."  nennt  die 
Griffel,  wie  sie  an  meinem  sizil.  Exemplar  in  der  That  sind  „brevis- 
simos  rectiusculos." 

Bei  neapolitanus  Ten.  sind,  wie  Freyn  schon  hervorhob,  die 
Stengelblätter  an  den  Verzweigungsstellen  ziemlich  plötzlich  auf  ganz 
kleine,  auf  brakteenartige  Blättchen  reduzirt,  die  3spaltig  bis  unge- 
theilt  sind  mit  schmalen,  lanzettlich-linearen  Zipfeln,  der  Stengel  ist 
an  der  Basis  nicht  oder  kaum  zwiebeiförmig,  die  Griffel  sind  über 
1  Mm.  lang,  dreieckig,  etwas  länger,  als  am  Grunde  breit,  beider- 
seits gekielt,  fast  ganz  gerade. — Die  ganze  Pflanze,  wie  hei  heuch. ^ 
angedrückt  behaart ,  Wurzelblätter  tief  dreitheilig ,  Mittelzipfel  3-, 
Seitenzipfel  2spaltig,  Abschnitte  eingeschnitten-gezälint  oder  -gesägt 
mit  grösserem ,  etwas  vorgezogenem  Mittelzipfel,  Blüthenstiele  ge- 
furcht,   Kelch    zurückgeschlagen,    Fruchtboden    sehr    dicht    behaart. 


114 

Habituell  nach  meinen  Exemplaren  ziemlich  leicht  unterscheidbar 
durch  nur  3—4  Cm.  breite,  3  Cm.  lange,  tiefer  g-etheilte  Blätter  mit 
schmäleren,  keilförmigen  Abschnitten ,  sowie  durch  schlankeren  Ha- 
bitus und  das  gänzliche  Fehlen  von,  den  Wurzelblättern  gleichge- 
stalteten Stengelblättern.  Janka  in  Oest.  bot.  Zeitschr.  (1875,  p.  250) 
nimmt  zwar  beide  für  nicht  spezifisch  verschieden  an,  weil  neapol. 
um  Florenz  in  der  GrifFellänge  variirt  und  ebenfalls  eine  bulböse 
Anschwellung  zeigt,  auch  Guss.  fl.  inar.  nimmt  neapol.  nur  als  Va- 
rietät des  keuch,  an,  doch  scheinen  die  Akten  noch  nicht  geschlossen 
zu  sein.  R.  Tommasinü  Rchb. ,  den  ich  seihst  auf  Veglia  sammelte 
und  von  Pola  durch  Freyn ,  sowie  aus  Dalmatien  durch  ?  erhielt, 
stimmt  sowohl  in  der  Kleinheit  und  tiefen  Theilung  der  Blätter,  den 
schmalen  Blattzipfeln,  dem  schlanken  Habitus ,  als  auch  in  Früchten 
und  Wurzeln  auf's  genaueste  mit  neapolitanus  zusammen,  nur  zei- 
gen meine  istrischen,  quarnerischen  und  dalmatischen  Exemplare  fast 
durchgängig  an  Stengeln  und  Blattstielen  eine  stark  abstehende  ge- 
wöhnlich horizontale  Behaarung,  ein  einziges  dalmatisches  Exemplar 
ist  angedrückt  haarig;  man  kann  daher  den  Namen  Tommasinü 
wenigstens  als  Varietäts-Bezeichnung  verwenden.  Sie  scheint  den 
Uebergang  zu  bilden  zu  dem  ebenfalls  abstehend  behaarten  palustris  L. 
herb.  Boiss.  fl.  or.,  der  sich  davon  nur  durch  nicht  verdickte  Wur- 
zelfasern zu  unterscheiden  scheint.  —  Ran.  heucherifoHus  ist  auf 
feuchten  Weiden ,  buschigen  Bergabhängen  und  in  lichten  Wäldern 
Siziliens  sehr  verbreitet,  z.  B.  an  vielen  Stellen  der  Nebrodon  (!  Herb. 
Mina!,  Herb.  Gussone!),  um  Palermo,  Catania,  Paterno!  etc.  var. 
pratensis  (Presl),  wurde  nur  um  Palermo  und  Terranova  gefunden. 
April,  Mai  '2^.  In  der  Hochregion  der  Nebroden  sammelte  ich  Exem- 
plare des  heuch.,  bei  denen  die  Zwiebeln  sehr  bedeutend  entwickelt 
waren  (10  Mm.  Durclimesser);  da  die  Pflanze  in  Folge  der  hohen, 
trockenen  Lage  (1650  M.)  ziemlich  klein  ist,  so  besitzt  sie  die  grösste 
Aehnlichkeit  mit  bulbosus  L.,  unterscheidet  sich  aber  durch  verdickte 
Wurzelfasern,  gekrümmten ,  über  1  Mm.  langen  Fruchtschnabel  und 
angedrückte  Behaarung.  Gewiss  sind  es  solche  Exemplare,  auf  die 
sich  Presl's  Angabe,  dass  bulbosus  L.  auf  Weiden  der  Nebroden  vor- 
komme, gründet. 

R.  neapolitanus  Ten.  scheint  nur  im  Osten  Siziliens  noch  vor- 
zukommen; ich  sammelte  ihn  häufig  in  der  WaUiregion  des  Etna  an 
grasigen  Rändern  der  Saatfelder  und  Wälder  (2000 — 4000'),  besitze 
ihn  ausserdem  noch  von  Apulien  (Gargano  l.  Porta)  und  Dalmatien. 
Var.  Tommasinü  und  R.  palustris  scheint  in  Sizilien  gänzlich  zu 
fehlen.  NB.  In  meinen  Exsiccaten  versandte  ich  mehrere  neapol.  irrig 
als  heucherif.  und  R.  umbrosus  Ten.  vom  M.  S.  Angelo  bei  Neapel 
irrthümlicii  als  neapolitanus  Ten. 

Ausserdem  gehören  zu  den  Ranunkeln  mit  verdickten  Wurzel- 
fasern noch  der  auf  Feldern,  Rainen  und  Bergweiden  im  September, 
Oktober  häufig  erscheinende ,  einem  Plantago  nicht  unähnliche  R. 
bullatus  L.  sp.  pl.  774,  DC.  Pr.  I  27,  Gr.  G.  I  37    und    der    seltene 


115 


R.  rupestris  Guss.  ind,  sem.  (1826)    von   felsigen  Bergabhäng-en  Pa- 
lermos (Tod.  fl.  sie.  exs.!)  etc. 

Seitenstetten,  20.  November  1877. 


Einige  Bemerkungen  über  die  Outioula. 

Von  Dr.  Franz  v.  Höhnel. 

(Schluss.) 

Die  Methoden,  nach  welchen  ein  solcher  Cellulose-Nachweis 
gelingen  könnte,  sind  nur  drei,  wie  aus  meinen  Erfahrungen  bei  dem 
Nachweise  der  Cellusose  in  den  Suberinlainellen  zahlreicher  Korke 
hervorgeht. 

1.  Wochenlanges  Mazeriren  in  kalter  konz.  Kalilauge. 

2.  Mazeriren  in  konz.  Chromsaure. 

3.  Erwärmen  bis  Kochen  mit  Kalilauge. 

Es  ist  nun  sehr  auffallend,  dass  Hofmeister,  jedenfalls  veran- 
lasst durch  Mohl's  Angaben,  über  den  Cellulose-Nachweis  im  Korke 
gerade  mit  Hilfe  einer  von  diesen  Methoden  zu  seinem  angeblichen 
Nachweis  gelangte.  Dieses  spricht  von  vorne  herein  für  die  Richtig- 
keit seines  Resultates. 

Die  genaue  Untersuchung  nach  allen  drei  Methoden  ergab  aber, 
dass  ein  Cellulosenachweis  in  der  Cuticula  unter  keinen  Umstanden 
gelingt,  und  dass  daher  in  derselben  entweder  keine  Cellulose  vor- 
handen ist,  oder  aber  in  zu  geringen  Mengen,  die  der  Nachweisung 
entgehen. 

Ich  habe  bereits  erwähnt ,  dass  die  Cuticula  aller  von  der 
Blattunterseite  untersuchten  krautigen  Blätter  (Viola  tricolor,  odorata, 
Ranunculus  bnlbosns,  Aste?'  hybridus,  Bergenia  exstipulata  etc.)  sich 
nach  3  —  4  wöchentlicher  Einwirkung  von  konz.  Kalilauge  in  der 
Kälte  noch  fast  vollkommen  unverändert  und  ungequollen  erhalfen. 
Sie  färben  sich  nach  dieser  Zeit  immer  nur  schwach  gelb  bis  gelb- 
braun mit  Chlorzinkjodid ,  zeigen  also  nicht  einmal  eine  Andeutung 
einer  Cellulosereaktion. 

Da  die  Cuticula  nach  etwa  vierwöchentlicher  Behandlung  mit 
konz.  Kalilauge  noch  keine  Veränderungen  zeigte,  und  sich  gegen 
Fuchsin  und  Chlorzinkjod  ganz  ebenso  wie  früher  verhielt,  so  wurde 
der  Versuch  abgebrochen  und  dieselbe  als  von  kalter  Kalilauge  un- 
angreifbar angesehen,  da  nicht  abzusehen  war,  wieso  sie  sich  in  den 
nächsten  Wochen  anders  verhalten  sollte. 

Die  Unveränderlichkeit  der  Cuticula  in  konz.  Kalilauge  spricht 
schon  an  und  für  sich  für  den  Cellulosemangel  derselben ,  da  wenn 
auch  nur  geringe  Mengen  von  Cellulose  darin  enthalten  sein  wür- 
den, immerhin  durch  Quellung  dieser  eine  Lockerung  der  Cuticula 
eintreten  müsste,  die  aber  absolut  unbemerkbar  war. 


116 

Ich  erwähne  noch  ,  dass  ich  die  abgelöste  Epidermis  vor  der 
Behandlung  mit  Kalilauge  etwa  eine  halbe  Stunde  lang  in  konzentr. 
Chromsäurelosung  legte,  um  die  Cuticula  rein  zu  erhalten.  Ich  brauche 
aber  kaum  zu  bemerken,  dass  diese  Behandlung  mit  Chromsäure  der 
Cellulosenachweisung  eher  förderlich  als  hinderlich  sein  konnte. 

Bei  Behandlung  der  Cuticula  mit  warmer  Kalilauge  gelang  es 
mir  ebenfalls  nicht ,  Cellulose  darin  nachzuweisen.  Nach  dem  Zu- 
sammenschmelzen der  Cuticula  in  heisser  Kalilauge  zeigte  sich  keine 
Spur  eines  Celluloseriickstandes,  und  die  etwa  noch  nicht  vollstän- 
dig zusammengeschmolzenen  Theile  derselben  färben  sich  mit  Chlor- 
zinkjod gelb. 

Was  schliesslich  die  Einwirkung  der  Chromsäiire  betrifft,  so  zeigt 
sich  allerdings  wie  erwähnt,  dass  alle  unlersucliten  Culiculen  selbst 
nach  vier  Wochen  in  konz.  Lösung  noch  nicht  gelöst  sind,  dass  aber 
weder  in  den  ersten  Tagen  der  Chromsäure-Wirkung,  noch  zu  be- 
liebiger Zeit  später  mit  Chlorzinkjod  Cellulosefärbung  eintritt. 

Ich  bin  mir  vollständig  bewusst ,  durch  die  angewandten  Me- 
thoden noch  nicht  alle  Hilfsmittel,  welche  der  Lösung  der  Cellulose- 
frage  der  Cuticula  dienlich  sein  könnten ,  völlig  erschöpft  zu  haben 
—  so  könnte  z.  B.  ein  längeres  vorgängiges  Auskochen  der  isolirten 
Cuticula  in  Alkohol ,  verbunden  mit  einer  längeren  Digeration  in 
konz.  Kalilauge  bei  40 — 50"  C.  zum  Ziele  führen  —  jedenfalls  genügt 
aber  das  Gesagte  und  Gethane  vollständig,  um  zu  zeigen,  dass  die 
Hofmeister'sche  Angabe  auf  einem  Irrthum  beruht ,  und  dass  in  der 
Cuticula  im  höchsten  Falle  so  geringe  Cellulosemengen  vorkommen, 
dass  der  sichere  Nachweis  kaum  je  allgemein  gelingen  dürfte,  wenn 
sich  auch  vielleicht  derselbe   in  vereinzelten  Fällen    realisiren  dürfte. 

Als  Hofmeister  seinen  Cellulosenachweis  ausführte,  war  er  zwei- 
fellos von  der  Ueberzeugung  befangen  ,  dass  in  der  Cuticula  jeden- 
falls Cellulose  enthalten  sein  müsse.  Diese  Ueberzeugung  war  nicht 
nur  eine  Folge  der  damals  in's  Leben  getretenen  Intussusceptions- 
theorie,  sondern  auch  des  von  Wigand  gelieferten  Nachweises  (?), 
dass  die  Cuticula  nichts  anderes  als  eine  cuticularisirte  *)  Lamelle  der 
Aussenwand  der  Epidermiszelle  sei;  als  solche  musste  sie  zweifellos 
einmal  aus  Cellulose  bestanden  haben,  und  daher  höchst  wahrschein- 
lich auch  im  fertigen  Zustande  noch  Cellulose  enthalten. 

Als  Hofmeister  diesen  angeblichen  Nachweis  lieferte,  war  er  in 
der  That  eine  Stütze  für  die  Intussusceptionstheorie.  Heutzutage,  wo 
diese  zweifellos  feststeht  und  weiter  ausgebildet  ist,  bedarf  sie  die- 
ser Stütze  nicht  mehr  und  der  Nachweis,  dass  die  Cuticula  keine 
Cellulose  enthält,  ist  für  die  Giltigkeit  der  Intussusceptionstheorie  ganz 
ohne  Bedeutung.  Er  fordert  aber  zu  einer  Erklärung  der  Entstehung 
der  Cuticula  auf. 

Solche  Erklärungsvveisen  der  Bildung  der  Cuticula  wurden  vor 
dem  Auftauchen  der  Intussusceptionstheorie  vielfach    versucht,    ohne 


•)  Nach  Wigand  eigentlich  nur  verholzte. 


117 

dass  aber  für  die  eine  oder  andere  ein  bestimmter  Nachweis  mög- 
lich war. 

Ich  glaube  aber,  dass  die  Ausscheidung  einer  cellulosefreien  Cu- 
ticula  aus  der  Cellulosemembran  eben  so  wenig  (oder  eben  so  sehr) 
der  Erklärung  bedarf,  als  die  Ausscheidung  der  eiweissfreien  Cellu- 
losemembran auf  der  Aussenseite  des  Primordialschlauches.  Beide 
sind  einfach  Lebens  Vorgänge,  welche  im  Wesentlichen  auf  dieselbe, 
uns  unbekannte  Weise  vor  sich  gehen,  und  mit  einfachen  physika- 
lischen Vorgängen  nicht  verwechselt  werden  dürfen. 

Die  Cellulosewand,  welche  einen  lebenden  Protoplasmaschlauch 
einschliesst ,  lebt  ebensogut  wie  dieser,  und  kann  daher  ebensogut 
Lebensvorgänge  aufweisen.  Der  Unterschied  zwischen  dem  Leben 
beider  ist  nur  ein  gradueller,  und  man  könnte  sagen,  dass  die  Cel- 
lulosewand nur  weniger  intensiv  lebe  als  das  Protoplasma. 

Ein  Ausdruck  des  Lebens  der  Cellulosewand  ist  unter  bestimm- 
ten Umständen  die  Entstehung  von  Culin  in  derselben,  durch  Um- 
wandlung von  Cellulosemolekülen.  Dieses  Cutin  wird  nun  in  älinlicher 
Weise  ausgeschieden,  wie  die  Cellulose  aus  dem  Protoplasma.  Ge- 
rade so  wenig,  wie  Cellulose  im  Protoplasma  als  solche  nachweisbar 
ist,  während  das  Bildungsmaterial  für  dieselbe  in  der  Stärke  zwei- 
fellos ist,  gerade  so  wenig  kann  man  in  den  meisten  Fällen  Cutin 
innerhalb  der  Cellulosewand  sehen.  Nur  dort ,  wo  dasselbe  in  sehr 
grossen  Mengen  gebildet  wird,  wird  es  noch  innerhalb  der  Cellulose- 
membran aufgespeichert,  und  entstehen  die  sogenannten  Cuticular- 
schichten. 

Aber  auch  die  Cuticula  selbst  kann  als  solche  lange  leben,  und 
können  unter  Umständen  in  ihr  weitere  Vorgänge,  die  zur  Bildung 
von  Wachsüberzügen  führen,  auftreten.  Gerade  so  wenig  als  in  den 
Wachsüberzügen  Cellulose  oder  Cutin  entlialten  ist,  braucht  sich 
erstere  in  der  Cuticula  zu  finden. 

Aus  Allem  geht  aber  hervor,  dass  die  Annahme,  dass  die  Cu- 
ticula Cellulose  enthalte,  überhaupt  jedes  Grundes  bar  ist.  Sie  ent- 
behrt nicht  nur  des  sicheren  experimentalen  Nachweises,  sondern  ist 
auch  theoretisch  nicht  zu  begründen. 

Zum  Schlüsse  dieses  Abschnittes  will  ich  nur  noch  einige 
Worte  über  das  Verhalten  der  Cuticula  gegen  Farbstoffe,  speziell 
Fuchsin,  sagen. 

Die  Angaben  über  diesen  Punkt  lauten  dahin,  dass  die  Cuticula 
reichlich  Farbstoff  aufspeichere  unter  intensiver  Färbung. 

Dieses  gilt  jedoch  nur  für  jene  Cuticula ,  welche  unmittelbar 
an  Cellulose  grenzt ,    oder   nur  an  sehr  schwache  Cuticularschichten. 

Die  starken  Cuticulen  ausdauernder  Organe ,  mit  mächtigen 
Cuticularschichten,  färben  sich  eben  so  wenig,  wie  die  Suberinlamellen 
der  Korke  (Quercus  suber,  Cerris,  Salix  sp.).  Sie  speichern  gar  kei- 
nen Farbstoff  auf,  und  bleiben  selbst  in  intensiv  gefärbten  Lösungen, 
ganz  oder  fast  ganz  farblos. 

Man  könnte  meinen,  dass  dadurch  irgend  ein  wesentlicher  Un- 
terschied gegeben  ist,  und  dass  die  Farbenaufspeicherung  der  dünnen 


118 

Cuticulaarten  vielleicht  durch  geringe  Proteinbeimengungen  ermög- 
licht ist. 

Dieses  scheint  nicht  der  Fall  zu  sein,  sondern  die  ganze  Ver- 
schiedenheit des  Verhaltens  krautiger  und  derber  Cuticulen  in  ihren 
verschiedenen  Dichten  gelegen  zu  sein.  Für  diese  Auffassung  spricht 
folgende  Beobachtung. 

Auf  sehr  dünnen  Ouerschnitten  durch  den  Bouteillenkork  über- 
zeugt man  sich  leicht  davon,  dass  die  Suberinlamelle  keinen  Farbstoff 
aufspeichert ,  also  völlig  farblos  bleibt.  Die  intensive  Färbung  von 
Schnitten  durch  diesen  Kork  in  Fuchsinlösung  rülirt  nur  von  dem 
dünnen  trockenen  Wandbeleg  her,  der  Rest  des  eingetrockneten  plas- 
matischen Inhaltes  der  Korkzellen. 

Isolirt  man  aber  die  Suberinlamellen  durch  1 — 2stündige  Ein- 
wirkung von  Chromsäure ,  so  speichern  sie  sehr  stark  Fuchsin  auf. 
Da  nun  die  Chromsäure  auf  die  Suberinlamelle  Kaum  eine  andere 
als  lockernde  Wirkung  (durch  Auflösung  der  am  leichtesten  löslichen 
Substanztheile)  ausübt,  so  scheint  schon  eine  solche  Lockerung  oder 
Herstellung  einer  geringeren  Dichte  zu  genügen,  um  die  Farbstoff- 
aufspeicherung  zu  ermöglichen. 

II. 

Ich  habe  auch  die  angebliche  Thatsache  genauer  nachunter- 
sucht, vi^elche  Payen  auffand,  dass  nämlich  die  Cuticula  von  Cereus 
perucianus  nach  Behandlung  mit  kochender  Salpetersäure,  Wasser 
und  Ammoniak  unter  dem  Deckglnse  vorsichtig  hin-  und  hergescho- 
ben, in  Stücke  zerfällt ,  deren  jedes  dem  Umrisse  einer  Epidermis- 
zelle  entspricht  i). 

Diese  Angabe  scheint  bisher  nicht  genauer  geprüft  worden  zu 
sein,  da  sie  sich  sonst  kaum  in  dieser  Form  erhalten  hätte.  Mir 
stand  zu  meiner  Untersuchung  nicht  Cereus  peruvianus  zur  Verfü- 
gung, doch  habe  ich  beobachtet,  dass  auch  Cer.  speciosus  und  varia- 
bilis  dieselbe  Erscheinung  zeigen.  Bei  der  nahen  Verwandtschaft 
aller  dieser  Arten  mit  einander,  und  dem  Umstände,  dass  sich  letzt- 
genannte beide  Arten  vollkommen  gleich  verhalten ,  dürfte  der 
Schluss  auf  Cer.  peruvianus  wohl  keiner  weiteren  Kritik  unter- 
liegen. 

Nach  einem  gewissen  Grade  der  Einwirkung  der  Salpetersäure 
auf  den  Querschnitt  erkennt  man  deutlich  die  eigentliche  Cuticula 
als  dünne,  dichtere  Lamelle,  welche  die  äusserste  Schichte  eines  dicken 
Cuticularcomplexes  bildet.  Sie  war  früher  nicht  sichtbar,  und  ist  na- 
mentlich bei  Cereus  variabilis  schwierig  nachzuweisen.  Am  leichte- 
sten geschieht  dieser  Nachweis  durch  Erwärmen  mit  Kalilauge. 
Hiebei  quillt  der  ganze  Cuticularcomplex  etwas  an ,  es  treten  ,  wie 
zuerst  Mohl  beschrieben ,  Tröpfchen  und  Körnchen  aus,  und  wird 
überhaupt  die  ganze  Cuticularschichte  körnig-blasig,  indem  zugleich 
Gelbfärbung  eintritt.    Dieser  Vorgang  entspricht    ganz    dem    von  mir 


*)  Hofmeister,  Pflanzenzelle  p.  251. 


119 

konstatirten  Verhalten  der  Suberinlamelle  der  Korkzelle  gegen  Kali- 
lauge in  der  Warme. 

Zu  gleicher  Zeit  wird  aber  die  eigentliche  Cuticula  als  (in  die- 
sem Falle)  nicht  ganz  dünne  Membran,  welche  sehr  zerbrechlich  ist, 
abgehoben;  da  sie  nämlich  gegen  Kalilauge  etwas  widerstandsfähi- 
ger ist,  als  die  Cuticularschichten ,  und  daher  zu  einem  Zeitpunkte 
noch  nicht  gelöst,  wo  letztere  schon  in  Auflösung  begriffen  sind. 

Bei  Cer.  variahilis  ist  der  Unterschied  zwischen  der  Wider- 
standsfähigkeit der  Cuticula  und  den  Cuticularschichten  geringer  als 
bei  speciosus^  daher  bei  jener  der  Versuch  schwieriger  gelingt.  Dieses 
dürfte  mit  dern  Umstände  zusammenhängen,  dass  C.  variabüis  Wachs- 
blättchen  ausscheidet,  die  C.  speciosus  fehlen. 

Aus  dem  bisher  Gesagten  geht  aber  hervor,  dass  nach  dem 
Behandeln  mit  Salpetersäure  nicht  die  Cuticula  allein  zurückbleibt, 
sondern  mit  ihr  noch  die  viel  mächtigeren  Cuticularschichten  ver- 
bunden bleiben ,  und  es  daher  in  keinem  Falle  die  Cuticula  allein 
ist,  welche  die  Trennung  in  den  Epidermiszellen  entsprechenden  Stücken 
nach  Behandlung  mit  Salpetersäure  eingeht. 

Es  kann  daher  dieser  Trennungsvorgang  nicht  auf  die  Cuticula 
bezogen  werden.  Ich  brauche  aber  kaum  zu  bemerken,  dass  ein  Zer- 
fallen von  Cuticularschichten  in  Stücke,  die  den  Epidermiszellen  ent- 
sprechen, ein  ganz  gewöhnlicher  Vorgang  ist. 

Wollte  man  aber  auch  den  ganzen  Cuticularcomplex  als  Cuti- 
cula auffassen,  was  aber  nach  dem  Gesagten  nicht  statthaft  ist,  so 
ergibt  sich  aus  dem  Folgenden,  dass  au<;h  dann  nichts  destoweniger 
die  in  Rede  stehende  Thatsache  für  die  Lehre  von  der  Cuticula  be- 
deutungslos wäre. 

Bei  genauerer  Verfolgung  des  Trennungsvorganges  und  der 
begleitenden  Umstände  zeigt  sich  nämlich  Folgendes. 

1.  Wenn  man  das  durch  Kochen  mit  Salpetersäure  erhaltene 
Häutchen,  das  nach  dem  Gesagten  aus  sämmtlichen  cuticularisirten 
Schichten  besteht ,  nach  Behandlung  mit  Ammoniak ,  wobei  starke 
Gelbfärbung  eintritt,  mit  dem  Deckglase  drückt  und  schiebt,  so  tritt 
an  zahlreichen  Stellen  das  Zerfallen  ein.  Man  bemerkt  aber  leicht, 
dass  dieses  nicht  etwa  die  Folge  einfacher  Trennung  an  durch  die 
auflösende  Wirkung  der  Säure  vorgebildeten  Trennungslinien  ist,  son- 
dern es  macht  der  ganze  Vorgang  den  Eindruck  des  Zerbrechens 
einer  spröden  Masse. 

In  der  That  ist  das  Häutchen  in  diesem  Zustande  sehr  zer- 
brechlich, denn  drückt  man  etwas  stärker,  so  zerbröckelt  dasselbe 
in  sehr  zahlreiche,  sehr  kleine  Stückchen. 

2.  Die  Epidermiszellen  lassen  zweierlei  Radialwände  erkennen, 
ältere  stärkere  und  jüngere  schwächere.  Die  ersteren  gehören  den 
ursprünglichen  Epidermiszellen  mit  vielfach  ausgebuchteten  Seiten- 
wänden an,  und  ihnen  entsprechen  Cuticularleisten ,  welche  von  den 
Cuticularschichten  ausgehen.  Diese  ursprünglichen  Epidermiszellen 
werden  nachträglich  durch  neu  auftretende  Radialvvände  getheilt, 
welche  keine  Cuticularleisten  erkennen  lassen. 


120 

Es  zeigt  sich  nun,  dass  die  Trennung  des  Cuticularcornplexes 
immer  nur  an  den  Grenzen  der  ursprünglichen  Epidermiszellen 
geschieht. 

3.  Würden  nun  Culicula  plus  Cuticularschichten  nach  Behand- 
lung mit  Salpetersäure  und  Ammoniak  an  den  Grenzen  der  Epider- 
miszellen lockerer  sein  ,  so  müsste  die  Trennung  auch  ohne  Druck 
von  oben  durch  blosses  Zerren  mit  der  Nadel  geschehen.  Diess  ist 
aber  nicht  der  Fall.  Im  Gegentheil  zeigt  sich  dann  nie  ein  Riss 
längs  den  Trennungslinien  der  Epidermiszellen,  alle  gehen  quer  über 
diese,  deren  Grenzen  deutlich  zu  sehen  sind,  zum  Beweise,  dass  der 
Cuticularcomplex  an  den  Zellgrenzen  am  festesten  ist. 

Jeder  beliebige  Ow'3>'sclinitt  zeigt  in  der  That,  dass  das  cuticu- 
lare  Häutchen  an  den  Grenzen  der  ursprüngliclien  Epidermiszellen 
am  dicksten  ist,  da  sich  ja  hier  die  Culicularleisten  finden.  Schon 
Payon  und  Hofmeister  bemerkten,  dass  die  Trennungslinien  durch  die 
dicksten  Stellen  gehen. 

4.  Dazu  kommt  noch  ein  weiterer  Faktor,  der  wie  Punkt  3  mit 
Punkt  1  im  hellsten  Widerspruch  steht.  Macht  man  sehr  dünne  Quer- 
schnitte und  behandelt  diese  in  derselben  Weise  mit  Salpetersäure 
und  Ammoniak,  so  bemerkt  man  zunächst  nirgends  an  der  Grimze 
je  zweier  Epidermiszellen  auch  nur  eine  Spur  von  einer  Lösung,  und 
zerreisst  man  denselben,  sei  es  durch  Druck  mit  dem  Deck- 
glase, sei  es  mit  Hilfe  von  Nadeln,  so  zeigt  sich  nie  eine  Trennung 
an  der  Grenze  je  zweier  Epidermiszellen,  sondern  alle  Risse  geiien 
unregelmässiger  Weise  über  die  Zellen. 

Die  Erklärung  aller  dieser  sich  widersprechenden  Thatsachen 
ist  folgende. 

1.  Ist  zunächst  selbstverständlich,  dass  die  Trennung  nicht  Folge 
einer  auflösenden  Wirkung  durch  die  Salpetersäure  ist.  Diess  zeigen 
nicht  nur  die  erwähnten  Thatsachen  (Punkt  4  etc.),  sondern  geht  auch 
aus  Folgendem  hervor. 

Die  Cuticulavbildungen  bestehen  jedenfalls  der  Hauptsache  nach 
aus  Cellulose ,  Suberin  und  meist  aus  Wachs.  Von  diesen  wird 
durch  die  Einwirkung  der  Salpetersäure  der  Hauptsache  nach  nur 
die  Cellulose  gelöst.  Das  Suberin  wird  in  Cerinsäure  umgewandelt. 
Wenn  die  Cellulose  in  den  Cuticularbildungen  in  tangentialer  Rich- 
tung überhaupt  eine  ungleiche  Vertheilung  zeigt,  so  ist  sie  jeden- 
falls und  immer  an  der  Grenze  zwischen  je  zwei  Epidermiszellen 
am  spärlichsten,  und  kann  daher  durch  Salpetersäure  nie  eine  Tren- 
nung oder  auch  nur  eine  Lockerung  an  der  Grenze  zwischen  je  zwei 
Epidermiszellen  erfolgen  ^).  Dieses  muss  aber  durch  ein  Lösungs- 
mittel des  Suberins  geschehen  können,  also  durch  Kalilauge,  was  in 
der  That  fast  bei  allen  Cuticularschichten  der  Fall  ist,  nämlich  allen 
jenen,  welche  in  tangentialer  Richtung  bezüglich  ihrer  chemischen 
Zusammensetzung  genügend  differenzirt  sind. 


*)  Unter  der  selbstverständlichen  Voraussetzung,  dass   es   nicht    bis  zur 
Bildung  von  Cerinsäure  kommt. 


121 

2.  Daraus  geht  hervor  und  die  direkte  Beobachtung  lehrt  das- 
selbe,  dass  der  Trennung  rein  mechanische  Ursachen  zu  Grunde 
liegen,  und  diese  sind  folgende. 

Durch  Behandlung  des  Cuticularcornplexes  mit  Salpetersäure  und 
Ammoniak  wird  derselbe  sehr  eigenthümlich  spröde  und  leicht  zer- 
driukbar,  so  dass  kleine  Stückchen  schon  durch  schwachen  Druck 
zerbröckelt  werden.  An  den  Grenzen  der  ursprünglichen  Epidermis- 
zellen  finden  sich  nun  die  leistenartigen  Vorsprünge.  Wenn  daher 
durch  das  Reiben  mit  dem  Deckglase  ein  Druck  ausgeübt  wird,  wird 
das  cuticulare  Haulchen  überall  dort  zerquetscht  und  zerbröckelt,  wo 
sich  solche  Leisten  finden  ,  und  erfolgt  daher  die  Trennung  an  den 
Grenzen  der  ursprünglichen  Epidermiszellen. 

Dazu  kommt  noch  der  (Jmstand ,  dass  die  Cuticularschichten 
nach  aussen  gewölbt  sind  (siehe  z.  B.  Meyen,  Neues  System  etc. 
1.  Bd.,  Taf.  I,  Fig.  1) ,  was  in  Verbindung  mit  dem  Drucke  des 
Dockglases  das  Zerbrechen  an  den  gequetschten  Stellen  erleich- 
tern muss. 

Nun  erklärt  es  sich,  warum  dünne  Ouerschnitte  in  keiner  Weise 
an  den  Grenzen  der  Epidermiszellen  zerfallerr,  und  warum  dasselbe 
an  Flächenstücken  mit  Nadeln  auch  nicht  geschieht,  sowie  warum 
aucii  die  Trennung  überhaupt  nur  an  den  Grenzen  der  ursprüngli- 
clien  Epidermiszellen  geschielit. 


Aus  allem  Gesagten  geht  also  hervor;,  dass  sich  die  in  Rede 
stehende,  von  Payen  konstatirle  Tlialsache,  nicht  nur  auf  die  Cuticula 
allein,  sondern  auch  auf  die  Cuticularschichten  bezieht,  und  die  Tren- 
nung nicht  etwa  Folge  eines  chemisch  verschiedenen  Verhaltens  der 
den  Trennungslinien  der  Epidermiszellen  entsprechenden  Stellen  des 
Culicularcomplexes  ist,  sondern  aus  zufälligen,  ganz  unwese^itlichen 
mechanischen  Ursachen  geschieht. 

Daraus  folgt,  dass  die  ganze  Thatsache  für  die  Auffassung  des 
Wesens  der  Cuticula  und  für  die  Zellenlehre  ganz  ohne  Bedeu- 
tung ist. 


Die  Arten  der  Pyrenomycetengattung 

Sporortnia  de  Not. 

Von  G.  V.  Niessl. 

CFortsetzung.") 

7.  Sp.  lageniformis  Fuckel  (Symb.  p.  242).  Peritheciis 
tectis  vel  subliberis,  gregariis,  globosis,  antice  conicis  in  rostrum 
cyiindraceutn,  antice  plerumque  dilatahim,perforatum,  quandoque 
perparum  obliquum,  perithecium  dimidiwn  aequans  attenuatis,  atris; 
ascis  stipitatis,  subclavatis,  8  sporis,  170  micr.  longis,  20  crass. ; 


122 

sporidiis  inordinafis  tetraplastis ,  oblong is,  snbcurvaüs,  40  micr, 
Igs.,  8  Its.,  subopaco-fuscis,  demum  in  articulos  quatuor  decedenti- 
bus,  articulis  binis  inferioribus  cvatis,  utrinque  obtusissimis  trun- 
catisve,  binis  utrinque  ultimis  obovatis. 

Auf  Pferdemist  im  Nachsommer.  Oestrich. 

Ich  habe  Originalexemplare  nicht  gesehen.  Da  Fuckel  die  Peri- 
thecien  4mal  so  gross  als  bei  Sp.  minima  und  intermedia  nennt, 
müssen  sie  wenigstens  05  —  06  Mikrom.  im  Durchmesser  haben. 
Abgesehen  von  dieser  Grössenangabe,  würde  ich  die  Art  für  eine 
Form  der  Sp.  ambigua  halten,  welche  auch  oft  Perithecien  mit  sehr 
verlängerter  Miindiing  besitzt,  aber  ihre  Grösse  variirt  nur  zwischen 
0-2  und  0-38  Mikrom. 

8.  Sp.  intermedia  Awld.  (Hedw.  7.  Bd.  p.  67)  Peritheciis 
sparsis  vel  approximatis,  immersis  apice  erumpentibus ,  globosis  vel 
ovoideis,  ostiolo  brevi  papillaeformi  vel  paulum  conico,  mi- 
nutis  (150 — 200  diam.)  ati'is  glabris  submembranaceis;  ascis 
oblongis  elongate-ovalibus,  vel  subcylindraceis,  tubulosi  s^ 
stipite  abrupto  brevissimo,  118 — 175  Igs.,  24 — 30  Its.;  sporidiis 
subparallele  imbricate  2—3  stichis.  cylindraceis,  rectis  vel 
leviter  curvatis ,  utrinque  late  rotundatis  facile  secedentibus, 
4  cellularibus ,  atris  subopacis  42—50  (50—60  Aw)  longis  8 — 10 
Its.,  articulis  mediis  12 — 15  Igs. ,  truncatis,  termlnalibus  vix  vel 
paulo  longioribus  semiglobose-rotundatis .  Paraphyses  numerosae 
superantes.,  latae,  guttulatae,  laxe  ramulosae. 

Gleichbedeutend  sind:  Sph.  ßmetaria  Rbh.  herb.  myc.  I.  1733. 
Sph.  stercoris  Rbh.  f.  eur.  644.  Auerswald  vertheilte  sie  früher  als 
Sp.  stercoris.  Dieser  gibt  sie  auf  Rinder-,  Reh-,  Hasen-  und  Ka- 
ninchenkoth  an.  Ich  fand  sie  am  häufigsten  stets  auf  Hasenkoth, 
doch  immer  mit  anderen  Arten  vermischt. 

Die  Perithecien  dieser  Art  sind  kaum  doppelt  so  gross  als  jene 
von  Sp.  minima  und  nur  ein  wenig  fleischiger.  Charakteristisch  sind 
die  Schläuche:  entweder  ganz  gleichbreif,  röhrenförmig,  oder,  zumal 
in  der  Jugend,  in  der  Mitte  etwas  breiter,  oblong,  mit  abgesetztem 
kurzem,  derbem  Stiele.  Die  Sporen  liegen  meist  hübsch  parallel, 
aber  dachig  zu  2  bis  3  neben  einander.  Es  ist  nicht  leicht,  diese 
Art,  wenn  man  sie  einmal  erkannt  hat,  mit  irgend  einer  anderen  zu 
verwechseln. 

9.  Sp.  meffulospora  Awld.  (Hedw.  7.  Bd.  p.  68.)  Perithe- 
ciis sparsis,  subimmersis,  ermnpentibus,  globosis  vel  ovoideis,  majus- 
culis  (300 — 350  diam.)  subcarnosis  atris,  glabris,  ostiolo  brevi 
conoideo;  ascis  late-clavatis  (elongate-ovalibus  Aw.)  stipite  bre- 
vissimo  abrupto,  180— 210 /</s.,  30— 40^^s.;  sporidiis  subparallele 
—  imbricate  —  2 — 4  stichis,  cylindraceis,  plerumque  rectis 
vel  leviter  curvatis,  apice  late  — ,  antice  parum  attenuate-rotun- 
datis,  fusco-atris,  subopacis  62 — 80  Igs.  16 — 18  Its.,  4  cellularibus, 
facile  secedentibus;  articulis  mediis  subaequilaterale- cylindraceis, 
16 — 20  Igs.,  terminalibus  longioribus.  Paraphyses  longae,  laxe  ra- 
mosae  guttulatae. 


123 

An  Rinderkofh  bei  Lellekowitz  nächst  Brunn ,  im  Sommer. 
Auerswald  gibt  sie  auf  Rehkoth  an. 

Diese  Art  ist,  abgesehen  von  den  Dimensionen  der  Spore,  durch 
die  Perilhecien  schon  so  gut  von  Sp.  intermedia  verschieden,  dass 
an  eine  Verwechslung  nicht  zu  denken  ist.  Hervorzuheben  ist,  was 
auch  Auerwald's  Zeichnung  zeigt,  dass  die  beiden  mittleren  Sporen- 
zellen nicht,  oder  nur  um  weniges  länger  als  breit  sind. 

10.  Sp.  gigantea  Hansen  (Fungi  fimicoli  danici  p.  113  und  16; 
tab.  VI.  f.  46,  47.)  Peritheciis  spatsis  subimmersis,  vel  erumpenti- 
bus,  subglobosis  ostiolo  brevi  crasso  conico  viel  cylindrico  (papillaeformi 
Hans.)  majnsculis  (350 — 400  diam.  et  ultra),  carnosis,  fusco- 
atris;  ascis  ex  oblongo  clavatis,  inferne  in  stipitem  atte- 
nuatis ,  240  —  300  Igs. ,  45  —  60  Its.;  sporidiis  subparallele 
imhricate  ordinatis  superne  3-4  stichis,  in  ferne  1 — 2  sfichis, 
fusiforme-cylindraceis  valde  elongatis,  utrinque  obtusis  vel 
ohtusiusculis ,  rectis  vel  parum  curvatis,  fusco-atris ,  subopacis 
95—135  Igs.  (120—150  Hns.) ,  15—20  Its.,  4-cellularibus ,  facile 
secedentibus ;  articulis  mediis  cy lind rac eis,  elongatis  23 — 30  Igs., 
terminalibus  partim  longioribus.  Parapfiyses  longae,  numerosae  laxe 
ramosae,  guttulafae. 

Auf  Schalkoth  in  Seeland ,  Juni.  Auf  Kuhmist  bei  Brunn  fand 
ich  sie  ebenfalls  im  Juni;  wenigstens  kann  ich,  trotz  kleiner  Abwei- 
chungen in  der  Grösse,  bei  dem  Vergleiche  mit  des  Autors  Zeichnung 
und  Beschreibung,  an  der  Zusammengehörigkeit  nicht  zweifeln  und 
habe  desshalb  meine  eigene  Analyse  bei  obiger  Diagnose  mit  berück- 
sichtigt. Ohne  Zweifel  steht  sie  der  vorhergehenden  Art  sehr  nahe, 
aber  ich  finde  nicht  wie  Hansen  den  wesentlichen  Unterschied  in 
der  Grösse  der  Perithecien  und  Länge  der  Sporen ,  sondern  darin, 
(was  auch  Hansen's  Figur  nachweiset),  dass  die  beiden  mittleren 
Sporenzellen  viel  länger,  beinahe  doppelt  so  lang  als  breit,  bei  Sp. 
megalospora  dagegen  fast  eben  so  breit  als  lang  oder  nur  wenio- 
Icinger  sind.  Die  Beständigkeit  dieses  Merkmales  möge  übrigens  wei- 
teren Beobachtungen  empfohlen  sein. 

6)  Spore  7zellig. 

11.  Sp.  rexans  Auersw.  (Hedw.  7.  Bd.  p.  137.)  Pyreniis 
i7nniersis,  oiwideis,  nigris ,  ostiolo  mamiUaeformi  atro,  coronatis, 
ascis  clavatis  breviter  stipitatis  (\20  lgs.,20  Its.);  sporidiis 
7  meris  (42,  absqiiemiicohyalino,  Igs.)  articulo  tertio  reliquis 
majore,  sporarum  segmentis  7  micr.,  tertio  majore  9  micr.  latis, 
et  4  micr.  tertio  terminalibusque  6  micr.  longis. 

Auf  Rehkoth  bei  Leipzig  mit  Spor.  intermedia,  im  Juli  von 
Auerswald  gefunden.  Ich  habe  kein  Exemplar  gesehen  und  gebe  hier 
nur  des  Autors  Beschreibung. 

12.  Sp.  hepfamera  Awld.  (Hedw.  7.  Bd.  p.  71.)  Perithe- 
ciis sparsis,  immersis,  demum  apice  erumpentibus,  globosis  vel  ovoi- 
deis,  majusculis  (350  diam)  carnosis ,  atris,  glabris,  ostiolo 
minuto,  papillaeformi  vel  conico;    ascis    ex    oblongo    clavatis  in 


124 

stipitem  attenuatis  225  — 240 /^s.,  34— 40 //«. ;  sporidiis  superne 
stipatis  3 — 4  stichis,  inferne  1 — 2  slichis,  e  cylindraceo  partim 
clavatis,  seu:  articulo  tertio  paulo  protuberante,  plerumque  leviter 
curcatis,  utrinque  late  rotundaHs,  fusco-atris,  suhopacis  75 — 80  Igs., 
16 — 19  Its. ,  T-cellularibus,  facile  secedentibus ;  articulis  medüs 
abbrematis,  quasi  compressis;  terminalibus  parum  longioribus.  Para- 
physes  latae,  guttulatae  parum  ramosae  et  superantes. 

Auf  Hasenkoth  im  Schreibwalde  bei  Brunn,  selten  und  mit  an- 
deren Arten  vermischt  (Sommer).  Fleischhak  fand  sie  auf  Kaninchen- 
koth  bei  Arnstadt  in  Thüringen. 

Es  kommt  bei  den  Fimicoli  nicht  selten  vor,  dass  man  beim 
Aufsuchen  anderer  Gebilde  zufällig  auf  eine  interessante  neue  Form 
stösst,  welche  man  dann  oft  auf  demselben  Substrat  tagelang  ver- 
gebens sucht.  In  solchem  Falle  befand  sich  Auerswald  bei  der  Be- 
schreibung dieser  Art ,  welche  grösstentheils  nach  der  Zeichnung 
Fleischhak's  entworfen  werden  musste.  Bei  so  geringem  Materiale 
können  die  Beobachtungen  und  namentlich  die  Messungen  nicht  jene 
Sicherheit  erlangen,  welche  nothwendig  ist,  um  die  Identität  einer 
anderen  Aufsammlung  zu  konstatiren.  Ich  kann  somit  keineswegs 
behaupten,  dass  meine  Form  der  von  Auerswald  beschriebenen 
völlig  entspricht,  zumal  einige  gleich  zu  erwähnende  Differenzen 
vorkommen;  aber  von  den  mir  Bekannten  Kann  sie  am  ehesten  als 
die  echte  Sp.  heptamera  angesehen  werden.  A.  spricht  von  den 
Perithecien  als  „membranaceis"  und  gibt  sie  etwa  von  der  Grösse 
jener  der  Sp.  intermedia  an,  hat  sie  aber  nicht  gemessen.  Ich  finde 
sie  fest,  fleischig  und  wesentlich  grösser.  Die  Schläuche  hat  A. 
nicht  selbst  gesehen,  dessgleichen  nicht  die  Sporenlage.  F's.  Zeich- 
nungen erwiesen  sich  in  vielen  Fällen  als  nicht  ganz  naturgetreu, 
indessen  ist  darin  kein  wesentlicher  Unterschied.  Die  Gestalt  der 
Spore  gibt  A.  nicht  an,  doch  stimmt  die  Zeichnung  mit  dem  mir  vor- 
liegenden Bilde  ziemlich  gut,  und  ist  auch  bei  einer  Figur  das  Vor- 
treten der  dritten  Zelle  erkennbar.  Die  Grösse  70,  —  12  bis  18 
stimmt  ziemlich  gut.  —  Die  inneren  Sporensegmente  sind  hier  zu- 
meist breiter  als  lang,  die  Endzellen  etwas  länger.  Die  Keulenform 
der  ganzen  Spore  ist  besonders  im  unreifen  Zustande  sehr  deutlich. 
Die  umhüllende  Gallertschichte  ist  sehr  stark  ausgeprägt. 

(Fortsetzung  folgt.) 


125 

Die  Vegetations-Verhäitnisse  des  mittleren  und  östlichen 
Ungarns  und  angrenzenden  Siebenbürgens. 

Von  A.  Kerner. 

C. 

1704.  Gagea  pratensis  (Pers.).  —  Auf  bebautem  Lande,  an 
grasigen  Platzen,  an  Rainen,  an  den  Bijschungen  der  Damme  und 
an  den  Seiten  der  Hohlwege  in  Weinbergen.  Im  mittelungar.  Berg- 
lande auf  dem  Almagyar  bei  Erlau;  bei  Parad  in  der  Matra;  bei 
Ofen,  insbesondere  auf  dem  Johannisberge  und  Schwabenberge,  dann 
gegen  das  Leopoldifeld  zu  und  zwisclien  dem  Blocksberge  und  den 
Bittersalzquellen;  auf  der  Csepeliiisel  bei  Kodany;  bei  Kalocsa,  Köm- 
löd  und  Füldvär;  auf  der  Kecskemeter  Landhiihe  bei  Nagy  Koros; 
auf  der  Debrecziner  LandbiUie  bei  Nyiregyhaza;  im  Vorlande  des 
Bihariagebirges  bei  Grosswardein.  —  Kalk,  tert.  und  diluv.  Lehm 
und  Sand.  95—520  Met.  —  Syn.  G.  pratensis  Rchb.  und  G.  steno- 
petala  (Fries)  Rchb.  —  Letztere  umfassl  die  auf  bebautem  Lande 
auf  nicht  begrastem  Boden,  auf  Erdaufwürfen  u.  dgl.  gewachsenen 
üppigen  Exemplare  mit  höherem  Stengel,  breiteren  Blattern  und 
etwas  grösserem  Ausniasse  der  Blüthen.  —  Auf  den  Wiesen  zwi- 
sclien den  Ziegelöfen  und  dem  Leopoldifelde  bei  Ofen  hatte  ich  im 
Jahre  1858  und  1859  Gelegenheit,  zu  sehen,  dass  G.  stenopefala  in 
der  Tbat  nichts  anderes  als  eine  durch  den  Standort  bedingte  Varie- 
tät der  G.  pratensis  (Pers.)  ist.  Es  wurde  dort  am  Rande  einer 
Wiese  ein  Graben  gezogen  und  das  ausgehobene  Erdreich  als  Wall 
entlang  dem  Graben  aufgeschüttet.  Hiebei  wurden  aucli  Zwiebel  der 
dort  ziemlich  häufigen  G.  pratensis  von  der  tlachen  Wiese  auf  den 
Ei'dwall  übertragen.  Die  aus  dem  geh)ckerten  aufgeschütteten  Erd- 
r(Mcli  aus  diesen  Zwiebeln  aufgewachsenen  Exemplare  waren  nun  in 
allen  Ihren  Gliedern  bedeutend  vergrösserl,  reichblütliiger  und  breit- 
blälfriger  und  stellten  die  G.  stenopetala  dar,  wie  sie  gewöhnlich 
auf  gepfliigtem  Ackerland  auftritt.  —  Auch  später  mit  G.  pratensis 
ausgeführte  Kulturversuche  führten  zu  dem  gleichen  Resultate. 

1705.  Gagea  artensis  (Pers.).  —  Auf  bebautem  Lande  und 
an  spärlich  begrasten  Stellen.  Im  mittelungar.  Berglande  auf  dem 
Almagyar  bei  Erlau;  auf  dem  Säihegy  bei  Gyöngyös  in  der  Matra; 
bei  Wailzen  und  Gran,  im  Leopoldifelde  und  unterhalb  dem  Blocks- 
berge  gegen  die  Bittersalzquellen  bei  Ofen,  in  der  Umgebung  von 
Kalocsa  bei  Halom.  Kömlöd,  Földvär  und  Paks;  bei  Grosswardein  im 
Rhedaigarfen.  —  Tert.  und  diluv.  Lehm-  und  sandiger  Lehmboden. 
95—200  Meter. 

1706.  Gagea  buhemica  (Zauschner).  —  Auf  dem  Särhegy  in 
der  Matra  (Janka  in  Oesterr.  bot.  Zeitschr.  XVI.  172).  —  Von  mir 
im  Gebiete  nicht  beobachtet.  —  Die  von  Vriibelyi  auf  dem  Särhegy 
gesammelte  und  mir  unter  dem  Namen  „6?.  bohemicd~  gesendete 
Pdanze  war  G.  saxatilis  (Koch). 

Oejterr.   botan.  Zeitäclirift .    4.    Heft.    1873.  10 


]2C 

1707.  (uigca  saxatiUs  (Ivocli).  —  An  grasigen  Plülzen  im 
niiltelungar.  Berglande  in  der  Matra  auf  dein  Särhegy  (Vräbelyi 
Exsicc.)  und  in  der  Pilisgruppe  auf  dem  Allaskert  und  im  Kammer- 
walde bei  Budaörs  nächst  Ofen  (Borbäs  und  Simkovics  Exsicc.)- 
—  Trachyt,  Kalk.  150—475  Meter. 

1708.  Gagea  minima  (L.).  —  in  Laubwäldern  und  zwar  ge- 
wöhnlich an  humusreichen  Stellen  zwisclien  alten  vermoderten  Baum- 
wurzeln und  halbverwestem  abgefallenem  Laube.  Im  mitlelungar. 
Berglande  in  der  Maira  auf  dem  Kekes;  in  der  Pilisgruppe  bei 
M.  Einsiedel,  auf  dem  Lindenberge  und  am  häufigsten  in  einem 
Ideinen  Wäldchen  näclist  dem  Leopoldifelde  bei  Ofen.  Im  Bihariage- 
birge  am  Rande  eines  Buchenwaldes  an  der  Nordseile  der  Tataroea 
hei  Petrosa.  —  Kalk,  Dolomit,  150—1100  Meter.  —  (In  der  Oesterr. 
bot.  Zeitschr.  XXVll,  pag.  181  spricht  sich  Borbäs  gegen  die  Ver- 
einigung der  G.  callosa  (Kit.)  mit  G.  minima  (L.)  aus,  und  es  wird 
dort  insbesonders  hervorgehoben,  dass  jene  ungarische  Pflanze,  auf  die 
die  Beschreibung,  welciie  Kitaibel  von  G.  callosa  gibt,  ..sehr  gut 
jasse",  im  Gegensatze  zu  G.  minima  (L.)  „stumpfe  Perigonbliitter'^ 
habe.  Von  Kitaibel  werden  aber  in  Add.  pag.  32  der  dort  als  „0. 
rillosum  vel  0.  carpaticum  vel  0.  callosum'^  aufgeführten  Pflanze 
ausdrücklich  „pelala  acuta"  zugeschrieben  und  auch  in  Schult. 
Oesterr.  Fl.  I,  557,  sowie  in  Rom.  et  Schult.  Syst.  veget.  VII,  554 
A\ird  Gagea  callosa  [Kit.]  „petalis  lanceoiafis  a  cutis"  definirt,  was 
mit  Borbäs'  Angabe  geradezu  im  Widerspruche  steht.  Borbäs  macht 
a.  a.  0.  auch  darauf  aufmerksam,  dass  Sadler's  Beschreibung  gleich- 
falls sehr  gut  auf  die  Pflanze  der  Ofener  Berge  passe.  Das  ist  aller- 
<lings  richtig;  sie  passt  aber  auch  sehr  gut  auf  die  Pflanze  der 
deutschen  Flora,  da  Sadler  die  Diagnose  von  M.  K.  abgeschrieben 
hat.  Sadler  nennt  übrigens  mit  Koch  die  Blätter  des  Perigons 
gleichfalls  „acuminata".  In  der  That  sind  auch  an  der  ungarischen 
Pflanze  genau  so  wie  an  der  deutschen  und  skandinavischen  dic^ 
Perigonblätter  spitz,  und  es  ist  auch  sonst  nicht  der  geringste  Unter- 
schied zwischen  G.  minima  [L.]  und  jener  Pflanze,  welche  Kitaibel 
unter  dem  Namen  „0.  callosiim,  0.  nillosum  \e\  0.  carpaticum'^  be- 
schrieben hat^  zu  finden.  —  Besitzt  jene  Gagea,  welche  Borbäs 
für  „G.  callosa^  hält,  wirklich  stumpfe  Perigonblätter,  und  weicht 
sie  überhaupt  von  G.  minima  [L.]  ab,  so  ist  sie  jedenfalls  nicht  G. 
callosa  [Kitaibel].  —  G.  callosa  [Kit.]  ist  zuverlässig  syn.  mit  G. 
minima  [L.]). 

1709.  Gagea  lutea  (L.  p.  p.).  —  Am  Saume  und  im  Grunde 
der  Wälder,  insbesondere  im  Schutze  niederer  Sträucher  und  oft  ge- 
sellig mit  Scilla  bifolia,  Corydalis,  Jsopyriim,  Adoxa.  —  Im  mitlel- 
ungar. Berglande  auf  dem  Barätbercz  bei  Felsi)  Tärkäny;  in  der 
Matra  auf  dem  Verezveres  bei  Bodony;  in  der  Pilisgruppe  auf  der 
Kuppe  des  Piliserberges,  bei  M.  Einsiedel,  auf  dem  Johannisberge 
und  Schwabenberge  und  im  Auwinkel  bei  Ofen.  Im  Tieflande  nach 
Menyhärth  im  erzbischOflichen  Garten  in  Kalocsa.  Im  Bihariagebirge 
auf  der  Pietra  muncelului   und  der  Tatarot-a  zwischen  Reztiänya  und 


127 

Pelrosa  und  im  Vorlande  dieses  Gebirges  im  Bliedaiirarten  bei  Gross- 
vvardein.   —  Trachyl,  Kalk,  diluv.  Sand.  95  —  1290  Met. 

1710.  Gagea  pusilla  (Schult.).  —  An  grasigen  sonnigen  Plätzen 
des  Berg-  und  Tieflandes.  Im  mittelung.  Berglande  auf  dem  Sarhegy 
bei  GyOngyös  in  der  Matra;  bei  Näna,  Csenke  und  Muzsla  in  der 
Nälie  der  Granmündung;  in  der  Pilisgruppe  im  Auwiiikel  und  Leo- 
poldifeide,  auf  dem  Johannisberge,  Sciiwabenberge,  Adlersberge  und 
Blocksberge  bei  Ofen  und  auf  den  Hügeln  bei  Budaörs.  Auf  der  Cse- 
pelinsel  und  bei  Földvär  und  Ivomlüd,  Auf  der  Kecs  kernet  er  Land- 
lii)he  auf  den  Grasfluren  entlang  dem  Bakusbache  und  auf  dem  Her- 
minenfelde  bei  Pest,  bei  Soroksar,  Monor,  Pills  und  Nagy  Körüs, 
Im  Yorlande  des  Bihariagebirges  auf  dem  Köbänyaliogy  bei  Gross- 
wardein.  —  Trachyt,  Kalk,  Dolomit,  tert.  und  diluv.  Sand.  95 — 
520  Meter. 

1711.  Gagea  sMcce^/a/iea  Griseb.  et  Schenk,  —  Im  schwarzen 
Humus   an   schattigen  Platzen,    insbesondere  unter  Gebüsch  in  Laub- 
waldern. Im  mittelung.  Berghinde  auf  dem  Johannisberge  und  Linden- 
berge, seilen  und  vereinzelt  auch  an  der  Nordseite  des  Adlersberges 
bei   Ofen.    —    Kalk,    Dolomit     220—520  Meter.    —    (Im  Jahre  1858 
fand   ich   unter  der  Kuppe   des  Johannisberges  bei  Ofen    im  humus- 
reichen Waldboden  eine  Gagea,    welche  zwar  in  den  meisten  Merk- 
malen   mit    G.  pusilla    (Schult.)    übereinstimmte,    sich    aber    durch 
breitere,    im  VerhaUniss    zum    Blüthenstengel    kürzere  Blatter,    sowie 
durch  eine  schief  eiförmige  Zwiebel  unterschied.  Ein  Theil  der  unter- 
suchten   Exemplare    zeigte    auch    zwei    Zwiebel,    eine   grossere    und 
eine    kleinere,    und    diese   Exemplare    erinnerten    lebhaft    an    kleine 
Exemplare    der  G.  prate7isis  (Pers.).    —    Ich  hielt  diese  Ptianze  für 
Gagea  succedanea  Griseb.  et  Schenk  und  sendete  Exemplare  der- 
selben mit  anderen  Zwiebelpflanzen  an  Freund  Ir misch  in  Sonders- 
liausen,    der    sich    gerade    damals   eifrig   mit    der    Untersuchung    der 
morphologischen  Verhältnisse    der   Gattung    Gagea   beschäftigte,    und 
der  auch  im  Jahre  1852  die  ihm   von  Griseb.   gesendete  G.  succe- 
danea   untersucht    hatte.    Ir misch  schrieb  n»ir  hierauf,    dass   er  die 
von  mir  gesendete  Gagea  nicht  für  G.  succedanea  halte.  „Sie  unter- 
scheidet   sich    von    G.    succedanea    durch    die    bei    weitem    kleinere 
Zwiebel  und  durch  das  haib  so  breite,    wie  es  scheint,  aber  längere 
basiläre    Lauhhktt,    wohl    auch    durch  schmälere  und  desshalb    mehr 
zugespitzte    Perigonblätter.    Der  Bulbus  obliquus    scheint  Ihre  Pflanze 
allerdings  gut  von  G.  pusilla  unterscheiden  zu  lassen;    aber    im  Bau 
der    Zwiebel    konnte    ich    keinen    bestimmten    Unterschied    zwischen 
beiden  benannten  bemerken,    namentlich   scheint  bei  beiden  die  neue 
Zwiebel   an   der  Basis   des  Blüthenstengels  gleichsam    hinabzugleiten 
und  nur  der  Gipfel,  wie  auch  bei  G.  lutea,    derselben  nicht  mit  dem 
Mullerblatte  verwachsen  zu  sein.    Unter  den  12  Exemplaren,  die  Sie 
sandten,    fand  ich  zwei,    die  zwei:    eine  grossere   und   eine  kleinere 
Zwiebel    hatten.    Das    ist    allerdings   eine   merkwürdige   Erscheinung, 
dass    neben   der  einfachen  Zwiebel  die  Zweizahl  vorkommt,  und  beio 
Gagea  lutea,    die  ich  in  so  vielen  Exemplaren  untersuchte,  habe  ich 

10  '' 


128 

bis  jetzt  nie  oinen  .solclioii  Wechsel  bemerkl."  —  In  einem  spnleren 
im  Jalire  1859  an  Irmiscii  geviehleten  Briefe  bezeichnete  ich  diese 
Gagea,  die  ich  inzwischen  auch  auf  dem  Lindenbevge  und  dann  auch 
an  nicht  bewaldeten  Stellen  auf  dem  Adlersberge  vereinzelt  im 
schwarzen  Humus  wachsend  gefunden  hatle,  als  Gagea  pusiUa  var. 
ohliqua  und  glaubte  annehmen  zu  kininen,  dass  die  Verschiedenheil 
der  Zwiebelform,  so  wie  das  nicht  seltene  Auftreten  einer  zweiten 
Zwiebel  nur  durch  den  Standort  veranlasst  sei.  Irmisch  behandelte 
hierauf  diese  Gagea  in  Nr.  17  der  „Bot.  Zeitung"  XXI  [18G3],  gibt 
dort  auch  auf  Tab.  V,  Fig.  36—41  treffliche  Abbildungen  ihrer 
Zwiebel  und  schreibt  über  dieselbe  S.  141:  „In  einer  anderen  Be- 
ziehung lelirreich  ist  die  genauere  Kennlniss  des  Baues  der  Zwiebel 
von  G.  jnisUla,  var.  ohliqua  Kerner.  Sie  zeigt  nämlich,  dass  der 
Gegensatz  zwischen  den  Arten  mit  nur  einer  und  denen  mit  zwei 
Zwiebeln  nicht  zu  hoch  angeschlagen  werden  dürfe.  Von  den  12 
Exemplaren,  die  ich  untersuchte,  M'aren  10  mit  einer  [Fig.  36 — 88|. 
2  dagegen  mit  zwei  Zwiebeln  [Fig.  39 — 41]  versehen.  Die  Haupt- 
zwiebel ist  klein  wie  bei  der  gewöhnlichen  Form  der  G.  pusilla. 
War  nur  die  Hauptzwiebel  vorhanden,  so  zeigte  sie  im  Weseniliciien 
sich  wie  bei  G.  lutea  gebildet,  doch  war,  ähnlich  wie  bei  G.  pra- 
tensis, die  Zwiebel  etwas  schief  gegen  den  Bliithenstengel  gerichtet. 
In  noch  höherem  Grade  näherte  sich  das  Verhalten  der  unterirdi- 
schen Theile  dem  von  G.  pratensis,  wenn  eine  zweite  Zwiebel  auf- 
trat. Diese,  weiche  sii^h  etwas  tiefer  als  die  Haiiptzwiebel  hinab- 
senkte, gehörte  offenbar  der  Achsel  des  zweiten  Laubblattes  an,  das 
hoch  oben  am  Stengel  —  als  unterstes  Blatt  der  sogen.  Spallia  — 
abging,  und  es  findet  sich  auch,  wie  bei  G.  pratensis,  ein  enger 
Kanal  an  dem  Stengel  unterhalb  der  Mediane  des  mit  ihm  in  seinen 
unteren  Theilen  verschmolzenen  zweiten  Laubblattes,  welcher  die 
Kommunikation  der  wie  die  Houptzwiebel  gebauten  zweiten  Zwiebel 
nach  aussen  vermittelt."  —  Im  Jahre  1870  erhielt  ich  von  Janka 
eine  Gagea  unter  dem  Namen  „G.  succedanea  Griseb.  et  Schenk." 
—  Janka  hatle  die  Pflanze  auf  dem  Berge  Treskovacz  bei  Svinicza 
im  Banate  gesammelt  und  bemerkte  auf  der  Etiquette  „Bulbi  confor- 
matione  a  G.  pusilla  distinctissima."  —  Ich  wurde  durch  diese  Ba- 
nater  Exemplare  nochmals  zur  Untersuchung  der  von  mir  anfänglich 
für  G.  succedanea  (iriseb.  et  Schenk,  später  aber,  in  Folge  der 
Mittheilungen  Irmisch's,  für  eine  Varietät  der  G.  pusilla  gehaltenen 
Pflanze  der  Ofener  Berge  angeregt,  und  es  stellte  sich  nun  die  voll- 
ständige Uebereinstimmung  beider  in  der  Konfiguration  der  Zwiebel, 
sowie  in  den  anderen  Merkmalen  heraus.  Ist  die  von  Janka  1870 
im  Banate  gesammelte  und  als  G.  succedanea  versendete  Pflanze  die 
gleichnamige  Art  von  Griseb.  et  Schenk,  so  ist  es  auch  jene  in 
den  Laubwäldern  auf  den  Ofener  Bergen  vorkommende  Gagea,  welche 
ich  vor  Irmisch's  Einsprache  für  G.  succedanea  gehalten  hatte.  — 
Die  Einwendungen,  welche  Irmisch  seiner  Zeit  gegen  meine  Be- 
stimmung dieser  Gagea  gemacht  hatte,  dürften  auch  nicht  besonders 
in's  Gewicht  fallen.  Ohnediess  ist  es  nicht  zutreffend,  dass  die  Gagea 


129 

der  Ofener  Berjre  ein  sclinialeres  {rrunrlstandiaes  Laubblatt  hat,  wie 
Irmiscli  meint.  IN'ach  Irmisch's  i\Iittheilungen  zeig^ten  die  ihm  von 
(Jrisebach  zugekommenen  Exemplare  der  G.  succedanea  Laubblätter 
von  4 — 5  Mm.  Breite.  Das  ist  aber  auch  die  Breite,  welche  ich  an 
den  auf  dem  Juhannisberge  gesammelten  Exemplaren  beobachtete.  — 
Eine  andere  Frage  ist  freilich,  ob  G.  succedanea  Griseb.  et  Schenk 
nicht  eine  durch  den  Slandorl  bedingte  Varietät  der  G.  pusilla 
[Schult.]  ist.  G.  pusilla  findet  sich  in  der  Regel  auf  grasigen,  son- 
nigen Platzen.  Es  wäre  nun  nicht  unmöglich,  dass  Exemplare  dieser 
Art,  weldie  im  lockeren  Humus  an  schattigen  Stellen  aufwachsen, 
zur  „G.  succedanea'  werden.  —  Ich  habe  bisher  nicht  Gelegenheit 
gehabt,  diessfalls  Kulturversuche  auszuführen,  empfehle  aber  die  hier 
angeregte,  durch  KuUurversuche  am  leichtesten  zu  entscheidende 
Frage  dringend  der  Aufmerksamkeit  der  ungarischen  Botaniker.  — 
Schliesslich  möchte  ich  in  Betreff  dieser  Pflanze  nur  noch  bemerken, 
dass  auch  die  Möglichkeit,  es  sei  dieselbe  ein  der  Kombination:  pra- 
tensisXptisilla  entsprechender  Bastart,  nicht  geradezu  ausgeschlossen 
werden  könnte.) 

1712.  Scilla  hifolia  L.  —  Im  Grunde  und  am  Saume  dichter 
Gehölze.  —  Im  mittelungar.  Berglande  auf  dem  Varhegy  bei  Felsö  Tär- 
käny.  Weit  mehr  verbreitet  im  (lachen  Ufergelande  der  Donau  und 
auf  der  Kecskemeter  Landliöhe  zumal  bei  Näna,  Pest,  Nagy  Koros, 
Kalocsa;  am  iiaufigslen  auf  den  Inseln  der  Donau,  namenllich  auf  der 
Csepelinsel.  —  Im  Bereiche  des  Bihariagebirges  auf  der  Tataroea  bei 
Pelrosa  und  im  Vorlande  dieses  Gebirges  im  Szaldobägyer  Walde  bei 
Grosswardein.  —  Kalk,  diluv.  und  alluv.  Sandboden.  90 — 1140  Meter. 
(Findet  sich  im  Gebiete,  zumal  auf  der  Csepelinsel  und  im  Biharia- 
gebirge,  dann  auch  in  der  Marmaros  und,  wie  es  scheint,  in  allen 
ostkarpatischen  Gebirgsgegenden  in  ungewöhnlich  üppigen  Exempla- 
ren, mit  so  grossen  Dimensionen  der  einzelnen  Theile,  wie  sie  ander- 
wärts kaum  wieder  vorkommen  dürften.  Individuen,  deren  Zwiebel 
40  Mm.  lang  und  30  Mm.  breit,  deren  Blätter  200—250  Mm.  lang 
und  12-  18  Mm.  breit,  deren  Stengel  250—280  Mm.  hoch,  deren 
Blütlienstiele  30 — 50  Mm.  lang  und  deren  Perigonzipfel  10  — 12  Mm. 
lang  sind,  triifl  man  in  dem  genannten  Gebiete  sehr  häufig  an.  Auch 
fand  ich  an  manchen  Stellen  die  Mehrzahl  der  beobachteten  Exem- 
plare mit  drei  Blättern  bescheidet.  —  Gewissermassen  den  Gegen- 
satz zu  diesen  verhältnissmiissig  riesigen  Stöcken,  wie  man  sie  im 
ostkarpatischen  Gebiete  beobachtet,  bilden  die  schlankstengeligen, 
schmalblättrigen  und  meist  einblüthigen  Individuen,  wie  man  sie  in 
den  venetianischen  Voralpcn,    bei  Gorz  und  im  Karstgebiete  antrifft.) 

1713.  Scilla  amoena  L.  —  „In  insniae  Csepel  dumelis  et  ne- 
morosis."  Sadler  Fl.  Com.  Pest.  pag.  loG.  —  Von  mir  im  Gebiete 
nicht  beobachtet.  —  Im  Bihariagebirge  kommt  diese  Art  schwerlich 
vor.  Jene  Scilla,  welche  ich  in  einem  Buchenwakle  auf  der  Tatarot^a 
mit  Früchten  gefunden  hatte,  und  deren  ich  im  „Pflanzenleben  der 
Donauländer'*  S.  126  und  342  gedachte,  war  aussergewöhnlich  üppige 


130 

Scilla  bifolia  L.,    deren  Stengel   mit  3   grossen   breiten  Laubblättern 
bescheidet  war. 

1714.  Scilla  autumnalis  L.  —  An  grasigen,  sonnigen  Plätzen. 
An  der  südöstlichen  Grenze  des  hier  behandelten  Gebietes  auf  den 
Anhöhen,  welche  die  nordwestliche  Umrandung  der  Särviz-Sümpfe 
bilden,  namentlich  auf  den  Kalkhiigeln  bei  Inota  und  Palota  nächst 
Stuhlweissenburg.  —  Kalk.  150—300  Meter. 

Beiträge  zur  Kenntniss  der  adriatischen  Algen. 

Von    F.   Hauck. 

VII. 

Cfdlithfitnnion  Borreri  (Sm.)  Harv. 
Wie  bekannt,  besitzt  Callith.  Borreri  statt  der  eigentlichen 
Sphärosporen  sogenannte  Polysporen.  J.  Agardh  beschreibt  sie  in 
„Species,  genera  et  ordines  Algarum"  Vol.  II,  p.  50  folgendermassen: 
„Sphaerosporae  interioro  latere  pinnularum  seriatae,  ad  articulos  in- 
feriores secundae,  sphaericae,  compositae,  sphaerosporas  simplices  8 
intra  perisporium  foventes;  sphaerosporae  simplices  triangulae  divisae 
(ex  Harv.j.  Kützing  bildet  dagegen  sein  Callith.  Borreri  y.  flabel- 
latum  mit  tetraedrischen  Sphärosporen  ab  (Tab.  phyc.  Bd.  XI,  Taf.  71, 
Fig.  2).  Meine  Untersuchungen,  die  ich  an  einer  grossen  Anzahl  von 
Exemplaren  dieses  CalHthamnion  aus  dem  adriatischen  Meere  und 
den  atlantischen  Küsten  Frankreichs  anslellte,  ergaben  mir  folgendes 
Resultat:  Der  Inhalt  der  Sphärosporenzelle  zerfällt  in  8.  12,  16,  20, 
24  und  28  Zellen.  Jede  dieser  Zellen  bildet  in  der  Muiterzelle  eine 
durch  gegenseitigen  Druck  fast  5seitige  Pyramide,  deren  Spitze  im 
Mittelpunkt  der  Mutterzelle  ruht.  Diese  Zellen  sind  also  eigentlich 
Kugelausschnitte,  die  aus  einem  gemeinschaftlichen  Mittelpunkte  einer 
Art  Keimbodens  entspringen.  Dieser  Keimboden  besteht  aus  einem 
farblosen  (oder  schwach  gefärbten)  Protoplasma  von  der  ungefähren 
Grösse  der  Sporenzellen  und  ist  auch  bei  trockenen  Exemplaren  noch 
gut  sichtbar,  wenn  man  die  Polysporen  unter  dem  Deckgläschen  mit 
verdünnter  Salzsäure  behandelt;  ein  leiser  Druck  auf  dasselbe  lässt 
die  Sporenzellen  aus  der  Mutterzelle  austreten,  und  in  der  Regel 
wird  man  sie  noch  zusammenhängend  in  der  eben  beschriebenen 
Anordnung  finden.  Die  Art  und  Weise  der  Theilung  konnte  ich  nicht 
genau  verfolgen,  da  mir  nur  Weingeist-  und  trockene  Exemplare  bei 
der  gegenwärtigen  Untersuchung  zu  Gebote  standen.  Bei  allen  Poly- 
sporen, die  ich  untersuchte,  fand  ich  ausnahmslos  nur  die  obigen 
Zahlenverhältnisse.  Rechnet  man  aber  den  sog.  Keimboden,  der  na- 
mentlich bei  vielzelligen  Polysporen  sehr  deutlich  hervortritt,  dazu,  so 
vermehrt  sich  die  Anzahl  der  in  demselben  enthaltenen  Zellen  um 
eins.    —    Nägeli    in    „Beiträge  zur   Morphologie  und  Systematik  der 


i31 

Ceramiaceae*'  p.  341  fand  in  lo  untersuchten  Fallen  4uial  20,  2mal 
21,  3mal  24,  luial  25,  Imal  27,  2mal  28  Sporen.''  In  einem  Falle 
l'and  ich  eine  ganz  unvollkommene  und  nur  angedeutete  Tlieilung 
in  4.  Diese  und  die  erwähnten  Beobachtungen  von  Niigeli  erscheinen 
mir  aber  Ausnahmen  von  der  Regel  und  durch  nicht  vollkommene 
und  gleichzeitige  Theilung  einzelner  Sporenzellen  erklärlich.  Als  nie- 
drigst regelmässige  Theilung  kann  8  gelten.  Tetraedrische  Sphäro- 
sporen,  wie  die  obenerwühnlen,  von  Kutzing  abgebildeten,  habe  ich, 
nngeachtel  dass  die  meisten  der  untersuchten  Exemplare  auch  aus 
der  Adria  slammten,  bis  jetzt  nicht  gesehen. 

Callithamnion  fripinmahitn  (Grat.)  Ag.    (Zanard.  Icon.  phycol. 
adriat.  Vol.  III,  p.  11.) 

Obwohl  bereits  Zanardini  (1.  c.)  dieses  CalliUmmnion  aus  der 
Adria  beschrieben  hat,  so  finde  ich  es  doch  erwähnenswerth,  dass 
es  hier  gar  nicht  selten  ist,  wie  es  aber  scheint,  wurde  es  sehr  oft 
mit  Callith.  Borreri  verwechselt,  mit  welchem  es  zu  gleicher  Zeil 
(Ende  des  Winters  und  Frühjahr)  und  an  gleichen  Orten  vorkonunl. 
Ich  fand  es  auch  bei  Miramar  und  von  der  islrianischen  und  dalma- 
tinischen Küste  liegen  mir  viele  Exemplare  vor.  Ausserdem  ist  es 
im  Mittelmeer  und  an  den  europäischen  Küsten  des  atlantischen  Ozeans 
verbreitet. 

Cailiihatnnion  plutna  (Dillw.)  Agard.  (J.  Agard.  Spec.  Alg.  111, 

pag.  16). 
Ich  konstatire  hier  das  Vorkommen  dieses  aus  dem  atlantischen 
Ozean  bekannten  Callithamnion  in  der  Adria.  Ich  fand  es  zwischen 
anderen  Callithamnien  bei  Miramar  und  Rovigno  im  Frühjahr.  Ob- 
wohl die  von  mir  untersuchten  Exemplare  dieser  übrigens  sehr  selten 
gefundenen  Ptlanze  nur  Sphärosporen  tragen,  so  hege  ich  doch  über 
die  richtige  Bestimmung  derselben  keinen  Zweifel,  da  auch  die  von 
J.  Agardh  (1.  c.)  zitirten  Abbildungen  damit  vollkommen  überein- 
stimmen. —  Das  nahe  verwandte  Callith.  elegans  Schousb.  wurde 
von  Ardissone  im  ligurischen  Meere  gefunden. 

J*hylloj)ltor€i  ptüniettoides  J.  Ag.  (Spec.  Alg.  III,  p.  218). 

Zu  dieser  Alge,  die  ich  seit  der  Zeit  der  Veröffentlichung  meines 
,.Verzeichniss  der  Algen  des  Triester  Golfes"  (Jahrg.  1875,  p.  283 
dieser  Zeitschi  ift)  auch  mit  Cystocarpien  fand,  gehören  ntx-h  folgende 
Formen,  die  Kützing  in  den  Tab.  phycol.  abbildete:  Sphaerococcus 
Palmetta  var.  subdivisa  (Men.)  (1.  c.  Band  XVIII,  Taf.  98  d)  und 
Sphaerococcus  Palmetta  var.  acutifolia  Kg.  (1.  c.  Taf.  98  e).  Als  ne- 
niathecientragende  Form:  Phyllotylns  sicnlns  M^.  (l.  c.  Band  XIX, 
Taf.  75  d  —  e)  und  als  cystocarpientragende  Form:  Sphaerococcus 
nicaeensis  Kg.  (I.  c.  Bd.  XVllI,  Taf.  96  c,  d).  —  Als  ferneres  Syno- 
nym führe  ich  an:  Gymnogongriis  7iorref/ints  „Dufour  Elenco  delle 
Alghe  della  Liguria"  p.  29  nacli  iuillienlischen  Exemplaren,  welche 
die    Bezeichnung    „(ide  Bornel"    tragen.    Die    Exemplare    von     riiyll. 


132 

palmettoides  aus  dem  adrialisclien  Meere  sind  meist  klein,  und  nur 
wenige  erreichen  die  Grösse,  wie  sie  Kützing  von  Phyll.  siculus  ab- 
bildet.   Ich   fand    sie   fruktifizirend  nur  im  Winter  (Jänner,  Februar). 

—  Die  Anlage  der  Cyslocarpien  stimmt  aber  elier  mit  Gymnogongrus 
als  mit  Phyllophora,  zu  welchem  Genus  sie  neuerdings  auch  Ardis- 
sone  (Enumerazinne  delle  Alghe  di  Liguria  p.  186)  gezogen  hat.  — 
Die  Farbe  der  Pflanze  ist  schön  karminroth. 

LäUhothainnion  crassum  Phil.   (Wiegeni.   Arcli.  1837,   p.  388), 
Dieses    LUhothamnion,    bisher    nur    aus    dem   sizilischen  Meer* 
bekannt,  liegt  mir  aus  mehreren  Orten  Dalmatiens  Aor.  und  ich  selbs 
sammelte  es  in  Istrien  bei  einer  durchschnittlichen  Tiefe  von  25  Met 

—  Die  Abbildung  Kützing's  in  den  Tab.  phyc.  Bd.  XIX.  Taf.  99  is, 
sehr  charakteristisch  und  zeifft  deutlich  den  spezifischen  Unterschieft 
von    Lifhothamnion  racemus  Aresch.    (J.  Ag.  Spec.  Alg.  II,   p.  521). 

—  Da  Wiegemann's  Archiv  nicht  Jedem  zugänglich  ist,  so  lasse  ich 
die  Beschreibung  Philippi's  hier  folgen:  „L.  album  fasciculare,  ramis 
brevissimis,  crassis,  rotundatis,  nodiformibus.  —  Diese  Art  bildet 
beinahe  kugelige  Massen,  besitzt  IY2  —  2"'  dicke  Zweige,  deren 
Länge  zwischen  den  Verästelungen  jueist  geringer  ist  als  die  Dicke." 

—  Die  gewöhnliche  Grösse  dieses  Lifhothamnion  variirt  von  der 
Grösse  einer  Hasel-  bis  zu  der  einer  Wallnuss.  Die  Farbe  im  Leben 
ist  schön  rosenroth,  erblasst  aber  meist  im  Trocknen  und  geht  in 
ein  lichtes  GrauAioIett  über.  Sehr  interessant  ist  die  Aehnlichkeit 
von  Lithoth.  crassiim  mit  MiUepora  racemosa  Goldf.,  Petref.,  die 
fossil  in  der  Masfrichter  Kreide  vorkommt,  und  von  welcher  G.  W. 
Gümbel  in  „Die  sogen.  Nulliporen  etc."  im  II.  Theile,  Taf.  D  IV, 
F.  L.  2  a  und  2  b  die  Abbildung,  die  übrigens  ein  sehr  kleines 
Exemplar  darstellt,  gibt.  Schon  Philippi  1.  c.  führt  sie  als  fragliches 
Synonym  zu  L.  crassum  an,  und  es  ist  immerhin  m()glich,  dass  wir 
es  hier  mit  ein  und  derselben  Art  zu  thun  haben,  was  erst  durch 
eine  genaue  Vergleichung  mit  jener  fossilen  entschieden  werden 
könnte. 

Chroococcus  turgidus  (Kg.)  Naeg.  (Rabenh.  Fl.  Europ.  Alg.  II. 

pag.  32). 
Diese  eigentliche  Süsswasseralge  kommt  sowohl  im  brackischen, 
als  auch  in  reinem  Meerwasser  zwischen  anderen  Algen,  meist  No- 
stochineen  vor,  wie  auch  Bornet  et  Thuret  (Notes  algol.  I.  pag.  .15) 
erwähnen.  Ich  fand  sie  nicht  selten  in  den  aufgelassenen  Salinen  bei 
Servola  zwischen  Ulothrix  implexa  im  Herbste.  Auch  Ardissone  (Enu- 
merazione  delle  Alghe  di  Liguria)  gil)t  sie  von  Porto  Maurizio  an, 
wo  sie  in  Salzlachen  längs  der  Hafen-Quais,  meistens  zwischen  Oscil- 
larien  im  Herbst  und  Winter  angetroffen  wird. 


133 

Ueber  Crocus  viiiaius  Schloss.  et  Vukot. 

Von  L.  V.  Vukotinoviö. 

In  den  y,N()venytanilapok "  des  Herrn  Professors  Dr.  August 
Kanitz  CJanuai-Heft  1878)  wird  der  Crocus  r^ernns  Wulf,  und  Cr. 
albißorns  Kit.  besprochen  und  dabei  die  Angabe  Kitaibel's  „in  pralis 
iriontanis  Croatiae  —  auf  Alpen  und  Voralpen  in  Croatien"   angeführl. 

Ich  habe  in  jener  Jahreszeit,  in  welcher  Crocus  vernus  Wulf, 
und  Cr.  albißorns  Kit.  blüht,  die  südlichen  Gegenden  des  kroatischen 
Küstenlandes  nicht  besucht,  kann  also  über  dessen  Vorkommen  nichts 
angeben;  was  übrigens  den  Cr.  r er nu s  WiüL  und  dessen  weiss  blü- 
hende Form  betrifft,  ist  mir  aus  vieljähriger  Erfahrung  bekannt,  dass 
er  überall  sowohl  in  den  nördlichen  als  auch  südlich  gelegeneu 
Theilen  und  zwar  auf  Hügeln  und  Bergen  ebenso  wie  in  Ebenen,  be- 
sonders Eichenwäldern  massenhaft  vorkommt.  Der  kroatisciie  Crocus 
stimmt  ganz  mit  der  Beschreibung  Wulfen's  überoin,  nur  scheint  die 
Zeichnung  des  Perigoniums  eine  Verschiedenheit  anzudeuten:  „peri- 
gonium  laciniis  inaequalibus  rotundato-obtusis,  emarginatisve,  saturate 
demum  dilute  violaceo-caeruleum  apice  vitta  dupplici  exteriore  palli- 
diore,  altera  saturate  violacea  cinctum." 

In  Folge  dessen  hielten  Dr.  Schlosser  und  ich  denselben  mit 
Cr.  vernus  Wulf,  nicht  für  ganz  identisch,  sondern  vielmehr  für  Cr. 
hanaticus  Heuffel.  Dr.  Schlosser,  der  mit  Heuffel  im  regen  Verkehr 
stand,  schickte  ihm  diesen  Crocus,  der  bei  St.  Helena,  Pankovec 
und  in  der  Umgebung  der  Stadt  Kreutz  sehr  häufig  in  schonen  üppi- 
gen Exemplaren  vorkommt,  zur  Einsicht,  worauf  Heuffel  erwiederte, 
dieser  kroatische  Crocus  sei  nicht  sein  banaticus.  In  Folge  dessen 
gaben  wir  ihm  dann  den  Namen  ^rittatus'^  (Flora  Croatica  pag.  1075). 
Zu  bemerken  ist,  dass  in  den  benannten  Gegenden  bloss  der  violette 
Crocus  wächst  und  dass  auf  \iele  hunderte  deren  kaum  ein  weiss 
blühender  liommt. 

Als  wir  später  nach  Agram  übersiedelten,  da  überzeugten  wir 
uns,  dass  in  der  hiesigen  südlicher  gelegenen  Gegend  auf  den  Ber- 
gen und  Hügeln,  ebenso  in  den  ebenen  Waldungen  —  besonders 
im  Maximirer  Parke  eine  Unzahl  von  Crocus  vorkommt  —  aber 
im  verkehrten  Verhältniss  —  nämlich  weissblühende  zu  Tausenden 
—  und  der  violette  (derselbe  vittatus)  in  verhältnissmässig  gerin- 
ger Zahl. 

Ob  nun  Cr.  rUtatus  eine  Varietät  des  Cr.  vernus  Wulf,  und 
der  Cr.  albiflorus  Kit.  überhaupt  ein  weissblühender  Cr.  cer/«/s  Wulf, 
oder  eine  weissblühende  Spielart  von  vltfatus  sei,  das  will  ich  weiter 
nicht  erörtern,  so  viel  ist  jedoch  gewiss,  dass  unser  Crocus  albißorus 
hier  ein  weissblühender  Cr.  vittatus  ist,  denn  es  finden  sich  zwischen 
den  violetten  und  weissen  alle  möglichen  Uebergänge,  so  dass  man 
eine  ganze  Reihe  von  der  reinsten  schneeweissen  Blüthe  bis  zur 
(hinkel  violetten  zusammenstellen  kann  ,  in  welcher  der  Uebergang 
der  Farben  vollkommen  anschaulich  wird. 


134 

üebrigens  ist  es  einleuchtend  ,  dass  ein  rein  weissbliihender 
Crocus  wohl  vernus  nicht  aber  nittatus  benannt  werden  könne,  da- 
rum gebrauche  ich  für  den  weissbl übenden  stets  den  Namen  albi- 
florus  Kit. 

Auf  die  Grössenverhältnisse  lege  ich  kein  besonderes  Gewicht 
und  suche  darin  kein  charakteristisches  Merkmal,  weil  diese  sehr  ver- 
änderlich sind  ,  je  nachdem  sich  die  Einflüsse  der  Standorte  geltend 
machen. 

Die  feineren  Unterschiede,  die  an  den  Geschlechlstheilen  vor- 
kommen, sind  wohl  nur  an  lebenden  Exemplaren  zu  bemerken  und 
gehen  im  gepressten  Zustande  verloren ;  auch  die  Farbe  mit  den 
Zeichnungen  verändert  sich  beim  Pressen  und  Trocknen  so,  dass  man 
sich  keine  getreue  Vorstellung  von  dem  Aussehen  der  lebenden 
Pflanze  machen  kann. 

Es  gibt  Gegenden  hier,  wo  auf  Hügeln  in  Steckenwiildern,  welche 
durchwegs  aus  Corylus  Avellana  bestehen,  und  besonders  an  tiefer 
gelegenen  Stelle,  unser  Crocus  vUtatus  mit  Dentaria  trifolia  W.  K. 
in  so  schönen  grossen  und  üppigen  Exemplaren  vorkommt,  dass  man 
ihm  den  Namen  ^grandiflorus"'  beilegen  müsste.  Ein  Beweis ,  wie 
gross  der  Einfluss  des  Bodens  ist  und  welche  Rolle  die  Standorte 
überhaupt  bei  der  Entwickelung  der  Pflanzen  spielen. 

Ich  glaube  daher,  dass  der  Cr.  albiflorus  Kit.  eine  weissblühende 
Form  des  Cr.  vernus  oder  des  Cr.  rittatus  sei.  Solche  Albinos  kom- 
men bekanntermassen  bei  sehr  vielen  Pflanzen  vor.  Ich  kenne  Standorte, 
wo  Sahia  pratensis,  Ajuga  reptans.,  Galega  officinalis,  Campanula 
persicifolia  weiss  blühen;  vor  zwei  Jahren  fand  ich  auch  ein  schnee- 
weisses  Lilium  Martagon.  Solche  Weisslinge  verdienen  jedenfalls 
eine  Beachtung ,  ganz  besonders  wenn  sie  sich  erhallen  und  fort- 
pflanzen, und  es  scheint  mir  ein  derartiges  Merkmal  mehr  charakte- 
ristisch zu  sein ,  für  die  Beschreibung  und  Benennung  als  irgend 
welche  kleine  Abweichung  an  den  inneren  verdeckten  Organen  der 
Pflanze. 

Agram,  10.  März  1878. 


Phytographische  Notizen. 

Von  Dr.  Vinc.  v.  Borbäs. 

1.  Avena  pratensis  Sadl.  (vix  Linn.,  A.  compressa  FreYn,  Oesf. 
bot.  Zeilschr.  1873,  p.  70)  unterscheidet  sich  von  den  nordischen 
Exemplaren  (Kosen ,  Nauheim)  der  A.  pratensis  L.  hauptsächlicii 
durch  die  Art  der  Behaarung  der  Aehrchenspindel:  die  Haarbüschel 
nämlich  laufen  nur  ein  ganz  kurzes  Stück  vom  Callus  der  Deckspelzc 
herab,  der  übrige  Theil  der  Aehrchenspindel  ist  nur  rauh.  Die  Inter- 
nodien  der  Aehrchenspindel  sind  kürzer,  die  Aehrchen  aber  grösser, 


135 

als  bei  der  nordischen  A.  pralensis  L.  =  subsp.  subdecurrens  in. 
—  Im  Hamburger  botan.  Garten,  wie  mir  Prof.  Reichenbach  freund- 
lichst mittheilte,  wurde  sie  als  A.  carpafica  kultivirt.  Bei  der  A. 
praeusta  Rchb.,  von  der  ich  durch  die  Güte  des  genannten  Autors 
ein  Aehrchen  vergleichen  konnte,  sind  die  Glumen  im  Verhältnisse 
7A\  den  grijsseren  Aehrchen  kürzer ,  als  bei  meiner  A.  pratensis  L. 
var.  subdecurrens. 

2.  Poa  praecox  m.  in  Felsenrissen  des  Käzfinthales,  15.  April 
1873  (Syn.  Poa  caesia  Oest.  bot.  Zeitschr.  1875,  S.  207).  Ich  habe 
diese  Pflanze  wiederholt  untersucht  und  mit  authentischen  Exempla- 
ren verglichen,  doch  konnte  ich  sie  mit  keiner  der  verwandten  Arten 
vereinigen.  Die  vegetativen  Theiie  dieser  Pflanze  stimmen  genau  mit 
jenen  von  P.  bulbosa  oder  P.  concinna  Gaud.,  Koch,  die  Ris|ie  giht 
»her  dieser  Pflanze  ein  so  eigenthümliches  Aussehen,  dass  man  auf  P. 
bulbosa  L.  gar  nicht  denkt,  denn  diese  Rispe  ist  locker  und  viel  länger, 
„alle  Internodien  derselben  sind  weit  mehr  verlängert,  so  dass  die  auf- 
einander folgenden  Aeiirchen  eines  Zweiges  si('h  nur  mit  der  Spitze 
und  dem  Grunde  berühren,  nicht  wie  bei  P.  bulbosa  L.  übereinander 
liegen."  (E.  Hackel  in  lit.)  Die  Glumen  erinnern  an  jene  der  P.  ste- 
nantha  Trin. ,  darum  wollte  Dr.  Sanio  die  Pflanze  dafür  halten.  — 
(ierne  möchte  ich  diese  Pflanze  nur  als  eine  Subspezies  betrachten, 
aber  ich  kann  sie  an  keine  Art  als  Varietät  stellen. 

3.  Am  Kalniivberg  im  KiJröser  Comitate  fand  ich  ein  Hieracium 
pseudo-Cymosum  =  H.  Bauhini  X  cymosum  L. ,  bei  welchem  die 
Stellung  der  Anthodien  jener  des  H.  cymosum  L.,  die  Blätter  aber  mit 
jenen  des  kahlen  H.  Bauhini  Schult,  ähnlich  sind.  —  Mit  H.  asperi- 
f'olium  Schur,  welches  der  Autor  für  eine  Mittelform  zwischen  H. 
praealtum  und  H.  cymosum  hält,  hat  meine  Pflanze  nichts  zu  thun, 
schon  darum,  da  die  Blätter  bei  meiner  Pflanze  kahl  sind,  wie  bei 
IL  Bauhini  Schult. 

4.  Hieracium  macranthum  Ten.  Griseb.  Distr.  Hier.!  (H.  leuco- 
cephalum  Vuk.l)  ist  in  Mittel-Ungarn  (Lindenberg  bei  Ofen,  bei  Hi- 
degküt,  Boros-Jenö)  und  Croatien  (Tuhovicberg  bei  Fuzine)  häufig. 
Von  H,  pillosellaeforme  Hoppe  unterscheidet  es  sich  hauptsächlich 
dadurch,  dass  die  fast  silberweissen  Anihodialschuppen  nicht  zwei- 
farbig sind.    —   „Cum  //.   pilosellaeforme    associatur  a  Dec sed 

anthodii  foliolis  exterioribus  non  albo  marginatis  diversum.'^  Guss.  fl. 
Sic.  n.  p.  403. 

5.  Hieracium  petraeum  Hoppe,  Gris.  (non  Friv.)  fand  ich  auf 
schattigen  Felsen  des  Monte  Maggiore  bei  Vela  Utzka. 

6.  In  dem  Herhar  des  Erzbischofs  Haynald  ist  Edrajanfhus 
croaticus  Kern,  als  E  caricinus  Schott  aufbewahrt,  darum  zog  ich 
(Oest.  bot.  Zeitschr.  1876,  p.  280)  diese  zwei  Pflanzen  zusammen. 
Auf  diese  Pflanze  passt  aber  die  authentische  Beschreibung  von  Scholl 
(Analecta)  nicht  so  genau,  wie  auf  jene,  welche  ich  von  Prof.  Ker- 
ner zur  Vergleichung  erhielt,  und  welche  von  dem  Entdecker  Maly 
stammt  und  wirklich  dem  E.  lenuifoUus  nahe  steht.  Mit  dem  Scholl- 
schen  Originale    musste    also    eine    Verwechselung    geschehen    sein. 


13Ö 

Zum  E.  croaticus  Kern.,  welcher  nach  dem  berühmten  Autor  auch 
in  Italien  verbreitet  ist ,  muss  man  also  E.  caricinus  Schott,  herb, 
oxcl.  descript.  als  Synonym  citiren. 

7.  Althaea  micrantha  Wiesbaur  sah  ich  in  Ungarn  noch  nicht; 
bei  Arbe  sammelte  ich  aber  eine  kleinblüthige  A.  officinalis  var. 
mollis  mihi,  a  typo  pube  densiore  et  molliore,  siccala  lutescenti, 
calycis  laciniis  exterioribus  triangularl-ovalis ,  acutis  (non  angustis, 
lineari-lanceolatis),  floribus  duplo  minoribus  recedens.  —  Mein  Cistus 
von  der  Insel  Arbe  ist  =  C.  creticus  L.  cCf.  Oest.  bolan.  Zeitschr. 
1878,  p.  65.) 

8.  Bei  unserer  Myosotis  stricta  Link  tritt  die  Metopie  häu- 
fig auf. 

Budapest,  6  Februar  1878. 


Das  Pflanzenreich 
auf  der  Wiener  Weltansstelluiig  im  Jahre  187^. 

Kotizen  über  die  eipoiiirleuPüaiizeu,PllanzeDroh$toffe  und  Produkte,  sowie  über  ihre  bildlicHeu  Darstelluiij^eH. 
Von  Franz  Antoine. 

(Fortsetzung.) 

Unter  dem  Titel:  „Prodotti  forestiali  italiani"  waren  Kollektionen 
von  39  Mandelsorten,  12  Sorten  Wallnüsse,  worunter  einige  von  un- 
gewöhnlicher Grösse  sich  befanden,  und  dann  13  Sorten  Haselnüsse, 
welche  alle  mit  ihren  Trivialnamen  bezeichnet  waren. 

Francesco  Cirio  &  Comp,  stellte  mehrere  Sorten  essbarer  Ka- 
stanien aus. 

Das  Ministro  d'agricoltura  induslria  e  commercio  legte  ein  Her- 
bar  in  acht  grossen   Cartons  auf  nebst  einer  Sammlung    von  Conile- 
renfrüchten.  Man  fand  darunter: 
Pinus  Bruttia  Tenore. 

—  Pinea  L. 

—  maritima  Mill. 

dann  verschiedene  Sämereien  in  etwa  180  Sorten. 

Barone  Angelo  Porcari  sandte  208  Pulvergläser  mit  Cerealien 
und  die  Camera  di  Commercio  160  Gläser. 

Die  Giunta  speciale  di  Caltanissatta  brachte  Mehl,  Getreide  in 
80  kleinen  Kästchen. 

Die  königl.  Realschule  in  Udine  Samen  und  Hölzer  von  Friaul. 

Das  forstwissenschaftiche  Institut  in  Vallombrosa  einheimische 
Forstpflanzen. 

Den  Weinbau  betreffend,  so  gab  es  hierüber  mehrere  ampelo- 
graphisehe  Abhandlungen,  welche  theils  mit  Abbildungen  versehen 
waren,  wie  z.  B.  der  Weinbau  in  Ünler-Monferrato  von  Ottavi  Otta- 


137 

vio  mit.  pliofograpliisclion  AIiMlduiigon.  ITeherflipss  gab  es  eine  un- 
endlich grosse  Menge  Weinsorten,  wozu  das  önologische  Instil\il 
reichlich  beisteuerte,  darunter  gab  es:  Schwarzen  Wein,  bitteren 
scliwarzen  Wein,  Lambrusco-Wein,  trockenen  rothen  Wein,  Tocca- 
nese-Wein,  Lacriina-Wein  vom  Vesuv,  moussirenden  Lacrinia  Crisli, 
Capri-Wein,  calabrischen  Wein,  Alcantara-Wein,  Romeo-Wein,  Mar- 
sala-Wein,  Albanello-Wcin  vom  Aetna,  Nesima-Wein,  Ainareno- 
Wein,  Fica-Wein,  Vasadonna-Wein,  Cagliari-Wein,  Gransasso-Wein, 
Lipari-Wein  und  viele  andere  Sorten. 

Auch  Essig  war  in  vielen  Mustern  vorhanden,  wovon  einige 
mit  einem  Alter  von  200  Jahren  bezeichnet  waren. 

Von  Oelen  war  das  Olivenöl  am  stärksten  vertreten  und  in  sehr 
verschiedenen  Qualitäten  eingebracht,  auch  Oel  aus  Juniperus.  Se- 
)>amum.  Mandeln,  Ricinus.  Citronen,  Bergamotten,  Mentha  piperita, 
Prunns  Lauro-cerasvs,  Arachis  hypogaea  fehlten  nicht. 

Unter  den  Liqueuren  waren  welche  aus  Annona  squamosa  L., 
dann  Juglandino-Liqueur,  wie  auch  Melonen-  und  Kaffee-Rosoglio. 

Spiritus  aus  China-  und  Sorghum-Samen  und  Alkoliol  aus 
Opuntia  und  Monis  papyrifera.  Branntwein  \on  Achillea  moschala  Jcq. 

Eiixir  aus  Erylhroxylum  Coca  Lam. 

Als  Kaffeesurrogat  benützt  man  die  Wolfsbohne. 

Mehle  waren  aus  Kastanien,  Kartoffeln,  Stärke  aus  Arum  ilafi- 
cum  Mill.  bereitet. 

Zucker  aus  Holcus  saccharafus  L.  und  Rüben. 

Manna  von  Fraxinus  Ornus  und  von  Ulmus  sp.  vom  Monte 
St.  Angelo  aus  Palermo.  Die  Manna  calabrina  vom  Monte  St.  Angelo. 

Mannit  aus  den  Früchten,  Blättern  und  Blüthen  der  Olea  fra~ 
grans  Thunb. 

Von  getrockneten  Früchten  waren  vorhanden:  Feigen,  Kasta- 
nien, Oliven.  Trauben.  Pignolen  (Pinns  Pinea^,  Johaimisbrod,  Pfir- 
siche. Pflaumen  etc.,  Arachis  hypogaea -Früch\e  und  eine  Sammlung 
von  Haselnüssen,  die  aus  der  Nähe  von  Chiavari  stammte. 

An  Sämereien  gab  es:  Baum  wollsamen,  Sesamum-  und  Lein- 
samen, Sorghum,  dann  Hafer,  Gerste,  ferner  einheimischen,  chinesi- 
schen und  amerikanischen  Reis,  sowohl  in  Hülsen  oder  enthülst. 

Von  Wurzeln  gab  es:  Iris  ßorentina,  Acorus  Calamus  L.,  Gly- 
cyrrhiza  glabra  etc. 

Unter  den  Arzneisloffen  fanden  sich  vor:  Citronensäure,  Essen- 
zen aus  Prunus  Lauro-cerasus.  Citronen,  Mandarinen,  Orangen,  Ber- 
gamotten, ferner  Weinslein  aus  den  Früchten  und  Blättern  von  Myr- 
tns  auslralis  Spr.,  Lavendelwasser,  Asparagin  und  Seeschwämme. 

Tabak  war  zahlreich  aufgelegt. 

Von  Faser-  und  Gespinnstpflanzen  gab  es:  Hanf  und  Flachs, 
Aloe-  und  Hibiscus-YdiSeYn.  Stricke  aus  Pfriemen-  oder  Esparto-Gras 
(Stipa  tenacissima  L.),  Sumachrinde,  die  Blattstiele  von  Thypha  (lafi- 
folia  und  angustifolia)  und  die  daraus  gewonnenen  Produkte. 

Zur  Papierbereitung  wird  sowohl  das  Holz  als  auch  die  Rinde 
von  Morus  angewendet. 


138 

Neapel  schickte  eine  aus  800  Stück  bestehende  Obslsainniluno- 
aus  Wachs  ein,  welche  mit  grosser  Naturlreue  nachgeahmt  war. 

Monaco. 

Ein  kleiner,  niedlicher  Bau  in  der  Mitte  eines  Gärtchens  war 
für  die  Erzeugnisse  des  Fürslenthums  Monaco  errichtet.  Der  innere 
Raum  des  Gebiiudes  enthielt  einen  Salon,  an  dessen  Hauplwand  ein 
Aquarell  der  gleichnamigen  Hauptstadt  befestigt  war.  Das  freund- 
liche Bild  zeigte  die  mit  Häusern  besetzten  steilen  Felsenufer,  welche 
der  bewegten  See  ihre  gekräuselten  Wellen  schäumend  zurückwarfen, 
während  in  der  Ferne  sich  der  milde,  sonnige  Himmel  in  der  Fluth 
spiegelte. 

Wohlriechende  Oele  und  gewohnliches  Olivenöl  waren  häufig 
vorhanden,  sowie  auch  Essenzen  und  Liqueure. 

Für  die  Gartenanlage  wurden  Knollengewächse  und  Gehölze 
mitgebracht  und  ausgepflanzt,  darunter  fanden  sich  Schimis  Molle, 
Phormium  tenax,  Cacti,  GladioU  etc.  Auch  zwei  Riesenexemplare 
von  Agave  americana  mussten  die  Reise  mit  einem  beinahe  2  Meter 
hohen  im  Wachsen  begriffenen  BliUhenstande  mitmachen,  welche  sich 
aber  dann  vollständig  entwickelten  und  von  der  unvervvüslbaren  Le- 
benskraft dieser  Pflanze  Zeugniss  geben, 

Frankreich. 

In  überraschender  Menge  erschienen  die  Produkte  Frankreichs 
auf  der  Wiener  Weltausstellung.  Es  war  übrigens  nicht  die  grosse 
Anzahl  der  Gegenstände  allein,  welche  die  Bewunderung  erregte, 
sondern  vorzuo-i,- weise  die  geschmackvolle  und  vollendete  Durchfüh- 
rung  der  dargebrachten  Objekte. 

Broncen,  Bijouterien  und  Stoffe  fielen  wohl  am  schwersten  in 
die  Wagschale  und  weniger  gewichtig  die  Gegenstände  aus  dem 
Pflanzenreiche,  welche  übrigens  bei  den  Frankreich  angehörigen  Ko- 
lonien in  reicher  Zusammenstellung  alle  Würdigung  errangen. 

Da  die  Anfertigung  von  Kunstblumen  getreue  Nachahmungen 
der  natürlichen  Pllanzengebilde  sind,  und  Frankreich  Vorzügliches  in 
der  Weise  lieferte,  su  finde  ich  Veianlassung,  dieselben  zu  erwähnen. 
Die  Erzeugung  und  Wahl  der  Stoffe,  um  die  zarten  ßlumenkronen 
mit  aller  Bestimmtheit  ihrer  Formen  nachzuahmen,  war  in  bewunde- 
rungswürdiger Weise  durchgeführt.  Täuschend  ist  das  feurige  Ko- 
lorit mancher  Blume  wiedergegeben  und  beurkundet  den  Fortschritt 
in  der  chemischen  Bereitung  der  Färbemittel,  aber  auch  die  Thätig- 
keit,  welche  man  der  Chemie  weiter  für  technische  Verwendung  zu- 
wendet, wurde  aus  dem  Vorhandensein  der  vielen  Parfüms  ersichtlich, 
welche  die  Wohlgerüche  der  Pflanzenwelt  darstellten. 

Unter  den  Genuss-  und  Nahrungsmitteln  waren  es  die  Kon- 
serven, welche  auf  das  reichhaltigste  eingeschickt  waren.  Es  gab 
Gemüse  nach  verschiedenen  Systemen  in  Zelten,    Büchsen  etc.    kon- 


189 

sorviii.  cbpiiso  TrülFel  und  Clmnipignons  und  eine  Unzahl  antlcrer, 
«leren  Herslammung^  eben  niclil  zu  eruiren  war.  Um  die  Vervoll- 
komninuno;  der  ZucKerriiben-Kultur  zu  beweisen,  lagen  riesig-e  Rüben 
in  kolossalen  Pokalen  mit  Weingeisl  umgeben,  während  die  Pflanzen 
mit  den  Fruclitständen  sich  getrocknet  vorfanden. 

In  vielen  Sammlungen  gab  es  Cerealien,  tlieils  die  Früclite  in 
Gliisern  gefüllt,  tlieils  mit  den  Halmen  zu  Garben  gebunden.  Eine 
(lieser  Kollektionen  bestand  aus  160  solcher  Bündel,  und  darunter 
fanden  sich  vor:  Triticum  monococcnm  L.,  T.  ainyleum  Sering.,  T. 
durum  Desf.,  T.  compositum  L.,  T.  tnrgidum  L.,  T.  aeslinmi  L.,  T. 
hi/bernnm  L.,  dann  Ble  de  Noe  und  viele  Sorten  von  Türkisi;h-Koru, 
Erbsen,  Dolmen  etc.  in  Gläsern. 

Die  vorzüglichsten  Weine,  welche  der  französische  Boden  zur 
Reife  bringt,  füllte  die  gläsernen  Gehäuse,  die  in  grosser  Anzahl  ilire 
langen  Hälse  emporrichteten.  Man  fand  dabei.-  Vin  de  Rancio,  Vin 
des  Alpes  maritimes.  V.  de  Bourgogne,  V.  mousseux  du  .Iura,  Vin 
rouges  et  blancs  de  Thlerault,  V.  de  Thermitage,  V.  de  Cöte  rotie, 
Grands  vin  Gruaud-Larose-Sarget,  V.  muscat  blanc,  V.  de  Bordeaux, 
V.  de  Bellet.  Clairette  etc. 

Alkohol  gab  es  aus  Rüben,  aus  Mentha  und  Helianlhus  luhe- 
rosus  L.  (Topinambour)  bereitet. 

An  Liqueuren  waren  Juniperine,  la  Prunelline,  Salvia,  la  Peri- 
gourdine  (Elixir  de  truflPes  noires)  vorhanden. 

Syrup  „Desjardin''  genannt,  lieferte  die  Malteser  Orange. 

Ferner  gab  es  Kasfanienextrakt,  Oele  von  Oliven,  Nüssen  und 
Mandeln. 

Unter  den  für  die  Färberei  und  Gerberei  verwendeten  Mitteln 
erscliienen  Orseille,  Fiirbeholzexirakt,  Krappblumen  und  Kastanienholz, 
welches  zum  Gerben  Anwendung  findet. 

Die  nicht  reichlich  vorhandenen  Arzneimittel  enthielten  Digita- 
lin,  Harz  der  Wurzel  der  Thapsia  garcjanica  L.,  welche  die  Araber 
Bou-nefa  nennen,  dann  Eiicalyplns-  und  Cubeben-Präparate. 

Das  Pensionat  des  freres  des  ecoles  chretiennes  behing  die 
Seitenwände  mit  150  grossen  Wandtafeln,  welche  zum  Unterricht  in 
der  Obstbaumzucht  besinnmt  sind,  demnach  den  Schnitt  aller  Baum- 
formen in  den  verschiedenen  Altersstufen  in  farbigen  Aufzeichnun- 
gen darstellte,  so  wie  auch  die  Vermehrungsmethoden  der  Pflanzen 
durch  Stecklinge. 

Wie  überhaupt  die  Photographie  in  Frankreich  mit  Vorliebe 
und  Geschicklichkeit  betrieben  wird,  so  zeigte  sich  dieses  auch  in 
dem  zahlreichen  Materiale,  welches  ihre  Ausstellung  schmückte.  Doch 
gab  es  wenig  Aufnahmen,  welche  speziell  als  Vegetalionsbilder  zu 
bezeichnen  sind,  sondern  sich  mehr  auf  Strassen-  und  Gebäudeauf- 
nahmen  und  Porträte  beschränkten.  Nur  die  Firma  Lewy  in  Paris 
brachte  ägyptische  Ansichten,  worauf  Palmengruppen  repräsentirl 
waren. 


140 

Spanien. 

Hülsenfrüchte,  Getreidesoiien,  Nüsse,  Mandeln  in  Sorlon  und 
Johannisbrot  exponirte  dieses  Land  in  zahlreicher  Menge.  Es  be- 
schränkte den  Ausstellungsraum  nicht  auf  die  Hauptgallerie,  sondern 
benutzte  ein  ansehnliche  Rciumlichkeit  in  der  Agricultur-Halle. 


Holzmaster. 

Hiervon    waren    an    200  Stück    vorhanden,    die  theils 
Provinz  Lerida,    theils   aus  San  Quicico  eingesendet  waren, 
fanden  sich  vor; 
Acer  Psendoplatanus  L. 
Äcacia  (Figiie). 
Andira  inermis  H.  B.   (Yaba). 
Alnus  glutinosa  Willd.  (Alise). 
Bnxus  sempervirens  L.  (Boj). 
Broussonetia   tinctoria  Klh.    (Fu- 

stete). 
Bumelia  pallida  Sw.  (Gagnani). 
B7'ya  Ehenus  DC  (GrenadillaJ. 
Copaifera     hymenaeifoUa     Marie. 

(Caguaiven). 
Calophyllum    candidissimum    D  C. 

(Dagame). 
Chrysophyllum  olivi forme  Lam. 

(Caiinitillo). 


aus   der 
darunter 


Crescentia  cucurbltina  L.  (Guira). 
Cordia  geraschanthoides  H.  B. 

(Baria). 
Cerasus  Juliana  Hort.    (Cerisier). 
Cedrella  odorata  R.  P.  (Cedre). 
Cecropia    peltata    L.       (Yogrunia 

hembra). 
Excoecaria  lucida  S.  W.  (Aite). 
Fraxinus  excelsior  L. 

—  oxyphylla  Bbrst. 
Fagns  sylratica.  L. 
Guajacum  officinale  L.  (Gaiak  noir). 
Guarea  trichiliokles  L.  (Yomagua). 
Gualteria  rigida^xcM.  (Cuero  dun»)- 

—  virgata  Dun.  (Yaya). 


(Fortsetzung  folgt.) 


Literaturberichte. 

Beiträg-e  zur  Biologie  der  Pflanzen.  Herausgegeben  von  Dr.  Ferdinand 
Cohn.  II.  Band,  3.  Heft.  Breslau  'IS77.  J.  U.  Kern's  Verlag.  H".  130  S. 
ö  Tafeln. 

Das  neueste  Heft  dieser  gediegenen  Beiträge  bringt  folgende 
Abhandlungen:  Ueber  die  Einwirkung  höherer  Temperaturen  auf  die 
Erhaltung  der  Keimfähigkeit  der  Samen.  II.  Von  Dr.  L.  Just  (S.  311 — 
348).  —  Bemerkungen  und  Beobachtungen  über  einige  Ustiiagineen 
von  Dr.  J.  Schroeter  (S.  349—386,  Taf.  XII);  ein  Nachtrag  zu  die- 
sem Aufsatze  findet  sich  auf  S.  435 — 440.  —  Ueber  zwei  neue  E?i- 
toniophthora-Arten  von  Prof.  N.  Sorokin  (S.  387—398,  Taf.  XIII).  — 
Untersuchungen  über  Bakterien.  VI.  Verfaliren  zur  Untersuchung, 
zum  Konserviren  und  Photographiren  der  Bakterien.  Von  Dr.  Kocii 
(S.  399 -—434,  Taf.  XIV— XVI  mit  24  Phofogrammen  in  Lichtdruck). 
Sämmtliche  Aufsätze  sind  fleissig  und  gründlich  gearbeitet.  Jusl's 
Abhandlung  enthält  für  den  Physiologen  und  Oekonomen  beachtens- 
werthe  Daten.   —    Schroeter's  Bemerkungen  sind  für  den  Mykologen 


141 

von  Wichtigkeit,  denn  sie  l)ringen  ausser  einer  Reihe  neuer  Beob- 
achtungen über  Systematik  und  Biologie  der  üsfilagineen  auch  eine 
Uebersicht  sämintlicher  Entifloma-S\)ez'\es.  —  Die  beiden  von  Soro- 
kin  bekannt  gemachten  Entomophlhora- Arien  sind:  E.  conglomerata 
und  E.  rimosa,  erstere  auf  Culex,  letztere  auf  Chironomus  schma- 
rotzend. —  Koch"s  Versuche,  Bakterien  zu  photographiren,  sind  ein 
vielversprechender  Beginn,  die  so  schwierig  zu  unterscheidenden 
Schizomyceten  naturgetreu  abzubilden.  Es  wird  dieser  Aufsatz  daher 
auch  für  Aerzte  von  Interesse  sein.  Dr.  H.  W.  R. 

Die  Lanb-  und  Lebermoose  in  der  Umgebung'  von  St.  Gfoar.  Erster  Nach- 
trag. Von  Gu'ötav  Herpell.  1877.  8".  35  S. 

Der  Verfasser  veröffentlichte  im  Jahre  1870  eine  Moosflora  der 
Umgebungen  von  St.  Goar.  Seitdem  machte  er  über  die  Verbreitung 
der  von  ihm  damals  angeführten  Moose  viele  neue  Beobachtungen 
und  fand  eine  beträchtliche  Anzahl  aus  dem  Florengebiete  noch  nicht 
bekannter  Arten.  Unter  diesen  wurden  einige  in  Deutschland  nur 
sehr  selten  beobachtet;  so  Phasciim  rectum  Sm.  u.  s.  w.  Diese  No- 
vitäten wurden  im  vorliegenden  Aufsatze  zusammengefasst;  er  ist 
mit  Fleiss  und  Sachkennlniss  gearbeitet  und  bildet  einen  erwünschten 
Beitrag  zur  genaueren  Kenntniss  der  Moosflora  des  südwestlichen 
Theiles  von  Deutschland,  namentlich  des  Rheinthaies. 

Dr.  H.  W.  R. 

Ueber  die  Bedeutung  der  Pflanzenkunde  für  die  allgemeine  Bildung.  Rede, 
gehalten  bei  Eröffnung  des  Viktoria-Lyceums  in  Berlin  am  ^.  Januar  1871 
von  Dr.  Alexander  Braun,  weil.  ord.  Prof.  d.  Botanik  an  der  k.  Uni- 
versität zu  Berlin,  herausgegeben  von  Dr.  Robert  Caspary  in  Königsberg. 
Berlin  1877.  Verlag  von  Aug.  Hirschfeld.  8*.  24  Seiten. 

Es  war  ein  dankenswerthes*Unternehmen,  dass  Prof.  Caspary 
diese  Rede  aus  Alexander  Braun's  Nachlass  herausgab.  Denn  vollen- 
det in  der  Form  und  von  einem  Hauche  warmen  Gefühles  belebt, 
weist  sie  auf  das  überzeugendste  die  Wichtigkeit  der  Pflanzenkunde 
für  die  allgemeine  Bildung  nach.  Nicht  nur  der  Botaniker,  sondern 
überhaupt  jeder  Gebildete  wird  diese  schöne  Rede  mit  Vergnügen 
lesen  und  mit  Befriedigung  aus  der  Hand  legen.  Sie  sei  daher  der 
allgemeinen  Beachtung  angelegentlichst  empfohlen.  R. 

Borbäs  Vincze:  A  magyar  korona  nehäny  Hieracium  forma järol  (Ueber 
einige  Hieracium-Formen  der  ungarischen  Kronllinder). 

Der  vorliegende  Aufsatz  erschien  in  der  diessjährigen  „Ter- 
meszet."  Neu  sind:  1.  Hier,  eriostachynm,  2.  H.  violascens,  3.  H. 
elatum  Fr.  var.  Hunyadense  und  4.  H.  Jurannm  var.  ?  stenanthum. 
Die  beiden  erstgenannten  sind  aus  Kroatien,  während  die  letzteren 
in  Siebenbürgen  beobachtet  wurden.  K. 

Acta  horti  Petropditani.  Tomus  V,  Fasciculus  I.  St.  Petersburg  1877. 

Enthält:  1.  Plantas  ab  A.  Czekanowski  et  F.  Mueller  annis  1874 
et  1875  lectas  enumeravit  E.  R.  a  Trautvetter.  Neu  sind:  Artemisia 
Czekanowskiana,  Eritrichium  Czekanotcskii,  Juncus  MneUeri^  Scirpus 

Oe>terr.  botan.  Zeitschrift.  4.  Heft.  1S78.  11 


142 

uniflorus,  Carex  ehracteata  und  AsprelJa  sibirica,  sowie  eine  Reihe 
von  Varietäten.  2.  Observations  sur  les  epoques  du  developpement 
des  plantes  cultivees  en  pleine  terre  dans  le  jardin  botanique  Impe- 
rial et  des  plantes  indigenes  des  environs  de  St.  Peters])Ourg-,  faites 
pendant  l'annee  1873  par  F.  G.  de  Herder.  3.  Descriptiones  plan- 
tarum  novarum  Auetore  E.  Regel.  A.  Plantae  regiones  turkestanicas 
incolentes,  secundum  speciinina  sicca  a  Regelio  et  Srhmalhausenio 
deterniinatae.  Neu  sind:  Ranunculus  Alberti  Rgl.  et  Scliinalh.,  Del- 
phinium  longipedunculatuni,  Parrya  eriocalj/x,  Draha  Alberti,  Cho- 
rispora  stenopetala,  Sisymbrium  hirtulum  und  S.  Korolkowi,  Draba 
Scharnhorsti,  Lepidium  karatamense^  Crambe  Sewerzmol  und  C.  pal- 
matißda,  Dianthtis  Kuschakewicü,  Saponaria  Sewerzotoi,  Silene  Ku- 
schakewiczi,  Acanthophyllum  Korolkoioi,  Peucedanmn  dasycarpum, 
Tanacetnm  trichophijUum,  Echinops  karatamcus,  Cousinia  Traut- 
vetteri  Hgl.,  Cylindrocarpa  (neues  Genus)  Sewerzowi,  Sfatice  alata- 
vica  Rgl.  et  Sciunalli.,  St.  Höltzeri  Rgl-,  Iris  Alberti  und  Orithynia 
dasystemon.  B.  Plantae  regiones  turkestanicas  et  centro-asiaticas  in- 
colentes, secundum  specimina  viva  in  horto  bot.  imp.  petropolitano 
culta  descripta.  Auetore  E.  Regel.  Neu  sind:  Iris  Kolpakowskiana, 
Sedum  umbllicoldes,  Tulipa  Kaufmaiiniana  und  T.  Kolpakowskiana. 
C.  Plantarum  in  horto  bot.  imp.  petropolitano  ciiltarum  descriptiones. 
Hier  werden  zuerst  beschrieben:  Allium  Ehcesi  und  Torenia  exap- 
pendulata.  D.  Breviarium  de  horto  bot.  imp.  petropolitano  anno  1876 
directore  E.  Regelo.  Das  vorliegende  Jahrbuch  ist  für  uns  West- 
Europäer  von  höchster  Wichtigkeit  geworden  und  verdient  die  thun- 
lichste  Beaclilung.  J.  A.  Knapp. 


Correspondenz. 

Innsbruck,  6.  März  i878. 

In  der  kurzen  Recension,  welche  Herr  J.  A.  Knapp  (Miirzheft, 
1878)  von  meinem  Werke:  Kalocsa  videkenek  nüvenytenye- 
szete  gegeben  hat,  finden  sich  einige  Bemerkungen,  welche  mich  zu 
folgender  Berichtigung  veranlassen :  1.  Veronica  colocensis  ist  von 
mir  nicht  als  Art,  sondern  als  Form  aufgeführt  (sielie  S.  134).  — 
2.  Roripa  prolifera  (Heuff.)  wird  von  mir  als  Art  nicht  beanstandet 
(s.  S.  40),  sondern  nur  die  um  Kalocsa  vorkommende  und  dem  Wort- 
laut der  Neilreich'schen  Diagnose  ziemlich  entsprechende  Form  der 
Roripa  silvestris  wird  als  die  echte  R.  prolifera  bezweifelt.  —  3.  Dass 
Roripa  Kerneri  mit  R.  pyrenaica  nichts  gemein  habe,  und  wie  alle 
übrigen  Novitäten  kaum  haltbar  sei,  ist  so  unrichtig,  dass  alle,  welche 
diese  Roripa  sehen  konnten ,  unter  diesen  auch  Herr  Prof.  Kerner, 
hierin  eine  mit  R.  pyrenaica  zunächst  verwandte  Pflanze  erkannt  ha- 
ben. —  4.  Ich  soll  ganze  Stellen  aus  den  Arbeiten  Anderer  übernom- 
men halben,  „und  fehlen  gelegentlich  die  nothwendigen  Anführungs- 


143 

zeichen".  Ich  fordere,  man  möge  mir  solche  Stellen  aus  meinem 
Werke  aufweisen.  Ich  bin  mir  bewusst,  fremdes  Eigenthum  je- 
desmal als  solches  gekennzeichnet  zu  haben.  —  5.  Artemi- 
sia  lednicensis  und  A.  sericea  sind  zwei,  unter  sich  nach  dem  Grade 
der  Behaarung  untersciiiedene  Formen;  ich  konnte  sie  also  „beson- 
ders nennen-.  —  6.  „Warum  ich  eine  Reihe  (?)  von  Pfllanzen,  von 
welchen  ich  keine  Exemplare  besitze ,  namhaft  mache  und  mit  forl- 
laufenden Nummern  versehe"  ,  könnte  nur  dann  „fraglich  bleiben '', 
wann  weder  ich  noch  Andere  dieselben  beobachtet  hätten,  und  auch 
anderweitige  wichtige  Anhaltspunkte  für  deren  Vorkonnnen  fehlen 
würden.  Uebrigens  für  das  Gebiet  wirklich  zweifelliafte  Pflanzen  sind 
höchst  wenige,  Kaum  2 — 3  (siehe  auch  Vorrede  19.  Zeile).  —  7.  Das 
Werk  (KonnnissionsN erlag  aou  N.  Telley  in  Budapest)  können  auch 
Niclit-Ungarn  für  Pflanzengeograpliie  und  wegen  der  lateinischen 
Diagnosen  und  Bemerkungen  auch  für  die  Systematik  gebrauchen.  — 
Endlich  8.  ob  und  in  wie  ferne  ich  mich  der  Boreau-Jordan'schen 
Schule  in  die  Arme  geworfen  habe,  —  dieses  zu  beurtheilen,  über- 
lasse ich  den  Lesern  meines  Werkes  ,  wobei  ich  auch  die  Vorrede 
zu  berücksichtigen  bitte.  L.  Menyhärth  S.  J. 

Kalksburg,  9.  März  1878. 
Vorgestern  erhielt  ich  über  gütige  Verwendung  der  jungen 
Grafen  A.  und  C.  Zabeo  eine  Sendung  frischer  Veilchen  aus  Faal  am 
Nordabhang  des  Bachergebirges  in  Untersteiermark.  Wahrend  bei  uns 
noch  fast  alle  Veilchenknospen  geschlossen  sind,  (nur  Viola  kalks- 
burgensis  =  alba  X  austriaca  hat  gestern  vor  allen  andern  ein- 
zelne Blumen  entwickelt,  ist  aber  heute  wieder  eingeschneit),  stehen 
die  steirischen  bereits  in  voller  Blüthe  ,  w  as  deren  Bestimmung  we- 
sentlich erleichtert  hat.  Der  Inhalt,  der  eine  Bereicherung  der  steiri- 
schen Flora  ergibt,  war  folgender:  1.  Viola  odorata  L.  2.  F.  alba 
Besser  (V.  virescens  Jord.  Blumen  weiss ,  Sporn  grünlichgelb).  3. 
V.  scotophylla  Jordan  meistens  f.  albiflora  (Blume  weiss,  Sporn  violet) 
aber  auch  ein  Exemplar  der  forma  violacea  (Blumen  violet).  4.  V. 
multicaulis  Jord.  iodorata  X  scotophylla)  f.  lilacina.  Sehr  Avahr- 
scheinlich  sind  auch:  5.  V.  badensis  Wiesb.  (_=  alba  X  hirta  oder 
scotophylla  X  hirtaj,  und  6.  V.  pennixta  Jord.  (=  odorata  X  hirta) 
darunter.  Da  zur  Bestimmung  dieser  schwierigen  Pflanzengruppe  das 
einmalige  Ansehen  auch  des  frischen  Materials  oftmals  nicht  hin- 
reichend ist,  so  wurden  alle  genannten,  sowie  ein  anderes  zweideu- 
tiges Veilchen,  das  der  Viola  austriaca  Kerner  ähnlich  ist,  aber  ge- 
ruchlos zu  sein  scheint ,  zur  ferneren  Beobachtung  in  dem  bereits 
über  200  Nummern  zahlenden  Veilchengarten  eingesetzt.  Mit  Span- 
nung wird  natürlich  dem  Ergebnisse  entgegen  gesehen,  ob  auch  von 
diesem  neuen  Standorte  V.  alba,  scotophylla  und  odorata  fruchtbar, 
die  übrigen  aber  unfruchtbar  sein  werden.        J.  Wiesbaur  S.  J. 


11 


144 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 


Sendungen  sind  eingelangt:  Von  Herrn  Krenberger  mit  Pflan- 
zen aus   Niederösterreieh  und  Kärnten. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Csalo,  Keller,  Pri- 
choda,  Spiess,  Churchill,  RetzdorfF. 

Von  Krenberger  aus  Kärnten:  Gaya  simplex,  Heracleiim  auslr. 
V.  siifolium,  aus  Niederösterreich:    Hieracium  lactaris. 

Vorrälhig:  (B.)  =  Böhmen,  (I.)  =  Isirien,  (Kt.)  =  Kärnten, 
(M.)  =  Mähren,  (NOe.)  =  Niederösterreich,  (OOe.)  =  Oherösterreich, 
(P.)  =  Polen,  (S.)  =  Salzburg,  (Schi.)  =  Seidesien,  (Schz.)  =  Schweiz, 
(T.)  =  Tirol.  (Th.)  =  Thüringen,  (U.)  =  Ungarn. 

Galanthns  nivalis  (NOe.,  OOe.),  Galega  officinalis  (B.,  NOe.), 
Galeohdolon  luteum  (OOe.,  Schi.),  montanum  (Schi.),  Galeopsis  an- 
gustifolia  TOOe.),  versicolor  (P.,  U.),  Galinsoga  parviflora  (Kt.,  Pom- 
mern, Stettin),  Galium  baldense  (T.),  boreale  v.  iniermedium  (Tii.), 
elatum  (Th.),  heheticum  (T.),  Mollugo  (OOe.),  pedemontanum  (NOe.), 
pusillum  (NOe.),  purpureum  (Kt.),  rotundifolium  (OOe.,  Schi.),  rubioi- 
des  (ü.),  saxatile  (Th.),  uliginosum  (Schi ),  vertwm  (Schi.),  verum 
(OOe.),  veru7n  v.  albidiflorum  (Tli.),  Wirtgeni  (Th.),  Gastridivm  len- 
digerum  (I.),  Getiista  germanica  (Schi.),  pilosa  (M.),  procumbens 
(NOe.),  pubescens  (U.),  virgata  (ü.),  Gentiana  acaulis  (NOe.),  alpina 
(Schz.),  Amarella  (Norddeutschland),  campestris  (Schi.,  Stettin),  ci- 
liata  (NOe.,  Admont),  cruciata  (NOe.),  excisa  (T.,  U.),  germanica 
(NOe.,  P.),  lutea  (T.),  nivalis  (NO.),  pannonica  (NOe.),  pneumonanthe 
(M.,  NOe.,  pyrenaica  (U.),  spathulata  (U.),  verna  (NOe.,  OOe.,  Schi.), 
Geranium  dissectum  (Schi.),  divaricatum  (U.),  lucidum  (P.,  Schz., 
Th.),  palustre  (OOe.),  phaeum  (OOe.),  pratense  (Bayreuth),  pusillum 
(NOe.,  Schi.),  pyrenaicum  (NOe.),  robertianum  (OOe.),  sibiricum  (NOe.), 
silvaticum  (P.),  Geum  montanum  (NOe.),  rivale  (S.,  Schi.),  urbanum 
(OOe.),  Gladiolus  illyricus  (Kt.),  palustris  (NOe ,  Schz.),  Glauciiim 
corniculatum  (NOe.,  U.),  Glaux  maritima  (Brandenburg),  Glechoma 
hederacea  (OOe.),  hirsuta  (NOe.),  Glyceria  distatis  (NOe.,  U.),  re- 
mota  (Ostpreussen),  Glycyrrhiza  echinata  (U.),  glabra  (NOe.),  Gna- 
phalium  dioicum  (NOe.),  Leontopodium  (Kt.),  luteoalbum  (T.,  U.), 
supinum  (NOe.,  U.),  uliginosutn  (NOe.),  Gratiola  officinalis  (NOe.), 
Gymnadenia  odoratissima  (NOe.),  Gypsophila  fastigiata  (Th.,  Berlin), 
muralis  (Berlin),  paniculata  (U.),  repens  (S..  T.,  Th.),  Halimus  pe- 
dimculatus  (Th.),  portulacoides  (1.).  Hedeva  Helix  (B.,  OOe.),  Hedy- 
sarum  obscurum  (NOe.,  T.).  Heleocharis  atropurpurea  (Schz.),  ovaia 
(B.,  NOe.),  unighimis  (P.),  Helianthemum  Fumana  (NOe.),  oelandicum 
(Th.),  vulgare  (NOe.). 

Obige  Pflanzen  können  nach  beliebiger  Auswahl  im  Tausche 
oder  käuflich  die  Centurie  zu  6  fl.  (12  R.  Mark)   abgegeben  werden. 


Redakteur  und  Herausgeber  Dr.  Alezander  Skofitz.  —  Verlag  von    C.    Gerold's  Sohn. 

Druck  und  Papier  der  C.  Uebarroater'sclien  Bucüdruckerei  (BI.  Salzer), 


Ocsterreicliische 

Botanische  ZeitscMft 

Gemeinnützig'es  Organ 


Die  Ssterrelcliische 


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botanische    Zeitschrift  RnfanJIt      lllld      RnfflniLf^P  die  frei  durcli  die  Post  be- 

erschemt  »UldUlK     IIIIU     DUldUllier,  zogen  v^erden  sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  Mos  bei  der  RedaktioH 

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XXTIII.  Jahrgang.         Will.  Mai  1878. 

INHALT:  Synibolae.  Von  Tliiimeu.  —  Vegetations-Verhältnisse.  Von  Ke.rner.  —  Chemische  Unter- 
suchung der  Nostorhareen.  Von  Strohecker.  —  Die  Beckover  Hügel.  Von  Hoiuby.  —  Arten  von 
Sporormia.  Von  Niessl.  (Fortsetzung  und  Schluss.)  —  Euealypuis-Arten.  Von  Äntoine  —  Pflan- 
zen auf  der  Weltausstellung.  Von  Antoine.  —  Literaturberichte.  —  Correspnndenz.  Von  Dr.  Borbi^s, 
StrobI,  Frey,  Artzt.  —  Personalnotizen.  —  Botanischer  Tauscbverein.   —  Inserate. 

Symbolae  ad  floram  mycologicam  austriacam. 

Auetore  F.  de  Thümen. 

(Coiif.  Oesterr.  bot.  Zeitschr.  1877  p.  270.) 

14.  Gymnosporium  Bambusae  Thüm.  nov.  spec.  in  Boll.  d.  sc. 
nat.  1877.  II. 

G.  soris  gregariis,  irregularibus,  saepe  confluentibus,  aterrirnis, 
e.ximie  inquinanlibus ,  sporis  globosis  vel  ellipticis ,  griseo-fuscis, 
vel  castaneo-fuscis,  margine  subdepresso  ,  nucleo  medio  obscuriore, 
minore,  4—5'°'"  diain.  vel  6— 9'"'"  long. ,  4-5°"'' crass.,  siibpellucidis. 
—  G.  arundinaceo  Cd.  proximum  sed  ob  dispositiono  sorarum  et 
niagniludine  coloroque  sporarum  satis  diversum. 

Istria:  Görz  ad  culinos  emorliios  Bambusae  arundinaceae  Reiz. 
Aut.  1876.  Leg.  G.  Bolle. 

15.  Bispora  monilioides  Cda. 

Var.  nov.  fusca  Tliiim.  in  Boll.  d.  sc.  nat.  1877.  II. 

B.  pulvinulis  badio-fuscis;  sporis  spadiceo-fuscis,  uni-  vel  bi- 
nucleatis. 

Istria:  Gorz  in  ramulis  emortuis  Ligusf ri  vulgaris  L\n.  Aut.  1876. 
Leg.  G.  Bolle. 

Oesterr.   butaii.  Zeitschiilt.  ^    llefi.  1S78.  12 


146 

16.  Cylindrosporium  Filipendulae  Thüm.  nov.  spec. 

C.  caespitibus  hypophyllis,  divergonlibus,  tenuissimis,  pallidissime 
ocliraceis,  sino  maculis;  sporis  cylindraceis,  long-is,  curvatis,  utrinqiie 
acutalis,  aeqiialibus,  obscuri  bi  —  quinqueseptatis,  nucleatls,  30 — 35""^ 
long-.,  2—3""^  crass.,  hyalinis. 

Austria  inf.;  Kloslerneuburg-  in  Spiraeae  Filipendulae  Lin.  foliis 
vivis.  Aut.  1877.  Legi  ipse.  (In  Pommerania  leg.  P.  Sydow  1876!) 

17.  Macrosporium  Coluteae  Thüm.  nov.  spec.  in  Boll.  sc.  nat. 
1877.  II. 

M.  caespitibus  tenuibus,  dense  gregariis,  minutis,  maculas  irre- 
guläres, magnas,  delicatulas,  atras  foruians;  hypliis  lenuil)us,  nuilli- 
arliculatis,  ad  septas  minime  constrictis,  simplicibus,  subereclis,  fuscis; 
sporis  clavatis,  pedicellatis,  pedicello  brevi,  vertice  rotundato,  qiiin- 
que  —  duodecimseptatis,  ad  septas  non  constrictis,  griseo-fuscis,  pedi- 
cellis  pallidioribus,  30—45"""  long.,  12  -  IS'"'"  crass. 

Istria:  Görz  ad  legumina  arida  sed  adhuc  pendula  Colnteae 
arborescentis  Lin.  Aut.  1876.  Leg.  G.  Bolle. 

18.  Macrosporium  Cheiranthi  Fr. 

Var.  nov.  Asparagi  Thüm.  in  Boll.  sc.  nat.  1877.  II. 

M.  sporidiis  pedicellalis,  pedicellis  longissimis,  usque  ad  20'"'" 
long.,  sporis  ad  septas  minime  constrictis. 

Istria :  Gradisca  ad  bacca  emortua  exsicca  Asparagi  officinalis 
Lin.  Aut.  1876.  Leg.  G.  Bolle. 

19.  Macrosporium  rutaecolum  Thüm.  nov.  spec.  in  Boll.  sc.  nat. 
1877.  II. 

M.  caespitibus  gregariis,  elevatis,  prominulis,  conicis,  nigris, 
mediis  in  macula  nigra;  liyphis  erectis,  raro  ramosis,  brevibus,  sep- 
tatis,  tenuibus,  fuscis;  sporis  late  clavatis,  vertice  subacutato,  basi 
angustato ,  pedicellato.  multiseptatis ,  pedicello  brevissitno,  obscure 
griseo-fuscis,  35—40°"^  long.,  20"'"'  crass. 

Istria:  Görz  in  fructibus  maturis  Rutae  graveolentis  Lin.  Vere 
1877.  Leg.  G.  Bolle. 

20.  Helminthosporium  tomenticolum  Thüm.  nov.  spec.  in  Boll. 
sc.  nat.  1877.  U. 

H.  acervulis  hypophyllis  ,  tomentum  obducens  et  sub  tomento 
divergens;  hyphis  elongatis,  elevatis,  muUiarticulatis,  tenuibus,  simpli- 
cibus vel  raro  subramosis,  dilute  griseo-fuscis;  sporis  longo-ellipticis 
vel  orculaeformibus,  basi  oblusato,  vertice  minime  acutalo,  triseptatis, 
hyalinis  vel  palidissime  fuscescentibus ,  10"'"'  long.,    3"5— 4""°"  crass. 

Istria :  Görz  in  foliorum  vivarum  Cydoniae  vulgaris  Pers.  pagina 
inferiore.  Aut.  1876.  Leg.  G.  Bolle. 

21.  Cercospora  Spiraeae  Thüm.  nov.  spec, 

C.  acervulis  amphigenis,  mediis,  fuscis,  planis,  liberis,  gregariis 
vel  solitariis  in  macula  amphigena  irregularia,  fusca,  magna,  saepe 
confluentia,  distincte  purpureo-brunnea  anguste  limitata;  hyphis  sub- 
longis,  erectis,  simplicibus,  continuis,  hyalinis,  tenuibus;  sporis  longe 
cylindraceis  vel  anguste-fusiformibus,  subinaequalibus,    utrinque  sub- 


147 

aculalis,  simplicibus,  rectis  vel  subarciiatis,  26 — 34'""  long.,  3— S'ö""" 
crass.,  Iiyalinis,  saepe  niitloatis. 

Aiisiria  inf. :  Klosterncniburg  ad  folia  viva  Spiraeae  opulifoliae 
Lin.  Aut.  1877.  Legi  ipse. 

22.  Sporof?-ichtün  Bolleannm  Tliüm.  nov.  spec.  in  Boli,  sc.  nat. 
1877.  11. 

S.  caespifibus  liypopliyllis,  tenuibus,  densis,  parvis,  laxibus,  iii- 
delenninatis  ,  e  griseo-nigris  in  folioruin  parlibus  exaridis,  flavidis; 
liyphis  erectis,  siinplicibns,  mulliseptatis,  rectis,  griseo-fuscis;  sporis 
giobosis,  minutis,  dilute  griseo-fuscis ,  saepe  in  calinulis  coacervatis, 
3—3-5""°  diam. 

Istria:  Görz  ad  folia  languida  Aspidislrae  elalioris  Morr.  et 
Decaisne  in  caldariis.  Aul.  1877.  Leg.  G.  Bolle. 

23.  Sporotrichum  arthriniokles  Thiini.  nov.  spec.  in  Bell.  sc.  nat. 
1877.  II. 

S.  caespitibus  velulinis,  olivaceis,  niagnis,  confluentiI)us,  crassis, 
niolle  toinentosis,  ramos  obducens;  hyphis  ereclis,  continuis,  simplici- 
bus, non  septalis,  tenuibus,  fuscis;  sporis  late  fusoideo-ellipticis,  ulrin- 
que  aculalis,  niedio  lumidis,  simplicibus,  cinereis,  12  —  14'"""  long., 
8"""  crass. 

Isiria:  Görz  ad  ramulos  subputridos  Gleditschia  triacanthis  hm. 
Aut.  1876.  Leg.  G.  Bolle. 

24.  Oidivm  Berberidis  Tluim.  nov.  spec.  in  Boll.  sc.  nat.   1877.  II. 
0.  mycelio  effuso  arachnoideo,  tenui,  caespitil)us  laxis,  gregariis 

candidis,  ampbigenis;  byphis  abbreviatis,  simplicibus,  superne  sensim 
incrassatis,  dein  oblusis,  rectis,  continuis;  sporis  cylindraceis,  ulrinque 
subrotundatis  vel  rotundo-oblusatis ,  unicellularibus ,  7  —  8"""'  long., 
3— 3-5"""  crass.,  byalinis. 

Istria:  Giirz  ad  folia  viva  in  utraque  pagina,  Berberidis  ful- 
garis  Lin.  Aut.  1876.  Leg.  G.  Bolle. 

25.  Oidii.im  Colvteae  Thüm.  nov.  spec.  in  Boll.  sc.  nat.  1877.   II. 
0.  acervulis  ampliigenis,  laxis,  sparsis,  tenuissimis,  evanescenli- 

bus,  aracbnoideis,  albidis;  hypliis  mediis,  tenuibus,  continuis,  simpli- 
cibus, non  sepliilis,  suberectis  vel  eiiam  decumbentibus.  byalinis; 
sporis  ellijjsoideis  vel  tandum  subcurvalis,  utrinque  rotundalis,  simpli- 
cibus, 8 — 9"""  long.,  2'5  — 3'"'"  crass.  byalinis. 

Isiria:  Görz  in  Colnteae  arborescentis  Lin.  foliis  vivis.  Aut. 
1876.  Leg.  G.  Bolle. 

26.  Ramularia  Primulae  Tb  Lim.  nov.  spec. 

R.  caespitibus  bypophyllis,  laxis,  tenuibus,  candidis  in  macula 
magna,  straminea ,  centro  flavo-t'uscida,  exarida;  bypbis  brevibus 
ereclis,  interdum  ramosis,  continuis,  longo  arliculalis,  byalinis;  sporis 
cylindricis  vel  elliptico-cylindricis,  ulrinque  subacut atis,  reclis,  sim- 
plicibus, rarissime  uniseplatis,  10 — 20"""  long. ,    5"*"'  crass.,    byalinis. 

Ausli  ia  inf. :  Klosterneuburg  ad  folia  viva  Primulae  elatioris  Jacq. 
Aut.  1877.  Legi  ipse. 

CKortsetzua»  folgt/) 

12  * 


148 

Die  Vegetations-Verhältnisse  des  mittleren  und  östlichen 
Ungarns  und  angrenzenden  Siebenbürgens. 

Von  A.  Kerner. 
CI. 

1715.  Allium  ursimim  L.  —  Im  schattigen  Grunde  der  Laub- 
wälder, insbesondere  entlang  den  Ufern  der  Waldbäche  und  in  der 
Umgebung  der  Quellen,  Im  Bihariagebirge  häufig  in  der  zerrissenen 
Randzone  des  Batrinaplateaus,  insbesondere  zwischen  Kezbänya  und 
Petrosa  auf  der  Stanesa,  Pietra  muncelului,  Ruginosa,  im  Valea  seca 
und  Valea  Galbina.  Am  südlichen  Abfalle  des  Petrosaerzuges  im 
Poienathale,  dann  auf  dem  Plateau  von  Mediadu  und  im  Vorlande 
des  Bihariagebirges  im  Szaldobägyerwalde  bei  Grosswardein.  —  Im 
mittelungar.  Berglande  von  mir  jenseits  der  Grenze  des  hier  behan- 
deilen Gebietes  in  der  BaUonygruppe  unter  der  Kuppe  des  Somhegy 
bei  Bakonybel  häufig  beobachtet;  nach  Kit.  in  Addit.  40  auch  in  der 
Pilisgruppe  „in  silvis  montis  Szäntö  non  procul  Budae."  —  Fehlt  im 
Tieflande.  —  Sienit,  Schiefer,  Kalk,  Sandstein.  300  —  1430  Met. 

1716.  Allium  atropurpureum  W,  K.  —  Auf  bebautem  Boden 
im  Tieflande.  Häufig  in  der  Umgebung  von  Kalocsa,  namenüich  bei 
Resztelek,  dann  am  Ostrande  der  Tiefebene  im  Biharer  Comitate  bei 
Kovacsi  und  Szüllos.  Walirscheinlich  auch  in  der  Stuhhveissenburger 
Niederung,  da  diese  Art  in  den  angrenzenden  Geländen  in  der  Um- 
gebung des  Plattensees  und  bei  Fimfkirchen  vorkommt.  —  Diluv. 
Lehm-  und  lehmiger  Sandboden.  90 — 200  Met. 

1717.  Allium  montanum  Schmidt.  —  Auf  den  Terrassen  und 
(Jesimsen  felsiger  Abhänge  und  auf  steinigen  Bergrücken.  Im  mittel- 
ungar. Bergl.  auf  dem  Kis  Gälya  und  Nagy  Galya  bei  Solymos  in  der 
Matra;  in  der  Pilisgruppe  auf  dem  Piliserberge  (insbesonders  an  dem 
Standorte  der  Ferula  Sadlerinna)  auf  der  Slanitzka  bei  P.  Csaba  und 
auf  dem  „Hohen  Stein"  zwischen  P.  Csaba  und  Vörosvar;  in  der  Ver- 
tesgruppe  bei  Csoka.  Im  Bihariagebirge  an  den  steilen  östlichen  Ab- 
stürzen der  Pietra  muncelului  bei  Rezbänya.  —  Trachyt,  Kalk,  Dolo- 
mit. 220 — 1285  Met.  —  (Als  Syn.  sind  hieherzusetzen:  A.  senescens 
Jacq.  Enum.  p.  57  [1762];  A.  narcissifoHum  var.  II.  Scop.  Fl.  Carn. 
ed.  11.  pag.  238  [1772];  A.  serotinum  Schleicher  Cat.  [1821];  A. 
fallax  Rom.  et  Schult.  Syst.  veget.  VII.  p.  1072  [1830];  A.  angu- 
Losum.  var.  petraeum  DC.  Fl.  fr.  lll.  222;  A.  angulosum  var.  calca- 
reum  Wallr.  sched.  p.  134;  A.  angulosum  var.  minus  Trev.  Mon. 
All.  p.  9;  A.  angulosum  v.  serotinum  Gaud.  Fl.  helv.  11.  p.  493.  — 
Von  den  ungarischen  Phytographen  wurde  diese  Art  nach  dem  Vor- 
gange Jacquin's  und  M.  et  K.  meistens  mit  dem  Namen  ^A.  sene- 
scens L."  bezeichnet,  so  z.  B.  von  Sa  dl  er  in  der  1.  Aufl.  seiner 
Fl.  Com.  Pest.,  von  Rochel  in  seinen  Exsiccaten  Nr.  13  und  Nr.  408 
und  von  Kit.  in  Addit.  p.  36.     Dieser  Name    gehört    aber    einer   im 


149 

Gebiete  nicht  vorkommenden  Art  an^')  und  kann  daher  hier  keine 
Anweiuiung  finden.  Auch  der  Name  A.  narcissifolium  Scop.  kann 
nicht  benutzt  werden.  Allerdings  hat  Scopol!  unter  diesem  Namen 
auch  das  hier  aufgezählte  AlUwn  begrifTen,  aber  nur  als  var.  IL, 
wahrend  er  mit  der  var.  I.  das  A.  angulosum  L.  meinte.  —  Der 
älteste,  unzweifelhaft  auf  die  hier  aufgeführte  Art  zu  beziehende 
Name  ist  daher  A.  montanum  Schmidt,  Fl.  Boom.  cent.  IV.  p.  28 
aus  dem  J.  1794,  und  ich  habe  daher  auch  diesen  vorangeselzt '""*). 
Dass  der  von  den  meisten  neueren  Floristen:  Koch,  Gren.  et  Godr., 
Pariatore  etc.  für  diese  Art  vorangesetzte  Name  „-4.  fallax  Don. 
Monogr.  All.  p.  61  Nr.  77"  insoferne  einer  Berichtigung  bedarf,  als 
Don  in  seiner  Monographie  All.  [1826]  weder  an  der  von  Koch 
citirlen  Stelle  noch  auch  sonst  eine  Art  unter  dem  Namen  „yl.  fallax"' 
hat,  und  dass  die  unter  Nr.  77  von  ihm  aufgeführte  Pflanze  A.  an- 
gulosum heisst,  wurde  bereits  wiederholt  von  Neilreich  hervor- 
gehoben.) 

