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Florentiner Wirtschaftsgeschichte
VON
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DIE FLORENTINER WOLLENTÜCHINDÜSTRIE
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STUDIEN
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Florentiner Wirtschaftsgeschichte
VON
ALFRED DOREIV
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DIE FLORENTINER WOLLENTÜCHINDÜSTRIE
VOM VIERZEHNTEN
BIS ZÜJt SECHZEHNTEN JAHRHUNDERT
STUTTGAKT 1901
J. G. COTTA'SCHE BUCHHANDLUNG NACHFOLGER
0. M. B. B.
DIE
Florentiner Wollentuchindustrie
VOM VIERZEHNTEN
BIS ZUM SECHZEHNTEN JAHRHUNDERT
EIN BEITRAG ZUR GESCHICHTE DES MODERKEN KAPITALISMUS
VON
ALFRED DOREN
STUTTGART 1901
J. G. COTTA'SCHE BÜCHHANDLUNG NACHFOLGER
U. M. B. H.
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DIE
^rentiner Wollentuchindustrie
VOM VIERZEHNTEN
BIS ZUM SECHZEHNTEN JÄHEHÜNDERT
EIN BEITRAG ZUR GESCHICHTE DES MODERNEN KAPITALISMUS
VON
ALFRED DOREN
STUTTGART 1901
J. G. COTTA'SCHE BUCHHANDLUNG NACHFOLGER
O. K. B. H.
ALLE RECHTE VORBEHALTEN.
Druck dw ßnlon DMtsiiM Veri«««««MllH«un in StuttfUt.
D^- ÄßY WARBÜRG
IN FLORENZ
DEM TREUEN GENOSSEN MEINER FLORENTINER STUDIEN
IN ALTER FREUNDSCHAFT
ÖEWIUHET.
,-•4'
tsrafcV
A' 0 r w 0 r t.
Als ich vor nuDmehr sieben Jahren zum er»t«niiial (iber
die Alpen zog, nm die ,Aulllnge des K apitat iemiig in den
itolieuischen StÄdten des Mittelaltere, speziell iti Florenz*, zd
erforeohon, mit kühnen Segeln anf da« wenig befahrene Meer
ittttieniecher'WirtficIialUgescbicbte mich hinauswagend, da hatte
ich, wie no manche andere, die vor mir mit den schier un-
ergründlichen Schätzen italienischer Arcliive gerungen hatten,
von dem Unilang der hier tti lösenden Aufgabe keine rechte
VorKtellung. Wie rasch lernt man sich bescheiden, wenn man
einen Blick iu die Fieber und Repositorien , in die Katalog«
und Spoglien auch nur eines einzigen jener Archive geworfen
hat; und wenn man sieht, wne wenig von der einbeimiürben
Forschung gerade auf dem Gebiete der wirtschaftlichen und
Bozialen Geschichte ihre» Vaterlandes bisher geleintet worden
ist. — Und doch hatte schon vor nanmehr vierzig Jahren der
grosse Altmeister der Kiilturgesc hiebt« auf die Notwendigkeit
hingewiesen, in dem Vaterlande der modernen Statistik die
sozialen Thatftachen zunächst mit Hilfe der so CUerauü reich-
lich strOmendeD Uebcrüvferung zablenuiüssig festzalegen und
M ein Bild von den Kräften xu gewinnen, die, sich untfir*
- vni -
stütaeod oder bekämpfend, die groese Kulturperiode der ita-
lienischen Stadtstuten beherrschen: und doch hat fUr Florenz
im speziellco Pocblmanns prächtige Jugendarbeit schon vor
langer Zeit den richtigen Weg genieisen, wirbichaflHche Pro-
bleme jener Epoche anter allgeuieiaen Gesichtapunktea zu
betTacht«n, sie fOr Historie und NftttonalökoDomie fruchtbar
ZQ machen and die Fäden annznlQiten, die ans jener Zeit za
den uns unmittelbar nmgebenden Zust&nden hindberlciten.
Was auf den folgendeu Blättern geboten wird, ist ein
erstes Bemüben, eine der liier in Menge klaffenden Lficken
aiMznfQUen. Es gilt in erster Linie ') dorn Veraiicbe, an einem
typischen Beispiele die Organisation und Bedentung der mo-
dernen, westeumpäiachen QrosRindiifitrie in ihrem eriiten Ent-
wickelungsatadium , auf einem ernten entwickelnngsgettchicht-
lichen Höhepunkte zu achildem. An vereinzelten Vorgängern
hat es dabei nicht gefehlt: Broglio d*Aj«no hat Venedigs.
Sieveking Genuas Scidenindustrie unter ähnlichen Gesiclits-
winkeln betrachtet; beider Studien auf diesem Gebiete ruhten
aber auf weniger breiter Grundlage und gestatteten ihuen nicht,
die Organisation- jener Industrien nach allen Seiten hin klar
SU legen. So mu^tAte manche Frage hier zum er»tenniiil
gestreift, andere konnten (Iberhnupt nur aufgeworfen werden,
ohne dass das benutzte Material den Versuch einer Lösung
gestattete: ich wäre zofi-ieden, wenn es mir gelungen wäre,
durch neue Fragestellung Anregung zu weiteren Nachfor-
schungen gegeben zu haben. Der allzuschwer fälligen Breite
mancher Teile der Arbeit bin ich mir wohl bewusst: sie mag
mit dem Bestreben entschuldigt worden, den Leser auf einem
') Uelicr den ItMamtplftB ueüicr Studien babe ich midi ia dei-
KinUituag >u meiner ,Kntirioketang und Oi^ftnifatioti der PlarentiBM-
ZQnn« im 1$. und 14. Jabrliunderi* (Leipiig 18B7. Diinclc« & Hiiniblol)
amgesprocbea.
— fö —
so wenig Wiickwrt«» Gebiete Ob«»!! narh Müglicbkett den
Weg mit zurücklegen zu ]asseD, auf dem die gewonneuea
Resultate erreicht worden sind.
Uqss ich noch dem Einwand begegnen, dnss ein derartiges
Verfahren allzusehr demjenigen des Anatomen gleiche, deuea
SeziermesRer die Schönheit des menschliclien Körpers zerstöre;
daas mau dem Genius einer Stadt, die seit dem Untergänge
der Antike wie keine andere das Bild einer harmonischen
Entfaltnng aller mensehlichen Kühigkeiten, eines vollendeten
Mikrokosmos bietet, Gewalt anthae, wenn man ihn binabsiehe
in die banauerische RealiiSt der untersten Sphären menschlichen
Daseins ; daes man sich des Gesamtbildes freuen und nicht
den anesichtslosen Verbuch machen solle, ea in seine letzten
Element« zergliedernd aiifiiulflsen I — Ich glaube, man wird
umgekehrt sagen können: auch niiü den Niederungen des Da-
■eins, die liier ans Licht gezogen werden, spricht nns der Geisb
u), TOD dem das grosse Ganze belebt ist; und es freut uns,
dem volltönenden Akkord des Florentiner Eulturbildes einige
neue, bisher nickt beachtete Töne hinzufQgen zu können. —
Vielleicht werden derartige Untersuchungen auch am besten
dazu beitragen, die bittor-ironiacben Worte Niebuhrs zti
widerlegen, mit denen er einst Über die Bevölkerung voa
Florenz im 15. Jahrhundert den Stab brach: .In den Städten
Pfuscher und Kr3iner, auf dem Lande ein taglOhoendes, zeit-
pachtendes Gefiindel!" —
E« bleibt mir noch die angenehme PBicht. den Herren
aoi Florentiner Staatsarchive und den dortigen Bibüütliekeu,
vor allem den Herren Carnesecchi, CaaanoTa, Dorini,
Oiorgetti, Gherardi, Marzi und Mopnrgo, fQr die
in liebenswtlrdigster Weise gewährte nach verständige und
Uiatkrüfligc Unterstützung meiner Forschungen herzlichsten
r>nnk zu xageo. —
— X —
Mit diesem Buche möchte ich zugleich einen kleinen Teil
des Dankes abstatten, den ich der unvergleichlichen Stadt für
ihre langjährige Gastfreundschaft, für die aus der Fülle ihres
historischen Lebens gespendeten unvergesalicheu Eindrücke und
Erinnerungen in reichstem Masse schulde.
Berlin, im Januar 1901.
Alfred Doren.
Inhaltsverzeichnis.
Torwort
awt«
«JoBlUn . , . . , . XX— XXIl
Xinleitattg ... 3—9
Idealbk und wirkliche« Bild vdn Flor«nK ^. 8. — KriIlnl^
niai^n 4o die Tocbiudattrie im licutigen FIokdi &. i.
Bed«atiuig di««er Induvtri« S- b. ItncnOtrliohkeit , di«
ent«n Z«it«n dertelbeo Keuauer au erfoncheu ü. 6. Auch
div b^äleren ty^iiitcli bedeuUaui &. 7. ircbwierJttkeiteo
jttr die Koncliang S, S.
ErstftR Kapitsl.
konu^c der Tnohiadustrio und ihr« Estviclieluiig bis
nn Ende dea 13. Jahrhunderts . ..... li)— 40
Die itAJienJBCbB Stbafiucht im Altertum bedoutend^ im
Mitt«UI(er r«riiftcblil8aiKt S. 10. Sp&t«* Kuiporf^Iühen
d«r Tocbiaduatri« S. 11. CwgcatftUung d«r Wirbii-li&ftH-
und Verkeil nverfoMung dur«h die VSIkcrwanduuu^
S. 18; in dtt Litugobturdon' und KBroliBgerx«it &. 13i
>-«ia 11. üi* zum lä. Johrbundort ä. U: Kmporblflhen von
t'Iorei» &. U. Vciftüdorungiia im WalUarlcclir S. 15:
Kinlluu d«r Kreuullgc 8. lö. Tachhandel aaf den
Märkleu der Cliumpainic S. IT. tl£Jte der llao<lru<ifacii
Tuchinduali'ie im (lejfenMtUis tut itulit'Diocbeo H. I8,
Veradalungigcwerliu der t'iiliiiinliutuufl in Floruns 8. SO.
Der Tucbuondel Mittel})ui)kL dia GtoMhundels 6. St-
Aafkomnicii des Vert&trujmteuie t). 22. Kinnchtuug^a
der CaUmala in Krankreich K.2S: in Florenit S. 2.*). An-
fluge der WallenBonfL S. 2b. Indaitnotlo Arbeiter b
dm Uikundcn 8. 26. Entei politiichcs Aufirctrn dm
Zunft S. ST. EotiriokeiuBg cur GroHioduitric S. 28.
Die Humiliutco f>. 28. GMchichte il<>« Ordtm« S. 29.
Tochindiutriedewelben S. 30. Or^ntniMilion ii.3l. B»-
*rufuB0 nach Plorünx S. 32. Po|iiiliii» Tnidition Ober
lebe ThfitLgkeit ^awlb»t irntführenil Ü.3A, ä«in irirk-
- XIV —
Solle
4. tirosshiiBclel und Klvinhntidel 164— 17fi
Dreifache Bentiitimiint; der KtoTrntinerTiiclteriir den Huii(]ftl
S. li>4- Verltot des Tucliverkaiifa diircli Arlicitet R. |t1Ö.
Die Zunft ah UitUerin der iOuliliinKcu mi die FectiK-
at«ller S l6(i. Anwendung des Doj-kotts S. 16D. Zu-
iQcktrelen der Florentiner Konanineatra oh direkter
Abn^mrr dor Fabrikanten &. 170. Di« kapititlistdschcn
Teil^ 8. 171.
9 S. Materiell« Ordnung tun Kiiuf und VorlcAuf;
0«i«1xgebunt; über Ztihlant[«terinine und
TauKcligenciiafte 172—209
Du kiinoniache Wuolientrbot S. 173. jUblen Aniicht
S. 17^. nicM richtig fCr ItAlicn S. 174. Eindringen des
Vertiol« in die itÜdtüch« GefctKgubunK i^- K-^- Oid-
dhhz den Z«|}lun^NweMDii @. 175. (ieldkDiijjplicit und
OelaflbnfluM S. 176. Betalilunff rlat-* DriCtcN und
Kreditieninit de« R««tes g«|{en SicherfttelliinK S. 177.
VerlängerunK der Zahlunipfniiten ä. I7S. Verbote der
Kieditiemng S. 179. EntgelUlchkeit de« Kredits ^. 18-2.
Eindrinj^n der knnoniitiacben Lehren 8.188. Erhöhung
des Freuet bei Teiminzabloogen S. l&l. Keine Vit*
zuEBtiiucii, Kondem Kluge S. 186. Ander« in der Coli-
nulS' uimJ Seidenzunft ^. liiS. Uuximit]* und Minicn&l-
termine f?. 189. — Die .Bwratti* 8. 189. Bi^ilfutung des
WortM: betTUceri»i-)ie( OeHCli&rt ä. 191). BwclarabuDit
deimlben in einem Ti-aklat S lül. Yeihot der Baralti
in d«n QeiieU.3) S. 19'.'. Reaktion, des Verkehrs S. 19».
wc^n Mangel an Bargeld ^. 194. und BeqnemÜDhkeit
S. 195. ITf>it((!liung des Wucherverbau S. IS:). Nnch-
lau«n der StreDjje in der nenetEgebung S. 19i>. Andere
verbotene Kontnikle S. 197. — Der .gerechte Preis"
8.199. Verbot der .monopoUaeposture* S. 200. Staat-
liebe und z (in ftle lisch« Tsxgewnlt ^. 201. AusObung dm
Taxr«chts in den Zünften der Orossindusiric S. 202- Du
,lws8er faire ' in der Wullen- und i^denssnft 8. 206. —
üfrld- and Silbornühning, ScheideftiQnien S. 207.
Fünftes Kag^i t el.
Dia OrgsnisHtioD der Indantri»: bozU1«t Aafbaa der in
ibr bescbtftigtea BeTOlkerung SlO— S27
§1. Vurbemerkungen 210—215
Die Elemente des PiQdakttons{>niEes9efl S. 210. Vtelftu^e
and unre^lmiUsigc Gliedcning dnselben S. 211. Kom-
plexer sozialer Aufbau S. 212. JCraftvergeadung S. 212.
Kinflua der sQnf^leriachen (feseiigelung S. 213. At-
bcitergnippen 3. ilb.
§ 2. Der Unternehmer und seine Oehiiran . . . 216—219
Stellung des Unternehmers S. 216, ZnatrOmen d«a Kapi-
tal« s. il>}. Arbeitet«! lang !r, 217. Kaufm&nnif«he An-
««•teilte in lind iiu*Mrh»ib FIorcoE S. '^17. Diebotieg«
S. 21?.
— XV
S. Di«! Arbeiter aotl Uennittn der Zentralwerk-
BlAlt
Die iboltepk* alt Aibeitsraum •'?. 'Jt9- Die dort v«T|te-
nomuenea Proteste S. 220. ^V'ei)»tuLtar beiler S. 220.
Sielluiii; tuui l'alcinfliiQei' ; Kontrollo S. 221. AilieiU-
oidnung t^. 222. Annithmi; voa Goellco und Lehilini;en
S. '£2A. Ai-WtakoDtntkl S. Tii. Lo1in£H,hlaiig S. 22G.
Vimuchn, dir Arbeiter au i-ine Wcrk^tittt lu fn««ln
3. 226: <\ütch KreAitgtylhrung 9. 2'£1. ISntwictelaDg
iler xlinlUenachen ÜMeU^lniiK hiertlber S. 228. Die
Krisen nncli IMS f?- 226 und 197] S. 231. NeuiegeliUK
(lea ArbeiUverMlItniiif-« U38 S. 232. K&he dei Lobna
g.2d4. I>iirclitchniUlicht;ArinutS.236. Untertte Sctiidit
d«r Arbeiter S. 2-t&. Krhebune von 1342 S. 236. Kra*
«alle 1S43— 1345 S. 2:18. Verbalten nach äer P«rt
S. 240. Tcilnalim« am Ciompiunf^tand S. 241. t)w
BtoJer«ch»ft der WollMhlijter 8. 243 — .Stellung der
.at&maitioli* in (l>-r Weikitatt S. 244, su d«n Arbititcni
S. 245 und dm Tüchern S. 2tö.
§4. BaastndastTielle Arbottvr
a) Die HGimnrbtiter aaf dem Lande: Die
Spinner
Dm ^l>inBen der Wolle lAndlivIie >rf>3enbeBcliftfti(iung vor
alleoi Ton Krauen 8 24S. ächwierit;kei[en d<>r Kontrolle
S. 349. Bolendierut 8. 260. KoatvDtmtioti auf don
Jahrnilrktm 5. 251. Annifra du>r Hilf« dvv (t«i>ttichkeit
S. 253. Rontrotle der BoCttn S. 264. StnninnioH und
Lanini S. 2£5. Innere Verbäilniate in den .Spinnereien
g. SM. LohasahloDg S, 2&7.
b) Diu Heimarbeiter in der Stadt; Die
Weber .
Bedeutung der Web«« im ProdnktioDroroKeas S. 2S^.
Weben nur filr ZiinflmeiBler ^. 200. Abholen der Tel«
io der WerknUtt S. 261, (.ieweibepoltiei S. 2Ö2. Liirfi-
ruBg d«i ArhttiUnitilerrnis S. 263. Hw Wo1i«tahI S, 2t!4 ;
Lcihviu-hftltnitwe: .frccHrii»* und lAccomKndigia" ■S.265,
Folgen derxilbtin für (iti> Getlaltung dei Ar1)fiUkonlTakt«
S. 868. Abbüingigkeit vom irnt^mehiner S. 270. Blel-
Inng der Znnrt S. '£11. Gegeauttx xar Seiden indiutrie
$. 2(2. Kin^reifen der Zunft und der monarehischen
Rf^enng id tpater«- Zeit S. 273. S«hvieriffkeiten der
Lbiiag de« Froblema >>. 27^. — Weberuiid Webetimien
S. 277. EinwnDderung deetacber und Üftmiwcher Weber
ueb IS70 &■ 27^. Ober- und Mirderdentiche S. 279.
Genowiaieliaftc» S. 280. ItmcTe Struktur t\n Weberei-
betric^ S.280. Lehni-crhliltuisee S. 24^1. Laitaer faire
S. SSBli PotiÜc der Zunft ftegentibcr den Webern, iui
OflBenMtl au utdercn Arbcitcrgruppen 8. ■.>64.
fl 6. Cinaularboiter in grABieren WerkitKttea
und Laden ....
a) Die Flrbor
Stellaiig der FELrljer unter den Aibcitem S. 2BQ. Ftelaüve
Wohlhobenlieit S.2S7. KducunniittelbareLobiiabhÄiifiiE-
Seim
210—248
248—28«
248-258
258—28(5
286— 31B
388-318
— XVI —
kait &. 286. üiixtetäteu ewIiicheD Tuchein und Kiltbera
8i(989< I<ieferuag der Arbeitematerialicn ä. 2110- Loba-
tnv^t &. 292. Andere Mittel aur Niedorlialtung der
LShuc & 298. RcTolutiootlre Vorencbc ä. 2ä&. Brudcr-
ichatl der Filrbor S. 296; sio ist Iil'Ük.- '/unft S. 396.
Ttü'lniilirTii- dvr FUrbt-r tin der ZanflTVrvüUung S. 29K
FUrbcrsuoft von 1S42 ^. 299. Lohnbi-wcKutiK von ISÖfl
und Strflik von 1370 S, 3ül Tt-ilnnbnn; um Cii>inj>i-
lUifaland 1378 S. S02. AosnutKiinK 'ler ix-uer ^unfl im
Lohokampf; ver&ndertiif^telluiiK voiiKa|iilal und Arbeit
S. 303. Unt«rdrüclcung ilirer Zunft S. 30)3. Weiter-
beateben d«r Dmdecschaf) ?. 3i)ä. Innere Struktur und
Organwition der FArbereibetheb» S. :i09. Meister und
Gcnllen S. 310. Widersprucb zwischen der Boziivl«ii
Stellung di^r FUrlw und ihrer äleltuni; im froduktians-
proxen S. 811- Dreiteilung; in der t'llrbrTei S. 312.
b) Ärboiter der l'crtiRetellungeiudnstrie
WerkttaCt S. 313. FoliLi*clii> Rdditc S. 318. BUrgiE^hanx-
Stellung S. 314. Scbwierigkeitea der KonlroUe S. 315.
Kel&Üve Freiheit S. 815.
Mu
318-318
§ &. Arbeiter an gemeinBam betriebenen Anstal-
ten! Tuchapanner, Walker. WoUwftgohBr . SIS— J*2
GrSsM der tu dieoen Arbeit^proieMi^ii nfttittfii Anttulten
& 818. Ijage der Arbeiter S. 81». I^oKnlx^wennngen
B. 830. Die Walker S. 321.
S 7. Hilfi- und NebeninduRtrien: die Fertiger
der ArbeitainitrnmeDte fUr die WolleD-
tachfabrikation $22—327
Awbli^k in die Neuecit B. 322 ; Aoidchnuni,' ii>.T Macbb
der Zunft fibur die Neb«ni&üu«trivii S 324. itvdcuttui;
dieter Krecheiiiung Ü. SS6.
Seohates Kapitel.
Die Zunft; ala ünternebinerin ; sfinfUsrisolieB Genosaen-
achaftakapit&l in seiner Terwendnng im induatrieUeB
Betriebe 828—3*5
Oi-fTi-nUichreclitliclie und )>rivatrocbtliclic Seittn d«» iniUel-
alt«rlicbcn '/.mtivitMva» S. 828. Bedeatunif der privat-
iv irt^cbaftlioben ThILtifikeii der Wolleaauatl in FloneDz
a. 330. Vergleich mit dem Dinderneo Staat S. SSO.
Fioanalelle Kräfte der Zunft S. S31. Die rabella S, 832.
Fabrikstetcuer S. 89S. Üma&txateuer 8. 3A3. ItDckkebr
sur Fabrika.Utouer !^. 834, Kontingent iermig der Pro-
duktion S- 38.'i. TajrfcruQjf und Markierung S. 888.
dieser Ordunng 8. 337. ünmOgliuikeit der
Dg ?■ 33». Il<»ic dei Kontinnnts 8. 343. —
I)HtViKninsdn-Mit^liederswriti^nRnn)i:«^.843. KlatMU*
■teacr 8. 345. — Aumerordratliibc FmDahmen 8. 848.
. Xvranitmnleihen S. 347; Freiwillige AnleEhen S. 847.
'itiiiiiMi S. 349. — rmfnng der privat wirlachaniicbJen
Thätiakeit der Zunft S. 3fiÖ. — Unlemehmongen im
Kigenbetrieb 6. fiM. duNb Koniinanditienuig i>. 354.
— xvn —
\iniBg TOD Dwlehen S. S-W- Veniaehtong ö. Si7.
Abfichten der Zunft bei ihren tJnlemehmüTkgeo B. SM.
Niederhaitung d«r Lehn«; Abandaai aa Arbminnittelii
S. 360. — L)i«t uinzelntni Gvrf^hilfl« : Wbobarei«!! S. SSS.
Hiuidel mit Wuid. t'BrkvrrOl« und PoUuoh« S. Sei. Dar
,fundiu;u« guiuli* und die klein<ir«n Maouine S. Sttö.
Noubwi und Nworgiuiiialioii dea fondaco b. S67. Zweck
d«nelbu S. S6S. Wnidimpart S. Wi. Alau» S. $70.
AI&tmiiQport S. 871. Krieg gtgen Volt«rTa wegen der
Alaongruben TOn Cutolnuora S. 372. Uebertra^Dg
du Oroben an die Wallen^unft S. 378, Ueringec Krtjag
dendben S. S7-1. Kntderknnic nener (jErnben S. 375. —
ErrtehtnOB von F&rbereieo S. Slü. Import von 0«!
S. 876. KoasAntration dei Üelhand«la S. 37S. — Fabri-
katioa rtm Kardm 8. 380. Ileratasg von Fitbrikaat«n
aag der Lonbariei S. äB2. - EtnfGbrun)( Perpignaacc
TQcho S. 88S. Bcrufuog voa Wvlr-m H. ÜS3. Eiaflüt-
rnngdor .saic auccvllini, punnieuvntoni, vdlutü* S. 83S.
Bcntfnng tob Wcb«m Wi plSUlich «tcif(<»d<^r Kuolifra^
8. 886. — WalkereiuD 8. 3Sa Tuchapaooereien ä. 389.
Purgatona H. 393. UnteratOtantif roo ,Bor(eDdr«hem'
S. SM. KigeiM Handeltaohifi*« S. 894. Vnkauf lon
W«lle 8. 3fi£. Ankauf von Scheiden) Onxe S. 89r>.
S«tt9
Siebento Kapitel.
Zaaammaarasaende Betrachtung : CstnickalaDg dar In-
doatrie im 14. and 15. Jahrhundert ;_Arbeit«r nnd üatar-
nahner ä»|}— 4^
VemadülLMiigung widitittcr Be\*SlkeniiiK>«!letiie»tfl tn dar
Utecra G«acbichtaecbreibuug S. 39(>. Uodootung der in
der 'I'uchiodiutrio vereinten «ozialco Krllfte fUrdia Ftoron-
tiner Geschichte S. $9ä. ~ Diu Flornntinirr Induotno als
lypua 6. ftOd. Krster IlOhrpun kt <1m Ki^iUilicmus um
1800 8. 400. Weitere Kntwickebing der Wollen! ndusttio
8.400. AUgemeioeI*roiliiktio]i.<!- und Abn&tv.bitdinK'ungen
8. 401- ManR(^1 vines inneri^n Markts S. 402. Wcillen-
nnd CuliiiinlHiunn um 180<) und um 13^ (nac)i Villanif
S. 405. — Schw icjigkeiteti für die Industrie in den vier-
liger JabrKi) dei U. JahrbuodcrU S. 406. Diu Tvraniii).
Bwkfalliuiante. Teat S. 407. Aufuchminff itu folgenden
Jahrzehnt S. 40ä- Krieg mit Pisa und dtini Papst. Ar-
beiterbewegungen ä. 409 : CioirmiaurRtnnd ^.410. lioher
ScbutEiall von 1393 S. 411. LrwerbiiDg von Piia und
LiTomo H. 412. Auftchwcng >W ExporU 8. 412. Hahtv
piinkt d«r KntKickctung in Aut Tucfaindnetri» und der
Florentiner Volktwirtaciian itu allgCRicinnn ^.413. Kr-
obcrung Konatantinopeli S. 416. Krw«itemag dea Han-
del! mit dem Oriant S.417. — Beginn dei Niederganga;
Koakiureui italieniioher Städte S. 418- Kinf^rverbot
TOn HhB 8. 420. Untergang der CalimalamdiuiLrte
8. 428. Vecauobe der KinbUrgerung neuer l.i««erbe
8. 4S9. 8«hi«ierigkeiten de« Export« f?. 4'2C>. TrBg«-
U
— xvm —
Stlte
riri.'ner Bericht ies Benedelto Dei S. 437. Symptome
'Jf^ Nie^ergangi S. 428. Grflnd« ßr dnuelbni nach
Pagnini .S. 429. rmwftlzniigen im Weltverkehr S. 429.
Niederg-Ang der flandmcbeo, Aofschwnng der engliichea
loduRtrie ä. 431- Offenairet Vo^dien fetglands gegen
FUndeni and dieHaoM S. 432: g^en die italieniichen
Hündler S. 433. Vorteile ^iglanda S. 434; Aiufubr-
erschwerungen fQr Wolle S. 435; Vertrag mit Florenz
von U'Jt) S. 485. Eiport englischer Toche S. 436. —
Weitere &itvickelung im 16. nnd 17. Jahrhmidert;
Wo llaiuf uhrverbot S. 437. — Innere Ursachen dei Nieder-
)zangs der Florentiaer Industrie: Mediceerherrscfaaft
ä. 438; Schwäche der Zanftverfasaung S. 439; psychiacfae
Kinwirkungen der Renaisannce S. 440. Die Architektur
als .Symptom staatlicher GrOsse S. 441. StOrang der
inni^rcQ Harmonie im Staate S. 443. Untergang der
Florentiner Freiheit S. 443. Inansproohnahme der iflnft-
lerischen Finanzen S. 444. WirtachafUich ■ techniache
e-chwierigkeiten S. 445 ; Statistik S. 446. — Innere Or-
ganisation der Industrie 8. 448. Typischer Charakter
Oerselben 3. 449. Stellang des UuternebmerB S. 450.
Herrschaft über den Arbeits itoff S.450 nnd die Arbeits-
mittel S. 451. Arbeiterklassen S. 452. Folgen der
Differenzierung H. 454. Frauen und Kinder S. 455.
Stadt und Land S. 456. Stellung der Arbeiter Kam
l'nternehmer S. 457. Abhängigkeit S. 458. Verbot des
TnicksystemB S. 458. Koalitionsverbot S. 460. Andere
inticitcrfeindliche Massregeln S. 462. Lage der Arbeiter
S. 4t>3. Streiks S. 464. Revolutionen S. 465. Ciompi-
init'ittind S. 466. Arbeiterforderan^en S, 467. Verhalten
ili'i- niederen umi der höheren Arbeiter S. 468. Charakter
ili't^ AufstimdH S. no. — Standpunkt der Litteratar
S. 471. Kaiiitaliatische AufTassung S. 471. Fehlen der
iH-gonslimiut'n S. 474. Gegensatz zur Antike S. 474.
l'ii' Sklavt-n S. ^7l^, Hilrgerlicbe Gleichberecbtigong in
Whfu S, 477. fehlt in Florenz S. 478. Das Christentum
S I7it. AiiRlngo dl'» Kapitalismu« S. 480. Wendung
IUI lii, ,lnhrbunih<r( S. 4SI, /weite Periode des modernen
K.i|'iliiliMiius S. 4Sl'.
Anhang.
^' I :.ui.n,> .U;r \t ii> .l.:;., I..ik;i 484—493
N: -. \iit "K -'«* '■"Hill ,',»;,; rt nf au« der zweiten
li..:ii.' .If. U .'.i;-.! ImiidiTt ü 4{M — 196
^■' '■•' 1 ". .M.ului.-i Vi;i«.-« iv.-.l Fi',-;,iVr in .inderen
"'"■'■■" 497-500
N .\ \.,. .^ u. l-nti ii.^ .;.i lirtu:;: .... 501—505
N \ ^ . .^ , I,- ; .1, .; ... i ;r. .-. .-r.:. ^ <■; «-SE.ite Be-
. . 506—517
• ^'■'- ■'• ^^'* !^. 506-509
— XIX —
Saite
2. Tarif gültig vom 1. November 1344 bia 1. November
1345 509-510
3. T&rif {Qr die von der Zunft erfiSiiete Färbereiwerk-
Btatt, gültig vom 23. Juli 1375 ab 510—511
4. Tarif für die Färber vom 3. November 1387 ... 511
5. Tarife aus dem Statnt von 1428 512
6. Tarif für die neaerricbtete WaidiUrberei der Zunft
von 1463 513-514
7. Neuer Tarif von 1505 514—515
8. Tarif füt die Walker von 1508 516—517
Nr. Vb. Lohntarif für die Arbeiter der Seiden-
industrie 518—519
Nr. Vc. Inventar einer Färbereiwerkitatt .... 520—521
Nr. Via. Kapitel einer Bruderechaft der Tnch-
acherer (Cardatores) 522—524
Nr. VIb. Bruderschaft der Tuchgl&tter und Tuoh-
falter (cimatores et affettittoree) 525
Nr.VlIa. Beispiel einer Taxatio der Mitglieder
der Tuoberzunft tut die Jahre 13S1/82 . . . 526-527
Nr. VII b. Regelten zum Kapitel: Wirtachaftliche
Untemehm ungen der Zunft 52ä— 575
Olosoar der Trichtigeten tecboiachen AasdrOcke . J . . 576—583
Berichtigungen nnd NachtrAge 584
Quellen.
Wo nicht AHsijrQcklicii aiitlerea anK^K^^^"- enUtammen alte unge-
dnicVt«!) Quellen dem Arehivio di Stato di Fireiize.
Hier Itommt natürlich in erster Linie die Abteüimg des .Aithivlo
dello Alti* in Bi;trncbt. denen Dest&nde schon von Lastic fKntwicke-
lunnwesTD und QuclUii de» Bnndcliirecbis 3. SG2 — 370) be'schriebcn linil
imtftciuier keine AenderunK erfahren liiitien. Ueber die Zonftatatuteu
Lind deirn KnUtebunj;, [nh^ll. Ktnteiliing soll genmier im iweiten Bund»
(litier Arbeit gehandelt werden.
Von den StatuUn der Wnllpnianft sind uns sms dtr nqpoUi-
kauiaeheii Zeit im Klurcntinar Stantsürcbiv im ffunzen folgende erinltni;
Daa ente, nscbveialicli niirbt du llltoittfl iNr. i im Archivio d«ir Artn della
Laoa), ituniitt ans dem Jnhnt 1317, mit (>in«^ni Znxabe von 1S1}<; diu
aweite {Nr. 11) von i;!80 Sl mitZu»r*txen Mit den beiden folffenJen Jahren
(hier fehlt daa errte ßueh und mich der Ro*t irt in ffrosaer Unordnung):
das dritte von IS^ft mit Ziuätien bis lü$7. Von dieaeni besitzen n-ir
swiri bis Kuf kleine L'nteraohiede gleichlautende Veraionen (St. \l\ nud IV),
di« gegen das «weit« Statut kaum einen ForUchritt erltennen Utson.
Ein Tiert«-^ Statut von 133$ (Nr. V) mit Zutlltzen hi« 13<il w«i»t dagegen
eine nennenswert« Weiterbildung der Statuten auT; ebenio roigt daa
fQaft« Statut von Vi6l (Nr. VI] in Inhalt und Anordnung hc<leiiteiide
VeriliideningeQ; t* folgen dann Zuslttxe und Bc»iütiii^ngen bia zum
Jahre U87; e» ist die Zeit der intentivwten Neu- und Weiterbildung der
Sl«tut«D, Von den im Jahre H'28 neuredigierten Statuten besitieu wir
lun&chst den Entwurf (Nr, &ä); die Statuten eelWt «ind uns in drei Exetn-
plareii erhalten, und ivrar erstens in einer gleichzeitigen Nicdorachiifti
{Nr. VII) mit Kr^Lninngea bis IJSfi, iweiten« in oinor Kopie dcnolbcn,
nagcfcttigt im Jahrr 17M. drittens in einer anderen Kopie aus dorn
18. Jahrlmndqrt.
Vom dritten Statut ist das Exemular Kr. III benutat und eiiiert;
vom sechsten Statut diu» Kxemplar Nr. MII, daii r.vrur eine Kopie, aber
eine aolche von absoluter Zurcrl&Migkeit ist, und dadurch, dasn es nn-
Simein sauber gfiidi rieben ist und die formelhaften Einleitungen der
eaelze nhkOrxL eioe Nachiirflfiing erleichtert.
Jedes der sechs Statuten lerOHlt in vier DOchor . diese vrieder in
Rabdkes. Ich eitlere, um nl(^glichst kurz zu sein, die Statuten mit
latoinifcheD Ziffern, die vier BQcber mit lateinischen Buchstaben u, h, r, d,
di« Rubriken mit anhischen Ziffern. Lann VJII c 25 b«d«nt^ alm:
— XSI —
Statut TOD 14-28. Buch 3. j^ 25. Spätnre in die SUtut«ii einseiraijene
Znttütte 01)4 Kigüntungen sind mit Kolionurntner und Jnhmiul eiliert.
Neben den ätatiii«n kommen vor uJletn die Deüberasiani dell'
Arte della Lano. in Betracht (im Zunftk&talog Nr. 40— '>d), die uns
SD« den Jahren I.'I.IO— Ifi20 erhalten sind. Sie eiiUialt«n die BMcblQase
des 7.uiiftratfl und geben ein anccliBiilichca Bild von dem allm&lÜicbsB
Werden dn in den Statuten kodifizierten gMetzgeberischea Mftfemilll.
Citiert mit Lanw. KntxIoKnum mer, Folionutnnm' und Jahrentahl. Nr. 5ß
entliUfe in Bpeiivll^n Notixcn nb«r die «igvoi'n nat«niehn]i]ngen der Zunft
ftOB den Jahren 1309—1405; Nr.59 vor allem BMlimmiingea niier den
Zablonasmodus. Di« Matrikeln der Zunft kontncn «nt tVir den «weiten
Band oiaser Arbeit in Betracht.
DU Parti ti! (Icir Arte della Lana (Nr. 71 ff.) enthalten die Be-
■ehlBiM dei KonKuUrkolleg«, die teila aororl re^htu^ltif;; worden, teiU dem
Zundrat erat «tir Bealätixun^ Torjjele^ werden niuMteii; ferner Protokolle
der ^itzusgen des KonaulAtg. Sie Bind in einzelnen Heften Oberliefert,
von denen jedea eine Kansaktsperiode Ton vier Monnten nrnfnnst; doch
»ind mnnnij^fache Lacken vorbanden, Iroraerhin konnten etwa 900 solcher
Hefte (von dorc.hsehnittlich 40— SO niattem) <^n^chen und honntzt
werden; ihr Inliftit iat obcniM) reich and mnnnigfuHig wie der der Delibe-
raiioni und Statut<n.
[n die Atti o Cnuio civili wurde nur durch Stichproben Ginücbt
genonuaen. Sio enlhalicn in luDsvr Serie die Protok«]]« der vor dem
TiiboMtl der ZudR Kvttibrtcn CivilpiOBenu.
Der Mgenanntc Liber legam palatii [Nr. 18) iai ein — offenbar
znm Zwecke praktischer Bcnutiuns durch die Ziinttbehürden — an-
ffelcKtCH SammelliurU, in Am. in biintCT Folge, AuBzOige auti den Bc-
Kh]lla«en der dij^norie, den KomniunalsUtut«» eic- eingetntgen wurden,
»owüt deren Materien för die Zunft ton Kedeiilung waren. — Einem ahn-
Uclieo Zweck diente das. wie e« icheinl. ent im 1l^. odec 17. Jahrhundert
MMlllllllllUluhllllll Buch (Nr. 16), das die einielnen Materien der Zanft-
Mirtigebnng in aSphabetischet Ordnung enthalt {arte di kna — batti-
naa — bwrirtt« etc.).
Von den Statuten d«r aadtren Zünfte koinuien für dÜMen Band
natOtlieb in enter Linia dl« d«r groHKinduilriellen Zllnfl« der (Jewebe-
indnalrien in Betracht, Ucbrr die einzelnen Statuten der Calimalai.unft
hatFilippi (L'.^rtedi Calimala ed il «uo uiii mitieo statuto) auafilhrlich
gehandelt Sie lerfaUen in mehrere Bücher, die wie die der Wollen-
tuofl ritiert sind (/.. B. Calimala U b 66). Von der Seidenxunft besitzen
wir iwti Statu tenexemplare. Das erate (Seta Nr 1). uue dem Jahre l&M.
in eiBSra ein7.igen Kiuh. enihlllt Nächtige und Hrgn;nirnnf^n l>ts aum
Matibl$. Da« swcit". aus dem Beaitx de« .Senatordirlo di Tommatto
SIrotai, iit im we>entlieheii ein« italieniRchi^ Teberantsung des Statuta
von 18S4 mit einigen ZniAtten; wie o* scheint, eine etwa gegen Endp
de» 14. Jahrhundert« tn Priratgebrauch angefertigte Kopie einea der Mit-
glieder der Znnfe.
Von den Kommunulstatuton liegt bitber nur da« von 1415 gedruckt
vor (Statuta cotnmunb florontiae, 3 BAnde, Frriburg 177&— 17B3): Ton
nngedrnckten aind die dea podeiilA und die de* cajiitano von 1322 bla
1325 und von ISfiA faenutst (Ober dieie vgl. den Atiftati von Salvemini
im Arch. Stör. Ital. Ser. V Bd. 18). — Die Rataproritionen (Provitiom del
— xxn
ConaigUo Maggiore), d. h. die gültigen BeBcblliMe und Edikte des groMen
Bata sind vom Jahre 1285 bis znm Knde der Republik (Bd. 1—220) be-
nutzt, ebenso die „ßalie*, d. h. Protokolle und Beschlüsse der in kriti-
scheo Zeiten eingesetiten und mit besonderen Vollmachten ausgerflsteten
auBserordentlichen Kommissionen; die Consolte (d. h. die Protokolle der
Verhandlungen im Stadtrat) piur soweit sie gedruckt (ed. Qherardi)
vorliegeo. von grosserer Bedeutung war noch das Statuta dei conaoli
del mare (1421 S?).
Gelegentlich sind auch Einzelurkunden des Arcbivio Diplomatico,
soweit ich, vor allem durch die Güte meines Freundes Giorgetti,
darauf aufmerksam gemacht wurde, benutct worden. Systematisch
durchgesehen habe ich die mehreren hundert Spoglienbände des Floren-
tiner Archivio Diplomatico nicht, da die Mühe — es h&tte wohl ein Jahr
kaum genügt — nicht im Verhältnis stand zu den zu erwartenden Auf-
schlüssen. Das Gleiche gilt von den ungeheuren Best&nden des Archivio
notarile.
Von den Beständen des Kataaterarchivs, die auch manche Notie
lieferten, soll bei Besprechung des Kataster« von 1427 die Rede sein.
Ein Verzeichnis der benutzten Liiteratur folgt am Schluss des
zweiten Bandes. Schuttes Geschichte des mittelalterlichen Handels
und Verkehrs zwischen Westdeutschland und Italien konnte ich leider
nur noch für das letzte Kapitel dieses Bandes mit heranziehen; Salve-
minis Magnati e Popolam in Firenze dal 1282 al 129S wird erst für
den zweiten Band in Betracht kommen.
Erster Teil
Die Florentiner Wollentuchiudustrie
in wirtschaftlicher und sozialer Beziehung
Ooren. Stadien aas dn Florentiner WlrtaehaflftgeicUclite. t 1
Einleitung.
Wie der Name Athen, so löst der Naui« Florenz ia jedem
mit hislorüicbem Sinn und mit dem histomclieu Durchechniite-
wiMeo unserer Zeit begnbten Menschen eine Heibe von Vor-
Rielhmgen, von GedanVen iind Bildern »vn, die alle zintKinmen
sozosagen in die gleiche Farbe geiancht .tind, die alle in einen
Tollen, harmonischen und schmeichelnden Akkord xusamraeo-
klingen: in Florenz wie ia Athen sind sie alle gestimmt anf
den Ton eines freien und glücklichen Oeui<?HepnB, einer heiter-
TenUodig«!) Lebensanschaiiimg ; s>eiiOne MenBchen, so vie die
Gtiirlaodajo auf den ChorwSnden von Santa Maria JJovella ge-
bildet bat, in reichen Gewändern, auf weiten Plützcnr zwiecbea
bobeu, feierlichen Palasten, unter bochgescbwungenen Hallen
lustwaadelud; ernste Greis« mit strebender Jugend vereint
ober die growen Probleme des Lebens und der Welt sinnend
and diettiitiereud: eine Welt voll Schönheit und Licht, die bis
in die dunkelsten Gossen, hinein in die eogaten Htyfe dringen;
eini- Welt, die in der reinen Lufb der Kunst asu leben ge-
wohnt ist.
So sind wohl leicht die Bilder beschaffen, die sich der
Bewnoderer der Henaissancekultur, entfernt von der Realität
der Dinge, in träumerischem Versenken in die Vergangenheit,
von Florenz während seiner Blfltezeit entwerfen mag; andere
aber steigen auf, sobald man mit ofieaera Obr ftir die Er-
zilliluugeu der Steine und Mauern an Ort und Stelle selbst
die Verg&ugenlieit auf sich wirken litsst. Denn wenn die
Ruinen Roma und Athens uns fast nur von der Hnase eines
grossen Volkes berichten, von Festen nnd Gelagen, von Bidern
— 4 -
und PftlestT^n , von Spirlen noA GeBüngcn, — nicht von der
täglichen inQhseligen Arbeit der Menscbon, die hier wohnten;
in Floren« spricht dies Leben der Arbeit ton Gen^rfttionen
aus tausend Ueb^rresteu, aas UoU nod Stein, aus Namen
UDfl Wappen in beredten Worten zu uns. Wir fühlen die
Wandlung der Zeiten: gegenüber allem, was es verloren, bat
das Mittelalter die eine grosse Krrungenscbatl in die Wag-
schale zu legen: die durch das Chrietentum geheiligte Ehre
der Arbeit. —
Aber noch mcfar: schauen wir genauer zu, ao können
wir noch Leute in Florenz an den Stätten, un denen das regste
gewerbliche Lebe» sich eutfaltet, deutliche Spuren gerade des-
jenigen Erwerbszweiges wahniehmen, dessen höchste Blüte
zugleich dm Stadinni der höchsten, gesundesten Kraftentfaltnng
von Stadt und Sbiat Florenz bezeichnet. Zwar hat das letzte
Jabrxehnt aus dem Gewirr von OüBschen und Plätzchen im
Zentrum der Altstadt, dem .prinio cerehio", ein modeniee
Städtebild mit h&sslich protzigen Fassaden, geradlinigen Stramao
lind einem weiten Öden Platze geschaffen: auch heute aber
geht der Strom des Verkehrslebens noch an den neugebildeteo
StrnRsenzflgen vorbei nnd folgt den alten engeren Gasaen, die
von den Brücken nach den Thoren, oder von Thor zn Thor
fQhren; und wer eich von ihm treiben lä»3t, wird beute wie
einst wie von selbst zu den wichtigsten Stätten des alten
grossen historischen Florenz geführt. —
Polgen wir die(«em Strom, der uns von der Ptazi» Bignoria,
dem eigentlichen Herten des mittelalterlichen Florenz, nach
NfMrden führt, so öffnet eich ihm aU Hauptverkehrsader die
Via Calzaioli, die Strasse, in der einst die Strumpfwirker ihre
Läden hatten, wie sie auch noch heute vor allem dem Kleio-
liandel mit Kleidern und Stoffen, mit Strtlmpfen nnd Biliidern
dient. Von ihr zweigt gleich zu Anfang link» ein Gäsxchen,
die Via Calimara, ab, rechts ein anderes, das noch zu Anfang
diese« Jahrhunderts ,il garbo' *) genannt war. Dort hattan
emiit die Händler mit fremden feinen Tuchen ihre Stätte ge-
') Ueber di« Bedentung des Namens vergleiche weiter unten S. && ft.
Die Stnuac .Ü garbo* bildet heul« ebeD Teil Atr Via Coadotto.
— i>
habt, hier breiteten die Fertif^er heiinischen Tuchs ihre Waren
ans. Etwaü weiter in der Strasse gelaugeo nir xu dem ragenden
(juaderbau von Or San Michele, der Kirelie, der einst die
städtischen Zünfte Weilio und Schnmck verli(>lien; tind hinter
ihr, bezeichnet darcli Wappen und lß«chritt, ttcht ein 8chwar>:er,
iinachön-trotzigcr Bau. der Palast der Tacbuacberznnft, mit
der Zunfbkir«he hoch tiber der Strasse durch einen kühn ge-
wUlbtc» Bogengang verbunden. — Haben wir dann die Via
Calzaioli durchschritten and stehen vor den beiden liorrlicheD
Qebluden, die ons zusammen die ganze Grösse nnd Brbabcn-
beit des Florentiner Knita bedetilen, zwischen San Giovanni und
Santa Maria del Fiore, dann belehrt uns wohl ein Kundiger,
daas es einst zwei grosse ZQnfte der Tuchindnstrie gewesen
Rind, die das Werden der beiden Bauten überwacht und xa
gtflcklichem Ende geführt haben. —
Ich halt« hier inoe: es bedarf wohl kaum weiterer Er-
örterungen, lim zu beweisen, wie der Strassenzug der Stadt,
der mehr noch aU dem modernen dorn mittelalterlichen Florenz
die wichtigste Verkehrwider war. (IboralJ, in Strassen nameo,
m kircblicben und profanen Oeb&aden, in Wappen und In-
schriften den Stouipcl desjenigen Krwcrbäzweiges erhalten bat'),
dem du? mittelalterliche Florenz m erster Linie seinen Heicb-
tom und damit auch ein wesentliches Element seiner geistigen
und IcönstleriBclien Grösse verdankt: der Tuehindostrie und
des Tuchhandels. Cnd leicht mögen uns jene drei gewaltigen
Kirchen siu Symbolen eine» Organismus werden, in dem, wie
vielleicht in keint>ni zweiten, alle menschlichen Biuselzwecke
') NiUarlick und auch ia andcrca Teilta der StatU derartig« Ucber-
rMt«. die ah die hlüle di;r Wollenindiiitrie erinnerD, noch zahlreich TOf
bnade»; wur doch die Via Caleaioli nidit diaiDttJ eine der HaopUtättco
jener FikbHIcHtion ! Üo erbiit'lft raan, <lb«r die gaow Stadt rentrinit, dos
Wappen der Wollenztinn, da« Schal mit dem Fähnchen, in die Biiuer
ei»g«siaiiert ; nnd trote d» 13L«herliehm Nimorun^ucht, diu oft IntuiTlialb
weDigcT Jahre Sinnen niehivrciital ,nl:tae1!* umtaaft, tragen noch eine
gonu! Reihe von SlraM«ti >Iiidi«i), di« onmitiellxkir auf di« Zeit der
blähenden Indurtri« soi-ackgehen , t. ü. (atiuer den Khon getianiit«n| :
Via ddle C«tdiüc, di Calttnuruzza, dej Cipiatoii, Ud Luvntori mach einem
von der WollFDinnft emchteten WaechbaiK«) . dvl Tiratvjo (vgl. anten
Eap. VI>, Com dei Tinlori Hr.
— G —
zu einem liftrnionUcheii OaDzon geordnet n-aren, dos matemlle
Wohlsein nur den fruchtbaren Boden nbgab, acw dem sich
ft'ei und stolz der weitwipflige Baom der Benaissucekaltur
erhoben konnte; während er dann weithin das Land h«KCbattete,
so doss die getjttigen tmd künstlerischen £rnmgeaDchaflen,
indem sie den Lluhm der Stadt in alle Welt Terbreiteten, das
£nipfaDgeiie reichlich zurQckffaben und nun ihreroeit« dem Keich-
tnm diese.H einzigartigen Gern ein weAens immer neue Qaelleo
«rechlossen und zuföhrteo. —
Wahrlich , ea wäre ftlr den Forscher eine seltene Gunst,
wenn ea ihm rerg&nnt wäre. Worden und Wachsen dieser
InduHtrie Ton ihren ersten Anfängen bis zu ihrem Höhepunkt
an der Hand gesicherter Urkunden zu verfolgen! Ein doppelte«
konnte hier seine Aufgabe eein: rein historisch znnächst in
das Innere der Gntwickeluug einzudringen , die lokalen Be-
dingungen klar ZQ legen, denen sie ihre Macht und eigentOm-
liohe OrÖJiRe verdankt, die FAden nuxziilUsen , die von ihi
htnQberfdhren zo den übrigen Zweigen liee Florentiner Kultur-
lebens; dann aber: sie zu betrachten als ein Glied in der Kett«
der industriellen Betriebssysteme, ihrer Orgaaieatioosfornien und
der sozialen Gnippierang, die sie ins Leben riefen; mdglichrt
»cbarf ihre typischen Seiten heraosznhebea. wie sie, unabhängig
von lokalen und zeitlichen Einflüssen, heraosgaecbält aus der
iodividiialcn rmhtillung, den Soziologen und £ nt wickelt! agit-
bistoriker interessieren. —
Eine derartige Betrachtung wUrde vor allem auf die
frDhesten Zeiten des Keimens und ersten Gedeihens Wert zu
legen haben: ebeo die Frage gälte es vor allem zu entscheiden,
in welchem Krdreirh die Wurzeln jeuer Entwickelung lagen,
welche SSfl« und KrSfte ihr zugef&hrt wurden, nnd wie fie
dieselben iu das. was wir als das geschichtlich Gewordene er-
kennen, umgesetzt hat. —
Gerade au diesem Punkte aber muss die Aufgabe von
vornherein als aussichtsloses Beginnen erscheinen. Denn xa
frQb and zu rapide ist hier diese Entwickelung erfolgt; die
Tbatsacbe, dass sie innerhalb zweier von regstem geschicht-
lichem Leben erfRllten Jahrhunderte ihren Höhepunkt erreichte,
tu einer Zeit, in der selbst dl« politische Geschichte nur mit
Hube aus dQrftigeu Keeteii «on UrkunileD und CfaroDiken zu
rekoDstruieren ist, die Wirtschaftsj^eachichte aich nnr iu An-
denlungen und Vermutungen ergehen kann — macht einen
induktiren Naclineis jenes AnfKchwungH an der Hand der Do-
kumente auch bei grCndlichsIvr Arbeit, die allein jahrelanges
Studium benOti^ltr, von vornherein uatnOglicIi. Manches kfinnen
wir, iu retrospektiver Betrachtung, aus den im klaren Tag««-
licbt der Geschichte liegenden Ke^^iiltaten erecbliesseü ; aber
nur einem lokalpatriotiMh verklärenden, rückwärts ins Dunkel
hinein kflhn konstruierenden Dilettantismus ist eg nicht schwer
geworden, die Lücken de» Winsens durch allerlei vage, dem
nationalen Empfinden scbmeichelude Kumbinationen ausKumiten.
Die neueste umfassende Daratellung jener Kpoehe der Klorentin«T
U«8Cliicfat« ') bat bei allem eindringenden Fieiss, mit dem das
gesamte Ueberlieferungsmaterial zusammengetragen und ver-
wertet iet, dennoch nur unsere Kenntnis der üuweren Geschichte
der Ttichindiiatrie bereicher» können; über ihre innere Ver-
fassung bat sie nichts Wesentliches zu berichten vermocht. —
Wenn trotzdem im folgenden mit einer Ausffilirltchkeit,
wie sie bisher auf einen derartigen Stoff kaum verwandt worden
sein dQrfte, wenigstens die Periode der UochbiQte in der
WoUeotuchtndudtrie geschildert werden soll, so geschieht dies
vor allem aus zwei QrOnden. — In der allgemeinen Geschichte
der industriellen und Rozialen Entwickelung zeigt un» das
Florenz des 14. und ITj. Jabrhanderts eine Entwickelungtudufe,
die biaher — im Gegensatz za der intimen Detailkeiintnis, die
rwir vom mittelalterlichen Handwerk besitzen — nicht genauer
untersucht worden ist, und nirgends besser untersucht werden
konnte als in Florenx: eine Stufe, die in keines der bidber
aafgestellten Schemata der wirtschaftlichen und sozialen Bnt-
wickeliing sich ohne iCwniig einR|)nnnen \mft; die Rlemente
der ventchiedensten, von einer genial könnt rtiieren den Ge-
schichtsdeutung anseinandergelegten Entwickeliuigsphaseii iu
sich rereinigt, und eben deshalb rielleicht auf diese selbst
neues Licht zu werfen gecigoot ist; die hineinführt in das
Leben von ganzen Berölkcrungaktatiaen, die man bisher im
*] B. Daridiobn, Geicbitibte von Florent Bd. T.
— 8 —
Mittelalter kaum t>eaciitet hat, an der«D Wirksamkeit im ge-
schichtlichen Leben eine einseitif^ politisch •aristokrab&che Ge-
schichtMchreibung noch heute nicht recht glauben will, —
Wenn nun behauptet wurde , dosa Florenit den beuten
Boden für eine Untenuchung dieser gewerblichen Entwicke*
langntufe darhiet«, so lieg! die;« vor Bllcm — und hierin
der xweite der erwähnten Gründe lu suchen — in der Be-
achaffenheit der Ueberlieferung aas jener Zeit. — Bereit« an
anderer Stelle') habe ich betont, da») mit dem Oebnrtsjahr
der Florentiner freien Verfassung, mit dem Erla^s der ordina-
menta justiciae im Jahre 1293, die bis dahin nnr spärlich
rinnenden Quellen der inneren Florentiner Geschichte mit einem
Male mächtig emporachieBsen ; wie lange zurGckgeHtaut und
in ihrer Kntwickelong gefaemoit, ermessen sie sich nun be-
fmcfatend aber alle Gebiete geschichtlicher Forsebong. Unver
Tbema aber erhält dadurch so reiche Nahrung, dass kOrzlich
dem künftigen Hiütoriker des Florentiaer Wollengewerbes im
Hittelalter zugerufen werden könnt«, .ihm drohe das Schickaal
aller, die sich leichttinnig auf die uneadliofae unerforschte See
geschichtlicher Untersuchung hinauswi^^n : daan <>r, je mehr er
lerne, um so mehr doB ßöfdbl liiibt:n werde, überhaupt nichts
zu wissen"). Wer einmal allein die Akten der .Arte della
Laiia* in der grossen Halle gesehen hat, die das Florentiner
Zanflarchiv birgt, wer vereucht hat. sich durch einen einzigen
der grossen Folianten durch xoarbeiten, die allein in dem Be'
reiche dieser einen Zanft mehrere hunderte ausmachen, den
mag wohl leicht eine älmliche Emp6ndung erfaut haben. —
Schon aus diesem Grunde konute auf den folgenden Blättern
nicht der Versuch gemacht werden, anter Heraaziehang allea
gedruckten und ungedruckten MnteriaU eine erschöpfende Dar-
stellung der Florentiner Tncbinduatrie zu geben. Vielmehr
>) Heine .Fbrenünec '/.Dnfte* 8. 1 ff.
■) Hiu K-DiiOB. ,Tbe floteBtioa wool teadsa in tho Mid^l« Agat*
(Tnuinutions of tb« Royal HUiorical Academjr, N.8. XII 8. l&l ff.). Sie
gibt eine — mir ent korx ror V'otlandnng diwer Arbeit bekannt ge-
wordene ~ ZiuammeiuteltunK dea gemunten gedruckten M&tmoJa. dam
eiaer Gciefaichtc der Flor«ntiiiec Tuchinduatne (Arte di Calin&la and
AHe deUa Lsna) sor Orondlage dicnvii koante.
ö _
wird auf die ianere Geschiebte, auf di« Frage der gewerb-
Ucken Organisation, der soKialen Gruppierung, der zQiiftleriscbeu
Funktiooen das LUiiptffewicht gelegt werden; hier vor allem
liegen die ScblUnsi;! fflr die LSsting der Probleme, wie sie
weiter oben kurz skizziert worden sind. — Dagegen soll aüen,
was den Handel tnit WuUe und Wollentucb betrifft, nnr kürzer
berührt werden: bier konate eine Forschung, die allein den
in Florenz verbundenen Quellenstoff verwertete, iiatHrgeinäita
nicht zam Ziele fDliren: wie dem Florentiner Tuchhandel im
Hittelalter die ganze damals bekannte Welt oGTcn stand , so
hätten jalirelnnge KeiRen, vor altem durch Flandern and Eng-
land'), erst mühetnm den Robstoff fOr «ine derartige Arbeit
ztuammcn tragen mOssen. —
Trotz dieser Beschränkung blieb der zu bewältigende
Stoff noch ein ungehenrer; ist doch das Feld fast in keinem
Teile bisher bebaut gewesen, wabreud in manchen Partien «T6t
rflppig wucherndes OcBtröpp populärer oder scheinwissenfichaft-
I lieber Legendcnbildung zti entfernen war. — Vor allem die
Itechniechca Seiten der Frage lagen dem Verfasser, »einer
[ganzen Vorbildung nach, vOlIig fern; hier vor allem darf er
um gfitigc NachHicht bitten, die ihm hoffentlich auch im Dbrigen
nicht Tersagt werden wird. —
') Ueber die Vcrbindnug^n Bnitclien Florenit und tlDgland sind wir
I allvrdiiig*, d»nk den TorxÜgUebcn groMcn Patiükalioiu werken «tu eng-
[itKhen Archiven uiid den Werkten Aableys, Roger*'. Scbans'
und Andorci, b«ionden fflr di« «pKteren 'Aettttt de« Mitteialt«n, lebi'
gDt usterricbtet.
I. KRpitel.
Anfange der Tachindustrie und ihre Entwickelong
bis zum Ende des L3. Jahrhunderts.
Wer etira — im Änscfaluss an Careys bekaunt«, bleodende
Theorie — der Ansicht wäre, dau ein rascher Durchgang
der in agrariacher Produktion gewonnenen KohstolTe darch
alle Stadien des Froduktionsproiesses bis zur ToUen Geauss-
und Gebraucbsreifö , eine mdglichst rasche Umsetiiing des
ProdnktivkapitaU in fertige Produkte die wichtigste Vor-
bedingung fflr da.<< Gedeihen jeglicher Industrie sei, dem mQjtste
die BlOte des Tuchmacherge werbet) in den italienischen Stidtea
des Uittelalters ein ewigee R&t««l bleiben. — Wobt hatte
einst — weun wir Uommsen folgen — Italien die ganze Welt
mit der Wolle seiner Schafherden versorgt; die Schönheit
der Herden in den apulischen Ebenen wird uns in enthnsiuti*
«eben Worten von Plinius. die der cremoneeieeheD Landschaft
von Columella gepriesen'); aber sdion damals besog daa var-
nehme ROmertum seine Pronkstoffe ans den Riesenfabrikeo
des unterworfenen Orients, und nur der Bauer webte selbst
aus heimischer Wolle sein muhes Gewand. Im ganxen Mittel-
alter aber war die italienische Schafzucht ohne jede Bedeatong;
sie ergab eine lang«, aber rauhe und unfeine Wolle, die
)) Aach Iiivint irad Virg-il rttbaua wiederholt die ttalimitdia
Scharaocht. Bekiuml üt M ja »««h, wie dai .Baiwm%i*. die üm-
waadfang tob UaerlidMo Acketrictilmi in groügTnnJheroefaaftliefae Weiite-
triftin wÜict nit lu d<r furchtbar«« Agwrfcriai« da iiAtcrai Boim
nnd damit »in VnfaU dt* Beicfai beiUuj?. — Tgl. auch l*af bIbi, DtUik
Deäma 11 S. 149 ff.
— u —
für kein LaxusbcdOrfuis, für keine Exportiadustrie braachbare
Gewebe lieferte ').
Dasä die iUlieniMbe und itpeziuU die FloreiiUtier Wollen-
inchfabrikation erst r«lativ spät im Mittelalter zur Blüte ge-
'langt, darf daher nicht wundemehtnen. Der Bezug auji-
wärtiger Rohstoffe in grOmeren Qiiantitüten war b«i dem
Hangel an beraerem einheimischen Materini Orondbedingnng
für die HersteUnng feinerer Qewebe: und eben dieser setzte
sehoD einen reg« entwickett«Q Verkebr, das vCUige Durcb-
dringen der Geldwirtschaft, eine Ansaminliing und eine gewinne
KoDzentraÜDD grösseren Handelskapitals roraug. lodet war«
er tbOricbt, wenn man nun den weiteren Schlag x41ge, dass
auch die technischen Handfertigkeiten de» Wehereiprozesses
der B«vi}lkerung Italiens im erfiten Jafartausend unserer Zeit-
rechnong verloren gegangen seien, wenn man — wie ea that-
Flftelilicb geflchebea — mit freudigem Staunen und patriotischer
HeniensbctVivdiifung ans einigen Duktiuieutcn des B. und !*. Jahr-
hundertü die grossü Tliatsacbc festsltmeu zu mtlssen glaubt,
daM ee dem .indastriellen Genius des italienisch ea Volkes*
XU verdanken aei. wenn wenigstens einige trQmmerbail« lleste
jener Kunst durch alle Barbarei der .nichts aU kriegeriäclten'
germaoiscben Ui^urpatiou hindurch gerettet wordeu waren.
Schon in einer der trefflichen antiquarischen Abhandlungen
Inratoris*) ist der Nachwei-i enthalten, dass auch während
fiel HtUrmischsteu Zeiten der Völkerwanderung aeideue und
wollene Gewebe der verschiedensten Art in JtaUen gefertigt
wurdeu, eine Thatsache, die durch neuere Publilcationen toU-
inhaltlich bestätigt worden ist.
Finden wir trotzdem &«t bis an die Wende des ersten
Jahrtausends kaum einen Handwerker der Gewebeindustrie in
den Crlninden erwähnt, so ist auch hierfQr die Erkläruog
*] Vgl. Hariotti, StAria del laniScio Toitcano. Üennaore Kinwl-
natenneliiingcn flb'ar die 8«hxf2ucht im mittelnlicrlicben Italien fehlen
noch vflllJK, wia denn Qberbanpt mehr noch aU di« GvwerbogGschiclit«
dt« A9T*rge4«hichtft eüa fut ^aalich nnbebantes Gebiet dinteUt Ueb«r
die Schsfuicht im Geliiot tob AquiU uad ApQliL>n Ttcl. Gothotn. Kultur-
geatÜMhit Ualentalient 8. 210 T. Im Obrigea tj^I. auch unten S. &8 ff.
*) Muruiori. AniiquitattM Italicae II, Diu. 2A,
— 12 -
lilebl XU Hi«JeD, Nicht der VoterKanfT techniBcheo Wiweiis,
itoiidcrti diu völlige Umgestaltung der Wirtschaft«- ood Ver-
k«hrHfOrfuiua(( Utt e«, die jene» scheiobare Verschwinden
vOtliK «»tarlidi «racheinen liiRst Bücher') allerdings hat in
•eiimr ganiftlen Kornitmlttion der wirt»chfti\licb«n Entwicke-
liinirulnrot] den Veraach gemacht, die ganso gTM«e Periode
.TQii den Anfängen der Kultur bis in das Mittelalter hiuein
(«twi» etini Hitgion den iweiton Jahrtausend« unserer Zeit-
rerhnuiin)* iilii .Periode der geschlossenen Hauswirtschaft"
all eine oinxigc, »om entirickelungiigeschichtlichen Gesichts-
pankU auN lintruchtet. zuMaroinenhängende Epo«hc xusamnien-
«lliWMien. — Win Mimier aber man «ich sonst zu den kühnen
Kanitruktiimen dos genialen Forschers gestellt hat, hier iet
ttifort ynn den verschiedensten Seiten entschiedener Wider-
*|irui<h iiugemnldvt worden. Denn mit der .Oikeu Wirtschaft*
(Im rAniiitchen tialtfimdienbetttlxeii, wie sie uns BOcher in äa-
•ohaulichfter Weine achildert, ist der Inhalt und das Wesen
de« OkiMiMiiisehen /iintAnds in der Zeit des katserlicheo Boms
m koiiier Waise pruohnitfl, vii>tnirhr kommt als xweita Elc
«Ml hiniii eine tH^ehgesitannte Vnkehr«- und Markt«irt«:baft<,
dw di* H»«|rtrt*Jt dar iMoattgw W«lt mit den KneagniaMn
4»» iTMUklM WkuurtMi RrdWaianii ««rwwKta'V — XJni «bau
<Im«* war w, di* unt#r den Stanuen der ToUEerwBiidentDg
WA 4*«k TamwekNl VimA* atlbak rtl% wwmenbfach , and
4w UtwMvtei« Jmk ^te
S.UC
— 13 —
wieder einer primitiven, in engen Kreiden sich selbst genflgen-
clcn Katuralwirtacliatl Platz macht« , wie sie schon in den
Zeiten di» republikanischen Rom Überwunden gewenen war. —
Wohl wurde auch jetzt noch in Tuscien Hanf und Flachs
Tersponnen, Wolle und rielleicht auch Seide verwebt, in den
KlAstem , wie auf don langobardischen un d karlingiacheo
Oroodherrschafien ; wir wii^sen, das« gerade in ßorentinischen
Klöstern, vor allem in dem der Nonnen von <)r San Minheie
ein besonders geh-cbitzte«, stark wullig<>s Tuch gef'urtigt wurde;
aber all dicae Arbeit wurde uicht fOr den Markt gethaii; ai«
diente dem Eigengo brauch de«) Klosters, der Abgabe an den
kirchlichen Oberbcrrn, der Herstellung von Geweben für
andere derselben Jurisdiktion unterstcUte Kliltater *).
1q der laugobardiächeu Zeit, die — trotz aller Zeichen
des Barbarismus — doch dem schwer geprtiften Lande wieder
eine relative Stetigkeit de^ Itegioienta bescbied, unter der sich
langsam und allmählich die natürlichen Knlfte wieder zu regen
Dnd za bethätigcn begannen, »etst dann die Wandlung ein,
die in Italien das gewerbliche Mittetaltor eiulcttot; aus dem
anarchischen CbaoA erheben sich die ersten festen Fundamente
geordneter atändiHchcr und wirtschaftlicher Organisation. Da-
ntals hören wir zuemt von einem besonderen, rechtlich au«
erkannten und in der Heereüverfasaung privilegierten Stand
italieuischer Kaufleute: sie erscheinen auf einer Messe des
frtlnkischen Königs Dagobert in Pari«; ob «ie auch aktiven
£igenbandel mit Wehereierzeugnis^en des Landes trieben,
in wir nieht. Jedenfalls aber brachten erst die nächsten
zwei Jahrhunderte, die Zeit der karlJngischen Herrschaft, die
entacbeidende Wendung; wie diese erfolgt ist, welche Ur-
sachen ihr in erster Linie zu Qrunde liegen, wie die Wand-
lungen auf den einzelnen Gebieten des Kutturlebeas einsetzten,
davon ist bis honte nur sehr wenig bekannt geworden. —
Speziell tu Florcni: haben wir vor Beginn des zweiten Jahr-
tausends unserer Zeitrechnung kauna eine Nachricht, die uns
') Vgl. Davideohn n. u. 0. S. 9L — £» sHgt nidi, diu» <ti» Kat-
wickelnng. wie lie Schinoller (StranburscT Tacbe^ und Wehorzunft
S. 860 ff.) für die G««Gliicht« der W«bi>r«i in den lAndera ^r<nnnni«cl>er
Kultur festgestellt hatte, in Italien ihre genun« pAraUele findet
— 14 —
in das innere Werden und Wachsen der Stadt einea Einblick
gevinnen Uesse. Fßr Lacca bcwei»cn Doknmente von 846
and 983, dass dswalB Seidenstoffe und mit Seide durchwirkte
WoIIerurtoffe dort in grosserer Menge gefertigt worden ')■ —
Was wir aber auch aus anderen Orten hCren — immer sind
es nur gleichsani die KusKeren Symptome der Bntwickelung,
Üt niu berichtet werden, während die inneren Triebkräfte
sowohl wie die Organisation der Arbeit, die Formen, in denen
sie geleistet wurde, nns verborgen bleibt. — Ja nicht einmal
die eine Frage küonen wir an der Hand der ürkundeo mit
Sicherheit t^Dtsrheidün, ob der Ueliergan)^ aas der .geschlos-
senen Hauswirti^chaft', aus dem klÜHterUcben und gruudberr-
•ehafUicben Betrieb der frQhesten Zeit, in den Frauen büDsem
and Laboratorien , zu dem liausindnstriellen Verlagnystem
der klasstschen Florentiner Periode im allgemeinen dtirch das
Mittel handwerksmässigen Betriebs fQr den städtischen Markt
erfolgt ist. —
£s kann hier nicht meine Aufgabe sein, die gewaltigen
wirtäcbaftlichen und poLitischea UmwiU^fangea xa sehildun,
di« in der Zeit rom 11. bis zum ID. Jahrhundert aus d*r
kleinen, unbedeutendtrn t<nkaniHcbrn Landstadt das mftchUge
Haupt des tu&cischen Bundes, die Beherrscherin einefl zwar
kleinen, aber tod Jahr zq Jabr wachsenden, rollkommen ein-
beitlich verwalteten Landgebietes machte, (Iber daa sich dann
ancb bald das städtische Kapital verbreitete, indem es die
longobardiscbc Kutzungsform drr .MesEeria* den andtiren
Verbältnissen des toskanischen weia- und Olbanmbeittandenen
HOgellandes anpasste; wie so eine totale Umwälzang zugleich
aller Gffentlicb-rechtlicheu und aller privaten Eigentumsverhält-
nisse auf dem Lande sich anbahnte, die die völlige Zerstfirong
der feudalen Ktaaienordnung berbeiföhrte; wie der ländiche
Fendaladel, soweit er in den Kämpfen nicht unterging, in
Masse hinein in die aufblühenden Städte getrieben wurde, wo er
com Teil wenigstens im kaufmännischen Leben mit dem raieh-
gewordenen Btlrgertom zu einer neuen städtischen AdeUkbuse
*) Biai, L Lnocbeü in Venesia (AUi ddrAccadcmta di LoceaXV
S. 1 IT.).
— 15 —
verschmolz ')■ — Trotz allem, was mau angefahrt hat. trotz
msDcber gei^tTolIen Speknlntion, muss ob noch immer fast wie
ein Wunder erscheinen, wie — das ist Okonomiäch das
wichtigste Ergebnis — eine Kapitalansammlung erfolgte, die
nor in der allemeoBtcn Zeit ihresgleichen findet; und wie das
an gerammelte Kapital durch ulle Schichten der rasch an-
wachseoden, den engen ilaaernkreis sprengenden Bevölkerung
wie durch taueend unendlich verzweigte Kanäle sickerte,
überall Fruchtbarkeit verbrcitond, cinit rein iitÜdtischo Kultur
iii8 Leben rufend, die im Mittelalter ihresgleichen nicht gehabt
hat. Mao mag in den geidUollen , aber nicht in die Tiefe
dringende» Ausführungen Toniolofl*) nachleeen, wie der wirt-
scIiafUiche, soziale, geistige und moralische Uabitus der Be-
vfilkening sich in jener Zeit verilnderte: aus Davidsobns Buch
wird man mit grösserer Sicherheit die that«ächlirhe Bntwioke-
lung und deren wichtigste Ereignisse heratisIeKen können; die
letzten Fragen bleiben trotz alledem unbeantwortet.
Daranf wird man jedenfalls in erster Linie sein Augen-
merk zu richten haben: mehr als alles andere sind es die Um-
wälzungen in den Verhält nisiien des Weltverkehre, die zur
Erklärung dieser fast revolutionären Entwiekelung der italie-
nischen Städte herangezogen werden müssen; erat hierdurch
tot die Geld Wirtschaft in ihnen völlig zum Siege gedrungen,
er»t jetzt konnte die zentrale Lage Italiens im Hittolpnnkte
des Hittelmeerheckens wieder wie im Altertum voll zur Geltung
kommen; erst hierdurch ist jener rege internationale Verkehr
^möglich geworden, der die Grundbedingung ulier grosaindu-
riellen Enturickeluug bildet
Was Florenz betrifft'), so wird man, obgleich es Binnen-
') Hlerflber vertfleiche vcr ultaia (üe treffliche Arbeit Dietsela:
[«Deber Wesen und Bnlcotung des Teilbau» in Italien (Zcitsohnfl für die
ges. StaattwÜMnKbaft XL S. 218-284).
*) Oiai. Toniolo. Dci rcmoti fatMri deltn itotenca eronomica di
') Daa Durdulringea der Getdwlrtacbaft in lulien oncb der Wende
fde« entcD Julirtaupi'nds uD*trcr Acm ist, ftbgotchen von a«!»«» Kon-
Bqsenutn fUr die Umvnodluiig der RecbUimUUide und jurisÜBchea
)oginfB, Dodi kauin von dvr ForFchung bcAcbl«t vordco- — Und docb
— lü —
(tUdt ist and für lange Zeit noch ia seiuen KberMeisdieii
HftndelsbflziehuDgeri cicli fremder Häfen tmd zum grossen Teil
AQcb fremder Schiffe bedienet! mos«, doch kaatn ieu stark be*
tonen kOnneo, wie sehr die darch die KreazxQge gektiflpfteti
Beziohaogen zum Orieot, zu einer Welt, deren wirtschaftliche
und aUgemein kulturelle Hatwickelong in mancher Beziehung
damsU der abendländischen weit vorftiugeeilt war, dem Hondet
den ersten lebhaften Anj>t089 gegeben haben. Hinter Pis» nnd
Amalfi, QenuB und Venedig, den bevorzugten KiTaloD KD der
Seokdate, iüt Florent nnr kurze Zeit zurückgeblieben: es ist
neuerdings nsctigewiesen , da»s sclioo 1224 Florentiner Kauf-
leute in Accon Tuchhandel trieben und LSden *) besassen, und
dass man im Orient unter dem Namen der .l'isanei*, aU der
hervorragend Aten Vertreter, alle toskiuiucben Händler tusara-
menKufasaeu pflegte"); nur kurze Zeit brauchte Floreiis noch
zur iuuereu Festigung, zur völligen Bewältigung des Feudal-
adeU in seinen Hauern, zur Schaffung einer freien bUrgerlichen
VerfaKHUttg. Wie weit jene Anleheii kreuz, fahrend er Föraton
mit iliren abnormen Oewinnquotea, jene Auleben, deueo man
Tielfacli vor allem den wachsenden Reichtum der italienischen
Städte zugescbrioben bat, mich Florenz zu gute gekommen
sind, wisseu wir nicht: gerade das Qeldgeschafb ticheint sich
hier — im Gegensatz zu anderen ßinnenstädten, wie Siena
nnd Fiacenza — erst relativ sjiät entwickelt x.a haben*). —
konnte «■ kenm eine daakban>re Aufgii)>e p«f)«ii, alt dlMcn Vor^lngca,
ihren ünaclien, ihicni Verluuf uni) ihrca Folnim mtchsogeben. So tiiid
die Anfäuge i)«i kloMiscben. wrtl lülo Keimo dci- w«it»Ten Entwickeluiig
am reichftcn iu eich trügenden VorkeiinwirticbaH dei Mittttlalten nooh
immer in Dunltd gehUlIt, KinigeB Licht habMi nur Sobaubea rer-
aobieileDe Aufs&tic üboi die Aufönii« des WcckutU and der TniUe, vor
allem die feuelnde Studie aber die Wecbtelbricfo KOni(C Ludwigs dti
Heilinren \ot wiaem enlt^n Kramxugo und ihre Rolle auf dem Geld-
initrkt« von G!.>nu« (Jiihrb, für NiitionnlGkonornin und Statütik, 3. Folge
XV y. (i03-ß21 und S. 780—7481 auf Awe Vcihalüii«* geworfea.
') Vgl, Davidsohn. Forichimiferi »ur (Je«cbi«ht« roa FloreM.
fi, Teil: Aue den StadtbQcbeni und UrkundcR von Sn.n GimigiuiDO, ä. S<)7.
•) Davideohn a-a. 0. S. 29t).
*) Eb ist neuerdinipi von U. Schneider. Die fioatuielleD Bexiehuo-
gen der (lorwllDijtclieii Bankier« zur Kircho von 1S8&— 1304 'Scfamollera
H
id ■
— 17 —
^u glcicli«r Zeit aber n-uHen auch die Fädeu fester ge-
knüpft, die Itflliea in friecllicbcr BorQhrung mit den Ländern
germaniBcher Kultur verbtaden — nachdem jahrbundertelHtig
italienisches und deutsches Wesen fast nur feindlich nufeinauder
getroffen waren. Hier sind die beiUhmteu Märkte der Cbam-
pagDe die grosnen Mittler gewesen , die Nord und SUd zu
immer regerem Austausch zusammeiiftihrten. Ihre ersten An-
finge reichen weit xurHck ; iiber erst i<eit der Wende des
13. Jahrhunderts erlange» !«ie ihre Lerrorragende Bedeutung
als wichtigste Stätten des internationalen Austausches jener
Epoche. — Wenn nmo nno aber auch nnter all den dort ge-
bändelten Wareneorten , wie »ie Hourquelot') , der treffliche
Historiker dieser Märkte HufxüIiU, kaum eine einzige ron denen
verniisst, die überhaupt in mittelalterlichen Zeiten von Land ta
Land gehandelt werden, so irt es neben dem Geldbandel doch
der Tuchhandel, der iu erster Linie dieses ganze für
jene Zeit ungeheure und einzig dut«hende ZosammenMbrömen
von Menschet) aun niter Herren Lilndem veranlasst und ihm
seinen eigenartigen Charakter gibt. — Waren doch in Provins
die 7ehn erateii Tage vor allem dem Tuchhandel gewidmet*),
bis der Kuf .Arra, Arra* die Buden schtiessen Hess, und dann
•rst gleichsam als Nachlese die anderen Materien des inter-
ForschuDgen XVTI S. I), der Kaobwei* tcefUhrt, äaaa erat 12M> Buh der
Scklacht von Müntaperti Flonms Sienik toth rSmiicheD Hofs vord^ngt
hat. — tn Kngland iilterdm>^ Bind, wie «a scheint, di« Florenllner Aoerst
am PUtie gewesen; {rtacli ScUans. KoKÜHOtie Handelipolitik I S. I21i
tft «cfaon um 1100 Otto degli Ghcrnrdini päixtliciier Kollektor in
Eaglaod).
*] BoQrqaelot, Etudei »ar ■«■ Foirw de la Champagne- 'fg^-
Jet«t auch OoldBchinidt. tJnirenalireachichtc das Hande1(rechta Bd. 1
&. IM r. u&d 8. 334 &:. and Zeitdcbria ftir Hai)deUr«cht Bd. XL S. 1-33,
und die vor allem für die Uam-. Milnr.- uml WKrt^eNchicbte bedvutMrne
Abbaodloog tob Scbaube, Eia italiciuscberKurtburicbt von derMeiM
von Ti-oycH aa» dem 1%. Johrboadert (ZeitiotirUl fUr Soziiil- und Witt*
NiMtfbg«Kihi«btc V ä 248 bis 308).
^ Da« niuht, wie man frOher annahm, di<> erelen zebn Tage biii<
■ oblieislicb dem Tuchlinndt-l gevriclmvl wansn, hat Schaube b. u.0.
8. 8^8 ff. nachgevri4wen, [mmerhtn hitt du Schwer^ wicht der «tst«n
Uarktperiode iui Tuchhandel gelogen.
OoroB. SisllcD kii* di^ FlOTtnUnu WlrUduOicMcUclite. 1. 9
— 18 —
nationalen Austausches wahrend der ffeiteren Daner des Harktes
lum Verkauf kamen.
Da ist es aber nun von besonderer Bedeutung, dass,
weniifatens bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts etwa, es die
nördlichen Länder, mit Flandern an der Spitze, sind, die ihre
Tuchproduktion hier auf den Markt bringen, dass die Händler
aus den italienischen Städten sie gegen Bezahlung, oder anch
gegen Produkte ihres Landes und importierte Artikel aus dem
Orient an sich bringen. Die flandriäche Hanse der sogenannten
17 Städte ^) und die wichtigsten Stätten der Tuchproduktion
im nördlichen Frankreich organisiereQ das Angebot, indem sie
sirli bftitinimten gemeinsam festgesetzten Regeln unterwerfen,
indem sie die .Elle der Champagne* ab allgemein gQltigea
Mamit ftlr ihre Tuch^iorten annehmen. Von italienischen Tuchen
hnren wir fast nichts : nur die von Lucca scheinen damals eine
gWV$wr« Uolle ge^^pielt zu haben ').
Eü kau» koin Zweifel sein: so weit im Gbrigen die italie-
nischen Städte die der nSrdHchen Länder in ihrer allgemeinen
McontMuiüchfn Eittwickehmg bereits Oberflügelt hatten, in der
Horstellunj; von Geweben ans Wolle und Lein waren sie weit
hinter deujielbeti xurückgeblieben. —
1» don Zeiten einer tinHiis};ebildeten Terkehrswirtschaft
tttu.'i^ie eben der leiohte Besui; eines trefflichen RohmateiiaU,
wie er den Ländern am Aenuetkssil und an der Kordsee
durch die När.e der ijn.xssen 5ch*ftriften der Xormandie und
Kit^Uud« erv.KV'.'v'bt «"rde. ö.:esen ein natürliche« Ceber-
^wwhl la jer rv-v-hi'rwi-.ikni*:: \irleihea, das ei« völlig xer-
iüjerte Verkehrsv*rhjilsa;sse »:ev;er «"^-ji^Ieiclws Tmnocfatra.
.'. ■..-.,-■•.•.•. ":-b:e r,-.fr ev,-.f i'se. ^-.e'.IeTi-hi av.:' r.''ma&»C'h« Einflfive
jv,r..,i.iv"r.e-.--i'. ,v.:r\~ i:- :?i.':™^ ier \\';t#rwia>2enii^ — die
ä; ■.•.:'i -■--■ l,,».^/-' ■,- \>'*i-j j-: Ä-. \* -r». 0 jaw i» .fTTr» IS» S.föÜk.
.■■J11 ^fc.'«-,i» ^.■~''; M' .*atM ."'.**'.■ /.v-; i';«;-!». ; »; tt.'; mc i^Ckut^
!ii»>r soJ'.o y**.i«:. .-■■.■ .■•■■■J "o',-.' ■'.. : Vi.^ .l-t-; "^icr'-jo, V«»k ä* ct^t«-
— 19 —
diese Länder, nachdem einmal die Franken von ihnen Bents
genommen hatten, fnsb völlig verschont hatie — ungebrochene
Tradition: schon frtih sind die iriennchen Tuche bekannt nnd
beliebt, und ein lebhafter Handel verbreitete sie tiber das
innere Germanien; ,ciiie »tärVcre Schafhultung und eine andere
Nntzung der Wollbaare, als sie ursprünglich den Oermanen
eigen war, setzte eine solche Wollweberei, wie sie die Friesen
gegen 800 hatten, TOraus" ').
Im U. Jahrhundert aber werden in einem Gedicht«, da«
die Vorzüge des Leins und die der Wolle*) gegeneinander
abwügt, die grünen und dunkelblauen flandrischen Tuche ab
die feinsten gernbml; während rütlichee aus Schwaben, sehwarie«
Toni Rhein, naturfarbene Loden au» Kegensburg ehonralls
einen grosseren Markt fanden. — Und weiter «rf^treckte »ich
die Kanst der Wollweberoi tiber den ganzen Norden Frank-
reichs und hinunter nach der Champagne, wo die grösseren
Städte, allen voran Prorine, für ihre Fabrikate anf den grossen
Märkten nalßrlich den b«Mtcn Absulz fanden ^). Weisse und
schwarze, hell- und dunkelbraune, blane. grOne, »icharlach-
farbene, gestreift«* Tuche und solche aus .Stamford" ver-
kaufen im 11. Jahrhundert die Pariser Händler; ihr schlechtes
Mass. die zn kurze Elle, mit der sie die Käufer bctrtig»n,
erregt schon damals die Kntrtiiitung Jean de ßallaudes*).
Diese nordfranzäsiHrhen und Qandri»cben Tuche nun sind
e« vor allem, die italienische Hindier — und hier tritt bald
Florenz an die erste Stelle — auf den Märkten der Chaai>
pagne einkaufen, am sie zunächst teils zur See, teils zu Lande
in die Heimat zu fahren, and hier — daran knQpft sich die
ganze weitere Entwiclcelnng — einem Veredelungsverfabren
XU unterwerfen, das nun uns den immerhin noch ruhen Fabri-
■) Sebmoller. Tuclierbucli S. S55 tt. Zu d«m flaBten vergleicb«
Pirenn«, Qatcbicht« BdgHcse S.1B8 1T.: »«asdorff. Aot bflglMb»
Stldten und Stadfaecbten (Hanuiche a«schicbUb)atteF t$7g S. 48 ff.).
*) Htirmaoa r. Rcichenan, Confbotui ovim et Uni. Vgl,
Sohmoller II.B. 0. 9. 3l>3.
*) Bour<|aelot und PiK^onneau a.a.O.
*) Dictionnair« do Jena dv tiKlIand«, pnbUnert von G^raad
in .La Taille de Pana- &.Ö94-
— 20 —
kiiUn i*T alJrdlichen HanfArbeit ein QiuüitlMudi sntcoRaiq^
b«f>u»t<llen im itUiide war. Seitdem zwei Statuten der Klo-
rtaÜDar C«limalazDDft — du eine, ip&tere, roa Emiliani-Gia-
dici '), da« andere, das frObeste, trelcbes aaf ans gekommen ist,
von Kili|i)>i ') — |iu1>li£iert wordeo »iad, hat man der Thätig-
keit djeier Caliiiialakaiifleute von Floreoz, hat man dieser
eJKOiiartiffcn VeredelungMadiutrie, die ne betrieben, von den
vcrfK-hifldenntßD Gesichtspunkten aus Beachtung geschenkt; aber
mitti i»t dalHn kuiim ,jo Dber eine Aualjse des in dieacn Statuten
nieilrrgi^h'gtvn QuellenstoiTii, oder — wie I''ihppi — Über den
Voraucli ein«r hiatomchen Helcontitruktion desselben hinanü-
KPUnngPii*); nur dniw Alenn Industrie der Eigeoprodnktion
FhiniiitJuDr Tuchv seitlich vorangegangen iiit. Arhs erst seit
diir AnkiiafX der Humiliaten in Florenz die Arte delta Laua
alMgrniob die Kunkurrviiz mit der älteren Schwe«ter7.unfl auf-
niinuit, diM hat man schon früher erkannt*). Erst Darid-
stdin *) hat mit Itoeltl darauf hingewieüen, dass die Callraala-
•»iid ursprOnglich — im 12. Jiihrhuudert — alle grosskaaf-
niAriniifhpri Klcnicnte der Stadt in sich sohloes; aU Vereinigung
itll*<r gniiMil>(lrgorhclK''ii Kmie« (ibenmhm eie damals die FOhrung
im K«iiipfi> gtfgoii die Ueberresbe feudaler Gewalten in der
8tedlt «mtig Ntv «ich frrbo eine gawisae Teilnahme itu der
VvrwAlInttg, wiiate sie ihre Interaasea in der Leitung des
MÜMiUiehtftt Wem» aiir Geltnog eu bringen. — Erst der ge-
WKlIigv \iifVchwni)g doa Handala, den die Eweite Hälfte des
lU, J*hrbunderU heraufRIhrtr, dir wachsende Intensität im
Piranae ed ü
*l lv Kmillkkl-Ulndicil tn wrimm Swöm d« «omuai iullani
Itl 9s tn-4M Mtl «i»igm NMbtrftitM.
•l (k. raivei. VktU M »«nuU a CUiMla ia
SM |M« Mtttw Äatat«>
*1 kmm «Im ff«««)*«. aWr aller iliiii OniMafm^kiK ttA-
Va>nn>4>a KowmmimIm W4 Pittfpt «mI <hr phnsansAa». aber gtas-
ImIi »Miuiiliwinwi Aaatyw *«• P*r«*a>. lfii>oiw As Wo— os Hl
S Mt ff. M«^ • I* no«r^a*l«t ^«.O.) D*<jar4ia»C&BeslriBi
BUlliiiMW >l^4MaM*t«M mm U. I>mm «l k TaMHW 1. IfMsftwg
<4 N^. M •)«««< i^iiliHimiHiitii« Wgini illill iiiMiitaWI
4
n IHavt^ifkV äfW«MM« !^«)4
— 21 —
rieb seltwt hat duan kurz oiich 1200 eiac Ucihe
kleinerer Korporalioncn — die VVecbaler, die .Zunft ton der
Marienpforte* — za selMÄndigem Leben abKexweigt; nacli
wie ror aber repräaentiurteri die Calimalakauneute daa reichste
and bedeutsamste kaufmäoDischc Element der Burstrebendeo
Uaudelsstadt. —
Auch das wird man als gesichert anuebtneo dürfen, dasa es
TOD Anfang an der Tnch Handel gewesen ist, der im Hittel-
piinkt des gesamten Grtisjiliandel.s in Florenx gestanden hat:
der borgo di balla, ein Teil der heutigen Via de" Serri, hat
seinen Namen ron den Tuchballen erhalten, die dort bei ihrer
Ankunft in der Stadt zunächst abgeladen wurden; der Re-
pressalienvertra^, den Florentiner und Sieneaeo 1178 mit
dem Markgrafen von Montferrat äbschlosaon, sollte in erster
Linie dem Scliutxe de» Tuchtronsportes zu Lande ron den
H&rkteo der Champngne nach den toskanischen StKdten
dienen '). — Wie aber dieser Tfichhandel beschaffen war, in
welchen Formen er aidi vullzog, ob er vor allem nur den
gesteigerten Bedürfuieaen der heiiuischeu Konaumtioa diente,
nm das Verlftngen nach feinerer Lususwaro xii befriedigen,
wie sie die einheimifche Industrie damals noch nicht herzu-
stellen vermochte; oder ob »r Ticlmcbr — was wahrscheiu-
lieber i»t — von Anfang an vor allem ein Durchgungahaodel
war. der die LUnder des Orient« mit den Produkten der abeud-
läudisclieri, iiordweittenropui sehen Industrie verAorgte; vor allem
aber« wann und wie jene eigentümliche Vercdelungaindustrie
entstanden ist. die, weil «ie, etwa tod Püia abgesehen, nir-
gends auf der damaligen Welt ihresgleichen hatte, aus beson-
deren lokalen Bedingungen heraus entsprungen sein muss'] —
auf alle diese Fragen kunueu wir. weit die Quellen schweigen,
kaum verm u tu ngä weise ein« Antwort geben. Was wir aus
den Statuteil ersehen . deren erstes im Jahre 1^01 redigiert
ist, ist daa Kexultat einer mehr ala lOOjiUirigen konstaut nach
aufwärts gehenden Entwickeliing, deren verschhiugene Faden
■) Davidtohn a.a.O. S. 532 un<! ,Por«chang«i sor Uterea fie-
»chichts von Florans' 8. 119.
'»Davidaofaa, 0«*cfaiebte I S. 5SS.
— 22 —
wir nicht zu entwirren TermOgen. Sicher scheint ddt du xn
MHiri, dan» erst dsDo der FlorentiDer Handel zu voller BlQte
({»luii^te, alü es geglQckt war, durch AnwenduDg einer Reihe
von Veredelungfiprozesaen — es bandelt sich vor allem om
]''arbiirig und Appretur — das rauhere nordische Fabrikat bo
zu verbeHHern und zu verfeinern, dasa es den verwöhntesten'
AuHprüclieu deH steigenden Luxus im Orient und Occident zu
K»nltgi'n im stände war, dass es ferner — seines hohen
NpttxillHcIiuu Wertes halber — auch die hohen Transportkosten,
dii' <l»r diiumlige Handel erforderte, im Preise reichlich er-
Milzt«. WoIjI hfttt« man sich früher durch einen Vertrag mit
l'JHH für dt-it Kxport zur See alle Vorteile zu sichern gewnsst,
d«ri>ii Aic Hdrger dieser Stadt teilhaftig waren ^); dennoch
iiliiT wunin dio natürlichen Vorzüge der maritimen Lage für
(liiH fiMiK' llandolHgoachäft nicht auszugleichen; seine geo-
KraphiHcli« Lagt', seine Stellung im internationalen Handels-
vi'i'ki'br wii'siMi Kltiron« auf den Weg der industriellen Ent-
wii'kolitiig *). Man kannte dio Ansprüche und Bedürtiiisse der
iiiohamuiodHniNi'ht'ii WoH; die überaus feinen Tache aas dem
SultiiiiHl .\lf!iirvt> auf dt>r pyrtMiiUschen Halbinsel kamen Ober
TiM) mlor iiufh Über di<> Mosseu der Champagne nach Florenz
iint) Krtbi'ii M'liiDi iUuuhIh i'ini'r Onsse im Zentrum der Stadt
{\\ tfarim'i ibroti Niiuion-''); tto mochte man atlmäblich in die Ge-
lu'iiui)iK»ii jiiupr tiH'buiMob Übortogt'nen Luxusfahrikation ein-
dcuitfoii. »uH'blo fs lornon, oinom rauheren Tuch, wie es die
iitir<)Uoltou l.ituili'r i>rftMii;(<-n, den feinen Schmelz, die leachten-
.lon l'urlv» eu vorUMbt'u, dii* von jolzt an das Florentiner
TAbttk^t >i'v iillc» Hiitloron »uüsoiohnot^ti. — In der rasch
Nti\\a>'bs<>n>)i'» StAill, tu ^lio i".n ki>utiu(ii(>rlii.'her Zuwanderungs-
).h\vu \.*i« lattdo »i»brcnd .ü's int">«'n l-, und Id. Jahrhunderts
(V;^l•^.^• «itxtTbvÄiNttii- M.-i;soh<'nkr*rt or^^vss, ix^f sich hier ein
«f.lt'v K.'l.i ;hiov.-s',v i-; r.-.-'.u^ii-i-Hfv .\vlv;i : alle Wahrscfaein-
l;^iik.'5i SV'-*'-" «l*t">. ''»!'■* b'..-r \,v ,V.:'!ä:ij; as da» Handels-
■.vii^j^,- n N ,^> ' .''.v. ^^ ,' .' .V,-, '.^A v ,i< £»rw>*.
_ 23 —
hier wenifi^atens dnroh die natUrliclien Verhältnisse bcdinf^
waren, ohne dass die primitircreu gewerblichen Betriebs-
form«ti — Lohriwerk, Handwerk etc. — voraui<geKaiiKeti sein
musaten. — Dür Färber, der Tuchscberer oud Tuchglütter
«ah sich hier von vonihereiit einer QberlegenRD Macht gegen-
Bber, seiner Selbständigkeit beraubt, vom Mnrkie, Ton der
diroktea BertlhruBg reit dein konsumierenden l'ubliknm abge-
sperrt. Nicht ans dem ]liiadw«rk heraus, durch alloiähliche
Differenz! emng eines bis dahin auf gleicher sozialen Stufe
stehenden Standes, durch Reichwerdeii der einen, Verarmung
<ler anderen, ist. wie vs scheint, hier in der CalinialaiiiduHtrie
das Verlagfisy Stern entstanden , MOndem dadurch , dass der
Grossh&ndel, fraL)t>r entwickelt als da>i Handwerk, sein Kapital
der Indnatrifl dienstbar machte, indem er ihr neue Eutwicke*
l»ngRweg<> wi«8 >). Nur so konnte efi geschehen . da^ der
faauftindastrielle Betrieb in der Zeit der ersten ZTinfl«iKtnten
bereits feät ei oge wurzelt, dann die fiozialc Struktur, die mit
ihm Terbanden iat, das Auseinanderklaffen von Kapital ond
Arbeit, die Kxi9t«n£ eini's .vierten Rtimdea', einer induAtriellen
Reservearmee bereite vollendete Thatsache geworden ist. —
Wir verfolgen hier nicht weiter im einzelnen die weitere
Eniwickelung der Caliinalaziinfl im 13. Jahrhundert bis hinauf
zu der Hübe, auf der ei« uns um I3<10 — in ihren ersten
Zonftetatiiten — entgegentritt. — Waren die Märkte der Oham-
pagoe der Ausgangspunkt ihreit llnndelx gewesen, so erstreckte
er sich bald Ober das ganze ßebiet .oltra monti', ror allem
aber den ganzen Bereich de« damaligen Frnnkreicbs und der
Kacbborländtir. Hier tritt die Zunft voUkommen aU politische
Macht auf, die im iVemden Lande für die mangelnden Uandels-
iiutitutioaeu aus eigener Kraft Ersatz schafft: sie delegiert
eine Reihe von Beamten, Konsuln genannt, nach Frankreich.
um den an^äsäigen wie den nmh er«! eh enden Kauflt-uten Kat
tmd Hilfe zu teil werden zq lassen , ihre Angelegenheiten zu
vertreten, ihre Streitigkeiten tu schlichten; bei ans3erordent-
Uchen Fällen schickt sie Uesandte und Vertreter nach Frank-
reich, oder die Republik selbst thut die« im Intereese ihrer
*) Davidioltn n. n. 0.
— 24 —
Tornebruston Zunft ; «in rcgclntilssiger BotendionBt vermittelt
den Verkehr, ror allem mit den Märkten der Clianipagne, in
dOQ Zeiten der Kanfnbdchlüsse (nuiitii de arrn) und denen
der Zalilungstermioe (de pa^amento) ') , ein anderer ui f&r
die Verbindung mit Kom eingerichtet; unter der Aufsicht der
Zutifl und ihrer französisch« a Konsuln at«ben die Inhaber
einer Keibe von Herbet^eti, in denen die fahrendon Kaufloute
an den grostii'n Frunkruich und Italien durcbEiehundon Hunücl»-
Binflsen einEukehreri pllugteu. Einrichtungen, die im ganzen
doch »ehr uu die grosaartige Tbütigkeit der deutschen Maosa
iu den uord- und uät«uro|]üiaclieQ LiLudern eriDuern: nur daM.
was dort mit den vereinten Kräflea vieler reichen imd mäch-
tigen Städte geschah, hier von einer einzelnen Ztiotl in einer
einzigen Kommune geleistet wurde; daiut es sich ferner nicht
um Lüuder primitiver, zurQckgebliebener Kultur, sondern um
Gegenden handelte, iu denen Hand«! und Industrie bereits
an vielen Orten einer ühtilichen Blut« eutgegenreiflen , wie
sio die grossen Städte Italiens in jener Kpoche zi>iglen. Eine
grossartige Initiative, verbunden mit klugem Blick ftlr das
Notwendige und Krreiehbare hatten den Florentiner Kaaflenteo
vor allen anderen ItnUens diese Krfolge erringen helfen *).
') Ueber die Bcdeutuufc dieeer Worte rifi. Bourquelot a. ». O.
uad Fitippi n. a. 0.
*} Naob tagnini II 8.98 vordeu die Tocba rom den Callnaila-
kanne»t«n leiU in Flandern und Brabaat emgckaaft, teib auf ihr« Rech-
nung dort fttbriiicrt. Ob diu k-tztvrr vor allctD im IS. Jnhibundert
•obon der Kall wur, ob die Leitintf^ dieter Fabriken in BorentbuMbcn
R&ndeti lait. ob etwn iLucb ttalieni»rhe Arbeiter dort tiaicbuliigt wanlea.
i(t bisher, DO weit ich aobe, nicht ODtt-reucht worden; fUr die inter-
oatio&alen BaadeUbexiehiiiigen wiLre gerade die LOcuag diecoT t'ra^ von
groM^m Interewe. Nur >o viel irt tu» bcgvagt, da«« wcBigstene die
Appr«lDr der in Prankreich eto. eingekaurian Tuche xuia Teil an Ort
und ^tell« Alt Einkauft gor.boh (G i » d i c i a. a. 0. B. 899). Dm entspridit
Bb«r der im Mittelalter ultgetnein Bblichen Sitte, die TOch&r halbfertig
eiiiiukaar«n und *ie dann dam eigenen BedAr&ii und Oetchmack, reip.
dem de« Publikums, ftlr das aie beatiminl -wvrta, eBtspraekCBd fert^
arbeiten tu Ionen, äo appretierten in «]iAt*Ter Zrat auch die Venettoner
Tuclia au* mgÜaeber Wolle fttr d«n orientaliteben GetdiuBck, aad im
16. Jahrhnadert kam « einmal zu einem befttgen KoaBikt twiichen den
Kanfleaten der Baote and der onglitcheo Re^eroag, weil jenen verwehrt
— 25 —
Kicbt minder umfassend und weitgreifend \»t die Thätig-
heit der Zunft in Florenz selbst, wo es galt, den aas xesp.
Ober Frankri-ich importierten Tuclien nun durch eine Reibe
Ton Vercdlungsproxesdcn ibrcri bolien epezitisclien Wert zn
verleiben, einen Wert, der im »tunde war, jeues ganze um-
stäodlicbe Verfahren durcli den Erfolg, durcb den Gewinn,
den es den Cnliiualalcaufleuteu brachte, gleiubsam zu reebt-
fertigen. — Wie sie bier ihre Aufgaben erfdilten, (>erade das
iat o(t genng eingebend geschildert und gewürdigt worden;
indem wir später bfii Schildernng der analogen Prozesse in
der Fabrikation hüimiseben Wullentucbs die technische, wie
die wirtschnftlich'sozinle Bedeutung dieser .Fertigstellungs-
arbeitea' zu ert^rtern haben werden, k9rncn wir un« an dieser
Stelle ein näheres Eingehen auf dieselben ersparen. —
Krat in der zweiten UiUftc des 13. Jabrhunderta hat, wie
schon erwähnt, die Calimalazunft ihre rolle Höbe erreicht, bot
ihre kmifmännische und industrielle Tbütigfaeit weltgeschicht-
liche Bedeutung gewonnen; eben aber in dieser Zeit i^t ihr in
der Wollcnsunft, in der Vertreterin der beimischen Tuoh-
fabrikatioti ein» Riralin erwachsen, der sie nach kiineni Kampfe
den Platz bat räumen nitissen.
Mehr noch alu diu Anfiiiige der Calimala liegen die der
WuUenzunft, der .Arte della Laua*. bis jetzt völlig im Dunkeln.
— Von der liäuslicbeii Thiitigkeit der Nonnen, vom Webstiibl
und Spinnrocken in der klj}sterlichen Zelle zn den HieHen-
ateliers des 14. Jahrhunderts , mit ihrer aiiKge bildeten Ar-
beitsteilung, ihrer Kapitulkonxentration, ihrem proletarischen
Arbeit«rmaterial — auf diesem laugen, in mehr ah zwei Jahr-
buuderten zurückgelegten Wege, sind uus bisber kaum mehr
als einige Etappen bekanot, die ans nicht gestatten, das Bild
der ganzen Entwickcliing auch nur in ihren angemeintiten
Zogen zu rekonstruieren. — So tiel aber dürfen wir nach
uoserer Kenntnis von der allgemeinen Eatwickeluug der Tuch-
iadastrie im Mittelalter aacb fUr Florenz voraussetzen'): wäh-
woril«, utiffWiehor«!)'^ Tuch« tu <rxporti<vcn und na tu Hanie iiehareii su
JaMea (Schani. Englische IlandelspaliUk I S. 164 ff).
*) Vgl. lii«Ru vor allem; SfbmoDer, Taeberbu«h 8. 86S f. Wa«
bier fllr äin gffrmaniachpn t.&ndn' oachgewiesni ist, findet in Italim leine
— 28 —
nun reich (gewordene Handwerker tlazn Qbergehen, andere, in
Annat gesunkene Zunftmitglieder f&r Rieh Rrbeiten zu lassen
nnd selbst nnr die Leitung des Betriebs zu fiberaebmen, oder
mochten Kaafteute der Calimalazunft zum Teil ihr Kapital
HDD auch in dem neu aufblOheoden Gewerbe nutzbar machen
— jedenCalU hat in jener Epoche die Fabrikation heimischen
Wollentuch« diejenigen Formen augenonimen, in denen ale
uns dann in ihrer klassischen Zeit, mit' dem Höhepunkte ihrer
Entwickeluug, hell beleuchtet entgegentritt. Toll berechtigte
Elemente in der Zunft sind aeitdeni nur die kaufmännischen
Leiter der Produktion, die .mercatores artis lanae", wie sie
einmal heiasen; und seitdem erscheint die WolleoEunft, loe-
gelOat ans dem Verbände der gewerblichen Zünfte, dem sie
bix dahin angehört hatte, an der Seite der kanfm&noischen
Korporationen selbständig teilnehmend an der Leitung der
städtischen und staatlichen Dioge ')■ —
So war ein wichtiger — wir dQrfen wohl sa^^en der bedeut-
aamate — Schritt auf der Bahn der Kntwickelnng xur gross-
artigeten Exportindustrie des Mittelalters gethan, ala im Jahre
1239 die HumiliateiimöQche ron der Florentiner Regiemog
aufgefordert wurden, in Floreni eine Niederlassung zu gründen,
und, mit nmfasaenden Pririlegien begabt, die Kirche Sau Donato
fira le torri tot der porta ol Prato zugewiesen erhielten. —
Man hat ihnen frDher wohl — besonders in geistlich gefärbten
Werken — die Einföhning der Tucbindustrie in Florenz zu-
geschrieben; später, als man durch die Urkunden gezwungen
wurde, die ßiistenz diesem Gewerbes auch in früherer Zeit
xnzagel>«D. hal man wenigstens das alleinige Verdienst an der
kotottalen hintwickelung desselben ftlr sie zu retten gesucht. .
Hier erheben sich nun xnnächst ftlr den, der kritisch an
die Betrachtung der Dinge herantritt, zwei Fragen: Wie kam
es, da«8 die Humiliaten. deren Xied«rlussungen über ganz
Italien verbreitet waren, die ror allem in Norditalien kaoro
in einer Stadt fehlten, gerade in Florenz jenen Binfiuss ans-
*> Kftliecei daiftber in neineD .norantlDer Zünnm* S. 13 f-: ich
wiederiude dt» eiaielMB BeveiM ttt dme Aimkhw« hi«T ntcbt. Ueber
itaa v&Uig uuüogtn Vorgang ia Pisa rg], äckaabe, Du Konnlat des
Meer«« in Pin S. 44 f.
— 29 -
geübt haben, den man ibiien zuschreibt? Vni zweitens: Welche
Fortschritte waren e«, die sie dem Tuchgewerbe brachten;
waren diese technischer oder organisatoriacher Natur, ftlhrteD
sie ne»e Erfindungen und Fahrikationsmethoden in Florenz ein
oder wiiBsten sie nur schon vorhiinHene Krüfte besser xu ver-
teU«n, ergiebiger auszunutzen, »trnmtner zu einem wohlj^eord'
neten Ganzen zu vereinen:' —
Die erste Frage hat in den vorangegangenen Krörterucgen
eine einigorntasfleD befriedigende Antwort gehinden: in Florenz
vor der Boden besser bereitet, ala sonst irgendwo; fibcr-
»chUtsiges Kapital war in Menge vorhanden, das sich bcfnich-
teod in die Kanüle der iieuerWüheuden Industrie ergos», reicher
Zustrom vona Laude sorgte für billige Arbeitäkrufte; die kapi-
talistische Zersetzung der bürgerlichen Gesellschaft war bereiU
■weit gßiiiehen : hier konnte ein geringer technischer Fortachritt
leicht die letzten Hemmnisse entfernten, die sich einer fast
Bohraukenlosen Eiitnickelung der Industrie noch entgegen*
gestellt hatten. Und es ist wahrscheinlich, ims eben auf
dieaeui Gebiet ein Hauptverdienst der HiimiUaten zu suchen
ist. Man kennt die äussere Qeschichte des Ordens, wie sie
uns Tiraboschi *), sein gelehrter Geschichtsehreiber. geschildert
bat: Nach Italien waren sie aus dem nördlichen Europa
gekommen; dort hatten einst im Jahre lüH eine Anzahl
lombardischer, von Heinrich dem Zweiten aus der Heimat
irei;iftgter Borger eine fromme Laienkongregalion geatiftet,
di« dann nach der KUckkehr der GrDnder in die Heimat
(1019) von Generation za Generation weitergepflanxt wurde,
bis sie 1140 sich su einem Klerikerorden umformte nnd der
Kegel des heiligen Benedikt anschloss. Ob jene fünfjährige
Verbannung, die die Vertriebenen vor allem nach dem Nieder-
rbein, nach jenen Stfitten einer altererbten Wollentuchindustrie
geführt hatte, gendgt hatte, sie mit den Geheimnifiseu der
dortigen Fabrikation bekannt zu machen, ob später die Ver-
bindnng mit dorn Norden auch uarh der lUlckkehr de« Ordens
in die italieniiiche Heimat aufrecht erhalten ward — genug,
das8 die Humilialen sich frühzeitig dem Tuchgewerbe zu-
*] Tiraboiehi, Veterii Hamiliatorum ordinia inonutncntn.
- 30 —
wandten, dass sie ibm tot allein ihren Ruhm Terdaiiken, und
dass sie ibm, auch nachdem sie sich in einen Klerikerorden
Tcrwondclt hatten, treu geblieben sind. — Die Kegel, der sie
•icli anstUloMeii . fordert« ja vor allem »on ihren Anhängern
werktliätiyes Arbeiten bei »trongster Disziplin : — nicht nur
bei den Hnmiliateii begann luaii damals in den Ucnediküner-
kldstern Hlr den Markt zu produzieren und den «o gemachtea
Gewinn im Interesse der Brüderschaft zu TerweodeD '). Eine
Humiliateucbronik rßhint ron den BrQdcrn, doss sie nicht tod
frommen Spenden der Gläubigen lebten, sondern mit ihrer
Uände Arbeit sich ihren Lebensunterhalt rerdienten*); .ne
hätten/ heisst es an anderer Stelle. ,ihre Tuche zum ge-
rechten Preise, ja noch etwas niederer verkauft, und trotzdem
noch Gewinn fOr den Orden gemacht'^ ). — Die Umwandlung
in einen Klerikerorden hat dann nierkwQrdiger weise auch dem
Betrieb des Wolle nluchgewerbs einen bedeutenden Fortschritt
gebracht: hatten bis dahin die BrUder in gemeinsamem un-
organisierten Sobafiän die Tuche hergestellt, so 6el jelit alle
rein manuelle Arbeit den Laienbr&dern und Eonver^n xn,
während dem Kleriker die Itolte dea mercator, de« Leiter«
und Organisators der Produktion so teil ward; ftlr den Ad-
kaof nnd die Verteilung der Rohwolle, fOr d«n Verkauf des
fertigen Produkts hatte er allein Sorge n tr*geß *)■ Einzelne
Maüsnalimen gewerbepoliteiÜcher Art finden in den Regeln
dee Ordens Aufnahme, werden in den KoQTenten d^sselbon
ferbaadclC; gegen den Aufkaof. den Einkauf zum Wieder-
*) Tel dacflber Scbnollvr. ToclMrbadi S. S«l. Vor allem wekt
•r aaf <tta Kcgda das CiMenkaMvordaa Üb, die bja ia« kleimt« d«Mn
4ct H— itjatwi tatnycBBfcta. Biw wie dort .■Mtatorci' aa der Spitte
im Ftediktiew, d» ^mdbtm gniHlipnliiMHrhni Ordaa^ea, die gleidkoi
Vvbobe Toa HeUaaf «ad Wach«.
•I Tlraboteki a. a. O. I S. IM t laabModen wird ihrf Be-
ndU>g nach Flonwa danA awtmert: »qeod de kbon tnaanua mantm
fivaal, aoa |>M««tM ilwMoyiw». Md durta« cm iadigaatibo« »fla—lsr.'
'] Ttraboicki a. a. 0. I S.lkT. >)aM«iaid leoä ladt (rovenietjat
paaaM prKio ka»MHo tm«M aU^naataki vüion tvaditia, [wo a«giii«B<«
^ Kl wüd bwnfcM. diM di« «aaelMa n&Mtcr »di miMiiÜn
ft«M«n SaMMB na Aakaitf wa Wall« tukn.
— 31 —
<ohw. du8 dae Produbt eine StoiTveriLiidei-iiDK durch-
sbie, wird «ingeschriUeQ, jn sof^Rr der Verkauf imvli aiui-
wBrts verboten *t; mit Eael oder Maultier zur Walke zu ziehen,
iat den HSncben nicht erlniibt, wohl weil es der Wflrde des
geictlichen OcwaDilR» nicht entsprüche "). — Wo die eigenen
Arbeitskräfte des Ordeii« niclit ausroicfatea, n-urdeii Laivn in
Lebte und Arbeit geDoiumen'); liier vor allem ist der Orund
XU suchen, warum eine Ueihe von Städten, ausser Florenz noch
Siena und andere toskanische Orte, Rimini, Perugia etc., die
aibeitsfimen Mdnche durnh bedeutende Privilegien zur Nieder-
lasflung 211 bestimmen suchten*). Der Betrieh in kommiinislisch
organisierten Instituten, wie es die KJI>iit«r wnren, nicht auf
Rechnung der einzelnen an der Arbeit ßeteilif^ten, sondern
zum Nutzen der geeamten Haus- und Wirtschafto^emeinschaft
bot gerade in jcaer Zeit de» Uebergangs. dos Ringens nach
neuen Formen im Wirtichaftslebcn einige unleugbuie Vorteile:
Tor der Wirtschaft des einzelnen den eines grösseren Reich-
tum» an Kapital, da« durch die Devotiän glüubiger Zeiten
leicht QGBMg zur Verfügung ßtand; vor einem grösseren organi-
sierten Betrieb, wie dem einer Orundherrschafl, den Vorzog
eines gesteigerten [nteresses aller Beteiligten an dem zn er-
wartenden Ertrag, der ja allen zu gute kam. und der nnmittel-
bareo Nähe des stiidtinchen Marktes, die die Verwertung der
Produkte erleichterte. — Und schon hatte ja die klSsterliche
Wirtscliaft in der Tuchprodiiktion den gleiclien Schritt ror-
wärt« gethan, den wir bei der bfirgerlichen Industrie beob-
achten konnten: OrganlsatioQ und manuelle Arbeit hatten sich
getrennt; und wenn der .mercator" in der MOnchfrlcutte im all-
gemeioeQ auch nicht «um Verleger tunsindustrieller Arbeiter^)
') Verboten irt : .o^gotifttioDem pro eztnoeH [Wraona facere . ■ .
aeqae ctiaro mittaat imnnui vtil itliiui inorce« reu re* aliqtia« exifft Ctn-
tat«iti ptopriam.' (Tiraboacbi 1 8. [59.)
*) Tir«b»achi a. a. 0.
*) Aach bier bt»tra die Regeln d« CJitemenißroTdeni (SchmoUer
a. a. 0.) (uns vollkomnieDe l^ralJclo.
*) TiiaboRcbi a. n. 0. I 8- 167 f.
^) Das hinderta nicht, d«M rteiriidi Heimarbeiter Air daa Klortar
fceieblftigt wardoo, lo aach ia Florcnx ; nur «Iom voa oinem «igiintlühin
.Teriag* hier wohl nicht die Rede sein kann.
- 32 —
wird, M j>t «r n docb alleia, der leit«od, r«^itU«mid. Ab^
lr»K fcebend ein grOuerea 6etri«lM beberrsctit ' l.
0«h«n wir nan von d«n mehr od«r miodfr mhmred-
ncrischttn Fbru«n der Florentiner Crkanden and der Histo-
rikvr Ab, di« ihre DamtellaDK dsniaf ftafbatiten, so wird den
Hönebeu nU ihr Hauptverdienst anfterechtiet, dawi sie, oach-
dtu UiMD 12Ö0 di« Kirche Ogni Saati ') mit dem weiten
dariin onffrerixenden .Pr&to', zwischen der Stadtmauer, dem
Arno und dem dumut« poch nahe bei der Stadt oiundcudes
Huftnone zii^ewieaen war, nm Arno einige Wnlkmllbleu und
im Aer lieutiffeu Vin 0[(ni HnntJ Tuchspan nrreien errichtet
hftltvn. Weiter wird K-richtL't, daax in den Läden, die sie
dort nrbauLen. iich in Menge Titdimacher aller Art angesiedelt
bAtlnDi iini der Vorteile, die die NtUie des gewerbereichen
KloKlem bot, teilhaftig zu werden, duM diese allmählich die
tBchniarliDii Krnitigcnschaflen dvr Himitliatenmünchc sich zu
nigun Keiiiuulit und endlich ihre Hilfe ganz hätten entbehren
kflniieii *). •—
*} In IkNUotiUad «tnd die KI4ftt«r, wo« die «LBli«itlieb«ObtrleituBg
dHr l'njdulllan bvttifll, doa bargorliohea Betrieben «ounr v^nmnegangen
(Holiiinillar A. n, 0.1 11 lld ebraad, .Zur Geicbiclit« d«T dentaehea
Wolllnduitrie*. in Jahrbdcber fUr NatlDnalOkontKnle und Statiitik VI
s. tm
*( ISAO liattnn iiw (Kicha. a»Me Fiorvntinc IV S. 201) ilis Kirche
Mala Lnoia ad (Jatiotutu Kiueliiuro vum Klorentioer Bincbof mit der Be-
tfrUiwIuiLK lUfvwlNon nrtiAltvn. dui» ihre bitbeHjfO Niederlaauiug San
Ditualo Ära le («rri tu hkH van dar Stwlt entfemi sei, co daaa nr ,cxei^
Mir* aoa |Mmint «unods arta« raam ftdelieat taaiAciam, tHere pannoi
■i VMulair«) ao ab« opemri. ta quilaia powiat prrdpere alinwnta. Scfam
am (M. Mal 1960 liaMtB aie IWain iwiBeli«!! den Kirch« San Paolo tmd
Santa l<iK>ia voa den Tonaquinci iivicaun , mit den Radt . das dort
ItawaaJe WaMOf ntr lltr* XwMk« ftuiwauuea (rar;;. Fror. Stroiii-Ugae-
«(•ai ioi FlitrMiliavr 8| aaliarchiv).
■) Abwi>(«)mi«l wn tliMw allcamoia h«rraeb«»d*a Aaiiabt bat Hart-
wig (Kia MaMcliMnallor Morvatinor 0<»d)Mltta. in Deotscbe ZaitachriA
Mr ItMthtvdtmtUirMvckan I 8, I9i, ia-lm «r tbea&Ub die KhiAluin«
•<«e* Var»4lu«s««arfabr«aa daa Uwattialea caadveibl, aa dieac
K^afW^im« «M^it AuAafUMrta An WolUaiadaatti«. aoadan itm
Oar CkliMtaUiaart tahM>>. Diaaw flifcah Mt iw h^iHfe nck-
tir». aU ^^ dn »iMwÜRBr YalgliliaMirw. aM* aber a» d» TaUr
twM'vae ia iM>VM<aim WUanftfWfc.
I
- 83 -
Wfire dem aber wirklich so, m wäre kaum abxtuehen,
wieso gemde der Aufscliwuiig der Floreatiner Eigenproduktion
an Wollentuch sich nn die NiederlasRung der Hunitliaten hatte
knUpfen soIIrii. Denn eben diejenigen Teile des gesamten
Prodoktionsprozesses, deren Forderung miia ihnen vor &llem
zum Verdienste rechnet. Walkerei und Tucbspannerei ') . ge-
hörten ja zu den Verricbtungen, durch die die Kaufteute der
Calimata'^untt den r&uberfn Fabrikaten aus Frankreich und
Flandern ihren höheren Wert und ibre spezifische Export-
fähigkeit verliehen. — Gerade in scharfer Konkurrenz mit
der Thätigkeit dieser Verfeineruugsindustrie int daa Florentiner
Wollengewerbe allmiUilicb emporgekommea; und deu Huuiiliatea
wird dufl Verdienst xugefichneben , in diesem wirtschaftlichen
Kampfe den Au&ecblag zu Gunsten der heimischen Fabri-
kation gtigebi-n zu habe»! Dt-r Srhlusn liegt nahe: sie brachten
eine Reihe teubuischer Keueruugen in den Anfang-sprozes»«»
der Fabrikation mit, die in Florenz bi« dahin unbekannt ge-
wesen waren'); sie lehrten dort znnächst ein rauheres Tuch,
llbnlich dem der nördlichen Lünder herstellen, dem dann mit
Hilfe -der schon bekannten Verfeinorungsmotboden die letzte
Vollendung gegeb«n wurde "). —
Wie dieser Er7icbungsprfl2e.'«g rorgogangen ist, entsieht
«ich iin einzelnen uniterer Kenntnis. Xnr ito viel wissen wir
M Audi dabei b&t man ibie ThiUnkait weit Ubeivcbiitit. Vgl, d«a
Exkan zu dieteiD Abtctmitt-
t Bei FiBcbbii-cli, GcBcbicbtc der Toxülkiuiiit $. 103 oaJi 1^1,
deneo im Ubrif^on Irefflicliea Werk leidsr sehr Aa der Un^naui^keit
vioW birtonscfacr Dutcn leidet, find« ich die Angabe, da« 1^0 (?) nvei
HomiliatencQ^nche in K«geital>iug und ?uraa di« dortigen GoheimniMO
Krlemt hfttteu, und (lau darauf der Iluhm der Klomtiner Tache lurDck-
xtiläliren a«i. Ilei dem Uftogol an (jit«l]«nnnga.l>«n itit e« unmöglich, die
Nacbrichr,, die ich Hunitt nirMendii ßnde. weiter nucbEaprQrpn.
') In eiacr LTkundc von 13iH) (l'-fr«. IVor. Commend» Corl) werden
die Einwohner de« Popolo di Suila Lticis. d. h. du« StHdttuilt. der un-
Qiitt«ll«r an d» Kloster untcbliewt, aufgesfthlt. die eiue EinKabc wegao
Befreioag von der äalssteuer an die Kommiuie ricliteo. Daruuter werden
besonder« zahlreich battit«rea (WolboblKirer) g«nii.iuit. Vivllvicbt alio,
dtum die HumiliAlra oben in di««er Teiinrboit wichtige Fortschritte
bracbtcD, und dadurch bOrgerlicbe Arbeiter diiarca Beniff aur Niedw-
Ikuung in jener Gegend TcranbuiateB.
Der«D, StDiU«! kU d«r PlOTentlner WirtiolwItagmoUobu. t, 8
— 34 —
ja, iliisa die llnmiliaten bUrgerUche Lohnarbeiter in ihren
KlOsUrii bescb&ftigten; wir hören von einem Wollkämmer im
HQtnili«t«nklc»ster zu l^isa, »nd die .Familiäres mulH in dicta
Kcclesiu (juotidie re^iidentas", von denen in einer Plurentiner
Urkunde die Rvde iiit, tiiid aller WahrKheinlichkeil nacli nichts
anderes aU jene IlUfsarbeiter der WolleainduBtrie. Wenn uns
dMin ferner ron einigeu LaieobrOdern belichtet wird, da»
diettc in ihren FlSneern ihrem Hnndnerk oblngen, m kaua
sich das im weRentticben mir auf WoIUchlüKer, Weber und
Spinaer beziehen; fllr andere Verrichlungen den Produktioos-
proMBses. Walkerei. Färberei u. 9. w. waren ja grösseres An-
lagekapital, eigene Wcrk6tätt«n, mechanische Einrichtangen
vonnOten; hier war man von vornherein auf die Heranziehung
von Laien ar bettern, auf die Mitwirkung bürgerlichen Kapitals
angewiesen! und ebenio filr den Transport der Tuche ober
Land in die Walkereien, der ja allen Mitghedern des Ordens
durch Qosets verboten war. — So knOpfiea sich ganz natSr-
lich innige Beziehungen zwiache» bar^rlichem und geisÜichem
Wirtschaftsleben, Bvziehuagen, die doch in erster Linie dem
auMrebendeu, lernenden Florentiner Wollengewerbe zn gute
kamen : so moclit« a» kommen . dam auf dem neuen Terrain
il«r Huiniliaten, lUa bald durch die dritte äindlerweit^niDg
in den Mauerkrets der Stadt eingexogen wurde, augelockt
dtireh di« Nihe de« Klotten mit »einen technischen Lehr-
m(<i«l«ni. irie dureli die groasen von den FreMobaldi , den
Tornai^ninci u. a. errichtetsn Walkereien, W&sehgmben. viel-
Uieht auch durch die Häßlichkeit, billiger als in der Tollgebauteo
Stedt aalbst Terraiu und Hiniier lu erwerbea — «cb scfanell
■UM g^wai bliebe bevOtkaraog, die lam gnaama Teil der Tueh-
prodaktion oblag, ansbag macht«: eebm cnblreicben Woll-
»chlftgvm finden wir 1320 int popolo 4i S«. Luda auch Taeh-
wvber, Woltkiwmer et«.-, angeeiedtit. Oass aber die Via Ogni
Snali ntk mit grwwa Tu<hm4gaunw bedeckt hitte, wie
oft >ihxpltl nnd prQfuBg«loe na^^tf praehwi wordan ist, tet
aieM ra «nv«tten : di« Oeatrcn d«r WaPiBlDefciulMtm bl«ib«n
Heb wi« Tor in andern 9l*dKt«3n. m San Gtoraam and San
Spintfr; die gr^StvIea Finn«« bab«« dort ilxre RieMBmafuine;
Üi 4w Sarrüircbe und jfoaatbi 4«s An«^ in 4m Mgea Qni— n
— 36 —
TOD .Ciunaldoli* liegen (tlclttgedn'ln^ HlLiiser und HuU«n der
proletarischen Ärbeit«rniassei). —
Mit dem Wirken der Humiliaten ist der letzte ent-
scheidende Schritt «im Ujibepunkt der Florentiner Tuch-
prodnktion ^ethan ') , hat die Tuehrnachvrzunfl ilir« Stellung
als bedeutendste aller b'lorentiner Korporationen errungen ').
Sbcn um die Zeit, wo sie diese erreicht, bc^nnt der Stern
ihrer ilteren Konkurrentin, der CftlimalAxanft, zu erbleichen.
Koch behält eic icwar äu^serlich d«D ersten Rang unter den
Florentiner Zilufteu, noch gehören ihr die iUteateii und an-
gesehensten Kamilieu der Stadt an, noch ergreift sie die
Inttiatife im Kampf um die Vollendung einer freien bürger-
lichen VerfatMung^), aber bereits int sie im Begriif, ihre wirt-
achafUichc Höh« kii libertichreiten. Wir itehen das daran, daaa
ihre StfUorkrHft schon Ende den 13. Jahrhunderts nicht an-
nÜhernd diejenige der arte della lana erreichte'); da»H sie in
kleinlich-egoistischer Weise ihr Monopol au^nutsle^, da^s aie
schon 2» Beginn des 14. Jahrhunderts mit Neid und mit
dem OefQhl der Aussichtslosigkeit des Kampfes auf die Uber>
legene Konkurrentin sah. Aeussere Kreignisso waren Überdies
dieser xu Hilfe gekommen: die Kämpfe, die gegen Ende des
13. Jahrhunderts zwi-ijehen Frankreich unter Philipp dem Schönen
auf der eiii^n, ßiiglund und Flandern auf der anderen Seite,
entütanden, hatten zunai:hst den Märkten der Champagne den
') Die Huniiliii.tJ)ii haben noch tii» in da« ente Dritt«! de« 14. Jfthr-
btmdetta n Floieaz eino ürewiwe Rolle gcapielt, ap&tcr allcrdini?« mehr
als Vervalter von VGrtraii<'.niipotleA im ilildtiNcben (iemeinwG«f>n, wie als
Förderer doa wirtacbiirtliclian Qed<tihcaa der Stiidt ?gl. Tirnboacbi
a. a. O.
^ Bekanntlich iat di« Anri^gunu tur Einrichtung dea PriorRutmto
TOD der Calimalaaunft aufgegangen.
*) AU Bewvi« für div H6be. die die WoUeninduntn« ilamalt idion
äattahm, mag die TbatMche ditaea. dus ecboa 1274 Floroatinvi Woll-
arbeiter nach San Gimignano berufen und von der Stadt bnoldct wurdeo
ad oponndumarteu) InoacfDuTidiohn. Forachun^cn II S.308: itv^pist-
numiner 2840).
*) Vgl. dm zweiten Band dicacr Arbeit.
') Vgl die Beachwerda r0mi*ch«T Kanflcnte gegen rigoroM Be.
■timmungcB der OoUnialiuaaft TOD 12T0, abgeilniclit bei Fitipi>i, VAile
di Calimala S. 176 f.
— 36 —
TodesstosB versetzt, indem die flandrischen Stiidt« Ton ihnen
ausgeschlosßen wurden '). — Damit waid die wichtigste Be-
zugequelle der Florentinar Zunft fdr die HHndrischen Qod
Qordfranzöeischeu Tnchc verstopft, ein regelmUseipcr, in festen
Formen sich beweisender, durch tltj^eheiligte Gesetze ge-
iicberter Verkehr uuterbrocliCü.— Diizu kamen dano in Frank-
reich gerade um dies« Zeit eine Reihe tou Massregelo mer-
kuntiliatiacher Fürbuuf;, wie sie der eretarttende ceotralistische
Absolutismus eiues Philipp des Scbdaen im Interesse der
wirtschaftlichen KrKftigunK seines Landes sowohl wie der
stsRilichen Finanzen fflr nötig hielt'), Ausfuhreracbwarungeo
und -Verbote, die allerdings die Rohwolle ebensowohl wie
Färbenmterialien und halbfertige Tuche trafen, die aber der
WoUenzuoft schon um deswillen sich weniger fühlbar macbteo,
weil eben um jene Zeit die englische Wolle fDr die
Florentiner Produktion in den Vordergrwnd lu treten be-
ginnt. Der Bchwenite Schlag aber traf den Florentiner Handel,
nnd hier wieder in erster Linie den Tuchhandel, aU Philipp
der Schdne zuerst 1277, dann angeblich auf den Itat zweier
ausgewanderter Florentiner 1291 alle italienischen Kaufleute,
uuter dem Vorwand, dass nie gegen das kanoniBche Wucher-
rerbot sich vergangen hätten, verhaften liess nnd ans Frank-
reich vertrieb. Villani, der uns dies erzählt, vergtsst nicht
hiuiuKofUgen, dus, wenn auch Frankreich selbst am meisteo
durch diefie barbarische Masarogcl geachÜdigt worden, «und
Ton diesem Zeitpunkt immer »chlecliter geworden und immer
') Bourquelot. Poirvs elf Im ChjiinpKfine 8. 269 ff. Fi^eonaean,
Hivtoire du commerce de 1» tVaace ti. SOS ff.
■) 1278 «rlättl Philipp in. xiieint «in WollauRrahrverbot; 1288 wird
diu KU OanstcD Mailaudn in eine AuaruhrifobliLr rexwaodslt: 1309 er-
halten die drei Hauj)tlltiBiizai;eiit«ii der Kronit ein Autrahrinonopo). da«
eirtr berihtn 1305 wieder uufKebobi'O wird. Aehnliclics Verbot 1315 tBr
Langusdoc : m trifft u. u. Wollti^re, Wolle. Färbemittel, halbfertige
Tiidie, WelH-rkarden. Die« Genutz winl daan 1821 auf «Ue Otcdmo
Fmnkrciohii luingcdehnt. Doch boetand die Hftglichlteit, AntfiihrliseDseB
durch königliches Dekret eu erhalten, und da mui von denelbee reich-
lichen üebronoh g^m.icht Ii4t, lo hui4olt« M uob in Wirklicfakeit aur tu»
eiDCD hohen Auifufaizoll von l.M — 3,91 *A> dm Wert«*. PigeonDoaa
S.80Sff.
— 37 -
tiefer getrunken sei,* so doch aucli die Florentiner Gaufleute
viel , Schaden and Verlusi an ihrer Habe* erlitten hätten ;
ond er weiöt ferner auf den im gleichen Jahre erfolgten Ver-
last von Accon hin, der letzten chriablichen Feste im lAorgen-
Unde»). -
Oewijia, die Eriais, die durch ans Zusammentreß'ün all
dieser Ereignt»i<t«> entstand, wär bald Überwunden; aufü neue
bldfate . nachdem uuch diu inneren Wirren , die in Floreue
die Wende des 13. Jahrhunderts erfdlk hatten, allmählich
abgeflacht Haren und rnhigeren Zeiten Platz g«mHcht hatten,
der Florentiner Ilandel empor; aber withrend die von jugend-
ki-äfligem Leben erfaltte Wollenzunft auch in jener kritiech^n
Periode, TOr allem gentStzt auf die Masseneinfiibr englischer
Wolle, ihre Stellung gekräftigt und bf-feetigt hatte, vermochte
die Catimala die Schlag«, die sie getroffen hatten, nie völlig
ZQ Qbenrinden. Am Grobäbandel waren ihre Mitglieder weiter
beteiligt, ja er war ihr eigcatUchcs Arbcit«fcld; ihre induetrielte
Thätigkeit dagegen begann von jener Zeit an mehr und mehr
zu erlahmen: diu in Floreux liergestellte Tuch, das dort alle
Stadien des Frodaktionsproseäses durchlaufen hatte, bestand sieg-
reich attcb auf dem Weltmarkt die Konkurrenz jenes anderen
Tuchs, das in Florenz nur seine letzte Vollenclnng empfangen
hatte: erst jetzt war Florenz zur ersten Indnstrieatadt der
damaligen Welt geworden, erat jetzt wnr hier der Boden ge-
schaffen, in den nich die Wurzeln den modernen Kapitalismus
mit aller Kraft einitenken konnten. Wir nteben aa der Schwelle,
an der unaere eigentliche Aufgabe beginnt
■) 0. TilUni BuchTI! Kap. 53 und 147. AehDliche Qewaltmau-
regeln fianiSRlMlicr K9oigc gegon die Kituflcuto kub PlcieaB ned anderen
italifniichvfl StAdten erfol^^o nnch weiterhin noch za wiederholte Mnluo,
/. 0. 1837 {Ü. VilUni Buch X\ Kap. iJ), 1845 (il/id. Sil Kaii. 57) alt
Bspreuali« g«(;«ii die V«rtr«ibuiig du IJ«not^ von Äthm.
— 38 ~
ExknrB.
Die Tfaatigkelt der HamUiaten zu Floreiu.
Wenn man den Hurniliateii, aU Förderern der Florentiner
Wollentvchiiidtiatrie , vor allem die Errichtung von Tuch-
Walkereien und Tuchspannereien zugeschrieben hat, so stützte
man sich zum Beweise Tor flllem auf eine von Pagnini (Della
decinia 11, S. 310 — :123) publizierte sehr aarftibrliohe Urkunde.
Sehen wir indes genauer zu, m beweist eben dieses Doku-
ment, dnss in erster Linie da« Verdiennt für die Anlaf^ dieser
Aniitalt«n dem Florentiner Grosakapital, nicht den MSncheo
xaziiscbreiben ist. Denn zunächst geht ans dem Wortkut Mar
hervor, diaa das deu HamUiaten bei Ogni Sauti von der Stadt
flbtrwieaen« Terrain, ec amfangrcich m war, ihnen ODfiings
keiamlöi Nutzen abwarf, dass sie Gt-Id zum Kircbenbau (nicht
flfcwft IQ wirtscbaftiichen Zwecken) brancbtcn (cum . . . ipei
Fratres ipe^iiis Bcclesiae hal>erent prope ipsam Bcclesiana iafra>
srripto« Fortum, aeu Foriiis, Insulam, sive losnlas. Terrae et
ÄqUBs Ami, de qnibua nulla utilit&s ad ipGOK Fratres
et Eoclcsiam perveoiebat et etinni ipsis Prntrihus et
Rcclesiae forent utiles et necetunriae tibrac quinquugiuta Bor.
parv. pro aedificationo huius Gcciesiae . . .) , und daas
sie tu diesem Zwecke das gesamte Terrain, mit Ausnahme
eines StrmfeQs von 72 Ellen Breite rings um die Eirrbe. »trom-
ftufwurts bis zur Carraia brücke, stromabwärte bis zur Mündung
des Mugnone in den Arno, an versrhiedene Hitfilieder der
Familien Fr<>scobaIdi. Tornaquinci u. a. in Kmphrteuse geben.
Fdr diese handelt es sich um eine rationelle Ausnutzung dieses
geeamtea, vor allem dnrcb seine Lage an twei damals noch
wasserreichen Fhis^lüulen wertrollen Terrain komplexe« Kii ver-
•elttediiien indnstrifll«>n Anlagen; neben SehiAaflblpn. .mnlem-
diu pmeola iHKngemQhlvn'r't. Fieohteiehen ist vor allem auch
TOB WalkmQhleD die Red«. Die Humiliaten bexieheu von
jeden neu lu emohtcndeo Gebäude etc. einen Naturalzins,
d« t«Ü8 ü fMw UaseeB (13 SUrü Getreide pro Muhlel teils
im PnnBUB 4«e Krlngee (x. B. di* Hälfte der gefangenen
fWlte) fMt^egt war; werden am anderen Ankäufer derartige
Aiikg«a erticitlet, und wird ta dieaea Zwecke Wasser ans
- so —
dem Arno dorthin geloit«t, so boU die HälftR des im Übrigen
Festf^esetEten Zinses gezahlt vrerden. Alle 25 Jahre soll der
Vertrug feierlich erneuert werden. — Von besonderer Be-
deutung »ind A»un einige — ebenfalls bei Pagnini gedruckte —
Zueutze zu dem Vertrag aus den folgenden Jahren: du Ver-
bot, iivä Artiowasüer ganz nach dem jenseitigen Ufer hin ab-
suteiten und ao den Stillstand der auf dem KonMssionsterrain
zu errichtenden Mflhien berheJziifQhreD; ein anderes Verbot, Ge-
bäude auf dem Terrain xn orrichten, .iiiBi oedilicia auscipientia
commoduTn ex finniine Anii, vel uedificia perliiientis ad utili-
tatem et uHUm et conservationem ipsoroni aediSciorum Fluminis';
endlich daii Verbot, innerhalb von 40 Ellen im Umkreise des
fKloBt«r8 andere gewerbliche Anlagen aU Fischteiche zu errichten.
Sin zweiter Zusatz handelt ron einer .gora", einem Kanal, der,
vom Arno ausgehend, da» Terrain zwiHchen diesem und dem
,Borgo* (dem bentigen ßorgo Ogni Santi) durchiitrflmen, in
dt!ii Kfugnuno auBiuUnden, und vor allem auch zum Retrieh
gewerblicher Anlagen benutzt werden solle; die an ihm za
errichtenden EtablisHementa sollen den gleichen Zimt zahlen,
wie die frOher erwähnten ; ausserdem werden die Hnmiliateo
jetxt an allen aus den Vertragsobjekten resultierenden Ertrügen
nüt einem Beehaehntel beteiligt. —
Wir sehen alsO: die Hnniiliaten tbun nichts anderes, als
Terrain, da» ihiim von der Kommune ohne Entgelt flber-
t&i ist, einem Flurentioer Kapital iHtetikoiiäortiom eu rer-
pachten, dae nun anf demaelbttn Gebäude und gewerbliche
Anlagen errichtet, die wenigstens xura Teil der Tuchfabrik ation
zu gute kommen. — Den Humiliaten ist es bei alledeni haupt-
süchtich um den Gewinn von Einnofameu für ihre kirchlichen
Zwecke zu tbuD. Mochte immerhin ihr Huhm aU Fjirderer der
Turhproduktion die Kommune vermocht haben, sie nach Florenz
zu rufen und mit m> rnnfanaenden Vorrechten auszustatten ~
wie wenig entsprach doch in der Folgezeit der Erfolg den
gohegtttu UofTuungea, wenn nach 20 Jahren da» weite ihnen
fiberlassene, vorzOgllch gelegene Terrain noch vßllig brach
lag and keinerlei Nutzen abwarf! — Erst den Kapitalkräiten
der grossen Florentiner Handelshäuser ist es gelungen, hier
Wandel zu Kchaffen; und wenu auch ihren Anlagen nur ein
korsc« L«bea bcMkie^ea w. «o by iam doefa vor aSam daraa,
dsM d«r gmaze ttoes ftbediaaBe KaapJex knrx darmof bei
d«T liriU'ni SladtOTveAcrvBg b dia Mauerknü ungeKUoMen
usd zam HiotrUw vcfwsadt wvrde. la den uhlreiehw
y«ftrig«n, ProcuMii etc., die w» üe<er Cmwaodlaog er-
folgten, treten ^e FreMol»«ldi, Totnagninci ete. &st QbersU
mit dea Hnaulialen *"■*—■"■ de Putei auf: Gbermll aber
tritt das üebeiyewidA der bfirgniicheo Elemeote mah deut-
Cehike berroT. [Vgl. die zaUretcIieo Crkaoden aus den Jahren
1360—1320. Arcb. Flor. Pen;. Pror. Coiam«i»da Cori.) Ton
beaooderer Bedeotoog f&r die Polgexett isfc dAWi ein Vertrag
der Stadt mit jenem KoDvnrtium and den Bamilioten Ober
den weiteren Atubau der Strauenaoiage auf der sogenannten
Amoineel (1291. li>. X). Ein Teil der rou jener OeselUcbaft
errichteten Hfihlen etc. war oäiulicb dem Neubau der Carraia-
brOcke zum Opfer gefallen; am so grOeseren Wert erhielten
diejenigen, die an der anterdeMen tbatdkblich durcbgeHthrten
«gorn* errichtet waren. Die Stadt nntenrtfltit die Pächter mit
dem Geld, diu ihr aas dem Verkauf von HauHparzellen in
jener Qe^ead KugeSoasen war, zum Ausbau ihrer Walk-
mühlen eU\ ; üie bebattea einen schmalen Streifen längs des
KnnalB selbst zur Errichtung von Wasch- und Arbeitshüusem.
Noch lange hat die Strasse, die an der gora entlang führte,
den Naoion .via della gora" geführt, bis ihr die in Italien
beliebte Uanicr, die Slraa^eo stets nach den neuesten Ereig-
nisHen uiuKutaufen, den Namen «via Montebello* gegeben htit,
Die Tuchttpannereien auf dem Prato haben das ganz« Mittel-
nlter fiberduuert; der sogenannte .canale macinBnte* iei erst
in unserem Jahrhundert überbaut worden. —
II. Eapitel.
üeberblick über den tecbmschen ProzesB
Florentiner Wollengewerbe.
Wollen wir uns über die gesamte Organisation einer
Industrie, über äie wirtscIiafUichc nnd eoziiile Stellung ihrer
Aibeiter, Über die Verteilung des Produkt» swisclien Küpital
and Arbeit, (über alle die Verhältnisse klar werden, die den
realen Untergrund der sozialen Fragen aller industriell hoch-
entwickelten Zeiten gebildet haben, so ist es vor allem a5tig,
eich einen IJeberbück Kber den Btnnd der Technik in jenen
Zeiten xu vembaffen. — So dtirfen wir es denn ftlr nnsere
Zwecke als eine besondere Gunst betrachten, daits eine gleich-
zeitige fiorectinische Quelle uns über den gesamten technischen
Proze«8 dar Wollen tuchfabrikation eine im gausen klare und
aasführlichc Antwort gibt'). — Nicht als ob sie uns wesent-
lich nene Aufschlösse brächte; der allgemeine Zustand der
Webetechnik jener Zeit ist längst bekannt; man hat schon
seit langem den .Dictionnaire de Jean de Oailande' publi-
ziert 'J ; in der bekennten Schedula diversaruni arüum des
Möncbs Theophilua — einer Hauptfundgrube für Ducange —
bietet die Kapitel Qber die Farben und deren Mischung, wenn
^ic auch ausschliesslich in Bezog auf die Thütigkeit des
') Ueber di« Qnelle wlbsl and ibr« Usberiicferang T«rgl»iebe den
ürkaDdeDaehaas [.
*> Publisieti ■ron M. R^rand (La Tülle de Pari* loui Philipps le
Btl S. 600 ff.). Ob der TnikUt wn-kHch dem II. Jshriinndcrt enUtammt.
•neheiat mir sweifelbaft; ich machte ibn in »pAtere Zeit »«txen.
— 42 -
Malers gemchrieben »ind, dennoch auch fOr den Zustaad der
Färberei im HJittelaltür niaonigrach interensant« AufschlQs««:
ein kleines Handbuch der Floreiitiiipr Seidenweberei — im
15 Jahrhundert geschrieben und teilweise illuatriert — liegt
cbeofaUs in einer gedruckten und ^t kommentierten Ausgabe
vor '). — Und bi6 heute hat sich in ländlichen Gegenden
tiueeres Kontinents, wie in phcaitiven Kultareo der Webstuhl
und der Spinnrocken jener Zeiten erhalten. — Doch wird
durch Qosere neue Florentiner Quelle Diancbca historisch
charakteristische Moment dein Oveaiutbildv binziiftefüf^ft ; sie
siröuit — in der unscheinbaren Kuriii btncs Lehrbuche« fBr
angehende Tucher — das krSftige, unmittelbare Leben der
Zeit ans, die selbst die nnscheinharsteu, plattesten Dinge des
Skoiiomischen Daseins zum Kunstwerk umzuformen wusste ;
sie wird Tielleiclit auch dem modernen Techniker einen Ein-
blick in einige der Untacben gewähren, denen die Florentiner
Tuchindutttrie des Mittelaltem ihre beherrschende Stellung im
Wettbewerb der Staaten und Städti» »erdankte '). —
Vergleicht man die Arbeitsteilung, die aus der folgenden
Schildenmg hervorgeht, mit der etwa för Strassbnrg in der
gleichen Epoche ?on Schnioller goschildertou, sn sieht man auf
den erKten Blick, wie viel tiefer und mannigfaltiger sie in
unserer ludiiKtrie die Bevölkerung der G rostistadt Florenz
durchdrungen und durchsetzt hat, als es in der weniger als
halb uo grossen Laudütsdt am Kiiein der Kall war. Sehen
wir von den sozialen Folgen ab, von der reinlichen Scheidung
»wischen Kapital und Arbeit, von der Üefen unfiberbrflck baren
Kinft, die sie damals fast schärfer trennt«, als in modernen
Zeiten — dies wird uns noch ausführlicher zu beschäftigen
haben — , so weist schon der Arbeitaprozcfs selbst zwei
ciiitrakteristisclie Eigcntiimlicbkciti.'u auf. Einmal ist nämlich
die R«ihe der Tvilprozi'sse , die die Robwulle su durcUaufea
hat, bis sie als fertiges Tuch die Werkstatt verläist, eine UD-
'} L'Arte ilelU 8eta In Pirenie, trattato Je! «ecolo SV. publiziert
v«o G. Gnrgiolli. DerTralitat ist Traber cuUtHudes ala die Ulwoat«
An UnLoria de* Tenetiuier« Ptiotho, äh 1548 von Moretti ediarl
wurde [leider, du in Bcrliti tüchl aufftulntitjtii. roo mir nicht bvnuUt).
*) Vgl. dM rnlgende Kitpil«].
— 43 -
gemein viel j^Oiserc, weiter verzweigte and aasstrablende;
hier kommt die Deberlegenbeit der uueodlicb verfetDerten
Florentioer Teclinik deutücli zum Ausdruck'). Danu aber:
besorgten in Stxasaburg die WoUscbläger das Zupfen, Streicben
und Kämmen , j» hanfig sogar don Färben und Spinnen der
Wolle, »0 war in Florenz jede dieser Verrichtungen nicbt nur
bereits zur Grundlage eines eigenen Berufs, einer eigenen Br-
verbswirt«c)iafl geworden *). sondern die Vertreter der einzelneu
Berufe «ind unter sieb nach sosialer Uangstellung, Einkommen
und Lebenshaltung sclion mannigfach differenziert. Wie aus
den Angaben des Katasters von 1427 herrorgeht*). — der
Traktat gibt uns, weil er nur die techniAcbe Seite berQhrt,
natHrgeroftÄS darüber keine Anskunft — durchlief die Wolle
bis xur (QenuRiireife* etwa zwanzig bis dretssi); verschiedene
Hände; und unter der ungeheuren Masse der Arbeiter, denen
die Florentiner Wollenüiduntriv damals Nahrnng gab, linden
sich nur wenige, die mehr nis ein© der zahlreichen Teilver-
richtuDgen des gesamten Produktionsprozesses zu gleicher Zeit
*) DsrOber Näherei im dritten Bande die»er Studien.
*} Vvrtrlciclit mxQ mv mit dcrj^niKCn. die SchiuvUcr (TbattadiW
der ArbeiUtiiil imtr. in s«iD«ii) Jülirliuch N. F. \lll ä. 1052) für «in« no-
dura« engUtclie Tudif&l>rik au^el^^rt bat, in der M vorecliiodene Teil-
«pefUtümcn ant«r»«lii»den w«r<l<-D, «o nrkenni luan, ilas» die ^orentiaer
iBduaUie mit dioMr Di«derDCD ArboilnPrleguug fiut mclir gcmon hat.
ah mit der tnittelaltorlich«!).
*) Wir kCnnea den borttchritt in Ploreni auf diesem tivbiets wenig-
•teoa «D «iiier St«Ue noch deutlich Terfolften. Im enten tjtattit der
Oalimalasuaft von 1301 ttuliun wir. ditgs FJLrb«Tei und Tudupanoarei noch
voD den gleichen FetDQii«» tietriebeo werden (CAlimaU I e B )>ci Filippi
S. 100: CongeoiUH tintorea ... ut pro qualibet ctüdaria du» linttoria ei
diMU narnw fhabcant?) et quod ipsa timtoria . . . fnciant reuotari t-tc):
allerdings heiut e* dann in d«ni (gleich«» P&riL^truplieD am Schlau: ai
daoipnnm aliquod cvt-nirct in »liqno panno ad caldiu'iam v«l sil tiratoriih
t«n«atur illod tirator etnendar«; doch »cltHnt <^« Icinr, diu« tin(«r und
tinlor die ftleiche Penoii!); aacb dem vierten Statut dagegen lieiren
Wid« Funktionen iu getreunlen H^inJoa (CaüiuaU IV b C boi Giudici
S. 398). — la Vwnodig taunaleti in der Seidenindiiitrio alle einzelne»
lUaaicD von äddenuibuitcni (Spinuur, Weber etc.) vor dem ZunftvorslaDd
eridlreo. welches .ineeUere* sie ausOben wollten (Uroglio d'Ajano,
Venrtianer SHdnDindiutrie S. 29 Anm. 1).
— 44 -
besorgte». Auch bier hat di« Hascbine iiar weiter eotw-tckelo
und vollenden kOnnen, wax dank der gewalUgen Kapitttlkon-
zentrntion, dem rmcbeii Angebot an Arbeitskraft, der ror-
gesrhritt«nen Tecbnilc im Florenz des 14. and 15. Jabrbanderts,
schon erreicht worden war'). —
War die Wolle*) sn den Thorco tod Florenz angelangt
und bdtte sie den tarifmössigen Zoll bezahlt, so wurden die
einzelnen Ballen aufgewickelt und das Nettogewicht der an-
gekommenen Wolle TOo den .Taratoren', bezahlten ünter-
beamten der ZxxaR, nach bestimmten von der Zunft erlasAenea
Ordnungen fea^estellt. Vom Staub oberflikblicli gereinigt.
werden dann die einielnen WoUbflndel aufgerollt, von den
sachTerstBndigen «sceglitori*, ebcufalU niederen Zuuflbeamten.
nach den einzelnen Teilen des Schafe«, d. h. oacb ilirer
Qualität, meist in drei verschiedene Sorten (lana fiae, mezzana.
') Ea basdolt sieb b«i dem guieea Ptotvai, nach der roa B&oher
riBjgeRllirtOD , seitdem fut allgemeiii aoceptierten Nomenklatur am den
TovKong da .ArbciUzerlt^ng*, d. b. t]«r .Auflfiiiuii^ dorn ProdaktiQn«-
abflchnitti in nnfacfae, fltr «ich nicht sribBtAndige Arbeitsetatnento*. —
Allerdinffs tat die Tudifabrikalion keiu .Produkiioamibachnitt*. sondern
«in tgunter Produklionaproun*. di.-Hira Teümig Radier al* ,Prodnk-
tionsteiluDg*' bexeichnet. Indes ist mdner Ui-inaag nacfa hier durdi dia
Dtit«n«heiduEig tob , ProdoktioikMtbftchiiitt * und .geumtem ProdnktioBs-
Itroseto* von Bttcher ein sweiteH KinleiluDKüprinup dnfcenthrt, das
aaben den TM«BtKch«D {Z«Hid\ in «dlbiiUndige Aliifhoitt« rMp, in oa-
■elbat&ndigo Arbeitaelemeote) Jirelevant nnd tbea dnlinlb imrfOhrMd
üt. ~ Sobald der ProuM der Toofafcbrikation , den eb«D Bacher.
DMb Adam Smitfa. alt Beitel Ar eiii» .Prodaktionaleilung* anfohrt.
Dicbt mehr iu eine B«ibe »elbtUndiger Abschnitte Mrfftllt. Kondem in
dar Band eine« Dnt«rnehiueiii. FabrikanteD oder Yerlvgen, komantnert
iat — oad ■» itt es in Fioreni der 1^1 — ■ i*t die in ihm walteade Ap-
beititeilnng vallkommen der dvr Nfchnadellubrikalion in dem beknnnten
Beispiel Adftm Smitlia analog.
') TmUUo Kap. IV. Die ^nten drei Kapitel beachJLnigm aieh mit
der Pirbuag und Alaun b«biiii dl nog in der ,ftrle maggiote* und gebSrtea
etgentlich an eine andere i^tetle. Mit Kapitel IV btginnl dann die Du»
•telluiig^ de« ProduklionepceseaMa nlbet iu Miocm gewuten VeriaaT.
— 4Ö —
gTOflBa) geordnet und so yerpackt. — £s folgt d&aa die WoU-
wäeche % und zwar geacbieht diese mit einer Art Lauge, die
fär die b«ascroD Wolborten aus dem ocbon zu gleichem /wecke
beautztea Wasser gewonnen wird, in duin schlechtere Quali-
tUea vorher (tuwajtcbcn wo^dt^^ wnri'n, ituerKt in kncbondem,
dann in kaltem Öiesaeiidem Wuaser (Äcqiia d'Arno)*). worauf
die Wolle in der Sonne getrocknet, in die Werkslatt des Tücher»
geschickt und dort aufs neue gewogen wird, da sie in der Wüsche
erheblich an Gewicht verloren hat ^). — Dort erfolgt dann ein
zweiter Reinigungaprozess, indem die Wolle auf einem Sortier-
breite ausgebreitet*}, zunäcbat mit den blossen Händen von
kleinen Unsauberkeiteu , Späncheti. Reisern etc. uberfläcblicb
getiiubert, und dann von den , divettatori ' (Wollte hlägem,
Wollzupfern), im Tnglohn beschäftigten Arbeitern, mit mecba-
oischen Hilfsmitteln (kleinen Scheren etc.) subtiler bearbeitet
wird , »0 dasa kleine Knoten , Fleiscbteilchen etc. entfernt
werden und eine gleichmäasig schöne Wolle hergestellt wird.
Von hier ab teilen sidi nun die weiteren technischen
Prozesse, je nachdem die Wolly in Naturfarbe verspornen
und verwebt oder zunächst getarbt werden soll. — In ersterem
Falle wird die Wolle auf den dazu bestiumtcn GerUeteu aus-
gebreitet, ausgeklopft^) (scamatare), dabei von Zeit zu Zeit
mit Wauer bespritzt, und dann mit Oel durchtränkt; endlich
xusammengerollt und durch Gegeneinauderbewegung zweier
grossen Känime vom Wollkämmer (pettinatore) zerhechelt; der
Teil, der dadurch in lange Strähnen uuseinandergezogen wird,
bildet .lo stame* "), die Kammwolle zum Anzetteln der Kette.
der Rest, der in kleinen Flocken, deren Fasern parallel liegen.
1 Duroll di« WlL«che vini die Wolle eotndiwfliMl.
*} Kapitot V dl« TniklitU. NidiL hIIeu vertelliedM) ini Fnnsip na
dem noch beute g^bräuchlicben Verfahren,
*) 50*/« auch Aagalte dea Traktats di« geriDgeren, 1.^% die benerea
Wolborton. Nndi Hcnfeld, F&riivn und Bleichea II S. 9^ betril^ dur
OewichtaverluBt 80—70»/«.
*| Kapitel VI de« Triiktat4.
*] Kapil«! VJl dM Traktats. 0«r («chnitclio Awdruek ist ,4at<
kletten'.
*l Kapitel Vlli (]«( TrukUts.
— 48 —
auf die Erde föllt, di« .Flockwolle* ([»almella), oder, wie ri»
beuta bezeichnet wird, .Kiiinniling' M.
Die erttere wird dann vom ,appBnnechino* anf Klotze
aufgewickelt ") aod so , nachdem sie gezeichnet ist , direkt
zum Verspinnen .per orditura del panno* , i. h. des Ketten-
gftrna, verschickt. — Die Flockwolle dagegen °} hat, ehe sie
zun Spinnen reif ist, noch eine ganze Reibe von ProzesMn
durcbzumacben; sie wird zunächst auf ein «Sorticrgittfr" *}
ausgebreitott uochmabi mit den Händen von kleinen Fremd-
körperu gereiaigt, gelockert, mit Waeser befeuchtet uad ein-
geölt, wonacli danu die acardasaieri — eine Ärbeitergruppe,
die an Z»U\ alle anderen in der Tucbindiistrie beeicbäfligten.j
ilhertrifft — die so wie zu einer Art Teig (masaa di pasta)
zusammengeklebte Wollenma^Me auf den .Streichupparat*
legen und mit zwei nun bestem Stahldraht gearbeiteten WuU-
kratxeii''') HO lange bearbeiten, bin sie vODig zerteilt, zerznuH
und aufgekrempelt ist.
So wird »ie auf Brettern ausgebreitet, dann tob den
WoUtrilgern (lanini) lu Bündel gleichen Gewichts geordnet und
zum Spinnen gebracht. ~~ üeber die Spinnerei selbst weiss
nnaer Traktat, vielleicht weil sie meist Iftndliches Neben-
gewerbe war, nichts anderes zu berichten, ula dass — .wie
auch noch beute — äaa Kettengam rechts, das Sehuasgam
links herum reraponnen wird, daa entere mittelst der ,rocc&*,
') Ea «eheiut cicb ilabei um die togenaante .engtisehe Methode'*
der Uandklinmcrai gehuiddt m haben, bei der von den beiden KQainc-n
der eine bMbelarlig feBl>t«bt oad die Wolle aaniimnit, «fthrend dar
xweita darauf hin untl her beweffl wird.
*i Kn|>itel IX d«* TraklatiL
*i Kapitel X des l\«ktat).
*) Ks handelt üch um ein Fle«htwerk au* gefloehtran St&bea
oder Raten.
*} E« sind cyliodrücho, rait habeDßnnigon feüin Drabtapitiea
dicht bMdttte PlOuihpD. wii* ich nie noch heate im luocheauchea Oebirir«
in Uebraocb whi auf ihre H«nt«liiin|i wurde von d«r WolIeDBunft be-
■oaderer Wtrt gelegt; die Aeifuhr fottid^r Inftiamente wwie Am tax ^
llorttcltoag dendbrn aStigea Drabtca war verboten, uad es ward als ein ,
giOMor Gifolgr bMracfatct. aU « gelang, die Fabnhatioo det biiher rai
BM Mailand itnpocUerIcn itarken Drafata in Floroai ciasabfirKeni. TgC
unten Kap. VI.
— 47 —
das letztere niitt^M des .Btatuio*. ij. b. mit dem Spinnrocken
}. mit dem Spinnrad >). — Nachdem das versponnene Qam
idaDD in die Werkstatt d«3 ,lanaiolo' ziirQckgekebrt ist, werden
die einzelnen Sorten geordnet and mit verschiedenen Marken
bezeicknet (Krone, Lili«, Ros« etc.), damit sie dann je nach
d«T Qualität der ZQ webenden Tuche Terscbiedeu verwendet
werden können *). —
Anders endlich ffeataltet sich die Behandiunf; der WoUe.
wenn ilicfsulbe, nachdem aio «gelockert' ist (s. o.), gefärbt
werden koU "), ehe hb TCrwebt wird. Sic wird dajin, nachdem
sie gereinigt ist, in Körbe verpackt, zu Bündeln von je ö Pfund
Abgewogen, ausgeklopft, und zwar sowohl mit Stöcken als mit
I Roten (scamatare e vergfaeggiare). auf Gerüste, ähnlich den
für die Kammwolle verwandten , ausgelegt, dazwischen mit
Wasser Wspritzt, (laiin trppppnfilrmig (i'lie pure una scala) auf
dem lluden auiigebreitet und endlich, in Säcke verpackt, zur
Färberei geachtckt.
Die Methoden der Färberei werden in dem Traktat —
ihrer Bedeutung für die Güte dex Produkt« entsprechend —
an drei verschiedenen Stellen behandelt*). — Die ersten drei
Kapitel gehen zuuiLchat eine aneinanderreihende Auf^fShluiig
dev gebräuchlichen Farben, der daxu nötigen Farbstoflc, itowie
d«T Chemikalien und Beizmittel zum Binden der Farben (vor
■llem des Alauns); im Verlftuf der Schilderung dea Produk-
*) L'elior d&B L'nttmcbißd twischen bHden Arten dar Spinnerei
l-nnterrichtet jede» npexinltrctiniin'lio Ha.iiill)iich. Daüh da» Spinnrad niclit
jttit, wi« inan Iftoge gUabt«, durch Job. JUrgcn nun Wn.U-tibflttel l>ci
Bnuuuchwei); 1530 «rftindcn ist. loadern ■chon lange voihrr bekannt war,
ward«. Dachdcm achoo Solimoller auf eio etwa« frahere« Vorkommen
^ia Stnuabnrg hmgvwivsün hat, i^rgolegt von Mai-tin (DiV AnIStige de«
}i«atbetr)ebN, Prcutn. Jnlitb, XCI S. S09 (.), der e* im Jahre l'iSS In Speier
iwlM, wo ea indeauD, wie in Klorens. n>iv aiim Wrnpiiini^n •!•.■■ Sdiuw
vtrwandt wurde. Der Fltmiatiuei- Traktat bnugt jetat die weitat«
naHacbe od den Tag, clnaa e» «icb iin 1.5, .lulirbuodert «oboa allgetneiner
Veibrntan^ <.Tfraal, du er o« als Tffllig bokiiDitt voraunettt.
•) Trattato Kupitel XI.
'»TniitHto KaiHtd XII.
*) Kapitel I— IV, Knpitel Xill und XIV uad die letaten Kapital de«
Timktab, die von mir nicht mekr milfteteilt aJnd.
48 -
tioaflprox>es.<)?!t werileii dann an passender St«Ue in allgemeineo
Zügen die Uethodt>n der Färberei, vor allem für f^wiese
Sortou blauer Tuche, bescbricbeu; am Scbluss unseres Traktat«
endlich, der aber wegen der Au9fflhrlichk«it, die der Behaod-
Inng des Qcgenstandcs gewidmet ist, mehr aU die Hälft« des
Ganzen ausmacht, wird dann, für j«de Qualität d«r äbrigen
marktf!:äugigea Tuche gesondert, das Färbe verfahren bis bu
dea minuliöseijteQ Details hinunter geschildert — Für die
Geschichte der Technik mag es Ton Interesse sein, auch diese
Einzelbestimmungen kennen zu lernen; fQr uns wird es ge-
nflgeu, wenn wir die in dorn zweiten Abscimitt gegebenen
allgemein gehaltenen Darlegungen als Paradigmata hier aa-
ftlhren, zumal später bei Beaprechung der einzelnen Tucb-
sorten noch einmal tou Färberei und Farbstoffen knn die
Kede sein muxs. —
Der Verfasfter des Traktats unterscheidet also, wie schon
erwäihnt, zwei Arten der Tuchfarberei. Die eine*), die fttr
rotbraune, dimketblaue und tiefpurpurne') Tuche (monachiai,
azurrini, perai) angewandt ward, bestand darin, dass die fQr
das Färben präparierte Wolle etwa ^/* Stunde lang im Wärme-
bottich mit kochendem Wasser durchgewärmt*) und wieder
getroeknet, dann im Färb^kessel etwa 8 Minuten lang mit
Waid, dem Pottasche oder Krapp zugeeetzt ist, behandelt, aus-
gewnndon und aasgezanst, gewaschen und durch Stampfen
mit den FüUacn von dem eingedrungenen Waeser befreit ward.
