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Full text of "Österreichs Kämpfe im Jahre 1866"

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Österreicils Kämpfe 



im Jahre 



18 6 6. 



Na^ Fddaelen bearlDeitet darc^ das k. k. GenenüBtcJ^Bureaa fElr Kriegs- 
geKhichte. 



FDnfter Band. 



Mit KftTten und Sohl»ohtpllneii. 



Wion 1869. 

TerUg de« k. k. Generalit&bea. In CommiMion bei C*r1 OeroliTi Sohn. 



Draak Tsa B. t. Waldhala. 



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Das Recht der Übersetzung ist vorbehalten. 



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Österreichs Kämpfe 



im Jahre 

1 s e «. 



Fflnftar Band: 

Die Vertheidigniig Tirol's. 

Der Kampf auf dem Adriatischeii Meere. 

Die KriegsereigiiisBe in WestdentscMand. 



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WMiV.^uxo^ei 



Inhalt des V. Bandes. 



Sie VeKkeliUgng T<»l's im Itin 18«. 



Kiieggforberritanmn 

IL Absohiiltt. 

Vom fie^une der FeicdMligkeiten bia cnm AbmAnclie dei Bfld-Arntee tut di« Donsv 
Gefacht bei Ponte di Cttffaxo (26. Juni) 
Oafeobt im Honte Snello (3. Juli) . . 
Gefeeht bei Vmu (i. JoU) .... 
Entes CMeoht bei Lodrone (T. Jnli) . 
Zweites , „ , (10. Juli) . 

Oafecbte bei Ponte del DisWIo,' Ba^i veeohi nod Bpondalnnga (11. Jnli) Ü 

HL AbaohBlttt 
OSenalTe des itaUaiütchen Fieiwilligen-Corpa. OeTecffte bei J^MadalojK« n»d In 
den Jndlearien (16. Jn1\], m» Honte Nott«, PievemLedro (il^JoU)- 

Tertheldlgnng 3ea yort ÄnipoU 88 

Zwdtea Qefecbt bei Spondftlnnga (16. Jali) SS 

Gefecbte bd Cime^ und anl Haute Cwtello, dum bei Storo nnd 

8. Lorenio (16. Jnli) Sl 

Oefcohte HD Honte Notta and bei Herp dl Ledro (16. Jnli) .... 87 
Tertbeldlgnn; ond Capitnlation dei Fort Äm{)oU (Tom 16.' bi« 19. Jali). 89 

17. AbKduiItt 

OSeniiTbewegnng der kaiierlicben Truppen in den Jndiewien nnd gegen du 

LedM-Tbkl. Tereinigting der StreltkiUle bei Tiient 4S 

anfechte bei Cimego, am Honte Kvone nnd am Monte NoMsl (Sl. Jali) 44 

Oefecht bei Bececa (31. Jali) ..... . ' . . . . ... . . . «6 

OeCechte bei Ciimon, Ftdmoluu) and le. T<oe (BS. J«U). 52 

Gefecht bei BMgo (iS. Jali) B6 

Nacbt-Gefecbt bei Lerico (SS. Jali) SS 

Oeiecht bei Tigolo (S6. JnU) 62 

Vorginge anf dem Qarda-See 64 

Dlipoiition lom Angriffs aivf dif T^viBiMH Uedici 67 



Ber KiHpf amf itm adrtaCbeliCB Meere !■ Jahre 1866. 



XiitftTorbereltangen 

n. Absotaltt 



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HL AbsolualtL 8*lt* 

Bereonnng äor Insel Lissa d-nrch die' italieaiaclie Flotte 41 

IV. Ataolmitt. 
SesBchUcbt bei Liaaa Ol 



Die Kriegsereigitsse Im WestdeHtschlaRd Im Jahre 18Cft. 

I. Abaohnitt 

Vorgänge bis zar Capitnlation der Hannoveraner bei Lan^nsalza .... 3 

II. AbsobnltL 

Gefechte in der NXbe ron Meiningen. RUokiug der Bundea-Armee theiU nach 

Neiutadt a. d. Saale, thella nach Frankfurt '. . 88 

Oefecht bei Roesdorf (t. Jnli) 89 

Gefecht bei Zella {*. JuU) 88 

RQckcng der Bundes-Armee nach Neustadt a. d. Saale and Frankfurt . 89 

III. Absohnitt. 

KSmpfe der bajeriachen und prcnislschen Armee a. d. Saale 60 

Gefecht bei Kissingen (tO. Juli) ßS 

Gefecht bei Hmamelburg (10. Juli) 16 

IV. Absolmitt. 

üflckiag der Bajem auf Scbweinfort Manch der prensiiaefaen Armee aaf Frank- 
tatt Venainnilang des TIU. Bandes-Corps bei Asohaffenborg nnd 

Babenhaasen . .' 83 

Gefecht bei Lantech «od FrofaUhofen (18. Joli) SS 

Diaposition lar Concentrining bei Babenhansen nnd AMhaffenbnif . . 99 

Gefecht bei Äschafienbnrg (14. JdU) 101 

Concentrining bei Bahenhansen 111 

V. Absoknitt 

ConcentrirangB-Bewegungen der Bnndes-Armee gegen WOnharg. Besetiong Frank- 

forts durch die preusÜBchen Truppen tlS 

VL Absohnitt. 

Blarsch der Prenssen von Frankfnrt auf Wflnbui^. Gefechte an der Tauber . 1S& 

Gefecht bei Hnndheim (33.' JnU) 190 

Gefecht bei Werbach (!4. Jali) 184 

Gefecht hei Tauber-BiBchofBheitn (81. Jnli) 1S6 

Gefecht bei Helmstadt und Üttingen (85. JuU) ....'.... 146 

Gefecht bei Gercbsheim (S5. Juli) 16B 

Gefecht hei Boisbr'nQn (26. Jnli) 163 

Beschiessung der Feite Marienberg 178 



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Vn. AbMhnitt 

Belle 

W&ffenBtilUtBDds-üaterbandlangen. VorgSnge Mi der Kordoit-Qrenie Bajema nnd 

!□ HaiiiB 176 

Eref^iBM an d«r NordMt-Qrenie Biijeiiu ISl 

Ereigniase in der Feftnng Ufttas 185 

Behla 191 



Nr. 1. StMitkrgfte in Tirol . I 

„ 2. OUeraicht dei Btandea der kllnigl. it&lieiiiichen Uarine mit I. Jäuter 1966 1 
f S. Übersieht aKmiutliclier Krie^fsbneuge der k. k. Uarine nach der ^it 

1. April 1666 AllorhSchat geuehmigteo Stande«- AaarflatnngB- und Beman- 

nanga-Iiitte 18 

, 4. Stand und Armirnng der königlich italieniacben Operatioaa' Flotte Tor 

der Inael Liaaa IS 

„ ö. Ordre de Bataille der k. k. OalerreiehUehen oparativen Eacadce. . 18 
, 6. YergleiolieDde Oberaicht der k. k. and kOnigl. italieoiacben xn der See- 

■chlacht bei Liaaa am 20. Jnli 1 86 S . betheiligten Flotten .... SO 

, 7. Ordre de Bataille dea YII. deutaebsn Bandes-Annee-Corps . " . . . 28 

, 8 Yin. _, .. .... 21 

„9. . ■ ■ der preuaaischen Uain-Annee 80 

„ 10. 'V^fFenBtilUtandB-ConTeiitioQen 35 

, 11. Stand der Beaationg der Buudeafestang Uaini 48 

KartMt «nd PUn». 

— Überaicbts-Karte fUr die Tertheidigdng Tirola im Jahre 1866. 

— Plan der Inael Liaaa sammt Befeatigiingen anr Zeit ihrer Bcienuung durch die 

italieniache Eacadre am 18. and 19. Jnti 1S3S. 
•• Operationskurte de« weatdentachen Eriegaacbanplalaea 1866. 
— Über«icbta-B1att der atrategiachen Hitaation am 26. Juni, *., 10., 14., Sl., 

26. JuIL 



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VERTHEIDIGUNG TIROL'S 



JAHRE 1866. 



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Inhalt. 



L Aksobmltt. RgitB 

Kriegarorb«reitaD(rBii '. 3 

n. AbBobnltt 

Vom B^ione der Feindieligkeiten b» inm Abmutche der Bild-Armee an die Donau 10 

OeTcelit b«i Ponte dl Ca&ro (SB. Juiu) 13 

ftm Honte SueUo (S. JaU) 15 

, bei Veiu (i. Jnli) IS 

Entei Gefecht bei Lodnme (7. Jnli) S3 

Zweite« ■ ■ . (10. Jnli) ii 

Oefsehte bei Ponte del Diavolo, B>^ vecohi und Spondalunga (11. Juli) 35 

nL Absotanltt 

OffaiuiTe 6t» itslieniachen Frei billigen- Corp«. Qefecht« bei SpundiilaD^ und ia 
den Judiearien (IS. Jali}, sm Monte Notti, Pieve di Ledro (18. Jnli). 

Vertheidi^n^ de« Fort AmpoU SS 

Zweite« Oefecbt bei Spondalung» (10. JuUl 38 

Gefechte bei Cimego nnd «m Honte Castello, d^nn bei Storo und 

8. Lorenzo (16. Juli) Hi 

Gefachte vn Honte Xotta und bei Piere df Ledro (IS. Jali) .... ST 

Tertheidi^Dg und Capltalation des Fort Ampola (vom 16. bis 19. JalE). 39 

IV. Absobnltt. 
OffoiuiTbewefpiig der kaiserlichen Truppen in den Judicnrien und gegen dM 

Ledro-Thal. Yereini^ng der fitreitkrftfte bei Trient .... 43 

Gefechte bei Cimego, am Honte Narone und am Monte Nossol (21. Juli) 4^1 

Gefecht bei Bececn (Sl. Juli) 46 

Qefecbte bei Cismon, PrimoUno nnd le TeiM (SS. Juli) S3 

Gefecht bei Borp> (SS. Jnli) 66 

Naeht-Oefecht bei Levico (SS. Juli) 53 

Gefecht bei Vigolo (36. Jnli) 83 

Vorginge auf dam Oarda-ftee ■ 61 

Dispositionen mm Angriffe auf die Division Medi<^ 67 

B«11«K«. 

Streitkrifta in Tirol . . '. l 

Kart». 

Ü4Mrsieht8-Karte fUr die Verthaidlgnag Tlrol's im Jahre 186S. 



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Die Yertheidigting Tirors im Jahre 1866. 
I. Abschnitt 



KriegsTorbereitangen. 

Für die Vertheidigung Tirols im Jahre 1866 waren, da die im Vene- 
zianischen und in den nordwestlichen Provinzen des Reiches aufzustellenden 
Armeen aurdiem6g:liclisteSt&rke gebracht werden mussten, nur geritigfagige 
titreitkräfte zu erübrigen. Einen inlegrirenden Theil der unter dem Commando 
des EH. Albrecht siehenden Süd-Armee bildend, betrugen dieselben im 
Ganzen nur 11 Bataillons, 1 Escadron und 32 Geschiltze. 

Diese wenigen Truppen konnten wohl genügen, um bei Beginn der 
Feindseligkeiten die Grenzpässe Sadlirot'a angemessen 2u besetzen und zu 
decken, musslen aber unzulänglich werden, wenn das Kriegsgldck in der 
venezianischen Ebene sich gegen die kaiserlichen Fahnen wendete. Mehr denn 
Je sah sich daher die Österreichische Regierung genöthigt, auf die so oft 
bewfihrte Hingebung der Bevölkerung von Tirol zu zölilen, ein Vertrauen, 
welches diese im Vereine mit den unter GM. Baron Kuhn stehenden Trup- 
pen, welche Alles an die Verlbeidigung des Landes setzten, im vollsten Masse 
redilfertigte '). 

1) Die BerBlkaranf Tirol'B war durch ein beRonderas QeiBti (vom JiAn tSSl) 
aar VerOkeidi^ng dea heimatliehen Bodeiu rerpflichtet. 

Nach dieBem Qeietae gliederte lieh die territoriale Stieitmacht in drei Aat- 
gehote, a. c. in: 

1. Die LandeuchUtMD'CompagnieD mit den «yatemisirten OeummtaUnde ron 
«aOOllann; 

2. die Scharftchütcen-Campagnien ; 
S. den LKoditurm. 

Aach konnte die Landesrertheidigniiga-ObBrbehtlrde noch Freiwillig a-Com- 
pafnien (ana Studenten, Fflratern, Knappen etc.) bilden. 

Die beiden ersten Aufgebot« waren nach dem Oeaetie berofen, dem Feinde daa 
Eindringen in daa Land au wehren und konnten daher ionerhalb der Landei- 
Crenae Obetallhiu rerwendet werden. Der Landaturm hatte dagegen nvr in den 
Heimata- and beoachbarteD Beclrken Dienste n leiaten. 

1 • 



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4 Oitarrciehg KKmpfe im Jahr« 1M6. 

Dem FML. Grafen Castiglione war die Organisirong: der Landes- 
Vertheidigvng übertrae:en ; GM. Baron Kuhn war mil dem Truppen-Com- 
mando von Tirol betraut Als dessen Generalelabs-Chef fungirle Obersllieule* 
nant Baron Dumoulin, als Artillerie-Cher Oberstlieutenanl Barth, als 
G^nie-Director Oberstlieutenanl v. W o 1 1 e r. 

Eine der ersten Verfflgungen des durch seine mehrjährige Diensles- 
EteUung als Regiments -Commandanl and Brigadier mit den Eigenlhümlich- 
keiten des Landes sehr vertrauten GM. Baron Kuhn war die Einlheilung 
der Truppen in 6 Gruppen, u. z. in i Halb-Brigaden, welche je einen der 
Hauptabschnitte Südtirol's zu besetzen, und in 2 Reserve-Brigaden, welche im 
Etsch-Thale für alle Fälle bereit zu stehen hatten. 

Zu Ende Mai nahmen die Truppen die folgende Aufstellung an : 
Im Abschnitte am Garda-See, zwischen der Eibch und Chiese 
mit dem Loppio-, Ledro- und Ampola-Thaie und den befesügten Punkten : 
Ampola (Strassensperre mil 2 Geschützen); Pönal (Batterie aul der Strasse 
von Riva nach Pieve di Ledro) ; Nicolo (Batterie zwischen Torbole und Uiv«, 
mit letzlerer Stadt 23 Geschütze) ; Nago (auf der Strasse von Riva nach Mori, 
2 Batterien mit 15 GeschStzen); Maicesine (Batterie am Ost-Uler des tiarda- 
Sees mit 6 Geschützen): 



Die Lande (Bcb 9 tuen- Ca inpkgiiien' wurden bezirkaweüe «uammengei teilt, 
a. t. ans BeceTTG-Miniieni dea Tiroler Jiger-Regiments, am Freiwilligen nnd an» den 
sonstigen Bewohnern vom 90. Lebenijahre aafwSrti, welche du Lmib hieia traf. Dir 
OBiciere wnrden ron der UanntAatt gewählt und tod der lAnde>-Vertheidignn(t«' 
OberbebOrda beititigt. 

DiB SchaTf>chfltteD-Coin)iagnieD ergänateD «ieh dnrch freiwilligen Ein- 
tritt. Deren Officiere worden wie jene des I. Aufgebotes gew&hlt und beaUtigt. 

Zum Landstürme gebSrten alle Waffenflhigen dea Landes vom 30. — 5i>. 
Lebensjahre, welche weder in der Armee, noch in den beiden ersten Anfgeboten 
dienten. Die Stormmaniiscliaft bildet« ent naob dem Aafrafe tat Bereithaitang Com- 
pagnieii, deren jede ihre Ofilciere wUilte. 

Diese Organisation der LandetTertheidigang war bis mm Jahre 18SÖ awar 
nicht praktisch ins Leben getreten, doch bestand die Einrefhnng der SchOtaan indii* 
Compagnien nnd die Wahl der Officiere war bereits erfolgt Auch hatten im Herbttr 
180fi an« Okononüscben Bfloksichten die Hanpt-Waffenflbnngen nicht vorgenommen 
werden kdnnen. Erst am 8^ Mai 1866 bewilligte das Kriegsministerinm die Verthei- 
lang von Gewehren, sowie die nCthigen Geldmittel rar Bekleidung nnd AnsrDstnng der 
IiandesschStzen nod rar Vornahme grosserer Obnngen. Letalere begannen au 1. Jnui 
nnd mit Ende des Uonatea waren slmmtliche Landessohlltaen-CoDipagnien, mit Aus- 
nahme jener von 8Qd-Tirol, an den ihnen vom Tmppen-Commando beaeiehneten Bestim- 
wnngeorten eingetroffen. 

Die Betlage gibt sXmmtliche Compagnien des 1. nnd 9. Aufgebotes, welche im 
Laufe des Feldrages cur Aufstellung gelangt sind, so wie deren Eintheilnng in die 
Halb-Brigaden an. 



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L Ericftvacbenitunfea. ü 

Halb-Brigade Oberstlieulenant v. Thonr des InEuiterie- Regiments 
KranpriDt von Sachsen '). 
Stab Riva; 

1. Bataillon Kronprinz von Sachsen: Slab und 4 Compagnien Iliva, 
l Compa^ie llarno, 1 Compagnie Pieve 4i Lsdre ; 

6. Bataillon des Tirolor Jäger-Regiments: I Compagnie Rira, I Com- 
It^nie Arco; 

1 Zug der 5. Escadron Trani-Uhlanen Riva ; 
3prd. Gebirgs-Batterie Nr. 2/V BoUen *). 

Im Abschnitte der Jadiearien, nSrdlich und wesllieb des vorigen 
gelegen, im Westen durch die Landesgrenze, im Norden durch die Linie über 
den Hochgebirgsrücken Presanella und über Madonna di Campiglio gegen 
Vezzano begrenzt und 3 Forts mit 20 Geschützen bei Lardaro enthailend: 

Halb-BrigadeOberstlieutenant v. Hörtern des Tiroler Jäger-Regiments. 

SUb Tione; 

2. Bataillon Kronprinz von Sachsen : Slab und 2 Compi^ien Tione, 

2 Compagnien Bolbeno, l Compagnie Corelino, 1 Compagnie Storo; 

1. Bataillon des Tirtder J&ger-Regiments; 1 Compagnie Campo, i Com- 
pagnie Cavrasto ; 

I Zug der 5. Escadron Trani-Uhlanen Tione ; 

3pfd. Gflbirg»-BaUerie Nr. ^V „ 

Im Abschnitte des Sulz- und Nons-Berges, ndrdlicli des 
vorigen gelegen, im Westen durch die Landesgrenze, im Norden und Osten 
liis zur EloceheLtadurdi die Wasserscheide zwisciten dem Nos und der £t8ch 
geschlossen , mit dem doppelten Brückenkopf bei Ponte Mostiztolo (7 Ge- 
schfitze ') und der Slrassensperre Val Slrino gegen den Tonal nüt 6 Ge- 
schützen : 

Halb -Brigade Hajor v. Alberlini des Infanterie - Regiments EH. 
Aainer: 

Stab Mali; 

3. Balaillon RH. Rainer: Stab und 2 Compagnien Haie, Croviana, 

3 Compagnien Cles, Rall, I Compagnie Cusiano, Pellizzano , 

2. Bataillon des Tiroler Jfiger-Regiments : 2 Compagnien in Gis, Pre- 
jgliena, Varolo, Scanna und Livo; 

1 Zug der 5. Escadron Trani-Uhlanen Mala ; 



l) Bla BDm 18. Jani führte Haaptmftnn t. Wslnibarg das Tlrolar Jlgar- 
Be^menU iu Commudo d«r H&lk-BrigadG. 

*) Dia Batterie mancbirte am IS, Jnoi nach Rira. 

>) Der B*D deuelben ward ant bei Beginn der FeindHÜfkeiteii dnrch H«iipt- 
«ann Crntia d«i QdalattabM In Angriff Kenommen nnd am 10. Juli beendet. 



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^' öatendeht Klatpfe in Jahn 18<0. 

SpM. Geblrgs-Balterie Nr. 1/V Male. 

Im Abschnitte des Vintschgau, mit der Strassensperre Gomagot 
gegen dos Wormser-Joch (7 GeschQtze) und mil der Strassensperre bei Nau- 
ders (12 Geschdtse): 

Halb-Brigade Major v. Metz des Tiroler Jj^er-Re^ments : 

Stab Mals ; 

2. Bataillon des Tiroler JSger-Re^ments : 1 Compagnie Mals, 

1 Compat^ie Glums, 1 Compagnie Brud, Eyrs, 1 Compagnie Laas; 

% Raketen-Batterie Nr. 11/1X Sehludems. 

Endlich als Reserve im Etseb-Thal nut der Thal- und Strassen- 
sperre Rocchelta (2 Werke, 8 Geschütze), Bucco di Vela (2 Werke, 
7 Geschütze) und Trient, dem Centrolpunkte der Vertheidigung Sfldtirors : 

1. Reserve-Brigade GM. v. Kaim: 

Stab Trient '); 

1. Bataillon d«s Tiroler Jäger- Regiments: Stab und 1 Compagnie 
Vezzano, 1 Compagnie Calavino, 1 Compagnie alle Sarche, 1 Compagni& 
Pademione, Fraveggio ; 

Infanterie-Regiment EH. Rainer: Stab Bolzen; 

1. Bataillon: Stab und 3 Compagnien Mezzolombardo und Mezzo- 
tedesco, I Compt^nie Margreid, 1 Compagnie Curtatscb, 1 Compagnie Tramin. 

2. Bataillon : Stab und 2 Compngnien Bolzen, 1 Compagnie Rardaun, 
1 Compagnie Haltern, 2 Compagnien St. Micbael, St. Paul, Girlan, Unterein. 

4. Bataillon : Slab und 3 Compagnien Ueran und Mais, 1 Compagnie 
Partschiog, 1 Compagnie Lana, 1 Compi^ie Vitpian, Terlan, Nals; 

I Zog der 5. Escadron Trani-Uhlanen Trient; 
. 4prd. Batterie Nr. 1/V Trient; 

V, Raketen-Batterie Nr. 11/IX NeumarkL 

2. Reserve-Brigade Oberst Baron Hontluisont*) des Uroler Jäger- 
Regiments : 

Slab Trient; 

ßegimentsslab und 3. Bataillon Kronprinz von Sachsen Trient; 

l) Trient Terntgfte vor Aiubroch dea Kiicges nur aber ein rertheidignogafllhigu« 
CaMell and wurde, Bbgsiehen von eineia lur Sicheruu); des EUch-Übergangei angelegt 
ten Tnmbonr, ent im letiten Stadiam des Feldin^i in einem knnhnlichen HftuQT- 
rirplAtie nmgescbAffen. E« wnrden 6 geichloBsene Bchanien, 19 Grdbatterien, 8 GeichUta- 
BtellaDgen für Oebirgs-, T fQr Raketen - Batterien erbant, und Dberdies T grOuere 
auiserhalb der Stadt befindliohe OebKude, lowie die Stadt Mlbat lar Vertheidignng 
hergerichtet. Die AnmrDiig dieser Werke erforderte im Qanien 47 QaschlltM. 

1} Oberat Baron Montlnisant behielt vorlSn^ da« Commando seines (des B.y 
BatailloEi, and ward« erst am Sl. Jaoi «ar I^bernahnte des Brigade • Gomnaado» 
bemfen. Die Trappen blieben bis d^in in der Beserre- Brigade Kaim. 



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I. KricgtTOrberaltoil^il. 7 

4. Bataillon Grossherzog von Hessen : Slab und 3 Compagnien Trient, 

2 Compasnien Pergine, I Compiagnie Civezzano; 

6. Bataillon des Tiroler Jäger -Regiments: Stab und 2 Compagnien 

Roveredo, I Compa^nie Mdri, 1 Corapagnie Skcco, Caliano; 

3pfd. Gebirgs-Batterie Nr. Vv Trient. 

Alle Abschnitls-ComiDaDdanlen wurden in einer besonderen Instruc- 
U'OD angewiesen, sich hauptsächlich die energische Vertheidigung der ihnen 
specieU zugewiesenen Territorien angelegen sein zu lassen und naeh an- 
deren Richtun^n nur dann zu Hlire zu eilen , wenn die Sicherheit des 
eigenen Abschnittes ausser Frage stünde. Die entscheidende Unterstfilzung 
war von der im Elsch-Thale stehenden Reserve zu erwarten. 

Was die Verwendung der Landesschätzen - Co'mpagnien betrifft, so 
war es die Absicht des GM. Baron Kuhn, die Mehrzahl derselben den 

4 Halb-Brigaden zuzuweisen und dort zur Besetzung der Gebirgs-Über- 
gftnge, sowie zur Herstellung der Verbindung zwischen den verschiedenen 
Abschnitten zu verwenden. Der Halb-Brigade im Vinlschgau, welche mit 
regulütfen Truppen um schwächsten dotirt war, sollten 8, den übrigen 
4 — 5 Compagnien zugewiesen werden. Das Pnster-Thal sollte durch seine 
LandesBchülzen-Compagnien vorläufig allein gedeckt werden, da bei Beginn 
des Krieges grössere feindliche Unternehmungen in dieser Richtung iricht 
zu besorgen waren. Der mit den Verhältnissen im Puster -Thale vertraute 
pensionirte Major Stockurdt v. Bernkopf erhielt das Commando über die 

5 dortigen, sowie dber die Klausen-Castelrulher Compagnie, welch' letztere 
zur Beobachtung des Fassa- und Fleimser-Thales bestimmt war. Der Rest der 
Landesschätzen-Compagnien sollte zur speciellen Verwendung des GM. Baron 
Kuhn verbleiben. Auf Anr^iung des Letzteren wurden, nach Einlangen eines 
telegraphisohen Befehles des EH. Albrechl vom 10. Juni, 12 Compagnien 
sogleich, der Rest derselben — 23 Compagnien — einige Tage später, 
streckenweise fahrend an die Grenze in Marsch gesetzt. 

Von den italienischen Streitkräften waren, während das Gros der 
regulären Armee sich gegen die im Venezianischen stehende kaiseriiche Süd- 
Armee zu wenden hatte, die unter Garibaldi stehenden Freiwilligen zum 
Angriffe auf Tirol bestimmt. Dieselben erreichten im Laufe des Krieges die 
beträchtUcbe Höhe von 3ö— 40.000 Mann '). 

1) Di« Erriehtung von aOFKiirilUgen-BataiUont^'l Compagnien in der NotidaI- 
itttrke Ton je 188 Mmid wurde darch kOniicIiohee Deoret TOm 6. M^ Angeordnet 

Am 10. worden »ni dieeen B»tUllona 10 Kegimoiter MiSBaUillmufonairta. i.: 
D«i 1., S. und 3. in Conto, d«i i. nnd 5. in Vueee in der Louibardie; du 
6., 7. Bod 6. in Bari, das 9. nnd 10. in Bailetta im MeapolitAniiohen. 



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S öiteReiehs KKoqA !■ Jchre 1881. 

Zu den vorhandenen StreitmiUeln sind ausserdem noch die Floüllen 
auf dem Garda-See zu zählen. Via feterreichische FlotUle bestand aas den 
Ruiooenbooten Wildtang, Raufbold, Wespe, Uskoke, Scharf- 
schätze, Speileafei, dann den Rad-Dantpfem Franz Josef und 
Hess'). 

Als Commandant dieser Flolille hatte sich berats am 28. Mai Corvetien- 



19m A.aii».ag so dui W«rfc«plltMn wir eU lo froMW, das« die Zaiil dar P^ei- 
irtiUiga« Mhon in der kiUHB Zeit rom Sl. — 21. ll&i anf naJieca 40JOOO Madii itieg. 
Dflmsofolge wniden in dietein Tage die WerbnngeD gesoblnaien and am 29. die Auf- 
■tenniig weiterer SO Batulloiu and die FoTmirang der Segimenter eh 4 Bataillone 
angeordnet. Die SeKimeDter 6—10 fDimirten de» grairaa Staade* wegen ihre Bataillon« 
CR fl Compagnien. 

Am ST. Mai wurde die Anfttellnng einer E«cadron Qniden niit dem uormirten 
Stande Ton SDft M«nn und 180 Pftrden, am U. Juli die efuer cwoiten Escadron an- 
befiHiUii. 

Am 29. Mai erfolgte dar Befehl snr Ecriehtong ron S Freiwilligen -BertagUeri- 
BataiUon» k 4 Compacten mit dem normirten Blande tod je 193 Mann, deren eines 
in Oenoa, dat iweite In Mailand anfiBatellen war. 

Am li. Jani wurde die MobiliilmDf iei 44. und 46. Nationalgaide-BataiUoiui 
atu den B«iirkeD ClnsoDe-Breno und Soudrio nud deren Vereinignng in eins Legion 
unter Conunando dea Obent Oaicciaidi angeordnet. Uater dem Oberbefehle dari- 
baldi'i atebend, hatte dieae Legion die Bettlmmung, die Tal Camonica und TaltaHina 
■n decken; der Stand derMtboo belief lich anf oiroa 1880 Mann, mit anfiingB 4, 
a^ltec 6 Gebirga-OeachUtsen und 2 Spfd. Feld-Eananen. 

Brat nach dem entscheidenden Kampfe der beiden Haupt-Armeen am Hincio, 
nemÜcb Ende Jnai wurden dem Freiwilligen- Corps 3 Feld-, 9 Oebiiga-Batterien, 
1 Saippwnr-Compagnie and daa Beraaglieri-Batailhm Nr. 41 von der Tegulireo Armee 
■ngewieeen. 

Die taktiache Oliedemng dei Corps in & Brigaden wurde erst am 10. Juli an- 
geordnet und war folgende : 

1, Brigade, Q«neral Hangk, 2. nni 6. Bt^iment} 

2. Brigade, Oeneral Aresiana, 8. Bma^lieri-Bataillon, 4. und 10. Be^ment ; 

3. Brigade, Oeneral Oriini, 6. und 9. Regiment; 

4, Brigade, Oberst Corte, 1. Beraagliari-Bataillon, 1. nnd 3. Begiment; 
b. Brigade, Oberst Nlootera, 8. nvd 8; Segimeat. 

Die Bekleidung, BewaETnung and Ansrfistnng der Freiwilligen konnte mit der 
raschen Formation derselben nicht gleichen Behritt halten nnd es aebeint, daas selbe 
erst Ende Juni, nnd anch da nor notbdUrftig dnmbgeftlbrt war. Die Begimenter wur- 
den aül dotudbetl Gewekren, wie die n^vU^ Infanterie, die Bersaglieri mit T(»iQg- 
lichen Schweiser-Stataen kleinen Kalibers Teraehen. 

1) Die Kanonenboote waren mit Ausnahme des ,8peitenfel*, welcher 2 geso- 
gene S4PfllndeT fllhrte, mit S 46pftlnd. glatten assohOtEen and 2 kunen SOPfflndem 
bestockt, während die Rad-Dampfer 2 nnd 4 ges<^ne ISFfBnder an Bord hatten. Mitte 
Mal wozden alle Kanonenboote zur Deckung der Hawhinen nnd der Ober der Wasserlinie 
befindlichen Palverkammem binnen ö Tagen mit EisenbaliiiBchienen gepaaaert. An 
der Hittcio-Einiahtt in PescUers itMtden S Sohleppachiffe mit j« einen glatten 
12Pfllnder sm Boid; 8 unarmlTto Segelboote (Toppi), als Ansos an dea Ufern ver- 
tbellt, solllea jede Annihemng des Feindes mittekt Altarmieichea dem FVitillen- 
ConmaDdo bekannt geben. 



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L KriegsTOrberaitimgeB. ^ 

Ca[Htftn Mnalroiii v. MontTort mit Schiilstähnrich Heinze als Adjutanten, 
zuerst auf Dampfer Hess eingeschifft, spSter jedoch (10. Juni) das Kanonen- 
boot Speiteufet zum Flaggschiff bestimmt und nahm am 19. Juni, gegenüber 
von Salo, bei S. Vigilio, welcher Punkt mit einem optischen Telegraphen ver- 
sehen worden war, Stellung. 

Die feindlicherseits zur Verwendung auf dem Garda - See bestimmten 
Schiffe bestanden aus 5 Kanonwbooten kleinerer Gattung, welche je ein 
schweres Geschütz führten ; vor nicht langer Zeil mit neuen Kessln versehen, 
besaesen sie eine nicht unbedeutende Schnelligkeit. 

Commandant dieser Flotitle war Oberstlieutenant Elia, während Gene- 
ral Avezza na mil der Küstenvertheidlgung belraut war. Salö als Centrat- 
pnnkt wurde durch Anlagen provisorischer Hafenberestigungen gesichert, 
und erhielt später als Besatzung 1 Bataillon des 10. Freiwilligen-Regiments 
(1200 Mann) und I Compagnie cacciatori di Garda (200 Mann). Sämmtliche 
Boote und Barken des piemontesiscben Ufers befanden sich in diesem Hafen 
vereinigt Ausserdem waren auf der Spitze von Maderno Befestigungen ange- 
legt und mit 7 schweren Cavalli - Geschützen armirt worden. Gargnano, wel- 
ches durch Batteriebauten geschützt wurde, soll von 3 Compugnien des 
10. Freiwitligen-Elegimenis unter Oberst Corvi besetzt gewesen sein. 

Beim Truppen-Commando in trient war man Ende Mai von der Zahl 
und den Aufstellungsorten der zu errichtenden FreiwilKgen-Regimenter, so 
wie von dem massenhaften Zadrange an den Werbepl&lzen in Kennlniss. 

Über die Richtung des Angriffes aber, so wie über die Gattung und 
Zahl der zur Verwendung gegen Tirol bestimmten Streilkr&fle liefen nur 
mangelhafte und widersprechende Nachrichten ein. 

Um auf alle Fälle vorbereitet zu sein, ordnete GM. Baron Kuhn am 
12. Juni, da er durch ein Telegramm des EH. Albrecht von der Wahr- 
scheinlichkeit des baldigen Ausbruches der Feindseligkeiten verständigt wor- 
den war, bei sämmllichen Halb-Brigaden die scharfe Beobachtung der Grenz- 
übergänge, und am 18. die Einleitung des völligen Sicherheitsdienstes an '). 

') DeniKafoIge wurden folgeode Posten a 
Bei der HAlb-Brigade Thonr: Oflicienipoiten 

der V«l Lorina 
Halb-Brigade HSffera: OERclenpoeten ia Deone, in der Vi\ Qialii, bei BiccooiMsiiiis, 

MD Honte MftCAO und Honte Vacil; 
Halb-BrigKde Albertini: OEeienpoeten am Tonnl ond bei Peja; 
Halb-Brigade Hete: t JKger-Compagnie aaf der Fraii*eM-HOhe, 1 Cooipa^ie «af 

der Kohr-Spitae, 

Die Ordre de bataille sSrnntlicbsr Truppen, einicUiceelicb der IiABdeuafgeboti- 
Compagnien, iit in der Beilage enthalten. 



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Ostsnelchs Kftmpfe Im laitf IHW. 



n. Abschnitt. 



Vom Beginne der Feindseligkeiten bis zam Abmärsche 
der Süd-Atmee im die Donan. 

(Hl«u >ia> CbanlekUkkrie ) 

Vom nahen Beginn der Feindseligkeiten wurde GM. Baron Kuhn am 
20. Juni Abends durch EH. Albrecht mitlelsl Folgenden Telegrammes in 
Kenntniss geseist: 

„Sirengste Bereitsch&tl von heute eintreten lassen. Beginn der Feind- 
seligkeilen am 23. Früh." 

Die Halb-Brigaden wurden hlevon sogleich verständigt und eine engere 
Concenlrimng der Reserve im Etsch-Thale angeordnet. 

Als um folgenden Tt^e ein Telegramm des EH. Albrecht die 
Besetzung Brenlonico's durch eine Landesschützen-Compagnie, behufs Über- 
wachung der Grenzübergänge zwischen der Etsch und dem Garda-See anord- 
nete, wurde die Landesschützen-Compagnie Hall dorthin disponirt ')• 

Die Märsche der übrigen Compagnien wurden beschleunigt, und da 
noch verschiedenen Anzeichen ein feindlicher Eiolall von der Vallellina und 
Val Camonica her zu gewärtigen war, wurde der Landsturm von Lana. 
Kallern und Meran aufgeboten, um im Sulz-, Nons- und Ullen - Thale ver- 
wendet zu werden '). 

Der erste kleinere Zusammenstoss fand am 21. Juni am Passo di Brul- 
llone slatl, wohin eine etwa 10 Mann starke feindliche Patrulle vordrung sich 
jedoch nach einigen Sdiüssen vor der am Passe auff^lellten Feldwache 
zurückzog. 

In den folgenden Tagen wurden zur strengeren Bewachung der Über- 
-,;änge noch einige Abiheilungen näher an die Grenze geschoben *). 

1} Dieselbe hatte un 23. Jqdi dort einiLatreffeii ; bis dahin war Bientonicu 
von einer halben Jltger-Compsgeie beietEt. 

2} Der Landstann dieser drei Beiirke erreichte in den nkcfasten sirri Tagen 
einen Oesammtatand TOn 9600 Mann. 

3) Bei der Halb'Brigade Thoar kamen 2 Compagnien Kronpriui von Sachsen 
von BiTs nach Campi, dagegen 1 Compagnie Tiroler JSger von Arco nach Riva. Die 



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IL BagiDD der Fetndiellgkeiten. U 

In Folg« anes am Abcnü des 23. von EH. Albrecbi eingelangten 
lelegraphischen Befehles, den Monte Baldo schleunigsl zu besetzen, erhielt 
(las 6. Bataillon Tiroler Jüger den Befehl, unter Zurücklassung einer halben 
CompagnJe im Gastell von Roveredo nnd 1 Compagnie in Mori, mit aller 
Beschleunigung nach Brentonico zu rücken. 

Der 21. Juni, an welchem Tage die kaiserliche Armee den entschei- 
denden Sieg bei Custoza erkämpfte , verging in Tirol ohne besondere Ertig- 
nisse, nur in der NAhe des Wurmser-Jocbes kam es zti «nem geringfügigen 
Zusammen stosse. 

Major V. Metz überschritt nemlich um 3 Uhr Früh mit 3 Conipagnieii 
Tiroler Jäger und den Landcsschülzen-Compagnien Silz, Landeck und Nautlers- 
Ried die Grenze. Eine in derCantoniere Santa Maria stehende feindliche Abtbei- 
lung von ungetShr 40 Nalionalgarden aus Bormio, nebst einigen Finanzsol- 
dalen und WaldhQlem, zog sich hierauf bis in die Gallerien unterhalb Sponda- 
lunga, dann nach kurzem Fenergefechle mit einigen JSger-Schwärmen wdter 
zurück, und traf Anstalten zur Verlheidigung des Ponte del Diavolo. Durch 
Zuzäge von Freiwilligen erreichte diese Abtheilung die Stürke von 200 Mann 
und Oberst Guicciardi, welcher diese Abiheilungen selbst geleitet zu haben 
scheint, erwartete hier den Anmarsch des Nalionalgarde-Balaillons Hr. 45. 

In der Nacht vom 24. bis zum 25. wurden auch die Vortruppen am 
Tonnl durch eine feindliche Ablheilung alarmirt, deren Stärke nicht erkannt 
werden konnte. Major v. A I b e r t i n i concentrirte hierauf alle um Fucine ver- 
einigten Truppen und die Landesschützen-Compi^nie Bolzen -Sarnthal bis 
2'/, Uhr Mittags auf dem Tonal, und sctipb eine Compagnie EH. Rainer ober 
die Grenze vor. 

Der Feind stand am 24. ungefähr wie lolgt: Oberst Guicciardi mit 
seinen Abtheilungen in der Gegend von Bormio; das 1. Freiwilligen- Regl- 
menl an der Strasse von Desenzano, das 2. Re^ment und das 1. Bersaglieri- 
Bataillon nächst Roeca d'.Vnfo und in der Val Sabbia, das 4. Regiment und 
dos 2. Bersaglieri- Batoißon in Bergamo, das 3. und 5. Regiment seheinen in 
Brescta oder smt dem Marsche dahin gewesen zu sein. — Die R^imenler 
ti — 10 waren noch im Anmärsche auä Süditalien, trafen aber gleichfalls bald 
ein. Der grösste Theil der Guiden befand sich noch in Monza. Einige Gebirgs- 



übergftnge von Pregftsena, Monte Nott>, Monte TremkU uatl Monte AIpo nurdoa mit 
0<n«terapoit«D, TUrno von dar Lftudesachntzeu-Compagaie Rattenbei^ besetat. 

Bei der Halb-Brigade Hnffern kam die Landeaschfltien- Com pagoie Innsbruck 
(Stadt) naoh Dado, Ipnsbmck-Miedera nach Condino, Brizen nach Daone, 1 J&ger- 
Compagnis nnoh Creto (bei Strada). 

Bei der Halb-Brigade Heti rttokten 1 Jäger -Compagnie und 3 Raketen- 
Qe»«hat*e auf die Ferdinaads-HOhe, 1 JBger- Compagnie, die LaadesschatieD -Com- 
pagnie Nanders-Sied und diu flbrigen Bftketen-GeschtltEe auf die Fransens-HOhe. 



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12 östarreielu Klmpfe im Jahr« 186A. 

n.iUenen wurden dem Freiwilligen -Corps zwar am 24. zugewiesen, dach 
waren dieselben nur ungenügend mil Haulthieren versehet. Fftr den 25. 
ordnete Garibaldi, der sich von Brescia an den Garda-See bsgab, eine 
Kecognoscirunf am Idro-See an. 



Zur Recognoscirung am Caflaro (raren einige Compagnien des 1. Ber- 
saglieri-BaUtillons und des 2. Regimenls am Morgen des 25. bei der Brücke 
ein und besetzten diese sowie die beiderseits beßndlichen H&user. — Eine 
<ilwa 60 Mann starke Abtbeilung rückte um 7 Uhr gegen Darzo vor und 
drängte die dort poslirle österreichiscbe Feldwache nach Dazio zurück, wo 
mittlerweile die von Storo eingetroffene Compagiiie Kronprinz von Sachsen zu 
der Innsbrucker Landesschützra-Compagnte gestossen war. Die beidea Com- 
p;ignien rückten nun gegen Darzo vor und besetzten den Ort, welcher vom 
I'einde ohne Widerstand ger&umt wurde. Als dieser am 10 Uhr neuerdings 
Anstalten zum Angriffe machte, beschloss Hauptmann Ruziczka (von Kron- 
prinz von Sachsen) demselben zuvorzukommen und führt« die beiden Com- 
pagnien gegen den Caffaro vor. An der Brücke von einem mdrderischen 
(lewehrfeuer empr.tngen, drangen die Abtheilungen zwar über dieselbe, 
tnussten aber schlies^ich vor dem überlegenen Gegner weichen und zogen 
Kich nach Condino zurück, ohne dass ihnen der Feind lolgte. 

Oberstlieutenanl v. HÖftern war, auf die Heidung von der Vor- 
rückung des Feindes, I Compagnie Kronprinz von Sachsen in Tiooe zurück- 
liKsend, miisdner Hulb-Brigade nach Roncone marschirl und beorderte auch 
die beiden am Gefechte betheiligt gewesenen Compagnien dahin. Am Abende 
hlellte er seine Truppen, da verlüsslich scheinende Nachrichten am nächsten 
Tage einen AngrifT von BrufTione her erwarten Hessen, zwischen Tione uud 
l/irdaro auf, und schob Posten nach Por, Daone, auf den Dos dei Morti, den 
Pjiaso d'UscioI und auf die MalgB Arno vor. 

Die Verluste des Tages bestanden au( österreichischer Seite: 
Bei Kronprinz von Sachsen- Inianterie : 

OfFidera Mann 

Todi — 7 

Verwundet gefangen .... 1, — 

Verniiüst — 10 

. Bd der Innsbrucker Landesschülzen-Compagnie : 

Todt '. . . . — 3 

Verwundet , - . . . . . — 7 

Zusammen . . 1 Officier, 27 Mann. 



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II. Itefinn der F«lnd»eli^citcD. 13 

Der Gegner soll (nach der Gazetta uffidate vom 2. August 1866) nur 
2 Verwundete verloren haben. 

Der für die italienisctwn Waffen unheilvolle. Ausgang der Sehlacbt von 
Cuetoza musste nottiwendig von Einfluss aui die Ereignisse in Tirol sein. 
Garibaldi, der am Morgen des 25. die Nachricht von den fiosultalen der 
Schlacht erhielt, glaubte vorläaSg den Gedanken an- eine Offennve aufgeben 
zu mässen, verlegte sein Hauptquartier nach Lonato, zog die vorge8ehobe> 
nen AbUteilungen zurück, concentrirte in den n&chsten Tagen zwischen Lonato 
und Desenzano ungelühr 15.000 Freimllige und setzte Breacia in Verlhei- 
digungsstand. 

Einzelne fdndliche Abtheilungen, die noch in den Thälern zunichst 
der Grenze verweilten, gaben indessen dem Truppen-CoinmLindo in Tirol 
Anlaes zu dem Glauben, dass der Feind, trotz der Ereignisse in der veneua- 
nischen Ebene, aur seiae Unlernehmungen gegen Tirol nicht verzichtet habe 
und GM. Baron Kuhn traf, seinen Stab nach Comano verlegend, Anstalten, 
denselben zu begegnen, so am 26. gegen einen EinTall in die Judiearien, am 
'28. gegen einen AngrifT aul Riva, und endlich noch am selben Tage neuer- 
dings gegen eine feindliehe Unternehmung in den Judiearien. 

Erst am 29. langten übereinsiimmende Nachrichten ein, denen zufolge 
man die leindlichen Abtheilungen auf allen Punkten ziemlich fem äer Grenze 
wähnen musste 

GM. Baron Kuhn durfte nun voraussetzen, dass wenigstens in den 
nächsten Tugen kein feindlicher Angriff zu gewärtigen sei '), und beabsich- 
tigte, sein Hauptquartier wieder nach Trient verlegend, den von den letzten 
Märschen sehr in Anspruch genommenen Truppen der Reserve in weiten 
Cantonnements Ruhe zu gönnen. 

Kaum waren jedoch bielflr die .Anordnungen ergangen, als folgendes 
Telegramm des EH. Albrecht eintraf: 

„Mit Landesschflizen Tonal und Stilfser-Joch besetzt halten, gleich- 
.zdlig mit mobilen Truppen über genannte Pässe nach Edolo, Tirano, Teglin 
„vorräcken, von da kleinen Krieg weiterführen." 

„Nach Zuläs^gkeit der StreitkrfKte gleichfalls zwischen Chiese und 
„Garda-See gegen Salö vorrücken und trachten Rocca d'Anfo im Rücken 
„zu nehmen." 

Bekanntlich rückte in den nächsten Tagen auch das Gros der Söd- 
Armee über den Mincio der geschlagenen feindlichen Armee nach. 

i) ThkUächUch i*«T der Geguer am 27. vom Caffitro tattIelig«KU>(:eo, stand 
]ib«r DOch immer mit eiLi^n AbtheUnDgeo in der Val Camonicii und er^ff, wie 
spKter nfthar ansgefOhrt werden wird, aclion in den nSchBten Tagen die Offensive. 



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14 öatemldu lUmpfe im Jahre 1864. 

GM. Baron Kuhn erliess nun dem erlialienen Audrage gem&ss fol- 
gende Dispositionen : 

Zur Unternehmung; ^gen Rocca d'Anfo halte Oberstlieutenant v. H öf- 
ter n am 30. Ricconiassimo, Monte Hacao, Vacil und Passo BrufHone von den 
LandesBChutzen-Compagnien besetzen zu lassen, mit den regulären Truppen 
nm I.Juli von Condino fil>er den Monte Vacil und Monte Carena nach Bagotino 
zu marscliiren, dabei gegen den Passo della Maniva und über den Paas Croce 
Doniini gegen Breno streuen zu lassen. Später ward noch das 1. Tiroler 
Jäger-Bataillon und die 1. Wien -Tiroler Scharfschützen- Compagnie unter 
Hauptmann Knöpllor in dieser Richtung üb^r Pinzolo (I. Juli), Condino (2.) 
lind den Pass Croce Domini (3. Juli) disponirt. Am 2. Juli sollte die Halb- 
Brigade HCffern trnehten, durch die Vat Levrazzo in den Rücken der 
i'este Rocca d'Anfo vi gelangen. 

Oberstlieutenant v. Thour hatte bei Riva die Rocca>Kaserne durch 
eine Compagnie , den Monte Alpo , Tremals und Notta sowie die Über- 
gänge von Pregasena durch Landesschützen besetzen zu lassen, mit dem Reste 
der Halb'Brigade am 30. Juni zum Fort Ampola, am 1. Juli nach Turano, am 
2. über den Monte Menos in den Rücken von Rocca d'Anfo zu marschir^. 

Die 4 Compagnien des 6. Bataillons Tiroler Jäger (von der Brigade 
Montluisant) hatten unter Commando des Hauptmann v. Gredicr über 
Nago nach Store, am 2. Juli aul den Monte Suelto zu rficken und bei der 
Einschliessung der Feste mitzuwirken. 

Zur Vorriickungin die Val Camonica hatte als Seiten-Colonne Major v. 
Metz vom Stilfser-Joche, wo die Landesschützen-Compagnien zurückzublei- 
ben hatten, mit der Hatb-Brigade am 30. Juni in Bormio, am 2. Juli in Bola- 
dore zu stehen. 

Die Reserve-Brigaden waren am 30. Juni nach Pinzolo (in der Val Ren- 
dena), am 1. Juti über den Pass Madonna di Campiglio nach Mezzana (im 
Val di Sole), am 2. im Verein mit der Halb-Brigade Alberlioi (aber den 
Tonal) nach Ponte di Legno, am 3. gegen Edolo und Breno in Marsch zu 
setzen '). 

Mittlerweile hatte an demselben Tage, an dem GH.B:iron Kuhn beauf- 
tragt ward, aus Tirul vorzurücken, auch Garibaldi, der mit den 5 ersten 
Regim»itern und den 2 Bersaglieri-Balaillons am 28. Juni zwischen Lonato. 
Desenzano Gavardo und Salö stand und, wie früher erwühol, sich aul die 

i) SpSter ward«, der BetchwecUchkeU der KUrache wegeo, den Trappen der 
Beterre ein BahelAg gegeben. Die Batterien worden, Eur Umgehntig d^ fOr Fuhr- 
werke nnpraktie&blen Paeses TOn Campiglio, über alle Sbrehe, Ueuoloiiibardo, Mali 
UAcb Ponte di I>e([DO initradirt. 



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IL Oefecht &m Hont« Suello. Iß 

Defensive beschränken wollle, aas dem Huupiqnartier des KSnigis den Belehl 
erhalten, die Operationen gegen Tirol wieder aufzunehmen. 

Garibaldi beauftragte sogldeh Oberst Cadolini, mit seinem (dem i.) 
Regimente zur Unterstätzung des in der Val Camonica stehenden Major 
Caldesi ') vorzurücken, und seheint den Enischluss gefasst zu haben, mit 
dem grfissten Theile seiner Truppen gegen die Jadicarien vorzugehen. Er 
beauftrf^te Oberst Corte (Commandant der 1. Brigade in Salö) am 1.. Juli 
den Ponte d'Idro besetzen zu lassen und am 2. gegen Rocca d'Anfo zu mar- 
schiren. 

Oberst Corte detachirte am I. Major Cingia mit ] Compagnie des 
1. Regiments und 1 Bersaglieri-Compagnie an den Ponte d'Idro, verülfirkte 
ihn am 2., als das Herannahen österreichischer Colonnen von Moerna gegen 
Treviso gemeldet wurde, durch 2 Compagnien und entsendete Miyor S a 1 o- 
nione mit I Bataillon aber Presegno gegen die Vulle della Berga, da anch 
in dieser Richtung österreichische Abtheitungen im Anmärsche sein sollten. 
Mit den übrigen Truppen setner Brigade marschirte Oberst Corte am 2. bis 
Vestone und am 3. bis Rocca d'Anfo, wo auch Garibaldi eintraf. 



Am 3. Juli Nachmittags erhielt Oberst Corte den Beiehl, auf der 
Strasse von Kocca d'Anfo gegen BagoUno zum Angrifie vorzugehen. 

Er Hess nun l Bersaglieri-Compagnie auf dem Saumwege über S. An- 
tonio gegen Bagolino, I Compagnie des 3. Regiments zwisclien der Strasse 
und dem Idro-Sec, den Rest auf der Strasse selbst vorgehen. 2 Finanz- 
patnillen-Schifie, jedes mit 2 leichten Geschützen, ruderten gegen S. Giacomo- 

Diese Vorrückung musste nolhwendiger Weise zum Zusammenstosse 
führen, da die Abtheilungen des Hauptmann v. Gredler, im Sinne der 
Angiiffs-Dispositionen des GM, Baron Kuhn, bereits tagsvorher am Monte 
Suello eingetroffen waren ^). 

3 Compagnien und 1 Zog hielten den Berg besetzt, •/, Compagnie unter 
Oberlieutenant V. Boutbil Her stand einige 100 Schritte auf der Strasse 
nach Rocca d'Anfo vorgeschoben und I Zug in Ponte Reinieri gegen Bagolino- 

i) Dieser wu mit dem 1. BaUillaii dei 4. BcgimenU, dem 44. Nktional^mrde- 
Rataillon und ä Öebirgs-QefchQtten am SS. in Incadine eiagetraffan. 

t) Du StUrkererhSltniu war fQr die fisterreichitchen Abtheilangeo sehr angOn- 
stig. WShnnd Hauptmann ▼. Oiedler tiar Qber 4 Compafoien JBger in der Qeiammt- 
•tlrke Toa circa S03 Mann disponirte, verfüjrte Obent Corte am Eampfplatie Ober 
1 Compagnie Bersaglieri, das 3. Bataillon and 2 Compagnien des 1., 10 Compagnien 
dM 3. S^'^B'^t' <">' 1 Oebiqa-Batterie, im Gan«en ungefllir ttber 2S00 Mann nnd 
6 Oeeobfltse. 



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16 ö(twT«letu KltDpfe in Jfthi« 1866. 

Als um 1 Ulir der Feind von S. Anlonio vorzurädcen begann, wurde 
Hauptmann Schif Her mit 3 Zögen auf der Strasse TOrgesendet, und Haupt- 
mann Oss mit */, Compagnte in die rechte Flanke zur Beobachtung des von 
Bugolino gegen S. Antonio führenden Saumweges detachirt. 

Die ersten auf der Strasse vorrückenden Abtheilungen Corte's wurden 
durch Oberlieulenant v. BnuLhitlier mit dem Bajonnet angegriffen und 
geworfen, Hauptmann Schifller, welcher während seiner Vorrä(*ung auf 
der Strasse von den Booten mit einem lebhatten Gesehätzfeuer empfangen 
und gleichzeitig durch die zwischen dem See und der Strasse vorrückende 
femdliche Compagnie in der linken Flanke bedroht wurde, Hess letztere durch 
1 Zug zorückdrängen und ruckte gelbst über S. Giacomo gegen S. Antonio 
vor, wo mittlerweile Oberst Corte seine durch Oberlieutenant v. Bouthil- 
lier geworfenen vordersten Abtheilungen sammelte und neuerdings vor- 
rücken liess. 

Dieser zweite Angriff wurde in der Front durcli eine unter Hauptmann 
Walter vorgerückte Compagnie abgewiesen und d er Gegner, als ihm auch 
Hauptmann Oss in die Flanke fiel, zum Rückzuge genöthigt 

Oberst Corte liess nun die Österreichischen Abtheilungen unter Haupt- 
mann Schiffler, die mittlerweile die Kirche und den Friedhof von S. Giacomo 
besetzt hatten, durch 2 im Fiiedhofe von S. Antonio aufgeführte Geschütze 
lebhaft beschiessen und schickte frische Ablheilungen zum Angriße vor, welche 
jedoch trotz anerkennenswerther Tapferkeit auch diesmal durch das sichere 
Feuer der Jäger erschüttert und dann mit dem Bajonnet geworfen wurden. 
Hauptmann Schiffler verlolgle den weichenden Gegner, verdrängte einige, 
S. Antonio besetzt hallende Abtheilungen, und ging dann wieder nach S. Gia- 
como zurück. 

Oberst Co rie schritt nun, nachdem er noch 2 Geschütze vorgenom- 
men hatte, mit summtlichen Abtheilungen zum letzten Angriffe, welcher aber 
ebenlalls an der zühen Ausdauer der Jäger scheiterte. Die eingeleitete Ver- 
folgung konnte des heftigen feindlichen Geschützfeuers wegen, nicht wirksam 
fortgesetzt werden. 

Hauptmann v. G r e d I e r, der das Gefecht gegen den weit überlegenen 
G^ner mit ausserordentlicher Aufopferung und Ausdauer geleitet hatte, ging 
bei Einbruch der Nacht nach Lodrone zurück und Hess 3 Züge am Ponte di 
Cafforo stehen. Der Gegner besetzte in der Nacht S. Giacomo, rückte am lAor- 
gen des 4. vor, zog sich aber bald wieder nach S Antonio zurück. 

Die Jäger verloren in diesem Gelechte, welches 5 Stunden gedauert 
hatte: 



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1 Monte Bnello. 



Todl 1 U 

Verwundete ....... 2 41 

Die Brigade Corte verlor: 

Todt 4 40 

Verwundete 13 •) 250 

Vermisste — 22 

(darunter 12 Mann gefangen). 

Mittlerweile war OberslUeutenant v. HöTtern nacli einem äusserst 
beschwerliclien Marsche über das Gebirge am 1. Juli in Bagolino eingetroffen, 
liess seine erschßprien Truppen am 2. rasten, und marschirle am 3. mit 5 
€ompagnien ') und 4 Geschützen in die Val di Levrazzo bis zum Ursprünge 
dieses Thaies, ward jedoch durch eine feindliche Coloune (Bataillon des Major 
Salomone), die sich gegen die Valle della Berga wendete, im Rücken 
bedroht, erfuhr auch später, dass Hauplmann v. Gredler eine zu grosse Über- 
macht gegen sich habe, um am Monte Suello noch länger Stand zu halten und 
trat daher am 4., als auch ein Auftrag biezu vom Truppen-Commando ein- 
g^elroffen war, den Rückzug bis zur Ma^a BruHlone an. 

Die dritte zur Einschliessung Rocca d'Anfo's bestimmte Colonne — diß 
Halb-BrigadeThour — war schon am 2. Juli bei ihrer Vorrückung über 
Moerna und Hano in der Nähe des letzteren Ortes auf eine etwa 400 Mann 
starke feindliche Colonne — (die 2 Compägnien des Major Cingia) — 
gestossen, gleichzeitig durch feindliche Abtbeilungen bei Bollone und Cadria 
in Flanke und Rucken bedroht worden, hatte daher bereits on diesei^SR'age 
den Rückzug bis Moerna angetreten und marschirle am 3. bis Vall' Ampola. 
Am 4. um 5 Uhr Früh zur Unterstützung Gredler's wieder bis Lodrone gelangt, 
«rhiell Obersllieulenant v, Thour vom Truppen-Commando den Auftrag, 
sich zurückzuziehen und marschirle noch am selben Tage bis Pieve di Ledro. 

Während die Unternehmung gegen Rocca d'Anfo den geschilderten 
Verlauf nahm, blieb die Vorrückung über das Stillser-Joch ohne Resultat, 
da Oberst Guicciardi, einige Tage nach dem 24. Juni, bis Mazzo und Tre- 
senda sich gezogen halte und die Hatb-Brigade Metz, welche am 2. Juli bis 
Morignone, am 3. bis Boladore vorrückte, daher nirgends auf den Feind sliess. 

Nur eine Compagnie, welche über den Passe Morlirolo nach Menno 
in die Val Camonica streifte, traf dort mit einer feindlichen Abtheilung zusam- 
men. Dagegen kam es in der Nähe des Tonal, da der Feind in der Gegend 

1} QftribKldi waide gelbst id diesem Oefechte leicbt rerwandet. 

1] 1 Compaguie Krooprioi von Sftchaea blieb in Bagoliiio znrOck. 

OtWmichi Klapr* IS««. (V. Buri.) 3 



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Ig öiterreich» KSmpfe im J»bre 1869. 

von Monno und weiter räckwärls in der Val Camonica mit ziemtich bedeiUen- 
den Kräflen stand, am 4. Juli zu einem Tür die kaiserlichen Truppen rühm- 
lichen Gelechle. 

Safaokt b*l TMS«. <4, J«U.} 

Das 1. Bataillon des 4. italienischen Freiwilligen-Regiments unter MdJQr 
Caldesi stand nebst dem 44.NntioDalgarde-Bataillonund 2 Geschützen schon 
seit dem 28. Juni bei Incudine; der Rest des oberwähnten Regiments, 3 Ba- 
taillons unter Oberst Cadolini, traf um 30. Juni in Lovere (in der Val Camo- 
nica) ein, marschirte auf die Nachricht, dass der Pass Croce Domini von 
österreichischen Abtheilungen besetzt sei. nach Ca^npolare, wandte sich am 
2. Jnli, dort nur das 4. Bataillon unter Ohersllioutenant Mozza stehen las- 
send, mit dem 2. und 3. Bataillon wieder in das Thal nach Breno zurdck 
und liess das gleichfalls unter sein Commando gestellte 2 Bersaglieri- 
Bataillon zur Unierstätzung Caldesi's vorrücken. 

Am 3- Juli standen zwischen Davcna und Davenina das Gros des 
I.Bataillons vom 4. Regimenle, das 2. Bersaglieri-Baiaillon und 2 Geschdlze 
in einer günstigen Aufstellung, welche durch einen Jägergraben, der, die 
Strasse durchschneidend, bis an den Oglio reichte , verstärkt worden war, 
2 Nationalgarde-Compagnien lagerten bei der Chaussee-Brücke über den Oglio; 
eine Compagnie des 4. Regiments war mit Vortruppen gegen Stadolina nach 
Vezza vorgeschoben, 1 Zug hielt Grano besetzt 

Im Ganzen, mit Einschluss einer Abtheilung Finanzsoldalen und Gul- 
den, zählten die Truppen Caldesi's 2050 Mann, von denen 2 Compagnien des 
Nationalgarde-Bataillons nach dem Passo Mortirolo detachirt waren, so das.<: 
in der Position 1750 Mann mit 2 Geschützen standen. 

Vom Tonal her war indessen ilajor v. Alberlini, welcher am 29. Juni 
die dortige Stellung wieder bezogen hatte, der erhaltenen Angriffs-Disposilion 
zufolge, am 3. Juli nach Pontagna vorgerückt; I'/j Jägcr-Compagnien unter 
Hauptmann Leidner gingen nebst dem Uhlanen-Zug nach Vezza vor. Ein 
Zug Tiroler Jäger und die Landesschätzen- Compagnie Meran-Passeyr blieb, 
da diese Compagnien, über die Grenze zu gehen nicht verpflichtet waren, in 
Pejo, dieLandesschOtzen-CompagnieBolzen-Sarnthal mit der Pionnier-Abthei7 
lg am Tonal, die Landesschützen-Compagnie Kaltem in Dimaro zurück '). 

Von der Halb-Brigade konnten somit am Kample theilnehmen: 

1 Compagnie und 3 Züge Tiroler Jäger .... 280 Mann 

das 3. Bataillon EH. Rainer ■ ■ 808 „ 

Zusammen. . . . 1088 Mann, 
iorner die 3pfd. Gebirgs-Dallerie Nr.l/V und 1 Zug Trani-Uhlanen. 

1) Letitere wnrde am 4. auf ibre Bitte nuf dsD Tonal, dngagen die L&ndes- 
vcbOtien- Compagnie Botien-Sarntlial iiach Dimaro verlebt. 



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II. Gefecht bei Veiz*. ]{( 

Die vorgeschobene JS^er-Ablbeilung traf noch am 3. bei Stadolina auf 
die Vortruppen des Geyers, und drSngte dieselben gregen Veiza zurück. 

Auf die Nachrieht hieven, ging Major v. A I b e r t i n i, obgleich er bereits 
einen Belehl zum Rückzüge, dessen später n&lier erwähnt werden wird, 
erbalten hatte, mit 4 Compagnien EH. Rainer und den beiden Geschätsen nach 
Sladolina vor und beschloss am nächsten Tage, den Gegner bei Vezza anzu- 
greifen. Der Rest der verfügbaren Truppen ward aus Pontagna noch heran- 
gezogen und am 4. um 2'/« Uhr Früh, setzten sich dieselben zum Angriff in 
Bewegung. Die feindlichen Vorposten zogen sich, sobald sie der kaiserlichen 
Truppen ansichtig wurden, sogleich auf Vezza zurück, räumten den Ort, später 
auch den Kirchhof und zogen sich auf Anordnung Caldesi's in die Stel- 
lung bei Davena. Vezza ward sogleich durch eine ästerrcichische Jäger-Com- 
pagnie und 2 Geschätze an dem gegen Davena gerichteten Ausgange besetzt ; 
die übrigen 2 Geschütze und 1 '/, Compagnien EH. Rainer stellten sich auf der 
Südseite des Ortes, '/, Compa^nie am Ausgange gegen Grano auf; 1 Diviäon 
des Regimentes und der Uhlanen-Zug blieben in Reserve. 

Später ward diese Division mit 3 Zügen Tiroler Jäger unter Haupt- 
mann Daniek aul den rechten Thalhang der Valle Grande geschoben, 
'/, CompagnieElL Rainer ging gegen Grano vor, verdrängte die dort befindlichen 
feindlichen Abiheilungen und vertheidigte den Ort gegen wiederholte Angriffe 
von 1 y, zur Verstärkung vorgerückten Bersaglieri-Compagnien. Die 3 Jäger- 
Zdge nahmen die Richtung gegen die Terrasse von Carmignano nördlich von 
Grano, erstiegen unter vielen Schwierigkeiten und henigem feindlichen Feuer 
die Höhe und drängten die italienischen Schützen gegen Davena zurück. 

Mittlerweite hatte Mfyor Ca Idesi sich zum Angriffe auf Vezza ent- 
schlossen. Die von dort hinter Davena zurückgegangene Vorposten-.\bthei- 
lung ging unter Major Castellini (Commandant des 2. Bersaglieri-Batail- 
Ions) im Vereine mit 2'/, Compagnien Bersi^lteri und 2 Geschützen wieder 
gegen Vezza vor. Die Geschütze kehrten zwar nach einigen Schüssen auf 
ihren L^erplatz zurück, um von dort während de.s Gefechtes ein ziemlich 
erfolgloses Feuer zu unterhalten; hingegen setzten sich dichte Plänkler- 
schwärme des .ingreilers im hohen Getreide auf Schussdistanz vor Vezza fest 
und richteten ein lebhaftes Feuer gegen die Orlsumfiissung. Endlich gingen die 
Unterstützungs-Abthcilungen wiederholt zum Sturme vor, wurden aber jedes- 
mal durch das Geschütz- und Kleingewehr-Feuer der Vertheidiger abge- 
wiesen. Der Kampf, in welchem österreichischerseits auch Abtheilungen der 
Reserve zur Unterstützung und theilweisen Ablösung der im Gefechte befind- 
lichen Truppen vorgezogen wurden , dauerte so bis gegen 6 Uhr, als Major 
Caldesi einen letzten entscheidenden Angriff mit seinen noch verfügbaren 



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2,0 ÖBterreicha Elmpfe ioi Jahre 1866. 

Kränen anlernahm. Unler dem Schulze dtchier Schwärme räcklen alle Ab- 
iheilungen auf der Strasse und auf dem Karrenweg^e von Davena vor. 

Doch auch dieser Angriff ward abgeschlagen und arteie dann in einen 
völligen Rückzug aus. 

Hauplmann Oliva, der slatl des gefallenen Major Castellini das Com- 
mando der Qersaglieri übernommen, versuchte zwar mit einigen zusammen- 
geraftlen Abiheilungen den eiligen Rückzug durch eine Aufstellung südwesl- 
lich Grano zu decken, musste aber, als Hauptmann Daniek mit 1'/, Coui- 
pagnien EEL Rainer über Grano vorrückte, ebenfalls weichen. 

Der Gegner beschleunigte nun seioen Rückzug, welcher, als Haupl- 
mann Daniek mit seiner Umgehungs-Colonne oberhalb des Lagers bei 
Davena erschien, in eine förmliche Flucht überging und bis Incudine fortge- 
setzt wurde, 

Oberst Cadolini halle auf die telegraphische Meldung Catdesi's 
über den Beginn des Kampfes das 2. Bataillon seines Regimentes auf bereit 
gehaltenen Fuhrwerken zur Unterstützung der Vortruppen in Bewegung 
gesetzt und Caldesi beauftragt, sich, wenn er seine Position nicht behaupten 
könne, bei den Verschanzungen Cialdini's neuerdings aufzustellen '). Als 
jedoch um 9 Uhr das Telegramm Caldesi 's : „'ch ziehe mich auf Breno 
zurück" eintraf, beauftragte ihn Cadolini, in Cedegolo stehen zu bleiben, 
und setzte nun auch das 3. Bataillon seines R^imenls zur Aufnahme der 
relirirenden Truppen in Marsch. 

Auf dem Wf^e nach Cedegolo erhielt Cadolini die Nachricht, dass 
eine österreichische Colonne aus der Valle di Saviore bereits bis Paspardo in 
den Rücken Caldesi's vorgedrungen sei. Kr disponirle daher das 3. Ba- 
taillon in dieser Richtung über dos Gebirge, Itess durch das 2. Bataillon die 
Brücke von Malonno besetzen und ein Streif - Commando in der Valle di 
Saviore bis an die Grenze vorgehen. 

Major Caldesi traf mit seinen Truppen in Cedegolo ein, wo Abends 
auch das 3. Bataillon einrückte, ohne auf österreichische Abiheilungen 
gesiossen zu sein. 

Oberst Cadolini Hess nun alle 4 Bataillons noch um Mitternacht 
nach Edolo autbrechen, langte dort am 5. mit Tagesanbruch an, und mar- 
scliirle sogleich init dem 2. und 3. Bataillon nach Incudine wieder vor, um 
sich Ma^or v. A I b e r l i n i neuerdings entgegenzustellen. 

Da jedoch dieser, dem erhaltenen Aullrage gemäss, am Nachmittage 



1) Diese Verschanznngen wurden im Jahre 1SC>9 vna CiaHiai bei Incndine aaf- 
ge^hrt. 



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II. a«fteht bei Vezea. 21 

des 4. naelk Ponte di L^no zurücl^^an$cn war, so kam es nicht mehr 
zum Zusammenslosse. 

Von den Truppen Cadolini's blieben in den nächsten Tagen das 2. 
und 3. Bataillon seines Regiments und 2 Bersagtieri-Compagnien mit den 
2 Geschfilzen in Incudine, 2 Bersaglieri-Compagnien mit dem 1. Bataillon 
des Regiments in Edolo; das 4. Bataillon blieb zwischen Breno und Croce 
Domini ; — die 2 Nationalgarde-Compagnien halten sich vollstfindig aorgelöst. 

Die Österreicher verloren in diesem Gefechte, welches um 8 Uhr been- 
det war, 5 Todte und 17 Verwundete; der Feind verlor 14 Todte, 66 Ver- 
wandele (darunter 12 Gerangene) und 5 unverwundet Gefangene. 

Während in dieser Weise die Halb-Brigaden die angeordneten Bewe- 
gungen über die Grenze ausführten, war dem Truppen-Commando >tm 3. 
von EH. Albrecht die telegraphische Mittheilung zugekommen, dass die 
Armee wieder auf das linke Mincio-Ufer zurückgehe, zugleich mit dem Auf- 
trage, bei den Operationen nun vorsichtig zu seia Da GM. Baron Kuhn gleich- 
zeilig fibereinstimmende Nachrichten von der Vorrüekung überlegener feind- 
liche;- Streitkräfte erhielt, so fand er es angemessen, die weiteren Vormärsche 
einzustellen und sich auf die Vertheidignng der Grenze selbst zu beschränken. 

Oberstlieutenani v. Thour und v. Hölfern erhielten demzulolge die 
telegraphische Weisung, mit thunlichster Beschleunigung und Vorsicht in 
ihre Abschnitte zurückzukehren: Hauptmann v. Gredler sollte nach Nago 
marschiren, 1 Compagnie nach Brentonico, 1 Compagnie nach Mori dela- 
chiren; Hauptmann Knöpfter hatte in den Judicarien die Stellung von 
Lardaro zu besetzen; die Reserve- Brigaden Katm und Montluisani 
halten nach Cusiano und Mezzana im Sulz - Thale zu marschiren ; Major 
V. Albertini hatte in Ponte di Legno zu bleiben '). 

Diese Rückmärsche waren kaum angetreten, als auch jetzt wieder 
eine Änderung der getrofTcnen Disposition nothwendig wurd& GM. Baron 
Kuhn erhielt nemlich am 4. Juli Frfih von verirauenswerther Seite die 
Nachricht, dass Garibaldi das Gros der Freiwilligen bei Salö versammelt 
und gegen die Südgrenze , namentlich gegen Bagolino und gegen die Val 
Veslino ungefähr 9000 Mann vorgeschoben habe, auch eine Landung auf 
dem österreichischen Ufer des Garda-See"s beabsichtige. 

In der That blieb jedoch Garibaldi nach dem Gelechte am Monte 

1) DieMT Befehl traf, wie im VorhergeheDden erwtthnt, Oberatlientenaiit v. H f- 
farnandHAoptmuiit v. GredleT'beraitBimBüokmarsche, OberatlientenAnt v.Tfaonr, 
Ml er inr Ui)ter«tfltEaiit> Oredler'B nsuerdinga vorrUcken vollte, and Mfjor t. &1- 
- bertini am Abende vor dem Oefeohta Ton Veiia. 



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22 Oit«TTeioliB Elmpfe im Jahre lBfl8. 

Suello in Rocca d'Anfo und vereinigte in den Tolgenden Tafen den $rÖ5St«n 
Theil seiner Slreilkrafle in der Umgebung des Idro-See'a. 

Die Brigade Corle nickte am 4. bis S. Giacomo und schob ihre Vor- 
truppen nach Bagolino und an den Ponte di Ca&ro vor. 1 bis 2 Bal&illona 
wurden in der Nachl vom 4. zum 5. in der VaJIe di Lettie bis lur Alpe Marcia 
vor^esendet, um der Halb-Brigade Hfiffern den Rückweg über den Monte 
Vacil zu verlegen. Am 5. und 6- wurde die ganze Brigade Corte bei Be^o- 
lino vereinigt, und Vorthippen wurden bis Darzo geschoben , wo ein klaner 
Zusammenstoas mit einem österreichischen Streir-Commando stattland. Ein 
Theil des 1. Regiments rückte am 5. nach Croce DominL 

GM. Baron Kuhn, welcher nach der oberwähnlen Mtttheilung einen 
Angriff von zwei Seiten zu erwarten hatte, liess die Reserve-Brigaden, welche 
nach dem anstrengenden Marsche des letzten Tages am 4. hätten rasten 
sollen, sogleich weiter marschiren und disponirte die Brigade Montluisant 
in die Judicarien, die Brigade Kaim in das Elsch-Thal; erstere traf am 4. 
in Tione, letztere am 6. und 6. in Trient ein. 

Als jedoch eine spätere Nachricht einen allgemeinen Angriff Gari- 
baldi's auTRiva vermuihen Hess, wurde Oberst Baron Montluisant, um 
sowohl gegen eine feindliclie Vorrfickung in den Judicarien, als vom Garda- 
See her disponibel zu sein, am 5. Juli beauftragt, ^ch im Sarca-Thal zwi- 
schen Slenico und Campomaggiorc zu concentriren, wohin auch Hauptmann 
KnSpfl er, welcher von seiner Streifung gegen Croce Domini am 4. nach 
Lardaro zurückgekehrt war, einzurücken hatte. Oberstlieutenant v. Hölfern 
hatte seine Truppen zwischen Lardaro und Roncone, Oberstlieutenant v. Thou r 
zwischen Tiarno und Nago zu vereinigen. Letzterem wurde auch das Deta- 
chement des Hauptmann v. Gredler unterstellt, mit dem Auftrage Pieve 
di Ledro zu besetzen. Major v. Albertini hatte in die Stellung am Tonal 
zurückzugehen. 

Am 6. Juli waren die Truppen in voller Bereitschaft zur Abwehr des 
angekündigten allgemeinen Angriffes, welcher aber noch lür einige Zeit 
unterblieb, so dass es in den folgenden Tagen nur zu unbedeutenden Zusani' 
menstSssen bei Lodrone kam '). 

) Um diese Zeit lUDden die LftndesicbOtien CompagDien : Hall in Brentonico 
ZeU-Fagen in Uori; Tel& im Cutell van Soreredo; Bladeni in Trient; Dornbim in 
Pe^ine. Ton den 6 I^uideMchfitieii-Coinpa^ien im Ptuter-Thale, aber welche Major 
T. Becnkapf am 26. Joni den Befehl flbemahm, stand am 3. .Tal! rlis Compagnie 
Lienc-Windiich-Matrej in HOUenitein, Hchladorbach nnd am Kreuti-Berg; die Coui- 
pagnie Welabarg-Ampeiao in Cortina d'Ampezio; die Comp^nie OTedeo-Ennebeig in 
BooheDtteia, CoUe di Santa Lsola nnd OmelU; die Compagnie Klsnien-Castelmth 
in St. Pellegrin und Talaisa. 

Als in den nSchsten Tagen auch die Landesscbtltteii-Coaipagnien Brnnccken- 



db, Google 



II. Sntei OefMhC bei Lodrone. 



• BafMkt »«1 Z.*drMl. (7. JbU ) 



Oberstlienteoant v. Tbour entsendete auf die Nachrichl von der An- 
sammlang grösserer reindlicheii Streitkräfte bei Cüffaro am 7. um 6 Uhr Frdh 
«in StreiC-Commando unter Hauptiiiann V. Gredler, bestehend aus 1 Com- 
pagnie Kronprinz vod Sachsen, 3 Compagnien Tiroler Jäger, der Landes- 
ächützen-Compagnie Rattenberg und 2 Gesetiützen über Storo gegen Darzo 
und IjOdrone. Hauptmann v. Oredler liess, nach detoer Vau' Ampola passfrl 
hatte, die Compagnie Kronprinz von Sachsen und die Landesscfaätzen-Com- 
pagnie unter Commando des Hauptmann Schräm auf der Strasse, den 
Best unter Oberlieutenant Schindl am Unken Chiese-Ufer vorrücken. 
Nachdem die Vortruppen bei Darzo einige Schüsse gewechselt hatten, zog 
«ich der Gegner, ohne den Angriff abzuwarten, in eine Aufstelhuig zwischen 
Darzo und Lodrone, wurde auch aus dieser bald verdräBgt, hemmte aber 
durch Gescbötzfeuer vom Monte Suello her die Verfolgung. Hauptmann 
Schräm rückte nun mit seinen Abtheilungen lam directe« Angriffe auf 
Lodrone vor, während Oberlieutenant Schindl mit 3 Zügen seiner Cwn- 
pagnie die Chiese durchwatete, um die Oslseile des Ortes anzugreifen. D«r 
Gegner — Abiheilungen des 3- Regiments — wich dud hinter den Caffaro, 
worauf Hauptmann Schräm Lodrone besetzte. 

Als sich jedoch bald darauf am Monte SueDo und aul den Strassen 
von Rocca d'Anfo grössere feindliche Streitkräfte entwickelten, ertfaeiltc 
Oberstlieutenant v. Thour, der mittlerweile selbst am Kampfplatze erschie- 
nen war, den Befehl zum Rückzüge, welcher unter dem feindlichen Geschütz- 
feuer ohne Verluste ausgeführt wurde. 

Eine feindliche Abtheilung, welche der zurückg^nden Colonne in 
die Flanke zu gelangen versuchte, wurde durch das Feuer der nordOstlidi 
Lodrone am linken Chiese-Ufer auigestellten 2 Gebirgs-Geschütze aufgehalten. 
Hiemit endete das Gefecht, welches ungefähr 1 '/, Stunden gedauert hatte. 

Die Österreicher verloren in demselben 5 Verwundete; der Gegner 
3 Todte, 5 Verwundete, 9 Gefangene. 

Kwaltu (Mfaaht kal £««tlHM. (10. JaU.) 

Hatiptmann v. M e 1 1 e r (von Kronprinz von Sachsen), welcher an Stelle 
des erkrankten Oberstlieutenant v. Thour das Commando der Halb-Brigade 

Tsuffere und SiUiaa (welche nebst den LftDdeuchatien-Canpagaien Imct, Bludens 
und Dornbim muA der Schlacht Ton Cutoia tor Eicortimng von Krie^gefan- 
genen verwendet würden) eini^ekten, wiude erstere am 6. Juli nach HOllenitein and 
Schlnderbacb, letitere auf den Krents-Bei^, dagegen die LandesschQtien-Compa^ie 
f.iieDx-WiDdisch-MatrB7 nach Cortina dispouirt. 



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24 öfterrelch« EInpfe im Jahre 1866. 

flbemoinmen hatte, erhielt am 9. die Nachricht, dass mehrere hundert Frei- 
willige in Bondone eingetroiTen seien und beschloss , denselben mit allen 
Truppen, — 1 Compagnie Kronprinz von Sachsen, 1 Jäger-Compagnie und 
die LandesschQlzen-Compagnie Schwaz ausgenommen, welche in PJeve di 
Ledro zurückbleiben sollten, — entgegenzugehen. Er marschirte noch am 9- 
bis Vair Ampola, Hess am 10. um 3 Uhr Froh aufbrechen und nickte mit 
1 Com|>agnie Kronprinz von Sachsen, 3 Jäger-Compagnien und der Landes- 
schätzen-Compagnie KilzbücheUHopigarten über Dazio am rechten, Haupt- 
mann V. Gredler mit 2 Jäger-Compagnien und der Batterie von Storo gegen 
Bondone am linken Chiese-Ufer vor. Von Dazio aus wandte sich '/, Jfiger- 
Compc^ie gegen die Hfihen oberhalb Darzo und Lodrone ; im Thale bei Darzo' 
blieb 1 Jäger- Compsgnie als Reserve, 1 Jäger-Compagnie und die Com- 
pagnie Kronprinz von Sachsen gingen, gefolgt von '/, Jäger-Compagnie al» 
Unterstützung gegen Lodrone vor. Trotz des lebhalten Gewehrleuers, wel- 
ches vom Monte Suello her durch das Feuer von 6 Geschützen unterstfitzi 
wurde, drangen die beiden Compagnten in den verbarricadirten Ort ein, und 
warfen den Gegner (beiläufig 4 — 5 Compagnien), — der seinen Rückzug 
durch 2 an der Brocke postirte Geschütze deckte, gegen den Caffaro zurflck. 
Das weitere Vorschreiten ward unm{!glich, da sich inzwischen am Monte- 
Suello beiläufig 6 feindliche Batflillons gesammelt hatten, und weitere Ver- 
stärkungen von S. Antonio und S. Giacomo her im Anmarsch waren, so dass 
die ganze Streitmacht des Gegners auf ungefähr 10.000 Mann geschätzt 
werden konnte. 

Hauptmann V. Melzer ordnete den Rückzug an, welcher unter dem 
Feuer der feindlichen Geschütze am Monte Suello ausgeführt wurda Der 
Gegner sendete auf bdden Chiese-Ufern Abtheilungen zur Verfolgung vor, 
die jedoch durch das Feuer der Gebirgs-Batterie zum Stehen gebracht 
wurden. 

Das Gefecht halle über eine Stunde gedauert Die Österreicher verlo- 
ren in demselben 2 Todle und 9 Verwundete ; der Gegner 3 Todte, 9 Ver- 
wundete, 1 Vermissten, 6 Gefangene *). 

Die Truppen Melzer's rückten noch am 10. in ihre früheren Dislo- 
cationen. Nach dem Gefechte übernahm Major Graf Grün ne (von Kronprinz 
von Sachsen) das Commando der Halb-Brigade , welche am II. zwischen 
Riva und Tiarno, mit dem Gros bei Pleve di Ledro aufgestellt wurde und 
die dortigen Gebirgs-Übergänge besetzte. 

1) Nach AiuB«^ der Oefangenen sUndsD um Moute Snetlo und am C&Saro da» 
1., 3. und 0. Fretwilligen-EegiiDent mit regnlSrer Artillerie nuter dem Oberbefehle 
UeDOtti Oaribaldi-a. 



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II. Gefechte bei Ponte del DUtoIo, B«giii Tecchi und Spoodsliiiigii,. 



•■t»«kt* k«l P*Bt« dal SlaTols, Bkcnl T«oeU und •vondftlnnca. (U. JdIL) 

Bald nach diesen Gefechten in den Judicarien kam es auch tu einem 
Zusammenslosse unrern des Stilfser- Joches. - 

Oberst Guicciardi, der am 6. Juli von Mazzo und Tresenda -wieder 
bis Leprese (mit den Vortruppen bis Ponte del Diavolo) voi^eruckt war, 
und dorthin auch das seit dem Gefechte von Vezza noch immer arg mitge- 
nommene t4. Nationalgarde-Bataillon gezogen hatte, beat)sichligte am 11. Juli 
wieder zum Angriffe zu schreiten '). 

In gleicher Weise fasste Major v. Metz, der, dem erhaltenen Rück- 
zugsbefehle zufolge, seine Truppen am 4. Juli bis Bormio zurückgezogen und 
am 5. zwischen den Bagni vecchi und der Cnntoniere Santa Maria aufgestellt 
hatte, den Entschluss,anil I.Juli vorzurücken*). Hauptmann Baron Zephyris 
des Jäger-Regiments, der mit 2 Compagnien und 2 Rake'en-Geschützen um 
Mitternacht (vom 10. zum 11.) von den Bagni vecchi aulbrach, stiess um 
3'/, Uhr Früh auf die Vorposten Guicciardi's, drängte dieselben zurück 
und brachte die eben im Vorrücken von Leprese begriffene Haupt-Colonrie 
des Gegners in grosse Verwirrung. 

Als es Guicciardi nach einiger Zdt gelang, die Ordnung wieder 
herzustellen, liess er 2 Compagnien des 44., l Compagnic des 45. N:ilional- 
garde- Bataillons und etwa 90 Bersaglieri in die Kette auflösen, während 
4 Geschütze das Feuer der österreichischen Rakelen-GeschQlze erwiderten ; 
2 Nationalgarde - Compagnien und die Carabinlen blieben geschlossen in 
Reserve. 

Hauptmann Baron Zephyris sah sich nun überlegenen Kräften gegen- 

1) Die StreitkAfte Onicciardrs beitanden niu: 

Dem 4i. NatioDslg^rde-BatBillon SSO Hsdd 

,46. , „ 480 „ 

1 Freiwillige o-Bchfitien-Compttgoie 160 . 

FiD&DESoldBten nnd WaldhDter 90 „ 

Carabinieri 66 „ 

Znaaminm . . 1066 Mann 
ond 4 QescbfltBen. 

t) Die Trappen des Uajor y. lleti itanden am 10. wie folgt: 1 Compagnie 
Tiroler Jtger, IjandeMchatseii-Conipagnie Feldkirch und 2 Baketen-Geschatae bei den 
Bagni vecchi nnd beim Ponte del Piano ; 3 Compagnien Tiroler JBger, LandeuchUtieD- 
CompsK"!» Bregens, eine halbe Landesicbtttzen-Compagnie Beaaa und S Kaketen- 
Geschatie in Spondalnnga; LandeMchUtzen'Compagnie Silz-Rentte nnd eine balbo 
LaadsHchlltteD-Compagnie NandeiS'Bied in Santa Maria; LandesBchtttsen-Compagnie 
Glnma in Mali; Landewcbatien-Compagnie UoDtafan in TscheageU. 

Die beiden letzteren in weit entfernten Compagnien abgerechnet, betmg der 
(treithare Stand der TerfBgbaren Abtbeilnngen : 613 Jlfer, 880 LandeMchütien , 
"B Uann, 4 Raketen-Gewshatze. 



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2 g Öiitorreicbs KKmpfe im Jalire IMS. 

tlber und trat den Rückmarsch in die Bagni vecchi nn, ohne vom Feinde 
helästigt zu werden. 

Autdie Meldung luevon eilte Major v. Metz von Santa Maria gegen 
Uugni vecchL In Spondalunga angekommen, sah er die Höben unniHtelbar 
:in der Strasse zwischen der I. und II. Cantoniere von feindlichen Schätzen 
besetzt und eine Abüieilung von den Hängen südlich der Strasse gegen 
die l, Cantoniere herabsteigen. 

Es waren diess etwa 150 Mann Finanzsoldaten und Mobilgarden unter 
Hauiilmann Zambelli, welche, von Oberst Guicciardi als Umgehungs- 
t'-olonne öberUzza und über die felsigen Hänge des Dosso Reit disponirl, trotz 
der sehr bedeutenden Terrainschwierigkeiten, die sie zum Thdl bei Nacht zu 
liherwinden geh^ibt, ihre Aufgabe glücklich lösend, in ganz überraschendei' 
Weise in der Flanke und zum Theil im Rücken der österreichischen Trappen 
erschienen. 

Major V. Metz, der nun seine Verbindung mit den vorwärligen AbUiei- 
lungen unterbrochen sah, entsandte Lieutenant Radinger mil i Jiger- 
Zug und 1 Zug der Landesschützen-Compagnie Bezau gegen die I. Cantoniere, 
um wo möglich die Verbindung herzustellen, während er selbst mit 3 Jäger- 
Zügen und 1 Zug der Landesschützen-Compagnie Bezau auf den Felshängen 
südlich der Strasse die Flanke Zambelli's zu gewinnen suchte. Es gelang ihm 
auch eine dominirende Slellnng zu erreichen und dadurcli die wdtere Vor- 
rückung Zambelli's aufzuhalten ; Lieutenant Rad in ger jedoch konnte gegen 
die an den Felshängen zunächst der Strasse sehr günstig postirlen feindlichen 
Schützen keinen Vortheil erringen. 

Mittlerweile hatte Oberst Guicciardi, nachdem er sich überzeugt, 
dass er selbst keinen Angriff in der Flanke vom Gebirge her zu beseiten 
habe, nach mehrstündigem Aulenlhalte seine Truppen aul der Strasse über 
Bormio gegen die Bagni vecchi vorrücken lassen, wo Hauptmann Baron 
Zephyris im Verein mit seinen als Unterstützung zurückgebliebenen Abihei- 
lungen, 1 Jiiger-Compagnie und den Landesschülzen-Compagoien Silz und 
l'eldkirch, stand. 

Unter dem Feuer seiner 4 Geschölze rückte Oberst Guicciardi mit 
einer weit ausgebreiteten Plänklerkette in der Front vor, während eine 
Abtheilung unter Hauptmann Rizzardi(l Compagnie des 45. Nationatgarde- 
Bataillons und 44 Finanzsoldaten und Waldhüter) sich am rechten Adda- 
Ufer in der rechten Flanke des Verthudigers auflöste. 

Hauptmann Baron Zephyris, der seine linke Flanke gleichzeitig durch 
eine Abtheilung von etwa 60 Freiwilligen-Bersaglieri unter Hauptmann Salis 
bedroht sah, trat, gefolgt vom Feinde, den weiteren Rückzug an. Sein Gros 
passirte ohne erhebliche Verluste die Strassenstelle, oberhalb wolcher, wie 



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II. Qefaehte bei Ponte dal Diarolo, Bn^i veecbi tiad SponcUlangk. 27 

erwähnt, die feindlichen Schätzen vortheilhait poslirl waren, in dem Augen- 
blicke, als Major v. Melz gegen die Flanke der Colonne Zamhelli's vor- 
drang. Als jedoch die letzte Abtheilung der Arrieregarde — ungeffihr 
50 Mann — sich jener Stelle, unter Tortwährendem Feuergelechte mit dem 
nachdrängenden Gegner, näherte , brachen die feindlichen Schützen auf die 
Strasse vor und nahmen diese Abtheilung gefangen. 

Die indessen eingetretene Dunkelheit machte dem Gefechte ein Ende. 
Major V. Meli vereinigle seine Abtheilungen bei Spondalunga, stellte sie am 
nächsten T^e zwischen diesem Orte und der Ferdinands-HAhe auf, und 
detachirte 1 Jäger-Zug auf den Forcola-Pass, y, Jäger-Compagnie in das 
Kälfoer-Thal. 

Oberst Guicciardi hielt seine Abtheilungen zwischen Bormio und 
der I. Cantoniere vereinigt. 

Der Verlust der Österreicher betrug in diesem Gefechte : Todt 1 Schulze ; 
verwundet 1 Oflicier, 6 Jäger, 3 Schützen ; gefangen und vermisst 1 Arzt, 
44 Jäger und Artilleristen, 38 Schützen. 

Der Gegner gibt seinen Verlast nur mil 6 Verwundeten an. 



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Örterreieba EgDtpfe im Jahr« 1846. 



m. Abschnitt. 



OfiTensiTe des italienischen Freivilligen-Corps. OefecMe 

Itei Spondalnnga und in den Jndioarien (16. Jali), am 

Honte Notta, Fieve di Ledro (18. Jnli), Vertheidigong 

des Fort Ampola. 

Die ohnehin schwieri^n VerMUnisse der Verlheidi^ung Tirol's mussten 
sich noch ungünstiger gestalten, als die Niederlage der Nord-Armee es nöthig 
machte, den grössten Theil der Süd-Armee an die Donau in Marsch zu setzen. 

Am 9. Juli hatte das Trappen-Commando von Seile des EH. A l b r e e h t 
die Verständigung ober den Rückmarsch des 7. und 8. Corps hinler die Piave 
und über den bereits angeordneten Transport des 5. Corps durch Tirol nach 
Wien erhalten. 

Die Vertheidigung Tirol'«, welche bisher hauptsächlich den Landes- 
theil westlich der Etsch und des Garda-See's zu berücksichtigen gehabt 
hatte, musste nunmehr auch auf die Sicherung der ganzen SÜdgrenze 
bedacht sein. 

GM. Baron Kuhn wandte sich daher an das Commando der Süd- 
Armee um Zuweisung wenigstens emes Bataillons zur Deckung der Vai- 
Sugana, und brachte erneuert die Nolhwendigkeit der passageren Beresli- 
gung Trient's in Anregung, wozu endlich die Bewilligung ertheilt wurde. 
Zur Deckung der Val Sugana hatten 2 Compagnien des Infanterie-Regiments 
Wimpffen nach Zerstörung der Brücken bei Capo di ponte und bei Cismon 
in Primolano einzutreffen; zur Armirung von Trienl sollte das Festungs- 
Commando in Verona die nöthigen Geschütze liefern. 

Da über die Anwesenbeil zahlreicher feindlicher Truppen an der SÜd- 
grenze kein Zweifel mehr möglich war, so verlangte GM. Baron Kuhn 
am 10. nochmals Verstärkungen, die ihm jedoch nicht zugesagt werden 
konnten. 



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m. Offensive des italieniBcheo Freiwilligen-Corps. 29 

Die Einttieitung: der im Lande befindlichen Truppen musste nun, den 
neuen VerhSllnisseo entsprechend, einige Änderur.gen erlahren. 

Den Befehl in der Val Sugana halte GM. v. K a i m zu übernehmen. Es 
wurden ihm zugewiegen die Irüher erwähnten 2 Compagnieb Wimpffen, die 
l. Wien-Tiroler Scharfschützen-Compagnie, die Landesschätzen-Compagnien 
Dombirn und Landeck '), endlich unter Commando des Major v. Plchler 
das 1. Bataillon EH. Rainer mit der halben Raketen-Batterie Nr. ll/(X 
und einem Genie-Zuge (letzterer um die Stellung bei Primolano zu bere-iti- 
gen) *). Die Deckung der Vall' Arsa, Valle di Folgaria und di Terragnolo, 
dann des Abschnittes südlich der Strasse Nago-Roveredo, hatte Hauptmann v. 
Gredler zu übernehmen. 

Ausser den 4 Compagnien des 6. Tiroler JSger-Bataillons sollten ihm 
noch die 5 Landesscbützen- Compagnien Teils, Zell-Fügen, Hall, Bludenz, 
Schlanders und die Innsbruck-Sonnen berger Scharfschützen -Compagnie 
zugewiesen werden '). , 

Von den Reserve-Brigaden sollten das 2. Bataillon EH. Rainer mit 
der Gebirgs-Rukelen-Balterie Nr. I am 12. nach Trient marschiren, daü 
i. Bataillon mit der Raketen-Batterie Nr. 2 in alle Sarche verbleiben *). 

Major V. A 1 b e r l i n i sohle Cles und den Ponte di Moslizzolo, an dessen 
Brückenkopi um diese Zeit die Arbeiten beendet wurden, besetzen lassen '), 
df^egen hatte die dort zurückgebliebene Compagnie Kronprinz v. Sachsen 
zu ihrem Bataillon nach Trient einzurücken. 

Major V. Metz halte 2 Landesscbützen - Compagnien in Eilmärschen 
zum Theil auf Wagen nach Bolzen abzuschicken *). 

Diese Dispositionen wurden, als verlässliche Nachrichten einen fdndlichen 
Angriif gegen die JudJcarien und die Vall' Ampola in'nahe Aussicht stellten, 

i) Die 1. Wien-Tiroler Bcli&rfBchfltEen- Compagnie kam nach Levico, spilter nach 
Lavtiroce, die LandesachfltieD- Compagnie Dorobiru nach Pieve di TMiao, die Laadus- 
•chttUen-Compagnie Liandeck nach Pergine. 

t) Major v.Pichler wurde später miC seinen Abtheilungpen direct dem Tmppen- 
Commando anterstelit, nud ecbielt »uob den Befehl Ober die S Compagnien WimpSen. 

>) Von diesen kam die LandeeichQtzen -Compagnie Schlanders am 13. nauh 
Piere di Tall' Arw, die Lande ssobtltiea- Com paguie Bladenz in das Schlosa Beaeno 
(bei Caliano), die lunsbcvok-Sannenberger Scbarfsuhfltzen-Compagiiia nach Piano dello 

■ t) Am Ö. Jnli war die ab Ersatz fQr die 4ptd. Oebirgs-Batterie Nr. 1/V 
beaUmrate BaketoD-Batterie Nr. ll/VI in Trient eingetroffen, nnd wurde in 2 Qebit^*- 
Baketen-Batterien Nr. 1 nnd i getheilt. 

5) Hnjor 7. Albertini bestimmte hiezu die LandeHcbfltzen- Compagnie Meran- 
Paaseyr nnd verlegt« an deren Stelle die Landesschtltzen-Compagnie Lana nach Pejo. 

t) Major V. Metz begtimoite biein die Landeeichfifaien-Compagnien Schlanders 
nnd Landeck; erstere wnrde am 13. nach Pieve di Vall'Ars», letztere am lt. nach 
Pergine verlegt. 



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30 öitorraiolu Ktmpfe im Jfthr« 18M. 

insotern geändert, dass Hauptmann v. Gredler mit den 4 Compagnien 
des 6. Tiroler Jäcer-BalaillODs der Halb-Brigade Granne (früher Thour) 
xasewiesaa worde, nnd dass von d«r Colonne d«3 Major v. Pi etil er vor- 
läufig 4 Compagnien in Bor^o zurückbehalten worden '). 

Major Graf G r ü n n a , der von seinen Vorlruppen Meldungen erhallen 
hatte, dass feindliche Abthdlungen gegen Storo, in die Val Lorina ond aut 
die Abhünge der Rocca pagana (oberhalb Fort Ampola) vorrückten, liess die 
verfügbaren Truppen seiner Halb-Brigade : 3 Jfiger-Compagnien, 2 (^mpag- 
nien Kronprinz von Sacbsen, die Landesschützen-Compi^oie Battenberg 
und die Batterie, am 13. um 3 Ubr Nachmittags aulbrechen, und rüdite mit 
denselben ober Tiarno und weiters, mit Umgehung des Fort Ampola, aul 
dem Fusswege vor , welcher Über die südöstlichen Ausläufe der Rocca 
pagana gegen Storo fährt Auf der Höhe angelangt, bemerkte er ungefähr 
4 Compagnien des Gegners auf dem westlich vorliegenden Monte Croce und 
beschloss dieselben am kommenden Morgen anzugreifen. Bei Ausführung 
dieses Vorhabens fand jedoch Major GrafGrünne solche Schwierigkeilen 
im Terrain, dass er sich gezwungen sah, unter Zurücklassung eines Detache- 
menLs, seine Truppen nach Tiarno zurückzuführen. 

Da mittlerwule beim Truppen-Commando Nachrichten einliefen, welche 
es ausser Zweifel zu stellen schienen, dass der Gegner im Chiese-Thale bereits 
im Vorrücken begriffen sei, so fasste GM. Baron Kuhn, indem er auch die 
Halb-Brigaden Metz und A I b e r l i n i anwies, nach Thunlichkeit einen Olfen- 
sivstoss auszuführen, den Entschluss, die Stellung von Lardaro durch die 
Halb-Brigade Hdffern, unterstützt von Truppen der Brigade Montlui- 
s a n t, defensiv behaupten zu lassen und von Riva aus durch die Valle di Ledro 
und über den Monte Giovo offensiv vorzugehen, um dem in die Judicarien 
eingedrungenen Gegner in die Flanke zu lallen. 

Diese Unternehmung mussle jedoch aulgegeben werden, als ^nerseils 
vom Oberst lieulenanl v. Höfrern die Meldung einlief, dass der Gegner in 
den Judicarien bereits Condino besetzt habe und ein Angriff auf Lardaro 
mit bedeutenden Kräften bevorsiehe, anderseits vom Major Graf Grünne 
gemeldet wurde, dass der Gegner bereits im Ampola-Thale siebe und die Ab- 
fälle der Rocca pagana besetzt hnlte. 

GM. Baron Kuhn beschloss nun den OHensivstoss, statt durch die Valie 
di Ledro und über den Monte Ginvo, in den Judicarien über Lardaro zu führen, 
traf hiezu noch im Laufe des 14. die nfithigcn Vorbereitungen und erüess 

1) Bei der Hntb-Bri^nda Orünne woiden 1 Jäfsr-CoaipA^ie nt.cb AmpoU, 
3 Jä^r-Coinp&giiien mit der LkadeMcbatKen-Cimpagoie KitibOchel-Hopfguten auf 
den Monte Giovo uud Monte Rango, 8 CompagnieD KronprinE von Saobsen D*oh Nugo 
und Torbole, l Compagiiie nach Riva, eine halbe auf den Monte Pichea Torlegt. 



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III. OCnuiT« des itiilieAi«eli«n Freiwilligen-CorpF. 31 

die Ai^riffs-Dispositlon für den 16., nach welcher die durch 3 Compugnien 
KronpciaxvOBSaehsenanddJeGefohr^RaketeB-BaUerieNr. 1 zu verslflrkende 
Hftlb-Br^de Hfif rern aurder «cfUidiai Thallelme aber Pretzo und Ca- 
stello gegen Brione, Oberst Baron Uontluisa^nt mit 1 Compagnie Kron- 
prinz von Sadwen. dem 4. Biitaillon Grossherzog von Hessen und der Gebirgs> 
Batterie Hr. 4/V im Thale und auf der Östlichen Lehne vorzugehen, iVlajor 
Rraf Granne mit dem 6. Tiroler Jäger-Baiailkm vom Monte Giovo und Monte 
Baogo gegen CoMUno zu rücken und die Flanke des Gegners zu bedrohen 
hatte. Die Brigade K a i m hatte als Beserve zu folgen '). 

Garibaldi s^nerseits hatte die Absiebt, sich mit dem grössten Theile 
seiner Truppen durch die Judicarien, sowie durch die Vall' Ampola und Valle 
di Ledro den Weg nach Tnent zu bahnen. Seine Bewegungen in dieser Ach- 
tung waren schon seit 10. Juli begonnen worden. 

l) Die Trappen in der Valle di Ledro und in deu Judicarieu Btandeu am I&. 
Abend«, wie folgt : 

Halb-Brigade ÖTOnne (frfliieT Ttaonr): 

2 Compapiian Tirolai JHfter und L»nde0*cbtUaen Compagnie Kitibflchel-Uopf- 
gaiteD am Monte Rango nnd Monte Qiofo; 1 Compagaie Tiroler Jilger am Moute 
Oinel (beim Fort Ampola); Halb- Brigade-Stab , 3 Compagnisn Tiroler Jfiger, 1 Com- 
pagni» Krouprins von SachBoo nad LandeaecblttKen - Compagnie Rattenba^ bei 
Tiaroo di Sotto; 1 Compagnie Kronprinz Ton 8achBen, 3 Compagnien EH. Rainer, 
eine halbe LaDdesscbütiea - Compagnie Scbwaz, Gebirga - Batterie Nr. S/V und 
CaTal1«rie-Detaehament in Bececa; eiue halbe LandesecbätEen - Compagnie SchwaK 
am Monte Motta; LandeuchütBen- Compagnie Botien-Nenmarkt in Holina nnd Biacesa ; 
4 Compaguien Kronprini von Sacbien nnd LandeBsebUtaen-Compagnie Knfstein in 
Riva, Nago, Torbole n. 9. w. 

Halb-BrigadeHSffern: 

1 Compagnie Tiroler Jiger nnd 1 Compagnie Kronprini Tun Sachien auf Vor- 
posten in Creto ; 1 Compagnie Tiroler Jiger, LandeaBcbiltaen- Compagnie Brixen hinter 
der ReTegler Schlucht (heim Fort Lardaro); LandeBBchUtseD - Compagnie Innabruck 
(Stadt) bei der Malga Revegler; 1 Cumpagnia Kronprinz von SauhBea, LandestichiltEeu- 
Compagnie Innsbmck-MiederB und Stndenten-Compagnie am Dob dei Morti; t Com- 
pagnie Kronprini Ton Sacbsen am Abhangs des Monte Oiogil; 6 Compagnien Kron- 
prins von Sachsen, QebirgB-Battrria Nr. 3/V, Qebirga-Rakaten-Batterie Nr. t und 
UhUDen-Detacbement bei Goncooe; LandesgchOtien- Compagnie Imst in Tione. 
Reaerre- Brigade Mon tluiaanti 

1 Compagnie Kronprini von Sachsen, 4. Bataillon Qrowberxog von HetBeii, 
(iebirgs-Batterie Nr. 4/V bei Roucone; 1 Compagnie Kronprina von Saohaen in Vlllx 
di Rendena, 1 Compagnie anf der Boccs di Iiuaole ; I Bataillon Tiroler Jäger in Tione. 
Roserve- Brigade Kaim: 

2. Bataillon (4 Compagnien) und 4. Bataillon EB. Rainer, Gebirga- Rakete» - 
Batterie Nr. 2, Gänia- nnd Uhlanen-Abtfaeilnng bei Bregnaao; 1. Bataillon EH. Rainvr 
(t Compagnien) in tre srcbe, Stenico, Comano, Baiin. 

Am 10. traf ferner in Tione die 4pfd. Fu«s-Batterie Nr. 5/V ein, welche auf 
AnBuchen de» Tmppea-Commando von dem dnrch Tirol mancbirenden 6. Armee-Corii- 
■ug^w lesen worden war. 



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32 österreiclu Kimpfa im J&hre 196«. 

Von der Brigade Haugh, welche bis zum 10. iwischen Tremosine. 
Gargnano und dem Idro-See gestanden haben dürfte, rückte das 7. Regiment 
und eine Gebirgs-Batterie von Süd und West her gegen das Fori AmpDia ; das 
3. Regiment, verstärkt durch 2 Bataillons des 10. (von Salö) sollte unter Com- 
niando des Oberst Spinazzi von Tremosine und Limone in der Valle di 
Ledro vordringen. 

Die Brigade Corte und das 9. Regiment (der Brigade r s i n i) waren 
am 10. aul den Monte Suello, Abtheilungen des 3- Regiments nach Lodrone 
vorgeschoben worden. 

Die Brigade Nicoiera und dar Rest der Brigade Orsini stunden 
bei Bagolino. Ponte di Cafütro und an der Strasse in die Val Sabbia. 

Von der 2. Brigade war das 10. Regiment in Salö, wo sich -auch der 
Brigadier {General Avezzana) als Leiter der Veriheidigung des Garda- 
Sees befand ; das 4. Hegimenl und das 2. Bersaglieri-Balaillon standen, wie 
bekannt, unter Oberst Cadolini in der Val Camonica. 

Am 11. schob Garibaldi seine Voriruppen einerseits auf den Monte 
Vacil und in die Val Soring, anderseits bis zum Ponte Dazio vor. Die noch 
in der Valle Sabbia zurückgebliebenen Truppen rückten au den Caffaro. 

Am 12. wurde Ponte Dazio durch starke Abiheilungen besetzt; das 
7. Regiment rückte gegen die Val Lorina. 

Am 13. traf Garibaldi mit grösseren Slreitkräflen in den Judica- 
rien ein. Die Vortruppen (vom 6. Regiment) besetzten Abends Condino und 
Brione; einige Compagnien gingen ^on Storo auf den Monte Croce (2300 
Schritte westlich des Fort Ampola). Seitencolonnen marsdiirten gegen den 
Passo di Bi'ußlone und in die Val di Ribur. 

Am 14. verlegte Garibaldi seinen Stab nach Storo und vereinigte 
im Laufe dieses und des folgenden Tages den grössten Theil der drei Brigaden 
Nicoler a. Corte und Orsini zwischen Condino und dem Caffaro; Con- 
dino und Brione wurden stark, letzteres auch mit Geschützen besetzt. 

Oberst Cadolini wurde beauftragt, mit seinem Regimenle, von welchem 
er das unter Oberstlieutenant Mozza detachirtc 4. Bataillon bereits am 10. 
an sich gezogen hatte, aus der Val Camonica über Cedegolo, Isota, am Lago 
d'Amo vorüber in die Val di Fumo, und weiLers durch die Val di Roncone 
in den Rucken des Fort Lardaro zu marschiien. 

Gegen di Vall' Ampola rückten Abtheilungen des 7. Begimenis am 
14. und 15. auf der Siras.se von Sloro und bis zur Val Lorina vor. Starke 
Patrullen streiften in der Nacht vom 14. zum 15, gegen den Monte Rango. 

Es kam nun in den fotgenien Ta3;en allerorten zum Kampfe, der 
jedoch Österreichischerseils im Chiese-Thile nicht vollständig durchgelührt 



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m. Zir«it«a Gefecht b«i Spondalnufa. 33 

wurde, da GM. Baron Kuhn sich veranlasst sab, denselben abzubrechen *}. 
Auch am Tonal blieb die Vorräckung; ohne weitere Folgen. Major v. A Iber- 
tini marscblrte wohl in der Nacht vom 14. zum 15. nach Vezza, da jedoch 
der Gegner keine Uiene machte, seine vorbertitete starke Stellung bei 
Incudine zu verlassen, so führte er seine Halb-Bngade wieder auf den Tonal 
turück. 



Arn StUlser-Joche hatte Htgor v. Hetz in Folge des am 13. vom Trnp- 
pen-Commando erhaltenen Auilrages beschlossen, am 16. vorzurücken ond 
zn. diesem Zwecke noch tagsvorher die Landesschützen-Compagnie Silz in 
das Kälber-Thal, die Landesschützen-Compagnie Nauders-Ried auf den For- 
cola-Pass zur Verstärkung der bereits dort stehenden Abtheilungen entsendet. 

Die Landesschützen-Compagnie Nauders-Ried hatte am' Passe stehen zu 
bleiben, die übrigen Abtheilungen aber, 1 Jäger-Zug und die Laadesscbützen- 
Compagnie Heulte, unter Oberlieutenant Lesemann, in die Valle dl Fraele 
* vorzuräeken, um bei dem von Spondalunga aus zu unternehmenden Angriffe 
der Halb-Bngade auf die Flanke des Gegners zu wirken. 

Am 16. um 1 Uhr Morgens brach die Halb-Brigade von Santa Maria 

l) Du hanptaäcfallchBte Motiv kdt Einitallung das Kampfaa bei Lanlsra ward 
durch das folgende, Tom Festangg-GommandD m Verona wShrend det Oefechtei ein- 
gelangte Telegramm gegeben : 

.Nacti eben erhaltener Hitthftilnng aalt Cialdini mit SO.OOO Mann in'fibif Tagm 
„oach Trient doreh die Val Sugana and mit aaderen Truppen durch Tall' Area 
,nach Eoveredo Tordringen, da« EtBcbthalbei Moii absperren etc. lO.OOO Oaribaldtnor 
.sollen gloichEeitig Angriff tob Bocca d'Anfo, Tonal and Stelvio machen. laoliraug von 
«Verona wird beabiiehtigt.* ^' 

. Diese Nachricht dentete anf grossere feindliche Unternehm nngen gegen die 
V&l Sngana and Val di Ledro hin und legte die Veraatbung nahe, das« die Opu- 
raUon gegen die Jndicarien nnr deu Zweck habe, die Aufmerksamkeit von der Hanpt- 
angrifbriahtang abmlenkeri. 

Um diese Absiebt des Feindes sn vereiteln und die Truppe fOr entscheidendere 
Kampfe möglichst intact lu behalten, liess OM. Baron Kuhn das bereits eogagirce 
Gefecht im Chiese-Thale abbrechen. 

^I. Baron Knhn erhielt am 16- Frflb in Lardaro noch folgendes Telegram'" 
(am EH. Albreebt: 

„Talegramin Seiner M^eatttt äi!a Kaisern au Castigliono.** 

,Vertbeidigang 'nroVa au den Grenzen mit giQsitei Eneigie nud Anfbietang 
«aller nur mSglichen Kraft des lindes fuhren. Im Sinvemehmen mit Statthalter und 
„GM. Knhn Alles anfbieten, Vernichtungskrieg sur Vartheidigong des eigenen Hecr- 
,des an&chen.* 

„Sie haben im EinTemehmcn mit Castigliono, wie vorangedentet, dio Ver- 
„,theidIgoDg Bu leiten. Wenn nOthig, einige Bataillons aus Verona fDr den entscbei- 
„denden Schlag TsrlaDgaa. Bierauf selbe wieder zuriicksuhiclieQ.''* 

öiUrrolülu Etapra »RS. (V. BudJ 3 



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31 öiterreioIiB KSmpfe im Jaiat 1930. 

auf und erreichte um 2'/, Uhr Spondalun^ 3 Jäger-Züge wurden sogleich 
zur Besetzung der Gallerie von Spondalunga, 3 Jäger-Compagnien mit 2 Rake- 
ten-Geschfilzen auf den Höhen südlich der Strasse in die rechte Flanke des 
Gegners disponirt, 1 Jäger-Zug, die Landesschülzen-Compagnien Bregenz 
und Bezau blieben mit 2 Raketen-Geschützen bei Spondalunga in Reserve. 

Um 4 Uhr eröffnete der Fdnd, welcher auf der Serpentine oberhalb 
der I. Cantoniere seine Geschütze aulgeführt halte, das Feuer, welches er 
zuerst gegen Spondalunga, später gegen die Gallerie richtete; — doch die 
von der Reserve sogleich vorgezogenen Raketen - Geschütze nahmen den 
Kampf auf, demontirten ein feindliches Geschütz, sprengten einen Palver- 
karren in die Luft, und wiesen einige {beiläufig 3) auf der Strasse vor- 
rflckende Compagnien des Gegners zurück. 

Mittlerweile unterhielten einige von Oberst Guicciardi durch die 
Valle di Fraele gegen den Forcola-Pass entsendete Abtheilungen ein lebhaftes 
Feuer mit dem Detachement des Oberlieutenani Lesemann, wurden aber 
schliesslich über die Adda zurückgedrängt. 

In der Besorgniss, dass der Gegner mit seiner Haupt«naeht gegen den 
Forcola-Pass vorrücke, hatte Major v. Metz den dort kämpfenden rechten 
Flügel durch 1 Compagnie, I Zug Jäger und I Raketen -Geschütz verstärken, 
dagegen den linken Flügel zurückgehen lassen. Die nach dem Forcola- P.iss 
disponirten AbÜieilungen kamen aber erst nach Zurückdrängung des Geg- 
ners an. 

Um 12 Uhr liess Major v. Metz das Gefecht abbrechen, und alle 
Abiheilungen, welche im Ganzen nur 4 Verwundete hatten, in ihre frühere 
Aufstellung zurückgehen. 

Der Gegner ridilele noch von Zeil zu Zeil bis zum Einbrechen der 
Dunkelheit ^nige Kanonenschüsse gegen Spondalunga. 



In den Judicarien rückten am 16. Juli die kaiserlichen Truppen in der 
angeordneten Weise vor, 

Oberst Baron Monlluisant brach mit seiner Colonne um 6'/, Uhr 
Früh aul, und erhielt in Agron von seiner Avantgarde die Meldung, dass 
der Feind in grossen Massen eben an die Brücke von Cimego vorrücke. 

Schon 500 Schritte nördlich derselben (bei Gase morte) stiess die 
Colonne auf den Feind. Oberst Baron Montluisant liess nun die beiden 
Geschütze der Avantgarde auffahren, die Brücke beschiessen und endlich 
durch 2 Compagnien Grossherzog von Hessen stürmen. Der sowohl an der 



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III. Oefechte bei Cimega o. ftm Monte CMtello, danii bei Storo n. S. LoreuEo. 35 

BrQcke, als an den beiderseitigen Thalhfingen in l>eträchUichcr Zahl stehende 
Ge^er wich Eurück, und die ihm folgenden 2 Cooapagnien bmleten sich 
jenseits der Bi'äcke aus. 2 Compagnien Gros^erzog von Hessen, welche 
inzwischen in der rechten Flanke einen Zug, der anifinglich durch feindliche 
Übemiaclit zurüdcgedr&ngt worden war, auinahmen, griffen nun gleichralls 
an, warfen den Fund vollständig und nahmen ihm viele GefäDgene.ab. 

Um lO'/^ Uhr erhielt Oberst Baron Montluisanl aus Lardoro den 
Befehl, das Gefecht abzubrechen. Er marschirle langsam nach Crelo zurück, 
vereinigte dort seine Abtheilungen und setzte den Harsch bis Roncoae fort. 

Die Reserve (GM. v. Kaim) kam nicht ins Gefecht, und erhielt vom 
I1M. Baron Kuhn aus Tione den Befehl, am 17. (sammt dem I. Bataillon 
EH. Rainer aus Baiin) nach alle Sarche zu marschiren. Oberst Baron Uont- 
luisant hatte gleichzeitig nach Ire arche und Bad Comano zu rucken. 

Die zw^te, zur Vorrückung über die westlichen Thalhänge bestimmte 
Colonne unter ObersUWtcnant v. Höf fern war um 6V, Uhr Früh aulge- 
broehen, und erreichte um 8 Uhr Prezzo; 2 Compugnien Kronprinz von 
Sachsen unter Major v. Krynicki gingen von da auf dem Kamme westlich 
der Strasse g^en Castelierl, 1 Jäger- Compagnie unter Hauptmann Cramo- 
tini in der Richtung auf Narone zur Umgehung der feindliehen linken flanke 
vor; 4 Compagnien Kronprinz von Sachsen und die Rakelen-Gebirg&iBatterie 
4Ühtte Oberstlieutenant v. Höffern gegen buoni prall (ziwiaahen Caslellert 
und Narone), wo dieselben um 10'/, Uhr anhmgten, zu welcher Zeit das 
Cefecbt im Thale eben abgebroefaen ward. 

£s erfolgte nun gegen den vom Feiade beselsten Monte Castello der 
AngiÜT, weicher jedoch in dem schwer gangbaten Teirain nur.luBgsftm 
Fortschriike machen konnte. 

Zwischen 1 und 2 Uhr gelang es endlich, den Gegner (BeUillon 
Cacciatori di Genova und Abtheilungen eines FretwiUig«n->Ri^inKDt8), haupt- 
s&ehlich dureh die Umgehungs^Bewegung des HaoptiuAnn Cr«iaolini, 
zum Verlassen sräier Stellang zu zwingen. Dessen gegen Brione zurück- 
weichende Abtheilungen stlessen thalwetse mit der Colonne des Msjors 
V. Krynicki zusammen, welcher mUtlerweile aber Castellert auf den sdd- 
Satlkihen Abfüllen des Monte Ctstello vorgedrungen war , wurden aus- 
eimflder gesprengt und verloren an Gefangenen nilein 1 Offlcter und 
40'Hann. 

Obersllieutenant v. Höffern hatte nun, da von Condino her-Kanonen- 
'donner zu vernehmen war, der von dem Kampfe der Colonne des Oberst 
Baron Montluisanl im Thale herzurühren schien, in der That aber von 
S. Lorenzo her kam, wo Mitjor Gral Grfinne im Gefechte stand, die AbsicJil, 



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38 ütterMiehs Kiapfa im Jfthia 1B84. 

Über Brione weiter vorzuriichen. Während dieser Bewegung teigle es sich 
jedoch, dass der Kampf im Thale aufgehört hatte, und Oberstlieulenant 
\. Häfrern, dessen Streitkräfte nicht hinreichten, um den weit überlegenen' 
Gegner allein anzugreifen, sah sich bemüssigt, auch seine Colonne um 4 Uhr 
hallen zu lassen und, nachdem bis 6 Uhr keine Nachrichten von Oberst 
Baron Montluisnnl eingetroffen waren, den Rückmarsch nach Castdiert 
anzutreten; dort erwartete ihn der Befehl, wieder in die Stellung bei Ron- 
cone abzurücken, wo er auch um 11 Uhr Nachts eintraf. 

Die Österreicher verloren in den beiden Gefechten bei Cimego.und am 
Honte Caslello : Todle:.] Officier, 1 Mann; Verwundete: 1 Oflicter, 25 Mann; 
Vermisste: 1 Mann. Der Verlust des Gegners ist nicht bekannt, doch blieben 
allein an Gefangenen 2 Officiere und 233 Mann in Hunden der kaiserlichen 
Truppen. 

Auf der Astliehen Thalseitc der Judicarlen stieg Hauptmann v. Gredle r 
mit 2 JSger-Compagnien vom Monte Giovo nach S. Lorenzo hinab, und Major 
.Graf Grönne, dessen Colonne um .4t Uhr Früh aufbrach und sich gegen 
die hoch über selber auf der Rocca pagana poslirten feindlichen Schulzen 
durch eine Compagnie EH. Rainer, deckte, rückte über das Gebirge in <ler 
Richtung gegen Storo; doch stiessen beide Abthetlungen im Thale auf sehr 
überlegene Kräfte und mussten sich Nachmittags, nachdem sie einige Zeil 
hindurch die b^ Condino und Storo stehenden feindlichen Truppen beschosseo 
hatten, zurückziehen. Major Graf GrQnne, der an diesem Tage mir 
I Verwundelen verloren halte, zog »ch gegen den Monte Giovo, dann nach 
einiger Rast unter Zurücktassung von 2 Jäger-Compagnkin und der Landes- 
schülzen-Compagnie Kilzbüchel-Hopfgarlen, nach Pieve di Ledro zurück, 
welcher Punkt aber ebenfalls schon bedroht erschien, da die am Monte .Notta 
poitirle % Landessehülzen- Compagnie Schwaz den dortigen Pass im Laufe 
des Tages hatte räumen müssen. Die Compagnie Bolzen-Neamarkt war gleich- 
falls von Biacesa und Molina auf den Monle Oro zurückgegangen. 

Die Position der Halb-Brigade Grünne wurde nun immer schwie- 
riger ; das Fort Ampola ward schon an diesem Tage vom Feinde cemiri 
und beschossen, am folgenden drangen starke feindliche Abtheilungen gegen 
den Monte Giovo vor und zwangen die dort zurückgela.sscnen 2 Jäger-Com- 
pagnien, nachdem dieselben einige Angrifle zurückgewiesen hatten, durch 
' einen gleichzeitigen Front- und Rücken-Angriff am Abend zum Rücüzugc 
nach Tiarno '). 

1} Dia LBadesachfltiea-CoinpagDie KitEbUehel-HopfgRTten hntto echon früher die 
HSba TerUiMon and wnr in du Thal xar Halb-Brigftda HBffern hinsb^Htiogen, von 
wo lia naob Bivn in Marocb g«ielit wnrd«, uad am 13.. ia UoUna eintraf. 



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ni. Oefechte »m Honte KotU.aad b« Piere di Ledr». 37 

Aul die erste Heidung von der Bedrohung des MoDte Giovo (um 9 Ubr 
Vrdh) war Major Graf Grünne nach Tiarno vorgerfiekt, tnil der Ab^dit, 
die Höhe noch im Laufe der Nachl zu beselzen. Docli musste dieses Vorhaben 
itufgegeben werden, als Nachrichten einliefen, dass sowohl der Honte Giovo, 
als nuch der Monte Notta bereits vom Feinde stark besetzt und das Fort 
Anipola ganz eingeschlossen sei. 

Major Graf Grünne Hess nun am 18. nur 2 Jäger-Compagnien und 
die Landesschdtzen-Compagnie ßaltenberg in Tiamo, marschirte mit den 
übrigen Truppen abermals nach Pieve di Ledro zurück, erhielt aber dort 
den telegrapbischen Auftrag des TruppMi>Commando's mit aller Kraft zu 
trachten, den Monte Giovo wieder zu beselzen und auch einen Olfensivstoss 
gegen den Monte Notta zu unternehmen. 

Major Gral Grünne, welcher nur über 9 Compagnien ') und 1 Bat- 
terie verfügen konnte, fand es durch die Umstönde geboten, den olrigen Auf- 
trag nicht in allen Punkten gleichzeitig auszuführen, um sieh, dem weit über- 
legenen Feinde g^enüber, durch Zersplitterung seiner Kr&lte nicht noch 
mehr zu schwächen. Da vom Monte Notta her am ehesten die directe Ver- 
bindung mit Riva unterbrodien werden koimte, so beschloss er, den Otfen- 
sivsloss vorerst in dieser Richtung auszuführen und wenn dieser gelungen, 
sich mit aller Kraft g^en den Monte Giovo zu wenden. 

«•ftakt« »m Xo»t* aatu w4 kat F1*t« U LMte«. (U. JaU). 

Zum Angriffe auf den Monte Notta ward 1 Division Kronprinz von 
Sachsen unter Commando des Hauptmann Schräm bestimmt, welche der 
Generalstabs-Officter der Halb-Brigade, Hauptmann Stuchl ik, begleiten sollte. 

Die Colonne brach um 2 Uhr Nachmittags auf, und erreichte nach einem 
sehr beschwerlichen 3'/^ stündigen Marsche durch das Thal Assat di Peor 
die Höhe. Nach kurzer Rast wurde der am Sattel stehende feindliche Posten 
(ungefähr 50 Mann) angegriffen, vollkommen überrascht und unter Zurück- 
lassung von 17 Gefangenen, zersprengt. 

Weitere Fortschritte waren jedoch nicht möglich, da der Gegner bei 
seiner bedeutenden Überlegenbdl nicht nur der Division vollkommen gewach- 
sen war, sondern auch Kräite genug zur Verfügung hatte, um im Rücken 
derselben mit stärkeren Abtheilungen4n das Thal hinabzusteigen. 

Unter solchen Umständen blieb der kleinen Colonne nur der Rückzug 
übrig, Welchen Hauptmann Schräm mit IV, Compagnien durch die Val 



1) Hiebet siad die 2 Compagaieii BE. E^ner «ingerecluiet, trelohe einem frü- 
heren Befehle (ofolge, am IS. FrOh nach Rita detMbtrt nnd nun aber Ermlcbti^ng 
des Trappen- Com muidd'i wieder nftch Piere dl Ledro sniOckbeordert tnuden. 



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38 Östvieicbi Eimpfs im Jahre X66S. 

Motta auf dem kürzesten We^ zun Idro-See nabm, während Hauptmann 
Stnchlik mit V, Con^agnie dcnsetben Weg einsehlug, welcheft die Coleone 
gekoonnei) wai. 

Der Ftind war mittlerweile mit 2 Colonneo gegen das Thal hinab- 
gerückt, die eine dkect gegen Pieve, die andere gegen Bre und Moliaa and 
von da am nördlichen Ufer des Idro-See's cbenlaUs ge^eo Pieve. 

Schon nm 3*/, Uhr Nachmittags erhielt Major Graf Grünne die ersten 
MfllduBf^en ober das Asrücken starker Coloniiän von Monte Notia her, 
sowie von 3 Bat^llons, die von Holina her über Meosolago kommen sollten. 
Nur 3 JSger-Compaguien, die Landesschützen - Compagnie Sehwaz und die 
Gebirgs-Batterie Nr. 2/V standen in Pieve; die ersl^ren warfen sich dem. 
ans der Vaile di Pur (südlich Pieve) vordringenden Gegoer wiederholt ent> 
gegen und die Batterie brachte der über Mezzolago marschirendeii Haupt* 
C<rioDne des Feindes empfindliclie Verluste bei. Doch die Poeittou ward un> 
so uBhaltfower, als der Feind nun auch aber Tiarao und' vom Monte Giov» 
vorrückte und die dorthin detachirtan 2 Jäger^Compageidn mit der Landes- 
schützen -Compagnie Ratlenberg gegen Pieve zurückdr&ngt«. Major Graf 
G r t n n e hielt das Gefecht bis zur einbreehendaa Donkelheil, und entzog 
sieh dann durch eMen Nachtmarsch über Lensumo auf den Honte Pichea 
der bedeutenden Übermacht des Gegn»^ 

Hauptmann Schräm traf mittlerweile am 8'/, Uhr Abends in Molina 
ein, fand dort die von Riva zurückberufene Division EH. Rainer, welche eine 
bei Bre und Molina postirte feindliche Abtheilung zurückgedrängt und der- 
selben 9 Gefangene abgenommen hatte, und wollte mit alles 4'/, Compagnie» 
gegen Pieve BHtfs^iren , ersah jedoch aus einer aufgefangenen Depesche, 
dass Pieve bereits von 3 Bataillons des feindlichen 2. Regiments besetzt sei, 
und wandle sich nun gegen den Monte Pari, auf dessen Hübe er um 1 Vi Uiir 
Nachts anlangte. 

Hauptmann Stuchlik stiess mit seiner halben Compagnie bei Pieve 
auf die feindlichen Vorposten, gewann das Ost-Ufer des See's, drang durch 
den bei Molina und Bre stehenden Feind und erreichte in der Nacht den 
Pass des Honte Oro. 

Der Gesammtverlust der Halb-Brigade betrug an diesem Tage 39 Uaon 
an Todten und Verwundeten und 3 Vernusste. Der Gegner hatte' bedeu tend 
mehr verloren, u. ». am Monte Nolta aliein : Todte 1 Officiw, 13 Mann ; Ver- 
wundele i Ofiider, 41 Mann ; Vermteste 38 Mahn. 

Garibaldi hatte nun die ganze Verbindung zwischen dem Garda- 
und Idro-See inne, bis auf das Fori Ampola, welches jedoch schon seit zwei 
Tagen beschossen wurde und auch dem Falle nahe war. 



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III. Teitheidiining and Capitnlatlon de» Fort AmpoU. 39 

T*rtkaUl«H« BS« 0««lt«tattBn au Fort 4»»elB. (▼«> U. 1^ 1^- J^O 

Das Fort bestand aus zwei beiderseits der Strasse gelegeneo Werken, 
dem Blockhause und dem Tambour, welche, durch crenelirte Mauern ver- 
bunden, dn Viereck bildeten, dessen Hofraum wohl g^egen den directen, 
nicht aber ge^en den Bogen-Schuss gedeckt war. Zudem wurde das ganze 
Fort von den amtierenden HChen in nächster Nähe domintrL Die Armirung 
bestand nur in 2 Tpfd. Granat- Kanonen, weiche in zwei gegen die Strasse 
nach Storo gerichteten Schiess-Scharten standen. 

Forts-Commandant war Oberlieulenant v. Preu (von Kronprinz von 
Sachsen). Die dem beschränkten Räume angepasste Kriegsbesatzung betrug 
33 Mann des erwähnten Elegiments und 11 Mann Festnngs-Artillerie. 

Eine am 12. Juli dahin disporirta Jäger-Compagnie unter Oberlieute- 
nant Schindl liielt den Monte Ginel (südlich des Forts) besetzt und hatte 
Posten in der Valle Lorina und auf der Strasse nadi Storo. 

Schon am 13. war die Ansammlung von Fr^wil^en auf dem Monte 
Croce zu bemerken. 

Am li. sammelten sich grössere feindliche Ablheihingen daselbst und 
auf dem Monte Ampola. Gegen Abend rückten FrdwiUige auch auf der 
Strasse von Storo vor und unterhielten ein kurzes Geplänltel mit den im 
Thale aufgestellten kaiserlichen Vorposten. 

Am 15. setzten sich einige 1 00 Freiwillige auf den Hängen unmittelbar 
nördlich und nordöstlich des Forts hinter Felsvorsprängen lest. Auch auf 
den, den Monte Ginel umgebenden Höhen wurde der Gegner sichtbar nnd 
gegen Abend zeigten sich Freiwillige auf der Strasse von Storo. 

Oberlieutenant Schindl, welcher besorgte, in der Nacht abgeschnitlen 
zu werden, zog sich nun in das Fort zurück, wo der grössle Theil der Mann- 
schaft der beschränkten Räumlichkeit wegen im Hofe lagern musste. 

Die Freiwilligen besetzten sogleich im Laufe der Nacht den verlassenen 
Monte Ginel und als Oberlievtenant Schindl am Morgen des 1^. wieder 
dahin vorrücken wollte, wurde e.r von einem so heltig^Q Fe^ßr empfangen, 
dass er sich wieder in das Fort ziehen musste. 

Die Thore wurden nun verrammelt und in dem ungeschützten Hofe 
ward so gut als thunlich ein gedeckter Raum hergestellt. Bereits um 7 Uhr 
Froh eröffnete der Gegner aus 2 am Monte Ampola aufgeführten Gebirgs- 
Geschülzen das Feuer und warf im Laufe des Tages etwa 1 00 Hohlgeschosse 
in das Fort. Die Forts-Geschütze erwiderten das Feuer, jedoch wie es scheint 
mit geringem Erfolge, da die meisten Granaten zu früh explodirten. 

Dem Angreifer hingegen gelang es, im Laufe des Tages auf einem sehr 
beschwerlichen Snumwege noch 3 Spfündige Feld- Geschütze nach dem Monte 



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40 österraidu Elmpf» im Jthit ISB«. 

Croce zu bringen, der 2300 Schritte vom Fort entfernt lie^ and dasselbe 
um circa 350 Fuss flberhShL 

Am 17. eröfinete der Feind bereits um 3 Uhr Früh das Gesdiützfeuer 
vom Monte Croce und Honte Ampola, um 9 Uhr führte er ein Geschütz an 
der Strasse gegenüber dem Fusse des Monte Croce, und gegen Mittag noch 
eines am Ausgange der Val Lorina auf. Von diesem letzteren drangen zwei 
Geschosse durch die Scharte in das Innere des Blockhauses und richteten 
bedeutenden Schaden an ; gleich darauf ward jedoch das feindliche Geschütz 
demontirl und der daselbst commandirende Artillerie-Officier nebst einem 
Ünter-Officier getödtet. 

Abtheilungen des Gegners, welche sich an der Strasse und auf den 
Höhen zeigten, wurden durch das wirksame Feuer der Jfiger zurückgewiesen. 
Auch gelang es um Mittag, das vom Monte Croce bis in die Thalschlucht sich 
erstreckende Gestrüppe in Brand zu setzen, so dass der hiedurch entstandene 
Ranch die Geschütze am Monte Croce nöthigte ihr Feuer einzustellen. Am 
Nachmittage jedoch löschte m Gewitterregen den Brand, worauf die feind- 
lichen Geschütze wieder das Feuer eröffneten und gleich jenen am Monte 
Ampola auch während der mondhellen Nacht — wenngleich mit grösseren 
Pausen — fortsetzten. 

Im Laufe dieses Tages waren über 300 Schüsse gegen das Fort 
gerichtet worden, und dieses hatte bereits bedeutenden Schaden erlitten. 
Überhaupt war die Lage der nur 180 Mann starken Besatzung bei dem 
Mangel an Räumlichkeiten «ne sehr schwierige ; die Verwundeten konnten 
nicht abgesondert und sicher untergebracht werden, und die herrschende 
intensive Hitze, verbunden mit Wassermangel, vermehrte die Leiden der^ 
selben. 

Um in Erfahrung zu bringen, ob die Strasse nach Tiärno noch tr^ sei, 
ward am Abend eine Patrulle in dieser Richtung entsendet; dieselbe wurde 
jedoch schon in der Nähe des Forts heftig beschossen und at^eschnitten, 
so dass sie sich nach Tlarno durchschlagen musste. 

In der Nacht führte der Feind noch 2 Belagerungs-Geschütze am 
Monte Croce auf, so dass dort nunmehr 5 verdnigt waren. Diese und die 
2 Gebirgs-Geschütze am Monte Ampola begannen am 18. um 3 Uhr Früh die 
Beschiessung mit erneuerter HefÜgkeiL Später wurden auch an der Strasse 
nach Storo 2 Belagerungs-Geschütze vorgebracht, das eine derselben wurde 
jedoch demontirt, und auch das andere stellte bald darauf sein Feuer &n. Im 
Laufe des Tages mögen über 1000 Schüsse gegen das Fort gerichtet worden 
sein. Die Schussscliarlen desselben waren bereits derart zerstört, dass vor 
dem jedesmaligen Abfeuern erst der Schutt beseitigt werden musste*, eine 



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m. Vertbeidignui; and Cftpitnl&tioii da» Fort AmpaU, 4} 

der b«deii Granatkanonen war schnn sehr beschädigt und kaum mehr 
schussßitüg. 

Am Abend stellte der Feind die Beschiessung zwar ein, eröffnete jedoch 
dieselbe am Hoi^en des 19. mit noch grösserer Heitigkeit und setzte sie bis 
3 Uhr Nachmittags fort. Da die Werke sich in einem Zustande beranden, dass 
sie einer for^esetzten Beschiessung nicht mehr widerstehen konnten , so 
beschloss Oberlieutenant v. P r e u, nadi Berathung mit den übrigen Officieren, 
mit dem Feinde in Unterhandlungen zu treten. 

Zu derselben Zeil — um 3 Uhr Nachmittags - — erschien auch von Tiamo 
her dn Oflicier als Parlamentär, derjm Namen Garibatdi's die Aufforderung 
zur Übergabe des Forts mit den Worten überbrachte : „General Garibaldi 
„beauftragt mich vorerst, Sie wegen der glänzenden Verthddigung des Wer- 
pkes, von dem er nicht g^laubl hätte, dass es so lange widerstehen wArdei 
„zu beglück wünschen, und Sie ferner aufzufordern, um das Blut so vieler 
pTapfem zu schonen, die Waffen zu strecken." 

Oberlieutenant v. Preu, der dem Parlamentär entg^engegangui war, 
äber^eugte sich bei dieser Gelegenheit, dass auf der Strasse gegen Tiarno eine 
grössere Colonne mit Gebirgs-Geschfiizen bereit stehe, um das Fort auch von 
dieser Seite, gegen welche es mit Geschütz gar nicht vertheidigl werden 
konnte, anzugrdfen. Einen baldigen Entsalz nicht erwartend, erklärte sich der 
Forts -(^mmandant nun bereit, auf Unterhandlungen einzugehen, in welcher 
Beziehung er an Geiieral H a u g h in Store gewiesen ward. 

Auf dem Wege dorthin fand Oberlieulenant v. Preu die Cliaussee mit 
lufanterie und Geschützen bedeckt. Er verlangte von General Haugh freien 
Abzii^ für die Besatzung, müsste aber schliesslich einwilligen, sich kriegs- 
getangen zu erklären. Den Ofilcieren wurden in ehrender Anerkennung der 
tapferen Verlheidtgung die Waffen belassen. 

Das Fort wurde am Abend des 19. geräumt ; die .gefangene Besatzung 
ging nach Storo ab. Dieselbe hatte einen Verlust von I Todten, 1 OfTicier und 
24 Mann Verwundeten; letztere eingerechnet geriethen 4 OfHciere und 
i 74 Mann in Kriegsgefangenschaft. 

Die Italiener hatten bei der Beschiessung an Todten 1 Officier, 1 Mann, 
an Verwundeten 30 Mann verloren '). 

■) QH. ßuon Kahn aod Major Oft OrllDne geUngteu erat si» St. dnreh 
AnM«ge iUlittnUcber QeE&ngftnar rom FtXlb du Ports in KenntniH. 



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Öitemichi KSnipfc im Jfttir« I8SS. 



JV. Abschnitt. 



OffeiuiTbewegimg dei kaiseilichen Tiappen in den 

Jndicarien und gegen das Ledro-Thal. Vereinigwig dex 

Streitkräfte bei Trient 

Die Verhältnisse der Vertheidigung Tirol's waren seit einigen Tag^n in 
ein schwieriges Stadium gerathen. 

Am 12. Mi war GM. Baron Kuhn gleichzeitig mit der Nachricht, dass 
sich EH. Albrecht am nächsten Tage nach Wien begebe, auf sein Ansu- 
chen um Verstärkungen, dahin verständigt worden, dass in Folge der bereits 
thätigen französischen Mediation kein ernstlicher Angriff auf Südtirol mehr 
zu gewärtigen sein dürfte. 

Diese Erwartung schien sich nicht zu erfüllen. Die von Garibaldi 
faclisch wieder aufgenommenen Operationen zeugten vodi Gegentheile; auch 
kamen dem GM. Baron Kuhn, gleichzeitig mit der am 17. Abends eingetrof- 
fenen Nachricht, dass mit Ausnahme der Festungs-Besatzungen und eines 
Armee-Corps, das den Isonzo zu besetzen hatte, die kaiserliche Armee das 
Venezianische räumte, um an die Donau zu eilen, neuerdings übereinsUm- 
mende Meldungen zu, dass die italienische Armee in dos von den kaiserlichen 
Truppen verlassene Land einrücke und starke Abtheilungen gegen die säd* 
östliche Grenze Tirols im Anmärsche seien. 

Bei dieser Lage hatte GM. Baron Kuhn nur sehr geringfügige Verstär- 
kungen zu erwarten, und musste sieb selbst so gut als möglich helfen. 

Mit höherer Genehmigung wurden am 14. 4 Compagnien des Depüt- 
Batailtons vom Tiroler Jäger-Regiment unter Commando des Hauptmann 
Cramolini (im Ganzen 7 Officiere, 373 Mann) mobitisirt, und am It». 
von Bolzen und Brixen nach Roveredo befördert '). 

An die Stelle dieses mobilen Depöt-Bataillons, dessen Ergänzung auf 

1) Hkuptmiinn CiAmoliiii, weloham di«iiTsprBaglicliB«iiptiii&iinT. Oredler 
sngedMhte Aafg&ba, — die Vertiieidigoiig d«r Vall 'Ana n. a. w. tIbertngeD irarde, 
■Und am 17. wie folgt : 



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IT. OffeDitTb«w«giing der kkiierlicfaeu Trappen in d«n Jodtcarien etc. 43 

den KÜvgMiMwd amt 21. marEchbereit war, wurde ein neues Depftt-Bataillon 
Xu 4 Come«s^e9 in Brüten u|ld BoUen (ornürt. 

Am 16. abrang traf, wie bokuttol, in l^rdaro, mit dem i^egra- 
phiacheu Befebl, im Einvecsländnigse mit FRAL. Graf Castiglione die Ver- 
thüdiguos der Grenzen Tirols mit ^össter Energie und Aufbietung aller nor 
mOGÜchen Kralt des Lftndes zu führen, die Ermäc^igun; ein, im Bedarfsfall« 
einigje Bataillons von d.er Besatzung in Verona anii^prechen. 

In einer tüerwM am 18. mit FML. Graf Caslislione gepflogenen 
Bes^echuDg Ober dfe evenlnelle Aufbietung und Verwendung des Laud- 
stumes ward beschlossen, seinerzeit davon 33 Com^i^nien dem Major v. 
Metz, ä6 dem Major v. Alberlini, 26 dem Major v. Picbler, und 26 
den Reserven im Etsch-Thale zuzuweisen. 

Endlich kam man überein, auch in Südlirol, w9 die I.aQdesschü(zen- 
Compagnien nicht zur Aufstellung gekommen waren, FieiwiHige anzuwerben 
und diesdben in Bataillons zu 4 — 6 Compagnien zu formiren. 

luwiacben aber ward es nothwendig die Festsetzung G a r i b a 1 d i ' s 
im Xi«dro-Thale, sowie dessen Forlschritte gegen dos Etsch-Thal zu hindern, 
und GM. Baron Kuhn b^eehtoss daher, in dieser EUcbtung einen Schlag zu 
versvchen, bevor er gezwungen würde, sich gegen die Val Sugana zu 
wenden. 

Zu diesem Zwecke wurden am IQ. folgende Dispositionen erlassen: 

„Die Brigade Montluisant rückt am 19, nach dem Abessen bis 
„Balin. Die Gebirgs*Batterie Nr. \/V bleibt jedoch zurück und wird in die 
„Brigade Kaim eingetheilt; statt derselben erhält die Brigade die Ge- 
„birgs-Rnketen-Battenc Nr. 2. Am 20. marschirl die Brigade über Campi 
„auf die Passhdhe des Monte Pichea. Am 21. unternimmt dieselbe in Ver- 
„bindung mit den disponiblen Troppen der Halb-Brigade Grünne den Angriff 
„gegen das Ledro-Thal, u. z. mit der Hauptkrafl gegen das Fort Ampola. 

„Major Graf G r ü n n e hat die Übergänge des Monte Pichea, Oro, Pari. 
„Giumella gut zu besetzen und in Campi eine Reserve zu halten. Die Besa- 
„tzungen von Riva, Nago, Torbole verbleiben dortselbsL 



1 Jlger - Compiigiiie, die Inoibrack - Somieiiberger SehuÜMliQtseD-Conipagiiie 
und die LandeucbfltMn-Cotnpagnie Tel& bei Rftno dalle Fngftne, (wo an pauftgeren 
Befeitigongen gearbeitet wnide); 

die Laadeitcbfitien-Compagnie Schlandera in Cbieu di Vall 'Ana; 

3 Jigar'Compa^ien and die 2. Wien-Tiroler SoharbohtttMn-CompBgnie in 

RoTBredo ; 
die lAndenchtltBen-Cooip^nie Zell-FB^n in Mari; 
■ . , Hall in äreotonico; 

, , s Blodene in Caltaso. 

In letitenn drei Orten, iowie in Serrada itaiiil übudiea je t Zug l^rolsr JKger. 



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44 öitetniohB Kltinpfc im Jibr« 186«. 

„Oberstlieutenant V. HöTrern hal am 21. 6 UhrFrdb Demonstrationen 
„auszuführen und zu trachten, den Gegner auf den beiderseitigen ThalhSngen 
,. zurückzudrängen. Die Bocca di Lusole ist stark zu 1>eselzen. 

„Das 4. Bataillon EH. Rainer, die 4. Division dieses Regiments, Ter- 
„ner 2 Geschult der 4prd. Batterie Nr. 5/V und die Landessctiützen-Com- 
„pagnie Kilzbilcliel-Hoprgarten marschiren am 19. nach Ceniga, am 20. aber 
„Riva nach Biacesa. Major Luhe (von EH. Rainer) commandirt diese Colonne. 
„Von Riva aus ist am 20. ein Delachement auf den Monte Oro zu senden. 
_Die Hauptcolonne hat unter Major Luhe am 21. angrifliäweise gegen Molina 
rUnd Pieve di Ledro vorzugehen. Der Angriff ist erst dann mit dem grössten 
„Nachdruck zu führen, -wenn das Vordringen des Oberst Baron Montlui- 
„s u n l aus der Val Conzei bemerkt wird '). 

„Die Brigade Kaim, nüt Ausnahme der Colonne des Major Luhe, 
„rückt am 19. nach Bad Comano, tre arche und bleibt zur Disposition des 
„TFuppen-Commando's *). 

„Bei günsügem Verlauf der Operationen ist soweit als mdglich gegen 
^Sloro vorzudringen. Die Übergänge über den Monte Giovo sind sodann 
,, wieder durch Abtheilangen der Halb-Brigade Grünne zu besetzen. 

„Bei ungünstiger Gefechtslage sind die Übergänge über den Monte 
„Pichea, Pari, Oro, auf's Äusserste zu verlheidigen. Die Colonne Lähe geht 
„in diesem Falle auf der Ponal-Strasse, deren Seiten-Detachement über den 
„Monte Oro zurück." 

Diesen Dispositionen gemäss sammelten sich die kaiserlichen Truppen 
in den nächsten Tagen zum Angriffe, der im Conzei- und Ledro-Thal, zu 
einem gifinzenden Erfolge führte. 



••fMht« b«l am««*, Mtt Ha*t« mmton» and »m K«nts Voual (91. JU1>. 

Nach der Disposition des GM. v. K a i m zur Vorröckung in den Judi- 
ciirien am 21. hatte die Haupt-Colonne (5 Compagnien EH. Rainer, eine 
halbe 4pfd, Batterie und die Cavallerie-Abtheilung) auf der Strasse im Thale, 
Oberstlieulenant v. Hfiffern mit 1'/, Jäger- Compagnien, 6 Comp^nien 
Kronprinz von Sachsen und der Gebirgs-Batterie Nr, 3/V in der rechten 



i) Nach einer flpltereu Anordniug hatten das 4. BaUitlDo EH. Rainsr «nd die 
beiden OesohflUe beim Qraa der Brigade Kaim la verbleiben. 