1718.  Allium  angulosum  Linne  Spec.  pl.  ed.  I.  p.  300  (1753). 
—  Auf  sumpfigen  Wiesen.  Im  Stromgelände  der  Donau  und  in  den 
Thalweitungen  des  mitlelung.  Berglandes  auf  der  Csorrel  bei  Sulymos, 
bei  Verpelet  und  P.  Halrongyos;  im  nördl.  Comilate  Gran  in  der  Nähe 
der  Granmündung;  auf  der  Kecskem.  Landhöhe  entlang  dem  Räkos- 
bache  bei  Pest,  insbesondere  auf  den  mit  Schoenus  bestockten  moo- 
rigen Stellen;  auf  der  Csepelinsel  bei  Ujfalü;  in  der  Umgebung  von 
Kalocsa  bei  Pataj  und  Batya;  im  Ufergelände  der  Theiss  bei  Cson- 
grad  und  Szegedin.  Im  Bereiche  des  Bihariagebirges  auf  den.  feuch- 
ten Wiesen  entlang  der  schnellen  Koros  bei  Grosswardein  und  im 
Gebiete  der  weissen  Koros  zwischen  Bnteni  und  Desna.  —  Bei  Uj- 
falü auf  der  Csepelinsel  auch  mit  rein  weissen  Blüthen.  —  Sand- 
boden. 90 — 150  Meter.  —  (Als  Syn.  sind  hieherzusetzen:  A.  angu- 
losum Jacq.  Fl.  Austr.  V.  t.  423,  welches  von  Koch  unrichtig  zu 
seinem  A.  fallax  [d.  i.  A.  montanum  Schmidi]  citirt  wird;  A.  nar- 
cissifolmm  var.  I.  Scop.  Fl.  Carn.  ed.  I.  pag.  238  [1772];  A.  daiiu- 
biale  Sprengel  Mant.  I.  38  (1807];  A.  acutangnlum  Schrad.  Catal. 
sem.  h.  Gült.  [1808];  A.  uliginosum  Kit.  Addit.  pag.  35.  —  Ferner 
gehören  hieher:  A.  angulosum  ß.  pratense  DC.  Fl.  fr.  III.  p.  222 
[1805]  und  A.  angulosum  a.  iypicum  Regel  Mon.  AU.  p.  143  exci. 
syn.  [1875].  —  Von  Koch,  Gren.  et  Godr.  und  den  meisten  neue- 
ren Floristen  wurde  in  ganz  ungerechtfertigter  Weise  in  Zweifel 
gezogen,  dass  Linne  mit  A.  angulosum  das  hier  aufgeführte,  auf 
t'euchlen    Wiesen    vom  westlichen  Europa    bis   in   das   östliche  Asien 


*)  Der  Name  A.  senescens  ist  jedenfalls  Jem  von  Linne  in  erster  Linie 
cilirten  sibirisclien  ^^AUium  caule  ancipiti,  fohis  ensifoiinibus  etc."  Gmelin 
Sibir.  L  p.  53,  t.  11,    Ing.  2  zu  reserviren. 

**)  Von  Rom.  et  Schult,  in  Syst.  veg.  VIT.  und  von  Regel  in  Monogr. 
All.  pag.  144  wird  A.  montanum  Schmidt  mit  ITnrecht  zu  A.  angulosum  L. 
citirt.  —  Der  aus  dem  Jahre  180tj  datirende  Name  ,.J..  montanum  Sibth.  et 
Smith  hat  zu  entfallen  und  ist  dafür:  A.  Sibthorpianum  Rom.  et  Schult, 
zu  setzen. 


150 

verbreitete  AlUum  mit  gekielten  Blättern  und  kurzen  über  das  Peri- 
gon  nicht  vorragenden  Polienbliiltern  [Cepa  scapo  nudo  subangulalo 
farcio,  foliis  linearihns  subtus  angulosis  starainibus  corolla  bre\iori- 
hus.  Gmel.  Sibir.  I,  pag.  58  t.  14.  f.  2]  gemeint  habe,  und  es  wird 
von  diesen  Autoren  der  viel  jüngere  Name  A.  acutangulum  Schrad, 
[1808]  vorangesefzt.) 

1719.  Allium  moschatum  L.  —  Auf  den  felsigen  Rücken  und 
Abhängen  des  Blocksberges,  Spissberges  und  Adlersberges  bei  Ofen 
in  der  Pilisgruppe  des  miftelungar.  Berglandes  und  nach  Dorner 
auch  an  sandigen  Stellen  auf  der  Csepelinsel  bei  Pest.  —  Kalk,  Do- 
lomit, diluv.  Sand.  95—220  Met.  —  Syn.  A.  sefaceum  W.  K. 

Allium  globosum  M.  B.  —  „In  Hungaria,  in  agro  Pesthinensi.  Dr.  Wel- 
witsch"  Reichb.  Icon.  X.  p.  25.  —  Diese  Angabe  beruht  ohne  Zweifel  auf 
einer  unrichtigen  Bestimmung  oder  auf  einer  Verwechslung  von  Herbarexem- 
plarcn. 

1720.  Allhim  ochroleucum  W.  K.  —  An  feuchten  grasbewach- 
senen Abhängen  und  in  felsigen  Schluchten.  Im  Bihariagebirge  und 
zwar  im  Rezbänyaerzuge  an  den  südlichen  Gehängen  des  Vervul 
Biharii  und  im  Petrosaerzugc  an  der  Südseite  des  Bohodei  und  Gor- 
nul  muntilor.  —  Porphyrie,  Glimmerschiefer.  1375 — 1420  Meter.  — 
(/l.  ochroleucum  W,  K.  erstreclit,  ähnlich  wie  Laserpitium  alpinum 
W.  K.,  Dianthus  compactus  Kit.  und  Scorzonera  rosea  W.  K.,  mit 
welchen  ich  es  im  Bihariagebirge  gewöhnlich  gesellig  wachsend  an- 
getroffen habe,  seinen  Verbreitungsbezirk  aus  den  oberungarischen 
Karpal hen  über  Siebenbürgen  südlich  nach  Serbien  und  westwärts  nach 
Untersfeiermark,  Krain  und  die  Majellagruppe  der  Abruzzen,  also 
beiläufig  bis  gegen  den  31.  Meridian.  Das  weiter  westlich  in  den 
Apenninen,  Apuanen  und  in  den  Südalpen  von  Tirol  etc.  auftretende, 
von  Bertoloni,  Hausmann  etc.  als  „J..  ochroleucum^  aufgeführte 
Allium.  ebenso  wie  jenes  der  franz(")sischen  Floristen  ist  nicht  A. 
ochroleucum  W.  K.  Plant,  rar.  hung.  I!.  p.  204.  t.  186  [1805],  son- 
dern A.  ericetorum  Thore  Chi.  Land.  123  [1803]-"').  —  Was  Rei- 
chen bach  in  Icon.  X.  Fig  1090  abbildet,  ist  gleichfalls  nicht  A. 
ochroleucum  W.  K.,  da  die  Dolde  in  dieser  Abbildung  mit  einem 
langgeschwänzten,  die  Bliithenstiele  vielmal  an  Länge  übertreffenden 
Hüllblalte  gestützt  dargestellt  ist.  Von  Regel  wird  darum  in  Mon. 
All.  p.  199  das  A.  ochroleucum  Rchb.  zu  A.  petraeum  Kar.  et  Kir. 
[A.  globosum  ß.  ochroleucum  Regel]  gezogen.) 

1721.  Allium  suai'eolens  Jacq.  —  Auf  moorigen  Wiesen;  im 
Gebiete  äusserst  selten,  und  bisher  nur  von  Läng  bei  der  Teufels- 
und Paskalmühle  in  der  Nähe  von  Pest  aufgefunden.  —  Diluv.  Sand. 
100  Meter.  —  (Wird  ganz  mit  Unrecht  von  Ambrosi  und  Haus- 
mann  mit   A.  ochroleucum,    beziehungsweise  mit  A.  ericetorum  zu- 


'^)  Da  der  Name  Thore''s  älter  ist,  müssten  diejenigen,  welche  beide 
hier  in  R-hIc  stehende  Arten  unter  einem  Namen  zusammenfassen,  den  Namen 
A.  ericetorum  Thoro  voranstellen. 


151 

sanimengcworftMi.    Die  unterscheidenden  Merkmale  dieser  drei  Arten 
lassen  sich  in  folgender  Weise  übersichtlich  darstellen: 

1.  Stengel  bis  zu  Vs  seiner  Hohe  gleichniiissig  beblättert,  die  Blätter 
auseinandergerückt,  ihre  Blaltscheiden  lang,  zur  Hallte  unbedeckt. 
PoUenblatter  IVa  '«al  so  lang  als  das  Perigon. 

A.  svaveolens  Jacq. 
Stengel  nur  an  der  Basis,  höchstens  bis  zu  Yö  seiner  Hohe 
bebliittert;    die   Blätter  an   der  Basis  des  Stengels  zusammenge- 
drängt, ihre  Blaltscheiden  kurz,  fast  ganz  bedeckt.    Pollenblätter 
2mal  so  lang  als  das  Perigon.  2. 

2.  Blätter  zur  Zeit  der  BUitlie  noch  ganz  grün,  3—7"°^  breit, 
immer  breiter  als  der  Querdurchmesser  des  Stengels,  flach,  dick- 
lich, im  Trocknen  sich  nicht  einrollend;  reife  Kapsel  über  das 
Perigon  nicht  vorragend.  A.  ochroleucum  W.  K. 

Blätter  zur  Zeit  der  Blüthe  ganz  oder  theilweise  verwelkt, 
1 — 2°"^  breit,  niemals  breiter  als  der  Stengel,  dünn,  im  Trock- 
nen sich  einrollend  oder  zusammenfaltend;  reife  Kapsel  über 
das  Perigon  vorragend.  A.  erketoruin  Thore.) 

1722.  Allium  flavum  L.  —  An  steinigen  Bergabhängen,  auf 
Lössterrassen  und  Sandhügeln.  —  Im  mittelungar.  Berglande  in  der 
Matra  auf  dem  Somhegy  und  Disznokö  bei  Paräd;  in  der  Pilisgruppe 
bei  Visegrad,  an  der  Mündung  des  Auwinkelthales,  im  Wolfsthale, 
auf  dem  Adlersberge  und  Blocksberge  bei  Ofen;  in  der  Vertesgruppe 
bei  Csakvar.  In  der  Stuhlweissenburger  Niederung  bei  Keer  und 
Adony;  auf  den  L()ssterrassen  des  Nagyhegy  bei  D.  Foldvär;  auf 
der  Debrecziner  Landliöhe  zwischen  Bökony  und  Nyiregyhaza  und 
bei  Debreczin;  im  Bihariagebirge  im  Thalgebiete  der  schnellen  Koros 
auf  dem  Somiyö  Becsia  bei  P.  Szt.  Marlon  nächst  Grosswardein,  im 
Thale  der  schwarzen  Koros  auf  dem  Bontoskö  bei  Petrani  nächst 
Belenyes  und  im  Thale  der  weissen  Koros  im  Valea  Liesa  bei  Hal- 
madiu.  —  Trachyt,  Kalk,  diluv.  Lehm  und  Sand.  95—250  Meter.  — 
(Die  Blätter  des  A.  flcwnm  L.  sind  halbstielrund  und  nur  in  der  Jugend 
ausgefüllt.  Spater  werden  sie,  gleich  jenen  des  A.  oleraceum  L.,  gegen 
die  Basis  zu  hohl,  röhrig.  Von  A.  oleraceum  L.  ist  aber  A.  flarum 
auch  ohne  Blülhen  durch  den  hechtblauen  abwischbaren  Ueberzug 
der  Blätter  leicht  zu  unterscheiden.  A.  pulchellum  Don,  welches 
in  Regel  Monogr.  All.  188  mit  A.  flavum  L.  vereiniget  wird,  hat 
am  Rücken  gekielte,  oberseits  rinnige,  gegen  die  Spitze  zu  flache,  zu 
keiner  Zeit  röhrige  Blätter  und  gehört  nicht  zu  A.  flavum  L.,  son- 
dern zu  A.  carinatum  L.) 

1723.  Allium  oleraceum  L.  —  Unter  Gebüsch  an  den  Seiten 
der  Hohlwege,  an  den  Rändern  der  Weingärten,  an  den  Säumen  der 
Waldbesfände  und  in  den  Lichtungen  der  Niederwälder.  —  Im  mittel- 
ungar. Berglande  auf  dem  Hajduhegy  bei  Erlau;  bei  Gyöngyös  und 
Solymos  in  der  Matra;  im  Weingebirge  bei  Waitzen,  auf  dem  klei- 
nen Schwabenberge  bei  Ofen,  bei  Steinbruch  nächst  Pest,  bei  Schil- 
ling und  Ujfalü  auf  der  Csepelinsel;  auf  der  Puszta  Täpe  bei  Paks 
und  bei  Bölcske  nächst  Kalocsa;    auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  bei 


152 

Alberli  und  in  dem  Waldreviere  zwischen  Monor  und  Pilis.  —  Tert., 
diluv,  und  alluv.  Lehm  und  Sand.  90—320  Meter.  —  (Allenthalben 
im  Gebiete  in  Exemplaren,  deren  innere  ßliithen  in  Zwiebelknospen 
metamorphüsirt  sind.  Mitunter  erscheinen  auch  sämmtliche  Bliitfien 
in  Zwiebelknospen  umgewandelt  und  dann  ist  die  Bliithensclieide  an 
der  Basis  immer  mehr  ausgebaucht  und  plötzlicher  in  eine  lange, 
lineal-pfriemliche  Spitze  zusammengezogen.  Auf  der  Csepelinsel  findet 
sich  Ä.  oleraceum  auch  mit  Blüthendolden,  in  welchen  Zwiebel- 
knospen gänzlich  fehlen.  Solche  Exemplare  sind  an  einigen  Stellen 
der  Csepelinsel,  so  z.  B.  bei  Schilling  sogar  häufiger,  als  jene  mit 
zwiebelknospentragender  Dolde  und  wurden  von  Tauscher  unter 
dem  Namen  „4.  paniculatum  L.  var.  csepeliense^  vielfach  verbreitet. 
Auch  Neilreich  glaubte  dieses  Allium  oleraceum,  umbella  capsulifera 
für  A.  paniculatwn  L.  halten  zu  können,  von  dem  es  sich  aber  durch  die 
gegen  die  Basis  zu  röhrigen,  halbstielrunden  Blätter  leicht  unterscheiden 
lässt.  —  Wenn  man  die  Diagnose  und  Beschreibung,  welche  Linne 
von  seinem  Ä.  pallens  in  Spec.  plant,  ed.  II.  p.  427  und  428  gibt, 
vergleicht,  so  kann  es  nicht  zweifelhaft  sein,  dass  er  mit  A.  pallens 
diese  Pflanze,  nämlich  A.  oleraceum,  umbella  capsulifera  gemeint  hat. 
Aehnlich  wie  A.  carinatum  L.  im  Süden  meistens  ohne  Zwiebel- 
knospen in  der  Dolde  gefunden  wird  \^A.  pulchellum  Don.],  erscheint 
auch  A.  oleraceum  in  den  wärmeren  Gegenden  Europa's  häufiger 
ohne  als  mit  dieser  Metamorphose  der  inneren  Blüthen.  Hiermit  stimmt 
denn  auch  überein,  dass  Linne  sein  A.  pallens  im  südlichen  Frank- 
reich, Spanien,  Italien  und  Ungarn  angibt.  —  Abgesehen  von  dem 
Vorhandensein  oder  Fehlen  von  Zwiebelknospen  in  der  Dolde  ist 
zwischen  A.  oleraceum  L.  und  A.  pallens  L.  absolut  kein  anderer 
Unterschied  zu  finden.  Dass  aber  der  Umstand:  ob  alle  Blüthen  oder 
ein  Theil  derselben  oder  gar  keine  Blüthen  einer  Dolde  sich  in  Zwiebel- 
knospen metamorphosirt  haben,  zur  Unterscheidung  von  Arten  nicht 
herbeigezogen  werden  darf,  braucht  wohl  kaum  noch  näher  erörtert 
zu  werden.) 

1724.  Allium  carinatum  L.  —  Auf  Wiesen  und  grasigen  Plätzen 
im  mittelungar.  Berglande.  Selten.  In  der  Matra  bei  Köküt  und  bei 
Parad;  in  der  Pilisgruppe  zwischen  Altofen  und  Krofendorf.  —  Nach 
Kit.  Add.  p.  38  auch  bei  Boros  Jenö  im  Vorlande  des  Bihariagebirges. 

—  Trachyt,  diluv.  Lehm  und  Sand.  100—320  Meter.  —  (An  allen 
aus  dem  Gebiete  von  mir  gesehenen  Exemplaren  war  ein  Theil  der 
Blüthen  durch  Zwiebelknospen  ersetzt.  —  Exemplare  ohne  Zwiebel- 
knospen in  der  Dolde  \^A.  pulchellum  Don]  wurden  im  Gebiete  bis- 
her niclit  aufgefunden.) 

1725.  Allium  paniculalum  Linne  Sp.  pl.  ed.  II.  p.  428  (exd. 
syn.)  —  Auf  sonnigen  Hügeln  bei  D.  Földvär  an  der  Donau.  —  Diluv. 
Lehm.  100  -150  Met.  (Menyhärth  Exsicc.  und  Kalocsa  Nor.  p.  179). 

—  Als  Syn.  ist  hieherzusetzen:  A.  fuscum  W.  K.  PI.  rar.  Hung.  III. 
p.  267,  tab.  241.  —  Der  Name  A.  paniculatum  L.  ist  von  den  ver- 
schiedenen Autoren  auf  sehr  verschiedene  Allium-Arlow  bezogen 
worden,  von  den  wenigsten  aber  auf  jene  Art,  auf  welche  die  Worte 


153 

Linne's  allein  zutreffend  sind.  Das  AUlum,  welches  Gren.  et  Godr. 
in  der  Fl.  fr.  für  A.  paniculatum  ausgeben,  kann  die  gleichnamige 
Pflanze  Linne's  aus  dem  Grunde  nicht  sein,  weil  Linne  für  sein 
A.  paniculatum  wiederholt  die  „spatha  longissima"  hervorhebt,  und 
weil  Linne  die  Blätter  des  dem  A.  paniculatum  gegenübergestellten 
A.  pallens  „semiteretia  fistnlosa",  die  Bl.itter  des  A.  paniculatum 
aber  nicht  röhrig,  sondern  rinnig  nennt.  Auch  wird  A.  paniculatum 
von  ihm  „in  Sibiria,  Austria,  Italia,  Oriente"  angegeben,  und  es  ist 
daher  gewiss  auch  jene  von  Italien  durch  Oeslerreich  nach  dem 
Orient  und  Sibirien  verbreitete  Art  gemeint,  welche  von  W.  K. 
a.  a.  0.  unter  dem  Namen  A.  fuscum  beschrieben  und  abgebildet 
wurde,  um  so  gewisser,  als  auf  diese  die  Worte  Linne's  „petala 
obövala,  longitudine  staminum,  spatha  apice  subulato  longissimo" 
wie  liuf  keine  der  anderen  verwandten  Arten  zutreffen.  —  Welches 
Allium  Gren.  et  Godr.  mit  „4.  paniculatum^  gemeint  haben,  geht 
am  besten  daraus  hervor,  dass  sie  unter  den  Synonymen  ihres  „A. 
paniculatum"'  das  A.  pallens  aufführen.  Dieses  aber,  welchem  Linne 
halbstielrunde,  röhrige  Bliitter,  eine  in  eine  pfriemliche  Spitze  aus- 
laufende Blüfhenscheide,  zur  Zeit  der  Anthese  überhangende  Blüthen, 
verkehrt(Mf(»rmige,  stumpfe,  grün  gekielte  Perigonblätter  und  PoUen- 
bliilter  von  der  Länge  des  Perigons  zuschreibt,  ist  nichts  anderes, 
als  A.  oleraceum  ohne  Zwiebelknospen  in  der  Dolde,  wie  solches 
auf  bebautem  Lande  im  südlichen  und  südöstlichen  Europa  sehr  häufig 
vorkommt.  —  Das  A.  panicvlatum  ß.  pallens  Gren.  et  Godr.  aber 
ist  A.  Coppoleri  Tineo  cat.  h.  Panorm.  p.  18  (1827)'"'),  eine  in  der 
immergrünen  Buschformation  der  mediterranen  Flora  weit  verbreitete 
und  auch  im  südlichen  Istrien,  sowie  in  Dalmatien  nicht  selten  vor- 
kommende Art. 

Dass  A.  paniculatum  Koch  Syn.  ed.  II.  nicht  die  gleichnamige 
Pflanze  Linne's  ist,  geht  schon  daraus  hervor,  dass  Linne  die  Peri- 
gonblätter verkehrteiförmig  nennt,  während  jene  des  „A.  paniculatum^ 
Koch  länglich,  spitz  sind.  Die  Blüthenscheide  der  Koch'schen  Pflanze 
ist  auch  durcliaus  nicht  „longissima";  zudem  fehlt  das  Allium,  welches 
Koch  für  A.  paniculatum  hielt,  in  Sibirien  und  im  Orient,  wo  Linne 
sein  A.  paniculatum  angibt.  —  ,,A.  paniculatum''^  Koch  ist  eine  in 
der  mediterranen  Flora  von  Unteritalien  bis  herauf  nach  Istrien  und 
nach  Dalmatien  sehr  verbreitete  Art  und,  wie  schon  Neilreich  in 
Diagn,  ung.  und  slav.  Pfl.  p.  424  muthmasste:  A.  tenuiflorum  Ten. 
Fl.  Nap.  1.  lab.  30.  —  Freyn  hat  zwar,  irregeleitet  durch  die  von 
Todaro  unter  dem  Namen  „^.  temiiflorum  Tenore"  ausgegebenen 
Exemplare,  neuerlich  in  Verh.  d.  zool.-bot.  Ges.  in  Wien  1877  p.  209 
eine  entgegengesetzte  Ansicht  ausgesprochen;  die  mir  von  Cesali 
zur  Bearbeilunir  der  AUium-Aview  freundlichst  zur  Ansicht  mitge- 
theilten  Originalexemplare  ans  dem  Herbar  Teno  res,  so  wie  die 
auf  den  Tenore"schen  Standorten  auf  dem  M.  Gargano,    in    der  Ba- 


*)  Syn.   sind:    A.  paruißoru.n   Desf.    non    Linne;    A.  albidum  Presl, 
non  Fischer;    .1.  ßavam  Salzni    non  L. 


154 

silicata  und  in  Calabrien  von  Huter,  Porta  und  Rigo  neuerlich 
gesammelten,  so  wie  endlich  auch  die  von  mir  selbst  von  Capri  und 
Castellamare  mitgebracliten  Exemplare,  welche  genau  der  Tenore'- 
sclien  Abbildung  und  den  Tenor e'schen  Originalexemplaren  ent- 
sprechen, lassen  aber  in  Betreff  der  völligen  Uebereinstimmung  des 
istrianischen  „4.  paniculatum^^  Koch  und  Ä.  tenuiflorum  Tenore 
nicht  den  gering-sten  Zweifel. 

Ä.  paniculalmn  Regel  Monogr.  AUiorum  pag.  191  ist  ein  un- 
wissenschaftliches Gemenge  der  verschiedensten  Arten.  Regel  legt 
noch  immer  auf  das  zur  Unterscheidung  der  Arten  ganz  werthlose 
Vorhandensein  oder  Fehlen  von  Zwiebelknospen  in  der  Dolde  grosses 
Gewicht,  zieht  neben  A.  tenuiflorum  T en.  (==  A.  paniculatmn  Koch^ 
und  neben  A.  Sihthorpianum  S.  et  Sm.  etc.  auch  A.  pallens  L. 
(d.  i.  A.  oleracemn  ohne  Zwiebelknospen  in  der  Dolde)  zu  seinem 
yA.  paniciilatum^ ,  während  er  das  Linn e' sehe  A.  paniculatum  unter 
dem  Namen  A.  fuscum  W.  K.  als  eine  von  seinem  „4.  paniculatum^ 
verschiedene  Art  aufführt. 

Bei  dieser  grossen  Verwirrung,  welche  über  die  Allium-Arten 
der  Gruppe  Codonoprasum  durch  Fioch,  Gren.  et  Godr.  und  Regel 
herbeigeführt  wurde,  scheint  es  mir  am  Platze,  hier  eine  auf  Unter- 
suchung lebender  Exemplare  begründete  Uebersicht  der  in  der  österr.- 
ungar.  Flora  vorkommenden  Arten  dieser  Gruppe  einzuschalten: 

1.  Blätter  im  frischen  Zustande  halbstielrund,  am  Rücken  und  an 
den  Seiten  gerundet,  glatt  und  kahl,  an  der  oberen  Seite  gegen 
die  Basis  zu  etwas  abgeplattet,  im  Alter  hohl  werdend.  2. 

Blätter  im  frischen  Zustande  flach,  dicklich ,  am  Rücken 
von  vorspringenden  Nerven  gerillt  oder  gekielt,  an  den  seitlichen 
Rändern  von  sehr  kleinen  hyalinen  Zäckchen  oder  Papillen  ge- 
wimpert,  rauh  ,  an  der  oberen  Seite  gegen  die  Basis  zu  mehr 
weniger  rinnig,  niemals  hohl  werdend.  4. 

2.  Pollenblätter  noch  einmal  so  lang  als  das  Perigon;  Blätter  und 
Stengel  hechtblau  bereift.  A.  flavum  L. 

Pollenblätter  beiläufig  so  lang  als  das  Perigon;  Blätter  und 
Stengel  dunkelgrün,  nicht  bereift.  3. 

3.  Das  längere  Blatt  der  Blülhenscheide  1 — 2mal  so  lang  als  die 
längsten  Blüthenstiele;  die  Blüthenstiele  zu  keiner  Zeit  bogig 
liberhängend;  Perigon  4 — 5""™  lang;  Pollenblätter  so  lang  als  die 
Perigonblätter,  die  von  ihnen  getragenen  Antheren  über  das 
Perigon  etwas  vorragend;  die  reife  Kapsel  länger  als  das  Peri- 
gon. A.   Coppoleri  Tineo. 

Das  längere  Blatt  der  Bliithenscheide  2 — 4mal  so  lang  als 
die  längsten  Blülhenstiele;  die  längeren  Blülhensfiele  fädlich, 
während  der  Anlhese  bogig  überhängend;  Perigon  6 — 8""^  Jf^^g", 
Pollenhlätter  nahezu  so  lang  als  die  Perigonblälter;  die  von 
ihnen  getragenen  Aniheren  aber  über  das  Perigon  nicht  vor- 
ragend; die  reife  Kapsel  so  lange  als  das  Perigon 

A.  oleracewn  L. 


155 

(in  nönlliclieren  Geg-enden  ein  Tlieil  der  Blütlien  gewöhnlich 
durch  Zwiebelknospen  ersetzt;  in  wiirmeren  Gegenden  meist 
oline  solche  Zwiebelknospen;  letztere  Form:  A.  pallens  L.,  DC; 
A.  paniculatum  Gren.  et  Godr.,  nicht  Linne.  Mit  purpurnen 
Perigonen:  A.  intennedinm  DC) 

4.  Pollenblatter  noch  einmal  so  lang  als  das  Perigon. 

A.  carinalum  L. 
(in    nördlicheren    Gegenden    ein    Theil    der  Blüthen    gewöhnlich 
durch  Zwicbelknospen  ersetzt;  in  wärmeren  Gegenden  meist  ohne 
solche  Zwiebelknospen;  letztere  Form:  A.  ptilchellum  Don.) 
Pollenblätler  beiläufig  so  lang  als  das  Perigon.  5. 

5.  Perigonbi alter  spitz  oder  kurz  zugespitzt;  Laubblätter  schmal, 
nur  1—2"'°'  breit.  6. 

Perigonblätter  stumpf,  gerundet,  gestutzt  oder  schwach  aus- 
gerandef,  in  der  Mitte  der  Ausrandung  mit  einem  durch  den 
auslautenden  Mittelnerv  gebildeten  aufgesetzten  kailösen  Spitz- 
chen; Laubblälter  2—5°'°'  breit.  7. 

6.  Dolde  armhliitiiig  (6 — 15blüthig);  Blüthenstiele  nahezu  gleich 
lang,  beiläufig  zweimal  so  lang  als  die  Perigone 

A    Slbfhorpiamim  R.  et  Seh. 
(A.  montanum  S.  et  Sm.,  non  Schmidt  Fl.  boem.) 

Dolde  reiciiblüthig;  Blütiienstiele  von  ungleicher  Lange,  die 
längeren  3  — vielmal  länger  als  die  Perigone 

A.  lenuiflorum  Tenore 
CA.  paniculatum  Koch  Syn.  ed.  IL;  non  Linne). 

7.  Das  längere  Blatt  der  zweitiieiligen  Bliitiienscheide  3 — lOmal  so 
lang  als  die  Blüthenstiele.  Perigon  5—7°'°'  lang;  Antheren  zur 
Haltte  über  das  Perigon  vorragend,  von  den  Perigonhlättern 
nicht  vollständig  verdeckt;  Kapsel  so  lang  als  das  Perigon 

A.  paniculatum  L.  CA.  ßiscvm  W.  K.). 

Das  längere  Blatt  der  zweitheiligen  Blülhenscheide  1 — 2mal 

so  lang   als  die   Blüthenstiele.    Perigon   6—8"'°'  lang;    Antheren 

über    das    Perigon   nicht   vorragend,    vollständig  eingesclilossen ; 

Kapsel  kürzer  als  das  Perigon  A.  Fussü  Kerner*"'). 

*)  Im  östlichen  Siebenbürgen  auf  dem  Öcsem  etc. 


Chemische  Untersuchung  der  Nostochaceen. 

Von  Dr.  Jonas  Rudolph  Strohecker. 

L 
JKostoc  eotninune. 

V  o  1*  u  II  t  e  !•  s  ri  c  li  Tin  g. 
Es  wurden  zwei  Localformen  von  iV.  commune  in  Untersuchung 
genommen;    die  eine,  die  gewöhnliche,  wurde  am  Abhänge  vor  dem 


156 

Universitatsg-ebäude,  die  andere  auf  Mauern,  namentlich  in  der  Künsl- 
iergasse  daliier,  g-esanimelt.  Beide  ergaben  das  gleiche  chemische 
Untersuchungsresultat. 

Die  Pflanze  wurde  zunächst  zerkleinert  im  Reagensrohr  erhitzt. 
Essigsüure-Dampfe  und  Geruch  nach  verbranntem  Zucker;  der  Rück- 
stand, mit  Wasser  ausgelaugt,  gibt  an  letzteres  Zucker  ab.  Die 
Pflanze  enthält  sonach  einen  der  Stärkeinehlgruppe  ange- 
hürigen  Körper. 

Hierauf  zeigte  sich,  dass  N.  commune  einen  in  Wasser  lös- 
lichen und  einen,  bis  auf  einen  geringen  Rückstand,  in  Aetzkali  und 
-Natron  auflösliclien  Theil  hat. 

Es  wurde  nun  nach  und  nach  mit  Aether,  siedendem  Alkohol, 
siedendem  Wasser,  Aeizkali  und  schliesslich  mit  koncentrirter  Chlor- 
wasserstofFsäure  auf  die  nach  dem  Trocknen  gepulverte  Pflanze  ein- 
gewirkt und  die  so  erhaltenen  fünf  Abtheilungen  der  Untersuchungs- 
materie je  einzeln  geprüft. 

1.  Der  ätherische  Auszug  ergab  nur  einigen  grünen  Farbstofl" 
und  dunkles  Extrakt. 

2.  Der  Auszug  mit  siedendem  Alkokol  reagirt  sauer  und  schei- 
det bei  langsamem  Verdunsten,  nach  Art  der  Krystallisation,  theils 
auf  der  Mitte  seiner  Oberfläche,  theils  am  Boden  des  Arbeitsgefässes 
dünne,  an  Krystalle  erinnernde  Blättchen  aus.  Die  Säure,  welche 
hier  vorliegt,  wird  jedoch  ohne  Anwendung  ganz  grosser  Mengen 
der  Pflanze  nicht  gesammelt  und  noch  weniger  untersucht  werden 
können. 

Bei  dieser  Krystallisationserscheinung  schied  der  Alkohol,  ebenso 
wie  der  Aether,  am  Rande  des  Arbeitsgefässes  grünen  Farbstoff  aus. 

3.  Das  wässerige  Decoct  wurde  durch  Koliren  von  seinem  Rück- 
stande gelrennt;  Ikmss  war  dasselbe  klar,  aber  nach  dem  Erkalten 
fiel  ein  weisses  bei  Erhitzen  wieder  sich  lösendes  Pulver,  auf  gleiche 
Weise  wie  Inulin  lieraus.  Aus  der  klaren  Flüssigkeit  fällt  Alkohol  — 
es  wurde  hier  nach  Goltlieb's  Darstellung  des  Paramylon""')  (Anual. 
d.  Pharm.  75,  51)  und  Slüde's  Darstellung  des  Everniin  (Annal.  der 
Chem.  CXXXl,  241)  verfahren  —  einen  weissen,  flockig- fädigen 
Körper,  welcher  sehr  leiciit  in  Wasser  und  ätzenden  fixen  Alkalien 
sich  löst,  mit  HCl  in  der  Wärme  schnell  in  Zucker  übergeht  und 
ebenso  rasch  oder  noch  rascher  von  NO3H  in  Oxalsäure  verwandelt 
wird.  Mit  HCl  fällt  der  beobachtete,  der  Stärkemehlgruppe  angehö- 
rende Körper  nicht  aus  seiner  kaiischen  Lösung  und  unterscheidet 
sich  dadurch  von  Goltlieb's  Paramylon. 

Ich  stellte  den  Stärkekörper  ■'""•)  in  grösserer  Menge  dar;  er  fiel 
theils  flückig-fädig,  von  Farbe  schneeweiss,  theils  in  fadigen  Klümp- 


*)  Sein  Entdecker  hat  es  in  Euglena  viridis  iind  in  neuester  Zeit  Dr.  Wer- 
ner Schmidt  und  der  Verfasser  weiter  verbreitet  gefunden. 

**)  Es  hat  sich  indessen  durch  die  Fortsetzung  der  Untersuchung  bewie- 
sen, dass  derselbe  ein  secundäres  Produkt  aus  dem  Nostoclium  ist,  welcher 
Wasser  aus  der  Pflanze  aufnimmt.  Der  Verf. 


157 

rlion  ans,  welche  letzlere  etwas  hrämilich  erschienen,  ohne  jedoch 
einen  chemischen  Unterschied  von  jenem  Theile  des  Niederschlags  zu 
verrathen.  Es  wurde  auf  einem  kleinen  Colatorium  gesammelt  und 
zur  Reinigung  nochmals  in  Wasser  gelost;  der  Körper  gab  einen  sehr 
gleichmässigen,  glanzenden,  kleister-gummiartigen  Schleim,  der  wieder 
mit  Alkohol  versetzt  wurde.  Der  so  gereinigte  Niederschlag,  zwischen 
Leinwand  gepresst,  sollte  nun  getrocknet  werden,  nahm  jedoch 
Avährend  dessen  mehr  eine  h raune  Farbe  an,  welche  als- 
bald nach  seiner  Entstehung  schon  gewahrt  Averden  konnte, 
und  hielt  die  letzten  Reste  von  Wasser  mit  Energie  fest; 
erst  durch  längeres  Erhalten  des  Körpers  bei  120**  C.  gab 
er  dasselbe  ab.  Diese  Eigenthümlichkeit,  die  man  beobachten 
kann,  wenn  man  den  Körper  in  nicht  ganz  trockenem  Zustande  auf 
die  Wage  bringt  und  von  10  zu  10  Secunden  die  Weiterverschie- 
bung gebraucht,  stimmt  mit  der  hydraulischen  Natur  des  JV. 
commune  durchaus  überein. 

Die  braune  Farbe,  welche  der  Körper  gleich  nach  seiner  Rein- 
darstellung an  der  Luft  anzunehmen  beginnt,  hat  einen  Stich  in's 
Grüne,  so  dass  die  Farbe  der  Pflanze  ein  Product  der  SauerstofFein- 
wirkung  auf  sein  eigenthiimliches  Stärkemehl  zu  sein  scheint,  das 
mit  Jod,  ebenso  wie  Gottlieb's  Paramylon,  durchaus  keine  Färbung 
gibt  und  dadurch  von  dem  Lichenin  deutlich  sich  unterscheidet,  ferner 
Aehnlichkeit  mit  Stiide's  Everniin  besitzt  und  von  diesem  namentlich 
durch  sein  Verhalten  gegen  Wasser  die  grössle  Verschiedenheit 
haben  wird. 

Mit  Bleiessig  erhielt  ich  aus  zwei  verschiedenen  verdtinnten 
Lösungen  des  Stärkemehlkörpers  einen  Niederschlag  von  „röthlicher 
Farbe",  den  ich  zu  zwei  Elemenlaranalysen  verwendete: 

1.  Analyse:    12-15^   C,     42-35^   H^O,     46-64«*^  PbO. 

2.  Analyse:    14-19^   C,     41-42^  H,0,     44-40^   PbO. 

Die  Ursache  der  Zahlenschwankung  rührt  von  der  Beimischung 
eines  fremden,  noch  unbekannten  Körpers  der  einen,  zur  Fällung 
verwendeten  Lösung  des  fraglichen  Stärkemehles  her,  was  dadurch 
bewiesen  ist,  dass  es  der  aus  dieser  Lösung  erhaltene  Nieder- 
schlag durch  seine  etwas  veränderte  Farbe  verrieth.  Bei  der  quan- 
titativen Geringigkeit  dieser  Verunreinigung,  welche  Gegenstand  der 
Hauptuntersucluing  ist,  wird  aber  von  Bedenken  über  die  Verbren- 
nungsresultate Umgang  genommen  und  zunächst  die  Formel  des  Blei- 
niederschlags be>limmt,  um  über  die  Natur  des  vorliegenden  Körpers 
Klarheit  zu  erhalten. 

Aus  den  Zahlen  der  ersten  Verbrennung  berechnet  sich  für  den 
organischen  Gehalt  des  Niederschlags  die  Formel  C^)\^^0..  Da  diese 
jedoch  im  Hinblick  auf  die  Zusammensetzung  des  dem  vorliegenden 
Körper  ähnlichen  Everniins  als  die  eines  Hydratzustandes  erscheint, 
auch  Bleiniederschläge,  die  aus  ganz  konzentrirten  Lösungen  des  frag- 
lichen Stärkemeiiles  erhalten  sind,  anders  aussehen,  wie  die  analy- 
sirten,  aus  verdünnter  Litsung  gewonnenen,  so  wurde  jene  Formel 
verdoppelt  und   dalier  für  das   vorliegende  Plombat  die    Zusammen- 


158 

Setzung  CgHj^O,  -j-  7H,  0,  P1)0  angenommen ''•'),  was  auch  der  hy- 
draulischen Natur  unserer  Substanz  (wie  der  der  Pflanze)  durcliaus 
entspricht. 

Was  nun  die  Benennung  meines  Stürkemehies  betrifft,  so  bin 
ich  darüber  nicht  im  Zweifel.  Demselben,  im  Gegensatze  zu  Goltlieb's 
ähnlichen  Paramyluin,  den  Namen  Äletamyliim  beizulegen,  ist  gegen- 
über der  Bezeichnung  Inulin  für  einen  dem  Amylum  naher  wie  jene 
beiden  siehenden  KOrper,  nicht  anwendbar,  und  verbleibe  ich  dess- 
halb  bei  dem  Gebrauche,  eine  besondere  Stärkemehiart  nach  ilirer 
Abstammung    zu    bezeichnen,    nenne    also  die    des    Nostoc  commune 

Nostochin, 
von  welchem  ausser  den  bereits  bezeichneten  weiteren  Eigenschaften 
Unlöslichkeit  in  Essigsäure  und  HCl  anzuführen  sind,  sowie,  dass  Ver- 
bindungen mit  KCl  und  NaCl,  auf  welche  geprüft  wurde,  nicht  haben 
nachgewiesen  werden  können,  obgleich  HCl  in  der  kaiischen  Lösung 
des  Nostochins  einen  Niederschlag   nicht  hervorbringt. 

4.  a)  Der  Rückstand  der  Wasserkochung,  der  frisch  liniendicke 
Flocken,  nach  einigem  Stehen  und  Abtrocknen  eine  lederartige,  stark 
nach  Leim  riechende  und  dadurch  entschieden  an  Leimtannat  erin- 
nernde Masse  bildet,  wurde  mit  Aetzkali  und  -Natron  gekocht,  in 
welchem  er  sich  bis  auf  einen  geringen  Rückstand  unter  starker 
Ammoniakentwicklung  iöste.  Diese  Eigenthümlichkeiten  weisen  deut- 
lich auf  die  Ansicht  hin,  dass  die  Albuminate  eine  Verbindung  von 
Kohlenhydrat  und  NH3  seien  (Kekule,  organ.  Ch.  IL  356)  und  führen 
zu  der  weiteren  Ansicht,  dass  hier  das  Kohlenhydrat,  Nostochin  näm- 
lich, durch  die  Einwirkung  von  Aetzkali  auf  das  Albuminat  aus  die- 
sem frei  wird.    Die  Hauptuntersuchung  wird  darüber  entscheiden. 

Aus  der  alkalischen  Lösung  des  Wasserkochungsrückstandes 
wurde  ferner  durch  Eintrocknen  bei  Ofenwärme  mehrfach  aber  in 
kleinen  Quantitäten,   Lackmusblau  erhalten  (Orcin,  Flechtensäure). 

Um  nun  eine  Säure,  die  ich  in  der  alkalischen  Lösung  des 
Wasserkochungsrückstandes  vermuthete,  zu  erhalten,  wurde  zunächst 
das  Nostochin  mit  Wasser  ausgefallt,  das  Kali  des  Filtrats  mit  SO4H3 
entfernt,  deren  Ueberschuss  durch  NH,  abgestumpft,  zum  Trocknen 
eingedampft  und  mit  Aether  ausgezogen,  der  eine  gelbe,  butterariige, 
aromatisch  (etwa  wie  Nitrobenzol)  riechende,  sauer  reagirende  Sub- 
stanz als  Verdampfungsrückstand  hinterliess.  —  Derselbe  Ivörper  wird 
durch  seinen  Geruch  wahrgenommen,  wenn  man  die  kaiische  Kochung 
mit  HCl  versetzt. 

Bei  und  nach  dieser  Einwirkung  durch  Alkali  auf  Nostoc  wur- 
den Zersetzungsprodukte  der  Albuminate,  wie  Ameisensäure,  Leucin 
etc.  noch  nicht  gewahrt, 

b)  Wird  der  Wasserkochungsrückstand  anstatt  mit  Aetzkali  mit 
HCl  gekockl,  so  entwickelt  sich  COg,  es  scheidet  sich  Nostochin  aus, 


*)  Ein  sich  ergebendes  geringes  Uebergewicht  von  PbO  in  dieser  Formel 
ist  der  Anziehung  von  C0„  während  der  Fällung,  Filiration  und  Auswaschung 
des  Niederschlao's  zuzuschreiben. 


159 

und  der  grüne  Farbstoff,  welcher  schon  im  Aether-  und  Alkohol- 
aiiszug  sich  bemerUlich  macht,  wird  „priichlig  chromgrün",  so  dass 
die  Frage  aufzuwerfen  ist,  ob  derselbe  von  dem  Tallochlor  (Scline- 
dermaiin  und  Knop,  Annal.  d.  Ch.  LV.  144)  chemische  Verschieden- 
heit habe,  und  ihm  für  diesen  Fall  der  Name  „Noslochloi"  gebülire. 
5.  Der  Rückstand  der  Kalikochung  löst  sich  unter  Entwicklung 
von  CO.,  in  HCl. 


Auf  das  Material  der  drei  letzten  Abtheilungen  der  Untersu- 
chungen verlheilt  sich  der  anorganische  Gehalt  der  Pflanze,  welche 
„seh wamm artig"  in  dem  Regenwasser  die  löslichen  Bestandllieile 
des  Bodens  aufsaugt,  wobei  indessen  die  Wurzel,  die  ich  an  mehre- 
ren Exemplaren  von  N.  commmie  bei  dem  hiesigen  Universitiitsge- 
biiude  gefunden  habe,  nicht  mitwirken,  sondern  nur  als  Haftorgan 
dienen  wird;  theils  gehen  also  die  Mineralsloffe  unmittelbar  durch 
Behandlung  des  getrockneten  und  gepulverten  Nostoc  mit  Wasser, 
theils  durch  die  aufeinanderfolgenden  Einwirkungen  von  KOH  und 
HCl  in  Lösung.  NH.  wird  von  der  Pflanze  gierig  aufgenommen;  in 
Salmiakgeist  quillt  sie  stärker  auf,  als  in  reinem  Wasser,  und  er- 
klart sich  hieraus  auch  der  Umstand,  dass  dieselbe  ganz  besonders 
nach  Gewitterregen  über  den  Erdboden  sich  erhebt. 

HauptuntersucliurLg. 
1.  Elementaranalyse  des  Nostochins. 
Das  oben  beschriebene  Noslochin  wurde  mehrfach  verbrannt  und 
folgendes  Resultat  erhalten : 

1.  Analyse:  C  3878^    -  H,0  63-41^. 

2.  Analyse:  C  37-18%  —  H.O  64-28^. 

Schon  hieraus  ergibt  sich  die  in  der  Voruntersuchung  voraus- 
gesehene Formel  C^Hj^O-,  und  indem  ich  diese  der  Oeffentlichkeit 
übergebe,  drücke  ich  meine  besondere  Freude  darüber  aus,  hiermit 
die  erste  Isomere  neben  Slude's  Evernihi  zu  stellen '""). 

Zürich,  Februar  1878. 


Die  Beckover  Hügel. 

Von  Jos.  L.  Holuby. 

Am  20.  Juni  vorigen  Jahres  ging  mein  langst  gehegter  Wunsch, 
die    zwijchen  beckov   und   Selec   gelegenen  Hügel  zu   besuchen  ,    in 


*)  Wegen  der  starken  Wasseranziclmng  des  Nostochins,  ist  bei  dessen 
Analyse  eine  besondere  üinrictitung  erforderlicl),  über  welctie  die  Fortsetzung 
d.  A.  mittheilen  wird. 


160 

Erfüllung.  Diese  Hügel  erstrecken  sich  im  Süden  des  Trenlschiner 
Comitates  von  dem  der  Inovec-Kette  angehörenden  Trentschin-Neu- 
traer  Grenzberge  Jakubovä  in  nordwestlicher  Richtung  bis  zum  Dorfe 
Krivosüd  an  der  Waag  und  sind  vorherrschend  mit  Eichen  bewachsen, 
von  welchen  sich  stellenweise  noch  sehr  respectable,  kraftige,  alle 
Bäume  vorfinden.  Seit  einigen  Jahren  werden  die  Eichenwälder  auf 
eine  unbarmherzige  Weise  gelichtet,  um  aus  alten  kräftigen  Stämmen 
Eisenbahnstaffeln ,  aus  noch  jungen  Beständen  aber  Rinden  zu  ge- 
winnen. In  allen  solchen  Schlägen  ist  die  Vegetation  üppig  aber 
ziemlich  einförmig. 

Auf  der  Beckover  Schlossruine  holte  ich  mir  von  dem  längst 
bekannten  Standorte  Thalictrurh  foetidum  L.,  welches  heuer  in  schö- 
nen Exemplaren  an  der  östlichen  Schlossmauer  und  in  Ritzen  des 
fast  senkrecht  abfallenden  Felsens  angetroffen  wurde,  und  zwar  ge- 
hört unsere  Pflanze  zur  Var.  c.  microlobum  Schur  Enum.  Transs. 
p.  8.  „Foliis  subtus  glauco-pruinosis ,  segmenfis  subrotundo-cordatis, 
trilobis,  obtusiusculis."  Auf  den  steinigen,  kahlen  Hügeln  in  un- 
mittelbarer Nähe  der  Ruine  ist  besonders  Trigonella  monspeliaca  L. 
hervorzuheben ,  nur  waren  sämmtliche  Exemplare  kaum  zollgross 
und  einfach.  Auch  hier  leisten  ihr  Medicago  minima  und  M.  lupii- 
lina  L.  ß.  glanduLosa  Nlr.  N.-Oe.  p.  934  treu  Gesellschaft ,  wie  ich 
diess  bisher  überall  beobachtete ,  wo  ich  diese  Trigonella  angetrof- 
fen habe.  Neilreich  sagt  über  dieses  niedliche  Pflänzchen  in  der  Fl. 
V.  N.-Oe.  p.  935:  „Die  ganze  Pflanze  von  starkem  Meliloten-Geruche;" 
doch  ist  sie  bei  uns  sowohl  im  frischen  als  auch  im  trockenen  Zu- 
stande ganz  geruchlos.  Weitere  Gefährten  unserer  Trigonella  sind  zwei 
unscheinbare  aber  durch  ihren  drüsigklebrigen  öeberzug  ausgezeich- 
nete Pflänzchen,  nämlich:  Cerastium  glutinosum  Fr.  und  Arenaria 
serpyllifolia  L.  ß.  glutinosa  Koch  (A.  mscida  Loisl.).  Die  drüsenlose 
Form  der  A.  serpyllifolia  wächst  überall  auf  Brachen,  die  drüsig- 
klebrige aber  auf  trockenen,  steinigen  Kalkhügeln  nicht  nur  um 
Beckov,  sondern  auch  um  Tematin  und  Neustadll  im  Neutraer  Comi- 
tate.  Eine  meist  einfache,  niedrige,  von  dichtem  kurzhaarigen  Ueber- 
zuge,  graugrüne  Form  C^.  serpyllifolia  b.  tenuissima  Schur  Phytogr. 
Mitth.  p.  137)  kommt  an  sonnigen  Stellen  auf  sterilem  Boden  ebenso 
häufig  vor.  Auf  Brachen  wächst  hier  massenhaft  Avena  tenuis  Mnch., 
dazwischen  hie  und  da  Alchemilla  orvensis  Scop.  und  Fumaria  Vail- 
lantii  Loisl.  Ajuga  chamaepitys  Sehr,  und  zwar  bloss  die  rauhhaarige 
Form,  ist  selten.  Vergebens  war  mein  Spähen  nach  der  Varietät 
glahriuscula  m.  (^juga  glabra  Presl  Fl.  Sic.) ,  die  wir  am  rechten 
Waagufer  Beckov  gegenüber,  sowohl  auf  Brachen  als  auch  auf  Klee- 
feldern und  ausgerodeten  Weinbergen,  niciit  eben  selten  antreffen. 
Erysimum  odoratum  Erh.  mit  buchtiggezähnten  Wurzelblättern  ist 
da  auch  gemein  ,    dagegen  Erysimum  Orientale  R.  Br.  höchst  selten. 

Auf  dem  Hügel  Lasit  boten  die  Holzschläge ,  die  zu  meiner 
grössfen  Freude  nicht  abgeweidet  waren,  ausser  den  allergewöhnlich- 
sten  Waldpflanzen  noch:  Ranunculus  fallax  W.  Gr.,  Vincetoxicum 
laxum  Barll. ,    Inula  hirta  L.    vereinzelt    und    starke    Gruppen    von 


161 

/.  ensifolia  L. ,  Calamagrostis  si/iiiafica  DC,  Festuca  heterophyUa 
Lam.,  F.  hirta  Host. ,  Aira  flexuosa  L.  Diess  letztere  Gras  ist  hier 
auf  allen  Hügeln  zwischen  Beckov  und  Selec  verbreitet.  An  Brom- 
beeren wurden  beobachtet:  Rubus  fomentosus  Borkh.  ,  sowohl  die 
Var.  Stellinus  Ok.  als  auch  Var.  glabratus  Godr.  Ausserdem  variirt 
diese  Art  auch  in  der  Bewehrung  und  Bekleidung  des  Schässlings, 
da  es  Formen  gibt,  die  nur  gleichlange  Stacheln  auf  den  Schösslin- 
gen  haben,  und  solche ,  die  zwischen  den  grösseren  Stacheln  auch 
kleinere  eingestreut  haben;  bald  ist  der  Schossling  kahl,  bald  abste- 
hend behaart,  bald  wieder  abstehend  behaart  und  reichlich  mit  Stiel- 
drüsen besetzt;  R.  nemorosus  Hayne  und  der  ihm  sehr  nahe  ver- 
wandte R.  dumetorum  N.  W.  in  Formen  mit  gleichfarbigen ,  und 
unterseits  graufdzigen  Schösslingblättern ,  blühten  bereits.  Aus  der 
Gruppe  der  Glandulosen  wächst  auch  hier  ein  Wirrsal  von  Formen 
durcheinander ,  von  welchen  ich  jetzt  nur  den  R.  hirtus  W.  K.  und 
eine  an  R.  Bellardi^.W.  erinnernde  Form  hervorhebe,  R.  candicans 
Whe.  fehlt  auch  da  nicht.  Der  bereits  in  voller  Blüthe  prangende 
R.  plicatus  N.  W. ,  den  wir  in  der  Umgebung  von  Ns.-Podhrad  am 
rechten  Waagufer,  sowie  im  Nordwesten  des  Neutraer  Comitates  ver- 
gebens suchen  würden,  begleitete  mich  auf  allen  Wegen  zwischen 
Beckov  und  Selec.  An  offenen  Waldplätzen  und  an  Wegrändern 
sammelte  ich  Potentilla  indmata  Vill. ,  die  auf  besserem  Boden 
wachsend  nur  schwer  von  P.  pillosa  Wild .  unterschieden  wer- 
den kann. 

Von  Rosen  beobachtete  ich:  R.  gallica  L.,  R.  rubiginosa L.  und 
zwar  sowohl  die  klein-  und  dunkelrosa-blüthige,  als  auch  die  gross- 
und  lichtrosa-blülhige  Form;  R.  canina  L.  a.  glabrescens  NIr.  Fl. 
N.-Oe.  p.  896 ,  sehr  häufig ,  seltener  die  ß.  pubescens  Nlr.  I.  c,  nur 
kann  von  dieser  letzteren  nicht  gesagt  werden:  „Blattstiele  und  be- 
sonders die  unlere  Seite  der  Blättohen  flaumig,"  denn  die  Blättchen 
sind  oberseits  fast  graufilzig.  Da  R.  tomentosa  Sm.  hier  nirgends 
vorkommt  —  bisher  wenigstens  von  Niemandem  beobachtet  wurde 
—  kann  unsere  dichtbehaart-blättrige  Rose  kein  Bastart  sein,  bei 
welchem  R.  tomentosa  betheiligt  wäre.  Einige  Rosenstocke,  die  mit 
Blütlien  wie  besäet  waren  und  sclion  aus  der  Ferne  sich  bemerkbar 
machten,  halle  ich  für  Rosa  trachyphyUa  Ran.  (R.  canina  y.  setosa 
Äleyer  nach  Neilr.  Fl.  N.-Oe.  p.  896).  Es  ist  leicht  möglich,  dass  wir 
es  hier  mit  einem  illegitimen  Nachkommen  der  R.  gallica  L.  und 
R.  canina  a.  zu  thun  haben;  dafür  sprechen  auch  die  drüsig-borst- 
lichen  Kelchrühren,  die  in  der  Jugend  unterseits  rothlichen  und  reich- 
lich drüsigen  Schösslingblätter ,  die  grossen ,  dunkler  rosenrothen 
Biülhen  und  das  vereinzelte  Vorkommen.  Da  die  Beckover  Hügel 
nur  äusserst  wenige  Quellen  und  feuchte  Lokalitäten  aufweisen,  so 
sind  auch  die  Seggen  hier  nur  durch  wenige  Arten  vertreten,  und 
wurden  nur  Carex  muricata  L.,  virens  Lam.,  leporina  L.,  Schreberi 
Schrank,  remota  L.,  vulpina  L.,  vulgaris  Fr.,  hirta  L.,  flara  L.,  disfaiis 
L.,  glauca  Scop..  pilosa  Scop.,  pallcsccns  L.,  monlana  L.,  praecox 
Jacq.  und  digilata  L.  beobachtet. 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift,  r.    Heft.  1878.  13 


162 

Auf  den  Hügeln  von  Drlenovä  und  Kumovä  westlich  von  Selec 
wurden  Vacciniuiii  Myrtillus  L.,  Pyrola  secunda  L.,  Leucobryum  glau- 
cnm  Hampe  und  Antitrichia  curtipendula  Brid.  —  letztere  zwei  je- 
doch nur  steril  gesammelt.  Calluna  vulgaris  und  Genista  pllosa  sind 
hier  unzertrennliche  Gefährten;  beide  fehlen  im  Süden  des  Tren- 
tschiner  Comitates  am  rechten  Waagufer;  denn  das  einzige  Exemplar 
der  Calluna,  das  ich  vor  mehreren  Jahren  aus  dem  Bosacthale  erhielt, 
dürfte  wohl  nur  zufällig  hingerathen  sein,  da  ich  seitdem  diese  Pflanze 
bei  meinen  sehr  oft  sich  wiederholenden  Gängen  dort  nie  mehr  an- 
treffen konnte. 

Auffallend  ist  auch  das  seltene  Vorkommen  von  Orchideen  auf 
den  Beckover  Hügeln;  denn  mit  Ausnahme  von  Orchis  maculata  L. 
mit  weissen,  rotlibetupften  Blüthen,  0.  latifolia  L.,  Gymnadenia 
conopsea  R,  Br.  c.  comigera  Schur  Enum.  pl.  Transs.  p.  644.,  Epi- 
pactis  latifolia  All.  sind  mir  keine  nennenswerthen  Arten  zu  Gesicht 
gekommen.  In  Ho'zschlägen  wächst  auch  hier,  aber  sehr  selten, 
Aquilegia  longisepala  Zimmet.  Aquil.  p.  26.  (=  Aquil.  viscosa  Schur 
Phytogr.  Mitth.  p.  63,  aber  schwerlich  W.  K.).  Diese  jedenfalls  inter- 
essante Pflanze  scheint  mir  nur  eine  drüsig-klebrige  Form  der  A. 
vulgaris  L.  zu  sein,  und  wurde  von  mir  auch  um  Tematin  im  Neu- 
traer,  bei  Sülov,  Püchov  und  im  Bosacthale  im  Trentschiner  Comi- 
tate  an  manchen  Stellen  in  Menge  und  oft  mit  der  drüsenlosen  Form 
zusammen  wachsend  angetroffen.  Rochel  war  der  erste,  der  unsere 
Pflanze  im  J.  1808  als  „.4.  viscosa'^  aus  dem  Sülover  Kesselthalo 
bekannt  machte.  (Man  vergleiche  Zimmeter  1.  c.)  An  den,  gegen 
Selec  abfallenden  kurzgrasigen  Lehnen  wächst  Dianthus  deltoides  L., 
Lilium  Marlagon  L.  erscheint  sowohl  hier  auf  Waldwiesen,  wie  auch 
im  Bosacthale  in  zwei  leicht  unterscheidbaren  Formen,  Bei  dereinen 
ist  der  obere  Stengeltheil  von  kurzen ,  dichtanliegenden ,  weissen 
Haaren  bekleidet,  wie  mehligbestaubt,  die  Blüthenknospen  vor  deren 
Entfaltung  dicht  in  einen  spinnwebigwolligen  Ueberzug  gehüllt,  Peri- 
gone  auf  der  Innenseite  mit  dunkelpurpurnen  Flecken  bezeichnet, 
die  quirlständigen  Stengelblätter  breiter  und  kürzer  als  bei  der  fol- 
genden; die  zweite  Form  hat  einen  fast  kahlen  nur  mit  sehr  spär- 
lichen anliegenden  Härchen  besetzten  Stengel,  ebenso  sind  die  unent- 
falteten  Blüthenknospen  sehr  dünn  spinnwebigwollig,  welcher  Ueber- 
zug bald  verschwindet,  die  Stengelblätter  schmal  und  lang,  Perigone 
purpurn  ungefleckt.  Da  Lilium  Martagon  auf  Bergvviesen  des  Bosäc- 
und  Ljeskover  Thaies  sehr  häufig  ist,  und  beide  Formen  zusammen 
vorkommen  ,  werden  sie  noch  weiter  beobachtet.  —  Auf  steinigen 
trockenen  Stellen  erscheint  häufig  Cerastium  triviale  Lk.  in  einer 
rauhhaarigen,  reichlichdrüsigen,  kurzkapseligen  Form  ;  an  schattigen, 
mässigfeucliten  Stellen  ist  die  Pflanze  meist  drüsenlos  und  immer 
weniger  behaart;     langkapselige  Formen  sind  auch  hier  nicht  selten. 

Im  Selecer  Thale,  wo  einst  eine  renommirte  Papiermühle  stand, 
die  aber  vor  einigen  Jahren  in  andere  Hände  überging ,  dann  ab  - 
brannte  und  nicht  wieder  aufgebaut  wurde ,  sind  die  Aecker  von 
mittelmässiger  Güte.  Es  werden  da  zwar  Weizen,  Korn,  Gerste,  IIa- 


163 

fer,  Hanf,  Hülsenfrüchte,  Kraut,  viel  Erdäpfel  gebaut,  aber  die  Arbeit 
ist  nicht  besonders  lohnend,  wie  man  diess  an  den  schwachen  Saaten 
bemerken  konnte.  Zwischen  den  Saaten  wachst  Vicia  mllosa  Roth 
ziemlich  häufig- ,  und  ein  Scleranfhus ,  den  icli  nicht  anders  zu  be- 
zeichnen wage  als  S.  anmms  L.  Einjährig  ist  er  ganz  sicher,  ob 
aber  die  von  Dr.  Reichenbach  für  Linne's  S.  annuus  erklärte  Pflanze, 
bin  ich  nicht  im  Stande  zu  entscheiden.  Auf  Brachen  war  massen- 
haft Filago  montana  L.  und  F.  arvensis  L.,  häufig  auch  F.  lulescens 
Jord.  (=  F.  apiculata  Sm.  E.  B.),  dagegen  sah  ich  hier  F.  cane- 
scens  Jord.  nicht.  Dass  aber  auch  diese  letztere  im  Selecer  Thale 
vorkomme,  ist  mehr  als  wahrscheinlich  ,  da  sie  in  unserer  Gegend 
am  rechten  Waagufer  stets  in  Gesellschaft  mit  T.  lutescens  ange- 
troffen wird ,  am  häufigsten  und  in  sehr  kräftigen  vielstengeligen 
Exemplaren  in  Holzschlägen. 

Die  wenigen  Wiesen  am  Fusse  des  Inovec  boten  ausser  Cirsium 
rkulare  Lk.  nichts  Nennenswerthes.  Da  es  nicht  mehr  möglich  war 
auch  den  Inovec  zu  besteigen  ,  wurde  der  Rückweg  über  den  Berg 
Baba  (westlich  von  Selec)  angetreten.  Hier  wurde  auf  einer  Berg- 
wiese Danthonia  decumbens  DC.  und  ein  Dianthus  in  Knospen  ge- 
funden, der  sich  dann,  in  meinen  Garten  versetzt,  als  D.  superhus  L. 
entpuppte.  Häufig  ist  hier  überall  auf  den  Beckover  Hügeln  in  Schlä- 
gen Betula  verrucosa  Ehrh.  als  Strauch,  viel  seltener  aber  B.  pubescens 
Ehr.  In  lichtem  Eichenwalde:  Campamda  persicifolia  L.  ß.  hirta  m. 
selten,  dagegen  die  kahle  Form  häufig.  Ebenso  häufig  ist  auch  Koeleria 
cristata  ß.  maior  Nlr.  und  Clematis  recta  L.  Dr.  Schur  bemerkt  in 
seinen  Phytograph.  Bemerk,  p.  7  bei  dieser  Pflanze:  „dass  die  ersten 
basilaren  Blätter  nicht  gefiedert  sind,  sondern  einfach"  und  erwähnt 
eine  Var.  c.  heterophylla.  Bei  jungen  Pflanzen  sind  die  ersten  Blätter 
immer  einfach,  nur  die  oberen  Slengelblätter  sind  fiederschniltig. 
Ich  besitze  ein  Exemplar ,  das  auch  zwischen  den  fiedersehnittigen 
Stengelblättern  ein  einfaches  Blatt  hat;  diess  ist  aber  nicht  etwa 
eine  Varietät,  sonde-rn  ein  reiner  Zufall.  Nachdem  noch  ausserhalb 
des  Waldes  auf  Triften  Hieracimn  Pilosella  X  praealtum  Wimm.  ein- 
gelegt und  Jasione  montana  L.  notirt  wurde,  ging  es  über  Beckov 
wieder  dem  Hause  zu. 

Ns. -Podhrad,  8.  Februar  1878. 


Die  Arten  der  Pyrenomycetengattung 

Sporormia  de  Not. 

Von  G.  V.  Niessl. 

(Fortsetzung  nnd  Schluss.) 

c)  Spore  5  bis  9zellig. 
13.  Sporortnia  variabilis  Winter    (Hedw.  13.  Bd.  p.  50). 
Perithecüs  sparsis,    primo  semi-immersis ,    dein  super ficialibus ,  sub- 

13^^ 


164 

giobosis,  aterrimis,  glahris,  rugulosis,  hremssime  papillatis  ca.  500 
micr.  alt.,  ca.  420  7mcr.  lalis^^  Ascis  ample-cylindraceis,  bre- 
viter  stipitatis,  280—290  micr.  long.,  31 — 40  mic7\  tat.,  para- 
physibus  fiUfornübus ,  ascis  longioribus  obvallatis.  Spoi'idiis  sub- 
distichis,  cylindraceis,  fusco-nigris,  5 — 6 — 7 — 8  meris  (unde 
nomerQ,  muco  kyalino  innolutis,  62 — 75  micr.  lg.,  14 — 19  tnicr.  lat., 
sporarum  segmentis  magnitudine  varia,  terminalibus  fere  duplo  lon- 
gioribus. 

Auf  Kaninchenkoth  in  Thüringen.  August. 

Diese  mir  nicht  bekannte  Art  eitire  ich  hier  mit  der  Beschrei- 
bung des  Autors.  Dass  Auerwald's  Sp.  heptamera  in  den  Formen- 
kreis derselben  gehöre ,  wie  Winter  vermuthet ,  glaube  ich  nicht, 
wenigstens  haben  die  zahlreichen  Exemplare,  welche  ich  von  dem, 
was  ich  für  die  Auerswald'sche  Art  halte,  untersuchte,  stets  keulen- 
förmige Schlauche  und  nie  andere  als  7zellige  Sporen. 

14.  Sp.  coniiniitatfi  n.  sp.  Peritheciis  sparsis,  erumpenfi- 
bus,  depresse-globosis,  minutis  (220—250  diam.),  carnose-mem- 
branaceis,  atris,  glabris,  ostiolo  papillaeformis;  ascis  ex  oblonge 
clavatis,  stipite  breu  abrupto.,  140 — 180  Igs,,  18 — 21  Its.;  spori- 
diis  superne  stipate  3  stichis,  inferne  1 — 2  stichis,  rectis  vel  parum 
curratis,  subclavatis,  seu  articulis  in  apicem  latioribus, 
valde  obtuse  rotundatis,  fusco-atris,  subopacis  50 — QO  Igs.,  8 — 10  Its., 
7 — 8-vel  9  cellularibus  plus  minus  facile  secedentibus;  articulis 
mediis  rotundatis  5 — 8  Igs.,  terminalibus  parum  longioribus.  Para- 
physes  dense  stipatae  paulum  super ant es,  articulatae. 

Auf  Rinderkoth  bei  Lellekowitz  nächst  Brunn,  im  Juni. 

Die  Veränderlichkeit  der  Zellenzahl  der  Spore  scheint  bei  die- 
ser Art  (wie  bei  Sp.  variabilisj  charakteristisch  zu  sein,  so  zwar, 
dass  man  nichc  angeben  kann,  welche  die  eigentlich  typische  ist.  In 
einem  Peritliecium  ,  ja  in  einem  Schlauche,  finden  sich  ganz  reife, 
7 — 8-  und  Ozellige  Sporen.  Die  mittleren  Segmente  sind  kurz, 
höchstens  so  lang  als  breif,  doch  nicht  sehr  gleich;  sie  nehmen  gegen 
aufwärts  an  Breite  zu.  Von  Sp.  variabilis  unterscheidet  sie  sich 
sehr  leicht,  nicht  nur  durch  die  doppelt  kleineren  und  zarteren  Peri- 
thecien,  sondern  auch  insbesondere  durch  die  schlankeren  Sporen 
(Breite  zur  Länge,  wie  1:6—7,  bei  Sp.  variabilis  wie  1:4),  und 
Schläuche.  Die  meiste  Aehnlichkeit  hat  sie  mit  Sp.  vexans ,  welche 
ich  nur  aus  der  Beschreibung  kenne.  Doch  spricht  bei  dieser,  abge- 
sehen davon,  dass  die  Grösse  der  Schläuche  und  Sporen  geringer 
ist,  Auerswald  nur  von  7zelligen  Sporen.  Möglich,  dass  Sp.  vexans 
in  den  Formenkreis  vorliegender  Art  gehört. 

d)  Sporen  8zellig. 

15.  Sp.  ocfoinera  Auersw.  (Hedw.  7.  Bd.  p.  70.)  „Pyreniis 
giobosis,  membranaceis,  minute  papillatis,  immer sis,  atris;  ascis 
clavatis  in  stipitem  capillarem  basi  angustatis,  parte  spo~ 
rifera  90  micr.  longa,  18  lata;  sporidiis  8-meris  muco  hyalino 
amplo    intolutis,    subtriserialiter  stipatis,    40    micr.    longis    (absque 


165 

volva  mucosä)  5 — 6  Its.,  sporamm  segmentis  laxe  et  non  nisi 
muciope  cohaerentibus  3 — 4  terminalihus  4 — 6  micr.  longis.^^ 

„Diese  Art  besitist  die  grössten  Pyrenien,  ^/s  Millim.,  und  lebt 
auf  Scbafmist."  Arnstadt,  Brunn  (Fleischliak,  Niessl). 

Obgleich  Auerswald  die  Art  nach  Exemplaren ,  welche  er  von 
mir  erhalten  hat,  beschrieb,  ist  sie  mir  doch  unbekannt  geblieben, 
da  ich  die  betreffenden  etwa  im  J.  1865  gesammelten  Stücke  nicht 
mehr  zurück  erhielt,  und  später  nie  mehr  eine  zur  obigen  Beschrei- 
bung nur  einigermassen  passende  Form  finden  konnte.  Wie  man 
sieht,  besitzt  sie  bei  verhältnissmässig  grossen  Perithecien  die  klein- 
sten und  namentlich  die  schmälsten  Sporen  unter  allen  Verwandten 
mit  Szelligen  Sporen.  Ferner  zerfallen  sie  offenbar  leicht  in  die  ein- 
zelnen Zellen.  In  der  beigegebenen  Figur  sind  die  einzelnen  Ab- 
schnitte der  Spore  schon  getrennt  und  nur  durch  die  Schleimmasse 
zusammengehalten,  wovon  auch  in  der  Beschreibung  die  Rede  ist. 
Die  wirkliche  Länge  der  Spore  wird  also  wohl  nicht  viel  über 
30  Mikrom.  betragen,  Avas  man  auch  aus  den  angeführten  Dimen- 
sionen der  Zellen  schliessen  kann ,  so  dass  die  Grösse  etwa  jener 
von  Sp.  minima  entspräche.  Es  ist  somit  kein  Zweifel,  dass  keine 
der  hier  beschriebenen  Arten  mit  Szelligen  Sporen  mit  vorliegender 
identisch  sein  kann. 

16.  Sp.  pfisctia  n.  sp.  Peritheciis  plus  minus  gregariis,  immersis, 
Strato  crustoso  tenuo  aterimo  (Stroma?)  tectis,  subglobosis, 
purum  depressis,  minutis  (180  —  220  diamj  atris  membranacee- 
carnosis,  glabris,  ostiolo  m inuto  papillaeform i ;  ascis  siibtubulosis, 
vel  deorsum  lafioribus,  sttpite  abrupto  interdum  elongato  120 — 150 
Igs.,  18  —  21  Its.;  sporidiis  subparallele  ~  im bricate  ordinatis, 
cijlindraceis,  rectis  articulo  quart.  parum  superante .  ufrin- 
que  late  rotundatis,  fusco-atris  subopacis  33 — 40  Igs.,  7-^9  Its. 
S-cellularibiis ;  articulis  plus  minus  solide  cohaerentibtis, 
mediis  quasi  compressis  brevioribus.  Paraphyses  parum  superantes, 
coallitae,  ramulosae. 

An  Hasen-  und  Schafkoth  bei  Lellekowitz  nächst  Brunn, 
im  Juni. 

Eine  sehr  ausgezeichnete  Art.  Zunächst  sieht  man  das  Sub- 
strat stellenweise  auf  einigen  Millimetern  Ausdehnung  mit  einer 
fleckenformigen  dünnen  schwärzlichen  Kruste  überzogen ,  welche 
durch  die  vortretenden  Mündungen  punktförmig  aufgetrieben  wird. 
Die  Perithecien  und  Schläuche,  sowie  insbesonders  die  Lage  der  Spo- 
ren sind  ähnlich  wie  bei  Sp.  intermedia ,  dagegen  ist  die  8zellige 
Spore  ganz  anders.  Die  Zellen  haften  fest  zusammen  und  trennen 
sich  auch  nach  dem  Austritte  aus  dem  Schlauche  nicht  gar  leicht.  Die 
inneren  sind  gewöhnlich  viel  kürzer  als  breit,  eine  davon,  in  der 
Regel  die  vierte  von  oben,  springt  gewöhnlich  ein  wenig  vor,  doch 
bleibt  die  Spore  im  Umrisse  walzenförmig. 

Wegen  der  verhältnissmässig  kleinen  Sporen  kimnte  sie  zunächst 
nur  mit  Sp.  octomera  verglichen  werden,  von  welcher  sie  sich  (nach 
deren  Beschreibung)  jedoch  durch  die  fast  röhrenförmigen,  eher  nach 


166 

abwärts  verbreiteten  Schläuche   mit  abgesetztem  Stiele    und  die    fest 
zusammenhaftenden  Sporenzellen  leicht  unterscheiden  lässt. 

17.  Sp.  pulchra  Hansen  (Fungi  fimicoli  danici  p.  113  und 
17.  Tab.  IX.  F.  1 — 6.)  Peritheciis  elongatis,  pyriformibus^ 
320 — 420  allis,  immersis,  ostiolo  recto  vel  curvato  saepe 
gibboso,  subcylindraceo  peritkec.  semidiam.  fere  supe- 
rante,  atris;  ascis  elongate  oblongis  vel  cylindraceis,  stipite 
brevi  abrupto  160  Cpt^rs  sporj  longis  30—38  latis;  sporidiis  sub~ 
cylindr aceis  vel  parum  fusiformibus,  rectis  vel  leviter  cur- 
vatis,  olivaceo  fuscis  8  cellularibus,  late  roduntatis  47 — 57  Igs., 
12 — 14  Its.  Paraphyses  paucae,  ascos  mx  superantes  articulatae. 

An  Schaf-  und  Kuhkoth  in  Seeland  und  Julland ,  April  bis 
August.  Mit  Rücksicht  auf  die  Zeichnung  des  Autors  möchte  ich  die 
Sporen  der  Mehrzahl  nach  eher  etwas  keulenförmig  nennen,  wobei 
die  3.  oder  4.  Zelle  die  breitere  ist.  Freilich  sind  ganz  cylindrische 
auch  abgebildet.  Die  inneren  Zellen  sind  meist  kürzer  als  breit,  die 
Enden  sind  sphärisch  abgerundet.  Nach  Zeichnung  und  Beschreibung 
zu  schliessen,  haften  die  einzelnen  Zellen  ziemlich  fest  aneinander. 
Die  ganze  Spore  ist  jener  von  Sp.  corynespora  höchst  ähnlich,  allein 
die  Schläuche  sind  durchaus  nicht  so  keulenförmig  wie  bei  dieser, 
und  die  Perithecien  sind  durch  die  langen  Mündungen  ausge- 
zeichnet. 

18.  Sp.  corynespora  n.  sp.  Peritheciis  sparsis  vel  hinc  inde 
caespitosis  immersis,  globosis  vel  ovoideis,  majusculis  (320 — 400  diamj 
atris  glabris,  carnosis  ostiolo  exiguo,  papillaeformi  vel  brevissime 
conico;  ascis  distinctissime  clavatis,  inferne  attenuafis,  stipite 
elongato,  140—180  (pars  spor.)  Igs.  (stip.  70—100),  24— 26/^s.; 
sporidiis  dense  stipatis  2  —  4  stichis,  rectis  vel  leviter  curvatis, 
parum  clavatis,  utrinque  valde  obtuse  rotundatis,  saturate  fuscis, 
45 — 60  Igs.,  10 — 12  Its.,  8-cellularibus;  articulis  plus  minus 
cohaerentibus,  mediis  brevibus,  rotundatis,  tertio  maximo.  Para- 
physes crassae,  bacciligerae,    guttulatae,    superantes,    laxe  ramosae. 

An  Hasenkoth  im  Schreibvvalde  bei  Brunn,  Juni  bis  September 
gar  nicht  selten,  doch  meist  sehr  vermischt  mit  anderen  Arten.  Ein- 
mal auf  Schafkoth  auf  dem  Kuhberge  im  Oktober. 

Von  allen  Arten  hat  diese  die  ausgezeichnetsten  keulenförmi- 
gen, allmälig  in  den  oft  sehr  langen  Stiel  verlaufenden  Schläuche, 
deren  breiteste  Stelle  unterhalb  des  Scheitels  liegt.  Minder  distinkt 
ist  die  Keulenform  der  Spore,  doch  wird  dem  aufmerksamen  Beob- 
achter nicht  entgehen,  dass  die  Breite  der  Abschnitte  in  der  Regel 
von  oben  bis  zur  dritten  Zelle  zu-  und  nach  abwärts  wieder  ab- 
nimmt. 

Die  inneren  Zellen  sind  kürzer  als  breit  und  haften  ziemlich 
fest  zusammen. 

Sp.  pulchra  Hans. ,  welche  nach  der  Zeichnung  zu  urtheilen, 
sehr  ähnliche,  doch  minder  keulenförmige  Sporen  hat,  unterscheidet 
sich  durch  die  langhalsigen  Perithecien  und  die  oblongen  oder  röhren- 
förmigen Schläuche  mit    kurzem  abgesetzten  Stiele.    Sämmtliche  drei 


167 

Schlauclizeichnung'en    bei  Hansen    stellen    nämlich    die   Form  so  dar, 
wie  sie  bei  Sp.  intermedia  vorkommt. 

19.  Sp.  insignis  n.  sp.  Peritheciis  sparsis,  immersis,  sub- 
globosis,  majusculis  (280  —  330  diam.)  carnosis,  atrofuscis, 
glabris,  ostiolo  conico  vel  cylindrice-elongato;  ascis  oblonge- 
clanatis  in  stipitem  brevem  attenuatis  200 — 225  Igs.,  40 — 45 
Its.;  sporidiis  subparallele  stipatis  superne  5 — 6,  inferne 
2 — 3  stichis,  ealde  elongatis,  cylindraceis  vel  subfusifor- 
mibus,  seu  utrinque  partim  attenuatis,  atrofuscis,  subopacis  105 — 
120  Igs.,  14 — 15  Its.,  8-cellularibus ;  articulis  facile  seceden- 
tibus,  mediis  subaequHaterale-cylindraceis  vel  paulum  longioribus, 
truncatis,    Paraphjses  longe  superantes,  guttulatae  laxe  ramosae. 

An  Hasenkoth  im  Sclireibvvalde  bei  Brunn.  August, 
Ausgezeichnet  durch  die  breiten  Schläuche  und  die  langen  und 
robusten  Sporen.  Die  mittleren  Glieder  stellen  entweder  einen  nahe 
gleichseitigen  oder  etwas  verlängerten  Zylinder  mit  etwas  abgerun- 
deten Kanten  dar,  die  Endzellen  sind  konoidisch  verschmälert.  Die 
Zellen  trennen  sich  leicht.  Es  ist  keine  ähnliche  unter  den  Formen 
mit  achlzelligen  Sporen  und  nur  mit  Sp.  gigantea,  welche  aber  vier- 
zellige  Sporen  hat,  wäre  sie  im  Allgemeinen  vergleichbar,  doch  ist 
sie  zarter  als  diese. 

20.  Sp.  gigaspora  Fckl.  (Symb.  1.  Naclitr.  p.  37.)  Perithe- 
ciis in  massa  grumoso-gelatinosa,  sordida  insidentibus,  demum 
liberis,  atris,  gregariis,  ^/^ — 1  Mm.  diam.;  globosis  .,  in  ostiolum 
CO  nie  um,  obtusum  attenuatis,  demum  perforatis  et  evacuatis;  ascis 
amplis,  oblojigis,  antice  partim  crassioribus,  sessilibus,  136 
Igs.,  24  Its.;  sporidiis  inordinatis,  subcylindraceis,  8  celiula- 
ribus,  ad  articulos  constrictis,  juvenilihus  a  zona  gelatinosa  tenui 
circumdatis,  demum  in  articulos  secedentibus,  totis  72  juicr.  longis, 
9  Its,;  articulis  singulis  irregulariter  globosis,  9  micr.  diam.,  fuscis. 

An  Holz,  welches  auf  ammoniakaliscliem  Schlamme  faulte.  Herbst. 
Oestrich, 

Mir  unbekannt.  Durch  die  grossen  Perithecien  ausgezeichnet, 
und  wegen  der  oblongen  unten  breiteren  Schläuche  wohl  auch  sonst 
mit  keiner  der  verwandten  Arten  zu  verwechseln. 

21.  Sp.  ßmeiaHa  de  Aoi.  Micr.  ital.  dec.  V.  p.  10.  (Sphae- 
ria  fimetaria  Rbh.  herb.  myc.  ed.  I.  1733.)  Pyreniis  depresso-globosis, 
membranaceis ,  ostiolo  simplici  (Sphaerellarum  more)  perforatis, 
nigris;  ascis  cylindraceis,  basi  in  stipitem  brevem  attenuatis,  SO. micr. 
longis  14—16  Its.  ,  sporidiis  sub-20-meris  bacillaribus, 
parallele  ordinatis,  absque  volva  mucosa  visibili,  60  micr.  longiSy 
4  vix  Its.;  spor.  segmentis  mediis  273  niicr.  fere ,  terminalibus 
4  Igs. 

Auf  Kuhmist.  Sie  ist  der  äusseren  Gestalt  nach  der  Sp.  minima 
höchst  älinlich.  Die  vollkommen  parallele  Lage  der  Sporen  unter- 
scheidet sie  von  allen  anderen  Arten.  Die  Mittelglieder  der  Sporen 
sind  breiter  als  lang. 


1G8 

Ich  habe  die  Art  nicht  selbst  untersuchen  können,  da  mein 
Exemplar  der  obenzitirten  Sammlung  nur  sporenlose  Perithecien  auf- 
Aveist  und  ich  sie  selbst  nicht  fand.  Die  obige  Beschreibuag  entspricht 
der  Analyse  von  Auerswald  (Hedw.  7.  Bd.  p.  69). 

Brunn,  September  1877. 


Bericht 

bezüglich  des  ökonomischen  Werthes  der  verschiedenen  in  Süd-Australien  vor- 
kommenden Uucalyptus-Arien  von  R.  Schomburgk,  Direktor  des  botanischen 
Gartens  in  Adelaide,  Süd- Australien. 

Vor  wenigen  Tagen  kam  ein  gedruckter  Bericht  R.  Schomburgk's 
über  den  ökonomischen  Werth  der  Eucalyptus-W6\zer  Süd-Austra- 
liens in  meine  Hände,    dessen  Uebersetzung  ich  hiermit  folgen  lasse. 

Australiens  grosse  Gattung  „Eucalyptus^  dominirt  auch  im  ganzen 
Territorium  von  Süd- Australien,  jedoch  aber,  mit  einer  geringeren 
Artenmenge  im  Vergleiche  mit  jenen,  welche  in  Ost-,  Nord-  und  West- 
Australien  vorkommen.  Die  Anzahl  der  bis  jetzt  in  Australien  be- 
kannten Eucalypti  beläuft  sich  auf  134  Arten,  und  von  diesen 
erscheinen  aber  nur  30  Arten  in  dem  aussertropischen  Theile  Süd- 
Australiens. 

Die  Eucalypti  Süd-Australiens  erreichen  keine  so  bedeutende 
Höhe  als  jene  des  Ostens,  Nordens  und  Westens.  Die  durchschnitt- 
liche Höhe,  welche  die  grössten  Bäume  erreichen,  steht  zwischen  120 
bis  130  Fuss  mit  einem  Stammdurchmesser  von  6  bis  8  Fuss  und 
solche  Bäume  sind  nur  in  Distrikten  anzutreffen,  welche  guter  Boden 
begünstiget  oder  welche  an  den  Ufern  der  Flüsse  stehen.  Aber  diese 
Höhenmasse  verschwinden  zur  Winzigkeit  im  Vergleiche  zu  jenen 
Bäumen,  die  in  Victoria,  Tasmanien  und  in  West-Australien  er- 
scheinen. 

Unter  den  30  Eucalyptus- Arten,  welche  ausserhalb  de«  Tropen- 
gebieles  Süd- Australiens  vorkommen,  gibt  es  ungefähr  nur  10  Arten, 
deren  Holz  eben  viel  benutzt  und  geschätzt  wird.  Schomburgk  hält 
aber  dafür,  das  diess  bei  Weitem  keine  vollständige  Aufzählung  der 
werthvollen  Eucalyptus- Xrien  ist.  Der  grösste  Theil  vom  Innern 
Süd-Auslraliens  besitzt  eine  Bevölkerung,  welche  nur  dem  Weidegrund 
nachstellt  und  die  für  das  Bauholz  keine  weitere  Verwendung  kennt 
als  die  Errichtung  von  roh  gezimmerten  Gebäuden ,  Umzäunungen 
u.  s.  f.,  daher  viele  Eucalyptus- Arien,  welche  im  Innern  erscheinen, 
ein  werthvolleres  Bauholz  abgeben  dürften  als  jene,  welche  der  Küste 
zunächst  wachsen. 

Die  meisten  bekannten,  werthvollen  Eucalyptus- Arien  werden 
durch  beigelegte  Colonialnamen  unterschieden,  als:  Red-,  Wliite-, 
Bluc-  und  Swamp-Gum,   Stringybark,   Peppermint,    Ironbark,   Mallee 


169 

etc.     Aber   in    den   benachbarten  Colonien    bezeichnen    verschiedene 
Trivialnamen  oft  die  gleiche  Eucalyptns-Art. 

Eucalyptus  rostrata  Schlecht.  (The  red  Gum)  ist  ein  sehr  starker 
100 — 130  Fuss  hoher  Baum.  Sein  Holz  wird  zu  den  werthvoU- 
sten  Bauhölzern  der  Kolonie  gezählt.  Es  ist  sehr  feinkörnig, 
fest  und  dauerhaft  und  gibt  das  beste  Holz  für  Erdbauten, 
Brücken,  Eindämmungen,  Eisenbahnschwellen  und  SchifFholz.  Es 
besitzt  ausserdem  noch  die  besondere  Eigenschaft,  dass  es  nie 
von  der  weissen  Ameise  befallen  und  als  die  dauerhafteste 
Holzsorte  von  ganz  Südaustralien  bezeichnet  wird. 
Eucalyptus  Stuartiana  F.  Muell.  (The  White  Gum.)  Ein  grosser  Baum, 
dessen  Holz  aber  nicht  so  hart  und  feinkörnig  ist,  als  jenes  der 
E.  rostrata.  Es  findet  zu  Pfosten,  Eisenbahnschwellen  und  son- 
stigen Bauten  Verwendung. 
Eucalyptus  obliqua  L'Heret  (The  Stringybark)  ein  starker,  120 — 140 
Fuss  hoher  Baum,  dessen  Holz  der  Eigenschaft  wegen,  dass  es 
sich  sehr  leicht  spalten  lässt ,  sehr  gesucht  wird.  Es  findet  zu 
Schindeln,  Schienen  und  Dachkonslruktionen  Anwendung,  ist 
aber  für  Grundbauten  nicht  verwendbar. 
Eucalyptus  odorata  Behr  (The  Peppermint).    Ein   mittelgrosser  Baum, 

dessen  Holz  nur  zu  Pfählen  und  als  Brennholz  taugt. 
Eucalyptus  leucoxglon  F.  Muell.  (The  Ironbark.)    Ein  Baum  mitterer 
Hiihe,  der  ein  sehr  hartes  und  dauerhaftes  Holz  für  Bauten  und 
Pfahlvverke  abgibt. 
Eucalyptus  hemiphloya  F.  Muell.    (The  Box  tree).    Das    Holz    dieses 

kleinen  Baumes  zeichnet  sich  durch  Härte  und  Zähigkeit  aus. 
Eucalyptus  gracilis  F.  Muell.  (The  Bastard  Box.)    Ein  kleiner  Baum, 

an  dessen  Holze  die  Härte  und  Zähigkeit  gerühmt  wird, 
Eucalyptus  dumosa  A.  Cunn.  (The  Mallee.)  Ein  kleiner  Baum  oder 
baumartiger  Strauch  mit  sehr  hartem  feinkörnigen  und  zähen 
Holze,  welches  bei  Umzäunungen  in  Anwendung  kommt. 
Eucalyptus  siderophloia  Benth.  (The  Swamp  Gum.)  Das  Holz  dieses 
grossen  Baumes,  welches  sehr  dauerhaft  ist,  wird  für  Gebäude 
und  Zäune  verarbeitet. 

Ausserdem  dass  Eucalyptus  durch  das  Bauholz  grossen  Nutzen 
gewährt,  besitzen  diese  Bäume  noch  andere  vortreffliche  Eigenschaften, 
unter  welchen  besonders  die  wohl  schon  bekannte  Tliatsache  anzu- 
führen ist,  gegen  Fieberkrankheiten  wirksam  verwendet  zu  werden. 
Aus  Eucalyptus  obliqua,  leucoxylon  und  rostrata  wird  Essigsäure 
(acetic  acid),  aus  dem  Holze  von  Eucalyptus  leucoxylon  und  obliqua 
ein  Hülzgoist,  —  und  aus  den  Blättern  der  Eucalyptus  riminalis^ 
Stuartiana  und  citriodora  ein  Oel  (esscntial  oil)  gewonnen,  während 
das  Holz  von  Eucalyptus  rostrata,  leucoxylon  und  obliqua  zur  Theer- 
bereilung  verbraucht  wird.  Die  Rinde  der  Eucalyptus  Stuartiana, 
obliqua,  rostrata  und  leucoxylon  liefert  in  ihrer  Verarbeitung  ein 
sehr  schönes  Papier.  Auto  ine. 


170 

Das  Pflanzenreich 
auf  der  Yl'iener  Weltansstellnng  im  Jahre  1873. 

Netizeu  über  die  expoiiirleu  Pflanzen,  Pflaiizenrohstoffeuud  Produkte,  sowie  über  ihre  bildlicheü  Darstellungen. 
Von  Franz  Antoine. 

(Fortsetzung.) 


Holzmaster. 


Hibiscus  tiliaceus  L.  (Demajagua). 
Juglans  regia  L. 
Hex  aquifolium  L.  (Albo). 
Laplacea  Curtyana  Rieh.  (Aman- 
dier). 

—  var. 
Laurus  marfinicensis  Jcq.  (Sigua). 
Laetia  apetala  Jcq.  (Guaguasi). 
Morus  nigra  L. 
Oreodoxa   regia   H.    B.     (Palmier 

royal). 
Populus  nigra  L.  (Leard). 

—  alba  L. 


Cannabis  sativa  L. 

—  gigantea. 
Gossypium  album  Wight. 

Adiantum  Capillus  veneris 
Althea  officinalis  L. 
Bryonia  alba  L. 
Coriaria  myrtifolia  L. 
Datnra  Stramonium  L. 
Hyssopns  officinalis  L. 
Juniperus  communis  L. 
Illecebrum  Paronychia  L. 
Lavandula  Spica  DC. 

—  Sfoechas  L. 


Pirus  communis  L. 

Pinus  Pinaster  Ait.    (Pin  rodeno). 

—  sylvestris  L.  (Pin  valsain). 
Quercus  Robur  Willd.  (Rouvre), 

—  Toza  Bosc. 

—  Suber  L. 

Swietenia  Mahagoni  L.    (Acajou). 
Tilia  europaea  L. 
Trichilia  spondioides  Jacq.     (Yu- 

baban). 
Trophis  americana  L.    (Ramo  de 

Caballo). 
Ulmus  campestris  L. 

€espinnstpflanzen. 

Stipa  tenacissima  L.  (Spartograss). 
Tillandsia  usneoides  L.  (Guajaca). 


Arzneimittel. 


L. 


Glycyrrhiza  glabra  L. 
Malva  sylvestris  L. 
Papaver  somniferumL.  Opium,  ein- 
heimisches. 
Pimpinella  Änisum  L. 
Rosmarinus  officinalis  L. 
Salvia  officinalis  L. 
Sambucus  niger  L. 
Scor zoner a  hispanica  I. 
Teucrium  Polium  L. 


Genassmittel  and  Früchte. 


Amygdalus  communis  L. 

—  communis  dulcis  Hort. 

—  „         fragilis  Heller. 

—  Amandes  d'en  Pota. 

—  „  d'en  Cosme. 

—  „  del  anyer. 

—  »         d'en  cresteta. 


Amygdalus  Amandes  angina. 

—  Amandes  fine. 

—  „  d'en  Blanquet. 

—  „  d'en  Rameil. 

—  „  d'en  Pon. 

—  n  d'en  Bolich. 

—  „  Grossos  und  ausser 


171 


diesen  noch  mehrere   andere 

Sorten. 
Arachys  hypogaea  L. 
Arbutus  Uta  ursi  L. 
Ceratonia  Siliqua  L.    (Caroubes). 

Aeusserst  reich  vertreten. 
Cor y Ins  Avellana  L.    Sehr  häufig 

ausgestellt. 
Crocns  sativus  Smith. 
Cyperus  escuhntus  L. 


Castanea  vulgaris  Lani. 

Capsicum  annuum  L, 

Juglans  regia. 

Nicotiana  Tabacnm  L.  In  Blättern, 

Cigarren  und  Pulverform. 
Pistacia  vera  L. 
Pinus  Picea  L. 
Solanum  Melongena. 
Saccharum  officinarum  L. 
Orangenblüthen-Wasser. 


CoDserven. 

Pflaumen,  Paradiesäpfel,  Aprikosen,  Reine-Claude,  Trüffel,  Oliven  grüne 
und  schwarze,  Kappern. 

Färbepflanzen  and  Extrakte. 


Brasilienholz  {Morus  tinctoria  L.). 
Campecheholz  (^Eaematoxylon  cam- 

pechianum  L.). 
Quercitron    (Quercus    tinctoria  L. 

Willd.). 

0  e 

In    unendlich 


Ceratonia  siliqua. 
Reseda  luteola  L. 
Rhus  Cotinus  L. 
Sarsaparilla    (Smilax    Sarsapa- 
rilla  L.). 

1  e. 

Juniperus. 

Sahia. 

Amygdalus. 

Anis- 


Olea    europaea    L. 

vielen  Mustern. 
Unona  odoratissima  Roxb.  (Ylang 

ylang). 

Weine  und  Liqneare. 
Museal,    Vin  Garancha,  Lacrimae,    See,  Malaga  sec,    Apfel-Schaum- 
wein, Anis-  und  Rosen-Liqueur. 

Getreidesorten  nnd  Hülsenfrüchte. 


Avena  orientalis  Schreb. 

—  sativa  L. 

Bromus  Schraderi  Kunth. 
Cicer  arietinum  L. 
Cannabis  sativa  L. 

—  gigantea. 

Dolichos  melanophthalmus  DC. 

—  sinensis  L. 
Ervum  Ervilia  L. 

—  Lens  L. 

—  monanlhos  L. 
Fagopyrum  esculentum  Moench. 

—  lataricum  Gaertn. 
Holcus  spicatus  L. 
Hordeum  vulgare  L.  (Cebada). 

—  coeleste   P.  B. 


Lathyrus  sativus  L.    (Almoratas). 

Lupinus  albus  L. 

Onobriches  sativa  Lam.cEsparcelo). 

Oryza  sativa  L. 

Pisum  sativum  L. 

Panicum  miliaceum  L. 

—  italicum  L. 
Phaseolus  vulgaris  L. 

_  „         niger. 

—  unicolor. 

—  compressus  DC. 
— ■  saponacens  Savi. 

—  montmalonas. 

—  microspermus  Orteg. 

—  tumidus. 

—  multiflorus  Lam. 


Trtticum  turgidum  h. 

—  monococcum  L. 

—  hybernmn  L. 

—  durum  L. 

—  polonicum  L. 

—  Spelta  L, 

Vicia  faha  L.  (Habones). 

—  sativa  L.  (Arbejas). 

—  narbonensis  L. 
Zea  Blays  L. 


172 

Phaseolus  multiflor.  coccineus  Hort. 

—  haematocarpos  Savi. 

—  ohlongus  Savi. 

—  „         carneo  venosus. 

—  „         semine  rubro. 

—  sphaericus  Savi. 
Polygonum  Fagopyrum  L. 
Phalaris  canariensis  L. 
Seeale  cereale  L. 
Triticum  vulgare  aestwum  L.  (Ble 

xexa)  äusserst  zahlreich  vor- 
handen. 

Barcelona  hatte  nur  12  Kästchen  mit  Reis,  Gerste,  Bohnen  etc. 
gefüllt. 

Die  Societa  de  agricultura  de  Valencia  hatte  in  72  Kästchen 
Mandeln,  Johannisbrot,  Knoblauch,  Gurken  u.  s.  f.  ausgestellt. 

Ausserdem  gab  es  noch  80  Sorten  Mais,  worunter  prachtvolle 
Kolben  waren,  und  280  Sorten  Bohnen.  Oliven  in  mehreren  schönen 
Sorten.  Von  Nüssen  zählte  man  9  Sorten,  von  Mandeln  27  Sorten. 
Feigen  lagen  ebenfalls  in  vielen  Mustern  auf  und  von  Nahrungs- 
und Genussmitteln  gab  es  noch  Haselnüsse,  getrocknete  Pflaumen, 
Birnen,  Zibeben  und  vielen  Tabak,  sowohl  in  Blättern  als  auch  ver- 
arbeitet. 

Die  Oele  waren  vertreten  durch  Oliven-,  Mandel-,  Pome- 
ranzenschalen- und  Terpentinöl,  die  Conserven  durch  Oliven  und 
Gemüse. 

Unter  den  sehr  zahlreichen  Weinmustern  waren  Muscat,  V.  de 
Douro,  V.  de  Cariavellas,  V.  de  Porto  am  hervorragendsten  ver- 
treten, und  ausser  den  vielen  Faserbündeln  von  Hanf  und  Lein,  war 
Korkholz,  als  bedeutender  Exportartikel  auf  die  grossartigste  Weise 
ausgestellt.  Ebenso  wurde  von  SHpa  tenacissima  eine  sehr  grosse 
Anzahl  von  oft  sehr  voluminösen  Bünden  in  verschiedener  Länge 
und  Dicke  aufgelegt. 

Die  kanarischen  Inseln  schickten  Cochenille  in  mehreren  Mu- 
stern ein,  und  von  den  Balearen  lagen  Oliven,  Kappern  und  42  Sor- 
ten Bohnen  vor. 

Portugal. 

Besonders  viele  Holzmuster,  welche  der  Form  nach  theils  aus 
geschnittenen  und  kantigen  Stücken,  theils  aus  Stammabschnitten, 
die  der  Länge  nach  gespalten  und  mit  Charnieren  verbunden  waren, 
kamen  in  der  Agrikulturhalle  Portugals  vor.  Bei  etwa  220  Exem- 
plaren fehlte  der  botanische  Name  und  es  trat  die  portugiesische 
Benennung  an  ihre  Stelle. 

Die  Administration  des  forets  du  Royaume  hatte  nachfolgende 
Musler  ausgestellt,  und  zwar: 


173 


Acer  pseudoplatanus  L. 
Arbufns  Unedo  L.  34  Cm.  im  Durch- 
messer. 
Alnus  glufi?iosa  Willd. 
Buxiis  sempercwens  L. 
Corylus  Avellana  L. 
Casfanea  vesca  Gaertn. 
Cerasus  Lusitanica  Mill. 
Cnpressus  Lusitanica  Tournef. 
—  glauca  Lam. 
Crataegns  Oxyacantha  L. 
Erica  arborea  L. 
Fraximis  excelsior  L. 
Hedera  Helix  L. 

Hex  aqinfolium  L.  37  Cm.  Durch- 
messer. 
Lanrns  nobilis  L. 
Mijrtus  communis  L. 
Myrica  Faya  Ait,  23  Cm.  Durch- 
messer, 


Pistacia  Lentiscus  L. 
Phillyraea  angustifolia  L. 

—  latifolia  L. 
Pmws  Pmert  L. 

—  marilima  Mill. 
Persea  indica  Spr. 
Quercus  Suber  L. 

—  Tosa  ßosc. 

—  racemosa. 
— ■  coccifera  L. 

Quercus  Lusitanica  Lam. 
Rhamnus  Frangula  L. 

—  Alaternus  L. 
Spartium  album  Desf. 

—  junceum  L. 
Sa/j'a;  a/öa  L. 

. —  atro-cinerea. 
Ulex  europaeus  L, 
Ulmus  campestris  L. 
Viburnum  Tinus  L. 


Das  Instituto  Agricolo  de  Sn.  Isidor  stellte  180  Muster  aus- 
Sämmtliche  Muster  waren  aber  so  hoch  angebracht,  dass  nur  die 
hier  -aufgeführten  gelesen  werden  konnten. 


Ahius  glutinosa  Willd. 
Acer  platanoides  L. 
Ailanthus  glandulusa  Desf. 
Betula  alba  L. 


Fagus  syhatica  L. 
Juniperus  Sabina  L. 
Populus  nigra  L. 
—  pyramidalis  Rozier. 


Cerealien  nnd  sonstige  Sämereien. 

Das  Instituto   Agricolo  de  Sn.  Isidor   brachte  nahe  an  300  Sa- 
menmuster zur  Vorlage,  darunter; 

Phaseolus  compressus  DC. 
— •  oblongus  Savi. 

Panicum  ilalicum  L. 

Triticum  vulgare  Vill.  In  23  Mu- 
stern von  verschiedenen  Pro- 
vinzen. 

Vicia  narbonensis  L. 

Mais  endlich  laff  in  3G  Muslern  auf. 


Arena  sativa  L. 
Beta  Cicla  L. 

Dolichos  melanophthalmus  DC. 
Ertum  Lens  L.  In  2  Sorten. 
Lupinus  albus  L.  In  2  Sorten. 
Pisum  satitum  L.  In  6  Sorten. 
Phaseolus  mulfiflorus  Lam. 
—  saponaceus  Savi. 


England. 

Die  meisten  Produkte  des  Pflanzenreiches,  welche  das  verei- 
nigle Königreich  produzirte,  fanden  ihren  Aufstellungsort  in  der  Agri- 
kullurhalle.  Neben  den  gigantischen  Dampfpflügen  der  englischen  Aus- 
steller und  einer  Unzahl  von  Geriithschaften,  welche  die  grossen 
Forlschritte    im    Ackerbauwesen  dieser  Nation  beurkunden,    erhoben 


174 

sich  gewaltige  Pavillons,  reichlich  mit  Cerealien,  sonstigen  Sämereien 
und  Knollengewächsen  besetzt. 

Die  Firma  Carter,  Dunett  &  Beale  allein  stellte  über  800  Musler 
in  einer  Weise  aus,  dass  bezüglich  der  Ausbildung  in  den  Frucht- 
körnern,  der  Menge  und  Reinheit  des  Produktes  nichts  zu  wünschen 
übrig  blieb.  Dasselbe  war  auch  bei  Button  &  Son  der  Fall.  Die  gang- 
barsten Gemüsesorten,  Kartoffel  und  Rüben,  waren  in  natürlicher 
Grösse  aus  Papiermache  geformt  und  naturgetreu  kolorirt.  Die  Ab- 
fassung ihrer  Kataloge  ist  musterhaft,  reich  und  sauber  mit  Holz- 
schnitten illustrirt  und  sowohl  in  so  kompendiOsem  Format,  um  ihn 
in  die  Westentasche  zu  schieben,  oder  in  umfangreicher  Grösse  aufgelegt. 

Unter  den  vielen  Gartengeräthen  waren  Terracotta-Gefässe  für 
die  Farnkräuter-Kultur,  überwiegend  vertreten,  da  diese  Pflanzen- 
gattung sich  einer  allgemeinen  Beliebtheit  erfreut  und  kultivirt  wird. 

Ferner  gab  es  Oelsamen  und  gepresstes  Oel,  Starke  in  ver- 
schiedenen Sorten,  wie  auch  Reisstärke  in  Pulverform. 

Konservirte  und  komprimirte  Gemüse  und  sonstige  Nahrungs- 
mittel waren  in  unzähligen  Mustern  vorhanden,  denen  sich  Weine, 
Whiskey,  Extrakte  und  Essenzen  anschlössen. 

An  vaterländischen  pharmazeutischen  Präparaten  gab  es  vor- 
zugsweise Opiumpräparate,  Coffein,  Aloin,  Jalapin,  dann  Extrakte  von 
Belladonna,  Hyoscyamus,  Lactuca  etc. 

Die  Seaweed  Comp,  hatte  grosse  Laminarien  und  Tangen-Prä- 
parate  eingesendet. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Literaturberichte. 

Einige  Bemerkungen  über  botanische  Nomenclatnr.  Von  P.  von  Thiimen. 

(Separatabdr.  aus  d.  6.  Bericht  d.  botan.  Verein,  zu  Landshut.)  1877.  8°.  14.  S. 

Der  Verfasser  bespricht  in  diesem  Aufsatze  folgende  Themen: 
Die  Benennung  von  Gattungen  und  Arten  nach  Personen  oder  Orten, 
die  richtige  Citirung  der  Autoren,  die  Art  der  Abkürzung  ihrer  Namen, 
die  Abfassung  der  Diagnosen  in  botanischer  Sprache,  endlich  die 
Schreibweise  der  Ortsnamen  in  lateinischen  Publicalionen.  Die  vom 
Autor  befürworteten  Grundsätze  stimmen  mit  dem  von  Alphonse  De 
Candolle  herausgegebenen  „Lois  de  la  nomenclature  botanique"  über- 
ein und  wenden  dieselben  speciell  auf  Mykologie  an.         H.  W.  R. 

Deutsche  Bäume  und  Wälder.  Populär-ästhetische  Darstellungen  aus  der  Natur, 
Naturgeschichte  und  Geographie  der  Baumwelt.  Für  ein  alTgemein  gebildetes 
Publikum,  in  Sonderheit  für  Maler,  Dichter,  Forstbeamte,  Waldbesitzer,  Land- 
schaftsgärtner und  höhere  Schulen  von  Hermann  Jäger.    Leipzig,  Karl 
Scholtze.   8*.   VIII   und  352  S,  7  Kupferstiche  u.  3   ganzseitige  Holzschnitt- 
illustrationen. 
In  diesem  von  der  Verlagshandlung  ansprechend   ausgestatteten 
Buche  werden  geschildert:  Die  deutschen  Waldbäume,  die  heimischen 
Wälder  in  Landschafts-  und  Jahresbildern,  endlich  der  landschaftliche 
Charakter    der    grossen    Waldgegenden    Deutschlands    und    Deutsch- 


175 

Oeslerreichs.  Der  Verfasser  hat  seinen  Stoff  mit  Liebe  zur  Sache  und 
mit  Verständniss  erfasst.  Er  beherrscht  ihn  und  weiss  anziehend  zu 
schildern,  ja  man  könnte  sagen,  gleichsam  mit  der  Feder  zu  porträ- 
tiren.  Jeder  Gebildete  wird  daher  Jiiger's  Schilderungen  mit  Vergnü- 
gen lesen;  dieses  Buch  sei  aber  auch  der  Aufmerksamkeit  der  ge- 
schätzten Fachgenossen  empfohlen;  denn  nur  zu  oft  vergisst  der 
Botaniker,  nach  minutiösen  Unterscheidungsmerkmalen  suchend,  auf 
den  Gesammteindruck ,  Avelchcn  eine  Baumart  auf  den  Bescliauer 
macht.  Die  Abbildungen  geben  Cbarakterbiiume  des  mitteleuropäischen 
Waldes  in  gelungener  Weise  wieder;  sie  gereichen  dem  Werke  zur 
Zierde.  R- 

The  American  Journal  of  Science  and  Arts.  Editors  and  Proprietors  James 
Dana,  B.  Silliman  and  E.  S.  Dana.  III.  Ser.  Vol.  XV.  Nr.  8.5  u,  86. 
New  Hawen  1878  8».  160  S.  2  Taf. 
Die  beiden  vorliegenden  Hefte  dieser  Zeitschrift  enthalten  keine 
grösseren  Aufsätze  botanischen  Inhaltes;  sie  bringen  aber  unter  der 
Rubrik:  „Scientific  Intelligence  ,  III.  Botany  and  Zoology"  Anzeigen 
und  Inhalfsauszüge  folgender  Abhandlungen,  welche  sich  mit  verschie- 
denen Themen  der  Pflanzenkunde  beschäftigen:  C.  Darwin.  The  difPercnt 
Forms  of  Flowers  on  Plauts  of  the  some  Species.  (S.  67  —  71).  — 
Ferns  of  North-America  by  Don.  C.  Eaton  (S.  72).  —  Notes  on  Bo- 
trychium  simplex  by  George  E.  Davenport  (S.  72  u.  75).  —  Rese- 
arches  in  regard  to  the  influence  of  light  and  radianl  heat  upon  Irans- 
spiration  in  plants  by  J.  Wiesner  (S.  73  u.  156).  —  Ueber  Botry- 
dium  granulatum  by  J.  Rostafinsky  and  M,  Woronin  (S.  74).  —  Om 
Spelsbergens  marina  Klorofyll  förande  Tliallophyter  by  Dr.  F.  R.  Kjell- 
mann  (S.  74).  —  Felci  raccolte  a  Borneo.  By  Vinc.  Cesati  (S.  75). 
—  The  Hybridization  of  Lilies  by  Franc.  Parkmann  (S.  151).  —  On 
Thuret's  Garden  (S.  153).  —  Dr.  Engelmann's  new  bolanical  Papers. 
(S.  153;  dieser  Aufsatz  behandelt  die  Eichen  und  Coniferen  der  ver- 
einigten Staaten).  —  A  new  ränge  of  two  Orchids  (^Listera  ausfralis 
Habenaria  leucophloea)  by  Dr.  Wibbe  (S.  153).  —  Botan.  Untersu- 
chungen über  Schimmelpilze  HI.  ßy  Dr.  0.  Brefeld.  (S.  154).  —  Bei- 
träge zur  Entwicklungsgeschichte  der  Flechten  II.  By  Dr.  E.  Stahl 
(S.  155).  —  Acetabularia  mediferranea;  by  A.  de  Bary  and  E. 
Strashurger  (S.  156).  —  Entwicklungsgeschichte  des  Prothalliums  von 
Gymnogramme  leptophylla;  by  Dr.  K.  Goebel  (S.  156).  —  On  a  new 
Species  of  Parasitic  Green  Alga  belonging  to  the  genus  Chlorochy- 
trium;  by  Perceval  Wright  (S.  156).  R- 

Borbäs  Vincenz  Dr.  v.  Drei  Arablsarten  mit  überhäng-enden  Früchten 
in  der  Flora  des  ungar.  Kronp;ebietes. 
In  dem  letzten  Hefte  der  „Linnea"  bespricht  der  Verfasser  die 
Arabis  neylecta  ^A.  ovirensis  Wlilbg.),  A.  glareosa  Schur,  A.  croa- 
tica  Schott.,  Kotschy  et  Nymann  und  besclireibt  dann  A.  multijuga 
n.  sp.  vom  Guttin  in  der  Marmaros.  Selbstverständlich  greift  der 
Verfasser  noch  auf  manche  andere  Arabis-  und  andere  Pflanzenarten 
zurück,  um  gelegentlich  manches  Interessante  zu  Tage  zu  fordern. 

K. 


176 

Borbäs  Vincze:  Floristikai  jegryzetek  (Floristische  Notizen). 

In  der  März-Nummer  der  „Termeszet"  (pag.  79 — 80)  proponirt 
der  Verfasser  für  Thalictrum  medium  Reichb,  Iconogr.  den  Namen 
Th.  apiculatum,  Potentilla  Beniczkyi  Friv.  (P.  rupestris  var.  grandi- 
flora  HeufF.)  kommt  bei  Mehadia  vor,  Rosa  Ilseana  Crep.,  bisher  bloss 
von  Hradek  bekannt,  fand  Verfasser  auf  dem  Mathias-Berge  bei  Ofen, 
Hieracium  macranthum  Ten.  (H.  leucocephalum  Vukot.)  ist  um  Buda- 
pest ziemlich  häufig.  Inula  litoralis  am  Vratnik  bei  Zengg  ist  =  /. 
squarrosa  X  ensifolia.  K. 

Janka  Victor  v.:  Descriptiones  plantarnm  novarnm.  Separatabdruck  aus 
den  Termeszet  rajzi  fiizetek  (Naturgeschichtliche  Hefte).  Bd.  II.  Quartal  I. 
(Budapest  1878)  8».  4  pag.  mit  1  Tafel. 

Der  Verf.  beschreibt  hier  zuerst  Silene  rhodopea  (Thracien), 
Seseli  purpurascens  (Ebend.),  Onopordon  Hex  (Macedonien)  und  Po- 
danthum  anthericoides  (Thracien  und  Serbien).  Mit  Ausnahme  der 
letztgenannten  werden  die  übrigen  auf  der  beigegebenen  Tafel  abge- 
bildet. K. 


Correspondenz. 

Budapest,  28.  März  1878. 
Im  Recinatha.le  fand  ich  Geranium  molle.  L.  var.  grandiflorum 
CG.  villosum  Rchb.  icon!  non  Pen.),  die  typische  Form  ist  bei  Helsingör 
in  Dänemark  (17.  Mai  1875)  häufig.  —  Erod'mm  pimpinellifolium  Sm., 
welches  durch  den  glandulösen  Kelch  ausgezeichnet  ist,  und  Galium 
elongatum  Presl  wächst  auch  am  Räkos  bei  Pest.  Letzteres  verhält  sich 
durch  die  grösseren  Blüthen  zu  G.  palustre  L.  etwa  so  wie  G.  ru- 
bioides  L.  zu  G.  boreale  —  Festuca  rubra  L.  fand  Simkovics  bei  Gödöllö 
früher,  als  ich  bei  Hidegküt.  —  Bei  Ipoly-Litke  wächst  Rumex  aqua- 
ticus,  R.  stenophyllus  Led.  auch  bei  Vesztö.  —  Potentilla  rupestris  var. 
grandiflora  Heuff.  ist  =  P.  Beniczkyi  Friv.  —  Pleurospermum  aus- 
triacum  kommt  im  Klopotivaer  Thale  unter  dem  Retyezat  als  var. 
pubescens  vor.  Borbäs. 

Seitenstetten  6.  April  1878. 
Ich  theile  Ihnen  mit ,  dass  Dr.  Kerner  durch  ein  mir  über- 
sandtes  Originalexemplar  seiner  Ficaria  nudicaulis  mir  die  Identität 
derselben  mit  calthaefolia  (Rchb.)  bewies ,  dass  somit  F.  nudicaulis 
Richter  exsicc.  und  nudicaulis  Kerner  zwei  verschiedene  Formen  sind. 
Diess  zur  Berichtigung  meiner  auf  Seile  110  ausgesprochenen  Meinung, 

P.  G.  Strobl. 

St.  II gen  in  Grossherz.  Baden,  am  24.  M^rz  1878. 
Unter  dem  Titel  „lieber  die  Flora  des  neuen  deutschen  Reichs- 
landes  Elsass-Lothringen  und   zunächst   über    die  Flora    der  Gefäss- 


177 

pflanzen  in  Elsass-Lothringen  als  Taschenltuch  für  botanische  Excur- 
sionen"  bearbeitet  von  Dr.  Ludwig  Bossler,  Director  des  Realprogyin- 
nasiums  in  ßischweiier  (Strassburg  i./E.  Verlag  von  Julius  Astmann), 
wurde  vor  Kurzem  das  botanische  Publikum  mit  einem  Excursions- 
buche  überrascht,  dessen  Erscheinen  gewiss  Jedermann  nicht  nur  als 
wünschenswerth  sondern  wegen  Mangels  einer  Flora  des  neuen  Reichs- 
landes in  deutscher  Sprache  als  ein  Bedtirfniss  für  dasselbe  hätte  be- 
grüssen  dürfen ,  wenn  das  Buch  als  eigene  Arbeit  des  Verfassers 
und  nicht  als  eine  reine  botanische  Nachmaclierei  zu  betrachten  wäre, 
erborgt  und  wörtlich  abgeschrieben  aus  andern  botanischen  Werken 
und  zwar  die  Diagnosen  und  Beschreibungen  aus  den  Hessischen 
Floren  von  Schnittspahn  und  von  Dosch-Scriha  sowie  zur  Ergänzung 
aus  Garke's  Flora  von  Nord  und  Mitteldeutschland,  die  Standorte  aus 
Kirschleger 's  Flore  Vogeso-Rhenane,  ja  der  Titel  sogar  musste  noch 
herhalten  aus  Schnittspahn's  Flora.  Wir  wollen  gerne  zugestehen, 
dass  der  Herr  Verfasser  bei  Abfassung  seiner  Flora  andere  botanische 
Werke  und  die  einschlagende  Litteratur  zu  Rathe  ziehen  musste  aber 
nicht  auf  eine  so  banausische  Weise.  Dabei  war  derselbe  so  beschei- 
den und  verschwiegen,  dass  er  nicht  einmal  die  Ouellen  nannte,  aus 
welchen  er  so  voll  und  durstig  geschöpft  hatte.  Möge  diesem  schönen 
Lande  mit  seinen  mannigfaltigen  und  reichen  Pfianzenschätzen  eine 
bessere  und  würdigere  deutsche  Bearbeitung  seiner  Flora  aus  kun- 
digerer Feder  zu  Theil  werden,  eine  ähnliche  wie  die  verdienstvollen 
Arbeiten  Kirschleger's ,  des  unermüdlichen,  fleissigen  Erforschers 
und  Verfasser's  der  Flore  d'  Alsace  und  Vogöso-Rhenane  es  waren. 
Diese  beiden  Werke,  obgleich  französisch  und  nur  für  Franzosen  be- 
rechnet und  geschrieben  ,  von  denen  das  erste  ganz  ,  das  letztere 
bald ,  trotz  des  hohen  Preises  vergriffen  ist ,  sind  ein  zu  deutlicher 
Beweis,  wie  sehr  die  Elsässer  das  Verdienst  ihres  biederen  und  ge- 
müthlichen  Landsmannes  für  die  Erforschung  und  Bearbeitung  ihrer 
Flora  zu  schätzen  und  zu  ehren  wusslen  und  mit  welcher  Liebe  man 
in  diesem  schönen  Lande  in  gebildeten  Ständen  an  der  Botanik  hing. 
In  diesem  Werke  ist  Alles  eigenes  Verdienst,  eigene  Arbeit ,  eigene 
Erfahrung  und  Beobachtung  des  Verfassers  und  seiner  Freunde;  der 
Verfasser  zugleich  Landesbotaniker  und  Professor  zu  Strassburg  war 
überall  zu  Hause,  bei  Hoch  und  Nieder  bekannt,  geachtet  und  geliebt 
wegen  seines  ihm  eigenen  freimüthigen,  offenen  und  dabei  gemüth- 
lichen  Wesens  und  biederen  Charakters ,  und  wenn  er  sich  seiner 
politischen  Gesinnung  nach  ganz  als  Franzose  fühlte  und  ganz  an 
seinem  Frankreich  hing  und  dabei  seinen  Deutschenspass  —  von 
Hass  war  bei  ihm  in  vollem  Ernst  keine  Rede  —  gerne  hie  und  da 
etwas  Luft  machte,  so  zeigte  er  sich  bei  all  seiner  Vaterlandsliebe 
gegen  seine  deutschen  Freunde  als  Ehrenmann.  Wäre  dieser  noch  am 
Leben,  wie  wir  es  ihm  von  Herzen  gönnen  möchten,  so  hätte  er  jetzt 
gewiss,  wie  noch  viele  Franzosen,  eine  ganz  andere  Ueberzeugung 
und  Ansicht  über  die  Deutschen  gewonnen  als  damals  anno  1837, 
wo  Ch.  Dan.  Jos.  Koch  seine  klassische  Synopsis  Florae  Germanicae 
et  Helveticae  herausgab.     Als    nämlich  jener  berühmte  deutsche  Flo- 

Oosterr.  botaa.  Zeittclirift.    6.  Heft.  1878.  14 


178 

rist  auch  noch  das  Elsass,  als  Verbindungsglied  zwischen  der  Schweiz 
und  dem  mittlem  Deutschland  zu  seinem  Florengebiete  damals  schon 
zu  annexiren  sich  erlaubte,  so  konnte  Kirschleger  das  von  Koch  ge- 
wagte deutsche  Diplomatenstück  nicht  ganz  gleichgiltig  und  still- 
schweigend hinnehmen,  indem  er  später,  als  er  in  seiner  Flore  d'  Al- 
sace  auf  das  Koch'sche  Werk  zu  sprechen  kam  ,  das  von  letzterem 
so  angenommene  Deutschland  mit  einer  gewissen  Betonung  „son" 
(Kochs)  AUemagne  nannte ,  und  wenn  er  noch  später  in  seinem 
guide  du  botaniste  seine  Grenznachbarn ,  die  Badner  „badois  gallo- 
phages"  betitelte,  so  hätte  er  wirklich  bald  nachher  dieselben ,  wenn 
auch  nicht  in  der  ihnen  zugedachten  Absicht ,  doch  in  einer  andern 
ähnlichen  Weise  zu  begrüssen  Gelegenheit  gehabt.  Doch  dieser  Schmerz 
sollte  ihm  durch  seinen  Tod  erspart  werden ,  indem  ihn  der  Herr 
noch  vor  Ausbruch  des  Krieges  aus  seinem  schönen  Heimaths-  und 
Geburtslande  noch  vor  Vollendung  seiner  Flore  Vogeso-Rhenane  zu 
sich  rief.  Und  mit  vollem  Recht  kann  Elsass  ein  schönes  Land  genannt 
und  gepriesen  werden.  Es  besitzt  neben  seinen  übrigen  Naturschon- 
heiten  eine  so  grosse  Mannigfaltigkeit  der  Vegetation  und  einen 
solchen  Reichthum  derselben  an  Gattungen  und  Arten,  dass  unter  allen 
deutschen  Landen  keines,  selbst  nicht  einmal  das  benaclibarte  Baden 
im  Verhältniss  seiner  Grösse  seltenere  und  reichere  Pflanzenschätze 
aufzuweisen  hat.  Aus  diesem  Grunde  war  denn  auch  diese  in  natur- 
historischer Beziehung  so  äusserst  interessante  Gegend  von  Natur- 
kundigen, namentlich  von  Botanikern  älterer  und  neuerer  Zeit  häufig 
besucht.  Hier  in  den  Vogesen  ist  es ,  wo  der  Blick  des  Beschauers 
sich  weiden  kann  an  herrlichen  grossartigen  Naturscenen,  hier  findet 
der  Naturfreund  für  Herz  und  Auge  reiche  Befriedigung  und  der 
Forscher  Stoff  genug  mit  kundigem  Blick  tiefer  in  die  Schätze  der 
Nutur  einzudringen,  seine  Begierde  nach  schönen,  erhabenen  Kennt- 
nissen   zu  befriedigen  und  den  Schatz  seines  Wissens  zu  bereichern. 

Friedrich  Frey. 

Marienberg  im  sächs.  Erzgeb.,  am  14.  April  1878. 
Als  ich  gestern  per  Wagen  von  Marienberg  nach  Drebach, 
13  Kilom.  westlich  entfernt,  reiste,  sah  ich  ca.  1  Kilom.  vor  Nieder- 
drebach  in  der  ungefähren  Höhe  von  480  M.  über  der  Ostsee  vom 
Wagenfenster  aus  die  Wiesen  und  einige  lichte  Laubholzgesträuche 
rechts  und  links  des  Weges  ausser  mit  Primula  elatior ,  die  sich 
noch  im  Anfange  ihrer  Blüthezeit  befindet ,  zu  Tausenden  mit  der 
Herbstzeitlose  ähnlichen  Blüthen  bedeckt,  welche  ich,  da  es  ähnliche 
Blüthenpflanzen  in  Sachsen  wild  nicht  gibt  und  ich  Blätter  vom 
Wagen  aus  nicht  bemerken  konnte,  schon  für  Colchicum  zu  halten 
geneigt  war,  indem  ich  annahm,  die  Blüthezeit  hätte  sich  durch  den 
diesmal  bereits  im  September  erfolgten  Eintritt  des  Winters  verscho- 
ben und  kommen  die  Blüthen  erst  jetzt  nachdem  der  Schnee,  der  bei- 
läufig gesagt  in  unseren  Wäldern  noch  fusshoch  liegt,  auf  den  be- 
treffenden Wiesen  seit  14  Tagen  verschwunden  ist,  zur  Entwickelung. 
Als  ich  jedoch,  um  mich  durch  den  Augenschein  zu  überzeugen,  den 


179 

Wagen  verliess  und  auf  die  fraglichen  Grundstücke  mich  begab,  war 
mein  Erstaunen  ebenso  gross,  da  ich  wahrnahm,  dass  es  Crocus  ver- 
nus  var.  grandiflorMS  war ,  welciaer  mich  in  so  grosse  Aufregung 
versetzt  hatte  und  dessen  schmale  Blätter  ich  während  des  Fahrens 
nicht  erkennen  konnte.  Dieses  Vorkommen  ist  um  so  interessanter, 
da  Cr.  vernus,  soviel  mir  bekannt,  in  Sachsen  noch  nicht  verwildert 
gefunden  worden  ist  und  muss  nach  der  Ausbreitung  und  der  Zahl 
der  Individuen  ein  bedeutender  Zeitraum  seit  dem  Beginn  der  Ver- 
wilderung vergangen  sein,  so  dass  an  ein  Verschwinden  dieser  Pflanze 
nicht  mehr  zu  denken  ist  und  dieselbe  als  vollständig  eingebürgert 
betrachtet  werden  muss.  A.  Artzt. 


Fersonalnotizeu. 

—  Dr.  Karl  Knaf,  Assistent  der  System.  Botanik  an  der  Uni- 
versität zu  Prag,  ist,  26  Jahre  alt,  am  2.  April  an  Lungenlähmung 
gestorben. 

—  Sulpiz  Kurz,  Kurator  des  Herbariums  am  botan.  Garten  in 
Calcutta,  geboren  am  5.  Mai  1834  zu  Augsburg,  ist  am  15.  Jänner 
auf  Pulo  Penang  einem  mehrjährigen  Lungenleiden  erlegen. 

—  Anton  Val  de  Lievre,  k.  k.  Oberfinanzrath  in  Trient, 
erhielt  den  Orden  der  Eisernen  Krone  dritter  Classe. 

—  Josef  Claudius  Pittoni  Ritter  von  Dannenfeldt  ist  am 
2.  April  in  Görz  in  seinem  81.  Lebensjahre  an  Lungenlähmung  ge- 
storben. 


Botanischer  Tausch  verein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingelangt:  Von  Herrn  Dr.  Borbäs  mit  Pflanzen 
aus  Ungarn. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Forstinger,  Zukal, 
Dr.  Slohl. 

Vorrälhig:  (B.)  =  Böhmen,  (L)  =  Istrien,  (M.)  =  Mähren, 
(NOe.)  =  Niederösterreich,  (OOe.)  =  Oberösterreich,(P.)  =  Polen,  (S.) 
=  Salzburg,  (Schi.)  =  Schlesien,  (Schz.)  =  Schweiz,  (T.)  =  Tirol, 
(Th.)   =  Thüringen,  (U.)  =  Ungarn. 

Helichrysum  angustifoHum  (I.),  aurantiacum  (Schi.),  Heliotro- 
pium  europaeum  (NOe.,  U.),  Helleborns  atroruhens  (Kroatien),  dume- 
torum  (U.),  foetidus  (Schz.),  niger  (NOe.),  pnrpnrascens  (U.),  Helo- 
sciadimn  repens  (U.),  Herminium  Monorchis  (NOe.,  Rügen),  Herniaria 
glahra  (NOe.),  hirsuta  (NOe.,  Schi.),  Hesperis  runcinata  (NOe.),  Hi- 
biscus  Triomim  (NOe.,  U.),  Hieracium  Auricula  (P.),  AnriculaX 
Pilosella    (NOe.),    auricula eforme  (U.),    brachiatum  (U.),    laevigatum 

14* 


180 

V.  austriacum  (NOe.),  Pilosella  (Schi.),  praealtum  (P.,  Th.),  racemo- 
sum  ({].),  sabaudum  (NOe.),  setigerum.  (M.),  staticefolium  (NOe.), 
vulgatum  (Th.,  U.),  Hierochloa  australis  (NOe.),  Himantoglossum  hir- 
cinum  (U.),  Hippocrepis  unisiliquosa  (I.),  Holcus  lanatus  (OOe.,  P., 
U.),  mollis  (Schi),  üolostemn  umhellatum  (NOe.,  U.),  Hordeum  di- 
stichon  (U.),  hexastichon  (U.),  maritimum  (U.),  secalinnm  (Pommern, 
Trier),  vulgaris  (NOe.),  Zeocriton  (U.),  Horminum  pyrenaicum  (T.), 
Hottonia  palustris  (Schi.),  Hutchinsia  alpina  (S.),  petraea  (NOe.,  T., 
U.),  Hydrocharis  morsus  ranae  (Schi.),  Hyoscyamus  niger  (NOe.), 
Hyoseris  foetida  (U.),  Hypericum  humifusum  (P.,  Schi.),  perfoliatum 
(OOe.,  P.),  quadrangulum  (Th.,  Bayreuth),  Richeri  (Schz.),  Hypo- 
choeris  glabra  (B.,  Schi.),  maculata  (Schi.),  Hyssopus  officinalis  (NOe.), 
Jasione  montana  (OOe.),  Iberis  pinnata  (Schz.),  saxatilis  (Schz.j, 
lllecebrum  verticillatum  (Sdil.),  Impatiens  Nolitangere  (NOe.,  OOe.), 
parviflora  fOOe.,  Berlin),  Inula  Candida  (Dalmatien),  ensifolia  (U.), 
germanica  (NOe.),  Oculus  Christi  (NOe.),  Vaillantii  (Schz.),  Iris  are- 
naria (U.),  graminea  (U.),  transsilvanica  (U.),  variegata  (NOe.,  U.), 
Isatis  tinctoria  (NOe,),   Isopyrum  thalictroides  (NOe.,  Schi.). 

Obige    Pflanzen    können    nach    beliebiger  Auswahl    im   Tausche 
oder  käuflich  die  Centurie  zu  6  fl.  (12  R.  Mark)   abgegeben  werden. 


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Excursions-Flora 


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Südöstliche  Deutschland. 

Von 

Friedrich  Caflisch. 

Preis:  broschirt  6  Mark.    In  grüne  Leinw.  geb.  7  Mark, 
Verlag   von    Lampart  &  Comp,  in  Augsburg. 


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besteht  aus  84  Mappen  Phanerogamen  und  Farnen,  und  circa  60  Mappen 
Moosen,  Flechten  und  Pilzen.  —  Die  Phanorogamen,  Farne  und 
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Dr.  Eichelbaum, 

Arzt  in  Netra,  Provinz  Hessen. 


Redakteur  und  Herausgeber  Dr.  Alezander  Skofitz.  —  Verlag  -von    C.    Gerold's  Sohn. 
Druck  uad  Papier  der  O.  Ueberrenter'scbea  Bucudruckerei  (IS.  Salzer), 


OesteiTeicliische 

Botanische  Zeitschrift 

Gemeinnütziges  Organ 


Die  österreichische 


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botanische    Zeitschrift  Rofaillli      Hnil      Rnfflllikpr  die  frei  durch  die  Post  be- 

erscheint  OWldUlH.     IIUU    DUIdlllliei,  zogen  werden  sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  blos  bei  der  Reduktioa 

""Jt"r"«!^';lt";vf"'^  Gärlner,  Oekonomen,  Forslaiäimer,  Aerzte/'^- fr'/ru^m^^I^e^- " 

(IS  R.  Mark.')  Im  Wege  des 

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15  kr.  Ost.  W.  XI  =     Vi  Buchhandlungen. 

XXTIIL  Jahrgang.         Will.  J«öi  1878. 

INHALT:  Antherentiewegung  von  Bulbocodiitm.  Von  Dr.  Mikosch  —  Adrialische  Algen.  VonHaiick 

—  Primida  Kerner  i.  Von  St  ein.  —  Zwei  griechische  Gräser.  VonHackl.  —  Symhoine.  VonThilinen. 

—  Pflanzen  auf  der  Weltausstellung  Von  Antoine.  —  Plantae  ab  Hildel)ranilt  coli.  Von  Vatke.  — 
Literatnrberichte.  —  Correspondenz.  Vnnjanka,  Fiek,  Le  im  bach.  —  Personaltiotizen.  —  Vereine 
Anstalten,  Unternehmungen.  —  Botanischer  Tauschverein.   —  Inserate. 


Kleinere  Arbeiten  des  pflanzenphysiologischen  Institutes 
der  Wiener  Universität. 

XIV. 

lieber  den  Einfluss  Ton  Licht,  ^ärme  and  Feachtigkeit  aaf  das  Oeffnen 
und  Schliessen  der  Antheren  von  Bulbocodium  vernum  L. 

Von  Dr.  Karl  Mikosch. 

In  jüngster  Zeit  machte  Herr  Prof.  Kerner  in  Innsbruck  folgende 
interessante  Entdeciiung:  er  hatte  in  seinem  Arbeitszimmer  einige 
Blüthen  von  Bulbocodium  vernum  L.  stehen;  dieselben  zeitweilig 
beobachtend  fand  er,  dass  des  Abends  gleichzeitig  mit  dem  Schliessen 
des  Perigons  sich  auch  die  Antheren  schlössen,  am  anderen  Morgen 
hingegen  traf  er  beide  wieder  geöffnet.  Die  Erscheinung,  dass  An- 
theren ähnliche  periodische  Bewegungen  zeigen,  wie  Blumenblätter 
oder  gewisse  Laubblatter,  wurde  bis  jelzt  noch  nicht  beobachtet; 
dieselbe  inerUwiirdige  Thatsache  fand  Herr  Prof.  Kerner  auch  an  den 
Antheren  der  Bliilhen  von  Bulbocodium  anthericum  und  verschie- 
dener Alchemilla-Ai'len^^'). 


*)  Alles  die,ss  nach  brieflichen  Mittheilungen  an  Herrn  Prof.  Wiesner. 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift,  fi.  Heft    1S78.  15 


182 

Um  nun  die  Beziehungen  dieser  periodischen  Bewegung  zu 
äusseren  Bedingungen  kennen  zu  lernen,  wurden  im  hiesigen  pflan- 
zenphysiologischen Institute  einige  Versuche  mit  Blüthen  von  Bulbo- 
codiiim  vernum  angestellt,  deren  Resultate  im  Folgenden  initgelheill 
werden. 

Die  über  Bewegungserscheinungen  im  Allgemeinen  vorliegende 
Literatur  eingehend  zu  besprechen,  würde  mich  ihres  bedeutenden 
Umfanges  wegen  zu  weit  führen;  ich  bemerke  hier  nur,  dass  alle 
bis  jetzt  im  Pflanzenreiche  beobachteten  periodischen  Bewegungs- 
erscheinungen entweder  in  Folge  von  wechselnder  Beleuchtung  oder 
von  Temperaturschwankungen  vor  sich  gehen,  oder  sie  sind  spontan 
d.  h.  unabhängig  von  den  erwähnten  äusseren  Einflüssen""').  Nach 
Pfeffer  wirken  diese  äusseren  Agentien  derart  ein,  dass  die  Bewe- 
gung des  betreffenden  Organs  entweder  durch  ungleichseitiges  Wachs- 
thum  oder  durch  abwechselnde  vom  Wachsthum  unabhängige  Ver- 
längerung und  Verkürzung  bestimmter  Gewebskomplexe  zu  Stande 
kommt;  letztere  bestehen  der  Hauptmasse  nach  aus  wasserreichem 
Parenchym,  durchzogen  von  einem  nicht  oder  nur  wenig  verholzten 
Gefässbündel**). 

Ich  gehe  nun  zur  Darlegung  meiner  Beobachtungen  über.  Um  zu- 
nächst zu  entscheiden,  ob  das  Licht  die  Bewegung  der  Antheren  von 
Bulhocodimn  beeinflusse,  wurden  Blüthen,  deren  Perigon  halb  ge- 
öffnet, deren  Antheren  aber  geschlossen  waren,  in  Räume  verschie- 
dener Helligkeit  gebracht;  die  Eine  stellte  ich  in  einen  Raum,  der 
von  einer  unter  konstantem  Druck  brennenden  Gasflamme  beleuchtet 
war;  Temperatur  daselbst  19—20"  C,  relative  Feuchtigkeit  66—70^. 
Nach  Verlauf  von  zwei  Stunden  begann  das  Perigon  sich  zu  öffnen 
und  gleichzeitig  auch  die  Antheren  u.  zw.  die  drei  äusseren  zuerst. 
Binnen  vier  Stunden  waren  Perigon  und  Antheren  ganz  offen.  Die 
Blüthe  blieb  nun  durch  24  Stunden  in  diesem  Räume,  in  dem  die 
angeführten  äusseren  Bedingungen  herrschten,  stehen;  Antheren  und 
Perigon  blieben  während  dieser  Zeit  geöffnet  (das  Perigon  fing  nun 
bereits  zu  welken  an).  Die  zweite  Blüthe  gab  icli  in  denselben  Raum 
(mit  obiger  Temperatur  und  Feuchtigkeitsgrade),  doch  bei  Ausschluss 
von  Licht;  das  Perigon  öffnete  sich  hier  niclit,  wohl  aber  nach  Ver- 
lauf von  4V2  Stunden  die  Antheren.  Eine  andere  Blüthe  stellte  ich 
an  das  Fenster  eines  Zimmers,  wo  die  Temperatur  Tags  über  17— 
20*^  C.  betrug;  in  der  Nacht  sank  letztere  daselbst  auf  13'^  C.  Der 
Feuchligkeitsgrad  schwankte  während  der  ganzen  Zeit  zwischen  50 — 
60^.  Die  Antheren  öffneten  sich  nun  hier  nach  6  Stunden,  des 
Abends  schlössen  sie  sich  zur  Hälfte,  die  Bewegung  ging  äusserst 
langsam  von  Statten,  langsamer  als  die  entsprechende  der  Perigon- 
blälter.  Eine  vierte  ßlüthe  Hess  ich  in  einem  dunklen  Räume  bei 
IS-ö**  und  80  %  Feuchligkeitsgrad  stehen;  hier  blieben  sowohl  Antheren 
als  Perigon  geschlossen.  Aus  diesen  Beobachtungen  geht  schon  deutlich 

*)  Sachs:  Lehrbuch  d.  Botanik.  3.  Aufl.  p.  776. 
**)  Pfeffer:    Die  periodischen  Bewegungen  der  Blattorgane.    Leipzig  1875. 


183 

hervor,  dass  das  Licht  zur  Bewegung  der  Antheren  in  keinerlei  Be- 
ziehung stehe;  wohl  ist  die  Bewegung  des  Perigons  als  eine  vom 
Liclite  abhängige  Erscheinung  zu  betrachten  (analog  denen  an  Tu- 
lipa,  Crocns  etc.  beobachteten). 

Anders  verhält  es  sich  mit  der  Temperatur,  welche  meinen 
Beobachtungen  zufolge  sich  als  ein  wesentliches  Agens  der  Bewe- 
gung erwies.  Auch  Herr  Prof.  Kerner  beobachtete,  dass  die  Bewegung 
bei  18"  C.  äusserst  lebhaft  vor  sich  gehe,  während  um  3"  C.  herum 
sie  beinahe  still  zu  stehen  schien.  Um  nun  darüber  in's  Klare  zu 
kommen,  brachte  ich  Btilbocodium-BWMhen  in  ein  geräumiges,  dunkel 
gestelltes  Luftbad  von  0125  Kub.-Meter  Inhalt  und  um  gleich  deut- 
lichere Effekte  zu  erzielen,  erhöhte  ich  die  Temperatur  daselbst  auf 
25"  C,  die  relative  Feuchtigkeit  betrug  50^,  Das  Perigon  änderte 
seine  Lage  nicht,  die  Antheren  waren  aber  binnen  einer  Stunde  ganz 
geöffnet.  Wurde  die  Temperatur  auf  35"  C.  erhöht,  so  öffneten  sich 
die  Antheren  binnen  10  Minuten.  Liess  ich  nun  das  Luftbad  auf 
Zimmertemperatur  abkühlen,  so  schlössen  sich  nach  einiger  Zeit  die 
Antheren,  doch  nur  zur  Hälfte.  In  einem  ungeheizten  Lokale  des 
Institutes  betrug  die  Temperatur  10"  C;  in  dieses  brachte  ich  die 
einer  Temperatur  von  35"  C.  vorher  ausgesetzten  Blüthen;  hier  ging 
nun  die  Bewegung  des  Schliessens  rascher  vor  sich,  doch  bei  ver- 
schiedenen BUithen  in  verschiedenen  Zeiträumen:  nach  2  Stunden, 
1^/4  Stunden,  in  einem  Falle  nach  1  Stunde. 

Diese  Versuche  lehren,  dass  das  Oeffnen  und  Schliessen  der 
Antheren  als  eine  Folge  des  Wechsels  der  Lufttemperatur  zu  I)e- 
trachten  ist,  dass  das  Oeffnen  mit  steigender  Temperatur  bescl)leu- 
nigt  wird,  und  dass  mit  einem  Sinken  der  Temperatur  das  Schliessen 
eintritt  und  zwar  desto  rascher,  je  grösser  die  Temperalurdifferenz 
gewesen  ist. 

Doch  scheint  nicht  ausschliesslich  die  Temperatur  diese  Bewe- 
gungserscheinung zu  bedingen;  folgende  Versuche  zeigen  vielmehr, 
dass  auch  der  Feuchtigkeitsgrad  der  Luft  die  Bewegung  in  irgend 
einer  Weise  beeinflusst.  Ich  stellte  eine  Blüthe  mit  geschlossenen 
Antheren  bei  gewöhnlicher  Temperatur  (17"  C.)  in  einen  feuchten 
Raum;  die  Blüthe  stand  im  diffusen  Licht,  Das  Perigon  öffnete  sich 
nach  einiger  Zeit,  die  Antheren  aber  nicht.  Die  Blüthe  blieb  nun  bis 
zum  Welken  der  Perigonblätter  unter  diesen  Verhältnissen,  die  An- 
theren blieben  während  der  ganzen  Zeit  geschlossen. 

Um  nun  zu  sehen,  wie  sich  schon  geöffnete  Antheren  im  feuchten 
Räume  verhalten,  wurden  solche  in  feuchte  Räume  bei  verschiedenen 
Temperaturen  gegeben  und  zwar  im  Sonnenlicht  (er),  diffusen  Licht 
(6),  Gaslicht  (c),  Dunkel  (rf). 

Temperatur  bei  a  ^  20"  C. 
„    b  =  17"  C. 
,    c  =  19-5"  C. 
„    d=  14"  C. 

Bei  a  und  d  schlössen  sich  die  Antheren  binnen  2V3  Stunden, 
bei  6  in  2  Stunden,  bei  c  in  IV..  Stunden.  Wurden  die  Pllanzeu  aus 

15^^ 


184 

dem  feuchten  Räume  herausgenommen  und  bei  derselben  Temperatur 
stehen  gelassen,  so  öffneten  sich  wieder  die  Antheren.  Stellte  ich 
Blüthen  in  absolut  feuchten  Raum  und  erhöhte  die  Temperatur  auf 
35°  C,  so  schlössen  sich  trotz  höherer  Temperatur  die  Antheren; 
nur  in  einem  Falle,  bei  40"  nämlich,  blieben  sie  geöffnet,  hier  musste 
die  hohe  Temperatur  schon  Veränderungen  hervorgebracht  haben, 
welche  eine  weitere  Bewegung  der  scheinbar  ganz  normalen  An- 
theren nicht  mehr  zuliessen.  Blieben  die  Blüthen  im  feuchten  Raum, 
so  trat  auch  wahrend  dieser  ganzen  Zeit  kein  Oeffnen  der  An- 
theren ein. 

Bemerkenswerth  ist  endlich  noch  die  Beobachtung,  der  zufolge 
eine  geöffnete,  vollkommen  unverletzte  Anthere  mit  Wasser  in  Be- 
rührung sich  alsbald  schliesst,  gibt  man  jedoch  eine  solche  geschlos- 
sene Anthere  in  konzentrirte  Zuckerlösung,  so  öffnet  sie  sich. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab  für  die  Antherenwand 
folgenden  anatomischen  Bau:  Die  äussere  Seite  (bei  der  geschlosse- 
nen Anthere  convex)  wird  von  einer  Epidermis  gebildet,  deren  Ele- 
mente schwach  papillös  und  mit  streifenförmiger  Culicula  versehen 
sind;  auffallend  ist  die  bedeutende  Zahl  von  Spaltöffnungen,  unter 
deren  Schliesszellen  grosse  Athemhöhlen  liegen.  An  die  Epidermis 
schliessen  sich  2—3  Reihen  der  bekannten  spiralig  verdienten  Paren- 
chymzellen  (fibröse  Zellschicht)  an.  Antheren,  die  keine  periodischen 
Bewegungen  zeigen,  grenzen  mit  diesen  Zellen  an  den  Pollensack. 
Bei  Bulbocodlum  folgt  aber  den  fibr()sen  Zellen  noch  eine  3—4  Zell- 
reihen enthaltende  Schicht,  deren  Elemente  tangential  abgeplattet, 
dünnwandig  sind  und  keinerlei  Verdickung  ihrer  Wände  zeigen. 
Diese  Schichte  begrenzt  die  Anthere  nach  innen  hin.  An  der  Ver- 
bindungsstelle der  beiden  Loculamente  erweitert  sich  dieses  Gewebe 
zu  einer  jene  ganz  erfüllenden  Gewebsmasse.  Präparirt  man  einen 
Querschnitt  durch  eine  geöffnete  Anthere  in  Oel,  so  findet  man  die 
Zellen  der  inneren  jetzt  convexen  Seite  bedeutend  stärker  in  die 
Länge  gestreckt,  ja  stellenweise  ist  der  radiale  Durchmesser  so  ver- 
schwindend klein,  dass  die  tangentialen  Wände  ganz  aneinander  zu 
liefen  kommen.  An  einem  Ouerschnitte  durch  eine  geschlossene  An- 
there gleichfalls  in  Oel  präparirt,  erscheint  wieder  der  tangentiale 
Durchmesser  kleiner,  hingegen  der  radiale  grösser  geworden. 

Der  Umstand,  dass  letzteres  Gewebe  solchen,  keine  periodi- 
schen Bewegungen  durchmachenden  Antheren  fehlt,  deutet  darauf 
liin,  dass  dieses  im  nächsten  Zusammenhange  mit  der  vorliegenden 
Bewegungserscheinung  steht,  ob  es  jedoch  allein  aktiv  an  der  Be- 
wegung Tlieil  nimmt,  während  die  Elemente  der  entgegengesetzten 
Seite  nur  eine  passive  Rolle  hiebei  spielen;  ob  ferner  die  Ausdeh- 
nuno- und  Zusammenziehung  dieser  inneren  Gewebsschichte  eine  F'olge 
ihres  wechselnden  und  von  äusseren  Bedingungen  abhängigen  Wasser- 
gehaltes ist,  vermag  ich  nicht  zu  entscheiden,  da  ich  meine  mitge- 
theilfen  Beobachtungen  zu  einer  Zeit  anstellte  (Ende  März),  wo  tnir 
kein  besonders  reichliches  Material  mehr  zu  Gebote  stand,  ich  daher 


OesUrr.  bot.  Zeltschr.  Jahrs.  ^^"^^   N=  ^ 


F.Hauck  Adriat.  Algen  TaU 


Auetor  del.et  sculps 


li  GuUmann  Tnesi. 


-:-^r 


185 

viel  zu  wenig-  Beol)achtuno-en  machen  konnte,  als  dass  ich  einen 
sicheren  Schluss  auf  die  innere  Ursache  dieser  Bewegungserscheinung 
hätte  ziehen  können. 


Beiträge  zur  Kenntniss  der  adriatischen  Algen. 

Von   F.  Hauck. 
VIII. 

(Hiezu  Tafel  II.) 

Callithaninion  cladodernium,  Zanard.  (Taf.  II,  Fig.  1,  2,  3,  9) 

Ich  war  lange  im  Zweifel,  ob  dieses  Callithamnion,  welches 
ich  hier  näher  beschreiben  will,  nicht  besser  als  eigene  Art  zu  be- 
trachten wäre,  denn  weder  die  Beschreibung,  die  Zanardini  in  seiner 
Iconographia  phycologica  adriatica  Vol.  I.  pag.  9  davon  gibt,  noch 
die  mikroskopische  Ansicht  auf  Taf.  III,  Fig.  3  stimmt  mit  allen  In- 
dividuen im  Allgemeinen  überein,  erst  nacivdem  es  mir  gelungen  ist, 
mehrere  ältere  Exemplare  aufzufinden,  woran  ich  die  von  Zanardini 
erwähnten  Merkmale  antraf,  nehme  ich  keinen  Anstand,  beide  für 
identisch  zu  hallen.  Die  junge,  dem  Aussehen  nach  einer  kleinen 
Form  des  Callithamnion  cruciatum  ähnliche  Pflanze  (Fig.  1)  bildet 
äusserst  zarte,  4  bis  8  Mm.  hohe  Raschen,  die  epipliytisch  auf  ver- 
schiedenen Algen,  Zoophyten  etc.  wachsen.  Sie  besteht  aus  einem 
gegliederten,  gegenüberstehend  gefiederten  Hauptfaden,  dessen  ein- 
zelne Glieder  am  Grunde  ungefähr  6mal  länger  als  iiir  Durchmesser 
sind  und  gegen  die  Spitze  allmälig  kürzer  werden;  die  abstehenden 
in  einer  Ebene  liegenden  Fiederästchen  entspringen  etwas  unter  dem 
vorderen  Ende  der  Gliedzelle  und  sind  ihrerseits  wieder  einseitig 
nach  oben  verästelt.  Diese  Zweige  der  dritten  Ordnung  sind  einfacli 
und  entspringen  ebenfalls  am  oberen  Ende  jeder  Gliederzelle.  Fie- 
derästchen und  Zweige  stehen  in  dem  Masse  der  Enlwivklung 
gegen  die  Spitze  dichter.  Bei  fortschreitendem  Wachsthum  wird 
das  eine  oder  das  andere  Fiederästchen  in  abwechselnder  Reihen- 
folge selbst  zum  Aste ,  wobei  sich  derselbe  Verästlungsprozess 
jedoch  immer  in  einer  anderen  Richtung  wiederholt;  die  Fieder- 
ästchen bleiben  ebenfalls  meistens  einseitig  verästelt,  manchmal 
sind  sie  aber  selbst  wieder  gefiedert;  die  Pflanze  erreicht  eine 
Hübe  von  4  —  t)  Cm.  und  gleicht  dann  gut  dem  Habitusbilde, 
welches  Zanardini  1.  c.  von  CaUithanmion  cladodermnm  gibt.  Die 
Glieder  der  Hauptäste  sind  da  mehr  als  7*  ^^'"-  ^^^^^  u"^'  meist  2 
bis  3  mal  so  lang,  die  untersten  ebenso  lang.  Die  Fiederchen  bleiben 
immer  verhältnissinässig  dünn;  an  ihren  letzten  Gliedern  sind  sie 
durchschnittlich  '/lao  ^^'"-  t''^'^-  ßci  älteren  Pflanzen  kommt  es  nicht 
selten    vor,    dass   3   oder   4  Seilenäslchen   an  jeder  Gliederzelle   der 


186 

Haiiplaste  vvirtelig  entspringen,  die  ihrerseits  wieder  einseitig  oder 
gefiedert  verästelt  sind;  auch  stehen  oft  am  Basisglied  der  Fieder- 
clien  2  oder  3  abstehende  dünne  Aestchen,  die  sich  an  den  Haupt- 
stamm anzulegen  scheinen,  was  namentlich  bei  trockenen  Exemplaren 
so  ist,  diess  sind  nun  jene  Formen,  welche  das  eigentliche  Callith. 
cladodermum  bilden,  und  nach  welchen  Zanardini  seine  Art  aufge- 
stellt hat.  Ich  muss  aber  bemerken,  dass  ich  eine  so  regelmässige 
Verästelung,  wie  sie  von  Zanardini  1,  c.  bei  Fig.  3  gezeichnet  ist, 
nie  sah.  —  Die  ältere  Pflanze  hat  den  Habitus  einer  zarten  Wran- 
gelia. —  Die  Sphärosporen  (Fig.  3  und  9)  sind  kreuzförmig  getheilt 
und  entstehen  neben  oder  an  Stelle  der  Zweige  der  Fiederästchen. 
Kapselfriichte  habe  ich  bis  jetzt  nicht  gefunden,  ungeachtet  ich  viele 
Exemplare  zur  Verfügung  hatte,  nur  ein  einziges  Mal  sah  ich  eine 
kleine  losgetrennte  Favelle,  von  welcher  ich  vermuthe,  dass  sie  die- 
sem Callithamnion  angehörte.  —  Die  Antheridien  (Fig.  3  und  9) 
dagegen  sind  häufig  und  entspringen  sowohl  an  den  Zweigen,  als 
auch  an  den  Fiederästchen. 