Darauf wurde dann der ganze Prozess noch einmal wiederholt,
aar dass man die Kettsel für die einzelnen WollenbUndol waeh-
selle. damit alle gloicbmüsaig mit dem ParbstoET durchzogen
wQrden. Aufs neu« auHgczupfl, ward nie dann in SScke ver-
packt und bOndelweiiie im Amowaaaer gewaschen.
*) Kapitel XUI und XIV.
*) «Pono* im N«mtalicaiscben b«deiil«t eiau tiefo. Fast sCb«Ar>e
Farbe, meitt tiefpurpur. Die rabelk Vocub. Svnan. (vgl. Theophili
INvenaruu Artium Scbcduln «d. R. Ut-ndri« 8. äO) aenat « aXa blaue
Färb« - c«l«aU», oelMÜnus.
*) U«r teclmiiiclie Ausdruck für dieee« rorbereitende Verfkhren ist
.ABrieden* im ^SuJ* (Hi>rr.ruld n. a. 0. 8. 370). Die Vurloili» d«it
.Doppelbüds* gcgenabcT doiu swdenieii uinAicheB Vcifahnm fOr die Güte
der F&rberei wordvn auch in modernen LehrbQehem ener^iob betont.
— 49 —
Die xweite bier beschriebene Met}io<lo dor Färberei ') kommt
für die hininiel-, bell-, dunkel- und schnanblnucn Tuche 2ur
Anwendung. Sie werden je nach der Tiefe der Fnrbe, die
^ihneD gefteben werden ^oll ,a niezzo p&letcgiato*. ,a un paleg-
giato' '- ,& un paleffgtato e mezKO* gefärbt'), oftchdeai sie
«benfalls im Siedebad zur Aufmüiine der Farbe vorliereitet
lUad. — Sobald sie dann gewaschen sind, werden sie — im
Gegensatz zu den vorher beschriebenen — sultc piazze, d, li.
an der Sonne getrockaet>, auf dem Sortierbrett g^eaäubert und
«ndücfa , da sie vom Färben sprCde und trocken geworden
sind, Tom .scaniatino* noch einmal aufgelockert und mit
WaHser bespritzt. —
Die weitere Behandlung der gefärbten Wolle ent«pricht
im wesentlichen der der nngefUrbteii, d. h. sie wird nach
■«munder Tom Wollkämmer auf die «chon geschilderte Weis«
ausgekimmt, mit Walser und Oel befeuchtet und xu „ätame" ')
BQKgezogen, wübrend die bei diesem Proxess abfallende Flock-
wolle (palmelln) nochmals vom Wollkämmer auf gekräuselt und
Tom sdcardnssierp" gekrempelt wird*). Beide werden dann
vom .luiino* zum Spinnen gebraclit und auf die ebenfalls
achon 'beschriebene Weise versponnen^).
Das rerspomiene Garn (stjune wie lana) wird in der
Werkstatt dee Tuchere genau registriert und bezeichnet, wor-
auf dann der .lanaiolo' mit dem «lanino* und dem ,sta-
owotolo* abrechnet, deren Wirken im Produktionsprozoss damit
''beendet ist. — Hivrauf werden die gespünnenen Fudeu auf-
gespult, und CS folgt da« .Sclieren' der Kette durch den
■) Kapitel XVI <Iee Traktat«.
*) Der SiiiD diavev Btelle i*t tiiir tinv«nlt.ntllich {^blieben. ,Pa>
leggiaro* bedeatot; 1. (DUucfaKufelD*, .die Erdo aufworreln*. 2. .mit
PfUiteo veraaben, statten' (beim Weioatoclc). ,Pa]e(fßiametito* ist du
boote gvliräauhlicho uuUprcchiiDdc SubabaDtivum. — Wuo der Aoadruck
io der t'&rberei bedeutet, darüber habe icli oirtfendwu Auskunft tft;-
fudes.
*) (Stame* bedentef in d«n Ftorentinor Urkuadun die gt>lcllmmle
(nad gedrebLe) , xum Spinnea vorbereitete Karauiwolle : du diuaiu ge-
fponaeDe Garn hciut dann ,titaRi« filato*.
') Kapitel XVU de« Triktatt.
*) fi&i'ilet XVIll d«« TrftlcUU.
Daten. ütiullRii am du flannUntr WiittduftiigMchiebU. L 4
— 50 —
aOrditore* mitUlst eines ^enau bescbrieb«ii«a Scherrahmetis,
der in Anordonag und DimeDsionen ziemlieh genan dem be-
kannten, noch heilte in der Uandwäberei gebraucbt«ii Modell
entspricht ').
Je nacK der Qualität der i\i webenden Tucbe wcrbseit
die Zahl der .Gänge' am Scherrabmeo. Die Buigeecbeiie
.tela" *) wird dann xunäcbst „markiert* ^) und Tom orditore
gescKUcbtet '): ein ProEess. xu dem der beim Mahlen des
Getreides auf dem HnhUtein sich bildende Meblstaiib benutzt
wird, der, mit kochendem Wasser gemischt, eine leimariige
Hasfie bildet '^}. — Nachdem die .tela' in diese FlOtviigkeit
so lange eingetaucht ist, l>i.i sie »ich ganz mit ihr durchtränkt
bat, ffird sie nm Fenster ausgebreitet und dort getrucknet.
Jetzt erst — nach dieser langen Vorbereitung der zu
verarbeitenden Wolle — beginnt der eigentliche Prozeaa der
Weberei**). Mit Hilfe des „Rietkammea' — wie er noch
beste bei der Handweborei sieb in Gebrauoh findet — werden
die Strähnen dos Kettengarns gleichm&ssig verteilt; dann wird
die Kette auf dem Webebaum (^ubbio) aufgeroMt> die einzelnen
Fbden werden in die Maschen des Webekammes «ingezogen
und auf dem .Brustbaum* befestigt. Auch das Sebussgaro
wird, nachdem es roraponoen wieder in die Werkstatt des
>) Kapitel XIX de« TtakUt«.
*) Da* Wort ,tela* bedüutet im 8pr«chgebraticb der KlortDUner
UrkniideB iM* die zum Weben «orberäitete {ettherte Kette, nicht da«
fertige Fabrikat; f^i .Lttinw&nd*. wie heute, int <Im Wort duninlir nicht
gebTtaohliob. (So Auch G»rgiolli, L'Artc della Setn H. 175)
*) Von der l3edeutuiiK dieser .MarkieruD^*, die eine gfoaae Rolle
in tl«T Organioatiffii (I«r ludiutriu >))iclt, wir<] lui aoclvrerSMUe aatfflhr-
Udi die Rad« min mDMen.
*) D«T PcoxeM des äcblicbten* wird ip&ter itochnial im Kapitel XXVII
d« TrahtatB in allen «eioen lecbnivchi^n RinKRlhiiitJW ifOMhildert. Vgl.
aaoh KarniarHch, Uaadbncfa der mechknitcheti Tecbaotogle Bd. II
S. 860 ff.
*) Dorh Hcheint auch (Tiimmi ninbirum K<:bniuclit worden tu leia,
du vielfach nudi Florent importUirt wurdu. Vg\. Buldacci-Pegolotti,
Pratioa ddia nercatura. paaeim. (bei Pagnini Bd. VHI).
■^ Kapitel XIX de« Tra.lctalJ. ICin galn Bild de« damala gebiftueh>
beben Wcbstuhli n^ibt Pin turiicbioi Gemklde ,P<inelo|ie* in der
National O&Ueij in Lendou.
— 5t —
Isnaiolo gebracht ist, gewogen, f^eprGft. abget«ilt nnd tn&rkiert;
auf 24 Pfund .stame* >). <!■ >>• <>arn fUr dio Kette, erhält der
Weber 4r» Pfund .Iniift', ä. h. Garn für den EJaichiiM. Die
Spulen') fUr clieec!^ sind im Gegensatze zu den läuKercn
SpoleD fUr d&8 Keitengurn iiur 1\^ Daumen, also etwa 10 cm
lang. Der K^DKe Webshihl, wie er an« geoaa beschrieben
wird, entspricht bis ins eiazelne hinein dem bis ins 18. Jahr-
bundort ullffcmein gebräuchlichen, wie er nich auch no'ch bis
in unsere Tage in Ölenden erhalten bat, in denen der Hand-
webstuhl noch nicht den moderuea Webemaschinen hat weichen
mOssen. — Er ist »ach der Be.schreibuitg im Traktat ') v\et-
■oliftftig, hat dementsprechend oben vier Latten; die regeN
mSsnge Bewegung des Rietkammee wird durch iwei an jenen
Latten angebrachte St(>ine unterstützt, die latigüamn. gleich-
m&8!tige, nicht ruckweiKe erfolgende Umdrehung des Zeug-
bAum« durch ein Zahnrädchen ,rote1la' geregelt*). Wegen
der Breite der zu webenden Tuche ") erfordert der Florentiner
Webstuhl iwei Arbeiter, zu beiden Seiten je einen. — Das
fertig gewebt« Tuch wird dann aufgerollt nach der Werkiitatt
zurOckgeb rächt, wo die Flocken abgeschnitten werden; dort
wird ea auf einem Tische anf^gebreitet, mit kleinen Messern
und Zangen anfgeraspelt, damit kleine Späochen entfernt,
Knoten etc., die beim Weben oder schon vorher entstanden
waren, zerteilt werden ').
Daran »chlieft»t sich dann — als erste der Fertigstellangs-
■) Kapitel XX dei IViklctat«.
^ Cuser .Weliuracliitfchen* vrinl Etalienitch mit .«paols* Vraeiehort,
trihreod nir unter .Spule* das Wort .ciuinclla* gebianclit wird.
•( In Wirklichkeit waren di« in Ftorenc gewebtem Tuche «ulcli« fon
,8—4 litci*. d. h. iolche. »u denen 8-4 Schufte n5tiK «areo. Vgl,
Osten S. 9(>.
*) D«r Satz im Traktat: contmpMi delle vivapie tono Karpett«
dentrovi ono dottolo . . . percbf» acooiiB<.>tita ad viva^no acoi6 venga
orvpo, beseichnet wolil liaa Vcrhandennpin eines .Rutscbf^-wicltte«. um
ii» Kett« genOg^ad gespannt «u biUlcn. ohne die xur Fiichbildung nStig«
KachgiebiKkeit aufr-iüiebea' HÜejrers Konvermtions-bexiltOD, Ärlikd
,Web«»i').
') Vgl. darüber unten &. SS.
*) Der teebaitchc deutache Aotdnick dafBr M .Noppen*.
— 52 —
arbeitten — der Proze!« des Wascheos und Entfettens in den
BOgeiiaonteti ,purghi oder purgatoi' '). Zu diesem Zneclc
wird daK Tucb zunächst 2 Stunden lang in heisseni Wasser,
dann mit Seife') und Kalkwataer gewattL-hen, ,bis der Scliaura
nach oben koiuuit" ; endlich in kulti-m Waiiüer abgespült tuid
daranf auege wunden. K» folgt dann zur besseren Kotfetiung
',> Stunde lang eine Boliandiung mit »togCDannter .Walker-
erde* (terra di purgo)^) in eigens dasia hergestellten GrSbeo,
die mit kochendem Wasser ^efQllt siud; bi« die Tucfae dnmi
eudiich in iliesseiidcm Waf^ser am Arno au^espQlt and zum
Trocknen, mit der verfilzten Seite (pelo) »ach innen (?), aa
eine Mauer »ufgehüngt wurden (si da il pelo a rovescio). —
In der Walkerei, wohin das Tnch dann, /um Zwecke der Ver-
filxiing, gebracht wird '), bleibt es eine Nacht lang; dann wird
es vom oimatore auf der Hückseitu geschoren, d. h. die Faden-
knoteu, die durch den Walkproxess entstanden siud, werden
wieder gelöst ^). Kadlich scbÜesttt daa Trocknen und Strecken
in den Tiicl)«pannereien (tlratoi), groüsen Gebäuden, die eine
Anzahl von Tuclirahnien in rorgesch rieben er Länge bergen, die
Eieihe der einzelnen Produktionsprozesse zunächst ab. — Doch
erfordert die fp-osse Subtüitilt und feine Durch arbeiUing der
Florentiner Tuclie dann noch eine WiederhoUmg der letzten
Operationen der .Fertigstellung'; noch einmal wird das Toch
') Kapitel XXI de» Traktat*. Die Trennunic dee Kntfettung*- nnd
WnecbproBL-aac» der gewebtvn Tuclic von dar WiUk«ret, und ihre Vonalmw
in eigenen, besooilerfl su ili(^E(>m i^weck gebauUn EtablincmenU bedentet
Dach Kariuarach u. A. einen Krowea teclinioclicii Korischritt.
1 Wo die Quantität der anxuwondenden Suifc L^jitiinml w«rdaii
soll, ist in dem Traktat jede«tua.l eine LUcke. lUu£^ wandte mao «0
dieteiu Zweck auch gefoMltoa Urin ob.
') Uebor dicae vergleiche KarmarscU a. a. 0. Mri«l Terwendet
naa kieMliaara Magaeda.
*) Ek üI aebr beieic>ineatl, dam gerade die Spfamerai ond die
Walkerei in dem 'rmktfl.t mit wt-aigcn fcuricn WorUm abg^UiHn worden.
Der Grund dalUr liegt offmiLiai- tlaiiii. dau ea aich bei beiden ProEi-Mcn
um Thntigkeitoa buadi-It. die auf dcia Lande vorgenomraen wurden, dio
dahvr der städtiiche Verfauer des TmktaU am eigener AnichH.»ung vohl
siebt kHunte.
*} SapiC«] XXtU dea Traktate.
— sa —
iD die Werlcstait zurSckgebracht, nocli einmal zmii puri^turc
geschickt und von diesem nun auf der Vorderseite mit der
«Kardendiatel^ aufgekrüuseli oder «gerauht*'), noch einmal
Toni .cimatore* geHchoren, dann erflnlut^tl, wiui hßi Tuchen
geringerer Qualität wohl rurkam, gefärbt und endlich auf den
Tucbrahtnen gespannt"). —
Um diu Produkt zum Verkauf fertig zu ittellea, fehlen
auch jetzt noeh eine Reihe weiterer kleiuef Operationen: zu-
nähst eine Untersiichung durch den ^rimeBdatore", der kleine
schadhafte Stellen aushessert, eine dritte Behandlung durch
den purgatore und den cimatore, dioFmiRl auf der Vorderseite °).
Dann wird es endlich für den Verkauf in Florenz selbst ge-
faltet und zusammen gelegt, während daii xnr Veraendung nach
aufwärts bestimmte Tuch gerollt, zwischen eitler Presse mitteirt
Schrauben zusammengepreset, nochmals nachgesehen und ver*
laden wird. — Das in Klor«QZ tielbst zum Verkauf gelangend«
Produkt wird meist ron den .ritagliatori', den Detailhandlero.
angekauft, sehr «elten gelangt es auch — aber nur in gamien
Stücken — direkt iu die Hände der Konsumenten ; nach ab-
geschloBBenem Kauf werden die Tuche nocbmaU vom rimen-
dfttore gemessen , angefeuchtet und uun auf der Vorderseite
{da ritto) geschoren; so kOnnen sie dann dem Schneider znr
Verarbeitung fibergehen werden *). —
*) D«r (Oardatore* und dar ,purgatore* siiid in Klorena moisl ein
und ilieielbe Peraou: &t iat ilie« eines der wenigen Beiipiele, daas swet
vanchisdeno 'IVitpros'wsß ilur Fnlirikutiiin von damsalliitn Arbuitor vor-
genommeD werden.
») Kapit«! XXIV d« Traktat*. Die WiederbolnB^f de« Approtur-
Terfahrenit ist ancti heute noch im Gebrauch. Hersfelda. a.0. Bd.111
S. 389.
*) Kin .Dekatieren* dea TachH, wie ea heute fiMicb, ichetnt damals
sieht stattfrefuuden au baben. — Da« unaxn Apprelur verfall rca «nUpricht
der Streicli*, nidit dem der KamiityiimNlolTe, diit bekaantllch niclt)
vaikt werden.
*] Kapitel XXVI de« Traktat« bielAt der Krklftrun^RroiBe Schwierig-
keitaa. Für Worte wio .diusaltero*, „bortoldaTc", .lutdtcell«* wu iu
dea mir «ur Veifagunp «tehwiden i^uen Leitioi* (Cmaca , Tommaaelli
n. ■. w.) keinr Deutung lu Hndi-o. Auch der ZiiMmmenbaji^ iat nicht
gutt klar. UuB wirkliofa d»r l*ntinai de* EotfettenB und An Sohercns
Titnnal vor^enomnieB worden nein wllte — worauf der Wortlaut dei
— ** —
«iarai Wrflwbtltoa tei SMeke Tack gerefak werdea kSoaeti.
KÜMi Vkagat D«UilKhil4em« i« SfifehCproaMMt*), eine.
AiunDirlicIie Bmcbnäbng im WcMaUi fib^ BcttdaekcD uod
drr Kett« fOr £cae noJ Itiaft Gewebe, sowie der Ao-
fvrtigung der Gantdisfire Or die ScbiAe du Webitnhls'
bildet dann den L'ebergang xotn zweiten TeiJe de« TraktetA,
il«r, wie Khoa erwibnt. in breiteiier AiufiÜirUchkeit die
FSrbeprozegK der «nxdnen in Florenz galertigtao Tuctisorton
Kufahll. —
Nur einige Beni«rl(uag«n seien sor KrlSuieniDg des Vor-
hergehend«!] hiozngeftlgt. Der Verfasser des TralctaU gibt
liidi unii deutlich sU eioea Mann ron Fach zn erkennen, der in
iii>iner Industrie gut Bescheid weiss und die Gabe anschsn'
lieber und im iillgemeinen klarer Darstellung beeitzL Was
er uni schildern will, sind die allgemeinen technischen Vef
rifihtiingen dar Pr(»duktion, wie sio der Herstellung der gang-
harst«u in Florenz fabrizierten Tucharten zu Grunde lagen. — ■
^Die rctn<.'ren Aasetrablungeti des techniäcben Prozesses, dt»,
Verftatotungen deatelben in Hundert« tod kläiu«D, einem r&rfi-
nierttn Lnxu«bedGrfniä. eJQ«tu aufs äusserst« seaGitiveo, ver-i
Fiineriun Geschmack dieneudei) VarietÄt«a treten nnr bei derj
Schilderung der Fürburoi zu Tage. — Und wenn es aachi
aicbcr ist, dass ubi-n in der Mannigfaltigkeit der Farben am
ineixlen die Vielseitigkeit der Florentiner Tuchproduktion zum
Aiiidnick kam, wenn auch auf ihueu vor allem ihr hoher
Wirt beruhte, wenn auch in den Tarife» der Zunft sowohl, wie.
in tlini KutlbSi-hem der Stadt, fant aii^schliesitlich die Farbe fElr;
die Wvrtuug des gosaiiiten Produkts entscheidend ist, so hsbeai
wir doch auch Beweise genug, daas vor allem beim eigenÜiclied
Webn|iro»ei5r — schon durch die Zahl der Schifte, darch;
Anordnung mehrerer Ketten übereinander etc. — die Ter-|
m'biedviisleu Tuchaorten hergeKteltt werden konnten, otme daatt
atUrdings jener künstlerische Reichtum der Knanderongen,,
ttaktati Unmidsetaa sdniat — . wahrend wir asr ron eiaetn eäBtaaügea
W«lk«a Mtmi, iai «a uiul fOr ilefa seJir «awsLknclMttttoh.
'I tiapild XSVtl Um Tr«ktBta.
•1
- 55 —
jenes Hineinspieleti der Kunst ins Handwerk «rreicht wurde,
die wir bei den berChmteti Produkten der Florentiner Seiden-
iuduatrie bewundern. —
Wm aber an dem techniscben ProzeM, wie er ans be-
«diriebeo wird, vor allem auffällt, das iat die merkwürdige
VeT()uieltung vod Kammwollen- und Streich woUengaral&bri-
katioo. die er uns vorweifit. — Denn während lieutKuUge
gewisM feine and langhaarige Wollsorten aiiBScIitiositliuli xu
Kanimgarntiicbeu, mit glutU-r, unverfllztet OberfliLche. andere,
kfirzere und gekräuselte, xu WollentncbeD rerwandt werdeo,
deren PSden. durch den Wslkprozess miteinander verkrätiselt,
ein» filxige, ranliere Aiissenseite ergeben — weins die l'^loren-
tiaer Fabrikation aus der gteicben Woltfaser sowohl Kamm- wid
Streich Wollgarn zu gewinnen, und diis erster« fUr die Kette.
4h» letztere für den Einscbuss zu verwenden ; indem die beim
K&iDiuen der Wolle abfallende Flockwolle, der sogenannte
Kämmling, einem Verfakren unterworfen wurde, das in iiltem
weMntlicIi dem bei der StreichwoIlengBrnrabrikntion Dblicben
«otspricbt, um dann al» ScliusKgani Verwendung zu ßndeu *).
Wie weit dadurch die Ijtmlität des Florentiner Tuchs mit-
bedingt wurde, vermag der Laie nicht au entacheideu : so viel
aber ist klar, dass eine ungemein ergiebige Ausnutzung des
Kohatofls dadurch erreicht wurde, dass auch die bei einotn
einzelnen TeÜprozess sonst wertlos abfallenden Teile de« Pro-
^dnbtes noch im weiteren Verlaufe der Fabrikation verwandt
werden konnten. —
Koch ein drittes Hpringt endlich bei einem Ueberblick
Sber den Qefiamtwrlauf des PcoduktionsprozesKcs in die Augen:
ich meine die hohe Bedeutung, die in demselben den an dem
*] Damit iat tticbl tt^nnjil, doM nidil tn Flofeni, wie in uideren
SUdtes, hiad Ktmtmgantiiofft tiafineiU nad Tueko u.\u Streiefawollgara
anderenieiU fubrizieit vordeo seien, titir danuf muut« aufnerksam
tremacbt wwden. «lan der Verfaaaer de» Traktat«, dei «idi oBenbar be-
mQbl, den nonnalen Proxen d«r Fabrikation dttrausleUen . eben jenn
«OMergewSbnlictie Veifabna una acbildert. Erw&bat sei nebenbei, da«
ia du Stftdten der Champajpie (Flounjaelo t, Poirea de CbainpugDe 1
8. 9SS} nur die Kaminwolirabrikation urlaubt, das .cardare* vcrlrot«a
war, «benao io nslen anderen Städten.
— 56 —
f(ewebten Toch vnrgennmmenen Tb&t^kHt«ii der ,Äuf-
macbunj;* und FertigRt«llunK, den Teilprozessen der Appretur,
zufiel. Einst hatt« eben die ToUendete Kenntnis and am-
fassend« Anwondu&g dieser Prozee«« in Florenz «ine ganz
eigenartig« Industrie ins Lebea gerufen; jetzt, da man gelernt
bttte, aui der Rohwolle nelbst ein feines Gespinst, ein Mh&aea
Gewebe herzuatellen, waren e» noch immer diese gleichen Vcr-
richltiiigen, denen taan Tor allen ^eioe Aufuierkoanikeit zu-
wandte, die man am gleichen StQck Tuch immer wieder ror-
nahm. bis es den höchsten Grad von Feinheit, Weichheit und
Glanx erreicht hatte. ^ Keine moderne VerbeaMrunfr. keine
krafl- und arbeilsparunde Maschine habi^n jene SubtilitSt
lind Genauigkeit der Behuuilluag einer Epoche ersetsen kSnacn,
die Hie Zeit nicht annähernd so hoch wertete, nie es heute
der Fall ist, die, wenn »ie auch UaiMengDter pri>dnzierte. doch
auch bei dienen die indiriduelle Behandlung des einzelnen
nicht völlig vergaas.
ni. Kapitel.
■Wol]8ort«n. Arbeitsmittel und Tuchsorten:
Polizeiliche Ordnungen über Betrieb und Technik.
Passen wir einmal knnr die Eigenschaflen znsianiiiieQ,
denen die Florentiner Wullentucbfabrikati; ihren Weltnihm
and ihre gros»« Absatefahigkcit verdanken, so kiSnnen wir im
wesentlichen vier ?erechiedeue Faktoren uuterseJieiden. Von
deu) eraUn, der Subtiiität des technischen Verfahrens, ist i^choti
im rorhergehendea Kapitel die Kede gewesen ; aU zweiten
mKclit«) ich die Qualität der eingekauftea and rerwandteu
Rohstoffe, der Fürbe- nnd Bindemittel u. b. w. bezeichnen;
aU dritten die Organisation dnr Produktion, vor allem die Vrr-
teilung, Leitung tmd Ausnutzung tnenschlioher Arbeitskraft,
ab nerten endlich die Verwertung de» gewonnenen Produkt«,
die intime Kenntnis, die energische Nutzbarmachung aller den
damaligen Weltverkehr behorräcbenden Bedingungen- — Zu
diesen gleichkam von innen wirkenden, im Rahmen der In-
dustrie Mlbflt und der roa ihr umschlossenen Personen kreise
thätigea Faktoren gesellte sich dnun, von aus^n kommend,
eine komDitin&te Wirtschaftapolitik, die ihre allgemeine Hich-
tuRg we^ntlich durch reiu ökonomische Motive erhielt, im
apeziellen gerade im Interesse des Gedeihens unserer Industrie
kein Mittel nnveraucht gelassen, ja gelbst einen Krieg nicht
gescheut bat —
Indem wir uns nun im folgenden zunächst zur Betrach-
tung der von der Floretiliner Industrie verwandten Rohstoffe,
Tor allem der Wollsorten wenden, aus denen die Florentiner
Tuche gewebt wurden, müssen wir noch einmal darauf hin-
- 58 —
weisen , ilass weder die Florentiner Laudschaft ') , noch das
Qbrige Italieu «ine Wolle lieferte , aiw der ein Oeapiust für
f«iii«re Tuehe hergestellt werdea könnt«. — Daes dieselbe
aber im ganzen Umkreis des von d«r Florentiner Tuchmacher-
Zunft beherrschten Arbeitegebietes liberhaupt nicht verwaadt
worden wäre, ist ein fiUscbcr Schluss. — Di« hauptstädtische
Industrie, di« vor allem fQr den Export orbeitete, QherUess
jene geringeren Quantitäten willig der Fabrikation jener länd-
lichen Distrikte, die der hauptstädtitscheii Jurisdiktion und
GewerbepoÜKei unberstnnden. Die Tuchmacher der kleinen
Landorte rereinigten sich, wie an anderer Stelle *) ausführlicher
dargethan werden soll, zu einem .meuibnim*' der Zunft; man
lieas ihnen — ulg Mitgliedern zweiten Stades — eben so riel
Freiheit als nötig war, um ihnen nicht allen Verdienst xu ent-
xiehen; man rerbot nicht etwa, oder nur ganz vorübergehend,
wie man es indes deutschen und flandriachen *) St&dten that,
die Produktion auf dem Lande gänzlich, aber nmn woiate es
zu verhindern, dass diese Landkaufleute und Landhandwerker,
die schon an und fQr »ich der KontruU« sich leichter entzogen,
an dem eigentlichen Exportmechanismus, an dem gewinn-
bringeaden GroBsbetrieb Teil bekämen: man spannte sie ein
in diu engen Schranken des lokaleu Verkau£9 an den bQrger-
liohea Mittelstand, an Handwerker, Arbeiter und Bauern, die
sieb mit einer geringeren Tuchqualität begnQgten, und zwang
die reicheren Landbewohner, ihren Bedurf im beescrom, teureren
Tacbwerke in der Stadt zu befriedigen: ein t^ypisches Betspiel
für jene Art der Verwaltung eines unterworfenen Territoriums,
wie sie die if&lieniBchen Stadtstaaten des Mittelalters zam
System entwickelt haben. Nur wenige grössere Städte, wie
etwa Pisa, Prabo undAreszo^), wüststen sich schon im U nter-
■) Uebcr deren Wolle rgL Uuriotti, St»na de! Lanifioio in IW
cana, und P&{{iLini. Della D»ciinn II S. U9 f.
') Im sweitcn Ufind dieaer J^beil.
') Vgl.(IarDber Yandorkiadere, I.« ntole de* Artevalde 8.26$.
Auf dem Land bei Brugoi darf IM^ nur Tach aiu eigener Wolle nun
eigenea Gebnucli fabriiiert werden, alto siebt zum Terkanf wie in
Floietn.
^ FOr PiM wird da« ansdrDoklieh betont (Um 125 foL U: 1406);
— 59 -
TT erfungB vertrag grössere Freiheiten und Privilegien nftch dieser
Kiclituug liin zu sichern: zu grösserer Bedoutang ist nur die
Wollemodastrie Pratos umporgewschsen, Hie, unterstCitst dureh
die starken WiLS»erltritfte das rnsch fliessenden BisenKobaehes
mit seinem stnrken Gefälle, auch unter der (lurentjnischen
Herrschaft eich eine relative Selbständigkeit gewahrt und da-
durch allerdings wiederholt die Eifersucht und energische Mass-
regelo der Fioronticcr Zunft ins Leben gerufen hat. l'ratos
FSrbereiaa vur allem beganneu im lö. Jahrhundert denen der
iflauptätadt eine gefährliche Konkurrenz zu tuacheo, die, wie
es scheint, niemals ganz überwunden worden ist *).
Die Wolle, die auf dem Lande verarbeitet werden durfte,
wird in allen Urhundeo als laiia .nostras" bezeichnet: ts ist
die Wolle des ttalieniHchen Festlanden, insbesondere die ans
dem Bcrgiandc Toscanus. Ausgeuummen waren weisse Wolle
TonÄquila und ans der Maremtna, die feinsten Qualitäten, die
damals Italien zu liefern im stände war: sie waren dum städti-
scbeo WoUengewerbe vorbehalten, w&hrend anf dem Lande nur
Statat d«r Piaonor WoIleDcnnfl, das vielfach Aehalichkcitim mit den
torenUoer Vcrb&llniBaon itufwcüt, ist von Bonaini im driLWo ßaade
or Statuta inedita civitatis Pisarum publisiert. — C«b«r Vertiilgä
mit anderen LandslAdttin gebra die bersita publixiectea Bände der .Ca-
pitoli det coinmune di l>1r«iue* Auskunft — Do« Statat der Wolkn-
snofl von ArexEO wird 14fii von dor florentinsr Znnfl bntitigt (Lana 317
foL 60 f.|.
') Die Rifertuclit auf Trau» Wolleuindiutiie isäigt vicli uihou im errten
Statut der 2aafl, vo den TuchglEttem ttraog verboten wird, Pratoiucr
Tnehe in Florena oder in Prato stlbit zu beuibeit«! f Lana 1 rot.'i4}. 1898
finden dann VorhandlunK"» xwiichen deii Koaiulo der Ploiectioer Wollen-
sanft und Uesuntlt^n der Kommune Pratn nad der dortigra Woll^avunft
Ipru reduct-nilo iiuii£ce« ipsiui Terra Fmti et aliomin menbronun
diet« Artia , lic«t de inr<! ünt ad inrädietioRCin «t subiactionflra Artia
laue civitatii SorcnlM (Lana 47 fot. 90])- Wiederholte Verbote. Floien-
tttar Tiiebc in Prftto fkrben su Ismui, hatt«B keinen Krfolg, da u« bei
abtretendem Hangel an Fbbem steta umgangen wurden, so daM man
•idi 1471 cat>Dblow. die PäcbtinK in Prato gnuz fret«u^b«a (Laaa 18
fol. 170). Koob 1529 (Lud* 55 fol. 149) i*t •» xu emutn Vertrag gekomniai,
knlt denen die von Prato &u exportiergudea Tanbe von den .Gooaerva-
dovi dMl' aite d«l)a lana* in Prnto mit einer Spexialmark« beisiehiMC
wwdan tnOaUB. Vgl. auch das leider sehr oboräftchllche Htich von Ma-
riotti, Storia dol Lanifieio in Toncana S. 4'i H.
lio —
die schwarze iu[iiilanische Wolle verwandt werden durfte*).
Aller 6 etv erbe betrieb zum Zweck des Verfcatifa war auch auf
dem Lande nur gOf^en Zahlung einer — in niüsgigeri Grenzen
gehaltenon — Matrikel gestattet, deren Hfihe anfangs in das
Belieben der /Cunftkonguln gestellt, spiUcr meist auf 10 Ibr.
festgesetzt wurde').
Kommen wir nun zu den Wollsorten, die in der St^dt
selbst znr Vorarbeitung kamen, so sind als die gewöha-
licluftcu und billigaton zunächnt xwei Arten zu erwähnen, die
nicht infolge ihrer geographischen ProTenteng;, noadcrn durch
ihre Qualität uu sich zur Rcretellung feinerer Produkte nicht
geeiguet waren: die ^latia agncllinu* und die ,liiue pelate'.'
Eratere, die von jungen Lämmern gewonnene Wolle, ergnh
wegen der Kürie ihrer Haare kein gutes Gespinst, dnrftc
daher mit keiner besseren Wolle Termiücbt, zu keiner der
bekannten feinen Tuchsorten verwandt werden *). — Letztere,
die Wolle, diu nicht durch Schur de« lnhenden Viehs, NOadenKj
aus der Baut gesciilachteter Tiere gewonnen wurde ^), hatt«
nicht die gleiche Qliktte, Weichlieit und Eliutixitiit, wie die
'I X. B. I^nn.4(S fol. 72 (1302). Verbot, &a<lor« al» lantt nostnw »
dem Laade su \-emeben. und tu Cfter. Aucftlhrlichei- Laos VUI o § 7.'
WeuH W<»Ue uuaAiuilR und den MArciainoa vnir nuch id der Stadt im
Oonventua San Martiao. wo di« feinsten Tuche fabriiiert wurden, trarbotni.
*] Lsoti 43 l'ul. 24 (1355): Die LHiidbumuhiicf hülfen oft bessera
WoUsarten in der Sludt goelohlen. ,et quiui nl offrSDUti vivunt*. Ki
«rinl daher liuii]a.trikulatJati uud ÜQrKuitiBfluteliun^ von ihnen vorlan^
Vgl. LiieiL 48 fo!. 65 (1403), VI fol. 89 f. (1407), VUI c 16 (1428).
*) fiBiia 40 rol. II (l:(31). Die Kontnln sollun du Verbot lanaa
a^ollinun |>ottuiatani bou acaydaasatan in pannoB tintillunos inmitter«
dAJibt bcgTJlndcD. Aehnlieli Iinaik41 M. 46 (lä41). wo uiicli Am ,Ta\acen
oon lanK luntfa rel trama verboten wird; ISfiO (I.unn44 fol. SO) mit der
BvgrüDiltmg. d)un die pniini tintiltaui. d. b. die eiftantlichen LoxnstUcher
von Flurunt dto d«r gansm äbrigon W«lt an Schönheit und Pracht
übertrafen. lui SUtut »on 13ßl (Lana V( b 36) wird dM Verbot dabin
■tungedehnl , duM <Im VvTvbeit^o von Ittoa agnellüift iu einem Laden,
wo auch F)(«B?ra Körten lur Vn-wiinduDg gelangen, nicht g«wtaltet ikU —
Die (lanc at^elline' kauiea vor allem am Maiorc« and Uinorca. die
beneren Qnalimtim au* England (Codex Peffolotti Ul S. 2Stt und Zoll-
tanT der Rtccardiana Nr. 25iJÖ).
') Man nennt ne heute Gerber- oder Kaufwolle,
— (il
andere: uud wenn oiaii sie auf die Dauer auch niclit von der
VervTeodung auszuscbllosaen Tcroiochte, so hat man ihr« Ver-
arbeituDg doch nar fär ganz bestimmte, roher« uad minder-
wertige Produkt« zugelassen '). —
Von den Wollprodukteii des italJeutiMzbon Festlandes hat
im städtischen Betrieb des Tucfaniacbergewerbes nur zeitweise,
wie wir sahen, die Wolle aus den II och tlial wiesen bei Aquila,
BUS den feuchten Niederungen der Marenimen, eine kurze Zeit
auch diejenige aus der Qarfagnana*) eine grösüere Rolle ge-
') Die 8cliwierigii«]t«a waren bei der RegcluDij; (lie»or Dctailfiui,'«
am dturwillen WaondtTS gro^s, vip'ü neb^n dpn Tuchen) noch ein ULnderM
«Qslllenscb orKanisiertea Oewerbei ilie Schlftchter 0)«crai). daran inter-
etuert waren, denen nataHic-h um ilotn Vwkauf (ivr von den gMt'.bliiohttitvn
Tierat gevonuoacn Walle ein uai »o Krthunn-r NelienveriliensL ernuchi,
alt bb auf don heutigen Tag diu l.anitnänHi^li i^init in l''lor(?nx boioudera
beliebte Voiksnahning bildet. Der Streit erbebt «ich ent relntiv iipiLt
im 15. Jahrhundert: Uil war die Vorarbeituntr der la&a polata vo» dw
WollenEonft traDE verboten worden; doch bMchweren «ich darttber sowohl
dl« 8chli«ht«T wie di« lueTcatores, und «« wird daher )4S2 (Lane KS
fol. 41) dftM Yerbol xurricki^^noitinifn und li««tiiiiml, ilaja die Wolle von
Tieren, die in Floriuii eulbil oder im aUcbitco Umkrciac dar Stadt ge-
«dilachtet war«n. mr copartoi (Decken) und älialidic Waren viirwcedet
wardcn durften.
Doeb ■ohoB Im Jahre 1466 (Lona SS f«Lfi8) wird die*» Konzeesion
widerrufen, weil ii« ni vioIcn Miwbrftnoben gefQhrt hatte, H&S (liuna ö-t
fot. 13) dahin abgeändert, dact laae pelate nur an div /unftkonniiln «elbst
ab MittJer verkauft wvnl«!n . dine iwDiiit dann den Weltcrferliauf an
diejenigen Mitglieder di^r Zunft in dio Hand nnhinon Mitten, di« nch
TerpHichteten. nur die»e Wolle und lieinc andere zu »erarbeiten (cbniio
1475. Laita S4 fol. ßl)> 1477 endlich wird den lanaioll in den Vorstädten
(•ahborgbi) bii ta einer Meile im Umkreii die Verwendani; diimer Wolliorten
für Tndie erlaubt, die nicht nelir als tO Boldi die Ulle kosten, und din«
Erlaulinia wird (gleich darauf auf da* gwanitn Land^litet aiufredehiil. —
Zu erwUinen tünd auch noch Tuche, die. wie es echoint. zum Teil aas
WollabRUIen und (lam faergfsitoUL worden (panni orditi de oceia et
teaauti de cardatur«). .Sie nareo 139S (Lana 4Ö fot. 88) erlaubt werden,
aoa&cbtt aber nur m der StraMe, die *otn Csetol Altofroiit-tt nach l'onts
IViubi fuhrt (heute Borgo San Apo*to1i). Da aber hier nicht genu|r
Liden aa finden waren, so loUten ito noeli fobriiicrt werden dOrfen in
via qu« (ducitnr) a Cante de Ceretani« usquc ad domoi de BordonU.
') Daneben Kodon wir gelegentlich erwähnt Wolle aus ApnHen,
aas der RMnagna. aus SiiilinD und Sardinien, aus dem VeronisJadicn,
von Obienti (ProTint PeKKia) und Lochi t?).
— 02 -
spielt; aber setbat diese tvurdeD iiai;li kurzer Zeit wieder al«
mindern'flftig vom Zuuftverbot getroffen '). — Die importierten
Wollsorten kamen fast durchweg uns dem Westen and Kord-
westen Europas. Dürfen wir eine Ziis.BtnnienBteUnnfr von 1430')
auch in frfiherer Zeit fllr geltend annehmen, ito wurden die aas
der Prorence kommenden Wollsorten ') als die wenif^t wert-
vollen mit den ,lane agnelline' auf eine Stufe geabellt; etwu
höberen VVert legte man den Produkten der luseln Maiorca und
Minurca bei: hie und da wurde diesen Eogar der gleiche Rang
mit den Woll^ortcn aus dem «Garbo' gegeben. —
Dwiebeü sehen wir aUerdinj,'« ein« gnuK« Reihe tob Woll-
eorten mittlerer Qualität vorlibergebciid auf dem FjorenÜDSr
Markt auftaiicbea, ohne dass sie berufen waren, auf demselben
eine grössere Itolle zu spielen ; fehlt doch bei Pegolotti »owohl.
wie bei dem ein Jahrhundert später scIireibendenUzzano auf fast
keinem der von ihnen genannten Welthand elsplütKC die Wolle
ihres Hinterlandes unter den Produkten, mit denen dort Handel
getrieben wurde*). Gelegentlich iladen wir in Floreabiuer Ur-
'1 Lnna 50 fal. 79 ff. Vg). Bffttimmiini^n v«n 1430 nod 1436 (ibid.
&I /oll28)
■) LaBtt :.0 fol. 'th.
*) üftier dicM vergleiche PigeonneHu, Hütoire da odnuDeree de
la Ftaiics I S. 143 f.
*) Pegolotti erwfthnt nla UanilvIsHrtibel :
at in Konsl&ntiiiopel und Fem Liui» di CiatnbelotU (KameloU),
di Rumiuiia oml di Tarebin;
b) ia PumagofitA (o-ur Cjrpeni) ; Lana di Cipri und di Ciambelotti;
q) in Hoiorca: licuiii Rffnrltin& di Haiotica,
(Lanii iitrn^lUn« ili San MaUieo.
Lina «gni.'Uini d'lnghilterra) ;
d) ia Tiuia: Lana e boldrani:
[e) in Venedig; Laoa d'ögni mgionol;
[f) in Aacooa: Lasa];
g) ia Neapel -. Lana di Cieilia.
I^ana ßarbaretf« »oa Tuoli;
b) in 14m: (Lana di Garbo).
(Lana ftancmca iunca e agn»ilina,
Uta» aorboocae. di Perpgiuao, d'lnghilterra, di
yiandra).
Lana Dottral«. Sardcaca, agncllina;
{i) in Genua: LnaaJ;
63 —
ktindeo, in Zolltarifen und Gvwdrbercglcnicnts die Wollprodukte
der lns«ln Maiorcft und Minore», diejenigen von Burgiind, Per-
pignan und Rofuiglion, ans Tunis, Marokko und Al^«r'), Gvpero
und Kleinn^ien, endlich aucb aus Deutecblood crwäfaat'). —
Wi« frenig Wert man aber in der Florentiner Industrie auf
die Verwendung dieser Sorten gelebt hat, das geht wohl am
besten aus der That^ache hervor, dass man — in dem Be-
BtrebeD, ein uacb jeder Hiruiicht TollkoRimcReo Fnbrikat zu
liefern — besoaders in den Zeibcn, da dur Ruf desselben auf
dem Weltmarkt noch nicht riJltig gefestet war , da es noch
um seine Anerkennung za ringeu hatte, ^ich nicht gescheut
hats zeitwei-'je auch die Verwendung dieser mittleren Qualitäten
gänzlich zu verbieten: wie man 7« B. schon im ersten Statut
deu Oarnmachern befahl, nur Qarbowolle oder oooii bes-iere
Sorten eu verarbeiten^, und 2i^ Jahre »ipliter eine ganze Reibe
von Wollsorten abi ungeeignet und minderwertig von der Ver*
wi>ndnRg in der Garnfabrikation ausschlosa *). Die natürliche
k) in AigaeRnortCit: Lana agnellina de) Rnune.
(Laaa agoellinit dlngliiltenn),
Lana afrnellina di BorgtiognA;
1| ia UurKnnd: Lac« SfineUiiui di BurffboffDa;
[n) in Bnigce: Lnns. ugnslUne];
[u) ia AntwciiHiii : Lana, aicnelliaa] ;
o) in London; Lana.
p) in Sevilla: tiiuia.
r) ia Niffe ([Rip^?] in Marocc«): l.ana.
t) iD Salle ([Zala?) in Harocco): Loaa.
WcrtTolle ErgiliuuDg«ii dam bei Ussano, be*ondsn to den beiden
ZoUtariren von Flotcm (Pagnini tV S. 134) and Pi» (ebeoda IV 8.-47
Ut 9S).
■> Lana V d S3 08d6): iDlcUgatnr lana de garbo, quo ad face
■oloanaodo lana de Toniti, Bofcgea (Baftipa in Al(p«r), Saat (irafaraehein-
liofa Laadnfaan 6ut io Uarooco), Ziini (?) et Tax (Fet?).
^ Bior waf >?Uaa«l)arg der wiehligate Stai>elplatx für di« nach
Hatten bMÜmmt« Wolle (Falke, ßeachicht« dea deulschen UaDd«U|.
*) Nallof . . . atainaniolua ponit laboran aliqaam lasam vd ttamcn
nifi de garbo — vel mellorein Uiiam not ftainen qaam de gartto.
^ Lana T b 89 (ISSd). Ea tiad;
de Cadia (Kndia in TripoUa):
de Gai (Unieh am Schwan«! Hocr?);
Lana de OamSi ((lardkiki ia Noidgrieofaenland);
— 66 —
samkeit, aber micli ebooso tielc Phantnstem und willlctlrHcbe
Deutungskunst int na »eine ErklÜnitiR und an die Geschichte
seiner Wandlangen rerscli wendet worden: wie ein roter Faden
aber zieht sich durch all di^se Krkläriinffon der gleiche Irrtum,
and eben dieser steht in engstem Zurnnuimentiang mit der Qe-
8chi«hto anserer Industrie. Was zunächst die heutige Be-
d«utuug des Wortes betrifft, so bezeichnet tuan damit etwas
Feines, Aumutiges, Zierliches; feinen Anstand, f^ute Sitte, Hdf-
licbkeit im geselligen Umgang ; im w«iteren Sinne dann auch
jegliche «Form'', Schablone. Lehre. — Geht man aber mög-
lichst wt'it xiirUck, so ist Garbo die italieniarhe Bezeichnung
für das Sultanat Atgarvü im Westen dus ticutigen Portugii],
ans dem, wie wir frtther sahen, in ältester Zeit Utk» feinste
von Araberu gewebt« Tuch nach Italien importiert wurde:
eine kleine Ga^se hat schon damals vom Verkauf dieser Tuche
ihren Xamen erhalten , eine Familie ist nach die-ser Qasse,
oder auch, weil sie haiiptüiichlich den Import jener Stoffe be-
trieh, ,del Garbo* genannt worden'). Der Käme .Algarve"
endlich aber hüngl offenbar mit dem arabiüchen ngarbi* *),
westlich, zusnmnipn; bezeichnete doch jenes Sulttinat den
äusseren Westen der Über das ganze Mittelmeerbecken sich
erstreckenden Araberreiche. —
Schon damals, dürfen wir annehmen, muss sich die Weiter-
bildung der Bedeuttmg des Wortes von dem Begriff des
«feinsten Tuches* zu dem allgemeineren oUca Feinen und
Zarten vollzogen haben — um so mehr, als die Tuche aus dem
') So ridiU^ im Rrosie» WOrterbucU ton T o m m anpo. Die .Crosca'
<U{^gen, die Qber))au{>t hier — wio l>«i all4n WSHimti, for die iit Quellen
nicht in der Littcrntur, tondmi in UrknnileD eu ändto sind — Uberatu
dürftig iat, k'M die faltche B«ibenr<>lg«: ilan nimlich nu» der allge-
meinOTen Bedoutnng .Form* «ich diu (p«iell« .feine Form* ^ntwidioU
katie. Wieao ü&itjo uraprflnglich lu der B«deutuii(r .Portu' kcmmeo
sollte, tfiril nirht tfcoit^.
*) Bigutiii i-Bul 1 e ([talieni«:h-dcut*ehea Wörterbuch) Ivitea
twar riohLig du llalieniiclie .gartino*, Weatwind, vom arabinchen .gaibi*
ab. briogea dagegen ,garbo* mit dem altbocbdcatocben .garwi, garawi*
= Schmuck in Verbindung', mit dem ec wohl kaum etva« m Ihirn iinben
dQrile. Dit3 hiittiriichv Kntwickelung der Woitbc^leutnng i*l ilmen ent-
gangen.
07 -
Garbo, wie wir wiese», auch tod anderen PlÜtzeu Toskaoas,
als die beaten uud edelsten der daiiiHli|;eu Zeit geschätzt
waren *) *).
Etwas anderes ober ist es, nenn nun fa«t in der gesamten
Florentiner Litteratur die Ansicht vorherrscht, dass die soga-
D&DDtcn Gnrbotiiche, die von der Florentiner Industrie aas
portugiesischer und spanischer Wolle gefertigten Fubrihate,
im ganzen Mittelalter daa feinste Produkt derselben ge-
bildet hätten, eben weil jene Wolle unter allen, die man
kaimt«, den ersten Hang behauptet hätte; wenn «ine noch
lente gebräuchliche, von der Cruaca angeführt« Redensart ,11
nc Garbo ne San Martino* (er weii^s weder rechts noch
links, weis» «ch nicht zu benehmen) duhin gedeutet wird, das«
mit garbo das feinere Florentiner Tuch, mit San Martino das
lewöhnlichere gemeint sei, weil Aaa erstere ans den besten
^olborten, die vom .garbo* herknmen, das letztere aus den
geringeren gefertigt worden wäre. — Dem gegenüber ist nun
der Kachweia leicht zu fUhien , tlusif gerade das Umgekehrte
wahr ist, dasti der Staditeil von San Martino diu FabrikatiunS'
statte der feinsten Tuchaorten ist, und dass dieHe nicht aus
GarbowoUe gewebt wurden. —
So viel nämlich ist sicher — und man darf sich darüber
wnndern, dasui dieser Umstand bisher fast allen, die sich mit
der Frage beschälligt haben, entgangen i»t — : von der Zeit
an, wo die englischen und üchntti^chen WoIIsorten in grösserer
Menge in Florenz xur Titchfabrikation verwandt wurden, hat
die GarbowoUe ihre Bedeutung als wertvollster Kohstotf, der
>) So I. R. in Pintoiit: Statut. Pint. (et). Z<lelciitierj Buch III
rnbr. tlO 8. 182 (12S6); die Lnns do Garbo darf hier nicht iti Piand ge-
geben werdea; in Luoca (Bini, I Lucoheii n Venedn, in Atti dalV
Aflcadenia di l.uci-u XV B. IM); in Piiu (Bonuini, Statuta iacdila
eivitntli Pitarum).
1 Merkwardig ist et, data auch im 8[iaiiüclieii .KWrbo* heute diu
BedeatUBg ,m[*rlich, fein* Rng«nomtDCn but. Hin Zwoilaches i«t niOglieb:
entweder wurde uuch hi .^ijanien die feiiMte Wolle unpranglich mft
garlw b«a«ichn«t und diu Wort mikclito dort diMelb* EDtwickclung durch
vi« in Italiea; oder du Wort wurde, nachdem es bJer »bon üen neuen,
weiteren Sinn angeDODineii Ii«(, in dietein von der Kpanticbcn Sprache
surOckgenoinnien.
— Ö« —
xnr VvrarbeituBg gelangt«, an doi oen iniportitü-t« Prodokt
■btretcn mCIwen. — Seboo Giuv. V'ilUni weiu uns — in dem
hvTühmiea. viel dtjertcn Btatiiticcfaen Ueberblick über die
Florentiner VerliältnisB« aus d«in -lahre 1838 ') — ala klasn-
■chi^r ZfMig« von der K(*TolntiAa zu berieht«n, die die Hsasen*
einfuhr engÜBchor WoIUorten auf den Florentiner Markt dort
barrorgrnifcn hatte; wie zu Anfang des 11. Jahrhnndcrts Hie
Zahl der LSden uml der daselb«t fabrizierten Tiichrt sirar
grÖMvr gowoicu sei al» 30 Jahre »[lüter, wie trotzdem aber
— eben iufolge der Verwertung der englischen Wolle — der
geminit« Produktion» wert in dieser Periode anf dao Doppelte
geatiegen »ei'')I Dan ergab also fHr deu Wert de» einzelnen
jetzt nach der KinbQrgerung von englischer Wolle fabrizierten
Tiichii mehr aU die doppelte Snmme der frDher uUvin her-
geetellttfri Fabrikate. Und waii hier der Hcliarfu Beobachter
Villani klar und dciitlich aumpricbt und mit einwandfreien
Kalilen beirgt, das wird durch eine grosse Zahl urkundlicher
Beweise auH der dnniali^en Knit hestütigt. — In der bekannten
grotaen Redi*, in der der Doge Tonimaso Moteniga ") einen
in gronmn Ztigen gehaltenen Ueberblick über die Kinkßnfte
des venetianiKchen Staate» gab, gibt er den Preis der kata-
loniHcben d. h. sj)«i)i«clieii Wollw «uf HO Dukaten, den der
lano rranceHchv — so nannte man vielfach die über Frankreich
importierte oiigliscbe Wolle*) — auf 300 Dukaten, also nicht
weniger als den frinffachen Wort an *). — Die urkundlichen.
■)Olov. ViMaai, Storio fiorentino Bu«li XI Kap. 94.
*} 1808 iQlIen aacb VilUni in 800 Uttcn lOOOOO Stflck Toob
rkbriiiwt worden Mtn. 1889 in 800 Laden nur 80 000 Stack: doch seieD
1306 difr Fulirikalo piä grom b ddia mcti valulu guirMco. Der Wert
d« fabriiierlen Trodukti tictrng 1388 1200 000 üulden oder ea. U bi«
19 Milliftiii-n Mitrk (MODiwcrt).
>) Dinrii dl Murin« .Suiudo l)«>i Muratori, Scriptom rerum Itali-
cvnm XII S. 9S*.
1 Aehalieb winl in Florem di« englitehe Wolle «ft .fFUteiK««»*
Ifenaant {Tg\. unliea ä. 72^.
"t K« t«l Mbr b«K«ic)iB«id, «ie «ich di« v«richi»denMi For««her, die
dia OatUtwoIlp für di« bvtte tind teti«r(t(> «•rklXien, je aach ilirer OrOad-
licliknt und Vuntolit mit diCMr lohwcr la Obtraobendefi Aitg«J>e abAndea.
l*a|[ninl (D«1U «ledmi II S. 35). aof dvn fut all« ipster Schrnbmdni
— 69 —
in den Dokumenten der Wollenxunfl «nbtialtenen Zeugnisse
aber nad zu zuhlreicli, um hier im eiozflueu angeführt zu
werden M. — Auf die Qüte der aus engliKcher Wolle ge-
fertigten Tuclie richtet die Zunft ihre giinze Aufnierks&aikcit,
nni) es irird wietlerhult das iiusd rückliebe Verbot erlassen,
Wolle aus dem Osrbo in diese Tuclie zu verarbeiten; die ganze
Strenge der Einteilung ju InduMtriequartiere (convenli), von
der später ni>cb zu roden üeiu wird, geht fant ausacbliösslich
auf da^ Motiv zurück , dem heimischen und vor allem dem
&emdeu Küufer, der im Bezirk von San Martino seine Ein-
kaufe machte, ein reinem unverfiilijchtes Fabrikat aus englischer
Wolle zu garantieren, die hier allein znr Verwendung kommen
durfte ').
Und während duuu iu «pätercr Zeit der Name .Qarbo'
— anfang;« nur fUr die, immt-rhin an zweiter Stelle stehende
apanische Wolle iu Anwendung ^ immer weitL-re Ausdehnung
erhielb und endlich olle iu Florenz verarbeiteten WulUorbeu
bis zu den allergeringsten hinunter umfasste, imhinen bis zum
Scbluss die in San Martino verwandte englische Wolle und
die aus ihr gewebten Tuche eine Sonderstellung ein, so dass
«ine Zweiteilung der gesamten industriellen Produktion iu
sicli buiifon, wird nenigsleiiH auf den Widersiinich aufmerkaaiii, in dem
[diese ätclle zu der von ihm rertreleiic-n Ansiclit etehl, und kIhuIiI, da«
.•ntwed«- ein Dru^kfohlrr (SO itott 30O) vorliegt, cd^r daim unter Inne
[Iraacesch« portagio»iache Wolle im GegensaU sur BpivnUcben zu vcrstcben
. Uatioiti (Sloria del Lanificio S. $.^ ff.) Jagten nibrt ebeo jese
'SMle all Buwvi« fQr »isiae Uiltvh« Äcticht un!
't Nur «tn bMoade» cliarakt«riatiMb«« Beivpieli Lima 49 foi. 3
(I40ft): .CoauderautM quod civita« FloreDtie faUricatione |>Kiui«rain
fiaiem a« omnüuu aliontm paaoorum seuiper excewit omaM aliaa pro-
.nadaa et oivtUUa in txntuEn, quod in lioc did potorat omniuni aliarum
'dvitataiu domina et mugiübm. Et vx boo erat ot uehto per totum
otfoem fania devulffaia,* wird Terboten .lajua de garbo, San Maltvo und
lünoTca* im Konvoot vttn San Uarttno lu vcrarbeit«ii, damit niclil die
fremdeo Kaafleute «n Hchaden klbnen, ,qai aolum . . . Mib fide et appul-
bitioDe [wniis!» coorenti San Martini sunt loliti einere huiuitnodi iiaunoa
I de lajia franeiKeDA*. deoaueire« rgi. unten B. SU tl.
*} Allerdin|[i hat taau in praxi oft genug tob der Streng dieter
£inteiiusK abw«ioli4n «ad ftia« laxer« Forn der BegulioniBg platsgreifen
klaaKO tnOMen; iia rriitEi|>i aber Ut an ihr ttela featgehaltea «ordeD.
- 70 -
,|HUini di Garbo' und in «panni di Sao Hurtino* die Folgd
Und was wir sonst nus den Urkunden ersehen, oUrunit
alles KU der vori;etra},'eneu Änsiclit. Nur die .panni francigeni*
durften mit den teuersten Farbstoffen geFärbt werden*); die
Preise für die Färberei^), die Walkerei*) derselben sind weit
hiher aIü bei dun fibrigen Tuclisortcn; bei der Auf):iihlung der
\Vollsorten entcbeincn die i'ngli^chen etetä an cr»ler Stelle^),
ihr Qewicbt ist eia bedeutend höheres ").
Es kiinn aIbo kein Zweifel »ein: Übertraf die »paniscbe
Wolle und das aus ihr gefertigte Tucb aucb alle anderen bis>
ber genannten Sorten an Gute und H|ie7.itiHchem Wert, so wurde
dieses doch »einerseita wieder you dem aus englischer Wolle
gewebten bei weitem tiberlrofl'eit. und wie es nach Viltanis
Zeugnis feststellt, das« orüt die Masscneinfnhr dieses Rohstoffs
die Florontitior Tuchprodaktion auf ihre Höhe gehraclit, sie
xwei Jahrhunderte lang 7,ur Beherr#cherin des Weltmarktes
gomacht bat, sie die Konkurrent der Calimalaztinft, die ja nnch
uiu englischer Wolle gefertigtes Tuch weiter verarbeitet«, end-
H Die Rvili^iart ttgVi b» ni- garbo nit San Vartino* int al«o in dem
Sinn« 211 d^uton; ,w hnt flUerliaupt nichU giitoj; an iiicli*, wobei garbo
und Sun Marliiio ab [teiiriUentaDten feiner Tucbaorten genannt lind,
San Klartino aUot von boiden <1«b liökoron Rang einuimtat.
») t. D. Ijinn SS Toi. IIS (1462)': Andere panni «!■ die aai lana
rntndgena et angtica gew«bton dElrron aielil .ta gran«*, d. b. mit der
teuren Sc^rlaclib^eTe. gellrbt werden, Tor allem wdit die .de garb»*.
Und ao Bflcr.
■) So kostet t. B. nndi mtiem Tarif von U7S (Lana 58 fol. 100),
die nrberei voa panni oupi <li fi#ii MaKino ll'^ Ibr, die von panni en^
de Garbo 8 Ibr.
*) Tarif für die Walker vom 18- Desetaber 1608 (Lana 66 fol. 60 9.).
PQr pauni largbi di San Uartino i^ji — i Ibr., fOr panni larghi di Garbo
|«/^_2V, Ibr.
') Lann 50 fo1. K.
*) Una bTt fol. 114 (1524):
Tanai di äa« Martino 43— M Ibr.,
Fanni <li «arbo 4-S Ibr.
Nor die geringer«» cngliMhvn Wolliort^n flane woxuuie francigcno)
vardeD gelagenllicli mit dosen nai dum Giubo auf eine Stufe geilellt
t. B. Lana 40 fol. 16 IT. <13a4».
— 71 —
fftilttg Oberwüiden Hess — so knüpft aucli an die Erschwerung
der Eiurubr eugllsctier Wolle durch die Handels* und Oewerbe-
politik der Tudors, durch dea Verbrauch im eigenen Lande der
völlige Niederffang des lilQlieiideQ Gewerbes an'). —
Woher nun die Wolle ,del Garbo' im einielneu ge-
wonnen wurde, erfahren wir nirgends mit Sicherheit. Es darf
wohl an dieselben Gegendon gedacht werden, die noch heute
die Irefflicho spanische Merinowolle tiefen]''), vor allem die
weiten Stoppen AndiLlnxieus; der Name „lane di San Matteo*,
der meist identiüch mit dem ,di Garbo* gebraucht wird'), gibt
•) VrI. unten Kap. VlI.
'J E« kfiuiit« tnerkwUrdig ci-«c)i einen, don der Nstue .Oarbo*. der
dock nnprflnglid) G«^n(Ien Porcugalt bnii-iclinet , «|iozi«lI fOr «lif api-
nltclie Wolle gebrauclit wud — w&hroiid vir von einer gik^saeran WolU
pr<Mlaktioii Porhi^alji nicliU liOten. Der Onind dnltlr inl wolil dnrin zu
«neben, dasa nuch ä'iü Tucliproduktton de« Soltnontii Algiinc «icli der
«pnnlMhen Wolle be<)i(.'nt hatte, und der Name danii von den Tuoben,
anf die LT (ich itrspr&nglich bezo^n hatte, auf (li<^ Wolle Ubertnigen
wurde, nu) der sie hergwtollt waren. Im 16. Jnhrhundort trat die ■pa-
nische Wolle vielfach fUr die kontinentale Produktton an die Stelle der
«Dclisefaen, nacbdem da* spauiecbe >'5chaf — enfrlischer Tradition zufolge
— durch die KreutunR mit der «iigtitclieii Baise veredelt trorden war
(Schanz, £oglitclii>IIiiadcl»p«litik I 6. Q8 f.). Seitdem liefert allerdinRti
die ipanüche Sühafraiae (Merino) die feiiiite Wolle.
*) X. B. an der Utien angeführten StuUu L&au 50 fol. 75 (1480),
wo die ,lane Doncnpnte di San Mntt^o' un der zweiten Melle zunilclut
den läse anglioo et fmncigtinu erecheineu. W&hrend hierund soait Ofler
ein Unter««liied swisohen lane de Oartio und lan« di 8aB Mntteo nicht
getnacht wird, findet er »ich an anderen Stellen, wie i.D. in einem ^olN
tarif an« der itweitcn HAin« de« U- Jahrbandert« (Rteeardtana cod. 3CS6)
ond im Statut der Wollensaufl tan 1428 (Lana VII! c 8: Wer lana di
San UaUeo Toa Maiorca. Minen» und aoleho de Garbe rcrarbeit«t). Die
eiuigtiD genaoeten Antraben ßber di« lana di Oarbo finden licb im Codex
Cmuio (bei Tiignini, Cclla Decima IV S. 103), wo «e cbcafi»lLi mit
der lana di San Hatten auf eine Stufe geaetst wird: er nennt als die
besten «oldie de Piano cio« Cerbieri e Üalvadelle. Mit .Ceibieri* ist
wohl einer der ipaniachen Plfttx.' ^Cwvoim* gemeint: am wahnebeia-
Uchatoo Cap Cervera bei Murcia: SalRadelle vennoohte tdi nicht zu
ideatUüerea. — Ein klniner Ort San Matteo m*iiart hnnte in der «p»-
niKhen t^orioz V*alencia unweit der OstkOst«. Er¥rfchnt dnde ich ihn in
omem Ituuru aua dem 14. Jahrbondert , da» ein bftlgiMher Prieitar Ar
die Pilgerreiien nach San Jago di Compostelti niedergeachrieben hat:
— 72 —
uns ebensowenig eine gennuere AiiBkunfl wie iler ,d« pelago*,
der aur allgemeiu die Herkunft «vom Meere her' bezeichnet'). —
Etwa« besser sind wir, vor allem dank der ausführlichen
Mitteilungen <leg Codex Bn1dacci<PegoIotti und anderer über die
englische WoHp unterrii'htet. Sie wird meist als Inna «nglica
oder frnncigenA, seltener als Innn francesca bezeichnet; deutet
der eritte Name auf ihre Herkunft hin, bo die beiden anderen
auf den Weg, auf dem sie häutig nnch Florenx gelangte.
Sicher ist, das« schon geraume Zeit ror dem Termin, den
ViUani nngibt, englische Wolle in grösseren Quantitäten von
d<»n Florentiner Kaufletiten importiert worden iüt. Bildete sie
doch den wichtigsten Exportartikel der englischen Volkswirt-
schaft seit den frühesten Zeiten, in denen wir überhaupt rou
einem Handelsverkehr der festländischen Nationen mit England
Kunde haben, tiiiantjta'tiv und qualitatir beherrscht« seit jcnM
Zeit die englische Wolle den L-uropäischeii Markt; mit berechtig-
tem Stolz wcisH der Verfasser des bekannten engliBchcn «Pollzei-
Ubellii* noch im I,S. Jahrhundert darauf liinzuwetseu, dasä nur
die englische Wolle FInnderuet Tuchludustric ermtigliche '), und
□m die gleiche Zeit konnte ein anderer Famphletist an die
Spitze eines Pamphlet« das »tolze Motto stellen: Anglia, propter
tuas nnves et lanas onmia regna te uilutare deberent *). —
Kegnum Vakntic , . . Saint Hntlien (b«i LrUwol, GiSograt)« du moyen
ftge V. EpiloKue 3. 24S; er neiint dm Ort Barrunco de St. Uotlieo).
'1 s. B. LaaallatSi, Vertrag evrifchea diMi Tuclicnttciiei-xüQften von
l'loreni und Pisa, durch den onter »nili-riTni dt« Florviitinvrn viirboteo
wird, .liHin v«l buldroon' in Pimi tu kaufeo, ,quod veoiret <]« garbo
•Jve de Pulogo'. bevor aie aucgeicliilTl und in den Ma|7ii?.iR(xi gelagert
waren.
') Tho tibell of Englieh l'ohcye, dcnUch von Hertzberg:
.Durch iirmrc Wolle nur. die siw verweben.
Können 4id Stkdt« dort beat^bo uud lebea.
Sie mQuite» M»Kt von ihrem Wolilrtand iictaeiden,
Veebungem — oder UlLiidcl mit um meiden.*
Eini^ Weit« knia ullerdinf,*« wohl auch nun Nordfrankroi eh (Lanp-
recfat. FrnnzAiiich» WirtarhnfUleWa im 11. Jahrhundprt S. 18). Vgl.
■um folgenden im nllgemeinen AsUlej-, Kngliachv Wirt«cbitfti>ge«cl>iobte
nnd The earlr Fnfiliah Wool Trade«: ßehnni. Englüche UaDdcUpolitik;
Pirenn«, fltfAchicbte Uelgien* Bd.), deuUvb v»n Ainheiin.
*) Angefahrt von Sobnnz a. a. 0. Bd. I S. 484.
— 73 —
riandern wsir nun iu <ler Tliat nicht nur der wichtijrstt* Abueh-
mer der englincIieD Wolle für da.s «igene blühende Tucbgcwerbe,
.sondern es bildete aucL den Httiiptmarkt, auf dem die anderen
«oropfiiscbon Nationen, nncb dem Nicdergniif^ d«r Märkte der
Chatnpagno, sich mit dem wertvollen Rohstoff voreorgten.
Zwar hatte sichor) dns \H. Jahrhnndert niederholt Ausfuhr-
verbote ftlr englische Wolle };ebraclit '-), die — wenn auch bie
und da mit protektionistischen Motiven begründet, — dennoch
im wesentlichen nar politische Zwangsmittel der englischen
Könige gegenüber den flandrischeu Herrschern gebildet hatteo.
oft auch rein fiskalischen Motiven entsprungen varcn. Den
Ifrossen englischen WoUcxpurt vurmochten sie auf die Dauer
■•bensowonig zu verhindern, wie die kontinuierliche Erhöhung
des Wollaasfubrzollt, bis derselbe unter Heinrich VII. und Yllt.
für nichtprivilegierte Kaufleute 70 "'o des Werts betrug, and
dann allerdings — im Verein mit anderen merkantilistiachen
Uasüregetn — eine prohibitive Wirkung nu Koksern begann*). —
Hauptwullprodii/eiiten waren die Klöster: nicht weniger
als 201) Bezugsquellen für englische und «hottiache Wolle
weiss uns Balducci-Pegolotti aufzuxähten, der in den ersten
Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts als Vertreter des Hauses
') So einen BMchluu <le« Osforder Pnriaiiiciiti ron 1£&S und «in
sweito Tcrbol von 1271, dm aber bereits 1274 wieder aufgehoben wurde
(Ailit«y, Kngliicbe WirUcbafU^ocLidit« I S. 2Qi ff.; Schans ft. a. O. I
8. 4S7f.). I>ie MotiTi«niDt< yrnult^' dieaer GvwUu tmgt einen ftu«g«prftfl
. B>erkaatili«ii*«b«n Cbiuraliter, vor Allem dei: «rwäbnto H««chltMa vom
Jafate 12SS.
*) Dio Dantellung der atglisdi«! ScbafEocht im Mittelalter bei
Rogerfl, (rewhiohte der «nglUiAen Arbeit ideutcch venPanunrilE und
Kaatsky) 8. SS If. kninkt ui niiiacbcn UeljL-rlr«it>u[i||[en. Es iitt durdiAus
nicht ,wd1iI bekannte Thataucbe*. Attas Knglsad bia 16.50 <lii8 Monopol
des Wollbanilda besans: niclit ciniual für den HundelBverkebt mit den
DftrdlichäD LQndem üi da« in dieur SebrofThat ricblig, tsodi wi'ni^r
fDr den mit üen MitteliDcenlaaton ; es ist aichl wahr, dau die ipaniicbe
WoIIb .eise to tobwadi« Fuet hatt«, dsu «e ohne Beimiicbong eng-
liKfaea UateriaU nicht vrrtrubt wurden konntu*. Pcrnor siebt er ntis der
BsMlnfeabeit »DgliBclierTiK'be d«e Mitt«lalt«ra, di« bekAnntlicb Produkt«
imtr gtoslioh unntwickellen Intliulrie waren, den falschen Si^lon; dan
■Uh dt« WolU .grob und voit üaurou* war, weil das Tuch .das best«
gewesen aei. du man duinati finden Iccmnte* etc.
— 74 —
dar Bardi zu wiederholten Malen in "ßnglaad war; KliJ&ter der
Cisterzienser und PrHinonBt.rat«iiKer voroJlcni, aber auoli Anderer
Orden; xmA fOr jed« einzelne WolUorte weise er die Preis«
genau anzugeben fDr diu drei wjchtif^ten QualitKten (buona.
mezanina, locclii) ')* Ein an das Parlament gerichteter Än-
trafT aus dem Jahre 14&4 kennt 44 verscliiedene Arten eng-
lischer Wolle, deren Preise sich zwischen 2 Pfd. Sterl. 10 sb.
pro Sack (von 304 englischen Pfund) und \^ Pfd. Sterl. be-
wegen *).
Spületttens in der zweiten Hfilfte des lä. Jahrhunderts
sind dann aiicli die italienischen Kaiifleute und an ihrer Spitze
die Florentiner als Mitbewerber um das wertvolle Produkt in
Engtand nnd Flandern orschieaen *). AU Eduard I. im Jnhre
1290 alte Wnlle und Wullf1ie.<uie im Besitz ron Kaufleuten in
seinem Lande aufgreifen und konfiszieren liess, da befanden
sich nach eigenen Angaben der Italiener 23S0 Sack in deren
Hitnden uud £war tum grSsstea Teil in denen Florentiner
Handelsfirmen '). Einige uns erhalten« Briefe Florentiner
*) ('agnisi, DolU nodtna III S. 163—172; die neitten dicMr
KlOiter h»( Peruiii. Stona JelCommcrcio S.71— 79 identifiuni : inda
iil die RicfattKkeil >«mer FMtsUUunftea aeiaerdin^ lon Mi» Dixoa
(TrufactioDs of the Ko;«l Historie«) Sode^, N. S. Kd. Xli 8. Ifil C)
auf Gmad ifcnauerOr UoterTucliuoic«>u ü> Zweif«! gciogeo vordea.
n Kaveri a. a. 0. S.&i. NaoU Uat dacci-Pcgolotti betrag
der EiakaolivTei« Ar MgliMba WoU« la Mtia«r Zeit 4—23 Pfd. StcrUog.
Von dar Bedevtua; äer Wollproduktion uad des WoHexporta ffer die
iBit4«lalteriiabe eogÜacbe VolbwütacbafI nisten rolgtnd« NotiMa eiaea
gagafihrea Begriff geben : 1S54 wurde der Wert der gwwlM ■uliwlna
Ansfhhr aaf 27700 Pfd. SterL. der Wert der WoUeoaaafnbr allein anf
IS4W rrd- SInrK, d. b. eiwm It0> dea QeMuntwvrt», asReitebeD : 1491
IteAntcB WoUioU nad WoUhilbgvId 74 *>• der genmten Steoenioktnne
jAihley. KogliKbe Wirttebaft^^Mebiebte 11 S. 28»).
■l Nach FlaueAt. rrVaadfobnch lII 8. «W ff. befaitden liffa 12TS
and 1ST4 Clvreatiscr Kavflevl« oDler deaea, die Äeb AlMfal>tbe>rb«'in)-
tmgm Ar eaftkcto Wo»* wtailM Umm U
r6»^ atnili «M Hbor fMit 18M} aM m ali ftninfiiaiAwii
BinMir» der eagÜMbn Kaats« aatliwtJabai (Peratsi, Siena M t
*) btM die bakaiKBtiB KaoMa der Freieobaldi. Spiai. Bardi.
Cercbi, Hoiit (Bend, &kMb niatiTe 1« la^ mpf&U br >t>lMa
- 75 -
KBuflente aus dem gleichen und dem folgeodt
TOD einem A^^enten in London an die Firma in der Heimat,
teila von dieser an ihre Vertreter in England jferichtet') — ge-
währen uns einen intereBsanten Einblick in die Art und Weise,
io der die Ankäufe grosser Mengen englischer Wolle durch
die Florentiner KauHeute ku stände kamen; wie sie genau
orientiert waren über die Verhältnisse auf den engliscben An-
kaafeplStxen, Cbcr die QualitSt der rerschiedeaeu .Jahrgänge*
der Scharzuclit au den einzelnen Orten, nie sie den nechselnden
Preis des baren Geldes in Rechnung zogen, nie sie ihre
Agenten bis in den fernsten Norden Schottlands sandten u. s. w.:
Thateachen, die schon eine ähnliche intime Detailken ntni« der
englischen Wotlproduktion verraten, wie sie umt aus den Hit*
teituugen Pegolottis aufs deutlicliste entgegentritt *). —
Hat, wie wir sahen, die xUnfllerische Aufsiclii und Ge-
werhepolt'zei sich schon des RohtftofFes seihst bemächtigt, und
im Interesse der Herstellung eines nach jeder Richtung hin
TC^Ikommenen QimlitKtstuchs seiner Verwendung enge Grenzen
gezc^en, so begleitet sie ihn auf seinem langen Wege von
den Thoren von Florenz bis in die Werkstatt den Detatl-
händlers, in der das fertige Tuch zum Ausschnitt kam, oder
wieder zurück ans Stadttbor, beTOr es seine Keise nach den
grossen JHärkten des üriente und Occidents antritt; und ihr
tritt helfend die stoatlicbo Gesetzgebung zur Seite, indem si«
die wichtigsten gcwcrbepoUzeilichen Ordnungen aus den Statuten
der Zunft in die de» Staates Übernimmt. — Wir kennen ja diese
gewerbetechnischen llegleuieuts aus den zahlreich publizierten
dentschen Zunftstatuten; wir wissen, wie gerade hier der bevor-
mundende Geist de^ Mittelalters seine reichsten BiUten triebt
nerebanb to tbe Kin«;! of England (Archneologia Bd. XXVITl S. SlO ff-:
Schftnx, Koitliscbc UuiitelaiioUtik I S. I2'i).
') D*'r ein« M publiiivrt b«i Pagnini. Della DeciiaK U S. 324
bis S21i die beiden uKlerca von Emiliani-QiniJioi. Storiu dsl ceia-
iQuiii ilaliani S. 419— 42$, im AaNchla« an leine rabtikaüon dar Cali-
loaUutatutcn vo» 1S3?.
*) Zum folg<>titlMi vergleiche anoh die allgämetnen EiArt^ninffen über
di« Oewetitepolitei der ZOnll« in Florrai im xwciten Bande divaur ArbdI.
Vttt Wiederhol UDgeii xu i-«TTneiden, Tatae ich nikh bin mSgUchit kort.
— 7Ö —
rie maa der tticlinisciu-n Arbeit bi^ in die iinbecleiitendsten
EinEelheiten beniuter ibre Wt-gn vrieH , von deaen jedes Ab-
weichen zum Vergehen gestempelt warde *). — Und auch in
einer Industrie, die div Form<>u und die gen-ultige Aimdehnung
der Florentiner aogeuouiuien hatte, in ein«r Industrie, deren
ganzes Wes«D in der souveriacn Macht einzelner Über grosse
Arbeitern] ftssen bestand , die zn ihrer vollen Eotfaitang aaf
vielen Oeliieten vGlIigcr Freiheit von allen hemmenden Fessela
bedurfte — aelbüt hier gnb e» kaum einen Teüproze.'is im
Yerlauf der gesamten Produktion, der nicht durch '/.nahror-
8chrift«a in feste Formen einjjezwiingt war'j. — Hier ins
einzelne zu gehen, ist völlig unmöglich; nur einige allgemeine
OesichLtpunktc, die epcnicU für die Florentiner Tuchinduatrie
eharakteri;!ttscb sind, mOgen hi«r Erwühnuug linden.
Am strengste» wurde Fälschung und Betrug bestraft:
200 Lire, eine fdr Arbeiter iineracbwiDgliche Busse, stand auf
diesem Vergehen, das an Schwere nur noch von einem andern
erreicht wird*), in fremde Lünder zu ziehen, um dort die
Qeheicnniitse der Florentiner Fabrikation zu rerbreiten.
Nachtarbeit war im allgemeinen verboten — nicht ans
sozial politijcchen Motiven, die der damaligen Zeit völlig fremd
waren, — sondern aus Furcht, da^ bei Licht die Arbeit weniger
sorgfältig ausgeführt werden könnte *) ; aus dem gleichen Grund
war es verboten, Wolle oder Fliesae in unterirdischen lläumen
') i)agegeQ finde ich keinen tiefgreifenden Untereebied Kvi>cb«a der
GerichtsUukeit Ober Falvobwerk und der bei kleinen Uebertietaag«!!.
wieihn Gberstadt (FronsteüdiH Gevgrberecht S. 12 — 66) DaehgewinMB
hat. Allerding« darf nach Stat. Catutn. von 1415 nur Falwhwcclt von den
ZOnflen mit AtuatMsnng ans d«r Z&aft butraft w«rdra.
■) Poehlmanii , Wirt*eha(lH(iolilik der Florentiner Reaaünnca
S.fil ff.
■} 8<at. dol |xid««tdi r<m 1334 Buch J U Kapitol 29. — Stat. Cooun. von
U15 Buch [ll Kapil»! 141.
*) Bestimnane von 1843 ^l^na 41 fol. 7S). Uoch aiad die Aoe-
nabaWB m sahlrtticb, dan in pmt Hm V«rt>ot wohl Hirlcantr>lot war
(Aanahnea ftlr boldronarii, laniveadoli und ihm labonnbOi. buttitom,
eoadilon* and d«MB futorM et di*cipnli, t«xt«rM^ t«itrkai and ilatrioe«.
Aebnlidi Art« di SeU I foL 178 11406).
— 77 -
SU Tcrkaufen '). — Wie es nicht erlaubt war, Wolle ver-
schiedener Sorten lu ein und demselben Tuche zu ge brauchen*),
so durfte erst recht kein baumwollener Streifen in TvoUenc
Tuche geweht werden, mit Ausnahme der Borten*). — Wie
dem RohütofT seiher, )>d wurde auch den Ärbeit^iDstrunienten
besondere Sorgfalt zugewendet; nur aus bestem Stalildraht
loUten di« Kardütitchen zum Wollkratzen hergestellt sein*):
nur besondere starkefi Garn die Hangern »».dien zum Ankntlpfen
der Kette am Webstuhl bilden'). In den Tnghspannen durften
scharfe Instrumente (strardassi) beim Glätten der Tuche nickt
gebraucht werden ").
Diese Sorgfalt und Umsicht erreicht iadee «nt ihre hJIchftte
Potenx bei demjenigen Arbeitsprozese . der vor flUeni dem
Florciitiuer Fabrikat seinen hohen VVert verlieh, der dcmgomiss
auch den Stolz der Zunft Ausmachte, wie kein anderer: bei der
Färberei. Sehen wir hier ron allen Einzelheiten ab, die nur
technisches liiteresäe haben, so bleibt als wichtigster ftlr die
ganze Fabrikation ntntiFgebender QrundNatz beetoheu : nur die
beaten Farben fÖr die beste Wolle. Mit anderen Worten: nicht
daranf kam en an, ein mittelgutes Fabrikat xu liefern, das ent-
weder durch guten Kohstoff oder aber durch scliÜue Farbe
seinen Wert erhielt, sundern darauf, beide Faktoren, ron denen
in erster Linie die QualitiLt des Gewebes abhing, in höchster
■) Lana I b 61 und so itt den fol^nden Stntuteo V d 38 [1888)»
Vni «. 11 (1428).
') Lann 40 fol. ^ (1384). Verlxiteii i»1: Mifcete lanam nottiBtem,
pugliMinem, ^arfAKiinani, inaremmanfini v»l «nr<!9»clinni mit Inita anglica
jtA francigona,. I.Aaa I a 9: Madit der Weber etDen Streifen nui falscher
WoU«. «o intus er dem Tücher 12 d. cr««ti«&: aaeh .cardBtura' darf im
aUgemaiB«n nicht tu Tucb»n renreadet wndeii. Doch viiri ISSO {IjtuoiiQ
fokSB) eiao Atuaahme iDsofvro gnnMkt, nU p&oui ordili d« nee'm et
tenli d« cardatura in der f^tranw, die vom Ciut«l AtU)froiite nach Ponte
TrinitA, und kuri; ilantuf in der ria qua (ducitnr) a Canto de Ceretaaie
mn'ae ail domoi d« Bonlonu tugokiswu werden.
«) Unalb&S üftITI.
«) Vgl. unten Kap. VI.
*) Lnna 40 fol 29 (1334): Verbot licoiare hiv« telicüure aliquod
pMtibem de aliquo «lamiae . . . aiii d« ttaniiiifl I«|iit(io et proveBtale*cho.
*) Lana42 fol.4l (1347).
80 -
fflT billige Tuclie und Wollsorten gebmvicht werden'); Hamrael-
blnt, ein \inter Umstanden niitiges Ingredienz, ist nur unter
bestimmten Bedingungen xugclnRsen'], — In zweiter Linie
iTurde ancli die Waidfärberei ■') strengen Regeln onterworfen;
war. Seine fsmilie soll darnacb den Nninen .Rucwlliii" «baltcn haben.
Die Orseille (liehe« rac(»llii} Ut eiro auf Felaeo wBChtende Flecht«, die
>icU rnr nlleni nn di-n «rrikanucbrn Kiliitcn fiodei. — BnwilicnhüU ixev
Mno) hat ee lingHt vor der Kntdei-kunK Brasilien« (^K^beo, da» ««inet^
■eiU von den *ich dort bmondsr* leidilicli findendt^n FaH>boIi wini-n
Nfcni«D «rbielt (sieht uin|reli«lirt, wi« nocli ßortliftiot, FVbeku&et II
S. 199 annimmt). Uetier die Qualitjitfn de> guten Verdno vergleiche
Balducci-Pegolotti a.a.O. Hl S. 301 uod Hc^d a.a.O. II S. &87 f.
— Kine mittlere Stellun|{ nahm der Krapp oder die f''ftrberr4te (ital.
rubliia, balAu. rubbi» tinctonim) «d, die bekanntlich aue «iner P1Iiuib«0'
wura^l gewonnen wird: ihre Kinfuhr «urrle, wie an unilerer Stelle (unten
Knp. VI) tct^xeiKt WL'rdrrn soll, \on der Zanfl geregeH, da nia ciuantiUtir
wohl hilaäfcer lur Ver<Tendung liflm, al* die teure gn-nti.. Ueber «rien-
tnliMhen Krapp vergleiche Hayd 11 S. 618. — Sie wird nach Mnriotti
(Lftnißcio S. 27 Aatn. 14) u. &. auch im Cbiauti- und im Tihörthal an-
gebaut: die l>i-*te kam nui dtn* üei^nd von Avignon und Montpellier
(Ebcretudl, fraoaSsiMbee Qeverbereclit &. ^8). — Kiue caus gerisjra
Partie wird mit lotus (Scbmntz-, Lchnifarhe) baieichnei (odiir ooltle lot«
verderbt lein fQr ,Lutr«1a*, Wau, der allerdiog« fcanpteadilidi zan
OelbfUrben benutzt wird ?) : auch aie int ß!r alle betaecen Tnobe f-erbaten
(Laaa I a 9 7 [Iftli] und Cftcis) und uur fUr grtlno Taobe and billige
Wolltorten pyBtattet(i.B.l-ana 45 fol. 109, 1372: Lana« fol. 186, laW).
') V^l. die in der voriiien Anmerltung (renannten Belege^
>) In Plor«n« war 1410 die Fftrbung mit uingnine hirci und di«
Hiwbvng dsMelben mit Krapp gealattet worden (Lnna 49 fol. 14); doch
▼ird eie 1419 aohon wieder verboten (ibid. 48 fol. 64); 1418 sollen Koo-
niln und ofticiales tinte Über die Fthko entscheiden, eben*« 1427 (ibid. 49
fol. 180).
*) Der Waid (guado) woide im Mitletaltcr. bevor der Indigo in
UoMeu importiert and sum F&rbrn verwandt ward, fast anMchliecUich
som Biaufarben benutzt und daher fast in alten Lündem angebaut: der
deutvcbe, vor allem aiu dei Urfurter Uegend, war in der ganaea Welt
bnfibint, ebenso dar von Toulouse, der bcrnnderc nach Flandern und
Kurland verhandelt wurde; in Italien baate man ihn im Cliinnti- und
im Tiberthal (Mariotti a. a. 0.); doch wurde bei weitem der meiste
impartiort. — 1510 (Lana 55 Toi. 74) bat mau eDergiedie Veiauohe gc-
Btacht, den Waid in grflBseren ijuantitüLen im Florentiner Gebiet anxu-
baaen (bei Area&o, Corinna, Borgo :4an Sepolcro und C-aeligliose Arettno.
Tgl. unten Kap. VI). — Die WaidfAibw nahmen nebeo den .tintoti d*Hrte
81
endlich sof^r genau die zu rerw endenden Färbe matorialien ^)
und Reizmittel ') für die rerecbiedeuen Tucbsorteu vorgesclirie-
JHgglere*, du) vor tMiim S<ltla^lMi^ «dar Rotfilrbcr ffw«n , d«n «nton
|'B«ng ein. 13.^4 lliaiia 40 fol 16) i«t e» ibnen verbot«)). Kni|>p und ilhn-
hche ViuhtloStr mit Wnid >u miitchen : koi))pftkti> odi*r geklopfte WoU»
(I«ii4 todii vel TergbeggiBU) darf nicht nüt Waid gefUibt wec-deo, wenn Ihr
Wert über 1« •. pro Pfund Velrftfti — 1867 trird verfüirt (Uoa 44 Toi. 148).
dan «II« Silin F&rben in Waid beBtiminte Wolle tother den .itiiiiSktorw
idefectutun lanarum' r,ur PrüTuiiK voiKukKl wer(I«n luUsaei eliensa noch
-1438 (Ltuia VIII c §40). noi;li kuun, «?nn Tuch.M' und F&rbifr darabor
«inig, davoD abgeachen werden. Aueacrdcm war liliO (Laaa i^ fol. S9)
eiae Sebau der mit Waid gef%rbt«n Wolle innerhalb 14 Taften naelli
Toll«Ddctcr Flirbnng cingcfllirt worden: u1li.^ diese Bestiniaiungen aber
tmfeii aor gtone Scbwi^rif^keiten in der I'raxis. — Ein Wort noob
&b«r den Aunlraclc .ponere votiellü*. der «ich hiLi)fi^ in den Urkiiii'tpn
SiultL Nach den Lexicia fcedentet .vilgello* aar die Färberlcüp» , däu
Farberliotlich; decb liat Hchon <)ar)(iolli (Traltato della Sota S. 153 f.)
mit Bc<bt dArnuf hingünitaen, daae im Spriichgebntacli de* Uittelnltera
<ni^lo nicht sowohl das Uefäu. nU ein Gemiacb ans Kleie. Weinitein und
warmno Wsmct bedeutet, diu lur Aufauhue der BUufurba (Waid, Indigo)
vorbereitet i*t. ,i'0Dere vo^^^llo* bedeutet ulio die ThUtiifkeit dei FUrbera,
der in ilieeer Weite VorbereLtungeii Mir den eiffeDlIiehen KllrbepronäM
IriBt, wie man auch noch heute vom .AnaeUen der KOpen' epnoht, and
Bnter Küpe nuwoh) da« Oefllu aU auch die in dcmaulbm enthaltene
UiMbnog (,Kflpenllotte*) ventebt (vgl. Herxfeld, Bleichiuiltel, Ileixcn
and FarbctofTe 1 S. 160; .Die Kfipe wird auM Hchwd'i-liiaiireui KiMcnoxydul,
Indigo und gt:l$Mht«ni Knlk hcrgMtellt*)- Uanixob »nt^niclicidet man
.kalto KUpen* Kam Daumwoll^ben ron .va,rTnea Küpen* Eum WoU-
Arbfia et«. Unter letxterea ver «Uem, wie in Floimic, die «WaidkUpe*
(». a. 0. S. 167 ff.) ; du« Ansetzen erToI^, ntn die in der KUpe vor sich
I gebende Oftrun^ ent biit km »invui tC^wiiw<^n I'unkte ^udoihcn 2U Ihmdii,
[tioü der Bu flLrbeodu ätofl' hiiiuinkoiniiit. (Bet^cbreibung der WaidkDpen
^fcd Bersfelt) III S. 308 f.)
') Ausser d^n SRhoii (genannten dfrana, chermisi, oriesllo, lot9,
lobblo, veruno. f(uado| kommen als die wiclitiKSten in BeLrscbt: laffe-
rano, SaiTrao, moiat an« dem Oriunt importiert; der sogenannte ,Wau*,
ia riorcDE tacist einfach erba, auch erba gualda, geuanut; «colano. Qelb-
bols; fCotia d^ ontano, Krlenrinde; all« in crstur Linie eum Gelbj^ben
g«btancbt. NuMliHiimi'Tndi) (scorsia di noci) oder auch NUeae selbst (noai)
aum Uraunntrbeii. Zum I^Iau^ben diente nach Pcgolotli (bei Pa^
Bin) Ul S. 373) »nch Axurro OltrAniarino e diOla Magna, xum Rottärben
Venniglione cio^ Cinabro (Itinnnbcr),
') Beis- und Bindcmiltrl waren, abgueehen von dem noch so be-
i'i^rMheadcn Alaun, vor allem acquafoile (Sclieidewa«»ec). Kronima (Wein-
Dorsn, StnilMu aoi der FlorcntiDcr WjrlatüuAtcesclildile. I. tf
— 82 —
ben. Unter den letzteren aiiiinit — wie Uberhanpt lange Zeit
in der FSibeknnst — der Alaun die erste Stelle ein: ei branobt
Dor darnn erinnert zu werden, äass die EntdeckuRg von Alaun*
minen ') im volterrantitcben Gebiet zu der bertlchtigten Episode
rtein), oen«>e {PoliiKfae). irbalusita (Oallipfe)ta.fl). Heute werden tob
diracn vor alli^in noth Altuio um) Woinatpin g«bnuicht (Hgrifeld a.a.O.
Bd, m 8. 28i|. Daa Vitriol (retriolol wht ia den mdattn YrrfD^n^D
f«Tb4)t«n. — All Bcjapi«! ntr die ^brilDchlicbat«n ("arbe und B«uiratttel
diene Lana 46 fol 192 (1S8&): Cht- »gU infnicrriiÜ punni c lanc noa
ti poMH dare & lifipieire, pai clie Ünte «ono di guado e annoci n ti^rre
it'&rt« m&^Kioro, i^ non all« inrnucripte cose, cio^: 1. A pansi diupi e
tLoIMÜ: Alain«) gr«inmft. rokbin, acqiiftroria c vcriin«; 2- all« lane
violaoe parigine: Aluine, gromma, rotbia, ac<|uafDrte; S. alle tan«
oionacliine e verde aorelle: Alume, gromma, robbia. crlia e iscona di
nocie. Verboton dage^n nnil: lolo. oHcello, vi>trarjolt>. (-h^luui (liall-
Upfelt. ghoroer&bica (Gummi arabicDm). Achalichc Ucatiminungn) tob
181» iLtJiA 56 fol. 94) aud UOO (Ibid. 49 M. i).
') (Teber den Alaun sind vir dank den genauen Hilteiluagea ^mi
Balduect Pegolötli lb«i P&f;nini III S. 3ti und 368» relativ geaan
untnTidiM; ntif iliin beruht vor atli^m <!!«■ fOr tltu< Auftreten dt-n Alane
im OriMit «rsobiSprendo DAnttoUang von Hpvd {CaniinCT«c dn I^ovant 11
8.605—571. vgl. ancb I 8.430, 462, 497. 542 etri. der die rolgenden
Mitt<äluag<;n entnonimen nind. Haapt|>rftdoktion«p1ate war K1eina<ieo.
Haupt) londetiplaU Koiutantioopel-Feia. Phocn^t irou den Ilalioaem
Foglia gmannt) produzivrtv nlUio jUirlich 14 000 Zentner; hier baltcu
ücb Genucien der Ilerr^cbcin bemltcbtigt, dmien dann nueh der Löwen-
aotcil des Kxport« KuticI. Von g^lt-irbi^r dUtis Irt dvt im Innfm RlHn-
aiiesa, wahnobeinlirfa bei Karahlua. produziert«. Ober Tmpeiunt expor-
tierte allnme di rucca di Colonna: ttwae guringer war derJMiigi;, den
Pegolotti .l.Hpni* nmnt, dvr bcii Ouloubad ^'wonnm. Ober IViglia am
MarrnftTamccr verhRnrlolt ward, t2000 Zentner produiierlt CoUai (Kou-
tni^hl in Kermian: Kiportpl&tze n-nren Mil^t iPaUtio) nn>I Kpbem
tAltolaogo), — Nidil i-rvr&lint von Prgololti lind AlaanDiineu dn
Sultanat* lc«niuiu. Weniger bedeutend «ind die Miuvn «intger Irnein
de* Marmaramterii , von L«iibo* und Tbraxien, diejenigen Aeg^rpUmi.
Nnbiena nad Arnbitu«, und der Aliiun Alvppo», der in Wirklichkeit von
,Ri^', di-m beutigen Orfa in MeKojiotamien. dnn alten Kü«Ra kum.
(He; d besweifolt 8, Miß. ob die^r in Wirkticbkcit dem Mituloller be-
kannt war; Bortbollet I S. 410 erwabnt ihn. als Behon dem Alleriam
bekamten. aograanntva kfinttüclien Alaun). Pegslotti untirrscheidet
dann ebenso die Alaunsorten nach ihren nalDrlicboo Kigen schalten und
der daiauD re«ultier enden Qtinlitikt: vom ireitvoi)sl«n alluuie di roi:ra in
groMCS eiaiUin) icbrn KrütallblÖL-kea, Aber die Mitltlaortcn («llam« dl
- 83 —
des volterrftnisrhen Krieße. ier Eroberung tind PlUndening
Volt«rras f^effihrthat, die einen schwereu Schallen auf Oh&ralcter
und Andenkon de« Lorenxo de' Medici geworfen haben. Die
Kontrolle ffir die richtige Dnrchfilhnmg dieses ganzen Systems
weitverzweigter Reglementierung wnr detnentaprechend eine
be«on<lers strenge und euergiecUe; ein« eigene mit umfassenden
Vollmachten au!«ger(istete Behörde hat seit den dreissiger Jahren
de« 1-1. Jiihrhtmderts das g-.inze Färberei weseii unter Aufsicht');
von einer anderen — den officinles anper damnis tintnre *) —
werden die gefärbten Wollen, Garne und StniFe nnf die GSte
und Fchlerlusigkeil äer Farbe geprUffc, mangelhafte Arbeit
durch Abzüge am Lohn ge*<traEl*). — Der Erfuig all dieser
Musregelo liegt noch hi-ute klar «q Tage: die iinverwtlatlichfl
•ort« d«lliL bnoon nlltimiorii) bifi liinunttir in dem ^ringvten, dem auf
itcu HaJc» tler Minen gewonaeneo altuiue di foua oiln di cotda.
Im OccJdrrt kanntu tnfts vnht auch im gxnxca Milt«ln)Ur tini^
rrodakttcnMUUcn des Alunns: Mtyi aenni dea vom Monte ArgciitAro.
von Majore«, SedjdmeMa (in Mnro«eo), Bu^'ia (Algi<-r), von ItohJa und
der Intel Valcano in der li^nriecheD Gruppe-. Erst di« ^richwoning dei
Ori«i>timp«rb durch das Vordringen der TilTbvn HIKrtc dduo alcr sb
flnergischen Vcrsurhea, auch im Weiten du« utienibehrtiche Trodukt su
gewinoen, und eur Entdeckun); der Minen von Tolfa Ivi Cintu veccliiu
Im KircbenetdAt, di? qaantitsHv und quitlilntiir den orientaliscb^'n Dicht
Ba*:bs1aiidea and leitdeni nniinU-rbron})«» in Bctiieii gehalten wurden.
Die takaliidie, drflekwnde Aaabviitung (Ümm Schatici durch die pUpct*
liehe Piiuu»r«rwaHiin|f lieMfn dann in Floreni die U&8 erfolgte Ent-
dcckoDg Ton Minen im voUi^rmniiüHen Gebiet« mit den ^rOuten Kr-
wvtnogea begrnaeeii. die allerdings die Polgeidt in keiner Weiic erfßlU
bat (da« Nlthere v^l. antea Knp. VI}, cbi-niowenig' wie die, <Iie man aar
die 1492 entdecktirn Minen von Campjglja tetxte. Das Fehlen dinec
wi«htigen Hilfninaterialtt bat dann nicht wenig aacb kuoi NiederRans der
noROtiner Tnchprodaktion mit beigetra^n. — Ueber den 1458 ge-
macbicn VfTsuch, eine Art kQnnlicben Alnuo einBufOliren, aiehe unten
Kap. n
*) Ee aind die acht officiale« tinle, die ich nuent «-wAhat find«
18SI (Lana40 fol. 7); anfange nur fllr einen einmaligen Zveck eingelebt,
irt dk BflliOrde dann bald so einer Bt&ndigen geworden.
*) Laaa VI » !9 (18*1|. Anch die Obrigen Arbeiter, vor allem die
Weber, liaben fQr tnangelliafle Arbeit ßchndmirfaCE lu leiiten. Dabei
«■UCb«id«t in sw«ifo])ian«D Fallen der einfache Scbwur de« Arbeil^ieber»
fegen den Arbeiter, wie auch in Ptw.
') Vgl. uDlea Kap. V paaBin.
— 86 -
Wie dem RohBloff, den Arbeitsiniibruaietiteii und Färbe-
mitielo, BO wandte die Zudü endlißh dann aucln dem fertigen
von weaigntei» 30 a. ad. tax. länger aU 14 curnao (Rutvo), luidcr« 18 RuUn-
V«rbot«n iit aompatare vel reducere meniuTait] plnriam pannoram ad
unum vfll inmdrrc aut clovurr de ati(|uo p^DDO aliquAiu qanDtitatein panui
oo^aMOiic tnaiarU lont^Uidinia. ISSl <!l<tat il ibid.) erhöht aof 14 vntm«
Sbraccia^Klk-n), mp. 12 cuntie Sbmcoiu; (lfnient«)iir<.'h<.'ti<i wird di<) l.iUi|[i^
d«r Tuchapasnen auf IS re^p. ]3 Kllea IwtgMotxt; 13(i2(LiiBa 44 fol. 54):
far alle Tuche läViouiiiac: 1372 (ibid. 45 fol. 115): 13 canoiu; 2 bnccl«:
knr» darauf 58 Iraccift (= 14 cannae 2 hraecia) ; 1387 (ibid. 47 fol. 1 7) ;
38V< bmccia. — Die Oewegung gohl ilIm), wie man «ielit. iii anfctoigeDder
llichtung; man ftih eich genötigt, nach hior von d<.>r urtprttngUcibeo
Strnng« ein wenig iiBrh2iilaBaeD : dabei ^iug — wie Hieb dentlich verfolgen
Itei — die Fnixu rc{(tfltu&aBic ruraus, indem aic die Tncb« ein w«nig
länger niaclite, als das getetilidie Mass -wu; die Uetetzgebung folgte,
nocli mebrercn vergeblichen Via«nob«o, ilicitt: l/ngeseUlioliiteiten eu itrafsB,
iDdem lie tif nnch ■ttnig'.'r 'Ml i>«lbst snm (üeMla erhob. — Im altge-
meinen ticheiiit aicb die L&nge von 58 braccia dae ganze Ifi. Jalirbundert
bindurch «trhaUen lo haben. Dnch worden oft ^p^EiMlllaeeaeii is
Vemraltuugiwege ertnilt. eioicUic l&cgore Tuche »a machen, oder Tucli-
«pannen von grSmMut «Xa der gMetiUcheit I.JUig« ku bauen. — 1435
fCasa vni foL 301) wird ea^i- jeileni Fabrikanten von Tuchen aui eng-
liacbcr Wolle gectattet, pro hundcit ätU-:k Tuch Beinur ,Usa* vierStQelt
,lQii;{ianB amntar«^* vu machen, die er dann aber bewuijem markieren
laoeo oiUBH. ~ In «pltererr /.eit ditgugen whcinl das Uaw der Tuche
wieder Ijedoiitond lierubgegttngen %xi «ein. 1A24 (Laaa SS fol. 114) wird
daa Uaas von Panni di Saii Martino »lelLi e lar^hi alla piana aol
40 broceio, da« der panai di Gurbo auf 39 lirocein angegeben, allerdings
nach dem letzten Uudun und Schcicn (bagnali o cimati). wodurch — wie
wir aa anderer Steile erfahren — di^Lilnge der Tuche um etwa 10 Kllen
inxtickieing; filr die iiaKb dem Orient beatimmlem Tuche soll die Hemmg
nach ,Pi(;hi*, dem orientalisch«'» Km«, Htattfiuden (36— 37V< Pi^>)- —
Vgl. nach nntcD B. da Anm. 1 Übet ün** imd Gewicht der ranni Per*
pignani.
Weniger gut ala Ober die Lftnge find wir Ober die Breite «Uc
Florentiner Tuche uoteiricbtet. 1867 (Uns 44 fol. 17) betiftgb sie 8'|W
+ 't* = S.4Ö braociu: IS77 (ibid. 4G fol. b7) AW braccia (.auigenonRien
panni da letto). la •fAterer Zeit unienchied man breib] und ediinalc
Toehe. —
Von welchen (Jeeichtsiiunkteii man sich im allgetuelncn bei allen
dieaea Y.>rordnungeD loäten lie««, ««igt doutliclt eine Beetinimunn von
14S2 (Laoa &0 foL 117). Damala hatteu die Komuln einmal erlaubt,
aumahnuweüe breilere Tuche all die gew&bnlioheB m wuben, und iofolge-
deaeen war der Preii der gew^tnlichen Tuche vielfach auf den der
— 87 _
Profiukte und dessen Qualitäten ihr« rolle AuFmcrksAmkeit
Ell. Uter kam ihr nun vor alUtii jene eixeitt&mliob mittel-
alterlich« Lokalisation der eiiizelaen Qewerbe zti Hilfe, die
etraseen- und gasseoweise die Genosfien gleichen Berufes zu-
samniensrharte, — zur gegenseitigen UnteratflUnng iu Zeiten
des Kampfes nad Bürgerxwist«!!, zu gegeniwitiger und obrig-
keitlicher Konirolle in friedlichen Perioden der lüglichon Werk-
arbeit. — Wie die anderen Florentiner ZtJnfte. so war iinch die
Tucherzunft in ?ier Quartier« oder Zunfidiatrikt« (conventi) ge-
teilt, von denen drei auf dem diesseitigen Arnoiifer. einer jonHeits
de« Arno gelegen war. — In der Nühe der zünftlerischen Rt^üi-
deox bei Or S. Michele. um die Kirche von Ogni Santi, nördlich
de« Doms in der Vi» dei Servi «nd den angrenzenden Stmssen,
jenaeits des FlusKes vor allem in der Via Mnggio lagen dicht-
gedrängt die Läden und Werkstätten der groaHun Tuchhändler*);
in den engeren Qaasen wohnten, uheufalt« grujipenweira zu-
sammengeschlossen, die proletarischen Arbeiter, während die
Fürbereien sieb parallel dem Arno Tor allem in dem noch
bente nach ihnen genannten Corao dei Tintori nngeaie^dott
hatten. — Diese aus natürlichen TJrsncheu entstandene Grup-
pierung der industriellen Betriebe benutzte nun die Zunft für
ihre Zwecke, indem sie sie zu einer obligatorischen machte;
tmilarM gvtiegen. Dalicc wird die Limm sum Yoifcrtig^n br«it«r«r
Tuche jeUt mit «ner Gubahr von 10 Ouldun Mv»'- Vgl. niicb die An-
gkb« über die Wi-it« der .Glte pettiiiaruiu* im .TreittMo dell' nrte dclla
Mta', lieniiiagegebeii von Uurgifllli, uml «bendiurlbttt di« ginmunAn-
g*\K aber dereo BerecUauoff. Die Seidentacb« latfOD durviiwQK loluniUor;
aack dem Trattato K(i|i. (il 1— IV« bnicciit.
Udier da« (.SewicIiL der Tuclie haben vir nur wenige Notiieo.
KS4 wird m angogcUen iLiLna 55 fol. 114):
a) fDr Panni di äen Mariino ^orai o monachiai nnf GO Ibr.;
I>) fttr Piinni di S«n Martino di a)tri ootori auf &8 ihr.;
c) tut Panni di Sun Murtino ordinnri auf 48 Dir. ulmenü;
d) filr t^ni di tisrLiO auf 4ö ll>r. tiagnati « L-itnati al pi».
i-*^ Die Lüilrn <ler Cntimalaxiinn nan>n uifftuic* noch i)icbt«r cu-
ngl; CT«t 1316 iiat luiui, uncbdvm «in Teil der Milgliedfr
■ich von dein audm-en i;«ti'eiii>t hatte, eine KoinituMtan berufen, uiu HWr
di« Frage la caUclteidcD si an . . . JtaUiinalv r«dvitt vt ilctit is aliqu«
ccrlo lüvo et tibi (CaliinEi)a III niu Knde). VgL im allgemeineD lu diesem
Punkt deo aweitca Band diaicr Arbeit.
— 88 -
sie rerbot darcb Zunftgcsetz den Verkauf der ftrtigca Tuche
susti'rbalb jcnct Quarlmrc ')« wodurcU diexu zur Grundlage der
gesamten zünfUeriacben OrganiHatioD, /.n WablkCrpcra för die
W&hl der ZuiifkbcliiSrdeii wurden. Durch die KonKutration der
Werkstfitten und Verbaufslokale iu einigen wenigen Gassen.
die wieder gruppenweiee dicht bei einander lagen, gewann man
die Möglichkeit einer relativ leicht durch lufflhre «den Kontrolle,
einer Prüfung der fertigen Tuche auf alle ihre Qimlitäten,
bevor aie zur VerMcbickang fertig gemacht oder an Detail-
li&ndler itnd Konsumenten verkauft wurden. —
Da« aliein aber konnte auf die Dauer nicht genögen. —
Waren &chon die Pälschuugon frouider Händler und Kabrikauten,
die ihren Tuchen den äusseren Schein dor Florentiner Fabrikat«
zu geben verstanden und sie als solch« in don Handel brachten,
ein Gegenstand ntetü erneuter Klagen und Reklamationen der
ZnnftbehOrden , bo wurde auch in der eigenen Stadt durch
Verwendung schlechterer Wolle nnd weniger dauerhatter Farben
ein minderwertiges Fabrikat dem besseren unterguschobeo nnd
hierdurch der Ruf dos Florentiner Tuches im Ausland ernst-
lich gefährdet*). — Auch hit-rfür wurde eine Abhilfe gefunden.
1 El lind die «inventi von San Martine, San Uraaiiano, San Pier
Sofaeindio, Oltrarno. Schon Ruch cSpri Hntea Statut (Laaa I b 21) dDrfen
die LEden der lanaiuli nur ,iit vüb publicu* liei^o. 13S9 (Lana 41
fol. 14} UDil 13)^6 (ibid. 46 fol. 207) wird he«limitit. (Iuks keiner da« Wollea-
gewerbe |an lane et aUuiiiaU) andorawa treiben darf, alt in dca ,coa*
vmli*, »In .lanifai publioua". Wer nicht jährlich nenlgirtenii .'lO Stocke
Tnch fabrizivri, darf ausicrhalb dci B<MirkB, in d'oni soin« Werkrtatt
lie^. keine der eigentlichen WprkBt&ttarbeiten (vgl. unt«) Kap, V J 3J^
wi« Wflllk&Tumcjrei, Wollnahläftei-et unii Kirmpuit-i. vomehnieD la«en!
Vgl. Lana VIII c l*. Dauh wird fibid. VUI d 34) der Zwang, nur im
eiiienen Laden tu verkaufen, aiift(«hoben , and Akt Terkaaf tiberall ia
Stadt und Distrikt von Florftn» gestattet, D«- R<tirk ,01t«»nio' ■eheint
DniprflngUeh nur die Via Maggie unifaest zu bnben; weil aber dort nicht
genug lAdca Torhandea waraa, wurden 13S4 (Lauu 40 Toi. b) hintagCDom-
men: 1. Via recta. a riute» ponti« veterii ud plMteum pontii Carnue
(Borgo San .lacopo und Sud t'n-diiwv); 3. Viu 4 leouuiu, wo der Vis
Haggio ad Viam di pmxta. Niirh I.ana M fol. t5 (USS) war I47S bs-
stimint vrorden. daa Wollengewerbc nur in den conventi usilati sa treibeo«
wie ve 1440 tmtgeiegt woriliMi »t^ion.
*) Vgl. ODtcnKap. Vtl. Vor allem «oien die Praktiken der Vcnetiaaer
- 89 —
Indem raan eine £ntwickelun^, die sieb zunächst aus natQr-
licben L'rs^achen spontan ergeben hatte, durch gesetflliche Morm
festlegte und zur zwingenden itegel erhob. —
Im Laufe dea 11. Jahrhundert« hatten eich »angehst in
den conventi von lOltramo* und .San Uartino*, die meinten
Händler etabliert, die die eigentlichen, vor nllem (Üt den Export
büstimiutvn QuuHUitatuclie fabiizierten ; und so zahlten diese
beiden Quartiere nach dem Stuucrspteni der Zuut't höhere,
leitweise doppelte Abgaben für die gesamten in ihrem Um-
kreis fabrizierten Tuche '). Nachdem aber eben infolge dieses
Steuer^tysteme mannigfache Klagen der hoher besteuerten Kon-
rente laut geworden waren*) — wohnte» doch immerhin ancl»
noch Fabrikanten minder wertvoller Tuehe in ihnen, die sicli
durch die sie mit Unrecht treffende habere Steuer beacbwerb
fohlten — nachdem dauu der Versueh, die Steuer, utatt uie nach
Quartieren umzulegen, vom Fabrikat »elbst zu erheben, als in
der Praxis undurchführbar wieder fallen gola«een war"), — übte
aun, wie auch auf anderen spiilcr zu erwähnenden Gebieten,
du Steuersyätem selbst eine regulierende Wirkung auf die
Organisation der Industrie aus: wer in den höher besteuerten
Zunftdistrikten Tuche zweiter Qualität fabriKicrte , sah aich
IIAndler in dioier BeEiehung burUcbtigt. 1496 ward« diJier l]«atimmt
(lam il feJ.Sl), daas am Koade jede« au piportierandcn Tiichii dar
Mainv (Flnottt* pJn|^tmg<Mi werden lolle. Doch wird diese Dectinunuiig
Kbon 1438 (Laaa .'>1 fol. 172) widcmifui, wcdl wi« die Tucfae »«Ibab w
auch die Markierung von fretadeu HUndlem gefillBcht warde.
'} Uebrr dua cigentitmlichu Stcui;rtyi>ti;in ct«T Tuchennnrt und die
daraw renltiereiide KontitiffeDtiening der Produktion vgl. unten Kup. VI
nsd Band 2 die*er Arbeit.
*) Lmift iS fei. 18 ff. Die Hwl^inining erfolgt in dw W«!i«ft, diun
jeder Tucher fOr jedes einxeliie Tuch in den Brtirken San Martine und
Oltnumo eine hSher« Summi; ?.u j.ahKMi liitte aU in den lifviden anderen
fioEiiken.
') .Pnani üdi* •oilU-n U «, 4 d-, panai groxi aar 2 f. lahlen; aU
letitvre gelten alle diejenigen, bei denen die ,ciiana* nicht mehr als
4 Ihr. k««tete. Do^h war eben diu CTnteracbeiciang Bwiacben tpaoni Üni*
und .piuini grox^i* nicht durcbxufUbren; ileim das Mi^rkmal dafttr, der
Preis, ergab «ich ja erst« da Prelstnseii nirht existierten, beim Verkauf,
und war daher fBr 8t«aenw«eko nicht recht ku brauchen, — JedearalU
war den Sekniiiggel dadurcli TbOr und Ther geSfFneL.
— 90 —
bald genötigt, um der ungerecliLon Besletieninf; 2u fntKeben,
s«iaeD Wohnsitz nach den minder hoch besteuerten Stadtteilen
SU rerlegCD. — So wurde im Anfange des 15. Jabrhundertg
die lokaie Trennuog im Anacbluss an die DurcliscliiiitteqaalitSt
der hier und dort fabrisiertea Tuche nlluiütilicli eine t«)I-
kommene; und von da f&hrtfl ein nur noch kurzer Schritt
dazu, daas sich die Polizeitfesctsgebung der Zunfl dicsea Om-
Stands bei»ächti^L<- , iiud indem sie aus der thutsächlichen
Scheidung eine ubiigatoriscbe machte, eich die HOKlicbkeil
einer genaueren Kontrolle iiicht nur über die Steuerzahlung
üelbst, Hoiidern utich über die Gflte des Fabrikates verschaffte,
um in den «iigeren Bezirken, in deneu von jetzt an die
Fabrikation der besten 0»»l>tÜten allein gestattet var. die
Herstellung eines wirklich vortQglichen Fabrikat« zu garaa-
tieren.
So konnte man sclion 14l)9 dazu tibergeben, die Tervea-
dung anderer ats englischer Wolle im Üistrikt von San Hartiao
2U verbieten, wlihreud ihre Yerart>eilung in den tlbrigen Be-
zirken einstweilen noch unter der Bedingung zugelassen «nirde,
dass io dem gleichen Laden xn gleicher Zeit keine anderaa
Wollsortcn zur Fabrikation benutzt w(!rd«a <): eine Hassrcgel,
die (Cir die ganze ^uuftpolitik des 15. Jahrhunderts Auf diesem
Gebiete eotacheideude Bedeutung erlangte. Diese drei auderea
Bezirke aber, in denen die weniger guten Tucluorten her-
gestellt wurden, hat man dann bald in der Polizeigesetzgebnng
der Zunft unter dem Xiimen Garbo zunammengefaAst ; es ist
die Zeit, uus der dos xcbon erwähnte Sprichwort ,n^ Garbo
BÜ San Muvtino* atamiut, die Zeit, iu der Cosiuios de' Hedid
*) Daher itrengea Verbot, in Sun Uartino andere als latw franc
ta v«nirbeil<D (Üt^griiitduaii vg\. ol>fD S. G!) Anm. I) ; «er in dea anderen
Bezirken, (ob liati<I(<lt tich dahvi in erster Unit; uui den .Oltrwno*) lau
franoMciie rararlieiten will, lirirl' nur boIcIic und kuini: andere im gleicheti
Lailra Terwf^nctnn. Ni-li^-n Inam il<- 'iutIio sind aur franc«Ncli« meutane
(iiiL Prelü 1011 Ii9cli»tciia 1& Ibr. ail Dar. pro 100 ITundl lagelataeo. Jeder
laaaiolo aut Via Mnggio, San [>i<T S«h«mggio and So.» BntncAii» mtm
im Deaunbcr jedes Jahres angeben, ob er itu nllclivteti Jahre lane fine oder
Uae pame vei-art»eit«n iriU. Kbcnso ilann im 9- Stalot den Wotlenionft
(UnaVlll cä).
— 91 —
belcannter Auäsprocli gefallen i^ein soU. dsHx weuige Tuche
auH Sau Martiiio genEl];eri wünleu, Floreux wietjer mit treff-
lieheo Mäntiern ^uomiui da ben«) zu fallen ').
Die Durchführung dieser PolitJk aber orgAb mit d»r Zeit
um so grossere ScbwiorigkoiteD, nls man schon in den dreiseiger
Jahren von seitcn der Kanft den Versuch uinchte, in energischerer
Verfolgung der urdprUnglicbeu Absicht di« Fabrikation feinerer
Tuche, die Vertveudung der besten Wollaorten, das Färben
mit echter Scharluch färbe ausserhalb des Martiusbezirkes gänz-
lich zu untersagen. — Diese Schwierigkeiten ergaben sich in
erster Linie aus einem Widerstreit «wischen den Intereaeen
der Zunft aU Vertreterin des gesamten iaduütrielten Orgniii»-
mus und denen des eiuzekicn Fabrikanten und Kaufmauus
in seinem inilividuelleii Streben iiucli Iteicbtuui uud Macht,
nach Ausnutzung der wech^eluden Konjunkturen, nach mög-
lichst inteiiBiTer Verwertung seines im Handel investierten
Kapitals. Gewiss lag ee auch im Nubten des einxeliien Fabri-
kanten, wenn die Florentiner Tuche — durch die strengen Kon-
troll massregeln der Zunft auf gletebomssiger Hohe gebalten —
ihren alt«n guten Ruf behielten; und in den relativ üelteiien und
kurz dauemdeu Perioden eines ruhigen gleicliniääsig^n Abnatzes
der induBtrielieii Produkte mochte das strenge Zunftregleraent
nicht leicht von irgend einer Seite Widerspruch erfahren. —
Brach dann aber einmal ein plütulichcr Krieg herein, der den
Export der feinen Tuche erschwerte oder gar unmöglich machte,
80 moclite diese Absatzstockung fUr manchen der Fabrikanten
im San Martinodiatrikt den geschäftlichen Ruin herbeifQhren,
') Hun liKt diese ans von Gnicciardioi fStoria <li Firoat« 6. 18]
übcrlieferteu Worte (die ]>a.re<;chi |iaaiii di Sau Miirlino rieinpirebbono
Pinto«: di uomiDi da bcao) im nllgcoioiiivii co icvilcutut, ,diui für d«D
Terttut der vertriebeneD AdetageadiUcbt^r nun di« Stadt durch diu Auf-
konunen rticlivT bÜTgt:rlicht.T Kiemeute ruileu Eraat» beb&iue. denn Oieae
tragen bau |>tBllch lieb Gowiindor hun Wollaotuoh im Otgen^
■ata tu den im H«idßii|{ewanil eiiiberKcliendeo Vornehmen*. Sollte aber
aiebl uocb dio luidero GrkliLning möglich sein , dau eino geringe Ver-
tnehniDg der Produklioo bciaerer Tuche im itaode svin werde.
der Stadt dicun Kmati xa htiagtti'i — Tüchtige UKnner natdrlicih im
Sinae de« bllTgerliirii plutokiatiKb denkmdcti Medici, mit ironischer
8[>itsv gegen die wirlclichen ,KdeII«nte*, die wxhn iüy«9oI.
- 92 —
da ihm die strenge ZimrtKeseUgebunK den Weg rersperrt«,
ncli durch die Fabrikation minder feiner für den heimischen
Markt b«fiHmmter Tuohe einiger niBBsni Etäutit zu schaffen und
so über die Xciten wirbtchnfllichcr Depression hinwegtuhelfen,
— während auf der anderen Seite der Fabrikant tod Garbo-
tuchen seinu FiUii|jkeiten und seine Intelligenz nicht in dem-
jenigen Produktionszweig entfalten konnte, der von allen den
höchsten Gewinn brachte, wollte er sich nicht entschliexaen,
seine Betriebs werkstätte in den anderen, beToncugten Stadtteil
zu verlegen '). — Aa«i diesem AntagoniKmus zwischen den
Interessen des tinnzen, von decwen Gedeihen doch auch der
Einzeln« abhängig war, und denen der einzelnen Produzenten,
— einem Antagoniemu«, der zugleich ein solcher zwischen deto
Bestreben nach möglichst energischer poliKeittcher Kontrolle
lind der Notwendigkeit einer gewissen Elastizität im kapita-
listischen Produktionsbetrieb war, der aber der Zeit selbst in
seiner inneren Notwendigkeit nie klar zum Bewusstsein kam,
— ergab sich auf dieeeni Gebiete, wie auf so vielen anderen
während des ganzen lö. Jahrhunderte ein unruhiges Tasten
und Veräuchen, ein kontinuierlicher Wechsel swischen starrem
Festhalten am Wortlaut der Bestimmungen, und ängstlich vcr-
klausuliorteu vou Fall zu Fall rnieucrten Konzussionen, die den
laut geäusserten Wünschen und Beschwerden einzelner Zunft-
mitglieder Rechnung trugen. Und dieser Zustand wurde am'
so schlimmer und unerträglicher, je mehr — seit der zweiten i
Hülfte des 15. Jabrhtinderts —- sich Symptome eines lang-
Samen NiedergangH der Industrie bemerkbar machten; indem
man den Grund desselben in der mangelhaften Durchführung
der lUnftlerisclien PoÜKeigesetzgebung zu finden meinte, suchte
man das Allheilmittel in immer erneuten Verschärfungen der
Gesetze selbst, in erhöhten Strafen und Bussen, — um gleich
') Q«rade dn« wftr wieder durch andere Zuaftgcaeti« Ober den
MietlkODtmkt i^nichwprt, die nicht titir ilas .Ausmieten* streng verboten,
«ODdem socli dem Inbaber einer WerknUlt mit ulien Mitteln nacli
Ablauf «ciuiiu Kontraktil den Weiierbeuitx denielbon in gnraDtierni wr-
cuchtoo. \V1. duttbor im allgomriucD Poobl man q a.a.O. pkwiin und
den Ober diu Mietrecht handeloden Abschnitt im aweitea Band« dieMr
Arbeit
— S3 —
äanaf von iler R«akbioii des Verk^lirslebens gegen eine allzu-
strflDge Fesselung iie8aelb«D gezwungen zu werden, die ZQgel
wied«r lockerer zu lassen und das Prinzip den Anforderungen
der Praxis zu opfern. Wurden etwa in Zeiten gänzlicher
DepreRsion Häuser,, in denen sich leerstehende Fabrikations-
Werkstätten befanden, zu Wohnhäusern umgebant, eo sah maß
sieb, sobald das Gewerbe Rieb wieder ein wenig zu erboten
bagailD, genötigt, die engen Zunflbezirke zu TergrGsäern, neu«?
'Stranen und Plätze hinzuzunehmen, oder gar die sonst »o
streng r^^rp^ote Fabrikation im eigenen H&uee, ohne .bottegn
pobiica*, znzulasaen. — Es sind in erster Linie Symptome, Ex-
pooeuten des altaiUblicbea VerfaUa der luduatrie; kein Zweifel
aber, dass diese immer engherziger, unelastischer, wenn ich
80 sagen darf, unreaHstischer werdenden Be«rtinimangen ihn
— wenn auch ohne stärkere Einwirkung — beschleunigen
halfen, E» wiederholle eich die alte Erfahrung, iaaa streng
umgrenzte äussere Formen, die einem kräftigen Wesen Plate
genug zur Entwickelung lassen, einen schwacbeu Körper bald
erstarren und TerkUmmern machen. Üie Begriffe .San Martino
und Garbo' blieben bestehen , als die Floreniiner Industrie
ihren auswärtigen Markt fast vüllig verloren hatte und in der
Fabrikation der feinsten Tuche hingst von anderen Stfidten
und liändem Überholt worden war '). —
') lim pinen Begriff von dem unftufliörlicheo 8uhwarik«i in dei-
ittufUerisclR^n I'ohtik, varHllutn (IrrK^wcrliepoliztiilichun (ivsetxtji'buni; tu
geWn. wie e^ sielt iu noreut nuf fkst ali>en Uebieteii h'i'ltänd ni^uLt, lawe
ich bter in Fonii kurzttt' Ru^^ettvii die wiclitigstnn FIhuhd cJi>r Lit'gut'zgoljiing
Ober (8ao MuUno* uud ,(iarbo' ialgen.
I40S iLana 49 fol. 4 ff.). Rntb^r Rrlau (Inr 7MBit (»ichi! oben),
durch den der convi-ntus Sun Uarlino seine äoadcratcltung erhält, indcin
in ilim oar engliacho Wolle xur V«rarbeituti^ xugelaMen wird. 1409
(Pebmar) burciti wir! i)i«e B^atimmua^ fQr ein Jabr tuBpendini und
ipropt^r IfttnentalioincB pnupernro et miflerabilium* die Verwerdtmji 'On
OarboiroUe i:ii caiu-entu« äan Uartinu (ftwUttct: ebenvo April 1410 aul
w«it«re «wd Monate. 1410 (Lfin« 49 fol. M) werden die «trengoroit
BMdramDBgrn ron 1408 ernnuert, uni) »n «ncboinen «ie auch im Zuofl-
■Wut Ton 1428 ([.uqm VIII c 8l. 14;J5 wird bestimmt, diiaa jvdci: .in
r^smübu conventibus' 4% der von ihm verfertigten Tudie aus Una
aagiica mu rrancitcena w«l>ea \tmva darf. 1433 iLana VIII fol. I7'i).
BatUnunuag der Marken fQr die ven(^i«denen Tuobsorten (v;l. unten
94 —
Die strenge Scheidung der Distrikte b»tte, wie gesagt,
Tor allem den Zweck, xwei grosse Klassen von Tuchsorten
S. n], 1462 <Liutu 53 fol. ISl), Verbot, «idere ftli lana rnMifrenft in
Bchtem Schiuliieh eu flrben. lißS (ibid. 53 fol. IOC) wird di« Vwbot
auf die ptttmi ilHltt tcrea r&inonv di Sua Uartino, J. b. die gewäb&livluten
UOH malischer Wolle g«l't.'rt igten Tnclif.'. misgcdohnl. 1168 (Ljuia 56
fo). I3)> Lima franciiieiia darf nur in Üüa Morlino veiarbeitel wrjiea
(Anfho)iiin^ ilfr nneh 1429 li«'>(lehendL-n bvilinptea Listnif^n für die an.
deren conv^nti). Hf-Q (ibid. &ß fol iTi wird wieder eine ADEnahnMt
fl^ittatUt für lut« groMtc franuigme im ?M<i«a v<m h9chit^^( 15 Ibr. pro
100 Pfund. 147 K (il^id. &iJ lol. 70). in San Martino nur tana bancnca.
14 77 {ibid. £>Q foL 81): da im Beiirke von San Martino gro««er Maoget
An f/idvn b(>it<>l)t . wird hinzu^enomnieii die giuite ,Via dal Caolo
del Gifflio in aino alla volta che tu a Santa Marffberita eoUo le
caie di Pil)]>po Kinipri*. Alle Arbeit im (.-i^etieR Kunse (d h obnc
bottega putjlica) bleibt >erbateu. Die I'njini di Ssut Martino und die
di Garbo iuilf>u.m v«irvehic>doiie Zeichen haben. 1482 libid. 5ä fol. 118)
werden .lanc di concha' in San Uartino verboten, in den andnru Kon*
ventvn nur mit SpeiiiLlerlaubni« d<>r Kon*uIn xugolauien. 1488 (ibid. SS
fol. 120). pcuiiii d(^ gnrbo mtlaaen die Marke .garbo' tragen: wiederholt
1489 (il>id..5« fol. 128). 1485 (ibid. &« fol. 1S4). keiner kann aagteich
Sen«il fUr puDni di Garbo und panni di f>nti Httrüno iieis; du Oleicbe
gilt fdr di« lanini (WolKrägcr; Uoa 16 fol. KU)- U87 (Uua S4
fol. 140), uuKfilhrlicher BesehluM über AnedehnoDg der conventi: 1481
sei beccttloaiten worden, da«« keiner eine Werk«tlltte Mir Vf>ntrb»tuuK
Ton QarhowoUfi craffnfn dOrfe, sä non ne' proprii eoavcnti ttntt<-hi, d. h.
in denen, die bia 1440 alt solche gtgolien hUlton, .per estcre piii inaiemc
di guardnnri l'nnd l'altro' und am dadiirüh Butrnfr l>n«*er Tärhindern su
kUnoon. Doch waren tchon 1462 Klagen von solche» laut gewordeji, die
bereit« Tor 1481 an den dnich die nf-ue B>-ttinimiinft TeTboteaen Orten
Ijiden er&ffnot oder vermieti^t hatten; Jnher wurde 1462 beacfaloaBOi,
diesen Folgte su geben und die Läden nn jedem Ort /urulaMen, ,el '^nale
infioo a (luello di . . . fuiae Htato dichiarutn choavento per chi ne liavem«
fakTiito aactoritä. Jetzt (1487) konnten erst recht die nltcn Grenien too
1440 nicht aufrecht erhallen werden, denn die Luden dawlb«( waren
.diSacte e Caetone habitationi di cittadini*. Dnhi.'ii' wird beacbloBscn, die
148li erteilte KonKesaion !iu rerliliigern und alle wegen Uebertretung dM
Oesetac« von 1481 verbiLngirn Strafen zu crlaHt-n, — Kinv andere Nach-
riebt von 148" (Lana 16 fol. I) berichtet, dodi damalt im Konvent Saa
Martini} viele I<!Ulen leenilanden ; daher tvien noch einiKC Stranen tu
diesem conventu« hinxugenomroen, dagegen jedem Tochoi- verhole« worden,
einen Laden xu haben .dove familiamiente haliiia e »otto la casa dfUe
Biift abitamoc*. ~ Seit etwa 1500 i*t Oberhaupt facl nie tnebr in der
Zunftverwaltnng vtm den vier alten conventiu, lODdern nur <roo uweien.
— 95 —
Toneinaiider zu unteracheidca: es Bind die pnnni Bei oder
tintillani tind die panai ordiimrii oder ffrossi; die bu» teinatcr
Wolle gewebten, mit den besteo Fürben ^efärbtcu Qualitäts-
tucbe im Gegensntii su alleu audereii Sorten, die auBBerdeni
in Florenz gefertigt wurden. — Es braucht nicht gesagt zu
werden, da?« nicb innerhalb dieser beiden grossen Klassen nun
weitere Unterschiede in Menge geltend niBcben, oh bia in die
feinsten Verä!iie]uagL>n personlichen Geüchmaclcs hinein — wenn
aucli natQrlicb, wie schon erwähnt, von d^r Reichhaltigkeit
der NuancieruugeQ. wie sie die Seidenatofi'e Jener Zeit zeigen,
in der Wollentucbfabriliation ihrer ^ranzen Natur gemäss nicht
die Rede sein kann. — Alle diese Varietilten im einzelnen
to&uzlhleu, dürft« kaom ein grösseres Intereeee haben; auch
haben wir an keiner Stelle eine KjstematiBche Zusammenstellung
deivelbea in den Urkunden gefunden. Man unterschied die
einzelnen Sorten häufig nach den Städten, in denen die Fnbri-
k&tion gerade die»er Qualitäten eine besondore VoUendnng
•rreicht hatte; so fabrizierte man in Florenz Paoni Sueatoni —
Puni Pdrpignani — di Lilla — alla Borsella oder alla Bor-
Mlliuft — di Provenza — al Daagio etc.; daneben findet —
nicht nur in den Kärbereitarifen — die Untemcbeidung nach
Farben statt, die ja auch in eriter Linie den Wert der Tuche
mitbeatjniioen halfen. — Endlich hat man auch die Tuche nach
der Zahl der Kettenlagen und der diesen entsprechenden Schäfte
und Tritte*}, die beim Weben derselben nötig waren, unter-
,de Bu Ifutino* und .do tiarbo* diu Rede; fQr dictc wctdtm z.B. 1503
je Bwei coniervator« erwU-blt. — 1509 <Lann S5 fol. 32) werden fUr die
Paaai de Oarbo lur ITnterecheidung btietimmte Ranilfarln-n f«et|re»ftiit.
1&I9 (Laoa 55 fol. 103) eoll, weil vIoIp LUdon in dft Vin Mnp^o ser>
■tCrt üind und e» an Läden matiKcIt, die nentelluiiff von Tncb auH lana
di parbo auf der piaxia di Sun Miol1^1l'> Ariln lram>)P gMtnttot M^n.
19^4 endlich wird drn Lanaioli von San Martina goatattel. ihre Tucbe
auMer in ihn^n Ltdeo aucb in .piaxsula A\ San Martin«* ku verkBufea;
fli« dürfen nui lane d'lDgbiltem verwendeti. 1AS3 wird auf zwei Jahre
gastkttet, dieae auch im ,iraibo' sn verarbdlen, ltt5( jedoch diese Er-
. laobnit nicht erneuirrl.
') Da« ilalieaiaclie Wort ist .liccio*. Es bctcichnet towobi die
Kette Mlbtl, wU anoh den Schnit dn WebcLauiDB, als cadlich dio Hajchan.
dozeb die dio dmalneB EMtcafIden gezogen worden (vgl. LimaVlll c 00
|I4S8]): Qua Textern et Teitnce«, qiiasdo in licciando (antettelny
— 96 —
schieden; man kannt« .panni a due ^ a tre — a quattro
licoi' M und solche .alla piaoa*. — Ganz g«80odert atefaen die
apaoni da letto* *), ein Xebonprodnkt der Florentiner Industrie,
(Ar das anch geringere Wollsorten und Wollabfälle Verwendung
finden konnten'). —
Wie wir «s »cbon bei Besprechung der Wolborten kon-
fltalteren konnten, das« trotz anfänglichen Widerstrebens die
Zunfl sich allmählich genötigt sah. von dem rigorosen Fern-
halten aller minderwertigen Qualitäten zurfickzukommen nnd —
vor allem getrieben tod den Bedürfnissen des lokalen Markt»
— BUch die schlechteren Sorten zur Fabrikation zuzulassen,
so hat man im 15. Jahrhundert zweimnl — und das zweite
Hai mit Erfolg — einige belieble billigere Tuchaorten, die man
bisher vom Ä.uäland hatte beziehen mGseen. durch Herauziebung
fremder Arbeiter in Florenz eiozubö^Ticm versacht. Wi«,
mit welchen Mitteln and mit welchem Erfolge dies geschehen
ist, das wird uns an anderer Stell« zu beschifligcn haben. —
Die (Panni Perpignnni* ror allem waren ck, die der beimisclie
Konsum begehrte und (Sir die er einen stets aarnahmefähtgen
Markt bot; and so wurde deren Qewitinung fUr die Florentiaer
Industrie als ein besonders grosser, stets aufs neue gerOhDiter
Erfolg betrachtet*). Man scheint darunter jene tricotartigen.
raiDpuat fil& licciorau if«a ranittoat c«n nvagtio sra etajnine . . .
«oll Jeder TOD jetxt an conlinue in domo lue ahiutÜHiis ata U qua
exerceret minUtcriam tesradi atar« et debcat eaie benc fiitdttu de Tcris
lieÜB.
*) la tuuercBi Tiaktat liaadclt es »kh um panai a i liccL Ce-
taiHtart* Gew«be, dia ««t mofar tjddA« und Tritte «erlaag«B , find« ich
niigeadt in deo Statuten der Wollfotanft erwähnt.
>) DiH« «rerdcii (Laaa 45 M, 41. 1400) aoMlr&eklieli tu An ,tci
pertinentea »d aitem* gerechnet
*) Waa die ,|>asoi alla lo^tnera* b«d«gkD, die (Laaa ü fol. 09, 1$49|
an laaa pMtiaata rel acardueata gefettigft werden dQtfen, üt mir aicbt
klar Kswordea.
*) Üeb«r dm Charakter der Paani Peq>igDsni habe lA nirgflnda
gtDaaere Angaben Baden kSaaen. — Ein ausfttfarlichee Statot Toa 1477
([^oa SS foL 13) beatimmt, duc allo Arbdtt« an ihnen tmit AotBakme
der Wiacbefci, Spinnerei. Walkerei) nur in der Stadt vorgeoomnea wer-
den dtlrfen ; dnu von Wolhort«a nur lane rnio««cbe, matricinft nottriili,
die TOD Bruizi. Aqoila. Ronagna. RosiigUone, Uaiorca, Uhiorca. San
— 97 —
t
I
I
uagfcmtin elastisch gewebten Stoffe reratooden zu tisben, äie —
vor ulleiu lur die utäniilichc Gewandung bostinimt — «ich eng
um die Olieder jener sclilaukcn J(Liig1iaKEti:<^''tidten Kcbmiegen,
die ■KIT auf den Fresken eines Ghirlundajo und Piltppino Lippi
bewiindem. — Neben ihnen sind en gewisse, wie es scheint^
mil eingewebten Vogelfigiiren geschmdckte Sarschsorten (Baie
n accellini) '); dönne gazeartige Tncbe (Telletti) und endlich
sPanoi Suentoni' — eine nicht nUher bezeichnete (jnaütät —
deren EinbUrgernng in Florenz in der zweiten Hälft« d«
15. Jahrhundert« gelang; sie alle vermochten allerdingn dem
langsamen Verfall der Indtistrie nicht mehrlÜinhAlt zu thiiu^). —
War bei allen diesen Versuchen die Rllcksicht auf den
Konsum der Florentiner Stndtbevölkening in erster Linie das
treibende Moment gewesen , so wjrd man doch dnü innere
Wesen der Florentiaer Iwduatrie nur richtig erfasBen können,
wenn man sie ansieht alä die gewultigete Ausgestaltung einer
FDr den Redarf der ganzen Welt arbeitenden gro!)skfi]>itiili«ti-
Bchen Exportindnstrie, die da« Mittelalter h er rorge bracht hat.
Daber vor allem die') Qbcratii! strengen und harten, die
t _
BUtw Don pälliftt« e bianoa erlaubt, dag^eo pelate, agnellitie, i>f<>v»a-
zale, apagnole (?!). tenintine. mnlndie e di Henina *erb«jeii lind;
et folgen B«itimmang«n nker du« Einfetten, Dber di« /iAhl H«r .paviol«*
(8trUho<:n) für die Kelta (ijS [i&viol« liei Jeu ttewShnlicheD. iV7 bei den
•obnialen): da« Carn darf nui- .a rocca.', ni<chi ,(i tilatoio* venpoouen
werden. LlUig« d«r Tuche 48 bmcciA, die ■tretti 3:1 bnitM-iu: Breite 2*/>
r«|i. IS tiracciA! (i««-icJit W reep, 32 Ibr., Min de» Ik«.- wicht &8 re«p. 28 Ibr.
Verkauf ül nur ig gaor-en StDoken erUulit.
*) Andere AHoa roo äucich vnird«ii icboo im 14. Jnbrbutideit in
PloreoE rabritiorl. Ste beiiMn .Mielinfpc' uil^'r ,i>aie üi lino* < eins Art
Bucbent?). VkI- Turif Für die Fllrbcr im AiibD,ii«t.
>) .Stamt^tUi* wurde ia Florenz ein ieicblea Tuob, nell«icbt reiaea
Kaininsaraprodukt, K'ouiriit, daa btionden im 14. Jahrbtindert in den
FUrbetarifon eine groMe Rolle ipii?lt. Slan untersebiod etanetti gmndi,
mniuii. baut. Die xrsndi hi^ci<-n nuch .alla rmncMca*. Spater »cbeiu«!
ng keinii Ratte rnfhi gMficH lu liaben.
*( Vgl. I. B. Lnna 44 fol. 172 (1308): Intellectia pluribui . . . qve-
rtniDDÜs . . . quod panui qui fiuot ■□ civitate Plorenti« «I uiittuntuc «xti*
civituteni et oomitAtatn Florentie ad ««ndtndiiiii p«r iptos ArtilicM, qui
dictoa pBoBo« faciuut, sudI adeo defectu««i et male •.-oiujroidi, qaod ip«i
panni rcfiudiantur ... «rtialttrn dif KouhuIu. da darant Rlr den (juten
OorDk, Städten Ml« dar Florcutloer WlntctuItafeacUoM«. T. 7
— 98 —
Fabrikation eui(s äusserste eraclLwercnden uud verlangsamenden
BeatioiniuDgeu (iber die Schau und die Markierung alter itum
Export bestimmte II Tuche. — Denn war iti Florenz selbst Dir
den Einheimischen wie ftlr den fremden Kaufmann, der dort-
hin kam, »eine Einkäufe zu machen, »eit der strengen Aus-
einanderhält tuig der Zunftdistriktc eine leidliche Qaratitie ge-
boten, 80 sollte doch auch, wer in der Fremde tom Esportenr
»eine Ware bezo);;, möglichst grosse Sicherheit eclaugt^n, dass
ec wirklich nach Material, Farbe, Arbeit diejenige Qualität
erhit<lt, die er verlangte. Die Plombe, die da» von den Schau-
beamten (veditori) der Zunft untersuchte und fElr gut befundene
Tucli jedermann deutlich als solches kenntlich machen sollte,
zeigte anf der einen Seite das Ziinftwappen, wie e« sich noch
heute am alten Zunfthaus hinter Or San Michcle findet, das
Schaf mit dem kreiugesch muckten Banner, auf der anderen
die Lilie, das Wappen der Stadt Florenz ; dazu kam daun noch
am Kande de« Tuchs das Wort „Oarbo" resp. .San Uartino*
(Änglift) je nach der Wolle, auß der es gewebt war, je nach
dem Zunftdistrikt, aua dem es stammte '}. FQgen wir hinan,
doBS die in eohtetu Scharlach, zeitweise auch die mit Waid
zu farbendeu Tuche ausser dieser Schau des fertigen Tnches
noch einer zweiten vor der Färbung unterliegen, die die Güte
der xum Färben bestimmten Wollen prOfen sollt«; daas wenig-
stens die Schar lachtuclie noch durch eine besondere Marko
.grana" ausgezeichnet werden *), so bekommt man einen Be-
Buf der Zonfi «ine grone Gefulir cnfitchcü kOnne, Tolbnaobt, eüieKom-
miM«ii von aclit UititüMlero la «ftblen etc.
■) PiuiDi lane frmndg«ne *aa Anglict- erbalten eine Plombe. ,in quo
ab uno lat«r« owet ecullu« Lgaa« eam bandoria ot «üb eo bec liclere,
vid.: AngUa et ab alio UHddi «t btud nomen: norentia'.
Piumi Tcro uliamm buianitn quam fritacigcnamin anf d«t Seite,
dia das ZanflwappeD trä^, dma Wort .Garbo*.
Beide an lier Webekante (in teita verri de vivaipio): Pirenx«.
■) Vgl. oben S. 9i tC. Zutrat, >o virl ieh sehe, 1308 (Laaa 44 fol. 40),
1871 (iliia. t6 fol. 19). 1372 (ibid. ih fo). lOS), 189fi {ibid. 66 fol- 92). Ea
folgm daan Bettüumungen : Loniv m fol. 51 (1401), ibid. 48 fol .^& (1403),
ibid. 49 fot. 14 (14101. ibid. 49 fol. 86 (1414). ibid. 49 fol. 4Ö (UU),
ibid. 49 fcL 72 (1419), ibid. 5S fol. 6S (1454), ibid. 53 fol. I&l (1468)
ibid. 54 fol 70 (1476) u. i, f.
— 89 —
griff von dem komplizierten, eiu ganxes Heer von Beamten
absorbierend«!! Mechanismus ron KoDtrollmassregeln, die —
wie mit einem Zahnwerk ineinandergreifend — alle erlassen
waren ,don guten Huf der Florentiner Fabrikate, die die der
ganzen Welt an Güte QbertraJen, zu wabren und zu mehren* ').
— Aber ebenso begreift man , daits auf lUe Dauer all der
aufgebotene Scharfsinn, diese ungemein fein ausgebildete kom-
pliziert« Kuni^t den Keglemeutierena nur dazu diente, die be-
trOgeriscfae Scblaubeit der Konkurren zstädte um so mehr an-
zustacheln und zu reizen. Venedig vor allem war in dieser
Beziehung gefürchtet; führte doch die Kunst, mit dor die
Veuetinacr die Florentiner Zeichen und Ploniben zu fiUscben
woasten, einmal im Jahr 1138*) zu der ndtzlichen Ein-ticfat
in die gänzliche Wertlosigkeit solcher .Marken* im iuter-
oationalen Verkehr, eolaoge kein internationale!» Vßlkerrecht
ihnen nchntzend zur Seite trat*). — Bald aber trat die naiUr-
') Auch die Tuche der Calimala mugstfii schon tor der Bparbpitung
(FärbuaK und ApprcUerang) citur Schau uotciworfen wordeu und war<I«>,
wenn i» für gut bernndm wuran. (ft^ompdlt (Cril iiniiliL IV li S uml 5 hei
Üiudiat B. 26fl (T.). Werden nif. nndi der t'e;rU){rtelluiig vu kurx Ue-
fundpo. oHdo diUf iiiud rück lieh vom Fnbrihnnton itiiniiif hingt; nii<'iti)ii i«t,
oder Süden sieb Fehler in der Färbung, Flecken etc.. so iet der K&ufer,
wann der dodarch enUtandeno Mindom-crt mehr alt 8 Ib. betrfigt, nicht
lar AnoahiDe dci Tuchs verpSichtct ; veon er weniger Itctrlfft, io erhilt
er entopreebeadfl KnUeh&digvBif.
■) Lana SI ful. 172.
't li82 (Laoa tiO fol. 120) war die Majlcitmng der Tuch^ mit doui
Motive begrCtnd^t wordttn, 6h*» sie nicht mit Proteiuer Tach«n verwechselt
wsnl«n tollten. — Dom Überhaupt die Flocentincr Tucli« ginn gcfUlioht
wurden und w«Ioh«r Mitt«) uian «ich dab«i bedieDtv , geht hervor am
LauK 58 Fol. 96 {1456): P«rcbi ncl viagKio ultimu che la noiirit itUa.lva
a laMo ael räftgio di levante sano stati mercnUnti di piii pncsi «lieni
t ([aali'per eqaipare i loro pui&i oos (liraoBtratione a quelli della noatra
citU p«r BTer« miglicre ipnocio,' porelii noso tnnn buoni, feciono. noU'
oidinare i detti panni in au cerri acriverc .dl Fireou.-'. Od'Ic av ac^itA
ehe pftr piuini di Fircnz.« CfMnpernti da choloro ehe Intendono I vosiri
psBni tutti gli altri ■vanzare. Uitn schi-utc sich also nivlit, gefUUrhlr
"^cbe a«r dCD tducnon, von der Zunft geobarterten Sebiffen eimu-
schmaggetn. um deren Herkunft aus Florenx wahrscIiH&lidiCT encheinen
so luvca. Im übrigeo var es gerade in der Tudiproduktion Aoth in
Hi>der«n Ländni) eine ttündige Klage, da« diu Tuobc diM UotrciTenden
— 100 -
tichö Reaktion ein. wie sie ilie Ansrhnnnngen einer iwar vom
Weltliaödel mJlchtige Impulse empfangenden, aber von ihm
nicht beherrschten Z«it forderten; die Kontrollen wnrden wieder
TerschärFt und danertva bis zu der Zeit, da das Florentiner
Fabrikat »(ttioeii auswärtigen Markt votlkommeu verloreo liatte
und di» Industrie auf das Niveau eines dem lokaleo B«dsrf
(dienenden Kleingewerbes herabgesunken war *).
Ein Kennzeichen allerdings fand man noch, um wenigstens
vernchieänne Florentiner Tucbsnrten voneinander zu anter-
scheiden , das aber praktisch niemals za grosser Bedeutung
gelangte: das »ind die verschiedeneD Kandborten (.Sahlbäader*)
und Webekanten (.Vorschläge'), mit denen man die einzelnen
Toch« tu Torzieren wusste. — Bei dem Käufer in der Fremde
aber konnte man unmöglich die Kenntnis dieser Sabtilitüten
voraussetzen: so si;beint man in späterer Zeit von ihnen wieder
abgekommen au sein*).
LwdM TOo KooburrenU-a DacliK«iu«cht wOrden , «ba» das« deren gvt«
QvaUttt err«wlil wUnle. Vgl. vor allvm SchaRz, Eii([liMbe Handel»-
iwlitik I S. MO ff.
') OaTOD. daiM jeder ainxeliie Fabrikant gvxvrungn war, Miae Pro-
dukt« mit wi«» «igencit porvBnUchan Mark» sa beMicbnen, flado ich in
der WoDeuDduitrie keine Spur. Wohl aber findet rieb dieM «bligato-
riMh« BlarkieninfE mit dn Fabrikmarke ia der Caliamlannifl (Oalimala I
r 53 hei Filippi s. a O. S. IM) md vm allen ia d«r Selmied»-
tDduNlriv. bei deo Gold- nnd EiMiucliiiiiedeti (vgl. darflber den awdUm
Band dJMW Arbeit, twd im Rllg«tB«i»Mi E b « r ■ ta d t a. a. O. S. 907 9.].
*) l^na 40 fol. II (1334): Verbot df« Binarbdt«>t von vivagni
fiolotati in wtuM Tiche: inodiSMrt ibid. 40 foL 8S und 48 (1885):
panni Mi« linfia • aaia liiM « paani in «tuae . . . willm viva^i eolo*
inti h»b«i; tetbotea nad diMc b«t panni albi KardasMiti im Wert von
wraig^i als O, Ib. ad fior ; ibid. 42 fol. 3 (IS47): Vertrat. pUBM aUa
UxaaUa com viragnij relnvati« ad modusi paononua fit Daagio m
— Aucfa die Breite der Ränder dient als KeanaeicbeD. Vgl.
48 Fol. 30(1401), ibid. £6 Fol. 97 (1401). ibid. 48 fottW (141«).
ÜMd. Till c 8 «0 (14S8). Die paBBi a 4 Uoci oder alla piana wndea 1881
(t«aa 46 fol. 131) von draea » t licd oder al daaifio dadnreh onler-
■dned«, dan ^v artMeaa ,nva^ «xtMit*, die leWeraa .vivagai ro-
tnndi* luhfii
IV. Eftpitel.
Wollhandel und Tuchhandel;
Transport-, Zahlung- und Kreditwesen.
Import iin<1 Export; hiteniatJounle Hattdelsl}CzicbQnt;en.
Hat man deu gromiindiiHtriellen 'Betrieben jener 7>eii, ihrer
innerao Organisation und den Foriu«Q, die sie angenommen,
Whor die ihnen gebdhrende Beachtung niclt gp»chenkt, su int
man (lauk einigen vortreffliolten, älteren und jüngeren Arbeiten
Ober di« Formen und die Auadebuting de» Bändel» Verkehrs
im Mittelalter im allgemeinen am so boaser iinterriehtet '). —
') Vor allem viaige trefflicbr fnunOÖMlte Werke sind liier ara
nouifg: PigBDiin«u.iJ, HJxtoirr du Comoierce de In Fr&nue; Micbcl.
Histoire du Commeroe de Bordoaux; Uermnin, HtKloirf! du CommMve
de Uontpallirr. l'Qr Flandern kommt j«txt die IcddeT orat bis suia etat«
Baadi> gediehene Ueachichte Belgien« von Pirenne (deut^oh von Arn-
boim) )D Bvtruclit. Für lÜDglund nobto Aih U'^i Wirtechaftsgeachidit«
vor allen Sabans, Ko^liiche Hnndelapolitik. Kür den Oricnthandel
hat Beyd, OeKhicht« Am L^viintvhiindrls (bmulit in der am^irearlieiteleii
UDil bedeutend veriuebrt?n frAnx^viscIiCD Uebenetzung) für iLini^e Zeit
AbachÜMMade* ijeleUmU E^)nt)[K wertvolle Krnanzunt^eii l'Qr die ältMl«
Züt Btaardiagi bei Da-vidaDtin, Ponchaagcn II ä.29i -302. Wenig
BU5};iebi|7 filt uDMff Z«etke iict Beer, üeaohiehte des WelUiandel» Bd. I.
Von IltoruD Werken kunimt neben dun oft guniuuitcii Pagnitii, Della
Decima, vor allem dos für leine Zeit vortreffliche TierbUndige Werk von
Capmaay. Mcnionas biitoiioa« sobn^ In mnrinu, Cuineroio y Art»
d« In ukligoii {^iudad de Barcelona, in Betraeht. Kin BUf^emobnet««
Qnellenu-M-Ic cind die tod G, M(lll«r edierten l)o«ani«Dti fulle rflanioni
— 102 —
FCr Florenz fehlt es allerding« noch immer aa einer 7.uH&ium«n-
f&sseaden, wissenechaftUcb durcbgearbeitoten Gcscbichte seines
Handels; l'erruzzia metur gnt gemeint«, als wobl gelungene
Arbeit regt Icidc-r mehr Fragen au, aU sie zu beantworten Im
stAade iät. Relativ spät erst trat, wie wir sabea, die Biouen-
st&dt Florenz in die Reihe der grosahandeltreibenden Komniunea
ein; ohue den HDckbalt einer grofisartig entwickelten Esporf-
bdtistrie hätte sie wohl oie einen der ersten Pliitze unter den-
selbet) sich erobert, da zur Bldte des reinen /iwiscbL-nhandels
die aatOrlichen Bedingtingen fehlten; eben «lies« Induütrie aber
si<:berte ihr eine gewisse fßr Jen« bewegte Zeit relativ bedeu-
tende Stabilität de.« Absatzex, bewahrte sie vor jenen blutigen
Rivalitäten, wie sie -/wiscben den Staaten, in denen der Zwischen-
handel die erste Bolle spielte, zwischen Pisa und Genua, Genas
und Venedig an d«>r Tagesordnung waren , Hess ihr nucb in
den heftigsten Kriaen einen unzerstArhuren Fonds gesieherter
Arbeit und Aktivität zurück. —
Die Geschiebt« dea Florentiner Handels im Mittelalter
ist — man darf es ruhig sagen — in erster Linie die Ge-
schichte seines Tuchliandeis ; bis tief ins H.Jahrhundert hinein
sind die Wollentuche der wichtigste Exportartikel der Stadt,
w&brend in späterer Zeit die Seidonstoffe annähernd gleich-
berechtigt ihnen zur Seite treten ^). Eine umfassende Ge-
schichte des Florentiner Tuchhandels erweitert »ich daher
natuTKeuiiiss zu einer Geschieht« des Florentiner Handels im
allgemeinen, und es braucht nicht gesagt zu werden, daas an
dieser Stolle ein so weit aui^reifendes Cnteruehmea nicht ge-
wagt werden kann. — Insoweit die staatliche Hnudelspolitik
von Binäuss ivar auf die allgemeine Entwickelung und dos
Gedeihen der Industrie in der von ans geschilderten Periode,
dflUe cittt tOBoaoe eoU' Oiioite crkaliiioa ot coi Tar«U flno au' anno ISSli
Leidw Hehlt Ar die asderen T«iU dat Onenta (AegT-pt^n, Syrien «Ifi.)
ein« Urnltoh ench9pfcndc QurlktumuimiiipDFU'llQiia:.
■) OflwiM spielen — bnonden im HasdeUvorkehr mit dem Orient — )
di« Drohen, PftrbemiltF) und Sp^invicD ileuelben eiae faal ebeobfiitlfflt:
Rolle; si« waren abw, so weit dor Rottatiner Kigenhaxid«! iu Betraohtj
kam. im wweatUehen nur Tauscboly'akt« flir d«n wiclitigsten Plun-atiner
Exportaittkcl, «Uta WoUcutooh.
— 103 —
wird sie uob noch an anderer Stelle ta bescliUftjgen baten.
Hier gilt es vor allem, einen Ueberblick zu gewinnen über
die Formen und [astitntioneo des Handebrerkehrs, soweit sie
insbMondere für den Wollen- und den Tuchhandel von Be-
deutimg waren. —
Wenden wir zunäcli«t unseren Blick: auf den Import der
Rohwolle nach Klorenx und deu Export des ferti^^en Produkts
nach den Absatamärkten. — Der Eiukauf der Wolle erfolgt«
^nrch 4agestellti>') der grossen Handelshäuser, die entweder vod
Florenz aus oft auf Jahre lang dauernde Reisen aasgesandt*)
wurden, oder an den BnupthaiideUplätzen ab Agenten der
SUmmfirma fest ansässig wareo. War es doch florentinisches
SUatBgeMtx, daas an jedem Ort, wo wenigstenä 12 Floren-
tiner Bdrger lebten, diese da^ Recht hatten, eine Kolonie zu
gründen und einen Konsul nun ihrer Mitte xu wählen '), — So
verbreitete sich, äobsld Floren» Ciherhiiupt «einen Anteil am
Welthandel «ii verlangen begann, ein Netst von Änsied hingen
Florentiner Handeltreibender ober den Orient, wip (Iber den
Occident, imd mit ihnen alle jene zahlreichen Niederlastiuiigen
Florentiner Handel>«hHUser. durch die Nie .»Ich die game Welt
dienstbar machten, dae Geld aus gani: Europa in ihr« Kanüle
leiteten. Im 15. Jahrhundert hat unti der Florentiner Prahl-
hans Benedetto Dei eine b^i Pagnini nbgodriickte **) Aufzäbtung
der Ober die Weltbandelsplälae veriitrenten Florentiner Agenten
gegeben: wir zählet) da in KonNtantinnpel, RniüRn und Adria-
□opel &1, in Frankreich 24 Kamen; einer anderen Stelle des-
selben Autors zufolge gab es als Vertreter der grosseo Floren-
tiner Bank- nnd Handelshäuser (Medici, Pazzi etc.) in den
fraDKOsiscben Uauptstädten (Parle, Lyon, Avignon, Moutpellier,
BCarMÜle) 126 Florentiner, deren Namen er kennt, während
') Die#c n-nren allcrding* «ft kommaaditarifeh am GMchlft )>et«iliKt
tad dadurch uii Erfolg dvMülbra interwriert,
*) Vgi. >. B. die Reieeo Pcgoloilia, wie ■!« dhIi wiDeui Codex
ueDgMt^ltL «ind von H e y d , Coniaicroa du I.evsnt I. Rinlaitnog
XVUf.
*) tlngeanickli^ SUluU <!«)l capiUnO von 1834 {Buch [V rabr. M):
Ddrte Statuta rouunuaü von 1-tIS (Bd. li S. 183).
*} Della Deeina II S. 803.
— 104 —
er am rQmücben Hofe a\a Agent«!! vou 9 und mehr Floren-
tiuur Baukbäusem 40 Kamen, im Reich Neapel deren 37. im
tQrkiächen [{«ich (Kon«tn.ntinopel, Bruita», Adnanopolis , Gali-
poli, Phocae«) deren ül zu iienuea weisii. — In seiner Ühef
schwengliclien Art fügt «r dann hiniiu, da&s er von Mailand,
VeaediR, Aquila, Aacona, l'errara, Luccu, Mautua, Siena, Gncta,
dem «Reich* ^leapel (das er in Wirklichkeit schon eiamal ge-
ottiint hat), Sizilien mit Palermo uud Mcssitia, der Insel Rhodos,
Cjpern und Alussandricu, wo auch Florentiner Kaufleute la
grosner Menge lebten, gar ulcbt redeu wolle.
Beyd vor allem hat uns iu seinem trefflichen Werke Qber
den Levantehandel im Mittelalter die innere Organisation jener
italienischen HandelsniederlasiiungDa im Auslands geschildert '),
in ihren allgemeinen Formen nur wenig unterschieden von
denen, die uns Deuischen aus den zahlreichen Bchilderungen
hanaiscbor HandoUkontore bekannt aind: hier wie dort die
innere Unabhängigkeit und Selbständigkeit der Kolonie ein-
geengt durch die Oberaufsicht dar heimischen Zentralbehörde,
wie durch das Bestätignngsrecht des BeherrBchers der Kolonial-
sladt oder ihrer obersten Behörde; bestimmte Quartiere, die
atism^hlietwlich den Borgern gewisser Städte itugewieBen waren;
hier liegt ilire Kiri'he, ihrt- Versanmilungsi<tätte, hie und da
ein Fondaco, ein Kaarbau»; hier siud iu Seestädten die Anker-
plätze der aus der Heimat kommenden, nach ihr absegelnden
Schiffe: hier spricht der Konsul i{echt in Streitigkeiten unter
den Mitgliedern der Kolonie, hier findet der Roisende aus der
*) Danebeu verduiken wir den xnlilrei^htii Arbeiten $obaabe%
der vor allem iLiti Pitfuiur Kqliink'n und ihru Iilinrichtungcn uns genbil-
dort hat, wertvolle AufBchlOsei]. — ITebor die lilteate OrKaniKation der
itaJieniBchen Kolonien iin Orient gi>l>an jctxt Dnvidaolina Mitt/tilung«»
HUR Urkuadnii San Gimi^Emoa (Foracbungen n a. a. 0.) *ebt ioter-
oaaaote Aufschlasse. Panach beansprucht Pita für «eiiiCu tu Accon reai-
dierenden Konsul OvricIiUhurkKit und nndvre H^chLe ober alle im Oneat
lebenden to»cuu«cfa«n Kaufleut« tauch die »üb t'ioi-en», tiieoB und Sa&
QimijtuBQo), die aher bonUitlen werden. Aun Zeugeuauiaageu in eiaam
R«clitNtr«it dua Jahr«« 124fi aobaint bervonugchiw, dtua nur ditycniKen,
die Bidi als .Fifanei* erkUrten, am damit der diraen geKUirlen Zoll-
enuLMiguusen und tutdercr Privilegien («ilhartig su werd«ji, jcnoi Juria-
dilttJon unlerKtandi-n.
105 —
Vaterstadt Herber^je und ScliuU ftlr seineu HaiittL4. Ueberall
dann PriTÜeföen, bald oielir, bald minder ausgedebiii, docb iiu
wesentlichen von der glelcbeit Art; UnabbSngigkeit der innnren
Qerichlsbarkeit; Erleichterung oder Befreiung von Zöllen und
Hauddsgebühren; Srliutz gegen willkürlidie Uedrängung durch
die Behörden der EoIonialäUdt, bf>sc>nderK bei Streitigkeiten
mit den Eingeborenen des Orts , bei Ordnung des Nachlasses
T«rstorbener Mitglieder der Kolonie; Scliutc des Kultus und
in Gottesdienste«, besonders im niobBrnmedaniscben Orient').
Florenz hat, veno es auch erst im 14. Jahrhundert im
Welthandel eine entscheidende Bolle xii spielen beginnt, den-
iiocb Hchon weit früher eolcbe fest organisierte Ansiedlungen
seiuer Kaufleute in fremden Städten aufzuweisen : wir wissen,
dftis schon im 12. Jahrhundert eine Strasse in Meesina ihren
Namen nach den dort wohaendcnFlorcntiiicrn trug. Sind ausser-
halb Italiens indes anfangs nur rereinzclt« Niederlassnngen,
«päter erat orgaaiBterte Kolonien nnchzuweUea, ao ist ea anders
in den italienischen Städten : wir besitzen ecLon aus dem Jahr«
1290 eine von dem „Collegio di Mercatuoti ust a mercatare in
Venegia") an den Florentiner Kat gerichtete Beschwerde wegen
unrechtmässiger Unterdrückung seiner Handelsgeschäfte; noch
genauer sind wir Über Bologna unterrichtet, wo uns die Sta-
tuten einer ,Socii-tü dci luercunti liorcntint dimoraati in Bologna*
aus dem Jabre 1279 erhalten sind'): an ihrer Spitze stehen
') Nachwciw bei Cnpmuny u. «. 0. pusiin und bei Heyd. Com*
merce du Levant in dem vorKOglicli urieiitiercnden etomten Index um
^lOM d<M xwciUn BundR unter den Stichwort«) dor ainx«lnen StOdt«:
Vaoedig. Pisa., üenus, Plareiix etc.