1} Am SO. erhieU die«e Brigade den Befahl, mit Aainabinft des 4. Bataill^ui 
KH. Rainer nnd 4 GesellUtMn, die in tre arche cu verbleiben hatten, lutch Bdncoae 
lu mar*chii«n und am Sl. mit der Ha1b-Bri;ade HOffern einen krüftigeo Vant«ss 
in den Jadicarien m Tenncben. 



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IT. GefeehM bei Cimego, un Honte Maion« nnd Am Monte Nouol. 45 

Flanke vorzurücken, in welcher schon tagsvorher am Dos dei Morti zietniich 
lebhaft gepl&nkelt worden war. 

Uapplmann Baron Basel! i hatte mit 2 Compagnien EH. Rainer, der 
Landesschülzen-Compagnie Innsbruck-Mieders uiid 2 Geschützen der Gebi'fgs- 
Batterie Nr. i^V in der linken Flanke an der östlichen Thallehne vorzugehen. 
Hauptmann Wolf sollte mit 2 Compagnien EH. Rainer. '/, Compognie 
Tiroler Jäger und 2 Geschötzen der Gebirgs- Balt erie Nr. 4/V die Verbin- 
dung dieses Flügels mit der Haapt-Colonne herstellen. 

Oberstlieutenant v. Höffern brach um 5'UhrFräh auf, detachirte 
1 JSger-Compagnie und 1 Compagnie Kronprinz von Sachsen von Lardai-o 
über Daone gegen Narone, 1 Compi^nie Kronprinz von Sachsen gegen den 
Monte Mulin (oberhalb Prezzo) und marschirle mit dem Reste aul buoni pratr. 
wo er beim Eintreffen die rechte Seiten-Colonne bereits im Kampfe mit 4 feind- 
lichen Compagnien (Obersllieutenanl Salomone) auf dem Rücken von Narone 
fand. Oberstlieutenant v. HO Kern lie.ss das Feuer seiner Geschütze gegpn 
letztere richten, gleichzeitig grilT die Seiten-Colonne an, und der Gegner zo;: 
sich in Unordnung über den CingolO rosso zurück. Das Gros der Halh- 
Brigade folgte ihm nach, erreichte um T Uhr die Kuppe des Monte Castetio 
und zwang hauptsächlich durch Geschdtzfeuer die Teindlichen Abiheilungen, 
welche sich noch aul der rechten ThaPehne der Val Giulis befunden, zum 
Rückzüge in die nahen Waldungen. 

Minder erfo^reich war die Vorrüekung zunächst der Thalstrus.se. 
Hauptmann Wolf gelangte zwar um 1 Uhr bis über Castellert, ward aber 
dort vom Monte Brione her von feindlicher Artillerie beschossen uiid dann 
umfassend angegriffen, so dass er keine weiteren Fortschritte machen konnte. 

Hauptmann Baron B a s e 1 1 i, dber Castel romano gegen die Einsattlung 
am Monte Nossol vorrückend, sliess um 10'/, Uhr auf bedeutende feindliche 
Überlegenheit, brachte nach und nach 1'/, Compagnien ins Gefecht, mussti' 
aber endlich zurückweichen. 

Unter diesen Umständen erzielte auch die Haupt-Colonne unter GM. v. 
K a i m kein besonderes ResnltaL Dieselbe traf gegen 10 Uhr bei der Brucl^ 
von Cimego ein und beschränkte sich darauf, die am Monte Brione aufge- 
stellten ieindlichen Geschütze durch zwei links der Strasse aufgeführte 
4 Pfänder zu bekämpfen. Um 3'/^ Uhr Nachmittags drang eine etwa 200 
Mann starke feindl^he Abiheilung von Condino vor, wurde aber von einem 
kralligen Plilnklerleoer empfangen, und durch eine kühne Allake des Ober- 
Itealenant Baron Torresani, welcher mit 9 Uhlanen in die feindlichtr 
Abtheilung einbrach, in die Flucht geschlagen. 

Gegen 5 Uhr trat GM. v. Kaim, naclidem er vorher auch Oborst- 
ticutenant v. Hfiffern zurückbeordert hatte, den RückzDg an. Zu gleicher 



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46 Öaterreiciu KHmpfo im Jatire IBSA. 

Zeit ging auch die Colonne des Hauptmann Buron Baselli zaräck, }ene 
des Elauplmann W o I ( folgte um 6 Uhr. 

Der Verlust bei allen Ahtheilungen in den Judicarien war gnnz unbe- 
deutend, u. z, blieben 1 Mann todt, 1 Offider 6 Mann wurden verwundet Der 
Verlust des Gegners hi unbekannt geblieben. 

eMMkt b*t SM*!». (M. JML) 

Erfolgreicher als in den Judicarien war der Kampl am 21. Juli im 
Conzei- und Ledro-Thale unter der Leitung des Oberst Baron Montluisant, 
dem an dJcnem Tage auch die Halb Brigade Granne unterstellt worden war. 

Vom Monte Picliea riicJtte Major (iraf Granne mit 5 Jäger-Compag- 
nien und 2 Compagnien Grossherzog von Hessen, den Landesschützen-Com- 
pagnien Kitzbiieliel-Hopfgarten, Rattenberg, Schwaz, den Raketen-Batterien 
Nr. 1 und 2 auf dem unteren, — Major v. Krynicki mit dem 1. Bataillon 
Tiroler Jäger, dem 3. BaUiillon Kronprinz von Sachsen und der Gebirgs- 
Battene Nr. 2/V auf dem oberen Wege gegen Lensumo vor. 4 Compagnien 
Grosshersog von Hessen , welche ^ch der letzleren Colonne als Reserte 
anschliessen sollten, wurden, da der Feind starke AbUieiliingen von Pieve 
gegen den Monte Saval (sudlich des Monte Pichea) vorschob, gegen diese 
Höhe dirigirl, und hatten sich dann nach Zulässigkeit auch an dem allge- 
meinen AngrifTe zu betheiligen. 

Alle Colonnen brachen um 4 Uhr Morgens auf; jene des Major Gral 
G r ü n n e langte zuerst bei Lensumo an, und vcrdrSngte mit der Ävan^rde 
den Feind aus dem Orte. Dieser zog sich nach Enguiso, mu8»te aber, nU 
die Töte der Colonne Krynicki eintraf, auch von dort zurückweichen. 

Die Raketen-Batterien wurden nun östlich Engniso, die Gebirgs-Batterie 
auf der Strasse placirt, und richteten ihr Feuer gegen die starke feindlidie 
Stellung;, welche von der H6he <Sst1ich Locca bis zur oberen Kirche von 
Becflca reichte und vom 5. Freiwilligen-Regiment (Oberst Chiassi) besetzt 
war ; dessen Reserve (das 9. Regiment und das 4. Bataillon des 6. R^ments) 
stattd in Bececa und auf der Strasse gegen Tiarno. Zwei Geschfitze waren 
zunfichst der Kirche von Locca, andere 2 Geschütze auf dein Hflgel zwischen 
Locca und Bececa phicirL » 

Nachdem diese Stellung durch die Wirkung der OsterWficWsOhen Bat- 
terien erschüttert worden war, rückte Major Graf Grünne mit 3 Jl^er- 
Compagnien, 2 Compagnien Grossherzog von Hessen and den Lantlessehätzen 
sowohl auf der Strasse, als auch oberhalb derselben zum Sturme vor, 
w&hrend eine zur Umgehung des dominirenden rechten feindlichen Flügels 



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IV. Gefecht bei Becai». 47 

entsendete Compagnie durch ihr rechtzeitiges Ersclielnen entscheidend mit- 
wirkte. Der Feind räumte die HOhen, erreichte fliehend Locca, ward aber 
auch von dort durch die unaufhaltsam nachstürmenden österreichischen 
Truppen hinausgeworfen. WAhrend dabd eine Division Tiroler Ji^er von 
der Colonne Kryniclii von Westen her in das Dorf eindrang, kam die 
früher erwähnte gegen den rechten feindlichen Flügel detachirte Umgehungs- 
Colonne dem Gegner in den Rücken. 

Die Folge dieses energischen und umfassenden Angriffes war, dass 
nadi hartnäckigem Kampfe beinahe ein ganzes Bataillon des 5. Freiwilligen- 
Regiments (über 600 Mann) gefangen wurde. 

Oberst Baron Montluisant liess nun sofort auch Bececä angreifen, 
wo der Feind, 9 Bataillons stark, Stellung genommen hatte. Nachdem ein 
wirksames Geschülzfeuer unterhallen worden war, drang Major Graf Grünne 
gegen die Nordseile Bececa's vor, während 1 Division Tiroler Jäger (von 
der Colonne Krynicki's) gegen den unmittelbar nördlich des Ortes befind- 
lichen Felsenriss dirigirt ^urde. Trotz des heftigsten Gewehrfeuers seitens 
des Feindes wurde dieser auf allen Punkten überwältigt; er verüess, gegen 
Santa Lucia retirirend, Beeeca und verlor dabei, kräftig verfolgt, neuer- 
dings bei 50O Gefangene. 

Oberst Baron Montluisant mossle sich aul den erreichten Erfolg 
beschränken, weil zmschen Tiarno und Ämpola eine ganz unverhältniss- 
mässige Übermacht (12 — 15.000 Mann) mil Sicherhett vorausgesetzt werden 
konnte und die eigenen Truppen sich beinahe ganz verschossen hatten. Der 
Kampf ward sonach um 11'/« Uhr abgebrochen und dann, unter Mitnahme 
aller Verwundelen und völlig unbelästigl vom Feinde, der Rückmarsch auf 
den Monte Pichea ausgeführt. 

y, Jäger-Compagnie, welche während des Kampfes den dicht besetzten 
Monte Vieseh gestürmt halte, lief während des Marsches Gefahr, abge- 
schnitten zu werden und musste sich über den Gebirgsrücken nach Roneone 
wenden. Tagsdarauf rückte sie Ober Bondo wieder zu ihrer Truppe ein. 

Der Verlust der Österreicher in diesem hartnäckigen Kampfe betrug 
an Todlen 6 Officlere, 19 Mann, an Verwundeten 7 Officiere, 75 Mann. 
Der Gegner verlor beiläufig 100 Mann Todte (darunter Oberst Chiassi), 
250 Mann Verwundete und über 1100 Gefangene, unter diesen 2 Slabs- 
und 17 Ober-Oifliciere. 

Unabhängig von diesem Kampfe halte die permanente Passbesatzung 
am Monte Saval (1 Compagnie Kronprinz von Sachsen) einen Zusammen- 
Bloss mit dem Feinde, welcher bei Tagesanbruch ungefShr 1 Bataillon gegen 
den Pass entsendet Iiatte. Die Besatzung rückte auf einen günstig gelegenen 



dbvGoogb 



\ 



48 ösMnelchB E&mpfe im Jahn 1866. 

Punkt vor, und wart den Feind zurück, wobei dieser bei 40 Mann an 
., Todten und Verwundeten verlor. Nachmilt^s gelang es noch einer Patmlle 
dieser Compagnia einen feindlichen OfTicier und 35 Mann gefangen zu 
nehmen. 



Die 4. Division EH. Kainer, welche an diesem Tage von Riva aus 
auf der Ponal-Strasse gegen Pieve dt Ledro vorzurücken hatle, war bei 
Leges und Holina auf eine, so bedeutende feindliche Übermacht (2. Freiwil- 
ligen-Regiment) gestossen, dass sie trotz wiederholter Versuche nicht vor- 
dringen konnte, und nach Riva zurückkehren mnssle. 

GH. Baron Kuhn erhielt im Laute des Nachmittags die Meldungen 
tU>er den Ausgang aller Gefechte und am Abend die erste Nachricht von 
der Capitulation des Fort Ampola. 

Am 22. Abends sUnd auf seinen Betehl die Brigade Kaim in den 
Judicarien bei Roncone, die Brigade Oberst BarOn Montluisant nördlich 
von Riva bei Pranzo, die 4. Diviäon EH. Rainer bei Campi. 

Die Halb'Brigade Hfilfern (bei Roncone) hatte Detachements in 
Lardaro, Creto, Daone, am Dos dei Morti u. s. w. 

Am Sülfscr-Joch und am Tonal fiel in diesen letzten Tagen nichts von 
Bedeutung vor. 

Eine Division EH. Rainer, gefolgt von I JSger-Compagnie, die bis Inco- 
iline ging, streifte am 21. bis Edolö, und fand auf ihrem Wege nur kleine 
Abtheilungen Carabinieri und Finanzsoldaten. Nach Aussage der Landleute 
lütten die Freiwilligen am 16. die Val Camonica gerSuml, um in die Judica- 
rien zu ziehen. 

GM. Baron Kuhn erhielt hievon am 22. Morgens die Meldung, ersah 
die Mdglichkeit vom Tonai her sein Centrum einigermassen verstärken zu 
können, und liess daher 4 Compagnien des 3. Bataillons EH. Rainer am 
'2.2. bis Dimaro, am 23. nach Pinzolo, am 24. nadi Bud Comano abmarschiren. 
Dagegen wurden, da von Oberstiieutenant v. II dl fern Mittags die Mel- 
dung eintraf, dass der Monte Nossol und Monte Giovo stark vom Feindi- 
besetzt sei, und dass grössere Abiheilungen in der Val Conzci mit der Ricli- 
tung auf Lanezada die linke Flanko der Halb-Biigadc geiäbrdeLen, von letz- 
terer die Landcsschützen-Compagnie Innsbruck- — Mieders, dann von der Bri- 
gade Kaim 2 Compagnien des 1. Bataillons EH. Rainer, endlich von der Bri- 
gade Montluisant 2 Geschütze der Gcbirgs-Rakelen-Balteriu Nr. 2 zur Ver- 
theidignng des Monte Cadria bestimmt Oberlicutennnt Hettycy (dem General- 



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IT. Tereimpnng Abt Btreitkrilfta bei Trient. 49 

slabe zugelheilt) hatte die Aufstellung zu besorgen '). Das 4. Bataillon 
EH. Rainer hatte 1 Compagnie auf den Passo d' Usciol zu senden. 

Über die Aufstellung Garibaldi'» um diese Zeit ist nur Folgendes 
bekannt : 

Am 22. verlegte er seinen Stab nach Condino. Die Brigade N i c 1 e r a 
stand zwischen Condino und Cimego; starke Abtheilungen bei Narone, gogen 
fouoni prati und am Monte Nossot. Die Brigade Corte wurde ebenfalls nach 
Condino und Brione herangezogen. Das 1. Bataillon des 1. Regiments war 
zur Erhaltung der Verbindung mit der Colonne des Oberst Cadolini in den 
obersten Theil der Val Giulis vorgeschoben und hatte den Passo di BruSlone 
und die A>pe Clef besetzt. Oberst Cadolini selbst war mit seinen 5 Batail- 
lons seit dem 18. noch immer behn Lago di Caf an der Scheide zwischen dem 
Fumo- und Daone-Thal. 

Von der Brigade H a u g h war das 7. Regiment nach Legos vorgescho- 
ben worden, das 2. stand zwischen Mczzolago und Pieve. Die Brigade Orsi n i 
stand zwischen Bececa und Tiarno und hatte Abtheilungen gegen den Passo 
d' Usciol vorgeschoben. 

Am 23. wurde die Brigade Haugh über Mezzolago gegen die Über- 
gänge des Monte Pari gezogen und die Brigade Orsint rückte an deren Stelle. 

Während der Feind so mit bedeutenden Kräilcn in den Judiuarien und 
in der Valle di Uedro stand, ward die Aurmerksamkeil des GM. Baron K u h n 
nun auch gegen die Vall' Arsa und Val Sugana gelenkt. 

Schon am 19. Juli war es zwischen einer von Schio zurückkehrenden 
16 Mann starken Uhlanen-Patrulle und einer ungefähr 60 Mann starken Lan- 
cieri-Äbthdlung von der feindlichen regulären Armee zu einem kurzen 
Gefechte gekommen. Auch aus der Val Sugana waren von Major v. Pichler 
mehrfache Meldungen eingelangt, welche das Vordringen regulärer feindlicher 
Truppen in dieser Richtung ausser Zweifel stellten '). 

1) Diese CoIoDoe Isd^b am 33. Morgens nuf der KftmmhQhe an and tmf, nach - 
dem sie mit TemuntcbwierigkeiCen und Eatbelimngen »Her Art geklmpft hatte, ohne 
auf den Feind gestosaen eu sein, am !G. Abeud» in fltenno ein. 

1) Major T. Pichler nar am 13. Juli mit einer Compagnie EH. Rainer, der 
halben Baketen-Batterie Nr. 11/lX. dem Gänie-Znge und dem Uhlanen-Detachement 
in Primolano, die LandesschütEen- Compaq nie Dombirn in Pieve di Tesino angekommen. 

Am 14. rückte die 2. Division Wlmpfien in Primolano ein, Vi Compagnie wnrde 
nach Cismon, v, Compaguie nach Fattro Torgeschoben; die Herstellaog TOn Verachan- 
Eungen bei Primolano wurde in Angriff genommen. 

Am 16. entsendete Major T. Pichler eiu fitreifcommando nach Baasano nnd 
Diarscbirte am 17. selbst mit 2 Compagnien, 2 Baketen-Ge»cbfltEon nnd 9 Uhlanen 
dahin Tor, reqnirirts Lebensmittel und kehrte am Nachmittag wieder nach Prinolaiio 

Am 19. Ungten Nachrichten aber die nahe beroratehende feindEohe Oecnpation 
TOn Baasano und Feltre ein. 

AiMmlehi KImpf« tfft. (T, Bind.) * 



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gO östeireiolu KSmpfa im Jahre 188S. 

Unter diesen Umstunden sah sich GM. Buron Kuhn bemüssigt, tele- 
graphisch um die Ermächligung zu bitlen, 4 Bataillons und eine Spfd. Bat- 
terie au8 Verona an sich ziehen zu dürren. 

Die Ermächtigung hiezu langte ein, und da am Abend des 22. ums 
einem Telegramme des Major v. P i e h i e r hervorging, dass der Feind bereits 
in der Val Sugana gegen die Grenze vorrücke, so ward das Festungs-Com- 
mando in Verona ersucht, sogleich 2 Bjlaillons miltelst Eisenbahn nach Trient 
zu befördern, worauf dieses das Eintreffen der 4. Bataillons Hartmann und 
MarUni in Trient für den 23. Vormittags zusagte. 

Gleichzeitig erging an die Brigade K a i m, in welche die Batterie Nr. 5/V 
und die Gcbirgs-Hakcten-Batterie Nr. 1 eingelheilt wurde, der Berehl, noch 
am selben Tage nach Tione, am 23. nach tre arche zu marschiren. Die Bri- 
gade Monll uisanl, welcher die Batterie Nr. 4/V und die halbe Gebirss- 
Raketen - Batterie Nr. 2 zugewiesen wurde, hatte am 23. nach Campo- 
maggiore zu rücken, das 1. Bataillon Tiroler Jöger aber in Fiave zurückzu- 
lassen. 

An Major v. Pichler, der um Mitternnchl meldete, dass der Feind 
mit bedeutenden Streitkräften, jedoch vorsichtig vorrücke und namentlich 
die rechte Flanke slark bedrohe, erging mittelsl Courier der Befehl, sich nicht, 
wie er beabsichtigte, bei Grigno nordwärts ins Gebirge zu wenden, sondern 
den Rückzug thalaufwärts gegen Borge zu nehmen. Zu seiner Verstärkung 
wurde die Depöt-Division EH. Rainer mittelst Wagen dorthin befördert, jedoch 
am 24. nach Trient zurückbeordert, da mittlerweile an deren Stelle die am 
23. von Verona angekommenen, 813 und 1075 Mann zählenden 4. Bataillons 
Hartmann und Martini nach Borgo in Marsch gesetzt worden waren. 

GM. V. Kaim gelangle am 23. mit dem 4. Bataillon EH. Etainer und 
der 4pld. Batterie nach Vezzano, der Rest der Brigade sowie die Brigade 
Montluisant nach alle Sarche, wo in der Folge I Zug des 4. Bataillons 
Grossherzog von Hessen als Besatzung zu verbleiben hatte. Je 1 Zug Tiroler 
JÖger blieb in Stenico und Bad Comano, und am Passo d' Usciol die bereits 
dorthin detachirte CompagnieEH. Rainer, welche der Halb »Brigade HOlfern 
zugewiesen ward. 

Indessen führte Major v. Pichler gegen die in die Val Sugana einge- 
drungene italienische Division Medici ein blutiges Gefecht bei Boi^o. 

Bei den besonders schwierigen Verhältnissen, die nun für die Verthei- 
digung Südlirol's eingetreten waren, erhielt GM. Baron Kuhn vom EH, 
Albrecht die Ermächtigung, sich nöthigen Falles, jedoch Schritt Iflr Schritt 
an die Etsch-Eisack-Linic zurückzuziehen, mit der Weisung, keine Truppen 



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IT. VereinigDiig der Streitkr&Ae bei Triant 51 

mehr aus Verona an sich zu ziehen, da dieselben bei der unverhälnissmSs- 
sigen Obermachl des Gegners von keinem erheblichen Nutzen wären '), 

GH. Baron Kuhn erliess nun an die Halb-Brigaden die nöltü^en 
Weisungen für einen eventuellen Rückzug, beschloss aber gleichzeitig, bevor 
er Südtirol rüumte, sich bei Trient dem eingedrungenen Feinde auf das 
Äusserste zu widersetzen. 

Die beiden Reserve-Brigaden erhielten dalier den Befehl, sogleich nach 
Trient au^ubrechen. 

Dieselben trafen am 24. Vormittags 1 1 '/, Uhr mit Ausnahme des 4. Ba- 
taillons Grossherzog von Hessen, welches zur Deckung des Flämser-Thales 
nach Cavalese disponirt wurde, dort ein. 

Das 2. Bataillon CH. Rainer besetzte gegen Pergine hin die Höhen 
von Civezzano, die Gebirgs-Rakelen-Batterie Nr. 1 jene von Roncogno, 3 Com- 
pagnien vom 1. und 4. Bataillon EH. Rainer besetzten weiter rückwärts 
Spre (bei Panle). 

Hauptmann Cramolini wurde beauftragt, sich sogleich mit allen 
Truppen im Etsch-Thale gegen Malarello zurückzuziehen und sich gegen die 
Val Sugana zu decken. 2 Compagnien des 7. Tiroler-Jäger-Bataillons, die 
Landesschützcn-Compagnie Zell-Fügen, die Innsbruck-Sonnenbergcr und die 
2. Wien-Tiroler Schützen-Compagnie trafen am 24. dort ein und nahmen bei 
Vigolo Stellung. 

Die am 23. alldem Marsche nach Bad Comano befindlichen 4 Compagnien 
des 3. Bataillons EH. Rainer hatten dort zur eventuellen Aufnahme der Halb- 
Brigade Höf lern Stellung zu nehmen und Slenico mit '/, Compagnie zu 
besetzen. 

Am Morgen des 24. gab GM. Baron Kuhn, da sich mittlerweile Major 
V. Pichle r bereits bis Pergine hatte zurückwenden müssen und der Feind 
schon bei Levico stand, allen Halb-Brigaden den Befehl, sich sogleich zu- 
rückzuzielien. 

In Folge dessen bracb Oberstlieutcnanl v. Höf fern von Lardaro um 
I Uhr Nachmittags aui und traf um 8 Uhr Abends bei Slenico und Bad 
Comano ein, wo uuch 4 Compagnien des 3. Bataillons £H. Rainer ankamen. 
Die am Monte Cadria und Monte Gaverdina detachirlen Compagnien zogen 
sich direct nach Slenico zurück. Die Hall>-Brigade Grün nc marschirte um 
] Uhr ab und traf um 6'/, Uhr Abends in tre arche ein. 

Beide Halb-Brigadcn hätten am nächsten Tage sich über Molveno nach 
Spornnaggiore zurückziehen sollen, nach einer späteren Weisung jedoch hatte 



1) Eb lt»inen gleichwohl noch 2 BataillosB WimpIlBii i 



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52 öit«ireiclii Kämpfe im J&hre 1806. 

Obersltieulenant v. Höfrern bei Stenico zu bleiben, Major Grar Grünne 
luDgegen ül)er Molveno und S. Michele zu den Reserven nach Trienl ein- 
zurücken. 

Endlich gab GM. Baron Kuhn am 24. seinem Genie- Director, ObersU 
lieulenant v. Wolter, den Befehl, die Sladl Trient unverzüglich in Verthei- 
digungszusland zu setzen, was auch in der kürzesten Zeil geschah. Für den 
Fall des Rückzuges von Trient bat der Truppen-Commandant da»; 
Landes- Verlhetdigungs-Ober-CommaHdo, in allen Bezirken südlich des Brenner 
den Landsturm aufzubieten. 

Wir kommen nun zur näheren Schilderung der Vorgänge in dei- 
Val Sugana. 

a«f**kto Wl CHbbob, PriB»l«BO nad 1« T«xs« (09. Jnli). 

Die italienische 15. Division, GL. Medici, war am 19. Juli in Ponte 
Vigo d'Arzere (nördlich Padua), am 20. in Citadella angekommen und erhielt 
hier die Bestimmung zum Angriffe auf die Val Suganu '), 

Noch in der Nacht vom 20. zum 2L wurde eine Escadron Lancieri 
nach Bassano vorgeschoben und am nächsten Tage folgte die ganze Divi- 
sion dorthin. 

Als GL. Medici die Meldung erhielt, dass sich österreichische Abthei- 
lungen bei Carpane und Valstagna zeigten, wurde 1 Escadron in diuser 
Ricblung entsendet und es fand zwischen einer Patrulle derselben und 
einer Österreichischen unweit Carpane ein kleines Scharmützel statt, in wel- 
chem die Lancieri einige Plerde einbüssten. 

Der Divisions-General liess auf die Nachrieht hieven sogleich das 23. 
Bersaglieri-Bataillon zu Wagen bis S. Hazario befördern, und von dort nnch 
Campo S. Marino vorrücken; eine Compagnie ging bis Cismon. 

Am Nachmittage wurde die Disposition zur Vorrtickung der Division 
er lassen. 

i> Die DiTiaion hatte lolgonde Ordre de b&taille: 
Brigade Pavi» (Oberst Parocchia): 

■ 27, IntaDterieReginjent (Oberst CaBuccini) 2067 Manu; 

28. „ , (Oberst Nedbal) 1225 , 

Biigade Sicilien (anfilnglich Obeiit Harehetti, dann Oberst Bnri); 

61. Infanterie-Regiment (ObWBt Negri) 2418 Mann; 

■ 92. , , (OberstUeutenant Steffaneo) 2266 „ 

23. Bersagliari-BaUillon (Major Depieto) 608 , 

26. , „ (Major Fumagallo) B81 , 

2 Escadronen Lancieri di Milano (Major Porcara) 186 „ 

3 Batterien des B. Reeime nts (Major R o s g i) 18 Gegchtttge. 

Zusammen: 9160 Mann, 186 Pferdo and IS OeschfltEe 
Ansseidem die 13. Compagnie des 2. Oinie-Regiment« 118 Mann. 



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IV. Qefechte Ijei CiBinoa, PriuotaDo un(I le Tezze. 53 

3 Compagnien dßs 25. Bersaglieri-Balaillons und das 61. Regiment 
hallen unter Commando des Oberst Negri in der kommenden Naclil über 
V'alstagna, Alessi. Godenella, den Monle Lambaro, Monle Frizzon nach le 
Tpzze zu marscliiren, um den Österreichern in der Vat Sugana den Rückzug 
abzuschneiden; das 4. Bataillon des 62. Regiments hatte dieser Colonnc 
bis jenseits der Val Gadena voranzugehen, dann aber sich gegen Enego zu 
wenden; 1 Compagnie des 25. Bersagtieri-Bataillons und das 27. Infanterie- 
Regiment hatten unter Commando des Oberst Casuccini, gleichfalls in der 
Naclil, über den Monle Pertica u. s. w. nach Arsie zu marschiren, um den 
österreichischen Truppen, wenn sie sich gegen Feltre wenden solllen, auch 
hier den Rückzug zu verlegen, und sich dann bei Primolano rail dem Gros 
der Division zu vereinigen. 

Dieses marschirte noch am Abend von Bassano ab und trat um Mitter- 
nacht bei Valslagna — Carpane ein. Die 3 ersten Bataillons des 62. Regiments 
wurden nach Campo S. Marino vorgeschoben. 

Major V. P i c h t e r halte indessen auf die Meldung üher das Patrullen- 
gefecht bei Carpane die Brücke bei Cismon abbrennen lassen. Seine Truppen 
standen am Morgen des 22. wie folgt: '/^ Compagnie EH. Kainer bei den 
Molini im Deflle Primolano -Cismon, '/, Compagnie Wimpffen bei Fastro, 
1'/, Compagnien Wimpflen mit den 4 Rakelen-Geschülzcn bei Primolano; 
1% Compagnien EH. Rainer mit dem Gönie-Zuge arbeiteten an Befesti- 
gungen bei Pianello; die Landesschülzen-Compagnie Dornbirn siand in Pieve 
dr Tesino, die Landesschülzen-Compagnie Landeck in Grigno, die 1. Wien- 
Tii'oler Schartschülzen-Compagnie in Lavarone. 

Während GL Medici in der Morgendämmerung des 22. die 3 bei 
Campo S. Marino stehenden Bersaglieri-Compagnien mit 2 Compagnien des 
62. Regiments unter Major Depreli die Bronta tibersetzen und gegen 
Enego vorgehen Hess, rückten die 3 ersten Bataillons des 28. Regiments mit 
4 Geschützen nach Cismon vor. Diesen folgten 10 Compagnien des 62. Regi- 
ments und 2 Geschütze. Die Töte der Colonne langte um 7 Uhr bei Cismon 
an. Nachdem eine kleine österreichische PatruUe, welche ein Haus am linken 
Cismon-Ufer besetzt gelmllen, sich fechtend zurückgezogen, Hess GL. Mcdic i 
das rechte Ufer besetzen und 1 Zug Bersaglieri mit 1 Bataillon des 62. Regi- 
ments unter Major Rapy auf der Hdhe zwischen der Brenta und dem 
Cismon nach Fastro vorgehen. 

Major V. Pichler beorderte auf die Meldung von dem feindlichen An- 
grifTe den Hauptmann Baron Lichtenberg mit 5 Zügen Wimpffen und 
2 Rakelen-Geschülzen zur Vorrückung gegen den Fluss; 1 Zug EH. Rai- 



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£4 öiteireiclu EHmpfe im Jahre IBtlt. 

ner unter Lieutenant Höllbacher wurde zur Verstärkung der Abiheilung 
in Fasiro bestimmt, 1 Zu^ unter Lieutenant Domascfanian nach Enego 
detachirL Die in Pianello auf Arbeit beßndlichen Abtheihin^n hallen nach 
Primolano einzurflcken. Die Cismon-Brücke bei Arsiä war in Brand z» 
stechen. 

Major V. Pichler selbst begab sich zu den Molini und traf dort alle 
Anstallen, um die auf das rechte Ufer vorgeschobenen feindlichen Abiheilun- 
gen anzugreifen und zurückzudrängen. Doch musste er diese Absicht bald 
aufgehen, als die Metdung einliel, das starke feindliche Abtheilungen ober- 
halb Enego seine rechte Flanke zu umgehen drohten. Hauptmann Baron 
Lichtenberg wurde demnach angewiesen, sich Schritt filr Schritt geger> 
Primolano zurückzuziehen. 

Um diese Zeil — gegen Mittag — eröffneten 2 feindliche Geschölzc 
vom linken Cismon-Ufer aus das Feuer gegen Molini; die bereits auf das 
rechte Ufer gelangten feindlichen Ablheilungen (1 Zug Bers.iglieri und . 
1 Bataillon des 62. Regiments) folgten den öslerreichi sehen DeLachemenLs 
langsam nach und die Genie- Abiheilung M e d 1 c i's machte mittlerweile (bis 
gegen 1 Uhr) die Cismon-Brücke wieder gangbar. 

Major V. Pichler liess Primolano durch 3 Züge EH. Rainer unter 
Hauptmann Gatlerer und die hulbbeendetcn Schanzen bei Pianello durd> 

1 Zug EH. Rainer, den Genie-Zug und 2 Geschütze beseUen; dorthin 
hatte auch das Detachemenl von Enego einzurücken; die Ablheilungen in 
Fostro halten sich so lange zu hallen, als Primolano behauptet ward, und 
sich dann auf den Höhen in der linken Flanke gegen Grigno zu wenden. 

Der Gegner folgte milllerweile auf der Strasse sehr langsam nach. 
Nach 2 Uhr erreichte dessen Avantgarde den Ausgang des Defiles vor Pri- 
molano und wurde dort aus den Häusern und von den Höhen nördlich des 
Ortes, wohin Lieutenant Höllbacher (von den Ablheilungen bei Fasiro) 

2 Züge Wimpffen disponirl halle, mit einem lebhaften Kleingewehrfeuer 
empfangen. 

GL. Medici, der sich selbst bei der Avantgarde beland, verslärkle 
diese durch 2 Compagnien des 62. Regiments, ertheille dem 3. Bataillon des 
28. Regiments den Befehl zur Beschleunigung des Marsches, und der um 
Unken Cismon-Ufer placirten Batterie den Auftrag zur Vorrückung auf den 
Kampfplatz. 

Es entspann sieh nun vor Primolano ein lebhafter Kampf, in welchent 
es den im Thalc vorrückenden italienischen Truppen trotz ihrer bedeutenden 
Übermacht nicht gelang, Forlschritle zu machen ; dagegen aber gewann auf 
den Höhen des rechten Brenta-Ufers die Colonne Negri's in der Richtung auf 



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IV. Gefeihte bei Ciimoii, Primolnno und le Teaie. 55 

Pianello einen bedeulenden Vorsprang und brachte den Verlheidiger von 
Primolano in Gefahr, bei längerem Ausharren den Rüclizug zu verlieren. 

Major V. Pichler sah sieh dadurch genölhtgt, nichl nur Primolano, 
sondern auch Pianello, das Negri bereits umging, zu räumen, und sich nach 
le Tezze zu ziehen. 

Der Gegner folgte den retirirenden Truppen, welche durch 3 Züge 
EH. Rainer gedeckt wurden, auf Schussdistanz nach. 

In te Tezze angekommen, erhielt Major v. Piehler die Meldung, dass 
Abtheilungen der feindlichen Umgehungs-Colonne bereits von den Hßhen zwi- 
schen le Tezze und Grigno herabzusteigen begännen; er disponu'te nun Lieu- 
tenant Domaschnian mit 1 Zug EH. Rainer und mit der Landesschützen- 
Compsgnie Landeck (welche von Grigno nach Pianello vorgezogen worden 
war) nach einer Felskuppe am rechten Brenla-Ufer, um die Colonne Negrt's 
möglichst lange aulzuhalten ; 6 Compagnien EH. Rainer stellten sich bei ie Tezze 
auf, mit dem Reste der Truppen ging Major v. Pi e h I e r nach Grigno zurück. 

Vom Gegner rückten Abtheilungen des 28. Regiments bis le Tezze 
Dflch, wurden aber hier durch die Arrieregarde aufgehalten, während es 
Lieutenant Domaschnian und den Landesschützen gelang, sich, wenn- 
gleich mit einigem Verlust (10 Schützen todt, 2 verwundet), so lange zu 
halten, bis Major v. Pichler Grigno erreichte. Doch auch dort mussle die 
Stellung in Folge der Forlsehrilte der feindlichen Umgehungs-Colonne auf- 
gegeben werden, und es wurde um 6 Uhr Abends der Röckmarseh bis 
Borgo forlgesetzt, wo die Truppen um Mitternacht eintraten. 

Lieutenant HCIIbacher, der, wie erwähnt, als Verstärkung nach 
Fastro delachirt worden war, und mit 1 Zug EH. Rainer und 1 Zug WimpSen 
die Höhen oberhalb dieses Ortes und der neuen Strasse nach Primolano 
besetzt halte, war, als der letztgenannte Ort von den österreichischen Trup- 
pen geräumt ward, durch 6 Compagnien des 62. Regiments und durch die 
Colonne des Major Rapy, welche sieh von den Höhen zwischen der ßrenta 
und dem Cismon her Fastro näherte, angegriffeo worden. Die österreichische 
Abiheilung konnte dieser unverhältnissmässigen Übermacht gegenüber nicht 
länger Stand hallen und zog sich auf die Höhen oberhalb Pianello, dann auf 
jene von le Tezze zurück. 

Da der Gegner mittlerweile auch diesen Ort besetzt hatte und auf den 
nächst gelegenen Höhen stand, so wandte sieh die Österreichische Abtheilung 
nordwärts in die Berge , deren Höhenkamm sie nach einem siebenständigen 
äusserst beschwerlichen Marsche erreichte '). 

1} Ta^daraDf marscliirte Lieutenant HSllba eher Ober CutelTeeiao andBIeno 
gegen BoTgo, um meder la geiner Truppe im Tbale tu etosaen; da jedoob mittlerweile 
der Feind bis Borgo Torgädrungen war, ao zi^ Bich die kleine Colonne in du Flelmaer- 
nnd weiter in dan Etacb-Thal nud traf erat am 26. in Civeziano bei Trient ein. 



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56 Österreichs Kämpfe im Jahre 1866. 

Die Abtheilungen des Major v. Pichler verloren in den Gefechten 
des 22. : 10 Todle, 6 Verwundete, 6 Vermissle, 1 Gefangenen. 



Am 23. Juli brach die italienische Division um 8 Uhr Früh auf und 
marschirte auf der Strasse langsam vorwärts, wälirend einige Bersaglieri- 
Compagnien auf den beiderseitigen Thalhängen vor^ngen. In Castelnuovo, 
nahe bei Borgo , eingetroffen , ertheilte GL. IH e d i c i folgende Angriffs- 
Disposition : 

„Die 3 Compagnien des 23. Bersa^lteri-Balaillons greifen das Castel 
Telvana (nördlich Borgo) an ; I Bataillon des Regiments rückl auf die das 
Dorf Olle dominirende Hfihe (südlich Borgo); das 25. Bersaglieri-Balaillon 
und hinler demselben 2 Bataillons des 28. Regim«its greifen Borgo in der 
Front an ; 2 Geschätze werden auf der Strasse und hinter denselben die 
beiden Escadrons Lancier! posLirt; in zweiter Linie lolgen das 27. Regiment 
und 4 Geschütze ; der Rest der Division bleibt jenseits Castelnuovo in Marsch- 
Colonne." 

Major V. Pichler hatte, da um Mitlag in Borgo die von Trient dahin 
disponirle 2. Depöt-Division EH. Rainer eingelroffen war, folgende Abthei- 
lungen zur Verfügung : 

2 Compagnien EH. Rainer (weniger I Zug) 240 Mann 

2 „ Wimpffen (weniger 1 Zug) ') 280 „ 

2. Dep6t-Division EH. Rainer 124 „ 

Landesschätzen-Conipagnie Landeck 101 „ 

„ „ Dornbim . . . . ... 112 „ 

Zusammen . . . 857 Mann ') 
und 4 Raketen-Geschütze. 

Als um 3 Uhr Nachmittags der Gegner sowohl auf der Strasse als aui 
den Höhen des rechien Brenta-üCers erschien, nahmen diese Truppen fol- 
gende Gefechts-Slellung ein : 

Am linken Flügel in Castel Telvana und auf dem Höhenrucken gegen 
Castel S. Pietro, '/» Compagnie EH. Rainer, die Landesschätzen und die 
4 Raketen-Gesohütze mit 3 Zügen Wimpffen als Unterslfilzung ; zunächst der 
Strasse 3 Züge EH. Rainer an der Brücke aber den Torente Ceggio, 1 Com- 

l) Die beiden fehlenden Züge bildeten das Detachement des Lieutenant 
HOllbarher. 

1) Im Haoptqnartier Mudici's scbState man nach dem hartnackigen Wider- 
stände, den die wenigen Compagnleen leisteten, die stärke der Österreicher auf 3 — 1000, 
am Sa. anf 6-8000 Mann. 



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IV. Qefecbt bai Borgo. 57 

5>agnie Wimpffen am Eingang;e von Borgo, die aber bei Beginn des Gelächter 
gegen Caslel Telvana disponirt wurde; am rechten Flügel '/, Compagnie 
EH. Rainer bei S. Giorgio (westlich Olle) ; in Reserve blieb die Depöt-Divisioii 
EH. Rainer und der Genie-Zug. 

Das 23. Bersaglieri-Bataillon eröffnete das Gefecht durch einen AngiilT 
iiur Gaste) Telvana, worauf auch die Aljibeilungen im Centrum vorrückten 
und die beiden Geschütze das Feuer eröffneten. 

Die an der Ceggio-Brflcke stehenden Abiheilungen mussten zwar der 
;;anz unverhültnissmässigen Übermacht weichen und sich Schritt für Schritt 
ant Borg» zurückziehen, bei Caslel Telvana aber wurden die feindlichen 
ßersagiieri, welche wiederholl bis hart an die österreichischen Abtheilungen 
herankamen, jedesmal blutig abgewiesen. Ebensowenig konnte sich der 
(iegner Borgo's bemeislern, wo die Depöt-Division EH. Rainer und die von 
der Brücke zurückge.gangcnen Abtheilungen den kralligsten Widersland lei- 
sleten. Eine Stunde lang währte der Kampf in der ganzen Stellung, gegen 
welche der Feind successive nebst dem 25. Hei-saglieri-Bataillon, 2 Baiail- 
lons des 28. und das ganze 27. Regiment verwendete. 

Da traf bei Major v. Pichler die Meldung ein, dass sein rechter 
Flügel ('/, Compagnie EH. Rainer) durch eine starke leindUche Colonne 
gedrängt, von S. Giorgio wiche. Die Position war somit wieder umgangen, 
und da Major v. Pichler keine inlacten Truppen mehr zur Verfügung 
hatte, so gab er den weiteren Widersland bei Borge auf und trat, indem er 
zuersl die Geschütze aus dem Gefechte zog, den Rückzug an. 

Als die lelzlen Abtheilungen unter Hauptmann Gatterer Borgo 
räumten, brachen feindliche Guiden und Lancieri vor, wurden aber mit 
Verlust zurückgewiesen. Eine später von den beiden Escadrons Lanciert 
ausgeführte Allake wurde gleichfalls abgeschlagen. Der Rückmarsch wurde 
bis gegen Roncegno unter beständigem Feuergetcchle mit dem nachfolgenden 
(legner (den beiden Bei'saglieri -Bataillons und 2 oder 3 Bataillons des 
28. Regiments) Schritt lur Schrill ausgeführl; zuletzt brachte der Feind auch 
noch 4 Geschütze ins Feuer, welche jedoch keine Wirkung erzielten. 

Um 9 Uhr kam Major v. Pichler mit seinen erschöpften Truppen in 
Levico an, und liess den Ortsansgang durch 2 Compagnten EH. Rainer beset- 
zen, den Rest beim Badhause westlich des Ortes lagern. Bald darauf traf das 
v»n GM. Baron Kuhn hieher disponirte 4. Bataillon Hartmann ein, während 
das 4. Bataillon Martini zur Deckung Pergine's gegen Ost nach Rovereda mar- 
schirle. 

In dem Gefechte bei Borgo, im welchem von Seite des Gegners nahezu 
5000 Mann, dann 180 Pferde und 6 Geschütze, gegen 857 Mann und 4 Rake- 
ten-Geschütze in Verwendung gekommen waren, hatten die Österreichischen 



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58 ÖKterralchi Klmpte im Jfthra LB68. 

Abtheilungen an Todten 5 Mann, an Verwundelen 2 OfÜciere 7 Mann, an 
Vermissten 51 Mann (unter letzteren, wie sich späler ergab, auch mehrere 
Todle und Verwundete), verloren. 

Major V. Pichler hatte beabsichtigt, unter dem Schutze des 4. Batail- 
lons Hartmann und der 2 Compagnlen EH. Rainer, welche die Position von 
Levico besetzten, seine erschöpften Truppen einige Stunden ruhen und dann 
nach Pergine zuräckgehen zu lassen. Doch der Feind erschien schon gegen 
9'/, Uhr Abends vor dieser Position und Major v. Pichler sah sich daher 
tjenöthigt, den Rückmarsch sogleich antreten zu lassen. 

■MbMMMirt h*i bavi«« cas. nu). 

Der Commandant des 4. Bataillons Hartmann, Major Baron de Vic<|, 
halte eben noch Zeit gefunden eine Gefechtsstellung zu nehmen , ehe die 
feindlichen Truppen anrückten. '/, Compagnie stand auf den Höhen nördlich 
des Ortes, 2 Compagnien südlich von Levico , der Rest in Reserve. 

Das 4. Bataillon Hartmann zählte 813 Munn, 

die beiden Compagnien EH. Rainer 234 „ 

Zusammen . . 1047 Mann. 

Bei der feindlichen Division bildeten 3 Compagnien des 2ä. BersaglierJ- 
Bataillons, das 28. Infa uteri e-Regimenl, die beiden Lancieri-Escadrons und 
t Batterie die Avantgarde. 

Das 23. Bersaglieri-Bataillon ging in der rechten Flanke aul dem längs 
lien Höhen ziehenden Wege vor; 1 Compagnie des 25. Bersaglieri-Bataillons 
und das 61. Regiment nahmen in der linken Flanke die Richtung auf Caldo- 
nozzo ; der Rest der Division folgte auf der Strassa 

Nachdem um 9/, Uhr Abends die Avantgarde auf der Höhe ^'on Seiv.i 
angelangt und eine auf der Strasse vorsprengende Ca vallerie- Ahlheilung von 
lebhaitem Gewehrfeuer empfangen worden war, liess GL. Medici 1 Com- 
pagnie des 25. Bersaglieri-Bataillons zur Verbindung mit dem 23. ßersaglieri- 
Bataillon rechts, die beiden andern Compagnien links der Strasse in geöff- 
neter Ordnung, endlich das 1. Bataillon des 28. Regimenis in Coionne auf der 
Strasse selbst, zum Angriffe auf Levico vorrücken. Auf etwa 100 Schritt« 
hinter jedem Flügel folgte 1 Bataillon des 2;^. Regiments. Oberst Nedbal 
führte das Commando über diese Abllieilungen. Das 27. und 62. Regiment 
blieben in Coionne auf der Strasse ; die Batterien und die Cavallerie bildeten 
die Queue. 

Gegen 10 Uhr begann der AngrifT. Nach kurzem Feuergefechte gerie- 
then die angreifenden Abtheilungen und die beiden an dtrOsiscite von Levico 
aufgestelllen Compi^icn EH, Rainer in ein hartnäckiges Handgemenge. Die 



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IV. HRclit-Gelecht bei Leirico ß!} 

kleine Osterreichische Abtheilung widersetzte sich auf diis Tuplcrste, konnte 
aber den übermächtigen Gegner nicht aufhallen. Als jeder weitere Wider- 
stand unmöglich ward, führte der verwundete Hauptmann Gatturer beide 
Compagnien in bester Ordnung zurück. Die in Reserve gehaltenen Compagnien 
von Hartmann warfen sich successive dem nachdrängenden Angreifer entge- 
gen und versuchten denselben aufzuhalten; da aber mittlerweile auch das 
23. Bersaglieri-BEilaillon i'on den Höhen herab gegen den westlichen Eingang 
von Lcvico vordrang, so ward um 11'/, Uhr Nachts der Ort geräumt 

Die baden südlich Levico aufgestellten Compagnien Hartmann wurden 
von Abtheilungen des 25. Bersaglieri-Bataillons und des 28. Regiments in 
Front und Flanke angegriffen und zogen sich aut dem Höhenrücken zwi - 
sehen dem Levico- und Caldonazzo-See gegen Pergine zurück. 

Die auf die Höhen nördlich Levico detachirte halbe Compagnie wurde 
von AbtheUungen des 23. Bersaglieri-Bataillons gegen Norden abgedrängt 
und gerieth am folgenden Morgen in Gefangenschaft. 

Das Gros der feiitdiichen Division lagerte aber Nacht bei Levico. 

Die Verluste der ßsterreichischen Abtheilungen beliefen sich auf 
7 Mann an Todten, 2 Officiere, 33 Mann an Verwundelen, 1 Oflieier92 Mann 
an Vermissten und Gefangenen; im Ganzen auf 3 OfTiciere, 132 Mann. 

Die Truppen des Major v. Pichler erreichten indos.sen Pergine, wo 
GM. v. Knim, dem von GM. Baron Kuhn der Befehl da^ielbst übertragen 
worden war, nach Mitternacht ankam. 

GM. v. Kaim hielt die Terrainverhnltnisse bei Pergine zu einer hart- 
näckigen Verlheidigung gegen den so sehr überlegenen Feind nicht geeignet. 
und liess daher die Truppen am Morgen des 24. bis Civezzano zurückgehen. 
Die 12. Division Harlniann mit der Landesschützen-Compagnie Dornbirn 
unter Hauptmann Milller, sollte zur Deckung der Val Sord.t Calceranica'), 
die 11. Division Hurimann unter Major Baron de Vicq mit 2 Raketen- 
Geschützen Roncogno besetzen. Das -1. BaLiilton Martini wurde von Rovereda 
nach Civezzano zurück beordert. Auch war noch in Pergine die halbe tpfd. 
Batterie Nr. 5/V zu den Truppen gestossen. 

An diesem Tage (dem 24. Juli) kam es nur zu einem geringfügigen 
Zusammenslosse. 

Die Truppen der Division Medici, von den vorhergehenden Märschen 

') Diese DiTiaion tftnd CalceranicA schon vom Feiiiite beaatit, wandte sich 
ii«ch Matnrello tind erhielt hier Am Befthl in 9. Rocco all Beaerve für die In V«! 
Sorda beliiuIUchen Abtheilnngen des Hnuptmann Oamolinl stehen in bleiben. 



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gO östarreitkg Kämpfe im Jnhre ISSfi. 

und Gefechten, gleich (Jen österreichisclien, erschöpft, blieben am VormiUug 
in ihren Aufstellungen. Nur 1 Bataillon und 1 Compagnie des 27. Regi- 
ments unter Major Cattaneo nebsl 2 Geschützen wurden zwischen die 
beiden Seen voigeschoben mit dem Auftrage, sich Ischia's zu bemächtigen. 

Oberst Negri — inCaldonazzo — wurde beauttragt, Calceranic^ stark 
lifselzt zu hilten und die Strasse nach Pergine aufzukliiren. 

Derselbe sundle Streif-Commanden nach allen Richtungen ab, und es 
kam zwischen einer derselben und einer österreichischen PalruUe, welche 
von 4er Colonne des Hauptmann IVI ü II e r vorgeschickt worden war, zu einem 
renconlre, welches damit endete, dass diese Colonne sich nach einem kurzen 
Keuergefeehle in die Val Soida zurückzog '). 

Das Gros der feindlichen Division brach um Mittag von Levico auf. Die 
.\vanlgarde passirte zwischen 4 und 5 Uhr Nachmittag Pargine. GL. Medici, 
erfuhr hier, dass in Civezzano Alles zur hartnäckigsten Vertheidigung vorbe- 
reitet würde und beschloss nach Einziehung genauer Nachrichten aber Stel- 
lung und Stärke des Gegners, die Position anzugreifen. Seine Vortruppen 
besetzten die Linie von Viarago über Vigalzano gegen den Caldonazzo-See, 
(las Gros der DivisiMi blieb in und bei Pergine. 

Bd Trient hatten sich indessen in dem Müsse als der Feind in der 
Vai Sugana Fortschritte machte, die kaiserlichen Truppen zusammengezogen. 
Die von Riva in die Val Sorda disponirlen Abtheilungen des Hauptmann 
('ramolini waren, wie schon früher erwähnt, am Morgen des 24. in der 
Position bei Vigolo eingetroffen. Die beiden Reserve-Brigaden, von GM. Baron 
Kuhn zur Beschleunigung des Marsches angewiesen, trafen im Laufe des 
V'ormittags bei Trient ein. Die beiden Halb-Brigaden Höffer n und Grünnc 
halten Stenico und Ire arche erreicht. 

Als um 6 Uhr Nachmittags die Meldung vom Einrücken des Feinde> 
in Pergine eintraf, wurden zur Deckung der nördlichen Höhen 2 Compagnien 
des 3. Bataillons Kronprinz von Sachsen nach Martignano, 2 Compagnien nach 
Giirdolo verlegt. Die übrigen bei Trient versammelten Truppen blieben unter 
Commando des Oberst Baron Montluisant während der Nacht in vollster 
Gffechtebereitschalt. 



1) OL. Medici hMte, dA er in Keantnisa gekommen, iIhss aioh die ö^terrei- 
ubiochen Streitkräfte im Etech-Thsle concentrirteii, den Oberst Negri su^efordert, 
womSglich Laiidleute zur Zerstörung der Eiaenbaha nnd Telegrtipbe nie i taug bA 
Hstarelld zu gewinnen und denselben fUr diesen Dienst bia zu 500 Lire anzubieten; 
UbetaC Negri mi^dstu jeilDcb seinem CUef melden, daae sich eu disaem Zwecke, jn 
selbst ZOT Führung einer Truppen -Ab theilnng, kein Bewohner um irgend einen Prei:i 
babe gewinnen lassen. 



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IV. M>9Bregeln inr Vertbeicügung Trient'a. gl 

GM. V. Kaini ward angewiesen, im Falle eines feindlichen Angriffes in 
der Vorposition bei Civezzano den energischsten Widerstand zu leisten. Die 
BetesUgungsarbeiten bei Trienl wurden Tag und Nachl forlgeselzt 

GM. Baron Kuhn erfuhr indessen um 5 Uhr Abends durch ein Tele- 
gramm aus Verona, dass die telegraphische Correspondenz wegen einer Wat- 
fenruhft zwischen dem EH. Albrecht und GL. La Marmor a im Gange 
sei, und erhielt um 8 Ubr Abends folgendes Telegramm des Erzherzogs: 
„Nach vorläuAger Übereinkunft soll der Waffenstillstand am 25. Juti Morgens 
„auf 8 Tage beg;innen. Die Armeespitzen verbleiben in ih ren gegenwärtigen 
„Aufstellungen. Trient sohin bis zum Äussersten halten." 

In Folge dieses Telegramms hielt es GM. Baron K uhn für nothwendig, 
die Zeit zu benutzen, um so rasch als möglich die stellenweise verlassenen 
Grenzpoaiüonen wieder zu gewinnen. Von den Ablheilungen des Hauptmann 
Cramolini wurden am 25. die Landesschützen - Compagnien Schlanders 
und Bludenznach Roveredo zuriickbefördert. An die Halb-Brigaden Hdflerji 
und Granne, welche an diesem Tage sich weiter in das Innere des Landes 
bewegen sollten, erging, wie bereits erwähnt, das Telegramm, für erstere bei 
Slenico zu bleiben, für letztere nach Trient zu marschiren. Beide Halb-Briga- 
den erhielten das Telegramm erst am 25., als sie sich schon in Marsch gesetzt 
hatten; überstlieutenant v. Höffern kehrte nach Stenico und Bad Cumano 
um, Major Graf G r ü n n e aber, der schon über Molveno hinaas marschirt 
war, erreichte um 10 Uhr Nachts Mezzolombardo. 

Die Halb-Brigaden Metz und A 1 b e r t i n i wurden gleichfalls noch am 
24. angewiesen, sich in ihren Stellungen am Slilfser-Joch und am Tonal zu 
behaupten. 

Bei Trient Hess GM. Baron Kuhn am Morgen des 25. die Höhen von 
Sopramonte durch 4 Compagnien des 1. Bataillons Tiroler Jäger besetzen, 
um die Verbindung mit Oberstlieutenant v. Höftern herzustellen. Dafür 
wurden die 2. Depöl-Division EH. Rainer und die in Villa Montagna stehenden 
2 Comp^nien dieses Regiments nach Trient gezogen. 

Oberst Baron Mo ntluisanl übernahm das Commantto auf der Ein- 
sattlung bei Roncogno, wohin schon Tags zuvor die 2. Depöt-Division Kron- 
prinz von Sachsen disponirl worden war, und sun noch 2 4prd. Geschütze 
der Reserve, ferner die 1. Wien-Tiroler Scharfschützen- Compagnie {am 24. 
von Lavarone in Trient eingerückt) als Veretärkung vorgeschoben wurden. 
Dagegen rückten die 2 Compagnien Harltnann und die Landesschützen-Coni- 
pagnie Dornbirn von S. Rocco, sowie die 2 Geschütze der Raketen-Batterie. 
Nr. 11/IX. von der EinsatÜung von Roncogno zur Brigade Kaim ein. 

Das Festungs-Commando in Verona wurde um Zusendung von 2 Batitil- 



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(J2 Öüteireioha Kampfe im Jahra I96ü 

Inns Infiinlerie und I Ballerie ersucht, worauf, wie schon erwahnl , 2 BaUtl- 
lons Wimpffen in der Nachl zum 26. in Trieol eintj-afen. 

Endlich crtiess GIVI. Baron Kuhn an die Truppen-Commandanten bei 
Trienl einen Befehl, in welchem er den Gang der Vertheldigung \"Orzeichnele, 
lalls der Gegner noch zum Angriffe sehrille, 

„Solllen," hiess es in diesem Befehle, „die vornstehenden Truppen genö- 
„ihigi werden, sich zurückzuziehen, so hat dies nur SchHlt für .Schrill, mil 
„ hartnäckigster Verlhcidigung jedes Terrainabschnittes, jedes Geh^Stles, jedes 
„Hauses zu geschehen. Nach Räumung der ersten Linie, in weicher die Trup- 
„pen jetzt stehen, ist von der Brigade Kn im, nulürlich nach Vertheidigiing 
„der Zwischen abschntlle, die Linie Martignano — alte Laste, von Oberst 
r,MSraus (von EH. Rainer), der das Commando in dem Abschnitte zwischen 
„Povo und Roncogno erhalt, die Strecke beim Ca pnziner- Kloster auf der 
„Strasse nach Pergine um jeden Preis zu behaupten. 

„Die Pionnier-Ablheilungen der Brigaden Kaim und Monlluisant 
„haben die Häuser von alle Laste, das Kloster etc. zur Verlheidigung herzu- 
„richten. 

„Die dritte Linie ist endlich die Stadl selbst; Obcrstlieutenant Wolter 
„erhielt den Auftrug, die nölhigen Befestigungen sogleich ausführen zu lassen. 

„Ich mache jeden der Herren Commandantcn persönlich verantwortlich, 
„dass diese Verlheidigung nach den Befehlen Seiner kaiserlichen Hoheit des 
„EH. Albrechl auf das Tapferste durchgeführt werde." 

Gleichzeitig ertiess GM. Baron K u h n an die Bewohner Trienl's eine 
energische ProcIumaÜon. 

OafMkt bsl Tlfola (SB. Jall). 

Vom Feinde war am 25. Juh Vormittags das 4. Bataillon des 6L Regi- 
ments von CaJceranicit vorgerückt und um Mitlag bei Vigolo eingetroffen. 

Oberst Negri, der mit 2 Compagnien seines Regiments und 1 Com- 
pagnie des 25. Bersaglieri-Bataillons folgte, Hess nun das 4. Bataillon südlich 
des Weges nach Val Sorda Stellung nehmen und rückte mit den anderen 
3 Compagnien auf dem Wege selbst vor. Hier wurde er aber von einer 
Compagnie dos 7. Bataillons Tiroler Jäger, der Landesschfltzen-Compagnie 
Zell-Fügen und der halben Innsbruck -Sonnenberger Scharfschützen-Com- 
pagnie, welche die Höhen nördlich des Weges besetzt hatten, empiangen, 
und nnisste nach dreimal wiederholtem Angriffe sich zurückziehen. 

Auch das 4. Bataillon Negris, welches mittlerweile am linken Flügel 
vorgegangen war, wurde, nachdem ihm der erste Angriff gelungen war. von 
einer Compagnie des 7. Bataillons Tiroler Jäger und einer halben Innsbruck- 



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IV. Gerecht bei Vigolo. 63 

Sonnenberger Scharfschützeii-Compagnie , welche im Laufe des Gefechtes 
noch eine kleine Verstärkung durch Vi Zug J5ger erhielten, zurückgedrängl. 

Beide Colonnen des Gegners wurden bis Vigolo verfolgt und schliess- 
lich auch noch aus diesem Orte verdrängt 

Oberst Negri nahm nun auf den Höhen zwischen Vigolo und Vaiiaro- 
Bosentino Stellung und liesa den Rest des Regiments vorrücken (2'/, Uhr 
Nachmittags), ohne aber einen weiteren Angriffsversuch zu machen. 

Die Abiheilungen Cramotini's verloren in diesem Gefechte an 
Todlen 1 Mann, an Verwundeten 2 Officiere und H Mann. Der Verlust des 
Gegners diJHle grösser gewesen sein und betrug an Gefangenen allein 
40—50 Mann; auch wurde durch die Innsbrack-Sonnenberger Scharf- 
srhützen-Compagnie eine Fahne erbeulet 

GL. Medici. der um 3 Uhr Nachmittags das 23. Bersaglieri-Bataillon 
f^egen Roncogno disponirle, war eben Un Begriffe, mit der ganzen Division 
zur Unterstützung N e g r i's aufzubrechen, als ihm von Seite La Marmor a's 
die Verständigung zukam, dass eine achttägige Waffenruhe abgeschlossen 
worden sei, die bereits um 4 Uhr Morgens begonnen habe. 

Oberst Negri ward hievon sogleich verständigt, das 23. Bersaglieri- 
Bulaillon zur Umkehr befehligt, und die ganze Division nahm Stellung zwi- 
schen Pergine und Levico unter Verstärkung des linken Flügels, der nßlhi- 
genfalls die Colonne des Obersv Negri aufzunehmen hatie. 

GM. Baron Kuhn hatte, sobald er die Meldung erhielt dass in der 
Val Sorda gekämpft werde, sf^leich Major v. d. Luhe mit 1 Compagnie des 
4. Bataillons EH. R;uner, den Landesschätzen -Compagnien TeUs und Hai) 
und 2 4pfd. Geschützen nach S. Rocco zur Unterstützung Cramolini's 
beordert, erhielt aber auch bald darauf sowohl aus Wien, als aus Legnago, 
wo GM. v. Woino vicdie Verhandlungen führte, die officielle lelegraphische 
Verständigung vom Abschlüsse der Waffenruhe. 

Der Schluss des letzteren Telegramms lautete: 

„Die Colonnen spitzen beider kriegführenden Anneen haben dort stehen 
„lu bleiben, wo sie sich im Augenblicke des Empfanges dieses Telegramms 
„befinden, die nachrückenden Truppen dürfen diese Colonnenspitzen nicht 
„überschrwten." 

Hierauf wurde nach gegenselüger Verständigung durch Parlamentäre 
am 26. zwischen GM. Baron Kuhn und GL. Medici die Demarcationslinie 
vertragsmässig festgesetzt *J. 

1) Art. 1. El wird eine Demkrcatioiislinie usch der 8t«Huog der beiden kriefc- 
fOhrenden Theile ftm 35. Jali featseietit wecden, a. z. cKcb oiuer von den bdden 
ComauindAnten tn reteinbrnrenden Stande. 



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64 Östorreiclia ESmpfe Im J&hre 1386. 

Garibaldi liatte am 2t. in den Judicarien seinen SLab und die Bri- 
gade N i c 1 e r a nach Crelo (bei Slrada) verlegl, die Brigade C o r i e auf den 
Monte Narone vorgeschoben; die Brigade Haugh rückte aus der Valle di 
-Ledro nach Campi. Die 5 Bataillons starke Colonne des Oberst Cadolini 
berand sich aul dem Marsche aus der Vst Camonica in die Judicarien, erreichte 
am 25. die Alpe Boaz, am 26- Condino; die Brigade Orsini sollte am 25. 
auf der Ponal-Sirasse nach Riva vordringen , ward aber daran durch die 
kaiserliche Garda-See-Flotille und die Batterie bei S. Nicolo verhindert. 



Die Garda-See-Flotille hatte unter ihrem Commandanten Corvetlen- 
Capitün v. Monfroni vom Ausbruche der Feindseligkeiten bis 18. Juli 
unler beständigen Kreuzungen, die sich bis Desenzano und Riva erstreckten, 
wiederholt die retndlichen Strand-Batterien und einzelne feindliche Schiffe 
bekämpft, Freischaaren zerstreut und den See so beherrscht, dass die feind- 
liche Flotille es kaum gewagt, den Schulz des Hafens von Salö zu verlassen. 
Am Tage, bevor es in den Judicarien und in der Valle di Ledro zum Zusam- 
menslosse kam, am 20. Juli nemlich, gelang es der Flotille sogar, einen feind- 
lichen Dampfer angesichts des am Lande versammelten Feindes vom Quai 
bei Gargnano fortzulühren. Dieser Dampfer, Namens Benaco, war, mit einem 
Lastschiffe in Schlepp, am 19. Juli Abends gegen Gargnano gesteuert, vom 
Kanonenboot „Wildfang" bemerkt und von diesem unter dem Feuer der 
feindlichen Land-Batterien bis harl an Gargnano verfolgt worden. 

Art. 11. Die nentnle Zone irird sich aaf 1 Kilometer beiderseits der errriibnteii 
Linie erstrecken. 

Art. III. Diese DemarotttoasUnie wird vom Honte AntoU anigehend, der 
Orence (wischen Tirol and dem Teneiiftnischen bis >nr OatspitH dei Honte CutellaiEü 
folgen. Weiten wird die Linie l&ngs dem HauptrOcken im Süden de» Flelmser-TbAlcs 
mit den Zwischen pnnkten Honte Col Bricon, Tal maor, Ligorei, Roh, Costa alta Bie- 
hen, wird sich dann in du Prada-Tbal hinabsenken, sich gegen Westen zwischen den 
Madra,nO' nad VigalEkno-See wenden, dann die HaoptatraBBe anf 1 Kilometer westlich 
der Tersina-BrUcke bei Pergine dorchschneiden, Costasarina passiren, die HShon ron 
Snsa enteigen, dem nach ^golo führenden Ravin folgen, gegen fiadosteu fiher die 
Ftlaie des Honte Scannpia, dann IKngs dem Wege führen, welcher nach Finco zieht, 
und die weHtlichen FtlMe des Honte Coraetto nnd 8. Sebastiano abersetiend, die Teiie- 
■ianische Grenze bei S. Uadonna delle Grsiie erreichen. Die Linie folgt hieranf der 
Grenie swigchen Tirol nnd Venesien. 

Art. IV. Die Linie, welche vom Ravin von Terra Rohm bis Vigolo nnd tou i* 
mm Fasse den Monte Scannpia tOhrt, ist bis inr Entscheidnng der Commandanten 
als provisorisch sn betrachten. 

Cire, am 25. Jnli 1S66. 

(gea.) Gnidotti, (geB.)Hajmerle, 

Uajor des Qeneralstabes. H^or des Generalstabea. 



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IT. TorgXnge >iif dem Qurds-Saa. Q5 

Corvetten-Capitän v. Monfroni erlheitte auf die Heidung hierüber 
den KanonenbooUn „Wildfang" und „Scharfschütze" den Befehl, jeden 
Fluchtversuch des feindlichen Schiffes während der Nacht zu vereiteln and 
Hess Dampfer „Hess" bei Haderno kreuzen, um einen Succurs von Salö her 
zu verhindern. 

Bei Tf^esanbnich des 20. eröffneten „Wi I d f a n g" (Conunandant Linien- 
schiS^Lieutenont Joly) und „Scharfschütze" (Conunandant UniensdiifiiB- 
Lieutenant Freiherr v. Haan) ein lebhattes Feuer gegen den feindli^ien 
Dampfer, welchen die Batterien nnd die am Lande versammelten FreiwUl^en 
zu vertheidigen suchten. Trotz des heftigen febidlichen Feuers und angeucltts 
der herbeigeeilten Freiwilhgen wurden die Boole der beiden Schiffe bemannt, 
Linienschiffi-Lieutenant Baron Haan luhr an den Dan^fer heran, lOete 
denselben vom Lande loa, das Kanonenboot „ScharfHChütze" nahm ihn in 
Schlepp und führte ihn ausser Schussbereich, wo er dann von „Wildfang" 
übernommen und nach Peschiera gebracht wurde. Die 5 feindlichen Kano- 
nenboote, welche bei Salö standen, machten keinen Versuch, das genannte 
Schiff zu retten. 

Bei dieser Expedition wurden nur 3 Mann auf dem „Wildfang" 
durch Gewehrkugeln verwundet 

In den folgenden Togen verliessen die ftindlichen Kanonenboote wieder- 
holt den Hafen von Salö, hielten sich aber stets längs der Küste und unter 
dem Schutze ihrer Batterien, und suchten sogleich den Hafen auf, sobald 
einzelne auf Kreuzung befindliche kaiserliche Schiffe sich ihnen näherten. 
So fuhr am 21. Nacfamitlf^s die feindliche Floülle, welche, ein grosses Segel- 
boot escortirend, von Salö gegen Gargnano steaem wollte, rasch wieder 
nach Salö zurück, als sie in der Höhe von Maderno durch den kreuzenden 
„Uskoke" angegriffen ward und noch das kaiserliche Flaggsctuff gSpei- 
teufel" und „Wespe" gegen sich herankommen sah. 

Am 24. Juli Nachmitlags fuhren die feindUchen Kanonenboote von 
Salö nach Haderno, postirten sich unter die dortige Batterie und beschossen 
den kreuzenden „Scharfschütze", der trotz des auch durch die Land- 
batterien aufgenommenen Feuers den Kampf annahm. Da diesmal die feind- 
liche Flolille das Gefedit zu suchen schien, so steuerte „Speitenfel„ 
gegen den „Scharfschütze" und auch „Uskoke" eilte vom oberen 
See heran. Alle 3 Schiffe gingen, ohne das Feuer zu eröffnen, direct auf die 
feindlichen Kanon^boote los; doch diese zogen sich eilig nach Salö zorück, 
wohin sie „Schar ischütze" bis unter die Hafen-Batterien verfolgte. 

Am Abend des Zi. Juli hatte das von Riva kommende Kanonenboot 
„Wespe" dem Corvetten-Capitän v. Monfroni die Meldung erstattet, dass 
die kaiserlichen Truppen an diesem Tage Riva verlassen bitten und dass 

fliMrratalH Klnmh IMJ. (T. Bind.) B 



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Ö6 Österreich» KSmpfe im .lahre IPeS, 

man dns Einrücken des Feindes dorl stündlich erwarte. Da die Vermulhunf; 
nahe lag, dass bei dem plötzlichen Abmärsche der Besalznng Vorräthe und 
Material in der Stadt zurückgeblieben seien, so entsandte der Flolillen- 
Commandant das Kanonenboot „Uskoke" allsogletch nach Riva und be^al> 
sich auch mit dem „Speiteufel" persönlich dorthin. Stürmisches Wetter 
verzögerte die Fahrt des letzleren Schiffes jedoch derart, dass es erst nach 
Mitternacht unter Riva ankam, um sich dort mit den an der Küste kreuzen- 
den Schiffen „Wespe" und dem „Uskoke" zo vereinigen. Bei Tagesanbruch 
(am 25. Juli) näherte sich Corvetten-Capitän v. Monfroni der Sladi, Hess 
dieselbe vom Linienschiffs-Fähnrich Heinze recognosciren und begab sich 
auf die Meldung, dass sie vom Feinde noch frei, selbst an's Land, um die 
Überführung des in den Casernen zurückgebliebenen Materiales an Bord der 
SchifTe zu veranlassen. 

Da von den abrückenden Truppen alle Boote versenkt worden waren, 
so konnte die vollständige Bergung der Vorrälhe ersl nach Ankunft des 
ein Schleppschiff führenden Dampiers „Franz Josef" bewirkt werden. 

Gleichzeitig liess der Flotillen-Commandant durch requirirte Arbeiter, 
die vor der Rocca-Caserne aufgeworfene Schanze abtragen. Noch mit diesen 
Verrifehlungen beschältigrl, wurde gegen 10 Uhr Vormittags das Anrücken 
feindlicher Colonnen auf der Ponal-Strasse gegen Riva gemeldet. Die Schiffe 
nahmen sogleich Position, um den Strassenzug bestreichen zu können und 
eröffneten ein heftiges Granatfeuer gegen die anrückenden feindlichen Colon- 
nen, die hierauf sogleich den Marsch einstellten und sich zu decken suchten. 
Ein am Nachmittag erneuerter Versuch, vorzurücken, ward durch die Schiffi' 
gleichfalls vereitelt. 

Um über Nacht die Strasse nach Riva wirksam bestreichen zu können, 
fuhr Corvetten-Capitän v. Monfroni, welcher durch eine Abtheilunf; 
Matrosen unter Schiffs-Fähnrich Heinze die Schutzmauer der Chaussee 
Iheilweise abtragen liess, mit den Schiften bis auf 50 Klafter an das Land heran. 
Doch gab der Feind die weitere Vorrückung aui und es kam am 27. auch 
mit Garibaldi die Festsetzung der Demarcationslinie zu Stande'). 

1} Art. I. Am Stilber Joch nnd mn Tonal worden die beiderseitigen Trappen 
die Am Tage de« WAffenatillstitnds-AbBcbliiases eingenommeiien Stellungen beibehultei?. 
n. z. werden die OBterreic bischen Trappen am Tonal jene Pnnkte, welche aie am 2.^. 
anf italieuiichem Oebiete occnpirt hatten, die Haterreicfai sehen Trnppen am Stilfi^er- 
Joch aber Spondnlanga beaetct halten. Die italienischen Tmppen werden, wie gesagt, 
jene Punkte besetzen, welche von ihnen am selben Tage occnpirt waren ; anf kIIp 
FSlle bleibt aber zwischen beiden Linien eine Entfernung von mindestens 6000 Schritten. 

Art. n. Beim Fort Lardaro wird folgende Linie festgesetzt: Die vom General 
Oaribaldi befehligten Tmppen bleiben hinter der Cbiese und besetzen mit ibreo Vor- 
posten Daone, Strads, Formi« und Kere; nach links verlängert sich die Linie Üng« 



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IV. Didposition zum Angriffe &af die Dirüion Medici. g7 

Obschon zwischen Österreich und Preussen am 26. Juli nicht nur ein 
vierwöchenllicherWaß'enslillstand, sondern auch schon die Friedensprälimina- 
rien abgeschlossen wurden, wollte bekanntlich die italienische Regierung sich 
lange nicht zum Abschlüsse eines längeren WaCTenstillstandes auf einer an- 
deren, als der Grundlage des aü possidctis entschliessen, die ihr bei dem 
momentanen Standorte ihrer Truppen in Südtirol wenigstens einen Theil dieses 
Landes überantwortet hStte. 

Da die italienische Re^erung hartnäckig an dieser Forderung testhielt 
und auf diplomatischem Wege sogar ihre Ansprüche auf Erwerbung ganz 
Siidtirots durclizuselzen suchte, so sah sich die kaiserliche Regierung bemüs- 
sigt, eine Armee von der Donau gegen Italien wieder in Bewegung zu setzen, 
um die italienische Regierung ndthigentalls mit Gewalt zum Aulgeben ihrer 
Ansprüche zu zwingen. 

Nach Tirol ward schon am 29. Juh die Brigade Kleudgen von Wien 
transporürt '); dieselbe kam in Innsbruck am 30. und 31. an und halle den 
Weitennarsch nach Bolzen in 2 Tagen auszuführen, um nach Ablauf der am 
2. August endenden WafTenruhe gleich in Verwendung treten zu können'}. 

GM. Baron Kuhn war seinerseits bemüht, die Zeit der Waffenruhe 
auf das Thätigste zur Erhöhung der VertheidigungsiShigkeil Tirol's zu 
benützen. 

Im Cembra- und Fleimser-Thale wurden die Stellungen bei Cembra, 

der Val Daone, Giulis (Kibnr) Cleoba zum Brnffiooe, aach rechts Eam Monte Noesol 
Diid Cadriai. 

Die Zone tod AgrOD, Praio nud Por ist aU nentrsl eu betrachten; jedoch irird 
tlia Besetzung ven Strada dnrch italienische Trappen als nothwendig erkannt, indem 
Rieh daaelbat einige nicht transportable Venrnndete befinden. 

Art. UI. Im Abschnitte von Riva. wird folgende DemarcationsUnie festgeaetit: 
Monte Cadiia, Passo di Baiin, Lage di Tenno, Pranz, Campi, Monte Giumella, Biacesa, 
bis zum Qrenz- Funkte am Qarda-See. 

Art. IV. Die Feindseligkeiten kOnoen nur nach vorhergehender zwOlätltndiger 
KQndignng wieder aufgenommen werden. 

Diese Bedingungen sind noch von beiden commandirenden Oeneralen eu rati- 
ticiren, treten jedoch ron diesem Momente bis zu jenem der Katification in volle 
Wirksamkeit. 

Crelo, am 27. Jnli 1866. 

^z. Angelo Guidici, geE. Arthur v. BoUrai, 

Hauptmann des Qenenilstabea im Italien. Hauptmann des Qenerabtabes. 

Freiwilligen-Corps. 

l) IG. Feldjäger-BatüUou, Infanterie-Regimenter König der Kiedarlande (3 Batail- 
jDQs), Grossberzog von Toscana Hi. 66 (3 Bataillons), 4pfd. Fusa-Batterie Kr. 1/T, 
mit einem Qesammtstande vod 6219 Mann nnd 8 GeschfltMD. 

i) Da die Waffennibe am 3. August veiUngert wurde, so Knderte GM. Baron 
Knbn edt Vermeidung alliu anstrengender HSrache die Disposition dahin ab, daaa 
die Brigade erst am 3. und 4. Angnit in Botzen einiDtreffen halte. 

5« 



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gg Oitarreiclu Klmpfs im Jahre 1B6S. 

Fadana und Moina befestigt, die CommunicaUon in den Seitenthälern ungang- 
bar gemacht. Aul dem Röcken zwischen dem Fleimscr-Elsch- und Eisack- 
Thale wurden ebenfalls die wichtigeren Pässe befestigL Die Schanzen in der 
Vair Arsa, dann jene bei Caliano und Riva wurden verstfirkt, Trient endlich 
ward durch Anlage von Anssenwerken, bei deröi Armirung 27 von Mnntua 
zuröckbefßrderte Geschütze in Verwendung kamen, zu einem ansehnliche 
Waflenplatze umgeschafTen. 

Einem von Sdner Majest&t dem Kaiser ergangenen Aufrufe, den heimat- 
lichen Boden auf das Hartnäckigste zu vertheidigen, folgte das treue kriege- 
rische Gebirgsvolk Tirors mit Begeisterung. Nicht nur, dass sich der Land- 
sturm überall sammelte, auch einzelne Städte und Genossenschaften bildeten 
sofort noch freiwillige Scharf-Schützen-Compagnien, u. z. das Ötz-Thal, das 
Stubay-Thal, Schwaz, Ampezzo, Imst, Hall, die Berg- und Salinen-Arbeiter 
von Kitzbüchel und Hall und das vereinte Unter Tnn-Thal je eine, Innsbruck 
mit Umgebung 2 Compagnien, welche in einer Gesammtstärke von beilSoflg 
1500 Mann die kaiserlichen Truppen verstärkten und zum Thei) schon in 
den letzten Gefechten mitgekSmpfl hatten. 

Auch die Bevölkerung Südtirol's, welche, trotz der von Garibaldi 
versuchten Agitation , während des ganzen Feldzuges ihre loyalen Gesin- 
nungen in jeder Art bethätigt hatte, eilte, als GM. Baron Kuhn mit 
Ermächtigung des Kaisers ihren Landsturm aufbot, herbei, und lieferte 
damit den besten Beweis ihrer Anhänglichkeit an das Kaiserhaus. Binnen 
48 Stunden zählte der versammeile Landsturm Südtirol's schon über 
2200 Mann. 

Da die Disposition mit den vielen vereinzelten Landesschützen-Com- 
pagnien grosse Schwierigkdlen hatte, so lonnirte GM. Baron Kuhn aus 
denselben 8 Bataillons (7 Bataillons zu 4 und 1 Bataillon zu 5 Com- 
pagnien) '). 

Diese Bataillons, dann die nodi vorhandenen Freiwilligen und die neu 
aufgestellten Scharfschötzen-Compagnicn wurden wie folgt eingetheilt: 

Am Stilfser-Joche bei der Halb-Brigade Metz: 

i) Das 1. Bateillon bestand ans den LandeMchfltaen'Compsgniea : Bentte, 8iU, 
NADden-Ried-Glnnif , Bregeni ; 

9. BafaUlloo: Feldkirch-Montafon, Beaan, Menn-Pftsaeyr, Lana; 

5. a Kaltem, Botien- Samthai, Steinaoh-Steraing, Slndeni; 
i. , Innabmck (Stadt), IniiBbriick-Miedeni, Brixen, Botaen; 

6. , Botaen-Nenmarkt, Rattenberg, Schwai, Eltsbflctiel-Hop^arten; 
S. , KnfHteiD, Hall, Telfs, Zell-FQj^ii; 

7. , Dornbirn, Landeck, Schlanders, Klaiuen-CaitebiiUi; 

8. a BruDOcken-TanfarB, EanebOTg-Bnchenatein-Oröden, Sillian, Wela- 

bcig-Ampeiao, Liena-Windisch-Hatrey. 



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IV. Disposition itua Angriffe auf die DiTision Hediei. g9 

1. Bataillon und 1, und 2- Compagnie des 2. Bataillons, ferner Seharl- 
schützen - Conipaginie des Etscli- Thaies, and eventuell der Landsturm von 
Glurns, Nauders und Ried. 

AniTonal bei der Halb-Brigade AI bertin i: 

Der Rest des 2, Bataillons, 1 ., 2. Wien-Tiroler Scharfscbülzen-Coin- 
pagnie, Scharrschülzen-Compagnie von Schwaz, Landsturm von Meran, Lana, 
Passeyr und Schlanders. 

In den Judicarien bei der Halb-Brigade HöTfern: 

4. Bataillon, Innsbrucker Studenten-Compag:nie, Landstorm von Kaltern 

Bei der Brigade Zastavnikovifi (früher K a i m) •) : das 5. BataUlon. 

Bei der Bri^de MontluJsanl: das 6. Bataillon. 

Bei der Halb-Brigadc Bernkopf: 

das 8. Bataillon, die in Bolzen befindliche Dep6t-Division des Tiroler 
Jäger-Regiments, dann der Landsturm des Eisack- und Puster-Thales von 
Klausen aufwärts. 

Die Halb-Brigaden M Ö r a u s und 6 r u n n c wurden aufgelöst, dag^en 
tür das Fleimser-Thal die Halb-Brigade P i c h 1 e r gebildet, best^end aus 
dem 3. und 7. Landesschutzen-BataUlon, der 10. Division Grossherzog von 
Hessen, der Innsbruck-Sonnenbei^er Scharlschützcn-Compagnie und 2 Ra- 
keten-Geschützen; eventuell dem Landsturm von den Ritten und aus dem 
Eisack-Thale zwischen Klausen und Botzen. 

Die durch diese neue Eintheilung nöthig gewordenen Bew^ungen 
wurden bis 3L Juli durchgeführt 

Die italienischen Arbeiter der Brenner-Bahn, durch welche die Bevöl- 
kerung Deutsch-TiroVs den bei Aufbietung des Landsturmes jedes männlichen 
Schutzes entbehrenden häuslichen Herd gefährdet g)aHbte,wurden zum gröss- 
ten Theile nach ihrer Heimat ausgewiesen. 

Nach dem Eintreffen der Brigade Kleudgen bei Trient betrugen 
dorlselbst die gesammten Streitkräfte bei 19000 Mann und GM. Baron Kuhn 
beabsichtigte mit denselben die Division Medici in der Val Sugana, noch 
bevor sie durch die — wie es hiess — fan Anmärsche befindliche Division 
Cosenz verstärkt werden konnte, gleich nach Ablauf der Waffenruhe anzu- 
greifen. Nach seiner Disposition sollte das Gros (11*/, Bataillons und 20 
Geschütze) in 3 Colonnen über Vigalzano, Rocogno, Vigolo gegen Pergine- 
Levico vorrücken; Major Jdsa (Commandant des 4. Bataillons Grossherzog 
von Hessen) sollte mit 8 Compagnien und 2 Geschützen von Cavalese und 
Baselga über Madrano und Vigalzano gegen Pergine, die Halb-Brigade 



*) QU. v.Ksim wurde Tom Armae-Commtiido am t8. Joli nschVeronAlMordert. 



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VO Österreichs Kämpfe im Jnhre 1866. 

Piehler über Paoeveggio, Primiero, Ronco gegen Slrigno, endlich Haupt- 
mann Walter mit 6 Compagnien und 2 Geschützen von St. Sebastian aus 
über Lavarone vordringen; die im Anmärsche begriffene Brigade Kleudgen 
hatte dem Gros als Reserve zu lolgen. 

Da jedoch die Waffenruhe bis 10. verlängert ward, so musslen diu 
Truppen, welche sich schon zum Thdl gegen die Deniarcaljonslinie in Bewe- 
gung gesetzt hatten, wieder umkehren und bezogen lolgende Dislocationen : 

Brigade Zastavnikovic in der Val Sugana zwischen Trient und 
Vigalzano ; 

Brigade Erhardt (bisher Zastavnikovic) im Etsch-Thale zwischen 
Trient und Sporniaggiore ; 

Brigade Montluisant in Val Sorda, Povo, Villazano, Roncogno; 

Brigade Kleudgen im Rayon Vezzano, Trient. Roveredo (dieselbe 
detachirte später 1 Bataillon mit der Landesscliülzen-Compagnie Kufstcin 
nach Piano delle Fugazze und Val Tcrragnolo zur Verstärkung der dort 
stehenden Landesschützen-Compagnie Hall, dann l Compagnie nach lü va) ; 

Halb-Brigade Piehler im oberen Fleimsor-Thale bei Pred;izzo, Moena, 
Paneveggio ; 

Pelachement Jdsa in Cavalese und Baselga; 

„ Waller in St. Sebastian und Lavarone; 

Halb-Brigade Höfrern blieb in der Stellung bei Stenieo; 
„ Alberlini am Tonal; 

„ Metz am StiICser-Joch. 

Am 8. und 9. wurden die Brigaden Kleudgen und Erhardt in 
Trient concenlrirt und am ß. traf GM, Baron Kuhn die letzten Anordnungen 
iür den Angriff in der Val Sugana, welcher nun am Morgen des 10. stall- 
flnden sollte. Um dabei mit der grösstmöglichen Truppenzahl aultreten zu 
können, bestimmte er zur Vertheidigung der Vall' Arsa. welche durch eine 
bei Schio und Tione stehende leindliche Abtheilung von 6 — 8000 Mann 
bedroht war, nur 1 Bataillon, 2 Landessehützen-Compagnien und 2 Geschütze, 
ersuchte aber gleichzeitig das Festungs-Commando in Verona, durch Vor- 
schieben entsprechender Truppen- Abtheilungen in die Val Ronchi und gegen 
die Nebenübergänge der Vall' Arsa deren Vertheidigung zu erleichtern. 

Noch vor Ablauf der Waffenruhe erhielt das Truppen-Commando die 
oflicielle Miltheilung von einer abermaligen Verlängerung derselben bis 11. 
und am 10. Abends folgendes Telegramm vom Commando der operirenden 
Armeen : 

„Feindliche Truppen sollen morgen den II. Südtirol räumen; wenn 
„dies langsam erfolgt, bis an die Grenze folgen, wenn aber nicht, nach Ablaut 
„der Waöenruhe energisch angrdfen." 



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IV. DiapcMition zum AngrifTe. nnf die DiFiBion Medici. 71 

Am Morgen des 11. August rückten demgemäss die kaiserlichen Trup- 
pen in der Gesammtstürke von 18.882 Mann, 60 Pferden und 42 Geschützen 
(mit Ausschluss des Landsturmes) nach der bekannten Disposition in der Val 
Sugana vor, ohne jedoch auf den Feind zu stossen, welcher schon im Laufe 
des vorigen Tages und der vergangenen Nacht den Rückmarsch angetre- 
ten hatte. 

Die Division Med ici, welche in den letzten Tagen mit dem 23. und 
25. Bersaglieri-Balftillon, dem 27. und 28. Regiment und 2 Batterien bei 
Pergine, mit dem 6 1 . Regiment in Caleeraniea und auf den Höhen von Ischia, 
mit dem 62. Regiment und I Batterie in Levico gestanden, halte schon am 
Morgen des 10. den Rückmarsch angetreten, und räumte im Laufe des 11. 
den Boden Tirol'» zur selben Zeit, als sich das Gros des italienischen Heeres 
vom Isonzo hinter die venezianische Landesgrenze zurückzog. 

GM. Baron Kuhn beliess nur ein Detachemenl unter Commando des 
Obcrsllieutenant Krautwald, bestehend aus 3 Bataillons König der Nieder- 
lande, der Gebirgs-Batlerie Nr. 4/V, 1 Zug der Fuss-Batlerie Nr I/V, einer 
Cavallerie-Abtheihmg und 4 Schützen-Compagnien in der Val Sugana zur 
Beobachtung der Landesgrenze und verlegte die übrigen Truppen im Laufe 
der nächsten Tage wieder in Cantonnirungen '}. 

Obersllieutenant V. H öffern war auch am 11. über Tione, Lardaro 
gegen die Grenze gerückt, fand aber den Gegner ebenfalls nicht mehr und 
nahm hierauf eine Stellung ähnlich jener bei Beginn des Peldzuges ein. 

Die Halb-Brigaden Metz und Albertini wurden vom lombardisehen 
Boden bis ßrad und Cusiano zurückgezogen. 

Mit dem vierwöchenllichen WafTenstiltstande. welcher am 13. August 
begann, erreichten, wie überhaupt auf dem italienisohen Kriegsschauplatze 
so auch in Tirol, die Feindseligkeiten ihr Ende. 



1) Brigftda Za8taTnikoTi<! <iD welche später auch die Halb-Brigade Hoffen 
eingetbeilt narde) in das dacca- Ledro-Thal und in die Jndicarien; 
Brigade HontlniBantindas Etsdi-Thal afldlich Trient; 
„ KlendgsD in die Val Sugana; 

„ Brhardt wurde an^lSst und in die beiden yorigen e 
Halb-Brigade Picbler nach Predaiio; 
Detachement Jösa nach Cavalese; 

„ Walter nach Lavarone. 



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Beilage nir .Tertheidigniig Tirol 'e." (Beüftgs Hr.'] za .ÖBt. Kämpfe 1866." T. Bd.) 1 

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2 Beilage inr „VerthaidigungTirol'B." (Beilage Nr. 1 >;n.Öst.Kilinpfe 186S.» V. Bd.) 




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BeilB^Eur „VertheidignngTirora." (Beilage Hr. 1 m .ÖBt. Kitnipfe' 1866.* V.Bd. 3 



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4 Beilage loT ,Vertheidig<uig Tirol'«." (Beilage Nr. 1 ni .Ost KSaipfe 1868." V.Bd.) 




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Beilage niT „Tertbeidigriiiig Tirol'».* t,BeU«ge Nr. 1 eq .ÖBb EKmpfe IM«.* V- Bd.) 5 



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(Beilage Nr. 9 sn .Ostarreieha Kampfe 1866." T. Band.) 



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10 Beilage A an „Tita Eampf auf dem adriaÜMhen Heere." 



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(BeiUc« Nr. S m ^östeneichs E&mpfe 1866. " V. Bud.) 1 ] 



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14 Beilage B ca ,Der K&mpf »nf dem AdrUtUcheo Heere.* 



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(Beilage Nr. 3 gu „öslerreiobB Kämpfe 



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BeiUg« C sa |Der Kainpf anf dem «dristücben Heere." 



Stand und Armimng dar kttnlglloli Italien 



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SchrftDb.-Freg. 



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ScW.'riuq.-BiB^r 
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Castelfidvdo. . 

San HaTtino. . 
PriucIpB diCuign 

Affondätore . . 

TenibUe . . . 

Fonnidabile . . 

Palestro . . . 

Duo di Cknora 
Carlo Alberto . 
Tittorio Emannele 
Qaribaldi . 
Priücipa Umberto 
Gaeta .... 
Maria Adelaide 
San Oiovaimi . 
QavBmolo . . . 
Oniacardo . . . 
Ettore Fieramoaoa 
Hontebello 
Timaf lio . 



Hessag^iere . . 

Elaploratore . . 

Qiglio . . . . 
FUtIo QioU 

Stella d'Italia . 
IndipsadeDia 

Washington . . 

Piemonte . . . 



Lin. -Scbifla-Capitan 



Lin.-Scbiffi>-Capitftn 
Fn^atten-Capit&Q 
Lia.-SchiSB-CapltaD 



Fragattan-CapItXn 



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Fr^atteu-Capitttn 

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Conte Faa dl Bruno 
Caval. Wbottl . 

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liareb. Del-Oarretto 
Ca-rat. Csoaoe . 

, Kobertl. 

, Martini. 

Baron De-Oosa 

Caval. Saint-Bo; 

, Capellini 

, Fincati . 

n di ClaveiaDa 

, Pnccl . . 

Daca Imbert. . . 

B Titagliano . 

Baron Gogl. Aeton 

Caral. Cermti . . 

, di Mouale 

, Bartone. . 

Caval. Pepi . , . 

, Baldiwarotto 

8a«dri . . 

„ FoKolo . . 

, Conti. . . 

, QiribaMi . 

r Orengo . . 
Denigri . 



Beilingieri. 
Liparaecbi . 
ZiocaTO . . 



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ATiio -Schiffe. Tranaporta-Bcbiffe : 3. 



31 Schiffe, nnd 
: 18 Panier-Scbiffe, U Eola-Bcbiffe, & 







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(Beilage Nr. 4 in .österreiobB Kämpfe 1866.« V. Band.) 

lohen Operatlou-Flotte vor d«r Zuel Lissa. 



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Kobhin-Iiacailn {N. Jnli, Adila) 

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Beilage D cu .Der Kampf auf dorn kdriatiscben Heere." 



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.Österreichs Kitmpfe 1866." V. Bund.) 



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Bellag« E n .Der Kampf anf dem ailrtstiichen Hoere." 

Veryl «lohende 

d«r k. k. und kfinigl. italien. an dar Seeschlacht 



Kalseri. kllilgl. SttarralehlBClie Hotte. 





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(Beilage Nr. ö za „Öntenreichs Kampfe I8fl8'. V. Band.) 

Übersicht 

bei Lissa am 20. Juli 1663 betheiligiten Flotten. 





KOnigl. 


talhMilsche Flotte. 
















N>m«i der Schiffe 


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Bailage Nr. 1 sn ,Die Eriega-ErsigniiBe in WestdeQtwhljLiid". 23 

Beflsgen ni »Die Krlegs-Ereignlsse In WestdentseUand." 



Westdentsche Bundes-Axmee. 

Oberbefehlah&ber : Se. kOnigL Hoheit Prinz Carl von Bftyero, Feldmarachalt 

and General-IospMtor der Armee. 
Chef des Generalitabs : GL. nnd G.-Adjnt. Freiherr t. d. Tann. 
Soiu-Chef d. , GM. t. BchintHng. 

Peld-Artillerie-Director: GL. Ritter t. Brodeiier. 
Feld-Gdui^-Director : OL. Limbach. 
Attachirt: k. k. FMK Gr&f Hajrn. 

a Rr du VIIL BnndeB-Corps : k. wOrttemh. Major t. Sackow des 

Gsneralitabea. 



Ordre de batnllle des TU. devtsehen Bande«* 
Armee-Corps 

während des Feldzuges im Jahre 1866. 
Stab (Trio oben). 

1. Inhlterte-Dlvlllim : Commandant: QM. Stephan. 

Chef des Oeneralitabea : M^or DiehL 

Bini.C«^ htti. liUw. Iit-If. lilL Cn. tiLi.Kw.luu.S«<i 
1. InfaDterie-Brisade: 

GM. T. BteinleO, 2. JSger- 

Bat, t. a. S. Bat. deaLeib-, 

2. n. 8.' des 1., u. 1. Bat.*) 

des 2. InfL-RftB 6 — — — — 5888 — — S898 — 

E. InfautBrie-BriKftde; 

GM. Bitter t. Welsch, 4. 

Jgger-Bat., 2. o. 3. Bat. dee 

2., 1., S.*) n. 3. Bat du 6. 

Ioft.-B^ 8 — — ~ ~ 6898 — — S398 — 

3. CbeTanlegers-I^ ....— — 4 — — — 507 — 607 — 
6pfd. gel. Batterie Hatten u. 

lipfd. glatte, Massinaa. — — — S — — — 4i2 112 IS 
Mtmitioiu-ReBerTe ..... — — — — — — — 687 687 — 

Ginie-Abtheilnng _%___ __ « « — 

1, Sanitats-Comp. . . . . . — 1 — — — 17* — — 17< — 

ZuMDunen die 1. Division: H I'/»'» 2 — 10.970 607 991 12.471 ÜT 

2. tafurtcrle-DlvIllw: Commandant: GL. t. Feder. 
Chef des Generaktabes : Oberst Frhr. t. i. Tann. 

8. Infanterie-Brigade: 
GH. Schnmacher, 7. 
Jigoi-Bat, 1., 2. n. S. ■) Bat 
des 8., 1. u. 2. Bat des 12. 
InfL-Rgt» e — — — — 6898 — — 63S8 — 



n Hwsh KIu1d(«d Olxnt^hr^T. Pranskli, daim Obant Pbi 



L QTit nuh dflm OflfAchU 
Ballages in ÖiKrcelobs XimpfS IM 



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2^ B4itaga Kl. I' ■■ ,Difl Krit9»-EMi^iue in WestdeatKUuid*. 

li|rt.Cw^be^.Ml«-M>-lt. lil. C». IW.i.PiM. ItNa-Gnck. 
4. Ii)fant«rie-Btie»de: 

QU. T. HaBser: 3. JK^t- 

Bot, 1., S,, 3. ') Bat. de» 7^ 

I. n-S. Bata. lO.mt'i^ r _.. _ — — OtH _ _ 6S9* _ 
\. ChevAnUgtn-Kgt. ,...— — 4 — — — 607 — 607 — 
6pAn |^a.B«tttrie ZetUr ami 

iap«-R'"tto.Ki'-cI>boffet — — — » — _ _ 418 4ia 18 

MaDitioDs-Keserre _-__._.» ._ — — 987 6gj' — 

Q^me-Abtheilung — y, — . — — _ „ 45 49 — 

i. Sanitilta-Comp. 



ZoMunmen die 2. Division ; 18 l'A 4 2' — lOÄTO'sOT "9B4il!.47I 18'" 

3. rnhiterie-DIvlalM: Caamandant : OL. Frhr. r. Zoller*). 
Cbef de« OeiurAlatabM: Hftjor v. Heckel*). 

6. lA/«p.Ucia>Brift«,d«; 

QU.T.'K:beaupierre, 6. 

JSger-Bat, t. '), 3., 3. Bat. 

du II., 1., 9.'), S. Bat. dei 

18. Ioft.-5^ » _ _ _ _ nw — — 6«»8 — 

6. Infanterie-Brigade: 

GM. Walther»), 1. Jilget- 

B*t, 1. Q. 3. Bat. des 6., 

1. n. 8. Bat. d. 14. Iftft.-Bgt«v B — — — — 44W — — 44&8 — 
2. CbeTault^ers-Rgt. ....— — * — — — 507 — 607 — 
ip&, gel. Batterie liOtters- 

b«rr «nd 19pfd. gUtte, 

Schuster _ _ _ { _ _ _ 41» 41» 1« 

Mnnitions-Heterre — — — — — — — 6S7 5ST — • 

CMnie-Abtbeilung — '/• — — — — ~ ♦5' 45. — 

8. SanitJlta-Conip. . . . . . — 1 — — — 17 4 — — lT4- — 

Zuiammen die 8. Division: 12 1'/» 4 2 — 10^970 607 Mi' I*.47t 1« 

4. infsitorlA-DIvItloa : Comtnandant: OL. Bitter r-.IlarlnaiiD. 
Cbef des Q^neralitabei : Oberst Dietl. 



7. Infnterie-Brii^ade: 


















OH.FaDst*), 8. JBger-Bat., 


















U, 2. ■), 3. Bai. des 5., 1. u. 


















t. Bio. des 1«. Inft.-Ri^ts- - 


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8. Infspteria-Brigade: 


















GM. QeUa, 6. Jager-B«, 


















2: IE 3; Bat, des t, 1., t^ 


















S. •) Bat des 9. Inft.-ßgtK. . 





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(Betla^ Nr. 7 in „öatemleli« ESmpfa ISßa.» T. Bui±} 2S 

BlMnt-MMsrla-Brlgule: Connaandaut: Oberst Bijot vom 6. Inft-RgL ■) 
QeuerabtsbB-Offid«! : HKnplmaiui Orff Tcmt £ IttfL-Bft. 

B»u.i:Mr.lKir. hlUr.lit-li. liH. £». Irl.LpiH. luNktiKb. 
1. Bftt. ■) de« 4. Iaft.-Rgta. 
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S. *) u. S. Eaed. de« I. CheTHn- 

legers-Rgt» _ _ J _ _ — 840 — ««0 ■- 

«pfd. gel. Batterie KTiebel>) — _ _ t — _ — 306 800 8 

UimitioDB-ReBerve — — — — — — — 308 8H8 — 

SauitatB-Abtbailang — ■/,_—— 80 — — 89 — 

Zuikint die EM.-Irft-Brij.! % S 1 — ■ 8096 840 474 6410 T 

MeMrWCavBlIWit-CoriM: Commuidult: O. d. C. Fllnt TbnTn nod Tkxli*). 
Btdgepben: GM. Ritter y. Jan!i«It. 
Chef dee QenerBbtabea ; OL. Weiss. 

1. leletns'ChTBilerietBb-t- 

gadei GM. Hersog Lud- 
wig in Bayern *), 1. o. S. 

UUanen-Rgt — — 8— — — 1086 — 1086 — 

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Brlgkde; OM. Graf m 

Pappenheim"). 8. UhU- 

oen- n. 6. CbeTaulegers-Kgt. ~ _ 8 — — — 1030 — 1080 — 
flebwere CaTitllerie-Bri- 

gade: GH. Frbr. t. Rnm- 

meP), I., 2. u. 3. CUru- 

«ier-Bgt __is_ _ _ 16S8 — 16S8 — 

3. reitende Batterie Massen- 

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Zn*am. das Rea.-CaT.-Corp« ! — — »8 8 — — 8685 87« iäÖi iT 

ReMTVe-ArtWerie: Commandant : OM. Graf Bothmei. 
Beigegeben: Oberst Lnta rom 8. ArL-Bgt 

1. Division r. 3. Art.-Rgt.: 

1. reit. Batterie L e p e 1 

8. . , Hellingrath — — — 8 — — — SM 854 18 

8. DiviBioB T. 4. Art.-Rgt.: 

Bpfd. gez. Batt. Beden- 
bacber 

Opfd. , , Girl. , _ — — 8 — — — 481 4SI 18 

•} Splur Oben! t. PriBukh toib Infl.-t^b-Bct., dun OM. Frbr. t. Baskandorr. 
■) Formlrlen ein «e^ndai Corpi aoter Unjor HDrisr und bUetwn bei BsmtMrg inrflck, alt 
dla Baterve-Brifftde vor den Oefochun bei WUn^burY nun Oro« der Ataim t^iwfaii wurd«. 

•) 6plWr llpfd. Bkiuris Orimlcb. 

•) B^ter dnrcb OM. Benaf Lndwlg In BejrarB InUrlmULIub «uUb 

•) , , Obfril Frbr. T. Dl« i Tom I. Ubluen-Bgt. anat«. 

■) . , . Ffbr. T. Braak . ». 

') , , , «.Sahnblrt , 1. ObuitaT-Bft. , 



dby Google 



Beilage Nr. I sd „Die Eriegs-Ereigniue in WeitdeuUohl&nd". 

iHU. Cm). I>dr. liOir. IrL-M. IilL Cn. IrL i. Pili. hua. fiwb. 



3. DiTlsion T. 1. Art-HgLt 

I Spfd. glatte Batt. O r a m i eh<} 
l!pM. , , C»Bter — 

4. Divieion t. 2. Art-Rgt: 
ISpfd. gUtteBatt. Hingei 
ISpfd. " ' ' 



ZneamineD die Bes.-Art.: — — — 8 — — — iSlT lÖlT 60 



Hecapitulation*). 

1. DiTirion 12 l'A * S — 10.970 B07 99* 12.*7l Iff 

2. , 12 1'/« * 2 — 10.970 607 994 12.4:i 18 

8. , IS 1'/« * 2 — 10.970 BOT 994 12.471 1« 

4 12 1'/» * 2 — 10.970 607 »94 12.471 16 

BeB.-Inft.-Brigad % 2 1 — 6698 340 474 6410 8 

. Ca».-CorpB __2« 8 — — 8685 676 4261 12 

, ArtUlerie . . . ....— — — 8 — — — 1617 1617 60 

liM>. Inlll. lu(M-lraM-C«T>: 1^4 &Vi 4« 19 — 49.678 6868 674S 62.172 144 

Überdiea befanden lich beim Corps 3 Feld-G^nie-Compagnien, 6 HnnitioDB' 
Colonnen, 2 PionnieT-Eqnipagen, 1 ReeeiTe-BrUcken- und 1 PiDimler-&qaipage mit 
4 Fnlirweeem-Abtheilongen, dann 1 Feld -Telegraphen- Abtheilnng , deren Stand ini 
officiellen baTeriachen Werke nicht angegeben Ist. 



>) Bpllcr dir Rmrre-Infl.-BTlgade ngMliBllt. 

') I>ei TrnppeaitaDd lil oaeb dam offlelcU antesabencD .Boll-Standa" (Yeri^fiitand) !• 
11. Jmil IBM bereeluiet, wekhar lade» nlolii smlght irnrda. 



db, Google 



BeiUg« Vr. U zu ,Die Erie^-EreigniHe in WestdeutKliUiid''. 27 

Ordre de batallle des Till, deutschen Bnndes- 
Armee-Corpa 

während des Feldlzi^es im Jabre 1866. 



Oberbefeblahaber: OroMherzogiliclL heaalBcIier 0. d. L Prinz Alei 

Hflsien. 
Chef de« QeDeralitebei: KSnigl. wOrttembei^BcheT OL. f. Banr. 
8oD*-Chef d. , QrouheTEogplich badiseh^r Major Eraaa. 

ArUllBrie-Director: „ „ QU t. Fftber. 

CMnie-Dir«ctor: k. k. Btteri. Major v. Orslli. 

AUachirt: k. k. Baterr. Oberst t. SchSnfeld. 

, fnr dai VU. Bandes- Co rps : k. bajrerischer OH. Frhi. v. Ow 



' , , . ■ n , t Um.itm.lKti.Ukt.IA.-Si. IiL Cn. Irti.Pin. Iqmb. SikL 
1. Inf BDteTie-Btigade: ^ ' 

QU. V. Banmbach, S. 
Jftger-Bat., 1. n. 6. Infk-B^ ( _ _ _ _ 4474 _ — 4474 _ 

5. Infanterio-Brigsde: 
GM. T. Fischer, 8. Jäger- 

Bat., S. u. T. Iaft.-Rgt. . . 6 — — — — U71 — — Uli — 

8. Infanterie-Brigade: 
OU. T. Hegelmaler, 1. 

Jigei^Bat, S. a 8. Inft.-Rgt. 5 — — — — 4474 — — 44T4 — 
CaTallerie-Brigade: 
GM. GrafScheler, 1. n. *. 
Reiter-Rgt, 3. Escd. des S. 
Reiter Rgts — — 9 — — — 1260 — 1260 — 

1. Spfd. reit. gea. Hiuterlad-l 
Batterie I 

6. «pfd. ge«, Hlntorlad-Fn»B- (_ _ _ j _ _ _ 714 714 S4 
Batterie I 

7. 8pfd. gel. Hinterlad-Fass- I 
Batterie ' 

Divi8ions.Ploiiiilere — — — — — — — 66 66 — 

SanitSte-Comp. . — 1 — — — 2« — — 3« — 

ZuMUnmen die 1. Division: 15 1 S S — 1S.C44 12S0 769 lö.6l;i 24 

2. DivIslM (groMhera. badisohe); Commandant: GL. Print Wilhelm von Baden. 
Chef des Qeneralstabes: Obent Keller. Commandant der Inft-Dir.: GL. Waag. 

1. Infanterie-Brigade: 

GM. Frhr. v. La Rooke, 

Jkg.-Bat, 1. Lelb-OmDadler- 

n. 6. InfL-Bgt. 6 — — — — 4S60 — — 4266 — 

D. Infanterie-Brigade: 

Oberst v. Kenbrono, 2. 

Ffls.-Bat., S. n. 3. luft.-Rgt 

9. Drag.-Rgt. - 

1., 3. Q. 6. 6pfd, ges. Hinter- 

Ud-Batterie _ _ _ 3 _ — — 498 4«8 IS 

BiTiaioni-f^nniere — 1 — — — — — fll 61 — 

8Mdat»-Comp. — 1 _ _ _ 149 — — 149 — 

■ Zoawumen die 2. DiTialon: 10 t 4 8 — 8681 487 669 &7S7 18 



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28 Beiljige Nr. II ca .Di« Kriegt- EieignilM in WeftdeatsohUnd.* 

3. Division (groisherEogl. heuifclte): ConmuidaDt: OL. Prhr. t. Perglafl. 
Chef dea <i)«ne»lBtybes : Obent Becker. 

1. lofanterie-Brif Ade: i 

QM. Pre;, 1. BotitbQrfqT 

JHger-Comp., l, Leibgai^e- I 

u. i. IiifL-%t. 1 1 — -^ — 3785 — — 378K — 

1. Infanterfe-BrigAde: 

GM. V. StockbtiaBea, 3. 

Hombni^er JIger-Compg S. 

Leih- u. 4. Inft-Rgt. ... ,4 1 _ _ _ 3786 — — 37$S .— 
BolitirrBchatieii-CorpB . I _ — .^ — 880 — — SRO -^ 

CftTallerU-BrigftdB: 

GH. PriDE Lndirig von 

HetMn, 1. Reiter-R^.. . . — — 4 — — — 681 — MI — 

S. 6pfd. gei. HiDterUd- d. 8. 

6pM.gM-VoTderladJlBtleiis-.i- ^ — 2 ^ - — 8B9 487 12 

DlTiaioDS-Piotuiiere — .-— .w— ■ -^ — «O 60 — 

SuitiU-Abtheilnng ....— — — — — »1 — — 91 — , 

Znummen die 8. IHTiBion: 9 ^ ' 1 3 — '844L 681 . 447 M«9 Ü~ 

4. Mvision (Oaterr.-naaBsnUebe) : Commsndaiit i k. k. -PUL. OrVNefpperK. 
Chef dea QeneTalstBbes : k. k. HsnptnMiui t. Katackiller. 

K k. Saterr. Brigade: 1 

GH. Hahn, 36. Feld- | 

JIger-Bat., 1., 2., 3. Bat 

Baton Wemhardt Inft-Rgt 

Nr. 16, 3. Bat. Baron Kei- \ 

■chach Inft.-%t. Tfr. Sl, 

8. Bnt Baron Heaa InfL- 

Bgt "St. 40, 8. Bat Graf 

Nobili Inft-Kgt Nr. 74 .. 7 — — — — 70B8 — — 7053 — 
HerEoglich nassanische 

B r i g a d e : GU.K o tb, Jiger- 

Bat, 1. n. a. Inft-Egt . . 6 — — — — 4603 — — 4503 — 
2 Eacd. karhesBlacbe Hnizaren — — 2 — — — 831 — 881 — 

! herzoglich naaBanisehe 6pfd. 

gez. HinterL-Hslb-Batt .,— — — 1— — —Sil »11« 

k. k. 4Bfd. gez. Vorderlad-Batt 

Fr. l/I Q. k. k. -'Spfd. g«i. 

Vorderlsd-Batt. Nr. 6/n . , — — — 2 — — — 881 88t 1» 

Hera. naas. Pionnier-Abth, ,.— — — —— — — 8» 82 — 

. Banitita- „..— — — — — 116 — - 116 — 

k. k. , ,..— — — — ^ rt — - 46 — 

Znaammen die 4. Division: IS — 2 3 — 11.117 831 67^ 12.7SS !4 

Rwarve-Cavallerie : Cotnmandant : k. irOrttemb. GL. t. £iitr««a-£'tlretAneok. 
Qeneralataba-Offlcier: Oberlient f. Man der. 

fs.r"f^'":'"^i- - ^ - - - w - m - 

OiOMb. bad. Leib-Drag.-Rgt ——*!__ _ 974 _ 97^ 

l heaa. t. Relter-%t .— — 4 — — —öBfl— «48 — 
Kttnigl. württAinb. B. 4pfd. 

get rdt Torderl ad-Batt . — — — 1 — — — 838 »18 « 

ZüMmnen die Eei-CaTli — — 17 1 " — — MfO SM MW T 



dby Google 



(Btfl*g« Nr. 8 EU «öitermiolu Ktnpfa 18S6.« V. BmhI.) 29 

Später, frosih. besaUcIior Ol>e"t Seederer. 

Rhu. Cmv- EicJr. IMtr. Irk.-lf . lilL Cii. Irl l Fim. Iuui. («ck. 
KSuigLwnrtteinb.Abt^.: 

1. a. 4. gUtte ISpfd. Fun- 
Batterie — — _ 8 _ _ — 476 ,47« t« 

aiosBh. badieehe Abth.: 

6pfd. reit, glitte Batterie, 

8. flpfd. ges. HinterUd- 

Fo»-Batterie ...... — — — » -— — — BIS 818 IS 

QiOBsh. lieBeiicheAbhb.1 

reit. Batt (4 gUtte, 8 gex. 

«pN. <Parinl.-Ow«hatM) 1. 

epfd. gUtte F^»^Batt. . . — — — 8 — — — 888 «89« 
HerE. naeEaniBche Abtb.: 

6pH. glutte Fms-Biitterfe ,— — — 1— — — 803 94)8 8 

S wOrttemb. Coloouen ,.— — — — — — — ST7 VII i 

8 bMÜache „ .,_____ _ — ifia «18 — 

2 hewiaobe , .. — — — — — — — IM* WO -- 

1 BMeiT. , ..— — — — — — — HH «Jt — 

1*1 _ 



ZvMmmen die Art-Bet.: — — — 7 — — — %ii^ tili 'bO 

BriMuBZig: Commandanttk. «rDrttemb. Obent v. NiethamiiAr. 

WttrtJ^nib. B^nipage (Birago) — - — — 8% - - 813 .81« — 

Badiiche , , ____!</,_ -^ .ijtT 147 „ 

HeuJAfhe . ,____•/,__ 74 M — 

NftaMwisclie „ _ __, — — — — % — — 8' Bl — 

ZHMU>iMderJteilok«B«g: _ — _ — S — — «Ifi idU — 

Recftpllulatio n *). 

1. DttWon 16 1 9 « — UM* 1980 WO l&flW IS4 

S. , 10 8 4 8 — 8681 487 6H 8fM 18 

8. «8 4«— 8441 6R1 447 34« llB 

4. , 18— 3 8- 11.717 ABl :BM IS.TH U 

BMenM^aTaUerie») ....— — H 1 — — «840 t>8 M« 8 

Artiltaie-EeMTTe __— 7_ — _ S4u 24M *l 

Brüokeniog . . _ — ^— 6 — — 91ft 81« — 

Utm. üi im. Biite-lrBM-CKri: 48 8 SO 19 6 43.163 4899 6714 M.OB« 1^8 

■) IM* TnppautlDde wudn dam BtudHasmlH auf .den M. -MH IMt {^IIIb OptMHsm 

dM Vin. diBlHtani Bandu-Corpg Im.Feldnse IBW") gaCnommcii, In welchem dia VukUM «Umid 
^r xaih«nasuing»B QBfoehw, iowla dar Bfud.dn Tr»lo«sn4 SpltUcr .alolit berdskilafallct ilad. 
f Dls KiMe Mr Sa«r*«-C*<UleTlk' «««iHlta mal MCn« 
~ • ■ ■■ ". JnU - 



;ß: 



Digitized by L.iOOQIC 



Beilage Nr. III eh „Die Sriego-ErsigniiM 



1 WeBtdenUcUaQd." 



Ordre de Batnllle der preuesiselien IMalu- Armee 

Juü 1866. 



ObeT-CammandireDdeT: Qenersl der tnfonterie Vogel von Falekenst 
Chef de» GeneraUtnbs : Obent t. Kraatz-EoichUa. 

Ober-Quartienneivter: Obent r. Stranta. 

ConunaDdeor der Artillerie ; Oberst t. Decker. 
Erster Ingenienr-OfficieT : Obent Schulz I. 

13. InhnteriB-DIvlalM : Commaadear: OL. v. Qoeben. 
Qeneralatab: Hanptmaan von Jena. 



Buk Cmf. beb. Sttiv. IrL-I^ . 
K. iDfauterie-Biigade-. GM. 

Frb. V. Wrangel, ItiCt.-Bgt. 

Nr. 16 nad Nr. 65 

25. Infaoterie-Brigade: Ol 

T. Kummer, lafanterie-B) 

Sr. 18 und Nr. 6S 

liippa'acbes FOallier-Batailloii ■) . 
18. CaTallerie-Brjgade: Oberst 

T. TreBckow, WestphSliacheB 

Cfli.'Bgt Nr. 4, Wes^hSUiches 

Hoainren-Bgt. Nr. 9*) .... — — 9 — — 
3. FuM-Abtlieilnng dea Feld-Art.- 

Rgt».Nr.7 ___ 1 _ 

S. reitende Batterie *) de« Feld-Art. 

Bgt«. Kr. 7 1 — 

3 Uunitions-Colonn- dee Feld-Art.- 

I^. Nr. 1 ') — 

■ 1. 4. Comp, dei Pionn.-Ba t. Nr. 7 



lifl. Cu. li 



i.KMliMa.*Md. 



Generalaub: Major 


Becker 






3072 — — 


3078 — 


lOM — — 


1024 — 


low — — 


10B4 - 



Zneammen die 13. Inft-DiTÜien: 13 2 9 6— 13.868 140» U2S IS.SOl Sl 

(Hdenbnrg.-HBMeaUwIie Brigade: OU. ' 

Oldenburg. Infanterie - Begiinent •) 3 - 
Bremer FöBilier-Bataillon *) . . . 
Lübeck. . ').... 

Bambnrg. Infanten e-Begiment ■) 
Oldenbnrg. Beiter-Begiment •) . 
Eambni^. Dragoner-Divisioa •) . 
Oldenburg, glatte I2pfd. nnd geaog. 

6pfd. Batterie *] 

Oldenburg. Unnitions - Colonife 
Leicht. Feld-BrOckentrsin aiu han- 

noT. Material 





6 


8 


1 7168 780 


870 


äsiö 


IS 


Zniam.die Division Goeben mit 














derBrigadeOM. v. Weltiien 20 3 


14 


7, 


1 SOJiSe 2185 


17»» 


24Jil9 


43 




men 




DI du ComnMada 


■ m 1 


Jnli II 




OL. Vnih. .. «.nteaffel. 














■) S<lt dorn 9. JoU bei d.r DItI>Iob. 


































beau 




























































' M. JbII. 














' . . . . , 17. J«U. 















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(Beilage Nr. 9 zu „öaterreichs EXmpfa 1866.> V. Bd.) 



COMblnlrte OMsIod: Commandenn GM. Frh. v. MantenffeL') 
GBoeraUtab: Hauptnutnn v. Oottlierg. 

lMM.CM^IKlr.Ubt. IrL-li. Iia Cm. IiLlPul lwu.CMit. 
l.Combinirte Inft.-BriKade: 

GM. T. Freyhold, Inft.-B^. 

Hr. 26"), FIUilier-Bgt. Nr. 86, 

6. Jüger-Bat. 7___ _ 3906 — - 6996 - 

S.CombiniTte Inft. -Brigade: 

GM. T. Korth, Grenadier-Rgt. 

Nr. ll*), Inft.-Rgt. Nr. B9 . . 
Iiiiaiitorie-RegimBntCoburg.Gotha') 8 — — — — 3282 — — 8222 — 
Combin. C avall. - Brigade: 

GM. T. FHe»'), Rbein. Drag.- 

Rgt. Nr. fi, Magdebiug-Drag.- 

1^. Nr. 6 — — B — — — 1360 — 1250 — 

1. i«itende Batleria dei Art.-RgU. 

Nr. 1 _ _ _ 1 — _ _ 188 135 6 

S. Fosa-Abtheilang des Feld-Art.- 

Rgt». Nr. «.. ___4— — — 680 6802* 

SHnDitionB-Golonneii des Feld-Art.' 

Rgte. Nr. 6 ____ _ _ _ 270 270 — 

S RsBerre - Pionnier-Compagnien ') — 2 — — — — — 328 328 — 

Ponton-Colonne Nr. 7«) — — — — 1 — — — — — 

Gesog. 6pfd. Batterie aiu haiuiOT. 

Material«') i — - — 146 146 6 



Ziuammen die Division: 16 2 8 6 1 16.218 ISU 1403 17.926 i 



Conblairta DMalan: Commandeur GM. T. Beyer. 
OeuBralatsb: Major v. Zenner. 

SS. InfaDterie-Brigade: GM. 

V. SchBcbtmercr,']Iiift.-Rgt. 

Nr. 30, Nr. 70 fl _ _ _ _ 6172 — — 6172 — 

Combinirte Inft.-Biigade: 

GM.v.Glflmet, Infanterie-Rgt. 

Nr. 19<), Nr. 20 6 — — — — 6172 — — 6172 — 

Inft-Rgt. Nr. Sä, Nr. 89 ß _ _ __ _ 8172 — — 6172 — 

RbeiniicheB Eti».-Bgt. Nr. 9 ... — ~ 6 — — — 780 — 780 — 

10. Landirebr - Hqbb. - Regiment '•) — — 2 — — — 313 — 313 — 

1. 4pfd., 1. 12pfd. Batterie des 

ATk-BgtB. Nt. 8, 10. 12pfa. 

ReBerve-BaHerie ___s— — — 435 4S5 18 



') Übargkb dH DlTliloot-CamBundD Mi 11t. Juli ui dan Q». t. T 

>) Dl> TlarMD BaUUlDU dsr KsflmsnlBr Nr. tE and Nr. II irani 
wamidin. 

■] RSskM bal I.uir«D»1» inr DiriiloD ala. 

•) tttwrtib >m tu. JDIL du GommsDdo in den OH. t. B'bIo«. 

>J TrmtBB BD 17. Juli bat dar DlTlmlon aln. 

•) Tnr km for Beandlgnng dar Falndiellfkalttn aln. 

') Traf Eada Jnni bei EJasDuli aln. 

■} Spllar durcb Ober» t. Wornn I. eaBiniindlrl. 

•) Du IS. IsR.-Rgt. wnrda ipltir Fd dJ« coinblBfrie Brit*da OM. 1 
«t danen kBm du InfL-RRl. Nr. Si »r Brlgida Cilflmar. 

'•) Xui am >1. Jnll lar UItIiIvii, die baideo aodani EacadrMt t 



dby Google 



32 Beilage Nr. III la .Di« Krlegv-EieiguiHs in WaatdentBcMand.' 

lnw.GMr.E>it.lMlM.ltLI|. [ilL ui.lrLrPiH.IiuM.tMk. 
11. n. 13. ISpfd. Reserve-aitterte ')— _— 2— — — 590 890 12 

t 6pfd. genag. Bittterieii an» bao. 

HateiJAl ■) ___2— — — 290 290 18 

ftHnnttioDi-CoIonnen des Feld^AH.- 

BgU. Nr. 8 n. 7 ... ....— — — — — — — 180 180 — 

ZoMmmen dieDWisionilB ^77— lS.6i6 1093 1196 .Sq.804 48 
.Annt e rkang. J^r Division war ein 1ei«htcB Feld-Iiatftreih, «üi. Feld-Banpt- 
FmTiaat-Amt und eine Feld-Posteipedition EUgetheilt. Bei ier Armee befanden licb 
Qberdies; ein Feld -Hauptproviant- Amt , eine Feld-B£cl(i:rei, ein Feldpwtan>^ fl'ie 
mobile Fold-Eiiecbahn- nnd eine mobile Feld-Telegrspben-Abtbeiliuigi nsbat einom 
DeUchement Armee-Gendannerie. Die Oldenbarg. Laxaretb-Abtbenqng traf Am 21. Juli, 
die H&iueati«che am 30. Juli ein nnd wurden der Division OOben Oberwiesen. 



II. BaaeF*«-Arm«e.C0r»B •). 

Commandirender: O. d. I. Friedrich Frans arosshenog von Heeklen- 

bnrg-Bcbwerin. 
QeneulBtab : OL. V e i t h. 

Commandeur der Artillerie: Meckleobnrg. Oberet v. UOlIer. 
1. InKenieur-Officier: OL. Schmidt. 

CMlMnlrte pr«M*. llfaRterit-OMtlDa: Commandenr: GL. v. Sorn. 
Qaneralitab: Major v. Baas^witi. 

luu.ttBF.l>d{.BiUtt.ltk.-I^ blL Cii. lr1.D.FHl. Iiua, hMt. 
CombiD. Gardfl-Infanterie- 

BrigadeiOberfltv.Treickow, 

4. Garde-BgE. eq Fou .... 4 — — — — SaiO — — 3910 — 
4. Bat. der 1., 2. n. 3. Oarde-Bgtr. 

za Fqu, 4. Bat. de» Garde-fir«- 

nadier-Bgt» 4 — — " — — 3296 — — 3206 — 

Combin. Infanterie-Brigade: 

Oberst 6 cbnler v. Senden, 4. 

Bat. der Inft.-Rgtr. Nr. 2, 9, 14, 

48n.ai 5 _ _ _ _ 4120 _ _ 4180 — 

Inft.-Bgt. Anbalt 2 — — — — 2050 — — 20*) — 

BAserve-Landwehr-Pavalle- 

rie-Brlgade: LJUeerve-Land- 

webr-Bu*E.-Rst. __4__ _ 625— 625 — 

1. BeBerve-Landwehr-ühl.-Hgt. . , — _ 4 — — — 013 — 612 — 

8. ReserTS- Feld- Art. -Bgt.: 

ft 4pfä. nnd S 6pH. Ba tterien— — — B — — — 1160 UM 48 

Zusammen die DivUiou : 16 — 8 8 — 13.1iT6 1237 1160 l&.f73 48 
S leicbte Feld-Lazarethe. 



<) Wkren nea faralrt <ud trifta »n 1. Jall sin. 
■) BasklCB un 13. Jnll «iB. ' 

■) Dm imlls BaHm.Armeo-Carpi muHthlits, no*b alcbl («■■ Mmplat, au M. Jall nr ■•■ 
OperatloD mit der KalD-Amie« naoh BAjam. 



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1 



(Beilage Nr. 9 tu „öateireiobs Kimpfe 1668.* V. Bd.) 



Meckleiiburg-Schwerliiche Dhrfifon: QM. t. Rilgiiei 
GoDeralstttb : HaqptntMiD v. Kop.pelnir. 

t*iu.C«i|.twli.biL(r^ltk.-Iq. [in. U(. tri 
Hecklenb. Infftnterte ■ »rig.: 

Obenl T. Jasmand, 1. uud a Mnihernd 

macklenbnrg. InfL-Rgt. .... 4 — -- — — *)96 — 

Meckleobn^. Jlger-BaL 1 — — — — 10S4 — 

Braunachw.- Sachsen- Alten- 

barg. Brig.: Obent t. Oirae- 

wald, Brsnnichweig. Inft.'Rgt., 

Altenborg. Füailier-Bgt. .... .4 ,— — — — «98 — 

Mecklenburg. Drag.-Rgt __4__ _ gai 

Bntinaebweig. Hiuc-Bgt. ....— — 2 — .— — 312 
SpCd. mecklenborg. Battetieu . . — — — 3 
^fd, braimschweig. Batterie . . — p- — 'i 



ZnMmmendieDiviBlon: 9 — 6 V/, — S81S «86 888 10.490 16 

Znumm. du IJ. BM.-Ar>nee-CorpB:%4 i^ ii 10'/>' — SS.3?jf 3173 ' J498 26.S63 M 

B.e c A.p i,t u 1 a,t i o q. 

13. Inft.-DiTiBtoD OObsB ... .10 8 U 1 1 »43» 2186 1798 24.M9 48 

CoqbinirteDivMÜui Fite« . . . 16 .2 8 « 1 16.218 12M 1468 17.92S SS 

. „ B*f.»t . . ..U — 7 7 — iSM6 um 1196 ao.SOt 43 

Zniammea die MaiD-Armes 63 1 29 20 2 U.270 4628 4461 68.249 121 

Combtnirte Inft.-DlrtBlon Hörn . 16 — 8 8 — 13,876 1287 1180 16.77S 48 

Mecklenb.-Schwer. Div.BiIgner 9 — S 2'/. — 9216 936 »38 10.490 16 
ZQaftmmen dai 11. Beserve- 

Armee-Corpa 24 — 14 lOV, — 32.692 2173 1498 26.383 61 

Zniammen 

dl* 

Hain-Armee^ 



IkOnlglicb prmua. 

Truppen ■) 56 4 ^3 26 2 65.866 498li 6241 66.680 167 



II. ltS.-itrB.-£irili I Bnndes-Conting. 77 4 43 flO'/i Ji 76.862 6701 5949 89.612 186 

Oberdies beranden sich während der,Zeit vom 20. J u I i bis zum Waffen- 
stillstände unter GM. v. R o e d e r *) : 



') Dar Id dleisr Ordra da bUatlla logeniirla SUnd worde mch der normalan KrtegiiUrks da 
•iDialDaD Abi hell SDien baraahBat. Maoh dan itUlatlichan Aoaabaa la dsn „mJIlUrluheii BlUtara' 
Jährt. XXVII, loll dar ■Irailbira Blud dar kSoIgJ. praaii. Truppen bal dar Nkin-Armca ur 
dam II. Raaarra-Arisaa-Corpi tolgvaitt (aitanan >«Ib: 

K.OtitUnn lafkntarla, CJOO llano CivallerJa, 9fiB0 Haga Artlllarle and Plonalcr«. 
ZntammaD: ta.tH tfun. 

Armaa ingathallt, Irafaa Jcdoeh, i 

(no| der krlaierlieban OparallDnea als. 

>) Hit dar falfatidea ttberalcht dar naler CHI. t. Kader itehaadm Truppen barleliUgt ilah dl« 
ABmecknnc 1 nn( Saite IM dleaaa Buidai (Die Kria(*-Er«[(iilMe In Weitdenticlilud). 



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34 BeiUge Kr. I[I zu ,Die Criegs-Ereigniase in WestdenUchUDd.'' 

A) Trupnen zur Besetianjc ^ou FmDkfiiTt s. U. nntor Befehl des Obent 
T. KortEfleisoh, Commandeur des 4. we«tph. Landw.-Rgta. Nt. IT. 

4. wNtpli. Laudw.-R^ Nr. IT. 

Die 4. Bat. des 1. rhein. InfL-Bgte. Nr. 80. 

, , , , a. thaHnf^. loft-Rgl«. Nr. 82 '). 

„ , , , mastdeb, Ffla.-Rgts. Nc, 30"). 

„ „ , . Aein. Ftts.-Rgt«. Nr. 88. 

, „ , ,8. rhein, Inft-Egts. Nr. 70. 
1 Escadron des 10. Liuidw.-HiUE.-RftB. 

1 4pfd. Eraati-Batt. {i Qeach.) de» weatph. Feld- Art. -Rgt». Kr. 7. 
Summe: 8 Bat. Inft., 1 Esed,, 4 Gesch. 

B) Trappen cur Beietcung von Wiesbaden nnd Umhegend nnd inr Beobach- 
tODB von Hains, unter Befehl des OL. v. FiBcher-Trenenfeld, »f^. dem Oene- 
rabtabe der Armee. 

Infanterie: Fttrilier-Bataillon Waldeck. 

F11s.-Bat. Schwanburg'Rudobtadt. 

Das 3. (Jfllich) und das 8. (Ualmedy) Besatzangt-Bat. des 1. rhein. 
Landw.-Rgta. Nr. SS. 

Das 8. BesatiuTif^Bat (Siegbarg) des S. rhein. Landw.-Bgrta. Kr. S4. 

Da« l. BeutEunga-Bat. (Trier I.) des 4. rhein. Landw.-Egts. Nr. 80. 

S Comp, des Brsati-Bat. Kr. 66*}. 

1 comb. JKger-Comp. (aus den Ersatz-Comp. des weatpk JSger-Bat. 
Kr. 7 und des rhein. JBger-Bat Nr. 6. 
Cavalletie: 1 Festangs-Besatznngi-Eaoadron ans Koblenz. 

1 eomb. Escadron (aus Detaehements iles ESniga Husz.-Bgtt. [t. rhein.) 
Kr. 1 tind des westph. Hnai.-B^ts. Nr. 11.) 

Detaahemeat der Ersatz-Eseadron des rhein. CUrasaier-Kgts. Nr. 8. 
Artillerie: 1 4pfd. Bntterie (4 Gssch) der Ersati-Abtheiloug des rhein. Feld- Art - 

Bgts. Nr. 8. 

'/i ßpfii, gUtte Augfall-Batterie (1 Oeich.) aus Koblenz. 
Pionniere: 1 Pionnier-Detachement. 





Snmme: 


6'/, Bat. Inft., 1 
1 Pionnier-Detach. 


C,.p. 


jÄger, 


! Escadrons, 8 


Ge«!h., 






Gesamm 


BtKr 


ke:' 












Detachement E 


ortzfl 


isch: 










8 Bat Inft., - Comp. Jlge 


, I Escadron, 4 


Gesch., 


- Pion.-DeUch, 








her-T 


euenfeld-. 








67, Bat 


Inft., 1 Comp, jage 


, 8 EscadronB, 


Gesch., 


1 Plön 


Detach. 




Bnmme 


14% Bat. Infi., 1 
l PioiLDetach. 

Jali In Pftokfa« a. M. 

Aubftlaiittarg bustil. 


Comp. 


Jäger, 


3 E»cadr ns, IS 


Gesch., 


•) Hl«ll dl« Eupp* 
^ Kehrt«, .m U. 





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Beilage Nr. IT n .Die Kriega-EreignigBe in WestdeatacbUnd." 



Waflbnstillstands Conventlonen 

zwischen dem Ober-Commandirenden der königl. preus«schen Hain-Armee, 

Geneml-Lieutenanl Freiherm v. ManteuTfel, General-Adjulant 

Sr. Mfgestäl des Königs von Preussen, und 

A der König:!, bayerischen Regierung; 

B. der kfinigl. wOrllembergischen Regierung; 

C. der grossherzogl. badischen Regierung; 

D. der grossherzogl. hessischen Regierung. 



FeldiflArRdisIl Prinz Carl tod Bayeri) hat die besUmmte Nachricht von 
Abschluia des WaffeuatillBtandeB. Oenetal v- Mantenffel bat keine Nachricht faier- 
DbcT und fühlt aich daher verpSichtet, die OperstioDen der MaiD-Armee fortinBstzen. 
Die Folgen hiervon mÜHten der Rnio der Btadt WUrsbnrg sein. Ana dieiam alteiai- 
gea Grande rKnmt der Priai WOrsbarg mit dem die Stadt beherracbeoden militlri- 
sehen Terrain. Zorn Beweite, da«« Prini Carl königliche Hoheit, nur aua dieeer 
Menechlichkeits-BOcksicht die Stadt mit den «ie beberraebenden militBriichen FoBi> 
tioDGn rSmnt, behält Seine kSnigpliche Hoheit die Feste Marienberg aebst den Mün- 
ytertel beietit. Unter diesen Beding'ungen glaubt Qeneral v. Manteuffel ee auch 
ohne höhere Instructionen auf steh nehmen lu kOnnen, eine Waffearnhc bia ein- 
■chliesslicb den S. August einangehen und Terpälchtet lich, nicht weiter vorzugehen. 

Die Bestiniiniuig voa Radons zur Dislocimng and Verpflegung der Tmppeu 
bleibt vorbehalten. 

Der Harienberg und das Hain-Viertel bleiben, wenn die Feindseligkeiten nach 
der Waffenrnbe wieder anfgenommen werden sollten, neutral, «o lauge kOniglieb 
prenssbcbe Truppen (in der Stärke von mindesteiu einer Oompagnie) in Wünburg 
und im Behnssbereiche des Marienberges und des Main-Viertels sich beSnden. 

Frde Benfltcnng der Frankfurt- WDrzbuiger Eisenbahn fBr Truppen- and ander- 
weitige Transporte, sowie fr^e Passage Ober die Main-BrOcke nnd durch das Main- Viertel 
fflr kCnigL prenssische Truppen bis inr Herstellung einer Ponton-Brttcke. 

Die Stadt Wtlrxbnrg wird Ton preusBischer Seite in keiner Weise als eine 
feindliebe betrachtet, ea werden ihr keine Contributionen auferlegt, noch sonst For- 
dernngen an sie erhoben werden, ausser daas die Besatzung (nicht Über eine Brigade 
stark) von den Einwohnern nach massigen S&tien lu verpflegen Ist, und königlich 
bayeritcbes Staat«- und Hof-Eigenthum innerhalb derselben respeetirt. 

Der Abzug der bajerischen und der Einzug der preusaischen Truppen erfolgt 
erst am 2. Augnat c. Morgens 8 Uhr. 

Kttiingen, den 31. Juli 1B66. Bottendor^ den S8. Jnli 186S. 

(ges.j Carl Prinz von B^em, (gea.) v. Kraata-Eosehlan, 

Feldmarachall. Oberst nnd Chef des Oeneralstabea. 



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36 BeiUgc Nr. IT lu ,Die Eriega-ErBi^niiBe in WaatdeatfchlKnd." 

Nacbdem Berr Oeiienil- Lieutenant Freih. r. Mnnteaffel die vereinbftrte thst- 
sHchliehe WalTcnruIie lieute Horgens gekOniligt hat nnd somit den 1. Augurt 6 Ulir Mor- 
gen! die miliUritcben Operationeo wieder kurnehmen wird, i«t Seinir kaniglicbe Holieit 
der Feldmaracbalt Prini C&rt von Bayern — lediglich um der Btadt die Leiden 
einer vuranidicbtliclien und unter d?n obwaltenden Uiii>|]inilen natiioisn BeitBrmong 
m ariparen mid die Stadt WHribnTg zu eebonen, mit dem HSchit-Commandirenden 
der königlich preuiuiachen Maiu-Armee, Herrn Oenernl-Iiieulenaut Freih. t. Mad- 
tenffel wegen ÜberlaMBg dW^mlkt «tüM bUMbh(MH> fltadttheila bis aom Ab- 
scblnase dw Friedens über nKChstehende Bestimmnngen Obere in gekommen: 

Eeine kOnigtlehe Hoheit äbt Prioc Oarl' tcib BngrerU' flberli«! dte' BiaAt 
Würabur^ n^t Äasnabme der Feile Marienberg nnd dea llaiii-TierteU,iwelcbe HtteLst- 
dieaelben heaetit behalten, den königlich preuasiichen Truppen cur Caatonnimng ; 
die Stadt WUrzburg wird dflgegen von königlich preUBsIscher Seite in keiner Welae 
aU eine feindliche behnddt WenleUi e* werden derselben' keine Conlribntioneu anf- 
erlegt, noch «onttige Fardenwgea an aie erbeben werden, ««Bar daaa die BeaaUung, 
welche die Stärke einer Brigade nickt Qberacbreiten darf, von den Einwohnern nach 
roRltigen Sllien ta verpflegen ist. 

Freie Benutzung der Frankfnrt-WQnbnt^'er Etaenbahn fOr Truppen- und ander- 
weitige Transporte, sowie freie Pasaage Itber die Main-BrQcke und durch dai Main- 
Tiertel bia aur Heratellaug einer Ponton-Brücke wird den kSniglicb preusi lachen 
Trappen ingestanden. 

Herr Oeneral Freih. t. Hantenffbl verpflichtet aich, eine Waffenrnhe bia 
eioHblieMlich dea 1. Auguat I. J., alao bia iqid Beginn dea vereinbarten WaSenatill- 
■tandel gegenüber den unter dem Oberbafähle Seiner kfluiglichen Hoheit dea Prinsen 
C»rl Von Bajorn stehenden Truppen ku beobachten. 

t^Melbe VerpSIchtung wird von Seite Seiner kSliiglichen itoheit deg I^rlnxea 
Carl Toii Bayern gegenfiber der königlich preaasiachen llain-Armee übernommen. 

Sachaati: Der Abiug der bayeriacheu und der Abzug der prenssischen 
Truppen erfolgt erat am S. August c ftforgena 8 Ühr. 

Ritzingen, den 31. JuU ISSS. 
(get.) V. Hanteuffel, (gez.) Carl Prins von Bajern, 

Ober-Befehlababer der Main-Armee, FeldmMaohall. 

Genwal-Adjutant Sr. HajeatXt des 

KOnigs von Pretuseii. 



Ges-cheheTi zu Eisingen bei Würzbnrg, den I. August 1866. 

Nachdem von Sr. MajestKt dam ESnige von Freiiuan dem kttnigL preusaisclnn 
Genera] -Lieutenant und Ober-Befehlahaber der Maiu'Armea Freih. v. Manteufiel 
der Anftrag^ ertheiU worden war, mit der königlich württembergiacben Be- 
giernng Ober den Abachluss eines WaCTeUHtilUtands- Vertrage« zu verhandeln and über- 
einsnkommen, haben Se. Majestät der KOnig von Württemberg an dinaem Zwacke 
HOohatihren geheimen Raths-PrUsidenten Freih. v. Neurath und UBchstihren Kriegs- 
Hiuister Qeneral-Lientenant v. Hardegg als Bevollmächtigte in das HaaptquarCier 
dea' General-Lieutenants Freiberm v. Manteuffel entsendet und haben heute dinier 
nnd jene Bevollmächtigten unter Zuziehung des kOnigl. wQrttembergiechen Mioistsra 
der aoawärügen Angelegenheiten Freiherrn v.Tarnbüler, sowie des kfinigl, prenssi- 
Bcheu Obersten Im Generalstahe und Chef dea Stabes der Main-Armea v. Kraati- 
Koschlau folgende Übereinkunft abgew:blaaseii ; 

§. 1. Zwischen den kSnigl. prensjischen und den ihnen verbündeten Truppen 
eineraelk tind den kSnigt. wUrttemborglschen Truppen andererssln wird eid Vaffenstill- 
atand für die Dan^r von drei WDohsD, und zwar vom !. bis zotn 38. Auguit ISSß, 



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(Bringe Vr. 10 in „öitorrdiolu SiMtpfs IMS.- V. Bsnd.) 37 

brida Tage einsebliewiich, atattfindsn. Ffir die Daaer diesei WaffenatilUtiiDdes tini 
Dnchfolgenda BestiuiBiniigett vembredst worden: 

i. S> FA)1« die kSni^. vtUtteinbprgi sehen Truppen i> Bajem iBCantaniiBiireiita 
verbleiben, daifen dieselben Ana reobte Ufer de* Maine nicht bebeten, aoclt die 
Struee -ron Ochtenrnrt nach Anb- nieht in wmtUther Blchtnng überaehrelten mid etch 
nicht anf kHoigl. württunbeifimbe« Gebiet begeben. 

g. 3. yalle dagegen tdu kAnigL wSrttomberipaclier Seit* die BUckkebr der 
wBrttemb ergisch en Truppen nMh \Vartl«mb«rg beaeUoeseti' würde, ao haben dieselben 
biarzii dU Strasee tod Bettenbnrg nftcb RNtlabeia oder aadcre SatlicUer- oder ȟi- 
OctUcber gelegene BrrftMen und TOn Kreilibeim aue ettdlieh oder slidiweatlich ftlbrende 
StruMeu ED benUUen. In Württeuberg tritW haben diee* Tmppbn ihre EKslhing ae sn 
nehmen, -daae »ie die von KOrdlingen naeh Stuttgart , and vea da über Bietighelu 
nacb Bretten fahrende Eiaenbabn nicht in nflrdliefaer, bcsietengeWei^ iiHMhen Statt- 
gart und Bietigbeim nicbt in Östlicher Richtung flbeMehreiten. Die Stadt Lodwigabnrs 
SQ besetzen iat ihnen geatnttet, 

§. 4. Ob die wflrttembergiachen Tmppen die im g. 2 oder die im g. 3 bezeich- 
nete Stellnog eiDnehmen, wird die kSnigl. warttembergiiche Regierung apjLtestens 
bis zam 9. August d. J. dem Commandirenden der preusaischeo &tn.in.Armee miltheileu. 

g. 6. Öie kSnigl. preusaiacben nnd die mit ihnen verbündeten Trappen ihrer- 
■eita werden keine Theile dea KQnigreichea Württemberg betreten, welche afldlich ge- 
legen sind von einer Linie, weleb« von der badlacb-wOntenihergischen Qrenie an dem 
Lanfe des Neckara bis zum EinBnaae des Kochers !n diesen, dann dem Laufe des 
Kochers anfwSrta bis Hai! nnd von Hall atos, der grossen Landstraise nach Kreils- 
heim nnd Fencbtwangen folgt. 

g. fl. JMe kOnigl. prevsahcbfeA nnd'diri mit ibnen verbObdäCe »Trappen werden 
in den von ihnen, besetzten kOoIgl. wOrttcmbeigieclisn Landesthellen Staats* wie Privat- 
Eig;enthnm respecUten nnd keine GentdbntioneB. anfsilegen. Den betreffendouTlMndai- 
thellen liegt nur die kostenfreie VerpSiegnng. der kOnigl. preasaisohen Truppen naoh 
den besonders mitgetheilten Sltaan ob. 

g. 7. Die kSnlgL wVrttembei^ahe Begiemng flberniannt die Terpfliehtnng, 
zn itevJrken, dasa ihre noch in. Uaiui stehenden Truppen diese Festung längstana 
bis ; nun. 8. Angust verlassen nnd sieh ron da- nnler Benfltzong der Eisenbaim auf dem 
linken Bbeift-Ufar bis Ludwigahafen, dann von da Ober Uannbeim nad BrnakstU, 
ohne die Eisenbabs m veilaaKn, nacb Stnttgai» begebei. 

g. 8. Die kXnigl. wQrtteotbergiseh« Begiemng varpfllchtet sich ferner, an be- 
wirk««, dass den Trappen der norddentscben Staateni (Saehsen- Weimar, Sacbeen- 
Hdningen, Lippe-BQckebnrg oad Boom), eoweit solche In Ulm sieb befindea, ge- 
stattet werde, sofort mit ikrei^ Waffen und ihrer vollen Ausrüstung in ihre Heimat 
znificksnkebren, und daas biwbel,. so weit sie auf wtLrttembergisebea Qebiete aicb. zu 
bewegen haben, denselben die- nSthiga- Ver^e^KUig. kostenfr^ xo Tbeil werde. Soweit 
aolcbe Truppen sich in M«inz oder Bnstatt befinden, erhebt die kOnigl. wUrttember- 
gische B^iening gegen deren gletohartige BOekkebr in die Heimat keine Einwendung. 

g. 9. Die hob^MoUern'adKn Iimda weiden so schbell wie mSglicb' nnd' spH- 
tetttns bis zum S. Aaguat d. J. von den wortteubergltoben Beamten und Tmppen, 
von jenen unter Übergabe d«s Dienstes an die betreAndeu kCnigl. preosaiscben 
Beamten verlassen und alles Staats* nnd Priral-Eigenäiatni so weit dasselbe eine 
Beacbldignng durch w&rttembergische Beamte oder Tmppen erlitten baben sollte, 
Tollstindig resMtuirt wetzen. 

, g. 10. Die ktfnigl. wdrttenHefglsahe Eeglemng verklebtet sich, denfenlgen 
Untertlianen dee KSnigreicbiu Prausseu und der mit ihm verbUndeten Stiatgn, welchb 
nach dem Abzüge der königl. prenssiscben Tmppen aus der Festung Mainz aUSg^ 
wiesen und dadurch in ihrem Bigebthame beeehSdigt wupden, hierfür tu ibrem ent- 
sprechenden Theile Entschädigung ra leisten. 



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38 Beili^ Kr. IV sa ,Dia Kriegs -EreigniiBe in WeBMentecliUsd." 

g. II. Dia kBnig-l. würtlembergiacho Eegiemng wird, abgMehen Ton den im 
g. 6 erwEhnten kSnigl. preuBBigcli^ii nnd mit dieicn verbfiiHleteii Trappen, keinen 
an'eran Truppen den DnrchiniirBcb darch Württemberg oHer eins Stellung in Wflrt- 
teoiberg zn nebmen gestatten. Rofern es lich hier um die den kOnigl. bnyeritcfaen 
Trappen Tertragsnijbuii; Enstebecde BeatltinDg der Etappenstraaien durch Württemberg 
handeln sollte, wird diese Benfltxnng von besonderer Znetimmnng dee Comm^mdo'B 
der kOnigl. preueiiBchen Main-Armee abbingig gemacht. 

§. 12. Die königl. wflrttcmbergischen BeTollmRchtigteD eprechen den Wnnaob 
■na, dus aacb mit den, mit den wOrttembergiachen bieher in einem Armee-Corps ver- 
eint gefrewnen hersoglich nasaanischen läppen ein Waffenstillstand abgeschlossen 
irerden mOge; der kSnigt. prensstscbe Bevolln&ehtigte lehnte dies ab, da er hieran in 
keiner Weise ermRchtigt sei. 