Bei  dieser  Pflanze  beobachtete  ich  zwei  interessante  Eigen- 
thüinlichkeiten.  Die  erste  belrilTt  das  fast  ausschliessliche  Vor- 
kommen von  Antheridien  an  derselben  Pflanze,  meistens  an  dem- 
selben Fiederästchen ,  welches  Sphärosporen  trägt  (Fig.  3  und  9). 
Ich  sah  sogar  öfter  Antheridien  und  Sphärosporen  unmittelbar  neben- 
einander aus  einem  Gliede  ihren  Ursprung  nehmend  (Fig.  9).  Dieses 
gemischte  Auflrelen  der  beiden  Fruchtorgane  ist  ebenso  häufig  als 
ihr  getrenntes  Vorkommen.  Ich  sah  Antheridien  und  Sphärosporen 
beisammen  an  ziemlich  robusten  Individuen,  die  an  Nemastoma  di- 
chotoma  im  Hafen  von  Miramar,  etwa  ein  Meter  ujnter  dem  Ebbe- 
spiegel wuchsen,  ebenso  an  viel  zarteren  aus  einer  Tiefe  von  50  Met. 
bei  den  Brionischen  Inseln  (leg.  Lichtensfern)  gesammelten. 

Das  Vorkommen  von  Sphärosporen  und  Kapselfrüchten  auf  einer 
und  derselben  Pflanze  wurde  mehrmals  beobachtet.  J.Agardh  machte  diese 
Bemerkung  in  seinen  Species  etc.  Floridearum  Bd.  II,  p.983  hei  Polysipho- 
nia  purjmrea  J.  Ag  ,  die  Gebrüder  Crouan  in  „Florule  du  finistere"  p.l37 
bei  Callith.  corijmbosum  (Sm.)  Lyngb.  und  E.  Bornet,  erwähnt  ähn- 
liche Falle  in  den  Notes  algoiogiques  fasc.  I,  p.  31.  Häufiger  und  oft 
normal  ist  das  Vorkommen  von  Antheridien  und  Kapselfrüchten  auf 
derselben  Pflanze.  Die  zweite  bemerkensvverthe  Eigenthümlichkeit  ist, 
dass  nur  die  ganz  junge  Pflanze  Fruktifikationsorgane  trägt,  ältere 
und  alte  Individuen  fand  ich  immer  steril.  Ich  will  aber  speziell  aus 
diesem  Falle  keinen  weiteren  Schluss  ziehen,  denn  möglicherweise 
werden  später  auch  grosse  Exemplare  in  Frucht  gefunden,  es  scheint 
mir  nur  erwähncnswerth,  als  Wink  für  Sammler  namentlich  auf  die 
ganz  kleinen  Formen  mancher  Algen  ein  Augenmerk  zu  richten,  die 
oft  nur  allein  fruktifiziren,  während  die  grossen,  robusten  Formen 
meistens  steril  sind.  Aus  vielen  anderen  beobachteten  Fällen  erwähne 
ich  nur  die  gemeine  Pohjsiphonia  fruticulosa  (Wulf)  Spreng.,  die 
fast  ausschliesslich  auf  Cystosira  harhata  vorkommt.  Die  grossen 
üppigen  Exemplare  sind  entweder  steril  oder  haben  nur  Sphärosporen, 


187 

die  ktM-amidienlragende  Form  ist  sehr  klein  und  dem  Aussehen  nach 
konnte  man  versucht  sein,  sie  für  eine  eig^ene  Art  zu  hallen,  als 
welche  >-ie  auch  Kützing  unter  dem  Namen  Polys.  humilis  beschrie- 
ben und  abgebildet  hat  (Tab.  phyc.  Bd.  XIV,  Tab.  20  d—g). 

Callilh.  cladodermum  scheint  an  den  österreichischen  Küsten 
der  Adria  ziemlich  verbreitet,  wenn  auch  sehr  selten  zu  sein.  Vor- 
kommen im  Februar  bis  Mai  in  den  Regionen  unter  dem  Ebbespiegel 
l)is  zu  50  Meter  Tiefe '^). 

Tltainnidiuni  pallens  (Zanardini)  Hauck  (Taf.  II,  Fig.  4,  5,  6). 
Zanardini  hat  diese  Alge  als  Callith.  pallens  beschrieben  (J.  Ag. 
Spec.  etc.  Alg.  II,  p.  13),  sie  hat  grosse  Aeiinlichkeit  mit  Chanlran- 
sia  hixurians  (J.  Ag.)  nur  etwas  grösser  und  durch  das  Vorhanden- 
sein von  Spharosporen,  sowie  durch  die  meist  einseitig  stehenden 
Aestchen  zu  unterscheiden.  Die  Anordnung  und  Form  der  Spharo- 
sporen ergibt  sich  aus  der  Zeichnung  (Fig.  5,  6).  Diese  Alge  ist  mir 
nur  in  wenigen  Exemplaren  bekannt;  sie  liegt  mir  vor  aus  Pirano, 
Rovigno  und  Dalmatien.  Vorkommen  im  März  und  April  an  grösseren 
Algen,  Zoophyten  etc.  in  der  Region  unter  dem  Ebbespiegel  bis  zu 
28  Meter  Tiefe. 

Chantransia  nelutina  Hauck  (Oest.  bot.  Zeitschr.  1875,  p.  351). 
(Taf.  II,  Fig.  7,  8.) 
In  der  Adria  sehr  verbreitet  und  ziemlich  häufig,  an  Cystosiren- 
stämmen.  —  Vom  Frühjahr  bis  zum  Herbst. 

Oscillaria  jwinceps  Vau  eh.  forma  inarina  m. 

Schwarzgrün,  Faden  gerade,  gegen  die  abgerundete  Spitze  wenig 
verdünnt,  Vse  ^lis  Vst  '^'"-  ^'c'*?  Glieder  3  oder  nach  der  Tlieilung 
5  bis  6  mal  kürzer  als  ihr  Durchmesser.  Das  Endglied  meistens 
dünner  und  eingezogen. 

Zelleninhalt  feinkörnig,  an  den  Theilungsstellen  gehäufter  und 
grobkörniger. 

Bei  Servola  nächst  Triest  in  Gräben  mit  stark  verunreinigtem 
Meerwasser  zwischen  Oscillaria  subsalsa,  der  folgenden  und  Beggia- 
toa  im  Spätsommer  und  Herbste. 

Diese  Oscillaria  ist  gegen  Süsswasser  so  empfindlich,  dass  ein 
geringer  Zusatz  davon  genügt,  um  eine  Trennung  und  Sprengung 
sämmtlicher  Zellen  zu  veranlassen. 

Oscillaria  teuer riina  Kg.  forma  marina  m. 

Fäden  spangrün,  Vsoo  —  Vwo  ^^'"-  ''''^'*>  ^'^^^'^  undeutlich  geglie- 
dert, Glieder  meist  länger  als  der  Durchmesser,    sonst  mit  Kützing's 


*)  Callith.  cladodermum  Zanard.  wurde  auch  nach  Exemplaren,  die  mir 
Herr  Prof.  Jean  J.  Rodriguez  freundlichst  einsandte,  bei  Malion  (Baieares)  in 
einer  Tiefe  von  4U  Meter  gefunden.  Diese  Alge  scheint  daher  im  Mittelmeer  in 
dieser  Tiefenregion  ziemlich  verbreitet  zu  sein. 


188 

Abbildung  in  den  Tabulae  phycolog.  ßand  I,  Taf.  38,  Fig.  VIII  Über- 
einstimmend. 

Vorkommen  mit  voriger  Art  zusammen. 

Erklärung  der  Tafel  II. 

Callithamnion  cladodermum   Zanard. 

Fig.  1.  Eine  junge  Pflanze  aus  -Rovigno,   25  Met.  Tiefe  (Vergr.  25). 
„     2.  Mittleres  Fadenstück  einer  ausgewachsenen  Pflanze  (Vergr.  25). 
„  "  3.  Ein  Fiederästchen  der  Pflanze  Fig.  1  (Vergr.  280). 
„    9.  Ein  Fiederästciien  einer  robusteren  Pflanzte  aus  Miramar,    2  Meter  Tiefe 
(Vergr.  140). 

Thamnidium  pallens  (Zanard.)  Hauck. 
Fig.  4.  Ein  verzweigter  Hauptfaden,  fruktifizirend  (Vergr.  30). 
„     5  und  6.  Zweigstück  mit  Spliärosporen  (Vergr.  280). 
Chantransia  velutina  Hauck, 
Fig.  7  und  8.  Fruktifizirende  Fäden  (Vergr.  140). 


jPriinula  Kernert  Gröbl  et  Stein. 

P.  subauricula  X  villosa. 
Von  B.  Stein. 

Blätter  saftgrün,  weich,  breitspatelformig-verkehrteiförmig,  vom 
unteren  Drittel  an  dicht  gekerbt-gesägt;  der  oberste  Zahn  überragt 
die  beiden  nächsten  Seitenzähne  erheblich;  die  Blätter,  Schaft,  Blü- 
thenstiele,  Kelche  und  Blumenröhre  dicht  mit  zarten,  weisslichen, 
kuraen  ürüsenhaaren  besetzt,  welche  am  Blattrande  am  dichtesten 
und  längsten,  an  der  Blumenröhre  am  spärlichsten  und  kürzesten 
sind  und  niemals  den  Eindruck  des  Mehlstaubes  machen.  Blüthen- 
schafl  die  Blätter  wenig  überragend,  kräftig,  vielblumig.  Kelch  glockig- 
röhrig,  Zähne  anliegend,  Vj^ — 2mal  so  lang  als  breit,  elliptisch  bis 
fast  verkehrteifürmig,  zugespitzt,  Kronensaum  violettroth  mit  breit 
gelblich  weiss  geäugtem  kaiilem  Schlünde,  Kronenröhre  weissgelblich 
oder  röthlich,  drüsig  haarig.  Die  Antheren  der  mir  allein  vorliegen- 
den androdynamischen  Form  05 — 10  Mm.  über  der  Basis  der  Kro- 
nenröhre eingefugt.    Griffel  3 — 4mal  so   lang   als  der   Fruchtknoten. 

Am  Eisenhut  bei  Turrach  in  Steiermark  gesellig  mit  Primula 
Göhlii  Kerner  unter  den  Eltern  vom  Herrn  Kriegskommissär  Peheim 
in  Graz  gesammelt. 

Die  Beschreibung  ist  nach  zwei  gegenwärtig  auf  der  Alpenan- 
lage des  Herrn  Oberinspektors  Göbl  blülienden,  vom  Eisenhut  ge- 
brachten Stöcken  entworfen,  welche  je  2  —  4  gedrängte  Blattrosetten 
mit  kräftig  entwickelten  Blüthen  zeigen.  Die  Blätter  messen  30 — 
3-5  Cm.  Länge  bei  1-8  — 2-2  Cm.  Breite,  der  Blüthenschaft  3—4  Cm. 
HiJlie,  die  Bliithenstiele  6—7  Mm.  Länge,  Kelch  4-5— 5*5  Mm.,  Kelch- 
zähne 2-5— 30  Mm.  lang  und  1'5— IS  breit,  Blumenrohre  9 — 11  Mm. 


189 

lang,  Kronensaum  16 — 20  Mm.  breit.  An  einer  grossen  Anzahl  der 
mir  vorliegenden  Blüthen  ist  der  Kelch  6spaltig,  während  die  Biumen- 
krone  stets  normal  5zi»hlig  ist. 

Von  Prlmula  Göblii  CAuriculaXvillosa)  Kern,  in  Oesterr.  Bot. 
Zeilschr.  1875,  Nr.  3,  mit  welcher  die  vorstehende  Kreuzung  in  Farbe 
und  Grösse  der  Blumen  und  der  ganzen  Tracht  übereinstimmt,  unter- 
scheidet sie  sich  leicht  und  auf's  sicherste  durch  den  gänzlichen 
Mangel  des  Mehlstaubes,  sowie  durch  kürzere  und  breitere  Blätter. 
Von  Pi\  Portae  (subauricaulaXoenensis)  Huter  ist  sie  durch  den 
mittleren  vorragenden  Zahn  getrennt,  von  Pr.  Arctotis  (subauri- 
culaXhirsufa)  Kern.  a.  a.  0.  weicht  sie  ab  durch  die  anliegenden 
Kelchzähne,  viel  dichter  gestellte  kleinere  Zähne  des  Blattrandes  und 
die  niemals  den  Eindruck  des  Mehlstaubes  machende  Bekleidung.  Bei 
genauerer  Durchforschung  des  hochinteressanten  Standortes  ist  es 
mir  höchst  wahrscheinlich,  dass  sowohl  Pr.  Kerneri.,  als  auch  Pr. 
Göblii  in  verschiedenen  Farben  werden  zu  finden  sein,  ebenso  wie 
Pr.  pubescens  Jacq.  (Auricula'X.hirsuta  Kern.^  an  den  von  Prof. 
Kerner  aufgefundenen  Standorten  im  Gschnitzthale  in  zahlreichen 
Farben  variirt  und  mitunter  Nuancen  zeigt,  welche  keine  der  Ellern 
besitzt:  rein  weiss,  gelblich  weiss,  roth,  gelbrothlich,  braunröthlich 
bis  fast  kaffeebraun,  wobei  ausserdem  der  Schlund  weiss,  gelblich 
oder  gelb  vorkommt. 

Innsbruck,  k.  k.  botan.  Garten,  Mai  1878.  ^ 


Zwei  kritische  Grräser  der  griechischen  Flora. 

Von  Professor  E.  Hackel. 

1.  y,Schismus  mitiutus  R.  et  Seh."  Hldr.  Herb,  graec.  norm.  81. 
In  muris  Amaceriis  Athenarum  Apr.  1872  leg.  Th.  v.  Heldreich.  Die 
mir  von  diesem  unermüdlichen  Erforscher  der  griechischen  Flora 
freundlichst  mitgetheilten  Exemplare  gehören  einer  ganz  ausgezeich- 
neten Art  an,  deren  Vorkommen  in  Europa  so  viel  ich  weiss,  nocii 
nicht  konstatirt  wurde,  nämlich  dem  Schismus  arabicus  Nees  v.  Esenb. 
Fl.  Afr.  austr.  p.  422.,  wofür  ich  sofort  den  Nachweis  liefern  werde. 

Zunächst  wollen  wir  uns  aber  mit  der  Frage  beschäftigen:  was 
ist  Schismus  mimitus  R.  et  Seh.  Syst.  veg.  ?  Die  kurze  Originalbe- 
schreibung bietet  uns  kein  einziges  Merkmal,  welches  diese  Art  von 
Schismus  calycinus  (L.  sub  Festuca^)   unterscheiden   würde,    es  sei 

*)  Diesen  Namen  gebe  ich  in  Uebereinstimmung  mit  Duval-Jouve  (in  Billot 
annotat.  p.  289),  Cosson  et  Dnr.  etc.  dem  Seh.  marginatus  Beauvais,  weil  dieser 
Autor  mit  Unrecht  den  Linne'schen  Speciesnamen  umänderte  u.  noch  dazu  zwei 
synonyme  Benennungen  dafür  aufbrachte:  Seh.  fasciculatus  \i.  marginatus;  letzterer 
Name  findet  sich  übrigens  gar  nicht  im  Texte,  sondern  nur  im  Inhalts- Verzeich- 
niss  des  Beauvais'schen  Werkes.  (Duv.-J.  1.  c.) 


190 

denn  das  Wort  „pumilus";  in  der  Anmerkung  heisst  es  sodann,  dass 
diese  Art  dein  Seh.  calycinus  (L.)  höchst  ähnlich  sei  und  sich  haupt- 
sächlich durch  die  stärkere,  seidige  Behaarung  der  BlQthen  (flosculoruin 
pilis  crebris  serieeis)  unterscheide.  Als  Maass  der  Pflanze  werden 
2 — 4"  angegeben  und  zum  Schlüsse  bemerkt,  dass  dieselbe  von  Ste- 
ven in  coUibus  sabulosis  prope  Gansham  (Elisabethopolin)  gefunden 
worden  sei.  In  Steudel's  Synopsis  ist  diese  kurze  Diagnose  nur  durch 
die  Bemerkung  „valvulis  apice  obtusis  brevissime  bifidis"  sowie  durch 
Massangaben  (Hohe  1",  Rispe  4—7'")  erweitert. 

Die  starke  Behaarung  der  Deckspelze  kann  diese  Art  nicht  von 
Seh.  calycinus  (L.)  unterscheiden,  denn  sie  kommt  bei  diesem  gleich- 
falls in  verschiedenen  Abstufungen  bis  zu  fast  völliger  Kahlheit  vor, 
wie  ein  Vergleich  einer  genügenden  Anzahl  von  Exemplaren  lehrt. 
Gerade  meine  Speclmina  von  Madrid,  woher  wahrscheinlich  Linne  die 
Pflanze  durch  Loefling  erhielt,  zeigen  die  Deckpelze  stark  behaart. 
Der  Zusatz  bei  Steudel  „valvulis  apice  obtusis  brevissime  bifidis"  passt 
eben  ganz  genau  auf  den  echten  Seh.  calycinus  (L.)  wie  aus  dem 
Folgenden  hervorgehen  wird. 

Bleibt  endlich  nur  der  niedrige  Wuchs,  der  aber  um  s )  weniger 
einen  Artunterschied  begründen  kann,  als  er  zuweilen  auch  im  an- 
gegebenen Maasse  (2 — 4")  beim  Seh.  calycinus  (L.)  vorkommt,  wie 
ich  am  Castellum  Saguntinum  bei  Valencia  fand.  Wurde  es  mir  durch 
diese  Betrachtungen  schon  wahrscheinlich,  dass  Seh.  minutus  R.  et 
Seh.  nur  eine  Zwergform  des  Seh.  calycinus  sei,  so  überzeugte  ich 
mich  davon  völlig  durch  die  Ansicht  eines  Original-Exemplars  von 
Steven,  (bei  Gansham  im  Caucasus  gesammelt)  welches  das  Herbar 
des  k.  botanischen  Hof-Museum  in  Wien  besitzt.  Dieses  Zwergexem- 
plar, kaum  2"  hoch,  armblüthig,  ist  im  Uebrigen  nicht  im  mindesten 
von  Seh.  calycinus  verschieden;  seine  Deckspelzen  sind  nicht  viel 
stärker  behaart  als  bei  diesem,  und  die  Spitze  derselben  ist  genau 
so  wie  es  Steudel  beschreibt.  Somit  halte  ich  den  Seh.  minutus  R. 
et  Seh,  nicht  einmal  für  eine  ausgesprochene  Varietät,  sondern  nur 
für  eine  Zwergform  des  Seh.  calycinus,  wie  es  Bromus  nanus  Wig. 
von  Br.  mollis  ist. 

Ganz  anders  verhält  es  sich  mit  dem  Schismus  minutus  Held- 
reich's.  Es  ist  diess  eine  Pflanze  von  oft  ziemlich  hohem  Wuchs  (bis 
18  Cm.),  langen,  dünnen  an  der  Scheidenmündung  dicht,  sonst  zer- 
streut behaarten  oder  auch  kahlen  Blättern,  deren  oberstes  die  reich- 
entwickelte Rispe  (auch  in  späteren  Stadien)  überragt  oder  doch  er- 
reicht. Bei  Seh.  calycinus  kommt  diess  zur  Blüthezeit  nicht  mehr  vor, 
doch  lege  ich  darauf  kein  Gewicht.  Die  Unterschiede  in  den  Blüthen- 
theilen  stelle  ich  nachfolgend  zusammen,  wobei  ich  bemerke,  dass 
die  angegebenen  Verhältnisse  an  etwa  10  verschiedenen  Aehrchen 
der  griechischen  und  etwa  50  der  spanischen  Pflanze  geprüft  wurden, 
und  die  Zahlen  daher  Durchschnittswerthe  vorstellen. 


191 


Schismus   calycinus  (L.)    Seh. 
minutus  R.  et  Seh. 
Hüllspelzen  (glumae)  lanzelllicli, 
spitz,  die  obere  5  Mm. 


Schismus     minutus   Heldr. 

Hüllspelzen  in  eine  pfrieinliche 
Spitze  ausgezogen,  die  obere  7  Mm., 
daher  die  Aehrchen  grösser  als 
bei  Seh.  ealycinus. 

Deckspelze  3'2  Mm.  lang,  lanzelt- 
lich,  dureh  einen  fast  bis  zur  Mitte 
gehenden  Einschnitt  in  zwei  sehr 
spitze,  um  etwa  20"  divergirende 
Zipfel  getheilt,  die  Haare  am  Grunde 
der  Spelze  sehr  lang. 

Vorspelze  kaum  ^s  der  Deck- 
spelze erreichend. 

Caryopse  hellbraun,  auf  der  Hi- 
lum-Seite  ohne  Rinne. 


Deckspelze  (palea  inf.)  l-8Mm.  lg., 
breit-verkehrt- eiförmig  ,  stumpf, 
durch  einen  seichten,  kaum  75  der 
Länge  betragenden  Einschnitt  in 
2  sehrkurze,  stumpfliche,  genäherte 
Zipfel  getheilt. 

Vorspelze  (palea  sup.)  fast  bis  zur 
Spitze  der  Deckspelze  reichend. 

Caryopse  gelblichgrün,  glashell, 
auf  der  Hilum- Seite  mit  seichter 
Rinne. 

Man  vergleiche  nun  mit  den  in  der  rechten  Spalte  angegebenen 
Merkmalen  die  folgende  Diagnose  von  Schismus  arabicus  Nees  ab 
Esenb.  Flora  Africao  australioris  p.  422:  „paniculis  ovatis  oblongisve, 
spiculis  lanceolatis  6 — 8  floris,  glumis  lanceolatis  attenuatis  floscuios 
subaoquantibus,  valvulis  inferne  hirsutis  apice  acute  bifidis  laciniis 
a cutis,  foliis  angusle  linearibus  pilosis.  In  valle  Hamme  Arabiae  pe- 
traeae.  Schismus  nov.  sp.  Herb.  un.  ilin.  Aeg,  Ar.  uro.  371."  Ferner 
wird  zum  Unterschiede  von  dem  zuvor  beschriebenen  Seh.  brevifolius 
bemerkt:  differt  a  Seh.  hrevifolio  flosculi  valvula  inferiore  profunde 
b  ifida  laciniis  acutis. 

Die  Uebereinstimmung  dieser  Diagnose  mit  der  griechischen 
Pflanze  ist  eine  vollkommene,  und  um  mir  die  volle  Gewissheit  der 
Identität  derselben  zu  geben,  fand  ich  auch  im  Herbar  des  Wiener 
botanischen  Hof-Museums  ein  Exemplar  jener  vom  Reiseverein  ver- 
theilten  Pflanze  ganz  mit  der  von  Nees  v.  Esenbeck  zitirten  Nummer 
und  Standortsangabe  vor,  welches  in  allen  Stücken  vollständig  mit 
den  Heldreich'schen  Exemplaren  übereinstimmt.  Bei  dieser  Gelegen- 
heit entdeckte  ich,  dass  Sehismus  arabicus  im  Oriente  wahrscheinlich 
ziemlich  verbreitet  sein  muss,  nur  dass  er  überall  mit  Seh.  calycinus 
verwechselt  wurde.  Im  Wiener  Museal-Herbar  liegt  er  von  folgenden 
Standorten  vor:  Monte  Mokkatam  pr.  Cairo;  inter  Cairo  et  Suez;  Pa- 
laestina  ad  Jordan!  ripas,  sämmtlich  von  Kotsehy  gesammelt,  dann 
aus  Indien  von  Hooker. 

Auch  in  Griechenland  ist  er  nicht  auf  die  Eingangs  erwähnte 
Localität  beschränkt ,  sondern  findet  sich  auch  bei  Menidi  in  Atlika 
(leg.  Orphanides  als  Seh.  minutus.')  und  auf  der  Insel  Salamis  (leg. 
Heldreicli). 

2.  Festuca  dactyloides  Sm.  prodr.  fl.  gr.  I.  61  et  Fl.  graeca  t.  81. 

Die  kurze  Diagnose,  welche  dieser  Art  im  Prodromus  beigegeben 
ist,  und  welche  wenigstens  auf  ein  Dutzend  europäischer  Gräser  passt, 
noch  mehr  aber  das  dabei  zitirte  Synonym  y^Dactylis  pungens  Dsf.  fl. 


192 

all.  I.  80.?"  haben  eine  nicht  unbedeutende  Verwirrung  verursacht, 
als  deren  Endresultat  wir  die  unrechtmässige  Aufnahme  einer  algeri- 
schen Pflanze,  nämlich  jener  Dactylis  pungens  =  Ammochloa  pungens 
Boiss.  diagn.  or.  XIII  p.  51  =  Sesleria  echinata  Lam.  Tabl.  encyclop. 
illiistr.  t.  47.  f.  2!  in  die  europäische  Flora  (siehe  Nyman  Sylloge  p. 
428)  zu  betrachten  haben.  Wie  sich  zeigen  wird,  ist  man  damit  gar 
weit  von  der  Wahrheit  abgekommen!  Um  die  Festtica  dactyloides  Sm. 
aufzuklären,  muss  man  zunächst  die  Abbildung  in  der  Flora  graeca 
examiniren.  Sie  ist  von  einer  genauen  Blüthenanalyse  begleitet  und 
stellt  ganz  gewiss  eine  Dactylis  vor,  und  zwar  stimmen  die  Darstel- 
lung der  Blätter,  die  Form  der  Rispe,  besonders  aber  die  deutlich 
ausgerandeten  und  aus  der  Ausrandung  kurz  begrannten,  rauhhaarigen 
Deckspelzen  vollkommen  mit  jener  Form  der  D.  hispanica  Rlh.,  welche 
in  Spanien  auf  den  Gebirgen  Andalusiens  wächst  und  als  D.  Junci- 
nella  Bory  beschrieben  wurde.  Nur  ist  die  Rispe  etwas  grosser  (etwa 
zoUgross)  und  die  Aehrchen  vielblüthig  (bis  lOblüthig).  Die  Rispe  ist 
von  vorn  d.  h.  von  der  älirchentragenden  Seite  abgebildet,  so  dass 
ihre  Einseitigkeit  nicht  bemerkbar  ist,  und  die  Aehrchen  (wahrschein- 
lich durch  Pressung  des  als  Vorlage  dienenden  Exemplares)  eigen- 
thümlich  seitlich  gestellt  erscheinen.  Die  Rispe  macht  daher  in  ihren 
Details  nicht  den  Eindruck  einer  Dactylis^  wohl  aber  die  Aehrchen- 
Analyse.  Meine  Vermuthung,  dass  man  es  hier  mit  einer  Form  der 
Dactylis  hispanica  Rth.  zu  thun  habe,  wurde  aber  zur  Ueberzeugung, 
als  ich  in  dem  an  Originalen  so  reichen  Wiener  Museal-Herbar  ein 
Exemplar  der  Festuca  dactyloides  von  Sibthorp  selbst  an  dem  im 
Prodromus  angegebenen  Standorte  „in  insula  Milo  inter  vineis''  ge- 
sammelt, fand  (es  stammt  aus  dem  Herb.  Jacquin  und  ist  um  so 
wichtiger,  als  man  in  der  Flora  graeca  liest:  Hujus  specimina  in  her- 
bario  Sibthorpiano  non  in  venu)  und  überdiess  bemerkte,  dass  schon 
Portenschlag  auf  diese  Idee  gekommen  war,  denn  in  seinem  Herbar 
befindet  sich  dieselbe  Pflanze  von  ihm  selbst  auf  der  Insel  Brazza  in 
Dalmatien  gesammelt  unter  der  Bezeichnung  „Dactylis  glomerata 
var.  Sibthorpii""  =  Festuca  dactyloides  S.  et  S.  Da  ich  jedoch  die 
Dactylis  hispanica  für  eine  hinreichend  unterschiedene  Art  halte,  so 
möchte  ich  für  die  in  Rede  stehende  Pflanze  den  Namen  Dactylis 
hispanica  v.  SibthorpH  vorschlagen,  und  sie  vom  Typus  dieser  Art, 
welcher  eine  längliche,  schmale,  meist  lappige  Rispe,  und  4 — öblüthige 
nur  auf  dem  Kiele  der  Spelzen  rauhe  Aehrchen  besitzt,  durch  die 
eiförmig-kopfige,  nicht  gelappte  Rispe,  grosse,  zehnblüthige  Aehrchen 
mit  rauhen  Spelzen  unterscheiden. 

Somit  ist  ferner  Sesleria  echinata  Lam.  aus  der  europäischen 
Flora  zu  streichen;  dass  dieses  Synonym  wirklich  zu  Dactylis  pungens 
Schreb,  Dsf ,  Ammochloa  pungens  Boiss.  und  nicht  zu  Echinaria  ca- 
pitata Dsf,  wohin  es  Pariatore  in  der  Flora  italiana  gestellt  hat,  ge- 
höre, lehrt  ein  Blick  auf  die  Abbildung  Lamarck's,  die  diese  Pflanze 
recht  gut  darstellt,  und  nichts  von  den  in  mehrere  Fortsätze  gespal- 
tenen Spelzen  der  Echinaria  erkennen  lässt. 

St.  Polten,  am  3.  Mai  1878. 


193 

Symbolae  ad  floram  mycologicam  austriacam. 

Auetore  F.  de  Thümen. 

(Fortsetzung  und  Scliluss.) 

27.  Fusisporium  Elasticae  Thüm.  iiov.  spec,  in  Boll.  sc.  nat, 
1877.  II. 

F.  soris  tenuibus,  greg^ariis  vel  sparsis,  liypophyllis,  minutis,  roseis, 
dclergibilibus;  hyphis  erectis,  tenuibus,  brevibus,  siinplicibus,  con- 
tinuis,  hyalinis,  evanescentibus;  sporis  longe  cylindraceo-ellipticis, 
subcurvatis,  ufrinque  rotundalis,  non  vel  obsolete  seplatis,  bi — tri- 
nuclealis,  p^Uucidis,  hyalinis,  14 — 18"""  long.,  4 — 5'"'"  cras. 

Istria:  Gürz  ad  folia  languida  Ficus  elasticae  Roxb.  1876.  Leg. 
G.  Bolle. 

28.  Fusarium  Roesleri  Thüm.  nov.  spec.  in  „Die  Pilze  des 
Weinstockes"  p.  51. 

F.  acervulis  depresso-globosis ,  primo  sub  epidermide  nidulan- 
libus,  demum  in  rimis  erumpentibus ,  mediis  ,  carneis  ,  solitariis  vel 
sparsis;  sporis  subrectis,  fusiformibus,  simplicibus,  utrinque  acutatis, 
nuinerosis,  hyalinis,  24 — 30"""  long.,  5 — 6'"'"  crass. 

Austria  inf. :  Klosterneuburg  ad  sarmenta  arida  Vitis  viniferae 
Lin.  Vere  1877.  Legi  ipse. 

29.  Cronartinm  gentianeum  Thüm.  nov.  spec. 
Cronartium  asclepiadeum  Fr.  forma  Gentianea  autor. 

C.  fungus  stylosporiferus:  acervulis  hypophyllis,  prominulo- 
globosis,  subindurafis,  gregariis,  pallide  aurantiacis  in  macula  sub- 
expallida,  irregularia,  in  pagina  superiore  vix  visibilia;  sporis  globosis 
vel  ellipticis,  hyalinis,  simplicibus,  episporio  subcrasso,  subechinulato, 
intus  granulosis,  20"""  long.,  12—15"""  crass.;  —  Teleutosporae, 
in  capilulo  ereclo ,  firmo ,  fusco  conjunctis ,  globosis  vel  ovoideis, 
8 — 12'"'"  diatn.  fuscis,  laevibus,  simplicibus. 

Carniolia:  Laibach  in  Gentianae  asclepiadeae  Lin.  foliis  vivis. 
Aest.  1877.  Leg.  W.  Voss.  —  Austria  inf.:  Schottwien  leg.  Wallner. 

30.  Melanomma  Bolleanum  Pass.  et  Thüm.  nov.  spec.  in  Boll. 
sc.  nat.  1877.  II. 

M.  ascis  oblongo-clavatis,  membrana  tenuissima,  aegre  perspi- 
cuis,  sex  —  octisporis;  sporis  ellipticis,  plus  minus  longis,  medio  septatis, 
rectis  vel  curvulis ,  hyalinis  (an  semper?);  paraphysibus  brevibus, 
articulatis. 

Istria  :  Gürz  ad  ramulos  emortuos  Rosmarini  officinalis  Lin. 
Hiomc  1877.  Leg.  G.  Bolle. 

31.  Hendersonia  Mali  Thüm.  nov.  spec.  in  Boll.  sc.  nat.  1877.  II. 
H.  peritheciis  disciformibus,    epiphyllis,    magnis,   sparsis,  planis, 

nigris  in  maculis  exaridis,  cinereis,  orbiculatis,  violaceo-cinclis;  sporis 
clavatis,  vertice  rotundato,  basi  minime  angustato-aculato,  bi — trisep- 
tatis,  ad  septas  non  constrictis  ,  pellucidis,  dilute  cinereis  12 — 15""" 
long.,  4 — 5'""'  crass. 


19i 

Isfria:  GOrz  ad  folia  viva  Pyri  Mali  Lin.  Aest.  1876.  Leg.  G. 
Bolle. 

32.  Diplodia  7-utaecola  Thüm.  nov.  s^ec.  in  Boll.  so.  nat.  1877.11. 
D.  peritheciis  minutis ,  dense  gregariis,  pulvis  —  pyriformibus, 

prominulis,  globosis,  interdum  confluentibus,  nigris;  sporis  cylindrico- 
ovalis,  utrinque  rotiindatis,  septatis,  ad  septas  non  vel  minima  con- 
strictis,  parte  inferiore  interdum  pauci  latiore ,  impellucidis ,  fuscis, 
20'"'"  long.,  8—10'"™  crass. 

Istria:  Görz  ad  ramulos  emortuos  Rutae  graveolentis  Lin.  Hieme 
1877.  Leg.  G.  Bolle. 

33.  Diplodia  Spiraeae  Thüm.  nov.  spec.  in  Bell.  sc.  nat.  1877.  IL 
D.  peritheciis   majusculis ,    saepe    confluentibus ,    erumpentibus, 

gregariis,  subdisciformibus,  applanatis,  atris;  sporis  ovoideo-clavatis, 
impellucidis,  obscure  castaneis,  14 — 20'"'"  long.,  8'"'"  crass. 

Islria:    GiJrz    ad  ramulos    aridos  Spiraeae  salicifoliae  Lin.  Aut. 

1876.  Leg.  G.  Bolle. 

34.  Diplodia  Juniperi  Westd. 

Var.  nov.  Deodarae  Thüm.  in  BoU.  sc.  nat.  1877.  II. 

D.  sporis  minoribus,  subovatis,  loculo  inferiore  latiore,  11'""  long., 
7'"""  crass. 

Istria:  Görz  in  ramis  emortuis  tenuissimis  Cedri  J)eodarae^o\h. 
Hieme  1877.  Leg.  G.  Bolle. 

35.  Diplodia  sicyna  Mntg. 

Var.  nov.  carpophila  Thüm.  in  Boll.  sc.  nat.  1877.  II. 

D.  peritheciis  solitariis,  cum  Cladosporio  herbarum  Lk.  mixtis ; 
sporis  castaneo -fuscis ,  non  vel  brevissime  pedicellatis  ,  pedicellis 
caducis. 

Istria:  Flitsch  in  fructibus  languidis  adhuc  pendulis  Ficns  caricae 
Lin.  Aut.  1876.  Leg.  G.  Bolle. 

36.  Melasmia  punctata  Thüm.  nov.  spec. 

M.  peritheciis  epi-  raro  etiam  hypophyllis ,  plus  minusve  orbi- 
culatis,  planis,  solitariis  sed  soros  gregarios  formans,  plus  minus 
concentrice  dispositis,  atris,  rugulosis,  tandum  subconfluentibus  in 
macula  subarida,  flavescentia ,  amphigena,  irregularia,  magna,  non 
cincta;  sporis  cylindraceis,  rectis,  simplicibus ,  utrinque  truncatis, 
hyalinis,  4'5  —  7""'"  long.  1-5"'"  crass.,  numerosissimis. 

Austria  inf. :  Dornbach  ad  Aceris  campestris  Lin.  folia  viva. 
Aest.  1877.  Legi  ipse. 

Fortasse  Rhytismatis  punctati  Fr.  fungus  conidiophorus. 

37.  Vermicularis  Siphonis  Thüm.    nov.    spec.    in  Boll.    sc.  nat. 

1877.  II. 

V.  peritheciis  epiphyllis,  punctiformibus,  gregariis,  prominulis, 
minutis,  atris;  sporis  plus  minusve  cylindraceis,  quiiique-sexnucleatis, 
utrinque  rodundatis,  simplicibus,  hyalinis,  16'""  long.,  4'"'"  crass. 

Istria:  Görz  ad  io\m  ai'i&d  Äristolochiae  Siphotiis  Lin.  Aut.  1876. 
Leg.  G.  Bolle. 

38.  Phoma  Mahoniae  Thüm.  nov.  spec.  in  Boll.  sc.  nat.  1877.  IL 


195 

Ph.  pcritheciis  donse  gregariis ,  epiphyllis ,  raro  amphigenis, 
modus,  globosis,  nigris,  in  maculis  irregularibus,  griseo-fuscis,  postremo 
albis,  exsiccatis;  sporis  iniiiiitissiinis,  cylindrico-ellipsoideis,  utrinque 
obluso-rotundalis,  hyalinis,  3  — 4"""  long.,  1 — 1-5'"°"  crass. 

Istria:  Gurz  ad  folia  viva  Mahoniae  aquifolii  Nutt.  Aut.  1876 
Leg.  G.  Bolle. 

39.  Phoma  laurina  Thüm.  nov.  spec.  in  Boll.  sc.  nat.  1877.  II. 
Ph.  peritheciis  gregariis,  magnis,  pi'oininulis,  primo  tectis  domum 

libnris,  orbiculafis,  depresso-globosis,  atris;  sporis  longe  ellipticis, 
utrinque  acutalo-roduntalis ,  non  vel  binucleatis,  siinplicibus  4 — 6™"" 
long.,  1"5 — 2°""  crass.,  hyalinis. 

Istria:  Giirz  ad  ramulos  einortuos  Lawi  nobilis  L\n.  Aut.  1876. 
Leg.  G.  Bolle. 

40.  Phoma  Bolleanum  Thüm.  nov.  spec.  in  Boll.  sc.  nat.  1877.  II 
Ph.  peritheciis  dense  gregariis ,    prominulis ,    mediis ,    globosis, 

atris,  ostiolatis,  epiphyllis,  postremo  etiam  hypophyllis  in  maculis  magnis, 
exaridis,  irregularibus,  demum  dilaceratis,  candidis,  dilute  fusco-mar- 
ginatis;  sporis  minutissimis,  ovoideo-globosis,  15— 2""°  long.,  1 — 1-6""" 
crass.,  hyalinis. 

Istria:  Görz  ad  folia  viva  Hoyae  carnosae  B.  Br.  Aut.  1876. 
Leg.  G.  Bolle. 

41.  Phoma  Limoni  Thüm.  nov.  spec.  in  Boll.  sc.  nat.    1877.  II. 
Ph.  peritheciis  dense  gregariis,  patellaeformibus,  planis,  immer- 

sis,  minutis,  nigris;  sporis  minutissimis,  cylindraceis ,  anucleatis, 
utrinque  obtusatis,  vix  subrotundatis,  hyalinis  ,  3°""  long.,  1°""  crass. 
—  A.  Ph.  Citri  Sacc.  Myc.  veneta  No.  332  toto  coelo  diversum. 

Istria:  Gradisca  in  ramulis  aridis  Citri  Limoni  Risso.  Aut.  1876. 
Leg.  G.  Bolle. 

42.  Phoma  Paulowniae  Tliüm.  nov.  spec.  in  Boll.  sc.  nat. 
1877.  II. 

Ph.  peritheciis  sparsis,  primo  epidermide  tectis,  demum  rimoso- 
perforantibus  in  rimis  longissimis ,  globosis ,  atris;  sporis  minutis, 
anucleatis,  cylindricis  vel  cylindrico-ovatis,  utrinque  rotundato-aculatis, 
hyalinis,  3-5— ö'"'^  long.,  IS"^"  crass. 

Istria:  Gürz  in  Pauloioniae  tomentosae  Sieb,  et  Zucc.  ramulis 
aridis.  Aut.  1876.  Leg.  G.  Bolle. 

43.  Phoma  Wisteriae  Thüm.  nov.  spec.  in  Boll.  sc.  1877.  II. 
Ph.  peritheciis  epiphillis,  prominulis,  subsinuatis,  mediis,  gregariis, 

subglobosis,  ostiolatis,  nigris  in  macula  exarida,  flavescentia,  irregularia, 
fusco-purpureo  marginata;  sporis  subclavatis  vel  ellipsoideis,  utrinque 
rotundatis,  binucleatis,  hyalinis  vel  achrois,  6—8'°'"  long.,  3'°'°  crass. 
Istria:  Görz  ad  folia  viva  Wisteriae  chinensis  DC.  Aut.  1876. 
Leg.  G.  Bolle. 

44.  Depazea  Phyllyreae  Thüm.  n.  sp.  in  Boll.  sc.  nat.  1877.  II. 
D.  peritheciis  amphigenis,   sparsis,    prominulis,    medio   emersis, 

globosis,  nigris  in  macula  exarida,  dilacerata,  plus  minusve  orbicu- 
lata,  fusco  marginata;  sporis  numerosissimis,  cylindraceis,  rectis, 
utrinque  rotundato-oblusatis,  simplicibus,  hyalinis,   3—4'"'°  long.,  1 — • 


196 

1'5°"^  crass.  —  Meae  sententiae  a  D.  phillyreaecola  Rabli.  in  Klotzsch, 
herl).  myc.  no.  1646  diversa. 

Islria,  Görz  ad  folia  viva  Phillyreae  angustifoliae  Lin.  Vere  1877. 
Leg.  G.  Bulle. 

45.  Septoria  Bolleana  Thüin.  nov.  sp.  in  Boll.  sc.  nat.  1877.  II. 
S.  peritheciis  globosis,   epiphyllis,  sparsis,  emersis,  parvis,  atris 

in  macula  exarida,  griseo-pallida,  irregularia,  vix  vel  non  obscure 
marginata;  sporis  plus  minusve  cylindraceis,  minime  curvulatis,  utrin- 
que  obluso-truncatis,  bi-triseptatis,  hyalinis,  10 — 14°"^  long.,  3°""  crass. 
Istria:  Görz  ad  folia  viva  Cydoniae  vulgaris  Vers.  Aut.  1876. 
Rarissime.  Leg,  G.  Bolle. 

46.  Septoria  Paulowniae  Thüm.  nov.  sp.  in  Boll.  sc.  nat.  1877.  II. 
S.    peritheciis    dense    gregariis,    epiphyllis,    conicis,    prominulis, 

osliolatis,  parvis,  nigris  in  macula  plus  minusve  orbiculata,  exarida, 
griseo-fusca,  zonata,  dein  iacerata;  sporis  cylindraceis,  rectis,  utrin- 
que  obtuso-rotundatis,  jLini-  vel  raro  biseptatis,  numerosis,  hyalinis, 
7_-^Qmm  fQ^g^  2— 2-5'"°'  crass. 

Islria:  Görz  in  Paulowniae  tomentosae  Sieb,  et  Zucc.  foliis  vi  vis 
languidisve.  Aut.  1876.  Leg.  G.  Bolle. 

47.  Septoria  Yuccae   Thüm.  nov.  sp.    in  Boll.  sc.  nat.  1877.  II. 
iS.   peritheciis   amphigenis,    sparsis,    conicis,  prominulis   miiiulis 

vel  etiaai  subgregariis,  nigris;  sporis  cylindraceis,  utrinque  aculatis, 
anucleatis,  uniseptatis,  hyalinis,  lO""™  long.,  2*5 — S"'""  crass. 

Islria:  Görz  ad  folia  emortua  Yuccae  gloriosae  Linn.  Hieme  1876. 
Leg.  G.  Bolle. 

48.  Phyllosticta   Wigandiae   Thüm. 
nov.    spec.  in  Boll.  sc.  nat.  1877.  II. 

Ph.  peritheciis  mediis,  epiphyllis,  semiimmersis,  hemisphaericis, 
sparsis,  nigris  in  macula  grisea,  exarida,  corrosa,  parva;  sporidils 
generis,  minutis,  8 — 10""^  long.,  4'"'^  crass.,  achrois. 

Islria:  Görz  ad  folia  viva  Wigandiae  imperialis  Hort.  Aut.  1876. 
Leg.  G.  Bolle. 

49.  Phyllosticta  destruens  Desm.  nov.  var.  Celtidis  in  Boll.  sc. 
nat.  1877.  )1. 

Ph.  peritheciis  minutis,  semiimmersis  in  macula  dilute  roseo- 
albida,  irregularia,  exarida. 

Istria:  Görz  in  Celtis  australis  Linn.  foliis  vivis.  Aut.  1876. 
Leg.  G.  Bolle. 

50.  Phyllosticta  Liriodendri  Thüm.  nov.  spec.  in  Boll.  sc.  nat. 
1877.  IL 

Ph.  peritheciis  epiphyllis,  minutis,  gregariis,  semiimmersis,  glo- 
bosis, nigris  in  macula  parva,  orbiculata,  exarida,  grisea;  sporis  mi- 
nutis, ellipsoideis,  utrinque  rotundatis,  simplicibus,  anucleatis,  nume- 
rosis, 5  —  6"™  long.,  3"°"  crass.,  achiois.  —  A  Septoria  Liriodendri 
Berk.  diversissiina. 

Istria:  Görz  in  foliis  vivis  Liriodendri  tulipiferae  Linn.  Aut.  1876. 
Leff.  G.  Bolle. 


107 

51.  Phyllosticta  Eriohotryae  Thüni.  nov.  spec.  in  Boll.  sc.  iiat. 
1877.  II. 

Ph.  peritheciis  epiphyllis,  mediis,  globosis,  prominulis,  gregaiiis, 
atris  in  macula  arida,  plus  minus  orbiculala,  lusco-grisea,  nigro  an- 
nulata,  denuini  corrosa ;  sporis  ellipsoideis,  anuclealis,  dilule  fusco- 
griseis,  4 — 6°""  long.,  3°""  crass.  —  Ph.  Photiniae  Thiini.  proxima 
sed  diversa. 

Istria:  Gürz  in  foliis  vivis  Eriobutryae  japonicae  Lindl,  Aut.  1876. 
Leg.  G.  Bolle. 

52.  Phyllosticta  chaenomelina  Tliüni.  nov.  spec.  in  Boll.  sc.  na(. 
1877.  II. 

Ph.  perilhociis  mediis,  epiphyllis  vel  raro  etiam  ampln'genis, 
sparsis,  siibproininuHs,  conicis,  ostiolatis,  atris  in  macula  irregularia, 
albescenlia,  siiblus  fusca,  exarida;  sporis  ovalis,  simplicibus,  utrinque 
subrotundatis,    pallidissiine  cinereis,  diaplianis,  5°""  long.,    2°"™  crass. 

Istria:    Görz   ad    Chae^iomeles  japonicae  Lindl.    tolia   viva.   Aut. 

1876.  Leg.  G.  Bolle. 

53.  Phyllosticta   Photiniae   Tliüm.  nov.   spec.   in  Boll.   sc.   nat. 

1877.  II. 

Ph.  peritheciis  minulis,  epiphyllis,  seiniprominulis,  sparsis,  glo- 
bosis,  nigris,  in  macula  orbiculala,  albo-grisea,  exarida,  delerminata; 
sporis  minimis,  cylindrico-ovatis,  utrinque  rolundatis,  hyalinis,  simpli- 
cibus, 5"°'  long.,  2—3'"'^  crass. 

Istria:  Görz  ad  folia  viva  Photiniae  serrulalae  Lindl.  Aut.  1876. 
Leg.  G.  Bolle. 

54.  Phyllosticta  Evonymi  Tluini.  nov.  spec.  in  Boll.  sc.  nat. 
1877.  IL 

Ph.  peritheciis  sparsis,  epiphyllis,  mediis,  semiimmersis,  globosis, 
nigris  in  macula  exarida,  irregularia,  albo-grisea,  angusle  fusco  mar- 
ginata;  sporis  parvis,  ellipsoideis,  utrinque  rolundatis,  pallidissime 
griseis,  4-5°^"  long.,  2-2-6"''^  crass. 

Istria:  Görz  ad  folia  viva  Evonymi  japonici  Linn.  i\\.  Vere  1877. 
Leg.  G.  Bolle. 

55.  Phyllosticta  Azedarachis  Thüm.  nov.  spec.  in  Boll.  sc.  nat. 
1877.   II. 

Ph.  peritheciis  minutis,  gregariis,  prominulis,  globosis,  atris  in 
macula  exarida,  irregularia,  albo-lutescenlia,  fusco-inarginata,  epi- 
phylla;  sporis  ellipsoideis,  utrinque  rolundatis,  sine  nucleis,  numero- 
sissimis,  hyalinis,  5""^  long.,  3°""  crass. 

Istria:  Görz  in  Meliae  Azedarachis  Linn.  foliis  vivis.  Aut.  1876. 

Leg.  G.  Bolle. 


OMterr.  botan.  Zeitickrift.    6.  Heft.  1878.  16 


198 

Plantas  in  itinere  africano 
al)  J.  M.  Hildebrandt  coUectas  deterniinare  pergit  \V.  \atke. 

VII.  Leguminosae.  1.  Papilionaceae. 

888  a.  Crotalaria  thehaica  (Del.)  DC,  Baker  in  Oliver  Flora 
of  tropical  Africa  II.  11.  In  planilie  lillorali  terrae  somiilensis  propo 
Lasgori  friitex  squarrosus  ibi  rarissiiniis  mart.  1873.  11.  fr.  leelus. 

1193.  a.  Orot,  retusa  L.,  Baker!  1.  c.  13.  Zanzibar  jan.  1874 
fl.  fr.  matur. 

1583.  eadem.  In  insulae  comorensis  Johanna  pratis  apricis  pla- 
niliei  liltoralis  jan.  1874.  fl.  fr. 

729.  C.  microphylla  Vahl.,  Baker  1.  c.  16.  Samhar  prope  Massna 
dec.  1872  fl.  fr. 

526.  C.  podocarpa  DC,   Baker  1.  c.  17.    Abyssinia  1872  fl.   fr. 

575.  C.  spinosa  Höchst.  Baker  1.  c.  In  Abyssiniae  terris  Bogos 
dictis  prope  Keren  in  planitiebus  graniticis  tempore  pluvio  sept.  1872 
fl.  fr.  lecta. 

929.  C.  ononoides  Benth.,  Baker  1.  c.  22  e  descr.  In  insulae 
Zanzibar  praüs  siccis  herbaceis  non  copiose  sept.  1873  fl.  fr. 

572.  C.  Steudneri  Scliweinf.,  Baker  I.  c.  30.  In  iisdem  cum  C. 
spinosa  locis  legit. 

931.  C.  pseudoeriosema  Vatke,  caulibus  herbaceis  a  basi  ra- 
mosis,  ramis  adscendenlibus  procumbentibusve  dense  patulo-rufescenli- 
pubescentibus,  stipulis  linearibus,  foliis  foliolisque  3  subsessilibus, 
lanceolatis  vel  oblongo-linearibus  supra  parce,  subtus  crebrius  pilosis, 
raceniis  terminalibus  densis  oblongis,  bracteis  setaceis  niinutis,  caly- 
cis  dentibus  lanceolatis,  tribiis  superioribus  ad  medium  connatis,  in- 
ferioribus  angustiorii)us  profundius  divisis  longe  pilosis,  coroUa  caiyce 
duplo  longiore,  legumine  sessili  brevi  oblonge  longe  fulvo-  villoso- 
pubescente  oligospermo.   71  ? 

In  Zanzibariae  pratis  herbaceis  rara  jul.  1873  fl.  fr. 
•  Planta  5  dm.  alla;  foliola  2-8-6  cm.  longa,  0-5— 1*2  cm.  lata; 
calyx  florens  05  cm.  lungus,  legiimen  1  cm.  longum;  maturum  non 
Visum;  in  exaininatis  ovula  somper  abortiva  repperi.  C.  Perottetii  DC. 
et  C.  gracili  (G.  et  P.)  Walp.  proxima,  etiam  C.  ebenoidi  (G.  et  P.) 
Walp.  haud  dissimilis.  Pro  Eriosematis  specie  nova  declaravit  cl.  Oliver 
in  litt.,  procul  dubio  ex  errore  ex  inspectione  cursiva  orto. 

573.  C.  maxillaris  Klotzsch,  Baker  I.  c.  30.  In  iisdem  cum  C. 
spinosa  terris  sept.  1872  fl.  fr. 

936.  C.  senegalensis  Bacle,  Baker  1.  c.  31.  In  Zanzibariae  locis 
siccis  inter  culta  jul.  1873  fl.  fr.  mat.  et  jan.  1874  fl.  ult.  fr.  matur. 
forma  >irescens  et  canescens. 

1582.  Crotolaria  sp.  praecedenti  affinis.  Ad  Pomoni  insulae  Jo- 
hannae  inter  campos  cultos  solitaria  suffriitex  05  m.  allus  jun. — 
aug.  1875  fr. 

Florem  unicum  vidi  in  herb,  proprio  Hildebrandtii,  ad  quem  no- 
vam  speciem  stabiiire  nolui. 


199 

58G.  C.  cmarginella  Vatke,  raiile  siifTruliroso  a  basi  rainoso, 
inferne  pilis  longis  albirlis  obsito,  raniis  su!)crectis  elono;a!is  bifariaiu 
pubero-liirlis,  slipiilis  linearibus  brevibus  sericeis,  peliobs  l'olio  duplo 
longioribiis,  folioüs  sessilibiis  obovatis  subeinarginatis  utriiiqiie  pelio- 
lisque  pubesoenlibiis,  raceinis  tenninalibus  laxis  sub  lü  floris,  bracteis 
linearibus,  pedicellis  inferioribus  erectis,  superioribus  cernuis,  calycis 
sericei  dentibus  delloideis  aculis,  corolla  calyce  duplo  longiore,  re- 
xillo  striato,  legumino  sessili  pubescente. 

Habab  alt.  4000'  in  lapide  fissili  slerili  frutex  0*5  ui.  alias  jiil. 
1872  fr. 

C.  montanae  A.  Rieb.,  Baker  1.  c.  31,  proxima  charaderibus 
dalis  satis  distinda;  pelioli  1 — 25  cm.  longi;  racemi  ad  1-2  dm, 
longi;  pedicelli  ca.  0  5  cm.  Inngi;  calyx  08  cm.  longus;  vexillum 
ca.  07  cm.  longum,  06  cm.  lalum;  legumen  15  cm.  longum,  6  mm. 
latum. 

1210.  C.  lanceolala  E.  Mey.,  Baker!  1.  c.  36.  Dar  es  saläm 
orae  zanzibarensis  in  pralis  siccis  lierbaceis  febr.  1874  fl. 

1932.  eadem?  Insula  Mombassa  orae  zanzibarensis  sufFrutex 
0*5  m.  allus.  Febr.  1876  fr.  —  Flores  (lavi  a  me  non  visi. 

936  a  et  6.  C.  cleoinoides  Klolzscb?,  Baker  1.  c.  sub  C.  lan- 
ceolata.  Insula  Zanzibar  jan.  1874  fl.  fr. 

An  revera  sit  eadem,  quae  klotzscbiana  specimine  petersiano 
valde  manco  dijudicare  non  audeo. 

574.  C.  dllloniana  Baker  1.  c.  41.  In  Abyssiniae  Bogos  sept. 
1872  fl. 

571.  C.  impressa  N.  ab  Es.  (C.  astragalina  Höchst.  Baker  1.  c. 
43).  In  planiliebus  lilloreis  terrae  Bogos  all.  5500'  sepl.  1872.  fl.  fr. 
Cl.  N.  ab  Es.  in  Linnaea  1842.  217  ipse  fatelur,  suam  C.  hnpressam 
eandem  esse  speciem  ciun  (.'.  slriata  A.Br.  (non  DC),  quare  praeeunle 
Schweinfurtliio  in  plant.  Slcudner  mss.  ut  jam  olim  ill.  Benth.  in 
Hook.  Lond.  journ.  H.  574,  hoc  nomen  C.  astragalina  Höchst,  poslea 
a  Richarde  edila  anlepono. 

592.  Argifrolob'mm  abi/ssinicum  Jaub.  et  Spach,  Baker  1.  c.  44. 
Habab.  Nakfa  6000'  aug.  1872  fl.  fr. 

694  idem.  In  solo  granilico  terrae  Bogos  sept.  1872  fl. 

40.  Trigonefla  maritima  Del.  ß.  dura  (Vis.),  Boiss.  Fl.  or.  H.  85. 
Ramie  prope  Alexaudriain  luart.  1872  fl.  fr. 

41.  Medicago  lituralis  Riiode,  Boiss.  1.  c.  98,  ibidem  eodem  tem- 
pore fr. 

1387.  M.  lupuUna  L.,  Baker  I.e.  51.  Prope  Meid  terrae  soma- 
lensis  in  regione  montana  ad  Serrut  in  lapide  caleareo  alt.  1600  m. 
apr.  1875  fl.  fr.  jun.  raro. 

39.  Melilotus.parviflora  Desf.,  Boiss.  1.  c.  108.  In  deserto  Ramie 
mart.  1872  fl.   fr.  jun. 

582.  Trifolium  simense  Fresen.,  Baker  1.  c.  57.  Bora  asgede 
in  Habab  inter  caespites  alt.  7000'  aug.  1872  fl. 

43.  Lotiis  argenieus  CDel.)  Webb.,  Boiss.  1.  c.  164.  Ramie 
mart.  1872  fl. 

16* 


200 

588.  L.  arnhicus  L.,  Bakor  1.  c.  62.  In  tcrris  Bogos  Ahyssiiiiaß 
auo-.  1872  specimen  fl.  iinicmn  legil  villis  crebrioribus  paullulinn  a 
typo  recedens,  quam   formam  ibideui  priiis  jani  infelix  Steudner  legit. 

158.  L.  Schimperi  Steiul.,  Boiss.  I.  c.  170?  Prope  Gedda  apr. 
1872  leguininibus  jam  solutis  legit. 

42.  L.  pusillus  Viv.  ß.  major  Boiss.  1.  r.  173,  Bainle  uiart. 
1872  fl.  fr.  L.  peregrini  nomine,  pro  quo  slirpem  ehrenbergianam 
ibidem  lectam  olim  declaravit  Schweinfurtli,  distribulus. 

160.  Psoralea  plicafa  Del.,  Boiss.  1.  c.  186.  Prope  Gedda  apr. 
1872.  fl.  fr.  frutex  2  m.  allus;  flores  lilacini. 

930.  Indigofera  echinata  Willd.,  Baker  1.  c.  69.  Ad  ripas  flii- 
minis  Wami  in  ora  zanzibarensi  prosirata  sept.  1873.  fl.  fr.  Ut  jam 
cl.  Baker  1.  c.  indicat  planta  africana  (liucusqiie  tantum  in  ora  occi- 
dentali  lecta)  quam  asiatica  omnibus  partibus  major. 

939.  l.  tetrasperma  Schum.  et  Tlionn.,  Baker  1.0.72?  e  descr. 
var.  hexaspei-ma  Vatke  leguminibu.s  hexaspormis.  In  Zanzibariae  pra- 
tis  siccis  lara  snfFrutex  0-5  m.  allus  oct.  1873  fl.  fr.  Typi  specimen 
non  vidi,  at  nimis  convenil  descriplio  cl.  Baker  et  eadem  cum  prao- 
cedente  distributio  geographi(;a. 

927  h.  I.  strohilifera  Höchst.,  Baker  1.  c.  75.  Mombassa  orae 
zanzibarensis  inter  gramina  sicca  mart.  1876  fl. 

937  eadem.  In  insulae  Zanzil)ar  pratis  siccis  herbaceis  liinc  inde, 
praecipue  in  arenosis  procumbens  sept.  1873  fl. 

157.  /.  spinosa  Höchst.,  Baker  1.  c.  77.  Gedda  in  locis  desertis 
sulTrutex  0'5  m.  altus  apr.  1872  fl.  fr.  Eandem  ibidem  jam  olim 
legit  C.  G.  Ehrenberg!  Spinae  in  nostra,  quam  in  aliis  exemplaribus 
herb,  berol.  (Ehrenberg!,  Quartin-Dillon!,  Öchimper!,  Beccari!)  dimi- 
dio  breviores. 

733.  eadem.  Samliar  prope  Massua  nov.  1872  fl.  Eandem  ibi- 
dem apr.  1870  fr.  colk  Beccari,  cujus  exemplaribus  comparalis  pro 
/.  spinosa  recognovi;  planta  enim  spinis  novellis  et  foliolis  triplo 
majoribus  praedita  singnlarem  prae  se  fert  habitum. 

587.  /.  suaveolens  Jaub.  et  Spach,  Baker  1.  c.  80.  In  solo  gra- 
nitico  terrae  Bogos  inter  saxa  ang.  1872  fl.;  suff'rutex;  flores  purpu- 
reo-caerulei. 

590.  ea<lem.  In  planitiebus  sterilibus  terrae  Habab  alt.  6000' 
jun.-sept.  1872  fr.;  fruüculus  0'5  m.  alt.  ex  H.  in  sched.,  vix  3  dm. 
altus  in  specimine  nostro. 

585.  /.  viscosa  Lam.,  Baker  1.  c.  81.  In  planitiebus  graniticis 
terrarum  Bogos  prope  Keren  alt.  5500'  sept.  1872  fl.  fr.  Slirps  legu- 
minum  longitudine  et  indumento  admodum   varians. 

948.  eadem.  Ad  Kokotoni  Zanzibariae  in  decjivibus  apricis  col- 
linm  cali-areorum  suff'rutex  (H )  (planta  annua!  [V.])  densus  1  m. 
altus  fl    l'r.  1873  lectus. 

Pro  nova  specie  /.  viscosae  affini  declaravit  cl.  Oliver  in  litt., 
at  characteres,  quibus  distinguatur  equidem  frustra  quaesivi.  Ceterum 
in  Zanzibaria  jam  a  cl.  Baker  1.  c.  indicala. 


201 

944.  /.  palustris  Valke,  caule  lierhaoeo  enulo  a  basi  rainoso 
adpresse  i)iIosulo.  ramis  erecto-patenlilius,  stipiilis  liiu^ari-subiilatis 
peisistentibiis,  petiolis  erecto-patentibus,  foliolis  19—21  oblanceolatis 
apice  rotundatis  mucronatis,  ulrinque  adpresse  pilosis,  Ititeralibus  op- 
positis,  raceinis  pediinculalis  axillaribus  laxilloris  folio  2  — 4pIo  longio- 
ribus,  calycis  rufcscenli-pubescentis  dentibus  selaceis  tubo  duplo 
longioribus,  poslico  longissimo,  eorolla  ealyce  duplo  longiore,  legumi- 
iiibus  lineari-iriutTonalis  erecto-palentibus  subletragonis  adpresse  pi- 
losis 7 — llspermis.   O- 

In  Zaiuibariae  pratis  paludosis  hinc  inde  od.   1873  fl.  fr. 

Caulis  ad  6  dm.  allus;  stipulae  2  mm.  longae;  petioli  toti  (cum 
rhachide)  3"5 — 45  cm.  longi;  Ibliola  fere  1  cm.  longa,  ca.  2*5  mm. 
lata;  calyx  2*5  mm.  longiis,  legumen  3  cm.  longiim,  ca.  1  mm.  iatum; 
semina  atra. 

/.  prieureanae  G,  et  P.,  Baker  1.  c.  84  e  descr.  proxima,  dif- 
fert  racemis  longe  pedunculatis  folia  pluries  superantibus  et  calycis 
tubo  manil'esto. 

159.  /.  leptocarpa  Hoclist.  et  Steud.  in  Schimp.  herb.  arab. 
n.  771.  Prope  Gedda  apr.  1872  fl.  fr.  Eandem  ibidem  ad  montes 
januario  fl.  fr.  coli.  C.  G.  Ebrenberg! 

/.  crotalarioidi  (Klotzsch)  Baker  1.  c.  85  proxima  leguminibus 
triplo  angustioribus  statim  distingueuda. 

943.  /.  suhulata  Vahl,  Baker!  1.  c.  87.  In  collibus  prope  Koko- 
loni  Zanzibariae  in  graminuin  alloruiii  umbra  nov.  1873  fl.  fr. 

836  a.  I.  somalensis  Valke,  annua  humilis  a  basi  ramosa  ubi- 
que  cano-sericea,  slipulis  liiicaribus  persistenlil)us,  foliolis  5  obovatis 
subemarginalis  crassiusculis  supra  olivaceo-virentibus,  subtus  incaiiis, 
nervis  supra  impressis,  sublus  promineutibus,  foliolis  subsessilibus, 
laleralibus  allernis,  raceinis  breviler  pedunculatis  densis  subsecun- 
dis  subl4floris,  floribus  subsessilibus,  bracteis  liuearibus  deciduis, 
calycis  dentibus  linearibus  tubo  brevissimo  multo  longioribus,  co- 
rollis  minulis  calyces  superantibus,  leguminibus  brevibus  linearibus 
2spermis.  O- 

In  littore  somalensi  prope  Lasgori  mart.  1873  fl.  rara. 

Planta  ad  1  dm.  alta;  petioli  toli  0'5  cm.  longi;  folia  1  cm. 
longa;  foliola  c.  0  5  cm.  longa,  superne  ejusdem  latitudtnis;  raceini  ad 
2-5  cm.  longi;  calyces  ca.  3  mm.  longi;  legumen  0  7  cm.  longum, 
fere  2  nun.  Iatum. 

/.  henguellcnsi  Baker  1.  c.  87  e  descr.  proxima,  duratione  praeter 
alios  characleres  distincta. 

/.  oblongi folia  Forsk.  (/.  paiici folia  Del,  Baker  1.  c.  88).  Gedda 
apr.  1872  fr. 

579.  eadem.  In  planitiebus  graniticis  sterilibus  terrae  ßogos 
prope  Keren  aug.   1872  raro,  sulTiutex  1  m.  altus. 

946.  /.  hirsuta  L.,  Baker!  1.  c.  88.  In  Zanzibariae  pratis  udis 
herbaceis  hinc  inde  nov.  1873  fl.  fr. 

1580.  eadem.  Ad  Pomoni  insulae  Johannae  in  campis  cultis  et 
ad  viarum  margines  jun.  —  aug.  1875  fl.  fr. 


202 

1386.  /.  nmhraticola  Valke,  Iierbacea?  peremiis  divaricalo- 
ramosa,  ramis  novellis  peliolis  peduruulis  calycihus  foliisque  sublus 
sh'igosis,  stipulis  linearibiis  persislenlihiis  foliis  impari-pinnatis  bijugis, 
foliolis  ovali-oblongis  iilrinque  oblusis  mucronalis,  supra  glabriusculis 
opacis,  subtus  glaucescenlibus,  oiniiibiis  distincte  petiolulatis,  latera- 
libus  opposilis,  racemis  10— 12fioris  per  antliesin  relaxamlis  erecto- 
patentibus,  calycis  breviter  campanulati  denlibus  lineaii-setaceis  pa- 
tentibiis  tubo  triplo  longioribus,  corollae  violaceae?  calyce  duplo 
longioris  vexillo  extiis  strigoso,  legumine  lineari  incuno  deiniim  suli- 
glabro  2?  spermo.   21.? 

In  montibus  prope  Meid  Somalensium  alt,  1000 — 1800  m.  in 
umbra  apr.  1875  fl.  fr. 

Gaules  ad  4  dm.  alti;  petioli  ca.  2  cm.  longi;  foliola  ca.  1  cm. 
longa,  ca.  0'5  cm.  lata;  racemi  ca.  4  cm.  longi;  pedicelli  2  mm. 
longi;  calyx  3  mm.  longus;  legumen  ca.  3  cm.  longum;  in  legumi- 
nibus  2  examinalis  semina  2  tantum  repperi,  id  quod  parum  pro  le- 
guminis  proportione;  an  semina  plura  abortiva? 

/.  mimosoidi  Baker  1.  c.  90  ex  cl.  Oliver  in  litt,  proxima,  in- 
dumento  eglanduloso  et?  seminum  numero  diversa. 

836  6.  /•  semitrijuga  Forsk.,  Baker  1.  c.  93.  In  planitie  litto- 
rali  terrae  somalensis  prope  Lasgori  solitaria  mart.  1873  fr.  nomeii 
vernaciihim:   Abur. 

Leguminum  longitudo  et  seminum  numerus  (2  vel  4)  variat  in 
hac  specie  recte  monente  jam  cl.  Baker  1.  c,  quare  /,  Burmannl 
Boiss,  Fl.  or.  II,  189  liuc  reducenda. 

1388.  7.  sedgeioickiana  Valke  et  Hildebr.  fruticosa  divaricato- 
ramosa,  ramis  firmis  angulatis  minute  strigosis  demum  glabris,  foliis 
impari-pinnatis  2  — 3jugis,  foliolis  obovalibus  emarginatis  mucronatis 
coriaceis  planis  utrinque  strigosis,  lateralibus  oppositis,  Omnibus,  ter- 
minali  longius,  petiolulalis,  racemis  peduncuialis  densis  sublOfloris 
folia  subaequantibus,  floribus  extus  dcnso  rufo-ferrugineo-pubescen- 
tibus,  calycis  obliqui  dentibus  ovatis  tubo  triplo  brevioribus,  corolla 
calyce  4plo  longiore,  leguminibus  rectis  teretibus  coriaceis  brunneis 
adpresse  pilosulis  6spermis.    %. 

In  terrae  somalensis  regione  montana  Serrut  prope  Meid  alt, 
1200  m.  ad  fonlem  Daffer  apr.  1875  fl.   fr, 

Frutex  2  m.  altus  (H.);  petioli  toti  ad  25  cm.  longi;  petioluli 
laterales  ca,  1  mm.,  terminales  ad  7  mm.  longi;  pedicelli  ca.  2  mm. 
longi;  calyx  fere  2  mm,  longus;  legumen  ca.  3  cm.  longum,  ca. 
3  mm.  latum;  nomen  vernac.  Rialojöbbe  i.  e.  admodum  fragile. 

/.  pruinosae  Wehv.,  Baker  1.  c.  93  ex  cl.  Oliver  in  litt,  pro- 
xima florum  indumento  dislinctissima.  Species  dicata  cl.  medico  Sedge- 
wick,  qui  Hildebrandtium  ex  vitae  periculo  liberavit. 

(Fortsetzung  folgt.) 


203 


Das  Pflanzenreich 


auf  der  Wiener  Weltansstelliin«;  iiu  Jahre  1873. 

M\m\  über  die  expoiiirlen  Pflanzen,  PtlanzenrohstolTe  und  Produkte,  sowie  über  ihre  bildlichen  Darstellungen. 
Von  Franz  Antoine. 

(Fortsetzung.) 

Belgien. 

n  0 1 1 III  u  s  t  e  r. 

Die  Sammlung  der  in  Belgien  vorkommenden  Holzarten  bestand 
aus    durchschnittenen,    6  —  8   Zoll    langen    Ast-    oder    Stanimstücken 
mit    einem    Durchmesser    von    1    bis   6  Zoll.    Sie    ziihlle    an    fünfzig 
Arten,  als; 
Acer  Psetidoplatanvs  L. 

—  platanoides.    Kommt  selten  vor   und   ist  im  30.  Jahre  schlagbar. 

—  campeslre.  Findet  vielfach  Verwendung  als  Werkholz.  Junge 
Triebe  geben  Spazierstöcke  ab.    Es  lässt  sich  gut  poliren. 

Alnus  incona  Willd. 

—  glutinosa  Willd.  Wird  im  30.  bis  40.  Jahre  gefällt.  Als  Brenn- 
holz und  zur  Kohlengewinnung  verwendet. 

Beiula  alba  L. 

—  pubescens  Ehrh.  Zur  Anfertigung  von  Schachteln,  Holzschuhen 
verbraucht,  das  Reisigholz  liefert  Besen,  und  der  Abtrieb  wird 
im  60.  bis  90.  Jahre  vorgenommen. 

Corylus  Avellana  L.  Ein  hartes,  aber  biegsames  Holz.  Die  Kohle 
Avird  zur  Pulverfabrikation  angewendet. 

Carpinus  Betulus  L.  Werkholz  für  Karren,  Handhaben,  dann  Brenn- 
holz und  Kohle. 

Crataegus  Aria  L.  Ein  wohlriechendes,  zähes  und  biegsames  Holz, 
von  Bildhauern  und  Mechanikern  verwendet. 

Cerasus  Avium  Moench.  Ein  hartes,  kompaktes  Holz  für  Drechsler 
und  Tischler. 

Cornus  mascula  L.  Für  Korbflechter  und  zu  Handgriffen. 

Clematis.  Zu  Körben  und  Bienenstöcken. 

Evonymus  europaeus  L.    Die  Holzkohle   als  Zeichnenrequisit  gesucht. 

Erica  majus.  Dient  als  Viehstreu  und  zum  Binden  von  Besen. 

Fraxinus  excelsior  L.  Sehr  gesucht  für  Wagner-  und  Drechslerar- 
beiten, sowie  auch  als  Brennholz. 

Fagus  syhatica  L.  Für  Schachtelmacher.  Unverwüstlich  zu  Wasser- 
bauten. Vorzügliches  Brennholz,  wobei  aus  der  Asche  Soda  ge- 
wonnen wird. 

Hedera  Helix  L. 

Hex  aquifolium  L.  Ein  kompaktes  Holz  für  Drechslerarbeiten  und  zu 
Maschinenbestandtheilen  sehr  gesucht. 

Larix  europaea  Dec.  Ein  sehr  dauerhaftes  Bauholz.  Gibt  gute  Kohle  ab. 


204 

Malus  communis  Desf.  Dos  feinen  Kornes  und  der  Dimerhaftigkeit 
wegen  von  Tischlern  und  Drechslern  allgemein  verwendet. 

—  acer'ba  Dec. 

Mespilus  oxyacantha.  Dient  zu  Umzäunungen. 

—  genjianica  L.  Zu  Handhaben  bei  Genithschaften, 

Popnlus  tremula  L.  Bauholz  für  das  Innere  von  Gebäuden,  wird 
zur  Papiererzeugung  benützt  und  zwischen  30  und  60  Jahren 
schlagbar. 

Prunus  insititia  L.    Hartes,    gelbbraunes  Holz  und   roth  geädert,    ist 

feinkörnig,  kommt  abcM*  nur  in  geringen  Dimensionen  vor. 
P'mus  Picea  L.  Für  Bretter  und  sonstige  Holzkonstruktionen. 

—  sylvestris  L. 

Quercus  pedmiculafa  foemina  Mill. 

—  Robur  Lin.  Wird  in  Belgien  15 — 20  Meter  hoch  und  erreicht 
2 — 6  Meter  Stammumfang.  Das  Holz  ist  bei  Schiff-  und  Wasser- 
bauten in  Verwendung.  Liefert  Kohle  und  die  Rinde  Gerbstoff. 

Rhamnus  Frangula  L.  Brennholz  und  Kohle  zur  Schiesspulverbereitung. 

Rosa. 

Rubus. 

Salix  nitellina  L. 

—  m,onandrä  Hffm.  Für  Korbgeflechte  benützt, 

—  longifolia  Mhlbrg. 

■ —  Caprea  L.  Für  Schachteln  und  Siebe. 

—  alba  L. 

Sambuciis  racemosa  L.  Wird  für  Musikinstrumente  und  Tabaksdosen 
verarbeitet. 

Sorbits  aucuparia  L.  Eine  feste  Holzsorte,  welche  zu  Gegenständen 
verwendet  wird,  die  grosser  Reibung  ausgesetzt  sind,  auch  Holz- 
schneider benützen  es. 

Sarothamnus  vulgaris  Wimm.  Die  jungen  Triebe  geben  Streu  für 
das  Vieh  und  Brennstoff  für  die  Backöfen. 

Tilia  platyphylla  Scop.  Für  Drechsler,  Möbeltischler  etc. 

Ulmus  campestris  L.   Eine  von  den  Tischlern  sehr  gesuchte  Holzart. 

Vaccinium  Myrtillus  L. 

Viburnum  Opulus  L.  Zu  Pfeifenröhren  und  Schusternägeln. 

Cerealien  und  sonstige  Sämereien. 

Die  Getreidesorten,  in  ganzer  Pflanze,  waren  bündelweise  in 
4  grossen  Pyramiden  aufgestellt,  ausserdem  gab  es  gegen  200  Gläser, 
in  welchen  Samen  enthalten  waren.  Die  von  der  Landwirthschafts- 
Direktion  des  Ministeriums  des  Innern  ausgestellten  Produkte  wurden 
in  landwirthschaftliche  Zonen  eingetheilt  und  zerfielen:  a)  in  die  des 
Polder  Bodens,  b)  des  sandigen  Bodens,  c)  des  schlammigen  Sand- 
bodens, d)  des  schlammigen  Bodens,  e)  des  kondrusischen  Bodens 
und  f)  des  Ardennen-Bodens. 


205 


Alopecnrns  pratensis  L. 

—  agrestis  L. 
Agrostis  alba  L. 
Anlhoxanlhvm  Gdoratum  L. 
Apera  spica  venu  Beauv. 
Anena  flavescens  L. 
Arrhenatherwn  elatius  Pres!. 
Briza  media  L. 

Bromns  secalinus  L. 

—  sterilis  L. 

—  mollis  L. 
Cynosurus  cristatns  L. 
Catahrosa  aquatica  Beauv. 
Dactylis  gloinerata  L. 
Festuca  rubra  L. 

—  pratensis  Huds. 
Glyceria  fluitans  R.  Br. 
Uolcus  mollis  L. 

—  lanatus  L. 
Hordeum  secalinuni  Schreb. 
Lolium  pratense  L. 

—  italicmn  Braun. 
Medicago  lupuUna  L. 
Myagrum  sativum  L. 
Poa  pratensis  L. 

—  trivialis  L. 
Phleum  pratense  L. 
Papaver  somniferum  L. 
Trifolium  pratense  L. 

—  repens  L. 
Avoin  du  Pays. 

—  imperial. 

—  blanc. 

—  jaune  indigene. 

—  „      de  Siberie. 

—  ordinaire. 

—  geant. 

—  de  Georgie. 

—  de  Flandre. 

■ —  du  Mexique. 

—  de  Provence. 

—  de  Pologne. 

—  de  Laxson. 

—  de  Norvege. 

—  de  Canada. 

—  noir. 

—  blanc  de  Siberie. 

—  ä  grappes. 


AAüin  indigene. 

—  hatif. 

—  unilateral. 

Colza  (^Brassica  napus  oleifera). 

Chanvre  (_Cannobis  satina). 

Escourgeon  ä  six  rangs  noir. 

Feveroles. 

Froment  roux  non  veloute. 

—  roux  geanl. 

—  anglais  veloute. 

—  „        non  veloute. 

—  blanc  epis  roux; 

—  brun  de  Somerghem. 

—  Bleu  de  Courtrai. 

—  „      d'Amerique. 

—  „      de  Noe. 

—  de  Hallet. 

—  „        „     d'ete. 

—  de  St.  Reinie. 

—  d'Ecosse. 

—  de  Flandre. 

—  d'annentieres. 

—  de  Pologne. 

—  de  Thunshall. 

—  d'Auslralie. 

—  d'ete  du  Mesnil-St-Firmin. 

—  d'ete  d'Amerique. 

—  hybride  de  qualrc-bras. 

—  Richelle  de  Naples. 

—  du  Cap. 

—  Hunter. 

—  Victoria. 

—  Gulden  trop. 

—  Fontania. 

—  Herison  d'ete. 

—  ä  toison. 

—  ä  barbes. 

—  nain, 

—  Hickling 

—  Spolding. 

—  Chiddam. 

—  Neuwery, 

—  petite. 

—  d'hiver. 

—  barbu  d'ete. 
Houblon. 
Lotier  cornicule. 
Lin. 


206 


Seigle  geant  de  Russie. 

—  nain  de  Bretagne. 

—  de  Prusse. 

—  de  r Ukraine. 
--   d'Ecosse. 

—  de  Flandres. 

—  des  Alpes. 

—  de  mars. 

—  du  Brabant. 

—  d'ele. 

—  du  pays. 


Orge  du  Pays. 

—  de  France. 

—  de  Flandre. 

—  de  Danemark. 

—  d'Italie. 

—  d'Egypte. 
Orge  d'ele. 

—  d'hiver. 

—  ä  six  rangs. 

—  a  deux  rangs. 
Seigle  d'hiver. 

—  „       de  Russie. 

Zur  Papierfabrikation  wird  die  Grasart  MoUnia  coerttlea  Moench 
benützt.  Ausserdem  gab  es  Tabaksorten,  darunter  Tabac  Havane, 
Wervvicq,  d'  Australie. 

Aus  diversen  Früchten  waren  Syrupe  dargestellt,  dann  gab  es 
Getreide-  und  Wachholder-Branntweine,  Cichorie  in  Pulverform  und 
Chocolade,  zu  dessen  Erzeugung  die  erforderlichen  Utensilien  darge- 
stellt waren. 

Niederlande. 

Getreidesorten  und  sonstige  Nahrungspflanzen-Samen  waren  in 
164  Mustern  in  ganz  primitiver  Weise  aufgelegt.  Dabei  gab  es  einen 
neuen  Gersthafer. 

Die  Färbepflanzen  waren  durch  Krappwurzeln  und  durch  An- 
natto  vertreten.  Letzterer  ist  ein  Farbstoff,  der  aus  der  Bixa  Orel- 
lana  hervorgeht  und  zum  Färben  der  Käse  verwendet  wird.  Beson- 
ders der  in  den  Niederlanden  erzeugte  Annatto  soll  vor  anderen 
Produkten  dieser  Art  wesentlich  durch  kräftige  und  lebhafte  Färbung 
hervortreten. 

An  Oelen  war  vorzugsweise  Lein-  und  Rüböl  häufig  vor- 
handen. 

Unter  den  vielen  Spirituosen  gab  es  Genevre,  Arak,  Anisette, 
Cognac,  diverse  Rataffias,  dann  Johannisbranntwein  und  Pomeranzen- 
spiritus. 

Von  Tabak  war  Rauch-  und  Schnupftabak  vorhanden  und  kon- 
servirle  Gemüse  gab  es  in  ziemlicher  Menge. 

Dänemark. 

Unter  den  Getreidesorten  Dänemarks,  welche  vorzugsweise  aus 
Hafer,  Roggen,  Gerste  und  Weizen  bestanden,  war  letzterer  in 
125  Mustern  eingeschickt,  und  unter  den  Produkten  aus  denselben 
gab  es  Kleien,  Mehl  und  Amiion. 

Ausser  Fruchtweinen  und  Essigsorten  erschienen  Essenzen  und 
Spirituosen,  worunter  sich  Kirschliqueure  und  Kümmel  befanden. 

Nebst  den  gebrannten  und  gepulverten  Cichorienwurzeln  be- 
merkte man  getrocknete  Arzneipflanzen  gewöhnlicher  Art  und  Tabak 
in  seinen  verschiedenen  Anwendungen  zum  Genüsse. 


20 

Von  der  grössicn  Insel  des  dänisclien  Besilzllimnes  in  den  kleinen 
Anlillen,  St.  Croix,  legte  man  die  BUilter  der  Myrica  acris'?  vor. 

Norwegen. 

Von  den»  Areal  des  ganzen  Landes  fallen  2^^  Millionen  Maal 
(ein  Maal  =  2. 500(3  Ellen)  dem  Ackerlande  zu  und  von  den  Wäl- 
dern wird  ein  Flachenraum  von  60 — 100  Maal  bedeckt. 

Von  Holzproben  gab  es  nur  wenige,  das  aus  dem  Tliale  von  Cliri- 
stiania  stammende  Holz  wird  auch  hier  zur  Papierfabrikation  benutzt 
und  wurde  in  einer  zu  diesem  Behufe  präparirten  Masse  eingeschickt. 
Getreide,  ebenfalls  in  geringer  Menge  vertreten,  war  grossentheils  in 
Samenkörnern  und  nur  wenig  in  Halmen  aufgestellt.  Mais  gab  es  in 
mehreren  Sorten. 

In  5  Bildern  gruppirte  der  Gärtner  Moe  in  Christiania  Flechten 
und  Farne  zusammen. 

(Fortsetzung  folgt.) 
-»0fr- 

Literaturberichte. 

Die  Pilze  des  "\\'eiu.stoekes.  Monographische  Bearbeitung  der  säramtlichen  bis- 
her bekannten,  auf  den  Arten  der  Gattung  Vitis  Linn.  vorkommenden  Pilze. 
Von  Felix  von  Thümen,  k.  k.  Adjunkt   der  chemisch-physiologischen 
Versuclisstation  zu  Klosterneubuig.  Wien,  1878.  Wilhelm  Braumüller.  8.  XX 
und  225  S.,  5  lithograph.  Taf. 
Das  vorliegende  Werk  enthält  eine  mit  Gründlichkeit  und  mit  ge- 
nauer Kenntniss  der  betreffenden  Literatur  gearbeitete Uebersichtsämmt- 
licher  Pilze,  welche  auf  den  verschiedenen  F<7/s-Species  vorkommen.  Ihre 
Zahl  ist  eine  sehr  bedeutende,  denn  Thümen  behandelt  220  Arten.  Von 
denselben  wurden  auf  Vitis  vinifera  L.  150,  auf  V.  Lahrusca  L.  54,  auf 
V.  aestiralis  Michx.  13,  auf  V.  riparia  Michx.  und  V-  cordifolia  Michx. 
je  3,  auf  V.  rotiindifolia  Michx.  und  V.  sihestiis  Gmel.  je  2,  endlich 
auf  V.  candicatis  Engelmann  1  Species  beobachtet.  Mehr  als  40  neue 
Arten  werden  in  Thümen's  Werke    ausführlich    beschrieben    und  auf 
den    beigegebenen    5  Tafeln   abgebildet.    Die    interessanteste  Novität 
ist  wohl  Roesleria  hypogaea  Thüm.  et  Passer,    ein  auf  den  Wurzeln 
des  Weinstockes  lebender  Vibrissea   zunächst   verwadter  Discomycel, 
Aus  dem  Vorhergehenden    ist  ersichtlich,    welch'   grosse  Wichtigkeit 
Tluimen's  neueste  Publicalion  nicht  nur  für  den  Mykologen,   sondern 
auch    für    den  Landwirlh,  speciell    für  dem  Weinbauer,  hat.    Sie  s»i 
daher    der  Aufmerksamkeit    des  Botanikers    und  Oekonomen   bestens 
empfohlen.  Dr.  H.  W.  R. 

Die  Sahara  oder  von  Oase  zn  Oase.  Bilder  aus  dem  Natur-  und  Volksleben  in 
der  grossen  afrikanischen  Wüste.  Von  Dr.  Chavanne,  1878.  Hartleben's 
Verlag,  Wien,  Pest,  Leipzig.  1.  und  2.  Lieferung.  8.  {64  Seiten  mit  zahlrei- 
chen Holzschnitten  und  einer  im  Farbendruck  ausgeführten  Landschaft. 

Ein  längerer  Aufenthalt  und  wiederholte  Reisen  im  nordwest- 
lichen Theile    der  Sahara    veranlassten    den  Verfasser  „in  populärer, 


208 

leichtfasslicher  Form  ein  natiirg-elreues  Bild  der  grossen  Wiisle 
Afrika's  zu  entwerten;  eine  systematische  Beschreibung-  zu  geben, 
lag  nicht  in  der  Absicht  des  Autors."  So  weit  die  heiden  vorliegen- 
den Hefte  ein  Urtheil  gestatten,  dürfte  Dr.  Chavanne  das  von  ilnn 
angestrebte  Ziel  erreichen;  denn  der  in  ihnen  enthaltene  Abschnitt 
(er  behandelt  die  Route  von  Tripoli  nach  Mursuk)  bringt  eine  lebens- 
volle Schilderung  der  betreffenden  (hegenden.  Speciell  botanische  An- 
gaben finden  sich  in  ihm  nicht;  sollte  die  Fortsetzung  dieses  Werkes 
derartige  Daten  bringen ,  so  wird  seiner  Zeit  auf  sie  aufmerksam 
gemacht  werden.  R. 

Kevne  internationale  des  sciences,  dirigöe  par  J.  L.  de  Lanessan.  Nr.  1. 

Paris  1878.  chez  Oct.  Dein,  editeur.  8.  32  p. 

Die  erste  Nummer  dieser  neu  erscheinenden  Revue  bringt  auf 
S.  10—21  den  Anfang  einer  französischen  Uebersetzung  von  Nageli's 
klassischem  Werke:  „Die  niederen  Pilze."  In  ihr  wird  ferner  auf 
S.  28  über  einen  von  Downes  und  Blunt  in  der  Royal  Society  zu 
London  gehaltenen  Vortrag  berichtet,  welcher  die  Resultate  von  „Un- 
tersuchungen über  die  Wirkungen  des  Lichtes  auf  Bacterien"  enthält. 
Die  übrigen  Artikel  behandeln  keine  botanischen  Gegenstande,  sind 
aber  gut  geschrieben  und  geben  von  zahlreichen  vvissenswerthen 
neuen  Thatsachen  auf  verschiedenen  Gebieten  der  Naturforschung 
Kunde.  R. 


Correspondenz. 

Szt.  Gothärd  in  Siebenbürgen,  am  13.  Mai  1878. 
Als  einen  besonders  wichtigen  Standort  theile  ich  Ihnen  mit, 
dass  Eurotia  ceratoides  (A.  Meyer)  im  ungarischen  Museal-Herbar 
von  Albach  im  Jahre  1838  im  Stadtwäldchen  bei  Pest  gesammelt, 
vorliegt.  Ich  werde  nicht  unterlassen,  der  interessanten  Pflanze  heuer 
nachzuspüren.  Vorübergehend  betrachtet,  können  Exemplare  davon 
wohl  auch  mit  Kochia  scoparia  verwechselt  werden.  Janka. 

Hirschberg  in  Schlesien,  am  22.  April  1878. 
Sie  gestatten  mir,  Ihnen  über  eine  Exkursion,  die  ich  am  17. 
und  18.  April  nach  einer  etwa  4  bis  6  Meilen  östlich  von  Breslau  ge- 
legenen Gegend  machte,  zu  berichten,  indem  ich  Ihnen  die  Haupt- 
ergebnisse kurz  mittheile.  Nachdem  ich  in  dem  W^alde  zwischen 
Lückermitz  und  Schlottau,  Kreis  Trebnitz,  einem  sehr  ausgedehnten 
Revier,  welches  ziemlich  viel  Mannigfaltigkeit  bietet,  die  vor  etwa 
30  Jahren  entdeckte,  dann  dort  nicht  mehr  gesammelte  PotentUla  ste- 
rilis  CL.)  Gcke.  an  ihrem  östlichsten  Standorte  in  Mitteldeutschland 
wieder  aufgefunden  und  zwar  in  Gesellschaft  von  Galitim  Schultesü, 
G.  rotundifolium,  Hepatica,  Veronica  montana,  Arabis  arenosa,  Hy- 
pericum tnontanum  etc.,  beabsichtigte  ich  den  seit  langer  Zeit  als  Stand- 
ort der  Pulsatilla  vernalis    P.  patens  und  P.  pratensis  bekannten  Wald 


209 

von  Birnbäuinel  zu  besiidien.  Ich  fand  aiu'li  diese  schönen  Arien, 
sowie  den  Bastart  P.  veniaHsXpatens,  nebst  manchen  anderen  hüb- 
schen Sachen.  Der  beste  Fund  war  jedocli  unstreitig  die  Entdeckunjr 
ei'^er  nordischen  Form  von  Caltha  pahistris  L.,  niiniiicli  die  var.  i'adi- 
cans  Forst.  In  einem  zur  Zeit  mit  Wasser  gefiillten  Graben  des 
Waldes  von  Kath.  Hammer,  der  einen  torfigen  Boden  hat,  sah  ich 
zahlreiclie  Exenipbare  einer  gelbbliihenden  Pflanze,  die  iih  im  ersten 
Augenblicke  für  Ronnnculus  Ficaria  L.  hielt,  sich  mir  jedoch  dann 
als  eine  kleinblallrige  und  kleinblüthige  Form  von  Caltha  entpuppte. 
Der  Unlersciiiede  von  Calllia  paJnsiris  L.  sind  mehrere  und  zum 
Theil  von  der  Art,  dass  die  Pflanze  wohl  als  gute  Art  genommen 
werden  kann,  was  jedoch  erst  weitere  Beo])achtuTigen  lehren  werden. 
Vor  der  Hand  lässt  sich  nur  festhalten,  dass  der  Stengel  nieder- 
liegend ist  und  an  den  Achseln  der  oberen  Blätter,  aus  tlenen  Blät- 
terhiischel  (oder  Aeste?)  entspringen,  walirscheinlich  nach  Austrock- 
nung des  Grabens  wurzelnd  wird;  die  Blätter  haben  die  Grösse  derer 
von  Ranuncuhis  Ficaria  L.  oder  übersteigen  dieselbe  nur  wenig; 
die  Kelchblätter  sind  kaum  halb  so  gross  wie  bei  normaler  Caltha 
palustris  L.  und  von  hellerer  Farbe,  die  Staubgefässe  relativ  länger, 
Früchte  waren  noch  nicht  vorhanden.  Herr  Baron  v.  Uechtritz,  dem 
ich  die  lebenden  Exemplare  \orlegte,  konnte  sogleich  durch  Ver- 
gleichung  mit  seinem  reichen  Material  feststellen,  dass  besagte  Pflanze 
identisch  ist  mit  Caltha  radicans  Forst.,  einer  bisher  nur  im  Norden 
Skandinaviens  und  in  Schottland  beobachteten  Race.  Babington  führt 
sie  in  der  neuesten  Auflage  seines  Manual  of  Botany  als  eigene  Art 
auf.  E.  Fiek. 

Wattenscheid  in  Westfalen,  im  Mai  1878. 
Mit  einer  Arbeit  über  unsere  deutschen  ,  resp.  europäischen 
Orchideen  beschäftigt,  miu'hle  ich  um  gütige  Unterstützung  bitten. 
Es  kommt  mir  namentlich  auf  folgende  Punkte  an:  1.  Verzeichniss  der 
im  betreffenden  Florenbezirk  (früher  oder  noch  jetzt)  beobachteten 
Arten,  Varietäten,  Formen,  Monstrositäten,  Bastartc.  2.  Angabe  des 
Bodens,  wenn  mi')glich  auch  der  geolooisclien  Formation.  3.  Volks- 
thümliche  Orchid(xmnamen,  Orchideensagen  etc.  etc.  Sodann  bitte  ich 
besondere  Formen,  mir  freundlichst  milzutheilen.  Zu  jedem  Gegen- 
dienste erkläre  ich  mich  mit  Freuden  bereit  und  sage  im  Voraus 
uieinen  lierzlichsleii  Dank!  D.  G.  Leimbach. 


Fersonalnotizen. 

—  Hofrath  Dr.  Eduard  FenzTs  Porträt  in  einem  schönen  ge- 
lungenen Lichtdruck  nebst  einer  Biographie  brachte  auf  Veranlassung 
(l(^s  Verwallungsralhes  der  k.  k.  Garteni)au-Gesellschaft  deren  Organ 
y,Der  Gartenfreund"  in  einer  besonderen  Feslnummer,  die  zur  Feim* 
des  70.  Geburtstages  FenzFs  ausgegeben  wurde. 


210 

—  Dr.  Friedrich  Haberlandt,  Professor  an  der  Hochscliule 
für  Bodencultur  in  Wien  ist  an  den  Folgen  einer  schweren  Opera- 
tion,  welcher  er  sich  am  7.  April  unterziehen  musste,  am  2.  Mai 
gestorben.  Seit  dem  Jahre  1850  in  Lehre  und  Forschung  der  Land- 
wirtlischaft  dienend,  wirkte  der  Verblichene  von  jener  Zeit  bis  1869 
an  der  höheren  iandwirthschaftlichen  Lehranstalt  in  Ungarisch-Alten- 
burg;  1869  wurde  er  zur  Gründung  und  Leitung  der  Versuciisslalion 
für  Seidenbau  in  Görz  berufen,  um  diese  Stellung  1872  mit  der  Lehr- 
kanzel des  landwirthschaftliclien  Pflanzenbaues  an  der  damals  in  s 
Leben  getretenen  Hochschule  für  Bodencultur  in  Wien  zu  vertauschen. 
Gegenwärtig  im  53.  Lebensjaln-e  stehend ,  befand  er  sich  eben  auf 
der  Höhe  seiner  Thätigkeit. 

—  Dr.  A.  Engler,  Gustos  der  k.  botanischen  Anstalten  in 
München  ist  an  Stelle  des  nach  Berlin  berufenen  Dr.  Ei c hier  als 
Professor  nach  Kiel  berufen  worden. 

—  Graf  Albert  Bentzel-S t er nau,  k.  k.  Rittmeister  i.  P.,  ist 
am  6.  Mai,  72  Jahre  all,  in  Innsbruck  gestorben. 

—  Professor  Dr.  W.  F.  G.  Behn,  Präsident  der  L.  C.  Akade- 
mie ist  am  14.  Mai  in  Dresden  gestorben.  Die  Leitung  der  Geschäfte 
liat  interimistisch  schon  im  Miirz  Professor  Dr.  H.  Knoblauch  in  Halle 
übernommen. 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmung^en. 

—  In  einer  Sitzung  der  k  a  i  s.  A  k  a  d  e  m  i  e  d  e  r  W  i  s  s  e  n  s  c  h  a  f  t  e  n 
in  Wien  am  9.  Mai  übersandte  Prof.  Wiesner  eine  von  Dr.  Günther 
Beck  im  pflanzenphysiologischen  Institute  der  Wiener  Universität  aus- 
geführte Arbeit,  betitelt:  „Vergleichende  Anatomie  der  Samen  von 
Vicia  und  Ervum'^.  In  derselben  erläuterte  der  Verfasser  den  anato- 
niisclien  Bau  der  Samenschale  wie  des  Keimes  beider  Genera.  Die 
Samenschale  derselben  gliedert  sich  in  eine  Hart-  und  in  eine  Ouell- 
schichte.  Erstere  besteht  aus  den  sogenannten  Pallisadenzellen,  aus 
radiär  gestellten,  sehr  stark  verdickten  Elementen,  welche  im  oberen 
Theile  ein  sternförmig  verzweigtes  Porensystem  besitzen.  Ein  besonderes 
Augenmerk  wandte  der  Autor  der  Lichtlinie  zu,  welche  als  ein  helles, 
einfaches,  bei  Vicia  Bivonea  Rafm.  als  ein  doppeltes  Band  in  den 
Pallisadenzellen,  parallel  mit  der  Cuticula  verläuft.  Selbstverständlich 
beruht  das  Hervortreten  der  Lichtlinienparlie  auf  einer  Differenz  im 
Lichtbrechungsvermögen,  welche  zwischen  dieser  und  der  übrigen 
Partie  der  Zell  wand  besieht.  In  welcher  Weise  aber  in  der  Licht- 
linienpartie die  geänderte  Lichtbrechung  zu  Stande  kommt,  konnte 
mit  Sicherheit  niciit  conslalirt  werden.  Mit  Bestimuitheit  wurde  nach- 
gewiesen, dass  eine  Cuticularisirung,  welche  Lohde  behauptete,  die 
Ursache  derselben  nicht  sein  könne  und  dass  auch  die  Argumente, 
welche  jüngsthin  benützt  wurden,    um  eine  Aenderung   des  Wasser- 


211 

gelialles  als  Ursache  des  ZustandoKoinnions  der  Liclilliiiio  aufzustellen, 
nicht  stichhältig'  sind.  Eine  chemische  Ver.inderunij  in  (iersclhen  ist 
wahrscheinlich,  lassl  sich  jedoch  mit  den  jetzigen  Mitteln  i^aum  con- 
slaliren.  Die  Ouellscliichte  besieht  aus  einer  Lage  cylindrischer,  an 
beiden  Polen  erweiterter  Saulenzellen,  auf  welche  die  ovoidalen  Zellen 
der  eig-entliclien  OuellschiclUe  folgen.  —  Bei  beiden  Geschlechtern 
findet  man  einen  Rest  des  Albumen,  weh^her  aus  kleinen,  meist  gal- 
lertigen Zellen  bestehl,  die  im  Inhalte  nur  geringe  Mengen  gelblichen 
Protoplasmas  oder  einige  FelUröpfchen  enlhalten.  Der  Keim  mit  tleii 
zwei  grossen,  stärkehaltigen  Kotyledonen  zeigt  im  Allgemeinen  die- 
selben anatomischen  Verhältnisse  wie  jener  anderer  Papilionaceen,  be- 
sitzt jedoch  einige  interessante  Besonderheiten.  Die  Epideriniszellen 
der  Kotyledonen  zeigen  Intercellularräunie  zwischen  sich,  welche  fast 
bis  zur  Culicula  reichen  und  von  der  Flüche  betrachtet,  der  Epidermis 
den  Anschein  geben,  als  würden  die  Zellen  von  luftfiihrenden  Inter- 
cellulargängen  begrenzt  sein.  Die  Epidermiszellen  der  Ober-  (Innen-) 
Seite  der  Kotyledonen  enthalten  im  Inhalte  meistens  Stärkekornchen 
öfters  in  grösserer  Menge.  Eine  besondere  Eigenlliümlichkeit  zeigt 
die  Epidermis  im  „Aleuronflec  ke".  Damit  benennt  der  Verfasser 
einen  scharf  begrenzten,  meist  halbmondföruiigen,  grünlichen  Fleck 
im  Stiele  der  Keimblatter ,  in  welchen  die  Epidermiszellen  grosse, 
mit  Chlorophyll  tingirte,  fast  den  ganzen  Zellinhalt  ausfüllende  Aleu- 
ronkörner  enthalten.  Bei  einigen  Arten  findet  man  statt  eines  Kornes 
mehrere  derartige  Korner  in  jeder  Zelle  vereinigt. 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Uechlrilz,  Staub, 
Kesselmayer,  Scharlok,  Dr.  Richter,  Erdinger. 

Vorraihig:  (B.)  =  Böhmen,  (1.)  =  Istrien,  (NOe.)  =  Nieder- 
österreich, (OOe.)  =  Oberösterreich,  (P.)  =  Polen,  (Sb.)  =  Sieben- 
bürgen, (Schi.)  =  Schlesien,  (Schz.)  =  Schweiz,  (T.)  =  Tirol,  (Th.) 
=  Thüringen,  (U.)  =  Ungarn. 

Jiincus  hufonins  (NOe.,  Schi ),  capitatvs  (P.),  ifusus  (OOe.,  U.), 
filiformis  (B.),  glaucus  (Schi.),  maritimus  (Pommern),  planifolius 
(Victoria),  sphaerocarpus  (U.),  squarrosus  (?.,  Schi.),  supimis  (B), 
tenuis  (Sachsen),  Juniperus  communis  (Berlin),  nana  (T.),  Sabina 
(Schz.,  T.),  Kentrophyllum  lanatuni  (U.),  Kilaibelia  vitifolia  (U.), 
Kochia  arenaria  (U.),  hirsuta  (Schweden),  scoparia  (U.),  sedoides 
(U.),  Koeleria  calycina  (Frankreich),  crislala  (OOe.,  P.),  Koenigia 
islandica  (Norwegen),  Lactuca  muralis  (OOe.),  perennis  (Th.),  Sca- 
riola  (NOe.),  slricta  (NOe. ),  viminea  (B.),  Lamium  album  (NOe.), 
incisuni  (Greifswald),  maculalum  (NOe.,  OOe.,  P.,),  purpureum  (NOe., 
OOe.,  Schi.),  Lappa  major  (NOe.),  tomentosa  fOOe.,  Schi.),  Laser- 
pitium  latifoUum  (NOe.,  T.),  Lasiagroslis  Calamagrostis  (Schz.),  La- 


212 

thyrus  heterophijUus  (Schz.),  hirsutus  (NOe.,  Soliz.),  montanns  (B.), 
Nissolia  (I.,  Tli.),  pratensis  (NOe.),  sativus  (NOe.),  sihestris  (B.,  U.), 
Lavatera  thuringiara  (NOe.),  Leersia  oryzoides  (NOe.,  Th.,  Dresden), 
Lemna  polyrrhiza  (NOe.),  trisulca  (OOe.,  Schi.),  Leontodon  hastUis 
V.  glahratus  (Schi,),  incanus  (NOe.),  Lepidium  Draba  (NOe.,  U.), 
perfoliatmn  (NOe.),  Lepigonnm  marinum  (ü.),  salimim  (Ostt'riesland), 
Lepturus  filiformis  (Rügen,  Spanien),  Leucojum  aestirum  (NOe.,  U.), 
vernum  (OOe.,  Schi.),  Lihanotis  montana  (S<-Iil.),  Ligustrum  vulgare 
(NOe.,  OOe.),  Lilium  bulbiferum  (NOe,),  Jankae  (Sb.),  Limodornm 
ahortwum  (U.),  Limosella  aqiiatica  (P.),  Linaria  alpina  (T.),  arcen- 
sis  (Berlin),  Cymbalaria  (NOe.,  T.),  Elaline  (P.),  genistaefoUa  (ü.), 
minor  (Schi.),  vulgaris  (OOe.),  Lindernia  pyxidaria  (U.),  Linnaea 
boreaUs  (Berlin),  Litium  hirsulum  (NOe.,  OOe.),  hmnile  (NOe.),  ma- 
ritimum  (I.),  inontanum  (Schz.),  perenne  (OOe.),  itsitatissimum  (NOe.). 

Obige    Pflanzen    können    nach    beliebiger  Auswahl    im   Tausche 
oder  kauflich  die  Centurie  zu  6  fl.  (12  R.  Mark)    abgegeben  werden. 


Inserate. 

Soeben  erschien: 

Tasclienbiicli 

der 

deutschen  und  schweizer  Flora, 

enthaltend  die  genauer  bekannten  Phanerogamen  und  Gefässkryptogamen 

nach  dem  natürlichen  System  geordnet,  mit  einem  vorangehenden  Schlüssel  zur 

Aufsuchung  der  natürlichen  Familien  nach  der  Original-Ausgabe 

von 

Dr.  TVilh.  Dan.  Jos.  Koch 

und  mit  werthvollen  Beiträgen  aus  dessen  Nachlass  versehen  dem  gegenwärti- 
gen Standpunkt  der  Botanik  gemäss  gänzlich  umgearbeitet  von 

Prof.  E.  Hallier. 

51  Bogen.  8.  —  Preis  6  Mark,  geb.  7  Mark  20  Pf. 

Leipzig-,  April  1878. 

Fues's  Verlag  (R.  Reisland). 

Ich  beabsichtige  mein  Horton,!:*  zu  verkaufen,  Dasselbe 
besteht  aus  84  Mappen  Phanerogamen  und  Farnen,  und  circa  60  Mappen 
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Pilze  sind  mit  Quecksilbersublimat  vergiftet.  —  Preis:  450  M. 

Dr.  Eichelbaum, 

Arzt  in  Netra,  Provinz  Hessen. 

Redakteur  und  Herausgeber  Dr.  Alezander  Skofitz.  —  Verlag  von    C.    Gerold's  Sohn. 
Druck  und  Papier  der  O.  Ueberreuter'sclien  Bucudruckerei  (91.  Salzer). 


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Botanisclie  Zeitschrift 

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botanische     Zeitsctirirt  Rnfünilf     llllll     RnfaillbAl»  die  frei  durch  die  Post  be- 

erscheint  UUldUlK     IIIIU     DUMUlKer,  zogen  werden  sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  blos  bei  der  Hedaktloa 

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XXTIII.  Jahrgang.  \f  m.  Juli  1878. 


INHALT:  Plantae  ab  Hildehranrtt  coli.  VonVatke.  —  Florisliäche  Beitrage.  Von  "Wiesbaur.  — 
Ueber  Omithogalum  Visianianum.  Von  Freyn.  —  Adrialisclie  Algen.  VonHauck.  —  Zur  Flora 
NorJunsarns.  Von  Wetschky.  —  Zur  Flechlenfrage.  Von  Zukal.  —  Üeber  Cladoaporium  Bösleri. 
Von  D.  Rathay.  —  Berichtigunir.  Von  Staub.  —  Pflanzen  auf  der  ■Weltausstellung  Von  Antoine. 
—  Neucie  pliytographische  Art)eiteQ.  Von  Stein.  —  Literaturberirhte.  —  Conespondenz.  Von  Keller, 
Holuby.  —  Personalnotizen.  —  Botanischer  Tauscliverein.   —  Beilage. 


Plantas  in  itinere  africano 
ab  J.  M.  Hüdebrandt  collectas  determinare  pergit  W.  \atke. 

(Fortsetzung.") 

942.  Indigofera  Schhnperi  Jaub.  et  Spach,  Baker!  1.  c.  93.  In 
planitiebus  siccis  orae  zanzibarensis  frulex  densus  1  m.  altus  aiig. 
1873  fl.  fr.,  ubi  e  sentenlia  cl.  Baker  1.  e.  forte  colitur. 

581.  /.  rndecaphylla  Jacq.,  Baker  1.  c.  96.  In  saxis  sterilibus 
terrae  Bogos  prope  Keren  aug.  1872  fl.  fr. 

588.  /.  arrecta  Höchst.,  Baker  1.  c.  97.  Ibidem  in  planitiebus 
sterilibus  alt.  5500'  sept.  1872  fl-  fr.;  suffrutex  1  m.  altus. 

730  a.  I.  argentea  L.,  Baker  1.  c.  In  terris  Danakil  dictis  jan. 
1873  fr.  nomen  africanum  elanto. 

837.  ejusdem  var.  brachycarpa  Vatke,  virescens  leguminibus 
brevibus  crassioribus  2 — 3spermis.  In  planifie  littorali  terrae  soma- 
lensis  prope  Lasgori  rara  mart.  1873  fr.;  frutex  0*5  m.  altus. 

Eandem  in  typum  transeuntem  olim  in  montibus  djeddensibus 
legit  C.  G.  Ehrenberg!  nomen  somal.  Erdja. 

1579.  /.  tinctoria  L.,  Baker  1.  c.  99,  a.  macrocarpa  DC.  prodr. 
n,  224,  forma  subglaucescens.  In  insulae  Johannae  planitie  littorali 
jun.— aug.  1875  fl.  fr. 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  7.  Heft.  1878.  17 


214 

941.  ejusdem  speciei  Baker!  1.  c.  ß.  brachycarpa  DC.  1.  c.  forma 
nigrescens.  In  Zanzibariae  pratis  siccis  herbaceis  friitex  densus  2  m. 
allus.  oct.  1873  fl.  fr. 

729  h.  1.  anahaptista  Sfeiid.  nom.  bot.  I,  805  (/.  Hochstetteri 
Baker  1.  c.  101)  Samliar  prope  Massua  dec,  1872  fl.  fr. 

580.  cadem.  In  planiliebus  sterilibus  terrae  Bogos  prope  Keren 
tempore  pluvio  sept.  1872.  fl  fr. 

947.  Tephrosia  Vögeln  Hook,  f.^  Baker  1.  c.  110  var.  folüs  bre- 
vioribus  latioribusque.  In  Zanzibaria  colitur  et  ad  pisces  obstupefacien- 
dum  adhibetur  ut  jani  cl.  Baker  1.  c.  indicat, 

835  a.  T.  heterophylla  Vatke,  sufrruticosa  erecia,  ramis  firniis 
adscendenlibus  adpresse  piibescenlibus,  stipulis  setaceis  persistentibiis, 
folüs  plerisque  simplicibiis,  nunc  binis  conjugatis,  foliolis  allernis  op- 
positisve  breviter  petiolulatis  supra  cano-,  sui)tus  vire-cenli-pubescen- 
tibus,  iilrinque  angiistatis,  apice  calloso  reflexis,  racemis  terminalibus 
pedunculatis  laxifloris,  bracleis  setaceis,  pedicellis  erecto-patentibus, 
calycis  adpresse  pubescentis  dentibus  linearibus  tul)0  2  — 3plo  brevio- 
ribns,  leguminibus  adpresse  puberulis,  4 — 6spermis,  stylo  glabro.    "!> . 

In  promontoriis  montium  Ahl  alt.  500  m.  stlrpem  memorabilem 
doleo  quod  unicum  tantum  specimen  mart.  1873  fr.  (flore  unico  super- 
slite  et  eo  quidem  insecti  cujiisdam  ictu  tacto  ad  describendum  liaud 
apto)  detexit. 

Planta  3  dm.  alta;  siipulae  fere  4  mm.  longae;  petioli  foliorum 
simplicium  2  mm.  longi,  foliorum  binatorum  totus  ad  1'2  cm.  longus, 
tum  petioluli  1^ — 2  mm.  longi,  foliola  ad  2'3  cm.  longa,  ad  25  mm. 
lata;  racemi  ad  1  dm.  longi;  pedicelli  3  mm.  longi;  calyx  4  mm. 
longus;  legumen  ad  4  cm.  longum,  ad  3  mm.  latum. 

T.  dimorphopyllae  Wehv.,  Baker  1.  c.  116,  e  descr.  proxima, 
at  satis  distincta,  e  materia  uberiore  denuo  recognoscenda! 

591.  T.  anthylloides  Höchst.,  Baker  1.  c.  118.  In  Abyssiniae 
terris  Bogos  alt.  5500'  jul. — sept.  1872  fl.  fr.;  sufFrutex  0'5  m.  altus. 

1581.  T.  villosa  (L.)  Pers.,  Baker  1,  c.  122  var.  folüs  pauUo 
majoribus.  Ad  viariim  margines  insulae  Joliannae  prope  Poinoni  soli- 
taria  jun. — aug.  1875  fl. 

1209.  T.  incana  Grab.,  Baker!  1.  c.  123.  Dar  es  saläm  orae 
zanzibarensis  in  pratis  siccis  herbaceis  febr.  1874  fl.  fr. 

91.  T.  apollinea  (Del.)  DC,  Boiss.  Fl.  or.  II,  192.  In  deserto 
prope  Suez  apr.  1872  fl.  fr. 

835.  eadem.  Baker!  1.  c.  124,  In  planitie  üttoraU  terrae  soma- 
lensis  prope  Lasgori  vulgaris  mart.  1873  fl.  fr. ;  sufFrutex  05  m. 
altus;  nomen  somal.  Deietlöebbo 

303.  T.  purpurea  (L.)  Pers.,  Baker  I.  c.  124.  In  locis  siccis 
prope  Keren  jul.  1872  fl. 

593.  eadem.  In  sterilibus  siccis  terrae  Bogos  jul. — sept.  1872  fl.  fr. 

945.  eadem.  Baker!  1.  c.  In  Zanzibariae  locis  siccis  apricis  vul- 
garis nov.  1873  fl.  fr.;  sufFrutex  ramis  prostralis. 

785  a.  T.  pogonostigma  Boiss.  1,  c.  193,  Th.  Anderson  Fl.  Aden 
16.  Aden  in  convalübus  jun.  1872  fr. 


215 

578.  T.  tiubica  (Boiss.)  Baker  I.  c.  125.  In  planiliebiis  sterili- 
bus  terrae  Bogos  alt.  5000'  jul.  1872  fl.  fr. 

1213.  MiUettia  pirifolia  Vatke,  arborea  ramis  glabris,  ramulis 
novcllis  petiolis  pcdunculisque  fulvü-pubescentibus,  tbliis  simplicibus 
üvalis  abrupfe  acuininatis  glabris  supra  nifidulis,  siibtiis  opacis  reti- 
culato-venosis,  stipulis  nuUis  vel  deciduis,  floribus  breviter  racemosis, 
raceinis  sub5floris  folio  brevioribus,  pedicellis  longiusculis,  legumi- 
nibus  oblongo-Ianceolaiis  acuniiiiaüs  lignosis  glabris  subreticulatis 
verruculosis  2spermis.    % . 

Dar  CS  saläm  in  disirictu  „Djiingel"  febr.  1874  fr. 

Arbor  4  ni.  alta;  petioli  ad  24  cm.  iongi,  prope  apicein  articii- 
lati;  fulia  ad  6"5  cm.  longa,  ad  45  cm.  lata;  bracfeac  oblongae 
3  mm.  longae;  flores  ignoti;  pedicelli  fructiferi  1  cm.  Iongi;  legumen 
ad  125  dm.  longum,  ad  3  cm.  latum  (quam  formam  etiam  linearem 
inuuupal  cl.  Baker)  ab  apice  dehiscens  more  generis. 

Species  memorabilis  ab  omnibus  hucusque  cognilis  foliis  sim- 
plicibus recedit. 

938.  Microcharis  latifolia  Bentb.,  Baker!  1.  c.  132.  In  Zanzi- 
bariae  pratis  siccis  herbaccis  binc  inde  ramos  fert  graciles  aliis  iieri)is 
nisa,  sept.  1873  fl.  fr.;  planta  annua;  legumen  cl.  Baker  I.  c.  adliuc 
ignotum  usque  ad  17  semina  continet. 

961.  Seshania  aegyptiaca  Pers.,  Baker!  1.  c.  134.  Secus  ripas 
fluminum  Kingani  et  Wami  orae  zanzibarensis  fruliccta  densa  effor- 
mans  jul.  1873  fl.  fr. 

960.  S.  pubescens  (Valil.)  DC.,  Baker  1.  c.  135  var.  grancUflora 
Vatke.  Flore  3  cm.  longo. 

Ibidem  ad  ripas  fluminis  Kingani  sufFrutex  2  m.  allus  jul.  1873  fr. 

577.  Astragalus  venosus  Höchst.,  Biiker  I.  c.  137.  Bora  asgede 
terrae  Habab  Abyssiniae  alt,  7000'  aug.  1872  fl.;  planta  annua. 

837  a.  Taverniera  aegyptiaca  Boiss.,  Baker  I.  c.  140.  In  pla- 
nitie  liltorali  terrae  somalensis  prope  Wodderie  rara  mart.  1873  fl. 

576.  Ormocarpum  bibracteatum  (Höchst.)  Baker  I.  c.  143.  In 
terrae  Bogos  planitiebus  sterilibus  aug. — sept.  1872  fl.;  frutex 
2  m.  altus. 

1935.  0.  Kirkü  S.  Moore  in  Trimen  journ.  bot.  1877  II  edit. 
separ.  (0.  pluriflorinn  Vatke  in  herb,  reg,  her.).  In  ora  firma  Zanzi- 
bariae  opposila  prope  Mombassa  febr.  1876  fl.;  arbor  2  m.  alta,  pauci- 
ramosa ;  fl.  lilacini. 

962.  Aeschynomene  tiniflora  E.  Mey.,  Baker  1.  c.  146.  In  iocis 
paludosis  Zanzibariae  oct.  1873  fl.  fr. 

1584.  eadem,  Baker  1.  c.  In  insulae  Johannae  Iocis  udis  plani- 
tiei  littoralis  inier  culla  jun.— aug.   1875  fl.  fr. 

962  a.  Ae.  crislata  Vatke.  T'ruticosa  ramosa,  ramis  firmis  striclis 
selosis  glabrescentibus,  stipulis  lanceolalis  acuminalis  deciduis,  petiois 
brevibus  glabrescentibus,  foliolis  subl2jugis  oblonge -linearibus  mui- 
cronulalis  glaucescentibus  glabris  sensilivis,  floribus  subbinis,  pedun- 
culis  flexuosis  setosis  sub5l)ractcatis,  bracteis  snbrotundis  deciduis, 
calyce  ad  basin  fisso,  coroUa  calyce  sub  4plo  longiore,  legumine  ob- 

17  * 


216 

longo   glabro  subincurvo,  articulationibus   7,  pedicellis  solosis   calyco 
subbrevioribus.   %. 

In  Zanzibariae  loi-is  paludosis  1873. 

Praecedenti  et  Ae.  oligrmthae  Welvv.  proxima,  florum  magnitu- 
dine  (omnium  specieruin  luilii  cognitarum  maxirni)  insignis;  petioli 
1"5  cm.  longi,  rhachis  c.  3  cm.  longa;  foliola  c.  7  mm.  longa,  c. 
15  mm.  lata;  pedunculi  c.  4  cm.  longi;  calyx  1  cm.  longus;  flores 
fere  3  cm.  longi  exlus  setosi  alis  apice  demum  (an  semper?)  cristato- 
laceris. 

589.  Stylosanthes  mucronata  Willd.,  Baker  1.  c.  157.  In  plani- 
tiebus  sterilibus  graniücis  terrae  Bogos  prope  Keren  sept.  1872  fl. ; 
frutex  0.5  m.  altus ,  at  exemplaria  communicala  vix  allit.  2  dm. 
attingunt;  eandem  ibidem  prius  bealiis  SIeudner  legit  novam  florao 
abyssinicae  civem. 

1331.  Arachis  hypogaea  L.,  Baker  1.  c.  158.  In  Zanzibaria  co- 
litur;  nomen  kisiiaheli:  Djugu  niassa;  legit  jul.  1874  fr. 

596.  Zorjiia  diphyUa  (L)  Pers.,  Baker  1.  c.  158.  var.  gloclüdiata 
(Rchb.)  Abyssinia  1872  fr. 

1989.  ejusdem  speciei  var.  angustifolia  (Guill.  et  Perr.)  Mom- 
bassa  orae  zanzibarensis  inter  gramina  febr.  1876  fr. 

1260.  Desmodinm  harhatum  (L.)  Benth.  pl.  Jungh.  224.  (Nicol- 
sonia  b.  DC.  prodr.  II.  325  etc.  cf.  Benth.  1.  c.)  Prope  Zanzibar 
specimen  unicum  apr.  1874  fl.  legit.  In  Africa  hiicusque  nondnm 
observatum.  See.  cl.  Miquel  Fl.  Ind.  bat.  I.  240  in  Asia  tropica  hinc 
inde  reperitur  (Java  Btli.  1.  c,  Miquel  c),  at  ex  orbe  antiquo  spe- 
cimen desideratur  in  herb,  berol.^  in  America  tropica  vulgare. 

1585.  D.  umbellatum  (L.)  DC.  Baker  1.  c.  160.  In  littore  insu- 
lae  Johannae  ad  Pomoni  jun.  —  aug.  1875  fl.  fr.;  arborescens  2  m. 
altum. 

950.  D.  gangeticum  (L.  em.)  DC,  Baker  1.  c.  161.  In  pratis 
udis  herbaceis  Zanzibariae  raro  nov.  1873  fr. 

951.  D.  lasiocarpum  (Beauv.)  DC,  Baker!  1.  c.  162.  In  Zan- 
zibariae locis  paludosis  nov.  1873  fr.;  frutex  quasi  sulFrulex  2  m.  altus 
ramis  sparsis. 

940.  D.  maurit ianum  (WiM.)  DC,  Baker!  !.  c.  164.  In  Zanzi- 
bariae pratis  siccis  herbaceis  hinc  inde  oct.  1873  fl.  fr. 

1578.  idem.  In  insulae  Johannae  planitie  littorali  et  in  monlibus 
usque  ad  alt.  400  m.  in  pratis  apricis  jun.  —  aug.  1875  fl.  fr.  suf- 
frutex  sparsus  1  m.  altus. 

1586.  D.  Sca/pe  (Commers.)  DC,  Baker  I.  c.  In  ejusdem  insulae 
montibus  in  locis  pellucidis  jun.  —  aug.  1875  fl.  fr.;  sufFrutex  ramis 
sparsis;  flores  coccinei  purpureo-nolati. 

928.  D.  trißorum  (L.)  DC,  Baker!  I.e.  166.  In  Zanzibaria  (ubi 
nondum  indicatum)  pratorum  siccorum  solum  hinc  inde  tegens  oct. 
1873  fl.  fr. 

(ScMuss  folgt.) 


217 

Floristische  Beiträge. 

Von  J.  Wiesbaur  S.  J. 

I.    Veronica    trilohia   Opiz. 

Zwischen  Laxenburg  und  Miinchendorf  fand  ich  Mitte  April  d.  J. 
auf  Getreidefeldern  zwei  auffallend  von  einander  abweichende  For- 
men der  Veronica  hederifolia  L.  Die  Unterschiede  bezogen  sich  nicht 
bloss  auf  die  Kronenfarbe ,  sondern  auch  auf  Beliaarung,  Blattforin, 
Längenverhällnisse  u.  dgl.  Bei  der  Bestimmung  Messen  mich  sowohl 
Koch  als  Neilreich  im  Stich.  Ja,  nach  des  letzteren  Diagnose  von 
Ver.  hederifolia  L.  musste  ich,  im  Sinne  dieses  ausgezeichneten  Flo- 
risten ,  auf  eine  für  Niederösterreicli  neue  Art  denken.  Dass  die 
Pflanze  mit  azurblauer  Krone  die  Veronica  friloba  Opiz  ^sein  könne, 
war  sehr  naheliegend.  Diese  Annahme  fand  auch  in  Celakovsky's 
Prodromus  (S.  333)  und  noch  eingehender  in  Menyharth's  Kalocsa 
sofort  ihre  Bestätigung.  Letzteres  Werk  ist  zwar  dem  Titel  nach  unga- 
risch, hat  aber  bei  neuen  und  kritischen  Arten  und  Formen  so  viele 
lateinische  (mitunter  auch  deutsche,  französische)  Bemerkungen,  dass 
einer,  der,  wie  ich,  nicht  ungarisch  versteht,  durch  dasselbe  dennoch 
vortrefflich  bedient  wird.  Um  bei  der  Gattung  Veronica  zu  bleiben, 
findet  er  z.  ß.  gleich  anfangs  Nr.  618  die  Veronica  Chemaedrys  L. 
in  ihrer  Älittelstellung  zu  V.  pilosa  W.  und  V.  peduncularis  M.  B. 
auf  mehr  als  einer  halben  Seite  lateinisch  besprochen ,  und  zum 
Schlüsse,  was  insbesondere  angeführt  zu  werden  verdient,  Nr.  635 
über  Ver.  triloba  Opiz  nach  zwei  Zeilen  ungarischen  Textes ,  der 
wie  gewöhnlich  den  Fundortsangaben  gewidmet  ist ,  unter  anderem 
folgende  Stelle:  „Villosa  C^-  triloba)  foliis  trilobis  vel  subquinque- 
lobis,  lobis  acutioribus,  pedicellis  villosis  calycem  aequantibus,  vel  eo 
duplo  longioribus;  laciniis  calycinis  pilosis,  margine  pilis  longis  ciliatis, 
floribus  caeruleis,  capsulis  1-bilocularibus,  glaberrimis.  —  V.  hederi- 
folia flores  habet  dilule  caeruleos ,  haec  (trilobaj  vivide  caeruleos, 
colorem  V.  triphyllae  imitantes.  Lobi  illius  foliorum  rotundati,  pedi- 
celli  pilis  brevissimis  pilosi,  calycem  ter-quinquies  superantes,  laciniae 
calycis  glaberrimae  margine  pilis  longis  ciliatae,  capsulae  4-loculares 
glaberrimae  .  .  .  ." 

Leider  habe  ich  es  unterlassen,  Früchte  zu  untersuchen.  Das 
Uebrige  aber  passt  alles  sehr  gut  auf  die  beiden  Ehrenpreise  von 
Laxenburg. 

IL  Viola  sciaphila  Koch. 
Herr  Knapp  ist  mit  der  grossen  Pflanzenzahl  von  Kalocsa  nicht 
einverstanden.    Ohne  mich   auf  diesen  Punkt  hier  einzulassen,    muss 
ich,  trotz  des  „notorisch  monotonen  Charakters  des  ungarischen  Tief- 
landes '%^  Menyharth's  Zahl   von  1059  vorläufig    auf   1060    erhöhen 


*]  Wie  K.  sich  ausdrückt. 


218 

und  zwar  durch  die  Viola  sciaphUa  Koch ,  eine  Pflanze ,  der  das 
Artenrecht  nicht  bestritlen  zu  werden  pflegt.  Heuer  beobachtete  ich 
die  von  einer  Wiese  des  erzbiscliöflichen  Parkes  stammende  Pflanze 
in  ihrer  ganzen  Entwicklung  und  fand  sie  nicht  nur  mit  der  Be- 
schreibung Koch's  und  der  Abbildung  bei  Sturm  ,  sondern  auch  mit 
der  Innsbrucker  Pflanze  übereinslimmend.  Sehr  auffallend  scheint 
mir  zu  sein,  dass  die  Pflanze  aus  dem  Tieflande  am  selben  Tage,  wie 
die  aus  dem  Innthale  in  meinem  Veilchengarten  ihre  ersten  Blumen 
entfaltete:  beide  im  Verhaltniss  zu  den  übrigen  wohlriechenden  Veil- 
chen auffallend  spiit. 

Dem  entgegen  dürfte  die  Viola  sciaphila  K.  für  Oberösterreich 
zu  streichen  sein;  jedenfalls  ist  das  Vorkommen  um  Steyr  zweifel- 
haft geworden,  nicht  so  sein-  darum ,  weil  ich  heuer  daselbst  ausser 
V.  odorata.,  coUina  und  hirta  keine  andere  hielier  gehörige  Viola 
als  hirta  X  odorata  CV-  permixta  Jord.)  habe  finden  können  ,  als 
vielmehr  desshalb  ,  weil  die  von  Brittinger  selbst  für  den  einstigen 
botan.  Garten  auf  dem  Freinberge  bei  Linz  als  V.  sciaphila  gelie- 
ferte Pflanze  eben  nur  V.  permixta  Jord.  (=  hirta  X  odorata)  zu 
sein  scheint. 

Abgesehen  von  anderen  Merkmalen  ist  die  ßlumenfarbe  der 
F.  sciaphila  K.  nahe  die  der  F.  austriaca  Kerner  und  F.  cyanea  Gel. 
und  somit  von  der  F.  odorata  selir  abweichend.  Die  Viola  sciaphila 
Britt.  hingegen  hat  hierin  mit  F.  odorata  L.  eine  auffallende  Aelui- 
lichkeit  und  gab  desshalb  ,  da  sie  die  Augen  der  Vorübergehenden 
von  Ferne  auf  sich  zog,  zu  manchen  Einbrüchen  in  den  genannten 
botan.  Garten  Veranlassung,  die  natürlich,  da  F.  permixta  gerucldos 
ist  (V.  sciaphilla  K.  ist  wohlriechend),  im  besten  Falle  stets  mit  einer 
Enttäuschung  endeten. 

Dieses  verlockende  Merkmal  nun  kommt  gerade  der  F.  permixta 
(hirta  X  odorata^  im  hohen  Grade  zu,  welche  Pflanze  ich  überdiess 
auch  bei  Lambach,  Gunskirchen  und  Almegg  beobachtet  habe. 

Ili.    Galium    Wirtgetii  F.  Schultz. 

Auf  den  Wiesen  um  Kalksburg  blüht  seit  Ende  Mai  Galium 
Wirtgetii  F.  Schultz,  eine  gleichfalls  für  unsere  Flora  neue  Pflanze, 
die  dem  Galium  verum  L.  sehr  ähnlich  ist,  deren  Blülhen  aber  jetzt 
noch  ganz  unentwickelt  sind.  G.  'cerum  L  pflegt  erst  in  der  zweiten 
Hälfte  Juni  oder  gar  erst  anfangs  Juli  die  Blüthen  zu  öffnen. 

IV.    Festiica    Uechtritziana  in. 

Schliesslich  muss  ich  noch  einer  dritten  für  Niederösferreich 
neuen  Pflanze  Erwiihiuing  thun  ,  die  gleiciifalls  auf  unseren  Wiesen 
jetzt  nicht  selten  ist.  Es  ist  diess  eine  Festuca,  die  zwischen  Festuca 
elatior  L.  und  F.  arundinacea  Schreb.  ihre  Stellung  hat ,  aber  bei 
keiner  untergebracht  werden  kann. 

In  Wien  wurde  mir  diese  Pflanze  vor  einigen  Jahren  als  F. 
elatior  bestimmt ,  deren  Tracht  und  Standort  sie  thcill.  Herr  K.  v. 
Uechtrilz    gab    sicli    viele  Mühe    das  Ruthsel  zu  lösen,    indem  er  zu 


219 

seinem  ohnehin  reichen  Material  noch  allseitig  sich  neues  verschaffte 
und  Ansichten  anderer  Botaniker  einholte.  Er  kam  zu  dem  Resultate, 
dass  sie  durchaus  nicht  zu  F.  elatioi\  sondern,  wenn  sie  nicht  selbst- 
ständig- ist,  eher  zu  F.  arund'macea  als  ausgezeichnete  Varietät  ge- 
höre. Aus  Dankbarkeit  benenne  ich  sie  desshalb  diesem  vortrefflichen 
Pflanzenkenner  zu  Ehren  F.  Uechtritziana.  Von  F.  elatior  unter- 
sclieidet  sie  sich,  auch  wenn  sie  mit  ihr  auf  derselben  Wiese  wächst, 
sogleicii  durch  die  dunkelgrüne  b^irbe  und  beim  Berühren  durch  grosse 
Rauhheit.  Bei  Brunn  ist  sie  auf  einer  Wiese  als  Raygras  gesäet  und 
übertrifft  an  Ueppigkeit  das  französische  (Ävena  elatior).  Man  könnte 
die  Pflanze  füglich  österreichisches  Raygras  nennen.  Das  Heu 
muss  jedoch  ziemlich  rauh  sein. 

Kalksburg  b.  Wien,  am  14.  Juni  1878. 


lieber  Ornifhogainni  VisiaeiiannJit  Tommas. 

Von  J.  Freyn, 

Diese  Art  wurde  in  dem  zweiten  Supplemente  zu  Visiani's  Flora 
Dalmalica  (1877)  p.  60—61  besclirieben  und  auf  Taf.  1,  Fig.  1  ab- 
gebildel  ""').  Beschreibung  und  Abbildung  stellen  eine  auf  den  ersten 
Blick  dem  0.  pyrenaicum  L.  (=  0.  sulfiireum  R.  S.)  sehr  nahe 
stehende  Pflanze  dar,  welches  hiernach  nur  durch  lineale,  am  Rande  ein- 
gerollte Perigonblätter  abweichen  würde.  Da  jedoch  die  Perigonblätter 
des  0.  pyrenaicum  nicht  eingerollt,  sondern  ganz  flach  sind,  wie  ich 
an  der  lebenden  Pflanze  wiederholt  beobachten  konnte ,  so  mochte 
die  Differenz  zwischen  beiden  Arten  eigentlich  gleich  Null  erscheinen. 
Thatsäclilich  besteht  aber  dennoch  ein  sehr  markanter  und  an  den 
lebenden  Exemplaren  leicht  kenntlicher  Unterschied.  Er  fmdel  sich  in 
den  Antherenträgern.  Diese  sind  nämlich  bei  0.  pyrenaicum  ganz 
flach,  ohne  die  geringste  Erhebung  oder  Vertiefung.  Bei  0.  Visianianum 
hingegen  zeigt  die  obere  (innere)  Seite  des  unteren  eiförmigen  Theiles 
der  Antherenträger  zwei  slark  hervortretende  Längsfalten,  welche 
unter  sich  und  von  den  dicklichen  Seitenrändern  durch  je  eine  tiefe 
Furche  getrennt  sind. 

Ausser  diesem  Merkmale  sind  noch  zwei  Eigenthümlichkeiten 
an  0.  Visianiannm  hervorzuheben.  Die  eine  derselben  besteht  in  den 
bis  4*5  Cm,  breiten  an  der  Spize  stark  kapuzenförmigen  Blättern  der 
blühbaren  (also  komplett  entwickelten)  Pflanze,  während  die  Blätter 
bei  0.  pyrenaicum^  wenigstens  an  den  ^on  mir  gesehenen  zahlrei- 
chen lebenden  Exemplaren,  nie  circa  2  Cm.  Breite  überschritten  haben. 
Uebrigens  sind  die  Blätter  der  lelzig''nannten  Art  an  der  Spitze 
ebenfalls  etwas  kapuzenförmig. 

*)  Daselbst  steht  überall  O.  Vit-ianicuin  geschrieben. 


220 

Merkwürdiger  scheint  mir  eine  gewisse  Veränderlichkeit  in  der 
Gestalt  der  Deckblättchen  des  0.  Visianianum.  Jene  der  unteren 
Blüthenstiele  sind  nämlich  breit-,  fast  nierentörmig-eifOrmig,  plötzlich 
in  eine  lange  Spitze  vorgezogen,  am  Grunde  fast  ohrchenförmig,  am 
Rande  jederseils  der  Spitze  mit  einem  Zahne.  Zuerst  ragt  die  Spitze 
über  die  noch  unentwickelte  Blütlie  hinaus,  endlich  ist  sie  Ya  so 
lang  als  der  Fruchtstiel.  Während  des  Wachsthumes  biegen  sich  die 
Seiten  des  unteren  breiten  Theiles  des  Deckblattes  ein,  indem  sie 
sich  gleichzeitig  an  den  Blüthenstiel  anlegen.  So  erscheinen  sie  dann 
allmälig  zngespitzt ,  dem  entgegen  sind  die  oberen  Deckblätter  am 
Grunde  nicht  so  breit  und  auch  nicht  plötzlich ,  sondern  wirklich 
allmälig  zugespitzt. 

Vorstehende  Daten  sammelte  ich  an  fünf  lebenden  und  blühen- 
den Exemplaren  des  0.  Visianianum ,  welche  ich  durch  den  Autor 
vom  Originalslandorte  erhalten  hatte  und  es  scheint  mir  die  Ver- 
öffentlichung um  so  vvünschenswerther ,  als  mir  gegenüber  von  be- 
freundeter Seite  bereits  die  Vermuthung  ausgesprochen  wurde,  dass 
0.  Visianianum  gleich  0.  sulfureum  sei. 

Opoeno  in  Böhmen,  am  15.  Juni  1878. 


Beiträge  zur  Kenntniss  der  adriatischen  Algen. 

Von    F.   Hauck. 
IX. 

Elachista  Rimilariae  (Suhr)  Aresch.  (Areschoug,  Algarum  mi- 
nus rite  cogn.  Linnaea  1842,  p.  235,  Taf.  VllI,  Fig.  8). 
Diese  Alge  wurde  von  Meneghini  in  „Alghe  italiane  e  dalma- 
tiche  p.  311  zu  Leathesia  umbellata  Ag.  gezogen.  Nach  der  Abbil- 
dung Areschoug's  ist  sie  aber  wolü  identisch  mit  Myriactis  pulvinata 
Kg.  und  Elachista  attenuata  Harv.,  daher  der  ältere  Name  zu  gelten 
hat.  Obwohl  die  adriatischen  Formen,  die  meistens  nur  kleine,  un- 
gefähr 2  Mm.  hohe  Raschen  bilden,  einen  anderen  Habitus  zeigen, 
als  die  von  Harvey  und  Külzing  abgebildeten,  so  stimmt  die  innere 
Struktur  doch  so  gut  überein,  dass  icli  keinen  Unterschied  wahr- 
nehmen kann.  —  In  der  Adria  kommt  sie  nicht  selten  an  ver- 
schiedenen Cystosiren  vor.  Ich  fand  sie  im  Frühjahr  an  Cystosira 
harhata^  abrotanifolia,  Montagnei  meistens  in  Gemeinschaft  mit  Lea- 
thesia (Corynuphlaea)  umbellata.  —  Triclio-  und  Oosporangien  kom- 
men sowohl  getrennt  auf  verschiedenen,  als  auch  ebenso  oft  gemischt 
auf  deuiselben  Individuum  vor. 

E^ctocarpus  Sandrianus  Zanard.   (Zanard.  Phyc.  adriat.  Vol.  I, 
p.  143,  lab.  LXXIV,  B). 
Die  Pflanze  erreicht  eine  Grösse  bis  zu  12  Centim.  Die  Tricho- 
sporangien    sind    meist    gestreckt  -  eiförmig    oder    eiförmig  -  konisch, 


221 

sitzend  und  sehr  zahlreich  und  variiren  sehr  in  der  Grijsse;  bei 
kräftig  vegetirenden  Individuen  erreichen  sie  bei  der  Reife  eine 
Länge  von  Yj^  Milliin.  und  eine  Dicke  von  '/„g  Mm.,  bei  anderen, 
namentlich  älteren  oder  kümmerlichen  Pflanzen  fand  ich  sie  nur 
V05  Mm.  lang  und  Yso  ^^^-  dick;  zwischen  diesen  beiden  Grössen 
kommen  alle  Abstufungen  vor.  —  Die  Oosporangien  sind  ebenfalls 
sitzend,  ellipsoidisch,  durchschnittlich  Yao  ^^-  '^ng  und  Yse  ''^^'"• 
dick  und  kommen  mit  den  Trichosporangien  vermischt  auf  derselben 
Pflanze  vor. 

Ectocarpus  Sandrlanus  ist  im  Küstenlande  und  in  Dalmalien  sehr 
verbreitet  und  nicht  selten  an  Hafenpfählen,  Quaimauern  und  Bojen 
etc.  Die  Zeit  des  Vorkommens  ist  von  Jänner  bis  Mai.  Die  Farbe 
ist  im  Leben  dunkelbraun  und  verändert  sich  im  Trocknen  in  ein 
gesättigtes  Grün. 

Als  Synonym  gehört  hieher  Ecfocarpus  elegans  Tliur.  (in  Le 
Jolis  Algues  marines  du  Clierbourg  p.  77  u  \d  Taf.  11,  Fig.  1  und  2). 
Nahe  verwandt  scheint  mir  auch,  nacli  der  Abbildung  zu  urtlieilen, 
Ectocarpus  Milchellae  Harv.  in  Nereis  boreali-americana  Vol.  I  p.  142 
und  Taf.  XII,  Fig.  G  zu  sein. 

Ectocarpus  crinitus  Carm. 

Dieser  Ectocarpus  bildet  oft  ausgedehnte,  wolkige,  braune  Ueber- 
züge  auf  Steinen  in  einer  Tiefe  bis  zu  ungefähr  4  Meter  unter  dem 
mittleren  Niveau  oder  durch  Wellenschlag  zusammengedrehte,  manch- 
mal fusslange  Stränge  an  Pfählen  und  Ouaimauern.  Die  einzelnen  Fäden 
sind  anfangs  etwas  dichotomisch,  hin  und  wieder  mit  fast  unter  rech- 
tem Winkel  abstehenden  stumpfen,  nicht  haarspitzigen  Aesten  und 
Aestchen  besetzt;  diese  kleinen  gespreizten  Aestchen  bestehen  meist 
nur  aus  wenigen  Gliedern  und  sind  charakteristisch  für  diese  Alge. 
Oft  stehen  solche  Aestchen  paarweise  neben  einander  auf  zwei  auf- 
einanderfolgenden Gliederzellen  des  Hauplfadens  oder  der  Astfäden, 
meist  aber  stehen  sie  ohne  Ordnung  abwecliselnd,  oder  es  entsprin- 
gen, was  seltener  der  Fall  ist,  zwei  ans  einem  Gliede  des  Fadens, 
die  sich  dann  gegenüberstehen;  oft  sind  lange  Strecken  Fäden  ast- 
lüs.  Die  Dicke  der  Fäden  ist  sehr  verschieden,  von  Yso  '^'^  ^Uo  ^^'"• 
die  Dicke  der  kleinen  Aestchen  oft  nur  Yea  ^"^-  I*'*^  Glieder  sind 
ein  halb-  bis  zweimal  länger  als  ihr  Durchmesser. 

Die  Oosporangien,  als  die  von  mir  am  häufigsten  gesehene 
Fruchlform,  sind  ellipsoidisch,  bis  Y2n  Mm.  lang  und'  Vso  M'"-  '»''eiN 
meistens  auf  einem  ein-,  selten  zweigliedrigen  Stiele,  selten  stiellos 
am  Faden  sitzend,  mit  ihrer  Längenachse  zum  Faden  einen  fast 
rechten  Winkel  bildend,  oft  einander  oder  einem  kurzen  Aestchen 
gegenüberstehend,  meist  aber  damit  abwechselnd.  Die  Stielzelle  selbst 
tragt  manchmal  statt  eines  zwei  bis  vier  Oosporangien  in  verschie- 
denen Entwicklnngsstadien. 

Die  eiförmig-lanzettlichen  Trichosporangien  sind  abstehend  und 
ebenfalls  theils   sitzend,    theis   auf  einem  eingliedrigen   Stielchen  und 


222 

kommen  an  demselben  Fadenstüeke  vor,  welches  auch  Oosporan- 
gien  tragt. 

Ectocarpus  crinitus  ist  in  der  Adria  ziemlich  verbreitet  und 
nicht  selten.   Vorkommen  Jänner  bis  Mai. 

Zu  Ectocarpus  crinitus  gehört  als  Synonym  Ectocarpus  Vido- 
uchii  Menegh.,  sehr  wahrscheinlich  auch  Ectoc.  ochroleucus  Kg.  Tab. 
phyc.  Band  V.  Taf.  67  Fig.  1,  und  Ectoc.  rigidus  Kg.  1.  c.  Taf.  65 
Fig.  2,  wenigstens  stimmen  manche  Entvvicklungsformen  vollkommen 
mit  den  Abbildungen  dieser  beiden  Spezies  überein, 

Ectocarpus  pusillus  Griff. 

Auch  bei  diesem  Ectocarpus  finden  sich  Tricho-  und  Oospo- 
rangien  auf  demselben  Fadenstücke. 

Im  Küstenlande  und  in  Dalmatien  ziemlich  verbreitet,  fand  ich 
ihn  vom  Februar  bis  Juni  meistens  epiphytisch  an  verschiedenen  Algen 
bis  zu  4  Meter  Tiefe. 

Interessant  ist  die  erste  Beobachtung  der  Copulation  der  aus 
den  Trichosporangien  dieses  Ectocarpus  ausgetretenen  Schwärm- 
sporen durch  Dr.  K.  Goebel  (Siehe  Bot.  Zeitg.  1878,  Nr.  12J. 

Ectocarpus  glohifer  Kg.  ist  von  obiger  Art  nicht  verschieden 
und  als  Synonym  anzuführen. 

Vfilonia  mucrophysa  Kg. 

Zanardini  hat  in  seiner  Iconograph.  Phyc.  adriat.  Vol.  I,  p.  73, 
Taf.  VIII  Dictyosphaeria  valonioides  als  neue  Art  beschrieben.  Diese 
Form  findet  sich  sehr  häufig  zwischen  Valonia  macrophysa  und  ist 
nichts  anderes  als  diese  Art,  bei  welcher  die  Keimzellen  in  dem 
unteren  Theile  der  Mutterzelle  oder  an  der  unteren  Seitenfläche  der- 
selben liegen,  die  dann  bei  weiterer  Entwicklung  die  Wandung  der 
Mutterzelle  durchbrechen  und  durch  gegenseitigen  Druck  bienenzel- 
lige  Anhäufungen  bilden,  welche  unter  einander  und  mit  den  älteren 
Tochterzellen  verbunden  bleiben,  wenn  auch  die  Multerzelle  abstirbt. 

Die  einzelnen  Zellen  von  Valonia  macrophysa  erreichen  oft 
mehr  als  Taubeneigrosse.  Die  Pflanze  ist  perennirend  und  kommt 
nur  in  grosseren  Tiefen  (z.  B.  bei  Rovigno  25  Meter  tief)  längs  der 
istrianischen  und  dalmatinischen  Küste  vor.  Zu  dieser  Art  gehört 
auch  Valonia  iwaria  Kg.  und  sehr  wahrscheinlich  die  mir  nur  aus 
der  Abbildung  bekannte  Valonia  (Gastridium)  ovalis  (Lyngb.)  Ag., 
die  nach  Lyngb. 's  „Tentamen  Hydroph.*^  p.  72  auch  Taubeneigrosse 
erreichen  soll,  welcher  Name  dann  die  Prioritätsrechte  hätte.  Auch 
Valonia  Forbesii  Harv.  (Ceylon  Algae  Nr.  75,  Proceed,  Amer.  Acad.  IV, 
p.  333)  ist  kaum  von  Valonia  macrophysa  verschieden. 

Cladophora  gracUis  (Griff.)  Harv.   (Zanard.  Icon.  Phycol.  adriat. 
Vol.  I.  p.  101,  Taf.  XXIV  B). 
Clad.  gracilis  kommt  von  März  bis  Juni  in  ruhigen  Buchten  in 
der   Liloralregion  bis   zu  4  Meter  Tiefe   in  der  ganzen  Adria,    aber 
ziemlich  selten  vor. 


223 

Zu  dieser  Art  g-ehört  nach  Areschoug  selbst  (Pliyeeae  Scandin, 
marinae  p.  197)  Cladophora  Vadorum  und  nach  Le  Julis  auch  Cla- 
dophora  Thoreana  lig.  —  Ich  habe  in  meinem  Verzeichnisse  der 
Algen  des  Triester  Golfes  (Oest.  bot.  Zeitschr.  1876,  p.  55)  Clado- 
phora Vadorum  Aresch.  zu  Cl.  heleronema  (Ag.)  Kg.  gezogen,  da 
die  Exemplare,  die  ich  unter  dem  ersteren  Namen  im  Herbar  Biaso- 
lettü  sah,  mit  authentischen  Exemplaren  von  CL  heteronema  über- 
einstimmten. Originalexemplare  von  Cl.  Vadorum,  die  ich  der  Güte 
des  Autors  zu  verdanken  habe,  haben  mich  aber  von  der  Zusammen- 
gehörigkeit mit  Cl.  gracilis  überzeugt.  —  Cl.  heteronema  ist  eine 
ganz  andere  Pflanze  und  gehört  zu  Cladophora  flavescens  Harv.  Phyc. 
britan.  pl.  248'""). 

Monosfroma  latissimiini  (Külz.)  Wiltr.  (VViltrock,    Monostroma 

pag-.  33   —    Ulva  latissma  Kg.  Tab.  phyc.  Bd.  VI,  Taf.  14.   —   non 

Ulra  latissima  L.  nee  Aucfor.) 

In  der  Adria  sehr  verbreitet;  in  ruhigen  Buchten  und  Hafen 
mit  verunreinigtem  oder  angcsüsstem  Meerwasser  an  Quaimauern, 
auch  an  Furns  bis  zu  Vj^  Meter  unter  dem  mittleren  Meeresniveau. 
—  Frühjahr,  Summer  (Triest,  Venedig,  Istiien  und  Dalmatien  aus 
verschiedenen  Orten).  —  Wird  melirere  Ouadral-Decimeter  gross. 

Oscilhiria  subullformis  Tiivvait.   (Harvey  Pliycolog.  britan. 

pl.  251  ß). 

Die  adrialiselie  Alge  stimmt  gut  mit  der  Beschreibung  und  Ab- 
bildung Harvey's  (1.  c.).  Die  einzelnen  Fiiden  sind  hellgrün,  Yiso  ^^^ 
Yi6o  ^^'i'-  dick,  gegen  die  gekrümmte,  oft  schwach  spiralig  gewun- 
dene, pfriemige  Spitze  allmälig  verdünnt,  etwas  undeutlich  geglie- 
dert ,  Glieder  meist  kürzer  als  der  Durclunesser  oder  halb  so  lang; 
der  Zelleninhail  erscheint  fast  homoöen. 