') Prcv. dti Con>. Maf». vom 19. Februar 1390.
*) Fnbliiiert von Uaudeni'.] im Arcli. Stör. Itul.. 5. Serie Bd. I
8, IS K Ueber die FlureoUauir tm Keiobe dei Atuoua (tjizilion und
ÜMpal) vgl PerUEii, äLorin del uonunercio tior., Anhan(( S. 10 ff.;
ftbar Neapel speuell: Docuiueuti di atoria delld proTincio Napoltrttin« III
S. «tSfT.. IVS. 2K6; Ober Florontiii«r in Nim««: Spogli UprcaUinti
(Arck di Sluto di firvate}, 2A. und 24. Juni 1381 : Dbur die Märkte der
Cbamp&f^e : Bonrquelot. Etade« rar l« foires de ChampHgne, paesim ;
&berl.ondon: Ashle;, Hnglisclii- Wirt«chafU(rMohiolibei DberBTtlKKe
riebe nnteo und riton, L«^ LombKrdt m FraaM £.218; Qbar Paria;
PItoa a. a. O. 6. 5d (T.
— 106 —
zwei KoQfluln. denen ein Kassenbeamter (camerfuriii«), ricr RSte,
ein Notar nnd ein Büttel zur Seit« stehen; sie hnben ein
Zwangnrecht gegenüber nllea nach Bologna zu Zwecke» des
Handels kommenden Meistern uud Geäellen; ffewerbepolizeilicbe
AnorJniiiigeii , die ror allem das Fuhr- und Transportweiten
nnd die Organisation der Sensalen betreffen, »ind in Menge in
das Statut aufgenommen. — Neben dieser die Kaufleiitc nm-
fiiSHendeii Organisation hat es in Bologna noch eine Vcreini-
jfiing der Frachtfnbrleute und, wie ea «cheiiit, auch der Floren-
tiner Tuchmacher gegeben — ein Beweis, wie weit verzweigt
und tiefgreifend die HaudeUbe-zieluingen waren, die Florenz,
nm jene Zeit mit Bologna Terknfipften.
In allen diesen Kolonien Florentiner Btlrger im AuHland
bilden nntnrgemaas die Vertreter nod Angestellten der grossen
Florentiner Banken und Handelshäuser das wichtigste , au!)-
schlaggebende Element : wissen wir doch , das« allein das
Handelshaus Peruzzi, dus mit den Bardi zusammen bie zn
dem Rieae abankrott des Jahree t34& alle anderen Florentiner
Hindelßfirmen an Bedeutung bei weitem öbertraf, ansser in
Pisa, Qenna und Venedig schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts
Filialen in Neapel und auf Sizilien, in Castel di Castro (Sar-
dinien) und Barletba, auf Rhodus und Cypern, In Majorca und
Chiavenna. in London, Paria, Avignon und Bruges errichtet
hatte; fQr das Haus der Bardi hat Balducci-PegolotU die ganze
damals bekannte Welt, vom Fabellande des Ostens Oattai bis
nach England im äussersten Westen bereist!*)
') Man erinnere tich mueh, was der — allerding« niefat guit na-
parleiiaclie ~~ Beurteiler Tommnso Mocenigo von den Florentinern
tagt, al* er dr>n \>nßlmnfm lon itiomn Bfindnis mit denselben nbtftt (lei
Muratori, Script ret. Ital. XXH S. 960): Wir bei üeni Turmbau ta
Dabe] an* 6in«r Spmcho «coSmindfeobitig: ggworden aüiea, lO werde ca den
Plorontitiem ergehen; aua iEirer Sprache wardfin •echmiiniin'chsiij; werden:
Vetft eKÜno vanno ogni giomo io Pntacia. AK'ma^a, Linguivdoca, Cat«-
logna, Cngheria e pet t'lt&lia: 0 li dieperdoriuiDO cbe non ni diramiD pjii
di Firens«. BeiiAonter nooli iat di>r AiiMpnich Bonirai' VII]., der Floreai,
da am rSmitcb^n Hofe von di?n sum .1 ubilünm (1300) nach Rom gesandten
Vertretern rremder lichte die meUle» aus PI(>r«nE atammten. das .»eclirte
ffleneat der Wdt* aannlA.
— 107 —
Wendeu wir uns nun nach diesem allgetnem oneDtiereodea
U«berbltck zurQck zu unserem spezielleu Thema, dem WoUen-
tind Tuchhandel, 80 ist es wiederum in erster Linie Pegolotti,
dem wir dber den Import englischer Wolle nach Florenz höchst
intereüsante Notizen verdanken '). Du tritt vor allem die nllea
Oberrsgende Stellung zu Tage, die Briiges aich, nachdem es
eine karze Zeit lang mit Antwerpen um den Vorrang ge-
kfimpft hatte, nls Vermittlerin des Austausche!) zwiäcbt-u dem
germaniB<!ben Nordwest- und dem romanischen SQdoiiropa seit
B^oD des 14. Jahrhundorte erobert hatte. — Es tlbernahui
die Bolle, die bis dahin die allmählich niederainkcndcD Märkte
der Champagne nnd der Laoguedoc gespielt hatten und nun
nicht mehr zu spielen im stände waren ; die Kaufleute der fion-
drischeo and der deutschen Et&nsa trafen sich hier mit denen
der grossen italienischen Handelsstädte, vor allem «eitdem —
Euemt etwa 1!)15 — venetianiHche, Genneuer und Pinancr Schiffe
in den Hafen Ton Sliiys an der Scbeldcmündung eingclunfen
waren, und kurz daniuf regelmüsaige jährliche Handelsfabrten,
die .via^ di Fiandra", voii den italienischen Seestädten ein-
gericfaiefc worden waren ^. Von besonderer Bedeutung iat es
dann, das«, dem allgemeinen Zuge folgend, der englische Woll>
■tapel DHch Rrnges ^) verlegt wurde, doAa die englischen Kauf-
^leute durch Landesgesetz geiiwuiigen wurden, die xHmtlicben
Stüpelwnren, unter denen die Wolle bei weitem den erateo
*] Zum fvlKeadän vcrglMch« Uta« <lon älbercn Werken jötxt vor
Piri'nnfl, G««cliichln Belg^eni Bd. I (lieuUch von Arnheim).
darin die Hbsrauu anecbauliche Schildciuag de« inWiiatiotialto QaadeU-
TCrk«bra S. 396 iF. — Vt-hat die BedeutuDg der fOnf grouen flandri*
•cfaen U&rltte (Thouraut, MiMitiM, Lille, Ypem, Donai) ebandaaelbat
8. 300.
^ Es verdient bemerkt lu wenten, dam (HüiueAt. Urkundenliacli IQ
8. -1741 ei bereiti 1392 in Brllgge eino SUum» der FlorenUnfr gab, wäh-
lend ein» lolche der Venetianer ent aeit 1335 iuicbw(iiEb»r ist'. Vgl.
{ auch den aelir int«r«iiMnt«a Vertrag der in BrUR«! Handel treibenden
Itniaclien Nationen von 1393 Ober dm unter Üinen »tnttltndendeD
■wrkebr bei Bini, Atti deiV AccaJenüa di Lncc* XV SS. 153.
*) Der Tennch, Um oach Üt. Omei m v-erUgen, oiiiulanti (Pi>
rcDne a.a.O. S. 1)081; leit 1334 befindet «i rieb defiaüiv in Brugc«
(Bond a. a. 0.}.
— 108 —
Hang «inaabiu, ii&eh Brugea auf den Markt zu bringou ')■ — ^<>
vereinte sich alles, um die italienisctien Hnudlcr auf Brugcs als
den wichttgäten Einkaufeiimrkt für ibr wertrolIsUa Kobniaterial
^ti Tcrwcisen; und eh kanu uus daher nicht wundcniehmeDi
ilnas l'eg<ili>tti an der i^telle, an der er Qunlitäb und Preise der
Wolle aller englitwhcii und »chottiHchen .mngioni* an^bt, die--
aelbea nicht ctwu al> HerkunfUort in England berechnet, sondern
so, wie sie auf dem BrCIggcr Markt, man konnte sagen an der
Briigger BGtbq notiert wurden: und duäs «r hinzufügt, in Eng-
land Helb^it Hiellt«» sich die Preise um ao viel billiger, als dia
Transport kosten bis Hrdgge betrügen *). — Dabei kennt er die
Muhe dieser Kutite» ganz genau, aber indem er es als seine
AafgHbe betraclitet, seinen Florentiner Mitbürgern au-s der
Fülle seiner praktischen kaufiuännischen Erfahrungen gerade
du mitzti teilen , was ihnen auf ihren Handelufahrten vom
grßssten Nntxen sein konnte, htllt er die Angabe der ablieben
Preise auf dem grossen Weltmarkt fOr englische Wolle für
wichtiger, aU die des ursprünglichen Einkaufspreiaes an Ort
und $t«tle, - Dass indesaen daneben auch der direkte Ankauf
in tCngtand seine Rolle spielt«, hatten wir schon zu bemerken
Gelegenheit; hatten doch auch in London die Florentiner Kauf-
leute eine eigene Kolonie gegründet, mehr allerdings, wie es
soheiat, besoader» ia den ersten Zeiten, zu Zwecken des eigent-
lichea Bankgeschäfts, als im Interesse de« Wollen- aod WoUen-
Iwchesports '').
Pegolotti i»t es dann auch , der arte in den Stand eetxt,
den Weg «dob Wolleuballens ton den Thoren LoodoBs bia
nach Florenz in allen seineu Phasen zu rerfolgea *). Der
Transport fpng xunächst xu Schiff bia in die buchtartige Hfin-
duog der Garonne, durch dioe« nach liibournes an der Dor-
dogne: Ton hier auf dem Landwege Qber Uoot^tellier nach
*) Ashlv EacUMbe WtrtsdiaAagesokicbt« S. 111
•) Psgololti bei Pagaiai, I>tlU Deenaa Ql &«»£
*) P*rotif. Stona iM CaD»«rflN S. Iffi C Naob
kMdnl>wA lU & MS £ {Amtigt mm im tm^lmdbm EWm tUMat
mdk IflS «ad in« «dwa Fknuiaw KaafWI« aatcr 4»ea. die
&aAfaUnU%«w ftr t^jtmim W«Ik «ttOea
1 P«g«loitia.a.a&ttlff.
Ur.
— H>1> —
Aignes-uiories in der PrOTence, wo die Ware aacli dem Porto
PisitDO verladen wird, nm von dort daun d«u Arno atifwärtB
per Kahn Ober Pisa nach Signa am Arno nad, da der Flusti
weiter aufwärt") nicht mehr »rhiffbnr war, per Wngcu nach
Florenz geführt zu werden. — Bot die hier angegebene Trang-
portroute den Vorzug den möglichst langen, billigeren iind
weniger beschwcrlicUen Seetransporlfi — ohne das« darum doch
der weite Umweg um Spfinion h^rum durch die Stra^tse von
CKbralta.r gemacht zd wenle» brauchte — so lie^ en doch auf
der Hand, dass es niclit der einzige gewesen i^t; dass Pego-
rlotti ihn nur als denjenigen anführt, der zu eeincr Zeit am
tt&aßgsten gewählt wurde, den er wohl solbät einmal mit einem
Warentransport eingeschlagen hatte. Daneben kam vor allem
der Transport ganz zu Schiff von der englischen oder flan-
drischen Küste bis isn einem der italieniachcn Häfen (Genua,
Venedig, Porto Pisaiio, Livomo n. a. w.) in Betracht; ja er
rückte au die erste Stelle, als Florenu, durch den Kauf Livomos
in den Besitz eines eigenen Hafena gelangt, sofort mit der ihm
eigenen Energie an die Einrichtang eines Marineamtä nach
Pisaner Muster, an die SchafTung einer eigenen Uaudelsflotte
ond die Institution regelmässiger Ilandelsfahrten ging ')- — ^
lässt GioT. da üzzano*) iu Keinem Handelskodex dra 15. Jahr-
hunderts die englische Wolle direkt vüii der Hafenstadt Anton
nach dem Livorneser Hafen traiiaportieren. Seltener wurde,
wenn wir dem gleichen Autor Glauben «clienkeii "), der Trane-
porl zu Laude durch Frankreich oder Deutschland gewählt;
war dieser doch, trotz aller Handelsverträge und ZoUerleichte-
mngen , durch die sich Überall »uftHrmenden Zolls chranken,
durch die Gefahr der Itepresnalien imd die unaufhörlichen
Fehden ebenso beschränkt, wie andererseits für den Seeverkehr
durch die frfihzeitig ausgebildete Institution der Couimcnda und
des Seedarlehen» und durch das Aufkomoien der Seeversiche-
rung das geschÜttlichc Kisiko cinigeroiassen herabgesetzt wurde.
*) Zaent, wie e* tcheint, 1425: *?L Herd, Hütolre du commrrca
du Lnaat II S. 723.
•} FraHea della M^rcalura hei Pagnini IV S. 118 IT.
^ lUd, S. tS8.
— 110 —
FUr den Landtransport selbst von ßrugea nach Florenz standen
im 14. und 15. Jahrhundert eine (^anze Reihe von Stiassen zur
Ver/Uguap: Über Paria und Ari^non nacb Aigues-mortes. oder
weiter Östlich Ober Dijon und durch die Champagne, tob dort
dann entweder wieder zu ein«m der Seehäfen in der Proronce,
oder dber den St. Bernhard nach Mailand oder Genua; endlich
die, wie es scheint, seltener bef^augeue Route durch Deutschland
rbeinaufwürts bis Bueel uder Konataiiz, run durb dann entweder'
Dbenffills nach der Chaiupagne (s. o.) odi-r über den Goitbard
uud den SplÜgen, seltener wohl über einen der bayrisch -öster-
reichischen l'äfwe und den Brenner nacb Mailand und Venedig ').
Einige Angaben Fegoloitis und Uzzanos setzen uii.>i nun
auch in stand, uns einen Begriff von dem Verhältnis zu machen,]
in dem der EiiikatifspreiH der Robwnüe in Bruges zu den
Transportkosten derselben, wenigstens bis Aiguea-mortes, stand.
— Nach Pegolotti schwankte der erstere pro .Bacco' &2 , balle*
(= etwa 500 Florentiner oder 3tI4 englische Pfnnd) *] zwisdieni
ca. 1 und 7 Florentiner Gulden^); der Transportpreis betrug'
') Vgl. Talke, Oe>chiobt« dv« dvataclieo Huidel«. Pigeoaaeat
niitoir« da coiuinftrce ile In France 1 S. 193 ff. Beer, Gnchichte dei^
Wclthanddit r S. 18$ oiid 199.
*} Nach Pogototti 7 X 53 = 8«4 wgltieb« Pfuad (S. 259), Da
8UB aber nach S. 206 100 cngliscbe Pfand =■ 137—140 Florentiner Pfund
ün<l, >o ergibt fidi dai Sack Wollo = Ä02--5I0 Pfund. Allerdin^ gibfcj
Pegolotti S.2i(tS dat Gewicht dca 8«rkM engliscIitT Wolle in Floreaa*
auf 440 F1oreiitiB«r Pfund as : doob liaaddl ea sich hier um Ne4t«g«wieht
iiadi Abiug der Tara (aielie uBl«n).
') Die Berechaang kana irledeT mit Hilfe der detalUiertan Aogabaft]
Pegolettii srfolgen. S. 207 gibt er täat gnmo Cmrccbaungstabelli
di« den Floreatian' KaafiDaBa in den Slaad aptcea *oU, bvi naem g9^^
gtihenta Wech.ielkurs iwiacbeB dem (loreatiner Goldguldeo, deaMn Wert
bekanntlich im gtuim:« Mittelalter ein ah«ratii iiabiler var, and dem im
Wnt acbwsnkoadtu engUichen .Stcrlino*, den Wert einer engliKlMai]
Hark Stwlii^ in Ploreoti&«r Li» , d. h. (I«r Sbliebn F1ar«itiaer
tMUftinlliue (flS a = l Florratiner Gulden lu Pegolebtis Zeit),
Qoden. — Danaeb bettlet im Maximnni, den ftoHne d'oro an 3S Bt«riiDi
germ^net. der Wert einer Mark Sterling 7 I T'iii d., im Hlnimoai. la
4S ttvrUni gaiwhnet. 5 1. 10 >. 7'/» d. (-loriintiBer ReehaoBfr- Ndunitn wir
nun hinsu. dse der Einkauf«v«rt der cBgUschai Wolle aacb den Angab<a
Pegololtii »-»rijcbe» 28 Mark und «Mark (!) ««bwukt. da« fimw eine
«BgUsA» Mark saoh der rmreebnaagvtabeUa = oa. *.■—■,• Golden b*-
— 111 —
bu zur fran^Ülsiacbeii Kflst« itn Ganzen «twa 9 OuJdeo, d. h.
128 — 900 "jo des Einkaufspreises. Rechnen wir von dort bis
Florenz noch einmal etwa ein Drittel bis die Hülflc der Traos-
portko^teti hinzu '), so ergibt sich, das« durch den Weg von
dem Kinkaufsort bis Florenz ein Ballen WoUe um das 2- bis
12fache verteuert ward^). Wir giehen aus diesem Resultate
Leinen doppelten Schluss: wie viel lohnender ffir die Florentiner
'InduBtrie die Verwendung der besten und teuersten WolborteD
war; und wie hoch man da» Plorentiner Produkt itchätxen musstef
damit trotz dieser kuIosHalen Verteuerung des Kohatoffea —
re^Iioben mit dem, was etwa Flandern oder Nordwestdeutsch-
land für englische Wolle zu zahlen hatten — es auf allen
Weltmärkten siegreich jede Konkurrenz beatcbca konnte '!■
wertet wird, «o crgilit uch diu oben iriedcrgegeljL-tie Rcmilt&t. — Vgl,
»ur rmnwhBitng auch Soliaobe in Zeitachrift ftk Wirtschnftn- imd
Soualwisaentchad Bd. V S. 258 tT, und NaRl, Die Ooldwalirung and die
baodelnaBMige Goldrechnung im Mittelalltr (NnntiitmnI lache Zeilachrift
M XXVI S. 41—268. La.. S. VI— 141»,
') UetMr diue gibt tin« Pc^folotti loidor keinerlei Atuknnft.
*) Ein kleiner »hier der GerecbnuDg wird dadurch herbieiffetUhrt,
da** Pegolotti den Einkunfsprcie m llmgca angibt, die Trftni[tartbo8tea
von London aui berecbnet Doob fftllt das fQr daa Geadtntrenultat
weflöstJicIi iii üetmcht.
*) Cnklarer n«oh al« di«ji?ni(;i-D von Pogolotti aiad die Angsben.
di(- dor Traktat dMGiovanai da U&Enno (Pagnini a.u.0. lY 3. 118)
Ober den ICinkaof und Trnaiport von 12 Sack - 24 Ballen eagliteher
Toile «ntbält (1 Siick jetil ~ 530 norentiiier Pfund.) Kinkaufepreta
r^p«r Sack 14 Mark Sterling, in Sinnnia IIS'.i Lir« StorÜDg - 75 Florintiner
Galden (I Uark = *,'* Lire Sterling); IVaiuperlkosten bis mm llafonplats
Anton 51 1. 19 d.> a]«o «twa die HiUftft dt% Kinkauf*pretiM. Von hier an
berechnet er die weiteren Ko*ton teil« nach .pocchc* - '.'» Piick, teils
naeb lOO Pfand (Zoll etc.); e« ergibt Mch naah Upueehnung fOr die
12 Sack; Kottvii von Anbon lii» Flcitun* IDSOuldeo, da/.n Vi>ntdiening
12—15«,« dM Wert«« = c*. 33-40 Gulden; Summa ca. 330-240 Gulden
Iv du Drei* bis ViufacLe des Kinkauffprelie«. Nach ITziano werden
li«H Wollsorten per 100 Pfund xu 40-60 1. a fiorini. d. li., da damals
k4 I. = I Gnlden, la 10 — 12 V> tiulden lerkauft DerSelbttkostenpreia
^Ar den Imparteni iLellt >)vb ua«k uuserei Berächnunir auf etwa & Gulden
pro 100 Pfand, ao daas atcb alio ein Gewinn vcn 100—135 *,'« »der. wenn
nao die Tara (V* — V') abrechnet, ca. 70 — DO'/« orgibt. — Dio anderen
|iiel«, die fiio*. da Cxtano noch beifügt, beliehen «ick nicht auf
'Wolle, MBdem auf engliiche und andere Tuche.
— 112 —
Eine kurze ErwUhnunf^ Tcrdient endlich noch die Art und
W«1m, wi*" die Kuufrcrträgc für engUdche Wolle ftbgeschlosaen
wardep. Wir wiM«n, daiai nicht mir die FIorenÜDer Kaiineiite
nU ßvw«r1)itr um diM so hoch geschätzte Rohprodukt auf dem
»fiKli!<f'iien und tlBndri»chen Markt erschienen: frllher noch uls
diu ilUndlitr aus di-n itAÜenijichen Städten waren die Mitglieder
der flnndrinrhen und der deutschen Hnnsft am Platz» gewesen,
hnttiin durch ihre groiwiirtigen Kinrichtnngen, durch Li^er-
hlluBer und Failoreieii ihrem Handel eine feste Organisation
gegtbcn, die Ihnen den später erschieuenen Konkurrenten
g«gentih<>r ein gewaltige» Üebergewichl verlieh. — Daher
mochte e« kommen, da«« die Florontiner, um sich die regel-
inK^ilgo Befriedigung ihren Importbedarfs xn sichern, sich dftxu
vcr«liiudeD, fitnit der (ihlichen nur di« Produktion etnea Jahres
UnifitiMQden Verträge mehrjährige Lieferung» vertrüge abzn-
schliessen, um sieh so fUr eine länger« Periode eine gewisse
Menge dos Rohprodukt« zu «ehern '). Man mag sich leicht
vontelten, wie es dann der bekannten und gefdrchteten Klug-
heit und Koutiiie, der erfahrenen Geschäftsgewandtheit der
Ploreatiner Kaufleute hier bald wie an anderen Orten geUag,
d«n yor»}»iii»g der ülteren Bewerber einzuholen ') und die
StQtt^n lu entbehren, deren «io «ich in der ersten Zeik hatten
bedieiwu mOaiea *)• -
*) Vgl. At» (cfaoa »tsmal «ttiettea Brief Am Smoae Okerar^f
a*M dwuMm 188& bn fasaiai. DelU I>*oiMa D 8.tt4C
^ Ba UiaKitM Airfkufta afaar ProdoktHa atdinnr Jakre finde
Uk apUer aoek «wal bei Hallet (ReUsMWl «tc S. ICS). 14S7 kaafe»
a»tkfc a»«i nniiwlfaf I lila flu n KoaiHaliimil leSSOcwtam
,4» le FW* M«** (d. k. MB 4m liiillfcilia, aaki
rhakM. ik iiiiitilli !^Jakm aa NAn tarn aoBn. Die
WaiiaiiiiH' ^»f *" >Mk IbMM» ««nckdA «otAhi. iHH" mU
•ttie aaiMv Ahim. 4ra 4w htUm BtoHn aMk
4artki» «»r»cfcj> «wlM «IttHksw
*i Ba]4aeei-r*ff«l«lti «M m» aock Aa wfrfkkM QaaatJUl
KlMnm ytuJwinf WO* aa;
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(OTi lau « Sraah . . |!M
*Oiili»i ■ tu
— 113 —
I
Geber die Art und Weine des Kiukaufs und Transpoiia
der anderen Wollsorten nach Florenz sind wir — entsprechend
ibrer geringeren Hedeatiting für dieFlnrenliner Industrie — nicht
annähernd so gut unterriclitct. Wan die Oarhowoüe anlangt,
■0 nctuit Pegolotti nur die Insel Majorka itU den Platz, an
dem sie zum Vt>rkauf gestellt wird M. während (fiov. da Uzzano
fSr die Garbo- und Sau Matteowolle noch Vnlencia und Bar-
celona zu oeanen weiss. Besonders der letztgenannte Platz,
so dem eine Florentiner Kolonie sich niedergelaitsen Imtt«. der
in regster HaadeUverbindung mit den toskanischen PlätKen
stand, di)rrtt< für den Einkauf der Garbuwulle. aeiuer Lage und
Beschaffenheit uaub, in erster Linie in Belradtt gekoouuen
sein-), —
Der Transport sii Lnnde geschah teils per Maultier —
das scheint die Regel gewesen zu sein — teils per Wagen
er Karren. — Nach einer Miinltiertracht, die nach Fegolotti
einen halben Sack oder etwa 250 Florentiner Pfund betrug,
wurde dann auch der Fracbtprei« berechnet. Für ihre Ver-
pflegung und Unterkunft anf dem Marsche hatten Maultier-
treiber und Wagenführer selbst zu sorgen; überhiaupt gab
man die einzelnen Trannportrerrichtungen gern in Akkord,
,a tatte spese del conduttore* *). man zahlte demselben eine
Unggioni degli ordini di Proniatieri
(Fretuonstralaaa&r) 288 8«ck,
Uaggioni ilell' Ordine dt PromuiJana 21 1 ,
Nomianc di Danic 122 ■
Uaggioni dell' Onltne Nero ... 791 ,
luiammcn
. . . 38T7 Sack
(nichl 2380, wiu Perussi fUUcliltch »ngibt), odi^ otwa l.'iOOOOO floran-
liaiacb« Pfand, tlftdenkt man, dAns die Wol!]>rodttkti«D der KlfiaUr noch
lange siobl die tie«amtheit der engliMli^u Produktion omfaBSt, so h»
k«Dimt nutn otnco Begriff «on d«r Ilcdcutang dernclben im Wellbandö].
') Pegolotti l<ei Pagnini 111 S. 117.
'} UttAtiv bei PagBiai IV 8. 108. Von d«i Wolla, diö in Bac
oelona gehanilrlt wird, gibt er allerdingt dio Hvrkund niclit an; doch
kaao ee sidi wohl nur utn UacbowoUe bandvln. Vgl. tni Obrigen dit
oben S. 63 Anm. i nacli dem Codex Pcgolotti aufgefUbrteD VeriuuEi-
•tUUn für dio vcr»cbiedencn Woltwitcn.
*) K. B. P«golottt bei Pagnini ill S. '2&2: K per ottellaggio dell'
Doien, Wadlan uu der fnomMlMr W'inwJwnjiB'-MhirJitv 1. 8
— lU —
1>e«tiDimt«! Samiue und vrJLlxte das Ridko des Transpoiia auf
ihn ab. —
Von Weit grösserer Bedeutuuf; war, wie wir acbon salieii,
der Tr»napnrt zur See. der, wenn er uicbl allein die Verbin-
dung der engUsclieii zur itAlieoisclieii iCüBte liorstcllte, so doch
fQr die gTOasere Strecke (von den englischen oder flandriücheti
Häfen nach Libournes, von AigHe!<ni{irte.'< iiRrh Porto Pittano
oder LiTorno) mit Vorliebe gewählt wurde. — Die Benutzung
fremder Häfen, die Florenz tot dem Jahre 1421 nicht entbehren
konnte, setzte nicht unter allen Umständen auch die Benutzung
fremder Scltiffe voraod ; haben wir doch eine Heihe ron Beispielen
für die Thnt8ache, da8S Florentiner Kaiifleut« eigene ScbilTe auf
weite Handelsrvi&en aussandlea und sie nach ihrer KOckkehr
in einem d(T toskmiischcn HSfcu vor Anker geheu lieseen;
häufiger noch charterte man von Iteedera nud Kaufleuten der
SeesUdte die Galeeren nur auf bestimmte Zeit oder tu einer
Reiie nach Kiandem, England oder dem Orient. Die Art
dieser V'ertrfige ist ja durch eine Hcihe scharfsinniger Unter-
auchongflu über geaellschafUiclie Unternehmungen des Hittel-
alten in helles Licht gwrilckt worden: hier ist die eigentfim-
liolM Form der Gewinnbeteiligung ent«tandeD . wie sie im
SMdatleben eothahen ist, hier liegen die Wurzeln der später
lu SD reicher Entfaltung gelangenden Commenda'). DaoebeD
finden »ich taUreiche einfachere, moderne Vertragftiomien, die
die letxten Rc«thtlUefl alter geooneBMhaftliebet UnteraehmnngeD
Ml» A KoapolMn. die le ri«n*. * nua^ k tntte tm* ipeae *li Moapoliari
•d (» odD AaaawnUa «»L 9 «ts.
*) Vea MMHB AfMtM n Mr ilttoBitoh« Fng« mim aar er
«thal: BadfwaBB, Stwlita is itx rowaalwh-kai flaiitacliiia WM*
■dMÜiffulilil.gB«!«-: Silbericbmidl. Die CaMBadi ia fliier trthMtoa
lahRÄ«fa^hbw1LJaM«Ml*rl: Latlis.QodlcB dcaBaadelHvdrf«:
«vraUm Weber, tw OeMmfcIa Jer Hu lilnaiiiilli iliiWii m jtiMet-
alte, a^ Wacatr. niadhwi» dn SMtedA Bl 1. «o
itt»Hu>iaBiieeE>rtwfcfcelemfc4ieLeelBiw<a— df aiteai
■ d«a SvimMa wb AmU. Kn. Cm
iA Daaacb hat ^am SehBallei, Di« g«*cbi<lididie
■MwitM«^ *r C hMiag. XU {» ««■ Jätetet* XT 5. SS9
hm m) «iaoa alhi aiwiia iiilBimi^iiii lilii PAttUiik m mml-
4
— US -
I
abgestrein baben und dem freieren Wesen <ti>8 modernen Lohn-,
Arl>eits- oder Liefer uof^Tertrages sich nahem; Der unter-
Debmcnde Beeder oder SchiQel>cf>it7.cr fiberniumt gogea eioe
beäütumtc, erst nach voUeiidett-r Erfüllung des Kontraktes zu
uilileudc Suiuum die VerpBiclitung, das ihm auvertrautv Suc-
gai «saUo giiuto impedimento* zu einem bestimmtea Termin
un Er fQUnngs platz au den EigeutUmer der Fracht oder einen
Huidatur desselben abEuliefcrn '). Beispiele für derartige Ver-
trftge sind io Meuge iu den Notariats Urkunden des l''Ioreniiner
Arcliirs, in den Büchern der Wollen- und Seidenziinf't er-
halten.
Wie Florenz, die Rinnen sUiilt, an einem heute wie frlllier
vou Natur nur In seineni Unterlauf schiffbaren Flusse gelegen,
allfnählich zu einer Seeiuacbt geworden ist, das bildet eiaen
Uauptinhalt der Florentiner Geschichte im 13. und 14. Jahr-
hundert. In dem Streben zur See, zu einem eigenen Hafen,
dessen Besitz die Stadt zur Herrin Über Kin- und Ausfuhr
machte, der Bie unabhängig i^lellte von den wechselnden Kom-
biuutlonen der politischen Ereignisse und ihr di« MügUchkeit
gab, Zoll- nnd Hafenftesetzgebung ausschliesslich dem eigenen
Interesse ansupaseen, statt sie «ich von rivalieierendeu Nacbbar-
nittcbten diktieren lassen zu müssen, — hat man mit Kecht
eines der wichtigsten treibenden Momente der Florentiner
äusitereu Politik, hauptsächlich der Handelspolitik, erkannt;
und ruau hat mit gleichem Uecht weiterhin betont, das» eben
die Notwendigkeit für den Florentiner Staat, »ein enges Ge-
wand zu sprengen, die Verbindung mit dem Meere, die für ihn
Lebensbedingung war, «ich zu sichern , nicht von frenideu,
■chwücberen, aber von der geographischen Lage begünstigten
Mächten abhängig zu sein — jene eigeutümliclie zähe Energie,
jene alle Widerdtände überwindende Elastizität gezeitigt hat,
die den Florentiner Volkscliar akter und dessen Bethätigiing in
der Politik der Regierung kennzeichnet. — Man hat das
Paradoxon gewagt, dass Florenz seine Gross« nicht der Gunst
*) Mach OiOT. da Uexido n. a. 0. 8. 119 xahll der üntemebmei
ein« BinkopriUnie %'On IS— I&S (von L«adi>D hi» Pisa ,e <taando piVi
Mcendo i perkoli chif ncntono. o <li comli o d'aInrD*), die ihm dann im
Preis der Wolle lurfickbozablt wird.
- 116 —
d«r VerhKltDiMe , vie andere Staaten, sonderD der Utignnpt
denielbeii zu rerdanken habe ').
Die Oetdiiclite *) dieser Bestrebungen kann bier natür-
lich kikiiin andeutnngsneise f^egeben werden. — Sie seUct im
13. Jnhrhnndert mit den Kämpfen nnd den sie abschlieeeenden
VerLr&gen mit Pisa ein: war doch vor Hlleni Porto Ptraoo
IUI dnr Arnomaiidimg da» natürliche Ein- und Aniigangstlior
ftlr dpii ilorcntini»choQ HandwI. Ein Vertr^ von 1171') be-
reit« riiumte den Florentinern die xoHpolitiBche Gleichberech-
tigimg mit den Pisaner Bargern ein; solche von 1254 und 1256
■ioberten dip freie Dnrclifulir der Florentiner Waren durch
Pisa «elhiit auf ihrem Wi>ge nnch dem ITafen , dem Porto
PiHn». Indem aber um jene Zeit eben die binhenge Freund-
schaft vun Florenz und Pisa^ die aus der gemeinsiinien Gegner»
Hchafl der beiden Stüdt« gegen Siena vor allem, dann auch
gegen Lucca ihre Nahrung sog, in das Gegenteil um&ching. «ah
lieh die Stadt Florenz in der Folgexeit wiederholt in längeren
Perioden von dem filr sie wichtigsten Hafenorte abgesperrt
und genStigt, nach anderen Zugängen zum Meere sich um-
ni»»hea: Tor allem der aieneetsche Hafenort Talamme kam
dafQr in Betracht, wenn auch seine geringe Kapazität, di«
eenchetireiche Maren) niengegend, in der er lag:, die schvierige,
unTollkumnirne Vi-rbindung xu Lande ina Innere in ihm keinen
vuUwir-htigca Erat« fQr den verachloHCiwa Porto Puaoo finden
lisaaea. So hat man, nachdem mn&dist 1315 der ofl erwähnte
DaldDOci-Pegolotti einen Hände Uvirtrag mit Siena vermittelt
liatt«, nachdem 135<l diceer Vertrag emeaert nnd eine Zeit
hkOf virklicfa der FlorvotiiMr Aiaimiihanriil nach TaUtnoiie
ttbgalealrt war. dot^ 1368 fr«ad% die Belege nbeit ergriffen,
Piak twch Ungern krieg«n>cltem ffingwa die alten PririlegieD
wieder ahtwingen. den alten Bofen aich garflckgewinneD
stt kitBBML — Hott« Fkireni aber Stm Kriw aatnes Aaaaen-
Klfic^ltcK Qbenteadeti. wmr «s m geattrktcr Position
TeaUU hak
1
ft.ltiC
B*f4.
mmt^mm I&
— 117 -
endlicb tas demselben hervorgegiingen, so hatte ftir Pisa die
Ablenkung des Florentiner Durchgangsverkehrs einen Schlag,
eine Schädigung seiner virtscbaftlichen Interesnen bedeatet,
ton der es sich nicht mehr erholen sollte. GemiA war es,
detD Zuerst die läag»t besiegte Kivaliii als reiche Beute io
die Hände fiel (1399); nach 7 .luhroa hatte dann Florenz, die
Schwierigkeiten, mit denen das finanziell bankrotte Qenua zu
kämplea hatte, klug benutzend, sein luug vratrcbte» Ziel
wenigHtena insoferD erreicht, als ^eine Heere siegreich ihren
Kinzug in daa unterworfeDe Pisa hielten, als Pisa zur Floren-
tiner Landstadt degradiert ward. Der entscheidende Erfolg
aber wurde erst 15 Jalire npÜter errungen: der Pnrto Pisano,
der allerdings um diese Zeit zu rersanden nnd sein« frllbere
Bedeutung zu verlieren begann, und dan mächtig aufstrebend«
Livorno, die b^ide I40(} noch in den Uüudeii der Genuesen
geblieben waren, worden der bextSudig in Geldnot scliweben-
den Stadt von dem finanzkrüfbigen Florenz fllr lUOUUO Dukaten
abgekauft. — Florenz war damit in den Besitz einen der besten
lind günstigst gelegenen Häfen Italiens geUngt, trat mit einem
Hole in die Reihe der grossen ScemlLchte und wiixste diese
neu errungene Position im Interesse seiner grossen Export-
indtistrien, Wollea- und Seide otuchfabrikatioD, aufe gianzentlste
RUHimutzen. — Der erste Schritt dazu war die 1421 erfolgt«
Einsetzuog einer Magiatratar xur Ueaufsichtigung, Leitung und
Forderung des äeeyerkflhr», die, wenn auch — nicht nur in
der Benennung (consule» maris) — im allgemeinen Pisaner
Munter nachgebildet, dennoch eine Schöpfung echt fiorentini-
achen Geiale» ist. — Anfangs nur in Florenz, seit 142t> zur
H&llle m Piita rcäidifrend, im Gegensatz zu der alten Pisaner
Behörde , die zugleich Vorstand einer kaufm^nixchen Qe-
nossenschafl war, eine rein staatliche Magistratur, waren sie
ihrer B^iimmuDg nach eine OberaufsichtsbebSrde nicht nur fQr
den gesamten auswärtigen Handel, aonderu ftlr die Floren-
tiner Handels- und IndusiriepoUtik Oberhaupt: für die ganze
nierkautiliütiHch gerichtete Zollpolitik der Florentiner Regierung
im IS. Jahrhundert sind sie das wichtigste, leitende und au»-
ftlhrende Organ geworden; die Einführung neuer Mauufak-
tnreo, der Schutz der schon bestehenden durch EinfulirzOlla,
— U6 —
■•rMb«r*ninf(''>i o«i 'TArboie, darrli RrIeiVht(>ning der Einfahr
run H<))iinaUrruüiea , der Amfuhr ron Fabrikaten ; ein« Be-
rOlkiTun^politik, die d«r Indaitria immer einen Staaini billiger
ArliHiUkrlfl« m wahren, die VerjiäanxuDg Florentiner Fabri-
kiiti(tui((ebaitnniMV mit allen Mitteln zu Terhiodero suchte —
aWv ilinao iiio nutende, oft fltiberhafte Thätiglcoit der Florentiner
lieffinriinH, <ri* lie iinii noch an anderer Stelle bescbäftigen
wird, Imtte In dieier ßeltOrde ihren Mittelpunkt, ihr wichtigstes
iitiarillir«rideM Orf^in ')
In entttr Linie aber i>t ee natdrlich von Anfang an die
(ifKitnJitnt-ioii im neu ku gestAltenden Aictivimndels snr Sc«,
dl« ihrii'ii, dai nagt ielton ihr Tit«l, überantwortet wird. —
Hl« hüben die Hltfen ron Porto Pieano und Livorno in stand
■it tmttmi , weiter auKKubaueu und dnrch Befestigungea xa
«rbillfffln; ilin-n \w\tl et ob. fHr die Auslastung und Verpachtung
di>r StaiiUgaleorvn au »orgeii, sie nun bald — nach genuesischem
und vcilelianiHoht'ni Vorbilde — xnr Reiae nach dem Westen
(SjHiinuM , V*land»rQ , Kngliuid) , dem Sflden (Tiiiiitf und der
llrrboroi) und dem Onk'n ( Kuiiatnoliuupel , Aegj-pt«») aue-
«urtliten, Ohi<r Menge und Art der Verrmchtuog mit dem
|tach(rndt'n Unternehmer in verhaodeln. dea Termin der Ab-
führt, die Keth» der aniulanfenden IlXfen n beDdimmeo. Ni«fat
nur den fmadaa, Mindern «neb den einheinuscbeo Prirsi-
rMCllHm getronltber Hurbtr der Staat in den ersten Zeiten, die
kiw «)• uf ud«r«a Oetneten m eüoer Debenpaannig 4m
nimmaX ah nobtig ettaaatM Prisnpc fUhrteB, eab 1Iomi|mI
an «rahrMi, — bä Aun tudi «ümb balbea Jabifasndart «•-
ytaM «im Svmfnmm mwiaAm im Staat»- «■
jfttmtkm mU fagw Bwi« im Talirli^di ifci im
««tt% Mb« gihiiia mmiti
tt» Hm mIiI «Mm Ao^aW mm, «•
■lA Bebwr im
Jtae
•*aM » fc fs. & mc
r»«M.
i
4
4
119 —
ihtiQdels der Stadt während de? 15. Jahrhunderts ins einzelne
■Im rerfolffen: die Erfolge dieser Tliätigkeit traten besonders
auf dem Qebiet« des LerautehandelB kUr zu Tage '). Nur
auf «inen Punkt möchte ich ^onaucr i-ingclicu. da er — so-
weit ich aic ache — vou der bisberit;eti FurschuDg Qberhaapt
nicht oder nidit genügend beachtet Mrorden int: den Versuch
oSoilicli, Florenz noch enger mit dem Meere durch Anlei^ng
eines Kauais zu verbinden , der den Arno schiffbar machen
und ex den KlusiMchiffen eruiQgltcheu sollte, ihre Kracht bia
dicht unterhalb Florenz 7u fDhren, statt sie wie bisher in Signa
umladen zu mUsiten, damit üie ron dort auf dem Landwege
bia an die Tbore von Floreux tranüportiert würden. — Im
Jahre 1458, zu einer Zeit, da Florenz nach AbsohluiH dee
Frieden« von Lodi eine Periode relativer Ruhe vor äusHereo
Kriegen geuosi!, da Cosimo de' Medici dtirch die Sataäter- und
Terfftssungsrevision von 1458 iiein Regiment definitiv befextigt,
ia man zum eratenmal ein Kinfuhrverhot für alle fremden
Tache erlasaen hatte, hat man dieseä Projekt, das — wäre es
auageführt worden — für Florenz in der Tliut von der grösslen
wirtschaftlichen Bedeutung gewesen wäre, mit den ttbltchea
LtÖoenden Worten vor die damals Florenz regierende ausser-
'Ordenthche KommtiuiDD (halia) gebracht, wo eä mit grosser
Hajoritüt bewilhgt wurde: fünf SaobverstÄadige aus den hflheren,
einer aus deu niederen ZOuften wurde» als Kommisaion zur
detaillierteren Bearbeitung des Planes eingesetzt: sie sollten
nber die Führung des Kanals, seine Breite, die anzulegenden
Schifi'satntionen BescliUisse foason; sie erhalten das Recht. Bx-
proprtationen vorzunehmen , das zur Anlegung des Kanals
nötige Terrain anzukaufen und den Morgen mit bis zu sieben
florentin lachen Gold^^ulden zu bezahlen; l.HOO Qutden werden
ihnen als erste Rate von der Staatsschulden Verwaltung (ufficio
del monte) angewie^n: die weiteren Kosten sollten durch einen
Zutoblogflzotl von 4 d. pro tira (Wertzoll von 1,'57'^/a) aller über
LivorDO und Pisa ein- renp. ausgefllhrten War(>n, sowie durch
*) Hinfiber vor aUem gibt UUller« DokumcnttiDaaiaiiiluDfi ful
arKl)8pr<>s4e Aiukoatt, Dage^ea fehlt ein« Khaliche Sumnilaag. sowie
eine (iaraur — «rii? tliejeniga BejdH — berutiende DanteiluDg ftii den
Handel mit duni Weiten Europa», loit Nordufrika efeh
— 120 —
einen TransitioU von 1 d. pro lira (0,4*>/») g«d«c^t w«r<len, der
anf 10 Jfthro bewilligt ward ').
Leider entsprach diesen TielverhAisseodea Aafaugen der
Ftnrtgaog der rnUrnchmung in koin^r Weise. — Das Unglück
war, dase man wenige Monate') nach Oeuehuiigung des Kanal-
projektes der EaualbeliOrdc (officiale« cAouUe) zunächst im
Nebenamt die Sorge fDr die BefevtJgung des Hnfens von Lirorno
Übertrug; dass apAter weitere Befagnisse (Befestigung von
Fi««. Ilafenbanten in Lirorno und Porto Fisano) hinzukamen,
bis das umprdngliclie Projekt völlig in Vergessenheit gt'rat«u
war, am bis xuiu heutigen Tng« nicht wieder zum Leben er-
weckt 2u werden; und wenn der Titel ,officia!es canalis" der
Behörde bis zu ihrer Unterdrflckung erbalten blieb, so hatt«
das nur insofern einige Berechtigung , aU in den sechziger
Jahren des Ifi. Jahrhnndert« ein lang nicht so weit aus-
Mchauender Fla» in Angriff genommen wurde, die Verbindung
Livornoti mit Pisa durch einen Kanal, der dann aber ebenfalls
nickt zur Auefßbrung ksm*). —
■) Oali« 47 foL 17 (HiS. 20. August): Di quantn utlUti et inagtii-
fioenli« m gloria abbi a eMera alla voitr^ rejiublica potere per U vi«
d'amo coDdvMre barcbc a nltri legoi coa robe c mercalaati« da Pisa
iBiiDO qui nclla dtlA di ftrant«, e qaa.nto quMta abbi a incitaro gU
anini di (ö^nuii ad dovcr« atteadere rk'> exercitü utili et hODorevoU
•t rittai^gU degli otü, i qnali Mf>tioDO mmm eagioa« di WUi e tnali, et
qnanle cominoditi dt vettnr« räniti a voitri mercatantt, ciaacbaoo Urga-
mantc I« puA compreheiul««. . . . Nuh AaliSreii vod .architettori e
maMtri d'acquc* . . . .che g\i i pcanbile ordinäre tale canale, che !e »cbaTe
•d altm barehe grow« e ton» gute (SeMeUffie!) «i eoadneeranno inaino
aeJIa dtU di Firease*. erfolftt der ob«) angcftlhit« BeacUoM.
■) Baue 47 M. * (146B, 7. Ssptambar).
*i Ich itebe knn (anigc Daten: 1453 war die oben {«naantc ,gs-
bella' avf 1 d,, der Traoulaoll auf >> d. pro htm harabgwrtat wordaa;
coboo danialN alto »cbeint man du grOM angvJegte Projekt ^ wohl tnter
de« X>mk «aar SnaaneUeB Nutlag« — aa^agebc« ni baban. — Von da
aa tritt mlobat dtr Hafto «oa Umno 1d das TordM^iwul. Rlr d«B
fa WoUaaaBBR 4000 Üolden h aaUM hat, die tauten 1000 OaUcn
wctdea ihr IWl 'Prov. 152 fol.ä.>I) «rtaaMA. — lai dieM Kait mDHOi
aach die Uaftoarbcitcn ■■• Si««i«ii g^tatw Mta, d«Ba IMG (Fror. lU
i^ MO) Tifd d« official« cBBalt« bafoUen. 4000 OnMta an die coa-
talsi BHun lur ABfHlvtnag *«a GaleoeM anwwowfc; Qbec ähre BSck-
■abta« wird 1461 BmiUwb la&n*. — 148$ wird (Br di» omäaim
- 121 —
Hatteu wir die Hanilftlsb^eiehungen von Florenz zu West-
und Nordweateuropa liaiipteftchlich zu betrachten unter dem
Qedcbtspunkt der Beschaffung des KohttofTR fUr die Wollen*
tuchfabrikation , so werden uns die Verbindungen uiit den
Ländern des ÜMtenü '), haupt<)äclilicfa de« öntiiclien Mitteliiieer-
iftlli iatt Hbub der coiihu1«i tnarii angekaufl (Prov. 158 fol. 174) und
ihn^D der Auftrag g<''g«l>«n , die Arnomflnduug' «u vertiefen. — I46-S
{Fiov. Ii7 fol. 26) nehiueii die con*ule« iiiaris wieder eine Anleihe von
Ikr. bei den ofGciAli« L-auuliii »uf. — 146& (Prov. 157 fol 108) i>t
^dann mit rinninmal davon die Kede, daaa der ^ftste Teil des Kaniüs
Tallmdet uud die« einij ,op«r« iiiolto util«' bbi; docb handelt es ätät
dabei, wie au« dtir gauiton folgeacten KntwickeluDg bprvorgidiL, nur um
doD Kanal von LJvomo nach Pia». — Im glHchen Jahre werden die Ik-
fogniue dei AmU Über den Ausbau d« llnf^os and di>r BofMrLigunf;i>n
TOB Livomo erweitert (l'rov. 1Ä7 fol. 102 und 217). — Htjö (I'roT. 15t!
foI. 34) wird ein Turm der Keate Livcrna vollendet und die gabellii l'ür
die .Oper« canali*' big Ende 14Ö7 bewilligt — 14*7 (Prov. 156 fol. 109)
taucht lum cmtcnmul dor Nftme .Opara del Caaale di Livomo* auf.
ivonio. heitHt e», «et iiadi jeder Riclitung hin ein vortügl icher Hafen.
liur ftble die Sicheriioit in dtmaolbtio. ao dan er gtfUirlichor «ei all die
See; darant«r litUt dniin auch der Ruf der Stadt ['loreui. Daher
■oll ein Kanal von Livorno nach Piaa angelogt, der Eingang eu demselben
durch einen Turm RGachilLit «'erden; Ewiachen dienern und einem auf
anderen Seite «ka EingangB L-rri(;hlotcn Leuchtturm kOnnoD eventuell
geepannt «erdtm^ um die Kinfuhrt feindlicher Schiffe xu verhindern.
Die officiale« vunalj« erhalten auf weitere fttof Jahn: gewiwe Eiiihüufle
r-AH^ewiesea mit der Uefu^i«, Mauern und Thore von bivomo im Jitoad
ballen, die Feetutm niil Waffen und Lehenitmitteln suxxurQsten etc.
'Diete Balia wird d^inn in don folffMiden Jahren wiedorhotl erneuert
fProv. 158 ff.). — 1470 (Prov, liJ2 fol. 51) werdeai mit dem ihnen iiuge-
DCB Gold Ewci Mflhlcn errichtet, »cit 1470 wiederholt Burgen im
rflormtiner eontado erbaut oder reBlauriert; a. B. 1478 (Prov. 164 fol- 185)
BenanclU; 1474 (ibid. 16t; fol. 1351 Ganii>ig)ia etc.; 1475 (ibid.167 fol. 48)
Voltem). — 1475 erhultun siu .auetuhtas dtcs rem maritinuitn ' (Baa
Ton Galeeren etc.-.), Icoukurrierend mit den oonmilai luaria. — Im wetent-
lehen (find «ii.> seit dieanr Zeit eine Behörde für den Ejnu und die In-
llialtung der b^lorentiner Borgen. So autelet noch erwllhnt 1490
(Balte 52 Toi. '^8).
') leb itotae mich im folgenden auf die ereohSpfende Dantellung
U<ydi*, Hiftoire du Commerce da Levant, vor allem Bd, 11, die die Be-
Intxnng des trefflichen Qnellenwerke« von 0. Maller, Docnmenli xullo
FtralaÜDai delle cittä Toscane coli' Orient« , in mancher Elin«ichl tut «nt-
befariich macht.
- 12? —
bookeiia vor iJIom ilexliulli zu W&cIlSfli^«» haben, weil liier
dw wicbtigulu Absiitz tuurkt fllr dm fertige Produkt der
industrie gewesen ist. Nicht aU ob diese Zweiteilung in
Wirklichkeit eine vollkoniinene , für die ganze Eotwickelang
dar laduitrie entaclietdende getresen wäre: wir wissen, dass
man Riui Tunia, au» Griechenlund, aus DüutRchland und aus
Klninimioii Wolle iinpOTtierte, dwta die Färbemittel and Tor
■Uhid der Alauu tarn großen Teil aus den Liiadeni des Ostens
belogen wurde»; und ebenso haben die Florentiner Tuche in
Brugee und Antwerpen, in den Stildten des italienischen Fest-
Iniidc«, in Paris und London ihren Markt gehabt, — Wie aber
itie eiiglifiche and «paniache Wolle für den ganzen Charakter
der Produktion den Auaschlag gab, so war der 6eachma«k
de« Oriente mit seiner Vorliebe fix glänzende, lenchteode
Farben in erster Linie bestimmend fQr die Wnbl der Farben
nnd die Herstellung teurer Luxnstuehe in der Florentiner
IttdtMtrie: ror altem die koätbareo ScbarUchtuche hatten hier
ihren wichtigsten, ja fast den einzigen Markt'). Mit seinen
Tucben, mehr ab mit barem Gelde, beiahlte Florenz alle jene
Waren, die Spesereien, Drogneo nnd Färbemittel, die im Uitiel-
•Iter, Tor der Batdeclcaiig iler neuen Welt, bot die mohaoune-
duuictMa htaitT Asmbs nnd Afrikas an Europa lo liefern
ÜB ataaA« wuta. —
Die miImi ftiadfidwn und feindlicfaen BerflhmDgen toq
Flms mäk dan Lindere 4m Orioits datiew wät mrack : rer-
iKUtk flndkabwo. «i» wir Baba«, sebcM im 12. Jikrimndert FIo-
renkiner Kanfleabe in Patfatios im Oelolga d«r Pbaaer. die hier
Sinflni iWa*). — Weso wir Tüimm Qbaben
tu* im FlarvotiMC äek mm Arittea Krati-
■«g aofar tA «ncr «^mm Flatto kiiliff^l«». — Aber erst
— 123 —
Art: ura die Mitte desselben eind Florentiner Kaafleiite in
Accon etabliort'), gegeo Ende desselben in Konfitantinopel")
ond auf Cvpeni , wo Baldncei-Pegolotti es (zu Beginn des
14. JAbrhundcrt») durch setzte, ieuts diu den Häusern der Bardi
und Peruzzi gcwilirten Privilegien auf alle Florentiner Kiiuf-
leitt« ausgedehnt wurden'); um die Mitte des 14. Jahrhnoderta
Boden wir sie am Schwarzen Meer, in der renetianischen
Kolonie Tana*); in Konstantin opel selbst eind sie damals noch
Schützlinge der knialoninchen Kolonie. Nächst Marco Polo
war t» der Florentiner Baldiicci-Pegolotti, der im Abendlande
durch seine .Pratica della Mercatura' ilic Knnde von den
SchUseo des Ostens, von der Art sie zu erreichen, von
Handel sr outen und Stationen , von der Lage der wichtigeten
Handelsorte, von Art, Umfang und Bedtlrfnigson des an ihnen
betriebenen Handelsverkehrs Terbreitete: bis nach China ist er
vorgedrungen und sein Werk bildet noch heut« nn^ere wich-
tigste Quelle für die Kenntnis des LevaiitehandeU der Mittel-
meerländer im Mittelalter '■•). —
Mehr aber noch als für den Verkehr mit dem westlichen
Europa ist die Gewinnung eines eigenen Hafens durch Florens
für den Leraiiteh&ndel der Stadt yoii entscheidender Bedeutung
geworden. — Nicht sowohl deshalb, weil nach Flandern von
jeher auch der Landtransport neben dem Seeverkehr für den
Handel in Betracht gekommen war — auch nach Konstan-
tinuiiel wurde wohl hie und da der Landweg durch Ungarn
oder wenigstens von H^usa ans gewählt — , sondern deshalb,
weil erst jetit die Florentiner als m&chtigca handeltreibendes
Volk in den Gfsiihts kreis orientHÜscher Herrscher traten, weil
sie mit dem Atis^ruch des siegreichen Eroberers, der dem
Ifobammedaner vor allem als unbedingter Rechtstttel g^t, die
Kaohfolge Pisas auf den orientalischen Märkten antraten und
V Beyd, HuitoiTe du Commerce iu Levant I 8. 318.
') Herd a.u. 0. I 8.474.
*) Bttldncei-Pegolotti bei Pagnini JH S.70r.; Herd a. it. 0.
II 8. 12 f.
*) Hofd a. a-0. S. 187.
*) üeber »e'm Lehea und niae Reisen Vergleichs die Zumoidiwi»
etelltttig bei Hejd I, Einteitoog S. XVII f.
— 124 —
alle Privilegien , die je diesem zu teil geworden trarea, nun
fflr ihre Kaufleiite in Anspruch ualimen.
Xichts ist bezoichiiendcr dafür als die Instruktion, die
die Florentiner im Jalire 1422 der ersten an den Sultan von
Aegjpten gerichteten GesandtBchaft mitgaben'): die gleichen
Pririlegien Mitten sie fordern, wie sie Venetianer and Geninsen
gendnen; seien die Florentiner biKher nicht al« Handeltreibende
gthomnien, so sollten sie iaa mit dem Mangel eigener Schiffe
erklären, dem jetzt durch die Eroberung Pisas und die Öe-
■winming Livornoe abgeholfen gei: Stadt und Herrschaft Florenz
Bellten sie gebQlirend rühmen , Handel und Industrie der Korn*
mnne, in denen sie keiner anderen nachstehe, ins rorteithafleste
Lieht eetsen; vor allem auf EinfQbrang des Florentiner Gold-
goldeßs nJs Haodelsmünze sollten sie Gewicht legen, weil er
feishaltiger und gewichtiger sei als der Tenetianieche Dukaten
und nietuala am Gewicht oder Wert gekürzt worden »n;
kSnnten aie dies nicht durchactxea, so tollten sie lieber auf
den ganzen Vertrag Verzicht leisten.
In dieser gesteigerten Machtstellung, in der Sicherheit,
mit der die Florentiner jetzt ale Vertreter einer handeltreiben-
den Macht im Orient auftreten konnten, liegt für den Florentiner
Export die wichtigst« Bedeutung der Eroberung Pisas und des
Gewinns Ton Livomo; die Schaffung einer Florentiner Handels-
Sötte kam erst in zweiter Linie, in ilirer Wirkung sekundär,
iu Betracht. — Denn diese Flotte selbst erreichte nie auch
nur nmiähernd die Bedeutung der Venetianer und Genneser
HAndelnflottt^n; nach wie vor ging ein guter Teil dee Florentioer
Tuchexports über Venedig, wenn vielleicht auch nicht mehr
jene löOOl) Stück Tuch, die, wie Tomaso Mocenigo in seiner
grossen Rede von 1421 berichtete, damals durch die Schiffe
der Lagunenstadt JSJirlich nach der Borberoi, nach Aegyptea,
Syrien, Cjpem, dem griecbiscbeu Reich, Kreta, dorn Pelopoone«
') Abgedruckt nnt (l«tii Baricht der it&enndten und den Konsetnonea
den Suilana bei FaKniiii, I>eila Di-wina II B, 187 ff.; Hejd ». a.0. ü
S.478 ff. Vgl. nneh dio liutruHion t^r Uottino Uartoli von Ml« (stM
vor der (tewiDnung Livomcs!). der den Auftrag hatte. «Ile Beohte <itx
Püaner ia KonBttu)tino|i«l fQr die Florentin«! uU deren Rccbunftch feiger
in An«prucii ku netimen [bd Malier, Docutnenti S, 149).
— 125 —
und btriea exportiert wurden'); aach Über Hagiisa, wq ein
Konsul der Florentiner residierte, wurde ein Teil dos Handel«
nacb dem ftriechischeii Reicb, iiacti EünHtantino[)el und vou dort
weiter ins Innere KleiiiBsiens geleitet'). Ueberdie« dauerte es
lungere Zeit, bis regelmiUwige Uaiidelsfahrten nach der Levunt«
ID Qaog kamen: die Sendung einer Guleere nach Bjzadz im
Jahre 1429 blieb ziinäcbst vereinzpU; und eriit narhdeni dii*
Florentiner auf dem Einignngskonzil der morgen- und abend-
läudiachen Kirche in Floren?, dem dort anwesenden, ihnen 2n
Dank verpflichteten oströmischen Kaiser Manuel das berDhuit«
Privileg der ,goldiiei) Bulle* abgerungen Imtten (1439), wurde
«in regelmässiger SchiSahrti^dienet nach den Häfen des Ostens
«mgerichtet, wurden die Schiffsrouten und dl« anxnUnfenden
H&fen gCDftu bezeichnet (1M4]^): ioi gleichen Jahr ward eine
jährliche Verbindung mit Aegypten und Syrien eingeführt'),
SV der dann später noch eiae dritte Linie kain , die Ober
Tunia nach Alexandrien und üurGck über Rhodiut geleitet
wurde '^), — Erat jetzt erhielten die Florentiner Kolonien und
Faktoreien ein selbständiges Leben, eiue gefestete Organisation.
die sie den mehr nU zwei Jahrhunderte alten Niederlaesungen
der Venetianer und Genuesen vor allem gleichberechtigt an
die Seite setzten: von Koustautinopel aus, wo diese Organiäation
an die goldene Bulle von 1439 anknlipft, wo ihnen damals
Kirche, Loggia \ind Kaufhaus j-.ugegtanden war^i*). breiteten
lie »ich ans Über Rhodus und Chios'}, nach dem Herzogtum
Athen, das ein unternehmender Florentiner, Antonio Acciuudi,
gegründet hatte, und den verschiedenen Kleinstaatea des Pelo-
') Diarii di Marino Sanuija bei Muratori, Scriptorea rerum Itali*
eanioi XXH S.SeO; vgl- Heyd 11 S. »HJ.
■) ilftyd 11 S.S88.
') Heyd II 8. 239 f. üeber bea^adero voo der Wollenaonft »ÜB-
gerllatete (ntleeren Tgl. untea Kap. VI.
*) Heyd II S.487f.
') Huyd II 8. 4S7f. I^in Flrlnm der oontule« niarli von 1447 (bei
UflUer, DocDiuenti fi. 391) nennt ali K«i«ezicle der Florontini^ StaaU-
gaUcren: 1. Almandm. S. Kononia, 3. CaUlogaia, 4. [tarberia Alta,
S. CioUia. 6. Barbfirta di I'oncnt«, 7. Flandria.
*) Heyd n S. »00.
n Heyd U 8. SOI.
— 188 —
dulUn, nU nei ihi eine (fanx fieHntTerytänillicbe Saclie, Ober die
VarlittltniH« lUlisnii und den besten Weg, ihrer Herr za
werden« aufkl&rt: der fiU>Iz, cüui er, der Vielgereist« nod
Vitlerfidina». #» ii^, »n den sich der miklittiie Beherrscher
dM OiiUni wendet, am Auskunft Ober die Zustündo in Italien
tu «rlwlttfn, abcrwiDdet bei ihm leicht alle patriotischen und
nllgiOfeu Bkrii|t«l: indom er den Sfibein, ol» ob er den Sultan
VwtfHrtitfiit MltiM WUten* ■bbXH, Dabei luclit er eben»« m1>t Mine
Vetitndiill unil üoron Vunilgo, wie die hsrvoinigcniU-ii «Qualitäten und
llniK« Milnor difoiirii l>i'rM>n Rberutl in du vorteilbKlIext« Licht lu rückcs.
VmIiumI vor ültniu «inil iliiii di» Rivaloii und Nidibuni ii-inea geliel>teD
Morrni: Vni'^diK ond Siooft; mit Wonne bericlit<i er von dem SchUkg,
dun HoruriR dom venotiMÜMkn BRndel vcnetste, indem ea veoetiaiiiKhe
Urlnk HiiUlllrki*cli4<n Inluilta unfBng und dein Sultun lu Gencbt brachte)
tii vi>rait|ilv(]i>n«a oApiidd Briori'n ilh dit> B(>wohtier dieser StAdte {vgi-
l*Ht(iiini b. 2&6ir,) hat er mit einer tp-nidetti fi<lttlicbeii Grobheit eine
Kniln dpp gvhluipttn EtMchuldifiutiKon ntiii VoHeumduiigen Obor ite
iilit|ti'M<bRl1«l DcMHiilrr« Kern renommiert er — du ([eht vor allem ans
de* mgeilrw^li'n Teilen «einer C)ir«uik bervor — mit «cinor Vielgereüt-
Iwtt (lad «tnuen KrUHr«|ihiKben KmntoiMen : ob e« nao gilt den Markt
ntr divi noicntinvr TiK-likstluilrin tu »cliildPTn (bei Pagntni III S. 275 K)
»der dvn w»i(Trrt>i«l<'t«n Kulim teiaer Valentadt ader die *rdtb«kaniite
NMottrUfliti^keit ihn» Kivalen — flbemll ist er «gfoii toit einer langen
KeÜM vuB Slldtmamm ImI der Hand, die vi«) ■«■igwe (dqelttiv I
enlhlea, aU wtnnr Oelehnainkttt tia Kelief gebea ■ollen, die
Mtftlh ab tim nateeriehtaa i eia huatH^ aaek kaiaoa geggrtpluMiiM Oe>'
iiAlH>ankt irr»d etaer Art gcoifdacte« DoRbnaaader, das einen SAIna
aar die thetikohliohe Verbreitnagaioae. t. R der Flatontiner Twkt
" «te w im Aaicklaw an Pe|;niai i«a eiaaefaiai geaagcn '«wd^U —,
la keiaer Weto «ilfaA- I>«r Ba««e 4aftr I*
v«a Bwifislpa «m «k« gediMkl» «ad aagtirtklin IWhn d«<
Mokt fUeea. tat m dkek a B.
IMke der ;4tdW. «• Ar 4h ÜMialhi« Tachopart m
k«n(twM )Utl«( «M aMiili^i «Mga dfr Art «k r«
OkWMfc keiae IwMt Aa^aka iMi«. T«a eiaea IW»
«ir die aMsvitktaka MataMMfe B«ae4ettae:
_ 12H —
vor dem geplunUn Angriff auf Italien witrnen wolllo, kliig zu
wahren weis«, thut er ihm eifrig Spionendienite; und es lajr
gewjg« nicht hd ihm, wenn der geplanti^ U<>berf»II duitn doch
unterblieben ist ^). ßenedettü Dei gebOrte xii denjenigen Flo-
rentiner Kaufletiten, welche in den Städten d«a ebenialtg«»
Bjzantinerreichs Handel trieben: eine grossere Anzahl von
ähoUcb «krupeUofl den eigenen Gewinn nnd den Ruhm ihrer
Vaterstadt erstrebenden HilndWm konnten es nicht schwer
haben, sich auf dem seit etwa 1120 eroberten Felde auch
unter den veränderten VerliältniMen nicht nur xu liehaupten,
soadem sogar neuen Bodeu zo erobern 0<
Im türkischen Keicfa *) wird nun Pera «um Zentrum ihrer
Niederlansungen *); bald greifen sie von dort nach BriiMft und
Adrianiipel über^); seit 1460 haben sie Fondaco und Koaiul
in Trapc'znnt am SchwarKun Muer"). Kein Zweifel. das8 in
der Gunat des Grosstiirkeu die Florentiner gegen Knde des
Jahrbunderfä allen anderen Nationen den llaug abgelaufen
haben; and es ist interensani xii beobachten , mit welchen
Mitteln die Rejiublik die» HcRultHt erreicht hat.
Ad keiner stelle nümlich zeigt sich !K> dt^utlich wie gerade
hier, welche Bedeutung der Wollentucliexport und insbesondere
der nach den Ländern des Orients im WirtKchaftitlebeu der
Florentiner Kommune einnahm, wie er bestimmeud geworden
ist nickt nur fGr handelspolitische, eouderu auch fUr allgemein
politiBche Vorige jener Zeit. Die Tacherzunfl greift hier
aktiv alg huudtlndor Faktor ein in den Gang der grossen
Politik, sie diktiert der Staatu-egiarnng ihre Wege, »ie ist es
M Benedetto Dei bei Pagnini II S. 377 fl'.
*) H<-yd iCommi^m: du LeTiml 11 S. 490) nackt mit Rrcht auf don
tdgWktOBi lieben t'maland aaftnisrkmn, diu* iiuoh im Vei'kelir mit den
BaberrBcliern Ae^ptem hti den blorantincrn sickU von den tahlreichen
beftigtD KonSilctra xa benerlcen iit. wie n« bo hllafig bei linderen in
AegjpteD Ilandul trcibnideD Nnlioncu Torkumnn. Der Ornnd Jot irohl
Hoeb dafQr in li^n oben «ngefilhrten Tbiitsadh^n eu «aeken.
') Im eioielnen vergleJobe Ober dm Handel der Floirentiuer mit der
TBrkei Heyd n. a. 0. II S. 3S9 If.
*) RtjA a. a. 0. 11 ». Ul ff.
*) Uojd B. a. 0. U S. 8U f. und S. S53.
•)Heyd a. j. 0. 11 S. 3fl2 f.
Doran, Kt«>llmi aus d«r nonnütner WiitMlnnaeutliUlt«. 1. 9
— ISO —
aber niicli, die als UaupliiiteresseDtin di« Kosten ifer in ihrem
int«re»«e untern omineneii Schritte auf sich nimmt. Man kennt
JB die Rolle, die im Verkehr mit orientalischen Herrschen)
TOQ jehür der Bestechung in Geld und Naturalien xufiel: so
boUe auch tue Wullenzimft 14B8 bescfaloitsen , aus eigeuen
Mitteln ein Geschenk von fi50 Gulden an den Sultan 2u senden,
um dadurch neue Privilef^ien fdr die im TUrkenreich Handel
treibenden Florentiner Kaufleut« durchzusetzen. Dafflr be-
willigt die Ilegienmg der Zunft auf drei Jahro zunftcbst einen
Eingangs- und Durchgangezoll auf alle Wollsorten mit Äaa-
naUme der englischen, ferner eine geringe Steuer auf Export-
tuebe der Öarbosorto >). Die Administration dieser Einuahmen
bleibt lUDÜdut der Staatfisohuldenvervaltnng (ufficiü del monte),
die jährlich der Zunft 200 Gulden darauf abxnzRbtea hat Kurz
darauf aber machten bereite die Bezablnng der Florentiner
Behörden im o^momichen Reich sowie erneute Geschenke an
den Sultan*) neue Ansgabeu und neue Steuern lur Notwendig-
keit; neben den Eitportkaufleuteut die bisher alleia die Kosten
getragen hatten ^). neben den Uitgliedem der Tucherzanfl aoll-
tao jetzt ikuch diejenigen von der Steuer betrogen werden, die
') l*K>v. 180 foL 19 (Uhk 13 fei. IM); Der Zoll Utrftttt 2 gnm<mi
pro tMÜU luiap; die Steosr I gnmome d'aneato |>ro puuM di ffarbo
gabvlUtoiafimue. Bit Paaai di S*aM«rtaH> MiettaalM. wie die «^^tiMhe
WoUft. wm itt tkt g*nbt *«r1«b. na Am Stmer befteit — ebcnm «i«
ia ConataBtäoH «Oal. wo (Hlllvr, I>«eaMati Su 813 £; 148^ aaz
OMboWdwc WM ümmt GeMki nr ruahillig. 4tr Flareatiaer Kiifbfl
M «Um Ubs. liilii t U die BegilMd^. ah der die Boitou-
laaf der TWeMiyertMte nenebtiartjiyt viid: dacs adBttch demtige
Aamafctm ym 4ea .pcnalt* «»d akht «ob »Prit&e»* n fa^gM mmb,
Ak. i«a da tariiiiwtia md wiiM^mm tiifaii ShfaL AtbaiäA
«•r atbw IU7 <Vtller. Piiiwwii &tt» I iliiiiit w«cda. *m «e
KaMa fk' «a aa d«a ^iatea am m^Amiim GmKkmk. ««■ dM aaf dM
^_^ ^^^B ^^M^^ ^^^B^^^^^ f^^tV^d^^tfV iTA^tf^^^ta^ 'AM
iMfeaaa iM. ihm dw mrimm ioMr Kiafhaw Or aa-
enBrt wird,
I
mkirt tlkntm
^ rw^tf«!«^»
— 131 —
I
Dnr Waren aus der Levnnte nacb Florenz importierten, ohne
hier fabriiierte Artikel clorÜiin zu senden'). Schon 14fi8 hatte
die Florentiner Kolonie in Konstantinopel, deren Existenz durch
innere Unniiicn gelUlirdet war, durch den Qeüandtcn Andrea dei
Uedici eine neue Ordnung erhalten ^, die diina in der Folge-
') l>n* Gehalt Um .Con»al in Oriciiti>' «olt (Prov. 184 fol. 20;
Lum 1,1 fol. 17(3) von 400 auf IKK> Uulden erh&bt weni«ii ; die 200 tiulilati.
die daau noch ufitifit sind, »ollt>n von d«nen «rhobeti »«rden, „qai roliaiu
trabaot «s oriento'. &00 Gulden soll die Kominune isliteu aua d«ti
Eianahmen d*m c^rbKlibinThorKollii nuf W«11ii, denen jillirliche« Kiträfpiii
etwa 2O0O— 2200 Uro betriLgl. D« Kon»ul noll dem Sultiin ein .prosentc*
TOB 800 Gulden machen; dieB«süiniiiunK hierDber «oll getrennt von den
anderen Beicblanse» aufKexdcliniFt «-»rden. damit der Sultan sie nicht
SV «eb«n b4k«aimt!
•) Haller a. a. 0. 8. 313—330 (vgl. Hi^j-d II S. S43 tT.). Die meh-
tigiten Beatimmungen ice fiberaui iutcrrMantcn DakuineuU »ind fol^ciido;
a) 2ur AeaderuDg der Uesetj^ebunff ial üit! «^uitiinmung der V'ersamiu-
InuK der Kolonie nStix. bei der wenigateii» Dreiviertel aller ia Konetan-
tinopel aouUsigen Kimioncbefe tuge^eo •ein mtiasen. aber tcBin Senael,
kein Oaaiwirt etc. anwesend seEo darf, h) Atten MitKÜt^dern winl otrenpr
Gehonaia den Kansul gOfenObCT zvt [*llicht ^macht. c) iJ«ttitniiino|;en
aber die Vent» der Kolonie, insbesondere dai Fett dee heili)ien Uicliav).
aU de4 S«l)uUi(atronit ihrer Kirche, d) Der Konnil darf keisea Fremden
bcbntwrfen ; erhUlt ab Utiterbeaiuten eineu DiayoniaD: wird durch Oe*
büliren bcsublt; ist bvi wichtigen Dingen an dio Ziutimmuct; d<rr Ver-
sammlong gebunden; leioe Keciit«piechung »oll .«uiuniftrisch*, d.h. nach
Uaufratinaiireobt, «ein. c) Gebölirtiu eui Untcrhalluii^ der Kirehe (1 ucpro
pro p«3XB di panno di t!:arbü; l'ßr .Suidentucb und andere Waren !*/#
dea Wert«: ferner eine Kopfsteuer von IQ ntj>ri für jede nntemoniuienc
RandeUfalu-t, liiii xuai Maximum von 40 stipri jährlich}, t) AuKfQbrliche
Bestirunmngen Qter diu Oidnuntf des NachlaMct veiatoTlicncr Mitglieder
der Eoloni«. pt) Wohl und Berugn!« dea Kauenbeninten (enmarllngo del
coUiRio). b) Br^timmungen ober den Vctkiiuf und die .tara* der Tuche
Crgl. onten ^2 diew* Kap.). i) Be»tiiiimunK«ii über die Kreditgewährung
CimMa]iiniuni4nienpa^tiin6i tiehe unten $ 2 iline« Kap.1 ; iit»bc«oadert'
find KUgen ge^eu sUemige Schuldner nicht florenliaiRchcr Nation beim
Kadi aniubriDgen. Ii) Verbot, einen l^ndmana ans dem gemieiteten
Ladm oder Leg'i« la verticiben, re«p. niuiuniielcn. 1) Jedem NichL-
ftorentiner «oll gegen einen tlorentiner die Klagv beim Konsul offen
•l«btB and billige« Redit xu Teil werden, inj Spielen ist verboten ; K«-
btlliB nnd Vagabunden kOna^n von dem Konsnl auner (.andca gt^agl
werden. — Dienen BestJuiinungeu fttgb die Sigaoriu dum noch in ihrer
BwtAlignngeurltiind e hiiHU, dan dem Konml twei Consiglieri nur Seite
stehen mllee, die aber bnld wieder abgeschafH werden.
— 132 —
zeit nur in nnivcsenUtclicn Punkten modiSKicri irorden i»i ').
Auch die IJ^liftrd^-n in der Heimat blieben io uDaasgesetzter
ThlitigltHit. — Neben die cousoli di mare und die capiUni di
parte Quelfa. die weitab toq ihrer nraprün glichen Bestimmung
hier ein neues weites und HUBfpebiges FrIiI üTlr ihre Wirksam-
keit fnndeu, trat eine neue Bebilrde, die der coQservadori eopra
le coac di Romnnin'), während xu gleicher Zeit die Koiisnin
der Wollenzunft mit neuen ßefu^nifiiten zur Organisation de«
Orieiithandela auHgefltAtt«t wurden'). Eine überauH intereBSante
Riit"! Verordnung von 1493 — sie vergleicht einen schlecht ver-
walteten Handel mit einem vollgestopAen Uagen, dessen in-
halt nicht iu rechtor Weise zur Nahrung der Glieder verwandt
wird — regelt die Formen des Verkehrs u»t dor Levante im
Intcresi« deg guten Rufea der Florentiner Uiindicr, damit
') 60 W92 (Mflllcr a.9. 0. 8. 380— S37)-. Der KobmiI wird von
jetit ao Buf drei Jahre ernannt. flihRH eiiKtn KanKlmljeamt<>n. vi« Knecbte,
einen Dtagontan und swei l*fcri)<>. (tcfren BCinen Ktehtcrtprscb wird jetet
Appellation an das Floreatinet Handpligcricht SMtettet; er kann, wenn
ein konniBaditariicli mit dem llaudcl 7oa Waren betrauter Florentiner
Reiaender mcb uU iiniuvvrliis«i({ <>rK'oitt. dietcm din comnenda nbnehmeii
xind un znci ojidpri- Florentiner Ubertragea etc. ; ftbniicfae, aber onweacot-
liche Äendeningoii von \W) (Müller a.a.O. S. SS"— SM); 1506 (ibid.
S. 341); 1507 (ibid. S. 843): 1512 libid. S. 345); und ZuRammenfawnag^
uUor dioiivr Reformen in einn' neuen ausFübrUcben Ordnnng von 1SS8
(ibid. ä.347-SST). Von Privile^en der tOirliiiclien Snltmie fflr die Flo-
Tcntinitr in ihrtnn Roicko ist nns nue der r«i>nblilcnn)8chra /^eit nnr etnai
obnc Datum, wohl ge^») Ende An 15. Jahrbunderta (leKebßii, erttalleii
(gcdrurlct bei Pagnini, Dclla Dcoima II S. 291 f. au* d«tn Arcbivi«
della Caniellcrin dell' Art« della Lana, wo da* OriginiLt aber hente nicht
webr vorbanden lu eein sclioiat!).
0 Zuertt emübiiL s.U >lfiiidiif<- ll(>hflrd>* 1505 (Mniler H.a. 0. 8.340).
Die COnsnlw muria treten ip&ler ganz xurQclc.
*) Nicht nurEihiUtüie (aeit 1498; Prov 190 fol. VS) di» Verwaltung
aller jeneir für die B»ahliiDg de« console di ttomania und Miocr Uii&-
bcanten bewilligti>n JUIlle und Steuern, «endem die Zonnkonmln haben
ceit UOl (MBIIer u. a. 0. B. 343) auch die EannluibcamtcD de« KosBola
in Koniitimtinopet KU crwäblon lBono?hU38; Mtlller a.a. 0. 9. 347 f.);
d« Bericht Ober die KeviBioa der Ksmc und der Pinantvenralttinf der
Kolonie ffcht on sie, oder an di« capitani, oder un die con^rrTudorl ; «i»
!M>llen 1531 ZitscbtlMe in den GebOliren bewilligen (mit den conservadori).
da die l)i(herigen nicht mehr ann-eiehen, sollen dine ober nur nnler des
Uitgliedem der WollenEiinft iitnle|;en etc.
— 183 —
durch ddo gchlechUn Kredit oiuzelaer nicht zu Schadon
fafimen 0 1 »Q^ ordnet die Wahl «ines neuen Konsuls im
Törfcenreiche nn, dessen Stelle seit einiger Zeit vakant war;
twei Jahre später werden in jjleicher Weise di« Obliegen-
heiten des Konsuls in Haj^sa, dem wichtigsten Durchgangs-
tliafen für Florentiner Waren auf ilireui Vfege nach Konstan-
'tinopel, festgolegi'). — Doch wird der Kreis derjenigen, die za
den Ko!ftcn beisteuern, jetzt noch weiter gezogen, indem zu
den WoUfintueheiporteuren die Tarbwarenhändler und Fabri-
kanten von SeidenütoffcD treten ^). Denn so sehr die Sultane
') ProT. 1^^ Toi. 69 {I49'1): Per«hu noAiiua ccxia A piii Deoea8nri& a
BtaBtanm^ netla oitlit luitiu popnlo ehe l'ubondnntia degli «cerciMi, ma-
ume pAuni et drnppi, et quootitä grando fara hob ae no putV, dotide a««(ai
popolo ü powa Dotricaro, te aon n ii lo atonuuio dove «'inaitigli, perA
necesssrio i in modo pravcderc che poi cbo allo Btomaca foisino con-
docti non utaa diHipati pel male governo de' minittri, e «^daü ei man-
daao. con oofiiit di p>.niii iimsitnu in Isvanto. Dove voleado )iHrIan>
interainente U verö, Bpesw volle si manda con 100 o ISO Paani in acco-
iDanda tal«. al quäl« dal tnedeidiiio mncatante non »arebbe ciedito in
Fireuae puuto moaacliino per udd oiBtitello et uno cappucdo. . . . Dalier
wll eise Kommmion von filnf Kaul'l«u(on gewählt wi'rden. .itüjira e au'i
ili t.eTOato'. die alle diejetii^QR, denen eine co[nuiaiiil& gogoboD worden
i-ollto, uof ihra KroüitlKfaigkdit tu prüfen, StreiLtgkeitaB za ■chlicbten.
Anonlnuntren fOr den Leruitehandel zu treffen) habon ot«. Ba aiad iw
•piUtreo eooMrtadari •&ptn le coic dt Levante. (Der Erlura fehlt \m
Iffflllerl)
*) Lana 13 M. 186 (Hd^). ^r wird <Itirch Handeli^föbabren beiafalt
(S afpri pro coli» dl robu b«! drr Einfitlir, '> bri der Amfnhr).
*} Pror. 190 fol. 83 (1498; fcMt bei Haller). Die Steuer ti^txt
■itli jeUt folgandermaMen suRanmen:
a) 1 irrOMOne pro putuio di San Marliito u di garbo pM mandaro
marcliinto di rtiari;
h) die schon b««t«h«nilu taa« ?on 2 drroHOiii pro craüuano lunov
wird jetat auf alle Wollsorten, ako aaob die engUachen, au»-
gedcliQt :
e) (ttr drappi (Seidentuch?) «eBu nro, die aadi der Leviuite gohc-n.
4 1. pro libta ; con oro 8 i- pro libni ;
d) 1 Dacato d' oto, pro fardelto di »eta, ehe nen« dolla le-
vante:
e) 'A Ducato pro lOO libn: grona TCniente di levaaUl, '/t Ducnto
pro polvere di grana. —
Vtltm die Verwendno? aller dieeer EÜnnahntea eotecbeidon jetzt die
- IM -
auch wiederhult ditj ((roBse Intvr^jjse lietoiiten, dos« ete an «iD«r
regen llandelsverbitidung mit der Stedt am Arno nahmen, so
wncbsen doch auch mit der Zeit ihre Ansprüche, uoii es fiel
der Stadt immer schwerer, »e durch Treuvcmprcchungen tmd
Geschenke bei guter Laune zu halten '). w&breiid sie auf der
anderen Seite fregenüber dem foriwührenden Drängen der
PRpste auf Teilnahme an einem großsen KreuKxuge gegen die
TQrken voraichtig lavieren niusste.
Wiederholt gingen daher auch Gesandtschaften mit nus-
i^hrlichen Instruktion en uud uusgedehntcn Vollmachten noch
Konstantino[tcl, um die Bestätigung und Erweiterang der alten
Privilegien zu erltuigen. Die staatliche Schiffabrtsverbiudung*),
schou im Laufe des 15. Jahrhunderts mehrfach uoterbroclieQ,
liQrte gegen Gnde desselben gänsslich auf; die private dagegen
blieb noch längere Zeit bestehen'), hU um 1520 der gesamt«
KftiMuIn der WolleoEunft und vier Mitglieder derselben. — Der >enft-
leruolie t^mmstinintt« Imt dsrilber scpamt Bucli ku fuhren.
') SohoD 1-180 hDU«n *ich dt» riorentiner wcgpn Unlerbrediunjc
ihrer ScliitTahrt beim SultaD mit allerlei Auinsdcn enUchuidiftfln nitiMea
(M U n c rib. n. 0. S. 230). 1483 kommt dnnn Itimitil selbst nach Flo-
ren«, um wegen drr Unterbrechuuf; der Schiffahrt und den Aoiibletbaw
der ülltchen Gricbeakü beioi lletpcninnMiDtriU d« Salluns RcchpiaBchafl
za verlfuij^n ettr. (ibid. ü. 23ß). Biri iltT fip^rUiKlaiig der Wci teilte will i-
gong der ZOlIe U9ß (Habe SS Fol. Ift) ltei«et et: (|ui» dioebat (»c der
Soltuo) Be solitntn honorari in aceemu gsletrum Soreotinftnini. Et m
tali hanorc pn\-iiiiini cum . . . liilea galee non aocederent. ~ 1^07 wird
(MUlUr a. a. 0. S. »-(3) <Iu G^echonlc fBr den Sultan von 100 anf
'.£00 ßuldeo erhöht
») Vgl. oben S. 118 ff.
'J Kl int «in Iri-tum, wt^au Ueyil (CommiiTCH du Levaat II S. 3U)
mmimmt, da« mit dttn Aufholen der »taatliciien 8chiSiLbi't«)inie naoh
Konstaniiiiopel Klorentincr Sohitfc flberlmupt kuiiin mtthr nach ileiii Orient
fuhrCDi Honderu die Vcrbinduatt dorthin nur durch HYiiidu Schiffe oder
auf dem Landweg licweHi* teil igt wordeo sei. Vieliiu'hr hingt- das Auf-
bSren der alnatlichcD Schiffahrt' mit dem von Foehliu&iin iWirtMchafla-
politik S. 129 f.) mitjieteilten Bcachlu» von I4S0 msammen, der dofiaitiT
mit dem Monopol der staatlichen ItBcderci zu Guiuten der freien Schiff-
fohrt braoh. Wa» h&tte et auch Mtsit FOr Sinn gehakt, da» connilea
mBTiB and ca)iita.nei pnrti« Quelfn« 1503 einen Prncliltorif fOr die 6«^
fahrt von Adrianopcl bta Anoooa «rli«*ten (Lana 13 fol. 184: Müller
a. a 0. ä. 340: vgl. aach den Ewetten Frachttarif aiu den Carte Siros-
liaac. ibid. !=: 8-57} !
— 135 —
Uaadel nacli der Levsute rapidem Niedergang eutgegea giug:
aichb nur ireil den Portugiesen, als den Entdeckern des See-
wegs nacH Ostindien, der Lün-enanteit am Handelsirerlcehr mit
der Levante zußel, nicht nur infolge der Entdeckung der nenen
W«lt, die tiele der bisher nur aoM dem Orient bezogenen
Waren für Europa zu liefern im stände war. andere durch bis-
her unbekaoote bessere Produkte ganz rom enropäi!u:beu Markte
%-erdr3ugte; sondern vor uUem auch, weil fQr die fiorentiui^che
Tnchindustrie, fnr diesen mehr als zwei Jahrhunderte hin-
durch bUlhenden Erncrbszweig, ttus dem der Handfit mit dem
Oaten seine reichste Xtibriing zog, die 8tnndc geschlagen Imtt«.
>iflse Thatsache soll udi« noch an anderer Stalle auäfilbrlicher
beechüfligen.
BfiTor wir nna nun zu der Betrachtaiig der Ordnung toq
Kauf und Verkstii' durch Zunft und Staat innerhalb des Floren-
tiner Weichbilds wenden, haben wir noch mit einem Worte —
anknllpfend au diu eben erörterte eigentümliche Rolle, die der
Wollensunft bei der Regelung des Lexantehandels zußel —
, die Stellung dieser Kor{ioratiou im allgeineineu anf dem 6e-
' biete dea internationiileu Florentiner Handel» ^\^ betrachten. —
QewUs vollzog »ich der Einkauf der Rohwolle wie der Ver-
trieb des fertJgen Produkts durch Augestellte oder Teilhaber
der groHaen Florentiner Handelsfirmen, deren Chefs «am Teil
«euigateas der Wollenznnft als Mitf^lieder angeh'irten. — Wirft
nan aber einen Blick in die beiden bereits veröffentlichten
Statotan der Calimalazunfl, »o Ut mau nberraacbt Ober die
PttU« der Anordnungen, die den Verkehr der Zunftmitglieder
und der .Suppositi' in der Fremde bis ins Kleinste regelten
und in geordnete Bahnen lenkten: die Znnft iftt es. die, wie
adion erwähnt , einen regelmässigen Botenvorkohr nacb den
]flTkt«u dvr Cbnmpagiie nnd nach Uom unLurbäU; sie — nicht
der Staat — ernennt die Konsuln in Frankreich, die die Inter-
esaen der dort rcHidierenden oder reisenden Florentiner Kauf-
leute zu H-aiiren. ihre Streitigkeiten zu schlichten hatten: »ie
organisiert an den wicbtigiiten UandeUtHras-ten ein System toq
Herbergen uod Unterkunflsstätten , in denen die reisenden
Kaufleute aus der Vaterstadt stets sicher waren vor Raub uud
— 13Ö —
U«b«rvorteilaag. uail unUrstellt die luhaber derselbea der Ä.af-
äidit und Jurisdiktion der vod ihr «rnaunten Koofliiln; sie
oDterwirft «ndlich alle die .socii, di»cipuli et factores*, die
fflr die Florentiner Firmen .9ber die Uerge* (oltratnonti) g»beu,
einer strengen Qesetegebung, tim Veruntreauageo und Cntcr-
schlagiirigcn ku TerbUten *). Von alledem ündun wir iu den
Statuten der Wollen zu nft kein Wort; mit AiiänHbnift des
oben gtiscbildert^n ßiugreifeuH iu die Regelung des Levatit«-
Verkehrs nnd der Äuardstung von Haudet«8€l)iffen bab«Q wir
Icein Beispiel dkfnr gefunden, dass die Znnfl ihren Wirkungs-
kreis Aber die Grenzen den Florentiner Staates hinausgcdebnt,'
oder dass sie gwr, wie die CatiRialiiziiiirt, stnatüehe Funktionen
in fremden Ländern auiigeübt hätte. iJie Gründe für diese
BrscheinuDg sind vor allem zweierlei Art. Int die Caliniala
im Anfang auMohtioealich, in späterer Zeit ihrem ganiten
VVcfen nach in er»ter Linie eine Vereinigung ron Uandel-
treibcQden gevrcfien, denen ilire «pster angenommene industrielle
Tbibtigkeit nur Mittol zum Zweck, mir Nubeaaaclie geweMI
ist, >o ist dio WoUeuKunft umgekehrt aus einer rein gewerb-
lichen Korporation herTorjj;egaiigea. die erst durch den rapidenj
Aufschwung der Industrie hiuau^gefUhrt wurde auf da« Welt
meer des internationalen Handelsrerkebrs; ihr ganzes inner«
Gerüst, ihre Organisation, der Umfang und Inhalt ihrer Ge-'
aetzgebung, ihre Verwultungsthätigkeit auf ökonomischem Ge-
biet sind vor allem induHtriellen. niclit merkAUttlen Bedürfnissen
angepasst —• wie denn audi die grössten Florentiner £xpc
and Iniportfirmeu zum grOssten Teil nicbt ihr. sondern der'
Cnlimnln- oder HankierKZunfl angehörten: ernt allmählicb mit
der Fortbildung des Tuchgewerb«» zo kaufmäuaidch geleiteter,
bauüiiidustriell betrieb«>i)er \Virt;«ch]tflsf(irn) nelimen die Statuten
der Zuuft auch die wichtigsten Reg«hi des kaiifniKnnixchen
Verkehrfl in sich auf; aber auch jetzt stehen neben den Be-
stimmungen Über Wahl und Fnnktiou der Zunflbeamten die
technischen Orduungen d«s B«triebs dnrcbBiix ini Vordergniud
der stlnfUerischen Getetagabusg. — Trotxdeni aber kSnnte
man ueh ToratelleD, da»« mit der Entwickelnng des Wollen-
■) DaaGcoaBV« aiebe b«i FtHppt, L'AHc «li CUhuJa, fMaäm.
— 187 —
tncbgowerbee zur wekbeh«rr seh enden Kxportindustrie der Ord-
oang de« Handels cler ZunftmitKlieder ein breiterer n&uiii ein-
geräumt worden wäre, dnss die Zunft dmch ihre vitaUtcu
Intereesen frenotigt worden wäre, Schutz und S«liirm ihrer
Mitftlieder im Anatand selbfit xu übernehmen — wenn di« Be-
diuffuaf^eu des Weltverkehrs in der Epoche des Anfechwun^s
der Tuchinduatrie noch die gleichen gewesen wären wie rar
üeit, du die CalimalA tU erste der grossen Florentiner ZOnfte,
als alleinige Vertreterin des Florentiner Orosahandel» zu fester
Organiäutiou, zum Auäbau ihror Einrichtungen und Stat\iton
gelangte. Etwa audvrthalb .lahriumdL-ric trennen die beiden
Entwickelong^reihen — ond eben diese Epoche bfitte die
grOoelen Umwälzungen in Form und Ausdehnung des Welt-
handeU gesehen. Worauf es hier haaptsächlich ankommt —
in Frankreich war da« Kitnigtnm mftehtig erittarkt. es hatte
nun selbst die Kraft, fQr die Sicherheit nnd UnterbalLung der
Stra-iaen xa sorgen und dem reisenden Kaufmann wenigstens
eio!gertnas«en Schutz meiner Person iiud seiner Habe zu giiran-
tiereu '). — Die Märkte der Champagne, des eigentlichen Zen-
tmma des Handelsrerkehrs, die vor allem von den Statuten der
CaÜniala ins Auge gefasst wurden, sind io rettungsloaeiu Ver-
fall hegrifTen; and die grossen flandrischen Uandelaptätze, dio
an ihre Stelle traten, konnten, wie wir sahen, ztir See besser
nnd leichter erreicht werden als auf dpm Landwege: fttr den
wichtigsten Verkehrsweg dorthin konnten also zünftlerische
EiaricbtuDgen nur in geringem Masse geschaffen werden; an
Ort und Stelle selbst aber gaben sich die Kuufleute, die dort
residierten oder vor fi borgehend anwesend waren, eine koloniale
Organination, die als solche — mochten die einzelnen Mit*
l^ieder immerbin Terschiedeneu Florentiner ZSiiften angehtirvu
— doch nur mit lockeren Banden an das Kloreutiner Staata-
WHsen geknllpfb war, von znnftleri«;hen Pessehi sich vOllig
1 Allerding« findan «ich die Beitinuaiugcn Über dca fransiSnschen
Bändel gonidc is daa Slatnteo der Calima]«. obwohl ihr enlM ja «rtl um
1800 ibgcfbHA ist. — Doch vind in ihm vielfach VerUUliiiHe ftiterer Zeit
dar^legt (liebe Filippi a. a. O,), nnd wena div von di>r Calimalasunft
geacliaffencn InilitatioDCD iLuch noch writcr Iwttaaden. lo lieftinnt für
rie. wj9 fnr die ganae Zonft, icho» damiiln der Yerfiftll.
- IW —
l<Nif{«taat hatU. Sawtit abn A't» thm finriditiuigea der Cali-
ni&U — WirUhlQMir, fUehUpreebiiug durch die EoMnla etc. —
riunh irn «iK«iiltk-tipn Fraiikrsicb in der Zeit d«r BlOt« der
WnlltintiirhiDdortri«! weiter exittierten, kamen sie, dsrao kanu
Wülll kitiini «in Zweif«! win, aiicli den Mit(;liedera anderer Xüafte
m Ifut«, dio flieh nur Keinen in Frankreich befanden: hier im
AifiliMid wir dna Bund dvr gemein »ameR Herkunft^ der in die
Famo wirkende NimbuN der Vatentadt, das ZaMnunaogehOrig-
bvlUKAnilil dem ätAiimi- und Spruchfremdon gegenüber stark
Manug, um trannande Kunftecbranken, wie sie in der Heimat
tinli IwtiBobbart« Intorewiea Ja gwonderte, ofl feindliche Lager
iolifudeot vargSMiaii xu Inaseo; KumnI die in Florenz viel ver-
bnltoLo nci)i|iiiUtli)lli|{koit '), die dmi Importeuren englischer
Wnllfl Krlaiilitc, dvr Oallmala und Lanaztinft zu gleicher Zeit
iinKiigrlinri'n, ei dienen auf die oiufaohst« Weise ntOgtich madit«,
alßli flin Anntlit auf ilio Mithfnutxung jeuer Einriebtungen
lu veravhftlfun. — Alle dioac GrQnde trafen zusammen, tun
«Ina ThHÜgkitit dor WoUenxuufl nueserhatb des FlorentiDer
HlaaUgebivU aouOtig oder unmöglich xu machen.
8 2.
Urdonoit Ton Kauf und Terkaof.
Auf diw«n <tagfi\ Beiirk bMcbrftakt ist nou aber iw gc-
wUg«H«i\d« und rt-gulieroade TfaXtigkeit der Zonft anf dem
(Wtit^ttf d^* llandfU um *o inteJiMTer ausgebildet. Wir kOaoes
m %,yvt nvf tUwa ihm^ ftluf Kichtungeo be^ha^ten. die
fliillUmiih» gHrMMt g«»ctoWtr< «erdes •eU«a: L
ilw K«ttai|i«wSckil»t ä. OrguuMkiott, i«s|^ Awa^ttaar <m
tviM^MkuMMai 3. Xakbr- mI PrtwfcUf ■!■■■■»: 4. 6
im
^«t
■avBg 4** Mvitogvwielits (tmn^
V.
&«»«M
— 130 —
drticlcen darf, in deu Mac)ilberet«li dea zauftlvrisctien Organts-
maa. deo sie nun nicbt mehr rerlassen wird, bis sie in die
Htoiie des Tnchdetnil Verkäufers (des .ritagHatore') oder direkt
in die dea KoDsumtinteii übergeganf^r» ist. — Wir besitzea
EtbofUeriscbc Ordnungcu Über diu Anxladen der Wolle und die
Neaverpackung derselben zum Transport in die Magazine und
Werkstätten; vou grösserer Bedeahing, weil ungeniBiii cbarak-
'teristisch fDr deu Geist der XiinftgeseiKgebimg, sind diejettigen
über die .Tara", d. h. Über dos Verbttitni» iwischen Brutto-
und NettogRwicbt , Über den Abzug, der bei Iterechmuig des
XeUopreises eines Sacks Wolle für die UiuhUllung, für etwaige
Feuchtigkeit, Staub und Scbnmtz gemacbt werden musste nnd
dem Käufer der Wolle zu gute kam'). - Die Zunft hatte
dafDr eine eigene Benmtnng. die der ,Ta.ratoren' gescbaffeu,
'meist wohl aus solcbcu gewühlt, die in der Zunft immatriku-
liert waren oder ihrer Jurisdiktion unterstanden, oft itagleich
beauftragt, das Amt der WolIeDscbati als .reditores" in acht
Statuta commoniB tlareutiae von 141S (Bd. II ^. i9b): üniciiiqae
it Toodere «t etnere pfttinox et Innan, holdronet et ■hiin<>n . , . eam
de aaocbi«. humom. «iccidi et polvcr«^ et oUii rebtu. . . . Traltato
deir Art« dtllu l^itn cap. IV (vgl. unton Anfaftn^ 1); Sballata eht A la
lano. e zperta pe' taratori, che taraoo ovato fuino menda, te bisogaa,
d«ll' iiniido dellu laoa o d'nllra oltti^il^ clie vi foxe ftveniita pcl «opT*-
o per qsalunquv Hltnt cn^iioni^. It'x braucht wohl kaum belcnt itu
iretdcD. da» die .Tara' nicht nur bei dec Wolle stattfand: Tgl. e. B,
Ober die «Tara* tt^ini Oold Codex Ü2iano bei Pagnini IT 3. 144 f.:
aber dicjonigfl der TcrschiedentrtigBtca WateuRortcn in Vita rngnini tV
8. 1S4 r. etc.
Sehr JntcrnsnDt ist uacb diu Bcschreibunf; der IWa im Codex den
Cssano (t*» Paffnini IV S. 119): E v«duta (nUmlich die anfjahotn-
airae Wolle) pon^ono da parte tiitÜ e tORoni groni e luttt j^l' intigiinlf
• Cntti e fracidi, t poi da ■'> tosoni groMi in «u per balla faitno di
tan. di ]>eito tra i1 tono ei quarto , e coü Irarranno V uinido e fhicido,
e I' epti^ato seeondo >oro diMrteion« ; e ollm qne*t4 «t dik per a*o
libli. II per balla. « piii ci6 ch'd sacoo i>eaa da libb. j in lu e piü
d4 ebu biUtu pcea piü di Hbb. 'J50 in lä n rngioac di Übb. 4',') pci- 100.
a qa«eto e tolc cotue ei rcndono e come eono le tt^rv I^e lane Mojune
di detta ruftioDe ai rendono manco na quatlo the l'allre. fccictto <be
de' tosoni grom nun n' anno lara, pereh^ k>»o ii)Ojani>. e percii) «' in-
leode i tosoni grx»«! della iii);;liore, « perd valc quelle meno, da qucitc
in Aiori ann» lo tare usato.
— 140 —
zu nelimcu. — Die Tara selbst betrug atifaDKs (1317) bei eng-
lischer utigewAächener Wolle II Pfund fQr Staub, Abnuteuag
110(1 Bescliildigung, bei einem Sackgewicht bis xn 350 Floren-
Moer Hfund, 1428 lU Pfund ; fdr andere Wolle (San Matteo und
Garbo) B Pfund, .ultra Turam de eis . . . pro uinido, fracido
aut lane eiusdeni nou eque*. Der Sack selbst wird bis xom
Maximum toh 10 Pfund »nKerächnet; über 2ä0 Pfund betrügt
die Tara A*^''^ '). Man hat es liier mit einer älmliclien Er-
scheinung 20 thuD, wie wir sie achon einmnl bei der mecbt-
Disrheii Bostinimung der Länge verschiedener Tnchsorten koa-
«tatieren konnten. Man betonte konventionelle, durchschnittlich
rieiitige Verhältnisse und erhob sie zum Gesetz, in der klaren
') Id) getM nur die iill([eineiaKten bevlinnmnireii , wie «ie »eh im
Laufe d«r Zeit herauagflliüdet liatten. Lana I c 18 (1317] eilt der ltt«t«
Saek ohne Striek 8 Ffond. mit Strick 10 Pfiimj; Wt Sacken unter
2S0 PlUad 6 N0p. S P^md. Pindcn sieb in einem Sock mehr all lOKuad
.niouuoli* (wohl blsisp KnmdkStper «Jdt Wollhlrcboi ?) , •» werdoi
ileta EAufrr i Pfund derBclWn als trinn gerechnet, wenn drr VefkftBfer
niebt TOTKieht, tie surflektal>ebalten. Ueberdas fUreiDgedrucgMe Feaefa«
tifiki'it in AbrMhnung su bringrad« Gewi4:ht t<ntM:h«tden twti Saebver-
>ian*lit;tf. <)ie ipüteiYa .TuraCorta*. Mehr \U 400 Pfund darf kein Sa^
Wolle viegeB. — Wer endU«h WoU« .in paitibaa gaibi. tnaiei, botn^ei^
JaBM, TiMmu) vd aUbi' «inkauft (ibid. 1 c 20X mnaa tu Flonau aKlv
Oavtdit «mpfimgen. al* er dort bcaahlt hat — wt^^ea de« Sohniatiea
aaödo), d«r auf dorn Tranipoct bnuakoauiit and du Gewicht TcrgrSwert.
— Nach Teracbiedencn UmftadaniBgeD enthJilt dann dt« SutaC vaa U2ä
die obea antgrtcaltca SUae. Dit vier Tuatoraa beatchaa. aa* den Befibaa
der taaificM. laanudoli, «taoifieaa gewthll. alt Bt&adig« BabGrde seit
18M (Laaa 41 fol. 131 f.). 1438 gM e> Mfcoa iwölf Taratores und ncbi
Veditam, gewUilC durch acrattiaium aas dan laaifioei pablici. Sie liad
4aB pnnisor. d«m Voramltrr dn ZaaftTmnOgeoi, aach Ablauf Una
Amtai KaelMaaciiaft aber dis Vanmltaag dcMelban Mkoldi^. Sie haboi
a—eertlwüfi di« rftichl, Stnitiskaiien iTiachaa Eftafern aud VeiUnln
Wn Weltbaadel id «ohbciitea. Bei ZtreiMa ftber iuUi(c Bexahlaag
dar "nuacabähivn «nttcbeidrt da* Bncb de« bn dMD GeKhifl «nweMadM
XBalbaiBli. — HB.: Du Taialonn. tos denen roehlmana a. a. 0.
&£9 r«d«i, sind ia Witkbdikcit nmare Tantort«. — Sie et^aUeB an-
ha«« Ar 3cUa aad Tan 1 a. vgm itior S%rtm, mH 1(73 (Uoa M foLI)
a'/i «. Pir gi»mfcM> WoUa «itd aait 1404 (l«a 48 feL T»). «an M
na Caknie ran hBdMhm 100 Utürm «n di« Stadt «^a«ft irt. die tWn
wtgaaaiMtn. «««a K&nftr «ad TvMnfkr ■• wt— hl VgL
na UU M. n S. IM f.
Hl —
Erkenntnis, oft wohl auch nur in dem dunkel nhnendnn Gefühl,
dus eia freies Gehenlo^Een des Verkehr? in den Formen, di«
der Bligeraeine kulturelle Zustand der Z«it schuf und bedingt«,
di« Schirerfittltgkeit dewelbeu mir «rhJJheii , dasfi i;eduld<t«
Freiheit hier leicht zu unnrthisch-unji «ordneten Zuständen füh-
ren wCrde '). Die Schwieri^jkeit lag vor ailum dann, zwischen
den BediirfniMeo eines rflscheii und geregelten Verkehrs und
deaen kouTentioiieller Ordnung die richtige Mitte zu fiaden:
90 dass man wobl oft die Forderungen nncli der einen Seite
hin öl«rflp»nnte , nni sich wenige Monate darauf willig durch
die Praxis von der Unmöglichkeit der Durchfdhrung (IheTzeiigen
lu lassen.
Um u.uf unser engeres Thema wieder xurUckzukoinmen:
der Modus, ili« Tara der leeren Säcke gleichsam hlind. d, h.
Tor ileui Au<«packen der Wolle vorzunehmeu, nie o^^ 1403 b«-
stimmt worden war-), erwies sich schon bald als undurch-
führbar; man itah sich genötigt, sie bis nach dem Auspacken
der Wolle zo verschieben <*), mit der Klausel, dass sie spStesten»
8 Tage nach Ankunft der Wolle vollzogen sein mßwe*). —
Woltwüscho und -nni^lesc dürfen erst nach Torgenommenei
Tor» stattfinden. Schwierigkeiten ergaben sich anch jetzt noch
die Hülle und Fülle: immer aufs neue musste dae Qebot der
>) Wie ftbrigeni i>v«h hiw dio fntxia fidi oft recht wntig um die
ZttiAeweb« kQuiinerte , tias bneugt in lebr naiver WeiM der Veifoner
dM im li. JAfarhundert entstandenen Tiaftato delV ort« di acta (ed.
Oarsriolli) cap. IJ9. iiidem er tagt: In qurato captlolo farenio ricordo
di tdlte coiuprt dt eeta « «rdi&atanieate di loro Iure nen oitante
che oggidt non ti ra tioppo drieto agli ordini e le tare
deir arto. mn püi toflto al pntto die Tai ool mercadante, e (»ecft pi-
gliwemo le Iure che oggi b' nnno in lal fonna, . ■ ■
*) Tabu 48 fol. 65 (. Aiivgenommon i»i die Wolle, die der Tuclier
AM einer Katfaraung von Ober 100 Meilen pro te condoziuet ad dirittfl.
nm (?). Vßl. Una VIU a 9 (U28).
') l-ana M M. (tO (H29). B««Tfln<I«t wird ilfe Anfbobung damit,
dau lann tarari non po<»it niai iirimo vidfalur et videri uon pulnt, nin
-primo aballotiir. Da« Wort .vidcre* iit hier im tcchniielien Sinne der
amtlichen Sobau g«brnuebt
') 1459 (Una VIU fol. 907 ff.) Iiat mna wiedcrnm — wie et Hheint
vergeblirli — il«u Veranoli gemacht, diu Ttira ror dem Auspackeo d<>r
Wflile TOTiuMlireiWs.
— U2 —
obli^toriicheii Tara nrieOerlioH werden, da «b in Vergessenlieii
g«raten war '), Vor alleai IVt-mde, der Zuuft nicht unterstellte
Wollonimporteure «trRtibten sich gegen die Zanftordnungea,
die ja nir sie durch deu Abzog au d«ni y.n berechnenden
Ooffiflil«, da der PreJü pro Pfund nicht immer entsprechend
gest«ig4)rt werden konnte, lettiht finanzielle Xachteile haben
kODDtcn : sie lieferten mir unter der Bedingunjf ') der Um-
gthtuijf der Tnra, and die Zunft sah »ich gexwnogen, da
dMM Liefvraulen ausserhalb ihr«« unmittelbaren H&chtb*reicbs
standen, da eine rigorose Bestrafung der unter dem natfir-
licheo Zvrang des Verkehrs handelnden Zanftmitglieder leicht
eine Gcfuhrdung reiclilicher Zufuhr, als einer Lebensbedingong
der Industrie, herbeifQhrcn konnte, schon erhiäsene Strafen —
immer nnter ansdrOcklicher Betonung der prbzipiellen Seite der
Frage — wieder aufzuheben M ; allzu grosser Ueberrorteilong
der Tucher durch Wollenimportenre wnsste die Zonfl auch in
der Zeil ihres Niedergangs noch energisch entgegenzutreten*)*)-
*) Lua AS fol. 6& tt444): in dimietodiiieBi vait.
■) IMi wvtn »olcbe Privatvcrtti^ &t>CT die Tarn (Lana 41 fol. 1&3)
aiwdrtkiklieh virbotai vxmlMi.
t 1. a Lm* &1 fei i5 I.14S4). Die Brgrtndonx äe> Stnfetlasse*
gflit lo. dm bei allaa rigotwer DiardtAlinivg dvr ZiiiiMmWawg i^dA
die ISafbkr na W«lle aad damit alle indiutmUr Aifceü ■irtitrt weidca
ka— II *1B StfcaAwi ,ltaitcwBi M fmwftwvai oAtiUmm, q« es latwcaado
M oatmat et sattcrMutarV Tgl. «Mb Laaa && fei. SS (I4M).
^ Laaa 36 foL Sl (.l&Oä^ Di» WottüapHteare hmUtm htgünnwm,
tfe WoU^MUfn aa Ocwidd, n wsden ftber 4a« gnTflUkhi awl w-
Iwbt* Xan Uum H S»A etwa « 9» nammtiam PfcU). Dab» aoIlM
Ür Taakotm ifar dm ooamati di Oaite die Tan ia ^«ber Hfbe b«
inm laiailrr «te bä d«a nll«kliti(M SMAtm tmaBiawa, danit d«
bwaiolo nickt nwagaa «wie saiwi Mocfaa |«» kaa-
*) ükU •«* M «an WelHiaHwfffe^ 4m Tat« tiatt. waden aock
bnai t— f aiaitiac aii«wu. »ye PW%»g 4» Tb^e all^w Matariahe^
rttattf 4iiB*iih«aa Vfl UmI eSi: I^Oitat UMstarä mmA»
«hi Aen fccce» taiaB «a wao^ataai avHdmihaa ataaea pm
feartw ^ nawkifc fwL pco fifibet «a«<a» ob« iiwhii rd
Lbc. & «1 «bi *M» (Ba Ihiilaia d. f |*o tAn. ffier
alM an BnttafnM ci» |w«aaalMkr Ata
■Ba Fl r ) II I <M^ <<fatt Ito ei
— 143 —
2. OrganisaiioQ resp. Ausschaltung des
Zwiachenhaadels.
In keiner Bpoclie ist der nationalöbonomische Wert de»
.reinen" Handeln so heftigen Zweifeln begegnet als in der Zeit,
da gerade der Katifnianii &U Trauer einer neuen Kultur im
rirtschadlichen und ttozialen Leben die führende Rolle sich
'^u erringen anschickte, in der Periode der beginnenden niittel-
alterlicben Stadt Wirtschaft. Die Kiauieht in die wertbildonde
Fnoktion des Handels blieb dem mittelaUerlicben. Geist im all-
geraeinen TerschlosRcn; wenn attch z. B. bei Thomas von
Aqaino und den meisten SummisteD gerade die Möglichkeit,
durch den Handel Bedürfnisse gevisser Länder zn befriedigen,
die ohne Handel nicht zn befriedigen vcaren, uJb caasa suffi-
eiena des legitimen Uandelsgewinns angesehen wird. Kaufen,
oni zu Terkaufon, um des m erzielenden Gewinns willen, blieb
ein dem Sittcngcäotz widerstrebendes, üott ungefiillige« Thun'):
[ompromiase musati; auch die kirchliche Lehre in ilirer dog-
latischen ÄUBgeätuttung durch ThomuH to» Aquiuo mit den
Anforderungen de» rasch pulftiereuden HnndRlxlebcns eingehen ")-
Scheinbar ist nun auch die gesauilc stildtischo Wirt^cbafts-
potitik TOD der gleichen Auffassung geleitet worden: prUfen
wir die wirtschaftliche Geset^ebimg, v/ie sie in den Stadt-
statuten und -ordnungeo aller gernianiach-r omanischen Staaten
tde« Mittelalters zum Ausdnick kommt, so erscheinen sie be-
seht von der Tendenz nach thunlichater Beschränkung des
Zwischenhandels, von dem Bestreben, den Produzenten imd
Eonsiimentün durch AufiHchnltiing der Zwischenhändler mOg-
lich!<t nahe zusammenzubringen: schneller Umlauf der Güter
scbieo beiden Teilen den meisten Nutzen zu bringen. — AUer-
') In dm *eboliuti»ch«a TraktiUcn über den Wuciier wird Di«hrfkc1]
cnuUick die Frage eriWert, ob eü Kaoftnann ein wirklich gatea Cliritt
arin kOnne.
*) Vgl. aber Thonta* von Aquino« WirUclmfUlelirc j«bt die
^trefTtich», ebeoto knappe wie klar« Darttellang bei AaliUy, Englisch«
rirtachanageacliiclite I S. 1:15 ff. Di« kanonüttvclieu Gcgicbtupunkte
ckeinen mir Ijci Kberatadt (FVaniCfiscbo Oewfrb^politik) nicht Br-
ingend g8wfin)i(;t XU lein , während er loiut mancbe neue treffende
richtspunkt« io di« BehaodluDg dvr Frage cingefllbrt hat.
— lU
din((s ^tt dies in erster Linie fflr den Verketir innerbslb des
st&dtischcn Bannkreixeit: Trödler, Krämer und Uäudler galten
nttiB als verachtete, sozial tiefstebende Mitglieder der bQrger-
iichea GesetU«haft: man duldet ei«, weil man nicht weist, wie
man ohne sie ntialionimen kann, ab^r das fflhrcnde Gewerbe,
die Pröduzent«n alkr Artikel, diu jener KJeiitliaQdel vertreibt,
bemlilidQ sidt — meist mit Erfolg — ihn in die engsten
Schranken cinEu8<:hlic8Keii: mir der Lebe namittet verkehr ist
ihm fast niu beatrilteu worden , obwohl auch liier die aller-
strengste Kontrolle geCibt wird.
So vor nllein in Deuti^'htand und Frankreich: in England
hat, wie ich nn anderer Stelle nachgewiesen ku haben glaube,
die städtische, vom Ktlnig bestätigte und privilegierte Gilde dte
Organisation des Zwigclienhsndels im grossen in die Hand ge-
nommen: sie »chiebt sich als Vermittlerin zwiiichen Produzent
und Konsument, zwischen den Lieferanten de» Etohstoflk und
den Handwerker, zwischen diesen und das rnblikum; sie hat
das Monopol des Einkaufs en gro», des Verkaufs en detail ; sie
gibt allen Handeltreibenden der Stadt gletelie CUancen, gleiche
Bedingungen gegenüber dem Handwerker wie dem kaufenden
Publikum, und schätzt zu gleicher Zeit — durch Verbote des
Vorkaufs, des Aufkaufs und des Zurürklialtenfl vom Markte —
den einzelnen Kaufmann gegen Uebervorteilung durch einen
Reiner Standesgenossen ; sie ist ihrem gaoxen Wesen nach ein«
Organisation goDosäenschufUicb-deniokratischeu Chnrakt«» '),
Einen dritten, vOllig verschiedeneu Typus zeigen ans nuD
die florentinischen VerhälUibae , fßr die in mancher Hinsicht
die firaazOsischen eine E^arollele bieten, soweit xie beherrscht
sind von dem Skonumisirlicn Ueberwiegen der Grossindustrie
and der in ihr rcprä50utierten Interessen kreise. — Das Be-
streben. MoQOpolbilduQgeu, Preistreibereien, Verabredungen za
speknlativcu Zwecken zu verhindern, ist auch hier vurhandea
und ändet in einer [leihe wiederholt erneuter und TersobSrfter
Qtsetze semen diarakteristischen Ausdruck; damit aber ist die
gesetxgeberischfi Thütigkeit zur Beschränkung des freien Klein*
'1 VgL metoc Uatenacfaun^eo aar Oeaehicht'- <l» ilild^ninK,.!,! ini
Mittelalter S. u:-' tS.
— 145 —
baudek, soweit die RBckeicbt auf die gtoise Mitssu tl«r Kon-
sumeoUa in Betracht kam, eracböpft. Aticli hier ist der einzetne
waiid«rade Händler, der städtische Hausierer mannigüicli von
beengenden Kesseln uiogeben; sozial uud in der Zunflverfas-
sung gilt er aU Wesen minderen Kechfs, als Mitglied zweiten
Rongus; man hiÜt ihn jedes Uatentcbleits und Betrugs fQr
fubig uud sucht sich dagcgt-n zu schützen '); im Übrigen aber
bat man nicht daran gedacht, dem Hausier- uud noch weniger
dem Kleinhandel al» solchen Schranken zu ziehen; das .Kaufen
um zu verkaufen* hier zu verbieten oder zu beengen. Im Tuch-
gewerbe T(tr allem ist der Detailhändler ein organischem Glied
im Prodnktioiisproaess, ein unentbehrlicher Mittler zwischen
dem Fabrikanten und dem in kleinen Quantitäten kaufenilen
Publikum. — Er ist nie, wie es die bekannteu «Gewand-
Bcbneider' der nordd«atHchen und äaudrischen Städte bänßg
sind, zugleich Fabrikant, wie er denn auch nicht zur Wollen-,
sondern zur Seidenznnft gebfirt und neben dem Florentiner
Fabrikat auch din Produkte anderer StSdte und Länder direkt
on das Publikem verkauff]. Wir sehen: eine Zweiteilung
2wi3cfaen der Fabrikation und dem Grosshandel einerseits und
dem Detailhaiidul andcreraeita, wie sie uns noch heute aua den
noe unmittelbar umgebenden VerhüJtaissen geläußg ist').
Wenn trotzdem das Verbot des Zwischenhandels in dar
Gesetzgebung, die die Florentiner WoUentucbproduktion regelt,
eine grosse Rolle spielt, so UegiiD dem gänzlich andere ge-
artete Motive KU Grunde: Motive, die ganz im Sinne der mer-
kantitistischen Wirtscbaflfiepoche darauf ausgehen, der Industrie
ihre Roh^totfe und Arbeitamittel uiöglicbüt billig zu liefern und die
Zahl der Ilande zu Termindern, durch die diexe gehen musutea,
um in den Hesitx den Florentiner Fabrikanten zu gelangen ;
Zwischengewinne, die geeignet waren, Rahprodukte und Halb-
fabrikate für den Florentiner Industriellen zu verteuern, un-
') DarUbcf Tergloicho das äonauci-o im «weiten T«l ii^et Arbeit,
fie die ttaüxtiach«!! N«chwei>e de> Katasters von U27.
') Tgh unten % b die*« Kupitel».
*) Zum folgFudüt) vergleicbe I'oehlniBiiD, WirlschatlipoUtik 8.98B'.
S«ino ■uanihTlichen Er4rterunK"i (?rui0^1ich«D M mir bi«r, wie aa andettD
Stellen, wo iuli ihm lolguii kaiiu, kun. lu if'iii.
burta. tltadifii «ni An Plomiriner WiniKlisnaiawlilchl«. I. 10
- 148 -
ZiinlY Iiindttrch rerfolgc-u. denen ursprünglich eine Art MiUler-
thÜtigksit zufifl, di« anfiiagii — in soxialer Hiusicht — d«m bUr-
gurliclien BütteUtaudi* iingeliCrten: ich meine die laiiiv«udoli
and die fitnniHnioli. Die TbüUgkeit der elfteren wird uns im
linseluuii il» kttiu^r ätvllo gettchildert: ihr Kftiue deut«t daraaC
llin, dfum nie nraprUngllch Wollo im kleinen (= oli!) verkauften,
dia «0 Torher i'ii gros eingeknuft ^), hatten wuschen, Bortieren
und Mhkgen lu^en, nicht zu FabrikatioiHzwockoo, sondern zum
Gebrauch dre lüglichen Lvbens, xum Stopfeu voa Betten and
KiiMii etc. IHgogon erscheint es mir nicht gfluz sicher, ob
sie von Atifiiiig nn auch Mittelsperaouen innerlialb des Kreises
diT i'igi'iitliehvn l'uchprcniiiktioii wiireu, ob sie etwa ausserhalb
de« Uannkrpinea von 100 Migüen von den Importeuren Wolle
kiufluii uud diese Hti kleiiic-re Produüenteii, die sie iu grösseren
(jnnntiUten nicht einitiknufen vertuocht^'n, weiter vertriebeo *).
Sifiier aber steht die TliatMcbe, da» der ganze Bemfiszweig
Im Lanfe de» 14. Jahrhunderts alle Bedeutung verloren hat,
weou or niclit gnr gftnxlirli ausgestorben ist. Die ersten Zunft-
nUblten erwiihufn ihre Stellung, ihre Rechte und Pflichten, die
Hohe ihrer Matrikel, gehen Vorsdiriften Ober Art und Weise
IhrM Qewerbehetriebs ^) ; und in einer Zuoflmatrikel , die im
•laSur« lää2 tuwunmengestvllt ist, kummen neben 021 laoaioli
3ü UninindoU Tor*>. •• Seil liOO wird ihre Erwähnoog in
den rrknnden imtaer seltener M: «nd wcbb 4m Statut von
*) T(). ^a*Ut v«Mt«r «atai die nmiwasf Mw Eivditeib«*.
- ta atoMa KrtM tun Jalm IStt (Uu 41 loLTS) «tni die AxMt
mt MacUn* mbvlHi. »ü Xmm^mm tir «s IhiHim^iü. «t*« la«-
t ai» iiAihia W «•< dtt tmhma^ %mk fmiigt» Tvek inkiiiW
*u m «^4 Am« (UmI um Ea*d UI»
abnt naa*
•k TRi LMM 1 a «• «»4 h T
a «1 WimMi; iM. U M Mm* An Bn*MOT^; MA. 1 a S» Bhcr
t Uaik MHi'm^i n tri— HtMwM»!.
— 149 —
142R ibrer anch noch gelegentlich gedenkt'), so dürfen wir
daranf kein grosfies Gewicht legen, wenn wir aehen, tlaäs der
faxt im näiuticheii Jahre entstandene Kntaiiter unter dea Ver-
tretern von nuhe an 100 Torschiedcnen Bcnifen der Tiichineiiistrie
Dicht einen eineigen „Woltverküuftr^ aufzählt: sie waren durch
die natürliche zu immer grösserer Eapitalkonxentration drängende
Bntwickelung, wie durch die zwischenhandelafeindliche Politik
der Kommtiue zunä«]utt aus dem PrcMliiktionsproKess ausgt^schie-
deii und hatten dann wohl nncli den gesamten Boden ihrer
Exiatenz verloren . indem der Verkauf von Wolle im Detail
nun an die Grosshändler und Grossindnstriellen fiberging, —
Noch 1:^81 var zu Gun.<tt«n der InnivendoH eine Ausnnhme von
dem Verbot gemacht worden, Wolle, Garn etc. anders als bei
den Grossind ustriellen, die Ober 2,^ Stück Tuch pro Jahr pro-
duzierten, zu kaufen *): bald darsiiif hatten dieee ihre einzigen
äcbwBchcren Konkurrenten im Woübandol völlig vernichtet.
FOr den kleinen Fabrikanten, der im Jahre nur wenige StUcke
Tnch fabrizierte, hatte die Existenz dieser Kleiiikaufleute den
grossen Vorteil gebracht, dass er jederzeit auch kleinere Quan-
titfiien Wolle verschiedener Sorten bei ihnen auf Lager fand
und sich je nach Bedarf damit versorgen konnte. So mochi«
»nch ihm das Verschwinden der Klasse der lanivendoli leicht
Ter hSngnis voll werden — und damit eine sekundäre, indirekte
Wirkung in der gleichen Richtung eintreten, ion Mittelstand
aUK der Produktion zu Gunsten der Grosskapitaliaten mehr und
mehr zu verdrKogen ").
Begriff itr ImivcRcIoIi dp» Vfrfiuvpni dpni#lben nicht mehr weht gelKofg
warm>
') Latta VIU e 1$; NuIliM laniveodolui ««ndat saccum lane tondit«
TOD nber 300 Pfund; «ie diitf^n <Iie WolL« trilbreod ilvr .m««co1atara'
i>i«ht .Velnenre*.
*) I.ana 4tl fol. WO: Ntuno litnaiclo neu pona ccoipemro c vea-
deru niusa lan» soda o fituto o tUnDc «odo o filnto da niuno che s«n
lia raatricnlalA e l«Mato il meiio in panni *2:> (ober die tana vorglffieb«
ontoaKap. VI) c cho iita ia oODveato, e qocato noa «'intenda per lani-
vendoli.
1 NaclideiD da« Vetiot fllr di« InDii-endoli, aich als Senaalaa ballo-
tierra zd )a«Mn (183S, Latin III am Riuii.'), gefalton war, werdm wohl
viele von ihnen im Unklerberuf nufKCRaugen acin.
— IM» —
InlcfCMantcr und chsrak Irrutiicber noch fltr diese all-
t(*ini«In* Tirndnnz der Entwickdang ixt der Wandel, der in
dxr xli'ttlittn '/jtüi mit einem iwejten KrwerbRzwctf*. dem der
«Htiimnnioli*, vor «ich ^r^fanfj^cn int. Zweiprtei ist wohl im
Arif«ii|{ itnMrur IVriodu ilirL* Tliüli^kfit gewenen: einmal fOlirten
Mie Kni|iunn»tiM Oarn, atw ein Halbfabrikat, oacb Florenz ein
um) vnrhniifl^ii r* an die Tiiriifabrikaiiten, tiail zw^it^ns er-
liii'llvii Htv vdit iliuHun die (^eurlilugeiie oder K^kümmte Wolle,
llHipn ■!• durch AiK<*no Arbeiterinnen verspinnen and liefo'rten
MJe nU <tnni di<m Kabrikaaten KurQck '). Jedenfalls aber waren
>l«i iliinmlii wirUrliftfllicIi nelbittKnriifro Existenzen, mit eigenem
li( lUinli'l iiml li)ilu>trie unKulogtvui Kapital und von dcoeu der
Tiioltinnclivr unaliblLntfiuen IJnUTiicbmniiKen: aU solche ftalteo
ft(r ilmt ,vi<rt iirtillcvH* ilor Zunfl ^Irich und haften, wie aach
dlii liMiivtiiiiliili, li-il IUI laut nllpti Uechten, Aitsprucb Auf die
mi>Utt>n ZiiiiniUut»r *>. — Die GntmirkelnnK. Hie das N.Jahr-
hundert bruvhti«, liiit nun niolii — wie bei den lanivcndoli —
Ihrn HxiaUiii unterKraben , ihre TiiStigkeit inj Produktioo»-
{iroaeiM utmMtft gomncbl, wohl abvr hat aie aie von Orund ans
tiiii)tiniUUel. Ob der Wamlluopproiesa mit dem allialhlicfaeD
I) ytmtt in itro «otbMgvbaMl«« Kapitola nns aar ««n der Em*
Ma «MvfaMwwr Wall» <Hft IM» mr, m gnihih diM, weQ b«t
#» «iOmM <>iMalttM ta Ar db VkkihalieB
tWMiMMt ebtaM rrt ">• iiipiiiww Qm« Uliiira tlilia)
Wmm (wpertWti: Ar Malfw «ar mt aU«M
Mfeitil. NmUk Ml WilWi 111
«Mi NM ^«a 4m .k«
1
— 151 —
Verseil irindeo der laniTfindoH in einem utäächHcbeu Ziisaaimeii-
haiig stebt, ob etwa die Unmöglichkeit, bei ilinen die IColtwoIle
einsukaufcD, uticbdem sie die erfiteti Stftdieu des Bear bei tmif^s-
prozesses durdiläufeu und sl^ bis zum verfiponrieneu Garn
w«iter XU verarbeiten, ihnen den Boden ttelbständiger Exiateni
entzog, vermögen wir nicht zn entscheiden. — ■ Das treibende
Moment der Entwickelimg liegt auch hier in dem Uberinilch-
< kigen Schwergewicht der grosaeii HmideUkapitalien : »e er-
' drucken durch daüselbe alle inuerhnLb des Produktionsprozesses
noch eingegliederten selbständigen Unternehninngen und wirt-
Bchaftlicheu Existenxeo, indem sie sie vernichten oder als wirt-
schaftlich unaelbstäadigo, vom Kapital abhängige Elemente der
lobnarbeiteudeu Klasse einzufügen wissen '). Letzteres ist auch
das Schicksal der stninnnioli gewesen. Auü üplbständigon Unter-
nehmern, die Waren einkaufen, sie verarbeiten la»t»eu und sie
sodann wieder an die Fabrikanten verkaufen, werden sie im
Laufe der «(eit Angestellte dieser Fabrikanten, vobei sie zwar
Loft durch dea Besit« eines eigeaeu Ladona uud hie und da wolil
Faueb eines eigenen kloiDeaUatarnehDierkapitals (wie ea übrigens
gelegentlich auch andere Klassen indtutrieller Arbeiter, tot allem
die Färber bcsasscn) eicli noi-b immer von der nntersten Scliiclit
der proletarischen Arbeiterschaft abhebe», zum grösseren Teil
aber in die Klauen der im Tagelohn arbeitend lmi oder auf
festes Gehalt engagierten Laden- und Werkstattan gestellten
hinabsinken. \U solche vermitteln sie vor allem die Verbin-
dung mit den Spinnerinnen, die auf dem Lande ihreu Wohn-
sitz haben, thuu Botendienste und verrichten alle die Arbeiten,
die sie frQher durch Faktoren ihrer Werkstatt hatten thun
lassen. Der Kataster des Jahres 1427 zeigt sie unK nU Leute
mit keinem oder nur geringem eigenen Besitz, in bedrängter,
biUsbedUrfliger Ökonomischer Lage.
') Qanit vcrr«lUt iit die AaffMsung der .Stamtuiioli* b«i Rode-
lico. II popolo minuto S. 24, der in ihnen niobU anderes debt als Über
äladt und IabJ verteilU) uroio äpinacr, und uo /.a d«r untar>t«n Hofe
dm ProletaiiaU reclineU Wio untencbeidea si« ii«b dann nach seiner
Maieong von dea fUatori und lilatrici? IJnd «anno Irefieo wir nie FWnen
unter Jen Mlamanioli ?
- IA3 —
Wfff dit dfni XviKbBoliaiid«! fdndlich« Politik von 'iCunfl
un<l Koinmiiiifl vor ftllem von <)eta Motiv f[eleitet war, dem
xUlifllHrtMclitn FAl'rii(HDt«n RoltpUilfe und Arbeitamitt«! fto billig
«U riiAfilkli und in k">(IKc°i1«i^ <juantität zn sicbem, »o gftlt
ilffiii Hl«idinii /iworku ein Teil iler tnerkontiliAtisohea Geeetze
um) Mn«*r«t{i'lii. <lio wir unter dem Namen der Abandanzpolitik
Kiiiiiiiiiiinri7.iil'nK<trti [ifleK'^ii 'J. >- Dvt konäeqncntcn Durch-
rtlliniiiK ilJi'Hci' Politik, itie logixclit-r weine eine £rlcichterang
ilur ICiiiriilir Tuii ItobfltofTen otc. mit AugfuhriSUeD und -rerhoten
fllr Fubriknto viTbundvn hEItte — so wurde sie IwkaniiUich in
ilur Tltat mir Zeit tlcr llociiblate des merkaatilistischea Systems
Knliniidlinltl — ■laiideD aber andere, eb«tua bedentsame Ge-
iivl)la|>iitik(o kniitmtinuU'r Wirtsdmfbipolitik entgegen: die pro-
in ktitniiiittiirlio ItDgtlnittigimg aller i^weige der beimischen
tiidiiilrii<, die de») lTiobli^st4.'u deraolben, so sehr iiiau ihn im
tllK«in«iii»ii buvorviKte. nieht ToUsUUidig geopfert werden
iturftrni Hm BwArebta, mA^lielial viele Gen-erbe in der Haupt-
•Ia4l lu koniMtriarM, neuv noch nicht dort betriebene «fin-
■ubQritvrD, vor allem aber alle fQr die Grossindustri« DGtigeB
Arbt'tiMiiMtrunwal« iw InkuMt» »dUt Terfertiaeo ko laaseD —
m\>' Ait^b*^ ^?< wie vir «ahoi, in die Kompetcot ier seit
\ 4ä t W»loh«<t4«a IMiOrd* Mt eoanlH maris äel ; daoeben du
IttMliMh* l»Wn«H dM Shatortektte. d«r b«i du whhwdww
«k ^ SkMMrknA 4« MrKWtam* ^nfcwMl^
ilritaMw KtMgw Mr Mictm mS mm BnailHMBqBdk
«MiMe^ tbe «k^ Uw «äMMl «ncUHMKtette. — So hst
%/lMvt«t Xf'akw»^ |pw**<fHt -««iiA^: m
*%t
— 153 —
fast immer nach kurzer Zeit wieder durch ÄHsfiihrz<llle crselit
worden *). Wie tveoig die^e ganxe Politik von eiabtiitticiien
Gesicbtspankten geleitet ist, aiebt man wobl am bcBt«n daraus,
dass man auch gelegetiÜicb die Ausfuhr von Florentiner Tucb-
fabrikaten, den Lebeuüri«rv des geüaiutea iridiutrielleu Wegen»,
durch bobe AusfubrzOUe uuterbuuden hat *). Hier f^iff dann
auch die Thitigkeit der WoUenzunrt durch geno8t«iiidiaMiche
Unternehmung «in, dio uns an anderer Stelle des Genaueren
be>eh&ftig(>n wird^)*).
8. l ff.) und den voa mir sas einem Codex Kiccardiuiua verOffeatlicbUn
ZoUtArif (siehe unten in AnhanjO'
'I Uri welche GcgcneUlnde m «ch hanp unehlich fOr die Wollun-
induatrie handelt, geht hervor am einem in einen Codex der Lftnazunft
anfg«DOBii»«ica Aiuktik nu« doo vqd dvn coosole« marii Kemaohtca 'I4tt-
Torsdiln^'en (I.Hna i:i fol 9.1:
Einfuhr
Ausfuhr
1. Lana e itaiae. che abbia alcii&a ma-
nifatinro (ans^er itame nroTiociale und
da licet) pro 1(10 Pfunc
10 d. pro libra
fi d. pro libra
3. Scardani nuovi e vecehi pro Paar .
Stbr.
S Ibr.
8. Füo dl ferro da icardani ....
gab. nnta
4 tbr.
4. Petdni nuovi e Teechi pro Paar . .
dto.
2 fl.
dto.
10 Ibr.
& Cftrdi in boeeia lavorati a no pro
dU>.
5 Ibr.
•) 1478 <Pror. 170 fol. 26) i»igt lich TorOberRehend eine Einsicht
iit die Sehldltclikeit einer Holehen Geaeliigel»!!)!;, du viele Kaufleate
wegen der hoben AntfuhnnUe ihr« Tuche in Genua und kmmIwo wobeD
liewen. — Vgl die Kosammeoldngende Darstellung dieeer VerbAltniue
uBtM Kap. TII.
1 Ancb die Wollenzanft selbit betiacbtcte die R«g«luDg dieefrr
Diage nicht niir n>n piolektionütiacben , Bond«m auch von fUkahschen
Oedcbtspunktco iiuv. Hie gwtaUate s. B. tor Fall in Fall die Anfidir
aller WolUorten, die im nllgemeineB vorboten war, |{«geR Zahlung einer
hBaflK wechselnden flebttbr an die 7iiaftkaaBc. l>ieae Au»fubrlix«si«n etc.
nehnen im Ilndget der /unfi einen tehr brüten Raum ein, und die
AoMtelloDK der BetchGioigungen bildet üne der Hanpifunktionen daea
der Zonftnolare.
*) Hier ichlOn« sieb iiaturgenilUt eine I>Nnti?llunff der «taatltchen
— 154 —
3. Das Maklervesea.
Kitie Dnntelliipg d^s mittelalterlichen Handels Verkehrs
«uf trffend «iai>m Qftbietc, in irgend ein«m Lande wäre un-
rolloUlndig, wollto man nicht einei integrierenden £l«meats
d«MtIben gedenken, das Iel>eadig«r Ausdruck aeiues ianerstea
Wm«iii iit: ich meine der SeoBalen. Makler oder, wie sie in
DaatBchtaad meist lieisaen, Uiiterkäufer. ,Uie Kutwickelung
einoB nichorcn und (^eordnetvn Gesclmftslebi;n» unter Menschen
Ton kindlicher Naivetät niid heftigen Leidenschaften konnte
nur gi'duihon, wenn man die jugendliche Phantasie auch bei
Kauf und TntiHch nuf dem Markt und im Kauniniis mit Sym-
UqIcu fcMeltr« diircl) Anwesenheit von Zeuge» und Beamten
HO Treu und Glauben gewohnte* *). — Man wird diese Worte
Schniollcr!« gelten laa»«n mflssen. soweit ee sirh nnt di« «rsten
Zoiti'n Htildtiflchen Wwens, um die L&nder germaniacher Kultur
hiindclltt; ^ in dem Treibhanswesen der italienischen Stad^
kultur des 1H. — 15. Jahrhunderts dagegen kann von einem
derartigeu primitiv dutgu psTchischen Massenzustaade , von
eiuam Dabfrsobwslten der PhanUsie selbst bei den einfadistan
Vovgftng«» Aw Ulf{Ueb«ii Lebeus wohl nicht mehr die Hede
»ein. — Wir wtrden Tielmehr im folgenden noch Uritgmüint
liiLb«n, wiederholt darntit )nnzuw«t»eD, mit welch raffiniert be*
wiiMtvT Ttsrhnik — immer im Rahmen der allgemeinen durch
^ Mt g«ti«ben<-n GnuidanKbauungeo — Mch 4ie eintelnen
Formtn katifwlinnischcn Verkelin auf einem Boden aui^gebUdet
hatten, der whtn Dwücc wcltD»^UMB4er n«sUae die wtöse
abwifwd« vr«HklafHi«it BocvMcao* fmtiti^ Imt: wo im Zoü-
*ll«r der RwaiiaantB im gaMt Lebe« nf 4e« loa etoM 4tm
— löö —
Blas gemummt war. bis di« zurüclc^«<1ätnDite Flamme des
phantastischen Volksempfindeus in dem Taumel der Savonarola-
episode mit verdoppelter Heftigkeit sieb Lufl rerschaffte. —
Wenn trotzdem «Ich unter diesen TerÜndorten Bgdiugungen das
Sensalenwesen in unverminderter Kmft erlialte» Itounte nad
bb ins kleinste Detail ausgebildift wurde, so mu»ii diee andere
Ortlnde Imben, alü die allgemeine psychische Diaposition primi-
tiver Zeitulter. Und in der Tliat: vor allem in dem jenen
Zeiten eigentümlichen, nicht zufälligen, sondern inhärenten
Widerspruch zwischen den Änspriicfaen der Wirklichkeit des
Verkehrs und den ge^otzlichen Normen, die jene meistern wollen,
lag in Florenz die eigeuLücIic Grundbedingung i'Gr die Aus-
gestaltung des Vermtttlerwvseu» in der Furia, die wir gleich
XU achildern haben werden. — Nur durch eine dcrurtige In-
stitntioD n-ar im beständigen Widerntreit eines mit allen Mitteln
der RQcksichtslosigkeit und der unger.tlgelten Hnitalit^t ar-
beitenden kanfm&nnischen Egoismus auf der einen , einer
strengen, von kirchlich-moralischen, oft atavistischen Doktrinen
geleiteten Qenetxgebung auf der anderen Seit« eine gevrime
Vermittlung müglich, die Gesetz und Leben auf die Dauer
nicht allzu weit auneinanderklaETen liess. — Das Sensalenwesen
ist allerdings in Florenz zum Teil ein Rudiment vergangener
Wirtaehaftsepochen, aber doch auch den rerüuderteu Verhült-
nisMQ aas ganz anderen Gründen noch entsprechend — ganz
abgeeehen davon, dsHS das Schwergewicht jahrhundertelanger
Existenz Institutionen oft io Zeiten binUberrettet, in denen sie
originär nicht entstanden wUreo.
tn den äusseren Formen der Organisatloa dee Makler-
weseaa *) zeigt äich nun diesseits und jenseits der Alpen eine
bemerkenswerte L'ebereinstimmung. — Schon die urßteu Sta-
tuten der Zunft nnterächeiden zwei groMe Ktaasen toq Sen-
*) Pegolotti bei Pagnini lU, Kinleitung S. XICII, irtbt von aen-
•ale und den cntfipreobenden Bei«i<:lu)unsvii fobfenile DeKaitioti ; Quaiti
^ Jaomi raglioiM) dire geaÜ. che li tramcttono di Tarv morcati di ntercancie,
0 d'altre ooae, che ei coinpciuno. ovruro leiidono da uno ntercatAut« ud
on altro. e limilmente di canbiai«, • d'Ofpii nllra inorCBtaneis , che
r Domo volowe rvadore, owcro oi)inpei«r& L'eber die venchiedcncn Arten
v«B Maklern in Ploren« an »nderer Stelle!
— 150
snioii ') : soWie, die Wollen- und GariiverkSufe v*rmittelii. etwa
(W) — 80, und Bolche, die beim Tuchrerkauf beschäftigt siud,
4"! — 48 an der 'IM *) j beide faet in der gleichen Weiae or-
ganisiert, nacb fut fr|«tcLeu Itcigoln ihr Amt ausSbend: ge-
wählt und vereidigt von einer nqa 16 Tüchern gebildeten Kom-
miüsion und verpllichtet, jeder iiiiad«8t«ns 50Galden Kautioa zu
stellen. Wie z. B. in Strnsebarg ') bilden die Tucfamakler eine
Art )«)mmnni:<ti.sch verwalteter Geno»-'<ens<'hiift, deren Mit-
glieder &1I« ihre EinuabinoD ia die G^iueißscbaftskssse ab-
zuliefern liaben*), um atii ScLlosBe des Jahres zu gleichen
Teilen au deuselben zu partizipieren; während die Wollcn-
luaklvr ircnifptens ein DritUI ihres Verdienstes zu eigeueni
Geou&av bukanimen und nur den Reet roxi zwei Dritteln an
die Gemeinschaftakasse abgeben mtlsseD. Dieup kommunistische
Orgaoisalioo üi nun vor nltem bei den Tncbmaklcm in Florenz
nooh weiter ins Debüt aiisgebildet. Kommt ein fremder Händler
nach der Stadt, um Tucheinkinfe zu machen, »o bat er aicb
an dio Zunflbebßrde zii wenden, die ihm fdr 14 Tage cioeu
durchs Lo« bestimmten Sensal zuweist. Mit einem Sivgelrlng
der Zunft bat der Sensal Jedes von dem Hindter eingekaufte
Tnch zu nef^ln and jeden abgescbloesenen Verkauf in ein
Buch einzutragen. Kein Handel darf ohne Sensal eingeftangen
■mle«; bei Streitigkeiten zwischen Käufer und Verkäafer ent-
fcfaeidet Mine Eintragung. Der fremd« Käufer kann — das
bcrOhrt den an moderne VerhiHniaiw tiewolwtwi beaooden
wunderbar — nkbt etwa nach eigener WaU b««ttmiDte Lftden
oad Kimen aufsnchea, Tiehnehr ist dem ICakler ätrenge Wei-
«cteül. ianertialb eines Zunftbesirks nw fcattiamte We^
Bcfc ab; «•-
■Mffctf (LaM «8 M, 13: U
nibb&k. alaa«. «rMMk wsIm) (IdM Vm a 16: U»^
■) Uaa t al2C: AU.laaC: MLU atiC:il«i.ni aMC
ni«SC.: iMd. T a «S C •■« M C
^ Scbaeller, T^ofc«^ «ad yrtiiiaaft S. «Nl
aftw pn« ««M piiiliiwlw Mveaa. tt m «f*» ho* «t «laria «t
■kmkl« a^ niaiilMlwift Mt U« bA kiiiiliiiii DiatfiiWaa
- 157 —
io Torgeschriebener Kicbtung eiQzn!»chIag«n, bei Hern Laden
d«s A. 8«ine Wanderang xa beginnen und sie bei dem deü Z.
ZQ scbliessen ; kommt er dabei an da« Maj^axin eines mit iluu
Tcrwnndtan Händlers, so bat er die PUicbt, den Käufer darauf
ftutmerlisam zu wachen. — Kb Ut ihnen T«rboteti, sicli von
den Tucbern Oeld leiben zu taesen, von ihnen Tuch zu kaufen,
oder während Atisflbung ih»« Amte« mit den Kanflenteo,
denen sie di«aon, ins WirUhaus zu gehen.
Klar und euergiech wird daun auch der Charakter der
QenoMcaschaft als einer Benmtenvereinignng betont: fUr jeden
Tag, den der Sensal nicht ,im Amt* (in officio) ist, bat er
dem Koiiäeubeamten (camerariue) ihrer Sozietät 4 a. zu ent-
richten, Ton denen die Hälfte an die Zunft fällt; ebanso er-
hält diese im Hllgemeinen 1 d. von 13 d. (7,3 "/n) der von dun
Maklern erzit;lt«n Emnabmc. lat einer zwei Monate laug ohne
aiureichenden Grund vom Dienete ferngeblieben, so wird er
IcasKJert und verliert alle seine Hechte. Der camerarins seu
prior sennaliuiu — später gibt es deren zwei — , der allmonat-
lich neu aus Ihrer Mitte gewählt wird, fuhrt die Aufsicht über
die GeuoGsen, bat in «agen Grenzen eioe Disziplinar- und
Strafgewalt Ober «ie und appelliert, wenn er nicht durchdringt,
an die Extikutivgewalt der Zunft ').
Die Wahl der Sensalen erfolgt in der Weise, daas im
Fonuar jedes Jahres jeder Zimflkonsul zwei, jeder coiisiliarius
'einen Mann designiert, die er für fähig hält, das Amt »us-
zoftiUen; unter diesen scheidet dann der flbliche Florentiner
AbfitimmuDgsmodu^, das ecruttinium, die im Statut bestimmte
Zahl aus. Am Scblurae eines jeden Jahres vrerden sie dann
') Vgl. dartlber den sweiten Teil diwcr Arljcit. ~ Nioht weaentlleh
veni^cdcs und die BotiramuDgva der Colim^laiunfl, z. B. 13S2 (Cal. IT
b 1). Hier tUUt der üemeiuwiliart diu Hülfl« ull«r Eiimahmeii tu, ma
fierto) dem «inzvliKni Scn«äl, «ia Viertel der Zuufl. Voo ItMtiuiaungeii,
Gfl twi der Wollenzonft feLlen. dort iiWr vohl in üfanüdier W«iie er:^lDict
|«r(fdeD dfirfeD, *«■ ern^nt, doM die SenaAlcn von morgims üüb bia lar
'kana (d. h. driU«D Stande nncb dem Biit dar Jahntseit weefaselndeo
OlockeitMhlag) , dann von der nona bis snr Vetper im Amt tbfttig Mis
NtntUKn; dau «ie keinem Knnfmnnn ,gült Worte gebea i)Urf«n* (ila, fa il
nmercato, »e 'I pauno lui i>iuce |H-r ini'sariO, ilai» nie nicbt mit meiir nla
nrei Kaufleuten tu gleicher Z«it fcelien •oller, ot«.
— 158 —
fliiier gttheimün Kontrolle unterworfen: wird eiuer vou ibnen
durch 0 Stimmen einer eigens daia berufenen Kommission
von 100 tnae»tri di bottega in Verruf erklilrt, hat er «ich nadi
ihrer Ansicht der Duldung betrügerischer Kontratete schuldig
gemacht, m wird er aus der List« der Sensalen gestrichen und
durch einen nnderen erdetet
Die Ei)inahm(<n der Sensnien , die, wie gesagt, bei den
Tuchmaklern in ihrer Gesnmtheit, bei den Wollniahlorn zara
grösseren Teile nicht ihnen persönlich, sondern der Ocnossen-
Bchiift zufielen, waren gebtlbrenartiger Natar, indem für jedei
vou ihnen vertnittelto Handelsgeschäft beatimmte Snmmen be-
ifthlt wiudcu; abgestuft beim TuchTerkauf uacb Länge and
Qualität der Tuche, beim Wollenkaur nach dem DorchecbniUi-
wert der eiocelneo Wollaorteo '). — Von Tuchen , die xam
t) Nocti Statut I bttriLgt <)ie R«t>lllir für ein Tucli von 12 Rata
Ungo 18 d. Cdavon I d, an die Zunft), für jede Rat« mehr 3 d. : qitter
(1S88: Una 11 a 41 ff., ibid. Hl ■ 39 ff- etc.) betr> sie, w«tia die
.Rote* dei Stoffe« bi» in 90 t. ad Bor. bnahll wird, 16 d.; fllr paniü
TillaiitMhi 18 d. ad Ut., fOr tintitlani 8 Ibr. ad llor. ISäl (Laa» VI
a S4} : Bei Tochra bis ra SO *■ ad fitw. la eaana 8 d. ; na 30 •. bii S Ibr.
H d.; raa 8— & tbr. 1 1. ; darflbrr 8 s. : cpUcr vcroinfiicht (1437 : Lana 58
ajB 8cUiub): tob «iBein Tach btt tu S& Golden 5 ■.: darttber 10 i. Ali
B«)s|MeI Ar die ««it mcbr in« etaseln« frcbcadfa Tarife fEtr Wollenntakler
(«U iefa den atu Uw V a äO (1338):
1, Pro balla laaa long« t>t a^ellise de Aaglia, BaT^gnndia,
Bern und andere hantODube und deoUcbe Welle Ta.
S; Pro Mceo liro «alna dtetanai lanaron 14 a.
d. Pro 100 Pftmd Maminü Clati nlorii
a 90 Ibr. ab* .... 4 a.
a 90 Ibr. n|ira .... < a.
4. 1^« 100 Ptomi tattta Uvatt. Um Ut^jb» «t acadUD«
de Aagüa. Bmr— *a. Bni H 1W«Mte iL
5. P» 190 ftimi laM ik «vb« h,xtkt, iaa» IwdalG, famna
«t mamuMtionm 9a.
C fk» MOPAMt taM OMCM. «artetcw Iscbkvak pMMter«
<t wmJwimu» Sau
7. Fkv taalibit mcco wirt Alaa Uat Wag« aaciile d«
»Mb« 3«.
». m 10» noA lilfc ■ tolMua 1 a
— 150 —
Export in Kloren/ ver)iaufk wiirilen, sollte nnch einer npäteren
Bestimmung die Zunft die Hülfle der MaklergeliQhr erhalten. —
Im Übrigen hat auch die gair/e Organisation ties SeniialenivesenK
in unserer E]iorhe die innnnigfacbsten Waiulluugen durch-
gemacht. Ihre Zahl schwanlct beständig, oft von Jahr zu Jahr,
je nach dem allgomeincn Zustand der Industrie; so dass wir
gtrtdezii dna Hermif- odor Herabg«hen dtir Ztihl der 2Ünft-
Icrischen Makler als Gradmesser fttr die industrielle Prosperität
betrachten können; denn es kam der Zunft daratif an, die
[enge ihrer Maklcrbenmten nicht über eine Zahl hinaus-
trachaen xu tfte«eu, die jedem — nach der Anzahl und Höbe
der ron ihm vermittelten HandcUgcüchriftc — ein ausreichendes
Einkommen garantierte. So hat man z. B. im Jalire 1348 %
aU im Gefolge dcti scliirarzen Tode^ die Geschäfte gänslich
damiederlageß , ihre Zahl mit der Begründung auf 36 herab-
gesetzt, doas sonst die Konkurrenr. unter ihnen zn gross werden
könne und dem einzelnen nicht mehr der zum Leben nötige
Verdienst zuHele ; Tier von ihnen werden zur Verwaltung des
Tor kurzem eröffneten Waidraiigazins delegiert. Die Stellung
des Vorstand» der SeiiaalengenossenacliaFt wird 1392 neu ge-
lica. Psr|n^ano, San Miitteo. Minoren ut de Circum*
eUntiis , 2 b.
11. E*ro 100 Pl'und dicturnni hinaruTti lAvittnruin .... S 8.
12- Pro 100 Prund liuid ai^nelline aucide de Frorenlia citfA
Rodnnum, Sarcincbo, dt' Creti. Cipri. Apolea .... 1 8.
18. Pro 100 Prand Macconi«, miccnni et piLtuggie ... ?
14. Pro 100 Pfund accia 4 b.
15. Pro 100 Pfund itntniDla filnti fornttm S b.
Bis 50 d. iMt ävT Verltiufer di« Ulllfte Am GebOhren.
wii* dnrilher iat. zahlt er Allein.
AnTTalkiid itt bei dem l'Arif die höbe Beiablang bei dar denlMhCD,
die Kenn^ce bei der Garliflwolle.
SpU«r itt dor Tuif (UnK$5 fol. 91; 1504) bed«Qteiid vereinfadit:
für üarbowolle pro 100 Pfond ... 10 b.
für San Martin« Wvllu i>ro 100 Pfund . 13 t.
'I La«n 42 fot, 70. Sphter tinkt rie dann norli tiefer. 1S79 (nacli
dfiu Ciompi- Aufstand) auf ii; 1891 »teigt die Zobl auf 30. kam datauf
{Ml S8. «chtTHnlit dann in drr nilchtten Zeit iwinchcn 20 und 36; nach
VIII a 16 kann die Zahl uur mit Uewilligong des conBÜiiun anf
aU !}S Pei-MMinn erhSht werden.
— 160 —
regelt '). Mit der Zeit lockert sich dann die aofouf^ w straEF
gespannte, feete Organisation: schon 1384 -) erhält der fremcle
KauftuniiD die Krlitubnis, frei aich seinen Sensal zu viihlen,
statt an die Zuweisung desselben darcb die Zuuflbchürdc ge-
bunden zu fltin: im Statut Ton 1428 ist dann Qberhtupt tod
einer (tmiuasenscbatlliclien Organisation nicht mehr die Rede,
ohne dass, ho viel ich sehe, irgendwann eine diese aufhebende
Bestimuiung erlassen worden wUre. Den einzelnen Sensal sachte
man dann nur um so fester durch Vereidigung. Androhung
schwerer Strafen etc. an »eine Pflicht tu binden, ohne doch
auch hier auf die Dauer einen Erfolg zu erzielen; nach wie
vor wurden auch in Gegenwart der Sensalen die verpönten
Tauschgeschäfte abgeschlossen "), wurden die vorgeschriebenen
Zahlungat«Tmine Überschritten, die Tara und die Schau nicht
nach Zunflvurechrifl vorgenommen *), wurde» verbotene WoU-
■) hm» itj fol. 106. Es wird jetzt von d«n Koiuuln au d« RmIm
der ScDsalen ejo ,){«ii«ralt« cuineranus* ){an-lUiIt, der moontlicli bi« n
40 *. Gehalt erhilt; im ihn mOsseo auch die tensaloB fnadnd Kondi aliei
cügvnoniBMDe Geld AVniliren. Die OebOhreu, die der ZuuR sarallon.
hat er %n dJeu abxulii<rern und d^n R«>t an die coniRiuBitui wnaaltam
EU veiii'ilcn, wobei auadriliklidi beUmt wird, da« aAch die Kumkcn be-
dacht werden aollen. L'cbcr nll du hat er genau Bttdi zn [Qlii«n. die
Sonne aller ioncihnlb ciaer bcetimniUin Zetb vCTkauftcn Tucbu der Zunft
aniagvben. Zur Kiuatnmlung der den Senialen )feMfaald«ton Gelder
«erden Mitffiieder der OoMMemehan dHi-K>erL (Uaia, 56 fol. 6; 1S68).
■) Ijuia 4(> fol. 170: <%« ^ni inwcatant« die eompcra puMi paaaa
. . . nicnare aeco cblunque Tuole per conip«rare puiat ai venunrnte cheti
samale dw gli mena eecbo . . . debba sodue diiuuui al Dotaio dell' ute
di non tenere piii tti *. & pio pHnso, e •. 10 d«l |>«nno tlv Im inanit e di
non fare m«rchato d'aldnna ritronghol« (d. b. bBralti, 'rMieeb^c*<b&fte,
vgl, darfiber unk-o $ 6 diears Kapitell).
*) a. a bans 46 fol. SIS f. (1861); ibid. SS& fol. 40 (1408). Um
dies XB verradden. mU jeder eb von einem Notar beglaobigtea Bucfa
tUtren, in da* Jeder Verkauf eingetragen wird, und daa drei Tage später
detn Zonflachreiber. einmal moanüicfa dem OfSiIal vorgcivgt wird.
*) Lana VIU fol. iW (1469). l*er oTviare a molti manoamenti
dell' Arte Iktti pe' seniaU e atu-i Hottopotiti dell' Art« ia tut veadere e
omiqienre paani . . . al terniine e di poi rirendere a danari cootanti r
naonoM a foraalieri. nhe vi veBxoao a cooipemre tatto dl Fanai « por-
lare in loro paeti, i qnali gii coinpraao ii terto bkoo cbe non vagÜoao
e umiUaeale ncl tanti« le la&e e vedere i iMmni . . . e al ]irM«ote imm
— 163 -
Sorten verhandelt Tuche ohne Passierung äet vorf^eachriftbenea
Formalitäten exportiert; und ea lässt sich begreifen, dass die
Voriichrifl, in jedem Jahr den Senaalcn die Gesetze Über die
.baratti*, die Tauscligeacliiine. vorzulvaen, «damiWie sich nicht
mit Unkenntnis derselbeu cntscliuldigteo*, aticb nicht Ton all'
XU grosser Wirksamkeit gewesen sein vird '). Zugleich rer-
»cbSrfte man immer mehr die Anforderungen an eine ehrliche,
beetechuiigsfreie Amtuflthrung: man setzte ein Htnimululter
fest*), verbot den Maklern der WoUenKunft, zugleicli in anderen
7.(inli«n als Verkehrsmittler zu fungieren*), andere Berufe*)
in der WuUenindustrie , vor allem das Sortieren der Wolle,
«1 betreiben^), oder einen Laden '/u bositxeii'^: man sorgte
dafUr, dass nicht dureli Verwand techafl oder Ä8.soxiierung mit
den inberesgierten DetnilhSiidlem Dnrcbstechereien und ßevor-
(« ae fa o noa aoUa. Per le quäle oo» l'arte ne neue in gruid«
declmanioDe . . . e i>«nli4 le co«e lOno lanto tnwsaadate die oon ri
<»\ten, ordioe niuno dell' arte, werdea ni>uu «treuer« nt«tiinuiuBgßa
erlanea.
■) L«na &t fol. 77 (1477). Daher Aia h&ußg« WUdErhDluDK dieur
Verbote. In jeder Beatitmiiun)! Ober die .baratti* (vgl. unten § &)
flndet deb ancb doa Teibot für di« Sdualen , derartig« Gcach&rt« abzu-
•diBewen-
>} Unn VIII & IG (USS): nacli \Mit 44 fo), 140 (1367) nxasete
jeder S«nisl tO Jahr« .g«di«ot* haben.
*) LftAft 202 f«l. 166 (14M).
*) UegrOnduiig lebr Intereuaal, Lana M fol. 173 (14S8): Weil qui-
dotn sunt exeTcenta* iiiiai«t«riuin teoHiriu d« Tcbon pertiaenlibiu ad
jptofmn arUtn, qui , . . not artifices mmt aliarntn artiuin iiul «ocii sunt
oornndeiu, conantur cooduoere aU^ae oonducant pluriuia mercata et pei^
malalioB«! qnai Taciant ad illaa apotbeciu in «taibus sunt eocii vel nia-
giatrii wird bestimnit, data kein Muaali» aliqaam aliam »rtcni vel mini-
■teriunt atiu« arti' faeiat, auch nicht al* «oeinn. Vgl. auch Lana S2
fei 132 (1446) und ibid. M fol. 108 (14A7).
*) Laaa *» fal. 99 (1406) and ibid. VIII a |« (1428): doch wird
wiedarbolt daa Slntut fmodanveisa nupendiert, oder wenigitcDs erlaubt,
deai (LanaM fal. 71; l-iS^) BrCder, von <!esen Atr «ine .Soeglitor', dtr
amdsre Seatal itt, tntteiiiander rine Soxiet&t eintfRlien dflifen. OMch
darauf wird da« Verbot gimn iiufgefaobtn (Lana Äl fol. 9H; 14S5). 1876
war .entgegen TrUhereD Bestimmungen' atlaobt Verden, daai .»apooarü
et rirarndatonM* t:«ai)al«a ■eia diuren.
*) Luoa IS fol. S'i r 144«).
Dorcn. Slndieii atu drr Floreatlom WtTU>'ba(Uii:escblclil« I 11
- 162 —
zugrungcu oiczvliier G«scbiit'te rorkumen, die dem .forBiat
ffleiche» ILeclit fDr aJie* widerapracbcn *).
Dia KlttKeu über eohlecbte Amufüiiruug der Sensftl«n
ucbniGD trotz allem kein Dnili'. Miincbes oib^ durch die P«r-
düulicLkflitvii der Deamteii vcrHcliuldct worden Bcin: bat man
doch xcbuu friUi beruatcr^ekumnienon iiud follierteu Zuufi-
niit«Ucderii tiiur diu M&i;Ucbküii einer einiKerDi aasen K^^cberten
Existenz reräcbttffl ') , oder apSter bie und da einem armon
Teufel AUi Hilleid, ak Almosen, die sdion nicbt mehr achr
einträgliche AiiiUi.ilrlle ztigenie^en *).
In) allgu meinen ijit die allmähliche Umgestaltung des
Mmklurweg(>Ds cbamkteristisck für die gesamt« induskrtelle Eut-
wickeluQff gvweeeu. Der strenge Amtscbarakter boi eich mehr
uod mehr in der Wirklichkeit verflacht, ko sehr man in der
Theorie an ibni festhielt und ilim Geltung zu verschaffen »lichte,
■0 sehr — nach den Ziinflge«etzen — das Hittleramt des Sen-
aalü ^egoiiüber seinen politeilicben Befugnissen zurlicktral:
mehr und mehr ist er einer freieren 0 rganisationüForm ge-
wichen*); aber nur eine iu modernen Sebulideeo befanden!
BctrRchtiingsweiäö vird darin einen Fortschritt in besserer
*) tat L'eiwnntebiiBe der SensUen vnrde 143S (Lu» Vin fol. IH8)rl
dfe ElcUa wtn dritiaii auudtwtoc« geacbaA».
'i UuM Ili a 49: Cbiu *«p« lsai£c«i ««1 alü Movente feftoaa ctoj
dlrititt bi )>auf>«TtatPin reniant et nl a^IKiiB paaperilatia
■atlHt* — mUm UwifcM, ^aiwaitioli «nd lialw ileK. dieflalJaltt*
Ml Mir mJ UdmöAtlm wma, nt^ ihm Sshat wd Bdul. ab
■ÜM Mlotiw« <Mt4H UaM« Vgl. Um V a 50 (13U). Sm
tUBr Uaa Tl lofcM Pa^faiemc) (IMO). «« eiacai itaMiBiiMiai .
ftw euitw »vMÜtBtibaa arteni 4iaünt, d(* fi'laaft«!« ff*C*l*«* *i>^- *>^
ale Smml n etaUMraa (sd ae UMi.
■)Ua«8l M.48a«tU.
^ 1U7 O'aaa U ItaL lOfi) wte 4« TenMh «nir Ke— iBiawiliil
a«r OtmI 4cr Ratttcht h im «llat Pün^ic»!