Torstehende Obereinkanft benrkunden i 
(gez.J Freih. v. Manteuffel, (gei.) Freih. v. Ke«r»th, 

Ober-BefehlsliaberderM&in-Arinee, geheimer Raths-Prilsident. 

Qeneral-Adjutaut Sr. Majestät des (gei.) Hardegg, 

KSnigs von Prenasen. Eriegs-Minister a. General-Lieutenaot. 

(gez.) V. KraatE-Eoschlau, (gez.) Freiherr v. TarubUler. 

Oberst und Chef des Oeneral- 
Stabes der Main-Armee. 



Geschehen zu Würzbur^, den 3. August 1866. 

Nachdem von 8r. Majestät dem KSnige von Prenesen dem königl. preussischen 
Qeneral-Lientensnt und Ober-Befehlshaber der Main-Armee, Freihenn von Man- 
tenffel, der Auftrag ertheilt irorden war, mit der grossb erzog] ich badischen He- 
gierung Über den Abscblnss eines Waffenstillstands xa verhandeln and Ubereincukom- 
men, haben Sc. kOnig!. Hoheit der Orossbcrzog von Baden zu diesem Zwecke 
BSchetibren PrHsidenten des Hinisterinms des grossherzoglichen Hanges und der aua- 
trUrtigen Angelegenheiten, v. Frejdorf, als BevollmSchtIgten in da? Hanptqaiirüer 
des Oeneral-Lientenanls v. Manteuffel entsendet, and haben hente diese Bevoll- 
mSchtIgten unter ZnziehuDg des kÖnigl. prenssiscben Obersten im Oeaernl-Stftbe nnd 
Chef des Stabes der Main-Armee, v. Kraati- Eoschlan , sowie des grossherEOglich 
badischen Legati ona-Bftthes Barde ck nnd des graasberzoglich badischen Majors 
und Mitgliedes des Kriege-Ministeriums Schnberg folgende Obereinknnft abgeschlossen : 

§. 1. Zwischen den kSnigl. prenssiscben und den Ihnen verbQndeten Troppen 
einerseits nnd den grossherzoglich baflischen Truppen andererseits wird ein Waffen- 
stillstand bis einschliesslich den SS. August 1866 stattfinden. FDr die Dauer dieses 
WAffenitillstandes sind nachfolgendo Bestimmungen verabredet worden: 

(). 3. Die grosaherzoglich badiscben Truppen werden die vereinbarte Harscb- 
roDte Eum Marsch nach Carlsrube genan einhalten und nach dem Eintreffen daseibat 
bis mm Schlüsse des Waffenstillstandes keine nfirdtich von Carlsmhe gelegene Stel- 
lung nehmen. Es bleibt ihnen jedoch Oberlassen, Bruchsal mit Cavallerie und dem 
zur Bewachung de« dortigen Zelle n-Gef&ngnisses erforderlichen Infanterie-Commando 
zn belegen. 

g. S. Die kltnlgl. preussischen nnd die mit ihnen verbündeten Truppen kSnneu 
das gioBsherzoglich bftdische anf dem rechten Neckar-Ufer gelegene Qebiet nebst den 
Städten Heidelberg und Mannheim militHrlsch beseiten und zu Cantonnementi be- 

g. i. Die kSnlgl. preussischen und die mit ihnen verbündeten Truppen werden 
in den von ihnen beselaten gross berxo,; lieh badischen Landestheilen Staats- wie Pri- 



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(Bettef* Nr. 10 m .Ortwrelebi KlmpEi ISas.' T. Band.) 39 

vat-Eigenthom rMpeeÜran und kaina ContribatioiLan aoTerlegeii. Dan betreflanden 
Landaathailan U^ nur die koateufrei« Y«rpfi«gaag der geoaimteii Trappen nach dan 
letonderi mitgethellten Sttaen ob. 

g. &. Die gTOubenoglioh badiaeba Begieraug abemlmmt die VerpBichtung, an 
bewirken, daaa ihre etwa ncrckln Ualoa stehenden Trappen dieaeFeitnnglIngataiM bU 
sota 9. Augnat verlaaaen nnd stob Ton dort iiDTentlglidi nach den der groaihersog- 
llchan Armee-Diviiion füi die Dauer das WtSenittiUstaiidea überwieaeuen Theilen daa 
groaahenoglieben Gebieta begeben. 

S. 6. Die grossbenoglicb badiaaha Begiamng Tefpflichtet »leb ferner, an bft- 
wirken, daai den Trappen dar noiddeiolaoben Staaten (Saoluen- Weimar, Saehaen- 
Hciningcn, Ijippe-BBckebtirg nnd Baaea), aoweit aolche In Butatt «Ich befinden, ge- 
atatlet werde, eotort mit ihren Waffen nnd ihrer Totlan Anartlatnng in ihre Heimat 
■nrtlckankebreu, aneh daaa bieibei, aoweit sia anf groaaherai^lich badiscbem Qebleta 
deh an bewegen haben, denaellien die nflthiga Verpflegung koetenfre! an Theil werde. 
Soweit solche Trappen lich In Ulm oder Maina befinden, erhebt die groMhenoglieba 
Begiening gegen deren gleichartige Rtlekkehr in die Heimat keine EinweadongMi, 
inaofarn deren Abmirtch flberhanpt nocb von der Einwilllgnng der groMheraoglidteo 
Baglerang abhingig gemacht werden follte. 

g. 7. Die groiaheraoglich badiaebo Hegiarang Terpflichtet eich, denjenigen ün- 
terthanen dei KSnigraichea Prenasen nnd der mit ihm verbOndetan Staaten, welche 
nach dem Abrage der kSnigL preuaaiaolien Trappen ana der Featong Haina anage- 
wieaen nnd dalnreh in ihrem ISiganthnma geaehJldlgt wurden, hierfür la ihram ant- 
aprechendeo Tltdle EnttobUignng an leiaten, iniohra «ur Zeit der fraglichen Ana- 
weitung groaiberaoglieh badiaobe Trappen in Haini anweaend waren. Daa Oltioha 
gilt hlnalchtlich darjanigen kBnigl. prenuiichen Unterthanen, welche etwa ana der 
Faatnng Raatatt anigewiesen worden aein lolltea. 

g. 9. Die groeaberaoglicb badiaehe B^ierang wird in denjenigen 'Tbaile daa 
groaalienoglichen Oebietea, welcher von groaeheraogliehen Trappen besetat iat, keinen 
firemden Truppen den Durchmaracb durch jenea Gebiet oder eine Stellnng in dam- 
aelben an nehmen geetatten. 

Daa Gleiche gilt Iiinsichtlich dea neuralen Qebietea. Anagenommen Ton dlaaer 
Bestimmung aind die etwa noch in den Featangen Baatatt nud MaIna bafindliohen 
k. k. Saterreicb Ischen und kHnlgl. wDittembergisahen Trappen, dtmen der freie Abaog 
in die Heimat von beiden Tbeilen gettattet wird. 

Yoratehende Oberdnkunft beurknnden : 
(gex.) Freih. t. Hanteuffel. (gei.) t. Fre^dort 

(gas.) T. KraatcKoachlau. (gea.) Hardeok. 

(gei.) Sahnberg. 

D. 

Geschehen za Ei singen bei Wfiribarg, den I. August 1866. 
Nachdem von St. Hajestit dem EOnige von Prenasen dem kOnigl. prenHisehen 
Qaneial'Lieatenantund Ober-Bf fehlshaber der Hain-Arme^ Freiherrn t. Hanteuffel, 
der Auftrag ertheilt worden war, mit der grosaherioglicb heiiiichen Regie- 
rung Über den Abeohluea einea WaffeDsUllatandea an Terfaandeln und ai>ereininkom- 
men, haben Be. kOuigliehe Hoheit der Qroasheraog tou Heiaen und bei 
Rhein au diesem Zwecke HSchaUhren FlOgel-Adjntanten, M^or t. Ljncker, ala 
BerollmKchtigten in das Hauptquartier des General-Llentenants Freiherrn v. Hau- 
te n f f e 1 entsendet und haben heute diese BeTollmSehtlgtea im Beisein des 
kOnigl. preuBsischen Obersten im Oeneral - Stabe und Chef des Stabes der Hain- 
Armee, T. Kraata-Kosoblaa, folgende Übereinkanfl abgeschlossen: 
Btlfn n Öslsmlshi Unpf* ISM. T. Bud. t 



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40 Beil»ge Nr. IT m ,Dia Krie^EreiKnitae In Wettdeabchlanil." 

J. I. Zwuchen den IcOdIkI. prwi«tis«hfm und den ihnen rerbUndeteii Trappsn 
«iOeTMili und den gtotthtttogMeh heorfeeben Trappen anderemtti Trlrd ein Wsffeb- 
■tilktand fBr die Dauer von drei Wochen, nnd zwar TOln 9. bla it, An^rt lS6ft 
beid* Tag:« eiBeehlieBsUeh, lUttfinden. Für die D»tier dleaet WaffenstllliUudei Bind 
nacfafolfende Bettimmati^en «BMbradel «oMen: 

%t 9. FflllB die grossherioirncta beaeleehBa Trappen in Bajem In CAntonneinenl» 
verbleiben, dürfen dinietben da* rechte' Ufer des Hains nicht betret«ti, aaeh die Strasse 
von Ochienfurt nach Anb nicht fn wegtücher Richtung abenehniten und rieb nidtt 
bbT kSnigl. wflrttsmberglMfaei Qeliiet bn^eben. 

i. 3. Fatla dagAfrti roil ^nukenstf^llch hesslacber Seite die Radtkebr der 
groaehetidj^lichan Tmppan nach dem GTOMhenogthanie beaehloMeh WUrSe, so bsben 
dieoribton btesn die Strasitf btib der Gflgeod von nffebhetm, Bargberiibeim Aber ÜVt- 
geiithelni, Walldtiro, AUorbäeb, £rl»acb nnd Hlrschenheim nach Wonus la banflttMD. 
Ea ist in dteaem Falle mindeatMn 6 bfa S Ta^ vor dem beabsiehti^n Marale 
■eMna de* Commando's der grouherxo^liiJbBn Tmppen bei dem Ober-Commando der 
Mais-Armee die Ertbeilung' eitler Hanchronte cn beantragen, welche letztere »adaifti da* 
gtdatbenogliebe Trupp en-Commando Terpfiicbtet ist, auf dai ^naneate einzahaietn. 
Den growherzoglicben Truppen irird zu ihrer Anfsteilang' bl( tam Scbinne des WafftoD- 
atOlataadee das groiBherEO(>liche Gebiet auf dem linken Rhein-Ufer, mit Ausnahme 
sine« einmeiligen Umkrelsei um Hain, ttberirleeea werden. 

g. 4. Die kOnigl. prensalsaben nnd die oilt ilmen Tsfbflsdetea Truppen ihref<. 
Seite werrden den, den grossberzogllohen TmppeU fiberwieienen auf dem linken Bbein- 
Ufdr gelegenen Theil de* Orosaherzo^lmms wükrend der Daudr dea Waffenstillstandes 
nislit betreten. 

|. b. Die knnigl. prenaaitoheti und die inH ihnen verbündeten Tmppeft werden 
In den von ihnen beaetzteu groasherMglieh heaaiichen Laudestheilen Staats- wie Prl- 
Tat-Elgentbnm reapeetiran und keine Contributionen auferlegen. Den betreffenden 
LMtdeatbeilen lieft nur die kostenfreie Terpfl^nng der genannten Tmppen nach den 
besonders mitgetheiltsn Bjttien ob. 

§. 6. Die grosiberioglicb hessische Begiemng Ubemittimt die Terpfliehtung, in 
betrtrken, dass ibre etwa noch in Uaina Bttbenden Tmppen diese Feataitg Itngstens 
M> Um 8. Augost Ti.'rlNssen und sich von dort nnTaraflgiicb nach dem der gfOBaher- 
riogllehen Armee-Division Ar die Dauef des Waffenstillstandes in dem in §. S be- 
zeichneten Falle Oljerwieseneu Theila de« groMhenoglichsn Qebietea begeben. 

$. T. Die gross lierzoglicb hessische Regierung verpflichtet sich femer, au be- 
wirken, dass den Truppen der norddeutschen Staaten (Sachsen- Weimar, Sachsen- 
Meiningen, Lippe-Bückeburg nnd Reuss), soweit solche in Mainz sich bcfiuden, ge- 
stattet werde, sofort mit ihren Waffen nnd ihrer vellen Ausrüstung in ihre Heimat 
anrOeksukebren, auch dass hierbei, soweit sie auf grossherzogtich hesslacbem Gebiete 
sich cu tiewegen haben, denselben die nSthige Verpflegung kostenfrei zu Theil werde. 
Soweit solche Truppen sich in Rastatt oder Ulm beGnden, erhebt die groasherzogliche 
Regierung gegen deren gleichartige Rückkehr in die Heimat keine Einwendung. 

%. S, Die groBsbenoglich hessische Segierung verpflichtet sich, denjenigen 
Untefttisüdn dei Königreiches Preusscn und der mit ilmen verbündeten Staaten, welche 
nach dem Abzüge der ktlnig!. preussischen Truppen ans der Festung Mainz ausge- 
wiesen und dndnrch in ihrent Eigenthnme beschXdigt wurden, hicrfDr zu ihrem ent- 
sprechendeü Theile EntschRdiguog zu leisten. 

g. 9. Die groBshenoglich hessische Regierung Aird in denjenigen Theilen de« 
grossherzoglichen Gebiete», welches in dem im §. 3 beseichneten Falle den gross- 
hertoglichen Thippon flberwieseu ist, keinen fremden Truppen den DnrchmarBch 
durch jenes Q«tbiet oder eine Stellung in demselben zn nehmen gestatten. 

g. lO. Der grosshertoglfch hessische BerbllmÜehtigte sprach den Wunach ans, 
dass auch mit den, mit den gnitherioglichen bisher in einem Ar.nee-Corps vereint 



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(Bcilago Sr. le m .ö^miolii Kämpfe 1868." T. Ban^,) 4J 

geweMiiw.^atfllntUvh hMfliMlMai and bsnoffüfft nsMUnlK^MUi Trappen sin W»ffen' 
BtilMkod «bgfsehlMMen w«rd«n inOga. Dar kSoigl. prMMiKhs BeroUwKci^tigt« lah«(« 
dies ftb, da er hienm in keiner Weise ermichtigt lef. 
yiWBfa4Kn4« .ChmiUknittt bnuknnden,: 

teei.) Frtlh. v. MfintBnffal, (gei.) Major t. L^neker, 

Ober-Befdhlghaber der Hain-Armee Flttgel-A^ntant Sr. kOnigl. I^o^eEt 

nnd Osneral-Adjutant Sr. H^eetSt des des GroBsbeni^e rgo Heaaen. ' 

KSni^ von Preassen. 
(ges.) y. ETaati-EoHuhUa, 
Oberst und Chef dea Gweral-Btabea. 



Waffens^stanth-Conrerrtion 

zwischen dem königlich <pTe4is8iBC'faen 11. R-efieirv^-fCor^s 
nnd der königMch bayerischen Armee. 

.Auf Amnd «tner von dem kOaigl. b«f«riMihen FaUnuraohail 'Prinaan Carl 
Ton B-Mjrern, ktaigliehe Hokah, wttaiHHi'r*llm«cbt,.irar keNte^M- h{lsicl-''lMr«(Ie«ha 
General-LienUnant und Commandant der t. iiifiuitari«-DlTiBion, JakoJ> HHtar ¥ihi 
HAart'üiAan BaMlIeiu, in prtmulaobaa Ha^qoaitier an ' Mflrnbeag encliienen, i 



Nachdem zn gleicheu Zwtukea der knnigL pnntiiacbB Oberat-Llentenant und 
Chef des QeMraV.6tah?a Teitb von Sr. königlichen Hoheit dem GroBahers^ tod 
IffwkleQbiiq^-Scbweqp, Qenpc^l.^ar Infanterie und Conut^M-direndqi , ^ JL SfMtY9- 
Coipa, jHToUio&obt^ war, (raten diese beiden BeroUmächUgten suganitnen und Ter- 
^baiteu Folgendes; 

g. 1. Die Demareations-Linie wird im Allgemeinen beaeichnst: 

Durch den Itibach, von deisen Eintritt in Bauern bis lu dessen Einfluas in 
den Haint sodann dar Hain bis dahin, wo er die Begniti aufninunt, hierauf die Reg* 
nits anfwlrte, ab Orenae bis lur Badnibc ; die Bednltz anfwlrta bis Schwabaeh, sodann 
den Schwarcaeh-Baoh aufwtrta bis Altdor^ endlich eine Linie, welehe durch die 
Orte Altdorf, Amberg, Hirsohau, Wemberg und Watdhana bot Ostarrelebiaehen 
Qreuaa Uuft. 

Zu beiden Selten dieser Demarcatians-Linie bleibt ein Tbeil der Ortsohaften 
nnbelegt und bildet sonach neutrales Gebiet. 

Dieses nentrate Gebiet Ist begrenit IHngst des ItEbaohes durch die deaaen 
ThAlniederung einschtiessenden HShenaDge; Ungs de* linken Hain- nnd rechten Kef- 
nlti- nnd Bednita-Ufera dnreb die Bahnlinie; Ungs des rschten Hain- und linken 
Regnita- und Kednitz-Ufers aber dnreh die tinsehliesaenden Höhenattge. 

Die Orte Fflrth und Schwabacb bilden hierbei eine Ausnahme nnd kOnnen von 
den kOnigl. prcuasisohen Truppen belegt werden. 

Eronach und Plassenbni^ behalten ihre bisherigen ba;eriiehen Beaatsungen 
und sind diese Orte als neutrales Gebiet an betrachten, weshalb auch dem Verkehre 
dieser BeaatBungen mit der Umgegend ein Hindemiss nicht entgegengestellt wild. 

Die Stadt Bamberg kann eine kleine baferiaehe Garnison behalten, welche 
jedoch einen militäriBchen Elnflnss auf das rechte Begniti-Ufer und spedell den Bahn- 
hof und dessen Benfltenng nicht ausHben darf. Ungs des sfldlichen Theiles der De- 
marcations-Unie bilden die Orte Schwabach, Komburg, Feucht, Altdorf, Traunfetd, 
Schwend, QObendorf, Fuebsstein, Witielhof^ ürspring, Hlrschau, Wemberg, Flejateia 
und Waidhana die slldliehsten Punkte des preusslschen Cantonn«manta. 



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42 Beilag« Nr. IT m „Die Kri«g«-ErrigiilMe In WNMaatMUMd." 

Fttr die bftyeritclien CiuiloniiementB lat die nBrdllelui Graue beMlchnet darclt 
die Punkte: gchwuid, Ferriedeo, Bei^, Kastei, Amberg; HkMlmOht, Eemnat, Pft^imt, 
T&enneibergp nnd Eslini. 

g. 8. Um den Trappen wSlireDd der Zeit dM WaffenatlllitMides magUchste 
Ruhe cn gew&bren, und dji tlberdies miichen die beiden DenuucaittonB-Linieii nentra- 
lea Gebiet gele^ ist, bo werden weder von Saiten der kflniKl. preOBalBehen Armee, 
nvcb Ton Seiten dei kCnigl. bayerischen Armee Torposten ao^estellt, socdem ledig- 
lich aus militSr-polieeilichen Oründen in den Cantonoements die aach Im Frieden 
tlbllchen CantonoemeQU- Wachen etahliit. 

J. S. Der Eisenbahn- und Poitrerkehr, die BeDfibraug and Bedlenang der Tele- 
graphen [incL der Osthfthnen), die SclAff- und Flaaafahrt aaf der Flnsslinie «ud dem 
Canal werden von beiden Beiten TCllig frei gegeben. Werden UtUtür-Transparte Ober 
die militärische Demarcattoni -Linie hinaus beabsichtigt, so tinterliegt dies der beson- 
deren Tereinbamng der beiden HSchit-CommandirendeD. 

Eine militärische Besetinng der Bahnhöfe im Allgemeinen findet nur insofern 
statt, als ee militCr-poliieiliche OiHnde nothwendig machen. 

Die Bahnhofe Bamberg und Amberg dttrfen tod keiner Sdte mllitSrlseh b»- 
■etst werden. 

Dsa bayerische Eisenbahn-Uaterial, sowie dasjenige der Ostbahnen darf vor 
dem allenfallsigen Ansbroche neuer Feindseligkeiten wieder nach jenen Punkten ge- 
borgen werden, von wo es snr Zeit herkommt. 

%. 4. In den betreffenden Ortschafien sollen die kSuigl, preoisischen Truppen 
Dfteh beiliegender prenssiicher Torschrift, d. d. Hof, den !1. Juli lg66, verpflegt 

Hauptquartier NQmberg, den 1. Aognst 1866. 
(gea.) J. T. Hartmann, (gei.) Teith, 

kSniglich bayerischer General- Oberst-Lientenaat, Chef des Oeneral- 

Lientenant. Btabes beim H. Ressrve-Armee- 



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biUp Rr. T n „Bit trii(i-Ini|nM ii ««Uti«lKUNi" (Uüf* Hr. i\ u „U- Uafli WE." f. U.) 43 

Stand dar Beutziag dar Bundetfutunn Mainz. 

Am 11. Jnli 1868. 



Beneimang der Troppeutheile. 



Z. k. Oiterr. Zenga-Arl^ComoMiido 
Nr. 4, FUialporteii 

E. k. KaUor Fnu» J«Mf 1. O^- 
B^., D«Uchement der lA. Comp. 

EBuigl. bayr. laft-RrL KCaig, 1. Bat 
, , Leib- , 1. , 

n n 8.Alt.-B^,9.FllE>-BlltL 



■ ■ 


i. Feitei.-Odme-CDmp. 




19 


S 


, wOrtt 4. InfL-Rgl mit 8 BatlB. 


Hi 


116 






Artillerie, S. Batt. . . 




16 


8 






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n 




■ ■ 2. , 




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Inft..Rgt. 1. , 




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1- - 




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17 


s. 


«. . 




63 


17 



„ JXE^r-Bat 17 

, Bcbetien-Bat. 17 

, Pionnler-Comp. ').... S 

, reit. Batt, 4 

, gfn. Batt 4 

ISpfd. Batt. 4 

„ 6pfd. Batt. 4 

, Handwerker-Comp. ... 8 

„ Train-Abtheilniig .... 1 

, Cavallerie Oarde da Corpi 11 

Orowb. kcaÜBche Artillerie .... S 
Henogl. SaehieD-Meiuln^'iichea Con- 

tingent S8 




Summe: 868 1144 4B6 87 598 13.065 1S.6S4 688 8« 



<} In Pnnkbrt >. M. dgtuhlrl. 



Anni«rkaii(. Du cTOHhBnDfUeli BHlueii-Wcliiiar'Mlia Inhntcile-Regtaiieiil und du Urve- 
Behw.nmhaTf'tebt ConlingoBt ab &. Juli «Adb Ulm nad Rattatl Tfiriegt, da^eyni durch t BatatUou daa 
ITflttMialMrilKbeii 4. InOmterle-RsitmuiU tob Clm au en«tit iroTden. 

Id dea am r«ehtini uad llukou BbBlnuEer nlfllutgnlegfliutD OnachaftflD 4 EHadmu korlMi- 
•iMhe Hnaunn Id dsr SUiks Ton MUdBi SOO Haim und Pferdoi, dla Im FtUa der N»Ui (tsh in dla 
FwtBBI m «arlBii baban. 

Dam knrbaulachsn CobUdicdI (bMU t 
Allam dai Oald, m mr, dui un 11. uloht aln 

Die un Sclihui« enlahUIeh gaauelitcD BaiinDTaruiai waren Fralwllll(a, dla na«b Cat^MUHon 
Ihrar Armaa aicb in PnnkftiTt «ammsllfln and aodana naah MalDS rarlasl wnrdan. 



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' [ 



Beilagen 

za 

»Österreichs Kämpfe" 

1866. 

V. Band. 



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DER KAMPF 

AUF DSM 

ADRIATISCHEN MEERE 

IM 

JAHRE 1866. 



firor'olclK KXnpla IBW, (T. Bmod.] 1 X 

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Inhalt. 



L Abaobnitt. H.H. 

KriegfSTOrberaitaDgen 8 

n. Abschnitt 
OperatioDSn vom Ännbruch des Kri(^^ bia zum AngrilTe der Insel Lissa dorcb 

die italieniache Flotte 28 

HL AbBObnitt. 
ßereniinDg der Insel Lissa durch die itnlientacbe Flotte 41 

IT. Absobnitt. 
Seeacblacht bei Linsa 61 

Beilage A. Übersicht des Standes der kSniglicb italienischen Marine mit 

1. JHnner 1866 7 

Beilage B. Übersicht eümmtlicher Kriegsfahrzenge der k. k. Marine nach der 
mit 1. Apri) 1S66 Allerhöchst genehmigten Standps-Ansrfiatnnga- und 
Bemannangs-Liate IS 

Beilage C. Stand und Armirung der kSnigUch italieniachen Oper».tions-Flotte 

vor der Insel Lissa 16 

Beilage D. Ordre de Bataille der k. k. österreichischen operativen Escailre IS 

Beilage E. Vergleichende Obemicht der k. k. und kSnigl. italieu, an der See- 
schlacht bei Lissa am 20. Jnli 186G betheiligten Flotten . . .20 

Karte. 

Plan der Insel Lissa sammt Bpfestignngen zur Zeit ihrer Berennnng durch die 
italienische Escadre am IB. und 19. Juli 1866. 



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Der Kampf 
auf dem adriatisclien Meere im Jahre 1866. 

L Abschnitt. 



KriegsTorbereitungen. 

Die ausserordentliche Überle^nheit an Streitmilleln, welche Italien in 
dem Kriege gegen Österreich, fOr den es sich mit Preussen verbündet hatte, 
zu Gebote »landen, ward noch durch den Besitz einer verhultnissniässig 
mächtigen Flolle erhöht 

Dieselbe Genugthuung, die der italienische Kriegs-Minisler vor Beginn 
des Krieges — im März 1866 — in seinem Rapport an den König Aber den 
guten Znsland und die ausserordentliche Sl&rke des Landheeres ausspre- 
chen konnte, durfte auch die Flotte Italiens im Hinblicke auf die bevorste- 
henden Ereignisse einflössen. 

Gleich dem Landheere, das seit 1859 von 83.000 auf 354.000 Mann 
sich gehoben, also mehr als vervierfacht hotte, war auch die Flolle durch 
die Erwerbung der Kriegs-Marine des ehemaligen Königreiches beider SicUien 
und durch ausserordentliche Energie im Bau neuer Kriegsschifte zu einer 
ansehnlichen Macht emporgewachsen. 

Die italienische Regierung hatte den Aufwand von nahezu zweihundert 
Millionen Franken nicht gescheut, um sich eine Flotte zu schaffen, die der 
neuen Grossmachtstellung des Landes entsprach und namentlich ein kräftiges 
Angriffsmitlei mehr gegen Österreich bilden konnte. Der Umwälzung folgend, 
die dem Schiffbau von Nord- Amerika aus g^eben worden war, wandte 
die italienische Regierung alle finanziellen üilfsmitlel an, um ihre Flotte, 
namentlich durch Panzerschiffe bester Conslruction und schwerster Armi- 
rung, die ihr die ersten Schif&werften und Geschüt^iessereien der Welt 
Ueferten, zu verstärken. 

In Folge dieser ausserordentlichen Thäligkeit gebot die königliche 



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4 Örterreicbs Kämpfe im Jahre 1866. 

Kriegs-Marine schon bei Beginn des Jahres 1366 über eine SchifTszahl, 
wie sie nur Seeslaalen ersleii Ranges zu einer Operalion veiTügbar haben 
können- 

Dieselbc zählte am 1. Jänner 1866 : 

a) 12 Panzerschiffe, und zwar: 

2 Fregatten 1. Ranges (von Hoiz, gepanzert, in Amerika gebaut); 

5 „ 2. „ (4 aus Eisen, in Frankreich gebaut; 1 von Holz, 
im Inlande gebaut} ; 

2 Corvetten I. Ranges (Eisen, in Frankreich gebaut) ; 

2 Kanonenboote 1, Ranges (Eisen, in Frankreich gebaut) ; 

1 Widdcrschiff (Monitor, Eisen, in England gebaut) ; dieses Schiff befand 
sich noch in England, und stiess ei-st kurz vor Beginn der Opera- 
tionen zur Flotte. 
12 andere grösslentheils auf inländischen Werften im Bau begriffene 
und der Vollendung nahe Panzerschiffe sollten diese Eiseiillotte auf eine 
Macht von 12.480 Pferdekrall mit 448 Kanonen. 8738 Mann und 83.084 
Tonnen bringen. 

b) 55 ungcpanzerte Kriegssciiiire, u. z. an Schraubenschiffen : 
1 Linienschiff, 

.8 Fregatten 1. Ranges, 

1 n 2. „ 

3 Corvetten 1. „ 
3 „ 2. „ 

6 Kanonenboote ; 

an Bad-Dampfem: 

3 Corvetten 1. Banges, 

7 „ a. » 

4 „ 3. „ 

2 Aviso 1. „ 

9 n 2. p femcrs 

8 Segelschiffe 

mit zusammen 13.340 Pferdekrafl, 831 Kanonen, 13.201 Mann und 
80.020 Tonnen-Gehalt. 
Hievon befanden sich 2 Schrauben-Corvetten und ein Rad-Dampf-Aviso 
noch auf den Werften zu Castellamare. Spezia und Genua im Bau. 

c) 23 Dampf- und 2 Segel-TransporUschiffe mit 4390 Pfenlekraft, 42 
Kanonen, 1903 Mann und 23.793 Tonnen-Gelialt ; 1 Dampfer hievon 
war zu Ancona noch im Bau. 

Die gesanimle Seemacht Italiens belief sich demnach aut 140 Kriegs- 



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L Kriegt vorbereitnngeu. 6 

schiffe (einschliesslich der 16 im Bau beändlichen), mil 30.210 Plerdehrait, 
1321 Kanonen, 23.842 Mann und 187.077 Tonnen-Gehall '). 

Das Grundgeschülz ihrer Schiffs - Armirung bildclen die gezogene 
eiserne und umreifte Kanone ä ] 6 cent. , dann ti^Me eiserne Kanonen des- 
selben Kalibers und glalle Kanonen und Haubitzen a 20 ecnt. Die kleineren 
gezogenen Rohre a 12 und 8 cenU blieben nur noch in geringer Anzahl 
vertreten, dagegen erhielten einige grössere Schiffe schon 150 und 300pld. 
Armstrong-Kanonen, deren im Ganzen bei Ausbruch des Krieges 10 vor- 
handen waren. 

Noch bevor Österreich seine Rüslungen zur See begann, halte das 
Königreich Italien schon eine Flotte von 17 Dampf-, 3 Segel-Kriegsschiffen 
und 9 Transports-Dampfern (mil zusammen 7100 Pferdekraft, 363 Kanonen), 
darunter 5 Panzerschiffe, 1 Schrauben-Linienschiff, 2 Schrauben-, 2 Segel- 
Fregallen, 1 Schrauben-, 1 Rad-Corvellc , 1 Segel-Brigg, 4 Rad-Dampt- 
Aviso etc., ausgerüstet Am 29. April und 1. Mai war ferner die Aus- 
rüstung von 5 Kriegs-, 2 Transporlsschiffen (mil 1660 Pferdekraft, 68 Ka- 
nonen), darunter 2 Panzerschiffe, 1 Schrauben-Kanonenboot, 2 Segel-Cor- 
vetten, vollendet, — so diiss Italien am 1. Mai über eine Zahl von 25 aus- 
gerüsteten Kriegs- und 1 1 Transporlsschiffen mil 11.140 Plerdekralt, 523 
Kanonen verfügen und diese in den verschiedenen Häfen der Halbinsel lie- 
genden Schiffe binnen wenigen Tagen zu einer Opcrations-FIolte vereinigen 
konnte. 7 andere Schiffe waren in auswärtigen Hälen, u. z. in Amerika 4, 
in Japan 1, in England 2. 

Am 3. Mai befahl ein königliches Beeret die Formation einer Opera- 
tions-Flolte aus 31 der besten Schiffe der gesammlen Marine, welche eine 
Macht von 13.520 Pferdekraft mil 669 Schiffs-, 103 Landungs-Kanonen, 
_ 10793 Mann, und 82.732 Tonnen -Gehalt repräfecnliren sollte. 

Diese Flolle Iheilte sich nach Gattung und Stärke ihrer Schiffe in: 
12 Panzerschiffe, 

7 ungepanzerle Schrauben-Fregatten, 
3 n n Corvetlen, 

1 „ Rad-Dampf-Corvette, 

3 „ Schrauben-Kanonenboote und 

3 „ Rad-Dampf- Aviso ; 

29 Kriegsschiffe mil 772 Kanonen, und 2 Transportsschiffe. 



'} Siehe die Btandes-Überaicht der königlich itklieniscben Marine, Beilage A. 



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) Östeneiclu Kämpfe im Jfthra 1S66. 

Von diesen Schiffen waren am 3. Mai schon ausgerüstet : 
7 Panzerschiffe, 
l Schrauben-Fregatte, 

1 „ Corvelte, 

2 „ Kanonenboote, 

3 Rad-Dampf- Aviso, 

2 „ „ Transportsschiffe ; 



16 Schiffe mit 350 Kanonen. 

Das Marine-Ministerium traf Anordnungen zur Ausrüstung der übrigen 
noch für die OperaÜons-Flotte bestimmten Schiffe, begnügte sich jedoch nicht 
mit der blossen Durchführung des königlichen Decretes, sondern war bemüht, 
die Slfirke der zum Kampf bestimmten Flolle, sowohl der Zahl der Schiffe 
nach, als auch durch eine schwerere Armirung nach Krallen zu erhöhen, 
und auch die zu Nebendiensten beslimmlen Fahrzeuge in den besten Stand 
zu setzen. 

So schloss es von den bereits ausgerüsteten Schiffen noch : 
1 Schrauben-Linienschiff; 
1 Rad-Dampf-Aviso, 
1 Segel-Brigg, 
3 Tran spor Uschi ffe, 
1 Remorqucur (R ad-Dampfer), 

zusammen 7 Schiffe, welche nicht zur decrelirten Operations-Flotte zählten, 
derselben an, und erliess Weisungen, um diese auf den Stand von 38 Kriegs- 
schiffen zu erhöhen. 
Dieselbe sollte : 
12 Panicrsdiiffe, 
1 Schrauben-Linienschiff, 
7 „ Fregatten, 

3 „ Corvelten, 

4 Rad-Corvetlen, 

3 Schrauben-Kanonenboote, 

7 Rad-Dampf-Aviso (darunter 3 gemiethete Rad-Dampfer), 
1 Segel-Brigg; 
38 Kriegsschiffe mit zusammen 15.460 Pferdckrafl, 859 Kanonen, 12.449 
Mann, 94.193 Tonnen GehalL, und 23 TransporLsschiffe zählen '). 
Ein Theil der Fahrzeuge lag im Hafen von Ancona; für die übrigen 
in inländischen Häfen liegenden oder von auswärts heimkehrenden wurde 
der Hafen von Tarent als Sammelplatz bezeichnet 



') DieBen Stimd erreiclite die kSnigUche Flotte jedoch erat nm 3. Aug^t 



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L KTieg8Vorb«reitQii^D. 7 

Als der Admtral Graf Persano am 16. Mai den Oberbefehl über die 
Operation s-Flotte übernahm und die bis dahin in Tarent vereinigten 8 SchifTe 
inspicirte, liess deren Zustand wohl noch Vieles zu wünschen übrig. Die 
Bemannung war nicht complut, ein Theil derselben neu, nicht exercirt ; es 
fehlle an ünlerofficicren und einige Maschinisten wollten bei erfolgender 
Kriegserklärung die Schiffe verlassen. Auch w;»r der Mangel an grösseren 
Kalibern für den bevorstehenden Kampf mit feindlichen Panzei-schiffen ein 
Factor, dem noch Rechnung gelragen werden nmsste. 

Das Ministerium half den angegebenen Mängeln mit grössler Energie 
ab; — schon am 21. Mai konnte Persano berichten, dass in einem Monat 
sämmlliche Bemannungen forniirt sein würden, und am 1. Juni, an welchem 
Tage die Flotte auf 12 Schiffe angewachsen war, erklären, dass — wenn 
auch einige Schiffe noch niehl die wünschenswerlhe Raschheit und Regel- 
mässigkeit in der Ausführung der verschiedenen Manöver erlangt hätten, — 
der gute Wille und der Eifer der Omeierc und Mannschaften ihm doch, das 
Recht zu dem Ausspruche gäben : dass, was sich auch ereigne, die Flotte 
sich bewähren würde. 

Die Ärmirung der Schille mit Geschützen neuen Systems wurde thä- 
ligsl betrieben, und das erste Paar gezogener SOOpfd. Armstrong-Kanonen 
eingeschifft, welches die Panzer-Fregatte Re di Portogallo an Bord 
nahm. 

Am 20. Juni bestand der in Tarcnl vereinigte Theil der Operalions- 
Flolie schon aus 19 Scliiffcn, u. z. : 

9 Panzerschiffen, 

4 Schrauben-Fregatten, 

1 „ Corvelte, 

1 Rad-Corvette, 

2 „ Dampf- Aviso, 

1 Schi'aubcn-Wasserschiff, 

1 Rad-Dampf-Transportsschiff, 
während der kleinere Theil derselben, u. z. : 

2 Panzerschiffe, 

1 Rad-Dampf-Corvette, 

3 Schrauben-Kanonenboote, 
1 „ Wassersehiff, 

1 Remorqueur (Rad-Dampfer), 
zusammen 8 Schiffe auf der Rhode von .\ncona ankerta 

Die italienische Flotte befand sich demnach an diesem Tage, sowohl 
der Zahl der Schiffe nach, als auch mit Rücksicht auf deren Ausrüstung, in 
einem Zustande, welcher sie allem Anscheine nach beliihigen hätte können, 



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S Oiterreicha KKmpfB im J&hre 1886. 

unverzüglicli nach errolgter Kriegs - Erklärung die Feindseligkeiten zu 
beginnen. 

Dieselbe halle in der Rhede von Ancona, welcher Haienort durch einen 
ausserordentlichen Geldaufwand mit allen Bedürfnissen Tür eine zahlreiche 
Operations-FIolle versehen worden war, einen Stützpunkt für ihre Unterneh- 
mungen im adrialischen Meere. 

Bei Beginn der Rüstungen wurden zu Ancona, in Brindisi, Tarem, 
Porto Corsini und Mes-sina Kohlen-Depöts angelegt und längs der Ostküste 
der Halbinsel Köstentelegraphen (Semafori) errichtet, welche die Verbindung 
zwischen der operirenden Flotte und den nächsten festländischen Telegra- 
phen-Staüonen vermilleln sollten. 

Osterreich war, seitdem heinahe die ganze Halbinsel und mit ihr 
ein Stamm des vorzüglichsten Marine-Materials in den Besitz des savoy'schen 
Hauses gelangt war, bemüht, den maritimen Kräften seines Gegners mQglichst 
nahe zu kommen. 

Nachdem im Jahre 1860 die ersten beiden Panzer-Fregatten Drache 
und Salamander vollendet worden waren, bot für das nächste Jahr ein 
auf 7 Millionen Gulden erh&htes ausserordentliches Marine-Budget die Mittel, 
den Bau von Sanderen grösseren Panzerschiffen ; Don Juan de Austria, 
Kaiser Max und Prinz Eugen, zu beginnen, die Segel-Fregatten Novara 
und Schwarzenbergin SchraubenschifTe umzuwandeln und 10 neue 
Schrauben-Kanonenboote zu bauen. 

Der älteste Bruder des Kaisers, EH. Ferdinand Max, wandte bis 
zu dem Augenblicke, da er seine tragische Mission in Mexico antrat, alle 
seine Thätigkeit und Sorgfalt der beständigen Entwicklung und Vervoll- 
kommnung des ihm unterstellten Marinewesens zu. Setner nie ruhenden Ein- 
wirkung war es zu danken, dass die Schöpfung einer ansehnlicheren Flotte 
und namentlich eines Panzer-Geschwaders für Österreich möglich ward, und 
dass sich auf den Kriegsschiffen jener echt seemännische, patriotische und 
aufopfernde Geist immer mehr entfaltete, der ihnen bald die Bewunderung 
der Welt zu Theil werden liess. 

Nachdem in den Jahren von 1857 — 1859 ein österreichisches Kriegs- 
schiff unter Commodore Baron Wüllerstorf eine höchst erfol^eiche 
wissenschaftliche Reise um die Welt unternommen, im Kriegsjahre 1859 
ein actives Verhallen der Flotte gegen die verbündeten sardo-französischen 
Marinen unmöglich gewesen, erhielt die unter Baron Wüllerstorf gestellte 
kaiserliche Flotte endlich in dem deutsch-dänischen Kriege 1864 Gelegenheit, 
sich , wenn auch nur mit einigen Schiften, selbständig im Kampfe mit einem 
tapferen Gegner zu erproben. 



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I. Eriegtrorbereltimgeii. 9 

Zwar erreichte das Gros der Escadre erst gegen Ende des Krieges 
die Gewisser der Nordsee, die zuerst anlangenden Schiffe kamen jedoch 
eben noch zurecht, um der feindlichen Escadre das Gelecht von Helgoland 
liefern zu können, dessen ruhmreiches Resultat nicht verfehlte, der gesammten 
Flotte das Gelühl ihres Werthes zu geben. 

Einer der geachtetsten kaiserlichen Seeofficiere, der Commandant der 
Avantgarde, die bei Helgoland kämpfte, Linienschiff -Capitäh Wilhelm 
V. Tegetlhoff, gab dabei so aussergew5hnliche Proben von rücksichts- 
loser Kühnheit und Befähigung zur höheren Befehlshaberschart, dass ganz 
Österreich mit Stolz auf ihn als den dereinstigen Führer seiner Flott« hin- 
weisen konnte. 

An Schiffskraft war diese aber der italienischen noch lange nicht ge- 
wachsen, als es das Geschick wollte, dass sie in entscheidender Weise den 
Kampf für das Wohl ihres Vaterlandes aulnehmen sollte. 

Noch hatte das letzte Schiff des kaiserlichen Nordsee-Geschwaders 
den heimatlichen Haien nicht erreicht , als Österreich sich zum Kriege gegen 
Preussen, mit dem es zwei Jahre zuvor gemeinschaftlich den Krieg gegen 
Dänemark geführt, und gleichzeitig gegen das mit Preussen verbündete Italien 
gezwungen sah. 

Letzterem stand ein so ausserordentliches Übergewicht an Land- und 
See-Streitmilteln zu Gebole, dass es in diesem Kriege, der Österreich zwang, 
den grdssten Tlieil seiner Armee dem preussischen Heere entgegenzustellen, 
als ein wahrhaft furchtbarer Gegner auftreten konnte. 

Doch — dieses Üloergewicht solUe sich brechen an der Kühnheit, mit 
der auf dem Lande Erzherzog Albrecht und zur See Contre-Admiral 
V. Tegetthofr ihre geringen Streitmiltel zum Siege zu führen wussten. — 

Abgesehen von den Binnengewässerschiffen auf dem Garda-See und in 
den Lagunen Venedig's, ferner den Positions- Schiffen, welch' letztere die 
Bestimmung zur Bewachung und Vertheidigung einzelner Häfen hallen, zählte 
die österreichische Flotte am l. April 1866: 
a) an Kriegsschiffen: 

7 Panzerschiffe (davon 2 noch im Bau, jedoch der Vollendung nahe), 
21 Seliraubenschiffte (darunter 1 Linienschiff, 5 Fregatten, 2 Corvetten 

3 Schooner, 10 Kanonenboote), 
11 Rad-Dampfer und 11 Segelschiffe, welch' letztere jedoch grössten- 

theils nicht mehr als operationstüchtig galten. 
Zusammen 50 Kriegsschiffe mit 1 1.730 Pferdekraft, 792 Kanonen, &890 
Mann und 6d.612 Tonnen. 



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IQ Österreich« Kämpfe im Jahre 1S66. 

6) All Transpoi'Lsrhiffen: 

5 Segelschiffe mil 136 Mann, 1171 Tonnen '). 

Von der HiiUung und den Erl'olgen dieser geringfügigen Seeniiichl, die 
sich zu jenen luiliens im Allgemeinen verhielt in der Sehiffszahl wie 1 : 1,89, 
Kanonenzahl wie 1:1,66, Plcrdekrufl wie 1:2,57, im Tonnengchalte wie 
1 : 2,64, hing das Schicksal der Küstenländer Öslerrcichs. seines anf 10.000 
Schiffen mil '/, Million Tonnen sich bewegenden Sechandeis und der Besil?. 
der See tör Österreich und auch lür Deutschland überhaupt ab. 

Es ist ein charakteristischer Zug der preussischcn Politik dieser Zeit, 
dass Öslerreieh, welches mit Gewalt aus dem deutschen Bunde ausgeschlos- 
sen werden sollte, seine Flotte in den Kampf senden niussle, um nicht nur 
seine eigenen Absatzwege, sondern auch jene Deutschlands nach den süd- 
lichen Meeren zu schützen. 

Waren auch viele Punkte des Küstengebietes befestigt, so verlangte 
doch dessen grosse Ausdehnung in der Länge von 480 See-Meilen vom Delta 
des Po bis Citstel Listua an der Südspilze Dalmatiens, eine ausserordentliche 
Thäligkeit der Flotte, um dasselbe zu derJien. 

Im (jegensatzc zu dem nördlichen Theile des Goll's, der in dem von der 
Seeseite kaum einnehmbaren Venedig und in Pola, das seit dem Jahre 1848 
durch die Anlage zahlreicher Befestigungen gegen die See- und Landseite, 
eines grossartigen See-Arsenals mit den nöthigen Werften und Docks, zum 
Hauptki'iegshafen umgeschaffen worden und kräftige Stützen für die operi- 
rende Klotte bot, war die ganze, namentlich die dalmatinische, insel-, huchlcn- 
und halenreiche Oslküste, obgleich sie an einzelnen Punkten, wie Porto Ue 
(Buccari), Zara, Sebenico, R.iguaa, Caslelnuovo, Cattaro, Buduaund Insel 
Lissa, befestigt war, bei der schwachen Besatzung, die ihrer Vertheidigunj; 
gewidmet werden konnte, nur zu halten, wenn es der kaiserlichen Flotte 
gelang, ihren maritimen Gegner unschädlich zu machen. 

Wie wir später sehen werden, wählte auch die italienische Flotte einen 
Punkt dieser Küste, nemlich die Insel Lissa zum Gegenstande ihrer ersten 
Operation und derselbe ward, trotz seiner heldenmülhigen Vertheidiguiig, 
nur durch die Dazwischenkunft der kaiserlichen Escadre gerettet. ~ 

Von dem früher mit 1. April 1866 ausgewiesenen Stande hatte die 

') Siehe die Üborsicht aümmtlicher Krie^rnfftbraeuire der k. k. Marine, Beilage B. 

Die FIntille auf den Lagunen Venedi|;8 zählte \'i Dampfer mit 416 Pferde- 
kraft, 32 KanoiieD, 41« Maun und 1413 Tonnen, und 35 Positionsschiffe mit 1!7 
Kanonen, 124e Mann und 3466 Tonnen. 

Auf den hier in Betracht kommenden Binnengewässern unterhielt die Murine 
demnach 4S Schiffe mit zusammen 416 Pferdekraft, 139 Kanonen, .1662 Mann und 
4819 Tonnen. 



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I. Kriegsvorbereitungen. \ } 

Österreichische Marine vor Beginn des Krieges nur wenige ausgerüstete 
Schiffe, die meist der kleinsten Gattung angehörten, u. z.: die Sehrauben- 
Fregalle Donau, die Schrauben-Kanonenboote Hum, Dalniat, Reka und 
den Schrauben-Schooner Möve, die in der Levante kreuzten, ferner die 
Seh rauben- Co rvetle Dandolo, die sich in Mexico befand, die Schrauben- 
Corveite Friedrich, die noch auf der Rückreise von der Nordseeslalion 
Geestemunde, und die Segel-Fregatte Bcllona, die als Artillerie-Schulschifl' 
innerluUb des adrialischen Golfes kreuzte. 

Der grössle Theil der übrigen Schiffe lag vollkommen abgerüstet und 
fast durchgängig in Reparatur im See- Arsenale zu Pola. 

Von den 7 Panzerschiffen waren die zwei grösslen, K rzherzog 
Ferdinand Max und Habsburg noch im Bau zu Triest, die Inslallining 
der Maschinen war zwar beendet und die Panzerung im langsamen Fort- 
schreilen, die innere Einrichtung aber war kaum begonnen ; unleü den 5 
älteren Panzerschiffen war nur Drache in erster Reserve zur augenblick- 
lichen Ausrüstung bereit; Don Juan, bei dem das hölzerne Vordercastell 
abgerissen war, um durch ein eisernes ersetzt zu werden, stand in grosser 
Reparatur. Auf den drei übrigen ward die innere Einrichtung und der Ver- 
schluss der Stückpforlen umgeiinderl. 

Das Schrauben- Linienschi ff Kaiser, iür nicht mehr ganz seetüchtig 
erklärt, lag abgerüstet im Arsenale um gedockt zu werden und dann seine 
fernere Bestimmung zu erfahren. 

Von den ungepanzerten Seh rauben -Fregatten war nur Radelzk y in 
erster Reserve und zur Ausrüstung bereit, Adria war bis vor Kurzem im 
Dock gewesen, Novara noch im Dock, und auf beiden Letzteren eine Menge 
grösserer und kleinerer Reparaturen ün Zuge. 

Fregatte Schwarzenberg, vordem Fhiggenschifi des CA. v, Tegctt- 
hoff, am 2. Februar aus der Levante in Pola eingelaulen, war zu einer Expe- 
dition nach Ostusien bestimmt, und seither mit den ihrer Bestimmung ent- 
sprechenden Herrichlungen und Ausschiffungen beschälligt. Die Metamor- 
phose war zum grossen Theile vollendet und diese Fregatte halte daher 
faktisch aufgehört ein Kriegsschiff zusein; an ihrer Stelle wuide auch die 
gleichfalls aus der Levanle rückgekehrte Fregatte Donau zum Admiral- 
schiffe eingerichtet. 

Ähnlich dem Zustande der grössern war jener der kleineren Dampf- 
und Segelschiffe; Schrauben-Kanonenboot Velebich und Rad-Dampfer 
Triest waren in erster Reserve, der Rest befand sich theils in Reparatur, 
Iheils in Aasrüstung. 

Noch am 17, MSrz kam dem H-ifen-Admiralale Pola die Weisung zu, 
die zu Übungs-Kreuzungen verwendete Segel-Corvetle Minerva und alle 



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12 ÖBtarreioha Kämpfe im J&bre IBBO. 

sonstigen im Arsenale daselbst befindlichen ausser Dienst gestellten Schiffe 
in die 2. und 3. Reserve zu versetzen und es begann noch am selben Tage 
die Ausschiffung des Materials. Am 23. März ward dieser Belehl jedoch sistirl. 

Auch verfügte die Marine-Section des Kriegs-Ministeriums, als selbst 
der Krieg unzweifelhaft und die Rüstungen Oeslerreichs zu Lande und zur 
See unausweichhch wurden, aus finanziellen Rücksichten nur nach und nach 
die Ausrüstung einzelner Schiffe, — so Anfangs April (ür Schwarze n- 
berg und Donau, am 12. April für Drache und Radetzky, am 26. für 
Kaiser Max. Adria, Velebich, Lucia und T r i e s L 

Der Befehl zur Ausrüstung einer operativen Escadre erfolgte erst am 
30. April, u. z. hatte diese aus nachbenannten Kriegsschiffen zu bestehen : 

Aus den 5 Panzer-Fregatten Don Juan de A ustria, Kaiser Max, 
Prinz Eugen, Drache und Salamander; 

den 5 Schrauben-Fregatten Novara, Scliwarzenberg, Radetzky, 
Donau und Adria; 

der Schrauben-Corvelte Erzherzog Friedrich, 

den 7 Schrauben-Kanonenbooten Dalmat, Hum, Reka, Velebich, 
Streiter, Seehund und Wall; 

dann den fi Rad-Dampfern Elisabeth, Lucia, Andreas Hofer, 
Triest und Greif; 

endlich aus einem von der Lloyd-Gesellschan zu Aviso-Diensten in Miethe 
zu nehmenden ^chnellfahrenden Dampfer. 

Nebsldem wurden die Schrauben-Schooncr N a r c n t a und K e r k a, die 
Schrauben-Kanonenboote Gemse, Grille, Sansego und eventuell, sobald 
die Reparatur beendet, auch die Rad-Dampfer Vulcan und Taurus zur 
Erhaltung der Communication oder sonstigen Verwendung längs der dalma- 
tinischen Küste bestimmt. 

Segel-Fregalte Bell ona hatte den Hafenwachdienst in Pola, Goelette 
Saida in Veruda, Rad-Dampter Curtatone in der Bocche di Catlaro zu 
versehen; Rad-Dampfer Fiume, der seil 4. April mit der Aufnahme der 
adriatischen Küste, und später mit jener des Canals von Fasana beschäftigt 
war, wurde dem General -Commando zu Zara zugewiesen. Dampf -Yacht 
Fantasie hatte zur höheren Verfügung im Hafen von Pola bereit zu liegen, 
Segel-(k)rvette Minerva war abzurüsten und in dritte Reserve zu versetzen. 

Bezüglich der Binnengewässer-Schiffe ward gleichzeitig angeordnet, 
dass in Venedig nur die mit Dampfkraft versehenen, und zwar : die Schrau- 
ben-Kanonenboote Auslugger, Pelikan, Deutschmeister, die Rad- 
Kanonenboote Nr. 1, 11, III, IV, V, VI, die Raddampfer Thurn-Taxis, 
Alnoch, Messaggiere und Gorzkowsky in Ausrüstung zu treten 
haben. 



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1 



I. Erie^Torliereitnngeii. 13 

Als Gnindsalz für die Ausrüstung der Schiffe ward festgesetzt, dass 
vor derselben die Versetzung in vollkommen seelüchligen Zustand und die 
Completirung der Bemannung zu erfolgen habe '). 

Mach voUtindeter Ausrüstung waren die Hochsee -Schiffe dem zum 
Escadre-Commandanlen designirten Contre-Admiral v. Tegelthofl, der 
sich am S.April wieder an Bord der Schrauben-Fregalle Schwarzen' 
bcrg eingeschifft halle und mit derselben auf der Rhede von Fasana vor 
Anker lag, zur Verfügung zu stellen. 

Man ersieht leicht, welchen ausserordentlichen Aufwandes an Energie 
und Thätigkeil es bedurfte, um die Flotte, deren Schiffe zum grössten Theile 
den schwersten Arsenal-Arbeiten unterzogen, und deren Mannschaften erst 
einberufen und exercirt werden mussten, bis zum Beginn der Feindseligkeiten 
see- und kampftüchlig zu machen. 

Nicht nur an kamplbereiten Schiffen, auch in allem Übrigen war der 
Feind derselben überlegen. 

Während von den österreichischen Bemannungen der grössle Theil 
in den Jahren, welche dem Kriege vorangegangen waren, aus finanziellen 
Rücksichten wenig im aetiven See-Dienste halle gehalten werden können, 
und somit an der Schwelle des Krieges neuerdings für seine BesÜmmung 
ausgebildet werden musste, hatte die italienische Marine schon seit längerer 
Zeit eine grössere Escadre ausgerüstet, und in Folge dessen eine grosse Zahl 
ausgebildeter Mannschaften an Bord, 

Während diese mit den Fortschritten der Neuzeil im Geschützwesen 
Schrill gehalten und über Geschütze schwersten Kalibers verfügte, hatte 
die kiuserliche Marine in dieser Richlung kaum mehr als die ersten Lei- 
stungen der artilleristischen Entwicklung der Neuzeit, in der Gestalt des 
gezogenen 24pfündigen Hinterladers angenommen. 

Endlich war die italienische Flotte der österreichischen auch an den 
entscheidenden Schlachtschiffen, den Panzerschiffen, weit überlegen. 

Unter solchen Umständen kann es nicht befremden, dass man in der 
Marine-Seclion des k. k. Kriegs-Minisleriums von heiligen ZusammenstÖssen 
mit jener keine besonderen Erfolge erwarten zu dürfen wähnle, und dem 
Commandanten der k. k. Escadre zur Pflicht machte, keine Unternehmungen 
zu beginnen, welche die Existenz der Flotte aufs Spiel setzen, oder bei 



') Die Einberufung aller Urlauber, Reierve-HSnaer und Becruteu des k. k. 
Hatrosen-Corpa erfolg mit der Completlrang der SUd-Armee auf den Kriegifass 
am 21. April; — jeue der Blnrine-IiifaDterie am 12. April. 



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14 Österreiclu K&mpfe im Jahre 1886. 

denen die zu erreichenden Vortheile die voraussichlliclien Opfer nicht auf- 
wiegen Wlirden '). 

■ Um so grösser und verdienslh'cher sind offenbar die Leistungen jener 
Männer, die in überraschend kurzer Zeit die haiserliclie Eseadre see- und 
kampHüchtig macliten, und dieselbe sogar endlich zum Siege über die über- 
legene feindliche Flotte zu führen wussten. 

Sobald die Ordre zur Ausrüstung der kaiserlichen Eseadre am 30. 
April ergangen war, wurden die Kanonenboote Da im at und Reka aus 
der Levante nach Fasana berufen, und nur Schrauben-Schooner Mflve blieb 
in Galalz zurück; — die Lloyd-Gesellschall stellte dem Escadre-Conimando 
den Rad-Dampfer Stadium zur Verfügung •). 

Weiters wurden alle beurlaubten Officiere, Seecadelen, Parteien und 
Beamte der Marine einberufen, alle Massregeln zur Deckung des Bedarfs an 
Aerzlen. Beamten und Maschinisten, und zur Ergänzung der Vorräthe an 
Lebensmitteln und des Betriebs-Materials getroffen *), 

Das Hafen-Admiralat zu Pola zog alle verfügbaren Kräfte der ver- 
schiedenen Seestationen und für die kaiserliche Marine nicht beschäftigten 
Werften an sich, und ging vorerst mit allem Eifer an die Ausrüstung der 
Panzerschiße und Schrauben-Fregatten, nach deren successivem Fortschreiten 
erst zu jener der Kanonenboote und Rad-Dampfer geschritten ward. 

Die beiden im Bau zu Triest befindlichen Panzer-Fregatten Erzherzog 
Ferdinand Max und Habsburg gingen am 6. Mai mit eigener Ma- 
schinenkrafl sammt den Platten unter Escorte des Rad-Dampfers Andreas 
Hof er nach Pola ab, woselbst ihre Panzerung vorgenommen ward. 

Einen ungemeinen Aufschwung nahmen die Arbeilen in jeder Richtung, 
nachdem CA. v. Tegettholf am 9. Mai definitiv zum Commandanten der 
Eseadre ernannt worden war. 

') Bezüglich der Operationen im OroRsen war dar Escadre-Comaandant, das 
EiaklaogeH und der nStbi^n Unterstützung der Operationen wegen, an den Com- 
mandanten der Armee im lombardiach-venezianischoii KQnigreiche gewiesen, — jedoch 
ermächtigt, inneihnlb der vorgoieiehneten Orenzen bei aicii darbietender Oelaganheit, 
■0 wie bei räDmlichcr Trennnng und Unterbrecbaug des Verkehrs mit der Süd- 
Armee, selbststündig Torzugehen. 

') Kanonenboot Hum war am 33. April auf der Bhede von Fasana eingelsnfen. 

') In den Harine-Stationcn : Venedig, Pola, Zara, Combnr, Kleck, nnd Liasa 
Ingt^n mit 1. Mai 30.390 Tonnen eDgUscher, 3096 Tonnen inländischer Kohle vor- 
ratliig; in Pola, Combur tuid Zara waren ausserdeni 6600 Tonnen englischer, 
360*1 Tonnen inländischer Kohle in Ablieremng. Eingeleitete nnd bis Mitte Juni zn 
effectnirRude Beiitelinngpn von 20.000 Tonnen sollten der Flotte mit Hficksicht auf 
den Cunaum einen stehenden Vorrath von mindesten» 30.000 Tonnen sichern. — An 
l>ebensmitteln waren 300,000 Rationen vorhanden, eben so viele gelangten mit Ende 
Jntii zur Einlieferunif. 



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1. KriegaTorbereitnngf n. ( 5 

Einer seiner ersten Sclirilte war es, die Verstärkung der Bscadre 
durch die zur Panzerung bestimmten aber dersellien nocli ermangelnden 
Fregatten Erz li erzog Ferdinand Max und Habshurg. — diinn durch 
das als minder kriegsluchtig erklärte Schraulten-LinienschifT Kaiser zu 
erreichen. 

Er liess alle Kralle daran setzen, um die Panzerung der Ersleren bin- 
nen 4 Wochen zu vollenden nnd sie wenigstens zum Tlieil provisorisch mit 
glatten 48pfündern armiren zu können. 

Selbst in dem Falle, als ihre Ausrüstung und Armirung vor Ansbruch 
der Feindseligkeiten sich nicht vollenden liesse, glaubte Tegetthoff sich 
von der Verwendung derselben als WidderscbifTe, — auch ohne Armirung 
und mit nur theilweiser Panzerung — ausgezeichnete Dienste versprechen, 
und die dringendsten Ausrüslungs- Arbeiten, wie die Installirung eines Steuer- 
Apparates innerhalb weniger Tage beenden zu können. 

Auf seine Veranlassung wurden auch die zur Verwendung an der 
dalmatinischen Küste bestimmten Schrauben-Schooner N a r e n t a nnd K e r ka, 
dann der Rad-Damprer Vulean, der Operalions-Flottc einverleibt und durch 
die.gemiethelen Lloyddampl'er Egitto, Vulcano und Vcnezhi ersetzt. 

Alle diese Verstärkungen mussten der k. k. Escadre um so erwünsch- 
ter sein, als die Schrauben-Fregatte Novara durch einen am 3. Mai im 
Haren von Pola an Bord <lerseiben ausgebrochenen Brand für einen Zeilraum 
von mehreren Wochen kamprunlaliig geworden war und am 2i>. Mai durch 
Rad-Dampfer Lucia zur Reparatur auf die Werfte von Triest geschleppt 
werden musste. 

Um seinen ungepanzerten SchifTen die möglichste Widerstandskraft 
zu geben, liess weilers CA. v. Tegetlhoff in der ersten Hälfle Juni den 
Balteriegang der Schrauben - Fregatten Adria, Donau, Radelzky, 
Schwarzcnberg, — der am 20. Mai aus Bremerhaven auf der Rhode 
von Fa.sana eingelaufenen Schrauben-Corvetle Friedrich, — dann der 
Schrauben-Kanonenboote H u m, V e I e b i c h, S e e h u n d, Ö l r e i t e r. Wall, 
Dalmal und Reka, welch' letztere zwei am 5., respective 14. Mai auf 
der Rhede von Fasana eingelaufen waren — mit Ankerkelten, und die Zwi- 
schenräume der Batterien mit Tau-Splitternelzen versehen. 

Es handelte sieh auch für den Admiral, seine Artillerie mit der feind- 
lichen ins Gleichgewicht zu bringen, — und da an die HerbeischaiTung stär- 
kerer Kahlier an Bord der Flotte nicht zu denken war, zumal die znr Armirung 
der vorzüglicheren Schiffe in Bestellung gebrachten Krupp'schen Geschütze, 
in Folge des von Preussen erlassenen Ausfuhrverbotes von Kriegsmaterial, 
nicht zu erlangen waren, so liess er die Schiffe, soweit die Vorrälhe es er- 
möglichten, mit glatten 48plündern armiren nnd an Bord derselben alle Vor- 



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]g Oaterreichi Kimpfa Im Jahr« 186S. 

bereilungen treffen, um aus den 48- und SOpfündern glühende Kugeln schies- 
sen und so wenigslens halbwegs den schweren Sprenggeschossen des Geg- 
ners Ähnliches entgegensetzen zu können. 

Um endlich seinen Geschützen, die ^ch an Kaliber mit jenen des Fein- 
des nicht messen konnten, doch eine möglichst verheerende Wirkung gegen 
die italienischen Schiffe zu ächern, führte CA. v. Tegetthoff bei allen 
Schiffen die concentrirten Lagen ein, mittelst deren, indem alle Geschütze 
einer Breitseite nach einem Punkte richteten und gleichzeitig feuerten, 'durch 
die Menge der Geschosse ersetzt werden sollte, was den einzelnen an Per- 
eussionskraft fehlte. 

Der ausserordentlichen Thätigkeit Aller war es zu danken, dass bis 
Ende Mai schon die grössere Hfilfle der für die operative Escadre bestimmten 
Schiffe see- und kampflUchÜg aul der ßhede von Fasana eintraf, zu deren 
Schulze seit 18. täglich 1 Fregatte und 1 Kanonenboot, vom 30. noch ein Rad- 
Dampfer den Inspectionsdiensi versah '). 

Was noch feiilte, konnte nur durch volle Hingabe an die Sache des 
Kaisers und des Vaterlandes, durch Muth und Kühnheit geschaffen werden; 
Farragut's Satz: „Hölzerne Schiffe — eiserne Herzen" ward Gemeingut der 
kaiserlichen Escadre; den Feind anrennen und zum Sinken bringen, der 
Hauptsatz ihrer Taktik und hauptsächlicher Gegenstand aller Übungen. 

Waren bisher die dnzelnen Scliiffe, sobald sie auf der Rhede von Fa- 
sana einliefen, eifrigst benaüht gewesen , ihre Bemannungen durch Einzel- 
Manöver und Scbeibenschiessen auszubilden, so nahmen nun die Übungen 
einen ausgedehnteren Charakter an. 

Am 5. Juni ordnete CA. v. Tegetthoff die Formirung der Escadre 
in 3 IKv)»onen nach Panzerschiffen, schweren Holz-Schraubenschiften und 
Kanonenbooten an, von denen jede einen Rad-Dampfer als Repetiteur erhielt, 
und nun folgten beinahe ununterbrochen taktische Exerciiien mit grösseren 
Körpern, bei welchen die k. k. Escadre auch mit dem Gebrauche der am 
4. Juni in Wirksamkeit getretenen neuen Flaggen- und Colomb'schen Nacht- 



■} Diue fiehifFe unterhielt«!! U.^ttber stillen Dampf in der HSlfta der Keuel, 
die Boote eingeuttt, um auf das erat« Ari^o vollkonunen klar in See {•eben «n 
kSnnen. WUirend der Nacht lag die Fregatte an der Nord-West-, der Rad-Dampfor 
an der Sttd- Oit- Einfahrt dampfklar vor Anker, dsa Kananenboot I>e«orgta die 
Kreuiung vor der Iniel Brioni. 

Mit Fola stand die Escadre durch den optischen Telegraphen vom Monte 
Hnsil, durch electriichen vom Fort Brioni in Terhinduug. 

Beit 14. April lag im Hafsn von Pola fUr den Depeschandienst ein Dampfer 
in BereitichafL 



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I. KriegiTorbereitungen. 17 

Sipiale vertraut gemacht, das conceatrische Feuer im Nahkampfe and das 
Manöver des Anrennens fleissig geübt ward '). 

Dank des aUseili^ regen Eifers lagen am Abende des 21. Jani, — als 
CA. V. Tegettboff durdi ein Tel^ramm des EH. Albrecht von dem 
nahen Beginn der Feindseligkeilen in Kenntniss gesetzt ward — folgende 
Schiffe der k. k. Escadre auf der Rhede von Fasana, zunächst und gegen- 
fiber der nordwesUicben Einfahrt, in 4 Colonnen vor Anker : 

In erster Linie: 

6 Panzerschiffe: Prinz Eugen, Drache, Kaiser Max, Sala- 
mander, Don Juan, Erzherzog Ferdinand Max; 

in zweiter Linie : 

5 schwere Holz - Schraubenschiffe : Schwarzenberg, Donau, 
Adria, Hadetzky, Erzherzog Friedrich; 
in dritter Linie : 

7 leichte Holz - Schraabenschiffe : Hum, Dalmat, Wall, Vele- 
bich, Reka, Streiter, Narenta; 

in vierter Linie : 

5 Rad-Dampfer: Elisabeth, Greif, Stadium, Andreas Hofer, 
TriesL 

Es fehlten somit auf den Stand der operativen Escadre noch : Panzer- 
Fregatte Habsburg, Schrauben-Linienschiff Kaiser, Sdiraaben-Fregalle 
Novara, Schrauben-Kanonenboot Seehund, Schrauben-Schooner Kerka, 
und die Rad-Dampfer Santa Lucia und Vulcan. 

Linienschiff K a i s e r und Kanonenboot Seehund liefen indess noch 
am 25. zur Escadre auf die Rhede ein. 

Von den ausgerüsteten Schiffen befand sich zwar Panzer- Fregatte S a- 
lamander erst seit 10, Don Juan seit ti, Ferdinand Max erst seit 
2 Tagen bei der Escadre, und nahezu die Hälfte der übrigen disponiblen 
Schiffe zählte kaum 4 Wochen Ausrüstungszeit; — doch war der Zustand 
der Flotte ein beiriedigender, namentlich was den Geist der Equipagen anbe- 
langt, die, gestärkt durdi das Bewusstsein des bisher Geleisteten, mit Zuver- 
sicht in die ZukunU sahen, und mit grenzenlosem, enthusiastischem Ver- 
trauen auf den Helden blickten, der berufen war, sie in den Kampf zu 
führen. 



') Lucia und Triest j;ii)g«ii, bo oft di« geMmmte Gaesdre aoilie^ Dseh 
Pola, no sie mit larttekgeichDbeiieii Feuam bereit la^n, eiDlaegeiide Depeidieii dem 
Flaf^ensehiffe so flberbriageD. — Sonst la^u die Rad-Dampfer auf der Bhede in 
4. Diviiion. 



dtlsmlBhi Klmpf* \att. 



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IS öiUrreicbi Klmpfe im Juhrc 1866. 

Auch die zur localen Sicherung der österreichischen Küsten und 
Hfifen e:etroffcnen Hassregeln waren an diesem Tage grösstentheils vollendet. 

In Venedig (Festungs-Commandant: FZM. Baron Alemann, HaTen- 
Ädmiral CA. v. Wissiak) lagen die Rad-Dampf-Kanonenboole Nr. 1, II, 111, 
IV, V, (je mit 1 24pfd. gezogenen Rücklad-Kanone und 1 7pfd. langen Hau- 
bitze armirt), dann die Rad-Dampfer Thurn-Taxis (4 gesogene ßpfünder), 
Alnoch (1 30 pld., 4 12pfd. gezogene Kanonen, 2 Ipfd. Petrier) und 
Messaggiere (3 Ipfd. Petrier) im Canal San Marco, das Kanonenboot 
Nr. VI (1 24prd. gezogene Räcktad - Kanone, I 7prd. lange Haubitze) als 
Stalionsschiff in Chioggia vor Anker. Rad-Dampfer Gorzkowsky (3 Ipfd. 
Petrier) blieb dem Festungs-Gouvernement zur Disposition. 

Desgleichen legten sich die Kanonenboote Aus lugger, Pelikan, 
Deutschmeister (je mit 2 12pfd. gezogenen Rücklad-Kanonen armirt) 
nach vollendeter Ausrüstung, am 25. Juni im Canal San Marco vor Anker. 

Die gepanzerte Batterie Feuer speier, welche vermfige ihrer Ar- 
mirang (von 24 48pfd. glatten Kanonen) bei der Verthradigung wesenUiche 
Dienste lösten konnte, ward in Folge nachträglicher Anordnung ausgerastet, 
und Ende Juni westwärts der Hafen-Einfahrt Malamocco verankert 

Die Werke der Seeseite waren am 13., jene der Landseite am 26. Juni 
in Verthddigungsstaod und mit 846 Geschützen armirt Die Besatzung 
bestand aus 10 Bataillons Infanterie, 8'/j Compagnien Festungs- tuid Küsten- 
Artillerie, 2 Compagnien technischer Truppen und t Raketen-Batterie mit 
dem Stande von 12.987 Mann und 8 Raketen-Geschützen. 

Das Hafen -Admiralat hatte zur Bemannung der Binnengewfisser- 
SchilTe, zu Arsenal-Arbeilen etc. 4 Compagnien des Matrosen-, 2 Compagnien 
des Marine-Zeugs-Gorps und 2 Compagnien Marine-Infanterie mit dem Stande 
von 3561 Mann disponibel. 

Um jedoch die durch keine FortificaUonen geschützten Lagunen durch 
.\postamentschifTe sichern zu können, traf das Festungs-Gouvernement um 
21. Juni Anstalten zur Ausrüstung derselben, und bestimmte den Ponton 
Nr. II (10 12ptd. gezogene Rücklad-Kanonen) als Hafenwachschiff für den' 
Lido, Obuslera Saetta (2 30pld., 4 4pfd. glatte Kanonen, 2 Ipfd. Petrier) 
für Chioggia, Prahme Vesuvio (6 30pfd., I 60pld. glatte Kanonen, 2 Ipfd. 
Petrier) für Alberoni, Piroghe Elvira, Euridice, Umile (je «üt 1 36pfd. 
glatten Kanon», 2 Ipfd Petrier) für Chioggia, Treporti, S. Erasmo; Segel- 
Fregatte Venus ward mit 12 ISpfündern armirt, mit 112 Mann bemannt, . 
und im Canal Murano vertäut, von wo selbe die Stadt Murano und die Fon- 
damenta nuova beherrschte. 

Am 28. Juni war die Hafen-Einfahrt zwischen Fort Feiice und Caroman 



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1. Eri^svoiberelttiiigeii. ]g 

durch eine Barrikade von Fregattenkellen, auf 113 Ankern verUlut, jene am 
Lido zwischen Fort S. Andrea und S. Nicola durch eine gleiche, auf 48 
Ankern vertäule Kette gesichert 

Eine schwere Barrikade von einer LinicnschifTs- und einer Corvelten- 
Ketle, auf 149 Ankern vertäut, sperrle die Einfahrt bei Malamocco zwischen 
Fori S. Pielro und der nördlichen Diga. 

Westlich und parallel derselben befanden sich 17 Seeminen, — im 
Canal Roccbetta, an der engsten Passage lagen 7 Mercanlüschiffe zum Ver- 
senken beruL 

Die Passage der Handelsschiffe war seil Mitte Juni nur bei Tage durch 
Porlo Malamocco und Chioggia gestattet. 

Ende Juni wurden endlich 5 Piroghen (je mit 1 36prd. Kanone 2 Ipfd. 
Pelrier) ausgerüstet, — 3 derselben Mitte Juli bei S. Giorgio in Alga, im 
Canal Burano, und bei Torcello, wo die Can&le Trainbelta und Buffone 
überwacht werden konnten, vertäut; die andern 2 zur Bewachung verschie- 
dener Objecte und zum Patrulliren verwendet. 

In Triesl (Besalzungs-Commandant GM. v. Wagner) waren die 
zum Schutze der Stadt gegen Landungen oder Bombardements angelegten 
Werke Milte Juni in VerÜieidigungssCand und mit 198 Geschätzen armirt. 
Die Besatzung bestand aus 2*/, Bataillons Infanterie, 3'/, Compagnien Kü- 
sten- und Festungs-Arlillerie mit dem Stande von 3725 Mann. 

Em Hafen lagen zu dieser Zeil noch die Rad-Dumpfer Lucia und 
T r i e s t, wekhe dem Truppen-Commando für Triest zu Truppen-Transporten 
zur Verfügung standen und Anfangs Juli zur Escadre auf der Rhede von 
Fasana stiesseo. 

in Pola (Fertungs- und Hafen-Commandanl, VA. Baron Bourguig- 
II on, Besatzungs-Truppen-Commandanl GM. Rudolph) lag Rad-Dampier 
Hentzi (mil 2 ISpfd. gezogenen, 2 4pfd. glatten Kanonen armirl) zur 
Bestreitung des HaTenwachdiensles und Besorgung des Material- und Trup- 
pen-Transportes zwischen den Forts. Seine geringe Pferdekraft und Fahr- 
Geschwindigkeit machten noch die Mielhe des Lloyd-Dampfers Francesco 
Carlo nothwendig, der dem Hafen-Admiralale am 1. Juni zur Verfügung 
gestellt ward. Segel-Schooner Sai da (mit 8 SOpfd. Kanonen armirl) versah 
seit 23. Mai den Hafen Wachdienst in Veruda, — die bisher daselbst statio- 
nirle Kanonirschaluppe dagegen ward nach Pola einberufen und abgerüstet. 

Die Werke von Pola waren gegen Ende Juni in vollkommenen Ver- 
theidigungsstand und mit 510 Geschützen armirL Die Besatzung bestand 
aus 3 Bataillons Infanterie, 1 Zug Cavallerie, 6 Compagnien Kästen- und 
Festungs-Artillerie, */^ Qompagnie Genie- Truppen , mit einem Stande von 
4003 Mann, 52 Pferden. Wegen ungenügender Artillerie-Besatzung wur- 



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20 ÖBMrreiohB Kämpfe im Jahre 1886. 

•Jen dem FeMungs - Commando von den aberzüliligen Mannschaften des 
Matrosen-Corps 672 Uann zum Kdsten-Artillerie-Dienste zugewiesen. 

Die Hafen 'Einfahrt war Anfangs Juli der Quere nach durch 2 mit 
eben so vielen Torpedo-Linien wechselnde Netz-Reihen geschlossen. Die im 
Hafen liegende Segel-Fregatte B e 1 1 o n a (mit 1 24pfd. gezogenen Rdcklad-, 
4 60pfd. Granat- und 30 30pfd. glatten Kanonen armirt) unterhielt an der 
Hafenmündung unausgeselzt ein bemanntes Boot, das den Schiffen als Lootsen- 
boot zu dienen hatte. 

Datmatien (Gouverneur und commandirender Generat FML. Baron 
Philippovtc) var in dem bevorstehenden Kriege die Rolle der passiven 
Verthddigung zugewiesen. 
Die festen PlStze : 

Budua mit 11 Objecten .und M Geschützen, 

Caltaro „11 „ »87 „ 

Castelnnovo „9 „ »113 » 

Ragusa „ 10 „ n ^36 „ 

Sebenico „ 2 Forts »26 „ 

Chssa „ 18 Geschützen, 

Knin ■ »IS n »■ ^»eoi Feldforl am Mte. Verbnih, 

Zara mit 161 Geschützen, 

die Insel Lissanut 9 permanenlen Werben, 11 Batteriestellungeii 
und 88 Geschützen, — 
deren Verlheidigongs-Instandseizung am 26. April begann, Anfangs Juli voll- 
endet war, und zu deren Besetzung II Bataillons Infanterie, 12 Compagnien 
Küsten-Artillerie, 4 gezogene 3p[d. Gebirgs- Batterien, 1 Genie-Compagnie, 
mit dem Stande von 14.425 Mann 18 Geschützen zur Verfügung standen, 
Hessen eine erfolgreiche Vertheidigung dieses Küstenstriches .hoffen. 

Die zur Verwendung an der dalmatinischen Küste bestimmten Schiff» 
tagen in folgende Stationen: Rad-Dampfer Curtatone (armirt mit 1 24pfd. 
gezogenen Rücklad-, 3 SOpfd. glatten Kanonen) im Canal von Catlaro, — 
Kanonenboot Grille (2 48pfd., 2 12prd. gezogenen Kanonen) in der Bucht 
von Topla, — Kanonenboot Gemse (2 48pfd., 2 I2pfd. gezogenen Kano- 
nen) in Castelnuovo, — Kanonenboot Sansego (2 48pfd., 2 12pfd. gezo- 
genen Kanonen) in Gravosa, — Rad-Dampfer Fiume (2 6pfd. gezogenen 
Kanonen) und der gemielhete Lloyd-Dampfer Venezia (nicht armirt) in 
Zara, — Lloyd-Dampfer Egitto in Lissa, — Lloyd-Dampfer Vulcano in 
Catlaro; — Rad-Dam(rfer Taurus war noch nicht ausgerüstet; die Minen- 
legnng und Barrikadirung der Hfifen von Lissa und Catlaro hatte noch nicht 
b^onnen. 



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I. Eri^svorbeceitungen. 2 1 

Das croatiscjie Küstenland war durcli die dem Truppen-Com- 
niando für Istrien und Fnaul (vom Landes - General - Commando zu Agram) 
zugetheilte Brigade GM. Pessii verlheidigt. Dieselbe zählte 2 Bataillons, 
2 Oompa^ien Grenz-lnfanterle, 1 Raketen -Batterie, mit einem Stande von 
1722 Mann, 8 Raketen-Geschützen und unterhielt Besatzungen in Fiume 
(Porto Re, Buccari) und Zengg. 

Bis zur erlolglen Kriegs-Erklärung ward keine den Verkehr der Handels- 
sclüffe hindernde Massregel getroffen, doch wurden die zur Sicherung der 
k. k. Sdtiffe und der Hafenplätze nothwendigen Vorsichtsmassregetn nicht 
ausser Acht gelassen. Das Eintaufen italienischer KriegsschifTe in dsterfei- 
cbische Häfen war seit 9. Juni grundsätzlich nicht gestattet. 

Als bei der Escadre die Nachricht von dem Siege bei Custoia eintraf, 
die Feindseligkeiten somit Ihatsfiehlich begonnen hatten , erschien es bei der 
völligen Unkenntniss über die Bewegungen der italienischen Flotte, und den 
Gerächten gegenüber, welche von beabsichtigten Landungen italienischer 
Freischaaren sprachen, gebeten, die getrolTinen Vorsichlsmassregeln zu ver- 
schärfen. 

Die Leuchtfeuer zu Chioggiu, Malamocco und Piave, bei Triest, am Capo 
Compare, Punta d'Ostro und Lissa, auf Lagosla, femer das Hafenlicht am 
Molo S. Carlo in Triest , so wie jenes in Fiume , endlich das Licht an der 
Thurmuhr des letztgenannten Ortes wurden eingestellt. An der Südspitze der 
Insel Veglia ward als Signal für den Hafen von Zengg eine Allarmstange 
aufgerichtet. 

Pola, als Kriegshaien, blieb feindlichen Handelsschiffen, den Fall erwie- 
sener reläche forcöe ausgenommen, vom 3. Juli gesperrt. In allen übrigen 
Häfen waren grössere Handelsschiffe vom Brigg aufwSrls, und alle Dampfer 
t:ig8über nur dann zum Einlaufen befugt , wenn ihnen von Seite des Hafen- 
:imtes die Pratica ertheilt ward '). 

Bei der Escadre übernahm nunmehr 1 Panzer-Fregatte und 1 Kanonen- 
boot während des Tages den Inspectionsdienst, während der Nachtdie Kreu- 
zung vor der Insel Brioni, 1 Holz -Fregatte Hieb an der N.W., — 1 Rad- 

') Id A(ufflbraD(; der den Schatz dea Handels aar See ia Erie^iBiten beawe- 
ctcenden DecLuation des Puubt FTtedanB-CongTeasee vom IS. April IS&S ordnete 
eine kaisurliche Verordnung vom 13. Mai t&6S an, dua feindliche Handelwchiffe — 
TorauBgeaetet, dua selbe weder Eriej[s-Contrebaiide fuhren, noch eins rechtsrerbind- 
liuhe Blokade brechen — von k. k. Kriegsachiffen d&nn nicht au&abringen seien, 
wenn der feindliche Stsat, dem sie angehSren, Hiterreichiachen SchiSun gagenübsr 
die O^etueitigkeit beobachtet. 

Italien Latte dnrch seine OeseUftebnog diese sageatanden, Praaisen erklärte 
dieaelbe durch das Qesets rom 19. Mai 18SS, — es war daher der freie Verkehr 
«Her HandeUMhiffe Dicht gehemmt. 



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22 Ntcmiebs Kimpfe in Jahre ISftS. 

Dampfer an der S.O.-Einfahrt der Rhede zur Überwachuoe and Vishiruns der 
b^ Tage passirenden Schiffe liegen. Bei Nacht ward die Passage untersagt. 

Wir haben nun, vor der Schilderung der Operationen zur See. nur noch 
dne kurze Beschreibung der durch die tapfere Vertheidignng und durch 
die siegreiche Seeschlacht tQt alle Zeilen benthml gewordenen Insel Lissa 
zu geben '). 

Lissa liegt last in der Längenmitte des adriatischen Meeres unter dem 
43* nördlicher Breite und zwischen dem 13 und 11° östlicher LSnge 
(etwa einen halben Grad südlicher als Annona), 30 Seemeilen von der dal- 
matinischen, 70 von der italienischen Küste enlfernl und ist die am weitesten 
gegen Südwesten vorspringende der dalmatinischen Inseln. 

Ihr Flficheninhalt beträgt 30 See-Quadrat-Meilen, ihr Umfang 24 See- 
meilen, ihre L&nge von West gegen ösl 8, ihre Breite 1 Seemeilen. 

Der hdchsle Punkt der Insel ist der Monte Hum (IQ12'}, dessen Ver- 
zweigungen sie ganz erfdllra und in steilen felsigen Ufern gegen das Meer 
abfitlien. 

Mehrere gute HSIen und zahlreidie kleinere Buchten vermitteln die 
Verbindung mit dem Innern; die nennenswerthen unter diesen sind: 

An der Nordseile: der IV, Seemeilen üefe und '/, Seemeile breite 
Hauplhalen von S.Giorgio (Lissa); dann die Buchten: Karober, Gradac. 
Chiave und Travna westlich, StoniSica östlich des genannten Hafens. 

An der Sfld-Ostseile: die Bucht von Milna, die Häfen von Manego und 
Ruda, endlich im Westen die l'/i Ssemeilen breiteund 1 Seemeile tiefe Bucht 
von Comisa. 

Die Gangbarkeil im Innern der Insel isl auf dem meist nacklen Fels- 
boden sehr erschwert; nur einige für Saumlhiere zur Nolh praclicable Rül- 
wege verbinden die verschiedenen Befestigungen ; der beste isl jener Weg. 
welcher von Lissa über den Saite! Michele nach Comisa führt. 

Der günstigen geographischen Lage der Insel wegen, bemächtigten äch 
im Jahre 1811 die Engländer derselben, belestigten den Haien von S. Gior- 
gio, machten ihn zur Flotlenslalion und zum Ausgangspunkt für ihre weite- 
ren Unternehmungen gegen die damals unter französischer Herrschall stehen- 
den Rüstenländer. Von hier aus beherrschlen sie das adriatische Meer , ver- 
schlossen es dem französischen Handel und bloekirten die Häfen des Fesl- 
landes. 

Sie erbauten an der Nordwestseite des genannten Hafens auf eäner 
gegen das Meer vorspringenden Landzunge das Fort Geoi^, und auf den, den 

<) HiMH ain PUn toq LUm. 



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I. KriepTorbereitmigeii. 23 

Haren 'Eingang umscbliessenden H&hen drei lerrassirte Defensionsthürme : 
Robertson , Bentink und Wellington. 

Nachdem die Insel im Jahre 1815 an Österreich gefallen, wurden die 
BeresUgungen. nach und nach vermehrt und besonders die, die Einfahrt in 
den Hafen von S. Giorgio deckenden Werke verstärkt. Bei Ausbruch des 
Krieges 1866 bestanden die Befestigungen der Insel aus folgenden Werken : 

An der Westseite des Hafens: Fort Georg (Nr. 1) und die östlich unter- 
halb desselben gelegene Batterie Mamula (Nr. 2), Thurm Robertson (Nr. 3), 
Batterie Zupparina (Nr. 4), Thurm Bentink sammt Enveloppe (Nr. 5), — 
sSmmtlich auf der zviscben der Bucht von Karober und dem Hafenbecken 
S. Giorgio nach Ost vorspringenden Landzunge. 

An der Ostseite : die auf einer vorspringenden Landspitze erbaate Bat- 
terie Schmid (Nr. 6), Thurm Wellington (Nr. 7); endlich im Hinlei^mnde 
des Hafens : Batterie Madonna (Nr. 8). 

Die unter 1 — 7 genannten Werke beherrschten die Hafen-Einfahrt, Fort 
Georg, Thurm Robertson und Benlink auch die Bucht von Karober; Batterie 
Madonna vertheidigte den inneren Hafen. 

Fort Georg, Thurm Robertson, Bentink und Wellmgton hatten nur we- 
nige Änderungen der ursprünglichen Anlage erlitten, befanden sich aber, mit 
Ausnahme des Thurmes Wellington , der in Verfall gerathen war, und nur 
den optischen Telegraphen enthielt, in gutem Zustande. Die andern permanent 
erbauten Werke, mit der durchschnittlichen Brustwehrstärke von 20 Fuse, 
entsprachen nur den Anforderungen, die man gegenüber HolzschifTeo und Ge- 
schützen kleineren Kalibers stellen konnte , und hatten nebstbei den Nach- 
Iheil, dass die dem feindlichen Feuer blo^sgestellten Böschungen wegen Man- 
gels an Erdreich mit Mauerwerk und Stdnen verkleidet werden mussten. 

Ausser diesen den Hafen verlheidigenden Werken bestand noch zur 
Sperrung der zwar nicht einzigen aber besten (^mmanication zwischen der 
Bucht von Comisa und dem Hafen S. Giorgio auf dem Sattel Michele ein 
gemauertes Blockhaus, die sogenannte Max-Feste (Nr. 9). 

Vor Ausbruch des Krieges, im Monate April, wurden alle Pulvermaga- 
zine gesichert, diä Enveloppe des Thurmes Bentink erweitert und verstärkt, 
der Thurm Wellington restaurirt und an demselben eine Batterie für 4 MSr- 
ser erbaut; um Landungen in Comisa zu verhindern eine Batterie (Nr. 10) 
oberhalb Punta Magnaremi, eine Geschützstellung (Nr. 11) auf dem Monte 
Perlic angelegt, ferner zwei Geschdlzslellungen (Nr. 13 und H) auf dem 
Vrani Kamic zur Bestreichung der nördlich der Bucht von (kimisa gegen 
Ligsa führenden Communicationen und der Bucht Travna hergerichtet, end- 
lich die Batterie Nadpostranje (Nr. 12) erbaat, um Landungen in Porto Ma- 
nego und Ruda zu verhindern. 



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24 Otterreiebi EimpCe im Jahre ISM. 

Zur Vu^tärkung der Verthadignog des Hafens von S. Giorgio wurde 
endlieb der bei 800 Foss hohe Racken Andrea-Cosmo (an da Innenseite des 
Hafens) als Reservestetlung mit 7 Geschfltz - EmpiacemenU (Nr. 15 bis 21) 
an solchen Punkten versehen, welche die Bestreichung der Hafensetle und 
aller in den Rücken der Stellung führenden Communicationen und Terrain- 
falten begünstigten; zwei Bamken für 400 Mann (Nr. 22), nebst Cialernen 
und flüchtigen Communicationen zwischen diesen Objectea , wurden gleich- 
falls daselbst hergestellt. 

Von der Kuppe des Monte Hiim und dem Thurme Wellington konnte 
der Goli bis an die italienische und dalmatinische Küsle beobachtet und jede 
Wahrnehmung durch den optischen Telegraphen nach der BeservesteUung 
rapportirt werden , woselbst der dritte optische Telegraph die Befehle des 
I-'estnngs - Commandanten nach allen befest^n Pnnkten übertrug. Über 
Lesina, Brnzza stand die Insel durch ^nen electrischen , theilweise unter- 
seeischen, Telegraphen mit dem Festtande in Correspondeoz. 

Zur Armirung der Werke von Lissa und innem Vertheidignng der 
Insel standen dem Festungs-Commando im Ganzen 88 Geschütse zur Ver- 
fügung *). 

Vertheilt waren dieselben wie folgt: • 

Nr. 1. Fort Georg, Commandant; Oberlieutenant Girtler des Küsten- 
A rtUlerie -Regiments. 

4 18pid. eiserne Vertheidigungs-Kanonen 

(auf der Terrasse der befensions-Kaserne), 
4 24pfd. gezogene Hiaterlad-Kanonen, 
6 48 „ glatte Küsten- „ 

') 8 ordiiiare 6pfd. Feld-K&nonen, 

3 Spfd. 1> Hitte-Kknonen, 

3 S4pM. kons Batterie -Kanoaen, 

4 ISpfd. eiaerne Tertheidif^im^-KuioiieB, 
IS ISpM. 

5 ISpfd. gezogene Hinterlad-Kanonen, 
SO 24pfa. 

8 4Spfd. KUiten-Kuioneii, 

5 Tpfd. Bchwere Gmut-Eanonea, , 

4 SOpfd. OTanat-KanODeu, 

1 7pfd. knm Feld-HanbitM, 
1 lOpfa. Batterie-HaDbitie, 

6 SOpfd. KOitea-BanbitMD, 
1 SOpfd. ordinira HOrBer, 

5 SOpfd. weictreibende HOner, 
■ eOpfa. ordiiülre HOrMr, 

t OOpfd. Ktisten-MSnar, 
1 epU. Bakaten-OesohlUie, 
3 ISpfd. , , 



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L EriegsTorbereituB^a. 2B 

1 SOpfd. ordinärer Härser, 

2 60 „ Küsten-MQrser. 

Nr. 2. Balterie Hamula, Commandant: Feuerwerfeer Gomola des 
Küsten-Artillerie-Regiments. 

2 24pfd. gezogene Hinterlad-Kanonen, 
4 SO „ Küsten-Haubitzen, 
1 30 „ ordinärer HSrser. 
Nr, 3. Tliurm Robertson, Commandant: Cadet-Corporal Häring 
des Küsten-Artillerie-Regiments. 

1 12ptd. gezogene Hinterlad-Kanone. 
Nr. 4. Batterie Zupparina, Commandant: Unterlieutenant Pomeisl 
des Küsten-ArlJllerie-Regimenls. 

4 24pfd. gezogene Hinlerlad-Kanonen. 
Nr. 5. Thurm Bentink sammt Enveloppe, Commandant: Cadel- 
Feuerwerker Winkler des Küslen-Arüllerie-Regimenls. 

1 12prd. gezogene Hinterlad-Kanone 

(auf der Terrasse des Thurmes), 

2 30pfd. Küsten-Haubitzen, 

4 12 „ eiserne Verlheidigungs-Kanonen 
(in der Enveloppe). 
Nr. 6- Batterie Schmid: Commandant, Unterlieutenant Pawlow&ky 
des Küsten-Arlillerie-Regiments. 

2 24pfd. gezogene Hinlerlad-Kanonen, 
2 48 '„ Küsten-Kanonen. 
Nr. 7- Thurm Wellington sammt MÖrserbatterie , Commandant: 
Oberlieutenant Haberl des Küsten-Artillerie-Regiments. 

1 7pfd. kurze Feld-Haubitze auf der Terrasse des Thurmes, 

1 10 „ Batterie-Haubitze n n » 

2 30 „ weittreibende Mörser, 
2 60 „ ordinäre Mörser 

(in der Mörser-Batlcrie). 
Nr. 8. Batterie Madonna, Commandant: Oberlieutenant Jauernig 
des Küsten-Artillerie-R^fflents. 

4 24pfd. gezogene Hinterlad-Kanonen, 
4 30 „ Granat- „ 

Mr. 9. Ferdinand Max-Feste, Commandant: Unterlieut^ant Micha- 
ile des Küsten-ArlJUerie-Regiments. 

2 24pfd. kurze Batterie-Kanonen, 
2 7 „ schwere Granat- „ 



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20 ö«l«naichs Kkmpf« im Jahre IMS. 

Nr. 10. Batterie Magnaremi, Commandant : Oberlientenant Gogl 
des Küsten-Artillerie-Rc^menla. 

4 I2pfd. gezogene Hinterlad-Kononen, 

* 24 „ „ „ „ 

Nr. II. Geschützstellung aal dem Monte Perliö. 

2 6pfd. la Hitte-Kanonen. 
Nr. 12. Batterie Nadpostrarje, Commandant: Oberlieulenant Haset- 
bauer des Küsten-Artillerie-Regiments. 

2 12pfd. gezogene Hinterlad-Kanonen, 

4 18 „ eiserne Verlheidigungs-Kanonen. 
Fär die Emplacements auf dem Rücken Coemo-Andrea waren: 
4 ISprd. eiserne Verthetdigangs-Kanonen, 

3 6 „ Feld- „ 
1 6 „ la Bitte- „ 

ferner 2 12 „ Raketengeschätze zur Vertagung; 

4 6 „ „ unter Commando des Unterlieuienants 
Huck des Küsten-Artillerie-Regiments blieben zur Abwehr von Landungen 
und zur Vertheidigung des I(inern der Insel disponibel 

Versuche, die Feldgeschütze nothdürltig zu bespannen, scheiterten an 
der Widerspenstigkeit der auf der Insel reichlich vorhandenen Maulthiere ; 
diese konnten nur zum Tragen der Munition für die 6pfd. Raketen-Geschütze 
benützt werden. 

Die Besatzung der Insel bestand am 20. Juni, abgesehen von dem Stabs- 
Personal, aus : 

. dem 4. Bataillon Jellaüic 1047 Mann, 

5 Compagnien Marine-Infanterie, u.Z. 4., 9., 10., 

II. u. 12. Compagnie 1200 „ 

3. Compa^e des Kusten-Artillerie-Regiments 297 „ 
5- n n V n 266 „ 

Genie-Truppen-Detachement 27 „ 

Matrosen- „ „ 44 „ 

Zusammen . . 2880 Mann. 
Ad Proviant war für mehrere Monate vorgesoi^; die Dotation der 
Geschütz-Munition stand hn Verhältnisse zur wahrschmlichen Widerstands- 
fähigkeit der Werke. 

Als in Folge der Ereignisse auf dem nördlichen Kriegsschauplatze das 
5. und 9. Corps der Süd-Armee an die Donau berufen und das in Italien ver- 
bldbende 7. Corps durch Heranziehung aller an der dalmatinischen Küste 
scheinbar entbehrlichen Besatzungen verstärkt wurde, erhielt auch das 4. 
Bataillon Jella2i6 die Bestimmung nach Triest und ward dahin üb»^hiffl. 



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L KriegBVorbereitiingfliL 27 

Es blieben sonach in Lissa : 

5 Ccmpagnien Marine-Infanterie mit 1200 Mann, 

3. u. 6. Compagnie des Küsten-Artillerie-Regimento 662 „ 

G^ie-Truppen-Detachemenl 27 „ 

Matrosen 44 „ 

in Summe . . 1833 Mann. 
200 Mann der Marine-lnTanterie waren in den Batterien Iheils zur Ge- 
schützbedienung, theils als Geschützbedecknng, 36 Mann als Pionnier-Abthei- 
lung bei den verschiedenen Arbeiten, 14 Mann als Blesstrlenträger verwen- 
det; der Rest der Marine-Inianterie mit 950 Uann blieb disponibel. 

Im Uaten S. Giorgio stand der Dampfer E g i 1 1 o für Recognoscirungcn 
etc., zur VerrOgung des Festungs - Commandanten , war jedoch nicht mit 
Geschütz armirt, und zu keinem Gefechte geeignet. 

Insel- und Festungs-Commandant war Oberst Baron Urs de Mar- 
gina, Genie-Director Major Hiltl, welcher gleichzeitig die Generalstabs- 
Dienste versah, ArtUlerie-Director Hauptmann Klier des Küsten- Arlillerie- 
Regiments, Infonterie-Besatzungs-Commandant M^or Kratky des Marine- 
InfanteriC'Regiments. 



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öiteiTsieh« Eimpfe in JUn ISIS. 



IL Abschnitt 



Operationen vom Ausbrach des Krieges bis lum Angriffe der 
Insel Lissa durch die italienische Flotte. 

Mit der am 20. Juni von Seite Italiens an der venezianischen Landes- 
'grenze überreichten Kriegserklärung waren natürlich auch die Feindselig- 
keilen zur See erJtfTnet. 

Conlre- Admiral v. Tegetthoff hatte im Vertrauen auf die Kraft der 
ihm zustehenden Kampfmittel und den vorzüglichen Geist der Schiflgbeman- 
nungen keinen Augenblick den Gedanken an die Ausführung offensiver Un- 
ternehmungen gegen die feindliche Flotte aufgegeben, sobald ihm diese die 
Gelegenheit dazu liefern würde. 

Da vor Aasbruch des Krieges jede Nachricht über Bewegungen der 
feindlichen Flotte mangelte, liel Dampfer Stadium am 20. Juni zur Recog- 
noscirung der ilalieniachen Küste von Ancona bis Bari aus. Derselbe kehrte 
am 23. mit der Meldung zurück, keinerlei Ansammlung feindlicher Schiffe 
wahrgenommen zu haben. 

Vermuthend, dass der Feind innerhalb der adriatischen Gewässer noch 
nicht vSDig gesammelt sei, die k. k. Escadre im Falle einer Bewegung vie- 
leicht auf einen nur gleich starken, wenn nicht schwächeren Gegner treffiin 
dürfte, fasste Contre-Admiral v. Tegetlhoff rasch den Gedanken, Fasana 
zu verlassen und zur Recognoscirung von Ancona auszulaufen. Er über- 
«cliiffle sich noch am 24. mit seinem Stabe von Fregatte Schwarzenberg 
auf Panzer-Fregatte Ferdinand Max, die nunmehr Escadre-Flaggen- 
schifT ward und stellte, indem ersieh gleichzeitig präcise Weisungen über 
den ihm zustehenden Grad von Actions-Freiheil erbat, an den Erzherzog 
Alb recht, dein er als 0>mmandanten aller Streitkräfte auf dem südlichen 
Kriegsschauplätze in gewissem Sinne uniersleill war, telegraphisch die An- 
frage, ob es der k. k. Escadre geslallet sei, eventuell die Offensive zu 
CHEreifen und scharfe Reeognoscirungen an der italienischen Küste vor- 
zunehmen. 



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n. OperatioBea bis man Angriffe der losel LiiM dnroh die italien. Flotte. 29 

Der Erzhersog schlug indegseii am 2\. Juni das Feindliche Landheer 
bei Custoza uad dessen erst am 26. eintrelTende telegraphische Antwort 
laEttete dahin, dass der freien Action der Flotte kein Hinderniss im Wege 
stehe, selbe jedoch nicht über Lissa hinaus auszudehnen und (fie Po-Mündung 
80 wie die Kdste Venedig's im Auge zu b^alten sei. 

Tegetthoff, der t>ereits mit -allen SchifTs-Commandanten Kriegsralh 
gehalten und die Operation gegen Ancona besprochen hatte, lief nun noch 
des Abends mü den 6 Panzer-Fregatten: Ferdinand Max, Prinz 
Eugen, Kaiser Max, Don Juan, Drache und Salamander, der 
Schrauben-Fregatte Schwarzenberg, den 4 Schrauben-Kanonenbooten 
Uum, Streiter, Reka, Velebich, den 2 Rad-Dampfern Elisabeth 
und Stadium aus und gelangte mit Tagesanbruch des 27. vor Ancona. 

Rad-Dampfer Elisabeth, als Auslugger, gewahrte gegen 3 Uhr Mor- 
gens den vor dem Hafen kreuzenden feindlichen Aviso Esptoratore, fuhr 
ihm entgegeo, eröETnete, nachdem er die feindliche Flagge Hkannt und die 
fl^ne gehiflst hatte, das Feuer und jagte ihn im Vereine mit den Kanonen- 
boot» Velebich und Reka bis an die italienische Küste. 

Die k. k. Escadre setzte indessen ihren Weg fort, die Hannsduiflen 
auf ihren Posten zum Gefechte bereit. Um 5'/, Uhr Froh betend sich sdbe 
auf 2% Seemeilen vor Ancona und blieb daselbst scblachtbereit bis 7'/^ Uhr. 

Gagen Erwarten lag die feindliche Flotte, deren gr^isserer Theil am 
22. ans dem Goll von Tarent ausgelaufen und am 25. in AnctHia eingetroffen 
war, fast vollzählig auf der Rhede vor Anker; man konnte 11 Panzerschiffe, 
4 Fregatten, 2 Aviso-Dampfer zählen, ausserdem sah man hinter der Quai- 
Mauer des Binnenhafens noch Rauchsäulen aufsteigen. 

Die leindlichen Schiffe waren dur^ ihren Auslugger alarmirt, mehrere 
tf^en dampfklar, drei der grössten Panzerschiffe waren in Bewegung ; doch 
die Absicht auszulaufen konnte nicht wahrgenommen werden, obgldch das 
Mandver der fc. k. Escadre in der Nähe des Ankerplaiaes hiezu vollkommen 
Zeit geboten hätte. 

Die gegnerische Flotte vor Anker anzugreifen , musste sich unter den 
gegebenen Umständen als ein Unternehmen darstellen, das wegen der Ueber- 
maeht, der Nähe der Landbatterien und der Möglichkeit auf ^ne Minen- 
anlage im Hafen zu treffen, wenig günstige Chancen boL 

Die kaiserliche Escadre trat demnach um 8 Uhr, die HolzschifTe voran, 
und durch die PanierschiSe gedeckt, bei nördlichem Curs wieder den Röck- 
weg nach Fasana an, wo sie vor Sonnenuntergang ankerte und einen neuen 
Zuwachs an der Panzer-Fregatte Habsburg vorfand. 

Da Gerüchte von einem demnächst auf Venedig abzielenden Angriffe 
der fnndliehen Flotte sprachen, blieben von nun an alle St^ifTc der k. k. 



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30 Öfterreicbi KKnpfe im Jahr« 188<. 

Escadre, mit stillem Dampte in der Hälfle der Kessel, zum augenblicklichen 
Auslanlen bereit. 

Am 28. gegen Sonnenuntergang signalistrte Fori Brioni ein Panzerschiff 
mit iricolorer Plagge auf 15 Seemeilen in Sichl. Kaiser Max und Don 
Juan, zur Recognoscirung desselben beordert, erkannten das englische 
Panzerschiff Enterprise, welches aul dem Wege von Ancona nach Triest 



Uen folgenden Tag ging Prinz Eugen nach Malamocco ab, um ein 
Kohlen-Transporlsschiff auf die Rhede von Fasana zu bringen, kehrte mit 
demselben am SO. zurück, ohne auf der Fahrt feindliche oder verdächtige 
SchifTe entdeckt zu haben und ein vom Statthalter Dalmatiens, FML. Baron 
Philipe vii eingelangtes Telegramm constatirte, dass die ieindliche Flotte 
noch immer auf der Rhede von Ancona vor Anker liege und dort den 
Lloyd-Dampfern das Anlaufen verwehre. 

Diese Nachricht zeigte auch gegen das Ergebniss der Recognoscirung 
vom 27. eine Verstärkung des Feindes um 4 Fregatten, und es war nun 
zu erwarten , dass dessen Operations - Flotte innerhalb der kfirzesten Zdt 
vollzählig vereint s^n und, auf ihre Ueberlegenheit bauend , die Offensive 
ergreifen werde. 

Die kaiserliche Flotte benützte die ihr gegönnte, allem Anscheine nach 
nur sehr kurze Frist, um sich für den Kampf vorzubereiten. Alles Si^iffs- 
material, welches im Gefechte nur nutzlos im Wege sl^en konnte, wurde 
entfernt, die Panzer-Fregatten, welche Alle in hohl gestrichen hatten, schiff- 
ten ihre Segel, die Holz-Fregatlen sämmtliche Reserve-Rundhölzer, dann mit 
Ausnahme eines Marssegels und Klüvers, alle Reservesegel und den 4. Anker 
aus, die Escadre-Casse ward auf mehrere Schiffe vertheilt, endlich wurde 
das neue Signalbuch mit 4. Juli für den allgemeinen Gebrauch in Wirksam- 
keit gesetzt 

Eine willkommene Verstärkung erhielt die Flotte an diesem Tage an 
der Schrauben-Fregatte Novara, welche mit grosser Energie in der kür- 
zesten Zeit auf der Trieäter Werfte Tonello's wieder in seetüchtigen Stand 
gesetzt und in Pola ausgerüstet und armirt worden war. 

Am 6- Juli ging CA. v, Tegetthoff zur Vornahme von Divisions- 
Manövern mit der Flotte in See. Die Manöver führten selbe bis in Sichl des 
Monte d" Ancona, der um 2'/, Uhr Naehmiltags Süd zu Ost gepeilt wurde, 
später nahm die Flotte wieder Curs nach Fasana, woselbst sie nach einge- 
brochener Dunkelheit, welche die Beleuchtung der Bcgen nolhwendig machte, 
in bester Ordnung vor Anker ging. 

Am 9. Juli berief der Com re- Adm iral alle Commändänlen an 
Bord des Flaggenschiffes, um den Bericht derselben über die Seetüchtigkeit 



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n. Operatianeii bis lam Angriffe der Insel Liw& darcli die itslien. Flotte. 31 

ihrer Schilfe für weitere Missionen abzufordern, und liess an diesem und den 
zwti nächstfolgenden Tagen je ein Driltel der Opcralions-Flotte die Feuer 
löschen und eine erfindliche Reinigung der Kessel und Maschinen vornehmen. 

Wie man sieht, säumte die italienische Flotte ganz g^en alle Erwar- 
tung mit dem Beginne ihrer Operationen. 

Am 10. Mi, an welchem Tage das letzte Schiff der operirendenEscadre, 
Rad-Dampfer Vulcan, auf der Rhede einlief, kamen zwar Nachmittags und 
vor Mitlernacht Depeschen des Inhaltes an, dass etwa 20 feindliche Schiffe 
auf 20 his 25 Seemeilen in Sicht von Lissa wären, und Zara telegraphirte 
die Anwesenheit einer feindlichen Escadre von 16 Schiffen bei Isola Grossa. 

Doch diese Bewegung der feindlichen Flotte blieb ohne Folgen, so dass 
es dem Gouvernement von Datmatien gelingen konnte, im Laute des 12. und 
13. Juli mittelst der Schiffe Fiume, Venezia, Egitto und den vom 
Escadre- Commando entsendeten Lucia und Vulcan vier 4. Bataillons 
aus Sebenico, Lissa, Castelnuovo und Caltaro. einer Anordnung des Kriegs- 
Ministers gemäss, ganz ungefährdet nach Tricst zu überschiffen. Rad- 
Dampfer Curtatone konnte noch im Laufe des 14. bis 17- Juli eine Divi- 
sion des 4. Bataillons Hohenlohe-lnfanterie unangefochten von Catlaro nach 
Zara bring«) iind dann wieder an seinen Bestimmungsort zurückgelangen. 

Am 14. Juli Morgens kam der Escadre ein Panzerschiff ohne Fla^e in 
Sicht, dasselbe ward aber durch die zur Recognoscirung beorderten Panzer- 
Fregatten Habsburg und Kaiser Max wieder als das englische Panzer- 
schiff Enterprise erkannt 

Am 16. Juli 4'/, Uhr Morgens recognoscirte der kreuzende Drache 
die französische Panzer-Fregatte Provence auf der Fahrt nach Venedig. 

Schon schien es, dass es zum Kampfe auf dem Meere ^icht mehr kom- 
men werde. Die Mediation Frankrelch's auf Grundlage der Abtretung Veneziens 
war im vollen Gange, und die Anwesenheit eines französischen Kriegs- 
schiffes, das nach einer am 11. Juli bei der Flotte eingelaufenen ofilciellen 
Mittheilung als der Vorläufer einer ganzen französischen Escadre betrachtet 
werden konnte, sprach für den Erfolg der mit Italien angebahnten Verhand- 
lungen. 

CA. V. Tegelthoff musste sehr besorgt sein, dass das auf die Schiffe 
gedrungene Gerücht über die bereits vollzogene Abtretung des Venezia- 
nischen und den Rückzug der kaiserlichen Süd-Armee einen übten Ein- 
druck aui die Equipagen üben würde, von denen über 800 Mann aus Vene- 
zien stammten und schlug daher dem Kriegs-Mintsterium vor, diese Letzte- 
ren, im Falle der de facto erfolgten Abtretung Veneziens, auszuschiffen. 

Doch die hierauf eingetroffene Antwort: „Venezien noch nicht abge- 
treten, Aufgabe der Escadre unverändert," welche durch einen Escadre- 



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32 öaterreiohB KAmpfe im Jahre 1886. 

Befebl publicirl wurde, beruhigte Alle und Hess nur mehr au die Pflicht und 
an die Ehre der Flagge denken. 

Glücklicherweise kamen auch Depeschen aas dem Süden an, die ver- 
mulhcn lassen könnten, dass der Gegner endUch seine Unthfttigkeil aufge- 
geben und sich zu irgend einer Action entschlossen habe. 

Nachdem ani 17. JuU durdi das General-Ccmtmando zu Zara folgendes 
Telegramm des Feslungs-Commandanten von Lissa an die Escadre gelangt 
war: „Ein KriegsscItUT unter englischer Fla^e *) mit Curs N. W. in Sieht 
„gelangt, hat Insel rect^oscirl, dann mit Cars S. 0. retournirt," trafen am 
18. Juli 11 Uhr Vormittags vom Insel-Commando zu Lissa folgende um 
8 Uhr 30 Minuten und 9 Uhr 20 Minuten aufgegebene telegraphische Depe- 
schen ein: „Neun KriegsschilTe ohne Fla^e von N. W., steuern auf 20 
„Mdlen der Insel zu" — dann : „Zehn Kriegs-Dampfer steuern signalisirlen 
„Curs, französische Flagge, 16 Meilen entfernt" 

CA. V. Tegetthotf theille diese Depesdien dem Kriegs-Ministeriuni 
zu Wien und dem FML. Baron Maroi£ic zu G4Srz telegraphisch mit und 
ffigte hinzu: „Glaube deshalb nicht nach S. 0. gehen zu sollen, da dies eine 
„Demonstration von italienischen Schiffen sein dürfte, um dieEscadre von hier 
„wegzulocken. Bitte aber jedenfalls um Mitlheilung der Anseht, wie sich 
„dieEscadre bei ähnlichen Nachrichten zu verhalten hSlte. Salamander 
„zieht viel Wasser und muss nach Pola" *). 

Gegen 2 Uhr kamen neuerdings tele^aphiscbe Depeschen von Lissa: 
„Signalisirle Schiffe laviren N. W., die Flagge eingezogen. Ich alarmire" (ab- 
gegangen 10 Uhr 10 Minuten Vormittag); 

„Signalisirte Schiffe steuern gegen Lissa, 10 Meilen entfernt. Angrifl 
„steht bevor" (11 '/, Uhr); 

„Comisa mit 12 Schiffen angegriffen. Sardinische Flagge" (12 Uhr 
20 Minuten). 

Letzteres Telegramm gelangte auch vom General-Commando Zara an 
das Escadre-Commando, worauf der Contre-Admiral um 2 Uhr 20 Minuten 
dessen Inhalt an das Kriegs-Ministerium mit dem Befugen bekannt gab : 
„ich halte meine frühere Ansicht aufrecht Bitte um Befehl, da Ussa sehr 
„entlernt vom voraussichtlichen Haupl-Angriffs-Objecle ist" 

An das Insel-Commando Lissa stellte derselbe die Frage nach der 



'} Ea wftr dies, wie später ullbei erwähnt werden wird, ein italienioches 
du die neutrale Fla^e gebranchte. 

*] Salamander hatte ein Leck, da» commlMioDell untenncht, für bedenklich, 
'enn aaeh in Fahrt weniger gef&hrlich — erklKrt worden war. 



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n. Operstionaii bü nun Angriffs der Insel Lisoa durch die iUlien. Flotte. 33 

Gattosg der feiadlichen Scbiffe, nni daraus auC die ^genllichen Absichten 
d«s G«(n«rs schÜessen za kßnneo. 

Bald daraur trafen die Depesche dn: „Hafen v(m Lissa angegrifien" 
(abgegangeH 12 Uhr 40 Minuten); 

„Udsses Kanonengiefecbt bd Lissa, ohne Schaden" (I Uhr 15 Minuten). 

Ina Laufe des Nachmittags langten vom iDsel-Commando zu Lissa, vom 
dalmatiniseh«! Gouvemament und von dem Brigade-Comniando zu Spalato 
fortgesetzt Tetegratnme ein, welche den Kampf von 10 Panzer-Fregatten und 
3 Dampfern gegen den Hafen S. Giorgio, die Zerstörung der Batterie Schmid, 
die um 4 Uhr erfolgte Besetzung Lesina's durch feindliche Kanonenboote 
und die Unterbrechung der Telegraphen- Verbindung zwischen Lissa und 
Lesina, die um 7 Uhr erfolgte Ansammlung von 14 Dampfern an der Nord- 
Ost-, von 6 Dampfern an der Nordwestseite des Hafens S. Giorgio, das 
Ausharren der Werke dieses Hafens in der Vcrtheidigung, endlich den um 
7 Uhr 20 Minuten erfolgten Rflekzug der feindlidteo Schiffe aus dem Scbuss- 
bereiche und ihre langsame Entfernung mit Curs N. W. meldeten. 

CA. V. TegelthofI musste nun aus diesen Telegrammen wohl erse- 
hen, dass das Gros der feindlichen Flotte sieh vor Lissa be&md, blieb jedoch 
noch vor Anker, da er dem Feinde immer noch einen weiter gdiendeii 
Angrifl^plan al6 jenen der blossen Bezwingung Lissa's zumulhen zu sollen 
glaubte, und sich nicht nach dem Süden locken lassen wollte, um, wenn die 
feindliche Flotte inzwischen plötzlich vor einem wichtigeren Punkte des nörd- 
lichen Golfe erschien, nicht zu enKcrnt von demselben zu sein. 

Auch lautete die um 11 Uhr Nachts einlangende, von Codroipo um 9 
Uhr 20 Minuten abgegebene Antwort des Süd-Armee-Commando« auf dio 
wiederholten Anfragen, welcher Küstenstrecke man unter den bestehenden 
Verhältnissen die meiste Wichtigkeit beilege, und was daher zu thun sei ? 
„Keine Theilung der Escadre vornehmen, und jeden Angriff auf die Küsle 
„von Istrien und Triest möglichst vereiteln." 

Doch am Morgen des 19. JuU kamen vom dalmaliniscben Gouverne- 
ment zwei Depeschen an, welche anzeigten, dass der Kampf bei Lissa wieder 
begonnen habe, und entnehmen Hessen, dass die ganze feindliche Flotte noch 
immer bei Lissa beschäftigt, also noch in keiner Uperation nach einem an- 
deren Punkte der Käste begriffen sei. 

Die zweite Depesche aus Zura (8 Uhr 20 Minuten) lautete: „Heute um 
„7 Uhr Kampf bei Lissa wieder begonnen, heftiger Kanonuidonner bei Lesina 
„hörbar. Um 5 Uhr Früh die itahcnische Flotte, 22 Schiffe, vom Canal Cur- 
„zola gegen Lissa, ein feindlicher Dampfer in Curs S, S. W, sichtbar." 

CA. V. Tegettboff beschloss nun auszulaufen, die feindliche Flotte 
anzugreifen, und dabei Lissa um jeden Preis zu entsetzen. Er meldete die- 

öiUtntelu Kinpr« UM. (V. Buul.) 3 A 



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34 öltenBictn EHmpfe im Jahre IfiSS. 

sen Entschluss lelegraphisch dem Kriegs-Ministerium und dem Süd-Armee- 
Commando, mil der Bitte um schleunige Antwort, berief um 10'/, Uhr sämmt- 
liche SchiiTs-Commandanten an Bord des Flaggen-Scliiffes, um ^e mit seinen 
Absichten bekannt zu machen und gab um 10*/, Uhr das Signal : „Alle 
Kessel heizen," und „Wer dampiklar, in Bewegung setzen." 

Dampfer Vulcan erhielt Befehl, alle Flottanten nach Pola zu 
schleppen und sich mit den Damplern Lucia und Triest dem Hafen-Admi- 
ralale, welches für die möglichst rasche Einschiffung von 1000 Tonnen 
Steinkohle Sorge zu tragen hatte, zur Verfügung zu stellen; Aviso-Dampfer 
Stadium legte sich unter Fort Brioni, um die bis 2 Uhr anlangenden Tete- 
gramme der Flotte nachzubringen. 

Ein grosser Theil der Schiffe war bereits in See gegangen, ala dem 
Eacadre-Commandanten vom Kriegs-Ministeriutn die Weisung zukam, 
nach eigenem Ermessen zu handeln , wegen einer blossen Demonstration 
gegen Lissa aber nicht auszulauten. 

Nach den zuletzt beinahe ohne Unterbrechung eingetroffenen Nachrich- 
ten aus Lissa, konnte von einer Demonstration nicht mehr die Rede sein, und 
es blieb somit bei dem gefassten Entschlüsse. 

Um Mittag verliess das Flaggenschiff die Rhede von Fasana, stiess um 
1 '/, Uhr 2U der bereits auf einige Meilen in See gesammelten Flotte , und 
nahm unterden Klängen der Volkshymiie und unter donnernden Hurrah's der 
.auf Reelings und Wanten aufgeenterlen Mannschaften s^nen Posten an der 
Spitze der Aufstellung ein. 

Wenden wir nun unsere Blicke den bisherigen Unternehmungen der 
italienischen Flotte zu. 

Der italienische Admiral Graf P e r s a n o, welcher schon am 8. Juni für den 
Fall des Krieges Instructionen erhalten halte, die ihm die Aufgabe stellten : „das 
„adriatische Meer vom Feinde zu säubern, diesen anzugreifen und zu bloki- 
„ren, wo er ihn finde — " war.am 20. Juni durch den Marine -Minister De 
Prelis von der erfolgten Kriegserklärung lelegraphisch in Kenntniss gesetzt 
worden, mit dem Befehl, unverzüglich die in Tarent befindlichen Schiffe nach 
Ancona abgehen zu lassen '). 

Persano verliAss hierauf am 22. Juni mit 19 Schiffen Tarent und traf. 

') Wie es scheint, beaUnd daa Telegramm nur in den Worten: „Sta bene, -riva 
U re," welche Phrate den obigen Befehl bedeuten Bollte nnd von H&rine-Uiniater 
nnd dem Admirnl &ilher vereinbart worden war. 

Wir folgen in diesem Theilc der Darstellung den Daten, die am dem wider 
den Admiral Fersano geführten Proeesse hervoTgehen, aa weit die* die reinen 
Thatsachen betrifft. 



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n. Operationen bis zum i-ngrlSe der Injal Liin durch die italien. Flotte. 35 

<la er nur mil ö Malen Geschwindigkeil in der Stunde fuhr, erst am 25. Juni 
im Hafen von Ancona ein. 

Noch am selben Tage richlele der Admiral eine Note an das Marine- 
Ministerium über die Bedürfnisse der Flotte, unter weichen er besonders 
Fernrohre, Avisos von grösserer Geschwindigkeit, mög^lichat viele Arm- 
slrong'Kanonen, und endiich auch noch Panzerschiffe als nolhwendigbez^ch- 
nete. Das Ministerium befriedigte in wenigen Tagen die dringendsten und 
gerechtfertigtsten dieser Ansprüche, wies aber die, mit Rücksicht auf den 
Stand der öslerreicliischen Flotte, übertrieben scheinenden Forderungen des 
Admirais nach Panzerschiffen zurück. 

Bei der vor Ancona versammeiten Flotte wurde nun die durch die 
Abfahrt von Tarenl unterbrochene Neuarmirung der Schifte mit grösster Eile 
vollendet und jedes der 3 Panzerschiffe Re d'Italia, Palestro und Va- 
rese schifite 2 150pfd. Armstrong-Kanonen ein. 

Am 27. Juni, als die österreichische Escadre vor Ancona erschien, war 
nur noch ein Schiff mit dem Umtausch seiner Geschütze beschäftigt ; es nahm 
eben die letzten 8 Kanonen neuen Systems an Bord. Die Übrigen Schiffe nah- 
men theils Kohlen ein, oder besorgten die letzten Reparaturen. 

Die Annäherung des Feindes war rechtzeitig vom Auslu^er E s p l o- 
ratore (marchese Orengo) bemerkt und um 4 Uhr der Flotte avisirt 
worden. 

Auf das vom Admiral, welcher sich auf den Esploratore begeben 
halte, gegebene Signal „assetto di combaltimento" setzten sich sämmlliche 
Schiffe in Kampfberdtschaft und nach zwei Stunden waren 10 Panzerschiffe, 
4 Schrauben-Fregatten, 1 Schrauben-, 1 Rad-Dampf-Corvette, 3 Schrauben- 
Kanonenboote und die Rad - Dampl - Aviso zum Gefechte bereit. Die Panzei*- 
schiffe Maria Pia, S. Marlino,Carignano und Castelfidard o lie- 
fen zuerst auf die Rhede aus, und später folgten die meisten andern auf Be- 
fehl Persano's gegen Monte Conero, um sich dort unter dem Schutze der 
Küstenbatlerien in die Schlachtlinie zu entwickeln. Dieses Manöver Hess der 
Österreichischen Flotte Zeit, sich von dem überlegenen G^n^er völlig unbe- 
l&stigt zurückzuziehen. 

In einer späteren Besprechung an Bord des Principe di Cari- 
gnano mit Admiral Vacca, dem Generalslabs-Chef D'Amico, den 
Capitänen Jauch und Bucchia gab Persano an. dass er die kaiser- 
liche Flotte nicht angegriffen habe, weil 3 Panzer, Re d'Italia, Re di 
Portogallo und Ancona nicht daran Theil hätten nehmen können; 
auch soll er angedeutet lukben, dass ihm seine Instructionen wichtigere 

»A« 



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3Q Öctemicha Klmpla im JaIu« 186S. 

Operationen vorschrieben und er von der Verfolguns des Feindes keinen 
Vorlheil erwarte *)• 

In seinem Berichte an dag niarine-Ministerium gab Persano den man- 
gelhaften Zustand mehrerer Schiffe als Grund setner Unthätigkeit an diesem 
Tage an, Tügle aber hinzu, dass die Flotte in kurzer Zeit bereit san würde, 
den Feind anzugreifen, der, sobald er die Formirung der italienischen Flotte 
gesehen, die Flucht in der Richtung auf Pola ergriffen habe'). 

Die ila]ieniscbe Flotte blieb noch volle 10 Tage, obgleich sie am 28. Juni 
einen Zuwachs von 3 Kriegsschiffen, u.Z. Schrauben-Fregatte Vittorio Erna- 
n u e I e , Schrauhen-Corvette S, Giovanni und Rad-Dampf- Aviso S i r e n ^t 
erhielt, bei Ancona vor Anker, immer noch nur damit beschäftigt, die Aus- 
rüstung der Schiffe zu rollenden und »e in kampfißhigen Stand zu setzen. 

Bekannt^h kam vom 5. Juli an die diplomatische Intervention Prank- 
reichs in Gang, der sich die italienische Regierung jedoch nur zSgernd und 
ohne die Feindseligkeiten einzustellen, fügte. 

Durchdrungen von der "Wichtigkeit einer entscheidenden Aclion in die- 
ser Zeil und gedrängt von der Stimme der Bevölkerung telegraphirte der Ma- 
rine-Minister dem Admiral Persano noch am 5. Juli Folgendes: „Die ern- 
„stesten Grande ratben, die vollständige Ausrüstung (allesUmailo) der Flotte 
„zu beschleunigen. Ich habe den Carlo Alberto, Principe Umberto 
„(Schrauben-Fregatten) und Governolo (Rad-Dampf-Corvette) von Neapel 
„abgehen lassen und die rasche Ausrüstung des Affondalore anempfoh 
„len. Sagen Sie mir, wann die Flotte bereit s«n wärde, in See zu gehen und 
„aus welchen Schiffen sie bestehen wörde*)." 

>) Der Re d'Italia und Re di Porto^allo hatten nr Zeit das Brachei- 
nana der kaiserlichen Flotte einen kleinen Brand im Eohlenranm, der jedoch Imld 
^dimpft ward, bo dass beide Schiffe in kurzer Zeit sieb in Bewsgnng setzen konnten. 
Die Ancona war erat nai^h IV, Stunden lum AiulHafen hereit. 

*) Nicht nur seine UnthStigkeit an dieaem Tage, sondern seLbet die laogBame- 
Fahrt TOD Tarent nach Ancona wuide, nebst vielem Anderen, spSter Anlass zu schwe- 
ren Anklagnpnnkten gegao den Admiral. Je härter das Urtbeil war, das ihn tra^ desto 
Tonicb^er mnas die Geschichte in Besog auf ihn sein. Gewiss ist, dass das Meistu 
von dem, was wider ihn als Anklage eq Tage gefördert wurde, ohne Gewicht gewe- 
sen, ja zn seiner Verherrlichung geiprocheii hSttc, wenn ihm das Kriegsglücfc hei 
T>issa gflnstiger gewenen wSre. AUerdin;^ ist aber auch sieht in verkennen, das» 
dem italienischen Admiral ein heiondecer Drang nach Thltigkeit nicht innewohnte. Da« 
grosse Unglück, welches das Landheer schon betroffen hatte, bevor er noch Ancona erreichte, 
und da« sonst Alles im Lande mit Verzweiflung erfUlte and rar Wieder vergeltuni; 
drängte, soheint anf ihn nnr von deprimirender Wirkung genesen an sein. Dies ist 
vielleicht der hlrteste Vorwurf, dei sich gegen ihn erbeben l&ssL AU er nntemeh- 
mend wurde, lieu ihn zumeist nnr daa Glück im Buche. 

*} Affondatore war am SS. Jnni von Gibraltar abgegangen und vor Eorzeni 
in Neapel eingetroffen. 



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II. OperaüoDen bü znm ingriffe der Insel LIbsh doroh die italion. Flott«. 3T 

Ein zweites Telegramm vom selben Ta^ lautete: „Die Vorsobl&gc des 
^Kaisers der Franzosen verhindern nicht die Fortsetzung der Feitidselig- 
fjkeiten; im Gegentheile wSre ein Kampf mit sicherem Erfolge nIStzItch; 
.„die Bescbleonigung der AusrQstung ist dringend." 

Admtral Persano antwortete hierauf: „Die Flotte ist, wenn es drin- 
^gend ist, vollkommen bereit, aaszulaufen; es bedarf aber noch zweier Tage, 
.„wenn man die Geschütze eingeschifft haben will und die LalTeten ankom- 
^men ; die andern Mängel sind unwesenllich. Aber ich brauche f nstructlo- 
.„nen, denn ich habe keine von Werth, als jene vom 8- JunL" 

Aul diese Erklärung hin traf vom Marine-Minister noch am selben Tage 
4as Telegramm ein : „Lassen Sie die Flotte in der Nacht auslaufen und erwär- 
mten Sie auf hoher See die noch mit der EinschifTung von Geschützen beschäf- 
.„tigten SchilTe. Beeilen Sie sich." 

Der Minister kündigte dabei die verlangten Instructionen für den 6. 
Mittags an. Doch auch nach diesen drängenden Depeschen und so bestimm- 
ten Befehlen verliess die Flotte ihren Ankerplatz nicht, sondern der Admiral 
erbat sich in einem Telegramm vom 6. Juli an den Marine-Minister, indem er 
-sich mit Ausnahme der Geschütz-Armirung als ferüg erki&rte, abermals Wei- 
sungen mit folgenden Worten: „Ich bitte, erklären Sie sieh genau, ob ich auch 
„den Feind anzugreifen habe , wenn er durch Befestigungen geschdlzt ist. 
^Besser wäre es, wenn noch der Aflondatore ankäme — sonst werde 
„ich ohne ihn vorgehen. Sie kennen die Situation und werden daher sagen 
„können , ob eine Schlacht überhaupt genügt , oder ob man einen sicheren 
„Erlolg braucht. " 

Der Marine-Minister drang nun neuerdings wiederholt darauf, duss die 
i'luUe endlich die Rhede von Ancona verlasse und wiederholte, dass es 
wichtig sei, die feindliche Flotte zu achlagen und einzuschliessen. Befestigun- - 
gen anzugreifen, bevor die österreichische Flotte geschlagen , hielt er nicht 
für richtig, sondern bezeichnete diesen Angriff als eine Aufgabe, welche erst 
nach gewonnener Schlacht von Umständen und dem voraussichtlichen Er- 
folge abhinge. 

Während dieses nutzlosen D^eschenwechsels verstrichen wieder drei 
Tage , ohne dass die Flotte austief. Indessen kamen am 7. Juli die neuen 
f nstnicüoncn des Ministers an. Dieselben lauteten dahin : 

1. Persano solle den Feind aufsuchen, ihn nach den mitS-Joni gege^ 
benen Instructionen angreifen und den Kampf bis an die äusserste Grenze 
fortführen, um ein entscheidendes Resultat zu erlange. 

2. Halte sich die femdliche Flotte in Pola , od^ zdge sie sich vor der 
italienischen dahin zurück, so solle Persano Pola mit hinreichenden Kräf- 



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3g Öaterreichs Kämpfe im Jiihre ISCfl. 

len blokiren , sich aber ausserhalb des Schussbereiches der Pola und die 
Rhede von Fasana verlheidigenden "Werke hallen. 

3. Der wesentliche Zweck des Seekrieges sei vor Allem die Herrschall 
ober die Adria und daher die Befreiung dieses Meeres von der österreichi- 
schen Flotte ; begegne er dieser, so müsse sie verfolgt, angegriffen und besiegt 
oder wenigstens in die Häfen gejagt und dort in einer Weise blokirt werden, 
dnss sie nicht mehr aus denselben lierauskäme. — 

Nun, um 4'/, Uhr Nachmittags des 8. Juli, erhielt die Flotte mit Aus- 
nahme einiger noch mit Arbeiten beschäftigten Schiffe, die unter Contre-Ad- 
miral Provana zurfickblieben, endlich das Signal zum Auslauten, doch nicht, 
um den Feind aufzusuchen, wenngleich Admiral Persano dies als Zweck 
seiner Operation angab. Die Flolle verliess um 6 Uhr Abends den Hafen, 
bekam am Morgen des 9. den Golf von Quarnero in Sicht, wandte dann gegen 
Anconn, so dass sie sich um 2 Uhr Nachmittags etwa 40 Miglien südöstlich vom 
Monte Conero betand, der Stelle die dem CA. Provana als Rendezvous 
bezeichnet worden war, kreuzteam nächsten Tilge gegen die dalmalinischeKüste. 
indem sie sich Isota Grossa und Lissa auf 20 — 25 Seemeilen näherte '), hielt 
dann aber die hohe See und übte taktische Manöver, den Signaldiensl und die 
Bedienung der Geschütze, ohne jedoch zu feuern. 

Gleich ferne von den Küsten Italiens und Dalmatiens, unsichtbar für 
Freund und Feind, evoluUonirte so die Flotte drei Tage lang auf demselben 
Parallelkreise (43" H') und kehrte endlich nach einem bedeutenden Kohten- 
verbraucbe, und ohne dass sie die Küste Veneziens oder Isiriens, geschweige 
den Feind, gesehen hatte, am 13. Juni früh Morgens nach Ancona zurück '), 

Darauf verfiel die Flotte wieder in ihre frühere Unthiitigkeit , obgleich 
der Marine-Minister, das Einlaufen derselben in Ancona zufti Ersatz der Koh- 
len etc. voraussehend, am 10. und II. Juli zwei gleichlautende Depeschen 
hatte ergehen lassen, Persano möge die Flotte in kürzester Zeit wieder 
versehen, dann in See gehen und sich an die gegebenen Instructionen hallen. 

Admiral Persano hielt sich offenbar noch immer zu schwach füreine 
erfolgreiche Operation gegen die kaiserliche Flotte und seine letzte drcitügige 
mit Übungen verbrachte Kreuzung im adriaüschen Golf mag auch dafür 
sprechen, dass er vor einem Zusammenstosse mit derselben die Vornahme 
von Exercitien noch für sehr nothwendig hielt. 

') Bai der Darstellung der Operationen der Oaterreichischeu Flotte kommen 
Meldungen über dsa Eraebeinen der italieuUchen Egcadre zunäcbst der dalmatiDischen 
Kflate am 10. Juli var. 

*) Auf hohciT See hielt die Flotte 3 Ssterreichische Htuiddss<:liiffe (einen Llofd- 
dampfei nnd ein Segelschiff) an, an welche die Frage gerichtet wurde : „wo sieh die 
feindliche flotte befinde?' 



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II. Operationen bis eoid Angriffe der Insel Liau daroh die Italien. Flotte. 39 

Es ist auch nicht zu verkennen, duss die italienische Flolle tu dieser 
Zeit noch nicht auf dem Stande war, den das Marine-Ministerium bei Beginn 
der Rüstungen zur sicheren BekÄmpfung der kaiserlichen Flotte für nolh- 
wendig erachtet hatte. 

Von den 12 Panzerschiffen fehlte der Affondalore'); von den schweren 
Hotzschiffen das Sehrauben-LinienschifT Re Galantuomo, die Schrauben- 
Fregatten Carlo Alberto') und Principe Umberto'), die Rad-Dampi- 
Corvelte G overnolo '}, Fulminante, die Schraub en-Corvetlen Clo- 
lilde und £tna; endlich noch 2 Avisos, 1 Brigantine und mehrere Trans- 



Vou den für die Operationsßolte bestimmten 36 Schlachtschiffen (ein- 
schliesslich derarmirteu Avisos) fehlten somit 11, und die italienische Flotte 
zählte am 14. JuU an Schlachtschiffen nur II Panzerschiffe, 5 Schrauben- 
Fregatten, 1 Schrauben-, 2 Rad-Dampf-Corvetten, 3 Schrau ben-Kanonenboote 
und 2 Avisos, so dass sie der kaiserlichen Flotte, abg^ehen von dem im All- 
gemeinen stärkeren Tonnengehalte , der grösseren Maschinenkraft und aus- 
giebigeren Armlrung, was die Zahl der Schiffe anbelangt, nur um 4 Panzer- 
schiffe und 1 schweres Holzschiff überlegen war, dagegen um 6 Kanonen- 
boote weniger zählte, und es Trägt sich in der Xhat, ob dieses Verhältniss von 
dem ilaljenischen Admiral als günstig genug betrachtet werden konnte, um 
sich einen sicheren Erfolg von einem Zusammenstosse zu versprechen , den 
allem Anscheine nach die kaiserliche Flotte das meiste Interesse hatte , mög- 
lichst in der Nähe ihres gut befestigten und eine grosse Manövrirfreiheit 
gewährenden Kriegshafens herbeizuführen. 

Admiral Persano bezweifelte dies und hatte gerne noch die Ankunft 
einiger Schiffe, namentlich des Widders Atfondatore abgewartet. Beinahe 
alle seine Briefe und Depeschen erwähnten dieses Schiffes und drangen auf 
Beschleunigung der Ankunft desselben '). Wie dem nun sei, die Unthätigkeit 
des Admirals war den Erwartungen der Bevölkerung und Regierung so ent- 
gegen, das der Marine-Minister es für nothwendig erachtete, sich persÖnUch 



') Diese 4 Schiffe kamen erat am 19. JuU zur Flotte, die anderen eireichteu 
dieselbe rechtieitig nicht mehr. 

') Anfange war der Affondatare zur Keserve beaümmt, Persano erwirkte 
seine Zutheilnng zur Flotte. Als er erfuhr, dass der Widder in Italien angekom- 
men sei, drückte er dem Minister hierüber seine Zufriedenheit a at und am 6. Jnli, 
aU er auslaafen sollte, «olineb er, es sei besser, den Affondatore noch absawarten. 

Am 10. Juli, als der Minister ihm ankttndigte, dass das SehilT Neapel nicht 
Tor dem l-l. verlassen kßnne, bat er lun die Betreibnng der frdheren Abreise, und 
endlich am 18. Juli, nach seiner Rückkonft von den dreitSgigen Ezercitien, schrieb 
or wieder dem Minister, ob es nicht besser sei, den Affondatore zn erwarten, 
bevor er die Operationen beginne. 



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40 östsTTriaha K&mph im JAhn tSU. 

nach Aneona m begeben, um Admiral Persano mit der Dratnoig, ihm sonst 
das CommaMk) abnetimen eu mfissen, zur Eröffhsn^ der Feindscfiglceiten bu 
h«stimnieii. 

Der Marine-Minister traf am 15. Juli Morgens dort ein , beschied den 
Generalstabs-Chef der PloUe , D'A m i c o , zu sidi und gt^te ihm die Frage, 
ob er einen Handstreich auf Lissa fSr zweckmässig halte. Der Genanlstabs- 
Chef war der Mdnung, dass, da der Absiäiliiss dnes Waffenstillstandes nahe 
scheine, Ve-nedlg oder Pola nicht angegriffen werden kftnnten, wenn nun aber 
doch rasch etwas (hun wolle , Lissa der geeignetste Punkt fdr ^ne Operation 
sei. Ca. Vacca, der auch zugegen war, schloss sich dieser Meinung an. 

Bald darauf ward ein Handstreich auf Lissa mit dem Admiral Per- 
sano selbst besprodien, der keine Einsprache gegen denselben erhob, vor- 
iiuegesetst, dass man ihm 4 — 5000 Mann Landungstruppen lur Verfügung 
stelle. 

Da an demselben Tage auch aus dem Hauptquartier eu Ferrara, im 
Auftrage des Königs, tän Schreiben des G. d. A. La Harmora «intraf, 
welches keinen Aufschub der Operationen mehr zuliess and der Marine-Mi- 
nister die verlangte VersUirkang an Landongstruppan bis auf 1500 Mann 
zusagte, denen no(^ 1 Bataillon Marine-Infanterie, 2 Compagnien Genie-Trup- 
pen und 1500 Jäger unter Commando des Brigadiers Fontana folgen soll- 
ten, so beschloss Admiral Persano, am nächsten Tage zum Angriffe aul 
Lissa auszulaufen '). 



') Vic«-Admir>l Albini war ^egen diese Untomehmnng und nutchta Psiiaiiii, 
!iU sie beieita beschloBien wut, brieflich darauf anfmerkaam, dau man an Liaut ein 
kleitiM Oibrütar Snden dflrfte. Doch Persano, der diese Charakteristik mU flber- 
trlebea finden nsodita, war gar niebt mebr in der Lage, ron dem p'ii**'*» PIsne 



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m. BaiennUDs der loiel Lfsu durch die ttsHenbdliB Flotte. 



m Abschnitt 



Berennimg der Insel Lisea durch die itaiieniBche Flotte. 

Am 16. Juti Nachmittags 3 Ulir lief die Flotle mit 19 SchifTen geg«n 
Ligaa aus, D. s. mit den 11 Panzerschiffen : Re d'Italia, AdmirabchifT, — 
Re di Portogallo, Principe Carignano, Maria Pia, Castel- 
tidardo, Ancona, San Martino, Formidabile, Terribile, Palestro 
und Varese '); 

den 5 Schrauben-Fregatten: Maria Adelaide, Gaeta, Duca 
diGenova, Viltorio Emanueie und Garibaldi*); 

den 3 Corvelten: Scbrauben-Corvetie SanGiovanni, Rad-Dampf- 
Corvetten Guiscardo, Eitere Fieraniosca; 

den armirten A^nsos : Hessaggiere und Esploratore, dann dui 
gemiethelen Aviso-Dampfern Flavio Gioia und Stella d'Italia, — 
und den Transporlsscbiffen Washington (Spitalsschiff) und Indipen- 
d en za (Provianlsehiff). 

Später, aber noch am selben Tage, kamen die Schrauben-Kanonen- 
Boote Montebello, Vinzaglio und Conlienza (je mit 4 Kanonen 
armirt) und der nidit armirte Aviso G i g I i o zur Flotte '). 

Den Aviso Ftavio Gioia Hess Admiral Persano kurz nach dam 
Auslaufen auf Gargano steuern, um das auf der Fahrt von Brindisi nach 
Ancona befindliclie WidderschilT Affondatore vor Lissa au führen. 

Da die Flotte ohne eine hinreichende Karte der Insel Lissa war, welche 
der Admiral auch von Seite des Ministeriums nicht hatte erhalten kfinnen, 
so sandte er seinen Generalslabs-Chef, Ltnienschifls-Capitän D'Amico, an 
Bord des Messaggiere zur Recognoacirung ab. 



>) Du Widdenchiff Affoodatore atieai arst »m 19. JdU tat Flott«. 

r Aosbesaeraug ihrer llMctüne lorOck, atiesB jedoch »m 

') Siehe Stand nnd Annimiig der königlich italieniichen Oper&tlms-Flotte vor 
der Iiuel Lina, Beilage C. 



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42 ÖHterrciehi Elmpfe im Jahre ISSB. 

Die Flolle steuerte, um die wahre Direction zu verbergen, bis zum Ein- 
brüche der Nachl gegen Lussin, lavirte am 17., wie es scheint, auf hoher See, 
und erschien erst am 18. Juli 8'/, Uhr Morgens, auf etwa 20 Meilen gegen 
HW., in Sicht der Insel Lissa. 

Indessen war schon am 17- mit Sonnenunte^ang der Messaggiere') 
von seiner Recognoscirungsrahrt, die er, die Insel von Süd über West und 
Nord nach Ost umkreisend, vollführt hatte, bei der Klotle eingetrofTen und 
Genera Istabs- Chef D'Amieo hatle dem Admiral ein ziemlich getreues, wenn 
auch allgemeines Bild von den Belestigungen der Insel, die er in einer vor- 
bereiteten Karte verzeichnete, überbracht, erwähnend, dass er die auf meh- 
reren Punkten vertheille Besatzung auf etwa 2500 Mann schätze. 

Admiral Persano, welcher anfänglich den Plan gehabt hatte, mit 
dem Gros seiner Flotte vor S. Gioi^io zu etscheinen und, während er diesen 
Hafen bekämpfte, seine Truppen bei Comisa ausharkiren und von du in den 
Rücken der in der Kehle Iheilweise offenen Beresligungen des Hafens S. Gior- 
gio vorgehen zu lassen, sah nun wohl ein, dass die Landung bei Comisa aller- 
dings Schwierigkeiten begegnen würde, hielt aber darum die Insel durchaus 
noch nicht für ein Gibraltar, sondern die Unterwerfung derselben, wenn auch 
erst nach einiger Zeit und vielleicht sogar erst nach EintrefTen der Verstär- 
kungen an Landungstruppen, für vollkommen ausführbar. Er modlDcirte 
seinen Angri&plan, indem er nun hauptsächlich den Hafen Manego als Aus- 
schiiTuDgspunkt bestimmte und gab demgemäss folgende Disposition : 

1. Der Contre- Admiral Vacca hatte mit den 3 Panzerschiffen: Prin- 
cipe Carignano, Castelfidaido und Ancona, nebst der Rad-Dampf- 
Corvelte G u i s c a r d o (im Ganzen mit 82 Schiflskanonen, u. z. 66 gezogenen, 
4 glatten 40pld., 12 glatten 80pfd. und 17 gezogenen S'/^pfd. Landungs- 
Geschützen) die Belestigungen der Bucht von Comisa anzugreifen, um einen 
Theil der Besatzung dort festzuhalten, und durch Unterwerfung der Batterien 
dem Expeditions-Corps die Möglichkeit der Landung dort zu bieten, falls diese 
nicht an einer anderen Stelle gelänge. 

2. Vice-Admiral Albini sollte mit den 4 Schrauben - Fregatten : 
Maria Adelaide, Gaela, Duca di Genovu, Vittorio Emanuele und 
der Schrauben-Corvetle San Giovanni (im Ganzen 206 Scbiffskanonen, 
u. z. 40 gezogene, 112 glatte 40pfd., 22 glatte äOpfd., 32 SOpfd. HaubiUen 
und 28 5|/,pfd. gezogene Landungs-Geschütze) die den Elafen Manego ver- 
thcidigende Batterie Nadpostranje (Nr. 12) zum Schweigen bringen und 
sodann die Landungstruppen unter Befehl des Linienschiffs-Capitäns Monale 



') Kb ist (liea dauelbä ScbiS, nelches tou der iiuel, aU uiit«r «ngÜBcher 
Flagge fahrend, aa diespm T&ge beobachtet wurde. 



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III. Berennmip der Iiiael Lissa durch die itaUsDiguhe Flotte. 43 

3. Das Gros der Flolle, bestehend aus den 8 PunzerschifTen : R e 
d'ltalia, RediPorEogallo, Maria Pia, San Mar Uno, Forniida- 
bile, Terribiie, Vurese und Palestro, der Rad-Dampf-Corvelte El- 
tore Fieramosca, dem Aviso Messaggiere (im Ganzen mit 173 Schiffs- 
kanonen, u. z. 2 SOOpfd., 6 150pfd. gezogenen Slahlreif-, 136 gezogenen, 
4 glatten 40pid., 22 glatten 80pfd., 3 glatten löpfd., 38 gezogenen 5*/, 
pfd. Landungs-Geschützen) sollte unter persönlichem Commando des Admini) 
en Chef die BeTesiigungen des Harens S. Giorgio in der Front bekämpfen. 
Hiezu hatten die Panzerschiffe Re di Portogallo, Maria Pia, Ter- 
ribiie und Varese unter Befehl des Divlsions-Conimandanten Riboiti 
gegenüber den Befestigungen an der Ost-, die übrigen unter Befehl Persnno*s 
an der Westseite des Hafen-Einganges Stellung zu nehmen. 