*)  Welche  Schwierigkeiten  die  richlige  Besliinmuiig  der  Cladophora- 
Artcn,  namentlich  der  adriatischcn  darbietet,  mag  man  daraus  entnehmen,  dass, 
abgeselien  von  anderen  Autoren,  Kützing  allein  in  seiner  Phycologia  germanica 
incl.  dem  Genus  Aegagrofila  4.5  Arten  aus  der  Adria  besciireibf,  von  welchen 
eincstheils  in  den  Spec-  Alg.  gar  keine  Erwähnung  mehr  geschieht,  und  viele 
wieder  von  letzterem  Werke  in  den  Tab.  phycolog.  nicht  mehr  al)gebildet  sind; 
ausserdem  sind  die  vorhandenen  t)iagno>^cn  so  kurz  imd  so  allgemein  gehalfen, 
dass  ohne  eine  ergänzende  gute  Abbildung  oder  üriginale\em]>lare,  die  man 
sich  leider  nur  schwer  vers-hatTen  kann,  ein  grosser  Theil  dieser  ..Spezies"  gar 
nicht  mehr  zu  entwirren  ist.  (Ich  berechne  die  Anzahl  der  in  der  .4dria  ver- 
tretenen Arien  auf  ungefiilir  20).  —  Bei  dieser  Gelegenheit  will  ich  erwähnen, 
dass  Spongomorpha  Müllcri  Kg.  Tab.  phyc.  Bd.  V,  Taf.  100,  Spong.  oxyclada 
Kg.  1.  c.  Bd.  IV,  Taf.  79  Fig.  11  und  Spong.  acaleata  Kg.  Spec.  Alg.  nur  aus- 
gebleichte Exemplare  und  Formen  von  BalUa  scoparia  Hook,  et  Harv.  dar- 
stellen, die  auch  von  Kützing  unter  dem  Namen  Phlchnthainnion  scoparimn, 
Tab.  phyc.  Bd.  XM,  Taf.  fi  abgebihlct  ist,  worüber  die  citirten  Abbildungen  und 
die  von  Kützing  l)cstimmten  Exsiccata  in  Hohenackei's  Mceralgen  (Nr.  410)  zu 
vergleichen  sind. 


224 

In  dem  Abzugsgraben  der  aufgelassenen  Salinen  bei  Servola 
nächst  Triest,  in  sehr  verunreinigtem  Meerwasser  zwischen  Oscilla- 
ria  subsalsa,  princeps  f.  niarina  etc.  —  Sommer,  Herbst. 


Zur  Flora  des  nördlichen  Ungarn. 

Von  Max  Wetschky. 

In  einer  Nummer  Ihrer  Zeitschrift  vom  Jahre  1875  wurde  eine 
Exkursion  von  Schmecks  nach  der  Dobschauer  Eishöhle  von  Ludwig 
Richter  erwähnt,  welche  bereits  eine  recht  interessante  Flora  jener 
Gegend  aufweist.  —  Ich  erlaube  mir  in  Kürze  Ihnen  das  Ergebniss 
eines  von  Poprad  aus  am  14.  Juli  1876  und  10.  Juli  1877  dorthin 
unternommenen  Ausfluges  mitzutheilen,  welches  indess  nur  als  das 
Resultat  flüchtiger,  meist  zu  Wagen  ausgeführter  Exkursionen  anzu- 
sehen ist,  dennoch  aber  auf  die  Reichhaltigkeit  jenes  in  botanischer 
Hinsicht  noch  wenig  besuchten  Gebietes  hinweist. 

Es  umfasst  dasselbe  die  nordöstlichen  Ausläufer  des  Kralowa  — 
Hola-Gebirges  und  wird  nördlich  durch  das  Flussgebiet  des  Popper, 
resp.  die  Popper-Ebene  von  der  hohen  Tatra  geschieden. 

Zwischen  dem  Städtchen  Poprad  und  dem  etwa  eine  Meile 
entfernten  Dorfe  Grenicz  durchschneidet  der  Weg  in  einem  mit 
Eichen  und  Fichten  bewaldeten  Pass  den  Bergrücken,  welcher  das 
Gebiet  des  Popper  von  dem  des  Hernadflusses  trennt. 

Hier  finden  sich  Carduus  collinus  W.  K.  und  C.  glaucus  Baumg., 
Cirsmm  Erisifhales,  Sempervivum  sobolifertim,  Campannla  cajyatica, 
Fotentilla  recta,  Euphorbia  polychroma  Kern.  (E.  epithyrnoides  Jcq.). 
—  Nachdem  man  kurz  vor  Grenicz  den  Hernad  passirt  hat,  führt  der 
Weg  von  da  ab  einem  Seitenbach  desselben  entgegen  durch  ein 
prächtig  bewaldetes  Thal,  welches  weiterhin  durch  grosse  Kalkfels- 
blöcke, die  mit  Fichten  und  Kiefern  bewachsen  sind,  eingeengt  wird, 
bis  sich  bei  dem  Dorfe  Vernar  dasselbe  wieder  erweitert.  Hier 
grenzen  das  Zipser  und  Gömörer  Komitat,  welch'  letzteres  man  nun 
betritt.  Um  Vernar  ist  in  Getreidefeldern  und  Wiesen  Carduus  colli- 
nus W.  K.  besonders  häufig,  der  weiterhin  nicht  mehr  beobachtet 
wurde. 

Von  Vernar  ab  betritt  man  eine  in  botanischer  als  landschaft- 
licher Beziehung  gleich  lohnende  Gegend,  indem  die  Fahrstrasse  sich 
in  vielen  Windungen  den  auf  einigen  Karten  als  Popova,  auf  an- 
deren als  Pustepole  bezeichneten  Berg  hinanzieht,  auf  der  anderen 
Seile  nach  dem  kleinen  Orte  Puszta  Pola  hinabführt  und  den  Ver- 
naer  Wald  durchschneidet.  Dieser  meist  sehr  lückenhafte  und  lichte 
Wald,  welcher  vorherrschend  aus  Fichten  und  niederem  Laubgehölz 
zusammengesetzt  ist  und  ebenfalls  auf  der  hier  herrschenden  Kalk- 
formation steht,  weist  eine  ebenso  mannigfaltige,  als  üppige  Vege- 
tation auf. 


225 

Hier  waclison :  Alsinc  laricifoUa^  Ärabis  hi7'sn(a,  AnthyUis  rnl- 
neraria  var.,  Aconitum  Lycoctomim  v.  coeruleum,  Alragene  afpina, 
Anthemis  tinctoria,  Asplenknn  riride,  Anacamptis  pyramidalis  (ver- 
einzelt auf  der  Passliöhe),  Bellidiaslrum  Michelii,  Bupleiirum  falcor- 
tum,  Butrychium  Lunaria,  Cavdims  glaucns  und  C.  Personata,  Cir- 
sium  eriophoriim,  C.  Erisithales,  C.  ritnlare,  Cimicifuga  foetida, 
Cnlamintha  alpina,  Cephalanthera  rnhra,  Coeloglossiim  viride,  Carex 
alba,  Campanula  carpatica,  glomerafa,  persicifolia,  Centaurea  mon- 
tana,  Digitalis  ambigiia,  Euphorbia  amygdaloides,  Erysimum  Witt- 
manni,  Eupkrasia  salisbnrgensis,  Epipactis  rubigi7iosa,  Gtadiolus 
imbricatus,  Geranium  silcaticum,  Gentiana  pyramidalis,  Amarella, 
asclepiadea,  cruciata,  Gymnadenia  odoratissima  und  cofiopsea,  Hie- 
racium  biipleuroides,  Hypochoeris  maculata,  Knautia  silvatica,  Laser- 
pitium  latifolium,  Libanotis  montana,  Lonicera  Xylosteum,  Leontodon 
incanus,  Lychnis  dinrna,  Lilium  Martagon,  Moehringia  muscosa, 
Melampyrum  cristatinn  und  silvaticum,  Neottia  Nidtis  avis,  Orchis 
vstulala  und  0.  globosa,  Ophrys  myodes,  Orobanche  Galii,  Origanum 
vulgare,  Pleurospermum  austriacum,  Polygala  alpeslris,  Polemonium 
coeruleum,  Phyteuma  orbiculare,  Prunella  grandiflora,  Prenanthes 
purpurea,  Paris  quadrifolia,  Pyrethrum  corymbosum,  Ranunculus 
aconilifoUus,  Rosa  alpina,  Seseli  glaucum,  Silene  nemoralis,  Spi- 
raea  Aruncus,  Saxifraga  tridactylites,  Scabiosa  lucida,  Toßeldia 
calyculata,  Thesium  alpinum,  Teucriiim  Chamaedrys,  Valeriana 
Tripteris. 

Mit  wenig  Ausnahmen  sind  diese  Arten  zahlreich  zu  finden. 
In  Feldern  bei  Puszla  Pola  wächst  vereinzelt  Vicia  pannonica.  ~~ 
Hier  erreicht  man  das  obere  Straczenathal,  und  nach  halbstündiger 
Faiirt  im  Tliale  abwärts  das  Gasthaus  „zum  Spitzenstein."  Oberlialb 
desselben  liegt  an  einem  Bergabhange  der  felsige  Eingang  zur  Eis- 
höhle, an  welchem  sich,  vielleicht  eine  Folge  der  dem  Innern  aus- 
strömenden kalten  Luft  Soldanella  alpina  angesiedelt  hat. 

Die  ziemlich  breite  Thalsohle  zwischen  Puszta  Pola  und  dem 
Gasthause  wird  von  Brüchen  uud  quelligen,  torfigen  Wiesen  einge- 
nommen, in  welchen  zaiilreich  die  prachtvolle  Ligularia  sibirica 
Cass.  vorkommt,  an  den  torfigen  Plätzen  oft  in  Gesellschaft  von 
Swertia  perennis.  —  In  Neilreich's  Flora  von  Ungarn  wird  diese 
seltene  Pflanze,  soweit  ich  mich  erinnere,  an  drei  Standorten  ange- 
geben, nämlich  im  Komitate  Marmaros,  in  Erlenbüschen  am  Fusse 
des  Branisko  bei  Lipoc  im  Saroser  Komitate  cHaszlinzsky)  und  auf 
der  Nordseite  der  Kralova  Hola  bei  Vernärd  im  Komitate  Gömör. 
Der  letzlere  Standort  dürfte  wohl  der  älteste  bekannte  für  die  Flora 
Ungarns  sein,  da  schon  Mauksch  die  Pflanze  dort  angibt,  doch  scheint 
sie  in  neuerer  Zeit  nicht  wieder  gefunden  zu  sein. 

Ob  der  von  mir  gefundene  Standort  mit  demselben  identisch 
ist,  vermag  ich  nicht  anzugeben;  eine  genauere  Durchsuchung  der 
Gegend  wird  diess  erst  feststellen  können.  Bei  Vernar  sah  ich  mich 
nur  flüchtig  um,    und   es  schien  mir  überhaupt  eine  passende  Loka- 


226 

lität    für    die    Pflanze    nicht    vorhanden    zu    sein,    in    welchem   Falle 
Mauksch  die  Pflanze  vielleicht  an  demselben  Standpunkte  fand. 

Der  Ausflug  von  Poprad  nach  der  Eishohle  und  zurück  erfor- 
dert zu  Wagen  einen  Tag,  doch  wird  der  Botaniker  mit  Genuss  län- 
gere Zeit  hierauf  verwenden. 

Gnadenfeld,  im  Mai  1878. 


Zur  Flechtenfrage. 

Ton  Hugo  Zukal. 

Die  grosse  Aehnlichkeit  der  Sporenfrucht,  des  Spermagoniums 
und  des  ganzen  Hyphensysfems  der  Flechten  mit  den  gieichwerthigen 
Organen  der  Schlauchpilze  einerseits,  sowie  die  Aehnlichkeit  der 
Flechtengonidien  mit  gewissen  Algentypen  andererseits  legten  den 
Gedanken  nahe,  dass  die  Flechte  in  morphologischer  Beziehung  nicht 
als  ein  einheitlicher  Organismus  aufgel'assl  werden  kann,  sondern 
nur  als  die  Resultante  zweier  Componenten,  nämlich  einer  Alge  und 
eines  mit  ihr  im  Convivium  lebenden  Pilzes.  Ausgesprochen  wurde 
dieser  Gedanke  zuerst  von  dem  genialen  Forscher  de  Bary,  be- 
gründet und  weiter  ausgeführt  wurde  er  später  von  Schwendener 
und  Bornet.  Natürlich  fand  diese  Vorstellung  von  dem  eigenartigen 
Parasitismus  der  Flechtenpilze  auf  den  verschiedensten  Algenformen 
auch  ihre  Gegner,  und  zu  diesen  gehörte  —  weitaus  der  grösste 
Theil  der  Lichenologen.  Der  Streit  wurde  auf  beiden  Seiten  mit 
leidenschaftlichem  Eifer  geführt.  Die  Anhänger  der  Schwendener'- 
schen  Theorie  suchten  durch  scharfsinnig  angestellte  Experimente 
und  Kulturversuche  zu  beweisen,  dass  Flechtenhyphe  und  Askomy- 
cetenhyphe,  dass  Gonidium  und  Alge  nicht  nur  ähnlich,  sondern  auch 
identisch  sind.  Die  Gegner  des  Parasitismus  hingegen  bestritten  die 
Beweiskraft  der  angestellten  Kulturen  und  durchgeführten  Analogien 
und  hielten  hartnäckig  an  dem  einheitlichen  Charakter  ihres  „Liehen" 
fest.  Da  sie  sich  aber  im  Allgemeinen  mehr  auf  dem  Boden  der 
Negation  bewegten  und  keine  grösseren  positiven  Beobachtungen  in's 
Treffen  führen  konnten,  so  schien  sich  allmälig  der  Sieg  auf  die 
Seite  der  Vertheidiger  der  Schwendener'schen  Theorie  zu  neigen, 
und  diess  um  so  mehr,  als  auch  hochgefeierte  Namen,  wie  Sachs, 
ganz  entschieden  für  die  Vorstellung  des  Parasitismus  Partei  nahmen. 
Da  erschien  ganz  unerwartet  in  den  Verhandlungen  der  k.  k.  zool.- 
botanischen  Gesellschaft  in  Wien,  Jahrgang  1876,  eine  Abhandlung 
von  Arthur  Minks,  welche  sich  nichts  Geringeres  zum  Ziel  setzte, 
als  den  Nachweis  zu  liefern,  dass  die  Flechtengonidien  Abkömmlinge 
der  Hyphen  seien  und  in  ganz  eigenthümlichen  Organen  (die  er 
Gonangien  und  Gonocystien  heisst)  durch  endogene  Zellbildung  er- 
zeugt werden.    Man   mag  über  diese  Abhandlung  denken,    wie    man 


227 

will,  so  viel  ist  gewiss,  dass  sich  aus  der  Annahme  der  Richtigkeit 
der  Minks'sclien  Anschauungen  die  Falschheit  der  Schwendener-Bor- 
net'schen  Theorie  nolhwendig  ergibt  und  umgekehrt.  Fast  gleich- 
zeilig  mit  der  Abhandlung  des  A.  Minks  erschienen  zwei  Hefte  von 
E.  Stahl,  welciie  unser  Wissen  über  die  Entwicklung  der  Flechten 
wesentlich  fördern,  gleiciizeitig  aber  eine  Lanze  für  die  Theorie  des 
Parasitismus  brechen.  Das  1.  Heft  schildert  die  geschlechtliclie  Fort- 
pflanzung der  Collemaceen.  Indem  der  Verfasser  eine  neue  Befruch- 
tungslheorie  entwickelt,  gibt  er  zugleich  eine  beinahe  vollständige 
Entwicklungsgeschichte  i\es  Apotheciums  überhaupt,  und  hierin  liegt 
nach  meiner  Ansicht  der  Schwerpunkt  der  ganzen  Arbeit.  Von  der 
Richtigkeit  der  E.  Slahrschen  Vorstellungen  über  die  Entwicklungs- 
weise der  Apothecien  kann  sich  jeder  überzeugen,  der  das  nöthige 
Material  und  eine  GOOfache  Vergrösserung  zur  Verfügung  hat.  Mir 
ist  es  wenigstens  bei  Collema  microphyllum  und  Physma  compactum 
leicht  gelungen,  die  verschiedenen  Entwicklungsstadien  der  Sporen- 
frucht nnd  die  knotige  Trichogyne  zur  Anschauung  zu  bringen.  Das 
2.  Heft  „Ueber  die  Bedeutung  der  Hymenialgonidien"  erfreut  durch 
die  Mittheilung,  dass  es  zum  ersten  Mal  gelungen  ist,  zwei  Flechten 
aus  der  Spore  grosszuziehen,  ja  bis  zur  Geschlechtsreife  und  Apo- 
thecienbildung  zu  bringen;  es  sind  diess  die  Arten  Thelidium  ininu- 
tulum  Körb,  und  Endocarpon  pusillum  Hedwig.  Letztere  Species 
gehört  zu  der  Familie  der  Verrucariaceen,  Gattung  Staiirothele  Th. 
Fr.,  für  welche  das  Vorkommen  von  Längsreihen  kleiner  Gonidien 
zwischen   den   Fruchtschläuchen  des  Hymeniums   charakteristisch   ist. 

Mit  den  Sporen  werden  bei  der  Reife  auch  die  kleinen  Hyme- 
nialgonidien entleert.  Dieser  letzteren  Thatsache  nun,  nändich  der 
gleichzeitigen  Entleerung  der  Hymenialgonidien  und  Sporen  schreibt 
E.  Stahl  das  Gelingen  seines  Kullurversuches  zu.  Ich  wäre  hingegen 
geneigt,  das  Gelingen  weniger  den  Hymenialgonidien,  als  vielmehr 
dem  reichen  Wissen,  der  Umsicht  und  dem  praktischen  Geschick  des 
Experimentators  zuzuschreiben.  Aber  zugegeben,  dass  die  Gegenwart 
der  Hymenialgonidien  die  Entwicklung  der  Sporen  von  Endocarpon 
pusillum  und  auch  die  von  Thelidium  minululum  begünstigt,  ja  zur 
Thallusbildung  nolhwendig  ist  —  so  folgt  daraus  noch  nicht,  dass  es 
sich  bei  allen  Flechten  so  verhalle,  dass  bei  allen  Flechten  die  Bil- 
dung des  Thallus  an  die  Präexistenz  von  Gonidien  geknüpft  sei, 
dass  es  nie  gelingen  werde,  Flechten  allein  aus  den  Sporen  zu  ziehen; 
es  wäre  diess  ein  arges  fallacium  üctae  universalitatis. 

E.  Stahl  interprelirt  jedoch  die  Bedeutung  der  von  ihm  kon- 
slalirten  Thalsachen  in  einem  anderen  Sinne  und  gelangt  zu  dem 
Satze:  „dass  an  der  Zugehörigkeit  der  Flechten  zu  der  grossen 
Formenreihe  der  Askomyceten  nun  wohl  kein  Botaniker  mehr  zwei- 
feln wird."  Mit  der  Annahme  dieses  Satzes  wäre  der  Sieg  der 
Schwendener'schen  Theorie  entschieden.  Zu  einer  contradictorisch 
entgegengesetzten  Anschauung  gelangt  Arthur  Minks  durch  die  Ent- 
deckung seiner  Gonangien  und  Gonocysticn. 


228 

Die  Gonangien  sind  kleine,  dunkle  Knäuelchen  oder  trauben- 
fiirmige  Gebilde,  die  in  ihrem  Innern  winzige,  kantige,  blassgrüne 
Zellchen  (die  jungen  Gonidien  nach  Minks)  enthalten.  Sie  sitzen  stets 
auf  der  Spitze  einer  durch  Färbung,  Textur  und  Dicke  höchst  auf- 
fallenden Hyphe  „der  kurzgliedrigen  Sekundärhyphe."  Da  die  Go- 
nangien  bei  den  rindenbewohnenden  Flechten  sehr  weit  verbreitete 
Körper  sind,  so  kann  man  sich  dieselben  relativ  leicht  zur  An- 
schauung bringen,  wenn  man  nur  die  Vorsicht  gebraucht,  anstatt 
des  so  beliebten  Radialschnittes  den  Tangentialschnitt  anzuwenden. 

Besonders  gut  eignen  sich  zu  dergleichen  Untersuchungen  die 
Gattungen:  Mycoporum,  Microthelia,  Arthopyrenia,  Pyrenula,  Ar- 
thonia,  Lecanactis  etc.  Häufig  genug  trifft  man  die  Gonangien  übri- 
gens auf  der  äusserst  zarten  und  sich  freiwillig  in  Fetzen  ablösenden 
Epidermis  der  Birkenrinde  an.  In  diesem  Falle  braucht  man  nur  das 
Oberhäutchen  zuerst  in  Alkohol  zu  legen  (um  die  Luft  aus  demselben 
zu  vertreiben)  und  kann  dann  dasselbe  (ohne  jede  weitere  Präpara- 
tion) direkt  in  das  Wasser  des  Objektträgers  übertragen,  und  man 
wird  diese  äusserst  merkwürdigen  Organe  auch  ohne  Anwendung 
des  Messers  zu  sehen  bekommen. 

Die  Gonocystien  werden  ebenfalls  auf  der  Spitze  der  kurzglie- 
drigen Sekundärhyphe  entwickelt  und  kommen  fast  ausschliesslich  bei 
den  Steinflechten  vor.  Es  sind  diess  gelb  oder  bräunlichgelb  gefärbte, 
dickwandige,  blasenartig  angeschwollene  Zellen,  in  deren  Innerem  durch 
endogene  Zellbildung  grünlich  polyedrische  Zellchen  entstehen,  welche 
sich  nach  ihrem  Freiwerden  (durch  gallertige  Degeneration  der  Capsula 
gonangii)  rasch    vermehren  und  vergrössern. 

Auch  von  der  Existenz  dieser  Organe  kann  sich  jeder  leicht 
überzeugen  —  nur  dürfen  gewisse  Vorsichtsregeln  hiebei  nicht  ausser 
Acht  gelassen  werden.  Vor  allen  sind  zu  diesen  Untersuchungen  die 
Kalkflechten  zu  empfehlen,  weil  dieses  Substrat  durch  die  Einwirkung 
von  verdünnter  Salzsäure  vollständig  entfernt  werden  kann.  Sodann 
möge  man  die  Gonocystien  nicht  etwa  im  Thallus  suchen  —  dort 
findet  man  sie  nicht,  sie  sitzen  in  der  Regel  an  der  äussersten  Peri- 
pherie des  Thallus,  dort,  wo  man  mit  der  Lupe  kaum  noch  einen 
farbigen  Saum  bemerkt.  Hier  ist  das  Messer  anzusetzen  und  ohne 
Rücksicht  auf  dasselbe  die  Absprengung  vorzunehmen.  Legt  man  nun 
die  Sprengpartikelchen  über  Nacht  in  die  verdünnte  Salzsäure  und 
untersucht  am  nächsten  Morgen  das  zurückgebliebene  Thallusliäut- 
chen  unter  dem  Mikroskop,  so  erbält  man  ein  so  eigenartiges  Bild, 
dass  man  dasselbe  wohl  nie  wieder  vergessen  dürfte. 

Der  ganze  Hypothallus  ist  wie  übersäet  mit  Gonocystien  von 
allen  Grössen  und  Entwicklungsstadien.  Als  ich  dieses  reizende  Bild 
zum  ersten  Male  bei  Manzonia  Cautiana  Garov.  erblickte,  rief  ich 
freudig  erregt  ein  lautes  kvQ'^Kccl 

Ich  habe  es  bisher  absichtlich  vermieden  die  Collemaceen  zu 
erwähnen,  obwohl  man  gerade  bei  diesen  die  Gonocystien  als  blasige 
Auftreibungen  an  den  Enden  der  Hyphen  häufig  genug  —  fast  in 
jedem    Schnitte    findet,    weil    die    Gonocystien  der  Collemaceen    sehr 


229 

klein  und  auch  sonst  wenig  auffallend  sind,  wesslialb  es  den  Ver- 
tretern der  Schwendener's(,'hen  Theorie  nicht  schwer  fallen  kann, 
diese  Gebilde  im  Sinne  des  Parasitismus  zu  interpreliren.  Wer  aber 
ohne  vorhergefasste  Meinung  einen  Schnitt  von  Phijsma  compactum 
bei  einer  600fachen  Vergrösserung*)  sludirt,  dem  wird  es  auffallen, 
dass  die  Hyphen  —  als  Cylinder  aufgefasst  —  sich  nie  mit  ihren 
Mantelflächen,  sondern  stets  mit  ihrer  Spitze  und  immer  auf  dieselbe 
Weise  an  einzelne  gonidienartige  Zellen  legen.  Diese  Zellen  zeiclinen 
sich  vor  allen  anderen  grünlichen  Zellen  des  Tliallus  durch  ihre 
Grösse,  dickere  Membran  und  mattere  Färbung  aus;  wer  scharf  hin- 
sieht, wird  auch  unter  denselben  stets  eine  eigenlhümliche,  kleine, 
hyaline  Stutzzelle  bemerken,  welche  zwischen  Hyphe  und  Gonidial - 
zelle  eingeschaltet  ist.  Diese  grossen  grünlichblauen  Zellen  an  den 
Enden  der  Hyphen  sind  die  Multerzellen  der  sog.  „Nostocschnüre"  — 
also  echte  Gonocystien  im  Sinne  von  A.  Minks. 

Ich  habe  mich  nicht  gescheut,  in  der  Frage  über  das  Wesen 
der  Flechten  Stellung  zu  nehmen,  vt'iewohl  mir  die  Gefahr  des  Irrens 
bei  so  verwickelten  Organismen  —  wie  es  die  Lichenen  sind  — 
vollkommen  klar  ist.  Da  ich  aber  keinerlei  Art  von  Unfehlbarkeit  in 
Anspruch  nehme  und  auch  nicht  an  einer  gewissen  nervösen  Em- 
pfindlichkeit leide,  so  soll  es  mich  nur  freuen,  wenn  ich  von  gegne- 
rischer Seite  des  Irrthums  überwiesen  und  eines  Besseren  belehrt 
werden  möchte. 

Der  Zweck  dieser  Zeilen  ist  auch  gar  nicht  der,  ein  Gewicht 
in  die  Wagschale  gegen  die  Schwendener'sche  Theorie  werfen  zu 
wollen,  sondern  der,  die  Diskussion  über  die  Natur  der  Flechten  in 
rascheren  Fluss  zu  bringen,  nachdem  durch  die  Arbeiten  von  A.  Minks 
und  E.  Stahl  der  Gegensatz  der  Anschauungen  auf  die  Spitze  ge- 
trieben und  die  ganze  Frage  reif  geworden  zu  sein  scheint  zu  einer 
endgilligen  Lösung.  Es  wäre  daher  sehr  wünschenswerth,  dass  sich 
recht  viele  Botaniker  mit  jenen  Flechtenorganen  beschäftigen  möch- 
ten, die  A.  Mmks  Gonangien  und  Gonocystien  nennt,  —  doppelt  er- 
freulich aber  wäre  es,  wenn  diess  auch  von  gegnerischer  Seite,  z.  B. 
von  einer  so  ausgezeichneten  Kraft  unternommen  würde,  wie  es 
E.  Stahl  ist. 

Freudenthal,  am  1.  März  1878. 


*)  Ich  benutze  mit  grossem  Erfolge  System  Nr.  9  mit  Okular  III  des 
Rudolf  Wasserleiu  in  Berlin,  den  ich  wegen  seiner  tüchtigen  Leistungen  und 
erstaunlichen  Billigkeit  seiner  Instrumente  auf  das  beste  empfehlen  kann. 


Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  7.  Heft.  1878.  18 


230 

Vorläufige  Mittlieiliing 
über  das 

Cindosporiufn  Rö s ier  i  CM^n,  ^ 
und  den  „schwarzen  Brenner"  der  Rebe. 

Von  Emmerich  Räthay, 

Lehrer  an  der  k.  k.  önolog.   und  pomolog.  Schule  zu  Klosterneuhurg. 

Im  Jahre  1875,  also  ein  Jalir  früher,  als  Cattaneo  das  Clado- 
sporivm  Rösleri  auf  den  Blattern  der  Rebe  beobachtete  und  zum 
ersten  Male  beschrieb"),  veröffentlichte  ich^j  die  Beschreibung-  der 
äusseren  Symptome  einer  durch  einen  Pilz  verursachten  und  bis  da- 
hin in  der  Literatur  unbekannten  Traubenkrankheit,  welche  Ende 
September  und  Anfangs  Oktober  des  genannten  Jahres  in  zwei  dem 
Baron  Babo  gehörigen,  auf  Abhängen  der  Südseite  des  Weidling- 
thales  gelegenen  Weingärten  auftrat.  Die  Reben,  an  welchen  ich 
diese  Traubenkrankheit  beobachtete,  sahen  durchaus  nicht  gesund 
aus;  denn  sie  litten  auch  an  einer  Blaltkrankheit  und  waren  in  Folge 
dessen  seit  halbem  September  fast  gänzlich  entlaubt.  Die  wenigen 
Blätter,  die  sie  noch  trugen,  waren  gleich  den  abgefallenen,  die  auf 
der  Erde  lagen,  bräunlich  bis  schwärzlieh  geflockt  und  von  zahl- 
reichen Fruchtträgerfragmenten  eines  kleinen  Pilzes  besetzt,  den  ich 
(nach  Untersuchung  dieser  Fragmente)  als  identisch  mit  jenem 
erkannte,  welchen  v.  Thümen  in  seinem  Herb,  mycol.  oeconomicum 
mit  der  Etiquette: 

V,  Thümen,  Herb,  mycol.  oeconomicum 
217.   Sphaerella  Vitis  Fe  kl. 

Nied.-Oesterr. :  bei  Klosterneuburg  auf  lebenden  Weinblättern. 

Es  ist  diess  nur  der  Conidienpilz,    cnf.  Fuckel,   Symb.  mycol. 

p.   104.  —  Aug.  1874,   leg.  Prof.  Rössler. 

ausgab,  wesshalb  ich  die  Blätter  meiner  traubenkranken  Reben  als 
von  dem  Fuckel'schen  Conidienpilze  der  Sphaerella  Vitis  befallen 
hielt,  was  ich  auch  in  dem  oben  zitirten  Artikel  erwähnte.  An  glei- 
cher Stelle  machte  ich  ferner  auch  die  Bemerkung,  dass  um  Kloster- 
ncuburg  die  Sphaerella  Vitis  sehr  häufig  —  nach  Mittheilungen 
Babo's,  welcher  natürlich  nur  die  von  dem  Pilze  hervorgerufene 
Blattkrankheit,  nicht  aber  den  Pilz  selbst  beobachtete,  alljährlich 
und  in  den  meisten  Weingärten   —   die  beschriebene  Traubenkrank- 


*)  „Questo  funghetto  fu  scoperto  primamente  dal  dottor  Rössler  suile  viti 
di  Klosterneuburg  presso  A'ienna  e  fu  creduto  !a  forma  conidiofora  della  Sphae- 
rella vitis  Fuck.;'  nel  1876  voniva  studiato  dal  dottor  Cattaneo  nel  Laboratorio 
criltogamico  dl  Pavia  e  da  lui  denomir.ato  Clad.  Rösslen'-'-  (richtig  Rösleri) 
Pirotta,  Funghi  parassili  de!  Vitigni  p.  81. 

^)  Catlaneo  in  Bollett.  Comizio  Agrario  Vogheresp.  Seltembre  1876  cilirt 
nach  Pirolta's  Funghi  parassiti  dei  Vitigni  p.  80. 

*)  Weinlaube,  1.  Dezember  1875. 


231 

heit  aber  nur  sehr  seilen  auftrete,  welch'  letzleres  ich  daraus  schloss, 
dass  sie  dem  erfahrenen  Babo  unl)ekannt  war.  Um  den  Pilz,  welchen 
ich  als  die  Ursache  meiner  Traubenkrankheit  !)elrachlete,  für  iden- 
tisch mit  jenem  zu  erklaren,  welclier  die  Blallkrankheil  hervorrief 
und  von  mir  für  den  Fuckel'schen  Conidienpilz  der  Sphaerella  Vitis 
gehalten  wurde,  fehlte  mir  damals  jeder  Anhaltspunkt.  Im  vorigen 
Sommer  und  Herbste,  als  die  Trauben-  und  Blaltkrankheit  um  Weid- 
ling  wieder  erscliien,  ist  es  mir  nun  aber  geglückt,  zu  erkennen, 
dass  beide  Krankheiten  durch  einen  und  denselben  Pilz 
hervorgerufen  werden,  und  dass  dieser,  wie  der  Vergleicli  des- 
selben mit  den  von  Fuckel  in  seinen  Fungi  rlien.  ausgegebenen 
Exemplaren  der  Conidienform  der  Sphaerella  Vitis  (welche  mir  Herr 
Prof.  Dr.  A.  Kornhuber  nus  dem  Herbarium  des  k.  k.  polytechnischen 
Institutes  in  Wien  zu  leihen  die  Güte  halte)  zeigte  ei)ensowenig  wie 
der  von  v.  Thüinen  in  dessen  Herb,  mycolog.  oeconomicum  ausge- 
gebene Pilz  die  Fuckel'sche  Conidienform  der  Sphaerella,  Vitis,  son- 
dern, woNon  nun  auch  v.  Thümen  überzeugt  ist*),  das  Cladosporium 
Roesleri  Catfaneo's  ist. 

Meine  —  in  mehrfacher  Beziehung  neuen  —  Beobachtungen 
über  das  Clad.  Roesleri  sind  nun  die  folgenden: 

1.  Das  Cladosporium  Roesleri  Caftan.  ruft  eine  bei  uns  in 
Nieder-Oesterreich  als  „schwarzer  Brenner"  bekannte  und  da- 
selbst häufig  epidemisch  auflreiende,  eigenlliütnliche  Krankheit  der 
Bebe  iVitis  vinifera  L.)  hervor. 


')  V.  Thümen  schrieb  mir  in  dieser  Beziehung  am  24.  Mai  d.  J. :  „Auf 
Ihre  Anfrage  wegen  der  in  meinem  ..Herbaiiiim  raycolot,'iciim  oeconomicum'-'- 
siib  nr.  217  ausgegebenen  Sphaerella  Vitis  beehre  ich  mich,  Ihnen  mitzutheilen, 
dass  unter  dieser  Nummer  ein  ganz  anderer  Pilz  verlheiU  ward  und  zwar  das 
später  sub  nr.  419  edirte  Cladosporium  Roesleri  Gatt,  (mein  Name  Clad.  pestis 
muss  fallen,  da  Caltaneo  den  seinigjn  um  zwei  Monate  früher  publizirte,  eine 
Thatsache.  welche  ich  erst  nach  längerer  Zeit  erfuhr).  Mein  damaliger  IrrLhuni 
wurde  dadurch  veranlasst,  dass  die  Exemplare  des  mir  zugesendeten  Pilzes 
liusserst  dürftig  und  nicht  instruktiv  waren,  auch  der  Pilz  bereits  jenes  Stadium 
erreicht  hatte,  in  welchem  seine  besonderen  Characterislica  nicht  mehr  erkenn- 
bar waren.  Da  nun  von  der  wirklichen  Sphaerella,  dem  Schlauchpilze,  gar 
keine  Rede  sem  konnte,  dieser  Name  aber  auf  der  Etiquette  stand,  ich  bei 
einer  mikroskopischen  Prüfung  dann  einen  Hyphomyceten,  wenn  auch  nicht 
mehr  gut  beslimmhiir,  vorfand,  so  war  nichts  näherliegend  als  die  Kombination 
mit  dem  Fuckerschen  Conidienpilz.  Aus  diesem  Grunde  fügte  ich  der  Etiquette 
die  Worte  zu:  „Es  ist  diess  nur  der  Cünidien[tilz.'"  In  meinem  „Pilze  des  Wein- 
slockes'-'  finden  Sie  auf  S.  167  dasselbe  angegeben.  —  Eine  Vergleichung  der 
Nummern  217  und  419  des  „Heibariuin  myeologicum  oeconomicum"-  illustrirt 
am  besten  diese  Auseinandersetzung  und  macht  den  damals  sich  eingeschlichen 
habenden  Irrlhum  leicht  begreiflich." 

Dieser  Zuschrift  v.  thümen's  gegenüber  erlaube  ich  mir  nur  die  einzige 
Bemerkung  zu  machen:  Es  ist  mir  unerklärlich,  d;iss  v.  Thümen  in  seinem 
Herb,  mycolog.  oecononiicum,  welches  ofTenbar  weniger  für  Gelehrte,  als 
für  landwirthschaftliche  Schulen  und  praktische  Landwirthe  bestimmt  ist,  Dinge 
ausgibt,  welche  er  —  der  Mykologe  —  selbst  als  „äusserst  dürftig  und  nii'ht 
instruktiv'-'  als  „nicht  mehr  gut  bestimmbar-'  bezeichnet. 

18  '' 


232 

2.  Entsprechend  dem  [Iinslande,  dass  das  Clad.  Roesleri  zuerst 
stets  nur  die  Biäller,  spater  aber  häufig-  auch  die  Trauben  befällt, 
ist  die  von  iliin  hervorgerufene  Kranldieit  der  Rebe  in  ihren  früheren 
Stadien  ausnahmslos  eine  Blattkrankheit,  in  ihren  späteren  Sta- 
dien aber  häufig  auch  eine  Traubenkrankheit. 

3.  Die  Disposition  für  die  Infection  niit  dem  Clad.  Roesleri  ist 
bei  verschiedenen  Sorten  der  Vitis  rinifh-a  eine  verschiedene, 
sie  ist  bei  dem  rothen  und  weissen  —  und  dem  Petersilien-Gutedel 
grosser  als  bei  dem  Tnuniner,  und  sie  scheint  vielen  Sorten  (Ochsen- 
auge, blauer  Damascener,  frührother  Velteliner,  gelbe  Seidentraube, 
frühblauer  Burgunder,  grüner  Syhaner,  Berberisfraube,  rauchfarbige 
Zimmttraube,  gelber  Muskateller,  blauer  Portugieser,  Muskatalexan- 
driner, weisser  Steinschiller,  VOres  Dinka,  Slankamenka)  ebenso  wie 
der  Vitis  Labrusca  L.  gänzlich  zu  fehlen. 

4.  Das  Cl.  Roesleri  befällt  zuerst  stets  nur  die  Gut  edel  und 
scheint  daher  übeihaupt  nur  in  solchen  Weingärten  vorzukommen, 
in  denen  diese  Sorten  vertreten  sind^). 

5.  Das  Cl.  Roesleri  befällt  die  horizontal  gezogenen  Aesle  der 
Rebe  viel  stärker  als  die  vertikal  gezogenen,  und  insoferne  ist  die 
Kullurmethode  nicht  ohne  Einfluss  auf  den  Grad,  in  welchem  die 
Rebe  an  dem  schwarzen  Brenner  erkrankt. 

6.  Der  Verlauf  der  von  dem  Cl.  Roesleri  hervorgerufenen  Blatt- 
krankheit ist  der  folgende:  Vom  Juli,  häufig  aber  erst  vom  August 
an  entstehen  zunächst  auf  den  untersten  Blättern  und  zwar  auf  der 
Unterseite  der  Blattspreiten  und  zwischen  den  Nerven  erst  wenige, 
bald  aber  viele  kleine,  olivenfarbige  Raschen,  welche  sich  rasch 
vergrössern  und  sich  dort,  wo  mehrere  miteinander  in  Berührung 
stehen,  zu  grosseren  Rüschen  vereinigen.  Indem  nun  das  über  den 
Raschen  befindliche  Blattgewebe  allmälig  vertrocknet  und  sich  bräunt, 
werden  auf  der  Oberseite  der  Blätter  mehr  und  mehr  trockene  und 
braune  Flecke  sichtbar,  bis  endlich  die  Blätter,  der  Krankheit  erlie- 
gend, abfallen.  Von  den  untersten  Blättern  verbreitet  sich  die  Krank- 
lieit  in  allen  ihren  Stadien  auf  die  höher  und  höher  stehenden  in 
solcher  Abstufung,  dass  die  obersten  noch  ganz  gesund  sind,  wenn 
die  nächst  tieferen  die  olivenfarben  Raschen,  die  noch  weiter  unten 
befindlichen  die  braunen,  trockenen  Flecken  zeigen,  und  bei  den 
untersten  der  frühe  Laubfall  seinen  Anfang  nimmt,  welchen  das  Cl. 
Roesleri  stets  verursacht,  wenn  es  auf  der  Rebe  auftritt.  Beginnt 
aber  einmal  dieser  Laubfall,    so   betheiligen  sich  an  demselben  in  so 


')  Wenn  v.  Tbümen  in  seinem  Herb,  myeoloa;.  oeconomicum  zu  Nr.  419 
schreibt:  „Nicht  alle  Sorten  scheinen  gleich  empfänglich  zu  sein,  jedenfalls  tritt 
der  Pilz  (das  Cladosporium  Roesleri)  am  frühesten  und  massenhaftesten  auf 
dem  „rothen  Sylvaner"  resp.  „Zlerfahnler"  auf,  und  ist  diese  Sorte  als  Infections- 
herd  zu  betrachten,  von  wo  aus  die  anderen  angesteckt  werden",  irrte  er  sich 
jedenfalls  in  der  Bestimmung  der  Rebsorte,  welche  nach  dem  ausgezeichneten 
Ampelographen  Freiherrn  von  Babo  kein  rother  Sylvaner,  sondern  rother  Gut- 
edel ist. 


233 

rasclier  Folge  immer  höher  und  höher  befestigte  Bhitter,  dass  die 
Reben  gewöhnlich  bis  Milte  September  bis  in  einer  Höhe  von  2  Fuss 
über  dem  Boden  entlaubt  sind.  In  der  zweiten  Htilt'le  des  Septembers 
wird  tlann  der  Laubfall  und  zwar  in  demselben  Masse  geringer,  als 
um  diese  Zeit  die  Schmdligkeit,  mit  der  sich  die  Zahl  und  Ausdeh- 
nung der  olivenfarben  Rüschen  und  braunen  vertrocluielen  Flecken 
auf  den  Blattern  vergrössert,  abnimmt.  Das  noch  übrige  Laub  der 
von  den»  Cl.  Roesleri  befallenen  Reben  endigt  schliesslich  in  der- 
selben Weise  wie  jenes  der  gesunden. 

Dieser  frühere  Laubfall  der  von  dem  Cl.  Roesleri  befallenen 
Reben  hat  mit  dem  normalen  herbsl liehen  Laubfall  in  zweifaclier  Be- 
ziehung die  grösste  Aehnlichkeit,  denn  erstens  lösen  sich  in  beiden 
Fallen  entweder  erst  die  Spreiten  und  dann  die  Stiele  der  Blatler 
oder  gleich  die  ganzen  Blatter  in  den  sdgen.  Trennungsschichten*) 
los,  welche  am  Grunde  der  Blattspreiten  und  Blattstiele  vorhanden 
sind.  Zweitens  wird  der  eine  wie  der  andere  Laubfall  durch  die 
Verminderung  der  Transspiration  der  Blatter  hervorgerufen,  welche 
vor  dem  herbstlichen  Laubfall  in  Folge  von  Temperaturerniedrigung, 
verminderter  Lichtwirkung,  Verminderung  der  Saugkraft  des  Blattes  '), 
vor  dem  früheren  Laubfall,  der  von  dem  Cladosporiwn  befallenen 
Reben  aber  in  Folge  des  Vertrocknens  der  von  den  olivenfarben 
Raschen  besetzten  Stellen  der  Blattspreiten,  welche  so  für  die  Trans- 
spiration unbrauchbar  werden,  eintritt.  (Ob  vor  dem  letzteren  Laub- 
fall die  für  die  Rebe  werthvollen  Stoffe  in  ähnlicher  Weise  wie  vor 
dem  herbstlichen  Laubfall  ^)  in  die  ausdauernden  Organe  der  Pflanze 
übergeführt  werden,  oder  ob  sie  in  den  Blättern  verbleiben  und  mit 
diesen  zu  Boden  fallen,  darüber  habe  ich  vorläufig  keine  genügenden 
Untersuchungen  angestellt.) 

7.  Die  von  dem  Cl.  Roesleri  hervorgerufene  Traubenkrankheit 
verläuft  in  folgender  Weise:  Beiläufig  Mitte  August,  d.  i.  in  einer 
Zeit,  in  welcher  der  durch  den  eben  genannten  Parasiten  hervor- 
gerufene Laubfall  der  Rebe  öfter  schon  seinen  Anfang  nimmt,  treten 
auf  einer  geringen  Zahl  von  Trauben  dieselben  olivenfarben  Raschen 
wie  auf  den  Blättern  auf.  Sie  erscheinen  hier  gewöhnlich  erst  auf 
dem  oberen,  dann  auch  auf  dem  unteren  Theile  einzelner  Beeren- 
stiele und  zuletzt  auch  noch  auf  den  Rispenzweigen,  an  welchen  sich 
jene  unmittelbar  befestigen.  Speziell  auf  den  Beerenstielen  treten  sie 
oft  so  zahlreich  auf,  dass  diese  wie  in  einen  grünen  Sainml  einge- 
hüllt erscheinen.  Sind  nun  einmal  die  olivenfarben  Raschen  auf  ein- 
zelnen Beerenstielen  einiger  Trauben  erschienen,    so  treten  sie  dann 


')  Der  Umstand,  dass  sich  im  Blatte  von  Vitis  vinifera  zwei  Tronnungs- 
schicliten,  nämlich  eine  am  Grunde  des  Blattstieles  und  eine  am  Grunde  der 
Blattspreite  bilden,  zeigt  deutlich,  dass  dasselbe  gleich  dem  Blatte  von  Ampe- 
lopsis  quinquefolia  Mich.,  welches  im  Herbste  in  seine  5  BläUchen  und  seinen 
Blattstiel  zerfällt,  ein  zusammengesetztes  Blatt  ist. 

*)  Wiesner,  Untersuchung  über  die  herbstliche  Entlauhvmg  der  Holzge- 
■wächse.  Sitzungsber.  d.  kais.  Akad.  d.  Wiss.  Wien  1871,  p.  44. 

»)  Sachs,  Lehrb.  d.  Bot.,  4.  Aufl.,  p.  682. 


234 

täg-lich  auf  frischen  Trauben  und  aucli  auf  neuen  Beerenslielen  der 
bereits  befallenen  Trauben  auf,  und  so  geht  es  fort,  so  lange  die 
unreifen  Beeren  in  raschem  Wachst hum  begriffen  sind.  Wie  aber 
dieses  aufhört,  d.  i.  kurze  Zeit  vor  dem  Eintritt  des  Karbens  und 
Weichwerdeus  der  Beeren  tritt  erst  an  einzelnen,  bald  aber  an  den 
meisten  jener  Beeren,  deren  Stiele  mit  olivenfarben  Raschen  besetzt 
sind,  eine  ganz  neue  Erscheinung  ein,  indem  sich  die  Beeren  von 
der  Insertionsstelle  des  Stieles  aus  meist  rund  um  diese  herum  ge- 
wohnlich bis  zu  ilirer  oberen  Hälfte  harten  und  pflaumenblau  färben. 
Ausnahmsweise  entstehen  hierauf  noch  auf  dieser  entweder  ein  oder 
mehrere  harte  und  pflaumenblaue  Flecken,  ja  in  höclist  seltenen 
Fällen  entstehen  derartige  Flecken  auf  dem  oberen  Ende  der  Beeren, 
während  die  Härtung  und  Bläuung  am  Grunde  derselben  unterbleibt. 
Mr)gen  sich  nun  aber  die  Beeren  an  ihrer  Basis,  was  gewöhnlich, 
oder  aber  an  ihrem  oberen  Ende,  was  nur  ausnahmsweise  geschieht, 
härten  und  bläuen,  so  reifen  sie  sowohl  in  dem  einen,  als  auch  dem 
anderen  Falle  stets  früher  als  sonst.  Am  schönsten  kann  man  diess 
bei  dem  rothen  Gutedel  beobachten,  indem  an  dessen  Trauben  alle 
Beeren  mit  harten  und  pflaumenblauen  Stellen  bereits  zu  einer  Zeit 
durch  ihre  rothe  Farbe  auffallen,  in  welcher  die  normalen  Beeren 
noch  vollkommen  grün  erscheinen.  Nach  dem  Auftreten  der  blauen 
und  harten  Stellen  auf  den  Beeren  vertrocknen  dann  die  von  den 
olivenfarben  Raschen  besetzten  Theile  ihrer  Stiele,  in  Folge  dessen 
diese  so  brüchig  werden,  dass  sie  bei  der  Schwere  der  an  ihnen 
befestigten  Beeren  häufig  schon  bei  so  geringen  Erschütterungen  der 
Trauben,  wie  solche  z.  B.  mit  dem  Abschneiden  derselben  verbunden 
sind,  abbrechen  und  sammt^^diesen  zu  Boden  fallen.  Schliesslich 
schrumpfen  die  harten  und  blauen  unteren  Hälften  vieler  kranker 
Beeren  um  die  aus  ihren  Stielen  in  sie  eintretenden  Gefässbündel 
derart  ein,  dass  diese  aus  den  Beeren  heraustreten  und  die  Beeren 
oft  schon  bei  der  leisesten  Berührung  zu  Boden  fallen.  Dass  die 
eben  beschriebene  Traubenkranklieit  mitunter  wirklich  fast  die  ganze 
Weinernte  zu  verderben  vermag,  davon  überzeugte  ich  mich  im 
Vorjahre  in  einem  nahe  bei  Weidling  gelegenen  und  dem  Baron 
Babo  gehörigen  Weingarten,  in  welchem  bis  zur  zweiten  Hälfte 
des  Septembers  fast  sämmtliche  Trauben  von  dieser  Krankheit  er- 
grifTen  wurden. 

(Scliluss  folgt.) 


Berichtigung'en 


zam  Referate  Nr.  27  anf  S.  686  in  Just's  botanischem  Jahresberichte, 

lY.  Jahrgang,   1876. 

Unter  Nr.  27  wird  von  Herrn  Borbäs  über  meine  in  den  Mit- 
theilungen der  Ungar.  Akademie  d.  Wiss.  erschienene  Abhandlung: 
„Die  Entwicklung  der  Vegetation  in  der   Umgegend  Fiumes"  referirt. 


235 

Der  Inhalt  meiner  Arbeit  ist  getreu  wiedergegeben;  unberück- 
sichligt  ist  nur  jener  Absclinill  geblieben,  in  welchem  ich  mich  über 
die  Wärmekapazität  des  Kalkbodens  bei  Fiume  und  dessen  Eintluss 
auf  den  Verlauf  der  Vegetation  geäussert  habe.  Meinerseits  aber 
können  die  kritischen  Bemerkungen,  die  der  Herr  B.  seinem  Referate 
hinzuzufügen  für  nothwendig  erachtete,  nicht  unberücksichtigt  bleiben, 
um  so  weniger,  da  jene  nur  zu  geeignet  sind,  die  Leser  des  bot. 
Jahresberichtes,  denen  die  Flora  Fiumes  nicht  bekannt  ist,  irre  zu 
führen;  da  ich  aber  die  erwähnte  Flora  aus  eigener  Anschauung  kenne 
und  sie  auf's  eifrigste  mit  der  hiesigen  verglichen  habe,  so  kann  ich 
meine  Berichtigungen  mit  gutem  Gewissen  veröfFentlichen. 

Herr  B.  erwähnt; 

1.  y^Anthyllis  Vulneraria  sei  die  Form  A.  tricolor  Vukot." 

Diese  Pflanze  habe  ich  bei  Fiume  selbst  gesehen  und  konnte 
mich  nicht  erinnern,  sie  von  der  bei  Wien  und  Budapest  gesam- 
meilen verschieden  gefunden  zu  haben.  Die  Autoren  der  Flora 
croatica  haben  in  derselben  au(-h  keine  Form  .^tricolor'-'-  aufge- 
stellt, und  würde  ich  dieselbe  auch  nach  den  Erläuterungen  v. 
Kerner's  (Vegetationsverhältnisse  Nr.  402)  nicht  anerkennen. 

2.  „Ornithogalum  narbonense  und  pyrenaicum  sind    0.  slachyoides 
Schult.« 

Dies  bezüglich  wird  wohl  der  Herr  B.  sich  aus  den  citirlen 
Vegetationsverhältnissen  Nr.  1677  nähere  Aufklärung  verschatFt 
haben;  obwohl  er  jüngst  im  hiesigen  Organ  des  Mittelschulver- 
eines erklärte,  sich  nicht  der  Ansicht  v.  Kerner's  anschliessen 
zu  können. 

3.  ^Silene  inflafa  =  S.   Tenor eana  Coli." 

Diese  Pflanze  stellt  Boissier  in  Fl.  Orient.  I.  p.  628  als  Sy- 
nonym zu  S.  iriflata  und  sagt:  „S.  Tenor  eana  Coli.  Herb. 
Pedem.  I.  p.  328  est  forma  foliis  angustioribus  sed  quae  meo  sensu 
a  typo  eliam  ut  varietas  liinitibus  circumscribi  non  potest."  Nach 
meinen  eigenen  Beobachtungen  kann  ich  mich  nur  der  Anschau- 
ung Boissier's  anschliessen.  Auch  Freyn  in  seiner  klassischen 
Arbeit  über  die  Flora  von  Südistrien  p.  290  weiss  nichts  von 
einer  S.   Tenoreana. 

4.  „Verbascum  Blatlaria  =  V.  repandum  Willd." 

Der  R.  hat  es  bereits  wiederholt  versucht,  mit  dem  Herba- 
riumexemplare Willdenow's  die  bekannte  Pflanze  Linne's  zu  ver- 
drängen. Nach  einer  genauen  Vergleichung  meiner  bei  Fiume 
und  auf  den  Oiiarneroinseln  gesammelten  Exemplare  mit  denen 
anderer  Gebiete  kann  ich  keine  Unterschiede  finden  und  bequeme 
mich  der  Schreibweise  bekannter  Autoren. 

5.  y^Colchicum  autumnale  und  Salvia  pratensis  scheinen  C.  Kuchii 
Pari,  und  S.  Bertolonn  Vis.  zu  sein". 

Erslere  Pflanze  habe  ich  am  20.  Sept.  1875  im  Dragathale, 
letztere  an  mehreren  Punkten  bei   Fiume  gesammelt;    Neilreich, 


236 


Reuss.  halten   S.   Bertolonü  Vis.   nur  für    eine  kleinblüthige   S. 
pratensis.  Erstere  ist  bestimmt  Colchicum  autumnale. 
Budapest,  am  16.  Mai  1878. 

Dr.  M.  Staub. 


Das  Pflanzenreich 
auf  der  )l^'ieiier  Weltaiisstelliiiig  im  Jahre  1878. 

Notizen  über  die  expoiiirleii  Pflanzen,  Pilaiizenrohstoll'e  und  Produkte,  sowie  über  ihre  bildlichen  Darstellunjjen. 
Von  Franz  Antoine. 

(Fortsetzung.) 

Schweden. 

In  bedeutender  Menge  entfaltete  dieses  Kiinigreicli  seine  Landes- 
produkte in  Cerealien.  Sowohl  einzelne  Aussteller  als  Kollektiv-Aus- 
stellungen gaben  viele  Proben  von  Getreidesorten  und  Samenprodukten 
ab,  und  selbst  Weizen  und  Roggenpflanzen,  welche  über  den  nörd- 
lichen Polarkreis  hinaus  aufwuchsen,  wurden  eingesendet.  Weiter 
fanden  sich  Sommer-  und  Winterweizen,  nackte  Gerste  und  Erbsen, 
sowie  Samen  von  Pimis  Abies  und  P.  pectinata  vor. 

Holzsorten  waren  durch  Fourniere  aus  Birken-  und  Eichenholz  und 
Holz  zu  Resonanzböden,  dann  Fichten-  und  Tannenstiimmen  vertreten, 
auch  der  Verbrauch  zur  Kohle,  Tannengerbelohe,  Terpentin,  Holz- 
theer  und  Holzpapiermasse  etc.  war  durch  Proben  vorgewiesen,  letz- 
tere aber  wird  nicht  nur  aus  Tannenholz,  sondern  auch  aus  Pappel- 
holz bereitet. 

Oele  waren  vorzugsweise  durch  Leinöl  vertreten. 

Unter  den  Genuss-  und  Nahrungsmitteln  waren  Mehlsorten  er- 
sichtlich, dann  folgte  Zucker,  Cichorien,  verschiedenartig  zubereitet 
und  das  in  Schweden  sehr  beliebte  Gericht,  nämlich  Konserven  aus 
Sumpfbrombeeren  oder  Multabeeren  {Ruhus  Chamaemorns  L.)  und 
Preiselbeere   {Vaccinium  Vitis  idaea  L.). 

Mit  anderen  geistigen  Getränken  erschien  auch  Pomeranzen- 
branntwein, Spiritus  aus  Rennthiermoos,  Essigspiritus,  endlich  auch 
Weinessig. 

Schweiz. 

Die  Holzmuster,  welche  aus  der  Schweiz  stammten,  enthielten 
Resonanzholz  aus  Ahorn-  und  Fichtenstämmen,  dann  unter  jenen, 
welche  zu  weiteren  technischen  Zwecken  dienen,  Holz  von  Pinus 
Cembra  L.,  Abies  excelsa  DC,  Larix  europaea  DC.  und  Juglans 
regia  L.,  welches  letztere  auf  Fourniere  zersägt  wird.  Ein  organo- 
logisches  Herbar,    aus  90  Tafeln  bestehend,    stellte  Prof.  Menzel  aus. 


237 

Ausser  mehreren  Getreidesorten,  worunter  Hafer  in  Brote  ge- 
presst  sich  vorfand,  gab  es  auch  Futterkräuter  und  unter  diesen  ge- 
mahlenen Klee  und  Alpenheu. 

Zu  Flachs  in  verschiedenen  Stufen  der  Verarbeitung,  Reiswur- 
zeln zur  Anfertigung  von  Bürsten  reihten  sich  Kollektionen  von  Ta- 
bak im  rohen  Zustande  und  zum  Genüsse  verarbeitet,  an. 

Unter  den  Nahrungsmitteln  waren  viele  Obstsorten  im  gedörrten 
Zustande  und  unter  den  geistigen  Getranken  rothe  und  weisse  Weine, 
Wermuth,  Weindrusenbranntwein,  Enzian-,  Wachholder-,  Zwetschken- 
und  Kirschenwasser,  letzteres  in  verschiedenen  Jahrgängen. 

Die  Präparate  aus  Medizinalpflanzen  erzeugt,  enthielten  an  Oelen: 
Oleum  Absinihii,  Juniperi,  Carvi  etc.,  ferner  Aconitin,  Piperin,  Colo- 
cynthin  nebst  mehreren  Extrakten  aus  Belladonna,  Aconit  und  anderen 
Pflanzen. 

Deutsches  Reich. 

Ein  Blick  auf  die  umfangreichen  Bauten  geworfen,  welche  das 
deutsche  Reich  für  seine  Ausstellungsgegenstände  aufl'ührte,  reicht  hin, 
um  einen  Begriff"  von  der  Grösse  und  Reichhaltigkeit  der  Ausstellung 
zu  erlangen.  Aber  nicht  die  weitläufigen  Aussenbauten  allein  waren 
mit  den  zahlreichen  Produkten  gefüllt,  sondern  auch  ein  grosser  Theil 
des  gewaltigen  Zirkelbaues,  der  Rotunde,  und  ein  weites  Flächen- 
ausmass  der  Maschinenhalle  war  damit  bestellt. 

Eine  detaillirte  Aufzählung  der  ausgestellten  Produkte  zu  geben, 
würde  zu  weitläufig  werden  und  eine  öftere  Wiederholung  zur  Folge 
haben,  ich  beschränke  mich  daher  nur  auf  allgemeine  Angaben, 

Die  Gartenanlagen,  welche  deutsche  Gärtner  schufen,  waren  mit 
prächtig  gezogenen  Nadelhölzern  in  vielen  Gattungen  und  Arten  be- 
pflanzt, auch  Laubholz-Kollektionen  in  Töpfen,  wobei  man  namentlich 
Quercns-Ar\en  unendlich  reich  vertreten  fand,  wurden  in  überraschen- 
der Menge  eingesendet,  und  unzählige  Rosenbiiumchen  begrüssten 
die  Besucher  mit  dem  köstlichen  Wohlgeruch,  der  ihrer  bezaubernden 
Blumenkrone  entstieg.  Namentlich  Hamburg  und  Erfurt  waren  die 
beiden  Plätze,  welche  mit  immergrünen  Gehölzen  imponirfen. 

In  mehr  als  150  Stammdurchschnilten  stellten  die  preussischen 
Staaten  ihre  gangbarsten  Holzarten  auf,  ferner  Resonanz-,  Klaviatur- 
und  Schachtelholz,  Holzstifte  und  Holzdraht  aus  Tannen-  und  Kiefern- 
holz, die  vorzugsweise  aus  bairischen  Waldungen  herstammten.  Zu 
den  Rindenproben  und  den  Harzprodukten  gehörten  dann  die  aus  den- 
selben gewonnenen  Präparate,  als  Kienruss  etc.,  dann  die  verschie- 
denen Utensilien  und  vielen  Schriften,  welche  über  Forsikultur  lian- 
deln.  Prof.  Neubauer  (Wiesbaden)  legte  eine  eigene  Abhandlung 
über  den  Gerbestuffgehalt  der  Eichenrinde  vor,  so  wie  auch  speziell 
Geräthe  zum  Abschälen  der  Rinde  zum  weiteren  Verbrauch  anderen 
Orts  ersichtlich  wurden. 

Zur  Papierbereilung  gab  es  Proben  von  Holzmehl  und  Fichten- 
holzstoff', sowie  auch  fertige  Papiere  aus  Fichten-  und  Aspenholz, 
dann  aus  Hanf  und  Pappe  aus  Stroh  bereitet. 


238 

Die  Produkte  des  Feldbaues  waren  in  reichlialligen  Kollektioneri 
und  Kollekliv-Ausstellung'en  von  Gelreidearten  und  Fuüerkriuitern 
etc.  vorhanden.  Johannis-,  Correns-  und  Scliilf-Rog-gen,  Kalina-Gerste, 
podolischen,  vt^eissen  und  rothen  Weizen.  Erbsen  von  Eldena  allein 
waren  in  einer  Sammlung  von  80  Sorten.  Württemberg  und  Sachsen 
lieferte  Getreidemuster  (ersleres  über  80  Sorten)  und  Futterkräuter- 
Samen,  Hessen  Wiesen-,  Wald-  und  forstwirthschaftliche  Sämereien, 
Baiern  mehr  als  300  Gläser  mit  Getreide-  und  Gemüse-Sämereien 
und  die  bairische  landwirthschaftliche  Fortbildungsschule  gab  ihre 
Wirksamkeit    durch    Abhandlungen    in    22  Foliobänden   zu   erkennen. 

Die  landwirthschaftliche  Versuchsstation  der  Provinz  Branden- 
burg übermittelte  Tafeln,  welche  sich  auf  die  Lebensverhältnisse  land- 
wirlhschaftlicher  Kulturgewächse  bezogen.  Die  agrikultur-chemische 
Versuchsstation  zu  Dalme  brachte  200  pflanzenanatomische  Präparate, 
ferner  gab  es  Tableaux  über  Gras-  und  Kleesamen,  wie  auch  meh- 
rere landwirthschaftliche  Herbarien  und  die  landwirthschaftliche  Aka- 
demie Eldena  machte  durch  Modelle  die  verschiedenen  Veredlungs- 
melhoden  ersichtlich.  Ed.  Müller  in  Baiern  setzte  aus  natürlichen 
Zweigen  38  Modelle  zusammen,  welche  die  wesentlichsten  Gestal- 
tungen von  Formobstbäumen  darstellte. 

Mit  den  der  Hortikultur  angehorigen  getrockneten  Blumen,  Im- 
mortellen etc.,  die  jetzt  einen  nicht  unbedeutenden  Handelszweig 
bilden,  tritt  Erfurt  in  den  Vordergrund,  Dasselbe  gilt  auch  für  Sä- 
mereien des  Gartenbaues. 

In  grosser  Menge  waren  die  Hopfenmuster  gelagert.  Baiern 
füllte  368  Gläser  mit  ihrem  Landesprodukt,  und  aus  Bamberg  allein 
lagen  56  würfelförmig  gepresste  Hopfenmuster  auf.  Die  Einführung 
der  Drahtfäden  anstatt  der  früher  üblichen  Hopfenstangen  findet  in 
diesem  Lande  allgemeine  Anwendung. 

Elsass  und  Baden  lieferten  reichlich  Hanf,  Hannover,  West- 
phalen,  namentlich  aber  Schlesien  Flachs  und  Schleswig- Holstein 
ganze  Pflanzen  und  Samen  von  Lein,  ebenso  war  Seegras  (Zostera 
marina)  im  rohen  und  gesponnenen  Zustande  (Baden)  oder  zu  Matten 
verarbeitet  vorhanden. 

Mit  Tabak  bebaut  das  deutsche  Reich  25.000  Hekt.  Landes, 
wovon  Baiern  allein  7600  Hekt.  zufallt.  Am  meisten  jedoch  erzeugt 
man  am  Mittelrhein,  und  unter  den  zahlreichen  Proben  im  rohen 
Blatte  oder  in  fertiger  Verarbeitung  trugen  auch  Elsass  und  Lothringen 
ihren  Theil  bei. 

Dem  Weinbau  Deutschlands  fallen  125.000  Hekt.  Landes  zu. 
In  beiläufig  30  Methoden  wird  die  Weinpflanze  angezogen  und  die 
meisten,  zugleich  aber  auch  die  edelsten  Weine  liefern  die  Ufer  des 
Rheins.  Bei  dieser  Musterausstellung  war  Baden,  Württemberg  und 
Elsass  ebenfalls  sehr  bedeutend  betheiligt. 

Bei  den  Weinsorlen  sind  auch  die  vielen  Obstweine  und  dann 
die  Essigsorten  zu  erwähnen. 

Mit  Spirituosen  waren  die  Mustersammlungen  reichlich  bestellt. 
Es  wird  ausgewiesen,   dass  über  vier  JVIillionon  Scheffel  Getreide  und 


23Ü 

27  Millionen  Scheffel  Kartoffeln  zur  Erzeugung  von  Branntwein  ver- 
arboilet  werden,  und  unendlich  oft  begegnete  man  den  Bezeichnungen 
Korng'enevre,  Liqueure,  Coguac,  Bismarck-Tropfen,  Alter  Schwede  und 
Essenzen,  dann  Sprit,  Karloffelsprit,  Kümmel  aus  Getreide,  Brom- 
beeren-, Heidelbeeren-  und  Wachlioldergeist,  Kirsclienwasser  u.  s.  f. 

Die  Produktion  von  Zucker  durch  die  Runkelrübe  erreichte  im 
Jahre  1870  ihren  Hölienpunkt  des  Ertrages,  und  es  wurden  in  diesem 
Jahre  über  fünf  Millionen  Zollzentner  im  Zollverein  produzirt. 

Mehl-  und  Stärkesorten  aus  Getreide  und  Kartoffeln,  türkischem 
Mais  und   Hülsenfrüchten  herstammend,  waren  stark  vertreten. 

Unter  den  weiteren  Nahrungsmitteln  gab  es  häufig  01)slkon- 
serven  jeder  Art  und  getrocknete  Heidelbeeren  und  Preiselbeeren. 

Für  die  Bereitung  von  Surrogatgetränken  lagen  präparirle  Ci- 
chorienwurzeln,  Eicheln  und  gelbe  Rüben  vor. 

Hannover  brachte  Musler  ihrer  Kuhlerde,  eine  Erdart,  welche 
aus  phosphorsaurem  Kalk,  Kali  und  anderen  stickstoffhaltigen  Sub- 
stanzen gebildet  ist,  auch  Moorboden  wurde  in  25  Mustern  aufgelegt, 
auf  welchem  sich  die  darauf  wildwachsenden  und  kultivirten  Pflanzen 
befanden.  Hier  will  ich  zugleich  des  vorhandenen  Ammoniaksalzes 
erwähnen,  welches  aus  dem  Moorboden  gewonnen  wird. 

Unter  den  Aorzüglichen  und  sehr  zahlreichen  chemischen  und 
pharmazeutischen  Präparaten,  die  aus  der  Pflanzenwelt  hervorgehen, 
fanden  sich  nebst  den  vielen  ätherischen  Oelen  auch  Oele  von  den 
Nüssen  der  Elaeis  guineensis  L.  und  Älenrites  tr'doba  Forst,  vor, 
dann  in  Deutschland  gewonnenes  Opium  (Württemberg),  überdiess 
Amygdalin,  Aconilin,  Atropin,  Anemonin,  Aesculin,  Colocynthin,  Co- 
niin,  Coffein  (in  massigen  Scheiben),  Filicin,  Glycyrrliizin,  Indigotin. 
Laclucerin,  Ononin,  Scoparin,  Solauin,  Stramonin,  Strychnin,  Syringin, 
Tannin,  Veratrin  etc.  Am  häufigsten  tauchten  Chiniupräparate  auf, 
deren  Zusammensetzungen  und  Verbindungen  mitunter  der  jüngsten 
Zeit  zufallen,  und  von  Chininsalzen  allein  gab  es  an  30  verschiedene 
Präparate. 

Dem  Lavendel-  und  Melissenwasser  reihte  sich  Melissengeist, 
Gurken-  und  Cocosnuss-Seife,  Kiefernadel-  und  Tannenzapfen-Bal- 
same, Samen  von  Melilotus  alba  Desv.  und  getrocknete  Cetraria  is- 
landica  Ach.  an,  wie  auch  Schwämme  verschiedener  Art. 

Die  bildlichen  Darstellungen  durch  die  Photographie  und  ihre 
Nebenzweige  waren  im  Allgemeinen  sehr  zahlreich  und  mitunter 
meisterhaft  vertreten,  aber  sie  beschränkten  sich  hauptsächlich  auf 
Portraits,  gewöhnliche  landschaftliche  Aufnahmen  und  Aufnahmen  in 
voluminösen  Albums  von  Kriegsschauplätzen.  Zu  den  interessanten 
Gegenständen  gehörte  C.  Dammann's  (Hamburg)  antliropologisch-elhno- 
logisches  Album  mit  Pliotographien  von  Volkstypen  von  Mikronesien, 
Polynesien,  von  den  Philippinen,  dann  \on  Japan,  Vorder-Iudien, 
Nordamerika,  vom  östlichen  Sibirien,  der  Ostküste  Afrikas  etc.  im 
Formate  von  7  —  14  Ctm. 

(Kortset/.uug   folgt.) 


240 

Ueber  einige 

neuere  phythographische  Arbeiten, 

insbcsonders:  Taschenbuch  der  deutschenund  Schweizer  Flora  etc. 
nach  der  Original- Ausgabe  von  Dr.  Wilh.  Dan.  Jos.  Koch  inid  mit  werlh- 
vollen  Beiträgen  aus  dessen  Nachlass  versehen,  sowie  mit  Unterstützung  zahl- 
reicher deutscher  Floristen  dem  gegenw  artigen  Standpunkte  der  Botanik 
gemäss  gänzlich  umgearbeitet  von  Ernst  HaUier.  Leipzig,  Fues's  Ver- 
lag, B.  Reisiand  1878). 

„Dem  gegenwärtigen  Standpunkte  der  Botanik  ge- 
mäss"!!, das  wäre  traurig  für  die  Systematik,  wenn  es  wahr  wäre.  Vor 
30  Jahren,  bei  Koch's  Tode,  mag  es  so  ausgesehen  haben,  al)er  heute  ist 
der  Standpunkt  ein  recht  sehr  anderer  und  vorgeschrittener. 

Die  „werthvollen  Beiträge"  und  „gänzliche  Umarbeitung"  sind 
zum  grössten  Theile  von  der  Art,  dass  sie  viel  besser  Manuskript 
geblieben  wären.  Selten  hat  das  viel  missbrauchte  Wort  „das  Gute 
davon  ist  nicht  neu  und  das  Neue  nicht  gut"  auf  ein  Werk  {reffen- 
der gepasst,  als  auf  diese  Neubearbeitung,  bei  welcher  man  nur  be- 
dauern muss,  dass  ein  Mann,  wie  Hallier,  seinen  Namen  zu  einer 
reinen  Buchdruckerspekulation  hergab. 

Bei  der  Zerstreutheit  der  botanischen  Literatur  ist  es  mehr  als 
verzeihlich,  wenn  in  einem  gr()sseren  Sammelwerke  einzelne  Arten 
vergessen  sind,  aber  andererseits  ist  allein  im  Just'schen  Jahresbe- 
richte so  viel  zusammengetragen,  dass  schon  aus  dieser  einzigen 
Quelle,  ganz  abgesehen  von  den  sonstigen  Repertorien,  eine  gute 
Compilirung  gerade  der  deutschen  Flora  möglich  wird.  Wenn  aber 
in  einem  systematischen  Werke  nicht  nur  viele  Dutzende  von  Arten  und 
darunter  zahlreiche  längst  und  allgemein  bekannte  Arten  einfach  nicht 
erwähnt  sind,  sondern  auch  die  meisten  grösseren  Gruppen  in  Hinsicht 
der  Nomenklatur  einer  wahrhaft  fossilen  Behandlung  unterzogen  sind, 
dann  ist  es  Zeit,  dass  die  Kritik  ein  ernstes  Wort  dazwischen  spricht. 

Dass  der  Umarbeiter  wenigstens  eine  dunkle  Ahnung  von  der 
Mangelhaftigkeit  des  Gebotenen  gehabt  hat,  bekundet  die  mehrfach 
wiederkehrende  Phrase:  „diese  Gruppe  müsste  genauerer  Be- 
obachtung unterworfen  werden,  aber  die  Zeit  fehlt"!!;  auf 
dieses  Werk  hätte  die  deutsche  Floristik  ohne  Schaden  noch  länger 
gewartet. 

Um  dem  Leser  einiges  Material  zur  Begründung  meines  harten 
Urtheils  zu  geben,  will  ich  nur  ein  paar  Stellen  des  Buclies  hier 
eingehend  citiren,  bemerke  aber  gleich,  dass  fast  jede  grössere  Fa- 
milie zahlreiche  Unrichtigkeiten  und  Fortlassungen  enthält.  Charakte- 
ristisch misshandelt  ist  die  schöne  Gruppe  der  Primulaceen,  bei 
der  die  Benützung  aller  neueren  Arbeiten  auf  das  sorgfältigste  ver- 
mieden worden  ist,  sowohl  was  Nomenklatur,  als  auch  Umgrenzung 
der  Arten  betrifft,  die  nach  1854  bekannt  gewordenen  Species  und 
Formen  sind  gar  nicht  erwähnt  etc.! 

Bei  Anagallis  arvensis  wird  mit  keiner  Silbe  der  sehr  wich- 
tigen blaublühenden  Formen :  var.  decipiens  Uechtr.  und  var.  lilacina 


241 

Alf.  erwiilint.  ebenso  wenig-  des  in  der  Rheinprovinz  seit  1870  beob- 
aclilefen  Bastarles  arrensisXfeneUa.  Androsace  Hausmanni  Leyb. 
(1856)  sucht  man  vergeblich,  dessgleichen  jede  Andeutung-  über  A. 
Wnifeniana  Sieb.,  A.  hyhrida  Gremli  ChelveficaXptibescens),  A. 
aretioides  (Gaud.)  (glncialis'XohhisifoUa). 

In  der  Gattung-  Primnla  ist  zunächst  richtig  zu  stellen,  dass  P. 
Co/w/;mae  Ten.  älter  als  P.  swrti:eo/ews  Bert,  ist,  dass  P.  rhaefica  Gaud. 
(vide  Kerner,  Oest.  bot.  Ztg.  1871)  identisch  mit  P.  pubescens  Jacq. 
ist,  dass  P.  rhaefica  Koch  P.  alpina  Schleich,  heissen  muss,  dass 
P.  villosa  hier  sowohl  die  Jacquin'sche  Art  als  P.  hirsuta  All.  umfasst, 
dass  P.  latifolia  Lap.  P.  tiscosa  Vill.  genannt  werden  muss,  dass  in 
Tirol  keine  P.  Allionii  Loisl.  wohl  aber  die  mit  ihr  verwechselte  und 
gar  nicht  erwähnte  P.  Tiroliensis  Schott  wächst,  dass  P.  Clusiana 
und  specfahilis  nicht  identisch  sind.  Ausserdem  scheint  dem  Herrn 
„Umarbeiter"  ganz  unbekannt  zu  sein,  dass  im  deutschen  Floren- 
gebiete von  Primel'i  noch  beobachtet  und  publizirt  sind.-  Primitfa 
ternorana  Kern,  (acanlis  X  Cohimiiae) ,  P.  bremst yla  D  C.  (snb- 
aranfis  X  o/ficinalis) ,  P.  flagellicauUs  (superacaulis  X  officinalis), 
P.  digenea  Kern.  Cocanlis  >C  elafior),  P.  media  Peterm.  (elatior  y<^ 
officinalis),  P.  infricata  G.  G.  (in  Süd -Tirol),  P.  discolor  Leyb. 
(AtiricnlayCoenensis),  P.  oenensis  Thom.,  P.  Portae  Huter  (subanri- 
cula  X  oenensis),  P.  Goebelii  Kern.  CAuricida  X  villosa).  P.  Arctotis 
Kern.  (stibanricnlay<^hirsnta),  P.  Balbisii  Lehm.,  P.  obovata  Hut  er 
CBalbisiiyCfirolensis),  P.  Berninae  Kern,  (hirsutaycciscosa),  P.  Mu- 
retiana  Moritzi  Csnhintegrifolia'Xtiscosa)  (nicht  =  P.  Dingana  Lagg.), 
P.  Venz>oi  Huler  (tirolensis'XWiilfeniayia) ,  P.  Sturii  Schott,  (j^i- 
nimaX.villosa),  P.  purnila  Kern.  (nfitiiinaXoenensis),  P.  intermedia 
Portsclijg.  CClusianayCminima),  P.  Facchinii  Schott  Cminimay<ispecta- 
bilis),  die  drei  Bastartformen  zwischen  glutinosa  und  minima.,  P.  sa- 
lisburgensis  Fcke.,   P.  biflora  Huter,  P.  Huteri  Kerner. 

In  der  Gattung  Primula  allein  sind  also:  4  grobe  Verstösse 
gegen  die  Nomenklatur,  5  allgemein  bekannte  Arten  gar  nicht  er- 
wähnt und  über  die  Basfartbildung  gleichfalls  völlig  geschwiegen; 
ebenso  wenig  werden  die  beiden  SoMflf«e//ff-Bastarte  erwähnt. 

Noch  trauriger  ist  die  Gattung  Saxifraga  „verarbeitet" ,  der 
sich  Sempervivvm,  Sedum  etc.  würdig-  anschliessen.  Rosa  besitzt 
glücklich  19  —  sage  neunzehn  —  deutsche  Arten,  von  denen  14 
ohne  Varietäten,  die  fünf  anderen  mit  zusammen  20  Varietäten  figu- 
riren,  während  d(;r  Deseglise'sche  Katalog  —  der  bekanntlich  durchaus 
keine  Haarspalterei  etwa  zeigt  —  über  140  deutsche  Arten  kennt ! 
Rtlbus  ist  nach  Focke's  neuester  Bearbeitung  stellenweise  genau 
übernommen,  andererseits  aber  wieder  Arten  weggelassen  ohne  ir- 
gend einen  Grund  oder  Notiz  —  car  tel  est  mon  plaisir. 

Viola  suai'is  M.  B.  von  Frankfurt  a.  d.  Oder  ist  zwar  allge- 
mein bekannt  als  Verwechselung  mit  V.  cyanea  Gel.,  nur  Herrn 
Hallier  ist  das  nicht  bekannt,  dafür  entdeckt  er,  dass  V.  cyanea  ein 
Bastart  sei!!  (wovon?),  neu  ist  das  freilich,  aber  nicht  wahr;  V.  se- 
pincola,  V.  austriaca,  scotophylla  u.  s.  w.  sucht  der    ,,gegenwärtige'' 


242 

Botaniker  vergeblich.  Salis  sat  —  denn  so  geht  es  Seite  für  Seite, 
alle  neueren  Arbeiten  sind  auf's  konsequenteste  ignorirt,  und  bei 
AquUegia,  Cirsmm,  Anemone,  Hieracium  etc.  schiesst  die  Ignoranz 
oft  in  lustige   ßlüthen. 

Nebenbei  fehlen  auch  sinnenistellende  Druckfehler  nicht,  z.  B. 
Iris  Fiebert  Bllhn.  (statt  Blthenscheiden)  grün,  am  Rande  violett. 

Zum  Schlüsse  kann  ich  nicht  umhin,  noch  das  Dictum  aus  der 
Vorrede  zu  citiren:  „Ein  Zurückgehen  auf  Namen,  welche  vor  Koch 
oder  gar  vor  Linne  aufgestellt  worden  sind,  ist  vom  üebel,  da  durch 
solche  pedantische  Prioritatsbestrebungen  nur  Verwirrung  angerichtet 
wird,  ohne  dass  ein  wirklich  wissenschaftlicher  Vorlheil  als  Aequi- 
valent  geboten  wird." 

Dieser  sich  selbst  richtende  Ausspruch  erklärt  Vieles,  wer  aber 
solchen  Grundsätzen  huldigt,  der  soll  die  Systematik  mit  seinen  Ar- 
beiten verschonen  und  nicht  von  Neuem  beginnen,  da  Verwirrung  zu 
süften,  wo  durch  mühevolle  Arbeit  wirklicher,  wissenschaftlicher 
Systematiker  mit  dem  von  Koch  und  seinen  Anhängern  aufgehäuften 
Schutte  einigermassen  aufgeräumt  ist. 

Möge  der  Bibliothek  recht  vieler  deutscher  Syslematiker  dieses 
Machwerk  fern  bleiben. 

Wohin  es  führt,  wenn  man  die  Priorität  ausser  Acht  lässt,  zeigt 
u.  A.  schlagend  der  von  Celakovsky  am  25.  Jänner  1878  in  der  k.  böhm. 
Ges.  der  Wissenschaften  gehaltene  Vortrag  „über  neue  Pflanzen- 
bastarle  der  böhm.  Flora",  speziell  über  Epilohium,  Dianthus, 
und  Drosera.  In  diesem  ist  dem  berühmten  Durchforscher  der  Flora 
Böhmens  der  diollige  Lapsus  passirt,  dass  er  Dianthus  ÄrmeriaX. 
deltoides  als  D.  Hellwigii  Celak.  publizirt,  drollig  desswegen,  weil 
dieser  selbe  Bastart  schon  1875  in  üjabb.  Jelen.  Magyar,  als  D. 
Hellwigii  Borbäs  ver!)fFentli.ht  worden  ist.  Nun  kann  man  zwar  Nie- 
manden mit  gutem  Gewissen  zumuthen,  das  zungenbrechende  Magya- 
risch zu  lesen  —  wenigstens  sollten  die  Herren  Magyaren  den  Takt 
der  Dänen  und  anderer  minder  zahlreicher  Stämme  besitzen  und 
ein  französisches  oder  lateinisches  Resume  geben,  obgleich  den  Mei- 
sten das  deutsche  Idiom  heule  noch  recht  geläufig  ist  —  aber  dieser 
Dianthus  Hellwigii  Borbäs  wird  auch  in  Oest.  bot.  Ztg.  1876,  p.  255 
von  Ascherson  zitirt,  und  dass  ein  „gegenwärtiger"  Botaniker,  um 
nochmals  mit  Hallier  zu  reden,  diese  liest,  ist  doch  wohl  zu  ver- 
langen. 

In  derselben  Sitzung  „anerkennt"  CelakovsKy  die  Bastartnatur 
von  Drosera  obovMta  0'otundifoliaX.anglicaJ,  das  ist  für  das  Pflänz- 
chen  gewiss  recht  erfreulich,  heisst  aber  im  Allgemeinen  offene 
Thüren  einrennen,  denn  schon  1856  weist  M.  Godron  (Mem.  de 
l'Acad.  de  Slanislas,  Nancy)  auf  das  eingehendste  die  Hybridiiät 
nach  und  widerruft  hier  ausdrücklich  die  von  ihm  und  Grenier  1848 
in  der  Flore  de  France  ausgesprochene  Ansicht,  dass  D.  obovata 
eine  selbstständige  Art  sei. 

Bei  den  Epilobien  will  ich  hinsichtlich  der  Notiz  über  E.  ob- 
scurum  Schreb.  hier  konstatiren,  —  was  auch  Prof.  Ascherson  gern 


243 

bestätig'en  wird  —  dass  der  Erste,  welcher  die  Sclireber'schen 
Originalexoinplare  einsah  und  ihre  Idontitiit  mit  E.  virgalum  Fr.  \m- 
Mizirle,  Prof.  Kerner  war,  vide  Oesl.  bot.  Zeitschr.  1870  p.  112  u.  ff. 

Einmal  hei  den  Hybriden  angelangt,  lohnt  es  sich,  auf  die 
zahlreichen  Basfarfe  hinzuweisen,  welche  sich  in  den  botan.  Gürten 
leider  bilden  (leider,  weil  der  ohnehin  geringe  Prozentsalz  richtiger 
Arten  der  meisten  botan.  Garten  dadurch  noch  beeinträchtigt  wird).  Im 
hiesigen  botan.  Garten  hat  sich  in  diesem  Jahre  spontan  ein  präch- 
tiger Basfart  aus  Dianfhns  Carlhusianorum  L.  und  D.  tymphresseus 
Heldr.  Sart.  gebildet,  den  ich  vorläufig  als  D.  Obristii  hier  bezeich- 
nen will  (nach  unserem  ersten  Gehilfen  Job.  Obrist,  dessen  vorzüg- 
licher Beobachtungsgabe  der  Garten  und  die  Tiroler  Florislik  zahl- 
reiche hübsche  Funde  danken),  dann  sind  aus  einer  Aussaat  von 
Dianthus  chinensis  ausser  der  Art  selbst  mehrere  Hybride  mit  drei 
verschiedenen  anderen  Arten  erwachsen,  über  die  ich  später  an 
dieser  Stelle  berichten  werde.  Ferner  bildete  sich  ein  Tripelhastart 
von  Geiim  urbnjiumXmotifanmnXrivale,  ein  Bas\&rl  aus  Verbascum 
Olympicvm  und  V.  Thapsus  u.  s.  w.  Von  Traufmann  in  Nikolausdorf 
erhielt  ich  im  vorigen  Sommer  eine  als  Achillea  Trautmaimi  zu 
bezeichnende  bei  ihm  spontan  im  Garten  entstandene  prächtige  Hybride 
aus  A.  fomentosa  und  A.  pyrenaica,  sowie  eine  Saxifraga  aus  um- 
hrosa  und  Aizoon. 

Gewisse  Gattungen  sind  in  den  Gärten  unbastarlirf  Kaum  zu 
erhalten,  z.  B.  Aquilegia,  Puljnonaria,  Cirsium  und  Geuiu. 


Innsbruck,  Juni  1878. 


B.  Stein. 


Literatur  berichte. 

Allgemeine  Botanik  (Anatomie,  Morphologie  und  Physiologie).  ErstPr  Band. 
Anatomie  der  Pflanzen.  Mit  267  Holzschnitten  und  2  Farbendrucktafeln, 
^on  Dr.  Gustav  Adolf  Weiss,  k.  k.  Regierungs-Rath,  o.  ö.  Professor 
der  allgemeinen  Botanik  und  Director  des  pflanzenphysiologischen  Institutes 
an  der  Hochschule  in  Prag.  Wien  1878.  W.  Braumüller.  531  Seiten  Octav. 

Ein  ausführliches  Lehrbuch  der  Anatomie  der  Pflanzen  ist  seit 
langer  Zeit  ein  fühlbares  Bedürfniss.  Seit  Schacht  wurde  kein  der- 
artiges Werk  in  deutscher  Sprache  geschrieben.  Prof.  de  Bary  und 
Prof.  Weiss  haben  sich  der  schwierigen  und  mühevollen  Arbeit 
unterzogen,  derartige  Werke ,  welche  den  heutigen  Stand  der  ge- 
nannten Disciplin  darlegen  sollen,  zu  verfassen.  Des  Erstgenannten 
Buch  ist  vor  etwa  Jahresfrist  erschienen,  und  kürzlich  wurde  das  im 
Titel  angezeigte  Werk  ausgegeben. 

In  eine  Parallele  beider  Werke  soll  hier  nicht  eingegauffen 
werden;  es  genüge  die  Andeutung,  dass  de  Bary  ein  Handbuch 
verfasste ,  welches  den  Gegenstand  mit  möglichster  Vollständigkeil 
vorträgt.  Weiss    hingegen    ein    ausführliches   Lehrbuch,    das    den 


244 

Leser  auch  durch  reichlichen"  Hinweis  auf  die  Quellen  in  die  Literatur 
der  Pflanzenanatomie  einzuführen  bestimmt  ist.  Damit  soll  nicht  ge- 
sagt sein,  dass  für  Denjenigen,  welcher  das  genannte  Gebiet  in 
gründlicher  Weise  kennen  lernen  will,  das  Weiss'sche  Buch  wegen 
der  Existenz  des  de  Bary'schen  überflüssig  ist.  Denn  ersteres  bringt 
nicht  nur  eine  grosse  Reihe  älterer,  aber  desshalb  noch  nicht  veral- 
tete Daten,  welche  im  letzteren  fehlen,  sondern  zahlreiche  selbst- 
ständige Beobachtungen  namentlich  über  Zellkerne,  FarbstofFgebilde, 
Trichome,  Spaltöffnungen  etc.;  so  zwar,  dass  auch  dieses  Werk  nicht 
nur  als  Lehrbuch  willkommen  geheissen  werden  muss,  sondern  von 
Jedem,  der  eine  genaue  Information  in  den  einzelnen  Capiteln  der 
Pflanzenanatomie  sucht,  wird  benützt  werden  müssen. 

In  Betreff  der  Anordnung  des  Stoffes  ist  zu  bemerken,  dass  der 
Autor  mit  Vorbedacht  sehr  conservativ  zu  Werke  ging  und  in  der 
Lehre  von  der  Zelle  sich  vorwiegend  an  Mohl  und  Unger,  in  der 
Lehre  von  den  Geweben  an  jene  klare  Uebersicht ,  welche  Sachs 
gegeben,  enge  anschliesst.  Der  Leser  wird  sich  hiedurch  in  der  Masse 
des  gebotenen  Stoffes  besser  zurechtfinden,  als  durch  eine  neue  ver- 
wickelte Systematik  der  Gewebe,  welche  bei  der  Eintheilung  zu  sehr 
schon  in's  Einzelne  geht. 

Der  Verfasser  stellt  selbst  die  verwickeltsten  Partien  des  Ge- 
genstandes mit  grosser  Klarheit  dar  und  unterstützt  seine  Darle- 
gungen durch  passend  ausgewählte  in  ihrer  Ausführung  meisterhafte 
Illustrationen. 

Mit  grossem  Fleisse  hat  Weiss  die  Literatur  der  Anatomie 
zusammengestellt,  und,  wofür  ihm  alle  Botaniker  zu  grossem  Danke 
verpflichtet  sind,  fast  jede  Dato,  die  nicht  von  ihm  selbst  herrührt, 
erscheint  auf  die  Quelle  zurückgeführt. 

Aufrichtiges  Lob  verdient  die  grosse  Objectivität,  mit  welcher 
der  Autor  seinen  Gegenstand  vortragt ,  und  mit  der  er  die  Auffin- 
dungen und  Ansichten  anderer  Forscher,  selbst  wenn  selbe  mit  sei- 
nen eigenen  Ansichten  nicht  vollkommen  harmoniren,  darlegt.  Wo 
der  Verfasser  sich  im  Widerspruche  mit  einem  anderen  Autor  be- 
findet ,  ist  die  eigene  Ansicht  in  ruhiger  und  massvoller  Weise 
zum  Ausdruck  gebracht.  Uebrigens  tritt,  wie  diess  auch  für  ein  der- 
artiges Werk  nur  passend  ist,  die  Controverse  tief  in  den  Hintergrund; 
es  war  dem  Autor  offenbar  daran  gelegen,  in  erste  Linie  nur  das 
zu  stellen,  was  reiflich  durchgeprüft,  bereits  ein  unantastbares  Eigen- 
thum  unserer  Wissenschaft  geworden  ist. 

Dass  er  überall,  wo  es  nur  immer  thunlich  ist,  auf  anatomische 
Verhältnisse  von  im  praktischen  Leben  benutzten  Rohstoffen  des  Pflanzen- 
reiches, mögen  letztere  technisch  oder  medizinische  Verwendung  fin- 
den, Rücksicht  nimmt,  z.  B,  bei  Amylum,  Holz  etc.,  kann  die  Nütz- 
lichkeit des  Buches  nur  erhöhen. 

Es  ist  begreiflich,  dass  ein  Buch,  welches  wie  das  zu  bespre- 
chende ein  wahrhaft  riesenhaft  gewordenes  Gebiet  beherrschen  soll, 
nicht  in  allen  Einzelheiten  correct  sein  kann ,  da  der  Autor  nicht 
alles  durch  Autopsie  verificiren,  nicht  alle  Quellen  durch  eigenes  Stu- 


245 

dium  kennen  kann,  und  weil,  soll  das  Buch  überhaupt  fertig  wer- 
den,  darin  nicht  alles  bis  in's  kleinste  Detail  mit  jener  Sorgfalt 
ausgearbeitet  sein  kann ,  wie  man  diess  von  einer  Specialarbeit  for- 
dern darf. 

Auf  einige  dieser  Ungenauigkeiten  oder  Unrichtigkeiten  soll  hier 
hingedeutet  werden,  nur  um  zu  zeigen,  dass  es  Dinge  sind,  die 
leicht  zu  verbessern  sind  und  die  die  Brauchbarkeit  und  Verlasslich- 
keit  des  Buches  im  Grossen  und  Ganzen  nicht  stören. 

p,  25.  Die  Doppelbrechung  der  Cystolithen  wird  durch  die  or- 
ganische Grundlage  und  nicht  durch  den  eingelagerten  kohlensauren 
Kalk  bedingt,  denn  gerade  nach  Beseitigung  des  letzteren  tritt  das 
Kreuz  und  die  Aufhellung  des  Gesichtsfeldes  bei  gekreuzten  Nicols 
erst  deutlich  auf.  Das  dort  beschriebene  „Aufblitzen  der  Krystalle" 
beruht  offenbar  auf  ungenauer  Beobachtung. 

p.  190.  Das  Saponin  wird  hier  als  eine  thatsächlich  seifen- 
artige Substanz ,  nämlich  als  eine  Verbindung  von  Fettsäuren  und 
Alkalien  hingestellt. 

p.  192.  Der  krystallisirte  Bestandtheil  der  Vanille  wird  nicht 
als  Vanillin,  sondern  nach  veralteter  Angabe  als  Benzoesäure  ange- 
sprochen, ferner  das  riechende  Pincip  von  Rucligras  und  Tonkabohne 
nicht  als  Cumarin,  sondern  als  Cumarinsäure. 

p.  303.  Die  Hohlräume  in  den  Schuppen  von  Lathraea  squam- 
maria  werden  als  Intercellularräume  gedeutet ,  während  selbe  nach 
den  Untersuchungen  von  Stenzel  als  nachträglich  sich  zu  Hohl- 
räumen abschliessende  Theile  der  Blattoberfläche  zu  deuten  sind. 

Wie  aus  der  Vorrede  zu  entnehmen ,  wurde  das  Manuscript 
des  zweiten  Theiles  der  allgemeinen  Botanik  (Morphologie  und  Phy- 
siologie) schon  im  November  des  vorigen  Jahres  abgeschlossen,  so 
dass  die  Ausgabe  des  das  verdienstvolle  Werk  abschliessenden  Bandes 
schon  in  Bälde  erfolgen  dürfte.  Die  Ausstattung  des  Buches  ist  über 
alles  Lob  erhaben.  Wiesner. 

Die  Wunder  des  Mikroskope»   oder   die  Welt   im   kleinsten   Raame.    Für 

Freunde  der  Natur  und  mit  Berücksichtigung  der  studirenden  Jugend  bear- 
beitet von  Dr.  Moritz  Willkomm,  o.  Prof.  d.  Botan.  an  der  k.  k.  Uni- 
vers, u.  Direct.  d.  k.  k.   IJotan.    Gartens    zu   Prag.    Vierte   wesentlicli  ver- 
mehrte und  umgearbeitete  Auflage.  Mit  mehr  als  l'äOO  Figuren  auf  300  Illu- 
strationen,   nebst    einem  Titelbilde.   Leipziir,    Verlas    von  Otto  Spanner.  8". 
400  S." 
Dieses  Werk  beabsichtigt,  Freunde    der  Natur    und    die   studi- 
rende  Jugend  mit  dem  durch  das  Mikroskop  erschlossenen  Leben  im 
kleinsten  Baume  bekannt  zu  machen.    Es   erreicht  die  genannte  Ab- 
sicht auch  vollständig,  denn    es    ist    gut  geschrieben  und  enthält  bei 
verhältnissmässig  geringem  Umfange   eine  Fülle   von  wissenswerthen 
Thatsachen.    Sehr  zahlreiche,  meist  korrekt   ausgeführte  Holzschnitte 
veranschaulichen  die  behandelten  Gegenstände  ausgiebigst.    Aus  dem 
Erwähnten  wird  ersichtlich,  dass  Willkomm's  Wunder  des  Mikrosko- 
pes  die  weiteste  Verbreitung  verdienen;    sie  erfreuen  sich   derselben 
auch  in  Deutschland,  wie  die  vorliegende  vierte  Auflage  beweist.     R. 

Of-slerr.   botan.  Zeitschrift.     7.  Heft.   1878.  19 


246 

Bnlletiu   meiisuel   de   la  Societe   Linneeune   de   Paris.   Nr.  18,    19.   Paris 

1877/78.  8.  p.  137—152. 
Diese  beiden  Nummern  berichten  über  die  Sitzungen  vom  7.  No- 
vember und  5.  Deceinber  1877,  sowie  vom  2.  Jänner  und  6.  Februar 
1878.  Sie  enthalten  folgende  Mittheilungen:  Baillon,  sur  les  afFinites 
des  Helwingia  (S.  137),  sur  l'organogenie  florale  et  la  graine  de 
Garrya  (S.  139) ,  sur  les  mouvements  des  antheres  des  Pyrolees  et 
des  quelques  Ericasees  voisines  (S.  141);  —  Dutailly:  Sur  la  cellule 
terminale  de  l'epi  des  Equisetum  (S.  142).  —  Baillon:  Sur  les  orga- 
nes  de  Vegetation  du  Reana  (S.  145);  sur  une  nouvelle  Rhubarbe 
(S.  146).  —  Dutailly:  Sur  la  nature  reelle  de  la  fronde  et  du  coty- 
ledon  des  Lemna  (S.  147).  —  Baillon:  sur  les  Pilocarpus  dits  Jabo- 
randi  (S.  149),  sur  le  poison  du  Cai  Chui  (S.  150),  observations  sur 
le  genre  Canotia  (S.  151).  R- 

Hepaticae  europaeae.  Jungermannideae  europaeae  post  semisaeculum  recen- 
sitae,  adjuncti.s  Hepaticis,  auctore  B  C.  Du  Mortier.  Von  J.  B.  Jack. 
Separalabzug  aus  der  „Botanischen  Zeitung."  1877.  4.  23  S.  1  Taf. 

Jack's  Aufsatz  ist  im  Wesentlichen  eine  kritische  Besprechung 
des  oberwähnten  Werkes  von  Du  Mortier  und  macht  auf  zahlreiche 
Inkorrektheiten  aufmerksam.  Ausserdem  enthält  diese  Abhandlung 
noch  viele  auf  gründlichen,  eigenen  Untersuchungen  beruhende  Mit- 
theilungen über  die  Kapselwand,  die  Elateren,  das  Perianthium  und 
die  Perichätialblätter  der  europäischen  Jungermanniaceen.  Jack's  An- 
gaben erweitern  unsere  Kenntnisse  von  den  genannten  Organen  nicht 
unwesentlich;  es  sei  daher  die  hier  angezeigte  Abhandlung  den  He- 
patikologen  zur  eingehenden  Beachtung  empfohlen.       Dr.  H.  W.  R. 


Correspondenz. 

Wien,  am  6.  Juni  1878. 
Einen  der  interessantesten  Funde  machte  ich  in  einem  kleinen, 
lauf  der  Erde  hingestreckten  C/ewfl(f«s-Slräuchlein,  als  ich  am  17.  Mai 
d.  J.  auf  der  Kuppe  eines  der  hinter  den  Badener  Schwefelthermen 
sich  erhebenden  Dolomit  berge  einige  niederliegende  Rosenstengel  unter- 
suchte. Die  braunroth  überlaufenen,  zierlichen,  dreizählig-dreilappigen 
Blättchen  und  der  feine,  ebenfalls  braunrothe,  hingeworfene  draht- 
runde Stengel  von  überall  demselben  (ca.  1  Mm.)  Durchmesser,  er- 
innern so  sehr  an  Cl.  Viticella,  dass  ich  auch  heute  noch,  wo  ich 
den  mitgenommenen  Stengeltheil  der  Pflanze  mit  den  aus  dem  v.  Pi- 
doU'schen  Herbar  in  meinen  Besitz  gelangten  beiden  Varietäten  der 
CL  Viticella  verglichen  habe,  selben  —  nach  dem  Laube  —  zunächst 
zu  der  breitzipfeligen  Varietät  dieser  Art  gehörend  halte.  Die  Pflanze 
würde  in  diesem  Falle  zu  der  II.  Rotte  DC.'s  „mit  kurzen  und  bart- 
losen Fruchtschweifchen"  gehören,  was  gegenüber  der  Annahme  der 
Verwilderung    und  der    Frage:     „wie    sie  gerade    auf    die    entle- 


247 

gensle  Stelle,  die  feuchte,  beschattete  Kuppe  (ganz  wie  der  natür- 
liche Standort  der  ebenfalls  kalkliebenden  Atragene)  kam?"  um  s.ü 
interessanter  ist!  Zu  den  Wirzbicki'schen  Varietäten  der  Cl.  Vif  alba 
gehört  sie  in  keinem  Falle.  Ob  sie  zu  den  durch  Kluk  et  Schultes 
(vide  Schulfes  österr.  Flora  p.  96  sub  *)  erwähnten  Formen  der  CL 
erecta  gehöre,  ist  ebenso  unannehmbar.  Mehr  Licht  hierüber  sollen 
seiner  Zeit  die  Blüthen  und  Früchte  geben,  und  ich  bin  gerne  be- 
reit Botaniker  zu  diesem  Strauch  gelegentlich  zu  geleiten  oder  ihnen 
mein  Exemplar  zur  Ansicht  zu  übersenden.  J.  ß.  v.  Keller. 

Ns.  Podhrad,  13.  Juni  1878. 
Nach  den  im  kais.  botan.  Hofkabinele  autbewahrlen  von  Neil- 
reich  benützten  RocheTschen  handschriftlichen  Notizen  kommt  Coral- 
lorrhiza  innata  R.  Er.  auch  im  Trencsiner  Komitate  und  zwar  auf 
dem  Berge  Kolusa  bei  Löwenstein  vor,  doch  wurde  diese  Pflanze  seit 
Rochel's  Zeiten  auf  dem  Gebiete  unseres  Komitates  von  Niemandem 
gesehen.  Um  so  grösser  war  meine  Freude,  als  ich  diese,  in  Ungarn 
nur  an  wenigen  Orten  bisher  beobachtete  Orchidee,  auch  in  unserem 
Bosäcthale  auf  dem  Hügel  Hornie  Kamenicne,  am  Rande  einer  trocke- 
nen stark  mit  Moosen  bewachsenen  Wiese,  unter  weit  von  einander 
stehenden  alten  Eichenbäumen  in  massiger  Anzahl  von  Exemplaren, 
am  27.  Mai  bereits  verblüht  angelrofFen  habe.  Somit  haben  wir  die 
Corallorrhiza  in  den  kleinen  Karpaten  im  Laubwalde  Zävrsi  bei  Sobotysf 
im  Neutraer  Komitat  (Bränik  exs. ,  s.  Oest.  bot.  Ztschr.  XXVII.  171); 
bei  Ns.  Podhrad  auf  dem  Hügel  Hornie  Kamenicne,  auf  Wiener  Sand- 
stein! und  auf  dem  Berge  Kotusa  bei  Löwenstein,  hier  von  Rochel 
gefunden.  Da  Neilreich  (Fl.  Niederöst.  207)  die  Blüthezeit  der  Co- 
rallorrhiza innata  in  die  Monate  Juni  und  Juli  versetzt,  kam  es  mir 
sonderbar  vor,  dass  sie  hier  schon  gegen  Ende  Mai  verblüht  sei; 
doch  lässt  sich  diess  daher  erklären,  dass  ihr  Standort  niedrig  — 
kaum  1800'  —  ist  und  eine  südöstliche  Lage  hat ,  die  durch  die 
dünnstehenden  alten  Eichen  nur  wenig  beschallet  wird.  Das  von  Keller 
auf  dem  Turecko  bei  Bohuslavice  im  Trencsiner  Komitat  angegebene 
üimantoglossum  hircinmn  Spr.  wurde  auch  von  mir  dort  in  einigen 
Exemplaren  dieser  Tage  gefunden.  Da  es  noch  nicht  blühte,  nahm 
ich  zwei  Exemplare  mit  und  versetzte  sie  in  den  Garten,  wo  sie 
munter  fortwachsen.  Auch  auf  den  Triften  am  östlichen  Abhänge 
des  Kalkhügels  Häjnica  bei  Stvrtek  wurde  die  Prachtpflanze  beob- 
achtet. Jos.   L.  Holuby. 


Fersonalnotizen. 

—  Dr.  Ferdinand  Schur  ist  am  28.  Mai  nach  längerem  Lei- 
den in  seinem  80.  Lebensjahre  in  Bielitz  gestorben. 

—  Dr.  Robert  de  Visiani,  Professor  in  Padua,  ist  am  4. Mai 
in  einem  Alter  von  78  Jahren  gestorben. 

19* 


248 

—  Dr.  Johann  Zanardini,  Professor  in  Venedig',  ist  daselbst 
am  24.  April  gestorben. 


Botanischer  Tausch  verein  in  Wien. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Vagner,  Evers, 
Dr.  Brehmer,  Dr.  Pocke. 

Vorrälhig:  (B.)  =  Böhmen,  (I.)  Istrien,  (M.)  =  Mähren,  (NOe.) 
=  Niederösterreich,  (OOe.)  =  Oberösterreich,  (P.)  =  Polen.  (Sb.) 
=  Siebenbürgen,  (Seid.)  =  Schlesien,  (Schz.)  =  Schweiz,  (St.)  = 
Steiermark,  (T.)  =  Tirol,  (Th.)  =  Thüringen,  (U.)  =  Ungarn. 

Listera  eordata  (Schweden),  Lithospermum  arvense  (OOe.), 
offirAnale  (NOe.,  U.),  purpureo-coeruleum  (B.,  NOe.),  Litorella  lacu- 
stris  (Schz.,  Berlin),  Lobelia  Dortmanna  (Pommern),  Lolium  italicum 
rSchl.,  Th.),  linicolum  (NOe,),  perenne  (OOe.,  P.),  speciosum  (U.), 
temulentum  (NOe.,  P.),  Lonicera  Caprifolium  (JA-),  nigra  (NOe.),  Xy- 
losteum  (OOe.,  Schi.),  Loranthus  europaeus  (NOe.,  U.),  Lotus  cor- 
niculatus  (OOe.),  uliginosus  (P.),  Luzula  albida  (NOe.),  campestris 
(OOe.,  P.),  flavescens  (Si-Id.,  St.),  Forsteri  (NOe.),  multiflora  (Schi.,  P.), 
pallescens  (P.),  pilosa  (T.,  U.),  Lychnis  alpina  (Schz.),  Flos  cuculi 
(NOe.,  P.),  Viscaria  (NOe.,  OOe.),  Lycopsis  arvensis  (P.),  Lycopus 
europaeus  (OOe.,  P.,  Schi.),  exaltatus  (NOe.,  U.),  Lysimachia  nemo- 
rum  (Berlin),  punctata  (U.),  thyrsiflora  (Schi.),  Lythrum  bibractea- 
tum  (U.),  Hyssopifolia  (NOe.,  U.),  Hyss.  f.  erecta  (U.),  Saiicaria 
(M.,  OOe.),  cirgatum  (NOe.,  U.),  Majanthemum  bifoliiim  (P.,  Schi.), 
Malaxis  monophyllos  (T.),  Malcolmia  africana  (NOe.,  l).),  Malva 
Alcea  (B.),  moschata  (Th.),  rotundifolia  (P.),  silvestris  (NOe.,  OOe.), 
Marrubium  candidissimum  (I.),  praecox  (Sb.),  remotmn  (NOe.),  Ma- 
tricaria  Chatnomilla  (NOe.),  discoidea  (Berlin),  Medicago  brachy- 
acantha  (U.),  denticulata  (Th.),  minima  (NOe.,  Fiume),  prostrata 
(NOe.j,  sativa  (NOe.,  OOe.),  Melampyrum  arvense  (NOe.,  ü.),  bar- 
batum  (NOe.),  nemorosum  (NOe.),  nem.  v.  angustifoUum  (NOe.),  pra- 
tense  (OOe.),  saxosum  (U,),  silvaticum  (Riesengebirge),  Melandryum 
pratense  (P.,  Schi.),  silmstre  (OOe.,  Schi.),  Melica  ciliata  (Th.,  U.), 
Magnolii  (Frankreich),  nebrodensis  (Frankreich),  nutans  (OOe.,  P., 
Schi.),   uniflora  (Th.). 

Obige  Pflanzen  können  nach  beliebiger  Auswahl  im  Tausche 
oder  käuflich  die  Centurie  zu  6  fl.  (12  R.  Mark)   abgegeben  werden. 

Diesem  Hefte  liegt  bei:  ^Centaurea  Sadleriana  Janka.''  (Separatabdruck 
aus  „Termeszetrajzi  Füzetek")  und  Prospekt  des  „Dodel.  Port  Atlas.'' 

Redakteur  und  Herausgeber  Dr.  Alezander  Skofltz.  —  Verlag  von    O.    Gerold'»  Sohn. 
Oruck  und  Pai>ier  der  C.  Ueberrenter'schen  Bucndruckerei  (M.  Salzer). 


OesteiTeicliische 

Botanisclie  Zeitschrift 

Gemeinnütziges  Organ 

für 
Die  »sterrelchlsclie  Exemplare 
botanische    Xeltsclirlft             RnfaniL'     nn<1  RAfaniLAi»               die  frei  durch  die  Post  be- 
erscheint                           UUmillH     UUU  IfUlttUlHt;!)             zogen  werdeasoUen.  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  blos  bei  der  Redaktion 

Man^ranumerin^^auf^seibe  (jj^^j^g,.  Oekoiioiuen,  Forsliuäiiiier,  AcFzte,  '*'■  ^■■^:^^^^:^: " 

(18  R.  Mark.)                                                                              .  Im  Wege  des 

ganzjährig,  oder  mit  AnAllloliiP    llllH    Torllllllpr  Buchhandels  übernimmt 

*  a.  a.W.Cs  R.Mark)  n|)UUlGKCI     UllU     IC^lUlllhCl.  Pränumeration 

halbjährig.  C.  «ioi-old's  Soliii 

Inserate                                           •^•m      r\  '"  ^''®''' 

die  ganze  I^etitzelle                                           r«          8  sowie  alle   übrigen 

15  kr.  Ost.  W.                                              JL~   =     Ol  Buchliandlungeu. 

XXTIII.  Jahrgang.  Will.  August  1878. 

INHALT:  Ueber  Cladosporium  Rösleri.  Von  Dr.  R  a  t  h  a  y.  (Scliluss).  —  Urienl.ili^clie  Sc/i/sra;;.'!- 
Forinen.  Vou  Dr.  Ascherson.  —  Carex  panicea  und  hiHa  f.  refracta.  Von  Dr.  K  linggrä  ff.  — 
Ueber  Leucanthemum  platiUpis.  Von  Dr.  Borbas.  —  Plantae  ab  Hildebrandt  coli.  Von  Vatke.  — 
Flora  von  Gijrz.  Von  So  IIa.  —  Pflanzen  auf  der  Weltausslelliing  Von  Antoine.  -  Lileraturberifhie. 
—  (Jorre.spondenz.  Von  Dr.  Borbas,  Thilmen,  Schanibach.  —  Personalnolizen.  —  Vereine,  An- 
stalten, Unternehmungen.  —  Botanischer  Tauschverein.   —  Inserat. 

Vorläufige  Mittheilung 

über  das 

Ciadosporiufn  Rösieri  Cattan. 

and  den  „schwarzen  ßri;nner^'  der  Rebe. 

^on  Emmerich  Räthay, 

Lehrer  an  der  k,  k.  önolog.   und  pomolog.  Schule  zu  Klosterneuburg. 
(^Schluss.) 

8.  In  den  Blättern  vegetirt  das  Mycelium  des  Cladosporium  in 
den  von  den  olivenfarben  Raschen  besetzten  ßlattpartien  und  zwar 
intercellular  in  deren  Schwamm-  und  Pallisadenparenchym.  Es  ist 
einfach  fadig  und  setzt  sich  im  jugendlichen  Zustande  aus  2 — 3  Mikro- 
millim.  dicken,  einfach  contourirten,  farblosen,  wenig  verzweigten  und 
entweder  gar  nicht  oder  nur  spärlich  septirten  Hyphen^  zusammen. 
In  den  späteren  Stadien,  in  welche  das  Mycelium  nach  dem  Ver- 
trocknen und  Braunwerden  der  von  ihm  bewohnten  Blatipartien  tritt, 
verzweigen  und  septiren  sich  seine  Hyphen  reichlich,  und  werden 
die  Membranen  derselben  bräunlichgrün  und  doppelt  contourirt. 

9.  Auf  dem  die  Blätter  bewohnenden  Mycelium  treten  vom  Juli 
bis  Oktober  nachtMnander  zweierlei  ungeschlechtliche  Forlpflanzungs- 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  8    Heft    1878.  20 


250 

Organe,  nämlich  ziiers!  Co nidien träger  als  Produkte  des  jugond- 
liciien  und  dann  Pycniden  als  Erzeugnisse  des  alternden  Myce- 
liuins  auf. 

10.  Die  Conidienträger  treten  auf  den  Blättern  aus  den  von  dem 
Mycelium  bewohnten  Partien  der  Blaltspreiten  durch  die  nur  auf 
deren  Unterseiten  vorhandenen  Spaltöffnungen,  und  zwar  nicht  ein- 
zeln, sondern  zu  10 — 40,  also  in  Büscheln  heraus,  von  denen  dann 
eine  grössere  oder  geringere  Zahl  benachbarter  die  unter  6.  er- 
wähnten Olivenfarben  Raschen  bilden.  Die  einzelnen  Conidienträger 
sind  cylindrisch  und  unverzweigt,  6  Mikromillim.  dick,  bis  70  Mikro- 
niillim.  lang  und  2 — 3mal  septirt.  Ihre  Membranen  sind  anfänglich 
hell  olivengriin,  später  bräunliohgrün  gefärbt.  Werden  die  Conidien- 
träger, so  wie  sie  in  Biischeln  beisammen  stehen,  erst  durch  Abpin- 
seln von  den  Sporen  befreit  und  dann  sammt  den  Blattstücken,  auf 
denen  sie  sich  befinden,  auf  den  Objektträger  gebracht,  so  treiben 
sie  aus  ihren  Spitzen  3-4  Mikromillimeter  dicke,  farblose,  gewöhn- 
lich einfache,  selten  verzweigte  Schläuche,  die  sich  bald  septiren  und 
oft  3mal  länger  als  die  Coni(lienträger  werden.  Auch  verbinden  sich 
unter  den  angegebenen  Verhältnissen  ausnahmsweise  zwei  benach- 
barte Conidienträger  durch  kurze  Anastomosen.  Die  Sporenketten, 
welche  von  den  Conidienträgern  entspringen,  verlängern  sich  durch 
terminale  Sprossung  der  obersten  und  zugleich  jüngsten  Sporen  und 
verzweigen  sich  hie  und  da  durch  seitliche  Sprossung  unterer  und 
älterer  Sporen.  Die  Conidiensporen  selbst  sind  selten  einfach,  sondern 
meist  einmal,  häufig  zweimal,  mitunter  dreimal  oder  gar  noch  öfter 
sepliit.  Ihre  Länge  scliwankt  zwischen  9 — 63  Mikromillimeter,  Die 
Glieder  der  septirten  Sporen  sind  gewöhnlich  zwei-  oder  mehreremal 
so  lang  als  dick  und  im  unbefeuchteten  Zustande  bezüglich  ihres 
Querdurchmessers,  der  zwischen  2  und  7  Mikromillimeter  schwankt, 
von  einander  sehr  verschieden.  Letzterer  Umstand  bedingt,  dass  die 
Form  einmal  septirter  Sporen,  bei  denen  gewöhnlich  die  eine  Zelle 
2 — 3,  die  andere  aber  5 — 6  Mikromillim.  dick  ist,  der  Form  gewisser 
schlanker  Flaschenkürbisse  gleicht,  ferner,  dass  die  Gestalten  der 
zweifach  seplirten  Sporen,  je  nachdem  ihr  mittleres  Glied  einen 
grösseren  oder  kleineren  Ouerdurchmesser  als  die  beiden  Endglieder 
besitzt,  oder  eines  dieser  einen  gri)sseren  oder  kleineren  Querdurch- 
messer  als  die  beiden  übrigen  Glieder  zeigt,  entweder  in  der  Mitte 
verdickt  oder  eingeschnürt  oder  im  Ganzen  flaschenförmig  erscheinen, 
und  dass  endlich  die  Formen  der  mehrfach  septirten  Sporen  ent- 
sprechend der  verschiedenen  Zahl  und  Aufeinanderfolge  ihrer  dicke- 
ren und  dünneren  Glieder  in  der  Richtung  ihres  Längsdurchmessers 
mehr  oder  weniger  oft  eingeschnürt  sind.  Die  Zellhäute  der  Coni- 
diensporen sind  doppelt  contourirt;  sie  zeigen  keine  Keimsporen  und 
schliessen  einen  aus  Protoplasma  und  Luftblasen  bestehenden  Inhalt 
ein,  der  jedoch  in  den  dünneren  Sporengliedern,  deren  Seitenwan- 
dungen sich  stellenweise  berühren,  nur  einen  sehr  geringen  Raum 
einnimmt.  Kommen  die  trockenen  Conidiensporen  mit  Wasser  in  Be- 
rührung,   so    verändern    sie   momentan    ihre   Form   und  ihren  Inhalt; 


251 

ihre    Form,    indem    sie    iiire  Einscliiiiirunü'eii  tliireli   plolziiclies   Aul- 
quellen   der   diinneren    Glieder  verlieren    und    so  bis  auf  ihre  Enden, 
welche    etwas   spitz    bleiben,    rein  cylindrisch  werden,    ihren    Inhalt, 
indem    in    ihren    Zellen    einerseits    die  Luftblasen    verschwinden    und 
andererseits  die  Protoplasmakürper  so  stark  aufquellen,  dass  dieselben 
die   Zellriuime   allein    ausfüllen.    Auch    werden  in  den  aufgequollenen 
Protoplasmakörpern   kleine   Oeltröpfchen    sichtbar.    Sind  die  Conidien- 
sporen  reif,  so  keimen  sie,  auf  dem  Objektträger  im  Wasser  liegend, 
mitunter   schon   nach    18  Stunden,    indem   gewöhnlich    aus  der  Spitze 
einer  oder  beider  ihrer  Endzellen  je  ein  Kcimschlauch  hervorwiichst. 
Mehr    als    zweizeilige  Sporen    vermögen  aber  hiiufig  auch  aus  ihrem 
Mittelgliede,  oder  wenn  sie  deren  mehrere  besitzen,    aus  jedem  der- 
selben   einen    Keimschlauch,    aber   stets   nur   von    einer    ihrer    Quer- 
wiinde  aus    auszutreiben.    Die  Keimfähigkeit    bewahrt  wenigstens  ein 
Theil    der  Conidiensporen    bis   zum   Frühjahre.    Was    nun  ihre  Keim- 
schläuche anbelangt,    so  sind  dieselben  farblos,    unseptirt,    meist  un- 
verzweigt   und    an   ihren   Enden    oft   unbedeutend  angcscliwollen.    In 
destillirtem    Wasser    erreichen   sie   oft   schon    nach    zwei   Tagen   eine 
Länge,    welche  jene   der   Sporen   um   das  12fache  übertrifft.     Keimen 
mehrere  Conidiensporen  nebeneinander,  so  vereinigen  sich  deren  Keim- 
schläuche sehr  häufig  und  zwar  entweder  einfach  durch  Verbindung  ihrer 
Enden    oder    hinter    diesen    durch  eigene  Anastomosen.    Ganz  so  wie 
auf  dem  Objektträger   keimen  die  Conidiensporen  auch  auf  den  Blat- 
tern im  Freien, 

11,  Die  Pycniden   brechen   vom  halben  September  an  mil   ihren 
Scheiteln  aus  der  Unterseite,   hie  und  da  auch  aus  der  Oberseite  der 
von  dem  Mycelium  bewohnten  und  bereits  schwarzbraunen,  vertrock- 
neten   Blattpartien   hervor.    Sie  entstehen  auf  der  Blattoberseite  unter 
der    Epidermis   und   zwischen    den  Zellen  der  Palissadenschichle;    auf 
der   Blattunterseite   dagegen    unter    den    aus    den  Spaltöffnungen  her- 
vorwachsenden Conidienträgern,  wcsshalb  diese  oder  deren  abgestor- 
bene Reste  stets  über  ihren  Scheiteln  zu  finden  sind.  Auf  der  Blalt- 
unterseite    stellen    sie    in    ihren    ersten  Entwicklungsstadien    die   von 
Romualdo  Pirotta*)  als  Stromata  bezeichneten  Gebilde  dar,  aus  denen 
nach  dem  Genannten  die  Conidienträger  entspringen  sollen  (?).   Mögen 
nun  die   Pycniden  aus  der  Ober-  oder  aus  der  Unterseite  des  Blattes 
hervorbrechen,    so   erscheinen   sie   stets    mehr    oder    weniger    kugel- 
förmig, gewöhnlich  40 — 60  Mikromillimeter  lang  und  beiiaifig   ebenso 
breit.    Sie    besitzen    eine    nur    aus    einer    Schichte    polygonaler    und 
bräunlich-olivengrüner    Zellen    bestehende    Wand,    welche    sie    nach 
aussen  abschliesst  und  in  der  nach  oben  gekehrten  Seite  eine  kleine 
Oeffnung  hat.  In  ihrem  Innern  enthalten  sie  nur  undeutlich  sichtbare, 
r.idial   gestellte  und  farblose  Sterigmen,    welche   gegen    das   Cenirum 
der  Pycniden  Sporen,  sogenannte  Stylosporen  abschniiren.  Diese   sind 
elliptisch    mitunter  etwas  gekrümmt,    4 — 5  Mikromillim,  lang,     1*2 — 
1*6  Mikromillim.    breit   und   farblos.    Ihre   Zellvvand    ist  einfach   con- 


')  Pirotta,  Fimshi  parassiti  dei  Vitigni.  p.  81. 

20 


252 

tourirt  und  umsclilicsst  einen  homogenen  Inhalt.  Entleert  werden  die 
Stylosporen  aus  den  Pycniden,  sobald  diese  mit  Wasser  in  Berührung 
treten,  in  ähnlicher  Weise  wie  die  Stylosporen  anderer  Pycniden, 
durch  das  Aufquellen  einer  die  Sporen  umgebenden  Gallertmasse. 

12.  In  den  Trauben  tritt  das  Mycelium  des  Cladospormm  viel- 
leicht immer*),  sicher  aber  zumeist  zuerst  in  den  Beerenstielen  und 
zwar  in  dem  oberen  und  dickeren  Theile  derselben  auf.  Erst  etwas 
spater  erscheint  es  dann  häufig  tuich  in  dem  unteren  und  dünneren 
Tlieile  der  Beerenstiele  und  in  den  an  diese  unmittelbar  anstossen- 
den  Rispenzweigen,  ferner  in  den  meisten  Fällen  auch  in  den  Beeren, 
in  welche  es  gewöhnlich  aus  den  Stielen  hinüberwuchert.  In  allen 
diesen  Organen  der  Trauben  verbreitet  sich  das  Mycelium  in  den 
Intercellularräumen  des  Grundgewebes.  Besonders  merkwürdig  ist  die 
Art  seiner  Verbreitung  in  den  Beeren.  In  diesen  wuchert  es  nämlich 
von  der  Insertionsstelle  des  Stieles  aus  längs  der  Gefässbündel  in 
den  diese  unmittelbar  umgebenden  Partien  des  Grundgewebes  viel 
rascher  als  in  den  von  den  Gefässbündeln  entfernteren  Partien  der- 
selben. Da  nun  von  den  Gefässbündeln,  die  aus  den  Stielen  in  die 
Beeren  eintreten,  eines  in  der  Beerenachse  und  die  übrigen  am  Um- 
fange dicht  unter  der  Oberfläche  der  Beeren  zu  deren  Scheitel  ver- 
laufen, so  dringt  das  Mycelium  in  den  Beeren  einerseits  längs  der 
Achse  und  andererseits  unmittelbar  unter  der  Oberfläche  am  weite- 
sten gegen  den  Scheitel,  ja  längs  der  Zweige,  in  welche  sich  das 
centrale  Gefässbündel  oben  auflöst,  in  seltenen  Fällen  wirklich  bis 
zum  Scheitel  vor.  Erreicht  das  Mycelium  den  Scheitel  der  Beeren, 
so  wuchert  es  von  hier  aus,  wo  sich  die  Verzweigungen  des  centralen 
Cefässbündels  mit  jenen  der  peripherischen  Gefössbündel  verbinden, 
längs  der  letzteren  den  von  der  Beerenbasis  am  Umfange  empor- 
wachsenden Mycelpartien  entgegen,  um  munchmal  mit  diesen  wirk- 
lich zusammen  zu  treffen.  Das  in  den  Trauben  enthaltene  Mycelium 
ist  zuerst  einfach  fädig  und  aus  farblosen,  unseptirten  2 — 3  Mikro- 
miilimeter  dicken,  einfach  contourirten  und  mehr  oder  weniger  ver- 
zweigten Hyphen  zusammengesetzt.  Später  verändert  sich  dieses 
Mycelium  sowohl  in  den  Beerenstielen  und  Rispenzweigen,  als  auch 
in  den  Beeren,  in  den  ersleren  Organen,  indem  sich  die  Hyphen 
reich  verzweigen  und  septiren,  und  sich  deren  Membranen  sehr  ver- 
dicken, in  den  letzteren,  indem  sich  überdiess  die  Membranen  der 
Hyphen  bräunlich-olivengrün  färben,  und  diese  häufig  nicht  mehr 
einzeln,  sondern  zu  mehreren  in  Strängen  neben  einander  wuchern, 
ja  mitunter  aus  einer  Zellscliichte  bestehende  Mycelhäute  bilden, 
welche  gleich  Mittellamellen  zwischen  den  Zellmembranen  des  Grund- 
gewebes lagern.  Dass  die  (äusseren)  Krankheitssymptome  der  Beeren, 


*)  Ich  würde  sagen  immer,  wenn  ich  nicht  einen  vereinzelten  Fall 
beobachtet  hätte,  in  welchem  an  einem  völlig  mycelfreien  Beerenstiele  eine  nur 
in  ihrem  Scheitel  gebläute  Beere  befestigt  war,  welche  in  diesem  ein  Mycelium 
enthielt,  das  jenem  des  Cl.  Roesleri  völHg  gleich  sah  und  möglicher  Weise  mit 
ihm  identisch  war. 


nämlich  ihre  BUiuimg  und  Härtimg,  wirklich  Folgen  in  ihrem  Innern 
wuchernden  Pilzmyceliums  sind,  erhellt  aus  zwei  Alomenten.  Erstlich 
tritt  die  Härtung  und  Bläuung  gewisser  Partien  der  Beeren  jederzeit 
von  dem  Augenblicke  an  ein,  wo  die  Membranen  der  diese  Farlieu 
bewohnenden  Hyphen  bräunlich-olivengrün  werden  und  sicii  ver- 
dicken. Dass  dabei  trotz  der  bräunlich-olivengrünen  Farbe  der  Hy- 
phen die  Färbung  der  von  ilinen  bewohnten  Partien  der  Beeren  eine 
pflaumenblaue  ist,  wird  durch  den  Waclisreil',  welcher  di(^  Cuticula 
der  Epidermis  der  Beeren  überzieht,  erklärt.  Zweitens  ist  die  vollige 
Uebereinstimmung  zwischen  der  unter  7  geschilderten  Verbreitung 
der  harten  und  blauen  Flecken  auf  den  Beeren  und  der  eben  ge- 
schilderten Verbreitung  des  Myceliums  in  den  Beeren  unverkennbar, 
demzufolge  beispielshalber,  wenn  das  Mycelium  längs  des  centralen 
Gefässbündels  und  einer  oder  mehrerer  Endverzweigungen  desselben 
den  Scheitel  der  Beere  erreicht,  diese  sich  ausser  um  die  Insertions- 
stelle  auch  an  einer  oder  mehreren  Stellen  des  Scheitels  oder  an 
dem  ganzen  Scheitel  pflaumenblau  färbt  und  härtet. 

13.  Das  die  Trauben  bewohnende  Mycelium  erzeugt  von  Juli 
bis  Oktober  nacheinander  dreierlei  Produkte,  nämlich  zuerst  Coni- 
dienträger,  welche  regelmässig  auf  den  ßeerenstielen  und  nur  sehr 
selten  —  ich  beobachtete  überhaupt  nur  einen  einzigen  derartigen 
Fall  —  auf  der  Basis  der  Beeren  auftreten,  dann  eigenthümlich  e 
Gebilde  im  Innern  der  Beeren  und  endlich  Pycniden,  die  mit 
ihren  Scheiteln  aus  der  Oberfläche  der  harten  und  blauen  Partien 
der  Beeren  hervorbrechen,  höchstwahrscheinlich  aber  auch  auf  den 
Beerenstielen  vorkommen. 

14.  Die  Conidienträger  entstehen  auf  den  Beerenstielen  und  — 
in  den  seltenen  Fällen,  in  welchen  sie  auch  auf  den  Beeren  auf- 
treten, auch  auf  diesen  —  büschelweise  ;iuf  bräunlich-olivengrünen 
Strömen,  welche  sich  dicht  unter  der  Oberfläche  jener  Organe  bilden 
und  dieselben  schliesslich  durchbrechen*).  Eine  grössere  oder  gerin- 
gere Anzahl  nebeneinander  entstandener  Conidienbüschel  bilden  auf 
den  Beerenstielen  die  unter  7  erwähnten  olivenfarbeu  Raschen  und  auf 
den  Beeren  diesen  ähnliche  Raschen.  Die  auf  den  Beeren  und  Bee- 
renstielen auftretenden  Conidienträger  gleichen  sowohl  bezüglich  ihres 


*)  Dass  die  Conidienträger  auf  den  Beerenstielen  und  ebenso  auf  den 
Beeren  nicht  wie  auf  der  Unterseite  der  Blätter  aus  SpaltotTnungcn  heraustreten, 
ist  jedenfalls  dadurch  bedingt,  dass  sich  auf  den  Beerenstieien,  welche 
anfangs  Spaltöffnungen  besitzen,  später  unter  diesen  Lenticeilen  bilden  und 
auf  den  Beeren  überhaupt  zu  keiner  Zeit  Spaltöffnungen  vorkommen.  Wenn 
E.  Stahl  in  seiner  Abhandlung  „Entwicklungsgeschichte  und  Anatomie  der  Lenti- 
ceilen'-' (Bot.  Zeitg.  1873,  p.  615)  sagt,  dass  "der  Rebe  (Vitis  viniferaj  Lenti- 
ceilen fehlen,  so  übersah  er  ihr  \  orkommen  auf  den  Beerenstielen.  Bezüglich 
des  Vorkommens  von  Spaltöffnungen  auf  den  verschiedenen  Organen  der  Rebe 
sei  noch  erwähnt,  dass  dieselben  auf  der  Unterseite  der  Blattspreitcn,  dann  auf 
den  Beerenstieien  (hier  nur  im  Sommer;,  ferner  auf  den  l{i-penzweigen  und 
Stielen  der  Trauben  und  endlich  auch  auf  den  jungen  Internodien  und  auf  der 
Unter-  und  Oberseite  der  Ranken  vorkonniien,  dass  sie  dagegen  den  Beeren  und 
Nebenbiättern  fehlen. 


254 

Aussehens  und  ihrer  Struktur,  als  auch  der  von  ihnen  erzeugten 
Sporenkelten  vollkommen  den  unter  10  beschriebenen  Conidientrügern. 
Auch  verhalten  sich  ihre  Sporen  bezüglich  ihrer  Ouellung  und  Kei- 
mung iin  Wasser  gerade  so  wie  die  Sporen  jener,  ja  die  Keim- 
schlauche der  Sporen  beider  Conidienträger  verbinden  sich  unter- 
einander durch  Anastomosen,  wenn  ihre  Sporen  nebeneinanderliegend 
keimen. 

15.  Die  unter  13.  bereits  erwähnten  eigenthümlichen  Gebilde, 
welche  im  Innern  der  Beeren  und  zwar  in  deren  Basen  in  grösster 
Anzalil  um  das  centrale  Geftissbiindel  und  die  Samen,  in  geringerer 
Anzaid  um  die  peiipherischen  Gefiissbündel  herum  vorkommen,  schei- 
nen sich  durch  innige  Verwachsung  und  damit  verbundene  Theilung 
solcher  Hyphen  zu  bilden,  welche  nicht  einzeln,  sondern  zu  meh- 
reren in  den  Inlercellularräumen  des  Grundgewebes  verlaufen.  Diese 
Gebilde  sind  meistens  kugelig;  ihr  Durchmesser  erreicht  130  Mikro- 
millim.,  und  sie  setzen  sich  aus  vielen  bräunlich-olivengrünen,  poly- 
gonalen und  dickwandigen  Zellen  zusammen. 

16.  Die  Pycniden,  welche  mit  ihren  Scheiteln  aus  der  Oberfläche 
der  blauen  und  harten  Stellen  der  Beeren  hervorbrechen,  gleichen 
nach  meinen  bisherigen  Beobachtungen  in  jeder  Beziehung  den  auf 
den  Blallern  \orkommenden  Pycniden. 


Noch  einige  Bemerkungen 

über  die  orieHtalischeu  Schisrntis-Formen  und  über  Pflanzen 

der  kleinen  Oase. 

Von  Dr.  P.  A  s  c  h  e  r  s  o  n. 

Die  Bemerkungen  des  Herrn  Prof.  Hackel  über  Schismus  ara- 
bicus  Nees  (s.  d.  Zeilschrift  1878,  S.  189  ff.)  haben  mich  im  hoiien 
Grade  inleressirt,  da  sie  mir  über  einige  von  mir  in  Aegypten  ge- 
sammelte Formen,  deren  genauere  Untersuchung  ich  bisher  immer 
noch  verschoben  hatte,  Klarheit  verschafft  haben.  Da  mich  die  bei 
dieser  Gelegenheit  vorgenommene  Revision  der  betreffenden  Formen 
des  königl.  Herbars  zwar  in  Bezug  auf  die  Unterscheidung  des  Seh. 
arabicus  von  Seh.  calycinus  und  die  geographische  Veibreitung  des 
ersteren  zu  ähnlichen  Resullaten  geführt  hat,  als  sie  Herr  Hackel 
erhielt,  ich  aber  dessen  Ansicht  über  S.  minutus  (Siev.)  R.  S.  nicht 
zu  theilen  vermag,  so  sehe  ich  mich  veranlasst,  meinen  Befund  hier 
in  Kürze  milzutheilen. 

Schismns  avabieus  Nees  befindet  sich  im  königl.  Herbar  zu 
Berlin  und  dem  meinigen,  sowie  dem  meines  Freundes  Prof.  Hauss- 
knecht in  Weimar,  ausser  dem  Originalexemplare  des  Autors  und 
einigen  anderen  der  von  Herrn  H.  erwähnten  auch  von  folgenden 
Fundorten : 


255 

Afrika:  Cyrenaica:  Kiistenebene  zw.  Benghasl  unil  Scliada- 
l.iah,  G.  Rohlfs  März  1869  Nr.  200!  S.  cahjcinus  Coss.  in  Bull.  soc. 
bot.  France  1875,  Cuinpte  rendu  seanc.  p.  51)  Aegyph'n:  Alexaii- 
drien,  Ehreiiberg!  vor  Ramleh,  P.  Asoherson,  25.  April  1874  Nr.  2547! 
Cairo:  Chalifengräber,  P.  Ascherson,  17.  April  1874,  Nr.  2548! 
Gebel  acbmar,  Ehrenberg  Febr.!  Sues,  Kleelelber  April  1872,  Hilde- 
brandt Ni\  2!  Kleine  Oase:  Sandige  Ackerliirclien  in  EI-Oa(,'r,  P.  Ascher- 
son 12.  u.  13.  April  1876,    Nr.  628,  629!    Oo^er  Klunzinger! 

Asien:  Syrien:  An  Wegen  auf  Kreideboden  bei  Ale[)po, 
Hausskneclit,  17.  Mtirz  1865  Nr.  113  (als  S.  marginatus).  Persien: 
Abuscbir.  Haussknecht!  Bein»  Dorfe  Gere  zw.  Abuschir  und  Scliiras, 
März  1842,  Th.  Kotschy  PI.  Pers.  austr.  ed  Hohenacker  Nr.  73  (als 
S.  marginatus).  Distr.  Chol  der  Prov.  Aderbeidschan,  Szovils!  (als 
S.  minutus).  Trans  k  au  kasien:  Baku  Haussknechl  ,  Grusien, 
K.  Schmidt,  conun.  C.  Koch!  {S.  calycimis  C.  Koch  in  Linnaea  XXi 
(1848)  S.  397*).  Turkestan:  Tiumen-bai-tau  18.  April,  auf  der 
Lehmsteppe  am  Syr-Darja  11.  Mai,  im  Salzlehmhoden  bei  Terekli  im 
Karakum  21.  Mai  1842:  A.  Lehmann  (S.  minutus  Bunge  in  AI.  Leh- 
mann Reliquiae  botanicae  p.  351  no.  1489). 

Mit  Recht  bemerkt  Herr  H,,  dass  auf  das  Hervorragen  der 
Rispe  über  das  oberste  Blatt  kein  Gewicht  zu  legen  sei.  Ich  besitze 
Exemplare  von  S.  calycimis.,  bei  denen  die  Rispe  dasselbe  nicht  üi)er- 
ragt,  wogegen  an  einzelnen  ägyptischen  Exemplaren  des  S.  arabicus 
die  Rispe  das  oberste  Blatt  weit  überragt. 

Festuca  calycina  Delile  (Fl.  Aeg.  lllustr.  Descr.  de  TEg.  Hist. 
Nat.  n,  p.  52  no.  111,  Kd.  d.  h.  Kahirae  desertorum  indigena)  Uisst 
sich  ohne  Exemplare  nicht  deuten,  da  an  di(;sem  Fundorte  ausser 
S.  arabicus  Nees  auch  S.  calycinus  (L.)  Coss.  et  Dur.  vorkommt, 
den  ich  selbst  am  Gebel  achmar,  wo  auch  Ehrenberg  beide  Arten  an- 
traf, am  17.  April  1874  sammelte  (Nr.  2549);  ausserdem  sammelten 
diese  Art  Kotschy  zw.  Cairo  und  Sues  ixw'ü  S.  arabicus)  1855  Nr.  498! 
Schweinlurth  bei  Terraneh  (am  wcstliche)i  Nilarm)  in  der  Wüste 
10.  Mai  1874  Nr.  709!  und  Wiest  in  Unleragypten  (ün.  itin.  1835, 
Nr.  527!). 

Schismus  spectabilis  Fig.  et  De  Not.  (Mom  delT  Ac<ad.  delle 
scienze  di  Torino.  Ser.  11,  Tom.  Xll  [1852]  p.  255  Nr.  33)  von  der 
Sinai'Halbinsel  fallt  ohne  Zweifel  mit  S.  arabicus  Nees  zusammen. 
Die  Angaben :  „palea  inferior  ad  medium  usque  bifida  —  scginentis 
ovato-acutis.  A  Seh.  marginato  locustis  duplo  majoribus,  palei  dorso 
longe  sericeo-villosis  toto  coelo  difFert",  obwohl  zum  Theile  an  der 
gewöhnlichen  Ueberlreibung  der  Diagnosen  leidend,  denn  der  Ein- 
schnitt reicht  nur  bis  Ys  ^^^^  Länge  oder  wenig  mehr,  und  die 
Aehrciien  sind  nur  etwa  l'/.mal  so  gross,  reichen  doch  aus,  um 
diese  Identität  vermuthen  zu  lassen. 


*)  Dieser  Schriftsl oller  hat  zuerst  den  Naincn  Schismus  calycinus  ge- 
bildet, da  seine  Pflanze  aber  unriciitig  beslimml  war,  bleibt  die  Autorität  der 
Bezeichnung;  bei  Cosson  und  Durieu. 


256 

Ob  dagegen  S.  marginatus  der  genannten  Auloren  (I.  c.  p.  32, 
in  convallibus  humilioribus  Ireqiiens)  wirklich  zu  S.  calycinus  gehört, 
was  allerdings,  da  diese  Art  in  Aegypten  (mitunter  mit  S.  arabicus 
gesellig!)  wächst,  eben  nicht  unwahrscheinlich  ist,  ist,  wie  wir  noch 
sehen  werden,  weiter  zu  prüfen. 

Wie  oben  bereits  angedeutet,  vermag  ich  der  Ansicht  des  Hrn. 
Hackel,  dass  S.  minutus  (Steven  sub  Festuca)  R.  S.  nichts  als  eine 
unerhebliche  Zwergform  von  S.  calycinus  sei,  nicht  beizustimmen. 
Die  Unterschiede,  welche  beide  Arten  trennen,  sind  z.  B.  von  Grise- 
bach  in  Ledebour's  Flora  Rossica  IV,  p.  403  trefFeud  auseinanderge- 
setzt und  von  Kunth  (Enum.  1.  I.  Suppl.  tab.  XXVill,  Fig.  2,  3)  durch 
im  Wesentlichen  richtige  Abbildungen  erläutert  worden.  Allerdings 
stellen  die  Exemplare,  welche  Steven  bei  Gandza  (so  würde  der 
Name  nach  neuslavischer  Orthographie  zu  schreiben  sein)  sammelte, 
und  auf  die  er  seine  neue  Art  begründete,  eine  zufällig  verkrüppelte 
Zwergform  dar.  Allein  dieselben  Blüthenmerkmale  finden  sich  auch 
bei  Exemplaren,  die  dem  typischen  S.  calycinus  und  S.  arabicus  an 
Grosse  nichls  nachgeben,  welche  Szo\ils  später  an  dem  Steven'schen 
Original-Fundorte  Gandza  sammelte,  sowie  an  solchen  aus  Grusien 
(C.  Koch).  Die  beiden  Lappen,  in  welche  sich  die  Deckspelze  an  der 
Spitze  theilt,  sind  bei  dieser  Art  nicht  wie  bei  S.  calyciuus  stumpf, 
sondern  spitz,  und  zwischen  ihnen  befindet  sich  eine  wenn  auch 
kurze,  doch  deutliche  Granne,  welche  nicht  immer,  wie  Kunth  ab- 
bildet, nur  die  Hälfte  der  Lappen  erreicht,  sondern  mitunter  letztere 
überr.igt  Diese  Granne  ist  bei  S.  calycinus  nur  durcli  ein  unbedeu- 
tendes Spitzchen  angedeutet;  bei  S.  arabicus  habe  ich  es  nur  ein- 
mal gesellen.  De  Not.  sagt  aber  von  seinem  S.  spectabilis:  „Palea 
sinu  subinde  lacinula  minutissima ,  ciliolata  aucta."  Auch  C.  Koch 
a.  a.  0.  S.  379  hat  bei  seinem  S.  calycinus ,  der  aber  S.  arabicus 
ist,  einen  „zaimförmigen  Fortsatz  in  der  Fissur"  gefunden. 

S.  minutus  ist  mithin  von  S.  calycinus  durch  die  spitzen  Lappen 
der  Deckspelze,  die  Granne  und  ausserdem  durch  die  Vorspelze,  die 
wie  bei  S.  arabicus  nur  den  Grund  des  Einschnittes  der  Deckspelze 
erreicht,  sowie  die  deuilich  zugespitzten  glumae  sicher  verschieden. 
Von  S.  arabicus  unterscheidet  sich  die  kaukasische  Pflanze  durch 
erheblich  kleinere  Aehrchen,  den  kürzeren,  nur  etwa  7%  ^^^'  Deck- 
spelze erreichenden  Einschnitt  und  die  Granne,  die  bei  S.  arabicus 
höchstens  ausnahmsweise  in  einer  Andeutung  vorzukommen  scheint. 
Diese  Unterschiede  würden ,  falls  sie  konstant  sind ,  gewiss  aus- 
reichend sein  ,  um  beide  Arten  sicher  zu  unterscheiden.  Indess 
macht  ein  Exemplar  des  königl.  Herbariums,  von  Bovre  am  Sinai 
gesammelt,  mithin  von  Decaisne  (Florula  sinaica  Nr.  46)  als  S.  mar- 
ginatus aufgeführt,  einige  dieser  Unterschiede  etwas  zweifelhaft.  Bei 
dieser  Pflanze  sieben  die  Aehrchen  und  Deckspelzen  denen  des  S. 
arabicus  wenig  an  Grösse  nach;  der  Einschnitt  reicht  aber  kaum 
bis  7*  ^'^J'  Spelze  und  eine  Granne  ist  vorhanden.  Diese  Form  ist 
weiter  zu  beobachten.  Ob  hieher  auch  S.  marginatus  Fig.  et  De  Not. 
gehört,    ist    an    Exemplaren    dieser    Autoren    zu    prüfen;    allerdings 


257 

spricht   dagegen,    dass    dieselben  ihren  S.  spectabilis  auch  durch  die 
Grosse  der  Aehrchen  unterscheiden. 

Ich  benutze  diese  Gelegenheit,  um  zu  meinen  Mittheilungen 
über  die  Flora  der  kleinen  Oase  (d.  Zeilschr.  1876,- S.  215,  246) 
einige  Berichtigungen  und  Ergänzungen  zu  liefern.  Silene  („aus  der 
Verwandtschaft  der  S.  stricta  L.")  hat  sich  als  S.  apetala  W.,  das 
weissfilzige  Polygonmn  als  P.  lanigerum  R.  ßr.,  Najas  sp.  als  N. 
minor  AU.,  AUium  sp.  als  A.  Ämpeloprasmn  L.,  Jiincns  sp.  als  J. 
piiramidatus  Laharpe,  ,,Avel/inia  Michelii^  als  ein  vermuthlich  neues 
Trisetum  aus  der  Verwandtschaft  von  T.  neglectum  R.  S.,  ,,Marsilia 
aegyptiaca"^  als  M.  diffusa  Lepr.  (A.  Br.)  herausgestellt.  Rumex 
dentatus  Campd.  habe  ich  doch  noch  in  einer  nur  blühend  gesam- 
melten Pflanze  erkannt.  Neu  für  die  Flora  der  Oasen  sind  noch 
Eclipta  alba  (L.)  Hassk.,  Halopeplis  ampfexicaulis  (Vahl)  Ungern- 
Slernberg,  Rumex  pulcher  L,  (auch  für  Aegypten  neu)  und  Chara 
sticcincta  A.  Br.  n.  sp.  Letztere  Art,  deren  Beschreibung  mein  ver- 
storbener Lehrer  und  Freund  noch  in  einer  Sitzung  der  Berliner 
Akademie  im  Jahre  1876  mitgetheilt,  aber  nicht  mehr  verofFentlicht 
hat,  „gehört  in  die  Gruppe  der  ganzlich  unberindeten,  in  welche  von 
europäischen  Arten  C.  coronata  und  C.  stelligera  gehören,  und  ist 
nahe  verwandt  mit  C.  corallina  Klein  apud  Willd.  aus  Ostindien,  von 
welclier  sie  sich  durch  den  Mangel  von  Antheridien  am  Grunde  des 
Quirls  (diese  befinden  sich  am  1.  und  2.  Gelenke  der  Blätter)  und 
um  die  Hälfte  kleinere  Sporangien,  sowie  durch  geringere  Dimen- 
sionen aller  übrigen  Tlieile  unterscheidet."  A.  Braun  briefl. 


Carenc  panicea  und  hirtu  L., 

forma  refracta. 
Von  Dr.  C.  J.  V.  Klinggräff. 

Schon  vor  Jahren  und  dann  wiederholt  fand  ich  auf  nassen, 
torfigen  Wiesen  meines  Gutes  Paleschken,  bei  Stuhm  in  Weslpreussen, 
unter  Carex  panicea  Exemplare  mit  zurückgebrochenem  oberem  Halm- 
theil,  meist  in  demselben  Rasen  mit  normal  gebildeten.  In  den  letz- 
ten Jahren  habe  ich  diese  abnorme  Bildung  nun  auch  bei  C.  hirta, 
an  Gewässern  und  in  Gräben  bei  der  mehr  oder  weniger  entschie- 
denen Form  hirtaeformis  Pers.  beobachtet. 

Der  zurücligebrochene  Halmtheil  bildet  gegen  den  unteren, 
aufrechten  einen  rechten,  mitunter  sogar  spitzen  Winkel,  oft  aber 
auch  nur  einen  stumpfen,  oder  die  Refraktion  ist  nur  durch  eine 
bogenförmige  Krümmung  des  oberen  Halmtheiles  angedeutet.  An  dem 
zurückgebrochenen  Halmtheile  befinden  sich  nur  die  männlichen  Aehr- 
chen, oder  häufiger  auch  das  oberste  oder  die  beiden  oberen  weib- 
lichen, mitunter  bei  C.  panicea  sogar  alle  weiblichen  Aehrchen. 


258 

Man  könnte  hier  bei  C.  panlcea  an  C.  sparsiflora  Sleud.  (C 
vaginata  Tausch,  C.  tetanica  Rchb.)  denken.  Aber  bei  dieser,  übri- 
gens, wie  es  scheint,  etwas  schwachen  Art,  soll  nur  das  männliche 
Aehr(;hen,  und  auch  dieses  nur  während  der  Bliithezeit,  rechtwinkelig- 
zuriickgebrochen  sein.  Bei  den  vorliegenden  Formen  ist  die  Refraktion 
bleibend,  es  nehmen  an  ihr  auch  die  weiblichen  Aehrchen  Theil,  es 
finden  sich  solche  abnorme  und  normale  Halme  in  demselben  Rasen 
und  Uebergänge  zwischen  beiden,  und  es  wiederholt  sich  dieselbe 
Deformation  bei  C.  hirta. 

Die  Ursache  dieser  abnormen  Bildungen  ist  mir  unbekannt. 
Von  Insektenstichen  rühren  sie  nicht  her;  ich  habe  keine  Spur  davon 
entdecken  können,  auch  bleibt  der  zurückgebrochene  Halmtheil  stets 
frisch,  und  es  vollenden  an  demselben  nicht  nur  die  männlichen 
Aehrchen  ihre  Blüthe,  sondern  auch  die  an  demselben  etwa  befind- 
lichen weiblichen  Aehrchen  entwickeln  und  reifen  üire  Früchte  ebenso 
vollständig  wie  die  anderen.  Zwar  finden  sich  diese  Deformationen 
nur  an  nasseren  Stellen,  wo  die  Halme  von  höherem  Wüchse  sind, 
doch  lässt  sich  nicht  annehmen,  dass  sie  in  einem  üppigeren  Wachs- 
thum  ihren  Grund  haben,  und  zwar  um  so  weniger,  als  die  meisten 
Halme  an  denselben  Stellen  und  manche  in  demselben  Rasen,  bei 
gleicher  Länge,  einen  normalen  Wuchs  zeigen. 

Paleschken,   im  Juli  1878. 


lieber  Leucanthetnum  plalylepis. 

Von  Dr.  Vinc.  v.  Borbäs. 