Ikr OiAah hO «0 G«Ma fcilia|w ^
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4« ImR «Ib.
iMwCLaMUM-IN}
a«tdt* Kli^ niltr
««• l«IB «4nUck «Mar
— 163 —
Gestaltong erkennen. Wenn man nlleriliiigH 1404 an Aie Stelle
der 2S senuJee marcbii, d. h. derjenigeti, diu dio zu tvebenden
Tuche mit der Znnftmarke rernahen, 4 marcliiatorcii. Iteiunte
mit festem Gelialt üelzte, mit der BegrflniluDg, dam es besser
«ei, ,j«ilHm das Seilte zu Kolilea, als ScbaUeii zii machen, nm
mit dem ao gewuunoucu Geld eiii frommes Werk zu thuu" '],
weDQ maa damit ausdruckte, dass Beamte, die die Zunft nar
Geld kosteten, ohne unbedingt nötig xn sein, ah Almosen-
empfänger uniuaelien rieien, für die die Gemeinheit der Zunft
das Gehl aufbringen musste — M mag man damit eine im
Siane des iJmosen treu ad lieben Mittelalters ebenso ketiteriscbe^
old dem modernen rationellen Empfinden sich nähernde sozial-
politische Denkweise erkennen: im allgemeineu aber ist die
«Umählicbe Dcsorganieation dos Maktcrwescaa ein Symptom
für das Schwinden der geaiindeii LirbeoKkraft iin :![lnFlleri9cbeii
Oi^nisniik!, für den Muugel au geBlaUeuder, ordnender Kuergie
iaaerbalb desselben ^). Die Sensalen waren zuletzt in dem nur
träge sich hinschleppenden Verkebrsleben ein libcrrfltiHsige«
üemmiiis, da, wo sie anfangs in der geHamten Betricbsorgaui-
sabioQ — dieae einmal ala bestehend genommen — ihren festen,
notwendigen Platz gehabt, als organisches Glied irich in das
') Lana 56 M. 106 (1404). Die Einkanfte aus der MarkierunB det
Juclie wsrcD bi» dnhin .«lonKMinarum inlnitu' iten 2& seiualas UBrchii
>ug«iriMen. Ki quod oquiu« foret nnicuique «uum lolror«, qaan) de
alieno pietabi« opera exerc«re werden die 2A scnial«» mitrchü kiMiiurt. —
Die Bulimmaiijf, den >enHnkii roarchii die f(«iaml«n KinDahmon äu dem
.loarcMo' (2 d. fior parv. pro tnsrchio p>tnni de trrH'na) xuxuweiaeii,
bMUttd »eit li98 (Latui 48 fol. L2).
*) I.%06 (Ladu S5 IoI. 51) Imt mau noch einmal eine Raroria ver-
mclit, diesmal vor allöm auf dem Uebiete der Sensalean^l; oatUrlieh
blUli Aucti diewu ohnif Krfolg. Auch die Zuuft cermochte den ihr lu-
kotnuenden Tvil der Maklergebftbran nicht mehr fOr lick einzuftiehea.
Sie Uogle. e» tei unui(t|f)iDh .trarlo loro dolle mani, quiitirio li hanno
OD» Tolta proai*, — Man lieniiftiagt jotot (Ho pi»atori der T-aaü, die bm
j»dem Woll«nJtauf dabei win moMten . dis Gebühren einKunelimen , «in
SechMl«] ftlr die Zunft, tüat Ft-ehttel fQr den Senwl. — 1467 (Laaa IS
fol. 97 r.) crFolgt ein b^scbluM der Commoee Bber die SeDialen: ah
aolcbe Milien für EaufgeacbiLfle nar die von den S'.llnflea jKhrlicb appro-
biert«« thuig Min. AI« Qntnd wird M70 das Ueb«rfaund nehmen der
.contratti Uliciti* ond de« Wachen angegeben.
— 164 —
Sjrstem eingefügt hatten. Wie dann aber der Verlrehr selbst
im 15. J&hrbuiidert riele der kQristlii'h aufgetftriuteu Scbranken
darchbraeh, so mocbten auch die vicbtif^n Organe jener
beschränk eoden, einengenden, im ganzen aber tn der BlfltezeK
der Indiutrie wobltliätig wirkenden Politik entbehrt irerdeo
können; iodem man sie aufzugeben sich nicht entscfaloss, indem
es nicht gelaug, ihre Organisation dadurch zeitgemä«? um-
zubilden, dag8 man wieder mehr ihr Mittleramt an Stelle des-
jenigen der polizeilicliei) Kontrolle betonte, masaten sie not-
wendig verkümmern und absterben').
4. Grosahandel und Kleinhandel.
Dreifach verschieden konnte die Bestimmung der Floren*
tiner Tuche sein, äobuld sie den Laden des Fabrikanten in
ver kaufsfertigem Zustande Terlleasen. Sie konnten von den
Fabrikanten Reibst, dessen Agenten oder fremden Reedern nach
dem Ausland gebracht werden, im Eigentum den Fabrikanten
bleibend, bU sie an fremdem Ort verkauft wurden: in die«em
Fall unterlag der Verkauf Helbstverständlich den Gesetzen des
Landes und der Htadt, in welchen er vor sich ging. Sie konnten
ferner von fremden oder einheimischen Händlern in der Stadt
Hetbirt dem Produzenten abgekauft und dann erst exportiert
werden; sie konnten endlich an die Kleinhändler, die .Oewand*
ieute' oder .Gevfandscbncider' der deutachen Städte, lum
Verecbnitt verhandelt werden. — Ueber alle die mannigi^cheD
Beziehungen, die aus diesem Zusammentreffen der verschieden-
sten Elemente and Parteien im HandeUverkehr entstanden,
suchte die Zunfl, soweit ea in ihrer Macht stand, dus Netx
') Die Wirte habea in Horenz niobt , wie oft in Deubcblud . die
Rolle von Unterkaufern Ke<pielt. Nicktatl«atoweiüg«r hftl rot allem äe
Cslimslainnft tlie Wirte, dio fremde Kourieute tielicrbergten, unter ihre
Koutrollc gesteUt, un<l aic mit fQr dcrm Thun in der SUidt rcnutworV
lioh gemacbt (vgl. darOI>er den zweiten Teil dieser Arbeit^ Auch die
WollDOBUDfL hat (LaaR II d S; 1831) den Wirten befolilen. die fnuuden
Knunent« auf die geltenden Brntimmungen ober den Zabliug^modiui hin-
snweisen, Dod ihnen rcrboteu, tu .prohibere quod mercator non emat
ab alicjno lingiilo laaific«*.
— 1Ö5 —
ihrer Verurdnimf^en zu breiten; und die SchwieriKlceit^n , die
sich dabei ergaben, vrurden noch dadurch «rb&ht, dass, wie
noch zu erwäkueD aelu wird, schon verkauftes Tuch noch nacb-
träglicli ziini Scheren, Glatten, Appretieren, vom Käufer an
Arbeiter der Zunft zurückgegeben werden konnte; tiass ferner
die Detaitlijfteu nicht Mitglieder oder .sottojiosti* der Woltea-
zußft waren, aoudcrn der SeidenzunnF augehSrteu '); das» also
ihnen gegenCiber die 7jmiÜ ihre Ordnungen nicht kruft eigenen
K«clit8 und eigener Macht durchtietzen konnte, uicht «Ilerrin
im eigeoen Hanse" war, sondern dich einer fremden Macht,
und zwar einer — besonders im 15. Jahrhundert — fast eben-
bfirtigen gegenüber befand, der man keine Gesetze oktroyieren,
mit der uiau nur auf dein Wege des Vertrags sich einigen
konnte. — Kam es zu GünQikten, so luimste mau den Sprnch
einer über den Zfliiiteu stehenden Behörde, der Prioren oder
des Hajidfllatribunals, atirufea.
Dienen Schwierigkeiten entsprechend, sind mm auch die
Orduuugen, die in diese Verhältnisse eingreifen, iUisserint mannig-
Ealtig und häufig wechselnd. Worauf es der Zunft vor allem
ankam, das war, dem Verküufer fertigen Tuchs, dem Zuoft-
mitglied, pünktliche und sichere Bezahlong 2U garantieren,
Unterschleife und Betrügereien zu yerhindern. Hier griffeu
zunächst strenge Gesetze gegen die Arbeiter der KertigsteUungv-
iuduatriu ein, bei dvuen vor allem diu Gefahr nahe lug, dasa
sie die ihnen zur Appretur ilbergebeue Ware uuter der Band
losBchlugeo, ehe der Tucher vom Käufer den Preis für seine
Ware erhalten hatte. Daher ein strenges, hSnfig wieder-
holtes, durch Kantionen unterstQtztes Verbot an alle diese
Arbeiter, daj< ihnen von den Tuchern oder anderen Personen
fibei^ebene Tuch zu rerkanfen oiier auch nur zum Verkauf
') Der ßnind für dicöc aof den er»lon Blick iiierkwflrdfee Er-
iKbeiaang vcbeint d« ea aein, Hum die Art« di Vor SftnU Maria, die
qiiter lusisl lO genaflnt« Seid«nT.iinft, lursprÜDglic)) slto Schnitt WHren-
Üadlw, Tu«bdet(ülhilQdler et«. unifMote, ta einer Zeit, ali die Gigen-
(kbrikiLtiou Florentiner Tncbe ent im Aufblühen war. 8a blieben die
nlagUatori. die ncbui FlenDtiuer nudi importierte« Taoli eo detail ver-
kannen, aacb ipatei in der Zvjttt, in der daan die Ssidenfabrikanten
die errte Rolle tpielten. — Vfi). meine Fl»rentber ZOnO« S. 62 ff.
— 166 —
in Kommission vi nehmen '). äolanfce aber die Qeldbezabliing
aller Arbeitaleistangen LroU aller Versuche nicbfe streng dnrcfa-
ziifniiren war *). konnte nun ea nicht verhindern, d&sx da» in
Zahlung- gegebene, im Üanshalt nicht zu verwertend!? Tuch
vom Arbeiter nicht verkauft werde: und damit fiel aoch in der
Praxis das genannte Verbot gegen die Appretenre in sieb
zusammen"). —
Andere Auskunftsmittel hatten auf die Dauer ehensowen^
Erfolg; 80 da.s V'erlangeD, dasti der Käufer den Kaufpreis enfc>
richten ^olle, auch wenn ihm das Tucb noch nieht vüUig fertig,
der Appretur bedürftig übergeben ward*); oder die Beetim-
niung, dass die Tucbecherer nnd Tuchglätter ohne Erlaubnis
des Fabrikanten ein fertiges Tnch dem Eiliifer nicht nber-
ant«ort«n dOrften ^); endlich der Uberans intereHiante Versuch,
die Zunft als Qunzcs, in ihrer £)igenscbafl als regulierende
Macht des WirtschaflslebeDa, als Mittlerin Ewiscfaen Käufer
und Verkäufer einzuschieben: nicht an die Krlatibnis den Ver-
käufers, sondern an die der kompetenten Zunflorgane eoU der
Arbeiter gebunden sein, ehe er nach ahgeschlosttenem Kan^
t) Uaa 1 b 87 (1817) mi to is den folgenden iitfttaten. ller
Verkanf von ciu-dAtura. pJanatara, tonditnra, forbitnra v«I aliqnod aliud
de paoaii per et» . . . conoiatia itt den ,contuitoK»^ (Dekuti-urco) «er-
UoteD. (Ion .affpUaiiMn* (Tnchpremem) dag«^tn erlaubt Vgi. i^ncb
Statut der CaJimalauinft 1 c 11 {L30I) nad der Seidenaniift I § 9» (\Sä4.).
Ferner Lau 41 fei. 44 (1341). ibid. 48 fol. 123 (IS52X. 4S fol. 52 (1357),
44 fol H9 (1967 : hier wird den affettatorea ood cinatotea sogar rerbotcn,
Tocti en groa direkt vom rabrikasten m kaofen); ibid. &ß foL 31 S.
(1871). 4« fol. I6& (1384V 59 Ibl. S ff. (1439). &2 fol. lOT (144«). 54 fol. 107
(148U (tc
•) Vgl. unten Kap. VII.
*) El WM fibon nicht tixucinandennhalten . weldie Tacbe, di« tob
Pertigstallam mkault wurden, »□■ ZiLhlunften derTodier fOr ibre Arbeit
«tamnten. Dim gebt berror nu« Luia && foL 61 (15ü7): Cotuiderate
dw i naiufiuton dell' aiti» deUa Uoa maxiaM a poreri. i quali aoao imo
graadiaiaie aamero e baano da laukioti ptt luro manifatliire e futicba
paani inten e ta^ati Recondo die aceade poraino ««oder« lali loro {lana).
wird bcBtimmt, da« die cänatoraa nad liaicndalarea , also gerade die
BMvitat^ller Oerartif^ Tvcbe. sie, aaobdem «ageaiampeJt aiad, eatgegen
deu frflbcTvn Vn-l>ot>fa ri-rkaofcn dltifen.
•) Laaa II c -24 (1S31); ibid. Vltl b U ^ASB) ite.
^ Lana.4l M. 213 (l^tff): ibid. 48 fol. ICH a40fn.
■
167 —
▼ertrftg Abu ihm «uiu Äppretierea iiberf»ebene Tuch dem
Käufer Qbergebeii darf. Diese ETlaiibnis aber wird von der
Zonft mir dano erteilt, w«nn der KSnfer sieb dieser selbst
{egeoQber für die im KnnfTertra^re stipnliertc Snmme als
'Sciraldner verpflichtet, wfthrend zugleich der Verkäufer ab
Olüubiger der Zonft eiafretrajren wird. LDd«m mao ferner die
DAchtragliche Äppretar — attsgenommen ffir Erporttnche ^
zn einer obligate riacben inaclite. schied man direkte Verträge
xmachen (Irosa- und Kleinhändler aas, die auf dem angegebe-
nen Wege nioht hatten kontrolliert werden können '). — We
Ztinft Kelbfit war also jetzt an der gcsctr.mäHHig(.'n Zahlung
innerhalb der Torgcscbriebenen Fristen interessiert; und ver-
mochte unmittelbar im eigenaten Interesse ihre Machtmittel
Air die Durchsetzung ihrer Ansprtiche einzusetzen; so Qbte si«
die Funktionen einer modernen Bank ^) etwa im Sinne des
Giroverkehrs, fnesend zngleich auf ihrer Kreditfähigkeit als
private Unternehmerin und ihrer Machtstellung aU verwaltendes
Organ fiffmtlichen (Inchta. Praktische Schwierigkeiten , vor
altera wohl die Schwerfiiltigkeit des Verfahren«, das an die
Scbriftlicbkeit gebunden war und einen formlooen Kaufvertrag
HomOglicb machte, lieesen indessen aoch dies Svstem bald
wieder zu K«II bommeD, zu Goneten eines anderen, ebenso
>) Lana 59 fol. 4 (U2iU : Quitjonique lanifeK et mercator dicts aitis
h;-vaBdet r^ alieonbit lüiqui-m pwiniiin vel »cuaiiiulum maiorein SO bruccbÜn,
t^Hn rendjderit . . . iDonsumri Taciat ist riduri per vnditor^H aui
«onteotui. . . . Teoeüitur . . . filtere . , . paonum ad queoicunqua ciiua-
toran völuerit i|Me v«l emptor t«lt> paunj ... et tali citnat«» ipHum
remiUere ... ad ]ietiUon«m tlicU- urtii. Et qaod ipse cimater Ulcm pan-
anm ... rMtiluero non poMit alicui uneUcentin i^uattuor... conaorTatoriiu
ordinainflatorum. . . Die <xiaierviitorea Ho)l«n. beror diu Tuoli xurück*
gegeben winl, lindr «orKen. «luod «mptor bili« puiiU . . . i«hpaarit ia aue
hbro artom Inne in cruiiitriuiiii |ir«tii talifl punni, el ipaum pretiata m1>
■r«re |>roiHif«rtl dicU arti ti.(l termiaam predictam. — £bi:n>4 werdea die
FabriianteD i:t tsruditor^v iliete arliii pro pretio ipiius panoi vraditi ein'
getrUKCD. — Erb&It die Zunft die Summo vom Kllafer Keialilt, m bat ai«
.dieae binnen xwei Ta^n dem tsoaiolo aoRzuiahten, untvr UOckbabaltmiff
VW 2 d. pro Galdvn (0^%) al" l'tovitiun. Aeliolioba Inalitution auelt
ia der Seidofutonft I fol. 20ij (U2li).
*) Oder uiu:li jener Ptorvntiner Baakfinnen, die. wie gleich au irigeni
ZaUaagainittler iai Tncttgeaehftft waren.
— 170 —
Iii nllau äieacii ErGrteniQi^eii ist von Pablikum, das
xuni KifienKebrauch kaufte, nirgendä die Hede (gewesen Und
in ilor Tliut i«t es »o: von der direkten Berührung mit dem
KiKenkonaiim ist der (pinEe OrganJanius der Florentiner Tuch-
fabrikittiiiii fnst vDlIiy nliifesperrt '). Nichts zei^ rieUeicIit
bessi-r «Is dioBo ThntKarlic die weite Kluft, die die bochent-
widtelte Florentiner Grossindustrie vom Hsndwerksn-eseu dea
MitleUUers trennte, das in dem direkten, persönlichen Ver-
kehr mit dem Publikum eines eng umgrenzten, sich selbst
genügenden Llezirks seine Rigenart imd seine Stirke hfttte; in
*inem V«rkebr, der doch nicht nur ge8chftftUch-efioi»ti<ct)e
Motive wrUpu lies». Modern hier wie im Verhältnis zti Oesellen
und Arbeitern aach Regungen des Gemflt«. OefQhlen der engen
inneren ZustuDmengeliOrigkeit Raum gewährte. Die Floren-
tiner Inditatriti erhielt vom Welthiindel ihre stärksten Impulse.
der lohalo Absatz und noch mehr der lokale Konsum standen
ftlr sie beMindem in der Zeit ihrer Yollkmfl nnd inneren Oe-
■andheit erst in xweiter Linie; sie Termochte ihn auf die Dauer
nicht allein su beherrschen; and so bat »ich zwischen Fabri-
koBten und Publikum «ine organisterte Klopse von Zwi^cbea-
blindlerii einge&cboben. streng arbeitsteilig von jenen gescbiedeo,
ohne iivoiid welchen nnmittelbKren Anteil aa der Fabrikation:
die Strümungt'n des T^vs. die Launen des wecbseladen lokalen
Oeschmackes wurden dtewr nur durch das Mittel des Klein-
handeb nihlbar. Der tnittelalterlicbe Grundsatz, den Zwischen-
baiMtel so weit wie tnOgüch ausausdulten, der, wie wir sahen,
bei ikr Versorgm^ im Fabcikniion mit 4ee nötigen RoinloAte
nnd Arbeitsmaterialien Trinmtihe feierie, — hier, am anderen
Kwfe de» Prodnktiwy 0— aaen, wir er ferttbr^clwB: Prodokboo
— 171 —
und EagrogliODd«! auf der einen, DcUilverksuf auf der anderen
Seite fielen völlig Auseinander '). Die i'tadtwirUcfaaftlicbtf, von
den BedQrfnifisea eines leicht zti überblicken deo Koosums aus-
gebende Politik hatte hier keinen Pl&U mehr; um mit ^lubart
zu redeu: an die Stelle der .Bedartsdecktingswirtsehafi* war
die .Erwcrbswiitachafl* getreten, bei diir die KUcksicht auf
Erwerb und Gewinn maangebcnd wurde fdr Form und Art der
Produktion: — in weite unöbcrsehbare Ferne ging das Produkt,
für das der Absatz nicht einmal ungefubr b«recbnet, »iondern
nur Bpekulatir erhofft werden konnte. Der Florentiner war
nicht nor im Denken der RenaisKance . sondern auch im
Handeln der erste Kosmopolit der chrit>tlichen Welt, die
Floreutiner Wirtüchn-flepolitik mit der Venetiaiier die erste, die
von weltwirtscbafÜich-lcoaraDpolitischem Geiste getränkt war.
Koch nach einer anderen Kichtuiig bin ist aber die Kluft,
die die Fabrikation vom heimiecben Markte, vom konsumierea-
den Publihnni echied, fUr die Gestnltnng der Prodnktionsformen
<t(>Ibnt von prinzipieller Bedeutung geworden. Der gesamte
Pr4}duktioDBprozess (mit der geschilderten Ausnahme des Detail-
abaatzea) bildete im wirtschaftlichen Leben der Stadt gleich-
RMU eine von ulleu Übrigen losgelöste, in sich geschlosaeoe
und abgeaohlossene Lebensaphäre: zusammengehalten und zur
Einheit geformt durch die Macht des Oeldkapitals, diircli de-iaen
Eigentümer, die einzelnen kapitalistischen Verleger: nach ausseo
hin zu teige tretend in der Einheit des Zunftorganisnius, die
'J Gflwiiw: uucb dl« GewandicJuieideT der nieilerdeuUicben, die Tücher
dar oberdeoUch^a ^itftdte waren ,ZwiB(jh«nbäniller'. suhobsn siob ein
awiidiea ProduKentcn und konniniierendeA Pablikuia (vgl. SohmoUer
a. a. 0. and die aadora ^rome Lilt?nitiir). Aber «■ b«t«ht doch der
nroue, KniDdlegende ITittenicbied gegenfiber den Plorentin«! VerbKltnÜMn,
daM d«rt di« Ori>i*fnbnka.tton «ieh na«h gar uicht entwickelt bat, dau
dielmpalac rielinebr vom Kleiahandler uugehcn, der. wo hnusTodti»
rtnel]«r Betrieb hemcht, oft tu|{l«i«b der Verl«R«r ist. Mag d«r (iewand-
•duMider rdd dem Waber oder Wutktr «ein Prodnkl abkaufon, od6i
»cfaon äsua Obex^eKKiiKea s«in, di«K in wirt*obaftHoh« Abbftitgigkeit von
•teil TC brinfiBti. itntiiur bat er die hornchende Stellung, die in Florsnx
der Fabrikant einniininl, während bier der ritagUtiorc irgend welcheu
KinfluM anf die ÜMluitiiBg der Produktion Relbat nicht ansQbl. V^l.
auch den sojemnieiifanenden D«berblick bdi Rnde dea Buchs!
— 172 —
sich deutlich »bbebt too der Mt;brh«it der Zfloft« in der
TucUioduatrie auderer Städte, wo neben dea Tucliern die
Korporationen der Walker und Weber, der Färb«r und WoU-
schlltf^er ek. bestehen. — So wird denn auch die ganze Ar-
beiterschaft TuQ diesem einheitlich organisierten und gefesteten
KSrper wie mit eisernen Klunimtfrn nmschloasen, in ihn ein-
gerngt nla urganiüches Glied, abgesperrt von der direkten
ßortihrunK mit dem Publikum, behindert durch yotn Staate
gebilligt«« Gesetz, ihre Arbeitskrafl nach eigenem Willen aus*
zaoutzen, ftlr »e den jeweilig besten Markt zu suchen. —
Jede direkte Arbeit der Wollarbeiter ftlr private Rechnung,
da« Arbeiten im Lohnwerk nnd auf der ,St5r' ward, soweit
«S in der Macht der Zunft lag, verboten, im übrigen wenig-
stens nach Möglichkeit erschwert ^).
XaU>riene Urduuui; von Kaaf und Verbaaf; (JesetzgebuDif
über Znhiangstvrniine und TaascbcPijch&n«.
Es ist ein schwieriges, viel begangenes and viel omstrit-
teaea Gebiet, das wir betreten, wenn wir die Prinzipien unter-
«ucheo, nach denen uat«riell Kauf und Verkauf in der Tneb-
industrie jener Zeit geordnet wurde; spielt d<N:li in diese
OrdaaDgen, wenn anch nor aas der Feme ond oft kaum deat-
■) Vgl. vor aUe« Usa TIU e «6 {U»)-. GedAt «tt^ien dacf in
•UflnMiaB BBt fir Aen htaiftz pabUan; ««r «onrt eis TtA toh siaeB
4tt laaft — tttmlteia ItrUr flA« Um« wiü, mmt m nrw — M
äbah der K«abkatioii — n» da SunbAOnlm aatfcimB la«w. —
.....„■.• ^ ^ .. ^ .. .. .^ ...... Batav
IMi|rtdl«fa nr. wis «haa eevihat n< «Mfe 4m C— aiMa gMsjgt
. «M Mkbt Hat«« Ab^wi^ aiiU ■■ liiiwid^mgriii
(Uaick. da« ^ ia liaM giaiww dä^Ma Tartehr hI
M «taaa fr«ara Sbih[^ {■ wirtirhaBHrfcf
UMb ifaik aw* Uk, ^m aaek it» nr aa
n«diA»«ik «• iadv Fliiialiaa lailaHiii mt^t vam. ike TUtig-
, «ha dta Itocit öaliiiiiiir ab Ai 1 1 ilgil iii wia die
als an On^ «ah aaA ib« « «ntntfcto nd de
«Jl^aNsNete
Wucherverbot
praktiscliea
mng norli
'TS nuelnen
m. dus
■''mg
len
ver-
,ie Be-
llen all-
iierzuleiten
.•^ des prak-
-lerk auf eng-
-niitiv-agrarische
JL'It, während die
»■hristliche Welt,
• KU völlig veränderten
irgeschritten war, dog-
.iit er notwendig zu einer
■s Inhalts und der Wirkung
in gegen Ober behält für die
'S Mittelalters die Darstellung
.1 klaffenden Widerspruch zwisclien
liehen Moral, die sich im Laufe des
'iiui mehr der florentinischen Gesetz-
id den üppig wuchernden Gestaltungen
■ ••n Mittelpunkt seiner Betrachtung stellt^),
u ucher- und Zinsverbot, einer dekadenten
i II hat die zünftlGriBclio Kredit^('set/^obuii>; völlig
■n £rBTterungen Ober das kanonUtiüctie Wucliervcrbot
: ihm entgangen, dass zwiachen lieiilen yin pewiasiT
,1'iihnBg beat«M.
■.V, EDgliicheWirtBcliftftsgeachichte II S.40Ö-r.03. Urunil-
□ocfa immer Endemanna StucHen in ilor roinnniacli-
i.i'n Wirtachaftspolitik, die nur t)ic Oodot/Kolmn^ der einzelnen
(kI Städte fast ^nxlich beiseite Iniacn zu liunston der jiiriMi-
■iirnienlehre.
Poehlmann a. a. 0. S. 80 ff.
— 174 —
Kpochn rataUmmcnd and larrilclist tätt Proti^st gegen die Aiis-
artnag d«B hftBill«riflchen Treibene und dei<«en KanonUit<rurg
durch dio Lehrer des rOniUchen Rechts erlassen , fuswod »af
den Lehren der Bibel und überlieferten ÄwssprOchen der Äpoet«t,
fkad (Unii währeiitl den frUben Mittelalters, wie Äsbley mit
Uucbt btftant, einem FuhIl'H Uodeti, ia dem es wur^uln konntv,
in d>Q VVirtsobaftsvcrbiiltiiiNBi'n einer Epoche, die fllr du
K«{iitnl XII produktiveu Zwecken kuuiu noch VcrwuuduDf* hatte.
— Iii lUlicii aber ist die EntwickeluHK vom Ackerbau ?.ar
ludubtrie- und Handelswirtschaft mit Beginn des zweiten Jahr-
laiuvridH uuserer Zeitrechnung eine ganz rapide, fast revolutit»-
olLre gewesen ; nnd eben in der Zeit, da dnrch die neu «■-
wuchte kanunistiicche Doktrin eini» Baldus und Bartolua das
kirchliche Wucherverbot neu gefestigt und scholastisch be-
grdnditt wurde, war die Volkswirtschaft Italien» jenen primi-
tiven Formen laogst entwachsen, denen jene^ Verbot »einem
icDereten Wesen nach aiigepasst war; Produktirkapital. in
Industrie und Handel angelegt, war im Ueberflnsse Torhanden,
and wenn auch die Kapitalsanlage in Farm der Cummeada,
insorern sie den Darleiher am Eüsiko geschäftlicher Unt«r-
aehiiiungen Iciluehinen Hess, ron der kirchLicben Lehre im all-
gfiDfinfla aosdrEleklich ah bn«chtigt aaerkannt ward, »o blieb
doch faa I*eüien gegen fe«t«n Zina am so sofaftTfin* nfpSnt;
and hm üt tob der strängen Doktrin «in Komprooiiss nie
■ngarttBlea worden, — obwohl in den itaüeniMbea SttAen
friifrilligt nnd Zwaag««al«ibea die Bndgets beUrt<4«n vni «me
tMgetihnU Ttmitnng DOtwendig machten, obwohl man wie-
der oad wieder gegen den tnnehinenden Wucher die Juden
M Hill* mf, «eil sie bUIiger« Bediagumien stellen konskao
als ihre ehriitbcben Genossen. — Wks dir «tidtiaAe and
«■nftkräck« Owet»gtli«ng ietrift, so hat in Florenx, wie
PoaUaMUui') ttimig<ai aachgtwMsen bat. « Laale im
U. Jakrlwnderi* das kaMHMeb* WthwfMhel mA mtiOa^
fiebn» ackwaclMa WMevetand riigraicfc annw Gang gebhea:
titt in b.«t all« Knaftrtatatett BWrg«g«ftg«««« Qescte wgn 1394^
*»P«*>hlMaa>a^^O &»g
I
— 175 —
schärft ia denkbar schroffster Weite das Verbot des Wuch«»
flin, ohne UmfBng und Grenzen desselben genaaer in defi]ii«r«u:
ob die Hoffnung, die tnnii dabei ansspracli, d««s nämücb in-
folge dvtisen die Kapitalien, ditf bisher iti WiichcrgeEcbSflen
verwandt waren, «ich ehrlichem, Gewinn briiigendeui Handel,
ror aUem in der Form der Commenda, zuwenden wUrden,
durchaus ernst gemeint war. mag dahingestellt bleiben.
Ist hier ein Sieg der kirchlichen Doktrin über die btlrger-
Uche Uechtiiaiiffa<isuug jm atlgetneinen darch dos Eindringen
jener in die Statuten gewerblrclier Korporntionen besiegelt
worden, au ist da» Zinsverbot auch noch auf einem anderen
Gebiete für die ZCinfte von Bedeutung geworden, das ihrem
spezifischen Wirkungskreis als Verwaltimgsinstituten des ge-
werbliches und koaimerziclIcD Lebenj^ bedoutend nüher lag:
ich mein« di« Ordnung des Zahlungswcsena, die Frage, ob
stete and unter allen Umstaudeu Barzahlung zu verlangen oder
Kredit zu genäbren sei, ob in letzterem Fall dieser unentgelt-
lich »ein oder durch einen Aufschlag auf den Prei« erkauft
werden, reapckUvc oh bei Bariuhlung ein eutsprechunder Rabatt
geatatLct worden solle etc.
\a erster Linie ging allerdings die zUnftlerische Ordnung
dea Zaliluiigüwefiens von ander uii Gi-aicht^punkten ann: wie
man den Käufer für richtige Lieferimg der Ware sicher stellte,
so suchte mau dem Verkänfer nU Ziinftntitglied rechtzeitige
und völlige Zahlung für die verkaufte Ware zu garantieren.
Sofortige Barhezahlung de« gelieferten Qvttt war von diesem
Standpunkte aus dm erstrebenswerte Ideal; Kreditgewährung
auf lauge Frist das gefdrchtete . mit allen Mitteln zu hiiiter-
treibeude, nie ganx nu^xn rottende , Unwesen* im liaufmKnnisehen
Vwkehr. — War hier die Furcht davor, dass vor allem die
üuber HiUe duo kurfcröem ta tawea , auf jesliclie i^iiwrorileTUug frej-
wiltig xa vtnticbtui. Di« Rimxe Form die««r BmtinimuuKen leirt d<fii
ScbluM naliD, daa» iomi dch durch Aofnabmc donclWn gegen diu An-
fevlitunft von kircblicliet Seite sicher ftl«]lea wollte, olint ernatlicli lui
ihre DiudiflUiniiig so denken. In üiren gigewai UntemcbninnKUD, Lei der
Aofnahne von Anleihen <v(^L nnteii Kup, VI) haben die UutUi nalBriidt,
wie 8bMt und Komniiine. die Qbückut ^innn bcKablt und genommen;
ibeh war daa Nehmm md Ortwa nm Zitimniiiien verpSnt (I..aitn 48
fd. 117; 1406).
— 176 —
Käufer aus der Frennie ohue Zahlung d«8 Kaufpreises ver-
schwitiden köuuteii, das eigeutlich trcihendG Motir der Geseta-
gebuDg, »0 kam doch dnneben die Sucht, einon offenen Konflikt
mit dem Kirchendognm zu vornieidon, endlich drittens auch
ein rein wirtschaftliches Motiv in Betracht: die Knrcht, daaa
bei Gewährung von Rabatt im Fnlle der Barzahlung allmählich
ein Druck auf die Preise ausgeübt werden könnte — eine Er-
wägung, die in jener Zeit kaum an einem anderen Ort der
VVelt mit gleicher Ökonomischer Grilndtichkeit hätte angestellt
werden k&nnen wie in Florenz.
In ihrer strengsten Form, der der sofortigen Barzahlung
der ganxen Kaufsimimc, war nun allerdings — daa sah man
bald ein — die Forderung der Zunftgesetzgebung schwerlich
durchzuführen . wollte man nicht einen regelmässigen , ohne
periodische Krisen sich vollziehenden Geschäftsgang von Tom-
herein unmöglich machen'). Zeiten äussemter Geldknappheit
wechselten mit solchen, in denen bares Geld im Ueberfliua
rorhiinden war^), und der kluge Kaufmann Gioranni da Uzzano,
der. seinem Vurgänger Fegolottl folgend, im lü. Jahrhundert
sein grosses Handels man uale schrieb, wusste genau aozugebeo,
KU welchen Zeiten des Jahre» an den verschiedenen groesen
H&ndelspliUzen des lu- uud Auslandes das Geld zusfcrOmte,
wann es von dort wieder abflosa, welchen Umständen dieses
Zu- und Abströmen von Bargeld in erster Linie zuroschreiben
sei; wie endlich dementsprechend der Wechselkure auf die
rerachiedenen Hnndelszentren je nach den Jahreszeiten, dea
') In dteaer Bbeogitni Form ßndet dch allerdings dai Verbot des
Kredi^ewKhrOM im Statuto del PodeatJi von IS&5 (Bneh ]l Kap. 101}
fUr die nelieo urt« ni«!ar» uml die bccoirii ftnageiprocltcD , in Floreni
ond im l'mktei» von 100 Meilon. In di« gleiche Zeit falle» — wie fflacli
tu EduPD iül — die Venucbe der Wolleaiuafl in <I«m)ben Ricblang.
Gnutd fQr (iiewa Vorgoben war wohl dio ZurrUttang aller wiriecfaaftliclMn
VerliUtniue durch die VenrQitangeB der groMen PmL
't Dirocr L'cbcrflnu iet DntQrlich Dar rcUtit sa venteben. — Dcc
Mmtigel vor allem &a Btabilen Maitzverten hat hekanntlich niolit nur mit
sitr Verteueruag- de* Oolde« im Verbfiltsi« soin Silber beigotraRCD, lon-
do-ni Kiidi xa den vancUedenen VtnuchCD gsfUtart, dnrch Banitti rwp.
gcldiDBea Z*bliuiKaaavMah (Wecboal. Ülroverkehr) dem Uebe) absnhalfen
(vgl Nagel B.a. 0. «ad SieTaktng, Qatuwer FiBUUweMn, paanni).
— 177 —
Märkten und Menen etc. sicli gestaltete. So konnte inan iiu-
Difiglich in Zeiteil vültiifer Geldknappheit ßarzahtiing verlangen
oder venigst^iis der Forderung Geltung vi^rsciiatTeii: sie wäre
an den uuabitii<]orlich('n Bodiiigungen de<t Wiriscliaftslebens
gescheitert; und iitan sali sich schon hierdurch genötigt, zwi-
schen der idealen Forderung nnd den realen Lebensverhält-
nissen einen gangbaren Mittelweg zu suchen. Diesen aber
fand man darin, dasa man wenigstens eine bare Anzohlang.
«inen aliquoten Teil des Kanfpreiaes in Bar verlangte, wiLbrend
fBr den Rest desselben — gegen Sicheratellung — ein knrz-
friatiger Kredit gewährt ^urde. Fast all« Ziinftgeaetze, die
während dea 14. und 15, Jahrhundert« erlas^fu wurden — und
es sind deren über zwanzig erhalten — Isasen »ich prinzipiell
auf das eine Schema zurDckfUhren, so vorächiedeu in den
Einzelheiten sie aiicli ausfielen. Eben die Schnelligkeit, mit
der diese Gesetze aufeinander folgen — oft liegt nicht ein Jahr
zwischen dem einen und dem anderen') — mag als Beweis
dafür dienen, nie wenig wirksam iilte diese bis in dir feinst«»
Detail-i ansgeklUgelten Massnahmen waren; an dem grund-
legenden Printip bat man trotzdem nicht gerüttelt*). Eine
Entwickelung ist nitr nach der Richtung bin xu konstatieren,
dass für die Kreditgewährung die Frist eine immer längere
wird: von 2'/« Monaten in den ersten Statuten bis auf 8 Monate
') Am 21. September 1334 erhalten z. B. die Eoniuln u&d vier arroti
dea Aoftrog. neue VcrngungOD ühn den Zahluniitniodu* su tieflen, unter
en Bedingungm. Ki werden dann am 24. Deeember 1334 (Lanii 40
bL 37) ordinaioenti de icnpturin et nolut.ioaibua mercoatiaruiii dicte arti»
de lobuli* vt oiercatoribtu , qui facHr» dement tcripta «olutionum or-
BcrdLa am 8. Fcbmai lüHlj werdcii die damnls gegebenen (nicht
Blt«DeD) GeaLimmuiigen aufgehoben imd am 7. HOn lSli5 (LaiiA 40
^ol. 48) eine Achttnllnnorkommiseion viagcietat, die bin Ende August neue
Beitimmungen treffen soll. Sie gibt am 10. Jvli (I<ana 40 f'ol. .V2) einen
len aotführlicbet) KrlaM, der bereiU im Sei^Loatber (Lana 40 Fol. 01)
nr modiHaiort wird.
*1 Nur aiiMerhalb der Stadt, von 40 Meilen im Umkreia an. kOnnea
Tn^c (LtuiB II b I; 1391) anoh anf Kredit obo» irgendwelclifi Beiobrfiii>
knng tvrkaufl wurdeo. Das Motiv fDr disae Untimmung liegt nicht klar
tu Tag« ; vielleicht Ug es in der Eiatiobt in die L'nuitLglichkeit, hier dem
Zanftgeictit 0<-ltuaK >u venchalTen.
Dem, Stadien ans der noffuMner M'inMlian^e«(hl<Al«. I. IS
— 178 —
imä ein Jalir in den Beetirauningcn dea l'>. Jahrhundertfi ') ; als
Anzalilung wird durchwef; der dritte Teil des Eaufptcises
1) A. Für dBH Ta«hTerkaaf: 1817: 2>;i HonAln .Ziel*; 13S5:
Vk Mo&ato: 1841 : 4 mcit p»gati u i'/i (<i< b. nach Ablauf de« Tcnaina
hat dit> Zahlung deu Keetea zu be^nen and iiiii«rba)b «inei liatbeo
Monate Wendet cu «vin); ISß^ wieder 4 Monate (in die ftwischnizcit flUlt
das ^^tliclie Verbot d« Kredits, äehe unten S. 181 Aam. I); 1S77;
eHonnl«: 1334 wieiler nnr4Honale; 1406: 9Monnt«, ebentioMIß: I4S9:
10 Monate; 1431: I Jahr. Auch dar Codex Utuina (bei PagDiai IV
8. 118} nennt I Jalir ala Termin für den Tudiverkaaf; ebeoM fOr den
WolW«rkaur.
B. FUr den Ankauf von Wolle: 1317: 3'/i Monate: 1338:
7 Monate für ucRewasclieno, & Monnt« Hir tfewaacliene WoU», Garne etc.
SpKter werden dann fQr die T^mcliiedenon in den Bvreicli der Zunft
gebtireDdcn Wace«ei>rt«n «oit detailliertere Beetitumuii|;en g«geben, a. U.
1845 (Lana41 fol.fiS):
Ftlr Panui vendiiti
. laue agDGÜin« c boldconi tu-
cidi
a Qattuocia, macooni, niiooni)
« 1«na lavata fuori di Rr«H*
, lane tedescbe, Voronni bu^
cide
. giwia
, Fiorettj. laue ineis&B« lavat«
e lewlte . '
, tJtaiae Ulato, trawe condiota
Hecia
, Tsrsiao 6V>
, Robbia 7
, AIuuc, scotuno 7
, Ouado, c«ner« 9
4 Jtwti pa^ti in 4'/*
8
8
4'>
6
5Vt
6>
ä
8
8
10
6
8
10
8
• Sapone, ra^ruagliato . . .
, Tintura delt' arte maggioro
ragnugliato il tcriDine . .
, Tintnm di goado ....
. Oricrllo
Ueber di« Beiahliing der Arbeiter vgl. unten Kap. VIL
Wie wenig «n im allReineinen (telanK. die BcalininiunK^Q Bber di4
.Maxi mal fristen lUr Kreditgewitbrung durch/uHtlirMi , diu ingt die Ein-
leitung SU einem Erlau Tan 1429 (Lana 50 fol. &4): dio Zuaftiaitglioder
hätten lieh liMchwart, daju lie den Gewandicbneidem nnd undereB
Eütufera mit Krtditfristen von awci, ja drei JnJtron verkaufen mUealcii und
— 17t> —
IgCMUut Die Siclier«teUuag des Bfates wurde dadarch erreicht,
man fllr sie ADweisnngen auf die be^t akkreditierte
lUiSaser des Orts verlangte: Klagen wegen nicht erfolgter
konnten gegen diene wie gegen den säumigen Zahler
bei dem inständigen Gericht vorgebracht werden. Wahrend
des 14. Jahrhunderts hat man nur ein einzigem Mal — in der
kritischen Zeit des Jahres 1571, durch die vielen FalUssemeote
faerrorragender Bankßrmen H erschreckt — den Versuch gemacht.
dadareb grOMCn Schaden eriitteti. da die Käofer . IraSicatitar cum bne
i* und da Naltta, d«r to« K«ebu wt-fta d^n Ta«h«n .pro eoB-
äosfl paDOomm* zvfirie. andeiTn in Teil «erde. — Zum Tergletcb
bi^ Daten ana den tenraadten Ztnnco. der ArU di &«tA and der Art«
Calinala. Tn dCT Sodeacinft war 1334 (5eta I $ 89) im all^emeinai
<Ie<rUinuir TOB Kredit roboten worden. aoMO- bei Waren, die xoia
Eiport beftimat warao. int Wnte von wanigitaw 25 Ibr.. bei dcaa
ABwoaiue aaf öoe Baak eise Stsodimg des KaaTprosaa wtf
I ICosat gestattet vf. 1429 dagagan bebtgt aoch hier der Zahlaaga-
eio Jahr: tob Banken üt Bi(:1it mAt die RHe. — In der Ckli-
balannft betrl^ die Frist ]3<il (CaHmala t c 11: Pilippi a. a. 0.
?. HS f.) bei Kanr and Teikauf S' i Noonlr, anucr l*ei paani di AglU;
bei Verhäiifen an Fremde 2' t Uoaat« : nur bei diaaea msai der VerkSofer
im Fatia der StimdaBp eis« .Kiipta publica* iteriaiigen. Der Calimata-
kattfinaaa aoU taidcte ad pa^famentam d poteit. w« ntcfat «petat tantam
d« panoo di* renditioni* iioantutii ad terDiinam*. Antafalnng bipr ako
di« I&lfte des EavJpreiKt. (Ebcotc» nocfa im sweitca Statut) — ISIC
wird der TermiB aof drei Maaate fe«t({e«etil 1332 (Caliinala IV b 19;
Oivdici a. a. 0. 8. 129) werdfo VcrkloTe a moftra (d. lu wohl bei pcr>
Aawtaoahrit de« K&ufen) tod deaen a lettera fWi brioflidwr
QQagl dadoreh anterachirden . da«« für etatoe der Termia 3, f&r
latst^re 3'i Uonate betrtgt: der t~nt«rfrhied Kwiseboi Einhiriraiselien and
rr'-mdeo ist Tillen «elanen. — 1403 (il>id. T fol. 100 bei Oiudiei S. 406)
Ut der Tennia fUr Woll« rer«<bjc4ener Hcikmft 8 neai pagati in died,
Toebe H neti pagati in 8. Die Cotwickelang tZaft alio ia beiden
iftea deijeaigea tn der Wollcniann [>Arallfl.
') Im Anfang waren zehn Finaen (die der Bardi — Pernui —
Alkerti del Ojadi« — Tftloaini — deU" Anteil« — Dombaroni — Neri
irondai — AeeiaioU — Vanai Bonarani — Rinncei Ceecfai) TOn der
^VerpStchtttBK. Kaatiott zs itdlao, befreit (Lana I am Kode). AUnfthlicIi
erte «ich d«r Kreia dar bei dar Wolleuann. akkreditierten Bank-
"bloier: ISSS (I-ana 40 Toi. 52) werden 17 Pinnen ernannt; 1370 (ibid 45
foLSg) itB'l ei 45; 13»4 (ibid. 4« ftll. IßS) lOS, von desen K&mllicli jetet
aber KaationeD ein^fordert werden. Bei der Oalinalaznnft treten Debcn
dEeBaakien auch diejenigen, die fremden KanrienteB Herberge geben, a B.
182 —
War so doj« Problem Her KrudiÜetung Jeä Kaufpreütes
nncl der Siclierstellurig der VerkUufer für die Znblung der
RwKtkaufsiiinnw dank der frohen Entwickeluiig des Floreutiner
Baiikweüeoä üu allgemeinen ausreichend gelöst, hatte mau all-
luaklicli den Ansprüchen freien Verkehrs wpaigsteiis insofern
Rechnniig getragen, aU man die äusserste Frist für die Zah-
lungen immer weiter hinausschob, so ist man in iler zllnfl-
ierischen nnd ütädtificheii Gesetsgebuug Über die weitere Frage
der Entgeltliclikeit äas gewSlirten Kredites niemals zu
gleicher Klarheit und logiecher Konsequenz durchgedrungen. —
Aach die ksoonistisclie Doktria unserer Epoche, wie sie vor
allem in den grossen Wuchertraktaten zweier Florentiner
Autoren zum Ausdruck kommt, hat dieser Frage ihr beson-
deres Interesse zugewandt, ohne doch Über etae oberSfichliche
scholastische Ka^uiatik biuauezukoiumen. Im allgemeinen aller-
dinge gilt ihr die Erhöhung des Preideti bei Aufschnb der
Zahlung als verpönt; doch vurscbUeeet sie sich nicht ganz den
Anfordurungen des prakii»chon Lehens, die in einer Reihe von
Auanabmeri und Klauseln zur Qeltuug kommen*). — Die ataat-
') Kb tit vielli^icht kein Ziiriill, ilan unter dPn xahlraichen im 14-
Diid 15. Jahrijunüert RuUtaiideiieu Wucli«rtraktateii ifcradu derjenige des
PloruntiDurs Likuront iui de Rudol[thi( uh ist (Trachvlua d« usu-
m ii) der Samtnlung Tractatua Tinctatuum YII S. 38 fl'.). der dieser
Uitttric b4!iiOEidi!T(^ AnfinRrk«itiDk«it nchonkt. Auf ihn gehen vor allein
die dem gteicben Tliema gewidmcteo Traktate des tieiligen Florentiner
ISiibinclioft ADtonin [de utmü im Tntctatm Tractatuum VH S. 87 ff,)'
des Johannea a Capivtraiici (iljiil. VII i^. 100 S.) and aaderer xurdck.
BI« von ihnm vcrtrötene Lebro iet im wecentlicLcti folgende (niKli Au-
toniuuH): Da diu j>retiuin tiutuni Hicli iii gewictt-n (in>nxen Imwegi-n
darf, av kann maa « kcinom verbieten, b^i Tenuiti>crkSufen deii Pr«tF
bis Eur S.useerat eiluuliU-n Schätiuag za erhoben. Hat ferner t-in HludUr
die Abncht. mit dorn Verkauf einvr Waru zu WArtcti, bia aio einen gr6&
aeren Wert hat oder höher bezahlt wird, und verkauft er ai« ichon frflher
auf nusdrUcklichtts Bittun eine« KUufcn, m kann er am zu dem rnvnttctoo
höheren Preise TuTkaufen ; hut er dagegen jene Abiicht nicht gehabt, »o
iül «9 ihiti verboten! Endlich darf liSher euhi Termin «crkaud werden,
«CQD il«r ßarproia dio Bwet<illungtbo«t«D und den erlmibtca Ciefrinn
(10 — ]& V«) nicht deckL Im allgemeinen aber int daran fealsubalten, daaa
di« .Zeit* keiaeWare itt und dcibalb nicht betahtt werden darf, .qain
TW tanliim valet, per qnantum vemü potett*. Weniger rtrtmg lieurtifilte
- 183 —
liehe und zSnfUeriscbe Qmei^gehvmg io Florenz dagegen hat
flberhacipt k«inen Versuch gemacht, die schwierige Frage zu
systematiiicher gesetzlicher H«güluug zu liriiigeii; nur In ganz
Etltgemeinnten Zügen liixsl sich während des 14. Jahrhundert«
«ine Eilt Wickelung in der Richtung erkennen, dosa auf dem
Papier wenigstens die kanonistiscben Lehren, wie wir es im
Anschluss an Poelilmann schon einmal betont haben, auch auf
diesem Gebiete mehr und mehr an Boden gewinnen gegenliber
den anfiUigÜch freieren Gestaltungen des IcaufmänniBchen Ver-
kehrs. Ging nin.n anfangs von der Anschauung auR, daüs der
.gerechte Preis' derjenige sei, der iu Rücksicht auf die Zunft-
gesetze, d. b. in Bertickaichtigimg einer Stundung von zwei
)ritteUea des Kaufpreiüe», tni Kaufkontrakte stiputiert »ei,
scheint in späterer Zeit die entgegengesetzte Ansicht för
die Zunftgesetjgebung bestimmend geworden za seia, dass
nämlich sofortige Bezahlung dem Käufer keinen Vorteil ror
der Zahhtng zu dem gesetzlich erlaubten Termine bring^eu
dOrie '). ^
man äie RabattKewItlining. 4. h. ilie ErBcIteinung, Uom einer euni .itwtum
prctiam* in sp&terer Zeil veckaufaa will, bei sofortiger Zahlung aber di«
Ware billiger ablävt, obwohl nucli liier Jor Verkäufer .«puLiiim leinporii
I v«ndit*. — Die Ausicdc, dau der VorkiLurcr eicli ,icliad[oa* baltcn wolle,
' klliine in k^ini^m Fidle gelten, .qoia duIIub debet »o «arvo.To indomnem
tiioctalitär peccauJa*. — Uebur dia besondereu Verliältniaee im l'udi-
, band«! 1^1. utiton S lä-2 ff.
■) la der WolIvBiunft iit mtnoga (Laaa 1 b I ; 1317) die Reifel,
(lan bei Zaliluig der gansen Eanfiuniiue vor deni im CteueU biutiniinUa
ftanetstKn Termiti 2 d. iconto pro libni und Monat genftbit wird [d. h.
snFs Jahr bcrüchnüt IfC^/fl): «xcefito d« dirJcto den 2 pro libra quod dari
(limldi et teiicri poasit cuilibet et f«i i|iieiiilib«t. Ein ncut-r Erlan
von 1344 verft)^ daan. dnu heA Zahlnog dor gtfBnmten Scbuldaadune
innerliaib (.■in» .Mannt« der KSufcr i*la, inDOrbalb i\'i Uonnten l>V«t
iunerhiilh S'i MoDuten I '/v. innerhalb 4',^ Moaatcii \t °,« tantaggia
(Rabatt) «rbniten «olle. 1357 (I.aDa 58 toi. 6) dagegen ecbeint. wenn ich
die betreffenden Wort*- richtig deute (NuUu> tanifex powit dimittcre
alftiuaiR partem pnnni. de qna talii veuditor »an reoitnat verum pretiuio),
beroiU die «otj{«g«Bg««6t«le Tondem, gegen die Rabatt^ewiLltruiig, den Sieg
darongetragen zu haben. 1372 wird dann (Laaa 78 fol. 31) in eia seilt
ansfllbrlicbi» 0«*etK dio Dottiuimung aufge&«Diin<;n, duM, wenn ein Teil dea
BMtundet«D RatiffireiwR vor Ablauf de» äuawiraten Termini gemhlt wärdc,
diaatr i*lbit ertj'precheod lüauuvgcaohoben werden kOnne. Dagegen wiixl
r_ 184 _
Das Vetkehralebeu selbst dagegen war inn die gleiche
Zeit gerade in unserfr ludustrie so weit in eatgegeogesetzter
Richtung vorgeachritteii , dase selbst die strenge knuonititisclio
Lehre sich ihm gegetiilbor zw dem Eiugcstüuduis iliiei Unwirk-
semheit bequemen miiissl4.-. — In dem zti Begiitn des lü. Jukr-
hunderttt entstandenen Wuchertraktat des Laureiitiiiii de ßo-
dulplii» ') ist es in Vluren Worten ausgesprochen, da$s wegen
1406 (Lfinft 48 fol. 91 ff.) Jedes .BCOiDpatani' verLiotcn; ubeiuM 1438
(Lahh VIII J 82). — Ke CaUmaUsanft genlUiit im 14. Jahrhuudcit dem
Käufer Kubatt {ClUimiiliL I c II und ffil^mde Stutateo) ; verbietet aber ihm
nUMerdeni — lar Anlockung — oini? .Prfttnie" an g^ben (diritto, dono,
preiao, guiderdon«); nnd um koui sicher su k^'"^" >ii>d Keifen diu
Wuchergeeetze geecliUUt zu tcij», vi-rordnct da 1332 (Ciiliraals IV b 19),
dtM ,ci<> che nei detü oui ei da o st aconU iuteiidiiai eueit dono*
(ebeiiBO «rie sie ihren Mitglii'dArn «mpfiehlt, JtUtt do« Woitc« .üitereMe'
>t*'U die AuMdKlcke ,dono' odor .tnmto* lu gctbraudira !). — Die
äeidcüEunft daguguii, in d«r neben Urossknufleuten nnd Fi>lirikAQtoD nacb
Uaudwerker und Kl^ioliäiidter mitiari;den hHtten, div deohulb in raancber
BoiichuDiK uine vUcn^eiv, weniKeir freie Politik befolgte, aU ihre Wi^ob
MitschvPBtei-D, loscblose ecfaoti 1S34, wohl in der Furclit. mit des Wucher-
guctxen in Konflikt su geraten (quia . . . cotidie fiunt doontioDea et
aaticfuction» et nrnnera ob tempom rtiprciinliHruin quo difTi?raDtnr lolvi],
einen eindicus au bMtellen, der mit den Veriretera anderer Zünfte (rar
Allsm wohl der Woll«n- und dor CAÜmaInxiinl't) behtifii Abstellung dieser
MimtAudc in VerbaDdlung treten tollr. Diu StaLuten der Florenliner
Tafiherkfrlenio in Bolcgna endlich enUiditeo die Beitittiniung, dam «it
pouint emptoribtu ipaorum pannoniui fwoeiv et r«lnxure «contuin ■olitani
(9 d. pro libra pretÜ) bei BczabluoK ianerlmlb v-on swci Motukten, «vi^atucU
nur für dm betahlU'n Teil. niLch drei Monaten aliMittuiit nicht mehr
(Gkudenni im Arch. Stor. Ital. S«iiv V t. I ä. IS).
*] Ihre« grünen Int«FeeBes wegen und weil lie fajl wOrtlteli in ein»
Beihe von Bp&tecen Wuch«rtntktat*:a übergegangen ist (t. ß. in den des
hoiligim Antunin). gvhf icli die Slell» hier nOrtlich (Lnnrentiui de Uo-
dulpbiB Tract^tuR de oauni, im Tnuilaiu» Tnotatuuni TU fol. 38). Ks
linndelt sieb faior ^cunächst um «inen im vcrfiSnten .ba.TO'CColi*- oder
.ratnuigoU'-KDntrukU- (vgl. iint«n S. ISO ff.). Hin Tucher (A.) \erkauft,
eiBem retrsogolator (U.) lebn Sttl<:k Tucb lu &0ü Gulden, xablbnr no^h
eioeni Jahre. Kin Dritter (C), der Bargeld bmucht. bittet zu gleicher
Zeit den B., ihm 450 tiulden lu leihen, wogegen er die TerpäiehttiDg
Ubenutnmt , den Taclier A. tum Termin tu betaLlen. Nachdem nun
aotemcht iat, ob A., II. und C «ich dc4 Vergehen! gegen daa Wui;lier-
geseta durch einen derartigen Vertrag lehuldig machten, heisvt e« weiter:
,Ct In liee lanifieibo* meis cvmputior, qaoram quidam (ut percepi) ad
IBS —
(1er Uebermaclit des Gros^kapitals in d«r (•'lorentiiier Wollen-
tuchindustrie, das iiu stände sei, auf 6«zablan^ zu warten und
evenhiell di« Zablnng zum Tertuiu ctn Stelle der B&rzablung
za erzwingen, uiae ErliSbung des Preises fQr TeruiiuzuliluQg«!!
«ich eingL-bfirgcrt liube; dosa auch die kleiiiereii Gescbkflet
selbst wenn sie gegcu Bar zu geringeren Preieeo verkaufen
wollten, sicli zum Verkaufen .auf Ziel" bequemen mOBsten, weil
^ie anderenfal)!! tlberbaupt keine Küiifer ftir ibre Waren fän-
den; — und es wird am Scblu«« angedeutet, dass erst, weuu das
oODtoat«! veodcrc nolunl, co qucd mtna« qaam ai tcrmioum pcrciperest.
V«rum qiiia mihi dk-itur, quod ai veoderent ad contiuitoB, non babtrent
dA pooD» tnatuiu qiiuntiini ei« coDiÜtiicrunt radi liuw. mnteria et aliis
Bxpeneis int«iTem«ntibus compntutiB, vidundutn nt ulmni ta.lt«ni Umttini
quantatn eia coiuiUt vendendo ad tenuinam pevcipere voleant et vidoturi
qnod nie, quiit tul nltra eoH^m percipiuot. In costruintn fadt, quin
tastam m valet. qnantum vendi potent {Folgen ßelcKstellenO
Ergo, ti quid plui Tiiidact, qaam valGoot. nva obstAale qvod plu* iob-
«tituerit. illad piu« p^-rcipiunt ultra Borteui. Dica, quod altento con-
rtituto luiliii lana«, tinctuiae ao maaufactarae , noa eel veruimi)«, qood
laniTei dobciit icdo pro niinori pretio rendere pannuin, quam übi con>
stiUrit, quimnto pluri rouKiileratis upi^ri« pvivona? ipäiui lonificU, ri
ergo non repmt. qtii t'ciit pro tanto cm^ro, hoc aon cnntSn^t ex eo.
quöii 1I0& plui valeat punnaB, ruaxitiio conaiderato. quod rcban^alatot
pro pluri vendil et emptoreao rcp«rit, »od ns poirtiira retrangnlatorum
Tel aliorum mercantiura, qai •imul »e componcri' dubent, quod uemo
nisi pro tanto panaoB emat, nUi termuiiiB conc«datur, iinaiu aadivi,
qnod «nnt qtiidam laniflceB in pecunia plurlmum abnn-
(taDt«(, q^i plus tnrv in pocnnia, qnam in anina jion^ntc«, annt
homm caaia: naia pecuaia aou «irentei vendont ad ter-
ninnm pro maiori quaDtitatc, quam ai veadvrtnt ad oon-
tanloa. proptor quod alÜ, qai Tellent jender« ad coataB*
tov non reperireat qai all eia volit «mcre niai ad t«rnii-
nnni. tp) »i omunt iid contantos, nolnnt «noru pro
quaatitatc debita, propter quod oportet taloe vendor«
ad terininum RicuL Uli potente. Quamobnini dira rebus sie
■e babentiboB, quod si lanifei pro tanto rendidil pannum ad tcvini'
nom, pro qnanto veaderet ad contanloa, »i predieta ocBnarcnt, qood
non edificnt ad gehenaani, quia qiiauto (ücl) re> ralH pro tanlu Tvndit.
Et cum dicuViiitiir, qaod tuntum rca valet, qaatitutn vendi potett. Fateor
tt pro tanto vpndi iit-roiiltitur, ((uautum valet ei tic dvf«ndt poB«unt lani*
fiou piaelibati, ulio« auteui dof«ndi aeqaeunt.* (FolKt^ St«llen ana
Kirofaenacliriftatclleru . oKcix denen der ,W«rt* «iner Ware berechnft
ir«rde.)
— 13Ö —
ökonomisclie ITebergc wicht He» Grosskapital« gesoliwunden sei,
eine Beeserung jener Zustiiii'ie erwnrtet worden dürf«. — Eb
ist, so viel icli sehe, ilns einzige Beispiel dafür, dasg schon
äam&Is die knnonistisclie Dolttrin vor einer Eintelerschcinung
des Wirtschaftslebens die Segel streicht und sich ausser stände
erklürt. derselben Uerr zu werden. Damals mehr vielleicht
noch als heute — dm scheint aus den Worten des Ksnontsten
hetTorzugehen — sträubte sich der Konsum gegen die Bar-
zahlung und noUte »selbst um den Preis einer bedeutenden
Vt-rtencrung der Ware nicht aul" den Vorteil Tcriithten, den
Moment der Zahlung naeh eigenem 6utd(inken xa wählen.
Ein grosser Unterschied aber springt zugleich in die Augen:
vrShrend heute das Qrosakapital ee flbernimint, tn den Gross-
Detailgeachnften und Warenhäusern da-<i Publikum zur Bar-
zahlung gegcntiber dem Borgsjstcm der Klein kauf leute zu er-
ziehen, ist damaU gerade der Kapitalarme gezwungen worden,
dem überniHchtigen DrSugen des in dieaeni Falle ') mit dem
OrOflskapital liierten Konsums nach Erweiterung der Zahlungs>
grenzcn nachzugehen. —
War der ilusserste gesetalich erlaubte Zahlougstenuin ab-
geUufea, so wurde zunächst fUr .cambiamento di scriltura*,
d. h. filr die bnchniässige Ueber-ichreibung in den Bankbachern
TOD einem Konto auf das andere, noch eine kurze Frist, meist
TOD 10 Tagen, bewilligt; dann aber stand dem anbefriedigten
Gläubiger sofort die Klage offen, die, wenn die Schuldner
Detailhändler sind, bei dem r.uetändigeu Zunftgericbt, der Arte
di Por Santa Maria, io anderen Fitllca bei dem Llaudclstribunal.
■) Nach Lana 11 b 3 (1331. und ithnlicb ia den folgeodaa Btatnten)
erhalten <]i<; Hanqoi«r( nncli At>U.i>f der i^H-liluBgifrist zehn Ta^S »Zeit*.
KbeDHO hei«9t ea ISTT (L&aa.4ti fol. 31 9^: pdraiutarö U icripU nel Ubto
suo guadatfoAiido dieci äi di temp« di vanUKKio p*>r tal luorunsa e |>ei'
mutagioac dt toripta. DogcgcD vorl>i«fet ollerdinijA das ilatuto tlel po-
deitä Ton 135A ^Gucli IV cap. 12S) äeo Bnuxtuie» und }i>deii] auder^n.
.qui fttcit Rcriptas', dicKi; zu nuK'liMi .cum Kcont-.^ v«l cmubio di« ttinnioi*.
Ueber dis techniiialt« Bedeutung des Worte« ,ftien« acriptas' im Sian?
wn .einen lianktnUngi^ta Kredii erSfliten* vgl. jetit Sie-vekia^, Ge-
naeser Flnaniw&«^n M 8. 49. — Di« Kiihiuagnn selbst nncb Ablauf dw
Terminj haben eu erfolgen CT'äna 40 fül- SO f.: 133F>) in danari uiDOverati
(aofgezilblt) a rolontA del criMlitnro lenxa alcua fontoggio o Konto.
der Mereaazia, vorzubrinja^n war; dftiieb«n wurde das Mittel
d«r Boj'koUiertiiig d«s säumigen Schuldners angewandt, dns
besouÜere deu Detuilisteii gej^enQber oine »charfu Waffe be-
deutete*). Von der Gewährung Ton Ver/ugBiinson — ftiner
Frage, die bekanntlich einen der Uauptstrcitpunkte der ge-
•amten kanonistischen Wirtschaflslehre lildcte*) — ist nir-
gends die Rede. Indem man mit der Zeit die Qreozen der
Kreditfristen iniiner weiter binauHschob und »o dem Verkehr
«ine gewisse ihm unentbehrliche Freiheit der Bewegung ge-
währt«, hat man gleichsam als Gegengewicht gegen diese
Konzession nun um so energischer die Gren/e «elbst verteidigt
■)i Kaob LoDft 41 fol. 5Ü (1B4S) kQtuicu tofort nacb Abl&uf im
Tennio« die Konsuln der WoIlenEunfl anf Knuchea de« GlAiitji](«r« Jen
obtigato, d. h. in eretcr Linie don Banquiur, der .Tedt scripUu*, .coitrin-
gtr« in avern e perconu* mit ililfa der zOnftlerisoht-n Exfbutive. (Ueber
die Auidehnuiig der Exekutive in den üffiuften vgl. den zwoiton Duad
dieser Arbeil.) -In 1368 (Lunn 4* fol. I08) worden dift Gläubiger logv
TerpÜkhlet, Bäiunige Sclmldner icinerhalb von vier T^en nuch Verfall
dem Offi*ial za mi'lden, iler diina lännAO drei Tag«» den Scbnldner eur
Zahlung innerballi einer Gimilenfrikt von acht Tagen aufzufonlcrn liaL
Wird dicM nicht gelcistnt, «o •;rfolt;|. fiftcntliclic BojlcoHierunfc des Btllinii-
gen Zahlen innerhalb derZanft. "Der aiisführliclie GrIaM vom 21. Januar
137» (Laoa 46 fol 5! f.), lierTorgCjn>oscD »w Qwiirecbungen von Ver-
treterB der VTolIeD- und der Heidenzunrt. feül fe«t, dum bei Verkaufen
■a Oewandndineidor (ritim[liu.U)t);i der K<^''^>Kto Tuchcc sanftebit eeine
Klag« bei der SaidMinnnfl vorbringen sollt-; wird liier die Klage inDerhftlb
von 20 Tagen nicht »umiitarie ei aiue atrepitu iudicii, d. h. im ClericbU-
gOBg de« ExekuticprocoiHe«, erlodigt nnd der Schuldner zur ZalüuDg g«<
xwoDgpn, io knim der KlHgec die Klage ual«r Vorlage «incr Bllcber und
Eidetleiatung iiuch b«i dor ,eort>^ dell' nrto della lanu* anbringen, di«
dann mit Boykott gugen den bctrclFuDdini riluglintore vorgeht. Dim Ge-
eetc galt ebenso umgekuhrt bei Klugen von Detail h&nd lern gogcn Fabri-
kanten, wird aber bereit« um 9. Detembar ISTT (Lana.46 fol. 71) von der
Wolleiiianfl »uGpeiidiert , da diö Mitglieder der Seideruunft lieh nicht
daran gekelict bUlten. tm flbrigen griff hier, wie Qberbaupt bei Sn^itig-
kvitoD zwiecbcD AngfhJIrigim verschiudcnvr it&nflv, diu .Mercanaia* ein;
Ober deren SteUnng iui all^emeiiietL rerglaloba den zweiten ßand dleser
■) Es handelt sich dabei um die bekannte Unteraelieidang in-!«clioa
dem Fall des diimnutii eincrgena. der die Forderung von Zinsen unter
atlaa Dmttftndeo rechtfertigte, nnd dem de« lacrum otiMon*, der die«
mobt tbat.
— 188 -
aad deren Üeberschreituii^ als Vergehe» gestraft, ohne, wie
es ocheint, die Mögliclikeit, auf rein Ökonom ischem Wege,
durch Zubilligung von Vcrzugsziosen , dem Gläubiger Ersatx
zu BchaQen, llhurhanpt ina Auge zu fassen.
GHnz andern hat äich alterdingA das Vurgcheii der anderen
Ztlufte der Grossindiuirie und des Grossbandttls — beüoaderK
in der älteren Zeit — geitUltet. Hier sind entweder Ver-
zugazinseti in der gleichen Habe des gewülirten Rabatts zu-
gestauden worden — so dass die Fixierung des Zalilungsterminä
nnr eine scheinbare Grenze bildete und in Wirklichheit die
Frist unter gleichen Bedingungen verlängert werden konnte')
— oder aber ist der säumige Znhler verpflichtet worden, dem
Gläubiger nun seinerseits — xinslos — die gleiche Stimme,
die er scholdete, auf die gleiche Zeit zu leihen*). Eine Be-
stimmung, die — wie Poehlmann ■"') mit Hecht sagt — .inso-
fern dieses erzwungene, ofl'enbar zicHloee Darlehen als Strafe
und nicht etwa bloss ats £rHatx des Schadens aus dem Ver-
zug aufgefuKst wurde, mit der katiunistiHchcn Lehr«! »chlucht
genug hurmonierle*. — Der Unterschied zwischen der Praxis
in diesen beiden Ztiuflivn, die in erstpcr Linie HandelszQnfte
waren, und der Wollenzunft, die vor allem einen industriellen
Charakter hatte , ist wohl darin zu suchen , dass dort neben
der Sieherstellung der Fordenmg des Gläubigers an sich, des
.capnd". auch die der Zinsen eine Rolle spielte, während hier
nur die Befriedigung der Forderung selbst, diese aber mit
*] Calim&lB ir t> 19 (1382).
^ C&liiiia.lH IV & D& (1382). Diu Bcitimniung tiammt aiu dont
Jahie 132S iiii<l lindet Rtcli im Statut iie^«ß der in AimicrkuDg 1 er*
frikoten. Ebtnso Cambio 1 Hl {12991, 11 § 78 (1800): Si eiUDEiior
penuinorit ri>1 Umuerit alicui oliiiQaui pecani» qDanütAtem et illani non
tolToi'ii trriuiiio stnbilit« ct. »i t«riniauB uon fiierit inU-r ifOS BUiutoa, ad
Petitionen! eia«. qui fuerlt cruditor. niii fuerit pecuaiii ilepuiitatA vel in
uccoinandigiiiin data jier aliquetn dominuai clericuni eive laj^com (folgt
die im Text «riedergogoben« Anordnang). B«tn6rtcentwart ist indes die
beigeftlgte KlauEt^l, daon der slluioige Scliuldncr nur dann suui sintloion
Leihnn cinor glcichrai Snmme an den Oläubif^er vorpfitcbtet Eein soll,
wenn dieser nacb Ansicht von EonBiiJn untl Zunftnit Rclbit ,iufficieiii*i
d. b. «tUoBgifKliIg, ,gaV im kanfin&nniioliMi Sinne üt.
•) ft. a. 0. S. 82.
— 180 —
allen znr Verfügiinff stellenden Mitteln der Esekntive erreicht
werden äollte.
Allerdings batto auch sie es auf anderem Wege verstau-
den, ihren Mitgliedern mittelbar den Genttss tod ^insbexGgeii
im V«rkcbr mit Ausscnutehenden zu verscliaffeti, die — wobt
fiQr alle kanonistiscbe Doktrin YorschU-iort — in den Bestim-
mungea der zünftlerischen Ki-editge>;eUgel>UDg enttialteu waren.
— Indem mim nämlich fGr die Vcrltüufe fertigen Tuchs
Haximaliieiten, fQr die Einkäufe von Wolle dagegen
AI i n i m a l termine vorschrieb und noch dazu die Kristen für
diese weiter binansschob als fQr jene, wuchs den Tuchern aus
der ZeildiffL-reuz zwisichvn dem Zahliingi^teriniii beim Einkauf
der RohstoEf« und dem beim Verkauf der fertigen Fabrikate
ein nicht unbeträchtlicher Ziusgenriim zn '). -~
Kam in diese» Be^itimmungen der auf eine (iberragende
wirtschaftliche Macht gestützte zUnftlerische Egoismus, der du
Interesse der Korporation als wirtschaftlicher Einheit vertrat,
zu deutlichstem Ausdrurk, üo hat nach daa HandelHleben selbst
nach Mitteln und Wegen gesucht, ura, ahne gegen den Wort-
laat der Gesetze zu Verstössen, dennoch deron Forderungen
zn umgeben und de» Verkehr zwischen Käufer und Verkäufer
in einer Weise zu gestalten, die an sich schun gesetzliche
Regelung im einzelnen bedeutend erschwerte, wenn nicht un*
mCglich miLchte, indem sie den Handel Kuglcich nach mancher
liicfatung hin vereinfachte und erleichterte: und mau faud
dies«u Weg io der Atisbildung eiaea komplizierten Syetems von
kaufmännisch eil Kontrakten, die unter dem N&men .baratti*.
.barorcoH', .ritrangoli*. »ritratti*, .scrocchi' etc. in den Ur-
kunden der daninligen Zeit, wie in der kanonistiachen Doktrin
eine bedetitsame tlulle spielen.
»Baratto"), ein Wort, Ober dessen etymologische Herkunft
■) Lana III und IV a 53 [1882): vi«r Mosal* T«rmin fllr die Tadi-
vcrkflufo der iBtiivcniioIi. wilhrend sie sclbit ihre EinWufc oicht fiflher als
nach fflof Moiiateu bt>t ab ten Kalten. Nodi liUiger Bind, wie die oben S. 17S
Anm. 1 abgedruckte Tabelle bewetit, die Zoblungsfriste» für Farbntofle.
•) Man brin)^ das Wort mit dam KriechiMli«n icf^nttv in Ver-
biodong, TToliI «rhu-crlicli mit Recht. Die Kanotiisten leiten die daTOn
nbgcl«it«tei) Wort« baratlerin, luirnlture ~ wtmig^r an« groiiiniittiknl)sclu>n
keine Klarheit herrscht, bedeutet wohl ursprünglich dcu Tausch
ron Ware gegon Wnre ohne Dazwischcntrcton des Geldes &h
Mittlers, uud diese Bedeutung ist dem Wort« hu heute er-
halten geblieben. Mit der Zeit ist daan aber ein vOÜig vcr-
äadertcr, in geiri«eer Richtung erweiterter, in anderer wieder^
enger und ;>räguanter gefasster BegritT mit dem Worte ver-
bunden worden, nümlich der einer unredlichen, betrügeriflcben
Handlung, eineii Rrkaufens von Dingen, die eigentlich nicht
käuflich sein solltvii, — der Acniteri^chacher vor allem -und dig.,
Erwerbung geistlicher Würden durch Kauf uud Bestechung').]
Wollen wir Wsloriacli die merkwürdige Wandlung ver-l
st«hen, die da« Wort durchgemacht hat, so bieten uns gerade
die Florentiner Urkunden darüber die interessantesten Auf-
schlllsse. Suchen wir n&nilich nach einem Mittelglied, das die
beiden so weit auseinander fallenden Bedeutungen miteiuiinder
verkettet, txi können wir diesea nur in einem Begriffe finden,
der Elemente beider in 8ii:b vereint, mit anderen Worten in
dem eines Tavschgoscliäf ts , dos als unredlich«, botrQgerisch«
und — fügen wir hinzu — als wucherische Ifandlnng ange-
sehen wird. — Und die» iot in der Tliat der Sinn der .baratti*,
die in den Urkunden der Wollenaunft im 1-i. und 15. Jnhr-'
hundert eine nicht unerhebliche Rolle spielen. Es sind dar-
unter — daran kann kein Zweifel sein — Tauschgeschäfte Ter-'
st&ndon; aber es sind Tausch geschüftc ganz anderer Art alaJ
jene, die einat in den frühesten Zeiten des Handels die einzig*]
im Verkehr Gblicbo Vortrags form bildeten; e» sind Geschäfte^'
die, wo immer wir ihnen begegnen, von der QcHetsgcbung mit'
scharfen Augen beobachtet und im allgemeinen ecbou als
wucherisch ,in fraudem usurnri&m facta' verboten werden.
Die Art Jener Tauxchgenchäfte, wie sie zwischen den
Gründen, al« um itLren Abecbeu vor ikio antzudrackeD — von baratrum
al. So E. B. Johaan«« a Cti|iititrUinv (Tiactati» tract. Yll foL 1U4):
P;ii;iuiit eritm multju banitturias nunü uniencla, nunc peramsDdo, nnno
partiui vendendoi <iQac rero luiit baratterie, eüi »cilicet ad 1>aiatnim
perduc<>n<loi, tuid ibid. ful, 105: Tu liioas, v»rum Mt unimarum «nanim,
quBfl baraltuat, aive ad barn-truni ducuntcLc. ... ergo m
tp«>« barattaat lalcx baruüatores nt>o viilet 4]uad agunt.
') AticriÜD^ ift die MOgliclikcit der ningekcbt1«n Gntwickelnng der
Wcribedeutung nicht giinz aiiBgMchlfr»».
— 191 —
Florentiner Kaufteuten und am meisten zwischen den Tuch-
fübrikuntcQ und den WoIlliSndlern , oder aber jenen und den
Detaillisten geübt wurden, wird tiiin mit minntiSsesiter Genauig-
keit in einem Aiibaug zu dem uft «^mäliuteu Trattato dell'
Arte della Lana geschildert, der wahrsclieiaUch von eiuem tu
Minetn F»x;h »ehr ßiit onterrichteten Untemelimer unter Zu-
ziehung von Sach verständigen aus Arbeiterkreiüen verFasAt ist').
An einer ganzen Reihe von Bei9[>i'elen , von denen ich einige
im Anhang abgedruckt habe'), werden uns die Rechenopera-
tionen klar gemacht, die der kluge Kaufmann bei Äbschluss
eines TauBcligeschaftes vorzunehmen hatte , wollte er seinen
Vorteil wahren und richtige Werte gegen die von ihm hin-
gegebenen in AustnuEch erhalten. Von irgendwelcher ROck-
sichtnahme auf Znnftgesetz und Moralgebot ist nirgends eine
Spur zu finden; im Gegenteil spricht e» aus der ganxen An-
weisung wie heimliche Freude an verbotener Frucht, am kauf-
männischen Kalkül, der vor keiner Schwierigkeit zurückschreckt,
an dem Sieg, den da» kaufmännische Weeen als Träger einer
zukunfUreichen Kultur über alle Vellcitatcn der Vergangen-
heit zu erringeu gewis» ist.
Im weseutllcht^n beruhte das vorzunehmende Recfaen-
exempel nun darauf, dass auf beiden Seiten nicht der bei
Banahlung zu erwartende Marktpreis der Gtiter. sondern ein
prozentual erhöhter Preis iu Uecbnuiig gesetzt wurde'), wie
er etwa bei Verkäufen .auf Zeit" nblichwar; es wurde kom-
plizierter durch den Uniütand , dass meist nur ein Teil dea
hingegebenen Gutes in Waren, der Rest in Bar bezahlt wurde,
so ^ass zwei verächtedene Recluiuugäarten in dem gleichen
') An die £i-4i-t»ucg der bnntti «cbli««Ht «ich Anna zürn S^-hlu»
noch eine — ebenfalls durch eine Reilie von BeiBpielui illustrierte —
Aaweiniii]; lur Auftt^lluog kaufmlLnuiictier Bllanien ta Compannie-
ge»cb&ft«n. Berecltniin^ (Im Getrinn]Uit«il« iler einxflnen TnilfaHtier inc.
' Vg]. vmt<v Anhnng III.
*) Tgl. auch deabei Pagnini, DellaDecimaH S.219 abgedruckten
Vertn^ swiiclien Florenz und dem Snltaa: ... « la uwnsa « fi cbe
net baratio d nietle piü preno aU» rab« non vaJe a cootanti. Kb wird
fOD deo Floientinnn Klage darOber gefChrl, daaa die* von den tuohani'
iBedaniiehen Kaafl«iiteB daza benuhct werdv, die BarpniM atif die Hohe
der barntft- Preise tu bmgea etc.
— 102 —
Exenipel miteinander verquickt werden mussten. — Daniu$
ergab »ich dann ein bei dem Mangel an allgemein gUlÜgen
matliematiscJi^u Formeln rocht vt-rwickcltes BoiGclimingssystem,
Jas, fKr alle möglichen Fülle schcmatisch ausgebildet, rech-
nerisch minder begabten Köpfen die richtige Anweisung zu
geben vermocht« und die Proben beifügte, die die Richtigkeit
in gefundenen Resultate in jedem einzelucn Fall nacbtreiseu
konnten ').
Wir können nun auch mit einiger Sicherheit die Frage
Iwantvorten, warum von Anfang an ZiiiiiV und Staatäge^etze
sich diesen Verträgen feindlich entgegengestellt liaben. — Nicht
das Tauschgenchäft an sich vrur verpSnt, sondern die Art und
Weise desselben, die »icli im Laufe der Zeit eingebürgert
hatte, und vor allem die eigeutflmliclie Berechuungsweise. die
ihm zu Grunde lag. D*nn in diesem komplizirten Gewirr
katifmännischen EalkoU vermochte die immer »chwerfällig Tom
Einzelfall ausgehende mittelalterliche Gesetzgebung sieb nicht
znrechtxufinden: vor allem aber fehlte es ihr an einem Kriterium
fUr die Untersuchung, ob jene Verträge sich mit den Prinzipien
der Wuchergesetzgebung in Uebereiustimmuug t>efändeQ oder
ob sie ihr widersprachen. — Wurden allerdings die in unserem
Lehrboche angeführten Hecheuoperationen richtig auf beiden
Seiten vorgenommen, so rnnssten, unter der Vornu«g«tsung,
d&ss der Preis ,a contanti' dem „iustnm preti\im" ontiprach,
aach beim Tauschgeschäft gleiche Werte in Austausch gegeben
werden; die Richtigkeit jener Berechcuugen nachzoprflfen
aber fehlte im Einzelfalle jede Möglichkeit. Und so tag immer
') Dafür einet der einrucherm Dcisptcle auii demTrakUl. ~ A. hat
Tueb, dio Elle su 30*. bei Üartahlang, xu 36 a. lei baratto, und will
ein PUnfleL in Biir, vier FiliiTtd in Wolle iluttlr im Aiul&uccb liaben. Q.
hftt Wolle, die er pro 100 Pfand eu 46 librae bei Barzahlung verkaufeB
würde. Zu berechnen tut, wie hoch ß. die Wolle iu Itaratto itnsMMa
muaa. Es ergibt »ich fglgcnde Gleichung:
»»-f..=,,e;
nnd die Probe;
35 — '
35^
30
h.hd
t5tl + 4.4t>]
tt: S!JO = Ä80.
— 1»3 -
die Gefahr nshe, dass sich hinter dem harmlosen Schein
Wiicherkontrakte versteckten, bei denen uiii gerechter Preis
nicht emelt, sondern die eine von beiden rertmgschlieswnden
Parteien von der anderen, klOgere» gegen ihren Willen llbsr-
Torteill wurde; oder auch dasa derartige Verträge bewusst zar
Umgebung der Wucher verböte benutzt, dast eine Zinsforderting
dea einen Teih; dadurcli rerachleicit werden könnte. Weil abor
Zunft- und Staatebehörden sich ihrer Ohnmacht bcwusst waren,
in dies«!* — ich möchte »agcu geheimnisvolle — Getriebe ordnend
nnd wegweiseud einzugreifen, deshalb haben aie-bei diesen Ver-
trägen mit ganz anderer Energie alx bei der Ereditge&etr.gebQQg
wieder und wieder den Versuch gemacht, sie durch Verbote aus
derWelt zu schaffen, ohne damit auch nur den geringtiten Erfolg
zu erzielen *). Zeigen die ersten Statuten noch eine gewiKfl<>
Unsicherheit, indem sie einerseits diejoiiigen Tauschgesdiüfte,
bei denen eine ndditio denarii t-rfolgt^, d. h. die Waren zu
erhtlhten Preisen in Kechmmg gesetzt ivurden, gSnzlich ver-
boten *), andereraeit« aber unter gewissen Benchränkungen ge-
statteten. Tuche, die auf dem Wege de» TaiiHcheti in den BeHitz
von Zunftmitgliedern gekoninien waren, zu verkaufen, so ist
man in dem grodsen, schon frCher oitierten Erlaaa von 1377*)
*) Lana I b 62 (1317) unJ II c 23 (1680).
*1 LsaA I b 63- In cinrm Ziiantz suin vi«rUn Statut df^r (Minitla
von 1885 (l>ei Runlinni-äinclici a.a.O. S. Iti2) werden die Tuob-
«iokftgre ia rmnkroidi AuuAt .l>ar&tto* ab geVrnuchlirhe EinricliUmg
crvfthnt.
'I Unit 4tl fol. h\ ff. (21. Jnnuar 1377). Vgl. auch Seta I Toi. 129r.
Difl wicbtignton BPKl.imiiiiiii(;<'n tHutvn:
Während liiahcr xwiaclien liuiaioli and rilatrliatori re<p. caliaioli die
Verbftufe «l«U a conlnnti oder a enla tcvnnno abgCHchloMHn nonicn «oitn.
^gCKheho «a seit kursem li&uSg, dnu sie daano c riccvono penni di lana
a altre tnercatontic non pro nnimo d'indi riOffTßrn« o äavas presso iu
daaari contanti nlloni ii certo tmiiiiii*. ni» piu toato tt ritratta d! punni
0 d' «Itnt mercalAaem. K p^v iiiMt» «pCM« rolio coiitni«ti usurnj »
ilHciti *■ t\iomint\o\i. U&ber «ollen roin I. Februar I8TT ab nnr luelir
V«rkft«re a contnnti oder a trilo Mmiino gcriattet loin. T«tbot«H i«l,
fIBr du (ranEra Kaufpreis od^r eisen Teil detMlbfrn Tuch oder andere
Waren in Zahlung kq nehmen odoi dem t>elailli«t«n filr bei ihm ge-
kauft«! Tach Wolle, Alaun. l<'Bib'>mtUel in '/nhlung Kit gubea; ebmso-
vrtnig üeifc. Kinenilriiht , K&niine etc. Verboten ist Terntt, eiae eininal
DOf«n, SlnEllen au* d»r FlAMnlloBr Wirt* eliktl iget diichto 1. IS
— 104 —
SU einem euergiacli«» Verbot aller barfttti zwiMhfin den Tiicheni
ftuf der einen, TiichdetAillieten nad Hosviiwirkcrn auf der
anderen Seite vorgegangen. BocK sr.liciiii der Erfolg der
strengen Bestimniungen nur gering gcneKcn zu äciii; vergebens
rief nuui die Jungfrau Muria, den Scliutzpatrou der Zunft
und die ganze liinnuliHcbe Heerschar gegen die «verruchten,
wucherischen, gottrerbassteu Kontrakte"') an, liedrohte Zu-
widerliandelnde mit den schürfsteu Strafen, die der Zunft 2a
Gebote standen*), scbiif eine eigene Behörde, deren wichtigste
Aufgabe es sein .sollte, gegen die illiciti contratti einzu-
schreiten^): alle die Bemühungen der Oesetzgebung Echeiterteu
au den Anforderungen des kaufmännischen Verkehrslebens,
dem gerade diese Form des Kontrakt« allmählicb unentbehr-
lich geworden war, weil ftie zugleich zwei verschiedenen Be-
dtirt'uissen desselben nufs beate entsprach. — Es ist eine schon
hantig genag betonte Tbataaehe, dass der Mangel an Bargeld
und dessen fiber den Verbrauchswert hinauifgehende Kosten ein
cbronifiches VebeL im Mittelaitor bildeten; und eben aus dem
Bestreben, durch TnnüchgcschUfte die Benutzung von Münzgeld
in >liä GcschlVfUbßcber eiogelmgcne .Xbroohnunp mit eiaem ritii^liatore
nacht rtlt;) ich iibzuAndcTn , ihm von sdticr Schuld ohne erfolge Zahlung
«tva« nbsostreichen etc. IHe im Verkehr mit den ritaftli&tori vcr|>5Dtcii
OeichiLfte gellen aach »ontt ab verboleo : kvin Seneal diirf «i« vvrmittelD.
£twa noch Bchwtbcoi'tc VortrUg« eind liuneD U Ta^en «ieui Zuiiilnotar
lu melden; bleibt auf einer Seite ein RpKt xu talilen, *o rlarrilioZatilung
nai' nach den acucn gotetslichcn ii»ti mman^tci) gcecbcheu. Ueber die
Hohe der noch 7U mhlenden Summe entscheiden je zwei Konsuln der
Veideo Wtcilif^ten Zünfte, die von den Mitgliodoro der aDderen Zunfl
gewfihll nordOD.
') La Vereine Uaria, Santo Stefano e totta la corte del PatadU«
(Lana 46 toi. hl).
*) So werden die wegen ,bai-atta* Verurteilten 1423 den wegen
Diebtiehia Verurteilten glcichgeatcllt.
*) Im Novcmbvr 1381 (Lana 46 fol. 12^} war laaAchft eine Eom-
minion eingecetxt worden, um Ober die Lohninhlungäi lui Arlieiter et«.
Betlimninn^rnL zu tnrfTvn. 1394 {LutiTi 47 fol. 109) wird daun den Kon-
luln und «wSlfarroti balia ^eueiuli« K-ejteii die illiciti coatnttti Keitebea;
1428 endlieh (I.ann VlII a 13) bfsti^lit iit: Kommiwion der vier oföeialca
balle mit da* gleichen BefAgnis: doch eleht Appellatioa gegen ihre
Knti^heidong an die Kotnoln iDnerlinlb von 14 TRgen nneh erfolgten
UrieÜMprucb frei.
— 195
20 aoigehen, liat Kagl *) die Verbreitung tlieser VerkehrBform
to] Mittelalter neben «nderen, dem gleichen Zweck dieiieuderi
Mitteln, wie Wechseln und Zettelgeld wesen, heniuleiten geaucht.
.liier liegt woM allerdings der Gnind fCr das Wiedcrorwiichen
''des Tatudiverkelirs in einvr Zeit des völlig diircbgod möge neu
GftldwMAna; in der Form aber, in der er uns im Florenz
les 14. und 15. Jalirhuud«rtt< cntf^egeutritt, bat doch ein«
'kudere Strömung ihm die liichtung und den eigentümlicben
Charakter gegeben: der Gegensatz kaiifniänuischen Wesens
gegen die ihm freinde tiad feindliche Welt der kanonistlacben
Bechtalehre ; die Sucht, sich den Geboten derselben zu ent-
xiebcn, sieb auf ein Gebiet zu tliichten, wo alle die fein ans-
geklUgcUen Eineelregelu der die Guaetzgebiing beherrNcbenden
kanouistiscbenWirtscliaftalehrekeiüeAnwenduug finden konnten,
liier fdhlte man sieb sicher innerhalb der eigenen kaufiuäuni-
scben Welt, die jene engen Grenzen nicht mehr kennen wollte;
hier fand man die Möglichkeit, durch eiofacben Vertrag alle
kQnstlich aufgerichteten Schranken 7.11 überspringen ; keine
Anzahlung in Bar, keine AuweiRung des ßests auf Kalilung>i>
lige Bankhäuser, keine Schwierigkeit der GeldbescliafTang,
MQdem eine gewisse Sicherheit gegen Schikane und Zinaver-
lastj eine einfttcfae Einigung beider Parteien über die beider-
iieita hinzugebenden Waronqnanten , in der leicht die Zine-
forderiing der einen von beiden versteckt enthalten sein konnte.
Nicht in lüngsteutscbwundene Zeiten naturalvrirtächaftlicher
Kultur weisen diese Vertragst'ormen'), wie man wohl glaxiben
m^ehtd, zurück « sondern sie führen hinaus Ober die Periode
es reinen Geldverkehrs in die des Kreditwesens-'); sie be-
rdeuten einen toii den vielen Wegen, auf denen das hochgespannte
Grosvhiuidelnwesen des Mittelalters sich den Schwierigkeiten
') In s«in(ini abemm AnreKenden ond gütvollvn Aufaatie ,Die
Ooldw&hmng und die l)iuidrtiinifuii>igr> OsUrvchntiiif^ im Millelaltor*
(WioüüT aumiBuiatJHdic Zcilachrift XXVI S. iI-260) S. 47. Er crwr.hnt
neboD dem italienisdien .banitto' <liu deuUclio .Sticbgeicbän*. Auf deu
Zvtammeahang der buratti mit der kajioaistiach«ii Wirt«chafta lehre Ut er
nicht oingegan^^en,
') iro ftudi Nugl a.a.O.
') Vgl. obOQ S. 172 ff.
— IJKJ —
entwand, die ihm &\is nattirlichen Ursachen, dem Mangel an
gemünzten] Gelde, und aus känsUich«n, der Wuchergesetz'
gebuug, erwuchsen; ea sind Erschein uiigeu, die nllerdiugs iii
der DÜchäten Zukunft nicht weiter au^gehildet; wurden, die ihrem
ganzen Wesen nach aber der neuen Zeit niigehören, wie sie
damals Kiieral in den itulienischen Stüdten erwachte. Und eben
deshalb musstc die zünfileri^uhe Qe^setzgebung in ihrem Wider-
stand gegen dus verhassle Unwesen zuletzt emiattttn und aich
zn Konipromi'sen entschliesaen. die doch das Wesentliche, das
Prinzip, auTgaben nnd sich den stärkeren, ich niQchte sagen
brutalen Thatsschen beugten. — Wenn man 1429 ') deu TauBch
von Wolle gegen Turhe unter der Bedingung erlaubte, dass
diese ans Ftorenx exportiert werden mOesten, oder 1432 dies
dahin linderte, dass Tuche gegen WoHsorten vertauscht worden
ddriten, auB denen äie HelliKt fabriziert seien; wenn man end-
licli 1457*) deu Tauscbverbehr mit Fremden in denjenigen
Warensorten gestattete, die diese selbst nach Florent importiert
hatten, so mochten den fast Sngstlich verklausulierten Bestim-
mungen Tcrschiedene weniger klar durchdachte, als von Fall
KU Fall durch momentane praktische Erfahrung eingegebene
Motive zu Grunde liegen, um jene recht eigentümlichen Grcnz-
bestiinmuugen zu rechtfertigen: der ei ahcimische Kon-
sument sollte vor den Einwirkungen jener Kontrakte auf den
Preis der Waren sichergestellt, den Tuchern unter allen Um-
ständen das Monopol des Tiichverkaufs in grossen Sttlcken
bewahrt werden : bei dem Tan.<ic}ie des Rohmaterials gegen
das fertige Fabrikat endlich scliien ein gewisser innerer Zu*
sammenbang ywischen den beiden auszutausckenden Gegen-
ständen gewahrt r.u sein, der sonst rein äuseerticb durch das
alles messende nnd tvertende Geld hergestellt wurde. Bs ist
■) Tiana r>9 fol. 7 all eintige Aoauahmc von den oben S. 167
Anm. 1 nn^cftthclon Rv^clo.
■) Lana HS fol. 108: NuDub iHnifex ponit Tundore .. . aticut fore-
stJOTD uliqU'Um pnnnum Diai a danari contaiiti vel aÄ baraltuBi alieom«
tncratnlio, (|unm re! qua« ipso morcalor rorvcteriiiB condusiuet in (ä»i-
tate (sie!) Fluri-ntie. Kbeiitto nur Kegaa seine «scnptH*, nicht die einM
anderSD. Atisg<>notnin4!D «ind Tudii>, die die FUrber .pro eorum mana-
facturit*. ako als Iioln erUalton.
— 197 —
San uDsIcbere Tasten einer ihrer Geselx« nicht bewiisMen, des-
halb ühua klares zielbewusates Wollen verfahrenden Wirt-
achaftspolitik. ^
Die .barstti' im engeren Sinn waren nicht die einzig«»
jeachÄftlichon Vcrtragsforiacn, die von der zünitle riechen und
liehen Gesetzgebung in Florenz mit wachsamem Auge
verfolgt und mit nllen Mittein, über die sie verfQgt«o, be-
.kftmpft Würden, unter dem gleichen Namen, häufiger sh«
noch mit .barntteria*, .ritrangola*, ,barocclii', näcroechi'
und anderen Ausdrücken beüeichnet, spielen auch noch andor«
tfthnlich geartete Kontrakte nicht nur in den Statuten too
Kuofl und Stadt eine bedeutsame Kolle. Denn während in
der kani>nisti»chon Wuchurdoktrin, «oncit icli eiu überblicke,
diu TaiiHchgfttchäftc nur wenig Be&chtung gefunden haben —
obwohl die S tau t8|;;e setze sie stetä als wucherisch und gegen
jene Doktrin verstosaend ansehen — bilden jene iiiidereu
Kou traktformen eine stilndige Kobrik in den Wuchertraktaten
der kirchlichen Schriftsteller des 14. und l?i. Jahrhunderts '"l.
(Tiul ea ist überaus charakteriHtiscIi, daxs die Beispiele wenig-
■tena für eine von ihnen nicht nur direkt dem Florentiner
Verkehrsleben, eonderu im speziellen dem Tuchgewerh« ent>
nommen sind *). Laureotius de Rodulphis — «nd nach ihm
der heilige Aotonin — bespricht ausfUhrlioU den Fall, dass ein
Tncber einem Gewnndschneider Tuch verkauft und ihm den
Knurpreiü auf ein Jahr stundet: dass ein Dritter »ich von dem
Detailliaten soforfc nach Abschluäa diesem Uandelsgeschäfts eine
fum lO'/o geringere Summe auszahlen läsat, als der Kaufpreis des
Tachs beträgt, und sich dafür verpflichtet, die Forderung den
Tuchera nach einem Jahre zu befriedigen^). — Dass hierbei
der Detaillifit einen Zinsgewinn machte, liegt klar zu Tage;
Uneinigkeit hcrntcbt nur darüber, inwiefern die beiden andereo
■) Vgl. äKtühur EndGDi&nn ti. a. 0. [I 8.91 ff.
') in aaderett Floreutiaer ü£(lnfleu werden tlic baratti aar lOltW
nt, da «ie vor ullein Rrnuli^inungurornK.-» dtm Orontiaudet« aind.
'Ed Beiepiel. Liuaioli o Higattieri V § 46 (1340): Verbot, Tcndorc
F:per moduni baroccholL, oonii vel alicuiu« alteriiu baraotorie vel bi-
fltaUerie.
*) Vgl. oben S. 172 S.
— 198
bei dem Vertrag beteiligten Kontrahenten ^icb der WuchersQnde
schuldig machten '). — Eine zweite Fomi jener baroccoH iet
der «Scbein verkauf* oder die .venditio cum pacto reTendendi',
der Verknnf mit der Klause!, dass innerhalb einer beistininiton
Frist dai) verkaufte Objekt wieder zu dem gleichen oder zu
einem höberen Preise an den jetzigen Verkäufer vom jetzigen
Käufer Kl irück verkauft werden solle'').
Beide Koiitraktfonueu nun finden wir auch in den Floren-
tiner Urkunden erwSfant; beiden sind nicht nur die kompetenten
Znnftorgane, sondern auch die StaatsbeliÖrden mit niler Energie
entgejjengetrelen. In awei EHas-ien von 1414*) und 1410*)
') Eigeammlicb ut ei, dun, w&hrend Laureatins and iia«>i ibm
All tonin iJeo Fabrikaaten In diewm Kall« tod iloin Vorwurfe einer
wDcboriacben Gandlanic TreieprecheD , Job. Batist» Lvpo, der im
flbrigen iu der Wiicherlehro froiuren. tnodeniercn Anschanimgen huldigt.
iia« für vtrk«hTt liUIt und aacli den Titctier d« Vcrgeheoa gegen die
WuehoTguseUe aukla^t.
*) Man «licht« vor »Ikm darin eine TenchleicniDg der Pfandleihe,
bei der dem (ilänbiger der am der Nutcnicktung des Pfand« reealtierondo
(lewinri suflillt, was dem kanoniitiichea Oeaelze widenpracli. Besonder)
nii«t1lhrlich sind diese Kontrakt« vonGiov. Batista Lupo bebandolt,
der allenliuKii enl im 16. Jahrhundert Hchn>ib% absr die Aimicblen »einer
Vorgänger icbr autfQlirlicb wiedOTfcibt {Tractatua Iract. VU S. USC).
'} Ptov. del Cunii. Magg. 104 fol. 49 fT. (27. Augutt 1414). Auf
Petition dvr mi oonaiglieri ilalla uiercanaia wird b(»cbloMCD. daw dicw
gfgvn nlle di^enigen cinschreitwi loUen, (|ui mb nomine . . . mentaatiim
trafücandi ei cnerceDdi . . . contcactua iahoncstoe et illicitoa per io-
directa« at divanai vias faoiant licet apparenter acta oonbracttu Itciti
videaotnr. ostendendo veiulei? pannos laneo*. (^na, ac«[aria et
infinita« nliae morc« ... de •'laibu* tnercantJA Kmi conmevenint , qiie
venditio eniiitio rel reTt:nditio re vera u an flt nee traditio rei
Tondite intfrrveait. Sed omoia boe in fraudem «arariam fioot et nt
pro executione pn.-dictoniia illicitoraR] coatractuuin faciliui debitore« inoi
et ia curia merouiÜt! cl üi itliic curiie mittlis convenirc poHiat; aic
Yeritatem ioiitant «t Bubvertuot. l>ii! Vertrage werden betoichnet ab
contraot««. qvi vulgsriter appellaotur baroccholi, ritraagoli. aceaffini.
K* handelt neb liier nicht um eins «iafaelio Traditio cnm paeto rovea-
■leiidi, ■ondem um oinm Schein verkauf, der nur einem sinstmgeiKlea
l>HHi.>ti(>n Tor Majke dienen «ollte.
') Lana VI fol. 101 (1416). Coniiderantes j contratti illiciti e
ioOBWti ch« ... ei fanno tra i rilagUatori 6 i liuiaiuoli maxime qnando
i rilaglintori coinpenino i pinni da' lanainoli a tennini e danno In
— 109 —
hat die Mercatizia. am emv Mal mli tJutersUltzuDg der ob»rst«n
Staatsregiening. das Wort gegen dss , Unwesen* erifriffen,
ohne »einer Herr tu werden. Auch diese Kontrakte rer-
nchwanden er!>t, als man dem Verfeehntwesen im aUgemeinen
mehr Luft und freiere Bewegung xttgestnnd. und dieses niobt
mehr nOtig hatte, auf Schleicbn-egeu 7.ii den ihm notwendigen
Zielen zn gelatigen, die es auf geHetzlichem Wege nicht zit
erreichen vermochte. —
Allen den Bestimmungen tlbcr ZahlnDgafristen und Tausch-
geschüfke, Gbor wucherische Vertrage und Schein koutraktc lag
tiraosgesprochen zwar, ober doch deutlich erkennbar d&s Fnn-
damentalgeaetz der banonisti sehen Wirtscliaftalehre zu Qrundc,
das& dem Verkäufer fQr seine Ware der gerechte Preis zu teil
werde '). Indem man aber trotz aller stet« erneuten Vereocho
bei der ßeBtimmung desselben nicht Ober eine umständliche
Kasuistik iiiautiskam, die sich im nrvKcntlichcn au ThoinoK ron
Aqoino auschloäs, indem es nicht gelang, jenes zuntkfast reiu
formal gefasste Postulat des .gerechten Preises" anch niateriell
«eripta d' uno terzo. solto il quitle wntratlo lllidta extortione •! cow
ineUe perA che realuente iE it&nno o \ni.aai non si compera o ooni{)etaao
per ritagliuturi (lueüo ohi) ftgitri) il lanniiiio »vore venduto raa ooniptinuio
lanto quanto n cootanti il ritsgrliatore ne da a\ bnono haomo che fu U
■cripta. — Dent« icli die etwa« anklare Stelle i-ii^tig, »o ist der darin
f(aohiIdi.Tt« Vorzug folgender: Der Tuoltrr rerkauft, Mlieiobar, dem
D«Uilli8teii eine bMimmte Sorto 'l'ucli gegen Am Venqiroebon tpStorer
Zahlung und rrhult dnOlr icnpu d* uno t«no. d. li. Anweisung auf eineu
.Dritten*. In U'irkliclik«tt abtr sftblt dor ritAglialor dem Dritten eine
wdt geringere Satuuie iit Bar, und dieief überiLiiunit dann di» Bexuliluag
dea Tncb«« zu dum im Vortrage vcmnbaHcn Termin. Ki baodelt ticb
iilto um einen Jener oVen S. 197 erwähnten, vor allem von Laurentiua
gMcbilderten , bnroc^coli* . — Vou jetzt an aoll« der Oewaudachaeider
vom Tiicher nur .r^jilnient«* ktiuren: alli> .baralti*. für die niohl eine
BpexialltiienE ^fx Handel itribiinaU oingetioll tat, werden Tvrbotoa: nbn-
tieh im Rlatiit von 1431^ (Lunn VIU d 82). — Vgl. itu nbrigen uaoli die
Verbote der baritti oben S. IHT. die ^ioh wobl auch auf diese Vertrtge
fccaiohen.
') Kndeüiann, Studien II S. 29 ff. — Mit grOnerein Recht aU
von Kndeinann die L«hra vom Wecb*el Set »on A«hl*y diejenige vom
.gerechten Preisi** in den Uiltelpnnkt dea ganzen kanoniititchen Sfrtama
gerückt worden. In der Tbat laaaon »ich na» ihr die meiatm AtM itt-
•elben hsrleit«*.
— 200 —
80 weit zu iiingrenzi'n , daxi in jedem Fall Kriterieo für difl
aobjektire Hichttgkoit* des Prciece geturnten werden konoteo — w,
denn eben allu eul>jvktivcu Mumunte galt es nach Mngiirhkoit
auHiuscIilietiseu — . wies der ojitituintiechc Qlaube an viae be-
sondere Berufung der Behörde, wie er dem Mittelalter inne-
wohnte, von selbst auf den Weg obrigkeitlieber Tarifierang;
als des besten AaskunfLsniittetü. um annähernd wenigstens dem
gerechten Preise n:ihexukoramen: das pretinm instum warda
durcb daH pretinm legitimum ersetzt'). Denn der freie Ver-
kehr nnter den allgemeinen wirtecfaaftlicben Bedingungen, die
lier Zeit eigeo waren, erwies sich — das sah mau bald ein —
der Verwirklicbung des angestrebten Ideals als feindlich, weil
er dem in der Bnitalitüt seiner Instinkte noch durcb keinerlei
sittliches Gewiesen geztlgelten Starken im Hnn dein verkehr eine
unbedingte Uebermacbt über d«u Schwachen und Unerfabreuen
verlieh.
In Florenz «cheinfc der Staat in der älteren .Zeit den'
ZQoften in der Politik der Prcisregitlicrung vt^Uigo Freiheifc
gelassen zn haben. Indem dicec aber von den einzelnen Eor-
poratioiiea ia einer Weise ausgenutzt wurde, daes ein beständiger
Krieg aller gegen alle die Folge wur, erschien es bald als
eine vor allem im politischen Iiitere^se gebotene Notwendig-
keit, der Willkür dea Mi»»brauchs jenes Kechts dorch eine
radikale MarwHrfgd einen Uiegel vorzuFiohipbcn. In der Zeit,
die immittelbur dem Flrlas?) der ordinamenta justiciae vornn'
ging, in der die ganzen Verbültniase gleichkam mit innerer
Notwendigkeit ym einer Einigung den Bürgertums gegenOber
den Llesten des Feudaladels in der Stadt biodräugteu , iafe
jenes Gesetz gegen die .monopoHa e posture* ') erlassen wor-
den, das KU einem Fundamentalgesetz des Florentiner Stuatea
geworden ist, vor allem de.>ihalb, weil in .««einen ziemlich weit
und unklar gefaiuiten Rahmen Inhalte verschiedenster Art ein-
gespannt werden konnten. Es hiutet dahin, dasa, um Preis-
treibereien, wi* sie bisher rielfach vorgekommen seien, 2U i
etoucrn, es den Korporationeu von jetzt an rerboten sein solle, I
*) Es de m an a a a. 0.11 8. &8 f.
^ Vgl. dajrDber im aJlicemeinen En^emaDn a.a.O. 11 S.5£ff.
— 201 —
die Preise in allen ilen von ihnen vertreteDCn Erwerbszweigen
nach eigener Willktir feützusetzen oder bindende Xormen d&r-
Qber zu erlasnen '). Huttc hierdurch der Slaat üiinächst nach
der negativen Seite bin eine GreoKe abgesteckt, indem er die
im übrigen svlir weitgehende DispositiTgewalt der ZCinfte in
dieiteni einen Punkte iiu Interesse staatlicher Ordnung und
liQrgerlicher Gioigkeit beschränkte tind seinen eigenen Organen
jirinzipiell das Alleinrecht wahrte, die Preise fOr die einzelnen
Waren und Leistungen festzusetten *), so war er später docb
nicht mehr gewillt, von diesem seinem Recht einen umfassen-
den Gebrauch za machen. Viehuehr iat sein Verhalten hier,
je DBch der Stellung der £rH-erb!Uiweige, ein dreifach ver-
schiedenen gewetien. Denjenigen Geworben gegeoQber, die
keiner Znnft angeh<5rten od»r Über die den Zdnften venig-
stens keine ^tvangsgeivalt zugebilligt war, vor allem den Bau-
geverben und der Lebensmittelindustrie, hat der Staat im
Itttercese der Auneiiarpohtik und des Öffentlichen Bauwesens*)
0 Prov. del Cons. ükg^. t foU 29: Quin )>er quampiur»!* bomines
dvitati) Florenlie flde dignoi relalum cat coram oflicio doniinoniiii prio-
nua Artionii <|uod malti not artifices tt communitati» seo tiiiivenitatäi
artium et «oram rector«« qui certum modam et fonnnni iRd«c«Dtt<m ac
«tiam prccium iucognituni imponaat ia conini tncrctiDtiU ot nhnt ooraoi
artiam leadendiE codCt:^ iiutitum et rem publicam, wird beatiuunL:
Qnod univenitu« AÜciiiui artie civihitü Florentt« npn impuuett modtiiu vel
certam formitm eea certam pn>cium botninttiu« luii Artü du murvAatiis
et r«buK «iie Artis rttaäeaU» vel exetccndia. Ut quod doHftiut alit|UB vd
CMDpotitio HOB Hat conim honorem ot iamdictianem conmtuni« Flonintie,
ps qnaiu vei iguna |iioMbitum ait n. Becboribiis vcl CoDsiitibaa ip«orum
Juü», qo«d Aliqui vüI Aliqui« ud certviin moduni oc etiäm formain «t
certum preciuoi vcodant vcl TcodiTo dcbeant mercantiiu ac rei ad ipso-
rom Art« pertineiit««. Den aig«ti Zosatninenliaitg Bit dem gaatea
Sjilam dur lUuitlicbt'n Politik ({eKonaber den ZODflen i«igt der Zumtx
vom 8. Jali 1290 (ibid. Toi. 70): quod . . . iiulli coniulot vel r«etore>
aUcoiiM artii aul uHi «irn aliiu vice et nomin*.- alicoitu artU vel aliqna
iinKuUris pcreoDs ulicuiuü artin otatur »liqup ordinami-nto ncripto vcl
HOB Mtipto extra conatitulaiu Artis sp^robatiim per oomtDuiie Flor«utie.
Da« Geaoii iit dann in wenif; vcrind«rt«r Form io die StodtttHtutcn voa
1331—1324. IS56 und Uli übergo^uigm (SUituta von 141& bd. I S. 302
uad 426). — V{;l. im atlifeni einen aach den iwaiten Uaad dieser Arbeit.
*) Vgl. darttber aaifniirlioliRr ira «weiten Bande di«wr Arbeit.
') Poehlmann a.a.O. 8. 07 f. — Hier iat mit R«cht dtintaf hia-
'— 2)>2 —
üoinc Taxgewalt ia amfaescader Weise in Anwenduoi? cfebracht.
Die «taatlicbe QewerliepolizeibeliSrde der ofBci&les gruscine
fand ger&de darin ihren llatiptwirkimfi^kreis >). Den .niederen
Zünften* gegendWr hielt der StoAt ehenralls an aeioer Be-
fugnis, dorch IVeistaxen in das ihnen zugewiesene Verwaltung«-
gebiet einzugreifen, prinüipietl fest: in praxi allerdings hat er
davon ~ wieder a1>geschea von den zünftigen Lcbunstnittel-
und BaiigewerWn — kaum jemals Gehrauch gemacht. Nichts
aber kann charakteristischer sein für deu Gesamtcharakter der
Wirtachaftsverhältnisiie des Florentiner Qemeiawesea», fSr die
Verteilmig der Kriifte innerhalb desBelben, ftlr das Ueberwiegen
der gro^iskapitaliKtiflchen Interessen auch in der inneren Politik,
als dass sich der Staat den sieben oberen Zünften, d. h. den
Vertretern von Grossindustrie und Grosahandel gegenüber, jenes
Rechts auf Turifterung freiwillig begeben hat'). — Uerreo im
eigenen üauäe und von Staatswegen nur an gewisse allgemeiae
Normen gebunden, die den Znnftbehördeo die grOsstmügliche
Freiheit Hessen, haben diese ihre Macht vor allom zu einer
einseitig dem Vorteile des Grosskapitalä dienenden Regelung
der Arbeitslöhne der der Zunfl unterstellten, von ihrem Hacbt-
bereich umspannten A rbeitvrschafl benutzt, soweit, wie wir
sehen werden, eine derartige Regelung im Iiitereeee jener
Kapitaliatenklasse geboten oder ratsam erschien. — Was aber
das Eingreifen der ZiinftbehSrde selbst in das Spiel von Angebot
und Nachfrage bei der Gestaltung des Verkaufttpreiscs des
von den Zunftniitgliedern hergestellten Fabrikut^ betriSl, so ist io
den drei hauptsiLchlich in Betracht kommenden Exportiodustrien
ein »ehr verschiedenartiges Vorgehen zn beobachten . das filr
dos Wesen derselben und ihre Stellung in der Bltgetueinen
industriellen Kntwickelungsgeschichte nicht ohne Bedeutung
ist. Die CaUmala — die älteste unter den drei Zünflen des
Tuchgewerbes — bat in der That den Versuch gemacht, durch
gemeaes, daw der Staat su den Bituliandwerkeni nicht nur in einem
SStetlicIirKbUicheD, «ondorn rdcIi, bei dem gKvttsa Um&ng du Sffmt-
licben BaotbatigkiHl. in einen) primtceehllicben VerbBltotMe (bud.
') Uvber die Thätigkeit doraelben im allgenMtneD veTgletebe d«n
xwriten Bund di«ier Arbeit.
*) Poe hl mann a.n. 0.
— 203 —
mintitiOs« Berücksichtigung aller bei der Fertigstellung des
Produkts mitwirkenden Faktoren, durtli eine Addiemog der
Kosten der verschied enea Teile des Produktionsproiceeses zu-
nächst die gesamt«n Prodoktionskosten sAlbst zu berecbn«D,
während Bie allerdings dem EintelQbereinkommen twüclMn
Käufer und Verkäufer die Bestimmung des Verkaufspreise»
auf Grnnd dieser Kosten tiod somit die FestateUuug des legi-
timen Gewinns für den Verkäufer Öberliess '). Das schwierige
') CatimalalVcSö (bei Giudioi S. SMf.): 1333. Der Preb M»t
ricta luMUBineB tue: 1. Emkui&prei«, 2. Oanaro di Dio (TerkanCweltü-
tbg>, 8. TraniporUiMten liis zam «igeoen Haut sbi Einkkufsort, 4. Preia
tfkt P&rber«i, Apprfttor etc.. i. Körten dea Traiuporto vom felinkkufMite
bn nach Fioreiu, ti. uialetolut de! le ili Francis, 7. bei punni di Camo
Ko«t«n üe« T^Mporta bit Bscb Fsrie. DioM Koateo mOMea aof dem
Tucfa »grmeffct «eia (.taccare*): daiiieben wird ooeb «ine ,*erltta cnoita
del cwto* verbogt, und ein« Angab« der Koiten ffir die FVbcrei, vom
dlan in l'l<ina3 erfol|ft i>t. Nacb einem ZtuaU voa ISSi mtus »acb dee
Name dea Heisten aof dem Taeb aofc^Keben ««in (uiu^enommün Rlr die
panni <li Borp, perdi« gU n fiumo i mcrrataatt medeaimi, ni tjuelli d)
TotoM. percb6 ai Tendono a paano). Rin cweiter Zutats (ibid.) von 133&
bMa{^: S ehe in tntti i panni i qnali fi eompeisne «Itramonti »i poaaa
porre «opia *1 prinio co$to fd. h. dea Einkaafi|»r«it der Bobtiicbe) quel1<)
ehe la moneU fymt ineglio per eagione di eainbio. in qoelU l«rra dovo
n cotnpentnno a pagare a Pireot?: eben«) ,le«aie qnello che foM»
pesgio*: ferner fili caregino o vettun von Ftaodcm nnfl BmtMit bia
Parii vier groiw tomm pro panoo alla oovertara. swei groan toraeri pro
paano . . . di Doai Scroti«: drei gro« lometd Ar alle anderen Tacbe:
e panni che *l eonperuaDO nel leame di Francia « lacchiao a i^nella
monate. alla qnale li compeTanae. E tt alcono paano «i coaduoeste a
Paiilp ponino porr« btuo qaello che oortaaae per eare^o o vettera
inBno a Parigi. E ehe tatti i pasni i qoali ri tolgono a baratto, si
debbino ngionare e t««care leaJmest« qaello die vagUoao a danari . . .
DOB a1>bieBd<i rüpetto a quello che >! oontano nel baratto. ein nlln veritu
di qoello eb« «agliono. Daiu kamaa dann die Konten fSr Fracht, Lohn «tc
wie oben. Vgl. aucli die npii(>D. etwa« iniüidertAn Bestimmungen von
]t41 bei Oindici i. a. 0. ».413 f.. f«m«i die ton m? «1c. — AU
«POatoTn' galt dicie Konten berechnong nicht, denn Calimaln II Zncata IS
U318) betMt «•: Poeinra vendigü paaDomin iiltianontaaoruut 6eri non
poasit in rftoditionibu et emplioDibiia . . . prr oommunitaleni artia vel
per aliiiacin haini aitia. Bei der Uanchanng der Emiclkoetea in den
flf iiit|iii ii anaaten die Tendüedeoalen Mlnnorten, jede nach ibnm
Knraweei, verrechnet vrwdca, waa naUIitidi aidit geringe Scbwirrigkeiten
bot Daher wird 1841 von den itaatlichen Korrektoren der Paaciu in
— 204 —
Problem war hier um dest^iüen l«icht«r zu lösen, weil die
AnzaU tecbaiselier VenricbtuDgen, die an dem eingekauften
und nach Florenz transportierten Tuche noch an Ort und Stell«
vorgeQüoimeu wurden, eine Tcrbältaismüssig beacbräukti.% k-iclt
zu Qbersehende ntir, wvit et nicht sehr ^hner hielt, tlit' wiihrcn
Kosten <les fertij^eu Tuchs £u berechnen und duiiacb den Ver-
k&nfspreis festzusetzen. Und dem gleichen Umstände mag es
ztir.ii!^chreihen sein, dass in der Seidenzunfl weoigstena fßr die
Tuch detail handlet Normen der Preisberechnung von Znnft-
tvegen vorgfrschrieben wurden: ein m&siiiger prozentual insch
fixierter AiiiscbUg auf den den Grossisten und Fabrikanten
geiahlteu Preis »ollte ihren legitimen Gewinn bilden '). In
das Statu! eing^fdgt (Giodici S. 5190 ff.), daro das .taccare* niir bocIi
in (loldguldea erfolReu aolle. Ein Hoi^DÜner Fioriii «oll «in fUr nllumal
16 R. di pHrij[int od^r 20 a. torne«i geltno. Zu deia ßinkauft>prei«e m11«
jotst nur biaxuKercchuDt werden: ie ttp«ae deila bandioella « d' ögnl
nial«to1ta del reamo ili Francin o ilcUv vil1e, Q (leiht tlntura edell'Rffetto
di panni (FDr tctttcrc nur, wnna sie aaroit an Ort und Stella d« Kinkaofr
voigenonunen werden; weun in PloreoK, «o »olle der Preit durch b»
.sondetes ■tj;ccu' aQKegobcn werdcnl. Dai;cgL-ti solk-n jelzL epenc di au&bi,
vettnra ein. nicht mit «ingcrcchcH wordän. Natnea dea HerkuniUortes des
TucliM uad du» Mmtcrs. dti es gefertigt hut. werdon daneben veneich-
n«t (NM. ^n Beweit, da» Eberttadt nut ««iner Behauptung [FriuiiS-
■iicbe GcwnliiTpolitik S. 20<J. d«r einzelne Meister «i im uiilielaittrUclien
Handelsverkehr uacb auaiteu hinter eeinirr Vaierwtftiit veravh wunden, nicht
durchweg Recht bat). Wit ,con euui alln v»llll^IKi ^ di «ua inercaniia
9 altra coec (baratto!) Tuche einkauft, .per i quali raataggi i detti paani
foaeono »opra coniporati o nopru mi-Mi'', am»» ,a({gii»ilare quelli ccAiüi
littDoi 1 Uiccargli c M-gnargU qael pregio che n danari CDoUuiti gU
avrehbe camptfrali, ncn äbbicndo ri^etto a (|nHlo ehe^ti B'areasu coctato.
— Achnlich beatimnit dann da« Statut« de! PodeatA von I3S5 (Uoch 11
cap. 101), äoM die Caliniala keine ,coDveii1icnl8* machen mIIg de con-
ducendo vcl babendo «eu vcndendo *el ecaead» panno« ultramonlaooB rel
de ipiiorum pretio ad paminos lomenacH eeu niarclio« vd ad laldot ant
renli vel aliud computando. — IS.W (Calimala V ful. 70) wenden »Jcli die
CahnialakuufUmt? bv«cLwcrdurDhroiid an die Signohc: trührand «ie B<-lt>«t
ihre Tuche .vero coito tai^canL* iiud die fremden MOnisorlen richtig in
eiaheiniiicfae umrechnutvn, gcvchthe dio» nicht •(.■itenn der Freaid^n, dia
in Florvna pamii oltraioonlani verkauften ntiiJ to das Fubliknm tüutchtea.
Vgl. auch Codes ITEsanu bei PaRniai IV Ü. IIFt ff. und 190.
') Scta I § 77 (1839). Divjenigon. dia .pannoa do bombice' (baatn-
wollcDc Tuche) aus der Lombardei und sonatwober kommen lienaa.
— 205 —
bciil«D Fällen sehen wir, dosa es das Bestreben der l^ünfte ist
— iu ITebereiiistimiiiun^ mit der kaaontstischen Lehre — den
Oevrina des Verkäiifeirs, weaigsteas dem äiissereu Aasebein
nach, zu einem legitimen zu stempeln — ho dass liier mehr
gegen den Wortlaut als gegen den Sinn des Staatsgesetze»
von 1S90 Verstössen n'tirde. Demgegenüber stehen nun die
beiden grösaten FlürentintT Hxpurtindustrieen, die Seiden- und
Wollentuchfabrikntiun, auf dein StHudpunkt des abitoluten laisser
fiaire, taiaser aller: in der ganzen Periode, die unii hier he-
scbäftigt, vermag ich unr ein einziges Mal — nnd damals unter
ganz abnormen Verhältnissen — einen schwachen Versuch zu
entdecken , den fflr dns fertige Fabrikat zu zahlenden Preis
autoritotiv, kraft obrigkeitlicher Satzung, von Zunftwegeii fest-
zusetzen'): im aUgenieinen haben hier das freie Spiel roti
Angebot und Nachfrage, das khige Ausnutzen wirtnehnfllichcr
Konjunktur, unbehindert durch Zunft- und Staatsgeaetz , die
qiekulatire Kraft und Tüchtigkeit des die Welt tiberblicken-
den KAufmannes siegreich ihren Einzug gehalten, habe» in
das schon an vielen Stellen zerbr(5ck«lnde Sjatcm der mittel-
alterlichen Wirtschaft eine klaffende Lücke gerissen. In dem
komplizierten Mei-haniümu« der Tiichfubrikalion, bei der hun-
dert Arme wohl hie und da zur Fertigung eines Stfick Tuchs
«oUten iiuf ilncn ileutlicLi Biditbiir •Jen }Ciii1(aurs|)reii vn-zeichaen un4
,pro centinitriu |i;innoi'ttni* oinan Atiftuliitig vou xwClf ImpmHien .iiapTa*
ponore*: obeuo panu» piatcnsibus toI pi(t«n»Htbn» den. IS flor. pur.,
fQr jodG petia dl »a.in '2 ■. : ttlr jede petia panni nteM» lani uub Biesda
fi d. dl* monetn bnxiiuia itupcriuti. Man M«lit, der Detailaufschlng hielt
sieh in finfs^nj ni!U«igen Grenien. — Kim \or dem gTonfn Krlan tob
1877, der die (SescItXnsbedehuiiKen 3i'H-t«chen Innaioli nnd rit»t;lintori
ordaete, bestimmt« die Seideozunft, dmaa die Detnillisten den Nnnien d«
Fabrifannten , von dem «i« ein TulIi xeknufl liatt«ii. sowie den «-»hroii
Binknuriprciii {tmo C<mU)) ^Ac&üf Mtntnchntn »ollteni und e« wird ihnen
«in Aar>cblag von D d. pro lim (oa. 4 N) logcbiUi^t . per risptrtto dello
nemo (Abtati) e dellv «pe»v: i><i pnnni iion fiorentini nur 4 d, pro lin.
■) Lnnn ISS fol. 50 (1114). Damnlti hnlt« ein gpwtkcet FraDci»cv»
olim Duddi 27 Ballen cDnliscIicr WoMe Eniti üvrecke dw Wiedervefkauft
ADgflkautl. Dine «oUen min mif Anotdniini; der Koniula an dieTncher
in ßiticm Pmc« rerk^nft wontcn. der »cb stMimmciiactxt : 1. niu dem
Einkauffprei». i. eo plu« »ecandum (juad pro nt« tnnget Eecuadam qaod
nlnnint.
— 20(5 —
nuMumenwirkteii, b«i der sich der gesamte PmdukÜonsprozou
aafldsto ia eine Snmme ron technischen und sonatigeu Eiu^el-
Terrichtimgeii, wie wir sie sonst nur in der allertieuesten Zeit
zu Hndeii gewohnt sind. — wer wollte es da »intemeliiaen, fBr
die Berechnung dea Qesamtpreiiies bindende Normen vorzu-
schreiben, wer vcrnioehie die standig wecbüelndi-n Konjunkturen,
d&i scbwaiilcende Arbeitxau gebot, die hii^rdurcli vor allem be-
einäusste schwankende Bohe des Lohne, ner di« Möglichkeiten
eines Absatzes ta Überschauen, dem die gnnze Welt offenstand.
Daz« kam dann — vor allem in der Seidenindnstrie — die
gTOSä« Mannigfaltigkeit der gefertigten Tuchsorten, denen kein
noch so komplizierter, noch so fein ubgestufler Tarif jemals
hätte Kecluiung tragen können; kam endlich die Thatsache,
dass der weitaus grOsflte Teil dieser Fabrikate xiim Export
bcstinmit war, dass also ihr Absatzmarkt auf Uebieten tag,
die jeder Einwirkung zünftleriscber oder kommunaler Wirt-
schaftspolitik von vornherein entzogen waren. Qi-rade der
orteutoliat-hi-' Markt, der Verkehr mit ^'ölke^n niederer Kultur
schuf deui Klürcntiner Kaufmann jene aussergv wohnlich hohen
Qewinnquoteu, die kuui Teil vrenigatena die kolossale Kspitals-
konBcntration. die Anhäufung des Reichtums im Florenz der
klassischen Zeit ermöglichten. Der Griindsaiz mittelalterlich-
kummnnaler Wirbchaflapolitik, dasa der Konsument als Stadt-
bßrger vor allem zu »chütien sei gegen Missbrauch und L'eber-
vorteilung, trat in diesem in das grosse Getriebe der Welt-
wirtschaft hineingezogenen Gemeinwesen ganz von selbst in
den Hintergrund, und das um so mehr, nls die Hauptabnehmer
der zllnftlerischou Politik Fremde und Nichtchristen waren,
denen gegenüber selbst die strenge trnnouistieche Doktrin ge-
legentlich ein Abweichen vom rechten Wege gestattete'), —
') Tenibredungen Fri^-nter, 4ie geeignet vuiea , di« l'nia» durch
RdcklialteD der Vorritte etc. zu sl«iKern, M'notiolK iin engeren Sinne
blieben ButDrlich nach in der WollpnKimtt \erbot90. Dabei (lachte maD
aber wohl luelir an eine Verteueiuiif; tl«r KoliMolTe und Arbeitematerialien
durch dtmrtige MnchinDtionrn (vgl. «bon S. 144 fT.) nl* nn den Ktnfluu, den
diete auf die Verkdufipreise d«i von den Zanttleni liorgesbclltca Fubri-
kate ausQbcn konnten. - Die CalimtLlazunrt verbietet 1318 aauer der
I)o*tura.vencligii pansorani per comiDanitateni aiiia auch die .pn-aliiiuem
— 207 —
Wir baben am SclilnsHe endlicli nofih einif^er BestimtnnDgon
zn gedenken, die ins Q«bi«t des Florentiner Geldwesene und
Wahrntigasystemg gehören, wie es uns — nach vielen
fruchtlosen ETVlftruDgaveräuclien — 7.um ereteniual durch einen
von ausaergewChnlichem Scliarfgion 'zcugecdou Aufgabe Kagli)
erschöpfend dargestellt worden ist '). Wir wissen jotat, doss im
Floreutiuer Qeldive:>en wie in dem vieler anderen itnlieni stehen
Städte eine eigentiiniliuhe Zweiteilung herraclite zwiüchen dem
Tor allfroi ffir den internationalen Anstansch bestimnitea und
dem dem Umlauf in Stadt und Staat dienenden MUnzsjstem:
dort der seit I2b'2 stets in gleichmässiger Güte geprägte Gold-
gnldea, des^eu Valuta nur ganz geringen Schnrnnkungen aus-
gesetzt war, hier die klcincii Silber- und Schcidvmtlnzen, deren
Wert im Verhältnis »tim Goldgitlden durch schIcchtL' Au«-
münzung, übemiüä^ig laugen Gebrauch der einzelnen Stücke,
£mdringen fremder unter wertiger MOnze in stetigem, unauf-
balt«utiiem Sinken begriffen war'). — Dies Üoppelgpsicht der
Florentiner Währung aulrecht zu erhalten, lag aber im Inler-
esee der Kapitalisteuklaase , die de« Staat beherrschte, vor
allem der Tuchfabrik anteri. FQr deu Einkauf besiterer [tohstoffe
im grossen war «llerding« die Bezahlung in Goldgulden vor-
geacbrieben, wie ein auch ihr Fabrikat nur gegen diese Münze
verkaufen durften^); minderwertiges Material aber wurde in
lniin« artia*. geblattet ober tu »dioliare ad aliquotn nnliooem facieadam
com aliquo no«tre arlii. (Vgl. auch dio ßMtimraung roii 1334 bri
Qindici a. u. 0. 8. 116 r.) Ueler Hhnliche VerardniiuKen in ander««
ZOnften T«rgleicbe den zweiten Bund di««pr Schrift. — £ine eigene Be>
bSrde (offioittleti tup«r ■■jiiKendi.f el lollendis laonopoliü et potturi*, quo
rn»runt in artibuB i>t »rt«livitiu8 ßoronlinii) existiert im 14. Jahrhundert.
(Pers. Froren. Kiform. vom 17. Juni ISDS.)
I) Nagl in dem oben S. 19S citierten AuCntie.
*) Vgl dio Tabelle bei Nagl a. n. 0. S, 114-1S5.
*) Diu TertUtndniB dieaer Verhhltniise wird dadurch enchweri, dnM
in dat ertte Zunfbtatut von 1317 otfrnbai BRMtiiiiuiiisiten aufgenouimcn
liikd> die noch dem 13. Jahihund^rt cntulamro^n , und nat ditt Zeit, in
der daa Statut ni«derge))diri«tien wurde, nicht ntebr alle putwcn. Der
laLalt (Laoa I o 86) iat der: Pio Waren, die in den Zunftbereich ge-
borten (lana tODia, panni etc.), BoUen im aUgemeineD vcrkaiirt werden
ad floreuoi aegrotvo«, fticiendo »olutionein in Üoreni« uur«i«. xu 29 s. ad
flonaam. In beiondercn:
— 208
Silber bexahlt, und ebensu wurden e» die Löline der Arbeitet:
gerad« diese Bezabliing in minderwertiger Mtiiixe bildete fast
immer ein bedeuteameis Moment in ihren Klagen gegen die
Uuternehmer. Jn uoch mehr: als in der durch die groasen
Bank falli diente von 1^45 herrorgenifenen Finanzkriai» das
Handelsgeld, der OoUtgutden, einmal einen plötzlichen Knrs-
sturx erlitt, so dass die Silbeiniünzcn ausser Landes gingen und
die Unternehmer gc:<wiingen waren, ihren Ärbeit«ra in Gold
KU zahlen, du haben es die Tuchfabnkant«Q durcbgesettt, diitt
SilbertnQnzen schlechterer Legierung geprägt wurden, damit
der Kurs des Goldguldens wieder stiege; sie erkauften dies
/ugpntändnis dadurch, dass der Kommune ein abnorm hober
Scblagschatz xucrkannt wurde - — eine Thateacbe, die als Ab'
wftichung von der sonst gerade in Florenz Üblichen soliden
H iinzjiülitik den Unnilleu Giuv. Vilianis erregt , der ans in
seiner klaren, vcraUlndigen Weise von alldem berichtet '). —
a) de Uiift Afinellina im Preia von weiiiKer nU 4 )Iir. pro lOOP^d
uad alle tinraft minota in (tor^nic [»arri«:
b) do Hi&iuine bi^Jo et ni^ro todo im Preis Toa Ober 9 )br. pro
100 Pfund ia U^rcuis aari;
c) de laoa tama et |>aliiteUa jiretü 4 Ibr. et topra m flar«D»
«Uli; inl'ia in HoruniB pnrvi*;
d) de stumino filato quod non «Erat du ^rbo in lluTVnia pairii:
e) omne« ruptc de quollbi-t inerctito n Ibr. 10 eu|>iB in Soreais
purvis; inlr« '/i iti parvi«, 'i'i in nurcie.
[Der Silbergolden oder ßorino parvo ist seit Aiifanir defl 14. Juhr-
handerta in Florens nicht nioVir g<>pr!lgt wotdon; die Beitimm ongen
mllMen nl«o noch dem IS. Jahrhundert vnutnmnicn. In spUenr Zeil
erfdgtMi die nerf^tiniinf^n »Aob .libre di piccioli' and ,BdIdi e dennri df
piocioli*; geprUgl wurde» nur die letit«r«ii. ff-rncr (juattrini a 4 d. und
gfMÜ fidcr RTOMOni.! — Da^-gcn wird 1337 (I.ana -10 M. 108] vorfUgt,
daM e> licitum ait . . . Uniäcibui . . . nccipcre . . . a ril&gliaLoribiii . . .
l«rtiiiui partetQ {intii ptumorura per eofl vcnditornm ... in quaoum-
que pecunia boim et legitim a.
') In Kr^äntuni! von Na^l» Aiinfnlirurgcn inmr hier darauf bin>
gewiesen werden, daa aiicli dii> Sintut det t-apitiiDC von 1355 (ßati\ I
robr. 88) nnd das dct Pod^xtu iltuch II! ra)ir, 167) vom gleichen Jahre
di« baiden n'ahracgcn gßnna niiM-inanderhaU«n. Hrv Gold^lden ut
re«i'n'iuit .omnibiu eolutiouiWa quc fii-ri debcnt seoundiuii consootadi-
nem mercliAtonim Callimale a'ue per InriromCBtuin «it« per icriptura«
librontni; allen, die nicht T.a den fünf nrtei iiieicantilea geli&ren, wird
— 209 -
Es ist wieder eines jener Momente, die gleichsam blttiiirtig
die beberrschende Stelhmg beleuchten, die die wichtigste haupt-
stfidtische Industrie sich im politischen Leben des Staates er-
rungen hatte "■).
TVrbototi, andera als »I montlam pammi za verkaafeo. DJwe Ordrun^n
wacea «iclier niclil ohue Widerspruch der niederen ZDnfle erlaiaea worden.
XHv Zunft J(v .TrOdlttf* xum Reupiol, diu auch Monat den rHandaln&Dnfteii*
in vieler Bedeliuiig ua\ nächsten stallt, bestimmt I8I7 (BigatUcri 11 fol.25).
dui die ,Artifici» dclicant [trendere florenum auri )>ro tant« pretlo,
Quantum rulct ad cambinni oil grouot argratco«, und Shiilkh virrordnon
die mit ihnen eng verbünd ni«ii Linaicli (Un. IV fol. 2$): Keirnn- «oll
dimilters i'xire pannoi de apotliecu . . . h 100 *. mipru ni» )>rinio fiieril
in C4ocordia de floreuo aut«o ... in der U$be, die tc .val^t Kd cam-
l>iuu> ad giowi»» nrgi^ntßO«*, und xie fUgen noch ilvuUidierin § 55 IiioEu:
QuoDiBin proptei' mutationoai niuimam monctarain, que cotidte Bui>t
in civitato Florentie e*t valdi> ■oüle et neeeaiarium pm dicta Arte . . .
quad vonditioneA Sajit tiA tslcm (nonDluni quo cursum mum muturc no&
potüt ei connderalc etiam quod haminM dicte ArÜB fnoiunt emptionsH
«omm nd tlorcniioi, »oUcn uuch dio VcrbKiifi; ad Hoii.'no» auri Kiwchelien.
Beide Kamf^phvn w«rd«n von dt>n rtiuitlichE^n Appralmtoreo dur Zunft-
alataten im folgenden Jahre acbon tte»tncfaen. [>och wird 1840 im ftlntut
der jelxt vereinigten fUgattieri e Linnioli (V ^ 92) wiederaoi röriogt,
da« der Oold^ulden um ti d. liSher K<^reclinftt werden imllK alit derKun
bei den Baaquicr« »tä. — Uebcr die Yalatation des Üoldguldene eu 29 a^
die alt Zwoogakurc 1*271 oder 127'J «ingefahrt. bald realiter nicht aufreolit
lu erhalten nur, nbcr lormalitur (Ju der Wi:i»e, diMi die Rvchniutg nach lire.
■oldi und (l<>nari a Sorina. wobei 29 i. - I (Julden. reine RechBUngawerte,
keine efTuktiven Werte enthielt), in den Kaufmnunsbtlchern hiiibi;hiilt«n
wurdo, vgl. Na gl ». a. O, , tor nilem S. 60 ff Aach die eben citiert«
Stelle «DB dem Sbitato del Oepitiuio von 1355 besiiuiml aiinrlchal, diiat
der Goldgulden 29 i. gelten «ollo, fügt dann aber hiniu, dow er für
FordiTUDgt-n, dio aus der Zeit vor deui 4 Juli 1279 ■taiticieri. kü S3 •«
von 127S— 1*21}C eu tS i-, bia 1^1 tu 48'/i >>, teitdem nach dem Jeweiligen
Kun genchtirt wrrden tolle.
■) OioT. VilUni XJi c. 97.
Dorou. Sladivp nu« J«( Plvmatlacr Wlrt«eliafl*sMclklekte. I-
14
V. Kapitel.
Die Organisation der Industrie : sozialer Änf bau der
in ihr beschäftigten Bevölkerung.
§ I.
Vor bcmRr kanten.
Dem Veranrh, die versrhifliienartifteii Elnniente de» Pro-
dnktionsprozesüe» iti der TucfainduHtri« ausei^]lll(lerzule^elt und
jedeü in seiner Eigt-aart so scharf ala intif^lich zu beleuchten,
3ind die folgenden Erürterungen gewidmet, tUr deren retatire
Breite der Grtind darin gefunden irerden möge, dass uds ia
der Florentiner Industrie ein (iWraus komplexer, aus den mr-
sebtedcneteo EliMiivoten zusanimctigusutztiir Organismus cat-
gvgentritt. der nur durch ZerU-gunt; in Hi-inc »itixclnen Teile
riclilig wird verttbuuden werdi-ii könufii ; nur tladurcU, diua
man die Fudeu* die ron den hier zu Bchilderndeu Zuständen
nAch der Vergangenheit und Zukunft fähren, aus dem Gewirr
den verschlungenen Knäuels Innittnt und gesondert betrtichtct.
Einzig ein di-rnriiges Verfahren bietet nun auch die MJJglidi-
keib. den richtigen Standpunkt für die Beurteilung jener
gewerblichen Entwickehingsform zu gewinnen. Bei der mo-
dernen Fabrik — um an einem Gegensätze das Geeogle noch
deuttichor herTorznhehen — ist dieser Standpunkt entschieden
leichter zu 6nden : die kapitalistische WirtschalUform liegt
hier klar in allen ihren chnrakteristiachen KigentÜmlichkeiten
zu Tage ; die Stellung von Kapital und Arbeit, ihr Anteil ara
Ertrage der Produktion ist innerhalb eines bextimuiteu Pro-
duktionszweiges wenigstens nach einheitliclien Qesichtspunktea
n
— 211 —
j(erefZ«H; Gchieben sich zwischen Unternehmer und Arbeiter
Uittt'lglie<ler, 2wischenmeist«r etc., ein, wie heute fadt in aUen
Zweigen der Hausindustrie, so geschieht dits doch cur in der
Weise, iaas eine Art hicrarchiäcbcii, rcKi'liuÜ&itig gegliederten,
einheitlidi ori^uuiaierten Aufbaiis entsteht, so diws alle eioKelneo
Arbeiter zum Unternehmer in gleichgearteteni Abhängigkeit«-
verhfiltniä stehen: alle Kuiiächat mit dem namittelbar Uber-
geordoeten Meister, durch diesen ernt mit dur Zcntralleitnng
des Qanzeii in Verbindung.
Von einem derartig regelmässig gegliederten Bau — den
wir vielleicht am besten dem einer Pyramide rergleiclieu
können — ist in der Florentiner Tucliindnstrie nicht die Ilede:
vielmebr fflhlen trir una durch ihren Anfbaii am ehesten aa
den eines unregelmäüsigeti, von Zacken und Zinnen gekrönten,
TOQ Gängen und H&fen durchsetzteu Oebiludeti der damaligen
Zeit erinnert. Auch der innere Grund der Verschiedenheit ist
in beiden Füllen ein gleicher: dort ein rationeller Zweckgedanhe,
der dem Ganzen zu Grunde liegt, hier ein zunttliges Erwachäen
aus historisch gegebenen Bedingungen, ohne das» eine in sich
einheitliche, klare Idee dem Ganzen feste Form und Gestalt
Ribe').
Ans dieser Verächiedenbeit, aus der gröaserca Mannig-
faltigkeit und Zerstdckelnng, aus der daraus hervorgehenden
Kraftvergeudnng in der Organisation der Unternehmungen
erklärt sich der (iberaits komplexe soziale Aufbau der io der
Tuciituduätrie beschältigten Berölkerungsachicht. Gewisa: auch
heute ist innerhalb desselben L'roduktionsxweigeo, ja io der
gleichen Unternehmung die Höhe des KiiiUommens und der
') VermitUcT swiscbcn Üntcraehmer uml Artidtri — iui :jinne <lcr
ZwiMbeniDeitter d« ,Ateli*r'- t>An des .SwciiUiiK'--b'7ateiuR — giW ea im
aUgfu^en in Florenx nicht. wMiigtteni nicht in der klustlicheii Periode
dn lodwtriei nur die ,»tantMiir>)i* *ind alliuttliiich im Unfi? d'fr Gnt-
wiekdling SU einer Stellung hinabgBauuIteit. Ah Avt tno(li>mer Zmicheii>
taeiitcr enU(>cicbt , >i«b aber klar uod sehsrf erat in der laon&rctiiarbco
Zeit berHUFf{«bildnt bat, Die .TadorM*, die man hie und du wohl auch
dal&r gebalLeD, Inseeu aich eher tnit unseren Aufiiicht«beam(en oder mit
Commi* vergleich PH, denen bettimmts Ponktiviieii d^r C^Vnrnehung etc.
sug«vicMn sind; in den eigcatlicben Produkt ionaproiesi greifen aie
aiidit ein.
— 212 —
L&bonshaltunj; iint«r den Arbeitern ofl eine inanuigfach ab-
gestufte, in ihren Extremen weit »nBeinondcrklaff«ndo; aber
BQch hier wieder da« gleich« Bild eines einzigen Prinzips and
Massetobs, an dem die Leitttongea der eiiizeluv» Arbeiter, vom
niedersten nngelenitea IJilf^arbeiter oder Dienstjungeu bis zum
oberst«» qualifizierten Arbeiter gemessen werden. Dieaea ein-
heitliche Frinxip der Bewertung der Leistung nach einem be-
etininiten Oesiclilepnnlst fehlt der Florentiner IndiiBtrie voll-
kammen: vielmehr Inufen hier Rndimente des Handwerks,
Preiflwcrks und Lohnwerks mit der fDr daa Verlagssystem
charakteristisclien EiukommeusverlL-ilung durclieiimniler, und
in (lus Qewirre greift daaii noch die obrigkeitliche Taxrvgelung
ein , die der mittelalterlich- stadtwirt«clmftlichen Wirt^cbaFts-
politilc, der Zeit der Zunftverfn^suiig, dem kaiionisehen Wirt-
Rchaftsaffitem entxprach : eben diese Tarifienmg aber scliOpfle
ihre Bewertimgogriindi^tse hie und dn auM Gedanken, die dem
Weaeo und den Bedärfnissen der bestimmten durch sie ge-
regelten ErwerbsKweige fern lügen und überhaupt nicht wirt-
schaftlicher. sondern etbisclier Natur waren.
Eine zweite Kolge dieeer eigentümlichen inneren Ungleich-
nüssigkeit in der Florentiner Industrie war, wie schon erwähnt,
die grosse Vergeudung an Kraft in derselben, die sie xaletzt
— hätten BU£ti«ro Urisachen von stärkerer Wirksamkeit nicht
schon vorher dun Aussclilag gegeben — von innen heraus
liätten merstörcn oder im Kanipf mit beaacr organiflierteu
Rivalinnen unterliegen ln»Men milaseii. Wir werden spiUer
im einzelnen zu betrachten haben, welche SchwierigVeiten ■ —
mich abgesehen vom Zeitverlust — mit dem häufigen Orts-
wechsel äi;s dun l'roduktiontiprazeas durchlaufenden Materials
verbunden waren, welch koniplizi«>rte8 System vom Misstrauen
diktierter Kontrolle masuregeln gegenüber der in diesem häuti-
gen Hin und Her Hegenden Verführung zu Nachlässigkeit
und Unterschlagung ohne daiierndeu Erfolg angewandt wurde.
,AUe aufäteigende Entwickelung in der Reihe der Organismen,*
BBgt Simmel in seinen trefflichen Erfirteningen llher soziate
Differenzierung, „kann betrachtet werden als beherrscht von
der Tendenz der Krafterspnrnis, *■ — Für den wirtschaftlich-
sozialen Fortachritt ist es, seitdem Adam Smith sein klasaischea
— 2U —
ctiigespnnnt wurde ia den Rahmen des Zuaflweseno, also einer
Institution, di« herausgewachsen war aus den Bedürfnissen und
Qewofanbeiten des mittelalterlichen Handwerks, bei der Formen
und Inhalt, Gesetze nnd Ordnungen ganz au« dorn Geiste der
für den engen lokalen B«<)arf arbeitenden Industri« der stadt-
irirtechaflticben Poriode gedacht und hcrTOTgegnngen waren.
Hier über handelt« es sich um «in Gewerbe too ganz anderen,
weiteren uud grotiBftriigerea BedUrftiis^n, eine ladu&trie, die
vom Weltverkehr ihre wichtigsten Impulse empfing und die
der Weltwirtschafi — in dem Umfang, wie aie die damalige
Zeit kannte — angehört. — K» wird eine unserer wichtigsten
Aufgaben sein, zu zeigen, wie es die Industrie durch ihre kapi-
talistinchen Vertreter verstanden hat. diese ihr so ganz inad"
Hfjiialeii Formen ihren veränderten Bedürfnissen nicht nnr an-
zupassen, sondern fUr gewisse Zwecke in iDtensivster Weise
nutzbar zu machen. — Im allgemeinen aber — nnd anch das
wird an verschiedenen Stellen noch deutlich hervortreten —
erwies sich dieser htütnnsch überkommene, ihrem Wesen nicht
entsprechende politische .IleberliHU* des industriellen Orgauis-
muB mehr als Hemmnis denn als Forderung, und dies um so
mehr, je mehr am Ausgung der mittelalterlicbea Epoche durch
Verschiebungen in Richtung und Umfang des Welthandels
neue Konkurrenten auf den Plan traten, die oben jenes Schwer-
gewicht fiberlebter Institutionen nicht mehr in gleicher Weise
mitzuschleppen hatten.
Der rapide Aufschwung der englischen Tuchindnstrie seit
Ende des 1&. Jahrhunderte erklärt eich zum Teil wenigstens aus
der relativen Unhedeiitendheit derHelben Tucbindustrie um die
damalige j^eit, au.s dem UmMtand, dasN liie «nic-rohnnt adven-
turers" an keine Reale vergangener Epochen unzukniipfua halten,
daes sie vollkommen frei und fesaellus den neuen, durch die
Verlegung der WelthandeLsstrassen veränderten Bedingungen
Rechnung tragen und sich schmiegsam ihnen anpassen konnten.
Blicken wir aber noch etwas weiter, so sehen wir tiberall die
Manufaktur aufkommen und sich durchringen im Oegensatü
zum mittelalterlichen Ilnndwerk, sehen wir sie jahrzehntelang im
Kampfe gegen ztinfÜerisRhe Ansprüche, die mit ihren damals
immer enger gespannten Fesseln die neuen freieren öebilda
fU —
giBwjcs n^HMo
Ltd«:
•) Flrfacr.
V) Fertigi*ftner:
4. Arbeiter an gnoeiimai benotiteo Wtfkstttten nnd
tndutridlea AutalUa.
— 2i6 —
§2.
Der Unternehmer nnd seine Gehilfen.
la der BItltez«ii der Florentiner [odu^itrie hat sich die
Tbätigkeit des Untemebiners im allgemeinen, wie es scheint, von
den letzt«!! Resten njanneller Mithilfe am Produktionsprcaesse
losgelöst: er sitzt nicht mehr selbst am Webstuhl, und wpnn
etwa in seinem Haiuie die Spindel schnurrt und das Webeschiff-
vben fliegt, so arbeitet die Haa.sfraa am Lein {Qr den eigenen
Haushalt, für die AusKtattting der Twhter. Dem lanaiolo, anch
dem, der jährlich nur relativ wenige Stücke Tuch fabriziert,
bleiben zwei Aafgaben Qbrig; die Leitnng und Organieation
des gewerblichen Betriebs und das geitamte kaufmäoDi«clie
Wesen, der Einkauf der Roh&toffe und nilfcmatcrialJeD, der
Eogrosvertrieb dvs Verkaufs fertigen Produkts.
Kur in den gaas kleinen Betrieben ist der Unternehmer
eine einselne Person; die Flüssigkeit dea Ka^iitals ebenco wie
die alte Tradition des Familienbetriebs führte auch bei relativ
unbedeutenden Unternehmungen meist zu SozieiätsverhSttnisseD :
deutlich lässt sich erkennea, wie meist tn kleineren Oescbäften
die Form der ofieneii HandeUgeselWhaft, bei den grüMerea
die komniandi tarische Beteiligung vorherrschend ist; und die
Erlaubnis, mehreren 7tinften zugleich anzugehSren. wie die
Florentiner Zunftverfasi«ung sie fast ohne Kiiiüi^hrünkuog ge-
währt«, förderte die Verteilung grösserer Kapitalien, auch bei
aktiver Beteiligung des Besitzers, auf verschiedenartige Unter-
nehmungen. Die Folge von alledem war, daas weite Kreise
der kftpitnthesitzenden BevJ5lkeruag an dem Gedeihen der be-
deutendsten Industrie in der Stadt persönlich interes«iert waren:
und hierin liegt vor allem bei dem platokratiechea Charakter
des Gemeinwesens die Erklärung für den grossen politischen
£inäuss der Wollenzunft, die hie und da sogar über Krieg
oder Frieden entschieden hat. — Die Medici — deren Reich-
tum ansprÜDglich aiis ihren Bankgeschäften erwachsen war —
haben später ein fnet gleich grosses Kapital im TuchgeecfaEfl
angelegt, und ki sind alle die ani^eren grossen und reichsten
Floreotüicr Geschlechter — viele, die fast in ihrem ganzen
Bestände anderen Zünden, der Catimala, Wechüler- oder Seiden-
— 216 —
Hier lernten die zum Kaufniaimabenife Bestiniiiiten die ersten
Elemente kaufmSunischeii Wesens, ehe sie «Q weiterem und
äciiwererem Erlerneu iti die Welt hinnusgeBcliickl wurden.
Die geringe Z&hl und Bedeutung der am Orte ansässigen
und tbiltigen kHufniänuisclien Hilf^krSfte erklärt sich wohl in
erster Linie aus dem i^ur(lcktret«n des LokHl11huat7.es gegen-
öher der Versendung nach a.u»wärt« und dem Einkauf fremder
niindkr in Fluren? , huh dem Fehlen jeden DetiLilgeschüfts,
äaa seiner ganzen Natur nach b«i gleichem Umsatz eine weit
grössere Zahl von Ärb«it»krilft«n nötig macht als der Bagroo-
verkehr.
Die .Lftden* selbst sind Koate noch vjelfaoh erkenntlich
an dem Znnftwappen des Schafes mit dem Kreuz, manche, wie
die Häuser, deren Erdgeschoss sie einnehmen, kaum verändert
seit den Zeiten, da sie gebaut und zu ihren Zwecken ein-
gerichtet worden: — »0 liegen sie dicht vor allem in der Via
Maggio und den angrcuKCndvn Strassen, im zcDtnileii Stadtteil
von San Giovanni um die Sorriteukirche, bei Ognisanti im
alten HumiliatenTiertel. Grosse Hallen und Gen-dibe, zum
Teil von Ffeilerii getragen, frGher meist wohl nach der Strasse
ZH ofTen, so dass dem Vorübergehenden der Einblick offen
«tand M- Uier waren die grossen Warenlager, hier wurden die
ankommenden tlnhmaterialien, die Drogen und ArbeÜainstra-
raente abgeladen, hier wurden die fertigen Tuchballen zum
PrutukoUeo der KuniiuUtstiitmnKoii der WulIciiKunft: x. H. Lana 78 toL 54
US^DJ: pomtit e<i ad disdpulain ad Tetini<ndani ruttoniMn: ibid. fol. 21
(ISfiO); diacipulua ad reliiienduiu caatam in batteica arttH lane: ibiil. 131
fol. N0(14I'4t aJBciptiloB et «unerß lunaioH fite; ibid. 141 fol.igs (141&):
diacipulut ciLMC in bottega laoidcis. — AllenÜD^ dnrf nma aich nntcr
den idücipnli* nicht itumer junge Leute im Lehrlinj^nlter (na«h deat-
■clien HtttfrilfeD) vont«llen, da «ich hie udiI d» «ogmr Vitilieirabet« dar»
anter böranden; eiazelae Ijeieipiöle ahfr seiK^n deutlich, daas gtilagentticb
auch gaaa junj;« Leute j«!nn Po«ti<n wrliielten.
') D«t Untonchicd, dra die CBlimalBBonft swiBcboo .botUga* und
tfondaeo' macbt. d. Ii. zwinclipo einem kleinen Verkaufttaden und eitMu
groiHn LagergevSlbe. indeoi aic^ die Be^iUer der lelztcrvn doppelt hoch
bettcuerte, «ttaeJDt dor Woilenxunft anbekannt geblieben hu leia. Mit
fflndaoo wird hier nur da« grotitt I.am'rbait« der 7,aaH bcxeiohneU Caber
dio nUgemeino Bcdratang diM .Ladeni* in florenz vergleicbe doa t»«ttCH
Daud dieeer Arbeit.
— ii» —
A rWHspr«s«as«*
fix
4fr XMtnlw«rt«4«tl.
Uer
ProMrtioa; vor «8«« die
dicM Ai^citcr ta dco Fragca 4«- ArtwiiMiwiyli« nÜ d
>j TftL •*«• B 114.
— 220 —
6es<Uen und Lehrlingen auf einer Stufe stehen, dass das in
Florenz Itn «Ilgemeiiien — nicht nur in der Tucbindufltrie —
in Geltang stehende Gesellen- uud Leb rlingsr eckt in vielea
Punkten ancb auf dies« Arbuiterkategorie ausgedehnt wird.
Indem die Koh wolle die zAhlr«ichcD Stadieu des i'troduktioas-
prozessM bis lum voTkaufsfortigcn Tacb durchläuft, TerlAut
tue zu wiederholten 11) a.l«n die ,ZäntralM-erk$tatt* — ao mSgea
wir wohl am be^n die an den Laden des Tucbers ungesclilos-
seoe Arbeitsstätte bezeichnen ~ ilire« KigentQniers , um auf
höheren ätadien der Produktion ebenso oft dorthin Eurdck-
znkchren: wir linden nie dort alo Rohwolle, aU gewaschene
WoUu, als vcrsponnt-nes Garn, als gewebtes rohes Tuch, als
appretierte», endlich als YCrkaufafertigea Tuch. Nicht jedes-
mal ist mit dem Aufenthalt in der tuutraleu Werkstatt auch
eine FormverKnderung des Materials verbunden, gelegentlich
dient er nur der PrQfung der Qualität des Ilalhfabnkafs, ehe
eg weiteren Beurbeitungsprozessen unterworfen wird. — Die
Arbeiten aber, die hier vorgenommen werden, laüsen sich leicht
in drei Gruppen einteilen: die vorbereitenden Prozesse des
Wollschlagens, Hccbelns, Kämmens und Wollkratzens; die
A.ni:ettcl ung des webebereiten GarnK am Webebaum mit Hilfe
des ScherrahmenEi (ordire], endlich die Untersuchung des fast
fertigen Tuchs und dieÄnsbesserung kleiner schadhafter Stellen
durch riroditori und rimendatori. — Von diesen verdient dio
erste Gruppe von Arbeitern — nach der Zahl der an ihr
Teilnehmenden und der Wichtigkeit ihrer Arbeit für da» Ge-
lingen dea Ganzen — bei weitem die grSsste Beachtung; sie
soll uns iil» Typus jeaea Teils der Arbeiterschaft hier in erster
Linie beschäftigen ').
£s sind Lobnurbeitcr, meist im Tagelohn des einzelnen
Tuchers stehend, die die Prozesse des Reinigons, Auflockerns,
Zerteilens, Klimuieus, Hecheins und ätreichens vomebmen,
durchweg Hünuor, die aus ihren oft ferngelegeneu Wohnungen
jeden Morgen zur Arbeit kommen. Arbeiismaterial und Ar-
') Aeoh in Krefeld und Glberrdd wurden ini 19. Jahrhundert ß«mde
diCMi Yorbi-Teitiing>pro£euc in dcnu-tigvn WcrkiUttcn Torgcnoininen
(Thun, Indusiria am Niederrhein u. n. 0.),
— ttl —
II > 4« [IUI]
Wdb
<•(<. <Mthj ■•!» Kar. VI): *• .'
« «•■ Tacvkan aa An Arfcaitcr
V k n {laaq». la« «w Twwiiai
^ B«ee«eei« D«ean«roac M. Faaifcai I S. 3S1V ßiof^^IT
tbn.l; fotm atmimmen o pife *üi aotaiai: Mallco Tttlasi a. a.
^0. Capr«ai. D TaaMiHo M CE«a^ E.MS: «K IbArt« &
li^i4» palttaalor*, enfo <fa« faM« wpfa i Pctttnatori • Sraniawiwi
aMfam « ifiHia» £ lua; rgL aadi «iaaa Ltbriii«fT«1ng iTOctM
rism T"r*^— obI <tea pittiaalor «t ttioot >a|>n kbocaabb«
|i^ ISSioLlS: 1413».
^ Diar Faklof^ fcattaa ^ «llamwchitJwilwi Fnaktinava ; «mmt
dm liafaiaaiiilini OMsang taJaa wir aecfc factecai wl dsadam laana
IB «mtela (d. k «tkte, die die Tsleila^ da 6aim aaf dia UttdliabM
umdma. »fcr — A «dhaUfJocUBalwuta"'): fcc«ora ad
I Mh (T«rtalaa« dH TanpoMOMB Gkiw atf dia WelMMU# «Hl)!
taten ad madu« alU tinta etc.
•>'?■;
die ihre Lelir- und Dienstzeit in dem Kontoi eines Tuchers
durchmachen, um 8{)ät«r bei der ImaiatrikulRtioo aU artifices
publici der entspreche aden Vorteile teilhaftig zu werden.
Dieser gtreiigen und gut organisierten Ueberwachunfi der
Arbeiter entsprach aun eine ebenso strenge ArbeitsdiantpHii
nnd eine bis ins Detail ausgeführte Arbeitsordnung, wie sie
mir dieser Gruppe von Arbeitern gegeben worden int. Alle
diejenigeo, die im Tageluhn beschäftigt »iud, haben im Winter
mit dem Schlag der Qlocke , die lu diesem Zweck in jedem
der vier Zuntt(|Rartiere aufgehängt war, im Sommer bei Sonnen-
aufgung (!) zur Arl>eit anzutreten, eben^i wie die Lehrlinge,
die im Laden bedienstet waren '). Die« alle« hat in einer ganz
bestimmten Ordnung (certo ordine) zu genchehen, die uns nicht
Düher angegeben wird; tagsGber dürfen sie nur einmal die
Werkstatt verlassen, um ihre Mittags lu ah t zeit einzunehmen, und
mflssen sofort, nachdem das geschehen ist, wieder zur Arbeit
zuriloklcehreu; nur in der stillen Zeit, vom 1. März bie zum
1. August, sind ihnen zwei Puuscn gestattet, um Ü Uhr nach
Florentiner Zeit, d.h. zwischen 7 und 9 Uhr morgens, und um
9 Uhr, d. h. zwitjchen 1 und 3 Uhr DHcbmittags. Wir oeben
also, die Regelung rou .Arbeitszeit und Arbeitsweise erfolgt hier
ganz einseitig und willkClrlich durch den kitpitalis tischen Unter-
nehmer: weder hat sich der Staat hier eingemischt, noch hören
wir von Bestrebungen der Arbeiterschaft — wie es die fran-
zdsischen und deul«chen Gesellen in späterer Zeit tbaten *) —
durch organisierte Bewegungen eine Festlegung der Arbeits*
bediogungen , eine Fixierung der Arbeitszeit , der Rssens-
pausen etc. zu erlangen. Und denselben Stempel der souveränen
Unternehmerwiltkür tragen alle anderen Bestimmungen, die
far diese Arbeiter getroffen sind: die Verfdgung ror allem,
0 Una I c 40—42 (tSlT): vgl. V d 5 ilSSS). VI d 4 (18«!) rtc
Vi>r allem fiel ihnen dann «acli diu Buchung und Eontrolle der aus-
^■^•fantn und wioder eiageli^feflcn ArbeitMtofTe nad Halbiobriltata
(Gani, robg«webt«-8 Tuch etc. Tacb ror und aach der FblMiii{[, rar nad
aaeb der Walke ete.) ru.
*> 0eber derartige UeetrebuDgen in Deutschland re^^lMche tot allna:
SehaoB, 0(selIcn*eriiiinde, ddcI Schfialftok. !^«mle KäBiiife vor
300 Jahren; in Frankreich: Eberstadt, Du frauOsiiehe aeverbaacliL
«• BBB nicht, dass wir Vcrtri<^ Wata^ itrA die «< ihref
■Mb wieder GcmOod aad L^irlioge in Dmii whnwii W«
dtr Arbeitrr im SUckloU beaaUi werde, owdito er ««h ««U
«Mb flfar die Arbeit in der UärterwcrfcaWI cipcb OebiUM
geen fcsteo Loho seiaeneite diag««'^ Deaebes kmui eUer-
Aags kein Zweifel »e'm, dan es »ndi tniter dea gsae&Dtca
Bemfe» TereiBtelte Heimarbeiter gegeben bat: es nod die
etwa« baner geeieUten Elemente dieser Grupp«, die im eigroen
Haue, com Teil wenigstens mit eiaigea eigene* Aibejljiiittehi
Too gerii^m Werte arbeiten. Wo «otdie «eb finden, ist ca
die RegeU daee die Frau ra gleidier Zeit die Weberei betreiU:
w kann kaam Zofall sein. dass. wo io einer Urkunde der Be-
raf des Mannes einer Weberin nns genannt wird, er in den
>) L«u> Vm c 80 : Omii«* et «nguli Uttiton« lu«, <mvfc«a(ialot«i
et pettiiifttores tUtainis, leneaatiir H d«tieaat omni inupor« iiv ad
teB(lcn(ius) inbceDclutD et tecoUiceDdam LftBan «t •■•mcu, <iuuik1o H
ipvtim ad illoni loenin et ncDl Tolum-int eomm liagvtri. — Vgl. auch
Tatrag awtKbea ebem lanaioliu ond einem divcttiaea (Lana XÜ fol- 9;
1407): . . . ditettintM poMiit u eom Donalö UniftM . . . «il liioian-
dam et opmodaiii in opotbeca ipeorau ... et ctiftoi cstm Biwtbcra«
onmU et süigala ntüin «t OfMitina, <)iu>d siiuU« iliMipuU pro il^o-
Umck (aoero caometi. Wir »bon hier &■ oinrm BtHtptel, via tflUiU
«eh dia l;nt«rsclii«de twiMheu Weilutattaitxtteni and L«hr)ingaa wr-
wisohen.
*) s. B. UuM 75 fol. 10 (1879): Johana«* quondotu Uattd . . .
pOMiit u ad atandum coui Hatteo Fransifci tcardanMte pro dicto vi-
aiitaria iraHlwaniti pro mx mnuibu» . . . cum bi« pucti« ttdelieM* quod
JohaanM prernttiB atara et laboTBro det>eut tnto dirto Ivmpota onm
mpradicto Uatteo ubicumque voluerit in dicto uüüitvrlu ot oniM
luGniin per vuni facinnduui tit didi Mntliei. . . . Miith«u« proDiinit ailii
daie dictua arieni «t »olvcre tibi pro ano saJano jira lolg did« teriuino
flor. 6 auri.