4. Die Kanonenboot-Flotille (mit 12 gezogenen löpfd. Kanonen) hatte 
unter Belchl des Commandanten Sandri sich nach Lesinu zu begeben, dort 
den unterseeischen Telegraphen abzuschneiden und olle Fahrzeuge sowie jedes 
Communicationsmiltel der Inseln Lissa und Lesina mit dem Fesllande zu 
zerstören '). 

5. Der Espioratore hatte zwischen dem Felsen Porno, der Insel 
S. Andrea und der dalmatinischen Landzunge Punta Planca , die Stella 
d'ltalia zwischen S. Andrea und Pelagosa zu kreuzen und jede Annähe- 
rung fdndlieher Schiffe zu signaltsiren. 

6. Indipendcnza und Washington hatten sich bei der Insel 
Busi auf jeden Ruf bereit zu halten. 

Die.se Dispositionen sollten mit Anbruch des nächsten Tages (18. Juli) 
in Ausführung gelangen. Die Schwierigkeit, sie zur Nachtzeit den in Bewe- 
gung befindlichen Schiffen zukommen zu lassen, die Nothwendigkelt, sich mit 
dem Commandanten der Landungstruppen ins Einvernehmen zu setzen und 
den übrigen Commandanten die nöthigen Aulklörungen zukommen zu machen, 
brachten es jedoch mit sich, dass die Schiffe erst zwischen 10 und 11 Uhr 
an die bestimmten Punkte gelangten. 

Verstärkt durch die Schrauben-Fregatte Garibaldi, welche sich 
gegen 9 Uhr mit der Flotte vereinigte und der Abtheilung Albini's ange- 
schlossen ward, näherte sich die Escadre der Insel Lissa. 

Die Besatzung dieser Insel hatte schon in der am 17. iMorgens durch 
den Messaggiere vorgenommenen Recognoscirung den Vorboten ernster 
Ereignisse gesehen. 

*) CspiUn Sandri eihielt diesen Befehl erat apHt Abenda am Bord de« Admiral- 
echiffea und konnte, da er bä Miglien zu dnrclilaufeu hatte, nicht vor 10*/, Uhr 
VormittagB des nächsten Tages in der Nähe von Lesiua eintreffen. Auch gelang en 
ihm dann ent nach mehreren Btunden, sich aeinea Auflr^es lu entledigen. 



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44 Osterreicfaa Kfimpfe im Jaitn 18M. 

Am 18. nach Sonnenaurgang gignalisirle der optische Telegraph auf 
<lem Monte Hum die ersten 9 Kriegs-Schiffe auf 20 Seemeilen, ohne Flagge, 
iiiil Curs Nordost, gegen die Insel Lissa steuernd. Nach und nach verm^rte 
>>ich die Zahl der Schiffe auf 22 ; um 9 Uhr kamen sie in Sicht der Datierte 
Magnaremi bei Comisn. 

Das Alarmsignal rief nun alle Batterien in Bereitschaft ; die in Comisa 
(lelachirle 12. Compagnte besetzte zum Schutze der Batterie Magnaremi 
(Nr. 10) mit einem Zuge den Monte Bariaski, delachirte einen Zug nach dem 
Monte Perlie zur Bedeckung der dortigen Geschütze, und blieb mit dem 
Keste kampfbereit in Comisa ; die halbe 4. Compagnie mit 4 6pld. Raketen- 
lieschiitzen besetzte Chiavc, Gradac und Travna, die andere die Höhe bei 
Knrober; die 10. Compagnie nahm Stellung in Lissa und bä der Batterie 
Madonna. Von den beiden Compagnien auf Cosino-Andrea (9. und 11.) 
wurde ein Zug nach StonSica, ein zweiler nach Nadpostranje detachfrt, 
1 y, Compagnien blieben in der Reservestellung. 

Indessen näherte sich die feindliche Escadre der Bucht von Comisa 
und um 10 Uhr kamen die 4 PanzerschilTe Ribotti's von S. W. in den 
SchuBsbereich der Batterie Magnaremi. Von dieser mit scharfen Schüssen 
i)egrQsst, hissten alte Schiffe die italienische Flagge und die kleine Gatia; die 
4 Panzer-Schiffe nahmen Stellung in N. W. der Batterie und eröffneten das 
Keuer gegen die rechte Flanke, die das Pulvermagazin enthielt. Die Batterie 
antwortete anlänglich mit den 3 gezogenen 24 Pfändern der angegriffenen 
Flanke; um das Feuer zu verstSrkcn, liess der Ballerie-Commandant, Ober- 
lieutenant Gogl, die Geschütze der linken Flanke wenden, und feuerte mit 
selben über die Erddecke des Magazins. Der Feind, durch die Verstärkung 
des Feuers überrascht, änderte seine Aufstellung. In diesem Augenblicke 
erschienen die Holzschiffe Albini's vor der Batterie, nahmen in der Capilal- 
verlängerung und gegenüber der linken Flanke Stellung und eröffneten auch 
ihrerseits den Kampf, dem sich bald darauf die Schiffe des Admirals Vacca 



Die Batterie Magnaremi, durch einige Zeit von 14 Schiffen unifasst, 
bestand glänzend den ungleichen Kampf, ohne einen Augenblick in der Schnel- 
ligkeit ihres Feuers nachzulassen '). Umsonst versuchten die feindlichen 
(ieschütze ihre schweren Projeclile der 500 Fuss hoch gelegenen und sehr 
enge gehaltenen Batterie beizubringen. Anfangs die Höhe nicht erreichend, 

') Ans den italieoiiiclieD Angaben ist nicht m antnebmen, das9 sich ausser deit 
Kdiiffen Tacca's noch andere nn der Be9cbieBsnn|f Comisa's betheili;^ hittan) doch 
folgen wir hierin den öaterreichlschen Relationen, da ee wohl möglich Ut, daM der 
grOstte Tbeil der iUlienlieheu Flotte, wenn auch nur kone Zeit, sieh im der Niha 
Ton Comisa aufhielt 



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m. Berennting der buel Lias& dnreli die itolieaUch« Flotte. 45 

Überschössen sie selbe spSler und brach(«D im Ganzen nur 2 Treffer in die 
Escarpe dw Batterie. 

Sobald ein oder das andere Schiff sich nfiher gegen das Innere der 
Bucht -wagte, nahmen auch die auf Monte Perlid bei 800 Fuss hoch postirteii 
lu Hille-Gescbütze an dem Kampfe Theil. 

Nach dem fiJntreffen Vacca's, der nun die Bekümplung Comisa's üti«r- 
nahm, zogen Ribotti uiid Albini ihre Schiffe successive aus dem Feuer 
und steuerten sädlicb der Insel, Erslerer bis S. Giorgio, Letalerer bis Porto 
Manego; Admiral Persano scheint mit seinen Schiffen längs der Nordseile 
der Insel gegen S. Giorgio gesteuert zu sein. Ribotti passirte aui seiner 
Fahrt gegen S. Giorgio um 11 Uhr den Haien von Manego in Kielwasser- 
linie; auf einen von der Batterie Nadpostranje abgereuerten blinden Schubs. 
steuerten die 3 vorderen Schiffe sogleich in weitem Bogen ausser Schuss- 
bereich; das letzte Panzerschiff kam nfiher heran, wurde mit 2 scharfen 
Schüssen «npfongen, welche 60 Schritte über und 100 Schritte vor ihm 
einflelen ; hierauf hielt dasselbe ohne Erwideriuig gleichfalls ausser Schuss- 
bereich ab und folgte den äbrigen PanzersehifTen um die Ostseite der fnsel 
gegen S. Giorgio. 

Bald darauf erschienen die Holzsctüffe Albini'g vor Porto Mane^to 
und legten sich der Batterie Nadpostranje gegenüber; Maria Adelaide 
und Vittorto Emanuele näherten sich auf Schussdtstanz und eröffneten 
mit ihren Geschützen schwersten Kalibers das Feuer, ohne jedoch mit ihren 
Prfyectilen die 503 Fuss hoch gelegene Batterie zu erreichen. 

Die Batterie antwortete mit 28 Schüssen, und brachte der Fregatte 
Maria Adelaide einen Verlust von 2 Todten und 3 Verwundeten bei. 

Indessen waren nach 11 Uhr, von Westen kommend, die ersten Panzer- 
schiffe Persano'8 nördlich des Forts Georg (Nr. 1) im Schussbereiche 
desselben angelangt. Von dort beschossen, zogen sie ohne Erwiderung vor- 
über, nahmen aber nach wenigen Minuten eine das Fort Georg umfassende 
Stellung und es entspann sich nun ein heftiger Geschützkampf, an dem sich 
bald auch die von Osten kommenden Panzerschiffe Ribotti's, gegenüber 
W^ington und der Batterie Schmid, betheiliglen. 

Während die feindlichen Panzerschiffe, in steter Bew^^ng, I^age iiuf 
Lage der schwersten Proje'ctile auf die westliche Befestigungsfront (Nr. I 
bis 5) und die Batterie Schmid (Nr. 6) schleuderten, erwiderten diese und 
Thurm Wellington unersehüilerl das feindliche Feuer. 

Die feindlichen Panzerschiffe, die schwache Wirkung des geringen 
Festnngs - Calibcrs erkennend , nüherten sich oft bis auf €00 Klafter den 
Werken. Das Admiralschiff Re d'Italia legte sich selbst bis auf 200 Rlaller 



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46 OtUrreiehs Kämpfe Im Jahre 1866. 

vor die Batterie Schmid, welche, nur 40 Fuss ober Meer, vergebens 
versuchte , durch wohl^ezielte Schüsse den gerährlichen Gegner zu ver- 
treiben. 

Da, ungefähr 2 Uhr Nachmillags , flo^ plötzlich das Pulvermagaan der 
Batterie Schmid in die Luft und begrub 40 Mann, die sich bisher stundenlange 
tapfer vertheidigt halten, unter den Trümmern. Es war der Re d'Italia, 
der diesen ^lückliclien Schuss abgefeuert hatte. Freudenrufe von allen Schif- 
fen begrüsslen das Ereigniss. 

Kurze Zeit nach der Explosion der Batterie Schmid explodirten auch 
einige Wallkäslen im Fort Georg, in den BaUerien Mamula und Zupparina, und 
verursachten, besonders im Fort Georg, grösseren Schaden. 

Doch nirgends verloren die Vertheidiger , die den Kampf g^en einen 
so furchtbaren Feind zu führen hatten, den MuUi , sondern setzten ungebro- 
chen das Feuer fort. Besonders thätig war der Thurm Wellington, und Ad- 
miral Persano gab daher mehreren Panzerschiffen (Maria Pia, S. Mar- 
tin» und Formidabile) Befehl, sich demselben zu nähern und ihn auf das 
Helligste zu beschiessen. 

Während in dieser Weise 8 feindliche Panzerschiffe sich bemühten, die 
Werke des Hafens von S. Giorgio zum Schweigen zu bringen, kam von 
Comisa die Rad -Dampf -Corvette Guiscardo mit der Meldung Vacca's 
an , dass er wegen der unerreichbaren Höhe der dortigen Befestigungen, 
die Beschiessung eingestellt habe und auf dem Wege nach dem Hafen Manega 
sei, um dort den VA. Albini zu unterstützen. CA. Vacca hatte in der 
Thal um 1 Uhr den Kampf eingestellt, fand aber bei Manego auch die 
Escadre Albini's aus gleicher Ursache unthätig. 

Ein an Bord des FlaggenschiiTes A I b i n i's abgehaltener Kriegsrath 
hatte bereits einstimmig die Nutzlosigkeit der Fortsetzung des Kampfes, der 
den Holzschiffen nur Verderben, aber keinen Erfolg zu verheissen schien, 
anerkannt, und war daher auch der Versuch. Truppen aiiszubarktren, unter- 
blieben. VA. Albini entsandte die Schrauben-Corvette S. Giovanni mit 
der Meldung hierüber an Admiral Persano und erbat sich weitere Dispo- 
sitionen. Vacca hingegen, von dem Stonde der Dinge bei Manego unter- 
richtet, setzte mit seiner Gruppe den Weg nach S. Giorgio fort 

Admiral Persano war nicht wenig üher die Resultatlosigkeit der 
Operationen seiner Unter-Befehlshaber erstaunt, und machte namentlich dem 
VA. Albini schriftlich Vorwürfe darüber, die unseres Erachtens nicht unver- 
dient waren, denn dass die so hoch gelegenen beiden kleinen Batterien Nr. 12 
und 21 die Landung der Truppen im Hafen von Ruda oder an sonst geeig- 



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in. Berennnug d«r Insel Liasa durch die itslleoisch« Flolta. 47 

neter Stelle und deren Vordringen geg;en Lissa verbindern hStten können, 
ist schwer anzunehmen '). 

Gleichzeitig gab P e r s a n dem VA. A I b i n i den Berehl zur Panzer- 
flotte zu stossen und dem CA, Vacca, wenigstens ein PanzerschifT vor 
Comisft zu belassen, um mit demselben die dortige Besatzung in Schach zu 
hatten. Doch Vaeca erschien, kurz nachdem dieser Belehl an ihn abge- 
gangen, vor dem Hafen, und Admiral Persano wies ihn nun an, sich gleich- 
falls gegen den Thurm Wellington und die inneren Hafenbatterien ins Feuer 
zu setzen. 

Etwa eine halbe Stunde später stiess auch die Abtheilung Atbini's 
zur Flotte und erhielt vom Admiral den Auftrag, die Landung in dem der 
Flotte nahe gelegenen Hafen Karober zu bewerkstelligen. 

Während A I b i n i die Bewegung liiezu ausführte , concentrirten alle 
Schiffe des Gros ihr Feuer auf die Befestigungen, insbesondere auf Nr. 8, 
Wellington und Fort Georg, dessen offene Batterie bei dem Mangel an Tra- 
versen durch die in der RichtungseinerCapilale einschlagenden EnQlirschüsse, 
die Explosion des Wallkastens und durch die das Fort überschüttenden 
Steintrümmer, welche von den in das ungedeckte Mauerwerk einschlagenden 
Projeclilen nach allen Richtungen geschleudert wurden, sehr ÜtL 

Während so die Panzerschiffe hauptsächlich dieFrontund rechte Flanke 
des Forts Georg beschossen, nahmen die Schiffe Albini's, durch Seoglio 
Ost gedeckt, bei Novaposta Stellung, in kreisender Bewegung nur heran- 
kommend, um abwechselnd ihre Lagen auf die linke Flanke des Forts abzu- 
geben, welches, nach dieser Seile schwach armirt, den kaum sichtbar wer- 
denden Schiffen keinen empflndlichen Schaden beizubringen vermochte. 

Als das Fort Georg ein Fänflel seiner Besatzung verloren , die HSIfle 
seiner Geschütze demontirt und einen Theil der schwachen Steinbrust bis 
zum Walle rasirl sah, stellte es nach sechsstündigem Kampfe mit der nun 
vereinlen Macht von 433 Geschützen, um 5 Uhr das Feuer ein. 

Batterie Mamula, unterhalb des Forts liegend und derselben Vernich- 
tung ausgesetzt, verlor den Balterie-Commandanten, ein Drittel der Besatzung 
und schwieg auch bald nach Fort Geoi^. 

Der Feind gewahrte rasch den Erfolg seines Feuers and entschloss 
sich zur Forcirung des Hafens. Die Panzer-Corvetle Formidabile erhielt 
Befehl, sich an der Hafenmündung festzusetzen, die Panzer-Fregatten Maria 



') Et wirft ein beiaichnendes Streiflicht auf die hier wallenden PergQnlich- 
keiten , dagg TA. Albini den Vorwurf seines TOTgesetsten Admiral« ablehnend 
beantworteto und ihn bitten Uee*, ein Panierachiff nach Haaego lu senden, um sich 
TOn der UnmOgliehkeit, da etwas zu thoD, lU Oberseagen. 



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48 öaten^eii* Kimpfe im Jahre 180«. 

Pia und S. Blarlino sollten in den inneren Haren eindringen und die Bat- 
terien desselben bekfimpFen. 

Nun schleuderten ein Theil der Panzersehiße, bis in die Linie der Hafen- 
Einfahrt vorgehend, — und die aus der Ferne näher kommenden Rad-Dampfer 
die schwersten Projectilc in das Innere des Hafens, während Re d'llalia 
»ich der noch unerschüUerten Batterie Zupparina (Nr. 4) entgegenstellt«. 

Unterstützt durch das Feuer dieser Schiffe, drang Formidabile, 
gefolgt von Maria Pia und S. Martino, mit vieler Vorsicht in den Haleii 
ein, beschossen von Wellington, Benlink, und am wirksamsten von Batterie 
Zupparina, welche, unbekümmert um das Feuer der übrigen Schiffe, nun alle 
ihre Geschütze aul die eindringenden Panzerschiffe richtete. 

Vor Zupparina angelangi, feuerten diese ihre Lagen gegen die Batterie 
ab, welche unerschrocken, auf kaum 200 Schrille , ihre Schüsse gegen dit; 
Stückplorlen sandte, und durch eine derselben dem am weitesten vorgedrun- 
genen Formidabile ein 24pfd. liohlgeschoss in den Leib brachte. 

Durch die im Schiffsraum erfolgende Explosion eingeschüchtert, zögerte 
dieser weiter vorzudringen, und als nun die bisher intact gebliebene Batterio 
Madonna sich auch in den Kampf mengte, traten die 3 PanserschifTe, welche 
bereits über die Linie Zupparina-Schmid hinaus waren , den Rückzug an. 

Als die feindlichen Panzerschiffe die eben geschilderte Forcirung des 
Hafens versuchten , wurde der gemiethete, zu Slalionsdiensten bestimmte 
österreichische Lloyd-Dampfer Egitlo, um ihnen nicht zur Beute zu werden, 
nahe der Riva bis zur Höhe des Deckes versenkt, und die ursprönglich im 
Orte Ussa aufgestellte Compagnie auf die Höhe Cosmo-Andrea gezogen. Di<; 
Pionnier-Abtheilung brachte die Feld-Geschütze aus den zur Rückendeckung 
auf dieser Höhe errichteten Geschülz-Emplacements gegra den Hafen, um 
nöthigenfalts die Batterie Madonna zu unterstützen. 

Bis zu diesem Zeitpunkte halle der eleclrische Telegraph die Vorgänge 
nach Zara berichtet; nach Abgang der Depesche über das unglückliche Ende 
der Batterie Schmid versagte plötzlich die Leitung. 

Um 4 Uhr war nämlich ein Kanonenboot der Flotille des Fregatten- 
Capitäns Sandri im Hafen von Lesina eingelaufen, hatte den Hafenbeamten 
an Bord genommen, unter der Androhung eines Bombardements der Stidi, 
die Ortsbehörde zur Bezeichnung des Kabellagers gezwungen und sodann die 
Leitung unterbrochwi '). 



') Dei durch die OrtsbehOrde an Bord bcrafeaeTele^aphen-BeamteBrSaner, 
waloher den Feinde die Kabslstelle beEeichnen sollte, leistete der Anffordemii^ keinti 
Folge, Buchtete mit dem Apparat« in Begleitnng voa fi Gendannen aaf die Bwg- 
spitse Orabie and gab von hier naob Zara Nachrichten über den wmteran Verlauf 
der BeHchieaBung an dieaem »ad dem folgenden Tage. 



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m. Berennnng der Insel Lisu darch die italianisohe Flotte. 49 

Nach dem misslungenen Versiiohe, den HafeD zu rorciren, schien es, als 
wallte die feindliche Escadre sich die Vernichtung des Thurmes Wellington zur 
Aufgabe machen, um, da den inneren Hafenbatterien nicht beizukommen gewe- 
sen war, wenigstens die Süsseren an diesem Tage zum Schweigen zu bringen. 

Es war gegen 6 Uhr, als alle Panzerschiffe das heftigste Feuer gegen 
den Thurm conccnlrirten. Dieser, mit seiner anstossenden Mörserbalterie 602' 
hoch gelegen , wurde nun nahezu durch zwei Stunden beschossen und in 
seiner Vertheidigung durch Bentink, und insoweit auch durch Batterie Zup- 
parina unterstützt, als die Schiffe in deren Gefechtsleld steh zeigten. 

Unbekämmert um den Hagel der Projecüle, welche oft weit über den 
Thurm gingen und wo sie aufGelen , das Gebüsch zündeten , erwiderten 
Wellington und die Mftrserbatterie das Feuer. 

Nach 7 Uhr glaubte Adtnira) Persano seinen Schiffen Ruhe gönnen 
zu müssen und vereinigte den grösseren Theil der Flotte in Reihenlinien 
nördlich des Halens ausser Schussbereich, nur die Abiheilung Vacca's vor 
Wellington zurücklassend, welche noch die an den Thurm gelehnte Mürser- 
batterie durch Enfilirschüsse zum Schweigen zu bringen suchte. Der Thurm 
fing jedoch gldch einer Traverse die feindlichen Projectile auf und erhielt 
selhst,anseinerNordscite, eine hei2 Klafter hohe, ebensobreite, und 1 Klafter 
tiefe Bresche, welche dessen Stabilität sehr in Frage stellte. 

Trotzdem begleiteten die auf dem Verdeck des Thurmes postirten Hau- 
bitzen und die HSrser der Batterie nüt ihren Würfen die Abtheihing Vacca's, 
als auch sie sich, um 8 Uhr, aus dem Schussbereiche entfernte, um zur Flotte 
zu slossen, die nach Sonnenuntergang, 8 Seemdlen nördUch der Küste 
Anker wart 

Um 10 Uhr vereinigte sich auch die Kanonenboot-Fiollille, von Lesina 
her, mit derselben. Fregatten- Capi tan Sandri meldete dem Admirat, dass 
vor Unterbrechung der Telegraphen-Leitung eine Depesche durchgelaufen 
wäre, nach deren Inhalt die österreichische Escadre vor Lissa zu gewär- 
tigen sti'). 

Diese Nachricht, welche Fregatten-Cafwtän Sandri durch einen Öster- 
reichischen Beamten erhallMi haben wollte, schira dem Admiral Persano 
nur darauf berechnet, ihn von der Fortsetzung des Angriffes auf die Insel 
abzuhalten und er beschloss, am nächsten Tage (19.) das Gros der Flotte 
wohl zur Abwehr der etwa ankommenden österreichischen Flotte bereit zu 
halten, durch einen Theil aber die Bekämpfung der Befestigungen fortsetzen 
und die Landung bei Porto Karober nochmals versuchen zu lassen. 



') CA, y. Togetthot! hatte weder an diesem Tage, noch spitter vor Mmem 

A,iuUvfen eine Umlicbe Depesche an du InBel-Commando abgMendet, and faMte 
Qberhanpt den EnticblasB Buni AnslBafen ent am 19. JnlL 

OiUiralBha Zimpr* IM«. (V. Bud.) * ^ 



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50 öit«iTeichi KSmpfe im Jahre 18M. 

Der an Bord des AdmiralschifTes berufene Commandant der Landungs- 
Iruppen, der Artillerie- und Genie-Cher stimmten dem Entschlüsse bei, drück- 
ten aber ihre Zweifel über das Gelingen der Unternehmung vor EiotrefTen der 
Verstärkungen aus. 

Die Rad-Dampf-Corvetle Etlore Fieramoscaging mildem Belichte 
über den Verlauf des Kampfes an den Marine-Minister ab. 

Auf der Insel waren alle Werke, ausser Batterie Schmid, trotz der hef- 
tigen Bescbiessung, vertheidtgungsßihig und konnten einem neuen Angriffe 
noch zwei Driltel der FestungsgeschüLze entgegenstellen. 

Das Marine-Infanterie-Balaillon , welches während der vorgeschilder- 
ten Kämpfe in den zugewiesenen Positionen stand, erlitt, ob^eich durch die 
von allen Seiten weit über die Höhen in das Innere der Insel einfallenden 
Geschosse bedroht, nur geringe Verluste. Dc^egen hatten die Brandge- 
schosse das dürre GebSlz entzündet und der Brand vernichtete die Habe 
mancher Bewohner. 

Die nolhwendigsten Herstellungen an den Brustwehren, die Auswechs- 
lung der zerschossenen LatTeten und die Ergänzung der Munition in den nitr 
mit Handmagazinen versehenen Werken Hessen dieBesatzung auch nach dem 
Kampfe nicht zur Ruhe kommen. 

Auch -ward die Besatzung in dieser Arbeit um 12 Uhr Nachts durch 
einen Schuss gestßrt, welcher vom Thurme Wellington gegeben wurde, 
als ein feindliches Schiff sich der Bucht Ston^ica näherte. Das Schiff ent- 
fernte sich bald in der Richtung der feindlichen Flotte, und die. Arbeiten 
wurden bis zum Morgen des 19. fortgesetzt. 

Admiral Persano ging im Laufe der Nacht ernstlich mit »ch zu Rathe, 
ob er die ihm zu Gebote siebenden, allgemein als ungenügend erachteten 
Truppen wirklich auf dem wenig bekannten feindlichen Boden landen lassen 
solle. Er glaubte endlich, die Verstärkungen abwarten zu sollen und gab am 
19. Moi^ens den Admiralen Vacca und Albini dea Befehl, einstweilen 
die Beschiessung der Werke fortzusetzen, jedoch die Landung noch nicht zu 
bewirken. 

Um 7 Uhr Morgens näherten sich demzufolge die Schiffe der Divisionen 
Vacca und A I b i n i neuerdings dem Hafen S. Giorgio und beschossen das 
Fort Georg und die Nebenwerke. VA. Albini betrieb die Sache nur als 
eine Schiessübung gegen Thurm Wellington. 

Fort Georg, Thurm Robertson, Batterie Mamula und Thurm Wellington 
mit seiner Mörserbatterie erwiderten mit wenigen Schüssen, der Thurm Ben- 
Unk und die Batterie Znpparina kräftiger. 



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III. BereDQUUg der loael lAatu durch die iUlienUnbe Flotte. 51 

Um 8 Uhr stellte der Gegner das Feuer ein und sleuerle mit den Pan- 
zerschiffen nach Nord-West, mit den Holzschiflen längs der Käslegegen 
Comisa. 

Letztere näherten sich um 9'/, llhrwieder dem Hafen S. Giorgio und 
feuerten aus der Stellung bei Novaposta gegen die linke Flanke des Forts 
Ceorg, dessen Munitionsmagazin, weiches bei 1000 Centner Pulver enthielt 
und nur durch eine auf das Glacis gelegte, mit schweren Steinen gelullte Holz- 
trai'erse gedeckt war, dabei sehr in Gefahr kam Doch ruhte bald wieder für 
«inige Stunden der Kampf, da sieh gegen 1 1 Uhr, ohne einen grosseren Scha- 
den angerichtet zu haben, alle SchiiTe weit aus dem Schussbereiche zurück- 
zogen. 

Indessen waren um 10 Uhr die erwarteten Schiffe: die Schrauben- 
Fregatten Principe Umberto, mit 126 Mann Marine-Infanterie am Bord, 
und Carlo Alberto, dann die Rad-Dampf-Corvette Governolo, und 
etwas später das Widderschiff Alfon dato re angekommen. 

Die mit denselben angelangten Verstärkungen erhöhten die LandungS' 
Truppen auf 2600 Mann, und Admiral Persano, der nun den Erfolg nicht 
mehr bezweifelte und auch aus blosser, nur auf ein Gerücht gegründeter Be- 
sorgniss, die kaiserliche Flotte könne erscheinen , nicht unthätig bleiben zu 
dürfen glaubte, hielt es Dan an der Zeit, seinen Angriff zu erneuem, und sich 
Iheils durch kräftige Beschiessung , theils durch Landung der Insel zu 
bemächtigen. 

Er erliess loLgende Dispositionen: 

1. Das ungepanzerte Geschwader, 7 Fregatten, 4 Corvetten, unterstützt 
von den 3 Kanonenbooten, bewerkstelligt unter der Leitung des VA. A I b i n i 
mit den Truppen sogleich die Landung bei Porto Karober. 

2. Die Panzerschifle Terribile und Varese begeben sich vor Co- 
misa. um die Besatzung der dortigen Batterien zu beschäftigen. 

3. Der Formidabile dringt in den Hafen S. Giorgio ein, um die noch 
kampffähigen Batterien zum Schweigen zu bringen. 

4. CA. Vacca unterstützt mit den Panzerschiffen Principe Carig- 
nano, Castelfidardo und Anco na den Angriff des Formidabile. 

6. Die Panzerschiffe Re di Portogallo und Palestro grwfen mit 
ihren 300 und 150pld. Geschützen den Telegraphen-Thurm (Wellington) an. 

6. Re d'Italia, S. Martine und Maria Pi^, unter den Befehlen 
des Ober-Commandanlen, verhindern, dass die Werke der westlichen Hafen- 
befestjgung die Landung bei Karober stören, für den Fall, als deren Geschütze 
noch kampfliihig sind. — 

Um 4'/, Uhr näherte sich die feindliche Flotte der Insel und nahm 
erneuert den Kampf gegen Comisa und die Werke des Halens S. Giorgio auf. 



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52 öatBirelelis Ktmpfe im Jahn 1886. 

Bei ersterem Orte eröffneten Terribile und V'aresc die Beschies* 
sung der nördlichen Flanke von Batterie Magnaremi. Bald schlössen sich ihnen 
2 andere Panzerschiffe , wahrscheinlich die zur Beschiessung des Thurmes 
Wellington bestimmUn Re di Porlogallo und Paleslro, nach 6 Uhr 
noch 6 HolzschiCTe der Abtheilung Albini's an. 

Wfihrend die Panzerschiff'e die Batterie beschossen, richteten die Holz- 
schiffe ihr Feuer gegen das Innere der Bucht. Durch sicher treffende Schüsse 
der Batterie und der Geschütze am Monte Perl)6 fern gehalten , erreichten 
jedoch ihre Projectile die Riva nicht und, -wie tagszuvor, blieb das ganze 
Gelechl eine erfolglose Kanonade. 

Nach halbstündigem Kample dampften die 6 Schiffe Albini's und 
2 Panzerschiffe gegen den Hafen Karober und es verblieben nurTerribite 
und V a r e s e bei Comisa, -welche die Besdiiessang durch -weitere zwei Stun- 
den Truchtlos lorlsetzten. 

Die Batterie Magnaremi und die Gaschütze am Monte Perlic erlitten 
keine bedeutenden Beschädigungen ; der Misserfolg des Gegners auf diesem 
Punkte machte es möglich , den ' grSssten Theil der bei Comisa detachirten 
12. Marine-lnfanterie-Compagnie zur Sicherung von Georg und Benlink zu 
ver-wendeD. Nur 1 Officier und 40 Mann verblieben zur Deckung der Ge- 
schütze am Monte Perli£ zurück. 

Ernster und blutiger wurde zu gleicher Zeit um den Besitz des Hafens 
S. Giorgio gekämpft Hier begann Formidabile (Commandant Sai nt Bon) 
bald nach 4'/, Uhr mit vollen Lagen die Beschiessung des Forts Georg und 
näherte sich mit grosser Kühnheit, ununterbrochen feuernd, der Batterie 
Mamula bis aut 160 Klaiter. 

Zu seiner Unterstützung Hess .\dmiral Persano den Aflondatore 
aus se'men SOOPfündern gegen dos Innere des Hafens feuern; er selbst trat 
mit den Panzerschiffen Re d'Ilalia, S. Martine und Maria Pia um 5 Uhr 
in der vom Formidabile zuerst inne gehabten Stellung in den Kampf ein, 
an welchem von Seite der Verlheidiger Bentink, Wellington und Zupparina 
thalnahmen. 

Um 5'/, Uhr verstärkten die Hoizschiffe Albini's aus ihrer Vormil- 
lagsstellung bei Karober das Feuer. Von dort bedrohten sie erneuert das 
Reserve -Munitions- Magazin des Forts Georg und den Rücken der Batter 
rie Mamula, zeitweise ihre Geschosse in hohem Bogen auch in den Rücken 
der Batterie Zupparina und in das Thal von Somogor sendend. Das im Thale 
gelegene mit Munition überrüllle Friedens - Pulvermagazin blieb nur durch 
einen glücklichen Zufall verschont, wie die rings um dasselbe aufgefundenen 
zum ThetI nicht explodirten feindlichen Geschosse bezeugten. 

Tbarm Wellington , der unausgesetzt seine Bomben nach den Schiffen 



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m. Berannniig der Insel Lissa durch die italieniache flotte, 53 

warf, ward vom Feinde wenig beläsligl, dafür litten aber die meisten andern 
Werke sehr. 

Bereits halte die feindliche Escadre den Triumph, ausser der schon tags- 
vorher zerstörten Batterie Schmid, alle Geschdlze der westlichen Befestiglingfs- 
Oruppe (Fort Georg, Batterie Mamula, Thurm Robertson, Benlink, Batterie 
Zupparina) bis auf eine 30ptd. Küsten- Haubitze der Enveloppe Bentink und 
3 24pfd. Hinterladungs- Kanonen der Batterie Zupparina, zum Schweigen 
gebracht zu haben und durfte dieselbe hoffen , wenn noch die Zerstörung 
der inneren Hafen-Batterie Madonna gelang, das Eindringen der Panzerschiffe 
der Besatzung imponirte, gleichzeitig die Ausbarkirung bei Karober erfolgte 
und die Werke von S. Giorgio im Rücken angegriffen wurden, die Insel in die 
Gewalt zu bekommen. 

Während die feindliche Escadre ihre Beschiessung verdoppelte, das 
Admiralschiff am Fusse der Höhe Wellington sich der Batterie Zupparina 
gegenüber legte und sie durch volle Lagen zu vernichten suchte, nahmen 
Formidabile und die bei 2 Seemeilen entfernten Panzerschiffe Vacca's: 
Principe Carignano, Castelfidardo und Ancona, die entschiedene 
Richtung auf die Mitle des Hafens. 

Die Besatzung brachte in aller Eile die Gescbaize der Reserve-Stellung 
und einige der rückwärtigen Emplacements nahe an den Höhenrand gegen 
das Hafenbecken vor, und die 10. Compc^nie besetzte in dichter Plänkler- 
linie den Hang beiderseits der Batterie Madonna und die Häuserreihe des 
vorliegenden Ortes Kul. 

In der Bewegung der anlaufenden 4 Schiffe war diesmal keine zagende 
Vorsicht, sondern fester Entschluss zu erkennen. 

An ihrer Spitze zeichnete sich besonders Formidabile aus, der, 
einige Schüsse nach Zupparina sendend, kühn bis auf 500 — 600 Schritte vor 
Madonna aufdrehte und seine Lagen gegen diese Batterie spielen Hess. Ver- 
gebens hatte Batterie Zupparina versucht, ihre Hohlgeschosse wie vorherge- 
gnngenen Tages in die Luken der Panzerschiffe zu senden ; der rasche Lauf 
derselben verhinderte gidckliche Treffer. Bentink konnte sein Geschütz nicht 
rückwfirts wenden, Wellington seine Bomben nur selten und mit äusserster 
Vorsicht werfen, und die Batterie Madonna blieb allein mit ihren 8 Geschützen 
auf offenem Walle in ungleichem Kampfe, da Zupparina steh bald darauf 
beschränken mussle, das Feuer des Admiralschiffes zu erwidern. 

Die Batterie Madonna concentrirle indessen unerschrocken das Feuer 
auf den Formidabile, welcher, vor derselben liegend, wie ein Wall die 
ihm nachsteuernden Schiffe deckte. 

Nun schwenkten auch die übrigen 3 Panzerschiffe auf und sandten 
Lage auf Lage der Batterie zu. Der tapfere Batterie - Commandant bewahrte 



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54 ÜBterrdchs Klmpfe im Jahre 1S66. 

in fiesem furchlbnren Nahkampfe eine seltene Ruhe und erhielt durch seih 
Beispiel die ganze Besatzung in todesmuthiger Ausdauer und Thätigkeit. 

Die Österreichischen SOprd. Granaten zersehetiten zwar Treffer auf 
Treffer grösslenlheils machtlos on den feindlichen Eisen - Colossen , aber 
manche Granate fand doch eine Luke und trug Tod und Verheerung in die 
Schiffsräume. Auch nahmen die Feldgeschütze auf Cosmo-Andrea und die 
am Hange und in Kut postirte Infanterie Antheil am Kampfe. 

Einem la Hitte-Geschülzc auf Cosmo gelang ein glücklicher Schuss und 
der aus einem der 4 feindlichen Panzerschiffe aufsteigende Rauch deutete 
auf Brand im Schiffsräume , bei einem anderen schien eine Granate der Ma- 
donna-Batterie ähnliches Unheil bewirkt zu haben. 

Inzwischen machte der Formidabile ein ebenso kühnes, als für die 
Batterie Madonna gel&hrliches Mandver. Derselbe liess plötzlich einen Anker 
fallen und sich, von der Kette ausstechend, lan^am rückwärts gegen S. Giro- 
lamo treiben, um, indem er dabei auch den anderen 3 Schiffen Raum geben 
wollte, die Batterie Madonna zu enfiliren. Doch als eben Formidabile 
wenige Schritte von Girolamo aufschweyen wollte, kehrte CA. Vacca mit 
den übrigen 3 Panzerschiffen , welche in dem beschränkten Räume des 
Beckens nicht frei halten manüvriren können und dem auf sie concentririen 
Geschütz- und Gewehr-Feuer ausgesetzt gewesen waren, um, verfolgt von 
dem Feuer der Batterie Madonna und des Thurmes Wellington. 

Formidabile bheb nun allein dem Feuer von Cosmo und Madonna 
ausgesetzt Er musste sein Feuer einstellen, die Stückpforten schliessen und 
von seinem Anker loszukommen suchen. Zweimal sank inzwischen, durch 
Gewehrkugeln abgerissen; seine Flagge, aber immer brachte eine feste Hand 
sie erneuert in die Lüfte. Die ganze österreichische Besatzung, die Zeuge 
der Vorgänge auf diesem Schiffe war, konnte demselben ihre Bewunderung 
nicht versagen. 

Admiral Persano erkannte nach dem Rückzuge Vacca's die kri- 
tische Lage des Panzerschiffes und gab dem Commandanten des Admiral- 
schiffes Befehl, dasselbe aus den Hafen herauszuholen; doch eben als Re 
ditaliasich zur Ausführung dieses Befehles anschickte, gelang es dem 
Formidabile sich von seinem Anker zu befreien und, diesen samml Kette 
zurücklassend, dampfte das tapfere Sclüff mit zerfelzler Takelage , 3 Todteo 
und 65 Verwundeten aus dem Hafen, als Zielscheibe aller Geschütze der Ver- 
Iheidiger, 

Die Batterie Madonna war in diesem Kampfe meist unter- oder über- 
schössen worden. Die unter der Kammlinie einschkgenden Schüsse bohrten 
ihre Projectile in die mit Stein verkleidete stark geböschte Escarpe, Trichter 
von 3' Durchmesser und gleicher Tiefe erzeugend ; die über der Kammlinie 



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ni. Bennniiiig der Insel Lima dorcb die italienische Flotte. 56 

einrallenden aber flogen durch das obere, die Brusl überragende Stockwerk 
der die Kehle schliessenden Kaserne und platzten und zündeten theils in sel- 
ber, oder flogen über die Kaserne ia den Felshang und zwischen die dort 
postirte In(aaleri& Das Dach der Kasernegeriethzweiinalin Brand, der jedoch 
noch im Entstehen durch die Besalzang gelöscht wurde. 

Der Verlust der Batterie war staunenswerth gering; er bestand nur in 
1 Todten und 1 Verwundeten. 

Den fdndlichen Admiral begünstigte das Glück nicht. Weniger würe 
daran gelegen gewesen, dass CA. Vaeca mit seinen 4 PanzerschilTen das 
Innere des Hafens hatte verlassen müssen, — die Entscheidung lag nicht da, 
sondern bei VA. Äibini, der mit 2600 Mann landen und die Werke, die 
bereits hinlänglich bearbeitet waren, im Rücken hätte angreifen sollen. E^ 
kann nicht bezweifelt werden, dass die schwache und an vielen Punkten zer- 
streut aufgestellte Insel-Besatzung beim Erscheinen dieser Angriffs-Colonne 
den Kampf hätte aufgeben müssen. 

Doch VA. Albini führte den ihm erlheüten wichtigen Angriß nicht 
durch. Ein Bragozzo näherte sich wohl der Punta Slupiski bei Comisa, 
wurde jedoch durch die Ia Hilte-Geschütze vom Monte Perlic zurückge- 
trieben, — einige andere Barken kamen gegen Val Ston<iica, zogen sich aber 
auch, in Folge einiger Granatwürfe des Thurmes Wellington, zurück. Eine 
Dampf-Barkasse, welche nüt 3 Imbarcalionen gegen Porto Chiave herankam, 
ward durch einen Schwärm der 4. MarJn&>Infanterie-Compagnie und einige 
Raketenschüsse zurückgewiesen. Endlich gelangen auch die bei Karober in 
grösserem Massslabe versuchten Landungen nicht. 

VA. Albini meldete hierauf dem Admiral Persano, dass die unru- 
hige See die Landung unmöglich gemacht hätte '1. 

Der Admiral Hess nun die Flotte um 8 Uhr Abends wieder auf 
8 Seemdlen von der Insel vereinigen und Anker werfen. 

Mit dem Einbrüche der Nacht verstummte der Kampf um die Werke 
Lissa's; auf allen flaggte noch das Banner Österreichs, bis auf Fort Georg, 
wo der Fla^genbaum abgeschossen und im feindlichen Feuer nicht wieder 
aufgerichtet worden war. Fort Georg, Batterie Mamula und Thurm Robert- 
son waren aber zum Schweigen gebracht. 

Fort Georg hatte an l£scarpc und Contre-Escarpe zahlreiche Treffer, 
welche kleine Trichter hinterliesscn. Das Glacis war stark aufgewühlt, das 
Ziegeldach des Reserve-Munitions-Magazins vielfach durchschossen , dieses 

') „Ein Bonderbarer UmBtand," meint Admir&l Peraano in ieinsr Verthei- 
di^nngMchriit : I fAtti di Lisas, — .der Hafen Karober 11^ im Naiden derlnael, 
,der Wind kam von SOden, frfthef war kein Gegenwind Tocbasden und auf der 
, hohen See empfanden wir keine Osdllationen." 



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56 ÖBtetKicba Kämpfe im Jahre IBM. 

selbst war aber, geschützt durch die vorgelegte Kasten-Traverse, von wel- 
cher nur einige Verstemmungsbalken und die Brelter-Verschallung beschä- 
digt wurden, unverletzt geblieben. 

Die der Defensions-Kaseme zum Schutze der im Erdgeschosse nnler- 
gebrachten Munition vorgelegte Traverse war durch eingedrungene Projec- 
tile in der Holzconslruclion erschüttert In das Innere der Kaserne war kein 
Schuss gedrungen; die Bruslmauer der Terrasse, auf der die ISPfünder 
standen, war vollkommen rasirL 

Die offene Batterie hatte am meisten gelitten. Die 3 bis 5' dicke Stetn- 
brust war grßssteiitheits bis zum Walle rasirt, ein Theil des Wallganges, 
durch die Explosion der Wallkästen eingeworfen und mit Steinlrümmern 
übersäet; die Laffeten aller Geschütze waren unbrauchbar. 

Die Batterie Uamuia und Zupparina hatten einige Schuss-Trichter in 
dem wenig soliden Hauerwerk derEscarpe; einige Projectile hatten in die 
Schutz-Traversen der Pulvermagazine geschlagen, ohne jedoch zu platzen. 

Der Felshang hinler Zupparina war vielfach durch jene feindlichen Pro- 
jectile abgeschürft, welche aus der Stellung von Novaposta nahe im Racken 
der Batterie einfielen und explodirlen. Eine s^t- und rückwärts dieser Bat- 
terie bestandene Holzbarake war in Brand geschossen und bis auf dieFunda- 
mente in Flammen aufgegangen. 

Thurm Robertson hatte wenige Schüsse erhallen, Thurm Bentink und 
die Escarpe des neuen Enveloppenthdis zeigten mehrere Treffer mit den 
gewöhnlichen Trichtern. 

Im allen Theile der Envefoppe, deren Escarpe nur trocken verkleidet 
war, hatten die feindlichen Projeclile eine 2* brate Bresche erzeugt Ein 
Schuss war durch den Eingang in das Innere des Thunnes auf die Pulver- 
magazinsmauer gedrungen, ohne sie zu durchschlagen. 

Batterie Schmid war in ihrer rechten Seite in einen Erd- und Stdn- 
haufen verwandelt, während die linke Hälfte mit dem zwdten Handpulver- 
magazine, in dessen Decke gleichfalls einige Projeclile eingeschlagen hatten, 
unversehrt stand. Die Geschütze waren umgeworfen, deren Laffeten zer- 
trümmert 

Nadpostranje hatte gar nicht gelitten ; eine bis an den Fuss des Glads 
gedrungene Kugel war das einzige Zeichen der stattgehabten Beschicssung 
vom vorigen Tage. 

Die Laßetirungen der Geschütze hatten durchgehends so namhaft ge- 
litten, dass die Werke Nr. 1 bis 8 nur mehr den dritten Theil ihrer Geschütze 
noch benützen konnten. Dieselben hatten im Laufe der bisherigen zweitägi- 
gen Vertheidigung , abgesehen von einigen Raketenwfirfen , 2733 Schüsse 
abgegeben. 



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in. Bweniiimg der Insel LUsa durch die itKlienisDhe Flotte. 57 

Die Truppe war durch den 36stündigen Dienst sehr ermüdet Die- 
sdbe arbeitete gidchwohl die ganze Nacht, trug Munition und Proviant in 
die Werke, besserte diese möglichst aus und fflhrte brauctibare LafTeten an 
Stelle der zerschossenen in einige Werke ein. 

Es blieben nur mehr I Geschütz in der Batterie Zupparina, 2 in Bentink, 
5 in Wellington und 7 in Madonna, so Mie die auf Cosmo und im Inneren der 
Insel aufgestellten Vertheidigungs- und Raketen-Geschütze zur Disposition. 
Die Verluste der Besatzung bezifferten sich wie folgt: 
Fort Georg: 

Artillerie 3 Mann lodl 

„ 1 Oflicier 21 „ verwundet 

zusammen 24 Mann. 
Batterie Mamula: 

Artillerie 4 Mann todt 

„ 17 n verwundet 

zusammen 21 Mann. 
Batterie Zupparina: 

Artillerie 3 Mann verwundet. 

Thurm Bentink samml Enveloppe: 

Artillerie 2 Mann verwundet 

Batterie Schmid: 

Artillerie 6 Mann todt 

1 OSider 8 „ verwundet 

Infonterie 10 „ todt 

10 „ verwundet 
zasammen 35 Mann. 
ThnriD Wellington and Mdrser-Batterie: 

Artillerie 1 Mann todt 

„ . ■ . 4 n verwundet 

zusammen 5 Mann. 
Batterie Madonna: 

Infanterie 1 Mann todt 

„ 1 „ verwundet 

zusammen 2 Mann. 
Das Marine-InEanterie-Bataillon hatte ausserdem noch 2 Mann ver- 
wundet. 

Im Ganzen betrug der Verlust : 

Todl: 24 Mann, 

verwundet: 2 OSIciere, 68 Mann. 



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58 0«t«Tr«iehi Klrnpfe Im Jaim 18M. 

Die feindliche Flotte zählte einen Verlust von 16 Todten und 114 zur 
Hälfte schwer Verwundeten '). 

Mehrere Schiffe hatten Havarien erüLten, die meisten lührten nur mehr 
für zwei Tage Kohlen am Bord. 

Admiral Persano beland sich bei dem Zustande der Flotte und an- 
gesichts der Möglichkeit, dass die fortg;eselzte Bekämpfung der Insel Lissa 
in der That die kaiserliche Flotte zum Auslaufen habe bestimmen können, 
einem schwierigen Entschlüsse gegenüber. Er sah nur die Alternative vor 
sich, entweder am nächsten Tage allsogleich und noch vor Erscheiaen der 
kaiserlichen Flolle die Bekämpfung der Insel fortzusetzen und dieselbe durch 
den kräftigsten Angriff zu Wasser und zu Lande zum Falle zu bringen, oder 
aber diese obwohl schon weit gediehene Unternehmung zu sisUren, nach 
Ancona zurückzugehen, sich mit Kohlen und Munition zu versehen, und 
dann nach Umständen zu handeln. 

Persano entschied sich noch an diesem Tage für das Eitlere und gab 
dem Commandanten Monale Befehl, am 20. Morgens beim ersten Schusse, 
den die Panzerßatte geben würde, die Landungstruppen auszuschiffen. Dieser 
Morgen brachte aber sehr stürmisches Wetter und es ward fraglich, ob die 
Landung gelingen würde. Ein Volksvertreter aus der italienischen Kammer, 
den Admiral Persano an Bord hatte, Namens Boggio, der in enthusia- 
stischer Weise immer zu Thaten drängle, stimmte für die Landung, der 
Genera Istabs-Chef der Flotte, D'Amico, war aber diigegen und endlich rieth 
auch CA. Vacca, der am Morgen des 20. an Bord des Admiralschiffes 
kam, die Unternehmung vorläufig aufzugeben und nach Ancona zurückzu- 
gehen. Wahrscheinlich hfilte Admiral Persano diesem Ralhe Folge gege- 
ben, doch da entschied ein Zufall für das Gegentheil. 

Bald nach Sonnenaufgang des 20. traf das Damptboot Piemonte, 
mit einem Bataillon Marine-Infanterie an Bord, bei der italienischen Flotte 
em; nun glaubte Admiral Persano den Angriff auf Lissa fortsetzen zu 

') Dm Jännerbeft 1369 der .BiviBta UttriUnM' gibt den Terluit der eintelaen 
Schiffe der königlich italienischen Eicsdre, wie folgt an: 

Am 18. Jall: Am 19. Jnli: 

Re di Portog«llo . 4 Todte 14 Verwu»date — — - 

Maria Pia ....1,6 , — — 

Sau Hartino ... — „6 « — — 

Formidabile ... — ^ — ■ 3 Todte 66 Terwnndet« 

Auoona — , — „ 6„I1 „ 

Palestro — „ 9 „ — , — „ 

Uaria Adelaide ..2,6 , — , — 

GoTernolo .... — „ — , — „ 1 , 

Somma: 7 Todte 41 Venvundete 9 Todte TS Terwnndete. 



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QL Bereuinng der Iiuel LUsa dnroh die iUlienUch« Flotte. 59 

mdsSM und gab sogleich Berehte für den VA. Albini, die Ausschiffung 
bei Karober vorzunehmen, 

Die Panzerschiffe Terribile und Varesc sollten die Batterien der 
Bucht von Comisa 'wieder angreifen, Admiral Persano selbst wollte mit 
den andern Schiffen nochmals die Werke des Hafens S. Giorgio beschiessen. 

Um 8 Uhr war die Division Albini's und die Kanonenbool-Flolille 
rings um den Ilafen Karoloer mit Vorbereitungen, zur Landung beschäftigt, 
Terribile und Varese bereiteten sich zum Angriffe auf Comisa vor, die 
andern Schiffe erwarlelen vor dem Hafen S. Giorgio den Befehl zum Angriff, 
Formidabile schiflte seine Verwundelen aul den Washington über, Re 
diPortogallo und Castelfidardo signalisirlen Havarien in der Ma- 
schine, da dumpRe plötzlich der Esploratore von der Panta Planka mit 
dem Signale: „Verdächtige Schiffe in Sicht" heran. 

Admiral Persano war nun keinen Augenblick im Zweifel, dass er 
die kaisertiche Flotte vor sich habe und verlor keine Zeit, sich gegen diesen 
neuen Gegner zu wenden. 

Er gab, da er die kaiserliche Flotte in der Fahrtrichtung des Esplora- 
tore wähnte, der ganzen Flotte den Befehl, sich in Frontlinie gegen W.N.W. 
zu entwickeln, dann aber zum Abfallen gegen N. N. 0., als er die Rauchsäulen 
der kaiserlichen Flotte mehr in dieser Richtung beobachten konnte; dem 
VA. A 1 b i n i ward das Signal gelben, die Landung, die erst in Vorberei- 
tung war, nicht auszuführen und später, als wahrzunehmen war, dass die 
Holz-Flotte sich nicht in Bewegung setzte, forderte sie Persano zur Beschleu- 
nigung derselben mit dem Signale aul: „Der Feind ist in SichL" 

Der Admiral beorderte noch die beiden Corvetlen Governolo und 
Guiscardo zur Remorquirung der beiden Schifle, welche die Havarien 
^gnalisirt hatten, den Messaggiera zur Herbeiholung des vor Comisa 
befindlichen Terribile und Varese und steuerte mit dem Gros der 
Panzerschiffe der kaiserlichen Flotte entgegen. 

Die Insel war des Morgens in dichten Nebel gehüllt. Nacheinander 
waren von mehreren Punkten der Küste Meldungen über die Annäherung 
des Feindes beim Festungs-Commandanten eingelangt, von Porto Chiave die 
bestimmte Anzeige, dass der Feind daselbst Vorbereitungen für grßssere 
Landungen treffe. 

In Ungewissheit, von welcher Seile der feindliche Angriff erfolgen 
würde, hatte die Besatzung die Vertheidigungsslellung bei Cosmo-Andrea 
bezogen ; die Besatzung des Forts Georg wurde durch 1 OfBcier, 70 Mann ver- 
stärkt, und eine halbe Compagnie mit 2 12pfd. Raketen-Geschützen auf die gegen 
das Thal von Somogor vortretende Höhe gegen Chiave-Karober vorgeschoben. 



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60 Öaterreicha Eänpfe im Jahn IH6. • 

Es war beschlossen, so lange des Feindes wahre Abstchl nicht zu 
erkennen sei, ihn in dieser Stellung zu erwarten. 

Da brach gegeri 10 Uhr die Sonne dnrch die Nebelhülle und der Be- 
satzung bot sich das unerwartetste Schauspiel. 

Während die Teindlichen SchifTe von allen Seiten herandampUen, um 
sich nördlich der Insel zu vereinigen, näherte sich von Nordwest im festen, 
entschlossenen Anlaufe die österreichische Escadre. 

Gin Freudenhurrah gab der ersten Ueberraschung Ausdruck, dann 
aber harrte die Besatzung lautlos und in höchster Spannung des lurchtbaren 
Kampfes, der sich nun unter ihren Augen zwischen ihrem Bedränger und 
Retter entspinnen sollte, gehoben von dem stolzen Bewusslsein, wie immer 
auch die Würfel fielen, der blutigen Entscheidung ungebrochen imd erfolg- 
reich vorgekämpit zu haben. 



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IT. Seeachl&dit bei Uta*. 



lY. Abschnitt. 



Seesehlaeht bei Lissa. 

Die Ssltyreichische Escadre war seit 19. Juli 2 Uhr NachmiUags mit 
27 Sdtiffen in Bewegung, hatte nm 2'/, Uhr den Lenchtthurm von Promon* 
tore, hieraur den Qnamero passirt und dann in südöstlicher Riehtang der 
dalmatinischen Küste entlang den Curs bis gegen Lissa fortgesetzt. 

In 3 Didwonen getheill, bildeten 7 Panzerschiffe die vorderste und 
erste, 7 grössere Holzschiffe (1 Linienschifi, 6 Fregatten, 1 Corvelte) die 
zweite, 10 Schrauben- Kanonenboote und Schooner die dritte und letzte 
Division. Jeder derselben war ein Rad-Dampfer als Repetiteur beigegeben '). 

Die einzelnen Divisionen waren im vorspringenden Winkel formirt 
und folgten einander in Kielwasserlinie. Diese Formation eignete sich nicht 
nur lür die bequeme, geschlossene Fahrt, bei welcher die einzelnen Schiffe 
leicht beobachtet und Zusammenstfisse bei dickem Wetter am besten vermie- 
den werden konnten, sondern auch vorzüglich für das Gefecht, da ^e die 
ganee verfügbare Macht in compacter Masse in die Action zu bringen erlaubte 
und den Übergang in jede andere Formation leicht und schnell znliess. 

Der Instruction des CA. v. TegetthofI gemäss, hatte beim Zusnm- 
menstosse mit dem Feinde die Division der Panzerschiffe in dessen Aufstellung 
hinein zu rennen, und wo mSghch f^ndliche Schiffe in den Grund zu bnli- 
ren, jedenfalls aber den Kampf auf kürzeste Entfernung mit vollen concen- 
trirlen Lagen zu führen, da nur bei solcher Kampfart die Überlegenheit des 
Gegners an Schiffen und Armimng einigermassen paralystrt werden konnte. 

Die Division der schweren Holzschiffe sollte je nach der Aufstellung 
des Feindes entweder vom Flaj^nschiff aus an einen Flügel der Panzerschiffe 

*} Sieho Ordre de batulle der k. Ic. Eieadre, Beilage D> 



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^2 Ost«rrolcha Kämpfe Im Jahn 186S. 

disponirt, oder nach dem Ermessen ihres Commandanten, Commodore v. Pelz, 
verwendet werden. 

Die Kanonenboote und Schrauben-Schooner, von welclien die ersieren 
grössere Schnelliglteit als die meisten Fregatten besassen und zusammen 
eine Zahl von 40 Geschützen, (darunter 37 des grflsslen Calibers der 
Flotte) repräsentirlen, waren im Allgemeinen angewiesen, sich nach Herbei- 
führung der M6lee in 3 Gruppen aufzulösen, und gruppenweise oder auch 
einzeln die grösseren HolzschifTe durch Enülirung ihrer jeweiUgen Gegner 
zu unterstützen. 

Um 5 Uhr Nachmittags des 19. stiess Aviso-Dampfer S lad! um aus 
Pula zur Flotte, ohne Nachrichten von Belang zu btjngen. 

Gegen Abend musste, des durch S. 0. Brise verursachten massigen 
Seeganges w^en die Fahrt auf 5'/, Knoten herabgemindert werden, da einige 
der langsameren Schiffe Muhe hatten, ihre Aufstellung zu behaupten. 

Iti den Abendstunden besprach der Escadre-Commandant mit dem 
Fla^en-Capitän und den Officieren seines Stabes die für den kommenden 
Tag zu gewärtigenden Ereignisse und gedachte auch der Möglichkeit, dass 
der Feind bereits im Besitze des Hafens von S Giorgio sei; — es wurde 
festgesetzt, auch in diesem Falle mitten in die feindlichen Schiffe hineinzn- 
rennen. 

Für den Fall, dass der Admiral im Kampfe fallen sollte, ward bestimmt, 
dass dies erst in einem geeigneten Momente der Flotte- bekannt gemacht 
werde und bis dahin und bis zur Dbemahme des Befehles durch den rangs- 
Sltesten Unler-Commandanlen, das Admiralschiff die Leitung der Flotte fort- 
zuführen habe. 

Gegen Morgen des 20. umwölkte sich der Himmel und nahmen Wind 
und Seegang derart zu, dass die Panzerfregalten 2. und 3. Classe, deren Bat- 
terien sehr tief lagen, genölhigt waren, ihre Stückpforten zu schliessen. 

Um 7 Uhr meldete Kaiser Max, welcher sowie Prinz Eugen 
und Stadium als Auslugger vorangeeilt war: „6 Dampfer in Sicht"; auch 
vom Flaggen schiffe wurden in s. 6. Richtung Rauchsäulen bemerkt, doch 
hüllte bald darauf eine Regenboe aus S. W. die Flotte in dichten Nebel und 
benahm jede Fernsicht. 

Nichts konnte dem kaiserlichen Admiral ungelegener kommen ; Wind 
und Wetter schienen sich verbändet zu haben, um seine ohnehin so veranl- 
wortungsvoUe und schwierige Unternehmung noch geßhrlicher und prekärer 
zu geslaiten ; doch Jiess sich der Admiral in seinem einmal gelasslen Ent- 
schlüsse nicht mehr wanken machen; nur die, wenn überhaupt mögliche, 



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rV. SeeacUacht bei LUm. 63 

l^lädiliche LSsung: seiner Aul^be vor Au^en uad fest durchdran^n von der 
Überzeugung, dass Macht und Ansehen seines Valerlandee, das Wohl und 
der gute Rur der Flotte in diesem Augenblicke von seinem Entschlüsse 
abhingen und Alles in Gefahr käme, wenn er schwankte — steuerte er, vor 
Allem bauend auf den vortreCTltchen Geist seiner Officiere und Mannschalten, 
ruhigen und klaren Geistes seinem grossen Ziele entgegen '). 

Und als sollte der feste Wille des entschlossenen Führers schon jetzt 
den ersten Si«g davontragen, begann sich der Himmel gegen 9 Uhr aufzuhei- 
tern; der Wind setzte nach N. W. um, die See legte sich allmfihlig, wenn auch 
der Seegang noch immer stark* genug blieb, um das Batteriedeck der Panzer- 
schiffe 2. und 3. Classe mit Wasser zu überspülen, und den Kanonenboote 
und Schraubenschoonern mitunter noch während des Gefechtes die Handha- 
bung ihrer Geschütze nur mit aller Vorsicht und Anstrengung zu gestatten. 

Als sich gegen 10 Uhr endlich der Nebel völlig senkte, sah die öster- 
reichische Escadre gerade vor sich die feindüche Flotte, eben im Begriffe, 
sich' an der Nordküste von Lissa zu sammeln. 

„Klarschiff zum Gefechte", „Distanzen schliessen", 
„Auslugger auf ihre Posten", „raitganzer Kraft fahren", end- 
lich um 10 Uhr 36 Minuten: „Panzerschiffe den Feind anrennen 
und zum Sinken bringen", waren die Signale des k. k. Flaggenschiffes, 
welche rasch nach einander gegeben und von der ganzen Escadre mit einem 
begdsterten „Hurrah" begrüsst wurden. 

Das bereits vorbereitete Signal : „Muss Sieg von Lissa werden", 
konnte, der raschen Annäherung wegen, nicht mehr gegeben werden. 

In wenigen Augenblicken war Alles zum Gefechte bereit und im 
raschesten Laufe, die kleine Flaggengalla an den Masten, stürzten sich die 
kaiserlichen Schiffe mit Curs S. S. 0. der feindlichen Panzerflotte entgegen, 
welche sich, rasch gesammelt, in Kielwasserlinie mit Curs N. N. 0. näherte. 

Die aufeinander stossenüen Flotten halten folgende Ordnung : 



') Bei Ungerer Dkaer do« dicken Wetten bitte <lie Nlhe ie* LandeE nnbe- 
diiigt einen Curswecbiel erfordert, d& eine Flotte von S7 Schiffen sieb iinmS|[Iicb in 
den nicht lehr breiten Caoal von Liasa wag^ und dieselbe ancb nirgeada an der 
Kfiate einen Ankerplats finden konnte. An eine Trennnng der Flotte war bei der 
Nlbe de« Feindes eicht zu denken, ebeniowenig all bei dem geriogea FManns>'&i"'>B 
tat Brennmaterial ein längeren Verbleiben ontec Dampf mSglioh war. 



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Orterreieh« Kimpfe im Jftbr« 1866. 

östsrreicilUch« Fl«tt«. 




j^t 









friiu Eugen ^ 

JB0M 






DiylS! 

^ a.Dtvi8i 

J^ Kaiser Mrx 

S^' Sälsoumier 
l L Diräit 




'RS.Firi:MKX 



1 
S.0.Z.S. '^Aiuvn» 



Itallsniseho Panztr-Flott«. 

ßRed'Jtalia 
Shpia;Fa.4iBruii« ^'^JPmUttr» 



•tviaiROiotti 






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Von den italienischen Panzerschiffen waren somit 9 sur aagenblick- 
lieben Adioa bereit, ~ das Panzerschiff Formidabile war seiner Havarien 
v^en gefechtsuntüchtjg und steuerte nach Ancona. 

Varese und Terribile dampften von Comisa herbei; ersterer kam 
nach Beginn des Kampfes in die Colonne, letzterer schloss sich der Holzflotte 
an, welche sich nach Wiedereinschiffung des Landnngsmaterials an der Nord- 
küBte der Insel in der Nähe der Bucht Travna sammdte, und kam gleich 
dieser nicht in die Action '). 

Admiral Persano fand es für zweckmässig, sein bisheriges Admiral- 
sdüff Red'llglia zu verlassen und sich sammt seinem Generalstabschef 
auf den Affondatore zu begeben, welchen er, den ihm vorangegangenen 
Rufe 2U Folge, für das schnellste, steuerlähigste, zum Raramen tüchtigste, 
mithin lum Admiralschiff geeignetste Schiff hielt '). 

Durch diese Überschiffung ward der Re d'Italia in seiner Fahrt aui- 
gebalten, so dass sich die Divisions -Intervalle von 5 — 6 Kabel (1 Kabel = 
100 Klafter), zwischen der ersten und mittleren Gruppe vergrösserte, was 
jedoch wohl nur als ein Für die italienische Flotte, namenlüch für deren mitt- 
lere Gruf^e, gunstiger Zwischenfoll angesehen werden kann, da selbe sonst 
wahrscheinlich gleich bei Beginn der Action von der ganzen Wucht der Oster- 
reichischen Panzer-Division getroffen worden wäre und vielleicht schon in 
diesem Augenblicke ein oder das andere ihrer Schiffe verloren hätte. 

Während Persano das Schiff wechselte, eröffnete um 10 Uhr 43 



<) Siehe di« Torg-leiekende Übersieht l>eider Flotten, Beilage K 

*) Der Affondatore, sub Eiaeu in London gebaat, wu 800' Ung. Der Pan- 
ier war auf einer Teakholz- Unterla-ge ron 10" Dicke ntitteUt HoUach rauben, die 
jedoch nicht dnrch die eiaeme Bchiffawand gingen befestig reichte 7' unter Wuner and 
war in der Wa»Eerlinie G" dich. Tom Batteriedecke (1' Ober Waaser) anfwitrts war 
dai Bordwandblech blos iVi" dick, konnte daher leicht tou HohlgeachossQn durch- 
schlagen werden. Das Batteriedeck war unter der Hollbeplankung mit 2 Logen 
1" dicken Eiienblechl belegt 

Im Batteriedeck befanden sich eine Menge Einrichtongeo ans Hola, so dass 
Hoblgeschosse leicht einen Brand anrichten konnten. Die Deoklnken waieu mit 
starken 5" hoben Gittern gut veisichert. 

Jeder der awei ThQime barg eine ge»^ne SOOpfd. Armstrongkanone. 

Das Schift hatte eine mittlere Geschwindigkeit von 11 Seemeilen, brauchte 
aber aum Beschreiben eines vollen Kreise« 8'/^ Uinuten. 

Als Tilhlhnre Mlingel des Scliiffes waren oacb Angalie des C^itÜns Hartini 
wa beliehnen: dass das Schiff einen grCsseren Tiefgang hatte, aU nach dem Con- 
stnctionsplane featgeaetit worden war, und die Panserung wenig über die Wasserlinie 
berrorragt«, während die nnr mit dilnuem Blech bedeckte Bordwand und das Oberdeck 
leicht von Kngeln darchgeschlagen werden konnten, wie es auch factisch in der Schlacht 
geschah. Ferner war das Steuerruder, welches -vom mittleren Thurme aus bewegt 
ward, sehr ichweTmUg und das ganze Schiff seiner ausserordentlich bedeutenden 
LUnge wegen nicht manöTrirfithig genug. 

ft* Wt, (V. BudO B A 



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gg Örterreielu ESmpfe im Jmhn 1BS6. 

Minnten , die an der T6te der feindlichen Linie steuernde Panzer-Fregatte, 
Principe Carignano (Flagrgenschiff des CA. Vacca), auf einige Kabel 
Entfernung das Feuer und bald nahmen es auch alle librigen feindlichen 
Schiffe auf. Einer der ersten Schüsse Ifidtete den Commandanten der kaiser- 
lichen Panzer-Fregatle Drache, Linienschiffs-Capit&n Freiherr v. Hotl '), 
Die kaiserliche Panzer-Division, welche indessen ihren linken Flügel 
etwas vorgenommen halte, erwiderte das Feuer, ohne jedoch in ihrem Laufe 
innezuhalten. Dichter üauch hüllte bald die beiden Flotten ein, wodurch es 
geschah, dass mehrere äslerreichische Panzerschifie, darunter das Admiral- 
schiff, die eigentlichen Standpunkte der feindlichen SchiSeauaser Augen ver- 
lierend, in die Intervalle zwischen der ersten und zweiten feindlichen Gruppe, 
d. i. zwischen den Panzer-Fregatten Ancona und Re d'Itatia hineingerie- 
then und auf diese Art eine förmliche Trennung der leitidlichen T^te von 
den übrigen Gruppen bewirkten. 

Von der österreichischen Panzerflotte fielen dann die meisten Schiffe 
des linken Flügels backbord *) gegen die feindliche T£te, jene des rechten 
Fl^els steuerbord *) ab, um sich mit dem nächsten Gegner zu engagiren ; 
das Flaggenschiff wendete, als es sich im Rücken der feindlichen Linie sah, 
backbord, und stürzte sieh gegen die mittlere, feindliche Gruppe, welche 
indessen backbord abgefallen war, vcrmulhlich in der Absicht, die österrei- 
chische Holzflotte anzufallen. 

Doch die nächsten österreichischen Panzerschiffe, voran das Flaggen- 
Endlich war der Sporn flberinKaBig IftUf, so dsu eu befdrchten atand, dass er 
im Falle eines achiefen Stossra abbrechen and im Falle eines senkrechten Stossu 
das Schiff in die Qafahr bringen kHnnte, sammt dem Qegner zu sinken. 

Dsi Scbiff reebtfertigte also die Erwartungen nicht, die der Admiral von 
demeelben hegte ; seine Mängel wurden demselben jedoch wie es acbuint erst baksnat, 
nachdem er sich auf dasselbe Uberscbifft hatte. 

Der Wechsel des Flagganscbiffes im lebeten Augenblicke sollte für Persano 
TerbSugDlssToU werden; denn er gab Anlaas zu den schwersten Beschuldig nagen gegen 
ihn. Der Admiral hatte in derThat entweder Tergesaen, oder es nicht fttr liBtbig erachtet, 
die Gruppen- und SchiffB-Cominandaiiten im Vorhinein von seiner, schon seit dem tags- 
vorher erfolgten Eintreffen des Affondatore bestehenden Absicht, sich auf dieses 
Bchiff im Falle einer Schlacht za begeben, zu verständigen, hatte auch keine Vor- 
sorge für die Commandefla)^ getroffen, so dass der Affondatore nnr eine au 
Bord befindliche Vice-AdmiralsSagge hissen konnte, während die Admiralsfla^e am 
Be d'Italia blieb, was alles zur Folge hatte, dass die meisten Commandanten 
nichts Ton dem Wechsel erfuhren and auf diese Weise die Signale, die der Admical 
Ton dem während der ganzen Schlacht sehr thätigen Widderschiffe in grosser Zahl gab, 
meist ohne Seachtang blieben. 

') An drssen Stelle Übernahm im ersten Augenblioke LinieuMhitb-Fihnrich 
Weiprecbt, dann Linienschifia-Lieutenant Hatthien das Conunando. 
») linki. 
*) recht«. 



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IT. SewchUoht bei LUm. g7 

schiff, warten sich auf dieselbe und es entspann sich namentlich im Centrum 
und auf dem Qsterreichisclien rechten FIAgel, wo die Holzflolte sich in den 
Kampf gegen die feindliche Panzer-Queue mengte, eine M&lee im vollsten 
Sinne des Wortes, welche allmälig immer gewalligere Dimensionen annahm, 
und diesem, seit Anwendung der Dampfkrafl und der modernen Zerslörungs- 
mittel ersten grossen Kampfe auf hoher See, ein eigenlhümlich wildes Gepräge 
verlieh. 

Bis zur Entscheidung verfolgten sich die Schiffe unauIhSrlich und 
suchten sich anzurennen, dem drohenden Rammstosse auszuweichen, oder 
durch Breitseiten einem bedrängten Nachbar zu Hilfe zu eilen. Unter fort- 
währendem Bonner der Geschütze kreuzten sich Freund und Feind, glitten 
hSufig auf Pislotenschussweile oder sogar Bord an Bord aneinander ab, um 
sich dann mit concentrirten Breitseiten zu überschütten. 

In Wolken von Pulverdampf und Kohlenrauch gehüllt, waren die an 
den Masten wehenden Nalionaläaggen nicht zu erkennen und es ist als ein 
für beide Theile günstiger Zufall zu erachten, dass die Schiff^ durch eine 
verschiedene Farbe (Persano halte die seinigen grau anstreichen lassen) 
erkennbar waren. 

Im Grossen lüsst sich das Bild dieser denkwürdigen Schlacht so ziem- 
lieh der Wahrheit gemSss denken, indem man annimmt, dass das Gros der 
österreichischen Holzflotte, die bald nach geschehenem Durchbruch steuerbord 
(rechts) der Panzer-Divi»on herausfuhr, mit den Panzerschiffen der italieni- 
schen Queue, der rechte Flügel und das Centrum der österreichischen Panzer- 
schiffe mit jenen der italienischen Mitte, der österreichische linke Panzer- 
sdiiffs-Flügel und die Queue der österreichischen Holzflotte aber mit der 
italienischen T6te, den Schiffen V a c c a's, im Kampfe sich massen. 

Zur selben Zeit, als das österreichische Flaggenschiß* in die feindliche 
Linie hineinrannte, brach auch Admiral Persano mit dem Affondatore 
zwischen dem Re d'Italiaund Palestro über die eigene Panzerlinie hinaus, 
erschien inmitten und rückwärts der österreichischen Panzerschiffe und bethei- 
ligle ^ch sofort am Kampfe, indem der Widder bald dieses, bald jenes 
Sciüff zum Ziele nahm, so dass nicht nur die meisten österreichischen Panzer, 
sondern auch einige Holzschiffe sich seiner Angriffe zu erwehren hatten. 

Von diesen letzteren war die 2. (schwere Holzschiff-) Division, als die 
1. den Kampf begann, eben im Begriffe, dem Signal des Admirals folgend, 
die Schlachtlinie zu formiren, als Commodore v. Petz (an Bord des Linien- 
schiffes Kaiser) die feindliche Holzflotte in der Riditung auf Lissa vor sich 
liegen sah. In der Absicht diese anzugreifen, fiel er steuerbord ab und 
^b das Signal, ihm in Kielwasser zu folgen. Die im Winkel formirten 7 grös- 

6A» 



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gg Oatemioh« Klmpfe im Jahn 1806. 

seren Holzsc^e schloseen sich hierauf gegen die Mitte, und folgten dicht ge- 
schlossen dem Kaieer angefllhr in nachstehender Ordnung: Novara, 
Friedrich, Rad et zky, Adria, Schwarzenbe/-g, Donau '). 

Die Kanonenboote der 3. Division folgten in keiner bestimmten Ord- 
nung; einige blieben an der Queue der 2. Division, einige ßeien steuerttord, 
einige bacbbord ab, und gelangten mitunter zwischen die Fregatten hinein, 
die sie, je nach der Gefechtslage, auf das Kräftigste unterstützten. 

Linienschi^-CapjtSn Ribotti, Commandant der 3. feindlichen Panzer- 
schiff-Gruppe (Arrieregarde), welche von dem ersten Choc der österreichi- 
schen FanzerschiSe unberührt geblieben war, wollte, da er die mittlere Gruppe 
im lebhaften Kampfe sah, zur flnterstulzung derselben seinen Curs fortsetzen, 
liess aber, als er die von ihrer Panzer-Division entfernten österreichischen 
HolzschifTe gewahrte, gegen dieselben backbord abtallen, in der Absicht, sie 
von der ersteren gänzlich zu trennen, und der, wie er voraussetzte, nachfol- 
genden Holzflotte Albini's den Weg zu Öffnen. 

Commodore v. Petz, dieses Manöver gewahrend, befürchtete, dass der 
Gegner seine rückwärtigen Holzschiffe angreifen und abschneiden könnte, 
fiel sogllich backbord ab und warf sich ohne Bedenken mit s^nen Holzschif- 
fen den feindlichen PanzerschilTen entgegen. 

Rasch näherten sich in dieser Weise die T6te der österreichischen Holz- 
flotte und die Queue der italienischen Panzerschiffe und es währte nicht lange 
80 wurden die T ScbiS'e der 2. österreichischen Division, sowie die eben her- 
angelangte Elisabeth von 4 feindlichen Panzerschiffen beschossen und zwar 
von den 3 Schiffen Ribotti's und vermuthlich vom SchlussschifT der mitt- 
leren Gruppe, dem S. Martine, welcher auf seinem Wege zur Unterstüt- 
zung des R e d'I t a I i a eine Zeit lang mit der T&te der Österruchischen Holz- 
flotte gekämpll haben dürfte. 

Die früher erwähnten österreichischen ScbiS'e betheiligten sich nun 
mehr oder weniger an dem lebhaften Feuergefechte und unterstützten das 
Linienschiff, aul welches der Fdnd hauptsächlich seinen Angriff richtete. 
Kaum hatte hier der Kampf begonnen, als auch plötzlich steuerbord des Kai- 
ser der Affondatore erschien, welcher mitten in das Gewühl der Kano- 
nenboote und Fregatten hineinrannte und nach manchem vergeblichen Ramm- 
versuche, sich endlich auf das Linienschilf stürzte, dasselbe 2 Mal anzurennen 
versuchte und gleichzeitig einige SOOpfd. Geschosse abfeuerte, deren eine^ 
von verheerender Wirkung war. Selbes demontirte ein Deckgeschdtz voll- 
kommen, setzte 6 Steuerleute ausser Gefecht, und riss Peilscbeibe, Maschi- 
nentelegraph und Steuercompass mit sich fort. 

') KovATft war mit ihrer kräftigen Huchine den ttbrigen Schiflen Toraogfeeili, 
dagegen wu DoLftn, ihrer geringeren Schnelligkeit w^^n, inrOckgebliehen. 



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IV. Beesehlaoht b»i Lim. §9 

Kaiser wussle darch geschickte HanOver dem Slosse des Aftoa- 
datore aaszuweichen, gab ihm 2 concentrirte Breitseiten, die aat dem Deck 
und im Takelwerlc Schaden anrichteten und den Widder zur Umkehr 
zwangen. 

Als nach dem zweiten Rammversuche die t>eiden Schiffe nahe bei ein- 
ander vorbeiglitlen, sandten ^e sich gegenseitig Klein-Gewehrfeaer zu, bti 
welcher Gelegenheit der in der Kreuzmars postirte LinJensehifTs - FShnrich 
Robert Proch, tfidtlicb getroffen, auf Deck herabstürzte. 

Kaum hatte sich Kaiser von diesem gefährlichen Gegner befreit, als 
er der Panzer-Fregatte Hedi Porte gallo ansichtig wurde, welche mittler- 
weile, im Verein mit den Qbrigen Panzerschiffen der 3. Gruppe (Arrieregarde), 
die T6te der fisterrächischen Holzschiffe auf das Lebhaitesle beschossen 
hatte. Dichthagelnd sausten die Kugeln über Kaiser hinweg und dberschüt- 
leten No vara, Friedrich und Elisabeth, von denen erslere in diesem 
Augenblick steuerbord, die beiden anderen achter ') backbord des Linien- 
schiffe standen; eine der ersten Kugeln tödtete den Commandanten der Fre- 
gatte Mo vara, Linienschiffs-Capitfin Erik of Kltnt *); eine andere (vom 
Re di Portogallo kommend) traf Friedrich unter der Wasserlinie, so 
dass die Corvette 19 Zoll per Stunde Wasser zog, welches jedoch durch die 
Dampfpumpe bew&ltigt werden konnte. 

IHchter Pulverrauch verhüllte die Kämpfenden derart, dass Kaiser 
<len Redi Portogallo erst gewahr wurde, als dieser schon auf ganz kurze 
Distanz mit voller Kraft auf ihn zudampfte, in der unverkennbaren Absicht, 
ihn anzurennen. Nun hatte zwar das Linienschiff durch eine rasche W«idung 
4em geffthrlichen Stosse ausweichen können, doch wAren dann die auf kaum 
ein Kabel entternten Elisabeth und Friedrich Gefahr gelaufen, von 
der mächtigen Panzer-Fregatte in den Grund gebohrt zu werden. Commodore 
V. Petz zog es daher, im Vertrauen auf die Grösse und Stftrke seines, wenn- 
gl^eh nicht gepanzerten Schiffes, vor, sich dem feindlichen Panzerschiffe selbst 
entgegen zu werfen. 

Kaiser fiel zuerst etwas nach steuerbord ab, gab dann das Ruder 
backbord an Bord und rannte, während er eine volle Lage des Gegners aus- 
znhalten hatte, denselben mit aller Kraft ungefähr in der Hfihe der Maschine 
an. Es war Punkt 11 Uhr, — 17 Minuten, seit der erste Schuss feindlicher- 
seits gefallen. 

Linienscbiffs-CapitainRibotti, das kühne ManOver erkennend, liess sein 
bedrohtes Schiff im letzten Augenblicke rasch backbord wenden, wodurch die 



■) rflckwlrta. 

*) AadeiMnStellaBbAnuüunLinifliuoIiifb-Lieateauit SefaiSdecdu Conoisndo. 



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70 Öaterraioha Kämpfe Im Jthrt IS66. 

Gewalt des Stosses geschwächt wurde '), wogegen Kaiser, indem er back- 
bord an der gepanzerten Bordwand des Gegners vorbeistreiTle, sowie durch 
die Rückwirkung des eigenen gewaltigen Stosses und eine auf kürzeste 
Distanz abgegebene volle Breitseite des Gegners sehr bedeutende Iluvarien 
erlitt. Der Bugspriet und das ganze Scheg des Linienschiffes waren herab- 
gerissen, so dass kurze Zeit darauf der Fockmast achter überkippte und 
unglücklicherweise gerade auf den Maschinenschlot üel, dessen noch unver- 
sehrten Theil mit der Mars zudeckend. Ein Theil des GalNons und die Kaiser- 
krone der Gnllionsfigur fielen aul das feindliche Deck. 

Doch auch Redi Porto gallo war bedeutend, wenngleich nicht in 
gefährlicher Weise beschädigt. Er verlor zwei Anker, mehrere Boote ; von 
vier Landungskanonen, welche sicli achter befanden, wurden die LafTeten 
zertrümmert, eine fiel in's Meer, ebenso wie 11 Stück Pfortendeckel an Back- 
bord, endlich wurde die Schanzverkleidung auf eine LSnge von mehr als 60' 
vollständig zertrümmert 

Trotz seiner argen Verletzungen sendete Kaiser dem RediPorto- 
gallo, welcher nach dem Stosse sehr stark nach steuerbord überkrengte, 
von der vorderen Division der 1. Batterie (die augenblicklich Bord gewechselt 
hatte) eine Lage auf die Entfernung von kaum einigen Khillern nach, welche 
unter der Panzerung traf, dann auf das feindliche Deck ein 24plündiges 
Projeclil, endlich unmittelbar hierauf, wiederholte Lagen der ganzen Flanke. 

Doch kaum hatte sich Kaiser auf diese wahrhart heroische Weise 
von seinem nicht minder herzhaften Gegner befreit, der ihm nun ausser Sicht 
blieb, als sich auf 4 Kabel eine feindliche Panzer-Fregatle (wahrscheinlich 
Maria Pia) zeigte, mit welcher sich Kaiser, obschon bereits das über dem 
Schlot liegende Holz und Tauwerk heftig zu brennen begann, sogleich enga- 
girte. Da trafen zwei feindliche Hohlgeschosse das Unienschiff so unglück- 
lich, dass die 2. Seclion der 2. Batterie fast vollkommen ausser Gefecht ge- 
setzt, das Dampfrohr zerschossen, ein Theil der Achterdeck-Division stark 
verheert wurde, und letztere ihren Commandanten , Linienschiff^-FähDrich 
Hugo Pogatschnigg, durch schwere Verwundung verlor. Endlich wurde 
die Bordwand backbord in Brand geschossen und die Maschine meldete, dass 
sie nicht mehr verlässlich und, des zerschossenen und verdeckten Schlotes 
wegen, nur mehr mit kleinem Feuer arbeiten könne. 

Der Brand über dem Schlote nahm immer grössere Dimensionen an, das 
Steuerruder selbst war durch einen Schuss verletzt, die vorderen Divisionen 
vom Deck und von der 2. Batterie konnten kaum mehr Anlheil om Gefechte 

') Ribotti räumt selbtt eio, dass wenn der Stont des Kais er senhreeht erfolgt 
wKre, die«! den Be di Portogallo walinclieinlich Btun Sinken ^racht hStte. 



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IV. 8ectcb1&dit bei LiuA. 71 

nehmen, das Schiff war mit einem Worte nicht mehr kampffähig, so dass 
sich sein Commandant entschüessen mussle, dasselbe ausser Schussbereich 
zu bringen. 

Kaiser nahm non Curs gegen den Hafen S. Giorgio, gefolgt von 
den meisten grösseren Holzschiffen und auch einigen Kanonenbooten, welche 
schon während des grossartigen Zweikampfes das Linienschiff durch ihr 
Feuer auf das Kräftigsie unterstützt und dadurch die Aufmerksamkeit der 
feindlichen Panzerschiffe auf sich gezogen hatten. 

Einige dieser Uoizschiffe wurden dabei schwer beschädigt, so z. B. 
Schwarzenberg, welcher 7 Schüsse in der Takelage, einen in den Fock- 
mast und einen unter Wasser erhielt, worauf alle Pumpen an Bord arbeiten 
mussten, um das Leck unschädlich zu machen. Adria hatte mehrfache 
Beschädigungen im Takelwerk und an den Booten erlitten, die Flagge war 
durchschossen, im Banjerdeck dreimal Brand entstanden, und 4 Mann 
waren schwer, 2 Mann leicht verwundet. 2 Kallater, (Arsenal-Civil-Arbeiter) 
tapfere Männer, wel<^e ein nahe der Wasserlinie durch eine SOpfd. Granate 
entstandenes Loch stopfen wollten, wurden durch eine zweite Granate in 
Stücke gerissen; die brennenden Splitter übcrsäeten die Vorkammer des 
Pulvermagazins, so dass nur durch die Entschlossenheit des Oberstückmei- 
sters, welcher sogleich alle Hähne Öffnete, das Feuer verhindert wurde die 
Pulverkammer zu erfassen. Dasselbe ward rosch gedämpft und der ange- 
strengten Arbeit der Zimmerleule gelang es auch eben so bald die Lecks zu 
verstopfen, so dass das Schiff, trotz der nicht unbedeutenden See, nur wenig 
Wasser zog. 

N V a r a verlor in diesem Kampfe ausser dem Commandanten 6 T odte 
20 Verwundete. 

Während in dieser Weiae die Queue der italienischen Punzerlinie 
durch das für ae gewiss unerwartete kühne Eingreifen der Österreichischen 
HotzÜotte in Schach gehalten wurde , hatten die Ijeiden Tgteschiffe unter 
CA. Vacca, nach erfolgtem Durchbruche Teget tholl's, ihren Curs in 
Kielwasserlinie mit einer Wendung über Backbord fortgesetzt und sich 
dadurch von der zurückgebliebenen mittleren Gruppe entfernt, welche nun 
für einige Zeit gewissennassen isolirt, vom Gros der Österreichischen Panzer- 
Division engagirt wurde und in eine bedenkliche [.age gerieth. 

Das kaiserliche Admiraischiff Ferdinand Max hatte indessen 
2 ländliche Panzerschiffe angerannt, jedoch, da der Stoss in schiefer Rich- 
tung erfolgt war, ohne erhebliche Wirkung. Beim 2. Stoss, welcher das feind- 
liche Schiff achter an Steuerbord traf, stürzte dessen Kreuzmarsslenge und 
fiesahngaffel, letztere mit einer riesigen Tricolore auf das Vordercastell des 



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^2 öttwr^lu KSmpfa im Jahre IBM. 

Ferdinand Max; — Steuennann Carcovich eilte nach varn, m»chte 
nach einem vergeblictien Versuche die Leine abEureissen, die Ftag^ unter 
heftigem Kleingewehrfeuer an einer Belegslilampe fest, und dieselbe blieb 
auch ais die beiden Schiffe «ch trennten, als Trophäe an Bord zaräck '). 

Das xeieschiff der minieren feindlichen Gruppe, die Panzer-Fregatte 
Re dlialia ward nach erfolgtem Dnrchbruche sofort von 4 Österreichischen 
Panzerschiffen, unter denen das Admiralschiff Ferdinand Max, umgeben. 
Das Panzerschiff Paleslro wollte dem bedrSnglen Schiffe zu Hilfe eilen, 
aber zwei österreichische Panzerschiffe verlegten ihm den Weg and be- 
schossen es auf das Heftigste. 

Die gepanzerten Flanken des Pale st ro widerstanden den österreichi- 
schen Kugeln mit gutem Erfolge, — auch ein Rammstoss des Ferdinand 
Max sehmnl ihn nicht besonders beschädigt zuhaben, — doch drang ihm 
eine Granate durch das ungepanzerte Heck in den Officiersraum nächst der 
Piilverkommer und zündete dort, so dass das Schiff sogleich gezwungen 
war backbord za wenden um aus dem Gedrftnge zu kommen und den ent- 
standenen Brand zu unterdrücken. 

unterdessen schien dem Red'Italia das Steuerruder zerschossen 
worden zu sdn, denn von diesem Augenblicke lag dieses Schiff isolirt 
inmitten mehrerer kaiserlichen Panzerschiffe. Palestro brannte und hielt 
für seine Sicherheit besorgt nordwärts ab. San Martina schlug »ch in 
ziemlicher Entfernung südwestwSrls, wahrscheinlich mit Don Juan, später 
auch mit Kaiser Max herum. 

Dem CA. v. Tegeithoff der von der Hütte herab, umgeben von seinem 
Stabe, in einer Haltung die selbst den Gegner zur Bewunderung hinriss, 
mit ruhigem kalten Blick den Gang des Gefechtes beobachtete, konnte die 
bedenkUche Situation desRe d' Italia nicht entgehen, dessen Bewegungen, 
seit ihm das Steuerruder zertrümmert worden, auf jene nach vor- und rück- 
wärts beschränkt waren. — Das Schiff suchte sich zu retten , indem es volle 
Breitseiten nach rechts und links abfeuerte, und die ganze Equipage auf Deck 



'] Dh nach dllen italieniachen Berichten keine« der biu der Schlacht zarUck- 
^k^rten Schiffe, den Re dl Porto gallo ausgenommen, nelcher vom Kaiser ange- 
rannt wurde, einen Bammstoig erhalten haben mll, m mnn wohl angenonmeD 
werden, dais die beiden (Rammten SuhiSe der Be d'Italia und Palettro zwe- 
ien Eeien, was asch der Situation bei Beginn der Schlacht entspricht. Für die An- 
nahme, dass Palestro das zweitgerammte ßchiff sei, spricht aach die Angabe des 
Kanonenbootes Beka, welches denselben deutlieh brennen nnd ohne Flagge an der 
Gaffe] gesehen hatte. — Daas Re d'Italia schon Anfangs einen Stoss erhaltan hab«^ 
dafUr sprechen die UhereiuBtimmenden Aussagen der italienischen Harine, woraaoh 
derMIbe als vermelntlicbes PlaggenBcbiff von Anfang her das Ziel der wflthcndsten Au- 
griflb gewesen Mi. 



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IT. a«ueht»cht b«i LUa«. 73 

berid, um eine Enternng abzuweisen. — Doch bald darauf erhielt er den 
StoB$, der ihm den Untergang bringen sollte. 

Linienschiffs - Capilän Baron Sterneck, welcher das kaiserliche 
Admiralsehiff von der halben Hdhe der Besahnwant6n aas manövrirte. diri- 
girle dasselbe mit ganser Kraft auf die linke Flanke des Re d'ltalia und 
Hess auf die Entfernung von circa 30 Faden die Maschine plßlzlich stoppen, 
-wozu er dem leitenden Maschinisten durch heftiges anhaltendes L9ulen mit 
der Telegraphengtocke den Befehl gab. 

Red'Italia, welcher das kaiserliche Admiralschiff gerade auf seine 
Mitte lossldrzen sah, liess mit aller Anstrengung nach vorwärts arbeiten, um 
womöglich dem Slosse zu entgehen, oder ihn abzuschwächen, doch da ver- 
legte ihm eine Österreichische Panzer-Fregatle den Weg; er liess nun wieder 
die Maschine mit voller Kralt nach rückwärts wirken, aber in dem Augen- 
blicke, als sich die beiden entgegengesetzten Bewegungen paralysirten und 
das Schiff gewissermasaen regungslos dalag, erhielt es den verhängnissvollen 
Stoss des Ferdinand Max, welcher seine gewaltige Masse von 4500 
Tonnen mit einer Geschwindigkeit von 11'/, Knoten in die linke Flanke des 
Gegners, nahe an der Maschine, bohrte, Alles zerschmetlernd, Panzer 
und Fütterung, Planken und Rippen, in einem Umfange von 137 Quadrat- 
sehnb (worunter 79 Quadratschuh unter der Wasserlinie). 

Der Stoss, welcher in den unteren Räumen des Ferdinand Hax, 
wo Niemand darauf vorbereitet war. Alles zu Boden schleuderte, war kaum 
erfolgt, als der Maschinist, den früher erhaltenen Weisungen gemäss, die Ma- 
schine auf ganze Kraft rfickwärts einstellte, wodurch es gelang, den Sporn, 
welcher 6*/, Foss tief eingedrungen war, zurückzuziehen und so den Ferdi- 
nand Max aus der Flanke des tödilJch getroffenen Gegners zu befreien '). 

Re d'ltalia neigte sich beim Anprall zuerst langsam auf etwa 25 
Grad gegen Steuerbord, dann kam ein plötzliches Überkrengen nach Back- 
bord, wobei das Schiff seine entsetzlich klaffende Wunde in die sich rasch 
hinein ergiessenden Wellen tauchte und dann fast augenblicklieh versank. 

Es war für den Sieger ein lurehtbar grossartiger Anblick, als das 
ganze Deck des feindlichen Schiffes sich dicht vor seinen Augen aufrichtete, 
die wackere Bemannung, welche noch in diesem Augenblicke von Deck und 
Marsen ihre letzte Salve abgab, allmäiig an Boden verlor, Menschen nach 
Lee hinabglitten und endlich das schöne ScbifT in einem Abgrunde von 200 
Faden Tiefe für immer verschwand *). 

') Dar Contre-Admlral spricht du Yerdieiut dister Th*t antachliBuHcb aainaiB 
FUggm-CkpiUn %a. 

*) Der Adjutant des Contre-AdmiraU, Linienachillb-LiBateiiaiiit Buon 
Hiontillo vurde doroh sinen Q«webTScbDM schwer venirandet. 



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74 öit«nel«lu Ktmpfs im Jahn 18<6. 

Während des Sinkens sah man einige Leute nach Achler eilen, um 
wie es schien, die Flagge an der Gaflel zu streichen, doch 2 wackere OSi- 
ci«re, Razetti und Del' Santo, widersetzien sich mit Gewalt diesen Un- 
ternehmen und so ging das Schiff mit hocliflatlernder Nationalflagge in sein 
Grab. 

Es war 1 1 Uhr 20 Minuten, 37 Minuten seit Beginn des Kampfes. 

Lautlos starrten die Sieger auf die Stelle hin, wo kurz vorlier noch 
ein mächtiger Gegner gestanden und wo nunmehr zahlreiche Schittbrüchige, 
denen es gelungen war in das Wasser zu springen bevor sie von dem reis- 
senden Wirbel ergriffen wurden, mit dem Tode rangen. 

Bald aber erscholl ein tausendstimmiges Hurrah von den kaiserlichen 
Schiffen welche Zeugen der furchtbaren That ihres AdmiralschifTes waren, 
das aus diesem Choc, abgesehen von einer Verletzung des Vordertheiles, 
unversehrt hervorging '). 

Der erste Gedanke des Österreichischen Admiruls war die Rettung der 
Schiffbrüchigen , von denen Einige sich an Schiffstrümmer und zerbrochene 
Masten, welche das Wasser an die Oberfläche gelragen hatte, klammerten, 
während Andere sich durch Schwimmen zu eriiullcn suchten *). 

Es wurde sogleich Befehl gegeben, die Steuerbord-Jolle, das einzige noch 
schwimmrahige Boot, zu streichen ; doch während mit aller Krad gearbeitet 
wurde dasselbe loszumachen, erschien plötzlicli von Backbord gegen Achter 
ein feindliches Panzerschiff, (wahrscheinlich Ancona,) und nahm, mit der 
unverkennbaren Absicht zu rammen, Curs gegen Ferdinand Max, 

Linien sc hiffs-Capitän Baron Sterneck, rasch gcfasst, wussle dem 
geßlhrlichen Slosse auszuweichen -, die beiden Schiffe ghtlen so dicht an ein- 
ander vorbei, dass die Bedienungsmannsctiaft der Backbord- Balte de die Setzer 
in die Geschützmündungen nicht einführen konnte. Das feindliche Panzerschiff 
feuerte einige Schüsse ab, deren flauch in die Slückpforten des Ferdinand 
Max drang; von Geschossen war jedoch nichts zu bemerken, und es ist, 
wie dies auch aus den Angaben des Capiläns der Ancona mit vieler Wahr- 

') Am Ferdinand Uai waren die FUttec des TorderBttveiu nmgsbogen nnd 
einige BolzenkHpfe heransgeBcblcadert, nodorch eia kleines Leok entatand. 

Am üKchaten waren dem Schauplätze: Habsbur^, Engen, Drache, dann 
Novara and GliBabeth. Auf Deck des um diese Zeit auf 6 Kabel entfernten 
Kaiser wurde das gesunkene Schiff, wegen seiner Ähnlichkeit mit Re di Por- 
tagallo, fUr dieges geh.i)tea. 

*) Die Anklage, welche man ilalienischerseits bald nach der achlaeht erhob, 
dass die Schifilrllchigen von den kaiserlichen Schiffen beecbosMii worden wären, 
widerlegt eich wohl durch die ganze Situation von selbst. 



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IT. SeeMkUcbt bei LiSBa. 75 

scheinlichkeit hervorgeht, anzunehmen, dass die Geschütze blind geladen 
waren '). 

Die beiden Gegner trennten sich hierauf ohne weitere FeindsdigkeiL 

So wie Ferdinand Max wurden auch einige andere Schiffe der 
kaiserlichen Escadre, welche dem Orte der Katastrophe nahe kamen, und 
wiederholte Anstrengungen zur Rettung der Schiflbrüchigen machten, durch 
feindliche Angriffe in ihrer humanen Absicht gestört, und gezwungen auf ihre 
eigene Sicherheit bedacht zu sein. 

Elisabeth, welche ebenso wie Novara in die nächste Nabe des 
Admirals gelangt war, stand im Momente des Unterganges des Re d'Itaiia 
nordöstlich von diesem. 

Sie eilte sofort zur Rettung der Unglücklichen herbei, wurde aber 
durch eine feindliche Panzer-Fregatte, welche sie, achter kreuzend, lebhaft 
beschoss und auch einigen Schaden anrichteie, daran verhindert. 

Auch die beiden Schrauben-Schooner K c r k a und N a r e n t a , wel che 
ihrer geringen Fahrgeschwindigkeit wegen bei Beginn des Kampfes auf unge- 
fähr 6 Kabel hinter ihrer Division zurückgeblieben waren und derselben mit 
aller Kraftanstrengung nachsleuerten, gelangten in die Nähe der Unglücks- 
släUe. Im Begriffe flilfe zu bringen, kamen sie jedoch in den Schussbereich 
von 2 feindlichen Panzerschiffen und mussten auf ihre eigene Sicherheil Be- 
dacht nehmen. 

Eines der eben erwähnten feindlichen Panzerschiffe war der Palestro, 
welchem es gelungen war, das Umsichgreifen des Feuers zu hemmen, und 
zur Zeit als die Melee am heftigsten wüLhete, in nördlicher Richtung zu ent- 
kommen. 

Nachdem dieses Schilf eine Zeil lang den nördlitrhen Curs fortgesetzt 
hatte und dabei ganz in die Nähe des Greif gekommen war, wendete es wie- 
der in grossem Bogen, um sich der eigenen Holzflotte zu nähern, und kam 
dabei an dem gemiethelen Lloyd-Dampfer Stadium vorbei, der sich abseits 
des Kampfplatzes hielt 

Inzwischen wandle sich Anco na gegen den Re di Porlogall o, 
welchen sie von mehreren österreichischen Schiffen bedroht sah und stiess 
dabei mit Varese, welche im Gedränge etwas zurückgeblieben war und 
nun ebenfalls zur Unterstützung des FührerschifTes der Gruppe herbeieilte. 



') Der iulieniiche CapitSn tehreibt ein Bolchea VeraeIi«D dem Umataode ed, 
duH die 40 nud SOPfElnder soirohl Eisen- als Stab l-Projg etile feaera, welche verschie- 
dene PQlverladnn^n bedingea; ds erst Im leUten Augenblicks dia Wahl des Pro- 
jeclil's erfolgt, so kann ea in der HiUe des Qefecbtes wohl Torkommen, dass mau 
Tergiast dss Geschoss aof die L&dong in setxen. 



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7g öataiT«iolu KImpCe in Jahre I86S. 

An V a r e 8 e wurde eine Panzerplalte verrückt , bade Schiffe erlitten 
eini^ Beschädi^ngen und gerielhen mit ihrem Takelwerk so in dnandar, 
dass eine geraume Zeit verstrich, ehe sie sich losmachen konnten. 

Re di Portogallo, welchem die Hilfe der beiden Schiffe zugedacht 
gewesen, war bald nach seinem Zusammenstosse mit Kaiser, backbord von 
einigen österreicliischen Holzschiffen, sleaerbord von 2 Panzerschiffen bedroht, 
und — für einige Zeil von den Schiffen seiner Gruppe getrennt — in einer be- 
denklichen Lage, 80 dass er sich nur mit der grössten Anstrengung s^nw 
Gegner erwehren konnte. Während das Schiff noch mit Aushesserang der 
beim Zusammenstosse edittenen Schfiden beschäfligl war, wollte es eine 
Österreichische Holz-Fregatte anrennen '), um sich Bahn zu brechen, erhielt 
aber von derselben eine concentrirte Breitseite, wobei Rumpf und Masten 
neuerdings beschädigt wurden. 

Schliesslich gelang es dem wackeren Capitän doch, sich frei zu machen 
und mit den Schiffen Vacca's zu vereinigen, der denselben mittlerweile das 
Signal gegeben hatte: „Die Kielwasserlinie, ohne Rücksicht auf den Stand- 
„punkt der Schiffe, formiren." 

We gleichfalls zur Gruppe Ribotti's gehörige Maria Pia war der 
Varese ebenfalls in der Absicht gefolgt, dem Re di Portogallo Hilfe 
zu bringen, musste aber, um den beiden in einander gerathenen Panzer- 
schiffen Ancona und Varese Raum zu geben, in einem wdlen Bogen 
ausweichen , wodurch so viel Zeit verloren ging , dass die beabsichtigte 
Unterstützung des Re di Portogallo, der sich mittlerweile selbst Luft 
gemacht hatte, überflüssig ward. Sie wollte dann 2 österreichischen Panzer- 
schiffen, welche scheinbar Curs gegen die italienische Holzflolte nahmen , den 
Weg verlegen, kam aber dabei, da noch 2 andere Österreichische Schiffe 
talglen, hart ins Gedränge. 

Nun wollte Maria Pia eines der österreichischen Panzerschiffe, wel- 
dies dwars vor ihr passirte, anrennen, dieses jedoch wich rasch nach steuer- 
bord aus, von Maria Pia eine volle Breitseite und Gewehrsalve in dem 
Augenblicke erhaltend, als beide Schiffe ganz nahe bei einander vorbeikamen. 

Maria Pia nahm hierauf die Richtung gegen die eigenen Panzer- 
schiffe, welche sich indessen allmählig in westlicher Richtung aus dem Ge- 
fechte gezogen halten. Vielleichl war es bei dieser Gelegenheit, dass Maria 
Pia mit S. Martine zusammenstiess, welcher dabei einige Beschädigungen 
am Vordertheil da^'ontrug, (der Sporn wurde verrückt, einige Panzerplatten 
wurden verbogen oder zertrümmert, wodurch ein kleiner Leck entstand) ; auch 

■) Bibotti meiDtdielfoTKra.doehdIIrfteMSchwtkrESuberg; geveasii aehi. 



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IT. SMKkluht b«i Lisa«. 77 

Maria Pia scheint bei diesem Anlasse eine Panzerplatte eingebüsst zu 
haben. 

Hiemit liatte der kurze, al>er bartnäcltige Kampf dar Panzerflotleii 
seinen Abseblnss geiunden. 

CA. V. Tegelthoff ^ab zu dieser Zeit, 12 Ubr )0 Hinuten, das 
Signal: „Sammeln." 

Die beiden Schiffe des CA. Vacca, Carignano undCastelFi- 
dardo wechselten gleich za Beginn des im Vorigen geschilderten Kompftis 
im Vorbeifahren einige Schüsse mit Kaiser Max, Habsburg und Sala- 
mander. Bei letztgenanntem PanzcrschiSe sching einer der ersten Schüsse 
im Blockhaus ein, die Splitter drangen in den Thurm, verirundelen den Com- 
mandanten, den Signal-Cadeten und den Signal-Steuermann und lertrüm 
merten den Thunncompass ; ein folgender Schuss zerschmetterte das Kreuz- 
marsstag und richtete noch anderen Schaden an. 

Im Verlaufe des Kampfes und zu Ende desselben gelangte die feind- 
lidie T6te ganz in den Rücken der kaiserlichen Uolzflolte. 

In der Absicht, sich durch dieselbe Bahn zu brechen, und sich mit der 
eigenen 2. tmd 3. Panzerschifigruppe zu vereinigen, änderte sie nun ihren 
Curs in südlicher Richtung; doch das woblgezielte Feuer der fest angesdilos- 
senen österreichischen Schlus&schifTe hielt sie dermassen in Schach, dass die 
feindlichen ScbifTc es nicht wagten, ein oder das andere der Holzschiffe zu 
rammen uud sidi darauf beschr&nklen, dieselben mit scbledit gezielten Schüs- 
sen zu enfilirea 

Von den kniserlichen Holzschiffen betheiligtoii sich an diesem Fern- 
kampfe die Fregatten Donau, Radetzky und Schwarzenberg mit 
ihren Pivotgeschülzen und. worden dabei von mehreren Schiften der 3. (Ka- 
nonenboot-) Division aut dag Thäligsle unterstülzl , obschon diese, des noch 
immer unruhigen Seeganges wegen von den Gescbillzen, welche oft aus den 
Pivots sprangen und aus den Schienen glitten, nur mit aller Anstrengung 
Gebrauch machen konnten. 

Von diesen Schilfen waren die Kanonenboote Hu m. Wall, Streiter 
und der Repetiteur Uofer dicht an die Queue der 2. Division gesf^lossen 
geblieben, während Reka und Seehund sich mehr der T6te der Holzflolte 
genähert hatten, Dal mat und Vetebich hingegen etwas zurückgeblieben 



Während die ßsterreichischen Panzerschiffe sich zu vereinigen suchten, 
war ein grosser Theil der Holzflolte auf dem W^:e nach dem Hafen von 
Lissa. 



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78 Oatarretchi KKmpfe im Jahre ISaS. 

Das kaiserliche Linienschiff Kaiser, welches sich, wie erwähnt, sei- 
ner Havarien wegen aus dem Gefechte hatte ziehen mössen , wurde dabei 
von Friedrich auf Schussdistanz und zunächst von Seehund und Reka 
begtdtet, welclien die Fregatten Seh war zenberg, Radetzky, Adria, 
Donau und die Kanonenboote H u m. Wall, Streiter, endlich der Rad- 
Dampfer Ho Ter im Kielwasser folgten. 

Während Kaiser bei seiner Fahrt mit aller Anstrengung bemüht war, 
dem Brande Einhalt zu thun , fnnd sich neuerdings und plötzlich an der 
Steuerbord seile der österreichischen HolzschifTe der Affondatore ein. 
welcher nach dem vergeblichen Rammversuche auf Kaiser einen grossen 
Bogen über Backbord beschreibend , seine Havarien möglichst ausbes- 
serte, und nun längs der Nordküste der Insel steuernd, dem Linienschiffe den 
Weg zu verlegen drohte. 

Dreimal schien er einen Anlauf zu nehmen, um Kaiser zu ram- 
men ; doch das schwer verwundete Linienschiff wehrte äch auf das Tapferste, 
gab trotz Brand und Havarien Breitseite auf Breilseite ab, und hiell sich den 
gelahrlichen Gegner vom Leibe. Kaiser wurde dabei durch die nachfol- 
genden Holzscbiffe, später auch durch die 2 Panzer-Fregatten Don Juan und 
Prinz Eugen auf das Wackerste unterstützt, welche den Affondatore 
mit einem wahren Hagel von Projectilen aller Art überschütteten, unbeküm- 
mert um mehrere feindliche Panzerschiffe, wie: Carignano, Castelfi- 
dardo, Re di Portogallo, Ancona und Varese, welche, auf das 
Signal Vacca's sich sammelnd, aus der Entfernung ein vrirkungsloses Feuer 
unterhielten. 

Beim dritten Versuch stürzte Affondatore mit grosser Geschwin- 
digkeit bis auf 1 Kabel Distanz heran, flel aber plötzlich steuerbord ab, folgte 
noch eine Zeit lang dem Linienschiffe, das unausgesetzt ein wohtgezleltes 
SecUons- und Vormeister-Feuer unterhielt, und kehrte endlich mit beschä- 
digten Ankern, mehreren Kugeln durch Deck, deren dne im unteren Schiffs- 
raum gezündet hatte, gegen die italienische Holzflolte um. Kaiser sandle 
ihm noch aul 10 Kabel den letzten Schuss nach '). 

Don Juan erhielt bei dieser Gelegenheit vom Affondatore, der 
seine SOOPiünder ununterbrochen feuern Hess, einen Schuss in eine Panzer- 

') Nach italieniaeben Berichtsn bStte Persano gelbkt dem Sohiffd-Conmiai]- 
dautea Hartini den BeFehl gegebon, den Kaiser la laminen, ata e« »ich aber, in 
nSchster N&fae angelangt, nnr mehr daram bandelte, das Stenar „links" beizalegen, 
um den anfehlbivr tSdtÜchen Stoss zu fübrao, befahl Persano aracbts* in wenden, 
nnd beharrte dabei troti der Binwendoogen eeiner Umgebang. 

Persano hingegen gibt an, daas er, erst in dteiem Augenblicke die argen 
BeecbKdigungen des LinienichiGFaa bemerkend, ei nicht fOr angezeigt gehalten habe 
sich noch weiter mit diesem kampTnafähigen Gegner in boichäftigen. 



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IV. SeeKhUcht bei LiuA. 70 

plalle zwischen zwei Slückpforten, einen zweiten in die Panzerung unter der 
'Wasserlinie , endlich einen dritten in den Bugsprietstahl, der diesen zer- 
schmetterte. 

Das ■ Linienschiff, befreit van seinem gefährlichen Gegner, setzte nun 
unbel&stigt seinen Weg bis in den Haien S. Giorgio fort, wo es um 1 '/, Uhr 
anlangte und sich mit der Flanke gegen die Hafen -Einfahrt aufäletlte, um einem 
etwa nachrückenden Feinde seine Breitseiten entgegenschicken zu können. 
Nur das Kanonenboot Reka, welches auf Kaiser das Signa) sah: „Man 
„gibt die Hoffnung .luf, das Feuer zu bewältigen" folgte bis in den Hafen 
nach und verweilte dort '/, Stunde. 

Die übrigen Holzschiffe, welche, nachdem Affondatore sich entfernt 
hatte, alle Gefahr für Kaiser beseitigt hielten, nahmen nun unter Führung des 
Schwarzenberg wieder den Curs in nördlicher Richtung, um sich mit der 
Panzer-Division zu vereinigen, die aber mitUerweile auf die um 12 Uhr 20 
Minuten erfolgten Signale Tegel Iboffs „Sammeln" ') und „dem Comman- 
„direnden im Kielwasser folgen" herbeitilte, und der nordwärts steuernden 
Holzflotte auf halbem Wege entgegenkam. 

Machdem auf diese Weise die Vereinigung der ganzen Escadre gelun- 
gen war, lies CA. v Tegelthof f, um möglichst schnell die Ordnung herzu- 
stellen, zunächst 3 Colonnen in Kiel Wasserlinie mit nordöstlichem Curs formiren, 
die Panzerschiffe zunächst dem Feinde, steuerbord derselben die 2., dann 
die 3. Division. 

In dieser Aulstellung konnte rasch durch ein gleichzeitiges Abfallen 
nach backbord die ursprüngliche Angriffsordnung gegen den in West sieb 
sammelnden Feind angenommen werden. 

Während dieser Formation unterhielten einige italienische Holzschiffe 
der Division Atbini ein lebhaftes Feuer, jedoch ohne alle Wirkung. 

AdmiralPersano eilte, nachdem der A ffondatore aus dem Schuss- 
bereich der östcrrdchischen Holzschiffe gelangt war, zu diesem Theile seiner 
Streitkraft, der eben beschäftigt war, längs der Nordweslküste von Lissa 
einen Contremarsch auszuführen, um ihn zur Theilnahme am Kampfe zu 
bestimmen. 

VA. Albini behauptet, während der Schlacht dreimal versucht zu 
haben, sich dem Kampfplatze zu nähern, aber jedesmal durch österreichische 
Panzerschiffe daran verhindert worden zu sein. 

Von den fisterreichischen Schiffen wollen nur einige gegen II Uhr 
eine Bewegung der italienischen Hotzflotte nach vorwärts bemerkt haben. 



') Elisftbetb wnrde, nachdam sie Uwe Signals rep«tirt bitte, vom CA.i 
r. Tegetthoff rar HUfeleiitong für K&iiar DAeh LiiM al^esclilckt . ~ 



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gO Oatamicht Kinpfc im Jahn 186C. 

welche jedoch sehr bald wieder eingestelll w&rd. Thatsaehe ist. dass diese 
ganze Flolte mit ihren ansehnlichen Schiffen (auch das Panzerschiff T e r r i b i ) e 
blieb fortwährend an sie angeschlossen) und ihren 400 Kanonen während 
des ganzen Kampfes sozusagen nur ein massiger Zuschauer geblieben war 
und sich darauf beschränkt hat, auf grosse EnLIernung wirkungslose Schüsse 
abzugeben. 

Diese passive Haltung Albini's musste notbwendig von grossem Ein- 
flüsse auf die Geschicke der italienischen FtoUe an diesem Tage son und 
scheint um so weniger einer Rechtfertigung fShig, als die kaiserliche Ilote- 
flotte, von welcher sich sogar die fast wehrlosen Rad-Dampfer auf das 11i9- 
tigsLe am Kampfe betheiliglen, ihn aller Dedenken überheben und zur rück- 
sichtslosen Theilnahme am Gefechte aneilern hätte köonen. 

Wie dem auch sei, Fersano, entrüstet durch die fortgesetzte Unthä- 
tigkeit seines Holzgeschwaders, eilte mit voller Kraft gegen dasselbe mit dem 
Signal; „Gebt dem Feind auf den Leib" (attacate il nemico appena a por- 
tata) und „umfasst die feindliche Arrieregarde", womit er jene Österreichischen 
Panzerschiffe meinte, welche das letzte Engagement mit M a r i a P i a gehabt, 
dadurch etwas abgeblieben waren und nun ihre Escadre zu erreidien suchten. 
Weiters gab Persano das Signal: „Die Flotte hat mit Freiheit der Bewe- 
„gung und des Manövers den Fdnd zu verfolgen", setzte sich mit Affon- 
dato re an die T6te und nahm Curs gegen das Gros der dslerreichischen 
HolzBchiffe, welches äch eben vom Kaiser abgewendet hatte, um den 
PanzerschiSen zuzusteuern. Persano hoffte darch ein rasches Eingrdfen 
deren Vereinigung mit den PanzerschiQen zu hindern, doch auch diesmal 
liess ihn die Holzflotte in Stich, obschon Principe Umberto, mit gutem 
Beispiele vorangehend, dem Admiral folgte und ein lebhaftes Feuer eröffnete; 
von den Panzerschiffen fo^te nur Re dt Portogallo dem Signal. 

P e r s a n 0, in der Besorgniss, dass sein Si^al nicht verstanden worden, 
lief mit demselben am Topp, die ganze Linie der bereits nordwestlich der 
Insel Lissa vereinigten Flotte ab, doch der wichtige Mo.nent war versäumt, 
denn bereits war es der kaiserlichen Escadre gelungen, sich vollzählig bis auf 
Kaiser und Reka zu summein und, wie bereits gesagt, in 3 Colonnen, Cnrs 
gegen NO. aufzustellen. 

CA. V. Tegetthoff, welcher, während sich seine Schiffe sammelten, 
auf ungefähr y^ Meilen in r<W. Richtung den brennenden Palestro in 
vollem Lauf der italienischen Holzflotte zusteuern sah, gab (beiläufig um 1 Uhr) 
dem Kaiser Max den Befehl, ihm den Weg zu verlegen. Das Flaggenschiff 
Ael selbst auch gegen den Feind ab, und andere folgten dem Beispiele, um 
Kaiser Max zu unterstützen. 
.:. Palestro jedoch, der noch immer seme Maschinen gebrauchen konnte 



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IT. B«wchUeht bei LUm. 8X 

war nicht mehr einzuholen ; bald darauf, von dem auf A 1 b i n i 's Befehl ent- 
gegengeeilten Raddampfer Governolo in Schlepp genommen und vom 
Transportschiffe Indipendenza begleitet, kam er in den Bereich der ebe- 
nen Flotte, von welcher ihm einige Sdiiffe, jenes des Admirais an der T6te, 
entg^en steuerten um ihn gegen den Angrifi der fisterreichischen Panzer- 
schiffe, deren Bewegung Per sano bemerkt hatte, zu schätzen. 

Die feindliche Flotte weebselle nun anlgemale den Curs, doch jener 
in westnordwesUicber Bichtong war der vorherrBehend& Es fielen von 
beiden Stiten noch einige Schasse, aber die Entfernung der beiden Geschwa- 
der nahm immer mehr zu. Einmal schien es, als wollte der Feind, das Admi- 
ralschiff an der T6te, neuerdüigs zum Angriffe schreiten ; es dürfte dies jene 
Bewegung gewesen sein, weldie auf die Signale Persano's: „Auf kurze 
„Distanz kämpfen" und : „der Admiral erinnert die Flotte, dass das Schiff^ 
„welches nicht kämpft, nicht auf seinem Posten ist" von einigen Schiffen 
erfolgte; doch musste Persano endlich jeden Gedanken, den Kampf zu 
erneuern, aufgeben. Er erfuhr mittlerweile, dass der Re d'Italia unterge- 
gangen, sah den Palestro in der bedenklichsten Lage, aucfi gab noch 
S. Martine das Signal, dass er wegen Havarien seinen Posten nicht behaup- 
ten könne. Die feindliche Flotte nahm nun Curs gegen den Cenai zwischen 
Lissa und Busi, und die Feindseligkeiten errdchten damit factisch ihr Ende. 

Die Stellung der beiden Flotten war nun so, dass die kaiserliche Flotte 
in vollkommener Gefeditiordnang, bis auf das Linienschiff Kaiser und das 
Kanonenboot Reka, welche sich im Hafen von Lissa befanden, auf dem 
Schlachtfelde stand, während die italienische Flotte sich noch westlich der 
Insel hielt 

Eine Verfolgung des retirirenden Feindes konnte nicht in der Absicht des 
fisterreicbischen Admirais liegen, denn auf dnen Femkampf durfte sich die 
kaiserliche Flotle der Inferiorität ihrer Kaliber wegen grundsfitzlieh nicht 
einlassen, und der feindlichen Flotte noch mit sämmtlichen Schiffen nahe 
kommen zu können, war bei deren verschiedener Fahrgeschwindigkeit nicht 
vorauszusetzen. Endlich gebot auch die feindliche Flotte noch immer über 
so viele intacte Streilmittel, dass es verwegen gewesen wäre, den erreichten 
grossen Erfolg aufs Spiel zu seteen. 

Da alles darauf hindeutete, dass auch der Fand an eine Wiedereröffnung 
des Kampfes, an diesem Tage wenigstens nicht denke, liessCA. v.Tegetthoff 
mit Conlremarsch gegen SO. wenden und gab, beiläufig um 2 Uhr, den 
Kanonenbooten den Befehl hi den Hafen von S. Giorgio einzulaufen ; später 
folgte die Division der grösseren Holzscliiffe, dann jene der Panzer, endlich 
das Admiralschifl^ welches kurz vor Sonnenuntergang den Hafen erreicht« 

OiUnalaki KIMpta UM. (T. Bwd.) « A 



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82 Osterrdehi ESrnpfe tm J*lir« 1M6. 

und von dem begeisterten Jubel der Besatzung und Bevölkerung empDimgen 
■wurde. 

Als die Divigion der Kanonenbaole am Weg« war, bfirte man eine' 
heftige Detonation und sah in der Richtung der feindlichea Flotte den 
Palestro in die Luit gehen. 

Der Conunandant dieses feindlichen SchiETes, Fregatten-Capitfin CapeU 
lini, -welchem von den b^leitenden SchifTen Governolo und I ndip en- 
den za, sowie von CA. Vacco, der ihm einige Boote entgegensandte, der 
Antrag gemacht worden war, die Equipagen des Palestro in Sicherheit 
zu bringen, hidt es für eine Ehrensache, trotz der immer wachsenden Gefahr 
för seine Person das Schiff nicht zu verlassen und weigerte sich dessen ent- 
schieden, indem er ausrief: »Wer gehen mag, gehe — ich bleibe." — Dem 
Beispiel ihres todesmuthigen Commandanten folgend, verblieb die ganze Equi* 
page auf dem Schiffe, nur die Kranken und Verwundeten wurden auf den 
Governolo überschiffl, dann begab sich Jeder auf seinen Posten und 
wurde die grösste Thäügkeit entwickelt, um das Schiff vielleicht doch nocb 
zu retten. Schon war es gelungen, die Pulverkammer unter Wasser zu setzen, 
und schien von dieser Seite die Gefahr beiseiligt, da n&herte sich das trotz 
aller Bemühungen immer mehr überhandnehmende Feuer einem Verschlage, 
ia welchem bä Beginn des Kampfes Granaten deponirt worden waren und 
Kündete dort. Hierauf schlugen sogleich die Flammen von beiden Flanken 
lichterloh empor und unter einer furchtbaren Detoi^l,^n flogen Schiffstrüm- 
mer und verstümmelte Leichen in die Höhe, um einen Augenblick darauf in 
den Wellen zu verschwinden. 

Es war 2'/, Uhr, als angesichts der beiden Flotten dieser Schlussad 
der Seeschlacht sich vollzog, der letzte schwere Verlust für die italienische- 
Flotte und eine Bürgschalt mehr für den entschiedenen Sieg ihrer Gegner. 

Die Verluste der beiden Flotten waren folgende : 

Bei der kaiserlichen Escadre blieben todt: Der Commandant der 
Panzer-Fregatte Drache, Linienschifb-CapitSn Baron Moll; der Com- 
mandant der Schrauben-Fregatte Novara, Linienscbiffs-Capilfin E r i k oE 
Klint; der Linienscbiffs-Ffihnrich Proch vom Linienschiff Kaiser, und 
36 Mann; verwundet wurden 15 Offidere und 123 Mann; im Ganzen war 
der Verlust 18 OSiciere und 158 Mann, wovon auf das Linienschiff allein 
4 Officiere und 95 Mann entfallen. 

Die änzelnen Schiffe hatten folgende Verluste erlitten : 



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IV. SeeKhUcht bü Llua. 







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Vom Stabe 


Von der Haniuehalt 


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NoTwa 

FOrnt Feltx Schwaraenberg 
GrafBadetekr 


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1 — 

8 8 
8 — 

S 8 




DoBaa 

Enfaenog Friedrich . . . 




Dalmat 

Velebich ........ 

Wall 

Seebnad 

Straiter 








Narsnta 

EauBrin EUaabeth. . . . 

Greif 

Andrea« Hofer 

Stadium 








i46« 


414 


3 


7 


8 


83 


6 


7 


52 


171 


38 


69 
17 


7» 



Vernandet: Llnienachlffli-C^itliie : Anton v. Peti, Carl Kern. 

LinienechiSt-LianteDUitg : Jaliiu Steiskal, Earmaim Fr^err t. Spann, 

Josef Frnnk, Franz Freiherr «. Hinntillo. 
Ltnienicbiffi-Fihnriebe : Aatou Klosi , Ferdiaand Gebharät, Hugo 

FogaticUnigg. 
See^Cadeten : Ignaa Hader, Ednard EaniUk, Ansaat Büss, 

Victor SambnoehL 
Provlaoriacbe Be»-Cadeteo : Adolf Hlonachak, Btebn Bitter t. DoTini. 

Die Havarien an den Schiffen waren nicht bedeutend ; das LinienschifT 
avsgenommen, dessen Abrfiumung und Ausbessemng 24 Stunden in An- 
spruch nahm , war die ganze Flotte vollkommen kampffithig geblieben. 
Maschinen und Ruder waren in gutem Stande, von den Geschützen waren 
dar vier demontirt. Die steirischen Panzerplatten hatten sich gut bewährt, 
and gingen, einige leichte Eindrücke abgerechnet, unversehrt aus dieser 
Probe hervor. Nur am Vordersteven des Ferdinand Max war beim 
Zusammenstosse mit Re d'Italia eine Platte verbogen worden, am Don 

• A» 



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34 Orteirelcha KKmpf* im J»hr* 1866. 

Juan waren eine Plalle zwischen zwei Stückpfoiien und eine Platte unter 
der Wasserlinie durch 300PEünder arg verletzt. 

Von den österreichischen Holzschifien hatten Schwarzenberg und 
Friedrich Lecks bekommen und Wasser gezo^n, welches jedoch, ohne 
die Kampfflihigkeit der Schiffe zu beeinträchtigen, durch Anwendung der 
Pumpen halle bewältigt werden können. 

Auf mehreren Schilfen war in Folge der Explosion von Granaten 
Feuer ausgebrochen , das jedoch immer rasch gedämpft wurde. Am meisten 
war in dieser Bexiehung Adria gelährdet, die auch im Übrigen starke 
Beschädigungen davontrug. 

Von der italienischen Flotte waren Re d'Italia und Palestro zu 
Grunde gegangen, S, Hartino war in der Seeschlacht and Formida- 
bile schon tagsvorher kampfunßihig geworden, alle übrigen Panzerschiffe 
hatten mehr oder weniger erhebliche Besdiädigungen erlitten, jene des Re 
di Portogallo waren bedeutend; nur Terribile und die allerdings 
ansehnliche Holzllotte waren unversehrt geblieben '). 

Auch die italienischen Schiffs-Equipagen hatten bedeutende Verluste 
erlitten. 

Mit &e d'Italia gingen ungeiähr 400, mit Palestro 230 Mann zu 
Grunde, von den übrigen Schiffen waren während der Berennung der Insel 

*) Haria Pia hatte eiaa Fanisrplatte ■arbroohen, ein Hartgiu>-Proj«ctil 
im Panier atooken. Sie hatte lonat riele Kngeln, namentlich im Hint«rtheile, da« 
in Brand gerathen war und di« FnlTerluitinier sehr bedroht hatte. 

San Martino hatte ein Hartgnw-Projectil im Panier, ein anderes zertcflm- 
merte die ungeühr 4" dicke Platte nnd die HSlAa der FOttemnf;; mehrere Panier- 
platten waren beschSdigt. Der Sporn war, InFolgedeaZuammenstosiea mit Maria 
Pia, nach links gedrSckti die Beachidi^ng war so arg, da» trota Reparaturen 
noch im September das Waiser daaelbit eindrang. Das Schiff war sehr beschldigt, 
mehrere Projectile hatten geillndet nnd zweimal einen Brand Terursxeht, der nnr mit 
vielen Anstrengungen gelöscht werden konnte. 7 Platten am Thurme waren Ter- 
schoben. 

Bei Castelfidardo verurtachte eine Qranate in der Commandanten-Ci^ttta 
vielen Schaden nnd cDndete anch. 

Ancona hatte mehrere Platten verschoben. Im Innern platste eine Qranate; 
eine andere setzte 14 Mann aosser Qefecht ; die ganze Bemastang war unbrauchbar 
geworden. * 

Carignano hatte eine Platte zertrUmmert, ein Qescbosa explodirte in dem 
nntem Theile des Thnrmes. 

Tarese hatte nur geringe Bescbidigungen. 

Re di Portogallo war eine* der am metiten beachUigten Schiffe ; 80 Hdtrea 
der Schanzverkleidung wurden durch den Stoaa des Eaiaer certrflmmert. Das Schiff 
hatte keine gebrochene, wohl aber viele gebogene und eiugedrttckte Platten. 

Maria Adelaide hatte 14 Projectile im Leibe, eine Granate ging unter 
Waaser in die Koblenkammer, ohne jedoch au lOndeD; die Bemaatnng war stark 
beschldigt 



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IT. SsMoUneht bei LIsu. g5 

Lissa 16 mann todt, 114 verwundet, — in der Schlacht 5 Mann lodt, 39 
verwundet. 

Von der 600 Mann zählenden Bemannung des Re d'ltalia wurden 
noch im Laute des 20. 9 Officiere und 159 Mann gerettet, u. z. 116 Mann 
durch Principe Umberto, die öbrigen durch Meagaggiere, Stella 
d'ltalia und ATfondatore; 18 Mann gelang es durch Schwimmen die 
Küste von Lissa zu erreichen, wo sie die »urmerksamste Behandlung fanden. 

Von der 250 Mann starken Equipage des Palestro wurden nur 
l,Officier und 19 Mann gerettet 

Die Todlen und schwer Verwundeten der österr^chiscben Flotte 
wurden noch am Abend des 20. an's Land gesetzt, und die noth wendigsten 
Herstellungsarbeilen an den Schiffen in Angriff genommen. 2 Panzer- 
Fregatten, Habsburg und Prinz Eugen, und die Kanonenboote Dalmat 
undVelebich kreuzten von Sonnenunlergang an in den GewSssern der 
Insei. 

Am 21. um 3'/, Uhr Morgens war die ganze Flotte dampfldar, bis auf 
das Linienschifl; welches die nolhwendigsten Herstellungen des Schlotes erst 
am Abend beendigen konnte. 

Bei Tagesanbruch meldete jedoch die Signalstation am Monte Hum, dass 
der Feind nicht mehr in Sicht sei und nur noch einige Rauchsäulen am fer- 
nen HorizontWNW. zu bemerken wären, die aber auch hald verschwanden. 

Die italienische Flotte hatte nemlich, nachdem sie am Nachmittage des 
20. noch hin und her gekreuzt, um 10'/, Uhr Abends die Gewässer der Insel 
verlassen und Curs aul Ancona genommen, wo sie um Morgen des 21. einliei. 
Die Kanonenboote, welchen bereits der Kohlenvorrath ausgegangen war, 
wurden schon früher, von Washington und Guiscardo remortjuirt, 
nach Manfredonia expedirl. 

Um 2 Uhr Nachmittags kam Lloyd-Dampfer Venezia von Zara mit 
dem Telegramm Seiner M.ijestät des Kaisers, welches den Officieren und 
Mannschaften der Flotte den Allerhöchsten Dank aussprach und Tegetthoff 
zum Vice-Admiral ernannte. 

Ein tausendstimmiges Hurrah erscholl auf allen Schiffen der kaiser- 
lichen Escadre, welcher diese schnelle und huldvolle Anerkennung durch His- 
sen der Admiralsflagge am Vortopp bekannt gegeben wurde. 

Gegen Sonnenuntergang wurden die gefallenen Kameraden unter dem 
Donner der Kanonen zu Grabe getragen; die schwer Verwundeten auf 
Dampfer Venezia eingeschifft und dann nach Spalato und Zara transportirt. 

Die nach den Gewä3b;ern des Kampfplatzes entsendeten SchifTe Elisa- 
beth und Dalmat kehrten zurück, ohne Schiffbrüchige aufgefunden zu 
haben und brachten nur Boote und Ansrüstungsg^enstände mit 



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gg önterreiehs lUmph im Jahn ISSS. 

Das LinienschifT war mit seinen Arbeiten fertig geworden, die Forts des 
Hafens von S. Gior^o hatten ihre Schäden ausgebessert und die Geschütze 
wieder in Stand gesetzt, vom Feinde war den ganzen ^agr über Nichts mehr 
zu sehen, somit war keine Veranlassung melir vorhanden, in dem an Res- 
sourcen jeder Art armen Lissa Ifinger za verbleili^. 

Abends 8'/, tihr ging: die kaiserliche Flotte mit Ausnahme der Schrau- 
benschooner Narcnta und Kerka, die zur Disposition des Insel-Comman- 
dos zarfickblieben, in der gewohnten Formation, mit N.W. Curs in See 
und ankerte am 22. Abends auf der Rhede von Fasana. vollzählig, wie sie 
vor 3 Tagen ausgelaufen war. 

Die Schlacht bei Lissa fiel in die Zeil, als mit Preussen bereits Friedens- 
Präliminar- Verhandlungen im Zuge waren. Es folgten ihr zwei Tage später 
im Norden nur noch das TrefTen bei Blumenau (22. Juli), welches durch die 
vereinbarte Waffenruhe unterbrochen wurde, und auf dem südlichen Kriegs- 
schauplätze (in Tirol) die Gefechte in den Judicarien , im Val di Ledro 
(21. Juli) und in der Val Sugana (vom 22. — 26.), worauf auch da eine wie- 
derholt verlängerte Waffenruhe eintrat. 

Die kaiserliche Flotte benutzte diese Frist zu den nothwendigen Repa- 
raturen. Das Linienschiff Kaiser, die Fregatten Schwarzenberg und 
Ferdinand Max Helen zu diesem Zwecke am 22. in Pola ein. 

Als in 4'olge der ZÖgerung der italienischen Regierung bei den Ver- 
handlungen, die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten unausweichlich schien 
und EU. Albrecbt der Escadre dabei die Ausführung einer Demonstration 
zuwies, konnte VA. v. Tegetthoff meld«n, dass die Flotte am 10. August 
bis auf F e r d i n a n d M a X zu Jeder Unternehmung vollkommen bereit sei '). 

In der That setzte sieh auch dieselbe am 1 L 5 Uhr Morgens in Bewe- 
gung und ging Abends 5'/, Uhr (das Linienschiff Kaiser traf einige Stun- 
den später ein) theils auf der Rhede von Triest, Ihdis in der Bucht von 
Muggia vor Anker. 

Doch es kam zu keinen weiteren Feindseligkeiten mehr, da die italie- 
nische Armee sich vor der kaiserlichen zurückzog und mit dieser einen vier- 
wöchentlichen Waffenstillstand vereinbarte. 

Damit fand auch die kriegerische Thätigkeit der Escadre ihren Ab- 
schluss, nachdem diese unter den schwierigsten Verhältnissen ihre Pflicht im 
weitesten Umfange erfüllt, die Küsten des Kaiserstaateg geschützt und den 



') Die itilieniache Flotte hatte mittlonreile OAnerdin^ ein Schiff, wie a 
in Folge der in der Schlacht erlittenen Havarien TerloreD} d«r Affondatoi 
am 6. Aopiat tot der Bbede tob Ancona tmtM-Kegangen. 



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IV. SeMchluht Im! Liiu. g7 

Teind zurückgeworren hatte, als er daran gins, ein Glied aus der Kette jener 
Positionen zu reissen, welche Tür Öslerreich's maritime Interessen von so 
hoher Wichligkät sind '). 

■) TA. WilhAlm v. Tegetttoff, d«r 8ohn eiues k. k. StabiofücierB, wurde 
«m S8. Decpinber 1837 la Maxbuxg in ßt^tnairk geboiea. Er erhielt, nmohdam er 
in »einet y&tenUdt knne Zeit du Qjmiikaiiiiii bertcbt, die nMitüche AubiMiuig in 
dem Marine'CadeteQ-Colleginm ed Venedig (1610 — ISiBj nud begftnn den Seanuuiiu- 
dieiwt in dem leUtenriUinten Jelira iJs Marin^-CBdet an Bord der Brigg Honte- 
cnoali, a[^ter auf der Corrett« Adria, welcke BchiSb Ungere Zeit im AdiiatiKhea- 
imd Mittelmeere, daim im gricchiBcb-ttlrkiBchen Archipel kreoElen. 

Am ST. Jlnner 1840 mm Officier befSrdert, betheiligte er sich während diese* 
und des felfenden Jahres au Boid mehrerer Schiffe aa der Bloeade Venedigs, begld- 
tete aber aneh inzwischen den mm Oesandten am Biciliauischen Hofe ernannten FUli. 
Bitter v. Uartinl als Adjntant nach Neap«L 

Nachdem ar eodaiin bis mm JaJire 18S1 die ntedem OFiciengrsdo dnrchlan- 
fen und wihrend dieser Zeit onnnterbroehen im aetiren Seedienste gestanden wan 
erhielt er im Jabre 1SG4 das Commando der Ooelette Elisabeth, welcher der 
Kcenmnga-Dienit in der Lerante sogewiesen war, and ein Jahr splter das Com- 
mando des Dampfers Tanrus, mit der BeaUmmnng, den Slatiousdii'nat in den Donan- 
HOndnngeu sn flhemchmen, 

WKbrend des Erimmkriegee war der Ort Solina Ton den BnglSndem nieder- 
gebrannt wordoi. Die Donan-Httndnngen waren tbells durch dan luedem Wasser- 
stand, theils dnrcb die Maasnahmen der Bussen gesperrt j an der Barre waren kaom 
8 Fnu Fahrwasser, wihrend in der onteren Donan bei 800 KanSahrer rersehledoner 
Nationen und gegen 1900 mit dem Answurfe der BeTOlkernngen des ganien Hittel- 
meeres bemannte Idehteraehiffe Ij^sn, ohne politische Behörde, ohne Strompoliiei, in 
chaotischem Zostauda. Dem kaiserlichen Seeofficier gelai^ es binnen Koncm, diese Ver- 
hUtnisse so ta bessern and Ordnung m machen, dass ihm sowohl der damalige 
Marine- Obercommandant EH. Ferdinand Max, wie anch der commandirsnde Oene- 
ral in den Donan- FDrstanthttmam WZti. Qraf Coronini ihre Anerkennung aa>- 
spraehen. 

Im Jahre 1867 bereiste Tegetthoff in Gesellschaft des rtthmlicbst bekann- 
ten Omjrtologeu Dr. Henglin die Küsten des rotben Meeres und des Golfes Aden 
bis mr Insel Socotor«, am nach einem geeigneten Punkt fSr eine Eohlenitation m 
forschen, ging im Jnni 1867 Nil anfwirta bis Theben, von da mit einer Caravans 
nach Casseir am rothen Meere nnd befobr dann beide EUatcn unter grossen Be- 
•ohwerllchkeiten. 

An der Somali Küste in Bender-Oam wurden die beiden Beisenden Ton den 
Eingebomen überfiUlen, festgenommen nnd erst nach Entrichtung eines I/Osegelde* 
wieder freigegeben. 

Da Dr. Heuglin bei dieser Gelegenheit dnrcb einen Wurlhpiass am Halse 
verwundet worden und genOth^ war Aber Aden nach Cairo m gehen, aetate 
Tegetthoff die Heise allein fort, krenste in einem offenen arabischen Boote neuer- 
dings gc^en den NO. Monsoon an^ gelangte Ober Hakollah bis Bas Firt&k nnd Ton 
dort nach Socotora. Nach Exploration dieser Insel kehrte er nach Aden und nach 
•echswSchentliehem Aufbnthalte daselbst Ober Egjpten nach Europa mrflck. 

Noeh in Aden erfuhr Tegetthoff seine Beförderung mm Corretten-CapitXn 
and sein* Emennang anm Chef der 1. Section beim Uarine-Commando in Trieat, Er 
blieb bis aom October iSBS in diesem Wirkungskreise nnd flbernahm sodann das 
Commando der Sehranbeu-Corrette £H. Frledi;lob, welche nach den Kflsten Ton 
Jfarocco al^ing, nm Aber ein an d«n dortigeu Kosten angablich gescheitertes Sster- 



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Sg Ostfirreiclia KSrapfe im JAhre ISeS. 

r«[ctiiBcliea Kanffahrtei-ScUff N»chforiicbntigeD su pflegen, deuea MsDDscbkft in 6e- 
fuigenaehaft gehAltea Min sollte. Vor Beginn det Krieges 1869 kehrt« du Schiff 
wieder nach der Adria znrfiok. 

Der in Anweht ctehende franiBiiach-italieniKbe Krieg hatte die AmrOttiuag 
der k^Mrliehen Eseadre ini Folge. Garrette ES. Friedrich wurde mit den Sebran- 
benschiffen nach Venedig disponirt. Nach einigen Ereiusnngen, Uaterial-Trane parte d 
nach Aneona etc. wnrde die Corrett» nebit anderen Sebiffeo nur Tertbeidigtmg der 
Lagonen Venedig'! «nd ■p«deU der echiriinnieadea Barricade im Hafen toq Spignon 
beitimmt. 

Nach Beendigung de« Kriege« lom Uarino-Obercominaiido-AdJDtanten enuumt, 
begl^tete Tegettboff den EH. Ferdinand Hax auf deuen Reiae nach Braailiea 
an Bord des Dampfers Elisabeth. 

}fach Btlckknnft In Trieit aeiner Dienata bei dem Bnber«^ enthoben nnd im 
April 1860 anm Fiegatten-Cspittn befSrdert, flberaahm Tegettboff daa Cummand« 
der Schranbenfregatta Badetskj (Bhodna, Syrien) bis ed deren Im Herbtte 1861 
erfolgten Abrilitnng. 

Im November dieses Jahres lam Linienechiffi-CBpitkn befördert, and ein Jahr 
•pSter aam Commandanten der Bcbranbenftegatte Novara und sam Flotten>Abthei- 
tnngs-Comraandanten in der Levante eniaimt, begab «ich Tegettboff nach dem 
Ffraeui, wo er w&hrend der grieohischen Revolntiona-Ereignisse, welche dem KOnigtt 
Otto den Thron kosteten , mit geringen Unterbrechungen stationirte, wihrend die 
andern seinem Commando nntentellten SchifFe in den griechischen Oewiaiem aam 
Bcbntae der OsterrcächiscbenlntereMen krenaten. 

Im November IBCS, nach erfolgter Ankunft des neaerwfthlten Königs Geor- 
gjo«, ging Tegettboff mit Fregatte Schwarsenberg, nelcbe die rep^ratnrs- 
bedürftige Novara abgelOst hatte, anf eine Kreninng nach den Killten Sjrieas und 
Egjptens, benchte die Arbeiten am Snei-Canale, Aber «reiche er einen iimfaaaenden 
and sehr intereManten Bericht einsendete, nnd begab sich eodlicb nach Corffi, wo 
sich seine Flottan'Abtbeilttng vor dem Abgehen in die Nordsee an sammeln hatte. 

In Iiiseabon angelangt, erhielt er den Befehl , da« Qroi der kaiserlichen 
Escadre, welche aor Operation in der Nordsee bestimmt war, abiawarten, ging aber 
nach S Wochen, als von diesem nur die Sebranbenfregatte Badetakj eingetroffen 
war, anf erhaltenen Befehl, bis Brest weiter. 

Das andaaemd conträre Wetter venSgerte in erbShtam Masse die Anhnntt des 
Gros der Flotte, daher Tegettboff den Befehl erhielt, selbitat&ndig weitenngehen 
nnd die Blocado der deutschen Häfen in brechen. 

Ohne BKnmen verliess Tegettboff hioranf Brest, nahm in Tezei die prenssi- 
sohen Schiffe : Dampfaviio Adler und die Kanonenboote B 1 i t x nnd Basilisk 
unter seine Befehle nnd lief am 4. Mai mit allen S Schiffen in die Elbe ein. Die 
Naclirlobt, dkniscfae Kriegsschiffe «Aren b^ Helgolaikd gesehen worden, ward Veran- 
lassnng su einer mit allen Schiffen des Geschwaders anterommenen Krenafahrt, die 
am S. UaI beendet wnrde; am ft. Hai Morgens wnrde in Cuihaven eingelanfen. 
Kaum in die Nthe des Ankerplatsei angelangt, kam jedoch Tegettboff nenerdings 
die Nachricht m, daas' die DXnen nlchat Helgoland gesehen worden seien. Er gab 
seines Schiffen sofort den Befehl, nmcnkebran, steuerte mit selben gegen Helgoland, 
bekam g^en Mittag Östlich von dieser Insel die awei dänischen Fregatten Niels 
Jnel und Jjlland und die Corvette Heimdal in Sicht und griff dieselben sofort 
an. Das tut sweistUndige Gefacht hatte cur Folge, daas die dlnischen Schiffe die 
Nordsee verliessen. Der Name Tegettboffs ward nun weltbekannt, ondmitBewan- 
derung sahen Laien nnd MKnner vom Fach auf den jungen Ssterreichisohen Helden, 
der mit grosser Kflfanheit sieh auf den Feind geworfbn, denselben hartnäckig be- 
kämpft, und süne Schiffe, namentlich das eigene, das in Brsnd getathen war, mit 
grösster Kaltblfltigkeit nnd Sachkeuntnisi manOviirt hatte. 



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IV. Seeschlacht bei Liau. gQ 

NaA dem Qefedtts bei Helgoland, wlfatood dewen das Sroe dsr kaiserlichen 

• ia Tesel wntraf, betheiligte ei^ Tegetthoff noch an der Wegni^Be d«r 
W«alfriama«^en Insda. 

ZnM Contn>-Adsiirkl und Fjirajlwi nianmlnrüsirtnii eraannt, aaku Tegetthoff 
nach BeendigQDg des Kriege» so Wien *■ d«n Marine-Organ i wWonnajbeitca i[lMtl, 
kiaaito da^ wl^Mnd des äomsien mit den Fregatten Schiranenberg nndDonan 
im adriatiMikem Msere, tm Her))Me in d« Levante, bertibrte auf der Beiae dahin 
Cotib, we ai die perataUehe BekauLteohaA aeinei einatigen Qegnen von Helgolaad, 
itaa dttmaAen CoMtnodor« Swenaen ma(riite, beeuohte dann nenerding« Bgjpten and 
4«a Snea^Janal und krevrte und manSvrirte mit seiner Bioadre an d«n Kflateu Toe 
Syrien nnd Cjpem, bis er im Jänner 1868 ans Bmj'nie ainbemfen vard. 

Ci.. T. Tegetthoff ward beaümmt mit der Fregatte Scliwarienberg eine 
Kap«dition naoh Ostaaian ansatreten, docfa behielt ihm die nSobete Zeit eine wich- 
tigere Anl^ab« vor. 

Er ward Comnundant der kaiserlidien Operatioiu-Eecadre nnil die frtthe[«n 
BUttter Migen, wie satir er ■«■) Rahme geinw Vaterlandee nnd der k^erlichea 
Marine dieser Stellung m «nteprecfaen gewnmt hat. 

Unter ■ablreichan Beweisen von Anerkenunng, die ihm ed jener Zeit in Theil 
worden, mneate ihm namentlich ein Brief thener sein, der von jenseits des Ocean's 
von seinem kaiserlichen Frennde and GtSnoer, dem QrOnder der Saterreichiacheo 
Marine, Kaiser Max ihm sokam, und der, ganz in der groBsheciigen Weise des 
bochiinnigen Fürsten, folgendermassen lantete; 

Chapnitepec, &4. Ängnst 18S6. 

Lieber Contre-Admiral Freiherr v. TegetthoffI 

„Der robrnvolle Sieg, welchen Sie gegen eine Überlegene, in grossen mariti- 
,men Traditionen erlogene und tapfere Flotte errangen haben, hat mein Hen mit 
„der reinsten Freode erflillt. Ata ich die Schicksale der mir so theuer gewordenen 
„Marine in andere Hftnde legte and der Mi»aioQ entsagte, mein Oebortsland dort 
„gross nnd mXchtig >u machen, wo sich die Geschicke hochatrebender Nationen 
„erfüllen, blickte ich boffnongavoll auf Sie nnd die junge Generation von Officieren 
„nnd Mannschaften, die ich atols anter meiner Fühnug wachaen nnd in edlem 
„Wetteifer sich entfalten aah. Ich fühlte mich in dem Gedanken gehoben, der Adria 
„«inen Kern von Schiffen zurÜckEalassen, denen ein Stab kenntniasreicher und todea- 
„muthiger Officiere nnd eine tapfere Mannschaft ilie kriegeriacbe Seele einhauchte. 
„Hat mich auch die Vorsehung auf andere Pfade geleitet, so lodert doch deahalb in 
„meinem Herzen noch das heilige Feuer maritimen Ruhmes, nnd ea war ein acbCner, 
„Pin freudiger Tag für Mich, als Ich die heldenmüthige Flotte, der Ich Meine ganie 
„Jngendhraft geweiht hatte, unter Ihrer heldenmUthigen Führung mit blutigem Griffel 
„ fen 20. Jnli 1S66 in die BUcher der .Seegescbichte verzeichnen aah; denn mit dem 
„Seesiege von Lissa tritt die von Ihnen befehligte Flotte in die Reibe jener, deren 
„Flagge das S;mboI des Ruhmes iat, Ihr Name in die der Seebelden aller Zeiten. 
„Ich sende Ihnen, den Ofißcieren nnd Mannschaften Meine tie%efUli!tenGlackwlinsche 
„und verleihe Ihnen lur Erinnerung an Ihren Admiral und Freund und als Beweis 
„Meiner Bewunderung das Qrosskrenz Meines Onadaluna-Ordens 

Naoh Beendigung des Krieges von 18S6 beanchte der ruhmgekrSnte Sieger 
von Liass, den der Kaiser snm Vice-Admirat erhoben hatte, England, Frankreich und 
Xord-Amerika, um die dortigen Marine-Stationen nnd Etnblissementa in Augenschein 
tu nehmen and deren Einrichtungen zu stadiren. 