In  der  Flora  dalmatica  Visiani's  (II.  p.  87)  ist  eine  var.  d)  des 
Chrysanthemum  Leucanthemum  L.  mit  folgenden  Worten  „simplex, 
monocephalum,  foliis  fere  Omnibus  subradicalibus,  oblongis,  in- 
ciso-serratis,  acheniis  radii  papposis"  unterschieden,  und  ist  sie  in 
Reichenbach's  Sonographie  abgebildet. 

Ich  habe  diese  Pflanze  bei  Kostrena,  gegenüber  Portore  8.  Juni 
1876  in  dem  ungarisch-kroatischen  Litoral  aufgefunden;  im  Juli  1877 
fand  ich  sie  auch  bei  Voss,  bei  Besca  nuova  und  Besca  valle.  Jene 
Exemplare,  die  ich  am  24.  Juli  1876  in  Felsenrissen  bei  Besca  nuova 
sammelte,  stimmten  in  Betreff"  des  Anlhodiums  mit  der  Abbildung 
und  den  Exemplaren,  welche  ich  bei  Kostrena  sammelte,  gut  über- 
ein, die  „folia  subradicalia"  aber  passten  auf  meine  Pflanze  über- 
haupt nicht. 

Ich  habe  nun  von  dieser  Pflanze  hinreichende  und  vollständige 
Exemplare  untersucht  und  gefunden,  dass  die  genannte  Varietät  Vi- 
siani's von  dem  Leucanthemum  vulgare  DC.  —  wenigstens  meiner 
Meinung  nach  —  spezifisch  verschieden  ist.  —  Die  Stengel  meiner 
Exemplare    von    Besca  nuova  sind   gut  beblättert  und  tragen  nur  je 


259 

eiiion  Blülhenkopf,  die  Bliitler  sind  ziemlich  dick  und  fleischig-,  giau- 
lichgriin,  die  unleren  fiederspaltig-,  die  Bliithenköpfe  verhaltnissmassig 
klein,  die  Randblülhen  aber  breiter,  auch  das  dicke  Rliizom  und  die 
stolonenförmigen  Triebe  desselben  zeichnen  meine  Pflanze  aus.  —  Ich 
kenne  wohl  die  verscliiedenen  Formen  des  Leucanthemum  vulgare 
DC,  wie  dieses  im  Binnenlande  variirt.  mein  Leucanthemum,  platy- 
lepis  sieht  aber  eher  dem  Leucanthemum  atratum  (L.)  oder  dem 
Pyvethriim  ceratophylloides  (All.)i  welches  mir  Prof.  Reichenbach  fil. 
zur  Vergleichung  mit  bekannter  Bereitwilligkeit  mitlheilte,  ähnlicher 
als  dem  L.  vulgare  ÜC.  —  Ich  Hess  die  Pflanze  von  Besca  nuova 
auch  abbilden,  die  Abbildung  gibt  den  Habitus  der  Pflanze  ziemlich 
gut,  aber  was  die  kleineren  Theile  betriff"!,  ist  die  Zeichnung  nicht 
besonders  gut  gelungen. 

Da  ich  nun  diese  Pflanze  für  eine  dem  osterr.-ungar.  Litorale 
eigenthümliche  und  von  L.  vulgare  DC.  spezifisch  verscliiedene  Art 
betrachte,  so  nannte  ich  sie  L.  nudicaule  (Vis.  var.)  v.  foliosum  Borbäs. 
Diese  Bezeichnung  hielt  ich  aber  für  unpassend,  weil  die  spezifischen 
Unterschiede  nach  meinen  Untersuchungen  nicht  in  den  „foliis  sub- 
radicalibus",  sondern  in  dem  Anthodium,  in  den  Blüthen  liegen.  —  Da 
nun  viele  Botaniker  der  Meinung  sind,  dass  eine  Varietät,  wenn  sie 
zur  Art  wird,  ihren  alten  Namen  verliert  und  neu  benannt  werden 
muss,  so  wollte  ich  meine  Pflanze  nach  dem  Antbodium  L.  biseriale, 
micranlhum  nennen,  endlich  beschrieb  ich  sie  nach  den  breiten  An- 
tliodialschuppen,  die  mir  für  diese  Pflanze  charakteristisch  scheinen, 
als  L.  platylepis,  und  zog  die  Varietät  d)  Visiani's  als  Abart  zu  L. 
platylepis'"'). 

Aus  der  Beschreibung  dieser  Pflanze  erwähne  ich  hier  Folgendes: 

„Flores  radii  circa  12  mm.  longi,  albi,  flores  disci  alato-com- 
pressi,  medio  constricti;  acheniorum  radii  adhuc  immaturorum  pappus 
tubum  corollae  subaequans  vel  duplo  brevior,  complefus,  apice  lobu- 
latus,  achenium  disci  calvum.  Tola  herba  glaberrima,  parum  carnosa 
et  gl  aucescens." 

„Volui  plantam,  hie  propösitam  cum  Chrysanthemo  ceratophyl- 
loide  All.  conjungere,  sed  huic  notae  generis  Pyrethri  Gärtn.  attri- 
buuntur,  et  icon  AUionii,  quacum  stirpem  nostram  comparavi,  longe 
aliani  exliibet  herbam  foliis  profunde  pinnatifidis,  laciniis  »ad  petioluni 
usque  pervenienlibus,  lisdem  modo  simplicibus,  modo  bifidis  aut  tri- 
fidis*  (All.  fl.  Pedem.  n.  686)"  etc. 

„Leucanlhemum  platylepis  a  Leuc.  vulgari  specifice  distinctum 
videtur  slatura  humiliori,  caulibus  pluribus  tenuioribus,  simplicibus, 
basi  stolonil'ormibus,  rosulisque  ornatis,  foliis  caulinis  inferioribus  in 
petiolum  longissimutn  attenuatis,  remote  pinnatifidis,  crassis,  glau- 
cescentihns  (quae  in  L.  vulgari  in  eadem  altitudine  caulis  jam  ses- 
silia,  duplo  breviora,  crebre  serrata),  superioribus  basi  non  tam  di- 
latata  (ut  in  L.  vulgari  DC.)  sessilibus  involucro  solilario  minore 


*)  Mathematisch   und  natiirwissenschafll.  Mittheilungen  der  ungar.  Aka- 
demie der  \\'ibSPnsrhaftpn,  Bd.  XIV,  p.  387-389. 


2G0 

et  praecipue  phyllis  ejus  biserialibus,  inferioribus,  latiori- 
bus,  apice  rotundatis  viridibus  (quae  in  L.  vulgari  DC.  multi- 
seralia,  densiora,  longiora  et  ang-ustiora,  apice  attenuata, 
margine  atrofusca  et  membranacea),  floribus  radii  paucioribus  (usque 
15j,  brevioribus  quidem,  sed  duplo  latioribus,  apice  obtusis,  emargi- 
nalis  et  pappis  radii,  insuper  glabritie  totius  herbae,  nam  L.  vulgare 
etiam  hirsutum  apud  nos  in  litorali  variat.  —  Var.  carpaticum  Rochel 
in  Ledeb.  fl.  Ross.  II.  542." 

„Crassitie  et  anthodii  magnitudine  ect.  L.  atrato  (L.)  affinius, 
quam  L.  vulgari  DC,  sed  herba  nostra  praecedente  robustior,  magis 
fnliosa,  foliis  radicalibus,  squamis  involucri  paucioribus,  apice  non 
atlenuatis,  non  atratis  diversa,  neque  pappis  disci  nostra  gaudet." 

In  dem  „Alcune  monstrositä  della  Flora  Illirica"  *)  erwähnt 
Dr.  C.  Marchesetti  eine  Form  des  Lencanthemum  vulgare  DC.  von 
der  Umgebung  von  Triest,  welche  nach  der  Beschreibung,  insoweit 
mir  der  italienische  Text  interpretirt  wurde,  zuverlässig  zu  meinem 
Leuc.  platylepis  oder  zu  dessen  var.  nudicaule  (Vis.),  nicht  aber  zu 
L.  vulgare  L.  gehört.  —  Da  nun  die  nach  dem  Abmähen  hervor- 
gesprossene Pflanze,  welche  Marchesetti  erwähnt,  der  Abbildung 
meines  Leuc.  platylepis  ähnlich  sieht,  glaubt  er,  dass  dieselbe  eine 
Monstrosität  sei.  —  Jene  Pflanze  Marchesetti's  ist  jedoch,  wie  ich 
schon  erwähnte,  auch  vor  dem  Abmähen  der  meinigen  ähnlich,  oder 
besser  gesagt,  mit  derselben  identisch  und  sicher  keine  Monstrosität, 
denn  ich  sali  und  sammelte  sie  häufig  an  solchen  Stellen  bei  Besca 
nuova,  welche  dem  Menschen  und  den  Thieren  nicht  leicht  zugäng- 
lich sind. 

Sind  die  von  mir  hervorgehobenen  Unterschiede  konstant  und 
hinreichend,  das  Leucanthemum  platylepis  spezifisch  von  L.  vulgare 
DC.  zu  trennen  etc.  oder  nicht,  diess  lässt  Dr.  Marchesetti  unberührt. 
Er  bemerkt  nur  so  viel,  dass  man  abgerundete  Anthodialschuppen 
auch  bei  L.  vulgare  findet,  und  dass  spitze  Anthodialschuppen  auch 
von  dem  L.  platylepis  nicht  ausgeschlossen  sind.  ■'—  So  breite,  ver- 
hältnissmässig  kürzere  Schuppen,  wie  sie  bei  letzterer  Pflanze  vor- 
kommen, habe  ich  bisher  an  dem  von  zahlreichen  Standorten  mir 
vorliegenden  L.  vulgare  noch  nicht  beobachtet,  und  würde  Herrn 
Dr.  Marchesetti  empfehlen,  mein  Leuc.  platylepis  nicht  mit  litora- 
lischen,  sondern  mit  binnenländischen  Formen  des  L.  vulgare  zu 
vergleichen. 

Budapest,  im  Mai  1878, 


*)  Estratto  dal  Bolletino  delle  scienze  naturali  Nr.  3.  Annata  III. 


201 

Plantas  in  itinere  africano 
ab  J.  M.  Hildebrandt  collectas  determinare  per^it  W.  \atke. 

(Schluss  J 

1577.  idem.  Ad  Pomoni  insulae  Johannae  in  locis  siccis  apricis 
planitiei  littoralis  procutnbens  neque  vero  in  montibus  jun.  —  aug. 
1875  n.  fr. 

949.  Alysicarpus  vaginalis  (L.)  DC,  Balier!  1.  c.  170.  In  Zan- 
ziliariae  pratis  siccis  iierbaceis  praecipue  septentrionem  versus  nov. 
1873  n.  fr. 

566.  Äbrus  precatorius  L.,  Baker  1.  c.  175,  Valke  pl.  Steudner 
ined.  In  silvis  littoris  abyssinici  terrae  Bogos  alt.  6000'  scandens 
jun.  —  sept.  1872  fr. 

1211.  idem  Baker!  I.  c.  Dä-es-saläm  orae  zanzibarensis  in  fru- 
ticetis  volubilis  Febr.  1874  fl.  fr. 

1587.  idem.  In  pratis  planitiei  littoralis  insulae  Johannae 
jun.  —  aug.  1875. 

728.  Clitoria  Ternatea  L,,  Baker  1.  c.  177.  Samhar  prope  Mas- 
sua  dec.  1872  fl.  fr. 

1188.  eadem,  Baker!  1.  c.  In  Zanzibariae  hortis  colitur  nov. 
1873  fl.  fr.;  suff"rutex     volubilis. 

1189.  C.  zanzibarensis  Vatke.  perennis  humifusa  ramis  graci- 
libus  laxe  pubescentibus,  foliis  imparipinnatis  bijugis,  foliolis  lineari- 
oblongis  utrinque  obtusis  mucronatis  subcoriaceis  slipellatis,  floribus 
axillaribus  solitariis  breviter  pedunculafis,  bracteolis  subrotundis,  calycis 
deiitibus  subtriangularibus  tubo  subaequilongis,  legumine  lineari  sub- 
10  sperino.   7\.. 

In  Zanzibariae  pratis  herbaceis  effusa  nov.  1873  fl.  fr. 

Raiiii  ultra  3  dm.  longi;  petioli  toti  fere  4  cm.  longi;  foliola 
lateralia  ud  11  cm.  terminalia,  ad  3  cm.  longa,  4  —  7  mm.  lata  sub- 
tus  reliculato-venosa;  calyx  12  cm,  longus;  corolla  2  cm.  longa; 
legumen  ad  7  cm.  longum. 

A.  C.  Ternatea  L.,  specie  unica  prius  in  Africa  reperta,  foliolis 
floribusque  multo  minoribus  primo  intuitu  distinctissima. 

565.  Ghfcine  javanica  L.,  Baker  l.  c.  178.  In  silvis  littoris  terrae 
Bogos  sept.  1872  fl. 

958.  Teramnus  labialis  (L.)  Spr.,  Baker!  I.e.  180.  Insula  Zan- 
zibar  in  fruticetis  humilibus  et  herbis  volubilibus  sept.  —  nov.  1873  fl.  fr. 

1590.  idem.  in  insulae  Johannae  pratis  apricis  et  iiiter  culla 
jun.  — aug.  1875  fl.  fr. 

1389.  ejusdem  Baker!  1.  c.  var,  soinalensis  Vatke.  foliolis  typo 
plus  duplo  longioribus  anguslioribusque. 

Prope  Meid  terrae  somalensis  in  regione  montana  Serrut  alt. 
1200  m.  prope  fontem  DafTer  apr.  1875  fr.  Foliorum  iigura  ab  Omni- 
bus exempl.  T.  labialis  in  herb,  berol.  obviis  recedit;  an  species 
propria? 


262 

594.  Erythrina  tomentosa  R.  Br.  Baker  i.  c.  184.  In  terrae  Bo- 
gos  montihus  lapidosis  aug-.  1872  fr.;  frutex  6  m.  altus. 

1589.  Mucuna  comorensis  Vatke.  caulibus  Grmis  volubilibus 
parce  pubescentibus  demum  glabris,  slipulis  lanceolatis  minutis  persi- 
sfentibus,  foliolis  membranareis,  centrali  longius  pefiolulato  subrhombeo 
obtusü  apiculato  basi  rolundato  utrinque  glabro,  floribus  racemosis, 
racemis  sub-lOfloris  longe  pedunculatis  glabris,  bracteolis  lata  ovaüs 
calyci  adpressis  eoque  longioribus,  calyce  angiiste  bilabiato  glabro, 
dentibus  tubo  pluries  brevioribus,  vexillo  alis  longiore,  legumine  co- 
riaceo  basi  rotundato  late  quadrialato,  6  spermo  alis  coriaceis  faciebiis- 
que  glabris.   21.. 

In  insulae  Johannae  fruticetis  planitiei  lilloralis  jun.  —  aug. 
1875  fl.  fr. 

Petioli  6  cm.  longi;  foliola  lateralia  ad  3  cm.  longa  ,  ad  12  cm. 
lata,  terminale  9  cm.  longum,  ad  1dm.  lalum;  pedicelli  floriferi  3  mm. 
frucliferi  6  mm.  longi;  calyx  7  mm.  Jongus,  tubo  superne  5  mm.  lato; 
corolla  25cm.  longa,  legumen  4'5  — 5"5cm.  longum  alis  inclusis  ad 
1*5  cm.  latum. 

M.  quadrialatae  Baker  1.  c.  186  et  M.  giganteae  (Willd.)  DC. 
proxima,  leguminum  faciebus  glabris  ab  utraque  differt. 

1591.  M.  pruriens  (L.)DC.,  Baker  1.  c.  187.  In  insulae  Johannae 
fruticetis  planitiei  littoralis  volubilis  jun.  —  aug.  1875;  flores  nigricantes. 
Huic    in    generis    clavi  erronee  flores  capilalos  tribuit  cl.  Baker  1.  c. 

1931.  Galactia  argenteifolia  S.  Moore  in  Trimen  Journ.  1.  c.  III. 
In  locis  apricis  insulae  Mombassa  orae  zanzibarensis  suffrutex  vel 
frutex  15  m.  altus  mart.  1876  fl.;  flores  rosei. 

1197.  Cananalia  obtusifolia  (Lam.)  DC.,  Baker!  1.  c.  190.  Inter 
fruticeta  et  loca  culta  orae  zanzibarensis  non  crebro  febr.  1874  fl. 

1334.  Phaseolus  Mungo  L. ,  Baker  I.  c.  193.  In  Zanzibaria 
colitur;  nomen  kisuaheli:  Djirökko;  jul.   1874  fl.  legit. 

357.  Vigna  Benthami  Vatke.  Caulibus  herbaceis  humifusis  volu- 
bilibusve,  superne  dense  patulo-rufescenti-villosis,  stipulis  ovatis  an- 
gustis,  peliolis  elongatis  dense  ferrugineis,  foliolis  3,  centrali  sub- 
rhombeo angulato-lobato  mucronalo,  lateralibus  inaequilateris,  supra 
viridibus  paice  pilosis,  subtus  dense  adpresse  sericeo-viflosis,  pedun- 
culis  ferrugineis  plurifloris,  pedicellls  brevibus,  bracteolis  ovatis  an- 
guslis  calyce  brevioribus;  calycis  dentibus  linearibus  longe  patulo- 
ferrugineo-villosis  tubo  longioribus,  duobus  superioribus  ad  medium 
connatis,  corolla  rubra  calyce  subduplo  longiore,  vexillo  glabro,  legu- 
minibus  brevibus  1—2  spermis  dense  ferrugineo-villosis.   21., 

In  insulae  Zanzibar  pratis  herbaceis  passim  solum  obtegens  et 
inter  fruticeta  volubilis  nov.  1873  fl.  fr. 

Petioli  ad  1  dm.  longi;  foliola  ad  0-5  dm.  longa,  ad  0-55  dm. 
lata;  pedunculi  ad  4  cm.  longi;  pedicelli  ad  0-5  cm.  longi;  flores  bini 
plerumque  soli  fruclus  maturant;  calyx  c.  1  cm.  longus. 

Species  elegantissima  V.  heterophyUae  A.  Rieh.,  Baker  1.  c.  197 
proxima  dicata  Georgio  Bentham,  illustri  auctori  londinensi,  viro 
humanissimo,  Leguminosarum  jamdiu  peritissimo  scrutatori. 


263 

502.  1).  V.  membranarca  A.  Rieh.,  Baker  1.  c.  197.  Abyssinia; 
Habab:  Bogos  alt.  5500'  inter  frulicela  aug.  —  sept.  1872  fl. 

955  V.  vexiUafa  (L.)  Benth.,  Baker!  1.  c.  199.  In  Zanzibaria  in 
gramine  alto  volubilis  sept.  1873  fl.  fr. 

956.  eadem.  Ibidem  nov.  1873  fl.  fr.  leota. 

1592.  eadem.  In  insulae  Johannae  planitie  littorali  et  regione 
montana  alt.  600  m.  in  fruticetis  et  pratis  apricis  jun.  —  aug. 
1875  fl.  fr. 

1332.  Voandzeia  subterranea  Pefit-Tliouars,  Baker  1.  c.  207.  In 
Zanzibaria  colitur;    nomen  kisualieli:    Hjügu  maue,  jul.   1874  fr.  jun. 

567.  Dolichos  Lablab  L.,  Baker  1.  c.  210.  In  silvis  littoris  abys- 
sinici  frutex  volubilis  sept.  1872  fl. 

952.  idem.  Kokotoni  Zanzibariae  in  fruticetis  volubilis  ort.  1873 
fl.  fr,;  planta  spontanea  legumina  paullo  minora  fert  quam  culta. 

1330.  idem.  In  Zanzibaria  cultus;  nomen  kisuaheli:  Fiui;  jul, 
1874  fr. 

1329.  idem.  Ibidem  cultus  lectusque;  nomen  kisuaheli:  M' buanda. 

1593.  D.  axillaris  E.  Mey.,  Baker  I.  c.  211.  In  cultis  insulae 
Johannae  jun.  —  aug.  1875  fl.  fr. 

1328.  Cajamts  indicus  Spr.,  Baker  I.  c.  In  Zanzibaria  crebro 
colilur;  frutex  3  m.  altus;  jul.  1873  fl.  fr.;   nomen  kisuaheli;  M' basi. 

569.  Rhynchosia  flavissitna  Höchst.,  Baker  I.e.  219.  In  Abys- 
siniae  Habab  in  solo  sicco  circa  sncculentas  volubilis  aug.  1872  fl. 

568.  eadem.  In  silvis  lütoris  ejusdem  regionis  sept.  1872  fl.; 
frutex  volubilis. 

727  d.  Rh.  minima  (L.)  DC,  Baker  1.  c.  219.  Samhar  prope 
Massua  in  fruticetis  scandens  dec.  1872  fl.  fr.  jun. 

9.53.  Rh.  caribaea  Q-Acq.)  DC,  Baker!  I.e.  220.  In  Zanzibariae 
fruticetis  volubilis  in  locis  apricis  jul.  —  nov.  1873  fl.  fr. 

1588.  eadem.  In  insulae  Johannae  fruticetis  planitiei  littoralis 
jun.  —  aiig.  1875  fl.  fr. 

570.  Rh.  Memnonia  (Del.)  DC,  Baker  1.  c.  Abyssinia:  Hal)ab 
4000'  aug.  1872  fl. 

1310.  eadem?  Colles  littoris  somalensis  prope  Baräua  mart.  1874. 
absque  floribus  vel  fructibus. 

954.  Rh.  viscosa  (Rth.)  DC,  Baker  I.e.  222.  In  Zanzibariae 
fruticelorum  locis  apricis  suffrutex  volubilis  oct.  1873  fl.  fr. 

935.  Eriosema  panriflorum  E.  Mey.,  Baker!  I.e.  225.  Insula 
Zanzibar  in  pratis  ab  ae.stu  maris  interdum  irriguaiis  copiose;  frutex 
densus  1  m.  altus  jul.  1873  fl.  fr. 

932.  E.  cajanoides  (Guill.  et  Perr.)  Hook,  f.,  Baker!  1.  c.  227. 
Kokotoni  Zanzil)ariae  in  paucis  exemplaribus  secus  ripas  arenosas 
rivulorum  frutex  1  m.  altus  nov.  1873  fl. 

934.  E.  glomeratum  (Guill.  et  Perr.)  Hook,  f.,  Baker!  1.  c.  228. 
In  pratis  siccis  herbaceis  Zanzibariae  frutex  densus  1  m.  altus  jul. 
1873  fl.  fr. 

966.  Dalbergia  iiacciniifoUa  Vatke.  Inermis  ramis  firmis  junioribus 
pubescentibus,  adultis  glabris;   petiolis  brevibus  ferrugineo-piibescen- 


2(34 

tibus,  foliolis  7 — 9  obovalibus  obovatisve  siil)einarginalis  subcoriaieis 
supra  nitidis  glabris ,  subtus  opacis  puberiilis,  floribus  corymbosis, 
coryinbis  densifloris  pedicellis  laxe  pubescentibus,  calycis  campanulati 
dentibus  deltoideis ,  superioribus  obtusis,  inferioribus  acumniatis  tubo 
subduplo  brevioribus,  carina  alis  breviore ,  vexillo  orbiculari  reflexo, 
Slaminibus  monadelphis,  ovario  ovoideo-oblongo  2  ovulato  glabro 
nigrescente  reticuiato  in  pedicellum  brevem  angustato,  slylo  in- 
curvo.    "5 . 

In  Zanzibariae  littore  ad  Kokotoni  nov.  1873  fl.  fr.  jun. 

Frutex  3  m.  altus;  petioli  ad  9  mm.  longi;  rhachis  c.  4  cm. 
longa;  foliola  ad  1-5  cm.  longa,  ad  8  mm.  — 1cm.  lata;  flores  odo- 
rati;  corolla  05  cm.  longa;  legumen  junius  ad  2  cm.  longum,  ad 
05  cm.  latum.  D.  arhutifoliae  Baker  1.  c.  232  proxima. 

1933.  D.  hremcaudata  Vatke.  Inermis  ramis  gracilibus,  juniori- 
bus  patule  pilosis,  peliolis  modicis ,  foliolis  4 — 5  ovalibus  breviter 
caudato-acuminatis  obtusis  reticulato-venosis  supra  nitidulis,  subtus 
opacis,  utrinque  glabris  petiolulis  brevibus,  floribus  laxe  racemosis, 
racemis  folio  brevioribus,  pedicellis  ferrugineo-pubero-birtis ,  calyce 
cupulaeformi  ferrugineo,  dentibus  brevibus  truncatis ,  corollis  luteis 
calyce  sub5plo  longioribus,  carina  alisque  vexillo  brevioribus,  ovario 
lineari   nigroglaucescente  puberulo  subsessili.    % . 

In  insula  Mombassa  iiaud  procul  a  mari  febr.  1876  fl.  fr.  jun. 

Arbor  4m  alta;  petioli  ad  13mm.  longi;  folia  ad  15  dm.  longa, 
fere  ejusdem  latitudinis,  nempe  foliola  ad  7  cm.  longa,  ad  4  mm.  lata; 
petioluli  ad  4  mm.  longi;  pcdicelli  1cm.  longi  patentes;  calyx  05  cm. 
latus;    corolla  c.  1  cm.  longa  longitudlnaliter  striata. 

959.  Derris  uliginosa  (Roxb.)  Benth,,  Baker!  I.e.  245.  In  Zan- 
zibariae paludosis  ab  aestu  maris  irrigualis  frutex  subvolubilis;  oct. 
1873  fl. 

1212.  Sophora  tomentosa  L.,  Baker!  I.e.  254.  Dar  es  saläm  in 
littore  arenoso  frutex  densus  2  m.  altus  febr.  1874  fl.   .fr 

1384.  Cadia  varia  L'Her.,  Baker!  1.  c.  255.  In  Somalensium 
montibus  prope  Meid  ad  Serrül  alt.  1500  —1800  m.  frutex  vel  arbuscula 
2  m.  alta. 

837  c.  eadem.  In  montibus  Abi  all.  1000  —  2000  m.  frutex  2  m. 
altus  mart.  1873  fr.;  frons  pecudi  venenum:  nomen  vernaculum: 
Alkujäl. 


Hochsommerflora  der  Umgebung  von  Görz. 

(Nördliche  VmgebaDg.) 

Von  Rüdiger  Felix  Solla. 

Einen  nicht  geringen  Ruf  der  Schönheit  besitzt  im  Küstenlande 
die  anmuthig  gelegene  Stadt  Görz,  In  einer  breiten  Thalöffnung  ge- 
legen, zu  drei  Vierlheilen  beinahe  von  immer  mehr  sich  erhebenden 


265 

Bergrücken,  welche  die  verderbende  Gewalt  des  Nordwindes  (Bora) 
brechen,  umschlossen,  nach  Süden  in  eine  weite  Ebene  sich  aus- 
breitend, mit  malerisclien  grünen  Anlagen  und  heiteren  Dörfern,  die 
im  Kreise  die  Stadt  umgeben,  mit  mildem  Klima  und  gesunder  Lutt 
ausgestattet,  gewährt  Görz  jedem  Besucher  einen  angenehmen  Auf- 
enthalt. 

Von  den  vielen  reizenden  Punkten  der  Stadt  ist  gewiss  einer 
der  schönsten  das  Dörfchen  auf  der  Posistrasse  nach  Cauale,  das  in 
einem  romantischen  Thälchen  eingebettet,  am  Fusse  des  Monte  Ga- 
bria sich  ausbreitet,  das  Dorf  Salcano,  umspült  von  dem  tiefblauen 
Isonzo- Flusse,  der  schäumend  durch  die  Konglomeratblöcke,  die  er 
ehemals  herabgeschwemmt,  sich  einen  Weg  bahnt,  leise  ein  Lied 
von  dem  fernen  Triglav  dahinmurmelnd. 

Dieses  Salcano  wälilte  ich  zum  Ausgangspunkte  meiner  Exkur- 
sionen während  der  Monate  August  und  September  nacli  den  vielen 
wichtigen  Punkten,  die  vom  Dorfe  aus  leicht  erreichbar  sind,  und 
die  folgenden  Zeilen,  ein  Resultat  vieljäliriger  Beobachtungen  und 
Sammlungen,  werden  bemüht  sein,  ein  kleines  Bild  der  Flora  zu 
geben,  die  in  den  genannten  Monaten  das  Mittelgebirge  um  G()rz 
schmückt''). 

1.  Salcano  und  dessen  Umgebung  in  der  Ebene. 

Das  Klima  von  Görz  (45»  56'  n.  Br.  -  3P  18'  ösll.  L.)  ist  im 
Allgemeinen  sehr  mild.  Nicht  dasselbe  kann  man  von  Salcano  sagen, 
wo  der  Winter  sich  weit  fühlbarer  macht,  als  in  der  Sladt,  und 
seihst  die  warme  Sommerluft,  namentlich  des  Abends,  durch  ein 
kühles  Lüftchen,  das  aus  dem  Wasser  sicli  hebt,  und  einem  scharfen 
Winde,  der  durch  die  Schluchten  hereinweht,  bedeutend  gemässigt 
wird.  Warme  Tage,  kühle  Nächte,  häufiges  Eintreffen  von  Gewittern, 
geringer  Regen-  seltener  Schneefall  sind  die  klimatischen  Hauptver- 
hältnisse des  90 — 95  M.  über  Meeresniveau  erhöhten  Dorfes  Salcano, 
mit  einer  Durchschnittstemperatur  in  den  beiden  Monaten  August  — 
September  von  19 — 22"  R.  (um  die  Mittagsstunde). 

Wenn  man  die  breite  und  guterhaltene  Poststrasse  Görz-Sal- 
cano  durchwandert,  so  gewahrt  man  ein  reizvolles  Wechselbild.  Zu- 
erst führt  die  Strasse  an  schönen,  mehr  nach  Geschmack  als  nach 
Styl  gebauten  Landhäusern  vorbei,  die  in  schattigen  Parkanlagen 
liegen,  worin  Quercus  Cerris  und  pubescens  neben  Ailanthus  glcin- 
dulosa  oder  einer  seltenen  Ulme  wachsen.  —  Bald  bietet  sich  aber 
dem  Wanderer  ein  ganz  anderes  Bild  dar:  weite  Felder  von  Sand- 
stein, Konglomerat,  Kalk  —  zu  seiner  Rechten  —  mit  den  grünen 
Halmen  von  nachgesäetem  Zea  Mays^^^')  und  von  Sorghum  saccha- 
ralum  bepflanzt  oder  überzogen  von  Polygonum  Fagopyrttm,  dann 
reifende    F«7<Ä-Sträuche    und   in    der   Ferne  Kastanien-   und  Linden- 


*)    Ich  hofTe  später  die  Flora  des  Hügellandes  und  der  Ebene,    wie  des 
entfernteren  Hochgebirges  zu  skizziren. 

**)  Im  Lande  „cinquantino"  genannt. 

Oestorr.  botan.   Zeitschrift.  8.  Heft  1888.  21 


266 

bäume  des  Panovitzer  Waldes*),  gegen  dessen  Grün  die  weisse 
Klostermauer  auf  der  Anhöhe  von  Kostanjevica  grell  absticht.  Nach 
links  schweifend  gewahrt  der  Blick  die  Umfriedung  der  Ebene,  den 
südliclien  Theil  des  Kalkzuges,  welcher  der  dinarischen  Alpenkette 
folgend  von  NW,  nach  SO.  streicht,  es  ist  das  Mittelgebirge  der  Um- 
gebung, dem  der  gigantisch  aussehende  Gabrieli-Berg  (505'6  M.)  mit 
der  Kirche  von  St.  Catterina  auf  dem  Monte  Gabria  (221-2  M.)  vorne, 
die  679"7  M.  hohe  Sveta  gora  mit  der  vielgewundenen  Fahrstrasse 
und  der  weiter  nach  links  liegende  kahl  aussehende  Sabotino  mit 
der  Klosterruine  St,  Valentin '"""')  angehören.  Von  N.  nach  0.  zieht 
sich  auf  dem  Hochplateau  mit  beinahe  senkrecht  gegen  die  Ebene 
herabfallenden  arg  zerrissenen  Wänden,  mit  dem  Ilavihrib  und  dem 
Mali  Modrasovatz  (1302*5  M.),  hinter  welchen,  in  dunkler  Ferne,  eine 
hohe  Buche  die  höchste  Spitze  des  Mersavetz  (1403  M.)  bezeichnet, 
die  Strasse  gegen  Tarnova,  Der  Tarnovaner  Wald  mit  dem  Lasek- 
Gebirge  (nur  weisser  Kalk,  dem  oberen  Jura  angehörig,  Plassenkalk), 
dessen  Uebergang  in  den  Birnbaumer  Wald  (von  ähnlicher  Beschaffen- 
heit) der  Kreuzberg  bildet,  den  man  beinahe  nicht  mehr  gewahrt,  aus 
Oolithen-Kalk """"'■'"■)  bestehend.  Zu  seiner  Linken  sieht  man  gleichsam 
als  Forlsetzung  des  Valentini-Berges  das  rebenreiche  Htigelland  „in 
den  Ecken"  (Coglio),  mit  zahlreichen  Obstbäumen,  mit  immer  nie- 
derer werdenden  Hügeln  und  kleinen  Dürflein,  Wir  haben  hier  eine 
Anhäufung  von  Sandstein  (Flysch),  mehr  oder  minder  hart  (macigno- 
tassello),  mit  lehmigem '^Bodenf),  bei  Cormons  mit  dem  unteren  Eocen 
der  Ebene  zusammentreffend. 

Mit  diesem  wechselvollen  Panorama  herrlicher  Umgebungen  ist 
Salcano,  die  Region  des  Nummuliten-Sandsteins  (bis  Plava)  in  kurzer 
Zeit  erreicht.  Begrenzte  Gärten,  schöngepflegte  Obstbäume,  darunter 
Pflaumen,  Aprikosen,  Birnen,  Aepfel,  Kirschpflaumen,  Pfirsiche  neben 
grünen  Feigen,  Kirsch-  und  Maulbeerbäume,  die  grüne  Frucht  des 
Nussbaumes  bekunden  die  Nähe  des  Menschen.  Nicht  ein  Stückchen 
Land  ist  unbebaut,  nichts  liegt  unbenutzt  da.  Weite  Felder  von 
Mais,  von  blühendem  Buchweizen,  von  reifender  Mohrenhirse  breiten 
sich  aus,  guirlandenartig  verschlungene  Weinreben  theilen  die  Felder 
ab;  die  Beete  des  Kohls  (Brassica  Rapa)  umgibt  Fragraria  vesca, 
Solanum  tuberosum  wechselt  mit  Phaseolus,  und  auf  entfernteren 
Feldern  wachsen  Hordeum  hexastichon,  distichum,  Seeale  cereale, 
Triticum  Spelta,  seltener  Ävena  satwa.  Stattliche  Obstbäume  um- 
gürten   die    Felder,    mitunter  mit  Nutzbäumen  vermischt,    so  Cornus 


*)    In  neuerer  Zeit  hat  man  versucht,    die  Laub-  durch  Nadelvegetation 
zu  ersetzen,  und  verschiefienalt^^rige  Fichten  zeugen  von  dem  guten  Erfolge. 

**)    Unter  diesem  Namen  ist  die  ganze  Bergkette  im  Munde  des  Volkes 
bekannt, 

***)   Neuere   Untersuchungen  von  Prof.   Dr.  E.  Süss  verbinden   den  Ooli- 
thenkalk  mit  Lias,    wShrepd  Bergrath  Herr  Fr.  Foetterle   ihn  zum  Jura  zählt. 
f )   Durch  Verwitl(2rung  aus  dem    Tassello  (Sandstein  und  grobe  Quarz- 
körner von  einem  thonigen  Bindemittel  zusammengehalten)  hervorgegangen. 


267 

sangiiinea'^'),  Salix  tnminea .  seltener  Punica  Granatum  und  Olea 
enropaea,  auch  Soi'btts  domestica,  Corylus  tuhulosa,  Amygdalus  com- 
mimis,  Prunus  Cerasus,  MespUus  germanica,  dazu  viele  Gesträuche, 
so:  Rihes  Grossularia  und  rubrum,  Solanum  Lycopersicum,  Foeni- 
culum  officinale,  Ruta  graveolens,  Saltia  öfficinalis,  Malva  silveslris, 
Alcea,  Amaranthus  Blitum,  prosfrahis.  An  einer  Gartenhecke  leh- 
nend blüht  Rosmarinus  öfficinalis,  und  um  das  Haus  herum  werden 
verscliiedene  Kohl-  und  Salat- Arten  gezogen,  ferner:  Solanum  Me- 
longena,  Spinacia  oleracea,  Beta  milgaris-rapacea,  Borago  öffici- 
nalis, Daucus  Carola,  Petroselinum  sativum,  Apium  graveolens, 
Pimpinella  Anisum,  Carum  Carvi.  An  einem  sonnigen  Platze  reifen 
Kürbisse  und  Melonen  {Cucurhita  Pepo,  Citrullus  vulgaris,  Cucumis 
Melo)  und  zu  ihnen  herab  nicken  von  der  Wand  —  an  der  sie  sich 
gerankt  —  Cucumis  sativus,  Cucurbita  lagenaria.  Capsicum  annuum. 
Nur  bei  einzelnen  Gutsbesitzern  sieht  man  hohe  und  breite  Schafte 
von  Ammophila  arenaria,  die  hier  recht  gut  gedeiht. 

Ein  kurzer  Spaziergang  durch  das  Dorf  macht  uns  bald  mit 
dessen  Flora  vertraut,  doch  auch  hier  lassen  sich  die  Spuren  der  bren- 
nenden Sonnenstrahlen  bemerken.  Dürftig  nur  fristen  ilir  Leben  auf 
den  alten  Mtföern  Campanula  Trachelium,  glomerata,  rapunculoides, 
Sedum  album,  maximum;  hie  und  da  ein  vereinzeltes  Sempervivum 
tectorum,  Heder  a  Helix,  Diplotaxis  tenuifolia,  Clematis  Vit  alba. 
Grammitis  Ceterach,  Asplenium  Ruta  muraria,  Trichomanes  über- 
ziehen mit  ihrem  Grün  die  dunklen  Mauern,  während  am  Fusse  der- 
selben, vom  Staube  der  Strasse  bedeckt:  Sisymbrium  officinale, 
Sinapis  arvensis,  Ranunculus  Philonotis,  Erodium  cicutarium,  Ver- 
bena  öfficinalis,  Paj'ietaria  diffusa,  Urtica  urens,  Lepidium  ruderale, 
Trifolium  procumbens,  Carex  vulgaris,  stricta,  muralis,  Cynodon 
Dactylon,  Uordeum  murinum,  Bromus  mollis,  Poa  pratensis  wachsen. 
Plantago  media  und  lanceolata  neigen  auch  ihre  fruchtschweren 
Arme,  das  sonst  an  jede  Mauer  sich  lehnende  Hirtentaschchen  (Capsella 
Bursa  pastoris)  ist  um  Salcano  gar  nicht  häufig.  Aber  an  den  vielen 
kleinen  Gewässern,  die  frei  herumfliessen,  besteht  ein  frischeres 
Leben  der  Pflanzenwelt:  Lychnis  vespertina,  Pulicaria  dysenterica, 
Dianthus  barbatus,  im  Grase  versteckt,  Malachium  aquaticum,  Epi- 
lobium  palustre,  Erodium  cicutarium,  Stenactis  belUdiflora,  Vicia 
Cracca  blühen  noch  allhier,  während  man  auf  grünen  Rasenplätzen 
in  schöner  Blüthenpracht  sammeln  kann:  Colchicum  autumnale,  Cam- 
panula Cervicaria,  Ranunculus  arvensis,  Philonotis,  bidbosus,  repens, 
Tunica  Saxifraga,  Alsine  tenuifolia,  Lychnis  flos  cuculi,  Sherardia 
arvensis,  Cichorium  Intybus,  Verbascum  phlomoides,  Althaea  can- 
nabina,  Mentha  silvestris,  Linaria  halepensis  und  das  unverwüst- 
liche Erodium  cicutarium.  Für  Papaver  Argemone  ist  die  Jahreszeit 
schon  zu  vorgerückt.  —  Holostemn  umbellatum  habe  ich  niemals 
finden  können.  —  Ferner  mischt  sich  da  mit  dem  grünen  Grase  der 
saftigen  Wiesenplätze:    Euphorbia  Peplus,    Chamaesyce,    heiioscopia, 

*)  Aus  den  Früchten  wird  ira  Lande  Brennöl  gepresst. 

21* 


268 

falcata,  Trifolium  pratense,  Melilotus  officinalis-alha^  Valerianella 
carinata^  Bellis  perennis,  Aster  Amellus,  Antkemis  Cofula,  arvetisis, 
Senecio  viilgaris,  Centaurea  Jacea,  amara,  Picris  hieracioides,  Leon- 
todon  Taraxacum,  Chenopodivm  album,  Arteinisia  'vulgaris^  Carex 
vulgaris,  flava,  glauca,  praecrx^  gynohasis.  Poa  pratensis,  Antho- 
xanthum  odoratum,  Briza  media.  —  Von  Gesträuchen  und  Bäumen 
hierorts  sei  noch  erwähnt:  Lonicera  Caprifolium,  Crataegus  Oxya- 
cantha,  monogyna,  Rhamnus  Frangula,  Sambucus  nigra,  Ailanthus 
glandulosa.  Popuhis  tretnula,  alba,  pyramidalis,  Quercus  Robur  und 
die  als  stattlicher  Baum  vertretene  Salix  capraea,  S.  babylonica  in 
nur  vereinzeilen  Exemplaren. 

Ganz  anders  ist  weiter  unten  die  Flora  am  Isonzo,  wo  der 
geologische  Charakter  schon  ganz  ein  anderer  gegenüber  den  be- 
sprochenen eocenen  Gesteinen.  Wir  haben  hier  Diluvial-Gebilde,  Ter- 
rassen-Diluvium mit  Jurakalk-  und  wenigen  Ouarz-Geschieben,  weit 
landeinwärts  hinein  mit  Silt  überdeckt,  worauf  denn  manche  Pflanze, 
sonst  Bewohnerin  höherer  Regionen,  wahrscheinlich  als  Same  vom 
Flusse  herabgeschwemmt  oder  vom  Winde  herabgeweht,  den  suchen- 
den Botaniker  mit  ihrer  Gegenwart  überrascht.  Von  solchen  Kindern 
der  Alpen  erwähne  ich  beispielsweise:  Gentiana  crucinta,  Veronica 
fruticulosa,  Scabiosa  graminifolia,  Erigeron  glabratum,  Epilobiuin 
montanum,  Astrantia  carniolica,  Aquilegia  pyrenaica,  Gypsophila 
repens,  Campanula  carnica  —  leider  schon  verblüht,  Hieracium 
illyriciun,  Leontodon  hyoseridifolius,  Inula  ensifolia,  Paederota  Age- 
ria  aus  den  Felsspalten  hervorragend,  Avena  distichophylla,  die  in 
dem  Sande,  in  der  Ablagerung  der  Trübung,  geschützt  von  den 
zahlreichen  Konglomeratblöcken  auf  kurze  Zeit  neue  Heimat  gefunden 
hatten.  —  Von  den  sonstigen  Vorkommnissen  auf  dem  linken  Ufer 
des  Isonzo,  die  unserem  Klima  angehörig,  somit  stationeller  —  so 
lange  das  Wasser  sie  nicht  mit  fortreisst  —  sind,  erwähne  ich: 
Tragopogon  Tommasinii,  Artemisia  camphorata,  Saponaria  offici- 
nalis,  Tamus  communis,  Sesleria  elongata,  Diplachne  serotina.  Auf 
den  Konglomeratblöcken:  Hieracium  staticefolium.  —  Weiter  oben: 
Aster  Amellus,  Salvia  glutinosa,  Erica  carnea,  Cyclamen  europaeum, 
Clematis  Viticella,  Gymnadenia  conopsea,  Cirsium  Erysithales.  Ver- 
blühte Köpfe  von  Phyteuma  Scheuchzeri  und  Michelii. 

3.  Syeta  gora  (heiliger  Berg). 

Wir  verlassen  das  Dorf  Salcano  auf  seiner  Nordseite  und  er- 
reichen bald,  an  düsteren  Cypressen  vorbei,  die  Gabeltheilung  des 
Weges,  wir  folgen  der  oberen  Strasse,  welche  durch  zwei  hohe 
Säulen  eröff'net  wird,  und  haben  gleich  grossartige  Massen,  mitunter 
unterhöhlt,  von  Kaprotinenkalk  vor  uns;  wenn  wir  weiter  steigen 
und  zu  unserer  Linken  blicken,  sehen  wir  eine  kurze  Halde  von 
Schotter,  ziemlich  steil  geneigt,  hinab  zur  breiten  Poststrasse  (nach 
Canale)  führen.  Es  folgen  noch  grössere  Kalkmassen  von  schwarzer 
oder  gelblich-grauer  Farbe,  worauf  grünes  Äloos  einen  guten  Unter- 
grund gefunden,  durch  die  Massen  hat  sich  ein  kleines  Bächlein  Bahn 


269 

gebrochen,  und  plätschernd  hört  man  das  Wasser  von  Stufe  zu  Stufe 
herabfallen.  —  Die  Vegetation  bisher  ist  nicht  arm,  jedoch  bemerkt 
man,  dass  die  wenigen  Bäume  sich  nur  zu  unserer  Rechten  auf  dem 
oberen  Abhänge  des  Gabrieli-Berges  gerettet  haben,  während  auf 
dem  Abhänge  unterhalb  der  Strasse  nur  niedere  Vegetation  fort- 
kommt. Auf  den  Felsen  von  der  Strasse  (rechts)  blühen  :  Campanula 
pyramidalis,  glomerata,  Chrysanthemum  corymbosum ,  Hieracium 
porrifolimn,  Sedum  albmn,  Anthericum  ramosum,  Serrattila  fincto- 
7'ia,  Grammitis  Ceterach,  Äsplenium  frichomanes;  aus  den  Fels- 
spalten lacht  hervor:  Satureja  montana,  die  uns  bis  zur  Spitze  des 
Berges  hinauf  begleitet,  das  unfehlbare  Hutsträusschen  der  Wallfahrer 
nach  der  Sveta  gora;  am  Rande  der  Strasse  wachsen  Buphthalmum 
salicifolium,  Eryngium  amethysfinum,  Achillea  odorata,  während  aus 
dem  Schotter  sich  hervorringt:  Campanula  pyramidalis,  Ononis  spi- 
nosa,  Eupaforium  cannabinum,  Achillea  Millefolium,  odorata,  Prii- 
nella  vulgaris,  Hypericum  perforatum,  Phleum  asperum  (ziemlich 
selten),  Centaurea  axillaris,  Erythraea  Centaiirium,  Calamintha 
Nepeta,  thymifolia,  Hedera  Helix,  Anthriscus  vulgaris  (Fruciit),  Ru- 
hus  fruticosus,  Clematis  Vitalba,  Carlina  corymbosa,  Carduus  pycno- 
cephalus,  wildwachsend:  Ficus  Carica,  Foeniculum  officinale.  Auf 
dem  kurzen,  sattgrünen  Abhänge  am  Fusse  der  gigantischen  Felsen 
kommen  vor:  Iberis  divaricata  Tausch.,  Verbascum  Blattaria,  nigruni 
ß.  thyrsoideum,  Malricaria  Chamomilla,  Cichorium  Endivia,  Epi- 
lobium  Dodonei,  Cyclamen  europaeum,  Campanula  Cervicaria,  Dian- 
thus  barbatus,  Allium  acutangulum  v.  calcareum,  Serrattila  tinctoria, 
Betonica  officinalis,  Prunella  vulgaris,  Satureja  montana. 

Es  folgt  die  Region  des  schonen,  marmorartigen  Kalkes,  die 
Vegetation  bleibt  hier  so  ziemlich  dieselbe.  —  Bald  ist  das  erste 
Drittel  des  Berges  erreicht,  wo  sich  die  Strasse  theilt;  hier  ist  der 
Grenzungspunkt  dreier  Gegenden;  -  über  einen  schmalen  Steg  führt 
der  eine  Weg  auf  die  Strasse  nach  Tarnova,  vorne  breitet  sich  der 
Weg  in  das  Thälchen  von  Gargaro  —  wir  schlagen  die  breite  Fahr- 
strasse zu  unserer  Linken  ein  und  setzen  unsere  Wanderung  fort 
bis  zur  Kirche  auf  der  Spitze  des  Berges,  an  den  vielen  Kapellen 
vorbei,  zur  Linken  eine  hohe  Ulme  verlassend,  von  der  ein  schmaler 
Pfad  zu  den  neuen  Wasserausgrabungen  führt.  Die  Vegetation,  ver- 
schieden von  der  besprochenen,  begleitet  uns  wechsellos  bis  zur 
Klostermauer,  gekennzeichnet  durch  das  beinahe  gänzliche  Fehlen 
von  Bäumen,  nur  der  obere  Rücken  des  Berges  weist  neben  den 
von  den  München  kultivirten  Obstbäumen  noch  manche  wilde  Ka- 
stanie, einige  Eichen  und  wenige  Buchenarten  auf.  Hier  wächst: 
Lactuca  perennis,  Bupleurum  aristatum,  Seseli  Gouani,  coloratum, 
Thalictrum  minus  (Frucht),  Planfago  carinata  (verblüht),  Verbascum 
nigrum.  —  Die  Campanula- Arien  werden  immer  seltener,  bleiben 
schliesslich  nur  durch  Campanula  pyramidalis  vertreten.  —  Cuscuta 
Epithymum  rankt  sich  um  iiire  Nachbarin.  —  Hier  blüht:  Silene  in- 
flata,  Cerastium  triviale ,  Hypericum  perforatum ,  ein  spätes  Ge- 
ranium  motte,    Robertianum;    ferner:    Galega    officinalis,    Coronitla 


270 

varia ,  Vicia  villosa ,  Anagallis  arvensis ,  Potentilla  reptans.  Vom 
Gesträuche  winkt  herüber:  Rosa  canina  sepium,  die  Steinfrucht 
von  Prunus  Mahaleb ,  spinosa  ,  Padus  oder  die  Beere  von  Loni- 
cera  Caprifolmm.  —  Es  wächst  hier  noch:  Chaerophyllum  temulum, 
Galium  Cruciata,  Mollugo,  aristatum,  Angelica  sihestris,  Dipsacus 
silvestris,  Knautia  sihatica,  Erigeron  canadensis,  acris,  Eupatorium 
cannabinum  (Frucht  —  ziemlich  selten  hier  oben),  Picris  hieraci- 
oides,  Stachys  annua.  —  Verwildert:  Borrago  officinalis,  Solanum 
nigrum  var.  villosutn,  Dulcamara,  Cynoglossum  pictum,  Scrophularia 
canina  (halb  verblüht),  Euphorbia  Peplus,  Carex  vulgaris,  Cynodon 
Dactylon,  Phleum  asperum,  Bromus  sterilis,  Anthoxanthum  odoratum, 
Andropogon  Gryllus. 

Oben  angelangt,  öffnet  sich  ein  schönes  Landschaftsbild  dem 
Auge  des  Wanderers.  Hinter  sich  blickend  sieht  er  den  begangenen 
Schlangenweg,  bemerkt  Salcano  mit  der  Strasse  nach  Görz,  Kostanje- 
vica  mit  dem  schattenreichen  Panovitz;  dahinter  das  Tarnovaner  Hoch- 
plateau und  über  dessen  baumumsäumte  Höhen  im  fernen  Osten,  oft 
in  Nebel  verhüllt,  die  Kuppe  des  Nanos  mit  dem  daran  sich  schlies- 
senden  Karstplateau,  dessen  nördlichste  Ausläufer  das  Panorama  im 
SO.  und  S.  abschliessen.  Vor  ihm  stehen  steile  Wände  mit  Vor- 
sprüngen und  abschüssigen  Geröllhalden,  es  ist  die  Sabotino-Kette, 
deren  Fuss  grüne  Wiesen  bekleiden,  von  welchen  ein  kleines  Wäld- 
chen den  Berg  auf  seiner  Nordseite  heraufzieht;  auf  der  Höhe  die 
Ruinen  des  Klosters  St,  Valentin,  und  unten  gewahrt  er  als  schmales, 
blaues  Band  den  eilig  dahinfliessenden  Isonzo.  Hinter  der  Sabotino- 
Kette  erheben  sich  die  Spitzen  der  tridentinischen  Alpen,  welche  in 
ihrer  Fortsetzung  mit  dem  Anschlüsse  an  die  julischen  Alpen  das 
Panorama  im  Westen  begrenzen.  Gegen  Norden  klafft  das  tiefe  Thal 
von  Gargaro,  aber  über  Hügellandschaften  schweifend  bleibt  er  haften 
an  dem  Hochgebirge  im  Norden,  an  den  Bergen  um  Canale,  Tolmein, 
mächtig  steht  die  grossartige  Krn-Gruppe  mit  ihrer  höchsten  Spitze, 
dem  Piriiau  (2242  M.),  da  —  und  dem  Ganzen  die  Krone  aufzu- 
setzen, thront  königlich  in  blauer  Ferne  die  stolze  Pyramide  des 
ernsten  Triglav. 

Die  Spitze  der  Sveta  gora  bietet  dem  Botaniker  weniges  von 
Interesse  dar  —  wenigstens  im  Hochsommer:  kaum  zollhohes  Seseli 
coloratum,  ein  dürftiger  Hyoscyamus  niger  kommen  hier  neben  Cen- 
taurea  solstitialis,  Carlina  corytnbosa,  Dorycnium  pentaphyllum  und 
gewöhnlicheren  Pflanzenarten  vor.  Interessant  ist  der  Abstieg  auf 
der  alten,  ganz  zerfallenen  Strasse  gegen  Norden,  wo  der  Botaniker 
mitunter  sammeln  kann:  Galeopsis  Ladanum,  Salvia  glutinosa,  Cam- 
panula  caespitosa  und  glomerata,  Ranunculus  bulbosus,  Philonotis, 
Lychnis  vespertina,  Satureja  montana,  Cirsium  Eriophorum,  Scu- 
tellaria  galericulata,  Meldotus  officinalis-alba,  Galega  ojficinalis, 
Sedum  boloniense,  reflexum  v.  glaucuni,  Conium  muculatum,  Achitlea 
Millefolium,  lanatd,  Centaurea  amara,  Lapsana  communis.  —  Lactuca 
Scariola  hat  man  auch  hier  gefunden,  ich  suchte  sie  vergebens.  — 
Verbascum  Blattaria,  phlomoides,  Agrostis  Spica  venti,  Lolium  ita- 


271 

lictim,  Briza  media  (Frucht);  —  während  stets  zu  seiner  Rechten 
breite  Zerklüflungen  bleiben,  ganz  ausgefüllt  und  beinahe  verdeckt 
von  Rubus  fruticosus,  saxatilis,  Anthriscus  vulgaris^  Rosa  canina, 
sämmtliche  schon  in  Frucht,  hier  wirr  durcheinander  wachsend,  aus 
deren  Mitte  sich  mühsam  eine  Campanula  glotnerata,  ein  Dianthus 
Carthusianorum,  ein  einsamer  Senecio  abrotanifolius  Bahn  bricht,  — 
Wir  steigen  hinab  in's  Thal,  an  einer  verlassenen  Mühle  vorbei  ge- 
langen wir  zu  einem  düsteren  See,  dessen  Ufer  ausgeschmückt  sind 
mit:  Lythrum  Salicaria,  Origamim  vulgare,  Galeopsis  nersicolor, 
Mentha  Puleg'mm,  Inula  salicina,  Callitriche  stagnalis,  Scirpus  la- 
custris,  Carex  vulpina,  paludosa. 

Durch  die  freien  Felder  von  Gargaro,  durch  die  rauchschwar- 
zen Häuschen  von  Brittof  gelangen  wir  wieder  an  den  heiligen  Berg, 
an  der  Kreuzungsslelle  und  nehmen  dann  unseren  Abstieg  nach 
Salcano. 

(Schluss  folgt.) 


Das  Pflanzenreich 
auf  der  Wiener  Weltausstellung  im  Jahre  1873. 

Notizeu  über  die  expoiiirleuPöaDzeii,Pflaüzenrolistoffe  und  Produkte,  sowie  über  ihre  bildlichen  Darslcliuiigcn. 
Von  Franz  Antoine. 

(Fortsetzung.) 

Oesterreich. 

Es  ist  selbstverständlich,  dass  die  Gesammtmonarchie,  welche 
das  Raumgebiet  der  Weltausstellung  in  ihre  Hauptstadt  verlegte, 
auch  mit  den  Ausstellungsobjekten  am  hervorragendsten  vertreten 
werde,  und  diess  war  auch  im  vollen  Masse  der  Fall. 

Die  grossartigen,  auf  das  prachtvollste  ausgeschmückten  Ge- 
bäude, die  in  zauberhafter  Schnelligkeit  gleichsam  aus  dem  Boden 
emporwuchsen,  standen  zwischen  den  herrlichen  Praterauen  in  der 
Nahe  der  Donau  theils  auf  hofärarischen,  theils  auf  Gründen,  welche 
Privateigenthum  unseres  erhabenen  Monarchen  sind.  Die  Auen,  aus 
Weiden,  Pappeln  und  Feldahorn  fielen,  wo  es  erforderlich  wurde, 
Gebäude  aufzuführen,  und  blumengeschmückte  Gärten  umgaben  sie. 
Die  Reichhaltigkeit  der  Ausstellungsobjekte  sowohl  aus  der  Heimat, 
als  auch  aus  der  Ferne  wuchs  so  riesig  an,  dass  beinahe  alle  Hofe 
zwischen  den  Gallerien  mit  Glasdächern  überbaut  werden  mussten, 
um  die  Gegenstände  unterbringen  zu  können. 

In  Bezug  auf  Holzmuslersammlungen  zählte  jene  des  Wiener 
Apotheker-Vereines  wohl  zu  einer  der  reichsten  der  Osterreichischen 
Abtheilung.  Ihre  Muster  stammten  aus  allen  Gegenden  des  Erdballes, 
und    es    waren    demnach    viele    hunderte    derselben  vorhanden.    Das 


272 


Format  der  Muster  ist  klein,  es  besteht  grossentheils  aus  dünnen, 
nur  wenige  Zoll  im  OuadVatmasse  enthaltenden  Täfelchen  oder  aus 
Scheibenstücken  und  endlich  auch  aus  gespaltenen  Stämmchen. 

Von  der  in  Chili  ausgestorbenen  Cordia  decandra  Hook,  fand 
sich  ein  grösseres  Stück  vor  und  ein  kleiner  Stamm  von  Cyathea 
squamosa  und  C.  aurea. 

Chinarinde,  sowie  Opium  waren  sehr  zahlreich  vertreten. 

Von  medizinischen  und  sonst  zu  technischem  Gebrauche  ver- 
wendbaren Pflanzen  gab  es: 


Arctostaphylos  Uca  ursi  Sgl. 
Aconitum  Napellus  L. 
Achülea  moschata  Jcq. 
Arnica  montana  L. 
Asplenium  Filix  mas. 
Artemisia  Mutellina  Vill. 

—  vulgaris  L. 

—  Abrotanum  L. 

—  Absinthium  L. 
Alkermes. 

Amygdalus  communis  L. 
Angelica. 
Aloe  capensis. 
Bryonia  alba  L. 
Berberis  vulgaris  L. 
Cetraria  islandica  Ach. 
Cucurbita  Pepo  L. 
Colocynthen. 
Chinarinde. 

Daphne  Mezereum  L.  Rinde. 
Equisetum  limosum  L. 
Ficus  Carica  L. 
Fabae  St.  Ignatii. 
Gentiana  lutea  L. 
Gnaphalium  Leontopodium  Jcq. 
Glycirrhiza  glabra. 
Hepatica  triloba  Chaix. 

Die  Gummi  waren  durch  Gummi  Gedda,  Fachmi,  Litti  etc.  und 
die  Harze  durch  die  Harze  österreichischer  Nadelhölzer  vertreten. 

Von  Oelen  gab  es  Oliven-,  Rüb-  und  Leinöl. 

Die  Faser-  und  Gespinnstpflanzen  fanden  vorzugsweise  durch 
Flachs  und  Lein  ihre  Vertretung. 

Unter  den  Gerbe-  und  Färbepflanzen  fand  sich  Rinde  von  Ber- 
beris vulgaris,  und  zur  Papiererzeugung  Massen  aus  Stroh  und  ver- 
schiedenen Holzgattungen  vor. 

Die  Nahrungs-  und  Genussmittel  umschlossen  in  ihre  zahlrei- 
che Menge  Pflaumenmus,  getrocknetes  Obst,  Weichselsaft,  Gurken; 
Saffran,  Cichorien-KafFee  und  Zucker  etc. 


Hyoscyamus  niger  L. 

Hyssopus  officinalis  L. 

Jalapa. 

Iris  germanica  L. 

Linum  usitatissimum  L. 

Leontodon  Taraxacum  L. 

Malven. 

Menyanthes  trifoliata  L. 

Marrubium. 

Nux  vomica. 

Prunus  spinosa  L. 

Primula  glutinosa  L.  fil. 

Polypodium  vulgare  L. 

Punica  Granatum  L. 

Pyrethrum  roseum  Bbrst. 

Rheum  Rhaponticum  L. 

Rhus  Cotinus  L. 

Rosmarinns  officinalis  L. 

Rumex  alpinus  L. 

Salvia  officinalis  L. 

Sabina  vulgaris  Ant. 

TussUago  Farfara  L. 

Tamarindus  indica  L. 

Veronica  officinalis  L. 

Veratrum  album  L. 

Viscum  album  L.    (als  Vogelleim). 


273 

Unter  den  Weinsorten  fand  man:  Tarlaro-  und  Planina-Wein 
aus  Dalmalien,  Wein  von  der  Insel  Lacroma,  dann  Fruchtwein  und 
Corneillvirsclienvvein  aus  Galizien. 

Die  geistigen  Getränke  enthielten  Enzian-Liqueur  (Vorarlberg), 
KartofFelspiritus,  Weichselgeist,  Rosmarinessenz  (Dalmatien),  Kirsch- 
lorbeerwasser  (Görz),  Kirschenwasser  und  Cura(;ao. 

Ueberdiess  lagen  noch  auf:  Weichsellriebe  für  Pfeifenrohren, 
Insektenpulver  aus  Dalmatien,  Speik  ^Valeriana  celtica  L.)  aus  Salz- 
burg. Lohe  aus  Steiermark,  Torf  und  Bartmoos  CUsnea  barhata  Ach.) 
für  Beeten,  endlich  Fourniere  von  verschiedenen  Hölzern,  ßuchentheer, 
Holzessig  und  Holzgeist, 

Zu  den  grossartigen  Bauten  der  Weltausstellung  gehörte  auch 
die  Agrikulturhalle  des  Königreiches  Ungarn.  Feldfrüchte,  Wein  und 
Tabak  waren  in  grosser  Menge  in  derselben  vorhanden.  Unter  den 
ersteren  gab  es  Mais,  gewöhnlichen  und  schwarzen  Hafer,  Roggen, 
Weizen,  Wicken,  Klee,  Mohär,  Hirse,  Halden,  viele  Sorten  von  Grä- 
sern, unter  den  sonstigen  Samensorten  Hanf,  Reps,  Helianthus,  Kür- 
bisse, Mohn,  Maulbeerensamen,  Ricinus,  Senf,  Erbsen  und  Bohnen, 
letztere  in  162  Varietäten. 

Unter  den  Weinsorten  befand  sich  Tokayer,  Rusler,  Stein- 
schiller, Burgunder,  Zierfahnler,  Moldovaer,  Szomorodner,  Kadarka, 
Ofner,  Szerednyer,  Cserhater,  Somlauer,  Syrmier,  Rhein -Riessling, 
Neusiedler  Seewein   u.  s.  f. 

Von  geistigen  Getränken  gab  es: 

KartofFelbranntwein,   Zwetschken-,  Wachholder-,   Pfirsich-,   Kir- 
schen-,  Weinhefe-,    Kalmus-,    Kornbranntwein,  dann  Feigengeist  mit^ 
Wachholdergeschmack,   Himbeeren-  und  Erdbeeren-Geist. 

Unter  den  zahlreichen  Tabakmustern:  Türkischer,  Virginier,  Cset- 
neker  etc. 

Bei  den  Forstprodukten  lagen  unter  den  Holzmustern  Stamm- 
scheiben von  Ulmen,  Roth-  und  Weissbuchen,  Trauben-  und  Zerr- 
eichen, Birken,  Pinus  Cembra  und  P.  Pumilio  auf,  sowie  auch  Schiif- 
bau-  und  Binderholz  von  Eichenstämmen,  und  gespaltenes  Holz  von 
Fichten,  endlich  Schindeln. 

Häufig  sah  man  Fichtenharz,  dann  Bast  von  Maulbeerstämmen, 
Buchenschwämme,  Eicheln  und  Knoppern. 

Ein  schöner  Pavillon  war  für  die  Produkte  der  Besitzungen  des 
Prinzen  August  v.  Sachsen-Coburg-Golha  errichtet.  Er  war  reichlich 
mit  Mustern  besetzt,  welche  grösstentheils  schon  bei  den  früher  auf- 
geführten Gruppen  genannt  wurden.. 

Einen  überraschenden  Anblick  bot  der  Pavillon  des  Fürsten 
Schwarzenberg.  Jedes  der  Muster  war  in  verschwenderischer  Menge 
vorhanden  und  entweder  in  Säcke  oder  in  zierliche  Tonnen  gefüllt, 
und  das  schöne  Getäfel  der  Seitenwände  bestand  aus  Holzsorten  von 
den  Wäldern  der  zahlreichen  Besitzungen. 

Von  diesen  geht  eine  grosse  Menge  von  Resonanz-  und  Kla- 
vialurholz  hervor,  wovon  jährlich  an  20.000  Stück  abgegeben  .werden, 
ebenso  werden  auch  Violin-  und  Violoncell-,  Bratschen-,  Mandolin-, 


274 

Guitarre-    und  Contrabass-,    Deckel-,    dann  Schachtelholz,    Schindeln 
und  Zündliolzdrähte  in  grosser  Anzahl  vertiiissert. 

Aus  Buchen-,  Fichten-,  Lärchen-  und  Zirbelkieferholz  kamen 
viele  Hausgeräthschaften,  welche  man  daraus  zu  machen  pflegt,  zur 
Ausstellung. 

In  der  Holzscheibenform  lagen  beiläufig  folgende  Holzsorten  auf: 

Fichten 580  Jahre  alt,  26  Zoll  Durchm. 

Traubeneiche 195  „ 

Zerreiche 195  „ 

Stieleiche 230  „ 

Winterlinde 180  „ 

Birke 75  „ 

Rothbuche 360  „ 

Weissföhre 230  „ 

Moorkiefer 140  „ 

Tanne 360  „ 

Lärche 75  „ 

Zirbelkiefer 300  „ 

Schwarzerle 80  „ 

Schwarzpappel 62  „ 

Bergahorn 330  „ 

Akazie 30  „ 

Juglans  nigra 30  „ 

Esche 75  „ 

Feldahorn 90  „ 

Sorbus  torminalis  Crantz.     .    .    .  140  „ 

Die  vorhandenen  Rindensorten  stammten  von  Eichen  und  Fich- 
ten, weiter  gab  es  Holzkohlen,  Terpentin,  Lindenbast  und  ein  Her- 
barium turfose. 

Das  Sortiment  von  Getreidesamen  enthielt: 

An  Gerste:  Gold-,  Jerusalem-,  algerische,  Kaiina-,  Imperial-, 
Probsteier  Gerste. 

An  Hafer:  Feld-,  Teich-,  Probsteier-,  Rispen-,  Fahnenhafer  etc. 

An  Weizen:  Dessauer-,  Probsteier-,  Spaiding-Weizen. 

An  Roggen:  Gebirgs-,  Correns-,  Johannis-,  Compiegner  Roggen. 

An  Hülsenfrüchten  und  sonstigen  Sämereien;  Zuckererbsen,  Lu- 
pinen, Linsen,  Pferde-  und  Speisebohnen.  Winterraps,  Kümmel,  Buch- 
weizen, Sonnenblumen,  Brabanter  Klee,  Esparsette,  Raygras,  Schaf- 
schwingel, Honig-,  Ruch-  und  Timotheus-Gras. 


27 

51 

55 

40 

55 

55 

21 

V 

55 

20 

55 

55 

20 

» 

55 

36 

55 

55 

29 

55 

55 

13 

55 

55 

52 

55 

55 

16 

55 

55 

21 

55 

55 

12 

55 

55 

42 

55 

55 

25 

55 

55 

12 

35 

55 

11 

'  55 

55 

30 

55 

» 

38 

55 

55 

22 

55 

55 

Forstsämereien. 


Acer  pseudoplatanus  L. 
—  platanoides  L. 
Aesculus  Hippocastanum  L. 
Abies  excelsa  Dec. 
Alnus  incana  Willd. 


Alnus  glutinosa  Willd. 
Carp'mus  Betulus  L. 
Fagus  syloatica  L. 
Frax'mus  excelsior  L. 
Larix  europaea  Dec. 


275 


Robinia  Pseudnacacia  L. 
Spartium  scoparium  L. 
Tilia  grandifolia  Ehrh. 
—    parnifolia  Ehrh, 
Ulmus  campestris  L. 


Picea  pecfinafa  Loud. 
Pinus  sylvestris  L. 

—  uliginosa. 

—  Cembra  L. 
Quercus  sessilißora  Smith. 

—  Cerris  L. 

Der  in  verschiedenen  Gegenden  gebaute  Hopfen  war  zahlreich 
ausgestellt,  dann  fanden  sich  Stukkaturrohr  und  Schilfhalme  vor. 

Die  Opiumpräparate  wurden  aus  blauen  und  weissen  Mohnsamen 
gewonnen  und  sollen  an  13^  Morphin  enthalten. 

Unter  den  Futtermitteln  finden  wir  an  Laubfutter  Eichen-, 
Erlen-,  Linden-,  Eschen-,  Weiden-,  Ulmen-,  Pappel-,  Akazien-Laub, 
ferner  Zuckerrüben  mit  Pferdebohnen  oder  Akazienschoten,  sowie 
auch  Zuckerriibenpresslinge  mit  Kastanien. 

Von  aufbewahrten  Obstsorten  gab  es  Reine-Clauden,  Weichsein, 
Pflaumen,  Mirabellen,  Birnen  und  Aepfel,  sowie  auch  Nüsse,  Mandeln 
und  essbare  Kastanien. 

Unter  den  Photographien  dieses  Pavillons  befanden  sich  einige 
Ansichten  aus  den  Urwaldungen  von  Krumau  und  Abbildungen  der 
Windbrüche  in  Folge  des  im  Jahre  1870  wüthenden  Sturmes. 

Zu  den  ausgezeichnetsten  Ausstellungsobjekten  gehören  weiter 
jene  der  Abtheilung  S.  k.  Hoheit  des  Herrn  Erzherzogs  Albrecht. 

Vor  Allem  ist  die  entomologisch -biologische  Sammlung  von 
schädlichen  und  nützlichen  Insekten  hervorzuheben.  Die  Sammlung 
ist  in  120  Kästchen  eingelegt,  und  es  finden  sich  in  denselben  ausser 
den  Maden,  Puppen  und  Puppenhäuten  etc.  die  Frassstücke  jener 
Pflanzen  vor,  von  welchen  sie  sich  ernährt,  und  demzufolge  lagen 
an  80  Pflanzenspezies  auf,  an  welchen  an  den  Blättern  die  Frass- 
stellen  ersichtlich  sind. 

Die  von  dem  k.  k.  Ackerbauministerium  veranstaltete  Aus- 
stellung, welche  in  einem  riesigen  Pavillon  ihr  Obdach  fand,  gehörte 
zu  den  grossartigsten  und  interessantesten. 

Die  Sammlung  der  historischen  Pflüge,  welche  aus  allen  Theilen 
der  Erde  und  grossentheils  auch  aus  früheren  Zeitaltern  stammen,  ist 
einzig  in  ihrer  Art.  Die  Anzahl  derselben  beläuft  sich  auf  166  Stück, 
und  in  der  Mitte  dieser  Menge  befand  sich  jener  Originalpflug,  welchen 
Kaiser  Josef  II.  mit  eigener  Hand  lenkte.  Ringsum  an  den  Wänden 
war  die  Pflugbespannung  bildlich  dargestellt,  welche  bei  den  vorhan- 
denen Pflügen  angewendet  wurde. 

In  der  Holzsammlung  befanden  sich  viele  Holzscheiben,  bei 
welchen  das  Aller,  die  Länge  und  Dicke  des  Stammes  angegeben 
war,  und  zwar: 

Fichte 160  Jahre  alt,  37  Met.  lang,     45  Ctm.  dick. 

Tanne 250 

Weissföhre 82 

Buche 120 

Eiche 120 

Zitterpappel 65 


5B 

» 

T) 

105 

23 

w 

V 

11 

n 

V 

68 

17 

w 

V 

73 

8 

« 

» 

37 

276 

Erle 130  Jahre  alt,  13  Met.  lang,  47  Clin.  dick. 

Linde 150      „        „  11  „  „  94  „  „ 

Eisbeere 60      „        „  10  „  „  36  „  „ 

Spitzaliorn 100      „        „  11  „  „  52  „  „ 

Bergahorn 190      „        „  11  „  „  68  „  „ 

Weissbuche 130      „        „  11  „  „  50  „  „ 

Rothbiiche 280      „        „  20  „  „  63  „  „ 

Esche 315      „        „  30  „  „  95  „  „ 

Schwarzföhre    ....  130      „        „ 

Lärche 168      „        y, 

(Scbluss  folgt.) 


Literaturberichte. 

Anatomie  und  Pliysiolog-ie  der  Holzpflanzen.    Von  Dr.  Theodor  Hartig, 

herzogl.  Braunschw.  Oberforstrat  he  und  Professor  a.  D.  Berlin.  Verlag  von 
Julius  Springer.  1878.  8".  XVI  und  412  S.  mit  113  in  den  Text  gedruckten 
Holzschn.  und  6  lithograph.  Tafeln. 

Das  vorliegende  Werk  enthält  die  Ergebnisse  50jähriger,  sorg- 
fältiger Studien  an  lebenden  Holzpflanzen.  Vom  Einfacheren  zum  Zu- 
sammengesetzten fortschreitend  gliedert  es  sich  in  vier  Hauptabthei- 
lungen; die  erste  derselben  behandelt  die  Pflanzenzelle  (S.  5 — 139); 
die  zweite  beschäftigt  sich  mit  den  Zellsystemen  (S.  140 — 197);  die 
dritte  Abtheilung  bespricht  die  Entwicklungsgeschichte  der  Pflanzen- 
glieder (S.  198—268);  in  der  vierten  wird  die  Entwicklung  der 
Gesammtpflanze  geschildert  (S.  269 — 400).  Die  letzten  Seiten  des 
Buches  bringen  endlich  ein  Verzeichniss  der  botanischen  Publikationen 
des  Verfassers.  Hartig's  „Anatomie  und  Physiologie  der  Holzpflanzen" 
enthält  eine  reiche  Fülle  wichtiger  Thatsachen,  sie  gibt  zugleich  eine 
zusammenhängende Uebersicht  über  die  zahlreichen  ungemein  schätzens- 
werthen  Einzelbeobachtungcn,  welche  der  greise  Autor  während  der 
letzten  fünf  Jahrzehente  veröffentlichte.  Es  ist  somit  das  vorliegende 
Werk  für  den  Botaniker  von  grosser  Wichtigkeit  und  wird  von  Jedem, 
der  sich  mit  dem  Studium  der  Holzpflanzen  beschäftigt,  eingehend 
berücksichtigt  werden  müssen.  Die  elegante  typographische  Ausstat- 
tung, die  schön  ausgeführten  Holzschnitte  und  Tafeln  machen  der 
Verlagsbuchhandlung  alle  Ehre.  R. 

Exkursionsflora   für   das   südöstliche   Deutschland.    Ein  Taschenbuch  zum 
Bestimmen   der  in  den  nördlichen  Kalkalpen,    der  Donau-Hochebene,    dem 
schwäbischen  und  fränkischen  Jura  und  dem  bayerischen  Walde  vorkommen- 
den Phanerogamen.  Von  Friedrich  Caflisch.  Augsburg,  Lampart  &  Comp. 
1878.  8".  XLVIII  und  374  S. 
Da  Schnitzlein's   Flora  von   Bayern   im  Buchhandel  längst  ver- 
griffen ist,    so   füllt   das  vorliegende  Taschenbuch  eine  Lücke  in  der 
neueren  floristischen  Literatur  aus.  Auf  vieljährigen  praktischen  Studien 
fussend,  zweckmässig  angeordnet,  korrekt  in  der  Beschreibung  der  ein- 
zelnen Arten,  die  vertikale  und  horizontale  Verbreitung  jeder  Spezies 
genauer    angebend,    massig  im  Umfange,    endlich  gefällig  in   Druck 


277 

und  Ausstattung,  ist  dio  „Exkursionsflora"  von  Caflisch  den  besseren 
ähnlichen  Werken  beizuzählen.  In  der  Anordnung  und  Umgrenzung 
der  aufgenommenen  Arten  folgte  der  Autor  namentlich  den  Werken 
von  Koch,  Doli,  Garcke,  Ascherson,  Frank  u.  s.  w.,  bei  Riibiis  und 
Saxifraga  speziell  den  Monographien  von  Focke  und  Engler.  Beson- 
dere Aufmerksamkeit  wurde  den  deutschen  Pflauzennamen  gewidmet; 
wer  sich  für  dieselben  interessirt,  findet  in  diesem  Büchlein  zahlreiche 
originelle  Benennungen.  R. 

Descrizione  dell'  isola  di  Pelagrosa  di  Dr.  C.  de  Marchesetti.   8°.  26  S. 

3   Tafeln.    Sonderabdruck    aus   dem   Bolletino    delle   scienze   naturali.   III. 

Nr.  3  (1876). 
Diese  Abhandlung  schildert  die  Insel  Pelagosa  im  Allgemeinen, 
bringt  auf  den  Tafeln  Ansichten,  geologische  Profile,  Abbildungen 
von  Alterlhümern  und  behandelt  auf  S.  16—22  auch  die  Flora.  Ent- 
sprechend der  verhältnissmässig  weiten  Entfernung  Pelagosa's  von 
Dalmatien  und  Italien,  ferner  der  geringen  Grösse  dieser  Insel,  end- 
lich dem  spärlichen  Verkehre  mit  dem  Festlande  ist  das  Pflanzen- 
leben ein  relativ  armes.  Bäume  fehlen,  einjährige  Pflanzen  sind  selten; 
dagegen  erscheinen  Formen  mit  Zwiebeln  verhältnissmässig  reichlich. 
Im  Ganzen  werden  ungefähr  100  Arten  von  Phanerogamen  aufge- 
führt; eine  derselben,  Oimithogalum  Visianianwn  Tommasini,  wird 
ausführlich  beschrieben.  Interessante  Spezies  sind  ferner:  Centanrea 
Friderici  Vis.  und  Alyssum  leucadenum  Guss.  Ueber  die  Kryptogamen 
werden  nur  einige  kurze,  allgemeine  Bemerkungen  mitgetheilt;  doch 
ist  aus  denselben  ersichtlich,  dass  eine  speziellere  Erforschung  der 
Algen  und  Flechten  Pelagosa's  lohnend  sein  dürfte.  Dr.  v.  Marchesetti's 
Aufsatz  ist  ein  erwünschter  Beitrag  zur  genaueren  Kenntniss  der  ge- 
nannten Insel.  R. 
American  Journal  of  Science  and  Arts.  III.  Ser.  Yol.  XV.  Nr.  87 — 90.  New 

Haven  1878.  8".  p.  161  492. 
Auch  diese  drei  Hefte  enthalten  keine  grossere  botanische  Ab- 
handlung, bringen  aber  Besprecliungen  folgender  Aufsätze  botanischen 
Inhaltes:  Supplementary  Note  to  the  Rewiew  of  Darwin's  „Forms  of 
Flowers«  (S.  221).  —  Historia  Filicom,  by  J.  Smith  (S.  222).  -- 
Forns  of  North-America;  by  Eaton  (S.  223,  319  und  483).  -  List 
of  Fungi  found  in  the  vicinity  of  Boston,  2  part.  (S.  223).  —  Guido 
du  Botaniste  in  Belgique  par  Crepin  (S.  224).  —  A  curious  adopta- 
tion  to  insect-fertilisation  in  Trichostema;  by  Isaman  (S.  224).  — 
Desmidiaceae  et  Oedogonieae;  by  Nordstedt  and  Wittrock  (S.  225)  — 
Flora  of  Tropical  Africa;  by  Oliver.  Vol.  III  (S.  318).  —  Catalogue 
of  the  collections  of  the  Pharmaceutical  Society  of  Great  Britain 
(S.  319).  —  Thuret's  Garden  at  Antibes  (S.  319).  —  Synoptical 
Flora  of  North-America;  by  Asa  Gray  (S.  400).  —  Bibliograpliical 
Index  to  North-American  Botany;  by  Watson  I.  Polypelalae  (S.  400). 

—  On  some  points  in  the  Morphology  of  Primulaceae;  by  Masters 
(S.  401).  —  On  the  origin  of  Floral  Aestivations;  by  Henslow  (S.  401). 

—  Floral  Siruclure  on  AtTinities  of  Sapotaceae;    by  Hartog  (S.  402). 

—  North  American   Plauts   by  Curtis    (S.  402).    —   On   the  Spore- 


278 

Formation  of  the  Mesocarpus;  by  Wittrock  (S.  402).  —  Non-Sexual 
Outgrowths  on  Farn-Prothalli  (S.  403).  —  A  Catalogue  of  the  Flower- 
ing-  Plauts  growing  within  thirty  miles  of  Yale  College  (S.  404).  — 
Early  Introduction  and  Spread  of  the  ßarberry  in  Eastern  New-Eng- 
land  (S.  482).  —  Vargas  considerado  como  Botanico  por  A.  Ernst 
(S.  484).  R. 

Borbäs  Vincze  Dr. :  Adatok  Märamaros  meg-ye  flöräjänak  közelebl)!  ismer- 
tetesehez  (Beiträge  zur  näheren  Kenntniss  der  Marmarosch).  16  S.  4". 
Gelegentlich  der  XIX.  Versammlung  der  ungarischen  Aerzte 
und  Naturforscher  gelangte  auch  zur  Ausgabe  die  Topographie  der 
Marmarosch,  die  von  Herrn  Ludwig  Vagner,  durch  seine  Exsiccaten 
rühmlichst  bekannt,  eine  Flora  des  genannten  Gebietes  enthielt.  Zu 
dieser  Arbeit  liefert  nun  B.  einen  reichhaltigen  Nachtrag.  Ausser 
vielen  neuen  Standorts-Angaben  sind  53  Arten,  Varietäten  und  Bastarte 
hinzugekommen,  während  Phleu7n  pratense  var.  piirpiirascens,  Ver- 
bascum  nigrum  var.  leucostemon  und  Dianthus  Carthusianorum  var. 
subconnatus  hier  zuerst  beschrieben  werden.  Die  beiden  Tafeln  ent- 
halten Abbildungen  von  Ärabis  multijuga  Borbäs,  A.  neglecta  Schult, 
und  A.  croatica  Schott.,  Nymann  et  Kotschy.  Die  ganze  Arbeit  ist 
ein  ganz  werthvoller  Beitrag  zur  Flora  der  Marmarosch.  K. 


Correspondenz. 

Klausenburg,  am  6.  Juli  1878. 
Bezüglich  der  „Berichtigungen,"  Seite  234  des  Juliheftes,  er- 
laube ich  mir  Folgendes  zu  bemerken :  Anthyllis  tricolor  Vukot. 
wurde  erst  im  Jahre  1876  aufgestellt,  und  findet  man  darüber  Er- 
klärung in  dem  botan.  Jahresberichte,  IV.  Jahrg.,  III.  Bd.,  p.  1051 — 
1052.  —  Sie  wächst  bei  Fiume  und  auch  bei  Triesl  sicher  und  ist 
von  A.  polyphylla  Kit.  jedenfalls  verschieden.  —  Meine  Bemerkung 
über  Ornithogalum  stachyoides  etc.  machte  ich  eben  nach  gefälligen 
mündlichen  Belehrungen  Prof.  Kerner's,  und  mein  Zweifel  bezieht 
sich  nach  der  Beschreibung  Jacquin's  (Collect.  II.  p.  317)  nur  auf 
die  Identität  des  0.  bretistylum  mit  0.  -pyramidale  L.  (Cf.  Math, 
und  naturwiss.  Mittheilungen  d.  ungar.  Akad.  d.  Wissensch.  Bd.  XI, 
p,  353 — 356).  —  Ueber  Silene  Tenor eana  Coli.  {Cucubalus  angusti- 
folms  Ten.  Flora  Neap.)  vergl.  Gren.  et  Godr.  Flore  de  France  I. 
p.  203.  —  Sie  ist  in  dem  ungarisch-kroatischen  Litorale  häufig  und 
durch  die  graugrüne  Farbe,  kleinere  (mitunter  dimorphe)  Blüthen 
etc.  von  S.  inflata  Sm.  jedenfalls  verschieden.  —  Wenn  Jemand  die 
Angaben  Schrader's  (Monogr.  Verbasc.  II.  p.  44),  Bentham's  (DC.  Prodr. 
X.  p.  230),  Franchet's  Essai  und  Etudes  etc.  über  Verbascum  repan- 
dum  Willd.  und  das  authentische  Exemplar  Willdenow's  und  Exsicc. 
Heldreich's  nicht  berücksichtigt,  so  ist  diess  nur  zu  bedauern.  Fran- 
chet  betrachtet  zwar  V.  repandum  nur  als  eine  Abart  des  V.  Blat- 
taria  L.,    was  auch  ich  gern  zugebe,    die  Pflanze  tritt  aber   in  dem 


279 

ungarisch-kroatischen  Litorale  so  charakteristisch  auf,  dass  sie  ein 
geübtes  Auge  nicht  übersehen  und  mit  V.  Blattaria  L.  verwechseln 
kann.  Umsoweniger  kann  sie  ein  Phytophänolog  vernachlässigen,  denn 
die  Varietäten  Können  von  den  Stammformen  auch  in  der  Blüthezeit 
abweichen  (vergl.  Kerner's  Asyngamie).  —  Salvia  Bertolonü  Vis. 
(fide  etiam  Kern,  in  lit.)  ist  in  der  Umgebung  von  Fiume  hiiufig.  — 
Colchicum  Kochii  Pari,  ist  bei  Kostrena  unweit  von  Buccari  häufig, 
ich  sammelte  diese  Art  auch  bei  Cerkvenica  und  bei  Voss  auf  der 
Insel  Veglia.  C.  autumnale  sah  ich  am  Meere  nicht.  —  Bei  P.  Szt. 
Mihäly  unweit  von  Pest  sammelte  ich  Yerhasciim  Pseudo-Blattaria 
Schi.,  Koch,  am  Schwabenberge  bei  Ofen  F.  phlomoidesXspeciosum 
und  V.  ausfriacnmXLychnitis;  bei  Erzsebetfalva  Galium  ochroleu- 
cum  Wolf,  (non  Kit.  =  G.  flcwescens  Borb.)  und  G.  rubioides  L,, 
bei  Gubacs  Juncns  Gerardi  und  Rnmex  pahistrisXcrispm.  In  der 
Tracht  ist  letztere  Pflanze  dem  R.  palustris  ähnlich,  aber  der  eine 
Theil  der  fruchtbaren  Perigonzipfeln  ist  jenen  des  R.  palustris,  der 
andere  hingegen  jenen  des  R.  crispus  ähnlich,  obgleich  auch  die 
letzteren  gezähnt  sind.  Der  Blüthenstand  ist  an  der  Spitze  blattlos. 
—  Bei  Klausenburg  fand  ich  Verbascum  Lychnitis  X  phlomoides  und 
V.  blattariforme  Gris.  etc.  —  Die  Zeit  ist  für  die  Exkursionen  sehr 
ungünstig.  Borbäs. 

Klosterneuburg  pr.  Wien,  29.  Juni  1878. 
Auf  Seite  357  des  vorjährigen  Jahrganges  Ihrer  Zeitschrift  be- 
schreibt Herr  Prof.  Dr.  Körber  eine  neue  Lichenen-Spezies,  welche 
ich  ihm  zugesandt  Hatte,  und  die  von  meinem  langjährigen  Freunde, 
Prof.  Peter  Mac  Owan  am  Kap  der  guten  Hoffnung  entdeckt  worden. 
Leider  ist  der  von  Körber  gewählte  spezifische  Name  unrichtig  ge- 
bildet und  muss  desshalb  geändert  werden!  Das  Prädikat  „Mac"  ist 
vom  Namen  selbst  unzertrennlich  und  ein  Fortlassen  desselben  daher 
ganz  unzulässig.  (Vergl.  Bentham  in  De  Candolle,  Prodr.  VII,  p.  612, 
wo  er  Lehmann's  Gattung  „iVaftea"  in  y,Mac  Nabea"-  richtigstellt. 
„Dum  particula  „Mac"  inseparabilis  sit").  Der  Name  der  be- 
treffenden Lichene  muss  in  Zukunft  daher  Coniocyhe  Mac  Oioani 
Körb,  lauten.  Zum  Schlüsse  noch  den  Herren  Lichenologen  zur  Nach- 
richt, dass  ich  auf  Verlangen  gern  bereit  bin,  ihnen  noch  Exemplare 
der  beregten  Art  abzutreten.  Thümen. 

Northeim,  Pr.  Hannover,  am  29.  Juni  1878. 
Schon  Anfang  April  d.  J.  trat  ich  eine  grössere  botanische  Tour 
über  Triest  nach  Istrien  an,  in  Pola  nahm  ich  festes  Standquartier 
bis  Mitte  dieses  Monats  und  kehrte  dann  durch  das  Isonzothal  und 
Raibl  zurück.  In  Pola  war  der  Stabsarzt  v.  Wawra  mir  von  grossem 
Nutzen  und  bin  ich  ihm  im  höchsten  Grade  verpflichtet.  Zu  meinem 
grössten  Bedauern  hatte  ich  aber  dort  von  den  politischen  Wirren 
bei  meinen  Exkursionen  zu  leiden,  —  so  wurde  mir  z.  B.  die  Er- 
laubniss,  bestimmte  Lokalitäten  zu  betreten,  sehr  höflich  an  mass- 
gebender Stelle  verweigert;    auf  einer  Tour  nach  Fasana  wurde  ich 


280 

sogar  von  Landleiiten  verhaftet  und  Vj^  Stunden  weit  zurückexpe- 
dirt,  anscheinend  als  italienischer  Spion,  weil  ich  mich  nach  einer 
Karte  orientirt  hatte.  Aehnliche  Vexationen  sollen  jetzt  auch  bei 
Triest  vorkommen;  sogar  auf  Fiume  scheint  sich  diese  Spionenrie- 
cherei  zu  erstrecken,  denn  auch  dort  ward  ich  von  der  patrouilliren- 
den  Gendarmerie  examinirt.  Ueberall  für  einen  Spion  oder  Vaga- 
bunden gehalten  zu  werden,  ist  wahrlich  nicht  angenehm,  und  erst 
im  schönen  Kärnten  konnte  ich  wieder  frei  aufathmen  und  steigen, 
bis  die  Erde  aufhorte  und  der  Himmel  anfing.  Schambach. 

Hauptmann  a.  D. 


Personalnotizen. 

—  Dr.  Anton  Kerner  Ritter  von  Marilaun  ist  zum  ord.  Pro- 
fessor der  systematischen  Botanik  und  Direktor  des  botanischen  Gar- 
tens an  der  Universität  Wien  ernannt  worden. 

—  Dr.  Franz  v.  Höhnel  hat  sich  als  Privafdocent  für  Anato- 
mie und  Physiologie  der  Pflanzen  mit  besonderer  Berücksichtigung 
technischer  Bedürfnisse  an  der  technischen  Hochschule  in  Wien  ha- 
bilitirt. 

—  Dr.  Josef  Böhm  hat  den  Titel  und  Charakter  eines  ordent- 
lichen Professors  an  der  Universität  Wien  erhalten. 

—  Joseph  Hibsch,  Supplent  an  der  Wiedner  Comm.  Realschule 
in  Wien  wurde  zum  Professor   an   der  Realschule  in  Pilsen  ernannt. 

—  Dr.  Rudolf  Siebeck,  pens.  Stadtgärtner  von  Wien  ist  am 
18.  Juli,  66  Jahre  alt,  in  Graz  gestorben. 

—  Hofrath  Dr.  Eduard  Fenzl  wurde  von  der  Linnean  Society 
in  London  zum  auswärtigen  Mitgliede  gewählt. 

—  Dr.  H.  W.  Reich ardt  wurde  von  der  königl.  ungar.  Aka- 
demie der  Wissenschaften  in  Budapest  zum  auswärtigen  Mitgliede 
gewählt. 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmung^en. 

—  In  einer  Sitzung  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften 
in  Wien,  am  14.  März  übersandte  Prof.  Leitgeb  in  Graz  eine  Ab- 
handlung: „Zur  Embryologie  der  Farne".  Die  Hauptpunkte  derselben 
sind  folgende:  1.  Die  Lage  der  ersten  Theilungswand  im  Embryo  von 
Marsilea  ist  in  so  weit  eine  ganz  bestimmte  von  der  Lage  der  Ma- 
krospore (und  des  Prothalliums)  unabhängige,  als  sie  in  jedem  Falle 
die  Archegonaxe  (mehr  oder  weniger  genau)  in  sich  aufnimmt;  es 
ist  dieselbe  aber  um  die  letztere  drehbar  und  nimmt ,  sobald  die 
Archegonaxe  aus  der  Vertikalen  heraustritt,  die  Lage  ein,  dass  der 
Embryo  in  zwei  über  einander  liegende  Hälften  zerlegt  wird.  2.  Die 


281 

Embryonen  von  Marsilea  und  Salunia  gleichen  bis  zur  Ausbildung 
von  „Octanten"  vollkommen  den  Embryonen  der  Polypodiaceen.  Die 
Organe  entwickeln  sich  nach  der  Anlage  der  Octanlen.  Die  Em- 
bryonen sind  bis  zu  diesem  Stadium  Tliallome.  3.  Das  „Stielchen" 
von  Sahnnia  entwickelt  sich  aus  der  stammbildenden  Embryohülfte, 
dessen  hintere  (bei  Marsilea  und  den  Polypodiaceen  wurzelbildende) 
hier  nur  als  Anschwellung  an  der  Basis  des  Stielchens  (bulbus)  her- 
vortritt. 4.  Das  „Stielchen"  entspricht  also  nach  Anlage  und  Entwick- 
lung dem  Sporogonstiele  der  Lebermoose.  5.  Der  Embryo  von  Salmnia 
gleicht  von  allen  Farnen  dem  Embryo  der  Lebermoose  (Marchantiaceen 
und  Jungermanniaceen)  in  so  weit  am  meisten,  als  auch  hier  „bulbus" 
und  „Stiel"  in  gleicher  Weise  angelegt  und  entwickelt  werden;  die 
differente  Ausbildung  bezieht  sich  auf  die  „Scheiteloctanten,"  die  bei 
Lebermoosen  ganz  oder  theilweise  in  die  Sporogonbildung  eintreten, 
bei  Salvinia  sich  in  die  Bildung  des  Schildchens  und  des  Stammes 
theilen. 

—  In  einer  Sitzung  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften 
in  Wien,  am  21.  März  übersandte  Prof.  H.  Leitgeb  in  Graz  eine 
Abhandlung  des  Herrn  M.  Waldner:  „Ueber  eigenthümliche  Oeffnun- 
gen  in  der  Oberhaut  der  Blumenblätter  von  Franciscea  macrantha 
Pohl"  mit  folgender  Notiz:  Ausser  den  vereinzelten  normalen  Spalt- 
öffnungen der  Unterseite  kommen  in  der  Oberhaut  der  Blumenblatter 
von  Franciscea  macrantha  Pohl  an  beiden  Seiten  eigenthümliche 
OefFnungen  an  den  Seitenwänden  der  Epidermis  vor ,  die  in  der 
Flächenansicht  kreisrund  bis  linsenförmig  oder  rhombisch  sind,  die 
ganze  Tiefe  der  Epidermis  durchsetzen  und  in  darunter  befindliche 
Intercellularräume  (Athemhöhlen)  einmünden. 

—  In  einer  Sitzung  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften 
in  Wien  am  9.  Mai  übersandte  Prof.  H.  Leitgeb  in  Graz  eine  Ab- 
handlung, betitelt:  „Die  Nostoccolonien  im  Thallus  der  Anthoceroteen" 
mit  folgender  Notiz:  Die  im  Thallus  sämmtlicher  Anthoceroteen  vor- 
kommenden Nostoccolonien  entwickeln  sich  ausnahmslos  in  dem  unter 
der  Spaltöffnung  gelegenen  und  der  Athemhöhle  entsprechenden  In- 
tercellularraum,  bleiben  fortwährend  in  demselben  eingeschlossen  und 
dringen  nie  in  das  umliegende  Thallusgewebe  ein.  Wohl  aber  wachsen 
aus  der  Wand  des  Intercellularraumes  von  allen  Seiten  Schläuche  in 
denselben  hinein,  die  vielfach  gegliedert  und  verzweigt,  die  sich  ver- 
grössernde  Nostoccolonie  durchsetzen.  Die  Nostoccolonien  der  Anthoce- 
roteen haben  also  im  Wesentlichen  denselben  Bau,  wie  die  in  den 
Blattohren  bei  Blasia  vorkommenden,  nur  dass  dort  die  Bildung  der 
Schläuche  von  einem  morphologisch  bestimmten  Punkte  ausgeht. 

—  In  einer  Sitzung  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften 
in  Wien  am  4.  Juli  überreichte  Prof.  J.  Wiesner  den  ersten  Theil 
einer  physiologischen  Monographie,  betitelt:  „Die  heliotropischen  Er- 
scheinungen im  Pflanzenreiche".  Der  erste  Abschnitt  behandelt  die 
Geschichte  des  Gegenstandes.  Im  zweiten  Abschnitte  wird  der  Ein- 
fluss  der  Lichtstärke  auf  den  Heliotropismus  erörtert.  Die 
Versuche  wurden  im  Lichte  einer  Gasflamme  angestellt,  welche  unter 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  8-  Heft.  1878.  22 


282 

constantem  Drucke  mit  gleichbleibender  Intensität  (Leuchtkraft  =  6'5 
Walrathkerzen)  brannte.  Als  Einheit  zur  Bemessung  der  Lichtinten- 
sität diente  die  Lichtstärke  dieser  Flamme  in  der  Entfernung  eines 
Meters.  Es  wurde  gefunden,  dass  beim  Heliolropismus  drei  Cardinai- 
punkte  der  Lichtintensität  zu  unterscheiden  sind:  eine  obere,  eine 
untere  Grenze  und  zwischen  beiden  ein  Optimum  der  Lichtstärke.  Es 
nimmt  also  mit  sinkender  Lichtstärke  bis  zu  einem  bestimmten  Punkte 
die  Stärke  der  heliotropischen  Effekte  zu  und  von  hier  aus  wieder 
ab.  Die  genannte  untere  Grenze  fällt  mit  der  unteren  Lichtintensitäts- 
grenze für  die  Hemmung  des  Längenwachsthums,  die  obere  nicht  oder 
nur  zufällig  mit  der  oberen  Grenze  der  Lichtstärken  für  das  Längen- 
wachsthuin  zusammen;  denn  bei  heliotropisch  sehr  empfindlichen  Pflan- 
zen liegt  sie  höher,  bei  wenig  empfindlichen  Pflanzen  tiefer  als  die 
obere  Grenze  für  das  Längenwachsthum.  Die  Art  der  Versuchsanstellung 
im  Gaslichte  erlaubte  nicht  in  allen  Fällen,  die  Grenzwerthe  der  Licht- 
stärken festzustellen;  so  konnte  beispielsweise  die  obere  Grenze  für 
den  Heliotropismus  etiolirter  Triebe  von  Salix  alba  und  des  hypoco- 
tylen  Stengelgliedes  von  Viscum  album,  die  untere  Grenze  für  den 
Heliotropismus  der  Keimstengel  der  Saatwicke  niclit  constatirt  werden. 
Erstere  liegt  hoch  über  400,  letztere  tief  unter  0"008.  Die  gefundenen 
Optima  liegen  zwischen  011  (Keimstengel  der  Erbse)  und  625  (etio- 
lirte  Triebe  von  Salix  alba).  Sowohl  für  Gaslicht,  als  für  natürliches 
Licht  wurde  constatirt,  dass  von  einer  bestimmten  Intensität  an  gar 
kein  Längenwachsthum  stattfindet.  Der  dritte  AI)schnitt  beschäftigt 
sich  mit  den  Beziehungen  zwischen  der  Brechbarkeit  der 
Lichtstrahlen  und  den  heliotropischen  Effekten.  Die  ein- 
schlägigen Versuche  wurden  theils  im  objektiven  Spectrum,  theils  in 
Lichtarten,  welche  beim  Durchgang  von  weissem  Lichte  durch  farbige 
Lösungen  erhalten  wurden,  vorgenommen.  Durch  passende  Auswahl 
solcher  Lösungen  gelang  es,  eine  grössere  Zahl  von  bestimmten  An- 
theilen  des  Spectrums  rein  zu  erhalten;  so  z.  B.  Rotii  von  der  Brech- 
barkeit A — B  durch  ein  Gemisch  von  übermangansauerem  und  doppelt- 
chromsaurem  Kali,  Roth  von  B  — C  durch  eine  Lösung  von  Aescorcein, 
reines  Grün  durch  ein  Gemenge  von  doppeltchromsaurem  Kali  und 
schwefelsaurem  Kupferoxydammoniak  etc.  Es  wurde  nachgewiesen,  dass 
hiliotropisch  sehr  empfindliche  Pflanzentheile,  z.  B.  Keimstengel  von 
Vicia  sativa  in  allen  Lichtgattungen,  selbst  in  Ulfraroth  und  Ultraviolett 
Krümmungen  annehmen,  mit  Ausnahme  von  Gelb.  Ein  Maximum  der 
heliotropischen  Kraft  des  Lichtes  liegt  an  der  Grenze  zwischen  Violett 
und  Ultraviolett,  ein  zweites  (kleineres)  im  Ultraroth.  Von  beiden 
Maximis  an  nimmt  die  Fähigkeit  der  Strahlen,  Heliotropismus  hervor- 
zurufen, allmälig  bis  Gelb  ab.  Heliotropisch  wenig  empfindliche  Pflan- 
zentheile werden  durch  orange  oder  durch  rothe  und  grüne,  ja  selbst 
(etiolirte  Triebe  von  Salix  alba)  durch  ultrarothe  Strahlen  gar  nicht 
mehr  beeinflusst.  Die  gelben  Strahlen  hemmen  geradezu  den  Helio- 
tropismus, indem  z.  B.  in  reinem  Roth  rascher  und  stärkerer  Helio- 
tropismus eintritt,  als  in  einem  Lichte,  welches  ausser  Roth  noch  Gelb 
hindurchlässf.    Im  vierten  Abschnitte  werden  Versuche  über  das  Zu- 


2§3 

sammenwirken  von  (positivem  und  negativem)  Heliotropismus  und 
(positivem  und  negativem)  Geotropismus  mitgetheilt.  Es  wird  hier  u.  A. 
gezeigt,  dass  bei  heliotropisch  sehr  empfindlichen  Pflanzen  im  Optimum 
der  Lichtstärke  der  Geotropismus,  selbst  bei  stark  geotropischen  Or- 
ganen ausgelöscht  erscheint;  ferner,  dass  bei  manchen  Organen  (Keim- 
slengel  der  Erbse)  die  heliotropische  und  geotropische  Kriimmungs- 
fähigkeit  gleichzeitig  verlischt,  liei  anderen  (Keimstengel  der  Kresse) 
aber  die  jüngsten  Siengeltlieile  stärker  beliotropisch  sind,  als  die 
älteren,  und  das  die  ältesten  noch  wachsenden  Stengeltheile  gar  keine 
Beugungen  im  Lichte  mehr  anneinnen ,  wohl  aber  durch  einseitig 
wirkenden  Zug  (der  he'iotropisch  überhängenden  Stengelspitze)  schein- 
bar heliotropische,  übrigens  auf  Wachsthum  beruhende  Krümmungen 
annehmen,  denen  alsbald  der  negative  Geotropismus  entgegenwirkt. 
Die  Argumente,  welche  dafür  sprechen,  dass  der  Heliofropismus  sich 
als  eine  Erscheinung  ungleiclien  Wachsthums  ungleich  beleuchteter 
Seilen  eines  Organes  darstellt,  werden  im  nächsten  Abschnitte  dar- 
gelegt, und  hier  auch  der  Nachweis  geliefert,  dass  so  wie  zum  Längen- 
wachsthum  auch  zum  Heliotropismus  freier  Sauerstoff  nothwendig  ist. 
Das  letzte  Capitel  liefert  den  Beweis,  dass  die  Bedingungen  für  den 
Heliotropismus  während  seines  Verlaufes  constant  dieselben  bleiben 
und  mit  den  Bedingungen  für  das  Längenwachsthum  zusammenfallen, 
ferner  dass  der  Heliotropismus  (das  gleiche  wird  nebenher  auch  für 
den  Geotropismus  gezeigt)  als  eine  Inductionserscheinung  sich  dar- 
stellt. In  diesem  Kapitel  wird  auch  nachgewiesen,  dass,  wenn  das 
Licht  in  einem  Organe  Heliotropismus  inducirt,  eine  neuerliche  helio- 
tropisclie  oder  geotropische  Induction  auf  Widerstände  stösst  und  erst 
nach  dem  Erlöschen  der  Wirkung  der  ersteren  platzgreifen  kann  und 
dass  aufeinanderfolgende  Impulse  des  Lichtes  und  der  Schwerkraft, 
von  denen  jeder  für  sich  einen  bestimmten  Effekt  auszuüben  im  Stande 
ist,  in  ihren  Wirkungen  sich  selbst  dann  nicht  summiren,  wenn  die 
getrennt  zu  erzielenden  Effekte  gleichsinnig  sind,  z.  B.  eine  und  die- 
selbe Seile  eines  Organs  im  Längenwachsthum  gefördert  wird. 


Botanischer  Tausch  verein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingelangt:  Von  Herrn  Fleischer  mit  Pflanzen 
aus  Niederösterreich  und  Steiermark.  —  Von  Herrn  Hackel  mit  Pfl. 
aus  Niederöslerreich.  —  Von  Herrn  Holuby  mit  Pfl.  aus  Ungarn. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:   Fleischer,  Reiss. 

Eingesendet  von  Fleischer  aus  Niederöslerreich:  Crepis  nicaeen- 
sis;  aus  Steiermark:  Aposeris  foetida,  Aremonia  agrinionoides,  Har- 
quetia  Epipaclis,  Homogyne  sUveslris,  Leucoium  aestkum,  Myosülis 
sparsißora,  Scrophularia  Scopolü^  S.  vernalis. 

Aus  Ungarn,  cing.  von  Hohiby:  Adonis  cilrina,  A.  ßammea, 
Aster  alpimis,  Asfragalus  hypoglottis,  Alriplex  oblongifnlia^  Bromus 

22  *^ 


284 

arvensis  var.  versicolor,  Campannla  persicifolia  v.  hirta^  Cerastium 
fauricum,  Carex  Micheln,  C.  montana,  C.  paniculata,  C.  silvatica. 
C.  teretivscula,  Cynanchmn  laxum,  Dianfhtis  hungaricus,  Draba 
aizoides,  Erysimum  Orientale,  Fragaria  elatior,  Galium  erectum, 
G.  vernmn,  Geranium  phaeum,  Glyceria  aquatica,  Hesperis  leucantha, 
Hieracium  floribundum,  H.  mllosmn,  Leontodon  incanus,  Myosotis 
intermedia,  Ophrys  arachnites,  Orchis  coriophora,  0.  pallens,  Parie- 
taria  erecta,  Passerina  anmia,  Phyteuma  orbiculare,  Potentilla  col- 
lina,  Pot.  opaca,  Rammculus  Frieseanus,  Silene  gallica,  Tamus 
communis,  Veronica  dentata.  —  Aspidium  Thelypteris,  Botrychium 
Lunaria,  Equisetum  Telmateia,  Ophioglossum  nulgatum. 

Obige  Pflanzen  können  nach  beliebiger  Auswahl  im  Tausche 
oder  käuflieh  die  Centurie  zu  6  fl.   (12  R.  Mark)   abgegeben  werden. 

In  Folge  mehrfacher  Anfrage  zur  Nachricht,  dass  ältere  Jahr- 
gänge der  „Oesterr.  Botan.  Zeitschrift"  gegen  Pflanzen  nach  gegen- 
seitigem Uebereinkommen  abgegeben  werden  können. 


Inserat. 


Im  Verlag  von  P.  A.  Brockhaus  in  Leipzig-  ist  soeben  erschienen: 

XENIA  ORCHIDACEA. 

BEITRÄGE 

ZCR 

KENNTNISS  DER  ORCHIDEEN 

VON 

HEINRICH  GUSTAV   REICHENBACH  FIL. 

Dritter  Band.     Erstes  Heft: 

Tafel  CGI— CCX;  Text  Bogen  1—3. 

4.  Geh.  8  M. 

Mit  diesem  Hefte  beginnt  der  dritte  Band  des  berühmten  für 
Botaniker  und  alle  Freunde  der  Pflanzenkunde  sowie  für  Bibliotheken 
höchst  wichtigen  Werkes. 

Der  erste  und  zweite  Band,  jeder  50  halbkolorirte  und  30 
schwarze  Tafeln  nebst  Text  enthaltend,  liegen  vollständig  vor.  Preis  des 
Bandes  80  M. 

Der  erste  Band  ist  auch  gebunden  mit  30  ganz  kolorirten  und 
50  schwarzen  Tafeln  nebst  Text  zu  haben.  Preis  90  M. 


Redakteur  und  Herausgeber  Dr.  Alezander  Skofitz.  —  Verlag  von    C.    Gerold's  Sohn, 
Druck  und  Papier  der  C.  Ueberreuter'schen  ßucndruckerei  (M.  Salzer). 


OcstciTcicliisclie 

Botanisclie  ZeitscMft 

Gemeinnützig^es  Org^an 

für 
Dio  i»stcrreii-i>isi-iio  Exemplare 

hotHnischp     ZeltBclirIft  RAfniliL-      Ilixl      ßA^aili  L  <ki>  die  Ire!  ilurcli  die  l'ost  bo- 

erscheint  MWlrtlllK     llllll     UtM'dlll  »l  I  ,  zogren  werden  sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Mcnats.  blos  bei  der  netluktlon 

''''Jl''r:utu^:^"  Gärtner,  Ockoiioiucii,  Forsliiiäimcr,  Acrzlu,  ^"-  z^'^rlf^^^e^ir^; " 

(IG  H.  Marko                                                                              .  Im  Wege  des 

ganzjährig,  oder  mit  Analliplop    nuA    Torlllllkor  BuclUiandels  übernimmt 

4  fl.  ö.  W.  (s  «.  Marfc)  npUlllCKU     UUU     ItlUlUKU.  Pränumeration 

halbjährig.  C.  Cierold'ü  .Soli» 

Inserate  _  in  Wien, 

die  ganze  Petitzeile  rü  M 

15  kr.  Ost.  W.  Xl=     t/i 


sowie  alle   übrigen 
Buchhandlungen. 


XXVIII.  Jahrgang.  Will.  September  1878. 

IKHALT:  Typha  minima  oder  Laxmanni.  Von  D.  Aschersoii  .  —  Üeber  AnthylUs  tricolor.  Von 
Vukntinovic.  -  Aiiriatisclie  Algen.  Von  Haiick.  —  ,„Aiistralian  Orcliiils".  Von  Aaioine.  —  Flora 
von  Gijiz.  Von  Solla.  —  Püanzea  auf  der  Weitausslellung.  Von  Antoine.  (Scliluss).  —  Lileratnrberichle. 
—  Coriespondenz.  Von  Dr.  Pantocsek,  Dr.  Rauscher,  Dr.  Burbus,  Wiesbaur,  Tr  aulmann.  — 
Personaluotizen.    —  Vereine,  Anstalten,  Unternelimungen.  —  Botanischer  Tausclivereln.    —  Inserat. 


Tfßpha  minima  oder  La?cmanni? 

Von  Dl'.  P.  Ascherson. 

Bekannllicli  liat  Ludcbuur  (Flora  Rossica  IV,  3)  den  Namen 
Typha  Laxmanni  Lepeoliin  (1801)  fiir  die  allgemein  unter  dem  Na- 
men T.  minima  bekannte,  in  den  Kieshetten  der  deutschen  Alpen- 
flüsse verbreitete,  und  liings  denselben  bis  weit  in  die  Ebene  hinaus 
(z,  B.  am  Rhein  bis  Strassburg-,  an  der  Donau  bis  in  die  kleine 
ungarische  Ebene)  vorkommende  Art  vorangestellt,  und  mein  zu  früh 
verstorbener  Freund  Rohrbach  ist  ihm  in  seiner  trefflichen  Arbeit 
über  di(!  eurüpi;ischen  Typha -kv\.ex\  (Verhandl.  des  Bot  an.  Vereines 
Brandenburg  1869,  S.  91)  hierin  nachgefolgt.  Beide  Schriftsteller 
waren  der  Ansicht,  dass  Typha  minima  nicht  früher  als  1805  in 
Willd.  Spec.  plant,  IV.  p.  198  mit  einer  Beschreibung  veröffentlicht 
worden  sei,  obwohl  sie  in  einer  veröffentlichten  Sammlung  (Hoppe 
plant,  rar.  Cent.  III.)  schon  früher  angegeben  wurde.  Ware  diese 
Ansicht  richtig,  so  würde  auch  noch  der  Name  T.  minor  Smith  (Fl. 
ßrit.  II.  960  [1804])  die  Priorität  vor  T.  minima  haben.  Indess  macht 
der  sorgfältige  Neilreich  (Fl.  Niederöst.  S.  223)  darauf  aufmerksam, 
dass  diese  Pflanze  schon  in  der  2.  Ausgabe  von  Hoffmann's  Deutsch- 
lands Flora  I.  Theil  II.  S.  251,  mithin  ebenfalls  1804  als  T.  minima 
Hoppe  beschrieben  ist. 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  9.   Heft.  1878.  23 


286 

Allen  diesen  Autoren  scheint  aber  entgangen  zu  sein,  tlass  T. 
ininima  bereits  ein  Jalirzehent  früher,  wenn  auch  nicht  gerade  be- 
schrieben, doch  mit  einigen  sie  unzweifelhaft  bezeichnenden  Bemer- 
kungen veröffentlicht  worden  ist. 

In  Hoppe's  „Botanischem  Taschenbuch  fiir  die  Anfänger  dieser 
Wissenschaft  und  der  Apothekerkunst  auf  das  Jahr  1794"  findet  sich 
S.  176  ff.  eine  „Nachricht  von  einigen  seltenen  um  Salzburg  gesam- 
melten Pflanzen  ^on  Herrn  Heinr.  Clir.  Funck."  In  dem  S.  181 — 186 
abgedruckten  Pflanzenverzeichnisse  kommt  S.  181  auch  T.  minima 
vor,  die  derselbe  Autor  in  einem  Berichte  über  eine  Besteigung  des 
Untersberges  in  demselben  Werke  schon  S.  118  erwähnt.  S.  187, 
188   fügt  nun   der  Herausgeber  Hoppe    folgende    Bemerkung   hinzu: 

„Typha  minima,  ein  vortreflich  Pfliinzchen ,  das  wohl  nur 
Linne  als  eine  Abart  angeben  konnte.  Soll  diese  Typha  eine  Abart 
von  T.  angustifoUa  seyn,  so  kann  mit  mehrerem  Bechte  diese  letz- 
tere eine  Abart  von  T.  latifolia  genannt  werden;  da  dieses  aber 
kein  deutscher  Botaniste  zugibt,  so  steht  erstere  hier  allenUngs  mit 
Recht  als  eine  eigene  Species. 

Die  Höhe  dieser  Pflanze  kann  ich  am  trockenen  Exemplare 
nicht  beurfheilen.  Die  Blatter  sind  beinahe  wie  die  Halme  von  Juncus 
conglo?neratus,  d.  i.  pfriemenförmig,  dabey  halbrund.  Die  Aehren  sind 
mit  verwelkenden  Deckbliittern  versehen  und  stehen  etwas  entfernt. 
Dieser  letztere  Umstand  macht  die  ganze  Definition  des  Linne  bei 
den  Typhis  aus,  allein  diess  scheint  mir  keine  Gräntzen  zu  haben 
und  ebenso  relativ  zu  seyn  als  kurz  oder  lang,  oder  als  kalt  oder 
warm,  und  aus  dieser  Ursache  wird  es  dem  Anfänger  oder  Jedem, 
der  nur  eine  Species  vor  sich  hat,  schwer  werden  zu  sagen,  was  es 
ist.  Desswegen  wäre  eine  Bestimmung  aller  3  Species ,  die  auf 
vesfen  Gründen  beruhete,  wohl  nicht  überflüssig." 

Hieraus  gehl  unzweifelhaft  hervor,  dass  der  Autor  dieser  Art 
Linne's  T.  angustifoUa  ß.  unter  dem  Namen  T.  minima  als  Art  auf- 
stellen wollte:  eine  andere  Varietät  einer  Typha  kommt  in  Linne's 
Schriften  überhaupt  nicht  vor.  Zum  Ueberflusse  sind  auch  die  Blätter 
in  sehr  charakteristischer  Weise  beschrieben,  ein  Älerkmal,  das  von 
den  Arten  des  deutschen  Alpengebietes  nur  auf  diese  passt.  Ich  bin 
daher  der  Ansicht,  das  T.  minima  vom  Jahre  1794  zu  datiren  ist, 
mithin  vor  T.  Laxmanni  die  Priorität  hat. 

Wer  ist  nun  aber  der  Autor  der  T.  minima?  Die  Mehrzahl  der 
Schriflsleller,  worunter  so  sorgfaltige  Forscher,  wie  Koch  und  Neil- 
reich nennen  Hoppe  als  solchen.  Andere  indess,  von  nicht  geringerem 
Gewichte  wie  Wilhlenow,  L.  Reichenhach,  Ledebour,  schreiben  die 
Art  Fun-k  zu.  Aus  Obigem  ergibt  sich,  dass  beide  Theile  in  ge- 
wissem Sinne  Recht  haben,  da  die  Benennung  von  Funck,  die  be- 
zeichnende Notiz  indess  von  Hoppe  herrührt.  Letzterer  Schriftsteller 
hat,  so  viel  mir  belvannt,  nie  die  Autorität  beansprucht;  sie  fehlt  in  dem 
seinen  Biographien  (Botan.  Taschenbuch  1849)  angehängten  Verzeich- 
nisse der  von  ihm  aufgestellten  Arten.  Dagegen  hat  Funck  in  einer 
Sammlung   von  Alpenpflanzen,    die   er  für  das    königl.  Herbarium  in 


287 

Berlin  in  seinen  letzten  Lebensjahren  zusammeng-estellt  hat,  bei  Typha 
viininia  (sowie  auch  bei  der  a.  a.  0.  S.  184  und  S.  190  vorkoui- 
nicnden,  o;anz  in  derselben  Weise  puhlizirten  Euphrasla  salisbiir- 
gensis)  seine  Autorität  F.  hinzugefügt.  Nach  dem  von  mir  in  Botan. 
Zeitung  1867,  S.  317  gemachten  Vorschlage  wäre  niilliin  Typha 
minima  Funck  (Hoppe)  und  Euphrasia  salishurgensis  Funck  (Hoppe) 
zu  schreiben. 


Ueber  AnthyUis  irfcoior  Vuk. 

Von  Ludw.  V.  Vukotinovic. 

Auf  die  Erklärung  des  Hrn.  Dr.  Staub,  Nr.  7  der  Oeslerr.  bot, 
Zeitschr.  1878,  liinsichtiich  der  AnthyUis  tricolor  erlaube  ich  mir, 
meinen  Standpunkt  im  Allgemeinen  dahin  zu  präzisiren,  dass  ich  mich 
von  den  früheren  Begriffen  der  Spezies  s^hon  längst  getrennt  habe; 
in  vorkommenden  Fällen  beobachte  ich  die  Vegetationsverhältnisse 
aller  Pflanzen,  die  von  ihren  gleichartigen  Individuen  abweichen.  Ein 
ganzes  Genus  z.  B.  ist  meiner  Meinung  nach  ein  komponirtes  Indivi- 
duum, eine  systematische  Einheit,  welche  nach  einer  und  derselben 
Anlage  geschaffen  ist  und  sich  nach  mehreren  Seiten  hin  je  nach 
den  verschiedenen  klimatischen  und  tellurischen  Verhältnissen  ändert; 
für  die  Einflüsse  dieser  veränderlichen  Verhältnisse  gibt  es  keine 
Regeln,  darum  konnte  es  nicht  gelingen,  die  Spezies  bleibend  zu 
umschreiben. 

AnthyUis  Vulneraria  L.,  A.  alpestris  Rchb.,  A.  polyphyUa  Kit., 
A.  bicolor  Scldeicli.,  A.  DiUenii  Schult.,  meine  fragliche  tricolor  etc. 
sind  alle  nach  einer  Hauplaidage  geschaffen,  unterliegen  aber  in  ein- 
zelnen Merkmalen  kleineren  oder  grosseren  Abänderungen,  hauptsäch- 
lich in  jenen  Gegenden  und  Lagen,  welche  die  geeigneten  Einflüsse 
ausüben. 

Ich  habe  weder  bei  Wien,  noch  bei  Pest  Anth.  Vulneraria  ge- 
sammelt, bin  aber  beinahe  ganz  überzeugt,  dass  auf  jenen  Stand- 
orten, wo  A.  Vulneraria  wächst,  vielleicht  auf  1000  Exemplare  nicht 
Eines  vorkommen  dürfte,  dessen  carina  vexillum  und  caiyx  roth  ge- 
färbt wäre,  ebenso  wie  ich  auf  den  Bergwiesen  des  kroatischen 
Küstenlandes  zwischen  liunderllausenden  von  AnthyUis  nicht  Eine 
finden  konnte,  die  nicht  rothsclieckig  war;  bei  einer  so  grossen  An- 
zahl gleichgeformter  Exemplare  konnte  es  unniiiglicli  sein,  diese  Er- 
scheinung nicht  zu  beachten.  Sollten  aber  auch  einige  Exemplare 
weniger  scheckig  vorkommen,  so  würde  das  nidits  beweisen,  als 
dass  es  einzelne  Exemplare  gibt,  die  uns  den  Uebergangsprozess 
aufklären  und  zugleich  die  Ueberzeugnng  verschafFen,  dass  die  neue 
Form  den  Sieg  errungen  hat,  und  dass  die  homogenen  massenhaft 
lebenden  Pflanzen  hier  die  Regel  —  die  divergirenden  aber  eine 
Ausnahme  bilden. 

23* 


288 

Diesen  Umsfanrl  kann  und  darf  man  nicht  verschweigen.  Nur 
so,  wenn  man  die  Natur  in  ihrer  Vielfältigkeit  und  diese  nach  ihrer 
Massenproduktion  beobachtet,  kann  man  zur  genaueren  Einsicht  und 
Kennlniss  der  Naturprodukte  gelangen.  Emzelne  Launen  in  einzeln 
dastehenden  Erscheinungen  brauchen  natürlich  nicht  berücksichtigt 
zu  werden;  es  kann  auch  daher  nichts  unsichereres  geben,  als  sich 
auf  vereinzelte  Funde  zu  stützen  und  neue  Pflanzenformen  zu  be- 
gründen. 

Mir  war  es  sehr  wohl  bekannt,  dass  diese  AnthylUs  keine 
weiss  Gott  welch  überraschende  neue  Pflanze  sei;  nachdem  sie  aber 
mit  keiner  der  Anlhylliden  (meines  Wissens)  ganz  identisch  ist,  so 
glaubte  ich  sie  nicht  ignoriren  zu  sollen,  ....  v^^enn  ich  es  auch 
gelhan  hätte,  die  Natur  würde  dennoch  nicht  aufhören,  sie  in  Millio- 
nen von  Exemplaren  alljiihrlich  zu  reproduziren. 

Agram,  im  August  1878. 


Beiträge  zur  Kenntniss  der  adriatischen  Algen. 

Von   P.  Hauck. 
X. 

Hiezu   Tafel  3. 

CaUithanmion  byssoides  Arnott.  (Taf.  3,  Fig.  7—15). 

Ein  äusserst  verschieden  gestaltetes  CalUthamnion,  dessen  ein- 
zelne Formen  als  ebenso  viele  Arten  befrachtet  wurden,  die  aber 
durch  nachweisbare  Uebergiinge  mit  einander  verbunden,  eine  Tren- 
nung nicht  rechtfertigen.  Bei  diesem  Callifhamnion  habe  ich  die  An- 
theridien  (Fig.  7)  Cystocarpien,  Sphiirosporen  und  eine  Art  von  Seiro- 
sporen beobachtet.  —  Die  (Cystocarpien  fand  ich  immer  gehörnt 
(favellae  geminatae  conicae).  Die  Sphärosporen  dagegen  sind  ver- 
schieden, meist  sitzend  an  der  inneren  Seite  der  Aestchen,  doch 
nicht  selten  auch  gestielt  (auf  derselben  Pflanze),  seltener  aus  dem 
Endgliede  kleiner  Aeslchen  sii'h  entwickelnd;  im  Jugendzustande 
meist  keulförmig  (Fig.  8),  später  verkehrt(Mförmig,  trianguliir  ge- 
theilt,  welciie  Theilung  sich  öfter  der  kreuzweisen  nähert  (Fig.  9). 
Eine  interessante  Sphiirosporenbildung  habe  ich  bei  Fig.  10  abgebildet, 
wo  sich  das  zweite  und  vierte  Glied  zur  Sphärospore  entwickelte.  — 
Die  Seirosporen,  in  diesem  Falle  eine  ungesclilechlliche  Bildung,  sind 
veränderte  Spharospoien.  Entweder  sitzen  sie  seitlich  und  bilden  sich 
zu  cy.stocarpienähMJichen  Sporenhaufen  aus  (Fig.  11  und  12),  oder 
es  erleiden  die  Endästchen  diese  Umwandlung  (Fig.  13),  und  es  ent- 
stehen gelappte  Konglomerate  von  Sporen  (Fig.  14).  —  Sphärosporen 
und   Seirosporen    kommen   manchmal  an   einem   und  demselben  Indi- 


289 

viduum  vor.  —  Die  scirosporontrag^endcn  Pflanzen  sind  sehr  selten, 
am  häufigsten  finden  sii'li  yphiirosporen. 

Zu  CaUith.  byssoides  gehurt:  Callilh.  pinnato-furcatum  Kg. 
Tab.  phyc.  Bd.  12,  Taf.  15,  Call,  tenuissinmm  (Büiineni.)  Kg.  1.  e. 
Bd.  11,  Taf.  75,  Fig.  2  (nacli  von  Kützing  bestimniten  und  von  Le- 
norniand  initgetheilten  Exemplaren),  CaUith.  flagel/are  Zanard.  Icon. 
phyc.  adriat.  Vol.  I.  pag.  115,  Tav.  XXVII,  A,  eine  niil  der  letzten 
übereinsliniinende  Form,  ferner  Leptothamnion  Rahenhorstü  Kg.  I.  c. 
Band  12,  Taf  16,  als  eine  äusserst  zarte  Varietät.  Ob  die  von  J. 
Agardh  (Spec.  Alg.  Bd.  IV,  pag.  39)  citirle  Abbildung  Kützing's  von 
Call,  byssoides  1.  c.  Bd.  12,  Taf.  8  hieher  gehört,  ist  mir  fraglich, 
dagegen  gibt  die  Abbildung  von  Call,  byssoides  in  .1.  E.  Areschoug 
„Phyceae  Scandin.  marinae"  p,  107,  Taf.  V,  B  bei  Fig.  1  ein  gutes 
Habitusbild  der  adriatischen  Pflanze,  und  zwar  der  cystocarpient ra- 
genden Form;  auch  die  Zeichnung  der  CyslO(rarpien  1.  c.  Fig.  2,  3 
stimmt  ganz  damit  iiberein.  Bekanntlich  rechnet  aber  J.  Agardh 
dieses  CaUith.  byssoides  Aresch.  zu  seinem  Call,  furcellariae  (Spec. 
Alg.  p.  40). 

CaUith.  byssoides  ist  im  adriatischen  Meere  ziemlich  verbreitet 
von  Februar  bis  Mai;  am  üppigsten  entwickelt  an  Felsen,  die  der 
vollen  Brandung  ausgesetzt  sind,  bis  zu  ungefähr  ein  Meter  Tiefe 
unter  dem  mittleren  Mecresniveau;  die  Pflanze  liegt  daher  bei  tiefer 
Ebbe  trocken.  Seltener  kommt  CaUith.  byssoides  in  grösseren  Tiefen 
vor.  Bei  der  Insel  Cherso  und  bei  Rovigno  sammelte  ich  es  bei  einer 
Tiefe  von  circa  25  Meter,  die  Exemplare  sind  dann  äusserst  zart, 
klein  und  gleichen  der  Abbildung  Kützing's  von  Leptothamnion 
Rabenhorstii. 

Liithothaninion  crispatuin  Hk.  n,  sp.  (Taf  3,  Fig.  1 — 4). 
Dieses  Lithothamnion  bildet  bis  faustgrosse,  ästige,  knotige  und 
krausblätterige  im  Leben  schön  rosenrothe  Knollen,  die  durch  das 
ganz  unregelmässi^e  üebereinanderwaclisen  von  ungefäiir  '/g  oder 
Ya  Mm.  dicken  melobesiaarligen  Schichteu  entstehen.  Diese  Schichten, 
die  Frons,  sind  ganz  kraus  und  allseilig  sich  überwallend,  bald  bil- 
den sie  kleine,  dichtstehende  Knötchen  oder  abgestumpfte  selbst 
Avieder  unregelmässig  verzweigte  knotige  Aestchen,  meist  aber  bilden 
sie  theils  sich  mit  den  gelappten  lichteren  Randern  auf-  oder  einrollend, 
theils  auf  der  Spitze  der  Aestchen  und  Knoten  herausbrechend, 
röhren-,  becher-  und  trichterförmige,  der  Cladonia  pyxidata  nicht 
unähnliche,  ungefihr  5  Mm.  hohe  Ausstidpungen,  die  innen  eine 
konzentrische  Zeichnung  zeigen.  Manche  Formen  gleichen  im  Habitus 
ungefähr  den  zarten  Formen  von  LUhothamnion  fasciculatum,  andere 
dem  Lithophytliim  lichenoides;  die  becher-und  trichterförmigen  Aestchen 
geben  aber  der  ganzen  Pflanze  ein  so  eigenthümliches  Aussehen,  dass 
sie  nicht  leicht  mit  einer  anderen  verwechselt  werden  kann.  Leider 
habe  ich,  trotzdem  mir  eine  ziendiche  Anzahl  vcm  guten  Exemplaren 
zur  Hand  sind,  keine  Fruktifikationsorgane  auffinden  können,  daher 
ich  diese  Alge  auch  nur  interimsweise   mit  einem  neuen  Namen  be- 


290 

lege.  —  Die  innere  Struktur  bietet  wenig  spezifische  Eigenthümlich- 
keiten  dar,  und  werde  ich  seinerzeit,  wenn  es  mir  gelingen  sollte, 
auch  die  Fruktifikalionsorgane  anzutreffen,  darüber  das  Nähere  init- 
theilen. 

Der  einzig  mir  bisher  bekannte  Fundort  in  der  Adria  ist  Ro- 
vigno  (leg.  ipse  et  Liechtenstern)  in  einer  durchschnittlichen  Tiefe 
von  25  Met. 

Liithothumunon  purpureum  Crouan  (Florule  du  Finistere  p.  150, 
pl.  20,  Fig.  133  bis  1—5). 

Bildet  dem  Lith.  polymorphmn  ähnliche  durch  allmaliges  Ueber- 
wachsen  der  Rindenlagen  dicker  werdende  hand-  und  faustgrosse 
Knollen  mit  platter,  aber  unebener,  selbst  knotiger  Oberflache,  im  lebhaft 
vegetirenden  Zustande  von  dunkelrother,  nach  dem  Trocknen  oft  ver- 
änderter Farbe,  die  Fruchtknötclien  liaben  ungefähr  7%  ^i"-  i"i  Durch- 
messer, sind  sehr  flachgedrückt  und  stehen  an  einzelnen  Stellen  dicht 
nebeneinander,  wodurch  sich  dieses  Lithothamnion  gut  von  L.  poly- 
morphmn unterscheidet.  Die  adriatische  Pflanze  stimmt  im  Uebrigen 
mit  der  zitirten  Abbildung  und  Beschreibung.  Authentische  Exem- 
plare standen  mir  nicht  zu  Gebote. 

Lithoth.  purpureum  kommt  an  der  dalmatinischen  und  istriani- 
schen  Küsle  in  grösseren  Tiefen  vor,  aber  so  weit  mir  bekannt,  mehr 
vereinzelt. 

Melobesia  corticiforniis  Kg.  (Rosanoff,  Recherches  sur  les  me- 

lobesieees  p.  76,  pl.  I,   Fig.  14 — 16). 

Auf  Gelidium  corneum  durch  die  ganze  Adria  verbreitet. 

Sperniothatnnion  flabellahnn  Born.  (Notes  algologiques  fasc.  I, 

p.  24,  pl.  VIII3. 

E.  Bornet  (1.  c.)  vermuthet,  dass  die  mediterrane  Form  von 
Callithamnion  strictum  Ag.,  die  in  einigen  vegetativen  Merkmalen 
von  der  im  atlantischen  Ocean  vorkommenden,  von  welcher  übrigens 
die  Cystocarpien  noch  nicht  bekannt  sind,  abweicht,  verschieden  ist, 
und  b(mennt  sie  Sperm.  flabellatum.  Die  adrialische  Form  des  Call, 
strictum  Agardh  (Zanardini  Icon.  phycol.  adriat.  Vol.  I,  pag.  117, 
tav.  XXVII  B)  gehört  ebenfalls  dazu.  Anlheridien,  Cystocarpien  und 
Sphärosporen  finden  sich  auf  verschiedenen  Individuen.  Bemerkens- 
werth  ist,  dass  ich  gemischt  mit  den  regelmässig  tetraedrischen  Sphä- 
rosporen hin  und  wieder  auch  Polysporen  antraf,  wo  sich  der  Inhalt 
in  mehr  als  vier  bis  zehn  Sporen  tlieilte. 

Sperm.  flabellatum  ist  in  der  Adria  ziemlich  verbreitet,  aber 
selten;  am  häufigsten  auf  Codium  tomentosum,  doch  auch  auf  anderen 
Algen.  Im  Winter. 

Polysiphonia  byssoides  (Good.  et  Woodw.)  Grev.  var.  dasyue- 

forinis  Zan. 
Obwohl  schon  Kützing  in  den  Species  Algariim  p.  834   die  von 
Zanardini  in  Sagg.  das.  fic.  pag.  53  aufgestellte  Folys.  dasyaeformis 


291 

nur  als  Varietät  von  P.  bi/ssoides  crkaiinle,  so  Iiat  doch  Zaiianliiii 
in  der  Iconogr.  pliyc.  adriat.  Vol.  I,  p.  95,  Tat'.  XXIII  das  Artrechl 
für  jene  zu  behaupten  veisuciit.  Die  Ihilersneliung  einer  grossen 
Anzalil  von  Exemplaren  hat  mich  aber  von  der  ünlialtbarkeil  der 
P.  dasijaefoniiis  überzeugt.  In  der  Veriisleliing  ist  Kein  morphologi- 
scher Unterschied  zwischen  dieser  und  P.  bijssoides  zu  linden.  l3ie 
sphiirosporentragenden  Aestchen  sind  wohl  meist  einfach,  aber  nicht 
immer,  wie  Zanardini  (1.  c.)  angil)t,  ebenso  oft  sind  sie  wie  bei  P. 
bijssoides  verästelt.  Die  Cystocarpien  sind  ebenso  gross  und  au<;h 
kleiner  wie  bei  dieser,  es  bleibt  also  der  einzige  Unterschied  des 
meist  zarteren  Baues  und  der  mehr  ausgesprociienen  Dasya- artigen 
Behaarung  der  Pflanze,  was  demnach  kein  spezifisches  Trennungs- 
merkmal bietet. 

Manche  namentlich  ältere  Formen  stimmen  mit  der  Beschreibung 
J.  Agardh's  (Spec.  Alg.  Band  III,  p.  1042)  von  Polijs.  So/ierü  gut 
überein,  so  dass  ich  die  ZusamuiengeliDrigkcit  beider  vermuthe.  Was 
dagegen  Kützing  als  P.  Solierü  abbildet  (Tab.  phyc.  Bd.  14,  Tal".  89, 
Fig.  a — c),  scheint  mir  aber  eine  andere  Art  als  die  J.  Agardh's 
zu  sein  und  ist,  wie  Kützing  (1.  c.  p.  31)  selbst  sagt,  eine  Form  von 
Polys.  flexella  Ag. 

Im  Durchschnitte  des  Stammes  fand  ich  regelmässig  7  Zellen 
um  die  Centralzelle  gelagert. 

P.  bijssoides  ist  in  Istrien  und  Dalmatien  ziemlich  verbreitet, 
kommt  aber  nur  in  grösseren  Tiefen  vor.  April,  Mai,  Juni. 

Fucu»  mrsoides  J.  Ag.  (J.  Ag.  Bidrag  tili  kännedomen  af  Spets- 
bergens  Alger.  Tilläg  p.  42). 

Der  in  der  Adria  vorkommende  Fucus,  unter  dem  Namen  F. 
vesiculosus  var.  Sherardi  allgemein  bekannt,  ist  eine  von  F.  resicu- 
losus,  sowie  auch  von  F.  platycarpus,  zu  welchem  man  ihn,  da  er 
auch  hermaphroditisch  ist,  zu  ziehen  geneigt  wäre,  ganz  verschie- 
dene Pflanze.  J.  Agardh  hat  daher,  da  unter  dem  Namen  F.  Sherardi 
Stackh.  verschiedene  Fucus-X\\e\\  verstanden  werden,  die  obige  Be- 
zeichnung nach  Donati  gewählt,  der  auch  eine  sehr  gute  Abl)ildiing 
von  dieser  Art  gibt  (V.  Donali,  Della  storia  naturale  marina  dell 
adriatico.  Venezia  1750,  pag.  XXXÜI.  —  Virsoide  con  caule  terele, 
con  rami  pialti,  ed  eguali,  e  con  sommiiä  bifide,  o  trihde,  turgide. 
Tav.  111,  Fig.  A).  Ich  lasse  hier  die  Diagnose  J.  AgapUfs  folgen: 
Fucus  virsoides.  Fronde  flabelliformiter  dicholoma  coriacea  evesicu- 
losa,  cryplostomatibus  ostiolo  elevalo  eminentibus  sparsim  instrucla, 
Segment is  linearibus  margine  integerrimis,  receptaculis  terminalibus 
ovato-lanceolatis,  geminis  distinctis  aul  invicem  basi  cohaereutibus. 

Sphaceiariii  trihuloides  Menegh.  cTaf.  3,  Fig.  IG). 

An  Felsen,  Cystosiren  und  anderen  grosseren  Algen  in  der 
Adria  sehr  verbreitet.  Vorkommen  durch  <las  ganze  Jalir  in  der  Li- 
toralregion,  doch  auch  vereinzelt  an  Algen  aus  grösseren  Tiefen  (auf 
Valonia  macrophysa  etc.  aus  Rovigno  bei  25  M.  Tiefe).  —  Die  viel- 


292 

fächerigen  Zoosporangien  fand  ich  im  Februar,    sie  sind  ellipsoidisch, 

meist  Vio  ^I"^-  l^iig'  ui^t'  V20  ^^"^-  *'''"'^  ^^^^''^  Vi4 — V16  l^'"-  ^^"g  und 
*/2o  Mm.  dick  und  stehen  einseitig  auf  jedem  zweiten  Gliede  des 
Fadens  an  einem  ein-,  meist  zwei-,  seltener  drei-  und  vierglie- 
drigen  Stiele. 

Zu  Sph.  tribuloides  gehurt  Sph.  rigida  Hering  (Kützing  Tab, 
phyc.  Bd.  V,  Taf.  90,  Fig.  1). 

Ectocarpus  reptuns  Crouan    (Kjellmann  Skand.  Ectocarpeer  etc. 
p.  52,  pl.  II,'  Fig.  8). 

Mikroskopische  Raschen  auf  Valonia  macrophysa  bildend.  Ro- 
vigno  25  M.  Tiefe.  Juni.   —  Eine  für  die  Adria  neue  Art. 

Acrocladus  mediterraneus  Nag.  (Taf.  3,  Fig.  5  und  6)  (Nageli, 
die  neueren  Algensysteme  p.  164  Taf.  IV,  Fig.  23 — 37). 

Diese  Alge,  welche  noch  von  Zanardini  in  dem  letzt  erschie- 
nenen vierten  Hefte  seiner  Iconogr.  pliyc.  medit.  pag.  132  als  eine 
Enlwicklungslorm  von  Acetabularia  medit erranea  angesehen  wurde, 
indem  er,  sich  bloss  auf  die  Vergleichung  der  Abbildungen  verlassend, 
die  Aestchen  von  Acrocladus  für  die  dichotomen  Haare  von  Aceta- 
bularia ansieht,  ist  eine  entschieden  ganz  andere  Pflanze.  Ich  habe  der 
erschöpfenden  Beschreibung  Nägeli's  niciits  beizufügen  und  kann  sie 
nur  vollinhaltlich  bestätigen.  Die  Alge  ist  mir  nur  in  wenigen  Exem- 
plaren bekannt,  die  Herr  B.  Liechtenstein  bei  Rovigno  in  einer 
Tiefe  von  circa  25  M.  sammelte  (Frühjahr).  —  Ich  gebe  hier  auf 
Taf.  III  bei  Fig.  5  die  Abbildung  einer  ganz  jungen  Pflanze ,  und 
des  oberen  Stammendes  einer  grösseren,  aber  etwas  unregelmässig 
entwickelten  bei  achtmaliger  Vergrösserung. 

Enterotnorpha  percursa  J.  Ag.    (J.  Agardh,  Alg.  maris  medit. 

et  adriat.    p.  15.) 

In  den  aufgelassenen  Salinen  von  Servola  bei  Triest.  —  Mai, 
Juni,  Juli. 

Ist,  soviel  mir  bekannt,  bis  jetzt  nirgends  aus  dem  adriatischen 
Meere  angegeben. 

Lyngbya    (Syniploca)    Catenellae    Hk.    n.  sp.    (Taf.  3, 

Fig.   19.) 

Schmutziggrüne  kompakte  Lager  auf  Catenella  Opuntia,  aus 
verwirrten  stark  gekrümmten,  in  einer  farblosen  Scheide  eingeschlos- 
senen Fäden  bestehend,  deren  Glieder  so  lang  als  der  Durchmesser 
sind.  Zelleninhalt  sehr  gleichförmig  dunkel  spangrün.  Dicke  der  Fä- 
den mit  der  Scheide  ungefähr  Yes  Mm.,  ohne  Scheide  Y115  Mm. 

Rovigno  an  Catenella.  Winter,  Frühjahr  (leg.  Liechtenstern). 

Lyngbya  aestuarii  Jürg.  (Aresch.  Phyceae  scand.  mar.  p.  215). 
An    sandigen,    schlammigen    Stellen    ruhiger    Buchten,    Salinen, 
längs  der  ganzen  Küste  der  Adria  verbreitet.  —  Das  ganze  Jahr. 


293 

Kommt  sowohl  in  scliwacli  salzigem  in  reinem  Meervvasser, 
als  auch  auf  salzhaltiger  Erde  vor.  Die  Dicke  der  Fäden  von  7i3o 
bis  Voo  '^I"'-  "^'äJ'iirt  ebenso  wie  die  Dicke  der  sie  einschliesscnden 
Scheiden,  die  oft  kaum  sichtbar,  farblos  oder  dick  geschiclitet  und 
braun  sind,  je  nach  dem  Alter  und  dem  ^tandorte.  —  Die  Kultur 
dieser  Alge  gelingt  sehr  gut,  und  man  kann  sich  dadurcli  von  der 
Zusammengehörigkeit  der  weiter  unten  angeführten  Formen,  die  zum 
Theile  kaum  als  Varietiiten  anzuführen  wären,  überzeugen.  Es  ist 
auch  wahrscheinlicli,  dass  noch  mehrere  ähnliche  Formen  des  süssen 
Wassers  in  den  Formenkreis  von  L.  aestuarn  einbezogen  werden 
müssen,  die  mir  aber  nicht  weiter  bekannt  sind. 

Ich  ziehe  folgende  Spezies  hieher:  Lyngbya  Schowiana  Kg., 
amhigtia  Kg.,  sfagnina  Kg.,  salina  Kg.,  p^ilcherrima  Kg.,  terrestris 
Kg.,  aeruginosa  kg.,  contexta  Ag.,  ferruginea  Ag.,  verskolor  kg., 
fusca  Kg.,  flacida  Kg.,  dalmatica  Kg.?,  interrupta  Kg.,  glutinosa  Ag., 
pannosa  kg.,  crispa  kg.  (excl.  ß.  violacea  Ag.),  Siphoderma  sp. 

Läyngbjjn  (Phorinidiuni)  suhtorulosa    Hk.   forma  (Phormi- 

dium    subtorulosum  Breb.    — ■  Külzing  Tal)ulae  phyc.    Bd.  I,  pag.  35, 

Taf.  49  Fig.  V).  (Taf.  3,  Fig.  21  a  und  21  6). 

Bildet  ein  schmutziggrünes  Lager  auf  Salinenboden  meistens  in 
Gesellschaft  mit  Microcoleus  chtonoplastes  Thur.  —  Die  einzelnen 
Fäden  sind  gekrümmt,  gelbgrün,  Glieder  ebenso  lang  oder  ein  halb- 
mal kürzer  als  der  Durchmesser,  an  den  Gelenken  deutlich  einge- 
zogen, Endglied  abgestumpft.  Zelleninhalt  fein  gekörnt.  Scheiden  mehr 
oder  weniger  dick,  farblos,  glatt  oder  durch  anhaftende  Erdtheilchen 
rauh.  Dicke  der  Fäden  mit  der  Scheide  Yiaa  ^'^  7i2o  '^'^• 

Auf  Salinenboden  bei  Triest,  Sommer  und  Herbst. 

Diese  Form,  von  welcher  ich  eine  Abbildung  bei  480facher 
Vergrösserung  gebe,  wovon  Fig.  21  a  einen  Faden  in  einer  engan- 
liegenden Scheide,  Fig.  21  b  einen  solchen  ohne  Scheide  darstellt, 
scheint  mir  nach  der  Beschreibung  und  zitirten  Abbildung  am  besten 
mit  Phormidium  subtorulosum  übereinzustimmen,  nur  ist  die  Ver- 
grösscrungsziffer  300  in  der  Abbildung  Kützing's  jedenfalls  zu  hoch 
gegriffen,  wie  man  sich  durch  directe  Messung  überzeugen  kann. 
Es  ist  höchstens  eine  Vergrösserung  von  200  anzunehmen ,  was 
mir  für  diese  Formen  bei  den  Kützing'sciien  Abbildungen  überliaupt 
zu  gelten  scheint. 

Ijyngbya  {Phormidium)  sp.  (Taf.  3,  Fig.  17). 

In  den  aufgelassenen  Salinen  bei  Servola  nächst  Triest  fand 
ich  im  Juni  in  flachen  Salzlachen  feinhäulige  dunkel-  und  gelbgrüne 
Ueberzüge,  die  aus  der  bei  Fig.  17  abgebildeten  Alge  bestanden, 
welche  in  das  Külzing'sche  Genus  Phormidium  gehört.  Die  gekrümm- 
ten Fäden  liegen  in  einer  deutlichen,  aber  cnganschliessenden  Scheide. 
Die  Glieder  sind  ungefähr  einhalbmal  so  lang  als  ihr  Durchmesser, 
an    den    Gelenken    etwas  eingezogen,    Endglied  abgerundet,    Zellen- 


294 

inhalt   homogen,    Dicke   der  Faden   mit  der    Scheide  durchschnitllich 
V400  Mm. 

Die  Alge  hat  einige  Aehnlichkeit  mit  der  Abbildung  Külzing's 
in  den  Tab.  phyc.  Band  I,  Taf.  49,  Fig.  VII  von  Phormidium  fcisci- 
cu/atum. 

3Iicrocoieus  chtonopiastes  (Lyngb.)  Thur.   (Thuret.  Class.  des 

Nostochinees), 

Längs  der  ganzen  adriatischen  Küste  an  sandigen  schlammigen 
Orten,  Salinen  etc.  —  das  ganze  Jahr. 

Hiezu  gehören  folgende  Formen :  Chtonohlastus  anguifonnis  Kg., 
salinus  Kg.,  Lyngbyei  Kg.,  aerugineus  Kg.,  palndosus  Kg. 

Oscillaria  iiinosa  (Roth)  Ag. 

Spangrün,  die  einzelnen  Fäden  gerade,  Yg^g  bis  Y200  Mm.  dick, 
Glieder  ebenso  lang  oder  nach  der  Theilung  halb  so  lang  als  der 
Durchmesser,  die  Scheidewände  deutlich  granulirt,  der  übrige  Zellen- 
inhalt bei  starker  Vergrösserung  sehr  feinkörnig.  Endglied  abge- 
rundet. 

In  den  Abzugsgräben  der  Salinen  bei  Triest  zwischen  Oscilla- 
ria subsalsa  und  anderen  Brackwasserformen.  Sommer,  Herbst. 

Oscillaria  limosa  forma  chalybea  Kg.  wird  auch  von  Le  Jolis  in 
„Liste  des  algues  marines  de  Cherbourg  p.  27"  als  marine  Spezies 
angeführt. 

Nostoc  intricatuni  Menegh.    CMonormia  infricata  Berk.,  Harvey 
Phyc.  britan.  pl.  256  —  Anahaena  infricata  Kg.). 
Zwischen    verschiedenen   Algen   in   den  Salinen  bei  Triest,    so- 
wohl in  reinem  Meerwasser,  als  auch  in  Brackwassergräben. 

Erklärung  der  Tafel  III. 

Lithothamnion  crispatum  Hk. 

Fig.     1.  Ein  kleines  Exemplar  in  natürlicher  Grösse. 
„       %  Ein  Bruchstück,  dreimal  vergrössert. 
„-i    3.  Oberflächenansicht  einer  entkalkten  jungen  Schichte,   nahe  dem  Rande. 

Vergrösserung  280. 
„      4.  Oberflächenansicht  einer  entkalkten  älteren  Schichte.  Vergr.  280. 

Acrocladus  mediterraneus  Näg. 

„      5.  Eine  ganz  junge  Pflanze.  Vergr.  8. 

„      6,  Oberes  Stammende  einer  älteren  nicht  regelmässig  entwickelten  Pflanze. 
Vergr.  8. 

Callithamnion  hyssoides  Arnott. 

„       7.  Ein  Zweig  mit  Antheridien.  Vergr.  280. 
„       8.  Eine  junge  Sphärospore.  Vergr.  280. 

„      9.  Eine  reife  Sphärospore  mit  falscher  Kreuzlheilnng.  Vergr.  280. 
„     10.  Spliärosporen  aus  dem  zweiten  und  vierten  Gliede  eines  Aestchens  sich 
entwickelnd.  Verer.  280. 


Oesterr.  "bot    Zeitsclir   Jalirg,  1878. N"  9. 


F.Häuclc  Ajiriat.Algen  Taf 


Auetor  deL.et  sculps. 


.  Üuttmann    Triesl 


295 

Fig.  11.  Seiienständige  Seirosporeiibildung.  Vergr.  280. 
„     12.  do.  ein  entwickelter  Sporenhaufen.  Vergr.  140. 

„     13.  Endständige  Seirosporenbildung.  Vergr.  280. 
„     14.  do.    '    zu  gelappten  Sporenhaufen  entwickelt.  Vergr.  140. 