— 224 -
meuten FSlIen die Wollkrenipelei oder Küninierei betreibt.
Aber es sclieiiit, als ob die Zonftpoliük sich diesen sporadischen
ErscIiciiituigeD immer in gewissem Binne feindlich und tniss*
traniäcb gegenQhergestellt hätte '), vor aUem aun dem Grunde,
dass die Kontrolle dieser Heimarbeiter nie in gleicher Strenge
diirchgefOhrt werden konnte, wie die der Werkttuttleute.
Und daraiiH erklärt Bich auch die auf den ersten Blick etwM
befremdlicbe Beslimrauiig, Ams ee den kk-iiioren Fabrikanten
— also denen, die nicht über ein grösseren, jederzeit zu
Kimdgängen bereites Aufsichtsperson ai rorftigten — verboten
sein solle, auriserhnlb des Quartiers, in dem ihr Laden sich
befand, die Wolle Kum Schlagen, Krempeln \ind Kittnmen in
Arbeit tu gelwn ').
Wa9 nan das eigentliche Arbcitererh<nis dieser Leate
betriffl, so war der Tagctoliu die Regel; dauernde Kontrakte,
solche, die über die Spanne mehrerer Wochen hinaus reichten'),
sind ebenso selten, wie die Bezahlung nach der Leistung (itu
0 Lnnu. 41 fol. U IIS90}: Rt quod ttiillu» lunifex dieta aitie, qni
ooD ^iiit »ea fieri fsciat quolibet anno 20 panno* lloieDlinoi vn] abinde
•opm . . . p«fnt Ti>l dtbcnt faccr« verghsggiari. butti. pctlüiari, »o&rdu-
■mi, scegli wi tlivvtUri extra convcDtuui . ia quo publice imtat auam
ai>OÜiecaui, in naa iiubUce fuclt urtm Une. — Diu WoIUdilÜffeni {Uoa
od ver^licg^riuiduin odur buldrune« nd batt^ndam) war, nvnigiteni im
14- •laiirfaundert , Oberhaupt uutueilialh tli^r Central Werkstatt Tetboteo
(Laiia I b 44 (ISlTj tind »o fori bis VI c 10 [1861]), wie dean hn aU-
gmoeioen die Disiiplia ttber die Wollscldüner eine beeondcra strenge ge-
«ea«t SU »in tcheint. — Nach Lana 1 e 40 (181'') venaninelo die Kaa-
auln im Februar und im August Jrdcn Jnbr« dio Mitglieder der Zuuft,
Ton jeder Werkatatl wcnigrtftnB einen Meister; unter diesen wird dAua
nbcT nlto Wolttcbltigcr, die der Znafl utitenldira, AbittimTriung ffebalteo :
wer dnbei durch die tneiatcn Stimmen als betHlgeriichtr Arboitor b«-
Kcicfanüt wird, dpr wird auf die .acliwarite Liste' der Zunft geietit.
*J Di« iieidensuuft bat ein ureprüii)(licb nur für die Goldachmiedc.
ein«! ibrer .membra*. galtiKr*« >St4itut üva Inhalt«, diin et allen ihren
(laborastcs «t dtKiipviU* rorboten «ein «olle, ihTeraeiLi wieder Qeasileo
und Arbeiter in halten, bald auf alle ihre Mitgliüder anagoddiBt (SetAl
5 76; 1335).
•) Kia Beispiel: Lana Ti foi. 24 (1379): .'o Giovanni di Vaanaceio
anirao et concordia can Andrea di Jac«pD scardauiere ricl popolo di
Santa Liparata cbol tolii ad anoo. — Vgl. Über diesen Kontnkt
uoton S. 288 Anm. 2.
StBcfclohn^ derm Dorcbflihnii^ bei diesen Tielfsch ioeinander-
gnifeBden, oft an detoselbeo Hstoräl mehnuils in Zwisrlira-
rinmcD atisge{lUirt«D Anfimgipromaeii der Fabrikation natar-
gMDlM Bof groese Sdiviei^viUn Rtie« Die Lobiuahlnng
nfol^e ftllvOicIlentlicIl am Sonnabend, an welrJieni Tag die
IjewOhaliche Arbeitexcit tim ein Dritt«] gekürzt wird *). FoUt
man sich durch diese Bestirnnmof; an g^wise moderne Ter-
hajHii— a erinnert, die in Enffland Wlrklicbkeit geworden, in
Dwotochland bis j^txt Bonalpolitisclie Forderung geblieben sind:
d«ll freien Sonnabend nscli mittag f&r die Erholung der Arbeiter^
so wird man ^fort wicd«T in die mittelalterlicbe Zeit yersetxt,
die in der Gros&iodustriti kaam eine Spur »osialpulitieclicr Ten-
deozea lu uaoderueri Sinn kannte, wenn man hört, dass durch
Ztinftfseeetz streng anbefohlen wird, am Sonnabend nur zwei
Dritteile des stipnlierten Tagelohns zu zahlen '1: die Zeit war
für den Qedanken nicht reif, dass eine LeistaDg einen grosseren
Lohii erhalte, als sie nach dem allgemeiacn Schema der Be-
wertung verdiente — nm der Uen^chen und ihres physischen
und sittUchen Uedeiheos wüten. An den Wochentagen wurde
wenigsteos bis Sonnenuntergang, in manchen Spezial berufen
anch nachts gearbeitet''); Sonntag« dnrfte nnr in den BenifeD
gearbeitet werden, bei denen eine längere tJnterbrechnug der
Arbeit Gefahr für Zerstörung oder Vergeudung von Material
mit sieb gebracht h&tt«; an den höchsten kirchlicheD Feier-
') Anch In Paris vcrdcn im Mittetaltrr die LRden am Srnmabcod
bÜtCT gttcb]om«a als aa aaderea Tagep. — Cctmr di« &rbeitMrdaaag<n
in der aandmcbtii Wefaetei vgl. Pirease, OeKhicfats BelgienB I S. 307.
') Latw 1 h £0 Dnd c 12 <1817) uad «bat>o in den Folgeoden
Statatm.
*) I>aa gelil dur»u« bervor, doM Nacbtailicit in eiDeelaen Borafen
aoadrOcklich VCTbat«n wird, wie i. B. diu Wollsdilagcn (laoa ] b 44
[1817] nnd folKcad« SUluteo). I>«r Orund dufDi' lieHt — wie au» dea
eBiq)t9cfa«ndan Bettimmungen in den St«tul«n uiidner ZOnfte hervor-
geht — nicbt in einer aibeitcr&enndtiobeo rolitik. inDdcm ia itoÜEeiliriiBit
Sorge fllr die Nachtmbt der Bargareohiift. Ein« BestimmuDg von 1S4S
(Laaa 4L Fol. 72) srlaabt die Hacbüabcit fBr LDidroparii und laoivendoli,
sowie darca laboraatea nnd battitora*, Ttmtir tat di« cunciatoret nnd
ardaioiw pftonorum und Ihn fiKtoret und discipuli, eadltoh tir die
iMtor«! nnd Intrioai. filatons uad Ulattioat laatL
Dar<Mi, Stadien ui igt nomthur WbtMlianiswcUcUa. L IS
— 226 —
tm^n endlich, zu denen dann aocb tnne Keihe von nationalen
Festen und der Tag des Schutzpatrons der ZunR. kam, schvrii-g
jeder Lürni der WurksLatt ').
Hat so die Zunft clii>!ter ArWiterktatse gegenQber im all-
gemeinen an deui Prinxip dt^r Nichteinniiscliung festgehalten,
war ferner fUr eine für den Weltmarkt arheitende Industrie,
die in beständiger AMiängigk«^it von weclieelnden Konjunkturen
die Hohe ihrer Produktion oinigormosacn dentielben An/.upa!Uien
genUtigt war, eine gewisse Beweglichkeit de»t Arbeiterpersonsls,
die Mijglichkeit, rasch Teile davon nbzusto^sen und wieder
anzuxiehea, in gewissem Grade notwendig und forderlich, so
galt OB andererseits doch auch wieder, den einzelnen Unter-
nehmer dagegen zu echützeu, daea die Arbeiter ihn nach
«iffcner WillUCir plStzlicli vfrliesien, und ihm die M&glielikcit
uicbt zu vi;rs[>crron, sich iu ruhigen Zeiten, vor allem durch
GewihruDg von Vorscbfiea«» in bar an die Arbeiter, eine»
gewiesen Stumm fester technisch geschulter Kräfte heranzu-
ziehen. Beide TeDden/.en sehen wir in der zitnflleriscbeii
Politik miteinander kämpfen , bis im allgemeinen die letztere
den Sieg behält; nod ea ist nicht ohne luteresse, diese £at-
Wickelung in ihrt-n wichtigsten Phasen tu verfolgen *). Das
erst« Statut vom Jahre 1317 entliiilt in dieser ßesielning I21
zwei ver»cliie(Ieneit Kapiteln einen scheinbaren Widerspruch ;
wurde es durch die eine Bestimmung den VVerkNÜitturbeiteru
(battitores, vergheggiatore« ytc), die irgend einen GeldvoracLius
von ihren Meistern erhalt#o hatten, verboten, diesen zu ver-
lasseo. ehe aic entweder die gezahlt« Summe in bar xtirQck-
') Verboten itt lanam laTare st t«n(]ero (vor ullem wohl, weil dtei
aaf offener Stnu«« vorging), erlaubt dms^vu liiä Arbeit der coDdat«re«,
■flWttatores. niangooKtorei , avviraguntoi'*t unil ninrndttUire« , <i. It. itu
w»«DÜic]icn dor FcrtigFiteilGr. Von den W«rkntattarbeiteni iat niclit dio
B«da,' wie e« acheint, hat man tiucli hierbei alle» der WillhOr des Unter-
nehmer« fibniiuMini.
*) Foelilmann liat (S. 71 tetnet Bacboa) geruds dieun Verhilt
uiwen eine auiftibrlichu. in riclea Bcxiebungro du Richtige Lreffande
KrAtt^ruag nu teil werden la««»D; da er aber hier nur die Statuten n»
1428 benutxl, to ist itim die SntKickeliinfr und Yerfi.Hderunt[ diaier Dinge
nlgangcn , und er irt m nicht lum voLIeri Ver*lilndnia dcTMllien ge-
ll omtnsn.
— 227 -
erstattet oder durch ihre Arbeit abverdient hätten >), so unter-
saf^ eine andere den Tuchern Überhaupt, ihren im Ta^^elohn
beschäfli^tea Arbeitern VorächOsse in bar zu geben '). Ffir
die LüHung dienes WiderBpriicbi-« ergeben sich nun zwei Mög-
lichkeiten: entweder bezichen sich die beiden sich wider-
sprechenden Verordnungen auf Terschiedeue Arbeitergruppen —
die erste etnn auf Arbeiter mit längereiu Arbeitskontrakt, wie
vor allem Gehilfen und Lehrlinge, die andere vor allem auf
Arbeiter im Tagelohn — oder aber, and das ist da» wahr-
scheinlichere, PH 5ind auch hier xwei Bestimmtingen, die aua
Tcrschiedenpn Zeiten stammen, in die Statuten anfgenummen
worden, ohne dass mau bei der Redaktion derselben auf den
iooeren Widempruch iswischen beiden aufmerküain wurde. —
DOrfen wir «her die- KntwickeluugsliitJen, wie sio uns das 14. und
in. Jahrhundert auf diofteui Gebiete aufweisen, nach riiclcwarta
verlängern, so erschoint uns die strengere Bestimmung als die
ältere von beiden: denn wenn auch in Wellenlinien vorwärts-
Rcbreitend , hat doch die Praxis mehr und mehr sich einer
milderen Auffassung jener Fesselung der Arbeiter durch Kredit-
gewährung zugeneigt. — Die Versuchung dazu lag ja nahe
genug : erhielt der kapitahirme, oft von allen Sahsisteiizmitfclo
entblöflflte Arbeiter durch einen vom Unternehmer gewührten
Vorschuss oft für die erate Zeit erst die MSglichkcit »einer
Existenz, «o bot «ich dioscm dadurch Gelegenheit, den Arbeiter
enger und dauernder an sich m fe^eln, ak ea durch einen
einfachen Arbeitskontrakt mOglich war, ohne deshalb sich durch
Verträge von längerer Dauer auch ftlr schlechtere Zeiten die
Hände zu binden''). Die Motive für jenes frßhe Verbot der
'] Lana I c 'i (I8Ij): Quicnnique (actor, diidpulut. bnttitor, priLi>
nator vel alü lakomntc« rrct'pirriiit a sua magistro vol aitcSce jiecuBiMo
aul |>retium. darr ihn nicht verlaMm eto.
*) Lann 1 b 48 0317): Verbot alinii Mefc'itori diurno pretio op&-
ntnti njl aüicai battilori tu) nrcnra v«1 nd (iiMnhttn nut alicm (Uatrici,
texitori rel tvxitrici aat alicui iietiinatori v«3 pettinBlrici aut vergiuigiKi*'
tori ant deiocMlaton dar« mutuum. — Vthtt die VomfcllMe an die
Weber vergleiche im Eiozelnon unten S. '2ij4 (f.
*) Denn bei eineui lästreKo Kontrakt mit den &rbeit«m drohten
bei |)löLiliclii*r Arlii<itc«toclcung d^cn Cntentvhiiiur grOM« Verlait«, da 6r
doB Loha der Arbeiter weiterbeKalilea musitt«. Machte er tlnuegen anr
- 228 —
Vorgchusigew-fthrung liegen nicht klar zu Tage: vielleicht spielt
dabei die BeiwrgoU die grlJsgte Rolle, dass die Tucher allzu
oft der vorgeMhosflenen Sumnien rerlnstig geb«n könnten, viel-
leicht auch die, wie die Folgezeit ergab, richtige Einsicht, dsn
die Möglichkeit solcher dinglich begiüinleten ÄbliÜngigkeit»-
Tärhältnisse den kapitalkräftigsten Voternehmer am meiateo
b«gGiutig(ei] , das« sie der Tendenz zu schneller Kapitalbon-
KCntration, zur Unterdrtlckiing der schwächeren Kräfte Vor*
schuh IvisLüu musstc, die, no fiehr sie in der tiichtungstinie der
damaligen Zeit lag — der treETHche Beobachter Qiov. VilUni
hat sie uns auadröcJtlich bi-xeugl, — so wenig doch von einer
Gesetzgebung direkt begüiutigt werden konnte, die wenigstens
in ihren äusseren Formen noch nicht die zunilmSssige Hege-
luiig im Sinne «ausgleichender Gerechtigkeit" abgestreift hiitle.
AU dann jenes Verbot in der Folgezeit fallen gelassen wurde,
zeigten sich die Folgen dieser Ätifhebung in der angedeuteten
Richtung bei der ersten Gelegenheit, bei der jene Tendenz
durch ein äusseres elementares Ereignis plötzlich in aosser-
ordonUichem Masse verstärkt wurde und die Durchschnitts-
verhmtnisse von Arbeiteangebot ttad ICachfrage gewattaam ver-
schoben wurden '). Ks war wiederum die grosse Pegt von 1348,
die hier ein geradezu radikales Eingreifen der ZunfVbehörden
veranlasste. Unter dem spärlichen Angebot von Arbeitern und
dem dadurch hervorgerufenen rapiden Emporechnellen der
Löhne ') hatten nutilrlicb' am scbnorsten die ärmeren Fabri-
konMitige VcrtH«ro oud gcwILhrte Vortcbflne, >o liattc er di« UOglidi-
keil, entweder, iu giiten ZelteD. dio Aliarbeitui);; derselben iii fordern
und iladurcli «iclt di« Arb«il*knift ilc« bctn>ffi;ndcn Aibdtuts eu >ivh«ra,
oder,, in fii:hl0cbten ZeHeo, di« KUckzablung za vn-Inngen, uiu den Ap
boiter daiio «ofort — cline Koiitraktbruch — enllaaaQn tu kOtmen.
>) Daas die Rücklicht auf diu luuioni«cbe U'ucherverbot dunir dik*»-
gebend gewesen aein konnte. ssbeiDt mir ciac unfautibarc Aonabmc. Dcno
die Vonchttae, die ArbritAm gewährt witrdra, wären wobi durn^weg
tinaloM Darteb«n — wie diea bei der Gmn^fUg^igkt^it der Ueti^Ke nicht
andün mSglicl) war. Auch Verauf^inten wurden nicbt (^nommom; ver-
mochte der Arbeiter nicht zu xahlen — die Betiftge wdxcb naturiiob
j«deraeit küudbar — . «o wurde ihm die Snoim« entweder weiter gestundet
oder er waudcu-t« ins Geflagni«.
*) Vgl, unten S. 340.
— 229 —
kanten zu leiden, da sie die Mittel nicht hpsassen, längere Zeit
die hoben Lshac zu zahlen und durch GetrAhrung voa Geld-
vorschüsscn jederzeit eine genügende Zahl Ton Arbeitern an
»ich zu fcsaclt), dann aber durch die Form, in der die all-
inäbliche Ähsrbeituiig verlangt wurde, auf die Löhne zu drücken.
— So lag die Gefahr jetzt näher als eoast, dass die kleinen
Fabrikauten der KrieiK, die das Gewerbe damals dnrchxt] machen
iiatte, zum Opfer fielen, während die grossen und kapitalkrUf-
tigen, nun vollkommen Herren ilc.i Marktes nnd mancher un-
liebsamen Konkurrenz ledig, neu gestärkt daraus hervorgingen.
Da trniidten sich jene ärmeren Eleintnt« in der Zunft in ihrer
Not petitionierend an die i^unftbehörde: und zum ersten und
Boriel ich sehe einzigeu Mal wurde damals in d«r Florentiner
WollenzunFt der Versuch gemacht, im Stone spüt mitte Ulter*
licher Etoinhandworkerpotitik dem blühenden Ex portge werbe
einen direkten Zwang in der Verwendung seiner Arbeiter auf-
zuerlegen ; am die .Gleichheit* zniscliea den einzelnen Meistern,
die einer wachsenden Differenzierung zu weichen drohte, etniger-
masaen wiederherzustellen, wurde der Befehl erteilt, dtiss jeder
Ui)t«raehmer, der mebt- als vier Personen von jeder einzelnen
Kategorie der Werkatattarbeiter — denn nur nm solche han-
delte es aicb — beschäftigte, von diesen den anderen, die
weniger hätten, so viel ^.n Überlassen hiLite, bis auch diese die
Viencabl erreicht hStten '). Wie lange diese Beatimmungen in
Geltung blieben, wissen wir nicht, da sie formell, soweit ich
sehe, niemals aufgehoben worden sind; aber auch ohne das
dürfen vir wohl ohne weiteres annehmen, dass, sobald normale
Arbeits- und Absatzverhältnisse wieder eingekehrt waren, jene
rntribtive Massregel von selbst fallen gelassen wurde, dass
■) Looa 42 fol. 117 (7. Uftn IS£I): ConaidemntiM IfttncntatiDiin
(üadeu oonanllbn> r»oUa per plurt« iirtJßces dictrt iu1,i» aMerent«« aliquem
ex artlfieibiM dict« Atli« btibor« «t toner« moltOB bAtlitor««, p«tti-
Dktorea et aesrdaiterioi et aliquem nultum habere et habere
pOHO. ... Et TOlontt«. qnod int«r artifi««« pifdictot omnc« «qualitaR
obaervettir . . . proWderunt .... ciaod (lujiibrt luiifex et eUmirei noo
babena 4 b«ttitore« et 4 pettinatorM et 4 MardfcMenoi ponit . . . aocipere
«t rMioere luqus ad dietoin nutnemm de pettioatoribcw, acardasnriü et
l>«ltitoribtu iuptsdictis eta
— 232 —
im alten Sinne »osfieleti, beweisfc die Statuten reilaktion von
1428, in die d»s Gesetz rem 1371 seimm vesentlichea Inhalt
nacli , wenn auch in itark verkürzter Form , anfgenommen
worden tat *) *),
In dem Statut von 1428 findet dann zum erstenmal aueb
eine allgemein gehaltene lyeuregelang der Verhältnisse dieser
Arbeiter statt. Poehimnnn unteriicheidet hier mit Recht drei
Terschiedene Kategorien von Arbeitern: die im Tagelohn be-
fichäftigteu, die auf bestimmte längere Zeit verpSichteten und
die im Accord oder Stficklobn arbeitenden. — Die TogeUlhBer,
die verpSicbtet werden , wenigsteos die angefangene Woche
bei dem Meiitter ausznhalten nnd zwar zu den Lohnsützea, die
tn Anfai^ der Woche bezahlt waren ') ; StOcklÖhner, die ohne
ver«ntur ttoO]Aim ntttoo pecnniia s lau niMgütrw receden iteqoe kd
alÜMf u (jnibaB Rtmititer poenaias mntao aodpiant nltra nauDais pritu
inagistn) debitara et sie mcosanT« de ddo od aliuni {irocedenlei laotfioei
Cludnnt pecDBiu oomin KClpientto qoe ploraraqa« propt«r ipaoreiB im-
piam amittootor proiidvnuit ctc
■) Laaa Vni b9: Noa powit dtMedem etiain qnaatuateiuiqac raUet
— ms^tro imtiBl'iicvn) in pecanta numecata. Haben zw« Bleüter «ömu
Arbeiter Torachuna gegeben, »o bat der Meister Aaq>nicb aof ihai dv
ihn sonst aotentabit hnt.
') VffL unten B. 288. — Rinifc« Beiapide flr die UiaM«Ui<te 0«-
■taltung dictR Verbüllniiwa &u( den .fartüe' der ZaaR. Laaa 99 M. 98
(ISM): Vier Bdtt«! der Zunft boncbten. ee Tetnine et pr»htbniae omai-
boi laniSräbui, qaod dob dent od laboraadum Ifco Tlioaiajü . .. peCd-
Dat«ri . . . um occordct Dinam Nenni cbc. . . . de co quod debmt ab eo
recipece. ~ Ibid. 327 fol. M (1406): Noi Alberto di Zonobi e compaffni
laouoli ci richtamiano di Biagio di Kiccolo c^iuaato Aoelo peltiaa-
Uir« di L iS «.4 i quali ci debb« dar« per daoari allal pmtaü ptr-
ebe Uvoraise coa aot. — ibid. 325 fol. IS (IMC): Jo Km di 8er
IVuieeMO B^rgki boaiolo mi richiiuiio di H«tteo di Khmpwco Matdaa-
äen di 0. 23 a. 7 d. 9 a fior. i qoali wdo per tnto di laglODe dl danari
allni preatati per lavorare oll» nua boUega. Has kiebi aoa ditaen Bei-
apidee, die lich leicht Ukaren Uewra, «rio hoch »di numchinal die Vor*
achOaee {im Verfailtai* naio Ail>eittflQlin) UlicfiiiD, wi« leicht «bec daa
OeMt« onigugea wurde, und wie bfiafig die Tncher den W«c der Kleg«
beacfcretten tBUiten, um «q ikrem Geld zu koaunau.
*) Nnr ww, aaebdem »r «einen Ueiiter Terlnaam. weaigsteiH iwet
Monate lang nicht bei ebem ■ndetvn Uut«mehinfr ia Aibctl tri«, oad
Ton »nnem Meiatar nicht reklamiart wird, tat vor allen Aa^rtch«! da>>
wlben — aoastr aolcbes ctrilmohtlicher Art — aiefatr.
— 233 —
ausdrückliche Ertuubnis des Meist«» oder dca Werkaiiftielierä
(fattore sopra i Ißvoranti) die Arbeit bei dem Meister, bei ilem
de beschäftigt sind, nicht Terlasnen dQrfeo; endlich .positi ad
certnm tertninum*, die im Da iierkon tratet arbeitenden . ror
em Gesellen und Lehrlinge, die unter allen UmstiLnden die
|n|^ ihrer Verpflichtung Q.ber bei ihrem Dienatherrn anshalten
und, wenn aie ihren Kontrakt nicht verlSjif^rern wollen, ihn
rier Monate vor Ablanf kflndij^en uiOsiteii. Ana allen diesen
BestituDiungeii spricht die gleiche Tendenz ivie ans dorn Gte-
setxe von 1371: dem Unternehmer einige Sicherheit ftlr die
Gewinnung eines festen Arbeitert^tamroeü zu gewähren, ohne
ihm dadurch die Uande 'lü binden; dt-na von der entsprechen-
den VerpSicbtiiDg des Unternehmer«, nun auch iieinerseitfl die
Kontrakte nicht vorzeitig zu brechen, ist im Statut nichts
©rwähLt '). So glaubte rann rwischcn Freiheit und Gebunden-
heit die rechte Mitte vom Standpunkt des Untcrnehmerinteresses
auä gefunden zu haben, die den oatUrlichea Lebensbedingungen
der lutluBtrie am besten entnprach; für die Arbeiter allerdings
bedeutete das Gesetz den Endpunkt aller Freiheit, die völlige,
willenlose AoBlieferang an die vom Arbeitgeber gesetzten
Arbeitshedinguagen *).
■> Stretigei noch ging man in der Seideniuall vor. wo ichon nach
dem ent«D Statut (Aitc di 3etu I § 110) dun duäpoli and Uboraat««
direkt reTboten winl, .oft doa Heister zu werliiehi*.
t tianis eiiteDt,Qmlich t«t der icbon oben S. 224 Aam. 8 erwklmta
K«ntiukt, «lenun Doufung nicht ohne SchwierigkeilGti Ut. (IjannTS foL34:
1870.) Jo GioTonni di Vannnccio antnio et cancordia con Audi» di Jaeopo
■eardSMiero d«l popolo di Santa I.ip(;nit(i ohcl toUi ad »nno, ehe del
tenipo cho ilato dob ■! choati nuUu. pro guadagno che uveMc ffttto e laada
alis bottefthu ogai choaa « io Itbero dell' aono che pomt lavont« par
M von qoerto paoto ch« debb« laTorai» nelia bett«»* mia udo anaa, »e
>ikL>w tt larorar« altrove ebagigia in pcoa . . .: imoorft eho di Ibr. 6£
1. 10 che Dii reata di dare clie ogni ieptimaau mene debba scont^re pct
SO s. 9 piü K volewe » <)u«}la pma. — Deute ich die Stelle richtig, «4
haadolt es aich dnbei ara folgenden Vorgang: Ein WoUkntttor hat sfoh
ejoen Vnt«rn«bmeT auf ein Jabr gugon feete« Oehalb verpätGbt«t and —
wie aus der SehhissUftuMl hervorgeht — einen gawiwao VorwhuM em>
pfaogen. Nun wird vor AbtauF dei KontraktB deraelbe durch das Ein-
veralfcndnt* beider Parteien gaftadert; der biehor durnh den Ar>
heiter gemachte Geirinn bleibt der .hottega*. d. b. dem Üaterni-Iiuier;
'_ 284 -
ücbcr die durchschnitÜicbc Höbe dfiS Lohnen dieser Ar-
beiUirkluäfiL- äind wir leider iiiclit iiiit«rricbt«t. £inen Lohn-
Urir der 2nufl für diese Arbeiter, wie er \ins aua vieleo Jabren
z. B. Olr die Ptlrber erballpn ist, bat en nie gegeben. Hau
überliess die Bestiaimung dea Ijobnes n-ie die aller anderen
Seiten des Arbeitsrerbiiltuissoit durchweg dem freien Vertrag
KWLscbcn Tticher und Arbeiter '), und diu Folgen davon zeigen
Hieb in (IrciFacher Richtung: in der sUrkeii Verachiedcnheil
der gezahlten Löhne, die zwischen Miniuium und Maximum
einen unrerhältniainäesig grossen Zwischenraum legte; in der
darchschiiittlicbeii Niedrigkeit derselben: endlich in ihrem be-
sttßdigen Schwanken von Jahr zu Jxbr, oft toii Monat za
Monat, in der Unnicherheit des Verdienstes fllr den Arbeiter,
der häutigen Arbeitslosigkeit mit allen ihren Folgen fßr seine
LebeuühalUing und seine allgemeine wirtEehaftliehe und Boziale
Luge. — Ein WoUkrat'/er (direUinug) gibt im Kataster von
1427 seine durchst^hnittlicbe Tageftoinnahin« auf 2—3 soldi di
piccioli an, was Kuni täglichon Le benannterhalt* einer einzelnen
Person, bei beacbeidenen Bedürfniasen, in der damaligen Zeit
wobl hinreichend sein mochte; ein Wollkämmer (pettinatore)
nennt die weit hühere Summe von 8 soldi aU seinen Tages-
verdienst, was bei Uiglicher Be»chäftigiing. unter Abrechnung
der Sonn- und Feiertage und de» Drittelabzuges um Sonn-
der Arbeiter wird .libero dell* anno', d. h. branoht den R«t dei Jüirea
nicht mehr gi^en fvat« Gslialt detD Uatenifthmer «eine ArtxßskraFl
auuchl>M>lißh tn miattn, BonHern knnii uuf eigone KwbtiDng im StOck>
lebn aocb Arbeit YOn antterrn Unlcmvhnium Hnn^hmiti, bleibt aber troU-
dein an di« .bottega* gefmuHL Lolaton Bertiminuaig «rtdiit neh aua
dem Zottti , daw er noch dncn Heat (tod & 1. 10 a.) Mlnes Voneban««
absuarbeiten babe, durcb monatliche Arb«it fdr wenigaieu SO ■■: bi> tu
diuer Uri^se int alto wine Arbcitakrnft noch dem Unternehmer gebniiHes.
■) Aneb in d« ScJdenxanft nicht, die Im «brigen b«i !hr«n Tuc-
beatiaimuiigen viel weiter KrilT iils die WulIrnKanft, und auch ilie Web«
and W*b«rinnen, Spinnpr und .Spian^rinnn) in »i« pinbeitog (Fonhl>
msuD. WirtKharta|>olilik S. 68: Seta I ro).204). Fflr die äpUtveriaBcn
bat diti Woll«»unft ent in d«r monurclusehen 7.eit tyobntaxm fertgeaetil
(Cantini. Le^ilasiooe dellu ToBOtna IV i<. 380 GT.. VIH 8. 175: rgl.
auch unten S 4 A dieMi Kapiteb). in Piaa dagegeo wird «n NonsaUoba
nir di« TaK^lohnarbfäter fMtg«Mbtt, mitiir d«o Btcbfc benratassagaogaa
werden darf (Bonaini. StntuU III &.08Sff.}.
— 285 —
abencUobo , «incm Jabrea verdienst von etwa 25 — 30 Gnlden
enterprochen babi'ii würde. — Derselbe Kataster aber entbftlt
auf muncher Seite tisiv-ausprucbBloH« Kln^eu ilioMcr Arbeiter
über ihr prt^kiires Dasein, Aau ihuen heute auskiSm tu liehen Ver-
dienst gewälirte und sie morgen brot- und arbeitslos in den
Strassen tmiherziehen lies«, ßemerkiingen, wie wir sie bei
den SelbsteitiBcbüt Klingen des Katasters von 1427 finden: .Ich
bin Wollkratxer — wenn ich einen finde, der mir Arbeit gibt";
oder: ,Mein Lohn beträft (ko und so viel), aber ich arbeite
nur die Hälfle TOni Jahr*, sprechen eine nur allzu deutliche
Sprmche. — ßei den häuli^'en Hnndebkrisen der danmhgen
Zmt, den Kriegen und Hutigergnüten , den Krankheiten und
Epidemien, bei der nltgemmiion Unsicherheit des Daseins var
die chronische Arbeitslosigkeit dieser nur nnf den Erwerb ihrer
lltinile nii^ewtesenert, nur selten durch eine geringe eigene
Habe Über Wasser gehaltenen Arbeiterklasse nicht nur ei» Leiden
für diese BcvölkernngsBC hiebt, sondern sie bedeutet» auch eine
beständig« Gefahr fflr die Kohe der Stadt. Die städtische, roa
den Intercaflen der GroBgindustric am meisten in kritischen,
kriegerischen Zeiten diktierte innere Politik ttoIUo allcrdingfl
dessen nicht Wort hüben: aie «uh darin — und die Berichte
eines Matteo ViUani und Gino Capponi sind uns ein deuthcher
Iteweis fQr die Verbreitung derartiger Ansichten in den gebildeten
und führenden gro^skanFniännisrlien Kreisen der Stadt — nur
daa unruh- und pkandalsüclitige Wesen eines yerkomraenen,
arbeitsscheuen OexindeU, das, wie es gewaltsam und in Waffen
uullrat, uuch mit der GewiJt der Wufien unterdrQckt werden
niUsste, — Und so viel ii*t allerdings wahr, dass von allen
Schichten der Florentiner Arbeiterschaft, die durch revolutio-
ntres Vorgeben eine Besserung ihrer Lage herbeizuftlbren
Buchten, diese Gruppe diejenige gewesen ist, die am wenig-
sten »knipethaft in der Wahl ihrer Mittel war, der Instinkte,
Hunger und leidenRclmftliehe VerKweiflung, endlich daa Be-
wusstaein, nicht» verlieren und alles gewinnen ku können, jede
Waffe in die Hand drückten, die sie der Augenblick erreichen
liew. Daher hiiflet ollon jenen Versuchen der Charakter eine«
spontanen tumultuarischen üerrorbrecbcns onter der Gunst
des Augenblicks un, daher finden sich fast nirgends Spuren
- 23ii —
eines pIu)mäBsi|j;eD , woh [vorbereitete u VorKebene, das dann
auch im Brfolg seine Greuzen kannte niid i<icb seiner Ziele
bewusst blieb, wie wir dies in den Jahren 13i2 und wieder
1378—1380') bei den höheren Schichten der Arbeiterschaft,
vor altem bei den Färbern und den ihnen nshestehendei] Benifs-
k]ai»(vn bewundern können. — Nur dem or^nisatorischen Talent
und der Trillenssturkeu Energie eines aus ihren eigenen Reihen
hervorgcgsugeneu. sie geistig Obermgeiidcn Führer«, dem sie
blind vertrnnten, ist es vorübergehend gelungen, diese uudiezipli-
nierten Haufen mit einigem Geiste und bestimmtem Wollen
zn erfflllen; aber auch er ist nach kurzer Zeit dem blinden
Drauf losstürmen, der iingexägelten, bergestürmenden Leiden-
Bchaft dieser inSnia pteba nicht mehr Herr geworden*). Und
wenn es beisst, dass ochon 1342 ihnen eine Organisation vom
Herzog von Athen gegeben worden sei, m ist es doch Überaus
bezeichnend, das« es sich hierum einen kur|>orativenZu8nuimon-
achlnss gan« anderer Art gchnndelt haben mnss, als die ttbrigen
Florentiner , Zünfte* ihn zeigen: denn an ihrer Spitze stand
'} Vxl. darüber unten USA dieoes Kap. Im ZuButuuienliaux buUgd die
revoluUorftrer BeslrebtiitgeB der Arbeiter gcwchüdürt werden uiit«D Kiip. VI].
') Die Uäiupfe de« Floreiitina-r ProletariatH, vor i]eiii Aufstund der
(^empi im Jithrn 1978, hnbnn in jQiit^iitnr 7.fH »mf Dantolliitig gnfanden
darcb ItodoUco, II popolo miDuto (Note di Slorin Fioreaiinn. 1M3
bw l'-il^). Pa* UntArnftHnira, im ZuniLnitncnhanK äiieh nur die Huaxereu
Schickial« divser Über Gebttbr vemochllLMigteu UevOlkerunKsccbicbt du-
luvtellen, war frewipt danVeuwert, and Rodoliooi kleine* Bu«h hat
uDi brM)nd«TS Aber dio kleinon Arbmterpubche in den vieniger Jatiren
oioo — dorcb Benoteung den reichen Matf riol« des Florentiner Ferganeu-
Aroliin — wertvoll« Bereidieruiiy iimtfrir Ki>nntnii!M> gebracht, die wir
ftUerding« b«Mcr aooli aus drn wörtlich mitgototltcD Urkunden nlbit als
aof dem Text acbOpren kennen. Denn dieser UUat nicht aar jedi» vertiefte
GindrinKcu in den SUiß, aondero »ocb dir nStige I'itlcmturkcDntoit ver-
tninsrn, und vonli^nt nicbpr nicht die fast OborMhwcnßUchen Lobsprflche.
die ihm io italieuiflchen Zeitechrinen ta IaII tt^^'orden «Ind. Was in
dtntaeber Sprache gMohrinbon int, aeheint ffir ihn nicht «u CTiaUeren. und
to sind ihm die Aoifttkrottgen PoehlmaDDi. wie auch mein« hierher
gehörigen KrSrtenuigen in meinen .Florentiner ZOnften* vOUig ostgangen;
wi9 FT denn auch die von mir schi>n mitg«teilte Urkunde vom 12. Oktober
IS&O , die di« auf U redvaiert« Zahl der ZOnft« wieder anf 21 bringt,
S. 170 noch einmal abdruckt, aatOrlioh olme des frubercn Dmckei au
gcdeukcD.
— 237 -
ein TOOi Herzog! eiagesetxter OfHzial an Stoll« selbatgfliräbllür
Koiuuln; nnd was ihnen beirillifft wird, «nd nicht Organ« der
Belbrtrerwaltunf;, durch die sie ihr« Ökonom ischün InUMrMsvD
zur Geltaug briogea konnten, Baadern ein ,Hami»;h* (parnao^
fQr jeden und dit< Fahne mit dem 'AekUen üea LumniaM. K«
var eine Waffen brtldordchafl, xestifWt in oinor ^it ri>volitUo-
Barer Tyrannis zu Kampf und fern tal-gew*ll«i ine ni Druiifliw-
gpbon, nicht zu friedlichem Ringen um die Bedinf^niKon beMoreii
Daseins; nod dies wird am bertea durch die Kreif^niitii« in
>B&cb8teo Jahre nach dem Sturz dea Hcnog» büwir»». [)«r
unerträgliche Steuerdruck, di« racksichtKlos« Witlkdr den
Uttchtigun und seiner Clique halten es Euweg« gebracht, iam
Aach di« antentv proU-LsriscIie Schicht de» Volkm xulotxt den
Herzog, der sich wUhrcnd seines kurxeii Hi-i^inient« hai)|)(nlt<:h-
licb auf sie gestutzt halte, im Stiche li^sii, sich dor auf*
Tflbrenschen Bewegung des höheren und uiitlluriMi BQrf(tri4lUlB
UMchloss und mit ihr den Sieg erfocht; »n den Frdchten iln-
sclben aber, die selbst die .Griindi* TorUbvrgohond iiiitH«*iiniM4irt,
hatte man ihnen keinen Teil gegeben ') Waren liv, ilidik dni
*) Radöllco 8. S8 ff., in nclir brnitxT. ül>i>r inlinllliiili iirnnK l>«i>
■telluDp. getifltxt anf Qiov. Vlllnni, Croaiiw XXII i-. U, imtl Uiir-
chieane di Cop|)o St«fani (Ddim dmli Knillti Tomuil XIII n.tW,
87, 45, M), endlich eine kurae Neu» dflr H|).i((ll Hlrotsknl, Mm t.»»
Bodolico gfl&iueetto Zweifel. oIxIIm« .•caidiiMKin* MMtfU'olor »Un liMU
Ton Utneg von Alben Ix-williffleo PAtWntinfl wnit'ii, nili^liifl «Ixli i»ii
«ribst dadurch. ditH die Beruf«, dif *l(ih mi lÜMur •itMiiiitH'tinililiitMti,
deallicb genanal vetdn: ilie KMnxe Klufl. dU dl« tlfffttii voti lUr litlnhtIvH
Schicht der Florcotioer Arbcito™eh»fl »«h»id#«, llfMl #wl»ilt(m .hiilttil'
und .MArduriari*.
•> Hauen rie 1842 ein« Art .Ziiitfl' wln illti l'Htlifi «iliitlt..»!. »,i
«Aren äutoa aller WahrtelnjInlicMirll lui''!), wl« ill«im, nwU iiauli tfiit«i'
drlkekuag di-neU>«ii eimKa '/.tiRmlAiiilniMu )*o|ltli«liffr Arl< tun tli» Willliii-
sann e«wUirt worden {vfl. mnina Plorimhnat /tlitn» M 711 If, iihiI iiiiIhii
g 5A liitfuQt Kapital*. - lloiloliio U iIIm inlH<iiiMiitil|, N» *\m
waren dio Fonnen iltrw .VitreinlK«'*«' «> iia«i»t|ti»»illtM. «Ihm iii»n «iin>
.Dolwdrtlekung" iJitrw»lUji )r«r nirlit fUr ii&Uir likll; mcli niw.."« iM.t
sie kaum in die KMcbm«iiii((. iNw« *^ gi'wM«i.r liintour /iiiai*>itiviiliitii||
nofa erkalten haben mnm. >si|[»ii di« KrulffniiiM dtMCiuuipUtuMiuiil« (I1I7MI,
ror allem die Tb&bacb«:. da» dumiiU dl« IU4tf ^oiii lli>no|c voa Alliau
tvfliebene Pahn« wieder hervor|{i<ltoU wurda
— 288 —
Druckes, den dag herzogliche EUgime vor atletn auf das Ii{]h«re
Btirg^rtuni ausgetlbt hatte, .Herren ihrer Löhne nach eigener
Willkar* gewesen, wie Vilhini sagt, no trat j^txt — mit dem Sieg
iM BUrgertaniR — die alle Ordnung wieder in Kraft: g^gen
diese nun stürmten sie an, mit Hilf« jener vom Herzog ge-
wlthrten rohen militari lichen Organisation, die ihnen stiin ersten-
mal das Gefühl sozialer Zusammengehörigkeit, die erste Spar
eines Kia&eeubewaeatseins gegeben hatte. Daher ertdnen bald
wieder die Rufe nach Arbeit und Brot durch die engen Gassen
der Arbeiterviertel von Florenz: schlechte Zeiten, Brotteuerimg
und ArbeitHmangel Uessen den glimmenden Zündstoff immer
auf» neue zu heilen Flammvn aufiichUgen; adelige Abenteurer
ffuchteo die Arbeiter zu ihruu Zwecken auszubeuten: so lä4ä
jener Andrea Strozxi, der die Tyranuis des Herzig» zu erneuern
gedachte, da» Volk durch da» beliebte Mittel aller Tvraunea,
bei Teuerung dss Brot billig zu verkanfen. sich wilhg gemacht
hatte, und am 13. September 1<}4<'} hingerichtet wurde'). Und
nun folgten ähnliche Arb«it«rputM:h« in knrxem Abstände;
Hchon S Tape nach Strozzls Tod einer in Vi» dei Serri, an
dem 1300 Arbeiter beteiligt geweneu sein «ollen '); wenige Tage
darauf — nachdem reaktionäre Gesetze der Wollenzunft and
des Staates da^ strenge Versa ni ml ungs verbot für alte der Zunft
a Unterworfenen * wieder hergestellt und gegen früher noch
verschärft hatten — ein Aufruhr unter der ArbeiterkUentel
der Albizzi: dann vor allem am 24. Mai 1845 ercrtliche Tu-
multe, die nach der Gefangensetzung des Anstifters Cinto Baudini
einen gefahrlichen Charakter anzunehmen drohten: der Proze»
gegen Ciuto, dessen Protokoll erhalt«n hl, zeigt uns deutlich,
das« es sieb dieämid darum handelte, eine Brüderschaft unter
Wollkämmern, Wollkratiern und anderen Arbeitern der Wollen-
zunft, mit Konsuln und politischen Rechten, su formieren "),
und Lohnerhöhung war nach Marcliionne di (ktppo da« eigeot-
*) Oiov. Villftni. CiODtca XH c lä. (RodoJico S. 46 ff.)
'i Mirchionne di Coppo StepbaDt Doch Vin cap. &«3. (De-
Uli« <l«gli Enditi Xill 8.89-)
') .Ciuto aTe%-u deliberato inaleine a moltmiiBi oltri, ■edotti daUe
•ue par«le, di r^nanr in maigior noinFro ponibile tina h»tallaaa tn gii
KOrdOMitri e pelUnxtori e gii altri operai dell' Arte della l.uia. « di
— 239 -
liebe Ziel der ^anisen Bewegung ')- Mit diesen UnruheD, die
durch die sÜgeiueiiie Qkonoiuüicbe DepreevioD tu der Stadt
nicht zum wenigaUn her vorg »rufen wurden. — fallt docb in
j0ae Zeit das grosiäe Million cntallisaemont der Peruxzt und
Bftrdi — war der Höhepunkt der Arbeiterunruhen jener Jahre
überschritten; was noch folgte, varea kleinere Krawalle ohne
erbebliche Bedeutung-): schon begnnnen die Wellen, die die
Tyranui» dea Herzog» im inneren politischen Leben der Stadt
errf>gt batte, langsam zu vertlachen, als die furchtbare Kata-
strophe der grossen Pest neue und wenn auch äosserlich
weniger gewalleam auftretondv , dennoch fUr das ökonomische
Leben der Stadt noch bedeutsamere Bewegungen herrorricf •).
Gerade unter dem niederen Volke, in den engbevölkerten,
schmutzigen Quartieren bei der Piazza dei Servi und io
Camaldoli hatte die Krankheit furchtbare Heerschau gebalten:
das aufgespeicherte Kapital lag lirach und der Mangel an
nointnare ^uindi della Duora corporasione coneoli e Ca.pitudJni. A lal
UHU egli nTc^ii in i'ii'i luoifhi e di«enc volt« adunato oiohiMimt. per rita
e per fain& |ie»9iiitii, ed nvevH in tale nijiiiiansft propovitOi obe ognoiio
contrihuiMc con cerla quantiUt di di-naro, iirKncbfi cotj poteaiero.piii fortfl*
ment« re«i>tere a tutto.* (Rodolico S. tfOf.)
>) Det itcgii Kriiditi XIII 8.89.
») Vfft. QlcT diüK Rodolico S. 62 f.
*) Bodolico biit es leider «'enHuint. die Folgen dnr Tojit für die
iMgt den apopolo tnimito' in lloriniB im Znsiininicabsiig dtumuU't^tin ; vr
faast Btatt deuen die Jahre I34.S— 13&fi anaammen nnd teilt iDB«rbaili
denelben nadi s&chlichen Geeichtvpunkten ein. lrifolKeJe*>L>n tntl die
^DM bedeatcame Lohnbewei^af der Juhro IS-lg—lS-^O aingends in da«
recbte tiicIiL — Iiidciii er daiiD eise Aniilyie de«- Statuten von 1355
tmUrnimmt , dab«i dlipr «a (lbersi«bt, data di« oiaMloea BMtimmiiiigan
derwlbcii sehr veracltiedeaen Zeiten enUtainmen, »«iiu er diu Wiilec^
■pTüclie, die ticli dort in Mnigc Dadco, aar diir«b nafundicfto Kombina-
tion«n sa ICtapn. «OJirend in Wirklicfakelt die cinfatlie LO^ud^ darin
liogt, dan auf eine Zdt. in der di.T Bimdwcrkurrtand. durcli die arii
minori vertretm, Obi^rwitwor b«komini?n hiilte und «ine Reihe volkHfround-
licber Gesettfl durchsBttte, mit BeiHnn der ninfiiffer Jabre eine Zmi
ementer gmmbQr^i-rUcher Reaktion fol^e, die dicte Geavtto tum Teil
aatdHtckltch aufhob . zam Teil aber itlllK^wet^od durch den ErlsM
eatf;e):;<mBtehender Vei'ordttuiijten annullierte. — Trotzdem liad — wio
dies liAu% KCMrhnh — iittirh nicht ntchr in tjleltung befiadlichc GoMtW!
ia die ätalot^nrednklion BiirKenoiniii«n «ordea.
II«-"..* -r.rii'--.j-*: -:.':. :r^ t-^.. r.i.. :- l.'. :. v..— c~ • — ^ - -=-.
>.rv-.,.;:j 'i'^'r-f-- '■-■' '^äj:?' * '1 -L'. ' :!: TAT'.''-';. ;:- : -;i .j n
i/i/-.. j.-'-..i.;..;^r; .' '•■..-r. :i-r, :-:' t_1,:~-:: ::--. _: : t ^ .. :-;i
•jr.j'T '-'»ir.iii -'.r-if-'i— tf-'^>'; - -'--" ■ :.ir l.: ;: „- . .^rr
-iWii-r».". nr— f.n-r.fi'*-. -. -v -..-...^i.- -- "L- i'",^ :rr",.; .r-ü.
tiir n '.j.t.-.iT^z^'i U-^ • ."l* — .r.i -i -i:--- - *-:-„-: „-ii.-.iz^-
iiui t.'"'.-:.-- -:i--i:----:i --.rj -;•■:. .■:r.--'r^ • i- ■_ :; ~_.--i ■; * :
v.:\T i. <,•'- ■!.■-■.- tüiiui..- [^ .'.'.■ i-r —'.-..:• : :." :.- .z_:?—
»«'■.*<t.^ • .'"i 7 icirr"! i.i'i ; L*"»-': "r^"— '"*-; '.:".: .-r-:- . - -r-
*^•^■.'•r^. -.^ i.-"i»'..f. \--.\ %...: -T^-", '-■-r ■..■■.T;r^* ;t' :"._"
ij»- » »1 nf.ir.^j' ;.f»r*; ". '.r.'r *'•-■; T'''i;i:r.r**r. i-.-s ±.r:-r.r--L'- l..~
A«^n* '' >r<nmrt cir r^-^-^rr:! .'.:*»r _i;Z^ :.■::" zr-ziAx-iT :.
xsuttffi n:\\tr:'.i-.".. '••' tili'.:". ti<" ÄT"."-^ ..[".i'.v^;';i ■.1t"j^'1 i»^- i i.:."?-
.,*.i:t n '.V ''. .> .'."5--.. — :{-lf^ ...■.■-:'i-~r.-s L.:-; ■ä.-^t
-ijM'JOii -^ ^..f.--*.--^ [1 ',.-^ .1.;^ -• ;;.-■'-'. -■:.;— raa:i= .- --.-"-—
A.""-^^ w i-i -. i'-»: »^ «*■'■' '""i* ■-■•^ .n»-!!-' '>; •.'^•■.- ;r^iii=UH; -:~~-^-
■.*m .«tav;!» •« .n-,1« 'f. ■.-.•T^jtii^ ". ■.■■.'1 ".-T i:'. :;''-■;• t i:.;^.-*^.^ ..:- ■
i."^ ,u.i >^"«if l.rtf^ A.j iwÄf-TT '-; -f. . :•:■: :.in;;i-i icn =-^.-
»(K^.i.i.-r m- »r-»i.i .>n i..^ f.-.Hr-ii-.i '-r.« .'. ■.'r-i(.iÄi-r--in=j:jK c ri.-
««miMu^.!. art -«i'^,-... ',nf/.-w '^Tir,,?-« v.ni^r.-.r-^. :ai.-ut:ii-^ 1. 1. it
'.^r»■'^^^r.A.^ .&■: v^,^.^^ k..-.-::<r :.-^ - a^a i^rre^ 31 --npauff "^sr;-
**;;* .^. -rt^ - •'•■■ -■■'•■ X.-.'.:-v..''..r. -r^^-yk-JL-iizi. M l«"« j-'^j'ie
j,ft. * «^ ».,• .Lfttir .-*l«i?A, 1 *^ ,r :^ ^.-inaiaiiniir. t-J* 3*^-^ --
,.»f^.'*t.r^'- '-ti ,'*-«r*« ^. -.^.-..■,-...' irAOM- — i^i n-.^J :w -•*
— 241 —
1378 sie wieder zu den Waffen rief ond sie zum ersten- und
einzigenmal, wenn such nur anf die kurze Spantie eines Mouu.tä,
zu Mitarbeitern an der Leltnng des Staatswesens erhob. —
Im grösseren Zu«animenliiing Hllgenieiner (Jeschichte wird nns
dieser Aiifittaad und »ein OharakWr noch i^püter des (ienaiier«D
zu beschäfligen haben: die Thn.tj)aci]e, das» man die ganze
Bewegung, die weit« Kreise dor Bevölkerung alliuiüilich in ibren
Strudel riss, als den Aufstand der .Cioinpi* bezeiclnet, d.h. eben
jener von uns geschilderten niedereten Elemente der WoUen-
zanft '), zeigt am besten, wie sehr Ihr Auftreten der ganzen
Episode den Stempel gegeben hat. flewiss hat man mit Recht
betont, äass die Anfänge jene» AufRlands rein politiücber Natur
gewesen sind, dasa es sich zunächst nur um eine kleinbQrger-
liehe Bewegung gegen die korrupt reaktionäre Kegierung der
Weifensekte (parte Guella) handelte; aber nachdem einmal in
den Zwist der I'arteien das induatrielle Proletariat hinein-
gezogen war, ist es mit ganzer Wucht in den Kampf um seine
materiellen Intere.-^Mcn eingetreten. Damals zuernt nahmen ihre
vagen Forderungen bestimmt« Qeatalt an. wie sie uns in der
.Petition der Ciompi' vom Juti 1378 erbalten sind; and ihre
kurze politische Herrscbart — vom '21. Juli bis zum 1. Sep-
'} Ua« .Diario dello Stguittinatore* (ed. Coraxxini S. S2) gibt all
Uitglic^iltf dimc«)' Zuiil'T AI) : vinucliiino chn ci Ktara all' nrt« dAlla Iftna, cioi
'fiftttori, lanini. isUrniniuoli. ({urKo' clicandoMi) a la tüita. oa tiratoio o a
t«)aii>., rircditori, üccglitori, dirnttini, i^camatini, vergheggiatori . iittf
daMieri. pottinabori e apeni'chini , e tcadtori. d. )i. mit Aumahme der
Weber, die aber er^t ganit am Cnde der U«l« ertcbeinen und nach Quh
■Ddvrvn Hflrichtftn kinnir tieMuderc Rollo bei drui Anfitand ipielten, alle*
Arbeiter und AotCMtdlte dei- ZeDtralwcrkiil&U«!]. Kin Spolt^edicbt jener
Tage (im Diario CompHgnnDO. ed. Corassini S. 128) entbllll die Worte:
Di quetla luiautaKlia. iscardaatieri
Petlinatori ancor. lo kcaiiiuUno
Vi-rgbegtfintori, o giout« cLc naquo icri.
Am ileutliehst«!! ist eine Lfittmu aol tumulto de* Ciompi (D«l. dcgli
Eruditi XVII B. 163) : . . . tutia KUntn >ott«i>oat» all' Arto di-lla haaa. cd ad
altr« Arti (d. b. Calimalu und SeU) ehe «tanno a giornat«; Qino
Capponi (Tumullo dei Ciompi S. '240] nennt: Pettinatori, «cardaMieri.
verglioggiatori cd oHri Honilioni di laaä. Bio «cardaaaiere (ibid. 3.847)
irird l'nde Juli tum gonfaloniere detia Kiuiüxia eniannt. ein HcardaMier»
iiad ein p«Uioatoro atnd Priortn; von Webern i>t niclit die Bedü.
Daran, Stndl»ii aas Jcr FloiMkUnu Wljt((tiAfla|aielik]iu. L 10
— 243 -
bember — balieii sie init aller Euergi'e dazu ausgenutzt, ihre
allgemeine LebeoBhnltung. ihre Stellupg gegenQber den Üuter-
nehnieru xu beben , die Fesseln d«r strengen ÄrbeiUdiKzipÜn
ab2UäLreifon , die Aufbebiing deü ihnen besonders verhassten
Amts des Exekutivheamten der Zunft (nfficinle fnrestiere) diirch-
xusetzen und durch eine gerechtere Steuergesetxgebang den
furchtbaren materiellen Druck üu erleichtern, der auf ihnen
lastete; sie heben die Mähl«teiier auf, eriniLiHigen den Salz-
preis und befehlen den Tucbern, jeden Monat 2000 Stück Tuch
zu fabrizieren ; sie verteilen endlich an alle niederen Hand-
werker und Arbeiter einen Scheffel Getreide pro Kopf*). Es
kann kein Zweifel «ein, dass die Zunft der Ciompi — die dritte
der im Juli 1378 uetigegründeten ZUnfte, die vienindEnanzigate
in der gaiiiceii Reihe ^ — au ilireiu bei weitem gröastun Teile au
den Tagelohnarbeitern der Zentmlwerkstatt, den Kcurdaasiertil
pettinätori and roi^heggiatori, den battilaoi nnd direttini be-
stand; diws sie es waren, welche in immer radilcalerem Vor-
dringen sich bald TOD ihren Kampfgenoüsen trennten, gegen
ihren eigenen Führer Michelc di Lande Front machten, in
Santa Mari» Xorella eine eigene Proletariet^emeinde unter
Führung einea adeligen Äbenteurerü bildeten und von der
wieder -lum Bewusstsein ihrer Kraft geküuimeuen bUrgerlictea
Bevölkerung mit Hilfe der .höheren Arbeiter* in zweitRgigein
Strassen kämpfe endlich niedergeworfen nnd 7nm grossen Teil
ans der Stadt verbannt wurden: weil sie an Organisation, an
Unterordnung de» Kinzelneti unter den Willen der Gesamtheit,
an Selbstbeschrän kling und feste Pläne nicht gewöhnt waren,]
masste ihr anfange siegreiches Vnt«TQehnien das schnelle End«i
finden, das ihm 7m teil wurde. Die Kraft dieser untersten
Schicht des industriellen Proletariats war damit ToUkommen
gebrochen, wenn auch die £rreguug des Sommers ron 1378
in den nächsten Jalireu noch in einer Ueihe von leicht nnter-
drlickten Verancben der verbannten Ciompi nachsittert, Un-
ruhen in der Hauptstadt zu erregen nnd während ders«lbeii
zurQckznkehren '). — Im 15, Juhrhandcrt ist die absolute
•] Falletti-Foaiati. ü tunalt« «lei Ciompi 8,230.
1 Vgl. Afa r.weit«n Band dieMr Arbeit
— 243 —
Herrschaft <Ier Unternfliiner, nachdem sie iJnrch die groaae
Statntenredaktion von 141ö noch einmal in der denkbar schärf-
sten Form ausgesprochen war, nie mehr in Frage geütellt
worden. Unter keinerlei Formen noMteii sich die Arbeiter der
Wollenzunft., vor allem ohne Erlaubnis der Konsuln zusamnien-
Snden ilUrten, auch nicht xu frommen oder geselligen Zwecken *).
Folgt man ullerdinge der populilren Tradition, die «ich
durch allon Wecbsot der Zeiten bis in unsere TRg» hintlber-
gerettet hat, so Imttcn gerade die rerolntionilren Tage des
Jahres 1378 den Qrnnd xn einer Inittittition gelegt, die noch
heute von den B er nfsnacb kommen jener Kevolutionskämpfer
mit «ioer Art feierlicher Ehrfurcht aufrechterhalten wird. Da-
nach soll kein geringerer ala Michele di Lando*), der uner*
Bchrockene Vorkämpfer des industriellen Proletariats, auch der
Grdnder einer frommen Bruderschafb gencioo sein, die sich
die Untersttitxung armer Qenoseen nur Aufgabe machte, ein
kleines Hospital mit «echs Betten bei Santa Maria degli Ängioli
in der Vin dtl Cainpuccio erwarb und bei Gelegenheit der
dreimal im Jabr staltßiideiideu Versamnilnngen feierliclie Um'
Züge hielt. Nach dem ällealen uns erhaltenen Sta.tut von 148fl
— das Archiv der Bruderschaft soll angeblich zo Anfang des
19. Jahrhunderts verbrannt »ein — sollen lu ihr nur Gesellen
(garzoni e grembiuli) gehören, die, sobald sie selbständige
') Statuta Communis von 1415 (Bd. 1 8.269}: Qiiecamqu« peraonae
eii<itiit«f in lUiqua artecivitatii BoT«Dti«, maxime in arto Inne, qua«
aasa« faerial le corgn>gar« in nliquo loco inb ipei'iRBlicuiua conKrt^-ftatiODis,
fraleniitatii t«1 alierius r«liKioiiia. Tel velfttnento fucvnim rt\ oblationis
eawa, tsI conitilationeH «( >lntu(a feceriBt. «iiie «pecinli Ilcentia connulnm
ülins atiie, cai snbcuest, do qun. npparcrc dcbcat publicum iiutraDicalain,
*«1 allqaem aupra ae poBuerint clericam vel laicum. <iut linbaerint tarn-
quam rtctorcm vcl iwlmiiiinlriitorein. sive capiltuit;uiii, Hin; ^u)jt;riiator«jn
vdI alio qnocntnque pravlattonis nominu, d« quo uUimo «reili il«beat r*-
lationi connilum illiun atti». cui «ubesBent, vel vetilluin Iiiibueiiiit, vrl
detuleriiit, aar euh tohIIa ■« con^^av^rint , Rine ipMiali lic«nUa com-
munis flcir«ntie, (KiDiatur etc.
*) So aach Pa,«B«rini, Sl«ria degU ttabilimenti di benificcoia
8.108. Einige Anfiätxe ober di« sodotA. dei bnttilani in der .Ririita
indopcdente* Ton 1873 Nr. ii — 5S «ind zwar in der Ploccnttocr Bibli«-
tkeca naxiüiialp — laut Katalog — rorhande», aber niclit mehr aufiu*
linileo.
— 244 -
MeUter (capi di bottega) werden, aus der GenosKenscbaft aus-
tieteo mlsssn. ßbrn diese letzte, dein demokratiscben Edi-
ptinden schmeichelnde Bestimniiing hnt der Genosseiisrhaff, ini
Verein mit dem herCllimten XiLiiien ihres angeblichen Gründers,
ihre greaae Popularität verschafTt, und üd kommt en, daaa heute
noch am 1.^. Au((ust jeden JiUireif in dem alten Veraammlu Um-
baus der Bruderscbnft in Via delle mote zwei Bilder dea fabel-
haften Stifters unter allgemeiner TeUiiiibrae des niedereo Volkes
suv Schau goetellt werden. — Id Wirklichkeit ist von Corazzini')
mit Recht damuf hiiiu^-'wicseD wurden, date der uii^cbliche
Braud des Brud erschuf l«arcbiv8 xu Anfang des 19. Jiihibtindertä
in den Bereich der Fabel 2U verweinea, da^ iu Wirklichkeit
die Gründung erst im Jahre 1488 zu frommen Zwecken
erfolgt ist — allerdin^ wohl in ttp&ter Erinnerung an die
.grosae Zeit' des Jahres 1378, da der Tag der Grtlndiing
(25. JnU) damaU den grossen Sieg der Ciompi gebracht
hatte*). —
Wie sclicm erwähnt, waren alte diene Werkstaitarheiter
der Aufsicht von Werkinspektoren unt«r8te11t, deren ThÜtig-
keit auch noch vielfach für andere Dienste — vor allem Boten-
und Xoiitrull^ünge — in Anspruch genommen wurde. Keben
dieBeo aber finden wir in wachacnder Zahl, vor allem seit
dem Beginne der zweiten Balftc des 14. Jahrhunderts, eine
rindere Klasse von Mittelspersonen in der Werbstatt der Tuch-
macher thatig, deren eigentumliche Entwickelung von der
Selbständigkeit zur Abhängigkeit uus an anderer Stelle bereits
beschäftigt hat, deren Funktionen im Produktionsprozess eret
hier aber im Zusammenhang geschildert werden können. Ur-
*] Miclii^le <li Lande S. LIU Antn. I, wo der betrefleade Pomvi
der Grtlndnngturlniacle abgedruckt int.
*) Ti'te BwlimiDung. dam nur (ietellm toilnebnieii dOrfen und .capi
di bottega* A\i>ge«c)ilo8««n werden, hat ftir .aoardaMieri e pettiuttori*,
d. h. WerkaUtlarbeiler, keinen rechtes Sinn, da diem Jft ta der Re^l
keine eigene Wciksl&tte bennsB. — Ich luCcbtc dalier un ein Hiwver-
■tilndnii FaiHorini* fflaoben and den wahren Sinn d&hin dcutmi. dun
Bu der Brudencliafl nur .ArbcitLT* im iiigvrvn Sinn« dea Wort««, d. h.
Tagflobnubeiter f^hOren durften, und ulle, die. obwoM auch ArWJter,
sagleidi liadenbeeilscr waien, wie et»u TKrber oder PortlgiUdler, davon
BLMgeachl<)iu!i>n mtt aollt4D.
— 245 —
sprtiDglich Händler mit eigener UatüracbaiUDff, die Auf eigene
Kechuung H<»l)wüUc zum Kctteiigaru vemrbeiten lassen oder
geecUagenc uud geküiumte Wolle kaufen, um sie diuiD aufs
Land zum VeTspinoen zu ächicken uud Aa.» fertige Garu an die
Tacber wieder zu verkanfeB, waren die Htn-manioli durch die
kapitalistische Evolution dann zum weitaus grfissten Teil ihrer
wirtschaftlichen Selbstündigkeit beraubt worden , gerieten in
ökonomische Abhängigkeit vun den Tuchc-m, behielt«» aber
ihrerseits d«n Arbeiteru gegijufiber die Stellung alit Arbeitfifeber,
init allen den itechteo, die diesen durch natDrlicIie Verhültnisge
uud Zuuftgesetz eingeräumt waren — vergleichbar am ehesteu
dem fUialtre' des eogenanuten Lyoner Ateliersj'stems ^).
Die Funktionen, die ihnen nun — nach Be^Ddignng dieser
Entwickelang — innerhalb den PrcidnktionsprozeBsee xugewiwen
waren, h«Rtniiden im wesentlichen darin, dass sie von den
Tuchern die Kammwolle, nachdem sie gewaitcheu und sortiert
war, geliefert erhielten und eie — teils in eigener Werkstatt,
teils in d«r der Unteruehmer — durch eigene, geldbozahlte
Arbeiter weiter bearbeiten, küumcn, einölen, au den Spinn-
rocken legen (apennechiare) licssen; dass sie sie aufs Land
schickten und das verspouncne Qam an die Tucher iturtlck-
lieferteu; ao waren nie zuglifich .Arbeitgeber* und .Arbeit'
nehmer" ; daher gelten fflr dos VerhüUnis zu ihren Arbeitern
Shnliche Hegeln, wie wir sie bei den Tacfaern geschildert
haben: das Verbot, Vorschösse in Geld zu gewUhren: die
Vorschrift, die Wolle trocken, Oel nur zu den von der Zußlt
■) Die Auffanung der .ftainaBioli' bei Kodolieo (11 Popolo ni-
nolo 8. 24 ntiil Cfter) i«t eine totiil verkehrt?. Er Dbenii'ht iillfl Stellen
der Znnn Rta taten , die ihnen eine — im Anfanff — den Tnchern fut
ffleidibereehtiirte Stellung, Kl<'iebe politische Recht« etc. ieuiriir(\:heD. und
vr«iat ibDen itatt dumen lii« Stcllnn^ »ur d«r untordoo Stufo ite« in<tn>
«trirllL-D Proletftriati zu. indem er sie — ichon im 14. Jafailiiindert ^
mit Spinnern und S|>inn«nnnen identifiiiort. die in Stadt tind Land «6)btt
»in SpinnrackHii 4bnsn und «cfa vergebens gvgea diu .(Ifrit'Iienlieit und
Boolieit* (aatdEiB e malisift) der Faktoren welirt«n , die ihn^n da« Oaro
stini Verfpinnim bniiAt«D. Dmr die lange ErOrtaraRg fiber die Androliuag
geiiUicber Strafen (ttr die VerwendODK tchlecbten Qanis auf dem Laade
MhoD Ton Poehlmann — in bSnerer und beMerer Form — vorweg-
gOiommen wnr, ut ihm natOrlich oalgaogen.
— 246
feet^setzten Taxpreisen zu liefern, et«.''): die eiffeDtdmlicbe
Stellnog diiuer .Onrnwirlcer* xu den Spinacrn wird utis noch
an anderer Stelle kq bea^^häftigen haben. —
Was ihr Verbältnie zxi den Tucbern selbst betrifft, so hal
sich im Laufe der Zeit ihre AbhänfciK^^i^ vuii iliesen und der
Verlust aller wirtschafltichen Selbständigkeit immer schärf»
faerausf^ebildet. Dass sie gegen diese Kntwickelun^ anKekäuipft
haben, ksiiii uns nicht Wunder nehmen; 1<'{46 soll es sogar
iu Tumulten gekommen sein, die aber, wie es »rbeint, nar
gegen einen einzelnen Tucher gerichtet waren ■), and — wenig-
stens nach einer Quelle — aolleu die «tamanioli «ich auch dem
CiompiaiiffitHiiii angeschlosaeii haben "). —
Allerding« kann die Mj3g]ichkeit nicht angezweifelt werdeu,
dnüti sifh einzelne stamanioü als selbständige wirtschaftliche
Existenzen auch durch das 15. Jahrhundert hindnrch erhalten
haben: bezeichnend aber ist es doch, daas der einzige nStania-
niolus*, der im Kataster von 1427 mit einem Kiakommeti aus
') Lauft V b 88.
*} AllenlingA ha)>e ich gegen die Oarttvllung. die Itodolico (S. 63)
yibt uail die er mit dacr ä. ItiO f. aiit^otcÜten Scnteux dr? Podcilu
Vnnaeaoo BniBamonle della Serra da Gubtito vom 16. August IS46 be*
grflTidrt, inniii^- Bedenkon. Dn un< die Nninm dvr 16 AnK''l<l)H[teii niobt
mitgeteilt wn^es. to bleiben Zweifel übrig, ob n sich tkiitsAcItlich hier
uro .«tanianiolt* hsniÜelt. oder ob nur der Dmntaiid, daa« der TuiaaU in
der ,Via di S\in Pnincasio tra gli stamoglioli* slft-ttfand, RodoHco
Oruad %\i miiuer Annalune ttegeben bat, die ADgcklagCcn obitc wHlcm
mit (tamnnioli zu idontifixicrou. Di«4« Zweifel ergeben «ich am den
Inhalt der Crkoodo seibtt: nach ihr hattni die lö Angeklagten mit an-
dere» soMuDueo diu Hau* ntiet it^winseo Laurentiufl (wahrscli ein lieh
eine« Tuchen^ geitOnnt und durauK mit Gewalt i-iaea Btaniiuiiolni und
dowea Faktor, ,qui ... ibi ttabaat . . . |tro i|>io l.aurcntio*, vCrtrieheti.
AIm der Ajiaturm geht gegen einen Tucber und deesen AngKstelllra,
etDCD itaraaBioliiu. der wiedenun eipon Faktor bvsitst; nicht, wie Kodo-
lico in dem R^aam^ der Urkimdc mitteilt, gegen das .Hau« eine« l*Hk-
tor*'. — UnmQglich i»t es j» nicht, da« die KeTolutioB&re .acamanioli'
wann; »Wr Milien ibru Zahl und d^r gnos« ZuHimmentiang deutet eliet
darauf bin, daas ea sieb aucli hier uin niedere Werkatattarbcitcr bandelte.
Jedenfalln aber b&tl« der Utnrtand, doti hier der .faotor' eines itama-
niolns em&hnt wird. Redolico davon abhalten nia>«eu, diene der
untersten Sehiobt der Arbeiterseliaft einnreiben.
*) Diario ddlo iquitliiiatare ed, Coraszini B. 38.
— 247
dem B<?tn«b einee eigenen Geschäfts auftritt, ia der kleinen
Landstadt Figllno seinen Siiz bat'). — Die Abhängigkeit der
[groH«ii Mehrzahl aber drückt sich in einer Reibe roa immer
fttärkcr aiig«apaiiuti.-ii Kontrolle ma«8tcgcbi deutlich aiui, so in
dem Zwang xu {ivnuutT BucbfChrung und Iteclienitcliaftabgung
l'flber das ihnen anveKraute Halhrabrikat'] '); so ferner in der
seit 1400 durchgefDhrten VerpSiclitung zur Stellunf^ von Kaa-
I tionen ^) etc. für alle diejenigen, die nicht mit festem JAhres-
'gehalt ron den TachniRchern »ngei^telU sind '). Anüser diesen
kBnnen wir um diese Zeit noch xwei verüchiedeno Klassen Ton
Qamwirkem unterscheidttn: solche, die eine Art von Com-
'I OaUuto von 1427 : <tiiHrti«ra di Santa Maria Novtlla, Oonr lAon
FBüdco Camp. fol. 72: KialiaguDg von TraDcesco di duardi die überardo:
'■eiB Sohn Gb«rardo tlamaniolo >ta a Fighine; dflincii LsuJcn bat einen
bcicchneten Wert von 107 0. 10 s.
■) Kini^ Notizen mSg«« den allmübUchea Verloat aller .Selhst&tidig-
kdt kennzHcfaupa. 1374 (Lana 48 fol. 16) : Conaideiantes quod non-
rntlUi stawanioli, qui va<lunt exUü ci>ilat>^rQ ad d>i.nduni «Uincii ad filan-
■dnia in foriM <^i mettMÜ» piit>iim . . . ißeweiii daas domaU die sluinBiiiDli
Khoa KclvKvntlich reibet jene t'unktioacn nniüben, diu fio ctietuati durch
Ihre Arbeiter liattim rcrrichUm laiHen). 1894 lliaaa 324 fol. 38): Hol.
Baitolo di ScJiiatta llidolti e nipoti ci ridiiaDiiamo di Papo di Ting«. il
quäle fo noatroBtamaniolo; und 1407 (ibid. 328 fol. 13}: Jo Clpriano
■ di Gioranni e oompagni liuuüoli ci rickiamiatiio di NaaUxio • • ■ etama-
Diolo pro paano . . . e pro rtamo perdutto ebbe da noi. -— Vgl. auch
oben S. l&O ff,
*} Auch hier erwaint «icb Rodolico« DarstaUmg vieder uLe vSUiff
Lierfeblt. Kr rodnt. daati man tod den stamanioli 'wcgi>D ihrer Armtit
Btt Kaution babo fordern kSnaen: in Wirkliobkeit bat man 140O die
KautioneD eingeführt, nachdem tio in der Tliat vcnrmt waieo. — - 1S52
(Lttoa 52 fol. I9h] wird die BuvbiUbrunK Ober alle" tum Spianea tu
t^a^eods Ma1*irial ».ng^orilnM, um eine Kontrolle üUer die Faktoren tu
gewiuBea, dio da« Garn sum Spinner aufs Land brachten, und su aor^a.
daw die Betaklung in die reeliten H&nde gelangt«. Dietea im Interane
der .laufioei und atamißcce*, di« Garn aum S]>inn«n venandteai erlatMM
Statut isA für Kodolioo ein sold)« m (iunsten dur Spinner nlbtt. die
er ja mit dro rtamaaioli idratificiert!
*) Lana 48 fol. 41 und 46: Obligatortich« BOrgwliaftHtellnag for
ataniificm nad Oberhaupt jeden, qnj daret rel portarot ttaiDen aliouiiM
lanifiei« ad soctium Tel ad pactum flrmtitn. Die Thntigbeit der ttamiÜcM
scheint al«o bier «clion auf Truuportdientlc bcBdtrJtnkt.
') Ad aolarium annL
— 248 —
pagniegeschärt mit dea Tüchern «ingehen. d. b. durch Be-
teiligung am Gewinn entlohnt werden '). und solche, die fUr
jedn «iiuelne Geschäft einen eigenen Kontrakt schliessen '). —
So sehen wir , dags , wenn auch im allgemeinen die Ab-
h&ngigkeit der stamnoioli von den Tuchmachern mit Beginn
des 15. Jnhrhundertfl besi^clt ist, doch der Grad derselben
nicht bei allen der gleiche ist: einige kaum mehr von den
Lohnarbeitern der Zentral Werkstatt untenichieden. andere in
eigenem Laden'), mit eigenem Kapital nicht selbst thätig,
Boudem anderen Arbeit gebend; wieder andere jenen Faktoren,
besser bezahlten Angestellten der Contore gleichgestellt, denen
vor allem diejenigen Kontrolle- und Botendienste zufielen,
welche besonderes Vertrauen beanspruchten.
§4.
HuuMinduütriellc Arbeiter.
A. Dio Heimarb«iteriiufdem Land«; Spinner,
Die eigenartigi! Gruppe der Garuwirker (stamanioli) bildet
fßr uns den natQrlicfaei) Uebergang zu einer anderen Klaene
TOn Arbeitern und Arbeiterinnen, deren Thätigkeit im Pro-
duktionsprozess sich unmittelbar an die der meisten Werkutatt-
') Ad BOtiam.
') DisH wohl knnn allein ,ad pactum finnum' bexeidmm im Gi^^a-
Mtz m don bvidvn anderen Kategorien. Di« Bcatimmiiae Toa HOO tiadet
■ieb atioh noch im Statut ron U28 (Laiia VIII o 11) wieder und wird
danii ii««h einmal wiederholt Lana öl fol. 111 (1436)' 0'*^ AbhiagitiWii
der Btnmii'tiioli kommt hiernach noch in dvr fttistimniTing xum Auadmck
[ibid. VIll c 17), dau niinnaad an Hndore &U an .liuiificc« publiä* ver-
kauf«D eoU ,stainnn nut lannm ßlatiun, qu« aliAm mutufutorum balioat
quam >c«1tam et lavaUju*. — äic VBrachnielzen nm diese Z«it mit den
lutini, von denca gleich di« Redv aein wird; loitdem werden «U« Ver-
ordimngen fßr beide Uvrufe tUMtmmHn gegeben. 1462 (Laaa 53 fol.30J
wird duDU üiv Veipfiichtun^ sur BOignobafUttellnaK auf alte stantiÜM«
ve) lanini. staatee vuia mlariu val sine atugedehnL
*} l^üö (Laoa SS fol. 78) wird eiae M46 n-husSDe Vonchrift wider-
ruTen. dua »tamaniuli und laoini. die LodenbeaÜter oder socii und. nur
Gare imd Wolle dee oigcnDii linUone «um Verspinnen ichioken dOrTen.
— 249 -
arbeitet »nscbljesst, die Spinner iiud Spinnerinnen. —
Wir T«rtas8en damit fQr einige Zeit den Baden und da« Weich-
bild der Stadt Florenz und begeben uoa auf die ring« über
das toekanische Hügelland und die TUiiler der Flü»ie ver-
«ireuteu Dörfer. Denn es ist keine Frage: fast die ganze
Spinnerarbeit fQr die Florentiucr Uieseninduatric wurde nicht
in der Stadt, sondern auf dem Lande gelcietct; die Spiauerei
ist dainola — wollen wir ihren Hpezißscheii Charakter dar-
legen — hüuäticher Nebeobetrieb der Landbewohner und zwar
in erster Linie der Frauen. Gewiss fehlte, wie schon erwähnt,
die Spindel wie auch der Webstuhl nicht im tlaiise der städti-
schen Fatriiierin ') und Bdrgersi'raii : haben wir aber dabei nur
an einen fUr den eigenen Bedarf und den der Familie wirken-
den TlnasBeii» zti denken , der wohl hüufig niditü andere«
bedeutete, als npielerischeü AuüfüUen der unbeKhäftigten Zeit,
so bandelt ea sich auf dem Lande um organisiert« Uasaen-
arbeit im üieuste der bauptstädtiecben Grossinduetrie, die —
in der Sucht, mt^licbst viele and billige Arhflit*kriift« ihren
Zielen dieiietbnr zu machen — ilireii Itahmon weitet und auch
BD dieser Steile die sonst mit z&her Energie festgehaltenen
lokalen Grenzen der mittelalterlichen Handwerksverfassung '1
selbfitherrisch durchbricht, ah Uahnbrecherin neuer vorgeschrit-
tenerer Wirtechaftiipcnodea. —
War nun schon in der Stadt ~- wie bei jeder Baue-
indusbie — die Frage der Eontrolle, der Verhütung ron
Unterschlagungen dea ans dem Uause gegebenen Arbeit«-
materials eine besonders schwer zu lösende, fOr die tecbnisrhe
Ordnung des Betriebs besonders bedeutsame, so wuchs diese
Schwierigkeit — wenn ich so sagen darf — mit der wachsen-
den Eutferouug in geometrischer Progression. An eine Eon-
^ Lettam di ana Oeatildanna d«l »ecclo XV. ed. Ona«ti paaum.
*) DieM hatte — wie beknnnl — bonönden im *p4tcniD Mittelalter
cäne KharTc Trcnnang und Benifiteilnng iwiichra StaJt und Land tur
Folge, inden du Hudwoik in die Stadt Klleia Terviecco wurde, tob
wo »aa ea aocb den ländlichen Bedarf spetrt, wHbrend dem die Stadt
ttuaittelbar noiwUieMtodvii LaDd^tbiet auuolilieaalich die Prednktioa
des Lebiasbedarfa and der RobmaUrialien und die Verwrffmig der &Udt
alt duuelben tuBel.
— 250 —
Zentrierung de» Betriebs iu welligen, eog geschichteten Quar-
tieren'), rlie vor ftllom die Kontrolle erleichterte üucl dt^shülb
in der Stadt immer schKrl'er durchgefOhrt worde^ war natür-
lich auf dem Lande nicht zu denken; und ein kompliziertes
System TOQ Verboten und K.Autclcii muj»te au ibre Stelle
tretca. —
Vor allem mauste es dem stTidtischen Unterueliinvr darauf
ankoniiuen, eines re>;elmft«sigeQ Verkehr mit aeineu Arbeitern
auf dem Lande zu unterhalten und den Zeitverlust, der durelt
die rüiimltcbe l^ntferiiung der ländlichen Ärbeiterscbafl vom
städtischen Arbeitgeber, durch die Hin- und Rückhefördernng
dt-a A rbi-it<Mtt)fftrA mit Notwendigkeit veriiDiacht wurde, nach
MögliclLkeit abzuktirieen. Diesem Zwecke diente cia wohl«
organisierter, durch Angestellte der Werkstatt besorgter
Bolendieust, der EUglvich die Möglichkeit einer gewissen
Kontrolle bot und das Ili^iko, das mit dem Hin- und Rflrk-
transport verbunden war, zum Teil auf diese Vermittler zwi-
schen Stadt und Land abwiiUte. — Fflr den Kreis allerdings,
der sich eng um die Hiiufitstadt Hcbloss, brauchte man zu
diesem Mittel nicht ko greifen : hier genOgte die Autorität der
Zunft, van den ländlichen im , Weichbild' der Stadt wohnen-
den Arbeitern, deren materielle Intere«»en vielfach (>ug an dieaa
geknöpft wareo , die in Kriegszeiten hinter den Manem der-
selben Schutz fanden, die Abholung und Wiederausliefernng
doa Materiula im Laden der Tücher selbift zu verlangen ') und
auch die Lohnzahlung ausschlics»[ich dorthin xu verlegen; so
das» nicht nur die Kontrolle auf das beate gewührlei^t war,
sondern sich auch die Möglichkeit bot. die Koeiteii des Hin-
und RBcktrnnnpnrtA auf den Arbeiter abzuwälzen ^). Denn —
'} G«wiu gB,h « Hucfa in der Stadt Spinner und T«r ullem Spin-
neruiDen, die nir dia Rloroattner Wol leniDduittrie arbüileU'n : xühlt ilocli
der Katanter iDnerbtdb dea SUullKtbiete* eiaeo Spinner unil «t)«'&<la
20 wlljallltKlig« SpinnffiiiDtm anf; iIhku kamoi die Ffauen, dln durdi
Spiaaen bu dem Ktwerbe ihres Mannea etwas hinxnverdicntca. Blicken
wir aber auf die Zuallgeneltgehüag, Rowedt ne sich mit der
Spinoorai befaMt, M «eben wir, wie «io Tut Mumahmslo« ach nur mit
des taiidlieli«Q Arbeiterinnen b«acb&fU|{l
*) So auch in Pitt: Heiiaini. Blatut« III S. S8S.
■) Lona V2 fol. 1 IS (ISfil] : CoDiidenntM, qnod multi iaaifieM diete
— 251 —
beisst ea in dem betreffenden Gesetz — weil «s biab«r »ntlers
gewesen »ei, seien Hie Lohne ftlr die SpißDerei znm Schaden
der Tücher alkusehr in die HOhe gegangen. — War f'dr den
weiteren Umkreis dieser ModiiH niclit diirchznfllhren, so hat
man es aiicli durt versucht, eine gewis.<ie Konzentration da-
durch zu erzielen, da>is man die grossen Wüclieu- und
Jahrmärkte mit ihrem iDteniiivet) Verkehr der Landbewohner,
ihrer polizeilichen Üeborwachung, die wiederum dor Kontrolle
dienntbar gemacht werden konnte, an die Stelle der Zontral-
werkstatt des Tiicherkaiifmanns tT«t4n Ucw '). Dorthin trugen
die Boten aus der Stadt die 20 verspinnende Wolle, holten
dort die versponceae ab und zahlten im Kamen ihrer Auftrag-
geber den Lehn aus. —
Was man in der ersten Zeit ror allem vermeiden wollte,
war — wie wir es auch bei den Webern »ehen werden — ein
Aufsuchen des Arbeitirs an seiner Arbuitssttttte ot-lbei ^). Be-
wosst oder unbewu8.st spielte otfenbar dabei der Gedanke mit*
daae der Arbeiter der Suchende, Bittende, der Utitertiehmer der
Gebende, Gewährende sei, dass man den, der eiue Gnade ¥er-
iLTtia daot . , . lanam od fiiundiim et uiercedem esu pretia pro filatura
Inno Bolmnt . . . ipnaraijnr- liimun rvcollifiunl vitm civitateiu fiorßnli«,
■IDOd cedit in dareipiiuni oon modicuai artificum diele ArUs, v'uä du
innerhalb 8 Meilen verboten. — L«na W fol. 16 (1354): ConsiderantuB
lamenlationes et iiuerdaa diduiu fa<:taa per idtirtrs iit1jSi;iu iliitd arüs
die«ntea, quod quin tnulH mittunt Innnm ad ßlaudnm exl-m muro« civi-
latU florentje et «olrunt tnerceilcm pro fliatura talis laue alibi quam ad
apOtluMU art.ißfium [yrodiälorum, prvtiii hui'ncmodi Ülatiira crcJccrent in
tantuiD, quod ipn« artifidbui damna mBiima. oonsequuntur ... delibera-
v«ruDi. , . . Der Krt'u, jebcl 10 Meikii, iat 1351 wicdvr (Ladu VI c Vi) auf
7 Ueilaa bcschrilnkt. AusdrUcklicIi wird scbon im enten iitatut (Lana T
b 6) verboten, etwun .pru poitntura ftatnJni»* eu «ahlün. Verbotm wur
aueli (liHDK 42 Toi. 88). ioi CmlETeia von 10 Meilen um diu Stadt LBden
KU miet«!, .pro teneiido tn eis tanaa pro eis daadii ad filandnai*.
d h. eine Art Filiale der Hauplwerkiitatt %a dieietn KiDielzweck aufm«
maoben,
'} Una 43 fol. 83 (1369). Aeeh üt der Verkehr mit d«n Arbeitern
auf die Uw^cUaut «elbirt beaehrtDkt.
^ Lana I b 47 (1317), Kiemtind mII nitter« vnl ponere lanam ad
Alandam «el ad filatorium per alii|ueui putruni vel nuniiuin ad domui
filatriein v«l filatoria, ebenM) m>U er das gesponnen« Garn nicht dort ab*
holen laawn.
I
— 254 —
ernst frommer BettelmSnche gegen diesen Missbrauch der
Fredigt und kirchlicher Strafen, gegen die Vermischung roa
Kirchlichem nnd Weltlichem warnend erhob ').
Gliiiibte man so den Arbeiterinnen selbiit gegenüber du
loteTesse äea Arbeitgebers genügend gewalirt. su bot die Kon-
trolle der Vermittler zwischen Stadt und Land, jener Fakturen,
die die Wolle ü«m Verspinnen nach dem Laiidiuarkte brachten
und sie von dort wieder abholten, eino fast ebenso groBM
Schwierigkeit. Za Unterschi ngnngen und VeriiQtreuung«lt,
Verwendung des anvertrauten Gnts in der eigenen Wirtschaft.
Terkfinfen destielben an fremde Händler, Durchstechereien mit
den Arbeitern, bei denen auch für den eigenen Vorteil etwas
abfiel, lag die Versuchung nahe genug, und dies am so mehr,
alä besondere in der ersten Zoit es Lehrlinge und Kaktoren,
junge uni-rfahrenc Leute wurcn, dvnun diese Vermittlerdienisto
von den Untern ebmern zugewietwa wurden '). Daher war es
ihnen verboter, andere als die Fabrikate des eigenen Meisters
zum Verarbeiten tm geben und wieder abzuholen; tbat«n sie
es nicht, eo hatten sie nicht nur doppelten Ersatz zu leisten,
sondern auch — -nieder spielte gerade auf diesem Gebiete ein
kirchlicheü Moment mit hinein — eine Bussreise zur Basilica
von St. l'ctpr in Kom anzutreten "') ; sie haften ferner allein
fUr die Schulden, die sie auf den Märkten des Landes machen,
auch wenn sie sie im Xamun ihrer Auftraggeber konlruhiert
halten*). — Als dann aber jene Entwickulung, die wir bereits
geschildert haben, die Garuwirker allmühlicli ihre wirtschafte
liehe Selbstilndigkoit einbtt^sen und sie mehr und mehr in
'] ADi den Pre<iigten des PraCiiordano du RivaltiL {«d. Maiuii
1738 S. 33]: ¥, cjui ditte träte üivrdsuo delle vosc aconcie cho fann« i
ni^rt-utanti che faDii« Fcomaniuirv le roiiiint-Üo iwvere, (lercbä non Tauno
codi huon älatu che iieKfriomno poc«. Der glncbe Bmuch fuid «ich
abrigeri« nacli in Pua. Vgl. nun f^iuisen auwer Rodolico auch Bo-
nuini, Statulu ioL-dita civit. Piuimm III S. 739, unil Pooblmann
a. B. O. S. b9
*} Lana-tä fol, tS5 (1352): Kein fiKtor eines la»if«x oder Rtamifex,
qni dat itami'D vgl lanniti ad Klandum, dnrf j>inan<lnn aiutxnhlen, nuaur
dciveni^u« der pei-tJJulidi Wolle oder Garn in Emiifauji iiimnit.
•) Uoa 1 c « (1817) und «o weiter l>i« VlII d y (U2ÖJ.
*) Una V b 4Ö (1^18). VI b 34 (1361).
— asi —
HMS £cM iB 4et«« Avfknff Tidfach mIM j«m BoI—
o4cr BflMCK, vflHi äe mmb «gfSM L*4ca w«)4ieT~
ioA ihn Aj^MfaUtca bxM miht in «««dw i«lk-
CalandnnaiP, «ladeY« in XiMr« Ümr AoftniBKelMr
dw BOB £eaea gahfirfde )Ut«ri*l ui£« Land ti«fBnl«r«^ —
Damthea tritt vm 4i« ßl«'icii« Zeit «nr n^u« KhaM vom Ab"
l^ntelH«! in Z«ntnlwerkaUtt Kitf >). d»> dort — oAaUr
mit forUdireiteBder Arb«it«laihniS — «a die Stell« irr F«k*
torva tr«tm, oder vielawfar: aus d«r EUih« dirj>vr Gvliilfea
IdMn sich eödge lo«. deoeo SorUo Kiu»chliesaUcli jene BitUr."
ginge zobllea. Diese .lanini* oder .da ta Una' {= .fnltt die
Wc^e*)*) genannten A afresteltten wurden daoo aucb Eu«»r-
lidi deo .Hamautoli* insoferu glekiifresteUt. ah man aodi von
ibnm, »oweit sie nicht Diit festenn Gehalt angeetellt waren,
■DfrnelieBde Bflrjfschafteleiakiuig verlanffte. —
Seitdem ftelit die Gotwicketung dieeor boidrii BernfsklaMen
eoUknoioen den gleichen Gauß: generell wird iillerdin^ ihre
SteDmig erst iu der lUMimrcbiächeii Zeit geordnet *). Aus der
*) Kin (JebcrgftDgscUdiuB) «cheiol ua* di« fi«atimtt>nn|| lu l»t<«oieh-
Bcs (Lasa-tS fol. 110: 13TS]. ilftM n JMiftnnMin «eatattet Min aolte, von
den laaifiMs t»d rtantifioM, d«rfn faflor«« iiad diMipali ,*•« ab aliqaa
pvaaaa slamei) accipem pro dnndo illiid ad UaBdam, dutnnoda lal . . .
ad ■pottecam laaifleü.
*i ünprilagHcb Wint m iteU faolor <r«l discipnli», <|«i dat »tamen
vsl Itaam ad filandutn. So aaoh noch t>«t Bocoaocto, OMainH<HM
(ed. Fanfani I S. 358; Oiom. IV Nr.Tl: ... II qunlo ... «ho dando
Andava pvt iin tn« caanlro Univuolo lann » Hbin. — Iu der Nrnnttt-
•diltsaiis TOD 13.^1 (drr aoirfinaiinlKn .tagtt*) ftadtt uoli DOCh kaiit Inni-
mu, im Kuloat^r von 1128 und di-mi 21 veruiohnet. daiu noch M .da
la lana*.
*| Laoa 5) fol. M (1494): Wvi« • • ' >lli qui laniu roci]ii(iitt n liinl-
fleibaa Aiele nrti« pro tkctvado ipua flUri wlgariUir aiincitiKtli luiini
t|Ma* laues fiUui noii rocinnl tt flialiu nan raportant. wird <Ijm fltalut
betreffend die latiidationai der abunanioll auf de antgBtlclint. Wir
finden iric dAnn 1440 ala ntagiilri apothociunm (Iiiina fiS fol. ISS f.). »
Vgl. anclt oben S. 247,
*) ß]«he die K««Inickleii äeaetM (bei Cantini, LrOK>il<u''eDa il>IU
Tomnaa vom 1. Oktober IM7 11 S. 6661: 11. Hept«Riber UM (itiid.)i
80. Juli 1502 (IV a am); 89. Deuoiber 1574 (Vlll H. 17S und Unn 10
Pol. 171}.
— 256 —
Bfiform, die damals ins Werk gesetzt wurde, erfahren wir,
dass lauioi und stamaDioli tod dem Lohn, den sie too ihren
Arbeitgebern erbiRlten, ihrerseits uii Spinuer und Spinnerinnen
eine be«tinimte Quote ubzugebeu halten, Abus sie leüvo und
achreibeii können niusaten, dass sie Keaiclite Wugea haben und
sich einer genauen Buch- und RechnongsfAbrun^ befleissigen
sollten^). —
Die Bntwickelung deü lö. und 16. Jahrhunderts hatte die
.etnnianioli*, die Tor sUem Kanimgaru, und die ^lanini*, die das
Streichgaru iiir Verarbeitung bruehten, in eine Art moderner
Zwi-icheiimeistt-r umgewandelt: wie diese schoben nie sich jetit
zwischen Unternehmer und Arbeiter in der Wsiso, dass der
Lohn für jene duroh ihre TlKiide ging, dass der Arbeiter nicht
direkt vom Meiäter bezahlt wurde, Rondcrn aus dem Lohn des
Zwischenmeisters eine Bezahlung «erhielt. Diese ihre Stellung
im Produktion jiproxess bat sich ergeben aus dem Zu&amraen-
tliessen zweier uraprüngHch einander entgegengesotater Ele-
mente: der mit festem Gohalt angestellten, wirtschaftlich <m-
selbständigcu Lehrlinge and Qebilfen einerseits, der einstmals
eelbständigeu Uuteniebuier andere rseite ; ein iuteressantes Bei-
spiel für das langsame VtTBchmelzen aufsteigender und nieder-
sinkender Schichten xu nuuL-u zukuuftsreichen Oestattutigeo;
die grosse llolte, die diesen sozialen .Mittelwesen* in den
modernen hausindustrtellen Unternehmungen sugewiesen ist,
braucht nicht betont zxi werden. —
Ueber die inneren Verhältnisse der Spinnereibelriebe,
ttlMr die technische Ordnung, die Art der EuÜuhnung etc.
er&hreu wir »o gut wie gar nichts au^ den Zuuftsta tuten.
Wir hUren nnr. dass es Yerboten war, den iSpinnern Vorschüsse
zu gewähren '] — ein Verbot, das, wie es scheint, auch in
epilterer Zeit nicht aufgehoben wurde, weil bei ihnen noch
mehr aU b«i städtischen Arbeitern die Qefahr der Unter-
schlagtmg den Ausschlag gab; wir hören, dass niemand mehr
als xwei , Gewichte' Oarn im Haus haben durfte, weil man
>) Ow»U vom 1. Oktol>*r I&47. «nieuffit 1S56 (bei Cantial
a. a. 0.).
■) Lana I c4 (1SI7) und T b 4$ (1SX8) (dare draarios tUalricibai).
Da« QlMchB ist in Siona der Fall.
— 257 —
GarnvergeuflunK befürchtete ') — das sinii so ziemlich alle
uns zur VerRlgiing Htehenden Kacbricht«ti '). Ueker die Hölie
de» LohDH, die Art der Lohnzablung etc. erhatten wir Ober-
Iiaupt Iceiiie Xotiz; (l»<is es Hieb wahrscheinlich dabei um StQck-
lohn f^ehnniloU hnt, ergibt sich aus der Natur des Arbeit«*
proxea^ps. Erst gegen Ende des 15. Jahrliiiudert« hat die
Zm]ft energischer hier eingegriffen: wie aber damals im all-
g^QieineD der Druck. di>r von d«r hauptstAdtischen Behorr'
echerin auf das Landgebict auj^gotlbt ward, ntv/na erleichtert
wurd«, wie t. B. der Zwaug zur ImmatrilciiJation in eine Zunfl
für die Lundb and werker damals wegfiel, so erfolgte in jener
Zeit — ganz entgegengesetzt xu der Politik, die während der
Glanzzeit der Industrie in der Zuiifl die herrschende war —
eine Verordnung der Zunft zu Qun&ten der armen Spinnerinnen
auf (\e.m Lande ').
Wenn ein Tucher, heisst es, in Zukunft — wie dies
biaber oft geschehen sei — den Spinnern nicht reclitzeitig
ihren Lohn auszahle, d. h. drei Tage iiacb Ablieferung des
Tcrsponneuen Garns, so Qbenjimint die Zunft die Enllobnung
der betreffenden Spinnerin und zwingt den säumigen Tucher,
ihr selbst innerhalb von drei Monaten die ausgelegte Summe
und •} d. pro Hra {d.h. r> V Zinsen) zurückzuerstatten, wid-
rigenfalls dos betretende Garn auf ßechiiuug der Zunft ver-
kauft werden kann ').
■) haxM 4S fol. 55 (1857). Im K»n*«o mIIud cb ^ FfuHtl «ein.
*) Dmm rlin tj])inn«r uml Sjiinnttrinnvn siiin inntstoa T«!! il^r Luid-
ItTAIkorong gebSrt«ii, dftrfeii wir wolil anneliitiea. Doch gab et «acli
lier Ananahinen, wie «. B. jene Sjiiaiimn, von der in den I-ellßre di un
aolaro u nn Mercnate dul •t-colo XIV (al. GuiiBti II S. 113] <lie R«do
ist: ,« in queato di n« ht> vednla grantle pruova d'ona cbefitura a tila-
toio 0 rtawe. che l'ho reduto piü fiorini che non coitö il podei-e di
Micbelc Cicognini dicd votU'.*
*] Lann :>4 fol. 11!^ IHSii.
•) Na«h «intim üwpU T*m 1507 (I.imn 1« f«I 96) whjlfen tie für
.«Bio* 6d, pro Pfund: fOr .»ccordelUte* II d- —Vgl. Cantini n. a. 0.
VUl K !?&■ In tinotD Unetse von 1550 vmr betümml worden, dau
die lonajoli den lanini pro libra di Ixiia d» Riwrie. ch« fuoenino lilare
14 d. xahU-D, dicso davon den Spiiioeriniien 12 d. ü^l^en »ollteni lioch
war diia ntchl dnrclig«(abr1 wordw « vsrepoo&tB
Dorra, aiad(«n mm der PtonallHr
— 258 -
Vi«[ weiter sind dann auch hier die Medic««rflirsten
gegangen: in einet ganzen K«ihe von Erlassen haben sie vor
allem den Zwischenmcistern gegentlber die Interessen der
Spinneriooen in energischer Weise rertivten. haben die Höbe
ihres Lohaee geregelt und sind den von den Zwitfcbenmuistem
MWgeabt«] LohndrQckereien mit aller Scliirfe entgegenge-
treten') — tfassregeln arbeiterfreundlicher Politik, wie wir
sie gelegentlich auch anderen Klassen TOn Ärbeit«rQ gegenüber
in der motiarchiwhen Zeit begegnen werden, einer Politik, die.
» lefar sie unserem raodernen soxialpolitisch geschulten Eni-
pfindeu schojeicbelt, doch iu jener Zeit ein SrnipUim ftlr das
Äbnehmeii jener imi»reu lebenMpeaclendeii Energie bedeutet,
der die Ktlnftlerischs Politik während ihrer BlGtezeit ihre
grossen Erfolge verdankt. —
B. Die Heimarbeiter in der Stadt: Die Weber.
So wenig im allgemeinen die .vorbereitenden Prozesse'
der Tnchproduktion , Lage «od Lebenehaltung der Arbeiter,
die in diesen beschäftigt waren, bisher in der wirtschnfts-
geRchtchtlicben Litteratur gewQrdigt worden sind, so sehr ist
tiberall die , Weberei' im engeren Sinne, der Teil des
Produktionsprozesses, der am Webstuhl vorgenommen wird, in
den Vordergrund gerückt worden; ju man darf wohl sagen,
da?» er in den meisten Fällen das eigentliche Objekt der
Einzelforechung gebildet bat; doss dann die Resultate, die man
bei seiner Betrachtung gefunden hatte, für den Oeaamtverlanf
der Produktion rerallgemeinert wurden. Die Beziehiingeu
ward. 1574 werden dabei' die Prtiac auf \'2 rcsp. 10 d. oruüeaigt —
Das Gesell von 15S0 (C»ntiiii II S. \r,9) enlh< auch die Klsige, dnes
die iUninnioli sich von dua Innajoli tu ml bezahlen Udhcd und den
Spinnermnen lu wenig x.Hhlten, wodurch dusa bei den letzteren die
llhiulität der Arlicil litte.
') Diexi' iitiiiniLBioIt und IftDini habm aU Zwitcheniueirter ihr Gegen-
stBek iu den .Faktoren*, die in der Erefelder Induitrie den Verkehr mit
den Webern auf den Lande vermitteln. Wir hSr«n dort die FTleidten
Klngeu über LohtidrUckcrei . Untmchleif der rroviaioncn etc (Thuc.
Industrie am Niederrfaein I S. lOh]-
— 259 —
zwiechi^n Ka|)itat und Arbeit er«icbeitien dunn wohl nU solche
zwischen Tuober und Weber; dieser ist der typische Vertretor
der gesamten Arbeiterschaft '). —
So riel Kt allerdings gewiM zuzugeben: im Verlauf des
Tiichproduktionsprozesfies bildet das Moment der eigeDtlichen
Weberei ohne Zweifel den Höhepunkt, da« Ziel, nach dem die
vorbereitenden Teilprozesse hinstrcben, den Aiugangapunkt fSr
die Endfimktionen der Verfeinerung und Fortigätellung; die
VeräDdenin«, die durch die ThÜtiKkcit am Webstuhl mit der
FoTm des Arbeitfistofleä vor sich geht, ist gegenüber allen
anderen eine fundamentale, insofern dadurch aus einer grosseu
Menge bisher getrennter Massen gleiche» Sioffes ein einziges
in flieh kohärenten Produkt bereitet wird ; ala eine der merk-
würdigsten Erlindungon des Mensch eageiHtes hat da« Krenzen
der Pfeden dem Enipßnden der Völker immer neue Wunder
offenbart, hat die dichterisch schaffende FhanUi»ie mit Hun-
derten Ton QleidiDissea und Bildeni erfDlIt'). Auch mit der
wachsenden VerroUkommnung und Verfeinerung des technischen
Prozesses, mit der Einfilgung vorbereitender und vollendender
Arbeiten in denselben blieb es doch immer der Bauptproxess
der Weberei , der der Tbüligkeit des Ganzen Namen und
Charakter gab; noch beute ja werden unter dem Begriffe der
Tuchweberei — im weitesten Sinne — alle Teilprozesse der
Tuch Produktion cusammengefasst! Und so ist es ganz natOr-
lieh, das» auch dann, als die fortschreitende Spezialisienmg
der Berufe sich eine Thütigkeit nach der anderen von der
Weberei loslösen liess, als Spinnerei und Kümmerei, Walkerei
ond Tocbspannen, Färben und Appretieren zur Grundlage
eigener Berufe wurden und die ganze Kraft eines Menschen
in Anspruch nahmen, dasa auch dann der Weher — nicht
DOT in der Anschauung des Volkes — der eigentliche Vertreter
des ganzen Produktionsprozesses blieb. F(lr uns aber wird ea
darauf ankommen, gerade die Eigenttlmlichkeiten, die den
') Schmolllira ifroue« Werk aber die StnwburRrr Tucher- and
Webi^rzund macbt Inaofern cinr Auinalimc, als hier bcvonclcra die eiKea-
tltmliebe LAge der (O^onannlim rertig<l«ller KenAaeT berUcktichlifft wird.
*> Daneben *|>ii!k in Hjtlic und VolkidicUtui^ tur uUein noch du
Spiooea ein« llolle, w«tl au4-h dieae« l«ebt toiu Hilde wird.
— 2Ö0 —
Weber -»on den undereo in der Tuch pro duklioo bcscbäftigtcn
ArbeiUni sclieiden, niüglichst scliarf und kl^r in die Erscliei-
nuQg treten zu lassen.
Der Weber und die Weberin — und nie allein — bieten
nns in Florenz den Typus des atädtiscben, proletarischen Heim-
arbeiters')- ^^^ nicht nnr der Rohstoff, sondern aacfa die
Arbeitsmittel in der Hegel vom knpitalbesitienden Verleger
gelierert wurden; einer Wirtschafte rorm also, die alle Reste
band wer l(KmHi(.ii(ien Betriebs, wie »ie oft der hausind ustriellen
Dnternelimung in ihren ereteu Anfängen noch anhaften, abge-
streift bat, bei der der Arbeiter Verkäufer rieht mehr sein«a
Produkt«. Boudorn im wesentlichen nur noch seiner Arbeits-
kraft ist, ao das» sp&ter der Uobergang zum PabrikatiouS'
botrieb nuch fllr diese Klasse ron Arbeitern nur eine relativ
geringfügige Veränderung ihres ArboitsTcrhaitnisses und ihrer
Lebenslage bedeaten konnte.
Für die Kegulierung dets Betriebes iat die — in alleu
ZonAstatuten wiederholte — Satxunt; charakteristiifch, daea
aneh ron diesen Heimarbeitern nur für die Meister der Zunft,
die lanaioli publici, gewebb werden dQrfe. dass nicht nur die
Arbeit auf eigene llechnung, aondern auch die an fremden,
TOn anderen aln Zunftmeisbern gelieferten Kohi^toffen verhüten
sein solle; Iiohnwcrk und Stßrarbeit waren hier schon bei Ab-
fassung der iUtesten Zu nftsta tuten bo vSlIig überwunden, das»
auch nicht die geringiite Erinnerung daran geblieben ist *)• —
') NatOrHdi warde auch auf dem LfUide gevebt. abor nur fftr die
lllDdlicbe loduitrie, dio — wie erwähnt — &nr nv* faMmiwhar Wolle eia
raube« Proilukl fertig. Doa Wcbtii nuf dem Lnnilc nir die baupl-
alftdtische Industrie war 4lur«b ZunftffeaetE verbot«i; nsd dieiea Var-
bot wurde nur eiumal (im Jalire 1452) vorilbergebend nutt^r Kraft ge-
Mtit , ala ein Mängel an Webom sicli onaDgentbm bcmnkbiLr mnchto.
Dumab wurde diia Aufitelleu von Welj*taU!en nof dem Lande erlaubt
(vgl. antra Sap. VI). — Wer dicbt vor dco Thon-n Webittilble aufitellen
wollt«. maBst^ (nach Lrho -iC fo). GS; 13T7) 5 Ibr. pro telariu salilen,
bfftucbto aber dann 4«ia< Tuch« wegen dor groneo Enlferoucg nicht
markieren zu iMsep.
'I Die Arbeit der HuiRiliateii ftlr den Markt baite -wohl «cbon 1817
I&Bgit aufgehört. Spiltor hnbeti di« Zun!) IxiliSrdea wohl eiDioai den
En:ioi1ttDermaticb(>a .conaiderautei fatnaiu opliuiam huiticmodi bereaiita-
— 261 —
Der Verkehr xwiflchen TJuternebmer und Arbeiter volkieht
sich nuu, wenn wir zuimclist seine iitisaereD Formen betrachten,
JQ ähnlicher Weise wie bei den JüudlicIiCD Heimarbeiter», deo
äpionem und 9[iiiiiieniiiieii: auch hier begegoeu wir zunächiit
d«m Versuche, den geüsiuteu Verkehr Etrischen deu beideu
Parteien, d. h. Abholen und Rückbringen tler Tela, AoszahluDg
de« Lobnx etc., in der ZeutrnlweTkiitn.tt des Tuchers zu kon*
zentrieren^); so doas aiieb hier der • — nntdrlich weit geringere
-^Zeitverlust fDr Abholen und I^tirtickbringen der .tela" dem
Arbeiter zur Last fiel, ohne ibm duch im Lohn vergütät 2u
werden. Mehr aus dem Bestreben iinch genauester Kontrolle
ist die weitere Bestimmung hervorgegBOgOD, dass jede webe-
fertigc Garamengö (tela) im Laden de« Tachers und in Gegen-
wnrt des Mciatcra oder seines StcUrertreters, sowie dos Webers,
fiir den das Garn bestimmt ist, aut den Webebaum aufge-
wickelt werden uuns *), da«;« sie dann — sofort nach AbscLIuäH
des Vertrags — ans dem Banse des Tnchers abgeholt werden
und dass das Schussgarn 211m Weben der tela .sofort zur Steife
»ein aoU; wird diefles nicht in genügender Menge dem Weber
gelieferf^ no dass er ein einniiü angefangenes Tuch hinterein-
ander zu Ende weben kann, «o ist er — was .sonst verboten
idi — befugt, eine andere tela zu beginnen etc. ~- Indeaaen
aomiD (mau erkennt die aolbottiewaastrhorablaMaendeSpracli« dem Plocea-
tiner ßUr)(iMtums gegttnlib«? dorn Rlitrua!) u&«l «beimo d«n Mfisclieji voa
Santa Maria degli Aügioli die t^rlanbnia erteilt. Tucli za weben, aber
dftoh nur unter dtx liedinguag, <laj* em weder verkauft noch rencbenlrti
ja — wie es aclieiiit — nicht einmal geftUbt werden dürfe (Lana 110
fol.9i UOD-
') (jina II c84: Dar Vertrag swiBchen Tuoliw und Wuber moH ia
(ieto Lftdeu abgeecblosaen werdoa. Verbotta ui, die tala durch einea
l.eliriiiitf oder Roten cum Wi'beriendnn tu liumn vtc Das giiBEU Kapitel
(mit Amnabmu der Batiannaog Über da« Aiuobteln am Wobabauiu] ist
dann kurz domuf aurgebobon worden, findet uoh aber wieder im drütaa
Statut. Nocb ISGr> (Uda 44 fol. 12) wird butimmt: NuUua cuiuMun-
qofl coDditionia waistat, possit rnutnare vel ralfvte olieiii tezitori nl
lexitrici pretlam icu tn«rcei)etii vel partem )ireUi len aercedis texture
alicuiiu paaai aiat dutntaxat ad «pothecam laailicis, cnina fuarit ponnua.
*i Darauf fotjfte dünn die .maicatnra* der tela darcb den dafür
be*taUteo Zunftbotuaten, voa der aU atcuurtecltniadier HaMragel an an-
derer Stelle die Bede aein wird.
— 262 —
scheinen die gleichen Grflrtile, die bei den Spinnern zuletzt
Kam Aufgeben jenes Prinr.ipt< der Konzentration geführt hatten,
»ch auch, den Webern gegenüber geltend gemacht zu hüben:
wie dort die Faktoren und andere AngeBtellte der Werkatatt.
io weiterer EutwickeUiug dann die Garnwirker die Ueber-
mitteluDg der za Terspinneiiden Wolle &n die lüiidlicben Ar-
beiter nbemahmen, so war es bald die Aufgabe derartiger
Fnbtoren, die — wie es scheint anfangs noch immer in Gegen-
wart der Weber in der Werkstatt angezettelte — tela in die
Wohnung derselben zu bringen. — Ein strengeH Verbot trat
dem naheliegenden Missbraueb entgegen, das« diese Zwiscben-
pereonen, statt ihren Auftrag auszuführen, im eigenen Hause
durch Angehörige ihrer Familien die betreffende tela rer-
arb«itcn lieäson und sich dadurch der Kontrolle der 'Auufl
entzogen '); auch die übliche Mi-thodo der KautiunsiHcllung und
der persönlichen Haflbariuacbung wurde — allerdinga, wie es
scheint, nur vorCibergeheud - — g^ge» diese Kaktoren und Lehr-
linge in Anwendung gebracht"). Immerhin war die Gefahr
der Unterschlagung de» anvertrauten Materiiila hier eine weit
geringero al» im Verkehr mit den Spinnern, einerseits wegen
der relativen Ktirze der Kntfemungen zwischen der Zentral-
Werkstatt und den Arbeiterwohniingen und dt-r beständigen
Ueberwschuug durch di« lokalen sanflUriMchen Polizeibeamten,
andererseits wegeu der geringen VerwertuugsinCgIicbkelt des
Materials in dem Zustand, in dem es sich gerade befand*).
') Lkds 41 fol. 99 (ld4d): Sechs dlecipuli und Ttictorca werden vom
Offiua! verurteilt, qaod . . . retiniieruut ia douiibna eorutu babitationis
telaria. auf denem ihre Frauken arbeit*t«D.
*) Laua 44 Toi. 108 (1344): Ouinc« <^t »in^li faclore« qui dnaoep«
ire voluerinl ad dnnduni lelu ad tezenduni teneantur . . . infru 14 di«a . . .
compAme in Curia dict« artü oonim aotario curic dicte itrtia et prOBÜt-
ter» «t cum iduDoo lidfliussore mtiBdaT? de non tuiendo nvc teil faciendo
vel )>eniiitleado [laanon lin«ott in doinu inia habitationia |ier aliquan
[lenMinain, et dn non tmniJo v»l U'xi rumAndci vffl pnrniitli^dff in domu
eac hBbttii.tio[iis vcl ultbi ubicuaquo aliiinam pcraoaaai de so« familia.
*) Denn du Tenpoiinene Garn lie» xioli auf dem Sehnt unfrei wege
vsrkanfcn, du m ja am-b gelogontticb in den Ilibodi;] kam; nicht aber
eiaa aaf dem Webebautn aufgä^pannte Ula, diese könnt« nur Terwoben
werden.
— 263 -
Das Arbeibimateml wurde, wie schon erwähnt, dem
WeWr und der Weberin durchweg vom Unternehmer ge-
liefert, und zwar in Torschriftsmäsrnger Menge, die je nach
Art und Qimlitiit der zu webenden Tuche, ihrer vorgeschriebenen
LSnge und Breite varriiBrte *}; so zwsr, dnssSchuss- und Eetten-
gnrnmengen bei jeder Tuchitorte in besUmmtem VerhiÜtate zu
einander «tiuiden; ?.u keinem anderen a\s dem ihm vom Unter-
nehmer bi^zeichneten Zweck durfte Wolle und Qam verwandt
werden; alle kleinen WoU- und Oarnabfälle (peneres), die
beim Weben abgestoesen wurden, moasten bei strengen Strafen
an den Tucher abgoiiofert werden *>. Verboten war es ferner,
mehr als zwei unbefangene Stücke zum Weben im Hause zu
haben'), eine« auf dem Webstubl*), ein zweites in der Be-
tterve, da^ aber er»t^ wenn das erste zu Ende geflihrl war, in
Angriff genommen werden dnrfte; man suchte dadurch vor
allem allzu hastEger and ßtlchtiger Arbeit vorzubeugen »nd
eine Beschädigimg des Materials durch unachtsame Lagerung
zn verhindern. AnderersriU aber ist man auch alUu langaamer
Arbeit durch Zuiiftstatut entgegengetreten *). —
') X. B. Ijkn« n 0 24. 20 Ibr. lanu ri' focrit una p&tia> et 85 si
fnorit una ceppia.
*) Laua t b (69 I13I7) und so in den rolRenden Slatuteii bi» VIH o
fiS (1428).
*) Una 44 fol. »4 (1363): Gin Web«- wird bestraft, quia didlur
ha)>DiMe et tenuiue in dorn» tue bafeitationit 4 tela« altra forui&ni sta-
tuti (lictu artis: doob wird jliin dsnn .tnformat« de iptius paupsiiat«*
die 8trafo erlaMeo,
') So auch in Pisa (B o n a i n i , StalaU inedlta eivit. Pii. in
S. 702).
*) Da« i«l ana allardin)!« nur in der Seiden in dostrie aiudmcklich
bra«ii«t (acta I to\. 1(^9: Uli), dUrfU ubrr wähl obe&ao Itlr die Woll
Weberei in Geltung gewesen sein (Foelil mann a. n. O, .S. S8 tinil An-
nerkang 1]. Dan Aehnücbe« dort beatanden haben ninsa, g«ht aus
AeaMRniiiff«D der lanftlerischen Praxi« hervor, win t. B. Lona 81 Toi. 6
(IS')4): nfficiali« forenai« . . . precepit Gindoai Pranciad ronpieoti . . .
pro domina CiLtcrina mrorc Kmacurci . . . quod Icneatur Imer« Domi-
niclio Bartoli AttUTnatii (luv tirloa. ei (jiioil unam teneatur et debeat
tCMOr« MD tewi fac«re p«r (ÜeUm tJominani infra dao« neniet et qum-
daciin dJea initiando dif:*, iino ipinin teUm nd «um mittet . . . pt>na oias
arbitri« auferenda, tid. qnod tion toncatiir ali.|iiid «nlver« da teuitura
nid ijMam t«ueret infm diutum lennipuin.
— 264 —
Von weit grösserer Budeutuog uU die Lieferung des Ar-
beit^miiteriikls Ist fflr die GestaliuiiK des VerhiUtnisscs xwiechen
Arbeitsgeber nnd Arbeitnehmer das eigentliche Arbettsimtru-
ment, der Webstuhl, geworden.
Ist er doch — neben den grossen Kinncbtungen i^r die
Tncbwnlkerei, -Färberei- uml •Spaiinerei — dns nreüentlichste
mecbanisclie HilfitmittHl, da» in dvm ganzen ProduktioR3pn)Z(!H!i
zur VerK'eiidun^r kam; uud während bei jenen teils die Zunft
mit ihren gewaltigen uiateriellen dittsmilt^lQ, teilx die St^dC mit
kommunalen Einrichtungen dem Einzelnen »u Hilfe kam, teils
endlich privates Kapitn] von nicht der Zunft Angehörenden
sie ah nutxbitre Anlftgewerte betrachtete, sind fOr B4>8chnffuDg
von Webstühlen im iillgemeinen nur die ßnnn^ieUeD Kräfte
der einzelnen l'iiternehaier uiid der einzelnen ') Arbeiter in
Prtge gekommen '}. — Daaa aber daa Vermögen der letzteren
zur Beschaffung und Besahluug des immerhin teuren Arbeita-
gerBies nur in den äeltonsten Fällen ausreichte, du« 00 ihnen
Uberdice, so lungc sie keine Ärboit halten, an den ni^tigeo
Subsiatenzmittelu fehlte, daea sie häufig also nicht nur Kur
Beschaffung ihreä wichtigsten Arbeitsmittels, sondern auch zur
Friatuug des kflriimerlichsteu Daseins auf die Uaterntnuung
des Unternehmers angewiesen waren, an den sie sich arbeit-
suchend wandten, das ist ftlr die ganxe Getitaltung des Ver-
tragsverhältniioieii Ton entscheidender Bedeutung geworden.
Dies Verhältnis ge-statlctc sich in der äusseren Form
des Vertrags verachiederi, je nachdem der Arbeiter uraprOog-
lich Gigenttimer des Webstuhls war oder nicht; seinem in-
neren ÖkonomiBchen Wesen nach ist es insofern in beiden
Füllen fast identisch, als die aus ihm resultierende Abhängig-
keit des Arbeiters vom kapital besitzenden und -ausleihende»
Unternehmer die gleiche ist. In beiden Fällen waren es b«-
') Oder auch sweicr Arb«ilGir, die gemcinaau an einnn Webstobl«
IhätifT waren. Dem Uutemehmer i;[e9enDb«T liQrfen wir ne wohl mit
Recht als ein« Ejoxolpcnoii botiucbton* Auch werden die Vcrtritffe ge-
wfthnlicb nnr mit einem Arbeiter abgeaohtoasen.
*) In AutuiabiDKfilUvu. bei Ite^onderor Notlii^e der Iniltutfi«, trat
allMäings ftiidi hier die Zunft mit ihren Kupitalkrlflen helfend ein (vgl,
unten Kap. Vl)i aber aucb nur ta wichen.
— 265 —
Bfeiiunite Vertn^fsfoniieii iirsprßiiglicli röuiwclien Rechts, die,
auf veränderte wirtsctiaftliclio Verhältui««« aiigewundt. jutxt die
Evolution und AkkumnlatioR des indtutrielleo KupitaU zu be-
schleimigen bpatinimt wnren,
Ka handelt sich um die Vertragsverhiiltnisse der Pro-
caria und der AccomaDdigia, des altrümUchcn «commo-
datnm*, und r.vr&r sowohl für den Fall, däse der Weber zwar
schon Kigentütner eines Webstuhle war, zum etgeueu Unter-
halt und dt'tn dt-r Famili« aber eines Oeldvori-chusses Tür die
erste Zeit bedurfte, bis er roni Ertr^e (seiner Arbeit zu leben
im Btande war, — als auch für den anderen Fall, das» auch
der Wttbatulil eelbst dorn Arbeiter vom Unternehmer geliefert
werden niusste *).
') Auf die rSiniiach recbtlichen Knatrorsreen «Im Unterschied! swi*
■obm fprtcaiin.* uud .Comuindaluiu*, nie »ie 1B41 vor allem durch eine
Schi'lll von G. E. Sehmidi (Dilti Canimoilntuiii und Prtii'arjain) an^f&dit
wurden, brnncho ich hi& nicht uiosngehen : obtoHowcnit' cutarlich nnf
die Wandlnni; Am BefTriffa der PtecaHii in der deubch-reebtlifhen Ent-
wickt-liine liinxnwei8i.Ti. iUb einer b(.-«timintcn Form Atr Landleihe, die un-
mttl'II^Ar xTiin Ilcnefisialwemi bin Überleitet. Oeon wenn wir die ron
Sohra (Imtil.iitionwn 8.241 Anm. S] gegebme Krlcl&nuig als dio j«txt
•llgeontin ia Gvltiing «tebende aimebeo, die im ireaeotlichea danuf biuaus
ISuA. d«u der Untentchieil *wi«clira Frocurium triiuirwito, (Ui«te uod)
Comnioil»t auderencita durch den MaiiKe\ eines VarirastacbloaMM b«i
Jenem beendet vnde. dus dfiH Pi-tfcitriiim jederzeit wtderruflivh wi.
Hiebe und Conmiodut cmt niLch BL-ondi^un^ do» cingurftamti-ti tivbraudi*,
dwi beim FreüRriotn iior den Zina Btoht geklagt werden kOnne. den
ei ein nin thatdkeblicbe» Veih<oif. ebne Kegetueitiee EinränninnR von
Kecbten <i«i, ?to. — wHbrrad beim Comnodat diMe Heikmnlo sich nicht
fttiilcn — , so leigt schon ein tlitohtiuiT Blick in die cfthlreichpn uns
erhalleneD Leibevertrilg« an WcVttÜiilen, da» nidit nur ^"Od oian di^r-
artigen schufen Trennimg xviichon precana und scaimandigia nicht die
Rede i«t> loudem dws boido AuadrOcbc fSIlig prontiecu« gebraucht wer-
den: diu UreoiBii dos netiPii Be^iffea sind dadurch viel veiler, jurisliiob
indielüict. ja vOUig mschwenunen gevordun; Vvclr&Ke, die aaadrUekticli
inte preeari« «bgeECfalossen werdea , seilen dtiaUicIi die Merkmal« des
coniDtadatoin ; sia wurden durcli fonuoUen VcrtragaschluBB begrllndet; die
Linhe ist aiebt mehr jedercott widorrurtich, nicht mehr oasatgellliob ^
was beid» dbiigens schon bei der prekariwhcn Landleihe dos ftinidschen
Rechts nicht mehr der Fall «ar (vgl. Sehreeder, OentMhe Rechla-
geeducbte A. And. H. 160 f.. JtSSf.): der Gohniuoh der LeUueehe ist aaoh
Jab^t, Zweck nnd Daaer genau amsdirieben ; eo dtes wir wohl sagen
26« —
Die ') letztere als die r«Utiv einfachere Form des Ar*
beitsverbältnisses möge hier zuerxt lie.<tcbriebeii werden. Der
AbflchltiAH des VertragR vollzog «ich dabei meist in der Weise,
dass eine Tiicherfirma oder deren Stellvertreter dem Weber
einen vollkommen mit allem Zubobür (Kiettciiuimon, Scliifflein,
Spulen etc.) ausgerCUtoten Webstuhl za einem betttimmten
Preis, der sich in der Kegel iwischen 5 und 10 Qniden hält,
.verttaufl'; dasa der Arbeiter aber, statt den stipoUerten
Kaufpreis zu zahlen, das Tereprechen gibt, denselben durch
Arbeit abzUTcrdiencn und, eo lange das nicht rollkommen ge-
schehen sei. den Webstuhl keinem anderen zu rerkaufen, ihn
nicht 211 verleihen, ihn gegen Ansprüche von »eitt:n Dritter
zu ochtitzen (defenderc) •), ihn ferner dem Tucher, der bis »iir
Erfnilutig der VL-rtriignbedingungen Eigentümer (dominusl des
ArbeitKJnstruiueiits bleibt, auf de»scn Wunsch jederzeit zurßck-
zuerstfitten ").
können, docn sich die Precaria im a])geinets«]i dem altan Oommodmtam
ang^WMt h&b. — Soweit die juriflliacho Form; «i'on weit ^rCweier BedratoBK
üt der Inhalt, der dur«1i die beeondoren VerblLltaiBe« d«r TuciiinduBÜio
gegeben i«t.
'I Wis es scheint, sind dioM Verträge durchweg vor dorn Notar der
WolleoKuafl im Palam« deraellten abgeadilonDen worden.
■) I>or .äehiits: gegen Dritte* gohCrt nuh Sr.hmidt a.a.O. S.eOf.
EU den weieiitlichen Kigentichafteit des PrekariepertragB.
■) AJb Ueispicl für dioie V«rtn«iform iitnt Lana ]&& tal 39 (HOT] ;
ArriguB Cunadi d« Ronbergh de Alerauuiiu textor dlcit . . . le Imbuiue
ot iccupi»!« rt pL-Ru* ae liiLborc a dicto Lapozeo (»c lanaiolo) annm t«l»-
rinm Dovam rulcitum omni fulcimcvio DBL-eNsiiTio ipsiu« Lwpoisi pro
prelio et catimulione Hör. auri 10 ad eicoiD|iutttniliini ipttuui jirvtium et
tsstunitii iiiuinonini per dictum Arrigum tcxendorum dicto lji]>oiiO et
Mciia dicti Lnpoiii. liescrvsto nicbiloitiinua doiuioio dicti toUrii com
fdldneDtu donec eidem fuorit de dicta computatione itiLfif|rra]it«r modo
prcdicto vcl aUtcr ntlB^ctum ab ipso Arrigo. Et promiiil Arrigua cidem
[.^Nnio . . . ipiiun t«larium pro ipio Lapouo teaero et pauidere inr«
precario ab eo. Et saper »o alias telu q^uni dicti Lupoioci non teiere
oeqoe teid facere. Ueher die«e letzte Kkuifl vkI. unteo S. 210. — Ein
andere! T5eU|>iel. da« htiweut, dan mich du« Wort .HccomuniligiA* für
die VerlcitiuDg &af beliebigea Widerruf gebraucht wird, Luk 80 foL98
(13&1): Kin t«ailar de Padua gibt an. <e haboiane et reoepine % .. .
faotore lan« in gnnrdiam et accotBKndigiam uauni tcluriiim, (]Uod pro
00 tenore et 80[>ra eo lenerc et «idetn reddere et reiiituere debeat
— 267 —
Die aadere Form des VeHrftgsabschlusses besteht dAriii,
itaa der Weber, der Bigentfliner eines Webstutüs, aber ge-
zwQDgen ist, 2ur Leben sfdhrung Arbeit zugloich mit einem
Geld vor schuEis zu erlnngeti , seinen Webiituhl einem Tucher
verkauft oder verpfändet und dafür sofort die niisgenincbte
Verkaufssumme resp. eine Pfandsumme in Bar ausgezahlt be-
konirnt. Das Arbeiteinstrniuent aber geht nicht sofort in den
Besitz des Käufers Ober, sondern bleibt einntweilen in dem des
Verkäufers, der dagegen die Verpflichtung Uberaimmi, für den
Unternehmer auf demselben zu arbeiten, und es sofort, wenn
ee diesem, der ja nun reobtmässjger Eigentümer des Stuhles
geworden ist, gefiUlt, an ihn abzutreten '); bis dahin aber es
aufzubeben, nicht xu verkaufen, nicht zu verpfänden, zu ver-
leihen etc. ■) •).
&d oiunem ipsiu* voluntatem; besablt erseineD Wert, »o ^bt der
Webstuhl in lein lCig«ntiint Ober.
'} AllardiDga wird geleganÜich aucb ein V^rtnt^ ftuf bMtimtute Z«it
abgMclitoKKßn (vgl. 1. H. unten 8. 269 Aiim. 1).
"] Eb braucht wohl nicht darauf hingeviceon m werden, du« diese
Verk&ufe von WebttOliien an die Tncher ilirem gaiateti Weian nach ml-
fach nn Jene Vntrtge crinnetn, durch die fckincro verschuldete Ücidtjser
ihren Gnindb««ilt an KI2>it<ir und andf^ie GrMägrundbeutxer .»uftrogeD*,
nni ihn damn ati benetitiuni oder pTecarium xurDukiaerhKlten (Inama*
Sternefcg, UeuUch« WirUchultfUMchiebt« I S. S4'M.)' Sucht« mAn
hier durch d«irarttu(> V«rttige eins .lonal* Stoue*. m dort in Florent
die «tiowihrung von Arbeit*.
*) Uie Formen niutl hier inanniKralti^er nU bei der eratgeacbilderteo
Art des Vertngnobliuica. Duftlr e)ni|{D bmondera klure Bcüipiele:
a) L«na 125 fol. 71 (UOS): Uherardiu Pierri de Brabaat üe Ale-
manaia buMi tentor telararn laoennini vendtdit, trndidil et conoeHit
LtipoET.D Valsrini taniäei ... 2 telaria fulclta omnitia« ftileimvntis ate. . . .
pro jiretiff Ihr. 80, iguod pretitiin ftiit confeaue dldm venditor m habuiBae
et refiopiMo. . . . (^<> iiuid^m tolaria et tm pwiM ipttim venditor«m, ot
diiemnt, eiiatentia id«m venditor conatitnit ae precario nomise a
dieto empicro tener« «t peander«, donee idem erapbor ea aeeeperit Tel
■it>i tradid«irit (?) promittens ea dbi realiter darv et tnkdere a«l ouinc ein*
b«n<.-|)Untuni et inaupcr videm plenam Uoentiam conoedena ea mw propria
aatontatc accipimdi ot exinilti tpHu mia faciendi. Rt promtUena intupar
ipie venditor dioto emptori dicta telaria libi et suu hcr«dibiu dvfcndcro
«t in ea«a evietoa >e ilictuni preliuni duplicatum reatitutre.
b) Laaa 80 fol. Itl (IticlJ; Uiutoldu« Musaai iewitor et deaiiaa Jo-
hanaa nxor olini Picrri CT««ci teatitria populi S. Krediani de Tlorentia
3ti8 —
Sclion dieKe kurzK CbiLralct«rixieritii^ beider Vertragsforiueo
lÜBSt die TliaUache klar in tu« Errfvtieiuun^ tret«n, daas die
Wirkung derselbeu auf dit> Skonuiuuiclie und soziata L^e des
Arbeiters, der sie emgin;;, in beiden Füllen die gleiche war.
l>6r Weber gebt, um Arbeit zu bekommen, iu seiner NotUgo
einen Kontrnkt ein, der ihm aar das Recht auf Arbeit und
eine im Belieben dee Uuteniebtnera stvbuiidc Buzabliiog ge-
wUbrt. wälircud ur das ihm nUtij^t' Arbeitami liel noUl zur
Benutzung erbUlt, die freie VerftlKUDK über dsisselbe aber dem
KapitaUsteu lll}er]ASBen mot». Und da er ohne jenes Arbeits-
mittel seine Hände nicht gebrauclien lutDD Qod arbeitslos wird.
?«Bdiderunt Tomau Jacobi fRotori Olierariii Ghenurdosi et Cionin Stemmt
liinificiim duo tclHrin. fulcitn k-gniiminibas ad texondum teJu laaeu pro
prelio flor. Itl uuri. qous fu^rani confend habuiMe et rueepisM . . . <ine
tebiria promisenint defenilere ali omni fcnoDtt i|>iiLi|iie |>ro «in tfRrre et
pooider« et tmsMV (fuper udo tvlario r^Mitisue hinc iid unutn uonum
ptotiiinum futuTuin. El excoiuputarc hinc aA ksieaäaa Januarü
llercaM 8 suri et alJos 8 hinc ad por totum men*«m Aa^iti proMimi
hituri, et ^ctA •olatione dictamm qDnntitAUim dictn tularin lit>n-e lint
dietOrwn Uarteli et domine Jobftnne. Kentinien die Weber ihren Vet^
pttjobtun^n nicht nadi, lo ■olleo die beiden Wt-kntUhle an andere Ar*
beiler flbericübini.
o) I.nna 190 fol. 6 (1444): Angina du Fnuiooforte boatnihiert b«i
doem dUcipuluB de* Kivolau« de Bardw eine Sebuld vo« IS Quldea tmd
*ei)iflUidel ihm dator ein telarinm und moht«ro QebiaiudwgegeaaUada
imitneritie) ; eih< dimu aber dun Webstuhl .in Rccomeadigiam' turftok
,M promiail nen conunodan neo vendere vel alitee ooncedere Tel nJienare
et eidem nMÜluere Lmdera et concederu ad ciu« libitum volnntatia.
dl Lanft 188 fol. 47 (1443): Johann«« Cnitipi de Ali^Ruuiiim teztor
preniiait . ■ . falaa« et caao Tsniu et legitiiDuui debitorem. . . . Veuanxi
III <lttiLnUtttU el nuniaa libr.40i qua distt eidem mutuata. Kt pro
MouritJtlc dioluriiiu i|iiuDtilnliim caiirctaua fait penea %a hobera incoin-
■nodatum uuiiiii tclanutn vt unuui pettinum. (Ja»d UlArium et petU*
aam promiail . . . pm eo len «ia tenere «t ponidar« «t . . . alii noo
eeaAleri rtl noognoaotra i«l nli'iao cenlrnclu »lietiAre aeu DtrliK»tionem
fluwn aiaa llemüa (Uell VMiuimi nim priinu . . . •oluto vel aatiiifiicLo de
predlola quaolllatM. -~ IXmm' Vnrtiair >*t von Ireaonderani loten»«:. Per
Vliqiiuiit lal litar tiar. daai ein Wvbai Svliuldner oinm Tuchen ist und,
flnr SMMiniallunit dur tithnid, Ihm aainBa WebiluU Qledtet. diean aber
lefütt ,lii ooHimnilntuin* d. Ii. dnroli ,>ieeiiuindijiia*- Vertrag, aurnelietbUt
und damit In ulHktuir l.imii trt ttla di^ODiirea, diu ihren Webatuhl einem
Tiiebar vi>rknMn bitiieni
— 269 —
to wird er auf diese Weise mit neiner ganzon PersBnliehk^it
der Willkür dos Kapitalisten Oberliefert, Gelingt e» dem W<ber
im ersten der geschilderten Fälle uJelit, seinen ZablunftsrcrpHicb-
dingen nadizufconimcn, weigert er sich« xa einem einseitig
Tom Knpitulislen diktierten Lohnsätze weitorznarbciten, suctit
er etwa an aufsteigende Konjunkturen Forderungen steigenden
Lohns zu knöpfen, so wird ihm leicht aein Arbeitsinstrument
entKOgen, das an den Unternehmer ohne weiteres znrticklatlt,
und es wird ihm damit fGr einige Zeit Überhaupt jede Mug-
Itchkeit der Verwendung seiner Arbeitskraft geraubt.
Nicht Ticl besser ist die Lage de.*« arbeitsuchenden Webers
iia Kwcitcn der geschilderten Fülle: indem der Kapitalist kraft
Beiner Ökonomischen Macht uuch hier sofort die Vertragsbedin-
gungen seinerseits erfüllen, den Preis fUr den Webiitnhl so-
fort bezahlen kann, ohne dncK vom Arbeiter die nntuittelbare
KrTSlInng seiner Verpäicbtungeu, niuilich die Uebergabe des
Webstuhl« an dnn Kttufer, zu verlangen (denn wOrde er dies
Terlange«. go wörde er jn dem Arbeiter die Mögliehkeit, fUr
ihn in ItauHindnHtriellem Betrieb zu arbeiten, nehmen!^ gewinnt
er nicht nur die nnüKchliexRliche und unumschränkte Macht,
die Arbeitsbedingungen featzuüctzen, die Lohnhöhe zu bestink-
meu etc., sondern er hat es auch iu jedem Augenblick in der
Gewalt, etwa bei sinkendem Absatz, einen Arbeiter auch ohne
Kündignng, ohne Bruch der Vertragsbedingungen, durch Ein-
forderung des Ton ihm gekauften und bezahlten W^ebstuhts
entlassen 7.n kCnnen *),
') Ik'i>pK]i> («uwer dem schon «Wo 8. 26ö Anm. 5 ang«ftlbrten
Vertmtre v»n 1«07| Laaa 86 f«l. 19 (19^): Lapu* oliin tiuarJi lani-
r«x . . . tnidiilit (loinJnu MafDo . . . pro m et doniiiia Anjjli« ßtia sun unum
tahuriani ... pro uno tuino prosaiuio futuro. Et hoc fcoit, ut diota do-
miaa texeret eiJeiu I.ik{to «uper dieto telario tempore «u]irft<licto cxnotn-
patAiido pro dictn lo<?nlione id quod pro cu eis vidcbünr, — Luta ISA
fol. 22 (1418): Pieriisolim Jnhann» de A)emunnfa t«ilor telnnim lanearum
iMkennt sich nli Schulitner d«.** öosrJi olim Lapi et socnonim )ant£cum fDr
di« tjgnini4> von 17 Gulden er c».m* puri et gratuili mntrii; dnfttr Ter-
pttndet er «obligut iure pignori« «t ypothece) 4 teUria und Tcni|>richt.
bov6r er nicht die gatiM SuDime curftckbrzahlt )ii)l>o; noo pOMJt alten
lanißci vel peraone leMera . . . m. t«neaUir ideni P!en»i dicUis mtk cre-
ditoribtu tcMcre . . . tela« Uneoa, dummodo ipfi crcditoree fa«ere tenean-
— 270 —
In beiden Fällen sicliern sich die Unternehmer , durch
eiomalige HingsUe eines relativ geriiigea Kapitals, die aas-
BchUesslich« VerfGguag Ober eine menscliliche Arbeitskraft;
und es ist desliälb nur eine äussere B«st&ti(|UQg einer — all
dieseo Arbeite vertragen inhfirenten — Thatsacbe, weiin hie
und d« denselben eine KlauBel eingefügt ist, die es dem Ar-
beiter verbietet, fUr eineo anderen Unternehmer auf dem
Webstnhl ?.n arbeiten, so lange der Leihvertrag über diesen
in Geltung ist, oder wenn als Zweck des VertragstwhhtBses
ausdrScklich diese Sicherung einer Arbeitskraft angegeben
wird'). — Mit anderen Worten: Der Weber, der nach wie vor
— dem ikussereu Schein nach — als wirtschatthch selbständiger
lleioiarbeiter auftritt, gelangt in eine ähnliche Stellung, wie
die der Werkstattarbeiter war, die wir geuchildert haben; er
wird, obwohl er in eigener Wirtschaft lebt und arbeitet, zuta
alaborator', zum Hilfnarbvitirr, dur in dinglichem Abhitngig-
keitiverhältnis toiu einzelnen KaiJttaliMeo steht: de iare steht
es ihm noch frei, seine Arbeitskraft an jeden Tucher zu ver-
kaufen, der ihrer begehrt, de facto hat er diese Freiheit ver-
loren. — Gewies gab m auch noch Weber, die, im Besitze
eigener Webstuhle und eines genügenden Geldkapitali^, um eine
Zeitlang ohne Arbeit leben zu kfinnen, nlrht zum Verkauf »der
zur VerpfilnduDg ihres Arbeitsiostrunients gezwungen waren,
damit ihnen Arbeit gegeben werde, und die ihre Arbeit«-
tur «uper quolit>et panno eidem dniido ad temeudum pCf Mt . , . im*
preftlitum llir 7 flort-poruui iiarvotuni <>t totuin rf»iiltiuiu inotitem DBloedU
panni exoomputare itt üict« piimto quolibct, quouciu? Mccmputurerit
quanliutem predictam. — Hier i'iblLlt der Arbeiter also eu einem ichoD
gewiUirten Voraoliuaa nocli ein«ii weitereti für jede» »u weliende Todi
gegen VcrpRlndung neine« Webstulils vtc- — Aetmlich Lona 102 fol. 34
(13!>6): Naaiiubcnc Nioolai de Padua fuit ooafesauH »o debitorem Zenobii
Canibii, Orlandi et aocieUttit in fl. 2 ll>r. 4 ox clluru miitui, pirr quam
'luidein (juantitatcm , . . promisic Koiaputare supra textam puiiDoratn
<laorum ad pretiaai i. 40 pro qnolibet pknn» ... et « tex«r<^t «Iterl
teneätar iinlvere in denaria
') A^bnlittb komttftti'rt Grotlinin ( VVirtaehafkgMt^ hiebt« dea Scbwars-
wnläi 1 8. S4!0). Ja» .daa mücbtigsti- Mittel, mit dem die aus dem Haadel
eatpriagflnde Kapital wirtMfa^ft arbeitete, der VonchuM der Lebeiubedfirf-
nüw war*.
— 271 —
krafl frei an clen, der i\e Tseaten Bedingungen stellte, verkaufen
konnten. Blüttert man iadeasen di« lange ßuudereihe der
aPutite dell' Arte della Lana* durch, Usst man unbefangen
ihren Inhalt auf sich wirken, sieht man, wie zn den vor
diLii Tribunal der Zunft f^elangenden Klagen diejenigen, die
ans den erwähnten Kauf- nnd Leihvertrügeu stammen , ein
angemeiu grosses Kontingent stellen, 90 kommt man notwea-
digerweiäe zu dem Schluüa, daas diese relativ selbständigen
Arbeiter verhältnlemäseig nur einen kleinen Prozentsatz aue-
macben und das« di« EDtwickelung&tecdenz der Zeit darauf
gerichtet war, diese selbständigen Elemente mehr und mehr
des Restes ihrer wirtächuftlichen Autonotuic xu entkleiden und
nie in die Reihe der ,Lohaarb«itcr' hinubzustoceen.
Die Stellung der Zunft zn der Frage des Verhiltnisdes
üwischen Unternehmer und Weber ist , wenigstens im 14.
lind lö. Jahrhundert, eine rein passive: der Arbeitsvertrag
zwischen beiden war in dieser Zeit follkomnien frei; enl-
flprechend den Tdealpn Adam Smiths und seiner Bchnle griff
keine fremde Gewalt hindernd oder fördernd in die Gestaltung
des VerhaltnisHes zwischen Kapital und Arbeit ein, so das» die
Entscheidung in dem Widerstreite der Interessen einzig und
altein der ökonomischen Macht blieb. Wenn im ersten Zunft-
statut und dann wiederholt in den folgenden die Bestimmung
enthalten ist, dase kein Tucbumcher für einen Weber bei
einem Gcldverleiher Bfirgüchaft übernehmen dUrfe, ao entsprang
das wohl vor allem dem Motiv, die Verpfftodungen von Web-
sttlblen durch die Arbeiter unmöglich eu machen, wie es denn
Überhaupt dorch Staatsgesetz verboten war, Arbeitsmittel und
Arbeitsinstrumente der Industrie zu verpfänden '). — Brat das
spätere 15. Jahrhundert wurde auf die Miesstände aufuierkoani,
die sich ans jenen Leihe vertragen über Webstfihle mit einer
gewisaen Notwendigkeit ergaben, auf die Qefahr vor allem,
das« die Weber, die, wie wir gleich sehen werden, in der
Hehrzahl nicht zur ständig in Florenz ansässigen Bevölkerung
gehörten, sobald sie ihren Schuldverpflichtungen nicht nach-
kommen konnten, ohne Hinterlaasuog irgend welcher Habe die
*) Lbbb [ b 72 (1817).
— 273 —
Stadt und die anf^efangenu Arbeit auf NiniiQcrwteder3cb«Q ver-
Hessen; «ben dudureh abi'r minie das Bestreben der Tucher,
sieh wie unter den Werksiuttarbeitern so unter deo Webero
durch jene Verträge eine Art fe?>teD Stamm dauernd nn ihre
Untt:rn«hmanff gebundener Lohnarbeiter zu schafTen, natßrlich
iUuiKiriscb gemacht; unaufhörlich fintete der ArbeitcrBtroiD
durch Florenz, ohne du« es gfttngeu wollte, ihn dauernd iD
geordnete, nilii^e Bahnen zn lenken.
DaH Projekt, das — wie wir sehen werden — too der
Wollenxiinft kurz nach 1450 auHj^eurbeitet wurde, durch Ge-
tväll^un^ besonderer Pririlegien (Steuererleidit^rnngen, zins-
freier Benutzung von Uäuseru etc.) wenigstens eine geringe
Zahl von Webern au die Stadt zu fesseln, htuD Dicht einmal
zur Atisfnhning, da die besonderen Zeituni^blnde, die br hatten
ing Leben treten lassen, bald von iindereu Ereignissen über-
holt worden waren '). — Die FesAelting .freier" Arbeiter an
einzelne Unternehmer zu verhindern, lag damals noch nicht
im Kabmen der zÜnfUeriechen Politik: anders bei der Seiden-
zuiift, wo im /iioflrat nicht nur grosse KapitaÜsten, aonderD
daneben Kleinkanfleute und tlandwerker anssen'). Bier wurde
im Jahre 14129 ein Oesets erlassen, das den Untvrnelimcrn
gebot, ihre Wt-ber, auch wenn nie keine eigenen Webstühle
beaiaseD. nicht aU Arbeiter, sondern als .lelbatändtgc .Meister'
zu behandeln '').
Als Motir för dienen Ertass wird uns die Aufrecbterhal-
tung des « Iteglements* angegeben; in Wirklichkeit erkannt«
man wohl hier die Gefahr fUr einen geordneten Betrieb des
Gewerbs. die in der direkten AbhUngigkeit des einzelnen
Webers vom einzelneu Kapitalisten lag*); vielleicht auch, das»
') Vgl. darftbcr aatai Kap. VI.
*) Vgl. dtrUb«T meine l-torratinor Zanrio S. G& ff.
•) Arte di Seta I fol, 20* ium-- Verboten ist: Dare a lewoe ad
alouno per Utvotant« MtUndio se il t^lajo fo««e d«! dftto sct^joolo e
nienataat«-, mn rvitlninite darle a tettitori cane niai-stri non eoaie lavo-
lanti DO in uluo modo. Tgl. PoclilRiann a.B.0. Ü.H Atus. 1 und
Ober ahalioho Venuche in Veuediu, die W«bei m Lohnarbeitern !n>rab-
MdrÜeVen, Broglio d'Ajn»o, Die VenvtJaacr Seidenindostrie S. Sft
and ». 4S.
*) «Selbatkadige Kleinmeittcr*. vie Foebl tnann a. B.O. aagt
— 278 —
I
man einer Um-wandlung der Betriebe in nielir fabrikmäsüge
begegnea und e& verhiudern wollte, dass die Unternebnier im
eigenen Laden eine Anzahl von Webattililen aufstellten, und ao
nus den in eigener Wirtschaft lebenden, daher nach der Sitte
der Zeit als Meister angesehenen Hcimarbeiteru Werkwlattlfmle
werden Hess, die mit dem mittelulterlicht-n Gesellen und dem
modernen Fabrikarbeiter die üoaelbittilndigkeit der Arbeit ge-
meinsam gehabt hätten; jedem Unternehmer sollte vielmehr
— das «ben war der Sinn — Hie Arbeitskraft jedes Arbeiters
in der Zimft frei zur Yerftlgung stehen, und die Vermietnng
der Webstuhl« sollte nicht zum Mittet werden, den Weber in
persönliche und dingliche Abhängigkeit (come Itihürant«) foii
einer beBtimmtön Firma zu bringen*). — Weit spater al* die
Seidenxmift hat, wie gesagt, die WoUenxunft einen ersten
Schritt auf dem gleichen Gebiete gethan, der dann aber das
Uobel gleich bei der Wurzel pachte, indem er jenen Preknrie-
vertrilgen selbst Hinderninse in den Weg schub. T'.imächgt
suchte man im Jahre 1524 den Weboru dos Abbezahlen ron
Schulden an erleichtem und den Tuchem grössere Sicherheit
XU gewSbien durch die Bottimmuug, dasa jeder Weber, der
einem Tncber verschuldet sei und bei einem anderen in Arbeit
trete, in die Hand seines neuen Arbeitgebers too dem Lohn
fiir jedei> gewöhnliche Stück Tuch 30 s., von dem für feineres
vrsreii die Wober auch ia der SoidciÜDduitriv koiavawt^«, obwohl alltt
darauf bindeatot. daw llire akonomiKcbe Lage eine benser« war aU die
drr WoUwelter oad anderen aJudorca Arbeiter der Wollentuchinduflito.
ITßberhBupt leidei die j^ose Danrtellan^ Poeblinaaa« ia dieaem Teile
seiDttT Arbeit a.ii einer »iivolllEOmmenm Kenntnia dur BetrioW uod l'nter-
nphniiingsfomivn der damaligen Zeil and dem Uebraaeb d«r Ausdrucke
, Fabrik, HaiiKindiutrie* etc., ohne Mute VonteltunK \on däiii Wmcb
derMlben. AlUrding« haben ja er«t die cnhlrvichon U at«nucbungra d«r
grverblicbcD Uetriebnyateme etc., die seit dem Encheinen dea Poelil-
maaaMfaen Buolic« gcKbriebiNi worden «ad, un> auf diMom Gebiet«
cchArfer blicken und unterK beiden gelehrt.
'J In Venedig, ^o die SteUuutf der Weber eine weit («]b>tändigere
wu* all in Flarunic, war it» in üur Sei ileninda »Irin (nitcU Hro^Iio
d'Ajaao a.a.O. ä. 48) den Woborn ausdrOcklich Tcrbotea, ihre Web-
■tOble an die Heister iiii vcriintiiilen. damit »e nicht in LoliaabblLogig-
keit TOB ilivsen geriden.
Dernn, itmJilPii ana dtr riorvnliacT U'irt,<'4i»nqc*<oluctit«. 1. IS
— 274 -
Fabrikat enUprechend iii«hr zur Befriedigung seines alten
Gliiubigem zurflcklaflseu aollu '). Nähere AiisföhrungsWstim-
muugen des folgenden Jahres '), die aber oocb ausdrtickUcb
gestatteu, dem Weber pro Tuch bestininite Qeldvurgriiluae xa
macheu, Hiir(1«n wegen der ,ijnnni) liehen Konfusion", die sie
hervorgerufen hätten, bereits im niLchsieii Jahre widerrofeD,
Qiid zugleich wurde das Gesetz vou 1524 in seiner ureprQng-
licheu E''oriu wiederhergt^ätellt mit d»r Avnderuug, das» die
vom Lohn der Weber ziirfickbeliultenen 8uTiinieii jetxt an die
Zunft abgeliefert and Ton dieser unter die frfllieren Gläubiger
der Weber verteilt werden soUten *). —
Erat in der späteren (oioDarcbischen) Zeit wurden dann
(1540) diese Krageu, wie mauche andere, die die Weber be-
trafen, geoerell geregelt; wie damale xiim erstvnpial Lohn-
taxen für nie gegeben werden, vnn denen noch die Rede sein
wird, so wird jctjtt zuerst die Verleihung von WebstÖhlen an
die Weber ebenso güiiKlich rurboten, wie die Gewährung voa
VorschttsKCii in Geld oder Naturalien und der Ankauf von
Webstßblen bei den Weber» selbst; »o sollten mit einem
Schlage beide Vertragsarten, durch die binher die Weber in
persönliche Abbäliigigkeit von den Unternehmern geraten waren,
iinmOglioh gemacht werden *). — Noch deutlicher sprechen
>) Lima &S fol. 120.
*) LftDO bi foi. 129. WeaentJicb^t' loliAlt: ]. Jeder U>bar muN
•einem OlSnbigfr 15 *. pro lim monHtlich «contare tesxendo, ebento die
lavoruiti *D ilif^ iiiflc«lri li>siiit«n. 2. Kntg«*geii den frOhere» [{«itiin-
nungt^ wir(i jetzt prlsubt. dnc« jeiler Weber pro telaio und paHDQ Pinea
Uuldon .prenta" vom Tücher erliäli. 3- -'eden Moatag Imt jeJer Tücher
übw alle Vonchane der Ifttilmi Woche der Zunft scbriftliche tiectiniiDg
abtvl^es. 4. Wer die Arbeit, ohne den Gl&ubijter befnedi^l tu haben
und ohne d<>Men tiixenv. vArlllnt. .sia imiiuiiLto pro furto*-
■] Lunu S2 fol. 124 (UtZÜ).
*) Caotini, LefiiRlaiidoe d<>IU Toicaoa t S. 289. BeprOndünff:
Kt percb^ detti Ti^toti »bMoo il cnodo di patcr vircrc per irttno a
tuato arunno linite le pnanini?, ehs di tempo in tempo fanumo, detti
Signori Conaermdori deliberarono, . . . che detti TiMwitori debblno in iD
Ig panninn d'ogni *t>tUi che dl pre>«nt(> n trovano ftir«re in Telaio
gittme HD ßlo a travsru la tela, et de] i-eatante dl detta panuina cxi-
«tente in telaio et nan finita, ne alibino a CMere pagati dal Lanaiolo
finita dotta pannina. e ri|iOTtnta all' Arte etc.— AuBdriiclclich wird dann
I
I
— 275 —
I
dit 4tMMi )l«ssrvgefa) zn Grand« Utfi«Dd«n llotiTt am «o«n
Omttxe Tom Jaoi 1546*). das, am rmgelmtig«« ds* knrm
sofor erlss»eoeo Gesetzes aniufifiUch ni nmdiei), du Varboi
«msoert, den Weben ibre Webslüble abiukAtifen »od sie
ihDen dana lo teibeu, ,uoter welchem Verwand die betreffen-
den Web«r getwaogeo werden, fSr die Tacber va arbeiten *).
— Docb tchon nach Verlaof ron 14 Jabrpti halte sieb die
CndarcbfDiir barkeit dieser rigorosen BestimniuDgen heraud-
geteilt: als wieder eioual «ine plOttücb einectsendo Steige-
rung der Nadißrage in VerbindtiDg mit der durrb eiue Aroo-
abentcbwetnDaung herbetgefßhrten Zerstörung vieler Websttllila
eioea empÜDd lieben Mangel an Webern in der Stadt eintreten
lieas and die Staatsregierung zur Heraaxtebung fremder Ar-
beiter Ternnlasnte, da niisste mao. um dieses l£iel nittglirhsl
schnell and sicher xu erreichen, nichts Bessere« au ersinnen,
als am 5. Norember l5ßU die ilteu Zustande wiederfaenuaiellen
nnd es den Tucbern wieder su gestatten, ihren Webern Geld
und WebetGble zu leihen nnd sie dadurcli .xtuu Weben xu
zwingen* *). Das« die Vornchtsmaiwregeln, mit denen man da-
mats den oft konstatierten MissbrUuchen zn begegnen versuchte,
sich ale w^nig wirksam erwiesen, erliellt klnr aua ilor That-
$ache, d»»s bereit« im fnlgeudcn Jahre «tieh neue Klagen er-
hohen, und dae9 man dnmals die Verkllufc von Webuttlhlen
durch die Tacher an die Weber unter die Kontrolle der Zuutl
getagt, du« die ßdciliung von Wobiiableu und die (Schdu-) Rnvrv der-
•elben t)ei il«a Webern bii zu jensmt HomenL Brkue)i ^eweaen teipn.
*) Ibid. 8.816. flotets vom $. Juni l&4ä — nnch eiaor von Ma<
riotti (St«ria deJ lanifieio $.36) milgeteUten DeUWrstlioiie littU pur
1i «prliabili Hignori Conscrratlori drll' orte della liuia vvin 1. Mftn l&4fi
UM61).
'i .Sotto il quäl coloTi? i detÜ Tenitori venftono ohiigitti a traoro
a d«Ui Laoaioli.*
') C a n 1 i Q i IV 8. 78. Die lanaJoli •ollen die UOh« der vor*
getdioaKaon i^ummcD dem Schiviber drr Stuiifl'aamelden , and ebctito,
innerhalb eines bMtinimteD Termini, all« frUbcr ffemaohlnn VonoliQiw
(atugeDOiniTini klvinrre Sanimen , die dem Welier auf utiaa Arbeit tob
Tilg lu Tag ins Haus gegeben werden). Alit^ durch AcoamKiidiKiO'Vwtrag
in lieilie K^geheaai Webstuhle tnttBwn nach Ablauf d«i Vcriragl sorltolc-
g«gebAn werden.
— 276 —
stellte, .da die Weber oft zwar Vorscbtlsse aDgenommen liSfcten,
dann »bcr, ätatt eie darch Webeu ubzu verdienen, io diu weit«
Welt hinausgegaugeu seien' ').
Wir verfolgen die tnannig&chen WandluDgeD der Zunft-
politik in dioBur Fragp, die uns sclion weit Ober die uaa im
allgemeinen gesetzte ZciLgrcnre hinauxgcfQlirt hat, hier nicht
weiter*); wie schwer sie zu lösen war, ohne dH^s bald un-
yorhergeseliene MiässtStide sich ebstellten, ohne dasü, was auf
einem Gebiete erreicht wurde, durch grössere Schwierigkeiten
auf anderen wet^eniachi wurde, zeigt am besten der unauf-
hörliche Wechsel der Maesregehi, die diesen Zwecken dienen
sollten. Die SchwierigVeit, durch dies Gestrdpp einen dauernd
gangbaren Weg xu finden, lag meines Emiesseng ror allem darin,
dass au ilieeem Punkte xwei Linien entgegengesetzter Interessen
miteiuander kollidierten, doreu Vertretuug der Zunft in gleicher
WeiM oblag; der Interessen der einzelnen Kapitalisten
namtich gegenüber dem einzelnen Arbeiter, und derjenigen der
Zunft nlsVertrMerin dcä allgemeinen irdustri^llen Fortschritts,
auch gegenüber den einzelneu Tuchern, aus denen sie sich eq-
fAtamensetzte. — Die Zunft hatte vor ftllem dos Bestreben, die
/Cuwanderuiig von Arbeitern nach Florenz in geregelte Bahnen
zu leiten, ein Absti-ömen derselben, so lange die allgemeine
Nachfrage danach gross genug war, zii verhindern. Die Leih-
nnd Kanfverti^ge, die den einzelnen Weber an den einzelnen
L'nternehrner fdr lilngere Zeit fesselten, ihm die freie Ver-
nigung ober den Verkauf seiner Arbeitskraft raubten, stellten
einer darauf gerichteten Zunftpolitik die grSsateu Schwierig-
keiten entgegen und lockten die Weber oft genug förmlich dazu,
durch die Flucht sich lästigen Verpfiichtungen zu entziehen
') Cantini IV S. ISfi: Lanfjuoli^ da quoli «an haona U pin dflU«
volle ■ (lanari innonii pn tcncr an lavoro, ed in ctunino di te»erlo n
vaoDO con dio
■) Erwälint lei nocli , diut Kcboa IS62 «Cuntini IV S. 411). da
die RrntD sciileoht, die Prel«c ho«b und di« Ann^it Weber in growe N«t
geraten waren, die YeTonluunK gclrofTen ward, da» die Weber bi> (um
80. Jani I5tl2 ftir alle vor BrlAM de« G«settt« koatraliiectcn Sckulde»
Riebt molMtiert werden •olllea. dasii «i« die«elb«n ferner nur it gii^i-nata
bei den Tucheni abatbeiUrD iu{lal«a etc.
I
— 277 —
nnd damit jede pUamäMige R«gulieruiig der Arbeit unmt^lich
XU machen ').
Alle die-te VerhältnUi^e aber geniuiien erat dann ibre
richtige Beleiiclitnng, heben sich erst dann von dem Hinter-
grund t;|r[nNclter Kntn'io)c(>lungfiZU.<iiände iiU üpezlttsch doren-
tiniach und individuell chacnkterisiert ab, wena wir uns jetzt
einer kurzen Betrachtung des eigentDuilichen sozialen Habitug
ittH Florentiner Weberproleturiuta zuwenden.
Kar des kQrxeren Aaednicks halber ist im Torhergehen-
tel slotd TOD , Webern' und »Arbeitern* die Kede gewesen:
io Wirklichkeit hat in Florenz, wie fast Qbcrall, die Frau
lange Zeit am Webstuhl eine bedeutsame Kolle gvepielL Es
braucht nur darauf hingewiesen zu werden, doss allerorten
in primitiver Zeit die Weberei häusliche Nebenbe»chäfliguDg
der Frauen gewesen ist*), daes im germaniacb-romanischen
[ittelalter sidi erst im LuuFe dea 11. und 12. J&hrhnnderta
mit dein Bindringeo der Geldwirbchnft und niarktruiuisigen
Produktionsweise ein Stamm «IbstÜudiger uiiinüUcbcr Arbeiter
gebildet bat, die bernfämässig der Thatigkeit am Webstuhl ob-
lagea']. Wfihrend aber in den Ländern germanischer Kultur
und in vielen itülienischen Stiidteii eben hierdurch die Frau all-
raUblich von der Arbeit fCli den Ma,rkt verdrängt wurde; während
sie hier beschrankt ward nnf das Wirken fdr den eigenen,
ibKnslichen Bedarf, bat in Florenz die kapitalistiRche Entwicke-
long der Indnstrit!, die jeden Versuch der Arbeiterschaft zu
selbständiger Organigationäbildung im Keime erstickte, die in
der Auanntxung billiger Arbeitskräfte das wiehtig^te Instra-
ment zn iodnstri eilen Erfolgen sah, dazu beigetragen, die Fran
') Auch fltr diese gaozcii VcrhKItiiisBa fintlon sich iateieMaDt«
PataUelen In der Krerelder i^eidenindustne des 18. und 19. Juhrhandert«
(ThuB, IndnilHe am NicJcirhein 1 S.109 f.). Dort lieri^en im 18. J^hr-
bnndert die Terlegsr dea Arb»t«ni die WebetUbli); «war ut m dieien
gaitatlet, auf denBßlben audi fQr andere Faliriknotan m webon, doch
bleibt natSrli«h ein? gewimr Abb&ngig^eit vom Bihntxer dei Wob«taUs,
') Vßl. Tor allem Schmoller. Tuchrrlitich S. 359ff,
■) Scbmoll«r a. a. 0. 9.363. Die Mftiaser Web« intim — ob
all Zimft amas frag-licb bleiben — gMctitouen luenl 1090 iwf; die be-
kannt« Crkuode der Kölner Bett^iecbeoweberiunft »Umnit aus d«oi
.Jahre 1149.
— 278 —
neben ilem M&nne knge Zeit in der bausind U5tne)l«D ArlMiit
für den Verleger am Webstuhl zn erhalten. VersWrkt wurde
dt«ae Tendenz durch ein Moment t«rhni«cber Natur, aof das
n-ir schon hingewiesen haben, duss immlich der Florentiner
Webstuhl, wie er fiür die meiaten Tuche in Oebraucb war,
znei PersonoD za seiner Bedienung erforderte: Mann nnd
Frau, MitUer und Tochter arbeiteten hier gemcinHam zu beiden
Seiten des Stuhles'). So kann ea une nicht wuiidemelimen,
da«8 in den Florentiner Urkunden des 14. Jahriiurtderte Weber
and Weberinnen ntets nebeneinander genannt vrerdeo, dass
alle ZuuRordntinKen fßr beide Geschlechter ohne UnterÄchied
QelbuDg haben. Soweit wir aber aus den erhaltenen Lehrrer-
irllgVQ einen Schluss zu ziehen berechtigt sind auf da:! nume-
rische Verhältnis beider Genchlechter in ihrer Teilnahme am
Webereiberufc — andere statistische Belege iiind uns leider
nicht erhalten — , so gewinnen wir den Eindruck, daia etwa
biä in die siebziger Jahre des 14. Jahrhundert« die Frauen in
beträchtlicher Ueberzahl am Webstuhl gewirkt haben; wie ja
auch die Spinnert-i auf dem Laude und daM Anzetteln der
Kette am Webebanni vor allem ihre Aufgabe war, während
bei alle» anderen Fuullioiien des Wehere iproaeeseB da« weib-
liche Elt-munt nur einen ganz, geringen Prozentsatz zu der
Oesauitxahl der Arbeitenden stellte.