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90 öateneichs KSmpfe im Jahn 18S<I. 

Eban nach dem Continsiite rttckgokehrt and im Be^b die WelUoHMliii^ 
in Pari« Ri besiohtigen, berief ilm ein telegraphlaeher Befehl (Jnli 16AT) naehWlu, 
wo ihm die tranrige Aof^abe ward, die gtwblichen Obeireate dea inawischen aalnem 
tra^ichen OesoMoke erlegenen Kaiaen Ton Mazloo Ton dei dortigen Begienuig so 
ledamiren und dano nach Oiterraich in biingem. 

Der Vice-Admiral reist« einige Tage darauf ab, w aille Über England, 
Sew-York, Waahington, Cinoiunati nach New-Orleant, eadlioh nadi Vera Gina, (ÜeM 
Wider Erwarten bei der meiioaniechen Begiernng and hei Jnarea selbst »af Schwie- 
rigkeiten, behob aber dieaelben endlich ond brachte dia Leiche, mit der er sich aof 
der Fregatte Novara einsehiffte, über Havana, Cadiz, Oorfä nnd Pola nach Wien, 
wo räe in der kaiserlichen Graft beigesetat wurde. 

Seit Anfang UKrs 1968 ist VA. t. Tegatthoff Chef der Uarine-Seotion des 
Reichs-Eriega-Ministerinrns und Commandant der Kriegs-Marine, seit 1. Febroar 
1089 Seiner Majest&t wirklicher geheimer Bath, lebensUlngliobeE Mitglied dee Herren- 
baoies. Er ist Commandenr des Uaria-ThereeicD-Ordena, Orosskreiu das Ofterreicbi- 
■chen Leopold-Orden«, Ritter des Ssterreichischen Eisernen Kronen-Ordens 8. CUsse 
mit der Kriegs-Decoration, EhrenbBrger der Beiclisbaupt- nnd Residenastadt Wien and 
To» Laibacb, Wiener-Nenstadt, Trieat, Zara, Finma, Zengg nnd Stagno. 



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DIE 

KRIEGS-EREIGNISSE 
ra 

WESTDEUTSCHLAND 

IM 
JAHRE 1866. 



«•tomliki Kinpta IM«. (T. B4ad.) 



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Inhalt 



L AbBolmltt. MIM 

TorjfSnge bis edt CapitnUtion der HAnaoreruier bei L*ngeiUAlxa B 

IL AbsolmltL 
Gefechte In der NSbe von Meiningen. Bflckmg der Bandes-Annee theila nach 

NeiuUdt K. i. Sule, tbeila nach Pnnkfnrt SS 

Oefecbt bei Rondorf (4. Jnli) 89 

Qefecfat bei ZelU (4. JdU) SS 

RflckiDg der Bnndea-Annee nach Meturtadt a. 8. nud Fnwkfiut S9 

HL AbBolinltt 

ESmpfe der bayeritchen und prenuiechen Armee a. d. Saale 60 

Oefecbt bei Kisün^n (10. Juli) ftS 

Qefecht bei Hammelborg (10. Juli) 76 

17. AbSOhsltt 
BDckng der Bajem auf Sehweinfart. Harsch der pretinitchen Annee avf Frank- 

fuit. Venumm long des Vili. Bundea-Corps bei Agohaffenbnrg nndBabenbaiuen SS 

Gefecht bei Lanfnch und Frohuhofeu (18. Juli) tS 

Disposition mr Concentrinmg bei Babeubansen und Aschaffenburg . . 99 

Gefecht bei Ascbaffenbnrg (14. Juli) 101 

Coueentrinmg bei Babenbanaen 111 

V. AbsObnltt 
Concentrinuigs-Beirefnii^en der Enndea-Annee gegen Würaburg. Besetonng Frank- 
furts dnreh die prensuscben TmppeD 113 

VL Absobnltt 

Harsch der Preuasen von Frankfurt anf Wtlisbnrg. Gefechte an der Tauber . 115 

Gefecht bei Hnndheim [S3. Juli) 12« 

Oefeeht bei Werbach (24. JnU) 1S4 

Gefecht bei Tauber-BiBchofahelm (24. Jnli) 18« 

Gefechte bei Halmstadt nad üttingeu (2G. Juli) 14« 

Gefecht bei Gerchaheim (S6. Juli) 168 

Gefecht bei RoBsbnmii (26. Juli) lU 

Beschieaiung der Feste Marieuberg 172 

Vn. Absobnitt. 
WaffenstillatBads-ünterhandlnngen. VorgKnge an der Nordost- Greuse Bajerns und 

in Mainx • . . l7ft 

EreigviBse an der Nordost-Grenze Bajenu. 181 

„ in der Festung Haina 195 

Bchlusa 191 

Bellftgen. 

Nr. I. Ordre de Bat^Ue des Tu. deutschen Buudes-Annee-Corps . . . . S8 

- II- „ » >. . Vm. „ , .... 87 

*in. fi « ■ der preusslschen Bfaln-Armee 30 

, rv. WaffsnatillsUndi-ConTentionen S6 

„ V. Stand der Besatmng der Bundesfestong Hains 43 

Karten. 

OperatloDB-Earta des irestdentscben KriegMchanplatses 1868. 

Uebenichts-Blatt der strate^Hchen Bitnation am 26. Juni, 4., 10., 14., 81., 26. JuU. 



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Die Eriegs-Ereigiiisse in Westdentschland 1866. 

(HieEii üne Op«rstioii»-Karte und ein Über^htg-BUtt.) 

I. Abschnitt 



Vorgänge bis anr Capitnlation der HannoTeraner bei 
Langenaalxa. 

Preussen konnte im Kriege des Jahres 1866, da es den srßssten 
Theil seines Heeres der kaiserlichen Nord-Armee direct entgegenstellen 
musste, nur über verhSIlnlssmässig geringfügige Mittel gegen die deutschen 
Bundesgenossen Österreichs verfugen. 

Die hiem disponiblen StreitkrSlte bestanden in drei, vor Ausbrach des 
Krieges in Hoistdn, bei Wetzlar and Minden sich sammelnden Divisionen, 
tingeffihr 50.000 Mann, während die königlich bayerische mobile Armee 
(VII. Bundes -Armee -Corps) bei Anspannung ihrer Kräfte Irächl Ober 
70.000 Mann zählen und das aus den Contingenten von Württemberg, 
Hessen-Darmstadt und Baden, dann der ßsterrrädlischen Brigade 
Hahn, den kurhessischen uqd nassauischen Truppen zusam- 
menznsetzende VIII. Bundes-Annee-Corps annähernd gldchfalls mit 70.000 
Mann berechnet werden konnte '). 

Dazu war noch die Armee des Königreiches Hannover mit circa 20.000 
Mann zu zählen, abgesehen von jener Sachsens, welche sich direct an die 
kaiserliche Armee anschloss. 

Es ist ausser Frage, dass diese bedeutenden Streitmittel in einer sehr 
gflnstigen Lage zu ihrem Gegner sich befinden und ^n bedeutendes Gewicht 
in der Wagsdiale der bundestreuen, gegen Preussen kämpfenden Partei 
hätten bilden können. 

*) Wu die priiamtlTe SUike diesM Corps — ohne die Contingento KnrbeMeiM, 
und NuNiiiB, weloh beide luok der BnDdet-Kri^TerfMnuiK eigentlich lam IX. 
Bnndet-Corpa gehörten, und ohne die Satarreichische Brigade Hahn, antielangt, lo 
ward dieielbe in der, von deaven Vertretern am 1. Juni in Uflochen al^haltenen Con- 
fereni mit U.900 Mann bedftert, nnd swar : fflr das QroiaherMOgthiim Heuen mit 
ie.T0O Kann, fOr Württemberg mit 86.000 Mann, für Baden mit 16,600 Mann. 
Tergleieke I. Band Seite 140. 



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4 Önterreipb» ICilmpfe im JAhre ISS4. 

Doch diesen an sich zwar bedeulendea, aber zum grossen Th^le 
aus verscliiedenartig organisirten, administrirlen und bewaffneten Con- 
tingenten besiehenden Massen fehlte ein energischer Wille, der sie recht- 
zeitig, nemlich noch vor Beginn des KHeges, rasch formtrt, zusammengezo- 
gen und nach einem einheitlichen Plane geldlet hfille. 

Sonderinteressen, Eifersüchteleien und Rücksichten auf die ^gene 
Sicherheil der einzelnen Landeslheiie öberlrugen sich später auch noch auf 
das militärische, ohnedies zerspliUerte und unsichere Conimando, lähmten 
alle Raschheit des Entschlusses, hielten die einzelnen Armee-Theile dauernd 
isolirt und verhinderten den Einklang in deren Bew^ungen, so dass es den ein- 
heitlich und energisch geleiteten Kräften des Gegners gelang, mitunter selbst 
grosse Vortheile zu erringen und vom Anfiinge bis zu Ende des-Kfle^ sich 
mit Erfolg inmillen der sie umstchftndMi Massen zu behaupten. 

Die erste Folge der bei Beginn des Krieges gänzlich unklaren Situa- 
tion und der, namentlich in Hannover, herrsdienden Cnentsehlossenheit war 
der Untergang der hannoverschen Armee, die, nachdem sie sich, ihren 
König an der Spitze, nach dem Süden Deatschlands durchzuschlagen ver- 
sucht und am 2T. Juni bei Langensalza aneh gidtiklich gekämpft hatte. In 
Folge ihrer Isolirung, die Waffen streckte. 

Am Tage vor der Schlacht bei Langensalza, -welcher auch der Vorlag 
der ersten grösseren Kämpfe in BShnion, bei Nachod und Trautenan «nd an 
der Iser war, hatten sieh die Verhältnisse der, nominell unter das Commando 
Seiner könighchen Hoheit des KM, Prinzen Carl von Bayern gestetlten, 
mit Österreich allürten Streitkräfte folgendermassen gestaltet: 

Königlich bayerische Armee {VII. Bundes- Armee-Corps) 
unter dem speciellen Befehle des FH. Prinz Carl; Generalstabs- 
chef GL. V. d. T a n n '). 

Diese Armee halle sich in der Zeit vom 17- —21. Juni ans der Auf- 
Stellung: München, Augsburg, Bayreulh.Bambergund Schwaiirfurt, mit ihrem 
Gros in der Nähe der letztgenannten zwei Städte concentrirL Am 22. Juni 
war in der Absicht, die laut Machrichten verfoigl^ Hannoveraner wo möglich 
aufzunehmen, eine Division (H a r t m a n n) gegen Fulda vorgeschoben, dann aber 
von der ganzen Armee die Richtung auf Meiningen und Eisenach, bei welch' 
letzterer Sladl sich, neuen Nachrichten zufolge, bedeulende prensstache Slreil- 
krüde versammelten, eingeschlagen worden, und es slanden am 26. Juni: 

Die 1. leichte Cavallerie-Brigade (Herzog Ludwig in Bayern) und 

1) öalerreiohischerseita lieftad sich als Militar-BevoltmltohU^r FUL. Ont 

Iliiyii in bayerhclifii HduptqiiartW. 



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I. Vorgänge big eiu Ckptiulatioa der H&naaTeTaner bei LuigeDsalia. 5 

a BaUerien der Reserve-Artillerie bei Mellrichsladt, mit der Vorhut in Mei- 
ningen, wo diese die Eisenbahn unfahrbahr machte. 

Bei Mellrichstadl befand sich auch noch von der (4.) Division Hart- 
mann dieAvantgardederBrigadeGM. Faust, das Gros der letzteren bei Uns- 
leben; der Rest der (4.) Division Hartmann bei Neustadt a/S-, von wo sie 
Detachements gegen Wasnngen, Salznngen und Berka zur Zerstörung der 
Eisenbahn entsandte. 

Die (1.) Inranlerie-Division Stephan bei Königshoren, Oberst Baron 
P r a n k h mit dem Inranterie-Leib-Regiment, 1 Escadron und '/, Batterie in 
Lichtenfels, die (2.) Infanterie-Division Feder bei Lauringen (1 Bataillon 
in Oberhaid), die (3.) Inranterie-Division Zoller bei Münnerstadt; Mtgor 
V. Orff nüt einem combinirten Commando, 2 Bataillons der I. und 4. Division, 
2 Geschdtzen und einer G^nie-Abtlieilung stand zur Beobachtung der Nord- 
ostgrenze Bayerns bei Hof. 

Das Gros des Cavallerie-Corps unter G. d. C. Fürst Taxis, welches den 
Auftrag hatte, gegen Schleiz, Plauen und Lobenstein zu detacbiren und falsche 
Nachrichten über den Anmarsch grosser Truppenmassen zu verbreiten, 
sanuneltc sich, indem es Iheilweise die Eisenbahn benutzte, mit den Brigaden 
Pappenheim und Rummel bei Schweinfurt, wo die letzten Abtheilungen 
aber erst am 29. Juni eintrafen. Auch die Reserve-Artillerie unter GL. 
Brodesser und die Munitions-Reserve waren dahin in Marsch. 

Das Hauptquartier kam am 25. gleichlalls nach Schweinfart '>. 



*) Die Hliiiche ^ler Abthetlnngen bis zum !S. Juni waran in folgender Weite 
geschehsD: 










U 


H. 


». 










^i^f^.'t^ 




t u 


. 1 






C«™ll8riB-Corpi 


Oo!tDb.oli 


«.b„..„ 1 -. 


_ 




1. iBtuUricDiTltlaD. 


HOnctiBn 

LMkfold« 


Llsbuntalt 


CrDnMh und 




,.,.„..„,. 




i, UtfWittrie-MTlri«. 


aas 

SchwidDtf nnd 
Mrtbnrg 


ErLog«» 


„w.„. 


- 


Bamberg 


Hmforl 




BambBrg 
mnd Im hH»' 
MObfihMd 


...... 


[mlttalit 
KHiib«kn} 




SehwelBfnn 





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S öaterreiolu KXmpfe im Jahr« IBM. 

Die mobile bayerisdie Armee halte in dieser Zeil selbst den matrikd- 
mfisngen Stand, der sich ohne die Ersatz -Contingente mit 53.400 Streit- 
baren bezifferte, nichterrdcht, sondern besass im Allgemeinen nur eine Stärke 
von 47.831 Strdtbaren, von denen als in Linie fechtend nur 37.568 Mann 
Infanterie, 3672 Mann Cavallerie mit 136 Geschölzea bezeichnet werden'). 

Nach dem Gefechte von Kissingen wurde dieselbe noch durch die 
Reserve-Infanterie-Brigade, 6 Balaillons, 2 Escadrons und ane 6ptd. Batterie 
(annähernd 5000 Mann) verstärkt 



«. UI>wtwl»-MTtolwi '). 



ZiIIIoh; SUb (*' 



_ gm 4w C«T«llBtl>-C«tp». 



■1 dar BUn-j ^Ifafl 



Budbarc nod „ iwliuhm 
ttlrabari: Bmb«« nsd 



I BMubcrs I 



*) SolIM am H. nmsh LtaBhanrod« and Wtjhm i 
■llloai'Aad«rilDSj naoh wbIoIhi dla Armae italt fsf« 
■B U. b*i Brilikuma itBku. 

') SollitSüde der mobilen Armee un 81. JtuiL OtRcielle twTorUcIie FaldnigB- 
geaehiehte, Beilage U. In einer Anmerkung djtselbst wird geaagt; .Dieae SoUattnde 
„wurden von der EffeetiTgtlrke der Armee niolit erreicht." Ueberdiea iit tn den 
Bollatindfln die Brigade mit 6 Bataillona bereobnet, wlhreud aia anfüngliob nur B 
Batiüllona sählte. Die fl. Bataillon« gelangten ent nach xmd nach (bis Ultte Jati) 

Dm bayerlaohe Haer alblte gemMw einnr Kriegsminlatarial-Terordnvng vom 
SC. September 18SK, welche die FriedenaatSnde detailUrt normirte, an Offieiereo, 
Beamten, UnteroBlderen etc. nnd Soldaten, jedoch mit AnMchlnu der Qendarmerie, 
dann der an Centralatellen nmd bei hsharen Btlbeu venrendeten Individoen, 71.918 
Mann eibetiv (fennlrt nnd exerclrt) nnd 81.490 Mann als nnmontirt aiMutirt, An 
Diena^farden waren 6914, an Zugpferden 1040 bei den Abtheilnugm prJUent. 

Hiera kam noch lant Btandectabelle vom 1. Hiri 1866 eine Beaerve von 
111.846 Mann, waa Hmit eine Totalstftrke von 807.763 Mann gibt, die aar 
Evidenthaltnng der Kiiegaiollstande verfttgte Anshebnng von 
18.610 Mann ana den Alteraolaiaen 1848 nnd 1844 utcht mit einge- 
rechnet. 

Doch nickt nnc die ganae Beserva^ aondam aack die nnmontlrt AMsntirten 
waren gar nicht formirbar, da die vorkandenen Cadrea nor fOr den Friedenwtand 
der 70.000 Mann wirklich Eingeatellter aiureiohtcn. Die Formation der Beaerve fOr 
den Eri«^all war lo wenig vorbereitet, da« drittbalb Monate nach verfügter Mobl- 
Uiinmg der Armee kanm ÜO.OOO Mann denelben inm Eri«gadianite nnbibar gemacht 
werden konnten. Aach waren trot« der enutcu politiw^en Lage jene ImOt, welcba 



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!• Vorginge bis cor C>|iitiilitioa der HumoTeraner bei LongeoBalza. 7 

Während die bayerische Armee ihre Coneenlrirungsbeweguog zwischen 
dem 16. und 21. Juni ausführte^ verfügte Prinz Alexander von Hessen, 
wdcher erst am 16. Juni s^ne Ernennung zum Commandanten des Vlll. 
Bundes-Corps erhielt und zu dessen Generalstabschef der würltemberg'sche 
Gl* V. Baur ernannt worden war, nur über die grossherzogiich hessische 
Division und die nassauische Brigade. Die meisten anderen Contingente 
befanden sich Mitte Juni noch, in der Organisation begriffen, in ihrer Heimat '). 

Schonam 16. Juni begehrte die Bundesversammlung vom Prinzen 
Alexander Truppen zum Schutze der Stadt Frankfurt gegen die seit län- 
gerer Zeit in der Enclave Wetzlar gesammeilen Preussen imd es worden 
nodi am selben T^;e 3 Bataillons, 2 Escadrons and 1 Batterie von Darm- 
stadt dalÜD dirigirt. 

Die Truppen des Herzogs von Nassau concentrirten sich gleichfalls 
schon am 16. Früh, einen Übungsmarsch vorschützend, bei Hochheim, und 
wurden am 1 7. näher an Frankfurt gezogen, wo auf Betreiben des Corps- 
Commando's, zwar nur mit dem Allernölhigsten versehen, auch eine wörl- 



ihra Dionateeit Tollitreckt hatten (der Hchste Theii der effectiv emgereihten nnd ein- 
«aerciiteu HaimichaA}, innsrlMlb der Monat« Uttra und April entlasBen tmd durch 
Becraten ersetit norden. 

Die Beutiun^en fUr die H&nptstkdt, wie für die Featongen, lo wie die Tertcbie- 
densn im Kriege nothwendigen Amtaltoi kbsorbirten glsichfftllB eine bedeatende 
Kr»ft, «o dsu im eriten Momente, bei Beginn dec Kri^u, nur beiläu% die HSlfie 
dei stehenden Heere« in erster Linie als mobile Armee vor den Feind gebracht 
werden konnte. 

DieM Daten sind der of^ellen ba'vrisohen Feldsngigeschichte entnommen, 
welche aber Aber die eSiiotiTe StSrke de« kiLmpfenden Ueerea, während der -rerschie- 
denen Perioden des Feldnges, keine genflgende Aoskanft enthSlt 

Die bayerische Infknterie war mit dem Fodewik-Gewehr (Vorderlader mit 
eantraler Zündung), die COrassiere, welche stKhlsme COraue tmgen, mit Pallasoh 
und Fistole, die UbUnen mit Lance, SIbel nnd Pistole, die Cbevanlegers mit letz- 
teren beiden bewafinet. 

Die Tabrenden Batterien (6 mit gesogenem nnd B mit glattem Bohre) hatten 8, 
die reitenden Batterien 6 GeacbUbiB. Als gezoganss QeBchUtK diente der SpfQnder 
{nach prensaischem STstem). Die glatten Rohrbatterien bestanden aus ISpfündem. 

Ordre de Bataille, siebe Beilage Nr. I. 

') ötterreiäiiaclierBeita war der k. k. Oberat t. Schdnfeld des Generalatabe* 
in daa Etanptqnartier des Vlll. Bundee-Corp« delegirt. 

Die lu&nterie des VIII. Btiudes-Corpa, mit Ausnahme der Österreich iichen, 
welche mit dem Loreni-Qewahr (Vorderlader) bewaffnet war, hatte Hiui^ -Gewehre. 

Die Artillsria fQhrte geeogeoe Vorder- nnd Hinterladangs-Gkaehatüe (letatere 
nach prenasischem Modell), so wie glatte 6 nnd 12pftlnder und war sowohl nach den 
^Sternen als dem Kaliber hSohst ungleichartig zusammengesetst 

Ordre de Bataille, siehe Beitage Nr. IL 



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g ötterreiolu Klmpfe im Jahre 1886. 

tembergjsehe Brigade (GM. Hegelmaier) binnen 24 Stunden (17. Juni) 
eintraf '). 

Prinz Alexander begab sicli auf eine, am 18. Abends an ilin gelangle 
Einladung des Mililär-Ausschasses am Bundestage : „Zur Beruhigung der 
„Stadl Frankfurt das Commando daselbst zu ergreifen" von Darmstadt dahin, 
kehrteaber, denBefehl über die in und nächstdieser Stadistehenden Truppen 
an den österreichischen GM. Freiherrn v. Packenj übertragend, am 17. 
nach Darmstadl zuräck, um die Concenlrirung seines Corps zu beschleunigen, 
die jedoch nur langsam von statten ging *). 

Als man am 17. Juni inne ward, dass die preussischen Truppen von 
Wetzlar nicht nach Frankfurt, sondern auf Cassel die Richtung nähmen, war 
das VIII. Corps, wie eben gezeigt, noch weit entfernt, operalionstähig zu sein 
und auch in der nächsten Zeit, als sich der grössere Theil bei Frankfurt bereits 
gesammelt, schien die Organisalion desselben nicht vollendet genug, uro gegen 
die das Kurfürstenthum Hessen-Cassel invahirenden und die hannover'sche 
Armee verfolgenden preus^schen Truppen offensiv vorgehen zu können. 
Prinz Alexander legte unter solchen Umständen mehr Gewicht auf die 
Consolidining seines Corps, Formirung der Cavallerie- und ArÜUerie-Reserve, 
dann der nöthigen Verpflegs-Anstalten, unler Behauptung der Poäüon 
bei Frankfurt, wo inzwischen am 18. der grossherzoglich hessisdie GL. 
V. Perglas das Commando übernommen hatte, als auf iaolirte weiterge- 
hende Bewegungen, deren Verantwortung er noch nicht übernehmen zu 
dürfen glaubte. 

Als ihn am 20. Juni FM. Prinz Carl miltelst Telegramm verständigte, 
dass die bayerische Division Hartmann sich gegen Fulda in Bewegung 
setze, und aufforderte, ebenfalls in dieser Richtung vorzugehen, lehnte er 
diese Aufforderung mit dem Bedeuten ab, dass er mil seinem conglomerirten. 



') 1 JBger-BataUloD, 8 lufauterie-Regunentar (4 Batailloiu), 1 Beiter-Bcgiment 
(6 Escadrone), S gezogans dpfd. Batterien (16 QedcbQtae). 

*) Die 2. wQrtteiubeigische Brigade Btieu erst am 28. Joni, die letste 
am 6. Juli nun Corps, 

Von der badisohen Division gelangten: die erste Brigade am S6. Juni 
nAch DarmBtadt, die anderen Colonnen in d«T Zeit vom I. bla S. Jnli in den 

Verband des Corps. 

Die einzelnen Theile der Brigade Habn trafen xwiMhen 21. und 28. Juni in 
Darmitadt ein. 

Die EurbeHen wniden am 22. Jnui dem Commando dee Primen Alezandar 
ontentellt. 



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I. VoigSnge bia nr Capitalfttion der BansoTerBiier bei livigenskba. 9 

erst in der Formation und Organisalion begriffenen Corps cur Offensive nicht 
bemt sei, deren mögliche Consequenzen er berücluichtigen müsste *). 

Er liees am 21. seine Truppen mehr geg:en und über die Nidda sich 
ausbreiten, zur Verbindung beider Main-Ufer bei Höchst, später bei Oberrad 
eine Bracke schlagen und disponirte I württembergisches Bataillon mit 
einer Escadron und 2 Geschützen unter Major Rambacher auf der Eisen- 
bahn nach Giessen, am von dieser S^le durch Aassprengung falscher Nach- 
richten die Preussen zu alarmiren und von Cassel abzulenken '). 

In den nächsten Tagen erhielt das Corps ansehnliche Verstärkungen 
durch das Eintreffen der österreichischen Brigade Hahn, deren T6te schon 
am 21. nach Darmstadt gelangt war und successive Über Neu-Isenburg gleich- 
falls über den Main disponirt wurde, femers durch die inzwischen aus Ihrer 
Heimat abgerückten kurfQrslIicH'hesnschen Trappen, en'iJlich durch die Bri- 
gade La Roche der badiscben Division, welche am 25. in Darmstadt eintraf. 

Nachdem nun, gleichlklls am 25., Vorlruppen nach Friedberg und Butz- 
bach vorgeschoben worden waren, stand am 26. Juni das Gros des VII!. 
Bundes-Corps in und nächst Frankfurt auf dem Plateau zwischen dem IVIain 
und der Nidda und bei Darmstadt. 

Prinz Alexander verfügte an diesem Tage über 41'/, Bataillons. 
19 Escadrons und 16 Batterien, annähernd 39.000 Mann, 5800 Pferde, 107 
(72 gezogene und 36 glatte) Geschütze *), u. z. : 

Von der (1.) württembergischen Division GL. v. Hardegg: 
Die Brigade Hegelmaie r, 6 Bataillons, 6 Escadrons, 2 Batteriea, 5200 
Mann, 1100 Pferde and 16 gezogene Geschütze bei Vilbel. 

Von der (2.) badischen Division GL. Prinz Wilhelm von Baden: 
die Brigade La Roche, 6 Bataillons, eine gesogene BaUerie, 4509 Mann, 
240 Pferde, 6 gezogene Geschütze, nächst Darmstadt und Langen. 

Die ganze (3.) grossherzoglich hessische Division GL. v. Perglas 
9% Bataillons, 8 Escadrons, 4 Batterien, 10.000 Mann, 2600 Pferde, 14 
gezogene, 10 glatte Geschütze, vorwärts and sfidlich Frenknirt. 

Die ganze (4.) österreieh-nassauische Division FML. Graf 
Ncipperg: 12 Bataillons und 4 Batterien, 13.000 Mann, 1000 Pferde, 



*) In eiusm Qftch Wien gerichteten Telegrkmma Tom 19. Jiuii erUArta der 
Prim, beim besten Willen fOr die eu eatfemte h&uuover'iche Armee DOdh nicbt» thnn 
ED kennen. 

*) Daa nach OisMen abgegangene Detachement kehrte in der folgenden Nacht: 
saeb Vilbel mrdck. 

*) Dw geMunmte Sttnd der Beapaonai^Mi eingereclmet. 



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iO öft«mielu KAa^h in Jahn IBM. 

24 ftnogeae, 8 glalle Geschütze; mit der Bri^e Hafan in nnd nfiehst 
Frankfurt, der nassauischen Brigade Roth in Hofhom und Concurrenz. 

Das kurhesBiflcheContine:ent,unt»CommandodesGL. v.LoBsberg, 
stand bei Hanau und zählte 10, grossentfaeils noch sehr schwache Bataillons, 
i Batterien und 6 Eseadrons, in Summe 6000 Mann, 879 Pferde und 29 
(12 gezogene, 17 glatte) Geschütze *). 

Am 26. wui-de auch das Corpsquartier von Darmsladt nach Frankfurt 
verlegt 

Die durch Bundea-Beschluss vom 9. Juni neutral erklärten Bnndes- 
festungen Mainz und Rastalt waren von den österreichischen und preusäschen 
Besatzungen geräumt und soUlen durch eigens hiezu desigulrte Abtheilungen 
besetzt werden. 

Doch nur wenige der dahu bestimmten Truppen warai eingetroSim uod 
es befanden sidi in Mainz, zu dessen Gonverneur der bayerische GM. Graf 
Rechberg-RothenlÖwen ernannt worden war, an Inhnterie blos: 
2 bayerische Bataillons, 1 Regiment Sachsen- Weimar (3 Bataillons), 1 Bataillon 
Müningen, und das Lippe'sche Contingent, in Summa 4520 Mann; in Rastatt 
2 groBsherzoglich badische Bataillons und die Hälfte des ConUngents von 
Heoss, in Summa 2200 Mann *). 

*) In einem Berichte ddo. Sl. Juni meldete Priiu Alexander an Seine 
H^ertit den Kaliei: 

.Horpn dOrften die ktuheaaiaohen Trappen in Haumu veriaininBlt «ein, ud 
awenn auch imr die beidsD in Hana« und Fulda atehendea Inlanterie-Segimentei 
„ihre BaUiUoaa auf je 800 Itann bringen kSnnten (daher SSOO Hann}, ao iit nach 
„TertidtMong knrhenlaaher, bei mir geweaener Offideie doch Hoffnnng, daai itali 
,die bdden anderen mit dem geretteten Hateriale Teraehenen Regimenter gleichfalli 
iioecefiire aof den Krlegsitatid letien konnten." 

Frina Friedrloh Wilhelm war mit den knrheaiiaäien Trappen in Hanau 
eingetroffen, hatte aber sohon wUrend dea Rüekmgea daa Commaiido an den OL, 
T. LoiHberg abgetreten. 

Nach einem Standea-Aniweiae der Festung Maina sihlte das korheaiiaahe Con- 
tingent Anfang« Jnli 87S1 Mann, ST9 Pferde (inehulTe der beiden bei der Diviaion 
Heipperg befindlichen Hnaaaren-Esoadrona) nnd 29 Qeaehfltie. 

*) Lant Bondeabeachlnaa rem 9. Joni waren (Br Hiüna und BastatI folgende 
Beaatsnsgen festgeatellt worden : 

I. FflrHaina: 
a) an Infanterie ! 
eine korfllrstlioli beHiiohe Brigade so S Infanterie-Bataillona und eiuein 

JBger-Batalllon 3H>0 Mann 

von Saohien-Meiningen : 2 Bataillon« k 4 Compagnien 800 „ 

, 8aahMn- Weimar : 8 Bataillon« k 4 Compagnien 1200 , 

, beiden Sohwaraburg ; S Bataillon« k 4 Compagnien 8O0 , 

, Lippe : 1 Bataillon k 4 Compagnien 400 , 

, Bchanmburg-Ltppe : 8 Compagnien 200 , 

. . 6900 Mann 



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L Vorginge bU rar CapUoIatii» dar HaimomaiiBr bei Lwigwwtoa. H 

Nach AbsenduriB; den Generalstabschef GL. v. Baor nach Bamberg, 
nm sich über die Absichten des Otwr-Comnaando's zu infonniren, und nach 
einer am 23. mit dem österreichischen FHL. Graf Huyn, behuta Vereinbarung 
der nSchsten Operaüonon , in Frankfurt stattgehabten Unterredang, begab 
sich Prinz Alexander am 26. iuni selbst in das bayerische Hauptquartier 
nach SchwnnlUrt. 

In dem hieraoT Abends und am 27. Morgens abgehaltenen Kriegsrathe 
ward vorläufig von beiden Comniandanten bescbloasen, ihre Corps gegen 
Hersfeld vorrficken zu lassen, dort zu vereinigen und dann je nach den Ver- 
hältnissen entireder gegM Cassel oder gegen Eisenach vortugehen. 

Der 30. Juni ward als Tag des Beguines der gemeinsunen Operationen 
festgesetzt, und die Marschziele der Hanptcolonnen mit den Corps-Quar- 
tinea m folgender W^se angenommen : 

Vin. Armee-Corps: Bayerische Armee: 

29. Juni vorbereitende Bewegungen. 
30. Juni Friedberg. Brdckenau. 

1. JuH Hungen. Ldsehenrode. 

2. Juli Grünberg. Fulda. 

3. Juli Rupertenrod. (Aufrücken bei Fulda.) 



b) M Cavallerl« : 

•nm Enrbeuen SM Uaiui 

c) ra Artilleris: 

TOD EarhsHen fl^ ■ 

d) ui GUnle- Trappen : 

von KnrhesMii Pionnlera 100 „ 

n. Fflr Raitktt: 
a) ui Infiuiterio: 

TOD Baden : S Batültoiu IMO „ 

, Skcbien-Altenbnrg -. S B&Uillana 4 i Compagnien 800 , 

, BichMa-Cobnrg-aotba : 3 Bat^lloni k 4 Compagnien 800 . 

, Anhalt : 3 BaUillon* k 4 Compagnien SOO g 

, Waldeck : 1 BaUUton k i Compsgnion 400 , 

, SenM! 1 BatiUlon k 4 CompignicD 400 , 

. . ftOOO Mann 



t) an CavallMiet 
ron Bwlen »W Ha«. 

e) an ArtUlwIe : 
»on Baden *•* ■ 

d) an GKnie-Tnippen : 
wn Baden 80 bia 100 , 

Frankfurt «ollta durch daa algene nnd ein barerlMhai Bataillon bMetat 
wefden. 



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IS örterMieh* Kimpfe im Jahn IBM. 

«wJuli Alsfeld. Hdnfeld. 

5. Juli (Rasttag.) (RasUag.) 

6. Juli Grebenau. Neukirdien. 

7. Juli Niederanla. Herafeld. 

„Als Ziel der gemelnschaniichen Operationen ward die dermalen in der 
„Gegend von Eisenach stehende prenssiscbe. Armee beseitduiet, die VerU-eibung 
„derselben aus Thüringea und die Gewinnung uid Behauptong der Tiiünngi- 
„sehen Eiseabaiui. deren sich die Preussen bis jetzt als überaus ergiebiges 
„Communications mittel zwischen den östllclien und westlicbeo ThaUen ihrer 
„Monarchie bedienten. Schliesslich erwartete man von diesen Operationen 
„eine Befreiung Kurhessens und, wenn es noch ausrührbar, jene der k&niglich 
„hannover'schen Armee. 

„Bis zum 5. Juli hofite man über die Stellung und Absichten des Feindes 
„so weit aufgeklärt zu sein, um sich entscheiden zu können, ob der Marsch 
„bdder Armee-Corps gegen Hersfeld fortzoselzen, oder aber eine Vorrückang . 
„gegen Cassel zu comlnniren wäre. Als die ftusserste Colonnenstrasse des 
„VlII. Armee-Corps gegen die rechte Flanke wurde (Ue Strasse von Schotten 
„and Lsuterbach angeiMMmDen" *). 

Im bayerischen Hauptc|aartier herrschte seil der EUliflcation der zwi- 
schen Österreich und Bayern abgeschlossenen Hilitär-Convenüon grössere 
Bestimmtheit, denn bisher. 

War auch in dieser Convention den politischen Rücksichten mehr SpieN 
räum gegönnt, als es der Kriegführung dienlich sein konnte, so zeigte sich 
Prinz Carl doch gewillt, dem allgemeinen militärischen Interesse mSglichsl 
gerecht zu werden, „abgesehen von jenen Fällen, wo — besonders bei einer 
„etwaigen retrograden Bewegung — die Deckung des bayerischen Landes in 
„Frage käme, welchen Punkt Prinz Carl jedesmal hervorhob, so oft die rein 
„militärische Lage einer eingehenden Erörterung unterzogen wurde. 

„Andererseits war der Prinz von der Nothwendigkeit durchdrungen, 
„nach Erreichung der nächsten Operationsziele mit allen im nordwe«ttichen 
„Deutschland entbehrlich werdenden Kräften den Anschluss an die Haupt- 
narmee dann zu bewerkstelligen, wenn diese über Böhmen hinaus und an die 
„mitUere Elbe gelangt sein würde')." 

Über die Vorgänge bei der hannover'schen Armee hatte das 
bayerische Hauptquartier seit dem 23. nidits Bestimmtes erfahren. Nach einigen 



>) Feldngqoanuil dM Oberbof«lilsli«b«rB du vm. denkchen Butdet-Corpi, 
•) Bericht dM EML. Grnf Hwyn, !7. Jon;. 



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t. Vorginge bü nv CapitaUtion dar HannoreraiiBi bei I^ngeniKUa- 13 

Naohiichten sollte sie nai^ Mütilhausen mrficktnarschirl sein, nach anderen 
ein Theil derselben bei Tabarz stehen.' 

Erst am 27. Abends erhielt man eine verlässlicbere Meldung, nach wel- 
cher die Hannoveraner sich io einer festen Position bei Lan^nsalza befinden 
sollten '). 

Prinz Carl glaabte nicht, auf diese Nachricht hin, die kaum mit Prinz 
Alexander getroffene Übereinkunft abändern zu sollen, sondern 
verfflgle am 28., an welchem Tage er mittelst eines Befehles factisch auch das 
Ober-Commando über das Vlll. Corps antrat und allen seinen Streitkräften 
den Collectiv-Namen „Westdeutsche Bundes-Armec" gab, im Sinne des 
^meinsam festgesetzten Operationsplanes, für den 29. die Vorbereitungs- 
bewegung zum projectirten Vormarsch der Bayern in der Richtung auf Hersfeld. 
Die (I.) Divi»on Stephan ward nach Neustadt a/S., die (2.) Division 
Feder nach MQnnerstadt, die (3.) Division Zoller nach Waldaschach, die 
(4.) Division Hartmann nach Bischolsheim instradirt. 

Das Hauptquartier sollte nach Kissingen verlegt werden. 
Nachdem die Befehle an die Truppen abgegangen, erhielt Prinz Carl 
Na^mitta^ (28.) telegrapbisch die Mittheilung des Ministers v. d. Pfordten, 
dass sich die Hannoveraner bei Langensalita befändeu und sich dort etwa 
8 Tage halten könnten, wenn die Lebensmittel genügten und die Operationen 
der Bundestruppen sie unterstaizten. Ferner traf zur selben Zeil ein Tele- 
gramm Seiner Majestät desKaisers von Österreich im bayerischen 
Hauptquartiere ein, welches die Nachricht von dem Siege bei Langensalza 
und die Aufforderung enthielt, die Hannoveraner zu degagiren, sowie ein 
anderes Telegramm von einem Dr. Volger, der Namens derselben den 
Marsch der Bayern in der Richtung aul Gotha ansprach *). 



*) Dieselben hfttten Ton tXlmi SeitoD eio^eschlouen, an dietem Tage ainea Tbail 
der feinditcheii StreitkräRe onter GH. PHea g^gchUgen. 

Die SchUaht von Langenaalaft, so wie alle Bbrigen, die bsntKmr'sebe 
Armee betreffende» Torgloge eind im I. Bande dieiea Werkes entbatten, inf den wir 
verweiHn. 

*) Schon am 87. war die telefra|thiaohe Weiaiuig Seiner Uajestllt dos Kaiseraan 
FUL. Oraf Huyn nach Scbweinfurt ergangen: aBieten Sie das Hü^iehate auf, am 
.die Bajem fum Voi^ehen and Degagiren der Hannoveraaei «n bewegen, die rieh 
,nocb immer in vereinselten Gefechten dorehmscblagen versnoben. Versündigen Sie 
,BcbBnfeld im gleioben Sinne." 

Am S8. Jnnl Uittags berlcbtete der Osterreloblaebe Bnudeaprlsidial.GesandtB 
Baron Kflbec k ans Frankfurt nach Wien, dasa in der Terfloaaenen Naeht ein Bote 
ans dem bannover'echeD Hanptqnartier, das er am %6. Morgens TerlaSMn, in i^nk- 



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14 öitondali« Klnpfc in Jahn 1866, 

Prinz Carl glaubte nan nicht länger mehr zögern zu dOrfen, sistirte 
den Marsch seiner Armee auf Fulda und dirigirte dieselbe auf dem kfirzeeten 
Wege über Heioingen gegen Gotha. 

An Prinz Alexander von Hessen ergmg am nfichglen Tage 
Morgens folgender Befehl: 

„Hauptquartier Schwdnfbrt, 29. Juni 1866, Morgeos 6 Uhr. 

„leb beehre mich Euer Hoheit zn notifldren, dass ich soeben mtäa 
„Hauptquartier nach Neustadt verlege. Meine Divisionen machen folgende 
„Bewegung: 

29. JunL 30. Juni 1. Juli 

1. Division Hildburgbausen, Suhl, Ohrdruff. 

2. Division Trappstadt, Schleusingen, Oberboft 

3. Division Mellrichstadt, Wasungen, Tambach. 

4. Divition Heloingen, Scbmalkalden, Georgenthal. 



Airt uigAorainui, and fblgsnde Naohrlcbt d«( OrateD Plat«n gebracht habe; „Umht 
gnoter'MliB Arnes konnte iwiiehen EiMnaoh und Gotha nicht dnrehbrechen, wegen 
«bedeutender preniaiMther Übermacht, welche in feater Poaitioa stehe; die Armee 
,habe sieh demnach nach IiUtgenMlxa Eurüokgeaogeii in Enrartniig, das« die miU- 
atlrifchen Operationen der BnodeigeuotHn Im SOden die prensaiaehen Hanptkrlite 
g«baiahui werden; lie kOnnc lich etwa 8 Tage halten, &1U die Lsbemi- 
.Bitttel nicht anstehen. Wir sind ohne alle NaoliTiohten und mttsaen nnieren Bnndei- 
.genoMen alle Verantwortung iDachiBbeu, falla nnaere NotUage ana awingen aoUte, 
„die Waffen la strecken." 

Baron KSbeok gab Toritebendes gleichaeitig Prina Alexander Ton Hessen 



Diese Naebrloht wnrde aogldch dem FUL, Graf Hnjn telegraphiich mitge- 
Iheilt nud daran Seitens Seiner Majeitftt folgende Weimng geknüpft: „Alles anf 
gbieton, skh durch Boten logleidi in Verbindung mit Hannoreranem seben. Betone 
„noehmals, dass deren Degagimng mit alter Kraft angwtrel>t werden mnss.* 

Denselben Abend reiste der königlich bannoTer'sclie Gesandte GL. v. Enese- 
beek TOD Wien nach Sehweinfnrt ab, um glelehfatls den Prinaeo Carl cor Offen- 
siT* so bewegM, 

An Seine UqjesUt den Eaiser gelangte in dieser Zeit, von Frankfurt ans, 
(olgendeaTOD „Doctor Volger* geseiohnete Telegramm ; .Oealerti 9T. blutige Schlacht 
,bel Langensalaa und Mflhlhaosen awiaeheD der nngebengton hannover'seben Armee 
„nnd den fllienalchtigen Preossen nebst Oothaem. Furchtbare Niederlage der Prens- 
,aen. Seine Hajeitlt, mein Allergn.<ldigrtea: KOsig Qeorg V., bebbl mir, nm sohleu- 
aoige Cooperation der BaTem an bitten. Kriftigea Torgehen der bajerlschen Annee 
adringmd erwfluseht, damit die Haunoreraner nicht durch neue Concentration Ton 
aÜbermacht erdrtlckt werden. Ich Tertieas das hannoreraulsclie Schlachtfeld auf Befehl 
«gestern Prfib and iah Abends die Niederlage in Gotha selbst GrOsste Bestamng 
■In der pienssischen Armee,* Diese Nachricht ward sogleich Tolltnhaltlieh nach 
Sebweinfurt teU^i^pklrt Hierauf meldete Frina Carl am S6. Juni Abends 9Vi Uhr 
telegraphisoh Seiner Uajestlt: „Werde Morgen mit beiden Armee-Corps dleOffeasIv» 
ergreifen, nm die Hannoreraner an degagiren." 



db,Google 



1. Tot^Knge hi» nr CftpitaUtton der HuuioTeraner M LangeiiMlu. 15 

^Hein Hauptquartier kommt am 30. Juni nach HanJDg;en. Hdne Re- 
„serve-Cavalleiie marschirt über Fnlda, Hünle)d gegen Vaeba, um die Ver- 
„bindung mit dem VIII. deutschen Bundes-Armee-Corps henostellen. 

„Euer grosshenoglichen Hoh^t chiffnrtes Telegramm, worin HSehat- 
„dieselben mir Ihren morgen zu beginnenden Marsch mit 5 Brigaden nadi 
„Herstetd, Berka mittbeilen, habe ich dankend erhalten. 

„(gez.) Prins Carl von Bayern." 

Am 29. Morgens begann die Bewegung der bayerischen Armee. Die 
(I.) Division Stephan marschirte an diesem Tage von Königsbofen bis 
Hildburghausen, wo auch der mit seinem Detachement von Liditenfels ein- 
I)erufene Oberst Baron Prankh anlangte — und Exdorf} am 30. nach 
Schleusingen, mit Vortmppen in Sohl, Zella etc. 

Die (2.) Division Feder am 29. von Lanringen nach Trappstadt und 
am 30. bis Hildbui^haasai. 

Die (3.) Uvtsion Zoll er am 29. nach Hellrichstadt und am 30. nach 
Haningen. 

Die (4.) Division Hart mann endlich am 29. bis Meiningen und am 
30. nach Wasangen. 

Die von letzterer Division unter Commando des Oberst Aldosseram 
29. auf den Strassen nach Suhl, Gotha und Wasungen vorgeschobene Avant- 
garde rückte am 30. nach Mieder-Schmalkalden, Wemhausen und Zwick, 
wShrend auch die linke Flanke der Division durch Detachements entsprechend 
gesichert wurde. 

Die Reserve-Cavallerie, deren letste Abtheilongen erst am 29. im Lager 
bei Schweinturt eintrafen, hatte die Weisui^, zur Unterstatinng der eigenen 
Armee und gleichzeitig zur Herstellung der Verbindung mit dem VIII. Bon- 
des-Corps in der Richtung auf Bdi>ra und Berka (über Hersfeld) vorzurücken. 

Diesem Belehl nachkommend, gelaugte am 30. die 1. lachte Brigade 
bis Hilders, die 2. leiehle Brigade nach Neustadt a./S., die schwere Brigade 
bis Hfinnersladt, Fürst T a x 1 s mit seinem Stabe nach Kisung en. 

Das Hauptquartier des Prinzen Carl kam am 29. nach Neustadt a/S. 
und am 30. nach Meiningen, wo es auch am X. JnU verblieb. 

Den 2. Tag nach der begonnenen Bewegung stand also die bayerische 
Armee, wie gesagt, in Scbleusingen, Hildburghausen, Meiningen und Wasun- 
gen. In weiteren 2 MSrschen sollte der Thüringer Wald durchzogen und so- 
nach der Anltaiarseh jenseits desselben am 2. iuli bewirkt werden. 

Da traf am 30. Mittags im bayerischen Hauptquartier zu Meningen die 
Nachricht von der am 28. plötzlich erfolgten Capitnlatton der hannover'scben 
Armee dn. * 

Es wäre vielleicht laitisam gewesen, die Operationen fortzusetzen, mit 



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ig ötferreiclu Kämpfe im JiLn 18M. 

dep praiHMischeti Truppen F^lhliuig nt suchea und je noch der Lage, die man 
vorfAn4> weiter tu verfobren. 

BochPrinziCarl eatschied sidi, da die hannover'sche Armee nicht mehr 
beBtand, die durch M&rsche und Verpftegsmangel sdion erschSpften baye- 
rischen Tnqipen den preussisch«i numerisch nicht gewachsen schienen und 
das eigene Cavallerie- sowie das Vni. Bandes-Corps noch weil zurück waren, 
den isolirten Kampf nicht zu suchen, sondern die bayerische Armee vorläufig 
bä Meittingen, Front gegen Eisenach, concentrirt zu halten, bis das VIII. 
Bundes-Oorps mindestens in die H6he vott Fulda vorgerücltt wäre. 

Dann gedachte Prinz Carl, vom 3. Juli an, mit der bayerischen Armee 
auf den das linke Werra-Ufer begidtenden Höhen und unler dem Schutze einer 
Flanken-Deckung im Werra-Thale, ober Kalten-Nordheim und tengsfeld, sowie 
über Tann und Geysa gegen Vacha vorzurflcken und sich dort mit dem VIII. 
Corps zu vereinigen. 

Auf diese Weise glaubte man in der Lage zu bleiben, sowohl einen 
feindlichen Anfall im Werra-Thale begegnen, als die Offensive in einer den 
Umständen angemessenen Richtung fortsetzen zu können '). 

Prinz Carl verständigte Abends 8 Uhr den Prinzen Alexander von 
seinem Vorhaben mit folgendem Befehl: 

„Hauptquartier Heiningen, den 30. Juni 1866, Abends 8 Uhr. 
„Dias Ober-Commando der westdeutschen Bundes-Armee an den 
„Prinzen Alexander von Hessen. 

„Naehdem mein gaslem HÖctisldensetben mitgetheilter Plan zu einer 
^Bewegung des VII. Armee-Corps gegen Gotha dureh die indessen unzwei- 
„felhaft gewordene Capitulation der hannover'schen Armee ganz gegen- 
„Btandslos geworden ist, und selbst im Falle ihrer ungestörten Ausführung 
„den Gegner in die vortheilhalte Lage setzen wflrde, zwischen dem VII. und 
„VIII. deutschen Bandes-Arme&-Corp9 bei Eisenach za stehen, so habe ich 
„beschlossen, meme Kräfte bei Meiningen mit der Front gegen Eisensch msam- 



„Mein Reserve-Cavallerie-Corpa bewegt sich von Bischofsheim fiber 
„fiildere nach Geysa und ich werde trachten, auch einen Theil derinftoterie 
„auf diese Strasse zu bringen. Wenn der Feind meine Concentrirung bei 
„Iffentingen nnd das Linksschieben meiner Infanterie-Divisionen nicht stört, 
„so hoffe ich Euer grossherzogliche Hoheit auf den Transversal Verbindungen 
„von Hilders nach Fulda und von Geysa nach Hünfeld die Hand reichen zu 
„können. 

1) Au einem Beriehl« dei FHL. Graf Hajrn. 



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L Voi^Hnge bis anr Capitnlation der EDumoveraner bei LangeDsalu. 17 

„Sollte ich jedoch zum Rückzüge gezwungen werden, so wird derselbe, 
„um möglichsl rasch die Verbindung mit dem VIII. Corps herzustellen, über 
„Hellrichslndt, Neustadt gehen und hoffe ich in diesem äussersten Falle 
„auf die Coopemiion des VIII. Corps zwischen Neustadt und Sehweinfurt. 

„Ich komme daher aul den Höchstdenselben bei Ihrer Anwesenheil zu 
„Sehweinfurt vorgelegten Operntionsplan zurück, indem ich Eure grossher- 
„zogliche Hoheit dringend auffordeic, die zu meiner Verstärkung nur irgend 
„verfügbaren Truppentheile mit Hinlanseizung jedes Nebenzweckes theils 
„auf der Linie Hanau-Fulda-Hi3nretd, theils und namentlich 
„aufder Linie Frank furt-ßemündcn per Eisenbahn und von 
„da über Hammel bürg nach Kissingen in Bewegungzu setzen 
„und mir über Ihre dcsfalis zu trelTenden .\nordnungen bald möglichst Auf- 
„schluss, mit Angabe der Inge zu geben. 

(gez.) Carl Prinz von Bayern," 

Diesem Entschlüsse geni!is.<> couccntrirle sich um 1. Juli die bayerische 
Armee an der Werra. Die Divi.sioneii Z o M e r und H a r t m a n n verblieben 
in ihrer Aufstellung vom vorigen Tage bei Meiningen und Wasungen, die 
Division Stephan rückt«! nach Themar, die Division Feder nach Hild- 
burghausen und RSmhild. Vom Reserve-Cavallerie-C^rps, welches den Auf- 
trag hatte, mit der Division Hartraann in Verbindung zu bleiben, wurde 
zu diesem Zwecke die 1. leichte Brigade Herzog Lud wig in Tann belassen. 
Vom Reste des Corps kam die schwere Brigade nach Biscbofsheim, die 2. 
leichte nach Fladungen, der Stab nach Neustadt. 

Beim Vlll. Armee -Corps hatten indessen, kurz vor dem projectirten 
Abmärsche, einige sehr unliebsame Vorgänge Platz gegriffen. 

Am 27. liefen Anzeigen ein, dass sich preussische Truppen in der Stärke 
von 6000 Mann an der Eisenbahn, von Bacherach und Oberwesel her ange- 
sammelt hätten '); man betiirchtele einen Handstreich aul Mainz und sowohl 
die Bundes-Mililär-Commission in Frankfurt, als auch das Gouvernement von 
Mainz verlangten die Verstärkung der Festungs-Besatzung. 

In Folge dessen wurden in der Nacht zum 28. 2 österreichische 3. Ba- 
taillons (der Inianterie- Regimenter Hess Nr. 49 und Nobili Nr. 74) und einige 
Stunden später 2 grossherzoglich he.ssische Bataillons, unter Commando des 
grossherzoglich hessischen GM. v. Sloekhausen, als Verstärkung nach 

') Et waren dies nur schwache aas den BesatznngstrDppen von COln und 
Cnbleni formirte prenssische Detachementa, nelcbe gegen das nSrdliehe HngsaD und 
den Rheingaa entsandt worden waren, nm die Anfmerksamkeit der Bandestmppeii 
nach dieur Seile abimiehen. 

PrensB. ofTic. Darstellnng dee Peldsnges 1866 in DenU«hland, Seite 671. 

0>temlcb> Klmpr* lUciS. (V. Buit.) 2 B 



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18 ÖBterreichii lUmpf« in) .Iftbre IRRe. 

Mainz dirigirt, von wo diese Truppen noch im Laufe desselben Tages wieder 
zum Corps einrückten. 

Die beiden grossherzoglich hessischen Bataillons mussien jedoch am 
29., in Folge neuerlichen Ansuchens der Bundes-MilitSr Commission, wieder 
nach Mainz zurückkehren. 

Es muss hervorgehoben werden, dass die Sicherung von Mainz von 
Belang war, da die prcussische Regierung, die in der BundesUigs-SJtzung vom 
9. Juni betrefT Neulrnlisirung von Mainz und Rastatt festgeeelzten Pnncta- 
tioncn vorläufig nicht einhielt und bei günstiger Gelegenheit auch vor einem 
AngrifTe dieser Plätze gewiss nicht zurückgeschreckt wäre. 

Nach dem bezüglichen Bundes-Beschlusse sollten bekanntlich sowohl 
Mainz als Rastatt von den österreichischen und preussischen Besatzungs-Trup- 
pen geräumt, und durch Abtheilungen anderer Conlingente besetzt werden. 

Doch einige der Letztern, wie z. B. Waldeek, sagten auf Veranlassung 
oder wenigstens mit Vorwissen Preussen's definiliv ab, oder schlössen sich, 
wie Anhalt und Gotha, ganz einrach dem preussischen Heere an. Andere, 
wiebeispielswdsedieSRhwarzburg'schen Contingenle, schützten die gestörten 
Verkehrs- Verhältnisse als Entschuldigung ihres Nichleinrückens vor. 

Aber auch direcl verletzte Preussen die festgestellten Punclalionen, 
indem es die Genie-Direclion und das Verwallungspersonal, der getroffenen 
Vereinbarung entgegen, aus Mainz, das Plaiz-Commando aus Rastalt abbe- 
rief '). Nimmt pian noch die Gesinnung des Weimar'schen Contingenls (3 Ba- 
taillons), das ohne alle Scheu erklärte, im falle eines Angriffes, nicht gegen 
die preussischen Truppen kämpfen zu wollen, so war die in Mainz herr- 
schende Besorgniss wohl gereehtferligt '). 

Auf wiederholtes Andringendes Herzogs von Nassau, indessen 
Land kleine prcu8.sische Abthcilungen einüelcn, erhielt lerner die (4.) Divi^on 
Neipperg nm 28. Nachmittags 2 Uhr den Belehl, sich zum Schutze des 
Herzoglhums bereit zu halten, worauf die Brigade Roth hei Hofheim, die 
Brigade Hahn bei Höchst concentrirl wurde. 

Als endlich GL. v. Loszbergbestimnil erklärte, seine Truppen seien 
nicht schlagfertig, sah sich Prinz Alpxandnr srezwungen, auch noch das 

') Berichte ddo. ■_'3. im<I 25. Juni. 

*) Welche Untstänile ta illMer Zeit in Maini vorwalteten, kann mAa doruu 
ontuebmen, dass der CommaiidnDt des Bachsen - Weimar'schon Regiments, Oberst 
V. Sjdow, Tora FeBtan^-Oonveruemeat au^efordert, auf Ehreowort in erkUreu, 
ob er eveDtuell gegen Preosaen kämpfen nttrde, dies nach erbetener BedenkE*lt 
■chlieaslich verneinte, worauf er fininnn Cnmniandn'H enthoben norde and Haini 

Roriplil dd... Wnioz "in. .Iiiiii. 



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I. VoTgänK^ his zur Capitnlation der Hannoveiaiier bei LangeniaUa. 19 

ganze kurhessische Conting^ent, mit Ausnahme zweier Escadrons Huszaren, 
welche im Verbände der Division Neipperg verblieben, am 30. nach Mainz 
zu verlegen, wo diese Truppen ihre Organisation vollenden und hierauf wieder 
zam Corps slossen sollten. 

Am Morgen des 29. rückten von der (4.) Qsterreich-nassau'schen 
Division in Folge neuerlicher Weisung die Brigade Roth nach Wiesbaden, 
die Brigade Hahn nach Biebrich, wohin auch der Divisionsslab kam. 

Der Rest des VIIE. Corps machte am 29. im Sinne der mit Prinz Carl 
getroffenen Vereinbarung folgende Vorbereilungs-Bewegung: 

Die (1.) würtlembergische Division, bei welcher tagszuvor die 
Brigade Fischer aus der Heimat eingetroffen war, räckle nach Sladen.Wind- 
ecken und Concurrenz '). 

Die (3.) hessische Division nach Friedberg und Umgebung *). 

Die grossherzoglich badische Brigade La Roche nach Frankfurt 
und Ginheim. 

Die Cavallerie-Reserve wurde den Befehlen des wurttembergl- 
schen GL v. Entress-Fürsteneck unterstellt und nach Offenbach 
Frankfurt, Langen und Concurrenz verlegt *). 

Die Reserve-Artillerie formirle sich am 29. unter dem Commando des 
badischen GL. v. Faber mit dem Stabe in Frankfurt *). 

Am 30. Juni begann Verabredetermassen das VlIL Corps s^nen Vor- 



Die grossherzoglich hessische Division übernahm die Vorhut, er- 
richte mit ihren Tfilen Bersladt, mit Patrullen Hungen. 

') Dm 3. Eeitei-Ragiment, welches erat am 30. eintraf, erhielt mit der reiten- 
den 4. Batterie die BeBtimmimf eoi EegerTe-CaTBllsrie und sollte nüchat Fruikfiirti 
die Batterie in Offenbach, untergebracht «erden. 

*; Die Division hatte ihren Brückening an rieh tn lieben. Das grosiherzog- 
Ucb hefrische 2. Reiter-B^nent wurde bit tum Bintreffen der knrhegeiichen 3 Escä- 
drons der 4. Division zngewicBeii, worauf es inr Reserre-Beiterei stosien sollte. Die 

1. Fnubatterie und die reitende Batterie traten in die Artülerie-Beserre, nnd wur- 
den nach Frankfart und Oberrad Tsrlegt. 

*) Die Cavallerie-Reserve wurde aus dem württembergisohea S. Beiter-Begi- 
ment, dem badiBcbeii 1. Leib-Dragoncr-R^iment, dem grossherzc^Hch hessischen 

2. Eriter-Re^ment nnd der gesogenen wOrttemborgiBchen reitenden 4pfd. Bat- 
terie Wagner losammengesetit 

*) Diese beat&nd damals ans dar grossherzt^lich hessischen 1. Fnss-Batterie 
fiu Frankfurt) nnd der reitenden 6pfd. BatteHe (in Oberrad); der hers<^Iich naa- 
sanischen 6pfd. Batterie (Id Sesenheim) , der fiaterreichischen Spfd. Batterie (in 
Bockenheim) nnd den hessist^hcn Mnnitlonit- Colon nnn (in Offenbach und Bieber). 

2B» 



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20 öitemleha K&mpfe im J»hT« 1S6S. 

Die wärt temb ergische Division kam bis Frtedl>erg, eine Seilen- 
Colonne (1 Inranterie-Regimenl, I EscadroD und 2 Geschülze) zur Deckving 
der rechten Flanke auf der Strasse Karben-Nidda bis Staden. 

Die b a d i s c h e Brigade L a R o c h e gelangte von Frankfurt per Eisen- 
bahn bis Nauheim, marschirte sodann bis Butzbach und schob AblheiJungen 
lur Recognoscirung gegen dessen und Wetzlar vor. 

Das zur Cavallerie-Reserve gehörige 3. ■wflrltembei^che Reiter-Regi- 
ment rQckte nach Homburg und Oberursel und patruUirte bis Usingen zur 
Verbindung mit den Badenern. 

Das !■ badische Reiter- Regiment hatte von Langen aus die Punkte 
Vilbel und Dortelweil zu erreichen. 

Die Reserve- .Artillerie wurde in Frankfurt belassen und das Corps- 
quartier des Prinzen Alexander nach Friedberg verlegt. 

Die Division Neipperg sollte den Main von Frankfurt bis Mainz decken 
und alle Einwirkungen, welche von Coblenz oder dem Linksrhein in das vor- 
li^ende Gebiet feindlicherseils versucht würden, vereiteln. Dieselbe erhielt den 
Befehl, in unausgesetzlcr Verbindung mit Mainz zu verbleiben und ihre Opera- 
tionea eventuell unter Mitwirkung der Festungsbesatzung auszuführen. Doch 
schon am selben Tage (30.) wurde diese .Division angewiesen, wieder zum 
Corps zu stossen und hiezu die Strasse von Oberursel, Usingen, Wetzlar 
und dessen zu benützen. 

In Friedberg erhielt Prinz Alexander den früher ciiirten Befehl des 
Prinzen Carl, vom 29. Juni, betreff der eben von den Bayern 
gegen Gotha angenommenen Marschrichtung, der wohl Ver- 
anlassung hätte sein können, mehr gegen Fulda abzulenken. Das Corps 
blieb jedoch in der eingeschlagenen nördlicheren Richtung. 

Die b ad ische Brigade bekam Belehl,am 1. Juh ihre Spitzen bis Giessen 
und Wetzlar vorzuschieben ; die hessische Divi^on marschirte nach Grün- 
bei^, die württembergische nach Hangen, wohin auch das Corpsquar- 
tier gelangte. 

Eine hessische Abtheilung rückte bis Lieh, das rechte wfirttember- 
gische Seiten-Detachement bis Schotten vor. 

Vom württembergischen 3. Reiter-Regiment hatten 2 Escadrons 
gegen Homburg und Oberursel, 1 Escadron gegen Butzbach und 1 (4.) nach 
Friedberg und Nauheim vorzugehen, welch' letztere sich sodann dem badi- 
schen Brigade-Commando zur Verfügung stellen sollte. 

Die Ssterreich-nassauische Division gelangte am 1. Juli mit dem 
Divisionsstabe und der Brigade H a h n bis Erbenheim, mit der Brigade Roth 
bis Igstadt 



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l. ToTgänge big mr OapitnUtioii der HannoTeraneT bei Lang«iiiftUa. 21 

Am 2. Jali marschirte die hessische Division mit dem Gros bis 
Rnppertenrod, die württembergische bis Grünberg;, milder rechten 
FlQgel-Colonne bis Lauterbach, die badi sehe, bei welcher auch die 2. 
Brigade Oberst v. Neubronn vollständig einrückte, nach Giessen, 
nachdem Wetzlar vorübergehend besetzt worden war. 

Die Österreich-nassauische Division wurde beordert, bis Ober- 
ursel zu rücken und dort zu biwakiren. Das Corpsquartier kam nach 
Grflnbei^. 

Prinz Alexander hatte schon tagsvorher die durch Mtgor Suckow 
überbrachten Weisungen des Annee-Hauptquarüers vom 30. Juni erhallen 
und vermuthend, dass sich die preussische Armee nach erfolgter Capitulalion 
der Hannoveraner gegen Cassel wenden würde, an das bayerische Haupt- 
quartier noch an diesem Tage telegraphirt : „Falls die Hannoveraner wirb- 
„lich capilulirt hätten, proponire ich VII. Armee-Corps auf Bersfeld zu diri- 
„giren und von dort und Alsfeld gegen Cassel vorzugehen." 

Da jedoch Prinz Carl sogleich telegraphisch antwortete, dass es bei 
den durch Major Suckow übersendeten Weisungen zu verbleiben habe 
und dass er auf deren bestimmten Vollzug rechne, so meldete Prinz Ale- 
xander olme Zögern, dass er aul dem kürzesten Wege gegen Fulda vor- 
rücken werde und erliess auch' in diesem Sinne die Dispositionen für den 
3. Jua. 



Indessen zog sich die bayerische Armee am 2. Juli in der N&he 
von Mdningen mehr zusammen. Die Division Harlmann sollte die Concen- 
trimng decken und die unteren Werra-Übergänge gegen Gotha im Falle 
eines feindlichen Angriffes hartnäckigst vertheidigen. 

Die Brigade Faust verblieb zu diesem Zwecke um Wasungen, die 
Brigade Cella besetzte Zillbach und Eckards, während 2 in Schwallun- 
gen belassene Bataillons dieser Brigade die Eisenbahn zwischen diesem Orte 
und Wemshausen zerstören sollten. 

Das Gros des Corps führte am 2. Juli folgende Bewegung aus : 
Die Division Zoll er von Meiningen nach Ober-Katza. 
Die Division Stephan von Themar nach Meiningen. 
Die Division Feder von Hildburghausen und RÖmhild nach Henneberg. 
DieReserve-Artillerie von Neustadt nach Oslhdm. 
Das Armee-Hauptquartier verblieb in Meiningen. 



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22 östomiehg KXmpfe im Jahre 1860. 

Die Reserve-Cavallerie liälte sich an diesem Tage in den Beälz 
von Dermbach setzen sollen, doch erhielt Fürst Taxis nicht den bezüglichen 
Befehl Die schwere Brigade gelangte nach Gersfeld, die 1. leichte Brigade 
wurde in Tann belassen, uRi die Verbindung mit der Division Harlmann 
zn erhalten, die Z. leichte Brigade rückte nach Hilders. Die Vortruppen der 
Cavallerie trafen nirgends den Feind, wohl aber kam die Division Hartmann 
zum ersten Zusammenstosse mit demselben. 



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U. Gefecht« iu der Nähe v 



n. Abschnitt. 



Gefechte in der Nfthe von Heiningen. Bttokzng der 

Bnndes-Armee theila nach ITenstadt a. d. Saale, 

theila nach Frankfurt. 



Während die beiden Bundes-Corps erst ihre Vereinigung suchten und 
deren Talen, bei Kupperlenrod und Ot>er-Kalza, etwa 15 Meilen entfernt von 
einander standen, war G. d. I. v. Fatckens lein, Commandiinl der preus- . 
sischen Sireitkräne in Westdeutschland, welche nun den Namen „Main> 
Armee" annahmen, vollkommen bereit, aus diescii Verhältnissen seiner 
Gegner Vorlheil zu ziehen. 

Bekanntlich hatte bis nun die preussische Haupt-Armee den Feldzug 
in Böhmen mit mehreren glücklichen Treffen eröflnel und ihre strategische 
Vereinigung zum Entscheidungskampte gregen die kaiserliche Nord-Armee 
vollzogen. Diese Erfolge, zu denen auch jene gegen die hunnover'sche Armee 
kamen, konnten nicht anders, als anspornend auf G. d. 1. v. Falckenstein 
wirken, während sie anderseits aul die Entschlüsse s^ner Gegner wohl 
von etwas deprimirendem Einflüsse sein mochten. ') 

Die preussischcn Truppen hatten nach der Capitulation der Hannove- 
raner bei Langensalza in und n&chst dieser Stadt, dann in Eisenach und Gotha 
Cantonnemenls bezogen und waren bis letzten Juni daselbst verblieben. Die- 
selben zählten zu diesei- Zeit: 42 Bataillons, 22 Escadrons, 16 Batterien mit 
97 Geschützen (darunter 49 gezogene), 2 Pionnier-Compagnien, zusammen 
■ annähernd 45.000 Mann Streitbare '). 

') Am 3. Jnli erhielteii lowohl Prinz Csrl aU Prinz Alexander die 
tel^TKphitche TentRndig^ng jlub Wien, diias die Nord-Armee, ohne eigentliohe Ent- 
■choidniigt-Bchlftcbt, durch Echse» einaelnei Corps und die gelungene Yeieinigang der 
Preatseu, wahrechunlich gezwungen sein werde, den RUckzug aus Behmen sn/ntreteD. 

*) Dia obige Ziffer ist der olHciellen prenuiKben Feldingsgeachichte eotnont- 
men. Wir mfisieti bemerken, dwa betreff dea BtlrkeTerhältniHses Bonahl der Prena- 
aen als der Bsjem indenbiHJetxt über den Feldcag eracbienenen Werken bedeutende 



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24 östernichB Klnpfe im Jabro 1866. 

G. d. I. V. Falckenstein, welchem schon Trüher die Wüsun^ zuge- 
gangen war, die Operationen gegen die Bundcs-Ärmee in der Richtung aul 
Fulda zu eröffnen und dann gegen Schweinrurt vorzugehen, kam derselben 
rasch nach, indem er bereits am 1. Juli seine Vorrückung begann und p^ 
sich dabei angelegen sein liess, die Truppen zu ordnen und den zwischen den 
Divisionen Iheilweise geslörlen Verband wieder herzuslellen '). 

Nach seiner Disposition bezog am 1. Juli die Division Beyer Canton- 
nements westlich von Eisenach zwischen Lauchröden und Berka, mit Deiache- 
ments im Werra-Thale zwischen Domdorr und Harnrode; die Division 
Göben rückte auf den Strassen von Marksuhl und Wilhelmsthal vor und 
balle den Aultrag, das Werra-Thal von Dorndorf bis Barchield zu beobachten ; 
die Division Manleuft'el bezog weiter rückwärts Canlonnemenls an der 
Werra zwischen Treffurt und Ebershiiusen. mit der Brigade (iM. Flies 
zwischen Fröttstedt und Kalberteld. 

Am 2. Juli gelangte die Division Beyer bis Vacha, mit Vortroppen auf 
den Strassen gegen Geysaund Lengsfeld, die Division GÖben sicherte in dem 
Rayon von TieCenort die Strassen nach Lengsfeld und Schmalkalden ; die Divi- 
sion Manieullel concenlrirle sich zwischen Marksuhl und Eisenach. Dos 
Hauptquartier kam nach Marksuhl. 

Es konnte nun !inZusiimmenslÖs.sen mit den bayerischen Truppen nicht 
fehlen. 



DIffereiuen bettehen. QL. t. Gilbon erklärt in einer BroBchllre (Treffen bei Kii- 

■ingen), da» die Ausiitcknngaatilrke snm Qefecht nach dem Verlksaen von Lvigeiiiiftlia 
nnd dem bedentenden Abgang an Kranken nnd Hftraden gur nur mit hflchatens 4S.000 
Mann berechnet werden dOrfe. 

Die Ordre de Bataille der preugaiucheu Ma[n'Arinee Imttf sich seit Beginn 
der Operationen im Weaentlichen nicbt geändert 

Die Division GBben war durch das Infanterie-Begimcnt Nr. 19 (von der 
Division Beyer), die S. reitende Batterie Nr. 7, dann einen, aus dem bannovei 'sehen 
Materiale formirten, loichtan FeldbrUcken- Train, die Division Uanteuffel durch 
2 BataiUona Goburg-Qotha und die 4. reitende Batterie Nr. 7, die Division Beyer 
dnrch die 10. und 11. ISpfd. Reserve-Batterie verstärkt worden. 

Ordre de Bstaille der preusHischen Main-Armee, siehe Beilage Nr. III. 

') In den dem O. d. I. v. Falckenstein durch den Cbef des OeoeraUtabes 
Freih. T. Hol tka schon froher uitgetheilteu Directjven war hervorgehoben, dass, wie 
fOr den ganien Krieg der Schwerpunkt dea Widerstandes in der Ssterreicbiachen 
Armee liege, so Bayern den Kern der süddeutschen Coalttion bilde. Bei einer Offen- 
eiv-Bewegnng Ober Cusel, direct anf Frankfurt, stehe su besorgen, daes «ich 
da* TUL Corps nach Haine werfe und man keinen Gkgner im Felde vor sieb haben 
werde. Es sei daher rathsamor, den Weg Ober Fulda nach fiehweinfurt einaaschl^en. 
Mnn kOnno lieber sein, die bayerieche Armee lu treffen, wenn man sie im eige- 
nen Lande aufBuche und dflrfe hoffen, durch die (tewählte RichtunR die Ver- 
einigung des VII. und VIII. Corps eu verhindern. 

{Tin FeldEug 1866 in Dcuticblnnd, Seite (i7«.) 



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n. Osfechte in äei Nähe von Meiningea. 25 

Die Vorhul der bayerischen Division Hartman n, welche unler Com- 
mando dea Obersien Aldosser bei Wernshausen stand, hatte Befehl, den 
Terrain ge^en Schmalkttlden und Satzungen durch Cavallerie-PalruUen fiuf- 
zukiaren. Nachdem diese nirgends auf den Feind gestossen waren, unternahm 
Oberst Aldo sser gegen 8'/, Uhr Abeods mit 1 '/, Compagnien des 9, Infan- 
terie- und 1 Escadron des 6. Chevaulegers-Regimenls, die Infanterie auf 
Wagen, persSnUch eine Recognoscirung gegen Barchteld. Schon von Grum- 
bach aus, wo die Wagen zuräcl^elassen wurden, waren westlich von Barch- 
leid Biwak-Feuer zu sehen. 

Das Delachement rockte nun gegen letzleren Ort vor, fand denselben 
unbesetzt und recognoscirte hierauf — I Zug Inlanlerie in Barchfeld zur 
Deckung gegen Immelborn zurücklassend - in nördlicher Richtung gegen 
Wilzelroda, ohne auf den Feind zu slossen. 

In Folge dessen kehrte das Uet^icheinent nach Burcbleld zurück, wo 
der dort belassene Zug inzwischen mit einer Patrulle des, zur Deckung der 
Schmalkaldner Strasse gegen Etmarshausen vorpoussirten preussischen 1. 
Bataillons des 13. Regiments (Brigade Kummer), Schüsse gewechselt hatte. 

Oberst Aldo sser ging nun in der Richtung auf Immelborn vor, 
sUess aber um Wege dahin auf eine, zur Unterstützung der Patrulle nachge- 
folgte preussische Compagnie, welche ihn mit einem verheerenden Schnell- 
feuer empfing. 

In der Unmöglichkdt, sich im Dunkel der Nacht von der Stärke des 
Feindes zu überzeugen, gab Oberst Aldosser den Befehl zum Rückzüge 
und führte diesen, ohne vom Gegner weiter belästigt zu werden, aus. 

Die Bayern verloren 3 Mann an Todten, 4 Offtciere, darunter Oberst 
Aldosser, und 10 Mann an Verwundeten, 

Auch an anderen Punkten, so bei Wiesenthal, Rossdorf und Rosshof 
fanden in dieser Nacht Zusammenstösse zwischen den bayerischen und preus- 
sischen Patrullen statt 

Von den Vortmppen der Division ßeyer war ein Delachement 
(30 Mann des Infanterie-Regiment Nr. 32 und '/, Zug Huszaren) von Lengs- 
feld recognoscirend vorgerückt und stiess vor Dermbach auf die bayerischen 
Vorposten. Es kam zu einem Scharmützel, welches, da grössere bayerische 
Abtheilungen aus Dermbach vorbrachen, mit dem Rückzüge der preussischen 
Abtheilung endete. Die Bayern verloren hiebei 1 Todten. 



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ÖiterreicbB KBmpfe im Jahre 1 



a JUIL 



Am 3. Juli setzte die preussUcbe Main-Armeb, obgleich deren Com- 
mandanteR während der beiden vorange^ngenen Tage Nachrichten zuge- 
kommen waren, dass die bayerische Armee sich in der NShe von Meinin- 
gen befinde und das VIII. Bundes-Corps noch in der Concentrirung bei 
Frankhirt begriffen sei, ihre Bewegung gegen Fulda fort. Das Hauptquartier 
gelangte nach Philippsthal, die Divi«on Beyer bis Geysa, Bulllar und Rasdori; 
von der Division GÖben die Brigade Wrangel aus Tiefenorl nach Ochsen, 
die Brigade Kummer aber Urnshausen nach Dermbacb, die Reserve unter 
GM. V. Tresckow nach Lengsfeld, die DivisionManteuTfel bis Marksuhl, 
mit Spitzen im Werra-Thala 

Bayerischerseits war GL. v. Haricnann durch <Ue Vorfälle der ver> 
flosaenen Nacht zur Überzeugung gelangt, dass die Preussen nicht von Gotha, 
sondern von Norden her im Anzüge wären. Er beliess daher die Werra-Defi- 
leen von Wernshausen, Schwallungen und Wasungen durch Detachements 
besetzt und concenlrirte das Gros seiner Truppen in der Gegend bei Rossdorf. 

Hier trat zuerst das von Eckards kommende 3. Bataillon des 9. Regi- 
ments dn, und dessen gegen Urnshausen vorgesandte Patrullen wechselten 
einige Schüsse mit jenen der im Vorbeimarsche nach Dermbach beßndlichen 
Brigade Kummer. Letzterer Ort wurde von den Preussen auch ohne 
Schwertstreich besetzt, da das von dort abberufene 3. Bataillon des bayeri- 
schen 5. Regiments vor Eintreffen der Ablösung nach Rosa abmarschirt war. 

Rossdorf ward inzwischen von GDiI. Faust mit 4 Bataillons, 1 Escadron 
und Vi 12pfd. Batterie besetzt; später traf auch GL. v. Hart mann mit dem 
Gros seiner Division dort ein, welche Abends folgende Aulsleiiung nahm; 
Die Brigade Cella nebst 2 Escadrons Chevaulegers und '/, I2pfd. Batterie 
in und zunächst Rossdorf, 1 Bataillon in Rosa; die Brigade Faust cantoii- 
nirte in Ecliards (Brigadeslab), Humpfersbausen, Schwarzbach und Sinners- 
hausen ; der Divisionsstab kam nach Kloster Sinnershausen. 

Von der Division Zoller hatte das 1. Bataillon des 6. Regiments in 
Dermbach das über Nacht von der Division Harlmann dort gestandene 
3. Bataillon des 5. Regiments ablSsen sollen, fand aber den Ort bereits in den 
Händen des Feindes und zog sich dann gegen Wiesenthat, das eine kleine 
preussische Abiheilung bei dessen Herannahen sogleich verliess. Wiesenthal 
ward hierauf vom 1. Bataiilon des 6. Regiments und dem 6. Jäger-Bataillon 
(der Division Hartmann) besetzt und zur Vcrlheidigung hergerichtet. 

Die Brigade Oberst Schweitzer rückte indessen nach Diedorf, die 
Brigade Ribeaupierre bis Fischbach. Major Hef.kel des Generatslabes 
recognoscirte mit einer Compagnie des 14. Regiments und der 2. Escadron des 



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n. Oefeohte in der Nfthe von Helmilg«n. 27 

2. Chevavd^ers-Regimenls, denen das 1. Bataillon des 14. Re^ments als 
Reserve lolgen sollte, gegen Dermbach, ward dort von dem Feuer des 
preussischen Füsilier Batfullons (Nr. 63) emprangen, und kehrte, ohne vom 
Gegner, welcher ihm blos aus 2 Geschfllsen einige Kugeln nachsandte, wei- 
ter verfolgt zu werden, nach Nfudhardshausen zurfiek, welcher Ort inzwischen 
von d«n 1. Bataillon des H. Regiments besetzt worden war. 

Das bayerische Detachement erlitt bei dieser Becognosdrang verhSltniss- 
mäss^; bedeutende Verluste, u. zw. 6 Mann an Todten, 4 Verwundete und 
38 Vermlsste. 

Das 3. Bataillon des 6. Regimenls sland als Ersatz der abmarschiren- 
den Cavallerie in Tann. 

Von den beiden andern bayerischen Divisionen war im Laufe des 
Tages jene des GM. Stephan von Mdningen in die Gegend von Ober-Katza, 
die Division Feder von Henneberg nach Helmershausen, das Hauptquartier 
des Prinzen Carl nach Kalten-Nordheim gerückt. 

Als der Prinz die Vorfälle bei Dermbach erfuhr, ordnete er sogleich 
die Concentrü-ung der Diviäonen Stephan und Feder bei Kalten-Nord- 
heim an, wo die erslere aucli bis Abends eintraf, während die andere die 
Nacht zum 4. hindurch auf der Strasse von Kalten-Nordheim bis Bettenhau- 
sen echelonirt verblieb. 

Die bayerische Armee war somit, abgesehen vom Cavallerie-Corps, in 
der Nähe von Kalten-Nordheim versammelt. 

Vom Cavallerie-Corps rückten die schwere Brigade nach Fulda und 
Marbacli, die beiden leichten nach Hünfeld. Als aber GM. Herzog Ludwig, 
welcher die Letzteren befehligte, durch sone Vortruppen die Nachricht erhielt, 
dass starke feindliche Abtheilungen gegen Rasdorf im Anzüge wären, führte 
er auch die beiden leichten Brigaden in die Rendezvous-SteUung nach Fulda 
und Niederbieber zurück. 

Das Cavallerie-Corps kam durch seine letzten Bewegungen in der 
Nähe von Fulda auf mehr als 5 Heilen westwärts der bayerischen Infan- 
•erie-Divisionen zu stehen und die durch diesen Raum ziehende grosse Strasse 
Über Tann und Neustadt nach Schweinfurt war ungedeckt. 

Gleichwohl befand sich die bayerische Armee in keiner ungünstigen 
Lage gegenüber der preussischen, und wenn man sich hätte entschliessen 
m6gen , dieselbe auszubeuten, so wäre, da die preussische Armee sich am 
nächsten Tage auch noch eine bedeutende BlSsse gab, ein grosser Erfolg 
vielleicht möglich geworden. 

Vom VIH. Corps gelangte am 3. Juli, in der Bewegung auf Fulda, die 
hessische Division von Rupperlenrod über Ulrichstdn bis in die Höhe 



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28 OüUmidu lUmpfe im Jahre 1866. 

von RixfeW (3 Meilen von Fulda), diewürllembergisehe DiTision nach 
Rupperlenrod nnd Oberrohmen, ein Detachement nach Schölten; die bis- 
herige rechte Flügelcolonne der letzteren Division, welche am 2. bis Lauter- 
bach gekommen war, übernahm die Spitze des ganzen Corps und erreichte 
Grossenldder, von wo sie nach dem */, Meile entfernten Fulda und Schutz 
recognoscirte. 

Die badische Division halle den Befehl, die Punkte Giessen und 
Wetzlar besetzt zu behalten und in der Nähe der Lahn eine Centralstellung 
zu nehmen, um Flanke und Rücken des in das Fulda-Thal vorrückenden 
Armee-Corpszu decken. DieBrisadeLa Roche verblieb demnach in Giessen, 
während die Brigade Neubronn Wetzlar erst am Morgen des 4. errdchte. 

Die Österreich- nassauische Division gelangte bis Friedberg. 

Die Reserve-Reiterei endlich traf am 3. mit 3 Regimentern nnd 1 Bat- 
terie zwischen Butzbach und Giessen ein, und ward angewiesen, sich sobald als 
thunlich zu sammeln und das Land bis Marburg, Kirchhain und gegen Als- 
feld aufzuklären. 

Prinz Alexander verlegte sein Corpsquartier nach Ulrichstein. Er 
halte sich wenigstens mit 2 Divisionen Fulda erheblich genähert, beab- 
sichtigte diesen Punkt am 5. zu erreichen und beauftragte den FML. Graf 
N e i p p e r g, den Marsch der 4. Division derart zu beschleunigen, dam auch 
diese längstens bis 7. in Fulda eintreffe. 



G. d. I. v. Faickenslein bekam noch am 3. Abends Meldungen, 
dass die Felde-Übergänge von den Bayern besetzt seien und grössere Hassen 
derselben bei Neidhardshausen, sowie auch bei Rossdorf ständen, hielt da- 
durch den Marsch seiner Armee auf Fulda nicht bedroht, indem er annahm, 
dass er höchstens eine vorgeschobene bayerische Division in der Flanke 
habe und liess daher am 4. die Divisionen Beyer und Manteuffel ihre 
Bewegung auf Fulda fortsetzen, die Division Göben aber, in der Absicht 
sich die linke Flanke zu decken, am Morgen dieses Tages einen Offensiv- 
sloss gegen die vermeintliche bayerische Division unternehmen, um diese 
zurückzuwerlen , sodann aber in die ursprünglich festgesetzte Marschord- 
nung der Armee wieder einzurücken. 

In Wirklichkeit hatte diese preussische Division 4 bayerische Divisionen 
gegen sich. 



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n. Gefecht bei Bottdorf. 29 

««f**hts tat aoHdorf «n« X*)U. (4. JalL) 
Qeftoht b«l BoMdorfL 

GL. V. Gfiben beorderle um 8 Uhr Früh die Brigade Wrangel (6 
Bataillons, 2 Batterien und 3 Eiscadrons), welche schon um 5 Uhr Morgens 
von Ochsen nach Unleralba vorgezogen wurde, Wiesenthal anzugreifen; 
bis zur Ankunft derselben sollte GM. v. Kummer, 2 Bataillons des 13. Re- 
giments mit 1 Batterie in Dermbach zurücklassen und mit dem Reste seiner 
Brigade, 4 Bataillons, 1 Batterie und 2 Escadrons Husznren, gegen Neid- 
hardshiiusen und Zella vorgehen. 

Bayerischerseils war Wiesenthal von I Bataillon des 6. Regiments 
und dem 6. JSger-Butaillon besetzt, während belcinnltich die Inranierie-Bri- 
gade Cella bei Rossclorf, die Brigade Faust in den Ortschaften Eckards, 
Sehwarzbach etc. in der Nacht vom 3. aul den 4. Iheils biwakirl, theils can- 
tonnirt hatten. 

Gegen 8 Uhr Morgens meldeten die bei Lindenau »lebenden bayeri- 
schen Vorposten des 6. Jäger-Bataillons den Anmarsch fdndlicher Colonnen. 
Der preussische Oberst v- Gellhorn war um diese Zeil, dem erhal- 
tenen Belehle entgegen, mit seinen beiden Bataillons (13. Regiments) über 
die Felde bis nach Lindenau vorgegangen und halte den Ort sammt den anlie- 
genden Waldporcellen mit dem 1. Balaiilon besetzt, während das 2. gegen 
Wiesenlhal vordrang. 

GM. v.WrangeltrafmitseinerBrigadeerstum 9 Uhr in Dermbach ein 
und liess auf Befehl des GL. v. Göben das 1. und Füsilier-Bataillon des 15. 
und das Füsilier-Bataillon des 55. Regiments unter Commando des Oberst 
Stoltz als Ersalz der beiden inzwischen vorgerückten Bataillons des 13. Regi- 
ments zurück, welch' letzlere nun der Brigade W r a n g e 1 unterstellt blieben. 
Hierauf wurde der Marsch der Brigade gegen Wiesenthal, die beiden Batail- 
lons des 13. Regiments an der Tfetc, weiter fortgesetzt. 

Bayerischerseils von einem heiligen Feuer empfangen, grifl* die preus- 
sische Avantgarde Wiesenthal an, welchen Ort, da derselbe in einem von 
den umliegenden Hdhen vollkommen eingesehenen Kessel liegt und sich 
zu ^ner anhaltenden Verlheidigung nicht eignet, die Bayern bald aulgaben. 

Die beiden bayerischen Bataillons zogen sich auf den Nebelberg zurück, 
wo inzwischen das 3- Bataillon (Dietrich) des 9. Infanlerie-Regimenls und 
2 12prd. Geschütze von Rossdorf eingetroffen waren und Stellung genom- 
men hatten. 

GM. V. W r a n g e I p'ng nun milseiner Brigade zum weiteren AngrifTe vor, 
mit dem 2. Bataillon des 13. Regiments rechts der Rossdorfer Strasse, dem 



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30 ÖBterreiefas Kttmpf« im Jfthrs 1866. 

2. Bataillon des 55. Regiments im Cenlrum und dem 2. Bataillon des 15. Regi- 
ments am linken Flügel; alle 3 Bataillons, unter Oberst Gell hörn, in Com- 
pagnie- Colonnen formirL Die 4pfd. Ballerie CSster fuhr auf der Höhe nord- 
wesUicta Wiesenthal's aut, und eröffnete das Feuer. 

Die 1. Bataillons des 13. und SS.Regiments und die IZpfd, Batterie ver- 
blieben westlich von Wieseiithal als Reserve. 

Ks entwickelte sich beiderseits ein längeres Feuergerechl, Wobei 
sich die preussische Batterie sowohl durch ihre günstige Position, als durch 
die Überzahl und grdssere Tragweite ihrer Geschütze im Vorthdle erhielt 

Mittlerweile war auch die bayerische Brigade C e 1 1 a ä cheval der am 
nördlichen Abhänge des Nebclberges von Rossdorf nach Dermbach führen- 
den Strasse vorgenickL Erst jenseits des Nebelberges angelangt, gewahrte 
man den Stand des Gefechtes, und die Bataillons erlitten nun in ihrer nach- 
theiligen Aufotellung durch die feindliche Artillerie, welche durch die inzwi- 
schen vorgekommene 12pfd. Batterie Eynatten II. verstärkt worden war, 
grosseVerluste. 

Das in seiner linken Flanke heftig beschossene 6. Jäger-Bataillon und 
die Chveaulegers-Escadron begannen zu weichen, worauf auch die beiden 
12pfd. Geschütze ihre Position verliessen, sich mit den anderen 6, auf dem 
Wiesengrunde nördlich der Strasse pladrlen Geschützen ihrer Batterie 
(Hang) vereinigten und mit diesen das Feuer gegen die preussische Infan- 
terie erneuert aufnahmen. Doch diese, wirksamst unterstützt darch ihre 
gezogene Batterie, gewann immer mehr Terrain. 

Die ä cheval der Strasse befindlichen Bataillons der Brigade Cella 
sahen sidi zum Rückzuge gegen den nördlichen Abhang des Nebelberges 
gezwungen, wo inzwischen auch das 2. Bataillon des 9. Infanterie-Regimenls 
von Rosa eingetroffen war. 

Die Preussen erklommen nun die steilen Abhänge des Nebelberges 
und setzten sich an der Waldlisiere fest 

GL. V. Hartmann, welcher gegen 11'/, Uhr am Kampfplatze dntraf 
und die Weichenden sammelte, versuchte mit der Brigade C e 1 1 a, die er per- 
sönlich vorführte, die Höhen wieder zu gewinnen. 

GM. V. Wrangel aber, bereits im Besitze der bewaldeten Kuppe des 
Nebelberges, und von dort die Vorbereitungen zu diesem Angriffe gewahrend, 
zog die I2pld. Batterie weiter vor und überschüttete <Ue anstürmenden 
Golonnen mit einem Hagel von Geschossen '). 

Der Angriff der Bayern misslang. 

Die in Cantonnemenls zerstreute Brigade Faust hatte inzwischen 



') Auf Seite der Prensien fiel Major Bfistow, Comtouidaat des 2. Batailloiu 
dea 16. R^menU, In dieser ZiAt. 



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II. Oafscht bei Rosadorf. 31 

den Befehl zum Vormärsche erhalten; deren Töle, 1. Balaillon des 6. Regi- 
ments, traf eben dn, a!s die Brigade C e 1 1 a geworfen war. 

GM. Faust glürmle nun vom westlichen Ausgange Rossdorfs mit dem 
Balaillon vorwärts. Doch auch dieser Angriff scheiterte an dem zaheti Wider- 
stände und dem überlegenen Feuer des G^ners. Der General fiel, durch 
den Kopf geschossen, mit ihm sein Ordonnanz-Offider, Oberlieutenant v. A usi n. 

Das Bataillon, von buden Flanken bedroht, durch rückgehende Abthei- 
lungen der Brigade Cella ohnehin schon in Unordnung gebracht, wich, 
und GL. V .Hartman n sah sich unter diesen Umstanden gezwungen, sämml- 
liche im Kampfe befindlichen Truppen hinler Rossdorf zurückzunehmen, 
welcher Ort in grdssler Eile besetzt und zur Verlheidigung hergerichtet wor- 
den war. (12'/^ Uhr Miltogs.) 

Vom Gros der Brigade Faust standen das 3. Bataillon des 5. Regi- 
ments, mit Plänklem voran, im Schlossgarlen am nordwestUchen Ausgange 
von Rossdorf, das 1. Bataillon des 13. Regiments auf der Höhe nordöstlich, 
das 2. Bataillon dieses Regiments und das 8. Jäger-Bataillon auf jener süd- 
lich des Ortes. Die 12prd. Batterie, welche durch die der BrigadeCella von 
allen Seiten rasch nachdrängenden Preussen gezwungen ward, abzufahren, 
stellte ^ch neben dem schon früher zurückgenommenen 6. Chevaulegers- 
Regiment am Kreuzwege östlich von Rossdorf auf. 

Gegen 1 Uhr traf noch die gezogene 8pfd. Batterie Königer von 
Öpfershausen ein, nahm aui der Höhe südlich der von Eokards nach 
Rossdorl führenden Strasse, beiläufig 600 Schritte vom 8. Jäger-Balaillon, 
Stellung und beUieiligle sich sofort mit guter Wirkung am Kampfe, indem 
sie die eben aus dem Walde vor Rossdorf debouchirenden preussischen 
Abthdiungen zwang, sich sogleich in selben zurückzuziehen. 

GL. V. Hartraann benutzte diesen günstigen Augenblick, liess die Bat- 
terie beiläufig 1000 Schritte weit auf die Höhe nächst dem Kirchhofe avanci- 
ren and feuern, worauf die Geschütze des Gegners theilweise verstummten. 

Mittlerweile hatte sieh die Brigade Cella rallirt, und GL. v. Harlmann 
hielt nun (2 Uhr Nachmittag) den Moment gekommen, selbst in die Offensive 
fiberzugehen. Er liess Rossdorf durch das 6. Jäger-Batailton besetzen, zog 
das Chevaulegers-Regiment an die Östliche Umfassung des Ortes und 
rückte mit 10 Bataillons und der halben gezogenen Batterie gegen den 
Nebelberg vor. 

Zur selben Zeit hatte auch GM. v. W r a n g e l alle Vorbereitungen getrof- 
fen, um zum AngrifT RossdorTg zu schreiten, da er, durch den Widerhall des 
Feuers getäuscht, Grund hatte zu vermnthen, dass nordöstlich des Nebel- 
bei^es auch die Division Manteuffel von Lengsfeld her gegen Rossdorf 
im Vorrücken sei. Doch bevor noch von beiden Seilen mm Angriffe geschrit- 



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32 österrrichs KAmpfe im Jahre 1866. 

len worden war, g-ab GL. v. GÖben seinen Truppen Befehl, d;is Gefeclil »b- 
zubrechen und sich ge^en Dermbach zurückzuziehen. 

Das 1. Bataillon Nr. 55, dem die 12pfd. Batterie Nr. 3 und 3 Esca- 
drons Huszaren Nr. 8 folgten, lösten vorerst die aul dem Nebelberge im 
Gefechte befindlichen preussischen Truppen ab, dann traten diese den Rück- 
zug über Wiesenihal, Dcrmbach nach Geysa iin, wo sie spät in der Nacht ein- 
trafen. 

Die vorrückenden Bayern fanden weder am Abhänge, noch auf der 
bewaldeten Kuppe des Nebelberges, den sie gegen 3 Uhr erreichten, einen 
nennenswerlhen "Widerstand. 

Als darauf GL. v. Hart mann, den Preussen gegen Wiesenthal folgen 
wollte (3!/, Uhr Nachmittag), erhielt auch er vom Prinz Carl den Belehl, 
den Kampf aufzugeben und sich nach Ober-KaUa zurückzuziehen '). 

Die Division ging in Folge dessen unter dem Schutze dreier Bataillons, 
der gezogenen Batterie und des Chevaulegers-Regiments, welche die eben 
gewonnene Position bis 6^/, Uhr Abends besetzt hielten, nach Ober-Katza 
zurück; Nachts 11 Uhr war dieselbe dort wieder gänzlich versammelt 

Die Verluste in diesem Gefechte betrugen : 





Pre 

Oriciere 


ussen 

Hnmi. 

32 
208 
20 


Bayern 

OlTiciere Mann. 

9 43 






Gefangen und vermisst 




— 69 


Summe 


10 


260 


27 376*). 



»•fMht b«t XaU». 

Während das im Ganzen resultitlose Gefecht bei Rossdorf sLiUhatle, 
kam es auch an der Strasse nach Katlen-Nordheim zum Kampfe. 

Von der bayerischen Division Zoll er befanden sich am Morgen des 
4. in und bei Neidhardshausen das 1. Jäger-Bataillon und die 1. Schützen-Com- 
pagnie des t>. Regiments in voller Kampfbereitschaft Zwei Compagnien hallen 
die Umfassung des Ortes besetzt, zwei andere standen rückwärts am Hange 
der Taufsloinhiihe in Reserve, wfihrend die Schützen-Compagnie des 6. Regi- 



') Das preuraUclic officielU Werk at^: „Mehrfache Tnrsnche eiaMlnsr bay»- 
„rischer Bataillons, dem preiu Bischen Alimorache un mittelbar xn fnlgen nnd ilss 
„ger&amte Terrain zu occupiren, wnrden vereitelt." 

■) Danrnter GH. Faaiit. 

*) Diene Daten sind den beiderseitigen officiellen Werken e 



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n. Oefecht bei Zeltn. 33 

ments aaf dem nördlichen Abhänge dieser Hfihe ihre Aulstellung; ^nom- 
men halte. 

In Zella Blanden das 2. Bataillon des 14. und die I. Compagnie des 
6. Regnnenl«; am nordöstlichen Ausluge des Ortes 2 12prd. Geschdtze 
unler Oberlieulenant z u R h e i n. Das 1. Bataillon des 14. Regiments (4 Com- 
)>agnien) befand sich 800 Schritte südlich von Zcllaauf der Höhe westlich der 
Strasseineiner Aurnahmsstellung'), 'i Escadrons des 2. Chevaule^rs-Regi- 
ments örtlich dieses Ortes, durch den Höhenrücken gedeckt '). 

Die Brigade Ribeaupierre nahm vor Fischbach ä cheval der 
Chaussee Stellung (2 Bataillons im 1„ 3 im 2. Treffen). 

Von der Divisions-ArlÜlerie stand die 12pld. Batterie Schuster, mit 
Ausnahme der 2 in Zella befindliehen Geschütze, mit ihrem linken Flügel an 
die Strasse gelehnt, unter Bedeckung der 1. Escadron des Chevaulegers- 
Regiments, beiläufig in der Mitte des I. TrefTens, die gezogene 6pfd, Batterie 
Lotlersberg auf einer Höhe 6 — 700 Schritte hinter demselben. 

Gegen diese von Natur aus sehr starke, in der Front theilweise durch 
sumpfige Wiesen gedeckte Höhen-Position Netdhardshausen — Zella rückte 
GM. Kummer, in Folge des vom GL. v. Göben erhaltenen Befehles, um 
8 Uhr Früh mit 4 Bataillons seiner Brigade'), 2 Escadrons Huszaren und 
der 6pfd. Batterie Eynatten 1. von Dermbach vor, das Fflsiiier-Bataillon 
des 53. Regiments zunächst der Strasse, das 1. östlich, das 2. westlich dersel- 
ben, die bi^iden letzteren gegen die Flanken der bayerischen Position. Der 
Rest der Brigade, das Füsilier-Bataillon des 13. Regiments und die beidetf 
Escadrons Huszaren folgten als Reserve nach. 

Gegen 9 Uhr, wirksamst unterstützt von der eigenen Batterie, schritten 
die Preussen zum Angriflfe auf Neidliardshausen. 

Die daselbst befindlichen 2 bayerischen Compagnien, in der Front nur 
wenig gedrängt, dafür aber bald in der rechten Flanke, wo die Schützen- 
Compagnie des 6- Regiments den Rückzug antrat, ernstlich bedroht, gaben 
den Ort nach kurzem Widerstände auf, versuchten die Taufsteinhöhe zu 
gewinnen, fanden aber diese bereits theilweise von preussischen Tirailleurs 
besetzt, worauf sich das Jäger-Balaillon fechtend auf Diedorf zurückzog. Die 

'} S Compagnieii wsrea tia Artillerie-Bedeckiuig anderirärts commaadirt. 

') Ob«nl Schwsitser Terfjlgte nur Über 3 BatKillon« nnl 2 Compagnian 
«einer Brigade, da du 1. Bataillon de» 6. Begimenta während des Oefeehtea bei der 
Divition Uartaann, dai 3. Bataillon dieses Begioients am Marsche in die Tann 
■ich befand. 

*) Dae 1. und S. Bataillon dea Infanterte-Begiments Nr. 13 unter Oberst t. 
Oellborn waren bei Dermbach zurückgeblieben and fanden bekanctl'ch bei der Bri- 
gade Wrangel ihre Verwendong. 

öaUrrelehi KKnpt« IKS. (V. Bud.) 3 B 



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34 0*tcTn>ichi Klapfe im Jkhre 1H6. 

Schützen- Com pagnie des 6. Regiments verlor die Fühlung mit den Jfigero und 
ging nach Fischbach. 

Nach der Einnahme von Neldhardshausen rQckten das Füsilier- und 
2. Bataillon des preusslschen 53. Itegimenls auf Zella, das 1. Bataillon, von 
dem Theile bei der Wegnahme Neidhardshausen's mitgewirkt hatten, besetzte 
die Taufsleinhöhe und folgte sodann dem J&ger-Balaillon auf den südliche» 
Hang in der Richtung auf Diedorf nach, wobei dessen Commandant Major 
Frankenberg schwer verwundet wurde. 

Es entspann sich nun ein heftiges Tirailleur- und Geschützieuer, welch' 
letzleres besonders von Oberlieutenant zu Rhein mit grosser Bravour und 
Ausdauer geführt wurde. Von der Batterie des Gegners und der schon in 
nächste Nähe gelangten leindlichen Infanterie ununterbrochen beschossen, 
harrten die beiden Geschütze, trotz grossen Verlustes an Uannschafl uuU 
Pferden lange aus '). 

Als dieselben endlich den Rückzug antralen, trafen 4 inzwischen von 
Fischbacli vorgekommene 6pfd. Geschütze der Batterie Loltersberg 
beilfiuflg auf 800 Schritte nordwestlich Dtedorfein, fassten auf der Uühe 
westlich der Strasse Posto und übernahmen das Feuer gegen die preussische 
Batterie, welche auf dem von FShrlitz abfallenden Hange aulgefahren war. 

Doch der Feind rückte unaufhaltsam gegen Zella vor, das Füsilier- 
Bataillon des 53. R^imenis gegen die Östliche, das 2. Bataillon, dem sich 
auch das anRIn^ich in Reserve gehaltene Füsilier-Bataillon des 13. Regiments 
anschloss, gegen die westliche Seite des Ortes. Bald war die Höhe erklom- 
men, und die Preussen drangen von beiden Seiten in Zelhi ein, wobei der 
Commandant des 2. Bataillons Major v. Gonlard fiel. Die Bayern gaben 
den weitem Widerstand aul und traten compagnienweise den Rückzug auf 
Diedorf an. 

Die 1. Compagnie des 6. Regiments deckte diese rückgängige Bewe- 
gung mit Aulopferung, ward aber durch die von allen Seiten in das Dorf 
gelangten Feinde umzingelt, und als sie dch mit dem Bajonnete durcbzusclikk- 
gen versuchte, völlig aufgerieben. 

Nur 19 Mann mit I OfTicier entkamen, alle Andern, darunter der Com- 
mandant Hauptmann König, blieben lodt oder verwundet am Platze *). 

Das 1. Bataillon des preussischen 53. Regiments folgte den auf Diedort 

■) VoQ 2& Kanonieren wbrdeii 9 getOdtet and verwandet, von 20 Pferden blie- 
ben lO «m PlktH. 

*) Eilf Mann, welche sich ia eine flcbeune geworfen hatten, lehnten jede Auf- 
forderung, (ieb SU ergeben, ab, and vertheidigten eicti bia dar letite Uasn ktunpf- 
nnfthig war; die Preossen fanden, alt sie eindrangen, 9 Leiuhen neben 2 9chw«r- 
vcTwondeten. (Antheil der bajeriechen Armee am Kriege ISSß, Seite 6S.) 



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n. a«fe«bt bei ZelU. 35 

zorückgebendeD bayerischen Abtheilungen, wurde jedoch vom 1. Bataillon 
des bayerischen 14. Re^ments, welches balb^i Weges zwischen Zella und 
Diedorf auf der Höhe westlich der Strasse stand, mit einem heftigen Feuer 
emplangen und am weitem Vordringen g^ioderL 

Die hinter Zella postirle Cuvalierie war schon während des Kampfes 
um diesen Ort hinter Diedorf zurückgenommen worden ; 1 Escadron, in deren 
Mitte eine Granale explodirt hatte, widi in Unordnung noch weiter surOck. 

Nach dem Verluste Zella's konnten «ch auch die 4 Geschütze der Bat- 
terie Lot t er sberg nerdlich von Diedorf nicht mehr halten und nahmen 
eine andere Position südwestlich dieses Ortes. 

Um 10 Uhr erst rückte die Brigade Ribeaupierre gegen IMedorl 
vor, nachdem sie bis dahin vom GL. Z o II e r, theils aus Vorsicht gegen die laut 
Meldungen in Geysa eingetroffenen preussisehen Truppen, theils zur Deckung 
des Rückzuges der vorderen Brigade durch das schwierige DeÜle von Kai- 
ten'Nordheim, bei Ftschbach zurück behalten worden war. 

Das 1. und 3. Bataillon des 15. Regiments und das 5. Jäger-Bataillon 
stellten sich nördlich und nordwestlich von Diedorf aut Vom erstereo Batail- 
Ion wurden 2 Compagnienin dierechte Flanke des I. Bataillons des preussi- 
sehen 53. Regiments entsendet, welches dem noch im Rückzuge vonderTauf- 
steinhöhe befindlichen 1. Jäger-Bataillon auf dem Südhange nachfolgte und 
dieses unaufhaltsam drängte und beschoss. 

Die beiden übrigen Bataillons der Brigade Ribeaupierre(2. und 3. 
des 11. Regiments) blieben in Reserve anfänglich hinter, später 500 Sehritte 
westlich von Diedorf. Das von Zella zurückgegangene 1. Bal^llon des 14. 
Regiments sammelte sich im Rüclcen dieser Aufstellung. 

Angesichts dieser Verstärkungen hielt GM. v. Kummertfir nothwen- 
dig, vor allem seine Truppen bei Zella zu ordnen, (11 Uhr). GL. v. Göben 
hatte für deren Verstärkung gesorgt, indem er von der bei Dermbach stehen- 
den Special-Reserve das Füsilier-Bataillon (Nr. 55) und die 4pfd. Batterie 
W ei gell, dann von der Haupt-Reserve das CüraBSier-Regiment Nr. 4 und 
die 3. reitende Batterie Melling in die Gelechlsstellung vorzog. 

Von den erwähnten beiden Batterien fand wegen Mangels an Raum 
nur die Erstere, u. z. unmittelbar südlich vor Zella nächst der Chauss^ ihre 
Verwendung, das Cürassier-Regimenl kam daneben gedeckt zu stehen. 

Die beiden preussisehen Ballerien Eynatten und We igelt setzten 
nun vereinigt das Feuer fort und beherrschten das Thal bis weit lünter Die- 
dorf, da die bayerische 12pfd. Batterie Schuster nur mit 4 Geschützen 
aul einer Höhe südwestlich von Diedorf, mit den andern 4, beiläufig auf hal- 
bem Wege zwis(^n diesem Orte und t'ischbach stand und aus dieser Ent- 
fernung keine Wirkung erzielen konnte. 



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3$ Österreicbs Kiliiiprs im .fnlire ISÜH. 

Die 6 Geschütze der anderen Batlerie waren in Folje eines Missver- 
sUindnifises bis auf die Höhe westlich von Fischbach z irr tick sezog:en worden 
und das Feuer der nun vereinigten Batterie, auf eine Distanz vor fast '/, 
deutschen Meile (4500 Schritte), mosste daher auch vergeblich sein. 

Gegen 2'/, Uhr kam iSberhaiipt, nachdem das bayerische 1. Balailloii 
des 15. Regiments das um Taursteinhange in die N3he Diedorls geinnglu 
1. Bütaillon des preussischen 53. Regiments zurückgedrängt hatte, das Gerecht 
zumStehen »nd zum Abbruche, da aufbeiden Seilen rastsleich7ciligderBelehl 
zum Rückzuge gegeben ward. 

Während die Artillerie noch bis gegen 3 Uhr ein im All;j;emeinen un- 
wirksames Feuer rorlsetzte, traten beide Theile den Rückzug au, die preussi- 
sehe Brigade Kummer nach Dermbach, wo sie liber Nacht blieb, die bay- 
erische Division ZoHer nach Kalien-Sundheim. 

Prinz Carl, seit Mittag auf dem Kampfplätze anwesend, erlheilte, in der 
Voraussetzung die ganze preussische Armee vor sich zu haben, seinen 
beiden im Gefechte gewesenen Divisionen den Riickzugbefehl in die Posi- 
tion Kaiten-Nordheim und Kalten-Sundheim, welche er zur Forlsetzung des 
Kampfes geeigneter hielt, als die weiter vorne gelegene bei Diedorf und Ross- 
dorl. Es schien ihm iiberliuupt nicht mehr rathsam. die Veieinigung mit 
dem VIII. Corps im Sinne des festgesetzten Planes nördlich der Rhön anzu- 
streben und mittlerweile die bayerische Armee isolirlen Kämpfen auszuset- 
zen; im Gegenlheile machte man sich im bayerisclien Hauptquartier schon 
mit dem Gedanken vertraut, die Concentrirung der beiden Corps nach 
rückwärts an der unteren S.iale zu bewirken '). 

Die Division Zoll er begann den Rückzug mit der Brigade Schweil- 
z er, ihr folgte dann die Brigade Ribeaupierre. 

Zur Deckung dieser Bewegung fuhr '/, Batlerie der Division Feder, 
welche mil dem 1. Bataillon des 15. Regiments und 3 Escadrons Clievau- 
legers vordisponirl wrurde, in der Position der übrigen 2 Batterien auf, ohne 
jedoch, gleich diesen, von besonderem Nutzen sein zu können, Die beiden 
preussischen BLilterien setzten ihr [-'euer bis 3 Uhr fori und traten dann auch 
den Rückzug un. 

IHe letzten bayerischen Abtheilungen passirten beiläufig um 5 Uhr da.s 
Defile von Kallen-Nordheim. 

Die Verluste in dem Gefechte bei Zella werden von beiden Seilen, 
wie folgt angegeben : 

'} An die DiviiiiOD HartmaDD war achon Uorgeoi, boTor mta noch wns*M, 
dus Hie im Knmpfe sei, der Befehl ergangen, eich lurllckiuciahBa ; deidslba kam ilir 
cur in Folge eines Expedit ioaifehlers vertptttet lu. 



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n. GEfecht bei Zella. 37 

Preussen Bayern 

Officiere Madh. Officiere U&i«. 

Todle 1 10 3 7 

VerwuDdete 3 58 3 69 

Vermissle und Gefangene . — 2 1 46 

Summe ' 4 70 7 122'). 

Am Abende halte die bayerische Armee fönende Aufetelltmg : 

Division Slephan ä cbeval der Strasse von Kallen-Nordheim nack 
Kallen-Sundheim, Division Feder westlich des ersteren Ortes. 

E^D Detachement unter Oberst Schleich deckte die linke Flanke naeh 
Hilders *). 

Die Division Zoll er und die Arlillerie-Reserve fonnirten ^h bei 
Kalten-Sundheim ; die Division Hartman n bei Ober-Katzn; das Hauptquar- 
tier des Prinzen Carl war in Kalten-Sundheim. 

Das bayerische Cavallerie-Corps hatte an diesem Tage in 
der Nähe von Fulda schwere Unfälle erlitten. G. d. C. Fürst Taxis, wel- 
chem in der vor angefangenen Nacht der Befehl zugekommen wjr , die Coh- 
cenlrirung der bayerischen Armee bei Kalten-Nordheim durch Demonstra- 
tionen gegen Vacha zu unterstützen and auf der Linie Geysa-Dermbach die 
Verbindung mit derselben herzustellen, rückte — nachdem er den Comman- 
danten des Vill. Corps angegangen, Fulda durch Inranterie besetzen zu 
lassen, was dieser jedoch erst lür den Atiend des nächsten Tages zusagte — 
am 4. Morgens mit der schweren Brigade über Hünreld gegen Rasdorf vor, 
während die beiden leichten Brigaden grossentheils bei Fulda und Nieder- 
bieber verblieben. Um 7'/, Uhr stiess die Avantgarde in dem zwischen Hün- 
feld und Rasdorf nächst Kirchhasel gelegenen dichten Walde auf die Vor- 
iruppen der preussischcn Division Beyer, welche nach der schon erwähn- 
ten Disposition des G . d. I. v. F a I c k e n s I e i n sich im Marsche auf Fulda be- 
fand. Fürst Taxis liess, unterstützt von dem Feuer eines Geschützes , das 
1. Cürassier- Regiment vorrücken; dasselbe ward aber von den feindlichen 
Tirailleurs heftig beschossen und erhielt bald darauf von 2 mittlerweile auf- 
gefahrenen Geschützen der preussischen 4prd. Batterie Schmidts einige so 
wohlgezielte Schüsse, dnss es umkehrte und dabei auch das inzwischen nach- 
gerückte 2. Cürassier-Regiment mit sich fortriss. 

■) Unter den ron den Bayern als Vermiaste and Oefangene AufgefQtirten 
befanden sich viele Todte and Terwnndete. Da« otficlelle preiusiscbe Werk beiiChrt 
den ba/eriscben Verlast ta hoch, nimlich mit 7 Oflitieren ond 1B7 Mann. 

*J S Batailloni de« T. Regimeats, 1 EBcadron und 4 ISpfd. Qe«ehÜ(u. 



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38 örteireiehi Klmpfe Im Juhn ISfl«. 

Die bayerische reitende 12pM. Batten'e Massenbach, welche mil 
allen ihren Geschützen rasch aufe:efahren war, musste nun anch nirQck, und 
liess dabei ein Geschütz, dessen Protzenräder zerschossen worden, liegen. 
Die zurückweichenden Abthtilungren sammelten sich hinter Hünfeld, wo das 
3. Cürassier-Re^ment zu ihrer Aufnahme aarmarsehirt war. 

Nach kurzer Zeit schon (9 Uhr Vormitta);) wurde auch dieser Punkt, 
einige Kanonenschüsse abgrerechnet , ohne Kampf verlassen und der weitere 
Rflcktug anRngltcli nach Fulda , Nachmittag 4 Uhr aber , auf die unwahre 
Nachricht, der Feind sei bereits im Vormarsche gegen diese Stadt begrifTen, 
vom ganzen Cavalterie-Corps — die beiden leichten Brigaden schlössen sich 
der schweren an — in der Richtung auf Bischorsheim angetreten. Die 
1. leichte Brigade nahm sodann bei Lütter eine Aufstellung. 

Als die T£te der beiden ersleren Brigaden gegen 10 Uhr Abends bei 
Gersfeld eingetroffen war, langte der Berehl des Prinzen Carl an, die Re- 
serve-Cavallerie habe auf Brflckenau zurückzugehen und von dort über 
Hammelburg oder Kissingen die Verbindung mit dem VII. Corps wieder 
herzustellen. In Folge dessen kehrten beide Brigaden mit Ausnahme der 
Avantgarde-Escadron, welche nach Bischolshdm fortritt und dort die Nacht 
über verblieb, wieder um. in der A bsicht über Hettenhausen nach Brückenau 
zu marschiren. 

Eine neue DisposttionsSnderung des CM. Rummel, welcher den Weg 
abkürzen wollte, war aber Ursache, dass die halbe schwere Brigade, g^olgt 
von der 2. leichten Brigade im Marsche auf Hettenhausen verblieb, wäh- 
rend GH. Rummel mit der anderen halben schweren Brigade auf einen 
Seltenweg abbog. Da wurden plötzlich nach Mitternacht die nach Hetten- 
hausen rückenden Abtheilungen durch das Alarmblasen bei einer entfernten 
Colonne und das Ausschiessen einiger Karabiner alarmirt. Die durch die Ereig- 
nisse des Tages und die wiederholten Disposltionsfindeningen ohnedies herabge- 
stimmten Cürasstere kehrten um, rissen die leichte Brigade mit und Alles 
jagte in regelloser, paniqueartiger Flucht zurück. Der Rückzug ward bis 
hinter die Saale, \on einem, wenn auch unbedeutenden Theile, sogar bis 
hinter den Main fortgesetzt Die Colonne des GM, Rummel traf Morgens 
in Brückenau ein, auch die 1. leichte Brigade ward von Lütter dahin- 
gezogen, so dass am Abend des 5., nachdem dort auch die 2 Escadrons 
Cürasaiere, welche in der Nacht bei Dfillbach Stellung genommen hatten, 
eingerückt waren, Fürst Taxis daselbst nahezu Über 2 Brigaden verfügte. 
Die 2. leichte Brigade sammelte sich zum grossen Theile am selben Tage 
und wurde hierauf nach Kissingen verlegt. 



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II. BdckEiig der Bondei- Armee n4eh N««fU<1t a. S. n. Frankfurt. 39 

Die preussische Division Beyer nahm bei HQnfeld Stellung:, schob 
ihre Avantgarde bis Rackers vor nnd sandte grössere Pfttmllen der 
bayerischen Reservc-Cavallerie nach, ohne diese jedoch einholen zu kSnnen. 

Die preussische Division Manteulfel gelangte am V Juli mit dem 
firos bis Vachn, ein starkes Detach«nent stand in Leng^feld, wohin es am 
Morgen entsendet worden war. 

Die Division GSben verblieb Ober Nacht, wie bereits angegeben, bei 
Dermbach und Geysa. 

Das Vin. Corps bewegte sich, mit Ausnahme der Division Neipperg, 
welche im Sinne der Armee-Commando-Disposition die Richtung gegen die 
nntere Saale einschlug und Ranstadt erreichte, an diesem Tage nicht 

Auch Fulda w^ird . wie schon angedeutet, nicht besetzt, obgleich das 
nur ly, Meilen entreml stehende wörttembei^sche Jäger - Bataillon von 
Crossenldder und die hessische Division von Rixfeld die Stadt hätten er- 
reichen können. 

Prinz Alexander liess d.ts Corps Rasttag halten, da die Divisfons- 
Oenerale erklärt hatten, die Truppen seien sehr erschöpft und bedSrften 
dringend der Ruhe. Auch wäre das Corps, da die badische und öster- 
reich-nassnuische Division noch sehr entfernt waren, durch das Vor- 
schieben der beiden anderen noch mehr auseinander gezogen worden. 

6. JolL 

Am 5. Juli erwartete sowohl Prinz Carl, als auch G. d. I. v. Falcken- 
stein angegriffen zu werden. Nachdem jedoch gegen die in der Nähe von 
Kallen-Nordheim versammelte bayerische Armee bis Mittag des S. der Feind 
nicht vorgegangen war, trat dieselbe Nachmittags theilweise den Rückzug 
gegen die Saale an. 

Die Division Feder marschirle mit der Reserve - Artillerie nach Fla- 
dungen, die Division Zoll er nach Oslheim, während die 1. und 4. Divi^on 
diese Bewegung in ihren Steltungen bei Kalten -Nordheim und Ober-Katza 
deckten. 

G. d. I. V. Falckenstein, wie erwähnt, gleichfalls in der Erwartung 
dnes feindlichen Angriffes, hatte die preussiscfien Divisionen im Laufe des 
Vormitngs wie folgt concentrirt: 

Die Division Göben bei Dermbach und Ochsen; die Division Beyer, 
welche wieder zurückzumarschiren halte, bei Geysa (HQnfeld blieb von 
deren Avantgarde besetzt), die Divi»on Manteuffet bei Lengsfeld. 

Als nun sichere Kunde einlief, dass die Bayern in südlicher Richtaig 
abzftgen, verliess auch die preussische Armee die genommene Aufstellung 



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40 öttarraleha Klmpra im J&hre 186S. 

5. Juli. *"*^ setzte ihre Bewegung gegen Fulda weiter Tort, Es gelangte an diesem 
Tage noch die Division Beyer wieder bis Hünfeld, die Division Göben bis 
Rasdorl lind Geysa; die Division Manteuffel cchcllonirte sich zwisehen 
Ochsen und Lengsfeld. Das Haupiquarlier verblieb in Bultlar. 

Auch das Vlil. Corps verblieb am 5. im Vormarsche gegen Fulda, und 
zwar, da man allen Nachrichten zufolge mit den Preusscn zusummenzustossen 
erwarten musste, in voller Gefechtsbereitschaft. Doch ward Fulda selbst an 
diesem Tage noch nicht erreicht 

Die hessische Division rückte von Rixfeld bis Grossenlüder. Das in 
Alsfeld stehende Detachement hatte Recognoscirungen in 's Fulda-Thal vorzu- 
senden and sich im Falle eines überlegenen Angrifles auf Lauterbach zurück- 
ZHziehen. 

Die wörttembergische Division gelangte nach Lauterbacb, die 
Österreich -nassauische Division nach Hungen und Nidda, ihre Caval- 
lerie bis Engelrod; die badische Division verblieb bis Abends in ihrer 
Aufstellung bei Wetzlar und Giessen und marschirte dann, ohne alle höhere 
Anordnung und ohne dass sie dem Prinzen Alexander Meldung dardber 
erstattet, nach Friedberg zurück, wo deren Spitze spül Abends eintraf. 

Die Reserve-Cavallerie kam über Marburg'-Kirchhain bis Als- 
feld, das Corpsquartier nach Eisenbach bei Lauterbach. 

Die würltembergische Brigade Baumbach, welche erst an diesem 
Tage in den Verband des VlIl, ITorps trat, stand östlich von Hanau bei 
Gelnhausen '). 

Nachmittags des 6. erhielt der Prinz folgenden Befehl des Ober-Com- 
mando's: 

„Kissingen am 5. Juli, 8'/, Uhr Früh. 

„Wegen des »llseitigen Vordringens der preussisehen Colonnen über 
„die Werra, ist eine Vereinigung des VIL und VIII. Corps nördlich der Rhön 
„nicht mehr thunlich; ich werde deshalb auf die Höhe Neustadt-Bischofs- 
„heim zurückgehen und stelle an das VlIL Corps die Anforderung, sich in 
„gleicher Höhe za halten und möglichst rasch die Verbindung über Brückenau 
„und Kissingen herzustellen. 

„Unmöglich weitere Massnahmen jetzt schon zu treffen, 
„.^m 7. stehe ich aufden Höhen von Neustadt. 

(gez.) Prinz Carl v. Bayern." 

') Prinz Alexander hMta mialermll« dl« BefMtifran^ FrankfiirU angeordnet. 
Aclit paMSger« Wuke solltaa itsf dem rochten MuD-Ufer «nichtet irardsn. 

Am 6. Jnli wurde mit der Erdanibebvog begonnen. Die Bnndeavera&mmlni]^ 
tattte die biein nOtbi^n Gelder bewilligt; die zor Armirnng erforderliehen OewhUtze 
•ollten im BeatHnden *«n M«ini entnotomen wardw. 



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II. Rücliing der Bnmles -Armee uacti Neustadt $^ S. nn'l Frankfart. 41 

Glöchzeitig kam Prinz Alexander teiejraphisch die Nachricht von 
dem bei Kalten-Nordheim staltgefundenen Gefechte zu, sowie, duss eine 
preussische Colonne über Tann und Hilders im Ulster- Thale vorrücke. 

Der Prinz beschloss nun seine Truppen auf der Strasse von Lauter- 
bach über Herbstein, Schlüchtern nach Bräckenau in Marsch zu setzen, gab 
auch demgemäss die Dispositionen, fasste aber in der NachL, als ihm die tele- 
graphische Nachricht von dem Resultate dcr^SchUcht von KÖniggrälz und der 
von Frankreich übernommenen 'WatTenstillstands-VermiUlung zukam, — 
(Berichto über Ansammlung preussischer Truppen bei CÖln, Coblenz, Cassel 
und Bingen sollen dabei auch massgebend gevresen sein) — den Enischluss, 
vor Allem nun auf die directe Deckung der Heimatlilnder 
seiner Contingente bedacht zu sein, und seine über den gan- 
zen Vogelsberg zerstreuten Truppen bei Frankfurt wied er 
zu sammeln. 

Prinz .Alexander erstattete dem Ober-Commando die Anzeige über 
seinen Beschluss und proponirtc gleichzeitig , die Vereinig;ung beider Corps 
anstatt in Franken, nun auf der über 10 Meilen rückwärts gelegenen Linie 
Hanau-AschafTenburg. 

Die Standpunkte der operirenden Theile waren in den nächsten Tagen 
die folgenden : 

6. JnlL 

VIII. Corps: Corpsriuartier Krainleld; Österreich-nassauische 
Division: Brigade RothWenings; Brigade Hahn Gedern, würUembergi- 
s che Division: Freienwteinau und Grebenhain, ein Delachemcnt in Flieden; 
Brigade Baunibach in Saatmünster; hessische Division; Ajtenschlirf. 

Reserve-Cavalterie: Ruppertenrod ; Reserve-Artillerie 
(concentrirt mit 7 Batterien, 48 Geschütze) Hanau. 

Die badische Division, welche schon tagsvorher eigenmiiclitig den 
Rückzug angetreten, setzte diesen in der Richtung auf Frankfurt fort; ein- 
zelne Abiheilungen gtrgen über den Main bis Langen. 

Prinz Alexander befahl dem Prinzen von Baden ungesäumt wie- 
der an den Zusammenfluss der Wetter und Nidda bei Assenheim vorzugehen 
und sein eigenmSchtiges Benehmen zu rechttertigen , welche Weisung Prinz 
Wilhelm erst den nSchsten Morgen erhielt, nachdem er schon aus 
eigenem Antriebe die Wiedervorrückung seiner Division angeordnet halle '). 

*) Der Prini mag hisEn dnrch die elndriDgliclien Vorstellungen seinee Qenera!- 
■tabi-Chefit, Ob«TBt Kaier, welcher im PaII« einpi ei^enm&chtigBn RQckmHracheH 
der bndiaeben Diviilon hinter den Main mit Hiederl^ang seiner Cbar);^ drohte, fernen 
dnrcb die bodenkliohe Stimmnng in der eigenen Trappe, endlich dnrcb, anf Ter- 
anlaasung des Bnndeitags-AaMchnaaei, erlassene telegrap bische Weignngen äta 
Oberbefehlshabers Prinaen Carl, reraalssst worden sein. 

Ans einem Berichte ddo. 7. Juli. 



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43 öiterreichs Eimpfc Im Jahr« IMS. 

Preusxische Armee: llauplqoartier mit den Divisionen Beyer und 
Gßben. zu der das Fäsilier-Balaillon von Lippe-Detmold gestossen war, 
Kulda; Division ManteuTfe) Hänleld. 

Bayerische Armee: Armee-Hauptqaarlier Osliieim; (3.) Division 
ZoHer Neosladla. S; (2.) Division Feder «nd Reserve-Artillerie Mellrich- 
stadt; (4.) Division Hartman n Nordheim-, (l.)Divi8ion Stephan Fladun^n. 

Reserve-Cavallerie-Corps: schwere und 1. leichte Brigade 
mit den beiden rdtenden Batterien, die von Mflnnersladt eintrafen, Hammel* 
borg, 2. leichte Brignde Kissingen. 

7. JüU, 

Vni. Corps: Corpsttuartier Ortenberg; wilrttembergische Di- 
vision : Brigade Baumbach bei Gelnhausen. Brigade Hegelmaier Bir- 
stein, Brigade Fischer Fischliorn. 

Grossherzoglichhessiscbe Division : Ortenberg und Lissbei^. 

Österreich - nassauische Division: Stab und Brigade Roth 
Undhcim, Brigade Hahn Stammheim. 

Badische Division: Brigade La Roche Nauh^m, Brigade Neu- 
hronn Friedberg. 

Reserve-Reiterei: Echzetl und Hungen. 

Reserve- Artillerie: OfFenbach, Ober- und Niederrad. 

Die prenssische Armee hielt bei Fulda and Hünfeld Rasttag 
nnd überzeugte sich durch Recognosciningen von der RfickwSrtsbewegung 
der beiden Bundes-Corps. 

Bayerische Armee: Armee-Hauptquartier und Division Zoller 
Neustadt o. S.; Division Stephan Ostheim; Detachement unter Oberst 
Schleich in Bischofsheim; Division Feder Mittelstreu, Division Hart mann 
Mellrichsladt, Reserve- Artillerie Neuhaus, das Reserve-Caval- 
lerie-Corps blieb in den Dislocationen vom vorigen Tage und sammelte 
ricli in denselben fast vollständig. 

Prinz Carl erhielt Moi^ens über den Rückzug des VIH. Bandes- 
Corps auf Frankfurt die Heidung des Prinzen Alexander und erliess so- 
gleich an denselben lelegrnphisch eine missbilli|cnde Weisung, welcher am 
selben Tage ein schriniicher Befehl folgenden Inhaltes nachfolgte: 

„Nachdem ich den Oberbefehl über die westdeutsche Bundes-Armee 
„angetreten, können Abfinderungen des von mir festgesetzten Operttionsplanes 
„nur dann ohnemeineGenehmiping geschehen, wenn unerwartet eingetretene 



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n. Rttekzn; der BunilAt-Arm*« nuh NsiuUilt n. ?. d. Fnnkfurt. 43 

„Verhältnisse auf dem unmittelbaren Kriegsschauplatze sofortige abwö- 
„chende Massnahmen bedingen." 

„Wenn ich auch den seinerzeitigen Einfluss der nunmehrigen militSri- 
„sehen Situation in Böhmen und Mahren aal die Verhältnisse des westlichen 
„Kriegsschauplatzes anerkenne, so kann ich darin in keinerlei Weise Veran- 
„lassung finden, dass Euere Hoheit ohne meine Genehmigung von den Be- 
„stimmungen abweichen, welche ich in Betreff der zu vollziehenden Vereinl- 
„gung des VIII. Bundes- Armee- Corps mit der bayerischen Armee bereits 
„mitzutheilen die Ehre hatte, und wenn ich mich auch im Allgemeinen jetzt 
„entschlossen habe, zunSchst die Vertheidigung der Mainlinie in's Auge zu 
„fassen, so soll dieselbe doch zunfichst nicht in directer Weise an oder hin- 
„ter dieser Linie, sondern so weil als nur immer thunlich, mit vereinten 
„KrSften vor derselben ^schehen. Ich erwarte daher, dassEuere Hoheitdie 
„bereits ohne meine Zustimmung angeordnete RückwSrtsbewegung einstel- 
^leii und mit allen Kräften auf die befohlene Verbindung mit der bayerischen 
.Armee hinwirken. Zu diesem Zwecke habe ich die Ehre Euer Hoheit mit- 
„zutheilen, dass sidi die bayerische Armee an der Saale bei Nenstadt, Kis- 
„singen und Hammelburg Concentrin und Spitzen nach Hellrichstadt, 
„EMscfaofsheim undBrflckenaa vorschiebt. Im Einklänge hiemit wollen Euere 
„Hoheit auf der Fuldaer Strasse mCgIichst weit gegen Schlüchtern vor- 
ngehen und die Defileen halten. Indem ich daher erwarte, dass das VIII. 
„deutsche Bnndes-Armee-Corps eine starke Entsendung in die Deflieen, 
„welche auf der Strasse Gelnhausen, Schlüchtern liegen, vorrücken lasse, 
„befehle ich zugleich, dass eine Brigade dieses Corps sich möglichst schnell 
„per Eisenbahn nach Gemünden verfüge, und mir ihre Ankunft melde ')■" 

Doch mittlerweile hatte Prinz Alexander folgendes Schnoben an 
FML.Graf Huyn gerichtet: 

„Ortenberg, 7. Juli, 7 Uhr Abends. 

„Durch gestern abgeschickten Courier düriten Sie erfahren haben, 
„warum ich nach Frankfurt zurückgehe und die Vereinigung bei Brückenau 
„und Kissingen, dem über Fulda vorrückenden Fdnde Flanke und Rücken 
„preisgebend, unmöglich anstreben konnte. 

„Ich halte die Main-Linie für wichtiger als eine Gesammtstellung auf 
„der unwirthsamen Rhön, daher VIIL Corps bei Höchst, Friedbei^, Hanau, 
„VH. bei Aschaffenburg, Gemdnden. 

„Von dort können wir uns vereint in einem Zuge nach rechts oder 
„Hnks bewegen, oder nach vorwärts stossen, statt den Gegner, «rie bis 

*) .Der Feldsng de« J»hre« 1SS0 in Wart- nod BfiddenUcliIktid' Ton l^mil 
Kaorr, PremierliBateDSiit, U, Baii<!, Balte ISl. 



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44 Österreich» Kümpfe im Jxhr« ISOS. 

„nun in unserer Mitte eingekeilt zu lassen und in den Defileen en detail ge- 
„schlagen zu werden, 

„St&llen Sie dies Prinz Carl vor ; übermorgen bin ich in der obigen 
„Aufstellung. Baldige Antwort, ob man sich dieser Idee unschliessl, nach 
„Frankfurt, in dessen Nühe ich Hauptquartier nehme. 

„Morgen bin ich in Nieder-Wöllsladt ')." 

Auch ging Prinz A lexa nder auf den früher erwähnten Befehl des 
Armee-Conimandanlen, den er am 8. Vormittags erhielt, nicht ein, sondern 
setzte den Rückzug auf Hanau und Frankfurt fort 

8- Juli. 

Daam vorigen Abend von (iL. v. Hardegg gemeldet worden war, dass 
der Feind im Kinzig-Thale vorrücke, so erhielt die würltembergischc 
Division, welche ursprünglich zum Marsche nach Lindheim und Dfidelsheim 
beordert worden war, den Befehl, eine der noch im Gebilde berindlichen 
Brigaden in das Kinzig-Thal hinabmarschiren, im Verdne mit der bereits im 
Thale stehenden Brigade Baum bach den Pass von Gelnhausen stark beset- 
zen und erforderlichen Falles vertheidigen zu lassen. Doch kam dieser Be- 
fehl nicht zur Ausiührung, da er durch die zwar früher erlassene, aber bei 
iler Division verspätel eingetroffene allgemeine Disposition aufgehoben 
erschien. 

Am Abende stand vom VIII. Corps: Das Corps(|uarticr in Nieder- 
'Wöllsladt (zwischen Franklurt und Friedberg), die württembergische 
Division bei Lindheim und Düdelsheim, die Brigade Baumbach bei Lan* 
gensebold und Langendiebach (in der Nähe von Hanau) ; das Deflie von 
Gelnhausen war blos von einer Eseadron beobachtet 

Die fisterreich-nassauische Division mit der Brigade Hahn, 
der sich FML. Graf N ei p per g angeschlossen halle, bei Langendiebach, wo 
sie um l'/, Uhr Nachmittags eingetroffen war, die Brigade Roth bei Frank- 
furt (Seckbach und Preungesheim). Die hessische Division bei Wind- 
ecken. Die badische Division in ihrer früheren Aufstellung Friedberg- 
Assenheim. 

Die Reserve-Reiterei marschirle bis gegen Wölfersheim und 
rccognoscirte auf der Strasse von Friedlierg nach Giessen. 

Prinz Alexander erhielt erst Abends von FML. Graf Neipp erg 
die sogleich nach dessen FintrefTen abgesandte Meldung, dass das De&le 
von Gelnhausen nicht besetzt sei, trat aber desshalb keine weitere Verfü- 
gung, da für den nächsten Tag ohnedies der "Weitermarsch des Corps be- 

*) FeldiugejoaniAl dM VIII. ileaUcheu Buuici -Corps. 



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II. Kückzng der Bus des- Armee nach Neustadt a. S. uod Frankfurt, 45 

schlössen war und gab nur der Brigade Baiimbach den Befehl, noch an g jyj(^ 
diesem Tage zwei Compagnien des 5. Regiinenls nach Lohr zu entsenden, 
um diesen wichligen Punkl der Eisenbahn zu besetzen. 

Bayerische Armee: Das Armee- Hauptquartier verblieb in Neustadt, 
Die Division Zoll er, welche dem Comniandanlen der Reserve-Cavallerie, Fürst 
Taxis, nnterslelll wurde, besetzte das Saale-Thal von Steinach bis Kissingen. 

Die Reserve-Cavallerie verbliebin der Aufstellung vom vori- 
gen Tage, die Reserve-Artillerie bezog Marscliquaniere um MOn- 
nerstadl. 

Die Divisionen Feder und Hart mann marschirlen nach Neustadt, 
die Division Stephan nach Unsleben, deren Arrieregarde nach Mellrichsladl; 
Bisehofsheim blieb durch das Detuchemenl unter Oberst Schleich besetzt, 

Nachmittags trafen im bayerischen Hauptquartier, sowie beim Com- 
mando der Cavallerie-Reserve Fürst Taxis in Haminelburg, Nachrichten 
von der Vorrückung der Preussen gegen Brückenau ein, und obgleich man 
denselben nicht vollen Glauben schenkte, sondern das Uros der prenssischen 
Armee im Marsche auf Frankfurt wähnle, so hess Fürst Taxis doch 2 
Compf^ien des II. Regiments Geroda (in der Richtung auf Brückenau) und 
2 Compagnien des 14. Regiments Hammelburg besetzen. 

Die Fdhlung mit der preussischen Armee war ganz verloren gegan- 
gen, da man die bisher in der Richtung auf Fulda stehenden Cavallerie-Poslen 
zu weit zurück genommen hatte. 

Preussische Armee. 

G.d.I,v. Falckenstein hatte, nachdem er den excentitscben Rückzug 
der beiden Bundes-Corps erfahren, das VHI. Corps ruhig seine Wege ziehen 
lassen und beschlossen , sich gegen die Bayern zu wenden , wie ihm dies 
auch bei Beginn des Feldzuges von Berlin aus vorgezeichnet worden war. 
Er erwartete jedoch, die bayerische Armee nicht vor, sondern hinler dem 
Main zu treffen , und stellte daher vorlüußg den Marsch der preussischen 
Armee, indem er dieselbe in ziemlich starken Etappen aui Schweinfurt diri- 
girle, lür mehrere Tage wie folgt fest: 

Division Beyer: Göben: Manteuffel: 

8. Juli SehlQchtern, Dfillbach. Motten, Fulda, 

9. Juli Bad Brückenau, Geroda, Avantgarde Stadt Brückenau, 

1 0. Juli Hammelburg, Kissingen, Waldaschach, 

11. Juli Euerdorl, Scbwelnfurt Schweinfurl. Kissingen, Urlenbach, 

Der erste Marsch der Division Beyer sollte zur Täuschung des Geg- 



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46 öiteireielu Klupfe Im Jmhr« ISfS. 

ners Aber Schlüchtern geschehen ; die Division sollte auch noch am lutchslen 
Tage zum selben Zwecke gegen Gelnhausen demonslriren '). 

Alle drei EHvisionen erreichten am 8. Juli die ihnen angegebenen Stand- 
orle. Das Hauptquartier kam nach Eichenzell, dort erhielt es Meldungen über 
die Anwesenheit der Bayern in Kissingen, Hammelburg und Bischobheim, 
sowie dass das VIII. Bundes-Corps auf ITrankfurl zurückgegangen sei. 

9. Jnll 

Am 9. Juh setzte die preussi sc he Main-Armee ihre Bewegung 
in der anguiommenen Richtung fort, die Division G ö b c n nach Geroda, die 
IHvision Beyer nach Bad Brückenuu, die Division Manteuffel erreichte 
mit ilirer Avantgarde RÖmershag. 

Die Vortruppen der Division G 5 b e n (Brigade Kummer) stiessen bei 
Platz und Waldfenster auf die tagsvorlier vorpoussirten 2 Compagnien des 
11. Regiments, welche nach kurzem WiderStande vor dem numerisch über- 
legenen Gegner zurückwidien. 

GL. V. Göbenbeliess nun die Brigade Wränget in Geroda, Platz und 
Waldfisnster, während die Reserve-Brigade Tresckow in den weiter rück- 
wärts liegenden Dörfern cantonnirle. Die Brigade Kummer mit 4 Escadrons 
wurde nach Poppenroth und SehlimpfTiof vorgeschoben und deren ausge- 
sandte Palrulien stiessen noch des Abends mit den bayerischen Posten bei 
Thulba und Claushof vorwärts der Saale zusammen. 

Im bayerischen Hauptquartier waren schon am Uoi^en 
bestimmte Nachnchten über das Anrücken der Preussen gegen BrÜckenau 
eingetroffen. Prinz Carl beschloss, die Division Z o i I e r und das Cavullerie- 
Rcserve-Corps die Saale-Obergänge bei Kissingen und Hummelburg verthei- 
digen zu lassen, das Gros seines Corps aber (3 Divisionen und die Reserve- 
Artillerie) in einer mehr rückwärte gelegenen günstigen Stellung, auf den 
Höhen bei Poppenhausen am linken Wern-Ufer zu concentriren. 

Die (1.) Division Stephan befand sich um 9. Morgens bei Unsleben, 
also last 5 Meilen, die (2. und 4.) Diviston Feder und Hnrtmaon bei 
Neustadt, beiläufig 4 Meilen von Poppenhausen entfernL Mit einiger Anstren- 
gung wäre also das Gros der Armee am Vormittage des 10. Juli in der Stel- 
lung am linken Wern-Ufer zu versammeln gewesen. Doch die Bewegung 
ward nicht sogidch angetreten. 



■) ,Adb dorn Feldsnge des Jahres 186S. Dm Treffen bei KUungen am 10. Jnli 
1866, dargestellt von A. t. Gaben, k. preuuiieher GL. und DiTiaiont-Commandenr. 
Darnutadt nnd Leipzig l>ei Ed. Zernin.' Seite S. 



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n. BOckxng der BonileB-Armee auh EI«uiUdt a. B. n. Fnuktnrt 47 

Die Division H a r l ma n n marsctiirle blos bis Müanerstadt, die Division ' 
Feder blieb unbeweglich in Neusladt, wo Nachmittags auch jene des GM. 
Stephan von Unsleben eintraf. 

Von der Division Z o 11 e r verblieb die Brigade Ribeaupierre, ver- 
Stärktdurchdas6. Jäger-Bataillon und dosS. Bataillon des 9. Regiments (beide 
von der Division Hartmann), die 2. leichte Ca vallerie -Brigade nebst deni 
2. Chevaulegers-Regimenl und schliesslich 2 Batterien ') in Kissingen, wo 
GL. V. Zoller persfinlicli das Commando übernahm. Nach Hammelburg, wo 
der Commandant der Reserve-Cavallerie, G. d. C. Fürst Tax is, berehligte, 
wurde die 6. Inranterle-Brigade Schweitzer gezogen und es standen so- 
nach dort am 9. Abends: 

Diese Inranlerie- Brigade, 

die schwere und 1. leichte Brigade des Cavallerie-Reserve-Corps, 

die 2 reitenden Batterien dieses Corps und die gezogene Batterie L o t- 
tersberg der Division Zotler. 

Oberst Schleich verblieb mit seinem Deta.chement in Bischofsheim. 

Von den Truppen des VHl. Corps unterstützt zu werden, durfte man 
im bayerischen Hauptquartiernicht mehr hoffen, denn sonst hätte ^ch ein Ein- 
greifen dieses Corps, von Schlüchtern her, schon fühlbar machen müssen. 

Das VUl. Corps stand an diesem Tage über 20 Meilen weil links vom 
Gros der bayerischen Armee u, z : 

Das Corpsquarücr in Bornheim; 

die württembergische Division in Cantonnements nördlich von 
Hanau (Mittelbuchen, Bruchköbel, Rossdorfund Langend iebach); 

die badische Division in der Stellung an der Nidda von Gronau 
Über Vilbel bis Heddernheim ; 

die hessische Division bei Beiden, Seckbacb, Bornhj^ni, Fechen- 
heim, Bischofsheim ; 

die Österreich - nassauiscfae Division bei Etödelheim, Esch- 
born und Sossenheim (Brigade Roth), dann Frankfurt und Bockenheim (Bri- 
gade Hahn); 

die Reserve-Reiterei in der Umgebung von Bruchenbrücken ; 

die Artillerie-Reserve wie tagszuvor in Offenbach, Ober- und 
Niederrad. 

Bei Bockenheim, an der Friedberger-Warte, bei Eckenhcini, Seckbach 
und Bornheim, endlich an den Schiffbrücken bei OfEenbach und Oberrad 
wurden Feldschanzen aufgeworren. 

Auch an diesem Tage erneuerte Prinz Carl in telegraphischem Wege 



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48 Öattrreictu Kümpfe Im Jahre IBflS. 

seine wiederhol! an den Ptinzen Alexander gestellle Aufforderung, sich in 
Franken mit den Bayern zu vereinigen. 

Prinz Alexander hielt jedoch die Linie Miiinz-Franttfurf-Haniu 
vom Feinde l>edrohl und gab auch diesem Befehl keine Folge '). 

Am 9. Juli richtete der Conimandant des VIII. Bundea-Corps nach- 
stehendes Telegramm an die General- Adjutanlur Sr. Uajeslät des Kaisers: 

„Am 5. Juli mit meiner Colonne einen kleinen Marsch von Fulda, zwt- 
„sehen Grussenlüder und Lauterbach, echellonirt, erhalte ich die Aufforderung 
„des Prinzen Carl \on Bayern nach Brdckenau zu marschiren, weil Verei- 
„nigung bei Vacha untnöglich, indem er selbst von den Preussen (Division 
„G ö b e n) im Vormarsch angegriffen, sich auf Neustadt zurückziehen mü:j$e. 
„Es war dies das dritte Mal, das^ich complet die Operationslinie wechseln 
„sollte ; immerliin im Begriffe jenem Befehle nachzukommen, erlialte ich die 
„Nachricht von doppelter Bedrohung der Main-Linie, sowohl per Fulda- 
„Hanau, als auch per Wiesbaden, sowie auch die auf §. 47 der fiundeskriegs- 
„Verfassung basirle Auflorderung des Militär- Ausschusses zu Frankfurt, 
„zur Deckung der Main-Linie das Erforderliche einzuleiten. 

„Prinz Carl von Allem sogleich unterrichtet, besteht nun daraul, dass 



'j Du Opeiatioiu-Joariial dos Prinzau Aleiander enthalt bieraber folgaoJe 
Stelle: .Prioi Carl bezieht telegraphiach auf meinem Abmnrscb nach Fraukeo, 
„während die Prenasen das ganze nOrdlich? Nassau, Oiessen, Butibaeh und das 
„Kinsig-Thal bis Wftchterabach tbeils beaetit bstten, tbeila dareb ftiegeDds Corp* bean- 

Dtigegen Gndot sich in den Erläuterdojeii des PrioMii Carl folgvnde Ba- 
merkang: 

,Die Beanruhigang Kaasau's, Giesicn's, Butibacb's and des Kimig-Thalea 
„koDDte Dar dorcb Demonstration einiger Land w ehr Abtheilungsn Teranlaast aein. 
,Da man diese Terhältnisie im Ärmee-Hanptqaartiere g.-naa kannte, blieb dasselbn 
„eben auch fortirShrend auf dem Abmarsch de« VIH. Corps nach Fnwken bestehen. 
, Schon am 1. Jali war dem VIll. Armee-Corps die dringende Aafl'ordeniDg angegan- 
' „gen, auf der Fulda-Hanfelder-Stmsse, sowie luuaentlich auf der Frankfurt-QemOn- 
„dener-Eisenbabn zur TfrstXrkang der bayerischen Armee heraniurflcken. Am 
,5. Jnli wurde der Befebl Eur Vereinigung in Pranken durch Telegraphen orthellt. 
„Am 8. Juli eine sehr energische Ordre mit mündlichem Auftrage dai«h Oberliev- 
.tenant Preibecr v. Oodia im selben Sinae dem VIII. ArLnee-Curps Uberbraeht, uod 
„auch hier am 9. Jnli telegraphiieh darauf bestanden, dass die Vereinigung der 
„sUd westdeutschen Bundea-Armec in Frauken stittfindea mflise. Da«) das VIII. 
„Corps diese Befehle nicht befolgt dass dessen OberbefebUhaber anderen BOckeictiteti 
„und BotaehltlMen nehr Becttnuug btgtB an mtlssen glaubte, das konnte auf die 
„Qesammt-Operationeo nur Ton den stOrendslen und übeUten Folgen sein." 