„     15.  Beginn  der  Bildung  eines  Cystocarps.    Vergr.  280. 

Sphacelaria  trihuloides  Menegh. 

„     IG.  Ein  Ast  mit  viel  fächerigen  Zoosporangien.   Vergr.  140. 

Lynghya  CPhormidium)  sp. 

„     17.  Ein  Faden  in  der  Scheide.  Vergr.  600. 

Oscillaria  subuliformis  Thwait.  (Oest.   botan.  Zeitschr.  1878,  p.  223), 
Fig.  18.  Endslücke  von  vier  verschiedenen  Fäden.  Vergr.  650. 
Lyngbya  (Sytnploca)  Catenellae  Hk. 

„     19.  Ein  Fadenstück.  Vergr.  480. 

Oscillaria  tenerrima  Kg.  forma  marina  (Oest.  botan.  Zeitschr.  1878, 

pag.  187). 

Fig.  20.  Ein  Fadenstück.  Vergr.  650. 

Lyngbya  (Phormidimn)  subtorulosa  Hk. 

„     21  a.  Ein  Fadenstück  mit  der  Scheide.  Vergr.  480. 
„    21  h.  Ein  Fadenstück  ausser  der  Scheide.  Vergr.  480. 


R.  D.  Fitzgerald's  F.  L.  S.  „Australian  Orchids." 

Von  Franz  Antoine. 

Von  diesem  neuen  Werke  über  die  Orchideen  Australiens,  das 
Fitzgerald  eben  jetzt  in  Sidney  erscheinen  lässf,  liegen  zwei  Hefte 
vor,  an  welchen  ausser  dem  Umschlage  kein  Titelblatt  und  auch 
keine  Jahreszahl  der  Publikation  zu  ersehen  ist. 

Die  Einleitung  enthalt  viele  Beobachtungen,  die  Fitzgerald  an 
Ort  und  Stelle  in  Australien  selbst  über  die  Vorgänge  bei  der  Be- 
fruchtung der  dort  einheimischen  Orchideen,  bei  dem  oft  äusserst 
komplizirten  Blumenbau  anstellte.  Bevor  Fitzgerald  zur  Beschreibung 
der  Arten  schreitet,  gibt  er  eine  lithographirte  Tafel  mit  23  Blütiien 
oder  Blüthentheilen,  nebst  einem  Diagramm  oder  einer  schematischen 
Figur  einer  Orchideen-Blume,  die  alle  stark  vergrosserl  sind,  und 
jeder  einzelne  Blüthenlheil  mit  seinem  Namen  versehen  ist.  Der  Zweck 
dieser  Tafel  ist,  um  auch  dem  Nii-htbotaniker  bei  den  oft  so  eigen- 
thümlich  gestalteten  Orchideenblüthen  die  richtige  Erkennung  der 
Blüthenthoile  zu  erleichtern. 

Sodann  folgt  die  Beschreibung  der  Arten  und  mitunter  auch 
von  Gattungen  und  zwar  in  englischer  Sprache.  Diese  Beschreibungen 
sind  oft  ganz  kurz,  öfter  aber  auch  weiter  ausgearbeitet,  geben  über 
das   Vorkommen  der  Ptlanze  Aufschluss  und  enthalten  auch   zugleich 


296 

die  Erfahrung'ori  und  Beobachtung-en,    welche   Fitzgerald   bei  der  Be- 
fruchtung der  Blüthen  machte. 

Das  erste  Heft  enthält  sodann  folgende  Beschreibungen  und 
Abbildungen,  als: 

Pterostylis  longifolia  R.  Br. 

—  Baptistii  Filzgerald. 
Caladenia  dimorpha  Fitzgerald. 
Corysanthes  fimbriata  R.  Br. 

—  pruinosa  A.  Cunning. 
Acianthus  fornicatus  R.  Br. 

—  exsertus  R,  ßr. 
Lyperanthus  ellipticus  R.  Br. 

Im  zweiten  Hefte  kommen  vor; 
Spiranfhes  australis  Lindl. 
Adenochilus  Nortoni  Fitzgerald. 
Caladenia  clavigera  A.  Cunning. 

—  tesselata  Fitzgerald. 

—  cuculata  Fitzgerald. 

—  testacea  R.  Br. 
Dendrohium  aemulutn  R.  Br. 
Diuris  maculata  Smith. 

—  aequalis  Mueller. 
Pterostylis  cynocephala  Fitzgerald. 

—  mutica  R.  Br. 

—  rufa  R.  Br. 

—  Woollsii  Fi'zgerald. 
Saccolabium  Hillii  Mueller. 
Corysanthes  unguirulata  R.   Br. 

—  hicalcarata  R.  Br. 

Das  Format  des  Werkes  ist  Gross-Folio,  die  Tafeln,  auf  grün- 
lich-grau gethüntem  Papier  gedruckt,  sind  lithograpliirt,  grüssentheils 
sehr  schön  durchgeführt  und  häufig  von  Fitzgerald  selbst  gezeichnet. 
Die  Analysen  sind  jeder  Tafel  zahlreich  beigegeben,  bedeutend  ver- 
grössert  und  sowohl  die  Blütlientheile,  als  auch  oft  Theile  der  ganzen 
Pflanze  mit  leichten  Farbentönen  angedeutet. 

Sowohl  die  schöne  Ausstattung,  als  auch  das  Neue,  welches 
dieses  Werk  in  sich  schliesst,  wird  demselben  eine  zahlreiche  Ver- 
breitung sichern,  um  aber  doch  so  manchem  Fachmanne,  der  eben 
nicht  in  die  Lage  kommen  könnte,  von  diesem  Werke  Einsicht  zu 
erlangen,  Fitzgeralds  Forschungen  bekannt  zu  geben,  bin  ich  veran- 
lasst, die  Uebersetzung  seiner  Einleitung  hier  folgen  zu  lassen. 

Darwin's  Bedauern,  dass  er  nie  Gelegenheit  fand,  eine  Or- 
chidee zur  Untersuchung  bekommen  zu  haben,  welche  mit  einem 
reizbaren  Labellum  versehen  sei,  und  die  Hinweisung  auf  die  austra- 
lische Gattung  Caleana  {Calaena  Reh!).)  in  der  höchst  interessanten 
und  belehrenden  Abhandlung-  über  die  Befruchtung  der  Orchideen 
durch    diesen    grossen    Naturforscher,    weckte    die  Begierde  in   mir, 


297 

dieso  Familie  rnil  mehr  als  gewöhnlichem  Eifer  zu  studiren,  in  der 
HofFniing-,  einen  Stein  zum  grossen  Aufiiau  anzufügen,  welcher  durch 
den  küimsten  Beobachter  unserer  Zeit  angeregt  wurde. 

Darwin's  Behauptung  ist,  dass  der  Weg,  durch  welchen  Orchi- 
deen befruchtet  werden,  der  ist,  dass  hauptsachlich  die  Befruchtung 
jeder  Blüthe  durch  den  Pollen  einer  anderen  Blüthe  geschieht.  Soweit 
ich  den  Gegenstand  in  Australien  untersuclien  konnte,  so  bin  ich  nicht 
im  Stande  diese  Beliauptung  als  vollkommen  richtig  hinzustellen: 
denn  obschon  die  grosse  Mehrzahl  durch  Pollen,  welcher  von  anderen 
Blumen  übertragen,  befruchtet  wurden,  so  ist  diess  doch  auch,  wie 
ich  glaube,  häufig  durch  ihren  eigenen  Pollen  geschehen,  und  dann 
gibt  es  noch  andere,  welche  sich  immer  selbst  befruchten,  und  solche 
sich  selbst  befruchtende  Arten  (weklie  von  dem  Zuthun  der  Insekten 
nicht  abhängig  sind)  bringen  immer  eine  viel  grossere  Menge  Samen 
hervor.  So  bedeutsam  ein  Unterschied  wohl  zu  erwarten  wäre,  der 
mit  generisclien  Merkmalen  zusammentreffen  sollte,  so  ist  es  aber 
doch  nicht  der  Fall.  Nahe  verwandte  Gattungen  sind  in  dieser  Hin- 
sicht versciiieden;  aber  durch  —  diese  Verschiedenheit  und  Vereini- 
gung —  solcher  Arten,  als:  Thelymitra  earnea  und  ixioides,  halten, 
nach  meiner  Meinung  die  Darwin'sche  Entwicklungstheorie  kräftig 
auirechf.  Viel  wurde  von  „Vorb  est  immun  g"  gesprochen,  welche 
unter  einem  anderen  Lichte  betrachtet  werden  konnte,  nämlich  als 
Anpassung. 

Da  gewisse  Pflanzentheile  und  Tlunle  von  Thieren  für  gewisse 
Zwecke  wundervoll  für  das  olTiMibare  Woiil  einei  Pflanze  oder  eines 
Tliieres  bestimmt  (oder  angepasst)  sind,  so  schliesst  man  daraus, 
dass,  wenn  ihr  Leben  oder  ihre  Existenz  von  solchen  Bestimmungen 
abhängig  ist,  sie  auch  auf  diese  Weise  erschaffen  werden  mussten? 
Wie  sonst,  ausgenommen  durch  Vererbung,  kann  man  das  Umsich- 
greifen ähnlicher  Theile  zu  anderen  erklären,  wo  sie  offenbar  nutz- 
los sind.  Die  Blumen  der  Thelymitra  ixioides  sind  von  herrlicher 
blaiHM'  Färbung  und  stehen  in  einer  reizenden  Spica  beisammen.  Im 
Millelpunkte  einer  jeden  Blume  steht  die  Stigma.  Diese  gleicht  einem 
Schilde,  welcher  mit  (Muer  klebrigen  Masse  bedeckt  ist.  An  der  S[)ilze 
desselben  ist  eine  Kerbe,  ein  kleiner  H()cker  oder  Knopf,  das  Ro- 
stellum  eingefügt,  mit  welciieu»  verbunden  und  hinler  die  Stigma 
gestellt,  die  Pollenmassen  liegen,  neben  welchen  sich  zu  beiden 
Seiten  Arme  vorstrecken,  von  welchen  vermuthet  wird,  dass  sie  an- 
ziehend wirken  und  zum  Rosiellum  geleiten.  Berührt  man  dieses 
Rostellnm,  welches  mit  Leim  bedeckt  ist,  mit  der  Spitze  einer  Nadel, 
und  zieht  man  diese  sodann  weg,  so  sind  die  Pollenmassen  alsogleich 
von  dem  rückwärtigen  Theile  der  Stigma  weggezogen.  Bringt  man 
die  Pollenmassen,  welche  nun  fest  an  der  Nadelspitze  haften,  wieder 
in  die  Blume  zurück,  so  bleibt  der  grössere  Theil  davon  an  der 
klebrigen  Masse  der  Stigma  haften  und  die  Blume  ist  somit  be- 
fruchtet. So  ist  der  Prozess,  und  zwar  der  alleinige,  durch  welchen 
sie  befruchtet  werden  können.  Aber  in  der  Natur  vertritt  der  Rüssel 
oder  ein  sonstiger  Theil  eines  Insektes  die  Stelle  der  Nadel,    welche 


298 

bei  dein  Experimente  in  Anwendung  gekommen  ist.  Ist  die  Thelij- 
mitra  ixioides  unter  eine  Glasglocke  gestellt  und  sich  selbst  über- 
lassen,  so  wird  auch  nicht  eine  Blume  Samen  erzeugen. 

Kann  da  wohl  ein  vollkommeneres  Beispiel  von  vorausgesehenen 
Bestimmungen  sein?  Die  lebhafte  Farbe,  um  das  Insekt  anzuziehen, 
—  die  Arme  es  zu  leiten,  —  das  vorragende  Rostellum,  um  dass 
es  von  ihm  berührt  wird  —  die  klebrige  Materie  an  dem  Rostellum, 
um  den  Besucher  fest  zu  kleben  —  und  die  erweiterte,  schildförmige 
Stigma,  welche  ihrerseits  mit  Gummi  bekleidet  ist,  um  den  Pollen 
fest  zu  halten,  wenn  das  Insekt  den  Kopf  zurückzieht,  um  Honig  zu 
suchen  oder  eine  andere  Blume,  allenfalls  an  derselben  Spica,  zu 
besuchen.  Findet  man  da  eine  Spur  der  Entfaltung?  Es  ist  ein  gut 
angepasstes    Ganzes  und   ein  Ganzes  für  einen  Zweck  gut  angepasst. 

Schreiten  wir  nun  zur  Untersuchung  einer  anderen  Art  der- 
selben Gattung,  nämlich  zu  Thelymitra  carnea.  Die  Blumen  sind 
lebhaft  fleischfarben,  hier  sind  die  ausgestreckten  Arme,  —  die  schild- 
förmige Stigma,  —  das  klebrige  Rostellum  und  die  Pollenmasso  hinter 
der  klebrigen  Stigma,  aber  dabei  ist  noch  eine  kleine  Modifikation, 
nämlich:  die  Pollenmassen  sind  nicht  allein  hinter,  sondern  auch  über 
der  Stigma  und  zerbröckeln  sich  auf  derselben  schon,  während  sie 
noch  in  der  Knospe  verschlossen  ist,  dabei  geht  aber  die  Befruchtung 
der  Blume  vor  sich,  welche  letzlere  sich  selten  öffnet  und  niemals 
aber  früher  als  bis  nach  der  Befruchtung.  Was  isl  aber  nun  aus 
der  Vorbestimmung  geworden?  Wofür  ist  die  Farbe  der  Blumen 
vorhanden,  da  sie  doch  nur  selten  geöffnet  sind,  und  demnach  keinen 
Zweck  hat?  Wofür  sind  die  Arme  da?  Zu  welchem  Zwecke  ist  das 
Rostellum  vorhanden?  Ohne  ihre  Beihilfe  ist  T.  carnea  doch  bei 
weitem  fruchtbarer  als  T.  ixioides,  und  thatsächlich  produzirt  doch 
jede  Blume  Samen.  Warum  sind  alle  diese  Theile,  die  in  der  T. 
ixioides  so  nothwendig  sind,  in  der  T.  carnea  vorhanden?  Können 
sie  auf  eine  andere  Weise  erklärt  werden,  als  durch  Verwandtschaft 
in  der  Vererbung? 

Die  Blumen  vieler  Orchideen,  welche,  wenn  nicht  befruchiet, 
für  eine  lange  Zeit  offen  bleiben  würden  (in  manchen  Fällen  selbst 
während  eines  Monats),  welken  in  wenigen  Stunden,  nachdem  der 
Pollen  auf  die  Stigma  gebraciit  wurde.  Diese  Thalsache  konnte  zum 
Beschlüsse  führen,  dass  die  Blume  von  T.  carnea  sich  nicht  öffnet 
oder  sich  seilen  nur  für  kurze  Zeit  öffnet,  einfach  da  sie  keine  Zeit 
hat,  bevor  die  verwelkende  Wirkung  als  Folge  der  Befruchtung 
(welche  scht)n  in  der  Knospe  stattfand)  sie  erreicht  hat.  Gewisser- 
massen mag  diess  der  Fall  sein,  aber  es  isl  widerlegt  durch  das, 
was  bei  T.  longifolia  stattfindet.  T.  longifolia  wird  auch  in  der  Knospe 
befruchtet,  doch  an  schönen,  hellen  Tagen  öffnet  sie  sich  für  eine 
Stunde.  Soll  dieses  nutzlose  Oeffnen  auch  der  Vererbung  zuge- 
schrieben werden? 

Bei  einigen  Orchideen  ist  eine  Abhängigkeit  von  Insekten  und 
eine  sorgfältige  Ausarbeitung  von  Kleinigkeiten,  welche  damit  ab- 
schliesst,    dass   sie   fast  zur  völligen  Unfruchtbarkeit  verdammt  sind; 


299 

andere,  welche  veihällnissinässig  einfach  eingerichtet  sind,  obschon 
sie  vom  Zutliun  der  Insekten  abhiingen,  sind  viel  zeugungsfähiger, 
das  heisst,  viele  der  Blumen  bringen  Samen  hervor.  Dendrobiu7n 
scheint  nur  gelegentlich,  so  zu  sagen  nur  durch  Zufälligkeiten  be- 
fru(;litet  zu  werden.  Ein  herrliches  Exemplar  von  D.  Hillii  des  bot. 
Gartens  brachte  im  Jahre  1872  von  60  Scheinknollen  190  Blüthen- 
sf finde  hervor,  wovon  jeder  wenigstens  200  Blüthen  trug.  Dieselbe 
Pflanze  war  zu  derselben  Zeit  mit  beiläufig  40.000  Blumen  bedeckt, 
und  dennoch  brachte  es  nicht  ein  Samenkorn  hervor.  Dieses  erscheint 
aber  minder  überrascliend,  wenn  man  erwagt,  dass  dabei  eine  Haube 
zurückzuschlagen  ist,  dichte  Pollenmassen  (wie  winzige  Weizen- 
kiirner)  wegzuschaffen  sind,  welclie  leicht  in  eine  Grube  der  Columna 
(Clinandrium)  zurückfallen  können,  wo  sie  dann  für  immer  verloren 
siiul,  —  dass  sie  unten  in  eine  kleine  hohlenartige  Grube  versenkt 
werden  müssen,  und  dass  sie  durch  die  Stellung  der  Blume  kaum 
in  dieselbe  fallen  können,  da  die  Lippe  eher  ein  Hinderniss  als  eine 
Hilfe  bei  den  Verrichtungen  der  Insekten  zu  sein  scheint. 

Bei  dem  Genus  Eriochilus  tragt  die  einzige  Art  {autumnalis)^ 
wenn  sie  so  gestellt  ist,  dass  die  Insekten  niciit  einwirken  können, 
keinen  Samen.  Aber  die  Scheibe,  an  welcher  die  Pollenmassen  ange- 
fügt sind,  sind  zum  Entfernen  über  die  Stigma  gestellt,  ohne  jede 
Verbindung  mit  dem  La  bellum  oder  der  Columna,  und  dennoch  er- 
zeugen viele  Blumen  an  einigen  Standorten  Samen. 

Auf  diese  Art  sieht  die  Befruchtung,  so  weit  sich  meine  Er- 
fahrung erstreckt,  durch  die  ganze  Ordnung  im  verkehrten  Verhält- 
nisse zu  den  vorhandenen  Einrichtungen  der  Intervenirung  von  In- 
sekten. Schone  kleine  Blumen,  vollkommen  in  ihrer  Art,  stehen  Tage 
laug,  bis  sie  endlich  an  ihren  zürtlichen  Stämm(;hen  verwelken,  ohne 
dass  sie  das  ^A^erk  ihres  Daseins  vollzogen  haben.  Zeigen  sie  nicht 
in  ihrem  jungfräulichen  Zustande  ein  eigenthümliches  Bild  von  einer 
zu  hoch  gepriesenen  Natureinrichtung? 

Es  scheint  mir,  dass  Darwin  als  Mittel  zur  Befruchtung  auf 
die  Mitwirkung  grosser  Insekten,  welche  mit  Beihilfe  ihres  Rüssels 
Honig  suchen,  zu  viel  Gewicht  legte.  Unter  den  Orchideen  Austra- 
liens und  \ielleiclit  im  Allgemeinen  scheinen  zwei  andere  Insekten- 
klassen wenigstens  beihilflich  zu  wirken.  Kleine  Insekten  verschie- 
dener Art,  welche  zwischen  abgefallenen  Zweigen  und  an  Blumen 
aus-  und  einkriechen,  welche  zwischen  denselben  entstehen,  und 
Insekten,  welche  die  Blumen  angreifen  und  theilweise  selbst  ver- 
zehren. Die  ganze  Form  von  Cijpripedium  zum  Beispiele  scheint  ge- 
eignet zu  sein,  ein  kleines  Insekt  in  ihrem  Labellum  gefangen  zu 
nehmen;  solch  ein  Insekt  würde,  wenn  es  sich  durch  irgend  eine  Oeff- 
nnng  von  der  Columna  entfernen  wollte,  den  Pollen  zu  einer  anderen 
Blume  mitfragen,  oder  würde  durch  ein  Zurückziehen  nach  gehabter 
Anstrengung  zu  entkommen  die  Blume  mit  ihrem  eigenen  Pollen 
befruchten.  Diese  Ansicht  der  Ausübung  solcher  kleiner,  eindringen- 
der Insekten,  als:  Thrips,  Käfer  etc.  wird  an  den  Gattungen  Ptero- 
stylis,    Corysanthes  etc.    eingehender   besprochen   werden,    aber    ich 


300 

iniiss  anfügen,  dass  sie  mir  vorkommen  (als  würden  sie  das  lange 
Nectarium  gerne  als  einen  Zufluchtsort  aufsuchen)  eine  leichlere 
Losung  der  Befruchtung  bei  Angraecum  sesquipedale  hervorzubringen, 
als  durch  die  Idee,  dass  dabei  ein  Insekt,  wovon  übrigens  nichts 
bekaruit  ist ,  mit  einen  Rüssel  von  aussergewohnlic'her  Lange  erfor- 
dert wird,  um  den  Honig  von  solch'  einer  Tiefe  hervorzuheben;  oder 
vielleicht  ist  eine  dritte  Klasse  von  Insekten  noch  glaubwürdiger 
(angezogen  durch  das  lange  Nectarium  als  ein  vortreffliches  Fulter), 
die  iliren  We^  in  die  Blume  durchfrisst ,  und  dass  dadurch  die  Be- 
fruchtung bewirkt  wird. 

Als  Sarcochilus  Fitzgeraldi  zuerst  in  einem  tiefen  Graben  ge- 
funden wurde,  waren  seine  Bliitter  und  Blumen  von  einer  Art  Holz- 
laus durchlöchert,  und  ich  bezweifle  niclit,  dass  dieses  Insekt  die 
Hauplursache  zur  Befruchtung-  derselben  war. 

Es  wäre  von  Interesse,  wemi  es  sicher  gestellt  werden  könnte, 
ob  Angraecum  sesquipedale  im  Naturzustande  auf  gleiche  Weise  ver- 
stümmelt wird.  Bei  einer  Gelegenheit  fand  ich  eine  kleine  Raupe  an 
einer  Blutne  von  Dendrobium  speciosmn;  sie  hatte  zum  Theile  eine 
nebenstehende  Blume  verzehrt,  deren  Ueberreste  ich  durch  ein  klei- 
nes Stückchen  Wolle,  welches  ich  um  das  Blüthenstielcheu  band, 
markirte.  Die  auf  diese  Weise  auf  dem  Blüthensfande  oder  vielleicht 
an  der  ganzen  Pflanze  allein  ausgemerkte  Blume  brachte  Samen  her- 
vor. Ein  Insekt,  wenn  es  die  Spitze  der  Coluiinia  abfrisst,  würde 
höchst  wahrscheinlich  die  Befruchtung  bei  Dendrobium  veranlassen, 
da  die  Pollenmasse,  wenn  die  Scheidewand  zwischen  dem  Clinan- 
drium  und  der  Narbengrube  (stigmatic  Chamber)  weggefressen  ist, 
wahrscheinlich  in  dieselbe  fallen  würde.  Aber  in  Anbetracht  solcher 
Entwicklungen,  wie  das  Nectarium  an  Angraecum,  die  geschwänzten 
Sepale  an  Cypripedium,  das  bewegliche  Labellum  bei  Caieana  ist  es 
nicht  nolhwendig,  soweit  ich  den  Fall  kenne,  auch  einen  direkten 
oder  indirekten  Nutzen  bei  der  Blume  als  eine  Ursache  ihrer  Exi- 
stenz zu  suchen.  Wenn  kleinere  Anhiingsel  sich  vorfinden  und  von 
keinem  Nutzen  sind,  warum  sollten  nicht  auch  diese  Accessorien 
oder  Modifikationen  nutzlos  sein.  Von  welchem  Nutzen  sind  die  ver- 
schiedengestaltigcn  Drüsen  am  Labellum  der  Caladenien,  der  Lype- 
ranthus  etc.,  oder,  um  auf  eine  andere  Ordnung  zu  verweisen,  die 
Drüsen  an  den  Phillodien  bei  Acacia?  Ist  nicht  die  richtige  Antwort 
hierauf,  dass  diess  Modifikationen  von  Theilen  sind,  welche  vielleicht 
einst  Nutzen  gewahrten,  und  dass  wahrscheinliih  alles  nun  in  übei- 
triebenen  Formen  erscheint,  da  durch  Hybridisation  oder  durcli  an- 
dere Veranlassungen  Störungen  eintraten.  Hier  scheint  keine  Ursache, 
warum  der  Formenwechsel  nicht  forlging,  zu  sein,  woferne  er  nicht 
so  nachtheilig  gewirkt  hatte,  um  Erlöschen  zu  verursachen.  Diess  ist 
ein  Punkt,  welchen  der  Naturforscher,  in  Anbetracht  der  Darwin- 
schen Entwicklungstheorie,  stets  im  Auge  behalten  sollte,  denn  wir 
sind  für  die  Idee  von  Bezeichnungen  und  Modellen  so  herangebildet, 
dass  es  fast  unmöglich  ist,  Anpassungen  und  Aehnlichkeiten  von 
irgend   einem  anderen  Standpunkte  zu  betrachten;    so  sehr   ist  diess 


301 

der  Fall,  dass  sogar  Darwin  von  der  Bewerkstelligung  und  dein 
Zweck  eines  Organ  es  spricht,  wogegen  der  Vorsatz,  kein  Objekt  oder 
Zweck  zu  erwarten  oder  zu  suchen  ohne  Schwierigkeit  solche  Ueber- 
gänge  anzunehmen  erlaubt,  welche  in  dein  Labellum  von  PterostijUs 
anzutrefFen  sind,  wofür  einen  besonderen  Nutzen  herauszufinden,  es 
wohl  manchen  Naturforscher  in  Verlegenlieit  setzen  würde.  Es  er- 
mächtigt uns  auch,  über  ausserordentliche  oder  monströse  Entwick- 
lungen hinweg  zu  gehen,  ohne  gezwungen  zu  werden,  einen  Nutzen 
aufzufinden  oder  zu  erfinden. 

(Fortsetzung:  folgt.) 


Hochsommerflora  der  Umgebung  von  Görz. 

(Nördliche  Umgebnng.) 

Von  Rüdiger  Felix  SoUa. 

(Fortsetzung.) 

3.  Valentini-Berg. 

Am  rechten  Ufer  des  Isonzo,  von  Flava  bis  Salcano  herunter 
zieht  sich  die  gewaltige  Sabotino-Kette,  auf  deren  letztem  (südlichen) 
Ausläufer  einst  die  Mauer  eines  Klosters  mit  der  Kapelle  zu  Ehren 
des  heil.  Valentin  standen,  wesswegen  schlechtweg  der  ganze  Berg 
den  Namen  führt;  eine  gewaltige  Urgonien-  (oberneocomien)  Masse 
dem  südlichen  Kalkzuge  angehörig,  mit  hohen,  canellirten  und  durch- 
löcherten Felsen.  Höchst  wahrscheinlich  ist  der  Berg  eisenhaltig, 
worauf  nicht  nur  Spuren  von  karminrothen  getüpfelten  Flecken  auf 
den  Kalkmassen  deuten  könnten,  sondern  auch  die  Anziehungskraft, 
die  der  Berg  auf  die  Luftelektricilät  ausübt,  und  das  rasche  Ab- 
schmelzen des  wenigen  Schnees,  der  darauf  fällt,  was  im  Lande 
herum  eine  gewisse  Andacht  gegen  den  Berg  erregt. 

Gewiss  sehr  lohnend  ist  der  Aufstieg  auf  denselben.  Wenn  man 
das  jenseitige  Ufer  erreicht  hat,  betritt  der  Fuss  den  weichen  Silt,  der 
hier  nur  auf  einer  sehr  kurzen  Strecke  landeinwärts  die  Nummuliten 
überdeckt;  wenige  künstliche,  bereits  ausgewaschene  Stufen  führen 
hinauf  auf  festen  Boden,  der  Weg  schlängelt  sich  dann  durch  ein 
kühles  Wäldchen  verschiedenartigen  Holzes,  das  den  Fuss  des  Berges 
gegen  Süden  beschattet  und  unter  Anderem  in  seiner  Mitte  birgt: 
Ruscus  aculeatus  (blüthen-  und  früchtenlos),  Pullcaria  di/senferica, 
Inula  squarrosa,  Aspidium  Lonchitis,  unerklärlicher  Herkunft,  Asp. 
aculeatum  etc.  —  doch  bald  ist  man  im  Freien,  auf  der  Anhöhe  des 
Dorfes  S.  Mauro;  durch  eine  kurze  Pappelallee,  an  Wiesen  und  be- 
bauten Feldern  vorbei,  erreicht  man  die  Herrschaft  der  Herzoge  von 
Blaccas,  mit  einem  schmucken  Gärtlein  vor  dem  Hause,  das  wir  um- 
gehen,   und   durch  eine  schöne  Anlage  von  Althaea  o/ficina/is  (blü- 

Orsterr.  liotan.  Zeitschrift.    9.  Heft.  1878.  24 


302 

hend),  deren  frische  Blätter  nur  schwierig  die  Frucht  des  rankenden 
Humnlus  Lupulus   verbergen,    mit  zwei    schönen    Lorber-Sträuchern 
zu   Hiiuplen,   gelangen  wir  abermals  zu  statüichen  Popiilns,   die  uns 
tiefer   hinein    in   das  Dorf  geleiten,    durch  einen   steinigen,    ziemlich 
geneigten    Hohlweg.     Das    letzte  Haus   ist   aucli   erreiclit  mit  seinen 
schönen  Eichen-  und  Kastanienbäuinen  —  Biiphthalmtim  salicifolium, 
Pulicaria    dysenterica,    Verhascum    nigrum,    Anthemis  Cotula  neben 
Matricaria  ChamomiUa,   Cichorium  Intyhiis  und   Eupatorium  canna- 
hinuni,  Centmirea  amara  und  Mentha  silveslris  blühen  all  hier  —  und 
nun   beginnt  der  Aufstieg.    Auf  einem  von  Regen  und  Wetter  ver- 
waschenen schmalen  Pfade,  durch  die  unförmigen  Kalksteine,  welche 
mitunter    sehr    schöne    Krystalldrusen    oder    stalagmit-ähnliche   Bil- 
dungen,   selbst    Versteinerungen    von   Baumwurzeln  aufweisen,    sehr 
bald    den    sengenden  Sonnenstrahlen   ausgesetzt,    wandern   wir   fort; 
überall  ein  greller  Gegensatz  zu  den  übrigen  Bergen  der  Umgebung. 
Kalil,  wie  er  von  der  Ferne  aussieht,  ist  es  der  Valentini-Berg  auch 
in   Wirklichkeit,    denn  kaum  hat  man  den  letzten  Baum   hinter  sich, 
so  gewahrt  man  nur  dürre  Steine  und  kleines  Gesträuch:    Rosa  ca- 
nina,    Viburmim  Lantana,  Crataegus   Oxyacantha,    Prunus  spinosa, 
Mahaleb,  Juniperus  communis;  zwischen  den  Steinen  fristen  ein  müh- 
sames   Dasein:    Eryngium  amethystinum,    Carlina  corymbosa,    Cam- 
panula   glomerata,    rapunculoides,    Trachelium,  rotundifolia,  Allium 
saxatile,    acutangulum  var.  petraeum,    Trinia  vulgaris,   Peucedanum 
Schottii  V.  petraeum,  Veronica  spicata  (noch  schön  blühend),  Sedum 
maximum,    Iberis   divaricata,    Centaurea  amara,    Silene   Saxifraga, 
Dianthus  silvestris,  Micropus  erectus,  Betonica  Älopecurus,  Dictam- 
nus  Fraxinella,    Ruta  divaricata,    Centaurea  rupestris,  Piptathermu 
paradoxum.    —    Unser  Pfad  verlässt  uns  dann,    und    auf  trockenem, 
schlüpfrigem  Grase,  das  Centaurea  solstitialis,    Campanula  pyrami- 
dalis,   Anthericum  ramosum,    Hieracium  villosum,    Carlina    acaulis, 
Eryngium  amethystinum  neben  grossen  Exemplaren  von  Peucedanum 
Schottii  V.  petraeum,  Pimpinella  Saxifraga  trägt,    erreichen  wir  die 
letzten  Reste  einstiger  Frömmigkeit.   Die  Mauern,  an  denen  einst  die 
Gesänge  der  Mönche  wiederhallten,  überzieht  nun  ein  grüner  Teppich 
von  Asplenium  Ruta  muraria,  A.  Trichomanes,   Grammitis  Ceterach; 
aus    einer    Felsspalte    an    schattigem    Orte    sieht    heraus  Campanula 
Trachelium;   die  Stätte,    wo   das  Hochamt  vom  Prior  gefeiert  wurde, 
füllen    jetzt  des  Rubus  fruticosus   und   der  Rosa  canina  Gesträuche 
aus;    um  die  Mauern  herum  wächst:    Campanula  pyramidalis,   Poly- 
gonum  Bistorta,  auch  noch  Cyclamen,  kleine,  niedergestreckte  Exem- 
plare   von    Dorycnium   pentaphyllum ,    breite    Rasen   von    Potentilla 
verna. 

Die  Aussicht,  die  man  von  da  geniesst,  ist  wunderschön.  Von 
Westen  greift  herüber  die  Kette  der  tridentinischen  Alpen,  fern  im 
Hintergrunde  dem  Apenninenzuge  sich  anschliessend.  Vor  uns  die  weite 
friaulische  Ebene  mit  ihren  vielen  Kirchen,  grenzenlos  in  die  vene- 
tianische  übergehend,  wie  ein  bunter  Teppich  ausgebreitet,  von  einem 
Silberfaden  umsäumt  —  unserem  stillen  Isonzo,  der  weiter  unten  oft 


303 

verderblich  wirkend  auftritt,  von  der  Hohe  kann  man  ganz  gut  wahr- 
nehmen, wie  weit  der  Fluss  sein  Geschiebe  landeinwärts  auszubreiten 
vermag.  —  Wüst  und  Ode  sind  die  Felder  ringsumher,  nur  die  grüne 
Olea  europaea  zeugt  von  einer  Vegetation  an  den  beiden  Ufern.  — 
Nicht  minder  schön  ist  das  Bild  zur  Linken:  am  Fusse  der  Kostanje- 
vica  erstreckt  sich  Panovitz  mit  seinem  kleinen  See,  darin  mächtige 
Quercus  Robnr  und  die  traute  Tilia  grandifolia  sich  klar  und  rein 
abspiegeln,  mit  Cyperus  longus,  Zannichelia  palustris,  Sparganium 
ramosum,  Rubus  caesius,  discolor,  Selinmn  Carvifolia,  Callnna  vul- 
garis an  seinen  Uferstellen.  —  Von  Panovitz  herüber  streiclit  das 
Auge  in  der  Ebene  zu  den  Häusern  von  Salcano,  die  wir,  auf  dem 
gemachten  Wege  den  Berg  verlassend,  wieder  aufsuchen. 

4.  Monte  Gabria. 

Unsere  nächste  Partie  galt  dem  Berge  Gabria  mit  seiner  ein- 
samen Kirche  zur  heil.  Katharina,  zu  dessen  Füssen  das  Dorf  Sal- 
cano sich  ausbreitet.  Der  Aufstieg  führt  uns  zunächst  durch  eine 
schlüpfrige  Schlucht,  deren  Mitte  ein  kleines  Bächlein  ausgehöhlt  hat. 
Vor  uns  steht  in  thorartiger  Wölbung  die  Stelle  eines  Bergsturzes, 
aus  der  rothen  Erde,  zu  den  Scaglia-Schichten  (Sandstein,  rother 
Mergel,  gelblicher  und  graublauer  Kalk)  ragen  die  braunen  Wurzeln 
der  oberen  Vegetation  —  vorzüglich  Kastanien  —  heraus,  während 
in  den  gerutschten  Massen  Satureja  montana,  Peucedanum  Cervaria, 
Pastinaca  sativa,  Buphthalmum  salicifolium  etc.  eine  neue  Stätte 
zum  Fortkommen  gefunden  haben;  auch  wachsen  blüthenreiche  Bü- 
schel von  Epilobium  Dodonaei  am  Rande  des  Sturzes.  —  Der  Weg 
hinauf  ist  nicht  gekennzeichnet;  längs  einer  mit  Epheu  dicht  be- 
wachsenen Mauer,  an  Kastanienbäumen  und  bestellten  Feldern  vor- 
bei kommt  man  bald  auf  abschüssige  Wiesenplätze.  Wohin  der  Blick 
in  die  Runde  schweift,  nichts  als  fruchtbeladene  Gesträuche  von  C/e- 
mafis  Vit  alba,  Rosa  canina  ß.  sepiitm,  Cornus  mas,  Prunus  spinosa, 
Mahuleb,  wahrend  der  Fuss  auf  gedörrtem  Grase  behutsam  einen 
Weg  sich  sucht,  da  oder  dort  auf  zerstreute  Cyclamen  eMropaeum, 
Medicago  minima,  hinter  Steinen  \erborgene  Knaulia  silvatica,  Satu- 
reja montana,  auf  einzeln  blühendes  Hypericum  perforatum  stossend. 
Doch  mit  einer  abermaligen  Region  von  Kastanienbaumen*)  wird  der 
Charakter  der  Vegetation  ein  anderer.  Der  Botaniker  findet  hier 
reichliche  Entschädigung  an  den  schönsten  Umbelliferen,  die  hier  im 
Schatten  der  hohen  Bäume  auf  besserem,  der  Kalksteinzone  gehöri- 
gem Boden  wachsen,  so:  Foeniculum  officinale  (verwildert),  Peuce- 
danum Oreoselinum,  venetum,  Cervaria,  Pastinaca  sativa,  Orlaya 
grandißora,  Torilis  maxima,  Bupleurum  junceum,  Seseli  coloratum, 
Selinum  Carvifolia;  in  wenigen  und  recht  dürftigen  Exemplaren  auch 
Aethusa   Cynapium^^'),    Pimpinella  Saxifraga,   Eryngium  amethysti- 


*)    Von  der  Mitte  des  Berges  zieht  sich,   auf  seiner  südlichen  Seite,   ein 
Kastanienwäldchen  hinab  in's  Thal. 

**)   September  1877   sah  ich    am  Ufer  des  Isonzo  ein  einsames,  ebenso 
kleines,  dürftiges  Exemplar  dieser  Pflanze. 

24* 


304 

num.  —  Nicht  minder  sieht  er  hier  die  Biüthen  von  Campamila 
caespitosa,  glomerata,  rapunculoides,  Allium  acutangiilum  var.  pe- 
traeum,  fallax,  Cyclamen  europaeum,  Knaulia  silnatica.  Feiner  wachst 
liier  not^h:  Cytisus  nigricans,  Centaurea  amara,  Carduus  pycnoce- 
phafus,  Betonica  officinalis,  Xanthium  spinosum,  Euphorbia  verru- 
cosa, Rhamnus  calhartica,  Celtis  australis,  Centaurea  rupestris, 
Linum  calharticum,  Chenopodium  Bonus  Henricus,  Vitex  Agnus 
castus,    Galium  Cruciata,    Erodium  cicutarium. 

(Schluss  folgt.) 


Das  Pflanzenreich 
auf  der  Wiener  Weltanssteliniig  im  Jahre  1873. 

Noti/en  über  die  expoiiirteii  Pflanzen,  Pllanzenrohstoffe  und  Produkte,  sowie  über  ihre  bildlichen  Darslelhingen 
Von  Franz  Antoine. 

(Schluss.) 

Von  der  Insel  Meleda  und  Arbe  ffab  es  Stammscheiben  von; 


Pinus  halepensis  Mill. 
Myrtus  communis  L. 
Sahina  phoenicea  Ant. 
—  foetidissima  Ant. 
Pistacia  Lentiscus  L. 


Quercus  Hex  L. 
Ostrya  virginica  Lam. 
Olea  europaea  L. 
Erica,  arborea  L. 
Arbutus  Unedo  L. 


Ausser  den  eben  angeführten  gab  es  114  Holzarten  in  der  be- 
kannten Buchform,  welchen  neben  den  scientifischen  Namen  der  be- 
treffenden Holzart  auch  der  Trivialname  beigegeben  war. 

Eine  aus  11  Mustern  bestehende  Sammlung  zeigte  gespaltenes 
Holz,  um  die  Struktur  des  Holzes  ersichtlich  zu  machen,  und  es  war 
dabei  die  Lage  und  der  Standort  des  gefällten  Baumes  speziejl  an- 
gegeben. 

Die  Fassdauben  aus  Buchenholz,  vorzugsweise  aus  dem  Forste 
von  Ternovan  herstammend,  werden  zu  Gebinden  verarbeitet,  in 
welche  Mehl  zum  Transporte  nach  Brasilien  verpackt  wird. 

Kohle  von  Buchenholz  gab  es  in  6  Mustern  und  sollen  svimmt- 
lich  ohne  Zugabe  von  Wasser  verkohlt  werden. 

Von  der  landwirthschaftlich-chemischen  Versuchsstation  in  Wien 
stammten  verschiedene  Präparate  der  im  pflanzlichen  Organismus  vor- 
kommenden und  daraus  hervorgegangenen  Stoffe,  als  : 


Ai'U7n  esculentum-SVävke. 

Apfelsäure. 

Asparagin. 

Arabin, 

Arbutin  aus  den  Blättern  von  Ar- 
butus Uva  ursi. 

Amygdalin    aus  bitteren  Mandeln. 

Aesculin  aus  Aesculus  Hippoca- 
stanum. 


Alizarin  aus  Rtibia  tinctorum. 

Berberin. 

Brucin. 

Campher. 

Cumarin. 

Codein. 

Chinin. 

Colchicin. 


305 


Piperin. 

Pflanzenalbumin. 

Pflanzenwachs  aus  Heu,  Mais,  Sor- 
ghum und  Stroh. 

Quercitrin  aus  Quercitronenrinde 
(Quercus  tinctoriä). 

Santalin  aus  Sandelholz. 

Salicin. 

Saponin. 

Solanin. 

Scoparin. 

Sorghum-Zuckev . 

Stärke  aus  Marantha. 

—  aus  Batatas  edulls. 

—  aus  Arum  esculenttim. 

—  aus  Aesculus  Hippocaslanum. 

—  aus  Sicyos  angulata. 
— ■  aus  Castanospermum. 

Tannin. 

Thein. 

Theobromin. 

Veratrin. 

Weinsaure. 


Coffein. 

Digitalin. 

Delphinin. 

Fumarsäure. 

Glycyrrhizin. 

Gallussäure. 

Gentianin  aus  Gentiana  lutea. 

Hämatoxylin. 

Inulin. 

Jalappin  im  Rhizom   von   Convol- 

vulus  Orizabensis. 
Indigo. 
Korksäure. 
KartolTelstärke. 
Legumin. 
Monthera,  das  Stearoplen  des  Pfef- 

fermiinzüles. 
Morphin. 
Maisstärke. 
Mann  it. 

Marantha-Slärke. 
Phloridzin  aus  den  Wurzeln  vieler 

Pomaceen. 
Papaverin. 

Zur  quantitativen  Ermittelung  der  Wasserverdunstung  aus  le- 
benden Pflanzen  stand  ein  mit  einer  Gasuhr  in  Verbindung  gebrachter 
Apparat  auf. 

Zur  Pflanzenkultur  in  Wasser,  wozu  tlieils  Brunnen-,  theils  de- 
stillirtes  Wasser  in  Anwendung  kommt,  sind  die  Nährstoffe  der 
Pflanzen  entweder  gelöst  oder  suspendirt. 

Der  Sand  zur  Sandkullur  besteht  aus  Quarzsand,  unter  welchem 
entweder  Nährstoffe  gemengt  oder  durch  Begiessen  zugesetzt  werden. 

Zur  Kohlekultur  der  Pflanzen  wird  Holz-  oder  Stein kolde  ge- 
nommen. Bei  der  Torfkullur  wurden  dem  Torfe  NährstofflOsungen 
in  verschiedenen  Quantitäten  beigemengt. 

Unter  den  im  Freien  in  sclir  grosser  Anzahl  vorhandenen  Baum- 
stämmen von  schnurgeradem  und  mächtigem  Wüchse  und  in  voll- 
kommener Gesundheit  fanden  sich  aber  auch  viele  krankhafte,  mit 
Auswüchsen,  Aushöhlungen,  Verwachsungen  behaftete  Stücke  vor, 
und  es  bildeten  diese  verkrüppelten  Baumstrünke  einen  förmlichen 
Hain  des  Siechthums. 

Um  schliesslich  vom  Siechthum  zum  Tode  überzugehen,  erwähne 
ich  noch  eines  Ausstellungsgegenstandes  von  ganz  eigener  Art,  näm- 
lich des  Schädels  des  gelehrten  Jesuiten  und  berühmten  Botanikers 
Franz  Xav.  Freih.  v.  Wulfen,  welcher  anno  1805  in  seinem  77.  Le- 
bensjahre in  Klagenfurt  seine  irdische  Laufbahn  beendete.  Neben 
diesem  Todtenschädel  lag   noch  ein  zweiter,    nämlich  der  des  Raub- 


306 

mörders  Rescli,  und  beide  brachte  ein  Messapparat-Erzeuger  auf  den 
Schauplatz. 

Sie  lagen  unter  einem  Glassturze  beisammen,  umgeben  von 
Proportionszirkeln  für  Messung  der  vergleichenden  Anthropologie  und 
Zoologie. 

Die  Photographie  mit  all'  ihren  Fortschritten  und  Erfindungen 
der  Neuzeit  war  in  der  österreichischen  Abtheilung  auf  das  glän- 
zendste vertreten.  Die  Anzahl  der  Bilder  war  unendlich  gross,  ob- 
schon  hierbei  das  Porlrätfach  eine  bedeutende  Rolle  spielte,  aber 
dennoch  gab  es  viele  landschaftliche  Aufnahmen,  welche  ausser  der 
schönen  Ausführung  sehr  interessante  Gegenstände  darboten.  Hierzu 
gehören  z.  B.  28  Lichtdruckbilder  (8  X 10)  von  Baron  Slillfried's 
Aufnahmen  in  Japan,  W.  Burger's  Panorama  von  Honkong  nebst 
48  kleineren  Bildern  aus  Aegypten,  China,  Cochinchina,  Siam  etc. 
Der  Glanzpunkt  fiel  in  dieser  Richtung  auf  die  Aufnahmen  Sr.  Exe. 
des  Herrn  Grafen  Hanns  Wiltschek.  Es  sind  Aufnahmen,  welche  der- 
selbe auf  der  von  ihm  in's  Leben  gerufenen  arktischen  Expedition 
anfertigte,  und  in  79  Bildern  auflagen.  Dabei  gab  es  Ansichten  von 
Tromsö,  Hornsund,  Spitzbergen,  eine  Mitternacht-Beleuchtung  in  der 
Isbjören-Bay,  an  der  Mündung  des  Hornsundes  u.  s.  f. 

Was  die  Erzeugung  von  Kunstblumen  anbelangt,  so  fällt  auf 
der  österreichischen  Ausstellung  die  Palme  den  Erzeugnissen  der 
Gräfin  Baudissin  zu.  Blumen  und  Blätter  waren  mit  solch'  einer  Treue 
nachgeahmt,  dass  sie  wirklich  selbst  bei  dem  geübten  Beobachter  zu 
Täuschungen  führen  konnten. 

Von  dem  unendlich  reichen  und  herrlichen  Materiale,  welches 
in  den  Abtheilungen  der  österreichischen  Monarchie  aufgespeichert 
vorlag,  ist  in  dem  Vorausgesagten  nur  eine  flüchtige  Skizze  gege- 
ben, da  es  mir,  wie  ich  Anfangs  meiner  Notizen  angab,  an  Zeit  ge- 
brach, bei  vielen  europäischen  Ausstellungsgruppen  näher  in's  Detail 
eingehen  zu  können.  So  leid  es  mir  auch  that,  nicht  völlig  beendet 
davon  scheiden  zu  müssen,  so  musste  ich  mich  dem  Machtgebote 
fügen,  welches  durch  den  Schluss  der  Ausstellung  eintrat. 


Literaturberichte. 

Fung-orum  Americaiiorum  triginta  species  novae,   Auetore  F.  de  Thümen. 

(Separatabdruck  aus  der  „Flora"  Jahrg.  1878)  8».  8  S. 

In  diesem  Aufsatze  finden  sich  die  Beschreibungen  folgender 
neuer  Arten:  Hydnum  Ellisianum,  Thümenia  Wisteriae,  Diaporthe 
Raveneliana,  Cryptosporium  acicolum,  Sphaeropsis  Baptisiae,  Sph. 
Janiphae,  Phoma  Catesbei,  Ph.  r>ixvisibiie,  Ph.  dendriticvm,  Ph.  in- 
numerabile,  Coniothyriuni  lineare,  Septoria  Solidaginis,  S.  Ravenelii, 
Phyllosticta  Toxicodendri,  Ph.  vesicatnria,  Ceufhospora  Cookii,  Mor- 
fhiera  Thümenii,   Depazea  Batatas,  D.  Rhynchosiae,    Torula  micro- 


307 

sora,  T.  insularis,  Septosporium  Lupini,  Sporidesmivm  capsnlarum, 
Cylindrium  pallidum,  Trimatostomma  americana,  Fusidium  Ravene- 
lianum,  Fusisporinm  azedaracimim,  ScleroVmm  Desmodii.  Die  meisten 
dieser  Novitfiten  stammen  aus  Süd-Carolina,  und  v.  Thünien's  hier 
angezeigter  Aufsatz  ist  ein  sehr  erwünschter  Beitrag  zur  genaueren 
Kenntniss  der  Pilzflora  dieses  Theiles  von  Nord-Amerika. 

Dr.  H.  W.  Reichardt. 

Alcuue  mostrnositä  della  Flora  lUirica  di  Dr.  C.  de  Marchesetti.  8". 
4  S.    1  Tab.    (Sonderabdruck  aus  dem  Bolletino  delle  scienze  naturali.   III. 

Nr.  3.) 

In  dieser  kurzen  Mittheilung  spricht  der  Verfasser  die  Ansicht 
aus,  dass  Campanula  Sfanbii  Ueclitr.  eine  Monstrosität  von  C.  pyra- 
midalis L.  sei,  und  unterstützt  seine  Ansicht  durch  die  beigegebenen 
Abbildungen.  Auch  das  Chrysanthemum  platylepis  Borb.  hält  Dr.  v. 
Marchesetti  von  Chrysanthemum  Leucanfhemnm  L.  nicht  für  ver- 
schieden. R. 

Note  snr  la  flornle  de  la  prairie  de  Bourdelaiis  par   Adolphe  Mehu. 

Paris  1877.  Imprimerie  £mile  Martinet.  8".  11  S.    (Sonderabdruck  aus  dem 
Bullet,  de  la  Soc.  botan.  de  France). 

Mehu  schildert  in  diesem  Aufsatze  mit  Sachkenntniss  die  Flora 
der  Prairie  von  Bourdelans  (nächst  Villefranche  bei  Lyon).  Sie  be- 
herbergt nur  verhältnissmässig  sehr  wenige  Pflanzen,  welche  nicht 
auch  in  Oesterreich  einheimisch  wären.  Von  Interesse  sind  die  An- 
gaben über  die  Auffindung  und  die  Verbreitung  von  Carex  nutans 
Host  in  Frankreich  cS.  6).  —  Ein  Anhang,  welcher  Abbe  Cliabois- 
seau  zum  Verfasser  hat,  bespricht  das  Herbar  und  die  Bibliothek  des 
Herrn  Mehu.  Beide  Sammlungen  sind  ansehnlich  und  gehören  zu  den 
grosseren  Frankreichs.  R. 

Ueber  den  Gang  des  Wasserg-ehaltes  und  der  Transpiration  bei  der  Ent- 
wicklung' des  Blattes.  Von  Dr.  Franz  v.  Höhnel.  (Separatabdruck  aus 
den  Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  Agrikulturphysik  von  Prof.  Dr.  E. 
Wollny.  I.  Bd.  4.  Heft).  Heidelberg,  C.  Winter,  1878,  8°.  29  S. 

Der  Verfasser  suchte  zuerst  den  Gang  des  Wassergehaltes  bei 
der  Entwicklung  des  Blattes  auf  die  bekannte  Weise  zu  bestimmen 
und  kam  nach  zahlreichen  Versuchsreihen  zu  dem  Resultate,  dass 
fast  alle  krautigen  Blätter  in  ihren  jüngsten  Stadien  ein  Maximum 
des  Wassergehaltes  repräsentiren,  das  hernach  bis  zu  einem  be- 
stimmten Minimum  fällt,  von  wo  aus  wieder  ein  Steigen  stattfindet, 
das  entweder  bis  zum  Gelbwerden  des  Blattes  fortschreitet  (z.  B.  bei 
Aster  spectabilis),  oder  nachdem  es  auf  der  Höhe  der  Funktion  des 
Blattes  zu  einem  zweiten,  höheren  Maximum  geführt  hat  (z.  B.  bei 
Ballota  nigra),  in  ein  allmäliges  Fallen  übergeht.  Das  Minimum  fällt 
in  der  Regel  auf  die  halbentwickelten  Blätter.  Von  dieser  Regel  des 
Wassergehaltes,  welche  der  Verf.  ohne  Rücksicht  auf  Temperatur 
und  Luftfeuchtigkeit  konstatirte,  weichen  jedoch  die  Pflanzen  aus  der 
Gruppe  der  Urticinae  ab.  Bei  denselben  (Morus,  Celtis,  Ulmus^  Ur- 
tica) nimmt  der  Wassergehalt   von  den  jüngsten  bis  zu  den  ältesten 


308 

Blättern  bestündig  ab,  und  nur  die  bereits  absterbenden  Blatter  (von 
Morus  alba  und  Urtica  dioica^  zeigen  eine  ganz  geringe  Zunahme 
desselben.  Aehnlich  verhalten  sich  die  Blatter  verschiedener  Jalu*- 
gänge  von  immergrünen  Gewächsen.  Nur  bei  Mahonia  Humacanea 
machen  die  Blätter  des  letzten  Jahres  ganz  den  Wassergehaltsgang 
der  krautigen  Blätter  durch.  Im  Allgemeinen  wird  bei  Verdickung 
der  Zellwände  oder  bei  Cuticularisirung  der  Epidermis  die  Grösse 
des  Wassergelialtes  herabgedrückt.  Selbstverständlich  steht  mit  dem 
Wassergehalte  auch  die  Transspirationsgrösse  der  einzelnen  Entwick- 
lungsphasen des  Blattes  im  Zusammenhange,  und  Höhnel  fand  in  der 
That,  dass  die  jüngsten  Blätter  ein  Transspirationsmaximum  zeigen, 
dass  während  der  Entwicklung  des  Blattes  die  Verdunstungsgrösse 
allmälig  falle,  um  wieder  zu  steigen  und  ein  zweites  niedrigeres 
Maximum  zu  erreichen.  Aus  ungewissen  Gründen  stimmen  jedoch 
die  Minima  der  Transspirationsgrösse  und  des  Wassergehaltes  nicht 
überein  (wie  bei  Beta,  Brassica,  Cucurbita},  und  bei  Ulmus  cam-' 
pestris  zeigt  sich  bei  konlinuirlich  abnehmendem  Wassergehalte  die 
erwähnte  Transspirationskurve.  Das  Mhiimum  der  Transspiration  er- 
klärt der  Verfasser  durch  die  beginnende  und  fortschreitende  Cuticu- 
larisirung entstanden,  während  die  nachfolgende  Steigerung  durch 
slomatische  Transspiration  erzeugt  wird,  die  jedoch  nie  die  Grösse 
ersterer  erlangt.  G.  B. 

Kuntze  Otto  Dr.,  Cinclioua-Arten,  Hybriden  nnd  Knltiir  der  Chiuinbäiime. 

Monographische  Studie  nach  eigenen  Beobachtungen  in  den  Anpflanzungen 
auf  Java  und  im  Himalaya.  Leipzig,  H.  Haessel,  1878,  IV  und  124  S.  nebst 
3  Phototypen. 

Die  vorliegende  Gattung  hat  eine  Reihe  von  Autoren  beschäf- 
tigt, und  wurden  nicht  weniger  als  70  Spezies  unterschieden.  Schon 
Howard  war  die  Höhe  dieser  Zahl  verdächtig  und  erhoffte  er  die 
diessbezügliche  Aufklärung  durch  die  Kultur.  Der  Verfasser  reduzirt 
dieselben  auf  vier  Arten  und  eilf  Bastarie,  während  eine  stattliche 
Reihe  anderen  Gattungen  angehört.  In  dreizehn  Abschnitten  wird 
alles  Wissenswerthe  über  diese  Gattung  eingehend  erörtert  und  die 
Literatur  beurlheilt.  Mit  einem  Worte,  der  Verf.  räumt  gründlich  auf 
und  liefert  eine  Arbeit,  die  mehrfach  interessant  und  lehrreich  ist. 
Wir  erfahren,  dass  bei  Cinchona,  im  Gegensatze  zu  den  anderen 
Pflanzen  der  Tropen,  die  Hybridität  viel  häufiger,  dass  durch  diese 
sich  der  Chiningehalt  steigert,  und  dass  die  Rinde  desto  cliininreicher 
ist,  je  unregelmässiger  der  Bastart  ist.  Die  Arbeit  wird  nicht  ver- 
fehlen, in  den  betreffenden  Kreisen  gerechtes  Aufsehen  zu  erregen. 
Die  Ausstattung  des  Werkes  ist  eine  geschmackvolle,  und  die  bei- 
gegebenen Tafeln,  dem  Lichtdrucke  entsprechend,  genug  deutlich. 

Kuntze  Karl   Ernst   Otto,   Monographie  der   Grattuug    Cinchona  L. 

Leipzig,  Pöschel  &  Trepte,  1878,  41  S.  8». 

Die  vorliegende  Arbeit  ist  eine  Gelegenheitsschrifl  (Inaugural- 
Dissertalion)  und  ein  Auszug  der  vorigen.    In  Kürze  werden  die  we- 


309 

sentlichsfen  Resultate,  unter  Hinweis  auf  die  unterdessen  erschienene 
grössere  Studie  über  denselben  Gegenstand  mitgelheilt.  K. 


Correspondenz. 

Tavarnok  in  Ungarn,  am  25.  Juli  1878. 
Am    22.  d.  M.    unternahm  ich   in   Gesellschaft   des  Herrn  Ritt- 
meisters   V.    Hütten    eine  Exkursion   auf  den  Nasenstein,    wobei    wir 
auf  den  Bergwiesen  des  Revan  Crepis  sibirica  in  zahlreichen  Exem- 
plaren fanden.  Dr.  Pantocsek. 

Linz,  am  5.  August  1878. 
Zur  Schilderung  dessen,  was  in  diesem  Jahre  in  botanischer 
Richtung  hier  die  Presse  verlassen,  theile  ich  Ihnen  mit,  dass  dem 
3G.  Jahresberichte  des  Museums  Francisco-Carolinum  das  2.  Heft  des 
H.  Bandes  der  Flora  Oberösterreichs  von  Dr.  Johann  Duftschmidt  bei- 
gegeben wurde,  das  die  XXVIH.  bis  XXXVIH.  Ordnung  nach  dem 
Systeme  Endlicher's  in  sich  fasst.  Die  verhältnissmässig  geringe  Zahl 
von  Subscribenten  auf  die  Separalabdrücke  dieses  nach  dem  Muster 
der  Flora  Niederösterreichs  von  Dr.  August  Neilreich  verfassten  und 
bei  der  Fr.  Ign.  Ebenhöch'schen  Buchhandlung  (H.  KorbJ  im  Kommis- 
sions-Verlag erscheinenden  Werkes  lässt  leider  das  raschere  Er- 
scheinen nicht  zu.  —  Zu  den  Beigaben  des  9.  Jahresberichtes  des 
Vereines  für  Naturkunde  in  Oesterreich  ob  der  Enns  zu  Linz  zahlt 
vorerst  die  Fortsetzung  der  Aufzählung  der  in  der  Umgebung  von 
Linz  bisher  beobachteten  Sporenpflanzen  (Kryptogamen)  von  Dr.  Karl 
Schiedermayr,  die  Pilze  behandelnd,  nebst  einem  Anhange  der  in 
diese  Klasse  einbezogenen  verwandten  Pflanzenformen,  womit  diese 
sehr  werthvoUe  Arbeit  zwar  ihren  Abschluss  gefunden  hat,  jedoch  noch 
in  Zukunft  allenfallige  Nachträge  in  Aussicht  gestellt  wurden.  Eine  wei- 
tere Beigabe  sind:  Phänologische  Beobachtungen  von  Linz,  verfasst  von 
Franz  Strobl,  Oberlehrer  an  der  Bürgerschule  zu  Linz,  und  zwar  in 
zwei  Tabellen,  die  eine  für  das  Jahr  1877,  die  zweite  für  den  Zeitraum 
von  1874 — 1877.  —  Der  Jahresbericht  der  k.  k.  Oberrcalschule  zu 
Linz  für  das  Schuljahr  1877 — 1878  enthält  eine  sehr  schätzenswertho 
Publikation  unter  dem  Titel:  „Die  Gattungen  der  phanerogamen  Ge- 
fässpflanzen  des  Vegetationsgebietes  von  Linz.  Nach  der  analytischen 
Methode  für  Anfänger  zum  Bestimmen  eingerichtet  von  Franz  Wassler." 
Dieser  Aufsatz  beurkundet  das  sehr  anerkennenswerthe  Streben  des 
genannten  Herrn  Verfassers,  seinen  Schülern  das  Bestimmen  der 
Pflanzen  möglichst  zu  erleichtern  und  sie  dadurch  anzuregen,  ihre 
in  der  Schule  gewonnenen  Kenntnisse  und  Anschauungen  zu  erwei- 
tern, welcher  Aufgabe  der  Autor  in  hohem  Grade  gerecht  wurde, 
indem  die  Diagnosen  in  einer  der  Fassungskraft  seiner  ehemaligen 
Hörer  angepassten  und  doch  wissenschaftlichen  Weise  gegeben  er- 
scheinen, dieselben  dadurch  in  den  Stand  gesetzt  sind,  selbst  weitere 


310 

Beobachtungen  iiw  Pflanzenreiche  anzustellen.  Der  fachkundig-o  Ver- 
fasser hat  iiiebei  den  löblichen  und  nachalimung-swürdigen  Zweck  im 
Auge,  auch  über  die  Zeit  des  unmittelbaren  Verkehres  mit  seinen 
Schülern  auf  deren  Fortbildung  einzuwirken  und  so  denselben  gegen- 
über seine  Lehrthätigkeit  fortzusetzen.  —  Ausser  der  Umgebung  von 
l.inz  habe  ich  nur  während  eines  Zeitraumes  von  14  Tagen,  welche 
nach  dem  Witterungscharakter  dieses  Jahres  leider  durch  häufige 
Niederschläge  den  Aufenthalt  mir  verleideten,  mich  in  der  Gegend  von 
Kirchdorf  und  Micheldorf  umgesehen,  um  auf  die  nach  der  zuverlässigen 
Angabe  Dr.  Schiedermayr's  in  Brittinger's  systematischer  Uebersicht  der 
Flora  von  Oberösterreich  in  diesem  Thale  und  auf  den  angrenzenden 
Bergen  vorkommenden  Arten  zu  fahnden.  Mit  Sehnsucht  hatte  ich  mir 
von  der  nach  einem  glücklichen  Gedanken  meines  die  Wissenschaft 
verfolgenden  und  schätzenden  Hausherrn  —  Ignaz  Redtenbacher  — 
auf  dem  Dache  errichteten  Wart«  die  gegen  Westen  von  der  Falken- 
mauer und  ihren  Vorbergen,  gegen  Süden  im  Vordergrunde  vom 
Georgiberge,  links  dem  Sperrring,  gegen  Osten  von  den  durch  Bu- 
chenwaldungen zu  den  oberhalb  der  gut  erhaltenen  Burg  Altpern- 
stein  führenden  Anhöhen,  endlich  gegen  Norden  von  dem  Magda- 
lenenberge  mit  seiner  am  Plateau  stehenden  Kirche  und  dem  erhöhten 
nach  Voitsdorf  führenden,  sich  in  die  Krems-Ebene  abdachenden 
Strassenzuge  begrenzt  erscheinen,  betrachtet,  doch  war  es  mir  nur 
an  wenig  Tagen  gegönnt,  einen  Theil  dieser  Punkte  näher  zu  be- 
sichtigen und  zu  durchforschen.  Ich  muss  mich  daher  in  meiner  Mit- 
theilung auf  einiges  besonders  Bemerkenswerthes  beschränken.  So 
fand  ich  bei  Kirchdorf  am  Wege  nach  Hochhaus  ein  weissblühendes 
Exemplar  von  Verbascum  nigruni,  —  weiters  Gladiolus  communis  im 
Stadium  der  Frucht  und  das  in  Niederösterreich  nicht  vorkommende 
Linimi  mscosum,  beide  Pflanzen  am  Georgi-Berge  bei  Micheldorf;  die 
Bergwiesen  dieser  Gegenden  zieren  häufig  Anacamptis  pyramidalis  in 
üppigen  und  tief  dunkelrothen  Blüthenexemplaren;  massenhaft  ist  das 
Vorkommen  von  Gercmium  phaeum  auf  Wiesenplätzen  und  Grasab- 
hängen, sehr  häufig  in  Wäldern  Cyclamen  europaeum;  auf  gebautem 
Lande  traf  ich  jedoch  nur  wenig  Gnaphalium  margaritaceum  und  an 
Ackerrändern  hie  und  da  Scandix  Pecten  Veneris.  Vielleicht  gelingt 
es  mir  in  einem  anderen  Jahre  eine  ergiebigere  Ausbeute  zu  machen. 

Dr.  Robert  Rauscher. 

Vesztö  im  Bekeser  Komitat e,  am  8.  August  1878. 
Im  ganzen  Juli  war  die  Witterung  in  Siebenbürgen  sehr  un- 
günstig. Indess  habe  ich  doch  einige  bessere  Funde  gemacht.  Bei 
Torda  machte  ich  Exkursionen  in  freundschaftlicher  Begleitung  des 
Herrn  Wolff  junior.  Bei  den  Salzquellen  wächst  ein  breit-  und  dick- 
blättriger Aster  Tripolium  (?),  dessen  Stengel  gut  beblättert  ist  und 
die  Blätter  jenen  der  daselbst  wachsenden  Statice  Gmelini  oder  St. 
tatarica  ähnlich  sind.  Ich  fand  hier  auch  ein  hybrides  Thalictrum 
von  Formen  des  Th.  collinum  und  Th.  peucedanifolium  (?).  An  den 
Felsen    des    Tordaer    Hegyhasadek    fanden    wir    Centaurea  Reichen- 


311 

bachioides  Schur*),  Gal'mm  flarescens  Borbäs,  Sorbus  avcvpariaX 
Aria  (=  S.  torminalis  Wolff)  mit  Früclilen,  einige  Exemplare  von 
Ferula  Sadleriana  Led.,  Serralula  radiata  MB.  etc.  und  einen  Car- 
duus, welclier  sich  dem  C.  crispus  niihert,  aber  durch  die  breiler 
herablaufenden  Blatter,  grössere  (etwa  wie  bei  C.  candicans)  und 
einzeln  stehende  Blülhenköpre,  längere  und  zurückgebogene  Antho- 
dialschuppen,  durch  die  aus  dem  Anthodium  mehr  herausragenden 
Bliithen  und  durch  den  ganzen  Habitus  verschieden  ist.  Ich  werde 
diese  Pflanze  noch  näher  vergleichen.  —  Der  Herr  Vizegespan  des 
Unter- Weissenburger  Komitates,  J.  v.  Csatö,  hat  mich  sehr  freund- 
schaftlich empfangen,  und  machten  wir  Exkursionen  gemeinschafllich 
bei  Nagy  Enyed  und  Toroczkö.  Am  Ufer  des  Marosflusses  bei  Nagy 
Enyed  ist  Roripa  ierrestris  häufig  und  auf  Waldwiesen  Dionthus 
Armeriasfrnm  Wolfner  {Dianthus  Armeria  var.  grandiflorus  Schur), 
Cenlaurea  spinulosa  Roch.,  Cent,  sfenolepis  Kern.,  zwischen  Wein- 
gärten Thalictrum  Csatöi  Schur,  eine  Pflanze  von  der  Verwandtschaft 
des  Th.  majus,  die  man  noch  weiter  untersuchen  muss,  Sakia  sil- 
vestris  weissblühend,  Ferulago  sihatica,  Tordylium  maximum,  Peu- 
cedamim  Oreoselinum,  Potentilla  obscura  W.,  Carlina  intermedia 
Schur,  am  Berge  Szekelykö  bei  Toroczkö  Agrimonia  odorata,  An- 
chusa  Barrelieri,  Phleum  serrulatum  Boiss.  et  Heldr.,  Phyteuma  ca- 
nescens,  Cnidium  apioides.  Dianthus  giganfeus,  Ferulago  sihatica 
(Bess.),  Peucedanum  montanum  (Schi.),  Seseli  rigidum  und  Cen- 
tanrea  Csatöi  mihi  {Cent.  atropurpureaXspinulosa),  die  ich  zu 
Ehren  des  um  die  Flora  und  Ornithologie  Siebenbürgens  hochver- 
dienten Vizegespan  benenne.  Die  Anthodialschuppen  stehen  in  der 
Mitte  zwischen  den  Eltern,  sie  endigen  häufig  in  spinula,  die  Blüthen- 
farbe  ist  die  der  C.  atropurpurea  W.  K.  Ich  sammelte  mehrere 
Pflanzen  auch  bei  Kronstadt,  am  Königstein  bei  Zrnyest  (Thlaspi 
affine  Schott.,  Ky.,  Bdnffya  petraea,  Corthusa  pubens,  Ranunculus 
carpaticus,  Asperula  capitata,  Doronicum  cordatum  var.  asperum, 
Erytrichium  Uacquetii')  und  bei  Biikszäd  an  dem  Büdösberge  {Pyre- 
thrum  Clusii,  Geum  strictum.,  Polemonium  coeruleum.^  Verbascum 
Thapsus'Xnigrum  etc.),  von  dem  Schulerberge  aber  (bei  Kronstadt) 
wurde  ich  von  den  Soldaten  zurückgeführt.  Bei  Brätka  (Com.  Biliar) 
fand  ich  Verbascum  Lychnitis'Xphlomoides,  Bromus  mollis  var.  lio- 
stachys,  Br.  secalinus,  Hieracium  praealtum,  Epilobium  tetragomim, 
Ononis  hircina  v.  spinescens  Led.,  Silene  Armeria.  Bei  SzöUös  nächst 
Grosswardein  wächst  Verbascum  blattariforme  Gris.,  zwischen  SzöUos 
und  Ronlö  am  Ufer  des  Pecebaches:  Intda  Helenium,  Asperula  ri- 
valis,  Carduus  crispus,  Leersia  oryzoides,  Hesperis  runcinata,  Equi- 
setum  Telmateia,  Succisa  australis,  Epilobium  hirsutum,  bei  dem 
Bischpfsbade  Epilobium  tetragomim.,  adnatum,  parvißorum,  hirsutum, 
bei  Elesd:  Galium  ochroleucum  etc.  —  Nymphaea  thermalis  stand 
schon  (1.  August)  in  schönster  Blülhe.  —  S,  278  des  August-Heftes 
soll  XV.  statt  XI.  stehen.  Borbäs. 


*)   Ich  weiss  nicht,  ob  man  diese  Benennung  accepliren  soll  oder  niclil? 


312 


Kalocsa,  am  17.  August  1878. 


Vorgestern  machte  ich  nach  dem  etwa  zwei  Meilen  entfernten 
Hajos  einen  Ausflug,  wobei  sich,  von  neuen  Standorten  abgesehen, 
Folgendes  als  neu  für  die  Flora  von  Kalocsa  (bei  Menyhärth  fehlend) 
ergab:  Aster  punctatus,  Prunella  alba,  Hieracium  boreale,  Dianthus 
Armeria,  Trinia  Kitaibelü,  Ervum  tetraspermwn  und  eine  Iris  wahr- 
scheinlich sibirica.  Wiesbaur  S.  J. 

Nikolausdorf  in  Schlesien,  am  23.  Juli  1878. 

Saxifraga  Aizoon  X  umbrosa,  welche  durch  Bestäubung  der 
S.  umbrosa  von  S.  Aizoon  entstanden,  beobachtete  ich  bereits  im 
jugendlichen  Zustande  unter  einer  Menge  junger  Pflanzen  der  S.  um- 
brosa. Dieser  Bastart  besitzt  einen  ganz  erstaunlichen  Formenkreis. 
Die  eine  extreme  Form,  welche  der  S.  Andrewsii  nahe  steht,  unter- 
scheidet sich  von  ihr  durch  relativ  breitere  und  kürzere  Grundblätter 
und  durch  anliegende  Kelchzipfel;  diese  sind  bei  S-  Andrewsii  zurück- 
geschlagen. Die  andere  extreme  Form  steht  der  S.  Zimmeteri  Kern. 
sehr  nahe.  Zwischen  beiden  genannten  Formen  besitze  ich  noch  eine 
Anzahl  Mittellbrmen,  die  bald  der  ersten,  bald  der  zweiten  näher 
stehen.  Diese  verschieden  gestalteten  Bastarfe,  welche  ihr  Dasein 
einer  Befruchtung  der  S.  umbrosa  durch  S.  Aizoon  verdanken,  be- 
stätigen Grenier's  und  Dr.  Kerners  Vermuthung,  dass  es  keineswegs 
einer  wechselseitigen  Befruchtung  bedarf,  um  Bastarte  der  verschie- 
densten Gestalten  zu  erzeugen.  Genau  dieselbe  Beobachtung  habe  ich 
auch  an  den  Bastarten  aus  S.  mutataX^aizoides  gemacht,  welche 
ebenfalls  auf  der  Alpenpartie  meines  Gartens  entstanden  sind.  Noch 
will  ich  einige  hier  erzeugte  Bastarte  namhaft  machen,  deren  Ab- 
stammung ich  sicher  feststellen  kann;  es  sind  diess  S.  Aizoony<.cru- 
stata,  S.  AndreiüsiiX  Aizoon.  Diese  Pflanze  ist  bereits  von  Dr.  Kerner 
mit  S.  Guhriana  identifizirt  worden.  Eine  vermuthliche  /S.  rotmidi- 
folia'xicuneifolia  bedarf  noch  weiterer  Beobachtung.  Gegenwärtig 
blüht  bereits  zum  zweiten  Male  in  diesem  Jahre  ein  hier  entstan- 
dener Primelbastart,  P.  supertiroliensisX,  Wulfeniana,  welcher  als 
nächster  Nachbar  von  Pr.  Venzoi  Huter  zu  betrachten  ist;  diesen 
prächtigen  Bastart  fand  ich  unter  vielen  jungen  Pflanzen  der  P.  tiro- 
liensis  und  ist  ohne  Zweifel  eine  dieser  schönen  Primel  näher  ste- 
hende Form,  während  P.  Venzoi  der  P.  Wulfetiiana  näher  steht. 

Trautmann. 


Fersonalnotizen. 

—  Dr.  Hermann  Knoblauch,  Professor  in  Halle  a.  d.  Saale, 
wurde  zum  Präsidenten  der  Leop.  Carol.  Akademie  der  Naturforscher 
gewählt. 


313 

—  Baron  Franz  v.  Hausmann  ist    am   4.  August,    G8  Jahre 
Jahre  alt,  in  Bozen  gestorben. 

—  Dr.  Hugo  de  Vries  wurde  als   ausserord.  Prof.  der  Bola- 
nik  an  die  Universität  Amsterdam  berufen. 

—  Dr.    K.  Prantl    wurde    zum  Professor  der  Botanik   an  der 
Forstlehranstalt  zu  AschafFenberg  ernannt. 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmung^en. 

—  In  einer  Sitzung  der  Kais.  Akademie  der  Wissenschaf- 
ten in  Wien  am  21.  Juni  übersandte  Prof.  J.  Wiesner  eine  Ab- 
handlung des  Herrn  Dr.  E.  Tan  gl,  Professor  an  der  Universität  in 
Czernowitz,  betitelt;  „Das  Protoplasma  der  Erbse,  H.  Theil".  Es  folgen 
hier  die  Hauptergebnisse  dieser  Arbeit:  1.  Während  der  Keimung 
beginnt  die  Resorption  des  Körnerplasmas  in  den  innersten  Partien 
desselben  und  schreitet  von  da  in  centrifugaler  Richtung  fort.  Durch 
diesen  Vorgang  entsteht  im  Körnerplasma  der  sich  allmälig  ver- 
grössernde  Zellsaft  der  Reservestoffbehälter;  an  der  Peripherie  des- 
selben ist,  bis  zu  einem  gewissen  Zeitpunkt,  das  noch  nicht  resorbirte 
K()rnerplasma  als  Beleg  vorhanden.  2.  Das  desorganisirte,  nicht  re- 
sorptionsfällige Körnerplasma  gewisser  Reservestoffbehälter,  die  Ver- 
fasser als  Vollzellen  bezeichnet,  unterliegt  während  der  Keimung  der 
Infiltration  mit  einem  Sekret,  dessen  Bildung  in  den  angrenzenden 
lebensthäligen  Zellen  des  Parenchyms  erfolgt.  3.  Dasselbe  Sekret  er- 
scheint ferner  in  den  Interstilien,  die  sich  im  Bereiche  von  Vollzellen 
und  Wundflächen  des  Gewebes  befinden.  —  Verfasser  hält  diesen 
Sekretionsvorgang,  durch  welchen  aus  den  sich  erschöpfenden  Zellen 
eine  stickstoffhaltige,  in  Wasser  unlösliche,  schnell  erstarrende  Sub- 
stanz ausgeschieden  wird,  für  den  Ersatz  der  dem  Parenchym  man- 
gelnden Fähigkeit,  einen  Callus  durch  Theilung  seiner  Zellen  zu  er- 
zeugen. 4.  Nach  den  vom  Verfasser  entwickelten  Gesichtspunkten, 
ist  im  Körnerplasma,  in  Hinsicht  auf  Anordnung  seiner  Tiieile  das 
mechanische  Princip  einer  Gewölbeconstruction  realisirt,  welche  auf 
Herstellung  druckfreier  Räume  im  Lumen  der  Reservestoffbehälter 
hinzielt.  Als  solche  bezeichnet  Verfasser  die  Alveolen  des  Körner- 
plasmas, welche  zur  Aufnahme  der  Stärkekörner  bestimmt  sind.  Dort- 
hin gelangen  gelegentlich  von  der  Nachbarzelle  gebildete  Sekrete, 
die  zum  Aufbau  der  vom  Verfasser  als  Cysten  bezeichneten  Inhalts- 
körper verwendet  werden.  Durch  diese  unter  bestimmten  Umständen 
entstehenden  Neugebilde  werden  einzelne  peripherische  Slärkekörner 
während  der  Keimung  mehr  oder  minder  vollständig  eingekapselt. 
Die  cystenbildcnden  Sekrete  und  die  in  den  Interstitien  auftretenden 
Sekretionsprodukte  sind  von  identischer  stofflicher  Beschaffenheit. 
5.  Das  Wandplasma  im  hiichstcn  Zustande  der  Erschöpfung  befindlicher 
Reservestoffbehälter  enthält  abnorme  Zellkerne;    es  sind  dies  gelappte 


314 

oder  verzwoigto  Körper  (Alkoliolpriiparate!),  deren  Gestalt  höclist  auf- 
falleiule  Unterschiede  von  derjenigen  normaler  Kerne  darbietet.  6.  Im 
Zellsaft  erscliüpfter  ReserveslofFbehälter  entstehen  durch  Alkohol  eigen- 
thümliche  Krystalloid-Niederschlage.  7.  Den  Beschluss  der  Abhandlung 
bildet  eine  Hypothese  über  die  Ursachen  der  Desorganisation  des 
Körnerplasmas,  die  unter  gewissen  Umständen  immer  eintritt.  In  dieser 
wird  unter  Andern  auch  auf  die  anatomischen  Verhältnisse  der  halb- 
conischen,  anfanglich  zur  Aufnahme  der  Plumula  bestimmten  Vertiefun- 
gen der  Cotyledonen  hingewiesen.  Dies  sind  die  einzigen  Punkte, 
auf  denen  die  bisher  noch  nicht  aufgefundenen  Spaltöffnungen  der 
Cotyledonen  zur  Ausbildung  gelangen. 

—  In  einer  Sitzung  der  Kais.  Akadem  ie  der  Wissenschaf" 
ten  in  Wien  am  4.  Juli  übersandte  Dr.  J.  Peyritsch  eine  Abhand- 
lung: „Ueber  Placentarsprosse".  In  einfächerigen  Ovarien  vergrünter 
Blüthen  von  Sisymbrium  Alliaria  fand  er  exquisite  Sprosse  und  Ueber- 
gangsformen  zu  Ovulis  auf  einer  und  derselben  Placenta.  Letztere 
waren  der  Placenta  höher  inserirt.  Bei  Reseda  lutea  beobachtete  er 
Ovularverbildungen;  die  sehr  deformirlen  Ovula  waren  blattähnlich 
ausgebildet;  sie  sassen  der  Placenta  ebenfalls  tiefer  auf,  als  die  den 
normalen  Ovulis  näher  stehenden  Gebilde.  Aus  derartigen  sich  wider- 
sprechenden Befunden  argumentirt  Verfasser,  dass  aus  teratologischen 
Vorkommnissen  kein  Schluss  auf  die  morphologische  Natur  des  nor- 
malen Ovulums  gezogen  werden  darf.  Indem  er  für  eine  Reihe  von 
Fällen  nachweist,  dass  Oolysen  durch  thierische  Parasiten  veranlasst 
werden ,  vermuthet  er  die  gleiche  Ursache  auch  für  die  abnorme 
Entwicklung  der  Placentarsprosse. 

—  In  einer  Sitzung  der  Kais.  Akademie  der  Wissenschaf- 
ton in  Wien  am  11.  Juli  übersandte  Prof.  J.  Wiesner  eine  Arbeit 
der  Herrn  Dr.  G.  Mikosch,  Assistent  am  pflanzenphysiologischen  In- 
stitute der  Wiener  Universität,  betitelt:  „Untersuchungen  über  die 
Entstehung  der  Chlorophyllkörner".  Die  Resultate  der  in  dieser  Ab- 
handlung mitgetheilten  Beobachtungen  lassen  sich  in  folgende  Punkte 
zusammenfassen:  a)  In  jungen,  mit  Stärkekörnern  gefüllten  ergrü- 
nungsfähigen  Organen  (Cotylen,  Primordialbliitter,  Vegetationsblätter, 
Keimstengcl)  nehmen  die  Stärkekörnor  an  der  Entstehung  der  Chloro- 
phyllkörner direct  Antheil;  jedes  Stärkekorn  umgibt  sich  mit  einer 
Anfangs  schwachgrünen  Plasinahülle,  innerlialb  welcher  ein  allmäliges 
Auflösen  der  Stärke  erfolgt;  gleichzeitig  wird  das  Plasma  intensiv 
grün  gefärbt.  Derselbe  Process  findet  auch  im  Dunkeln  statt;  doch 
kommt  es  hier  selten  zu  einer  vollkommenen  Entstärkung  der  farb- 
losen Chlorophyllkörner  (Etiolinkörner),  da  in  der  Regel  die  Pflanze 
früher  zu  Grunde  geht.  Tritt  die  Entstärkung  der  Etiolinkörner  den- 
noch ein,  so  ergrünen  letztere  nicht  mehr,  auch  wenn  die  Pflanze 
den  günstigsten  Ergrünungsbedingungen  ausgesetzt  wurde.  Für  die 
Keimblätter  der  Bohne  wurde  dieser  Vorgang  der  Chlorophyllbildung 
von  Th.  Hartig  zuerst  beobachtet  und  von  G.  Haberlandt  genauer 
beschrieben,  b)  Kommt  in  den  Geweben  bezeichneter  Pflanzentheile  nur 


315 

formlose  oder  gar  keine  Stiirkc  vor,  so  enlslelion  die  Clilorophyll- 
körner  auf  die  von  Sachs  beschriebene  Weise  durch  Zerfall  eines 
hyalinen  plasmatischen  Wandbeleges  in  einzelne  grün,  eventuell  gelb 
gefärbte  Partien.  Die  Differenzirung  des  Plasma  in  Kürner  wird  vom 
Lichte  begünstigt;  im  Dunkeln  bilden  sich  Eiiolinkörner  erst  am  Ende 
der  Keimung,  c)  Es  können  mithin  die  Chloropliyllkörner  in  zweierlei 
Weise  entstehen:  entweder  durcii  Umhüllung  eines  Stärkekornes  mit 
(durch  Etiolin  oder  Chlorophyll)  gefärbtem  Plasma,  also  aus  einem 
sogenannten  falschen  Chlorophyllkoru,  das  allmalig  seinen  Slärke- 
einschluss  verliert  —  Stärkechlorophyllkörner  — ,  oder  ohne  Inter- 
vention von  Stärkekörnern  direct  durch  Zerfall  eines  plasmatischen 
Wandbeleges  —  Plasmachlorophyllkörner. 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingelangt:  Von  Herrn  Dr.  Borbäs  mit  Pflan- 
zen aus  Siebenbürgen.  —  Von  Herrn  L.  Keller  mit  Pfl.  aus  Nieder- 
österreich. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Dr.  Rauscher,  Hibsch. 
Dr.  Schmidt. 

Aus  Niederösterreich  eingesendet  von  Hackel :  Festuca  austriaca. 

Aus  Siebenbürgen,  eing.  von  Dr.  Borbäs;  Dianfhus  Ameriastrttm, 
Phleum  serrulatum. 

Vorrälhig:  (B.)  =  Böhmen,  (I.)  =  Istrien,  (Kt.)  =  Kärnten, 
(NOe.)  =  Niederösterreich,  (OOe.)  =  Oberösterreich,  (P.)  =  Polen, 
(S.)  =  Salzburg,  (Schi.)  =  Schlesien,  (Schz.)  =  Schweiz,  (St.)  = 
Steiermark,  (T.)  =  Tirol,  (Th.)  =  Thüringen,  (U.)  =  Ungarn. 

MeWotus  alba  (OOe.),  coerulea  (U.),  dentata  (U.),  macrorrhiza 
(NOe.),  officinalis  (()0e.),  palustris  (U.),  Melissa  officinalis  (NOe., 
OOe.),  Mentha  aquatica  (P.,  Schi.,  U.),  cinerea  (U.),  Pulegium  (NOe.), 
sativa  (U.),  sat.  v.  ballotaefolia  (NOe.),  silvestris  (OOe.,  U.),  Mer- 
curialis  annua  (NOe.),  ovata  (NOe.j,  perennis  (NOe.),  Meum  atha- 
manticum  (B.),  Mutellina  (T.),  Milium  effusum  (B.,  U.,  Bayreuth), 
Moehringia  muscosa  (Tatra),  trincrma  (B.,  NOe.,  P.),  Moenchia  erecta 
(Harz),  Molinia  coerulea  (OOe.),  serotina  (\.,  U.),  Montia  minor  (B., 
Schi.,  Greifswald),  Mulgedium  alpinum  (Kt.,  S.,  U.),  Muscari  como- 
siim  (NOe.),  racemosum  (U.),  tenuifloruni  (NOe.),  Myagrum  perfolia- 
tum  (NOe.),  Myosotis  intermedia  (U.),  palustris  (NOe.,  OOe.,  Schi.), 
sicula  (Frankreich),  sparsiflora  (St.),  silcatica  (NOe.),  stricta  (P.,  U.), 
variabilis  (St.),  Myosurus  minimus  (NOe.),  Myrtus  communis  (I.,  Dal- 
matien),  Nardurus  Lachenalii  (Frankreich),  Nasturtium  amphibium 
(P.),  officinale  (NOe.,  Bayreuth),  silcesfre  (NOe.,  P.),  Neslia  panicu- 
lata  (P.,  Schi.),  Nigella  arrensis  (P.),  Nigritella  angusfifolia  (NOe.), 
Nymphaea  semiaperta  (Schi.),    Oenanthe  ßstulosa  (NOe.),    silaifolia 


31(3 

(NOe.),  Omphalodes  scorpioides  (Th.),  Onobrychis  sativa  (OOe.),  Ono- 
nis  hircina  (P.),  repens  (OOe.),  Onosma  echioides  (NOe.,  U.),  Ophris 
aranifera  (T.),  muscifera  (NOe.),  Orchis  globosa  (T.),  incarnala 
(Schz.),  latifolia  (P.),  laxiflora  (NOe.),  maculata  (P.),  Morio  (P.), 
Orlaya  grandiflora  (NOe.),  Ornühogalum  chloranthum  (U.),  unibella- 
tuiii  (OOe.,  Fiuine),  Ornithopus  perpusiUus  (Greifsvvald),  Orobanche 
cruenta  (OOe.,  T.),  rtibens  (NOe.,  P.),  Sakiae  (NOe.,  T.),  Teucrii 
(NOe.,  Schz.),  Orobus  albus  (B.,  NOe.),  vernns  (OOe.,  P.,  Schi.,  U.), 
versicolor  (ü.),  Oryza  sativa  (I.),  Oslrya  carpinifolia  (Kt.,  Fiume), 
Oxalis  Acetosella  (OOe.,  P.),  corniculata  (OOe.),  stricta  CT.,  U.), 
Oxytropis  montana  (T.). 

Obige  Pflanzen  können  nach  beliebiger  Ausvvalil  im  Tausche 
oder  käuflich  die  Centurie  zu  6  fl.  (12  R.  Mark)   abgegeben  werden. 

In  Folge  mehrfacher  Anfrage  zur  Nachricht,  dass  ältere  Jahr- 
gänge der  „Oesterr.  Bulan.  Zeitschrift"  gegen  Pflanzen  nach  gegen- 
seitigem Uebereinkommen  abgegeben  werden  können. 

Inserat. 
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6  Blatt  Ansichten.  Heft  I.  ausserdem  1  Blatt  Haupttitel.  Die  Hefte  I.  {II.  fehlt) 
III.  bis  V.  enthalten  Ansichten  aus  Japan.  VI.  -  IX.  aus  China.  X.  aus  China 
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XXVIII.  Jahrgang.  WEB.  Oktober  1878. 


INHALT:  Unwirks.imkeil  eigenen  Blütlieiistaubes.  Von  Dr.  Pocke.  —  lieber  Typha  minima.  Vou 
Hinterhiiber.  —  Mykologisches.  Von  i^cbuiztr.  —Rhi^ophydium,  Dick'onii,  Von  Hauck.  —  Aus- 
flug auf  ilen  Jeschkeii  uml  Mileschauer.  Von  Dedecek  —  Flora  von  Gorz  (.Schluss).  Von  Solla.  — 
Somraerflora  im  Lailineriande.  VouSchunck.  —  „Australian  Orcliiils"  ^Forls.).  Von  Antoine.  — 
LiteraUirberirlile.  Corresponilenz.  Von  Keller  und  Fehlner.  —  Personalnolizen.  —  Sammlungen. 
—  Botanischer  Tauscliverein.  —  Inserate. 


Ein  Fall  von  Unwirksamkeit  des  eigenen  Blüthen- 

staubes. 

Von  Dr.  W.  O.  Focke. 

Es  ist  im  Allgemeinen  bekannt,  dass  in  der  Gattung  Lilmm, 
ähnlich  wie  bei  Passiflora,  Lobelia,  Corydalis  etc.,  Arten  vorkom- 
uKMi,  welche  leichter  duich  den  Bltithenslaub  einer  verwandten  Art, 
als  durch  den  der  eigenen  Pflanze  befruchtet  werden.  Indess  sind 
die  genau  beobachteten  Fälle  von  vollständiger  Unwirksamkeit  des 
eigenen  Pollen  nocii  nicht  allzu  zahlreich,  so  dass  die  Miltlieilung 
eines  solchen  wohl  auf  einiges  Interesse  Anspruch   machen  darf. 

Lilium  croceum  Cliaix  wird  in  Bremen  und  Umgegend  häufig 
als  Gartenpflanze  kultivirl,  trägt  aber  fast  niemals  Früchte.  Ein  ein- 
ziges Mal  ist  es  mir  gelungen,  in  einem  Iremden  Garten  zwei  zu- 
fallig gebildete  Fruchtkapseln  aufzufinden.  Herr  Professor  Hagena  in 
Oldenburg  theille  mir  vor  vielen  Jahren  einmal  mit,  dass  er  bei 
dieser  Art  durch  künstliche  Bestäubung  Kapseln  erzielt  iiabe.  Ich 
habe  seitdem  viele  vergebliche  Versuche  gemacht,  Früchte  von  mei- 
nen Lilien  zu  erhallen.  Ich  wählte  zu  gegenseitiger  Befruchtung 
Exemplare  aus,  welche  weit  von  einander  entfernt  in  verschiedenen 
Ecken   des   Gartens   standen,    und    nahm    den    Blüthen.slnnb    vorzugs- 

Oesterr    liotan.  /.(-itsclirilt    l(i.   Mpft.  1870.  25 


318 

weise  aus  den  bei  dieser  Art  iiiiufi^  vorkoinmenden  iiuiniiliclien  Blü- 
then,  in  welchen  der  Stempel  verkümmert  ist.  Die  Jahr  für  Jahr 
unter  den  verschiedensten  Wilterungsverhältnissen  wiederholten  Be- 
stäubungen blieben  völlig  vergeblich.  Pistille,  Narben  und  Pollen  er- 
schienen bei  der  genauesten  Untersuchung  normal  gebildet. 

Vor  5  oder  6  Jahren  setzte  ich  mir  einige  Brutzwiebelchen 
von  Lilium  bulbiferum  L.  in  den  Garten,  habe  daraus  jedoch  bis 
jetzt  nur  schwache,  bullüllentragende  Pflanzen  erhalten,  die  nicht 
blühten. 

Einige  Meilen  nördlich  von  Bremen  findet  sich  eine  Lilie  über 
eine  massig  grosse  Fläche  verbreitet  als  Ackerunkraut  zwischen  dem 
Getreide.  Diese  Form  steht  in  der  Mitte  zwischen  dem  typischen  L. 
bulbiferum  und  dem  L.  croceum.  In  wildem  Zustande  pflegt  sie  wie 
L.  croceum  nur  in  den  Achseln  unterirdischer  Niederblätter  Zwiebeln 
zu  bringen,  dagegen  hat  sie,  im  Garten  kultivirt,  auch  in  den  Ach- 
seln der  Laubbläfter  hie  und  da  einige  Brutzwiebeln  entwickelt,  die 
ganz  denen  des  echten  L.  bulbiferum  gleichen.  Herr  Prof.  Buchenau 
hat  diese  wilde  Lilie  in  seinen  Garten  versetzt,  und  zeigt  sie  sich 
hier  abgesehen  von  der  Erzeugung  jener  oberirdischen  Brutzwiebeln, 
noch  in  mehrfacher  Hinsicht  verschieden  von  dem  gewöhnlichen  L. 
croceum.  Ihr  Wuchs  ist  erheblich  niedriger,  die  Blumen  sind  weniger 
zahlreich,  aber  grösser.  Die  Länge  der  Perigonblätler  beträgt  bei  L. 
croceum  62  Mm.,  bei  der  Ackerlilie  75  Mm.,  die  Breite  der  inneren 
Fetalen  bei  der  ersten  32  Mm.,  bei  der  zweiten  40  Mm.  Die  Farbe 
der  Petalen  von  L.  croceum  ist  ein  bräunliches,  etwas  rostfarbenes 
Gelb,  während  bei  der  Ackerlilie  ein  hochrother  Farbenton  dem  Gelb 
beigemischt  ist.  Die  Pollenkörner  sind  bei  der  Ackerlilie  etwas  dunk- 
ler gefärbt.  —  Herr  Prof.  Buchenau  hat  im  Jahre  1867  vergebens 
versucht,  durch  absichtliche  Bestäubung  Früchte  von  der  kultivirten 
Ackerlilie  zu  erhalten. 

Als  ich  diese  Lilie  in  Buchenau's  Garten  sah,  bat  ich  mir  eine 
Blüthe  davon  aus  und  befruchtete  mit  dem  Pollen  derselben  acht 
Blüthen  meines  L.  croceum.  Alle  diese  Blüthen  haben  vollkommene 
Kapseln  angesetzt.  Umgekehrt  gab  ich  an  B.  eine  BUithe  meines  L. 
croceum;  die  mit  deren  Pollen  bestäubten  Blüthen  der  Ackerlilie  haben 
ebenfalls  gute  Kapseln  geliefert. 

Sowohl  meine  als  Buchenau's  Pflanzen  sind  höchst  wahrschein- 
lich ursprünglich  vegetative  Abk(»mmlinge  einer  einzigen  Samenpflanze. 
Es  zeigt  sich  nun,  dass  eine  Befruchtung  zwischen  den  BUithen  ver- 
schiedener, seit  vielen  Jahren  getrennter  St(>cke  gleicher  Abkunft 
vollkommen  fehlschlägt.  Die  Sexualorgane  sind  jedoch  durchaus  func- 
tionsfähig,  denn  bei  gegenseitiger  Bestäubung  der  Blüthen  von  zwei 
merklich  verschiedenen  mit  eigenem  Pollen  steriler  Racen  lieferte 
jedes  befruchtete  Pistill  vollkommene  Kapseln. 

Bremen,  im  August  1878. 


319 

lieber  Typhn  tninima  Hopp* . 

Von  Julius  Hinterhuber. 

Ueber  den  Artikel  von  Dr.  P.  Asdierson  über  Typha  minima 
erlaube  ich  mir  Ihnen  noch  Folgendes  zu  berichten. 

Braun  gibt  in  seiner  Flora  von  Salzburg  1797  über  diese  Pflanze 
schon  folgende  Beschreibung: 

Typha  minima  Hoppe. 

Die  Blätter  pfriemenf:>rmig,  halbrund;  die  männliche  Blüthen- 
ähre  von  der  weiblichen  abgesondert  mit  verwelkenden  Deckblatt ern 
versehen.  Foliis  subulatis,  semicylindricis,  spica  mascula  femineaque 
remotis;  bracteis  emarcescentibns. 

Typha  minima  Hoppe.  Bot.  Taschenb.  1794,  p.  187. 

Typha  palustris  minor  Cass.  B.  P.  20. 

Wohnort.  An  der  Salzach  bei  Salzburg  sehr  zahlreich,  wo  sie 
Herr  Funk  fand  (18.  Mai). 

Blüthezeit  mit  den  vorigen.   %. 

Anmerkung.  Diese  Pflanze  hat  beim  ersten  Anblicke  dem 
ganzen  Habitus  nach  viela  Aehnlichkeit  mit  der  T.  angustifolia,  wo- 
von sie  Linne  nicht  als  «ine  eigene  Art  unterschieden  iiat,  sondern 
nur  als  eine  Abart  ders«3jben  ansah.  Allein  Herr  Hoppe  glaubt,  und 
ich  bin  ebenfalls  geneigt  seiner  Meinung  beizutreten,  dass  mit  weit 
mehreren!  Rechte  die  T.  angustifolia  eine  Abart  von  T.  latifolia 
genannt  werden  könne,  wenn  diese,  nämlich  die  T.  minima,  eine 
Abart  von  T.  angustifolia  sein  sollte,  welches  gewiss  Niemand  zu- 
geben wird.  Herr  Funk,  Entdecker  dieser  Pflanze,  wird  sie  seinem 
Versprechen  und  Vorbehalte  gemäss  seiner  Zeit  noch  näher  be- 
sliuimen. 

Salzburg,  am  3.  September  1878. 


Mykologisches. 

Von  Schulzer  von  Müggenburg. 

XUI. 

Wie  beim  Sphäriaceen-Heere  ist  es  auch  bei  l.leinen  Peziza- 
Arlen  nicht  immer  fhnnlich,  nach  der  bloss  auf  morphologische  Kenn- 
zeichen begründeten  Diagnose  früherer  Autoren,  Funde  mit  voller  Be- 
ruhigung anzusprechen.  Einen  recht  schlagenden  Beweis  dafür  liefern 
folgende  zwei  heuer  beinahe  zu  tjleicher  Zeit  und  in  demselben 
Walde  angetroffenen  Formen: 

1.  Peziza  leucosfigma  Fr.  Mille  August  im  Wald(>  Vidor  bei 
Vinkovce  gruppenweise  am  Holze  eines  sehr  alten  Eichenstockes 
gefunden. 


320 

Zart  waclisarfig-fleischig-,  dünn,  bei  feuchtem  Welter  etwas 
diaplian,  stiellos,  anfangs  kuglig,  dann  geiifTnet,  mit  oft  unregel- 
mässigem, aber  stets  erhabenem  Rande,  in  diesem  Zustande  nur 
0*23 — 0*45  Miilim.  breit,  weissgrau,  die  Scheibe  kaum  bemerkbar 
dunkler. 

Die  Fruktifikation  besteht  aus  dünn-  und  langgestielten,  im 
oberen  Theile  spindel-keulenf()rmigen  Schhiuclien,  wie  bei  Diatrype 
und  Konsorten,  und  aus  fadenförmigen  Parapliysen. 

In  der  untersuchten  Gruppe  besass  jedes  Individuum  verhält- 
nissmassig wenige  sporenerzeugende  Schläuche;  beim  grosseren  Theile 
schloss  sich  der  erweiterte  obere  Theil  gegen  den  Stiel  mittelst  einer 
Scheidewand  ab  und  vegetirte  als  Conidie. 

Die  Schläuche  führen  8  fast  stafFelförmig  gelagerte,  hyaline, 
cylindrische  Sporen  von  0005  Mm.  Länge.  —  Die  Conidien  sind 
snindel-keulenförmig,  0024 — 0-026  Mm.  lang,  im  oberen  Theile  circa 
0-006  Mm.  dick,  plasmaführend  und  bekommen  1  —  5  dicke  hyaline 
Septa. 

Bei  sonstiger  Uebereinstimmung  mit  der  Fries'schen  Diagnose 
glaube  ich  das  Pilzchen  richtig  angesprochen  zu  haben,  wenn  es 
auch  nicht  „planiusculum"  ist,  was  wahrscheinlich  Lokalität,  Witte- 
rung und  Jalireszeit  bedingen.  Dr.  Fries  stellte  es  später  zu  seiner 
Gattung  Orbilia^  wo  keine  Schläuche  nachweisbar,  sondern  die  Spo- 
ren rosen kranzförmig  aneinander  gereiht  sein  sollen.  Bei  unserem 
Schwämmchen  ist  letzteres  nicht  der  Fall,  und  die  Schläuche  sind 
sehr  deutlich  wahrzunehmen,  was  mit  Karsten's  Befund  an  der  neuen 
Gattung  Orbilia  bestens  stimmt,  bei  welcher  er  cylindrisch-keulen- 
fiirmige  oder  keulenförmige  Schläuche  mit  meistens  geballten,  fast 
sphäroidischen,  oblongen  oder  fadenförmigen  Sporen  fand. 

2.  Peziza  heterosperma  Schlzr.  In  demselben  Walde  Ende 
August  auf  einem  modernden  Eschenspane  angetroffen  und  zwar 
ebenfalls  gruppenweise. 

Sämmtliche  Individuen  sassen  knapp  umgeben  von  den  Fäden 
des  Helmlnthosporium  gonyotrichum  Cda.  auf  dem  dessen  Basis  bil- 
denden braunschwarzen,  zellif^en  Holzüberzuge.  Ein  anderes  Mycelium 
nachzuweisen  gelang  mir  nicht,  ebenso  wenig  ein  Pez«za-Individuum 
ohne  dessen  Begleiter,  das  Helminfhosporium,  herauszuheben. 

Die  durcligehends  weisse,  stiellose  Peziza  ist  anfänglich  kuglig, 
beim  Oeffnen  schalenförmig  mit  erhabenem  ganzem  Rande,  fast  immer 
regelmässig,  0  157 — 03  Mm.  breit. 

Der  weiche  Pilzköi'per,  Receptaculum,  besteht  aus  dicht  anein- 
ander liegenden,  aufwärts  strebenden  zarten  Hyphen,  die  nicht  zu 
Zellen  verflochten  und  verwachsen  sind,  wie  bei  der  ersten  Art;  die 
Fruchtscheibe  aus  achtspoVigen,  keulenförmigen  Schläuchen  mit  sehr 
wenigen  Parapliysen,  von  denen  einige  sich  an  der  Spitze  beinahe 
kuglig  verdicken. 

Die  Sporen  liegen  im  Schlauche  fast  zweireihig,  sind  hyalin, 
scheinen  no('h  bei  ziemlich  starker  Vergrösserung  etwas  gekrümml- 
stabförmig,    001 7  Mm.   lang  und  0-0025  Mm.   dick   zu  sein.    In  der 


321 

Tliat  aber  ist  nur  der  obere  Tlieil,  etwa  ein  Dritltlieil  des  Ganzen, 
die  eigentliche,  oblong-ovale,  dreimal  seplirte  Spore,  der  untere,  ein 
wenig  dünnere,  cylindrisclie  und  ebenfalls  seplirle  Theil  ein  An- 
iuingsel,  was  sich  auch  mitunter  von  der  Spore  trennt  und  einiger- 
niassen  an  Sordaria  coprophila  erinnert,  indessen  aber  nicht  gallert- 
artig ist. 

Weder  mit  der  Lupe,  noch  selbst  bei  stärkerer  VergrOsserung 
sieht  man  der  oben  beschriebenen  Peziza  gegenüber  eine  wesent- 
liche Verschiedenheit,  denn  die  konstanter  regelmassige  Form  und 
die  etwas  grössere  Weichheit  der  Substanz  können  wohl  kaum  dafür 
gelten,  und  doch  welcher  Unterschied  in  der  Fruktifikation ! 

Bei  dem  Umstände,  dass  ich  kein  Individuum  dieses  Pilzes  sah, 
welches  nicht  auf  der  Unterlage  vom  Hetminthosporium  gesessen 
wäre,  dicht  umgeben  von  dessen  Fasern,  so  kann  ich  mich  der  Ver- 
muthung  nicht  entschlagen,  dass  beide  Pilze  Beziehung  zu  einander 
haben. 

Da  die  einfachen,  knorrigen,  seplirten,  dunklen,  einem  sehr 
dünnen,  zelligen  Ueberzuge  des  Holzes  entspringenden  Fäden  des 
Helminthosporium  kaum  016  Mm.  hoch  sind,  so  stellt  sicii  ihre  Ge- 
sammtheit  dem  unbewaffneten  Auge   bloss  als  schwarze  Flecke  dar. 

Die  gleichfarbigen,  an  beiden  Spitzen  durchscheinenden  Sporen 
sind  dick-spindelförmig  (elliptisch),  in  der  Mitte  001— 0-012  Mm. 
dick,  0032—0034  Mm.  lang  und  bis  7mal  überquer  septirt. 


Notiz 

über 

Rhizophytthitn  Ißicksonü  Wriglit. 

Von   F.   H  a  u  c  k. 

E.  P.  Wriglit  veröffentlichte  in  den  Trans.  R.  Irisli  Acad.  Vol. 
XXVI,  p.  369,  Taf.  VI  diese  neue  Chytridiacee,  welche  er  während 
des  Winters  1876  und  1877  in  der  Nähe  von  Dublin  in  grosser 
Menge  auf  Eclocarpus  gratiulosus  und  E.  crinitus  antraf.  Es  dürfte 
von  Interesse  sein,  dass  dieses  Rhizuphydlum  auch  in  der  Adria  und 
sogar  sehr  häufig  vorkommt  und  von  mir  mehrere  Jahre  hindurch  in 
den  Monalen  Februar  bis  Mai  auf  Ectocarpus  confervoides,  crinitus 
und  pusillus  beobachtet  wurde,  jedoch  bis  jetzt  nur  an  Lokalilälen 
mii  verunreinigtem  Meerwasser,  wie  z.  B.  im  Hafen  von  Triest  bei 
der  Militär-Schwimmschule. 


322 

Ein  kurzer  Ausflug  auf  den  Jeschken  und  Mileschauer 
in  Nordböhmen. 

Von  Professor  Josef  Dedecek. 

Um  die  Ueherzeugung  zu  g-owinnen,  in  wiefern  die  Moosflora 
der  Tiiriuuier  Umgebung,  die  ich  in  der  Oest.  bot.  Zeilscliritt  vom 
J.  1877  kurz  geschildert  Iiatte,  mit  der  des  Wetterpropheten  jener 
Gegend,  niimlich  des  Jeschken  (Jested  oder  „Jester")  übereinstimmt, 
unternahm  ich  nach  jenem  Bergrücken  einen  zweitägigen  Ausflug 
via  Tuinau  über  Liebenau. 

Neben  dem  schon  angezeigten  hatte  ich  dabei  noch  einen  dop- 
pelten Zweck:  Für's  Erste  wollte  ich  durch  eigene  Beobachtung 
sicherstellen,  wie  viele  etwa,  und  welche  der  von  dieser  Lokalitat, 
hauptsa(  iiiich  vom  Reichenberger  Siegmund,  dann  von  M.  Opiz  und 
Corda  ne!}st  Anderen  angegebenen  selteneren  Kryptogamen  daselbst 
aurzufinden  waren,  und  zweitens,  —  inwieweit  der  Jeschken  mit  dem 
durch  die  Reiclienberg-Zwickauer  Mulde  getrennten  Isergebirge,  dessen 
bryologische  Reiclithiuner  ich  aus  dem  mir  durcli  die  Güte  des  Herrn 
Gust.  Limpricht  übersendeten  Separatabdrucke*)  in  Summa  erkannt 
hatte,  übereinstimmt. 

Den  Weg  von  Liebenau  am  südlichen  Abhang  des  Jeschken- 
gebirges  bis  zu  dessen  Gipfel  befolgend,  durchreiset  der  Botaniker 
zweierlei  Formationen:  die  Sciiichten  der  Kreideformation  und  die 
des  Urgebirges.  Erstere  ist  daselbst  durch  die  Sandsteine  der  Kory- 
caner  und  Iser-Schiclilen,  letzteres  dnrch  die  Urschiefer,  durch  kry- 
stalünischen  Calcit  und  Ouafzit  vertreten.  Nach  diesen  zweierlei  geo- 
gnostischen  Charakteren  geschlossen,  muss  der  Botaniker  auch  auf 
merkliche  Unterschiede  in  der  Lokalflora  gefasst  sein,  und  es  wird 
sich  seine  Hoffnung  in  mehreren  Fallen  vielleicht  auch  bestätigen,  wenn 
er  beiderlei  Formationen,  so  wie  es  da  der  Fall  ist,  in  versciiiedener 
vertikaler  Ausbreitung  zu  durchklettern  Gelegenheit  gehabt  hatte. 
Denn,  trotzdem  dass  die  Urgel)irgsgesteine  den  höchsten  Gipfel  des 
Jeschken  einnehmen,  bin  ich  fest  überzeugt,  dass  dieselben  Quarzite 
in  der  gleichen  vertikalen  Lage  wie  die  Sandsteine  am  Süd-Ost-Ab- 
hang wohl  mit  wenigen  Ausnahmen  dieselbe  Moosvegetation  beher- 
bergen werden.  Es  ist  da  —  und  anderwärts  wohl  auch  grössten- 
theils  —  der  Fall,  dass  es  nicht  hauptsächlich  die  anorganische 
Unterlage,  sondern  die  vertikale  Erliebung  —  ca.  1018  M.  über  dem 
Meeresspiegel  —  und  dieselbe  beeinflussende  Nachbarschaft  des  Iser- 
oder  Riesengebirges  bewirkt,  wenn  man  am  Gipfel  des  Jeschken 
einige  Pflanzenarten  vorfindet,  die  zugleich  seinem  hidier  gelegenen 
Nachbarn  eigen  sind,  die  aber  den  südlicheren,  niederen  Erhebungen 
erfahrungsgemäss  fehlen. 


*)    Ergebnisse   einiger  botanischer  Wanderungen  durch's  Isergebii'ge  1870 
von  G.  Limpricht. 


323 

In  Ermanglung  eigener  Beobachtung  des  nördlichen  Abhanges 
lege  ich  im  Folgenden  nur  die  am  Südabliang  und  Gipfel  erzielten 
Resullate  in  einem  kurzen  Resume  nieder. 

a)  Botanische  Ausbeute  am  Jesclikengebirge. 

Gleich  hinter  Liebenau,  gegen  das  sich  der  Jeschken  mit  meist 
wenig  bewaldeten  Abhängen  wendet,  findet  man  an  Stoppelleldern  An- 
fhoceros  piinctatus  mit  stellenweise  massenhafter  Riccia  giauca.  Diese 
beiden  Lebermoose  steigen  ziemlich  hoch  am  Berge  hinauf,  so  dass 
sie  noch  oberhalb  Svetlä,  also  höher  als  der  wohlbekannte  Bösig,  an 
Feldern  angetroffen  wurden.  Als  auffallende  Eigenthümlichkeit  des 
genannten  Anthoceros,  der  ich  bei  dessen  Sammeln  gewahr  ge- 
worden, ist  die  schleimige  Schnittfläche,  die  man  beim  Abschneiden 
seiner  Rosetten  bekommt.  Trotzdem,  dass  dieses  Moos  noch  nicht 
von  vielen  Lokalitäten  bei  uns  bekannt  ist,  scheint  es  —  nach  dem 
massenhaften  Auftreten  desselben  bei  Turnau  (in  und  an  Feld-Fahr- 
wegen sowie  an  Feldern  gegen  den  Stadtwald)  geschlossen  —  nicht 
gar  selten  zu  sein. 

An  den  feuchten  Wiesen  des  Abhanges  kann  man  sicher  auf 
verschiedene  Hypmtm- Avlen  rechnen.  Von  diesen  kommt  da  reichlich 
das  H.  commutatum  vor,  gewöiinlicb  an  unteren  Stengelpartien  mit 
einer  Calcitkruste  überzogen.  Dieselbe  Eigenschaft  theilt  mit  ihm  das 
hiiufige  obzwar  mehr  tiiefendes  Wasser  vorziehende  H.  filicinum. 
Vereinzelt  wachst  —  auch  in  eigenen  Rasen  —  das  H.  stellatum 
unter  in  grösseren  Komplexen  auftretenden  Hylocomien  (squarrosum, 
Iriquetrnm)  und  Hypnen,  wie  H.  pururn^  cuspidafum,  Schreberi  und 
pratense.  Einzelne  Wiesenplätze  beherbergen  die  Gymnocybe  palu- 
stris Fries  (oime  Pseudopodien  gefunden),  das  Camptothecium  nüens, 
Hypitmn  uncinatuw,  Fissidens  adiantoides  und  im  Quellwasser  das 
Eurhynchium  rusciforme  var.  complanatum,  eine  fruchtende  Philo- 
nolis  calcarea  mit  Ph.  fonlcma  und  stellenweise  Fontinalis  anti- 
pyretica. 

Neben  Marchantia  polymorpha  mit  bräunlichen  Mittelstreifen, 
die  man  als  var.  /'ontana  auszugeben  pflegt,  hat  man  Gelegenheit, 
auch  Fegatella  comca  am  Siidabhang  aber  seltener  zu  sammeln,  und 
zwar  mit  bräunlichen  Randflecken,  als  Ueberresten  voijähriger  An- 
theridien  mit  an  demselben  Laube  auftretenden  diessjährigen  Arche- 
goniumkegeln.  Gewöhnlicher  als  beide  ist  da  die  Pellia,  aber  derzeit 
ülterall  ohne  Sporangieniiberresle,  so  dass  man,  nach  d(Mn  Involucrum 
und  der  Vertheilung  der  Geschlechter  zu  urtheilen,  auf  das  Vor- 
kommen zweier  Arten  mit  Sicherheit  scliliessen  kann,  nändich  der 
nur  bei  Svetlä  gefundenen  einhäusigen  Pellia  epiphylla  und  der  häu- 
figeren (zweihäusigen)  Pellia  calycina. 

An  abgetretenen  Weideplätzen  erscheinen  grüngelbe  Rosetten 
der  Fossomhronia  cristata  Lindbg.,  aber  ohne  Früchte,  und  in  einer 
Brunnen-Nische  Fissidens  taxifolius.  —  Die  Feldbäume  des  Abhanges 
entbehren  lächl  der  üblichen  Begleiter,  wie  des  Leucodon  sciuroides, 
Brachythecium    veiutinum,    Radula   complanata,    Frullania  dilalala, 


324 

theilweise  auch  Grimmia  aporarpa^  Orthotrichum  diaphanum  mul 
von  Flechten  eine  massenhafte  Enernia  prunastri  in  Gesellschaft  von 
Phi/scia  ciliaris,  Enernia  fraxinea  uiifl  der  im  Walde  häufigeren  E. 
f'nrfuracea. 

Auch  die  Sphagna  liahen  da  ihre  Vertreter  in  dem  Sphagnnm 
acutifolium,  cymhifolium  und  Girgensohnii.  Von  Sph.  cymbifolium 
brachte  ich  zwei  verschiedene  Proben  nach  Hause.  Die  gewöhnliche 
Form  mit  kurzen  Ast  blättern  und  bräunlichem  Stengel  und  eine  deut- 
lich verschiedene  Spielart  mit  länger  gespitzten  sparrigen  Blättern 
und  grünem  Stengel  (obwohl  es  kein  Sph.  squarrosum  ist).  In  ihrer 
Nähe  am  Sandsteinbeete  einer  Waldquelle  nächst  Bohdanow  ist  auch 
Scapania  nemorosa  häufig. 

Betreten  wir  den  waldigen  Abhang;  hinler  Svetlä  haben  wir 
unsere  Aufmerksamkeit  zwischen  die  Baumrinde,  den  Ueberzug  der 
Felsblocke  und  die  mannigfache  Moosdecke  des  Humusbodens  zu  thei- 
len,  wo  sich  uns  unter  Moosen  auch  auffallende  Filze,  selbst  Boletus 
edulis  in  bedeutender  Höhe,  dann  Boletus  luteus,  scaber,  cya- 
nescens,  Cantharellus  cybarius,  Russula- Arten,  Daedalea  quercina, 
Hydnum  imbricatum  und  repandum,  Spumaria  mucilago,  Aethalium 
flavum,  Clavaria  crocea,  Lycoperdon  gemmatum,  Ammamta-Arien, 
Pistillaria  und  der  zahlreiche  Röthling  in  verschiedener  Auswahl 
darbieten.  —  Auch  den  Waldplälzen  fehlt  nicht  Hypnum  squarrosum, 
H.  Schreberi  und  purum  mit  der  hiiufigen  var.  ßliforme  des  H.  cu- 
pressiforme.  Es  tritt  aber  daselbst  unter  ihnen,  meist  Blöcke  be- 
deckend, das  Hypnum  unrinatum  var.  plumulosum  auf,  eine  Art,  der 
ich  bei  uns  noch  nirgends,  au(;h  nicht  bei  Turnau,  begegnet  bin. 
Da  es  von  H.  uncinatum  heisst,  dass  es  in  höheren  Lagen  das  H. 
cupressiforme  verdrängt,  würde  der  Jeschkenberg  als  eine  der  süd- 
lichsten Lokalituten  dieser  Ait  in  Nordböhmen  zu  betrachten  sein.  — 
Hylocomium  splendens  und  stellenweise  H.  triquetrum  überziehen  da 
ganze  Waldpartien  fast  ausschliesslich.  Nur  am  Südfusse,  wo  der 
Sandstein  vorherrscht,  werden  beide  in  Gesellschaft  des  Eurhyn- 
chium  striatum  und  Isothecium  myurum,  —  sonst  aber  mit  Poly- 
trichum  commune,  dem  selteneren  P.  formosum,  pUiferum,  junipe- 
rinum,  dann  mit  Leucobryum  vulgare,  Dicranum  scoparium  (var. 
orthophyllum  und  curvulum"),  Thuidium  tamariscinum  und  Lophocolea 
bidentata  angetroffen. 

Ein  häufiger  Gesellschafter  der  letzteren  am  Südabhang  ist  Pti~ 
lidium  ciliare  in  bedeutenden  grüngelben  Polstern,  dann  die  oben 
erwähnten  Sphagna,  die  grossblättrige  und  laiigstengelige  Plagiochila 
asplenioides,  die  fast  gemeine  Jungermannia  barbata  und  das  auch 
am  Sandboden  des  Fusses  vorivommende  Masfygobryum  trilobatum. 
Auch  Trichocolea  tomentella,  die  bei  uns  nicht  zu  gemeinen,  ja  auch 
nicht  zu  häufigen  Moosen  gerechnet  werden  kann,  —  ich  habe  sie 
erst  an  drei  böhmischen  Standorten  angetroffen  —  bildet  lockere 
Ueberzüge  an  feuchteren  Erlenbrüchen  am  Südabhang,  wo  ihr  auch 
die  bei  uns  ebenfalls  nur  von  wenigen  Plätzen  bekannte  Aneura 
pinguis  Gesellschaft  leistet. 


325 

An  Baumstämmen  der  tieferen  wie  höchsten  Lagen,  wie  aiiclt 
in  Felsnischen  fehlt  nicht  das  oft  fruchtende  Plagiothecium  silvaticum 
und  Brarhythecium  velutinum  mit  herdenweise  auftretender  Webera 
mitans,  Jungermannia  trichophylla,  Lepidozia  reptans.  Radula  com- 
pfanata,  Lencodon  sciuroides  und  nur  hie  und  da  Lopkocolea  minor 
mit  zahleichen  Keimzellen  berandet  (als  var.  erosa  ausgegeben). 

Ganz  abweichend  von  der  Flora  des  Mittel-  und  oberen  Tlieiles 
des  Jeschken  ist  die  Moosflora  der  Sandsteinblöcke  am  südliclislen 
Fusse,  sowie  auch  die  Flora  des  angrenzenden  Humusbodens.  Unten 
am  Berge,  wo  die  Getreideformation  überhand  nimmt,  begegnet  man 
die  Mehrzahl  der  Formen,  die  man  auch  underswo,  z.  ß.  beim  Stern 
nächst  Prag,  Turnau  etc.  sicher  wieder  antreffen  würde.  Es  gehören 
hierher  besonders  einige  Jungermanniaceen,  wie  Jung,  albicans  L., 
die  oft  in  ganzen  Polstern  Felsblöcke  überzieht  (mit  Perianthien  ge- 
sammelt). Ihre  Blätter  sind  grün  und  kürzer  als  bei  der  von  Turnau. 
—  Jung,  exsecta  Schmid,  theils  in  eigenen  Raschen,  theils  zerstreut 
an  Stein,  Humus  und  Holz  und  mit  reichlichen  braunen  Keimzellen- 
haufen an  den  Spitzen  der  Blattlappen.  Mit  beiden  wechseln  hier 
sehr  oft  die  Jung,  trichophylla  und  weniger  häufig  die  Lepidozia 
reptans  oder  mancherorts  an  Blöcken  die  Calypogeia  Trichomanes, 
die  unter  dem  Försterhause  nächst  Svetlä  durch  zahlreiche,  verdünnte, 
an  der  Spitze  Keimkörnerkügelchen  tragende  Aeste  einen  sehr  eigen- 
thümlichen  Anblick  gewährte.  Nicht  gar  häufig  und  mehr  unter  an- 
deren Moosen  zerstreut  kommt  da  Jungerm.  bicuspidata  L.  vor;  an 
faulenden  Baumstrünken  wucherte  die  Lophocolea  heterophylla  und 
eine  Lophocolea,  die  nach  der  Form  der  Blaltlappen  und  Neben- 
blülter,  sowie  nach  der  Zellfärbung  als  L.  cuspidata  Limpricht  be- 
stimmt worden  ist.  —  Auch  Isothecium  myurum,  Eurhynchium  stria- 
tum   und    Mastygobrymn  trilobalum    leisten  den  vorigen  Gesellschaft. 

Zu  J.  exsecta  S<  hmid  und  J.  bicuspidata  L.,  als  von  Jeschken 
speziell  gesammelt,  muss  ich  noch  eine  kurze  Bemerkung  folgen  lassen. 
Schon  der  um  die  heimatliche  Flora  in  allen  Richtungen  wohlver- 
diente Max  Opiz  sammelte  die  J.  exsecta  daselbst,  versendete  die- 
selbe aber  (weil  er  sie  wohl  nur  mit  Loupe  flüchtig  angesehen)  als 
y^Scapania  rosacea^,  ein  anderesmal  wieder  (Exemplare  von  Stern 
bei  Prag)  als  y, Jungermannia  saxicola.^  —  Aehnlich  verhält  es  sich 
mit  der  Jungerm.  bicuspidata  L.  Dieselbe  kommt  i)ei  uns  in  einer 
eigenthümliclien  Form  vor,  nämlich  mit  zum  Stengel  eingebogenen 
oder  zusammenneigenden  Blattlappen,  also  eine  Form,  die  als  Jung, 
bicuspidata  var.  conferta  Nees  v.  Es.  angeführt  wird,  und  gebirgige 
Gegenden  bewohnen  soll.  Diese  Abart  findet  man  das  einemal  von 
M.  Opiz  als  y^Jung.  connivens'^,  das  anderemal  (die  von  Wondriicek 
bei  Stern  gesammelte,  sowie  die  von  Bernert?  am  Jeschken  gesam- 
melte) als  ^Jungerm.  curcifolia^  vor.  Auch  Sw.  PresI  hat  in  seinen 
„Oitrazy"  die  Abbildung  der  J.  curvifolia  theilweise  der  J.  bicuspi- 
data entlehnt,  indem  die  Fig.  1462  a,  Tab.  XXII  ganz  der  J.  bicu- 
spidata v.  conferta  entspricht  und  nur  das  sub  Fig.  1462  6  aufge- 
zeichnete Blatt  der  J.  curvifolia  angehört. 


326 

Betreten  wir  die  eigentliche  Jeschkenkiippe,  die  1018  M.  über 
die  Meeresfläche  sich  erhebt  und  über  den  bis  Liebenau  sich  hin- 
ziehenden Rüciien  von  allen  Seiten  ziemlich  steil  aufsteigt,  um  oben 
ein  kleines  Plateau  zu  bilden,  so  bietet  sich  uns  Gelegenheit  dar, 
einige  neue  Florenkinder  einzulösen.  Die  Ursache  hierzu  liegt  eben  in 
der  Lage  des  ganzen  Bergrückens.  Seine  höchsten  Punkte,  und  dazu 
gehört  der  eigentliche  Jeschken,  dominiren  die  ganze  Umgebung  bis 
zum  Iser-  und  Riesengebirge  einerseits  und  zum  entlernten  Böhmer- 
walde andererseits  freie  Aussicht  gewährend.  Und  eben  der  Nachbar- 
schaft der  Sudeten  muss  es  wohl  zugeschrieben  werden,  dass  der  Boia- 
niker  wohl  befriedigt  vom  Jeschken  scheiden  kann;  denn  der  Gipfel  des 
Berges  ernährt  neben  Aielen  bereits  erwähnten  Pflanzenformen  speziell 
auch  einige  Arten,  die  er  nur  seiner  vertikalen  Lage  und  der  Nach- 
barschaft der  Sudeten  zu  verdanken  hat. 

Das  Plateau  wird  von  Quarzitblöcken  ringsumgeschlossen  und 
vom  OuarzgeröUe  umschüttet,  unter  dem  das  Vdccinium  Vitis  idaea 
und  MyrtiUus  (dessen  Endsprossen  überall  wohl  von  einer  Fliegenlarve 
zusammengewunden  waren,  wenn  man  nach  der  enormen  Menge  sehr 
zudringlicher  Fliegen  schliesscn  darf)  massenhaft  gedeiht.  Oben  findet 
man  von  Piianerogamen  nur  Sambucus  niger,  so  vereinzelt  wie  Sor- 
bus  aucuparia,  Ruhus  Idaens,  Salix  cinerea  (nach  flüchtiger  Beur- 
theilung),  Vaccinium  Vitis  idaea  und  MyrtiUus^  zu  denen  sich  noch 
wenige  Formen,  insbesondere  Solidago  virgaurea  und  Matricaria 
Chamomilla  discoidea  (diese  am  Hofe  der  Baude)  spärlich  gesellen. 
Letzlere  Abart  wurde  meines  Wissens  bei  uns  sonst  noch  nicht  an- 
getroffen, sie  ward  auch  da  nur  in  wenigen  Exem[)laren  gesehen, 
von  denen  eines  mitgenommen  wurde. 

Mehr  interessant  als  an  Phanerogamen  ist  der  Jeschken-Gipfel 
an  besonderen  .  . .  ausgewählten,  ja  theilweise  ihm  bei  uns  sogar 
eigenen  Kryptogamen,  obwohl  er  mit  den  Abhängen  mehrere  Arten 
gemeinschafilich  hat.  Unter  den  letzteren  sind  zu  erwähnen:  das  an 
der  Nordseite  häufige  Ptilidium  ciliare  in  bräunlichen  Exemplaren  im 
Gegensatze  zu  den  am  Al)hang  gesammelten  gelbgrünen  Raschen; 
ferner  Jungermannia  exsecta,  albicans  (cum  perianlliiis),  J.  harbata^ 
Radula  complanata,  Dicranmn  scoparium  und  zwei  Formen  davon, 
die  ich  (da  ich  sie  nicht  fruchtend  gesehen)  als  D.  ßagellare  und 
longifolium  bestimmt  hatte.  Merkwürdigerweise  wurde  an  einem  Fel- 
senvorsprung in  Gesellschaft  anderer  Moose  auch  Sphagnum  rigidum 
erhascht  und  von  Gefässkrypiogamen  ein  vereinzeltes  Lycopodium 
Selago. 

Unter  den  ersteren,  selteneren  oder  theilweise  nur  dem  Jeschken 
eigenen  Kryptogamen  verdienen  folgende  einer  würdigen  Erwähnung : 

aj  Eichenes:  Gyrophora  polyphy IIa  Ach.  Diese  einem  Endocar- 
pon  sehr  ähnliche  Flechte,  die  nach  Rabenhorst  die  sächsische  Schweiz 
als  sehr  gemein  bewohnt,  bedeckt  einzelne  Quarzblöcke  der  Ostseite 
nächst  der  meteorologischen  Station  und  kann  an  einigen  Stellen  in 
mehr  Exemplaren  gesammelt  werden.  —  Parmelia  encausfa  Ach.; 
einer   P.  stellaris  ähnlich,    schon   von  Rabenhorst  vom  Jeschken  an- 


327 

gegeben,  wurde  auf  der  Ostseite  in  ausgewählten,  meist  fruchtenden 
Exemplaren  auch  in  Gesellschaft  der  Gyrophora  gesammelt,  —  Par- 
melia  stygia  Ach.;  schon  von  Mann  unter  böhmischen  Lichenen  an- 
geführt und  besonders  die  Sudeten  und  das  Erzgebirge  bewohnend, 
bildet  da  breite,  aufgelockerte,  glanzende  Krusten,  denen  man  am 
Ostabhang  aucli  oft  begegnen  kann,  und  wo  man  unter  ihr  oder 
allein  den  Blöcken  angeheftete  Krusten  der  ebenfalls  sudetischen  Par- 
melia  fahlunensis  Ach.  anirifft.  Auch  eine  einzelne,  über  1"5.  Cm. 
breite  Rosette  der  Cetraria  pinastri  Sommerf.  wurde  am  Gipfel  ge- 
sammelt, jedoch  unter  seltenen  Verhaltnissen:  sonst  Baumrinden  der 
Kiefern  und  ähnlicher  Waldstämme  bewohnend,  ward  sie  am  Jeschken 
selbst  an  einem  Ouarzfelsen  nördlich  von  der  Baude  jenem  fest  ange- 
heftet angetroffen! 

Cetraria  odontella  Ach.,  auch  eine  Seltenheit,  ist  am  Plateau 
unter  Cetraria  islandica  zerstreut.  Ebenso  auch  die  C.  glaiica  Ach. 
am  Nordabliang.  —  Das  wären  die  Seltenheiten  der  Flechtengruppe, 
mit  denen  daselbst  auch  Cladonia  belUdißora  Hoffm.,  Cl.  cornucu- 
poides  Hoffm  ,  Bryopogon  jnhatwn  Link  var.  hicolor,  Parmelia  saxa- 
tilis,  panniformis  und  Peltigera  aphthosa  theils  einzeln,  theils  in 
grösserer  Menge  entweder  Erde   oder  Blöcke  hewohnen. 

6)  Die  Moose,  Lebermoose  speziell,  sind  am  Gipfel  zwar  durch 
wenige,  aber  dem  gebirgigen  Charakter  Jeschkens  ein  vortreffliches 
Zeugniss  abgebende  Formen  vertreten,  ein  Zeugniss,  das  von  den 
Laubmoosen  nur  durch  Hylocominm  loretim,  welches  an  der  Nord- 
scite  in  einigen  Stückchen  gefunden  wurde,  geliefert  werden  kann. 
Von  den  ersteren  sind  hauptsachlich  drei  Arten:  Jungermannia  or- 
cadensis,  J.  quinquedentata  und  J.  attenuata  zu  erwähnen.  Es  ist 
mir  nicht  bekannt,  ob  die  eine  oder  andere  von  ihnen  von  Jeschken 
bisher  bekannt  ist,  obwohl  es  nicht  unmöglich  sein  könnte,  dass  die 
Jungerm.  orcadensis  Herrn  C(»rda  von  diesem  Berge  nicht  unbekannt 
geworden  ist,  erstens,  weil  er  daselbst  gesammelt,  und  weil  ferner 
Nees  V.  Esenbeck  die  J.  orcadensis  von  einem  2750  Fuss  über  dem 
Meere  gelegenen  Standorte  bei  Reichenberg  als  von  Corda  gesam- 
melt in  seinen  Musci  hepatici  zitirt.  Der  spezielle  Standort,  —  ob 
vielleicht  der  von  Jeschken  nordwestlich  liegende  Schwarzwald  unter 
obiger  Angabe  gemeint  werden  soll,  —  ist  aber  unbekannt. 

Die  Corda'sche  J.  orcadensis  soll  nach  Nees  die  J.  orcadensis 
var.  attenuata  sein,  eine  Form  mit  bis  Y*"  langem  Stengel,  der  ein- 
fach oder  gabelig  gethcilt,  sehr  steif,  gleich  dick  und,  mit  Blättern 
betrachtet,  grobfadenformig  erscheint.  Die  Blätter  —  nach  Nees  weiter 
geschildert  —  sind  dicht  zweizcnlig  quei-  angeheftet,  rund,  am  Dor- 
sal- und  Ventralrande  zurückgeschlagen,  am  Ende  meist  ungleich 
ausgefressen,  um  die  Ränder  oft  weiss,  parenchymlos;  die  unteren 
sind  braun,  die  oberen  schön  braunroth,  stumpf  ausgerandet,  und  die 
letzten  tragen  rothbraune  Keimkörnerhaufen.  —  Die  J.  orcadensis, 
die  ich  an  der  Nordseite  des  Gipfels  unter  anderen  Moosen  ange- 
troffen, ist  meist  an  der  Spitze  dreiästig,  grossblälterig  und  klein- 
zellig, mit  an  den  Blattern  länger  gespitzten  Lappen.  Unter  derselben 


328 

nun,  sowie  am  Fusse  und  in  den  schattigen  Spalten  der  Ouarzlclsen 
kominl  aber  zahlreicher  die  Jungerm.  attenuata  Lindbg.  (J.  barbata 
var.  attenuata  Nees)  vor,  und  zwar  mit  Merkmalen  begabt,  von 
denen  viele  mit  der  obigen  Nees'schen  Schilderung  übereinstimmen, 
so  dass  in  mir  Zweifel  sich  aufdrängen,  dass  von  Corda  eine  Ver- 
wechslung der  Jung,  attenuata  des  Jeschken  mit  J.  orcadensis  zu 
Gunsten  der  letzteren  stattgefunden  hat,  wofür  erstens  das  zahlrei- 
chere Auftreten  der  /.  attenuata  am  Jeschken  und  ferner  sehr  viele 
Merkmale,  die  Nees  v.  Esenbeck  an  den  Fund  Corda's  (von  einem 
2750  Fuss  hohen  Berge  bei  Reichenberg)  angeknüpft  hatte,  wie  z.  B. 
der  steife,  gleich  dicke,  mit  Blattern  betrachtet,  grobfadenformige 
Stengel,  die  dicht  zweizeiligen  Blätter,  deren  Farbe  am  unteren  und 
oberen  Stengeltheile,  ihre  Ausrandung  und  zuletzt  die  rothbraunen 
Keimkörnerhaufen  genügendes  Zeugniss  abgeben.  —  Die  Jungerm. 
attenuata  Lindbg.  wird  von  Nees  von  mehreren  Stellen  des  Riesen- 
gebirges angegeben  und  durch  Martius  aus  dem  Böhmerwalde  be- 
kannt, wird  aber  von  H.  Limpricht  vom  Isergebirge  speziell  nicht 
angegeben.  Von  meinen  Exemplaren  ist  noch  zu  erwähnen,  dass  sie 
mit  langen,  aufrechten  Sch()ss]ingen  gesammelt  wurden. 

Zuletzt  ward  daselbst  Jungerm.  quinquedentata  Web.  gefunden. 
Sie  kommt  auch  auf  der  Nordseiie  des  Gipfels  rechts  vom  Monument 
vor,  aber  meiir  zerstreut  unter  anderen  Moosen.  Auch  über  dieselbe 
fehlen  Angaben  von  Böhmen  mit  Ausnahme  der  Nees'schen  Citate, 
welcher  dieselbe  bei  Heindorf  selbst  gesammelt.  Auch  H.  Limpricht 
hat  sie  in  den  Urwäldern  und  auf  den  höchsten  Erhebungen  des 
Isergebirges  gefunden.  —  Es  soll  dieselbe  auch  Corda  bei  Reichen- 
berg gesammelt  haben. 

Das  von  Nees  zitirte  Mastigobrium  deflexum,  welches  Corda 
am  Jeschken  gesammelt  haben,  und  das  in  diesem  Theile  Böhmens, 
so  bei  Rabenstein,  Heindorf  und  Schluckenau  wachsen  soll,  neulich 
auch  von  Herrn  Limpiicht  im  Isergebirge  auf  den  höchsten  Erhe- 
bungen iingetrofFen  wurde,  —  habe  ich  nicht  eruiren  können.  Dafür 
tritt  da  Mastigobr.  trüobatum  in  verschieden  grossblätlrigen  und  an 
den  Blattspitzen  mannigfaltig  gelappten  oder  wieder  gezähnten  For- 
men auf,  die  leicht  zum  unrechten  Bestimmen  Veranlassung  geben 
können. 

Die  gemachten  Beobachtungen  konstatiren  also  hinlänglich,  dass 
das  Jeschkengebirge  mit  seinem  höchsten  Gipfel  nicht  nur  für  das- 
selbe eigenthümliche  Flechten  beherbergt,  sondern,  dass  ihm  auch 
Moosformen  nicht  fremd  sind,  die  bei  uns  sonst  nur  auf  höheren 
Grenzgebirgen  überhaupt,  entweder  vereinzelt  oder  im  ausgedehnten 
Massslabe  vorzukommen  pflegen.  Die  Parmelia  fafilunensis,  stygia, 
encausta,  die  Cetraria  odontella,  pmastri  und  Gyrophora  polyphylla 
reihen  siih  da  ganz  würdig  an  die  Moose:  Hypnum  uncinatum,  Hy- 
locomium  loreum,  Racomitrium  lanuginosum,  Andraea  petrophila 
(von  da  von  früher  bekannt)  und  an  die  raren  Formen  der  Junger- 
mannia  quinquedentata,  orcadensis  und  attenuata  an. 


329 

b)  Ergebnisse  eines  eintägigen  Besuches  des  Mileschauer. 

Dieser  vom  In-  und  Auslande,  sowohl  von«  europiüschen  Kon- 
tint^nte,  wie  vom  transallan tischen  Amerika  viel  besuchte  Phonolit- 
kegel  des  böhmischen  Mittelgebirges,  der  S(;hon  von  Alex.  v.  Hum- 
boldt seiner  prächtigen  Aussicht  wegen  rühmlichst  angeführt  worden, 
mag  wohl  besonders  auf  seiner  Nordwestlehne  so  manchen  selteneren 
Kryptogamenfund  bergen,  der  mir,  der  ich  nur  wenige  Stunden  sei- 
ner Besteigung  widmen  konnte,  entgangen  sein  mochte. 

Höchst  überraschend  ist  am  Mileschauer  selbst  für  einen  ge- 
nügenden Kenner  der  heimatlichen  Pflanzengeographie  die  grosse 
Auswahl  eigenthümlicher  Plianerogamen,  die  sich  der  Reihe  sellener 
Elbeniederung-Pflanzen  theils  würdig  anschliessen,  theils  durcli  ihr 
massenhaftes  Auftreten  daselbst  überraschen  müssen.  Schon  an  der 
Strasse  von  Lowositz  gegen  Welemin  begegnet  man  an  manchen 
Aeckern  der  Euphorbia  falcata  und  der  Nigella,  sowie  dem  Teu- 
crium  Chamaedrys  an  Feldrainen  und  dem  Melampyrum  cristaium 
in  Hecken,  so  vor  Welemin  beim  Gottesacker,  wie  auch  am  Südab- 
hang des  Mileschauer.  In  Welemin  selbst  kommt  vor  dem  Pfarrliause 
die  Atriplex  rosea  und  gegen  Mileschau,  sowie  am  Abhang  des  Mile- 
schauer Dianthus  snperbus  mit  verschiedenfarbigen  Kronen  vor.  Am 
Fusse  dieses  Bergkegels,  sowie  an  seinem  Abhang  und  dem  wald- 
bedeckten nordwiirts  gewendeten  Fahrwege  desselben  begegnet  man 
je  nach  der  erwähnten  Lage  besonders  nachstehenden  Phanerogamen: 
Prunella  grandißora,  Valeriana  officinalis,  Lithospermum  purpureo- 
coeruleum,  Aconitum  variegatum  (Geranimn  dissecfnm  und  Linaria 
minor  an  Feldern  des  Abhanges);  Pimpinella  7>iagna,  Asirantia  major 
(beim  Bache),  Bupleurum  fongifolium,  Athamantha  Libanotis,  Laser- 
pitium  latifolium  und  pruthenicnm^  Saxifraga  caespitosa  und  Scabiosa 
columbaria  gemüna  (diese  letztgenannten  samniilich  nahe  unter  dem 
Gipfel  links  am  Fahrwege).  —  Es  ist  zu  bemerken,  dass  fast  alle  der 
gemannten   Pflanzen   daselbst   bereits  früher  gesammelt    worden  sind. 

Von  Lebermoosen  wurden  weniger  Formen  gesammelt,  als  man 
erwartet  halte.  An  Walderde,  faulenden  Baumstrünken  und  Steinen 
waltet  die  Jungermannia  barbata  vor,  sowie  stellenweise  Lophocolea 
heterophylla  und  die  zahlreichere  L.  minor  mit  (erosa)  und  ohne 
Keimkörner  neben  der  gewöhnlichen  L.  bidentata  anzulrelFen  sind. 
An  abgetretenen  Waldwegen  des  Südabhangs  gewahrt  man  in  merk- 
lichen Rosetten  die  grüngelbe  Fossombronia  pusilla  (wohl  nach  Lin- 
denberg cristata)  ohne  Kapseln  gesammelt,  sowie  an  Hohlwegen  die 
niedlichen  Formen  der  Jung,  divaricala.,  trichophylla,  Scapania  curla 
und  nur  stellenweise  die  Jung,  hyalina  mit  J.  bicrenata  und  J.  bi- 
cuspiduta  in  Gesellschaft.  An  dieser  mit  Perianthien  gesammelten 
Art  überraschte  mich  eine  sehr  schmale  und  liefe  Bucht  der  Blätter, 
sowie  gerade  auslaufend»!  und  lange,  spitze  Blattlappen,  ein  Charakter, 
den  ich  an  anderen  von  mir  bei  uns  bisher  spärlich  gesammelten 
Exemplaren  derselben  Art  noch  nicht  wahrgenommen. 


330 

Lohnender  war  die  Lese  der  Laubmoose,  von  denen  aber  nur 
wenige  seltenere  Arten  neben  überall  auftretenden  zu  veizeiclinen 
sind.  Unter  den  acrocarpen  Moosen  kommt  da  auch  Grimmia  pulvi- 
nata  und  apocarpa  neben  den  selteneren  Grimmia  Hartmanni  und 
G.  contorta  an  Felsblöcken  vor,  wo  ihnen  Racomitrkim  heterosfichum 
und  Orthotrichum  rupestre  mit  der  Urgestein  und  Erupliv-Blöcke 
vorziehenden  Hedwigia  ciliata  Gesellschaft,  leistet.  Die  Hedwigia 
kommt  da  in  beiden  Varietäten:  leucophaea  und  viridis  vor;  beide 
treten  aber  oft,  wie  es  auch  anderswo  der  Fall  ist,  bei,  neben  oder 
untereinander  auf,  was  auf  sehr  schwaclie  Abarten,  wie  deren  unter 
den  Moosen  sehr  viele  angeführt  werden,  schliessen  lässt. 

Den  lockeren  mit  Phonolithgerölle  durclilagerten  Humusboden 
bewohnt  daselbst  die  Eucalypta  ciliata,  welche  beinahe  schon  am 
Gipfel  am  mit  allerlei  Moosen  üppig  umrahmten  sleilen  Fahrwege  mit 
Barbula  toriuosa  und  Didymodon  rubellus  spärlich  aufgefunden  wurde. 
Andere  Arten,  wie  Bryum  roseum  und  pseudotriquetrum,  Mnium 
rostratum  und  cnspidalum,  AtricJmm  undulatiim,  Polytrichnm  (nur 
commune),  Dicranum  undulatum  und  scoparimn,  ferner  Weissia 
mridula  und  Ephemerum  serraivm  habe  ich  besonders  an  feuchten 
Lagen  der  Südseite,  je  nach  der  Art  häufiger  oder  seltener,  beob- 
achtet. So  ward  die  Weissia  mridula  und  Ephemerum  serratum^ 
beide  fruchtend,  nur  an  einem  Orte  gesammelt,  wo  stets  Feuchtig- 
keit vorwaltet,  und  wo  das  Ephemerum  einen  Baumstrunk  gänzlich 
bedeckte.  In  dessen  Nabe  wuchs  auch  Gymnocybe  palustris  mit  über- 
raschender Anzahl  von  Pseudopodien  und  das  daselbst  gemeine  Fissi- 
dens  adianfoides.  —  An  trockenen  Hohlwegen  fehlt  nicht  die  Bar- 
tramia  ithyphylla. 

Von  den  Pleurocarpen  bilden  auch  hier  das  Hauptkontingent 
der  Moosdecke  diese  Arten  :  Hylocomium  splendens  und  H.  squarro- 
sum,  Hypnum  cuspidafum,  Schreberi  fruchlend,  purum,  cupressi- 
forme  und  an  feuchteren  Lagen  das  H.  polymorphum,  stellatum,  wie 
(las  massenhafte  H.  Kneiffvi  und  das  fliessendes  Wasser  liebende  H. 
ßlicinum.  Zerstreut  unter  diesen,  Humus  oder  feuchte  Blöcke  und 
Baumwurzeln  bewohnend  ist  Amblysfegium  radicale,  A.  serpens, 
Plagiothecium  silvaticum,  Eurhynchiu?n  striatum  und  E.  strigosum? 
(selten),  Isothecium  myurum  und  Thuidimn  delicatulum,  während 
Homalothecium  sericeum,  Pylaisia  polyantha  und  Leucodon  sciuroi- 
des  mehr  trockene  Lagen,  Blöcke  oder  (wie  lelzteres)  auch  Bäume 
beherbergt. 

Unter  den  Flechten  ist  vom  Mileschauer  besonders  Umbilicaria 
pustulata  zu  verzeichnen,  deren  breite  Lappen  (angefeuchtet  grün- 
lich, trocken  aber  schwarzbraun)  trockene  und  sonnige  Felsen  des 
Südabhanös  reichlich  bedecken. 


331 

Hochsommerflora  der  Umgebung  von  Grörz. 

(Nördliche  l'mgebiiug.) 

Von   Rüdiger  Felix   Solla. 

(^Scliluss. ) 

Auf  einem  steinigen  Stege  gelangt  man  zur  Kirche;  an  der 
Kirclimauer  waclisen  unter  verwilderten  Feigenbäumen:  Ononis  spinosa, 
Malva  Alcaea,  Trinia  ijulgaris,  Anthriscus  vulgaris,  Parietaria  diffusa. 
Urtica  urens ;  in  einiger  Entfernung  Ruhus  fruficosus.  Audi  sei  noch  er- 
wähnt, dass  hier  die  schönsten  Trauben  der  Vifis  tinifera,  die  in  Salcano's 
Umgebung  überhaupt  vorkommen,  zu  sehen  sind.  — Die  Aussicht  do- 
minirt  über  die  Stadt  Görz  und  den  Schlossberg,  den  niederen  Karst, 
die  grossartige  Eisenbaiinbrücke  über  den  Isonzo;  in  der  Ferne  ein 
grünlicher  Streifen  —  das  Meer!  Zu  unseren  Füssen  sehen  wir  die 
vom  Panovitzer  Walde  eingesäumte  Ebene  von  Salcano  mit  ihrer 
Dampfsäge,  und  den  Flecken  S.  Trinitä,  Cromberg,  Ossegliano,  S.  Mi- 
chael, die  uns  hinein  in  das  Herzogthum  Krain  führen.  —  Zu  unserer 
Rechten  steht  gigantisch  der  Valentini-Berg  da  mit  dem  freundlichen 
S.  Mauro;  hinter  uns  die  steinige  Kuppe  des  S.  Gabriel. 

Es  sei  mir  erlaubt,  von  dieser  Stelle  der  Tomniasinia  verticil- 
laris  Bert,  zu  gedenken,  die  in  der  Umgebung  vorkommen  muss, 
selbst  Dr.  W.  D.  Koch  erwähnt  ihrer  in  seiner  Synopsis:  —  „in 
subalpinis,  um  Görz,  Monfalcone;  floret  Jul.,  Aug.  ^i."  —  doch  ich 
durchwanderte  die  Gegend,  suclite  alle  Jahre  unablässig,  speziell  am 
M.  Gabria  darnach;   bisher  waren  aber  meine  Bemühungen  fruchtlos. 

5.  Tarnovaner  Wald. 

Im  Nordosten  von  Görz  erhebt  sich  eine  hohe  Kalkmasse,  welche 
in  ihrem  oberen  Theile  bewaldet,  mit  schroffen  Wänden  an  ihrem 
unleren  Ende  gegen  den  Sandstein  der  Ebene  abbricht.  Es  gehört 
diese  Masse  dem  Hochplateau,  das  sich  von  Canale  (Idriza-Thalj  bis 
nach  Wippach  in  nordostlicher  Richtung  daliinzieht  und  durch  das 
Chiapovano-Thal  in  zwei  Hälften  geschieden  wir(t,  von  welchen  die 
obere  die  Gruppe  des  Lascek- Gebirges  mit  dem  Lascek  (Lasek  1061  M.) 
bildet,  die  untere  Hiilfte  nimmt  der  Wald  von  Tarno\a  ein,  im  0.  in 
den  ßirnbaumer  Wald,  schon  auf  krainischein  Gebiete,  sich  fort- 
setzend, der  Kreuzberg  bildet  den  Uebergang.  Der  Tarnovaner  Wald 
(mit  dem  Lascekgebirge)  gehört  dem  oberen  Jura  an,  ein  Hochpla- 
teau von  (weissem)  Piassenkalk  —  und  zwar  Stramberger  Schichten 
—  auf  Thon  und  Mergelschiefer  aufgebaut,  stellenweise  merkwürdige 
Konglomeratbildnngen  zeigend.  Zu  98^  der  Hochebene  sind  be- 
waldet. Im  Waldreviere  selbst  —  circa  173  Hektar  umfassend  — 
sind  mehrere  Höhen,  so  der  Mersavetz  (1403  M.^,  nahezu  in  der 
Mitte  gelegen,  wohl  der  höchste  Berg  der  Hochebene,  ferner:  der 
llavihrib  (1232  M.),    der  Mali  Modrasovatz,    als   <lie  südliclisten   Ab- 


332 

hange;  gegen  NO.  der  Golak"'\)  mit  seinen  drei  Gipfeln,  dem  Mali-, 
Snidni-,  Velki  Gulaki  und  der  Velki  Vrh  (1274  M.),  ein  Koloss  aus 
des  Chiapovano-Tliales  sciiattigeui  Grunde  in  die  Lüfte  liinaufragend 
—  alle  bis  zur  Spitze  mit  Fichten  und  Buchen**)  bewachsen.  Zwischen 
den  einzelnen  Bergen  liegen  Hiigel,  Niederungen,  kesseifurmige  Ver- 
tiefungen, Ebenen,  von  denen  die  niederste  die  Hochebene  von  Smreglie 
(1011-2  M.)  ist.  Auch  ein  anmuthiger,  kaum  173  Hekt.  umfassender 
Weideplatz  breitet  sich  inmitten  dieser  Holien  un^l  Niederungen  aus  — 
die  „Alpe  Chiavin." 