Auch für die Zeit nach 1370 steht eine Weitarbe-
scbnftigiing weiblicher ArbeiUkrÜfte auf dem Gebiete der
eigentlichen Weberei ausser Frage, wie uns denn auch uas
dieser Zeit Lehr vertrüge zwischen weiblichen Personen hie
und da noch erhalten sind. Im ganzen aber haben sieb seit-
dem die Verhültiiitüse von Grund aus geändert durch die bisher
unbeachtete That«ache, das« fremdliindische Arbeiter,
fluktuierende Proletarier, in grösseren Massen Ober die Alpen
gezogen kameu, um Kum kleineren Teile am Orte seiiRhnft zu
werden, zum grAnfieren nach kurzem Aufenthalt den Wander-
stah aufs neue zu ergreifen und ihr Glück anderswo zu vor-
sucbon.
'I Allerdiugs vurdca auch ,piuiai airvtti* genvM, fllr die ein
Arbeiter genOgt«.
- 279 —
Ich gedonke an anderer St«Ue dies«m eigenartiftea B«-
stiuidtcil der Florentiner BpTölkeruni^, d«r in mehr als einer
Hinsicht unser Intereflse r-ii erwecken geeignet ist, eine ge-
nauere Betrachtung zu nidmeti. Hier eci daher nur das be-
merkt, daes der grössere Teil dieser fluktuierenden Massen
au« Niederdeutschland, Flauderti, Urabant und Hollnnd, ctn
kleinerer aus Mittel- und Oberdfiutfs(-h)»nd Htumnite. Zum
grussvn Tvil in der Folge oiiseglllcktL<r revclutinnärer Be-
wegungen aus dem Lande getrieben, haben sie ihre Krafl
dem Dienste anderer Länder gewidmet, ohne doch Bprecbf und
Eigenart der Heimat aufEugebeu; sie sind, dank wohl vor allem
ihrer aiederen Lebenshaltung and der technischen Geschick-
lichkeit, din sie aus der Heimat mitbrschten, von de» Klnren-
tiner Fabrikanten gern angenommen worden; und nachdem
der Berölkerungitiitrom «innial in dieh Bette geleitet war, ist
er fast während eines Jahrhunderts ohne Unterbrechung iu
ThStigkeit gehlieben, hat der Florentiner Industrie iiiiiner
neue brauchbare und ecbwer ersetzliche ArbeitskrÄfte zuge-
führt, hat ihr den fortwährenden BeHtand einer , industriellen
Keaervearmee' vun Webern gesichert, die das Lohnniveau
dauernd auf dem gewUnHcblen niederen Stande hielt, hat ihr ein
gut Teil jener Kiasiixität und AnpasHungsrübigkeit Terlieben,
die We9«n and Ükonotniachen Vorzug der hatisindustriellen
Betriebsweise aasmachen. Zugleich aber kam damit in daa
nnrahig bewegte Leben der Florentiner Arbeiterschaft ein
aeoM, fremdartiges, schwer asaimiUerbiureii Element; «in
wegen der Spruch- und Sittenfremdheit ilopi>elt schwer zu
kontrollierendes und zu bändigeDdes Volk von Proletariern mit
noch ungebrochenen, bmial -sinn liehen Leidenschaften, das in
der Neignng zu Spiel und Trunk, aber auch in dem germa-
nisch-bcfligun Drang zu usHOciativcii Bildungen wesentliche
Züge des deutscheu flcselleu leben s nach Florenz Übertrug und
damit den Florentiner Zunflbehfirden oft gentig zu schaffen
machte. Wir sehen über- «nd Niederdeutsche in getrennten
Genoasenschaften teils geselligen, teil» kirchlichen Churukters
Tereinigt, unter stetiger Aufsicht der zUnfUerischen Kontroll-
organe: hie und da sich bekäniiifend, einigen sie sich doch
achnell, wenn ett gilt, iu gemeinsamem Vorgehen sich bessere
Laline und Arbeitsbedingimgpii xu erringen, werden aber
von den [iberlegenen Machtoiitteln der Zunft nurh ktirxem
Kampf uiedergeworfen und wieder in di« eDg«a Grenzen ibr«T
roln bumaaitiir-gOficlUgeu Zwecke zurückgewiesen. Um die
Uttt« des Ib. Jahrliuud«rt8 lässt der Zustrom der Arbeiter
von jcQsetU der Alpe» nach, und die hierdurch entatebenden
Lücken werden nur notdürflig durch Kinwanderung aas Nord-
itttlien, der Lombardei nnd Ligarien, geachlosseo. Was roc
deutscbeo , besonders niedcrduulscbc» Arbeitern tmch in der
Stadt war, cintu Bt4;h mit anderen Elt>nient«a deutscher and
flandriflcber Herkunft zu einer grossen frommen Bruderächafl,
der Compaguia di Santa Barbara, die in der Servitenkirche
(Santissima Anntinziata) Altar und Kapelle ernarb und bis in
das 17. Jabrliiindert hinein Sparen ihrer Wirksamkeit hinter-
lassen bat.
Was die inneren Verhältniaüe in den einzelnen Weberei-
betrieben betrifft, ao können wir hier eine gewisüe Differen-
zierung nacb der Zahl der in einem Betriebe, d. h. in einer
Werkstatt bescbäfligten Personen erkennen. Arbeiteten Mann
nnd Frau ircsp. Vater und Sohn, Uutter und Tochter etc.)
zusammen atn Webstuhl, so konnte eine Horanuebung frem-
der Elemente in der Regel eutbehrt werden; waren keine
Familienmitglieder zur ünterstatzung vorhanden, do erforderte
schon die Breite üee Stuhls die Mitwirkung wenigstens einer
Hilf»kr»ft, SRI en nun eines gleichberechtigten Genossen oder
eines geldbeeablten Gesellen oder Lehrling)«. Weber uad
Weberinnen, die es dank ihrer speufiscben Oesohicklicbkeit
za einer gewissen Wohlhabenheit gebrocht hatten, stelltea wohl
auch noch einen '/.weiten oder dritten Webstuhl auf und liessen
dieselben durch gemietete liilfskrUfle bedienen. Neben deut-
schen Webermeistern finden wir auch deutsche Webergesellen
in Mane in Florenz: aber erst tn der 7.eit, als der Zustrom
au»i Deutschland nachgelassen hatte und italienische Arbeiter
an die Stelle der nordlUndischen getreieu war^n, bat die Zunft
dnrch einen atisfQhrllchen Erlas.1 die Regelung des VerbiUt-
oisses zwischen Webermeistern und gesellen in Angriff ge>
«
— 281 —
Dommen: es gnJt dabei vor allem, den Meisteru Scliutz gegen
willktirlicheit Vertaiueii der ArWit von selten der Gesellen
ZD g«währeD M- Auoh liier bat (Innii wieder erat die dio-
oarohische Zeit den Aerniäten und vrirtachaftlich Schwächsten
eiaen ausgedehnten ScbutK zu teil werden kaian: ein Oesotx
CosimoB U. von l.')77 *) befiehlt den Webern, ihren Gesellen
und Arbeitern in ihren HiLusern Schlafstatt. Feuer und Licht
zu gewähren, ohne ihnen dafOr AbzOgo «ni Lohn zu macheu:
Bestimmungen, deren Inhalt zu tanneben Momenten der deut-
schen Geeellenben-egiing in der glaichen Zeit eine interesMate
Parallele bildet").
Wir werfen endticli noch einen kursea Blick auf die
der Lohiiverbültniitse dieser Arbeiterklasse. Ftlr
Ibe ist vor allem der eine Umstand entscheidend ge-
■) Lua 55 fol. 46 f. nnd 16 fol. 91 r. (1506). Die wiohtigrten Be-
rtimmungun eiod l'olgcndu; Euürt^lit streit swiscben eiiieiu Weberin e int« r
und eiueFO d»oer GMellen odar Lelirliugi», lUid liat rinor von litivqeD Tudi
bü xnm attvn .puuiiia' gourbwt«!, so miua or es v»llBQdt>D; iat er noch
weiter voT|>i-scliritteii, so hnt er noch ein zweites fertig zu arbeiten. Itt
dner Rchon nof lÜngcrc Zeit von dem Muifter im vorauR beKühlt (sapra*
jpagato), so mius er mit ihm über dos, was er ihm achuldig bleibt, accöt-
^'dieroi, ßbo er von cilnein uncIcTen in ArbiMt genommen irirrdon dnrf. Nur
>«an (Jo«ell«n un<l LfhrliuKo d«» genomin^ofu VursclioKK heim U«tster
[abarbeiten wollen, dieaer aber «ich demten weinerL oder koiue Arbeit bat.
LkBimet) jon« bei iiu<]i>rf>ii in Dion<t traten.
*) IjiDa Iß fol, 38."> f.; tesBitori debbono teuere li lasoraDti nelle
Ittro c*ae col dar' toro da dormiie, t'uoco e lume, come «i&o t qui Hanno
rttMtnmato di l*nvrli vt dar loro «enui ulcunadiminiixioni' dttlU morwde
■otÜB dani e p&f[arai & detti lavoranti. In Sienn wird 1577 den Weber-
meisbeni verboten, .tele* auaier dem Hau« an Goaetlm za g«lK^n, da di««i
laoMt vengono a. far buttigha aanm ammsfiartrarai (Sfat. dell Arte dolla
Ftana di SIena TV fol. 'iA).
1 Weit ^rflesera B«d«Dti]ng bat diu Otacll«nw(»cn in luideren itiüieni-
■eh«B BUUlten, in denen dfo Weber niobt in lAllig« AbhäBgigkeit vom
Verlcfer neratan waren wio in Florcns. %. B. in Yene<lig und in Pijm,
Auf dfl« «aK«<lti6 i«l hier nicht oinKUgohm. PUr Vmedig vgl. vor allem
Brodl io ü'Ajaao a.u.0., für PUil Bonaiai. Statutn 111 S.702. Ui«r
Litt vor allem die Bcatimmung iotorceeant. da», wtnn «in Weber Dur ,p«r
'pBUia de' suoi luvoranti'. d. b. am Arbeit Hlr fiii> zu haben, «ine t«la
ton tiincm Tucbor in Arbeit näbme, die betreffenden Oeeellea ihn niebt
vor Vollendung des betreffenden StOck Tue)» verlaann dttrfen.
— 282 —
worden, daas ireder Zunft ooeh Staat ifare HacbtuiilUl zu
autoritärer OrdnDD); d«r LofaobOhe uud der Form der Lohn-
zahtanff gebriLiicht haben: (tass nie nur die alle^m^inen Grimd-
8«tze der Löbnung, vor allem den /ivang zur Auüzablung in
bftr, das Verbot der Lieferung von Nataralien und Waren
auch den Webern gegenüber in Anwendung bringeu. Da« ist
urn RO bedeul«aiu»r, als anderen Klassen von Arbeitern, z. B.
den Färbern gegenQb«r die Wollenzunft die tarifarische Rege-
lung der Löhne in nnnerer Periode mit aller Energie darch-
fdhrt; Dm so merkwdrdiger, nl» in der S«idenKunft die Lohn-
t&xen üich auch Über die Seiden weber erstrecken, um den
Arbeitern, wie es in dem ErlaMe heisst, einen Lohn xu teil
Trerden zu laMen, .der sie für ihre Arbeit bezahlt machte, wie
es veriiünftigerweiee rerlangt werdeo kOune,* — vri« denn in
der That un« in Statuten- und anderen BOchum der S«idcnzunil
eine ReihB toii derartigen Lohutarifen flir die Weber erhalten
iai'). Fragen wir aber nnch den Grllndeu flir die hiervon
abweichende Gestattung dtr Arbeit«- und LohnTerhältnis&e in
der Wnllenztinft, so werden wir auf zwei Punkte Tor allem
unser Aiigciiuicrk zu richten haben: einmal auf die von ans
genchildertu eigen tSm liehe Form des Arbcitsküutruktes, wie
er, durch die al^emein (IbUcfae Äuflasaung der WebütUhlc
charakterisiert, in der Wollen-, nicht aber in gleichem Masae
in der Seidenzunft sich herausgebildet hat: in zweiter Linie
dann auf die Thatsache, dass Quhtuierende BerUlIcerungseleniente
ein wesentliches Koutiogent zu dem Arbeitermaterial «teilten.
Ging — wie schon ernilhnl, — die lohn- und proisregulierende
ThStigkeit mittelalterlicher Behörden im allgomeinen von dem
Qedanken aus, dasa ein .gerechter* Preis «ich finden liesse,
das» es mCglich »ei, ihn dem scb wanken d-räti^el haften Bestim-
mitngsmodns von „Angebot und Nachfrage' zu entziehen, und
ihn, geatatzt auf Forderungen der Moral und der kirchlicbea
Lehre, in dem sicheren Vertrauen auf ein aller Obrigkeit
durch himnilische FUgnng verhehenes GerccbtigkcitägefQhl. oos
eigener Willkür featKUsetxen, so var die Vorauaävt&ung einee
') Vgl. d«n unten im Anbimg mitgibt«! Uta IWif fdr die SiMilen-
webw.
— 283 —
derartigeu summarischen Verfahrens ein« relutire Einfachheit
der Verhältnisse, die Möglichkeit der Berechnung nach einem
einheitlichen, kUr zu Tage liegenden Prinzip uud MiUKütab ').
Id der Florentiner Weberei dagegen brnchte die miinnigfiiltige
Verse Kiedenbeit der IvontraktfurniHn, wie sie durch die eigeo-
tUiulicbe Art de« Webs tu hl vertrage bedingt wnr, eine sotut
nicht vorbaiideue Schwierigkeit, Ja CelüI die llnmnglichkf-it mit
sich, jenem Idenlo deR gerechten Preigea durch eitiheitlicke
Regulierung, dtirch obrigkeitliche Taxiernng der Leistung des
einzelnen Webers nnheznkemRien. Denn nicht nur noch den
▼ereehiedenen Resultaten dieser Leistungen hütte hier die Be-
wertung derselben vorgeDonimen werden mQsden, BOndera auch
nach der Verschied« ah ett jener oben geachilderten Kontra.kt-
bedingungen ; deshalb aber war hier ein einheitliches Be-
wertungsprinzip nicht durchKuftihrc», und ein zweites in die
Rechnung einzusetzen, Qberaticg das KQnaeu der Zeit. So
hütte die obrigkeitliche Tarifieruiig leicht Aa» Gegenteil des
Gewollten erreicht; hätte fUr ächeinbar quantitativ und quali-
tatiT gleiche Arbeit dennoch den einzelnen Arbeitern nicht
die ihnen gebtlbrende gleiche Ilöhe des Lohns zu teil werden
Lasaea*). Dazu kam dann das reichliche, oft Überreichliche
Arbeitsangebot, da» ganz ron selbst die Löhne in einer Weise
regelte, wie es den IntereHsen der Zunft, d. h. der in ihr
»ollberecbtigt vertreteneü sozialen Kliwfle, am besten ent-
•prach. Bei dva Weberti hielt der kontinuierliche Zustrom
deutscher Arbeiter in normalen Zeiten den Lohn so niedrig,
wie Qg die Ex [jortinter essen der Zunft erheischten; und eine
>J So h&t 1. B. die Arte di Lana di Siena (Statut. VI g 41) «jdsd
StacklulinUrif fOr ilirv Weber Kegeben.
') t'm konkrctpr zu »pin: NehmeD wir an. der Lotinlarif d«r Woll*
Weberei ui, wie der in dei iSeidensiuifl , berei-hnot worttcD pro KIL« der
venohiedone» Tuchitarlon (altn ab StilclüoluitBrirj , to hätte dibvi die
Frage, ob der Webstuhl im Rigniluni de« Weber« uiIct ob irr von dem
Arbeit^ber ihm QberlsMen und «u wöldaem Fri'im das gMctioht^r war,
niobt'^berDckiichtigt verdvn kCnnrn Da diea aber Brauch war, ds die
Untemebmer dta Webern niobt nar da« ArbcitaiiutramftBt, aondern auch
VorschnsM in vemcliiRdenffT IlOhc gewahrten . so muMtiin sie aiKih die
MSgUchkeit bab«a, dio IlShc de» Loltnei, dnrch daueti Kackb«haltuBK die
VortchOMe etc. allui&blich abg«iahlt wnrdun, tslbit su bntiDioien.
— 284 —
Steig«ning dürsulbon durch orgaotsiert« LoImlfÜmpfe wurde
hier, wie wir sahen, mit Gberlegenen Macht mittel n im Keime
emlickU Dad Prinzip des kisser faire, laiaaer ullvr bei ätreuger
Wachsamkeit allen OrganiMtioasbeetrebangeu gegeadber ist
&ucb hier, vie bei der Itegelnng des Verkaufes des fertigen
Fabrikats, wie npiLter in England zum Siege gelangt, weil ea
im Dienste des loteresneii der herrsch end(>n Klasse stand, ohne
daag aber theoretisch durchgebildete Schutmeinongeo «a ak
das Alleinseligmachende hingestellt hätten, obne dam auch
eine zunäehxt litteruriBcbo , dann mehr und mehr ins Volks-
eniplindeu eindringende OegeiutrOmnng es allniählich nuter-
graben und sieine Herrschaft vernichtet hätte. Wie man in
der Wollenindustrie anderen Gmppen gegenüber eben dsa
entgegengesetzte System obrigkeitlicher Lohofcsteetzung auf
den Schild erhob, so hat man wohl auch eiitmul gelegentlich
den Webern gegenQbex davon Gebrauch gemacht, nicht in
arboiterfreundlicher Abdcbt, wie sie Poehlmann aus der Ax^
gumentatiou dea Texte« der Massnahmen der Scidentanft
herauidiest, aonderu weil man, wie es offen ansgesproclien
wnrde, die woUl infolge eines Torttbergebeudcn NttchlasBeiiB des
Arbeite rstroms bei gleichzeitig steigender Nachfrage allin sehr
gestiegeneu Lflhne wieder auT das normale Maas berabdrOcken
wollte*): ohne dass man indef-sen nach dieser Itichtung Erfotf;
gehabt xq haben scheint Es ist Qberans charakteristdsch in
*) Lua 46 loL IH (1408): AdrertentMi, quo (De!) et ad qnu tinnniaa
pratia «cn mercedei maai&dumiiD dicte aitia prapter tadalgonlian
laniHcon ia eonm datnnnn graviwiiBiutu «int pvodiuta, «I (|n«d ettam
damaoaitn aogentatar, lUfi pTOTidcratar de rcm«Uo oportnoo. mHcs Tier
öSdalet von ien Koasala g»wUilt wiedsn, die simudbick mit JtsMa
•ribat totodMidcn »ollni: qnod predaia per laaÜfon dkta arlü aolvatM-
et Min poeut de libra ttamima et laoe ad filaadam et circa •ocvn
tCModi et circa preda textat« et ireoera)it«r ciraa qoaKnutqoe afiaa
Banifactarat. ciica peotia« dimlifatot et <iaoiBodo et qaalitcr . . . r^u
eaatur. Eon fttbere BeitbainiiB$ nw 1^93 (l^oa 49 foL 1): Nu
lamftx posiä BOtran . , . alieoi tccEtori . . . pn texitaia atioaüi» pasai i
toi« . . . foa teanatiH . . . ta aliqae petliBo alla piaaa niii doaitaxat Qtaid
. . . «taod . . . mtvitar d« paanü tasti* a li« liecii etc. . . . tpriidA mch
aar Aber 4m Tv^Utau iviscbM d«B Wabriabnn fBr xw« vmtdäf4mm
Ta^BitM aaa, «Ine aber dicM LMm sribat IMmle««.
— 285 —
dietteui Zusammenhang, Anns erst mit dem TJllligen Niedergang
der ladiistrie in der uionardiiBclien Zeit das Prinxip den laiaier
faire den Webern gegenüber fallen gelassen, und auch bier die
obriglceit liehe LoliorestxetzuDg eingefttlirt worden ist: im Jahre
1546 wurde den Wollenwebern, bei denen die Pestsetzucg der
' Lobnlöhe bttdier dem freien Vertrag zwisc-hen den beiden
Kontrahenten Qberlafsen vordeo witr, ,uni Ordnung xu schRfTeo,"
ein wie in der Seidenweberei nach Qualität, l^änge und Breite
der KU webenden Tuche abgestufter Lobntarif gegeben^), ru-
gleicb mit dem schoo ernälmieii Verbote, Websttible .als
Abzahlung' (per sooat&re) von den Webern zu kaufen '').
Erst durch die Ictztcrwübntc MnsHrcgvl war ja eine feste Buifl
geschufii-ji, uuf deren Gruud ein einheitlicher, ohne grosM
Unhe durchzuführender Lohutarif aofgebaut werden konnte;
'erst dadurch wurden, wenn der Aufdruck erlaubt ist, dessen
mannigfache Fehlerquellen beseitigt. Von unsprem heutigen
Bomalpolitischeii Staudpunkt aus mag uns leicht Jene Mbm-
regel al» ein Fortschritt erscheinen m gerechterer Verteilung
des Einkommens zwischen Kapital und Arbeit, zu einer An-
schauung, die den Arbeiter nicht mehr ausacbliessUch als
mechanischen Teil des Arbeitsprozesses betrachtete; wir mögen
leicht darin eine Einwirkung des uionarehificben Itoginiente«
sehen, dem jn das Äusgleiclieu der sozialen K lasse ngegensätie
gern — im Gegenentz zur republikanischen KlassenheTrschafl
— als schönst« und edelste Aufgabe vindiziert wird. Solche
Betrachtung dürfte aber leicht die entwickelungsgescbichtlicb
bedeutttamste ThatsacJie in den Hintei^rund drängen, das» es
sich bier um ein ZurKckstauen des wirtschaftlichen Fortschritts
handelt, ähnlich der naturalwirtschaftlichen KeakUon, die um
die gleiche Zeit in Deutschland uinHctüte , in eiigatem Zu-
aammenbange mit dorn Niedergange der wirtachafUicben und
geistigen Kultur uuf allen Qebieteii; um eine völlig zerrüttete
Industrie, die nicht mehr mit einem üeberschuMe von Ar-
beitsangebot rechnen konnte, die nicht mehr run jenen leben»-
') Eflus vom l.&Lm 1£44<, gudnickt bei Caattoi, Ugi»1«xioafl
touuM I S. 2S9.
■) Vi ctiau cotnperarc de detii Tetwjtori Telai per »eentare, oomo
fitto a] i>esente i'i costumal«.
— 286 —
kräflig«n Impulsen durcliglUtit war. ffi« fiis deu Florenlin«
Staat (lea Ib. JithrliuuderU 'zur irirtMcliBlllicI) -fnedliclien Er-
oberuug dea Orient« getrieben liaUen. Qewiss gab nicht mehr
im Staate dtts einseitig gewandte Interesse einer Klasse von
Kapitalisten: Grosshändlern, Banktera und KAbrikanlien, den
Aossdilag, aber anderemeit» war mit dem politisch-wirtochafl*
lieben Stillleben der monarchiscben Zeit allen Blut buk den
Adern des Staate» geschwunden ; und die Ausgi^glichenbeit
der BOziaUn Kla^seuinteresMu war im Grunde nicht« aßdere«,
als «in klares Symptom der hereingebrochenen wirt«cbaft1icben
Impotenz, des vOlü^en Bankerott« einer grossen und weiten
Zielen zustrebenden Wirtschnftspolitik.
8 5.
Kiuzflnrhclter iti i;ri>«ieren Werk8titt«ii und Lüden.
Ä. Die Fürber
Schon uni das Wesen der Stellung der Weber unter den
Terschiedenen Arbeiter^riippen der TuchinduHtrie klar in die
Üirscheinnag treten zu loasen, heben wir im Torhcrgehendeo,
des Kontrastes halber, auf diejenige der Färber und der mit
ihnen verwandten BerufsklasKen Vure hingewiesen, nnd an die
Spitze unserer ibueii gi^widmeten Bi*trachtuitg können wir die
Tbattiache stellen, auf die wir ebenfall» schon aufmerksam ge-
macht haben: dass sie nilmlirh nicht binabgedrängt sind in
das Stadium TJllUg proletarischer Lebenshaltung, wie alle Jen«
Arbeitergruppen, mit denen bisher imtiere Darstellung sieh sn
beschnfligeu halte. Allerdings: die allgemeine teebnisch-wirt-
BcliaftUehe Sotwickelung batte sie ihrer wirtecbaftlieben Selb-
Btlindigkeit nnd Selbstbestimmung, die sie früher nllem An-
scheine nach einmal besirsiien hatten, beraubt; priratrechtlich
waren sie aus eigener Unternehmung vertrieben und in das
Verhältnis von Arb«!item ku Unteniehiuern hineiogedrSogt
worden; öffentlich-rechtlich hatten sie, spätestem! mit dem Er-
loss der ordinamentA jniticiae, wahrscheinlich schon einige Zeit
früher, ihr« Korporationsr echte verloren, die sie früher ebenfalls
— 287 —
oftVnW einmiil bespssen liatt<?r; waren »ie aufgesogen wor^Mi
von der mäehtij;ereii Unterneliniororgniiigation, der Wollcnzuaft,
geliorcfaten si« jetzt fremden QeiietKen, deren Urheber sugleich
ihre Herren und ihre Geffner im Knuipfe tiui die Bediu);imf;en
ihtos wirt-icliaftlicben Da»4?in8 wartn; nach dieser Richtung hin
bestand in der Thai kaum oin Untorschied zwisctioa ihrer Stel-
lung (im Arbeitsproxess) und der der untersten proletnriiichen
Schicht der Arbeits rschnft.
Nicht hber war durcli den gleichen mit unwiderstehlicher
Wucht sie erfaeeeaden wirüchaftlich-politiaclien Eotwickelongs-
prozesfl ihrn allgemeine Lage, ihre Lebenshiiltuiig auf jenes
unterste Niveau «uzialen Daseins hinabgeilrUckt worden, das
iiuierlmih dtr gi-namteri Flurcntinvr Bevülkeruiig die meisten
Arbeiter der WolU'utuchiuduulrie eiiuialmieK; rielmehr reprisen-
tieren sie wiUirend der umviea hier betnicliteten Epoche, wenn
ich 80 sa^en darf, eine Art Eüte unter den in dem Tuchiuacher-
gewerbe fhütigen Fereonen, zilhleu — nach ihrem Standard
of lifc — dem gewerblichen Mitte l»tand, dem Hmidwcrk und
Kleintianilel treibenden Bürgertum, xu, ja erheben »ich teil-
weise bi» zu einem weit tiber das Durcbnchnittd vermögen
der Bevölkerung binuuHgelieiideu materiellen Wohlstand ']. In
erster Linie aber haben sie die!:« bevomugte Lape der
eigen tQui liehen Stellung zu verdanken, die der von ihnen be-
triebene Teilprozess der Tuch fahr ikation innerhalb des Gesamt-
proxesseH einnimmt, indem jener uämtidi im Gegensatze zu
den anderen bishör betrachteten ein grössereti stehen des und um-
Uufeodes Kapital, einerseits grosse Gefasse, WaidkUpen, Miseh-
boittche, Warmbäder und technisübc Einrichtungen ähnlicher
Arb, andererseits Farbmaterialicn, BeismiUel etc. verlangte.
Wohl wäre es naii allerdings möglich gewesen, dass bei der re-
lativ weit TorgeacfaritteDeu Accumulation der Froduktivkapitalien
in wenigeii grottfleii Unternebmungen, wenigstens Uie grossten
und kapitalreicbsteu unter ihncu neben ihren Zentral betricbs-
werketätteD auch eigene FirbereieD .errichtet hätten, die so
zu einem integrierenden Teil ihres grfissen Einenbetriebes ge-
worden, nur der einen Uittcrnehtuung dienstbar gewesen wUren:
') V|{l. dariker i«n Katuter von 1437 an anderer Stelle.
— 288 —
fest angestellte, n»r einem Unternehmer verpflichtete Lohn-
arbeiter wilreu diuin aiicli die FKrber, wie VTollkratiEer und
KüniEner geworden. Indessen ging die Tendnnz doch darauf
biii, daa Kapitalrieiko — und ein aulcheti hütte die Einrich-
tung @igen«r Färbereien für jede Unternehmung^ in beträcht-
lichem Masse eingeschlossen — so gut ea ging zu v«rmci(ten
odor wenigstens auf ein Minimum zu redtizieren, wobei dann,
wie wir f^hcu worden, die Zunft vielfach mit eigenen Unter-
nebniungeu, mit ihrer überUgeiie» Kapitalliraft und Kreditfähig-
keit den eijiselnen Verlegern hilfreich zur Seite trat FQr di«
kleinen Unteniehmtingen aber wäre die Krrirhtung und UnCer-
bnllung ciguni-r. uur für siv arbuitcndt-r FärbcwcrkstutteD VOU
vornherein unmöglich gewesen. Und «o aebr die Zunft rQck-
Hichtslo« die UnterDebmerint»es:e>en gegen die Arbeiter rer-
trat, so sehr andererseits der pesBiiite wirLschaflliche Znataad
der Indni^trie einer E'jntmckeluiig der Kapitalaccunuilation, der
gionen Untemehuiungen gegenüber den kleinen günstig war«
HO wenig int doch in der zilnftlerischcn Politik jemaU von der
gleichen Tendenz, die Groiiiunteruehiiiungeii gegenflber den
Kleineu ru lievorzugeu. eine Spur au erblicken; vielmehr haben
eben die Etgenunternehuiungen der Korporation in entgegen-
gesetzter Richtung gewirkt, dadurch, dass sie auch dem kleinen
Eapitiil alle Vorteile des Grotiiibetrlt'b» in gewissvm Masse mit
ZQ teil werden liessen.
So kam es, dass die Färber — und mit ihnen stehen, wie
wir sehen werden, die Walker und die mvisteri Arbeiter der
AppretieningsindoBtrie auf einer Stufe — niemals in dauernde
Lohnabhiiugigkeit von einzelnen Kapitnitaten gerieten ^). Färbe-
reien, Wulkereien und TucliBpatiuereieii wuren geiverblich-
mechanischo Soaderetabliasoments, die zum grossen Teil allen
Industriellen, die sich ihrer bedienen wollten» in gleicher Wej«e
aor Verfügung standen *).
*) Zwar kommt ßti auch bei üisen, WM bsä in andann Arbeitern
vor, da« ilinen vom aufliaggeboudea DnUmefainer mn Venchasa iik..
bar aal ihre ÄrbeiL gegeben vrird; iLus « w »«Itim gMcJiah, üt ein
v«i) dofar, wie wenig die t^ber. um dur Nüt dn Augenblick« su bi
gegnrm, auf eine UatcwtHtsniiK aDtfOwi«*«» waren, von dör au« »ch leicl;
oine danenide totutabkOngiglteit hatte entwickeln kennen. Unter den
— asft —
War io im allgemeinen die unmittelbAre Lohoabliängig-
keit des einzelnen Färbers toiu eluzvlneu VerUger aosge-
Rchlossen, io gab ea doch eiuc Möglichkeit der Verbinduiig.
die ein Dmicrv erhält nis über den mouent&nen Auftrug hinaim
zvisclien beiden begründen konnte: die Enpitalbebuiligiiug des
Verlegers — als Sociua oder Kominandililr — am Betriebs-
gesclifilt den Färbers ^). Die Fälle aber, die sich dafür nach-
TC-eisen la.qaen. Bind dnrvhnns stngnlftr nnd lassen keinen Schluss
tu Huf allgemeinen Usus: weist doch der Kataster von 1427
mir ein einxigea Tuchgeschäft aitf. das mit grOüserem Kapital
aa einem Fftrbe reibetriebe bcteiUgt ist *). Diese Seltenheit
indessen zugegeben: »o ist nchoo die M5glic1ikeil derartiger
Verträge Überaus charalcteristiscli fUr die «igentUmliche Stellung
der F&rber innerhalb der Arbeiterschaft der Wolle nindustrie:
ist doch nn diesem Punkte die einzige Brflcke geschlagen, die
innerhalb i\es ganzen Bereicho« unserer [ndustris die weite und
tiefe Kluft zwifichen dem K»|>italiRlen und dem Arbeiter Uber-
Schuldouni fa)lit«r G«c)tArttt finden «ich gnrndf^ die Flibnr sehr lallen.
uni BD li&u&gci uutor ileu (ilKuliiKeni. Lima I l> 49 (1317) wird ea an»-
drückliob vi!rl>ot«ii inuluari* tistori nüi lUura («r.. »uruniani) «olummodo
quam tempore talü BoIutioniA lucratuf fuerlt ijiw tiutor vel pro kboierio
nm completo. Rio »ad da kommt tu wobl anch vor, du** nirmp t'ltrber
vQm Verleger ihreo UMaarnl fliehen bekamai (vgl. I/inn 101 fol. 61;
1397: dn luuiolai venmetet auf 2 Jahre eiDem tinctor «\b ItAtt mit Zu-
liehQr. TincIi. Küchengerät etc. für 1 Gulden moDatlicli. hm hiilhjllbriicher
Zahloag).
') NhcIi Lima 40 fol. 7 (1381) »ölten die Konuiln xii officialoi tinte
nur wiche lauaioli emuuaen, qoi nüu liabeatit aocietuteni cum Lintore nee
partem in a1i<|iia ik)K>th«cia tinle.
*) Giov. di Antonio dt OuRlielmo (Oonr. Bu«, Santa Crooe
[Kxemplar do« MoaU toi. 708}; llbti di giuntn in fol. 180): Kr int mit
SOO Uuldeo an einer bottcga d' Mte di Uhb und mit ftOO Gulden ».n vincr
Iwttega di tlatR bet^ilipt: hEnSger nnä solche Kapitalbeleili^nngm. noröl
ich oebe, in der Scidon Industrie. Doch «itkI dtnurtige Sosietttten auj Knrcht
_«or PreittroiWret«! ete-. oft T«rl>ot«D worden (W«b«r, Haadelsgeaell.
haften S. i2l> Anm. 5). Verboten Jrt ferner nach dem ersten Statut der
rollenianft «ine «wiatoji swiMkOD den Krapprcibcni (macinant« robbioin)
and den Unaioli (Lana I b fol. 70: Iäl7f. Vgl «ach den InLereauntan
äouatUcT urlrag iwiscbea' cineml tiator uad awei mtfoatorea gete et
Sio^elli in Luoca, verdlfentHcht von Bini in Atti ävW Accademia di
Ldoo» XV H. M.
DOI«B, SlUiliAn »da il*> Plnrnntlniir M'lttteiutflutrMi'U«))!!». 1. 19
— 2V2 —
»teboode Scliwergevicht der zOriFtler Liehe» Ordnungen, wie es
sieb vor allem in den Tarifen äusiierte, zu überwinden und
unwiritsaoi zu machen.
Diesen Tarifen nun wendet die Ztintl ihre gaoK be-
sondere Auinierk^aiukeib zu: oft werden sie fa»t alljährlich
eroeuort, immer mehr gehen ihre Bestimmungen ins Detail,
immer scliJirferf? Mtwsregeln werden zum Zwüoke ihrer strikten
Durchftilirung (tetroffen, Der innere Üriind fflr diesea Vor-
geben der Zunft, das eich scharf von dem Verhalten derselben
fast der gesamten tibrtfjen induatrietlcn Arbeiterscball gcgenCber
abbebt, ist schon an anderer Stelle^) angedeutet worden: ee war
die nieiuälü khir ausgesprochene, aber sicher dun Organeo
der Zunll in ihrer tliaUiiicIilicbcn Begründung genau bewutsste
ErliKnutnis der Thutsacbe, duKS aicb die Arbeitgeber, die die
Macht in der /unl't besasaen. den Färbern gegenüber nicht io
der gleichen l«age absoluter ökonouiiacher Ueberlegenlieit be-
laudeii, wie in ihrer Stellung zu der proletarinierten Uaase der
Weher, .Spinner, Wollkümnier und Wollkratüer; dau hier die
Mittel der Zunft a.h Biner Macht Ulfentlichen Rvclits, aU ütaat-
liclier InHtilutiun, der einen der beiden kämpfenden Parteien
/.u Hilfe kommen muHüten; dass das reine Prinxip de« laiiMer
faire hier teichl zu einer natürlichen PreiNregulierun^ geftUirt
bfitte, die nicht im K lassen interesse de» Unternehuiertums lag;
dasa vor allen Dingen eine utändige Gefahr orguiiiäaloriGcher
Bestrebungen der Kärber vorhanden war, die nicht, wie bm
den QbrigcD Arbeitern, an dem Mangel grJJsserer materieller
b'onds roQ vombcrein scheitern mosstcn: mit einem Wort,
dtwa mtiD sich hier einer grCsseren Suiuuie feindlicher Macht-
mittel gegenüber befand, di« man uiclit eret bedrohlicli un-
waefascn lassen dnrfte, ehe man ihrer Herr ;:n werden suchte.
So wbtitelcu Hich liier das Organ isatioris verbot und die Tari-
fierung im Dienste de» Untemehmertunis «beneo in die Hand,
wie den anderen Arbeitern gegenüber jenes Verbot umgekehrt
durch da» Fehlen obrigkeitlicher Lubnreguliening gestdtxt
wurde.
Das Prinzip der Zunft bei ihrem Vorgehen auf diemm
■l Vgl. oben S. S82 ff.
— 2ft3 —
Gebiete ist nun im ipinx'Mi elnfiic}) das: die Lüliiit; auf iiiÖg-
lickat iti^drigem Xiveuii zu halten ^): das wird zu wiedi-rli'jUen
Malen auHflrOckltch ausgesprocheu"). uod zeigt sich ausaerdem
sclion darin, dasa die in den Tarifen angegebenen Löhne etc.
Maxiitiallöbne waren, nnter die wohl heriintergegHngen , die
aber niemals dbersi^hriUen werden durften. Vor allem wohl mit
dem wechselnden Durchschnittsp reise der NaliruDRsmittel "') int
die Thatsnche zu erklllrpn, dasK hi^ufig die Tarif« iiacli Wiat«i--
and Summerlialbjahr unterzieh ieden sind. — Im Übrigen richten
sie sieli, kluaaeTi weise, nadt deo Terachiedenen Karbenarien:
dt guado — d'arte niaggiore — d'arto mirore, nnd sind inner-
balb dieser Klassen oft bia in die feinsten Farbcnntjnncen
hintiotcr abgestuft »ad aasgearbeitet.
Neb«n den Lohntaxeri standen ulterdiDgs der Zunft snr
Erreichung des angegebenen Zweckes noch andere Mittel uad
Wege zn Gebote: vor allem die Brrichtuug eigener L''ärberej-
werkaUtten anf Heehming der Ziinlt: indem man alle diejenige»
lanatoli, die nicht einen aosdrtlcklJchBD, gesohri'^lienea Eon-
*) Wenn Ponblmanii S. ft5 die Worte im Statut dvr Arte della
Seta t bl. 304 (1428): .'oh« ddle inaDtfattare deno {lugati oom« ragioae-
rolmente u richiede in dem Sinne deutet, da«e es »inu Mastregel im
IntcKHe der Arbeiter aei . utn diäten eine angeaaemone Umaibtaag für
ihre Arbeit cu teil werden *a lusen, w erlaubt der Worilaul der Be-
stiionuisit wohl di#*e Aiuleftniiff im sanceo ZueamneiihBiig« •ii.'i' «ftall-
leriiKlu» Arbniterpolitik di>T Seidonzunfl, die ihren Tarif «Is Vtaiinal-
tarif featlt^te. \imt aber keiiMB SablaM auf die Politik Act Wolleniciinft
xa, die nach alleo Z^u^niaaea eb uatg«#tagMebtee Ziel rsrfoIßt'N
'J Z. B. Loa» 45 foL IB (ISBD): ccnBidenuites. quiilit<_-r tintore« guadi
«t artis niMioria non beoe an^ioiit in tintant arbiliciliiia dicie Arlü mi
etiaa pe*iHit laaidra jiretia debito ... Ibid. 1&2 fol. 3tt (1441): darcli
die Stalateo ist fertneneLit, i\**» die F^hnr so f^rbea sotltm: ut i:^ pretio
li&ture aliqaid allm vcniJtlidDtiu paniu ixrdpi poMit. Ibid. 4S foL 74
I1370>. Einige F^bür werden verurteilt, weil «e .lig» und (lustuni' tco-
[uacht hltfon ... ad hoc ut |>er ofGtialee Artis gandum dictc Arti«
doKtnr pro mtnoh pretio aolito vel eiadem conoadereliir [Mine Meiper»
tDÜaa pretinm ... de piinnia >A Iftnia [ac. Uati«).
') Die ADnaliiue. tlaaa ettnt die venehiedene Daner dsr AriwiUseit.
dabei «Jim Etolln neepielt haben konnte, wird dureb die Thntxikcbe an-
inOfflich Kviiia«ht, duM ea aicb bei itllen Tftrifi.-n um StQokiefanbirife
baadelte.
— 3M —
trakt mit ihren Färbern ^ea<:UIos.<en liatt«ii . nuf di« tod der
Zmift iu ihren Werkintiitteu ftj3tge!*cUt(.'n Preise und Löhne ver-
pflichtete '-). Dauu kamen danu die veräcliiedeiiartigsteo, hier mit
besonderer Strenge ditrcligenilirteit Mn^sregehi der Kontrolle'):
für jeden kieinen Makel, fUr jeden Fleck am gefärbten Tuch
wurde der schuldige Arbeiter TerantTTortlicb gemacht und dnrch
AbzUge am Lohn bestraft: eigene Beamte der Zuall, Ton den
Konsuln gewühlt und bei nachlässiger AnitslUbrung jederzeit
absetzbar, wachten über die sorgsiimK Dnrchfüfarun); aller zxi
diesem Zwecke «rlasfienen Massregeln'); dazu diente das Ver-
bot, Färbemittel von KleiiikrUmeni (trecconi) ondanderen Wieder-
Terkäiifern zu beziehen, das allerdings zuiiüclist erlassen worden
war, um der Verwendung minderwertigen Materials vorcu-
beugen; dazu Rollte endlich ilie vielfach angewandt« Sicherung
durch alljührlicb erneuerte Kautionen verhelfen: guruntierte
sie doch der Zuaft, und damit zugleich auch den einzelnen
Untornehmcm , unter allen Umatändon Zahlung der von don
Färbern fttr schlocbt« Arbeit, imbczablte P^ürbemittel etc. ge-
schuldeten Summen')- — So war durch eine kouseqiient mit
aller Kraft durchgeführte zu ufUerij^chG Politik zuletzt doch fatt
der gleiche Krfolg erreiclit, den A'w iiatFirtichc Macht Verteilung
bei den Obrigeii Arbeitergruppen aucb ohne jutie er^fielt halte ;
in normalen Zeiten, bei wenig ächwankendeui Absatx, ohne
Stockungen und Krisen, ohne plOtzüch einsetzende Prodnktionn-
') Laoa Ah fol. il : NtilluN tinloi' Artifl iniuorii M goadi soll (wenn
er niohl uaidrüvhlic]im Vcrbng gctancht littt) bBheren liohn fordern al»
dirjent^n tintorea erbe vt gaadi qtti fvoiunt tinturnm iid itiBlsnl inw urU«
") hhae. I ik S (1317). l*«ber ihe Rwidion im alJKeuioiiwn var>
gloidie Udh 44 fal. U9 {IUI). 56 fal. 80 (1871). 46 fei. IW (1384). M
M. M 0441).
') UuA I b 92 imiy. 11 b 85 (1891): N«b«ii d«D Mht offi«ia]e*
tiaie. die nucli Lan» VIII u 38 (M28) die BeTugnti lutbca 1. xuniiiimen
mit (l«ii Kutkunln die frei«« für die Fürberäi »a bMitinituin und tMhuMfthr-
AsordniingrD zu *trtiicii«ii . 2. den »aponnrÜ den Pn>i* EOr die Seife fnt<
aiu»t«iiii, 3. do» Kun d«* Qoldgnldon« nncb dor Reehnungamflnze dar
Silbenrlhruutj ^u butiuinMo, 4. die TiicbB]j«Dneri.i«ii der ZudH in vei-
«^t«t). l>Mt«b»a 1861 (Ii»na VI * 19) noch zw«i ofEcuüva super daaiiüv
ÜDlura.
<l Vgl. dftrDber auch CilimnU 1 c ] (bei t'ilippi n.R.O.>.
- 29b -
«t«igeningen w(kr«n die KSrKer ihren Arbeitff«bern );egenl1ber
kaam in anderer Stellimg, ala die andoron niedenn Uiirs-
arbeit«r der 2uuft>, waren sie der M.5gliclikeit beraubt, auf die
Gtstalttin); iler Lotin verhiiUnii»i-, der Arbeitszeit und Arbcitii-
weise miütelfenii uimcu wirken; ubbiüigig fon ilireu Lvhnherrea,
die zugleich ihre Uichter waren und die Adtuimstratiou alles
dessen batten. irtu ilire wirtscliaftliclien Interessen anging, ohne
Organisation, obne korporatireti Zusamiueuscblnss, Handwerker
nach ihrem nllgeineiaen Lebenühabitiis , Arbeiter nach ihrer
Stellung im Produktion.4proxeu.
Indfsspn M — auf die Daner waren aie in die^e {uk
proletarixchtf Lohnabbangigkeit nicht biiiabzudrncken : qh*
ruhigere Peno<]eu. waren es nun solche starker wirtschaftlicher
Schwankungen, heftiger Erwerbs- und Handehkrisen. waren
es politieche Itevohitionen , ütnvrälzungeu in Regierung und
Ver&nang der Stadt, erwiesen sieh regelmiU«ig ihren Eman-
npationsbestrebimgen gflnsiig, und wurden ron ihnen, gestfStzt
auf ihr« grössere KapilMlkraft, ihre hilliere t^chniache Oescbick-
liehkeit. die eine Hernii^iebnng von Ersatzleuten faat zur Un-
möglichkeit raacbte '). mit weit grdKserem und langer andauern-
dtriu Erfolge ausgenutzt, wie von den Gbrigeu Arbeitern der
Zunft Hei ihren l)e»trebangen aber hatten sie tof diesen
nod) «iuen anderen — bisher noch nicht gcwDrdigten — Vorteil
voraus'); den frstcn inneren Halt einer xwur nicht wirtschafl-
■) Zun f«l)jendcii veigleicbe mein« Florentiner Zilufi« S. 33 ff.
*} Nocli dem Kataster von 1427 «iHmtntm die tintorn sull»! sowohl
wie ihre AnfresU^lltva Tast diircliw'«^ aui Florenz; ein Duhtnif^iemlen Ele-
nMnt irt unt«r iIiiumi nicht nudixnweisen.
') Vk1> k^" folgenden di^ ia mdneti tFloraitinor Zauften* S. TB
Ann. 1 ciUcrte Littoratnr, Tor allinn tUr da* thaMebliehe Pai^eri&i
(Storia degU stabilimmti di bcDeficenia) S. 99 Ol, deasea Aoffawung der
BraderMkan hU .Zuuri* ollcrdiDgii ßbcn»o verkebH id, wie die aeiser
VoniftD)ciT Ricbii. rrrnzzi etc. Wvnn Ririiu (Chie»« Fioreiiliiie II
K. 203) behauptet. d&M im IS- Jahrbundert Aif Arte d«) Tintori ecsendo
ddl« DWKgiari (1) «d abboodando d'i Riediexi« o di «timaaloaü Sorira . .
^e non mai piü, tc aaan die», du er e« rerattanl, dit Bewcitc dafür
voixulegen. nadi dem lieutijjitD Stand der ForNcliuog >weif«Ui&it blmben:
im 14. Jülirbnndert ial i<ic jcdenfaU« titbcIi wunden. Nncb Pcrusii S. 94
war die coqioraiioaü d« liutori teüi der CalimKl«, t«iU der Wolieniiiufl
lunenteUl: waram nicht noch d«r i^idnima[t¥
— 296 —
liehen ZsreckflD dieneodc-D, wohl ab^r religiOs-ktrcblicbra Te
eiDiftung voraa«. di« bereits ein genügendes Alter hinter
ein sasreicbendes Hum von FMtigkeit erliingt halt«, am audi
die Probe stOnnisofaer Zeiten za bestehen. Eine ri>ich aoage-
bmtit« lokale Tradition führt die Geno8s«nfi«haft der Färber
znm faeiligen Onofrius bis ««k in du 18. Johrhoo-
dert zurfick: sicher ist, dass im Jsfare 1280 ein Spital die.^er
BmderscfaaA ge^rQndet worden iat, das bald, durch zahlreiche
fromme Stifter untcrttCtzt, ein« sivmlichc Ansdehnung gewann
and lange Zeit hindurch bestanden bat. In das Gebiet det
Sage jtcheiut die Nachricht 2u gehören, dawt dur Vater der
heiligen KatliArina von Siena der GrCnder der GetuHsensohafi
geweaen ad: Ober nllem Zweifel aber steht die Tbataache,
daas, soweit wir auch bisher di« Geschichte der Braderschaft
nach rOckwärta verfolgen können, andere als gesellige and
kirchlicli« Bestrebangen als Ziele ihrer genOBsenschafllicheu
Wirksamkeit nicht zu erkennen sind.
In der volk^tfiiu liehen wie in der litterariscbeo Tradition
genieast die Bradentchatt gmsse Verehrung: in Wirklichkeit
ist sie, soweit wir sehen kOoaen, und sicher B»it dem Kriass
der ordinainentn jUKtiriae nicht dtis gewesen, was man aua
ihr machen wollte, eine politische OrganiKatioD, die frOheste
zielbewnsste Kampfvereiiiigung von Arbeitern, wie sie dem
modernen Empfinden ächmeii'helte, das in Italien gem. rflek-
wärta gewandt, in äeoHmentalenri Anechaueo der Vergangen-
heit das soziale und politische Elend der Gegenwart za ver-
geasen sucht. Wäre jene fromme Bniderschafl sugleich «ine
liolitiscb- wirtschaftliche gewesen, oder hätte sie nur den Keim
zu einer solchen in «ich geborgen , so hätten die Färber bei
den historisch nachweisbar von ihnen gemachten Versuchen,
ihre wirtscliaftHche Lage ku beaserot sicher in ihr vor allem
ihre Stfitze gesucht; in keiner der Urkunden aber, die sich
aaf die Zooftgrilndungen der Färber beztebeu, ist Ton ihrer
Bruderschaft, die schon lange beateht. di<; Itcde. Eben das
unterscheidet aie von dea Oenosseoschaften deutscher Web^r.
die wir üchon betrachtet haben: hier wird der nrs|)r(inglich
eben&Us xa reUgiOs-geselligeu Zwecken geschlossene Bund xar
Kampfrereinigung im Bingen um eine bessere Ökonomisohi
— 297 -
Lsgo; deshalb >»t mit der Niederlage im LolinkaTu|>f auch an
seine Wurzel di« A\t anjfelegt worden: bei den Färbern i!«t
ihr frommeH Tliun von nJI den beisaen Kämpfen, welche tde
um ihre wirtschaftliche Kxifitenz im Laafe des L4. Jahr-
hunderts auagefocbteu haben, in keiner Weise berührt worden;
die OrgftoüatioDsrersuche, die dabei xu Taf^e kamen, tehntan
sich nicht an die bestehende Vcrciaigiing an, sondern schufen
neue, völlig in «ioli xtehende, sclbtitündigc Qebilde ')• Dm eine
aber darf, um die aui ßingaag dieses Absctinitt« gegebene
ADScbauuugüi weise zu recbtferligeQ , dem gegeadber bekmt
werden: die TbutSiicbe.-dass, soweit wir zurQckbhcken können,
jedenfalls seit der detinitiven Konstitiiierung der WoUerizunft
eine kirchliche Bruderschaft der Färber bestand und geduldet
wurde*). Teräcbafile ihnen wenigsten» die Möglichkeit regel-
mäsäiger ZuaaiuuienkOnfte, einer, wenn auch nur privaten,
ongeregelteti Auäsprache aber die gemein^iamen Berufsint«r-
essen, eines Sicbkeunenlerneiu; auch unter deujeiiigen, die nicht
in gleichen Stadtquart iereu wohnten; äic überwand einiger-
njassen die Schwierigkeiten, die bei hansind iistrieltem Einzel-
betrieb einer Organisation der Arbeiter aus ihrer lokalen Zer-
streutheit und dorn Mnngel einzelner Kon'zontraiioni^punkt«.
wie sie die nioderncu Fabriken bieten, erwachsen.
£io weiterer Umstaad kam ibnvu zu UUfe. Von AnCuig
an waren die Färber nicht in gleicher Weise von aller politi-
schen Thätigkeit, von niler Mitwirkong an der sünftlcnschen
SelbstTerwaltung ausgeschlossen wie die niederen industriellen
') Aller Wahncheinlidiknil nm«b gi>)i5rt<v der BndertchaFt F^ber
aU«r ArtcD (uUo aocb Seideniftiber, Flkibtr fnindei; Tuche et«.) an; achou
diBbalb knna tob einem Ziuammenhanf; mit der wirtachalllichen Orgaol-
ttttion von 1842. din nur die Wollni- und WolUntuchfiirler QmfaMtft
«cbwwriich diu K«do Mia.
*) Doeh UeRt^n die i^imftMiOrden auch iccxm diese rflltgi^^Kii
flnid»nKhaft«n imnc)' fin gewia»«« MiMtraium, wi« h«tTorg«kt aiu Lana
I d 30 11317). «o den Roasuln RnfugnU ei1i>Bt wird, mit dem Kribtsdiof
und iliiD VratrM 8. Uftrclii de CafafCgio aich in Vcrbicdong su ntsen,
dainii in die xur Kirche S. Marobi de Cafaggio gehörig« Biudenchaft
knne WollarWitcraicb oindTftagtvOi cum boc litquchd tub pr«l«ztuiooi6'
tatia predicii battitorea et loardaMierJ et pettinutor« fociaDt ibidem con-
venticilla« contra arlcin laoe.
— 2Vb
Arbeiter. Das crtito }^tinftstattit hatte mit uim'fien Hndär«Li
besser j^estellten Arbtitergruppen (conciatores. ^alcherui) audl^
d«a Kärbero ({cn-isM eng umiirenzte politiäcKe Rechte und
PBtciiU'ii vtttlieheii >): sie n'mi aU .Mombm' ia die Mutrikel
eiQKetragen, sie zahlen, zuaaiauieu mit den aniJerea gleich-
geBtellteu .menihra ininora* eine PauecliaJsumtne nU Beitrag
ZQ den KUiiftleriivchen Tiuanzen: ^ie liabeu Anrecht auf einen
Teil der oiederen Ziinfl&mter, be^indera solcher, die der ge-'
werblichen Verwaitimg dienen"); so hatten «ie vrenigs
einen geringen Anteil an der pulitinrhen Krziehiing, die das
thStige Mitwirken in der Zunftadniiniiiti-ation zu Teil werden
lieitit, wurden gewtthnt an die Beratung ern^tt^r Augelegen-
haiten, aii Anfgicht^ftihrung und Itechenschaftslegiiug: daneben
aber bot die prinzipielle Anerkennmig ihrer Berechtigung eit
gewisse, wenn aurh sehr schwache Qamutie gegen Vergewal*^
ügung durch politiscli^adminiatrative Hassregeln der organi-
Kierten Uiiternehuier.
Drei Moniento waren es also, um das Gesagte BOCAl
einmal kiirit znuammenzuraääen. di« den Färbern im Kampf
um die Bessening und Hebimg ihrer wirlschatllichen Lage xu
titatten kamen: der Bcsits eigenen ProduktivkapitaU, die
kirchliche BiadcrschaFt, endlich die politische Berechtigutig
und Teiliiahnie an den niederen jCunftämtern. — So sind sie
die erMen unter den industriellen Arbeitern, die gescblosseD
in den Lohnkanipf eintreten; sie sind l-ü, die um klarsten ihrer
Ziele buwusst auch die »türkste» und relatir dauemdatcu —
wenn auch ebenfalls nur ephemeren — Krfolge erzielt liaben,
die fast alle hent« bekunatcu nud geübten Kanipfi'»iiiittcl in dam
Bingen cwincfaen Kapital ntid Arbeit schon daniiile auituwenden
') N«ch d«m tnttn Statut ron VSll [Ltian I n 4S) gibt m niUu
eiao Matrikel fflr luiific«;*, stuninnioli. ItiiiiveDdalJ. coDciBtorei ,
(»res et rioMndatoreB; nacli den folgondan dagugvn zwei getronnta'
Matrikeln, eiiK' fQi <lie lanaioli. atananioli und lanivendoli. die xweite
l^die tidtoro«. eonciatores. timloree, maagiuiBtorai. Ksaal«, cappaUarii,
eoatoherarii. ntenniriitDreci, rinendaUiru. Dodt adkeiai tbatsKcblicb «rat
■Nt den CioatpinuArtand Jone sveite liHtrikel frefflhrl woidiii xu mti. Vg],
meiae rioreotinvT '/.attfie 8, 77 (I.
*) Luia I a 2 and 38 IISHJ nad folgnule ätataLen: V u 7 und 16
{lasat.
— 21»fi —
TenitnniiF'ii. — Em grösseren ZuflHtnitieiihiitig Her a\lfi;en\t''men
Arbeiterkümpfe in Florenz wird iint) nun auch der Auteil
d«r Fär^ier an den5elb«n 7.u bescfaüfUgeti haben: hi«r ^ill es
nur diejenigen Momente zu betonen, die ihnen ftticb hierbei
unter dea Arbeitern der Tucbindustrie eine Sonderstelluag
vtrrachuffl liuiMin.
AU sie ihren iirstcii EmunxtpationKTersuoh machten —
tmter der Regierung des Herzog« von AÜiun — ■, da sind iiinuii
die uiidereii Arbeiter nicht gefolgt; kamen diese über tuuiul-
tuari^che SirftssendemonstTationeu, Über ein zwar ffeschtossenea,
aber ungegliedertes und nngpordnete» Auftreten nicht hinaus,
so aind die Färber achon daiimls pich nicht niir des an erreichen-
den Zieles — Besserung ilirer nirtschnftliclien Lage — , son-
dern auch den beiden Mitteln, da» sum Ziele ftlhren konnte,
klar bewusst gewesen: der Aneignung grilsserer [lulitiHcher
Rechte durch die Teiluahiue hu der StaaUverwsltuiig, durch
Konstituierung einer eigenen F&rberzuiift. In ilUnionsfreier
Klarheit und gedrängter KCrzc sind ihre Ansichten in der
Petition dst^elegt, die »ie nm 2^. November l'M'2 »n dvn Her-
zog von Athen richten: Biither seien sie der Wollenzimft „wegen
deren Uebermut' (propter graiidigiam) nnterthan gewesen,
seien durch deren aller Billigkeit hohnsprechende Verordnungen
niedergehalten worden und so in Armut geraten, da sie nur
alle vier bis fliuf J&hro und auch dann nur iiaeh Beliel>eu der
Arbeitgeber be/iihtt würde» '). Wagten eie ce dagegen Be-
schwerde zu erheben, au kOniiten äic es nur rar dem Tribunal
der Zunfl, so das» ihre Kichter, die ungleich ihre Herren seieo,
wieder nach eigener Willkür tibcr die Bezahhing ihrer sauren
Arbeit entscheiden köniit'^-n: dazu liStte man ihnen noch eine
Einkaufssteuer Rlr ihre FarbmÄterialien an fgez wutigen — kurz-
um die Unbill »et ho grosn, daxK, wollten nie nicht gänzlich
zu Grunde gehen, .schteuiiigatu Abhilfe not tbue. Sie bitten
daher, um auch fernerhin im atande xu aein, dem Herrn der
Stadt nianuhaft zu dienen (viriliter aerrire) imd nm das uner-
^Ikgliche Joch der Tucher abgchOtteln zu kOnnen, um QevrKhrung
*) Ver&lfentUcbl von i'uoli, II docu. d' Aienv <&rcli. «ter. lud. 1
S. SIO f. na«li Prov. dcl Com. MuKfT 32 Fol, 681.
3(H) —
einer eigenen Znnfl, mit den gleiche» Reclit«ii, wie sie die
politiücben /linfle genössen, rl«u gleichen Ftltcliten, die diesen
anTerlegt seien: und diese wird ihnen bereitwiUigät tou dem
BeachOtzer nller Kochte und An'q>riiche der niedenten Volk«-
klftssea bewilligt. Nur ktirzc ^eit bat sie bestanden; ^ehou
bald niLch dem Sturze des Ucrzoga 7011 Athen wurde sie
dnrch die damal» hocbffi-'lK^iideQ Fluten der inner]>o!)tigcbeu
Ereigninse wivdfr hin wc^ge« pult, und auch die erliöhti^n paLiU-
schen Rechte, die die Wolleniunll den Fiirberii nach ihrer
Wiedemiiter werfung goädig zugestanden hat, haben nicht riet
länger ßentand gehabt'). Die Klagen Ober Hchlecbte und
späte lipzablnng. Ober ungerechte Bestrafungen und Abzüge
am Lohn, (iber willkUrÜche VerwnUiing von Genebb und Polizei
hören auch jetzt nicht auf; ja ilie üerbziger Jahr« des 14. Jahr-
hunderts zeigen sogar eine erneute stärkere Anx[jBnnuiig der
Anforderungen an die FSrbert die Aufaicht über die Sorgfalt
ihrer Arbeiten wird verschärft, ftir die Kontrolle der I-'^rbung
in Waid und eehtem Seharlacb wird eben dnmals eine eigene
Magistratur eingesetut; einseitig aue den Kreisen der Unter-
nehmer gewählt, mag sie wohl oft genug im Interesse ihrer
Klasaengenossen parteiisch ihre Entscheidungen getroffen, die
Färber durch Kountotierung kleiner, vielleicht ohne ibre Swhuld
entstandener Defekte um den Ertrag ihrer Arbeit betrogen
haben'); während andererseits auch die Klagen der Tncber
') V(fl. die genauer« Diir«t«Uung in niäition Floi-entiner Zümtlea
8.60 t. Stit ldi7 wird die Acht« KoDsulatntcIle jodcsniKl einem PKr1>er
««Hieben: «beoM haben «e AiiR|irui:)i auf meo Sitz unter den .ofGdale«
linte*. Im Statut von ISftl wird ihnen fn>tix »lli^mfin da« Ann'chl aoeh
auf die hfioltuleu, ft-Über dvn Tochem vorl>»lialt«uen KgufULniLer xag^
billigt. Wtw aller irollten die Nenigen Vertreter der Aj-beitettnlereMsn
ff^enabor d«t übvrwlUi^^dcn M(ij«ritftt der Untomchmcr crrcicben, da
lU Tuet allen gOltigen Bescbiaasen eine /weidrittelmajorittt der An-
wetendian ^CDOftte, und nur bei Torgeat^riebeBCr Eiiutimmigkoit ihr Ein-
eproeh von Bedeutung bULtc werdm köanen. Die nffeer in der Xuntt-
YenralLuDg knnnlen wohl als Kaclivenrfftiiitiger Ktnrat vule Dieo«l« tliun,
wurden ober jedeamal (iborsLiuimt , lobalil UotemeliRier und Arbeiter-
inlermKn lioli gegennberstandcn. In den Sedixigei Jabren wird ihr An-
reeht dann — wie e» Hheint itiUscfaweigend — kataiert.
*) AUerdingN war dfla Eonmln asadrOoklidi Torgocliriobcn (hana
VI a 10): u tint/>T val vag«naHTM dubitarot, tinni lanifex eidem non mI-
— 301
■Dimer häufiger und heftiger werden, dasä die Färber Vor-
schüsse in Geld und Waren, die ihneu von ihren Auflrag-
^jjeliern getnaclit worden waren, nicht rechtzeitig /urClctczahlten,
dsstt «e ihren buh Vertrilgen mit der Zunft selbst ihnen er-
wachsenden VerpSichtungen nicht nachkämen etc. Bnzii kam,
dass die Lage im ganxen lange jCeit eine unsichere war. da
der Krieg mit Pida, wie ein gleichseitiger Schrift.<«tener len
berichten weis», die Woltenindustrie an den Kand des Unter-
gang» ge^>racht hatte ^); aas alledem entsprang eine FttUe
kleiner Kontiiktc und Reibereien, eine erneute Echarfe Span-
nung zwischen l>eiden Interessengruppen, die »cbon V^^^i* zu
einer Lohnbewegung der Kärber Iflhrto''), und sich 1370 in
«ineia »gelrecbt organisierten Streik entlud''). Der Zeitpunkt
veret el pniervt conjulit»», quod nun oogei-eiit aotveni ädern iiTciiam
tinlufc, dicti cou^ules teneantur cl debeaiit fnoete («curare jicr eulficientiMU
Bccuritateui dictum lintorein «t vHg«l1anum a Uli laiiifice de quo dobi-
tciTDt: da über da» Konsulat damala sich fast auAscIilieielicli an« InnUic«»
BUMmmeuBeUle. war prakttüch dioM Br)»eit4!rfrannd liehe Beslimniutig woU
fäiDi grCMere Bedeutung.
') Neri di Donato bei Uaratori (Scriptore« remio ItAliearum
XV 8. 170).
') Lana 4£ Toi. 18 (lätiU); CoEdderantet qaalilerl tinlorca ga^t et
artis maiorla non beuo Mntnrt in tintara arl^fidbus di<:(« Arti* ac rtiam
petoat cnniora protta debttu ot iiluhn ultii f^ciunt in diiiiij>nuiii et pre-
iudioiuii; urteficum dicte »rti* «ollen Ji<! Koniuln ein« ZwOtbuftnaer-Kom-
miwfoD beruj'tn etc.
■) Lanu 4A Toi t)7 (vgl. lueiue .Floreutiner ZDnfte' ß. 63 Anm. 1):
Conaidecante« quud nunaulli tiaioroa ffuudi |)n>[iU:r Jnndiu fad«&<laa dick
arti de thiU gusdi ad hoc. ut care^tia tint? guadi devoniat artefidltu«
dkte artis oeaxarerunt et cenant dictam ikrtcm et minteriuin linte maadi
'«eroer« apenate» baber» ab arteficiboa dict» ivitia, li eos 'Itutum niiiite-
riam cxorcer« contiuKi-iet, Uabar« ea preUa ijne volaat . . . beatJaiDcn die
Koaiula quod nulliu Unter guadi, qai n diiöbtui annia eÜra dlctatn artem
et miaterium tinte goadi Tecerit et exercaerit et aeu oxcrc«re conaueveritk
et ad preaea» ip«aia arloiu et uiiiteriam tiotc guadi bod extrceat et leu
non enreel «el t'acit. poisit hinc ud deoem aan»« llngeir s«o ad
tingenduia r«cipere pannoa vel Unatn aliculo« vel cum aliquo aritfi«« vel
auppoaitD dtcte urtiK. Damit hingt wohl aucli . wu acbou erwühat, lu-
aanunSD, daai nlmlicli die Ktber pro Tagello guitdi pur 60— SS Ibr.
■batt 80 der Zunft .roticiebant* nd boc ut per ofScialea dicteArtiaguadom
dictoAiüt daretur pro loinori (irctio aolito. ^-cl ciadotn ooncuderctiir ...
pMaa aed)Mr* ntaiaa |>T«tiniii . . . do paanii et laaia (Laaa Äi fei. 74).
„ 302 —
fflr die ßewegutig war insofern j^linetig f^ewühU, ala eben da-
m&lä ein WicderuiifBvliwung der ludnatrie nacli der Knäe der
sechziger .Ubre, die durtb den Krieg mit Pisa hervorgerufen
war. einteilte und einen ^tArkeren Begehr iiHch ArbeiUkr&ften
mit »ich brachte. Zvei Jshre lang scheint der Konflikt ge-
danert zu haben, bis die Unternehmer nach vielen An-
strengungen — wir wissen nicht, ob iLuit eigener Kraft oder
mit irnterBtlitKung der Staategewalt — desselben Herr ge-
wordi<n waren: etiie zehnjährige AuKSperrimg aller derer, die
an dem , Aufruhr' teitgononime» liatteii, war die Antwort der
siegendyn Partei gegeuOber den wieder zur BotmiUsigkeit ge-
brachten Sup[M»)ti. Erwies sich nun die Strenge dieser Bc-
etimmnng bald als undurchführbar, oder befolgte die Zunft nuoh
hier den <bewnhrl<!n Grandsatz. nie Siegerin Gnade walten
zu lassen, jedeDfalt» wurden schon 1372 nicht nur alle Strsfeo
kassiert, sondern auch die strengen Be^timnlUC)gen iJber die
Schau und Kontrolle der t^ärberei wenigstens vorübergeheod
Rufgehoben *}. ludc^seti waren damit nur einzelne kleinere
Uissatändc und AuswOchae der xUufUerit^chen Arbeiterpolitik
beseitigt, wUhrend die eigentlichen Quellen der Unzufneden-
hcii bei den Färbern — schlechte Bexahlnng und einseitig
feindliche Itecltsaprechuiig — dadurch nicht berührt wurden.
So kann ea uns nicht wunder uehmeu, äoss auch sie sidi bald
der revolutionären Bewegung, die im Sommer 1379 zum Aus-
bruch kam, anschlössen und sie zur Besserung ihrer wirt-
schaftlichen Lage auszunutzen suchten. Waren sie auch nicht
Alleinherrscher in der neuen (22.) Tiimft *) , die durch Re-
scbluBtt der revolutioiiüre» Itegterung vom 2'*. .Tnli — mit zwei
anderen Neaschöpfungen — gebildet worden war, bo übertrafen
sie doch nicht nur an Znhl bei weitem alte anderen imembra'
der gleichen Korporntinn (purgatori, cardntori und enrdnioli,
d. h. Fcrtigsteller und Fabrikanten von Ärbeitäinstromeiiten),
itondern mehr noch an Flucht und Wohlstand ; «in TJebergewicht,
das vor allem in der Zuaaniinensetziing des Konsnlats (neun
■) Una 45 fol. 78 (1371 Fobmiu-).
*/ Vgl. darüber uieiDe Plorenltoer 20nllo S. 63 t., die dort aoge*
führte UUfratitr und iiolcn Kap. VU and Bd. II.
— Ö03 —
Ffirber ge^f'iiilher drei aus den uiiileren Bernteil) stffneii clmrak-
t«rUti8i-hen Ausdruck t'atnl. — Diese »«uerrunj^etie Macht wurde
nun während der drei Jahre, die die Zunft allem Andrängen
ihrer Gef^n^r Btandhielt, von ihr io intensivster Weiüe ausf^-
beutet: von Grund aus veräudort war«« jttzt die BedingunR«D,
aoter denen der Preis der Arbeit formuliert wiirdo. Hatte bis
dullin das strenge Verein«- nnd Ver.ijmimliinKs'efhot «s den F&r-
bern unmöglich f^emacht, in ge^ivh lullten er Kitilieit den Bestim-
mungen der Unternehmer die eigenen Korderungen entgegen-
znaetsen, hatte man sich macht- und willenlue den aiitorifären
Satzungen einer übergeordneten, mit staatlichen Machtmitteln
aiiAgerQätcten , Behörde gegenüber hcfuiiden, so beautwortete
man ji;tzt die Lohntiixcu der Zunft mit einem Miiiimiiltarif '},
an den jeder Fürber bei Strafe der Ausutoasunff «us der Zucft
gebunden wurde; Macht gegen Macht stand die organisierte
Arbeit gegen das rereinigte Kapital. Ja, man ging noch
weiter: wusste ninn es doch sogar von seiten der PHrber ru
verhindern, dnas die Wollenzunft, wie es seither gesciieben,
in eigener IJuternehmung eine Färberei Werkstatt und einen
Laden von Färbemitteln errichtete, oder auch bestimmte Färber
bei der Eröffriing eines Holclien oder bei der Einfuhr run Farb-
stoffen, 2Hm Zwecke billiger Arbeit für die Tueherkuiiflente,
unterstützte: man erliess far alle Mitglieder der Färbensuaft
ein strenges Verbot, einen derartigen Luden f(ir die Zunft zti
betreiben ; ja man wagte es sognr. die Krlaabnis zum Betrieb
der Läden durch die Woitenzunit an die Bt?dingniig zu kntlpfen,
dasä der bis 1878 bestehende Zustand vOllig auf den Kopf
gestellt nrerdeti, dasa alle Unternehmer als Mitglieder in die
Arbeiterzunfl eintreten suliten; wo aiu dann als iL'nterthanen*
der .Regierung* gegenüber in der gleichen Lage gewesen
wilren, wie einst die FBrher in der Wollensunft *). Vci^ubcns
I
') Da« beriebt«! uns roll gnl bUrgerltcber Entrtittang Marchionae
dj Coppo Stefan i: Kub. 6&T iuDelicic ile^li Knidili des Padre L>uigt
de lldefoiito (Bd. lö 6. 50 f.).
*) Laa« 4« fol. 88 (28. Mb« 1379): Die ArU di Lao« beklagt ach:
Art tintonim lleet de iure non ponint tamea de facto conaator loto pOMB
ilettnicrL- dictas »pokhccac; sie behaupten ipüim nrtcDi laoc oon posae
faoere apclhecBfl predidas niii an laa« intret ad dictam novam ortem
804 —
kUgea die Tacher Ober die abnorm hoben LOhne, die die
Waidfilrb^r 7.11 fordern wa^^ten: »\e mtiststeii i^ich entKrhliesseD,
mit ihnen — ein frtiber gnnx undenkbares Fftctuni — als mit
einer ^leichberi^chtigten Macht. Über die Miiid^rnng der^elbeu
jn Unterhandluiigeo eiuzutretan ').
Als di^ Färb»rzt]iift mit ihren Fordertingpii nicht durch-
drang, da wagte sie es, einen Prozeits ror der Signorie an-
liängig za niAchon, der unter dem damals noch herrschenden
tiociortUD. Vgl. uudi beiHarchiDonc di Copjxiltubr. ^ («rOrUicb
a^godrackt in meiuea KlorenÜDur Zunft«!) S. 86 Anm. H) beionders:
QuetiA Arie de' Tintori prnero UnU ttoilacia che oon areodo ritpetto a
Chi eni enuio, eiof' all» nittiL bb Bon ti profmu utilitä, che <>ui, oh«
solenuio euere retti e «altcpoHli »' Luiftioii. <■ ila loro ricorere lengi e
& lorn rta.tuti CMerc «olfcopoiti, pigliarono tAntft d'airogunsn, i^hi! davt
tuttc lultie Arti linjino flu torre tsuto dl oiitDifhtture e noD piii . . .
qae«U focic&o Icggl , cli« tonto li tofrlieMC dellu t«lö coeu e <:bj n« \o*
gUesH meiio. csderae in p«>na . . Fu d«te«lal}ile qaeitii coaa |)ercfa^ era
inferniK la citItV pvr i« ngrttti intonio, che aweIltin^ conrennu rintett^rla
im' priori, c non tiih« (•tlVlta, v qiiui Fa U citt» £t>tto 1' armi. Ma poi
b' MC«iiiuö oou daano de' Lanaiuli e de* ricobi, e iioYcri t* acquiMorona
iuxiidiiuonc e prvxio.
*) LaQR. 40 fol. 109 (13. Mftn 1980) . ■ . inaiom proti« qutuu sit de-
bitum «t conBHOtuni huLito rtapöcta ad mlorcm gitndi «l cinfii« ol alinniio
Ternni. Die Vici-MiiuiierlioDimlMion soll mit den WaidfUiliern de niinnciido
preliö ünto ^luli traeUx«, CAinjioiK^r^, coneordart. |>nci»cil Wttitore Ver-
handlungeu fanden alatt im Januar 1381 (Lana 40 fol. IIT ff: connil«.. .
•.-«&>id«ntnt» i-ompltiic* nuiaf cl diTCrean lites, queiti«nes . . . fuisfe
Hxortas intnt dictam artem lua? eiusqnp iirtiticrs et luppositoi fx una
parte et artem tiatorum ei aliomm uernlirorum »d ipanm art«ui perti-
nentinm ex altera parte occaiione cl cauna märcanliiiruiii A retum
et Uborericmia et iDini«t«norDin que vcnduntur vi ßunt pL-r art«&ces et
suppoiitos dictfi ^nrtJB tintorum arteScibuR t<t luppoRitis diel« artü laue
et pTttlioniDi aaruu murcaDliarum . . . (Icpcndäiitiuni 11 t^tiaiiae ab eir.
Ka Mii dah«r auf Hefehi der Sig^orie zirisohen beidpn Parteim longa
pr&tica leiiuta; die W«11entunfl wfihlt jetxt 4 of^ldalcv, die mit Vertrefem
Aer FKrbcTzunft darQber in Verhandlung treten tollen: Qnibun moAit et
ronoi). pretiis etterminiti et prout, qnDtimiit et queniadmodam merouitie
ru nee etiaoi lakoreria et Dianufaelure et alia »ercitia vel miaisteria,
qoe veodontur et ttadnntur seu Sunt et exeiceotur . . . qnoquomodo per
art<fieee . . . dide artia tiatomm et . . . artefii»* arti» laue, et aeu ioeapor
quiboaeuiiiqu« lani> et mercootiia . . . rendaatnr. emuntur et recipiuntur;
ebeoao wllen ai« alle aaderen Slr«it{<unkte xn-iNohen bdden Zflnflen 1>«-
Beiti^n.
— .'M)5 —
)iuok ciuer st&rkeD demokratJEchea Strömung 211 ibr«n Gunsten
entubiedcD trordeo eu s^in sclicint ').
Zu neuem Streit und Aufruhr soll es duroala gekommen
sein; „kein&he stand die Stadt in Waffen,* meldet ein SchriH-
sbeller der Zeit; der Qedauke liegt nahe, dasn in den bewegten
Jabren, die dem Ciompiatifstand folgten, die Erinnerung aU
die raschen Erfolge, die der Straspenkaropf mit den Waffen
in der Hand gvbrndit hatte, die noch immer erregten, auf
ihren Sieg pochenden Arbeiter zu erneuten Vemuchen anregen
konnte, das einmal mit Gewalt Errungene auch mitOewalt zu
.befestigeu und weiter ansziihilden, — Im Laufe des Jahraa
1381 ist dann der Umschwung eingetreteu, der die uatürliehon
Machtvorbältnisse nieder an Stelle derer treten Hess, die sine
siegreiche Rovolution geschaffen hatte, und die eine Zelt lang
infolge der weitverbreiteten Furcht vor ähnlichen tumultunri-
achen Zeiten , die der Existenz des Staates gefährlich werden
konateo, Bestand behalten hatten. Den Färbern — als den
tmäefatigaten Gegnern der WoüenKiinft — gegenüber tritt deren
iedererwachtes Macht- and Selbstbewuestaein in einer Reihe
Ton Äenflserungen zu Tage, die, statt der in den letzten Jahren
Ablieben kraftlos verTiagten Sprache, wieder die stolze Ueber-
legenheit der Macht und des Reichtums steigen; man wagte
es wieder, die Organisation der Arbeiter und ihr korporafJTes
Auftreten abi .unerlaubtes Monopol und Preistreiberei* xu
bewichneu, durch die die Tiicher am freien Betrieb Ihres Qe-
rverks gebindert würden*); mau setzte eine diesmal einseitig
') T^l. die S. 30S Aaiii. 2 angefahrt« St«ll« h<?i Maraliionne ii
■Coppo nnil Fror, del Cons. Magg- 70 fol. 2S7 (24. Januar lÄSl) Cm-
•iderantei [tc. Priores «tc) qnoddam landum latum intcr arUtn liins ex
parte una et artem tintorum et «.lionim meiabronim ipiitiH artii ex aüa.
Der Inhalt H^ ,laacluui* i^t lei<l«r nichl iuit|;r«t«iU.
*) Marcbioune di Coppo a. a. 0. Qu«Bto (u tanto »ttano a'
Lan&ioli c nbboDiiii«*ole a' oittadiai che fu oltro ■ müurA. Lana 46
to). 128 f. (4. NoTpmber 13^11: Confliderantea quod lioet de iure diots an
et uniremiUiB dicte »rtii liuiv . . . powint pro (.■onim Uni« et pitanis
labonuidis. incodndix el perüciendü . . . omDta el ttngula faeere. que in
predicti« . . . fuerint opgiurtunft . . . (amen pai>t creatioaem factam flo-
rentie de nDva art« tistoruin ... de fiicto dictam art«m neqnaant libere . . .
exeroerc. obst«ntibui postana hc Ütibus et controTenüs . . . que per dictam
Dor»n, iitIu<U«ii Ali« ilrr F1o>«iitlD«4 WiriMiliaAiifiaidiidile. I. SO
- 300 -
aus der Wollenztinfl gebildete Kommission ^) mit umramieailen
VollmacliteQ ein, um dieEen unbattbaren ZuntSnd«» ein Ende
zu machen und dnfQr 7U sorpen, da.HH die Mitglieder der Zunft
wieder ,fr«i* ihrem Ern-erb nachgehen konnten, man nabin
fOc sie das Recht in Anspruch, nach eigenem Gutdünken die
Preise fßr Wolle und Tuch festzusetzen; aber oinn verbot ihr
jetzt nusdrOchlich das zu thnn , wne vor nicht ganz einen
Jahr« geschehen war: einen Kompromiss mit der Ziinfl rebelli-
scher Arbeiter eioicagehet). Und kurze Zeit darauf erfolgt
ein energischer Appell an alle diejenigen, die aus Furcht tot
den Drohungen und Machatellangeo der Färber es nicht nagten,
offen die Interessen der Znnfl zu vertreten; ond zugleich da-
mit wird den Konsuln Anweisung gegeben, allen denen, die
etwa durch ihr Eintreten für die Zunfl an Hab und Gut ge-
schädigt u-tirden, volle Enlacliüdigung tum der Easee der Znnft
zu teil werden zu lassen ').
Was dann im folgenden Monat den plötzlichen energischen
Gegenstoss gegen die neuen Zfini'te herbeigeführt hat, können
wir nach dem heutigen Stand der Forschnng' noch nicht klar
übersehen: sicher Ut, das» erst zu Anfang des Jahres 1382 die
lanaioli mit aller Macht einen erneuten, diesmal gewaltaamm
artem tintoriini coti<Jic iitolunlar contrü dicUiu urteni Isn«. Dadnrch
littea nun «eit beinalie «ier Jahrdn di« GecchAft« der Zunft.
') Sie «oll av) 20 Mann beliehen und die Aufgftlo bubrn, mit den
Kookuta xuMmmeii nen« OrdnungRii xn vrluten. lianiit die .Artiflce* libere
attKert pMÜnt »uun arteiQ. Et maximc pro liuaii et panoiii que . . .
laboraviTini. lavnndi« rt tii>f{eo<lti, condandü, carü&ndiB et tinmdit et
plcaitsimr complendii: gegen die .nonopolia und poatur«* eiimiuchreikii:
xn bcatimmen nrie bei Kauf und Vakaaf in ollen Zwofffcn de« Omrerbea
terfabren werden K>lle: alle, v«a denen «ie u fllr nStig hicltcD, an« dor
Zunll AusxoidORwn ftatpf^iiilere el prohibcre n dicta Arte), and«« aof-
Kunelinieu etc.
■) Unu 46 fol. ISO (IS. Dez4inbe>r 1381): Wegen der vielen .Ittea
et inipediioPDlu' der ejs tinte gegen die lonaioli und der VeHeumdungen.
dj« iic vor der Signone, dem HondcUtribunal, den Pociani nrtinm and
vor den Konitutn der ludeien ZOnftc vorgebracht bftttcn, und in ErwBt^uug,
daM ipropter multiplioefl minaa «t («m>T««, tyif per noimtilloi fnlml-
naatni- . . . contra dictum ortem* . . . viele ZunflinitKlieder ihre EQnft-
leriiclien Reafate nicht mehr tn verteidigen vogten, erteilt der ^onArat dea
Konmin Vollmacht etc.
— ao7 —
YOTstoH K^R^u <)ie verhafuftfl Zualt der färber und ihrer
Genoasen untemiihmeii, iiiid tla^s unter dem Aiiatnrm der
bDrgertictien Elemente, die sich, sobald der Bann der Furcht
einmal gi-broclitfii war, «nthiisiastisch dem Vorjjeheii der Tucher
anBfhlonscn, oiclit mir die Färberzunft selbst, sondern auch
ihr« SchwealerxuDft, tqh 1378, die der faraettai, barbieri und
oarti, siiBammenbrnch *}. Mit der Zerntürutig der Organisationen
war das Wesentliohe erreicht. Der üinzeltit! [•'ärbflr hatt« den
vereinigten Kajiitalk ruften geßt*niiber keine Muclit mehr: und
diesem Erfolf^ gegenOb«r mochte es wenig bedeuten, wenn
man in gul^^espielter Herabliwsting den wieder Tnterworfenen
einige geringe Zugeständniöse über den »tatiis quo ante 1378
hinauK machte: ein Viertel der Amtstitellen etwa wurde den Ar-
beitern reserriert, die jctxt atnr BotmiUsigkeit gebracht waren;
ferner sollten sie nach fünfjähriger Lehrzeit in die Keihen der
.Lanaioli publici* anfrüclcen dörfen »), rein Änsserlich be-
trachtet »cheinbor eine Konzession von schier unberechenbarer
Tragwelt«, du sie die gesamt«* »osiiile Klassenordnung der
kapitalistischen Gesellschaft über den Haufen zu stürzen droht«,
in praxi aber ohne jede Wirkung, weil ihre Durchführung an
dem gesamten Zustand der Industrie, ati den Betriebsrerh<-
nissen und a» der scharfen Trenrinng der Klassen innerhalb
unaeies Produktionszweiges scheitern musste. So blieb dien
Zugeständnis immer auf dem Papier, während die andere
') Vgl. n)«in« Flor#iilin<T Zilnn<^ S. *W und unten Kuji. Vit. Oowim
apielt^n in den Eri^iKnisaen der enten MoDate des Jahres 1:382 aoth »in
politiiehe Homcat« ihre Kolle: diu Anwvtcnticit ongliicbnr Soldlriippeti
in der Simll «or ullem; den eigen tlk-hen Anatoss gab tnitidem diu wudi<
■ende UnlttliAgeD du' Innaioli dorSber, il&w tie nicht nivhr Herren im
eigenen Haute waren. diuu> »i« ftbi-r itiro Arlifitskriinp, deren l.&line niid
AlbnUvciec niclit mcbr nach eigener Willkür liCHtimincn honntcD. Dom
die tanaioli nbei lliaUäebluh die FQlirunft lim der Reaktion von 1ÄS2 hatten,
gehl unt einer Krihu von glncbiriLigcn BtTichtm kkr hvrror, Tor alltm
Uarebionne Stefani Rnbr. 704: a petitione delH Lasueli, U qvali
ogni ii avicDO quiatione con loro, benc che rbbono due C'ontuli neli Arte
dellft Lftnti. e Arte doi Tintori « loro niembri. Pa« Ut ungenaD. Vgl.
auch Arcli. di RiformtiH- Baue 9 fol. 14-39.
') Aan^rdmi bljcroimml die Wollensunfl die &obalden der auf-
gfllGBteo KoTponttion (Laaa 4^* M. Uli. IS82>.
— 308 -
bereit« im Jmhir 1393 eiaem sdtärferea SioaetieB der reak-'
tiuairen StrSinnng zum Opfer fiel: eine anawrordeaüicb« Korn*
mnaiaa, die «ud d«r WoUeozuofl eingimiUt imrfe, hat
itm. Firbeni und den mit ihnen auf f^leicfcer 9kmh atebesABa'
Aiheükam die gehi^^ polHiseben Keehte. die man ibaen 1382
Dodi gewährt hmUt. wieder olifewMnmea '). Saitdei schaiDii
eta Venocb xur Bildang^ MllMttBd^cr poUtiBcker OrgMUMtiiHwa
von ihaeu k«aiD mehr QxAmmmea w«r4M n msd*): ihn
froBUDe Brndanebaft dagegen bat üeb durdi afia dicae SMrmc
glSekticfa fabdordi {;enltci, ihr Spitel kfRuila ia 13. Jfthr-
hmuleit dank Tielcr iiiiUthUi|(eT Stiftaq^wi hedavicnd ver-
gftmut werden *); keine Geringeren als Ganno ood Lot
de' Media befindeo üich unter den WnUthSiem dfaf lihrin
Die Beislener der Fftrber, Meiaier and Geaelleo, richtete sidi
tuuli ihrem Wochearerdienai, md wurde für die letxtereo in
die FoTD etaes Ahrags mm Lobs gebrmdit; xor Deckong be-
«ukderer AnxgalNai wordeo woU nach gelcyÜicb xxtf
Zeit erhöhte Beitrige erboben, nufaden 6aa Ton der W«
ntnft. die auch in streit^en Fällen «Is SduedarichteriB fangierte
mul eiM Art Oberaofnchtaracht Ober die froBa
anatUe«), bewilligt wmr. Erst 1S50. mA dm giatÜeiMir
^ VgL MM WiiMiiiii itafte a n weh i^m <; (»moo r
^ !■ iabt« IMO OaM St M. 117) wM m
•tnrton* ut» amioht Hifart ootifis fcctt^ Ek p« eoa bete
<•*«» CM h* iMe M— ti^rmMOr m pn pcittt« per
■A CKM H>Cfa InrifidbM tkttt utb pv't
dMblälHA« ir« pn*M tiafeare ni«a t^U
•t i|m4 ak m caatlMMi^ «Ti^aa» foecR aoa yufiat nee
I4M Itwa » M. I» mi4
.««HtfaefwW
faaövnalatMmi,
Bka «MT yiibiiiieiiXill Ifr «• Zaaft aeAat n bcU^ TgL
KafL VI.
•i raaseriat: S«sria 4t^ mHiHi i II di Tli > i S. loa
n t.«M U ftL M (l»a>: lliit tetwuelwii 4m Stallt di
Die lialen A ga^e • 4' art> waffiat« hMta
« lad» per Im Umaiti
wffrita«c«4a tte rianiiiB« 4«.: »iiilri rart» ■!«■■■■ » *■*
— 309 —
Verfall der Wotlenlucbindastrie und der Reorgatiisation der
ZunA uater deti t-rsteu MediceerHintten, iät aiidi da« UrH^iital
ihrer Arbeiter »u anderen Zwecken rerwaodt witrden.
Es bleibt uns nun uocli Ubri){, nnchdem wir das Ver-
hältnis der Färber zum arbcitKi^benden tlntcmflimiT betrachtet
heben, auf die innere Struktur der Filrborcibetriebe
selbst eiu«H fliicbliReit Blick zti werfen. — Wenn wir d»s
bei den bisher erCrterten Teilprozessen nicht in )jli>irher
Weise getha^n haben, so I^ dfts vor allein daran, das» in der
bSusIichen Werkstatt des Webers oder Spinners von einer
einigermassen siisgpbildeten Arbeitsteilung, von der Kooperation
wesentlich differenzierter Elemente xiini GeKamtremiltat der
Arbeit, von einer sachkundigen Leitung des Betriebs nur in
sehr geringdiu Masi;« die Kede sein kounte. Wohl arbeiten
Weber und Weberin sich in die Künde und sitzen ;;u»uuimen
am Webstuhl, wohl werden Gesellen und bezahlte Lehrlinge
gehnlten, und hie und da findet sirh auch ein Lsuf)noge, der
die Arbeit aus der Zentral wer kstotlt abholt und daa fertig ge-
webte Tudt dorthin zarQckbringt: far die Organisation
des Betriebs, t'Dr eine Spezialisieniug der Einzvlleietungen
innerhalli desselben blieb das ohne Bedeutung: und eine arbeits-
teilige DiffereiiKierung in dem Sinne, dass jedem Mitarbeiter
ein bestiumter Teil des GesamtprozesBeo als («eine spezielle
Domäne zugewiesen war, dass (iber dem Ganzen die ordnende
Hand des Betrieb^tleiters waltet«, ist hier kaum zu bemerken.
Die F&rherei dagegen verlangte, wie wir sahen, ein grösseres
Anlagekapital; anf 81 Qnlden werden die Arheitumittel, Ge-
[>ra |>uiiio che «i slluminjuae. 8 d. pro lim di tutto iinello KiiaJuKti^'Kra
i luvomnti (vg]. 4uc)i das nra AnhuDg tlb(<r dan Kpitnl dw eariliLtoti Qe-
nagte). Das hfttteii m« mcIiou U75 voo den KodbuIh der Wotlenxanft rieh
besUtigw lUMu wollen, and «• t«i b««Ghl«Mai] worden, diUM die fürber
ille ScIiuldbUdier de« Spitola dem offidalu fort^itic-rc der Zunft vorlcKen,
und •iiem.T diu Eintreibung iHiwtoli«nder i>chuldeii ilbern«liiu«n aollt. —
1508 war dnroli die Capitani o imivenili d»! tiatori o dello S|>if<tH,le di
8«b(' Ono^io eine ErUObuag dor Ueibfifte dnrch^Metit wordoo. um >wl^i
annen Kindern von Flürbom dmnus eiiie Uil^ft in miK^mlTvn.
— 3IÜ -
f£a«« utid Instrumente eiuer für ber Werkstatt veranschlagt, die
dieser vou der Wolleuzuutt zur Miete erhyt; und der Preü
TOD -i Guldea, den er jäkrlicb dafür zu zabten bat, eotspriebt
etwa dem, deu msD diirclischnittlirli fUr eine kleine KlorcuHnor
Mietswobniiug sii entrichten hatte '). Und man wird dieaen
BcirBg fficher nocli l'Clr einen durchitcbnittticli iiicdriguu halten,
irenu man das im Aiihuiig publixiertu Inventar einer «tlerdiogtt
wohl :iicmlich bedeutenden Fürh er Werkstatt liest, deren Ge-
oamtwert auf ca. 450 Gulden gescbütxt wird*), und den Kauf-
wert eines anständigen Florentiner Hausua atismacbt; wenn
DiAii hnrt, dasH die W»Ii«nrunFL dim Färbern, mit denen sie
wegen Erriehtung eine« für die /nnfl zu betreibunden Etablitiae-
ments in Verbindung tritt, durchocbnittlich zwischen 400 bis
1500 Gulden als Anleben vorstreckt-), oder sich uitt BotrÜgeu
von ähnlicher Hübe an [leren Ge»cbäft4;betrieb koiumanditariitch
beteiligt. Ks bündelte sieb eben hier um gewerbliche Betriebe
von durchscbnittlicb grösserem Umfange, Betrieb«, deren Leiter
KWor in den meisten Fallen nuoh selbst mit Hand an die Ar-
beit legen, ror allem ober eiae weitgehende organisatorische
Thätigdeit entfalten. Üliozelne vou ihnen haben mit 6, 8 und
mehr Gesellen gearbeitet, und im Kataster sind neben 37 .tia-
torea* 72 Färbergesellen (sta alk tinta, at tintore, lavora alla
tinta etc.) verzeichnet, d. h. ee kommen durrbHchntttlich anf
jeden Betrieh 2 Gesellen; wobei zu brrtlcksichtigen bleibt,
diiss mancher, der sich als .tintor" bezeichnet, sich ebcnfall«
in nntielb^tändiger Stellung befindet, nnd der Beruf der im
Hause lebenden SShne, also un&fl]b.HtÜHdiger Arbeiter, in den
meisten Fällen nicht augegel>en wird, xo da&s das Verhältnis)
sich noch mehr zu TTngimsteii der selbständigen Elemente
unter den Färbern veritohiebt. Von besonderem Interesse igt
es dann, dai^s auch innerhalb der pin/elnen Stadtteile eine Ver-
schiedenheit deü ilurchiicbnittlirhen ßetriebsnmfangs nich kon-
statieren läsHt; während in den meisten <Juartiereu, in Santa
Maria Novells, San Giovamii und San Spirito die Färbereieo
>) Laaa 67 fol. &i 11374).
*) Y^l. L'iiLunde Nt. V c ini Anbang.
*) Vgl. die Beupiele dafitr uotcii Ka]i. VI uatt im Anha-nK
— 3LI
lurchschnitÜich klein waren, durcli den Meister allein oder
mit 1 — -2 Oeliilfen betrieben wurden, iitiden wir am eigeot-
licbeii Sitz der Ftureutiuer Färberei, im Quartier Ton Santa
Croce — dort, wo heilte »ocli der Name Corso dei Tiiitori an
die ehemalige Bestimmung dpr langen Strasscnzeile erinnert —
im Kataster neben 11 FSrbern öS Gesellen verzeichnet, so dass
hier die Werkstatt — ron den Fehlerquellen abgesehen — mit
3 — 1. iu Wirklichkeit durcbsclmittlich wohl mit etwa r> Ge-
selleu arbeitet. Dem grösseren Umfang der Einzelbetriebe
entspricht es, wena — dem gleichen Kata&ter zufolg« — die
Firber in medio weit Iköbere Steuern zahlen, ab alle anderen
Arbeiter der Webeiudustrie, wenn sie häufig grössere» Grund-
eigentum besitzen, wenn sie manche kleinen Kapitttleraparnisse
auf dem .Monte", der Florentiner Staatsbank, angelegt haben.
Während »o. wie schon «rwShnt, die durchschnittliche Hßhe
ihres Einkommens und ihrer allgßmoiiien Lebenshaltung sie
auf die Stufe des kleinbtirgerlichen. massig begüterten Mittel-
standes erhob, blieben ilmeii die poUüaclien Rechte, deren aich
dieeer, wenn auch nur iu bescbränlitem .Masse, erfreute, fast
völlig vorenthalten, da die industrielle Betriebsverfassung sie
der eigenen, selbständigen Unternehmung, wie der Möglich-
keit korporativen Zusaramcnscbttisät>s beraubt hatte, So war
der iia ganzen plutok ratische Aufbau der Florentiner Ver-
fostimg an diesem Punkte dnreh die eigentümlicbe Entwicke-
iuDg der tadustrie und ihrer Betriebsweise unterbrochen; die
.Produktionsverbältniöse' waren — um eiumal die eigentöm-
liche Nomenklatur de» Soziftlismiis zu gebrauchen — mit den
• lüigentiimsverhältuissen* an einem Punkte in Widerspruch
geraten, ohne dans daraus eine erfolgreiche revolutionürr Aen-
deruDg der bcstelteuden VerhäUnisRe xur AuHglcicUuug des
Widerspruche.« »ich ergab. In weit späterer Zeit sind dann
infolge des Niedergaug» der Industrie die Färber auch in ihrem
allgemeinen ökonomischen Uabitu« auf das Kireau der Anderen
iudastrieUen Arbeiter lunabgedrückt worden.
Koch haben wir zum Schluüee der fUr die Florentiner
Verhältnisse charakteristischen wirtschaftlich -sojüalen Drei-
teilung der Färberarbeiter in die drei Klassen der tinturi di
guado, d'arle maggiore und d'arte minore oder ,di loto^ za
- 312 —
gedenkeii. Den .Wftidf&rbero' «heiat unter diesen der obont»
Rang zugekoDinien zu sein; sie eracbeinen in den Tsrifen an
erster Stelle, und als die Filrber nach ÄuflÖJtiing ibrer Zunft
in die Matrikel aufgenommen wurden, haben sie das höchste
EtatriUegeld xu zahlen; mit ihnen schtieäfit die Zunft am
faäufig&teu als kaufmännische Unternehmerin ihre ComMenda-
Verträge; gegen sie vor alleni erläast ttie Aue wandern ngn ver-
böte *), ohne doch auf die Dauer im stände zu sein, denselben
Geltung £0 verschaffen; so dass man »ich oft genug genötigt
-•«ab, besonders fähigen Arbeitskräften, die entgegen dem Ver-
bot auägewandcrt waren, und die man nicht entbehren mochte,
die ßQckkehr durch Stroferlus za erleichtern^). Fast auf
gleicher Höhe mit ihnen steht der tintore d'arte maggiore,
dem im wesentlichen die Fürbung mit Krapp, d. h. die liot-
ftrberei. zufiel'); weit tiefer dagegen die Lotofärber, deren
Arbeit als minderwertig und vor altHm fUr die Exportwaren
fast unbiuiichbar, nicht na hoch geRchat'/t und bezahlt wurde*):
von ihnen ist in den Urkunden nur wenig die Hede, für eie
gelten weder die strenget! Beatimmungen über Schau and
') 1.H,H» IS8 foi. 46 11436): wird .esenipli caum' ein WiüdßLrbei-
BU der unormoa Strnfo von 200 Ibr. venirleilt. weil er aaclt äi«iia aua-
gewandert aei und dort di« An tittU goli^brt hubft; doch toll er von
der Stiafu befn-ib wurden, wenn er iooerlialb eines hcstimintcn Ttrrimnfi
inraelckebrt and eicb dem urteil der KoeBaln unterwirft. Kin andeKfl
Beii()>i«1 l/iina 158 fei. AI |r49li). Vgl. auch daa Oeaeu von I&25 (l«aa 55
fol. 122).
') ä|)ftt«r fftfuU mun diu Tinton.^« Kam]) tnit di'i^eiiigen .arti*
naioriB* unter lotxt«rein Kiuucn Kiua^tjinieu. Loua 13 fot. 86B (1&36):
Tintori dl arte maggiore. haupUAchlich di utisdo; d' art« ininore, haept-
tUcIiltch di loto.
') Debur die fftrber«) mit loto vul. oben S.79Anin. 1. Im enten Statut
von IKl? wird d^n KodeuIq befohlen, kurz nuch ihrem Amtsantritt ein
coDatliuin einiurufeii de uiinure arte faüienda (In 6); doch wird in dem-
wlben Statut (In G) die Kilrber«i mit lotiia gboxlich verboten, M äiu
hier »wei sieb widetspteclieiidc Betümmungen in du» StatutenkoropUat
au%cnommen aind , die vabi nocboiniuidiir <;iliMwn and in (.-EcHoog ge<
weflen wiiren. An einer Stelle (Lilds 40 fol, 170; 18H6) werden die Unlori
di lot« »U »tintori fuori d' act«* beMidinet. Vielluicbt gitblMen uo
itamalü , kur> oacli deui Cioiii|iiaiiti»tiuii:I , zur Ifeidentunfl, oder su den
Unaiolif odei- waren liberbaupt untQnfti); gi>bIiobcu.
- 313 -
Kontrolle, noch die Über AaswuideruDf^T erböte und BeBchrän-
kungen der Freizügigkeit ') ^).
B. Arbeiter der Fertigstellungsindustrie.
Mit Ausnahme d«r Walker und Tuchapanner haben aUe
jene Arbeiter, die wir unter der Qruppo der , Fertigsteller*
nach tei^hnJHchvii Otäicbtäpunkteu, auch ihrer SteUimg im
Produktioiisprozess zueammeufaaaeQ können, daa eine äussere
Merkmal geiueinsani , dass aie eine eigene kleine .bottega'
besitzen mit wenigem, meist in ihrem Eigentum befindlichen
Arbeitsgut ausgestattet, hie nnd da der Wohnung den Ar-
beiters angeschlossen, meist in den eigentlichen Industrie- und
Geschiifbtinartiere« gelegen ").
Ihr« politiächeu Rechte stellten sie anfangs an die Seite
der Färber: einige niedere Zunfläniter sind ihnen geöffnet und
sie tragen zu den ztlnftlerischen Lasten diircli Aufbringen
einer FauschaUumroe bei: Eiafluss auf die Verwaltung haben
äucli sie uiemal»! aug){etibt, und ihrer politischen Rechte sind
sie apftter wieder beraubt worden. — In die Lobo- und Eman-
zipatioDsbew^piDg scheinen si« erst durcii den Ciompiaufstand
hineingeriaMn worden zu sein; damals sind sie auf diejenigen
zvti von den drei ueugebildctcn Zünften verteilt worden, die
') Eig^ntQmlJck i«t alle» drei Xlaaaen. dtu« li« beiofthnkiittenmlUiiig
uriraiii*iect tiaü. (Im» sie nicht nur, wie *clian ert»abnt, kaum ncnnenti-
werten Zostiiif von aas««a erbnlUai eODdern dae« dw Beruf nah Kiemlich
h&ufig vom Valei' auf den Sotm vererbt: ja ea «olieiat ab hLUen die
FUib«r mIImI den ZoflUM von uumoo gownlUam foruKchultoi. Ist dalMr
z. B. der Kontrakt, den die Xiinft mit irgend eioein Waidfi&rber abge-
aohlossen but. ku Endi.-. und «itl dcraotW iiin nicht erneuern, so vrvadel
nnh die Zunft mit Vorliebe »n bdIdb Sohne, oder nn aeinmi »ociuB, d« dieM
am besten die ttrchaiwlie TrailitioD fortpflanzten. Bt^iqiiele Latta f>1 fal. 148
(MS7) und &2 rol. 6.^ (1448).
*) 148ß nird aageordnet, dass joder F&ibet — wohl damit die 6«-
werbofoliioi boMcr gehaiidbaU werden könnt« -^ tu» eine der drei Arten
der Fürberei betreiltcn dllrfe.
*) lädT [Loiui hß M. Q2) werden bei 0el«8eah«it der Üteuereiii-
•ddtsuag der luttfioea ali Quartiere der .cimatorf« und aflettatoret* aii*
gagebeo: a) Dltramo, b) Via di Palaffiv, c) S. Piaacaiio, d) Ü, Martin«.
e) Calimula, f) Porta Bona.
— at4 -
die Oegcnrerotulioii der letzttiu Avf^usUaae dee JAhreß 1378
fiberlebteo imd dann Fest der Floreutiner VerFassimg durch
BescltlQsse toid September 1378 eingegliedert wurden *). Oocli
hat es den Aoächein. als ob wührencl der drei .labre. diu
die«« beiden /llnfle lle-ttand hatten, von den Appreteuren
nicht iu gleicher Weise wie von den Färbern die potitiache
SelbntJlDdigVeit zur Beäserung ihrer wrirtschafUicbeo Lage aus-
genutzt worden sei: wenigstens ist uns von Kon6ikt«a zwiscfaeu
der dreiuudzwftoxigfiteu Zunfl und der Wollenzunfl in dieser
Zeit nichts berichtet. Im 15. Jahrhundert haben sie flberhattpt
keine politiRohe Rolle mehr gespielt: erst in der zweite« Hälfte
desselben haben die TncbRcherer nnd kurz darauf die Tuch-
glätter eine fromme Bruderschaft gegrGndet, die beide ihre
SAtzungeo von der Zunft bestätigen Hessen und, sehen wir von
einem schwachen Rcbellions versuche jüngerer Elemente ab,
innerhalb der Grenzen ihrer frommen and fauoianit&reii Zwecke
geblieben äind')'
Iu der SeideiiEunft bat man diese Arbeitergrnppe rou
Anfang an zur BQriCächaflastellung gezwungen ^1, in der
Wollenziinft dagegen ist man — wenigstens fCr die Tuch-
glfttter — erstiraJahre 1311 zw diesem System Obergegangen*).
Zur Sicherstellung des von den Tuchern den Fertigstellen!
nnvertrauten Outeü , da» leicht von ihnen unterschlugen und
heimlich verkaufl werden konnte, dienten ferner alle jene der
Wollenzunfl eigentümlichen VerkaiifMordtiungen und Zalilmigs-
*| Hurgalori oii4 fiirdatoH (diixti ihr cjirriitioli) Ufttfui in die 'diunft
der y^ber ein, wiJirend die diuatari. riiueniiatari und tiratoUi düijenigen
der fiinettai und barbiori xu^toilt wutdca. (So nach Diorio dcllo
SquiUinaton ed. Corkazini S.Üi.) Nach Tiot. de) Com. Magg. 08
fol. 2i f. (SS. Oktober WS) gebUren nur die dinator» (TucbgILtterl lu
den fftneitai. und »Wc Ubrifreii, iiilmlich diu cnrdatorM, fscieDte* cardm,
•apoDDrii, cotdaioli, pettiuft;caoli , tir&toiue, rimendatoreB und laTatonM
mit den tejueote* dr>ip|)u>> lur FIlr)ienunft.
*) Siohe diaKupitol doc BradcracbalVo d«r cardatori luid dercima-
tori itn Anbang Nr. VI a und b.
*) ArU die Sctii I g 99 1834 ; BUr^icbaft dor cimalom und affet-
tabOTM Rtr gute Beliaudlang der SüidentucJie uud dafür, dau de «e
wieder dem RigenUlmüt curQclfKebeii und nicJit veit.er vcrkiLiift-ti.
*> Lann 41 fol. 4ä: Dodi iwt i-« Tragliuli. üb die MnsR«gel Beitand
gehabt hat, da später nie mehr von. donelben die Hede tut.
- 315 —
bmitiratniingpii , di« uns schon an under^r Stelle beschäftigt
haben. — Die Schwierigkeit dieser Ordnung bestand, wie wir
sahen, darin, das« an diesem Punkte ein Element in das Gebiet
der von der Zunft gegebenen Inatitutiunen, de<« gesiimt.«n in-
dustriellen OrganisiuHs trat, das aus^erbulb des unmittelbaren
Machtbereichs der ^ünftlcrischen Organa stand: die Käufer des
fertigen Tuchs, die Detail Verkäufer eowobl, wie die fremden
Händler, und in gpwisi^em Masse auch das zum Eigeukonsum
kaufende Publikum '). Und erhöht wurde diese Schwicrigkoii
noch dadurch, dass die Tuche nicht immer in ToUkoninien
gebrauch» fertigem Zuetnnd den Laden des Tuchers verliessen,
Kondern da^.'i der Kä[it>r die Möglichkeit halte, sie halbfertig
zu erstehen, um sie diinn auf eigene Konten plnniervn, appre-
tieren, acbercn, ja hte und da auch fiirben r.u taHNen '), — Und
alle diese Käufer, die ko in unmittelbare Vfrbindimg mit Ar-
beitern traten, die den Zunftgesetzcn unteraUnden, waren ihrer-
seits TOD diesen miiuittetbar niclit xu erreichen: soweit sie
als Gruppen anderen Zünften unterstellt waren, wie die Detail-
händler. mochte ein Vertrag von Zunft xu Zunft, oder der
Schiedsspruch einer tibergeordneten Macht, wie vor allem der
Mercanzia, helfend eingreifen; den Konsumenten gegenüber
konnte m:ui kraft poütitcher Macht Staattgesetze erzwingen:
■> Allcrding« nur insoweit mb K»ufer » Ich <t Tuche wareii, die lon
«inern Mitgliod der WoUeazunft gi.>fcrtigi wvtdcn waren. Im Qbrig«ii
nitr « tchon nach Laim I h 2S (1817) verboten ipialvare, tintie, tigneie,
vvl oonciftn; «lt<iacRi ponnuin . . . oÜii Tuerit publici aitificU. Wiederholt
t.flDa 46 fol. I6<> (1381)-
*) yg\. <il>Kii H. IM fr. untl Lnnu HI c 21 (IS»»]: Hi cunvcnlum fuH
iDter emptoiwtn «t vcntlHorom panoorum de emcmdo paanos nondum com-
l>letoa et de coiii|ilendo et compleri factARdo i)ii>ra paaooi etc.; ibid. 46
fol. £16 (lftS7): qnilib«t dmalor *eu «ff«Uator, ctii «cn qaibua fnmnt ac-
ccmendati aliqui ponni teu •campoli ab alit^uo neu nomine aücuiiia rila-
gliatoris. Ferner VIU b 15 fl4S8}: Kautl «ioer anfertige l'uche, so moae
«r. auch neim lie nifht ((ni«f{ell. des K>ufpreis uUilm; der Periigiteller
*«vpllidit«tuGh, dieTuoho au einem bealiuimlos Tonnin fertig tu •Ittllen,
widri^nfiüU er dein RSufitr ZiniAn lahlen muM. Thiit ^r diew oichl. lo
«rhUt der Kttufor den Kaufpreis Eorllnk und der aSbttfttftr wird beatr^n.
Naohtrftgiicho Färbuti},' war den Detaüliaten erlaubt, zuent nur fUr die
is Scharlach lu fUrb^Ddun, ipitUr f&r alie Tacbe, wenn ur diMtlbCsD dn)
Monate im Laden iteliabl battea
die Qegeiirevolutioii <1er
überlebten uud dann i'i-
Beschlüsse vom Septembi
hat es den Auschein, i:
diese beiden Zünfte K<-
nicht in gleicher Wei.s>'
Selbständigkeit zur Be»^i
genutzt worden sei; weiii'
der dreiiindzwan;:igsteii /
Zeit nichts berichtet lin
keine politisclie Kolle ini.!
desselben haben die Tm-1
glätter eine fromme Bnii
Satzungen von der Zunft n
einem schwachen Rebi'lli"
innerhalb der Grenzen iltr.;
geblieben sind =*).
hl der Seideiizunft u-'
Anfiuifi an zur BQrgäclifU'
Wollenzunft dagegen ist m
glätter — erst im Jahre 1 31 i
Zur Sicherstellung des voi:
iiuvertrauteii Gutes, da« K-i.
heimlich verkauft werden ko
Wollenznnft eigentümlichen \
') I'urgalori und oardatori (.;
d.T tVirbei- ein, wUhrond die cimatoj
der fiimettai und burbiori zuijeti-
S-quittiuatorc ed. CorBszini S.u.
fol. 24 f. (22- Oktober 1378) gehän-.
den faraettai. und alle übrigen. nÄ
i-aponarü, cardaioli , jtettinagnoli .
mit den tei^entes drapi«« zur Pari.
*) Stiebe die Kapitel der Brudi
tori im Anbany Nr. VI a und h.
') Art.- die Set:i I § 99 UiZi:
tutor.-s für (Tute Iteliandlunji d-r ■
*ieder dem Ei(o..ntHnier ^urück^eb
'1 Uua 4] lol. 45: Doeli i?t
«•■hallt imt. ,li, ..päter ni(? nieliv vo
^^ . rr-seiaftliche
• v.i^rsif. einiger-
_ ~.— -aj- n ersetzen,
^ _^. rjrsr gegenüber
-i äujer spannte
_ r^ ziniittelbar der
^_^ , -= nnzes System
.^ -A. i-ägearbeiteter,
. -.Ki-^KiassregelD wurde
T lilem den Verkauf
^.irt'a die Arbeiter zu
_ „^ere Position, in der
' ^ r ün Zunft im ganzen
^irf ien Arbeitern der
" \, 1 KDQ unruhigen, fast
.er Unsicherheit ihrer
"^"^i^ii-joig von Prozessen
r -■»iWlmDK ''01 Zunfl-
« (Äadenwege wieder
1 tasttllieren, weil sie
\^ TTig dazu bei, der
. der Znnft au«: Nach
, na den lanaioli über-
•■■'■^ Unk 1 a 28; 1317):
,^^^ ji Tucht' iflbei nicht ver-
^^M* Jen bei ilirer Arbeit
'^; MC Jürt'en «e nicht mit
-^^ i<« Käufers vergleichen
•^^^ Vehler des Tuehg dem
^ ^: dOrfen nur auf Mbrift-
*-^ 4»»«ti«ut, dieges irgend
** ^:i. darfen keine Tuche
^ |d: 1867), dürfen nicht
*_ ^Tuch zur Üeiirbeitunx
* ^ jlSWl): sollen ohne Er-
^ _^ kAa Tuch KU Verkaufs-
^^^UJ]; 52 fol. 127 |144ß];
^^Mt Ordnungen von l.>li
_ ^aioli wird gut durcii
— 317 —
gesamten Klasse der FertigstcUor — zii denen uatGrIich auch
die gleich zu besprcchvadeii Tuclispaiiner und Walkur zu
rechnen sind — ein gewisses grösseres Mass vt>n Buwcgungs-
freihoit geffonüber den Verlegern zu geben, als aie die übrigen
Ärbeiterklwsaen besasaeu: trotz der Einordnung io eine cin-
heiilich vom Verleger ala you einem Zentral j>unkt aus geleitete
nnteroehniiiug behalten diese TuchglÜtter und Tuchscherer.
zugleich gestutzt auf ihreu öffentlichen Laden (bottega publica),
wie ihn sonst nur Handwerker und Kniifleiite be»nsHen, und
auf ein eigenes kleines BetriebKlcapital , etwas von der behage
lieberen, vreniger ubhäiigigeu, Stellung de» mittel alterlicbeti
Hand- oder Luhnwerkers: hxq hatten mit ,Kuadeii* und nicht
nur mit übergeordneten , Meistern' zu v»rk«br«n; in ihren
Lüden gingen fremd« Händler und einheimisclic Detailliaten und
Käufer ah und zu, und nicht nur der Bote des Unternehmers;
Rie hörten dort von der Welt und ihrem Wandel; ihr Ein-
xwei Bei^ick von Klagen vor dem Ifuiiftgericbt illiialnerl: a) Lana 3S6
fol. 26 (1405): Noi Qiovacrliiro di Niccola. Mavigni o compugni Uwaioli
et ricbiiuniamo di Fmouiio di Piorro cimatare vostro sottoposto di 212 ß.
fit)«. |)er la valuU rli 4 i^aDni cioi- {ta\gl di« Unehicüiung der Tuch«),
i quali gli niccomEUidnino e ninodHino nelle aua bolteija inuenie cou
3 panoi , , . cbe k'> teaone e lalvaue u noitru |>ctJttont; u nogli deot
ad aiciuio aenza nottra Itcvntin. K i qniLli non poMitiino riiivuie du lai . . .
b) Mivliad et Zanobius Sit AnKi^H ifondatoiee «luilil^el et in BOUdnui
fceranl uonfcifi et rocognoverunl Lai>iao Ijipini jireieiiti et recipieoti pro
aß et socii« suii lo foro debitocmn »oruiD in (J&Vi 9> pro prctio unitu
patini T«n(Jiti. Quod iirotiuui el partitam dicti panni dicti Michael et
j^aoobiuA piomueruut diacomputare et laborurr diclo Lapino et Booiotati
faoieado in <]uanti]in )p«aratn lal>anB placeat ipiia Lapino ot lociii et leii
etiam in quanluiu pluceat dicbts MicheoU ot Zanobio. Et quanita dicti»
Lapino et looiii non placel niUera laborerium diotis liüchaeli et Zanobi«
flxtiinatiiin . ip«e Micha«! et /aaobiu« sini ubligati »d id, quod rectarel
uoKi de diclo paaao . . . Wlilir«iid nko bior dte lonaiolj durch den Ver-
kauf eines niclit >ofort beia1ilt«n Tucbea an xwti Aibeiter »ich die MAg-
lichkcit «icbera, divie zur Abtirbcilun); der gc*clmldclen Summu so
awingeu, W6rd«D die lii>cliDgung«t], unter deni^ dies gMcfaehe« loLI, d.h.
vohl die T.oIuirüIm: , die boi der Beieclinun);; in Aasati tu l>rinf(«ii siod,
m daa B«lißben boid^r farteion g«BtolH! Tliatsllcbticb wcrdcin nalfirlicli
auch iu dieaein Fh|], wo die Lii^reruiiK anber.ahlten Tucbee dem Lanaiolo
gageaflber demArliettirr ein nntfirlichd« ruborgewiehi gab, die B«dingtingeti
dca Arbeitgeber* entacheidend ^evescn Hein.
- 818 —
bimm«n kg wfmgsteos uiclit «uMehlieaslicb bescfakesen ia den
P»pt«r«n ihre« ArHciUkontraktee. — So wird aach oft noeb
im modemfn Fnbrikbetriob die ktxte VtÜt- an fabriktn&ssif;
h«rK««t«IU«n filM^euartikelt) toq Haudwerkern im eigenen
Lftden TorRenommeu: eiu gevisses Mus küDstleriscb s«Ib-
stttudigeii Schaffens im GegeDsats xur Mecbaoik der Fabrik-
«rbeil bildet das tocbnische KuDdameot der gleicbartigen Er-
•cheiaiiDgen xweier Zeitalter.
Arbeiter mm icrmelBMiin betrirbenca AssUltm:
Turbs|Miini>r. Walker. WollwiM-brr.
Ein« bMOoder« SteUnng onler deo Arbatem nakmeo die
TBcbapkiaeT, Walker nad WoHwiscber cia; erfordert«*
Am^ 4>r MB Ouna hilmhi— Aikül«aiig wmAamtAa Ka-
ricMaafML, An — in Mmmhi Ibna ■edi da «tn fit FirWra
*> fi« Kapitalkraft aieb« aar dn «aackaa Ai^eüen, «ob-
Aira aaek in al^paMlMH Ar 4a> aMHlaaB UalcraekatfB osd
4m- «iaMlaaa gniittWiubiia 'Jii'f ■buiüigw, oder w«iu|^
««MM wa attrafUMaw KayJtalnA» ma6f —chttn: £e fenier
«aeti — ibfitr gawwa Katar
4»M <ii4(i»Mi> VM* Im«, jt ■•fllttt av M> bedart
>ftw Iwaft yt A» ftr«*fW trat.
imAm «kn V 1 1 ■ ii>^ m 'iaii^i i *)
D8er
VfeMUM
■^
>>iM%«Mk
lAaSi
>«Ai
IHW^lM^ fc-
d^
— 31D —
Aus diesen Verlifiltmtisei] ergab sicli nun für di« Skono-
mische Lage, vor allem der Tticbspanner, die unmittelbare
Folge , das« sie sich ebenfalls dem einzelnen Untere« limer
gegenüber in einer reUtiT günstigen Situation befanden,
RQch ohne wie die Färber dnrcb grösseren Kigenbesitz oder
wie die Appreteure ilitrcli Besitz eine^ kleinen Ladens be-
gOnKtigt 711 sein. — Von Sobuldabbän^gkejt Hiid dadurch ver-
ursachter Lohndriickerei ist bei ihnen wenig xu bemerken, autb
ist «8 zweifelhaft, ob ihneo gegentiber die Zunft schon von
Anfang an mit Taxen und Tarifen als öffentlich rechtliche
Macht eingegriffen hat; erst l'<i^4 ') nach Niederwerfung des
Ciompiaufetands echcinen Versuche nach divuer Richtung bin
gemacht worden zu sein; und als die Zunft dann mehr und
mehr die städtischen Tu<;h«puunereien lu eigenen Besitz ge-
bracht hatte, ja sognr Betriebssozietäten mit einzelnen Tnch-
ijpannern einging, da war es sei bstverstSnd lieb, dass die Preise
und Arbeitslöhne, wie sie die Zunft, als private Unternehmerin
in ihren Betrieben, zunächst n«r für die von ihr verwaltet««
Inatitute festtetzte, von da aus sich weiter über alle gewerb-
lichen Betrieb« dieiser Art auttdehnten und ftir sie auch ohne
gesetzlichen Zwang zur Norm wurden. Wie auch sonst ging
tr« Qonini lopm i ti»t6i . . . per ritcder« la ragion« d«ir vnlnilA t del
truadaRno e dnll« iiiji>m- de* deiti tirutoi; T.ur Prfll'iinjt Jer R^clmangen de>
, citBiarliiigo dei tiratoi* iciur InatandbaUuji^ der Spannen ie\htl otc Der
Nettogewinn ioü sl^ithrlicb an di« Tucbaiianoer. die gemeioBBiD in einer
Spannen*! aibcitDlni (cotiipiigDi}> pro riLta «i-rtoi)t werdm. Di<:te baWn
auch ein M Übest imiuun^trcoht Ober diu Vermietung der tirdtai. Von
dieuer Art drr darcb HemniiebuDg dur Arbeiter unteratUtsten SelHt-
Torw&llunft der tiratoi äiide ich in der Wollenmoft keine Spur.
') T.ana 4ii fnl. 170: Che i conioti defalaoo oliianiare uno lanmolo
per convcnto i qnnli cfaiamati abtino a pratJchan con tiraton c pori'u
pregi e tennini ä' achordo. Si TerameDte che i Uratori tieDO tennti di
tenera j] cbavalla c il cavaliDo e mandino per pAsni n le bote^be e al
purglio 4.' non si pOM» dm patto dl torre panni etc. Iiniiitrhin tiiuin
e.h »icb ftuch biei-bei «ventmlt nur um die «cbon in* Eigentum der Zunft
UbergfgangMien äpannetei«Ti bandeln. Alle »päteren Taxeu gelten jeden-
falls nur fttr dicsi.-, i. B. LwiB VIU « 4S: t! i. pro panno. 4 t. j/n panao
riüatto, ftlf .ritocco* 2 t., für applanalnra ] a.: erhebte PreiM fUr solche,
die daiTuch nicht K-lbat fabriuoit hatten; ferner Lana 58 fei. 75 (14551
7 ■. pro pnnno ete. (vgl. unten Kap. VI).
^ 320 —
ferner das Betitreljen der Zunft damtif aus, die Kosten fUr Hin«
lind Rticktransport der Tuche auf die Tuchtipanner abzuwülzeu ').
So ergab sich auch hier mannigfsch« Unzufriedeahelt, Be-
schwerden uud Unruhen der Arbeiter, eo da^s auch sie in
die Lohobewegungeo der anderen Klasaen mit hineingeri^Ken
wurden: Ti«)leicht schon unter dem Herzog von Athen*);
sicher zur Zeit des Cionipiaufstnnds"). Und es ist batonders
charakteristisch, dass auch sie, wie die Weber und Färber
neben diesen pojitiach -revolutionären Mitteln auch aokhe, aber
wiederum ganx eigenartige, rein dkonomischen Widerstände
2ur Besserung ihrer Lage aawandten; durch Minderung des
AngebotK an nelbständigen Arbi^itjikräfteii iint«r Anvrcndung
von Zwungamitteln gegen widenipenntige ÜanosfleD, durch Kon-
zeutralJon der Betriebe — indt^m die minderkräftigen, ürraeren
Berufsgenosseu in Lohnabbängigkeit von den reicheren, kiSf-
tigeren gebracht frurden — suchte man eine BrhSburtg der
Lllhne zu erzwingen; die Zunft antwortete mit dem Verbot,
mehr aU ein tiratoriuni, d. b. eine Balm innerhalb des guixeo
Etablisiiement« einer Tuchspuime zu besitzen, und — sehr
charaktHrintisch — mit OeldunterstOtzungeii, die sie jüngeren,
ärmeren Tuchgpannom zu teil werde» liess. um sie vor einer
Unterwerfung nnter die Forderungeu der älteren ond reiehersn
') Lana I o 4i (1SI7): TirnLore« dnhett pit-nare pnnnoa t|ao( in-
hunt ... et ... remittere pannoa lAniflciH et concintoris.
*} In dem ErluM, id Ol-iii die Wollenianfl nach AuflSnung d«r
(enten) FUrberannn' vich wieder den Anaproch Huf absolute (i<*»slt Dbsr
ihm Arbeiter ^iuditieiic, heimt n am Schluw: Hitlro ijoad tiralvre» d
oiDnea prediclaiu artem fiMientes, qni dicor^nt >f nibeete diutü conialibiu
v*l ftrti possinl . . . eonim ininiiitfniiKi fiicere . . . non obittante aliqao
capitula aorotniuiM vri artig. Ks int nicht gane klar, wa» dione Worte ta
diesem ZusammenhanR bedeuUn. Vielleidit tiatten die Tuchspftiiner. ohne
wie di« Fllrl)«r an* der Wolienvunfl auexu»olioid(m, innf^rh&lb <Ie»etbeB
«ine Soodeiorganiiation gebtldnt. tlie ihnen in der kritiicheti Zeil bewilligt
worden vrui, uod jt:tzt noch eine Zeit Inng Gnude Gndul.
■j Lana h,\ fol. 48 (14. Oktober \A%'ii\: NdIIub tinitor panaoniin ...
poMit condaoerc vel t«tiirre ... in dvilutc florentle . . . ultra unum tiia-
bMinm Mu damum aitie a.ttum ad Hritndnm . . . pannos- Nee 4t aliquem
{Nuinum timre ieu üiari facere niai in utio tiratorio tine expreiaa licentia
dominorvini oonvulam.
— 821 —
Berufsgeiios^en su bewabr«n '). Auch hier konnte auf die
Dauer der Sieg der Unternoliincr gegenüber den rebellischen
Arbeitern nicht ausbleibe»^.
Ueber die soziale und ökonomi*clie Lage der Walker
«rfshren wir nur sehr wenig; sie leben und arbeiten auf dem
Lande, and die Macht der stSdtiscben Adminislrutiou koonte
ihnen gegenüber nicht znr rechten Wirkung gelungen. Ihre
Ärbeitastiitt* Bfiheinen sie meist durch einen Pachtkoittrukt er-
Ungt zu haben, indem sie den so und so Welten Anteil an
einer WHlkmfthle von den Beitititem derselben pachteten und
auf eigene liechnung atienntstea ^) *}. Zunftordnungen haben
') Am ib. Jaiiunr 143S (L&na bl fot. 98) «-«nleti einem linitor
auf ein Jabr 2S Gulden pHrlelicu lur Miete cinea Ürfttorinin mit der Be-
grtLDdtmg l>«villigl. viele TucliBianD^i' hKtten venncbl. jung« Leote an
sich >u tieheii (d. h. in [/ohn xu nchtni-n), damii di« Zuhl drr .Meister*
geriay bliebe und den eioaeincn ciL>hr (iewinn snHele (indem die Konktus
rens um die einxelaeR tiratorin geriagea vllrde); dteMin Sealreben mttaM
im Istoreu« der Tii<^r mitgt^eti^ti-elini worden. Etienso worden um
18. April 148C Cibid. fol. 100) SO Quldcn an drei tiratoiarii K^liehen i)uia
quidam ex inagistti« timndi pannot nb exemtia timndi m anoruöront
abrtinere velle.
*) Ueber die Verh<im» d«r TuobipiUinitn, ihren Wert, ibr lnven>
tar ttc vcigleidip auch d«n tod Oonxini (Stat. ined. civit. Pii. IH
S. 44^) vertlffentlicht«! TraiiilioiiüvcT-trag.
■) V«l. anten Kap. Vi,
*) Eiuen guten Kiublick in dos Vet-bältais der gualcaterea eu ihren
Arbeit|{ebeni (ribl l.ana 99 fol. bl 11804): Pmw Betti gualcherarioa . . .
nKognoacJt ee di-bitorem Donatio Aldobraadini et aociii, ae Tore dobitorem
ipaonuB in 80 H. ex cauaa et pro csuüa dicli prelü dictt panni per le pro
«nieadationc . . , Bnacaptt. Quitm quantitJitetn prouiisit . . . «xcomputare
«l de iexeompotoiido (?) in laborerio fiendo de paneia ipraram et in
accvnlundo ((imlcboriat pro todatura pannoiuni, (ju! dabuslur »ibi ad oon-
ciandnu. El iniiupra promiail diclo« panoos bene conciar« ot gnalcbara
abaque aliqua defectu. Wenn diei »iclit H"chU>« ÜMat dictis Pierro et
•Miii dar« Kuoa panno» ad gualchandum altert meliori et dictnt Pierroa
teneatur ad accordaodam mervedmi , quae datctqr pro ^atcfaatuia aot
«oociatiira predicia diclo lali gaakbmnti aut concianti. K» wird alM hier
Ober ein in Arbeit gegebene! Tooh «in fOrmlirbar i5chaldri*iira9 niriachati
Arbeitgeber und -nehmer abfraehloeaL-n, durch welchen der untere ohne
weitarea einni airilrechtlichea Ancprucb gngon dm tetcLercn bei evra-
laelter CalerBidilag:uBC oder BnehAdiifuni; etc. der EUr Uoscbcitung Uber-
wieaenen Ware ertüell, te das« tofort dna Ki«ciilivv«rrahr«ii einireien könnt«.
Doiea, sndita ana du inacpaUaer iriiuehallasMcliialtle. I- 31
— 322 —
io diese Verbältniie«« — wenigstens vrährencl der .klanischeD
Zeit* — knum jemals regiilierenil eingefp-iffen ^). Der Hin-
ond Rticktrantiport scheint hier meist dnrcb Ängeslellt« der
WerkRtsU bewirkt worden zu sein').
Ullfü* and Npbt>tiiiit)tisti-Ien: Die Fertiger
der Arbeitsinstrumente TQr die WoIIentUfhfnbrlkatioB.
Hu.D bat e« oft als eine eigentOinliclie Kotwickelungstendeuz
d«r tnoilemen indimtriellen Riesenetnhlissements bervorgehobeo.
dus ete mehr und mebr polypenartig ihre Arme ausbreiten,
dass sie nicht nur die Herstellung eines beftticnTaten Prndukts
aus dem Rohstoff heraufi bis xum gebrauch greifen Fabrikat be-
treiben, sondern allmübltcb auch die Kubrikation der nieisteti zur
Herstellung dieses Frodukta nötigen Werkseuge, Ißetniment«,
Maschinen in eigene Entreprise nehmen, und indem *ie «ich
') 1401 (Lona 43 fol. 17) finden wir allerdiDga eine Riugalte der Ib-
baber von gualoheri«, dit: uiu «ine ErhSbusg der mctotidd »odfttnr« »in*
Itanien : doch echpint es licfa hier nur um «in vorQberguliendM Eingieifeit
der Zuoft gebanrfelt £U hAben.
*| Knt lAOS (LftDu .^S fol. GO) ist. Govivt ich stbo, die Bmafaliuig dir
Walkn- toit ZuaCl wgvD gvxtKeM worden, .da durch achleohtew Walken
vor nllem* — so lic>iBst n in dem boIrdTmdon Krlaw — .diu QnalilAl der
FIoTenlioer Tuclie litte'. Danach werden die Lfibnc eunKchat nach der
QnaliUtt (Im Tuchs abgentufl; aic »od hflliiT. wenn daa Walken erfolgt
a tntte ipvtc dcl gnulchcmio , mcdrigtrr, wenn d» Arbeitgeber die Zn-
thaten (Seife, Wulker^rde «tc.| ti«>fert«; im Ietst»r«ii Kall livd dnnn die
Walkei' nicht rerftnt wörtlich für Felilrr und Flecken im Tuch, die sacli
dem Wnlken sichtbar werden; wohl a^bor f^t LOnh» (bnchi) und RisM
(■Uaccie), r||], Aulianft Nr.Va. Ünber die Liereruog der Seife durch die
Zann vgl. ontun Kup. VI, Die Tuche, di« cum Walken auf da* Land gt-
bracht wurdeo. miuiten, d& die Walkerttien meid am oberen Arno and
dcwvo NcbnillOnen K^letten «aren, iw^imal — beim Hin- nnd beim Kack-
Ivonsport — die ]>orla alla Croce iiakiieren uud wuTden doit nach ein^m
OOMta vgn 1477 (Lsna 13 fol. 1^1] bvim Aufteilt au« der Stadt markiert-
Da aber dadorch die aan lum Wallten jKMchicklen Tucbi* oft bmch&digt
wucdeu, *v ih-ard 1476 eine licvinon enl bot der Rückkehr in Uio Stadt
angeerdneU
— 3'J:J —
so von der L&j;« de» Markts in diesen Artikeln mn^üchyt iin-
ubhängig machen und die UerstüUiing aller Arbeitsmittel ganx
den eigenen Bedürfnissen anpassen, sicfa zu einer Art von
Unirersaibetrieben — wenn der Äusdnick erlaubt ist — eines
bestimmten Produktionszwoigs aastraclisen >). Di« mitt«lalt«r-
liche Unternehmung von Einzelnen und GcäcIUcliafteu vrar
schon um de^witlcn tn solcb«r KieüenuiiätrenguuK uicht fähig,
weil nie diejenige Art der moderuea VcrgesellscliKfltiug, die
die weiteste Verbreitung und grilsste Acciimtilation von Pro-
doktivkapitatien gestattet, die AktiengeselUchafl, nicht kannte.
Dennoclt dürfen wir en al» einen bedeutsamen Schritt anf
diesem Kritwiekelungswege bezeichnen, wenn es wenigsten»
einer mittelalterlichen Zunft als der Vertreterin der wirtjichaft-
lichen InterebHen eines beatimuiti^n Berufuzweigü gelungen ist.
io den Bereich ihrer Kontrolle die Arbeiter derjenigen Neben-
industriei) zu bringen, die wichtige Arbeitsinstrumente ftir die
Hauptiudugtrie fertigstellten. — Wiis in der Neozelt die Aas-
dehnuug de!^ Untern ehnjungakaititnlf), hIho eine Br^heinung
des privaten Kecht^', das bewirkte im Mittelalter die üffentticb-
rechtliche Erweiterung der xtinfllHrisrhcn .Adniinistrntivgewult:
im Interesse des Hanitt/.weigs der Produktion die Herstelhing
gewisser unentbehrlicher Uilfsmittel von der Lage de^ Markts
möglichst nDabb'iltigig xu machen und selbst zu reguhren.
Ansätze dazu Baden sich auch &on<t lue und da in gr^J^seren
zunftmässig organisiitrtcn Geworkcn des MitieUltera : ävstema-
tiitch und in grösserem Stil «nd diese Teridensen wohl nirgend»
so verfolgt worden, wie in der Florentiner Tuchuiaeherznnft.
Allerdings iHt es auch ilir nicht geluugen. ihr Net/. (Iber
alle Arbeiter dieser Hilf» Industrien auszubreiten; in üussersler
Konsequeni hatte man son^t auch die Erbauer der PHrbereien
und Tuchspannereien in den ßahmen der zUnfUerischeu Zwangs-
Ordnungen einspanne« mfissen. Auch die Verfertiger von Weh-
') Vor allrm in Amerika und Engliuid kooiiiirn dctnrtige lliescn-
uBtemeliRiungLi) ron Jahr tu Jahr in grUntm Menge auf. Aach in
DeutMliland bauen t. B. dieStraaBcnti'uliiiiinlemeliinuiigen in dm gcotMn
Stftdtcn vielfuh Um Wageo *clb*t, grene Fabriken Btell«n ihre RmmI
■dbet ber; grone Eisenwerke Itaari-a Kohlengnibeo an. von Bifsmantet-
BeluBUD(;i.-n wie Kvupp, Bonip g^nx tu »cbwoigc».
— 324 —
flUilileo uod Spinnrackeu blieWn titets Mitj^Uedcr der Twcbler-
Kunil, der aie nach der techaiscben Qualität doo von ihnen
betriebenen Produkttonszweif^ mit Fug und Recht aiiReliörten.
Dagegen sind die Fertiger der Kardätschet) zum Wollkraiz«i]
(cardaioli) und diejenigen von KÜninieR, wie sie einerseits zur
WollkiLmtnerei, anderemeit« zur Ordnung der ZettelRlden am
Wi*l»itulil (Rii>tkänimi*) gelirauolit »vnrilwi, von df» Belittrden
der Wullenzuiift mit allei Energie aLi ihr unterttiänig in An-
spruch genomiuen worden; ne standen bei ihr xii OeritJii,
erliieltan von ibr ihre Weisungen, waren von den Aufträgen
ihrer Mitglieder abhüugig. Cardaioli und Fettinaguuli ffaren
Mitglieder ztrciten Ranges, etwa mit den zuletxt besprochenen
,Fertigst«llem* anf eioer Stufe 8t«head und die gleichen
Keehte getiiesseod wie diese; am Ciompianfstand habea anob
sie teilgeaommen und daa Schicksal der tiriderea daran be-
teiligten Ar l»eiterk lassen geteilt Sie arbeiten im ebenen
Laden und die gause Politik der Zunft geht darauf au», ihren
Mitgliedern ütetH die nötigen ArbeitäinHtrnniento in gehöriger
Quantität und Qualität, vor allem zvi möglichst billigen Preisen
zur Verfllgung zu atellen «nd den din-ktcn Verkehr der
FabrikanicTi mit den Arbeitern, die ihre Produkte verwandten,
unter steivr Küiitrullc zu Imlten '). Dem dienten «in strengex
Ansfubrrerbot oder hohe Ausfuhrzölle fUr nlle diese Arfaeita-
instrumeute . die ElnbDrgerung unbekannter Indiiätrieu in
Florenz, die HerauKiebung und die Privilegierung fremder
Arbeiter, die Eröffnung von Läden im Eigeabetrieb — Ha»»-
regeln, von denen nn anderer Stelle noch tu reden nein
wird^"). -
') l>ic Inetritmtet« «elUt wunUii oft nicht gclcnnft. uodem BV
gelieliFD und dann, ««nn tie nicht mebr gel^rauclit Kuidtui, den Fallit-
kanten 7miückxcv;eii>a>, die »iv dAan aU altx* Eiaon an TrOdlur TCrkuofcn
konnten ete. Docli fQhrt« du 1«icht la Misbrnuchen. Vg\. z. U. Lana i6
fol. 38 (I37ä>i coDoitleriuitai r[ood card&ioli . . . consuevcnut li&cte&aa
donsre, daru *el Mnvutne lnliOTintil>a> sirliü luni^. ({ui labnnint cum lani-
fkiliiu dicte artis. et . . . factonbo« Iwiißcam ÜGinilatts ea[>r& lavorantibn»
in dift Onroii vinntn, dctnaridt ttc et ah hoc ip>[ latxiTant/« ot fUctori»
conan^-Tunuit ipwt cardaioli» restJtuorc caidoe ant« debitum tcnipua ver-
bioten die 2unft Behörden strenjn derartige DurebitMlierneii.
*) VbI. unten Kap. VI und Vit.
— 325 -
Daneben werden denn nitch die Verkßnfpr vnn MaU-
rialien, die beim Pärbereiprozess Verwendung fttnden, iind
ebenso die Bereiter von Seife zur Twchwnlkerei der Zunft als
membra einge^fliedert. Saponarii und .cenerftiroli' haben sieb
«chon im Jahre I^J12 d<?r Bewegung der Färber angescMessea,
and sind ebcnffillii in den Cioinpimifetand verwickelt wordvii:
denn auch sie hatte» die gleichen Interessen wie die eigent-
Licheo Tucharbcittir; auch .vie warvn. wiü dies in den Urkun-
den der Zunft wiederholt zum Aufdruck kommt '). vielfaüh in
nnmttlelbare LohnnbhSngigkeifc rou einzelnen Tuchenmter-
nehniern Reraten.
Endlich wurden auch die WaidhSndler O?"^^"'*"'') ^^'^
Zunft unterstellt*): sie sollten in Civil- und KriminalsacheH
von ihr Recht nehmen, daftlr aber Ton der Kaution^b-tellung,
£U der man sie (rUher verpfliehtet hatte, befreit ^ein.
Au<; diesem eigentQmtichen VerhälLnJH der WoHeneunft xii
den Verfertigern ron Werkzeugen und Arböitamitfceb, die der
■| So K. II. 1875 (Liuia 4« fol. 88): advcstmln t|iialiter tiacteniu
uQuiv« Uaücea diotr müa ooDatierenint trulere mu |»ei eoruu sapo-
narioi tndi focero ooDcialoribtupanoonim anponuin tlebituin pr« eorani
paanis conciiuidiB et [lursBjtdin , propter quod oonÜnttebul , tjuod pannj
ifMorant lanificuin purf^liantar cum dcbiui itiuttitate t&ponis. Et quwl
a Dioctico tempore citra quidam ex ipna laniücibna ooniiicrerunt ouni
ipati coBcintoribut psetuia fMer« de cradenda eiidein mu per eoram
lapooarioB tradi (aciüiulu pro (laolibt'l iwddo certam quiuitiliilcm Ha{iuuU
DOD babita dücretione ««u dutiutione i^nuionuii, propter quoil Jicti piioDi
weye Mpius indebite pui-g»L>aatiir et dabatur inMt«iria ipsia coiinatoribna
pargaadi pannoe cuui modica et neu tlobita quiuitttata sapoais vi»rbiet«n
die Konioln dtm tuponarii na die conciatore« Seife tii \-erkauffln, in
Zalilaiig EU ^ben otc; ebenso dürfen diese dio Safe nicht wsitar ver-
kanf«a etc. InteroMant fllr das V«rbAltnis dor Seif«iuü.'dvr su den oon-
ciatores ül auch ola Erlass ron 18^9 iLtmiL 4^ fol. 84). Daniah* hatte»
die S«if«Bsieder bei den ZttnftbeliArd«a darOker Kla|^ senhrt, diuw di't
conciatoreH von ihnen jede« Jahr pro Kopf 40 •. .berlinifbaocio' (d. b.
rriiilcgeld, am l^txteo KaraAraUdonDeralafi:], auMSrdMaaBi iitbato d'nttv«
(Senu&liimd rar PaluaonntaK) je sin Tlertel Weiiu und Oels verluBfrtm.
wodurch eine Vorteuetung Asct Produkt« notirudig btrbiRKcmiirt würde.
Diei wird nmi veibou-ii. und iiu AuNchlusa daran, wie Ncbon oben er-
wlUuit, eine KatniuiuiOD sor ButinimaDg der LOhnc fUr div candaton-« .
•I«f Preises fttr die Seife etc. eiogeicitt.
*) Lana \1 a 46 (1861).
— 330 —
Was also hier in schüchternen Anfängen stecken blteh') —
d«r Bau otkI die Untorfasltung grösserer der Industrie dienen-
de» Anstalten durch die Znnft, die AnsnQtznng der ztinftleri-
Rclien Kinanzlcraft zu cigunvn UnteroehoiuDgL-u, die geeignet
waren, die BcHtrcbungen der einzelnen zu uuterstUtxen und zu
fQrdern — . dsa ist in der Florentiner Wollenzunft zu einer
in ihrer Art imponiereiiiien Grösse emporgewachsen- Die
Stfldt bleibt hier fn-st vßllig au» dem Spiele; was die Ziinft hier
geleistete hat »ie ganz nus eigenen Kräfben, mit eigenen Mitteln
zu leisten »erniucht. Dh^s ihr dna nii»g|jch war, lug rnr ullem
an der weit vorgexchritteneu kapitalistischen Kntwickelnng,
an der Flüssigkeit des Geldwesens, an der weiten Aiiadehuung
des Kredits und der hochgedi ebenen AusbiMung seiner Formen
und Wege. Die Kapitalkruft wie die Kreditfähigkeit der
Zunft bedeutet zi]iiiirli-«t. nur ilie summierte Krnn. ihrur Mit-
glieder und Untergebenen: indem sie diesen Teile ihres Ein-
Icommens durch Steuern entzog, nmchte sie ciaa ao gesam-
melte Kapital und dat^ darauf beruhende VerLraii(-n in ihre
finanzielle Leistungsfähigkeit dem Dienst des Ganzen ver-
wendbar. Sic ist rerbt eigentlich, wenn der viel benutzt« und
viel missbraucht« Ausdruck hier erlaulit ist, ein Staat iu Staate;
ein moderner Staat mit eigener Erwerbswirt^chaft, wie dieser
aie in seinen Eisenbahnen, Bergwerkeu, Fabriken etc, besitzt.
Und wenu man allgemein dem modernen Staate hei diesen
seinen privalwirtschaftlichen Unternehmungen eine von denen
der eiazelnen verschiedene pDlitik vorgeschrieben hat, inso-
fern er nicht, wie der Privatmann, in erster Linie darauf aii5-
ziigeheu hat. mBgltcbst grosse Qewiune *n machen, sondern
wohl gelegentlich dem Wohle des Ganzen hesser dient, wenn
er mit Verlust arbeitet, so werden vi-ir sehen, das« auch in
dieser Beziehung die mittelalterliche Zunft seine Vorgängerin
gewesen ist. Eben indem wir diesen Zujiamaienhang betouen,
tritt doch ein erliebUcher Unterschied klar hervor: in der Vni-
versalität des looderneu Staats, bei «einer über alle Gebiete
*} Seil moller. (iruudrua der aJIgemeinen VotkxwiTtachanalehre I
S. 422 betont, djuw alle Aiintr ITiiUniflhtnangrn der ZOnfle ,Dicbt reebt
Keliofen* wollion. Die Plorentioer Terbtltoiue bewaiien, daw In dleter
AUgemtüibeit Au Urteil niebt xutrim.
— .131 -
menschlichen Gerne in srhdfi.'ileljens sich erstreck i*i](]«n Thätig-
keit werden auch die Zwecke, di
■ mit seinwi Erwerbswirt-
schaften verfolgt, die inftiinigfaltigsten sein kOnnen; vor allem
wird zu ihrer Rec1itf<^rti^ung Ait> SJchemog der staatlicbpn
Finanzen, ihre Uiiabhätigigätellurig von dem wechselnden
Steuere rtr^gniic, mit Recht in.s Feld geführt werden kJlnnen;
fUr ntidere wird die Möglichkeit sozialjiolitisehen Wirkens, die
Thitigkeit dea Staate»! auf dem Gebiete der Arbeiter- und
Beamten fSrsorge Prinzip und Itecbtfcrtigung ihres Bestandes:
in Florenz dagegen läast sieb die ganze umfasaend« Wirk-
aamkett der Zunft auf dicficm Gebiete nnber einem einzigen
Gesichtspunkt zusammcnfaeeün, der bei den modernen Staahi-
betriebmi sicherlich nicht in ersLrr Linie steht: dura die Kor-
jioratiou nämlich ergänzend übemll dort einr.ugreifiMi hat, wo
die Kräfte der Privatwirtschaften nicht ausreichen, da«s sie
wie ihre ÖfTentl ich -rechtliche Macht, so ihre Finnnzkräfte den
wirtschaftlichen Interessen derjenigen Klasse dienstbar macht,
die — im grossen Rahmen des Zimftganzen — allein die Macht
hat. claNN sie mit anderen Worten einseitig diu Förderimg de>!i
Unternehmen ntereiwes vor allem gegenüber den Arbeitern, bei
ihren Eigenunternehmtingen im Auge hat.
Qui den Unteracbied noch .tchärfer -/n faAnen : während
der moderne Staat in den wirtschafüirhen Kampf der ein-
zelnen K Iah««! mit Hilfe seiner ErwerbxwirtPchnflen bewusgt tmd
konsequent niemaU oingreifcn kann, weil er ihnen wenigstem*
formell gleiches Recht znerkcnnt, hat die mittelalterliche Zunft,
wie sie die Florentiner Groisindustrie ausgebildet hatte, «ich als
Vertreterin einer einzigen KInsse betrachtet, deren Interessen
«« nicht nur nach aussen (durch billigen Einkauf der Rohstoffe),
•onder» auch allen auderen Klementen in der Zunft Helb»t gagon-
ttber vecfocht, indem sie durch eigene wirtschaftlich« Unter-
nehmungen eine» Druck ittif dir ArbviE(<lübDt: und unf die
Preise der Bohstoflfe, Arbeitsmittel und Halbfabrikate ausflble.
Um aber Klarheit in gewinnen über die finanziellen
Kräfte. (Iber die die Znnft yerfUgea konnte, wird es nötig
sein, einleitend einen kury.cn Blick auf die Quellen zu werfen,
aus denen der Zunft ihre Hilfumittel tlo-isen. dnii SteuertTesen
deraelben tn seinen allgemeinsten Zügen wenigstens insoweit
— 332 -
zu betracbten, hIb en einen uo mittel buren KüiHuss auf dtt«
Qe^tnltong der industrielleD VerliiittDiBiie üelbst ausgeübt hat ^).
Von den Eiiitn'ttsm'ldern (Matrikeln) , den OprirbUgM
bUhreti , den Geldätrateu , den verHcliiedeneu Licenzgebflhrc
fUr Eiafahr, Verwendung und Ausruhr aoitet verbotener Materien
wird an anderer Stolle in grCeserem Zii^iauimeohang ausfUhr-j
Lieber die Rode 8ein: im Gosiimtbudgct der Zunft machen sio-
our einoD relativ gmngen Bestandteil aua'). Als wichtigste
finonzicUc Uilfeqaellen blieben der Zunft iodirekte and direkte
Steuern (zu welch letzteren auch die Zwang^anleihen bei den
Mitgliedern getechaet werden dürfea), sowie die luansprticb-
aahme des Öffentlichen Kredite Übrig,
Die Steuer wird damnU im allgemeinen in Floreiii: diirclt
das Wurt (gabella* ^) bbücicbnut, welchen heute, wie bekannt,
im Italtciiiadieu die engere Bedeutung: .indirekte Steuern*
und speziell ,Zi3lle' augeuommeii hat. Eine gabelln zahlen
anfang» des 14. Jahrhunderts die ZUiifte au die Stadt'); eioe
gab«IIa erhebt um die gleiche Zeit die Zunft von ihren Mit*
gliedern. Und xwar wurden die ,T«ri Unifices' nach dem
Umfange ihrer Fabrikation besteuert: ron jedem Stock Tndi,
das sie fertig st«ltl«u, hatten sie eine bestimmte, nach den Be-
dürfnissen der Znnft wechselnde Abgabe zu zahlen^), nührend
den Mitgliedern »weiten Hange«, d. h. allen denen, die zwar —
als in der Matrikel stehend — als Mitglieder der Zunft galten,
aber keine .FabrikntTcrkiiuf'er" und daher nicht vollberechtigt
waren, aofaugs eine Pauecbaleumme von 200 üulden jährlich
^j Im ZruamnvviiaDg wird die FlnftaBverwnltung der Floiratinn
ZOnft« utiB im swelt«n Bande dieur Arbeit bi<aeha,ft)gen. Wu mich
anlasnt, liier uinigM ua« d<.-m ntiuntwrai:it dn- WDUcuiuBft rarwcg
nohm<?n, ül <hi- l'm«t&ii<1, dau.. wic' );l«ich iiBvh^^wiewn werdeo »oll,
Fenn dw dlrelctcn ßf-ti-ueniD^ «ine regaiierend»; WiHtiiiiK auf Porm and
Hob* dflr TnohpmdukUon aasgeübt hat.
*> Nach d«n Angalien im KaUaler tqd 1429 (Beii di Arti e Com-
pagaie Cnlutc Nr. 291) (wtmgon di« Rinoaliawa um Matrikel- «tc. Qe-
bflhrni suBUumeD S-Vi Gulden gegen allein ca. SOO GuId«o aiu der diteklen
Steoer. Vjtl. unten Kiip. VH.
*) V^\. dnrQbor dvn iwdten D&ad.
t VkI. dnrDbcr den iwniten Rand,
*) DiMtllte betzagt «. B. 1331 (l-um II d 83) 2 d. pro peti» panni.
— 33S —
auferlegt ward , sputer dagegen ein nach Entscbeid der Kod-
Gulo alljulirlicii neu fcstzueetzi^nder Beitrag '). Ob die niederen
Arbeit«?, die völlig rccbtlc» als auppositi in der Zunft lebten,
Id dieser Zeit ebenfalls von einer Steuer betroffen wurden,
luius bei dem Mangel aii Xachricbtvn zwi-ifothall bleiben'); in
der Seidenxunft isi eine derartige Steuer in der Form von
regeloi ädrigen ProzeniabzOgen am Wocltenlohn fCir die Zwecke
der Zunft jedenfalls erhoben norden.
Da aber die auü diesen Siencrn Hiessenden Einnahmen
für die immer mehr wacliKenden ßeddrfriiAse der Zunft sich
bald scboD als unzureirbend erwit^sen, da diette vor alleui fUr
eine einigermaBsen gu^iirberlt^ Kontrollv der Fabrikatateuer
einstweilen keine Weg« und Mittel fand, so bat man im Jahre
1335 sich entscUlosaen, zu cineni unders gearteten Modus der
Besteuerung Überzugehen und zunilchgt eine Einkaufssteuer toii
^a d. pro libr«, d. h. »on etwa« über '2"jfKt von allen von Znntt-
mitgliedem eingekauften Rohstoffen xu erheben ^), zu der dann
bald eine Steuer auf den Vurkanf' von alten ,mereanKie perti-
ueutes ad artem* an Fremde*), und endlich eine aligemeine
Exportsteuer anf diese War«Q trat '^) % Je nach dem Aus-
') So i» swoilra SUilol von ISSI. Doch wird 1333 wieder die
Pauaohalsnnune ron SQO Ihr. auf <lic >tnni»nii>li, riifalterii. lanirendoli.
tintoru, eonoistor*», »«ttulw loa« et «Umini«, ndfivagiiitlorM und die
utdena subpouti non fAciente« paonot uiDt;elegt (Luaa III ■ 30).
') I>enii d«r Zuwtc alii mbpoaiti wird licb schwerücb uuf die*« Ar-
baiterklaM*e livsoi;;»! bnljon. Tnr die danmlii noch keine Matrikel bertand,
mul die daher nicht kontrolliert wenlen konnten.
■) l.uua 40 fol. 67 (183£h Wrii die Zunft vii'lo Schulden )utLt(>. wird
beiüioint: alle Zunflmitgltcder boIIIcd bis Kode Jan ujir alle iiu Norcmbor
und Dezember eingekauflen oder durch Tauwli erworbeneu Waren an-
toben, und dann im Februar oii»» Wrrtxoll von '/t d. pro libra an die
Ztinfl xalilen. So Mtlle es dunn von je >wei in kw« Monaloi wtitar
Kdinlten werden: Sensale und Wftj^uieiBter aollen lut Vorleuun^ ihrer
BHchor der Kontroll« wegen ungehalten inin ; aoch wer nicht« «ingoknuft
Habe, aolle vor den Konaulo encheinen und for die Polgeieit ftr ridttige
Zabliin}{ der Steuer «ch «idUcb verpfliobt^n-
'} Lana 40 fol. 70 (9. Dex-mber 18S5).
*) Uaa40 fol. 134 (1S3S): Wer eine mercftntia peniaem ad arten
«iportiert lahlt 2 a. pro Mlma.
*) Da von dicacr Steuer auch UnirendoÜ oad atanianioli betroSen
— ä34 -
gabebedUrfbU der Ztuift wurden danii diese Sätze in deo
folgenden Jahren öfters erhöbt und wieder ermässigt'); das«
sie im aUgeoieinen als rerkebraersclifrerend und druckend
empfunden wurden, zeigen ror allem die bewegUchen Klugen
der Färber, di« — soweit sie ihre Karb«toö> «elbot bezugen —
unter der Einkaarsatcuer emptindlicli xu leiden batten, und in
der oft crwÜbntvn Petition an den Herzog von Athen auf
diesen Punkt eiu besonderes Gewjcbt legten '). Dazu kam,
dass als 13-1(5 die Stadt in Kriegsnot eine ZwangHtoleibe bei
der W ollen zdiifl aiifnabm, diefie auf die Mitglieder in der
Weise verteilt wurde, da» dieiielb«!) gezwungen wurden, der
Zunft den Jabresertrag einer solcben Ein- und Verbaufssteuer
nach dem MaKxe des Ansatzes fOr die letzten zwei Monat«
Torzuschiesaen ^). Das eiitucbeideude Moment, das danu diese
Besteller ung!«irt definitiv zu Fall brachte, bildete neben den
Schwierigkeiten der Kontrolle, die auch hier sich geltend
machten, die Katastroph« der ,groMen pRst* im Jabre 1348,
mit der wirtschiiftliclien Krisis, die sie xnr Folge hatte, der
ruckweisen Verfichiebung von Angebot and Xuchfrage, der
allgemeinen Uaudelsstockung, di« erst allmählich Öberwunden
warilen, die bU dahin xu der Pntisc-li«UniniBe, di« die Mitglied«: sveilao
Baagea sn loblcn batteu, ein beträditlicfaes (ca. 30 ^a) hüaeli»fa> hatten.
M ««iden aic j«t>t von der Zahlung thr«r QnoU befn'it, wodunli die
Steuer TOD 300 Ibr. auf t40 Ibr. btrabaiuVl. Dugegen gilt dien nicbt von
den t'irboro, di« nun, dn üe ja audi Kel«R«ntli<'b die I^iakaubateoer fttr
FarbitofTe et^^ %u bhIiIvii hatlra, doppirit boctcoert wbkii.
)) Z. ß. wird SepteuUr 183d ri-auA Vi r«I. U) die Knbclla von 1
req>. l';^ d. pio libru aui ';> d. ariuäMigt, im Don-riiWr 1341 aar t d.,
in Januur 1343 a,uT 2 d. ctiiJJht ]>m Maximum iu dieM-r J!eit betrug
2'tt d. |>ro libru.
*) Vgl. die Petition der Färber bei Pn oll. n dti<a d' Ateae (Oiom.
ster. deffti Arcli. Toncaoi VI S. 210 f.j
*) Lana 41 tfol 204 (1S46): Der StvoersaU Bt-lbtt war damnii iler
laftMi^ von '/• <>■ pro libra. Wer ein«n neufn Laden ereffai^, tablt naob
Bülieben der Kuniulu; nir auMcli eidende locii ba/teo die tiUtibcndiMi.
Wfcr uiebr vonUiieMt al« lorgtscnhHvb«], eibillt »nfang« geiric«« ZahJtuig*-
arlutcbt«raaft«n: ipitter (ibid. fol. ilSj wird bpuliiuuit, du* ileiu, der
flnfVJcrt«! der <on ihm aufKul>riiigvndvn jUlii'lJaii«ii ätcuemuBiac aofort
der Zunft voretnclct. dahlr die doppelt« Summe leiaer gabella in den
BQchera der Xuaft gutgeMbrivben wird.
— sa5 —
wurde. Man cnt«chl(»4 sicli damals zur HUckkehr zutu »Iten
äjstcm, ins tinQ, in wesentlich mcKlitizicrtcr und eteu«rtech-
ni*ch verbesserter Gestalt, »ich wRhrend der ganzen Dauer
der indu»trielleu Blüte erhalten hat, imd eiu eigenartig«» Licht
auf die gaui^cn Verhältiiisse ouserer luduatriv in dieser Zeit
failen Ia«»(;.
Da (los alle System der Besteuerung der Fabrikaateii
OBch Mu«t.gabe ihrer Jahrcaproduktioa — sicherlicli dos ratio-
oelUte und gerecbleste, daa sich (Cr die Zwecke eiuer Fabri*
Icanteozunfb erdenkeu liUst — an der UDiu&gli<:)ikeit aus-
reichender Koiilrolle gescheitert war, ao galt es vor aUem ein
Mittel KR fitiden, das geeignet war, Betrug und Unterscbieit'
nach Möglichkeit zq Terhindern, oder, wenn sie geschehen
waren, selinelt und leicht xu konstatiiTea und zu bestrafen ^).
Und man i>rreichte dietten Zweck durch ein kunipliziertes Tn-
dikatiotusysteni, durch ein«» jener mit gröstteiu RuffiuemenL
ausgodachten, hundertfach verklausulierten Netzwerke von in-
einander greifenden Koni roll ma^sregeln, an denen das — dem
einzelnen gegenüber — nüsstramschate aller Zeitalter «o reich
gewesen ist. Liess es sich nicht durchführen, die Unternehniei'
zar wabrheit:<ge treuen Angabe ihres thntslichlich hergestellten
Produktenquantums zu zwingen, so konnte man, indem man die
.fiskaliscbeu' Bedürfnisse alten anderen vomnstellle, umgekehrt
durch gesetzliche Normen das Mass der erlaubten Produktion
TOQ der Hühe der gezahlten oder deklarierten Steucrsummu
abbüngig macheu *). Mit anderen Worten : zum Zwecke einer
genauen Steuerkontrolle eutschloss man sich zu einer jührlichen
Kontingentierung der Tuchproduktion: jeder Fabrikant
hatte zu Anfang eines jeden Jahres unter seinem Eid vor den
') Die mei^&rdige BcsteuBroagimethode, die xn einer KoDtingao-
tierang der Tucbiiroduklion fflürtG, ist Poehlnikna leider ent^angea:
v[ vrlre louit vor uuiicIivki Uiwvenlladoia bewahrt geblivboa.
'} Wafancbuinlii^h knüpft d^r araa f)«*taooniDg8niodiu lui die oben
ervLlute Zwangsanl eilte von 1346 an. Dainala war lia« üteueTquantuui
«iaof ganini Jahre« naub deiu DaKhaehiiilt der bcidun Aii(nn|{«noiiat'
vonreggeDOminen worden, »o daw — Tenigtleju auf dem Papier — aadi
die Warenuenge, «cti der c» erheben werden tollt«, voratubeatimmt wnr.
Sur handelte es Rieb damals nm eise Steuer anf den Umaatz . nicbt aul'
die Fabrikation.
— 336 -
Konsuln auzu);ebeu. wie viel Stück Tuvli er inuerhalb dieses
Jabres in eiiieiu Ladvu xu fabrizieren ^uileuke, wobei das
Maximum aiif 220 StUck Tucfa (pro botfcega!) festgesetzt wurde.
Ja man ging noch weiter und fixiert« aueli das Monatsquantam
d«r Froduktiou dorcli die B««tiniiQuag, dnss in jedem Uoant
Fabrikate nar pro rata (d. h. eine« Zw&lflelB der Geeamt-
dckluratiou) lienüeetellt werden durften, und eiu Au8x!«icl)
zwiscbeu den eioseliien Moo&ten innerhalb eiuea Jahre« nicht
getUttet sei '). Kine Acht- Mar ner-KommissioD ^- zwei aus
jedem Zunflviurtel gewählt — sollt« die TaxiRning: nach der
Selbüteinschütsung der vinKcInen Uatcrnehmer und eiguncr
Kenntnis vornehmen. Dudiuxh war der Einzelne Kuiiilclist ge-
setzlich an ein 1>e»tiniuite» Mass der Produktion gebunden; die
Kontrolle erfolgte dauii in der Weise, duss die Fabrikanten
jede ,teU*. d. h. jede angezettelte, zum Weben vorbereitete
Oarnmenge von acht eigens daxu betiteilt«n Beamten der Zunft
, markieren* lasNnn inimsten. Lässt einer mehr Tuche pro
Jahr resp. Monut markieren, aIh seine Taxe betrügt, oder gibt
er nt^e* ^<»u Weben, die uiubt markiert sind, so verfiütt er
'I Dsa Datum dor Kinfährung iJar Neuoidiiuug itit un» nicht tik«i-
lisrert All «eit kortem lietiteliend wird tie erwiUint Lona 42 fol. 10?
(6. 3JILrv 1350): contidcrnntva vrdiacm cdiluni ärcs tiurnttoDcm Fadnin
ilc lutiücibu* dict« artii et c|tUknt)t«t« putmarum ipiiü laniäcibus aesigsats.