Prini Alexander entgegnete hierauf dass, wenn mau im Hanptqu.^rtiere 
die Sttrke-Verhlltnisse der preussischen Truppen in Koblena, Sreutansch, WetiUr 
u. s. w. wirklich so genau kannte, et nnfaegreifljch erscheine, dass dem Commaudo 
des VIII. Corps und dem bayerischen OouvernsQr ron Uaini hierüber keine Mit- 
theilung gemacht wurde. 



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n. B&ekzng der Bimdei-AmiM nsch NeiuUdt a. E und FianUtirt 49 

„ich hier Alles aufgebe und nach Neustadt a. S., wo er Stellung genommen, 
„marechire ; dies hiesse, dem Feind den Main von Mainz bis Schweinfurt 
„qnd alles Land südlich davon in die Hände spielen. Ungeachtet Prinz Carl 
„meinen dringend motivirten Vorschlag, sich über Hanau, AscbafFenburg tmd 
„Lohr anzQschliessen, nicht annehmen will und auf seiner ersten Absicht be- 
isteht, bleibe ich mit meinen, durch Stägige Märsche in schlechtestem Wet- 
„ter und unwirthbarer Gegend ereehöpflen Truppen zwischen HSchsl, Fried- 
„berg, Hanau stehen, um von dort mit Offensivstössen die Main-Linie itei 
„zu halten. Morgen Hauptquartier Bornheim. Bitte um Antwort, ob Seine 
„Majestät diese anf die jetngen Verhältnisse basu*te Massregel zu billigen 
„geruhen 7 

„König von Wärttemberg und Grossherzog von Hessen Hessen mir für 
„meinen Entschluss Dank sagen." 

Die am selben Tage darauf ertheilte Antwort lautete; 

„Einklang mit dem VII. Bundcs-Corps wünschenswerth und durch 
„FML. Graf Hnyn anstreben; von hier aus Beurtheilung der Operationen 
„nicht möglich')." 

') Ab diesen Tage wendete eich der PrJUMent der Bondei-TerBUiiiiikag an 
den PiinEeD Alexander mit der Anfrage, ob ea fUr diese nicht bereits ger&tben 
wire, nach Aogsburg *a flbersiedeln, worauf der Prinz den Rath gmh, damit noch m 
warten, waa aooh ^eechah. 



Oatarraloh* KtBpr« IS««. (T. Bud.) AB 

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0«terreicbc KHmpfo i 



m. Abschnitt. 



Kämpfe der bayerischen und prensaischen Armee an 
der Saale. 

10. JnU. 

Am Morg:en des 10. setzten sich die in der Nähe von Neustadt befind- 
lichen bayerischen Divisionen, gedeckt durch die bei Kissingen und Hammel- 
burg; stehenden Truppen, geg;en Poppenhausen in Bewegung. 

Die (4.) Division H'artmann war um 5 Uhr aurdem Marsche dahin, 
die (2.) Division Feder gelangte gegen 8 Uhr nnch Münnerstadt. Prinz 
Carl, welcher noch vor der 2. Division daselbst ein^elrofTen war, und Kach- 
richten erhalten hatte, dass der Angriff des Feindes an der Saale stundlich, 
über nicht mit dessen ganzer Kraft zu erwarten sei, fasste nun 
pIStzlich den Entschluss, die am Flusse siehenden Abiheilungen zu verstär- 
ken und somit die Saale direct zu vertheidigen. 

Die (2.) Division Feder, welche nur mehr 7 Bataillons, 'S Escadrons 
und 8 Geschütze zählte '), erhielt Befehl, nach einstündiger Rast 3 Balsüllons, 
] Escadron und die B:ilterie Zeller (4j gezogene Geschütze) nach Kis- 
singen ') , 3 Balaillons. 2 Escadrons und 2 Geschütze der Batterie Kirch- 
hoffe r, unter GM. Hanser über Ha^rd nach Hausen zu entsenden 'j; ein 
Bataillon sollte bis zur Ankunft der 1. Division in Münnerstadt verbleiben *). 

Die (I.) Division Stephan hatte bei Münnerstadt eine Bcreitschafls- 
stellung zu beziehen. Sie tral dort um 10 Uhr mit 11 Balaillons, 4 Escadrons. 
6 glatten und 3 gezogenen Geschützen ein'}, wurde aber gegen Mittag beordert 

') S BiitKÜloDs dea 3. Re^iaents und 2 lip(i\. Clflschntia wHrea ORch 9tei- 
DMh entMudct irordani Ob«rrt Schleich mit S Btttkltlon* dei 7. Regiments, 1 Esch- 
drou CheTialegers nnd 2 ^logeoen OctchStien, befand lich in Biecbobheim ; van 
dort waren Überdies nocb 4 19pf.]. Oesrbfltze <1er Batterie Kircbboffei im 
Anm»r»ebe. 

*) 1. und S. Bntiiillom dee 13. RegimenCf, dai !. JK^r-BabüUoD und I Esoi- 
dron dea i- CboTaulegers-Begimenti. 

') 3. JXger-BatailloD, S Bataillons 10. Regimi^Dta und S Gicadronen dei 4. Cbe- 
TanlegerB-Rcfimeiiti. 

*) 3. Bataillon 7. KsKimenti. 

>} Da« 4. jngw-BataiiloQ nnd 3 glatt« OeactiUtto Tarblisben in Nenatadc 
«la Anl^abmtpaaten fOr da» in BlicliofsbeiDi stsheada Detacbeinsnt. 



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in. EXmpfe der bftferUchen nud pteoMlaolien AimM an der Saale. 51 

das 3. Bataillon des 8. Regiments mit 4 gezogenen Gescliützen als Veralär- 
Jrang nach Waldaschach in Marsch zu setzen. 

Die (4.) Division Hartman n, 9 Bataillons, 4 Escadrons, 16 Geschütze, 
-welche mit ihrer Tftte um 10 Uhr Vormittags in der Nähe von Poppen- 
liausen bei Pfersdorf anlangte und dort gleichfalls eine Bereitschaflsstellnng 
nahm, hatte nach Euerdorf zu marscbiren, „um ein Einschieben des Geg- 
-oers zwischen das bei Hammelburg stehende Corps und jenes bei Kissingen 
zu verhindern und zugleich den Saale-ßbergang auf dieser kürzesten An- 
marschlinie zu decken" '). 

GL V. Hartmann erhielt diesen Befehl aber erst gegen Mittag und 
tnX den anbefohlenen Marsch um 2 Uhr Nachmittags an. 

Von der Reserve-Artillerie wurden die Batterien Girl und 
Hellingrath der Colonne des GM. Hanaer auf Hausen nachgesandt Die 
öbrigen Batterien wurden an den Durchschnitt der von Rannungen nach 
£uerdor[ führenden Strasse disponirt 

Prinz Carl verfügte sich um 9*/, Uhr persönlich nach Kissingen, wohin 
ihm sein Generalslabs-Chef GL. v, d. Tann vorangeeüt war. 

Der dort commandirende bayerische GL. v. Zoller hatte schon am 9. 
Abends, bis auf wenige Posten, sämmtliche vorw&rls der Saale stehenden 
Abiheilungen auf das linke Ufer gezogen und alle FlnssäbergSege theils zer- 
stören, theils verbarrikadiren und zur Zerstörung herrichten lassen. 

Nur das ). Balaillon des 15. Regiments war noch bei Waldaschach am 
fachten Ufer belassen worden, daher auch die dort befindliche steinerne 
Brücke für den eventuellen Rückzug offen blieb. 

Kissingen, wie alle übrigen dazu gehörigen Örtlichkeiten wurden, so 
weit dies die Zeit gestattete, zur Verihddigung hergerichtet und die Trup- 
pen folgendermassen verthellt: Der rechte FlQgel, 2 Bataillons und 4 
Compagnien Inranterie, S'/i Escadrons und 4 Geschütze, welche GM. Grul' 
Pappenheim befehligte, halte die Linie Friedrichshall - Wald- 
ji Schach besetzt. 

Der linke Flügel — 5 Bataillons und 2 Compagnien Infanterie, 
3V, Escadrons und 12 GesehÜtze, über welchen GH. v. Ribeaupierre 
•das Commando führte, dehnte »ch von Friedrichshall in südlicher Rich- 
4ang bis aber Kissingen aus. 

Ein Bataillon des lö- Regiments und eine Compagnie vom 3. Balaillon 
des II. Regiments ballen die Hfiuser und Gfirten Kissingen's längs des linken 
Jäaale-Ufers, 2 Compagnien des letzteren Bataillons den Friedhof besetz'. 
Hinter diesen standen 4 Compagnirä des 11. Regiments, während die 5. 

'j Dai S. BatAÜlon de» i. Begimenta war auf den MaiMhe t«b OroMenbraetk 
aa leiaar (4.) DlrUiun io ETUUngeit sarOeUahaltM wordn. 



dby Google 



£2 örtemiebt Kiinpf« im Jahre 186S. 

Schülzen-Compagnie zur Verbindung mit den Trappen in Hammelbarg nach 
Euerdorf detacbirt war. 

Aul dem Stationsberg befand sich antilngHcli bk>8 ein Chevaulegers- 
Pikel «ir Beobachtung des Thaies von Reiterswiesen ; um 9 Ühr Yrüh wur- 
den noch 2 Compa^ien des 15. Regimenls zur Sicherang ge^ev etwaige 
Übergangsversuche des Feindes dahin entsendet 

Uie steinerne Brücke in Kissingen ward nicht abgetragen, sondern nur 
stark verbarrikadirt und 100 Schritte hinter ihr in der Hanptgtrasse ein 
Geschätzzug der 12prd. Batterie Schuster postirt Von der dbrigen Artil- 
lerie tnhr die gezogene 6pfd. Batterie Kedenbacher 500 Schritte nord- 
östlich Kissingen auf den Ansläufern des Sinnberges, und rechts vorwärts 
derselben der andere GescbOlzmg der Batterie Schuster anf. 1*/, Escadrons 
des 2. Chevaulegers-Regimenls dienten ihnen zur Bedeckung, 2 Escadrons 
dieses Regiments nahmen nordßsUich von Kissingen Stdiung. 

Die Reserve, aus 3 Bataillons (3. Batcüllon des 9- und 15. Regiments 
und das 6. J&ger - Bataillon) bestehend. Über welche GL. v. Z o 1 1 e r sich die 
weitere Verfügung vorbehielt, befand sich ä cheval der (^aussee vorwärts 
Winkels. Nüdlingen war von 1 Batailk>n der Ditiston Hart mann besetzt 



inzwischen rückte die preussische Armee an die Saale, und zwar: 
Die Division Beyer, der sich der leichte Feldbrücken-Train anschliessen 
sollte, gegen Hammelburg, die Division Gäben gegen Kissingen. Die Division 
Manieuflel, ursprünglich angewiesen, mit der Avantgarde bis Wald- 
aschach zu marschiren , mit dem Gros aber rückwSrls auf der Strasse von 
Brückenau zu verbleiben, erhielt am Morgen des 10. vom Armee-Comman- 
danlen die mündliche Weisung, der Division des GL. v. Gäben nach Kissin- 
gen zu folgen, ohne dass Letzterer hievon in Kenntniss gesetzt ward. 

GL v. Göben machte sieb in Folge ihm zugegangener Nachrichten 
gefasst, die Bayern schon an der Saale zu treffen und liess daher die Bri- 
gade Wrangel im Harsche aufKissingen an die Brigade Kummer, welch' 
letztere sich um 8 Uhr bei Schiimpfhof gesammelt hatte, dicht anschlies- 
sen. General v. Tresckow halte mit der Reserve bis Albertshausen nacli- 
zurficken und die Division in der Richtung auf Hamnielburg zu decken. Über- 
dies gingen zur Sicherung der Flanken von der Brigade Wrangel das 2. 
und das Füsilier-Bataillon des 15. Regiments nebst einer halben Escadron, 
unter Oberst Freiherr v. d. Goltz, gegen Friedrichshall, und von der Bri- 
gade Kummer das 1. Bataillon des 13. Regiments und 1 Escadron Huszaren, 
unter ObcrsUieutenant v. Borrics, gegen Euerdorf vor. 

Die unmittelbar auf Kissingen vorrückenden beiden prensstschen Bri- 



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Ul. Qerticht bei KUdugea. S3 

^dea zählten demnach nur mehr 10 Bataillone mit 25 Gesohiilzen , dann lO. Jmii. 
:!'/, EscAdroiis UusRNren. 

G. d. I. V. Faickenstein befand sich, da er das Gros der Bayern liei 
Hammelburg VArmuthele, bei der gegen diesen Punkt vorgehenden Division 
Beyer. 

Nach 9 Uhr langte die Avan^rda der Diviwen GOben (Fdnlter-Ba- 
taillon'des £. westph&Kschen Infenterie- Regiments Nr. 53) in der Nähe von 
Kissingen, bei Garitz an. 

Bnyerischerseits befand sich blos ein halber Zug Intdnterie vorwirts 
der Saale, der sich beim AnrOdcen der Preussen auf das linke Ufer zog. 

Sobald das feindliche Avantgarde-Bataillon im. Uareche von Garitz auf 
Kissingen sichtbar wurde, eröffnete die bayerische gezogene Batterie Reden- 
bacher (auf 2600 Sebrilte) ihr Feuer. Gleich das erste Geschoss streckte 
mehrere Mann der an der T&te beflndlichen pretusiBclien Compagnie nieder, 
ohne damit das Bataillon aufzuhallen. Es alle im Gegentbeile, die von den 
Bayern nicht besetste , am rediten Ufer gelegene Vorstadt Kissingen's zu 
erreichen ; 3 Compagnien nisteten sich dort ein, die letzte ( i 2. Compagnie) 
setzte sich aul dem Alte-Burgberge fest. 

Es entspann sich nun ein lebhaftes Feuer^fooht, an dem sich aueh 
bald die preussische Artillerie bethdiigle. 

Die beiden preugsischen Batterien — 4pfd. (Weigelt) und 3. 
6prd. (Eynaiten I.) — der Brigade Kummer war« «hleunigst auf den 
unteren Hang des Staffetsberfes vorgezogen worden und eröi&ieteD sogieich 
gegen die bayerischen Geschütze den Kampf 

Mittlerweile erreichten von der Brigade Kummar auch das 1. und 
2. Bataillon des 53. Regiments die am rechten Ufer Hegende Vorstadt; die 
beiden Bataillons des 13. Regiments stellten sich rüdcwürls derselben, und 
hinter ihnen die Cavallerie, gedeckt auf. 

GL V. Göben erkannte bald, dass die directe Wegnahme Kisangen's 
grossen Schwierigkeiten begegnen wdrde und wollte nur im Sussersten Nolh- 
talle zur Erstürmung der verbarrikadirten Brücke schreiten. Er beschloss die 
Stadt südlieh zu umgehen und ertheilte, nicht wissend, dass der Pontontrain 
sdner eigenen Dlvinon, statt, wie dies befohlen, der Division Beyer nach 
Hammelfourg gefolgt sei, dem GM. v. Wrangel, dessen Brigade um-diese 
Zeit bei Garitz eingetroffen war, den Beiehl, rechts der Brigade Kummer 
auf den Alte-Burgberg zu marschiren, sodann unterhalb der Stadt, wie 
und wo dies nur immer möglich, den Flussdbergang zu bewirken, 
und von Süden her, gegen Kissingen vorzurücken. 



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54 Ottemielu Klnpla Im Jihra 18SS. 

Die Brigade Kammer wurde angewiesen dag Feuer^fechl fortea- 
setzen, dadurch die Aufmerksamkdt des Feindes von den Bewe^ng:en der 
Brigade W ran gel abzulenken und erst dann zum dirocten Angriff zu 
schreiten , wenn diese den Flussäbergang bewirkt und in die Stadt einge- 
drangen wSre. 

GH. V. Wrangel dirigirte das an der T6le marsehirende I. Batailloit 
des 15. Regiments*) auf den Alfe-Burgberg, dessen Kuppe bereits durch eine 
Compagnie des 53. Regiments liesetzt war. £inige vorgeschobene Schdtzenzflge 
drangen Ober den gegen den Fluss steil abfallenden Hang des Berges vor, 
vertrieben die dort in den Promenaden noch eingenistctcn bayeriscbeD 
PlSnkler und setzten sich ISngs der naeh Hammelbur; führenden Strasse 
rest, wo sich nun gleichfalls ein lebhalles ^railleurfeuer entspann. (11 Uhr.) 

Die beiden Batterien der Brigade Wrangel folgten auf den Alte- 
Burgbei^ nach, doch begann dort nur die auf dem Nordwesthange aufge- 
fahrene gezogene 4pfd. Batterie Coester gegen die am Abhänge des Sinn- 
berges placirten bayerische Geschütze den Kampf; dieglatle IZpfd. Batterie- 
Eynalten II. nahm, der grossen Entfernung der feindlichen Batterien we- 
gen, hinter der Koppe eine verdeckte Aufstellnng, wo vorläufig auch der Rest 
der Brigade Wrangel verblieb. 

Bayerischerseits wurde auf der ganzen Linie ein lebhaftes Feuer unter- 
halten. Die beiden hinter der Brücke postirten 12pfd. Geschlütze unter 
Lieutenant Halder gaben wiederholt KartSt^chlagen ab, welche die 
mehrmals gegen die Brücke vorbrechenden preussischen Abtheilungen in 
die Häuser zurückwiesen. 

Schon gegen 10 Uhr waren 2, und V4 Stunden darauf auch die 6 
übrigen Geschütze der gezogenen 6pfündigen Batterie Zeller in Winkel» 
angetroffen und nördlich dieses Ortes am oberen Hang des Sinnbergea auf- 
gefahren, von wo sie, auf 4000 Schritte, gegen die am Staflelsberg posUrte 
feindliche Artillerie in Äction traten. 

Die Bedeckung dieser Batterie, I Escadron des 4. Chevantegers- 
Regiments, und das gegen 1 1 Uhr gleichfalls bei Winkels angelangte 7. Jfiger- 
Batailton, verblieben vorläufig gedeckt in einer Mulde an der Strasse stehen. 

Bald nachdem die Batterie Z e 1 1 e r nächst Winkels eingetroffen, sahen 
sich die Batterie Redenbache r und die i>eiden 12pfd. Geschütze unter 
Oberlieutenanl G s s n e r , welche 500 Schritte nordöstlich Kissingen*» 
dem Überiegenen Feuer der beiden preussischen Batterien längere Zeit Stand 
gehalten hatten, gezwungen, anfüngüch auf 1200 Schritte, und bald dor- 

1 bskftDutUab g«gea 



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lU. Gefecht >ei Kisiiii^aii. 55 

uuf biB Winkels zuräck zn gehen, worauf sie neben der Batterie Zeller ihre lo. jnlL 
Aufstellung fanden. 

Inzwischen waren von der Reserve das 6. Jäger-Bataillon, und um 
1 1 Uhr das 3. Bataillon 9- Regiments bis zum Kirchhofe vorgezogen worden, 
Oa es nach den im Allgemeinen gemachten Wahrnehmungen, wie den Mel- 
dungen des hei Reiterswiesen stehenden Detaehemenls, dass grosse feindliche 
Massen hinter Garitz auCmarschiri wären, den Anschein hatte , dass sich der 
Hauptstoss der Preussen gegen den Punkt Kissingen richten würde. Das 6. 
Jäger-Bataillon wurde hierauf zur Verstärkung des linken Fldgels verwen- 
det; eine Compagnie kam auf den Curplalz, die drei andern nahmen auf dem 
Stationsberg längs des Waldsaumes bis gegen die Amshauser-Strasse 
Stellung. 

Mach den am Morgen getroffenen Dispositionen bestand die dem 
Punkte Kissingen direct zugedachte Unterstützung aus 3 Bnluillons, 1 Esca- 
dron and 1 Batterie der Division Feder. 

Aber selbst diese wenigen Truppen gelangten nicht dahin. Das 1 . Bat^l- 
lon des 12. Regiments wurde nemlich angewiesen, Winkels zu besetzen, das 
2. Bataillon nach Reiierswiesen dirigirt, so doss die ganze Verstärkung, 
welche wirklich in Kissingen eintraf, 1 Bataillon (7. J^r-fiataillon), 1 Esca- ■ 
dron und 1 Batterie (Zelter) betrug. 

Um 11 Vi l^hr beiläufig wurde nun das letztere Bataillon gleichfalls 
auf den Stationsberg dirigirt und das mittlerweile vorgenommene 3. Bataillon 

15. Regiments (4 Compagnien) links des Kirchhofes als Reserve aufgestellt. 

Gegen Mittag begann sowohl das Geschütz- als auch das Kleingewehr- 
feuer auf der ganzen Linie schwächer zu werden, doch gerade in dieser Zeit 
nahm der Angriff des Gegners eine entscheidende Wendung. 

An dem unweit der Lindesmühle befindlichen schmalen, über die 
Saale führenden Stege, war zwar der Belag abgetragen, die Tragbalken mit 
dem Geländer aber waren stehen gelassen worden. 

Htyor v. Kaweczynski, welcher mit dem 1. Bataillon des preussischen 

16. Regiments auf dem Alte-Burgberge hielt, liatte zur Untersuchung dieses 
Übergsngsmiltels die 2. Compagnie dahin entsandt und sehr bald kletterte die- 
selbe einzeln, Hauptmann v. d. Busche voran, über den Steg, und gelangte 
glücklich auf das linke Ufer. 

Bayerischer sei ts wurde zwar dieses Unternehmen bemerkt, doch die 
am Stationsberge stehenden Jäger und die auf deren rechtem Flügel befind- 
lichen Schützen des 9. Regiments waren zu entfernt, um durch ihr Feuer den 
Gegner an dessen Durchführung zu hindern. 

Sobald die ^»reussische Compagnie über den Floss gelangt war, eilte 



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56 öttomidu KSnipft im Jahre 18S«. 

sie nach der wenige Schritte entfernten Chauss^ sammelte sich und erftSheta 
das Feaer. 

Während dessen wurde der Steg nothdürftig äberdeckt, der Rest des 

I. Bataillons 15. Re^meats, 2 Compagnien des Bftlaillons Lippe und das 1. 
Bataillon des 55. Regiments folgten anf das linke Uler nach. 

Es war Hittag, als die eben bezeichneteo Abtheilmgea daseibat Posto 
gefasst hatten. Der Rest der Brigade W ran gel verblieb vorl&u&g noch aal 
dem rechten Ufer. 

Alle aber die Saale gelangten prenssiscben Tri^>pen wurden nun gegen 
die Bodenlauben und den Slalionsberg dirigirt, und eröffneten, hiebei durch 
die auf dem Alte-Burgberge mittlerweile aufgefahrene 12prd. Batterie aaf das 
Wirksamste unterstützt, ein heftiges Tirailleurfeuer ; bald waren sie im Be- 
sitze der ßodenlauben. 

Die Bayern halten zwar inzwischen den nunmehr geßlhrdeten südlichen 
Eingang der Stadt mit 2 Compagnien (4. des d. J^er-Bataillona und 10. des 

I I. Regiments) in aller Eile besetzt; doch gleichzeitig mit dem Angriffe auf 
die Bodenlauben waren auch schon preossische Abtheilungen gegen den säd- 
lichenThal Kissingen's vorgedrungen, und halten sich bald in einigen Häusern 

, eingenistet. 

Jetzt erst, 12V, Uhr, als die Vertheidiger der Stadt sich bereits in 
einer nuchtheiligen Lage befanden, ei^ing Seitens des Ober- Commandos an 
die bei Mfinnerstadt stehende Division Stephan der Belehl, gegen Kissingen 
vorzurücken. Vor mehreren Stunden war aber aul deren Eintreffen nicht zu 
zählen. 

Viele der in Kissingen feeblenden Abtheilungen waren durch das fiist 
seit 9 Uhr Morgens währende Getecht munilionsloa geworden und musslen 
nach und nach Iheils verstärkt, theils abgelfist werden, so dass gegen 1 Uhr 
nur mehr 8'/, bayerische Compagnien in zweiter Linie standen, u. z. 4'/, 
Compagnien in und nächst dem Kirchhof, 1 Compagnie am Abhänge der 
Winterleite und 3'Compagnien des 15. Begiments hinter dem Friedhof, welch' 
letztere aber aus der Feuerlinle zurflckgenommen worden waren und ihre 
Munition noch nicht hallen erneuem können. 

Lieutenant H a 1 d e r , der mit seinen beiden Geschützen schon frflher 
an der Haoptstrasse auf einige 100 Schrittte zurückgegangen war, sah sich 
durch die Üherlegenheit der feindlichen Artillerie nun auch gezwungen, zwi- 
schen dem Slalionsberg« und der Winterleite Atfstellung zu netimen. 

Gegen 1 Uhr entspann sich ein heftiger Kampf um den Besitz Kissin- 
gen'». Die über den Fluss gelangten preussisdien Abthdlungen waren tut 
vollzählig gegen die Stadt voi^edrangen, detm aucfa die 2 Compagnien des 
15. Regiments, welche ihren SchÜtzenzägen auf die Höhen folgen sollten, 



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Ul. Oefeclit bei EidMiagim. 57 

halten sich dem Angriffe aul Kisüingen aDgeschlosaen, so daSB auf dem SUi- iß. Juli, 
tionsberge nur mehr 3 Ualbiüge des 15. RegimMLs, 1 Zug und 1 Seetisn 
des Bataillons Lippe gegen 2 Bataillons Bayern weiter vorgingen. 

Der Häuser- und Strassenkampf entbrannte nun immer mehr. Trotz 
einer wahrhaft heldenmuthigen Gegenwehr sahen sich die Bayern gezwungen, 
den südlichen Theil der Stadt zu räumen und als die Preussen gegen die 
Mitte dei-sell>en gelangten, begannen auch .schon die am rechten Ufer 
zurQckgelassenen Schützen des lä-BetcimentsunddesBataillonsLippeaurdem 
Gilter werk der abgetragenen Parkbrücke, A.btheilungen des 63. Regiments 
über die verbarrikadirte Hanptbrücke in der Front Kissingen's einzudringen. 
Eine detaillirte Schilderung des preus^schen Angriffes ist unmöglich, denn 
jede einheitliche Leitung hatte aafgehört und die einzelnen Truppeotheile, 
bis zu den Zügen und Haihzügon, bahnten sich, je nach der momentanen 
Sachlage und dem Ermessen ihrer Führer, selbslslftndig ihren Weg und 
griffen dort ein, wo ihre Mitwirkung eben nolhthat '). 

Die Bayern kämpften mit höchster Ausdauer und Bravour, sahen sich 
aber, nachdem auch die letzte Reserve au^^egeben war, schliesslich gezwun- 
gen, die Sladt zu räumen. Zwei Compagnien (10. und 12. Compagnie des 
11. Regiments) zogen sich aui den Staüonsberg zurück. Zwei andere Com- 
pagnien (4. des 6. Jügcr-Bataillons und 6. Schützen-Compagnien des 1 1. Regi- 
ments) mussten sich schon mit der blanken Waffe den Ausweg bahnen, wur- 
den aber dabei fast gänzlich aulgerieben. Der Rest der Verlheidiger, welcher 
die Ri<±tung gegen den nördlichen Stadttheil eingeschlagen, erreichte lon 
dort aus auf Umwegen den Friedhof. 

Noch behaupteten 2 Compagnien die nSrdlich des Strassendamnies 
gelegenen Häuser, wurden aber bald von alten Seiten eingeschlossen ; in der 
Front drangen auch schon grössere Abtheilungen des preussischen 53. Regi- 
ments Aber die HauptbrücKe und so sahen sich diese Compagnien zum 
Aufgeben des von ihnen so herzhaft vertheldigtcn Punktes gezwungen. Eine 
derselben (II. des 11. Regiments) bewirkte ihren Rückzug mit verhältniss- 
müssig geringem Verlust und erreichte den Kirchhol, während von der 
anderen (6. des 15. Regiments) nur mehr ein geringer Theil sich durchschla- 
gen konnte. 

Ganz Kissingen befand sich nun im Besitze der Preussen, mit Ausnahme 
der nordöstlichsten Häuser, in deren Vertheidigung 2 bayerische Compag- 
nien (3. Schützen- und II. des 15. Regiments) bis zum letzten Momente 

■) .Daa TfslleiL bei Kissingen" roa A. v. OSben kBnigl. preassUcher OL. 
und DivItiona-CoamMideiir B. 20., welohe nnpartheüsch verfuate Schrift noeh naeli- 
tetgUeb benStst worde, obgleicb der vorllegeiido Band toi ilirem EriebeliieB uiboa 
nun Dracka bereit l»g. 



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58 ÖBteiTBiohi Kämpfe Im Jtbr* liWK. 

anshaiTten, bald aber auch von allen Seiten umringt, at^eselinilten und zum 
grössten Theit gerangen ^nommen wurden (narh 1 Uhr) '). 

Die Bayern waren nicht weit hinter Kisstn^n zurück gegangen, sondern 
setzten sich dicht vor der Stadt beim Kirchhofe und ä cheval der Nüdlinger- 
Strasse wieder Test; die Preussen drängten ihnen gegen die Ostseitc KiBsin- 
gen's nach. 

Inzwischen halten aber auch die 3 Halbzüge vom 1. Bataillon des 
preussischen 15. Regiments und i Zug nebst 1 Seclion des Bataillons Lippe 
auf dem Staiionsberge, welchen bAyerischerseils 3 Compagnien des 6. Jfiger- 
Bataillons, 2 Compagnien des 1 5. Regiment'^ und 1 Compagnie des 9. Regi- 
ments verlheidiglen, Terrain gewonnen. 

Trotzdem, dass letztere Truppen durch zwei Compagnien des 7. Ji^er- 
Bataillons — die beiden anderen waren als Reserve an der Winterleite ver- 
blieben, — unterstützt wurden , wobei dessen Commandant Major Gruf 
Ysenburg fiel, drangen die Preussen, unlerslötzt durch das ununterbrochene 
Feuer der auf dem Alle -Burgberge aufgefahrenen 12pfd. Batterie, gegra 
die linke Flanke der Bayern vor, welche, Kissingen bereits in Feindes Hand 
sehend, nun auch den Stationsberg aufgaben und sich auf die Winterleile zu- 
rdckzogen. 

Es war dies zur selben Zeil, als sich der Kampf um den letzten Punkt, 
den die Bayern noch hinter Kissingen (esthieJten, entspann. 2 Compagnien 
und 1 Zug des 9. Regiments hatten den Kirchhof daselbst besetzt und in aller 
Eile zur Vertheidigung hergerichlet; hinler demselben, a cheval der nach Nüd- 
lingen führenden Strasse eammellen sich die Truppen der Brigade Ribeau- 
pierre und nahmen nach und nach wieder Stellung. Winkels war mit dem 
1 Bataillon des 12. Regiments beselzl, in dessen linker Flanke sich die bei- 
den von Reiterswiesen zurückgelangten Compagnien auf einer twwaldeten Höhe 
aufstellten. Die bayerischen Batterien Redenbacher und Zeller verblieben im 
Kampfe mit der preussischen, noch am rechten Saale-Ufer befindlichen .\riil- 
lerie. 

Die Preussen schritten nun zum AngrilTe des Friedhofes, 

4 Compagnien des 15. und 55. Regiments, denen sich zahlreiche 
Schützen aller andern in Kissingen eingedrungenen Abtheilungen und meh- 
rere Compagnien des 63. Regiments anschlössen, gingen gegen dieses Objecl 
vor, «fihrend gleichzeitig die preussischen Schülzenzüge, welche den Stations- 
berg genommen, die linke bayerische Flanke bedrohten. 

Um sich Lult zumachen, beorderteGL. v. Zoller 1 Escadron des 4. 

') Nach äem bsyeriEchen officiellen Werke wu KuBingen vm l'/i Uhr, 
DMh der Br«chttre des QL. t. Qltben gegen 1 Utir im Beaitie der Prauuen. 



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III. Oefsoht bei KiMingen. ■ 59 

Chevaulegers-Reg^enis zur Atiake. Auf eioen unpassirbaren Hohlweg 
stossend, musste diese Escadron unter dem heftie:8ten reindlichen Feuer wie- 
der zurSck. 

Mit unvergleichlicher Bravour wurde der Friedhof gehnllcn. Ersl als 
dn weiterer Widerstand unmöglich geworden, bahnten sich die Vertheidiger 
mit dem Bojonnet den Weg durch die reindlichen Reihen und entkamen, 
wenn auch mit schweren Verlusten '). 

Preussischerseils folgten ä cheval der Chaussee 2 Compagnien des 
16. Regiments nebst vielen Schützenschwärmen den Bayern nach, während 
gleichseitig die Schülzenzflge vom Slationsberg auf der Winlerleite weiter 
vordrangen. 

GL. V. G ö b e n Tand es jedoch an der Zeit, vor Allem seine Truppen 
wieder zu ordnen. Er berief die bis nahe gegen Winkels vorgedrungenen 
Abtheilungen bis zum Friedhofe zurück und zog gleichzeitig die noch 
am rechten Urer verbliebenen Truppen der Brigaden Wrangel und Kum- 
m e r, sowie die schon früher von Alberlshausen nach Garitz vorgenommene 
Reserve nach Kissingen. Bios die Artillerie verblieb in ihrer günstigen Posi- 
tion am jenseitigen Ufer. 

Während sich die Prenssen Kissingen's bemächtigten, suchte auch deren 
linkes Flügel -Detnchement, unter Oberst v. d. Goltz, weiter aufwärts die 
Saale zu fordren. 

Das Detacliement (2. und Füsilier-Bataillon des 15. Regiments und 
y, Escadron) kam, schon als es in das Thal hinabstieg, in feindliches Feuer 
und fand sowohl bei Friedrichshall, welcher Ort mit den angrenzenden 
Salinen vom bayerischen 5. Jäger •Bataillon besetzt war, sowie bei Hausen, 
wo 4 Compagnien des 11. Regiments standen, eine kräftige Verlheidigung. 
Auf dem Abfalle des Sinnberges, nordöstlich Fricdrichshnll, befanden sich 
vier 12prd. Geschatze, unter Oberlieutenant zu Rhein, 1200 Schritte 
dsUlch dieses Ortes die beiden Cavallerie-Regimenter. 

Die sich dem andern Flussufer nähernden Preussen wurden heflig 
beschossen, während die 4 Geschütze den Ausgang des Cascaden- Thaies 
mit Granatkartätschen bewarfen. Oberst v. d. Goltz musste bald die Unmög- 
lichkeit erkennen, mit seinen geringen Kräften hier durchzudringen und 
beschränkte sich darauf die Lisiere des den Thalhang begrenzenden Gehölzes 
mit 3 Compagnien zu besetzen, 2 Compagnien in der Richtung auf Hausen 
vorzuschieben und den Rest seines Detachements gedeckt aufzustellen. Es 

') N«afa dem lM0'«ri8cheD Werke am 2 Uhr; nftch der DaiEtellung in OL. t. 
Qtfben'a BrocbUre icbeiat die Eipnabine des Friedhof! b«ilHafig ■/■ Stunde vorher 
guehehen sn teiii. 



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60 Ö-tarraiohi Küuipfe Im Jalirs lSl>4. 

unUpann »eh nun bei Friedrichülull ein andauerndes feuwgefecht, wiUi- 
rend welchen der Commandant de« bayerischen recbira Flilgiels, GH. Graf 
Pappenheim, verwundet wurde und das Commando an Oberst Baron 
Brdckäber^ioi;. 

GL. V. ManteuTfel, welcher mit seiner Division um 10'/^ Uhr von 
Geroda aufgebrochen wur , um über Claushof und Friedrichehajl nach Kis- 
singen KU rflclien, erhielt auf dem Marsche Kenntnisa von der Lage d«r Diofet 
eitle mit dner Escadron des Dragoner-Reginieats Nr. 6 und der 4pfd. 
Batterie Tempsky gegen Friedridisball voraus, und traf daselbst kure 
vor HUtag ein. 

Durt angelangt, konnte er jedoch des Terrains halber nur 2 Geschfitie 
aufDibren lassen und auch diese mussteo sich schnn nach wenigen SchOssen 
vor dem überlegenen feindliclien Feuer lurdckzichen. 

GL. V. Manteuffel wandte sieh nun mit Ausnahme zweier Gesclu^ze, 
die er mit einem Dragonerzug am Salzberge beliess, durch den Klosterwald 
flussaufwitrts gegen Hausen, dirigirle seine bei Claushof eingetroffene Avant- 
garde unter GM. v. Freyhold (3 Bataillons des 59. Regiments mit der gele- 
genen 6pld. Batterie Loose) gleichfalls dahin, das Füsilier - Bataillon 
des 25. Regiments unter Oberstlieutenanl v. Cranach nach Waldaschach, 
das Gros sdner Divi^on nach Kis»ngen. 

Indessen kamen aber auch auf bayerischer Seile Verstärkungen an. 
Gegen Mittag traf GM. Hans er mit den bereits früher bezeichneten 
Tbeilen seiner Brigade und den beiden ihm nachgesandten Batterien auf dem 
zwisehen Hausen und Haard befindlichen Höhenzuge ein, nahm dort Stellung 
und <intsandLe 2 Compagnien des 3. JSger-Bataillons zur Verbindung mit 
Waldaschach nacIiGrossenbrach; die beiden andern Compagnien dieses Batail- 
lons verstärkten den Posten in Hausen. 

Um 1 Uhr erhielt GM. Hanser den Befehl, mit seinem Gros nacfa 
Hausen zu rücken, er beorderte die reitende Batterie Hellingrat h unter 
Bedeckung von 1 '/, Escadrons daliin voraus ; 2 Geschätse nahsMn 
hinter der steinernen Brücke, die 4 anderen am Ostende des Ortes Stellung 
Die gezogene 6pfd Batterie Girl war schon früher auf einer vorsprin- 
genden Kuppe des HÜhenzuges und am Hundsbrunnen aufgefahren, die beiden 
12pfd. Geschütze (unter Oberlieutenanl Graf Türheim) bei Haard verblieben. 

Diebeiden Bataillons das 10. R^ments waren eben im BegrÜTe gleicblalls 
gegen Hausen nachzofblgen , als GM. Hanser vom GL. Zoller die Weisung 
erhielt, so schnell als möglich die in Kissingen fechtenden Truppen lu unter- 
stützen. Die beiden Bataillons des 10. Regiments traten von Hausen den 
Harsch dahin an (gegen 2 Uhr), wurden aber auf dem Wege nach Friedrichs- 
hall beim Sleintiof von einem so heftigen feindlichen Feuer empfangen, dass 



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m. 0«ieebt b?i Kissingen. 61 

das 1. Bataillon hinter den Wirthscharts^büuden und nftchst dem Sleinliof 
eine deckende AuFslellung nahm , während dos 3. Bataillon aber den Sinn- 
berg nach Kissingen zu gelangen suchte. 

Beim Ersteigen des nur wenig Schutz bietenden Hanges von einet' 
mittlerweile am Salzberge aufgefahrenen prcussischen Batterie beschossen, 
genelh das Bataillon einigermassen in Unordnung, sammelte sich aber bald 
and wollte wieder den Marsch nach Kissingen fortsetzen, als es die Nach- 
richt von dem Verluste dieser Stadt, wie den Berehl erhielt, auf NQdlingen 
zurückzugehen. Zur Aufhahme der noch vorwfirts befindlichen Abtheilungen 
nahm es vorläufig eine gedeckte Aufstellung auf dem Sinnberge. 

Nach dem Verluste Kissingen's (gegen 2 Uhr), hatte GL. v. Z 1 1 e r 
auch den {tückzug der nächst Friedrichshall und Hausen stehenden 
Abtheitungen in der Richtung aul NüdUngen angeordnet. 

.Die Friedrichshall verlheidigenden Truppen traten nun diesen, gedeckt 
durch die 3. Jäger -Compagnie, unter einem lebhaften Feuer des Feindes an 
und sammelten sich sammt der Halb-Baiterie zu Rhein, bei welcher Ober- 
lieutenanl GÖssner mit sdnen beiden Geschützen inzwischen wieder einge- 
rückt war, auf der Höhe des Sinnberges neben der dort siehenden 2. leichten 
*Cavullerie-Brigade, wo auch die beiden Bataillons des 10. Regiments sich 
wieder vereinigten. 

Da ahtT, wie wir gidch sehen werden, in dieser Zeil auch schon Win- 
kels in die Hände der Preussen gefallen war und eine in die linke Flanke 
delachirte bayerische (Kompagnie, von deren Feuer empfangen wurde, setzten 
die Truppen, gedeckt von 2 Compagnien des 10. Regiments unter Haupt- 
mann Lacher, welcher den Feind durch ein ausdauernd geführtes Waldge- 
fecht längere Zeil aufhielt, ihren Rückzug auf Nüdlingen fort. Bei GeJegenheit 
des Rückzuges von Friedrichshall flel der Generalstabshauptmann Schlag- 
intweit 

Bald nachdem der Abzug der Bayern unter dem Feuer der herbei- 
gekommenen preussischen Avantgarde-Batterie (Nr. Ö) von Friedrichshall 
begonnen, setzten sich die Preussen auch in den Besitz dieses Ortes. 

Auf einem Kahne, welchen zwei preussiscbe Musketiere, die durch die 
Saale geschwommen, vom linken Ufer geholl hatten, wurden anfänglich 
einige Züge, sodann als die Bracke mit Leitern überdeckt war, anden? 
Abiheilungen über den Fluss nach Friedrichshall gesetzt. Später, nachdem 
der preussische Brückeniratn vollkommen, wurde der Rest des Detachc- 
ments mittelst Pontons über die Saale gebracht und zur Wiederherstelluns 
der Brücke geschritlen. 

Friedrichshall mit den Sahnen wurde nun stark besetzt, und Obersl 



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Q2 ' Oiterreiehs Kampfe im J«hra 18A6. 

v.d. Goltz verblieb duselbst, indem er nur kleine Abiheilun^en dem Gegner 
fol^n liess. 

Auch von Hausen begannen die Bayern in Fol^ des erhaltenen Befehls 
um 2 Uhr, theils auf dem Wege nach Haard, theils im Thale des Nüdlinger- 
Baches abzulieben, wurden aber schon kurze Zeil darauf (2'/4 Uhr) von den 
bekannltich auf dem Salzberge aufgefahrenen beiden Butlerien der Division 
Manteuffel beschossen. 

Die noch (janz nahe bei Hausen befindliche bayerische 12pfii. Bat- 
terie Helling:ralh erwiderte sogleich das Feuer und wurde bald darauf 
auch durch die gezogene 6ptd. Balterie Girl unterstützt 

Wührend dessen setzten die ubrii;en Truppen ihren Rückzug -weiter 
fort. Nur das 3. Bataillon des 7. Regiments, 2 Compagnien des 3. Jäger-Balail- 
lons mit 2 ZwQirpfündern der Batterie Kirchhoffer nahmen am Rücken 
des Hundsbrunnen eine Aufnahmsbtellung, durch welche sich die Batterien, 
nachdem die Kunonade nahezu 1 Stunde (bis 3 Uhr) gewähn und preussische 
Schätzen sich bereits von Friedrichshall her der Batterie Helling rat h 
näherten, zurückzogen, worauf auch die beiden Bataillons (die zwei nach 
Grossenbrach detachirlen Compagnien des 3- JSger-Bataillons waren inzwi- 
schen wieder eingerückt) und die beiden Zwölfpfünder zwischen Sy^ und 
4 Uhr den Rückzug, anfänglich nach Haard, später nach Burghausen antra- 
ten, um hier die Einmündung des Haarder Weges in die Schweinfurter- 
Strasse zu decken. 

Als sich der früher geschilderte Geschützkampf schon seinem Ende 
nahte, traf auch die Avantgarde der Division Manteuffel nach undnach 
gegenüber Hausen ein. Einige Züge des an der T6te heßndlichen 1. Batail- 
lons des 59. Regiments überkletterten die barrikadirle Brücke, über welche*. 
bald darauf, nachdem sie wieder gangbar gemacht, der Rest des Bataillons 
folgte, das nun den Ort besetzte. Das Füsilier-Bataillon obigen Regiments 
verblieb rechts der Batterien an der nach Kiraingen führenden Strasse, wäh- 
rend das 2. Bataillon dne Reserve-Aufstellung am Eingange von 
Hausen nahm. 

Eine weitere Verfolgung der Bayern fand von dieser Seile nicht statt 

Ein später vorgeschicktes Detachement (2 Compagnien) vertrieb ein- 
zelne fcindhche Palrullen und setzte sich schliesslich in Haard fest 

Bei Waldoschuch war zwar zu dieser Zeit noch kein Feind erschie- 
nen, doch wurde dieser Ort, wegen dessen isolirter Lage nunmehr von den 
Bayern geräumt und das Detachement (I. Bataillon des 15. Regiments) nahm, 
nachdem die Saale-Brücke verrammelt und mit I Coinpagnic besetzt worden. 



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111. Q«Cecht Imi KiMingvn. S3 

auf der am linken Ufer steil ansteigenden Höhe Aurstellung. Eine Compagnie 
bewacl\te Rroasenbrach und die zerstörte, nach Kieinbrach führende Brücke. 
Auch Steinach blieb von den Bayern (3. Intanterie- Regiment mit 2 Geschützen) 
besetzt. 

GL. V. Gßben, welcher seine Truppen nächst Rissingen gresommelt, 
nahm nach 2 Uhr die Verfol^n^ der Bayern wieder aul. 

GM. V. Kummer beliess 2 Bataillons des 13. Regiments in Kissingen 
und rückte mit dem Reste seiner Brigade, voran das 19. Regiment *}, 
a ebeval der Strasse in der Richtung auf Nüdlingen vor. Rechts der Chaussee 
und aul dem Hange der WinLerleite avancirlen unter GM. v. Wrangel das 
Füsilier- und 2. Battütion des 55. Regiments nebst 2 Compagnien Lippe, wäh- 
rend d;is 1. Bataillon des 15. Regimenls gpgren die Höhe der Winterleile vor- 
drang und sich mit den vom Stilionsberge vorgekommenen Schützenzögen 
vereinigte 

Ein Halb-Bataillon de» 55. Regiments verblieb an der Strasse a\* 
Reserve; das andere ging mit Schützenzflgen des 15. Regiments und des 
Bataillons Lippe links der Strasse gegen den Sinnberg vor *). 

Unter diesen Umständen sahen sich die Bayern bald zum wetteren 
Rückzug gegen Winkels genölhigi, dtr zwar auf Befehl des Prinzen Carl, 
welcher ein neuerliches Vorrücken gegen die eben verlassenen Positionen 
anordnete, einen Moment eingestellt, sehr bald aber wieder lortgesetzt wurde. 

Während dieses Rückzuges versuchte die Escadron Egloffstein 
des 4. ChevaulegerS' Regiments nochmals eine Attake, wurde aber durch 
das preussische Schnellfeuer mit Verlust zurückgewiesen; auch beschossen 
die Batterien Redenbacher und Zel ler mit nur geringer Wirkung den 
auf der ganzen Linie unaufhaltsam vordringenden P'eind. 

Die links der Strasse aul dem Hange des Sinnberges avancirenden 
preussischen Abtlieilungen begannen bald die Batterie Zetler schon auH 
ziemlicher Nühe zu bedrohen, daher von Winkels die nächsten Comp^gnien 
(4 des 12. Regiments) in die auf der H6he befindlichen Weingärten gewor- 
fen wurden , wodurch die Preussen auch eine Weile zum Stehen kamen. 
Eine zu weit vorgedrungene kleine AbLheilung der Letzteren ward durch die 
niilllerwcile von der Altake röckkehrendc Escadron gefangen genommen. 

Die beiden bayerischen * gezogenen Batterien benützten diesen Moment, 



'j DiMM B«gimetit wnr lur AuHgleichung der BUrks von d«r Division Beyer 
der Divisioa OSbeu sugetheilt worden . 

>} Vor Beginn des Angriffen bAtteu »IIb prensiiichen Trappen ihr Oepiiclc 
abgelegt. 



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S4 ÖRtMT«iclu KSoipte im Jahn 196«. 

am auf NOdlingen zurück eu gehen, wohin sich auch Lieutenant Hai der 
mit seinen beiden Gescliützen, von der Winterleite an», getogta hatte. 

Nahe vor Winkels fiel GL, v. Zoller und GM. v. Ribeaupierre 
übernahm das Commando. GL. v. d. T a n n ward verwundet. 

Vom preussiüchen ]9- Regiment , welches Winkels in der Front 
angriff, drangen bald Abtheilungen in den Ort ein, der gleichzeitig: von dem 
rechls der Strasse und auf dem Nordhang der Winterleite vorräckenden 
Theile der Brigade W ran gel beschossen ward; tdie Bayern gaben, nun diesen 
Ort auf und setzten den Rückzug gegen Nüdlingen weiter Tort. 

Nachdem auch die Vertheidiger der Winterleite gezwungen worden 
die Hfihe zu verlassen, zog sich das bayerische 7. Jäger-Bataillon gegen die 
Chaussee, dos 6 Jäger-Bataillon über den Oster- und Schlegelsberg gleichfalls 
an die Strasse zurück, und nur 1 Compagnie ersteren Bataillons und 1 '/, 
Compagnien des 9. Regiments bewirkten ihren Rückzv^ auf den Höhen selbst. 

Unter diesen Umstünden konnte sich auch der rechte bayerische Fiflgd 
am Sinnbei^e nicht ISnger holten. Preussischerseits ging das Ualb-Bataülon 
des 55. Regiments mit den angehängten Schützenzflgen in der Front zum 
Angriffe dieser Höhe vor, während von Winkels aus Theile des 19. Infan- 
terie-Regiments und des Bataillons Lippe gegen den südlichen Theil des Berges 
und den Schlegelsberg vordrangen und die Bayern hier zum Rdcluugc 
zwangen. 

Um 3'/i Uhr, als sich die Preossen im Besitze sämmtlicfaer Höhen bis 
zum Nadlinger-Bach befanden, gab GL. v. Göben den Befehl, Ober diese 
nicht mehr hinaus zu gehen. 

Das 19. R^ment besetzte hierauf den Sinnberg. Atich die Brigade 
W ränge 1 blieb stehen. Nur drei Compagnien des L Bataillons vom 16. R^- 
mente. welche den Befehl zur Einstellung der Vorrückung nicht erhalten, 
drangen bis zum Calvarienberg (südlich vcnNüdlingen') \ot, während die Bay- 
ern ihren Rückzug durch Nüdlingen, wo inzwischen auch der grösste 
Theil der Truppen von Friedrichshatl und Hausen eingelroffen war, bewirkten. 

Um in diesem Momanle das Nachdrängen der Preusscn zu verhindern^ 
besetzten starke Plänkler-Abtheilungen anfänglich den Wasser^jraben vor Nüd- 
lingen, und später, ah sie selben aufgeben mussten. den Westausgang dieses 
Ortes, während das L Bataillon des 12. Regiments und das 3. Bataillon des 4. 
Regiments auf dem mehr rijckwärls gelegenen Sehlossberg Aufstellung 
nahmen. 

Die 4 glatten von Bischofsheim eingeiroflenen Geschütze der Batterie 
Kirchhof Ter fuhren auf der Höhe nächst dem Kirchhofe auf, neben ihnen 
kam das eben von Reiterswiesen rückgckehrte Z. Bataillon ) 2. Regiments zu 



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m. Osfecht bei KliungMi. 05 

st^en *). Fernen liess das ihd 4 Ulir von Friedrichshall her durch Nßdlmgen 
marschirende 10. Regiment 2 Compagnien im Friedhot zurück. 

Inzwischen halte GL. v. Gfiben, da nach 2 Uhr von Friedrichshall 
und Waldaschaeb starker Kanonendonner herüber tönte, den General v. 
Treeelcow mit dem CAraeaer-RegimeDt Nr. 4 und der reitenden Batterie 
Mettinft denen das 13. Infanterie-Regiment nachfolgte, zur Recognoscirui^ 
Saaleaufwäns entsendet und von diesem sdur bald die Meldung erhalten, doss 
sowohl Friedrichshall als Hansen berdts vom Fände geräumt und im Besitze 
der Preussen wfiren. 

GH. v.Tresckow liess hieraurdas Curassier-Regiment mit der Batterie 
nördlich am Sinnberge vorgehen, wo letztere mit den am Nüdlinger Kirchhofe 
aufgefahrenen bayerischen 4 Geschützen und einer reitenden Batterie, welche 
ans der Reserve-Stellung vorkam und sich etwa 700 Schritte Östlich NQd- 
lii^en postirte, in den Kampf trat. Da aber die glatten Geschütze der prens- 
sischen Batterie wegen der grossen Enliemung keine Wirkung erzielten, 
stellten sie bald das Feuer ein und kehrten sammt dem Cürasster-Regimenl 
gegen Kissingen zurück. 

Während des eben beschriebenen Geschülzkampfes war das bayerische 
2. Bataillon des 12. Regiments nebst 2 GeschützenderBatterieKirchhofler 
auf den Calvarienberg gerückt. 

Dieses Bataillon wurde aber beim Ersteigen des Berges von der neben 
Nüdlingen aufgefahrenen bayerischen Batterie für ein feindliches gehalten 
und beschossen, gerieth in Unordnung und verliess in Folge dessen wieder 
die Höhe. In diesem Momente erreichten die Schützen der am rechten preussi- 
schen Flügel unaufhaltsam vorgedrungenen 3 Compagnien des 1. Bataillons 

') Diena Bfttailleu, g^en Ulttag *a ainer Reco^^ORcirang nvib Änuhana«n 
entMitdel, irarde baim Debonchirea &na dem W^lde ror Reiterawieaen bereits vom 
(Aindliclieii Fener empfangen, mtbm im Walde Stellung und maricbirte um 2 Uhr 
nach Nfidlingea «b.. 

Ein militllisoher Angenxenge sohreibt ttber die BitDstion in Nfldlingen : 

aEa -nar 4 Uhr N&cbmitt&gs; die aoe Kiwingen, BOwie von Hansen ■urfiok' 
„geTriessnen Trappen, die mrflekflilirenden Batterien, leere BuiitKts-, Manitiotid' nnd 
^Proiiantwagen , anderaeita von MUnnerstadt anrückende VeraUlrkaugen, Batterien 
,der Artillerie'Beserve, die eben eintrafen, Alles drSngte aich in Nfldlingen, einem 
»kleinen Orte, in «inem von si«mlich hohen, waldigen RUdcen and Kuppen tii^e- 
„eebloMenen Keaaelthale, anaammeu. 

„Die Verwirmn^ hatte ihren Gipfel erreicht. Bei diesem Anblicke masste 
.selbet der Hntbige an aweifaln anfangen. 

„Wie konnte man Ordnung Bchaffeo in diesem CliaosT Wenn die Pretissen 
,ra«ch nachrflckten, war Allee verloren; denn ein riliger Bückang, an dem Feinde 
„■ich m entlieben, war durch die rQckwSrtigen Walddefil^ gaui onmSglich. 

(Meine Eindrücke ans dem bajerisoh-prentaitoben Feldange im Jahre 1869. — 
Ven einem Angenieagen.) 

fiil*rr*lclii Khapf« t«««. (T. B«ad.) 6 B 



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Qfl öttMTfirhi' tCHmpf.' im JiLlir- IHM. 

des 15. Regiments die Kuppe. Nur eines der beiden bayerischen Oeschätze 
konn'emehr abrohren.das andere, von dem während des Aurprotzens SPterde 
fielen, blieb in den Händen der Preossen. Das bayerisclie Bataillon machte 
noch einen vergeblichen Versach die H6he wieder zu s^'^inno- wobei dessen 
Commnndant, Major Kohlermann, verwandet wurde und zog sich hierauf 
theils auf die Chaussee, Iheils ober den Schlossberg zurflck. 

Nüdlingen wurde nun von den Bayern verlassen und bald darauf dessen 
Westrand von der ilber den Sinnbent vorgegangenen 10. Compagnie des 
preussischen 19. Regiments and einer Schützen-Ablheilung vom 1. Bataillon 
des 15. Regiments besetzt. Der Commandant des letzteren Bataillone gewahrte 
vom Ca! varienberge aus, dass die längs der Strasse vorgei-flcklen preussi- 
schen Abtheilungen Halt gemacht, und erhielt auf eine gesteitle Anfrage dio 
Millheilung von dem erlassenen Befehl, nicht weiter vorzugehen, worauf er 
sein Bataillon, mit Ausnahme der gegen Nüdlinger. voi^eeilten Compagnie, 
auf demselben Wege, den es gekommen, wieder zurflckführte, 

Bayerischerseils war beiläufig 1200 Schritte hinter Nüdlingen die rei- 
tende 12prd. Batterie Kepel nördlich der Münnerstädter-Chaussee aufge- 
fahren. Zu beiden Seiten derselben nahmen fünf Compagnien des 15. Regi- 
ments und Abtheiiungen des 7. Jäger-Bataillons Stellung, während der Rest 
der im Kampfe gestandenen Truppen den Röckzug weiter fortsetzte (4'/* Uhr)- 

GL. v. Göben hatte in Erfahrung gebracht, dass er es bisher nicht 
nur mit 3 Brigaden zu ihun gehabt, sondern dass auch schon des Morgen-^ 
zwischen Schweinfurl und Kissingen beil&ußg eine bayerische Truppen-Divi- 
sion bemerkt worden war, für deren Avantgarde man das bekanntlich zur 
Recognoscirung gegen Arnhausen vorgeschobene 2. Bataillon des 12. Regiments 
hicil. Um nun durch eine noch grössere Entfernung von derSaalenicht Flanke und 
Rücken seiner Division zu gefährden, ertheille er wiederholt den Befehl, nicht 
fiber den Abschnitt vor Nüdlingen vorzugehen und wies den GM. v. Wränget 
an, mit seiner Brigade, dem Infanlerie-Regimente Nr. 19 und seinen beiden 
inzwischen voi^ekommenen Batterien, am Sinn- und Schlegelsberg Stellung 
zu nehmen. 

GM. V. Kummer sollte mit dem 53. Regimente nach Kissingen rück- 
kehren, wo auch GM. v. Tresckow mit den Cürassieren und der Batterie 
bereits wieder eingetroffen war. 

Vom 13. Inranterie-Re;;iment wurde das 2. Bataillon mit 1 Escadron 
Huszaren nach Reiterswiesen und Arnshausen mit dem Auftrage vorgeschoben, 
slarke Patrullen gegen Schweinlurt zu entsenden, während zu deren etwaiger 
Unterstützung das I. Bataillon am Sddausgange Kissingens verblieb. 

Es musshervorgehoben werden, dass um diese Zeit GL. v, Manteuffel 



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m. 6«fecM bai Riwinrw. 07 

in Ktssin^en mit der Mittheilung eintraf, das Gros seiner Division, deren lO. JtiK, 
Avantgarde bekanntlich nach Hausen dirigirt worden, könne nicht vor 
Abend in Kissingen anlangen. 



Zur Zat, als vor NddKngen das G«fecht scheinbar zum Abschlüsse 
gelangle, gaben die Bayern anch den PoMen bei Watdaschach auf. Die 
von der Division Feder dahin entsandten Abtheiltingen (3. Bataillon des 
8.Regimentstind4Ge3chiIize) waren zwischen Sund 4 Uhr dort eingetroffen 
und hatten — mit Ausnahme I Compagnie.welchebei Bockleiznr Vertheidi- 
gung der schlecht zersiSrien Brücke lurückbtiel) — neben und hinter dem auf 
dem Alte-Bargber^e aufmarschirten 1. Bataillon des 15. Regiments Stellung 
genommen. 

Als man gegen 5 Uhr am linken Ufer oberhalb Hausen schon teindliche 
Colonnen gewahrte, welche die directe Bdckzugslinie gegen Nadtingen ver- 
legten, benutzte das 1. Bataillon des 16. Regiments mit der Halb-Batterie die 
^nzige für Geschütze noch practicabie Strasse am rechten Saale -Ufer und 
rückte, nachdem die Verrammlung auf der Brücke in Eile entfernt worden, 
über Waldaschach nach Steinach. 

Das wfihrend des Vormarsches der Division Manteuttet zur Deckung 
der linken Flanke nach ersterem Orte detachirte preussische Füsilier- Ba- 
taillon des 25. Regiment hatte sich in diesem Momente 'Wuldaschach so weit 
genähert, dass dessen Vorlnippe mit der Arrieregarde der abziehenden 
Bayern noch einige Schüsse wecliseln konnte. 

Das andere bayerischeBalaillon (3. Bataillon des 8. Regiments) bewirkte 
seinen Rückzug auf Waldwegen über Bocklet nach der Münnerstädter- 
SUasse. Die nach Kleinbrach detachirte 1. Schützen- Compagnie des 1. Ba- 
taillons des 16. Regiments, welche zum Einrücken beordert worden, gelangte 
erst nach Watdaschach, nachdem das Bataillon abmarschirt und der Feind 
schon in den Ort gedrungen war. 

Nach einem harten Kampfe und bei einem Verlust von etlichen 40 Mann 
bahnte sich dieselbe einen Ausweg nach Bocklet, wo sie sich dem 3. Bataillon 
des 8. Regiments anschloss und sodann mit diesem vereint nach Nieder- 
lauer rückte. 

Das mit den 4 Geschülzen von Waldaschach glücklich nach Steinach 
gelangte bayerische Bataillon verblieb daselbst mit dem dort bereits stehenden 
Detachement bis zum Einbrüche der Nacht. 



In Folge der vonGL. v.Göben erlheilten Disposition traf GM. v.Wran- 
gel alle Vorbereitungen, seine Truppen in einem Biwak bei Winkels unter- 



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08 Örterreiehl Klmpfe im Jahn 1866. 

to. Juli, zubringen. Das lä. Regimenl, welches noch am Sinnberge stand, sollte durch 
das auf Vorposten bestimmte 2. Bataillon des 55. Regiments abgelösl werden 
und sodann gleichralls zum Gros der Brigade stossen, bei welchem noch 
viele Ablheiiungen fehlten. 

Nach 5 Uhr setzte sich dieses Balailloa in Marsch , aber schon eine 
halbe Stunde darauf meldete derCommand&nldesselben.dass sich die Bayern 
hinler Nüdlingen bedeutend verstärkt hätten und nach den wahrnehmbaren 
Vorbereitui^en ein neuerliches Vorgehen derselben in Aussicht stehe. Diese 
Meldung sollte sich sehr bald bewahrheiten. 

Die bayerische (1.) Division Stephan, welche um 1 Uhr den Befehl 
auf das Gefechtsfeld zu eilen erhalten hatte, war, nachdem sie auf ihrem 
Vormärsche viell^lüg aurgehalten worden, mit ihrer Spitze gegen 4 Uhr hinter 
Nüdlingen eingetroffen. 

Nachdem 1 Sataillon in Hdnnerstadt zaräckgeblieben , zählte diese 
Division 9 Bataillons, 4 Escadroas, 6 glatte und 4 gezogene Geschätze. 

Zur Deckung des Aulmnrsches besetzte die Br^de Welseh mit 
3 Bataillons zu bwden Seilen der Strasse den Ausgang des Deillä '). 

2 Bataillons (2. des 2. und 1. des 8. Regiments) nahmen auf dem Sfld- 
hange des Altenberges, das 3. Bntaillon des 2. Regiments nAtAist der Ruine 
Hünberg Stellung, Hier kamen überdies 4 gezogene Geschütze (Batterie 
HuLlen) und am Südhange des Allenberges zu beiden Seiten der Batterie 
Lepel 6 Geschütze der 12pfd. Batterie Mussln an und die wieder vor- 
beorderte 12pld. Batterie Schuster, im Ganzen also 26 Geschütze zur 
Verwendung. 

Auch die Brigade Steinte debouchirte nun aus dem Deßle, bewirkte 
am Fusse des Schlossberges ihren Aufmarsch und schob das 2. Jäger- Bu- 
taillon gleichfalls auf die HjShe nächst der Ruine vor. 

Mit dieser Verstärkung an frischen Truppen hoffte Prinz Carl dem 
bisher so unglücklich geführten Gefechte eine andere Wendung zu geben und 
beschloss nun seinerseits zur Offensive zu schreiten. Doch statt hiezu alle 
verfügbaren Truppen zusammen zu raffen, schrill man mit den 9 Ba- 
taillons der Division Stephan, denen blos 4 Bataillons der bisher bei Kis- 
»ngen, Friedrichshall und Hausen im Gefechte gestandenen 3 Brigaden als 
Reserve dienten, zum neuerliehen Angriffe, während man den Rest dieser 
Letzleren den Rückzug hinter Nüdlingen weiter fortsetzen liess. 

Noch verblieb die Hoffnung auf das Erscheinen der Division H a r l- 

I wfirea bekanntlich in MUnDsratadt. Nenatadt und 



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m. a«fecfat ImI KtaaiiifNL 69 

mann, welcher um 2'/, Uhr der Befehl ertheüt wtrden war, aur den 
KampfpIaU zu eilen. 

Diese Division halte den Marsch auf Aura and Euerdorf um 2 Uhr be- 
gonnen, stellte aber auf die Nachricht, dass letzterer Oft bereits vom Feinde 
besetzt sä und auch vor Kisdngen schon rdndliohe Infanterie anrücke, den 
Vormarsch ein, und mthm, da aus der Richtung des Kanoaendonners der un- 
gOnstige Vu-laar des Gefechtes zu enLnehmen war, zur Deckung der Schwein- 
furler-Slrasse bei örlenbach Stellung. 

Hier erhielt nun GL. v. Hartmann den vom Print Cari ertheilten 
Befehl, auf den Kampfplatz zu rOcken, wenige Hinuten darauf aber die v«m 
Geaeralstabs-Souschef im Namen des Feldmarschalls erlassene Weisung, 
Poppenhausen festzuhalten. Letzterer DeTchl, obgleich früher ausgefertigt, 
war durch Zufall später an die Division gelangt, in Folge dessen GL. v. H a r t- 
mann beschloss, seine durdi Hin- und Herm&rscbe ohnedies erschfipllen 
Truppen bei Poppenhausen Stetlang nehmen zu lassen, wobei ihn auch die 
Erw;1gung leitete, dass der Tag zu weit voi^eschrilten war, um das sehr 
entfernte GefechtsfeUl vor Anbruch der Nacht erreichen zu kdnnen. Die 
Hoffnung «uf ein Eingreiien dieser Division in den Kampf war daher eine 
v«rgeblic)ia * 

Die Vorrückung der Division Stephan gegen NÜdlingen begann nach 
5 Uhr. Die i an der Strasse stehenden Bataillons der Brigade Steinle gingen 
in der Front, 2 Bataillons der Brigade W e 1 s c h in der rechten, das 2. Jager- 
Bataillon in der linken Flanke gegen diesen Ort vor, und die wenigen Preus- 
sen (10. Compagnie des 19. Regiments mit dem Schatx«itropp des 15. Regl- 
menls], welche dessen Westausgang besetzt gehalten hatten, wurden mit 
Verlust gegen den Schlegelsberg gedrängt 

GH. V. Wrangel hatte gleich nach Empfang der Meldung, dass sich 
grfissere bayerische Massen hinter Nfidlingen sammelten, die IZpfd. Batterie 
Eynatten II. unter Bedeckung einer Eacadron Huszarra, auf den ScUegeis- 
berg vorgcsandl, wo sie alsbald den ECumpf mit der feindlichen Artillerie 
aufnahm. 

Auch das Füsilier-Bataitloii des 66. RegimenU wurde vorbeordert, 
am die Stellung des 19. Regiments zu ^'erstarken. 

Hiuierwmle hatten aber auch die Bayern ihre Vorrdclcang weiter Eort- 
gesetzt. Das 2. Bataillon des I.,eibregiinents besetzte Nädlingen, das 3. den 
nassen Graben rechts des Ortes und den Calvarienberg, auf weich' letzteren 
sich auch das 3. Bataillon des 2. Regiments und d:is 2. Jäger- Bataillon zogen. 

Rechts der Chaussee gingen 3 bayerische Bataillons (2. and 3. Bataillos 
des 1 , 2. des 2. Regiments) gegen den Nordabhang des Sinnbecges vor; 
2 Bataillons (I. des 8- und 1. des 2. Regiments) verblieben hinter Nddlingen 



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70 Ortocniolu nmpfe Im J»kn 18««. 

10. JqU. an der Strusse als Reserve. Von der Artillerie w»r nach der Rfiumun^ 
Küdlingens durch die Preussen die 12ptd. BiiUerie Mussinan bis an den 
Kircbhot, die reitende ISpfd. Batterie Lepel aut die Hfihe nördlich de» 
Ortes voi^fabren und in Action (^treten, während die beiden andern Bat- 
terien (Schuster und Hütten) eine Reeervestellunf nahmen. 

Das 3. Oievaulegers-Regiment stand gedeckt hinter Nfldlin^n. 

Von den andern nn diesem Tage bisher im Gefechte gewesenen bayeri- 
schen Truppen wurden nur 4 Bataillons (6. Jftger-, 2 Bataillons des 10. und 
2. des 12. Regiments), denen sieh spftter noch das 1. Bataillon des 12. Regi- 
ments und eine Eseadron anschlössen , am Schlossberge hinter der Ruine als 
Reserve zurückbehalten, wilhrend alle übrigen Abtheilungen, wie erwfthnt, 
ihren Räckzng Iheils auf MQnnersladt, thdls auf Poppenhausen und Schwein* 
lurt fortsetzten. 

Prenssiseherseits hielten 5 Compagnien des 19. Regiments hinter der 
Lisiere des die Höhen bedeckenden Gehfilzes, während das Gros dieses 
Regiments (7 Compagnien), und neben ihm die IZpfd. Batterie, hinter dem 
Kamme, zu beiden Säten der Strasse, Stellung genommen hatten. 

Als das Feuer immer stärker wurde, begab sich GM. v. W r a n g e I mich 
vorwürts und liess gleichzeitig das ftivisions - Conimando in Kissingen um 
Unterstatzung bitten, von wo jedoch der Bescheid niröck gelangte, dass 
der General „mit 8 Bataillons und 2 Batterien in so starker Stellung einem 
jeden so spSt am Tage erfolgenden Angriffe vollständig gewachsen sei, indessen 
über die beiden bei Fricdrichshall stehenden Bataillons seiner Brigade, wenn 
nfithig, verfdgen könne." 

Jene stariie Stellung war aber, als dieser Bescheid eintraf, nicht mehr 
in seinem Besitz, und ihm blieb in der kritischen Lage, in die er eich plfitZ' 
lieh versetzt sah, auch nicht die Zeit die ihm zugewiesenen Bataillon» 
heranziehen zu können. 

Die Bayern hatten nemlich (5'/i Uhr) ihre Vorrflckung weiter lortge* 
setzt. Der rechte Flägel , welcher weniger Widersland fand , drang, die 
Preussen völlig überraschend, in den Sinnberg-Wald ein-, auf dem linken 
Flägel waren drei Compagnien vom 3. Baiaillon des Leibregimenls über den 
Calvarienberg , zwei Compagnien des 2. Regiments links davon vorgerückt, 
wGhrend zwei Compagnien des 2. Jäger-Bataillons am äussei-sten linken 
Flägel mit den am Schlegelsberg postirten preussischen Abiheilungen das 
Gefecht aufnahmen. 

Die beiden andern Compagnien des letzterwähnten Bataillons dienten der 
inzwischen auf den Calvarienberg vorgerückten 12pld. Batterie Mussinan 
als Bedeckung. 

Bald liatlen die Bayern den Sinnberg-Watd genommen, setzten sich 



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III. Gefecht bei KiBi)iii|;Mi. 7| 

an dessen Lieiere, sowie ü cheval der Strasse fest, und gelangten dadurch in die lO. Juli, 
linke Flanke der Preussco, vrährend in der Letsleren Front gleiclizeitig die bitter 
im Thalgrunde von Nudlingen postirten drei Compagnien des 'S. Bataillons des 
Leib-Re^menis in der Richtung auf die preussische Batterie vorräcktcn, die 
iim Hange postirten 3 preussischen Compagnien thdls gegen das Gros des 
19. Regiments, theils gegen den Schlegelsbei^ drängten und allm&lig die 
Höhe gewannen. 

GU. v.Wrangel warindieseni Augenblicke (6'/, Uhr) eben im Begriff 
wegen Sicherung der Stellung die weiteren Befehle zu ertheilen, als ihm 
der Batterie-Commandunt die Meldung erstattete, dass er seine Position aulge- 
ben müsse, da er sowohl in der Front, als vom Sinnberge her von feindlicher 
Inlanterie beschossen werde. 

Aueh die an der Strasse stehenden Compi^nien des 19. Regiments 
erhielten schon aus näclister Nähe Feuer und geriethen in Unordnung. 

in diesem Momente jagte überdies die von GM. v. Wränget nach 
Winkels zurück beorderte Huszaren-Escadron durch diese Compagnien und 
steigerte die Verwirrung. 

Oberstlieulenant v. Henning stellte wohl bald die Feuerhnie wieder 
her und liess 2 Compagnien gegen den Wald am Sionberge vorgehen ; diese 
aber reussirten nicht und wichen in der [Uchtung auf Wmkels zuräck. 

Die zum Aufgeben ihrer Position gezwungene 12pfd. Batterie fand die 
Strasse bereits versperrt und entkam nur mit grosser Mühe über den Osthang 
des Schlegelsberges, nachdem zwei Compagnien des Bataillons Lippe und Ab- 
theilungen vom 2. Bataillon des 55. Regiments sich dort den Bayern ent- 
gegen geworlen und diese momentan aufgehalten hutten. 

Die Batterie fuhr sodann bei Winkels neben der gezogenen 4pfd. 
Batterie Coester auf, von wo beide vereint die am Sinnberge vordringen- 
den Bayern beschossen. 

Das nur mehr durch S Compagnien gebildete Gros des 19. Regiments, 
welches Östlich der Strasse aut dem durchaus keine Deckung gewährenden 
Hange neuerlich Stellung genommen hatte, war hier dem helligsten leindlichen 
Feuer ausgesetzt und wurde überdies — wenn auch ohne Schaden — von 
der eigenen gezogenen Batterie beschossen ; es ging daher auf beiläufig 600 
Schritte bis Winkels zurück, gedeckt durch das mittlerweile vorgekommene 
Füsitier-BaUillon des 55. Regiments, welches sich mit 3 Compagnien an der 
Strasse, 200 Schritte von der vom Feinde besetzten Waldlisiere entfernt, 
festsetzte, während eine Compa^nie in einem mit der Strasse paraltel laulen- 
den Ravin, in welchem .das BataillOD seine Vorräckung bewirkt hatte, als Re- 
serve verblieb. 



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72 öttarralslu Käi^pfc im J^hrs IBAS. 

Obgleich dieses Bataillon in seiner vorgeschobesen Stellang von der 
rigenen gezogenen iptd. Batterie gteioUallB lOr em füntfahes gehalten and 
beschossen wurde und durch die erste Granate 1 Fähnrich, 1 Feldwebel und 
9 Mann verior, führte es doch dvrch Ifloger« Zeit dos Feuergeleeht gegen 
den überlegenen Gegner in ausdauernder Weise fort, bis es endlich durch die 
Bayern vom Sinnberge her in Flanke und Rdclien genommen, ebenfalls den 
Rückzug nach Winkels antreten musste, wo GH. v. Wrangel bedadit war, 
seine Abäieilungea zu sammeln und in eine geordnete Aufstellung zu bringen. 

Der Angriff der Bayern war bisher vom Erfolge gekröuL Am rechten 
Klflgel waren sie Herren des Sinnberges; am linken FIQgel hatten die beiden 
Compagnien des 2. J&ger-Bataillons den Thalgrund überschritten, die Höhen 
zwischen dem Osler- und Schlegalsberg erstiegen und von dort aus das Feuer- 
gefeoht mit den, tetzleren Punkt noch iesthalleoden preussiscben Abthü- 
lungen fongsselcL 

1 Compagnien des bayerischen 2., und spSter andi das 3. Bataillon 
des 10. Inlanterie- Regiments, hatten den Altenberg besetzt und wiesen 
dort einige von Hausen über den Hundsbmnnen zur Reeognoscirung vor- 
pussirte preussische Abtheilungen zurück. 

Die Batterie des Hauptmann L e p e 1 hatte, nachdem die Bayern in den 
Sinnberg - Wald gedrungen waren, nordwestlich Nüditngen's eine neue Aut- 
stellung nehmen wollen, war aber von den eben erw&hnten preussischen Ab- 
thdlnngen bedroht, bis hinter Nüdlingen zurüdtg^angen. 

Von der übrigen bayerischen Artillerie hatte zu dieser Zeit die Batterie 
Massinan, nachdem die preußische ISpfd. Batterie zum Autgeben ihrer 
Stellung gezwungen worden, das Feuer eingestellt und sich gedeckt hinter 
der Kuppe des Calvarienberges placirL Dort standen nun auch die aus der 
Reserve vorgenommenen vier gezogenen Geschütze der Batterie Hütten, 
welche den abziehenden Preussen einige Granaten nachgeschickt hatten. 

IMe Batterie Schuster wurde nach Männerstadt dlrlgirt. 

Als GH. v. Wrangel noch mit dem Ordnen der zurückkommenden 
Abiheilungen beschäftigt war, erhielt er auf seine Bitte um Unterstützung, 
die früher schon angeführte Antwort des GL. v. G 6 b e n , welche ihn auf seine 
eigenen Kräfte verwies. 

GU. V. Wrangel entschloss sich in Folge dessen, trotz der geringen 
Kräfte, über die er in diesem Momente verfügt«, einen Offensivstoss zu wngen, 
und mit diesem kühnen Schritte dem Fände die en-ungenen Vorlheite wieder 
zu entrissen. 

Oberstlieutenant v. Henning, Commaodant des 19- Regiments, hatte 



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IlL Qefteht toi Kiwütgen. 73 

schon beim Zardch^ehAn, zur Deckung seiner rechten Flanke, 2 Compagnien 
anf die iKhe 6sttich ifsr Chausfiee enlsandL 

Machöem lerners 2 Compagni^ dieses Regiments den bekanntlich frabsr 
gegen den Siunberg vorpussirtcn, dort aber abgewiesenen 2 Compngnien, 
auf Befehl des GH. v. Wrangel als Unterstützung nachgeschickt worden, 
stand der Rest der noch fibrigen Truppen ') vorw&rts Winkels, zu b^dea 
Seiten der Strasse, wo auch die beEden Batterien aulgefahren waren. 
Letztere verstärkten nun (7*/, Uhr Abends) ihr Feuer und fiberschüUeten 
den Sinnberg-Wald, wie die Lisiere an der Chaussee mit einem Hagel 
von Projectilen. 

Gleichzeitig gab GM. v. Wränge! das Signal zum Avanciren auf 
allen Punkten der Gefechlslinie. Entschlossen gingen die Preussen gegen die 
fandliche Stellung vor und brachten die Bayern an der Chaussee und um 
Schlegel sber^e im ersten Anlaufe zum Weichen. Bei dieser Gelegenheit fiel 
Major Rohdewald, Commandant des Bataillons Lippe. 

Ein längerer Kampf entspann sich jedoch um den Besitz desSiniibei^es, 
von welchem die Bayern nicht nur einen betrAchÜichen Theil behaupteten, 
sondern auch darch ihr flankiroides Fener den im Centnim vorrückenden 
Preussen grossen Sehaden beibrachten. 

Doch ward auch diese Höhe endlich freiwillig dem Feinde überlassen, 
denn die dortige Stellung io dem ausged^nten dichten Walde war zu sehr 
exponirt, nachdem der linke bayerische FIQgel bereits aul Nddlingen und 
den Calvarienberg zurückgegangen war, und die Hßhen sudlich des Sinn- 
berges also durchgängig in den Händen des Feindes sich befanden. 

Überdies zeigten sich von Hausen her, im Thaledes Nüdlinger-Bacbes, 
stärkere preussische Abtheilungen, die, obgleich noch entfernt, den Rückzug 
der Bayern gelährdeten und GM. Steinle zog daher gegen 8 Uhr seine 
Truppen vom Sinnberge gegen Nddlingen zurück. 

Unbelüstigt gelangten die Bayern nach diesem Orte und nur ihre Arriere- 
garde wechselte einige Schüsse mit den auf der Hfihe des Sinnberges lang- 
sam nachrückenden Preussen, welch' letztere aber den nordöstlichen Wald- 
ssum nicht fiberechritlen. 

Prinz Carl hatte intwiscben die Meldung erhalten, das« die Division 
Uartmann niHit emireffcn könne und nur eine kurze Spanne Zett er- 



') E* wven dies rechti der ChAUM^ die 9. nai tS. Compkguie du 19. Bagi- 
mentt gemUebt mit einigen ZSgen det 66. Re^tneuts and S CompasnisD Lipp«. An der 
ChMntai« dia S andem Compagnlen Lippe, «oduin die 1. und Theile der 6. und 1. 
Compagnie dst 19. und du FflslUer-BaUilloD dea 66. Regiment!. Im twelten Treffes 
Aa» haltM t. Battillon dea 66. Begiment*. 



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74 östsnreiob* Kämpfe im Jkhre I8S«. 

ilbrigte big zum Einbruch der NachL Es schien ihm daher niefal geralhen 
die Truppen in dem von nllen Seilen beherrschten Becken von NüdHngen 
länger zu belassen und er befahl, die Division Slephan bis an die Männer- 
städler' Chaussee zu ziehen, während die 4 Bataillons der (2.) Division 
Keder zur Deckun)^ dieser rückgängigen Bewegung hinter Nädtingen noch 
einige Zeil v«rbl«ben sollten. 

Um 9 Uhr trat nun die 1. Division den Abmarsch an, nachdem GM. 
Stephan früher zur Aufnahme der noch vorwärts stehenden Abtheilungen 
Nädlingen und den Alteberg durch die I. Bataillons des 2. und 8. Regiments 
hatte besetzen lassen. Diese beiden Bataillons unterhielten im Vereine mit dem 
2. Jäger - Bataillon, das auf dem Calvarienberge sich gesammelt und so- 
dann näher an Nädlingen gezogen hatte, noch einige Zeit hindurch das Feuer 
liegen die im vorliegenden Walde beftndliclien preussischen PIfinkler, bis die 
zunehmende Dunkelheit dem Gefechte ein Ende machte. 

Mach und nach erlolgte nun auch der Abmarsch der nächst Nüdtingen 
stehenden Abtheilungen, deren letzte gegen 1 1 Uhr den Alteberg verliess. 

Das 1. BaUillon des 8. Regiments , welches am Eingange des Wald- 
Defil^s die Vorposten gegen Nädlingen bezogen, wurde daselbst bis zum 
nächsten Morgen belassen. 

Preussischerseits konnte bei der angebrochenen Nacht und nach den 
Strapazen, welche die während des ganzen Tages marscbirenden und käm- 
pfenden Truppen ertragen hatten, an keine weitere Ausbeutung des Sieges 
gedacht werden. 

DoK I. Bataillon des 55. Regiments bezog die alte Vorpostenstellung 
vor Winkels, welche ihm Nachmittags zugewiesen worden war, der Rest 
der Truppen biwakirle bei letzterem Orte. Erst um MiUernacht übernahm 
das mittlerweile vorbeorderte Bataillon des Magdeburger Füsiliei-Regimenls 
Nr. 36 (der Division Manteuffel) die Vorposten, dem sodunii das 
1. Bataillon äes 55. Regiments als Repli diente. 

Das Gros der Division Göben stand tind verblieb in Kissingen. „Dort 
„war das mehrständige blutige Schlussgefecbt trotz seiner Nähe so ganz un- 
„bemerkt geblieben, dass selbst der Divisions-Comniandeur erst durch die, 
„mit der Bitte um Zuweisung dnes Itischen Vorposten-Bataillons, übersandte 
„Ueldung über den zurückgeschlagenen Angriff der Bayern, Kunde davon 
„erhielt, dass ein solcher wirklich stattgefunden ')." 



■) AiB OL. ▼. G«baD'a BrocliUre Über i1«b Gefecht bei Klwlnfen 8. SB. 



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m. 0«fecht b«t HamrDelbnrg. 75 

Die beiderseitigen Verluste im Gerechte bei Kiasingen werden beziffert: lo. JnK. 
Preussen. Bayern. 

Officine Haan Pferds 01Gei«Te Usnn Pferde 

Todt 10 133 22 9* 92 33 

Verwundet 25 673 3 37 654 66 
Vermlsat und 

^fangen 1 37 1 6 55H _ 8 ')■ 

Summe: 36 843 26 52 1205 107 

• darunter GL. Freiherr v. Zoller. 

An Trophäen gewannen die Preussen ein bayerisches Geschätz. 



Gleichzeitig mit dem Gefeclit bei Kissingen fand auch der Zusammenstoss 
der preussischen Division Beyer mit den Truppen unter G. d. C. Fürst Taxis 
\iQ Hammelburg; statt 

Die Bayern, u. z. das Gros der Intanterie-Brigade Schweitzer, die 
sehwere Ca vallerie-Brigade und das 1, Ühlanen-Regiment, hatten 
in der Nadit zum 10. vorw&rls der Stadt nördlich von Unter -Erthal 
biwokirt, mit Vorposten in der Linie Scbwärzelbacli-Neuwirthshaus-FrankeD- 
bronn. In Hammelburg befand sich ein Bataillon und zunächst der Saale- 
Bnicke die reitende 12pld. Batterie Massen bach. 

Eine nach Euerdorf delachirte Compagnie des 14. Regiments hatte die 
dorü'ge, sowie die Saale-Bruclte büi Aura besetzt und wurde noch in der Nacht 
durch die von Kissingen mich ersterem Orte entsandle 5. SchüUen-Compagnie 
des 11. Regiments verstärlit. 

Das 2. Uhlanen-Reginneni milder IZpfd. reitenden Batterie La Roche 
stand bei Witlei'shausen-Euerdorr und Fuchsstadt. 

Aus während der Nacht eingelaufenen Nachrichten schloss G. d, C. 
Fürst Taxis, der Feind beabsichtige einen Sloss gegen seine rechte Flanke 
und er wurde in dieser Vermuthung noch dadurch bestärkt, dass eine An- 
nSberung der Preussen in der Front von Brückenau her, nicht bemerkt wurde. 

In Folge dessen zog Fdrst Taxis seine Truppen noch während der 
Nacht und am Morgen des 10. in eine Aurstellung näher an Hammelburg 
zurück. 



') DiMe Dkten mirden den beidsneitigen offiüalleB Werkao i 
iDUM«n ala die richtigen angeMhen werdiii, obgleich bU mit anderen Augaben, 
wenn aneh nnbedentend, dithrireD. 

Von den bityeriftcbei] Vermiuten fielen Offlciere und beillniig 600 Mum 
HDTerwandet iu die EUnde der Prensien, wm sich durch den Btriuaenkampf in 
Kiuingen, wo Viele «un der eig«tien Truppe abgeaolmiiten worden uod eich lodann 
ergeben mnsiten, erkl&rt. Von den prena«[ichen Oefnngenen waren der Officicr nnd 
S6 Uwnn rerwundeL 



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7(i österroiRlm KNinpfe im Jahro tSAS. 

D^ wahrend der Nachl auf Vorposleo geslindene 1. JAger-Bataillon 
lagerle nun hinter der Unler-Erlhaler- Höhle; einige hundert Schritte hinter 
dieser beranden sich die demselben lugetheillen 2 Geschdtie der Batterie 
Lottersberg. Das 1. Bataillon des 6. Regiments besetzte den Graflteri)erg, 
und die beiden in südwestlicher Richtung ziehenden Auslfinrer dieser Hßhe; 
das 3. Balaillon des 6. Regiments nahm eine Bereitschansstellnng vor H«Bimel- 
burg. Die direcle Verlheidigung der Stadt war 2 Compagnien vom I.Bataillon 
des 14. Regiments äberlragen, von denen die 4. in einem gegen Norden hin- 
ziehenden Hohlwege „am Rehbach-Thal" lu stehen kam. Die 2 anderen 
Compagnien dieses Baiaillons wurden um 8'/, Uhr Morgens auf Aeo Ofen- 
ihalcrberg vorgeschoben'). Das 2. Bataillon des letzteren Regimenlsendlich er- 
hielt die Weisung, die Ortschaften Westheim und Langendort und den Hfihen- 
zug I3ngs der Snate bis nn den Fehrberg zu besetzen. 

Die gezogene 6pfd. Batterie Lotlersberg (6 Geschatze), welche 
schon während der Nacht aul der Höhe hinter den Thulbu-Bach poslirl wurde, 
erhielt des Moi^ens den Belehl, hinter die Saale zu rücken, wo sodann 
2 Geschütze am Eingänge des Stein-Thaies, die 4 anderen 600 Schritte nörd- 
lich davon ihre Aurslellung fanden. Links der Batterie Lottersberg fuhr 
die rdtende 12prd. Batterie Massenbach beim Franziskaner-Kloster, 
unterhiilb des Siialecker-Schlosses, auf. 

Als das 2. Bataillon des 14. Regiments um 9 Uhr bei Fuchsstadt ein- 
trar, fand es dort in einer günstigen Position südlich der Mühle bereits 
4 Geschütze der reitenden 12prd. Batterie La Roche. Um II l^ir bezog 
auch das 2. Ühlanen-Regimenl seit- und rückwärts der Batterie eine gedeckte 
Aufstellung. GM. Herzog Ludwig, welcher 2 Compagnien an dem Saale- 
Obergange bd Trimberg zurückgelassen, übernahm nun das Commando über 
sämmlliche in und nSchst Fuchsstadt stehenden Truppen. 

Das andere Regiment seiner Brigade (1. Uhlanen-Regiment) befand 
sich noch zur Besorgung des Sieherheitsdiensics am rechten Thulba-Ufer. 

Von der schweren Cavalterie-Brigade GM. Rummel verblieb nur das 
X Cürassier- Regiment, welches im Gefechtsfalle gegen die Brückeoauer- 
Strasse demonslrtren sollte , in Dibbach, wfthrend die beiden andern R^i- 
menter um 8 Uhr Morgens auf mehr als eine Meile gegen Wemfeld und 
Karsbach zurQck gesandt wurden. 

Wären die Patrullen des den Sicherheitsdienst besorgenden 1. Ufalanen- 
Regiments etwas weiter vorgeschoben worden , so würde man von dem An- 



') S CompAgnien dieses Bntftilloiu bebkodm aich ui der FuchMtldter-BrOcka 
nnd Iwl Trimbe^ ^«UcliirL 



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m. Q«feclit bei Hammelbiug. 77 

marsch der Preussen rechtzeitig in Kenntniss gewesen sein. So aber glnuble 
man nach den nenerlich eingelaurenen Mel<lungen der Vortnippei) ^nen baldigen 
AngrifTdes Feindes nicht befüi-chten tu müssen, und zog in Folge dessen dah 
I. Bataillon des 6. Regiments zwischen 9 und 10 Uhr vom Graslerbei^ nach 
Hammelburg turück, wo es abessen und sodann das 1. Jüger-BalaiUon an 
der Unter-Erlhaler-Mühle ablasen sollte. Um 10 Uhr setzte Oberst Korb 
auch die 2. Division des auf Vorposten stdieitden 1. Uhlanen-Regimenls nach 
.Fuchssiadt in Marsch, um dort zu läUern, und ertbeitie der 1. Divisi<m den 
Befehi, die Vorpoeten einzuziehen und sodann zu gleichem Zwecke dahin zu 
folgen'). 

Während man bayerischerseits so sich der grßssten Soi^losigkeii hin- 
gab, war die preussische Divi»on Beyer, bei welcher sich auch der Com- 
mandant der Main-Armee, G. d. l. v. FalckensLein berond, des Morgens 
von Geiersnest aufgebrochen und um 10 Uhr in die Ufihedes Neuwirthshuases 
gelangt Die Vorrückung fortsetzend, traf die preussische Avantgarde 
(3 Bataillons, 1 Escadron und I Batterie), unter GM. v. Schachtmeyer, 
gegen II Ultr auf der Hflhe nOrdlich von Unter-Erthal ein, und bemcikle 
von hier aus südlich des Ortes eine grössere bayerische In(anterie-Ab- 
theilung, die ohne jede Sicherheilsmassregel lagerte, sowie eine Cavullerie- 
Colonne, die von der Thulba-Brücke gegen Hummclburg sich bewegte. Es 
war dies die 1. Division des 1. Uhlanen- Regiments, welche, der erhaltenen 
Weisung nachkommend, die Vorlruppen eingezogen und sich nach Fuebsstadt 
in Marsch geselzl hatte. 

GM. V. Schachtmeyer liess sogleich die der Avantgarde zuge- 
theille4pfd. Batterie (Schmidts)auf der Höhe westlich der Strasse aufführen 
und die Colonne beschiessen. Eben über die Thnlba-Bröcke gekommen, war 
diese in die Nähe des 1. Jäger- Bataillons gelangt, als ganz unerwartet feind- . 
liehe Granaten in die Division einschlugen, wodurch nicht nur dieselbe, son- 
dern auch das J9gcr-Butaillön in Unordnung gerielhen imd nach Hammelburg 
zurückeilten. Ein bei Unter-Erthal vorbereiteter Verhau wurde zwar noch 
rechtzeitig geschlossen, aber nicht besetzt 

Die Uhlanen-Diviston, welche sich vor der Stadt wieder sammelte, 
nahm am nordwestlichen Ausgange derselben Aufstellung; das Jfiger-Batail- 
lon rallirte sich in Hammelburg, und ward in der Folge dessen eine Hälfte 
nach Fuchsstadt, die andere nach Arnstein disponirt. Die beiden Geschütze 

*) Dieaer Vorgang ist Tollkominen nnerkllirlich. !fach dem offic bajr. QoBchichta- 
werke (S. 183} hatte seit rlcm Bflckmariehe Uta 1. Jägor-BütfiillonB dM 1. Uhlunan- 
Reglment allein dea Sichcrheitsdieuit »uf dem rechten Tbntba-Ufer ttherDommeD. Ob 
nnD dftsseltia mit oder ohne hßhere Weiiniig die Vorpoaten einzog nnd den Feind 
ohne jede Beobaebtnng lies«, i»t Mi* dem Werbe utcht lu «reekeii. 



db, Google 



78 0<t«rrei«lu Kftmph tm J^hrs 1866. 

der Batterie Lotleräberg, welche das Feuer des Gegnera anßUiglich er- 
widert hatren, ^ngen. sich von den eigenen Truppen verlassen sehend und 
nachdem ihr CornrnRndaniOberUeutenantTauschek tödtlich verwundet wor- 
den war, nach Hammelbur^ zurück. 

(SM. V. Schnchtmeyer Hess nun von der preussisehen Avant^rde 
das I. Bataillon de« Füsilier-Regiments Nr. 39 bis zum Anlangen des Gros 
in Unler-Erthal zuröck, das 2. Bataillon — gefolgt vom 3.- — theils fltwr 
die Brücke (nachdem der Verhau fortgeschafll), theits durch eine Kurt die 
Thulba passiren und die Höhen iwischen dem Thniba- und Rebbaehe besetzen. 
Die Batterie Schmidts etablirle sich westlich der Chaussee, beilfiufift 
1600 Schritte vor Hnmmelburg, und beschoss von hier das im Thaljrunde 
stehende 1. Uhlanen-Regiment, dessen Divisionen sich mittlerweile westlich 
der Sladt vereinigt hatten, aus der dem Teindlichen Feuer expontrten, 
vAllig ungedeckten Aufstellung zurück ^ngen und sich wieder nach 
Fuchsstadt in Marsch setzten. 

Mittlerweile hatte Oberst Schweitzer von den in Hammelburg 
eiligst formirlen Abtheilungen das 1. Bataillon des 6. Regiments, gedeckt 
durch eine Plänklerkette, und :iuf dessen linkem Flügel bald darauf auch das 
3, Bataillon desselben Regiments zwischen dem steilen Abhlie der Dibbacher- 
Strasse und dem wasserreichen Canal in der Richtung auf Erthat vorrücken 
lassen. Mit geringen Verlusten gelangten diese Bataillons bis an den durch 
den südlichen Ausläufer des Graslerberges gebildeten HOhenrand, wurden 
aber hi?r vom Feuer der beiden preussischen, durch 'l Compagnien des Gros 
verstSrkten Avantgarde-Bataillons und der feindlichen Artillerie empfangen, 
am weiteren Vorschreiten verhindert, und begannen nnn einen kurzen, aber 
heftigen Tirailleurkampf. 

Am linken bayerischen Flügel war das 3. Cürassier-Regiment von 
Dibbach nördlich der Saale ISngs des Hanges vorgerückt, um wenn ihunlich 
den Feind in der Flanlie zu fassen. Dies war aber für den Moment unmög- 
lich; das Reginnenl verblieb in seiner Aufstellung durch längere Zeil dem 
Feuer zweier von der preussischen BatlerieSchmidtsnach rechts detachirten 
Geschütze, wie mehrerer später in der Richtung auf Dibbach vorge»andten 
Plänklerschwärme ausgesetzt, und zog gegen Mittag anßnglich nach Dibbnch 
und später auf Befehl des GM. Bummel nach Wernfeld ab. 

Nach und nach hatten die Preussen noch eine 12pld. Batterie (Rich- 
ter)aufihren rechten Flügel vorgezogen, welche im Vereine mit der schon 
im Feuer heRndltchen Batterie Schmidts den Kampf mit der nächst Saaleck 
stehenden bayerischen Artillerie, jedoch wegen der bedeutenden Entfernung 
ohne besonderen Erfolg, aufnahm. Die beiden gegen den Graslerbcrg vor- 



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ni. 0«fecht b«i Hftinmelbiuy. 79 

l^schickten bayerischen Bataillons zo^en sich inzwischen wieder gegen 
Hammelbui^ zurück. 

Im preussischen Hauplquartier vermulhetc man in Folge der erhaltenen 
Nichrichten, wie schon erwähnt, die Hauptkrafl der Bayern bei Hammelbnrg. 
Es schien wahrscheinlich, dass Letztere, obgl^ch sie bisher nur wenige 
Truppen gezeigt hatten, mit bedeutenden Streitkräften in einer durch die 
Beschaffenheit des Terrains begünstigten, verdeckten Aufstellungsich heffinden. 

General v. Beyer erhielt daher vom Armee-Commnndanlen den Belehl 
bis zum Antmarsche des Gros und der Reserve seiner Division nur ein hin- 
haltendes Gefecht zu führen, wührend GL. v. Gfiben angewiesen wurde, 
falls er nicht schon selbst engagirt sei. aus der Richtung von Kis»ngen 
den Bayern in die rechte FInnke zu rücken, was natürlich tinthunlich war. 

In Folge der getroffenen Disposition wurde nun das Gefecht durch län- 
gere Zeit stehenden Fusses geführt. 

Bayerischerseits waren in diesem Momente ausser den am linken Saale- 
Ufer aufgefahrenen 1 1 Gesehfltzen nur mehr 3 Bataillons mit den Preussen 
engagirt 

Das 1. Bataillon des 1 4. Regiments 1 4 Compagnien) hatte noch seine frü- 
here Autstellung in Hammelburg und in dem vorliegenden Hohlwege sowie 
auf dem Ofenthalerberge inne. Das vom Angriffe rückgekehrle 1 Bataillon des 
6. Regiments rückte gleichfalls mit 2 Compagnien und I Zug aul letztere Höhe 
und den Heroldsberg, während der Rest sich am Ausgange der Stadt und in 
den Sussersten Hüusern und Gurten festsetzte. 

Das 3. Bataillon des 6. Regiments endlich nahm Anfangs eine Aufstellung 
hinter dem Thulba-Canal und rückte später als Reserve in dos Innere der 
Stadt Das I. Jü^er- und das 2. Bitaillon des 14- Regiments, die gesnmmle 
Cavallerio und auch ein Theil der Artillerie waren, in Folge der getroffenen 
Anordnungen, für den Kampl in dieser Position nicht mehr verfügbar. 

Das Tirailleargefecht 7.wischen den Vertheidigern des Herolds- und 
Offen thulerbei^es und den 8 preussischen Compagnien, welche die Höhen 
zwischen demThulba- und dem Rehbache besetzt hatten (GiVI. v. Schacht- 
meyer wurde während desselben schwer verwundet), dauerte bis nach 2 
Uhr, um welche Zeit sich das preussiscbe Gros entwickelle. 

Das 1. Bataillon des 39. Regiments, weiches bis zum Eintreffen der 
preussischen Hauptkraft Unter-Erthal besetzt gehallen, war mittlerweile vor- 
gerückt und hatte westlich der Strasse sdt- und rückwäru der Batterie 
Schmidts Aufstellung genommen. Das Feuer der beiden Batterien wurde 
alsbald durch jenes der 12pfd. Batterie (Hoff bauer) verstärkt, welche auf 
dem südwestlichen Hange der Höhe auffuhr und von dort Hammelburg zu 
beschiessen begann ; später kamen noch 2 12pfd. Batterien hinzu. 



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so Oslerraieka KlBpfa ■■ Jahn IM«. 

tiL Juli. lozwiscfaen bewiitte das prenssiscbe Gros, naebdem es vihreod des 

VoroLirsches wiederholt anler das Teindliche Feuer geknmmea, antdeoi Gns- 
lerberc seinen Autmarsch und eriiielt nun vom A rmee-Commandanten den 
Befehl,. die Vertbeidiger des Ofeothalerberges in der rechten Flanke uza- 
greilen, während in derFront die preossischeAvantgarde das Gelecht weiter 
lühreo sollte. 

Hammelborg stami in Folge der Beschiessong an sieben Stellen 
in Flammen. Die Bayern, m schwach um die Vertbeidigung der HQben 
mit Erfolg weiter fähren m können, warteten daher den letzten Stoes 
des Gegners nidit ab und begannen gegen 3 Uhr den Ofenthaler- und 
Heroldgbei^ zu räumen. Theile der 1. Bataillons des 14. und 6., dann das 3. 
Bataillon des letzteren Regiments, welches aas Hammetbnrg ge»^n und 
ausserhalb des Oberthores Front gegen den Heroldsberg au%estelU worden 
war. behaupteten den Eingang der Stadt so lange, bis die übrigen Abtfcei- 
Inngeo in Sicherheit waren. 

Das preussische Gros land, als es den Rehbaeh überschritt und zum 
Angriffe vorging, den Olenthalerberg bereits verlassen nnd rückte sammt 
der Avantgarde, deren Stelle die inzwischen vorgdiommene Reserve ein- 
nahm, gegen die brennende Stadt vor, weiche nun von den Bayern vollends 
geräoml wurde. 

Der rechte Flügel der Letzteren, anter M^jor Sebus, zog sich nach 
Fuchsstadt, der linke, unter Major v. Täuffenbach, durch die Stadl über 
die Saale- Brücke zurück. Das 3. Bataillon des 6. Regiments verblieb so lange 
is atmet Aufnahmsstelinng bis sämmlliche Abtheilungen Hammelburg verlas- 
sen hatten, worauf es unter dem heftigsten Feuer des Feindes gegen die 
Fuchsstädter-Brücke abzog und dort auf das linke Saale-Ufer überging. Die 
Brücke wurde sodann zerstürL Sämmttiche dahin relirirende, wie die üchon 
trüber daseibsl gestandenen Truppen setzten sich nun g^en .\rnstein in Bewe- 
gung; die Brigade des Hersogs Ludwig bildete den Schluss der Colonne. 

Die nSchst Saaleek aufgefahrenen 11 Geschütze der bayerischen 
Artillerie harrten bis zum lebten Momente in ihren Positionen aus und ver- 
hinderten das Nachdrängen des Gegners. Endlich traten auch sie unter dem 
Schulzeder von Major Täuffenbach befehligten Colonne den Rückmarsch 
auf Arnstein an. 

DiePreussen gekmgten etwas nach 3 Uhr in den Besitz von Hnmmetbui^. 
G. d. 1. V. F a I c k e n s t e i n erhielt hier die Meldung von dem bei Kissingen 
entspon neuen Kampfe, ertheilteder Diviston Beyer den Befehl, bei Hammel- 
burg concenlrirL stehen zu bleiben, and b^db bich zur Division GÖben. 

Die preussischen Truppen machten sieh nun an das Löschen der 
brennenden, von den Bewohnern beinahe ganz verlassenen Stadl, konnten 



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ni. Oefeeht bei H&mmelbnrg. gl 

aber erst gegen Abend das Feuer bewältigen. Die auf das linke Saale-Ufer lO- Jiii- 
vorpussirten Ablheilangen sliessen nirgends mehr auf den Feind, worauf die 
Division Beyer, Vorposten gegen Fncbsstadt vorschiebend, in und nSchst 
Hammelburg enge Cantonnements bezog. 

Der VerluRt der im Gefechte gestandenen Truppen beziffert sich 
wie folgt: 

Preussen. Bayern. 

Oflieier« Mftun Offieiers Mann Pferde 

Todt — 10 _ 10 13 

Verwundet 6 66 4 64 12 

Vermissl — — — 22 U 



Summe: 6 76 4 96 36 

Von der preussischen Armee verblieben am Abende des 10.: 

Die Divisionen G Oben und Manteuffe) bei Kissingen, mit Vorlrup- 

pen gegen Nüdüngen; die Division Beyer canlonnirle, sich gegen Fuchs- 

Stadt sichernd, in und bei Hammelburg. 

Von der bayerischenArmee lagerte die Division Stephan südlich 
Miinncrstadt an der Schweinfurter-Chaussee , hinter dieser, nSher an Miin- 
nerstadt, wo sieh das Hauptquartier befand, die Division Feder und Theile 
der Brigade Ribeaupierre. 

Die Division Hartmann, zu welcher 4 Batterien der Reserve-Artillerie 
gestossen waren, verblieb während der Nacht zwischen Örlenbach und 
Poppenhausen. GM. Ribeaupierre hatte sich ihr mit dem 2. Chevau- 
legers- Regiment angeschlossen, während das 5. Jäger-Bntaillon und 2 Batail- 
lons des 1 1. Re^menls seiner Brigade den Marsch auf Schweinfurt fortsetzten, 
wo im Laule des T^es (10.) FZM. Prinz Luitpold mit 4 BaUillons und 
1 Batterie der Reserve-Infanterie-Division von Bamberg per Bahn 
eingetroffen war. 

Die bei Hammelburg engagirl gewesenen Truppen unler Fürst Taxis 
gelangten auf der Strasse nach Würzburg bis Arnstein. 

Die Delachemenls in Neustadt, Steinach, so wie jenes des Obersten 
Schleich sUessenerst am Morgen des folgenden Tages zu ihren Divisionen, 

Das VHI. Bundes-Corps verblieb in den am 9. bezogenen Cantonne- 
menls mit dem Hauptquartier Bornheim; nur schob Prinz Alexander^ 
nachdem er telegraphisch ülier den Vormarsch der Preussen gegen die Bayern 
unterrichtet worden war, die Brigade Baumbach in der Nacht zum 10. 
nach Gelnhausen und Wirlheim. 

ÖiMnolihl Kboph ISU. (T. Buk.) BB 



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82 Ostemiclu KKmpfe im Jkhra 18M. 

Am 10. erhielt Prinz Alexundercin vom Ober-Comniando am 5 Uhr 
Morgens abgesandtes Telegramm des Inhalles: „Die Preußen nicken über 
„Bröckenau vor. Prinz Alexander möge der bayerischen Armee durch 
„eine Pointe nnch Schlüchtern beistehen", worauf Letzterer um 1 1 Uhr erwi- 
derte: „ich decke mit 3 Divisionen die mehrseilig bedrohte Linie Mainz* 
„Frankfurt-Hnnau. ') Drei württembergische Brigaden werden sich, dem Ba- 
„fehl Euer königlichen Hoheit gemäss, unverzüglich von Gelnhausen nach 
„Schlächtern begeben. Zu gleicher Zeit findet eine Expedition aui das in 
„letzter Nachi vom Feinde besetzte Giessen statt" 

') Rieiu bemerkt Prinz Cart in seiuen Krlänterungcn sam Operatiou-JoaT- 
o*\ des Prioseo Alei&niler *on Hessen: „Diese mehrseitige Badtohang der Linie 
,Ualni-Frui1cfurt-HiiiiitD konnte nur uns dem Alarm, den ein pnar Lindwehr-Abthai- 
slnngen mMehtrn, beatebeQ." 

Prins Alexander erwidert hierauf in »einen Beinerknnsen cu den ErlXutemn^a 
des Prinzen Cnrl: .Ea waren nicht bin paar L&ndvrelir-Abtbeiliinpn, sondern es gingen 
, gleichzeitig Colonaeo, aoa allen Waffen gebiÜPl, gegen Wieil>a1en, Haine nnd in 
der Biohtnng Ton Worms vor," 



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TV. RDcksag der Ba/eni aaf Schirsinfurt ond BAbenhatuea. 



rV. Abschnitt. 



Bttokzng der Bayern auf Schweinfart, Katsch der preus- 

aischen Armee auf Frankfurt. Versammlang des Vtn. 

Bundes-Corps bei Aschaffenburg und Babenhansen. 

IL Juli 

Nach den Gefechten an der Saale hatte Prinz Carl den Entschluss 
^efasst, bis an den Main zurückzugehen und die bayerisclie Armee bei 
Schweinfurt zu concenlriren. Der NSlie des Feindes halber, schien es räthlich 
tiichl die directe Slrasse von MünnerstadL dahin einzuschlagen, sandern mit 
sämmllichen in der Gegend von Münnersladt stehenden Truppen unter dem 
Schutze einer von GM. Hans er herehligten starken Aniferegarde den Weg 
«ber Poppenlauer, Massbach und Biillingshausen zu nehmen. 

Auf die Meldung, dass die Preussen schon aul der Schweitlfurter-Chaus- 
«4e vorgingen, ward dann beschlossen , noch mehr södÖsUich ausznweichen, 
<)ei Hassfurl über den Main zu gciien und von dort nach ScbweinlUrt zu rOcken. 

Doch wurden nicht alle Ablheiiungen rechtzeitig von dieser Dispositions- 
Änderung in Kennlniss gesetzt wodurch es geschah, dass die Brigade 
Steinle *J und 2 als Seiten-Detachements verwendete Bat;iilIons des 8. 
Regiments ihren Marsch auf der Seitenstrasse über Rannungen bis Schweinfurt 
iortsetzten, während der Rest der Divi&ion Stephan bis Aidhausen und 
Kcrbreld gelangte und Hassfurt vorlSuIlg mit 1 Bataillon besetzte. 

Die Division Feder bezog ein Biwak bei Massbach. 

Ein Theil der Division Zoller, ferner das 6. Jäger-Bataillon und die 
2. leichte Cavallerie-Brigade GM. Graf Pappenheim marschirlen nach 
Sdtweinfurt, während die Brigade Seh weitzer der Division Zoll'er mit 
-den beiden andern Brigaden des Reserve-Ca vallerie-Corps von 
Arnstdn bis Würzburg zurückgingen. 

Was die Division Hartman n und die tagsvorher in Schweinlurt ein- 
CetrofTene Brigade der f nfanterie-fteserve-Division betrilft, so 

'■) Wurde nnitmohr voa Oberat t. Pcankh btfahlift. 



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84 Ottcrreiclu Kampf« im Jnhre ISM. 

liatten selbe im Sinne der vom Armee-Commando erhaltenen Weisung, unter 
dem Oberberehle des FZM. Prinz Lu it pold zum Schutze der zurwckgelien- 
den Divisionen, am Morgen des ll. bei örlenbach, Poppenbaiisen und Mai- 
bach eine Aulstellung: genommen. 

In Folge der Meldungen vom Anmärsche der Preussen nahm Prinz 
Luilpold seine Truppen zurück und wies die Brigade Cclla mit den 4 
Bataillons der Reserve- Infanterie-Division und dem grösseren Theil der 
Reserve- Artillerie ') in eine starke Position ü cheval der Schweinfurt-Mai- 
bacher-Slrasse, während die Brigade FhusI ') mit den Chevaulcgers und 
1 gezogenen Batterie den Höhenrücken nördlich von Schweinfurl besetzte. 

Zwei Compagnien des 9. Regiments, welche, als die Division Hart- 
man n diese Rückwärtsbewegnng antrat, den daraul bezüglichen Befehl 
nicht erhielten, hatten in der N3he von örlenbach ein kleines Gefecht mit 
Vortruppen der Division Manteuffet zu bestehen und wurden auf ihrem 
Ri'ickzugc von feindlicher Givallerie bis Poppenhausen verfolgt, wobei ein 
Si:ilen-Detachement(l OfTicicr, 33 Mann} abgeschnitten und gelangen genom- 
men wurde. 

Prinz Carl, welcher am Vormittage des H. sein Hauptquartier nach 
Scbweinlurl verlegte, war fest entschlossen, diesen Punki um jeden Preis 
zu behaupten. Er verfügte in der Nacht zum 12. aber 29 Bataillons. 
17 Escadrons und 60 Geschütze, mit denen er einen etwaigen Versuch 
der Preussen, hier am 12. den Main zu forciren, mit Erfolg zurückzuweisen 
hoffie. 

Prinz Luilpold wurde angewiesen, sich im Falle eines feindlichen 
Angriffes rechtzeitig auf das linke Main-Ufer zu ziehen, w^lhrend die in 
Schweinfurt coRcenlrirle Brigade des Oberst v. Prankh die Flussüber- 
gänge zu vortheidigen halte. 

Vom Vlll. Armee-Corps setzte sich im Sinne des früher gegebene» 
Telegramms am II. das Gros der (I.) württembergisehen Division 
nach Gelnhausen in Marsch, während die Brigade Baumbach starke 
Detachements in der Richtung aufBrückenau und Orb vorschob. 

Zur Unlerslülzung der Württemberger folgte I hessische Brigade 
nach Langensebold und Rückingen nach. Dagegen wurden die in Lohr deta- 
chirt gewesenen 2 württembergisehen Compagnien, nachdem sie dort die 
Eisenbahn unfahrbar gemacht, zu ihrer Truppe einberufen. 

Da Meldungen eingetroffen waren, dass sich feindliehe Abtheilun- 

■) Bis Batterien Lepel, Hei ling rat b, Betten l>scheT der Reflerre-ArtilUrie 
■0 irie die Batterie Sebaster der BriKü^e ßchweituer waran nach Hawfart gelangt. 
•j NachdAin GM. Fanat gefalIeD, von Obprit Bijot bef«h1i|^ 



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IV. BUekzu;; der Bn/ern auf Suhweinfmt und Babenluiuseii. §5 

gen in der Richtung von Giessen zeigten, erhielt die (2.) badische 
Division den Befehl, I Bataillon und 2 Geschütze mittelst Eisenbahn dahin 
zu entsenden. Dieses in der Nacht zum 11. in Marsch gesetzte Delachemenl 
gelangte jedoch bios bis Butzbach, und kehrte kurz darauf zurück. 

Prinz Wilhelm von Baden molivirtedie unvollständige Ausführung 
des erhaltenen Befehls mit dem Abbruch der Eisenbahn bei letzterem Orte 
und dem Umstände, dass nach verlüsslichen Nachrichten die Preussen des- 
sen bereits geräumt hätten 

Prinz Alexander musste auch am U. die nassauische Brigade, 
auf wiederholtes Drängen ihres sich von einer Invasion aus dem Rheingau 
bedroht hallenden Landesherrn, momentan nach Höchst und Wiesbaden 
entsenden. Ks waren in der Tliat 5 Bataillons, 1 Escadron und 8 Guschülze, 
ungefähr 4U0ü Mann, unter General v. Röder von Coblunz in das Herzog- 
thum eingedrungen, hatten anfänglich Ems und Nassau an der Lahn besetzt 
und wuren am 10. bis in die Gegend von Holzhausen gerfickt. 

Endlich richteten die Regierungen von Württemberg, Baden 
und Hessen an den Prinzen die Collecliv-Aufforderung: „er möge, wenn 
„möglich, Frankfurt und die Mainlinie nicht unmittelbar vor dem nahen 
„WafTensÜllsiande preisgeben." 

Die Lage des Prinzen Alexander als Commandant so vieler Co n- 
tingenle, deren Herren Jeder einen andern Wunsch hatte, ward eine sehr 
missliche, umsomehr, als der Ober-Belehlshaber Prinz Carl b^reillicher- 
-weise darauf bestand das VllL Bundes-Corps in entgegengesetzter Richtung 
an sich heranzuziehen. 

Die Voraussicht des Prinzen Carl, beireß der weitern Operationen des 
Feindes, bewährte sich, denn schon am 10. Abends war im preussischen 
Hauptquartier beschlossen worden, tagsdarauf die Main-Armee gegen 
Sch^Aeinturt in Marsch zu setzen. 

Ein zu dieser Zeit aus dem Hauptquartier des Königs eingetroffenes 
Telegramm sprach zum wiederholten Male aus, dass einem Siege über 
die Bayern der höchste Werth beigelegt würde, da dünn den Preussen 
die Länder nördlich des Main zullelen, ohne dass sie dieselben zu betreten 
brauchten. 

Die Excentricität des Rückzuges der Bayern und der Umstand, dass 
sowohl nächst Münnerstadt als bei Orlenbach noch starke AbLheilungen der- 
selben sich befunden, liess das preussisciie Hau[>tquartier in Ungewissheit über 
die Stellung der Hauptkratt das Gegners. Um in Erfuhrung zu bringen, 
welche Richtung das Gros der Bayern eiagesclilugen , beorderte G. d. 1. v. 
Faickenslein den GL. v. Manteuffel, dessen Division sich an den 



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g3 Osterrelchi Kimfpe im Jnbre 18Ö0. 

11. JnIL bisherigen Gefechlen nur im geringen Grade beiheiligt hatte, bis zur Mflnner- 
.sUtdl-Schwcinfurter-Slrasse vorzugehen und dem Gegner je nach dem Re- 
sultate der eingezogenea Nachrichten zu folgen. Die Division Beyer halle 
von Hammelburg uberEuerdorf und Ramsthal aul die Schweinfurter-Chaussee- 
zu marschiren und die Division Oöben einstweilen bei Kissingen zu ver- 
bleiben. 

Die Division Manleuffel brach um 6 Uhr Morgens von lelzleren 
Punkte auf, stiess, wie bereits erwähnt, gegen II Uhr mit der Spitze bei 
Örlenbach auf 2 bayerische Compagnien und verfolgte diese his Poppen- 
hausen. Nach den Aussagen der bei dieser Gelegenheit gemachten Getange- 
nen, musste man das Gros der Bayern bei Schweinfurt annehmen u. z. 
nach einer fälschlichen Meidung: der, von der Verloigung mittlerweile voiv 
Poppenhausen rückgekehrten Cavallerie, im Anmärsche von dort. 

GL. V. M a n l e u f f e 1 veranlasste in Folge dessen sofort den Vormarsch 
seiner Division gegen Schweinfurt, erstattete dem Armee-Commando hierü- 
ber Bericht und gelangte mit der Avantgarde um 5 Uhr Nachmittag bis 
Maibach, beiläufig eine Meile vor Schweinfurt, als ihm plötzlich der Befehl 
zukam, falls er mit dem Feinde nicht engagirt sei, seine Division westwärts- 
gegen Gemünden zu dirigiren. 

Im Hauptquartiere war nemlich, um I Uhr ein, am 9. auf Veranlassung 
des Ministers Graf Bismar ck abgesandtes, also schon 2 Tage altes chilTrir- 
les Telegramm eingetrofTen, dessen erster Theil unverständlich, dessen 
dechiffrirbarer Schluss aber folgenden äatz enthielt: „Factische Occu- 
„palion der Länder nördlich des Mains für voraussichtliche 
„Verhandlungen aul Status quojetzl politisch wichtig"'}. 

Es handelte sich also, nach den von den Preussen am Hauplschau- 
plalze in Böhmen errungenen Erfolgen nicht mehr um partielle Siege über 
die Bundestnippen, sondern vor Allem um den fuclischen Besitz der Lander 
nördlich des Mains, um diesen als fait accompM bei den Verhandlungen ver- 
werthen zu können. Wie weil Letztere gediehen, war dem G. d. I. v. Fal- 
ckenstein vollkommen unbekannt. Er durfte demnach keinen Moment 
versäumen, um noch rechtzeitig die Occupation durchzuführen und erlheille 
somit augenblicklich den Befehl zum Rechtsubmarsch der Armee. 

Die Division Göben rückte um 3 Uhr Nachmillags in der Richlung- 
auf Gemünden bis Hammelburg und bildete somit bei dieser Operation wie- 
der die Spitze des Heeres. 

'; Beknnntlich waren ftm 9. Jnli iie Friedenspropoaitionen Proiissens, welche 
PrinE Rettis dann luich Paria ttlicrbracbt«, im Hauptquartier des KSni^ festgestellt 

Vergl. IV. Band 8. U6. 



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IT. Backzng der BAjera Auf Schwainrnrt nnd B&beubaaBeii. g7 

GL. V. ManleaTfel selzie seine Truppen über Poppenhuusen noch 
riresslhul in Marsch. 

Die Division Beyer, welche noch immer rar cvcnluellen Unter- 
stfilsung der Division Manteuflel besümmt blieb, biwakirtc an der 
Strasse zwischen Arnshausen und örlenbach. 

12. JuU. 

Die Operationen der Preussen hallen bisher an ziemlicher Zerrahren- 
heil geliiten. Bis zum Gefechi von Langensalza, welches mit dem Rückzuge 
der Truppen unler GM. v. Fliess geendet, halte viel Unsicherheil in ihren 
Bewegungen geherrscht. Später, sowohl am 4., als 10. Juli halte die stets 
isolirte Division Gßben unrettbar geschlagen werden können, wenn die Bayern 
das eigenlhümliche Vorgehen des Gegners nur halbwegs ausgenAlzt haben 
würden. 

Vom Glücke stets im höchsten Grade begünstigt, glaubte man nun 
mehr denn je eich auf selbes verlassen zu können, und getrieben von der 
Absicht, so schnell als möglich in den Besitz von Frankfurt zu gelangen, 
wurden nun alle Regeln der Klugheit auf die Seile gesetzt und die Armee 
bei ihrer forcirten Bewegung dahin vollends zersplittert. 

Die Division GÖben marschirle am 12. Morgens von Hammelburg 
nach Gemünden, langte daselbst gegen Abend sn und setzte nach einer 
2 ständigen R.ist den Marsch bis Lohr fort, wo die T^len beiläutlg um 10 Uhr 
Abends einlraren'j. 

Die Division Manteuffel folgte auf nahezu 2 Tagraärsche entfernt 
der Division Göben nach Gemünden. 

Die Division Beyer hatte die Weisung, über Hammelburg, Burgheim, 
Orb und Gelnhausen nach Hanau zu rücken und lagerle am 12, Abends in 
der Nähe Hammelburg's*). 

Man wusste zwar im preussischen Hauptquartier, dass Prinz Alexan- 
der von Hessen mit seinem Corps auf Frankfurt zurückgegangen sei und 

'} In Oemdnden wurde dsa Gepäck, mit Ausniihme der Kochkeasel and der 
Patrouen, naf Kähnen verlndeo uud unier Bewiiuliung Mainabiriirti bis Lohr geführt, 
wo e< die Maonachnift wieder ad sieb uabiu. 

*) Ans detii ofTicietleii preusaischeu GeneralstabB- Werke sind die Operationen 
der liain-Armco am 12. iiii:ht lu eraeheii. Ea wird darin nur ausgeben, dnBB die 
Diviiion MnntGuffel der Division QSbon folgt« nnd die Division Bejer, um nieht 
Alles auf einer Stranse manchiren xu lauen, durch daa Sinn- and Kioiig-Tbal auf 
Hanau initradirt wurde. Bia wohin die Divisianen Be^er and Man tenffel am 12. 
gelangtan und welche Strawe die Letitere einschlug , wird im officiellen Werke 
Dicht gesa^. Nacb mehreren Werken hatte die Division Manteuffel Über Am- 
stein nach Oemünden tu rücken nnd soll sich am 18. in der Nähe dea enteren 
Punktes befunden haben. 



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38 OiWrreielui lUiupfe Im Jahre 1866. 

musste dort auf einen Zuaammenstoss mit dessen Truppen gefasst sein, nahm 
aber hiermit nicht die geringste Rücksicht. 

Die Division Göben drang völlig isolirt in Gewaltmärschen gegen das 
Vlll. Bundes-Corps vor, welch' letzteres jetzt 46% Batailons, 3ö Escadrons 
und 134 Geschütze (94 gezogene, 40 glatte), annähernd 49.000 Streitbare 
zählte, daher selbst der ganzen vereinigten Main-Amiec nahezu numerisch 
gewachsen war. 

Prinz Alexander weicher sich, seit die Nachricht von den Kämpfen 
an der Saale eingetroffen, zu wiederholten Malen an das Armee-Coinmando 
telegraphisch mit der Bitte gewendet, zu befehlen, wohin das VUI. Corps im 
Hinblick auf die feindlichen Operationen und die Vereinigung der Bundes- 
Arniee ahzurücken hätte, erfuhr am 12. durch den G. d. C. Fürst Taxis 
dass das bayerische Corps bei Schwdnlurt stehen geblieben sei und 
sich dessen Hauptquartier in Gerolzhofen beßnde '). 

An diesem Tage langten lerners Nachrichten ein, dass die Preussen 
sich plötzhch mit grösseren Massen gegen Gemünden und Lohr gewendet 
hätten und auch Würzburg zu bedrohen schienen. Prinz Alexander sah 
nun nicht nur die Vereinigung mit den Bayern ernstlich gefährdet, sondern 
sich auch, wie früher diese, der Gefahr ausgesetzt, den Kampf gegen die 
preussische Armee vereinzelt aufnehmen zu müssen. Dies wollte er vermei- 
den und beabsichtigte daher, das VIII. Corps hinter den IWain zurückzu- 

') Am 10. Juli 12 Ulir Nachts hatte Prinz Aleiandiir an dan Frimen Carl 
telegrapbirt : „Erfahre soeben dnrch BiiroD Kflbeck, dasakbaiglich bayerische Truppen 
,RttckiQg TOD Kisaingen austreten. Bitte um schleunige Nachricht Ober Euer kfluig' 
„liebe Hohüt fernere Absiebten, um bestinnit zu wiiaen, ob und nn welchem Orte 
„Tereini^ng mit TU. Corp» mir mOglich.* 

Doch am selben Tage Abends 11'/^ Uhr hatte A>ich GL. v. d. Tann aii deu 
Printen Alexander von MOnnerstadt hus teiegraphirt : 

„In Votge eines hitiigeu Gefechtes gebt die bayerische Armee Morgen nach 
„ächneinfnrt lurück ;" worauf aus dem HRuptquartier dss Vm. Corps am 11. Juli 
7 Uhr Abends folgenden chiffrirtes Telegramm nu FML. Huyii abging: 

„Ich bitte Sie iuatilndigHt, mir eine Antwort auf nieiu Telegramm von hento 
„Nacht Bu den Primen Carl wegen Vereinignug zu erwirken. Meine Spitxe steht bei 
„Schlüchtern, 3 Brigaden auf der Fulda-Strasbe, 6 Brigaden in Frankfurt- Hanau. ■* 

Hie:iu wird in den ErlSuteroiigen des HSchstcomuiaDdireuden der sfldwestdeut- 
schen Bundea-Armee aum Feldzogs-Jonrnal des Prinzen Aleiander bemerkt: 

„Der RQckxug der bayerischen Armee auf Sckweinfurt wurde bereits am 
„tO. Abends ll>/j Uhr dem Till. Armee-Corps telegrapbiscb mitgetbeilt. Nacb 
„dem II. Juli war der Telegraph uwiBchen Schwetufurt- Würzburg dureh die 
„Preussen serstSrt" 

Prinz Alexander en^egnet hierauf: , Diese Thatsacbe steht wOrttich im 
„ Feld lugs- Jonmal; hat aber gar nichts gemein mit dar dringenden NaihwendigkeltfOr 
„das Till. Corps, am 12. Juli genau su erfahren, wns ais dem bayerischen Corps 
, geworden sei, dessen letits Uittheilnng vom 10. Juli Abends !!■/, Uhr, mitbin tibet 
„t'/i Tage alt war. 



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IV. Rückzog der Bayern auf Bcbireiiifart und Bübeatutuea. 39 

führen und dann, wenn möglich, den Anschluss an die Bayern zu versuchen. 
Doch ward diese Operalion nicht sogleich und vollstÄndig durchgeführt. Es 
erhielt nur die Brigade Frey der grossherzoglich hessischen Division den 
Befehl, sogleich nach Aschaflenburg zu rücken und diesen wichtigen Punkt 
zu besetzen. Die andere Brigade dieser Division sollte erst am andern 
Morgen (13.) dahin folgen und beide vereint Aschalfenburg und die Main- 
übergänge eventuel vertheidigen, um dem Reste des Corps die ungestörte 
Überschreitung des Flusses zu ermöglichen. 

Die würltembergischc Division wurde angewiesen ihre Truppen so 
zu Oisponiren. uin, wenn nölhig, am 14. den Marsch nach Hanau antreten 
zu können und auch die badische und österreich-nassauisclie 
Division sollten am l'-i. in ihren Quartieren verbleiben '). 

Demnach halle das VIH. Armee-Corps am Abende des 12. folgende 
Aufstellung inne: 

Wü rllembergische Division im Kinzig-Thiile bis Schlüclilern. 
Badische Division einen Tageniiirsch nördlich Frankfurt. 
Hessische Division mit der 1. Brigade bei Ascliaffenljurg, mitder2.be 

Beiden, Seckbach etc. (Östlich Frankfurt). 
Österreich-nassauische Division: Brigade Hahn in Franklurt und 

Concurrenz; die Brigade Roth rückte am 12. nach Kernel. 

Das preussische Streitcorps unter General v. R ö d u r war milLlerweile 
in die Gegend von Diethardl gelangt, wo es am 12. cunlonnirte. 

Aul die Nuchrichl, dass Zorn durch 1 preussischcs Bataillon besetzt 
sei, ging Oberstlieutenani Schwab mit dem I. nassuuisuhen Infanlerie-Regi- 
ment und 2 Geschützen dahin vor und zwang das feindliche Bataillon 
nach kurzem Gefechte diesen Ort zu verlassen, wobei letzteres 8 Verwun- 
dete einbüsste. 

General Röder, dessen Aufgabe es war, gegen das VIH. Bimdes- 
Corps zu demonstriren, und selbes zu stärkeren Detuchirungcn nach Norden 
zu veranlassen, hielt seine Aufgabe fdr erlüllt, icehrte um, und rückte am 
l'S. wieder in Coblenz ein. 

Die nassuuische Brigade hingegen erliielt die Weisung, sich bereit 
zu halten, auf dos erste Aviso wieder zum Corps zu stossen. 

Die Reserve-Reiterei des VIII. Corps befand sich am 12. zwei 

'j Der Kingmng des Operalianl-BeTeliiii (Nf. \3, ildto. 1 .'. Juli 186G}, in welchem 
diuse VerfQgnngeii getroffen werden, lautat: „Nach den Mitthai langen dei Commandos 
,<leT weatdeDtiicban Armee liönnle ea nOthig werden, eine Vereioigun^c mit dem VII. 
„Curp* ge^D Wttrzburg hin xa vertuvheii, zu welchem Eudu icli folgende vorberfi- 
.teuda Bewegungeu luonlua eCc etc.* 



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90 Österreichs KUmpfe im Jftlire l»0<t. 

Tagemürsche nördlich Frankfurt bis Friedbei^ echellonirt, die Artillerie' 
Reserve canlonnirte in Offenbach, Liingen etc. 

Im bayerischen Hauplqiiarlier glaubte man nach den ^cniachlcn Er* 
fahrungen aul eine Cooperation mil dtan VIII. Bundes-Corps verzichten zu 
müssen, und war daher um sn mehr auf die Verllieidigung des eigenen Lan- 
des bedacht, als man bestimmte Nachrichten erhallen halte, dass ausser 
der Main-Armee nahezu 1 0.000 Mann Preussen in Mdningen und Hildburgliau- 
sen bereit ständen, um der bayerischen Armcein Flanke und Rücken zu füllen'). 

Man gewärligte am 12. den Vormarsch der preussischen Main-.Armee 
gegen Schweinfurl, doch, wie bisher last immer, wurde nuch diesmal unter- 
lassen, den (iegner zu beobachten und mil ihm Fühlung zu halten. 

Freilich war die Reserve-Cavallerie wieder, statt, wie dies befohlen, 
bei Arnslein und Werneck zu halten, von Hummelburg i)i^ hinler den Main 
reiirirl; doch gebot man noch immer über hinlängliche Cavallerie, welche 
den Feind hätte im Auge behalten können. 

Der bei Aidhausen und Kerbfeld stehende Theil der Division Stephan 
wurde auf das linke Main-Ul'er nach Hassfurt gezogen, während die Division 
Feder um 4 Uhr Morgens von Massbacli abmarschirte und die von der Division 
Stephan verlassenen CantonnemenlsuniAidhuusen und Kerbfeld elc. einnahm. 

Die unter dem Commando des Prinzen Luitpold stehenden Truppen 
pnssirlen den Main und rückten, 2 Bataillons in Schweinfurl zurücklassend, 
mit der Brigade Steinle (jetzt OI>erst v. Prankh), welche tagsvorher 
bekanntlich von ihrer Division abgekonmien, und den 4 Bataillons der 
Reserve-Division nach Gochsheim, mit der Division Uartma nn nach 
Schwebheim. Die Brigade Ribeaupier re, welche letzterer Division zuge- 
theilt wurde, bezog gegen Abend mit der 2. leichten Cavallerie-Brigade und 
dem 2. Chevaulegers- Regiment ein Lager bei GrettsU>dt, Prinz Carl ver- 
legte sein Hauptquartier nach Gcrolzhoien, 3 Meilen hinter Schweinfurt. 

Die Truppen unter Fürst Taxis begannen in der Nacht zum 12, den 
Rechtsabmarseh zum Gros der Armee'). 

') Ureachen ucl Wiikungun der bayerinchen Kriegführung S. 22. UntL'i den 
10.000 Mann iat das Detachejiient des Obersten Korzfleisch, bestehaud aus 10 4. 
und LHniwohr-B&taillOQS gemeint, welches der Unin-Armee zugetheilt and vom G. 
d. I. T. Falckeiistein beauftragt wurde, über Ueiningen und Hililburgbaoaeu gegen 
den Main zu dcmonstriren. 

') Im oificiellen liayeri sehen Werk wird Seite 14G gesa^, inia die Trappen 
unter FUrst Tusis in der Naebt Tom 11. zum 13. den RecbtsabinarBCh lar Verei- 
nigung mit dem Gros des Corp? begaiiueu und am 13. in Kitziiigca, Etwnsbaasen 
und Msrtctbreit gtandeti. Ea ist nicht eu ersehen, ob Fürst Taxis einen Befehl 
erhalten, wohin er mit seineu Truppen za rilcken habe. Jedenfalls, wurde mit äusaer- 
ster Langsamkeit und Uber^iosder Vursicht marschiit, deuu luan macht) in 2 Tagen 
beiläufig 3 Meilen. 

Die eingescblagene Richtung deutet mehr auf Nilraberg al.4 au den Anschluss 
bei Schweinftirl. 



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IV. Rflcking der BRjern auf Schweinftut nu'I Babenh»u»en. Q\ 

Im Laufe des 12. erhielt man durch eine von einer kleinen PiUnille 12, Jnli, 
unlernommene und bis über SÖnimersdorl ausgedehnte Recognoscirung: die 
Gewissheit, duss die preussisehe Main-Armee in westlicher Richtung abgezo- 
gen sei und sich wahrsclieinlieh gegen den Prinzen Alexander gewendet 
habe, ohne dass diese Nachricht auf die weiteren Enlschiiessungen von 
besonderem Einflüsse ward. An Prinz Alexander erging zwar am 12, 
Abends die Weisung, durch den Odenwald an die Tauber zuräcken, 
da die Bayern ihm entgegen kommen und zugleich den Spessart beobachten 
würden, doch unterblieb vorläufig letztere Operation, wahrscheinlich, weil 
Prinz Carl am 13. Juli von seiner Regierung den Befelil erhielt WafTen- 
slillslands - Verhandlungen mit dem Feinde einzuleiten, da dies nach 
der politischen Situation angezeigt erscheine '). Die bayerischen Truppen 
wurden aus Anlass dessen vorläufig in enge Cantonnements verlegt und ein 
Ofiiciermitdem Waffenstillstandsanbote in das Hauptquartier der preussischen 
Armee abgesandt. 

13.. 14. JulL 

Der Berehl, an die Tauber zu rücken, war durch den österreichischen 18. Joii. 
Oberst v. Schflnleld auf dem Wege in dos bayerische Hauptquartier, dessen 
Standpunkt er erforschen sollte, von Major v. Suckow übernommen, vor 
läufig im lelegraphischen Wege auszugsweise milgelheilt und Abends dem 
Prinzen Alexander dberbracht worden; er lautete: 

„Hauptquartier Gerolzhofen, 12 Juli IStitJ.. 

„Das Ober-Commando der westdeutschen Bundes-Armee an das Ober- 
„Commando des VItl. deutschen Bund es- Armee-Corps. 

„Die Vereinigung der beiden Armee-Corps über Heidenfeld bei Würz- 
„burg, wie sie das Ober-Commando des VIII. Corps nach der iMeldung des 
„Herrn Major v. Suckow in Aussicht nimmt, erscheintunter den gegenwär- 
„tigen Umständen als zu schwer ausführbar, theüs wegen der Verpflegung, 
„iheils wegen der auf dem rechten Main-Ufer stehenden preussischen Macht. 

„Vorth eilhafter wird also die Vereinigung südlicher bewirkt, nemtich 
„über iVIiltenberg und Tauberbischofsheim aui Uffenheim, umsomehr als auch 
„das VIl. Armee-Corps zur Concenlrirung auf dem linken Main-Ufer noch 
„mehrerer Tage bedarf, so dass also die Vereinigung der beiden Armee- 
„Corps bei Ufienheim etwa am 20. Juli slallfinden wird. 

„Um dem VIII, Armee-Corps für seinen Marsch nach Uffenheim mögli- 
„chen Vorschub zu leisten , hat dasselbe umgehend einen Verpflegsbeumten 



-) Urscoben QQil Wirkungen der bHjeriicb«n Kriegführung S. 2S. 



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92 Oatnrreicbs KXmpfe im Jiibre 1866. 

„in das diesseitige Hauplquanier zu beordern, um daselbst die nöthigen In- 
„slruclionen zu empriingeii. Über die vom Corps-Commando angeregte Ver- 
„einigung beider Corps südlich vom Main spreche ich eben damit meine voll- 
„IfomiDenu Billigung aus. 

(gez.) Carl Prinz von Bayern, 
FeldiuftTscball.* 

Indessen halte Prinz Alexander, dem immer mehr Meldungen über 
den Anmarsch der Preussen (angeblich 16.000 Mann über Lohr) zugekom- 
men waren, seine Anordnungen zur Bewegung nach Süden getrofTen. Nach- 
dem schon am 12. die Brigade Frey der grossherzoglich hessischen Division 
in AschafTeiiburg eingetroffen wor, folgte derselben die andere Brigade 
l^titock hausen) in der Nachl und am Morgen des 13. nach, und nahm 
neben jener, aordöstlich der Sladl auf einem Wiesengrunde am AschafT- 
Buclie, das Biwak, 

Am 13. VonnillJigs erging der Belehl, laut welchem sich die würl- 
tembergische Division bei Hanau zu concenlriren halle, um mil der 
einen Brigade am 14., mil den beiden andern am 15. per Eisenbahn gleich- 
lalls nach Aschuffcnburg transportirt zu werden. 

Die baüische Division sollte am 14. nach Frankrurt, und von dec 
i'i slerreich-nassauischen Division (Keipperg) die Brigade Rolh 
nach Höchst uiarschiren, die Brigade Huhn al)er aul der Darmslüdter-Bahn 
nach Aschaffenburg entsendet werden. Die Reserve-Ca valterie halle 
am 14. Vilbel zu erreichen, die Artillerie- Reserve in ihren Quartieren 
zu vcrl)leiben. Bei Hanau wurde eine Brücke gesehlagen. 

Von allen diesen Vcriögungen ward GL. v. Perglas, Commandant der 
hessischen Division in Aschaffenburg, mittelst eines Belehlos verständigt, aus 
dessen Texte lolgende Stelle hervorgehoben werden muss: „Das Divisions- 
pCommando wird sieh heute (13.) noch in kein ernstliches Ge- 
„fechl einlassen, jedoch Strasse und Eisenbahn nach Lohr der aurmerk- 
„siimsten Beobachtung unterziehen und durch eine angemessene Stellung 
„vor Aschaffenburg diesen Punkt decken. Die Brigade Hahn ist zwar zur 
„nächsten Unterstützung der 3. Division beslimmt, allein sie wird sodann vor- 
„zugsweise zur Sicherung des Überganges von Aschaffenburg verwendet." 

Im Laufe des Vormittags lud Prinz Alexander die Bundesversamm- 
lung ein, sich nach Augsburg zu begeben. 

OafMht b«l X««taolt ■>« riohabttfan. (l*. JWl.) 

GL. V. P e r g 1 a s verlügle am Morgen des 13. nach Ankunlt der zweiten 
hesfiischen Brigade in Aschatl'enburg , daselbst über 9'/, Bataillons In- 



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IV. Oefeoht bei I^^ufach und Frohnliofm. !I3 

rnnterie, 4 Escadrons und 12 gezogene Geschdlze, in Summe bcilitiifl^ 
10.000 Mann. 

Zur Ausführung der vom Corps* Commando anbelohlenen Recognosci- 
riing gegen Lohr rückte die Brignde Frey in der Richtung nufLauCach vor. 
Deren Avantgarde 2, Infanlerie-Reeiment (2 Butaillons), 1 Escadron, 2 Ge- 
schütze unler Commando des Oberst Wilkens li-at auf ihrem Marsche im 
Aschofl-Thale gegen 12 Uhr bei Wciberhöfe ein und erfuhr dort, da«s die 
Preussen bereits in Hain und Rolhenbuch seien. Tn Folge dessen wurde von 
Weiberhöfe aus das 2. Bataillon des erwähnten Regiments und 1 Zug 
Cavatlerie gegen Unler- Besenbach detachirt, um gegen Waldaschaff und 
Rothenbuch zu recognosciren, während der Rest der Avanlgardeden Marsch 
längs der Laufach fortsetzte und gegen 2 Uhr den Ort Laulach erreichte, wo 
2 Compagnien, die Escadron und die beiden Geschütze vor dem östlichen 
Ausgange, der Best in und rückwärts des Dorfes ihre Aufstellung nahmen. 
Das Gros der Brigade verblieb indessen nächst Weiberhöfe. 

Preussischerseits brach die Division Göben am 13. zeillich Morgens 
auf, um den Spessarl zu überschreiten. Die Brigade Wrangel marschirle, 
gefolgt von der Brigade Tresckow, auf der Chausse gegen Laufach, wäh- 
rend die Brigade Kummer auf der weiter südlich zielienden Strasse über 
Rothenbuch nach WaldaschafT vorrückte. 

Kurz nach dem Eintreffen des Gros der hessischen Avan^arde in Laufacli 
(2 Uhr) war von selber l Zug Cavallerie zur Recognoscirung auf der Strasse 
gegen Hain vorbeorderl worden, welcher bald auf die an der Avantgarde- 
Töle der Brigade Wrangel marschirende Escadron des westphäliscben 
Huszaren- Regiments Nr. 8, bei welcher sich der Divisjons-Commandant GL. 
v. Gßben befand, stiess, und von dieser kaum erblickt, auch angegriffen 
und auf Laulach zurückgcworien wurde. Doch hier, von dem PlSnklerfeuer 
der hessischen Infanterie empfangen, kehrte die preussische Escadron um 
und eilte, gefolgt von der hessischen, durch Hain hinler den Bisenbahndamm 
zurück. 

Es war 3'/, Uhr, als das an der Töte der Brigade Wrangel mar- 
schirende Füsilier-Bataillon des 55. Regimenls bei dem Dorfe Hain in das 
Laufach-Thal debouchirle und von GL. v. G 3 1» e n be[mftragt wurde, mit Be- 
schleunigung gegen Laufach vorzurücken. Rs entspann sich hier ein Gefecht, 
welches nach kurzer Dauer mit dem Rückzuge der hessischen Avantgarde 
auf WeiberbSfe endete, wo sie vom 1. Infanterie- Regiment« aufgenommen 
und der nachdrängende Feind durch das Feuer der beiden hinter Laufach an 
der Kreuzung der Bahn und Strasse aufgefahrenen 2 Geschütze eine Zeit 
lang aufgehalten wurde. 



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94 Österreloh« KSmpfe im Jahre 1866. 

Das prcus^sche BaUillon snmmelle sich sodunn diesseits Frohnholen, 
worauf es Liiufiicli und dessen Bahnhof beseUle; das Füsilier-Balailloti des 
15. Regimenls und 1 Huszaren-Escadron bezogen Vorposten in dem Ter- 
rain nächst Frohnholen , der Rest der Brigade W r a n g c I ward von GL v. 
Göben angewiesen, nächst Laufach zu lagern, da dieser Punkt das Marsch- 
ziel der Division für den 13. bildete. 

Gleichzeitig mit der Brigade Wrangel rückte die Brigade Kummer 
gegen WaldascbafT vor. Ilessischerseitswardas2. Bataillon des2. Regiments 
und 1 Zug Cnvalleric bis Weiler vorgegangen , 1 Compagnte blieb an der 
Ausniflndung des Besenbach-Thales beim Orte Keilberg zurück. Der Caval- 
lericzug. welcher noch weiler vorpussirt wurde, traf — fast gleichzei- 
tig als der frOher geschilderte Zusammensloss mit der Brigade Wrangel 
erfolgte — unweit des Forstiiauses See auf die an der Avanlgarde-T6te der 
Brigade Kummer marschirende Ca vallerie- Abtheilung und zog sich sogleich 
nach Weiler zurück. 

Das preussische Avantgarde-Bataillon eilte nun vorwfirls und erfiff- 
nele, kaum* aus dem Orte WaldascbafT debouchirl, ein Icbhafies Feuer. 
Im Sinne des erhaltenen Befehles, sich in kein ernslliches Geiccht einzu- 
lassen, Irul das hessische beiachement nach kurzem Widerstände gegen 
4 Uhr seinen Rückzug über Unter-Besenhach noch Weiberhflfe an, wo es 
sich um 5 Uhr mit den von Laufuch zurückgekommenen Abtheilungen wie- 
der vereinigte, ohne weiler vom Feinde belästigt zu werden. Die Brigade 
K u m m e r bezog bei Waldaschnfl* ein Biwak und breitete ihre Vortruppen 
in der Linie Winzenhohl, Unter-Besenbach und Steiger aus. 

Die olsAvantgarde verwendeten grossberzo glich hessischen Abtheilun- 
gen naiimen, nachdem sie bei Weiberhöfe angelangt waren, hinter dem süd- 
dstlichen Vorsprunge des Geissenberges eine gedeckte Stellung, während die 
beiden Geschütze zu ihrer Batterie einrückten, welche auf dem Geissenberge 
aufgefahren war. Das auf demselben bisher in Reserve gestandene I. hessi- 
sche Intanlerie- Regiment wurde in eine Bercitschaftsstellungauf denWie^n- 
grund hinler Weiberhöfe herabgezogen. 

Vom Feinde w.ir Nichts mehr zu sehen und es schien daher an diesem 
Tage zu keinem weiteren Kampfe kommen zu sollen. 

Der Generalstabs-Chef Oberst Becker, welcher nach Aschaffenburg 
räckkehrte, erstattete dem Divisions-Commandanten die Meldung von dem 
Vorgefallenen, in Folge dessen sich GL. v. Per glas persönlicli nach vor- 
wärts b^ab. 

Derselbe hatte dem Prinzen Alexander tel^aphirt, dass das 



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IV. Qaf«c)<t bei Lanfach und Frohnhoruii, 95 

2. Regiment bei Leufoch auf den Feind geslossen, und folgende lelegraphi- 
sehe Antwort erhalten: 

„Weitere Colonnen und Artillerie sind auf Morgen nach Aschaffenburg 
„instradirt Die Zugänge zur Brücke sind offen zu hallen. Die von Slrass- 
„Bes^bach nuch Asehaflentiui^ führende Strasse wird zur besonderen 
„Beobachtung und Sicherung ein|>fohlän. " 

Prins Alexander wies gl^chseilig den FML. GrafNeipperg an, 
die Brigade Hahn, nicht, wie befohlen, erst am 14., sondern noch im 
Laufe des Nachtnillags (13.) nach AsehafTenburg abgehen zu lassen. 

Um 6 Uhr Abends, bei der Spitze seiner Vorhut eintreffend, erhielt GL. 
V. Perglas dn Telegramm, laut welchem sich diePreussen in sehr ermat- 
tetem Zustande und ohne Munition befanden, wiis ihn bewog, GM. Frey 
anzuweisen, zur Wiederwegnahme von Laufacli und Hain zu schreiten, wo- 
bei ihn die gleichzeitig vorbeorderle Brigade Stock bauscn unterstützen 
sollte. 