Rosig  fiirbte  das  aufgehende  Tagesgestirn  die  kleinen  Wölkchen 
am  Horizonte  und  übergoss  mit  goldener  Lichtfülle  die  Umgebung 
ringsherum,  als  ich  nach  dreistündigem  Marsche  das  kleine  Dörfchen 
Tarnova  mit  seinen  zerfallenden  Hütten,  die  kaum  ihren  Bewohnern 
Schutz  gegen  die  Rauhheit  der  Witterung  gewaliren  können,  auf 
kahlem  Karstboden  erreichte.  Vor  mir  öffnete  sich  des  Waldes  Pracht : 
ein  harmonisches  Nebeneinanderwachsen  der  höchsten  und  schönsten 
Bäume,  sanfi  ansteigend  von  Hügel  zu  Hügel,  im  Hinlergrunde  die 
im  Sonnenlichte  prangenden  Kuppen  des  Uavihrib  und  Modrasovatz. 
Nur  noch  eine  Viertelstunde,  und  ich  konnle  in  den  Wald  eintreten 
auf  der  sich  schlangelnden  Strasse;  der  Pfade  wirres  Netz,  den  Holz- 
fallern  wohlbekannt,  trat  immer  sichtlicher  hervor,  und  sehr  bald 
verliess  ich  die  breite  Fahrstrasse,  um  auf  einem  der  erwähnten 
Pfade  tiefer  in's  Innere  einzudringen  und  des  Waldes  Herrlichkeit 
zu  geniessen.  So  bewegte  ich  mich  eiligen  Schrilles,  auf  dichter 
Buchenstreu  wandelnd,  immer  weiter,  hinter  mir  des  Waldes  Schätze, 
die  Vogelbeerbäume,  die  Holzbirnen  und  Holzäpfel  mit  den  wenigen 
Acer  sp.  zurücklassend,  tiefer  und  tiefer  in  des  Waldes  Dickicht 
hinein.  Bald  stand  ich  ganz  umschlossen  in  hoher  Buchen  Mitte, 
nicht  weit  entfernt  erhob  stolz  ihr  Haupt  in  die  Lüfte  eine  stattliche 
Lärche  (Pinus  Larix),  zu  ihren  Füssen  eine  Schaar  kryptogamer 
Gewächse,  die  in  ihrer  Verschiedenheit  ein  Wäldchen  im  Walde 
ausmachten,  während  von  den  Zweigen  einer  nahe  stehenden  Föhre 
iP'mus  Mughus)  ein  lebensfroher  Waldesbote  gellend  einen  Gruss 
dem  wandernden  Botanicus  zurief. 

Auf  den  Bergen  und  in  der  Niederung  erhebt  sich  schlank  in 
die  Lüfte  die  hoiie  Fagus  silcalica;  hier  hat  des  Fallers  Beil  noch 
nicht  Eingang  gefunden,  der  Versuch  mit  Pinus  Picea  reicht  noch 
nicht  so  weit,  auch  sieht  man  mehrere  Pinus  Abies,  weniger  Pinus 
Larix,  einzelne  Carpinus  Betulus,  während  weiter  vorne,  dem  Rande 
des  Waldes  sich  nähernd,  in  ihrer  Majestät  Taxus  baccata  sich  entfaltet. 
Die  niedere  Vegetation  ist  aber  weniger  mannigfaltig  entwickelt. 
Von  der  rothen  Frucht  des  Vaccinium  Vitis  Idaea,  die  bunt  im  grü- 


*)  Auf  der  Generalstabskarte  „Trispitza." 

**)  Sollen  jetzt  durcli  Tannen  ersetzt  werden,  und  ein  Theil  des  Waldes 
zeigt  schon  bedeutenden  Tannenwuchs;  auf  dem  Abhänge  gegen  das  Tribusa- 
Thal  finden  wir  Fraxinws  excelsior  und  Alnus  incana  an  Stelle  von  Fagus 
silvatica. 


333 

nen  Moose  eingebettet  ist,  bleibt  der  Blick  an  dem  aufgeblasenen 
breiiniMidrotlien  Kelche  der  Physalis  Alkekengi  haften.  Hier  und  da 
Galeopsis  versicolor,  Senecio  nemorensis,  Euphrasia  officinalis  und 
minima,  letzlere  ein  Kind  der  Alpen.  Die  Vertiefungen  tUUl  zum 
grossen  Theile  Aspidium  Filix  mas  aus,  dazwischen  Epipacfis  nibi- 
ginosa,  Hellebonis,  Majanthemum  bifolium,  Paris  quadrifolia,  auch 
Adenostyles  alpina,  wahrend  grünes  frisches  Moos  die  Steine  über- 
zieht, in  deren  Spalten  ein  Aspleninm  Trichomanes  oder  A.  Adian- 
thnm  nigrvm  Zuflucht  gefunden. 

Von  einem  Hügel  stieg  ich  nun  wieder  hinab  in's  Thal,  und 
eine  hohe  Kuppe  zu  meiner  Rechten  umgehend  lenkte  ich  meine 
Schritte  gegen  einen  hohen,  sattgrünen  Kegel  mit  einladendem  Baum- 
und Graswuchs.  Diesen  begann  ich  zu  besteigen  und  grösslentheils 
dem  Laufe  eines  den  Abhang  hinab  rieselnden  Wassers  entgegen 
wandelnd  gelangte  ich  nach  einer  guten  halben  Stunde  auf  die  Kuppe 
desselben,  den  ich  nach  der  Generalstabskarte  an  die  Stelle,  wo  Co- 
ronina  angegeben,  verlege.  —  Die  Bäume  da  oben  waren  von  ein- 
ander entfernter  und  Hessen  einen  schön  grünen  Abhang  frei,  der 
auf  ein  kleines  Plateau  führte,  das  beiläufig  in  der  Mitte  des  Berges, 
auf  entgegengesetzter  Seite,  von  der  ich  heraufgestiegen,  lag.  Nach 
vorne  mich  wendend,  konnte  ich  ganz  deutlich  durch  die  Waldes- 
lichlung  das  stufenförmige  Fallen  der  Berge  und  Hügel  in  die  Ebene 
hinab  wahrnehmen,  und  vor  mir  stand  in  stolzer  Majestät  des  Mer- 
sa\etz'  baumreiche  Masse. 

Die  Vegetation  war  hier  beinahe  gänzlich  ausgestorben.  Dennoch 
konnte  ich  aus  den  wenigen  vorhandenen  Vertretern  einer  vor  we- 
nigen Wochen  noch  reichen  Flora  auf  die  Spuren  einer  subalpinen 
und  alpinen  Vegetation  schliessen.  So  fand  ich  hier:  Atragene  alpina. 
Spiraea  ulmifotia  beherrscht  in  schöner  Blüthenfülle  den  ganzen  von 
mir  begangenen  Waldweg,  während  schon  als  verblüht  anzusehen  waren: 
Aconitum  paniculatum,  Alchemilla  vulgaris,  Actaea  spicata.  Rubus 
Idaeus  und  glandvlosus  standen  schon  in  Frucht.  Es  blühten  da: 
Circaea  lutetiana,  Epilobium  montanum,  angustifolium,  Anfhriscus 
sp.,  Saxifraga  rotundifolia,  Gentiana  asclepiadea,  germanica,  Ade-^ 
nostyles  alpina,  Senecio  nemorensis  6.  Fuchsii,  Prenanthes  purpu- 
rea.  —  Schon  in  Frucht  standen:  Pyrola  minor,  Vaccinium  Myrtillus 
und  Vitis  Iduea,  Chrysnsplenium  alternifolinm,  Epipactis  rubiginosa, 
Libanotis  montana,  Hedysarum  obscurum,  Erigeron  glabratus,  Den- 
taria  bulbifera.  —  Die  meisten  zeigten  aucli  schon  die  Spuren  des 
nahenden  Herbstes.  —  Ferner  noch  erwähne  ich:  Calamintha  thymi- 
folia,  grandißora,  Paederota  Ageria,  Astrantia  carniolica,  Bupleu- 
rum  graminifolium,  junceum,  Selinum  Carvifolia,  Betonica  Alope- 
curus,  Silene  quadrifida,  Cerastium  triviale,  Senecio  abrät anifolius, 
Buphthalmum  salicifolium,  Epimedinm  alpinnm,  Homogyne  silrestris, 
Achillea  lanala.  Potent illa  reptans,  Chenopodium  Bonus  Henricus,  Vero- 
nica  urticaefolia,  Polygonum  amphibium  (Fruclit),  Cerinthe  minor,  Vera- 
trum Lobelianum  (Blatter),  Melica  nutans,  Luzula  albida,  maxima, 
jlavescens,  Polystichum  spinulosum,    Aspidium  Lonchitis,    aculeatunr, 

Orstcrr.  liotan.  ZoitscUrift.     10.  lieft.  1878.  26 


834 

Asplenium  viride,    Rnla  miirarin,    Botrijchium  Lunaria,    Cystopteris 
fragilis. 

Ich  begann  den  gemachten  Weg  zurückzulegen  und  gelangte 
auch  bald  zu  einem  Kreuzungspunkte,  wo  ich  einen  Seitenweg,  den 
ich  von  einer  früheren  Streifung  durch  des  Waldes  Tiefebene  schon 
kannte,  einschlug  und  erreichte  auf  demselben  die  Strasse,  die  nach 
Loqua  führt,  mein  Marsch  war  aber  in  entgegengesetzter  Richtung, 
und  nach  kurzer  Zeit  sah  ich  von  der  Ferne  Tarnova's  Häuser  win- 
ken, von  wo  aus  eine  hübsche  Strecke  zu  durchwandern  mir  noch 
erübrigte.  —  Am  Waldesrande  sammelte  ich  noch  Potentilla  Tor- 
mentilla,  die  mit  Ranunculus  Philonotis  und  Leontodon  Taraxacum 
im  Grünen  der  Senebiera  Coronopus  ziemlich  häufig  vorkommt. 


Sommerflora 

des 

Val  d'Ägordo  und  Val  di  Fassa  im  Ladiner-Lande, 

Von 
Siegfried  Schunck. 

Der  Zweck,  sowohl  der  vorliegenden,  als  der  im  verflossenen 
Jahre  (Heft  9  und  11  d.  öst,  bot.  Ztschft.)  erschienenen  Arbeit  ist 
es,  die  Botaniker  auf  einige  speciell  botanisch  merkwürdige  und  doch 
weniger  besuclite  Punkte  aufmerksam  zu  machen,  und  ihnen  zugleich 
eine  bescheidene  Monographie  an  die  Hand  zu  geben,  welche  geeignet 
sei,  das  Auffinden  seltener  Species  zu  erleichtern.  Diese,  zum  grössten 
Theile  von  Prof.  E.  Pospihal  und  mir  gemachten  Beobachtungen  be- 
ziehen sich  auf  das  ausserordentlich  reiche  Gebiet  des  oberen  Corde- 
vole-  und  Avisio-Flusses,  welches  in  der  Marmelade  (3490")  seine 
grösste  Höhe  erreicht,  und  im  gleichen  Masse  als  es  geologische 
Reichthümer  einschliesst,  auch  auf  einer  Menge  der  üppigsten  Alpen- 
matten dem  Botaniker  seine  Schätze  bietet. 

I.  Yal  d'Ägordo. 

1.  Belluno  bis  Agordo. 

Im  Gerolle  der  Piavo  bei  Belluno:  Leontodon  Berinii  Rth., 
Myricaria  germanica  Dsv.,  Rumex  alpinus  h.;  bei  Canäl:  Aronia 
rotundifolia  Pers.,  Daphne  Laureola,  Epimedium  alpinum,  Saponaria 
ocymotdes,  Saxifraga  A'izoon,  S.  tridactylites ,  Staphylea  pinnata, 
Taxus  baccata  L.;  bei  Muda,  auf  Felsen:  Corydalis  bulbosa  Willd., 
Doronicum  pai'dalianches,  Juniperus  Sabina  L.,  Leontopodium  alpi- 
num Cass.,  Lonicera  Xylosteum,  Paederofa  Bonarola,  Phyteuma  c.o- 


335 

mosnm  L.,  P.  Halleri  All.,  P.  nigrvm  Scliin.,  P.  orhiculare  L.,  P. 
Micheln  Bcr[.,  Scabiosa  graminif'olia  L.,  S.  lucida  \\\.;  bei  Agortlo: 
Adiiilea  tomentosa,  Aconitum  Napellus,  Arnica  montana,  Astragalus 
Cicer^A.  glycyphyllos,  A.  Onobrychis  L. ,  Digitalis  ambigua  Marl., 
D.  pvrpurea^  Genfiana  lutea  L.,  Hacquetia  Epipactis  DC,  Hedysa- 
rum  obscurnm  L. ,  Ononis  Natrix  Lam. ,  Philadelphus  coronarius, 
Pirus  communis  var.:  Pollveria,  Plantago  Cynops ,  Potentilla  alba, 
P.  caulescens,  Reseda  Phyteuma,  Rosa  alba,  Salvia  Sclarea,  Silene 
Armeria,  Imperatoria  Ostruthium  L. 

2.  Agordo  bis  Campedello  (Campilello). 

Bei  Cencenighe:  Sedum  atratum,  S.  CepaeaL.  Vor  dem  «Lago 
d' Alleghe":  Tommasinia  verticillaris  Bert.  Bei  Laste  (la  Lasla),: 
Luzula  nivea  DC,  Silene  Pumilio  Wulf.  Zwischen  Caprile  und  Sot- 
toguda:  Bellidiastrum  MichelüCass.,  Erigeron  glabratus  Hppe. — Hnsch., 
Veronica  fruficutosa  L. 

a)  Passo  di  Feddäja  (Fedajapass,  1970"°). 

In  der  Ivlatnin:  Atragene  alpina  L.,  Campamda  caespitosa  Scop., 
C.  excisa  Schieb.,  C  spicata  L.,  C.  pusilla  Hnke. ,  Galium  pumilum 
Lam.,  Leontopodinm  alpinum  Cass. ,  Phyteuma  hemisphaerirum ,  P. 
pauciflorum,  Poa  alpina,  Sempervivum  arachnoideum  L.,  S.  Braunii 
Fk.,  S.  Funkii  Bn.,  S.  montamim,  Valeriana  montana  L. ;  auf  den 
Matten:  Antennaria  dio'ica  DC,  Aconitum  Lycoctomim,  A.  variegatum, 
Allium  Victoriaiis  L. ,  A.  saxatile  M.  B.,  Barfsia  alpina,  Betonica 
Alopecurus,  Campanula  barhata,  C  pulla,  C.  rotundifolia  var:  ß. 
linifolia  L. ,  Carduus  arctioides  Willd.,  C  deßofatns  L.,  Centaurea 
axillaris,  C.  nervosa  Willd.,  Cerinthe  alpina  Kit.,  Chrysanthemum 
alpinum,  Cirsiwn  acaule  L. ,  C.  Erisithales ,  C.  spinosissimum  Scop., 
Crepis  aurea  Cass.,  Dianthus  alpinus.  Dianthus  plumarins ,  Dianihus 
saxifragus  L. ,  D.  sihestris  Wulf.,  D.  superbus ,  Erigeron  uniflo- 
rus  L. ,  Erinus  alpinus  Kit.,  Eriophorum  Scheuchzeri  Hppe.,  Erysi- 
tnum  Cheiranthus  Pers..  Genfiana  Amarella  ß.  unißora,  Geum  mon- 
tanum,  Hieracium  aurantiacumh..  H.  bupleuro'ides  GmeA.,  H.  glabra- 
tum  Hppe.,  H.  Jacquinii,  H.  pulmonarioides ,  H.  staficefolium  Vill., 
H.  sabinum  Seb.  M.,  H.  villosum,  Lilium  bulbiferum,  L.  Martagon 
L..  Nigritella  angustifolia  Hici).,  Paradisia  Liliastrum  Bert.  (Czackia 
And.),  Pedicularis  rosea  Wulf.,  P.  f.uberosa,  Ranunculus  aconitifolius, 
R.  alpestris  L.,  R.  montanus  Willd..  Rosa  glandulosa  Bell.  X  R- 
spinulifolia  Dem.,  Saxifraga  decipiens  Erli.,  S.  rotundifolia,  Scabiosa 
ucranica  var.,  Senecio  nebrodensis  L.,  Toßeldia  calyculata  Wlilbg. 
Trifolium  alpinum  L.,  T.  badium  Schreb.,  T.  pratense  var.  ß.  nivale, 
Trollius  europaeus  L.,  Veratrum  Lobelianum  Rclid.,  Veronica  alpina, 
V.  aphylla  L. 

Auf  der  Passhöhe:  Achillea  atrata  L.,  Androsare  oblusifolia 
var.  All.,  Anemone  alpina  a  u.  ß:  sulphurea,  Anthemis  alpina.  Aza- 
lea  procumbens,  Cerastium  latifolium  L. ,  C.  ovatum  Hppe,  Daphne 
striata  Trat.,  Erigeron  alpinus,  Genfiana  acaulis ,  Geum  replans  L., 
Gymnadenia  odoratissima  Rieh.,  Genfiana  frigida  Hiüve.,  Herminium 
Monorchis  R.  Br.,    Loniccra  alpigena  L.,  Niqritella  suaveolens  Reh., 

26  * 


336 

Potentilla  alpestris  Hall.,  P.  aurea,  Primula  longiflora,  Rhodiola  ro- 
sea,  Rhododendron  ferrugineum,  Salyrium  viride  L.,  Statice  alpina 
Hppe. 

Am  Fedajasee  unterhalb  des  Marmoladegletschers;  Arabis  alpina 
L.,  Cardamine  alpina  Willd. ,  C.  resedifolia  L,  Draba  frigida  Saut., 
Gentiana  nivalis,  G.  punctata,  Hieraciwn  alpinum  h.,  Hufchinsia 
alpina  R.  Br.,  Kernera  saxatilis  ^(Mi.,  Papaver  alpinum  L.  u:  Bur- 
seri  Crtz. ,  Pedicularis  versicolor  Whlbg. ,  Phaca  astragalina  DC, 
Pinguicula  alpina,  Primula  Auricula  L. ,  Scrophularia  Hoppei  Reh,, 
Thlaspi  rotundifolium  Gaud.,  Toßeldia  borealis  Whlbg, 

Weit  in  der  Runde  besitzt  die  schönsten  Gnaphalium  Leonto- 
podium L.,  der  Sasso  di  Val  fredda.  Thalabwärts  führt  der  Weg 
nach  Penia  iUieracium  piloselliforme  Hppe.),  Alba  (Eiiphrasia  mi- 
nima Schieb.),  am  Pordoipasse  (Hypochoeris  helvetica  Jacq.)  vor- 
bei nach  Campedello  (('naphalium  Leontopodium  L.  bei  den  letzten 
Hiiusern,  Papai^er  alpinum  ß.  flamflorum  Kch.,  Silene  viridiflora  L,), 
dem  Anfange  des  Fassathales. 

IL  Tal  di  Fassa. 

1.  Durön-Thal. 

A.  Linkes  Ufer,  b)  Monte  Duron. 

Achillea  moschata  Wulf.,  Anemone  sulphurea,  A.  vernalis  L., 
Arenaria  grandiflora  All.,  Betonica  bellidioides  L.,  Botrichium  Luna- 
ria  Sw.,  Carex  sempervirens  Viil.,  Crocus  vernus  All.,  Erinus  alpi- 
nus  K.,  Eriophorum  Scheuchzeri  Hppe.,  Gregoria  Vitaliana  Duby., 
Heleocharis  uniglumis  (?)  R-  B«*-,  Hieracium  pulmonarioides  Vill., 
Hufchinsia  brevicaulis  Hppe.,  Juncus  Jacquini  Erh.,  Luzula  lutea 
DC,  Nigritella  angustifoha  Rieh.,  Oxytropis  montana  DC,  Pkyteuma 
hemisphaericum  L. ,  P.  Michelii  Bert. ,  Potentilla  aurea  L. ,  Primula 
villosa  Gaud. ,  Scrophularia  Hoppei  Koch. ,  Soldanella  alpina  L., 
Toßeldia  borealis  Whlbg.,  Trifolium  badium  Schreb. 

Langkofel:  Arabis  pumila  Jacq.,  Hedysarum  obscurum  L., 
Pedicularis  rosea  Wulf.,  Saxifraga  Facchinii  Koch. 

Blattkogel:  Facchinia  lanceolata  Reichb.,  Saussurea  disco- 
lor  DC  cc. 

Mahlknecht-Alm  (Molignon):  Anemone  baldensis,  Gentiana 
punctata  L.,  Hieraciwn  pumilum  Jacq.,  Oxytropis  Halleri  Bnge.,  Poa 
alpina  L.,  Saussurea  discolor  DC.  «. 

c)  Seiseralm-Plateau  (1450 M.)  von  Campedello  bis  Schiern, 
Seis,  Kastelruth  und  Battkogel  (Aufstieg  von  St.  Ulrich,  s.  unten 
Anm.):  Achillea  atrata,  A.  Clavennae  L.,  A.  moschata  var.  Wulf, 
(vielleicht  A.  Jaborneggi  Halaczy),  Aconitum  Napellus  L.,  A.  pani- 
culatum  Lam.,  Alsine  biflora  Whlbg.,  A.  grandiflora  L.,  Androsace 
obtusifolia  All.  X  A.  lactea  L.,  Angelica  montana  Schieb.,  Anthe- 
mis  alpina  L.,  Aquilegia  atrata,  Aronicum  Clusii  Kch.,  Asplenium 
septentrionale  Sw.,  Astragalus  alpinus,  A.  Onobrychis  L.,  A.  pur- 
pureus  Lam.,  Athamanla  cretensis,  Bartsia  alpina  L.,  Carda- 
mine alpina  Willd.,  Carex  aterrima  Hppe.,  C.  atrata  L.,  Centaurea 


337 

nervosa  Willil.,  CerasHnm  alpinum,  C.  latifolium  L.,  C.  ovatum 
Hppe.,  Cirsium  acaule  L.,  C.  spinosissimum  Scop.,  Cyslopteris  mon- 
tana  Lk.,  Doronicvm  mtslriacum  Jaoq.,  Eriophorum  alpinum,  Eu- 
phrasia  tricuspidata  var.  L.,  Gaya  simplex  Gaud.-Kih.,  Gypsophlla 
repens  L.,  Linaria  alpina  Mill. ,  Meum  athamanticum  Jacq.,  M.  31u- 
telJina  Giiiin.,  Myosotis  alpeslris  L ,  Ononis  Natrix  Laink.,  Pedi- 
cularis  Jacquini  Kch.,  Ped.  palustris  L.,  P.  rosea  Wlf.,  P.  tuberosa, 
P.  verticillata  L.,  Peucedanum  austriacum  Kch.,  Phyteuma  Sieberi 
Sprgl.,  Primula  longiflora,  P.  farinosa  L.,  Rhinanthus  alpinus  Bing., 
Saxifraga  Aizoon,  S.  aspera  L.,  S.  atropurpurea  Slrnbg.,  S.  bryoi- 
des  L.,  S.  squarrosa  Kch.,  Scorzonera  arislata  Ramd.,  Sedum  atra- 
tum,  S.  hispanicum,  Sempertiivum  montanum  L.,  Sesleria  elongata 
Hsl.,  SHene  Saxifraga,  Solidago  rirga  aurea  v.  alpina,  Thaliclrum 
alpinum,   Trifolium  alpinum,   Veronica  bellidioides,  V.  fruficulosa  L.*). 

d)  Ro  SS  zahne;  Anemone  alpina,  A.  baldensis,  Aster  alpinus 
L,,  Artemisia  Mutellina  Vill.,  Azalea  procumbens,  Cardamine  resedi- 
folia  L,  Cerinthe  alpina  Kit.,  Daphne  striata  Trat.,  Dianthus  sil- 
vestris  Wlf.  var.  alpinus,  Draba  frigida  Saut.  var.  ß.  Pacheri  Stur., 
Erigeron  uniflortis,  Gentiana  batarica  L.,  Papaver  pyrenaicum  DC, 
Ranunculus  rutaefolius  L.,  R.  Seguieri  Vill.,  Saxifraga  androsacea, 
S.  opposilifolia  L.  (und  die  obigen  Saxifragen),  Thlaspi  rotundi- 
fülium  Gaud. 

Tierser  Alm:  Atsine  recurva  VVhlbg.,  Arenaria  ciliata  L., 
Cerastium  latifolium,  Cherleria  sedoides  L.,  Facchinia  lanceolata 
Rt'hb.,  Gagea  Liottardi  Scliult.,  Meum  Mutellina  Gartn.,  Potentilla 
alpeslris  Kch.,  P.  nitida,  Ranunculus  rutaefolius,  Saxifraga  aizoi- 
des,  S.  caesia,  Silene  acaulis,  Soldanella  alpina  L.,  S.  minima  Hppe., 
Valeriana  montana  L. 

e)  Schiern  (2450  M.):  Anemone  baldensis  L.,  Aquilegia  Bau- 
kini  Schott.,  Aretia  Vitaliana  Gaud.,  Afragene  alpina  L.,  Campanula 
Scheuchzeri  Vill.,  Carex  atrata  L.,  C.  nigra  All.,  C.  rigida  Good. 
Crepis  aurea  Cass.,  C.  Jacquini  Tsch.,  C.  chondrilloides  Jacq.,  Cy- 
slopteris regia  PresI,  Doronicum  caucasicum  M.  Kiel.,  Draba  aizoi- 
des  L.,  D.  Thomasii  Kch,,  Drosera  intermedia  Hayne,  Erinus  alpi- 
nus K.,  Gentiana  batarica  L.,  G.  brachyphylla,  G.  lutea,  Gtobularia 


*)  Die  Angalie  Dr.  K.  Moser's  (M.-G.  Beobachtungen  aus  dem  Fassathal 
1877  erschien  im  Programm  187^  des  Triester  k.  k.  Öbergymnasiums  pag.  6 
Anm.),  welcher  ausser  Achillea  moschata  Wulf.,  Alsine  verna  Whlbg.,  Ane- 
mone baldensvf,  A.  sulphurea  L.,  Astragalus  leontinus  Wulf.,  A.  purpureus 
Lam.,  Avena  argentea  Willd.,  Carex  aterritna  Hppe.,  Chaerophyllum  ViUarsii 
Kch.,  Cirdutit  spinosissii)iU)ii  Scop.,  Dianthus  barbatus  L.,  Erigeron  glabratus 
Hppe.-Hnsch.,  Eriophorum  Scheuchzeri  Hppe.,  Gentiana  alata  Gris.,  G.  ba- 
varica  L,  G.  excisa  Presl,  G.  nivalis  L.,  Papaver  pyrenaicum  DC,  Pedicu- 
laris  rosea  Wlf.,  P.  tuberosa  L  ,  Pulmonaria  azurea  Bess.,  Poa  minor  Gaud., 
Saxifraga  squarrosa  Kch.,  Trifolium  pallescens  Sehr,  auf  dem  Aufstieg  von 
S.  Ulrich  zur  Seiseralm  auch  Ranunculus  hybridus  gefunden  zu  haben  meint, 
dürfte  angesichts  der  geringen  Höhe  und  ungünsligen  Lage  des  bezüglichen 
Punktes  auf  einem  Irrthum  beruhen. 


338 

cordifolia,  G.  nudicaulis  L.,  Gnaphalium  carpathicum  Wlilbg.,  G. 
Hoppeanum  Kch.,  G.  Leontopodium  Scop.,  Hedysarum  obscurum, 
Imperatoria  Ostruthium  L.,  Juncus  castaneus  Sm.,  J.  triglumis  L., 
Lomal ogonium  carinthiacum  AI.  Br. ,  Pedicularis  asplenifolia  Flke., 
P.  comosa  L.,  P.  Jacquini  Kch.,  P.  tuberosa  L.,  Phaca  astragalina 
DC,  Polygala  Chamaebuxus  L.,  Ranunculus  hybridus-Thora  Bis.,  R. 
Seguieri  Vill.,  Salix  Lapponum^  S.  relusa  L.,  S.  sp.,  Saussurea  al- 
pina  DC,  Saxifraga  atropurpurea  K.,  S.  bryoides,  S.  caespitosa  L., 
iS.  Hohenwarti  Stbg.,  S.  oppositifolia,  S.  sedoides  L.,  Senecio  sub- 
alpinus  Kch.,  Sesleria  microcephala  Ard.,  S.  sphaerocephala  DC, 
Statice  alpina  Hppe.  („Schlern-Hexe"),  Valeriana  supina  L. 

B.  Rechtes  Ufer.  Rosengarten;  Artemisia  Mutellina  Vill., 
Campanula  Morettiana  Rchb.,  Dryas  octopetala  L.,  Facchinia  lan- 
ceolafa  Rchb.,  Juncus  castaneus  Sin.,  Phyteuma  comosum  L.,  Saus- 
surea discolor  var.  jS.  DC,  Valeriana  celtica  {?)  L.,  V.  elongata  icq., 
V.  saUunca  All.,  F.  supina  L. 

2.  Eigentliches  Fassa-Thal. 

Vigo:  Valeriana  saxatilis  L.,  Soraga  (Soreges):  Cypripedium 
Calceolus  L.,  S.  Pellegrin:  Allium  Schoenoprasum,  Crepis  grandi- 
flora,  Hieracium  aurantiacum,  H.  villosum  var.  ß.  L. 

3.  Pozzo-Thal. 

/■)  Monzoniberg  (Moncioni);  Alsine  biflora  Whlbg.,  A.  gran- 
diflora  L.,  Androsace  glacialis  Schieb,  a.  Hausmanni  Leyb.,  Anemone 
alpina,  A.  baldensis  L.,  Aronicum  glaciale  Reichb.,  A.  scorpioides 
Kch.,  Artemisia  spicata  Wulf.,  Biscutella  laevigata  L.,  Cardamine 
alpina  Willd.,  Carex  rupestris  AU.,  Chrysanlhemiim.  alpinum  L., 
Doronicum  caucasicum  M.  Kiel.,  Elyna  spicata  Schdr.,  Euphrasia 
officinalis  var.  8.  alpestris,  Geum  reptons  L.,  Hieracium  aureum,  H. 
furcatum  Hppe..  Hutchinsia  alpina  R.  Br.,  H.  brecicaulis  Hppe.,  Li- 
naria alpina  Mill.,  Melampyrum  silvaticum  L.,  Oxyria  digyna  Cmp., 
Oxytropis  campesfris,  0.  ihontana  var.  ß.  DC,  Papaver  alpintim  L. 
var.  y.  minus  Kch.,  Pedicularis  rostrata,  Primula  Auricula,  P.  fari- 
nosa  L.,  P.  Floerkeana  Schrdr.,  P.  glutinosa  Wlf.,  P.  longiflora,  P. 
minima,  Ranunculus  glacialis,  Rhodiola  rosea  L.,  Saxifraga  Facchi- 
nii  Kch.,  S.  oppositifolia  L.,  S.  tenella  Wlf.,  Sibbaldia  procumbens 
L.,  Silene  alpestris  Jacq.,  Thlaspi  rotundifolium  Gaud.,  Valeriana 
tripteris  L.,   V.  saliunca  AU.,   F.  supina  L. 

Bnfaure-Gebirge:  Daphne  striata  Trat..  Dianthus  silveslris 
W'ilf.,  Orchis  Habenaria  R.  Br.   var.  /3.  albida  Kch. 

4.  Fleiins-Thal. 

Clarväna;  Achillea  Clarennae,  Anthericum  Liliast7'umL.,  Ar- 
temisia lanata  Willd.,  Cystopteris  montana  Lk.,  Gagea  ßstulosa 
Schult.,  Pedicularis  nersicolor  Whlbg.,  v.  ß.  Kch.,  Saussurea  disco- 
lor DC,  Scorzonera  aristata  Ramd. 

Monte  Vies^na  (Viezzena);  Orchis  globosa  L.,  0.  Habenaria 
ß.  purpurea  R.  Br.,  0.  sambucina  ß.  purpurea  L.,  0.  Traunsteineri 
Sauter. 


339 

Monte  Caslcläzzo:  Lilinm  bulbiferum  L.  Nigrüella  globosa 
Giiiiii.,  Primnla  Allionü  Loiseleur. 

Maerins  (^Gymnadenia  conopsea  R.  B.),  Padon  (Hieraciwn 
alpinum  L.),  Dona  iHier.  Schraderi  Schlch.),  Udai  (Kobresia  cari- 
cina  Willd.,  Luzula  albida  DC.  \aT.  ß.  rubella),  Gabbia  (Pedicularis 
asplenifolia  Floerke,  P.  iuberosa  L.),  Pezzel  (Thalictrum  f'oelidum 
L.),  Salbei  CSesleria  sphaerocephala  Ard.). 

5.  Primör-Thal  (V.  di  Primiero): 

Plan'  di  sass'  (Sasso  di  campo);  Pedicularis  foliosa,  Ped.  s«- 
xatilis  L. 

Do  le  palle  (Dieiro  I.  p.  di  S.  Marlino);  Alchemilla  pubescens 
M.  B.,  Aronicmn  scorpioides  ß.  Kch.,  Erigeron  alpinus  L.,  Gnapha- 
lium  Hoppeanum  Kch.,  Hieraciwn  glanduliferiim  Hppe.,  Phyteuma 
paucißorum,  Saxifraga  androsacea  L.,  S.  adscetidens  Jcq.,  S.  aspera, 
S.  bryoides  L.,  Senecio  carniolicus  Willd. 

Do'  piz  (Dietro  i.  Mte.  Piz);  Gaya  simplex  Gaud.,  Luzula  spi- 
cata  DC. 

Ciamol:  Ranunculus  pyrenaeus,  R.  alpestris  L. 

Rodel la:  Azalea  procwnbens  h.,  Cerastium  oratum,  Hieraciwn 
glabratum  var.  ß.  Hppe.,  Lilium  carniolicwn  Bernh.,  Ranunculus 
Thora,  Senecio  Doronicum  L.  Canipai:  Carex  a/ernma  Hppe.,  Eri- 
trichiwn  namim  Schrdr.,  Gnaphaliwn  carpaticum  Wlilbg. 

Die  angegebenen  Funde  erschöpfen  noch  lange  nicht  die  über- 
aus reiche  und  zum  Theile  noch  ganz  unbekannte  Flora  dieses  aus- 
gedehnten Gebirgsstockes  voll  unwegsamer  Walder  und  steiler  Dolo- 
mitspitzen, welcher  wohl  einer  grosseren  Berücksichtigung  seitens  der 
österreichischen  Botaniker  verdienen  dürfte. 

Planina,  Ende  August  1878. 


E.  D.  Fitzgerald's  F.  L.  S.  „Australian  Orchids." 

Vun  Franz  Antoine. 

{Kurtsetzung.) 

Es  mag  den  Anschein  haben,  dass  die  Existetiz  vieler  Arien 
nicht  allein  von  Insekten  abhängig  ist,  sondern  vielmehr  von  beson- 
deren Insekten,  welche  an  den  Standorten  vorkommen,  wo  sie  ge- 
lunden  werden. 

Sarcochillus  parviflorus  trägt  nicht  selten  in  den  Blue  Moun- 
tains Samenkapseln;  von  da  aber  nach  Sydney  gebracht  blühen  wohl 
die  Pilanzen  in  zahlreicher  Menge,  aber  Samen  erzeugen  sie,  wenn 
sie  sich  selbst  überlassen  sind,  nicht,  obschon  sie  immer  fruchlbar 
sind,  wenn  der  Pollen  nach  der  Stigma  gebracht  wird. 

Bis  jetzt  wurde  von  der  ßelruchtung  nur  in  Bezug  auf  die 
Samenerzeugung  gesprochen,  aber  es  ist  noch  ein  anderer,  sehr 
wichtiger  Umstand,  welcher  in  Betracht  gezogen  werden  t>oll,  welcher 
ebenfalls  den  Erfolg  der  E.xistenz  der  Orchideen  modifizirt.  Die  Menge 


^40 

des  erzeugten  Samens  bildet  kein  Kennzeichen  für  die  Seltenlieit 
einer  Art.  Die  Anzahl  von  Individuen  einer  Art  scheint  mehr  von 
den  verschiedenen  Einflüssen  und  den  verschiedenen  Bodenverhält- 
nissen, unter  welchen  und  in  welchen  der  Same  geeignet  vegeliren 
kann,  als  von  der  Oi'antitiit  desselben  abzuhängen. 

Thelymilra  carnea  bringt,  wie  früher  angeführt,  eine  volle 
Kapsel  von  jeder  Blume,  und  dennoch  ist  sie  kaum  so  allgemein  als 
Acianfhus  forniculatus,  von  welchem  doch  die  Mehrzahl  der  Blumen 
nnfruclitbar  ist,  Phajns  grandifolius  und  Calanthe  veratrifolia  wach- 
sen unter  gleichen  Umständen.  Jede  Blume  von  Phajus  erzeugt  Sa- 
men und  nur  gelegentlich  einen  die  Calanthe,  aber  dennoch  ist  die 
Phajus  selten,  Calanthe  hingegen  gemein;  aber  in  mancher  Art  sind 
die  Samen,  welche  keimen,  nicht  im  erklärlichen  Verhältnisse  zu 
jenen,  welche  zu  Grunde  gehen.  Die  Zufälle  für  und  gegen  das  Er- 
löschen sind  daher  eigenthümlich  ausgeglichen,  und  es  unterliegt 
keinem  Zweifel,  dass  sich  die  Wagschale  gegen  eine  Pflanzenart 
neigt,  welche  dann  aufhOrt  Art  zu  sein.  Dieses  Wegfegen  von  Arten 
zusammen  mit  der  Hybridisation  (welche,  wie  ich  glaube,  in  dieser 
Familie  vorkommt)  scheint  ihre  Isolirung  oder  Abweichung  von  dem 
Haupttypus  des  Pflanzenlebens,  wie  ebenfalls  die  grossen  Abände- 
rungen unter  sich  selbst  zu  erklären;  da  natürlich,  wo  eine  grosse 
Verarmung  und  ein  Wiedererrichten  vorkommt,  auch  eine  grosse 
Abweichung  von  dem  Gleichartigen  sein  muss. 

Die  Rechnung  der  Schuldner  und  Gläubiger  bei  Dendrobinm 
speciosum  mag  in  folgender  Weise  dargethan  werden:  Gegen  das- 
selbe —  dass  nicht  Eine  Blume  unter  lausenden  eine  Samenkapsel 
aufzuweisen  vermag.  Dafür  spricht:  —  dass,  wenn  eine  Kapsel  er- 
scheint, eine  halbe  Million  Samen  darin  enthalten  sind.  Gegen  das- 
selbe —  dass  möglicher  Weise,  wenn  nicht  wahrscheinlich,  von  der 
halben  Million  Samen  auch  nicht  ein  Korn  zur  Keimung  gelangt. 
Dafür:  —  dass  es  lange  lebt  und  ausdauernd  ist.  Dieser  Thatbestand 
kann  nicht  erwogen  werden,  um  Dendrobinm  speciostim  in  eine 
günstige  Lage  zu  bringen,  und  wäre  es  nicht  die  letztere  Eigen- 
schaft, so  glaube  ich,  dass  es  schon  lange  früher  erloschen  wäre. 
Um  diese  Vermuthung  zu  bekräftigen,  mag  konstatirt  werden,  dass 
in  irgend  einer  Lage,  selbst  auf  dem  Moose  bedeckter  Felsengipfel, 
wo  sie  gewöhnlich  zu  wachsen  pflegen,  und  wo  ein  leichtes  Vege- 
liren der  Samen  zu  erwarten  ist,  die  Massen  doch  nur  aus  wenigen 
grossen  Pflanzen  bestehen,  und  nur  wenige  junge  vorfindlich  sind, 
ungeachtet  der  Menge  des  Samens,  welcher  ausfällt,  wenn  gerade 
eine  Kapsel  berstet  und  an  einer  solchen  Oertlichkeit  verbleibt.  Um 
Sydney,  wo  die  alten  Pflanzen  unlängst  weggeschafTl  wurden,  ob- 
schon  die  jungen  Pflanzen  darunter  nicht  entfernt  wurden,  können 
nur  wenige  mehr  aufgefunden  werden. 

In  ungünstiger  Jahreszeit  kommen  viele  Arten  gar  nicht  zur 
Blütbe.  Im  Jahre  1872  war  der  Winter  trocken,  und  ich  durchsuchte 
sehr  viele  Büsche  von  Corysanfhes,  fand  aber  sehr  wenige  Blumen 
und  nicht  eine  einzige  Samenkapsel,  während  in  einem  früheren  Jahre 


341 

lausende  von  Blumen  getrofTen  werden  konnten.  Jahrelang  wurde  um 
die  Blume  von  Acianthus  caudatus  an  einem  Standorte  vergebens 
gesuclit,  wo  sie  früher  aufgefunden  wurde,  und  wo  es  noch  ßliitter 
in  Menge  gab.  Wenn  durch  Mangel  oder  Uebermass  an  Regen  Erd- 
orchideen zur  eigentlichen  Blüthezeit  nur  Bliitter  produziren,  so  glaube 
ich,  dass  sie  sich  manchmal  selbst  helfen  bei  den  beinahe  überein- 
stimmenden Frühlings-  und  Herbsttemperaturen,  einige  verirrte  Blu- 
men ausser  ihrer  eigentlichen  Blüthezeit  hervorzubringen;  aber  es 
scheint  wahrscheinlich,  dass  sich  im  ganzen  Distrikte  viele  Orchideen 
jahrelang,  iiirer  Anzahl  nach,  kaum  vermehren. 

Bei  verschiedenen  Arten,  welche  sich  offenbar  nicht  selbst  be- 
Irucliten,  habe  ich  die  Blüthen  häufig  befruchtet  gefunden,  während 
ihre  eigenen  Pollinien  nicht  entfernt  wurden.  Bei  solchen  Beispielen 
musste  die  Pollenmasse  von  anderen  Blumen  übertragen  werden.  Das 
gewohnlichste  Argument  dagegen,  dass  es  durch  Insekten  geschehen 
könnte,  schien  mir,  dass  beständige  Hybridisation  zu  erwarten  sei, 
als  eine  Folge,  dass  verwandte  Arten  ofi  nebeneinander  wachsend 
gefunden  werden. 

Es  muss  aber  dennoch  erinnert  werden,  dass  sie  nicht  immer 
zur  selben  Zeit  blühen,  und  dass  Hybriden  leicht  übersehen  oder  für 
Varietäten  gehalten  werden  können.  Diese  Kreuzungen  zwischen  Arten 
derselben  Gattung  oder  verwandter  Gattungen  kommen  manchmal  in 
der  Natur  vor,  und  die  wahrscheinlich  neue  Arten  gründen,  dieses 
zu  glauben,  bin  ich  durch  folgende  Ursachen  dahin  geführt  worden: 
—  Ohne  Fehlschlagen  ist  es  gelungen,  von  einer  solchen  Kreuzung 
volle  Samenkapseln  zu  erlangen,  wobei  die  Pflanzen,  welche  Arten 
angehören,  die  nicht  Selbstbefruchter  waren,  unter  eine  Glasglocke 
gestellt  wurden,  und  die  Echtheit  der  Kreuzung  dadurch  bewiesen, 
dass  andere  ebenfalls  unter  eine  Glasglocke  ohne  Vermittlung  mit 
ihren  Blumen  gegeben  wurden  Von  letzteren  wurden  niemals  Samen 
gewonnen.  In  beiden  Fällen  wurden  die  Pflanzen  von  der  Zeit  an, 
wo  sie  Bhimenknospen  ansetzten,  unter  Bedeckung  gehalten.  Wenn 
wir  den  wunderbaren  niederen  Stand  der  Vegetation  in  den  Samen 
und  in  Folge  dessen  den  hohen  Stand  von  Zufälligkeiten  überhaupt 
gegen  das  Wachsen  einer  verirrten  Hybride  in  erster  Instanz,  und 
nachher  gegen  das  Hervorbringen  selbstbefruchteter  Samen,  welche 
ebenfalls  günstig  fortwachsen,  erwägen,  so  können  wir  uns  in  der 
Thal  nicht  genug  wundern,  dass  Hybriden  nicht  häufiger  gefunden 
werden.  Ich  habe  wenigstens  bei  drei  Gelegenheiten  Orchideen  ent- 
deckt, welche  ich  für  Hybriden  halte,  —  eine  zwischen  Dendrobium 
gracicaule  und  Dend.  Hil/i  (?),  eine  zwischen  Pteroslylis  pedunculata  (?) 
und   P.  curla  (?),  und  eine  zwischen   Glossodia  major  und  G.  minor. 

Dass  solche  Kreuzungen  neue  Arten  begründen  mögen,  ist  bis 
jetzt  nur  auf  Folgerungen  basirl  worden,  da  wie  ich  glaube,  keine 
lorllaulenden  Versuche  gemacht  wurden,  als  wie  weil  die  wenigen 
Hybriden,  welche  in  den  Warmhausern  wachsen,  sich  selbst  be- 
Iruchten,  und  ich  halte  bis  jetzt  noch  keinen  Erfolg,  Pflanzen  zur 
BUithe  zu  bringen,  welche  aus  hybridisirten  Samen  gezogen  wurden, 


342 

Ulli  damit  zu  experimentiren;  aber  ich  bin  stark  der  Meinung^,  dass 
Hybriden  leicht  Samen  ansetzen  werden,  wenn  sie  mit  ihren  eigenen 
Pollen  befruchtet  werden,  und  dass  das  einzige  Hinderniss  in  ihrer 
Fortdauer  in  der,  bei  allen  Orchideen  vorkommenden  Schwierigkeit 
zu  finden  ist,  den  Samen  zur  Keimung  zu  bringen.  Dieser  Sciiluss 
ist  auf  die  Meinung  begründet,  dass  ein  Widerstand  der  Mischung 
in  dieser  Familie  nicht  vorkommt,  wie  diess  bei  anderen  der  Fall 
ist,  und  dieses  Dafürhalten  ist  auf  die  sehr  bedeutende  Leichtigkeit 
begründet,  mit  welcher  sich  Arten  derselben  Gattung,  welche  an- 
scheinend auf  das  weiteste  von  einander  entfernt  schienen,  ja  selbst 
Arten,  welche  nicht  derselben  Gattung  angehörten,  kreuzen  Hessen. 
Als  Beweis  des  Thalbestandes  ist  die  nachfolgende  Liste  von 
Kreuzungen,  welche  im  Jahre  1872  vorgenommen  wurden,  hier  an- 
gegeben. Die  Pflanzen  wurden  gewöhnlich  gegenseitig  mit  einander 
befruchtet  und  die  Pollenmassen  abwechslungsweise  von  einer  Blume 
zur  anderen  übertragen,  Pterostylis  ophioglossa,  concinna,  acuminata, 
nutans,  pedunculata,  curla,  grandiflora,  reflexa,  obtnsa,  Dainfreana, 
longlfolia  wurden  auf  jede  Weise,  wie  es  die  Jahreszeit  eben  zugab, 
gepaart.  Caladenia  filamenfosa,  pulcherrima,  alba  und  testacea,  Glos- 
sodia  major  mit  Caladenia  alba,  testacea,  ßlamentosa,  Glossodia 
major  und  minor.  Diuris  punctata,  maculata,  aurea.  Thelymitra 
ixioides  mit  Diuris  punctata,  aurea.  Thelymitra  cwrnea  mit  Diuris 
aurea.  Thelymitra  longifolia  mit  Diuris  aurea.  Thelymitra  longlfolia 
mit  ixioides.  Dendrobium  speciosum,  gracicaule,  Fairfaxii,  Beckeeri, 
linguiforme.  Die  grosse  Abweichung  von  anderen  Familien,  wie  kürz- 
lich vermuthet,  und  die  Ausdehnung  des  Fehlschlagens,  der  Modifi- 
kation und  der  Befestigung  der  Theile  scheinen  Umgestaltungen  vor- 
auszusetzen, welche  von  der  Hybridisation  herrühren. 

(Scbluss  folgt.) 


Literaturberichte. 

Diag-iiosen  zu  Tlüiiiien's  „Mycotheca  universalis,  Ceuturie  VU— IX."   Von 

F.   V,   Thümen.    (Sonderabdruck  aus  der  „Flora",    Jahrgang  1878).   8". 

17  Seiten. 
In  den  oben  erwähnten  Centurien  gelangten  mehr  als  60  neue 
Arten  und  Varietäten  zur  Ausgabe.  Sie  stammen  nicht  nur  aus  ver- 
schiedenen Theilen  Europas,  sondern  auch  aus  d(!n  übrigen  Welt- 
theilen,  namentlich  aus  Sibirien,  Aegypfen,  dem  Kap  der  guten  Hoff- 
nung, Nord-  und  Süd-Amerika,  Australien  u.  s.  w.  Durch  diese 
bedeutende  Zahl  von  Novitäten  wird  v.  Thümen's  Mycolheca  univer- 
salis ein  wichtiges  Hilfsmittel  für  jeden  Botaniker,  der  sich  mit  dem 
Studium  exotischer  Pilze  beschäftigt.  Dr.  H.  W.  R. 

Contributions  ä  la  connaissance  de  la  Flore  Arg-entine  par  O.  Schnyder, 

Professeur  a  Buenos  Ayres  (Tire  des  Archives  des  scienc.  de  la  Bibliolhe- 

que  univers  tom.  LX.)    Geneve  Imprim.  Ramboz  et  Schuchardt.   1877.  8°, 

28  Seiten. 
Die  vorliegende  Abhandlung  enthält  eine  kurze  Schilderung  der 
klimatischen  Vcrliällnisse  des  Florengebieles,  ferner  der  pflanzengeo- 


343 

graphischen  Regionen,  welche  in  der  argentinischen  Republik  unter- 
schieden werden  können.  Es  sind  diess  nach  der  Ansicht  des  Verf. 
folgende:  Die  patagonische  Region,  jene  der  Pampas,  des  Litorales, 
der  Dornstraucher,  die  subtropische  und  die  Fluvial-Region.  Von 
jeder  dieser  Regionen  gibt  Schnyder  die  Ausdehnung  innerhalb  des 
behandelten  Gebietes  an  und  macht  die  für  sie  besonders  charakte- 
ristischen Pflanzenformen  namhaft.  Den  Schluss  des  Aufsatzes  bildet 
eine  Liste  jener  Charakterpflanzen  der  argentinischen  Republik,  welche 
Volksnamen  besitzen.  Weil  das  vom  Verfasser  geschilderte  Floren- 
gebiet im  Vergleiche  zu  Brasilien  und  Chile  noch  verhällnissmiissig 
wenig  durchforscht  erscheint,  so  ist  der  hier  angezeigte  Aufsatz  für 
die  genauere  Kenntniss  der  phylographischen  Verhältnisse  Süd-Ame- 
rikas nicht  unwichtig.  R. 

Experimentelle  Uutersuchungeii  über  Sitz  und  Verbreitung  des  Bildungs- 
saftes und  seinen  Einfluss  auf  das  Dickenwachsthum  der  Dikotylen.  Von 
Dr.  med.  M.  Gilles.  Schweidnitz,  A.  Kaiser,  1878.  8",  81  Seiten. 

Bei  den  meisten  holzigen  Gewächsen  schwillt  nach  der  be- 
kannten Operation  des  Ringeins  der  obere  Wundrand  wulstförmig  an. 
Der  Verfasser  kam  nach  mehreren  Versuchen  zu  der  in  ihren  Haupt- 
umrissen schon  bekannten  Anschauung,  dass  ein  vorzugsweise  basi- 
pelaler  Saftstrom  in  der  Rinde  existire.  Bei  solchen  Pflanzen  jedoch, 
welche  bei  der  Ringelung  keine  wulstige  Verdickung  zeigen,  aber 
Stränge  von  Cambiform  und  Gitterzellen  im  Marke  besitzen  (wie 
Nerium,  Vinca),  übernehmen  letztere  die  Leitung.  Auch  die  Sieb- 
röhren scheinen  bei  schnell  wachsenden  Gewächsen  {Cucurbita,  Hoya) 
Antheil  am  Saftstroine  zu  besitzen.  Gilles  glaubt  jedoch  auch  an- 
nehmen zu  können,  dass  plastischer  Saft  im  Holze  herabsteige,  um 
durch  Vermittlung  der  Markstrahlen  wieder  auf  dem  entblössten 
Splint  zu  Tage  zu  treten  und  Neubildungen  zu  veranlassen.  Es  dürften 
aber  wahrscheinlicher  nach  dr-n  Untersuchungen  anderer  Forscher 
nur  die  Markstrahlen,  die  ja  als  Reservestoffbehälter  dienen,  daran 
betheiligl  sein,  da  der  Holztheil  den  basifugalen  Saftstrom  leitet.  Auch 
können  die  Reste  des  Cambiums,  welche  bei  Entrindungen  am  Splinte 
hängen  bleiben,  eine  Leitung  des  plastischen  Saftes  im  Vereine  mit 
den  Markstrahlen  übernehmen  und  unter  Schutz  vor  Austrocknung 
eine  Neubildung  von  Rinde  herbeiführen.  Diese  Punkte  berücksichtigte 
jedoch  Gilles  in  seiner  Broschüre  nicht,  lieber  die  Bewegungsrich- 
tungen des  Bildungssaftes  und  dessen  Einfluss  auf  das  Dickenwachs- 
thum der  Dikotylen  gab  der  Autor  einen  Auszug  der  umfangreichen 
Literatur,  ohne  jedoch  Neues  hinzuzufügen.  G.  B. 

Vukotinovic  Ljudevit  Priuesci  za  geognosiu  i  botaniku  Hrvatske  (Bei- 
träge zur  Geognosie  und  Botanik  Kroatiens).  Separalabdruck  aus  Bd.  XLIV 
des  Rad  jugoslavenske  akademije  znanosti  i  uirijetnosti.  Vorgelegt  am  15.  De- 
zember 1877.  Agram  1878,  48  S.  8^ 

In  der  vorliegenden  Arbeil  werden  aus  Kroatien  beschrieben: 
Viola  cariegata,  alba  striata,    scolophylla  Jord.  var.  albiflora  (letz- 


344 

lere  ist  offenbar  schon  lange  bekannt),  Centaurea  stenolepis  {Cent, 
phrygia  Fl.  er.)  Kern.  var.  incanescens,  Sahia  grandiflora,  Quercus 
pseudopedunculata  (von  Schur  bereits  unterschieden),  Hierarium  lepto- 
cephalum-aestivum  und  Astrantia  croatica  Tonnn.  in  litt.  1877.  Car- 
duus cirsiformis  ist  ein  Bastart  von  Carduus  alpestris  und  Cirsium 
Erisifhales  (früher  liiess  es  irrthümlich  von  C.  pannonicum).  Neu  für 
Kroatien  sind  Bupleurum  exaltatum  MB.,  Senecio  Jacquinianus  Rchb. 
und  Gnaphalium  Leontopodium  Scop.  Letztere  Pflanze  fand  Ref.  im 
Jahre  1872  auf  der  Ranisava,  einer  Voralpe  des  Durmitor  in  Monte- 
negro, hart  unter  der  Krummholzregion  an  steilen  Felsenwänden. 
Silene  Schlosseri  Vuk.  ist  S.  Sendtneri  Boiss.,  vi^enigstens  gilt  diess 
von  den  Exemplaren,  die  Borhas  am  Risnjak  gesammelt  und  als 
solche  richtig  erkannt  hat.  Noch  eine  Fülle  von  kritischen  Erörte- 
rungen und  Beschreibungen  bilden  den  Schluss  dieser  werthvollen 
Arbeit.  J,  A.  Knapp. 

Borbäs  Vincze  Dr.  Floristicai  kozlenienyek  a  inag-y.  tud.  Akadeiiiia  ältal 
tamog'atott  botanikai  kntatäsaimböl  (Floristische  Mittheilimgen  aus  mei- 
nen durch  die  k.  ungar,  Akad.  unterstützten  Forschungen):  Mathem.  6s  ter- 
möszett  közl.  vonatkoz.  a  hazai  viszonyokra  (Mathem.  und  naturw.  Mitth. 
bezüglich  der  einheimischen  Verhältnisse,  herausg.  von  der  ung.  gel.  Akad.). 
Bd.  XV  (1878).  265—372  p.  8». 

Der  Verfasser  hat  sich  endlicli  daran  gemacht,  das  auf  meh- 
reren Reisen  gesammelte  Material  zu  bearbeiten.  Im  ersten  Abschnitte 
werden  die  in  Ungarn,  Kroatien  und  Krain  gesammelten  Umbelliferen 
aufgezählt  und  kritisch  beleuchtet.  Neu  sind:  Astrantia  major  L.  v. 
illyrica,  Pimpinella  Saxifraga  L.  s.  aculeulata,  Oenanthe  hanatica 
Heuff.  var.?  longifolia  und  Pleurospermum  austriacum  Hoffm.  var. 
pubescens.  Im  zweiten  werden  die  in  Ungarn  gesammelten  Mono- 
kotyledonen  namentlich  aufgeführt.  Altena  pratensis  L.  var.  subde- 
curvens,  Poa  pumila  Host  var.  szörengensis,  P.  praecox,  P.  alpina 
var.  viridis,  P.  levis,  P.  pratensis  L.  var.  racemosa,  Bromus  tecto- 
rum  L.  c)  umhrosus,  Allium  Borbäsii  Kern,  werden  hier  beschrieben. 
Im  dritten  werden  die  Lein-Arten  Ungarns,  Kroatiens  und  Krains 
vorgeführt.  Im  vierten  behandelt  der  Verf.  Cerastium  moesiacum 
Friv.  und  C.  decalvans  Schloss.  et  Vukot.,  oline  indess  die  vorge- 
legene Frage  nach  der  Identität  beider  Pflanzen  endgiltig  auszu- 
tragen, während  derselben  neue  Seiten  immerhin  abgewonnen  wurden. 
Der  fünfte  und  letzte  Abschnitt  enthält  neue  Standortsangaben  für 
einige  seltenere  ungarische  und  siebenbürgische  Pflanzen,  Hoffentlich 
wird  die  Fortsetzung  dieser  höchst  wichtigen  Arbeit  nicht  lange  auf 
sich  warten  lassen,  K. 

Borbäs  Vincze  Dr.    Vizsgälatok  a  hazai  Arabisek  es  egyeb  Crucifei-äk 
köriil    (Separatabdruck  aus  den  Mathem.  es  termeszett.  közl.  von.  a  hazai 
viszonyokra,  Bd.  XV).  Budapest  1878,  S.  145—212,  8». 
Die    vorliegende  Arbeit  ist   eine   ebenso  interessante  als  lehr- 
reiche  Studie   über  die   Ar abis- Arien   und   sonstigen   Cruciferen  Un- 
garns. Die  Gattungen  Arabis,  Erysinium,  Roripa  und  Thlaspi  werden 


345 

ansfübriioh  enirtert,  sowie  die  koinplizirte  Synonymii\  der  Arien  der 
letztgenannten  Gatl'ing-  auf  Grund  von  Originalexemplaren  richtig 
gestellt  wird.  Aber  auch  über  die  übrigen  Gattungen  wird  manches 
Interessante  vorgebracht.  Die  letzte  Seite  füllen  Bemerkungen  über 
Verbascum-Bastarie,  darunter  vier  neue,  aus.  K. 

Spreitzenhofer  G.  C,  Beitrag-  zur  Flora  der  jonisclien  Inseln:  Corfn, 
Cephalonia  und  Ithaca  (Separatabdruck  aus  den  Verb.  d.  k.  k.  zool.-bot. 
Ges.,  Jahrg.  1877).  Wien  1878,  26  S.  8». 

Die  vorliegende  Arbeit  ist  das  Ergebniss  einer  nach  den  ge- 
nannten Inseln  unternommenen  Exkursion.  Das  gesammelte  Material 
wurde  von  Th.  Heldreicli,  dem  ausgezeichneten  Kenner  der  griechi- 
schen Flora,  bestimmt.  Ranunciilus  Spreitz-enhoferi  und  Muscari 
Mordoamun  Heldr.   bilden  die  Novitäten  dieser  beschwerlichen  Reise. 

K. 

Viernndfiinfzigster  Jahresbericht  der  schlesischen  Cre.sellschaft  für  vater- 
ländische Kultnr.  Breslau  1877,  394  S.  8». 

Enthalt  an  grösseren  Aufsätzen:  Von  Goeppert :  der  Dezember 
1875  und  die  Vegetation  des  botanischen  Gartens,  über  Pflanzen- 
melamorphosen  und  interessante  Pflanzen  des  botanischen  Gartens, 
sowie  über  Holzgewächse  auf  den  höchsten  Punkten  der  Erde.  Von 
Cohn:  botanische  Mittheilungen  über  England  und  Schottland,  inter- 
nationale Ausstellung  naturwissenschaftlicher  Apparate,  Brandpilze  im 
Getreide  Schlesiens.  Von  Eidam  über  die  Entwicklung  des  Sphaero- 
tilus  natans.  Von  Limpricht  über  die  Lebermoose  der  Hohen  Tatra. 
Eine  Aufzählung  von  100  Lebermoos-Arten  nebst  einem  Nachtrage 
von  zwei  Moosspezies  für  dasselbe  Gebiet.  Von  Uechtritz:  Zugang 
zur  schlesischen  Phanerogamenflora  im  J.  1876.  Zuerst  werden  drei- 
zehn Novitäten,  darunter  Ranunciilus  Sfeveni  Andrz.  var.?  und  Tri- 
folium arvense  L.  var.  microcephalum  Uechtr.  vorgeführt  und  even- 
tuell beschrieben.  Weiters  folgen  die  neuen  Fundorte  mit  einer  Menge 
sehr  beachtenswerther  Bemerkungen.  K. 


Correspondenz. 

Wien,  am  31.  August  1878. 
Nach  „Neilreich,  Flora  von  Nieder-Oesterreich*  p.  473,  soll 
Chlora  perfoliata  seit  DoUiner  (Doli.  En.  p.  87)  in  neuerer  Zeit  d.  i. 
seit  32  Jahren,  nicht  mehr  am  Neusiedler-See  gefunden  worden  sein. 
Eine  Excursion,  die  ich  mit  meinem  Freunde  Hofer  am  12.  und  13. 
August  1878  von  Brück  a/L.  aus  am  Neusiedler-See  unternahm,  be- 
stätigte den  von  Hofrath  Fenzl  in  „Neilreich 's  Flora  von  Wien",  U.  Bd. 
p.  189  angegebenen  Fundort.  In  der  Nähe  der  3.  Fischerhütte,  am 
westlichen  Ufer,  fanden  wir  obengenannte  Pflanze  in  Gesellschaft  von 
Eri/thraea  ramosissima  und  zwar  in  einer  auf  das  Ufer  des  Sees 
senkrecht  stehenden  Reihe.  Dies  war  jedocii  bis  Podersdorf  (östliches 


346 

Ufer)  der  einzige  Ort ,  wo  Clilova  in  ziemliclier  Anzahl  und  sehr 
schönen  Exemplaren  vorkam.  Den  23.  August  1877,  sowie  den  29. 
August  1878  unternahm  ich  eine  kleine  Excursion  auf  den  bei  Dorn- 
bach liegenden  Heuberg.  Der  Zweck,  den  ich  verfolgte,  war  Gen- 
tiana  cruciata  zu  finden,  welche  in  Neilreich's  Flora  von  Wien,  pag. 
318 ,  als  „häufig"  am  Heu-  und  Satzberg  angegeben  wird.  Nach 
fleissigem  Suchen  blieb  meine  Mühe  jedoch  unbelohnt;  denn  ich  fand 
nicht  ein  einziges  Exemplar.  Auch  ermangelte  ich  nicht,  um  mir  Ge- 
wissheit zu  verschaffen,  dass  obgenannte  Pflanze  dort  niclit  vorkomme, 
die  angrenzenden  Gebiete  abzusuchen.  In  Folge  dessen  ist  anzuneh- 
men, dass  obiger  Standort  entweder  nicht  existirt  hat  oder  falsch  an- 
gegeben, oder  aber  auch,  dass  diese  Pflanze  seil  längerer  Zeit  auf 
dem  Heuberge  ausgerottet  ist. 

Louis  Keller. 
Graz,  am  18.  September  t878. 
Da  ich  im  heurigen  Jahre  meine  Studien  wegen  Kränklichkeit 
unterbrechen  musste,  so  verwendete  ich  meine  freie  Zeit  dazu,  die 
Flora  meiner  Heimat  (St.  Egid  a/Neuwald  in  Nieder-Oest.)  genau 
kennen  zu  lernen.  St.  Egid  liegt  beinahe  am  Ursprünge  der  rechten 
Traisenquelle  (die  linke  entspringt  bei  Annaberg)  und  seine  in  bo- 
tanischer Hinsicht  wichtigsten  Punkte  sind  der  Göller  und  der  Gippel, 
beide  über  5000'.  Vnr  allem  muss  ich  nun  des  Ranunculus  anemo- 
noides  gedenken,  durch  dessen  Vorkommen  diese  Gegend  gewisser- 
massen  auch  eine  kleine  Berühmtheit  erlangte.  Derselbe  kommt  fast 
auf  allen  sonnigen  etwas  felsigen  oder  mit  Haidekraut  bewachsenen 
Abhiingen  vor  und  wo  ihm  der  Boden  besonders  zuzusagen  scheint, 
sogar  mit  etwas  gefüllten  Blüthen.  Er  blüht  vom  Anfange  April  bis 
Mitte  Mai  und  ist  bei  uns  keineswegs  eine  seltene  Pflanze.  Im  übrigen 
seien  einige  seltenere,  interessantere  und  ferner  solche  Pflanzen  er- 
wähnt, welche  in  Kreutzer's  Flora  Wien's  für  diese  Gegend  nicht 
angeführt  sind:  Carex  mncronata,  Corallorrhiza  innata ,  Festuca 
Sclieuchzeri  et  Halleri  Gd.,  Malaxis  monophi/Uos ,  Peucedanum  v>er- 
ticillare,  Poa  hybrida  (in  Kreuzers  Flora  als  Poa  sudefica)^  Saxifraga 
Burseriana,  Spiranfhes  auhimnalis,  Trisefum  alpestre.  Zum  Schlüsse 
bemerke  ich,  dass  die  in  Wien  schon  längst  bekannte  Galinsoga  par- 
viflora  auch  bei   uns  sehr  gemein  ist. 

Karl  Fehlner. 


Personalnotizen. 

—  Dr.  Johann  Peyritsch  ist  zum  ordentl.  Professor  der  Bo- 
tanik und  Direktor  des  botanischen  Gartens  an  der  Universität  Inns- 
bruck ernannt  vk'orden. 

—  Dr.  Franz  von  Fleischer,  Professor  der  Botanik  an  der 
land-  und  forstwirthschaftlichen  Akademie  in  Hohenheim,  ist  am 
24.  Auffust  gestorben. 


847 

—  Anton  Loser,  Professor  in  Fiiiinc,  ist  am  8.  Mai  im  Aller 
von  36  Jahren  ffestorben. 


Sammlungen. 

Algae  aquae  dulcis  exsiccatae  praecipue  Scandinavicae,  quas 
adjectis  algis  marinis  chlorophyllaceis  et  pliycochromaceis  dislri- 
bnerunt  Veit  Witt  rock  et  Ollo  Nordstedt  adjiivanlibus  Dr. 
P.  T.  Cleve,  F.  Eldinff  et  F.  R.  Kjellman.  Fase.  3  et  4  (Nr. 
101—200).  Upsaliae  1878.  (Pretium  fascic.  17  Reichsmark.) 

Die  zweite  Centiirie  dieser  für  die  Kennfniss  der  nordischen 
Algen  ungemein  wichtigen  Sammlung  enthält  eine  Reihe  sehr  inter- 
essanter Formen  reich  aufgelegt  und  kritisch  bestens  untersucht. 
Neu  sind  unter  denselben:  Aegagropila  biformis  Wittr.,  Enteromorpha 
qvaternaria  Ahlner,  Cosmarium  fontigennm  Nordst.,  Cosmarium  sub- 
tumidum  Nordst.,  Stigonema  zonotrichoides  Nordst.,  Nostoc  Zetter- 
stedtii  Aresch.,  Merismopedkmi  chondroideum  Wittr.  R. 

—  Prof.  Alex.  Braun's  hinterlassene  botanische  Sammlungen 
wurden  von  der  preussischen  Regierung  um  <len  Preis  von  21.000  Mark 
angekauft. 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingelangt:  Von  Herrn  L.  Keller  mit  Pflanzen 
aus  Niederoslerreich  und  Ungarn.  —  Von  Herrn  Sieinitz  mit  Pfl.  aus 
Ungarn. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Bohatsch^  L.  Keller, 
Kesselmeyer. 

Aus  Niederosterreich  eingesendet  von  L.  Keller:  Achillea  Cla~ 
vennae,  A.  Clusiana,  Allium  peh'aeum,  Armeria  alpina,  Dianthus 
alpinus,  Epipactis  pahistris,  Gentiana  ciliata,  G.  putnila,  Linosyris 
vulgaris,  Saxifraga  Aizoon,  Sideritis  monlana.  Vom  Neusiedlersee: 
Chlora  perfoliafa,  Erythraea  linarifolia. 

Vornil hig:  (B.)  =  Böhmen,  (I.)  =  Istrien,  (Kt.)  =  Kärnten, 
(M.)  =  Mähren,  (NOe.)  =  Niederösterreich,  (OOe.)  =  Oberöster- 
reich, (P.)  =  Polen,  (S.)  =  Salzburg,  (Sb.)  =  Siebenbürgen,  (Schi.) 
=  Schlesien,  (Schw.)  =  Schweden,  (Schz.)  =  Schweiz,  (T.)  =  Tirol, 
(Th.)  =  Thüringen,  (U.)  =  Ungarn. 

Paederota  Bonarota  (Kt.),  Panicum  capillare  (Schi.),  Crus 
galH  (OOe.,  P.),  Papaver  alpimim  v.  flaviflornm  (Kt.,  T.),  dubium 
(NOe.,  P.),  Rhoeas  (00c.,  P.),  Parielaria  erecta  (U.),  Paris  quadri- 
f'oha  (S.,  Schi.),   Parnassia  palustris  (U.),    Paronychia  capitata  (U.), 


348 

Passerina  annua  (U.),  Pedicularis  campesfris  (Sb.)»  foliosa  (NOe., 
Tj,  Jacquini  fT.),  incarnata  (NOe.),  palustris  (NOe.,  P.),  recutita 
(T.),  silcatlca  (P.,  Schw.),  Peganum  Harmala  (U.),  Peltaria  allia- 
cea  (NOe.),  Peplis  Portula  (Sclil.,  Th.),  Periploca  graeca  (Kroatien), 
Petasites  niveus  (Kt.,  NOe.,  T.),  officinalis  (OOe.),  Peucedannm  austria- 
cum  (NOe.),  Chabraei  (NOe.,  Schz.),  rablense  (Kt.),  Phleum  alpinum 
(Schi.,  U.),  asperum  (Frankreich),  ßoehmeri  (NOe.),  Michelii  (NOe.), 
nodosum  (Kt.,  NOe.),  serrulatum  (Sb.),  tenue  (Dalnialien),  Phlomis 
tuberosa  (NOe.,  U.),  Pholiurus  pannonicus  (U.),  Phyteuma  canescens 
(U.),  comosum  (Kt.>,  orbiculare  (NOe.,  U.),  Phytolacca  decandra 
(NOe,,  U.),  Pimpinella  Anisum  (M.),  magna  (Bayreuth),  nigra  (P.), 
Saxifraga  (NOe.,  OOe.,  P.),  Pinguicula  alpina  (S.),  nillosa  (Schw.), 
vulgaris  (S.,  Berlin),  Pinus  austriaca  (NOe.),  montana  (T.),  Mughus 
(T.),  obliqua  (T),  silvestris  (OOe.),  Pisum  arrense  (NOe.),  Plantago 
arenaria  (B.,  NOe.,  U.),  Coronopus  (Ostfriesland),  Cynops  (Schz.), 
lanceolata  (NOe.,  OOe.),  major  (OOe.),  major  \ar.  agrestis  (Schi.), 
maritima  (NOe.,  Pommern),  media  (OOe.),  minor  (Schw.),  montana 
(Schz.,  T.),  Schwarzenbergiana  (Sh.),  tenuiflora  (U.),  Poa  annua 
(Schi.),  bulbosa  (B.,  NOe.,  U.),  hybrida  (Schz.),  nemoralis  (NOe., 
Schi.),  Polycarpon  tetraphyllum  (I,  U.),  Polycnemum  arvense  (Berlin), 
Heuffelii  (U.),  majus  (Ü.),  Polygala  alpestris  (Sciiz.),  amara  (Schi., 
Th.),  calcarea  (Schz.),  Chamaebuxus  (B.,  T.),  major  (NOe.),  vul- 
garis (P.,  U.),  Polygonum  arenarium  (U),  Bistorta  (P.),  Convolvulus 
(Schi.),  Fagopyrum  (OOe.),  Hydropiper  (Schi.),  virgatum  (U.),  vivi- 
parum  (T.). 

Obige  Pflanzen  können  nach  beliebig-er  Auswahl  im  Tausche 
oder  käuflich  die  Cenlurie  zu  6  fl.  (12  R,  Mark)   abgegeben  werden. 

In  Folge  mehrfacher  Anfrage  zur  Nachricht,  dass  ältere  Jahr- 
gänge der  „Oesterr.  Botan.  Zeitschrift"  gegen  Pflanzen  nach  gegen- 
seitigem üebereinkommen  abgegeben  werden  können. 


Inserate. 

Ein  Herbar 

mit  nahezu  3000  Arten  aus  Oesterreich-Ungarn,  Deutschland,  der 
Schweiz  und  Skandinavien  ist  zu  verkaufen.  Ebenso  eine  Sammlung 
mit  Kryptogamen.  Letztere  auch  partieenweise.  Auskünfte  und 
Kataloge  aus  Gefälligkeit  bei  J.  A.  Knapp,  Wien,  IX.  Bez.  Spital- 
gasse 31. 

Diesem  Hefte  liegt  bei   eine  Ankündigung   der  Verlagsbuchhandlung  von 
Julius  Springer  in  Berlin. 

Kedakteiir  und  Herausgeber  Dr.  Alexander  Skofitz-  —  Verlag  von  C.  Gerold's  Sohn, 
Druck  uoil  Papier  iler  C.  Ueberreaterscbea  Buchdruckerei  (M.  Salzer). 


OesteiTeichische 

Botanlsclie  Zeitschrift. 

Gemeinnützig^es  Organ 


für 
itie  »Rterreiviiiscbe  Exemplare 

i.otai.lsclie    Zeltschrlrt  Rnfailili      llllll      RAfflini^itr  die  frei  durch  die  Post  be- 

ersche.nt  »UHIIIK     IIUU     DOldlllUer,  zogen  ^verden  sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  l,,os  bei  der  Redaktioa 

''"Z'r'H^r.rlv!"'^  Gärliier,  Oekouomen,  Forstiuäiiner,  Aerzle,  ^"  r-p1:r=en; " 

(IG  li.  Mark.)  Im  Wege  des 

ganzjährig,  oder  mit  Anillliplpp    Iin^l    Tocliniloi'  Buchhandels  übernimmt 

*  a.  a.Wi.  CS  R.Mark)  npUllieKei     UHU     ICUllllMl.  Pränumeration 

halbjährig.  C.  (.erold's  Sohn 

Inserate  in  Wien, 

die  ganze  Petitzeile  fü  ll  sowie  alle  übrigem 

15  kr.  Ost.  W.  XI  =     XXi  Buchhandlungen. 

XXVni.  Jalirgang.  Will.  November  1878. 

INHALT:  Festuca  austriaca.  Von  Hackel.  —  Kreislauf  des  Stoffes  in  der  Pflanzen-^elt.  Von  Dr. 
Wiesner.  —  Floristische  Mittheiliins-eii  Von  Dr.  Borbiis.  -  Bewegung  des  Wassers  in  den  PQanzen. 
Von  Keinlioid.  —  Caimubis  .lativa  inonoka.  VonHululi)-.  —  Zur  l'lora  \on  ?steieimark  und  Kärnten. 
Von  Kempf.  —  „Auslralian  Orchids"  (Scliiuss).  Von  Antoi'ne.  —  Literatnrberichte.  —  Coriespoudenz. 
Von  Jauka  und  Wiesbaur.  —  Personalnotizen.  —  Botanischer  lauschverein. 


Fes  tuen  nusiriaca  n.  sp. 

Autore  E.  Hackel. 

Perennis,  dense  caespitosa.  Rhizomatis  inlernodia  brevissima. 
Cnhtii  erecti,  rcbusti,  teretes,  laeces  cel  superne  scabritisculi,  in 
l,asi  iit  turiones  folüferi  vayinis  marcidis  indicisis  firmis  Stra- 
min eis  vestiti. 

Folia  omnia  conformia,  complicafa,  filif'onnia,  longa,  mol- 
Jia,  laete  viridia,  scabra  (saltem  parte  snperiorej,  seciione  trans- 
versa obtuse  hexagona;  nervi  (unus  medtalis  et  duo  in  quovis 
lalere)  intus  prominentes  et  puberuti,  fascicuiis  ßbrocasalibus  cen- 
tralibus  perciirsi,  et  sub  iis  singulis  fascicuiis  hypodermicis 
prosenchymaticis  (Fig.  1  h,  h)  instructi.  Fasciculi  hypodermici 
in  foiio  sicco  (cum  parenchyma  intercedens  tabescit)  extns  valde 
prominentes,  quod  hanc  ob  causam  angulatum  et  elevato-nervo- 
sum  apparet.  Vaginae  laeves,  basi  saepe  violaceae,  ligula  biauricu- 
hita  exigua. 

Panicula  ampla,  laxa,  plerumque  mitans,  rami  inferiores 
bini  vel  saepe  lernt,  raro  quaterni,  omnes  tenues,  scabri,  in  an- 
thesi  angulo  fere  recfo  patentes  et  saepe  arcnato-nntantes,  ad  me- 
dium nsque  midi,  superne  spicvliferi. 

Oesterr    ti.itau    Züitsclirin.   11     llofi.  1^78.  27 


350 

Spiculae  lineari-oblongae,  longiusciile  pedicellatae,  5  — 
7ßores,  floribus  subremotis,  mrentes  vel  purpurascentes 

Glumae  subaequales,  lange  acufatae,  inferior  i-,  superior 
Snercis,  carina  aspera. 

Palea  inferior  lanceolata,  acuta,  mutica  vel  raro  brerissime 
aristulata,  apice  anguste  scariosa,  glabra,  laevis  vel  setulis  sparsis 
exasperata,  plus  mimisve  dislincte  önercis. 

Palea  superior  inferiorem  aequans,  acute  bidenfata,  marginibus 
parte  superiore  ciliolata.   Caetera  ut  in  speciebus  afßnibus. 

Dimensiones:  Culmus  60 — 80  cm.,  folia  10—30  cm.  longa, 
Oöö  mm.  in  diametro;  panicula  11  —22  cm.  (plerumque  ca.  15  cm.) 
longa;  spiculae  Sflores  6  mm.,  4flores  7ö  mm.,  6ß.  lO'^  mm.,  7ß. 
12  mm.  longae,  ante  anthesin  3o  mm.  lalae;  palea  inferior  S — 
6  mm.  longa. 

Habitat  in  silvis  et  silDarum  marginibus  Austriae  inferioris: 
prope  oppidum  St.  Poelfen  (copiose  ad  Radelberg,  Mechters),  Melk 
et  in  monte  Geisberg  prope  Perchtoldsdorf.  Floret  exeunte  Maja  et 
incipiente  Junio. 

Synonym:  Festuca  heterophylla  ß.  mutica  Neilr.  Flora  v. 
Niederösterreich,  p.  7ö. 

Ich  habe  nicht  oline  reifliche  Erwiigung-  gewagt,  die  ohnediess 
grosse  Zahl  von  theilweise  in  ihrer  Anwendung  sehr  unsicheren 
Namen,  welche  für  die  Formen  der  Festucae  auriculatae  im  Um- 
laufe sind,  durch  einen  neuen  zu  vermehren.  Allein  die  hier  be- 
schriebene Art  lasst  sich  bei  keiner  der  bisher  bekannten  sicher 
unterbringen  und  ist  nicht  nur  in  ihrer  ganzen  Erscheinung  sehr 
ausgezeichnet,  sondern  lasst  sich  auch  durci»  schneidende  Merkmale 
von  ihren  Verwandten :  F.  ovina,  violacea,  duriuscula,  rubra,  hete- 
rophylla trennen.  Freilich  niuss  man  zu  diesem  Ende  erst  über  die 
Ciiaraktere  der  eben  genannten  Arten  im  Reinen  sein,  und  diess 
kann  man  nach  meiner  Ueberzeugung  nur  dann,  wenn  man  sich 
nicht  begnügt,  die  allerdings  schwankenden  und  h'reführenden  Merk- 
male des  Rispenbaues,  der  Anzalil  der  Blüthen  im  Aehrchen,  der 
Begrannung  und  Behaarung  der  Deckspelze  (in  welchen  Beziehungen 
fast  alle  Arten  dieser  Gruppe  ilire  parallelen  Formen  aufzuweisen 
haben)  zur  Unterscheidung  zu  benützen,  sondern  wenn  man  liefer 
in  den  Bau  der  Blauer  dieser  Arten  eindringt.  Allerdings  genügt  es 
auch  da  nicht,  von  fadenförmig  oder  borstenfurmig,  weich  oder  starr, 
glatt  oder  rauh,  grün  oder  graugrün  etc.  zu  sprechen,  alle  diese 
Ausdrücke  sind  zu  wenig  fassbar,  messbar  und  graphisch  darstell- 
!)ar.  Nur  die  Verlheilung  der  verschiedenartigen  Gewebsmassen  des 
Blattes,  welclie  auf  einem  hinreichend  dünnen  Quersclinitte  desselben 
schon  bei  SOfacher  Vergrosserung  sicher  zu  konstatiren  ist,  bietet 
wirklich  sciineidende  Ciiaraktere  zur  Unterscheidung  dar.  Ich  habe 
in  einer  grosseren  Abhandlung  in  der  Vierteljahresschrift  des  unga- 
rischen National-Museums  („Termeszetrajzi  füzetek"  '"*)  versucht,  das 


*)  Oktober  1878. 


351 

eben  genannte  Prinzip  zunächsf  auf  die  Fesfuca-Arlen  der  ungari- 
schen Flora  anzuwenden,  und  man  wird  finden,  dass  meine  Metiiode 
durt-haus  niclit  zur  Zersplitterung,  sondern  nur  zu  einer  klaren  Son- 
deruiiff  dieser  verwickelten  Arten  gefülirt  hat.  Daselhst  sind  auch 
genaue  mikroskopische  Analysen  der  einschlägigen  Arten  gegeben, 
und  ich  muss  daher  bezüglich  des  Details  auf  die  erwiihnte  Ab- 
handlung, von  welcher  den  sich  speziell  dafür  Interessirenden  Separat- 
Abzüge  zur  Verfügung  stehen,  verweisen.  Um  jedoch  auch  Lesern, 
welchen  dieselbe  nicht  zugänglich  wäre,  einen  Einblick  in  diese 
Unterschiede  zu  bieten,  habe  ich  die  Ouerschnitte  von  F.  anslriaca, 
duriuscuJa  und  ovina  nebeneinander  gestellt. 


Erklärung  der  Abbildungen. 

Fig.  1.  Quersrhaitt  eines  Blaüos  von  einem  sterilen  Triebe  der  F.  austriaca 
35mal  vergrössert.  e  Epidermis,  /,  /,  /  Filjrovasal- Stränge,  h,  h,  h  = 
Bastbündel  (Hypoderm)  sowie  in  Fig.  3  und  4  schwarz  ausgefüllt. 

Fig.  2.  F.  austriaca.  Der  mildere  Fibrovasalstrang  (f)  mit  dem  darunterliegen- 
den Bastbündel  (h ,  um  die  Zellen  des  letzteren  zu  zeigen,  e  Epidermis, 
deren  Zellen  unter  dem  Bastbündel  kleiner  werden.  P  chlorophyllführen- 
des Parenchym ,  in  den  Figuren  1,  2,  3  der  Deutlichkeit  halber  wegge- 
lassen. Vergrösserung  200mal.  Das  Präparat  war  ein  anderes  als  das  für 
Fig.  1  benützte. 

Fig.  3.  Querschnitt  des  Blattes  von  Festuca  duriuscida  L. 

Fig.  4.  „  „         „         „  „         ovina  L. 

\  ergrösserung  und  Bedeutung  der  Buchstaben  wie  in  Fig.  1. 
Sämmtliche  Schnitte  sind  von  lebenden  Blättern  genommen. 

Ein  Blick  auf  diese  Ouerschnitfe  lehrt,  dass  es  di(;  Vertheilung 
der  Bastmassen  (nach  Schwendener's  Bezeichnung)  oder  des  Hy- 
poderms  (nach  älterer  Bezeichnung)  ist,  weldie  die  augenfälligsten 
Verschiedenheiten  bietet.  Bei  F.  austriaca  liegt  unter  jedem  Fibro- 
vasalslrange  ein  solches  Bastbündel,  von  denen  namentlich  das  des 
Miltclnervs  und  des  kleinen  ersten  Seitennervs  stark  entwickelt  ist. 
Bei  F.  duriusctila  treffen  wir  3  sehr  starke  und  breite  Bastbündel: 
eines  unter  dem  Mittelnerv  und  je  eines  an  den  Blatträndern;  hin- 
gegen felden  sie  den  Seilennerven  ganzlich,  oder  sind  bisweilen 
schwach  (durch  2 — 3  Ze'.lengange)  angedeutet.  Bei  F.  ovina  endlich 
finden  wir  einen  gleichmässigen,  meist  nur  aus  Einer  Schicht,  selten 
aus  zwei  derselben  besiehenden  Beleg  von   Bastzellen,  der  die  ganze 

27* 


352 

Unterseite  des  Blattes  auskleidet.  Dabei  bemerken  wir,  dass  bei 
dieser  Art  die  Seitennerven  nach  innen  gar  nicht  vorspringen,  was 
sie  bei  den  anderen  deutlich  thun.  Die  Vertheilung  der  Bastbüiwlel 
bedingt  auch  den  sechsseitigen  Qnerschnitt  der  Blätter  von  F.  austriaca^ 
der  um  so  deutlicher  hervortritt,  je  mehr  das  Blatt  austrocknet,  weil 
dann  das  zwischenliegende  zarte  Parenchym  einschrumpft,  wahrend 
die  Bastbündel  mit  ihren  dickwandigen  Prosenchymzellen  unverän- 
dert bleiben.  Im  vollkommen  trocke-ien  Blatte  springen  also  die- 
selben als  starke,  weissliche  Streifen  weit  vor,  so  dass  das  Blatt 
gerippt  erscheint.  Ganz  anders  sehen  die  trockenen  Blatter  von  F. 
duriuscula  und  ovina  aus;  erslere  zeigen  auf  jeder  Seite  eine  tiefe 
Rinne,  umgeben  von  zwei  erhabenen  Randleisten,  den  Bastbündeln; 
letztere  zeigen  gar  keine  erhabenen  Seitenrippen,  sondern  nur  der 
Mittelnerv  pflegt  sich  etwas  kielartig  zuzuschärfen.  Diese  Verhältnisse 
lassen  sich  mit  einer  guten  Loupe  an  Horbar-Exemplaren  recht  woiil 
erkennen;  doch  gehört  einige  Uebung  dazu,  und  zur  sicheren  Ent- 
scheidung muss  man  doch  einen  Querschnitt  herstellen,  was  mit 
Hilfe  von  zwei  Holkmdermarkstückchen  und  eines  Rasirmessers  schnell 
geschehen  ist. 

In  Hinsicht  des  Blatt-Ouerschnittes  steht  meine  F.  austriaca  der 
F.  rubra  L.  sehr  nahe,  sowie  auch  der  F.  niolacea  Gaud.;  bei  ersterer 
ist  jedoch  der  Bau  der  Halmblätter  beträchtlich  verschieden,  indem 
dort  die  Nerven  weit  auseinanderrücken  und  stärker  vorspringen, 
während  die  Thälchen  dazwischen  Fächerzellen  (cellules  bulliformes 
Douval- Jouve's)  aufweisen.  F.  violacea  hat  sehr  kleine  Bastbündel, 
und  sowohl  diese  Art,  als  auch  F.  rubra  und  helerophylla  (deren 
Wurzelblätter  sehr  dünn  und  dreischneidig  sind,  während  die 
Halmblätter  sehr  breit  sind  und  einen  ganz  anderen  Bau  zeigen) 
haben  das  Gemeinsame,  dass  ihre  Blaltscheiden  beim  Verwittern  braun 
werden  und  die  Nerven  derselben  sich  als  einzelne,  meist  un regel- 
mässig verkrümmte  Fäden  frei  machen,  was  in  der  viel  zar- 
teren Epidermis,  die  dem  Verwittern  schnell  anheimfällt,  seinen  Grund 
hat.  Bei  F.  austriaca  bleiben  die  Scheiden  bis  zu  ihrem  stückweisen 
vollständigen  Zerfalle  ganz  und  derb,  sie  lassen  keine  Nerven  frei 
werden;  auch  tragen  sie  lange  Zeit  Blattreste. 

Haben  uns  nun  die  Blatter  und  Blattscheiden  unserer  Art  si- 
chere Kennzeichen  geboten,  um  sie  von  den  Verwandten  zu  trennen, 
so  geben  uns  die  Rispe  und  die  Aehrchen  ihrerseits  Merkmale,  um 
die  neue  Art  schon  in  ihrer  äusseren  Erscheinung  zu  charakterisiren. 
In  Bezug  auf  diese  sieht  sie  weder  der  F.  ovina  noch  der  F.  du- 
riuscula, violacea  oder  rubra,  sondern  nur  der  F.  heterophyUa  Lain. 
ähnlich,  und  diess  mag  auch  der  Grund  sein,  warum  Neilreich,  in 
dessen  Herbar  meine  F.  austriaca  in  schönen  Exemplaren  vom  hin- 
teren Föhrenkogel  bei  Perchtoldsdorf  vorliegt,  dieselbe  für  eine  Va- 
rietas  mutica  der  F.  heterophyUa  hielt  und  als  solche  auch  in  seine 
Flora  aufnahm,  obwohl  sie  mit  dieser  sonst  wenig  gemein  hat.  F. 
austriaca  ist  die  grösste  unter  den  europäischen  Arten  der  Sektion 
^auriculatae"- ,    sie   wächst  selbst  an  ungünstigen  Orten    nicht   unter 


353 

60  Cm.  Iiocli  und  luit  dahpi  einen  dicken,  slarren  Halm,  der  lebliaft 
ofegen  die  selir  leinen  BUiller  kontrastirt.  Auch  in  der  Grösse  der 
Rispe  übertrifft  sie  mit  Ausnahme  der  F.  heterophylla  alle  anderen, 
sowie  auch  in  der  Sttirke  der  Verzweigung  derselben.  Die  Aeste 
kommen  nainlich  an  den  unleren  Knoten  der  Rispe  scheinbar  zu 
zwei,  häufig  auch  zu  drei,  bisweilen  selbst  zu  vier  hervor  (richtiger 
gesagt:  die  Primiirzweige  haben  basale  Sekundärzweige  und  diese 
wieder  basale  Tertiärzweige),  so  dass  unsere  Art  in  dieser  Hinsicht 
unter  den  Fesluca-kvWn  ziemlich  allein  steht;  hat  doch  Ledebour 
in  seiner  Flora  altaica  I,  107  bemerkt:  „radiorum  numerus,  binarium 
nunquam  excedens,  naturalissimus  Festucarum  ab  inflorescentia  pe- 
litus  character",  und  der  ausgezeichnete  Kenner  der  Gräser,  Roeper, 
hat  diesen  Ausspruch  an  die  Spitze  seiner  Bearbeitung  dieser  Gattung 
in  „Zur  Flora  Mecklenburgs"  gestellt.  Man  findet  übrigens  auch  bei 
F.  heterophylla  zuweilen  drei  Aeste  am  untersten  Knoten  der  Rispe. 
Uebrigens  lege  ich  auf  dieses  Merkmal  kein  allzu  hohes  Gewicht, 
da  ich  aus  Erfa'irung  weiss,  wie  sehr  es  wechselt,  und  wie  es 
immer  nur  an  normalen  Rispen  ausgebildet  ist,  an  ganz  kümmer- 
lichen aber,  wie  sie  manche  später  nachspriessende  Halme  zeigen, 
verloren  gehl.  Auch  finde  ich  nicht  selten,  dass  der  Sekundärzweig 
etwas  über  der  Basis  des  Primärzweiges  entspringt,  ebenso  der  ter- 
tiäre am  sekundären. 

Ein  weiteres  auffallendes  Merkmal  ist  die  Lockerheit  und  die 
Zartheit  der  Rispe,  welche  zur  bogigen  Krümmung  der  Aesle  sowie 
des  Gipfels  der  ganzen  Inflorescenz  füiirt;  diese  erhält  dadurch  ein 
wirklich  elegantes  Aussehen.  Die  Zahl  der  Aehrchen  derselben  ist 
bedeutend;  an  den  \om  ersten  Knoten  entspringenden  Zweigen  zählte 
ich  zusammen  17  —  24.  Ueber  die  Aehrchen  selbst  habe  ich  zu  den 
in  der  Diagnose  angeführten  Merkmalen  nichts  hinzuzufügen;  auf- 
fallend sind  nur  die  mindestens  Ys  '^^^r  Aehrchenlänge  betragenden 
dünnen  Stiele  derselben;  im  Ucdirigen  variiren  alle  Fesfuca-Avlen 
(lieser  Gruppe  in  Bezug  auf  die  Verhältnisse  der  Aelirchen  und  Spelzen 
so  bedeutend,  dass  man  sie  bei  der  Beurlheilung  der  Verschieden- 
heiten kaum  benützen  kann. 

Schliesslich  noch  Einiges  über  das  Vorkommen  der  F.  austriaca. 
Sie  bewohnt  gesellig  lichte  Nadel-  oder  Mischwälder,  deren  Ränder 
und  Holzschläge  mit  leichtem,  trockenem  Boden,  findet  sich  sowohl 
auf  krystallinischem  Schiefer  (Hornblendschiefer)  bei  Melk,  als  auf 
mergeligem  Sandstein  (bei  St.  Polten)  und  reinem  Kalk  (Geisberg) 
in  einer  Höhe  von  200—400  Meter  ü.  d.  M.  Bei  St.  Polten,  beson- 
ders an  den  Waldrändern  des  sog.  Hennebigl  bei  Radelberg  wächst 
sie  mit  F.  duriuscula,  rubra  und  heterophylla  durcheinander,  ohne 
je  eine  Mittelform  aufzuweiscm;  daselbst  blüht  sie  in  den  letzten 
Tagen  des  Mai  und  den  ersten  des  Juni,  während  F.  heterophylla 
an  demselben  Orte  nie  vor  dem  20.  Juni  in  Blüthe  tritt,  so  dass  zur 
Blüthezeit  der  F.  austriaca  die  F.  heterophylla  ihre  Rispen  noch  in 
den  Scheiden  versteckt  hat,  während  ich  andererseits  im  vorigen 
Jahre  zugleich   mit  blühenden   Exemplaren    von   F.  heterophylla  reife 


354 

Früchte  der  F.  austriaca  sammelte,  die  heuer  im  Garten  jung-e  Pflanz- 
chen geliefert  haben.  Bei  Melk  wächst  sie  an  den  Abhäng-en  längs 
der  Donau  zwischen  der  Pielach-Mündung  und  Schönbühl  in  Gesell- 
schaft von  F.  ovina,  aber  nicht  häufig;  sie  ist  auf  den  ersten  Blick 
durch  Wuchs  und  Bispe,  besonders  aber  sehr  lange  und  zarte  Blätter 
von  ihr  unterschieden.  Den  Standort  am  Geisberge  kenne  ich  bloss 
aus  Neilreich's  Herbar;  ich  zweifle  niclit,  dass  diese  Art  an  ähn- 
lichen Orten  weiterhin  verbreitet  sein  wird,  auffallend  aber  ist  es, 
dass  sie  mir  noch  in  keinem  Herbar  aus  einem  der  umliegenden 
Linder  begegnete,  wesshalb  ich  ihr  wohl  nicht  mit  Unrecht  den  Na- 
men austriaca  beigelegt  habe. 

Schliesslich  bemerke  ich  noch,  dass  die  vorliegende  Beschrei- 
bung nur  ein  herausgerissenes  Bruchstück  einer  monographischen 
Bearbeitung  der  europäischen  Festuca-Arlen  ist,  mit  der  ich  seit 
etwa  einem  Jahre  beschäftigt  bin,  und  dass  ich  sie  nur  desshalb 
publizirt  habe,  weil  bis  zum  Abschluss  meiner  Arbeit,  der  ich  durch 
Vergleich  massenhaften  Materials  aus  allen  Theilen  Europa's,  sowie 
durch  umfassende  Kulturversuche  eine  sichere  Basis  geben  will,  noch 
Jahre  vergehen  diirflen.  Mittlerweile  mögen  die  hier  und  in  der  zi- 
tirten  Abhandlung  in  der  ungar.  Vierteljahresschrift  gegebenen  An- 
deutungen zur  weiteren  Verfolgung  meiner  Methode,  die  ich  übrigens 
nur  dem  genialen  Forscher  Douval-Jouve  entlehnt  habe,  anregen. 
Zugleich  richte  ich  die  Bitte  an  alle  diejenigen,  welche  interessante 
Formen  von  i^es/wca-Arten,  sowie  von  Gräsern  überhaupt  besitzen, 
mit  mir  in  Verbindung  treten  zu  wollen;  insbesondere  sind  mir  al- 
pine Formen  von  Wichtigkeit,  sowie  reife  Früchte  von  allen  seltene- 
ren Arten  und  Abarten. 

St.  Polten,  im  Juli  1878. 


Der  Kreislauf  des  Stoffes  in  der  Pflanzenwelt*). 

Von  Dr.  Julius  Wiesner. 

Die  Enthüllung  jener  räthselhaften  Vorgänge,  welche  sich  bei 
der  StofFbildung  der  Pflanzen  abspielen,  bieten  nicht  nur  ein  physio- 
logisches, sondern  auch  ein  allgemeines  naturwissenschaftliches  Inter- 
esse dar.  Erstens,  weil  erfahrungsgemäss  die  chlorophyllhalfige  (grüne) 
Pflanze,  indem  sie  aus  unorganiscTien  Stoffen  organische  erzeugt,  nicht 
nur  ihren  eigenen  Leib  aufbaut,  sondern  auch  das  ausschliessliche 
Ernährungsmaterial  für  die  chlorophyllosen  Pflanzen,  für  die  pflanzen- 

*)  Obiger  Aufsatz,  welcher  in  R.  Fleischer's  „Deutsche  Revue"  (März 
1878)  erschienen  ist,  wurde  zwar  für  weitere  Kreise  geschrieben,  allein  er  ent- 
hält nicht  nur  manche  neue  Gedanlien,  sondern  auch  neue  Beobachtungen,  so 
dass  derselbe  für  die  Leser  dieser  Zeitschrift  ebenfalls  von  Interesse  sein  dürfte. 

(Anm.  d.  Red.) 


355 

fressenden  Tliiero  und  somit  iiucli  für  die  Tliicre  überhaupt  liefert; 
und  zweitens,  weil  die  ForiruMi  der  in  der  Pflanzenwelt  vorkommen- 
den Ernährung  fast  el)enso  \iele  Formen  des  Stoö-Ivreislaufes  be- 
deuten. 

Man  hat  begreiflicherweise  den  Ernahrungsvorgiinoen  der  grü- 
nen Pflanzen  eine  grössere  Aufmerksaml\eit  zugewendet  als  denen 
der  nicht  grünen,  und  zwar  niciit  nur  aus  wissenschaftlichen,  sondern 
auch  aus  praKtisciien  Gründen.  Es  schien  lohnender,  zu  ergründen, 
wie  aus  dem  ärmlichen  Nährmaterial  der  grünen  Pflanze,  aus  Kohlen- 
saure, Wasser,  Ammoniak  oder  Salpetersäure  unter  JMitwirkung  von 
minutiösen  Mengen  gewisser  Mineralsalze,  durch  die  Kraft  des  Son- 
nenlichtes sich  jenes  Heer  von  Steifen  bildet,  über  deren  Entstehung 
in  der  Pflanze  die  Chemie  trotz  ihres  so  weit  fortgeschrittenen  Zu- 
standes  doch  noch  so  wenig  zu  sagen  weiss,  als  zu  erfahren,  durch 
welche  Prozesse  die  chlorophyllfreie  Pflanze  diese  mannigfaltigen 
Stofle  bei  der  Ernährung  wieder  in  einfachere  SlofTe  und  zum  Theile 
schliesslich  wieder  in  die  Nahrungsmittel  der  grünen  Pflanze  zurück- 
führt. Und  es  schien  auch  praktisch  lohnender,  die  Lebensbedingungen 
unserer  wichtigen  Kulturpflanzen,  die  ja  alle  chloruphyllhaltig  sind, 
kennen  zu  lernen,  als  etwa  dem  Ernahrungsprozesse  der  aus  feuch- 
tem Waldboden  oder  in  dumpfen  Kellern  cmporspriessenden  Pilze 
nachzugehen. 

Trotz  eines  weitaus  grösseren  Aufwandes  an  wissenschaftlicher 
Arbeit  ist  man  in  der  Ergründung  des  Ernahrungsprozesses  der  chlo- 
rophyllhaltigen  Pflanze  nicht  viel  weiter  als  in  der  Erforschung  des 
viel  einfacheren  Stoffwechsels  der  chlorophyUo>en  gekommen.  Die 
Nahrungsmittel  der  ersteren  sind  genauer  gekannt  als  die  der  letz- 
leren, aber  der  Stoffwechsel  innerhalb  des  Organismus  ist  hier  wie 
dort  fast  durchweg  noch  in  tiefes  Dunkel  gehüllt. 

Schon  die  Fundamentalfrage:  Ist  denn  nur  die  mit  Chlorophyll 
versehene  Pflanze  der  alleinige  natürliche  Erzeuger  der  organischen 
Substanz?  konnte  bis  jetzt  nicht  endgiltig  gelöst  werden.  Wir  können 
mit  Bestimmtlieit  auf  diese  Frage  nur  Folgendes  antworten:  Thiere 
und  nicht  grüne  Pflanzen  sind  unvermögend,  aus  ausschliesslich  unor- 
ganischer Nahrung  organische  Substanz  zu  erzeugen.  In  dem  freien 
Walten  der  unorganischen  Kräfte  vermochten  wir  bis  jetzt  Prozesse, 
welche  zur  Bildung  organischer  Substanzen  führen,  nicht  aufzufinden. 
Und  doch  drängt  uns  die  Annahme  einer  Urzeugung  der  Organismen 
zu  einer  anderen,  wie  mir  scheint,  ebenso  zwingenden  Annahme, 
nämlich  zu  der  einer  ersten  Erzeugung  organischer  Substanzen  aus 
unorganischer. 

Treten  wir  an  die  Sache  näher  heran. 

Die  bekannten,  die  Urzeugung  betreffenden  Experimente  Pe- 
st eur's  sind,  wie  heute  wohl  allgemein  anerkannt  wird,  überschätzt 
worden.  Sie  lehrten  uns  bloss,  dass  unter  bestimmten  Versuchsbe- 
dingungen Urzeugung  nicht  stattfinde! .  Sie  zeigten  auch,  dass  Hefe, 
Bakterien  und  ähnliche  Fermentorganismen  nicht  elternlos  entstehen. 
Die   Frage   der   spontanen   Erzeugung   von  Organismen   wurde   durch 


356 

jene  Experimente  nicht  erledigt.  Niigeli  hat  auch  hier  wieder  seinen 
Scharfsinn  und  sein  A'on  der  Zeilstrüniung  unabhängiges  Urtheil  ge- 
zeigt; denn  kurz  nach  der  fast  allgemeinen  Annahme  der  Pasteur- 
schen  Behauptungen  hat  er  unerschütterlich  die  Möglichkeit  einer 
jetzt  noch  bestehenden  Urzeugung  vertheidigt.  Heule  sind  wohl  alle 
der  Sache  näherstehenden  Naturforscher  wieder  auf  diesen  Stand- 
punkt zurückgekehrt.  Nur  sucht  man  die  erste  Entstehung  der  Lebe- 
wesen ernstlich  nicht  mehr  dort,  wo  Fäulniss-  und  Gährungsprozesse 
ablaufen,  weil  die  Pasteur'schen  Versuche  lehrten,  dass  zur  Her- 
vorbringung dieser  Vorgänge  der  Zutritt  von  Fermentorganismen,  zu- 
meist in  Form  der  atmosphärischen  Keime,  unbedingt  noihwendig  ist ; 
man  sucht  sie  anderwärts.  Die  Schwierigkeit  des  Gegenstandes  hielt 
bis  jetzt  die  Forscher  ab,  hierbei  den  sicheren  Weg  des  Experimentes 
zu  betreten ;  man  wagte  sich  nicht  weiter,  als  bis  zur  Aufstellung 
von  mehr  oder  minder  plausiblen  Vermuthungen.  So  hat  beispiels- 
weise G.  Tschermak  in  seiner  geistvollen  Rede:  „Die  Einheit  der 
Entwicklung  in  der  Natur"  *)  sich  über  die  Frage  der  Urzeugung 
und  ihr  etwaiges  Zustandekommen  folgendermassen  ausgesprochen: 
„Allerdings  gibt  es  kein  Experiment,  welches  in  völlig  überzeugen- 
der Weise  eine  heute  noch  stattfindende  Urzeugung  beweist,  aber 
ebenso  keines,  das  ihre  Unmöglichkeit  ausspricht.  Jeder  Versuch, 
welcher  zeigt,  dass  in  geglühter  oder  sorgfältig  gereinigter  Luft  keine 
Urzeugung  zu  Stande  komme,  unterliegt  dem  Einwurfe,  dass  jene 
Luft  dadurch  so  verändert  sein  kann,  dass  ihre  Beschaffenheit  der 
Bildung  der  Organismen  überhaupt  ungünstig  ist.  In  allen  Fällen 
aber  bleibt  der  Einwurf  unbezwinglich,  dass  die  Urzeugung  gar  nicht 
dort  ihren  Sitz  haben  müsse,  wo  ilm  der  Experimentator  von  heute 
sucht.  Nicht  in  der  Gährung  und  Fäulniss,  sondern  am  Boden  der 
Seen  und  des  Meeres,  in  sumpfiger  und  feuchter  Erde  könnte  sich 
die  Erscheinung  vollziehen,  wenngleich  nicht  in  so  auffiilliger  Weise, 
dass  am  Grunde  des  Meeres  eine  lebende  Schichte  erkennbar  würde, 
wie  solche  der  nun  widerlegte  Glaube  an  einen  Bathybius  annahm." 
Der  Gedanke,  die  ersten  belebten  Wesen  aus  Schlamm  oder 
Erde  hervorgehen  zu  lassen,  ist  bekanntlich  alt;  er  gewinnt  aber  in 
der  Art,  wie  ihn  Tschermak  motivirt,  erneutes  Interesse.  Der  ge- 
nannte Gelehrte  erinnert  nämlich  an  jenen  Bestand! heil  des  Bodens, 
welcher  als  Feinerde  durch  die  Untersuchungen  der  Agronomen  be- 
kannt wurde.  Die  Feinerde  liegt  im  Boden,  mit  anderen  gröberen 
Theilchen  gemengt,  und  bedingt  durch  ihre  merkwürdigen  Eigen- 
schaften zum  grossen  Theile  die  Fruchtbarkeit  des  Ackerlandes.  Sie 
nimmt  Wasser  in  wechselnden  Mengen  auf,  absorbirt  Gase  und 
Dämpfe,  verändert  Salzlösungen,  nimmt  aus  denselben  bestimmte  Be- 
standtheile  und  hält  sie  mit  grosser  Kraft  fest;  sie  erzeugt  mit  Sal- 
zen, die  ihr  in  Lösungen  dargeboten  werden,  in  manctien  Fällen  lose 
Verbindungen    und    steigert    die  Verbindungsfähigkeit    mancher    ein- 


*)  Gehalten  in  der  feierlichen   Sitzung  der  kais.  Akademie  der  Wis- 
senschaften zu  Wien  am  30.  Mai  1876. 


357 

faclicr  ziisamincntreselzler  Körper;  sie  zeigt  unter  bestimmten  Ver- 
liiillnissen  einen  lebhaften  Stoffweehsel.  Kurzum,  es  ergeben  sich  im 
Boden  höchst  merkwürdige  und  mannigfaltige  Bedingungen  für  die 
Entstehung  von  Verbindungen,  welche  es  i)lausibel  erscheinen  lassen, 
gerade  dorthin  den  Schauplatz  der  Urzeugung  zu  verlegen. 

Für  die  Naturfurschung  ist,  wie  selbstverständlich  auch  der  ge- 
nannte Forscher  betont,  dieser  —  wenngleich  fesselnde  —  Gedanke, 
jetzt  noch  belanglos;  aber  dass  ein  Mann  von  der  strengen  Bichlung 
Tschermak's  denselben  zum  Ausdrucke  brachte,  ist  ein  deutliches 
Zeichen,  dass  der  Pasteur'sche  Standpunkt,  von  dem  aus  eine  gegen- 
wärtig noch  wirkende  Urzeugung  im  negativen  Sinne  entschieden  zu 
sein  schien,  nicht  nur  von  Botanikern  und  Zoologen,  sondern  von 
den  Naturforschern  überhaupt  verlassen  wurde. 

Dass  auch  jetzt  noch  eine  generatio  aequivoca  bestehen  könne, 
wird  also  heute  wohl  allgemein  wieder  zugestanden;  ob  sie  thatsäch- 
lich  noch  wirksam  sei,  diess  zu  entschleiern,  bleibt  der  Zukunft  vor- 
behalten. Dass  aber  zum  mindesten  in  früheren  Epochen  der  Existenz 
unseres  Erdkörpers  Urzeugung  geherrscht  haben  musste,  ist  eigent- 
lich selbstverständlich. 

Ob  man  nun  eine  früher  bestandene  oder  eine  heute  noch 
thätige  Urzeugung  der  lebenden  Wesen  annimmt;  in  beiden 
Fällen  stösst  man  auf  die  schwierige  Frage,  aus  welchen  Substanzen 
die  ersten  Lebewesen  hervorgegangen  sein  mochten,  oder  noch  her- 
vorgehen. 

Die  Organismen  selbst  geben  uns  einen  Anhaltspunkt,  um  der 
Lösung  dieser  Frage  näher  rücken  zu  können.  Ihre  spezifische  Zu- 
sammensetzung aus  verbrennlichen,  zumeist  hoch  zusammengesetzten 
Kohlenstoffverbindungen,  nämlich  aus  sogenannter  organischer  Sub- 
stanz, die  fortwährende  Verwerthung  solcher  organischen  Stoffe  zum 
Aufbaue  der  kleinsten  organisirten  Bausteine  der  Zellen ,  (Micellen 
Nägeli's  und  Seh  wendener's)  lenkt  uns  auf  den  Gedanken,  dass 
die  Organismen  aus  sog.  organischer  Substanz  hervorgegangen  sind. 
Der  Urzeugung  der  Lebewesen  dürfte  mithin  eine  Urzeugung  orga- 
nischer Stoffe  vorangehen  oder  vorangegangen  sein.  Dieser  Pro- 
zess  der  Entstehung  organischer  Substanz  aus  unorganischer  wäre 
nichts  anderes  als  ein  spezieller  Fall  der  Stoffmetamorphose  über- 
haupt, die  sich  in  der  unbelebten  Welt  fortwährend  und  zum  Theil 
unter  unseren  Augen  abspielt. 

Fr(>ilich  haben  sich  alle  organischen  Substanzen,  die  bis  jetzt 
aufgefunden  wurden,  als  Abkömmlinge  von  lebenden  Wesen  er- 
wiesen; allein  der  Umstand,  dass  es  bereits  gelungen  ist,  zahlreiche 
dieser  organischer  Körper  in  ähnlicher  Weise  synthetisch,  wie  es  in 
der  Pflanze  geschieht,  aus  Kohlensäure,  Wasser,  Ammoniak  etc.  dar- 
zustellen (z.  B.  Harnstoff,  Ameisensäure,  Alizarin,  Indigo,  Zucker  etc.), 
berechtigt  zur  Annahme,  dass  eine  Synthese  solcher  Verbindungen 
unter  gewissen  Umständen  auch  ausserhalb  der  Organismen  statt- 
findet oder  stattfinden  konnte.  Zwischen  hochzusammengesetzten  or- 
ganischen  Körpern,    z.  B.  Eiwcisskörpern   und   den   organisirten  ein- 


358 

facitster  Art,  ist  wohl  keine  weite  Kluft.  Die  Annahme,  .dass  die 
Moleküle  solcher  hoehziisniiinietigesefzter  frei  entstandener  KörptM* 
unter  bestimmten  Verhältnissen  eine  ähnliche  Verbindung;  eingehen, 
wie  die  Moleküle  einer  Flüssigkeit  zunächst  zu  einer  „Molekülver- 
bindung" vereinigt  sind,  und  dass  diese  Molekülgruppen  selbst  oder 
mit  anderen  vereint  einen  Molekülkomplex  bilden,  der  unter  Um- 
ständen sich  in  kleine  Gruppen  auflöst,  welche  das  frühere  Spiel  von 
Neuem  fortsetzen;  —  diese  Annahme  ist  nicht  zu  gewagt.  Unter 
dieser  Annahme  wäre  die  Entstehung  des  Organisirten  aus  den  sog. 
organischen  Substanzen  vorstellbar.  So  gedacht,  bestände  zwischen 
dem  leblosen  Stoffe  und  den  belebten  Wesen  keine  Kluft. 

In  sehr  anschaulicher  Weise  hat  G.  Tschermak  in  seiner 
früher  erwähnten  Rede  einen  ähnlichen  Gedanken  ausgeführt,  indem 
er  in  dem  Ballungstrieb  der  Materie  die  fortschreitende  Entwicklung 
derselben  erblickt.  Den  Gasen,  welche  direkt  aus  Molekülen  bestehen, 
die  Flüssigkeiten,  welche  sich  bereits  aus  sog.  Fiüssigkeitsmolekülen 
(Molekülverbindungen)  zusammenfügen,  die  Kolloide,  welche,  nach 
ihren  Eigenschaften  zu  schliessen,  einen  noch  komplexeren  Bau  be- 
sitzen, sind  die  Formen,  welche  der  Ballungstriel)  der  Materie  uns 
schon  in  der  leblosen  Welt  vorführt  und  die  in  der  aus  der  unbe- 
lebten hervorgehenden  lebenden  Materie  uns  nur  gesteigert  ent- 
gegentreten. 

Es  ist  oft  und  selbst  noch  in  jüngster  Zeit  die  Ansicht  ausge- 
sprochen worden,  dass  die  erste  Hervorbringung  im  Bereiche  des 
Belebten  eine  ujit  Chlorophyll  versehene  Zelle,  also  eine  höchst  ein- 
fach gebaute  grüne  Pflanze  gewesen  sein  müsste.  Diese  weitver- 
breitete Ansicht  stützt  sich  auf  die  Erfahrung,  dass  im  Bereiche  der 
Natur  die  Entstehung  der  als  organische  Stoffe  bekannten  Kohlen- 
stoffverbindungen nur  in  chlorophyllhalligen  Organismen  beobachtet 
wurde.  Allein  dagegen  lassen  sicli  gewichtige  Bedenken  erheben. 
Vor  Allem  ist  hervorzuheben,  dass  das  Chlorophyll  in  der  Pflanze 
selbst  aus  organischen  Stoffen  entsteht,  und  zwar,  wie  ich  gezeigt 
habe  aus  einem  Körper,  welcher  sich  auch  im  Finstern  bilden  kann 
und  die  gelbliche  Farbe  der  eliolirten  (vergeilten)  Keimlinge  bedingt. 
Aus  diesem  Körper,  welchem  Pringsheim  vor  Kurzem  den  Namen 
Etiolin  gegeben  hat,  entsteht,  unter  dem  Einflüsse  des  Lichtes,  der 
grüne  Pflanzenfarbstoff,  das  Chlorophyll.  Das  EtioUn  selbst  geht  aber, 
wie  Sachsse  und  ich  unabhängig  von  einander  fanden,  aus  den  im 
Samen,  oder  z.  B.  bei  der  Kartoffelpflanze  im  Knollen,  enthaltenen 
Reservestoffen,  meistens  aus  Starkmehl  hervor.  Setzt  man  für  die 
erste  Entstehung  des  Chlorophylls  d  i  e  Entstehungsweise  voraus, 
welche  in  den  Pflanzen  jetzt  noch  staltfindet,  so  müsste  in  jener 
grünen  Pflanze,  welche  als  Ausgangspunkt  der  lebenden  Welt  ange- 
nommen wird,  das  Chlorophyll  entstehen,  wenn  die  Zelle  schon  fertig 
ist,  oder  doch  schon  organische  Substanz  da  ist.  Man  sieht  also, 
dass  diese  hypothetische  erste  grüne  Pflanze  uns  die  Entstehung  des 
Organischen  aus  dem  Unorganischen  nicht  zu  erklären  vermag. 


Nimmt  man  nicht  zu  der  luk-hst  g-ovvagten  Annalune  seine  Zu- 
flucht, dass  das  Chorophyll  selbst  jener  oben  erwähnte  hypothetische, 
hochzusammengesetzte  Körper  war,  der  in  Kontakt  mit  anderen  <lie 
Brücke  zwischen  le!)loser  Materie  und  den  Lebewesen  bildete,  so 
sieht  man  sich  genöthigt,  die  so  viel  verbreitete  Ansicht,  dass  di(^ 
chlorophyllhaltigen  Organismen  den  Ausgangspunkt  der  belebten  Welt 
bildeten,  aufzugeben  und  chlorophylllose  Lebewesen  als  die  erster- 
zeuglen  anzunehmen. 

So  vermögen  wir  also  die  erste  und  Hauptfrage  im  Kreislauf 
des  Stoffes  der  Pflanze  und  der  Organismen  überhaupt  noch  nicht  zu 
lösen.  Wir  wissen  nicht,  Avelche  Verbindungen  der  Elemente:  Kohlen- 
stofl",  Wasserstoff,  Stickstoff,  Sauerstoff  und  Schwefel  und  Eisen  den 
Uebergang  der  leblosen  Materie  zur  belebten  vermittelten.  Ob  es  die- 
selben Körper  sind,  welche  wir  heute  als  Nahrungsmittel  in  die  chlo- 
rophyllhalfige  Pflanze  eintreten  sehen,  oder  höhere  zusammengesetzte 
Kohlenstoffverbindungen,  hierüber  zu  urtheilen  fehlt  uns  noch  jeder 
Anhaltspunkt. 

Doch  verlassen  wir  das  Gebiet  dieser  tief  verhüllten  Rathsel, 
und  gehen  wir  auf  jenen  Theil  unserer  Frage  ein,  welcher  mit  un- 
seren heutigen  Kenntnissen  und  Methoden  lösbar  wurde  und  theil- 
weise  auch  bereits  gelöst  vorliegt. 

Wir  kennen  allerdings  nur  zum  geringsten  Theile  jene  chemi- 
schen Prozesse,  welche  sich  innerhalb  der  Pflanze  abspielen;  aber 
was  an  Stoffen  von  aussen  in  sie  eintritt,  was  sie  selbst  wieder  nach 
aussen  abgibt,  kennen  wir  ziemlich  genau.  Und  auch  die  Endprodukte 
ihres  Stoffwechsels  sind  der  Hauptsache  nach  gekannt. 

Was  die  Pflanze  am  Ende  ihrer  Laufbahn  als  lebender  Orga- 
nismus an  organischer  Substanz  produzirt  hat,  ist  bei  allen  Pflanzen 
im  Grossen  und  Ganzen  betrachtet  zo  ziemlich  dasselbe:  es  sind 
Kohlenhydrate,  namentlich  Cellulose,  Stärke  und  Zucker,  ferner  Fette 
und  Eiweisskörper.  Fast  in  jeder  einzelnen  Zelle  Gnden  sich  Körper 
aus  diesen  drei  Gruppen  vor.  Nie  aber  fehlt  in  einer  Zelle  die  Cel- 
lulose, welche  ja  die  Haut  der  Zellen  bildet  und  Eiweisskörper, 
welche  in  Jugendzuständen  der  Elementarorgane  im  Inhalte  der  letz- 
teren prävaliren,  aber  selbst  in  ausgelebten  Zellen  niemals  ganz 
fehlen.  Körper  dieser  drei  Gruppen  bilden  die  Hauptmasse  der  trocke- 
nen Substanz,  welche  die  Pflanze  als  Endprodukte  des  Stoffwechsels 
in  ihren  Organen  aufgehäuft  hat.  Nebenher  treten  zahlreiche  andere 
chemische  Stoffe  auf,  die  aber  alle  in  Bezug  auf  Masse  gegen  die 
genannten  zurücktreten. 

in  dem,  was  sie  nach  aussen  abgibt,  bietet  die  Pflanze  uns 
nicht  mehr  ein  so  einheitliches  Bild  dar.  Alle  Pflanzen  transspiriren, 
geben  also  Wasserdainpf  ab,  alle  athmen,  gleich  den  Thieren,  und 
geben  wie  diese  stets  Kohlensäure  ab.  Aber  die  grüne  Pflanze  unter- 
scheidet sich  von  der  nichtgrünen  dadurch,  dass  sie  im  Lichte  die 
Kohlensäure  zerlegt  und  Sauerstoff  nach  aussen  abgibt.  Dadurch  son- 
dern sich  die  Pflanzen  schon  in  zwei  scharf  von  einander  unter- 
scheidbare Gruppen.    Während   die  ersteren  fortwährend  Kohlensäure 


abgeben,  im  Sonnenlichte  aber  noch  zudem  Sauerstoff,  und,  so  lange 
es  die  Feuchtigkeilsverhisltnisse  der  Luft  zulassen,  Wasserdampf', 
bieten  die  nichtgrünen  in  Betreff  ihrer  Stoffabgabe  eine  grössere 
Mannigfaltiglveit  dar,  namentlich  jene  an  der  untersten  Stufe  der 
Pilze  stehenden  Organismen,  welche  bei  Gährungen  interveniren,  die 
hierbei  neben  Kohlensaure  je  nach  ilirer  Natur  noch  Alkohol,  Milch- 
säure, Essigsäure,  Buttersäure  etc.  nach  aussen,  und  zwar  in  reich- 
licher Menge  abgehen. 

Noch  auffälligere  Unterschiede  ergeben  sich ,  wenn  wir  die 
Pflanzen  nach  dem,  was  sie  von  aussen  aufnehmen,  vergleichen. 
Auch  von  dieser  Seite  betrachtet,  sondert  sich  die  grüne  Pflanze 
auf  das  schärfste  von  allen  übrigen  ab.  Für  die  nicht  grünen  er- 
geben sich  aber  die  Gruppen:  Parasiten,  Huinusbewohner,  Ferment- 
organismen und  endlich  die  durch  Darwin  wieder  an's  Licht  ge- 
brachten fleischfressenden  Pflanzen. 

Die  Nahrungsmittel  der  grünen  Pflanze  sind  mit  grosser 
wissenschaftlicher  Schärfe  geprüft  worden.  Es  ist  heute  gewiss,  da^s 
Kohlensäure,  Wasser,  Ammoniak  (oder  Salpetersäure)  für  den  Bedarf 
dieser  Organismen  an  Kohlenstoff,  Wasserstoff,  Stickstoff  und  Sauer- 
stoff ausreichen,  dass  man  denselben  aber  die  genannten  Elemente 
auch  in  etwas  hiiher  zusaminengeselzten  Verbindungen  zuführen  kann, 
z.  B.  als  Harnstoff,  Harnsäure,  Leucin,  Tyrosin,  Glycocoll.  Es  ist  nun- 
mehr auch  gewiss,  dass  gewisse  mineralische  Substanzen  zur  Ent- 
wicklung der  chlorophyllhalligen  Pflanze  unbedingt  nötliig  sind;  und 
seit  Jahren  weiss  man,  dass  diess  Verbindungen  sind  von  Schwefel, 
Phosphor,  Eisen.  Kalium,  Calcium  und  Magnesium.  In  der  Asche  der 
Pflanzen  erscheinen  diese  Mineralsalze  und  ebenso  verbleiben  sie  als 
Rest  der  Verwesung  im  Boden.  So  gibt  die  Pflanze  dem  Boden  das 
zurück,  was  sie  von  ihm  erhielt,  und  was  —  wie  gering  auch  die 
Menge  gewesen  war  —  für  ihre  Entwicklung  nothwendig  war.  Worin 
die  Bedeutung  dieser  Bodennährstoffe  besteht,  ist  vielfach  noch  rätli- 
selhaft,  umsomehr,  als  diesen  Mineralsalzen  nicht  etwa  eine  dem 
Aufbaue  der  Thierknochen  vergleichbare  mechanische  Aufgabe  zu- 
fällt, sondern  dieselben  vielmehr  in  dem  chemischen  Prozesse,  der 
die  lebende  Pflanze  beherrscht,  verwickelt  sind.  Dass  der  Schwefel 
zur  Entstehung  der  für  jede  Zelle  nöthigen  Eiweisskorper  erforderlich 
i«t,  leuchtet  ein,  denn  er  nimmt  an  ihrer  chemischen  Zusammen- 
setzung Anlheil.  Für  den  Phosphor  ist  nur  als  wahrscheinlich  anzu- 
nehmen, dass  er  zur  Entstehung  der  Eiweisskorper,  welche  fast  kon- 
stant von  Phosphaten  begleitet  werden,  nothwendig  ist.  Im  Molekül 
der  Eiweisskorper  fehlt  dieser  Grundstoff.  In  Betreff  der  physiologi- 
schen Bedeutung  des  Eisens  weiss  man  seit  Langem,  dass  es  zur 
Entstehung  des  Chlorophylls  nothwendig  ist,  indem  in  Entwicklung 
begriffene,  ergrünungsfähige  Gewächse  selbst  bei  günstigster  Be- 
leuchtung bleichsüchtig  werden,  wenn  Eisenverbindungen  unter  ihren 
Nahrungsmitteln  fehlen.  Es  ist  mir  vor  etwa  einem  Jahre  gelungen, 
zu  zeigen,  dass  Eisen  an  der  Zusammensetzung  des  Chlorophylls 
parlicipirt,    aber  auch  schon  im  Etiolin,    aus   welchem   im   Lichte  das 


361 

griinc  Piginenl  hervorgeht,  enthalten  ist.  Ueber  die  physiologisclie 
Bedeutung  der  Kali-,  Kalk-  und  Magnesiasalze  ist  niciits  Sicheres 
bekannt.  Indessen  darf  man  auf  Grund  von  Versuchen,  welche  Nobbo 
vor  einigen  Jahren  ausführte,  annehmen,  dass  das  Kalium  zur  Ent- 
stehung der  Starke  in  dtm  Chlorophyllkörnern  nothwendig  ist.  Ueber 
die  Rolle  «lieses  Elementes  bei  der  Starkemehlbiidung  liegen  indess 
nicht  einmal  Vermulhungen  vor. 

Der  von  aussen  eintretende  StickstofF  passirt  indifferent  die 
grüne  Pflanze.  Der  im  Dunkeln  von  diesen  Gewächsen  aufgenommene 
Sauerstoff  w'wd  zum  grossen  Theile  bei  der  Athmung  verwendet;  der 
zur  Tageszeit  aus  der  Kohlensaure  in  den  Blättern  entbundene  Sauer- 
stoff wird  zum  grösseren  Theile  der  Atmosphäre  preisgegeben  und 
nur  in  kleiner  Menge  zur  Athmung  gebraucht.  Die  bei  der  Allimung 
gebildete  Koiilensäure  erhielt  ihren  Kohlenstoff  aus  der  bei  der  Assi- 
milation gebildeten  organischen  Substanz.  Es  zerstört  also  jede  grüne 
Pflanze  während  ihres  Lebens  einen  Theil  ilirer  organischen  Substanz, 
indem  sie  dieselbe  bei  der  Athmung  zu  Kohlensäure  verbrennt.  In- 
dem sie  organische  Substanz  ans  todter  Materie  synthetisch  erzeugt, 
sammelt  sie  Spannkraft,  welche  beim  Verbrennen  des  Holzes  und 
der  Kohle  am  Herde  oder  in  der  Lokomotive  in  lebendige  Kraft  um- 
gewandelt wird.  Sie  selbst  aber  setzt  durch  den  Alhmungsprozess 
Spannkraft  in  lebendige  Kraft  um,  die  sie  zum  Betriebe  ihres  eigenen 
Organismus  ebenso  nölliig  hat,  wie  das  Thier;  denn  mechanische 
Arbeitsleislungen  sind  mit  dem  Leben  der  Pflanze  in  gleicher  Weise 
verknüpft  wie  mit  dem  des  Thieres,  nur  treten  uns  dieselben  an  dem 
letzteren  prägnanter  entgegen.  Rasch  durcheilt  das  Wasser  die  grüne 
Pflanze.  Die  Geschwindigkeit,  mit  welcher  es  sich  nach  verschiedenen 
Richtungen  in  die  Organe  verbreitet,  ist  eine  verschiedene;  am  ra- 
schesten bewegt  es  sich  in  der  Längsrichtung  der  Holzfasern  und 
Gefasse,  und  gelangt  so  am  schnellsten  an  die  wichtigsten  Verbrauchs- 
orte, zu  den  Blcitlern.  Aber  auch  in  bestinnnle  Richtungen  eilend,  ist 
die  Geschwindigkeit  keine  konstante,  sondern  von  der  Menge  des 
Verbiauchs  abhängig,  also  in  letzter  Linie  von  den  äusseren  Bedin- 
gungen der  Verdunstung.  Wie  in  jüngster  Zeit  ausgeführte  Versuche 
lehrten,  wird  die  im  Lichte  vor  sich  gehende  hoch  gesteigerte  Ver- 
dunstung grüner  Pflanzentheile  durch  den  im  Chlorophyllkorn  erfol- 
genden Umsatz  von  Licht  in  Wärme  hervorgerufen.  Da  nun  mit  dem 
Wasser  die  Nährstoffe  des  Bodens  in  die  Pflanze  eintreten,  so  muss 
die  physiologische  Bedeutung  dieser  durch  das  Licht  hervorge- 
rufenen Transspirationssteigerung  darin  bestehen,  die  Zufuhr  der 
Stoffe  zur  Pflanze  gerade  in  einer  Zeit  zu  erh(>hen,  in  welciier  die 
Bedingungen  für  die  Produktion  organischer  Substanz  die  günstig- 
sten sind. 

Die  Menge  des  Wassers,  welche  von  der  Pflanze  als  Organi- 
sationswasser  oder  zum  Aufbauen  chemischer  Verbindungen  zurück- 
gehalten wird,  verschwindet  gegen  das  Quantum,  welches  durch  die 
Transspiralion  der  Luft  wieder  zugeführt  wird.  Man  sieht  leicht  ein, 
dass  der  rasche   Wechsel  des  Wassers   in  der  Pflanze  ihrer  Sloffbe- 


8G2 

vvegimg  nur  zu  gute  kommt.  Der  Zweck  dieses  Durchtriebes  grosser 
Wassermengen  durch  die  Pflanze  ist  aber  noch  ein  anderer.  Die  für 
die  Pflanze  nothvvendigen  Mineralsalze  werden  von  der  Feinerde  des 
Bodens  mit  einer  Kraft  und  Zähigkeit  festgehalten,  dass  mit  dem 
Bodenwasser  der  Pflanze  nur  ausserordentlich  verdünnte  Lösungen 
dieser  Körper  zugeführt  werden  können.  Durch  die  kolossalen  Was- 
serquanta,  welche  die  Gewächse  rasch  durchströmen,  gelangen  aber 
die  nöthigen  Mengen  dieser  Stoffe  noch  rechtzeitig  an  die  passende 
Stelle. 

Dasjenige  Nahrungsmittel  der  Pflanze,  welches  bei  der  Pro- 
duktion der  organischen  Substanz  am  meisten  in's  Gewicht  fallt,  ist 
die  Kohlensäure,  das  einzige  natürliche  kohlenstoffhaltige  Nahrungs- 
mittel der  Pflanze.  Denn  jeder  organische  Stoff  enthält  Kohlenstoff 
und  etwa  fünfzig  Prozent  der  Trockensubstanz,  welche  die  Pflanze 
erzeugt,  ist  Kohlenstoff.  Nichtsdestoweniger  nimmt  die  Pflanze,  wie  die 
von  Moll  in  Utrecht  ausgeführten  sehr  sorgfältigen  Untersuchungen 
neuerdings  bestätigt  haben,  iliren  ganzen  Bedarf  an  Kohlensäure  aus 
der  Atmosphäre,  welche  bekanntlich  nur  spärliche  Mengen  dieses  Gases 
(0-04  Vol.  Proc.)  enthält. 

Die  grüne  Pflanze  verwandelt  also  ,  im  Grossen  und  Ganzen 
betrachtet,  allerdings  die  aufgenommenen  Nahrungsmittel  durch  fort- 
gesetzte Synthesen  in  die  hochzusammengesetzten  Endprodukte  des 
Stoffwechsels,  welche  auf  dem  kurzen  Wege  der  Verbrennung  oder 
durch  Verwesung  oder  durch  Eintiiit  in  den  Stoffwechsel  der  Thiere 
schliesslich  wieder  in  die  Nahrungsmittel  der  Pflanze  zurückverwan- 
delt werden;  allein  in  gewissem  Sinne  durcliläuft  der  Stoff  in  diesen 
Pflanzen  selbstständig  seinen  Kreislauf.  Das  Wasser  wird  von  ihnen 
aufgenommen,  abgegeben  und  schliesslich  wieder  aufgenommen.  Die 
Nährsalze  des  Bodens  treten  in  ihre  Organe  ein,  um  kaum  dem  Boden 
wiedergegeben,  ihnen  abermals  zuzufliessen.  Die  Kohlensäure  wird 
in  diesen  Pflanzen  reduzirt,  zum  Aufbau  organischer  Substanz  ver- 
wendet, welche,  durch  den  Athmungsprozess  in  Kohlensäure  rück- 
verwandelt, ihr  abermals  zur  Nahrung  dienen.  In  bestimmten  Epochen 
der  Entwicklung  tritt  an  den  Gewächsen  diese  Form  des  Stoffkreis- 
laufes noch  deutlicher  hervor.  So  bei  der  Keimung  und  beim  Blühen. 
Die  keimende  Pflanze  erzeugt  selbst  keine  organische  Substanz,  ver- 
braucht aber  einen  grossen  Theil  ilirer  eigenen  Substanz  zur  Ath- 
mung;  die  hierbei  frei  werdende  Kohlensäure  tritt  aber  in  die  er- 
grünenden Keimtheile  wieder  als  Nahrungsmittel  ein.  Die  nicht  grünen 
Tlieile  der  Blüthe  athmen  auf  Kosten  der  überkommenen  Stoffe  uuil 
schaffen  Kohlensäure,  die  sie  selbst  niciit  zu  verwerlhen  vermögen, 
die  aber  wieder  den  grünen  Theilen  der  Pflanze  als  Nahrungsmittel 
zu  gute  kommen. 

Ein  echter  Parasit  steht  im  Kreisläufe  des  Stoffes  der  Pflanze 
zu  seinem  Ernährer  qualitativ  in  demselben  Verhältnisse  wie  eine 
Blüthe  zu  dem  grünen  Sprosse,  der  sie  trägt.  Die  vom  Wirthe  einer 


363 

Orobanche  (Sommerwurz)  aufgenommene  Kohlensäure  geht  in  seinen 
grünen  Organen  in  Berührung  inil  den  übrigen  IVährstoffen  in  orga- 
nische Substanz  über,  welche  der  Parasit  aufnimmt  und  durch  Atli- 
mung  wieder  in  Kohlensäure  verwandelt. 

(Scbluss  folgt.) 


Floristische  Mittheilungen. 

Von  Dr.  V.  V.  Borbäs. 

Epilobium  peradnatum  (E.  adnatum?  X.  hirsutum)  in  Auen  bei 
Szigeth  Ujl'alü  auf  der  Insel  Csepel  (8.  September  1878).  Die  Pflanze 
hat  die  Tracht  von  E.  hirsutum,  sie  ist  aber  viel  kahler,  und  man 
bemerkt  an  den  unteren  Internodien  des  Stengels  unvollkommene 
erhabene  Linien.  Die  Blattränder  sind  so  gezähnelt.  wie  bei  E.  ad- 
natum, die  oberen  Blatter  zind  zugespitzt,  die  Früchte  sind  kurz, 
fein  flaumig. 

Von  E.  parvißorum  besitze  ich  zwei  abweichende  Formen:  a) 
triphyUum,  bei  welchem  die  Blätter  zu  dreien  am  Stengel  stehen 
(Plitvicaer  Seen),  h)  hungaricum,  welches  ich  anfangs  der  verhällniss- 
massig  kürzeren  und  breiteren  Blätter  wegen  für  E.  montanum  X 
parviflorum  hielt.  Diese  Abänderung  kommt  aber  an  Moorwiesen  und 
Bächlein  zwischen  Erzsebetfalva  und  Soroksär,  dann  bei  Puszta  Göd 
nur  allein,  ohne  anderes  Epilohium  vor,  und  sind  ihre  Blätter  ei- 
förmig, eilanglich  oder  lanzettlich,  die  ganze  Pflanze  ist  aber  meist 
niedrig. 

E.  semiadnatum  (E.  adnatum  X  Lamyi)  in  der  Nachbarschaft 
der  Eltern  in  Gräben  zwischen  Pest  und  R.  Palota.  Die  mittleren 
Stengelblätter  sind  jenen  des  E.  adnatum  Gris.  ähnlich,  die  Zweige 
aber  sind  ringsum  angedrückt  feinflaumig,  die  oberen  Blatter  und 
die  der  Zweige  sind  dunkelgrün  und  eischeinen  ganz  in  der  Gestalt 
(\tts  E.  Lamyi,  sie  sind  alle  relativ  kürzer,  stumpflich  und  entfernt 
gezähnelt  und  auch  kurz,  aber  deutlich  gestielt. 

E.  Lamyi  F.  Schultz,  bei  der  alten  Teufelsmühle  zwischen  Pa- 
lota und  Pest. 

E.  lanceolatum  Seb.  et  Älaur.,  am  Dreibrunnenberg  bei  Ofen, 
am  Karancs  bei  Samos  Ujfalu. 

An  den  unteren  Stengelgliedern  meines  Epiloh.  Pseudotrigonum, 
Oesl.  Bot.  Ztschr.  1877,  S.  188,  bemerkt  man  zwei  deutlich  erhabene 
Linien,  und  drei  Quirlen  der  untersten  Blätter  sind  ganz  jenen  des 
E.  aipestre  (Jacq.  var.)  ähnlich,  dadurch  kann  man  meine  Pflanze 
von  dem  E.  montanum  var.  verlicillatum  Koch  gut  unterscheiden. 

Von  E.  obscurum  Schreb.  (E,  virgalum  Fr.)  besitze  ich  eine 
Abänderung    (var.  subkexagonum)    von    Fuzine    (inlernodiis   nonnullis 


304 

liexagonis).  E.  inrgatum  wuchst  also  sicher  m  Kroatien,  was  Neureich 
(VegetationsverhäUn.  v.  Kroat.  p.  227)  bezweifeln  wollte. 

Am  Risnyak  kommt  E.  alpeslre  als  var.  oppositmn  vor,  foliis 
Omnibus  oppositis,  non  verticillatis. 

Bei  Vesztö  wachst  nur  E.  adnatnm,  E.  Lamyi  und  E.  hirsutum, 
letzteres  aber  selten. 

Interessanter  ist  hier  eine  spät  (geg-en  Ende  August)  blühende 
Centaurea  transatpina  Schi,  (fide  Kerner)  v.  microchaetes  m.,  welche 
durch  kurzen,  aber  deutlichen  Pappus  vom  Typus  abweicht  und  da- 
durch der  C.  salicifolia  MB.  näher  kommt. 

In  meinem  Referate  im  bot.  Jahresberichte  von  1876,  III.  Band, 
S.  1076  über  Freyn's  Verzeichniss  der  im  östlichen  Ungarn  gesam- 
melten Pflanzen,  welches  ich  nicht  korrigirte,  ist  ein  sinnstiirender 
Fehler.  Nach  Anemone  prafentis  kommt  nämlich  A.  dacica,  welche 
Arabis  heissen  soll.  Einige  von  meinen  Referaten  sind  ausgeblieben, 
so  das  Referat  über  Maderspach's  Arbeit  „Zur  Frage  der  im  Sommer 
gefällten  Hölzer",  Reissenberger's  Phytophänologisclie  Beiträge  (Ver- 
handl.  und  Mittheil,  des  siebenbiirg.  Vereins  für  Naturwissenschaften 
in  Hermannstadt),  die  Moose,  welche  Simkovics  bei  Grosswardein 
gesammelt  hat,  welche  ich  selbst  später  eingeschickt  habe,  meine 
gelbblüthigen  Nelken,  welche  ich  nach  dem  deutschen  Texte  be- 
sprechen musste,  und  meine  monströse  Iris  caespitosa  (Mathem.  und 
naturwiss.  Mittheil,  der  ungar.  Akad.  d.  Wissensch.  XIII.  Bd.  p.  57). 
Bei  letzterer  Pflanze  hat  sich  ein  Zipfel  der  Perigonblätter  von  den 
übrigen  getrennt  und  ist  mit  dem  Fruchtknoten  verwachsen  und  von 
den  Blüthenscheiden  bedeckt.  Dieses  Exemplar  der  Iris  caespitosa 
erscheint  daher  so,  als  hätle  sie  zwei  Blülhen. 

Ich  erwähne  noch  die  langen  Blüthenstiele  und  die  Fruchtstiele 
des  Verbascum  speciosiim,  die  mir  charakteristisch  scheinen,  was 
besonders  bei  den  Hybriden,  um  die  Ellern  aufzufinden,  wiclilig  ist. 
Durch  dieses  Merkmal  glaube  ich,  dass  bei  V.  Lychnitis  var.  hunga- 
rictun  Roch,  auch  ein  F.  speciosmn  sich  betheiligt  hat.  Ich  besitze  V. 
BlattariaX  Thapsus  (F.  pterocaulon  Franchet),  V.  blattari forme  X 
thapsiforme  (F.  Bastardi  R.  et  Seh.  var.  racemosum  und  andere 
Formen  von  dieser  Koml)ination),  F.  phlomoides  X.  blattariforme  (F. 
Grisebachiamim  m.),  V.  repandu7n  X  sinuatum,  V.  Blattaria  X  floc- 
cosum (F.  macilentum  Franch.),  F.  BlatlariaX  Lychnitis  (F.  Pseudo- 
Blattaria  Schi.),  F.  Blattaria  speciosum  (Thessalia),  F.  Blattaria  X 
Chaixii,  welche  alle  in  der  Tracht  des  Verb.  Blattaria  erscheinen. 
Letztere  zwei  neue  Kombinationen  beschreibe  ich  nächstens. 

Budapest,  am  8.  Oktober  1878. 


OcsteiTeichisclie 

Botanische  Zeitsclirift 

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für 

i>ie  östcrreiviiische  Exemplare 

botanlsclie    Zeitschrift            RAfonilr     iiii«!  Rnfotiikat*              die  frei  durch  die  Post  bc- 

erscheint                          UUlrtllllt     UHU  UUldlllncl )            zogen  werden  sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  blos  bei  der  Redaktloa 

"""J['s!™':"«Lt!"Wf""  Gärlner,  Oekoiioiueii,  Forsliuänner,  Aerzte,  '^-  zu -i^ä^Sren; '' 

(16  R.  Mark.}                                                                              .  Im  Wege  des 

ganzjährig,  oder  mit  AnAtllplpr    IinH    TprliniL'Pr  Buchhandels  übernimmt 

%  a.  ü.W.CS  R.Mark)  npUlUCKei     UllU    IKUUllMl.  Pränumeration 

halbjährig.  C.  «.crolcl's  Sohn 

Inserate  __„     ^  _  in  Wien, 

die  ganze  Petitzeile  fü  I  V  sowie  alle  übrigen 

15  kr.  Ost.  W.  XI  ^     X<©«  Buchhandlungen. 


XXTIII.  Jahrgang.         WM.  December  1878. 

INHALT:  Trifolium  HaynahHamim .  Von  Pontocsek.  —  Mykologisches.  Vnu  Voss.  —  Zur 
Flora  Kroatiens.  Von  Vu  kotinovic.  —  Fioristische  Beitrüge  Von  Dr.  Borbäs.  —  Kreislauf  des  Stoffes 
in  iler  Pflanzenwelt.  Von  Dr.  Wiesner.  —  Zur  Flora  von  Gürz.  Von  Solla.  —  Anpflanzungen  in 
Ailelaiile.  Von  Anloine.  —  Literaturberichte.  —  Conespondenz.  Von  Dr.  Woloszczak.  Wiesbaur, 
Dr.  Pantocsek.  —  Personalnotizen.  —  Vereine,  Anstalien,  Untenielimungen.  —  Botanischer  'lauscli- 
verein.  —  Inserate. 


Einladung^  zur  Pränumeration 

auf  den  XXIX.  Jahrgang  (1879)  der 
Oesterreicliischen 

Botanischen  Zeitschrift. 

(Oeslerr.  bolan.  Woclicublall.) 


Auf  die  „Oesterreichische  botanische  Zeitschrift",  welche  von  dem 
hohen  k.  k.  österreichischen  und  dem  hohen  k.  ungarischen 
Ministerium  für  Kultus  und  Unterricht  den  Mittelschulen 
empfolilen  wurde,  pränumerirt  man  mit  8  fl.  österr.  W.  (16  R.  Mark) 
auf  (Jen  ganzen  Jahrgang  oder  mit  4  ü.  österr.  W.  (8  R.  Mark)  auf 
einen  Semester  und  zwar  auf  Exemplare,  die  frei  durch  die  Post 
bezogen  werden  sollen,  nur  bei  der  Redaktion:  Wien,  V.  Schloss- 
gasse Nr.   15. 

Alle  Buchhandlungen  des  In-  und  Auslandes  nehmen  ebenfalls 
Pränumerationen  an.  Die  Versendung  an  die  Buchhandlungen  hat  die 
Verlagshandlung  C.  Gerold's  Sohn  in  Wien  übernommen. 

Oesterr    l.otan.  Zeitschrift.  12     Heft.  1878.  29 


382 

Von  den  bereits  erschienenen  Jahrgängen  können  noch  voll- 
ständige Exemplare  gegen  nachfolgende  Preise  bezogen  werden: 
2.  und  3.  Jahrgang  zu  1  fl.  (2  R.  Mark)  —  8.  bis  22.  Jahrgang  zu 
2  fl.  (4  R.  Mark)  —  23.  bis  27.  Jahrgang  zu  5  fl.  (10  R.  Mark)  — 
28.  Jahrgang  8  fl.  (16  R.  Mark).  Rei  Abnahme  sämmtlicher  Jahrgänge 
von  der  Redaktion,  20  Prozent  Nachlass. 

Von  den  bisher  erschienenen  21  Porträts  der  „Gallerie  öster- 
reichischer Rotaniker"  können  einzelne  Exemplare  und  zwar  in  Okt. 
ä  50  kr.  (1  R.  Mark)  und  in  Fol.  auf  chin.  Papier  ä  1  fl.  (2  R.  Mark) 
abgegeben  werden. 

Skofltz. 

(V.   Schlossgasse  15 J 


Trifolium  HaynfiMiantnn  n.  sp. 

Auctore  Jos.  Pantocsek. 

Lagnpus  e  subsectione  Eutriphjllum  Godr.  Gr.  Fl.  de  France 
pag.  403.  —  Habitus  5 — 15  Centim.  altae  plantae  confertus.  Planta 
semper  monocephala,  capitulum  terminale,  solitarium,  globosum,  sessile 
magnum,  25  Mm.  latum,  20  Mm.  longum,  —  Radix  perennis;  caulis 
Simplex  angulosus,  adscendens,  pilis  dense  adpressis  canescens.  — 
Folia  laete  viridia,  cum  nervis  manifestis;  —  inferiora  longius  petio- 
lata  quam  superiora,  alterna,  —  summa  autem  sessilia  et  opposita.  — 
Foliola  sessiHa  10 — 20  Mm.  longa,  5 — 10  Mm.  lata,  obovato  cuneata, 
apice  leviter  emarginata,  mucronulata,  ad  marginem  leviter  dentata, 
pilosa,  supra  glabra,  subtus  ad  nervös  pilosa.  —  Stipulae  inferiores, 
lineari-lanceolatae,  pilosae,  usque  ad  15  Mm.  longae,  2  Mm.  latae; 
stipulae  summae  involucriformiae,  latae,  lanceolatae  (triangulatae), 
acutae,  15  Mm.  longae,  4 — 6  Mm.  latae,  basin  membranaceo-pellu- 
cidae,  nervis  viridibus,  marginae  pilosae.  —  Calyx  3— Sy,  Mm.  lon- 
gus,  cylindiaceus,  intus  ad  faucem  annulo  longe  piloso,  extus  glaber; 
lOnervius,  5dentatus,  deute  infimo  ceteris  longiore;  dentibus  calycis 
lineari  setaceis,  tubum  calycis  multo  lougioribus  4 — 7  Mm.  longis.  — 
Corolla  purpurea  15  Mm.  longa,  vexillum  ellipticum,  alae  aculiusculae, 
slylo  libero.  —  Legumine?   ... 

Habitat  in  locis  graminosis  ad  marginem  sylvarum  prope  pagum 
Prasicz,  Comit.  Nyitra  in  Hungaria.  Julio. 

Observ.  a  Trif.  pratense  L.  recedit  jam  forma  stipularum, 
foliolorum  nervatura  formaque  calyce  ad  faucem  annulo  piloso,  et 
calycis  dentibus  tubo  calycis  longioribus;  —  Trif.  medium  autem 
habet  caulem  glabrum,  aut  parce  pilosum  valde  elongatum,  20 — 40  Cm. 
longum,  folia  longa  et  breviter  petiolata,  foliola  autem  elliptica  vel 
oblonga,    lanceolata,    subintegerrima,    stipula  omnia  lineari  lanceolata 


383 

hernaoea,    calycis  dentibus  tubuin  subaequanlibus,  tantum  infimo  lon- 
giore  vexillo  elliptico  bievissiine  apiculalo. 

Plantain   dicavi    in    honorem    viri    excellentissiini,    archiepiscopi 
Dr.  L.  Haynald  rei  herbariae  patriae  pUirimum  merili. 


Mykologisches  aus  Krain. 

Von  Prof.  Wilhelm  Voss. 

7.  Zwei  avitoecische  Piiccinien. 

Eines  der  schönsten  Beispiele  auloeeischer  Uredineen  bietet 
Puccinia  Convoltmli  Castagne  (Catalogiie  de  plantes  des  environs  de 
Marseille,  Aix  1845;  siippl.  ibid.  1850).  Sperniogonien  und  Aecidien, 
Stylo-  und  Teleutosporen  folgen  einander  in  bestinunler  Reihenfolge 
auf  Cotwolvulus  Sepiwn  L.,  und  nach  Saccardo  (Mycologia  veneta 
p.  83)  auch  auf  C.  aixensis  L.  —  So  viel  mir  bekannt,  wurde  diese 
Puccinia  von  Saccardo  bei  Treviso  und  Padua,  von  Passerhd  bei  Parma 
in  allen  Stadien  beobachtet.  P.  Magnus  sammelte  die  Teleutosporen- 
form  auf  dem  Lido  in  Venedig,  Malinverni  in  Piemonf,  Castagne  bei 
Marseille  und  Schroeter  in  Baden.  In  Krain  ist  P.  Convolculi  hiiufig 
und  konnut  an  verschiedenen  Orten  um  Laibach  in  allen  Fruchl- 
formen  vor. 