Uamols waren fchon L-iaigc WcWr und WcbL-rmni-ii U»tmfl wordeu. wriil
•ie ,nltn qnantitHtam iiannuruni nisign&laiD* gewogt hälti'n. Aber wi«d«r
frei|ro*pn>cIicii worden au« Fiirdit, Ahm Wclier, die keine Tui^c »uiu
Weben erhiellim. Floi-en» wieder v«Iir»»«i «tii 1852 (I^ini 42 foL ISS)
werden dann rendiledeno Deugegrnndetc socieUtCB ron Tüchern nar ualer
der Bedingung )ccnx«uiöaiert idaroniodo ip«ain artcm fa<iiiiBt in una
apollteoa et non pouitit faccrt- niüi iluitita^iiit 220 pannoo pro anno; bei
andernt wird dua Mnaimum der Jnhmproduktion auf 160 StUck 'Poch
fixiert. Wer auf nur 60 paoni laxiert ist. hnnn tich inoerlialb von 14 Tagen
hSher einMfaltstn laoMo; cWiac atebt jedem IVi.'i, ikh in donelben Zeit
nisdriger taxieren la laM'tn. Wer tant iTstenrnnl i-Jn^^eichKliet mrd. d. h.
eineo aauen Luden orSflnet oder eine neuo SocictUt eingeht, darf auf
li5ciHl«u 50 ]iaini eiugetchUst werdeu (Lina 42 fol. 59; IS53}. Wer
auf actne TVue im gaastsi oder aum Teil veraichten will, iiat diät roHict
dem Ztmftnetnr aniuzeigen (Lana 4S fol. 99; 1S57), fttr c i n Tudi werden
Kwei fttametti liatloti von weniger aU 45 pavioli, reap. I',*! Ton 4^< bia
52 parioli In n««hating g4>Hitxt (l^ns Vt I) 40: 13G1).
— 337 —
nowolil wl» d(>r Wt-ber. der aolclte Tuch« w«Ut, gleichmKMtg
in relativ hohe Strafen. Die Eintrsguug der luarkierten StDeke
in die Bacher der Zunft erfolgt getreust je nach der Qualität
Hex zu wplwndeii Tuche in Y.wei vorschiodenen groMen Klaspon.
pRimi üni oder tintillnni, nnd pAnni ordinarii oder grosai;
dsnsbch wird dann auch die Höhe der zu zahlenden gabella
abgentaft. eo da» wenigsten!* zn Anfang die beiden Zimft-
qiiartiere, in denen die feinen Tuche Keferti^t wurden (San
Martina und Oltrarnt)) , hiibere Steuer zahlten als die beiden
anderen (San Pier Scheradio und 8an I*ancraiio) ^). —
Soweit die technische Seite de» neuen Stenereystema, das
in seinen wesentlichen Bvstiuimungen gar nicht, in seinen
Einzelheiten nur wenig in aller Folgezeit niodilizicrt worden
ist. Vom Standpunkt der zflnflleriacheu FinaiiicverwaUuug au»
handelt en eich, wie gesagt, bei ihm nur uiu eine vor-^ichtig
geregelte, mit allen erdenklichen SicherheitsklaoBeln versehene
Sbeuererhehiingsmethode; weit grösser »her erscheint tteine
Bedeutung;, wenn wir es vom Standpunkt der gesamten in-
duKtrielleri Entwicki^Iuug auN betrachten. Ut uäralicti unsere
yemiutung riclitig — und nile Walirscheiiiliclikt-it cpricht da-
für — , dass die durch die gros?» Pe«t bewirkte Umwälzung
aller wirtöcliaftlichen Verhältnisse, deren tiefer Kindruck auf
alle Gomfitcr klar ans den Erzählungen eines Boccaccio nnd
eine» Matteo Villani hervorleuchtet, zu der Neuordnung de*
') An andeivr Stelle lit geuigt warden, wie unter dem Kintti»? dor
tieam Steuerordnnng die Fabrikation der Tcrscbiedenen TuohMorlen arnf
di« Zunfl'inarliere verteilt wurde, *«]. oWn S.6fl ff. U«bflr die M*rki«niBg'
««]b«l futh<. du Stutiit VOR 1301 jLiinit VI b 40) die Mutm ifttiiaueren
Uectiiuinimijeii. Alle «tele* miad sj niarliien.'ii, und itmir mit Aitgbbe ob
.täniillaiia" oiVr .alln iitaniHta', di^r AiiKuhl der pavioli (Spulm) etc.,
ebaoM des Namonfl uad der Wnlitiun(t de« l>irtr>;ircadini Weber*. Jeder
Weber lablt 12 d. pro telKio. der iKnaiolo ak Mn.rkieniti^gp(>Dlir Hiinier
der StAuer 4 <1. Die Kinnabmen uu* diiwm (iebDliren flir die Markierung
betrafen (nacb dem Kotaster von li29] dii« r»>u]i(>ktal)lt- SnniniD von l'ii tbr.
R«in Weber darf mebr alt 2 tele pro teJnio au glrlclicr ?.t\t im Ilauo
babsn Die Markn trigt naf der einen Si>ite Aaa Zunftumppen (Schar mit
KreuR und Band), auf der anderen das Zeichen dee markierenden B«-
aiRt«n. Anch die WebstQhlA tntlM^D im AuRuiit fedea Jahre« mit «iner
Plombe reraehea »erden.
norm. HtniHim an* itM- ^orenUnor WltudianngeKhlüite, 1 S2
- 338 —
SLeuerwesens io der Wolleuzunfl deu entsclipidencleu Aiilus
gabtD. fo li«gt dar wiiiUro Schluss nuhe, dans mich die Motive
fOr di«s« Umgostattiiug ans den Erfabmngen dieser Krisis
geschöpft waren. Wir nri«»f>ii, dnüü dainnU die Arbeitatöline
rtpidc weit flb«r Hnit gewohnte Matts in die Höhe schnellten,
itas das Produktivlcapitnl vielfapli brach lag uud auf legitinae
oder illegitime Weise in die Hände d^rer kam, die dor ent-
Mtzlicbeo Krankheit entgangen waren und Mittel genug hatten.
die veränderte Konjunktur zu bv9ti:hvn uud bei dciu sclinell
eintretenden Wiederaufschwung aller Lebens verbHltniese fest
im Sattel au »itzen; daaa dadurch eine Verscfaiebung aller Ver-
oiJlKenttTerhälbniese hervorgerufen wnrde, die die beiden Kxtreine
aof der nirtnchaftlirhen Stnfenleiter, die reiclmten KapJtstinten
Äuf der einen, die Arbeiter auf der anderen Seite begünstigte,
während der Mittelstand in Gefahr kam, daxniachon xerriebeii
und aufgesogen zu werden. In imaerer Industrie bedeutet*.*
das insbesoudere eine Gefahr für die kleinen llnternehoiungeii
und Betriebe, die jährlich nur eine relativ geringe StOckzahl
Tßch verfertigten: e«i ist uns überliefert, da.<is eben in jener
Zeit es fUr diese, di« nicht die in die Höhe geschnellten Löhne
zu zahlen im stände waren, von der gröeaten Schwierigkeit
war, die nötigen Arbeiter zu finden'}: "nri wie damals die
Zunft regulierend zum ersten und einzigen Male Qebiete be-
trat, die sie sonnt dem freien Spiel der Krilft« Aberliesü, wie
«0 die MaximnIzabI von Arbeitern festlegte, die in den Be-
trieben eines Unternehmers beschäftigt werden durften, so
mag Bie danial« in der Pnrcht, dase die grossen Betriebe die
mittleren und kleineren aufauugtcn. t« auch tibcrnointnea haben,
nach oben hin der Produktion der einzelnen UntcrciehmuDg
eine 6r«aze zu setzen, aud dazu die It«forni im Steuerwesen
zu benutzen, die eben in dieser Zeit ins Werk gesetzt wurde.
indem dann aber diese unter der Not des Augenblicks ins
Leben gerufene Neuordnnng nun auf die Dauer gesetzlich
festgelegt wurde, schuf man künstlich ein HinderniÄ, das f(ir
die VergrCsserung der Einzelbetriebe von kaum geringerer
Bedeutung war, wie für die allgemeine Eutwickelung nud
') Vgl. oben S. la» f.
— 339 —
Entfaltung der Industrie die prÜTeiitire Fiiierung des inner-
hatli eines Jahren h^rtUHteUenden ProdukLionäquautunis '1. Han
mafihe sich nur eiimial klnr, was ts fUr einen Indii»triezweig.
deüsen ganze OrgHnis&tion anf den Export zugeschnitten war.
di>r von ibm seine stärksten Impulse empKng, der — diesem
xn liebe — eine J^eit lang die elementarsten Beddrfnisse des
beimiscben Ivoniiuini) veniarlttUsKigtff. Heuien Kunze Politik den
Arbeitern gegenüber beütimmt und (geleitet war dnrcli die
Rdckiticlit auf den wecbselndva Bedarf ivs Weltmarkts, der
mit allen Mitteln darauf hinarbeitete, jederzeit die nötig« An-
zahl Arbeiter zur Hand zci haben, sie ebenso gegebenen Falls
jederzeit wieder nbstoss«» zu können, — was <>8 fDr einen
80 organisierten Erwcrbazweig bedeuten wollte, wenn innerbnlb
deuclbea die einzelnen Fabrikanten an dasjenige Qnantnm
der Produktion gebunden waren, das einmal durch die Taxe
zu Anfang des Jahres festgelegt worden war. Zwischen die«em
Zweige und allen Qbrigen Betbatigungen der /.Onftlerischen
Politik lag ein klaffender WiiierspTucli. In Zeiten z. B., in
denen aus irgend wekhen Qrtindcn L>ine pEützliche Abentz-
stockung auf einem Gebiete des Weltmarkts eintrat, auf dem
die Produkte un5er<^r Induiitrif» eine Rolle spielten, oder in
solchen, in denen der Znzng von Arbeitern nachlicBS und ein
Maugel au Arbeitskräften eintrat, während doch die Produktion
iunerhalb eines ganzen .Tahres nach dem Ge<iet]'. nicht mehr
eingeschränkt werden konnte, wusste mau nichts anderes tv\
thnn, als Fehler in der Praxis der Taxierung für den kritinchen
Zustand vernnt wörtlich zu mnehen, in den die Industrie durch
das falsche Prinxip geraten war'). Wenn mau aber dann — -
') Viol weniKer wil] e* doch ii«üi«en. wenn e, h io Kflln fl.ua,
Vertii«nilig«^eiiehiGhti! KBlnu 8. 204 f.) hpi AtiMitMt4>Rkungeu vou AmU
vrt^r^ dio {i^iihnkitiion derTache eingestellt wurde (Schul te, Gtschicbtti
des Verkekra zwiichon WcfitdeiitAi^hl&nd uud lta.lien I S. 123).
*) Ein bMondcrs Ucßetiäta ßcinpiel bietet die Zeit nncli dem Oioiopi-
HUAtand. Lsdh 4S M. 112 17. Novi-mber 1380) . . . qualiter propter novi-
bktes exorla« in civltut« Flurrntii- . . . fuct« t-t nefrotm divt^ ArliA non
proe<^eTunl cinn dciliilia H ori^innlis regulii el |iOtiMiina boe Mntingwet
cum ex inordinibla tax«tione punnonim ... et tum fx pcnuria laborantium
de ininittenin dictc arti», i|iionini mulli »e n civitatA cotnilkt» üt dtttrietii
Borentino «n divertM cautii abMnlanirt, tum etiuni quin telaria in «tri-
— 340 —
niu z. B. 1^8Ü — aiia Furcht Tor UoberprudukiioD und sinken-
ilea Freiäen jode auHserordeu Hiebe EHiQliuni^ der Taxe, am
die die Unteruehmcr einkatue», mit einer Extrasteuer belebte,
Kab man )iich er<>t recht, sobald die Ab^atzkrisis riberwnnden
war nnd wie ao oft ein doppelt »chne)l«r Anfwhwting erfolgt«.
umgekehrt nicht im stände, dienen mit aller Knergip au.izn-
imtzen. wcinigstens nicht oha» zu HUKneröril entliehen Majittre^eln
zu greifen, die das Geselz ietnporilr suspendierten.
Dews man sieb des geschilderten Widerspruchs nie bewuwt
t&to At comitntii tlorcntiao non sufGciunt ixJ t«x«ndum 'lUAntituten pa»
noroiu, qui^ vi procIicU inordinat» lautlone conimuniter impooDOtir:
daher seien 4i>! Tuulio ncblccht. ^t« Wolle wecd« eerrtOrt, weil aie niobt
gleich auf dt>D Webstuhl koniine: (auRflerdeni hlLtte die '/.unft viole i^hul-
A«a). Dabcr wird betrlimoil-.
u} Die Konnuln «olltvn «ine Taxi: »nf nwi-i .liihro uinicgnn. Dü^-
joaig^n, di^ ohne Mabrihel ku cAhlen. m di<! Zunfl. einLreien (d. li. nab«
Vsnwindte von '/.unftmitglicdcmj , ItAnnßn iirier »ich mit ihrrtn Taxen
lauacbtfD. Jirder kuin auf wioc Taxe Teruchtcn. wenn er ea in die Bttcbet
der Zunft eiatroRen IftoiL
h] Keuc taxfttioneo reap, Erhßhuni; der eininiil «rrolgtt-o können
Dur imcb Ri?achliiM dea connliutn erfolg«», Hiuciniuui 2'20 Tuche pro
bottega. Wer eint- ErhQliitn^ wnu« Taw erlitnttl. mutiM dw Zunft Jiuf
!> Jahre 1 Gulden pro Tuch «einor Taxe iihhIo« voralreckeD.
c| fn Jedem Monat kOiin«u ,lelo* nur jiro rata d<>r Jubrcxtiiz« mar-
kirrl werdooi der Zunft«chreibrr fOhrt durOlwr ein eigcnin Bacb. Strafe
tUr VertLumniB einor Mnrkicnini,' du cnite Mal 100 llir., das xweite Mal
200— SOO llir. und AuMtot«iini! nai der Zonft.
d) Koinirr durf , ultra quiiotitatsm anifTifttam mareari fBoere*; wer
niobt taxiert tit, darf niclit we^fn Innen.
e) Nor in mgener W«rk«tat( nad «nter ei^onom Nunen geferü^e
Tuche dQrfen markiert werden.
f) Beiiimtnunt;eB Über dio Breite de* Tnciie*.
g) Dia sabella beblgt in Ultiamo und S. Martino IOr. pro panao.
in den beiden anderen (Joartieren 6 k. 8 d. J^Ahlung in ncriDoniitlicben
Rateil.
b) Jcd<*r kann ^eboin« Anuinen feiten Uebertreter dca Oeaetiea
naohen.
i) DcrOfRiial derZund bat wanigatens einmal inonallicb den über
Riarefaii zu reridjercn.
k) Kein 'auf Grund die«» (lenclxen Verurteilter kann bcgnadi|[t
werden, nnmor mit 7 roo 8 Stimmen im Koanilkolle^ , nnd 23 von
21 8bimiii«a im Zunftrnl.
— a4i —
geworden wäre, iüt Icatitn anzuaehmen; sjstctoKtisch OberwnndeD
hat man ihn nicht. Ja, indem man den Modus der St'^uer-
erhebiuig als etwa» tiegeheue», Bestehendes liinnabtn, wnsste
mao flo manchen neoen Erlass mit einer Dialektik zu moti-
rieren, die dcD eigentlichea Zweck der ^^anzen Ordautig rdlltg
za Tersubloivrn gccii;uL-t irar: that man doch gelegentlich so,
ata ob man durch die alljährliche NeiifestsL'tzuiig dta Kontin-
geats und durch geiimie Berechnung dcaaclhen nicht nur den
Konjunkturen des Handels sich besser anpauseii, .-tonderti uuch
den /iiiKiig der Arbeiter entäprechend regulieren kQonte ').
Aber auch hier, wie so oft. scheiterten ziiletitt alle noch $o
fein auAgednchten und aii.«gekIClgelten Bestinimmigen des Ge-
Mßtzeti an den gebieterisicben Porderuiigen des Wirbtchaftolebenx,
Hau einfach die ßeweglirhkeit und Elastizität, die tietue Stärk«
aumnacliten , nicht entl)Hhrfn konnte; es wuBste iin tausend
Enden die eng gestrickten Maschen zu durchbrechen; mochte
man noch so oft die Begelu aaSs neu« einscb&rfeD, sie immer
mehr ina Detail au^^arbeiten, mochte man die Strafen filr Ueber-
tretung des Gesetzes iioi^h ao hocb ansetzen, immer wieder 8«h
man üiclt, da die Strafen nicht beizntreiben waren oder die
UebertretUDgen durch ihre Uäafigkeit jede Bextrafung illusorisch
machten , zu StnifurtÖHKeu im Verwaltimgsweeu genötigt^.
Trotz alledem ealachloss man sieb nur selten »u einer ener-
gischen Masaregel: etwa im Verlauf eines Jahres bei plötz-
lichem Si«igen der Kachfrage die Taxe pror^ntunl 7.u erhöhen ')
') So s, B. bei dem oit «rwiU»t«ii ädurthtUiia und konia<ni*UeD
&aitDMbui^&hr 1S7I-1S72 (Iaua 45 fol. 114 f.): (iDaüler ex ioordiaata
iDultitudine tuxsti<jnii pftai>i>r(im . qui OMi^untur lunificiWi dictc artu.
«ep« ii-iiiiiH mdueit.tir omnium dict« artie Inbunintiuni (-jirv^tia. Vgl.
AUch die vorijta AniDurkunfc-
*) Dw! ^PortiU) drll' Art« Mia. Lad«*, die die kurttia Protokolle
Aber die ÜJitxungen dea KonsuUrkolleg« enthalteo. sind voll toh Liiensno.
die einielnca Cnt^mchmcru dio Ueb^nehieitniig ihrer Taxb ge«1attani in
den I>clitiera&i4>ties (d. b. äen Protokollen Über die BcschlOne dt* Zuoft-
rato) tiadui neb Tait obeiwo bäutiff generelle Strafnaobi&«ae für wlle die,
die tbrc Taxe ohne Liseni Ubenchritten oder ihre Ta^« t-um Teil oiclil
hatten unirkieron iMies.
M äo gleich /u Anfun^. kura luurti der FaiL ^tl. Jali 1350. I>uia 41i
fol. 107): CoDsidvninto« ordiiiL-ra •.■ditum circu tantionvu facUiu d« laai-
— a42 —
oder sie bei plölxlich sinkendem Abätitx eiiiKUschrünken. —
Als b«i der KmiH des Jahrea IH7I die Finanzen drr Zunft
in die 8cbwerAtt> Bedrängni» und Unordnung geraten waren,
wnsste mnii sich nicht »nders zu hetfeii, als indem man aati
der ordentlichen eine ausserürdentliche Steuer machte und ao
die Stalle der jälirlicben Taxierung und Steuererbebung eine
wdchf .nach Bedarf* s«txte, das Prinzip im Qbrigen abgr un-
■ogetastet Hess '). — Da^t bestiuiniende Motiv dicKetj Vorgehous
lag irohl TOr allem in dorn fslschen Glauben, einer tJeber-
produktioM, ciaor gesteigerten Konkurrens niid einem hierdurch
verursachten Sinken der Preise durch eine Regulierung de«
Angebots begegnen zu kdimen, während ia Wirklichkeit die
Nachfrag« auf dem Weltmarkt der Induatrie für <juantitat und
Qaalitiit ihrer Produktion sUeiti Anstoss und Hichtting geben
konnte *).
fidbuB dicte Artis et quautitaie paDnomm ipHU laniflcibii« usignata. Hl
quod per «a ^ue ciidtm cooiulibu« «aat relata, t«xitOrea et t«xitrit«H
oivitatiB Floraoti« tdierenl psnnos ultra quantitatem pannftnim ul sD|ua
dictum lanitici^ui a«siKnatani, l^t qui>d tuulti ox üictis testoribu» M
texLriGihti' iidD habunU« iiuimim. ut in fruniinque fHmitiaiu poHDiit »xih-
Btoutare, tiuoai de neve««it4iU; cujiuntur relinqueru oivilat«» ci COBiiUlum
floreati« et nlibi dintui» iiiinisteriuin PxiircHn* — L-rluiibt^n <\w Kouiuln
den liuiificra ein PElnflcl Ober ihre Taxe welien lu loasQH: dagegen wird
BD« ent^egengo*'!txt<?n Onlndiit (ibid. f«t. $S) 1358 die lautio um ein
Drittel fnniUtiHt. Hier i^eigt sieb weuiKKtouj ein Giiibbcli in den inoercD
Zuuinmciibiiii^' Kwisolien Tauttio und ArUiterpolitik. den wir in dem
Erliu« von 1371 (»»he ob^n S. Ml Anin. I| vermieten.
') i;i7l (Laoa 56 fol, IS f.). Die K«beliii soll erhoben werden, so oft
die '/Atati Hold b«ilarf (pannini groui 2«., lini 3«. 4 d.)-
1 ScbnioUer, Gruiidiias der Volks wirt«clia{l«bhro 1 S. 421 f. und
S. 4^ betont, (law während der eiKoiitHclKiii ßliitczoit der Hiiu«io'iii&tne
im 1? and I S. Jatirbuiidcrt liäuÜg cbnnfulla cldc ,knrtcil»rtig<; Koakorreni-
re^liet-iing'. dit: wohltbätitf wirkte, »tattbatte — Indea bandelte es sieb
dabei — wie er «benfall» bervorhebt — dncneibi mei<( um ManreKoln
der RepiernnKttn . di« den hnntindiutriellen Verlegera von obim her, im
laMrCMe dvi Arlieiter und de* f'ubliktima octrojiert wurden, aaderenelt«
Würde «ine derartige ItvgnUenmg nur Hort vcrMicbl, w* di« Gren»en
gegen da* Handwerk, am dKw die tlAUMuduilrie hervorgegangen war,
noch nirbt »o eaharf gm^x^o wnres, wi> die Arbeiter ala WarcnrerküufeT
noch eine gewiiüe SelbRtAndigkdt (ich Hewahrl hatten, die «on den
Verlegern bedroht wttr, wo eD'llivli die AbeaUweg« und -MStfliobkeiteD
noeb nberbliekt werden konnten. Die» Bediitgungsn treffen alle in
— JMS —
Vergleichen wir uud aber die IlOhe der kontingentierten
Produktion, wie nie uqh — leider nur fUr ein einzigei Jabr
jinscheineiiil volUtundig — (iberliefert ist *), mit dem Ton öic-
raniii Vtllunj in seiner bekannten SUtistik des Jahres 133S
cnil:getvilti>n Uurcliachnittszahl der alljälirlitb in Floren« fabri-
zierten ätlk-ke TtR'fa, so kann kaum ein Zweifel saia, iu»
wenigatens in Jabren Ökonomischer Froiperität das gesetKÜcli
festgelegte Quantum von dou Kauflentcu der Zunft um ein
Bedeutende« überechrittuu worden sein muss, tnelir nocb Hicher-
lieh, tkls itii' zeblreich«D Bestrafungen und Wiederbcgnadigungea
ahnen lassen -). Und indem tnan — bei der Refrulicrung dsit
Arbeite rüuÜnesea — eine konseejucnte Politik verfulgti;, die
mit der BinschnUrung der Produktion in direktem GegenntK
»tand, durchbrach mnn selbst die losen Schranken, die luui
teiU in fii^kalischem Intereit.'ie. teils in unklarer Scheu vor
Ueberproduktiün aufgerichtet hatte, his man sie, nrobl schon
vor Anbruch der niooarchifichen Zeit, gänzlich fallen lieas').
Auch die Besteuerung der Mitglieder zweiten Ranges hatte
knrz vor dem Erlaes des neuen Zunftftntuts (131)1) andere
Florani nicht ta. — Di« Re(;u)ierunR giag hier aus dein Sohetie der
ladnetriv se\\>»t bervot, dJv Arbeiter hatten ihre Sclbatltadiffkoit lam
grossen Teil gflnilich lerloroD; der Abtatst ging in weile Kerni- iiikI war
Kftns uaberediünlmr. — Oftlier liatten wirwgh) diu Kechl, dii; KitrtellierunK
als einu HDormRle mit dem inneron Wmmi der Indiutrie in Wii)«iriprueh
stehende Krscheinunft aulxufiuaen.
') Vgl. im Aiihiing Nr. VII a.
*) Durch welche Mittel die Unificee dos Gesetz za omgchen auchten,
xeifft t. B. L<in<i 5<.> fol. 'M (1428, 20. Oktober, kiin: nftch KHom der ntnaa
Zunft»tatutrn). — IHe laniflcei baltun 1410 die Erlaubni« iThnlt^n, ihre
Tnohc bi« xur Zahl, auf die sie einjjeiichKUi ■ind, selbst markieren tu
l«M«n. DiM heiiulxten «i« «oforl. um din Marlcirrun^ xu uiiiK«beii, unter
dem V'oTwand, da«< *>• nicht nine goatigiTiKli' Zahl von Boten h&tten, um
alle Tuobe lam markierend«» Beamteu biintien lU lauen, und daai sie
ffli'chtetcn , die tulr mSditen ihnen von dui i^miflbeamtcfi nl« Pfand Rlr
nnbeiojilte Schnlden a.D die Zunft lurQckbßhalleii ver(l«n, — Auch die
AndroboDg Am AuMchluHes aus der ZunA bat dcni ){cK<^»flbor auf die
Dauer nicht geholfen.
') Ich gehe £uni f^chltixa einen L'eberblich Aber die Scbwunkungca
in der Beteuerung w1b>1. — G« waren jfthrlich xu sablen;
_ 344 —
Fonuea aogeaommeu , die daiui ebenfalls fSr alle B'olgezeit
Bemtaud gehabt zu babeu scbeineu.
An die Stelle einer PauschalbesteiieninK »Her der ver-
scbiedeneo Berufe, der lanivendoli und st»niiinioli, der Fabri-
kaoten vou Arbeiteinstrnmenteii und der hfiher geKtellten
Hilfüarbeiter (»fFettüLoreü, [^rtores], eardutorun, cimatores, con-
ciatxired, purgatures, rimendatureü, riveditores, tiutores, tira-
toree etc.) trat eiue ArbeiterklaHäeuäteuer, abgeätuft nacb deru
Durcbachoittfieinkoioiueu und der durcbacliaittliclien Steaer-
braffc der einzelnea Berufe: den Filrbeni ala den reichsten
nnter ihnen wird der MaximaUutz Ton 5 Gulden pro Kopf ohne
Ktlckuicht auf das Hinkommen des einz^tnen auferlegt; von da
abwärt« Oberblicken wir eine ganze Skala rou Steuerklassen) ■
die iias — so dürfen wir wohl aunebmea — ein einigeroiftuea
getreueä Abbild derAbsturungenindemDurcb»chaitteeiukotnmeu
und den DurobschoittelShtien der yerschiädeneu ÄrbeilerkLassen
jrauai tiui tiutiUiuii
paiici ordinal ii
ifthr
ISmi Martioo
(lud
Oltianio)
(Saa l'(«r Solieradic
uad
Sun F&nctaüo)
vor lä&S
3> * B.
md
2a.
9
(ErhSbong um i d.)
1
ISJS
Si.
1S')I
Si.
Vit».
läTl
i*.
2i.
1
1371
Zm. id.
2*.
1881/8&
10«.!
a», 8d.
tluili« SUiMniu oMw
<Iv saiiwtikim« AtM
uts
< «. iSan UitrLiiiQ}
Sa.
(äan Hiec Scbendio)
i
Si. 4<l. (Oltnu-no)
1 1. 4 ü.
(Sun PaucnLiw)
1
lUä
«itolgte «in« Eilrftniui
du Tua» aar Onni
«iu* hrlMMtitabH
•oUuaMi. darAtrWob
lusDnft «In» «ImallM
Xaltleaa von «mm Qu-
d(n uatahmt - liM
(LubU UX IM) «ii4
diB VariBcniiE «ledei
ultcaskap.
— 345 —
gewShrt. Dnlerlialb d«risell»Q blieben die unW'sLouerteu Kule-
gorieu der Weber und Spiiuier, der WoUachliigcr, WollkruUer
and Wollkämmer '). Wie jede nur in grossen AbsiUeu ahge-
stufl« Kla-ssenüteiier führte auch die^ durch das Kehlen jeder
individuellen Veranlagung eine KtlUe von Ungeieclitigkeiten
mit sich, und es bat den Amichein, als h&tt« oiao knrx nanh
ErlaiiH des ZunftatatuU tod 1426 diesen durch eine Sinzel-
besteneruug K«c1inuug getragen, die au Stelle der Kollektiv-
Umlage auf die ,meuibra' trat ^). Die firbeliuitg traf auvU hier
*) Als Beiapi«]« tuCgen die SteoenBtie von läSl und 1428 df«DGn:
Arbfliterklasse
isei
L'IU
1428
1. BottegB. tioldron&riiiu
2- Dottc^ra tintfl guiuli vd erbe . . .
•1. Üotte^ Ujionii
y Bottega tcardimioruni, pettjnangiio-
f, Capomaostro di bottsgu di oonciat«»
lea nlfettatare leu pelacane , , ,
7. Tiralores
S. KxerccntM rutem lane noattatii ant
Aqailiu« liaee \a coniiUtu ....
ä ä. {larv.
5 11.
lU.
tfl.
2lbi.
l u.
3fl.
5 0.
Ifl.
3IL
20 f. biaSfi.
nmh DeUcbM
6<ST Kgnaola
dO>.bblfl.
<e •■>
IC. 1.)
2 Ib. fl. pun.
Die Senialen. di« hiwr nicht BrwOhnt, zuiilten seit U08 (Laaii. bO
161.7) 1 Ü.i H'i'i wird die« dahin KC^derti daiM die «enaaleai maieren
(d.b. lan« und piuinorum) 2 Ibr., die iniaori;* <(i. h. «tatniaii et TingnonUD)
20 *■ II. parv, xalil«ti.
Die gabitllu «oli von NeuirätretendeB vor ürSfemig einM Ladsni
^oiahlt wtiden.
Dor Werl ciasa Goldgaldeiui botrlt|rt 1861 etwa Vft, 1498 Kiantlioti
fvann 4 libiae.
■J Nacb Lana S9 fol. 41 (28. M&n 1430) laltlen:
1. de neniltr« eitnutoraiD 38 ipi gasaen 07 Ibr. (16 >u
2 Ibr., S XU 8 Ibr.. 1 au 4 Ibr.. 4 zu e Ibr.);
— 346 —
sobald einmal schlechte Zeilea 6clilechl«a Verdienab braclitea.
auf fp-osse Schwierigkeiten: und mehr als eiumal hat die Ztinfi,
neil sich die OntoSglichkeit heraiisstellte, die Schulden der
.membrn'' eitiziitreibea, sich mit ihnen Ober die Höhe der
Zahlung, die Hie leiatRn wollten, gütlich verglichen nitUiien %
Im Budget der Zunft spielten allerdings dieüe Kinnabmen Die
eine grössere Rolle *). Durch direkt« Steuern wurden widlich
zu den finanxiell*!! Bödllrfjniss«n der Zunft auch diejenigen
Zuuftmitglieder hernngozogea, die nicht der Beruf, sondera
die Oeburt der Zunft ziierteilt hatte, die nicht, weil Kie selbst
da» Tuchmachergewerbe trieben, sondern weil ihr Vater, Qroes-
Tater oder Urahn es getrieben, der Zunft angehörten; «ie
werden nach einer Bestimmung ran 1404 mit einer Jahrea-
taxe belegt, die derjeaigen einer Fabrikatiün von 25 Stück
Tuch jilhrlich entspricht*).
Soweit die ordentlichen, regelmässigen Einnahmen der
2. demeinbraTlmeodatoruiulOiinifitDxcnSflllir. (&sn
2 Ibr. I xo a Ibr.. i %a i Ihr.);
3. <]e niembro conciatoru m SR im uHnsvn 77 Ibr. (80 ui
S Ibr., 2 XU 2Vi Ibr., 4 eu 3 Ibr.):
4. de tneinttro pettinftftnoloratn 4 im Kanitn b Ibr.
(4 SU 2 Ibr.);
5. de meinbro cardaiotoruin OimgRsxen !&';> ^br. (4 tu
2 Ibr- I SU 4'» Ibr.. 1 su 0 Ibr);
ß. de membro timtoistioiDm 6 imßanKenl91br. (3«i
2 Ibr.. ) KU S Ibr.. 1 tu 4 Ibr,. 1 xu 6 Ibr.].
MiuT fublro vor iilli'm flifher nml Tticb^lDlter, »ucli aonst •cbaiat
die t)Htc niclit volMllndig.
'} 8o wird (beioDdare im 1.^. Jabrhundort) don Konirulti hHuflft Voll-
macht erteilt comiioniT« (die* der teohniscbc Auidnick nuch im KatMt«r)
tftmi iii«tnbriR de eorum buun, «. B. I.aii&4^ fol. fl |I!i9t>). weil du mraibruin
cimitloruiu. affirttatiirum. rimendatoniiB, concintoniin. |>iitt,'ntonitn. cnrda<
tomni pro|»Ur malitiam l«mpori« in Armut i^entea war; «beas» Lnna bl
fol. 6i) (143ä) die liiiiftioli camitmiu». il6-n«n der Kri«fi «chwemi S«baJ«i
gttbaa batto, 1410 worden dca coomtvi'eB und purgatome dmi Viertel ihrer
Steoertchuld erla«Mn (Lam. 49 Toi. 2Ij, vgL saob L&oa 4S fol.50 (1416)
und ao UnBg.
*) Im Katacter von 1429 bptragen ai« 80 Üuld«n oder ta. 14 "^a der
äeaani tetauahin en.
*) lABa 48 fol. 74 (1404) : Quicuroqit« noo realiter . . . artem «x-
eroet, ut oapud kpotbece vel Mciui et non 1»bet apotbecani . . .
— -Ml -
Zunft; für iiUäserordoiitlictie ß««lUrfnigse , wie vor allem für
die ttkononiischen Cnternehimin^eti ini Eigenbetmb, ud«r für
BeU>iIigiing der Zunft an xolchen , genügten diesvlbvii nur io
d«D seltensten Füllen: hier traten ihnen ausserordentliche
Einntihmeqii eilen zur Seite. Solche konnten ztinÄchst auf
zweifache Weise beschnffi werd«n: einerseits durch auHüer-
ordentliche Zuschläge zur ordentlichen Jahressteuer, resp. die
Anticipation dersvlbeii auf längere Zeit , aiidercrteitö durch
Ausuut;£ung des zünftlL-rischen Kredit-s *). Im ersten Fall handelt
08 sich meiüL auch nicht um eine eigrnlliche Steuer, d. h. um
eine Zahlung ü fouda pvrdu. sondern uiu eine Spezie.s der in
jener Periode so überftua beliebten meist BiuBloaen Zwungs-
anleilieu, die die Zunft bei ihren Mil^liedero aufnimmt. Wer
der Zunft eine halbe, eine ganze, eine doppelte .Ialire»steuer
rorachiesst. dein wird der gezahlte üetrag in den Büchern der
Zunft gutgeschrieben , und er erhält aU Entgelt hie »nd da
einen mSsoigen Zins, der wiederum manchmal sich hinter der
Maske eines Steuernachlasses verbirgt, stets aber da»i Ver-
sprechen, dass er so lauge keine Steuern zu xulilen habe, bis
die von ihm vorgeschossene Summe auf diese Weise ausge-
glichen sei'); da/u vielfach noch Vergfinstigungen, die aicbt
auf finanKiellem Gebiet lagen. Weit häutiger »her griff man
zu dem anderen Mitt^jl einer A fileiheaurnalinie, und zwar
handelte es sich meist um fnndierte Schulden mit feststehen-
dem Ttlgungsplaa, fSr die beetiminte fiinnahtnen, oft aus den
') t'ebOT ZwBDgsanloihon unfl froitniligc Anleihe« ia den iulieai-
»chen KoaDmuoen des MtÜelaiWis httt jetit da« treffliche Ruch Sicve-
Icinga üb«r ,di<^ Finunzcn IjfvitiM im MittolalUv* erwüßachten AufsohlUM
gebracht. Sievekintf hat fielfacli auch die Florentiner VerbiLlt-niMe
mit beHlckiiiobtitjt und dabei tum 1vi\ «uth unverüffeiit licht« Material
henulxl, ohne nalArlich dabei iri(#rndwi« vrtr)iO|ilV-niI xu %«iu oder ea rain
VI wolluo. Von Uaueitrtnia Werk ,1a acioaxa c I' urU- dl State*,
das tpetiell die florenUncr Verh<niHO bulmiideU, üit d&r zweite Bund,
der ron der UtaaUKhuldeiiverwiiltung hundein sollt«, sie encbieaen,
*f Lüna 4-J fol. 100 (I3S0) und 43 fol. 54 (1357): Jrdrr laaii'M liuaTii*
tnuH der Zunft 6 d. pro {>anno rautuar«. diu dann durch die naLicila all-
näblich auiReKhoben werden. Vk die Schuld der Zunfl getilgt int. 7m
mleiober 7.Kil aber wird die ttabella kIImi buI da» Oappelte eriiöhl, uro
eine achn«llere 'Illgani; tu. eirm6g\iohmi. AahaliAh t.ana .S? fo). Üft (\S7i}.
— 348 —
mit Hilfe der Anleihen ausgeführten ffewerbliohen üntorneh-
mungeii, don Ginobigern verpt^det wurden. Bei dem Kredit,
den die Zunft nl» mücKtigst« Korporation der StAdt genos«,
bei der aUetueinen Flüssigkeit des Geldwesens, der bolieii
EatwickeluDg der Kormen des kaufmänninchen Yeckehra, bei
der ans allen diesen MomenteD sich ergebenden relatävtn
Niedrigkeit des ZinsfuRses , den die Zunft fQr ilire Anleihen
KU zuhlen liattc, niuiwti' in nürmateii ZuiU-n dicker We^ ^^^
wiltkoQimener« sein, vruÜ er dorn Gewerbe, daii die Zunft vertrat,
keine Kapitalien entzog , sondern da» ausserlialb desselben in
der Stadt brach liegende Kapital utf^eu ein fQr jene Zeit
äuBaerift massiges Entgelt in den Dienst der Indaitrie »ieUt«.
War dovli diu Zunft aln QenofisenHchaft, abgeseheu ron dem
Reichtum ihrer Mitglieder, eine der kapitnlkrüftigsten unter
den xalilreichen Korporationen der Stadt (nur vuu den growea^
Hobltbäcigen Stiftuugeu Santa Maria Nuova und Or San Mi-
chele, von der AdelsHekle der Purtu Guelfa, unlor den Zünften
nur TOD der Calinmia wurde ^le tlbertroffen); und indem sie
da« geliehene Geld in eigenen Unternehmungen nuttbar an-
legte, wusste sie oft nicht nur die Zinsün obm* MObe herauH-
£Uvrirtsvbaften, niebt nur da» Kapital in relativ kuntvr Zeit
zu amortisieren , »andern darüber hinaus noch einen Gewinn
KU machen, obwohl sie diese UaternehoiungeD, wie schon er-
wähnt, nicht uoi dea Gewinnes wülen betrieb.
Die Zuntt zahlte mei»t 5 — b *'/» für die Anleihen, die aie
aufnahm, während sie ron ihren otgeoea Sobuldoera Q bi»
7 **/« verlangte neben audreicheuder BUrg.scbaft»8t«lluQg '). —
Knr wenn kritische Zeiten eintraten, der Kredit sich verteuerte
oder wenn etwa ausserord entliehe Anforderungen gestellt wor-
den, in Form von Zwaiigäauleilien der Stadt bei der Zunft,
wenn die Industrie daniederlag und das Kapital der Zunfl-
niitglieder >«o wie »u nicht volle Verwenduug itndeu konnte.
V Qedookl duveb da« kiuiouitcL« Waabcrreibet hat ucb die iCanft
^«weigert, den ,iilepo«itarii*. (l.h. den De]>oütenglAabigwn dn Zunft Zinnef
aiam »a lahlen. Di«« wird 1401 (l'»nii lOif fol. 4) Mrvng verbotra, mit
Uinweit darauf, «Ibm ia letzter Zait propter iDexpurieDtiaiD et ifjnonutti&iu
in Gmiuidia at oottdudendis nlionibua et romiiutiii huinimodi dqtoai*
tunoruni leider aftera Zintemiiu ^e^iüilt wordmi h'i.
— 34a —
oder wen» es stell uni Geldbedarf zum Zwecke dvs Anlcaafe
rem Waren handelt«, die nnmiUelbar in den Besitz der Zunft-
mitglietler (Ibergingen. griff man zn dem Sjxleni der ZwHngs-
anlethe bei den Mitgliedern, immer aber in dem BeHtreben.
uiögIi(.'hHl bald die Schuld za tilgen und den Unternehiueni
wieder freie Hand zu schaffen'); Kunial diese Zwangxuitleihea
gelegentlich r.u Reibereien nnd Konflikten zwischen den ein-
telnpn Zunftvifirteln Anlass gaben '). — Es war eine durchaus
geannde Kinnnzpalitik, die verzinsliche Anleihen im allgemeinen
nur zu produktiven Zwecken attfimhm und nndi>re nuRsernrd ent-
liche Bedürfni.sse grossen Maäsatab« durch Zwnngsanleihen,
d. Ji. anticipierte Steuern, befriedigte ^).
Oeflttltzt auf ihre Kapitaluiacbt und ihren Kredit greift
Dun die Zunft auf allen Gebieten der Indmitrie regulierend
und wegeweisend in den Betrieb derselben ein. In dem ge-
aaaiten Verlauf der Produktion von Wollentuclt gibt ex kaum
') Loa» 49 fol. 41 (1413)' Weil die Zunft in der legten Zeit »iele
Liwt'^a tu tragen hotte, (ii<.- Ausgabeo b^hei wuren nie diu (grdcntlichcn)
EinnnhtneB, und sie Eiir Aufnahme einer Zwangsanieihe getiflligl worden
VW, wnil «lier jetzt projitrr tocunditatom tcmparin TCrieimilitcr rcdditus
dicte Artis dehi^nt ia fntanim augeri. Et qaod hurnatium «et, qii) hiie-
t«nu» projri.er malitiata lempona onenibj faerunl in |jr«e]ji^nlnte Kiutt-
tudinii) diibilo releventuT, wird b«tliiiiiiil., <1iuiii fül^. dio biilier dtn Zunft
1 fl. 4 8. öd, ]>TO puDtia ihrer Tax« ^Ik-hea li&Urß. die geliehene fin nun e
itmerbalb 4 Jahren «urOckerbiilteii lolltea.
■) 8o E B. Lana 56 Toi. 13 f. (1871): Zorn Ankanr ron Oel. Ftrhe-
mituln etc ollßn di« lanfiiöü in den Quartieren vou üan Hnrtino und
ültr&ruo 4 t.. in den beideu anderen 2 i<. pro panno lahtrn, Diirllber
entAteht Streit, der durch riii'> Koiniiitn^ion da.bin eatacbiedeo wird, daM
sobald die Zunfl einen Ankauf von Waid Hc. t\i iimchnn gedankt, liv
mit den Dinxcln<:n .conrentus* in Vcrliaiidliuigen treten mura: fuhren
die«« KU keinem Krgebnii, i» kann jeder eonrentui auf eigene Reehnnag
einrn l.ndei) mit beliebiitein KaiiiUI eröffnen [inTeatimV Dikmali« wird
dann Btalt der /.«»ngtanleih« eine nach Bedarf su erhebende Steuer ein-
fteruhrt.
*) Im (i«gen«atx dutu *pi>rlt£n in der Tinanipolitik der FlorAntiner
Kommune die hier itetii vprziniilichen ZwangBanleihen eine veit grOsaere
und aabeilTollere Kolle; gegen de riebtete nich hauptdlehlieh die 0|>f>o-
ritioD der Ciompi. Vgl. Bd. IT dieaar Arbeit.
_ 350 —
en Tvilprozeas, Lei dem die direkte EiiiwirkuDg einer Ober
3en Wirtscliftfieii der einzelnen stellenden Macht sich nicht
durch privatwirtschai'tliche Uiiternehmungeii drrgelben ge&us«
sert hatte; und wenn diese Tb&tigkeit der Zunft auf ein-
zelnen GffbiPten eine besondere Energi»» und WirksHmkeit ent-
fnltete, no lag doa einnul an dem (frossen KapiUlbedtirfiiis
eimwlner Teilproiti'iMe dei- Pruduktiou und de« ftir die Industrie
in Betracht kummemlen Handi>lBverkebra, nnder«r&eit8 an der
speeißschen BedHutting gerade dioscr Tcilprozosee fUr QiuUitU
und Verkünfltchkeit des fertigen Produkt». U«berbbckeo wir
aber di« Wirksamkeit der Zunft aof diesem Gebiet« von
erhöhter Warte, so dörfen wir wohl saufen, äa^a sie der
eigeoUicheu Verwaltimgstbütigkeit derselben in wirtächafllicbeo
Dingen, ihrem Kingreifen durch gewerbepolizeiliche Ordnut^,
Evrar kaum an Zuhl der Erlaftae, aber nach der Bedeutung
fUr den Zweig des WirtHrh&tMebenx, den die Zunft rertrikt,
etwas nsL-hgtib.
Schon ein erster flOchtigcr Ueberblick über die venichie-
denen privatwirtschuftlichen Untern ehmuagen der Zunft mag
dafTlr als Beweis dienen: sie baut Uäuser und schafft andere
Einrichtungen zur Erleichterung gewisser technischer Prozeasef
die die Kraft der einzelnen tlber»te)gen; sie importiert Bob-
stoffe nnd ArbeitsniittRl und vurteilt nie unter die einzelnen
Unternehmer; sie errichtet VerknufslSden und LagerhlLuser;
sie nnterRtUt'zt mit ihrem Kapital einzelne Arbeiter der Zunft,
teils zur Einbdrgerung neuer Artikel und Falirikationütinetboden,
teil» zur beauerüii Verwertung gewiMiter technischer Oeschick-
tichkeiten, teils endlich auch zn dem ausgi'gprochenen Zwecke,
sich einen ütrirkeron EinHiii« mif die Regulierung der LShne
zu verBphaffen, als ihn Tax- and Polixeiordnungen zu geben
im Stande waren: sie beutet endlich im Eigeubvtricb Minen
nnd undere Fundstätten von Farbätoffen und Beizmittclu aus.
Um von dem Umfang und der Viebteitigkt^it aller dieser
Unternehmungen einen annähernden Begriff xu geben, habe ich
venucht, im Anhang ') eine mOgtichst umfassende, register-
artige Zusammenstellung aller derartigen von der Zunft be-
') Nr. VI[ b.
— 851 —
trieben«» o(l«i' weaigsteus unterstützten Utiternebmung«» fSr
die Zeit voii 1350 — 1500 xii gebeti. Man wird »ich, weiin raan
auch mir finchtig diese lange Liste durclisieht. dem Eindruck
nicht entzii>hpn können, dnsR hier von einer iuittelftli4?rlir.ben
Kor|>orutinii fllr diu> wirUclinttliche Gf^deiheii eines Industrie-
zveif;»! ein tAasa ßknnomiwher Arbeit geleistet i«t, wie sie
kaum in der modernen Zeit Cbertroffeii vrorden ist. In dieMr
Stadt, in der da» genieinsatue Wesen faflt die gleiche Kode
spielt«, wie in der antiken itiXi^, in der der einzelne, wenn
ihm Grosse» gr>la.ng, stete den Ruhoi d«s Ganicea, der durch
Bftinp Teiiflrbeit vermehrt wurde, aich al« otgenen höchsteu
Rabiueatttel anrechnet«: in dieser Stadt, dcn-n herrliche RiuBeo-
bauten unter der Verwaltung industrieller Kurporationtn em-
porwuchsen, waren die Zünfte über den Rahmen, der ihneti
sonst — wenn ich so sagen darf — durch da«> Nireau der
Änschatitingen und Iiistitulionen ihrer Zeit gegeben war, weit
hinausgewachsen : ans Genossenschaften mit engbcgrenzten Zielen
waren sie eniporgediehen lu einer Art gewerblicher Wirt-
scbaftflgemeinden. Und gerade auf dem Gebiete, das uns hier
beurhäfUgt, verrftt »ich oft eine Einsicht in den inneren Zu-
saninieuhang wirt^ch üblicher Krsi^heiniingen, die weit Ober die
DurchüclinitliikenntniNüe jener Kpoche hiniiiisragt. Nicht so-
wohl in der Art der Massregeln, die man traf, zeigt sich dieae
Einaicht, als vielmehr in der oft geradezu rrapplercnden Klar-
heit, mit der man sich der Okunumischen Folgen der einzelnen
HaiHlInngen bewusst war; in der Sicherheit, mit der man
Alitt«! und Zwecke gegen einander abwog, wenn diese Zwecke
selbst vielleicht nuch einer gereifteren Erkenntnis als verkehrt
erscheinen; in dem von dem gewdbulichen mit Eindringen
des Klassi^isnius immer mehr überhand nehmenden Phrasen-
gekliugel , <lcn üblichen fonuelhuften Proömicn wohlthuend
abalechenden achEichteu Art und Weise, mit der diau iu den
Einleitung^ Worten der verschied eueti Erlasse sich selbst Über
dab Gewollte ttechenschaft ablegt. Gewiss ist dabei meist ein
einziger wirteichaftspolitiecher Gesichtspunkt einseitig betont,
und man hat sich hie imd da nicht gescheut, zwei dicht siif-
eiuunder folgende Masüregeln, von denen die eine die andere
aufhob, jede mit Argumenten xu rechtfertigen, die unter itich
3S4 —
Iniportiinteriieliiutiagea vod Oel, Waid, PoU«s«he, Älaiiu etc.
auf eigene Rechnuiif; liätriub, ila weiss sie dureli eine B«ibe
vou VortiictiUma&ii-^elii das geschäniicbe RimIco nnf ein Miai-
mnm zu bescbränkeo: sie setzt dann meist eine eigene Spezta]-
kommiesion ein '] and weist ibr eiiie bestimaite Summe au.
di« Dicht Überschritt«!) n-erdco darf; wobei man meist eioeu
TeU der Oefubr noch auf die AKcateti absunülzcii bestrebt
ist, die die betrefleudeD Rohstoffe oft iu wcit«r Ferne auzu-
kaufen und nach FlöreaK ku transportieren beauftragt sind.
Endlich hat die Ziittfl, nachdem Florenz durch den Gewinn
Livomoä dIri-Lt« Verbindung mit der See erhatten hatte,
auch Seeunter oehmunKen auf eigene Kechuiing ins Werk ge-
setzt, indem sie zwei IlHudelsschifTe (galee grosse di mercato^
erwarb und auf denselben durch angestellte Keeder Wolle na»
England importieren ]ie^').
Von weit grosserer Bedeutimg für die geitcbäftliche Ver-
wertung des zQnfllerischen Kapitals ist die Leilieform der
Accumandigia, die KutxuDg des Kapitals S*-'W"^ Gewinn-
beteiligung des Ktimuieodnuten. Ein gutes Beispiel für der-
artige Verträge bietet der «m 8 Dezember 1377 ^) mit einer
Handelskompagoie abgeKchlossene Pakt Qber die Errichtung*
eines Waidladens, jener Vertrag wohl, der später in dem Streit
der Arte tlella Lana mit der revolutionSren Färberxuiift ein«
bedeutsame Koll« spielen sollt« ^). Es ist ein Doknniont von
allergrOsstem Interesse fdr die Kenntnis der kaufnnlnniscben
Gewohnboiten jener Zeit, filr die vorsichtige Verklausuiierung
anf Seiten beider vertra^8chlie8»*eI1<lc^ Parteien, fOr die voraus-
tchaiiendo Klugheit, mit der man den verschiedenen möglichen
WecbsoiritlleD des kaufmännischen und gewerblichen Lebens
Rechnung zu tragen und zu gleicher Zeit den Tüchern durch
möglichst billige Lieferang von Farbstoffen zu nntzen vcrsnchte.
Zur Einfuhr von Waid und Pottaschu wird ein Kapitolfonde
in der fQr jene Zeit ausscrord«utlJi^:h bedentendeu UCfae vou
25 000 Qulden gebildet, der zur einen Hälfte von der Zunft,
<) V(il. »- B. Luia 42 ful. 43 [2». Notcmber 1847J.
•) Ldju 51 Toi. 186 (4. Detembor 143$»).
*) Tgl. B«gwt im Anbang Villi Hr. (jls.
') Tgl. oben 8. »08 ff.
— 355 —
I
zur andern Ton eioer »iis xwei Firme» xu«intmengesetzt«n
Handelskoni pftgüit* eingezahlt wird. r)ementj'{)re«bend sollen
Gewinn und Verlust zu gleichen Teilen getrugen werden: aU
Beznlilung ftlr ihre Uiätige Arbeit erfaall«n die Importeure nur
i\aa Zugestäadtiin, daits kein Mitglied der Zunft andere hIs die
Ton ihnen gelieferten Waren zum Färben benutzen darf. Der
VeTkftufBpreia für diese «oll in rh-r Vfc'um herechnet werden,
da» zu dem genau berechneten Einkauf<«preis an Frucht, Zoll-
und Lagerspesen ein Zuschlag roa 7 s. pro Önldeti (= 35 "{v)
binzukotumt, der aich über, wenn die Kompagnie ihre Waren
gegen apütere Zahlung bezieht, also selbut nicht bar zahlt, um
äs. pro libra (= 15 "i'i) rermindert, dagegen bei Einfuhr au»
grSsserer Entfernung (Genun, Mailand, Piemont) durch Zu-
rechnung der aufzuwendenden Kimkoprümie erhtJlit. Stellt dio
Kompagnie die Pott8.sche selbst her, oder tauscht sie durch
.biiralto' Tnch gegen Waid ein, »o entscheidet Ober den Ver-
kaufüpreiii der betreffenden Waren der jeweilige VürBitcende des
KüRHulkullegH zuHninmen mit den offitialea tinle. Entnehmen
die Färber Farb^lofT« äiis dem Lnger der Kompagnie auf den
eu ihrer Arbf^itgeber, so haben diese direkt un die Kom-
pagnie und nicht durrh Vermittehing ihrer Arbeiter dafGr Zah-
lung zu leisten. Zahlungstermin für Arbeitgeber und Arbeit-
nehmer ist eia Jahr: diese haben Fcir pUnktliohe Zahlung
Rllrgfichaft zu ^^telleu, jene 14 Tage nach Entnahme der Ware
ein Hchriftliches Zahlungs versprechen zn geben (fare la pro-
messa). Arbeitet die compagnia mit Gewinn, so bann dieser
als «aopracorpo* {nachgezahltes Kapital) in derselben belasiteu
bleibtn und beim imch»!l«n Jahrcsabschtusso mit vorrechnet
werden; duck hat die Zunft daa Uecht, ihren Anteil am Ge-
winn auch daxu zu Tarnenden, den Preis der Farbstoffe im
IntereBcie ihrer Mitglieder herabtnnetKen. Die Kompagnie ist
verpflichtet, jedem FSrber .pro vagello' 2 fluiden zu leihen:
2U diesem Zwecke sollen auf alteinige Rechnung der Znnft
(alle speae delT arte) Anleihen aufgenommen werden, die eren-
tnell am .corpo*, am GescbÜfUkapitnl <hei der Berechnung
?on Gewinn und Verlnst) in Abrechnung gebracht werden
sollen. Geht die Kompagnie vor Ablauf der auf b Jahre fest-
gesetxten Vertrngsdaner in die Breche, so übernimmt die Zunft
35« -
alle Ktt\l .lahreBfmt eiiigekaufleD Wsrenb««tÜud^ des Lugen
/.um Kosteiipreise. bezahlt die etwn noch aiissUiheDdeii Recli*
iiungen bis ziiui Mssimiini de» Preises von .tOO 000 Pfouil
Waid und 20iM')00 Pfund Pottaurhe ; von den der Kompngnifl
darilber hinaus noch geschuldeten Geldern soll jeder Partei di«
Hilfte lufjillen ').
Während im U. Jahrhundert die VertraKsfurrii der Coiu-
niendu vor Blleni für die mit dem Kür her ei betrieh «usanimen-
hängeodeu Gewhilftwibschldgjt« mit Vorliebe gewählt wurde, hat
man im 15. Jiihrhundert dem zinütragendon, hie und da
auch zinafreien Gelddarlehen in der Kegel den Vorzug
gcgcbeo: und e« wird z. B. ia einer Urkunde von U.Hö aus-
drücklich betont, dass ein ror einiger Zeit al>geävhlo«8ener
ÄccouiÄndiKia vertrag in dieser Form nicht mehr erneuert^ son-
dern in einen einfachen Ucldleihevcrtrag umgewandelt werde«
solle "). Die Kfickzublung soll weist i» 4 — 5 jährlicheu Raten
nach Ablauf des Vertrags erfolgen. — Ist, wie en häutig genug
geschieht, der Eniplanger des Darlehens da/u nicht im stände,
weil entweder das Geschäft nicht den erhofTten Gewinn ge-
bracht hatte, oder weil er seine Warenbestände nicht recht-
xeitig flüssig machen konnte, so »ieht sich die Zunft h3.u6g
genug, um sich ror Verlusten zu scliQtzen. zu einer Erneue-
rung des Vertrags genötigt), oder es Übernehmen Sohne nnd
') Aud«re Beispiele filr Formen de« AccouajidiftiaTeitraga vgl. im
Anbuig Nr.VlIb. Uit gerin;; füg igen Abweichungen lauTm sie alle nuf du
iui|^eg«l)ttao Sclioum biaatu. Bcwadun iatereaMutc Odfpiele aitid nodi
lue vom S, D«öniber 1374 (Lauu 57 fol. 26), 21. Oktober 1.SÄ2 (57 fol. 79)
tuid vom SS. D«xeiiiber H04 Cil'id 48 Toi. 77).
n Una JA fol. 81 (143&).
•) \a]. t. H. Anbanic VII l. Retj. IST. I4) u. a. Clelenentlich aller-
dingt enUchloM man «eb aticb lu «tr«Dt^i-c»i Vor^ben g^gen olkj di«
ihiea VerpOichlnngeD Act Zunfi gegenüber nicht nachkanien. So wird
I. B. 136S fboitA 44 Toi. \%i) flu FVbcr noch tweijftfatigft- H&ft .initeH-
cordia et pietate* aus dem GefSngnis entlauen. wo er xwei Jahre in-
haftiort K«we«en war, weil «r ein D&rleben der Zunft im Beiräte *0d
ISWOaldea wegen «chhwhttta rjeichttdiigMit^ nicht hattt- KurHokeritHtUn
kSoDcn. — Austerdcm worden alle säumigen iicilutdner der Zuall in daa
logenfuiat« llbro dello Hpecohio eingetragen . va» fDr tiic den Vorluat
Aller politischen Rechte in der iiSunH, vor allem des nktircD uud piusiven
Wahlr^ehta, tor Folge fanttc.
— 8Ä7 -
äooÜ des betreffende» Darlehensempllnf^TS Pflichten und
Rechte dee^elben auf eine weitere Keihe von Jnhrcn. — Diese
Pflichten beattaden uan in der Kegel nicht onr in der gieiiuueu
ErfTilhinf^ der durch den Vertrag gedchafienen kftufai&iiuisclieii
ObligatiDnen (ZahluQK der Ziiieeu und Ämortisfttiou dee Ka>
pituls). sondern auch in der Lieferung re^. dem Iiupurt von
Waren in bej^iiimiter Menge and <2uatität, und deren Verkauf
zu bestimmten, im Verein mit den Ztindbeatnten, vor allem den
KolUlün und den ofticiules tintc, fcstzuseticenden Preisen; oder
bei Darlehen zum Zwecke der BinbQrgerung neuer Arbeits-
and Fabrikaiionsmethoden in Florenz, in der Vt-rpflit-htung, bia
xu einem gewissen Dnlnni ein bestimmtes Quantum der neuen
Waren fertig gestellt zn haben, eine bestimmte Anzahl Ar-
beiter, die in der Herstellung derselben bewandert vraroa.
nach Floren« iii ziehen '), oder endlich einer bestimmten Zahl
Klorentiner Meister die neue Kunst 2u lehren '). Kommt einer
diesen Yerpflicbtungen nicht nach, so ist die Zunft jederzeit
befugt, den Vertrag zu Uiaen, und sie bat, selbst wenn dieser
vun der anderen Partei im ganzen pünktlich erfüllt war, eiobald
es ihr im Interesse der Industrie notwendig schien, auch vor
einem gewatteameu Bruch desselben nicht zurOckgoscheut — aas
dem einzigen Grund, dau er seinen Zweck erfüllt hatte und
dadurch entbehrlich geworden war^). Bei derartigen Verträgen
lur Einbürgerung neuer Fabrikation« weisen bat die Zuiifl meist
auf die Zahlung eines Zinses dem Empfiinger des Darlehens
gegendber Terzichtet; ja sie ist noch weiter gegangen und hat
grltnitere Summen nh j&hrliche Unteretlltcung ger^hlt, wo ea
galt. Meister, die in ihrem Fach besonders Ttlchtiges leisteten,
an die Stadt zu fesHehi; sie bat dieselben hie und da auf
Lebenszeit in ihren Sold genommen — einen Sold, der wohl,
wie einzelne Beispiele beweisen . dem der bncliMten Zunft-
.beamten gleich gekommen ist und dem Knipfönger ein behaf^-
Ikhes Dasein in der neuen Ueimat garantierte.
Dem Weaen nach lanfen endlich auch die Pachtverträge.
■) TkI. im Anhang VII b B^. 121 etc.
*| Vgl. im Anhang VII t> Kag. 98, 181 atc.
*) Vgl. in AnUng VII b Rtk. 141.
— 388 -
die die /unft abschloss. auf die {gleiche Vertragsform hinaus:
Das Kapital, das die '/Amft zu Terwert«n halt«, bestand hier
in ImmobilieD, in den roo ihr errichtete» oder erworbeuen
Wäanhereien und Tucli-spannereien , Färberei wer kRtütien etc.;
der Zins in der von den Arlivitcrn für die Benutzung der-
Helben gezalilton Pacht. Wilbrend die Waschanstnlten meist
— wie wir sahen — aa Sotielüteu tou Wäschern Tcrtnielet
wurden, die gemeinsam die Pachtsumme auf brachten •> und
den R«ingt?winn unter sich verteilten, «ind in den Tach^jtanne-
reien die einzelnen Bahnen einzeln an die Tuchspanner ver-
geben worden '). — Cm die Zunft für den richtigen Eingang
der Miete sit^berzuütellen, schuf man rtif. Begel, daw< die Tucher
den Tuchspunnern nicht direkt ihren Lohn zahlen, sondern ihn
in den ersten Zeiten ganz, später wenigsten» zur Hallte an
die Zuuf^ abliefern tollten, die nnn ibrerseits zunächst die ftlr
die pAcht gefichuldeton Summen einzog und nur den Rest den
Arbeitern anttbeüjiblte*); nur die Nicbtrabrikanten, die fertig
gekaufte Tache nacbtrüglid) noch fiiimal auf die Spanne
brachten, waren von diesem Mfxhis der Beiuiblung befreit, der
ihnen gegenüber auch schwerlich hätte durchgefOhrt werden
können. War aber die Zunft — was nur sehr selten der
Fall — am Betrieb ihrer ^p&nnereien durch Com mendu vertrag
direkt beteiligt , so fielen diene strengen Bestimmungen Qber
Zahlung der Miete nnlOrlich von selbst weg.
b) Wenden wir uns nun zu einer kurzen Betrachtang der
Ziele und Zwecke, die die Zunft selbst, indem oie ihre fioan-
zietlen Kräfte durch privatwirtäcbaftliche Auuuutzang in den
Dienst des Ganzen stellte, ta erreichen strebte: so können wir
vor allein betonen, dass sie auf keinem anderen Qebiete ihrer
Thitigkeit ücb »u ohnir ntlc Rücksicht und kßnatlicbe Ver-
') Vgl. darüber oljpn S. SZ2 f.
*) Di« 1485 (Laoa £1 fol. r>9) «rliiiMeae bMtimmung. du» kein Tudi-
■paaner mehr al« eine TuchbaJin (jacbten dUrfe, lobeicit später wieder
Mlna gcluBcn werden an eeiii. Vgl, nucb ob«n E, fHQ f.
*) Vgl im aJlgem^inFii üUer die titalluD)! dar Üuoft^ebOrden als
Miltler der LoIinzahluDK oben S. Ift6 ff-
359 —
brilmung als einseitige Vertreterin des Unlernehnierioteresses
zeigt, wie hier, ohne das« je auch nur der leiseste Zweifel
wftch wnrile, oh dtis IntereHs« der Unternehmer unter nllen
UmstÄnden mit df>m Gedeihen der Indiistrie identiüch sei. —
Daher vor altem dnK stets und mit alkr Konsequenz fest-
gehaltene Prinzip, niemals diircli Unternehmungen der Zunft
denjenigen dereinzeliien Tucherkaufleiite Konkurrenz zu machen,
sondern nur da eiuzii'^pringon. vto private Mittel und private
Initiative ver8flgl«n oder wo etwa von Personen, die auitser-
fcalb des unmittelbaren Machtbereichs der Zimft standen, eine
Oefahr fSr die industrielle Entwickelung zn drohen st^hien.
Wenn z. Ü. Tocbspannereien, die im Besitz von Privaten
oder KorporationeD sich befanden, von diefon rein kapitalistiicb,
ohne KUckaicht auf ^&i Gi^doihcn der [ndnstric aussähe iitot,
oder, um dio hohen Reparuturcn kosten zu nparcn, in VvifuU
geraten las»ea wurden, so war der Zunft keine Angabe zn
hoch, diese Uiliiser in eigenen Besitz oder wenigstens unter eigene
Verwaltung zu bringen'); auch dann, wenn inomentai) kein
Bedürfnis nach Vermehrung dieser Anstalten vorlag; sie that
dies in der richtigen Erwäguag, das« bei steigender Nachfrage
leicht ein Mangel an derartigen Arbeitsplätzen eintreten könne,
verbunden mit stpigenden Löhnen nnd anderen Hemmniioien
fflr die Entwickelung der Industrie. — Sprach bei den allge-
meinen administrativen Massnahmen der Zunfl hie und da,
wenn auch nicht annähernd in gleichem Ma^^e, wie etwa in
der deutschen Zunftpolitik, die ßtlcksicht auf das kaufende
Pitblikum mit, so war diese bei den eigenen Unternehniungea
der Zunft gänzlich ausgeschaltet. — Niedere Produktions-
kosten , hohe Verkanfspreiiüe waren hier die auitschltessHche
Loenog: als Privatuotemehmerin fQhlte sich die Zunft an
kein öffentliches Enteresae mehr gebunden; hier konnte frei
und ungehindert daa Prinzip dea acbrankcnloeeo gescbäfUichen
Kgoismas walteu. das erat drei Jahrhunderte spater seine
theoretiBcbe Kormuliening finden sollte. — Alle die ver-
schiedenen Uittel, durch die man einen möglichst ununter-
brochenen lind umfasseudeo Import der Hohstoffe zu organi-
*) Vgl. im AobRa«.
— 360 —
üerea suchte, dienten dem einen Zwecke — wie ts oR genug
in den Motiven der einzelnen Erlasse ausgesprochen wurde —
Mangel an dienen MHteriaÜen und eine Steigening der Preise
zu rerliinileru , und Verabredungen der Arl>Biter, den gefBrch-
tat«D ,monopolia et posture" wirksaui entgegenzutreten; and
40 Kelir man im nllgemeinen ioi Intere^iso einer geordneten
zOufUerisclien Finanzpolitik und mit klugem Eanfniasassinn
die Chancen jedes Qescliül^s genau abwog und danach die
Einzelheiten fest.legte, m) wenig scheute man gerade bei diesen
Unternehmungen unter Umständen davor zurück, sie mit offen-
baren Verlusten durchzufOiir^n und den Beamten, die üie ina
Werk gesetzt hatten, Decharge zu erteilen, .weil die Znnft als
iCorporation zwiu- mit Verlust gearbeitet, die einzeluoo Zunft-
mitglieder aber aas den niederen Preisen, 2u denen die Zunft
Tcrkaufl hätte, einen so grossen Vorteil gezogen büiten. du«
äaa Opfer der Zunft fiicli reichlich bi-zahlt gemacht habe' >).
Aus iUinlich gearteten Motireu ersetzt man den fremden Kanf-
lenten, die Waren nach Florenz bringen, Zoll- und Frachispeseo
and lagert sie auf eigenes Risiko, nach wenn diese Waren
nicht auf Rechnung der Zunft ioipnrtiert werden '). Daher denn
gelegentlich auch die Sorge der Zunft fflr eine aosreichende
Zahl von Arbeitukräften, fUr eine aindustriette KetterTearmee",
die bei ntärkerer Nachfrage sofort in die Bresche treten konnte.
die die Löhne niedrig hielt und einen schnellen Gmatz etwa
wider spenütiger Arbeiter ermäglichte, die des Landen verwiesen
■) Lauft 42 M. 48 (1347J; BeseicfanpnilerweUe heiest v* in «let b^
tTeflendeu l'tlninde, die .danari* aeipu .nitionabUiier dtipurdici'. SdüUfer
ia 10 |>rftgniiuler Kurxu kvniit« vom «ich hcnU- uuch nicht iiuadrtioken.
*) E« kann im tTtteo Augenblicke Defremdre erregen, dum der
Import der Rohwolle fiMt nie auf BmIihudk der Zusfl betileben wurde.
Nur einmat hat lie, soviel idi «elio. ein» itifftwo Bipudition mit eigmoD
ttcbiffen uud auf uifcvncfl Risiko nacli Kagliuid zuio Zwecke dei Voll-
iin|iorU iiiiUirnoniuieii. Für dicaeD widiiigitteii Zweig de* ImpottgetolitJb
r«ichte otfenliar die privat« ThAtigkeit voUkommea aus. euuoI GooneMr.
PiMtu&r, VeaEliaiM<r KAUfleuU) hier den Florentinern ku Bilfe kamen. —
Ougegm ist die Zonft bic und du als Knuftrin sclion importierter Wölk
anfgett^tfn, i. B. ul« pinnul ein giBsüer^r TrAssport englischer Wolle in
Pija atigekointuen und Oef&hr TOrhandcti «ar, daM dentelbe von dort in«
liOlögnetfiMfae Gebiet tranaporti4rt würde, du W«ü)* K&ufer n,uii Plortnc cur
Stell u waren.
— 361
waren; daher das Bestreben, weiin etwa eine organieierle
Lohobewegiing nnt^r irgend welchen Arbeitergruppen grössere
Dtmenaionen anzunehmen und geiahrlich zu werden drohte,
nicht nur einzelne Arbeiter durch Versprechen besonderer
Privilegien aus den Reihen der Einigen loszutrennen, auf ihre
Seite zu ziehen, und dadurch üneiniglceit in die Reiben der ihr
Widerstrebenden zu bringen, sondern auch durch Geldunter-
gttltzung au diese Abtrilniiigen es ihnen zn ermöglirhen, für
jedermann so den von der Zvnfl, festgesetzten niederen Preisen
zn »rbeiten '). — Ihre Bevöl kenin gnpolitilc int ganz von diexen
Motiven diktiert, .dass L'eberfiuss an Arbeitern rorbandeu
sei und die Tucher nicht gezwungen seien, za Preisen kii
fabrizieren, deren Höbe von den Arbeitern bestimmt werde*');
und noch im iö. Jatifhundart, als der definitive Niedergang
der Industrie besiegelt war, hat sie immer noch fast krampf-
haft erscheinende Anütrengungen gemacht, wenigstens auf diesem
Gebiete die alte Tradition aufrecht zu erhalten *). Ja selbst
Massnahmen, die auf dea ersten Blick ausserhalb dieser Sphäre
zu liegen scheinen, wie diejenigen zur £inbürgeraDg fremder
Induiftrien , wurzehi iu ähnlichen Erwägungen merkaatüisti-
ächen Charakturi): datis man alle diese Waren im ^Inlaade*.
wenn uian nur die uötigeu sachveretÜndigen Arbeiter herau-
ziebe, ebensogut herstellen kOone wie im Aaslande: dasa man
dadiirrh die hohen Traasport- und ZoUkoafcea ersparp; dnsa die
ein- oder uiphrnmligpn grosseren Ausgaben, die man zu diesem
Zwecke mache, sich nacliher nicht nur durch die Erttpamisse
an den Hemtellungakontt-n dieser Waren, sondern auch durch
die allgemein wachsende Prosperität der ludustrie doppelt und
dreifach wieder beiahlt machten*). — Was spSter im Iß. und
17. Jahrhaaderk die abaolutiBtisch regierten Einheitsstaaten mit
aller Konsequenz, was schon im Mittelalter mehr von Fall zu
Fall die slKdüschenSonderwirtacbaflen durchzusetzen Turaucliten,
einen möglichst nach aaasen HbgeHclilossenen , voni Auslände
■) Vftl. Anhung VII b.
^ Vgl im AnhRDg VII b.
*} Vgl. Caatini, Le)tu>l&<io>ie della To*«aaa Bd. ] powim.
*) Vgl. ilta Uotin su ilfii renclii«d«oen ErlacMn im Anbuig VU b
und hei Caatini a. a. O.
- 862 -
uuabhäiigigflD, in sieb selbst gi?!«i(ttigten WirtschaftsorganiRtnas
la schaffen, das hnt hier die PoIitiLt einer gm!«artig empor-
gevracbscnen Einzelzanft erstrebt und zum Teil mich erreit^lit '),
ond wenn man, wie es Tielfach geschehen, das Werden and
Wachsea der modeTOCD Stflatavcrw<ang aus den tuittelaiterlicb
eingehen Formen der städtischen Administration zu erklären
aucht, »0 nird man an diesen trüben Bratltngserscbeinnngen
a|^t«r gnreifler Verndttiiigsinaxiiue» nicht achtlos rurQber-
geben dürfen.
Udi es DOch einmal kars ziiäainmenziifasaen: da wo das
private Kapital Tersagte, weil ea nicht aysreichte, weil eine
Rente nicht za erzielen schien, oder weil das Risiko zu gross
war, mit ihrem Kapital und Kredit ei nxn springen, dem Uoler-
nehmer hillige Rohtitoffe und billige Arbeitsmittel , endlich
hillige ArbeitHkräfte zu verschaflen mit dem Guide, das nur
zum Teil aus den Taschen dieser Unternehmer stammte ^
da^ sind i^ie beiden riaijptgeüichttipiiii'kte, die hei den grosBeii
Knp)talsunt«raehmuageu in der /unft in den Vordergrund tret«n.
c) Welches waren nun die Unternehmungen und Einrieh-
tungen. die in den geHchilderten Formen und xii den eben he-
sprocheneo AUgemeioz wecken von der Zunft ins Lehen gerufen
waren? — Wir verfolgen wohl am heeten auch bei ihrer Be-
trachtung den Faden den technischen I'rox&sses, den die Roh-
wolle TOn ihrem ersten Stadium als Huhmuturial bis zum letz-
ten alct TerkaufsfertiKCK Tuchprodtikt zu ilurchlunfen hat. Da
ergibt sich zunächst aus di-r Katur der Dinge, dass die Zunft
bei allen denjenigen Verrichtungen des Produktionsprozesses«
die in der Zuntralwerk statt des Tnchers vorgenommen wurden
(»hio vor allem bei den Vorbereitungsprozessen, die die ge-
waschene Wolle in webefertigen Znstand brachten) fast nur durch
*) Vor allen) den — allerdinga inohr die Humeren al« die inneren
Ziiminmcnliänge ftiifhollmdein — Anftati von Below, D!e «t&dlifleli* Ver-
waltiimg de» Mitt^laltera (Hittor. 7^iUrrhrin. 7^^ S. 39ri~46:i) und die gut
orienttereDilitn, wnnn axxch g*r lu breit gohaltenen Artikel von Bri>j(iig,
Die (ontiile EDtwickelnDg am ntliranden Tölker Europu in der neueren
und rmMnn J^eit (Schmollen) Jabrbuoh 188« ff.).
ihre PoliKeiga^eUj^bun^. baaiu jemaU durch KapitaUrerwea-
duiiK eingegrlflfeit hat: hier, iii seinem Ilaurt, war der einzelne
Meistfr innerhalb den llahmeti» der zfinfUerincben und Btädtischen
Gesetugebimg Herr in suineni Betriebe, Herr Ober Preise und
LShu«, nuKgestattet mit fa.st miumschritnlcter DixzipUuarKeH<
Ober »eine Arbeiiex. Nur dort, wo der einzelne Arbeiter
nicht in dauernder Lohiiabhäugigkeit vom einzelnen Unter-
nehmer stand, wü en itim wenij^tens potentiell freistKnä, in
eigener Wohnung oder ArbeitsKtelle «eine Dienste jedem z»
verdingen , der ihrer begehrte, — nur dort öffnete sich der
Zimft ein Gebiet der Thütiglceii ftir das ihr zur Verfögimp
stehende Pruduktirknpit»!. Dies xejgt sich gleicli bei dem
ersten ArboitsprozesH, der an der importierten UohwoUe in
Florenz vorgenommen wnrde: der Wäscherei. Wir sahen,
dass schon in der Ilumiliatenzeit an dem Kanal, der. südlich der
beutigen Via Ogni Santi zwischen dieser und dem Arno, diesen
FIuss mit dem Hugnonc verband, Einrichtungen zur WoU-
wäacberci gelroff«*!! waren'), Wir wissen nicht, ob diese dann
von der Zunft Qbernomme» worden sind; jedenfalls ßhi>r bat
aie sofort Hlr derartigf Anstalten am Arno selbet Projekte ans-
gearbeitvt *), in denen die Wollwäicher .sine pretin et nierito"
(d. b. wohl, ohne dafür ein Entgelt an die Zunß zu entrichten)
ihrer Thätigkeit obliegen konnten; sie hat 1403") mit Geneh-
migung der Besitzer der .MuHna di Ogni Banti* auf deren
Terrain einen Wäüchejilat^. tTrichtf t und eine neuangelegte gora
Kunächitt auf 5 .luhre zu freier Benutzung erhallen; 1426*)
') Vgl. oben 8. 34 IT.
^ UaalcSS: vgl auch Stat. Cai>. ton 1.124 Buch T § llfi: ob die
Anrtalt th&taUcblich «rrJchtct wunic, mtm fraglich encheiaen, da der
gleich« Paiagniph .do Urntorio faciendo* ia den folftenden Sutoten
wieder eradiaiTai int niofl«n Statut von 1338 wird der l'fuagrniih gleichen
Inhnlta (V d 3) uUETtltn([* uli ,c««icum* buHtcltnet . erKheint aber trolt-
der» in ähnliclivr Fonn vricdvr in dta folgenden Statut«» (VI d 2 [1361]).
VlllcSe (1488).
*) Una 119 M t»-
*) Lana 49 foL 131. Vgl, auob den (oben B. 65 Anm. 1) mityetailtao
Vertrag der WoUcnianfl mit einer (lenOMfiaMhaft von WSKh«rn (von
146S}, flbur dl« AntuntiUnog dioaer Einrichtung«!). Der Platit i«t 200 braceia
lanff ond 24 hteit. hat aUo eine xiemlicb bedeutende AnidchntiDg.
i
— 364 —
hnt nie dann auf dem gleichen Terrain nicht nur eine Anstalt
fQr die warme Wäsche erbaut und an eine WiUchersouetAt
vermietet, sondern dieser noch einen zinslosen Vorscbmui von
100 tihrtie gf<fieh<>n; sie hat endlich 1-477 ') von der Stadt
bei der groasen MOhle unmittelbar vor dem Xilcolauüthor eine
grosse Fiäch(> zuK«"'ieBen erhalten, um dort alle zur Woll-
wäsche nötigen Anstalten «uf eigene Kosten bu errichten, —
Kk waren relativ ciafiuhe Eiarichtungon, deren Hauptbestaad-
teile eincrtfcitc der Kegiilierung des Was«erzuSue««£, dann aber
der Erwärmung grS«»crer Wassermengen Kma Zwecke der
warmen Wäsche dienten. Die Zanft sichert sich dadurch
nicht nur einen Einflues auf die Preise für die Wollwäsche.
sondern sorgt auch fDr technische Neuerungen , wie sie «. B.
einmal verfügt, dass die Wüsche nicht mehr wie bisher mit
dem .sucido* der schon gewascheticn Wulle, sondern mit einet
neu eingefilhrten Wascherdc erfolgen »olle, und die Preise fßr
diese Erde tarifarisch festlegt *).
Von ungleich grosserer Bedentiiog über war die Thätig-
keit der Zunft auf dem Gebiete, das die Färberei und alle
dazQ gebärigei] Neben prozesse, sowie die BescbHffung der dazu
dienenden Farbstoffe und nnderen Tlilfsmnterialien nmfasst: hier
liegt in der That das .eigentliche Arbeitofeld' de$ eUnftleri-
schen Kapitals. In erster Linie wendet sie ihre Aufmerksnm-
Iceit dem Handel mit Waid, Färberröte und Pottaäcbe
und dessen Organisation zu. Von Anfang an scheint mau darauf
hingearbeitet zu haben, den gesamten Waidhandel io einem
einzigen grossen Magftxin ') zu konzentrieren , das damals im
Viertel von .San Pier Scheradio gelegen war: wer seinen Waid
aoDst irgendwo lagern will, bat daRlr eine kleine Gebühr aii
•) Prov. d«l. Coiu. Hs^. 16» M. 164.
■) Vgl. im Anhsns TU b. In Piaa (BoDainl, Stat iited. civ. Pit. HI
S. 738) benUt die Zunft etvinfftll« oin lavatoriutn, filr dai ne Likd« und
l'reiie fmlMtst. Finden «icli nicht genug Wftacbcr, iti« in diesen Lohnen
arbttit«n iroUeii, >d eoll«ii 4ii? Koaraln auf ZoDflkostei) Mider« nach Pisa
koninini Unea.
*) Diw Hogiuöi) beiavt mviit .fondncw giuidi*, weil ia» WaidU^r
ihm d«n Cbiuukter giib; doch wunleD. «ie aiu uthlreichen Belegen bervor-
gebt, «uch Au<l«r6 FftcWtnitlo), tx>r aJkm Fiürt«rrOl« un<i Pottavcbe (robbia
und oenere) dort gelageil.
y65 —
ilie Zunft KU entricliten '). Ans dic^Hern Zentral mii)^azin AuUten
dano die einzelnen Ztuiflquiirtiere das Färbekraut eiitiielimen,
um nun ibreneitii vier grosee Farbstoffla^er zu errichten *),
KQ welcliem Ziveoke ibiieo »in Bpsteuerungarecbt gegenüber
den in ibrein Uinkreia wobnendeo Zunftmitgliedern Terliehen
wird *). 1338 — nacii Atiswcig de» Zunftstatut» — wt daon
die Sonzontratioii dos WoidhandelR bis zu einer Monopul-
t'frn-nltiinf; der Zunft fortgeschritten: die Lagerung aiisüerbatb
des Zeutraluiagazias wird jetzt gänzlich verboten '). Unter der
Leitung üweier Zunftbearater (fundacarü). denen ein Wechsler
Kur kaufmännischen Uilfelciütung zur Seite gegeben ist, stehendf
wird der .t'ondacus guadi* röllig selbständig adminiätriert:
acht Sensalen, die uiisdrilcklicli daKU delegiert eiad und keine
anderen Maklergescb&fte treiben dUrfen^), vermitteln die Ver-
käufe des in dem Magazin lagernden Waida. — Die Lagerung
tielbst geschieht nnf ßechoung und (iefalir de-i KigcntCimurs;
doch ist den FSrbern selbst da« Kinlegen von Wuid, den sie
KU eigener Verwendung eingekauft hatten, zum Zwecke des
Wiederverkaufs nicht gestattet. Genauere BesÜmiuuiig^n regeln
dan Hiscben der verschiedenen Waidsorten, da» nur in Gegen-
wart eines von den Konsuln beauftragten SHcbverstäudigen
(vagellarius) vorgenoninien werden darf: daK Oowicht der
Sorten, die A usgake von Proben (saggi), die ZiihUingsteriniiie etc.
Waid eiiizuföhren und ihn sofort für die eigene Produktion
I) Verboten war daher aucli nuch Lana I b 17 flSlT) ndicam (Aar*
kaof) faceiY de aliqtiiljus mer«aiilüe rerutn . . . i^eTtinentibus ad lutem
Linture inaions et er)>p.
■J Lana 1 a in~i2; 111 und IV a tlO f.
•) Lnna I d &; 11 <! 12 1.; lll und IV d 18 f.; V d 10 f. «tc Dar
ofScialia fore«tBriu8 loll cogere oiniica ofGUalea atiotbeco facte per lani-
BceB vuiu«lib4l conrentui in tinloria erbe vel gaadl ad haitoiidendutn ...
rniionm it(toÜi'!caruni , wcnimtcns einmal ia jed'ttn Jubr; b«i HubWliter
AmUfuhrung «erd«!! «io in üeldetrafe bit sur HShe voa iO Ibr. genonnsen.
Wer in einem Quartier fbr KriicbtunK eiaaa Ijadeai QtAi beigesteuert bat
(« handelt tiJtt um ZwangtaD leihen!) und dann in cän aaden« Quartier
liebt, man die gnahlte äomtu« zurndierhAlteD. (Im ftlii(t«B Statut findet
ficb dieae Bnlimmuiij; nicbt luebr.)
') Ibid. V a 60—62.
*) Dica ent 188B: Anfang! gewhiekt der VerkaoT durch di« «en-
■atea der Zuofl.
za verwencldQ, ist ullerdingK Jedem Tuchmaelier gestattet ^);
will er tbn aber uii andere weiterverkaurou, so mu^ «r ihn ini
fomlacfl Uf^erii; VVaiclprafer, Kaktureu und Lolirliuge vervoll-
4tiiiidi)!vn daa F«r5onal dm [{rosseu Magazins; itlle diew stehen
unter der büchst^n Autorität der ZunftkonstUn, die sie nach
Belieben absetüco kÖDtion, u'cun sich MissbrSticfa« ia ihrer
AmtafUlirutig bL-rauastcUcii -| '}. Die aufuiigs sebr oiedrigeii
Lufferutii^gcbfibren wurden ditno l'iitO bedeutend erböbt, da die
Zutift iiicbt einmal die V«rwaItuu)(9ko»t«ii des fondaco heraus-
gewirtscbafiet hatt«, und, wie e^i sehr chamkteri&tisrb in dem
Erlasse bßiH&t, die Wareriiiiipurteure aus dem Unglück, den
Verlusten der Zunft ilircii [{«idbtiini mehrten '). Üeberbaupt
hatte die Zunft in dieser Zeil uuf dem i:;fS4:biUlerten Gebiete
mit maiiuigf&clieu Scbwieri(;keileu ^ti klLiupfeu: auch die klei-
uereo Magazine von Farbstoffen , die in den einzelnen Quar-
tieren auf deren Recliniing uoch immer unterhalten wiirdeUf
deckten die hohen V'erwaltungükoüten nicht mehr, und wenig-
iiteDs die«e kleineren Lagerhäuser scheint man xum groweii
Teil dann bald fallen gelassen zu haben*). — Dagegen hat
'} Doch takit er in dietetu Fall eine Eatrftffel>it)ir vou 2 ». pro
falm« gaadi.
') Sq wird K. B. wegen viai(^ HLiifp;]. i)iv «cb boi der Vemlttmi:
de« SlagaKini haraiugMtelll bait«a 1838 (Lima 40 Toi. ISO) ücii Konguln
Tom Zunftnl VgllinAcht cidrilt rrmover» fuDitAcuniim , Fciuaicfl, porta-
toree . . . fundoci ntid ueue an dor«n Stella zu niUilen.
*) Von uidrron KntimiouDgvn UWr 4m Wuidmaguxin «ei nodi er-
wUiut. Jum nUA Kurclit vor >\*hpitiv(?rki\ufeD, di« sieh der Zahlmif der
ScDiitlcDgebUhi- cnUogcii, Ptulcn um im VetbKltDia voa lO'i dei Tor-
rote ftbgegebt'n werdi-n «lOrrec, dao vnfh Abgab« oini^r Vnhv »Tu etaem
Sack io diaem kfinu .Mi^cLdiik' mt-hr voigunommeD werden tlarf. daaa
kein Fabrikant «ine Sosiet&t mit eiaem Waidinporteur fjn|{«l»a and lüe-
Dtaad ohne S«nxat Waid einkaufen darf vtc
*> L.anik 42 fol. i-^7 IlS&l): OobUhrea «oo jetsi an S «. (Vt «IBW
Sack VV»id. ebenoovicL für 1000 l'fuud Färberrfftf od«' fctiuiclie.
^) Noch 1847 (Laait Ü M. 70) wird dt»i Konsuln und den ofßciat«
tint« das Reebi erteilt in jedem .conventuir* eine bott«ga tinte artia
inaiona netfea (änvr .botle>:u lai'oai«* auf Kostea dtM belrvffitnden Zunft-
quartiert ku erriclitcn. ]}ISS (Latiu 43 fol. 10) werden dann die (Jefaftlber
der ofGUalcs. gubernatorea, Tactore«. di9<;ij)ub ,dei>ulatiiriim tiuper raKimiae
ttt gubeniationo apotbccaiuui guntli* li«i-abge«elti. I.^L fLana VI a 01)
- 367 -
das ZenlrHliiiBgiixiii bald ii8ch Niederwerfung des Cionipi-
HorKtaiidcii, in dm- EpocIiK, du die Indu.^trie ihrem stulzeflieD
Holiepuuktu L-titgegcRatrebti', eine bedeutende Erweiterung «r-
fabreu: im Jahre 1386 kaufte die Zunft, da das alt** Magazin
den gesteigerten Ausprüchen in keiner Weiae mehr eut^iprach,
Terrain beim Ca^^tello ÄUofonte no (am Aruo xwischen Ponte
vecchio oud Ponte alle grazie gelegen) *>, am darauf eine gaiize
Reihe von industriellen EtaWisRements *) zo errichten , unter
denen dna Waidinagazin das ))e<iei)t<>ndste i«t*); 1^8^') noch
nicht ToHendet, erhält es 1401 ^) ein ausfCibrliche« StAtut, das
seine Verwaltung ordnet und fast unverändert in das siebente
Ülunftstatiit von i42S '') ilbergegftngen ist. Die Verwaltungs-
orgaae sind jetzt rcrtuchrt und besser gegliedert; au die Stelle
des Bäokiere ist ein Ka«acnbeamter getreten; alle Beamten
werden nicht mehr gewählt, »ondcrn uua den Walilbeiiteln auf
*> Monat« ausgelost: die abnorm liuliu Kaution von KH.iO Gulden
zeugt von der grossen Verantwortung, die die beiden oberatea
Beamten, die eigentlichrii gtibernatores finidaci oder fuudacarii,
auf HicJi nahmen; auch ihr Luhu — 5 Onlden pro Monat —
ist hSber aU der der meisten anderen Zunflbeamten. Monat-
lich haben xie alle Einnahmen au den Oeneralk&mmerer der
Zunft abzuliefern, nitUseu genau nber alles im Magazin ge-
wiid ebcafalla noch dm Tucliiaadittn drr einEelneii conveati Ücfu^i«
irrtvilt, w«ia eine Zweiijrittelmehrhnt darar ist. Waidlftdcn »i 9i'4IT»«n;
degenige im oltnuno koI! sonKohrt Bor auf Kosten derer erricbut werden,
qui noD «otverint in bott«ga «rb«. — Nach d^tm KaUtter von 1427 b»-
aitil die Zooft novli eine botlesa di tinta di guado io) Pcpoio San Jacopo
tm lo FoMi, deren Mittwort 4t> tiuld«ii betritt, nb» «ine lUr jea« Z«ii
uuaerordenlJicb gtunt Summe.
') Laaa 4« f«l. IW.
*) Nabffn dem roudaco aoob eine Tnchapuinerei (lintoiu) und oiae
EnUMtwigMiutnlt (purKiUorio].
*) Nach dem Knbuter «on 1-139 rti-ht der f^aoce OebilBd«)ioni|i]ex
nit uoeai 31icrtw«rt vau TO Liutdcn xu buch, der ki^nUlinert eism Weit
Ton lOOOtiuIden repriUenttcrt — Bia datiis hatte die Zunft ihr Mogaua
aar cnuielet,- jeUt gelangt tic in äaa Kiffentnm denelben.
') Lana 82 fo]. 90 Ut von drn of'^^*'^' la^ormi novi fnodaci guadi
4i« Rede.
*) Uaa 48 fol. 111 f.
*) Lana VIII a 7.
- 368 —
liigerte KiLrheiiiuteriaJ Buch führen und jederzeit den Eigen-
tüniera des Wiiids Reclmting ablegen können. Diese Kind hU
Glünbiger Her Zunft für den Wert dt» von ihr gelagerten
Materials in die Zunn,bücher elngBtragen. — Von den iibrigea
Bestiiutniuigen, die den Geschäflnrerkehr im fondacu ordnen,
ist Docb 7or allem hervorzuheben, d&es nur der EigentOmer
lind Einlag^rcr einer bestiramten Waidtuasse oder «ein legi-
timer Stellvertreter diföclbe vorkaufen dürfen; 4ms wer Waid-
(irber «ad pretium' ist, d. h. den W«id voai Äuftraprgeber
geliefert erhält und nicht selbst einkauft, ihn nicht lagern und
verkaufen darf). Die Verkaufegebülir fßr lUOÜ Pfand Waid
beträgt jetzt 28 V» s-, fCIr die gleiche Quantität Pottasche B';» s.
Jeder, der verschiedene Starten Wa.id im fondaco l&gorb, hat
daa Recht, über auch die Pflicht, t-in .luv-icolnm* derselben
zu machen"). Das 1338 den Tuchera verlicliene Eteclit, (Gr
das eigene Qeach&ft Waid einzuführen, ohne ihn im Zenteal-
magasin zu lagern, scheint jetzt aufgehoben — in erster Linie
wobi ans gewerbe polizeilichen Gründen; dagegen ist es jetzt
allen Tuc-humcheni, die nicht mit Färbern associiert sind, er-
laubt. Waid zum Wiederverkauf einzukaufen. Endlich soll
das WuidniagA7in ein ,Noli nie Innrere' fflr unbefriedigte
Gläubiger süin: keine dort gelagerte W:ire darf gepfändet
werden. —
Im Qbrigen entsprechen die neuen Be»timtnungon. von
*) Lnna 51 fol. 4 (U33I wird den P&rWti weoi^cui •rrUubt, Waid
,ad taggiiLiidum* in dns Hagnxiii zu schicken: d. h. um ihn dort von
den Sachverstäniliceu [irCtfen »u laKnen und tltMi Pretf ku crfuliTeci. Doch
wird 1487 (LiinH 51 Pol. 167) iln» ^un-r« V«>riiol uiit i\w Bi>;rrfln<1un); uitT-
gehoben, dius Acmde Importeure den c{agi>rilhrlcc Woiil Sflcra iui foDdmo
Hur den N».meu eiiiei Ffirben hatten udirviben laaaen, wodurch dioer
nicht nur mit den Spom für ?m\\. Transport in die i^tadt ric belaatett
«oadem &aiserdmn wegen L'ebertretung Afn Verbeta noch bPitraft wordea
sei; »liendrein leide darunter der liujtmi »ellixl.
■) Dabfii nniM wil^lprtlm i>in WnidArbor und otner der b&id0n fUn-
dacarÜ Eugegen sein . die beide durch Gebühren fdr ihre Tbäti^ltcit be-
uhlt wf^rden. Wüdfikrber, di« fBt d«a Oebmuch im rigeacn Lude« Waid
einfOhim. sind von der Verpflichtung, derartige .tneflcotii* la mnchen,
befreit. iui3«8öii aber denn»ch die fiblicbe Oebflbr xalilen; eljenRo ivt b«-
fr«it davon, wit weniger alt vi»r Ballen [k lOOO Pfund) ron einerWaid>
•ort« besüiit.
- 369 -
iinwesentliolien Äenderaugen abgesehen, den im Jabre 133R
trlaweneB ').
Wir sehen; die Konzentration des WaidbaudeU in einem
grossen Magazin dient in gleichem Masse zwei verschiedenen
Zwecken wirtschafllicher Politik, di« in der gt^samton gewerb-
lichen Vcrwaltungstliatigkcit der Zunft mit duu eräten Platz
oinnofamen: dem Streben nach strenger Kontrolle wichtiger fUr
die Indti^trie verwandter Hilfamaterialien auf ihre geeignete
<jua)itiit bin, und dem oucli tiuantitativ ausreichender Ver-
sorgung der Zunft mit diesen für sie so wertvollen Materialten.
— Denn indem die Zentralisation und Monopoliniernng des
WaidhandeU ihr es ermöglichte, in jedem Moment sich einen
genauen Uoberblick flher die jeweilig noch xur Verl'Ugung
»itebenden Vorräte zu verschaffen, gewann sie die Macht, die
Zufuhr desselben, die sie ebenfalls organitiierte und regulierte,
dem vorhandenen Bedürfnisse weuigsteui^ einigermagsen auzu-
paaseo. Das grosse Problem der modBrnan kapitalisti^cben
Wirt»chaf»«TerfBg8Ung — dess(»n scheinbare Unlösbnrkeit im
Rahmen dit^ser Verfasaung vor allem der aoziabstiiirben Kritik
eine Handhabe geboten hat — , da? Problem der Ordnung
der Produktion, der planmäasigen Anpaatiang dorselben an die
Nachfrage, wie sie einige von der fort«chreitenden KarM-
lierung erhoffen — es war hier, in den ersten Anrängen der
kapitalistischen Wirt«chaftsepoche, auf einem allerdiaga be-
i^bräiikteu Gebiete durch eine Einrichtung gelöst, welche in
vielem , mehr allerdings iu ihren Üuasoron Formen als ihrem
inneren Weßen nach, uocli den mittelalterlichen Charakter
trug. —
Seit dem Jahre 1345 — In dem sich der erste Cotnnieada-
vertrag der Zunft mit zwei Kauf leuten zum Zwecke des Waid-
Import« findet — hat die ThUigkeit der Zunft auf diesem
Gebiete alluiHhlich einen kolosnalen Umfang angennmmen, Di«
Kaufteute führen , unterstützt durch das zllnftlerischa Kapital,
') Aiu qAtarer Zeit Mna wir ti9a\g mqhr über den fondoeo uimI
Win« Verwaltung. Eioo Dwtimraong von H74 (I,»na M Pol. 55) ver-
fligt, dtM jede Waidmeog«, die gelagert wird, -ino benndere Nammtr
tragen iudm.
D»r*ii, aiadlnn «nn iW nonntini^r Wirtafl]i»flii(t<M>cUi>-ht« I. 21
— 870 —
len Waid mich Florenz, lagern ihn im Mugazin, wo dann di«
V«Tt«UuDg an die einzelnen Tacbmocher und Färber nach Ma«e-
gftbs ihres angemeldeten Bedarfs oder ancii in Berttcksiclitiguag
ihrer wirtscbaillicben LeistuugsfUliigkeit ') von den Beamten der
Zunft rorii^enoiimien wird, nachdem der Preis von der zu diesem
Zwecke einge.^eUteii Kommission ^ »o geregelt ist, dass die
Zanft durchschnittlich wenigstens auf Ihre Kosten kommt. —
Und wie ftlr dpn Waid, so wird in gleicher Weiae, wenn auch
nicht annähernd in gleichem Umfang für die Einfuhr an-
derer nolvrendiger Färbe- ond Beizmittel Sorge getragen, vor
altem von Krapp (Robbia) und Pottasche (Cenere)'). —
Dazu kam dann im 15. Jahrhundert als wichtigstes aller Farbe-
binde- und Beizmittel der Alaiiti*). Kaum in t-iner anderen
Stadt des Mittelalters hüttc es wohl vorkommen können, daR»
die TTerrsrhflft Qber ein industrielles Betriebsobjekt, wie es die
Alaungruben waren, Anlnss 7.u blutigen Kriegen gab. Im
14. Jalirlmndert ist es allerdings Über die Frage der Ataun-
gewinnung noch fast gänzlich still: damals kannte man fast
nur den orientalischen Alaun, der vor allem aus den Minen
von Phocaea stanirate; Tind anf Importgeschäfte aus so weiter
uoQber bück barer Ferne ') scheint «ich die Zunft um so weniger
eingelassen xu haben , aU der ganze Handel des begehrten
') üiibcnifö rMpectURi Ad Aftern vt powibililati^ra cuiuaetlnu]tl<^
ünlorü.
*) Meiil siiia es die «fStialu tintr. Doch liat x. B. 13S] (Liuia W
ful. 131). tUi iler wirtsdiaflliclic Knuipf mit der PBrbenanft \on 13TS die
Zuatt ia eine >eLr heikle Liijte bmclite lt|{1. otieu &.$02ff.). diese ,(|iua ...
linlom iioituraBi faciunt imI impeiliaientuiii tanaiolia* . . . min ljeit«a .la-
DaiDÜc et pKuperibus pprsonia. <iue in dicLis miiterite sea pxcrcitüt «rt»
laue aliniBnta jiercipiiint H ex h« nubalMtlniitur*, eine KötnmitiiiDD von vier
.oFGtiülcs nd copiam tinte' eingesetzt, äio dafür Sorge tragon tollle, dua»
die Tücher ia der Stadt norenjt m iuiitlUtdJ^«n Pmaen ftrtien laasen, auf
dem Land« ebcnio walkm tauen konnten, diua die Prei«e der F&rbetntttel
niedrig blieben etc.
') Dittiu beiden wur(l«ii, wie wir Halien, ja «bwfalU im rondaco
gelagert.
*} Uebcr deueii Rcrkunftutatt« Tfl oben S. 82 Kam. I.
') UM icbriDt ee, nie ob im H, Juiirbundert mehr PobiaKbe als
Alaau som Beiteo verwendel worden »ei. Nur «iomal (IS&O) bOren wir
Tpn einem Alaanitnport der KnnlV (R''^. Nr. 16 im Anhang VII b).
IniBf- di FctgÜR* fast ansschlie^slich in den Händen der
genuesischen Knafleiite Ug, die die wertroUen Fnodstätten be-
sauen und uusbeuteten '). Erst als mit Beginn des 15. Jahr-
hnnderts auch anf italieniächem Qebiet grCeaete Älauniuinen,
zunächst auf dem Boden des KirchensUi&ts ^ aufffedeckt, als
die«« von den Itittgea Finanzpal itikern de.-^ pUp^ilicheii Hofes
in rücfasichtülosester Weise ausgebeutet wurden, ala unter den
zahlreichen Städten, die in Italien ana der Tuchinduntrie einen
btttrichtltchon Teil ihres RctchtuniB gewannen , nn scharfer
Konkurrenzkampf um das unentbehrliche inliindiMhe Material
begann, da hwl auch di« Florentiner Wollenznnfl mit ihren
grossen Hilfsmitteln eingegriffen und zunächst den Alaun-
Import In grossem Masst^tab organisiert; hat sie doch itii Jdhrv
U44 z. B. mit einem Schlage den Ankauf von dDOnOO"*) Pfund
AInnit beschlossen! — Aber die Auiifdlirung derartiger Riesen-
iiuportgeschäfte stiess nnf immer grössere Sr.hwierigkeiteii, jt;
rigoroser und riicksichtdloaer die ]iäp;<tlichen ße»it7.er und ihr4>
Behörden ihr Monopol ausnutzten, und je mehr die Konkurren-/
der italienischen Städte wuchs*). — So mochte es kommen,
dass man sogar 145!) das etwas abenteuerlich klingende Projekt
eines zunächst anonym auftretenden Florentiners mit Freuden
begrCsste, der den Alaun durch ein anderes au» dem Orient zu
importierendes gleichwertiges Materini zu ersetzen versprach ^),
'1 Daa Ut wohl auch doi Gnind. w&rum wir nie elvas at>er di» Be-
teiligung dei Zunft an ImitortirMchUftca wn Kcrnie» (Urana) l>{(r«n!
^ Vgl. darüber lleyd. Commerra dn Lw^ai Bd. II :<. iSSO— A^T
und üben S. ^ Aunu l. VorUber)[r-heod Liul auch die Wollcnsuafl gnm«
HotTnungon auT ilitse Min^n fii-sirtzt. V|r1. Anhung Nr VII h Ri-g. 173.
*) Laiia 52 ful. 61 (IU-(): nacbdeni lUi nclioa ISOOd«) Pfund be-
trilli0 ^iir«n (l.ana &2 fol. &7).
*) AUordinga wuril? audi im 15. Jakibundcrt noch Mann nas der
Levante importiert. So bflren wir J46S (Prov. del Com. Uapg. I.V> fciI. UQ)
lon mnem Streit, der nwiitrhrii Flonintiner und Tmvtianer Rnut'lentaa
«ID AlnoB ans der Roma&ia «ntttunden war. Wir »rÜBhr«n, ilu» die Veno-
tianer in Piia Magaune von Alaun und Kupfer anteiftm per ch^ deÜ'
aso e del)' altro banne l'uppiilt« d«! Tarc», dos heia«t «obl, wril üc da-
Diak dai Allüinrechl der Auafuhr dlPimr M&terirn aui dem toriiticfam
Reiche gepaditot hatten; von Ilaa nua konntini duna Florenttner sie iraitn'
uach dem Wtvten oder nach lulienischen StfldleD fuhren.
*') PruT. Uli fol. 122: Uno . . . it <iuale non si coulmtii ef^erenomt*
— «72 —
dw9 man ihm damals das Monopol der EiDfiifar dieses StofiTef«
für die I>ituer von 12 Jahren ziibilügte und iliai kurz daraiiF
iM>ch iiiafassendere Konzessktiien K^w&hrte. — Von ganz an-
derer Bedeutung abrr war es, daüa in unmittelbarer Sälie ron
Florenz, im Gebiete Vulterraii, das Im Jnlirc Idlil Florenx
die Oberhemchafl Übertragen hatte und nach einem nieder-
^eiiclitageiien Aiif>tiaii<]sr ersuch von \4M noch enger dem
Florentiner .DistrHto* eingefügt worden war. da«« dort aicli
die Auätiictit erüithctt?, den wertvollen Stoff in grOfisoreii Quanti-
tiiten gowiniton icu känuen. Im Thal der Cecina, io unmittel-
barer Niilie des Bergctildtehens Cnstclnnovo waren n&nilich seit
längerer Zeit bereit« Alaiingruben au^gcnntxt worden, ohne
doch irgend welchen bedeutenderen Ertrag zu liefern: jetxt im
Jkbre H71 wtirden dieselben — gegen eine ittarke Opposition
im Volterraner Stadtrat — einem Konsortium in l'acht gegeben,
zu dem uüchnt Siena das Florentiner Kapital ia» Haupt-
kontingent stellte, uad dan nun aoa den l'atit; rerfallcneD Minen
einen grossen Oewinn für sich »elbst und die Btadt hcraua-
XDwirbichaden versprach '). Ditr Ereigiiitsae, die sii^i an diesen
erst gebilligten, dann verworfenen Vertrag knüpften, dnrch
den sieb diu Stadlgemcinde Votterra tiberrumpelt und Qber-
Torteilt glaubte, »ind oft geutig genoblldKrt itnd lelihafl erörtari
worden: wie ifi der Opposition gelang, den Weiterbetrieb der
Qruben ZQUilchst za sistieren, ungeachtet detoten, daes die
nato al )><'c*<ote . . . dice . . . anre troMto una materia cbe Tarebbe in
tntto o in parte qnH inodMtmo «Tflito dio fa rHlluue o rion« a PinrnitA
dsli« |i«iii ili levaate iü allaminare laue, panai. leta . . .
') Vgl. xuru KolKenden Im nllgeiuuincD diG besonnoue DanUllimg
von Ruamont, Loreoio äe lledict S. 332 ff. und itie dort S. 338 Anni. 1
gegebene ZuvanimcnKtellunir der Qtiellim. Die teitbtir nnch hitixuRoboni
loeno. anbedwutend« Litt«ni'tiir xg\. bei lligaxti. Firennu o nmtomi
rinter Nr. 407, 434. 4S6. — Viiw di^ Italienindie, npi-nicll die Plorentiaer
I ieBChic))t8Clir<.'il>ung draht «ich die Kontrovi?rM im wuMmtÜRtioa um die
Pnge 4ler Mitadiuld den (.amixo Medici ma der nrlicbcrschafl dw
Kriege* und dessen ntr Vollem so uoKlOckstflig^n Vcrlnuf« und Atugangi.
Für unwreti vom PünJVnlidicn abMhvDden Stuudpunkl bat dieae Frage
nar ein durahauB sekuQdire« Int«>r(»)M. Pcn^niicba und Fpi-ticU flnaa-
nielle IntcmMtn hab*^ wotil br>i dur Ictiten EntccbrnduBg den Anuchlag
K«g«brD: dns «ijientlich treibnide Moment liegt <«eit ttor<r in iiU|tcm«)Mn
wirtscliBf1licli«i] und [>«liti«c1)en RimbtAleD.
Uatern«lim6r sich zur Zahlung höherer Pacht entschlossen
battea: wie dann toq sweien der Pächter die Eotscheidang
der Floreatiaer Behörden als Schiedsrichter aogerufen und
daiiD endgültig dem Lorenzo de* Medici (Ibertragen ward, Ton
dem das Gerücht wissen wollte, dass er als .stiller Teilhaber*
dem Komiortium beigetreten nei; wie diene Entscheidung, in
i-tnem fQr die Pächter gDnstigi-a Sinne gefallt, als [lurteiisch in
Voltcrra einen Sturm der EntrßstuDg und einen Aiabruch der
Volkxwut gegen die Florentiner Behörden in der Stadt zur Folge
hatte; wie dann in Florenz zunächst mit der Verhaftung der
Volterraoer Gesandtschaft und endlich mit dem Kriegsheschluss
geantwortet ward. Der Ausgang des ungleichen Kampfes
konnte bei dem Mangel der Hilfitmittel Volterraa und dem
Ausbleiben gröaserer Unterstfitzung, auf die en gehoflft hatte,
nicht lange zweifelhaft sein: ein unglücklicher ZiiTall hat dann
nach der Kinnahme der unglücklichen Stadt Jen« furchtbar«
Pliinderang und ZorstCning herbei^effihrt, die in dir Qedchicbte
eia« traurige Berähmtbeit erlangt haben *). — Blicken wir
aber tii-fcr, so erscheint ans dieser ganze Konäikt mit einer
Stadt, die au Macht Florenz nicht annähernd gewachsen war, in
anderem Licbtu: aU ein durch vitale Intereasen der Florentiner
Tuchindustrie vorallen) bedingter und verursachter Versuch, ncli
die absolute Gewalt Sber ein Aunbouiungsohjckl /u erringen,
d«a fflr diese ludustrie, die eben in jener Zeit »cboD die ersteu
Keime des Verfalls in sich trug und mit SchwierigkettaD aller
Art ZQ kämpfen hatte, von allergrOsster Bedeutung war. Nicht
sowohl pentfinliclie Habgier eines Einzelnen, als das Drängen
desjenigen KrwerbKzweiges, der von jeher der Stotz der Stadt
gewesen war . mag zu dem energischen und rQcksichtalos«!!
Vorgeben der Stadt den entacheidendeii Anntoss gegebRU haben;
nichtc kouul« der Wullenzunfl erwQnschter sein, als wenn
Florenz die Hcrrschafl Qber die Pnndstätte eines der wichtig-
Bten Hilf^materialien ihrer Industrie mch gewann, wenn die
Möglichkeit gegeben war, jene ebenso auszonutxtn, wie es di«
'I DuB M sich daboi um eiaao vom ObarbefühUb&bi-r, dem Ueno^
von Urbino. oichl reditzeiti); iintt-rdrllvlct«!! Tumalt, und nicht um eiDQ
planmiUüga Aktion haaddUi, kunn nuvh äen nenasUn t'onohaagvn |{eradl
Ober dinen Pnnkt nicht oielir AweiTvlIiafl cnrtieiiten.
— 374 —
pSpsbliche Verwaltung mit den Min«n im Kirchenstaatd that,
wenn vor allem die staatlicbe Wirtschaftspolitik der Pktrentiner
Republik d«n Interesseu der Zuiift dadurch dienstbar gemacht
wurde, dass diah dieser die Ausbeutuog der Grube übertiess,
man die Einfuhr fremden Alauns durch ProhibitirxOlIe
emcburerte und zu gleicher Zeit fremde Bewerber um das
kostbare Matertal nicht xuUess. — Und so is-t es in dor Tbat
nach der Niederwerfung Volterras geschehen: so dase von der
ganzen traurigen Epietide der Floreutiner Geschichte dieWoUen-
■iODÜ Zunächst die Früchte getragen hat. Die Verwalter der
Florentiner Stafttsaoleihen (iifficiali del monte), denen xunöchst
die AUunmiueu unt«r8tellt worden waren, Qbertrugen schou
durch zwei Vertrage vom 29. Juli'l und vom 24. August
1472 ') daä Monopol der AlauiigewiMnuitg aus alten im ehe-
malig votterrantschen Qebiet liegenden, achon entdeckten und
noch zu entdeckenden Alnnnniinen an die Wollenzunft; auf
3 Jahre wird dieselbe von der vorher verRigten Abgab« von
3 Oulden pro IDOÜ Pi'und gewonnenen Alauii.t befreit, und
gegea den Import au-iwärUgen Alauns durch die Einführung
eines ZuschlagxoIU von 2 Ihr. pro 100 Pfund (zu der gewBhu-
tichen .gabalU*) und einer Transitgebübr von 1 Ihr. geschützt.
Dagegen wird der Zunft gestattet, bis zu 500 000 Pfund des
geschärften Älautis auf dem Seewoge alljährhch zollfrei aiis-
zuftlhreii, während beim Export auf dem Land wog die Qblichen
Ztille gezahlt werden mU»<)en. — Endlich wird ihr noch das
E«ehfc xugeeprochon, das srnr Auatwutung der Qruben nOtige
Terrain evetitneli auf dem Wege der Zwirn gaenteignung zu
erwerben, Hol« in den umliegenden Wäldern zu schlagen und
den Gruben auf den bequemsten Wegen Wasser zuzutilhren.
FUr all« diene Zugestäadnifise hat diu Zunft an die Verwaltung
der SLaatakBHse jährlich 4000 tior, di suggello zu zahlen und
die Verptlii'hLung zu Übernehmen, die Gruben nicht zu ver-
kaufnn oder »onstwiu au vuräusseni.
Wie wenig aber entsprach der Ertrug, den mau aus dem
neugewonnenen Besitz zog, den IJofTuungen, mit denen man seine
■) Unti la fol. 4(1.
*) Udb 13 ful. 107.
- 375 —
Erringting begrfiaati den grossen Opfern, mit denen die Stadt
ibo erkämpft hatte! Die Zunft selbst batte zuaäcliat ihrer*
seit» das Recht der Ausbeutung der Gruben noch im Jahre
Uli ßiner Conipagnie Ubertrageu, an deren Spitze Andrea de'
Qiugni stand'); aber niclit nur fjeriet diente bald iu geeidiäft-
liche Schwierigkeiten, aus denen in späterer Zeit fUr die Zunft
langwierige Zivilpro/es^e und Verhandlungen erwuchsen, son-
dern die Zunft selbst sah sich in ihrer Erwartung allen (üt
die Industrie nötigen Alnnn nun im Inland produzieren zu
können, «chon nach kürzester Zeit getauscht. Kri^g und
innere Wirren binderten allerdingH die volle gleichmäfsige Aus-
beutung des scheinbar gewoimeuen Schatzes; aber auch ohne
diese iuMeren unglQcklichen Umstünde konnte bald kaum eio
Zweifel mehr sein, dass die Minen selbst keineswegs so aus-
giebig waren, wie es die eratnii sanguinischen Hoffnungen hatten
erwarten lassen'). Sie deckten nicht nnnähernd den Bedarf
der hauptstädti^clien Industrie, und vor dem Andrängen derselben
mussteu schon nach etwa 2 Jaliren zum erstenmal die hohen
Prohibitivzölle fallen, und die Einfuhr fremden Alauns niusste
gegen den frtiher dblichen niederen Finanzzoll, wenigstens anf
kurze Zeit, freigegeben werden. Alle Anstrengungen, mehr
Nutzen au» den teuer ern-nrbenen Gruben za ziehen, schlugen
fehl, alle aZubussen* waren vergeblich, und immer aufs neue
iQussle die Erlaubnis zur Einfuhr Übers« cischen Alaiiua erteilt
werden — bis man I48A offen zugestand, dass die Vulterraner
Minen die Kosten des Abbaus nicht mehr deckten, und sieb zo
dem Vermic'h F^nbiciilnRH, anderswo im Florentiner Gebiet nach
Alaun schQrfen zu lassen *), ein Versuch, der zunächst in-sofern
>} Una 21S fal, 2l!) 1f. und 3-21 f«l. V2, vgl. Antung VII h Ro>^, I Ta
*) Schon am 16. Pcbniar 14T5 (I'ror. l(}ß fuLZaS) wird geklagt^ iJhu
io den Valterrnoer AUuiii{rub«n ddd si lavoni piii per awenri tnancatiL
la pietra.
'} LaoiiIS fol. U9 MnuM la dicla lumi«ni ( -- aluniiom, Alaaagmbe)
Flie piü noD (oppartH le Bpeie n Invoninri. Dulier «ei et gut fare pron
•« altrwe uella juriailictioiiv d«I cDtnmanu di Firen»: li tronuaa fale
abondanztu di pieini che aafllciuntatavnte >i haTBas«! rallume. — [N.B. Oal-
loxsi (ritoria della ToMcann I S. 293) leixt flLUchltdi orst in dteiet Jahr
die Uebertra^ng der VolU'rnuior Aluaamlnaa na diu Wolieosanft.] Zu
dieacin Zwecke wird (Pror. l'ft fol 10l> l4Si ein OeMts (egeben, um das
- 376 —
Briblg XU haben schien, ak tbutoächtich im Jahre 1402 neue
Minen bei Campigüa (im Val äi Ccirnia in der Maremma) auf-
geschloeseti uii<] deren Ausbeutung unter den gletclien Bedin-
gungen wio die der Qrabea tob Castelnuovo der Wolleuziinft
flbertrugen wurde'); aber auch hier setzten die beständigen
Kriegswirren des ausgehenden Ih. Jahrbuadcrt« dem Abbaa der
Uineu bald ein Ziel; und wenn mau »ich auch his zum F*li
der Florentiner Republik im Jahre l->29 nicht entschlossen hat,
die Einfuhr des Alauns aus der Levante und dem Kirchenstaat
delinitir freiiiigeben, ikj hat man doch vreuigstene von drei zu
drei Jahren die Sospension des Verbotes Terl&ngert, weil man
jene Einfuhr thutaJLchlich trotz des weiteren Rückgangs der
Industrie nicht mehr entbehren konnte.
Nicht genug aber damit, den Handel mit KarbstoEfeu und
Beizmitteln nud zum Teil auch deren Produktion mit Uilfe ihres
Kapibahi zu unterstützen und zu organisieren, hat die 2unti
in den Färboreiprozess Reibet auf dem gltricheu Wege mit
aller ihr zu Qebote stehondeu Energie eiiigegriffeu. Qalt es
dort billige Waren durch grosse Mengen der Giufuhr oder Pro-
duktion der ßohstoß'e lui eigeuen Lande, so hier billige Arbeit,
wenn nicht auf anderem Wege, so mit Milfe des Zunftkapitats
zu erzwingen.
Die Zahl der uns erhaltenen Verträge, die die Zunft mit
einzelnen Fürbeni nder'Otjmpagnien Ton solchen abschloss, ist
eine imponierend grusse; und besonder» in der ernten Hälfte
dea 15. Jahrhunderts ist kaum ein Jahr ohne Abechluss einett
neuen derartigen Pakts oder die formelle Erneuerung einen
früher nbgeschlas«enen vergangen. So sehr sich nnn diese
Vertrige im einzelnen in der äusseren Form nnterec beiden, so
sehr gleichen sie sich in ihrem Inhalt: gegen die Gewährung
eines Gelddarlehens oder Beteiligung der Zunft an der Unter-
Ontban nacli MuiRulirn ini gKiDMn KIwmtiaer Gsbtet xu «rleieliteni.
Vgl. im AaliiuK VHb Rog. Ig6h. Offenbar ial das Oeaets auf die lailiu-
tire der WolloBzunlt. in GfliDiL«h«'i( ibrn» BosehlnuM von .lAhro «other,
Mirflok«ifllliroii.
<) l.u>« 18 fol. 1K7.
— 377 —
nehmuDg rerpflicht«t sidi der Färber, monatltch eine bestimmte
Anzahl fFarfakUjien* TorzubL'reitea (ponerü Tagelli). d. b., da in
einem FUrbcbad nur eine gewisse bescliräokiu Anzahl Tticher etc.
g«f%rbt werden durften, eine bestimmte Menge an Stoffen, sei
e% nun Wolle. Garn oder Tuche zu Rirben; fßr jedermaan
zn den von der Zunft be8tiiuQit«n Bediogungeu (Zahluags-
terminen etc.) wnd Preisen zu arbeiten, nnter steter Kontrolle
der Zunftbehörden und deren exeVntiver Organe, Erst sehr
spät, zuentt 1451 >), dsutn wieder l't^O"), ali mehr und mehr
die Prateser Fürbereieii den Florentinern den Kang abzu-
laufen begannen und alle Verbote, Florentiner Material xuni
Färben nach Prato zu senden ror dem Schmuse] nicht stand-
gehalten hatten, hat es die Zunft unternommeo, eigene F&rb«rei-
wcrkfttättCD zu bauen '), die aber schon bald an einige F&rber
iu Fuclit gegeben wurden, nachdem die Kigcuregie, die man
nnfaiigs rersncht hatte, sich als nicht durchführbar erwiesen
hatte; auch auf diesem Gebiete ist dann erst mit dem allge-
meinen Nachlassen der indu.stri eilen Energie in der zweiten
Hälfte dea 15. Jahrhnnderta die Thätigkeit der i^unft langsam
längeHchlaren.
*) Lbdb SS fol. 8. Damit di« Tücher ilire Taeha nicht — bei äoo
holten FtrberlOliDen — nach Pimto Bchickcn, kauft die Zunft von dcx
Sladt Terrain lor 8eiM ihrer bottega aapon» un Arno 'ur Rmchtang
eisor tiata guadi. Aoigabe bis kd SOO Oulden.
■J Un» 68 fol. ISO tf. Vgl. oben S. 69- — Dod uamittelbarei]
Anlaw lu dem Vorgehen d«r Zunfl gaben wiedeibolte Lohobeweguagen
dar FKrber in dieser Zeit. — E» aoll daher Sampübus cl micntie dicte
Artic eioe bftttega tiate artia maiorii errichtet werden, <1h wo daniftU liae
Kcariohatorium (AbUdntellcJ funduci ^jcuadi war. — Du lüe Raukomraia-
siOB ftlr dieie Werkstatt »her Widentaad bei der PArt« Guulfa findet, die
ao dioMT 8t«1le einige Hftiiaer betititU lo ullen die»e für 400 Golden im-
gekaufl werden. — 14tJl wird dum ebeofitltii der Bau einet WaidfiUfao-
werkstatt bewilUgt aud damula noch Busdiilcklicli verlegt, daM beide
WerkatfttU-u in I!ig«nre(iie bleiben nullten (53 M. 147), 1462 dagegen ihr«
Vir()U«litung benchlotven (53 fol. 193t.
*} AUerdingi beaitxi die Zunft ■choa 142? ciac bottega di tiata di
goado, di« il« aber nicht iclbct <'rnclit«t xa haben lebeinl. Vgl. aUen
S. Sec Aam. fr.
^^ 378 —
Kebeii d«r Einfuhr der FsrbstofTe spielt der Import
von Oel in den HüntleUuoterDeliiniingen der Ztinft die i^öHste
Rolle: ein Material, das nicht nur zum Einfeiten der webe-
faereiten Tela, Kuudem vor allem zur Bereitung der beim
,Ent!<r)iwei.i!<en* der Tuche nach der Walke iiütigeu Seife ge-
braucht vrnrde. Die Fabrikanten dieser Seife waren, wie eben-
falls schon erv^ähnt, dem Hahnien der Ztinft eingeK'i^d^i^
ihrer Jurisdiktion in dem Bestreben unterstellt wordi^n, ffir
gute Qualität der Seife und ausreichende Versorgnnf? der In-
dustrie mit derselben gewiüäv Garantien ^.u bekommeu; dem
gleichen Zwecke diente die privatwirlächaflliche Thütigkeit der
'Annit. So entiteheti denn neben den Fiu-bereiwfrkstälteD die
Seifvafftbriken, seit l'Ml '). in .jedem Zunftquartier eine, unter-
stützt durcli Darlehen der /.iinft, die gegen die Wrp flichtung
gewährt wurden, jedes Jnbr eine bentinimte Quantität Seife
zu fabrizieren: so kommen die IlJihi'n der Sunkinen. die die
Zimft auf den ]ni|)ijrt tür Oel »erwt-ndrt, fast denen für Wald
und Pottasche gleich. Damit nicht genug, uimnit die Zuofl
wie beim Waid die Sorge f(ir Lagerung niid Aufbewahrung
de« importierten Oele» auf sich, zuerst diirch eine Art Cisterne
(poEZti) im Zunftpalast selbst, dann, all dnrch dessen Umbau
Jene unbrauchbar geworden war, durch den Bau von .traog'hi
seu canalta*. von Trögen und Rohrleitungen auf dem grossen
Kumpl'^s von Zuut'tgebauden, der damal« beim Kastell Alto-
fönte ara Arno im Bau begriffen war*), his endlich im Jahre
142<j wieder ein eigene» Gebäude an die Stelle dieser Kanäle
trat, die nntordosaon unbrauchbar geworden waren*).
Aus diesen Cisternen, Trögen und Uagazinen ward dann
') Dm uieisU und wolil auch lienl/i Oel kiim ttber Piiu naf Jen See-
wege nach Floronit und liie«« dalior aocb Olio di Pel&go od«r di narvi
du aUcrbcntv uub Gaeta: doch wird auch einlieimi«che» Oel aae dem
Nievolethal und dem Komitate von Pin verwandt.
■) Tpl. darftber im Anhang VII b Heg, m. Im .l&hre 1408 aiad die
UaalicLkeitiMi noch nicht vollendet, «U diiiuoli den ofStiales tinle Be-
fugni« «rtflilt wird cnstrui fncera canitlia et bedcütiu pro oieo et gundo.
') K» biinildt aicli eigeuUicb um den tbu einer apotheca a^ioni»
(l.aau 19 fol. 124), d«i' hbei nutdrQcklidi liainil motiviert wird, daas der
ftite Laden lenrt^ und die conatia olei niitfiiigUch geworden »eien. Bao-
tumme L50 tinldm.
— 379
— ebenso wie aus dem Wsidupeicher — die Verleilang an
die eiii/elnoti Unternehmer und Seiretüiibrikauteu nach Masa-
g&be ihrer Taxe oder itir«(i Bedtirfoiitscs ■), das sie vorher an-
zumelden hatten, zu den von der Zunft festgesetzt«! i, ans den
Einkau fspreiaen und Spesen bercchnpten Preisen vorgenommen.
Eine eigene Kommission, aus aclit K!>pfen1 bestehend, orga-
niaiert deu OeUmport, und ihr Wirken bat in den BQcbcm
der Zunft fa^t auf jeder Seite Spuren binterlaasen. Von deiu
fUr jene Zelt koloanalen Umfang tlifsvr Unbemehinungen wird
man eine ungefäbre Vorijtellung erhalten, wenn man erfahrt,
daaa im Jahre 1!H7 die Zunft in der Mark Änkona 2&43 KrQge
Oel zu 86 Klorenliiier l'furd, in Oaetii 2;t50 Krüge, «nd bei
drei verschiedenen Agenten 225Ü Krüge angekauft hntte: im
ganzen also 7143 KrDge oder (JÜTir.r» Pfund Od! Für diese
hatte die Zunft, die Transportkosti^n und Spesen eingerechnet,
15956 Qoldguldeii beKahlt. also eine Summe, die »ach heutigem
MfiQ^ewert eine uolche von über 1^0 000 Murk repräsentiert,
einen Tauschwert aber von etwa 6U0O00 Mark')! Eine Berech-
nung, die vielleicht besser als eii lange Aiiseinnudersctxnngon
vermöchten, die gewaltige Ausdehnung der Florentiner Toch-
tnduAtrie zu illustrieren rerinog. Trotz alledem oiuss gerade
die Oelbeacbaffiiug grosse Schwierigkeiten gemacht haben : denn
die aCarestia olei' bildet den Gegenätaud beständiger Klu-gen
4er Zunftbehörden; und gelegentlich bat man deshalb zu
nstriktiven Maearegeln gegriflPen, wie sie der Zunft Honst fern-
lagen und Über das flbüche Verbot der Auüftihr weit hinaus-
'> T- li. Una 4<t Tai. 4A and ibid. 139 fof. 7» (1414): Allen die lan»
fnocij^ea» ventrbcitiio lf> iir«>ci pro 100 j/unoi ihrer Xul-, üvd iuid«r«n
7 urcei.
*) }^ie erfntul «ioh ausgvdohnlei' Vollmuchtvo: t. B. (Lana H
toi. 61; 1882): unbesc.hhlnkt«r Crlnubnin, Oel anKukaiifoa, OMundt« tu
eoDdco. Spflicbcr su mieten eti.-. — AnfiuittH scheint sie nur von FUl
XU l-'all g«wa.hlt wordcD lu aoin. Seit 1^4 bMtc^t cina ständige
AbundanzkoiRmiMion (ofHdalu ad habeBdam eopiam Untr. oI<;i vt 6Ii
ferrei).
*) Danial* hattv dits Zunft Übrigens mit Verlnat t{BMl>uit«t, <la aa»
dam Verkauf nur 1-4 276 Golden «iageyaD^«!! waten; Irotidem wii-d doii
offleial«! bvreitwillig Ovcharg« ul«ill, d« du Oesobäft wegen d«r .ubou-
daatia oloi* suin Nulaea der itunftoütgUeder auageadüagn aei.
SM
^agcn: «o ab maa z. B. 1354 WiÜMiito *). iam
mdu Od be«itz«n dfirfe. «]■ er Ar •etnea und sauer Familie
rnlwnMii(*ii!iilt aul des Beirieb sdnn 6«wertiM (ad exer-
artcn) b«oW^te.
Alt letztM cadlkib anter dea nifiiiiiJiiiJiiii 4er lada-
•trie, ftlr dereo rwAKdw» VorhandenaeiD in PloRm die Zimft
Sorge tmg. itod neben deo Käoiincn fOr die WebatQhle jene
.Kardeo* oder KnrditscbeB m nniDeo. die. ztun WoU-
krempeln beoatrl, »tu einem bcModetB gnteti. etastiscfacD and
widtTBtaxidsCUügen Eiiieodrsbt bergeeteUt seio moeetea. In
Florenz aelhti war die Fabrikation dieses Drahtes, wenigsten«
in der Gct«, die allein für eine gnte Arbeit Garantie leistete,
«rtbreod des ganzen H. ■lahrhunderU anbekannt geblieben: ao
war man fOr den Bezug denelbeo dnrebaiis vom Aa«land. ror
allem roa der Lombardei abhiagig, wo seit atlei;« ber dieser
Prodaktioiuzweig wie die gesamte EiseninduHtrie einen ((finstigCB
Boden gefunden hatte and jetzt in bober BlSte stand. £beti
die»er Umstand aber machte den regelniMsigea Bezug dieser
notwendigen Werkzeuge zu einem höchst prekären: die bau&gen
Krieg« Im niJrdlicIieD Italien unterbrachen die /Cufubr. die nator-
gemlN den Landweg wählte, zu wiederholten Malen voIlBtäodig«
and auch ein l<JÜi)') zum erstenm»! vrlawenes, dann hüofig
wiederhulteH Amdahrvorbnt Termocbtc doch nur, soweit es nicht
durch Schtnaggel umgangen wurde, da« alte Uatcrial. daa sicli
allmählich abnutzte, im Lande xu halten, nher kein neue» xu
bescbaifeu: den siet§ erneuten Klagen der Händler mit Karden
[lud K&mmeu (der cardaiuli und jjettinagnoli) gegenüber war
M flberdiuH nicbt durchzuffibreu. Ebensowenig vermochten
du Verbot de« Wiederverkaufs eingekaufter Ware, die Mono-
'] LutH 43 fol. S. Die MsMreg«! eriaaert ao die von PoeblmunD
ir«<«hll(lort« I.«t>eD*n)itt«labaadan2politik der Komman».
*} \MtM iü (ol. l'iS. Dan Vrrbol iiciifafitt cartli, petttai, Katrduti,
dtaMi OUD«. fiJiae Uwü wl pottini cumplrti »d tvsctxlo« pMmot. Aohn-
Uobei Verbot M24 (Lana 4» fo). 110): doch niuu e« UÜ Kof KIk^ der
Oardaluti und potlinugnoli wieder irargcbob«!) «iTdcn. Vgl. statuta oon-
Hilun nuri» t (laMim und Poehlnanii a.a.O.
— H8I -
polisierung des Verkauf* in den Händen der Zunfu>rg»üe ')
und die Verteilung der Vorrat» nn die Zflnttler nach HoaBgiibe
ihrer Taxc^ dem Uebol des Drahtinangela, iaa ein chroni-
sches zu werden drohte, dsuemd zu steuern.
X>H eiitschloäs innii sich, ala durch erneuten Kneg mit
Mailand trieder einmal die Zufuhr gänzlich ahgMchnittfin war.
zu dem Versuche, durch Heranziehung fremder Meister als
Lehrer der einheimischen, die Fabrikation den besKcren Muterials
in Florenz selbst einzubOrgern: nicht nur die Zunft gewührte
dum Magister Queriniia aus der Lombardei und seinen Söhnen,
die iu diesen! Zwerku in Florenz »ich niederlasaen , in den
Jahren 1405 — 1409=*) grogae. umfaiweude Priritegien, sondern
die Kommune selbst sagte ihnen auf Bitten der Wotlenzunfi Frei-
heit von der Immatnkulutioti in irgend eine Zunft und ImoiunitiU
Ton allen Steuern auf die Dauer von zwanzig Jahieu -zu*).
UnterHttltxt durch weitere Erlasi^e drr Woltenxunft, die den
fremden Meistern ein Monopol sicherten und die Verwendung
nlUtr einbL-imiHcher Fabrikat« verholen, scheint das Experiment
ToUkommen geglückt zu sein; nur ganz selten ii^t wenigstens
in der Folgezeit Qber Mangel an derartigen Instnimenten in der
Stadt geklagt worden, und wir hören nicht nur nichts mehr
') Schon 1303 wan-ii acht ofliliftlet O^m «4 fol. 9&1) cum Zweck der
BaaoliaiRiiig von scarduu etc. gew&hlt «orjrn: ihre Befu^i* gebt duut
an die S. yi'J Anm. '2 genannte Konimitaion Über.
*) Udu 1H fol. 7 (I4U).
>} Vgl. Anluinff VU b ftcg. »«, 99, 99. 106.
*) Audi die ScidoDtuaft hat — dn« darf hier btilinfin onrfthnt
werarn - ]4<il ($«U I fol. '2tt7) su ähnlichen Hiltela gegrilFen. Uer
Zunft. heiMt es, babu ca bii lor iwoi Jahren an guten .rerri iIll tenHi;rc*
ffOfehlt. Non wi seit eben dieter Zeit ein Tenetianiacher Meister der Ki»en
t>e&rb«ituRg in der Statlt. tirr dima ,Kt>»ii' lim i«t nicht klar, welche«
Inatrunent tlnmit tteinrint iet) b«*»er verfertige ala jodor UDd«n), und
wi*|j>>ii «»iiii-r Schulden aiia Venedig nach Florent geflohen aei. In der
üefATcbtung nun, da«« er lich mit «wumi Ol&abigern «nigen und Florenc
wieder den KUoken kehren kSnoe, werden ihm. uid ibn daii«md an Kloreni
in fcsaalo, folgende Zugeit&ndniMO gemacht: er erb&U mit «cinvr Pamiliv
.liourU e salvo ooodotto* auf sehn Jahre, per qualunque dsbito ed
obhgittioni!. .^uch spüttir kann er nur mit EtJanliiiit dar Konsuln der
SeidesKunft Rlr Scbnlden iMlangt W4!rden, die er nidit in Flormx Re-
macbl hiitte
Die gkäekc PtiBtik, ReviMe GwerW.
Sehn nr
W«h«r«i IM CBfcerea Siaoe. Du BestrebcB,
Aa^mi m 4cr TBchprodaktM H^ aMbt^^ m
Mtc Kkn 13ME ian gelt&rt. fie BalAr fr«««
■li MMBi ZoQ TOD K4dwr Hob« ZV bdaitcn^. iam er
bat prohibHif« Wirkimg halt» asd 4er Calinalamdwtria
LeiMBCMnr rlSBig Bsicrband; iodMatB batta lidi daviab
4i« ICDtwia4%k«ä btnoigefltcllt. m« gmoie Beibe vm Ti
•ortm TOB deni fichntxzoll zu eximieren *). weil der FVnoliaer
't Um le M. U: 1&4S Eiafiifar der caidi fa«t>eri frnst««UBf
WH) tNMndm «rwlbat cardl niUtien; Ar Jeds Pur mmt der
ein« f(»bfflU gncahll »ftrdeii.
*) IJ^btr dt» kUgnann« Ricbtosg der Pltmnliorr Wirtirhiniprtli
in dl««tr Fraite vgl' PoBhIniftnti a. &. 0. S. 74 T, 1020*. Die
mifii, J«iM <vf(l. Ott«« fe. 1 17 f I oKch (t«r (iCiriMinng Lirorao« in woeit-
li«h«ii nwh PuuiMT MoUcr koutitniert« Behärde. irntten. wie ichcm er-
«fltint, v9r Kilon «Im ^afgabv, di« mom^ntute Lag« d«i nniclBCB O^
«tri» in d«r SHaii tu t>eo)i«chten, tiv mit »Drn Miitclo zu ffirdern md
so heb««, Mwte nr EinfBlirdng B«Dn- lDdD*tri«i), die in Floreni Reiben
lloaalMl. 60Tf« tn Iranni. Spitlw icliein«« diMe Pnnktioont an dSa
.UfMali d*I nonte* BtwgtgMBM «u mid. Vgl. Un« 18 Tat. 12S {I4i7):
Obt ((!' indali da] moBte (loutoo inTaatigBie d' <»)tiii Arte u meaÜKOj
da' qUKli ftl prcaent« nella citU di Ircm« non aia notitia d' ivtefic«. B
«hi fbmm «iperto ia tkle nercitto poaaiiio oondocere a für« . . . qnaloB-
«bfl da«M Aril ai «nrcHli nella citü di Firvaci!. E con tnti Artefict ooo-
mlnri » Airt caaeedera cm-itoli ■)' iniinuaitA *oliimentt> di gnvtxt. E df
natrloola ••' d' ultrr racÜoiii il' aite coiae lAmceik % decü l'niciiili im
EinvaraUndiiH mit diin /^nflkoBnln. Danobm aind dieM, wi« «ir «eben,
aiwli aelbaUadlg iroriros'uigw-
»\ VkI- nntnn h'Ap. VII.
— 383 —
Konsum sie nicht etitliehreii konnte, und die eiuheimiaciie
Fabrikation riocli nicht im stnnde war . sie in gleicher QHLte
und Billigkeit herznstellen, wie itie denen ei){eu waren, die man
vom Ausland bezog. Unter diesen aber waren am meinten die
sogenannten .panni Perpignuni* beliebt, alter Wahrscheinlich-
keit nach trikotartige, vor allem zu Beinkleidern geeignete')
Maschengeweb«, wie wir »ie auf vielen Bildern der Zeit nocb
heaie als charakteristisch fUr die damalige Florentiner Tracht
beobachten kOnnen. Atif die Einbflrgening der Fabrikation
dieser Gewebe ging alxo xuniicbst dns Bestreben der Zanft;
darum rnfi nie znerRt, .soviel ich aehe im Jahr« 14 Id, einen
Weber aus Perpigimn nach der Stadt, verpflichtet ihn oiclit
nur einige andere Weber, sondern auch die Verf'ertiger von
Maschen ftir die Kette am Wefacbaiita und einen .fllzainolQ**),
«ineo Tucfaspanuer and einen WolUchlüger auf jieine Kosten,
die ihm später wieder ron der Zunft ersetzt werden sollen,
nach Floreux fcouiiueu m lassen; sie alle soUen Florentiner
Arbeitern ihre KtiD«L Lebren, mfiaaea aich verpflichten, wenig-
stens ein Jahr lan^ in Florenz iliren Wohnsitz ^u nehmen,
und erhalten daftir vun der Zuiill jeder den hohen Lohn von
50 Gulden jährÜcb, nebst Ersatz der Reisespesen. Indes
.scheinen dicite ersten Versuche, obwohl man sie mehrere Jahre
hindurch mit immer neuen Mitteln durchführt«, obwohl man
einem in dieser Technik besonders geübten deutschen Weber
ein Baus für 7iJ Gulden kaiiFte tind es ihm kostenlos (iberliess,
nicht geglückt zu sein; so Hass man wiedernni den Import
dea nicht mehr zu entbehrenden ArtikeU ro lange freigeben
mnsste, als die heimische Indn^trie itch nicht im stände er-
wiea, die steigend» Nachfrage nach dem.tetben zu befriedigen.
') L«id«r liab* icb &W die Be4<:bnftVnbeit dicaer TuchaorUo DÜgenda
auifObrlicbete Auikuntt gefaDden. Ein Krlan der Wollenuinfl von 1472
(Lima 13 fol- £0) ipricbt bei G<IvhcdIi«jI äaet Exportverbot« von der
Scbaade .che in tale e tantu citta Don Bi&UouUt induatriu che u foeoiä.
perpignani o alti« a cofcione ili panni da Ghalx«*. . . . Dsm u rieb am
tnkotit.Ttig(!i. baapb&chliob lu jHoam. Unterbeinkleidmi etc. veTwaadtt.'
Stoffe handelte, daraof dentel auch der Umstand, daM ne, en detail, von
den caJEaioIi «erkann wurdsn.
') Wohl iiicatiacb mit .Walker* (= VerftiMr).
— 384 —
BL'saeren Erfolg bracbten daan ernente Anstrengungen der
Zunft, dit- im Jahr^ 143(3 eiiuetztdn und mehrere Jähre hin-
durch mit zäher Energie fortgosetiit wurden. Zur Charakte-
ristik derselben diene ein Vertrag, der 1436 mit einem Ma-
gier Pienis BQs Perpigniui nbgeiichlossen wurde. Die Zage-
stäuduLsse uad Frinlegien, die ihm von der Zunft bewilUfift
werden, sind noch amrassender, als diejemgen der erst«u
Periode gewefien n'aren: utaa veiaprjcht ihm bie &q sein
Lebensende einen Gehalt von 5.'i Qniden jährlich zu dem, was
er eich durch seine Weberei nach eiuem von der 7.Mnf\ fest-
ge«cteti>'ii Tarife »elbeit verdienen wDrde '). Um über die
praktische Durchfnhruag des Vertragü dioamal sofort in die
rechten Wege zu leiten, wird im Jahre darauf jedem Tuch-
macher anbefohlen, ein bis zwei StDck Tuch jährlich nach
der neuen Methode durch die rou Peter geschulten Arbeiter
anfertigen zu lassen. Und obwohl die Zunft bald darauf mit
seinen Lei^ttungeo unzufrieden wurde — es wird Ober aeioe
NarhlüRsigkeit geklagt und auch darüber, dads durch den ab-
norm hohen Lohn, den man ihm tu zahlten hatte, die Tuche
teurer aU Importwaren zu sti>btin kämen — . obwohl mau zuerst
8«ia«n Lohn oni ein Drittel kßrzl«, und später den Vertrag,
der, wie gesagt, ursprtiii glich anf Lebcnsiieit abgcschloMUi
var, gänzlich lOste, die Hauptsache war, dasR diesmal, dank
den gebrachten Opfern, dauernd die neue Methode der Weberei
sich eingebürgert hatte, und dass man, wie es in einer der
Urkunde» voll naiven Stolxes h'eit^t, da genug einheimische
Arbeiter herangebildet seien, der fremden Lehrmeister eot-
rateu kdnuc. — Indem man dann den Zwang zur Fabrikation
Perpigoaner Tuche in bestimmter Quantität und Qualität immer
nufs neue einschärfte, von Zeit zu Zeit auch wieder fremde
Heister nach Floreuz kommen liess, hatte pndlicb die Fa-
brikation dieser Tuch« in der Stadt so feste Wurzeln gcfasst,
dass die Kommune sdion im Jahru 1172 daxu schreiten konnte,
die Einfuhr diiraer Tuchgattung gSu^lich xu verbieten und der
■} Es itt dies, aori«! («h Bvfa«. «lu «insiita Beiepicl rUr lüncn tob
Her Zunft nusgelienilin! und dnrofagefUfarten Webertarif, der hier donb
die bMondiircn Unul&iide ljediiif,'t ist und g^M <!>« oben (S. 881 ff.) aua-
gttproclieoe Ansiclit nichts bewoiil.
— 385 —
Wollenziinft die Pflicht auf«« erlegen, im ersten Jahro 800, im
folgenden löOi.», von da au jährlicL 2000 Stock Perpjgnaner Tuche
durch ihre Mitfflieder fabrizieren zii lassen >). ^ Seitdem sclieint
daDQ die Fabrikation dieser Tuche, uachdem sie teohnisch
darch eine Secha-Männer-KonimisaioD reguliert worden war, bis
Kiim völligen Niedergang drr Indnstrifi einen hervorragenden
Platz in dorsrlbt^n behauptet iii haben,
Keben den Perpignaner Tuchen war es noch eine Reihe
ahnlicher leichtgewirkter uder mit Mustern geschiuUckter Tuch-
sorten, deren KtnfCihriing in die Florentiner Fabrikation in
der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts mit mehr oder minder
grossem Erfolge versucht worden ist. AI» im Jahre Mr)8 durch
Volkabeschluss die Einfuhr fremder Tuche gänzlich verboten
■worden war, du war sieb die WoUenzunft sehr wohl der Ver-
pflicbtungen bewuast, die ihr aua diesem, bauplaäcblich auf ihr
Betreiben und in ihrem Interesse gefasaten Beschlu»« erwuchsen,
und noch im gleichen Jahre hat sie den ersten Yersuch gemacht,
eine bisher nur vom Ausland bezogene Tuchsorte, die ttogenannten
.aue A iiccellini* durch die Berufung desjenigen Meisters nach
Florenz dort eiQZubQrgern, den sie in einem ihrer Erlasse aU
den , Finder und Erliiider* (ioventorc e trovatore) dieser Tuch-
gattuug bezeichnet. — Dennoch wird noch nach acht Jahr«n
darüber Klage geführt, da?s .wie die Erfahrung ergebe', beim
Volke sich grosse Unzufriedenheit zeige, weil an vielen zur
Kleidung nötigi-n Tuchsortcn Mangel eiugeireteu sei, vor allem
an solchen, die iu Florenz entweder gar nicht fabriziert wCirden,
oder, soweit die« gescholien, nicht in gleicher Gflte und Brauch-
barkeit wie sie den früher — vor 1458 — importierten eigen ge-
wesen war. — Unter den Tuchen, deren Einfuhr infolgedessen
*) Sphr iiiliiiiiHiiiil ist die bcgrUndung dic«cs Getctzn (vgl. Ober
die QetlobtspODkt« der I-*loT«iitiDer Wirtachaftapolitik im allgmneinOD in
jener Zeit PoehIin»nn a. ». 0. 8,106 f. und unten Kiip. VII). - Vgl.
ftunh di^ Antwort, die div Kqiiilililf l.uilwig Xt. von »ankreich mtctlle,
nls dieser bat, man m^ge die Kinfuhr von Perpignnner 'l'achen vicdei-
BalasMn. f^ct enim populu« oMter hniumodi adminiciili« ut neeeadtiLtl
ricttu posiit aatiiracenr. Kicrevit onitn niDiorvni ia modum et inulle
*tit», and« tibi TU'tuin pftratat, dimiauite |)artin:, partJm dimininate
per vidnu laoa. motte minns ultinenii prebmit, qaamsolwnt (Detjardin*.
NefCMiaiioua eatro ia France et U Tosnute I S. 166).
Pftrtn, Studlon m* Jm PlaNBtlh*r WinfehAdici^iKbleht« I 25
durch eJ4ik9ll^ von 14ti4i rr«igef;eb«a wurde, befanden sich
neben einigen anderen billigen Stoffen auch die saie aucceUini').
— So gfihcu denn di« BemOhtmgen der Zunft aucb in der
Fotgezeit vor aUeoi auf Einftihrung dieser Tuchaorten: neben
den 8iiie u uccellini koinmeo ror allem .panni saentoni**) —
wobt eine mit Vorliebe in England fabrizierte Tiichsort« — und
«Yelietti*, leichte gazearbige Gewebe in Betracht; iutereestuit
ist es, dabei zu beobachten, dasH man, nie fibrigena auch in
der Seidenziinft, den Krfindem neuer Munter einen anbe-
ncbränkten Mustenicbutz zugebilligt hat"). Dem Verfalle der
Industrie konnten die spürUvhrn Erfolge, die man auf diesem
Gebiete davontrug, keinen Eintrag tliun.
Hat man vor allem euiii Zweck der Einbürgerung neuer
Fabrikationsmethoden zu dem Mittvl gegriffen, fremde Weber
durch Privilegien und Unterst 3tzmigeu ans der Zunftkasse nachJ
Florenz zu locken und ^ie dort dauernd zu fesseln, so lies»'
es — wenigstens bei einer Gelegenheit — die Ordnung des
Fabrikatiousbetriebs selbst geraten ersohcinen, eine der-
artige Einwanderung durch solche Versprechuagen herbeizu*
fuhren. Mit dem Jahre 1450 etwH hatte vin jtlOtxlicher Auf-
schwung der Induatrie nach lange» Jahren scheinbarer Stag-
nntioti eingesetzt; eben um die gleiche 7t?it aber begann der
Zuzug von A rbeitskrUften auH den Xiedurlaiiden, aus !Cieder-
und Oberdeutächlaad langsam nachzulassen, ohne das« die s[iou-
tnne Einwanderung nord italienischer Arbeiter die so entstan-
denen Lücken ganz ?.ii schlieanen vermocht«; und die Folge war,
dass in Florenz sich bald ein erheblicher Mangel an Arbeits-
kräften unangenehm bemerkbar machte, dass viele AVebstUhle
■) Balic 4S fol. 20 vgl. unten Kip. VII.
*l Vielleiotil identisch mit oder ahnlich dea Gtiildororte Tuchen.
*l Lanti 54 fo\.l>7 (1474): intcllcrio qtiod ikliqui t«niti>re« wlanin
a aeoeUini . . . eorum experiment« iaveaemot artem »t op«nu aaiitnii»
n uccellini, et 'luod tnultt nlii loitorea Jicti eAerciLii modiantit/ua eonim
fraudibu« et ingannia querunUii- ipsiu ofi^riu e»p«re dielte tPEtoriljui ccntm
formam iurii etc. . . . wträ dt«« verboten topcra im wclieteclioi«clKii Binn
- mi —
stillstanden xmd die [ndustrie die steiK^ixle KHchfrage nicht
mehr voll ]:u befriedigen im stände war. Da hatte man sich
xunächst durch die ausiiahiuswei^c erteilte Krlaubuis zu helfen
gesucht, auf dem Lande und in den Landstädten des Floren-
tiner Gebietes auch Tuche auK besnerer Wolle weben zo lassen '),
hatte dann aber wenigstens für Prato, auf dessen aufblähende
Tuchindustrio mnn aus Furcht vor Konkurrenz stets ein eifer-
sOcbtig wachsHtnes Auge hatte, bald darauf diese Erlaubnis
«rieder xiirdckgezogen ^). Als aber derartige kleine und von
entgegenlaufenden Interessen in ihrer vollen WirkBamkeit ge-
heromte Mittel dem Uebet nicht zu xteuerii vermochten, der
Mangel an Webern ekh im Gegenteil immer ' scbmerElicher
fühlbar machte, du verfügt« die Zunft, du« in jedem Zunffc-
'taarticr vier, im ganzen also nicht weniger als li> kleinoro
ÜüUHCr iLuf UechnttOg der Korporation gemietet würden, von
deneu Jedes im bdcbsten Fall sechs Gulden Miete kosten sollte;
daes fdr jedes derselben zwei Weh^idhlR angekauft werden
sollten, so dass die <^unft im ganzen Über 32 Webstühle rer-
ftlge; von diesen sollte dann je einer an zwei neu nach Florea»
zuwandernde Weber (solche, die schon seit zwei Monaten um)
länger in der Stadt annässig waren, wurden aiisdriicklirh nm den
VergünütiguTigt-n uusge;i«hloHsen) ohne Entgelt übergeben und
diese ausserdem noch von allen Taxen und Steuern befreit
werden. Um die zu diesen] Zweck« benötigten 128 Gulden
jährlich aufzubringen, soll die Taxe der Tucher TOn 2 d. auf
3 d. pro panno erliOht werden *). Dass die in so umfassender
Weise geplanten Massregeln dann nicht zur Ausitihrung ge-
langten, hatte in der Veränderung der äaj>seren politischen
um) wirtjtchaftliehen Lage seinen Grund. Der Wiederausbruch
der Kriegsunruhen in Italien (1453) unterbrach jäh des in-
duBtriellon Aufschwung, und mit dem Sinken der Nachfrage
und der Absatzmöglichkeit wurde dos Heranziehen neuer Ar-
beitskräfte unnötig*).
*) Lana Iftd fol 2» (S. Vthnua I4£l)
*) Laait I»« r»l. 247 <18. Doumber U«I): Vohtt ahalich« Ha»-
naknen irtven Pruto. bnonden dnaen Flrljcrei vgl. oben 8.5$.
'} Vgl. im AakMig Vllb R«g. It3&.
') JÜum Vergleich einige Uinireite auf afanlidio Vofgiliige in der
— S88 —
üeberblickco wir noch einmal nm Scfalius« dteüeo Teil
der xOnftlerisdien und stidUscben Wirtschaftspolitik, so fallt
m io die Äugen, in welch* hohem Hasse sie die BUtiel des
pTOtektionitftischen und nierkaDtiligtiechen AbsolatiBmus TOraus-
nimtnt; and dass man Unrecht Uiüt, eine Entwickelimg erst
•o viel Bplt«r einnetzen xo lasten, die thatsächlich schon im
!■'). Jahrhundert einen ersten Höhepunkt erreicht hat. Sosehr
man die quantitatiTeo üuter»ichiude bvrvorbeben und betonen
mag, dasB es sich dort um mächtige, mit voUem Bewtisst-
aeio einheitlich geleitete Staaten, hier nur um eine einzige
Korporation einer einzigen Stadt bandelt, die mehr von Kall
xo Fall tbre EntAcblDsse fasst, ohne »>ie jcmaU prinzipioll fest>
zulegen: ihrem ganxen Wetten nich ist die Politik in beiden
Fällen die gleiche; und die Itj Häuser, die 1}::>2 in Florenz
von der Wollenzunfl f^r fremde ~ man dacbt« wohl hatipt-
aTtcblieb aa deutsche — Weber gemietet und in stand gesetzt
wurden , was nind sie anderes als die HUttcu, die später
preussische Könige für gewerbskundige franKüatKchü Emigranten
gebaut hallen!
Wir betrachten am Ende des Hrodiiktionsprozesaes eine
grosse Gruppe nutzbarer Kapitalsanlagen der Xnnil, die wir
zaBammenfassend als (jrossanlagen im Dienste der Fertig-
sweitgrttatleo riorsuliDcr Intluttrie, dor Art« dellu Sfta. Allcrdin^v hAnddt
eä «ich liier uefar um die Verhütung der Ausvitaderung von f^eidrn-
art>ett«ra ini Anslnnd und um die RUckbenifuiit; denr, die wegen Scholdea,
xn knlior Sli^aan) etc. rivTi^n« dnt ftndten gekehrt hatten (s. B. 1439:
Art« di Setft I toUHÜ; 141)1. ibi*l. I fo\.29h): indtxKii haben nuch hier
gelFgenUioh 2n&n uml ^tsal ku den ^leichra Mitteln gegriffen, nni den
Zuatram fremder ArlHsiter uucli Florciu »u lenken i to erro1>:t i. B. 1440
(Seta 1 fol. 2S!>) oin RatabenohluM: Clancuna pemona forcwlicra, mnedii e
femine, ezcet>to rhi fiiuo da Modigliuna o sua c<iTto. il qualo da or&
intianKi t<>rrno»o ad Imliitaj« fKinüJBnnenle nella cittit di Firensc n. trorre
Mito, o ttkra fliugetli di chi *i Ime U sein sollen Abgabottfroibcii auf
SO Jukr«! genianeo. Asbnlich 149U (iliid. I fol. 807): QueldUi pericolo e
fulidii aiu » cht nuavo cicrcitio o itrtc tiiirre nuole An. alctiiino luogko
|iar fnllo . . , COR ttilto luo artiglierit* e inviiibri In nlcuno luogbo dore
nmi fiiLlo fiuM . . . Dober crhillt G ioi'UD|iiorx> da radovu. der atii Bologna
die ,arte di rcli* niwdi Florent g^hmeht Imt, umfiLmende Privilegien et«.
388 —
stellungsiudtmlrieti beiceicbuen kiJiiriea. Es ist tuerkwilrdig
und d»r Beachtiiti^ wert, da^ti diejoDigcD Anlagen, die wobi
ia anderen Städten -- dort &i«iat als kommnnftle Einrichtunge»
— in der Ttichindustrie die erste Rolle »pielen, die mnn
sogAr, allerdings in einseitiger Reitcliräniinng auf dcatscbe
VerhUltnisse , als die Vorläufer der modernen Grosäbetrieb«
bezeichaat hat^), die Walkereien, in Klorenif selbst gaiit in
deu Hintergrund treten. Die Walkmühlen aus der lluaiUiaten-
zeit am Arno waren dam Xeubau der Carruiabrücke im ersten
Drittel des 14. Jahrhunderte zum Opfer gefallen; d»nn hatte
die Kommune eiu auadrflckliohes Verbot erlaenen, »wischen der
Carruia- und der UubacontebrÜcke, also im eigentlicken Stadt-
bereich, Mdhien, Fischwehre und Walkmühlen zu erricbleii');
der Mngnone aber, der beute im Sommer häutig in seinem
unterlaufe ganz austrocknet, licso.i.i nicht Triebkrall genug,
um die schweren Mtiblen und Uünimer iu Oatig zu Ketjcen;
und indem so die Walkereien ganz auf das Land, an die
sdinellflieKeenden Bäche im toskanischen Bergland verwiesen
wurden, wo KlUster und Laiengn)ndl>eHitzer diese Oelegenheit
besserer Kapita lau snutzung, als sie die meisten landwirtschaft-
lichen Betriebe gestatteten, mit Freuden ergriffen, hat die
Zunft nur in der ersten Zeit einige Versuche gemacht, auf
diesem Gebiete ihre eigenen Kapitalkräfte nutzbar zumachen:
nicht sowohl, weil ihr auf dem Lande die Kontrolle erschwert
oder unmJSglich gemacht war, sondern weil ihr Eingreifen weder
notwendig noch praktisch war, weil ans den geschilderten
QrUnden ein Mangel an derartigen Betrichen nicht leicht ein-
treten konnte.
Um BO grössere Bedeutung gewannen für die ZuuR die
Tat^hspannereianlagen, die durchweg im Stadtgebiet ge-
legen waren, ein relaiir bedeutende» Kapital beanspruchten und
deren Ileiitiorung nicht immer ho sicher war, dattn man ßatt
und Verwaltung rutiig der privaten Thätigkeit hätte Überlassen
kOnnen: hOren wir doch wiederholt von den Schwierigkeiten.
') VgL Martin. Gronbotrtab ond UiUidw«rk vor tiOQ Jahraa (Preuu.
Jahrbaoh&r Bd. 91).
*) froT. dcl Cont. Uagg. vom 12. Novenber 1838; Slak del Podcatik
rOR 13S5 Buch I § S02.
4m Abcrti, 4er FdAaieri'); in j^nea ^ t*
ak Kho Jaraftig« Unfagni « FloreM g^rt« h*«»*). Rixt
gtgtn Eodc du Jfthrfcndtfti iMagviHt fit Zwft dn FbH&,
^i;«M4££ol.ll£liai)wMtnUBt 4m dw .Bonn 4r <
<b Pkleewria« «if OraM Taaiä mcM »w^tw ■h 28 tintam l Mto^u
(Um ■MBrGdi !■ Sioa «■ «iaariMB TiiWiihii) Sm^ f c r q t « l
(Slam 4*1 Cowti« S. HM fcwifcHwi Ae Alberti per tmloi «•! Un^
Vh« Jefla dona dl MoBfigiwt IMO Un m flor. ^hiüdh f?^
^ b dM» rifcvMfc «M U97 (Um U M. IMJ ward« eia«« Tod»
ipBMr baMnft and nnr:
I lirtter »d tintariaa de Oosrotitä.
1 Tintor ad tiataäam de BoadneOia,
1 Tintor ad tinUoriam AqniUb
2 Tkatorai ad ttratoriom d« CfeMdlaecD^
2 Tbatorw ad (üatonoia da Falcoffia.
3 Tiimtarai ad tinietiam Haeattvsi,
4 llnüom ad tüatoriain da Albiaü.
1 llrator a4 Ürat«riam fteal«.
Docb gab n lichrrlich atuKr dieaen aoclt aadcie Tacl«[i«U)ai. P*-
raxtl {S.^ oenat al« wichtif^wU tiratoi:
I. auf dein Pnto,
8. fa> Via dag» Altiuii
8i in Via dcä Scrri,
4. in Via d« GiDOfi,
B. Ju Borgo Pinti,
(L In Via dalla I'ergolü,
T. In PiaKia dells Tniii
Blnlga danm («ia k. R aieliw da« m d«r Via d*i tJerri)
dar CaliaialHiiuifL
— an —
die dann seit dem Beginn des 15. Jahrhnndcrtfl konnequent und
energisch weiter gefdhrt wird: den (fTRsscron Teil der Tticli-
Hpannen in ei getienBüsitic oder unter oigcneVi^rTraltimg zu bringen.
um sie llir die IndiKtriv eu rette» und sie sachgemSsser zu ad-
ministrieren, oI» e« TOM der nur auf liohe Rente ausgehenden
Nutiang Privater erwartet werden konnte, vor alleoi aber, um
einen grösseren Einfluss auf die dort wirkenden Arbeitskräfte
und deren Löhne nnd eine bessere Kontrolle über dieselben zu
erlangen. Indem ich fUr die Kinzelheitea nitf die im Anhang
ausführlich mitgeteilten Regesten verweixe, möge es hier ge-
iiQgen, darauf hinzudeuten, dass, nachdem zuerst im Jahre 1388
du (tiratoio dal utaestruzzo" ') von rier Zunft erworben und
foUstSndig umgebaut') war — noch in deni!«clben Jahre wird
09 an zwei Tncbgponner verpachtet — bereits im Jahre 1408
das tiratoio di San Giglio (im popolo di Santa Äfaria in Campo),
dann in rascher Folge l-il(> daüjecige zum Engel gekauft,
1417 das von Sa« Egidio von der Parte Gtielfo gepachtet
wurde, daa dann aber auf Wunsch der Verwaltung des growen
lioepitals von Santa Maria Xuova im Jahre 142^ niedergelegt
werden HolUe, um «ur VergrSsserung des Krankenhausee zu
dienen. DafQr »oll die Zunft daa Tiratorium delU Pergola
erhalten, di» auf ihre Konten bedeutend , um nicht weniger
als 21 Tuchrahmen. rergrösaert werden soll. Indessen scheint
wenigstens dieser aweitc Teil des Vertrags aus Geldmangel
nie zur AasFühning gekommen, sondern durch die vom Hospital
übernommene Verpflichtting ersetzt worden zu »ein, da^ daa
Tiratoriiini della Pergola niemals zorstftrt werden solle. 14:i7
wird das TiratorJuin mit dem Zeichen des Pferde», 1438 das-
jt-nige mit dem des Adler« g(>kaiirt. um es vor der drohenden
ZerstOruug zu bewahren; 1440 wird daa Tiratorium Angeli
vergrÖRsert: 1443 mietet ein mit der Zunft im SoxietlLt«ver-
hültiiis stehender Tuchsipanner dox Tiratorium Cestelli von der
Parte Quelfa. 144f) ebenao das dell' Agnolo ron der Brtgitten-
kirehe: 1444 leiht die Zunft dem Hause der Pitti )&0 Gulden,
*) IMcMs liegt naeli einer CTrkunde ron 1889 in popolo San Rrmigii
ivxla Amgm nipre fandacnni novuiu diel« ArtU.
■) Die* geatthah in d«n Jnhren I8S9 ff. Vgl. im AohaDg Tllb
Reg. 85 f.
— 90£ —
dAmit m dt« ibnm gidrikige Bpanami, die m «erftBia
ia ilMid letiro Ueneti: dbi] ksnft «fidlkli 1455 — wie ei aAtm
1430 projektiert war — it» grosie TintonuiD ia der Vta delk
PcrgoU uO-
Ei bedtotet« Dor «■• Mltittiwittndli«be Codwiiiiefiz
^■m Vorgebet», dui die Zunft nna auch ibrentito den Bau
•igcoer TnthsfaBnereien Bbenwfam, »obaU die rackizideiiMi
fttr den indostrietleD Bedarf nicht atureichien oder todmisdl
nicht den bOchsteti AnforderaDg«^ entspraefaeo. Mit d«in
gnwMn foadaco, dca die Zuofl I38<J am Amo «mcbt«t« *)•
war oebeo anderen nutzbaren .Volagen aocfa eine Tttch^wnpefei
r«rbuodeu;er8tlt:jt} wurden duno, weil zweitiratom. einesdies-
eeit«, einea jeaieit« des Arno ^tegeo. xerstOrt werden mussten.