GL. V. Perglas kehrte hierauf nach Aschaflenburg zurück und Hess 
nur der» Sous-Clief seines Generalstabcs bei der Brigade Frey. 

Nach den Schilderungen, die man über den Feind bekommen, und ihn 
auch numerisch für schwach haltend, wartete GM. Frey die Annäherung 
der zweiten Brigade nicht ab, sondern hoffte, die erwühnten Ortschaften im 
ersten Anlaufe nehmen zu können. Er beorderte demnach die 2 Bataillons 
des 1. Infanterie-Regiments, gegen Frohnhofen vorzugehen. Das l. Bataillon 
desselben rückte nun in Cumpagnie-Colonnen zwischen der Strasse und dem 
nördlichen Berghange gegen die westliche Seite von Frohnholen, das 2. Ba- 
taillon links davou gegen den Bigchlings-Wald, beide gedeckt von dichten 
Plünklerschwarmen , vor, während 4 Geschütze gegen den östlichen Ablall 
des Geissenberges uvancirten, um durch ilir Feuer die Vorrückung zu unter- 
stützen. 

D-is Gros der Brigade Wränget war oben im Bcgiiffe b« Laufach 
das Biwak zu beziehen, und das Füsilier- Bataillon des 15. Infanterie-Regi- 
mentes jenes des 55. Infanterie -Regimenis auf den Vorposten abzulesen, 
als man den Anmarsch der Hessen gewahrte. 

Von den beiden Füsilier-Bataillons der Regimenter Mr. 1 5 und 53 besetzten 
nun in aller Eile 3 Conipngnien Frohnhofen, SCompagnien das Terrain nördlich 
and 2 Compngnien den Abschni't südlich des genannten Ortes. Überdies erhielt 
das gleichfalls vorbeorderle I. Bataillon des 15. Regimenisdic Weisung, sich 
rechts auf den Höhen längs des Waldsaumes des Bischlingberges aoszu- 
delinen, während dos zur Verstärkung des linken Flügds bestimmte 2. Ba- 
taillon im WJesengrunde und dem daran stossenden Walde, südlich des 



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96 öitTreicIii K&mpfB im Jahre 18M. 

!. Ortes, Aufstellung zn nehmen halte. Letztere 2 Bataillons traten in ihrer Auf- 
Ntellung erst ein, als das Gefecht bereits begonnen halte. 

Die beiden hessischen Bataillons nickten ohne Aufenthalt vor und 
richteten ihren HauptangrifT gegen den rechten preussischen FlögeL 

GM. V. Wränget dirigirte nundielZpfd. Bulterie(Eynaltenll) und 
eine Huszaren-Escadron dahin, zog die noch bei Luufach befindlichen Trup- 
pen bis zum Bafanhor vor und Hess sie dort eine Reserve-Stellung nehmen. 
Die Batterie wurde aul der Hfihe beil5uÖg 900 Schrille nOrdlich von Frohn- 
hofen poslirl. griff jedoch nicht besonders wirksam ein. 

GM. v.Wrnngel war entschlossen, denKamprstehendenFussesanzu- 
nehmen , da er einestheils im Momente nur über geringe Kräfte vertilgte, 
anderseits die grosse Ermüdung der Truppen keine Hoffnung auf eine 
erlolgreiche Offensive zuliess. 

Die Hessen hatten sich mittlerweile der preussischen älellung bis auf 
150 Schritte in bester Ordnung genShert, sahen sich aber nun in Folge eines 
plötzlich eröffneten, wahrhaft mörderischen Schnellfeuers der Preussen zum 
Umkehren genöLhigt. Kurze Zeit nur, und die beiden Bataillons stürmten 
mit Ungestüm noch ein zweites Mal vor, doch mit einem gleich ungünstigen Re- 
sultate. Wieder zum Umkehren gezwungen, gingen sie diesmal — gegen 7 Uhr — 
bis hinter WeiberhOfe zurück, wo sie sich rallirlen und, nachdem sie die 
Tornister wieder aufgenommen, ohne den Kampf zu erneuern, den Rückzug 
nach Aschaffenburg anlraten. 

Währbnd dessen war auch die 2. hessische Inlanlerie-Brigade unter 
GM. V. Stockhausen von Aschaflenburg auf dem Kampfplätze eingeiroffen 
und ging sogleich zum Angriffe auf Frohnhofen vor. Da jedoch einige preus- 
sische Abthdlungen iim äussersten rechten Flügel im Walde des Bischlings- 
berges so weil vorgedrungen waren, dass sie die liessische Batterie auf 400 
Schrille in der Flanke beschiessen konnten, sah sich dieselbe zum Verlassen 
ihrer Stellung und zum Zurückgehen bis hinler Weiberhöfe genölhigl, 
wo sie zwar das Feuer forlselzle , aber wegen der grossen Entfernung den 
Angriff der Brigade Slockhausen fast gar nichl unterstützte. 

Die beiden Bataillons des 3. Regiments avancirten kurz nach 7 Uhr 
auf der Strasse , entwickelten sich aul etwa 300 Schritte vor Frohnhofen, 
also im wirksamsten Ertrage des preussischen Gewehrfeuers in Compagnie- 
Colonnen, und griffen unter dem Schulze starker Plünklersch wärme den 
Ort an. Trotz der grossen Verluste, welche diese Abtheilungen durch das 
Schnellfeuer der vollkommen gedeckt stehenden preussischen Infanterie erlit- 
ten, versuchten sie wiederholt, doch vergeblich, Frohnhofen im Sturmschritl 
zu nehmen. 



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IV. Gefecht bei Liiaf(ieh und Frobnhofen. 97 

Das 4. hessische Regiment, welches, dem 3. folgend, sich links dessel- 
ben entwickelt hatte, griff nach kurzer Zeit gleichfalls in das Gefecht ein. 

Besonders hefüg war der Kampf um einzelne Örllichkeiten, wobei ganze 
Reihen der Angreifer hingestreckt wurden. Letzteren gelang es zwar, sich 
der vordersten Gehöfte zu bemächtigen, ohne sich aber auf die Dauer da- 
selbst behaupten zu können. Schon während des Vorgehens der Brigade 
Slockhausen hatte GM. v. Wrang el seine Reserve bis aber Wendel- 
stein vorgezogen und nur das Füsilier-Bataillon Lippe mit der 3. 4pfd. 
Batterie beim Bahnhole belassen. Fünf Compagnien gingen nördlich, eine 
südlich der Strasüe vor und drängten die Hessen mit dem Bojonnete aus 
ddm Orte. 

Auf beiden Seilen wurde wacker gerechten. So war beispielsweise der 
Kampf um die weit vorspringende und mit einem Zaune umgebene Kegel- 
bahn wahrhalt mörderisch ') 

Doch durch die inzwischen weiter vorgerückte preussische 12pfd. 
Batterie schon aus nächster Nähe beschossen, und durch dnen vom 
Oberst v. d. Goltz mit den Truppen des preussiscben rechten Flügels, in 
seinem weiteren Verlaufe bis über Weiberhöfe hinaus fortgesetzten 
. Offensivstoss, noch mehr gedrängt, sahen sich die Hessen bald vollends zum 
Rückzüge gezwungen. 

Die Brigade Stockhausen trat diesen unter dem Schutze des nächst 
Weiberhöfe aufmarschirten 2. Infanterie-Regiments und der gezogenen 
6pfd. Batterie Mergel, anISnglich bis zu letzterem Punkte, nach 8 Uhr 
gegen AschafTenburg an. 

Die im Dorfe und südlich desselben stehenden preussiscben Truppen 
folgten dem Gegner nur auf eine kurze Strecke, da ihre Ermüdung und die 
einbrechende Nacht eine weitere Verfolgung unthunlich machte. 

GM. V. Wrangel Hess hierautdas Gros der Vortruppen (2 Bataillons 
des 15. Infanterie-Regiments) in der Mulde von Frohnholen das Biwak be- 
ziehen, während sich die Vorposten (1 Bataillon des 15. Regiments) in der 
Linie vom Wesisaume des Bischling-Waldes über die Chaussee bis gegen 
Steiger ausdehnten. Die übrigen Theile der Brigade lagerten in der Umgebung 
von Lanbcb. 

Die letzte Abtheilung der hessischen Division traf vollkommen erschöpft 
zwischen 12 und 1 (Ihr Nachts in Aschaffenburg ein. 

Die Verluste in den Gefechten von Laufnch und Frohnbofen werden 
in folgender Weise beziffert: 

■) Nebat yielen Andern fiel hier Aach der Soueehef des Q^nerslstabN der groas- 
beTzo^liuh heBsiftchen DivialoD Major KrOll. 

OiUrteichi Klafti IMG. (V. Band.) ' 7 B 



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ÖMoTBieha Kimpfr in Jalm 1M9. 



Todl — 


5 


8 


73 


Verwondel ... 1 


57 


M 


360 


Vennisst . . . . — 


3 


1 


311 


Siunine: 1 


65 


33 ■; 


~1U. 



Ein grosser Theil der hessischen Verwundelen fiel ia die Hüade der 
Preusseo, die auch fast das ganze Gepäck der zuletzt im Kampfe gewesencD 
hessischen Brigade erbeuteten. d».s diese vor dem An^Te abgelegt, 
beim Rückzuge aber nicht mehr hulte an sieb nebmea können. Der so 
aotlallige Unterschied in den beiderseitigen Verlusten ist nach dem Gange 
des Gefechtes vollkommen erklärlich. Die Hessen rückten im offenen Terrain 
in geschlos!i«nen Colonnen gegen die vollkommen gedeckt st^endenPreussen 
vor und waren auf diese Weise der verheerenden Wirkung des Hinter* 
ladgewefares forlgesetzt preisgegeben. 

Prinz Alexander halte nadi EJnpfung des ihm zuletzt zugekommenen 
Befehles, alle Nebenzwecke fallen lassend , beschlossen, unter fortgesetzter 
Behaaptang von Aschalfenburg, das Corps in der Gegend von Baben- 
haasen zu ralliren und ia der Richtung aul LTlenheim abzurücken, die 
Verbindung mit den Bayern ernstlich anzustreben, wenn nöUiig aber auch 
mit dem dann ganz eoncentnrten Corps allein gegen den Feind Front zu 
machen '}. 

Die Dispositionen hiezu waren schon erlassen, als ihm die Unglücks- 
künde von dem nachlheiligen Gefechte bei Laulacb und Frobnhofen und dem 
Rückzöge der hessischen Division gegen Aschaffenburg zukam. 

Es wurde nun in der Nacbl zum 14., unter theilweiser Annullining der 
vor wenigen Stunden erlassenen Befehle, mit den Truppen des Vlll. Corps 
folgendermassen disponiri: 

Die wdrtlembergische Division erhielt die Weisung, am 14. 
Morgens die Brigade Baumbacb, wie bereits befohlen, nach Ascbaffen- 
bnrg, die andern Ix^den Brigaden aber über Ober-Steinheim nach Baben- 
baasen zu dirigiren, die Pontonbrücke bei Ober-Sieinheim nach Passirung 
der letzten Altheitung abzubrechen und den Brückenlrain der Division fol- 
gen zu hissen. 



>) Ob«r>t T. Schenk gerietb Tmmiidet ia Qsfingsiucbait mmä atiib IuüddBraii& 
■j BcTicbt de* Vm. Bandaa-Corpa ddL 19. Juli 1866. 



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IT. DIapositioD zur Couoentrirung bei Bftbonbaaiien und Ascbaffenburg. 99 

Die badische Division sollte mittelst Eisenbahn gleichfolls nach 18. JnlL 
Babenhausen rücken and an der Strasse von Stocksladt nach Obernburg, 
Front gegen AschaJTenburg , südöstlich des Babenhausner-Waldes, Steilutig 
Rehmen. 

Diese Division erhielt Terners 4 Batterien der Reserve zugewiesen, wo- 
4urch ihre Artillerie auf 46 Geschütze gebracht wurde. 

Die hessische Division and die Österreichische Brigade 
Hahn wurden von diesen Verfügungen mit dem Bemerken telegraphisch 
verständigt, dass die Hain-finlcke bei AschafTenburg und ihre Zugänge 
nnter allen Umständen oAen zu halten seien. 

Die nassauißche Brigade Roth, welche sich am Abende des 13. 
bei Hahn und Umgebung gesammelt , sollte den Anschloss an das Corps 
bewirken. 

Die ßeserve-Rciterei halte sich bei Frankfurt und Bomheim zu 
■.concentriren, die Artillerie und Manilions-Reserve nach Langen 
2U räcken. 

Als Standort für das Corpsquartier wurde lur den 14. Babenhausen 
tiesttmml. 

FML. Gral Neip p er g hatte am Nachmittag des 13., gleich nach Em- 
pfang des bezüglichen Befehles, die Absendung der Brigade Hahn nach 
Aschaffenburg verfügt. Da aber die bayerischen Behörden das sämmlliche 
Transport- Material in südlicher Richtung in Sicherheit gebracht hfttten, in 
Frankfurt für die Beförderung grösserer Truppenkörper gar keine Vorbe- 
reitungen getroffen waren, so konnte anfänglich um 3'/, Uhr Nachmittags 
tiur das 3. Bitaillon Beischach und um 3'/« Uhr das 35. Jäger-Bataillon 
abgeschickt werden. 

Nach dem Einlrellen weilerer Transportmittel von Mainz und Darm- 
stndt ging um 6'/, Uhr der Divisions- und Brigade-Stab mit dem 3. Bataillon 
Nobili ab, denen die übrigen Ablheilungen derart fulgten, dass das letzte 
Bataillon Wemhardt am 14. Früh 5 Uhr am Bahnhofe zu Ascbaffenburg 
anlangte. 

Die kurliessische Huszaren-Division, welche am 13. Frankfurt erreicht 
und sich daselbsl mit den Batterien (4pfd. 1/1 und Spfd. 6/11), dem 
. IHunitions-Park und dem Cotonnen-Magazin der Brigade Hahn vereinigt 
hatte, setzte mit diesen noch am selben Tage den Weitermarsch über Offen- 
bach nach Seligenstadl fort, worauf sie mit den beiden Batterien am 14. 
Früh nach Aschaffenburg rückte und dort westlich der Main-Brücke das 
Biwak bezog. 

Aach der Transtort der bailischen Diviäon begann in Folge der 



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100 öctamieha Kiapfa im Jabre I^K. 

. geSnderteD Ksposition bereits in der Nacht vom 13. aaf den 14- tbeiLs von 
Vilbel theils von Franbrart per Eisenbahn gesen Babothaosen. 

I>ie wnrttembergische IH\ision, welche den letzten Befehl des 
Corps-Commundos erst am ö Uhr Morgens erhielt, setzte sich sogleicfa in 
Mars^ um, mil Aosoahme der nach AscbaffenbiiT^ bestimoiten Br^ade 
BaomVach. den Main aaf der ächiffbräcke bd Ober-Steinheini zu über- 
schrdten und von lüer über Dndenboleo aal Babenbaasen m marscbiren. 

Das Corps'iaortter fuhr, da der Nähe des Feindes wegen die Bahn 
Hanan-Aschaffenborgnieht mehr benötat werden konnte, äberDarmsLidt ebeo- 
fiills nach Babenhausen. Gleichzeitig mit demselben wurden I badisches Jäger- 
Bataillon und I Itadisehe Batterie (8 Geschütze) dahin befördert , wo sieb 
diese Truppen mit den bis 10 Uhr Früh dort l>ereit» angdangteo Theilen der 
badischen IlivLsion, bestehend aus dem Grenadier-, dem 3. In runter ie- 
Regimente, 2 würtienibergi»chen und 2 badischen Batterien, vereinigten. 

Als GL. V. Perglas am Abeode des 13. nach Aschaffenburg rüct- 
gelangte, war bereits das öslerreichisebe 3. Bataillon Reischacb und das 35. 
Ji^er-Bataillon am Bahnhofe angekommen. GL. v. Per glas sandle diesel- 
ben sogleich gegen Goldbach vor, um den Rückzug seiner noch vorwärts 
befindlichen Truppen zu dedien und den Vorpostcndienst zu übernebnien. 
während er die nach und nach eintreffenden Truppen seiner Division 
lagern liess. 

Abends 10 Uhr kam FMU Gral Neipperg in Aschaffenburg an und 
wurde durch einen Ordonnanz-Officier des GL. v. Perglas von dem ^S9- 
erfolge der giossherzoglich hessischen Division und der Verwendung der 
beiden österreichischen Bataillons in Kcnntniss gesetzt ; gleichzeitig aber auch 
aurgeforderl, das eben eingetroffene 3. Bataillon Nobili gegen Schweinheiin zu 
entsenden, am auch die Zugänge von dieser Seite zu decken. 

Diese Verfügungen und Anforderungen fand FML. Gmf Neipperg ganz 
gegen seine Ansicht und offenbar auch gegen die Absichten des Corps- 
Commandunten. 

Mcht geneigt, die wenigen Truppen, über die er verfügte, zwecklos zu 
zersplittern und sie bei .Anbruch der Nacht in ein ihnen gänzlich unbekann- 
tes Terrain zu bringen, machte FML. Graf Neipperg sofort dem GL. v. 
Perglas Vorstellungen gegen dessen Dispositionen, zog das 35. Jäger- 
Bataillon von Goldbach in das Biwak beim Bahnhofe zurück und liess nur 
das 3. Bataillon Relschach aaf Vorposten ä cheval der Strasse gegen Laufacli. 

Da die ganze hessrsclie Division in und um Aschaffenburg lagerte, 
so worden die nach und nach anlangenden Bataillons der Brigade Hahn mil 
Ausnahme des 3. Bataillons Nobili, welches ebenfalls beim Bahnhofe ver- 
blieb, angewiesen, in ein Biwak Östlich der Stadt abzurücken. 



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IT. Oefecht bei Aachaffenburn;. 101 

Ferners wurde für den Fall eines feindlichen Angriffes die Vereinba- 
rung getroffen, dass die hessische Division zur Unlerstülzung der Brigade 
H a h n die Besetzung der Sladl übernehme und ihr hiedurch den eventuellen 
Rückzug durch Aschaffenburg und dos Defilä der Main-Brücke sichere '). 

«•(«obt bal ^utihaJUntntf. a*- JaU-) 

Bei Asctiaffenburg befand sich die (3.) gfossherzoglich hessische 
Division und die Brig;ade Hahn der 4. Division vereinigt. Erstere zählte 
Sy, Bataillons. 4 Escadrons, 12 gezogene Geschütze, circa 10.000 iUann; 
letztere liestundausSBotuillons Wernhi<rdt, den 3. Bataillons Reischach, Hess 
und Nobili, dem 35. Feldjäger-BaLaillon, der 4pfd. Fussbalterie Nr. 1/1, 
der 8pfd. Fussbalierie Nr. 6/11 und 2 Escadrons kiirhessischer Husiaren, 
ungefähr 7000 Mann, duher beide Theile zusammen aus 16'/, Bataillons, 
G tSscadrons, 28 Geschützen, beiläußg 17.000 Mann bestanden. 

Diese Macht hätte den Kampf gegen die Division GSben mit Vortheil 
4iufnehmeti können. Wie sich aber die Dinge entwickelten, ^ focht die öster- 
reichische Brigade am 14. mit geringer Ausnahme allein, ohne Unler- 
stülzung von Seite der hessischen Trappen, die noch vor dem feindlichen 
Angrifie den Kampfplatz verliessen, und so sollte auch diesmal das Glück die 
Unternehmung der feindlichen Division begünstigen. 

Diese Division lagerte in der Nacht vom 13. zum 14. mit dem Gros 
der Brigade Wrangel bei Laulach, mit jenem der Brigade Kummer bei 
Wuldaschaff. Für den 1 4. hatte GL. v. fi ö b e n die weitere Vorrflckung gegen 
Aschaffenburg angeordnet. Um 7'/, Uhr brachen beide Brigaden aus ihren 
Biwakplätzen auf und vereinigten sich bei Weiberhöfe derart, dass die 
Truppen desGM.v.Kummer bei diesem Punkle,jene derGM. v. Wrangel 
und Tresckow am Eisenhammer zu stehen kamen. 



*) Was deu leitlier mehrfach dem FML. Qraf Neipperg gemtchten Vorwurf 
betrifft, daBs er slaKangsSItrrer datCommando 1lber die gross benoglich hosaiBcben Trup- 
pen bXtte Oberaehinea Bolleo, mnss beiaerkt werden, dass in allen ähülichao FSUen 
dies vom CorpS'Commando gteta angeordnet worden war, daher ein aolohar Schritt 
dem genannten Generalen, nan da dies nicht gescbehen, sehr leicht als Eigenmacbtigkeit 
hatte ausgelegt werden knnnen, und es aocb fraglich bleibt, ab GL. v, Perglai alcb 
«hna hebere Weisang dem fremden Oherhefehl gefügt hätte. Überdiaaa hatte die 
Brigade Hahn eine eigene, genau prfteisirte Aufgabe, neoiUch die directe Terthel- 
dignng Aachaffenburg's erhalten, und ans dem Wortlaute der an FMIi. Qraf Neipperg 
erlassenen Anordnungen lüsat sich sic^herHch nicht daa Recht dieses Generals ablei- 
ten, aucti aber die grojsherzoglich hessische Division bu verfugen. 

In dem beiUgUchen Befehle des Corps- Co inmandos hiess e» ansdrllcklich : 
.Die Brigade bleibt bei Aechaffenbnrg und hat die besondere Aufgabe, diese 
.Stadt und den Main-Übergang sieber lu stellen und zu gleicher Zeit der Torgeacbc- 
^lieneD 8. DiTision lur Auhahme lu dienen." 



db, Google _ 



102 öst«iTalehB Klmpf« im Jfthre ISSS. 

Bald erhielt GL. v. Gfiben von den Vortruppen die Meldung:, dass 
feindliche Abiheilungen Miene machten, aus Hfishnch zu debouchiren; er 
belehligie hierauf den Oberst v. d. Goltz, die Höhe nördlich- von Weiber- 
höre mit 2 Balnillons und 1 Compagnie des 1 5. Regiments. Terner 1 Huszaren- 
Escadron zu besetzen, um nöthigenralU unter deren Schutze den Aufmarsch 
der Brigade im Thale bewirken zu können. Als aber kurze Zeit darauf obige- 
Meldung widerrufen, im Gegenlheile berichtet wurde, dass der Feind bereits 
Hösbacb verlassen, setzte die Division gegen 8 Ulir den Marsch weiter fort, 
u. z. die Brigade W ränge I, mit 3 Compagnien des 15. Infitnterie-ß^iment» 
(die andern 9 Compagnien dieses R^iments waren noch in Besetzung der 
ihnen zugewiesenen PosiÜon begrifTen), 1 Escadron Huszaren und eine4pfd. 
Batlerie als .Avantgarde, auf der Chausee; die Brigade Kummer I&ngs des 
Eisen bah Lidammes mit dem I. Bataillon des 13. Regiments als Avantgarde, 
und dem Füsilicr-Balaillon dieses Regiments auf den Höhen südlich des 
Dammes zur Deckung der linken Flanke. Bei HÖsbach, welches man unbe- 
setzt fand, zog GL^ v. Göben, ohne den Marsch der Infanterie aufzuhalten, 
die Cavallerie-Brigade Tresckow, d. h. die noch dbrigen Eseadrons des 
1. weslphäiischen Huszaren-Regiments Nr. 8 und das Cürassier- Regiment Nr. 4 
vor, und liess selbe nördlich der Chaussee in gleicher Höhe mit der Brigade 
W r a n g e I den Marsch gegen Gotdbach fortsetzen, in dessen Nähe die preus- 
sischen Eclaireurs der Brigade Kummer auf die österreichischen Vor- 
truppen sti essen. 

Schon in der Nachl war von dem auf Vorposten befindlichen. 
3. Bataillon Reischach dem FML. Grafen Neipperg berichtet worden, dass 
die Orte Schmerlenbach und Weiberhöfe von den Preussen besetzt seien. 
Am 14. Morgens 1*j^ Uhr, als die Truppen gerade im Abessen begriffen 
waren, langte ferner die iVleldung ein, dass der Feind in starken Oilonnen 
mit Artillerie und Cavallerie gegen Aschaffenburg vorrücke, worauf sich auch 
alsbald Kanonendonner hören liess. 

Auf die Nachricht vom Anrücken des Feindes, beorderte FML. Graf 
Neipperg das 3. Batilllon Reischach, den Rückzug fechtend gegen die 
Fasanerie anzutreten; die Brigade Hahn liess er ä cheval der Strasse in 
Gefechtsstellung übergehen. Den linken Flüge! des österreichischen 1. Tref- 
fens bildete das 35. Ji5ger-Balaillon (Major Machalitzky), welches links 
der Bahn in der Höhe des ersten Bahnwäcliterhäuschens seine Aufstellung 
nahm. Links vorwärts dieses Bataillons fuhr eine halbe grossherzoglich 
hessische 6pfd. Hintertad - Batterie (Herget) auf. Rechts des Jäger- 
Bataillons, u.Z. an der Chaussee, hinter einem mit Gebüsch bedeckten Boden- 
riegel, stand als Centrum das 3. Bataillon Nobili ^Oberstlieulenant Baron 
Stern eck), während das 2. Bataillon Wernhardl (Major v. Engel), auf de» 



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IT. CUtfecbt bei Aschaffenburi;;. 103 

H6hen der Fasanerie und an dem Forstliause, den von dem Obersten Glück- : 
selig betehli^len rechten Flügel bildete. Das zurückbeorderte 3. Bataillon 
Reischach sollte die Verbindung zwischen Centrum und rechten Flügel her- 
»lellen und letzleren unterstützen. 

tm 2. Treffen stand anfänglich das 3. Bataillon Hess (Major 
Baron Kleinmayrn) und dus I. Bataillon Wernhardt (Oberstlieutenant 
K ai f 1 e I). Das 3. Bataillon Wernhardt (Major Baron Aj r o I di) hatte 
ursprünglich die Bestimmung, mit der mittlerweile eingelrofTenen 8pfd. 
Batterie die Main-Brücke, in einer Aufstellung hinter derselben , zu sichern. 
Die beiden kurhessischen Huszaren-Escadrons und eine grossherzoglich 
hessische Chevaulegers-Escadron endlich standen in der Höhe des 2. Treffens 
am rechten Flügel lunfichst des Waldes. Links der österreichischen Auf- 
stellung befand sich zu dieser Zeil noch das 1, hüMsische Infanterie-Regiment 
und 1 homburgische Compagnie, welche den Raum zwischen dem Orte Damm 
und der Eisenbahn, und eine hessische Scharfschützen-Compagnie, welche den 
Aschaffenburger-Bahnhof besetzt hatte. 

Das Gros der grossherzoglich hessischen Division stand vor Beginn des 
Gefechtes im Rücken und seitwärts der österreichischen Brigade, trat aber, als 
das Gefecht begann, ohne bievon die mindesleMiltheilung zu machen und ohne 
dass FJVIL. Graf Neipperg, welcher natürlich seine Aufmerksamkeit dem 
vorrückenden Gegner und dem beginnenden Kampfe zuwandle, es be- 
merkte, den Rückzug, und zwar nicht auf Babenhausen, wo sich doch der Rest 
des Corps concentrirte, sondern in nordwestlicher Richtung nach Seligen- 
stadl an, ohne im Vorbeimarsche die so wichtige Eisenbahnbrücke bei Slock- 
sUidt entsprechend zu besetzen. Dem Gros der Division folgten bald nach 
Entwicklung des Kampfes auch die am Österreichischen linken Flügel aul- 
marschirten hessischen Abtheilungen, so dass dieser völlig entbtösst ward. 

Die Sslerreichischen Vorposten zogen sich, als die Avantgarde der 
feindlichen Brigade Kummer vor Goldbach erschien, im Sinne der erhalte- 
nen Weisung fechtend in der Richtung auf die Fasanerie zurück, während 
die grossherzoglich hessische Halb-Batterie den Gegner mit Granaten bewarf. 
GM. V. Kummer liess nun auch seine beiden Batterien ä cheval der Eisen- 
bahn zwischen der AschafI und dem Kugelberge auffahren, die zurückgehen- 
den Abtheilungen beschiessen und dirig^rte die 3 Bataillons des 13- Regi- 
ments, mit dem 53. Regimente in Reserve, zum Angriffe aui das Gehölz am 
österreichischen rechten Flügel (Fasanerie). 

Von der Brigade Wrangel waren inzwischen die an der Töte mar- 
schirenden 3 Compagnien des 15. Regiments, nachdem sie die südlich Gnld- 
bach gestandenen kleinen Abtheilungen der österreichischen Vorhut zurfick- 



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104 öeterreielw Kampfe im Jmhre 18M. 

gedrängt hallen, bis an die bewaldeten Ufer des Ascbaff-Baches gebommen, 
von wo sie in der Richtung auf die Au-Mühle weiter vordrangen. Das Füsi- 
lier- und 1. Bataillon des 55. Regiments stellten, längs des Eisenbahndam- 
mes vorrückend, die Verbindung mit der Brigade Kummer her, wfihrend 
das in Reserve folgende ßiilaillon Lippe gleichfalls an die buschigäi Ufer 
des Aschnff-Baches vorging und hier mm Halten beordert wurde. 

Das 2. äalaillon des 55. Regiments war auf die Höhen nördlich von 
Holzhol zum Schutze der dort aufgerabrenen Batterien der Brigade Wrän- 
ge! gezogen worden, welche den weiteren Vormarsch der Letzteren prote- 
giren sollten. 

Doch gelang es den Batterien, obgleich sie mit grosser Kallblätigkeit 
den Kampf mit den gegenüberstehenden Geschützen aufnrthmen, nicht, einen 
Punkt zu finden, wo sie ihre Aufgabe mit Erfolg hätten durchführen kßnnen, 
denn das Feuer der österreichischen und hessischen Batterie war von ver- 
heerender Wirkung. 

FML. Graf Neipperg halle gegen 8'/, Uhr der österreichischen 4pld. 
Fussbatierie Nr. l/I (Hauptmann V. Klofetz) den Befehl ertheili, gleichfalls 
vorzurücken und dieselbe war, durch AschafTenburg bis zum Bahnhofe vor- 
eilend, auf der Höhe südlich der Au-triühle aufgefahren. 

In zwei Gruppen, zu je 6 und 2 Geschütze placirt, eröffnete sie im Vereine 
mit der halben grossherzoglich hessischen Batterie mit bichtlich bester Wir- 
kung das Feuer sowohl gegen die feindliche Arlilleria, als aucli gegen die 
vorrückenden preussischen Infanterie-Colonnen der Brigade Wrangel und 
brachte letztere beim Holzhof zum Stehen. Der Geschülzkampl wurde nun 
immer lebhüfler; nicht nur die Preussen zogen noch eine Batterie als Ver- 
stärkung vor, auch Österreichischerseils kamen bald noch 6 Geschütze der 
8pfd. Batterie Nr. ti/ll (Hauptmann Burger) am nord westliclien Ausgange 
der Stadt an und begannen ihr Feuer mit einer Halb-Ballerie gegen die feind- 
liche Arlillerie (beiläufig auf 1300 Schritte) und mit 2 Geschützen gegen 
die nächsten feindlichen Infanterie- Abiheilungen. Da aber trotzdem einzelne 
preussische Abiheilungen, längs des Aschafi-Baches gedeckt, gegen den öster- 
reichischen linken Flügel Terrain gewannen, wurde die 2. Division des 35. 
Jäger-Bataillons unter dem hefiigsten Feuer des Feindes d:ihin entsandt, 
wo sie nebst 2 Geschützen der zuerst erwähnten österreichischen 4pfd. 
' Fussbatterie, Front gegen die Höhe mit der steinernen Windmühle, Stellung 
nahm und die andringenden feindlichen Abibeilungen standhaft zurückhielt. 

Vom 3. Bataillon Hess hatte miltlerweile die 7. Division die links der 
Eisenbahn gelegene Papierfabrik , die sie in der Eile zur Vertheidigung ein- 
richlele, und die 15. Compagnie einen Theil der Fasanerie besetzt, die 
16. (Kompagnie hiett die Verbindung zwischwi dieser und der 7. Division. Die 



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IT. Gefecht bei Asch&ffenbarg. 105 

9. Division nahm elwa 150 Sehrille hinler der 8. Aufstellung; daB von den 
Vorposlen rücl^ekehrte 3. Balaillon Reischach kam im Cenlrum des 1. Tref- 
fens zu stehen. 

Nach und nach geinng es dün auf dem äussersten rechten Flügel der 
Brigade Wrangel befindlichen 3 Coinpagnien des 15., mit Theilen des 
Füsilier- Bataillons des 55. Regiments, gegen die Au-Mühle und die zunächst 
befindliche Höhe weiler vorzudringen und ein mörderisches Feuer gegen 
die Österreichischen und hessischen Batterien zu eröffnen. 

Bald darauf trafen auch noch 2 Geschütze auf der nun von den 
Preussen beseUten Höhe ein. Den in Flanke und Rücken aus nächster Mähe 
auf dos Heiligste beschossenen Batterien ward die Behauptung ihrer Position 
unmöglich, umsomehr als sich zu deren Schutz in der bedrohten (linken) 
Flanke keine eigene grössere Abtheilung mehr befand. 

Am österreichischen rechten Flügel hatteder Kampf indessen schon eine 
entscheidende Wendung genommen. Von der dahin dirigirien Brigade Kum- 
mer waren nemüch die 3 Balaillons des 13. Regiments, das 1. von Norden, 
das 2. von Osler), das FüsiUer-Balaillon von Südosten her zum Angriffe der 
Fasanerie geschrillen. Die diesen Abschnitt verlheidigenden österreichischen 
Abthetlungen , .sowie auch das 1. Bataillon Wernhardt, welches beim Vor- 
dringen des Feindes gleichfalls in die erste Linie gerückt war und die 1. und 
2. Compagnie in Plänkler aufgelöst halte, leisteten tapfern Widerstand; es 
entspann sich hier ein heftiges Tirailleurleuer, welches bis gegen 10 Uhr 
(Vormitlags) mit geringer Veränderung der Siellung dauerte. Als späler der 
Feind Terrain gewann, stürzte sich ihm das 2. Bataillon Wernhardt und 
die 15. Compugnie Hess, unlerslülzt vom 3. Bilaillon Reischach, mildem 
Bujonnele entgegen. Doch dieser, so wie ein, kurze Zeil darauf vom i. Ba- 
taillon Wernhardt unternommener zweiter Bajonnclangriff, misslang und 
wurde von den Preussen zurückgeschlagen, welche nun bis zur södwesili- 
chen Lisiere vordrangen, wo GM- v. Kummer die im Waldgefechte enga- 
girten und dabei natürlicher Weise auseinander gekommenen Abtheilungen 
alsbald wieder sammelte. 

Der rechte Flügel der Stellung war der (ür den Vertheidiger gefähr- 
lichste Punkt, denn, begünstigt durch die dort gegen Aschaffenburg abfallen- 
den bewaldeten Höhen, konnte der Feind gedeckt vorrücken, sehr leicht den 
rechten Flügel umgehen und, durch die Stadt zur Main-Brücke vordringend, 
dem Vertheidiger den Rückzug verlegen. 

Diese Evenluatilät musste FML. Graf Neipperg im Auge behailcn 
als immer stärkere feindliche Abiheilungen — das mitilerwoile herangekom- 
mene preussische Infanterie-Regimenl Nr. 35 — in seiner rechlen Flanke 
erschienen. Es stand ihm keine einzige frische Truppe zu Gebote, mit der er in 



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log Öiterreichs KSmpfd im Jahre 1896. 

den Kampf halte eingreifen können, denn seine starke Reserve von fast 10.000 
Mann (die grossherzoglich hessische Division), welche Aschaffenburg besetzen 
und seinen Rücken hätte decken sollen, war verseh wunden. Ward der Rückzug 
nicht zeilgerecht angeordnet, so niusste derselbe um so gerahrlicber werden, 
als der grössle Theil der Truppen diesen durch die engen, gegen den Fluss 
lu abschüssigen Strassen AschafTenburgs, über die einzige, westlich der 
Stadt liegende Main-Brücke zu nehmen halle. FML. Graf N e i p p e r g sah 
sich daher gezwungen um 10'/, Uhr das allmälige Zurückgehen der Brigade 
Hahn über den Main anzuordnen. Um diese Bewegimg zu erleichlern und 
das Nuchdrüngen des Feindes gegen AschafTenburg aufzuhallen, erhielt die 
kurhessische Huszaren-Division den Befehl, in der Thalsohle zur Atlake 
vorzugehen, wurde aber in Front und Flanken von dem Feuer einer 
dichten Plänklerkette empfangen und sah sich zum Umkehren bemüssigl, 
bevor noch die auch preussischerseits vorbeorderle Cavallerie einge- 
troffen war. 

Inzwischen begann der Öslerreichlsche rechte Flügel den Rückzug 
durch Aschaffenburg. Schon aber drang auch die Töle (2. Bataillon) des 
preussischen 53. Regiment« mit Compagnien des 13. Regiments durch Sei- 
tengassen in die Stiidl und besclioss die relirirenden Colonnen, so dass GM, 
Hahn wiederholt die einzelnen Bataillons bei den eben sich darbietenden 
Abschnitten halten und diese, nemlich den flslliehen Eingang der Stadt, fer- 
ner* das grosse Thor und den Platz der Innern Sladl, vertheidigen lassen 
mussle. Dadurch ward der Rückzug der noch vorwärts befindlichen und 
bis zum letzten Momente feuernden ti Geschütze der 4pld. Fussbaiterie er- 
möglicht. 

Die Truppen des Österreichischen rechten Flügels gelangten in folgen- 
der Ordnung über die Main-Brücke ; 

3. Bataillon Nobili, 6 Geschütze der 4pründ. Batterie Nr. l/I, 3. Batail- 
lon Reischach, endlich der grössere Theil des 1. und 2. Bataillons Wern- 
hardL Das 3. Bataillon letzteren Regiments war, als man sich zum Aufgeben 
des Gefechtes gezwungen sah, zur Verlheidigung der Stadteingange vorge- 
zogen worden. Die 9. Division (unter Comraando des Hauptmann v. L al- 
terer) besetzte auf Befehl des GM. Hahn das Hauptthor der Innern Sladt 
(Herstaller - Thor) , verlheidigte es längere Zeit, sah sich aber endlich 
zum Verlassen auch dieses Punktes bemüssigL Dadurch, dass die Umgehung 
des österreichischen rechten Flügels durch den grösseren Theil der Brigade 
Kummer sehr rasch und mit bedeutender Übermacht erlolgt war und 
der Feind schon im Rücken des theilweise noch in den Häusern, Gärten und 
Strassen Aschaffenburgs als Schützen vcrlheilten Regiments Wernhardt vor- 



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IT. Gefecht bei ÄBcb&ffenbnrg. - ]07 

drang, geschah es, dass viele Abiheilungen desselben abgeschnitten wurden 14. Juli, 
und in Gefangenschafl gericlhen '). 

Nachdem die Preussen durch AschafTenburg geräckl, besetzten sie die 
Main-Brflcke und die Ausgänge gegen Westen und sendeten den sich zu- 
rückziehenden Colonnen ein lebhaftes Gewehrfeuer nach. Jedoch 2 aul 500 
Schritte hinter der Brücke aufgestellte und mit Kartätschen feuernde Ge- 
schütze der 8pfd. Batterie unter Coinniando des Feuerwerkers Friedel 
verhinderten, im Vereine mit Abiheilungen des 3. Bataillons Wernhardt, das 
Nachdrängen des Feindes; dieser übers^ritt die Main-Brücke nicht und 
verzichtete somit vorläufig auf die weitere Verfolgung. 

Erst als die Main-Brücke schon von den Preussen besetzt und auch 
GM, V. Kummer bereits dort eingetroffen war, kam die Iröhcr zur AlLike 
vorbeorderte kurliessische Huszaren - Division, in gemässigtem Tempo rei- 
tend, an derselben an. Getäuscht durch die Ähnlichkeit ihrer Uniformen mit 
jenen der preussischen Huszaren , liess man sie ungehindert die Brücke ^as' 
siren, worauf, am jenseiligen Ufer angelangt, sich diese Reitertruppe im 
schnellsten Tempo dem preussischen Schussbereich entzog. 

Mit dem Rückzuge des rechten Flügels war auch der hnke Österrei- 
chische Flügel unhaltbar geworden und als nun die Brigade W ran gel Iheils 
gegen den Bahnhof, theils auf der Chaussee gegen dus nordöstliche Thor der 
Stadt vordrang und das 2. Bataillon des 55. Regiments mit den Batterien 
weiter vorwärts Posto lassten, erlheilte FML. Graf N ei p per g dem Jäger- 
Bataillon den Befehl, den weiteren Rilckziig über die Aschaffenburger- Brücke 
2u bewirken. Selbes schlug hiezu die enge, läng^ des Main zwischen dem 
Schlossberge und der Mauer sich hinziehenden Strasse ein. In der Nähe der 
Brücke aber, von einer Decliarge des Feindes emplangcn, ward die Tfete in 
die erwähnte enge Gasse zurückgedrängt. 

Es blieb nun dem Bataillon nichts übrig, als gegen den Bahnhof umzu- 
kehren um wo möglich noch den Rückzug über die Brücke iiei Stockstadt 
zu bewerkslelligen. 

Vom Bataillon Hess war die 7. Division, welche das Fabriksgebäude 
besetzt hatte, anfänglich gegen den Bahnhof und sodann auf Beiehl in der 
Richtung gegen die Main-Brücke zurückgegangen. Bei dieser angelangt, ward 
die vorgesandle Plan kler- Abtheilung ('/, 14. Compagnie) durch die im Trübe 

>; Die 9. Division Wernhardt, welche die zur Brücke fnhreude Strasse bereite 
vom Feinde besetst fniid, nchlug eine fogen das Sclilosä filhrenrle Oiuse in der 
Hofinun^ ein, auf diese Weise an den Flosa in gelangen nnd aitf Kithnen den Uelier- 
gang benrirken za kBnneii. Zb fand sich auch eine Prahme vor, in welche Blch aber 
m viele Mannschaft drÜng-Ce, daher sie »m Qrimde anfsasB und nicht mehr fortzufae- 



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108 Österreichs Kämpfe im Jahr^ 1860. 

aus einer Seilenslrasse vorbrechende kurhessische Hnszaren-Escädron von 
der Division übgeselinitlen und da die Cavnllerie die Passage vollkommen 
sperrle, vom überlegen nnslürmenden Feinde gefingen genommen. Der 
Rest der Division crlitl zwar bei dem Rückzuge durch das hellige reindlicho 
(ieschfltzreuer grosse Verluste, gelangle jedoch glücklieh aber die Brücke. 

Die 9. Division halle die Weisung erhalten, den Rückzug des vordem 
Treflens durch den Ort zu decken. Später vereinigte sich mit ihr auch die 
8. Division und FML. GrafNeipperg befahl nun, mit der 18. Compagnie 
den Stodleingang so lange zu halten, bis sich sümmtiiche Abllieilungcu zu- 
rückgezogen hätten. 

Das Balaillon kam diesem Auftrage nach, erlill aber dabei grosse Ver- 
luste. Da der Feind mittlerweile von andererSeile her in die Stadt gedrungen 
war, sah es sich gezwungen, durch Einbrechen von Garlcnzäunen und Über- 
steigen meist hoher Mauern zur Main-Brücke zu gelangen; aber sowohl 
durch Einwohner als zurückgehende Jäger-Abtheilungen verständigt, dass 
die Brigade ihren Rückzug über den Main bereits vollzogen, so wie, dass die 
Brücke vom Feind schon mit Geschütz besetzt sei, kehrte das Bataillon gegen 
die Brücke bei Slockstadt um. 

Doch schon war auch der Bahnhof und der dahin führende Sladtausgang 
von grösseren Äblheilungender preussischen Regiuienler Nr. 15 und 55 be- 
setzt und sowohl das Jager- als das Bataillon Hess mit 2 Geschützen der 4pfd, 
Batterie sahen sich hemiissigt, den Durchbruch nach dieser Seite mit fiewjiU 
zu bewirken. Der Feind wurde mit Ungestüm angegriffen und mit demBajon- 
nel aus dem Bahnhofe geworfen; der an der Spitze des Bataillons Hess sich 
befindende Major Baron Kleinmayrn wurde bei dieser Gelegenheit schwer 
verwundet. Die beiden Bataillons marschirten nun längs des Mains, anfänglich 
stark beschossen, später aber ganz unbehelligt, gegen SlockstadL weiter, pas- 
sirten ouf der F.isenbahnbrücke den Main und nahmen dann die Richtung 
auf Bobenhausen. 

Einem Thoile der 15- Compagnie Hess (Hauptmann PointI), welcher 
während des Rückzuges abgeschnitten wurde, gelang es gleichfalls sich 
durchzuschlagen und dann über Obenau und Kiein-Umsüidt zu entkommen, 
von wo er am 15. in Hergerlshausen beim Bataillon wieder eintraf. 

Um 1] Uhr Vormittags war das Gelecht bei Aschaffenburg zu Endo. 
FML. Graf Neipperg halle das 3. Bataillon Nobili mit 2 Geschülzen 
der 8pfd, Batterie in eine Aufnahmsstellung gegen Babenhausen vorgesandt, 
ihm folgte sodann das Gros der Brigade, welches nach 6 Uhr südlich 
dieses Orles auf der Dicbiu-ger-Slras.se bei Hergerlshausen, das Lager bezog. 
Auch die über Slockstadt zurückgegangenen Abtheilungen trafen gegen 



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IV. Gefecht bei AschKlTeDburg. ]09' 

7 Uhr Abends dort ein. Auf dein Rückmärsche sanken jedoch viele Leuif 14 Jnij. 
aus Ersehfiprun? um. 

Preussischer Seils lagerte die Division Gßben um Aschaffenbor^, 
das Infitnierie-Regiment Nr. 13 om linken Ufer vor der Brücke. Dus 15. 
Infanterie-Regiment mit 2 Escadrons Huszaren und der 3. 4pfd. Batterie 
(Coesler) wurden gegen Stockstadl an den dortigen Main-Übergang der 
Aschaffenburg- Darnislädter Bahn mit dem Auftrage entsandt, diesen Punkt zu 
besetzen und von dort aus Recognoscirungen vorzunehmen. Die Vorhut dieser 
von Oberst v. d. Goltz befehligten Truppe sUess hinler Stockstadt zwiscJien 
2 nnd 3 Uhr Nachmittags aul kleine hessische Abtheilungen , welche sich, 
ohne weiter verfolgt zu werden, auf das Gros bei Sehgensladt zurdckzogen '). 

Das Gros der Cavallerie-Brigade Tresckow war im Gefechte nicht 
zur Thätigkeit gekommen. Es hatte die Aufgabe, die Division Göben gegen 
etwa von Hanau vordringende feindliche Abtheilungen zu sichern und ge- 
langte erst gegen Nachmittag an den Main. 

Es war daher unmittelbar nach Beendigung des Gefechtes nur die zur 
Bedeckung des Hauplr|uartiers bestimmte I Escadron des 4. Cürassier-Rcgi- 
menls zu Streifungen über den Main verfügbar, welche Nachmittags auch noch 
175 Gefangene einhrnchte. 

Dem Feinde fielen ausser den Waffen der Gefangenen keine Trophäen 
in die Hfinde. 

Die im Gefechte von Aschaffenburg erlittenen Verluste betrugen: 

Preuasen. VIII. Bundes-Corps. 

Offieiere H&nn OtTiciere Uann 

h 22 4 146 

12 132 21 335 

— 9 22 19ß4 



Todt 

Verwundet 

Vermisst und gefangen 



Summe: 17 



163 



47 



2445'} 



*) Otierst T. d. Oolti, welcher bekanatlteh «of die Nitchriclit, die Österreicher 
deboacbirteo aas HSsbach mit 9 Compa^len bei Weiberhöfe knAnarachirt \rs,r udcI 
floilaim der DiTision Oöben anf den ni^rdilch der Cbanas^e sich bfntiehenden Hohen 
nnchrllcktc, traf erat gegen Ende des Gefechtes bei Damm ein. 

') Die Terlaate der Saterreichiachen Bri^^de Hfthn betrugen: 



Todt. 


Verwundet. 


Gefangen. 


Vermisst 


omc 


Man 


Q. omc. 


Mann. 


Otfic 


Mann. 


Oßtc Manu. 


.15. Jäger-Bataillon — 


16 


8 


6.1 


1 


S3 


1 10& 


«. Bataillon Beiachach 1 


14 


2 


8S 




100 


— 9 


H. Bataillon Heaa 2 


»6 


4 


161 


2 


4H 


— 156 


8. Bataillon Nobili - 


79 


2 


4 


_ 


_ 


— 198 


4pH.Foaa.Batt Nr. 1/1 — 


1 


— 


8 


— 


2 


_ _ 


Spfd. Foas-Batt Hr. 6/II — 


— 


1 


8 


_ 


S 


_ _ 




Wemhardl 


gibt ae 


nen Verlust mit 


1 OtHcier todt 



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110 Öaterraicba Kkmpfe im Jahre ISOB. 

Prinz Alexander halle, nachdem das Corpsquartier Vormittags mit 
einem badiscben Jäger-Bataillon und 1 Batterie in Baljenhausen angelangt 
war, die Brigade La Roche mit 4 Escadrons Dragbner und 2 Batterien der 
badischen Division, dann 2 württembergischen Batterien (gegen 11 Uhr) als 
Unterstützung in der Richtung aul AgchaiTenburg vorgeführL 

Im Walde vor Bubenbausen sUessen diese Truppen bereits auf die reti- 
rirenden österreichischen Colonnen; sie nahmen gegen 2 Uhr Nadimittags am 
Ausgange des Waldes Aurstellung und sandten Patrullen gegen Slockstadt, 
Schönbusch und Gross-Oslheim vor; der erstere Punkt war bereits vom Feinde 
besetzt '). 

Kach I y. Stunden kehrten die erwühnten Truppen, eine Vorhut vor 
dem Walde an der Stockstadl-Gross-Ostheimer Strasse belassend, gegen 
Babenhausen zurück, wo dann die badische Division — die 2. Brigade 
(OI>erst Neubronn) war wenige Stunden nach dem Vorrücken der Brigade 
La Roche gegen AschafTenbur^ eingetroffen — rechts der Aschaffenburger- 
Strasse lagerte. 

Die wttrttembergLsche Brigade Baum b ach halte Früh Itforgens den 
Marsch über Alzenau, wo sie liereits Kanonendonner vernahm, nach 
Aschaffenburg angetreten. Bei Dettingen aul Versprengte slosseod und durch 
diese Kunde vom Gefechte erhaltend, stellte sie vorlöufig den Marsch ein 
und ging dann, nachdem sie sich mit der am anderen Main-Ufer gegen Seligen- 
stadt herabrückenden hessischen Division in Verbindung gesetzt und über 
den Stand der Dinge unterrichtet hatte, nach Hanau zurück; dort passirte sie 



4 ««mundet, II geAingen und 2 vedniaat, den HtmnHihafbiverludt abor nur sumitwrUch 
mit 1126 Hudd au. 

Totnl-Verlust der Brigade Hahn; 3T OOtciere, 8289 Mann, 16 Pferde. 

Fant sSinmtUche Vermisste fielen in Gefangenschaft. — Die Namen der ge- 
fallenen Officiere sind: Vom Infanterie-Kegimeote Baiou HesH Nr. -19: Lieutenants 
Eugen Werthheimer nnd Alois Üor4; vom Infanterie-Regimente Baron RelBcbacll 
Hr. 21: Lieutenant Fraox Seeling; vom Infanterie-Begimante Baron Wernhardt: 
Oberlieutenant Carl Cerrini de Monte Varchi. 

Die growbenog lieh he« tische Division TerlorbeiAscba^nbu^nndStockatadt; 

Todt. VeriTundet. Oefangui. Venniisc. 

Onic. Mann. Olfic. Mann. OfTic. Mann. OBic. Mnnn. 

— 2 2 U — 1 4 51 
SS Mann; 
lessiscbe Husiareo-Diviaiou : 

— — 8 — _ _ 1 89 
finmme: 4 Ofßclera, 69 Mann. 

') Aaf Anordnung des Corpa-Geuemlatabechefa wurden auf einer Strecke der 
Eisenbahn gegen Stockstadt die Schienen aitd Schwellen antgeriwen and aDrODk- 
getUhrL .Zur Baurthellung des Verhaltens der badiscben Peld-DiTUion.* Dsmutadt 
imd Leipsig. Bd. Zemin. Seite 18. 



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IV. CancentrimDg bei BabeiibaiiBeu. \W 

den Main und vereinigle sich im Laure der Nucht bei Weisskirchen mit den 
beiden anderen Brigaden der Division, welche bei Obar-Steinheim über die 
Ponlonbrücke gegangen, vorläufig aber w^en zu grot<ser Ermüdung den 
Marsch nuch Bahenbausen nicht Italien vollenden können. 

Die grossherzoglich hessische Division machte bei Seligenstadt Hall- 
Die zur 4. Division gehörige nassauische Brigade Rolh marschifte 
am 14. über Wiesbaden zurück und kam mil dem Gros über Mainz bis 
Darmsiadt, dns Jäger- Bataillon und das I. Bataillon des 1, Regiments erreich- 
ten Höchst. Die 6pfd. glatte Batterie, die Munitions- und Provianl-Colonnen, 
sowie die Sanilfits - Compagnle dieses Conlingents verblieben in ihrer Auf- 
stellung vom 11. Juli in Bockenheim. 

Prinz Alexander war nun daraui bedacht, sein Corp» mehr bei 
Babenhausen zu concentriren, zu welchem Zwecke er um 6 Uhr Abends der 
würllembergischen und grosüherzoglich hessischen Division befahl, näher an 
diesen Punkt zu rücken. Ferner erhielt Prinz Wilhelm von Baden vom 
Corps-Commandanten den mündlichen Befehl, mitsciner Division nach Stockstadt 
vorzugehen, um diesen Ort und den dortigen Main-Übergang den Preussen 
wieder abzunehmen. Letztere Weisung konnte jedoch wegen der grossen Er- 
3chöpf\ing der Truppen nicht mehr ausgeführt werden '). Da aber auch der 
Sicherheitsdienst in dieser Richtung vernachlSssigl wurde, geschah es, das» 
preussische Palrullen, von Stockstadt her , in der Nacht zum 15. die nächst 
Babenhausen lagernden Truppen, und selbst das t^orpsquartier, welches sich 
um Ib Ohr Abends, behufs Ausfertigung der Dispo^lion für den nächsten 
Tag, nach Dieburg begeben hatte, wiederholt allurmirten. 



') Nueh dorn olTiciellen Werke : .Die Operaüoiieii des VIII, deutschen Bnndea- 
.Corp» im Feldmge 1B66, Danostadt bei Ed. Zernin" Seite 6S erster Abeiiti, gallte 
man glniiben, dsas FrinE Wilhelm von Raden schon am S Ubr KnchmittaKa 
angeurieBen worden Kei, Stockstadt an nehmen. 

Oleirh dnrauf heisst es aber .das Gros der S. Division unter Festhaltnng 
(des Ihr befohlenen SicLerungB-Dienglea lagert bei Babenhansen rccbti von der 
.Ascbaffenbnrger- Strasse and sichert sich gegen Oross-Ostbeltn. Die 4 ihr zugethell- 
„len Reserre-BatterieB bleiben bei ihr." 

Seile 68 wird wiedergesagt: „Diese Auordnnngen wurden auch mm grOssten 
Theile nnd wenigstens in der Hauptaxche ausgeführt Nur die S. Division nahm Aii- 
stand, wegen grosser Ermflditng der Truppen noch einen fllrmlichen Angriff anf das 
stark besetate Stockstadt tu nntemehmen und begnügte sich PatruUen dahin lu 
•ntsenden and den Feind an beobachten." 

Die ofioiSse BrochUre : ,Znr Beartheilnng des Terlialtens der Bndischeit 
Peld-Divislon im Feldiuge des Jahres 1SB6" erklHrt, dasa erst gegen Abend der 
Corps-Commandant an den Commandanlen der badiscben Division daa Ansinnen 
stellte, Stockstadt in nebmen. 



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112 ÖBterreirb» Kampfs im Jahre 186fl. 

Während die Division Göben AschafTenburg kämpfend erreiehle, 
blieben die beiden andern preussischen Divisionen, 7 Meilen hinter ihr 
rastend an der Sinn, ohne selbst nach dem Gefechte bei Laafach näher her- 
angezogen zu werden,') Die Division Beyer stand seit 13. bei Rieneck, die 
Division Manteuffel bei Gemünden. 

Die bayeri seile Armee behieil ihre Aufstellung vom 13. unverändert 
Ijei, nur die Cavallerie - Brigaden Rummel und Herzog Ludwig rflckten 
Östlich nach Gross- Langheim ab. 

Die Division Stephan sUind bei Gerolzhofen; die Division Feder 
bei Donnersdorf; die Division Prinz Luilpold (Zoller) bei Greltsladl (Brigade 
Schweitzer: Kilzingen); die Division Harlmann bei Heidenfeld', die 
Reserve-Infanterie-Division bei Gochsheim ; Artillerie-Re- 
serve in Sulzheim. Das Hauptquartier verblieb in Gerolzhofen. 

') Ofßciellei preuiÜBchee Werk Seite 639, B. Absais. 



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y. ConcentHnuiKB-Bewegangeii der BimileB-ij'niee gegmt Würaborg. 113 



V. Abschnitt. 



ConcentiirnngB-Bewegiingen dez Bandes-Armee gegen 

"Wüizburg. Besetzung Frankfart's durch die preussischen 

Truppen. 

15. bis ZL JuU. 

Noch dem Gefechle bei AschafTenburg suchte Prinz Alexander sich 15.— 21. Jnli. 
der bayerischen Armee zu nähern und ordnete demgemäss die Bewegungen 
des VIII. Bundes-Corps durch den Odenwald an, welche am 15. begannen 
und ungestörl vor sich gingen. Die Österreichische Brigade Hahn marschirte 
am 15. Morgens von Hergcrtsliausen Qber Gross-Umstadl bis Höchst Ein 
stärkeres Detachemenl wurde über Neustadt nach Obernburg am Main diri- 
girt, um zu erkunden, ob die Main-Strasse frei vom Feinde sei. 

Die badische Division folgte der Brigade Hahn und entsandte eine 
starke Colonne über Gross-Ostheim und Gross- Wallsladt, das Divisionsstabs- 
quarlier kam nach Höchst, die linke Colonne bis vorwärts Eisenbach. Die 
4 Reserve- Batterien rockten über Gross-Umstadt nach Reinheim und ver- 
einigten sich dort mit der allgemeinen Artillerie-Reserve. 

Die hessische Division marschirte über Dieburg bis Überau und 
Lengfeld, wo sie eng canlonnirle und biwakirte; 

die wdrtteni bergische Division bis Gross-Umstadt ; 

die nassauische Brigade Roth, welcher dieSicherung der Artillerie- 
MunilJons-Reserve Qberlrugen wurde, bis Reinheim und Bieberau ') ; 

die Reserve-Reilerei bis Rossdorf, Gundernhausen , Gross- 
Zimmern; 

das Corps-Quartier kam nach Gross-Umstadt. 

Bei keiner der verschiedenen Colonnen ward etwas vom Feinde wahr- 
genommen. 

■) Ton der nassauiBcben Brigade ginft d&e JSger- nnd dss I. B&tftilton des 
1. Kegiments, sowie das AufnalmiB^piUl and die SaniUts-Compagnie in der FiUli 
mittelRt Bahn nach Darmstadt, irihrend die Opfd. Batterie nnd die Triin-ColonDen 
Bber Lan^^n dahin marachirtan. Dm Pionuier-Bataillon dieser Brigade erhielt den 
Befehl, tou Oberrad wo möglich die BeTgstrasge eq gewinnen, wo nicht, nach llAins 
BD manchiren. 

Ottairticlu Elnpfc UM. (T. Baori.) 6 B 



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114 Oiterroiaha KSmpfe im Jnhrs IflSA. 

15— ai.Juli. Die bayerische Armee, welche zum gegebenen Rendez-vous einen viel 

kürzeren Weg hatte und daliei im eigenen Liinde verblieb, begann gleich- 
falls am 16. Iheilweise ihren Marsch gegen Würzburg. 

Die Division Stephan rüclfle nach StadtSciiwarznch, die Division 
Feder n:tch Gerolzhofen und die Division Harlmann niich Galbach; die 
Brigade Schweitzer mit dem 2. Chevaulegers-Reginient und der Batterie 
Schuster nach Frankenwinheim, die Reserve-Infanterie-Brigade 
nach Volkach. 

Die der Division H u r t m a n n zugelheilte 2. leichte Cavallerie-Brigade 
Pappenheini bezog am Abend die nächst Fahr gelegenen Ortschaften 
am rechten Main-Ufer; die Bewachung des Flusses zwischen Schweiniurt 
und Hasstiirt wurde an 2 in diesen beiden Städten dislodrle Compagnien 
und 2 Esciidrons Cavallerie übertragen. 

Das Huuptr,uartier gelangte nach Wiesentheid, wo die Nachricht eintraf, 
dass die Preussen einen Theil des VlII. Bundes-Corps im Spessart über- 
fallen hätten. 

FML. Graf H u y n meldete an diesem Tage Abends 1 Uhr telegraphisch 
aus Kitziiigcn nach Wien: „Vom feindlichen Commandanlen noch keine 
„Antwort" (bezüglich der vorgesehhigenen Waffenruhe) „die Operationen 
„der Bayern gelien auf Würzburg forL Heute Nacht telegraphirle v. d. 
„Pfordlen an den Prinzen Carl, dass Österreich aus dem deutschen Bunde 
„tritt und die Zustimmung Bayerns verlangt; er hat deshalb nach Paris und 
„Wien wegen der Waffenruhe telegrnphlrt." 

Minister v. d, Pfordten Hess den Austritt Österreichs aus dem Bunde 
allenthalben durch Placate verkünden. Doch noch In derselben Nacht, nlü die 
oben citirte Depesche in Wien eintraf, wurde dem FML. Graf H u y n Folgen- 
des telegraphisch erwidert: 

„Nachdem bis jetzt kein Waffenstillstand zu Stande gekommen, ist der 
„.\ustritl Österreichs aus dem Bunde nicht ausgesprochen und es werden 
„alle Massregeln zu energischer Fortsetzung des Kampfes getroffen. Die T6le 
„der Süd-Armee ist bereits (n Wien eingetroffen." 

Die preussische Armee setzte am 15. mit den beiden Divisionen 
Beyer und Man teuffei den Marsch in der Ricbtung aul Frankfurt iort. 

Die erstere Division gelangte bis Orb, die andere bis Rechtenbach. Die 
Division G ö b e n hielt bei AschafTenburg RasL 

Am 16. Juli passirlen die Bayern in 3 Colonnen bei Fahr, Sladt 
Schwarzach, wo früher KriegsbrQcken geschlagen worden waren, und 
Kitzingen den Main. 



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Y. ConceiitrimD^-Bewe(piig«D der Bundes-Annee gogen WOrzburg. ] 1 5 

Die Division Stephan marsehirle nach Rottendorf und Gerbrunn (beilS.— Sl. Jali, 
'WSrzbnrg-, die Division Feder nach Detlelbach, Brück und Mainstockheim, 
4)ie Division Prinz Luitpold (froher Zoller) nach Kömach und Unter- 
Pleichfeld. Die Division Harlmann nach Würzburg und Oberzeil, mit 
'der 2. leichlen Cavallerie-Brigade nach Estenreld, die Reserve. 
Inranlerie-Brie:ade, welche dem Forsten Taxis nnlerstellt wurde, 
flach EfTetdorf. 

Die Beserve-Cavallorie verblieb grQsstentbeils in ihrer Disloea- 
<iofi, wShrend die Reserve-Artillerie nach Biebergau und Biebelried 
<rilck(e. Das Armee-Hauplquarlier kam nach Wfirzburg und Prinz Car 
«rbielt hier auf seinen Waffensiilletandsvorschla^ durch einen preusaischen 
Parlamentär die Antwort, dass 6. d. 1. v. Faickensiein wohl mit den 
Bayern einen Waffenstillstand anf die verlangte Dauer abzuschUessen genest 
«ei, dass aber die unter Prinz Alexander stehenden Truppen davon ausge- 
-schlossen bleiben müssien. 

Wie immer in diesem Feldzuge, zeigte sich auch bei dieser Gelegenheit 
der militärische Charakter des bayerischen Prinzen. Trotz gegentheiliger Ein- 
flüsse wies er das Ansinnen, seine Bundesgenossen im Stiche zulassen, zurück 
und beschloss den Krieg weiter zu führen. 

Das VIII. Bundes-Corps brach an diesem Tage in 3 Cotonnen auf und 
nahm mit der Iroken Colonne (Ssterreichische Brigade Hahn und 
tadische Division) den Weg im linken Main-Thale, mit der mittleren 
-Colonne (wfirtlembergische und hessische Division) im Thale des 
JMßmIing-Baches, und der rechten Colonne (Reserve-Arliilerie unter 
Bedeckung der nassanischeo Brigade Roth und die Reserve-Reiterei) 
im Oersprenz-Thale. 

Getrennt vom Armee-Corps und auf dessen rechtem Flügel marschirten 
die verschiedenen Truin-Colonnen auf Heidelberg, um sie mittelst Eisenbahn 
nach Mosbach bringen zu können. 

Die österreichische Br^&de Hahn, welche auch heule die Avantgarde 
des linken Flügels bildete, rüekte aus ihrer Canlonnirung um Höchst über 
Neustadt nach Obernburg, wo sie dos am Tage vorher dahin entsandte 
Detachemenl, 3. Bataillon Hess und die 2 kurhessischen Huszaren-Escadrons, 
aufnahm und längs des linken Main-Ufers dberLaudenbachbisKlein-ETeubach 
■weiter marsehirle. 

Das 3. Bataillon Nobili, 2 Geschütze und 1*/, Huszaren-Escadrons be- 
setzten Miltenberg. Sowohl von Heubach, uls auch von Miltenberg auf das 
andere Main- Ufer entsandle Huszaren-Patrullen trafen nirgends den Feind; 
die eingezogenen Nachrichten über die Stellung der Preussen waren sehr 



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IJg ö*l«rreiolu Stlmpfa im Jithr« 1866. 

15.— 9). Ji.li. widersprechend, und man blieb darüber unaurgeklärL Die Brigade Rolb 
mnrschirte mil der Munilions-Reserve nach Fränkisch-Grumbach und PfafFen- 
beerfurlh. 

Von den übrigen Divisionen geJanglen die badische nach Wörlb 
lind Trennfurt, die grosslierzoglich hessische bis Höchst, die wärt lern- 
bergische bis Fürslengrund, König und Zell , die Reserve-Reiterei 
n:ich Gross-Rieberau. 

Das Corpsqunrlier kam nach Michelstadt 

Sehen Tags vorher hatte Prinz Alexander das Armee-Commando 
aufgefordert, die Bayern dem VIII. Bundes-Corps weiter entgegen räcken 
EU lassen , da die Vereinigung bei Uffenheim nicht vor dem 23. lu Stande 
kommen könnte. Prinz Carl halte aber bereits selbst einen darauf hinsfeien- 
den Entschluss gefasst und theilte am 16. lelegrapbisch und bald darauf 
durch Courier mil, dass er am 16. Juli „mit der bayerischen Armee bei 
„Würzburg eintreffe. Es sei seine Al>sicht, sich mit dem VlIL Armee-Corps 
„zu vereinigen oder eine energische Cooperation mil demselben in's Werk 
„zu setzen. Der Prinz werde täglich einmal einen Offleier mit Nachrichten aa 
„den Prinzen von Hessen senden und täglich zweimal telegniphiren, letzterer 
„möge dasselbe thun." 

Während die Bundeslruppen auf diese Weise sich in kurzen Tag- 
märschen einander nSherlen, nahm G. d. 1. v. Faickenstein am 16. Bentz 
von Frankfurt 

Von der Division Göben rückte die Brigade Wrangel schon Vor- 
mittags nach Hanau, waggonirte sich auf die Kunde von der völligen Räumung^ 
Frankfurts ein, und gelangte noch am seiben Tage dahin. 

Die Brigade Kummer marschirle, als die T6te der Division Man- 
ien ff el Aschafienburg erreichte, von dort ab and kam bis Kahl (1 Meile 
von Hanau). Die Division Beyer endlidi traf an diesem Tage bei Geln 
hausen ein. 

Abends 7'/,Uhr hielt G. d. 1. v. Faickenstein an der Spitze der 
Brigade Wrangel seinen Einzug in die Bundesstadt 

Tagsdarauf gelangte auch die Brigade Kummer dahin und detachirt& 
das 19. Regiment nach Höchst Die Division Manteuffel verblieb am 17. 
in Ascbaffenburg, die Division Beyer kam nach Hanau. 

Preussen halte somit in verhäUnissmässig leichter Weise erreichl, 
was es erstrebt, nemlicb den factischen Besitz des ganzen Territoriums bi» 
zum Main. 

Am Tage nach seinem Einzüge erliess G. d. 1. v. Faickenstein eine 
Proclamation, in der er erklSrle, dass die Regierungsgewalt über das Herzog- 



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y. Besetiang Frftnkfiirt'i dorcli die pranwUchen Trappen. 1I7 

Ihmn Nassau, die freie Stadi Frankfurt, die occupirten Theilcis— 
von Bayern und des Grossherzoglhums von Hessen auf seine 
Person äbergangen sei und legle gleichzcilis der Stadt Frankfurt eine 
Contribntion von 5,750.000 Gulden auf, deren Zahlung binnen 24 Stunden 
gefordert und auch wirklich geleistet wurde. 

Nebsldem verlangte der Commandant der Main -Armee bedeutende 
Natnrallieferuogen von der Stadt und die Bewohner stellten auch selbe 
widerstandslos bd '). 

Preussen behandelte Frankfurt in jeder Beziehung als eine eroberte 
Stadt, obgleich diese in ihrer staatlichen Eigenschaft nie die geringste th9t- 
licbe Feindseligkeit begangen liatte. 

In der Bundestagssitzung vom 14. Juni halte Frankfurt ausdröcklich 
erklärt, „dass es sich der österreichischen Molivirung nicht anschliesse," 
wurde aber von den anderen Mitgliedern seiner Curie fiberstimmt 

Als die Bundesvei'S:immtung Anfangs Juli die Befestigung Frankfurts 
anordnete, protestirle dessen Gesandter dagegen. 

Auch schloss sich das Frankfurter Linien-Batnilloii den Bundestruppen 
nicht an, sondern verblieb ruhig in der Stadt, ohne die genngste Feind- 
seligkeit gegen Preussen zu verüb'en und als man am 16- den Einmarsch der 
Main'.\rmee gewiirtigte, lorderle der Senat die Einwohner mittelst Placaten 
auf, die Preussen auf das Freundlichste zu empfangen. 

Frankfurt ward trotzdem feindlich bebandelt, um es scheinbar mit Grund 
in den preussischen Staatsverband einverleiben zu kSnnen. 

Von Frankfurt aus erstattete G. d. I. v. F a I c k e n s t e i n aber die er- 
rungenen Erfolge die Meldung und schloss selbe mit den Worten: „Die 
„Uinder nördlich des Hains liegen zu Euer kGniglichen Majestät Füssen", 

') ,Aii die Herren SenatorBti Fellnsr und Maller Hocbwohtgeboren hier- 
aelbat. 

,Dh die Armeen Em Kriege Mtgewieaen sind, aich ihren tlnterh&lt in Feindes- 
«laod in aichem, to beatimme ich, dua ftlr die mir antergebeDe Mun-Armaa dia 
, Stadt Frankfurt Folg^endea m lelaten hat: 

1. Dieaelbe hat jedem Ba1d»t«n meiner Armee ein Paar Stiefel nach der gegebenen 
Probe SB verabreichen. 

3. Zur Erg&niang dar bedeutenden Varlnste an Reitpferden hat diu Stadt Prank- 
fnrt SÜO gnt gerittene Seitpferde m liefsm. 

S. Die Löhnung für die mir untergebene AruiaB auf ein Jahr tat von der Stadt 
Frankfurt diaponlbel lu atallen, nm aofart au die FeLdkriegekaaae abgeliefert 
an werden. 

4. Dagagen aoU die Stadt Frankfurt, mit Ananahme ron Cigarren 
von jader anderen N atural-Liefernng befreit aein nnd werde ich 
anch die EinquirtierangBlaat auf daa Nothwendigate beaehrlnken. 

Hanptqnsrtier Frankfurt a. H. den 18. Juli 1608. 

(gea.) y. Palckanatuin, Q. d. I." 



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]]g Öiterreichi ERmpfe im Jftbro ISSA. 

13.— 21. Jnli. nicht ahnend, dass ihm fflne seinem bisherigen Wirken wenig Anerkennung: 
bringende Überraschung hevorslehe. Am Tage, nachdem er den obigen Be- 
richt expedirt hatte, traf eine Ordre in Fr.inkriirt ein, mittelst welcher 
G. d. L V. Faickenstein des Ober-Commando'B der Main-Armee ent- 
hoben und zum General-Gouverneur von Böhmen ernannt ward. 

Als diese Ordre am 1 !. Juli im grossen preussischen Hauptquartier er- 
lassen wurde, hatte man noch keine Meldung über die Siege bei Kissingen und 
Aschaffenburg, und geheime, dem G. d. I. v. Faickenstein Teindliche, 
Beriehie über san bisheriges Vorgehen gegen die Bundes-Aimee sollen die 
Veranlassung zu dieser Massregel gewesen sein. 

Der zu seinem NacWolger bestimmte GL. v. Manteuffel traf am 
20. Mittags in Frankfurt ein und trat noch am selben Tage das Ober- 
Commando der Main-Armee an. 

6. d. I. V. F a 1 c k e n s t e i n hatte bestimmt erklärt, dass ausser den bis- 
her auferlegten Lästungen, an Frankfurt keine, welch' immer Namen habende- 
Fordcrung mehr gestellt werden wörde. 

Doch das Wort des preussischen Berehisbabers sollte sich als werihlo» 
erweisen, denn dessen Nachfolger verlangte gleich nach seinem Eintreffe» 
von der Stadt die Herstellung eines „eisernen Magazins" mit ungeheuren- 
Vorrälhen, welche je nach ihrem Verbrauche augenblicklich wieder ersetzt 
werden sollten '), überdies aber noch 26 Milliorien Gulden in Baarom, die 
binnen 24 Stunden zu erlegen waren. Man drohte mit Plünderung, falls- 
Frankfurt den gestellten Forderungen nicht nachkäme. 

Bürgermeister Fellner, seine Vaterstadt zu sehr liebend , um deren 
Verderben niitansehen zu können, gab sich den Tod. 

Zur Plünderung wurde nicht geschritten, doch griff man zu andere» 
harten Zwangsmassregeln, ohne aber die gewünschte Wirkung zu erzielen,, 
denn die geforderten 25 Millionen Gulden wurden standhält verweigert. 

Als man einsah , dass dieselben nicht zu erlangen seien , ward auf die 
Leistung der Geld-Contribution verzichtet. 

In der Stellung der preussischen Truppen kam bis 20. Juli keine bedeu- 
tende Verfinderung vor. 

■) 16.000 Brote ta G Pfund 16 Loth. 
1480 Ceotner Schifbiwiebnck. 

600 . Rindvieh. 

800 , ^räncherten Speck. 

460 , Seis. 

140 , Caffee. 

100 . Salz. 
&000 . H&fer. 



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T. ConceDtriniiiga-Beweg|ung«ii der BandeB-Amee gegen 'Wflrzbnrg. 119 

Was die Bunde&truppen betrifft, so hielt dae Vill. Corps am 17. Juli i6.— si. Jaii. 
einen Rasttag. 

Die b ad i sehe Division hatte aus ihren Biwalis bei Trennlurt und 
Wfirtli schon am 16. Abends Detachements in die am rechten Main-Ufer 
beenden Orte Erlenbach und Klingenberg gesandt. Am Morgen des 17. 
nahm eine preussische Huszuren-Patrulle einige Vedetlen einer bei Erlenbach 
stehenden badischen Feldwache gefangen. 

Prinz Alexander erhielt an diesem Tü^ durch einen Courier des 
Ministerg v. Varnbüler folgende Nachrieht: „.Mtyor v. Suckow meldet 
„telegraphisch nach StuLlgarl, duss am ] 6. ein preussischer Parlamentär dem 
„Prinzen Carl (von Bayern) separirlen Waffenstillstand angeboten habe, der 
„Prinz lehne ihn ab, werde aber sehr gedrängt, die Verhandln fl- 
ogen nicht abzubrechen." 

Prinz Alexander sandte liieraut den Oberst v. Schönfeld nach 
Würzborg, um Bestimmteres über die Pläne des Prinzen Carl zu erfahren, 
und ihn um eine persönliche Zusammenkunft zu bitten. — Er erhielt am 17. 
die Millheilung, dass die Spitzen einer bayerischen Division bereits bei 
Heidcnleld und Wertheim ständen und eine zweiteDivision behufs Verbindung 
über Tauber-Bischofsbeim in der Umgegend von Kist angelangt sei. 

Von der bayerischen Armee war an diesem Tage die Division Stephan 
nach Ueidingsield-Kisl, die Division F e d e r in die Umgebung von Rottendorf- 
Randesacker, die Division Prinz L u i l p o 1 d (früher Z o 1 1 e r) nach Würzburg 
mit der Cantonnirungsgrenze Hettstadl und die Division Harlmand nach 
Rossbrunn, Remlingen, Üllingen, Helmstadt, die 2. leichte Cavallerie-Brigade 
Graf Pappenheim nach Birkenleid gelangt. 

Von den dem Fürsten Taxis unterstehenden Truppen kam die 
Ueserve-Infanterie- und die schwere Ca vallerie-Brigade 
nach Kilzingen, die I. leichte (Herzog Ludwig) nach Estenfeld, 

Die Reserve- Artillerie wurde nach Würzburg dirigirt und bei 
Heidingsfeld eine Kriegsbräcke geschlagen. 

Am 18. verblieb die bayerische Armee in dieser Aufstellung; 
das VIII. BiindeS'Corps hingegen setzte seinen Marsch an diesem 
Tage fort. 

Die würltembergische Division kam nach Amorbaeh ; 

die badische Division, welche den Auftrag hatte, die Fährer. bei 
Millenberg, Klein-Henbach. sowie den unteren Lauf des Mains gegen Lauden- 
bach besonders in's Auge zu fassen, nach Miltenberg (Divisionsslab), Klein- 
Heubach, Eichenbühl, Börgstadt ; 



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120 0«terreichi Kämpfe im Jahre IU6. 

— SLJuU. die grossIierzog)ich hessische Division nach Michelsladt (DivtsionS' 

Stab), Steinbach, Stockheim, Dorf Erbach. 

Die Österreichisclie Brigade Hahn marschirte nach Neukirchen, 
Hundheim (Divisionsstab), Külsheim; die nassauische Brigade Hoih mit 
der Munitions- Reserve nach Unter-Mossau und Hiltcrsklingen. Der BrQckenzus 
sollte sich bei Fürth dieser Colonne anschliessen. 

DieReiter- und Artillerie- Reserve kam nach Hetzbach und 
Beerfelden, das Corpsquartier nach Amorbach. 

Hier traf der Tagsvorher in's bayerische Hauptquartier entsaodte 
Oberst V. Schönfeld mit dem Tolgenden Schreiben ein: 

„Würzburg, 17. Juli 1866. 

„Den Bericht Euer grossherzoglichen Hoheit vom 15. d. M. habe ich 
„heute 4 Uhr erhalten. Ich halle bereits vorher meinen Ordonnanz-Officier, 
„Rittmeister Dürig, an Hßchstdieselben mit der Mittheilung abgeschickt, 
„dass die bayerische Armee um Würzburg conccntrirt ist, woselbst sich mein 
„Hauptquartier befindet. 

„Eine meiner Divi^onen ist nach Remüngen vorgeschoben, mit Detach»- 
„menis an der Brücke von Hddenield. und eine Spitze nach Wertheim zur 
„Herstellung der Verbindung mit dem Vlll. Armee-Corps. 

„Eüne zweite Division slehl in der Umgegend von Kist mit dem Auf- 
„trage, nach Bischolsheim un der Tauber zu detachiren. um auf dieser Linie 
„die Verbindung möglichst bald herzustellen, weshalb denselben aufbeiden 
„Strassen baldmöglichst Abtheilungen entgegen zu senden wären. 

„Euer erossherzogliche Hoheit ersehen hieraus , diiss die Vereinigung 
„weil früher und auf kürzerem Wege herzuslellen ist, als es Irdher in Aus- 
„sicht genommen war, und werden demnach die Marsch-Dispositionen ein- 
„richten, mir aber baldmöglichst genaue Miltheilung über die einzuschlagen- 
„den Strassen und die Zeit der Ankunft zukommen lassen. 

„Bemerken muss ich noch, dass von Miltenberg hierher telegraphirt 
„werden kann, und dass bereits ein Civii-Commissär von hier nach IMillenberg 
„abgesandt wurde. 

„Unseren Nachrichten zufolge stehen südlich von Ascbaffenburg keine 
„preus»scben Corps m^r." 

„(gez.) Prinz Carl von Bayern." 

FML.Graf Neipperg meldete noch an diesem Tage Abends aus Hund- 
heim, dass eine Escadron des 6. bayerischen Chevanlegers-Regimenls und 
eis bayerisches Infanterie- Reimen t in Markt Heidenleld eingerückt seien 
und dass noch mehr Cavallerie daselbst crwarlet werde, ferners, dass daselbst 
des Morgens eine preussische Patrulle von 20 — 25 Mann sich gezeigt, jedoch 
nach kurzem Verweilen alsbald wieder zurückgezogen habe. 



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T. CoDcentriruiigj-Bewegaiigen der BoDdea-Armee g^en WUribarg. ]2I 

Am selben Abende gelangle »uch das bayerische Hauptquartier in :5, 
Kenntniss, dass man die Fühlung mit Truppen des Vill. Corps erreicht habe; 
anderseits trafen wiederholt Meldungen ein, die Preussen seien im Anrucken 
durch den Spessart. 

Am 19. Juli wurde, nachdem von der Division Hart mann Lengrurt 
und Markt Heideiifeld stark besetzt worden, die BrigadeCellanuchEsselbacli 
vorgeschoben, von wo sie gegen AschalTenburg zu eclairiren hatte. 

Ferners wurde Schloss Trierenslein mit 1 Bataillon, Lohr durch 1 Zug 
Chevaulegers besetzt 

Die 2. leichte Brigade vftrbheb in Birkenfeld. Die übrigen Truppen 
der bayerischen Armee führten an diesem Tage folgende Bewegungen aus : 

Die Division Prinz Luitpoid (Zoller) rückte nach Hettstadt, 
„ „ Feder nach Wurzburg, 

„ „ Stephan nach Remlingen, Homburg, Urphar, Dertingen 

und stellte über Wertheim die Verbindung mit dem Vllf. Bundes-Corps her. 

Von dem Cavallerie-Reserve-Corps kam die schwere Brigade 
nach Ochsenfurt, die I. leichte, Herzog Ludwig, nach Unter-Pleichfeld und 
die Reserve-lnfanierie-Brigade nach Marhlbreit; die Reserve- 
Artillerie zwischen Waldbflilelbrunn und Kist. 

Das VIIl. Bundes-Corps nahm am 19. folgende Aufstellung ein : 

Würltembergische Division: Walldürn, HÖpflngen und Hard- 
heim (Stab"] ; 

badische Division: Sleinbach. Külsheim, Eiershelm; 1 Inlanterie- 
Regimenk und '/, Batterie wurden nach Wertheim zur Deckung des dortigen 
Überganges und zur Recognoscirung gegen Lengfurt entsendet; 

grossherzoglich hessische Division: Amorbach (Stab), Weilbüch, 
Schneeberg, 1 Bataillon und 1 Escadron in Miltenberg; 

fisterreich-nassBuische Division: Brigade Hahn bis Tauber- 
Bischofsheim, Brigade Roth mit der Munitions-Reserve nächst Schlossau; 

die R e s e r v e-R e i t e r e i und A r t i 1 1 e r i e-R e s e r v e : Muduu, Ober- 
und Unter-ScheidetUhal, Langenelz; 

Corpsquartier : Walldürn. 

Durch die von beiden Bundes-Corps am 1 9, ausgefilhrten Bewegungen 
Maren sie sich bis aul einen Tagesmarsch nahe gerückt und somit vereinigt 

Um nun die weiteren Operationen in Einklang zu bringen, fand an 
diesem Tage eine Zusammenkunft der Prinzen Carlund Alexanderund 
deren Generalstabscliefs in Tauber-Bischofsheim statt 

Es wurde beschlossen, am24. , falls sich bis dahin nicht constatirle, 
dass die gesammten Streitkräfte des Feindes dem VIU. Ckirps nachrückten. 



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122 OrteiTsieha ESnipf« Im Jahre 1866. 

—Sl. Juli, durch den Spessart mit der vereinigten Bnndes-Armee nuf Aschaflenburg 
und Frankfurl vorzugehen. Die Details dieser Operation sollten in einer wei- 
teren am 21. abzuhaltenden Conferenz festgestellt werden ')- 

Bei dieser Zusammenkunlt erfuhr Prinz Alexander, das» der baye- 
rische Minisler v. d. Pfordlen die Fortführung der Unterhandlungen beireff 
Abschlusses eines Waffenstillstandes wünschte, Prinz Carl aber auf jede 
weitere Negocialion verzichle und im Gegenlheile entschlossen sei, den Krieg 
mit aller Entschiedenheit fortzuführen, da auch der nunmehrige Commandant 
der preussischen Üdain-Ärmee, GL. v, Manteuffel, auf ein neuerliches 
WafTenstil Islands- Anbot erwidert halle, nur mit Ausschluss des VIII. Bundes- 
Corps die Unterhandlungen weiter führen zu wollen. Erwähnenswerth ist 
auch, dass am 19. der badische Oberst Götz im bayerischen Hauptquartier 
eintraf, um Namens seines Souverains den' Prinzen Carl zu bitten, die 
badischen Lande vor einer feindlichen Invasion zu schützen. 

Nach seiner Rückkunft in Walldürn erliess Prhiz Alexander die 
Disposition für den 20., in Folge welcher dos VIII. ßundes-Corps seinen 
Mnrsch gegen die Tauber weiter lortselzle. 

Die württembergische Division kam bis Gross- Rinderleld (Stab), 
Impfingen, Tauber-Bischofsheim, Palmar, Grünsfeld, Grünsfeldhausen; 

die badische Division nach Hundheim (Stabl, Werthejm, Sachsen- 
haueen, Waidenhausen, Nassig, DÖrlesberg, Reichholzheim, Kenibach. Urphar; 

die grossherzoglich hessische Division nach Hardheim (Stab), 
Schweinberg, Rüdenthal, Sleinfurth, Steinbach, Miltenberg und Bürgstadt. 

Von der Österreich-nassau ischen Division gelangle die Brigade 
Hahn nach Gerlachsheim (Divisions- und Brigade Slab), Lauda. Oberlauda, 
Dittwar, Marbach; die Brigade Roth milder MuniUons-Reserve nach Buchen 
und Hainstadt. Die Reiterei- und Artillerie-Reserve kam nach 
Walldürn, Höpfingen, Waldstelten ; der Brückcnzug nach Königshofen und 
Sachsenflur. 



') Prinz Carl beabeiclitiitte aufangKch die Offensive Ober die Tauber und 
durch den Odenwald, Terxichtete jedoeb auf die Auefahrung dieses Flaues, da der 
eben eist vom VIII. Corps dnichzogene Landstrich ^Dsse Scbnierigkeiten bei der 
VerpSegnng der Truppen geboten hStte. 

Prinz Alexinder anderseits soll, wie dies au* einem seiner Berichte hervor- 
geht, hei der Zusammeokauft in Taubera-Biachofsheim proponirt haben, mit den rer- 
einten TU. und VIII. Bandes-Corps in Eilmärschen nach lAax zu rücken, da die 
Entscheidung an der Donau fallen mOsste. Prini Carl ging jedoch auf diese Idee 
nicht ein. 



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y, Concentrinmgg-BeiregnugaD der Bundes-Aimee gegen Wflizburg. 123 

Es wurde bestimmt, dass die Linie des Main und die Ausgänge aus den 15.— 21. Juli. 
Defil^n des Odenwaldes von den nächststelieRdui Ablhülungen anl das 
Sorgliimsste zu bewachen seien und die würltembergische und ba- 
dische DiviEQon durch Patrullen die Verbindung mit den bei Heidenfetd, 
Lengrurt, Remlingen, Würzburg stehenden Bayern aufzusuchen hätten. 

Miltenberg und Wertheim sollten gehörig besetzt werden , um diese 
Punkte bei einem etwaigen Angriffe kräftigst vertheidisen zu können. 

Prinz Alexander verlegte sein Hauptquartier nach Tauber- 
Bischorsheim. 

Er war nunmehr darauf bedacht, seine Truppen in eine zweckmässige 
Aufstellung in der Tauber-Linie und die Reserve-Anstalten in diis ihnen zu- 
kommende Verhällniss zu den Divisionen zu bringen. 

Am Abende des 21. hatte in Folge dessen das VIH. Bundes-Corps 
folgende Aufstellung inne: 

Würtlembergische Division: von Gross-Rinderfeld (Stab) bis Tau- 
ber-Bischofsheim ; 

badische Division; von Wertheim (Stab) bis Brombach und bis 
Lengfurt; 

gro&sherzoglich hessische Division: Königheim (Stab), Werbach, 
Eiersheim, Gamburg, Dienstadt, Gissigheim ; 

Österreich-nassauische Division: Brigade Hahn: Gerlachs- 
heim, Lauda, Oberlauda, Dittwar, Marbach; Brigade Roth mit der Munitions- 
Reserve: Höpflngen, Schweinberg, Pütfringen. ') 

Reiter-Reserve,: Kfilsheim(Stab), Hardhelm, Rüdenlhal, Steinfurth, 
Hundheim, Neukirchen; 

A r t i 1 1 e r 1 e-R e s e r v e ; Dittigheim. 

Der Brückenzug verblieb in KÖnigshofen, Sachsenßur. 

Die badische Diviston hatte die Aufgabe, den Main vor ihrer Auf- 
stellung EU decken, sowie bis Lengfurt und gegen Miltenbei^ zu recognos- 
ciren, die Reserve-Reiterei den Befehl, ununterbrochen durch kleine Putrulten 
alle Wege, welche vom Odenwald und dem Main gegen die Aufstellung 
führten, aufzuklären, den Punkt Miltenberg aber durch grössere Detachements 
untersuchen zu lassen, während die L und 2. Division die Verbindung mit 
den Bayern erhalten sollten. 



Von der Ärtillerie-Beserve wurde die OstercelcbUche 8pfd. Batterie augewieeen, 
bei ihrer DiTiüou einzurflckeii, an welchem Tsge anoh die Brigade Roth 
a den DiTiBiauBverbMid ca treten hatte. 



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124 öjitarralohs Kampfe im J&kr« IM6. 

-äl.Julf. Im Laufe des Tages erhielt Prinz Alexander nachloigwndes Tele- 

gramm des Grossberzogs von Baden: „Das kaiserliche Cabinetin Wien 
„hat gestern beschlossen, die französischen Vorschl^e anzunehmen und auf 
„Ausschliessung aus dem Bunde, den Preussen bilden will, einzugehen. " 

Die Bayern behielten ihre am 19. bei Markt H^denfeld und Essel- 
badi, femer Remlingen, Hetlsladt und Würzburg genommene Aufslellung 
mit nur geringfügigen Veränderungen bei und schoben ihre Vorposten nach 
und nach bis in die Höhe von Bischbrunn, von wo sie bis Hessenthal pa- 
trullirlen, 



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Tl. M&»cb der Prenswn tod Frankfurt auf WHrzbnrf. 



VI. Abschnitt. 



Manch der Frenssen von rzankfnrt auf Wttrzburg. 
Gefechte an der Taaber. 

Am 21. fand eine neuerliche Zusammenkunlt der Corps-Generalstabs- 21. Jali. 
cliels GL, V, d. T a n n und GL, v, B a u r in Würzburg statt, um die Details der 
gemeinsam am 24. zu beginnenden Operationen festzusetzen. 

Von Seile des Otter-Commando kam man bei dieser Gelegenheit aur den 
bereits am 19. ausgesprochenen Plan, „längs des Main und durch den Oden- 
wald vorzugehen", zurück, ging jedoch von dieser Idee wieder ab, als GL. 
V. Baur wiederholt die Sehwierigheiten der Verpflegung auf der fraglichen 
Route und insbesondere hervorhob, dass so lange die preussische Armee 
bei Frankfurt versammelt bleibe, die strategische Bedeutung von AscbafTen- 
hurg unverändert fortbestehe In Folge dessen wurde schliesslich der nach- 
folgende Marschplan für die Bundes-Armee festgesetzt: 

VIII. Armee-Corps. Bayern. 

24. JulL 

Concentrirung der 1. und 4. Division 2. Division auf dem rechten Main-Uler 
zwischen Gross ■ Rinderfeld und bis Ketzbach. 

Gerchsheim. 3. Division Remlingen, 

2. Division Holzkirchen, vorwärts 4. „ Heidenfeld und Main-Ober- 
Weriheim. gang. 

3. Division Wertheim u. Umgebung. L Division Ertenbach. 

25. Juli. 

1-, 2., 4. Division Remlingen, Tiefen- 2. Division Gemiinden. 

thal. 1 ., 3., 4, Division Glasofen , Maria- 

3. Division ober PontonbrQcken vor- brunn, Halenlohr. 

wärts Wertheim und Fechenbacb. 

26. JulL 

1., 2.. 4. Division in der Höhe von 1., 2,, 3. Division vor u. bei Lobr. 

Bischbrunn. 4. Division bleibt vorwärts H^den- 

3. Division Kroplbrunn,£schau. fetd, bis das VHI. Armee-Corps 

zur Hälfte übergegangen, dann bis 

gegen Bodenbach, 



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126 ÖtfaiTrieh« Ktnpfe im Jahn ISM. 

27. Jnli. 

1-, 2., 4. Division Ober-Besenbacb. 1., 2., 3. DtvisiOD Hain und Laufach. 

3- Division Gailbach, Dürrmorsbach, 4. Divi^on bis gegen Kaltengrund. 

28. JulL 

Beide Corps vor Aschaffenburg. 

Während in der Annahme, die Preussen würden noch einige Zeil in 
der AuTslellung nächst Frankrart verweilen, der langsame Vormarsch der Bun- 
destruppen Tür die nächste Woehe in der eben dargestellten Wdse festgesetzt 
wurde, traf GL. v. ManteuTfel die Einldtungen zur Wiederaufnahaie 
der OfTensive. Die Main-Armee war bis dahin bedeutend verstärkt worden. 
Schon am 17. standen bei Gelnhausen unter dem Obersten v. Korts fleisch 

7 Bataillons, 3 Escadrons, 4 gezogene Geschätze, 1 FlonnJer-Compagnie und 
1 leichter Feldbrdckentrain, gegen 6000 Mann. 

Am 19. trafen bei Wiesbaden und Homburg beiläufig SOOO Mann mit 

8 Geschützen unter GM. v. Röder ein. die nun gldchfalls zur Disposition 
der Maln-Annee standen, bei welcher überdies noch die oldenbui^-hanse»' 
tische Brigade unter dem oldenburgiachen GM. v. Weltiien, ferner» 3 
preussische Bataillons, zusammen 7 Bataillons, H Escadrons, 12 Geschütze, 
annähernd 6000 Mann einrückten , so dass die Gesammt Verstärkung der 
preussischen Armee nahezu 17.000 Mann betrug'). 

GL. V. Manteuffel, dessen Division nunmehr GM. v. Flies über- 
nahm, verfügte demnach zu den weiteren Operationen über 49 Bataillons 
Infanterie, 1 Bataillon Jäger, 27 Escadrons, 121 Gesdiütze und 2Compagnien 
Pionniere, annähernd 50.000 Streitbare mit 121 Geschützen, wobei General 
Röder mit beiläufig 10.000 Mann nicht mitgezählt ist, die die Beslim- 



■) Die TGratarkmigi-TTappei! beatandeD: Unter Obent Eortsfleisch aus den 
fraher in HnnuoreT und Knrbeuen lurackgeluaenen Beutxnugen: je I BnUitloa der 
BegimeDter 30 and 70, 9 BitnillouE dsa Landnehr-Be^ments Nt. 17, TemerB 3 neu- 
formirte 4. BatiüIlonB, 3 EBcadrons des Landwehr-HasEaren-Regiinentg Kr. 10, 4 geio- 
geno GeachOtse, 1 Pionnier-Coinpaguie und I leichter Feldbrackentrain; unter Qenersi 
RSder die diiponiblen rheiaischea Besitean^- und Erostx-TmppGD : 4 Landwehr- 
Bouillons, 2 FfidlisT - Bataillons Schwarsbiirg-BadoUtadt nnd Waldeek, 1 Ersati- 
EB«adrou and B GeachÜtse. Die oldeoborf^sch-hBaseatiBcbe Brifcade x&hlte TOTltnfi^ 
4 BataillanB, 8 Escadroui und laGescbAtae; du Bntailloa LQbeck, qpd die 2 Ba- 
taillont nnd ! Escadrons des Contingents von Hamburg trafen erit am 36., rosp- 
S9. Jnli ein. Die Kbrigen S prenniischeu Bataillons waren das neu errichtete 9. JHger- 
nnd awei 4. Bstailloni. 



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VI. Marsch der Prenuen von PrAnkfart aaf WQrabarg. 127 

miing^ hallen, Nassau, Ober-Hessen und Frankfart zu oceupiren, die dort aus- 21. Jnli. 
geeehriebenen Contribulionen einzutreiben und Mainz zu beobachlen '). 

Während nun die Bandestnippen im Laufe der nächsten Tage über den 
Spessarl die Offensive gegen Aschaffenburg ergreifen wollten , halte Gl. v. 
ManleufTel vor, dem Vlli. Bundes-Corps auf dem linken Msin-Uter und 
durch den Odenwald in der lUchtung auf Miltenberg ohne Zögern zu Tolgen. 
Obgleich er die Stellung der Bayern bei Würzburg kannte, demnach auch 
gerasst sein musste, die beiden Bundes-Corps in einer bedeutenden Übermachl 
vereinigt zu finden, irählle GL. v. Manteuffel doch die bezeichnete Ope- 
rationslinie, wahrscheinlich hauptsächlich aus dem Grunde, um auch noch 
Würltemberg, Hessen-Darms ladt und Baden in das Operalionsgebiel hinein- 
zuziehen, was für den ohnedies schon t:i Aussiebt stehenden Friedensschi uss 
von WichÜgkcit war. 

• Schon am 20. Juli halle die Brigade Kummer Darmstadt, wohin ihr 
am 21. der Rest der Division Gftben Tolgle, besetzt, worauf sodann die 
Brigade Wrangel bis Dieburg vorgeschoben wurde. 

An letzterem Tage rückte femers die Division Flies ober Niedernbarg 
hintius, wfihrend die nächst Hanau siehende Division Beyer nach Aschaffen- 
burg gelangte. 

£2. Juli. 

Am 22. setzle die preussische Armee ihren Vormarsch fort. Den liniten ^2. JnlL 
Flügel, welcher die Strasse des Muin-Thales benutzte, bildete die Division 
Flies, gefolgt von jener unter GM. v. Beyer; erstere gelangte bis Lauden- 
bach, letzlere bis Wallstadt. 1 Bataillon und 1 Escadron wurden durch GM. 
V. Beyer von Asehaffenburg am rechten Main-Ufer g^n Heidenleld enl- 
sandt, um über Stellung und Starke der Bayern Erkundigungen einzuziehen: 

Der rechte Flügel — Division G oben — marschirte über Dieburg 
bis König. 

Die Bundes-Armee verblieb im Hinblick auf die am 24. zu er/iff- 
nenden Operationen, mit Ausnahme geringfügiger Veränderungen, am 22. 
ruhig in ihrer bisherigen AnTsteltuns. 



') In der Ordre de bftUille der Hain-Armee kamen «oust nur geiiuffQgige 
Änderungen vor. 

Blankenbnrg in Beinern Werke .Der deateche Krieg von 1806' bezifTert die 
Feldetilrke der operirenden preneiischen Armee auf SO. 000 Mann (S. 460), aach 
BorbstSdt ,Preii8Mns Feldcdge ge^en Österreich und dessen VerbSodele* {S. 168) 
l^bt die gleiche Berechnung, doch sind wohl hierin die Nichtstreltbarea initgeiShlt. 
Die Daten in FOrster'e miimrnatist[3chen Notiien stimmen im Qrossen mit den ofH- 
ciellen prenssischen Angaben. 



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128 ÖBterreirhfl Kftmpfe im Jnhre 1866. 

Von Seile der Bnyern wurde auf die Nachricht, dass sich feindliche 
Streircommandos in Lohr gezeigt, das 5. Infanterie-Regiment, 1 Deinchement 
Cavallerie und 2 Geschütze mit dem Aurtrage dahin entsandt, die Eiseniiahn 
nacli AschafTenburg zu zerstören und nach allen Richtungen zu patrulltren. 

Am Abende des 22. erhielt man sowohl im bayerischen, wie im Haupt- 
iiuarlier des Prinzen Alexaiidei* die ersten Nachrichten von dem Vor- 
rücken der preusaischen Main-Armee. 

Bei der badisehen Division war die Meldung eingeirofTen, dass bei 
Neukirchen ein Zusammengtoss preussischer Patrullen mit hessischen Chevau- 
legers siattgi^funden, in Folge dessen noch spüt Abends ein Jäger-Oetache- 
menl und ein anderes, gebildet aus einem badisehen Grenadier - Bataillon, 
I Batterie und I E^cadron, mit dem Auftrat^e dahin entsendet wurde, Milten- 
berg zu recognosciren. Eine andere Escadron, unter Rittmeister Oelwang, 
wurde zu gleichem Zwecke in der Richtung auf Walldärn und Ripperg ifl 
Marsch gesetzt '). 

23. JaU. 

Bekanntlich war auch der 23- für die Bundes-Armee zur Rast bestimmt. 
In Folge wiederholt einlaufender allormirender Meldungen ordnete aber Prinz 
Wilhelm von Baden schon am Morgen dieses Tages die Concentrirung 
seiner Division, welche bis dahin mit dem Gros nächst Wertheim stand, 
zwischen Hundheim und Sieinbach an. Dies wurde sogleich dem Corps- 
Commando. berichtet, welches bereits Nachrichten erhallen hatte, dass GL. 
v. Manteuffel den Vormarsch der Main-Armee durch den Odenwald an- 
geordnet habe, am 22. schon 6000 Mann unter GL. v. G&ben bei Höchst, 
3000 Mann bei Miltenberg gestanden sden und der weitere Vormarsch dieser 
Truppen gegen Hundheim und Hardheim im Laufe des Tages stattfinden dürile. 

Nachdem die badische Division gegen Hundheim abgerückt war, 
wurde die grossherzoglich hessische angewiesen, die Höhen bei Hardheim- 
Schweinberg zu besetzen; die Reserve-Reiterei sollte die Verbindung 
zwischen den beiden Divisionen erhallen und nach vorwärts streifen. 

Die wdrltembergische Division erhielt Befehl, die Brigade Ueg«l- 
maier von Tauber-Bischofsheim nachKülsheim rücken zu lassen, die beiden 
anderen Brigaden aber zu einer evenluelen Verwendung bereil zu halten. 



') .Der Antfaeit der bkdiachen Feld-DiTiston «□ d«m Rrje^ des Jsbres ISsa 
in DeatKhland." 8. 74 nnd 76. 

Nach dem ofBeiellen Werke: «IHo Operfttiouen dei VIII. dentachen Bunde«- 
Corpe im Feldinge 1SG6* 8. SO, BoUen diue Detochirungen Qbei YerftDlMsung dea 
Ani dem UaDptqii«rtier enlMndten Haaptiiuuut t. Braadenitein erat un 88. er- 
folgt Min. 



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Tl. Gefecht bei Hnndlieiiii. 129 

Preossischer Seits war GM. v.Flies, dem die Division Beyer folgle, 3S> •^oU- 
fingewiesen worden bis Nassig vorzugehen, dabei aber in der linken Flanke 
die Sirasse längs des Main zu sichern, und in der rechten Flanke Hundheim zu 
besetzen; die Division GÖben rückte gegen Amorbaeh vor. Die Avantgarde 
der Diviston Flies sliess jenseits Mitlenberg auf die von der bad ischen 
Division vorpussirten Abiheilungen, von welchen das Jäger- Detachement 
den preussischen Dragonerzug bei Bärgstadt mm Umkehren zwang, dann 
aber, gleich dem über Elchenbühl gegen Miltenbei^ vorgesandten grösseren 
Commando, von welchem eine Patrulle nächst Elchenbühl in die H&nde des 
Feindes fiel, den Rückzug antrat. 

Die Eiscadron (Oe Iwan g) des badischen Leib-Dragoner-Regiments, 
welche befa:innUich gegen Walldürn entsendet worden war, sliess in den 
Gassen des Ortes auf die Vorhut der Diviston GÖben, von welcher 2 Esca- 
drons des preussischen 8. Huszaren-Regiments die badische Escadron atta- 
kirten und diese mit ^nem Verluste von 2 Mann an Todlen und 1 Officier 
und 17 Mann an Gelangenen zuräckwarfen. 

Auf die Meldung, dass sowohl von Miltenberg als von Walldürn feindliche 
Cavallerie im Anrücken sei, wurde die hessische Division beauftragt, Hard- 
heim durch 1 Bataillon, 1 Escadron und 2 Geschütze rasch besetzen zu lassen. 
Von der badischen Division stand die Brigade La Roche bei Hundhum, 
das2. Inranterie-Regjm&nt und das Füsilier-Bataillon der Brigade Neubronn 
in Steinbach, zwischen diesen beiden Orten befanden sich 2 Batterien aufge- 
stellt Das 3. Infanterie-, 2. Dragoner-Regiment und 1 Batterie bildeten die 
Reserve- 

Nachdem die Division Flies mehrere Stunden nSchst Miltenberg ge- 
rastet, selzle selbe ihren Marsch fort. Die Avantgarde erreichte ungehindert 
Mondfeld, das Gros und die Reserve Neukirchen, woraufGM. v.Flies gegen 
Nassig weiter vorrückte und den Oberst v. P a b e c k beauftragte , mildern 
Regimente Coburg-Gotha, zwei 12pld. Geschützen und 1 Escadron des 6. Dra- 
goner-Regiments die Richtung auf Hundhetm zu n 



Gegen 1 Uhr wurde eine in der Richtung aul Neukirchen entsandte 
badische Escadron, als sie den Tiefenlhaler Waldsaum erreichte, heftig be- 
schossen, und zum Umkehren gezwungen. Doch brachten zwei mit 2 Geschützen 
vorrückende Grenadier - Compagnien den Feind zum Stehen und die Ge- 
schütze beschossen hierauf eine gegen die Neukirch-Nasäger Strasse ziehende 
preussische Escadron. 

AaitirrMalu Ktapfa IM«. (V. Bund.) 8 B 



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130 östeneictu Kfiinpfe im Jahre 1860. 

Nachdem die eben erwühnlen b:)diücheii Ablhetlangen wieder nach 
Hundheim rück^ekehrt waren, traf dort die Meldung ein, dass auch ein vom 
5. Infanten e-Regimente aul der Strasse nach ödengesSss enlsandler Zug: im 
Walde „Hintere Stauden" auf den Feind gestossen sei und sich mit Verlust 
einiger Todlen und Verwundeten habe zurückziehen müssen. 

GM. Freiherr v. LaRoche beschloss nun, selbst eine Hecognoscirung 
in der Richtung aui Nassrg zu unternehmen und ging mit dem 5. Inranterie- 
Regimentc, dem das l. Bataillon des Leib-Grenadier-Regimenles und 1 Bat- 
terie folgten, bis Sonderried vor. Es war dies zur Zeit, als die Truppen unter 
GM. V. Flies sich noch im Marsche gegen Neiikir^hen befanden. Dieselben 
gewahrten die badische Colonnc, ohne aber von dieser gesehen zu werden. 

Da GM. V. La Roche in der eingeschlagenen Ricblung nicht aul den 
Feind stiess, so dirigirte er endlich seine Truppen wieder gegen Htmdheim zu- 
rück, zuerst das Grenadier -Bataillon und die Batterie, dann das 5. Regiment, 
welches aber erst nach einer halben Stunde folgen konnte, da es früher seine 
ausgesandlen Palrullen einziehen mu.sste Als die Täte dieses Regiments den 
zwischen Sonderried und Hundbeim liegenden Wald betrat, empfing sie das 
Feuer einer dichten feindliehen Plänklerkelle, welche im Walde, Front gegen 
die Strasse, Stellung genommen balle. 

Oberst v. Fabeck war inzwischen mit dem 1. Bataillon Coburg- 
Gotha gegen den Birkhof und den Wald „Hinlere Stauden" vorgerückt, 
während das Füsilier-ßaUülon dieses Regiments, die beiden Geschütze und 
'/, Escadron als Reserve an der Chaussee hielten. Die andere halbe Escadron 
nahm zur Sicherung der rechten Flanke am Ausgange des Waldes, Front 
gegen Hundheim, Aufstellung. 

Das an der Töte befindliche 2. Bataillon des badischen 5- Regiments 
warf sich zwar, 2 Compagnien in Plankler aufgelöst, dem Feinde entgegen, 
wurde aber von den Golbaern und durch die beiden, 500 Schrille östlich 
Birkhof, aufgefahrenen Geschütze heftig- beschossen und von der Chaussee 
in der Richtung nach Ernsthof ubgedr.lngt. 

Letzterer Punkt war mittlerweile von dem nachgefolgten 1. Bataillon 
des badischen Regiments erreicht und besetzt worden; dasselbe nahm die 
relirirenden Abtlieilungen auf und gleichzeitig brach das Grenadier-Regi- 
menl, 1 Jäger- Compagnie und das 2. Dragoner- Regiment aus Hundheim, 
welches von 5 Compagnien besetzt blieb, gegen die Stellung des Feindes vor. 

Die nächst dem Birkhof stehende halbe preussische Escadron unter Ritt- 
meister v. Pfeffer, welche zur Altahe auf das gegen Ernsthof relirirende 
badische Bataillon vorging, gerieth in das Feuer des 1 Bataillons des 5. Regi- 
ments, sowie einer Jäger- und I Grenadier-Compagnie, und sah sich zum 
schleunigen Umkehren gezwungen. 



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TL Gafecht bei Hnndtudm. 131 

Auch die beiden preussischen Geschätee musslen bald das Fouer ein- 
stellen und sich zurdckziehon, als die badlscbe 6p[d. Hinterlad-Batlerie D e i m- 
ling auffohr und zu feuern begann. 

Endlich sab Oberst v. Fabeck gänzlich den Kampf auf und sam- 
melte seine Truppen n&chst dem Tiefenthaler-Hof. Die badistihe Artillerie 
bewarf den vorliegenden Wald einige Zeil hindurch mit Granaten , bis man 
sich vom Abzüge der Preossen äberzeugte. Die badischen Truppen, zu denen 
noch die Brigade Neubronn gestossen war, hielten die Stellung bei Hund- 
heim einige Zeil besetzt und rückten bei einbrechender Nacht auf Befehl des 
Corps-Commnndo's nach Kälsheim. 

Die Verluste während dieses unbedeutenden Gefeiltes betrugen: 

Preussen. ') VUL Bundes-Corps, 

resp. bad. Division. 

Offioiere Maim Offioiers Mann 

Todl — 5 3 12 

Verwundet — 15 3 53 

Vermissl und gefangen — — 1 40 

Summe: — 20 7 105. 

Prinz Alexander war gegen Ende des Gefechtes nächst Steinbach 
angetroffen. Die hier an ihn gestellte Bitte, die würtlembergisdie Brigade 
Hegel maier zur Unterstützung vorrücken zulassen, wies er zurück, da 
«ine badische Brigade noch gar nicht im Kampfe gewesen und nach der Sach- 
lage überhaupt eine Unterstützung nicht geboten schien. 

Die Brigade Hegelmaier verblieb während der Nacht in der Nähe 
von Wolferstetten , die Reserve-Reiterei links gegen Schweinberg; 
nächst und hinter diesem Orte, und zwar auf dem äussersten linken Flügel, die 
grossberzoglich hessische Division; der Rest deä Corps behielt die bereits 
bekannten Stellungen. 

Prinz Alexander hatte schon des Morgens über den Anmarsch der 
Preussen auf Ilardheim und Hundheim dem Ober-Commando berichtet und 
beigefügt, dass er zwar den anbeiohlenen Marsch durch den Spessarl »vor- 
„IfiuOg nicht aufgebe, dass jedoch sowohl die Abwehr der in seiner Front er- 
„scheinenden Preussen, als auch die durch das Abziehen der badischen 
„Division veranlasste Unterbrechung des Brückenschlages bei Werlheim noth- 
„wendig eine Verzögerung dieser Operation herbeiführen müsse *). 

Im bayerischen Hauptquartier wurde aber angenommen, dass nur eine 

') Die pKUsiscIiBD DragonoT rerloren t Todteo, S Verwandet^. Der Rest war 
▼om Bltalllon CohnT^-Gatha. 

*) Officiolles ba/erischM Werk, S. 164. 

9B» 



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132 OBtamiclw Kftmplb im Jahr« ISCfl. 

kleinere reindliehe Seiten-Colonne äurch den Odenwald im Anmärsche sei 
und die Vorbereitung zum projectirten Vormarscl» getrofTen. 

Die Division Feder marscliirle van Würebtirg nach Knrtsladt, ihre 
Avantgarde, 1: Balailloni und 1 BatLsrie, bis Gemflnden. Dm Division Hart- 
mnnn verblieb mii ihrem Gros bei Markt HeidenDsld, mit der Avanl^rde 
in Lohr; die ihr zugeth^Ile 2. leichte Cavalleri^-Brigade vrnrde 
von Birkenfeld bis Ursprin^en vorpussirt. Die Divisionen Stephan und Prinz 
Ltiitpold (Zoller) beranden sich am Abende des 23. noch in ihren fräheren 
Anfstellungen nfichst Remtingen und Hettstadt. 

Die nunmehr vom GM. Freiherr v. Seckendorf belbhligte Reserve- 
Infantsrie-Brigade ') wurde lur eventnelen ünterstiltzung des Vlll. Corps 
von Würzhurg naeh Rossbrunn und die schwere Cavallerie-Brigade von 
Ochsenfuri nach AUertheim verlegt. 

Die 1. leichte Brigade verblieb in Estenfeld. Die Division Stephan 
halte den Befehl, über Wertheim die Verbindung mit der badischen Division 
zu erhallen. 

In Folge von Pntrullen- Meldungen , dass Weriheim nicht mehr von 
Truppen des Vllf. Bundes-Corps besetzt sei, wollte GM. Stephan jenseits 
dieser Stadt die Verbindung herstellen, Tand aber gegen Abend Wertheiiii 
schon in Besitz der Preusscn. 

Von der preussisehra Armee stand am Abende des 23. die DivisioR 
F lies bei Neukirchen, die Division Beyer nächst Miltenberg und jene des 
GL. V. G 6 b e n bei Amorbach. 

Am Abende und Im Laufe der folgenden Nacht wurde Wertbeim durch 
1 Batailloo der Division Flies, Hundhetm durch das Detachement de» 
Obersten v. Fabeck beäetit. 

24. Juli 

Am 23. Abends 1 1 Ühr in sein Corpsquartier Bischolsheim rück- 
gekehrt, meldete Prinz Alexander sogleich dem Armee-Commando, dass 
das Vlll. Bundes-Corps sich am 24. bei Gross-Rindcrfeld concentriren werde, 
„um je nach Umständen entweder dem Angriffe des Feindes bei seinem 
„Übergange über die Tauber begegnen , oder den Flankenmarsch gegen 
„Markt Hcidenfeld beginnen zu können, soferne sich letzterer überhaupt als 
„noch ausführbar darstelle*). 

■) Oberat Fr«ih. v. Prankh, Eum KrlegtminUtsT deaigniit, vu uaeb Uttncheu 
barafen worden. 

•} Die Operationen des VIII dentoclien BiiDdOB-Corpi, & Sa. 



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. TL Oofaokte BB du Tauber. 183 

Dd3 Armee-ConiBiando wurde ersucht, bei einem Angriffle auf Gross- 2 
ßinderüeld, mil einigen bayerischen Dltisionen UnterslAUangz« ^wihren und 
in KenntniSK geseUi, dess d«r Brüefaewehlag b«i Wertheim und Pecbcnbaoh 
untsrbleiben hStle müssen. GlCiobBeitig erttess dor Corpe-Comniandant die 
Disposition IQr den [olgfinden Tag. 

.Diewürltemberglsche Division soihe auf d«n Hohen des rechten 
Tauber-Urers Stellung nehmen und die Orte Imptlngen und Bischoreheim be- 
setzen. Die Brigade H«gelmaier hatte von Wolferslelteu in die Stellung 
der Division einzumoken. 

Die badische Diyiston wurde aiige>wiesen , bia Bnianthal nnd Wer- 
bachhrtusen zu naarachiren und Hoohbatsen und Werbach zu besetzen. 

Die grossherzoglich hässisehe Division hatte bei Gross-Rinderfekl, die 
Österreich-nassauische zwischen Palmar and Grünsletdhausen , die 
Reserve-Reilerei bei GerchBlwim, Ober- und Unter- Altertheim Stellung 
zu nehmen und die Arlillerie-Keserve bei SckAnleld and Ilmspan 
aufzufahren. 

Die von Külsheim bis gt^en Schweinberg stehenden Truppen sollten 
zeitig Morgens den Rückzug antreten, u. e. zuerst die Truppen der ^ross- 
herzoglich hessischen Division, die Brigade Hegelmaier, diebadi- 
sche Division und sulelzt die Reserve-Reiterei mit Benätzung beider 
Strassen nach Bischofsheim. 

Die württembergisohe IMvi^en erhielt Befehl , die Richtung gegen 
Wertheim bis zum Eintreffen der badisohen Divisi«) besonders in's Auge zu 
fassen und die Deckung des rechten Pixels zu Abernebmen. — In der Stal- 
lung am rechten Tauber-Ufer sollte sie die Vorhut, die badische und fister- 
reich-nassauische Division dasGrss, die grossherzoglich hessische Division die 
Reserve bilden. 

Das Corpaquartier wurde naoh Gross-Rinderfeld veriegt. 
Die ebea anbefohlenen Bewegungen wurden im LaaCe des 24. aus- 
geführt. 

Die noch in der Nacht dahin entsandte 'Württwnbergiscbe Brigade 
Buumbach hielt Werbach und Nicklashausen bis zum Einti-effen der badi- 
scben Division besetzt und ging hierauf in die ihr zugewiesene PowUoii zurück. 
Von der Brigade Hegelmaier wurden edbe Patrulle und später 3 
Escadrons des 4. Reiter -Regiments aus dem vom Feinde bereits bescdtten 
Hardheim angeschossen, was den früheren Abmarsch der Reserve-Reiterei 
veranlasste. 

Die Brigade Hegelmaier bildete in Folge dessan den Schluss der 
auf das rechte Tauber-Ufer übergehenden Truppen und beliess in dem durch 
ein Missverständniss noch nicht besetzten Bischofsheim 2 BatailkMs. 



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134 Oalerrtieht EXmpfe in Jahre 1M6. 

Aul preussiacher Seite concentrirte sich die Division Flies bei Nnssi^. 
Die Division Beyer rfickte bis 10 Uhr Morgens nach Neiikirchen und Hand- 
heim, die Division Göben nach Hardfa^m und Wolfersletten. Diese engere 
Zusammenziehung der preussischen Armeetheile war durch die im Gefechte 
bei Hundheim entwickeile SlSrke des Regners und durch die Vermuthung 
veranlasst worden , dass derselbe an diesem Tage Concentrin am linken 
Tauber-Ufer stehe. 

Als aber bald die Nachricht einlief, dass die Truppen des VlII. Bundes- 
Corps hinler denFluRs zurückgegangen seien, wurden die Divisionen Beyer 
und Göben angewiesen, Cantonnements su beziehen, die Division Flies 
aber befehtigt , über die Tauber bis Urphar vorzurücken , wo sie auf den 
Hfiben südlich dieses Ortes Stellung nahm und dadurch zwisdten die beiden 
Bundes-Corps zu sieben kam. 

GL. V. G Ö b e n erfuhr inzwischen, dass die ihm gegenüber übenden Tau- 
ber-Übergänge garnicht oder döch nur schwneb besetzt seien, beschloss daher sie 
in Besitz zu nehmen, und dirigirle die Brigade Weltzien auf Hochhausen 
und Werbacb, die Brigade Wrangel auf Btscholsheim und die nur bis 
Hardheim gelangten Brigaden Kummer und Tresekow zur Unterstützung^ 
der beiden erstgenannten Brigaden nach Eiersheim , wodurch es noch an 
diesem Tage zu einer Reihe von Gefechten an der Tauber kam. 

OateoU bat Wartauh (M. Ml). 

Die badische Division war am 24. gegen Mittag von Külsheim iir 
der Gegend von 'Werbacb eingetroffen und hatte daselbst folgende Aufstel- 
lung genommen : 

Die Brigade Neubronn mit dem 3, Infanterie- Regiment bei "Werbacb; 
ausserhalb des Ortes, neben dem Kirchhof, die gezogene 6pfd. Batterie H o f- 
mann unter Bedeckung einer Escadron des 2. Dragoner-Regiments. 

Nach Hoehhausen am linken Tauber-Ufer wurden 2 Compagnien des 
2. Regiments detachirt, welche den Ort, insbesonders den Kirchhof, halten- 
sollten, und zu diesem Zwecke spSier noch durch 2 andere Compagnien 
dieses Regiments verstärkt wurden. 

Der Rest der Brigade Neubronn und des 2. Dragoner -Regiments 
milder gezogenen 6prd. Batterie Di enger befand sich nächst Werbach- 
hausen. 

Die (1.) Brigade La Roche nahm weiter rückwärts heA Brunntbal 
Aufstellung. 

Die provisorische Brücke über den Eisenbahn-Einscbniit bei Hoch- 
hausen ward barricadirt und fOr den Fall des Rückzuges Über die Tauber ein 
Steg errichtet. 



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Tl. Gefflcht b«i Werbaeb. 135 

PreusBischerseits erreichLen zwei an die Töte der Brigude Weltzien 
gelangte Compagniea des 15. Regiments von der Brigade Wrangel, gegffli 
12'/, Uhr, die Höhe gegenüber Hochliausen. Bald darauf trafen die olden- 
bnrgische 6pfd. Batterie Nieber und die )2pfd. Batterie Baumbach 
ein, Eratere ftihr gegen Impflngen, letzlere gegen Werbach auf und brachten 
beide die bei ersterem Punkte posUrle württemberg^sche Batterie Rosch- 
mann und die nächst dem Werbacher-Friedhofe stehende badische Batterie 
Holmann nach kurzer Zeit zum Schweigen. 

Die von Werbachhausen mit der Reserve der Brigade Neubronn 
vorgekommene €ptd. Batterie D i e n g e r, welche hinter Werbach Aufstellung 
nahm , musste gleichfalls binnen Kurzem mit Verlust eines Geschützes, 
dessen Protze und Bespannung sehr gelitten, wieder zurück, und auch die 
Infanterie litt in ihrem Vormarsche durch das feindliche Artillerieleuer. 

Mittlerweile kam das Gros der Brigade Weltzien durch den die 
H0he bedeckenden Wald „Grossholz" heran und deren Avantgarde löste 
die bisher vor Werbach stehenden 2 Compagnien des 15. Regiments ab. 
Gegen 3 Uhr erhielten das 2. oldenburgische und das Bataillon Bremen 
Befehl zum Angriffe auf Werbach, das 1. oldenburgiscbe Bataillon zum An- 
griffe auf Hochhausen, während das 3. Bataillon dieses Regiment; im Walde 
als Reserve verblieb. 

Auch die Avantgarde der bei Hundheim lagernden Division Beyer 
war, dem Kanonendonner folgend, gegen Hochhansen voi^erfickt und das 
Füsilier- Bataillon des 70, Regiments traf noch rechtzeitig ein, um sich an der 
Wegnahme dieses Punktes zu betheiligen, welcher von den sich aul Werbach 
zurückziehenden badischen Truppen nach kurzem Widerslande aulgegeben 
und von dem Angreifer besetzt wurde. 

Die preussische 4pfd. Batterie Schmidts fuhr hierauf unweit der 
oldenburgischen Batterie Nieber auf, und beide vereint, bereiteten nun den 
Angriff auf Werbach vor, der gegen 4 Uhr erfolgte. 

Bald war die barricadirte Tauber-Brücke genommen und es drang 
das 2- Bataillon Oldenburg über dieselbe gegen die Front, das Bataillon 
Bremen durch eine Furt gegen die rechte badische Planke vor. Gleichzeitig 
brachen die Truppen, welche eben Hochhiiusen genommen, gegen den badi- 
sclien linken Flügel vor, wobei sie jedocti von der würllembergischen Bat- 
terie Roschmann, welche bei Impflngen wieder das Feuer aufgenommen, 
heftig beschossen wurden und Hochhausen in Brand gerieth. 

Die preussische Batterie Schmidts brachte bald, im Vereine mit der 
inzwischen vom Gros der Division Beyer vorgekommenen und auf der Höhe 
bei den Capellen aufgefahrenen 6pfd. Batterie Wasserfuhr, diewürttom- 
bergischen Geschütze abermals zum Schweigen. 



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]36 öitenreicha Klmpfe im Jahre IS6S. 

Bei dem Umsfande, als die Verlheidiger Werbachs im entscheidenden 
Momente jeder UnterstützuDg an Artillerie entbehrten, gelangte der Angreifer 
auch bald in den Besitz dieses Ortes. 

Die badischen Abthdlnngen zogen sich hierauf unter dem Schutte der 
hinter Werbach nächst der Mühle in Reserve gehaltenen Bataillons der Bri- 
gade Neubronn zurück. 

Die badische Brigade La Roche, welche sich an dem Gefechte nicht 
betheiligt und um Werbachhausen dne Aufnabmsstellung genommen hatte, 
Mieb dasdbst, bis die Brigade Neubronn den Rücluug bewirkt, worauf 
auch sie nach Altertheim zurückging, wo die nun wieder vereinte badiscbe 
Division, eine Nachhut bei Steinbach belassend, das Biwak bezog. 

Die abziehenden badischen Truppen wurden nicht verfolgt; nur 1 preus- 
sische Compagnie rockte in der Richtung auf Werbachhausen nach. Die 
Avanlgarde der Division Beyer bezog die Vorposten vorwärts Werbach. 
w&brend die Brigade We Uzten hinter der Tauber in Cantonnements vor- 
legt wurde. 

Die beiden preussiechen Batterien Wasserfuhr und Schmidts, 
denen sich im letzten Momente auch die oldenburg-sche Batterie Nieber 
anschloss, fuhren noch Abends gegenüber Impfingen auf und beschossen die 
von dort abziehende württembergisch» Infanterie. 

IHe beiderseitigen Verluste bei Werbach betrugen: 

Preussen. VIII. Bundes-Corps, 

resp. bad. Division. 
OStciere Muin Offlciera Uahd 

Todl 2 10 _ 7 

Verwundet 5 54 1 59 

Vermisst — — - 16 

Summel T~~ ö*') ""^ 1 83. 

Die Preussen erbeuleten ein badisches Gescbäls und 2 Ambvlance- 
Wftgen. 

OafMkt bat TMb«-SlMkofah*lm (S«. Jall). 

Während die oldenburg-hanseatische Brigade gegen Warliach vor- 
rückte, hatte bekanntlich die Brigade Wrangel — von welcher ein Detache- 

') Die Oldenbvf-banaeatbche Biigsde Waltiien rerlor bei Wirbacli: 

TodL Verwandet. Vermisit. 

OMc. Uann. OSic. Haan. Offic. Msdd. 
S 9 4 BS — _ 

Snmm«: 6 OSiciere, 4S Kann; 
dai FOrilier-Batsillou dei lofsnterie'Be^mentg Hr. 70t 

— 1 1 «I _ — 

Summa: 1 O^icier, SS Hana. 



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TL Oefecht bei Tsnber-BUchofsheim. 137 

ment unter Oberst v. d Goltz (1. und Füsilier-Bataillon des 15. Regimenls, Si. Juli. 
1 EscadroD und 2 gezogene Geschütze) zur Sicberuog der rechten Flanke 
bereits über Schweinber^ nach KSnigheim entsendet worden war — die 
lUchtung auf Bischofäheim genommen. 

Gegen 11'/, Uhr gelangle die Spitze der Brigade Wrangel auf die 
Höhen am linken Tauher-Uler und, von Impfingen aus, waren s^en Mittag 
slflrkere gegen Kßl.sheim und Bigchofsheim vorrückende preussische Cnlonnen 
zu sehea 

Um l'/j Uhr ruckten die Vorlruppen der Brigade Wrangel theils 
vom Immberge herab, theils auf der Araorbacher-Strasse gegen Bischofsheim 
vor, wurden aber hier von dem 1. würllembergischen Jfiger- und dem 2. 
Bataillon des 3. Regiments abgewiesen. Diese le'zteren beiden Bataillons 
rückten dann, nachdem sie durch das 2. Infanterie-ßegiment abgelöst worden, 
zu ihrer Brigade ein. 

Die württembergische Division hatte inzwischen folgende Auf- 
stellung genommen : 

Die (2.) Brigade Fischer hielt Impäugen und die anliegenden HShen 
mildem 7. Infanterie-Regimenle, dem 2. Jäger-Bataillon, 6 gezogenen Ge- 
schützen der 6pfd. Baiterie Roschmann, wetcbe wir bereits im Kampfe 
mit den gegen Werblich vorrückenden oldenburgischen und preussischen 
Batterien sahen, und 1 Escadron des 1. Reiter -Regiments besetzt. Das 
2. Infanterie-Regiment stand iu Brschofsbeim, dat>. am linken Tauber-Ufer ge- 
legen, von den daselbst nahe herantretonden Höhen vollkommen beherrscht 
ist An der westlichen Umwallung der Sladl, wie am Eisenbahn-Damm kamen 
starke Schütz en-Abllieiluiigen zu stehen und der zur Vertheidigung einge- 
richtete, ummauerte Friedhof ward gleichfalls besetzt 

Zwei Compagnien verblieben hinter der Tauber-Brücke als Reserve. 

Die übrigen 2 Geschütze der Batterie Roschmann unter Bedeckung 

1 Escadron befanden sich am rechten Tauber- Uler an der Strasse nach 
Dittigheim. 

Vom würtlem bergischen Gros stand die Brigade Baumbach in der 
Verliefung zwischen dem Edelberge und den Ausläufern des Hamniberges, 
nüt dem rechten Flägel an der Würzburger-Strasse ; links dieser Brigade 
jene des GM. v. Hegeimnier, deren linker Flügel sidi an dieLorenz- 
Capelle lebnie. • 

Die beiden Batterien Marchthaler und Fabar (16 gezogene Ge- 
schütze) waren gedeckt hinler dem Kamme des Hammberges aufgefahren. 

Von der Cavallerie befand sich das 4. Reiter-Regiment am Edelberge, 

2 Escadroiis des 1. ßegimenls rückwärts an der Würzburger-Strusse. 

Gegen 2 Uhr Nachmittag traf das Gros der preussischen Brigade 



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138 öitenreiohs KKmpfe im Jahr« 186S. 

24. jaii. Wrangel in der Nahe von Bischolsheim ein, eritRhete sogleich tnii 5 
Geschützen der 4pfd. Batlerie Coesler vom Immberge aus das Feuer, worauf 
die an der T6le befindliche 5. Compagnie des Regintents Nr. 15, geroigt vom 
I. BalHtllon des 55. Regimenis, zum AngrifTe auf die weslliche Umwallung 
der Stadt vorging. 

Das Gros der Brigade W ran gel blieb verdeckt hinler dem immbei^e, 
2 Compagnien des 15. Regiments waren zur Sicherung der linken Fhinke 
und zur Herstellung der Verbindung mit der Brigade Weltzien gegen 
Hochhausen delachirt. 

Bei der ungönsiigen, voltkommen beherrschten Lage von Bischofsheim 
sahen sich die Wflrllemberger bald veranlasst, diesen Punkt fechtend zu 
räumen, worauf dus 2. Infanterie-Regiment rückwärts an der Wörzburger- 
Slrasse seine Aufstellung land. 

Inzwischen war auch die preussische 12pfd. Batterie Eynatten II 
auf dem Immberge aufgefahren and beschoss im Vereine mit den bercilB dort 
poslirlen Geschützen die zurückgehenden feindlichen Abiheilungen. 

Es rückten hierauf das 1. Bataillon des 55. und die 5. Compagnie des 
15. Regiments in Bischofsheim ein, besetzten die östliche Lisiire und die 
Brücke nebst den anstossenden Häusern. 

Die Würllemberger versuchten nun wiederholt, doch stets vergeblich, 
sich wieder in den Besitz der Sladl zu setzen. 

GM. V. Baumbuch rückte mit 4 Bataillons längs der Wflrzburger- 
Strassc gegen Bischofsheim vor, während von der Brigade Hegelmaier 
2 Bataillons auf den Hängen südlich der Strasse, 2 andere Bataillons durch 
die an der Lorenz- Capelle vorbeiführende Schlucht gegen die Stadt vor- 
brachen. 

Diese, wie noch drei andere, in der Zeil von 2'/, bis 5 Uhr gemachten Ver- 
suche, die Tauber- Brücke zu gewinnen und sich wieder in den Besitz von 
Bischofsheim zu setzen , scheiterten aber an dem Schnellfeuer der gedeckt 
stehenden Preussen. welche nach und nach durch das Füsilier- und 2. Bataillon 
des 55. Regiments verstärkt worden waren, so dass nur mehr das Bataillon 
Lippe als Reserve hinter der Stadt verblieb. 

Nach dem letzten missglückten Vorslosse der Württemberger (gegen 
5 Uhr) gelang es selbst mehreren Compagnien des iib. preussischen Regiments, 
welche über die Brücke nachdrängten, sich am rechten Uler in den Häusern 
und Gärten festzusetzen, während gleichzeitig Abiheilungen des 1. Balaillons 
dieses Regimentb den Fluss durchwateten und in der Richtung auf die 
Lorenz-Capelle vordrangen. 

Eine zurück beorderte Proviant-Colonne von 40 Wagen, w^che von 
preussischen Ge!<chützen beschossen und von den Vorspannsbauern verlassen, 



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Yf, Gehöht bet Tsuber- Bisch ohfae im. 139 

auf der Wflrzburger-Chaussee stehen blieb und Abends auch in die Hände 24, Juli, 
des Feindes fiel, war den Bewegungen der wörttembergischen Truppen sehr 
hinderlich. 

Während der eben geschilderten Kämpfe um Brschofsheim halle sich 
die preussische Artillerie in bedeutendem Nachtheil befunden. Die glatte 
liptä. Batterie Eynatlen war, um sie bei der grossen Entfernung von den 
feindlichen gezogenen Gescliützen nichl nutzlos deren Feuer auszusetzen, bald, 
nachdem die Württemberger Bischofsheim verlassen, zurückgezogen worden 
und bios die 5 Geschütze der Batterie Coester hatten den Kampf mit der 
überlegenen feindlichen Artillerie fortgesetzt. 

Endlich, als würtlem heimischer Seits auch die beiden nächst der 
DittJgheinner-Strasse siehenden 2 Geschütze der Batterie Roschmann auf 
dem rechten Flügel der Batterie Marchthaler am Hammberge eintrafen, 
und 18 württembergische gezogene Geschütze das nachhaltigste Feuer ent- 
wickelten, musste auch die Batterie Coester, der ein Geschütz demonlirt 
worden, gegen 4'/, Uhr, zeitweilig den Kampf aufgeben. 

Die wörttembergischen Batterien rückten nun auf dem Hammberge 
einige hundert Schritte weiter vor und überschültelen die Stadt mit einem 
Hagel von Geschossen ; bald erhielten sie noch weitere Verstärkung. 

Prinz Alexander von Hessen halte schon um 2'/, Uhr die Mel- 
dung von dem bei Bischofsheim engagirlen Gefechte erhalten , der nächst 
Ilmspan stehenden Reserve- Artillerie den Befehl ertheilt, 4 Batterien auf den 
Kamplplalz vorzusenden und sich gleichfalls dahin begeben. 

Die bei Palmar stehfende ßsterreich-nassauische Division ward 
angewiesen, zur Unterstützung der "Würltemberger gegen Bischofsheim vor- 
zurücken und trat um 6 Uhr nächst diesem Punkte ein, wo kurze Zeit darauf 
auch die Reserve- Batterien anlangten. 

Die fislerreichische Brigade Hahn nahm auf dem Külzberge, die 
nas^uisohe Brigade südlich der Würzbarger-Chaussee im 2,Trefl'en Stellung '), 

Von den Batterien der Reserve-Artillerie fuhr blos eine hessische nörd- 
lich der Strasse auf, während der Rest weiter rückwärts verblieb. 

I^e beiden österreichischen Batterien nahmen anfänglich auf dem rechten 
Flügel der wüntemberglschen Artillerie Stellung. Bald darauf wurde ein 



') Weiler RDB dei Relation Htt OH. Hahn noch aus den Berichten der öster- 
reichischen TmppenkSrper ist zn entnehmen, dasa selbe, wie dies in dein Werk« 
„die OperatEonen des VIII. deatachen Bnndea-CorpB* angegebtn, den Befahl erfanlten 
hAtten, gegen die BrUcke Toraubrechen, in dieser Bewegung; aber durch dna Fener dei 
Qegnera cum StilUtande gebracht worden wiren. Im Oegentheile gebt ans allen Be- 
lation*n bervor, dess die Brigade Hahn Befehl erhalten, auf dem KOtiberge 
Stellung zu nehmen. 



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140 Öiterreiclu Klmpr« im Jahr« 186S. 

S4. JdIi. Geschülzzug: der gezogenen 4pld. Ballerie Klolete auf den Külzberg, ein 
finderer in der Verlängerung der Brücke aufgestellt, um hier ein weiteres 
Debouchiren Teindlicher Ablheilungen zu verhindern und es beianden Sich nun 
38 Geschütze der Verbfindelen durch längere Zeit im Kampfe. 

Die am rechten Tauber-Ufer gelegenen Gebäude gerietiien bald ia Brand 
und dfts auf die Brücke gerichtete Feuer war so liefl^, da.s8 als Verbindvig 
über selbe immöglich wurde. 

Die nüclist der Brigade Roth aulgeTahiene nassauische gezogene 6pld. 
Ballerie Reichert luaohle nur wenige Schüsse und bethäligte ^(^ nichl 
weiter nn> Kampfe. 

Gegen 6 Uhr erhielt Prinz Alexander die Meldung, dass die badische 
Division Werbach verlassen, ohne aber zu erfahren, wohin sieh diese ge- 
wendet. Er ertheille nun den beiden nächst Biscliofsbeim stehenden Divisk>nen 
den Befehl, das Gefecht hinzuhalten, den Feind am Vormärsche eu verhindern, 
jedoch keinen Angriff mehr auszuführen , und begab sich dann zu der bei 
Gross-Rinderfeld lagernden grossherzogiich hessischen Division, <lie «t bis 
Wenkheim vorführle, wo sie bei sinkender Nacht eintraf. 

Die vor Bischofäh^ni vereinigten Balleriea setzten noch durch lun- 
gere Zeil ihr Feuer foi t, das preussiscberseits nur durch die Gescbülee der 
wieder vorgekommenen Batterie Coester erwidert wurde. 

Gegen 7 L'hr traten die nächst Bischof sheim befindlteben würl- 
tembergischen Truppen und ba4d dnraui auch die nächst Impfingen stehende 
Brigade Fischer, wo bis dahin nur ein Geschfitzkimpf stallgefuHden halte, 
den Rückzug gegen Gross-Rinderfeld an. Die Österreich-nassauische 
Division rückte an die Stelle der abziehenden Wuritemberger auf den 
Höhen vor. 

Da die auf dem rechten preussischen Flügel bis in die Näh« derLoronz- 
Capelle gelangten Abtheilungen sehr exponirt sUnden , so liesa GM. 
V, W r a n g e i zu ihrer Verstärkung seine letzte Reserve — das Füsiliar-Ba- 
laillon Lippe. — durch den Fluss in die bezeichnete Richtung vopgiehen. 

Die Österreich-nassaHlscbe Division bahuuplete indiOssen ihre 
Stellung bis zum Einbruch der Dunkelhat und &og aioh dann auf den 
Edelberg. 

Die Balterien der Artillerie-Reserve verliessen diinn elöchfulls das Ge- 
iecbtsfeld und gingen nach Ilmspan zurück. Um 11 Uhr endlich erhielt FML. 
GrafHeipperg den Befehl, mit seiner Division bei Gross-Rinderfeid das Lager 
zu beziehen und vor dem Walde „im Forel'' seine Nadihut stehen zu lassen- 

Auf preussischer Seite war gegen 8 Uhr die Brigade Kummer, und 
nach beendigtem Kampfe, auch das Detuchement unter Oberst v. d. Goltz 
eingetroffen. 



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VI. 8ef«chi bei TKiib«r-Biseliofth«iiii. 141 

GL. V. Gdben, weteber sich b«i der voi^eschrittenen Zeit mit dem 
Oewinne des Tauber-Überpinges begnügen mussle, Hess nun durch Abthei- 
hmgen der Brigade Kummer die Vorposten beziehen ; der Rest derselben und 
diennn wieder compleie Brigade Wränget fagcrle in und um Bischorsheim. 

Die beiderseitigen Verluste werden nachfolgend beziffert: 

Preussen. VIII. Bundes-Corps. 

OKdere Mann OffloUxe Hbbii 

Todl — 16 6 66 

Verwundet 10 97 20 436 

Vermisst — 3 2 190 

Summe: 10 116') 28 681.*) 

Prinz Alexander Uieb längere Zeil ungevnss, wohin sich dis bndiscbe 
Division gewendeL Eine Reiterpatrulle brnchle die Meldung, sie hätte in der 
Richtung auf Würzburg, Wenkheim passirt und erst spät Nnchis erMir man 
im Corpsquartier, dnss selbe nach Ober-Altertheim zurückgegangen sei, Prinz 
Wilhelm alber die Absiebt habe, seine Division un nächsten Moii;eo wieder 
bis Steinbach vorzurühren. 

Durch dieses plötzjiche Verschwinden der badischen Division und den 
Umstand, dass auch w&hrend des ganzen Tages von dem angekündigten 
Marsch der bayerischen Division Stephan nach Werlheim Nichts bemerkt 
worden, war Flanke und Rücken des VUI. Corps bedroht, und Prinz Ale- 
xander gab der Abends nach Wenkheim vorgeführten grossherzoglioh 
hessischenDivision denBefehl, die rechte Flanke des Corps zu decken und 
Recognoscirungs- Abiheilungen bis öl>er Werbachhausan in die angrenzend«! 
Waldungen zu entsenden. 

Was die Bayern betrifft, so hatten bekanntlich die Voriruppen der 
Division Stephan — welche die Verbindung mit dem Vlll. Bundes-Corps 
erhalten sollte — am 23, Wertheim von der badischen Division verlassen 
und von Abtheilungen der preussischen Division Flies besetzt gefunden. 

Diese unerwartete Begegnung veranlassle den bayerischen General am 
frühen Morgen des 24. 8 Bataillons, das 3. Chcvaulegers-Regiment und 

') Die Frenasen erbeuteten, wie bereits erwihnt , die im Hohlweg Satlicb 
' Bischofeheim EarOckgelassena Proviant-ColoDne. 
^ Die Warttemberg iscbo DiTision verlor : 

Tadt. Verwandst. VnrmiEst 

Offic Haim. Ofßc. Uuid. Oric. Manii. 
6 d5 19*) 433 2 189 



SuBme: 1 Officier, 4 Haod. 

*} Unter den Verwundeten GM. Hegel mfti 



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142 ÖBlerreiohs Eimpfs im Jiilm IBBfl. 

84. Juli, die beiden BaUerien seiner Division sofort bei DerLin^en zu concentriren. Er 
liess gegen Wertheim recögnosciren. Die hiesu ausgesandten Abtheüun^en 
stiessen jenseits Urphar auf den Feind und überzeugten sich von dem An- 
märsche stärkerer preussischer Colonnen diesseits der Tauber, was GH. 
Stephan sofort dem Prinzen Carl meldete. 

Der A rmce-Commnndanl hatte sich Früh Morgens mit dem 
Hauplquarlier nn<^h Remlingen begeben und concenu-irte nach Empfang dieser 
Meldung die Divisionen Prinz Luilpold (Zoller) und Feder, sowie die 
Reserve-Artillerie bei Rossbrunn. 

Die nach Helmstadt bestimmte Avantgarde der Division Prinz Luitpold 
schob das 1. Bataillon des 15. Regiments nach Neubrunn vor, das aber, da 
dieser Ort bereits durch I Bataillon der Division Stephan besetA war, nui 
' eine Compagnie daselbst belassend , mit dem Reste wieder gegen Helmsiadi 
rückkehrle. 

Die Division Stephan, welche bis .\bend in Derllngen gestanden, 
bezog Canionnements in Wästenzell, Holzkirchhausen, Holzkirchen, Helm- 
sladt; Stab und Reserve in Üllingen. 

Das I.Bataillon des 8. Regiments befand sich auf Vorposten nSchslNeu- 
brunn, das 3. Bataillon des Leib-Rogiments in Homburg zur Verbindung mil 
der Division Hartmann. 

Pas Gros letzterer Division verblieb södlich von Heidenfeld, und deren 
Avantgarde beobachtete die Spessart-Debouch^en aufwärts bis Lohr, von wo 
man im bayerischen Hauptquartier noch immer einen ernstlichen Angriff 
nmsomehr befilrchtele , als das vom General v. Beyer ans Asdiaffenburg 
am rechlen Main-Ufer gegen Heidenfeld entsandle sehwache Delachemenl 
(I Bataillon und 1 Escndron) diese Besorgniss unterstützte. 

Von der bnyerischen Reserve-Cavallerie, in deren Commando G. d. C. 
Fürst Tax is inzwischen durch den GM. Herzog Ludwig ersetzt worden 
war, kam die schwere Brigade nach Kist, die 1. leichte') nach Arnstein; die 
noch der Division Hartmann unterstellte 2. leichte*) befand sich in Remlingen. 

Bei Heidingsfeld und Oberzell waren Kriegsbrücken geschlagen. 

Am Abend des 24. hallen die Bayern die oben beschriebene Aufstellung 
bereits inue und nur die Division Feder befand sich noch im Anmärsche 
von KarlstadL 

Bei Einbruch der Nacht (zwischen 9 und 10 Uhr) versuchten die 
Preiuisen einen Überfall auf das in Homburg stehende bayerische BataUIon, 



*) Nanmehr tod Oberst Freiherr t. D i e i befehligt 
*) Bsit der VerwTmdtrog des OH. Oraf Psppenheiio i 
BiQolt comnutndirt 



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VI. Gefecht« »n der Tauber. 143 

zogen jedocli bald, »Is sich dieses schnell raltirle und aus dem Dorfe vorbrach n. JdIL 
uDverrichleier Dinge wieder ob. 

Vom VIll. Corps standen bekaonilich: 

Die grossherzoglich badische Division bei Atlerlheim, 

die grassherzoglich hessische bei Wenkheim, 

die würtlembergische und Österreich -nassauische bei 
6ros9-Rinderreld. 

Prinz Alexander begab sich spät Nachts gleichT&lls nach letzterem 
Orle, nachdem er schon Trüher eine genaue Darstellung der Verhältnisse an 
das Armee-Commando abgesendet und um schleunige Mitwirkung der Bayern 
eur Zurückdr&ngung des Feindes gebeten hatte. 

Bald nach seiner Ankunft in Gross-Rinderfeld erhielt Prinz Alexander 
eine Meldung der wfirttembergischen Division, in welcher über grosse' 
Ermüdung der Truppen und mangelhafte Verpflegung geklagt und um Ab- 
hiire gebeten wurde, später einen von RemUngen, 24. Juli Nachmittags 2 Uhr 
daljrten Erlass des Armee-Commandos folgenden Inhaltes: „Die Preussen 
„debouchiren aus Wer&eim. Ich concentrire das VII. Armee-Corps bei 
„Remlingen und Rossbrunn, kann jedoch vor Morgen Früh diese Concen- 
„trirung nich| vollenden. Das VIII. Armee-Corps hat sich so bald als möglich 
„mit meiner bei Dertingen und Wüslenzell stehenden 1. Division, welche seit 
„Früh 11 Uhr im Angesichte des Feindes ist, in Verbindung zu setzen und 
„Sorge zu tragen, dass keine Lücke zwischen den beiden Armee-Corps bei 
„Neubrunn etc. verbleibe." 

Von der preussischen Armee befand sich am Abend des 24. die 
Division Flies bei Urphar; die Division Beyer nächst Hundheim und 
Werblich ; die Division G ö b e n mit der oldenburg-hansealischen Brigade 
Wellzien bei Werbach, den Brigaden Kummer und Wrangel bei 
Taubcr-Bischofsheim und der Brigiide Tresckow bei Eiersheim. 