In  der  Literatur  wird  auf  Concolmilus  Sepium  noch  eine  zweite 
Uredinee  angegeben,  und  zwar  Uromyces  Calystegiae  De  ßary  in  litt., 
wozu  L.  Fuckel  als  Hymenialform  Cesati's  Aecidium  Cunvolvulacea- 
rum  und  als  Stylosporenform  Uredo  Convolculi  Strauss  zieht  (Sym- 
bolae  myc.  p.  63).  Sie  wurde  von  De  Bary  bei  Frankfurt  am  Main- 
ufer aufgefunden  und  von  Fuckel  im  Sommer  sehr  selten  bei  Oestrich 
in  Nassau  beobachtet.  Freiherr  v.  Thümen  sammelte  Aecidium  und 
Uromyces  bei  Goltweih  und  Mautern  in  Niederösterreich,  ich  selbst 
fand  Aecidium  und   Uredo  bei  Wien. 

Dass  die  auf  Convohulus  Sepium  angegebenen  Uredineen  wirk- 
lich verschiedene  Arten  sein  sollen,  bezweifelt  Saccardo,  wie  die  in 
Mycologia  veneta  bei  P.  Convolmili  auf  p.  83  vorkommende  Notiz: 
y^Uromyces  Calystegiae  huc  pertinere  credo"  zeigt. 

Nach  längerer  Beobachtung  der  P.  Convolvuli  ist  es  mir  kaum 
mehr  zweifelhaft,  dass  Uromyces  Calysfegiae  nur  ein  Entvvicklungs- 
stadium  derselben  bezeichnet,  womit  jedoch  die  Vegetation  des  Pilzes 
noch  nicht  abgeschlossen  ist. 

Die  Beobachtung  an  einer  bestimmten,  reichlich  von  Convolv. 
Sepium  durchflochlenen  Hainbuchenhecke  ergab,  dass  meist  in  der 
ersten  Hälfte  Julis  auf  der  Oberseite  der  Blätter  die  Spermogonien 
iAecidiolum  Convolculi  Sacc.)  entstehen.  Zu  Beginn  des  folgenden 
Monates  öffnen  sich  an  der  entgegengesetzten  Blatifläche  einzelne 
Aecidienbecher,    die    immer  reiciiiicher    auftreten    und    in   etwa  8  — 

29  '"^ 


384 

10  Tagen  vollkommen  reif  sind.  Mitte  August  durchdringen  die  ersten 
Uredohäufchen  die  Epidermis;  im  weiteren  Verlaufe  nimmt  die  Bil- 
dung der  Uredosporen  mehr  und  mehr  zu.  Später  jedoch  entstehen 
neben  den  kugeligen,  dünnwandigen  Sporen  noch  andere,  die  gleich- 
falls einzellig  und  oval  sind,  jedoch  eine  glatte,  dicke  Membran  be- 
sitzen. —  In  diesen  Sporen  glaube  ich  sicher  Uromyces  Calystegiae 
zu  erkennen,  soweit  ich  diesen  aus  Exsiccaten  kenne. 

Die  Bildung  dieser  Sporen  dauert  bis  Ende  September;  ihre  Zahl 
nimmt  stelig  zu,  während  die  dünnwandigen  Uredesporen  seltener 
werden.  Mit  Oktober  beginnt  hier  die  Entwicklung  der  Puccinia- 
Räschen,  welche  von  der  Oberhaut  bedeckt  bleiben  und  sich  sowohl 
an  den  Blättern,  dem  Stengel,  ja  selbst  an  den  Kelchen  der  Nähr- 
pflanze finden.  Während  die  Sommersporen  nur  an  den  Blättern  in 
einzelnen  zerstreuten  Häufchen  stehen,  bilden  die  Rasen  der  Winter- 
sporen nicht  selten  zusammenhängende  Krusten.  Daraus  scheint  her- 
vorzugehen, dass  gegen  Ende  des  Sommers  ein  stärkeres  Wachsthum 
des  Myceliums  eintritt,  welclies,  wie  erwähnt,  bis  zu  den  Kelchspitzen 
wuchert.  L.  Fuckel  hat  gezeigt,  dass  den  Teleutosporen  verschie- 
dener Uredineen  einzellige,  dickwandige,  dem  Uredo  ähnliche  Sporen 
vorangehen  oder  gleichzeitig  mit  ihnen  erscheinen,  für  welche  er  die 
Bezeichnung  „Mesosporen"  wählte.  Für  solche  glaube  ich  auch  Uro- 
myces Calystegiae  halten  zu  dürfen. 

Dass  anderen  Ortes  sich  Aehnliches  findet,  habe  ich  an  einer 
anderen  Stelle  berührt.  So  zeigt  die  in  Mycotheca  universalis  der 
hiesigen  Sammlung  unter  Nr.  334  aufliegende  Probe  von  Uromyces 
Calystegiae  (bei  Mautern  gesammelt),  neben  diesen  Uromyces-Ahn- 
lichen  Mesosporen  noch  unzweifelhaft  diejenigen  der  Puccinia  Con- 
volvuli  Cast. 

Eine  zweite  autoecische  Puccinia  beobachtete  ich  im  diessjäh- 
rigen  Sommer  auf  Doronicmn  austriacum  Jacq.,  welche  ich  einst- 
weilen als  Puccinia  Compositarum  Schlechtd.  bezeichne.  An  ein- 
zelnen Stellen  um  Laibach,  so  am  Abliange  des  Golovc  und  am  Ufer 
des  Teiches  bei  Kroisenegg  ist  Doronicmn  austriacum  häufig  anzu- 
treffen. 

Mitte  Mai  erscheinen  auf  der  Oberseite  der  Blätter  Spermogo- 
nien,  denen  bald  darauf  Aecidien  folgen.  Die  Aecidienbecher  stellen 
auf  der  Unterseite  des  Blattes  und  sind  von  einem  hellgelben  Rande 
umsäumt.  Später  durchbrechen  die  obere  und  untere  Blattfläche  Uredo- 
räschen  und  Ende  Juli  entwickeln  sich  die  Teleutosporen.  In  Raben- 
horst's  Herbarium  mycolog.  Ed.  H.  liegt  unter  Nr.  691  ein  Aecidium 
auf  Doronicum  Pardalianches  L.  als  Aecidimn  Compositarum  Mart. 
forma  Doronici  Ces.  vor,  das  von  Prof  Cesati  im  Mai  1857  bei  Bu- 
gella in  Piemont  gesammelt  wurde.  Es  gleicht  vollkommen  jenem, 
das  ich  auf  Doronicum  austriacum  fand.  Nach  gütiger  Mittheilung 
V.  Thümen's  wurde  im  „Giornale  di  Fisica,  Cliimica  e  Storia  natu- 
rale", Pavia  1824,  ein  Aecidium  Pardalianches  Bergam.  beschrieben, 
welches  wohl  mit  dem  vorlieo-enden  identisch  sein  dürfte. 


385 

Im  X.  Bande  (1871)  der  Verliandl.  des  naturforsclienden  Ver- 
eines in  Brunn  beschreibt  G.  v.  Niessl  eine  Puccinla  Doronici,  die 
von  M.  Fuss  in  Siebenbürgen  auf  Doronicum  austriacum  aufgefun- 
den wurde. 

Als  diese  möchte  ich  jedoch  die  bei  Laibach  vorkommende  Form 
nicht  ansprechen,  da  deren  Teleutosporen  kurz  gestielt  sind,  während 
bei  P.  Doronici  Niessl  die  Stiele  der  Sporen  so  lang  oder  langer 
als  dieselben  angegeben  werden  (Teleutosporac  42—50  mikr.  long., 
pedicellus  50  mik.). 

8.    Synchytrium  globosuni  Schroeter    in    Cohn's  Beiträge  zur 
Biologie  der  Pflanzen  Band  1.  A.  nova  forma:  Calaminthae. 

Aus  der  merkwürdigen  Gruppe  der  Cliytridiaceen  sind  bis  nun 
nicht  viele  Arten,  jedoch  eine  bedeutende  Zahl  von  Formen  bekannt 
geworden,  die  zum  grössten  Theile  aus  Schlesien  stammen  und  von 
Gerhardt,  Schroeter,  Winter  und  Anderen  beobachtet  wurden.  Unter 
ersteren  zeichnet  sich  namentlich  S.  aiireum  durch  die  vielen  Nähr- 
Pflanzen  aus,  die  es  befallt. 

Obwohl  es  nicht  unwahrscheinlich  ist,  dass  diese  eigentluim- 
lichen  Gebilde  weit  verbreitet  sind,  so  begegnet  man  ihrer  in  der 
Literatur  verhältnissmässig  selten,  was  allerdings  dem  Umstände  zu- 
zuschreiben ist ,  dass  sie  gewöhnlich  die  frühesten  Entwicklungs- 
sfadien  ihrer  Wirthspflanzen  befallen,  also  oft  im  ersten  Frühjahre 
aufgesucht  werden  müssen. 

Eine  sehr  auffällige  Form  fand  ich  in  den  beiden  letzten  Jahren 
auf  Calaminfha  alpina  Lam.  an  dem  Südabiiange  des  Grossgallen- 
berges bei  Laibach  und  in  der  Einsenkung  seiner  beiden  Gipfel,  vom 
Mai  bis  Juni. 

Die  Synchylrien- Gallen  liegen  entweder  einzeln  auf  den  Blät- 
tern, oder  so  gehäuft,  dass  die  ganze  Blaltfläche  davon  bedeckt  ist. 
Sie  sind  halbkugelig,  glänzend,  am  Scheitel  wenig  vertieft,  und  ihre 
Zellen  enthalten  blau  gefärbtes  Plasma,  wodurch  sie  dem  freier.  Auge 
schwärzlich  —  etwa  so  wie  jene  von  S.  Anemones  —  erscheinen. 

In  der  Regel  umschliesst  die  Gallo  nur  eine  Dauerspore.  Oefter 
aber  ist  die  Höhlung  derselben  durch  eine  vertikal  gerichtete  Zellen- 
lage getheilt,  und  dann  enthält  jede  dieser  Abtheilungen  eine  Spore. 
Diese  Sporen  sind  kugelig  oder  eiförmig,  ihre  Membranen  bräunlich- 
gelb und  glatt,  der  Inhalt  weiss. 

Sori,  von  Sommersporen  herrührend,  konnte  ich  nicht  auffinden, 
obgleich  die  Pflanzen  zu  verschiedenen  Zeilen  untersucht  wurden. 

Mir  scheint  dieses  Synchytrium  vollkommen  mit  S.  glohosum 
übereinzustimmen,  welches  von  Schroeter  auf  Viola  persicifoiia  Roth, 
und  V.  canina  L.  entdeckt  wurde. 

9.  Einige  selten  beobachtete  Pilze  nnd  neue  Nälirpflanzen. 

Aecidium  Lapsanae  Schultz.  Auf  den  Blättern  von  Aposeris 
foetida  Lss.  mit  vorangehenden  Spermogonien.  Am  Teichufer  bei 
Kroiscnegg  im  Mai.    So  viel  mir  bekannt,   wurde  diese  Aecidiumform 


386 

nur  noch  von  M.  Fiiss  in  Siebenbürgen  aufgefunden  (Verhandinngen 
und  Mittheilungen  des  siebenbürg.  Vereines  für  Naturkunde  in  Her- 
mannstadt, 19.  Jahrg.). 

A.  Menthae  DC.  An  den  Stengeln  von  Calamintha  grandiflora 
Mönch,  in  Gesellschaft  mit  Uredo  Calaminthae  Strauss.  Auf  dein 
Wege  von  Franzdorf  nach  Pochaische  im  Juni.  Auf  der  gleichen 
Ncihrpflanze  wurde  dieses  Äecidium  auch  von  Berenger  in  Venelien 
gefunden  (Saccardo:  Mycologia  veneta  pag.  82). 

Caeoma  miniatmn  Bon.  mit  Vredo  Rosae  Pers.  an  Rosa  alpina  L. 
Im  Juni  bei  Pochaische  am  Fusse  des  Vini-vrh.  Nach  J.  Schroeter 
die  Hymenial-  und  Stylosporenform  des  hier  im  Herbste  gleichfalls 
häufigen  Phragmidium  fusiforme  Schroeter. 

Clafhrus  cancellatus  L.  In  der  Baumschule  bei  Kroisenegg  im 
Oktober.  Von  diesem  höchst  seltenen  Gasteromyceten  sammelte  ich  zwei 
vollkommen  reife  und  vier  junge  Exemplare.  Aufmerksam  darauf 
wurde  ich  durch  die  Güte  des  Herrn  Gärtners  F.  Dürr,  nach  dessen 
Versicherung  derselbe  in  den  Monaten  August  und  September  oft 
erschienen  ist.  Das  Vorkommen  um  Laibach  wird  von  Krombliolz  er- 
wähnt (Rabenhorst:  Deutschi.  Cryptog.-Flora,  B.  I.  p.  306);  doch  sind 
die  angegebenen  Ortschaften  „Zscheschin  und  Genschmer"  hier  nicht 
bekannt.  Scopoli  hat  Clathrus  cancellatus  in  Krain  nicht  gefunden. 

Darluca  Filum  Gast.  Auf  den  Raschen  der  Puccinia  Molinae 
Tul.  bei  Kroisenegg  im  Juli  nicht  selten. 

Leptostroma  Castanae  (Sphaeria  Castaneicola  DC.  —  Xyloma 
geographiciwi  Pers.),  Saccardo  in  Mycolheca  veneta  Nr.  990. 

Auf  welken  Blättern  von  Castanea  vesca  Gaerln.  im  Frühjahre 
sehr  häufig  in  den  Waldungen  der  Rosenbacher-ßerge.  Ist  Fung, 
sperm.  zu  Phacidium  dentatum  Kze.  et  Schm.   forma  Castaneae. 

L.  quercinum  Lasch  in  Klotzsch  Herb.  myc.  Nr.  1875  und  De, 
Thümen:  Mycotheca  universalis  Nr.  1083.  Im  Frühjahre  häufig  auf 
dürren  Blättern  von  Quercus  pedunculata  Ehrh.  in  den  Waldungen 
bei  Tivoli.  Ist  nach  v.  Thümen  wahrscheinlich  Fung.  sperm.  zu  Plia- 
cidium  dentatum  der  Eichenarten. 

Melampsora  Lini  Desm.  Uredo  im  Juni  an  den  Stengeln  und 
Blättern  von  Linutn  narbonense  L.  Auf  Wiesen  des  Vini-vrh. 

M.  palllda  Roslr.  in  Tidskrift  f.  Skorbrug,  II.  p.  153,  Kjoben- 
havn  1877. 

Fung.  stylosporiferus  (Caeoma  Sorbi  Ouds.)  und  Fung.  teleulo- 
sporiferus.  An  der  Unterseite  der  Blätter  von  Sorbus  ancuparia 
Crantz,  im  Sommer  und  Herbste  nicht  selten  in  den  Waldungen  der 
Rosenbacher-Berge. 

Micropeziza  punctum  Rehm.  Oest.  Bot.  Zeitschr.  1876,  p.  183. 
Auf  dürren  Stengeln  und  Blättern  von  Nardus  stricta  L.  auf  Wiesen 
bei  Wesulak  nächst  Zirknitz  im  April. 

Peronospora  puheracea  Fckl.  Auf  der  Unterseile  der  Blätter 
von  Helleborus  niger  L.  Anfangs  Mai  nicht  selten  an  den  Abhängen 
des  Hirtenberges  bei  Zwisrhenwässern  und  in  den  Waldungen  des 
Vini-vrh. 


387 

Pleospora  (Leptospfiaeria)  sparsa  Feld.  An  dürrLMi  Hahnen  und 
Blallsoheiden  von  Ävena  dislichophylla  Vill.  auf  der  Karawankenalpe 
„Belsica"  bei  Jauerburg.  Diese  Art,  deren  Sporen  vollkommen  mit 
der  in  Fuckefs  Synibolae,  Nachtrag  2,  Taf.  1,  Fig.  5  gegebenen  Ab- 
bildung übereinstimmen,  fand  ich  auf  Pflanzen,  die  Herr  Pfarrer  Ple- 
niel  im  August  1860  an  dem  genannten  Orte  gesammelt  hatte. 

Puccinia  Cerasi  Corda.  Fung.  slylosporiferus  und  Fung.  teleu- 
tosporiferus.  Im  Oktober  bei  Ober-Rosenbach  auf  der  Unterseite  der 
Blätter  von  Prunus  Cerasus  L.  —  Dürfle  bis  nun  der  nördlichste 
Punkt  sein,  wo  diese  Art  beobachtet  wurde;  der  südlichste  ist  das 
Cap  der  guten  Hoffnung. 

P.  coronata  Corda  und  P.  graminis  Pers.  An  Festuca  gigantea 
Vill.  im  Walde  bei  Tivoli;  häufig  im  Oktober.  Ein  eigenthümliches 
Vorkommen,  wo  eine  Nährpflanze  gleichzeitig  von  zwei  Parasiten  be- 
fallen wird.  Während  P.  coronata  die  Blätter  reichlicli  bedeckt,  findet 
sich  die  P.  graminis  am  Halme,  namenllich  an  der  Blüthenaxe. 

Ramularia  Doronici  Pass.  in  litt.  Auf  Doronicum  Pardalianches 
L.  im  botanischen  Garten. 

Sclerotinia  tuberosa  Fckl.  Im  März  an  grasigen  Abhängen  des 
Schlossberges. 

Sphaerella  GiheUiana  Pass.  in  De  Thümen:  Mycotheca  univers. 
Nr.  462.  Auf  der  Oberseite  der  Blätter  von  Citrus  medica  L.  in 
Gärten  nicht  selten.  Die  Sporen  meiner  Exemplare  sind  etwas  grosser 
als  jene,  waU^he  mir  in  der  Mycotheca  vorliegen. 

Sph.  Rusci  Cooke.  Auf  den  Cladodien  von  Ruscus  aculeatus  L. 
Ende  Juli  im  botanischen  Garten.  Auf  denselben  Stocken  findet  sich 
im  März  und  April  Phoma  Rusci  Westd.,  welches  nach  brieflicher 
Miltheilung  v.  Thümen's  wahrscheinlich  als  Conidienpilz  der  Sphae- 
rella zu  betrachten  ist. 

Tilletia  laecis  Kühn  in  Hedwigia  1875,  p.  93  u.  f.  Im  Fruclit- 
knolen  von  Triticum  inilgare  L.  Auf  einigen  Aeckern  bei  Roseneck 
epidemisch  im  Juni  und  Juli  1878  aufgetreten. 

Uromyces  Geranii  Olth.  und  Wartm.  Aecidium  und  Uredo  auf 
der  Unterseite  der  Blätter  von  Geranium  nodosum  L.  In  den  Wal- 
dungen des  Vini-vrh  im  Juni  nicht  selten. 

Ustitago  bromivora  Fisch,  v.  Waldli.  In  den  Fruchtknoten  von 
Bromus  secalinns  L.  Auf  Getreidefeldern  bei  Kroisencgg  im  Juni  und 
Juli  recht  häufig. 

Laibacii,  am  1.  November  1878. 


Beiträge  zur  Flora  Kroatiens. 

Von  Ludw.  V.  Vukotinovic. 

Das  Gebiet,  welches  kU  im  Laufe  des  Sommers  1877  besuchte, 
war  das  unmittcliiar  an  die  kroatische  Meeresküste  anstossende  Mittel- 


388 

gebirge  von  Brod  an  der  Kulpa  angefangen  nach  Fuzine,  Tuliobic 
und  den  nächst  Mrzlavodica  gelegenen  bei  1800  Meter  hohen  Berg 
Risnjak.  Am  5.  Juli  bestieg  ich  in  der  Durchreise  den  Kiek  bei  Ogulin. 
Der  Kiek,  dessen  Umgebung  noch  nicht  genau  durchforscht  ist,  bildet 
e>inen  der  interessanteren  Punkte  für  die  Flora  Kroatiens.  Auf  einem 
verhältnissmässig  kleinen  Räume  findet  man  eine  nennenswerthe  Aus- 
lese, darunter:  Carduus  alpestris  W.  K.,  Dentaria  polyphylla  W.K., 
Edraianthus  gr amini folius  oder  Kitaibelii  A.  DC.  (Edraianthus  croa- 
ticus  Kerner  eigentlich),  Rosa  reversa  W.  K.,  Laserpitium  margina- 
tum  W.K.,  Primula  viscosa  W.K.  (P.  Kitaibelii  Schott.),  Hieracium 
pallescens  W.  K.,  H.  Pavicii  Schltz.  Bip.,  Silene  Saxifraga  W.  K. 
(iS.  Waldsteinii  Vis.),  Bianthus  monspessulanus  L.,  Senecio  abrotani- 
folius  L.,  Anthyllis  alpestris  Rchb.,  A.  montana  L.,  Ranunculus  Vil- 
larsii  DC.,  Potentilla  caulescens  L.,  Athamanta  cretensis  L.,  Cine- 
raria  longifolia  Jcq.,  Carlitia  acantifolia  All.,  Silene  saponariaefoUa 
Schott.,  Calamintha  grandiflora  Mch.,  Cerastium  decalvans  Schi,  et 
Vukot.,  Pedicularis  brachyodonta  Schi,  et  Vuk.,  Astrantia  croatica 
Tommas.  Auf  Wiesen  am  Fusse  des  Berges  bei  Turkovic  selo  Peuce- 
danum  Petteri  Vis.  (P.  coriaceum  Rchb.). 

Bei  Brod  an  der  Kulpa  an  den  Felsen,  die  sich  längs  des  Baches 
im  Kulpa-Thale  hinziehen,  fand  ich  das  Hieracium  illyricum  Bartl. 
iH.  politum  Griseb.).  Dasselbe  sammelte  Freyn  in  Isirien  am  Monte 
Maggiore,  Felsen  und  Mauern  in  Mala  Ueka,  1150  Meter;  auch  bei 
Fuzine  wächst  es  stellenweise  an  sehr  steilen,  felsigen  Orten;  es  ist 
ein  üppiges,  ästiges,  vielblülhiges  H.  glaucmn,  dessen  Ueppigkeil  übri- 
gens nicht  etwa  in  der  Güte  des  Bodens  liegen  kann,  weil  an  den 
steilen  Felsen  es  überhaupt  gar  keine  Erde  gibt;  es  ist  also  die  Ur- 
sache dieser  besonderen  Hieracium-Form  in  dem  inneren  Wesen  der 
Pflanze,  in  den  physiologischen  Verhältnissen  zu  suchen.  „Peduncuü 
elongati,  tenues,  divaricati,  cano-floccosi,  vel  glabrescentes,  sparsim 
pilosi,  apice  squamosi,  quidquain  incrassati;  squamis  laxis  revolutis, 
in  axillis  passim  gemmas  floris  minuti  gereutes;  caulis  sparsifolius, 
in  ramulos  plurimos  florigeros  divisus;  folia  radicalia  numerosa,  deuse 
rosulala,  lineari  lanceolata,  ensiformia,  jam  brevius  jam  longius  petio- 
lata,  late  dentata,  petiolis  plus  minus ve  crinilis;  caulina  folia  jam 
a  basi  abrupte  disninuta,  sessilia  integra."  Es  unterscheidet  sich  also 
von  der  Hauptform  des  H.  glaucum  All.  genug  deutlich. 

Ein  zweiter  noch  interessant(;rer  Fund  aus  diesen  Gegenden 
war  übrigens  eine  Astrantia,  die  ich  anfangs,  da  ich  sie  knapp  an 
der  Grenze  i{rain's  sammelte,  ganz  einfach  für  A.  carniolica  Wulf. 
hielt,  oime  viel  darüber  nachzudenken,  Hofrath  Tommasini  hatte  die 
Güte,  mir  einige  Exemplare  einer  nicht  ganz  vollsländigen  Astrantia 
zur  Einsiciil  mitzuth(!iieii,  die  ihm  Prof.  Stosic  von  seinem  Ausflug  in 
die  Lika  initbraclilc;  di(?s(!  Anregung  machle  mich  aufmerksamer,  in 
Folge  der  Bemerkungen  Herrn  v.  Tommasini's  untersuchte  ich  ineiue 
Astraniion  von  Brod,  vofu  Kiek,  von  Ogulin  und  von  der  Ivancica 
(/l.  major  L.),  ^^^^(^  i^'h  sah  nun  ein,  dass  die  sowold  in  der  Li'-.a 
am  Velcbit,    als  auch  in  Brod,  am  Kiek  und  bei  Ogulin  gesammelten 


389 

Astrantien  keineswegs  A.  carniolica  Wulf.,  noch  weniger  Ä.  inajor 
L.  seien;  wie  so  viele  Pflanzen  hierlands  gewisse  Uehergangsformen 
annehmen  und  zu  Verbindungsgliedern  zwisclien  Nordost  und  Süd- 
west werden,  so  auch  unsere  Ästrantia,  welcher  Herr  v.  Tommasini 
den  Namen  croalica  zu  geben  vorschlug.  Diese  Ästrantia  wächst 
sehr  häufig  bei  Brod  an  der  Kulpa,  namentlich  aber  massenhaft  am 
Kiek  hoch  oben  am  Ende  der  Waldregion,  dann  um  Ogulin  zwischen 
Felsen  und  Gebüschen,  ebenso  auch  auf  der  Pliesivica  niiciist  Kore- 
nica  bei  1500  Met.  hoch.    Ich  gebe  ihre  Beschreibung  in  Folgendem : 

Ästrantia  croatica  Tommas.  in  litt.  1877. 

„Rliizoma  subiiorizontale,  articulatum  dense  ac  longe  fibrosum. 
Caulis  teres,  striatus,  glaber,  pedalis  aut  bipedalis,  paucifolius,  incli- 
natus  vel  superne  flexuosus.  Folia  radicalia  plura,  longe  petio- 
lata,  quinquepartita,  segmentis  profundis  vix  non  basim  at- 
tingentibus,  ovali-lanceolatis,  ovali-rotundafis  vel  cuneatis,  apico 
haud  acutis,  quandoque  incisis,  cluplicalo-serralis,  serraturis  mucronu- 
lato-ciliatis;  caulinum  inferius  radicalia  mox  in  sequens  trifidum  me- 
dium quinquepartitum,  supremum  denique  trifidum  vaginae  petiolari 
insidens,  omnia  saturate  viridia,  subtus  pallidiora,  crassiuscula,  venosa 
et  reticulata;  folia  cymae  terna,  infegra  lanceolata  striata,  apice  soluni 
serraturis  binis  ternisve  setoso  mucronulatis,  ad  basim  in  margine  carti- 
lagineis.  Cyma  depauperata;  umbella  primaria  longe  pedunculala,  late- 
ralibus  brevioribus  corymbose  confertis;  involucri  foliola  lanceo- 
lata, setosa,  flores  aequantia  demum  triente  superantia 
apice  et  nervis  virescentia,  albida  vel  pallide  flavescentia, 
vel  interdum  purpurascentia,  basi  et  in  fundo  umbellae  ce- 
riseo  colorata;  pedicelli  florum  elongati,  quandoque  una  cum  an- 
theris  purpurei;  foliola  calycis  lanceolala,  attenuata  in  setulam  protracta, 
basi  obscurius  virentia,  püosiuscula,  fructus  fusiformis,  costae  utri- 
culi  verrucis  imbricato-papillosis  vix  adpressis  obteclae. 
—  Tota  planta  glaberrima. 

Habilat  in  sylvis  montanis,  saxosis  Croatiae  ineridionalis  ac 
niaritimae,  velut:  circa  Brod  ad  Colupim,  in  monte  Kiek,  in  frulicctis 
ad  Ogulin,  in  Velebit  et  Pliesivica  prope  Korenicam;  floret  Julio, 
Augusto. 

Differt  ab  A.  majore  L.  statura  gracilioro;  caulc  nimi- 
rum  humiliore  inclinafo  vel  superne  flexuoso;  inflore- 
scenlia  simpliore,  umbellulis  minoribus,  involucelli  folioli  s 
pallidis  vel  purpurascentibus  fundo  ac  pedicellis  ceriseo- 
rubris;  —  forma  foliorum:  segmentis  quippe  evidenter  pro- 
fundioribus,  magis  ovali-lanceolatis  —  neque  ut  \\\  A.  majore 
L.  longius  lanceolatis  ac  in  acumen  e.xeunlibus. 

Ab  A.  carniolica  Wulf,  autem:  profuiuliore  partitione  foliorum, 
qua  in  A.  carniolica  Wulf.  palmato-tri-semi|!arli!a,  aut  iiili:;rdum  quinque 
sed  minus  profunde  semipartita  sunt;  foliis  quoqiie  caulinis,  quae  in 
A.  carniolica  y\'\\\{.  trifida  in  A.  vero  croatica  ordinär ie  quinque- 
partita sunt;  dilTert  Cyma  depauperata,  quae  in  A.  carniolica 
Wulf,    semcl    vel    iteralo    composita  est;    involucellis    landem   et 


390 

floribus  majori biis,  qui  in  Ä.  carnioUca  Wulf,  miilto  graciliores 
et  constanter  minores  exstant;  caeterum  tota  planta  etiam  lu- 
xurians  constanter  depauperata  et  pauciflora  persistet.  In 
A.  majore  L.  vergunt  foliola  in  riibedinem  et  antherae  sunt  rubrae, 
sed  in  A.  croatica  etiam  centrum  et  pedicelli  instar  radiorum  pro- 
venientes  erubescunt. 

Ex  bis  sine  dubio  concludere  licebit,  A.  croaticam  cenlralifor- 
mae  typicae  A.  videlicet  majori  L.  correlatam  esse  eodem  modo 
prout  correlatae  sunt: 

a)  A.  alpestris  Kotscby  (A.  carnioUca  Baumg.  non  Wulf. ,  A. 
involucrata  Andrae  non  Koch). 

b)  A.  grandißora  Tsch.  fA.  intermedia  DC.  ,  A.  Biebersteinii 
Trautw.) 

c)  A.  tridentata  Griseb.  {_A.  intermedia  M.  B.,  A.  trißda  HofFm., 
A.  caucasica  Spreng!.,  A.  elatior  Friwaldsky). 

d)  A.  carinthiaca  Hoppe  C^.  involucrata  Koch,  A.  caucasica 
Tenore). 

Una  adhuc  est  formdi  Astrantiae,  quam  sub  nomine  A.  majorisL. 
in  herbario  meo  possideo  per  Ladislaum  Vägner  meritissimum  florae 
Marmarosiensis  scrutatorem  lecta;  eandem  eüam  clariss.  Dion.  Stur 
in  opusculo  suo  „Beiträge  zu  einer  Monographie  des  Genus  Astran- 
tia.  Wien  1860"  commemorat;  hanc  ad  A.  majoris  L.  varietatem 
montanam  referunt.  Dion.  Stur  et  clariss.  Anf.  Kerner  eandem  in 
Transsylvania  lectam  foliis  et  involucris  cum  A.  carnioUca  Wulf, 
dicunt  convenire,  inflorescentia  altamen  diversam  esse.  Marmarosien- 
sis ecquidem  haec  Astrantia  mihi  cedit  Argumento ,  Astrantiam 
nostram  croaticam,  quae  cum  Marmarosiensi  analogiam  praebet,  locum 
habere  in  serie  reliquarum  formarum  habitu  suo  a  principali  typo 
discrepantium  ,  omnes  etenim  hae  modificationes  designatis  inier 
certos  limites  notis  variant  pro  ratione  stationis,  climatis  et  influxus, 
qui  exinde  resultal.  —  Dum  igitur  A.  croatica  Tommas.  recessum 
ab  A.  majore  L.  exhibet ,  accedit  alia  fn  parte  ad  A.  caniioUcam 
Wulf,  et  vicina  evadit  loco  quoque  natale  prout  vicinum  est  regnum 
Croatiae  ducatui  Carnioliae. 

Ausser  diesen  entfernteren  Gegenden  habe  ich  auch  in  der 
Umgebung  Agrams  einige  Novitäten  beobachtet;  unter  andern  führe 
ich  ein  weiss  blühen  des  LiUum  Martagon  an,  dessen  Vorkommen 
in  einem  Wäldchen  der  Villa  St.  Xaver  dadurch  interessant  wird, 
dass  in  mehreren  einander  nachfolgenden  Jahren  je  ein  Exemplar 
an  verschiedenen  weit  von  einander  gelegenen  Stellen  zum  Vor- 
schein kam. 

Lilium  Martagon  albißorum.  „Racemus  laxus ,  pedunculi  longi 
bractea  stipali ,  virides  erecto-patuli  in  apice  cum  flore  nutante; 
petala  basi  in  cylindrum  viridiscentem  conniventia,  revoluta,  Candida, 
fundo  intrinsece  rubere  roseo  suffusa  et  punctis  saturatioribus  noiata, 
extus  virentia,  demum  flavida,  sublus  in  medio  nervo  villosula;  an- 
therae aurantiacae,  polline  flavo;  caulis  viridis  (non  sanguinco  punc- 
talus)    vcrlicilli    foliorum    plerumque  bini,    inferiore    sex-septemfolio; 


391 

reliqua  folia  allernanfia,  lanceolata ,  sparsa ,  decresoentia.  Bulbus 
perennans,  ovatus,  squamis  carnosis  flavo-viientibus  sursuin  inibricatis 
lanceolatis  obtectus,  fibras  longas  demitlens;  floret  inedio  Junii." 

Die  Samenkapsel  war  heuer  sehr  reichtraffend  und  wurde  der 
Same  zur  Aussaat  aufbewahrt. 

Besonders  vielfältig-  war  meine  Ausbeute  an  Eichen-Formen, 
die  ich  in  den  grossen  Eichenbestanden  des  Maximir-Parkes  als  auch 
auf  den  umliegenden  bewaldeten  Hügeln  bei  Agram,  endlich  in  den 
siidwesllich  gelegenen  Gebüschen  und  Steckenwäldern  bei  Sused 
sammelte;  die  von  mir  gesammelten  Eichen  gehören  den  drei  Haupt- 
gruppen der  Q.  pedunculala  Erh. ,  Q.  sessilifoiia  Sm.  und  Q.  pn- 
bescens  W.  an. 

Der  Reichthum  der  Formen  hat  mich  wirklich  überrascht,  nicht 
bloss  durch  die  Gestaltung  der  Blätter,  sondern  auch  durch  die  Con- 
formation  der  Früchte  und  deren  Becher;  das  heurige  Jahr  war  zu 
diesem  Zwecke  besonders  günstig,  da  die  Eichenbäume  alle,  selbst 
die  niedereren  Sträuche  sehr  reichtragend  sind.  Ich  habe  mehrere 
Jahre  hindurch  den  kroatischen  bisher  sehr  wenig  berücksichtigten 
Eichen  meine  volle  Aufmerksamkeit  zugewendet  und  werde  nun  im 
Stande  sein  das  Ergebniss  meiner  Beobachtungen  baldigst  zu  ver- 
öffentlichen. 

Agram,  24.  October  1878. 


Floristische  Beiträge. 

Ton  Dr.  v.  Borbäs. 

1.  Potentilla  Kerneri  (P.  nrgentea  X  recta  oder  eventuell  var. 
pilosa  am  Lindenberge  bei  Ofen).  Diese,  dem  für  unsere  Flora  hoch- 
verdienten Manne  gewidmete  Pflanze  fand  ich  10.  September  1878 
zwischen  den  Eltern  in  einem  Fruchtexemplare  ,  welches  vier  aul- 
rechte  Stengel  besitzt.  Sie  ist  der  P.  canescens  Bess.  (P.  hunga- 
rica  W.)  sehr  ähnlich,  aber  die  Blättchen  sind  im  Zuschnitte  jenen 
der  P.  argenlea  ähnlich,  sie  sind  kürzer  und  breiter,  die  oberen  und 
diejenigen,  welche  an  den  Zweigen  stehen,  sind  dreizählig.  Auch  die 
Nebenblätter  sind  kürzer  als  bei  P.  canescens.  Die  Inflorescenz  ist 
jener  der  P.  argenlea  ähnlich,  sie  ist  aber  nicht  so  reich  verzweigt. 
Die  Fruchtstiele  sind  länger  und-dünner,  aufrecht,  seillich  oder  zu- 
rückgebogen. Die  im  Kelche  geschlossenen  Frucht  köpfe  sind  grösser 
als  bei  P.  argenlea,  aber  kleiner  als  bei  P.  canescens.  Die  Exem- 
plare der  P.  argenlea.^  welche  bei  meiner  P.  Kerneri  standen,  be- 
sitzen sterile  Blatlbüschel,  also  wären  eher  P.  Wiemanniana  Ginith., 
die  ganze  Herbstpflanze  ist  aber  doch  mehr  der  Potentilla  argenlea 
ähnlich. 


392 

2.  Astrantla  major  L.  var.  illyrica  Borb.  Ich  habe  diese  Pflanze  an 
mehreren  Punkten  des  Velebitzug-es  in  Kroatien  im  August  1875  gesam- 
melt, und  im  August  1876  in  der  Versammlung  der  ungarischen  Aerzle 
und  Naturforscher  zu  Marmaros-Sziget  vorgelegt.  Die  Pflanze  er- 
schien aber  mit  Beschreibung  erst  im  Anfange  Juli  dieses  Jahres  bei 
der  ungarischen  Akademie  der  Wissenschaften.  Die  Identität  meiner 
Varietät  mit  Astr.  saniculaefoUa  Stur ,  weiche  ich  schon  bei  der 
Beschreibung  vermuthete ,  ist  jetzt  sicher,  da  ich  das  Original  letz- 
terer Pflanze  durch  die  Güte  des  Prof.  Dr.  Reichardt,  dem  ich  hier 
herzlich  danke,  untersuchen  konnte.  —  Astr.  saniculaefoUa  Stur  ist 
ein  verkümmertes  und  auch  ein  mangelhaftes  Exemplar;  es  besitzt  drei 
Blätter,  deren  jedes  beschädigt  und  verkümmert  entwickelt  ist,  und  aus 
diesem  Grunde  sind  die  mittleren  Lappen  zweier  Blätter  kürzer,  als 
die  seitlichen.  Sonst  ist  aber  Astr.  saniculaefoUa  und  auch  Astr. 
croatica  Tomm.  1878  Sept.  von  meiner  Varietät  nicht  verschieden. 
Die  Pflanze  kann  man  im  Neilreich'schen  Sinne  für  eine  selbststän- 
dige Art  nicht  halten,  sie  ist  aber  eine  ausgezeichnete  und  für  die 
Flora  illyrica  eine  charakterische  Form  der  Astr.  major  L. 

3.  Cirsiufu  intermedium  Doli.  Fl.  Bad.  II.  p.  937,  1862,  C.  gran- 
diflorum  Ki'tel  (Taschenb.  der  Fl.  Deutschi.  II.  p.  551)  C.  eriophoro^ 
lanceolatum  Kitt.  1844 ,  C.  streptacanthum  Gandoger  1875  und  C. 
nolitangere  Borb.  1877  ("C.  eriophorum  X  lanceolatum  var,  nemorale, 
bei  Vela  utzka  unter  dem  Monte  Maggiore)  scheinen  zusammen  zu 
gehören  oder  nahe  verwandt  zu  sein. 

4.  Plant-ago  crassipes.  Ich  habe  diese  interessante  Pflanze  aus 
dem  Käzanthale  als  P.  altissima  vertheilt,  sie  gehört  aber  nach  Prof. 
v.  Kerner  und  Dr.  Sanio  zu  P.  lanceolata  L.  Von  dieser  Art  weicht 
sie  aber  durcli  das  dicke  Rhizom,  die  dicken  Wurzelfasern  und  durch 
den  ganzen  Habitus  ab.  Die  kleineren  Formen  haben  Grisebach  und 
Schenk  in  „Iter  Hungaricum"  als  „P.  lanceolata  minor'"  aufgenom- 
men. Die  Pflanze  ist  gewöhnlicii  so  hoch  oder  hölier  als  P.  lanceo- 
lata ,  das  Rhizom  kriecht  häufig  ober  der  Erde,  die  Blattscheiden 
und  Brakteen  sind  breit  scariös  berandet.  Die  von  mir  gewählte 
Bezeichnung  für  diese  Pflanze  ist  passend ,  möge  man  sie  nun  für 
eine  Varietät  der  P.  lanceolata  oder  für  eine  selbstständige  Art 
auffassen. 

5.  Ich  habe  heuer  folgende  Hybriden  bei  Budapest  gefunden; 
Polygonum  bicolor  (P.  tomentosum  X  mite)  am  Räkos,  Centaurea 
hemiptera  (C.  rhenana  X  solstitialis)  bei  dem  Nädorkert  bei  Ofen, 
die  Blätter  sind  halbherablaufend ,  die  Blüthenköpfe  strahlig ,  die 
Blüthen  gelb,  einige  spielen  aber  auch  in's  Rosa.  —  Hieracium  Wolf- 
gangianum  Bess.  v.  grandißoritm  (Koch  sub  H.  echioides)  und  var. 
sympodiale  (H.  echioides  X  macranthum)  ,  zwischen  Paskaimühle 
und  P.  Szt.  Mihaly,  letzteres  ist  wiederholt  gabelästig,  die  Blüthen 
sind  nur  etwas  grösser  als  bei  H.  echioides^  die  Form  der  Wurzel- 
blätter aber  wie  bei  H.  macranthum  oder  Pilosella.  —  Cirsium 
Csepeliense  (C.  arrense  X  lanceolattmi  var.  nemorale  oder  C.  ar- 
cense  var.  testitum  X  lanceolatum)    in  Auen   bei  Sziget-Ujfalu.    In 


393 

der  Tracht  ist  sie  dem  C.  lanceolalum  var.  nemorafe  ähnlich,  die 
Blüthenköpfe  aber  nur  etwas  grosser  als  bei  C.  arnense^  welchen 
sie  auch  nicht  unähnlich  sind.  —  Rumex  heteranihos  (R.  crispus 
y<.  paluster)  bei  dem  Soroksärer  Damm,  R.  confusus  Simk.  var.  macro- 
pus  m.  (R.  crispus  X  Patientia)  am  kleinen  Schwabenberge,  Lythrum 
scabrum  Simk.  (L.  Salicaria  X  virgatum)  zwischen  Erzsebetfalva  und 
Soroksar,  Dipsacus  fallax  Simk.,  b)  Tauschen  (D.  suhlaciniatus  X 
silvestris)  dem  D.  sihestris  v.  comosus  Led.  ähnlich  ,  aber  das  In- 
volucrum  ist  ganz  so  beschaffen,  wie  bei  D.  ^rtcmm/ws,  bei  Sz.  Ujfalu; 
Prunus  fruticans  Whe. ,  Gren.  et  Godr.  Fl.  Franc.  (P.  insititia  var. 
Leopoldensis  Simk.)  am  Leopoldifeld  zwischen  Weingärten.  —  Sorbus 
latifolia  Pers.  var.  semitorminalis  am  Schwabenberge ,  die  Blätter 
sind  jenen  der  S.  torminalis  ähnlich  ,  aber  unterseits  dicht  weiss- 
filzig,  wie  S.  Aria.  Blütlie  und  Frucht  ist  mir  unbekannt.  —  Linaria 
oligotricha  (L.  italica  X  vulgaris)  Kammerwald.  Die  Blüthen  sind 
so  gross,  wie  bei  L.  italica^  aber  die  Inflorescenz  ist  mit  zerstreuten 
Drüsenhaaren  besetzt. 

Budapest,  10.  November  1878. 

Mykologisches. 

Von  Stephan  Schulzer  von  Müggenburg. 

Vor  .Jahrzehenten  stellte  ich  in  meinem  ersten,  an  die  Pester 
Akademie  der  Wissenschaften  abgetretenen  Werke  eine  neue  Gattung 
auf  und  benannte  sie,  als  schwachen  Ausdruck  der  lebhaften  Aner- 
kennung seiner  resultatreiclien  Thäligkeit  im  Gebiete  des  Schwamm- 
reiches, nach  dem  in  wissenschaftlichen  Kreisen  wohlbekannten,  gegen- 
wärtigen Senior,  Herrn  Karl  Kalchbrenner. 

Zu  dieser  Aufstellung  sah  ich  mich  durch  den  Umstand  ge- 
zwungen, dass  die  Pilzform  nicht  einmal  annähernd  irgend  einer  der 
zur  Zeit  geltenden  Gattungen  sich  anschliessen  Hess. 

Sie  geliört  zu  jenen  Gestaltungen,  aus  welchen  Dr.  Bonorden 
in  seinem  Handbuche  der  Mykologie  die  Ordnung  Mycetini  bildete, 
deren  Hauptcharakter  darin  besteht,  dass  der  Basaltiieil  des  Pilzes, 
das  Receplaculum,  fast  parenchymatös  oder  aus  dichtverl)undenen 
Fasern  construirt  ist,  davon  aber  Coniomyceten  und  Hyphomyceten 
ähnliche  Bildungen  ausgehen. 

Die  einzige  mir  damals  bekannte  Art  fand  ich  zwar  zu  ver- 
schiedener Jahreszeit  zweimal,  da  ich  aber  später  durch  viele  Jahro 
nichts  Aehnliches  antraf,  stiegen  Zweifel  in  mir  auf,  ob  es  denn  doch 
am  Ende  nicht  besser  gethan  gewesen  wäre,  diese  Pilzform,  wenn 
auch  mit  Zwang,  irgend  einer  bekannten  Galtung  anzuhängen,  wovon 
mich  indessen  heuer  das  Auffinden  einer  zweiten  Art  für  immer 
ablenkte,  denn  nun  ist  triftiger  Grund  zum  Aufrechthalfen  der  Gattung 


394 

Kalchhrenneria  genug'  vorhanden,  welche  schon  darum  unsere  Auf- 
merUsamkeit  verdient,  weil  sie  in  der  That  ein  fertiles  Ozonium 
ist,  dessen  Dasein  bisher  meines  Wissens  unbekannt  war. 

Kalchhrenneria  Schulzer  g.  n. 

Das  Receptaculum  bilden  dicke  liegende  gefärbte,  baumformig- 
ästige  Stumme,  welche  sammt  den  Aesten  aus  dichtverbundenen,  nach 
der  Länge  laufenden,  unseptirten  Fasern  bestehen.  Vom  Stamme  so- 
wohl, als  von  den  Haupl-  und  Nebenästen  gehen  in  Menge  dünne, 
angefeuchtet  liyaline,  rührige,  septirte  und  reichlich  verzweigte 
Hyplien  ab,  deren  Gesammtheit,  ohne  Anastomose  unter  einander 
locker  verflochten,  sich  leicht  vom  Substrate  abheben  lässt.  Nur  Stamm 
und  Aeste,  soweit  sie  nämlicli  kompakt  sind,  erzeugen  Früchte, 
Sporen  und  zwar  stiellos  unmittelbar  an  der  Oberfläche,  ja  sogar  mit 
der  Basis  mehr  oder  weniger  derselben  eingesenkt. 

1.  K.  Ozonium.  Im  Sommer  und  Winler  an  noch  nicht  modern- 
den, vom  Septonema  strictum  Cda.  geschwärzten  Weissbuchenspänen 
(Carpinus  Betulus)  und  dabei  liegenden  Eichenblälter-Fragmenten, 
unregelmässig  auf  mehrere  Centimeter  verbreitet,  dunkelockergelb. 

Anfangs  gehen  von  einem  Mittelpunkte  kriechend -strahlig, 
ruthenförmig  verästelte,  ockergelbe  Fäden  ab;  und  da  dieses  an  meh- 
reren Stelleu  geschieht  und  die  Verästelung  vorwärts  schreitet,  so 
entsteht  zuletzt  ein  locker  verwebtes  Gespinnst,  hin  und  wieder  über 
zwei  Millimeter  dick.  Dieses  besteht  aus  den  dicken  Stämmen,  ihren 
dünneren  Aesten  und  noch  dünneren  Zweigen,  alle  aus  mehr  oder 
weniger  verschlungenen,  nach  der  Länge  laufenden  Hyphen  zusammen- 
gesetzt und  das  Receptaculum  bildend,  von  welchem  überall,  an  man- 
chen Punkten  quirlformig,  dünnere,  lichtere,  fast  wasserhelle,  septirte, 
selbst  gegliederte,  unfruchtbare  Hyphen  abgehen.  An  der  Oberfläche 
des  Receptaculums  erzeugen  sich  stellenweise  häufige  dunklere, 
ovale,  stachelig-  oder  warzig-rauhe,  mit  einem  Kerne  ver- 
sehene, kaum  durchscheinende  Sporen  ansehnlicher  Grösse.  Da  diese 
fast  immer  zur  Hälfte  im  Receptaculum  eingesenkt  sind,  konnte  man 
besser  sagen,  sie  entständen  in  dessen  Oberfläche,  wesshalb  man 
auch  verhältnissmässig  wenig  freie  findet, 

Retki  gaj  und  Crni  gaj  genannte  Waldungen  bei  Vinkovce. 

2.  K.  Maydis.  Mitte  September  im  Walde  von  Ostrovo  bei  Vin- 
kovce, an  zufällig  dahin  gelangten  alten  Stengeln  von  Zea  Mais  auf 
der  noch  unversehrten  Rinde,  in  der  Ausdehnung  von  ein  paar  Centi- 
metern,  als  gelb-rostbraunen,  leicht  abhebbaren,  dünnen  Filz  ange- 
troffen. 

Die  liegenden,  unregelmässig  baumformig-ästigen  Stämme  ent- 
senden nämlich  für  sich  sowohl,  als  auch  deren  wiederholt  getheilte 
Aeste,  eine  Menge  sich  verzweigender  dünner  Hyphen,  die  sich  der- 
art verflechten,  dass  ihre  Gesammtheit  beinahe  einem  Häutchen  gleicht. 
Sowohl  die  Stämme,  als  auch  die  Haupt-  und  Nebeuüste,  insoferne 
sie  aus  fest  verbundenen,  nach  der  Länge  laufenden  dünnen  Fasern 
bestehen,  sind  unseptirt,  gefärbt  und  fruktificiren.    Von  diesen  gehen 


395 

noch  ziemlich  dicke  und  gefärbte,  aber  röhrig-hohle,  septirte  und 
keine  Früchte  erzeug-ende  lange  Hyphen  ab,  mit  der  Eigenheit,  dass 
dort,  wo  sich  eine  Scheidewand  befindet,  diese  nicht  das  ganze  Lumen 
absperrt,  weil  auf  der  entgegengesetzten  Seite  die  Hyphenwand  sich 
warzenförmig  ausbaucht,  gleichsam  der  Berührung  mit  dem  Septum 
ausweichend. 

Von  allen  bisher  erwähnten  Organen  gehen,  wie  gesagt,  zarte 
verzweigte,  angefeuchtet  bei  durchfallendem  Lichte  höchstens  noch 
am  Grundstücke  schwach  gefärbte,  im  Uebrigen  hyaline  Hyphen  ab, 
welche  mitunter  auf  gewöhnliche  Weise  septirt,  hin  und  wieder  sogar 
artikulirt  sind. 

Die  Sporen  sind  kugelig,  mit  einem  Durchmesser  von  0"006  Mm., 
glatt,  stiellos,  seitlich  dem  Stamme  und  seinen  Aesten  aufsitzend, 
wohl  auch  mit  der  Basis  ein  wenig  eingesenkt,  feinkörniges  Plasma 
führend  und  etwas  lichter  als  ihre  Erzeuger. 

Die  bildliche  Darstellung  der  ersten  Art  ist  bei  der  ung.  Akad. 
d.  Wissenschaften,  jene  der  zweiten  bei  mir  in  meinem  neueren,  nun 
bereits  über  900  Species  enthallenden  Werke  einzusehen. 


Der  Kreislauf  des  Stoffes  in  der  Pflanzenwelt*). 

Von  Dr.  Julius  Wiesner. 

(Schiuss.3 

Eine  in  Bezug  auf  ihre  Ernährungsverhältnisse  höchst  interes- 
sante Gruppe  von  Pflanzen  sind  die  Humus  bewohn  er.  Ihre  unter- 
irdischen Organe  wuchern  in  verwesenden  Pflanzentheilen,  in  humus- 
reichem Waldboden.  Sie  sind  entweder  gänzlich  chlorophylllos  wie 
der  Fichtenspargel  Monotropa  hypopitys,  oder  wie  ich  an  der  nicht 
grün  erscheinenden  Nestwurz  Neottia  Nidus  avis  zuerst  auffand, 
chlorophyllhaltig.  Erstere  vermögen  unorganische  Nährstoffe  gar  nicht 
zu  assimiliren,  letztere  wohl,  aber  in  so  untergeordnetem  Grade,  dass 
die  von  ihnen  produzirte  organische  Substanz  zum  Aufbaue  ilires 
Körpers  nicht  ausreicht.  Sie  nähren  sich  ausschliesslich  oder  vor- 
wiegend von  verwesenden  PflanzenstofFen,  wobei  nicht  ausgemacht 
ist,  ob  sie  Humin körper  od(!r  andere,  im  Zerfalle  noch  nicht  so  weit 
vorgeschrittene  Pflanzenstoffe,  aufnehmen.  In  jedem  Falle  ist  ihre 
Existenz  von  den  grünen  Pflanzen  ebenso  abhängig  wie  die  der  Pa- 
rasiten und  der  Thiere.  Wie  die  letzteren  schlicssen  auch  sie  mit 
der  grünen  Pflanze  den  Kreis,  innerhalb  welchem  der  Kohlenstoff  in 
verschiedenen  Verbindnngsformen  läuft;  als  Kohlensäure  in  die  grüne 
Pflanze  eintretend,  und  in  derselben  Form  aus  dem  Humusbewohner 
austretend. 

Es  sei  erlaubt,  hieran  anknüpfend,  den  Gedanken  auszusprechen, 
dass  die  Humusbewohner  als  Abkitmndinge  der  grünen  Pflanzen  an- 


396 

gesehen  werden  können,  und  wahrscheinlich  den  Uebergang  von  den 
letzteren  zu  den  ersten  Parasiten  vermitteln.  Der  nicht  unerhebliche 
Chlorophyllgelialt  in  der  Neotlia  Nidus  avis  reicht  für  ihre  StofFbildung 
nicht  aus.  Diese  unzulängliche  Menge  an  grüner  Substanz  erscheint 
vom  Standpuniite  der  Descendenztheorie  aus  betrachtet,  als  ein  Rest 
des  Erbes,  von  einer  grünen  Stammpflanze  überkommen.  Von  der 
relativ  chlorophyllreichen  Nestwurz  bis  zur  völlig  chlorophylllosen 
Monotropa  herrscht  ein  allmaliger  Uebergang.  Diese  Pflanze  steht 
aber  schon  an  der  Grenze  zwischen  Humusbewohnern  und  echten 
Parasiten  und  ist,  wie  die  Untersuchungen  Drude's  gezeigt  haben, 
eigentlich  eines  sowohl  als  das  andere:  in  Buchenwäldern  Humus- 
bewohner, in  Nadelwäldern,  wo  ihre  Wurzeln  Saugorgane  entwickeln 
und  an  Fichtenwurzeln  sich  festsetzen,  Parasit. 

So  entwickelt  also  die  Welt  der  grünen  Pflanzen  Formen,  welche 
sich  in  der  Lebensweise  von  ihren  Stammeltern  entfernen  und  einen 
Stoffwechsel  darbieten,  welcher  mit  jenem  der  Thiere  ähnlich  ist  und 
demselben  in  einigen  Hauptzügen  ganz   gleich  gesetzt  werden  kann. 

Die  Pilze  sind  entweder  Parasiten  oder  Humusbewohner  oder 
endlich  Fermentorganismen,  welche  letztere  im  Stoffwechsel  von 
allen  übrigen  Pflanzen  sich  scharf  unterscheiden. 

Die  Hefeformen  der  alkoholischen  Gährung:  Bier-,  Branntwein- 
und  Weinmosthefe  sind  die  bekanntesten  Repräsentanten  der  Ferment- 
organismen. Die  bekanntlich  sehr  kleinen  Zellen  dieser  Hefearten  sind 
aber  noch  wahre  Riesen  gegen  jene  atmosphärischen  Keime,  welche 
sich  bei  der  Buttersäure  und  Milchsäuregährung  vermehren,  und  die 
in  die  Gruppe  der  Spaltpilze  gehören.  Nach  Nägeli's  Schätzung  wie- 
gen 30000  Millionen  dieser  Fermentorganismen  in  Form  atmosphäri- 
scher Keime,  also  im  lufttrockenen  Zustande,  kaum  1  Milligramm. 
Diess  mag  eine  Vorstellung  geben,  wie  leicht  diese  Keime  in  der 
Atmosphäre  sich  verbreiten  können,  aber  auch  wie  rasch  bei  ihrer  im 
Vergleiche  zum  körperlichen  Inhalte  ausserordentlich  grossen  Ober- 
fläclie  ihr  Stoffwechsel  von  statten  gehen  müsse. 

Die  Fermentorganismen  leben  nur  in  Flüssigkeiten  oder  auf 
nassen  oder  wenigstens  stark  feucht  erscheinenden  Substraten;  also 
in  den  beiden  letzteren  Fällen  in  Flüssigkeitströpfchen.  Ihr  Stoff- 
wechsel erzeugt  Kohlensäure,  welche  gasförmig  austritt,  aber  neben- 
her noch  reichlich  organische  Substanzen,  welche  an  die  umgebenden 
Flüssigkeiten  abgegeben  werden,  so  Alkohol,  Bernsleinsäure,  Glyzerin 
bei  der  alkoholischen  Gährung;  Milchsäure,  Essigsäure,  Buttersäure, 
Propionsäure  etc.  bei  den  sauren  Gährungen.  Diese  Körper  sind  often- 
bar  Produkte  des  Zerfalles,  aus  höher  zusammengesetzten  Nahrungs- 
mitteln (z.  B.  Zucker)  entstanden.  Hier  bricht  nun  der  Kreislauf  des 
Kohlenstoff'es  ab;  allein  er  wird  auf  verschiedene  Weise  wieder  auf- 
genommen. So  sehen  wir  z.  B.  überaus  häufig  auf  sauren,  gährenden 
Flüssigkeiten  sich  anfangs  zarte,  später  oft  sehr  dicke  Ueberzüge  von 
Schimuielpilzen  bilden,  welche  die  genannten  Säuren  als  Material  zur 
Athmung  aufnehmen  und  hierbei  wieder  zur  Kohlensäure  zurückver- 
wandeln. Bedenken  wir,    dass   die  Fermenlorganisincn  Nahrungsstoffe 


397 

be<lürfen,  wie  z.  B.  Zucker,  welche  direkt  nur  im  pflanzlichen  Orga- 
nismus erzeugt  werden,  so  ergibt  sich  in  unserem  Falle  folgender 
Kreislauf  des  Kohlenstoffes:  die  Kohlensiiure  wird  von  der  grünen 
Pflanze  aufgenommen  und  in  Zucker  verwandelt.  Dieser  dient  dem 
Fermentorganismus  als  Nahrung,  wird  in  liohlensäure  und  niedriger 
zusammengesetzte  organische  Substanzen  zerlegt,  welche  durch  die 
Athmung  einer  Schimmelvegetation  wieder  in  Kohlensäure  rückver- 
wandelt wird. 

Oline  organische  Substanz  kann  kein  Pilz  bestehen,  womit  noch 
nicht  gesagt  sein  soll,  dass  er  in  keinem  Sinne  die  Fähigkeit  halte, 
aus  unorganischen  Substanzen  organische  herxorzubringen.  Der  Koh- 
lenstoff muss  dem  Pilz  —  er  mag  nun  Parasit,  Saprophyt  oder  Fer- 
mentorganismus sein  —  in  Form  einer  organischen  Verbindung  ge- 
boten werden,  allein  der  Stickstoff  kann  durch  den  chemischen  Prozess 
eines  Pilzes  auch  aus  unorganischen  Substanzen  aufgenommen  und 
zum  Aufbau  der  höchst  zusammengesetzten  stickstoffhaltigen  organi- 
schen Verbindungen,  z.  ß.  der  Eiweissstoffe  verwendet  werden.  So 
ist  es  bekannt,  dass  die  Hefearten  ihren  Stickstoffbedarf  durch  Am- 
moniakverbindungen, die  Schimmelpilze  durch  salpetersaure  Salze 
decken  können.  Diess  legt  den  Gedanken  nahe,  ob  nicht  auch  die 
höheren  Parasiten  und  Humusbewohner,  z.  B.  Orobanche,  Neottia, 
Monotropa  unorganische  Stickstoffverbindungen  in  gleicher  Weise  zu 
assimiliren  vermögen.  Ware  diess  richtig,  so  könnte  jede  Pflanze  aus 
den  niedersten  Stickstoffverbindungen  die  höchsten,  nämlich  die  Ei- 
weisskörper  aufbauen.  Dadurch  würden  sich  alle  Pflanzenformen  in 
schroffen  Gegensatz  zu  allen  ausgesprochenen  Thierformen  stellen, 
welchen  bekanntlich  die  Fähigkeit,  höher  zusammengesetzte  Verbin- 
dungen aus  niederen  zu  bilden,  abgeht.  Aber  aucii  in  diesem  Falle 
dürfte  man  eine  fortgesetzte  Synthese  der  Stickstoffverbindungen  in 
der  Pflanze  nicht  annehmen,  indem  erwiesenermassen  auch  Spaltungen 
höher  zusammengesetzter  Stickstoffverbindungen,  wie  solche  im  Tiiier- 
reiche  Regel  sind,  auch  innerhalb  des  pflanzlichen  Organismus  sich 
vollziehen.  Dennoch  scheinen  diese  Rückbildungen  nicht  bis  zu  den 
Ausgangspunkten,  nämlich  bis  zur  Bildung  von  Salpetersäure  oder 
Ammoniak  zurückzugelien,  so  dass  ein  Kreislauf  des  Stolfes,  wie  ihn 
der  Kohlenstoff  innerhalb  der  Pflanze  oder  mehrerer  Pflanzenformen 
durchmacht,  für  den  Stickstoff  niclit  zu  gelten  scheint. 

Und  nun  zu  der  letzten  Gruppe,  den  fleischfressenden  Pflan- 
zen. Darwin  hat  bekanntlich  das  grosse  Verdienst,  wieder  die  Auf- 
merksamkeit auf  jene  Pflanzen  gelenkt  zu  haben,  welche  Insekten 
fangen,  und  das  noch  grössere,  durch  eine  ausgedehnte  Reihe  von 
planvoll  angelegten  Untersuchungen  ^Um  Nachweis  geliefert  zu  haben, 
dass  in  vielen  Fallen  dieser  Insektenfang  zum  Zwecke  der  Ernährung 
der  betreffenden  Pflanzen  erfolgt,  indem  die  letzleren  Flüssigkeiten 
ausscheiden,  durcii  welche  das  Fleisch  der  gefangenen  Thierchen  in 
gelöster  Form  der  Pflanze  zugefüiirt   wird. 

Die  Ansiclit,  dass  es  fleischfressende,  oder  wie  Pfeffer  sich 
jitngsthin    passentier    ausdrückte,    fleischverdauende  Pflanzen  gibt,    ist 

Uosterr    butaii    /eitsdirift.   V>    Iloft    IsTS.  30 


398 

nicht  neu.  Prof.  Gramer  hat  jüngsthln  in  einem  interessanten  Vor- 
trage (Ueher  die  insektenfressenden  Pflanzen,  Zürich,  1877)  die  hi- 
storische Seite  des  Gegenstandes  eingehend  behandelt  und  gezeigt, 
dass  John  Ellis  schon  im  Jahre  1769  diese  Ansicht  aussprach.  Noch 
mehrmals  tauchte  derselbe  Gedanke  wieder  auf,  um  aber  bald  wieder 
in  Vergessenheit  zu  gerathen,  offenbar,  weil  die  durch  die  unmittel- 
bare Beobachtung  des  Insektenfanges  angeregte  Vermuthung  über  die 
physiologische  Bedeutung  dieses  Vorganges  früher  niemals  in  genaue- 
rer Weise  experimentell  verfolgt  wurde. 

Darwin's  Beobachtungen  über  die  Verdauung  gefangener  In- 
sekten durch  gewisse  Pflanzen  sind  vielfacii  bestätigt  worden,  und 
die  Thatsache,  dass  Muskelsubstanx  in  den  Stoffwechsel  bestimmter 
Pflanzen  eintritt,  steht  nunmehr  volUiommen  fest.  Eine  sehr  gründ- 
liche Darstellung  des  physiologischen  Vorganges  der  Verdauung  thie- 
rischer  Stoffe  durch  die  Pflanze  hat  jüngsthin  Pfeffer  in  den  land- 
wirthschaftlichen  Jahrbüchern  von  Nathusius  und  Thiel  gegeben, 
welche  auch  desshalb  Beachtung  verdient,  weil  der  Autor  diesen 
physiologischen  Prozess  unter  einen  allgemeineren  Gesichtspunkt  bringt, 
indem  er  zeigt,  dass  auch  andere,  nicht  insektenfressende  Pflanzen 
Stoffe  ausscheiden,  welche  lösend  auf  gewisse  Substanzen,  mit  welciien 
die  Pflanze  in  Berührung  kommt,  wirken,  und  die  dann  in  ihren  Stoff- 
wechsel eintreten.  Pteffer  deutet  hier  namentlich  auf  die  Pilze  hin, 
deren  Mycelfaden  durch  die  verschiedensten  Medien  hindurchwachsen 
und  die  Widerstände  oft  durch  Auflösung  der  im  Wege  stehenden 
Substanz  beseitigen  oder  häufig  gerade  feste  Zellwände  aufsuchen 
und  durch  dieselben  sich  ihren  Weg  bahnen,  und  diess  offenbar  nur 
desshalb,  um  die  Substanz  dieser  Wände  in  ihren  Stoffwechsel  einzu- 
führen. Es  sei  mir  erlaubt,  hier  eine  von  mir  angestellte  Beobachtung 
mitzutheilen,  welche  die  Ausscheidung  löslich  machender  Sekrete  durch 
die  Pflanzentheile  sehr  anschaulich  macht.  Das  Laub,  welches  im 
Herbste  von  den  Bäumen  sich  löst,  bildet  im  Frühlinge  häufig  eine 
ziemlich  zusammenhängende  Decke  am  Boden  der  Wälder,  Gärten 
u.  s.  w.  Diese  zusammenhängende  Laubmasse  wird  nun  im  Frühlinge 
von  Gräsern,  Seggen,  Ornithogalum  und  anderen  Pflanzen  mit  linea- 
ren Blättern  durchbrochen,  indem  sich  diese  Organe  durch  die  Laub- 
decke zierlich  hindurchbohren.  Es  ist  diess  nun  natürlich  kein  mecha- 
nisches Durchdringen,  sondern  ein  chemischer  Vorgang.  Die  Blattspilze 
scheidet  hier  offenbar  ein  Sekret  aus,  welches  lösend  oder  zerstörend 
auf  die  Substanz  der  Laubmasse  wirkt. 

Die  Verdauung  von  Insektenfleisch  seitens  der  Pflanze  erfolgt 
entweder  in  ähnlicher  Weise  wie  die  Verdauung  der  Speisen  im  thie- 
rischen  Magen,  nämlich  durch  Liislichmachung  der  Muskelbestand- 
theile  in  Folge  Ausscheidung  von  pepsinartigen  Körpern  und  Säuren, 
oder  es  tritt,  wie  z.  B.  bei  ütricularien  eine  weitgehende  Zersetzung 
der  Insektenleiber  ein,  welche  nach  Pfeffer  durch  Fermentorganismen 
(Bakterien)  hervorgerufen  wird. 

In  keinem  der  genannten  Fälle  reicht  die  Sloffzufuhr,  welche 
die    Fieischverdauung    im   Gefolge  hat,    für  die  betreifenden  Pflanzen 


399 

aus.  Es  ist  nicht  zu  bezweifeln,  dass  es  eben  nur  stickslofFhältige 
Stoffe  und,  wie  Pfeffer  mit  Recht  verniuthet,  die  Phosphate  des  Flei- 
sches sind,  welche  diesen  Pflanzen  hierbei  zu  gute  kommen.  Ihren 
Kohlenstoffbedarf  müssen  sie  auf  andere  Art  decken.  Sie  thun  diess 
in  derselben  Weise,  wie  die  übrigen  grünen  Pflanzen.  Der  Kreislauf 
des  Kohlenstoffes  ist  mithin  in  ihnen  derselbe,  wie  bei  den  chloro- 
phyllhaltigen  Gewächsen.  Es  lässt  diess  schon  ihr  Habitus  vermuthen. 
Ihre  grünen  Vegetationsorgane,  welche  ja  sowohl  zur  Aufnahme  als 
zur  Assimilation  der  Kohlensaure  dienen,  sind  reichlich  entwickelt, 
während  ihr  Wurzelsystem,  welches  der  Pflanze  neben  den  Mineral- 
salzen und  neben  Wasser  dem  Stickstoff  in  Form  von  ammoniak- 
oder  Salpetersäuren  Salzen  zugeführt  wird,  nur  wenig  ausgebildet  ist. 
Der  Lauf  des  Stickstoffs  durch  die  insektenfressenden  Pflanzen 
bietet  uns  desshalb  ein  ganz  anderes  Bild  als  bei  allen  anderen  Ge- 
wächsen dar.  Das  Ammoniak  oder  die  salpetersauren  Salze  des  Bo- 
dens treten  in  die  gewöhnliche  grüne  Pflanze  ein  und  werden  schliess- 
lich unter  Aufnahme  anderer  Elemente  in  Eiweisskörper  umgewandelt. 
Letztere  treten  durch  den  thierischen  Verdauungsprozess  in  das  Thier 
ein  und  erfahren  eine  Umwandlung  in  andere  Eiweisskörper.  Diese 
werden  nun  entweder  nach  einfacher  Lüsliclimachung,  oder  nachdem 
sie  durch  Fermentorganismen  bis  zu  einem  gewissen  Grade  zerlegt 
wurden,  von  den  insektenfressenden  Pflanzen  aufgenommen.  Erst  der 
Verwesungsprozess  führt  die  stickslofflialligen  Substanzen  der  insek- 
tenfressenden Pflanzen  wieder  in  die  ursprüngliche  Form  der  ammo- 
niak-  uud  salpetersauren  Salze  zurück,  welche  nunmehr  wieder  zu 
Bodonnährsloffen  der  grünen  Pflanze  geworden  sind. 


Hochsommerflora  der  Umgebung  von  Görz. 

Oestliche  and  westliche  (Inigebung. 

Von  Rüdiger  Felix  SoUa. 

a.  Das  Hügelland. 

Wer  von  Gitrz  weiter  die  Bahn  benützt,  streift  zu  seiner  Rech- 
ten an  dem  anmulhigen  Hügellande  vorbei,  welches  vom  Isonzo  in 
sanften  Bögen  sich  erhebend  und  in  vielen  abgerundeten  Kuppen  sich 
fortsetzend,  abdachend  gegen  den  Grenzfluss  Indrio,  dem  Reisenden 
ein  wechselvolles,  anmuthiges  Bild  gewährt,  mit  den  schönen  Garten- 
anlagen, dem  Obstreichthume  der  malerisch  im  Grünen  eingebetteten 
kleinen  Ortschaften.  Es  ist  das  Hügelland  „in  den  Ecken"  (Coglioj 
berühmt  wegen  seines  Reichthumes  und  der  Vorzüglichkeit  der  VVein- 
sorten,  nicht  minder  auch  der  ausgesuchten  Obstarten  wegen.  Es 
verdankt  diese  Vorzüge  theilweise  dem  emsigen  Fleisse  der  Land- 
leute, weit  mehr  dem  Umstände,  dass  viele  Wohlhaliende  ihre  Villen 
daselbst  bezogen  haben,  und  im  gegenseitigen  Wetteifer  das  Schönste 

30* 


400 

und  Beste,  was  der  Garten  an  Obst  und  Gemüse  bringen,  die  wolil- 
gepflegte  Rebe  tragen,  die  Blunienkultur  bieten  kann,  hervorzurufen 
suchen.  —  Wenn  man  an  den  vielen  Garten  vorüberfährt,  ist  man 
überrascht  von  der  Mannigfaltigkeit  und  Pracht  der  Blumen,  die  hier 
gezogen  werden  — ■  die  meisten  Kinder  wärmerer  Gegenden.  Grosse 
^^af'ß-Blätter  neben  Aloe  und  Magnolia,  Camelien,  Jasminen,  Mi- 
mosen, Bignonien  etc.  sind  malerisch  gruppirt  um  künstliche  Grotten 
und  Hochstrahl brunnen,  oder  umsäumen  duftende  Beete  von  Stief- 
mütterchen, Pelargonien.  Geranien,  von  wohlriechendem  Vanillekraut, 
von  blauem  Vergissmeinnicht  u.  s.  f.  —  Im  Freien  gedeihen  hier 
(cultivirt):  der  Erdbeerbaum  (Ärbufus  Vnedö),  der  Granatapfel  (Pm- 
nica  Granatum),  Judasbaum,  der  Lorbeerstrauch,  die  Tamariske,  die 
Broussonetia,  stattliche  Robinien,  der  edlen  Kastanien-  und  Nuss- 
bäume,  wie  der  hohen  Mandel  und  Olive  ,  als  häufiger  vorkommeud, 
nicht  zu  gedenken.  Die  verschiedensten  Apfel-  und  Birnsorten  reifen 
hier,  und  die  gelbrothen  Beeren  der  „Arschützen"  (die  noch  unreife 
Frucht  von  Sorbus  torm'malis  und  domestica)  bräunen  sich  an  der 
warmen  Mittagssonne.  —  Den  günstigsten  Eindruck  machen  aber 
die  vielen  Weinslücke,  welche  zu  Lauben  (Pergolade)  gezogen  oder 
guirlandenartig  gewunden  werden,  und  an  Bäumen  (gewöhnlich  Maul- 
beer- oder  Feigenbäumen)  gestützt*),  schwere  Trauben  herabhängen 
lassen,  deren  Beeren  erst  jetzt  Farbe  und  Geschmack  bekommen. 

Weithin  ziehen  sich  die  schönen,  gegen  Süden  sehenden  An- 
lagen nach  Westen;  ein  Hügel  wechselt  an  Anmuth  und  Reichthutn 
mit  dem  anderen  ab,  bespült  von  den  vielen  Bäclilein,  die  der  quel- 
lenreiche Coglio  (eocener  Sandstein,  der  Hauptsache  nach)  aus  seinem 
Schoosse  entsendet.  —  Hoch  oben  aber,  auf  261  M.  hohem  Rücken 
thront  über  allen  anderen  Villen  und  verfallenen  Schlössern  die  Burg 
Cormons,  ein  Rest  aus  alter  Zeit,  nunmehr  berühmt  ob  der  herr- 
lichen Aussicht,  die  man  von  dort  geniesst.  Denn  von  den  carnischen 
Alpen,  deren  schneeweisse  Zacken  (Presanella,  Cima,  d'Asta,  Ada- 
mello,  Marmolata.  . .),  von  den  Strahlen  der  Sonne  röthlich  über- 
gössen, feenhaft  schimmern,  schweift  der  Blick  über  eine  endlose 
Ebene,  über  Kornfelder  und  Wiesen,  über  Dünen  hinüber  zur  Lagune 
der  altberühmten  St.  Marcus-Stadt;  davor  breitet  sich  ein  glänzender 
Streifen  aus,  —  das  Meer;  fern  am  Horizonte  bezeichnet  ein  hoher 
Thurm  die  Stätte  der  im  Alterthume  nicht  weniger  berühmten  Stadt 
Aqaileja,  der  Endpunkt  der  weiten,  ergiebigen,  von  vielen  Wasser- 
faden durchschnittenen  Ebene,  welche  vom  Fusse  des  Coglio  sich 
ausdehnend,  in  einer  Entfernung  von  drei  Meilen  die  See  berührt. 

Wild  wachsen  hier:  Paliurus  aculeatus,  Colutea  arborescens, 
mehrere  Rhatmius- Ar [en,  Rhiis  Cotinus,  Rubia  tinctorum,  Hyoscyamus 
nigei\  Lycium  barbarum,  Zyziphus,  Anlirrhinum^  Acanthus,  Rubus; 
das   Volk   baut  hier   Litium  iisitatissimum,    das  reüienweise  geordnet 


*)  Die  Weinkultur  am  Pfahl  —  nach  deutscher  Sitte  —  ist  an  manchen 
Orten  auf  dem  Coglio  in  jüngster  Zeit  und  mit  Erfolg  eingeführt  worden. 


401 

schon  den  dörrenden  Sonnenstrahlen  ausgesetzt  liegt,  neben  Cornus 
sanguinea  an,  beide  dem  Lande  von  grossem  Nutzen. 

kli  übergehe  die  vielen  Coniferen  (Cupressus,  Thuja,  Pimis, 
WeUinytonia),  die  hier  stattlich  gedeihen,  und  erwähne  Einiges,  was 
der  Botaniker,  wenn  er  von  einer  der  östlicheren  Spitzen  (St.  Flo- 
rian) gegen  Peuma  (am  Isonzo)  hinabsteigt,  in  dieser  Jahreszeit  noch 
finden  kann:  Iberis  umbellata,  Silene  italica,  noctißora,  Ruta  dica- 
ricafa,  Cnidium  3Ionnleri,  Rhamnus  rupestria  blühen  noch  da;  überall 
die  Frucht  der  Gentiana  aestita,  von  Cytisus  argenteus,  nigricans, 
Dianthus  sp.,  der  strauchigen  Kornwicke  (CoronUla  Emerus).  Noch 
blühen:  Medicago  prostrata,  Genista  diffusa-procumbens,  Potentilla 
cinerea,  Eryngiwn  amethystinum  und  campest re,  Trinia  vulgaris, 
Bupleurum  junceum,  aristatum.  —  Im  Orte  selbst,  an  Wegrändern: 
Galium  rubrum,  Aristolochia  Clematitis,  Verbascum  phlomoides,  Ur- 
tica urens,  Pulicaria  dysenterica,  Hypericum  quadrangulum,  Verbena 
officinalis,  ein  spätes  Chelidonium  majus,  reifender  Ranunculus  acris. 
Cirsium  eriophorum,  Onopordum  Acanthium,  Malachium  aquaticum, 
Polygonum  ampkibium,  Specularia  Speculum.  —  An  der  Brücke, 
die  über  den  Isonzo  nach  Görz  führt,  ragt  ein  hoher  Götterbaum  in 
die  Höhe,  ihm  zur  Seite  taucht  die  Trauerweide  (^Salix  babylonica) 
ihre  Zweige  in  das  graue  Wasser,  welches  die  Wurzeln  der  in  lan- 
ger Reihe  an  den  Ufern  stehenden  edlen  und  wilden  Maulbeerbäume 
bespült. 

Von  Peuma  gelangt  man  durch  eine  Eichen-,  Maulbeer-  und 
Nussbaum-Allee  in  ein  schönes  Wäldchen  und  über  die  kleine  Peumza 
an  einer  im  Laube  romanlisch  versteckten  Mühle  vorbei,  in  weniger 
als  einer  Stunde  nach  unserem  bekannten  St.  Mauro. 

Im  W^alde  findet  man :  Solanum  nigrum,  Dulcamara,  Silene  in- 
flata,  Lychnis  Flus  cucuH.  Cichorium  Intybus,  Stenactis  bellidiflora, 
Ballota  nigra,  Scrophularia  nodosa.  —  Am  Wasser:  Salcia  gluti- 
nosa,  Juncus  squarrosus,  Campanula  Trachelium,  Asplenium  Ruta 
muraria.  Weiter:  Euphorbia  helioscopia,  Orlaja  grandiflora,  Ligu- 
strum  vulgare  (Beeren  noch  grün).  —  Buchen  bilden  den  meisten 
Holzbestand,  mit  ihnen  wechseln  Salix  mminalis,  Juglans  regia,  Py- 
rus  Malus  0«iit  reifen  Früchten)  ab. 

Ein  zweites  Hügelland  finden  wir  im  Südosten  von  Görz,  dem 
Laufe  der  Vippach  entgegenstreichend,  längs  diesem  Flusse  bis  zu 
einer  mittleren  Höhe  von  464  M.  sich  erhebend,  und  dort,  wo  der 
Brenica-Bach  in  die  Vippach  fliesst,  eine  südöstlichere  Richtung  neh- 
mend. —  Doch  wie  weit  verschieden  ist  diese  Hügelkette  von  der 
des  Coglio.  Dem  Alter  nach  tertiär  (Nummulilen,  Cosina-Schichten, 
Rudisten-Kalk)  ist  sie  nur  in  ihrem  unteren  Theile  bewaldet  (Eiche, 
Buche),  während  der  Rücken  kahl  ist  und  zwischen  den  Steinen  nur 
dürftige  Vegetation  aufkommen  lässt.  Wenig  oder  so  gut  wie  kein 
Wasser  ist  am  ganzen  Abhang  zu  finden,  nirgends  gewahrt  der  Blick 
ein  freundliches,  dem  Auge  so  wohltiiuendes  grünes  Rasenplafzchcn; 
über  die  Baumregion  hinaus  erblickt  man  Steine  und  mii  ihnen  ab- 
wechselnd   die   gelben   und   rothen  Köpfe   der  Compositen   neben  den 


402 

grüiiliclnveissen  Dolden  der  Umhelliferen.  —  Die  Kefte  ist  in  ihrem 
Ganzen  ein  vollendetes  Bild  des  Karstes,  dem  sie  vorgelag-ert  ist. 
Auch  einzelne  Pflanzen,  die  sich  hierher  gerettet  haben,  zeugen  für 
eine  Aehnliclikeit  mit  dem  nahen  Karstboden.  Von  solchen  „Karst- 
kindern"  nenne  ich:  Inula  ensifolia,  Thalictrum  flavtum,  Erysimum 
odoratnm,  Orientale,  Alyssum  petraeum,  Biscutella  laenigata  (sel- 
tener), Polygala  nicaeensis,  Dianthus  atj-orubens,  Hypericum  per- 
foratum,  Rhamnus  rupestris,  Pimpinella  Saxifraga,  Bupleurum  fal- 
catum,  junceum,  Selinum  Carr>ifolia,  Pencedanum  Schottii,  Linosyris 
vulgaris,  Carduus  acanthoides,  Centaurea  nigrescens,  amara,  axil- 
laris, Calcitrapa,  Picris  hieracioides,  Sedum  maximum,  Galiuni  verum, 
Asperula  cynanchica,  Betonica  officinalis,  Artemisia  vulgaris  etc.  — 
welche  neben  den  heimischeren:  Drypis  spinosa,  Lathyrus  latifolius, 
Reseda  lutea,  Chrysanthemum  Leucanthemum,  Melilotus  officinalis, 
Sonchus  asper,  Anthriscus  Cerefolium,  Stenactis  hellidiflora,  Aster 
salicifolius,  Lychnis  vespertina,  Silene  inflata,  Tunica  Saxifraga, 
Cyclamen  europaeum  vorkommen. 


Zu  Füssen  dieses  Hügellandes  (nordwärts)  erstreckt  sich  nun  die 

ß.  Ebene. 

und  zwar  nach  dem  Hauptflusse,  der  sie  durchfliesst,  das  Vippacher 
Thal  genannt,  welches  in  einem  Umfange  von  65  Kilom.  in  mehrere 
an  sich  verschiedene  Theile  getrennt  wird,  so  die  Niederung  bei 
Merna,  das  schmale  Liach-Thal,  der  Weidegrund  bei  Schönpass,  die 
Thalweitung  der  Brenica  u.  s.  w.  und  in  den  steilen  Abhängen  des 
Ternovaner  Plateaus  seine  nördliche  Abgrenzung  findet,  während  es 
im  Osten  frei  nach  Krain  sich  fortsetzt. 

Die  Ebene  ist,  namentlich  in  ihrem  östlicheren  Theile,  auch  zu 
dieser  Jahreszeit  sehr  wasserreich,  ja  —  bei  Schönpass  —  sogar 
sumpfig  zu  nennen  und  besitzt  eine  ganz  eigenthümliche  Flora,  viele 
nördliche  Arten  aufweisend,  daneben  auch  Arten,  die  unmittelbar  als 
Karstpflanzen  erscheinen.  Ärum  italicum,  Gladiolus  illyricus  (Frucht), 
Orobus  variegatus  (verblüht),  Vicia  grandiflora,  Cracca,  angustif'olia, 
Onohrychis  sativa,  Potentilla  anserina,  Cerastium  silvaticum  kom- 
men hier  vor,  und  zwischen  ihnen  finden  wir  Chrysanthemum  Leu- 
canthemum, Ononis  spinosa,  Trifolium  arvense,  Euphrasia  officinalis, 
Prunella  grandißora,  Gratiola  officinalis,  Veronica  acinifolia,  Juncus 
glaucus,  effusus,  Nardus  stricfa  als  ßewoiiner  der  feuchteren  Theile 
der  Ebene,  mitunter  noch :  Orlaja  grandißora,  Lotus  ornithopodioi- 
des,  Clematis  Vitalba,  Senecio  Jacobaea,  Pulicaria  dysenterica,  Poa 
trivialis.  In  den  Wassergräben:  Alisma  Plantago,  Triglochin  pa- 
lustre,  Mentha  aquatica,  Nasturtium  officinale,  Epilobium  palustre, 
Polygonum  amphibium.  An  Wegrändern:  Asparagus  asper,  Trifolium 
pratense,  Convolvulus  sepium,  Polygomim  dumetorum,  Ligustrum 
vulgare  (noch  nicht  reife  Beeren),  Achillea  MillefoHum,  Artemisia 
Absinlhum,    Melilotus   alba,    Blalva  Alcaea,    Ruscus    aculeatus.    Auf 


403 

den  Feldern  kommt  vor  allentlialben:  Äsparagus  acufifolius,  Cle- 
vialis  Viticella  an  Rtibus  fruticosus  siili  rankend,  Amaranthvs  pro- 
sfralus,  Seseli  Gouani,  Cnidimu  apioides,  Arisfotuchia  pallida,  ro- 
tundifoUa,  Sennebiera  Coronopns.  Auf  den  kleinen  Hügeln  mit  den 
Kirchen  Ossek,  S.  Peter,  St.  Michael  am  Fusse  der  kahlen  liolien 
Felswände  von  Ternova  blüht  noch:  Leontodon  saxatilis,  Carlina 
corymbosa,  Onopordum  Äcanthiiim,  Hierackim  lasiophyllnm,  Cicho- 
rium Intybus,  Senecio  Jacobaca,  TrifoHum  panüflorum,  Ononis  spi- 
nosa,  Helianthemum  vulgare,  Campamila  Trachelimn,  Cervicaria, 
Buphthalmnm  salicifoimm,  Nepeta  Cataria,  Ballota  nigra,  Stackgs 
recta  (griisstentheils  schon  in  Frucht),  Festuca  rigida,  Poa  trivialis, 
compressa,  Cynodon  Dactylon  (Frucht).  —  An  scliaitigen  Steilen: 
Tunica  Saxifraga,  Clematis  Vitalba,  Pulicaria  dysetilerica,  Asple- 
imim  Trichomanes,  Ruta  muraria.  Ferner:  Linaria  liforalis,  Teucrium 
flavnm,  Crepis  chondrilloides,  Repräsentanten  der  Karst-Flora. 

Nach  Westen  hin  setzt  sich  das  Vippacher  Thal  jenseits  des 
Isonzo  in  die  westliche  (friaulische)  Ebene  fort. 

Wie  die  beiden  besprochenen  Hügellander  ein  ganz  verschie- 
denes Ciiarakterbild  darbieten,  so  ist  der  Habitus  der  Ebene  im 
Westen  ein  durchgehend  verschiedener  von  der  soeben  geschilderten 
östlichen  Ebene.  Denn  ist  bei  letzterer  ein  grosser  Theil  des  Bodens 
sumpfig,  di(!  Bodenbebauung  eingeschränkter  (wiewoiil  schöne  Saat- 
und  weile  Kornfelder  da  auch  vorkommen),  ein  anderer  Theil  der- 
selben (die  Ebene  bei  Merna)  fast  bis  zum  Balindamme  unkultivirt, 
so  ist  kein  Stück  Land  auf  der  westlichen  Ebene,  das  nicht  ausge- 
nützt wäre.  Blühende  Buchweizenfelder  wechseln  ab  mit  Maisfeldern, 
dazwischen  wogen  die  blühenden  Rispen  des  „cinquantino";  die  rei- 
fende Gerste,  der  Roggen,  Kraut  und  Gemüsebeete,  folgen.  Die 
Reben,  in  Guiilanden  geschlungen  und  an  Maulbeer-  oder  Apfel- 
bäumen gestützt,  durchziehen  dieselbe  reihenweise.  —  Auch  hier 
wird  die  Ebene  von  zahlreichen  Flüssen,  die  dem  Coglio  und  den 
Alpen  entspringen,  durchflössen,  doch  ist  der  Lauf  des  Wassers  ein 
geregelter,  erst  weiter  unten,  im  südlichsten  Theile  der  Ebene,  sam- 
melt sich  das  Wasser  an,  breitet  sich  aus  und  gestaltet  so  die  Ge- 
gend („le  base")  zu  einer  ungesunden.  —  Der  obere  Theil  der 
Ebene  ist  in  diesen  Monaten,  wenn  der  Regen  längere  Zeit  ausbleibt, 
dürr  und  trocken,  die  Vegetation  wird  dadurch  oft  stark  beeinträch- 
tigt, und  überall  sind  dann  die  Folgen  der  Dürre  ersiihllich.  —  Je- 
doch nicht  dieses  allein  ist  das  Unglück,  dem  die  friaulische  Ebene 
ausgesetzt  ist.  Fern  im  Westen  dringt  vom  Ausiaude  herein  des 
Isonzo  mächtiger  Zuüuss,  der  zeitweise  sich  einstellende  Torre.  Den 
grössten  Theil  des  Jahres  hindurch  ist  das  Bett  desselben  ausge- 
trocknet, eine  nieilenweile  Steinwüste;  wenn  aber  im  Frühjahre  der 
Schnee  auf  den  Alpen  sclimilzl  und  die  Erde  mil  Wasser  impriignirl, 
oder  wenn  im  Hochgebirge  zur  Sommerszeil  slarke  Niederschläge  sich 
eingestellt  haben,  stürzt  ein  breiler  Strom  in  (iedankensclinolle  herab 
mil  grosser  Vehemenz,  durch  die  Ebene  brausend,  alles  niederreissend. 
Unrellbar  ist  alles  verloren,  was  dem  Wasser  im  W(!i>e  liegt,   plölz- 


404 

lieh  ist  es  da,  nur  ein  dumpfes  Tosen  verkündet  seine  Nähe,  so  dass 
fast  jährlich  Opfer  zu  i3edauern  sind. 

Es  ist  erklärlich,  wenn  an  den  Ufern  ein  Bild  trauriger  Einöde 
herrscht.  Nur  niedere  Oelbäume  und  Weiden  (Salix  viminea  und  S. 
alba)  finden  ein  dürftiges  Fortkommen  zwischen  den  Alluvionen  von 
Kalkscholler  und  Geschieben  —  sie  selbst  nicht  sicher  ihres  Da- 
seins, eine  nur  schwache  Schutzwehr  für  die  entfernteren  Frucht- 
felder, die  manchmal  auch  heimgesucht  werden,  und  in  wenigen 
Stunden  ist  die  Hoffnung,  das  Glück,  der  Erwerb  des  Landmannes 
fortgeschwemmt.  Es  ist  begreiflich,  wie  selbst  eine  niedere  Vegeta- 
tion hier  nicht  vertreten  sein  kann,  nur  dürftiges  Gras  —  zumeist  in 
dieser  Jahreszeit,  dürr  und  trocken. 

Auch  der  Isonzo  kann  gefährlich  werden,  wenn  er  steigt,  doch 
sind  es  seltenere  Fälle.  Dass  aber  das  Wasser  öfters  an  Breite  zu- 
nimmt, zeigt  die  Schotter-Ablagerung,  welche,  ziemlich  ausgedehnt, 
rechts  und  links  den  Isonzo  umsäumt.  Das  linke  Ufer  ist  es  zu- 
meist, welches  überschwemmt  wird,  da  ist  die  Anhäufung  von  Schotter- 
und Geschieben  eine  grüsseie  als  am  rechten,  wo  Bäume  und  Sträu- 
cher verschiedener  Art  (Tilia  parviflora,  Pyrus  aucuparia  und  Aria, 
die  oft  erwähnte,  längs  des  unteren  Isonzo  auftretende  Salix,  Ostrya 
carpinifolia,  Fraxinus  Ornus,  Ficus  Carica  [wild],  Rubtis  discolor 
u.  s.  w.)  ein  Gehölze  bilden,  in  ihrem  Schatten:  Laniium  Ornala, 
maculatum,  Symphitum  tuberosum  (verblüht),  Galeobdolon  luteum, 
Asarum  europaeum  (die  auch  zum  Theile  schon  verdorrt  sind),  Aco- 
nitum Lycoctonum  (nicht  selten),  Humex  scutatus  etc.  bergend.  — 
Wo  das  Wasser  freiere  Auen  blossgelegt  hat,  wachsen:  Gypsophila 
repens,  Hieracium  staticefolium,  Daucus  Carola,  Pimpinella  Saxi- 
fraga,  Centaurea  Jacea,  Melilotus  officinalis,  Salvia  verticillata,  Ver- 
bascum  phlomoides,  nigrum;  an  geschützten,  schattigen  Einbuchtungen 
kommt  auf  Konglomeratblocken  vor:  Geranium  robertianum  (noch 
jetzt  blühend),  Cyclamen  europaeum,  Calamintha  thymifolia  (stellen- 
weise), Veronica  spicata,  Linum  catharficum,  Adianthum  Capillus 
Veneris,  Polypodium  calcareum,  Scolopendrium  ojficinarum  (in  sehr 
kleinen  Exemplaren).  —  Zu  den  bereits  oben^^)  erwähnten  Alpen- 
pflanzen, die  im  Grus  des  Isonzo  vorkommen,  füge  ich  noch  hinzu: 
Pinguicula  alpina,  Valeriana  tripteris  (selten),  Campanula  carnica, 
caespitosa,  Leontodon  incanus,  Toßeldia  caliculata,  Potentilla  cau- 
lescens,  Gentiana  cruciata,  Chaerophyllmn  temulum  und  aureum 
(verblüht),  Viola  mirabilis,  Cytisus  purpureus,  hirsutus,  Spiraea  Ul- 
maria,  Omphalodes  verna,  Crepis  paludosa  (ich  fand  sie  nur  1876), 
Cardamine  trifolia,  Chondrilla  juncea,  Schoenus  nigricans,  ferrugi- 
neus,  Bromus  compressus. 

Schöne  Pappelalleen  (Populus  tremula,  nigra,  pyramidalis), 
auch  Buchen-,  seltener  Platanen-Reihen,  dazwischen  mancher  Maul- 
beer- oder  Nussbaum,  durchkreuzen  die  Ebene  und  führen  auf  breiten 

*)  Seite  268. 


405 

Chausseen  zu  den  vielen  kleinen  Dorflein,  deren  Anzahl  g'egen  das 
Innere  zu  noch  inelir  anwächst.  —  Reclits  und  links  Felder,  überall 
Kultur.  Zwischen  den  Kornfeldern  sieht  man  thätio-es  Leben,  Kar- 
toffeln werden  ausgegraben,  auf  Wiesen  werden  Heu  und  Luzerner 
Klee  gemäht,  Kinder  sind  beschäftigt,  Erbsen  und  Bolinen  abzu- 
brechen, Andere  arbeiten  auf  den  Hanffeldern,  an  den  Obstbäumen 
lehnt  die  Leiter,  und  Mädchen  tragen  schwere  Körbe  voll  Pfirsichen, 
Aprikosen,  Pflaumen,  weiter  im  Süden  sichern  die  Reis-Plantagen  den 
Wintervorrath.  Von  den  verschiedenen  Nahrungsmitteln,  die  hier  an- 
gebaut werden,  seien  erwähnt:  Hirse,  Kichern,  Linsen,  Platterbsen, 
die  verschiedenen  Arten  der  Sommer-  und  Winterbohnen,  Wolfs- 
bohnen (Lupinen)  Erbsen,  ferner  Rüben,    Kürbisse,  weniger  Melonen. 

—  Salat-  Arten,  Spinat,  Gartenmelde  u.  s.  w.  werden  nur  in  den 
Gemüsegärten  der  Herrschaften  gezogen,  so  auch  Paradies-Aepfel, 
Paprika,  Artischocken,  Spargeln  u.  s.  f.  Von  Nutzpflanzen  decken  die 
Felder:  Sefaria  italica,  Sorghum  tulgare,  saccharahun,  Acena,  Ar- 
rhenatherum^  Anthoxanthum,  Phalaris  als  Futtergräser. 

Allzuselir  ist  der  Erdboden  aufgeworfen  und  bearbeitet,  allzu 
oft  fuhr  der  Rechen  durch  die  Erde,  jedes  Aufkommen  von  anderen 
Pflanzen,  als  angebauten,  ist  sehr  erschwert.  An  dem  schmalen  Saume 
der  Felder  findet  allenthalben  der  Botaniker:  Senecio  vulgaris,  Vero- 
nica  Buxhanmi,  polifa,  Stellaria  media,  Parietaria  diffusa  als  ge- 
meinstes Unkraut.  Ferner  noch :  Mercurialis  annua,  Euphorbia  Peplus, 
helioscopia,  Poa  annua,  Trifolium  pratense,  Lamium  maculatum, 
purpureum^  Capsella  Bursa  pastoris,  Pastinaca  sativa,  Rammculus 
parviflorus  (dornige  Frucht),  Nigella  at^vensis,  Delphiniutn  Consolida. 

—  Auf  thonigen  Aeckern:  Erodium  cicutarium,  Sherardia  arnensis, 
Borrago  officinalis.  —  Spät  im  Herbste  noch :  Daucus  Carota,  Pim- 
pinella  Saxifraga,  Centaurea  Jacea,  Melilotus  officinalis  u.  s.  f. 

Nach  Süden  streckt  sich  die  Ebene  bis  zum  Meere  herab  und 
setzt  im  Westen  nach  Italien  über,  keine  Grenze  kennend;  für  die 
Botanik  ist  sie  aber  noch  grösstentheils  eine  terra  incognila.  Wenige 
suchen  dieses  Land  auf,  noch  seltener  kann  sich  Jemand  entschliessen, 
in  der  Einförmigkeit  der  Niederung  längere  Zeit  zu  verweilen;  wer 
aber  einmal  durch  die  wechsellose  Reihenfolge  der  Felder  und  Wie- 
sen gefahren  ist,  wird  gewiss  die  Erinnerung  an  die  friaulische  Ebene 
niemals  ganz  verdrängen  können. 

Wien,  im  Okiober  1878. 


406 

Auszug 

aus  R.  Schorabargk's  Rapport  über  die  Fortschritte   and    den  Stand 

des  botanischen  Clartens   und   den  Anpflanzungen  des  OonTernenients  in 

Adelaide  (S.  Australien)  während  des  Jahres  1877. 

Von  Franz  Antoine. 

Der  unermiidliche  Director  des  botanischen  Gartens  in  Adelaide, 
Dr.  Robert  Scliomburgk,  übergibt  nun  seinen  Rapport  über  das  Wir- 
lien  und  die  Fortschritte  dieses  Gartens  wahrend  des  Jahres  1877 
der  Oeffentlichkeit,  aus  welchem  ich  Nachfolgendes  im  Auszuge  mit- 
theile. 

In  Anbetracht    der  Wilterungsverhältnisse   war  wohl   das  Jahr 

1876  nicht  nur    das  trockenste    sondern  auch  das  kälteste.   Im  Jahre 

1877  belief  sich  die  mittlere  Regenmenge  auf  24-949  Zoll,  wovon 
aber  eine  grosse  Menge  in  den  Monaten  März,  April  und  Mai  fiel, 
während  die  Wintermonate  trocken  waren  und  mit  starker  Kälte  ab- 
wechselten ,  welche  den  tropischen  Gewächsen  die  sich  von  den 
schweren  Beschädigungen  des  Vorjahres  kaum  erholten,  neue  Scha- 
den zufügten. 

Während  der  Monate  August ,  September  und  eines  Theiles 
October  hörte  der  Regen,  mit  Ausnahme  einiger  Platzregen,  ganz 
auf.  Die  Hitze  nahm  zu  und  erreichte  am  10.  Jänner  die  höchste 
Temperatur,  wobei  das  Thermoneter  116"  (=  37"  R.)  im  Schatten, 
und  166"  (=  59"  R.)  in  der  Sonne  zeigte. 

Der  trockene  Sommer  wirkte  sehr  schädlich  auf  die  ganze 
Fruchternte  der  Colonie.  Aepfel,  Birnen,  Pfirsiche  und  Aprikosen  ha- 
ben nicht  ihre  völlige  Reife  erreicht  und  fielen  grossentheils  unreif 
vom  Baume. 

Getreide,  besonders  Weizen,  litt  nicht  allein  vom  rothen  Rost, 
sondern  noch  vielmehr  durch  den  Frost  als  es  eben  in  der  Bliithe 
stand. 

Ein  Theil  der  Frühlingsmonate  September  und  October  waren 
kühl  bei  umwölktem  Himmel,  wobei  sich  aber  die  Rosenflur  zu  einer 
Vollkommenheit  entwickelte ,  dass  man  ähnliches  in  Süd-Australien 
nicht  gedenkt  je  gesehen  zu  haben. 

Unter  den  Pflanzen  welche  zur  Prüfung  im  Versuchsgarten  an- 
gepflanzt wurden,  waren  die  bemerkenswerthesten  folgende: 

Unter  den  Cerealien: 
Aretic  wheat  und  Mammoth  Rye.  Erstere  ist  eine  Weizensorte, 
welche  bei  der  arktisch-amerikanischen  Expedition  bei  dem  verlassenen 
Schiffe  „Polaris"  im  Jahre  1871  in  der  n.  Breite  von  81"  16',  zurück- 
gelassen wurde.  Der  Weizen  lag  am  Ufer  im  Schnee  und  war  durch 
5  Jahre  abwechslungsweise  einer  Kälte  von  72"  bis  104°  ausgesetzt. 
Es  ist  ein  Bartweizen,  welcher  im  Jänner  reift  und  wovon  nahe  an 
30  der  kleinen  runden  Körner  an  der  Aehre  sitzen. 


407 

Mammoth  Rye  ist  eine  Roggenarl,  die  aus  Amerika  als  Ne- 
vada Maninioth  Rye  eingeschickt  und  als  von  keiner  in  der  Welt 
überlroffenen  Getreideart  bezeichnet  wurde.  Die  aufgewachsenen 
Pflanzen  lieferten  ein  gutes  Stroh  und  volle  Aehren,  deren  Körner 
aber  mit  jenen  der  Aussaat  nicht  übereinstimmten  und  sich  als  Tri- 
ticum  polonicnm  L.  zu  erkenncm  gaben. 

Ferner  wurde  gebaut  Prosopis  pubescens  Benlh.  (The  screw  or 
Mosquito  bean  of  Aregona)  eine  neue,  für  warmes  und  trockenes 
Klima  nützliche  Pflanze.  Nach  den  Aufzeichnungen  im  Whipple's  Tage- 
buch —  bei  seinen  Ausmessungen  der  Uferlinien  zwischen  San  Diego 
und  dem  entgegengesetzten  Vereinigungspunkte  des  Gila  mit  dem 
Coloradoflusse  —  diente  sie  zur  Fütterung  seiner  Pferde  und  Maul- 
thiere^  und  es  soll  dadurch  gewissermassen  das  Gelingen  der  Expe- 
dition von  dieser  Pflanze  abgehangen  sein.  Die  schraubenförmigen 
Schoten  stehen  büschelweise  beisammen  und  die  Früchte  enthalten 
viel  Zuckerstoff"  und  sind  sehr  nahrhaft.  Sie  reifen  zu  verschiedenen 
Zeiten  im  Jahre,  sind  sehr  produktiv  und  werden  von  Menschen  und 
Tliieren  genossen. 

Der  Baum  liefert  ausserdem  eine  Gummiart ,  dem  arabischen 
Gummi  nicht  unähnlich,  die  sowohl  in  der  Medizin,  als  auch  zu  tech- 
nischen Zwecken  Verwendung  findet,  besonders  um  schleimige  Flüssig- 
keiten, Gummitropfen,  Jujube  etc.  daraus  zu  bereiten.  Die  Produkte 
erheben  sich  bereits  zum  Ausfuhrartikel  und  in  Bexar  wurden  be- 
reits über  12.000  Pfunde  eingesammelt. 

Daran  anschliessend  verliest  Schomburgkh  ein  Schreiben  des 
Robert  Thomson,  von  der  Cinchona-Plantage  in  Jamaika  (April  1877), 
welches  ihm  durch  Professor  Thistleton  Dyer  (Assistent-Direktor  im 
königl.  Garten  in  Kew,  bei  London)  zugekommen  ist.  In  demselben 
ist  angegeben,  dass  in  Folge  der  Anpreisung  dieser  Futterpflanze, 
einem  schönen  und  vollkommen  gesunden  Pferde  beiläufig  ein  Pfund 
der  Schoten  als  Futter  verabreicht  wurde,  aber  am  anderen  Morgen 
fand  man  es  todt  im  Stalle  liegen  und  zwar  in  der  Weise,  dass  An- 
zeichen von  Kolik  nicht  zu  verkennen  waren. 

Vermuthlich,  sagte  er  weiter,  wird  es  bekannt  sein,  dass  eine 
andere  Art  dieser  Gattung,  nämlich  Prosopis  jtiliflora ,  welche  in 
Jamaika  sehr  allgemein  wachst,  wenn  sie  von  Pferden  bei  Regen- 
wetter verzehrt  wird ,  Kolik  bewirkt  und  den  Tod  zur  Folge  hat. 
Dieser  ist  dem  Keimen  des  Samens  im  Magen  der  Thiere  zuzu- 
schreiben. 

Syniphytnm  asperrimum  Bibrst.  Schon  im  verflossenen  Jahre 
wurde  in  England  und  Frankreich  die  Aufmerksamkeit  auf  diese 
kaukasische  Pflanze,  als  Futterpflanze  gelenkt.  Die  Ergiebigkeit  der 
Blatter  und  Stengel,  welche  öfter  im  Jalire  geschnitten  werden  lUmnen, 
ist  ausserordentlich;  man  sagt,  was  jedocli  von  einigen  bezweifelt 
wird  ,  dass  80  bis  120  Tonnen  pr.  Morgen  davon  goerntet  werden 
können.  Schon  im  Jalire  1799  war  sie  in  England  eingeführt  und 
kam  spater  als  Einfassungspflanze,  der  schönen  blauen  Blumen  und 
kraflig  wachsenden  Bialter  wegen,  in  Handel.    Die  Behauptung,  dass 


408 

ihr  jede  Bodenart  zusagt,  scheint  nicht  stichhältig  zu  sein.  Es  wird 
von  dem  Hornvieh,  wenn  auch  nicht  immer  gleich,  aber  nach  einiger 
Angewöhnung,  gierig  verzehrt  und  es  besitzt  ausser  der  Eigenschaft 
die  Thiere  fett  zu  machen,  noch  Heilkräfte  bei  Schnittwunden  etc. 
wenn  die  wunde  Stelle  damit  eingerieben  wird.  Auch  bei  Maul-  und 
Klauenseuche  soll  es  guten  Erfolg  zeigen.  Die  in  Adelaide  gezogenen 
Pflanzen  bewiesen  sich  in  der  Regenzeit  in  vorzüglicher  Entwicklung, 
jedoch  bei  dem  Eintritt  der  Dürre  litt  die  Pflanze  ungemein. 

Weiter  berichtet  Seh.  über  Versuche,  welche  mit  26  Grassorten 
und  3  Futterpflanzen  angestellt  wurden.  Diese  litten  aber  im  Allge- 
meinen durch  die  Trockenheit  in  diesem  Jalire  sehr  stark,  obschon 
manche  derselben  doch  kräftigen  Widerstand  boten  und  besonders 
sieben  Arten  sich  als  sehr  widerstandsfähig  zeigten  und  wobei  Pa- 
nicum  spectabile  Nees.  (Phillip's  Grass.)  in  erster  Linie  anzuführen 
ist,  da  selbst  in  der  heissesten  Zeit  die  Pflanzen  kräftig  wuchsen  und 
nicht  ein  Blatt  durch  die  heissen  Winde  beschädigt  wurde.  Dann  sind 
Saccharum  cyändricum,  Festuca  duriuscula  L.,  Pennisetum  ßmbria- 
tum,  Aira  caespitosa  L.,  Bromus  lotigiflorus  Willd.  und  Bromus 
inermis  unter  diese  Zahl  aufzunehmen. 

Völlig  zu  Grunde  gegangen  sind  in  Folge  der  Trockenheit: 
Avena  flavescens  L.,  Poa  fluitans  Scop,,  Festuca  elatior  L.,  Phleum 
pratense  L. 

Plantago  lanceolata  als  Futterpflanze  hatte  sehr  gelitten,  die 
verschiedenen  Klee-Arten  aber  und  Pentzia  virgata  gediehen  voll- 
kommen gut. 

Nun  erwähnt  Seh.  die  Baumpflanzung,  welche  auf  den  Besitz- 
thümern  der  Landviirthe,  wegen  des  zu  entfernt  liegenden  Profites, 
oft  ganz  vernachlässigt  werden.  Er  räth  an  ,  dass  die  Besitzungen 
der  Landwirthe  mit  einem  20—40  Fuss  breiten  Gürtel  von  Wald- 
Bäumen  umstellt  werden  sollten ,  so  wie  diess  der  enthusiastische 
Agronom  Mr.  J.  Hodgkiss  in  Brighton  that.  Der  Einfluss  ähnlicher 
Umpflanzungen  ist  sehr  wichtig,  es  bricht  sich  an  ihnen  die  Heftig- 
keit der  Stürme,  des  Feuers  und  der  Kälte.  Solch  eine  Schutzpflan- 
zung würde  die  Erträgnissfähigkeit  unserer  Felder  um  10  ^  erhöhen, 
wenn  sie  ausserdem  aus  nützlichen  Bauinsorten,  als:  Ulmen,  ameri- 
kanischen Eschen  etc.  gewählt  sind ,  und  was  eine  Gartenmauer  in 
der  Horticultur  bezweckt,  würde  diese  dem  Landwirthe  sein. 

Bezüglich  der  Anpflanzung  ausländischer  Waldbäume ,  räth  er 
vorzugsweise  Fraxinus  americana ,  als  den  werthvollsten  an.  Sein 
Holz  ist  der  europäischen  Esche,  der  Elasticität  wegen  weit  vorzu- 
ziehen und  nach  den  Angaben  des  Mr.  Thomas  Laslett  (Waldinspek- 
tor der  briltischen  Admiralität)  und  Mr.  C.  Sargent  (Direktor  des 
botanischen  Gartens  der  Harvard -Universität  in  den  Vereinigten 
Staaten)  geben  diese  das  specifische  Gewicht  des  Fraxinus  ameri- 
camis  mit  480,  und  das  der  europäischen  Esche  mit  736  an.  Ersteres 
ist  daher  der  grösseren  Leichtigkeit  wegen  bei  Erzeugung  verschie- 
dener Geräthschaften ,  als:  Spathensticle ,  Hauen  etc.  viel  werth- 
voller. 


'    409 

Ein  zweiter  Bauin ,  dessen  Cultur  Seh.  besonders  anriitli  ,  ist 
Ul^ms  campestris  L.  und  andere  Ulmenarten,  welche  in  Australien 
vorzüglich  gedeihen.  Der  Werth  dieses  Holzes  ist  jenern  von  Ulmus 
americana  vorzuziehen. 

Weiler  führt  Seh.  den  Platanus  acerifolius  Willd.  auf,  obschon 
das  Holz  desselben  von  minderem  Werth  und  bald  zu  Grunde  geht, 
so  nimmt  es  aber  eine  schone  Politur  an  und  wird  von  Tischlern 
verarbeitet.  Er  rühmt  den  schnellen  Wuchs  dieses  Zierbaumes  und 
empfiehlt  ihn  vorzugsweise  für  Squares  und  die  nächste  Umgebung 
von  Städten. 

Unter  den  Nadelbäumen  sind  es  vorzugsweise  Pinus  halepensis, 
insignis^  Canariensis.  longifolia ,  maritima  und  Sabiniana,  welchen 
die  klimatischen  Verhältnisse  zusagen.  Pinus  insignis,  von  welchen 
der  botanische  Garten  eine  Allee  besitzt ,  erreichte  in  eilf  Jahren 
eine  Höhe  von  50  bis  60  Fuss  und  einigo  Stämme  haben  einen  Um- 
fang von  4  bis  5  Fuss. 

Weiter  lenkt  er  die  Aufmerksamkeit  auf  die  Weide,  sowohl  als 
Nutzbaum  zu  Geflechten  als  auch  zur  Holzgewinnung. 

Angerühmt  werden  für  diese  Zwecke: 

Salix  Riisseliana  Sm.  und  S.  viminalis  L.  Letztere  ist  eine 
vorzügliche  Uferbefestigungs-Pflanze  und  Korbflechtermaterial  liefern- 
der Strauch,  auf  welchen  Seh. ,  da  eine  grosse  Menge  Korbflecliter- 
erzeugnisse  von  Europa  und  Amerika  importirt  werden,  das  Augen- 
merk zu  lenken  sucht,  und  verweiset  auf  entsprechende  Lokale  in 
Australien  zu  deren  Cultur. 

Den  Olivenbaum  erwähnend,  befürwortet  er  die  Cultur  dieses 
Baumes,  der  in  Australien  sicher  die  völlig  geeigneten  klimatischen 
Verhältnisse  finden  würde ,  namentlich  da  das  daselbst  gewonnene 
Oel  von  vorzüglicher  Qualität  sein  soll.  Besonders  empfiehlt  er  die 
in  Italien  unter  Frontoiana  bekannte  Olivensorte,  wovon  bereits 
500  Schüsslinge  nach  Australien  gebracht  wurden  und  deren  Früchte 
in  Italien  zur  Bereitung  des  bekannten  Lucca-Oeles  dienen.  Die 
Olivenpflanzungen,  wie  sie  jetzt  in  Australien  erscheinen,  schildert 
Seh.  als  verwahrlost  und  nicht  zweckentsprechend. 

(Schluss  folgt.) 


Literaturberichte. 

Haynald  Lajos  Dr.  Pariatore  Fülöp.  Emlekbeszed  nielyet  irt  s  a  ma- 
g'yar  tudomjliiyos  akademia  1878,  Jnnius  IS-ki  közülesen  kivouatosan 
felolvasott.  (Denkrede  über  Philipp  Pariatore,  auszugsweise  vorgelesen  in 
der  Generalsitzung  der  ungarischen  Akademie).  Separat abdruck  "aus  dem 
II.  Jatirgange  der  ,,Magyar  növenytani  lapok."  Kolozsvart  1S78,  46  S.  8". 

Die  vorliegende  Denkrede  beschäftigt  sich  mit  Parialore,  der 
auswärtiges  Mitglied  der  ung.  Akademie  gewesen  ist,  und  mit  dem 
der  Verf.  in  freundschaftlichen  Beziehungen  gestanden  hat.  P.  wird 
als  Mensch,  Gelehrter  und  Patriot  geschildert.  Wir  bewundern  seine 
Ciiarakterfestigkeil  und  die   auf  botanischem  Gebiete   entfaltete  viel- 


410 

seitige  Thätigkeit,  die  ein  würdiges  Seitensfück  zu  der  Robert  Brown's 
bildet.  Der  Verf.  zeigt  sicii  in  diesem  biographischen  Essay  ganz  auf 
der  Hohe  seiner  Aufgabe,  er  bekundet  eine  staunenswerthe  Belesen- 
heit in  der  botanischen  Literatur,  und  selbst  die  Exkurse  auf  benach- 
barte -oder  gar  entlegenere  Disciplinen  zeigen  dieselben  Vorzüge. 
Mit  einem  Worte,  wir  haben  es  hier  mit  einer  in  jeder  Hinsicht 
vollendeten  Studie,  die  in  unseren  Tagen  bei  dei  zunehmenden  ein- 
seitigen Bildung  immer  seltener  wird,  zu  thun.  Hoffentlich  wird  eine 
deutsche  Ausgabe  bald  folgen.  Jos.  Armin  Knapp. 

Flora  excursoria  des  Reg'iernng'sbezirkes  Aachen,  sowie  der  angrenzenden 
Gebiete  der  belgischen  und  holländischen  Provinz  Limburg.  Phanerogamen 
und  Gefässkryptogamen.  Nebst  Uebersicht  der  geognostischen,  der  oro-  und 
hydrographischen  Verhältnisse  dieses  Florengebietes  von  Prof.  Dr.  Förster, 
Oberlehrer  an  der  Realschule  zu  Aachen.  Aachen  1878.  Verlag  von  Rudolf 
Barth.  8°.  XXX  und  468  S. 

Förster's  Flora  excursoria  ist  den  besseren  ähnlichen  Werken 
beizuzählen.  Ihre  Einleitung  schildert  übersichtlich  die  geognostischen, 
oro-  und  hydrographischen  Verhältnisse  des  Gebietes;  ihr  spezieller 
Theil  gibt  Zeugniss  von  fleissiger  Spezialforschung  und  rationeller 
Benützung  der  neueren  floristischen  Literatur.  Besonders  ausführlich 
werden  die  Rubi  behandelt,  von  welchen  der  Verf.  gegen  50  neue 
Arten  aufzustellen  sich  veranlasst  sah.  Ob  eine  so  zersplitternde,  die 
Uebersicht  ungemein  erschwerende  Behandlung  gerade  bei  dieser 
schwierigen  Galtung  in  einer  Flora  excursoria  angezeigt  war,  er- 
scheint mindeslens  zweifelhaft.  Im  übrigen  Theile  seines  Buches  ist 
Förster  in  Bezug  auf  die  Begrenzung  der  Spezies  konservativer. 
Schliesslich  sei  noch  hervorgehoben,  dass  die  Orchideen -Gattung 
Sturmia  Rchb.  in  Anthoiiparis  umgetauft  wurde  (S.  351).  R. 

Fromme's  Oesterreichisch-Ungarischer  Garten-Kalender  für  das  Jahr  1879. 

Vierter  Jahrgang.  Redigirt  von  Josef  Beermann.  Wien.  Druck  und  Ver- 
lag von  Karl  Fromme.  Klein  8^  208  S. 

Der  vorliegende  vierte  Jahrgang  dieses  Kalenders  bleibt  hinter 
den  drei  früheren  in  Bezug  auf  Zweckmässigkeit  der  Anlage,  Kor- 
rektheit des  Druckes  und  Eleganz  der  Ausstattung  nicht  nur  nicht 
zurück,  sondern  er  übertrifft  seine  Vorgänger  noch  durch  einzelne 
gelungene  Aenderungen,  welche  der  neue  Redakteur  vornahm.  Es 
kann  somit  Fromme's  Gartenkalender  allen  Botanikern,  welche  sich 
mit  Hortikultur  beschäftigen,  bestens  empfohlen  werden.  R. 

Ans   dem  Laboratorium  der  k.  k.  chemlscli-physiolog-ischen  Versuchssta- 
tion für  Obst-  und  Weinbau  zu  Klosterneuburg-  bei  Wien.   Nr.  1   (Mai 
1878):  lieber  die  Aschenkrankheit  und  die  BlattfleckenkTankheit  der  Citro- 
nenbäume.  Von  Felix  v.  Thümen.  4".  4  S.  1  Taf. 
In  diesem  Aufsatze  schildert  der  Herr  Verfasser  in  italienischer 
Sprache    die    Aschen-  und  Blattfleckenkrankheit    der    Citronenbäume. 
Die  erstere  wird  durch  Apiosporium  Citri    Briosi  et  Pass.,    die  letz- 
tere  durch   Sphaerella  Gibelliana  Pass.   verursacht.    Als   ein   Beitrag 
zur  genaueren  Kenntniss  dieser  noch  wenig  unl ersuchten  zwei  Krank- 


411 

heilen    der    Aurantiaceen  wird  die  vorliegende  Arbeit  Thiimen's    den 
Myliologen  niciit  unerwünscht  sein.  R. 

Nonvelles  observatious  sur  les  Olinia  par  M.  H.  Baillon.  Paris  impri- 
merie  Emile  Martinet.  1878.  8.  35  S.  1  Taf. 

Die  systematische  Stellung-  der  Gattung  Olinia  ist  zweifelhaft. 
In  den  älteren  Werken  wird  sie  den  Melastomaceen  beigezählt; 
Bentham  und  Hooker  stellen  sie  als  gonus  anomaluui  zu  den  Lytlira- 
rieen;  Baillon  endlich  will  sie  den  Rliamneen  beigezählt  wissen.  In 
der  vorliegenden  Abhandlung  hält  nun  Baillon  seine  Ansicht  aufrecht 
und  vertheidigt  dieselbe  gegen  die  auch  von  Decaisne  adoptirte  An- 
schauung, dass  Olinia  zu  den  Melastomaceen  gehöre.  Baillon's  Auf- 
satz ist  für  die  genauere  Kenntniss  des  genannten  Genus  von  Wich- 
tigkeit; es  sei  die  Aufmerksamkeit  aller  Botaniker,  welche  sich  für 
Olinia  interessiren,  daher  auf  denselben  gelenkt.  R. 

Borbäs  Vincze  Dr.  Az  összeköto  vasnt  es  Budapest  flörälja.  (Die  Ver- 
bindungsbahn und  die  Budapester  Flora).  Termeszettudomänyi  közlöny  X. 
(1878)!  S.  400-401.  8, 

Der  Verf.  bespricht  die  Veränderungen  im  Budapester  Floren- 
gebiete, hervorgerufen  durch  die  genannte  Eisenbahn.  Unter  den 
neuen  Ansiedlern  sind  Medicago  denticulata  W.  und  Rhinanthus 
Alectorolophus  Poll.  Novitäten  für  das  Pester  Comitat.  K. 

Tascheu-Kaleuder  für  Pflanzen-Sammler.  Ausgabe  A  mit  500  Pflanzen. 
Leipzig.  Oscar  Leiner.  112  S.  16. 

Die  Pflanzen  werden  mit  kurzen  Beschreibungen  versehen,  nach 
Standort  und  ßlüthezeit  angeführt.  Eine  Uebersicht  des  Linne'schen 
Pflanzensystems,  Winke  für  Einsammeln  ,  Pressen  und  Aufbewahren 
der  Pflanzen,  sowie  ein  Register  bilden  den  Schluss  dieses  praktischen 
Büchleins.  Format  und  Ausstattung  sind  zweckentsprechend.         K. 

Taschen-Kalender   für   Pflanzen -Sammler.    Ausgabe   B   mit   800   Pflanzen. 

Leipzig,  Oskar  Leiner.  166  S.    16. 

Enthält  800  Pflanzen  mit  Beschreibungen.  Alles  Uebrige,  mit 
Ausnahme  des  Registers,  ist  unverändert.  Den  Anhang  füllen,  wie 
oben,  Anzeigen  von  Büchern  und  Botanisir-Ulensilien,  aus.  K. 


Correspondenz. 

Wien,  12.  November  1878. 
Als  die  Zeitungen  die  ersten  Nachrichten  über  die  am  3.  Nov. 
d.  .1.  von  dem  Schneesturme  angerichteten  Schäden  brachten,  wurde 
von  denselben  speciell  auch  des  hiesigen  bot.  Gartens  gedacht.  Wenn 
es  auch  wahr  ist,  <iass  der  Garten  unmittelbar  nach  dem  genannten 
Tage  keinen  erfreulichen  Anblick  bot,  so  entspriciit  do(^h  die  gegebene 
Darstellung  nicht  ganz  den  thalsächlichen  Verhältnissen;  es  wir<l  daher 


412 

für  manchen  Freund  des  bot.  Gartens  vielleicht  von  Interesse  sein, 
den  wahren  Sachverhalt  zu  erfahren.  Vor  Allern  sei  hier  erwähnt, 
dass  die  zahlreichen  Baumbrüche  vorzugsweise  durch  die  Wucht  des 
Schnees  verursacht  wurden,  dessen  Flocken  in  Folge  einer  nicht 
genug  niedrigen  Temperatur  sich  leicht  zusammenbacken  und  an  den 
Bäumen  haften  konnten,  u.  zw.  geschah  diess  vorzugsweise  zwischen 
8  und  10  Uhr  Morgens,  also  zu  einer  Zeit,  wo  der  Wind  noch  nicht 
so  kräftig  war,  um  irgend  welche  Verwüstungen  anzurichten.  Freilich 
mag  der  Sturm  später  auch  das  Seinige  beigetragen  haben.  Dass  die 
Schäden  aber  eine  solche  Ausdehnung  annehmen  konnten,  erklärt  es 
sich  vorzugsweise  dadurch,  dass  viele  laubwechselnde  Bäume  ihr  Laub 
noch  nicht  oder  wenigstens  nicht  ganz  abgeworfen  hatten,  in  Folge 
dessen  der  Schnee  in  grösserer  Menge  auf  denselben  sich  ansammeln 
konnte.  Doch  muss  hier  gleich  bemerkt  werden,  dass  einige  noch 
belaubte  Bäume  entweder  gar  nicht,  oder  nur  wenig  beschädigt 
wurden,  wie  z.  B,  Sopliora  japonica,  Aesculus,  Corylus  Colurna, 
Celtis;  andere  dagegen  trotz  mangelnder  Belaubung  dennoch  Schaden 
litten,  z.  B.  Populus  alba,  welche  insbesondere  im  Prater  ziemlich 
häufig  Astbrüche  zeigte.  Auch  nicht  alle  Nadelhölzer  wurden  gleich 
stark  hergenommen.  Am  widerstandsfähigsten  erwies  sich  die  Eibe, 
denn  nur  ein  einziger  Ast  eines  Baumes  wurde  im  bot.  Garten  ver- 
letzt. Allerdings  verlor  die  uralte  Eibe  des  ansfossenden  Gartens 
viele  Aeste,  doch  ist  diess  meist  dem  Umstände  zuzuschreiben,  dass 
zum  mindesten  viele  dieser  Aeste  an  den  Bruchstellen  etwas  ange- 
fault waren.  Auch  Abies  Picea,  Pinus  Laricio  und  sihestris,  ebenso 
Larix  europaea  litten  verhältnissmässig  (hier  wenigstens)  nicht  be- 
sonders stark,  dagegen  verlor  manche  Abies  excelsa  ihren  Gipfel. 
Leider  verhält  sich  die  Sache  bei  Juniperus  virginiana,  den  Thujen 
und  Bioten  ganz  anders;  viele  recht  kräftige  Bäume  brachen  häufig 
im  ol)eren  Drittel,  in  der  Mitte  oder  nahe  am  Boden  entzwei,  junge 
Exemplare  blieben  dagegen  fast  durchwegs  unverseiirt,  ihre  Gipfel 
bis  zum  Boden  neigend;  nur  ihre  Stützpflöcke  wurden  sämmllich 
gebrochen,  was  für  die  Bäumchen  nur  vortheilhaft  gewesen  sein 
mag.  Von  seltenen  Nadelhölzern  wurde  nur  Pinus  Hamiltoni,  ein 
etwa  3  Fuss  hohes  Bäumchen  an  der  Spitze,  dagegen  keine  einzige 
WeUingtonia  oder  dergleichen  beschädigt.  Gleich  Thujen  wenn  nicht 
ärger  wurden  Tamarix,  Eleagnus  und  Hippophae  hergenommen, 
ebenso  die  Ulmen,  deren  Aeste  besonders  an  den  Einfügungsstellen 
wegbrachen.  Nach  diesen  kommen  Maclura  auranfiaca,  Morus, 
Broussonetia  Tilia,  Prunus  domestica,  Padus  und  cerasifera,  Pgrus 
communis^  während  die  anderen  Pomaceen  mehr  verschont  bliel)cn; 
weiters  Quercus  pedunculata  var.  fastigiata,  Betula,  Salix  babylonica 
und  andere  Salices.  Ailanthus,  Robinia  und  Platanus  verloren  in  den 
öffentlichen  Anlagen,  insbesondere  auf  der  Ringsirnsse,  allerdings 
zahlreiche  Aeste,  doch  ist  diess  nur  besonders  bei  den  Platanen  zu 
bedauern,  weil  AilanÜms  und  Robinia  solche  Brüche  leichter  ver- 
tragen, während  sie  den  Platanen  später  ein  wenig  einnehmendes 
Aeussere  verleihen  können.    Im   Garten   zeigft   diess   insbesondere   ein 


413 

Baum  (P-  Orientalis),  welcher  früher  zu  den  schönsten  gehörte.  Es 
wäre  noch  mancher  Baumarien  hier  zu  gedenken;  manche  derselben 
wurden  beschädigt,  wieder  andere  nicht,  und  erklärt  sich  diess  oft 
nur  durch  die  Eigenthümlichkeiten  der  Individuen.       Dr.  Woloszczak. 

Kalksburg  bei  Wien,  3.  November  1878. 
S.  379,  Z.  3  soll  es  heissen  am  „Stege"  (statt  „Wege"). 
Dadurch  ist  der  Standort  des  Geranium  sihiricum  so  genau  bezeichnet, 
dass  Jeder  der  Lust  hat,  es  sicher  auffinden  wird.  Es  fuhrt  von 
Zillingdorf  ausser  besagtem  Stege  au(;h  eine  Brücke  nach  Unler- 
eggendorf.  Auch  hier  fand  ich  vor  3  Jahren  einige  jedoch  ganz 
unscheinbare  Pflanzchen,  wahrend  sie  beim  Stege  kaum  zu  über- 
sehen sind.  —  Der  bei  Münchendorf  gefundene  Aster  ist  wirklich 
canus.  Er  scheint  für  das  südliche  Wienerbecken  neu  zu  sein.  Dass 
er  so  lange  übersehen  wurde,  hat  wohl  darin  seinen  Grund,  dass  die 
Wiesen  gewöhnlich  gemäht  werden,  bevor  er  zu  blühen  beginnt. 

Wiesbaur  S.  J. 

Tavarnok  in  Ungarn^  am  16.  November  1878. 
Durch  Herrn  Rittmeister  v.  Hütten  wurde  abermals  eine  höchst 
interessante  und  für  Ungarn  neue  Pflanze  entdeckt  und  mir  einge- 
sendet. —  Es  ist  diess  Teucrium  Scorodonia  L.,  welche  bei  uns  am 
Berge  Kozlica  (Trachyt)  beim  Dorfe  Szadek  im  Neutraer  Komitate 
wäclist.  — ■  Dieser  Standort  dürfte  der  östlichste  sein,  so  wie  der 
von  Crepis  sibirira  L.,  welche  von  uns  auf  den  Bergwiesen  des 
Revan  nächst  Gajdel  (Comitat  Neutra)  entdeckt  wurde,  der  südlichste 
sein  dürfte.  —  Die  angeblichen  Standorte  der  Crepis  sihirica  wären 
näher  zu  untersuchen.  Ich  selbst  sammelte  mehrere  neue  Formen  von 
Hieracien,  auch  Trifolien.  Von  letzteren  ist  besonders  jenes  höchst 
interessant,  welches  ich  nächst  Prasicz,  einem  Dorfe  am  Fusse  des 
Inovecz-Gebirges  sammelte  und  anschliessend  als  Trifolium  Haynal- 
dianum  beschreibe.  Dr.  Josef  Pantocsek. 


Fersonalnotizen. 

—  Gerhard  Rohlfs  und  Dr.  Georg  Schweinfurth  erhielten 
an  Stelle  des  ihnen  bereits  zuerkannten  Ritterkreuzes  des  Franz- 
Josef-Ordens  den  österr.  Orden  der  Eisernen  Krone  dritter  Klasse. 

—  Rupert  Huter  ist  als  Cooperator  von  Sexten  nach  Sterzing 
in  Tirol  übersiedelt. 

—  Jakob  Juratzka,  k.  k.  Adjunkt  in  Wien,  ist  am  22.  No- 
vember, 59  Jahre  alt,  an  einem  Herzleiden  gestorben. 

Oesterr.   bniaii.  /cMt-iclirlft    12    Heft.   1878.  31 


414 

Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen. 

—  In  einer  Sitzung  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaf- 
ten in  Wien,  am  10.  Oktober,  überreichte  Dr.  Günther  Beck  eine 
Abhandlung  unter  dem  Tilel:  „Entwicklungsgeschichte  des  Prothal- 
liums von  Scolopendrium  vulgare  Sym."  In  derselben  gelangte  der 
Verfasser  zu  folgenden  Resultaten:  1.  Die  Keimung  der  Sporen  von 
Scolopendrium  vulgare,  welche  ein  geschichtetes  Exosporium  und  im 
Inhalte  der  Hauptmasse  nach  Oeltropfen  besitzen ,  erfolgt  nur  im 
Lichte  von  genügender  Intensität.  2.  Durch  die  Ouellung ,  welche 
im  Dunklen  rascher  vor  sich  geht ,  wird  das  Exosporium  derartig 
erweicht,  dass  der  Keimschlauch  an  jeder  beliebigen  Stelle  hervor- 
brechen kann.  3.  Erst  dann,  wenn  die  zuerst  herausgetretene  Haar- 
wurzel eine  ziemliche  Länge  erreicht  hat ,  erscheint  am  entgegen- 
gesetzten Ende  der  Spore  der  schon  Chlorophyll  enthaltende  Vorkeim 
und  bildet ,  nachdem  er  sich  schlauchförmig  verlängerte,  die  erste 
Scheidewand  in  seinem  obersten  Theile.  Der  Vorkeimzellfaden  er- 
reicht die  Länge  von  6 — 8  Zellen.  Verästelungen  finden  sich  nur  in 
Ausnahmsfällen.  4.  Die  Segmentzellen  können  noch  bevor  die  Scheitel- 
zelle das  eigentliche  Flächenwachsthum  beginnt ,  durch  Längs-  oder 
Tangentialwände  und  nur  ausnahmsweise  durch  ,intercalare  Quer- 
wände zur  Vermehrung  der  Zellen  beitragen.  Das  eigentliche  Flächen- 
wachsthum erfolgt  in  der  Apikalzelle  durch  die  Aufeinanderfolge 
abwechselnd  geneigter  Scheidewände  und  nach  dem  Erlöschen  der 
Productionsfähigkeit  der  Scheitelzelle  oder  auch  noch  früher  durch 
das  Wachsthum  terminaler  Randzellen.  5.  Die  Antheridien,  welche 
in  grosser  Zahl  auf  der  unteren,  beschatteten  Seite  des  Prothalliums 
oder  am  Rande  öfter  schon  zu  Anfang  des  Fläciienwachsthums  ent- 
stehen, sind  entweder  einzellig  oder  bestehen  aus  zwei  annularen 
Zellen  und  einer  Deckelzelle,  welche  die  Centralzelle  einschliessen. 
Aus  dem  Inhalte  letzterer  bilden  sich  durch  wiederholte  Zweitheilung 
die  Spermatozoidenmutterzellen ,  welche  im  Wasser  platzen  und  je 
ein  Spermalozoid  befreien.  Letztere  besitzen  3—5  Windungen  und 
am  Rande  zahlreiche  feine  ,  ziemlich  lange  Wimpern.  6.  In  Bezug 
auf  den  Bau  der  Archegonien,  welche  auf  grösseren,  von  den  An- 
theridien erzeugenden  verschiedenen  Prothallien  vorkommen,  sowie 
in  Bezug  auf  den  Befruchtungsakt  schliesst  sich  Scolopendrium  den 
Polypodiaceen  an.  7.  Auch  am  Vorkeime  von  Scolopendrium  kommen 
borstenförmige  Trichomgebilde  vor ,  welche  den  für  die  Prothallien 
der  Cyatheaceen  charakteristischen  vollkommen  gleichen. 


Botanischer  Tausch  verein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingelangt:  Von  Herrn  L.  Keller  mit  Pflanzen 
aus  Niederösterreich.  —  Von  Herrn  Dr.  Rauscher  inil  Pfl.  aus  Ober- 
Oslerreich,  Salzburg  u.  a.   —  Von  Hrn.  Vagner  mit  Pfl.  aus  Ungarn. 


415 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Winkler,  Steinilz, 
Krenbergor,  Hüfer,  Schauibach. 

Aus  Kroatien  einges.  von  Dr.  v,  Schlosser:  Edrajanthus  croa- 
ticus,  Epimedium  alpinum^  Genista  heterocanfha,  Gentiana  utriculosa, 
Herniaria  incana,  Hier  actum  sahaudo  X  pratense,  H.  Schlossej'i, 
Inula  campestris,  I.  Candida,  I.  ensifolia,  Limim  capitatmn,  Loni- 
cera  efrusca,  Malachium  manticum,  Nepeta  violacea,  Oenanfhe  pim- 
pinelloides,  Onosma  stellulatum,  Orchis  maculata  v.  albiflora,  Oro- 
bus  vicioides,  Oxalis  stricta,  Pedicularis  Schlosseri ,  Schlosseria 
heferophylla,  Scorodonia  Arduini,  S.  heteromaUa,  Silene  galHca,  S. 
Schlosseri,  Solidago  macrophylla,  Spiraea  cana,  S.  chamaedrifolia, 
Stachys  obliqua,  S.  salviaefolia,  S.  subcrenata,  Trifolium  steilatum, 
Veronica  anagalloides,  V.  crassifolia. 

Aus  Niederösterreich  einges.  von  Höfer:  Asplenium  septentrio- 
nale,  Carex  Pseudocyperus,  Dianthus  plumarius,  D.  prolifer,  Passe- 
rina annua,  Trigonella  monspeliaca.  Vom  Neusiedler  See:  Sueda 
maritima. 

Aus  Oberösterreich  eingesendet  von  Dr.  Rauscher:  Anacamptis 
pyramidalis,  Carex  tenuis,  Centaurea  montana,  Clinopodium  vulgare, 
Etiphorbia  palustris,  Gnaphalium  silimticum,  Helleborus  niger,  Hippo- 
phae  rhamnoides,  Hypericum  humifusum,  Iris  sibirica,  Juncus  tri- 
glumis,  Kobresia  caricina,  Lunaria  rediviva,  Malta  Alcea,  Primula 
Auricula,  Ranunculus  anemonoides,  Schoenus  ferrugineus,  Soyeria 
hyoseridifolia.  Aus  Salzburg:  Androsace  Chamaejasme,  A.  lactea, 
Aposeris  foetida,  Catamintha  alpina,  Cerastium  latifolinm,  Crocus 
ternus,  Erigeron  alpinus,  Euphorbia  alpigena,  E.  amygdaloides,  Helle- 
borus niger,  Hippocrepis  comosa,  Kernera  saxatilis,  Listera  ovata, 
Lithospermum  ojficinale,  Myricaria  germanica,  Oxytropis  montana, 
Polygala  Chamaebuxus,  Ranunculus  glacialis,  Rhododendron  Cha- 
maecistus,  Rosa  arvensis,  Veronica  aphylla.  Aus  Kärnten:  Epi- 
lobium  origanifolium.  Aus  Steiermark:  Soyeria  hyoseridifolia.  Aus 
Istrien:  Onosma  stellulatum,  Plantago  serpentina.  Von  Trier:  Ervum 
gracile. 

Obige    Pflanzen    können    nach    beliebiger  Auswahl    im  Tausche 
oder  kiiuflich  die  Centurie  zu  6  fl.  (12  R.  Mark)   abgegeben  vi^erden. 


Inserate. 

Herr  Baron  Hiiiismanii  hat  in  seinem  Testamente  den  Erlös 
von  seinem  Herbare  und  Reichenbach's  „Iconograpliia"  zu  einem 
Stipendium  bestiuimt ,  in  Folge  dessen  sein  Herbar  vorläufig  zu 
300  fl.  und  die  ..Iconograpliia-'  zu  130  fl.  angeboten  wird.  Auskunft 
ertheilt  \\  Vincenz  Gradier,  oder 

H.  Kravogl, 

Gymnas.-Prof. 

Bozen,  am  17.  November  1878. 

31  * 


416 


In  meinem  Verlage  erschien  soeben: 

Wirkung  des  Liclites  und  der  Wärme 

auf  Schwärmsporen. 

Von 

Dr.  Eduard  Strasburger, 

Professor  an  der  Universität  in  Jena. 

Preis:  1  M.  60  Pf. 

Jena.  Gustav  Fischer, 

vormals  Friedi'ich  Mauke. 


In  J.  N.  Kern's  Verlag  (Max  Müller)  in  Breslau  ist  soeben 
erschienen  und  durch  alle  Buchhandlungen  zu  beziehen: 

Kryptogamen-Flora  von  Schlesien. 

Im  Namen  der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische  Cultur  herausgegeben  von 
Professor  Dr.  Ferdinand  Cohn. 

Zweiter  Band,   erste    Hälfte.  Alg^en,    bearbeitet  von  Dr.  Oscar 
Kirchner.    -  Preis  7  Mark. 

Band  I.    (Gefäss-Kryptogamen,    Laub-  und  Lebermoose  und  Characeen) 

erschien  1877.  Preis  11  Mark.  —  Band  II,  zweite  Hälfte  (Flechten) 
wird  Anfang  1879  ausgegeben  werden,  das  Erscheinen  von  Band  III 
(Pilze)  ist  gleichfalls  für  1879  in  Aussicht  genommen. 


Im  Verlage  von  Arthur  Felix  in  Leipzig  ist  soeben  erschienen: 

Die  slärkeumbildeiideu  Fermente 

in  den  Pflanzen. 

Von 

Prof.  Dr.  J.  Baranetzky. 

Mit  1  lithographirten   Tafel,    gr.  8".    —  Preis:  2  Mark. 


Kedaktfjur  und  Herausseber  Dr.  Alezander  Skofitz.  —  Verlag  von  C.  Gerold's  Sohn. 
Druck  und  Papier  der  C.  UeberreutersciiKu  Burlidruckerei  (M.  Salzer). 


Inhalt. 


I.  Gallerie  österreichischer  Botaniker. 


Seite 


22.  August   Emil   Vogl.    Von   Dr.  J.  Wiesner.  (Mit  einem  lithogra- 

pliirten  Porträt)        1 

II.  Original-Aufsätze. 

Antoine,  Franz.  —  Auszug  aus  R.  Schomburgk's  Bericht  über  die  Fort- 
schritte und  den  Stand  des  botanischen  Gartens  und  die  An- 
pflanzungen des  Gouvern.  Adelaide,  während  d.  J.  -1877     .   .    406 

—  —  Bericht  bezügUch  des  ökonomischen  Werthes  der  in  Süd-Australien 

vorkommenden  Eucalyptus- kvier\  von  R.  Schomburgk    .    .    168 
Das  Pflanzenreich    auf  der  Wiener  Weltausstellung  im  J.  1873  (mit 

9  Abbild,    auf  einer   Lichtdruck-Tafel)   30,  53,  98,  136,  170, 

203,  236,  271,  304 

R.  D.  Fitzgerald's  F.  L.  S.  „Australian  Orchids"      ....  295,  339,  372 

Ascherson,  Dr.  P.  —  Noch  einige  Bemerkungen  über  die  orientalischen 

Schismus-Vovmen  und  über  Pflanzen  der  kleinen  Oase    .    .    .    254 

—  —    Typha  minima  oder  Laxmanni? 285 

Beck,  Dr.  Günther.  —  Literaturberichte 307,  343 

Borbas,  Dr.  Yinc.  v.  —  Exkursioni-n  auf  die  Inseln  Arbe  und  Veglia      .      64 
Floristische  Beiträge 391 

—  —  Floristische  Mitlheilungen 363 

Phytographische  Notizen    .  134 

—  —    Ueber  I^eucanthemuin  platylepis 258 

Dedecek,  Jos.  —  Ein  kurzer  Ausflug  auf  den  Jeschken  und  Mileschauer 

in  Nordböhmen 322 

Focke,  Dr.  \V.  0.  —  Ein  Fall  von  Unwirksamkeit  des  eigenen  Blüthen- 

staubes 317 

Literaturberichte     103 

Freyn,  J.    -   JSluacari  (liellevalia,  Leopoldia)    Weisdi 87 

—  —   Ornithogalioiti   Visianianutu  Tonimas 219 


418 

Seite 

Hackel,  Ed.  —  Festuca  austriaca  n.  sp.  (Mit  4  Abbild.) 358 

—  —  Zwei  kritische  Gräser  der  grieciiischen  Flora 189 

Hauck,  Fr.  —  Beiträge  zur  Kenntniss  der  adriatisclien  Algen.  (Mit  47  Ab- 
bildungen auf  3  lith.  Tafeln) 77,  130,  185,  220,  288 

—  —  Noüz  über  Rhizophydium  Dicksonii  Wrigth 321 

Heldreich ,   Dr.  Th.  v.  —  lieber  Silene  Ungeri  Fenzl,  ihre  Synonyma 

und  ihren  Verbreitungsbezirk 27 

—  —  Zwei  neue  Pflanzenarten  von  den  Jonischen  Inseln      50 

Hibsch,  T.  Em.  —  Berichtigung 33 

Hinterhaber,  J.  —  üeber  Typha  minima  Hpp 319 

Höhnel,  Dr.  Fr.  v.  —  Einige  Bemerkungen  über  die  Cuticula  ...     81,  115 
Zur  Erklärung  des  Vorkommens  coagulirten   Milchsaftes   im  Innern 

der  Tracheen  Milchsaft  führender  Pflanzen      15 

Holuby,  J.  L.    —   Cannabis    sativa    monoica,    „Swerepa  Konopa"    der 

Slovaken 367 

—  —  Die  Beckover  Hügel 159 

Kempf,  H.  —  Zur  Flora  von  Steiermark  und  Kärnthen 369 

Kerner,  Dr.  Anton.  —  Die  Vegetationsverhältnisse  des  mittleren  und  öst- 
lichen Ungarns  und  angrenzenden  Siebenbürgens     .  9,  46,  125,  148 

Klinggräff,  Dr.  C.  J.  v.  —   Carex  panicea  und  hirta  L.  f.  refracta  .    .  257 
Knapp,  J.  A.  —  Literaturberichte  34,  70,  103,  141,  175,  278,  308,  343, 

377,  409 

Menyharth,  Lad.  —  Melilotus  macrorrhizus  (W.  K.)  von  Celakovsky    .  62 
Mikosch,  Dr.  Karl.  —  Ueber  den  Einfluss  von  Licht,  Wärme  und  Feuch- 
tigkeit auf  das  Oeff'nen  und  Schliessen  der  Antheren  von  Bul- 

bocodium  vernum,  L.   .    .    . 181 

Niessl,  G.  V.   —    Die   Arten   der   Pyrenomycetengattung  Sporormia  de 

Not 41,  95,  121,  163 

Pantocsek,  Dr.  Jos.  —    Trifolium  Haynaldianum  nov.  spec 382 

Rathay,  Emerich.    —    Vorläufige    Mittheilung   über   das    Cladosporium 

Rösleri  Cattan.  und  den  „schwarzen  Brenner"  der  Rebe    230,  249 
Reichardt,  Dr.  H.  W.  —  Literaturberichte  .  34,  70,  101,  140,  174,  207, 

245,  276,  306,  342,  376,  410 

Reinhold,  A.  —  Zur  Bewegung  des  Wassers  in  der  Pflanze 365 

Schulzer  v.  Müggenburg,  Stefan.  —  Mykologisches 319,  393 

Schunck,  Siegfried.  —  Sommerflora  des  Val  d'Agordo  und  Val  di  Fassa 

im  Ladinerlande 334 

SoUa,  R.  F.  —  Hochsommerflora  der  Umgebung  von  Görz  264,  301,  331,  399 

Staub,  Dr.  M.  —  Berichtigungen 234 

Stein,  B.  —  Drei  Cerastien 18 

—  —  Primula  Kerneri  Göbl  et  Stein  [P.  suhauricula  X  villosa)  .    .    .  188 

—  —  Ueber  einige  neuere  phythographische  Arbeiten 240 

Strobl,  G.    —    Ueber   die  sizilianischen  Arten   der  Gattung  Ranunculus 

mit  verdickten  Wurzelfasern 109 

Strohecker,  Dr.  J.  R.  —  Chemische  Untersuchung  der  Nostochaceen    .  155 


419 

Seite 

Strohecker,  Dr.  J.  R.  —  Die  molecularen  Ursachen  der  Pflanzengestalten  88 

Thümen,  Br.  F.  —  Symbolae  ad  floram  mycologicam  austriacam     .  143,  193 
Vatke.,  W.  —  Plantas  in  itinere  africano    ab  J.  M.  Hildebrandl    collectas 

198,  213,  261 

Voss,  Wilhelm.  —  Mykologisches  aus  Krain 383 

Vukotinoviö,  Ludwig  v.  —  Beiträge  zur  Flora  Kroatiens 387 

—  —  Ueber  AnthylUs  tricolor  Vuk 287 

Ueber  Crocus  vittatus  Schloss.  et  Vuk 133 

Wetschky,  Max.  —  Zur  Flora  des  nördlichen  Ungarn 224 

Wiesbaur,  J.  —  Floristische  Beiträge 217 

Wiesner,   Dr.  Julius.  —  Der  Kreislauf   des  Stoffes   in  der  Pflanzenwelt. 

(Aus  Fleischer's  „Deutsche  Revue") 334,  393 

Literaturberichte 243 

Winkler,  Wilibald.    —    Zur  Anatomie   der  durch   die  Fichtenrindenlaus 

entstehenden  Zapfengallen 7 

Znkal,  Hugo.  —  Zur  Flechtenfrage 226 


III.  Correspondenzen. 

Aus  Bremen  von  Dr.  Focke, 73,  104 

„  Breslau  von  R.  v.  üechtri,tz 72 

„  Budapest  von  Dr.  Borbäs 36,  71,  176 

„  Graz  von  K.  Fehlner 346 

„  Hirschberg  in  Schlesien  von  Fick 208 

„  Innsbruck  von  Menyhärth 142 

„  Kalksburg  b.  Wien  von  Wiesbaur 71,  143,  379,  413 

„  Kalocsa  in  Ungarn  von  Wiesbaur 312 

„  Karlsburg  in  Siebenbürgen  von  V.  v.  Janka 378 

„  Klausenburg  in  Siebenbürgen  von  Dr.  Borbäs 278 

„  Klosterneuburg  b.  Wien  von  Br.  Thümen 279 

„  Landshut  von  Zeiss 104 

„  Linz  von  Dr.  Rauscher 309 

„  Marienberg  in  Sachsen  von  Artzt 178 

„  Neapel  von  Freyn 72 

„  Nitolausdorf  in  Schlesien  von  Trautmann 312 

„  Northeim  in  Hannover  von  Schambach 279 

„  Ns.  Podhrad  in  Ungarn  von  Holuby 247 

„  Seitonstetten  in  Niederösterreich  von  Strobl 176 

„  Sl.  ligen  in  Baden  von  Frey 176 

„  Szt.  Gothard  in  Siebenbürgen  von  Janka 208 

,.  Tavarnok  in  Ungarn  von  Dr.  Pantocsek 309,  413 

„  Urbach  in  Hannover  von  Evers 37 

„  Vesztö  in  Ungarn,  von  Dr.  Borbäs      310 

„  Wattenscheid  in  Westphalen  von  Dr.  Leimbach 209 


420 

Seife 

Aus   Wien  von  J.  B.  v.  Keller 246 

„     Wien  von  L.  Keller 343 

„    Wien  von  Dr.  Woloszczak 411 


IV.  Stehende  Rubriken. 

Personalnotizen    ......  38,  74,  103,  179,  209,  247,  280,  312,  346,  380,  413 

Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen .74,  103,  210,  280,  313,  414 

Sammlungen 347 

Botanischer  Tauschverein  in  Wien    .  38,  75,  108,  144,  179,  211,  248,  283, 

313,  347,  380,  414 


C.  Ueberreuter'sche  Buchdi-uukerei  (M.  Öalzer), 


URBANA 


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