26. Juli 

Nachdem Prinz Alexander erfahren, dass sich die bayerische Armee 25. Juli, 
bei Remlingen und Rossbrunn versammle, beschloss derselbe , den Schwer- 
punkt seines Corps mehr nach dem rechten Flügel zu verlegen und brachte 
zu diesem Zwecke dasselbe am Morgen des 25. in folgende Aufstellung: 

Würllembergische Division mit einer Brigade vorwürls des 
Bayerthalhofes, mit den andern gegen Wenkheim ; 

badiscbe Division inUnier-Altertheim, mit der Vorhutbei Steinbach; 

grossherzoglich hessische Division in und uäehsl Wenkheim, Avant- 
garde in Brunnthal; 

öslerreich-nassauische Division vorwärts Gross -Riaderfeld; 



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144 öflturreiehg E&mpfe im Jfthre ISSB. 

die Reser ve-Reilerei nächst AlterUieim, mit einem Regiment 
zur Verbindung mit den Bayern in Neubrunn; die Reserve-Artillerie 
nördlich von Gross-Rinderfcld. 

Um 11 Uhr erhielt Prinz Alexander vom badischen Divisions- 
Commando die Meldung, dass die Bayern in der rechten Flanke abzögen und 
desshalb 2 badische Bataillons, 1 Batterie imd 1 Escadron in die lUchtung 
von Neubrunn entsendet worden seien, ferners, dass die hessische Division 
die Strasse nach Wenkheim einnehme und die badisdie daher den ihr be- 
fohlenen Marsch dahin nicht ausfahren k6rne. 

Diese Umstände bewogen den Prinzen, sein Corps in die eine Stunde 
rückwärts gelegene günstige AuTslellung bei Gerchsheim zu dirigiren , nnd 
sich dadurch einerseits den Bayern zu nähern, anderseits auch eine weniger 
ausgedehnte Linie einzunehmen- 

Gegen Mittag, bis wohin von einem Anmärsche grösserer leindli^er 
ColonnenNichtszu bemerken war, wohl aber das im Walde gegen den Kfluberg 
auf Vorposten stehende 2. Bataillon Wernhardt von preussischen Ablhei- 
tiingen wiederholt angegriffen und endlich auf das Gros zurückgedrängt 
wurde, kam der Rückmarsch nach Gerchsheim zur Ausführung. 

Der Prinz begab sieh bald dahin und empfing dort durch den 
bayerischen Generalstabs-Oberst v. Massenbach einen seine Absichten 
kreuzenden Befehl des Armee-Commando's, welches, inzwisdien von den 
Vorftkilen des gestrigen Tages an der Tauber unterrichtet, beschlossen hatte, 
die Tauber-Linie durch das VIIL Corps wieder in Besatz nehmen zu lassen 
und die Hauptkralt der Bayern an der Bischofsheim-Würzbarger Strasse 
zu vereinigen: 

Der Befehl laulele: 

„Dos VIII. Corps hat mit seiner ganzen Kraft die Tauber-Linie zu be- 
„haupten, während das VII. Über Ober-Alterlheim und Waldbrunn auf der 
„Wflrzburg-BischofsheimiT Strasse sich concentriren wird." 

Da sich zur Zeit das VIII. Corps bereits in der Bewegung nach Gerchs- 
heim befand und ohne grosse Unzukömmlichkeiten nicht wieder umkehren 
konnte, so liess Prinz Alexander durch Oberst v. Massenbaeh dem 
Armee-Commando erwidern: „er werde sieh hei Gerchsheim so lange als 
„thunlich halten, könne jedoch bei der grossen Ermüdung der Truppen und 
„ihrem Mangel an Nahrung, ohne Unterstützung der Bayern keine weit- 
„greifenden Operationen unternehmen." 

Die bayerische Armee, welche seit Morgens mit der Division PrinzLuit- 
pold (früher Zoller) nach Helmsludl, mit der Division Feder und einem 
Theil der Reserve-Cavallerie nach Rossbrunn, wo die Reserve-lnfan- 
terie-Brigade und die Reserve-Artillerie sich bereits befanden, 



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VI. Gefechte «n dcT Tauber. 145 

marschirt war , erhiell inzwischen \n Folge des neu gefassien Beschlusses, 
folgende Direclion : 

Die Division Prinz Luitpold nach Ober-, die Division Stephan 
nach Unler-Altertbeim und die Division Feder von Rossbrunn nach Wald- 
brunn; die Division Hartmann halte in ihrer Position am Main zu ver- 
bleiben. Doch kamen diese Anordnungen nicht zur Ausführung. 

Ein kleines Scliarmützel zwischen einigen Recognoscinings-Abtheilun- 
gen der Division Stephan und preussrsehen Patrullen bei Kembach ward 
Veranlassung, dass diese bayerische Division ihre bisherige Aurstellung bei- 
behielt und auch Prinz Luitpold mit der 3- Division bei Helmstadt verblieb*). 

Während auf diese Welse die Dispositionen des Prinzen Carl weder 
beim VIII. noch bei seinem eigenen Corps zur Ausldbrung kamen, hatte sich 
die preusstsche Armee am 26. Früh 10 Uhr mit der Division Göben bei 
Bischorsheim, der Division Beyer bei Werbach und mit der Division Flies 
bei Urphar Concentrin. 

Man beabsichtigte dos VIII. Bundes-Corps, von dem man wusste, dass 
es Gross-Rinderfeld noch besetzt halte, von Wflrzbnrg abzudrängen und 
richtete daher den AngriiF auf dessen rechten Fldgel. Die Division Beyer 
sollte zu diesem Zwecke über Neubrunn gegen Unter-AIlertheim, die Division 
GSben auf der von Bischolsheim nach Gross-Rinderteld führenden Strasse 
vorgehen und die letztere Division erst um 12'/, Uhr aufbrechen, um der 
Division Beyer den nölhigen Vorsprung zu lassen. 

Die Division Flies hatte Befehl, von Urphar vorläufig nur bisDertingen 
vorzurücken, die linke Planke zu decken und durch Delachirungen gegen 
Lengfurt und Remlingen Nachrichten über die Bayern einzuziehen, betreff 
welcher man im preussischen Hauptquartier nur ungenau unterrichlet war. 

Von Urphar vorgeschickte Recognoscirungs-Patrullen stiessen bei Kem- 
bach auf die Vortruppen der Division Stephan, und gaben, wie schon er- 
wähnt, dadurch die Veranlassung zur Allarmirung der in erster Linie stehen- 
den bayerischen Divisionen. 



') VoD der DiviBion Stephan stand in dieser Zeit GH. v. Welucli mit dem 
4. JigeT-BataillpD, '/t Bacadron aocl 4 gcEOgeuen Geschltzen bei Holzkirchhansen ; das 
3. Bataillon des Leib- und das S. und 3. Bataillon den B. Sediments auf dem Wineerts- 
berg (EniBcben Holsliiichen und HolKkirchhauBen), daa 2. nnd 3. Bataillon des 3. Re^- 
ments bei WliatenEell^ das 2. JS^r-Bataillon , 1 Eacadion CheTaulet^erH und die ISpfd. 
Batterie Hussinan war im Marsche tou Üttingeu nach Holskirchen. Prinz Luit- 
pold nahm mit seiner Division eine Anfstellnng afldCstlich von Helnmtadt Front gegen 
(tieaen Ort und NeabrnQn, mit dem linken Flflgel im Walde des Lerchenber^ea, mit 
dem refttsiiten rechten an der von Helmsladt nach Waldbrunn fahrenden Conuna- 

nlak« KlBpr« lSt6. (V. Bmnd.) 10 B 

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146 Oiterreichg Eümpfn im Jahre lS6fl. 

Die Division Beyer trat ihren Vormarsch, unter Zurücklussung des 
1. Balaillons des 30. Regiments in Werbach, ersl gegen H Uhr Vormiltags 
in 2 Colonnen an. Die Avantgarde iinler Ohersl v. Woyna, welcher die 
Reserve lolgle, marschirte über Böltiglieim ; das Gros unter GM. v. GlÜmer 
über Nicklashuusen. ') Zur Sicherung der rechten Flanke zog ein Delachement 
bestehend aus dem Füsilier-Bataillon des 30. Regiments und der 4. Escndron 
des 9. Husz^iren-Regiments, das Welzbach-Thal hinauf. 



eaftohl 1>*1 HalBWt&lt «B« ttttlBK*n. |9B. Joll.' 

Gegen I Uhr trafen die Spitzen der beiden preussischen Colonnen fast 
gleichzeitig vor Neubrunn ein, niichdem die Avantgarde der über Böttigheim 
marschirenden Truppen bei diesem Punkte auf bayerisclie Chevaulegers, die 
sich auf Neubrunn zurückzogen, gestossen war. 

Letzlerer Ort war nur von 1 bayerischen Compagnie des 16. Regiments 
besetzt; Oberst v. Fink mit 1 Bataillon des 8. Regiments sUind weiter riick- 
wfirts auf den Höhen. 

Obgleich diesem Detachement noch 2 Compagnien vom I. Bataillon des 
15. Regiments zu Hilfe eilten, niusste es doch bald dem überlegenen Angriffe 
der Preussen, welcher durch das Feuer der 4pfd. Batterie Schmidts und der 
6pfd. Batterie Wasserfuhr eingeldlet wurde, weichen, sowohl Neubrunn, 
als die anliegenden Höhen riiumen und gegen Helmsladt zurückgehen. 

Das Gros des GM. v. Glömer rückte hierauf durch Ncubmnn über 
den kleinen Ameisenberg vor, während die Truppen unter Oberst v. Woyna 
den Ort östlich in der Richtung des Kieilenherges und der bewaldeten Höhe 
pForslgrund" umgingen. 

Baycrischerseils verfügte man, wie schon früher imgegeben, über eine 
genügende Macht in jener Gegend, um den Gegner abzuweisen. Doch Mangel 
an einer eintieltlichen Ldlung — die Truppen waren von verschiedenen Divi- 
sionen und Brigaden und Niemand ütiernahm den Befehl — war Ursache, 
dass auch hier die Preussen keinen ernstlichen Widersland fanden. 

In dieser Zeil (1 Uhr) siand GM. v. Welsch, nachdem er die Truppen 
unter Obersllieulenant Högenslaller (2. und 3. Bataillon des 8. Regiments 

') AvaDtg&rde: S. Batailton des 30., Füsilier und 1. des 70. Regi.iiButs, 
ß. EscadroD des 9 Mutziren-Itepinenta und 4pfd. Batterie Schmiitta. 

liros: 30. und S2. Infanterie- Regiment, S. Escndron deg 0. Huaiare □-Regiments, 
Sprd. Butterte W.isdorfahr und ISpfj. Batterie Richter. 

Reserve unter Oberst t. Schwerin: Infauterie-Itegiment Nr. 89, 8. und 
A. GfCadron des 10. Landwchr-Huszaren-Regimeiita. 

ReserTe>ArCItlerie:6)<rd. Batterie Hrosent, ISpfd. Batterien Hoff bauer, 
Baetinellor und Hörn. 



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VI. Qäfecht bei Helnutadt uaH ÜtUngen. 147 

und 2 Balaillon des Leib-Regiments) an sicli gezogen, mil 4 Bataillons, Vi Esca- 23. Juli, 
dron und 4 Gescbiltzen bei Uolzkirchhausen; er ging aber bald auf Befehl 
seines Divisions-Commandanten nach Helmstadl zurück. 

Die Höhe nördlich von Hefinstadl war vom 1. Balaillon des 2. Regiments, 
■dem 5. Jüger-Baiaillon, '/» Chevaulegers-Escadron und 4 gezt^enen Ge- 
schillzen besetzt. 

Das aurdem Sesselberge stehende 3. Bataillon des 1., und das 2. Bataillon 
des 16. Regiments richteten zwar anffinglich ein starkes, bei der grossen Ent- 
fernung jedoch äemlich unsehSdIiches Feuer nuf die am Ameisenberg halten- 
den Preussen, zogen sich aber llieilweise bald zurück, als GM. v. G 1 ü m e r mit 
unbedeutenden Kräften zum Angrifie schrilL 

Während die aul dem Mausberge aufgefahrene preussische 6pfd. 
Batterie Wasserluhr sich gegen eine bajerische Batterie, die auf der Höhe 
nordöstlich Helmstadt stand, in's Feuer setzte, rückte das preussische 20. Re- 
giment über und westlich um den Ameisfenberg gegen den Sessclberg vor; 
das Regiment Nr. 32 verblieb mit der I2pfd. Batterie Richter als Reserve 
vor Neubrunn, Oberst v. W o y n a nördlich des „Korslgrundes." 

Das 3. Biitaillon des bayerischen 1. Regiments leistete wohl auf dem 
Sesselberg einen hartnäckigen Widerstand, wurde aber endlich doch über 
den Hang gegen Helmstadt gedrüngL 

Indessen erschienen in der rechten preussischen Flanke stärkere baye- 
rische Abtheilungen der (3.) Division Prinz Lui tpold mit 2 Batterien Letz- 
tere beschossen die Preussen, welche unter GM. v. Glüiner vom Sessel- 
berge und unter Oberst v. Woyna weiter östlich gegen Helmstiidl anrückten, 
konnten ober nicht verhindern, dass sich diese gegen 2 Uhr in den Besitz des 
Ortes setzten. 

Dos bei Neubrunn als Reserve zurückgelassene preussische Infanterie- 
Regiment Nr. 32 ging inzwischen auch zur Sicherung der rechten Flanke 
gegen die Truppen der Division Prinz Lui tpold vor. 

Wiibrend die Preussen gegen Hejmstadt anrücklen, war der bayerische 
GM. v. Welsch mit seinen Truppen (4 Bataillons, '/, Escadron und 4 Ge- 
schützen) im Anmärsche gegen diesen Orl. Seine Cavallerie und Artillerie 
passirten Helmstadl, bevor es die Preussen nahmen, und marschirten nach 
Ütlingcn weiter; die Infanterie aber [and diesen Ort bereits in den Händen 
des Feindes und wendete sich in Folge dessen nach Holzkircben zurück, wo 
nach und nach das 2. Bataillon des 1. Regiments, das 2. Jäger-Bataillon, das 
2. und 3. Bataillon des 2. Rcgimenis ') und das 3. Bataillon des Leib-Regi- 
ments eintrafen. 

') B zar Vi-rbinJung zwiicheo WOstflaiell und HoUkirchen vertrendets CDm- 
pagnien gingen noch ab. 

lOB* 



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148 Oateireielu KKmpfe Em J^bre 1866. 

GM. Stephan verfügte somit in Holzkirclien, ohne die im AniDarsche 
begriffene Infanterie unler GM. v. Welsch, Über*'/, Bulaillons, 1 Escadron 
unddiel2pld. Bulterie Mussinan; er hatte vom Prinzen Carl die Genehmi- 
gung erhallen, seine Truppen in der Linie Uotzkirchhnusen-Helmsladt zu 
concentriren und die Division Hartmann anzuweisen, in der Richtung auf 
Neubrunn vorzubrechen. 

Von letzterer Division waren hiezu die an der Wegkreuzung zwischen 
Lcngfurl und Remliugen stehenden 5 Bataillons mit 2 Geschützen, ferner das 
6. Chevaulegers-Regiment mit 2 Batterien verfügbar. 

Poch kam auch dieses AngrifTsproject nicht zu Stande; im Gegentheit 
fanden die Preussen dadurch, doss GM. Stephan statt durch das schwierige 
Waldteirain direct vorzubrechen , es vorzog, den Umweg über Olltngen ein* 
zuschlagen, um dann von dort frontal vorzurücken, Zeit, sich plCtzlich gegen 
die bayerische Division Prinz Luitpold zu wenden. 

Diese Division stand südösllich von Helmsludl, wie folgt: 

Am rechten Flügel, an den Hoizkirclihuusener-Bach nächst der Ziegel- 
hiiUe gelehnt, die anwesenden Xheile der Brigade Ribeaupierre, nemircb 
das 11. Regiment, mit dem 1. und 2. Batiiillon mi 1„ dem 3. Bataillon im 

2. Treffen. Im Ceiitrum, rechls von dem nach Ober-Alterlheim führenden 
Wege die 12pfd. Batterie Schuster, links derselben die 6pfd. Batterie 
Lottersberg, welche schon an den früher erwähnten Gefechten durch 
ihr Feuer sich beiheiligt halle. Hinler den bayerischen Batterien stand verdeckt 
das 2. Che vaulegers- Regiment 

Die Brigade Oberst Schweitzer hielt als vorgeschobener linker 
Flügel mit dem I. und 3. Bat:iillon des 6. Regiments und dem 1. Jäger- 
Bataillon den gegen Westen vorspringenden Waldslreif des Lerchen- und 
Altersberges besetzt, in welcliem das 2. Balaillon des 14. Regiments und- das 

3. Bataillon des 15. RegimenU das 2. Treffen bildeten. 

Noch weiter zurück stand hier, un die Nordlisiere des Waldes gelehnt, 
und in gleicher HGhe mit dem rechten Flügel, das l. Bataillon des 14. Re- 
giments. 

Die von Neubrunn und dem Sesselberge zurückgewichenen Truppen — 
das 1. Bataillon des 8., das halbe L und das 2. Balaillon des 15. Regiments 
— schlössen sich in zwei Staffeln an den rechten Flügel zunächst der 
Ziegelhüite. 

Prinz Luitpold wendete sich an die von Sleinbach nach Allertheim 
im Rückmarsche begriffene budische Division um UntersLUtzung, erhielt 
jedoch von deren Commandanten eine abschlägige Antwort, da dieser sich 
ohne höhere Bewilligung hiezu nicht befugt glaubte. 

Wie erwähnt, war gleichzeitig mit dem Angriffe Helmstadl's das preus- 



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Tl. Qefeeht bei Helmatadt und Ottingen. 149 

sische Infanterie -R^imenl Nr. 32 zum Schulze der rechten Flanke vor- ! 
beordert worden. Unlerstützl durch das Feuer der 12pld. Batterie Richter 
beroSchti^te sich dasselbe bald der von den Bayern besetzten Lrsi^re des 
Waldes am AUersberge, warf die ersten Bataillons in dsllicher Richtung auf 
den Lerchenberg zurfick und drang immer tiefer in den Wald ein. 

Bald wandte sich der bayerische linke FIQgel zum Rückzüge. Prinz 
Luitpold fGhrle zwar das 3. und dann das 2. Bataillon des 1 1. Regiments 
vom rechten Ftägel zur Unterstdlzong herbei, konnte aber trotz seines per- 
sönlichen Beispieles das Vordringen der Preussen nicht audiallen, die, afs sie 
die Ostlisiere des Waldes erreicht hatten , das inzwischen vorgezogene Füsi- 
lier-Regiment Nr. 39 durch die Schülzeniinie des Regiments Nr. 32 vor- 
brechen Üpssen (5Vi Uhr), und im Vereine mit Abtheilungen aller 3 Ba- 
taillons des letzteren Regiments auch den Rand des im Rücken der ursprflng- 
tichen bayerischen Linie gelegenen Hausacker-Holzes nahmen. 

Nach zweistündigem Kampfe war der linke bayerische FIQgel geschla- 
gen und irat unter dem Schulze des auf dem „Zottenraim" aurmarschirenden 
1. Bataillon des 14. Regiments den Rdckzug durch den Wutd nach Wald- 
brunn an, gerolgl von 4 Schützenzügen des preussischen 3. Bataillons und 
der 1 1. Compagnie des 39. Regiments, welche ihnen bis an die Ostlisiere am 
Haselgrundc nachrückten. 

Während des Gefechtes wurde der Brigadier Oberst Schweitzer 
und der Sohn und Ordonoanz-OIßcier des Prinzen Luitpold, Prinz Ludwig, 
welcher sich in ruh mens werther Weise hervorthat, schwer verwundet. 

D:is bayerische 1. Bataillon des 14. Regiments ging nach heftiger Gegen- 
wehr, nach und nach das Gefechtsfeld räumend, an Ober-Altertheim , welches 
vom Feinde schon besetzt war, vorüber, gegen die bei Kist stehenden Truppen 
des VIII. Bundes-Corps zurück. 

Während der eben geschilderten Erfolge des preussischen rechten 
Flügels hatte die preussische Artillerie, verstärkt durch die aus der Reserve 
voTgezogene 12pfd. Batterie Hoflbauer, das bayerische Centrum vom 
Katzenbuckel aus beschossen und die Truppen unter Oberst v. W o y n a den 
bayerischen rechten Flügel in die rückwärts gelegenen Waldparzellen zurück- 
gedrüngL 

Die beiden bayerischen Batterien, durch die überlegene feindlJche Artillerie 
und die durch den Lerchenwald vorgedrungene Infanterie heftig beschossen, 
überdies in beiden Flanken ohne jeden Schutz, konnten ihre Position nicht 
Ifinger behaupten und zogen, gefolgt von 2 Escadrons des 2. Chevaulegers- 
Regiments gegen Ober- Alten heim ab. Das von dort herüber schallende 
Gewehrleuer veranlasste sie jedoch die Strasse zu verlassen und sich auf 
einem Waldwege gegen Watdbrunn zu wenden. 



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150 östemichs Efimpfa im Jahre IBfiS. 

Der bayerische rechte Flflgel ward beim Anlrilte seines Rückzuges 
durch ilie Bedeckung» -Escadron des preussischen Hauptquartiers (vom 9. 
Huszaren-RegimentX welche aus Helmstadl vorbrach, atlakirt und mussle 
sofort Carres formiren. 

Inzwischen kam eine Division des bayerischen 2. Chevaulegers-Regi- 
meniä herbei, wies durch einen Flankenangriff die Feindliche Cavallerie ab, 
ward aber, kaum dass ^e sich Ibeilwetse rallirt, durch die Huszaren , welche 
bei der Ziegelhfittc sich rasch gesammeil und noch durch 3 Züge verstärkk 
halten, neuerdings angegriffen und zurückgeworfen. 

In dem kurzen Handgemenge ward der bayerische Regiments-Com- 
manüant, Oberstlieutenant Rßhder und Rittmeister Fürst Taxis verwundet 
und gefangen, der andere Rittmeister gleichfalls verwundet. Die feindlichen 
Reiter kamen erst, als sie auf die Im Walde siehende Inlanleriestiessen, weiche 
ein heftiges Gewehrfeuer auf sie eröffnete, zum Sieben und Umkehren. 

Der bayerische rechte Flügel setzte sodann den Rückzug gegen Wald- 
brunn fort, nur gefolgt von dem in den Heergrund-Wald eingedrungenen 
Füsilier-Bataillon des preussischen Regiments Nr. 70, gegen w.elches die den 
Rückzug deckenden beiden 1. Bataillons des bayerischen 8. und II. Regi- 
ments mehrmals Front machten. 

Kurz nach 6 Uhr war das Gclecht gegen die bayerische Division Prinz 
Luilpold beendet. Das Gros der preussischen Division Beyer hatte sich 
in die Nfihe der Ziegelhfitle gezogen und ruhte dort, Front gegen Osten. Das 
Regiment Nr. 32 sammelte sich nördlich des Lerchenberges, das Regiment 
Nr. 39 verblieb im Hausacker- Wald und das Füsilier-Bataillon des Regiments 
Nr. 70 im Heergrnnd-Walde. Das Füsilier- Bataillon des Regiments Nr. 20 war 
in Oberholz nördlich Helmstadt zur Beobachtung zurückgeblieben. 

Das Gelechl schien beendet. Da erhielt General v. Beyer die Meldung, 
dass hii Rücken seines linken Flügels grössere Colonnen auf den gegen Ütlin- 
gen gelegenen Höhen im Aufmärsche begriffen seien. Ohne zu wissen, ob 
dies eigene oder Abtheitungen des Feindes seien, Hess General v. Beyer 
vorläufig seine Truppen die Front gegen Norden nehmen und dirigirte rechts 
das im Heergrund- Walde siehende Füsilier-Bataillon und die 2, und 3. Com- 
pagnie des Regiments Nr. 70 gegen den Hohenroth-Wald, und, links von 
diesen, das 2. Bataillon des Regiments Nr. 30 nebst der I. und 4. Compagnie 
des Re^ments Nr. 70 gegen den Üttingerberg. 

Die so unerwarlet auf den Höhen erschienenen Truppenmassen gehör- 
ten der bayerischen Division Stephan an, welche bekanntlich von Holz- 
kirehen nach Ütlingen abgerückt war. 

GM. Stephan halte kurz nach dem .Aufbruche von Holzkirchen die 
Meldung von der Besetzung Helmstadts durch die Preussen erhalten und zur 



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VI. Gefecht bei HelmBtadt und Ottlngcn. 15] 

Sicherung seiner rechten Flanke das 2. Jäger- Balaillon aul die gegen Helm- 
stallt gelegenen Höhen, das 3. Bataillon des Leib-Regiments, 1 Escadron und 
2 12pid. Geschütze zum Schulze der Derlinger-Strasse, sowie des DeQles von 
Holzkirchhausen entsendet. Der Resl der Truppen gelangle über ÜUingen in 
dem Momente aul den Frohnberg, als eben die Division Prinz Luitpold den 
Rückzug auf Waldbrunn antrat 

Von hier aus; gewährte GiVI. Stephan die auf dem Lerchen-, Sessel- 
und Ameisenberge beiderseits der E^ubrunner- Strasse vorgehenden feind- 
lichen Truppen, während die östlich von HelmstadL in einer Terrainsenkung 
siehenden feindlichen Abtheilungen seinem Blicke entzogen blieben. Die ge- 
machte Wahrnehmung veranlasste den General, da ihm nunmehr der Weiler- 
marsch nach Altertheim unmöglich schien, sich über Rossbrunn umsomehr 
nach Waldbrunn zu wenden, als er vermuthele, dass auch die am Gefechte 
betheiligt gewesenen Bataillons seiner eigenen Division, welche sich auf die 
Division Prinz Luitpold zurückgezogen hatten, mit dieser dahin gerückt 
seien. 

Doch gab er diese Bewegung auf, als eine 12pfd. Batterie (Scliropp) 
von der Reserve-Artillerie aus Rossbrnou vorbrach und es schien, dass der 
Armee-Commandant die Höhen südlich ÜtUngen zu behaupten beabsichtige. 
Seine Truppen, welche den Abmarsch bereits begonnen hatten, kehrten sorort 
um und nahmen auf der Höhe, südlich von Ültingen, die eben verlassene 
Aufstellung wieder ein. 

GM. Stephan verfügte in diesem Momente ausser dem im Ültinger- 
Gemeinde- Walde vorgegangenen 2. Jäger-Balaillon nur mehr über das 2. und 
3. Bataillon (welch' letzteres sich in Ültingen anschloss) des l., 3 Compagniett 
des 2. Bataillons und das 3. Bataillon des 2. Regiments nebst 2 Batterien. 
Diese beiden Batterien fuhren nun zur Seite der Strasse auf; rechls derselben 
entwickelten sich 3 Compagnien vom 2. Bataillon, links das 3. Bataillon des 
2. Regiments, die beiden Bataillons des l. Regiments bildeten das 2. Treffen. 

Gegen diese Aufstellung rückten, wie wir Irüher gesehen, zwei preus- 
sische Colonnen im Heergrund- Walde und westlich desselben vor. Eine baye- 
rische Chevaulegers-Patrulle ging denselben entgegen und gab beiden Theilen 
die Gewissheit, dass sie dem Feinde gegenüberständen. 

Ein heftiges Feuer der bayerischen Batterien eröffnete soiort den Kampf 
und zwang die über die offenen Höhen vorgehende preussische Colonne sich 
ebenfalls in den Wnid zu ziehen. An die Stelle derselben traten nun das I. 
und 2. Bataillon des 20. Regiments, von denen ersteres links der Üttinger- 
Chaussee, das andere rechts davon über die „Lange Höhe", unterstützt von 
der an der Nordspilze des Hcergrund-Waldes auffahrenden i2pfd. Batterie 
Hoffbauer, weiter vordrangen, und, gedeckt durch das hohe Korn, mit 



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152 Österreichs Kämpfe im Jahre 1S66. 

unbedeutenden Verlusten in die unmittelbare Nähe der bayerischen Balterien 
gelangten und diese zum Autgeben ihrer Positionen, zwangen. 

Da nun gleichzeitig auch die im Heergrund-Walde vorgehenden preussi- 
schen ÄbUieilungen in den Hohenroth-'Wnld eindrangen und in der rechten 
Flanke der Bayern ein lebhaftes Feuer vernehmbar wurde, so zog GM, 
Stephan auch mit den übrigen Truppen unter dem Schutze der 1'/, Ba- 
taillons des 2., und dem aus dem zweiten Treffen vorgezogenen 2. Bataillon des 
1. Regiments gegen Ültingen ab. 

Das in der rechten Flanke der Bayern hörbar gewordene Gewehrfeuer 
rührte von einem Gelechie her , in welches mittlerweile das in den Üttinger- 
Gemeinde-Wald detachirle 2. JSger- Bataillon verwickelt worden war. An 
dieses Bataillon hatte sich das 2. Babillon des Leib-Bcgiments (von den vom 
GM. V. Wel-sch bei Holzkirchhausen gesammelten Truppen) angeschlossen 
und beide vereint nahmen die Richtung auf die Kuppe des Frohnberges, 
wurden jedoch unterwegs von dem Füsilier-Bataillon des preussischen 20. 
Regiments angegrifTen. Gegen diese bayerischen Bataillons, zu denen mitUcr 
weile noch Abtheilungen des 2. Regiments, welche eben den Ütlingerberg 
verliessen, geslossen waren, gingen nun auch noch das 1. und 2. Bataillon 
des 20., wie 2 Compagnien des preussischen 70. Regiments, in Flanke und 
Rücken vor. Nach hitzigem Gerechte räumten die Bayern den Wald und ver- 
emigten sich mit dem Gros ihrer Division hinler Üttingen , wo auch die von 
Holzkirchen kommenden Truppen des GM. v. Welsch eingetroffen waren. 

GM. Stephan fOlirte faieraur seine gesammelte Division nach 
Rossbrunn. 

^ Als, bald nach dem Abrühren der bayerischen Batterie vom Ütlinger- 
bergc, die preussische Inl'unterie in den zu beiden Seiten gelegenen Wäldern 
genug Terrain gewonnen hatte, Hess General v. Beyer nach und nach die 
(jpfd. Balterien Brosen!, Wasserfuhr und die 4pfd. Batterie Schmidts 
auf dem Berge auffahren und die abziehenden bayerisclien Colonnen fort- 
gesetzt beschiessen. 

Um diese letzteren zu decken, fuhren mehrere bayerische Batterien, 
welche von der bei Kossbrunn stehenden Hauptraaclit vorgesandt worden 
waren, auf den Höhen nördlich Ültingen aul. 

Bei Bossbrunn befanden sich gegen 6Uhr Abends 14Bataillons, 21 Es- 
cadrons. 65 Geschütze versammelt. 

Sie bestanden aus: der Division Feder (3 Bataillons der Brigade 
Schumacher mit einer 12pfd. Batterie waren in Gemünden verblieben), 
der Reserve-Infanterie-Brigade, der schweren Cuvalierie- 
Brigade mit der reitenden Batterie Massenbach und der Artillerie- 
Reserve mit dem ihr als Bedeckung zugctheilten 3. Uhlanen-Regimenl. 



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VI. Gefecht bei HelmaUdt nnii Üttiiigen. 153 

Prinz Carl, welcher aul die Nachri(^ht vom Beginne der Küinpre 25- J^"^- 
dieses Tages von Remlingen nach Rossbrunn geeilt, um 3 Uhr daselbsl ein- 
getroßen war und sämmlliche in den Biwuks zunächst und westlich des dor- 
Ügen PoEthauses befindlichen Truppen aJlarmiren hatte lassen, beabsichtigte, 
einen etwaigen weiteren Angriff in der Stellung liei Rossbrunn anzunehmen. 

Das Cenirum sollte der Ort mit den nfirdlieh anliegenden Höhen bilden, 
der vorgeschobene rechte Flügel bis auf den Kirchberg (nördlich Üttingen), 
der linke über den Ossnert- und Vogelljerg bis auf den Gaisberg (westlich 
MSdelhoren) ausgedehnt sein. 

Um die Truppen nicht vorzeitig zu zerspllltern und selbe auch für 
anderweitige Operationen zur Hund zuhaben, ward aber der vorwärtigeTheil 
der Stellung vorläufig nur theilweise besetzt , und zwar der Kirchberg und 
dessen Wald durch das 3. Bataillon des 13. Reginient-s, zu dessen beiden 
Seiten die gezogene 6pld. Batterie K riebe! stand, der Ossnert durch 5 
Compagnien des 3. Bataillons des 12. Regiments, (eine Compagnie dieses Ba- 
taillons ging zur Recognoscirung der gegen Helmstadt liegenden Waldungen 
vor). Links befand sich die gezogene 6pfd. Batterie Zeller, Front gegen 
den Frohnberg; 4 Compagnien vom I.Bataillon des 7. Regiments standen im 
Walde und in den Weingarten am Südwesthang des Ossnert; 2 Compagnien 
slelllen sich aul dem Vogelberg auf. 

A Is der vom Ültinger- und Frohnberge herüberlßnende Kanonendonner 
jeden Zweifel über den Ausgang des Kampfes der Division Prinz Luitpold 
beseitigte, liess der Armee-Commandanl auch die flbrigen Truppen Auf- 
stellung nehmen. 

Die Brigade Hanser rückte sogleich auf die Höhen westlich Koss- 
brunn, wo das 1. und 3. Bataillon des 10. Regiments und das 2. Bataillon des 
7. Regiments hinter den dort bereits stehenden Abtheiiungen auf dem Ossnert 
aufmarschirten. 

Das 3. Bataillon des 7. Regiments besetzte den Vogelberg, mit 2 Com- 
pagnien das Plaltenholz. 

Das 3. Jäger- Bataillon kam auf den äussersten linken Flügel am Gais- 
berge zu stehen. Die gezogenen 6pfd, Batterien Redenbacher und Girl 
nahmen Positionen auf der Kuppe des Vogelbergea. 

Der Rest der Reserve-Infanterie-Brigade, u. z. das 2. Bataillon des 6- 
das 3. Bataillon des 14. Regiments und die 12pfd. Batterie Gramich, 
ferner« die beiden ratenden I2pfd, Batterien L e p e I und Helüngrath 
besetzten den Höhenzug zwischen ßossbrunn und Greusenheim. Die ge- 
zogene 6pfd. Batterie Mehn fuhr auf dem Herchenberg, Front gegen 
Üttingen, auf.' 



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2jj4 Oute rreicha Kampfe iro Jabra 1S66. 

In zweiler Linie besetzten die 3 BuUüIlons der Brigade Schumacher 
den Himmelreichs- Wald, während die Cörassier-BHgade, nebsl dem Ulilanen- 
Regimenl und der reitenden Batterie IMassenbach, in einer Verlielung 
hinter der Reserve-Intanterie-Brigade hielt. 

Ehe noch die Truppen die neuen Aurslellun^en vollstSndig einnahmen, 
wurden schon die von Üttingen her retidrenden Abtheilungen der Division 
Stephan sichtbar. Zu ihrem Schutze eröffneten die auf dem Kirch- und 
Vogelberge placirlen Batterien solort das Feuer gegen die auf dem Üttinger- 
und Frohnberge erschienene preussische Artillerie und brachten selbe gegen 
7'/, Uhr Abends zum Schweigen. Die ISngs der Waldlisiere am Vogelber^e 
postirten Plönkler des 7. Regiments wiesen zu gleicher Zeil kleinere feind- 
liche Infanterie- Abtheilungen, welche aus dem Walde vorbrachen, zurück. 

Doch machte erst die einbrechende Dunkelheit dem Kample ein Ende. 
Die Bayern verblieben in der früher geschilderten Aul^tellung. Bei den 
Preussen wurden die durch das Waldgcfechl auseinander gekommenen Ab- 
theilungen gesammelt, die RegimenterNr. 39 und 32 nach HelmsUidt gezogen, 
wo das Gros der Division das Biwak bezog, mit Vorposten an der Wald- 
lisiere des Üttinger Gemeinde-Waldes und im Heergrund-Walde. 

Die beiderseitigen Verluste betrugen: 

Preussen. Bayern. 

Ofnciere Mami. OEUcicre Mann. 

Todt 1 30 6 37 

Verwundet 12 2.3 24 384 

Vermissl — 37 6 273 

Summe: 13 340 36 694') 

Während die Bayern hei Heimsladt und Üllingen kämpften, halte auch 
das Vni. Bundes-Corps, welches wir im Ruckmarsche nach Gerchshcim ver- 
' Messen, ein Gefecht zu bestehen. 

Die württembergische und grossherzoglich hessische Division 
verfehlten den Weg und trafen erst Nachmittags in der Stellung rechts von 
Gerchsheim ein. 

Die Österreich - nassauische Division marschirie vor 2 Uhr, 
bis zu welcher Zeit noch kein Schuss gefallen war, auf dem Plateau vor 
Gerchaheim ä chevat der Chaussee nach Gross- Rinderfeld, den Hachlel- 
Watd vor der Front, in nachstehender Weise aul : 

Links die nassautsche Brigade Roth, in zwei Treffen, mit je einer 
Halb-Balterie an jedem Flügel; das Jäger-Bataillon weiter rückwärts als Re- 
serve; hinter dem linken Flügel die kurhessische Huszaren-Division. 

*) Unter den VormlaBteii befanden sieb nur etwa 60 ünTerwnndete. 



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Vi. Qefecht bei Gerchiilieim. 155 

Rechts der Brigade Roth die österreichische Brigade Hahn, Front 86. Juli. 
gegen Steinbach, beiderseits des dorthin lührenden Weges mit den 3. Batail- 
lons Hess und Noblli in dem vorliegenden Gehölze , die Österreichische Bat- 
terie Klo fetz zwischen beiden Brigaden, die 8pfd. Batterie B u r g e r vor- 
läufig in Reserve. 

Die Reiter- und die Hfiine der Artillerie-Reserve kamen 
hinter dem linken Flügel auf der Höhe Zchnlfrei zu stehen; der Rest der 
letzleren wie alle anderen Reserve- Anstalten wurden hinler Kist disponirL 

Die badische Division befand sich vor Beginn des Gelechles mit der 
Avantgarde in Steinbach, milder Brigade La Roche hinler diesem Orte, der 
Brigade Neubronn beiUnler-Alteilheim. 



aaCMkt b*I 0«ahBfa*lm. (3«. JnIL) 

Während die preussische Division Beyer, welche bekanntlich Aber 
Neubmnn nach Unter-Allertheim vorrficken und das Vlil. Bundes-Corps in 
der rechten Flanke angreifen sollte, nach Helmstadt abwich und dadurch auf 
die Bayern stiess. trat die Division Göben beiläufig um 1 Uhr Nachmittags 
mit den Brigaden Kummer, Weltzien und Tresckow — erslere als 
Avonigardc, letztere als Reserve — ■ den Vormarsch auf der Cliaussee gegen 
Wönburg an. Die Brigade Wrangel schlug zur Deckung der rechten 
Flanke den Weg iSber Palmar und Umspan ein. 

Gegen 4 Uhr Nachmittags traf die Spitze der Avantgarde bei ihrem Aus- 
tritt aus dem Hachlel- Walde auf die Aufstellung des VHI. Bundes-Corps , zu 
dessen Angriff GL. v. Göben sogleich die Brigade Kummer im Waide 
sich entwickeln liess, währender die Brigade Wrangel anwies, den Marsch 
gegen Gerchs heim möglichst zu beschleunigen und gegen die linke Flanke der 
feindlichen Aufstellung zu wirken. 

Die Brigade K u m m e r besetzte nun mit dem Reginiento Nr. 13 und 
dem FdsJIier-Bataillon des 53. Regiments die dem Feinde zugekehrte Lisrere 
des Hachtcl-Waldes, die beiden anderen Bataillons des letzteren Regiments ver- 
blieben rilckwärts an der Chaussee in Reserve, die 6pfd.BaUerieEy na Itenl. 
und die 4pld. Batterie Weigelt fuhren dicht am Waldrande östlich der 
Strasse nuf. 4 Escadrons des Huszaren-Regimenls Nr, 8 kamen, rechts der 
Artillerie, gedeckt in einer Mulde zu stehen. 

Alsbald eröffneten die sich gegenüberstehenden 4 Batterien den Kampf. 
Auf österreichischer Seite ward auch noch die 8pfd. Batlerie Burger so- 
gleich in die Feuerlinie gezogen und nach beiläufig y^ Stunden sah sich die 
preussische Arlilierie, welcher mehrere Gcsehülze beschädigt worden waren 



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156 Osterraiebs Ompfe im Jt3m 1SS6. 

und die überdies einen starken Verlust an Mannschart und Pferden erlitt, ge- 
zwungen, ihre Position aufzugeben und hinler den Hachtel -Wald zurüclizugehen. 
Bei der österreichischen 4pfd. Batterie Kl ofetz flog ein Munitionswagen in 
die Lud. 

Die Artillerie der Verbündeten bescboss hierauf die im Walde befind- 
liche preus^sche Infanterie und die nassauische Brigade versuchte mit dem 
1. Treffen einen schwachen Vorsloss, der aber an dem preussischen Schnell- 
feuer scheiterte'). 

Das Geiecht beschränkte sich nun för längere Zeil auf eine Kanonade 
von Seite der Verbündeten gegen den Haclitel-Wald, während welcher die 
Reserve-Reiterei des Vlll. Corps, als feindliche Colonnen gegen Schön- 
feld vorbrechen wollten, auf den offenen Höhen zwischen Gerchsheim und 
dem Jäger-Hölzie aufmarsehirte und hier auch die zwei ihr beigegebenen 
Batterien (württembergische gezogene 4pfd. Batterie Wagner undbadische 
gezogene 6pfd. Hinterlad-Ballerie Chelius) in's Feuer setzte. 

In dieser Zeit war starkes Kanonenfeuer in der Richtung von, Neu- 
brunn nnd, wie es schien, auch bei Dertlngen zu vernehmen. 

Prinz Alexander hielt dies fär ein Zeichen, dass die Bayern zum 
Angriffe vorgerückt seien und trug sich mit der Idee, durch eine OfTensivbe- 
wegung seines rechten Flügels ihnen zu Hilfe zu kommen. 

Vorläufig wurde der württembergischen und grossherzogltch 
hessischen Division die beherrschende Aufstellung vor dem Kister-Wald 
angewiesen; die grossherzoglich hessische Brigade Stockhausen und die 
württembergische Brigade Fischer besetzten denselben. 

Die beiden anderen Brigaden der letzteren Division wurden aber von 



') Sowohl dds officielle preaBsische, als das Werk: „Die Oper&tionea des VIII. 
deutscheii Bundes- Corps' erE'ihlen diese VorgAD^ gleichmKBHig. Die Qefechts-Kelation 
der Djuaauischen Brigade ddo. 4. August enthilt darQber nachrolgeode Stelle : 

„Ale l>sld darauf die ersten feindlichen Shrapnslgeschoase zwischen dem 1. 
UDd 9. Treffen cinachlngen und Erdgarben anfvrarfen, fUbrte ich djLS 1. Re^^ment 
vom Plateau herunter , der feindlichen Aufiitellung entgegen , wo es dann gedeckt 
stand und die Geschosse darQbür hinweg gingen. Die Compagnie des Hauptmannes 
Quiroin rückte mit TirailleuT-Linieu und Soutiens im Wallte vor und setsto sich 
mit dem rechts stehenden Ssterreicbiachen Bataillon in Verbindung, des weiteren Be- 
fehles Eur Vorrilcknng gewflriig. Das 2. ßegiment und Jäger-Bataillon hatten das 
Plateau gerHumt und sich räckwHrts desselben in einem Tbalgrunde rechts v,>r Qerchs- 
heim anfgestellt" 

Nach diewr Schilderung ist der Schlnss gerechtfertigt, dass mit dem Vorgehen 
de« 1. Treffens, weniger ein AngrifT als das Aufiraoheu einer vor dem Qeschfltifeuei 
gedeckten Aufstellung beabsichtigt wurde. 



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VI. Gefecht bei aerehaheim. 1^7 

ihrem Commandanten, GL. v. Hardegg;, angewiesen, bis KUt zuriickzugclien 
und dort abzukochen. 

Die badische Division, welche den Bayern zunüchsl stand, ging 
gleichzeitig ebenralis hinter Gerchsheim bis vor den Irtenberger-Wald, wo 
der Weg von Ober-Alterthciui sich mit der 'Würzburger-Chaussee vereint, 
zurück. Diese eigenthümlichen Vorgänge hallen natüHicb zur Folge, dass 
nicht nur von einer Unterstatzung der Bayern, von denen einzelne Abthei- 
lungen und eine grosse Anzahl Fahrzeuge schon durch den Kisler-Wald die 
Wunburger-Strasse zu erreichen suchten, abgesehen werden mussle, sondern, 
dass auch das VIII. Corps selbst höchstens nur mehr in der Lage gewesen 
wäre, sich in der Stelhing bei Gerchsbeim zu erhallen. 

Die Preussen hatten bisher .das Gefecht in der Front hingehallen, er- 
warteten aber nur das Eintreffen der Brigade Wrangel, um zur Offensive 
zu schreiten. 

Diese Brigade, welche, den bei Gerchsheim erlfinenden Kanonendonner 
vernehmend, ihren iVlarsch beschleunigt halte, debouchirte um 7 Uhr Abends 
mit der Täte aus SchAnreld. 

Die 4prd. Batterie Coester fuhr sogleich zwischen dem Heuberge 
und dem Jfiger-Hölzle auf und begann das Feuer gegen die beiden Batterien 
der Bun des- Fieser ve-BellereL Dos I. Bataillon des 15. Regiments besetzte 
das Gehölz am Heuberg, eine Colonne unter Oberst v. d. Goltz, das Füsi- 
lier- und das 2. Bataillon des 15. Regiments, drang im JSgerholze in der 
Richtung nach Forsthaus Irtenberg vor, cotoyirt von der ausserhalb des Wal- 
des vorrückenden 6. Escadron des 8. Huszaren-RegimenU. Das Gros der 
Brigade — das 55. Re^ment, Füsilier - Bataillon Lippe und die 12prd, 
Batterie Eynatten IL — verblieb vorläufig in einer VerÜefung nördlich 
SchSnteld an der Strasse. 

Nun schritt auch GLv. flöhen zum Angriffe aufdie Front des Gegners, 
Die Brigade Kummer und hinler ihr die Brigade Wellzien debouchirlen 
unter dem Schulze der inzwischen wieder vorgezogenen beiden Batterien 
der ersteren Brigade und der oldenburgischen gezogenen 6pfd. Bat- 
terie Nieher aus dem Waide, und nahmen die Richtung gegen die Höhe 
westlich von Gerchsheim. 

Doch noch ehe dieser Angriff zur Ausführung gelangte, hatte Prinz 
Alexander die Stellung bei Gerchsheim aufgegeben. 

Die Brigade GM. Frey der grossherzoglich hessischen Division wurde 
zuersl zum Rückzuge beorderL Ihr folgte die Österreichische Brigade Hahn. 
Als sich diese dem Defilä b^m Forsthaus Irtenberg näherte , eröffneten die 
nördlich Schönfeld placirlen preussischen Batterien ein heftiges Feuer in 



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158 Ost«iToich8 ESmptB im Jahn 1866. 

dieser RichUing, welches jedoch von 4 aul derHShe nSchst dem D^SIe unter 
Commando des Oberlieutenanl Luini auf^^ielahrenen Geschälzen der ösler- 
rcichischen PpM. Ballene Burger mil Vorlheii erwidert wurde. 

Die andern 4 Geschülze dieser B.iUerie brachten aus einer etwas tiefer 
gelegenen Position autili die gegen die rechte Flanke der Brigade bereits ver- 
brechende feindliche Inlanterie zum Stehen, so dass die beiden Brigaden Hahn 
und Roth ungestört den weiteren Rückzug bewirken konnten; die Batterie 
Bu rger und die Beserve-Reilerei folgten dann nach. 

Die österreichische 4pfd. Batterie R I o I e t z , welche nur mit 4 Muni- 
lionswagen in's Gefecht geruckt war, hatte sich im Laufe des Tages ver- 
schossen und war schon früher zurückgenommen worden; die Reserve- 
Artillerie erhielt sich durch lungere Zeit vor dem Defile im Feuer und räumte 
dann gleichfalls ihre Position. 

Die würtlembergische Brigade Fischer, die grossherzoglich 
hessische Brigade Slockhnusen, und die badische Division blieben 
in ihrer Aufstellung bis, bei Einbruch der Dunkelheil, die Preussen über 
Gerchsheim in der Richtung auf das Forslhaus Irtenberg vorkamen 

Gedeckt durch 1 württembergische, 1 hessische und 2 badischc Bat- 
terien ging nun das Gros der badischen Division, dann die grossherzoglich 
hessische Brigade Stockhausen und endlich auch die würtlembergi- 
sche Brigade Fischer zurück. 

Einzelne im Walde aufgestellte Bataillons (grossherzo^tlich hessisches 
Scharfschützen ■Bataillon, 1 Bataillon vom 2. württembergischen Regiment 
und 2. Bataillon vom 2- badischen\ wiesen einen noch spät Abends erlolgen- 
den AngrilT des Füsilier- und 2. Bitaillons vom prcussischcn 1&. Regiment 
zurück. Gegen 9 Uhr war aller Kampf zu Ende. 

Im Walddefde herrschte aber die ganze Nacht über die grösste Un- 
ordnung. 

Die zurückgehenden Ablheilungen und Wagentrains beider Bundes- 
Corps kreuzten sich mit Munitions-Colonnen, welche aus Wiirzburg den 
Bayern, und mit Proviantwagen, welche dem VIII. Bundes Corps zugesandt 
worden «aren, und die Truppen kamen nur langsam und in Unordnung vor- 
wärts. Ein, wenn auch nur schwaches. Nachdrängen der Preussen hätte zu 
grossen Caiamitäten führen können. 

Die Divisionen des VUI. Bundes Corps sammelten sich bei Kist, während 
die Truppen des GL. v. G ö b e n in und um Gerchsheim lagerten. 



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VI. a«reokl bei Gerc)uli«iin. 159 

Die beiderseitigen Verluste betrugen : 

Preussen. Vlli. Bundes-Corps. 

Officiere Uaim OSiciere Mann 

Todt _ 8 1 12 

Verwundet 3 48 2 87 

Vermissl - 1 5 146 

Summe: 3 57 8 245') 

Um 8 Uhr Abends erhielt Prinz Alexander durch den Oberstlieute- 
nant Werren sehr verspätet die Verständigung des Armee^Commando's 
aber das, was bezüglich der bayerischen Armee dir den 25. Juli beabsichtigt 
war, und gleichzeitig noch den nachstehenden, ebenfalls durch die Thatsachen 
bereits überholten Befehl: 

„Hauptquartier Remtingen, 25. Juli 1866. 

„Durch den herzoglich-nassauischen ObcrsUieutenant Werren ist die 
„Meldung hierher gelangt, dass die Stellung von Tauber-Bischofsheim von den 
„Truppen des VIII. Armee-Corps gestern Nachmittag aufgegeben worden sei 
„und dass beabsicht'gl werde , den Rackzug auf Gerchsbeim langsam fort- 
„zusetzen. 

„Der dem Commando des VlII, Armee-Corps heute Vormittag durch 
„Major V. Massenbach zugesandte Befehl, — wonach dies Corps mit aller 
„Kralt die Tauber-Linie zu behaupten hat, während gleichzeitig das bayerische 
„Armee-Corps auf der Strasse Würzburg — Tauber-Bischofsheim sich concen- 



<) Die wUrttemberf iicbe Divigion verlor: 

Todt. Verwunilet, Termisat. 

OSic. MftUD. Offic. Mnnn OtTic. Mann. 



die groadheraoglicli hessische Division: 

— 2 
Summa: 6 Officiere, 105 Hnno; 

die Ssterreich-naaaauiache Division: 
Brigade Habn: 

— 5 
Bamme: 1 Ofilc'er, 53 Msnn; 

Brigade Roth: 

— 6 
eumme: 6S Mai.n; 

RMerre-Eeiterei : 
1 - 
Summ«: 1 OfTicier, 7 Mahd; 

ReieTTe- Artillerie : 



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160 Österreichs Kilmpfe Im Jahr« 18«(t. 

„Irin —bleibt unverändert inKratt, inderntjur durch eine solche Behauptung 
„der Tauber-Linte bei Bischolsheim der Feind wirksam bekämpft werden 
„kann, und ein Rückzug unsererseits nach Wilrzburg oder Ochsenfurl in keiner 
„Weise nothwendig oder gerechlferligt erscheint, weder durch das allgemeine 
„Stärkeverh&llniss, in welchem wir zu dem uns gegenüberstehenden Feinde 
„stehen, noch durch ein irgend äberlegenesAuflreten gegenüber dem VIII. Ar- 
„mee-Corps selbst. 

„Das Ober-Commando befiehlt deshalb dem VIII. Corps ein festes 
„Ausharren an der Tauber mit ganzer Kraft, während gleichzeitig das baye- 
„riacbe Armee-Corps zu seiner Unterstützung herbeieilt'). 

„Eine Angriffsbewegung des bayerischen Armee-Corps dagegen in der 
„RichlungaurWerlheim und mit dem Zwecke, dadurch dem VIII. Armee-Corps 
„Lufl zu machen, würde ohne die erwartete Wirkung bleiben und zur Zer- 
„splilterung der Kräfte führen, die nur nachtheilig sein könnte. 

(gez.) Carl Prinz von Bayern, FM." 

in der Nacht zum 26. Juli hatten die beiderseitigen Armeen folgende 
Aufstellung inne: 

Preussen: 

Division Göben bei Gerchsheim; Division Beyer bei Helmsladl. 

Abends traf bei letzlerem Punkte auch dns von Werbach durch das 
Welzbach - Thal über Unter- Allertheim entsendete Detachement, sowie 
Oberst V. K r u g mit 3 Escadrons des 6- Dragoner-Regiments und einer 4pfd. 
Batterie ein. 

Letztere gehfirten der um 9 Uhr Abends hei Üitingen eingelrolTenen 
Avantgarde (GM. V. Korth) der Division Flies an, welchezurUnterstützung 
der Division Beyer nach Helmstadt vom Annee-Commandanten vorbeordert 
worden, mit dem Gros aber, nachdem es im Laufe des Nachmittags die 
Bayern aus Homburg delogirt, bei Dertingen und Wüstenzell zurückge- 
blieben war. 

Bayern: 

Division Feder im Biwak bei Rossbrunn; Reserve-lnfanterie- 
Brigade nordöstlich davon; Arlillerie-Reeerve theils bei Hettstadt, 
Iheils im Wiesengrunde bei Rossbrunn. 3 Bataillons und eine 12prd. Bat- 
terie der Division Feder waren in Gemünden verblieben, 

') Eh mnu dsT&Df hmgewieseD «rerden , due dieser Befehl olfenlt&r la einer 
Zeit geschrieben worden sein dttifie, aIb Prins Carl noch die bereits früher erwlhnte 
Beire^ug gegen die Waribni^— BiachofBheimer Chansa^e vor hntte nnd dieselbe 
noch nicht datch die Breignisse bei Holtlcirchen nnd Heluutadt dnrchkreuit wor- 



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Tl. Gefecht bei Oercbtheim. IQ\ 

Division Stephan, Östlich Waldhrunn , von -wo die Division Prinz 
Lnitpold, nachdem sie sich hier wieder gesammelt, in eine Reservestellung 
Östlich vor Waldbülteibrunn gerückt war. 

Westlich des lelzleren Orles lagerten noch die schwere Cavallerie-Bri- 
gade nebst dem 3. Uhlanen-Regiinent und die reitendeBatterieMassenbach 
der Reserve-Cavailerie. Von dieser stand das 5. Chevautegers-Regimcnt mit 
je einer Division noch bei Urspringen und Schweinfurl, während die 1. leichte 
Brigade von Arnslein, wohin sie zur^ Aufbl&rung der Saale delachirl worden 
war, im Marsche nach Würzburg sich berand. 

Die Division Hartmann war noch vor Beginn der Gefechte dieses Tages 
vom GM. Stephan zu einer Diversion gegen Wügtenzelt aufgefordert wor- 
den, in Folge dessen die Brigade Oberst Bijot (frfiher GM. Faust) nebst 
2 Bataillons der Brigade Cella gegen Remlingen dirigirt, und der Rest, 
5. Bataillons der Brigade Cell a, SEscadrons und ISGesehatze, nach Wüsten- 
7e!l in Mnrifh ge^eiTt worden wnren 

Als GL. V. Hartniannum4 Uhr bei dem letzleren Orte eintraf, war 
Holzkirchen von der Division Stephan geräumt 

Er ging nun nach Remlingen zurück, nahm dort die von Homburg und 
Lengfurt kommenden beiden Bataillons der Brigade Cella auf, eriiielt die 
Nachricht, dass Ültingen schon vom Feinde besetzt sei und war eben im Be- 
griffe, die Brigade Cella dorthin zu dirigiren, als ihn ein Befehl des Prinzen 
Carl nach Rossbrunn abberief. 

Um 8 Uhr traf die Bdgade Cella und um 10 Uhr die Brigade Bijot 
dort ein und beide bezogen das Biwak nördlich der Chaussee und des Post- 
hauses; 1 Bataillon und 2 Geschülze waren in Lohr verblieben. 

Das Armee-Hauptquartier kam nach Hettstadt. 

VIU. Bundes-Corps: 

Das Gros des VIII. Bundes-Corps stand in and nächst Kist, mit der Re- 
serve-Reiterei bei HÖchberg, der Reserve-Artillerie bei Reichenberg. 

Prinz Carl-von Bayern hatte die Absicht, am 26. mit seiner ganzen 
Kraft einen entscheidenden Schlag gegen den bisher siegreichen Gegner zu 
führen. 

Das VIIL Bundes-Corps sollte gegen Gerchsheim vorgehen und die 
dort stehende preussische Division GÖben angreifen. Das VH, Corps- mit 
seinem linken Flügel — Divisionen Stephan, Prinz Lultpold und die 
Reserve-Reiterei — über MSdelhofen gegen die bei Helmstadt be- 
findLche Division Beyer vorbrechen, während der rechte bayerische Flügel, 
nach Thunlichkeit die Richtung auf Ottingen nehmend , den Stützpunkt der 
ganzen Bewegung in der Gegend von Rossbrunn zu bilden hatte. 

fiiurralal» Umph IBM. (V. Bud.) 11 B 



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\Q2 ÖBtorreiohs Kampfe ica Jahre 1S6S, 

Prinz Carl hoflle durch diesen Angriff die Main-Armee zu trennen und 
in excenlrischer Richtung gegen Tauber-Bischofsheini und gegen 'Wertheim 
zurückzudrängen. 

Dodi ward der ganze Plan aufgegeben, als in der Nacht zum 26., vom 
Prinzen Alexander gesandt, der nassauische GM. v. Z y m i e c k i und der 
österreichische Oberst v. SchQnfeld mit der Meldung über die beim 
VIIl. Corps stattgehabten Ereignisse im Armee-Hauptquartier einiralen und, 
mit Räcksichl auf den Zustand dieses Corps, den Rückmarsch der Bundes- 
Armee hinter den Main beiürworteten, 

ze. Juli. 

Prinz Carl glaubte nun auf die Offensive verzichten zu müssen, wollte 
aber doch ohne Kampr nicht hinler den Main zurückgehen, sondern das 
näher an Würzburg gelegene Plateau von Waldbüttelbrunn. welches beide 
Communicat innen nach diesen Main-Übergang deckt , behaupten ; das VIIl. 
Corps sollte durch Besetzung der Stellung bei Hdchberg und des Nicolaus- 
berges . Flanke und Rücken der bayerischen Autäteltung gegen die Division 
GSben sichern. ■ 

Piinz Alexander eriilSrte sich zur Ausrührung dieses Befehles be- 
reit und in Folge seiner um 2 Uhr Morgens getroffenen Dispositionen nahm 
das Vlll. Corps am 26. folgende Aufstellung: Von der wOrttembergl- 
schen Division beselzle die Brigade Baumbach Höchbei^ mit den anlie- 
genden Höhen, die Brigade Hegelmaierdie Höhe des Pulvermagazins und 
die Lisiere des vorliegenden Forste», die Brigade Fischer stellte sieh noch 
weiter rückwärts aui. 

Die grossherzoglicb badische und hinler ihr die grossherzoglich hes- 
sische Division, welch' Letztere von ihrem Commandanien als gänzlich er- 
schöpft und kampfunßhig dargestellt und daher in das 2. Treffen zurückge- 
zogea wurde, nahmen Stellung auf dem Nicolausberg. 

Die öslerreich-nassauischfi Division bildete bei Heidingsfeld 
den äussersten linken Flügel ; die Brigade Hahn bezog ein iager nächst der 
Eisenbahnbrücke und den 2 SchiCTbrücken, welche über den Main geschlagen 
worden waren. Die Brigade Roth besetzte die Sladt selbst und den vorlie- 
genden Eisenbahndamm. Die Divisions-Artillerie wurde sogleich am rechten 
Main-Uter aul dem Galgenberge placirl, u. z. mit 4 Geschützen der Österrei- 
chischen 8pfd. Batterie B u r g e r am linken Flügel zur Bestreichung der süd- 
lich von Heidingsfeld gelegenen Höhen und mit der Sslerreichischen 4pfd. Bat- 
terie Klofetz auf dem Käsberge zur Bestreichung der Main-Brüeken. An 
selbe schlössen sich weiter rechts die anderen 4 Geschütze der Batterie 
Burger und die beiden nassauiachen Halb-Battericn an. 



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VI. Gefecht bei BoMbrami. 163 

Die Artillerie- und Reiler-Reserve gin^ bei Heidtngsfeld gleichfalls hia- so, JolL 
ter den Main zuräck. 

Was die Bayern betrifft, so wurden die bei Rossbrunn siehenden Trup- 
pen — die Divisionen Feder und Harlmann, die Reserve-InTan- 
terie-Brig:ade und ein Theil der Artillerie-Reserve — angewiesen, 
so lange als mSgllch in ihrer früheren Stellung Stand zu hallen und sieh nur 
im Falle eines übermächtigen Teindtichen Angriffes gegen WaldbüUelbrunn 
zurfickzuziehen, wo die Divisionen Stephan und Prinz Luitpold, die 
Reiter- und der Rest der Artillerie-Reserve sogleich zusammen- 
gezogen wurden. 

Im preusslschen Hauptquartier war man nach den Gelechten des vor- 
hergegangenen Tages aberzeugt, nun die g&nzlich vereinte Bundes-Armee 
vor sich zu haben. 

Die Divisionen Beyer und G 6 b e n erhielten Befehl, vorläufig in ihren 
Stellungen zu verbleiben. General v. Flies wurde angewiesen, am 26. Mor- 
gens alle seine Truppen bei Ütlingen zu concentriren und dort die weiteren 
Dispositionen zu erwarten. 

»•(ballt iMl moubmu. cas. niL} 

GH. r. Korth von der Division Flies, hatte nach seiner Ankunft am 
Abende des 25. das Dorf Ütlingen mit 2 Bataillons des ß9. Regiments be- 
setzt und ein Detachement nach der ßstlicU davon gelegenen Oberen-Mfihle 
entsendet. Der Rest seiner Truppen — das Päsilier-Bataillon des 59. Regiments, 
das 11. Regiment, 2 Escadrons des 5. Dragoner>Regiments und die 6pfd. 
Batterie v. d. Goltz — lagerten westlich des Ortes. 

Am 26. Morgens 3 Uhr brach GM, v. Flies mit dem Reste sdner 
Division gegen Üttingen auf. Seinen Truppen voraneilend, erhielt er die 
Heidung, dass die Bayern vorrückten und ordnete sogleich die Besetzung 
des nördlich von Ütlingen gelegenen Kircbberges an ; 2 Bataillons (der Re- 
gimenter Nr. 11 und 59), denen bald das I. Bataillon des II. Regiments 
folgte, setzten sich sofort in Harsch dahin. 

Bayerischerseits war man aber gleichfalls auf die Behauptung des Kircb- 
berges bedacht gewesen; schon um 3 Vi Uhr Morgens halten 3 Compagnien des 
1. Bataillons vom 5. Regiment denselben besetzt ; bald kamen auch noch die 
anderen 3 Compagnien desselben Bataillons an. Das letztere Halb-Batalllon 
erstieg eben den Hang, als auf dem Kirchberge die ersten Schfisse fielen. 

Gegen den preussischerseits mit 3 Bataillons unternommenen Angriff 
wurden nun noch das 2. Bataillon des bayerischen 5. Regiments und die bei- 
den Schdizen-Compagnien vom 2. Bataillon des 9. Hegünents auf die bedrohte 
HChe entsendet; die beiden anderen Compagnien dieses Bataillons blieben bei 

IIB» 



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Ig4 öaterreicbs KKnipfe im JAhra 1S8S. 

S6. Jnli. der, angeßhr 800 Schrille nördlich der Hauptstrasse am Südoslhange des 
Hessnerlberges aufgefahrenen und den Feind beschiessenden gezogenen 
6prd. Ballerie K A n i g e r als Bedeckung turgck. 

Troizdem gewannen die Preu^sen, welche sich — wenn auch unter 
empßndlichen Verlusten ~ bald der Weinberge bemäcbtigt halten, immer 
mehr Terrain und drai.gen endlich gegen die Kuppe des Kirchberges selbst vor. 

Oberst B i j o t halle miltlerweile das 1. und 2, Bataillon des bayerischen 
13. Regiments auf den rechten Fiügel gesogen, das 8. Jüger-Balaillon in zweiler 
Linie hinterden linken Flügel dispontrl, unternahm nun mit allen seinen Truppen 
einen GegenangrHF und warfauch im ersten Anlaule die vordersten preussi- 
sehen Abtheilungen zurück. Doch erhielten die auf der Westseile herabslür- 
menden bayerischen Troppen in der rechten Flanke, wo preussische Abihei- 
lungen ungesehen im Saugraben bis an die Remlinger-Slrasse gelangt waren, 
ein heftiges SchnelKeuer; sie kehrten um und zogen sich nun über die Strasse 
bis in den Wald nm Hf-s^snerl zurück. 

Während des Rückzuges wurde der Commandant des 8. Jäger-Batail- 
lons, Major Rudolf, schwer verwundel. 

Auch die Batterie K6niger verliess nun ihre Position und luhr 800 
Schrille in der Richtung auf Greusenheim zurück, wo sie sich wieder in's 
Feuer setzte. (6'/, TJhr). 

WShiend dieser Vorgänge am bayerischen rechten Flügel nahm im 
Ccnlrum die Brigade Cellu mit 4 Bataillons Stellung amPoslhaus vonRossbnmn, 
mildem 6. Jäger-BaUiIllon im Walde südlich Greusenheim; hinter ihr formirte 
sieh die Brigade Seckendorl (3 Bataillons, 1 Escadron, 1 Batterie) als 
Reserve. 

Diese Bewegungen wurden durch das Feuer der I2pfd. Ballerie Will 
und zweier 12pfd. Geschütze der Batterie Hang gedeckL 

Der linke bayerische Flügel hatte noch die Stellung vom vorigen Tage 
inne, wo 6 Bataillons und 2 Batterien den Ossnert- und Vogelberg besetzt 
hielten. Hier hatte sich gleiclizeilig wie auf dem Kirchberge (4'/, Uhr) durch 
eine bayerischerseits gegen die Oberc-Mühle versuchte Recognoscirung ein 
PlSnklergefechl entsponnen, das ununterbrochen fortdauerte. 

Als gegen 5 Uhr der Rest der preussischen Division eingetroffen war, 
schritt GM, V. Flies zum weiteren Angriffe. Die 4pfd. Batterie v. Blott- 
nitz und die 6pfd. Batterie V. d. Goltz fuhren am Tauberheerd auf, be- 
schossen zuerst die bayerischen Truppen im Walde am Ossnerll)erge und 
erwiderten das vom Posthaus auf sie gerichtete Feuer. 

Am preussischen rechten Flügel suchte das 2. Bataillon des 36- Regi- 
ments direct gegen den Ossnert vorzugehen, zog sich aber in Folge der 
teindlichen Feuerwirkung in den Wald des Sehlehrberges, und auch das 3. Ba- 



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Tl. Qefecht bei RoMbronn. 165 

tatllon, welches ihm bald aus OuiDgen Tolgle, wurde durch die ßatlerien Re- 36. JdU, 
denbacher und die Schützen des bayerischen 7. und 10. Regiments 
zurBckgewiesen. 

Doch mittlerweile war die preussische Front «eiler vorgedrungen, 
halte ^ie Waldkuppe am Ilessnert genohimen und den Östlichen Waldsaum 
besetzt; wShrend sich die etwas auseinander gekommenen 3 preussischen Ba- 
taillons im Innern des Waldes zu drdnen suchten. 

Dann trat die Brigade Bijot den Ruckzug zuerst bis Östlich von 
Greusenheim , später gegen Rett'stAdt an. wohin nach und nach auch die 
nächst dem Posthause noch stehenden .Abtheilungen der Division Ildrtman n, 
mit Ausnahme zweier Bataillons unter GM. Cella, und die Batterie KÖ- 
niger iurflcftgingen. 

Auch GM. V. Hanser hdtte in Folge dessen den Befehl erlheilt, den 
Ossnert- und Vogelbei^ langsam zu riXumen. Doch diese Bewegung war noch 
nicht angetreten, als das 2. und 3. Bataillon des preüSsischen :i9. Regiments 
vom Schiehrberg gegen den Vogelberg vordrangen und GM. v. Freyhöld 
das 1. Bataillon desselben Regiments in 2 Halb-Balaillons formirt, starke 
Plänklerschwürme voraussendend; ium Sturme gegen die feindliche Stellung 
am Üssnertberge heranführte. Letzteres Balailloil gelangte, obgleich die 
Bayern ein wahrhaft verheerendes Feuer firOIlneten, bis an den Fuss der 
Höbe, hielt dort kurze Zeit und rückte dann, da mittlerweile di? beiden an- 
deren Bataillons in den Wald am Fusse des Vögelbergcs eingedrungen waren, 
im Verbände des ganzen Regiments, an dessen linken Flügel sich noch 2 
Züge des 59. Regiments anschlössen, unaulgchalten weiter vor. 

Sowohl der Wald des Vogeiberges, wo das 2. Bataillon mit Cömpag- 
nien der anderen Bulaillons des bayerischen 7. Regiments dem Feinde das 
weitere Vorschreilen zu verwehren suchte , als auch der Ossnerlberg, den 
GM. Cella, nachdem er noch das 3. Bataillon des 4. Regiments vom Post- 
hause zur Untersifllzutig votgeführt hatte, tapler vertheidigte, fiel in die Hände 
der Preussen. Die Bayern entbehrten in diesem Kampfe (gegen 7 Uhr) jeder 
Unterstützung an Artillerie, da die Batterie Girl schon Irüher zurückgenom- 
men worden war und nun auch die Batterie Redenbacher wegen Muni- 
tionsmangel ihre PositlQn v^rliess. 

Die Brigade Hanser und das 3. Bataillon des 4. Regiments zogen 
sich unter dem Schütze des 3. Jäger-Balaillons, welches wiedeihoU Stellung 
nahm und das rasche Nachdrängen des Feindes verhinderte, theils über Ross- 
brunn, IheilS ober IU3delho(en gegen den rückwärts beider Orte gelegenen 
Hilnmelreich-Wald zurück, in dem 3 Bataillons der Brigade Schumacher 
standen. 

Die Preussen versuchten wiederholt dem abziehenden Gegner zu folgen, 



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166 Oatorreleb« KHmpfe Im Jahr» 1868. 

wurden aber durch die in der Rückzugsriehtung aufgestellten bnyeiische» 
Batterien verhinderlgausdenvonihnengeaoininenen'Waldungenzudebouchiren. 

Es standen zwischen Rossbrunn und Hettstadt auf den Höhen fisllich des 
Posthauses 6 Batterien. Drei derselben, nemlich die 12pfd. Batterie Schropp, 
welche unter der Wirkung der feindlichen gezogenen Artillerie zu sehr litt, 
dann die gezogenen Batterien Z e 1 1 e r und Mehn zogen sieh jedoch bald 
Euröck, so dass nur die 1 Spfd. Batterien Minges, Gramich und die gezo- 
gene 6p[d. Batterie G i r 1 im Feuer verblieben. 

Rossbrunn war zu dieser Zeit durch Abiheilungen des bayerischen 4. 
und 9. Regiments besetzt; beim Posthause stand GM. Cetla mit den 3. Ba- 
taillons des 9- und 12. Regiments. 

He'jen den Batterien befand sich die Reserve - Inlanlerie - Brigade 
Seckendorf; eine Tirailleur-Linie verband sie mit der im Himmelreich- 
Walde befindlichen Brigade Schumacher. 

Alle übrigen des Morgens nächst Rossbrunn gewesenen Truppen con- 
centrirlen sich bei Hetlsladt 

Die Preussen hatten im Cenlrum aul der Höhe nördlich von Otlingen 
nach und nach i Batterien (4pfd. Batterien Blottnitz und Tempsky, 
6prd. V. d. Goltz und 12prd. GSrtner) aulgefahren. Am Ossnerl waren 
die 3 noch verfügbaren Bataillons (Füsilier- und 1. Bataillon des 59. und 
Füsilier-Bataillon des 11. Regiments) cingetrofTen. 

Gegen 6 Uhr kam auch die Division Beyer auf dem Kampfplätze an. 

Gleich bei Beginn des Gefechtes, als der Kanonendonner von UlUngen 
bei Helmstadt vernehmbar wurde, dirigirle GM. v. Beyer die an diesem 
Tage um 1 Bataillon verstärkte Avantgarde unter Oberst v. W o y n a und das 
20. Infanterie- Regiment auf Rossbrunn, den Rest seiner Division mit 3 in der 
Nacht hinzugekommenen Escadrons und I Batterie der Division Flies aui 
Üttingen. 

Das hart mitgenommene preussische 36. Infanterie-Regiment wurde 
nun abgelöst und es fuhren alsbald die 4pld. Batterie Schmidts und die 
6pfd. Batterie Wasserfuhr am Vogelberg und auf der südlich gelegegen 
Platten auf. Oberst v. Woyna rückte mit 2 Bataillons des ä, dem I.Bataillon 
des 39. und dem 2. Bataillon des 30. Infanterie -Regiments, links von die- 
sen das 20. Infanterie-Regiment, von der Platten gegen Mädelholen vor. 

Das Gros und die Reserve der Division Beyer folgten und nahmen 
gleichfalls diese Richtung. 

GIdchzeitig rückten die Preussen auch im Centrum und mit ihrem lin- 
ken Flügel vor ; das Ccntruro nahm die Direction auf Rossbrunn und das 
Posthaus, der linke Flügel i'om Hessnerlberge auf Greusenheim. Doch es 
kam zu keinem ernsten Kampfe mehr. 



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VI. Gefecht bei BosBbmnn. ]Q7 

Zur Zeit, als die Preussen ihren Angrüfe-Öbjeclen sich nSherlen, erhiel- 2», JulL 
ten die nächst Rossbrunn und im Himmelreich- Wald stehenden bayerischen 
Abtheilun^en den Belehl zum Rückzuge, um sich, wie dies die Weisungen 
des Armee - Com mando's wollten, bei Waldbüttelbrunn neuerdings aulzu- 
stellen. 

Der Rückzug geschah trefTenweise in vollkommener Ordnung:. Die Bri- 
gade Seckendorf, deren Bewegung das 3. Bataillon des 14. Regiments 
und das 8. Jäg«r'Bataillon auf der Greusenheimer Hfihe deckten, dann die 
Reserve-Infanterie-Brigade begannen zuerst den Rückzug nach 
Heitstadt; spÄter Tolglc GM. Cella mit seinen beiden Bataillons dahin, und 
ward Rossbrunn nach kurzem Widerstände aufgegeben; zuletzt rSumte GM, 
Schumacher den Himmelreich- Wald. 

Me Preussen drängten mit ihrem linken FIflgel bis südlich Greusen- 
heim, im Centrum bis auf die Höhen nördlich Rossbrunn nach und besetzten 
das Dorf wie das Posthaus, indem sie die Reserve des GM. v. Flies dahin 
vorzogen. Den Ort Mädelholen nahmen das preusslsehe 2. Bataillon des 30. 
und das 1. Bataillon des 70. Regiments ein, als GM. Schumacher noch im 
Himmelreich- Walde stand '). 

Die preussischen Batterien Wasser fuhr und Schmidts beschossen 
nun durch längere Zeil den Wald und endlich rückten Abiheilungen des De- 
lachements Oberst Woyna, das 20. Regiment und Abtheilungen des GM. v. 
Flies an drei verschiedenen Punkten gegen selben vor. 

Nun nahm auch GM. Schumacher seine Bataillons unler fortgesetz- 
tem Feuer der Plänkler successive bis zum sogenannten, vor Waldbüttelbrunn 
gelegenen, Gehäge- Walde zurück, wo er sie neuerlich aufmarschiren Hess. 
(10% Uhr). 

Die Preussen setzten sich hierauf an der Nordlisiere des Himmelreich- 
Waldes und in den sonstigen eroberten Stellungen fest. £in Versuch der 
4pfd. Batterie B I o 1 1 n i l z gegen Hettstadt zu wirken, misslang. 

Gegen 11 Uhr verstummle das Feuer. Die Stellung der Bayern, deren 
rechter Flügel sich bei den Heltsl3dter-H5fen an die Höhen lehnte und deren 
Front in dnem Bogen südlich bis Hßchberg zog, wo bekanntlich die Verbin- 
dung mil dem VIIl. Corps hergestellt werden sollte, war nun die folgende : 

Den rechten Flügel bildete die Division Feder, hinter ihrdicReserve- 
Infanlerie- Brigade (S eckender!); das Cenlrum die Division PrinzLuitpold 
mit 4 Batterien vor der Front; den linken Flügel endlich die Division Ste- 
phan, welche schon Morgens 6 Uhr ihr Biwak bei Eisingen und Wald- 
brunn verlassen and in die neue Aufstellung gerückt war. 



') Uit T.UI 3 Bataillons. Der Best der Brigade wai in GemÜDdeu verblieben. 



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I gg öeterreiohs EKinpfs Im J^re 1M8. 

An dem nach Margetslifichheim führenden W^e standen noch die 
Batterien Zeller und Girl, ku beiden Seiten der Würzbarger-Strasse die 
Batterien Mefan, Kßnig^er und Hellingrath. 

Die Division Hartmann mit 4 Batterien der Reeerve-Artillerie bildete 
an der Hauptstrasse nächst den Hettstädter- Hßfen die Reserve. 

Links dieser Division waren unter Commando des Oberst v. Schu> 
bärt 3 Cörassier-Regimenler und das 3. Ühianen-Regiment aufmarschirt. 

GM. Cella ward mit 2 Bataillons und 4 Geschdtxen zum Schutie des 
Brückenschlagres nach Veilshöchheim detachirt. 

Prinz Carl hatte, wie schon erwähnt, die Absicht gehabt, mit seiner, 
in dieser starken Stellung concenlrirten Armee den weiteren AngrifT dar 
Preussen zu erwarten. Doch bevor noch sämmtliche Ablheilungen den Auf- 
marsch vollendeten, erhielt er die Nachricht, das VIII. Bundes-Corps habe die 
Position nächst Höchberg verlassen und sei im Rückmärsche über den' 
Main. 

Wie wir später sehen werden, hatte Prinz Alexander nach 10 Uhr, 
als das Fe<ier bei Rossbrunn und Hetlstadt immer schwächer wurde und 
man aus der Richtung des Geschützdonners den Rückmarsch der Bayern ent- 
nehmen konnte, dem am diesseitigen Ufer stehenden Theile seines Corps be- 
Tobien, über den Main zurückzugehen und nach 11 Uhr trat auch die letzte 
noch am Nicolausberge stehende badische Division diese Bewegung an. 

In der linken Flanke blosgestellt und mit den Main-Defileen dicht im 
Rücken, glaubte Prinz Carl nun keinen weiteren Kampf mehr wagen zu dür- 
fen und tral daher gleichlalls den Rückzug an. 

Zur Deckung desscll^en stellte sich die Brigade Hunser bei Oberzeil am 
Main auf. 

Die Division Stephan, welche den nun exponirten bayerischen linken 
Flügel gegen einen möglicherweise von Kist erfolgenden Angriif der Division 
Goeben zu schützen hatte, beschränkte sich, da sie sich bei ihrer ohnehin weit- 
läufigen Stellung nicht bis an die Bischofsheim-Würzburger-Chaussee ausdeh- 
nen konnte, darauf, den Südrand des Zeller-Waldes mit einer Brigade zu 



Da das Geschützfeuer gänzlich verstummt war, und auch die preussische 
Infanterie sich nicht weiter zeigte, so schien es, als ob der Kampf für diesen 
Tag beendet wäre. Doch die preussische Cavatlerie versuchte eine Verfolgung 
und so kam es nordöstlich Hettstadt's noch zu einem lebhaften Reiter- 
Gefechte. 

Der preussische Oberst Krug v. Nidda sammeile 3 Escadrons 
des 6- Dragoner-, 2 Escadrons des 10. Landwehr-Huszaren-, 1 Escadron des 
9. Huszaren-Regiments und die reitende Batterie König, marschirle über 



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Tl. Oefeoht bei BossbniQii. 169 

Greusenheim, wo er noch 2 dort stehende Escadrons des 5. Dragoner-Regi- 
meals an sich zog, und suchte dann, ilber die Heltstädter I13hen stehend, die 
rechte Flanke dfer Bayern zu gewinnen! 

Nach einem kuneh Saitimeln in einer gedeckten Aufstellung, '/^ Mdle 
nördlich von Heltstadt, gegen 1 1 Uhr, setzte sieh die preussische Cavallerie 
-wieder in Bewegung und nahm die Richtung gegen die auf einer Koppe sQd- 
lich des Mai^etshöchheimer- Waides ziemlich exponirt stehenden bayerischen 
Batterien Zeiler und Girl, zu deren Schutze, sobald der Anmarseh der 
Preussen bemerkt ward , das 6. Chevaul^ers-Regiment mit je 2 Escadrons 
zu beiden Seiten der Geschütze aufmarscbirte, während gleichzeitig die baye- 
rische Reserve-Cavallerie in zwei TrelTen (1. und 2. Cürassier-Regimenl im 
ersten, 3. Carassiei-Regiment und 3, Uhlanen-Regiment im zweiten) auf der 
Nordseite der Chaussee dem Feinde entgegen rflclite. 

Bei der Annäherung der preussisdien Eeluirears vereinigte ^eh das 
6. ChevaulegerS'Regiment auf dem linken Flügel der Batterie Girl und Hess 
die 4. Escadron vorgehen. 

Diese siiess mit 2 preussischen Escadrons (2. Escadron des 6. Dragoner- 
undS. des 10. Landwehr-Huszaren-Regimenis)zusammen, und wurde geworfen. 

Dasselbe Schicksal erlitten die demnächst vorgeführte 2. Escadron und 
die schliesslich atlakirenden 2 letzten £lscadrons des bayerischen Cbevau- 
legerg-Regiments, denen sich auch die beiden anderen preussischenHuszaren- 
Escadrons entgegen warfen, und sie in der linken Flanke fassten. 

Während dieses Zusammenstosses kam die bayerische Cürassier-Bri- 
gade theilweise heraiij warf sich sofort mit dem ersten Treffen, ohne auizu- 
marschircn, auf die Front und Unke Flanke der preussisehen Huszaren, 
attakirle und schlug sie zurück. Sowohl ein von den noch intaclen Dragoner- 
Escadrons in der Front, als den wieder gesammelten preussisehen Escadrons 
gegen die bayerische Flanke gemachter Versuch neuerlich vorzugchen, miss- 
glückte, worauf das hinter dem linken bayerischen Flügel folgende 3. Cüras- 
sier-Regiment die Richtung auf die preussische reitende Batterie nahm und 
sie zum Abfahren nöthigte '). Das rechts naehrücitende bayerische 3. Uhla- 
nen-Regiment hatte sich beim Erscheinen der preussisehen Dragoner in der 
linken Flanke des 1. Treffens dem bedrohten Flügel genähert, kam aber eben 
so wenig, als das mittlerweile herangerückte 4. Chevaulegers-Regiment zur 
Action. 



'} Diese Daratellitn^ entsprielit ilen AngaVien des ofTiciellen bsjerischen Wer- 
kes, welche auch mit Ktlationea von Au^nscngm Uberrinslimmen. Nach dem pr«tti- 
■ijchen ofiicielleD Werke hiwen 3 prcusaisehe EBcadrons, denen sich die nieder 
Ttoat m&clteiiden Mumauhaften der Übrigen Escadrons auichLoasen, die ba^erisclie 
Brig&de achlleMlich geworfen. 



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170 Österreichs Kfimpfe im Jahre 1BS6. 

Nach der Aliakc sammelte sich die bayerische CQrasster- Brigade, mit 
Ausnahme des 6. Chevaulegertj-RegimenU, welches bei den Batterien verblieb, 
bei den Hellstadter-HiSren; Abtheilungen des 3. Cürassier- Regiments rec(^- 
noscirten später gegen Hellstadt, während 2 Bataillons der Reserve-Inran- 
lerie'Brigade als Verstärkung an den IHain-Übergang bei Veitshöcliheim in 
den Margelshöehheimer-Wald beordert wurden. 

Die preussische Cavallerie halle sich auf die Division Flies zurück- 
gezogen, welche bei Rossbrunn das Biwak (ör die folgende Nacht bezog; 
die Division Beyer lagerte bei Mädelhofen. Die Vorposten wurden gegen 
HetUtadt und Waldbrunn vorgeschoben und die Verbindung mit der Division 
Goeben, welche bei Gerchsheim verblieb, durch Patrullen hergestellt. 

Nach dem Cavallerie-Gefechte ordnete Prinz Carl den Räckzug seiner 
Bämmllichen Truppen über den Main an. 

Die Division Hartmann rückte über Veitshfichheim nach Versbach, 
die disponiblen Theile der Division Feder nach Veitshöchheim, die Division 
Prinz Luitpold mit einem Theile der Reserve-Infanterie-Brigade über Zell 
nach Rotlendorr, dieReserve-Cavallerie nach Eslenfeld. 

Nachdem das Gros den Main passirt, ging auch die Arrieregarde zu- 
rück, u. z. marschirte die Division Stephan nach Wörzburg, während die 
Truppen, welche den Margelshöchheimer-Wald bis zum letzten Augenblick 
hielten, bei ihrer Brigade einrückten. 

Schliesslich — gegen 7 Uhr — marschirte auch GM. Cella, der be- 
kanntlich (rüher zur Bewachung des VeitshÖchheimer-Deriles zurückbeordert 
worden war, zu seiner Division ab. 

Die Kriegsbräcken über den Main wurden zerstört. 

Die beiderseitigen Verluste im Gerechte bei Rossbrunn betrugen : 
Preussen. Bayern. 





Oriciere 


Mann 


Offidere 


HUID 


Todl 


4 


97 


10 


84 


Verwundet 


35 


6d0 


34 


598 


Vermissl 


— 


40 


3 


189 


Summe: 


39 


817 ') 


47 


871 "). 



') Yon den preassiBOhen Verlusten Kommen auf du Re^meiit Nr. S6 allein 
S2 OSiciere and 4S6 Uanu. Unter den Bchwervernundeten Oflicieren diesei Begiments, 
befand sich Major LiebeBkind, Commandaut des 8. Batailloiu. 

*l Todt: OberstlieulenBiit Hertlein, Comniandant de« 8. Ublanen-Begitnentt. 
Verwundet: Majors Schrott des 9., Bredanr dea 10. lofaaterie - Keglmeats und 
Endo W vom 8. JÜgei^BBtaillon. 



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VL Gefecht bei Boubnuia. I7l 

Das VIIl. Bundes-Corps war an diesem Tage nicht angref rifi^n worden, 86. JuU. 
- halle bis 1 1 Uhr die bereits bekannle Stellung beibehalten und trat um diese 
Stunde den Rückzug hinter den Main an, welcher um Mittag mit Ausnahme 
kleinerer Theile, welche auf dem linken Ufer in Wärzburg und Heidingsfeld 
verblieben, vom ganzen Corps au^effihrt war, und wovon dem Ober-Com- 
mando die Meldung erstaltet wurde. Das Corps nahm hinter dem Main fol- 
gende Aufstellung: 

Würltembergische Division: Brigade Baumbach zwischen 
WOrzburg und Heidingsfeld, Brigade Fischer rückwärts Heidingsfeld, 
Brigade Hegelmai er in und nächst Würzburg; 

dsterreich-nassauische Division nächst Heidingsfeld; 

grossherzoglich badische Division vorwärts Roltendorf; 

grossherzoglich hessische Division nächsi dem Woeltrieder-Hof (vor 
Rotlendorf); ' 

Reiter- und Artillerie-Reserve nfirdlich Rottendorf; der Bracken- 
zug in Würzbui^. 

87. Juli. 

In Folge einer, noch am 26. erstatteten Meldung des FML. Graf Neip- ST. JaU. 
perg, dass starke feindliche Colonnen aus dem Guttenberger-Walde im An- 
züge seien, wie eines am gleichen Tage erlassenen Befehles des Armee-Com- 
mandos die beiden PontonbrScken bei Heidingsfeld abbrechen zu lassen und 
die Eisenbahnbrficke zu sperren '), rückte am 27. Morgens die Sster- 
rei ch-nassauische Division auf das rechte Main-Ufer und nahm auf 
der Höhe nächst der Kaesburg Stellung , wo die Batterien vom linken zum 
rechten Flügel in nachfolgender Weise auffuhren : 

4 Geschütze der österreichischen Spfd. Batterie Burger, 

die Sslerreichische 4pfd. Batterie K 1 o f e t z, 

die anderen 4 Geschütze der ersleren Batterie, 

endlich die beiden nassauisclien Halb -Batterien (Reichert und . 
Hadeln). 

Beiläufig 1500 Schritte hinter den Batterien lagerten auf dem linken 
Flügel die Brigade Roth, auf dem rechten die Brigade Hahn, hinler dieser 
die kurhessische Huszaren-Division. 

RQckwärls der Division N e i p p e r g befanden sich 4 württembergische 
Bataillons als Reserve. 

Die übrigen Truppen des VIII. Bundes-Corps verblieben vorläufig in 
ihrer Aufstellung. 



') Die Pontoabrllcke in Wanbug wurde sbenfallB anf Befehl iet AxmM'Cma' 
muidM abgebrochen. 



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ÖBterraieh« Klmpfe Im Jahre tSSS. 

Die Bayern halten das Haupt'quarÜer in Rotlendorf; 
die Division Stfcphan in Gferbrunn; 
ti ^ Feder. Gtihlersleben dnd VeilshiÖchhCim , 1 Bri^d« M! 

Röltendbrf; 
„ ff Prinz Luitpoldi Hottendorf; 
^ i, Hartman ni Versbach ; 

Reserve-InTanterie-Brigade, Ober- und Ünter-Dörrbach ; 
Beserve-Cavallerie, EslenMd; 
„ Artillerie, Rottendorf. 



BsBohlMiBaB« dar Taala ■tarlaakari (Iwl WAritarc)- 

Die wesldenläClieBundte- Armee stand somit am 27. Morgens concen- 
trirt innerhalb des zwisclien Würzburg und Kilzingen gelegenen MainbogeoS 
und ihr gegenüber die preussische Main-Armee bei Rossbrunn, Mädelbofen 
und Gerchsheim. 

Auf dem linken Ufer des Flusses war nur noch die Feste Marienberg 
im Besitze der Verbündeten. Einige auf dem Nicolausberge, zu deren Ver- 
stärkung, begonnene Verschanzungen waren noch unvollendet. Die Besatzung 
der Feste hattt eine Starke von 3700 Mann, worunter 1 100 nicht ausgeitit- 
dete Rekruten '). Dib Arttiirnng betrug 158 Gesthütze, von denen 86 in's 
Feuer gebracht werden konnten. 

Am Morgen des 27. Juli rflckte die preussische Armee gegen Worz- 
biH-g vor, die Division Flie^ nach den Hetisi9dter Höhen, die Division 
Beyer nach WaldbQttelhrunn und die Division Goeben bis Hfichberg, von 
wo Letztere zur Sicherung der rechten Flanke den Oberit Stoltz mit 2 Ba- 
taillons, 2 Escadrons und 2 Geschützen über Reichenberg gegen Heidingsfeld 
delachirte. 

Als die Avantgardü-Brigader Kummer HOcbberg vom Feinde ver- 
. lassen fand, setzte sie den Marsch fort, bis ihre T6te durch das Geschützfeuer 
der Feste aufgehalten wurde. General v. Göben liess nun die Avant- 
garde-Brigade bei HO ebbe rg und die Brigade Wränge 1 neben derselben 
am Nicolausberge, die Brigade Weltzien weiter rückwärts als Reserve 
gedeckt aufmarschiren. 

Die auf dem Hexenbruch und dem Nicotansberge siehenden bayerischen 
Vorposten-Abtheilongen verliessen die Höhen bei Annäherung des Feindes, 
und steckten dabei das bereits früher geleerte Pulvermagazin in Brand. 

') Die BeMtinng bestand aus dem i,, dem n. Bataillon und der Depat-Com- 
pagnia des 9., dem 4. Bataillon des 2. Begiments, 1 Fiua- und I DepätrSatterle dea 

B. Aj-ttllcrie-Segimonts und einem CheTaDlegere-Piket. 



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VI. Beachieaanng der Feate Marieaberg. 173 

Abtheilungen der Brigade Kummer und Wränge! beselzlen so- 
dann auf dem Nieolausberge eine noch unvoUenilete If-unette. 

Segen 11 Uhi: li.ess GL. y. Co^ben zur BeHämplung dec reiadiichen 
ArliDerie. 1600—1800 Schritte von der Feste ejitfer^l, 5 BaUerien heim H«Ken- 
bruch und auf dem Nordwesl-A.bha;]g d^ Nicolavsberg^s i^ufKihren. 

•Dieselbeit ecfiffneien sodann das Fetter uod schössen binnen kurzer 
Zeit das Arsenal ia Brand, der jedofih bald wied^i: gedämpft, wurde. 

Auf Seite der Bundes-Annee wi^d^das F^ugr aifs der Feste sowohl, 
als von der am Südausgang dei^ Main-VIenels (Burkarder-Tbor) ptacirlen 
gezogenen bayerischen Batterie Königer fortgesetzt, upd zwar mit einigem 
Erfolge, da die nächst dem Hexenbruche aufgefahrenen preussischen GeschOUe 
, einige hundert Schritte zurückgehen musslen, um dann das Feuer weiter fort- 
setzen zu können. 

Auf der Höhe nächst der Kaesburg, wo sich 24 Geschütze (2 öster- 
reichische BaltTien und dip beiden nneonnischen Hnlh-Britleripnl bpfiirrlfn, 
fuhren später noch die wörtlembergischen 6pfd. Batterien Roschmann 
und March thaler auf, beschossen anfanglich die vorgehende feindliche Infan- 
terie und sodann die auf dem Nicolausberge postirlen preussischen Geschütze, 
wenn auch aus grosser Entfernung (3500 — 4000 Schritte). 

Doch auch das Feuer der preussischen Batterien führte zu keinem Erfolg 
und GL. V. Manteuffel beorderte daher gegen 2 '/, Uhr Nachmittags die 
preussische Artillerie und die Truppen in ihre Biwaks bei Hetlsladt, Wald- 
böttelbrunn und Höchberg; das Hauptquartier wurde nach Eisingen verlegt. 

Der beiderseitige Verlust an diesem Tage betrug: 

Preussen. Bayern. 

Officiere liana Officiere Mann 

Todt — 5 — — 

Verwundet 3 17 18 

Vermisst — — — — 

Summe: 3 22 18. 



Prinz Carl von Bayern knüpfte noch im Laufe des NachmittE^s mit 
dem preussischen Armee-CominandaQlen Unterhandlungen an, um dem wei- 
teren Beschiessen Würzburgs Einhalt zu thun. Doch GL. v. Manteuffel 
wollte sieh zur Schonung der Stadt nur unter der Bedingung verstehen, dass 
ihm selbe bis 7 Uhr Früh des nächsten Tages übergeben werde. Prinz Carl 
zog nun dem Eingehen auf diese Forderung die Forlsetzung der Feindselig- 
keiten vor. 

In Folge dessen wurde die bayerische Division Feder durch 2 Batte- 



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174 öaterreicbi ESmpfe im JftLre 1BG8. 

rien ans der Reserve-Artillerie verstärkt und zur Heranziebang der Brigade 
Hanscr nach Vdtshficiiheim beauriragL 

Bei Detlelbach wurden Vorberdtungen zu täneia allenralls nSthigen 
Brackenschlage gelroOen und Kttzingen mit 1 Bataillon besetzt. 

Vom VIH. Bundes-Corps röckle die wfirtt'emberKische Division 
nach Gerbronn und die badfsche Division nach OchsenrurL Die Main-Übei^ 
gSnge bei Eibelsladt und Sommerhausen wurden durch 1 hessisches Regiment 
gedeckt und das Corpsquartier nach Biebelried va-legt. 

Die Preussen errichteten ihrerseits Batterie -Emplacements und die 
Diviüonen erhielten Befehl, sich iflr den folgenden Tag für weitere Operationen 
bereit zu halton. Doch sollte es zu keinem Kampfe mehr kommen. 



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V1L WaffanstilUtaadB-Unterbandlnngen 



Vn. Abschnitt. 



'WaffenstillstandB-irnterhandlimgen. Vo^ftage an der 
Nordost- Grenze Bayerns iind in Mainz. 

Noch am 27. Juli Abends halte Prinz Carl von Seite des bayerischen 
Minister 'Präsidenten, Freiherrn v.d, Pfordten, die tel^raphische Verstän- 
digung erhallen, dass der Waffenstillstand zwischen Preussen und Bayern 
abgeschlossen worden sei. Dieser sollte am 2. August beginnen und bis dahin 
Waffenruhe herrschen. 

GL. V. ManteuTfel hatte zwar zur Zeil von seiner Regierung noch 
keine Mitlbeilung von diesem Übereinkommen erhalten, erklärte sich aber 
doch zum Abschlüsse dner achttägigen Waffenruhe gegen Übergabe der 
Sladl Wärzburg bereit. 

Am 28. Juli Morgens begab sich der Generalstabs-Chef der Bundes- 
Armee, GL. v. d. Tann, zur Weiterfahrung der Unterhandlungen persönlich 
in's preussische HauptquarÜer nach Eisingen und kehrte bald in Begleitung 
des preussischen Chefs des Generalstabes, Obersl v. K r a a l z-K o s c h I au nach 
RoUendorf zurück, wo Prinz Carl erklärle, den Waffenstillstiind abschliessen 
und Wärzburg, mit Ausschluss der Feste Marienberg — vorbehalllich der 
Genehmigung seines Königs — an die Preussen übergeben zu wollen ; Marien- 
berg sollte neutral bleiben. 

Da unmitt^bar darauf ein Telegramm des G. d. I. v. Moltl(e des 
Inhalts einlief, dass schon am 24. die Friedens-Präliminarien mil Österreich 
unterzeichnet, und auch mit Bayern ein WafTensUllsland — der am 2. August 
zu beginnen hätte — vereinbart worden sei, so kam man schliesslich überein, 
gegen eine 24ständige Kündigungs-Frist die Feindseligkeiten einzustellen, 
wobei Prinz Carl im Besitze von Würzburg verblieb. 

Doch soHle es nocli zu einigen grossen Schwierigkeiten in dieser Bezie- 
hung kommen, da man preussischerseiLs bemüht war, aus der momentanen 
Lage den möglichst grSssten politischen Vortheil zu ziehen. 

Am 29. Juli erhielt GL. v. Manteuffel ein vom 26. dalirles Tete- 
gramm des G. d. L v. Moltke, welches die Mitlbeilung über den mil 
Österreich und Sachsen auf 4 und mit Bayern auf 3 Wochen abgeschlossenen 



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176 Österreichs Kampfe im Jahre 18SS. 

und am 2. August beginnenden Wo ffen stillstand, fe'rner die Ermächligung 
enthielt, mit Baden, Württemberg und Darmstadt, falls diese Staaten darum 
ansuehten.keineswegsabermit den norddeutschen Conlingenten. einen Waffen- 
stillstand einzugehen. GL. v. Manleuflp.l wurde ferners angewiesen, behufs 
der spateren, auf Basis des Besitzslandes einzuleitenden Verbandlungen noch 
so viel Terrain als möglich zu occupiren, ohne es jedoch mehr auf grössere 
WafTen-Enischeidungen ankommen zu lassen. 

In einer anderen Depesche, welche GL. v. Man teu fiel am 30. Vv 
mitiags erhielt, wurde ihm nofgelrf^en, aijicli w^rttembergisches Gebiet zu 
occupiren. ' 

Inzwischen wurden die Verhandlungen mit Bayern, wegen der Demar- 
catlonslinie während der WaSenruhe, fortgesetzt und am 30. Abends aacli 
zum Abschlüsse gebracht '). 

Doch nur wenige Stunden hierauf kOndrgte plötzlich GL. v. Muo- 
leiilfiil <1i'' Wriffpornbc .in-l prlt^lriP ^m ] A'-n-^t Fnlh ß Vhr- d'c FcinH- 
seligkeilen zu eröffnen, falls ihm bis dahin nicht Würzburg übergeben würde, 
denn er halte zuvor das folgende vom '28. dalirte Telegramm des G. d. L v. 
Moltke erhalten: „Volle Freilieil des Handelns bis zum 2- August" und 
daher beschlossen, noch am letzten Tage vor Eintritt des WaflenstilUtaades 
sich der Stadt Wflrzburg zu bemächtigen. Er verlegte sein Hauptquartier 
nach Eiäingen zurück und ertheille seiner Armee, die mütlerweile C^tonne- 
menls bezogen hatte, den Befehl, am 1. August 5 Uhr Früh auf den Höhen 
vor Wurzburg zu weiteren Operationen gestelll zu sein. Die Eisenbahn -Tele- 
graphen-Verbindung in Lohr wurde durch ein Detachement der Division 
Flies gesichert Doch kam es deshalb zu keinem Conflicl, da der König von 
Bayern am 31. dem Prinzen Carl die Ermächtigung erlheilte, Würzburg 
den Preussen zu überlassen. 

Nun gab sich der preussische Armee-Commandant zufrieden' und 
Abende 8'/, Uhr, wurde die Übereinkunft getroffen, dass die Waffenruhe bis 
zum Beginn des WafTenslillslandes nicht mehr unterbrochen werden würde. 

GL. V. lUanteuffel hatte schon Tags zuvor dem Commandanten von 
Fninklurt a. M. denBelehi ertheilt, Darmstadt, Heidelberg und Mannheim bis 



') Die DemaroatiODsliuie zog sich von der vflrttembergiBChen Orenia nach 
Oossmaiinsdort' an den Mnin and sodHnn UlogB dieses Flnsses bis GsmUnden, wo die 
Sinn und die Saale, ziriscbeu welchen Flössen das Terain als neutral galt, die bei- 
iier«eitige Grenze bildelen. 

Der Festungg-Ga/on det Marienber^ea am linken Hain-U^ Terhiieb im Be- 
sltse der Bayern. Darch diese Festsetzungen gelangte GL. t. Mantenffel, bezüglich 
der ihm aufgetragenen Besitzergreifung nUrttemiMrgilchen OehietSi, in den Besiti der 
Strasse Ton Heidingsfeld über Qiebelatadt nach Mergentbeim. 



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Tn. Wafi«nBtillstandR-UnterhandIiiiigen. 177 

zum Abende des I. Augusl zu beselzen, und ihm zum Ersätze 2 Bataillons 88. Juli 
der DivlEJon Flies über Aschaffenbnrg zugeschickt. "" 

Am 31. befahl er dem GL. v. Goeben grSssere Abtheilungen in der ' "'^ 
lücbtuni; auf Mergentheim zu detachlren, um ualer Benützung; von Landfuhren 
in starken Märschen wfirttembergis^es Gebiet zu gewinnen. Der Best dei* 
Armee wurde in die früheren Cantonnements verlegt. 

Am 2. August besetzten die Preussen Würzburg und, in Gemässbeit 
einer kleinen Recüßeaiion der früher festgesetzten Demarcations-Linie, auch 
einen Rayon von etwa '/, Meile am rechten Main Ufer um Würzburg; die 
Eisenbahn bis zu diesem Punkte ward ihrer Benützung überlassen. 

Durch die letzterwähnten Dispositionen des GL. v. Manteuffel 
kamen von der preussischen Main-Armee Abiheilungen in Bayern, Baden, 
Württemberg, Grossherzogthum und Kurfürstenthum Hessen und in der Stadt 
Franklurt zu stehen, in welch' Letztere später auch das Hauptquartier veriegL 
wurde. '), 

Was die Truppen des VIlLBundes-Armee-Corps betrifft, hatte Minister 
V. d. Pfordten denPrinzenCarl telegraphisch verständigt, dass GL. v. Man- 
teuffel auch bevollmächtigt sei, mit Württemberg, Baden und dem Gross- 
herzf^Uium Hessen in Waffenslillslands-Unterhandlungen zu treten. 

Zur Eröffnung derselben begaben sieh die am 28. Juli im Corpsquartier 

des Prinzen Alexander eingetroffenen württembergischen Minister v, 

Neurath und GL. v. Hardegg an diesem Tage nach Würzburg. Doch 

GL. V. Manteuffel erklärte ihnen, keine Instruction zu besitzen, und ^cb 

. daher in keine Discussion einlassen zu können. 

Alle dessen bisherige Verhandlungen bezogen sich nur auf Bayern. 
Was die Conlingenle des VIU. Corps betrifft, so lag es in der Absicht der 
Preussen, die Verhandlungen nicht mit dem Commando dieses Corps, sondern 



') Die DiviglonRii der Mnin-Armea cantonnirtea In folgenden Bajom; 

Die DMiion Goeben: 

Stabe-Qiurtier Wftnborg — in den von hier weiter bis mm Neckar sich uis- 
dehnenden Qebistallipilen von BdTem, Baden und Württemberg. 

Die Divuion Fliea: 

Stabs-Onartier Frankfurt a./U. — in dem von hier Ostlich nnd afldSstliBb (ich 
eHtre^endea Territorium von Bftjem, EurheMen, Frankfort und demnSebBt auf dem 
nauauisdieu Qebi«t aOdKch des Tsnniu. 

Die Divieion Safer: 

Stabi-Qusrtier Darmstadt — in den iwiichen Main und Neckar gelegenen 
Tbeilen von Hetsen und Baden. 

HaDpt-Qaartler: Frankfort. 

Eine gemischte Brifrade am Truppen der DiTision Bejer formirt, wurde dem 
Oeneral-QonTenteur vou Knrbessen, General t. Werder, xor Diapoaitiou gectellt 
und gelangte am 10. Augnit nach Kaseel. 

OaMrrelelu KlmpTe Ittt. (V. Bud.) 13 B 



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178 Öeterretclu KMmpfs im Jahr« 1886. 

I, Juli nur mil den einzelnen Souver^en von Baden, Hessen und 'Würllemberg zu 
'■'• führen. 

T"*- Dig Bevollmächtigten des Grossherzogs von Baden begaben sich auch 

direct in das preussische Hauptquartier und eineDepesche des Grossfaerzogs, 
welche den Prinzen Alexander hievoo verstfindigte, schloss mit den Wor- 
ten: „Ich verhandle selbst für meine Truppen." 

Am 29. Nachmittags 4 Uhr erhielt Prinz Alexander aus Carlsruhe 
ein wdleres Telegramm des Grossberzogo, dass Preussen nicht mit dem VIfl. 
BondeS'Corps. sondern nur mit den Souveränen der einzelnen Divisionen ver- 
handeln wolle, and der Grossberzog die badischen Truppen in sein Land zu- 
lückziehe, worauf Prinz Alexander umgehend erwiderte: 

„Dem Wunsche Euerer Königlichen Hoheit entsprechend, entlasse ich 
die grossherzoglich badischen Truppen aus dem Verbände des VIII. Armee- 
Corps, welches bis jetzt noch nicht die Zusage dner factischen Waffenruhe 
von General v. ManteuTTel erlangen konnte und daher auch in voller 
Kampfbereitschalt dasteht." 

Der Commandant der badischen Division wurde von dem Prinzen 
Alexander angewiesen, mit seinen Truppen am 30. Morgens 5 Uhr von 
Ochsenfurt, das ein hessisches Infanterie-Regiment besetzen sollte, über Gic- 
betetadt nach Grfinsfeld auf badisches Gebiet zu rücken. 

Der König von Preussen halte den unbelSsligten Abzug der badischen 
Truppen bewilligt und obgleich der Commandant der Main -Armee hierdber 
noch keine Weisungen hatte, willigte er in den Abmarsch unter der Bedin- 
gung, dass kein bndischer Truppentiieil nördlich von C^irlsruhe dislocirt werde, 
femers bekam die Division die Marschroute dber Berolsheim, Schefflenz, 
Sinsheim und Bruchsal angewiesen. 

Mit den Commandanten der übrigen Coniingente, die norddeutschen aus- 
genommen, erklSrle GL. v.Maiileuffel, später wegen des WaiTenslillstundes 
verhandeln zu wollen und es kam am 1. August in der That zum Abschlüsse 
desselben zwischen der Main-Armee nnd den Conüngenten von Württemberg 
und dem Grossherzogthum Hessen. 

Von würitembergischer Seite wurden die Verhandlungen durch 
die Minister v. Meurath und v. Varnbüler, welche inzwischen einge- 
troffen waren, von grossherzoglich hessischer Seite durch den Major v. 
Lynck er geführt. Der von den wdrltembergisched Bevollmächtigten aus- 
gesprochene Wunsch, auch die nassauischen Truppen in den WafTensülIstand 
ein zubeziehen, wurde von dem, preussischerseils mit den Unterhandlungen 
betrauten Generalstabs-Chef, Obersten v. Kraatz-Koschlau auf das 
Enischiedenste abgelehnt '). 

'j Die Waffeiwtillstandi-Tartrlge, Biehe BeiU^e Kr. IV. 



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YU. Wiftiwtillatmodt-lTtiteTh&iidliingeD. 179 

Bei Beginn der Unterhandlungen hatte sowohl die preussUche Main- 
Armee, als auch die Bunde»- Armee Canlonnemenls bezogen. Am 30. waren 
die Canionnements der Bayern die folgenden : 

Uaupl-Quariier, Kitzingen ; 

Division Stephan, Wdrsbnrg; 
„ Feder, Rrtibach; 
„ Prinz Luitpold, Kitiingen; 
'„ Hartmann, Versbau; 

die Infanterie- und Cavallerie-Reserve, Bergtheim ; 

die ArtlllenA^Reserve, Prosselshelm.' 

Als Prinz Carl in der Naeht vom 3. die Kündigung der Waffenruhe 
«rhielt, ei-lheilte er sogleich den Berehl zur GefbchUbereitschall in nachstehen« 
den Biwaks: 

Division Stephan auf dem Würzburger Exereirplatie; 

„ Feder vonWOrzborgbisRetzbach,das GrosbeiderAumühle; 

Division Prins Luitpold bei Biebelried; 
„ Hartmann bei Rottendorf; 

Reserve-Infanterie Brigade (Freiherr v. Seckendorf) bei Lengfeld; 

Reserve-Cavallerie bei EütenTeld und Lengfeld ; 

Reserve-Artillerie bei EffeldorT; 

Die bayerische Armee sollte Jeden Schein von Agrea«on vermeiden, 
hatte.sich aber für den Fall, als der Feind den Main forciren wollte, auf den ' 
Höhen von Roltendorl, Biebelried und Efieldorf zu concenlriren. 

Nach Abschluss der Waffenruhe bezog endlich die bayerische Armee 
nachstehende Cantonnirungen : 

Division Stephan, Ochsenhtrt; 

Division Feder, Arnstein; 

Division Prinz L u i i p o I d , Mainbernheim ; 

Division Harlmann, Kitzingen; 

Reserve-fnfanterie-Brigade (v. Seckendort) und Reser ve-Caval- 
lerie-Corps, Bergtheim; 

Reserve-Artillerie, Prosselsheim. 

Das Hauplquarlier blieb in Kitzingen. 

Vom VIII. Armee-Corps bezog am 29.4ie württemberg^sche Brigade 
F i s c h e r mit dem Corpsbrückenzage Hdarktstefl und Marktbrnt, bei welchen 
Punkten Brücken über den Main geschlageit wurden. 

Am Morgen des 30. nahmen die 3 Divisionen des Corps, wfihrend die 
badische Division den Marsch in dieHaimalantrat, den Rayon von Gnod- 
sladt, Ochsenfurt und Eibelstadt ein; 



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IgQ öaterMichs KInpfe im Jalira 1B68. 

28. Juli die Reterve -Reiterei kern naeh Acholihauaen, Herchshdm, Giebel- 

'^ Stadt etc. : 
- os*i*,' jjg ArLillerie-Reserve nach Marliti8li«ifn, Issigtiei« und Wätserndorf; 

das Hauptquartier nach Marktbreit. 

Endlicli sali man sich bemössigl zur Vu'meUung; von Conflicten mit den 
Preussen und auf Wunsch des GL. v. Manleuflel, welcher an der De- 
marcationslinie nur bayerische Truppen stehen haben wollte, das VIII. Corps 
hinter die bayerische Armee zurückzuzfehea. 

Prinz Alexander erhielt am 31. Juli Morgens den Berebl hiezu, 
gleichzeitig aber auch diä Mittheilung vm der Kündigung der Waffenruhe. 

Nach einer bieraal im Annee-HaupUj«artiar zu Kittingen gepflogenen 
Unterredung, aus weleber hervorging, dass die Truppen des VIII. Bundes' 
Corps auch lür den Fall, als Prinz Cnrl in die Rfiumung Würzburg's wUUgte, 
vor einem AngrifEa dar Preussen nicht gesichert seien, war Prinz Alexander 
darauf bedacht, seine Truppen s6 scknell ab mSgltoh aus dem Bereiche der 
preussischen Armee zu ziehen. 

In diesem Sinne ertheilte er seiiken Divisionen die Befelile und diese 
standen am Abende des 31. Ju(i, wie folgt: 

Württembergisehe Divisioo, Gollhofen und GoUaGhostheim ; 

grossherzoglich hessische Division, Herrnbergtbcim ; • 

Österreich-nassauische Divitios über Kitzingen bis Willanzheim; 

Artillerie* Reserve, G«ck«Bheim; 

Ileserv9>Rei(«rei, GeisUogen, Obsriekelibeiia. 

Sobald die Tru[^u) bei Marktbreit den Main passirt, waren dieBrückcn 
abzubrechen und nach Herrnbeigtheim zu bringen. 

Das Corpsqiiartier kam nach UfTenbeim. 

Prinz Carl gab diesen Dispositionen seine ZuBlimmnng und schob über- 
dies leichte Cavallerie bis südlich von OehseBfurt vor, um die Bewegungen 
des VIII. Corps zu verdecken. 

Am 1. August, nachdem die WaS^nruha definitiv zwischen den Preussen 
und Bayern abgeschlossen worden, nahm Prinz Alexander das Corps 
noch mehr zurück, indem er gleictueilig die Öslerreich-nassanische 
Division näher an sich zog. 

Die Aulslelluog desselben war an diesem Tage die lolgende ; 

Württembergisch« Division, I^uigensteinbach, Ermetshofen, Borg- 
beroheim ; 

grossherzoglich hessische Division, Windhdm, Schwebbeim, Ru- 
dolzhofen ; 

Österreich-nassauische Division, Marhlbibart, Sngenheku, wo 
sie mit der früher erwähnten Division in Verbindung trat Die österreichisebe 



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VII Ei-eigniase an der KonioBt-OrenM Bajerne. 181 

Brigade Hahn bekam am selben Tage die Weisung auf der Eisenbahn über 2.- 
Ansbaek, NÖrdlingen, München in ihre Heimat abzuröchen. 

Am 4. August Abends erhielt endlich das VIIL BumM-Corps vom 
Plinsen Carl den Befehl, innerhalb 4 Tftgen bis hinter die Linie Dinkelsbühl, 
Waseertrddlngen, Heidenfaeim, Treuchtllngrin znrSdiEtiniarsdhiren und d(Vt 
Cantonniningai m beziehen. 

Die Truppeii erreichten mb 8. August diese ifire neuen Stationen, doch 
schon Tagsvorher waren ^ie Befehle tut den Rückmarsch der Wfirttember- 
ger und Hessen in ihre Heimat eingetroffen, welche nun atich dahin ab- 
gingen. 

Die Österreichische Brigade Hahn begann am T. August 4 Uhr ftfer- 
gens von Ansbach mittelst der Eisenbahn über München und Salzburg nach 
Linz abzurücken, wo sie am 8. successive eintraf. 

Die nassau ische Brigade Roth mit den beiden kuirheasiachen 
Escadrons brach am II. naoh GäiwbKrg aul^ um dort ihr Urneros Schioksal 
abzawart«a. 

FM. Prinz Carl von Bayern hatte sdion »m 8. Augmt das Commando 
der westdeutschen Armee niedergelegt und arti 8. hSrle auch das Commando 
des Prinzen Alexander von Hessen aber das Vlli. Bundes-Corps a«r. 

Wir haben nun noch einiger UeiMn Episoden zu er wfihneii , nemJich 
der Vorgänge, welche zwischen den an der Nordost-Grenze Bayerns aufge- 
slelUen Observations-Truppen und dem preussischen 11, Reserve-Corps statt 
hatten, endlich jener in der Festung Mainz. 

■ralffnlsB« KB dar |tard»Bt-i(l>aBsa B>y»rHa. 

Zum Schulze der Nordost-Grenze Bayerns stand am 21. Jnli Major 
Wirthmann mit einem Detachement (5 Compagnien vom 4. Bataillon des 
13. Regiments und einige Chevaulegers) mit 1 Compagnien in Hof und je einer 
Compagnie in Schwarzenbach, Mdnchberg und Culmbach. 

Bd Bamberg befand steh überdies unter M^er HtSfler das 1. Ba- 
taillon des 4. und das 2. des 10. Regiments nebst einer Chevaulegers- 
Escadron. 

Die ersterwähnte Abtheilung kam bald in Centaet mit eitiem ganzen 
. preussiacben Corps. 

Schon am 3. Juli war im Hauptquartier zu Jii^n die Bildung eiaes 
11. Reserve -Armee -Corps unter dem Befehle ctes Grossherzogs ron 
Meoklenburg-Schwerin besehlossen worden. Das Corpe sollte bei 
Leipzig aus preusKiseken, meckienburgischen und altenburgiB^en Trappen 
zusammengesetzt werden und zur Unterstützung der Main-Armee von Norden 
her in Bayern eindringen. 



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Ig2 Östeireicbs KBinpfe im Jahre 1B66. 

Nach seiner Formirun^ zählte das Corps 23 BalaillonB Infanlerie, I Ba- 
twllon Jäger, 14 EscadroDS, 64 Geschßlse und eine combinirte Pionnier-Ab- 
tbdlung;, beiläufig 26.000 Vl^na '). 

Doch halle es diese Stärke no^ nicht gänzlich erreicht und es Tehite 
noch ein Theil der preussischen Artillerie und Cavallerie, so^ie das braun- 
schweigische Contingent, als der Grossherzog von Mecklenburg- 
Schwerin am 18. aus Aem preussischen Hauptquartier in Leipzig dntraf, 
und am 20. auf den beiden Strassen über Werdau and Zwickau die Vor- 
röckung begann. 

Die Avantgarde des Corps (Füsilier-Bataillon des 4. Garde- Regiments, 
1 Jäger-Compagnie, 1 Escadron und Z Geschiltze) unter Major v. Loos er- 
reichte auf der Eisenbahn noch am 25. Plauen und nach einem Nachtmarsche 
am 23. Morgens Hof. 

Major Wi rthmann hatte am Abende vorher irrthümlicherweise die 
oßicielte Nachricht von einer abgeschlossenen StSgigen Waffenruhe erhalten 
und machte hievon demCommandanten der von Plauen vorrückenden preus- 
sischen Colonne die Mittheilung. Dieser wollte jedoch nichts von einer Waffen- 
ruhe wissen und fügte seiner Antwort bei, dass eine bedeutende preussisehe 
Übermacht aus drei Richlungen gegen Hof im Anzüge sei. 

, Den beiden dort sl^enden Compj^ien blieb nun nichts äbrig, als sich 
nach Schwarzenbach zurückzuziehen und sich bei Münchberg mit den übri- 
ge zu concentriren. 

Ein Halbzug, welcher beim Abmärsche von Hof die Vorposten auf- 
nehmen sollle, fiel in die HSnde des Feindes. 

Hof wurde durch 2 preussisehe Bataillons und eine Escadron beselzL 

Immer mehr gedrfingt, ging die bayerische Truppe unter Major Wirih- 
mann am 24. nach Gelrees und sodann auf Berneck zurück, wo den 23. 
nach und nach unter Major v. Michels auch das 4. Bataillon des 14. Re- 
giments (4 Compagnien) und 1 Zug Chevaulegers eingetroffen waren. 

Von da gingen dieselben noch am 24. nach Bayreuth zurück, von wo 
dann mittelst Eisenbahn das Bataillon des 13. Regimuits nach Neustadt am 
Culm. jenes des 14. nach (Stadt) Kemnat gebracht wurde. 

In diese Gegend waren indessen auf Veranlassung des bayerischen 
Kriegs-Minisleriums das 4. Bataillon des Leib- und des 7. Regiments, das 
Reserve-BataTlIon des 11. Regiments, 2 Reserve-JSger-Compagnien und eine 
halbe gezogene Batterie dirigirt worden. 

Den Bahnhof bei Kemnat hielt bereits eine Compagnie des 4. Bataillons 
vom Leib-Regiment besetzt, während der Rest dieses Bataillons in die linke 
Flanke gegen Bayreuth, nach Kirchenlaibach, vorgeschoben war. 



') Ordre de bat&ille des preosaiichea IL BeBerTe-Armee-CorpB , 
läge Hr. III (Ordr« de bnUiUe der prenesiichen Main-Armee). 



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TU. EreifniBie hn der NoTdoat-Qnnie Bajanu. IgJ 

Am 26. trarder Best der Irilher erwähnten bayerischen Truppen in 
der Linie Windisch-Eschenbacli — Kemnat allmälig; ein und GM. Fuchs über- 
nahm am 21. deren Commando. 

Das preussische Reserve-Corps räckle indessen weiter vor. Das Gros 
desselben gdangte am 27. nach Hör. 

Zwei mecklenburgische Jfiger-Compagnien, welche auf Wagen trans* 
porUrt wurden, erschienen uebst einer Dragoner-Abtheilung in der rechten 
Planke vor Culmbach, besetzten die Plassenburg und sicherten dadurch die 
Eisenbahn nach Bayreuth gegen etwa von Bamberg her zu unternehmende 
Zerstörungsversucbe. 

Am 28. besetzten die Vortrappen Schorgast und Bemeck und erhielten 
da die Nachricht, dass der bayerische General Fachs mit seinen Trappen 
Kemnat und Weiden erreicht habe. 

Dieser hatte hingegen am 28. Morgens ein officielles Telegramm Ober 
den AbschtusB der Waffenruhe und zugleich den Berehl des Ober-Commando's 
erhalten, so viel Land als möglich zu occupiren. „Die Colonne HGfler rücke 
„deshalb nach IIochsLadt und Hollfeld (westlich Bamberg) vor. Bayreuth sei, 
„so viel man wisse, noch von den Preussen Irei." 

GM. Fuchs dirigirte nun sogteich das 4. Bataillon des 13. fiegiments 
nach Waldeck, jenes des 7. nach Waldsassen, Mitterleich and Umgebung (an 
der Grenze bei Eger), jenes des 14. besetzte K^nnat und Kulmain, das 
Reserve-Bataillon des II. Regiments kam nach Weiden, die beiden Jfiger- 
Compagnien nach Fürth, während schliesslich das 4. Bataillon des Leib- 
Regiments mit der halben Batterie gegen den wichtigsten Punkt, nemlich 
Bayreuth, abgeschickt wurde. Eine Compagnie dieses Bataillons, welche 
dadurch, dass sie die Bahn benützte, allein bei Bayreuth anlangte, traf da- 
selbst schon eine Abiheilung preussischer Dragoner. Um 3 Uhr kam preus- 
sischerseits noch Major v. Loos mit einer Füsilier-Compngnie auf Wagen 
und einer Dragoner-Escadron daselbst an und erklärte , da der bayerische 
Commandant den Abschluss der Waffenruhe geltend zu machen suchte, sich 
der Feindseligkeiten zu enthalten, bis eine Entscheidung seines Corps-Com- 
mandanten eingetroffen wfire. 

Die bayerische Compagnie zog sich nun auf den ganz nahen Ort 
Ober-Connersreut zurück, wo um 6 Uhr aueh der Rest des Bataillons ein- 
getroffen war. Der Commandant desselben, Graf Joner, beliess hier nur 
2 Compagnien und marschirle mit 3 anderen nach St. Johannes ; 1 Compagnie 
stellle sich zur Verbindung zwischen beiden Theilen auf. 

Um 9 Uhr Abends kündigten die Preussen die Waffenruhe und rückten 
in Bayreuth ein, während eine mecklenburgische Jager-Compagnie, gefolgt 
von 3 Compagnien des 4. Garde-Regiments, gegen die bayerische Aulstcllung 



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]g4 OflCerreichB Kämpfe im Jahr« 1866. 

vorbraclien. Es entspann sich ein kleines Gerecht, welches bis 1 Uhr Nachls 
währte. Major Graf J o n e r, welcher mittlerweile den Befehl erhalten hatte, sidi 
zurückzuziehen, dirigirte seine Compagnien nach Weidenberg und Creussen. 
Die nach dem letzteren Orte bestimmte (14.) Compagnie wich jedoch nach 
Weidenbergr ab, nachdem ihr Commandant bei einer mit einer kleioea Abthei- 
lung unternommenen Recognoscirun^ überfallen worden war. 

Im Laufe der Nacht standen 3 Compagnien in Weidenberg. Am 
nächsten Morgen (29.) traten sämmtliche Compagnien den Rückzug an 
Kemnat an, wandten sich aber bald auf Befehl des GM. Fuchs nach Seu- 
bottenreut und wurden im Marsche dahin , nachdem kurz vorher bd dem 
letzterwähnten Orte schon eine Abtfaeilung durch 2 unter Oberst v. Lötzo w 
recognoscirende Dragoner-Escadrons. denen die II. Compagnie des 4. 
Garde-Regiments folgte, überfallen und gefangen worden war '), in der Nähe 
von Döberschütz von der ßrüher erwähnten Garde-Compngnie angegriffen. 
Bald darauf ward das Bataillon von mecklenburgischen Dragonern attakirt 
und erlitt bedeutende Verluste. Es trachtete nun, nach Creussen auszuweichen, 
kam aber auch noch in preussisches Gesdiützleuer und ward überdies von 
2 anderen, aus der Geg^end von Wüstensreut, vorbrechenden Compagnien des 
Garde - Regiments angegriffen. Das Bataillon, dessen Commandant, Gral 
Joner, verwundet ward, sammelte sich endlich in Creussen, ging dann 
bis Kirchen thumb ach und von da auf requirirten Wagen bis Pressat zurück, 
von wo esauf derEisenbnhn nach Weiden expedirt wurde. 

Die beiderseitigen Verluste betrugen : 

Preussen, resp. Bayern. 

Mecklenhnr^Bcbe Drsf^oer. 

Officiere Manu P/wde Officiere Mann Pferds 

Todt — — 11 — 6 — 

Verwandet 1 14 27 1 11 

Vermisst — — — 7') 243') I 



Summe: I 14 38 8 2&9 2. 

Preussische Abiheilungen folgten den Bayern auf eine grc^ssere Strecke 
gegen Creussen nach, worauf die Avantgarde des Eeserv&-Corps Cantonne- 
ments bei Lehen und Stockau bezog. Das Gros mit dem Hauptquartier des 
Grossherzogs kam nach Bayreuth. Von hier aus trachtete man Nürnberg 
mit Beschleunigung zu erreichen. Die Avantgarde erhielt Befehl in 2 Colonneu 
auf den Strassen über Poltenslein und Creussen-Pegnitz dahin vorzugehen, sich 
dort zu vereinigen, und Vortruppen bis zur Linie Erlacii-Fürth vorzuschieben. 



'') Ton St Hann waren IS gr«tadtet oflsr verwniidet worden. 
*) Damnter ebMifalla 4 Officiere imd Sl llann verwundet. 



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TU. EreignÜBe in der Feitung Uuni. Ig5 

Das Gros des Corps folgte am 31. Juli gleichralls in der Richluni; auf Nürn- 
berg:, und das Corpsquartier kam bb diesetn Tage nach Gr&fenberg. 

Der Grossherzog von Mecklenburg betrachtete sein Corps als 
einen selbstständigen und von der Main-Armee völlig unabhängigen Körper, 
kfimmerle sich aucli nicht um die zwischen GL. v. MantanfTel und dem 
Prinzen Carl abgeschlossene WafTenrube, und erklärte, eine BOlche erst ein- 
gehen zu wollen, bis seine Truppen in den Besitz Nürnbergs und Erlangens 
gelangt wären. 

Am 31. Nachmittigs wurde wirklich Namberg, am 1. August FOrth 
und Erlangen von der preuseischen Avantgarde beselat, nochdam sie bei 
Eschenau 40 Ofäciere und lti4 Mann des bayerischen 12. Inliinterie-Begi- 
ments gelangen genommen hatte. Das Hauptquartier mit dem Gros traf am 
1. in Nürnberg ein und der Grossherzog bewilligte erst jetzt die nachge- 
suchte Wafltenrulie. 

Am 4. August endlich ward zwischen dem von ihm hiezu deloglrten 
ObersUieutenant Veith des Generalstabes und dem bayerischen GL. v. 
Hartmann ein Waffenstillstand abgeschlossen.*) 

Die ersten Truppen des braunscbweigischen Contingenls trafen erst 
am 8. August in Närnberg ein. 



Bekanntlich wurde noch vor Ausbruch des Krieges durch einen 
Bundesbeschlnss festgesetzt, dass sämmlliche Österrdchische und preussische 
Besatzungs-Truppen die Festung zu verlasseh und durch Abtiieilungen von 
Bayern, 'Wörttembei^, "Weimar, Meiningen und Lippe-Schaumburg ersetzt zu 
werden halten. Das Gouvernement sollte von Prcussen an Bayern, das Festungs- 
Commando von Osterreich an den ältesten Obersten der Bundes-Truppen 
übergehen. 

Der fislerreicbische Artillerie- und der preussische Genie-Direclor, 
sowie die Platz-Cornmanden und VerwaltungsbehSrden halten mit den bis- 
herigen Sections-Ofllcreren In Mainz zu bleiben. Zugleich wurde die Neutralität 
der Festung ausgesprochen. 

. Bis zum 18. Juni war die Ablösung simmllicher Truppen erfolgt und 
es verliessen auch an diesem Tage der königlich preussische Vice-Gouverneur 
G. d. C. Prinz zu Schleswig-Holslein-ßonderburg-Augusten- 
bnrg. sowie der Festungs-Commandant, der k. k. FML. Qraf Neipperg, 
die Festung. Das Gouvernement ging an den königlich bayerischen GM. 
Grafen Recbberg-Rolhcnlöwen und das Feslungs-Commando an den 
herzoglich sachsen-meiningischen Obersten v. Buch über. Der österrei- 

■) Die Waffenitillrtandi-VerirSge, riahe Beilag« Nr. IT. 



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Igg ötterreiolii KXmpfto im Jfthre 1864. 

chiscbe Oberst Pirner, fräher Gouvernemenls-AdjutaDt, wurde Chef der 
österreichischen Behörden, der öslerreichJsche Oberst v. Hofmann ver* 
blieb ArUllerie-Director und auch Oberstlieulenant Graf Trips, der bis- 
herige österreichische PlaU-Commandant, blieb in dieser Verwendung. 

Hit dem Printen Hol stein waren ganz unerwartet auch alle preus- 
sischen Ingenieur-Offidere telegraphisch abberufen worden , wodurch der 
das Gegenlheil feststellende Bundesbeechluss allerirt und auch die Neutra- 
lität der Festung in Frage gestellt wurde. Man musste unter solchen Um- 
ständen für den Fall einer etwa nothwendig werdenden Verlheidigung vor- 
denken. Der königlich bayerische Ingenieur-Major v. Kollmnnn, welcher 
eiligst von Landau herbeigerufen wurde, übernahm die Gänie-Direction, bei 
welcher nebstbei der mit den Eigen tbümlichkeiten der Festung voll- 
kommen vertraute österreichische Genie-Hauptmann Rössler eingetheilt 
war. Die Schwierigkeit für die Genier sowie Kr die Arlillerie-Direction be- 
stand nun darin, mit den wenigen zu Gebote stehenden Arbeitskräften die 
Sicherheitsarmining, sowifl jene gegen einen gewaltsamen AngrilT durchzu- 
führen, wozu der Befehl von der Bundes-Militär-Commission erst am 3. Juli 
erging. Vor Allem wurden die Vorwerke, welche die Strassen von Bingen 
und Budenheim, dann den Rhein beherrschen, so schnell als möglich gegen 
alle Eventualil&ten gesichert. 

Obschon hiezu nur 350 Mann bayerischer Arlillerie zu Gebote standen 
(2. Fussbatlerie des 2. und 4. Artillerie-Regiments) und trolz mehrfacher 
Allarm irun gen , welche die Arbeiten unterbrachen, ward die Sicherheils- 
Armirung der inneren Umfassung in 2 Tagen , die Armirung gegen den ge- 
waltsamen Angriff in den Forts Bingen, Gonzenheim, Hardenberg und Hart- 
mühl, dann der Inundationsschanze, in 10 Tagen beendet Gleichzeitig wurden 
mehrere Friedens-Pulvermagazine geräumt, Laborir- und andere dergleichen 
Arbeiten vorgenommen. Die aulopfemde Thätigkeit der wenigen österreichi- 
schen Seclions- und der bayerischen Ballerie-OQlcicre, dann der Mannschaft 
beider Contingente setzten die Artillerie-Direclion in den Stand, mit Hilfe der 
Bevölkerung, welche bereitwillig Arbeiter und Zugpferde beistellte, die be- 
zeichneten ausgedehnten Arbeiten in dieser Zeil zu vollenden. 

In der Kacht v«m 26. auf den 27. Juni armirte Oberst v. Hof mann 
die Forts Hardenberg und Hartmühl provisorisch mit Feldgeschütz und rec<^- 
noscirte die Strassen von Gonzenheim und Bingen, ohne jedoch feindliche 
Abiheilungen daselbst zu treffen. 

Die am 27. Juni in die Festung einrückenden 2 grossherzoglich hessi- 
schen Bataillons bezogen die Vorposten zwischen Finlben und Budenheim, 
1 '/, Stunden vor Mainz an den btiden nach Bingen führenden Strassen. 



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Vn. Erai^iMe in der Festnns Uftins. IST 

Eine Str^rpalnille, bestehend ans einem Unlerofüi^er und einigen Mann 
stiess bei Bingen auf eine Vorposlen- Abtheilung, griff sie unverweilL an und 
zwang sie Bum Rückzüge. Nach den Aassagen eines gerangenen, verwundeten 
Preussen ergab sich, dass die Nnhe^Linie nur schwach besetzt sei. Gleichwohl 
verlangte der Feslungs-Commaudanl vom VIII. Bundes-Corps eine Verstfir- 
kung der Garnison, da diese nach dem Abzüge des Asterreichischen und preiiS' 
sischen Conlingents nur etwas über 3000 Mann Inranterie und 350 Mann 
Arlillerie betrug, und bei dem angestrengten Sicherheitsdienste ungenügend 
schien. In Folge dessen ward, wie wir dies schon TrOher angegeben, die kar- 
hessische Division nach Mainz beordert. 

Diese Trappen rückten vom 28. Juni angelangen nach und nach ein. 
Am Abende dieses Tages langten Nachrichten an, dass die Preussen die Vor- 
postenkette von Finthen-Budenheim anzugreifen beabsichtigten. 

Es ward nun eine ausgedehnte Recognoscining der Binger -Strassen 
beschlossen. Um MiUernacht stellten sich auf dem Münster- Platze mehrere 
Bataillons Kurhessen und eine kurhessisclic Feld-Ballerie bereit, und rückten 
dann unter dem Commando des Feslungs-Gouverneurs in 2 Cotonnen, welche 
von Obersl v. Hofmann und Hauptmann Rösslergeführl wurden, auf der 
Hauptatfasso nach Finlhen und gegen den Lenaberg vor ; eine kleinere Ab- 
iheilung mit 2 Geschützen ging über Mombach nach Budenheim. 

Beü&ufig um 2 Uhr langten die Spitzen sümmllicher Cotonnen an ihren 
Objecten an, vom Feinde war aber weit und breit nichts zu entdecken. Bei 
dieser Gelegenheit wurden die grossherzoglich hesdschen Bataillons abgelOsl 
und verUessen am selben Tage noch die Festung, um wieder zum VIII. Corps 
zu stossen. 

Obwohl in den ersten Julitagen das weimar'sche Regiment und das 
TJppe'sche Schützen-Bataillon in die Bundesfestungen Ulm und Bastadt ver- 
legt worden, so betrug nun, nach dem Einrücken der kurhessischen Division 
und des 4. würllembergischen Infanterie-Regiments die Infanterie gegen 12.000 
Mann; 3 Feld-Ballerien konnten zu Ausfällen verwendet werden, und eine 
zahlreiche Cavallerie ermöglichte weitausgreifende Slreifungen gegen den 
Taunus und die Nahe *). Eines Tages nahm eine aus 1 Officier und 17 Mann 
bestehende PatruUe des Garde du Corps-Regiments in derNShevonSchlangen- 
bad 17 Preussen gefangen (Landwehr), die ebenlalls einer Slreil^alnille 
(ingeh6rton. 

Die Artillerie zählte nach Eintreffen der 3. würltembergischen Feslungs- 
Balterie, einer badischen Feslungs- Artillerie- Abtheilung, eines nassauischen 
Delachemenls, endlich noch der 4. Fuss-Batlerie des bayerischen 4. Artillerie- 



'} StaDdet-Answeu der FMtan^-Bes&tinng:. Siebe Beilage Nr. V. 

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188 Ortaireioh« Kfitnpfe im Jahre 1S6«. 

Regiments bei 1000 Mann, während der Armirungrs-Enlwnrf 2400 Mann er- 
forderle. 

Indessen machte die Armirung weitere Fortschritte. Bis zum 18. Juli 
wurden die Forts der drei Stunden im Umfange betragenden äusseren Ver- 
Iheidigungslinie, n&mlich die Forts und Lunetlen Hauplstein, Josef, Dahihdm, 
Sttüilberg, Zabibaeh , Bretzenheiraor-Thurm , Mariabom, Hechtsheim, FiKpp, 
Elisabeth, Heiligenitreuz, Carl, Karthaas, Weissenau, die beiden Mainspitzen, 
ganz KaBlcl mit seinen Lunetlen und den 3 Rheinschanten, Grossherzog von 
Hessen und der Pelersauer-Tburm gegen den gewaltsamen AngrifTarmirt. Kebst> 
bei wurden 13.000 Cenlner Pulver und die ganze Reserve-Munition aus den 
Friedens- in die Kriegs-Pulvermagaiine geschah, desgleichen eine Menge Artil- 
lerie-Material dberlührt, endlich das Laboratorium zu ausserordentlichen Er« 
Zeugungen organisirt. da für die kurhesasche Division, welche bei dem schleu- 
nigen Abmärsche aus ihrem Heimatland ekdncswegs kriegsmüssig ausgerüstet 
werden konnte, erst die Munition für alle drei WofTengattungen erzeugt wer- 
den musste. 

Kaum war die Armirung beendet, so begannen auch alsbald die Feind- 
seligkeiten. Nach dem Gefechte vob Aschaftenburg kamen bei 4000 Mann 
Liindwehrtruppen von Coblenz heran und besetzten Wiesbaden, Biebrich und 
die Erbenheimer Höhe, im Kanonenertrag der Festung. Ein auf einem kleinen 
Dampfboote, welches schon seil dn^r Zeil zur Reco^nascirung «uf dem 
Rhein verwendet wurde, eingeschifftes Detachemenl Curhessen, gerielh am 
19. Juli zuerst in's Gefecht, indem es von einer von der Nordseil« Biebrichs 
hervorbrechenden feindlichen Abltieilung (Waldecker) beschossen wurde. 

Eine Slunde später, beiläufig 4 Uhr Nachmitlags, besetzten die Preus- 
sen die 800 Schritte vom Petersauer-Thurm entiernten Glashütten herwSrts 
Biebrich. Es entstand bald ein Geplänkel zwischen den pretissischen Vor- 
posten und den in der Enveleppe des Thiirmes postirlen kurhessischen 
Sehötzen, so wie einer vom Fort (^osebcrzog von Hessen vorgeschobenen 
Kc«e (Bayern). 

Die Geschütze des Potersauer-Thurroes verhinderten durch dnige 
Sflhässe das Nachdrängen von stfirkeren preussisohen Res8i*ven. 

Ein auf der Höhe vor Wiesbaden erschienenes preBasisches Detache- 
menl entfernte sich sogleich wieder, als ein aus dem Fort Orosaherzog von 
Hessen abgefeuertes 6pfündiges Spitzgeschoss dicht vor demselben einschlug. 
(Distanz 4000 Schritte). In den ersten Nacltmillagsstunden des 20. Juli er- 
schien auf dem Hochheiiner Höhenzug« iiel)ea dem Fäbnehenkreuz eine preus- 
sisehe 4pld. Batterie von 4 Geschätzen und sendete einige Schüsse gegen die 
Festungswerke von Kastei. Die Geschosse gingen zu hoch und verwundeten 
Niemand. Die gezogenen 6 und 12 Ptflnder der Bastionen Erzherzog Carl und 



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TU. EnigniM« iu dei Festung Hünz. Ig9 

Prinz Wilhelm, sowie der LflnetC« Hochheim antworteten und vertrieben nach 
einigen gegebenen Scbüssaa die feindllebe Bittleria. 

Auch vom Petersauer-Thurme wurden an diesem Tage aus den glatten 
24 Pfändern einige Shrapnels gegen jene feindliehen Truppen abgefeuert, 
welche als Abtfisung den freien Raum zwischen der Gas-Anstall und den Glas- 
bütten zu passiren suchten. 

Am 2L Juti bewegten sich starke Eisenbahnzdge , anscheinend mit 
Kriegsmaterial beladen, auf der Rhelngauer-Bahn. Die gezogenen 12 Pfänder 
des Petersauer- Thurmes, sowie ein gezogener 6 Pfänder des Forts Grossherzog 
von Hessen richteten ihr Feuer gegen die Curve, Knotenpunkt dieser Bahn, auf 
3000 Schritte Entfernung, und beEweckten dadurch, dass dieZfige nur mehr 
be) Nacht diese Stelle passlrten. 

Am 22. Juli in den Vormittagsstunden wurden Erdarbeiten — wahr- 
scheinlich zur Herstellung einer gedeckten Passage zwischen den schon mehr- 
iach genannten Glashütten und dem Gasometer, von den bayerischen Lieole- 
nants S c h m & d t und H e I m r e i c h, welche die Artillerie des in der Flanke 
liegenden Forts Hartmühl und der Inundationsschanze commandirten, be- 
merkt ; wenige Schüsse aus den gezogenen 1 2 Plündern der genannten Werke, 
über den Rhein hinweg, genügten, um die Arbeiter eu vertreiben. 

Nach 4 Uhr Nachmittags erschien auf dem sogenannten Hambusche, 
einem in der Entfernung von 2800 Schritten von dem Petersauer-Thurme 
gelegenen Hügel, eine preus8ische4prd. Batterie von 4 Geschützen und erüff- 
nete ihr Feuer gegen, den genannten Thumi, wobei sie mehrmals Ihren 
Standpunkt wechselte. 

Die gezogenen 12 Pfänder des Thurme«, so wie sümmlliche gezogene 
Geschütze vom Fort Hessen unter Commando des kurhessischen Lieutenants 
Winter und jene der Kasteier-Bastionen und Lunetten, woselbst der baye- 
rische Oberlieulenant Kainath mit grosser Ruhe und Umsicht commandirte, 
setzten sich alls<^leicb in's Feuer und nach beilSufig '/^ Stunden fuhr die 
fändliche Batterie wegen der in und um dieselbe häufig einschlagenden Ge- 
schosse ab. 

Von den beiläufig 45 vom Feinde abgegebenen Schüssen hatten 4 Ge- 
schosse die Wand des Thurmes, — 4 die PlaUlorm gelroöen, wodurch ein 
IZpfd. Kanonenrohr, durch Abschiessen eines Schtldzapfens demonlirt und 
der Sohlbalken eines Rahmens zersplittert, ferner ein badischer Kanonier 
verwundet wurde. Hauptmann Rßssler bewirkte in der kürzesten Zeit die 
Herstellung der durch die explodirten Geschosse geschehenen bedeutenden 
Beschädigungen am Tliurme. 

In der Nacht vom 22. auf den 23. um 2 Uhr wurde die Garnison zum 
letztenmale allarmirt, darauf erfolgte nach und nach der Abzug der einzelnen 
Contingente. 



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ISO ÖBterreieka Eampfe im J^re 1866. 

Am 26- Juli wurde mil dem Commandanlen der preussischen Obser- 
valionslruppen eine Waffenrulie abgeschlossen, welche am 4. Augtwt in den 
fönniichen WafTensliUstand überging; am 26. August endlich ward die 
Festung den Preussen fibergeben. 



Wir haben schon in dem IV. Bande dieses Werkes im Allgemeinen das 
Resullal der zwischen Preussen und seinen deutschen Gegnern gepflogenen 
Friedens- Verhandlungen erwfihnl. 

Noch vor Ratification des Friedens mit öalerreieh schloss Preussen am 
13. August mit Württemberg, am 17. mit Baden, am 22. mit Bayern den 
Frieden — und gleichzeitig auch jene Schuti* und Trutz-Bändnisse ab, welche 
diese Staaten verpflichten, dem Nordbunde im Falle eines Krieges Heeresfolge 
zu leisten '). 

Mit Hessen-Darmsladl kam es erst am 3. September zur Ver- 
ständigung. Preussen erwarb durch diesen Frieden, von Hessen-Darmsladt, 
das mit seinen nördlich des Mains gelegenen Gebietsiheiien sich dem nord- 
deutschen Bunde nnschliessen musste, die Markgrarschaft Hessen -Homburg 
und die Kreise Biedenkopr und Vßhl, sowie einige kleinere in Preussen 
gelegene Gebielstheile, wogegen das Grossherzogthum mit einigen vormals 
kurhessischen, nassauischen und Frankrurter-Dislricten entschädigt wurde. 

Bayern nmssle das Besirksamt Gersfeld, einen Bezirk von Orb und die 
Endave Cunlsdorf abtreten. 

Überdies halte Bayern eine Geld-Conlribution von 30, Württemberg 8, 
Baden 6 und Hessen-Darmstadt von 3 Millionen Gulden zu leisten. 

Nach erfolgtem Friedensschlüsse geschah der Rückiransport der Divi- 
sion Goeben vom 13. bis 17. September auf der Linie Frankfurt-Giessen- 
Hamm; die Divisionen Beyer und Flies nebst der oldenburg-hanseatischeR 
Brigade wurden in der Zeit vom 17. bis 23. September auf den rheinischen 
und hessen- hannoverischen Bahnen in die Heimat zurückgezogen. Nur die 
Füsilier-Regimenter Nr. 36, 39 und 40 verblieben vorläufig in Frankfurt und 
das 13. Infanterie-Regiment in Sachsan-Meiningen, wo es am 19. September 
eintraf. 

Die Truppen des U. Reserve-Ckirps verliessen Bayern mit thunlichsler 
Beschleunigung; sie begannen die Röumung am 6. und beendeten selbe am 
10. September. 

Des Schicksals der übrigen Bundesgenossen Österreichs nördlich der 
Mainlinie ist bereits gedacht worden. 



*) Siahe ögterrsichi Kampfe, IT. Band, Seite 2S0. 



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VIL SchloM. 191 

Ganz anders hatte der Ausgang des Krieges Iflr die in Rede stehenden 
Staaten Deutschlands sein können, wenn sie, nachdem sie einmal Partei ge- 
nommen, vor Allem der ersten Forderungen des Krieges sich erinnert und in 
raschem, thStigen, vereinten Wirken den Erfolg und somit ihr Heil gesacht 
hätten. Aber die schon Eingangs geschilderten Verhälinisse standen dem ent- 
gegen, und so mussien sie es erleben, dasssie, die über hunderttausend Mann 
stark waren, gegen einen nur halb so starken und dazu noch immer ganz 
zerspltltert operirenden Feind in wiederholten und heldenmfithigen Gefechten 
den Kürzeren zogen und Im Ganzen ohne Gewinn für sich und ohne Nutzen 
für die allgemdne Sache kfimpflen. 



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Dnlll.iiiiill9.Iuli 1866. 



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