(Tlr zwei Er*atKbeot«n nambafte Sommen — als erste Bau*
rate bereite 1500 Galdeo — bewilligt. Kare darauf wird das
von der Zunft angeknuile Tiratorinin Angeli um rief ttiratoria
bassa' vcrgrOssert. «ndlicb 1471 durch Ankauf toq Terrain
der Qrund zu einer neuen Tacbapanne .Zum Vogel Greif
gelegt, an der nun — wie es scheint — mit vielen Unter-
brechungen während des ganzen Iteatea des Jafarhnndcrts ge-
baut, die aller nie ici Ende geführt wurde. Denn schon be-
ginnen djtniula die Kräfl« der Zunft zu erliihmen, sie siebt
sich gexwnngen , einen grossen Teil ihrer ziastr«geni)en Im-
roobilien ufl zu SchleuJerpreisen loszuschlagen, um ihren
finao^iellen VerpÖichtungen gegenüber ihren Gtäubigera und
*> Dnauüa besitat dio Zunft kUo folgnu}« Tiraloi:
1, de) MoMtnico (beim FoDda^ iti Qiuujo),
2. dell'Angelo.
S. da C&rnllo,
4. deirAquila.
5. dulln feiKolA; hat aunerden gtniieiet,
6. delY A^olu,
7. di Uutello.
Vnrchi {Bncli IX Knp. 201) frwilhnt (eam Jalire 1529) 4 thato)
pubUci con i loro purgtii c tx>llc tint«.
') Vialleidit üt du» Timtortnm mit dem umgebitaUn Tinitorluin
dol Hncetniiio identiscb. Im KiUvter von 1429 stellt ea uut 1004 UuldcD,
diu 'riratoriura dell' An|^lo mit oa. £00 (»aldeD tu Buch. Nodi beute
lieiut eine Stmae nach ilim Tia dal Ttratojo.
d
— 393 _
den immer tnelir anschwellenden Aoforderungfln der Kommune
Gentige thun xu kSimeu '). So bat sie denn äclion 14B4 das
Tiratorium Ängeli ultra Arnuiu an die Bsukouiiuixsiuu der
Brigitteukirche losgeschlagen, und andere Verkäufe sind dann
bald gefolgt. Die Kapitalkräftf^ der Ziinfl vermochten ihre
Funktionen nicht mehr xu erflUlen: es war eines jener Uo-
niSDte, die selbst durch die für die Induntrie ungünstigen Ver-
underitDgen der Weltlage mit verursacht, ihrerseits den Ruin
der ganzen Industrie mit beitchleimigeu halfen. —
Von der Verwaltung dieser TucUapannen für die Zunft ist
schon an anderer Stelle die Rede gewesen. Hier war sie
»Herrin im eigenen Bnnse" ; ob sie nun die Anstalten selbst
gebaut oder nur gepachtet hatte, jedenfalls hat sie wiederholt
kraft prirat&n , nicht öffenUichen Hechts, Lohntarife für die
in ihrea Etablissenients beschäftigten Tucbspanner erlassen,
während, wie wir sahen, allgemeine Tarife, wie sie fUr die
Färber in Geltung waren, kaum jemals gegeben worden sind.
Je mehr derartige Anstalten die Zunft in die eigene Verwal-
tung SU bringen wiisste, um so bedeutsamer luiissten natürlich
diese Tarife ala Kurmen auch för die anderen niclil im Eigen-
tum der Zunft befindlichen Betriebe sich geltend machen.
Mit den Tnchspanncn waren hie und da auch sogenannte
.Purgatoriu" verbunden, Anstalten, in denen die Tnche, wenn
sie aas der Walke znrDckketirten, ron den ItUckstünden des
Walkeprozesses mittels Seife und Erde gereinigt wurden.
Sieher befand sich eine solche aaf dem Terrain der Zunft am
Arno, das sich in der zweiten Hälfte des M. Jahrhunderts
mit einer Keihe nutzbarer Anlagen bedeckte; und die Arbeiter,
die dort beschäftigt waren, standen in Uhnlichem Verhßltnia
zur Zunft wie die Tuchspnnner, d. b. sie pachteten eine Ab-
teilung in ein^ni solchen Gebßude und unterstanden damit der
unmittelbaren Aufsicht der Zunftbeamt«n. Die meisten Tuche
allerdings wurden gleich entfettet, wo sie gewalkt waren,
d. h. ausaerhalb der Stadt, und es «rklärt sich daraus, wanim.
') Vgl. unten K«p. VII.
— 394 —
abgesehen von Beintimtnungen über die Technik, die Zunfl-
urkunden kaum eine Notiz Ober diew! ReinifCUQSsaDStalt«n
pathalten. Die speciüschc Sort« Erde, die zum Etitfeiiei
gebraucht wurde, inussU- man roni Auslände beziehen; und"
auch hier hat gelegentlich — wir habe» dafür wenigstens ein
Beispiel — die Zaaft mit eigener Unternehmung eingegriffen,
wenn es galt, einem voranssichtlichen Hangel an derselben
rechtzeitig vorzubeugen.
Dem in den ftlnfziger und sechziger Jahren vorQbei
auftretuudea Mangel an Hortendrehern (torcitorex rivagnoruni)
diidlich hat die Zuntt durch UnUirfltQUuDg Keuzuzieheoder in
der übliclipn Weise Abhilfe verschafft —
Wir haben am Schliigge endlich noch eine Anxnhl von
Unternehmungen zu erniUman, die gloiehnsm ausserhalb des
eigentlichen Froduktioneprozesses legen, deshalb auch nicht
Bystemntiscb, von bestimmten Gesichtspunltiea aus organisiert.
worden, sondern mehr gelegentlich, wie es das Bedürfnis des
Augenblicks verlangte, ins Leben traten, liier ist vor allem
der ThatsQche zu gedenken, dass die Zunft, nur wenige Monate
nach dem Gewinn Livonios, zu einer Zeit, wo die ßchCrd« d«r
consules maris eben erst organisiert worden war. dnran ging;«!
auf eigene Kosten eine ^galeu grosKa de mercutu", ein grosses'
Handelsschiff zu hauen, um in eigener L'uteriiehmQng
iin dem neu sich erseht ieaseuden Thätigkeitsgebiet des Floren-
tiner llandehgeistes ihren Teil zu nehmen; dnss dann im
Jahre 1430 der gleiche Versuch, der 1421 nicht gelungen zu
sein scheint, auf weiterer Hasi»< erneuert worden ist. indem
damals nicht nur der Ankauf von zwei derartigen Schiffen
projektiert, sondern auch der Verkauf der auf denselben im-
portierten Wolle an die Tuchmacher je nach dem Verhältnis
ihrer taxn beschlossen ward'), und zwar xu einem um ein
halbes Prozent gegen den Marktpreis erniedrigten Preis, «zum
') Ob dies« Projekt« thaUftchlkh lur ÄuimbniRg ksiuen, iat b«i
dem Mangel aii NacLrichtön nicht tuit Siclierli«it lu Mfr^ii: dvcli duf
mau wolil hjirr da« iirganii>ntmn ux silentio gelten Isasmi. da licb wahr-
achcinlicli Ober da« Üelinge» oder HistliDgieD dieiN l'nteraehmiuigea
[Spuren in Aea in jener Rpoche fut votUUndig eriialUBcs .partJle* d«eJ
Zunft linden würden.
:i9n
NuUen jedes Küufers' : Grundsätze, die denjenigeo moderner
Binkaufsgeaosäensch&ften und KonsuiuTereine jedenfalls aasser-
nrdentlich nahe kommen. Auch ohne nie üelbst importiert
r.u haben, hat die Zimft gelegentlich einmal Wolle in Pisa
angekauft, um zu verhindern, dans sie aus dem Florentiner
Gebiet wieder exportiert würde und um den Zwischenhandel
AUszuscheideo: welche Absicht ihr allerdings nicht za verwirk-
lichen gelungen ist^
Von weit geringerer Bedeutung, aber immerhin charak-
teristisch ftlr die grosse wirtschaftliche Umsicht der Zunl^ iut
es, daaa wiederholt (z. B. l'Ml) die Konsuln vom Ziinftrat
die Befugnis erhalten, kleine Kupfer- oder Silberraünsen
fi)r Rechnung der Zunft auzulcuufen, oder Metall zu diesem
Zwecke in der städtischen MQnzc ausprägen zn lassen, und
dass sie gelegentlich einmal »ieben Maulesel yum Transport von
Wolle- oder Tocbballen an ein Mitglied der Zunft vermietet *];
dass eie endlich den Verkauf der auf den Waschplätzen etc.
eiDgeitamtnelten herrenloeen Wolle übernimmt')'),
<) Die Speiiali, di« UU (Lana 13« fo). 71) niiil UU (tbi4J. 188
foLSSj aU 8pniaUief«ranl«ti der Zuurt fürWnhrauch etc. gmiinnl werden,
(aromatarii) b&tten wohl nar mit der Ver«-altun]i dea Dombnui za tbun,
die von der übrigen ZunftverwalUinR vOIlig Kelrrnnl war.
*) LaiiA 46 fol. 40 (1335); Die lane und rtAininn. doron EieontKiner
•ich nicht iaeld«ii. «olten 4 Monate Uatg in curia Artia liegen, bevor lie
liti d«a Mciatbttftoodco venteigert n'enivn. Doch bnndelt o« «ich datbci
Hiebt eigentlich bid L'nteroehmungcn im iDt^resee der Zunft: deim von
dem Erl9> ■oU snei Drittel di« KiuetÄ di Or Sad Uiobrle erhaltCD, «in
Dritle] die operR del Duouo.
') In i^iena, wo die WollemtuDfl im allgemeinen ipuiz nach Floren-
tiner Muflt«r orgmiiiJM iit, hat sie gant Hhnltch wie in Floren«, ntir
nutUrlich in weil kleinerem Mauitab. eine reiclic |irivatwirt«ctialUtclie
Thttigkeit entfaltet Aach hier kaut ne Todupanuen , vermietet rJLrbc-
weikaUtleu, tnivtvt die .'\ibeitaknift von Farliern, Tihgcm, Priichtrohrem
für die Znnft «Ic. (Arehirio di Siraa, Arte di Lnon Nr. VI).
VIK Kapitel
Zusammenfassende Betraclitmig:
Entwickelong der Industrie im 14. und 15. Jahrhundert:
Unternehmer and Arbeiter.
Die Oescliicbtscbreibung der UebergangDpcriodu, di«
Miltelultor von der NeuEuit scheidet, hat nicht nur bei dem
HerumniBch-rouianisclieii Völkerkrüise lunge Zeit unter der
Verkeimuug oder Hiotausetzimg wesentlicher Uoniente zu
leiden gehabt. Hat doch neben einer nach der Richtung b»a-
sater Erklärung hin ungemein vertieften Erkenntnis anch ein
gewisser moralischer Mut dazu gehSrt, um — wie ror altem
Hohlmann e» gethan hat — in alteiogewurzelte Anscliauungen
aber die Entwickelung des griechischen Knlturkreises Bresche
zu legen, um die unter dem idealistixch verklärenden Einflusee
der liberalen Schule entstandene Legende von der glUckticbeo
inneren Harmonie des athenischen Freistaates zu 2erstOren;
ist doch andererseita noch vor kurzem der Versuch gemacht
worden, die Existenz einer ganzen Bevütkeruugsk lasse, des in-
dustriellen Proletariats, in den deutseben StlLdten des lä. Jahr-
hunderts in Abrede zu stellen; eines riert«n Standes, der
zunächst nur in vereinzeltem, lokalem Anttturm gegen die be-
stehenden Gewalten , Ereignis* ward, dann aber in der ge-
waltigen Revolution des sogenannten Bauernkrieges xum ersten-
mal gleichsam an die Oberfläche bewegten geschichtlichen
Leben» trat, wahrend er bis dabin, von der Geschichte an-
— 397 —
belaus&ht, im f^leiclimäuigen Halbdunkel scheinbar geschichfs-
und «rwignisloden Dateins dali in gedämmert hatte. Wie aber,
je tiefer die geschichtliche Forschung dringt, desto mehr unter-
halb der bisher aueschliessUch herangezogeueii Träger ge-
ächichtlichpn Leben» ein reich bewegtes, wechselvoUes Werden
niis Tageslicht gezogen wird — wenn auch in diesen unterftteu
Schichten das Lehen in engeren Kreisen sich bewegt, und
die Wellen, die eg Bchlägt, weniger weit tragen — , »o erst
recht in den am weitesten Torgescbrittenen Kulturzentren der
spät-mitteliüterlicben Welt, in den Industrie- und UandeU-
ätädten Italiens und Fianderns. Hier die £)xiBteuz eines in-
duatricllen Proletaiints — im spezitisclien Sinne der soxialinti-
scheu Geschieh tskonstntktion — leugnen zu wollen, ging in
Ansehung der di-utJichea Sprache, dit gleichzeitige Autoren
und publizierte ürkundrn über »ein Vorhandensein redeten,
nicht an: und der CiomjiiaufätADd in Florenz hat besondera
fraoiAsiüchen Seh rift.ste Hern wiederholt Anlaos gegeben, das
Ringen dur Arbeiterkladne um becsere Ksixtenzbcdingungon
und politische tlccbte in Parallele zu »ttilli;» mit ähnlichen Br-
Kbeiiiungen der jüngiiten Zeit, und diese Kämpfer von lft78 je
nach politischer Denk- und Anachnuingsweise als die Vorboten
und Propheten denkwürdiger Konflikte unserer Tage äu feiern,
oder als Usurpatoren gegen das Recht de» alleinseligmachenden
Handels- und Indastriekapitais, gegen jene Kaufleute, denen
Florenz seine ganze Grösse verdankte, zu rcrdniniuen. Das
aber ist es gerade, was eine gerechte Würdigung jener Ver-
enge »nd ihrer Bedeutung für die Entwickelungsgeschicbt«
des modernen Arbeiterproletariats unmöglich macht: dass man
diese Ausbrüche rerolutionärer Leidenr<chufl gleichsam isoliert
betrachtete; daes man sie toelöste von den wirlschaftlicb-soziulen
ZusiSuden. aus denen allein jene Kewegungen verständlich
werden, denen man aber kaum Beachtung schenkte: mit an-
deren Worten: dass man auf eine Kau&alerhiSrung jener Vor-
gänge verzichtete, teih weil mau sie nicht für nQtig bielt, teils
auch weil man sich scheute, in die gleichsam unterhalb der
Schwelle des hwtorischen Bewusstaeins liegenden rerschlungencn
Irrwege der Quellen ftlr das tägliche Dasein jener Bevülkerungs-
Hchicht in normalen Zeiten herabzusteigen.
— 398 —
Ks üt jftne Q«clriclitianffMiining, di« zum etatauud
durch Tsioes grosfte Geschieht« werke dorchbrocheo, in neaerer
Zeil in hefliger Polemik durch Lamprmbt. Barth u. a., wie
ich glaube, siegreich bekSiui>f^ und in ihri-r Unhaltbarkeit
uachgewieseo ist: dus die .zusULodlichen Momente der Welt-
geschichte keine Aktiritäfc be^aseo, dam sie rein pauarea Bei-
werk ndi^r thaten loser Untergrund einer von Ereignis zo
Ereignis Bpriingweise vorrQckendea Historie seien* '). Was im
Juli 1378 in wOster Revolution und blitzschnell sich entwickeln-
der Kalaittrophe Ereignis wurde, das war nur EntUdiinfr der
Spannung, die wälirend der letzten Jahrzehnt« sich aUmähltch
HRgeBammelt hatte, die «latent' in der gesamten Art und
Weise industrieller Organisation tag, das war nur ein plötz-
liches Sichtbarwerden der Kräfte, die .im stillen tb&tig*, in
jahrhundertelanger Entwickelung sich angefianimelt hatten:
diese in ihrer inneren Notwendigkeit zu verstehen, sie in ihren
einzelnen Beziohungen klar zu legoot za zeigen, wie sie sieh
forderten oder bekämpften, musa erstes Ziel der Forschaog
»ein, wenn sie zu einem tieferen Verständnis jener sozialen
Itcvolution gelangen will.
Und et^euao kann nur eine derartigt- Untersuchung uns
Aafschlnaa geben über die Stellung der Florentiner Woll-
industrie im groBSdR entwickelungsgeschicbtlichen Zusammen-
hang der gewerblichen Betriebssysteme: hierüber veruiugen uns
jene gewnltsamen {Entladungen der Leidenschaft undisziplinierter
Volksmaiisen so gut wie gar nichts zu sagen. Die Ufthepunktc
der tjnt Wickelung treffen hierbei durchaus niclit mit jenen
markanten und leicht erkennbaren Katastrophen Euaammeu: sie
folgt ihren eigenen Gesetzen, und verläuft, wohl beeintlusst,
beschleunigt oder gehemmt dnrch äussere, ror allem natürlich
politische Ereignisse, doch im ganzen nach einer ihr selbst
innewohnenden Kausalität, ans ihren eigenen konstitutiven
Bedingungen heraus.
Hier verfolgen wir zuuttcbat den Verlauf der äussereo
') liain)>reclit. Zwpi StieiUchritton S. 41t. — Vgl. auch die trvff-
lidten Wort« Mooodt in der Revue bialoriiiao, 181)1 (angcfDbrt von
r.am|>recbt in der Zukuufl vom Sl. Juli 18^7) und Bücher, Die B«*
vSlkeninit von tVatikfaTt am Hain im Mittdalter. Kioleiltiiig i>. XI.
— 300 -
Gotwickeluag der liidiutrie in unserer Periode. Soviel ist
ja lieber: ohne den darcb glQcklicbe Umstände ood Zufölle,
wie durcli die nfttOrÜclie politische Ilegahnn^ seiner Bewohner
in gleichem Milss« herbeigeführten mpitlen AiifHchmiiig von
Florenz zur führenden Stadt TuslcHnas und de» tuttzischen Bundes
würde die Eutwiclcelung seines Woltentuchge werbe« zur grüaiten
lokalen Industrie der damaligen Welt sicher nicht uiöglicli ge-
wesen «ein; wie andcrerseita die neben dem Bankwesen vor
ullem 8uf dieser Indastrie basierende (fkonoini^cbo Uebcrinacht
der Stadt (die wiederum nur durch Aitsniilxung hilliger pro-
letarischer Arbeitsfcrnfte erreicht wur) einen Hauptfaktor für die
|K>litische Präpotenz abgegeben hat: mit dem Niedergang der
einen ist das Sinken der anderen unmittelbar and organisch
Tcrbunden genesen. Dennoch aber kann nicht energisch
genug betont nerden, dass in dem Ccbergatig von der hand-
oder lohnwerk8nittt<sigea Form der Produktion nu derjenigen
der kapitalistischen Unternebniung. wie sie Florenz zeigt, eine
entwickelungügeschichtliche Notwendigkeit lag. die von Ört-
lichen Bedingungen und Kreignisnen unabhängig war; an die
Stelle von Florenz, wo wir diesen üebergaiig zuerst im roma-
tiisch-gerniauischen Mittelalter sich Tollsiobun selten, konnte
jede andere Stadt treten und ist manche andere getreten, in
der ähnlich günstige Lokalbedingungeii für jene Weiterbildung
vorhanden waren. So wird uns die Florentiner Entwickelung
in erster Linie nicht individuell interessant erscheinen; .londem
sie irird — weltgeachichtlich betrachtet — zur Flikrerin auf
einem Gebiete, auf dem andere Städte und Staaten, sobald die
Bedingiiiige» auch dort erfüllt waren, mit Notwendigkeit folgen
niufistuQ.
Schon uuäere einleitenden Betrnohtungen habe» uns ja den
Beweis erbraclit, dass uns das erst«.* Stadiuni diejter Entwicke-
lung, Werden und Wachsen des Kapital ismiui bis zu einem
ersten Buhepuukt gegen finde de» 13. Jahrhunderts, in seinen
Kiiizelheiten einstweilen ein nicht völlig geklärte« Riitsel bleiben
mn««; und damit bleiben auch die damit zusammen hängenden
gewaltigen Wandlungen in der sozialen Schichtung im Dunkel,
die Differenzierung einer wesentlich homogenen, handcl- und
gewerbetreibeaden bürgerlickea StadtbevÜlkeruDg in Kapita-
Se taagit «kte Mte giiwfcwihil ftr 4tm lokmlea Kvkt,
mmitn fasfpble Wum ftr den Eiport, tOr ^m DaAtifiaM brt
der g^na liiih bckaBBica WA lieCnt. Wilinad ia der
Wnltoninrlrindmlii» fitM OfgiüBtioa an die Wib4* dw
13. md 14. JihtfcpBiirtii vdkadel in. ut ihr die Sflid«s-
iadaitew cnt ta Laufe des 14. und 1ä. JaMnnderts sadi-
gefolgt: dnw aber nad di« For*««. die m Maaliia, ao wenig
roD denen dea WoOcataebgcwcrbes nntencMedea. dua die
fictdldenm^ der eineo ffir die der aade^rtD im aUffeB<iD«a ein-
traten kaoa').
Wir haben dann korx die vicbtigsten Uomeote neamman-
geat«lU. die Ca der Florentiiier lodutrie ennOfHicbteB, sieh in
karzer Znit den Weltmarkt so erobern and ihn fut twei
Jabrbuaderte hindurch, k«um umstritten, zu behaupten. Mochte
sie immerhin bis zum Beginn des lö. Jahrhunderts, bis xnr
Erwerbung von Piau und Livomo, gezwungen aein, sich fremder
Hifcn und — zum grÖBseren Teile — fremder Srhiffc zu be-
diraen, die man fibrigeot anch sputer nicht gänzlich entbehren
konnte, mochte ho ein gnter Teil des Qevrtnnes dem nationalen
Einkommen verloren gehen: nachdem einmal — dank der tech-
niichfn EmingoniicbafUn und einer in UngjAbriger. dnnh
Generationen vererbter Tradition gereiften Erfahrang — die
ßeliobtheit der Florentiner Tuche das Produkt besonder» auf
*) Wo waicBÜidiL' AbwrcidiutiKni rorliaDdra «tnd, hl es an dm
twtnBeDilnn ^ulleii ItCmcrkt word«B.
i
— 401 —
den groftsen Weltmärkten lies Orient» unentbehrlich gemnclit
hatte, war die Florentiner Industrie ilirea Absatzes so Uns«
sicher, als nicht UberlegeDe Konkurrenten auf dem Markte er-
schienen, dieser aolbst gCBporrt wiirdo, oder aber veränderte
Verhiltnisse der allgonieinen ftkonomigchen und poUtiscben
Weltlage eintraten, die die Industrie selbst an ihren Wuiaoln
untergmben.
Und so ist nicht nur bis zur Eroberang des byzantiniacfaen
Reichs dni'ch die TGrken. sondern noch über ein halbes Jahr-
hundert dnrtlber hinaus der orientaliüche Harkt Tor allem
dem Florentiner Tiichvxport erhalten geblieben. Kein Zweifel
ja, dasH auch im wcstUclien unil nordwestlichen Europa dt»
Lnxusprodukt der Florentiner Werkatütten gffrn Aufnahme fand,
und vom prachtliebeiiden Patriziertuni in Stadt und Land um
seiner Gut« und seines prüchtigeu Schimmers witleo trotz seines
t«uren Preises gern xu PrunkgewKndern benutzt wurde. Qegen-
ober dem orientalischen Absatzmarkt kam der Westen doch
vor allem als BezugR(iU(<lle itlr Rohwolle und Qarn in Betracht,
während die meisten DrugueUr die Färb* und Reizstoffe eben-
falls dnrch den Levantehandel nach Florenz gebracht wurden.
Soweit die Zunft — vor allem im 15. Jahrhundert — organi-
üieiend und Richtung gebend auch in die Ordnung des HandeU-
wesens eingriff, galten ihre Massnahmen vor allem der Rege-
lung der Verhältnifcse in den Florentiner Handels Kolonien des
Orients.
War so im allgemeinen ein aufnahmcrähiger Markt deui
Florentiner Produkt im Auslände gesichert, »o sorgten doch
die allgemeinen Lebemverhültnisse der mittelalterlichen Kultur-
weit dafür, da-^s von einem gte ich miUs igen Absatz, von einer
stetigen, in ruhigem Flusse verlaufenden industriellen Ent>
Wickelung, einer Voraussicht und Berechnung auch nur auf
kurze Zeit liinaus nicht die Rede »ein konnte. Noch wagte
sich die Schiffahrt, aus Furcht vor Sturm und Seeraob, kaum
von der N&ho dea schutzenden Landes fort; noch war der Land-
transport den grfi«5ten Qefahren auage!u>tzt; kein auf Liefenrng
über Land und See nbgeüchlossener Vertrag, der Strassen- und
Seeraub, Schiffbruch oder Kriege«uot aU iusta causa irapedi-
ineuti KU erwähnen vergasa. Kaum noch verging ein Jabr
Doren. SüuIlMi ttua dm PlOTWiliner )VlrUicIi*n*rui±iclite. I. 20
— 402 —
ohoe Krieg; uieh im Frieden drofate d«r ratthe BrftDch lUr
BepreMAÜeo. K^^d ^^^ vergeblich mit Bepno des 14. Jfthr-
hnnderte die Morentiner Kaufmannschaft den Abwehrbund der
Mercaiuia geschlcMiten batt«'); das Recht der Kaperei, der
Beschlagnahme von Warensendungen durch Kriegsschiffe feind-
licher Stuateo, sobald nur die Schiffe, die jene tmgeii, der
kriegfilbreuJen Gegenmacht angehörten, konnte oft genug die
pQnkUiche ErfUllnng von Yerptlichtungen unmöglich machen.
Dazu kamen die inneren Unruhen in der Stadt, die st«t«n
Kriege, in die der Staat selbst verwickelt war, und die, wenn
die auch von Söldnern geführt wurden, uad insofern «Je keine
direkten Schädigungen dea Handele — vor allem durch Ter-
schluss der Seehäfen — brachten, doch oft geang diuQeschftfta-
leben in der Stadt auf lange J:ibre hinans lahmlegten: kam die
Existenz eine^i ttuktuterenden Elemente innerhalb der Arbeiter-
schaft, dan für den ganzen Betrieb unentbehrlich war, aber,
heimatfremd und leicht rebellisch, stet« ein unber«ehenbare»
und ualeakbarea Moment der VVilikQr and Unzaverlüssigkeit
in sich echloi«; kam ferner die Wandelbarkeit des Kegimonte
in der Stadt, da» Jäbo Wüten in der Herrechaft wechselnder
Parteien, das oR. durch die Verbannung der gegnerischen
Farteihüupter auch in die geschüfUiclieo Unternt.-lmiuugea der-
selben emptindliche Störungen oder auch den gäudichen Ruin
brachte; kam endlich und vor allem im 11. Jahrhundert
der Hanget an einem sicheren . aiifnahmef »higen . innere n
Markt, der bei Versperrung des äusseren wenigstens einiger-
massen hatte Gmatz bringen und der Industrie hie und
aber die schlimmst« iiuit kritischi-r Depression hätte hin-'
weghelfen kOnnen. Erst ziemlich »püt ist man zur Erkennt-
nis gekommen, dass in der Herstellung billigerer Tuchsorteo
für den massig begüterten Btlrgerstand der Stadt — jener
panni Perpignani, juner Sarsch- und Hnschsorten, jener tritot-
artigen Stoffe, die bei dem Florentiner Bürger der ktagsisohea
ZeitsichbesondererBeliebtlieit erfreuten — ein brauchbares Ventil
fUr kritiecha Zeiten des KxportliandeU sieh bieten könne: und
*) Vgl Laitig, Quellen dce Hnndebrechts und den zweiten Baatl
dldur Arbeit.
— 403 —
man hat — mit wecbwlntlem, im ganxen aSer, nie wir saliea,
nicht Üblem Erfolge — doa Versuch gemacht , diese neuen
Fabrikationsniethotlea in Florenz »inzitbUrgern.
'Au Anfang unuerer Periode war nnzweifelh&ft die Cali-
molaziinn: der Wollenzanft an M&cbt und Bedi^utung noch znm
aiindefltea ebenbGrtig, wenn nicht Qberlcgen: Kit ihr gehOrt«D
die (ilt«n Kaiifoiantisgeschleohter, die schon seit dem 12. Jnhr-
hundert auf den Märkten der Champagne «rachienen waren;
eie reraorgt den heimischen Markt mit den wertvolleten Pro-
dukten und exportiert das verfeinerte franziSsische Tuch noch
•Um Orient oder zurtick in die üeimatlünder der Kohtnebe.
Schon bvginnt sieb aber die energische Konkurrenz des heimi-
soben Fabrikat« ihr unangenehm fühlbar zu machen: schon
entstt;hen Reibereien und Kompetenzkontlikte. die der Kom-
mune Anloss zum Einschreiten gegen die hadernden Zünfte
geben: beide sollten die gegeneinander erlasnenen Gesetze Auf-
heben lind fortan im Frieden miteinander leben *). Ein
dauerndes Uin vernehmen heider ZUnfte glaubte man damals
um besten dadurch ins Werk zu setzen, dnsa man die Grenze,
die den Wirkun^fskreiii der einen von dem der anderen schied,
mj^liclut scharf zag '); pine Grenxe, die ntlerdings nur realer, nicht
personaler Xatur war, da die weitverbreitete Doppelzüiiftigkeit
'} Spuifli StroEEiani Mercatanti I fol. l.V> (l'i.Auguit 1399);
,Mercanti delle dette AHi ]>oMino bAvtrc che trattar« iuiciae.* —
Die Ralmk«ti dvt CalininliuUtuteii von 1301 <l c 35 und 37. bei
filippi S. 124), in denea miter uaderem die Kocuuln bMuHrUf^t wcrdoo.
bis XU 1000 Dir. iLiutu{r«l>en pro cojiduct'ndiH apothecis (^nct« Cecilie)
ot provideadis [<aiiiii< Qorentiuis ibitleiu pro utilitate diele artii. beKiehm
»ich nicht auf die WolU-ncunn. ■ondtMn auf die um Sancta Cedlia ge-
lugcrU-n LKdcn der ticwundachncidcr, die dem tiesdiäfUbelrieb derColi-
miiU hinderlich waren (daher oap. 37: eonsotci tencanttir ... «ligvnt
S de ritaKliatoribtiB Kallinnalo et enm eia habeimt comilioin de facto
Saai;t« Cfcilie; woraun hertorgfht, daM die rita|;Ilstorea Kom Teil sar
Calimotuuiift ^hflrteii]; veiicleiche nocli I d 4Ü iiml GiiirficJ III
S. 289.
*} NmIi Lina I b 23 (1817) war cw den laaaioli verboten, emere
laborare «ut perBeere uliquem |)aniiam Bretogoinam vcl ... d« Bargi
v^l d« Barri firw neibonenseu . vel provincial(!i: ebeBiio lolien FKrber
uod andtire .iuppMiti* keiov Arbeit nn denKrllwn vontvhtncn. di<! Sco-
snlea keini Kaufreitifige darikber abBchlipHin et«.
— 40A —
Ata Betrieb der konkurrierendea Gewerbe durch die gleichen
Perttoneu und Firmen zwar xulieas*), iba aber nicht nur
in den gleichen, Koadern sogar in ivini aiieinaiiderätot»eudeii
Läden untersagte'). Kein Zweifel aber, dass diego Ordnung
der jungen mif^trebenden Kraft unter den beiden vor allem
zu gute kam, und dasti der Staat trotz setner Üust^erlich neu-
tralen Haitang im Grunde denjenigen Industriezweig be-
günstigen musste, der in seiner vollen Ausdehnung, .soweit er
stoffverodelnde Prozesse vmfaäste, dem heimischen Boden ent-
wuchs, bei dem der ganze Gewian — und nicht nur Teile
desselben — der heimischen Volkswirtschaft und damit den
Kräften des Stuatcä ku gutt: kam. Und zu welch imponierender
Grösse war dieser Industriezweig in dem ersten Drittel de«
14. JahrhunderU angewachsen! Trug der allgemeine Auf-
schwung der iStadt in dieser Periode — trotz unaufhörlicher
änsserer und innerer Wirreu — daa seiuige bei zum KrstArken
der Industrie, so ist doch kein Zweifel, dnas — wie der auf-
merksame und zuTerlässige Beobachter Giov. VÜlani es uns
bezeugt — der damals einsetzende Massflnimport englischer
Wolle den wichtigsten Faktor dieser aufwürb* geliendeu Be-
wegung gebildet hat: und es versteht sich, warum, wie Vil-
lani hinzufügt , wegen der Kostspieligkeit des Ruhninlerials
grosseres Untern ehmungiikapital nutwendig wurde, warum ^\fh
vieli- klt^inore Geschäfte zu grösseren Firmen susommenüiaten,
die Kapitalassoziation Fortüchritte macht«, und aus den ^oO
durchschnittlich kleineren Firmen, dio zu Anfang des .lahr-
*) Docli winen wii x. H. von den V«rBicU aiaw Kaurinaiini Auf
die Zugehfirigkeit zur CaliRialaziiDft wegen deren gegen di« Wolletixuufi
^ricL testen fein dsrligcu TendeoBCO. Filippi, L'Art« di CbIiuiuIk Ü-äH-
*} Vgl. K. B. Calimii.la IV « hÜ luid bei KmiliKni Uiuillci Hl
S. S£9 (1332). Diedaiinalnlmuncute m>11ud in ihren liüden (A. li. denen,
die der Aufitcht der Calimahixanfl unlerttehen] nur pHnni ollmmonliuii
Teikaufirn; »UMerlmllt di^ L&deu. in denen dien ice*cbielit, dOrfra mv
verkaafen, wm m wollen. 1384 wird dir-Ji dnViin Al>9(-lnd<»H, du« keinn-
|MRni »Umiiiontnm in einem Laden Teilcftufcn daif. der iiolion uiiteui iletu
gldiobtrn Secilicr Rvh«renden Wollentucbgevcbift Rel«g«ii iit. wenn «ich
in der Trennangiiwnnd KenRtcr oder ThUnrn befinden. — Vgl. auch das
iätatai, diM die CAliiuxliisunft v»u der Art« di Por SkoIo. Man« «cbndel,
bei FiUppi. l.'Art« di C«liinala S. l»i.
— 105 —
tiuni1erL>j bestanden liatten, im Jalirs 1338 2Uü gritesera Oe*
Schäfte geworden wareo').
Zu gleicher Zeit war der epeailiseho Wert der oin-
zi-Inen Tuche auf dos Doppelte gcsticgon , so dnsa trotz
des Rückgangs im Quantnm der Fabrikntion — es war Ton
lOOÜOO Stuck zuÄtiCang de» Jabrlmnderts auf 7OU00— 800O0
geennken — ihr Gesamtwert sich bedeutend erhöht hatte *}.
I
>) 1^1 Meigt, wie HcliOD Werunvki (Kitirl tV. n S. 401) bemerkt
hat, k«in Gnuid v«r, dio m> detaillierten Atigal>cn dot in der Verwaltnnft
Heiser VaUratadt pen&nlicb tMUgen. kaufte iLnniDch und rechoerüch g&-
wandUo Cbrunitten Giovitnui VilluaJ ohno writerv Nticbpnifan]; fOr
Ulmtrieben lu halten, vii» <liei 1) Elcher (Zeluchrift für die gps. Slaal«-
wittaeiucJiaft BiJ. 41 S. 440) getlian hat- Denn e« ist otüeolMr, da«a die durch
Uia auwcbtieMÜche Bvtrachtunif deutscher VerbillnisM ({«wonneD« Deber-
zoDgung TOD iW durctuchsitlUcbeD Kleinheit der BerOlkcning mittct-
alt«r]ioher Städte BOchor (t^en jede hfib»e Zahl, die uah Elbtirlivfrrt
wird, a priori miasUuuiach gemacht hat, ohne dosi or eine NnchprüfuiiK
fOr Rebotoa halt. Fflr die Zeit, fBr die Villani nna die »»OOO ttoren-
tinei Einwohner (kumcc den Putanteo, fkildntcn, geistlichen Fenoaea)
Qb«rUefert, haben vir ftllerdini^ ^iae M8|;lichk«it ein«r Koatrcile, uod
wi tit etermo klar, dttu di« ruade Zahl nur «ehr ungefähr der Wirklich-
k«it cntapricht, wio ee wAhnchoinlicli »t, diue sie nach oben abgerundet
iiL Aber all«t. wa« wir Ober die Zeit nach I3M) wiMOn, die Umtaache,
das8 wir karE nwdt der groncn Pott, die auch nach den ^nnf|;>t«n An-
nahtnon wemgatens den rierten bis den drittea Teil der BuvOlkening
hi&w^afi\e. eine KinwohnerKahl \'on weai^tona öOOOO Seelen in Florenic.
nnchweiwn können (dk«pr NavH weis wird sn aod»r«r St«ilu ^-fUhrt wer-
den), Ist nur |[edgnet( unser Vertrauen in die ancitbhernde Riclititfkcit
der Angabe Villanil lu botULrkcn. Noch weniger aber hnbea wir Cmind
zum UlsB trauen jreKonöbpr seinen Obiigen D^ailougahen, deren Verhlltniasu
dorchau* Jeder Naclipnlfunj^, Mweit nie na« mSgtich i*t, nUndhalten;
loweit nach sie lich aiiF die BevOlltemnff besietaen (wi« di« üahl der
tietanflen etc.), otehen lie im alt)KerH«iuen zu der Einw»bnenaht in gntein
VerbAltnii. Vgl. f.aatri. Ric»rcli« italla popolaitODe di Firenie.
') Eta eigenartig«« MiasverstMudni« h«t Boichor (Ansichten der
Volkawirtai^haft an« dem gescbiohtllclieD Standpunkt S. I2S), nach ihm
Poehliouan a.a.O. 8. 5S and andere datu gefllhrt, uu» Villani»
Angaben eine Knpitalaocuniulation in drr Hnod weniger grosser EiaxeN
unteraehuier berauiixaleteu, lu Wirkliebkeil luindi.'It es sidi bei Viliania
Angabim nicht um Perionan, tondem um gaichfift liehe Unter-
achmungvn; mit aaderen Worten : der Vorgang dar Eoazcatration iak
hertorgerufen durch die AiMxiatioD kleinerer Kapitalien xn grBMerea
— 406 -
Diesen Wert selbst scliStit Vülaiii daiuuU auf 1 SOUOOO Guldeei
(oder etwa 12 MÜliotien Murk Müiizw«rl). sü das:« der des
einzelnen Tuchs 15 — 17 V« Golden im Durchschnitt betragen
haben ni»g: ein Dritte) der ganzen Siininic wll ab ÄrbeiU-
lohn in die Taschen der ärmsten HeTülkening geÜotsen sein,
und zum Unterhalt einer Bevölkerung von 30000 Peraonen
gedient haben '} ! Diesen grossen Summen gegenüber sieben
noch immer die zwanzig grossen Kaufhäuser (ronda<:hi) der
ColiraaUinrlustrie, mit einem Import von Ober lOOOO StQck
Tuch im Wert ron 3U0000 Gulden, altein ftlr den Florentiner
Bedarf), abgesehen von den Tuchen, die narh erfolgtnr Ver-
feinerung, Färbung und Appretur wieder, imcli dem Orient vor
allem, exportiert wurden. Alles deutet daraufhin, dass damaU
ein erster Uöhepnnkt der indnatrielten £ntwickehiDg erreicht
war: ein üCuatand, in dem sich die beiden grossen Industrien
an innerer Kraft und äusserer Macht etwa die Wage hielten.
Schwere Schlage, die beide in gleicher Weiei- trafen, fallen
dann in diese Zt-it und das nucliäte Jahrz<-hnl. Die erueiiLe
Vertreibung der italieoiscbeu Kauflcute aua den Handelsplätzen
Frankreichs"). Pest imd Hungersnot im Jahre 1340, Vorläufer
der grossen Katastrophe, die dnuti acht Jahre später tlher die
Stadt hereinbrach: ein ungtUcklichei Krieg gegen Pisa um
den Besitz von Lncca; dann vor allem die kurze, aber folgen-
schwere Tvrannis des franj^Asiüchen Flerzogs von Athen, die
nicht nur ein allgemeines GefQhl der Dnsicherheit in die Stadl
ODtemebmuig«a , nicht äurdi Accuuiulatti>n von Kupiial in wenigen
HlLndm.
') Kin SdiluM auf die Ziibl dtr in ült luduatrie bvwJtILftisten Ar-
btJtar üt <Inm.aa nicht mit Sicherheit lu sieben.
*) A3sa pro Tuch etva 30 Culdeti. oder fiut das Doppelte de«
flörentiaer Ftibrikato. Mochte itnmerhin die QoaUtftt dient Tucbe da-
nuüt aooh eine bwoere leia. als die dM Florvntinvr Kif;i>iit'iibrikatii , oo
■nnatl« docli (chun d«r t«iu«r« I'r«ia derselbeu, der docJi uicht uur durcli
diua beucro Qualität, londeni auoh durch die Fertigung de« Kohtnohi
HUMerlialb voa b'lor«i]i hedin);t war, Euktst tiei ik-ui Kunkurr'^nxkauipf
itim Bind cm ii woidcn.
') VgL I. B. du SchiciboD der Kouauln der Wollentuuft an Philipii
TOD rnnkrtich W Dvijardioa, Nügoclatioiu entn? la t'nuce et U
Toitaas 1 S. I«. und Uior. Villaai Buch XI o.7Z,
- 4(17 ~
bradite, nicht nur das 6eKcbiitV<^[oben durch willkürliche St«nem
bedruckte und labmtegte, sonilcrn nucli — vorüUergeliend —
die ireie Verfügung dea Uoterueliinertunia Über imorganixicrt«
ArWiter dadurch uniuögUch machte, da»» m« einfr eigene
Färberzunfl Ins Lehen treten li«8!i. dem niedersten Arbeiter-
proletariat über zum erstenmal Waffen in die Hancl gftb und
eine Fuhne^ nm die es sich scharen konnte. Der kolossale
durch die Zalilunf^seinstellung Ktlnig Eduards 111. vor allem
herbeigeführte Bankerott der beiden grössten Florentiner Bank-
häuser, der Bardi und Pernzzi, in den eine Reibe grosserer und
kleinerer Firmen mit hineingeris^en wurde, brachte über Florenz
nach VillnniB Worten ^grÖRsoree £Iend und Verderben, als je
aber die Stadt gekommen wat* '). Das Regiment der Btod-
verk«r- und Kleinbtirgerpartci, das nus den Kämpfen oadi
dem Stnrz des Herzogs äiegreicli herrorgegangen rrar, ein
Regiment von .Idioten, die vom Lande gekommen waren oder
ans der Fremde", .die Qeeetze voller Willkür und Uebcrciluog
und ohne jede Vernunft frliesson" *), war di-u Intcrosscn des
QroashandeU und der Gronsiudustrte seinem guiizen Wesen
noch feindlich und missgUnetig: war dort das Ziel ein fried-
Itclies Beilagen im engen Kreis, bdrgerlicheä Auskommen ohne
grosse, weit ausschauende Pläne — so hier ein Hervorkehren
dea Machtzweckes, Erweiterung der Staa,t8grenzen, Gewinnung
oeoer Absatzgebiete auf Kosten der inneren Ruhe und ohne
Scheu vor Krieg und Kriegesnot. Da hat dann die grosse
Pest, die in den Jahren l.'i-l" tiud IMB, von den Mongolen eiu-
geseldeppt, tiber Europa hinbrauste, eine erneute Verschiebung
aller wirtschaftliche n und sozialen Verhältnisse gebracht'), eben
dadurch aber in der Folge in Florenz den obersten Schichten
*) Uiov. Villani, Croaicu MI c.Sfi: Maggtare ruina e sconfitta,
che nuUa che mai aveMe il noitro couiniun«. vrono «icli ilano der b^
rUhiiit« Protnt ge|{4n die ,uviiritift* iler riorentiuer aiucblieMt (o male-
detta e bramosa lupa «tc.).
*) QiOT. Villani a. a, 0. XII c. 4S; aitefioi e genl« manovali e
Uioti . . . arUiGci miauti venuti di coatado o fortatieri, a cui poco dee
oaleie drila repTiklii^a a peggia saperta guidaro; peroecli^ roltmt^rouL*
inente fanoo lo laggl all» atraboecat« xanta fondaiuaDto di oMtione.
A«hnliche Apotbvpben dam ia groaur Zahl Wi Uatleo Villani.
■) VkI. oben S. 178 Anm. I. 2Sfl. 240 etc.
- 408 -
d«r Bevölkerung wieder Luft gemacht. Ziiiiichst allerdings hatte
Tor allem das Wolleogeworbc wirtschaflLich eine schwere Krüia
zu fjberstehea, von der «s «ich nur langsam erholen konnte:
indem die Krankbett besonders in die Reiben der niedersten,
ümuton BcTÖllteruDgäscbicbt ungeheure Lücken riss '}. lieas
sie die ArbeitelSbne der Ueberlebenden rapid in die Höhe
schnellen, machte das geringe Angebot von Arbeibekräflwn zum
Herren Über die bald nieder wacIiHende Nachfrage, and Uees
eben dadurch die Gefahr einer Unterdrückung und Aufsaagniig
der kleineren Geschäfte durch die grossen derartig anschwellen,
dam die Zuull im Interesse der GrhaUtin^' di-H .Mittelstandes*
sich zu vorQbergebeudeni rudikalvu Kingieifeu genötigt sab ').
Lebhaft genug tSnen in den Urkunden der Zunft die Klagen
über die ins Abnorme gesteigerten Lohnforderungen, und in
den Chroniken des Matteo Villani und Marchionne Stefani, in
deren bald wehmfltigen, bald entrüsteten Lamentationen Qber
den steigeaden Uebemiut der niedereten Volksschichten haben
äe ein deotliches Echo gefunden. Im ganzen aber darf man
wobl auiieboien, duss eben aus dieser nircbtbareii Krisis daa
kBafmSnniscbe Patriziat in gestärkter Stellung hervorging'],
dftu es sich als der wirtachafUicb kräftigste und festfuudierteste
Stand am schnctUten roo den erhaltenen Wunden erholte,
und bald die Zügel der Regierung, die ihm nach der Vor-
jagUDg des Herzogs Ton Athen entglitten waren, wieder an
sich riss. Wie aber damals innerhalb diesi^r sozialen Klasse
die Mitglieder der Wollenzuufl mehr »nd mehr die Überliand
'I El ist von nnspreni StaDdpunkt der BetrBchtTmg am gleiclignltig.
wi« iioch (icb liSemuiUiiK Jie Verluitt« belieftiii doch gnüfen wir wohl
— wenn wir von tlen tich^r Ubertriebenen ;£ahleii der Uebwliervrung,
die bis su 100040 Toten steh vflntdgeu, abaeben — nidit su hoch,
wenn wir die BovSllEemnguLbnabtD« auf etwa «in Viertel bis ein Drittel
drr schon durch die Peat von 1340 henbgegaoKraen VnllcuaU, also auf
«twa 2O000— S&OOO Mensaben taxieren: Zahlen, die, wie siii« aa andrer
Stelle mitznleilrnd); >t«tisÜMhe Totenliste des Jabnts 1400 beweist, durcli-
ant nichts onwahnebeinliebes aa sieb haben.
*> In die Jahre Ifttö— 18fi6 und die cablreicheD imteraefaneifrimDd-
lieben Bectimmungen im Stadtstatat von 1365 am «stsaa , die rait frObor
im cntgegengesetaten Sinne rrlanenea, aber <4M^fnllt in das Statut auf-
gtnotnmenan Vsrerdnungea in WidsrspnMili stehen.
— 409 -
gewanuen und unbeütriifvn an die erwte Stelle rOcIcten, wissen
wir nicht mit Sichc;rbeil zu saguii: möglich, dnss «ben jene
groMeo, auch in der Folgezeit sich weiterpBanzendcii Falli-
inente von BankgeBchäflea die freiliegenden Kapitalien nuf den
Sichereron Weg der Aulage in der Industrie wies, Thataaclie ist,
dftsa im Lnnfe der ftinfziger Jahre des H. Jahrhanderts die
TuchinduBtrie sich von den Schlügen der vorkergehonden Zeit
TfllHg erholt hntte. Um diese Zeit etwa ist aiicJi der Kampf
mit der älteren Rivalin definitir zu ihren Gunstou entschieden;
tud vielleicht hätte sie duu&ls schon zu dem entscheidenden
Scblftge ausgeholt, der erst 30 Jahre später erfolgen sollte,
wenn nicht durch Ereigni^^e der nächsten Zeit noch einmal
der aiifHteigende Ast der Enttrickelung jählings gebrochen
wonlea wäre'). Der Krieg mil Pisa, der die Jahr« von
1360—131)4 ernslUe. die Versperruug des Hufen» von Porto
Pisano als Ausfuhrjilatz fUr die Florentiner Fabrikate, die man
vergebens Über den schlechten eienemchen Hafen von Tala-
nione ahmleiten Bnchte, brachte, wenn wir einem Sieneser
Chronisten der gleichen Zeit Glauben schenken , die Wolleu-
industrie an den Rand des Abgrundes*); und von ähnlich ud-
heilvolten Folgen war der Krieg mit dem Papst begleitet, der
die Handelfiatrassen fast nnnh allen HimmeUrirhtungeu ver-
sperrt« und den eben wieder aufblühenden Handel auf» neue
lahmlegte ']. Die änaseron Schwiorigkeit«D aber wirkten wie
>) Di« durch die Ücbarmacht der Wtlfinuelcte bi der Stodl liarvor*
genifcBeit Unmheii. die KSmirfle der Bicca and Albiid, Echuncn auf den
Gang der indtiitnellen EntwiGkelung keinen ii«naeiiawerteii ICiniluB« aiu-
genbt EU liabon.
*} Neri di Oonato. Chronica 8«ne>e (bei Muratori, R«fum
Italieaiwn loriiitorei XV S. 170: Perrons, HiBtoire de Plorcnce IV
9.466)! »Ii'arte della lanu nou lavorava piii*.
') Domcaico Boaintegui, Storia Fiorentina S. 36> f. Diwer
Cbroniit beüffert die Aoigaben der Stadt in jvaem Kriege auf die k<^oi-
lalc Summ« tob 3 Milliffnea Gulden. ,mi data der Haadel uo*«rer Kaiif-
leote groMen ädtaden erlitt* ; vielleicbt remrsacbta dit> auok die BOrfei-
unrobeo, inflils« denin die IWKieruiiK io die ükade der Ciompi und dce
niedeno Volkes kam. — Uebsc den ZasaminenliiiDg iwiBcben diesem
Krieg and dem CJonpiauAtaod fcritleiidie auck liberardi, LaGacmt dn
F^orentini <«n papa Gregorio XI. et«, ia Areh. Stör. liaL IH. Ser. Bd. fi
— 410 —
äteU auf (]ie inneren zurQck: ein ptÜizUcher erneuter Auf-
«chwung iler IndtitEtrie näch OberstAiideuer Krisig, der eine
erhellte Nachfrage nach Arbeitern mit sich brachte, wnrde
von dif^sen, besonders Ton den FiLrbern, zu energischen
durch Organiiiatioii und Sti-eik versuche tmtcrstützten Lohu-
bewegungen benutzt, bin dann sieben Jahre spater der Ciompi'
aufiitand mit allen seinen Folgen: Desorganisation des Absatzes,
der Produktion und des Kredits, Kouetituierung vun Arbeiter-
KÜofUii, Verhandlangen Ober die Lohnhöhe tod Zunft zu Zunft
»tatt der bisherigen einseitig*autontatiren b'estsetzmig derfietben
durch die Unternehmer, fortvuhrcnd« Beunruhigung der Stadt
iiuch in den folgenden Jubren durch die Rückkt-hrrcrauche
der verbannten Ciompi, — die ecbwerste Krise Ober die Zunft
heraufbeschwor, die sie überhaupt durchzumachen hatte ').
Wie aber oü nach Qberetandener Kraukbeit die Kräile def<
Genesenden auf ein frOher nie gekanntes Mass »nznschtrellen
pflegen, so erfolgte in dem Jahrzehnt, von IHSO — IIJDO, be-
günstigt durch div relalirc Ruhe roti äusseren Wirrnisten,
deren sich damals diu Stadt EU erfreuen hatte, durch die wieder-
geitchaffene und neu gefestigte strenge Disziplin über die
Arbeiter ein Aufschwung der Industrie, der en ihr — zumal
auch der politische EinHusü der Zunft, dank der von ihr herbei*
geführten Unterdrückung der revohitionären Bildungen, damals
grÖSMr war als je vorher — ermöglichte, im Jahre 13'JS. nach-
dem die letzten Reste der iu den Revolntionsjahrcn von den
Arbeitern errungenen Privilegien beseitigt waren, durch einen
entscheidenden Yontosü zunüchst für die Fabrikate mittlerer
(Qualität »ich ein© Art Monopol für die Versorgung der Haupt-
stadt mit Tuchwaren zu erringen.
Am 25. Oktober l'SOVt wurde auf eine Eingabe der
bis 8, und die D&rlegusgcn im iweilen Damle dieser Arbeit Über den
Cionpinafistand.
') Vgl. oben 8. 241 ff. 302 S. und unten 8. 460 ff.
*J Lftnn 13 fol. lOI f. ; ykätiholi danii in den $ta4tltattitea TOB
1416 Bd, HI S. 41T. BeKrQndim);: Arteficum cxerciliuiu dict« ktiimlita»,
qnod fit in ditAa civitnte cvidonter «edit in . . ■ »*siiaum comadunL . . .
dict« camunis et mercatoruiQ et artifiCDm civitatis eimdem . . . atque
&liiueal«Uouem et rabitcntittionera paupuiim bcruiijinm (iud civitati« pnrate
<)uam aini ooniUti» et dirtrictuH. \g\. auch Poahtmann a. a. 0. 8. 104 ff.
- 411
Wollcnzunftkonsuln hin von der datnals in Florenz herrschenden
mit aasserordentUchon Vollmachten ausgestatteten Kommission
(bftlia) ein Gesetz erlasäen. das, .am einer Verarmung d«r
Zunft vorzubeugen*, die Elioftibr fremder Tuche mit einem Zoll
von 5 Gulden .pro petia*^, von 21 Ellen Länge, belastete, als«
einem Zoll, der fast prohibitive Wirkung liaben iniwete — nyt
AuBnabino eineraeite für g&at. grobe oder Icicbtero Tuche, die
man in der Stadt damals noch nicht ku fubrizlfrcn wussle'),
andererseits fQr ilie Fabrikate aus Flandern und Brabant^,
wie sie der Handel der l'alimalakau Heute nncb Florenz
braclite"). Mit der Erwerbung Pisas (14061 und Livoruos
') i'jiniii bigelli und [lerpignani.
*) Es weiden genannt: Patini Ma tiomelU (Brfliwcl). Ikli-Uina (ÜU-
linM, M0ob«lii), Loaao (LuurAin, LOwon). Die«tri [Diost), Oetnla |0u-
trean [?]), Tilmonta (l'irl<->ini>nt), Filifortf! (wähl = Ouildford . wob» im
Mitt'*! Alter »ehr hdiobtf! cnglueh« Tacho kninon), l.icn (l<ier, I.i«rre),
Ypro (Tpenif, Bnigia (Bni^e)> Guanto (Gent), Alosta (Aloat), Vem
(Vcrviers), Cortni (Courtmi); überhaupt alle Tncha au» Flandom, Bra-
hant unii FraDkrelch. mit AuuiBhiDO dtv LanguiMoi;, vo minärrweiü^i
rrncb fabrisiert wui-de. Der Zoll riohtet« sieb da.uiftlt alto huuptsücblicb
gageii di« KoiikurrMii: italienitclier i^tAdte. da dl« Cinfubr aoa Dcmtacb-
tand laum in Detracbt kata, — Schon vorher (Lnna 43 fol. SC; 13-^7)
war «I den Ai-bflitern der '^Volll>nEllI)ll v^tboteo, na froindvii Tticben
,aliiiDotl Uborcrinm eeu miniatcrium t'aoorc . . . ncc etiaiu rentiere aeu
in >ua apotbeoa teuere. . . . Salvo quod prediota non babeaat locaiu in
pannis laue TÜlaoMche et in pannU rrnnricocnis*. — Im Jahn.- Iß96
hat man — gcIiod mil der BsgrUndong, das8 in den beDiicfabarten SULdlen
die WoIIeatuchindiistrie aufhlube, lam Schaden de^ doreatiner Oewerboa—
die Anafuhr aller Arb<itninitt«) v«Tbot«a (l.ann 47 Ibl. ISS; wiederholt
1424: ibid. 49 fol. 110).
'I In die Zeit, diu dieieni Erlius aninitl^lbar v«rauaging, niSchl*
ich aacb einen von Filippi (L'Arte dt Calimala ed il rao piii anUco
r^tatiito a.bü) inilpcteilten undatierten Britf vorlegen, in dem die Kon-
HUln di^r CJkliuLuliixunft einen ^wiuen Donatu Acciaiuolt um lülfe
g«gen ein feiiwUicbM Vorgeben der WollenzunTt antieben (l'arte della lana
cerca di confondere al tutto l'nrte della quäle voi e lutU i voatri pawati
forono fiumprc . ,. p€c6 cbo so qneato «'ottenewe in fuTore de' Unaiuoli
r arte roetn e noslra al tutto sarebbe diifattaj. Wenn das nicht mZg-
lieh, .aopetate che termin« aJ dia n <|uelli panni che auno in cADiinino
n eiö che vortri mercatanti dod aieno diEfatti'. — Ein Üoniila Acciniuoli
Bndei sich unter den Prioren von 1894, 1400 und 1409; und et iti aetr
wahncheialich , das* dantab durch da« recbtieitige Eingreifen der Call-
— 412 —
il42I) vrar dann «Ins letzte Hindernis be^eitifi^, da» einem ge-
waltigen Aufscbirung des Fiorenticer Tiichexports nocU im
Wege stand: Florenz verftlgte xuni erstenmal Ober eigeae
Uäfen, organisiert« seioen Seehandel nach piüanischem Master
nnter einer eigenen Beb^irde, den Konsuln de« Ueeres, nahm
mit groseartigiT Energie die gesamte Reederei iu stuAtlicbe
Venraltung. nutzte sie lange als Staats monopol aus und wtisste
auf einem der Staatsvcrwnltnng liisher völlig fremden Gebiet
in kurzer Zeit staunenswerte Erfolge xu erzielen. Private
Initiative war allerdings auch hier schon längst Toransgegangen ;
kluge Florentiner liaufleute, wie der oft erwähnte Balduccj
Pegolotti, hatten schon ein Jahrhundert frdher dem Florentiner
Handel hier und dort im Orient die gleichen Pririlegien zu
erringen gewusxt, wie sie den grossen Seemächten Venedig,
Genua und Pisa zu leil geworden waren; vereinzelt waren
auch schon ständige Kolonien Florentiner Eaufleute in den
grossen Handelszentren des Ostens angesiedelt: jetxt aber eist
gewannen sie — in Konstnutinopel. Pera und Chios, in
Alexandrien »nd Famagostn — festen Halt und inneres Leben,
gaben «ich eine Verfassung, die sie von fremder Prolektion
anabhängig stellte; jetzt erst erstand ein regelmässiger uml
intensiver Handelsverkehr mit dem Mutterlande; jetxt erst trat
Florenz überall die Kecht« nachfolge des unterworfenen Pisa
an und errang es fGr seine HaodeUmilnze, den Goldfloren, un-
beschränkte Geltung auf den Märkten des Ostens. Und diese
Massregeln der äiiüHercn Politik fanden in einer krüfligen.
wenn auch anfangs aturk tlberspniiiiten, Schutzzollpolitik, wie
sie vor allem von den Konsuln des Meeres vertreten wurde *)i
mnlaxiinft und einei raJLchti^en GAnnen derselben jene In ilirem Intcrasw
liogeatlen KUuwln d«n Oeiietze üVer den TucluoH beifrefiL);« ncurden.
MSglioh war« n {niincrhin nach, iliug U^r BnVf in die Zeit unniitt^bar
TOr dem Geaeti IlLllt, da« die Einfobr fremder Tucbe gunxlich verbat
(1468). Schwer) j«b aber iit er mit Filippi «dioo in diu Jahr 1316 xu
tetsBn. I>eoa damab war die Wollencuafl D4«h nicht aluk genug, am
ein derarli^fes otuireri'clieii VoTf|«heD tu wagen, ood hatte sie e« f^wagt.
to hktte die Oalimiüa noch nicht die Hilfe «inea Omaners ansumfea
braaehen. um iIm Anrtami* lltrT xu verdro.
<) Zorn folg«ndi>n vgl. l>o«blinaan a. n. 0. S. 108 ff., von don.
ich allerding« in der Aoffauung ia iniuicbeti Punkten abwcicb«.
ihr Korrelat und die kräftigste Untcrstöt/ung. Die Optim«t«n-
herrscfaaft der Albizzi und Uxzano, wie sie der Periode von
lätM) — I4ä0 ihren Sienipel gab, bedeutete zuglvicli den Sieg
der groääbürgerlichen und grossliäadleriscben Interessen (i)>er
die engere Politik des Mittelstaudes. Ea gebt durch alle die
VerriigTiDgen jener Zeit ein Hntich Etberlegeneii Siegergefühls,
ein gehobenes Selbstbewusstsein, das BewasFitsein , dn»s man
nuD «m Ziel« «ei, das« nnti nach der Eroberung de» Meere«
der Geist der Amostadt siegreich und unjfehindert durch alle
Welt gehen werde, dass ea eine Schranke ^r das KCnnen
nicht mehr gebe, wenn nur die Ziele des Wollene geoHs genug
teien, dist Florenz bestimmt sei, ein Mikrokosmos aller Kilnete
im kleinen oud grossen zu werden; im gleichen Jahre, in
dem der Hufen von Liförno för Florenz gewomicn wurde,
erteilte nion dem genialen Projekt Brunellexcoä zur WOlbuug
der Doa)ku[>pel seine Zustimmung. Dieae, ich möchte sagen,
JDgendlicli - übermütige Ueberspanniing de» Staats gedsnkent^
auDsert sich in den Versuchen, die man damaU machte, die
Autarkie'} des Klorentiner Staates in fast antiker Weise durch-
icuführen, sich ffir alle BedUrfniiwc vom Auüland völlig unab-
hängig zu machen, die Einfuhr der Rohstoffi> zu beglinütigen,
ihre Ausfulir wie auch diejenige der Halbfabrikate *) zu «r-
Bchweren oder zu verbieten, neue Industrien in der Heimat
einziibflrgern, wie vor allem die Fabrikation jener Perpiffnaner
Tuche, nach denen die Nachfrage in der hauptstädtischen
*) Im iahf(< 1447 (Una 13 fol. 123) erToIgt dw Itetcblu«. che gl'
ufficiali dd nonte poMino invostigare d'otcni Arte vt mortiera, de' quali
al preunle aella eittt ii F^enu n«B bm DotiiJH d' artefire. V. chi foaw*
ezperto in talc esereitio pouODO conilucen! a fan- . . . qnalunchf? Afue
Arti et ixftreitii a«l1a cittü di Fironso. E &oi) Uüi ArUnci convi^nini «
bre concedere capitoli d' iminuniU wlament« di ^raveiie. V. di matri-
oole » d*al1r« faciiani d' ort«. (C* i<t der B5b«|)UTikt d«r H'26 inaTii^-
vierten UocIiscliuUsüll- und ProliibiLiipolitik {vgi. roehlmann ». u. O.
S. lOi ff. Dnd ob«n &. 118 f.)-
*) Nach dem HvchtcliuUzolllaril' vor H20 halte i. ß. .l-nna e iitani«<
che abbia aloiioa man afottan* (ausacr itanio piovinciaJt e liccio] 9 d.
pro IJbra Aunnilinoll eu xiLhlen: tcardn«) pro Paar 2 libme: HIo di ferrl
(100 Pfd-I 4 librno «tci die KinrshriflUc bctnigco ctwit das Andcrihnlb'
faobe dieMV Summen.
— 414 —
BeTölkerung eine dauernd grosse war. Ich stehe nichi au,
die Zeit vou 1400 — 1440 — entgegen der landläufigen An-
schauuDgen — als den Ußhepiinkt der Florentiner Geschichte
3CU bezeichneu: nicht als die 7.fii des ^ttinnten »unitere»
Glanzes, wohl nber als die der grOssten inneren Kraft; die
Zeit, in der dns gan/R St&nti^vreaen am teütesten fundiert
war, in der e» am si(!iier»;tvn seines Weges ging, tu der kein
Zweig menschlicher Ktiltnr auf Konten der anderen za treib-
hsusartiger Blüte getrieben wurde, Rondern nlle untereinander
in harmoniachem Einklang standen.
Die Hochblüte der Klorentiuer Kunst zeigte den Staat
schon im beginnondcu Verfall: die ökonomische Sicherheit war
damals bereit» im Schwinden begriffen.
Kein Wunder allerdings auch, dae« die allzu songniDischen
Hoffnungen auf dem Gebiete der HntidelspoUlik , mit denen
man die neu eroberte Stellung als Seemacht begrUsst hatte,
bald eine nach der anderen in die Brdche gingen, dass Floreius
buld genag seine UnTähigkeit erwies, alle die Waren, die man
bisher ram Auslände beieogen hatte, nun in eigener Industrie
zu erzeugen, dusn innii, wollte man nicht dem Schmuggel
Thflr und Tiior OfFnen, sich bald zu Ermässigungen des Zoll-
tarifs voa 1426 entachliessen mnsste ').
Für die Wan(>niniiu<itrie aber bedeutete die neu gewonnene
Machtstellung des Staates zunächst einen ungeahnten Auf-
schwung ihres Kxports. Damals konnte der VenetJaner Doge
TommoM Hocenigo, dessen Augen von Xeid und Missguost
geschürft waren, um eoino Lfludsleutc zu grösserem Eifer an-
xOBpornea, darauf hinweisen, dass allein tiber Venedig 160OO
Stuck Tuch aue Florenz alljährlich nach dem Orient und nach
Afrika gingen % wozu sich dann noch der Export über Lirorito
') Vgl. Poehlmann a- a. 0.
*) Tomniaso Mocenigo in iciner Rede an die VenetJaner (Un-
ratori, Script, rer. lUl. XXII S. 95t)): . . . nell' Aqaitm pel Kcam« di
SicilU. iwr Ift ßnrbertn, in Bona, in Candis, nvUn Morm e per l'latria.
Kr nigt dann hinzu, da««, wie beim Tunuliau zu iJabd, ans einer 8pr««}ic
•«diiundwciuig (geworden seien, ho e* aach den Florratmeni ergeb«B
wn-d«: I'ei6 eKÜn« vhodo og^ii ^oma in Fmncia. AJem&gM, Lin^cnadoca.
Catalogna. TTnglisritL v ppr l'IUilia; e «1 dUperilennoo, che B4n ti <li-
- 415 —
und Portu Pinoo gesellte; dnmals kunnte es die Zunft wagen,
in eigener Untern ehmiirg Schiffe zii Import und Exporl 1:11
cliartern: datnnls erst mirde man sich des deBnitiven Siege»
der Industrie »nf dem Wellmarkl bewiisst; damaU wird
e« wieder und wieder in den Urkunden aaegesprocben , das«
Floreuz durch deo guten KuT seiner Tuche und die Quantität
der Produktion — wie öbrigeus (inch durch seine Seideu-
fftbrikate — all» anderen Nationen tlberflUgcit habe'), und
'lasa kein Opfer zu gross «i-i. um die Industrie auf dieser be-
herrschenden HUhe zu erhalten. Mit dieaer Ausbreitung und
allgemeinen EntwickcluDf; der Industrie , dem Anwachsen de«
Exports etc., hiut; aiclierlich — uicbt nnr äusaerlicb — eine
relative Etuhe und Stetigkeit der inneren Verhältnisse äusammeii:
nach der blutigen Niederwerfung des CiontpiaufstBiidcs jut den
UntemehnierD im ganr.cn die unomschriinktc Verfügung (tber
ihre Arbeitakräd« nicht mehr bestritten worden, wenn es sich
auch noch vereinitelt in den Reihen jener untersten Schicht
Önktuierender Arbeiter regte, deren deutsche Herkunft wir
erwiesen z» haben glauben; wenn auch reügiOse ßnidernchaneii
leicht zu Kampf vereinen und Streikorganisattonen xicli suit-
wuchsen: ohne Milhe ist die Zunft diefwr kleinen Kevoliitionen
Herr geworden, und ebenso sind die ätreikrerguchc einxetuer
Färber uder Tuobspanner ohne Bedeutung geblieben. Es war
eine kaum durch Krisen unterbrochene, in stetem Fortschreiten
zu einem klar erkannten Endziele sich bewegeude, glQekUche
Zeit ftlr unsere Industrie, eine Zeit, in der sich symptomatisch
die Macht der Zunft auch dorch ihre grossartigen Kapitals-
untern e hui ungco Uusserle, in der dit-sc mit fu»t uagealQmer
Energie hU Vertreterin der Untern chmcriuterc«sen mich allen
mnn» piii di Firent«. Vgl. aucb ibid. 8.9&3: wenn d«r Uenog v«n
Hatlnnd Florenz erobere: Pioreiitini dm (Ouo um! « vivere in Commnne,
I) itartirBiuio d& PireoM « vormnno ad «litArc i\ Vcn««^ o ccndurmnno
U nii-Htipre de*p«ani di sebi e di Iudh, per modo che ijtielU Terra ri-
marm «ema indudria, e Venvxi» inoltiplit^nV . . , wie «inxt dorch div
veitrwbenrn ]jiK'oli«mii.
') DauiaU adiriel) tioro Dvti, latoria di Firenxu c 134: La qnartA
4 l'Arte deJIu Laoa e piii pttoni o ]>iü üni «anno fan in Firenze che in
alcuao «Uro luog«. e i luoi Maestri sono grandi, e buoni on«rati (^lla-
diai e HUino rare.
— 416 —
Seiten ihre Mkcbt Eur Kntfaltuug bringt D»maU Ist das
groue W«rk, das der Wollenzouft zur VerfrftltuuK at>«irtragen
wur, uiid das unter ihrer Leiluuf; mehr nU etn Jahrhundert
lang die Florentiner Bftageechichte beherrscht, zum feierlichen
Abschhisa gebracht worden: seit deui Jahre 1-18^ wölbt aich
BrunellescoB Riesenkaiipel [iber dem Oktogon von Sa. Maria
del Fiore, iind das miiclitig ragende ßatiweric, dun nun vollendt^t
dasteht, wird uns. die wir bescheiden den likononiisch-sozialen
Dnt«rgraDd zu erkennen xuchen, aus dem Florenz' kfinatlerische
und geistige Orüsse erwachsen ist, kudi niajeKlätischeo Symbol
der ungeheuren, jetxt auf den Höhepunkt gelangten, wirt-
»chafttichen Arbeit seiner BevOlkeruDg. —
Nach aussen hin. in der Dnrchbildung und Erveilerung
des Den gewonnenen Eigenbandeis , in der Rrtlflfnung neuer
und der Sicherung schon vorhandener Märkl« und Absatz-
gebiete brachte auch die folgende Zeit bis ge^en Ende des
16. Jahrhundert* unserer Industrie noch einen weiteren Aiif-
«chwung, und — wir dürfen es jetzt «ciion sagen — eine Art
trUgeri^hen Herbstglanxes. Und — so merkwürdig es klinfft
— diese letzte energische Anstrengung dvä Florentiner Tuch-
handels knCtpft an ein Grcignis an, das den gesamten Verkehr
zwischen Westeuropa und deu Liuidi-ni der Lrvaute auf längere
Zeit lahmxut^en drohte: die Eroberung Konstantin Opels durcli
die Osmanen im Jahre 1-153; denn wonu auch unter der Wucht
dieser mit elementarer Gewalt wirkenden Katastrophe die
Florentiner zunScb^t ebenso wie die Übrigen Kolonien abend-
ländischer Nationen in Konstantinopel auseinandergesprengt
worden und schwere Verluste erlitten, so waren doch nicht
nur infolge des relatir kiirxen Bestehenfi der Kolonie und der
geringeren Werte, die eingebtlBst werden konnten, ihre Ver-
luste relativ weniger schwer als die der anderen Nationen,
sondern sie haben auch dank der geschickten, skrupellosen und
energischen Politik der Florentiner Diplomatie und ihrer stets
freigebigen Hand bald einen modus vivendi zu finden gewuMt,
der dem Florentiner Fabrikat im Tdrkcnreich den unbedingte«
Vorrang unter denen italieniächer Städte sicherte. Der Belebung
und weiteren Ausdehnung dieses Handel» uacli den muhame-
daotschen Staaten des Orients gilt bis xum £lnde des 15, Jahr-
— 417 —
hundurtü das nnablässige BemDhen »tnatlicher iind zUnflleriHcIier
BehördKn ; ihm vor allem die Neubelebung der »taatlichen
ScluSitbrt und Reederei, diuntt, wie es in einem Edus»
heisst, vdie Stadt iiich neu erhebe, die Kniifleut« und melir
noch die juog«n Leute ohne Beruf ihre Krüft^e bethKtigten,
die Staatseiauahiuen wUclutea, die BCrgerscIiaft ini sUgemeine»
und vor allem da» arme Volk Nutxen habe, indem es seine
Nahrung aus der Industrie schöpfe und nicht ans Almosen-
spenden, die wohl ftlr den Moment Abhilfe schüfen, die
MeDBchen aber auf dieDttner feige und arb«itascbeu macbtea^).*
Und aaf diesem Gebiete iät allerdings dem florcntiniKhcn
Unternehmunfj^sgeist in der uächäteu Zeit noch manch schöner
Erfolg besdiieden gewesen: nicht nnr dass am Schwarzen
Meer sich neue Absatzgebiete erschlossen, dass der Handel
mit Aegyptcn erst jetzt recht zur Entfaltnng kam : Floren-
tiner Waren and Tor allem die NVollentiiche Terdrängten
mehr und mehr in der ganzen ,Rf>mania' die Erzeugnisae
konkiirriereDder Nationen, vor allem diejenigen der Venetiancr:
indem man aber seit dem Jahre 1488 diu WoUeuzunft selbst
zn den Lasten mit her&nxog, die aus dem engereu Verkehr
mit dem Orient, vor allem aber aus der Notwendigkeit er-
wuchsen, durch reiclie Geschenke die Freundschaft des Sultans
sich zu erhalten, gab man damit einen deutlichen Beweis fflr
■) Prov. dal Cons. Hsfcg- t&6 M. lU (1468. 11. Juli): Di quanto
bonore, riputaliftae e atllitik lia fUto U navichore al DoeLro comuae
iiiiiiiIfeitiuiieDte appariac« et che ijneata e loLa la via per la. ijuale «i
jiuA exaltarc k voetia cittu, eiercitarc i yo«tri luCtcatODti c etiuidio i
^ioratii che »ono Mnxa avintti^nto : . . . creccere le eutrate et molti altri
commodi che no BCguita univcrealm'cntc a vostr! dttadiai et maxime a
poveri hiioiuinj i quali « paiclano in au gli exnrollii et non dl Umoain«,
Ic quiiili bcnofat: agvengeno per udo tempo inüno fnnnu gli uoiniiii vlli et
iniingurdi tania roleni Liercitaje . . ■: Argument«, div t'iah >i\u dt'in
Mußila von BürKi^m cinai niiinennUdt Imoniieis tuerkwOrdis aasaahmoo.
ßBinalii wird nicht nur ilic Ausrüiitunff «i]if>( zwnKn StaaiauAiRet EOlD
Schutze dea allein biahor den Verkehr mit der boviuibe reraiittelndeii
be»clite«aen, iondern e» wird nudi tcrfügl, awei Sohiffn naeb dm Lkadere
doa Westeai, eüiM nach Nordafrika ku sendca; artfarend in den folitendea
Jahren (ibid. \hl foL 159) die AbaendUBg »weier Galeren nn-ch Afrika,
1460 (ibid. 152 Toi. 140) dii- von xweiun nach Cataloaieo und ritülieii b*>
•aliloMea wird.
Dorm, Studien *qi dftr FIoicnim«r UitucbftlUgMdiichl« t. -7
— 41»
die Thatsaclie, doas der Wo11entuc)iex[>ort -— trotz der f;erai}«
in jener Periode aufgeblGbten Kloreiitiiier Seideoinduätric —
oocb immer im Hittelpuakt des gesaiiiten LpTantebondels dur
Stadt stand >)■
Ueber diesen äusseren Glnnr. aber begnnnen sich schon
T«r der Mitte des Jnhrfaanderta schwere Schatten zu lagern.
Daserste GefUbl erwachender Unsicherheit wnrde durch den Vm-
ätaud erweckt, das» der Industrie in ItAÜen selbüt, wo bis jetzt
für die feinsten Lususbedürfniasc in WoUstolTen das Flurcntincr
Fabrikat einen faot unbcstiittcncu Vorrang ^iiosaen hatte, der
Markt fOr ihre Tuche mehr und mehr verengt warde. - -
Denn je mehr die emliryoiialeu stadtätaatlicbeii Gebilde des
italienischen Mittelalters in der Hand energischer Üenaisstince-
tyranneii und Condottiereiihiüipttinge zu grösseren, lebens-
fähigen Staatswesen zusaromengefaHst wurden , desto mehr
gewannen in ihnen alle jene Tendenzen einer ausgebildeten
Zentralverwaltung und wirtachafllichen St»atiifUrsorge die Ober-
hand, die ScIinioUer al« den praklisclien Kern des Merkun-
tiliamus nachgewiesen hat. Und so wuchs die Konkurreoz
ftlr das Florentiner Gewerbe durch die anderen Tuch produ-
zierenden Staaten — vor allem seit Boginn des K). Jahrhundert»
— iitn HO bedrohlicher an, als es jenen rivalisierenden StJldten
und Staaten mehr und mehr gelang, nicht nur quantitativ
ihre Produktion xu heben, sondern sie auch qualitativ auf eine
der Ton den Florentinern erreichten annähernd gleiche liöhe
zu bringen und, wenn sie dies Ziel erreicht hatten, dem
Florentiner Fabrikat «clbet ihre Thor« za Ter&chiiesWD ').
■) Die Hochridit de« Btn«d«tto Dpi (Wi l'sf^nint, DA\i De-
dn» Bd. II ä. 20ri): daai, ala die Türken Nogropout li eiliger tun. sich dort
(kndeD 50 ra^Diii [tc. Florestiiii>) e posts grosae di Mcrclinnti coUa vftlata
di 400 migli^a di Fjorini larghi m-llc fonr e poae de] gmn Turcbo,
e ntroToui 3 irbaleaiie can panni SOOO e cirappi di «t^a c chitupi d' oro,
e aninie TOO FiormtiDO il Kiomo che lu iiu\i.-Uii v>-nni^ ilell' acqui>to di
deti« N(-^o]>i>iit«, iet bei <)«r «chon fi-Ohnr kon«)ntii"rtcn l'rabl>acht dierc«
Schrifliilcllcrü . wo en sich um die OiQsie and Macht »einor Vatenllldt
haadelt, mit Vonicht ftufnu nehmen.
*) AnnLnfcu ü«TOn nigen lich ochon im 14. JnhrliuDderl. So bfr-
Mbw«rt ucb 1S41 Florcax bei ISmi, diMs «■ dort den Floieiitinem ver-
boten Mi. andere eIb in Pifa odpr .ultramonle* tK^ferüftlon Turhe in
— 419 —
GewiM, die sLoU-eioseitige AruchauiiriDf der FlorenUiier Fabri-
kantenkreise, wie sie wiederholt in den Zuiifturkundei] zum
Ausdrnck gelangt: das» nämlich die Verbreitung der Geheim-
nisse der «ollendeten Tiichfabrikntion Hber riie ganze Welt
nur durch V^errat roti Arbeitern uiSglich gewesen sei, die sie
in FloreuE kennen gelernt hätten, ist für uns mehr ein An-
zeicheo dafUr, dass man bereit« d«u einst so festen Boden
unter den Fristen üchwatiken fühlte, ala datia wir dnntus den
tbatsächl iclien Hergang erführen; so viei aber küniien wir
imioerhii] zugehen, doas die Existenz eine^ fiuktuierenden
Wandfirproletarint« eine stete Gefa.hr für die Bewahmnp einer
einmal errungenen techniücben SuperioritUt bildete, das.» in ihr
ein die allmäbliche XiTetliernng technischen Wif^sennt begünsti-
gendes Element rorhanden viai. Daher denn di« überall auf-
tretenden strengen Verbote der Auswanderung an die Arbeiter,
des Verrattis der /unftgeheimnieü^e ') «tc, die doch uiemah
dauernde Wirkung hatten; daher auf der anderen Seite die
eiferadchtigen. oft mit allen Mitteln der brutalen Oeiralt und
.scliluuen List arbeitenden Bemühungen um die QcwtuDuag
tficbtiger ÄrbeitskriLfle, die mau dur^b alle mSglicheu Vcr-
nprcchnngen sich gegenseitig abspenstig zu machen sucht«. —
Krscheinungen, wie sie später im 17. und IH. Jahrhundert in
der Periode dcü ausgebildeten staatlichen Merkantilismus riel-
verbiiurea (Bonaini, Statuta ia«l. civit. Pia. 111 8.746). Trotxdem witd
tlw Verbot IS44 t^r djit OUtrikLe von Pisn imd [.ucca «roeaert. Dm
Verbot, das Wollenfjewerb« anaserhalb von riorena zu treiben, tiodet
sich Bchon Lan« Vt )> 10 |13(il). «Unn wiodur Lüiul V[II c 4: NuUiif iv
cWWutif, eouiitatu vel ilittrictu tlorenlioo sudeat arl«oi läse v«] itliqti«ii
aiiM iu«inl>rum facer« ... in aliiiu» civitate . . . extra, cititatnm, comita-
tum Tel districtuni Horenttnain . . . Aocli darf keititr Socictatnm factto
cum aliquo foreaüpro. et qui mormin faoiat . . . eitnt cintalein . . . flo-
ruiitinam.
') Kii i(t JA hekannt, daia <lio (^roaiirtiKe Entwicketung der Ljonvr
SeideniDiliutrie im 14. Jalirbunilert in errter Lioi« an dia EiBwaiid«futi|c
italienucb«-, vor allem Florei>tiB*r und günuMiRcJuT Sotdenwirk«! an*
ksdpA. 1q .Mailand vurde iclinn M43 durcb Florentiner die Siridenindu-
«trie ein^emhrt tnit tolch^Mii F.rfuig, du* bortitn I4&0 dt« Kinfnhr von
SeidelutoSea varboten n-erden konnte (Schalte, Oeuhichte de« niiltel-
aHerUehin Handel* und Vcrk^lir« I. 8. 54j$); auch aaeb Gcmna Dud X«ap»l
■ollen Florentiner die neu« Induitrie Kaent R«bniclit haben.
— 420 —
tAcb ihre Parallele ßnd«n. — Und es liegt auf der Hund,
dass, je ezpoaicrtcr die Stellung einer lodaetrie war, je mehr
sie lange Zeit sich einer Art von Monopol fOr gewisse £r-
xeugniftse ftiif dem Weltmarkt zu vifreucn tialt«, um so f^rOeser
auch die Qefahr f&r sie wur, dieev SteUuug zu verlieren; daas
in dem damals outbrcnn enden Kampfe aller Vorteil atif der
Seite der jüngereu Staaten, der aufstrebenden Industrien la.g.
So sah sich denn Florenx bald die Tbore der meisten ita-
lienischen Stä-dte dnrch Einfuhrverbote verschl(w»en, oder den
Zugang la denselben dur«h hohe Schutxxßlle versperrt; und
»?H wollt«; wenig heiüsen , wenn Florenz im Jahre 1438 sich
mit RepresaalieH gegen diene Konkurrenz xii wehren Ter-
sucbte, indem es die Tucliprodulct« aller derjenigen Stttdte
von seinem Markte ausschloss. die dem Florentiner Fabrikat
den Eingang verweigerten'): denn gerade der einheimische
Bedarf vermochte die leichteren und billigeren itnlientKchen
Tuche, die die Florentiner Indiustrie nicht herstellte, noch
nicht zn entbehren, — Trotzdem ist man mit einer KoDfle-
•.juenz, die bereits beinahe einen krankhaften Charakter hat —
man erkennt ihn an der ängätlichen Ätisfahrlichkeit, mit der
jeder Jürlasa motiviert wird ^, auf dem zuerst 1393 beschrit-
tenen Wege ivcitergeschritten. Wurde der äussere Markt in
Italien nnd teilweise anoh in anderen Ländern dem Florentiner
Produkt verengt, so galt es um so mehr sich den inneren
zu wahren und ttich auf demselben mit Hilfe des politiacheu
Einflusses, dessen sich die Zunft nocli iniuier erfreute, eine
Monopolstellung zu erringen. Ein erster Versuch — im Jahre
1452 — verbot nur die Verarbeitung importierten verspnnnenen
Garns in der Tuchindustrie, soweit es nicht der Verfertigung
von Maschen nnd Schlingen etc. diente'}. Sechs Jahre darauf
') Lanu 13 fül. 119 und 149. RHaubt ist not der Transit
■o)ch«r Tuche gcgcu /nhlung ciaca Durvhfalirsolli.
■) bann && fol. 37. Doob sUess di» DurehfahrupK <^n OeMixea
nuf Ktowe Scimiariffkeitea. Man muwte luoilclist erlaub« , dma aocb
in Florent vorhandme iniportierl* Gam inaerhiüb von sechs Monaten
.in copcrtoi e pMetia* su Terarbcitcn; ala das nitbt genüge, weil »id
(ia.nL Tor jeaeim Verliot nach Pi»ii imporüert w. enh man weh genfitigt,
nohoD nach «rtnigon Uonatcn die Verfügung ncitweiiiji zu msiiendieren.
— 421 —
Iiolte man diuiD zum eDtscheidenden Schlaffe ans: nicht nur
aua deiu Oesiclit^pniikt , ilaaa man Alleinherrscher nnf dem
heimischen Markt bleiben wollte i soadern auch in dem gutiz
miUelalterlich anuiutcndun Gcdiuikvn. das« eine Iiiduittrtc, die
nicJit melir dec B«darf der HeirautssUdt vulIsUiiidig decken
köiiue, Gefahr Hefe, Ihren Weltruf eiEsufaUsseii — hat die
Zuuft am 22. Aa^iat 1458 mit dem Versprechen einer Ab-
gab« von jihrlich 4000 fl. bei einem Volksparlament (balia)
einen Bescbluss erkauft, der Tielleicht bei deti ordentlichen Be-
hörden nicht durclizusetzen gewesen wäre: dass nämiicli der
Import fremder Tuche nach Florenz — mit unbedeutenden
Ausnahmen — ganzücJ) verboten, der Transit, d. h. eine kurze
Lagerung xum j^wecke der Wiederausfuhr nur flber Pisa
und Livorno gestattet sein solle '). — Rein üiiseerlich be-
trachtet bezeichnet dieser Beschtuss gleichsam den Endpunkt
eines Weges, den die Zunft im Jahre 1893 mit der Kin-
fUbruog eiaea hoben ScbutzxolU ron annähernd probibitirer
Wirkung zuerst betreten hatte ; und sicherlich bedeutete er
für die Zunft in enter Linie einen pohtiechen Erfolg — wie
er ans aoeb ein Beweis sein mag fCr den grossen poU-
tiacben KinBuss. ileu die uiÜchtigetG Korporution der Studt
noch immer, trotz der beginnendeu Mediceerhcrrscbiift. aus-
zuQben im stände war. Darflber aber dUrfen wir uns nicht
uutec der Bediogiuig. dnia tie niuih der Veisrbeitung' der ia riea lagernden
Quiuncagen «rieder io Ktaft treten «oUe.
I) Ualie 47 fol. 12 H.; Lana 13 fol. U f. Die weBentUch^ai Bettim-
rnadgen innd io\tftadv:
aj Dar VerkaoT voa nicfat in Kiari.'iix gearbuitaten Tnobeo, elieBM
TOB eupe. noppe, capperoni «rinl im Knnxen K^mdbuftagebiet
Tcn Klorens verboten. W«r von anawftrts, d. h. aua «iner Eot-
feranng von mehr ab 100 Meiloa, iatt Floreatiner Gebiet komiut.
Icaitn Bolcbe Tuche wob) Bun Eifceagebmoch verwcndEti, d&rf
lie Kber nichl vvrkaufea.
h) Der 'lVaii*il. nicht aber der Verkauf lolcher T\iche, ist in Pi*»
und Livomo ^«Uttet.
c) Wor jetzt noch ina{f»rti«rt« Tuclio »u VitrUaurMwocksa beaitat)
hat tiie ]iIoiiibitiTeu und in ein Buob eistrageo xu lauen; die
•0 narkiciten darf er ncdt iGik»ufoD.
d) bn Sttafe teritüten auch Schneider und Wiikwuenhündler, die
iui|iorli«rto Tuche rcrkaufvn.
— 422 —
täusclieii, dass naeb der materiellen und besonders der wirt*
»cUafUicbea Seite hin eben dieses Geaeix ein deutlicheB
Svraptom des begiuneiideii XiedergaiigH der Zunfl ittt. Scbon
ein Blick auf die ArgumeDto, mit denen mau den Uescbloss
einleitete, I&sat den Wandel der Zeit«n seit dem Jahre 1393
orkonnen: dort ein festes Selbstvertrauen, hier kleialiclie A.agst
vor den mitbcwerbenden Nulionen: dort fröblichca Hoffen auf
vine beeaere Zukunft, hier nur nicliinchuliechcr RQi^khlick auf
eine bessere Vergangenheit'). — IjiBofern allerdings bedeutet
das tiesetr. einen Markstein in der Entnickolung der Industrie,
als man in der Fdlgezeit immer wieder auf dasselbe ziirDck-
gef^iffen hat, als immer erneute Veryuche gemacbt wurden,
dem Ziele näher xii kommen, das hier mit aller DeuUichkeit
Torgczeicknvt worden war. Denn ein Ziel, ein unerreichtes
und unerreichbares i»t es geblieben, was im Gesetz als unmittel-
bar bevorstehende« Ereignis erschien: die Alleinbeherrschung
des utüdtiscben Markts durch die Erzeiignisso der buiiubiuben
Industrio. "Wenn aber eine lokale Tradition der Strozzifutuilie
den Nieder^nng der CnJimalaziinft nnd de» vud ihr ursprOogUeh
vertretenen Erwerbitzweig« an das ßt-setü von l'l.'tH nnkntlpft, so
beruht Aas wnhl mehr auf einer buk dem Wortlaut desselben
geschöpften Kalkulation, aIh auf einer genauen Kenntnis der
That^achen'). Blicken wir in die uns erhaltenen Statuten der
Zunft, so «eben wir, wie sie mit Beginn des 10. JahrUuoderts
bereits aufgehört hat, Vertreterin eines I ndu»triezwei|^ zu
ficin, wie jenes an importiertem Tuch geübte Vcredelungs-
verfalircn, das einst ihren Kultm ouitmucbtu und ihr ihren
') Pendii la cittn BOctra e' 6 (attfl potrntfl e gtaode mediaol« le
ioduKtrie et cxercitii et p«n' mezzo di quelle »' {• d'iteim di ogni uppres-
*)«iie. £l niaxim« per 1« excrcitio dcll' utId dcllu Inna qunndo b atat»
eiercit»tx in copia et abbondansa i «tala it uieizo di puRoarti il no«tro
popolo «t r eatrat« del commune sono stalo molto mnggiori i^c ol pr^
Beute. Et uoii quKndo quelle exerdüo i manohato il nottio popolo a
aoftenuU) e wfitiuiic- diaoKi, bitoirni e nentuitÄ umi. E per quteia \e
BOitre rte«tte sono muH» itinuauit«. Kt perü earcbbo bona pruv^sre
ehe quell' arte laroraoe et cxcrcita^ic il piü che poMibile.
') Aufseichnuiigaii ein« Slitgltcdi der l'atnilie SItoisj, iitJtiu^
bunderte hindurch der Oalimalnxnnft angehört hatte, aua dem AoAuife
dM 17. Jahrhoiiderta, abgednickt bei Filipiii, 1' Art« di Catimsls.
— 42a
«igentCtnllehvn Plutz nnwi»-», iillinälilicli in Vergessenheit ge-
raten war. wie ihren Mitgliedern nur das rein« Grcuisli&DdeL<i-
peschäfb blieb.'), dessen SubBtrat nicht nur die Todie der
DQrcIlicheii Länder, sotiiJern jegliche Art YOn Waren Traren, die
in den Bereich dei* internationalen Verkehre traten ; und
wie daneben schon damals die rein administrative Tlifttigkeit
der Zunft, sowohl «iif dem Gebiete der Mflniverwaltimg, als
auch iüHbeROndere auf dem der Vervraltting kirchlicher Bauten
nnd Wuhlthäti^keitöinstitute an die erste Stelle der zönft-
leri^cheu Funktionen getreten war, während ihre Gesetzgebung
auf Okononnscbeni Gebiet roltstiindig erlahmte. So hatte schon
dns Gesetz ron l'6iKi keinen nennenswerten Etnlluss mehr auf
die Lage der Zunft auszuüben vermocht, deren Kiedorlage
gegenöber der jßngeren Rivalin dauiaU schon definitiv ent-
schieden "war; and tih dann durch das Geseti: von 1-1^8 den
fremden Tuchen der heimische Markt vollständig verachlossen
wurde, da 6cl eigentlich nur mehr noch eine llauptatGtse des Han-
del« der Calimalskaufleutü, und seitdem ist jene rein verwaltende
Thätigkeit noch jahrhundertelang der einzige Daseinszweck
dieser Kuaft geblieben, die von dem ursprünglichen Wesen
mittelalterlich gewerbliclicr Gcnoaacnschafleu kaum noch die
äusiteren Formen zeigt«, der aber der soziale Rang ihrer Mit-
glteder noch immer einen hervorragenden Platz innerhalb der
Hierarchie der Klorentiner ZOnfte sicherte.
Die Gefahr fflr die Woltenzimfl kam von andrer Seit«;
von aussen durch den immer »chürfer werdenden Ansturm der
konkurrierenden Städte und Nationen, der sich an den hohen
Wällen, die man aufgerichtet hatte, nicht brach; von innen durch
das beginnende Naehla-tien der «tlnftlerischen Kraft und An-
passungetahigkeit und die ver&nderten politischen Zustünde. Der
Aufgabe, die man im Jahre 1458 Qbernommea hatte, den eiu-
faeimt.ichen Bedarf durch die eigene Fabrikatioii allein zu be-
friedigen, «rwie« man sich bald in keiner Weise genachäeu. Bald
') ScboB E« Anfang des JahrhuDilertfl berichtet der aebr sorgfältifce
Gore Datj ttnii von dem Handel iJor CaÜmiilnkanflcatA (Stona Flor,
c. 1S3): Appmio i- I'Arte do' Mercabtnti cht; trufficuio in grOMO fbori
di Fironi» oba niun' nltm citui nc p'^^^^^ ^'^' *<■*>! ^o** aanoterarf,
lUBOti MDO ii Dumero dl qnegli.
— 424 —
ertCneo von QberiUlher die Klogeu, die, wenn »tich nalurgemSss
stark Tcrscbteiert, in den Urkunden der Zunfi and der SUdt ihren
Niedendilag finden. Kunächüt reichten I'isA und Livomo eine
Beschwerde ein: wenn daü Ei nfiilir verbot mich der Hauptstadt
nnd dem ßacben Landu (^ute Frucht getragen habe, 80 habe
Pisii den grfiaaten Schaden dadurch erhtten, dass es das um-
liegende Landgobiet nicht mehr mit den nötigen Stoffen rer-
sorgeu kOune, ja es sei selbst sogar zu Einkäufen in den
Florenz nicht nnterworfenen XachbnTstnaten gezwungen; und
man snh sich genötigt, Pisa, den Ausschnitt billiger Tuche im
Werte von weniger als 20 s. die KUe freizugeben '). Weit
schlimmer aber war «e, doss die Bevölkerung der Hauptstadt
selbst unzufrieden war, weil — so heiest es deutlich — wie
die Erfahrung, die .Lelirmeisterin aller Dinge*, gelehrt habe,
gerade an den uoLwcndigeten und beliebtesten Tuchsorien
Mangel herrKchc, und vor allem an denjenigen QualiUitcu, die
in Florenz entweder gar uicht, oder nicht io gleicher Güte und
Brauchbarkeit gefertigt wUrdeii, wie sie den früher importierten
eigen gewesen sei; und so habe man nur einen umfangreicfaen
Bchtnuggel zum Schaden der Staatskasse gross gezogen'}. —
Dieanial E>ah man »ich zu weit uinfassenderen Zugeslämlnissen
gezwungen: eine ganze Reihe billiger Tucbsorten wurde gegen
den früher üblichen Sclmtzioll zur Einfuhr freigegelwn*). —
An erneuten Äiutreagungeii. hier Wandel zu KchafVea, tiess
es die Zunft allerdingä nicht fehlen. Die Fabrikation der
Überaus beliebten Perpignaner Tuclie vor allem gelang es ihr
jetzt in Florenz dauernd, allerdings unter grossen Opfern,
■) FroT. del CoQR. Msgg. ISä fol. .IM : HÜl. Der Wüllensmift würd
fttr dies ZagMtaiidnU die Zahlung vcn 1000 Quliltn erlaben.
1 BaJie -iS fo!. 20 (1406): . . . com« per eipeneasn »i v vedato,
eweru« a(>);aitiito «contAntamento del ]>opolo, perch^i anno avuto curoatia
di tnolti punni n^ceMuri al veRtito, et maiims di quelle ru^fioni che qai
aoD Hl unDO fare o pur »k alcliuno le aa f* ann aoao bueni d^ utili
tjuaato <\wi\li che inaiisi ci vooivuio.
') Ibid. Es dClrfea in Piaa. LiTomo naii FloreoB eiagefubrt und
aiugewüinitten werden: Hiuei<> nchia^-«, 8ai« overo MTgie di tualunqne
oolorct 8uic nrs^rate chL- vulgarniciiU) si chiatnano Saie a ucc«llini, «
pantii Vilforti d' in^biltJMra ehe 7Dlgarni«nt« n cbianiuio ingliiliM-i 8tr«tti,
che tralgärnienti; n chiaiDimo bionchctti itietU. . . .
— 425 -
heimisch zu mocbes, so dusa nun H72 ein Einfuhrverbot
auch für diese Tuclie erlassen könnt«; roan glaubt einen Passus
miu einem Gesetz Colberbs zu lesen , wenn lu der Einleitung
über de» Geldmangel geklagt wird, der einerseits durch den
übermässigen Lususaufwand, wogegen schon wirksame Ab-
hilfe getrolTen sei, dann aber vor allem durch die Einfuhr von
.Panni Perpigiiani" verurtiacht sei, fßr die jährlich -lOflOO Gold-
giilden iiUNHer Lande» gingen *). — DieHmal aber gedachte nian
die Fehler, die 14&8 gemacht worden waren, zu vermeiden und
die Erfuhrangen, die die Zwieclieuzeit gobracht hatte, sich zu
Nutzen zu machen : um unter allen Umstilndeti deu B«darf
der Hauptstadt zu decken, bat man damals der Tticherzunft
die Verpflichtung anterlegt, in den folgenden Jahren eine
Jährlich woctuende Zahl von Tucben der Perpigoaner Sorte zu
fabriitieren'), und dadurch ihre Leistungsfähigkeit in der Fabri-
kation dieses Artikels zu erweisen^). Im allgemeinen echeiiit Utr
das diesmal gelungen zu sein; an gutem Willen und cntTglscbca
Anstrengungen hat sie es nicht fehlen laääcii, und ebenso
ist ihr in den folgenden Jahren die Einbürgerung der Fabri-
<] Prav. tl«! Coiu. Mautt. 16-1 foL 15$ (1172): Kl. perchct In cilU
t ia grande itrotUxza di danari c coftDoiceai infra 1« altro cogiooi
enete uta ia potinnma i iaperflui ornuiicnti et niaxime di ^ie cbe
haano ToCa I« citUi <li numuruto, a cb« t'i tfiCi «aluUfcTTiniiint« rim'?-
diatö. 1/ altra e i [leTpiftnoni che oavano 1' anno <l<^1la iarisdiiione d«l
comiumie <U Firentc i>m chu 40000 liurini iulU in ero, die he otunx oltra
dutto ir^unv^DiönlL* grandinimo dunno iloll' arte dolla lana pul mmo
della <taaiG graa parte del popoto et drealo ot di fuan bi oolj-ica et
ottta tutti dcUi dkmtii et iti«o&vaiiaiti iii mancha anctaora di hoaore
et reputatioae. Inten den do« clie in talc e tanta cittä noa sin tanta in-
doitria dve ai faccin o j>erpi|patii o altra TBf;ione ili panui da oalM
facceDdouD« qtiasi io tutta l'aJtr« t«rrv (irone d' Ilalia. P.l lieiidemado
rim«diaT« a qneeto dauno del nomerAto , «t favorii« l' art« d«lla laan «I
dare lubaidlo a poceri clie coIIil faliclia detle loro bmccia cercaao il
vitto. et diriaare ot fcrmaro gU cxercitii del forv i perpigniioi vt pansi
da fnri' calie nella cittÄ di FireiiE<* et«.
'j lui e»tea Jabre miudcsten« SOO, im a]lchat«a 1500, in aUen fol-
g«Ddon 2000 älDcke.
*) Die EiabQrgenuiif der Perpi|{aaai wird auch vao Leonardo
Koielli, dODica pel. degli Krad. XIX S. ISO) xum Jahre 1473 ei-
wUini.
— 420 —
faatioD anderer leicliter, vieibef^fihrtcr, billiger Stoife, vor allem
gazenrtiger Mounsetine gelungen').
Ks waren die letzten verzweifelte» Veraucho. die einmal
crklunimene HSliu beiziibelialten, ein nuf die Dauer fruchtloses
Anlttiuipfeii gegeo die uiigUnstigen Hedingnngen einer rer-
&ndert«ii Zeit. Das Gesetz von 1458 war aucli jetzt nicht
durchzufttbreii : schon 1-173 ertOoen neue Klagen über die rer-
mebrte Einfuhr lombardischer Tuche und darüber, .dasa das
gute Florentiner Geld ausser Landes ginge"). Auch der
K X po rt heg»nn damal») mit grÖ!«(>r«n f^chwienglieiten zu
kämpfen: um ihm zu helfen, wur man 1478 wenigstens klug
genug, die unverntinflig huhen, aus reiu fiskalischen Motifeu
entsprungenen Exportiölle »uf Seiden- und Tuchwareu*) auf-
zuheben <). Kiuem Nachlassen der alten guten Zucht and
Sitte, einem Einreiseen aller Arten von Missbräuchen, einer
Minderung der QiialitHt, in Verbindung mit der gestiegenen
<) VfH. darUber abem i^. 334 ft. und .Anhang VII b.
*) Pkt. de) CoDM. M^g. 165 foL LLOt ,i duinri viinno faon de!
terreno. Ausnahmen von dem Vcrliot, punni laTomti iu Itolia eiimi-
fQhrcn, wcrdnn jotxt für »olcho Floreni untcrirArfeneu Kommunm r.ngp-
laneu, dte dsfQr ein Spexinlprivilcg beaaaaen. -— 1480 (Fror, del Cons.
M*gg. 172 fol. 18) luuut« iDon tich wi«4eT entschlieswn , die Einfabr
lombardiicber l'uche weaigHtens nitch l'ieH und aeinem Landgebirt freiza-
^bsn.
'} Eine b»M)iii}OT« Markierungi^ebflhr von 4 d. fOr ExpOTtwaren war
•cbon am 18. Uära 1482 eingeführt und bereit« am 14. April dossßlVen
JahnM auf 8<l. erhöht worden (Lano. 150 fol- 126).
*) Prov. del Coo*. Magg. 170 fol. 2S. Betn^lndunK: L'arte delU
tela tavora jioeha et Ia l&na non moltn (wegen d»i jr^r1n;^n Kt^orta) e
moUi mercutHnti runni^ Invonirc ilmp|i! tl a gcnova tt nltrorc pur man-
darifli in panmU; viele Arbeiter ranno meadicando; daher »oll auf den
Rat »iclftr frfiiiirencr Uilriicr, die hebiitipten, dadurch crearerebbe 1' er-
trat« et boona parte del popolo per mezso di tale etircitio col «udore
mo ■abitenteTebb«. auf fUnf Jahre (per fanie pruova) der Ausfuhrtoll auf
ia flortm fabriitertei Wollen- und Scidcatucb Kupcndicrt worden. Wer
aber derartige Tuche einführt, nm «ie wieder amzoruliren, labtt » riel
fi'abelU, quaAio porierebbonu lali dnkppi «i- gli aveuc tmtU di Firenxe
pn mandargli a medmiini luoghi dove fUBsino auti condoUi e 1a gß-
bell« ddl' nacita aoa fueae letatn (n. b. man lieht, wie tiota der Qe-
lelM von 145*! und 147'2 immer wHt« von importin1«n Tachea dl»
Rede irt!).
— 487 —
Konkurrenz äer anderen italieiiiBcIieii StÜdte schrieb ilie Znnft
selbst ihren wirtschafUiclien Niedergang zu — wobei mau
immer noch an der Fiktion festhielt, dass nar Verrat an
Florentiner OeheloiDissen durch ansgviraadert« Fabrilcanten und
Arbeiter j^n« Anwachsen der Rivalen hlltte bewirken kdnnen*):
der tieferen Ursachen des unaufhaltsamen Sinken« war man
sich nicht bewusst. Ueber die ThaUache des Niedergangs
selbst darf uns auch das glänzende Uild nicht hinwegtäuschen,
da« der grosse Prahlhans Benedetto Dei ") Kam Jahre 1472
entwirft, um den ihm am meisten verhossten VeneÜanem Ton
Her Überragenden wirtschaftlichen Kraft und GrSsse seiner
CbL-r fillcH geliebten Vaterstadt Zt-agnia x« geben. 27(> Tach-
läden «oll e» damals gegeben haben — im Kutaster von 1427
waren ea nur ca. 180 — ., aber über deren Grösse und den
Umsatz weiss er uns nicht, wie sein zuverlässigerer Vorj^nger
Gior. Villani. genanera Angaben zu machen. Und die re-
uommistische AufKühliing aller der Länder, nach denen die
Florentiner ihre Produkte erportierten, kann uns ebensowenig
Qber den Miuigel Bn sicheren Angaben in Bezug auf die En-
tenEität jenes Bandeis hinweghelfen*). DenigegeniJber aber
>) Lion. Morelli. Cronica (Dd. Erud, XIX S, 190) berichtet xum
17. April 1478: ebbe bnudo dl mbello (iiach, di Filippo di GiovnoDi,
lanaiuO'lo. pnreh^ findi'> a Na|>oU n fiua arie dt Inn». e la Si^oria di
Fircnzo numdö per lui. pcrch6 1' arte per c dcUi tian ■' iadastriaai e
apparaiai, e non volle ubbidire ü peri> ebbe btttiilo. — 1512 iLana 55
rpl. 82) betnt €■: Weil Hei rirmde in ditt Stadl Immmen, nni diu Webe-
kutut so lernen < pur troppo l'art« di lana oi «ia ttllnrgatn nelle terre
forestien, wird Pkrbem ond Tuchaohercrn Tcriioten, retin^rc fomtieri:
Lana -45 lol. 172 (1&25) wirtl ihnt-n verboten, au4«Qrball> nuf Arbeil tu
geben, ülluli];«' weiden dieae Verbole noch in den Zdteii ^mlicben
Nicdcrgaog» unter dem PrinEiput.
*) lieber dio GlanbhafUgkeit diusM 8chrirtst«Ueri im »ll^meiDen
veff-leicba oben H. 12" Ania, 2.
') Pa)fiiiiii11 S.ti4fT.: Le bottP|3|be d' arte di Irnia oriino 270 potte
in VIR MBgKio, dn San Miutino, nelk Vigan, in via. del Pala^o, f^ i
Pellioui. da San Pracolo, in Porta rona, nllato agÜ Speuoli, fra i Ferra-
vecohi, nel foodaoiio, in San Felioo ia Pioiiu, in Borge San Jocopo. nolle
^uuli strafe erano j 4 convenü d'art« di lana, dove it fubricavano panni
per Rümii, Firenii:, Sioiliu. lu Maroa, Napoli. la Turcbiu. Coatantioopoli,
Pitt, Adfinnopoti, Banla, Soio. — Di» Anff&hlung der Struaeo, in deneD
— 428 -
stobon nun nlle die klaren, nicht wegzuleugnenden Symptonio
des indastriellen Xiedergangs: di« Klagen tlb«r Auüwnndcning
von Arbeitorn oichrcn sicli ebenso wie die ttbor den Kückit&nfr
der Produktion nttcli Qualität und Quantität; man naäXi sich
mit Reformen der Teclinik, deren Unfruchtbarkeit man schon
im voraus fUhlt; die private Untern ehniungsluät der ZrmA
lässt nach und schwindet gegen Ende des Jahrhunderts fast
gäuKÜch; in der Färberei, dem ehemaligen Stolz der Floren-
tiner, sieht man .-nch vom benachbarten Prato UberAdgelt, und
man Toroiag dem Unwenen niclit mehr Kiiihalt ztt tbu», doss
Florentiner Tuche nur Färbung nach der Nuchbaraladt gesandt
warclen'). Trotz der Ermäsaigung der Matrikelgelder drängt
man sich nicht mehr zur Mitgli^d>icliaft: die Einnahmen geheo
ziirQclc, und der solide ßnanziell« Boden, auf dem die Zunft
als politischer Körper fundiert war, beginnt zu wnnken; immer
bSufiger , in immer kQrzeren Patinen erfolgen die A^ erkauf«
und Terpföndungen von Imniobiliarbeüitz der Ztinft, die end*
lieh auub dfren niit?.bnre Anlngeti — Spannanstalten etc. —
ei^eifen. Groose UolTnungen, wie diejenigen, die man aaf
die Ent^teekung der Alaunminen im Gebiete Volterras gesetzt
hatte, werden bitter enttäuscht; das potitiscbe Leben der Zunft
stagniert: ihre Gesetzgebung zeigt nichts mehr von der
früheren Friachc und Elaslicität.
Liegen die Sy m pto m u für die Thats&clie des olltuäh-
licben Niedergang» (Irr Zunft gegen Eude des 15, Jahrhna-
derls klar zu Tage und treten sie mit Beginn des neuen
.latirhunderts mit noch erschreckenderer Ueutlichkeit in die
Erscheinung, »o ist es weit schwieriger, von den Ursachen
dieses Niedergangs ein einigemiassen zutreffendes Ilitd zu
die Tuohintliutrig ihron Sit« hfttte, darfl« — weao »viäx nicht encbOpfend
— M> üudi veni^piteiia richtit; «via, da Benedetto Hier aaa eigener
Anichtnuiig tchrieb.
■} hana 18 fol. 170 (1471): vgl. obeo S. 68 C Die icbkife Konlrar-
renx Prftio» in der Tuobfitbrikutioo gcM niich uia eia4T Beetitninung von
1486 (Prov. del Codi. Uagg. 180 fol. 24) herfor: da in Pntto rieJe Garbo-
toobe von der QualitKl der Flotuntioet Tuche geleiiigt vwdai,
wllen ne gleich« .gabella* (Ar diu <JewhenV an den äolUn) aableo wi«
die Florentiner.
— 429 -
gel)«n, Fagiiini hat allerdings vor mehr als 100 Jalir«a gerade
diesen ürsacben des Sinkens der Florentiner Tuchindustrie
eine selir eingehende ßetrachbiing gewidmet'). Eine Kevision
seiner Ansicliten, sn Kehr sie in vielen Punkten das richtige
trafen, wird ganz aligeseben von linderer in der Zwischenzeit
so uneudlicli erireiterteu Kenntnis vor allem schon um de»-
willen am Platte sein, weil ein grosser Teil seiner Darstellung
ausgerGllt ist durch Reflexionen über die Frage der Freiheit
oder Gebundenheit des Qetroidebandels, die er — als guter
Physiokmt — im ersteren Sinne löst, und weil er al» wichtig-
sten inneren Grund fOr den ^^iedergang der Tucbindustrie
wie dea Florentiner üandels im aUgemeiuen nur die durch
eine falsche Annonarpolitik kOastlich niedergebaltenea Arbeitd-
iühne anzugeben weiss — wie er denn Qberhaapt zu dem
S«KIttBfle kninnit, dnsti l'rsachen moraÜBcher, nicht physischor
Natur im letzten Grunde jene för Florcnx unheilvolle Wirkung
gehabt hätten; .denn*, sagt er als echter Sohn des AufklSniagB-
zciLaltors. .Menschen und Länder sind immer gleich; nur die
Anordnungen fehlen, die geeignet sind, sie zu denselben Dingen
anzuleiten, die sie eiustniala zu leisten im «lande waren*'). —
Jehervorragender die Stellung der Florentiner Industrie aU
fast konkurrenzloner Lieferantin der feinsten Tnchsorten auf
dem Weltmarkt gewesen war, um ko eher musste jede, auch
die kleinste Verschiebung der allgemeinen Ökonomischen Welt-
lage die Grundfesten, auf denen sie errichtet war, erschüttern
und zu Fall bringen. Und eine solche Verschicbimg ist —
es braucht nicht gesagt zu werden — gerade um jene Zeit
mit der Auffindnng des Seewegs nach Ostindien und der F.nt-
deckung der Ncoen Welt in einer Weise eingetreten, die eine
neue ükonömischv Epoche, vor uUem viuc neue Phase des
Welthandels eingeleitet hat. FOr die Florentiner Industrie
wurde diese UnitTähuDg in doppelter Hinsiebt verhüngnisvoU:
eitmial durch das l:Omp»rkommi-n neurr , stärkerer und den
veränderten Bedingungen besser ongepaästvr Konkurrenten:
*\ Pagaint, Della Dooim» II S. 14S— 174-
*) Ibid. S. 174: Oli uoroini «d i lerroni WBO MDpra fli itwai. man'
ctiDo «olo le iliapoMiioDi utt« a cottdnrgli a fare le stene cete, ch« naa
volla fuofvana.
— 430 —
ilann durcli die Verlegnng der Zentralen des Weltmarkta —
wena der Ausdruck gestattet ist — und der WellhandelsstraneD.
Von der Konkurrenz italienischer Städte ist sclioa die
Kede f^ewes^n : so sehr sie sich in Italien »«Ibst fühlbar macht«,
so sehr es im Bestreben der Stadt tag, sich des Andrängeas
derselben zum FlorenÜDer Markt durch Probibitivgosetze lu
erwehren, — auf dem Weltmarkt, vor ullem in der Leraate,
bestand FlorcDK nocli immer siegreich ilirea WeUl>ewerb, und
als üein Espurt dorthin nachzulassen begann . da waren die
gleichen Ursachen, die dies bewirkten, auch ffir die anderen
italienischen Städte in Geltung. — Das »her war das Enb-
gcbeidende: d&ss der orientalische Markt mit dem Ende dsa
15. Jahrhunderts jene beherrschende Stellung im Weltrerkehr
einbütmle, die er bis dahin eingenommen hatte, dass das Mittel-
meer nicht mehr eine dev gro»9«n Wettliaudelastrnssen war,
die den Austausch der Produkt« innerhalb der bekannten Welt
verntittelttt, das» die Hittt-Imeerataaten jenes ungeheuren Vor-
teils verlustig gingen, den ihnen ihre Luge durch zwei Jahr-
tausende glcichi^am ohne ihr Zuthitn in den Schoss geworfen
hatte. In drei grossen ZUgen') hatte sich bis dahin im wesent-
lichen der Handelsverkehr und Warcnnustnusch dfs Mittel-
alters bewegt'). Als Zentralpunkt desselben baben wir Flandern
and die sOdengüeche Küste zu betrachten : dorthin brandet«
einerseits die Schifiahrt der grossen italienischen, sQdfrao-
züaiflchen, spaniAchen llandel!!i5tüdte, die den Handel mit der
LeYante vermittelten; dorthin andererseits der Verkehr der
Hansa, deren Handel Nord Westeuropa mit den skandinavische»
und msaischen LSudem verknüpfte — zwei im wesentlichen
rfillig getrennte Kreise und Sjrüt«me, die unter »Ich kunm in
Wettbewerb traten, sondern einander ergänzend alle Handels-
bedQrfnisse der damaligen Welt zu befriedigen im stände waren.
Dort Venedig, Genua und s|>iiter Florenz, Marseille und Bar-
celona — hier Lübeck und Ki>ln — das waren die hauptsücfa*
liebsten Tritger jenes nach zwei verschiedenen Kichtongen
gewandten Handelsverkehrs. Daneben Terniitt«Uen die Flamen
') l<\x folge hier den bcltaiiat«D Darrtelloa^en v«d Nitcsfib. Heyd
sad BDdereD.
^ Ich Mti« hier ab von deia(lir«k tcn Verkeiir UubfllandB uiit derLevaale.
4m
selbst 2iim Teil den Hniidel mit England, während die Eng-
länder bU ins 15. Jnlirliundcrt hinein völlig pass'ix geblieben
sind. — Ein dritter Handelsstrom endlich bewegte sich quer
durch Mitteleuropa, durch tVnnkreich und Deutschland, von
den tliindrischen Uüfen über die Alpen nach Italien: »q dem-
selben waren Nieder- und Oberdeutsche, Franzosen und Kieder-
länder in gleicher VVei^e beteiligt. — Hier brachte nun schon
das 15. Jahrhundert i^inen Wandel von eiitricbeideiidcr Be-
deutnng')- -^»s Ursachen, deren £r5rteruiig uns hier zu weit
Itlhren warde. begann Flanderns loduattie von der ini
li. Jahrhundert erreichten Hühe ?m siuken, während zugleich
BrQgge seiner /.eiitrnleii Stellung ah wichtigsler Knotenpunkt
des eiiropmschen llandeUTerkehr», nicht xum wenigsten infolge
der Versandung der Scheide- und der LysmÜndimg. verlustig
ging; Gent und Ypern Terfallen volUtUndtg : ihre Einwohner-
zahl ttinkt auf den zehnten Teil herab und mit ihr die Zahl der
iu der Tnchindustrie beschäftigten Arbeiterschaft; die Mauern
verfallen, die mächtigen Dome stehen leer. Im gleichen Masse
nber wie Flanderns Stern zu erbleichen begann, stieg derjenig«?
Knglands empor. England war — bi» tief in das Mittelalter
hinein — ein Land faat rein pn-ssiven Handel» geblieben;
die flandrische und die deutsche Uan»a, die Florentiner und
andere itaUeaische Kaufleute, vor allem Venetianer, kl^her^sch-
tcn den geeaniteu englischen Verkehr mit dem Festland,
bracbtoa die ErzeugDi.<;i>u des Südens und Octena dortbin und
tauschten dafür Erzeugnisse der englischen Land Wirtschaft, vor
allem seine Wolle ein, der kein anderes europäiscbea Produkt
die Wage halten konnte. Der — räumlich weit tlber ganz
England und Schottland verbreiteteu, aber nirgends intensiv
') 2ma folgenden vcrficicbe vor iJI«m Schauii, EngUacbc Wirt-
■cliKfUpolililc zu AUBgung des SJittdalte»: datiobcn: CunninghBin,
Orowth of «uffliah Common weultb ; Athlcy, ICnsliBchc Wirt«cliufU-
gesoliicbte Bd. 11: Ochenkonski, Kniflandj wirticliafllictie Kntwicki'-
l<ug am Aufli^ng d» JJiltclalteri; Ko^^ers, Qeacbichlfi der oagliichcn
Arbeit: uud neucrdingii l.ahmftnn. iMe itnatltche Rcffelung der eng-
lischeB Wollcnindusbie vom 15. Vi» sum 16. Jabrliunderl (^chntollets
PorMhuBgea Bd. XVIir, ]| und Schnlto, Owcbicht« du miltelalter-
Ikheo Handell nnd Verkebn xvinchen WntdeoUchlaiid and Italien 1
K8{i. 60.
— 432 —
entwickeUeo, nirgends Eu kapitalistisch- bauainduiitricUer Be-
triebsform vorgescbrittenen. nur den heimiüclieii Bedarf be-
friediKeaden eogliscben WoUweb«r«i blieben our die jsteringereD
Sorten der heimiscben Wolle zur VerarbeihiDg übrig. Im
14. Jahriiundert begann der UaiBchwung, nnd daa 15, Jahr-
hnndcrt brachte eine Entwickelung nach oben, deren FrQchbe
allerdings eret das 10. voll zu ernten im stände n-ar. Trotz
der Kriege gegen Frankreich und der inneren, in dem Kampf
der beiden Kosen gipfelnden Wirren erstarkte das Inaelreich
mächtig im Innern, wurde sich seiner Krilfle bewnsst, imd be-
gann — daK i»t dnH Eniitcheidende — Rieb auf die See zu
wagen und dem Aktivlmndel der Fremden die eigenen Unter-
nflhnmngen aein» .Stapelkaufleut«' und vor allem der ,Mer-
chant odventnrers" zunächst an die Seite zu (setaen, bis es
dann stark genug war, %utu Angriff gegen jene Qbcr-
zugehen. Von seiner insolnreB Lage begtlnstigt, mit natQr-
licfaen, im Mittelalter nicht annKhemd in ihrem ganzen Umfiing
ausgebeuteten materiellen Hilfsquellen auggertistet , dnroh ein
Königtum nnterstUtit, das die Bedingungen der Lage klar er-
fassta und die natürlichen Tendenzen der Gntwickelung durch
administrative Massregeln klu^' zu torderu wusste, bat dt»
L&nd es verstanden, innerhalb eines Jahrhunderts den riesigen
Vorsprung der E'^eatlandastaaten von älterer wirtochafUicher
Kultur einiiuholen und die eigenen Kräfle und materiellen
HiLTsmiUcI ganz für die Stärkung nnd Hobung des Kutional-
einkommens ausÄiinnticn. — E» ist der Anfang einer syste-
matisch mit erstaunlicher Konsequeuz durch geführten Politik,
die in der Navigation» Act von 1651, im Methuen vertrag
von 170^ ihre grandiosen Schluassteine fand, nnd den Grund
zu der jahrhundertelang alles tiberragenden maritimen QrQase
Englands geltgt hat —
Nach drei Seiten richtete nich die nnfangs defensive,
aUmählich zur Offensive übergbheaile Handelspulitik Englands:
gegeu Flandern, die deutache Hanna und die italienischen
Kaufleute. Und drei Mittel waren eri vor allem, deren sie
sich dabei bediente: Er*ichwerung des Wollexports. Fiirdernng
der cigenea Tucbindustrie und der Tuchausfuhr, und Hebung
der eigeneu Schiffahrt. Der Kampf gegeu Flandern war im
433 —
vreeeDtUcbco, wenn er sich Buclt noch Un^c liinzog, durch den
conlriictus mulus von 160G äiiUchicden: der gegen die Hansa
ftjUte die ffiuize er&te Hälfte des 16. JnhrhunderU aus, ehe
er Hich definitiv zu Eugluuds Gunsteu wandte. Wuft lUliea
betrifft, so seUtc ein teiU versteckter, teils oifener Kampf
gegen die dem Volke von jeher verhassten iUlienischea Kauf-
leutc') in der »weiten Hülfte des 1.1. Jahrhundert» ein. Aller-
dings: gunx entbehren konnte man ihrer einiitweilen norh nicht;
ja man hegrOsut« es dankb;ir . dass nie in England selbst
Fabriken errichteten — vor allem, um die mit dem «teigen-
den Luxus wachsende englische Nachrrage ni)ch italienischen
Tuchen xu befriedigen, vielleicht auch um sich fiskalischen Aus-
fuhrzöllen und ungerechten Steuern in der üeiniat zu entxieben;
daaa sie so »elbst den engliüchRn Arbeitern die Mittel an dte
Uaiid gaben, nm später ihre Lehrmeister mit deren eigenen
Waffen zu bekämpfen und zu beniegen. Einem Italiener, Antonio
Bowisi, wird die EioführuDg der Fabrikation der .Devonshire
Kersiee' und der .Corall Clothes' nugesch rieben*), von denen
besonders die ersteren auf dem Weltmarkt ap&ter eine bedeat-
tiame Kolle tipielten: und eine antimediceiacbc Tradition, vic
sie in Florenz bis in die heutige Zeit alles Uchcl, das die
Stadt betraf, an die Vertreter dea einen verbus?«ten Qeschlvebts
knüpfen niSchte, hat in der Grfiudung einer Tuchfabrik in
London durch Lorenzo und Giulinno de' Medici eine der Haupb-
ursachen ftlr den Niedergang der Florentiner Industrie sehen
wollen^) — wenn auch nur die Tbatsache feststeht, daiw es Eng-
land gelang, die Florentiner Qarbotuche, zwar in geringerer
') Der Verfitster <l« bekannten Libcr of Enghah Folicye. daMcn
AuohauQQgon im allffemeitien eht vortreffliche* Bilä von den datnali ia
England horrscht-ndm Voik»trCiniiDg«ti geben, wirft ihneii vor iillorn vor,
daw «4 aandlcu Ding« idh Land liritcbteu und nDUlicLe tlafdr in Taiuch
nUiinen, — gaaa abg«Mlien von dea Wncbergeücli&flen. deren mao sie
«t0ti «eben b«aebuldigt Iiattc-
*) 8cbani a.a.O. I S. 44B.
*) Mariotti a. a. 0. Für Villnris Bckknptuiig (I prinii dao
■eeoH I 8.283), die d«tin von Poeiitmunn ("■ »- O- S' '^*) und von
Soll alte. Umcbii-Iitc dn iuilt«lalt«rlichra Handels unil VorVubn (I 8.593)
nacligmprochon werden i«t: diue nUmlicb die Florvnliner im H. und
16. Jahrhundert in Holland, Flandern. BtaliiLiit, Franbrcich und England
Pffron, Sludiim am ilor FloRnllnH WltUolunaeracUidit«. L 28
— 434 -
Qualität, &»»ierlich aber ohne erkennbaren Unterschivd, nach-
cumachen^). — Nicht f^egen die Italiener als TrSger einer
Torgeschrittencn Fiibrik otionsiuethode riclitete sich diese
Poliük. «ondeni g«g#ti ibre Uandelsthätigkeit, vor Hllem
gvgeu die Ausfuhr der englischen Wolle, die ja jetit TUr die
englische YolksH-irtächaft wie für die englischen Finanzen nicht
molir in erster Linie, «is TTandelsnrtikel, in Detrncht knm'),
sondern vor nllem der aufblühenden heitni^heu Industrie
dienstbnr gemacht werden sollte. Und das war es, was Eng-
land in dem Kampf, den es mit den Nationen älterer wirt-
schatilicher Kultur jetzt aufnahm, toh vornherein eine Position
verlieb, die durch keine ältere Erfahrung, keine subtilere
Technik, kciue höhere fietriebsverfaesung TÖlüg auegeglicben
werden konnte^): dasa ob Über ein damals noch nnersetz-
lichvs Arbeits niuti'niU verltlgte, und daitis e« in dem Moment,
wo es wiriäcbaftlich und politisch sich stark genug ftlhltc, die
freie Verfügung Ober dasselbe in die eigene Hand zu nehmen,
die anderen Nationen zu Bettlern macben konnte , wenn es
ihnen das einstweilen unentbehrliche Produkt seiner Land-
wirtschaft Torenthnlten wollte. Auch im Mittelalter hat Kog-
Fabrikni von Rolituclicn gt^Ündot und darin fCr die .parte piä iatelli-
gente e lacrona de\ lavoro* nur Florentiner Arbeiter bcich&fUgt 1tUt«ii,
Termme ich den quell pnmllosigm Boweis.
*) Scbani a. n. O. I S. 131: Browu. CaleDdar of State Papers I
8. 846.
') Ueber die Bedeutuat; der WoUftuifohnOtl« ftir dieselbe vgl, oben
S. 72 f. Den enticbaidenden lTiii«:tivrungbracbtanach I.ohinunn (A.a. 0.
8. 71 01) dM Jahr I4G4. WlLhrond bij doliiii dio latcresaca der VVoileo-
produzentMi und •Kiport^ure, die mit denen der Btaatlielien Finaazeu
parallel lieren, hurnicbeDd fjceiteaen wurra, uruiden ee von da an diejeaigta
der heimiiictien Industrie.
') Vgl. auch lioliiDanii a. a, 0. S, 78: .Auf der einen Seite ein
Ulliger und guter Roliatotf in dpm wiehtigRten Prciltikt dos Lande* aod
eine lahlreidie; aber verarmte und lubeit^loa gewordene Land bei ßlkeruns,
auf der anderen Seite ein hohei Mas« von [Jnlt^mobmungiilutrt und KnpiuN
beritz. die bdde gans von K-lbst nuf Qcthtttigung. Verwertung hin-
drlnfttMi.* — Die tcclini«L*be Vollendung dt« Appretur- and riirbcrerfabrene
erfolRtft allerdinini erst im 17. Jahriiiindf rt ; bis dahin war man fOr di«
V(Treincrung«]pitoic«* iainierDocb auf lUe HilTe den Fectlande« anKSwieten.
(Lolimann a. a. O. S. 182 f.)
— 485 —
Iftud gelegentlich — %'or allem Flandern gegenüber — dies
Kampfmittel aiigewaudt, damals aber nur im Verfolgen poli-
tischer Zwecke; jetzt wurde es Kar Hauptwaffe im wirtsrhnfiliofa«ii
Kampfe geg<>n c\i(^ Bevormundung dnri^h dio itiü ionischen
H&ndler. Wcun dieser Knmpf «eine Spitze in erster Linie
(;egOD Venedig kehrte, so lag das vor altem dnnin, dasj nft«h
dem VcrfiiU Genaas, und trotz der maritimen Konfcarreuz d«r
Florentiner Hepublik seit H21 der Uandel zwischen England
lind Italien hnupteächlicb in den Hiindcn venctiantschcr Reeder
und Kaufleate lag. In diesem Kampf, der kurz nach 14S0
einaetzle, hat England, na<^bdcm ein Versuch der Städte Venedig,
Qenua, Klonrnz und Lucca, ihren Handel von London nach
Winchesttr und Southampton zu verlegen, gescheitert war'),
in üefar geschickter Weise die rivalisierenden Interessen der
einzelnen italieuiachen Staaten seinen Zwecken dienstbar zn
machen, and vor allem Florenz gegen Venedig aiutxuiipielen
gesucht.
Schon 14^2 war ein Projekt nnsgeBrbeitet worden, den WoII-
export ganx den V'enetianern zu entziehön und auf die Floren-
tiner zu ßberlragen, duuml« aber war ea nicht einmal zu ernsterer
Berntunt» (gekommen*); dann hatte 1485 die erste englische
Kolonie auf itnltoniuchem Boden, und zwar in Pisa, eine feste
Vcrfasauiig erhalten"), und endlich kam am 5. April 14Ü0 jener
beröhmte Vertrag zwischen Heinrich VH. und der Florentiner
Republik zu stände, durch dcQ England einen entscheidenden
Schlag gegen seinen Uauptgegner Venedig zu führen gedachte,
£!r bestätigte den Engländern ihre Privilegien, eigene Ver-
fa«Hnng und Gerichtsbarkeit in Vifm und Handelsfreiheit im
ganxen Florentiner Gebiet, und reservierte den englischen Unter-
>| Schanz a.a.O. 1. S. 122.
*) Ibid. l S. 123.
') Ka bandoltn sicli ilnboi nm die von Ad.SchAubc, Di« ProxQRie
im Mittelalter (Beridit de* Gyninuium« lu Briep. 1899) itiertt Jm MItte^
altur aatobttewietenc Form der .EVoiunic*, dio mcitt dem e^mtlicben
KoDfuIntflirefieD vor ajung oben pflegte, uod darin bcatand, da« an fremden
Orie AngcbSrige der Nation, dertu OasLfraundtchafk mui genoM. den
Schutz der Fremdun nberDahmen. Es Itt chnnikteristiach, wosSchanbe
Qbeneben hat, dua auch die HnRlAnder ti«i ibicm enrten Vordringen im
ntndel diVK Fonn des Sehati«« ihrer lBt«r«aMB im Antland anwaadton.
— 436 —
tbnnen das Reclit, lUlien mit englischer Wolle xu versorgen
gegen dus Zuge.'itändni!«, dass alle Transporte äen Weg Aber
Piaa-FIorenx nehmen mUsstPn; nur Venedig sollte bei jeder
Fahrt seiner Flotte t>00 Säcke, aber nur zum Gebrauch der
eigenen Industrie ans England exportieren können; allen anderen
fremden Nationen sollte der WoUexport aus Englnnd ebenso ver-
boten werden, und nur in dem Falle ftir alle frei sein, dsss
diu Engländer verhindert oder nicht willens wären, di-a WoU-
trauaport zu übernehmen. — Duss auch dieser Vertrag >), der
Eunjicbat iu Venedig einu Furchtbare Kriei» in der WoUen-
inclustrie zur Folge hatte, uiciit zur Ausfuhrung kam, hatte in
den altzugrossen Machtmitteln seinen Grund, Ober die die vene-
tiaiuBclie Republik noch immer verl'Ogte, und die ilir wirk-
samu Represüalien ßngland gegenüber anzuwenden gestatteten.
Aber auch so ist er überaus interesnant als Symptom
der veränderten wtrtuchaflUchen Weltlage imd der Veritabie-
bung dar Machtverhältnisse von Stlilosten nach Nordwesten. —
Floreaü, einst fast unumschrUukte Herrin Ober Englands Wolle,
mnga jetxt eine bevorzugte Stellung im Zwitschenbaudel zwischao
Kngland und den italienischen Städten, einen billigen Sieg über
Venedig uU Versorgerin der italienischen Kommunen, mit dem
Verxicht auf seinen eigenon Sechandcl, mit einem Aufgeben
jedes grOAsea luiporthaudvlt! Unternehmens erkaufen; niuss die
Stellung, die es im Anfang des Jahrhunderte durch den Oe-
tvina eigener Seehäfen errungen halte, schon vor Ende iet'
selben vor dem Andrängen einer jüngeren, ihm an inaerer
Kraft und Kxpan&innsliiblgheit {iberlegenen Macht räumen.
Dies Vordringen Englands aU maritimer Macht im Mittel-
meer bedeutete aber zugleich ein Vordringen seiner Tuch-
firodnkte iu Gegenden, von denen es bisher gewohnt war, selbst
seinen Bedarf au feinerer Tuchware zu beziehen. So hOren
wir z. B., daäs »ichon im 15. Jahrhundert italienische Tuche
io Neapel nur dann auf Absatz rechnen konnten, wenn sie all
ftaadriscbe oder «nglische') Fabrikate ausgegeben wurden. Und
'> Aligcdruclft bei Kjoier, Foedera. Tomoa V Toil 4 B. 9 ff.;
AiMxuj^ damus boi I'agniiii. Dnlla Deoiiua II ä. 268 (L
^ Unter (flandrigclieii' Tucbeti wurden damals scbonviolo en^tUacht
— 437 —
Bber Italien H eroberten sie sich RUm&hlich auch den orien-
talische» Markt: schon im 15. Jahrhnndert giugen Ober Venedig
engtiHche Tuche in grosser /ifthl nncb den Iläfea der Levant«,
und es wird berichtet, dains die englischen «Kersfjs', ein
Hauptprodukt der englischen Tnchindiistrie, bereits l'>14 ge-
radezu a\n „Gnm'dhige des Welthniidela'^ bezeichnet worden ').
Den nzeaniüchen Kationen gehörte die ^nächste Zukunft;
wahrend aber Frankreich nocli lange durch politische Inter-
essen auf das Fosilund gebannt war, währenil Spanien und
Portugal durch wucberiacbe Ausbeutung ilirer Kolonien es
nur ZQ einer ephemeren Htfite brachten und innerlich mehr
und mehr zerßelen , hnt England in der Hand der Tudors
jene innere Festigkeit erlangt, hat seine Industrie, wiederum
seine Tuchindusthe an derea Spitze, so weit gefestet und
entfaltet, den inneren Markt so kaufkräftig gemacht, dass
es, sobald es in den grossen Kampf um den kolonialen
Boden eintrat, materiell bereits den mitbc werbenden Nationen
Uberli'gen war; dai>s es endlich, allerdings erat nach langen,
durch die GegenHätze der Wüllprodiixeiilen und -faütidlcr auf
der eiueii, der T ucliimicbtT auf der andurt-n Seite ver-
ursachten Kämpfen im Jahre löH xu einem ersten grossen
bandeli^pulitischen Versuch vorgehen konnte: den Export eng-
lischer Wolle gänr-lich zu verbieten'). War nun auch gerade
UQi jene Zeit in der durch Ereuzimg mit engiisclier Kasse ver-
besserten spanischen Wolle einigermassen für das engltitche
Produkt ei» Ersatz geachaffen, imd hat i. B. die wieder auf-
blühende Tuchiudustrio in den Xiederlaudtti huupUächlicb
die spanische Merinowolle verwandt'] — für Florenz, das ja
Fabrikate in den Uoadcl gobracÜit. weil »ie über Flandera. wo neb der
Stapel dfT eogliichen fOi daa Featlatid bestimnteii Tuche befand, expor-
tiert wurdai (Sc ha im a. a. O. S. 25).
*) GothKin, Kiittiirg<«ehiflbto UnUtriUitionii S. 393. Der ,n-ii>oiide
BufflAndur* bildtrto damali bcr«ita in Ncspel eine Hbehenda komücho Fi^r.
») Sehftim a. n.O. 1 S. 129.
*) Labrou-nn s. a. 0. 8.72. Trott Öfterer Wiederholung bliebea
die VnWt« oba« Wirlruofc, bis 1660 »in ParlMoenUffMets Retina die
Wollaosruhr erisMen ward*. Anoh dann koont« allardinK« der Schnioggel
nickt gans ciiterdirUclct werden.
•) Vgl. Sohunt a.a.O. 8.68 f. Scbon im Jabr« 1&27, als Flau-
— 438 —
stets neWn dem englisclivn äas epanisctie Produlit verarbeitet
bau«, kam diese Verbesserung der spanischen Wolle nicht
mehr in Betracht; denn xar Zeit, als das englische WüU-
ausfuhrverhot orColgte, war die florfintinische TuchindusLrie
schon ^Dzlich im Verfall begriffen, und alle Bestrebungen eia-
sichtaryllcr Monarchen, sie wiederum zu heben, waren von
dauerndem Erfolge nicht begleitet'). —
Wir haben — vorgreifend — die toü aussen wirkeoileQ
Umstände zusamniea fassend belmndelt, unter demn Hinwirkung
die blQhende Florentiner Induatri« in rasche», unaitrbalt&ameti
Verfnti geriet; mit ihnen aher wirkten innere Ursachen zu-
sammen, diu, wie eic diu Florentiner Republik aU freie« Staats-
wesen aUmählich vernichteten, so deren Itidustrie als einer der
kraftvollsten ßethätlguageti bOrgerlicher Tugend und Tüchtig-
keit den Böden abgruben, und ihre Wurzeln blü&slegten. £8 darf
hier vor allem darauf hingewiesen werden, wie das Aufkommen
des mediceischen GesclilechU auf der einen, die Wiedererweckung
des klassischen Altertum« auf der uoderen Seite — seknodSr
zwar und weit minder wirksam al» die Veräcderungea in der
politischen und wirtschaftlichen Weltlage — dennoch dos ihrige
zu dem industriellen Niedergang beigetragen haben. Noch fehlt
©8 an einer Uarstelhuig, die es uns begreiflit^h macht, wie die
niemals in ofäzielle Formen eingekleidete, tbatsitchlich aber fast
ttDumschränkle llerrachaft dea Modiceorgescbtechts seit 14S4
durch brutale Ausnutzung der direkten Steuer das Geschäfts-
leben lahmgelegt und viele Industrielteu veranlasüt hat, ihre
Fabriken nach iknderen Plätzen zu verlegen; wie t<ie all-
mlÜilioh die alten freien bürgerlichen Inatitutiuuoo lenetzt
und zerfre^en hat, wie die acheinbar orguniscbe Durch- nnd
Weiterbildung der Wahlordnungen, die .Schiebungen in den
WablkOrpem, die immer mehr wuchernde Uüu&gkeit der Wahl-
handhiDgen (üquittini) und Aurdosiingen, während sie die äusseren
Formen im wesentlichen nicht antasteten, alles innere Leben
dftra im bandolsjiolitiichen Kampfe tiegen Englaad einmal die Eiafnhr
eaglbcher Tuche gjLuzlicfa verboton batt«. erfolgte ein TorilbergAheBd«
«■ogitehar AafHcfawuDK der lUndiiaclien TuobinduMtria durch Verwendung
verbeuerter ep^niiuher Wollit.
') Vgl. dftrabcr Mariotti, Storia del baiiificio Toicano.
— 439 —
aus jenen lierausf^epref^st hatten 0> Die ZUnfle als Selbstrer-
waltungskSrper erhielten mehr und niebr eine Scheiaexi^teux;
in den iine erbaltenea Urkunden der Wolleniiunft neboien zwar
die Anordnungen über Neuwahlen der Zunflbehördea und die
komplizierten Bestimmungen Über Wahlbereclitigung und Bil-
dung der Wablk^rper in ihrer ansüglichen Breite einen un-
verbältni«tnäHBig grOHsen Raum ein, aber sie spreclien Dur
von einem Aufgehen iu kleinlichem Hin und Her, in kuuBt-
volleiu Spiel mit für die Zunft zwecklosen, nur den Bestrebungen
der Machthaber dienenden Begtimmungen'). In der wirtschaft-
lichen fteset/gebung fehlt es gHnz an »chöpfer Ischen Ideen;
keine Spur mehr jener Klnaticitüt, jener AnpasHungslahigkeit an
neu auftretende Hedlirfniese , die das Florentiner Zunftwesen
') Ks ist ein merkwCrdiges Zeichen Itlr den Stand der ibilieii iacUen
OoschicliUclir«il>ung nntorcr Zeil, dui Mich nieroiuiil noch an eine um*
futenile. den lieatiKcn wiMcnschaft liehen Anrordcningrn ontcprcchcnde
DATütallang de* Aufkommens der Medicaerherrechafl herangewaffl bat.
Grundlegeod tind noch iruiorr Hohcoi;« und Psbbronii growu Bio-
gmphieo; auf ihnen v«r allem fuist Koumont, desssn sweibftndige« Werk,
LoreiiKO du' Medld, obwotil im Giniefacn ron der Forschung vielfacb Über*
faoU, dvn popul&rea DarntelltiiiK^D vou ArmatrouK (Loreuico de" Medioi)
und lieyck (Dm Z^iUlter der Medici) mir OnmillnKit dient; Perron«
dreiliBndi^o FortaeUung Beioer Uiatoire de Plorcnce. die du JaLiiiundert
von 14^— t5i{4 l)(iliaii<lelt, i«t ebooiio DnxuverllUiiiiif vie tein älteres Werk,
Dsd gobt auf die KalturnagtAiidc ksDia mit einem Worte ein. — Et
vrixc kcdauerUcb, aber nicht xu vorwandem, wenn man unter diesen
DmstAndt-n fQr eine wiuennchartlichc DKretellung jener i^eit den AbücliluN
dcB DaTidBohntc^en Werkes abvrurten, d. h. nch noch wenigitraa
fOnfzwIin .luhre (rndiilden inClMte,
*) Bereicbncnd für dsn hormmpierendfn EisfioM der Mpdic«er-
hemcbaft nnf die ioiiVTen pohtiiclieu Vethlttninc in Plereux ist der
VorgwiK. da«! 1440 (Una VIIl fol. 27] iQ der WollwuiaTt aa Stolle
LorenEOi da' Hedtci, des Dniden von Coijmo pater patm», deneaNelTe
Giomoni di Coumo (ein 1468 vtf«taib«nt:r Boha CovituM) ata («ecretano
<li icTuttinio* gewUilt wurde — ein Amt. da« mehr und mehr nn fje*
deutuDg gevuui und endlich den abetwieiceuden KintluM decHedici und
ibMr ('Iir|U(! auf die BeMeUaog der bfihoren Staat«' und ZunftAtntcr dsaerad
geuohert hat ; und twar gcacbab die Wahl dton obatanto temporia defeotu
at neu tiacfi »it Riinori* «Uti* quam «eenndaDi srdinftmenta diet« Artia
requiritui * , Statt der crfocdcrlicbeo 80 i&blte GioTonni damalB ent
19 Jikhre. Nun finden «ich iüinlicbe Auuialinicn anch au üun«tcn der Uit-
gtieder anderer Familien, aber nnchweislicb nar lolcheT, die lur Hedi-
— 440 —
in seiner BI{iite7«it kennzeichnet '). — Der aktiv emsigen
Selbätveriraltang eatwöhat und in dem Gefübl, doch nur
mit aller politischen Arbeit den Zweckco eiii«r böberea |)«i-
sSnlichen Macht zu dienea^ vrusstea denn auch die ein-
zelnen UntvrneUmer ihrer f^v^cliäftliclieu Th&ligkeit nicht
mehr die alte urbeitafrohe Energie zuzuwenden *). Der dem
Realen zugewandte, rationell nachteme Sinn des Florentiner
GroHsbfirf^ertunis begnnn sich langsam im Laufe des 15. Jahr-
hundert« vor dem wiedererwacbten. immer tiefer dringenden
and weitere Kreise ziehenden humanistischen Qeist ru rer-
finrhtigen; mehr und mehr grilF eine iUthf^tiürhe AufTassang
der LehenHziele nicht nur in dem litterarisch •philosophisch intar*
emierten Kreise Platz, der sich um dio Medici iicluirte, son-
dern bis tief hinein in das arbeitende und erwerbende Floren-
tiner Bllrf^ertum; eine Gleichgültigkeit gegen nüe«, was früher
die Geister in Atem gehalten halte; ein politiacher und teil-
weise auch Ökonomischer Indifferentismus ; dio Neigung za
Spott und Hohn, zu Satire und gcnieinem Klatsch; der Mangel
tn flittlichem Ernst; in uiancfaem auch schon ein Uifpaniamns des
Lebens Tor der eigentlichen Uispanisierang, die das 16. Jahr-
hundert brachte. Ala Oiovaaui KticcelEui iiUe seine gCKchiift'
liehen Untornehmiingen, darunter auch die im Tucligcschäft,
feliEschlagen sab und fast aein ganzes VermQgen verlor, da
flflchtigte er sich Tor der Wirklichkeit in das Reich des Scheins,
nnd wehmDtige Betrachtungen Über die wandelbaren Launen
der Fortuna, in bliincholiHcIi-selbxtxu frieden« Meditationen traten
an die Stelle der wagemutigeo, nie verx&genden Thatkrafl,
mit denen die Minner der .guten alten Zeit* in gleichem
eoerpartei xBliller. — \g\. im al]^ini.>inon Rhor iIm inii«te R«j{imect
onter Coniho: ßeuiaonl I B. I4(i f. iM f. <inil Bd. II diejcer Arbeit.
*] Vgl. hUnm vor allem: Itun^lcbar lU, Kultur der RenwMance
t.Bd. 2. Abschnitt and 2 ßd. G. Abschnitt und v. Ileiold: nqmbljk und
Muauchiein der iUIieDiKlien l.iti;niturd««XV.JaIirhDi)iI<;rla{Hist. ^it»cbr.
Bd. I.XXXI),
*) Audi is der MudicecrruuUie 0elV»t hat bekamitlic}! dro ({(ccbllft-
licbs TflcliUtiknt von Oimpralion «u (jonoration iibgonomtn«]) ; »ctioB die
Enkel Coflimo« hatten die KencbSfllichen Untoraebmun^o, die der tiraa»-
vater reich, blQhend und (tri fimdiert hiatoriwwn hatte, fail bi* suin
Biukrutt herunicTg«virlacbiiflet
— 441 —
Fall» an den Nenbau ihrei« verfftllenen Glütlcs ge^sngea
waren '). — Wir haben sicher Iceine Ursache, diese Watidelutijf
der Dinge zu beklaf^en, die naa die Werke eines Donatello,
Gbirlandiitjo und Michelangelo geschaffen hat; dennoch aber
müssen zwei Dinge, um einer eiuseitig- idt-'alisiereadeD Auf-
l«Mung jener Kpoche, der Florentiner Hochrenatseanco, m
begegnen , mit aller Energie betont werden : die einseitig
bunianictisch gewaiidtv Richtung di-s Geistes faat die Müsse
auf den Schild erhoben und die mßhsame Arbeit des Tages
gerne den Philistern und Banansen zugewiesen; sie hat den
SkoDomiachea nnd politischen Verfall des Staatswesens mit rer-
nrsacbt und wesentlich hesclileunigt ; hat die Gesinnong vieler
entmannt und das alte stolze unabhängig keüsgef tibi anter-
graben, um langRa,m ein hlSÜHcb gewandtes ßyzantinertiim
groEHzuxiehen. Zum zweiten aber: es ist ein eigenartiges
Phänomen, dass der Höhepunkt der Florentiner Architektur
demjenigen der Malerei und Skulptur um wenigstens 50 Jahre
vorangeeilt ist. Die Florentiner Doiukuppel ist im Jahre 1435
fertiggogtellt : von den Profanbantcn stammt drr Munizipalpalast
aus dem 14. Jahrhundert, der Patazzo Pitti ist in seiner jetzigen
Macht und Grösse um M'M aU Trutsbau gegen die Uebcr-
m&cbt des Mediceergescblecbts «ntstandco. Ein Ban wie der
des Florentiner Doms bat dem Zusummeowirken eines ganzen
Volks seine Entstehung zu verdanken: in jedem Florentiner
lebte ein Geftihl, wenn auch nur mit einem kleinen Teil zu
') Oewiu gab ea auch bier zahlmdie AnsnRhraen. A\e die gute alte
bürgerlich« Tücbtj^kejt hochhielt«]] und tcrtvidij^cn. Aber selbst ein
Leon Bnttista Alberti in loinem kOttlicheD . "iValtato deilii famtglin*
(Opctc voljt^iri Bd. II) läMt bei uIIcdb Stolt auf die KitufiuiinnalÜGhtigkL-it
SL>in«iT Ahnen «in ,iDfitiere nou siTvile* (ä. 113) nnr als AuBhilfe fUr
FUle der Not geltcD; ond wenn er (ir. 187) rar dem MflaRtK^Hng wantt,
fo doch nnr in dem Sinne eine« vflllig lhat4'nIon'!n. iincH don nrtj libmili
und dem cdlcreo Lebcuigcauu nbgoncigtou oÜum bidc digDit&l^; lt«icb-
tuia ifilt ibm vor allem nur ali Uillal. .um «ich Fround^chafl, Ehre nnd
Ruhm ;:u ecwcrben* (8,201): irnnturliin xicbt er nntcr den BcachlLru jungen,
di« Qm des (iewians willen gewählt wexden, di« Wollen- und Seiden-
iaduttrie vor: ,]>erch4 ivi in piix poionfl il dHoniu »i spurg«, e cosi n
Diölti pOT«ri DtJlitA a« viene*. — Sehr interewant nind Buch di« Urllnd«.
mit denen er den Vonag de« IminobiliiirbeiiU« ror dum UubiliarbMiti
in bowciica webt.
— 442 —
dionvm H-iilimnitmonunient ieiner VnWrfitaflt bcigetrAgen rn haben ;
der Bau wkt einv öffentliche Atigelvgtpnhirit. der tEäX{;; toui
battn an ««inein Portpang (Im gleiche Intereuo wie ao den
gramvn jiulitiBclien Beg)>beii)it-it«a. die dai Wohl und Wehe
alJcr berflhrteti: und die grosse Zunft, die io ihrem weiten
Dnhiiiyn Uaurii hatte tHr die rvlrbstea uud die ärmsten GUtuente
dir Stadt, war os gewesen, die über 100 Jahre lang Ober dw
Aimrnhriing dea Rieaenbaut gewacht, die Meister ernaDot, die
ihn fiiruiten, die Oalder vorwiiUot hatte, nn« denen die mäch-
tigen Mnrnionjundem betnhU wurden — sie iH gleiebsaoi aar
du Organ der öffentlichen Meinunf;, sie rermittelt xwiscfaen den
Äasprtlchen der Krmsllcr und den allgemeinen, volkstfimlichen
Aniticlit«Q vom kfiDHlierisch Werlrollen und £rstreben»werteo*).
Stil solcher Uau — und e« darf daneben anf Öanta Oroce und
Or San Uichi'Ir, auf Santa Maria Xouva und dos Kiaderspital
der Innocenti hingewiesen werden — ist später nicht mehr
erstanden , weil die Bediugungen dasu nicht mehr Torluuideo
waren, wvil jenes organische Kusawmea wirken aller nioitt
mehr niOglich , weil der fast llberacbSamende Bethätignsf^
drang, der das gante Volk uud den staatlichen Orgamsmni
wfhrencl seiner BlQteteit dorchtränkt hatte, einem fatalisti«^
quietistischv'n , dem Genuase ergebenen Leben gewichen wmr,
AB dem sich auch di« faantnche Feeerkrafl eines SaTonarole
mletek gebTodMU hai. Liest man die Schriften des graewu,
•»■tau Mahnen Maec^Tell, so wird man ans ibiwa ttaber
■wlweB T&aeu auch den V«nw«iflungs«chrei eines sdiaif nad
kalt beebechtendes Patnot«n h«raod»8Kft, der ror den bjttci«»
Notwfl»ügkiitM d«r Üegeawart sich in die hiitomAe Be-
traehtuitg flechtet nnd im Nachahmen der groMeii VortiMer
des wiederrrwrckten r6atiEcl»a Allertnm« die iHzt« BtUe %r
d4s wnkende Staalsachiff erkennt ■) — wie auf der
— Am* TilUri
443 —
Seit« SttTonaroIn in üiner Rückkehr zn roin«ren Sitten und
mystiech-inbrUnütigem Gottesglfttihcn fCr die einzelnen Men-
•chen, in dem Aristokrütismaa der Venetianer Verfassung forden
Stut die Bettung zu sehen vermeint. Was später die Floren-
tiner Kenaissance an groflseo Werken der Malerei und Plastik
geschaffen bat, iet zunieiat dieTliat einiger weniger »iiBerleaener
tieister, einer schnlmiuiBig gepäegtrn, c^toterischen Tradition,
eine-a aus dem vollen des intensivsten LcbensgennsEiBs wirt-
echuftL-nden engeren Kreises gewusuD, wülirend dem allem das
Volk äclion fern stand, bewundernd zwar, was geitcbuffen wurde,
aber nicht mitscliaffend am Werk : nur so konnte es kommen,
daaD es, den Worten des Eiferers blind folgend, die Kunat*
werke der Stadt freudig auf den Sclieiterliaufi^n trug. — AU
die Ciompi I37B gegen deu Palast der Signoron anatGrmtan,
liaben sie sich seiner bemScbtigt und ifan einen Monat lang
besetzt gebalten. Aber kein Stein von ihm wurde zerstört,
während die Hiiuser und Palllstc der reichen Kaufherren in
Flammen aufgingen: das Hans, an dessen YollentUtng die ganze
Bürgerschaft bia hinab zum Niedrigsten der Wollkratzer An-
teil genommen hatte, war auch der entfesselten Volkswut beiUg
gewesen. — Jetzt war das gesunde Gleichmaas der Verhält-
nisse gestört, es wehte etwas von der Luft des kaiserlichen
Kom durch die einst so arbeitsreichen Gassen der ArnoHtadt;
und es rächte sich, dass hypertrophisch ein Glied im kulturellen
Leben der Nation auf Kosten der allgemeinen Gesundheit ent-
wickelt worden war. —
Wir haben hier deu alUnüblJchen Untergang der tloren-
tiaischen Selbständigkeit bis zur Endkatastrophe des Jahres ir>29
nicht 2u erzählen : in den verzweifelten Küiupfen um die jahr-
hundertelang hochgehaltene Fahne der staatsbürgerlichen Frei-
heit, die die noch erhaltenen KriLfte der Htadt bis auf das
äusserst« Mnsa aQaimnntfn. wurden neben deu Mitteln der Pri-
vaten auch die der im Luute der Jahrhunderte reich gewordenen
etttdtiachen Selbstverwaltungakörper nicht geschont, während
Mitcabi«vell eeine polittacheu AoiichUm klarer und freier von Neliea*
Zwecken niedergelegt bat, ula in der ,Flor«ntia«r Omohidite* und dem
.Principe*.
— 4W —
man — und hierin liegt ein Zup eclit repnhliknnisclier Qrflsse —
diejenigen der grossen W'ohltliätigkeitsinstitnte, solange es
irgend ging, nicht anlastete. Damals ist vor allem die seit
Aber eineni Jahrhundert ruhende Besteuerung der ZQnfte wieder
aufgenommen worden; anfan^ allerdint^ nur, am fDr gcwissa
den Zünften zu giite komme ndo SpczialleiBtungen — wie z. B. för
die WoHenzunfi das Verbot fremder Tocbe ein« war — eine ge-
böhrennrtige G<'genleist«ng in erhalten, dann aber ni*hr und
mehr als Notbehelf iu den wuchüenden tinaDziollcn KOteii dea
SUatsvreRens. — So gerieten atlmfiblich die Finanzen der
Zunft, die noch zu Anfang des Jahrhunderte durch eine Heibe
grosser testamentariflclier SUflungen eine weitere Stärkung
erfahren hatten, ins Wanken ; bereit« kurz nach 1450 begannen
die Verkäufe von liniiiobiliargtlt«m der Zllnfl«, die endlich nicht
einmal mehr den uulzbringenden Besitx derselbi-n verschonten.
Ks macht einen nberaiis pvinlichen und beinahe quälenden Ein-
druck, die eiost so stolze Zunft rerxtreifelt nach Mitteln suchen
zu sehen, um dem drohenden fluanziellen Ruin Einhalt zu than
— nachdem die grossen Iloffhungeu, die nmn, auch für die
Finanzen der Zunft:, auf die Ansbeatung der AlaungmbeD
geHetxt hatte, gänzlich fehlgeschlagen waren; Mittel, die man
sonst als wirtgchuftUch schädlich und mornliBch verwerflich
verabitcheut hatte '). Aber wir staunen auch aber die immer
>) So wild 1S26 (L&aa ViU fol. 373), &)a die Zunft der Stadi
6000 Oulden scIiuliJete. Terfligl, Alle Ootor der Zunft, molilli « atabili,
KU verkaufen; ferner torru ik Cumbia daiian et cliiim ad interease et in
depoailo. e oomporinr« U«Tcatanzic e Robe, e rireiiderle, e per ogni
rIUo modo opporLuDO provudem ... cd obbli^re 1' AcV ; ebene» render«
e permiitarc Creiliti di Monte; dafUr Hypotheken auf Zunüf^tst an die
durch Teslament bcatiniancti Z!niioitipfiinK«r t\> gubra. Dagegen batt«
■nun noch [490 (Lnnit 55 foi. G) bcdtiinnit, dn«8 di« Kontuln Zunfl^t
nur mit dem Vorlielialt T«rkaofea dtlrfU-ti, diu* nt j«dfrxeit eiiri Ver>
kaur»pri.'ii Kurückiccknuft ncrdcn kBan«. Um bei VeriuiotuDgcn und Ve^
Pachtungen mOglictiftt hohe Pr«i«e zu eneielen, war I<i9U Iteitimnit »"Ordeo,
du« bei jeder neuen Vergebuat! <^>^ Preise am wcnixstcnf ^% «tliSkt
werden mQmlen; da dies nicht du rcbiu fahren «rar, wird ISIl die Vor«
ttvigerunK an den Mrätbietenden •:in;ierahrl I bicna 55 fol. 7<>). — V|tl>
nnch dio «ehr lnterraant«B Noticun, die un» diu Ktcordi im l'norittta dot
Paolo di Uirolamo PaoLi lieft;rn (DuUiziert im Anlioug tu do»
Kicordi des Fi L Rinuecini, cd. Gins. Aiassl). Er gibl eis aberant.
noch grosse Leistnngsfähigkeit der Zunft, wenn wir hSreo,
doss sie im Kriege gegen das abgefallene Pisa Ton 20000
Gulden, die bei den S^Unften erhoben werden, allein f!()i^8 OijI*
den, also beinahe den dritten Teil der Gesamtsumme, aufge-
bracht hat; und tvlr bewundern den Heroismus, mit dem sie alle
ihr Letztes für die Kettung der Vaterstadt, im Entscheidungs-
kampr um die Freiheit, geopfert haben ') und mit ihr unter-
gegEQgen sind.
So war — neb«n der Aftnderung d«r wirtschaftlichen
Weltlage, neben dem Isacblasscu der btlrgcrlichcn Tüchtigkeit
in Haus und Staat, — auch das allmähliche Verschwinden der
politischen Selbständigkeit, der letzte schwere Kampf um die
bürgerliche Freiheit für unsere Industrie verhängoisvoU ge-
worden. In let7.ter Linie kam endlich zu dienen Ursachen
eine Reibe von wirtschaftlich -technischen Schwi{.'rigkeiten, die
hier an letzter Stelle noch kuns zu erwähnen smi. — Seit
1450 hat die Zunft mit einem fühlbaren Arbeiterniangel zu
kämpfen. Mit dem Sinken der ßandnachen Tuchindostrie
an ii«baa liehen Bitil der furch tljari-n Opf'^r, die der Vi^rtw^iriungckaiupf
der PlorcDtitier Ke|)iiblik deii Ktnxehieu eumuUle und hellt lUi» Iküpifil
(S. CLXXXni] hervor: (Januar und l»>riiiir 1527) feciono uoniini b porre
sna imposiiionc a totte riiTto che TendcroQO di molli bnii, o masiiinic
l'arte delia laaa, a tatU le nitre che potevano. Zu I&29 (ibid.
S. CXCj : Si trovö an moilo pi-r un pexio tcDta (occani Ic bor»« ile' citta-
dioi, che la prima cct& si deliben> di vender» tatti i beni di tutta l'arte,
che (fittunio un brno infinit«, e dl poi tutti i hcni di compagnie e ccrti
q)ed&li, evcdto S. M. Haovft, ch« ftr ancora non •! tfiecitno; «ndlich
S. CXC[V: Um Kolx xu bekommen far die Vcrteidiguo^ dorStudt, Tole-
vtato diafare i liratoi . . . i laaatoli nc fccJono romuro che di k>^
avevoai) caminoiato a dixfargtl, iBacioroaai stare o cousullomo che ci
diahcoaac totti i telti che orano copr» lo bottv^hv.
•} Nach dem Unt^rgani; der Republik wurda — noch vor der Neu-
organiMtioa der Zünde im Jahre 1634 — der Versuch gemacht, der
Wollenxunft mit Hilf« tloa Papiin einen Teil der rerloreu Reguegenen
BoitsLQmer Euräckzugewiuuen. 1*^ haadclU) mcb vor allem um solche
(iflter, die der Zunft von wohithäUgea Stiftern vermaßt und mit allerl«!
Renten im Dienste der Wohlthlltiglieit belastet geweaen vntreit. Viele
davon waren vvtkaafl worden, ohne dau die daui ndtip* piLpstlicbe Lixens
«iogeholt worden war. Die Rettitution selbst wird jetit verfUgt. wobei
die aUmEiliUche AmvrtiHation den Kaurpreüta der Znnft durch Za*cli8a*«
der SlaabMcbutdun Verwaltung erleichUTi wird.
'— UQ —
bOrbs daH Ab»ir9men Dberzäbtigcr Arlieiter allmählich auf;
uaü die Locken, die hierdurch in die Reihen der Florentiner
Arbeiterschaft gerinseu wurden, könnt«» weder durch eine
energüche Gin wandern Dp[8po1itik, die die Kiinft mit Staat«hilf«
KU organisieren versuchte , noch durch die in die Brosche
tretenden Zuwnndercr a.ns der Lombardei und Ligtirien, wie es
scheint, quantitativ und ijualibitiv vOlIif; ausgeglichen werden. —
Dazu kamen einzelne Fehlschlage iu den wirtschafllicheii Etgen-
untemehmungen der Zunft; die «chwere Knttäuschung, die
der mit so Gberscbvängtichen Hofinungcn begrQsaten Kröffoung
der Alaunminon im VoUerr&niscbeD Gebiet and bei Csmpiglim
gefolgt war, der Zerfall der Spann an8tnlt«u der Zunft: die er
neutuu Schwierigkeiten der Auefuhr durch den Abfall Pisas^
und die schwereu Kämpfe, die um seine Wiedereroberung ge-
führt wurden. —
Einige statistische Zahlen , die auf znvi'rlSssiger Ueber-
lieferung beruhen, mßgen zum Bchlnsse den HQckgang in der
Erzeugung der Wollentuchprodtikte illiiatrieren. 1420 hatte,
wie wir .sahen, die Zunft allein über Venedig 16000 StHck Tach
nach dem Orient exportiert: \'i2G schätzt der Venetianer MarcOj
Foacari die gesautle Produkttuu Florenz' nur noch auf M0<
Garbo- und 4000 — 5000 Sau Martinotuche, die einen Gesamt-
wert von GOO 000 Dukaten repräsentierten*), und iihnlich gibt
Varchi *) för die gleiche Zeit das Gesamtprodukt von 150 Tuch-
lüden auf 20000—23000 Stock an. — Die Zahlen, die uns
fQr die monarcbieche Zeit, dank der steigenden Freude am
*)D«1. degli Emd. XXllI 8.181: NolV arte dalU lona iaaaai
le Blüm« gnorr« li •oierano far panai M mila. quHi dlmandaso Gar
che ai fbano di Uaa Bpagnuola, n li vcndono ducuU 21 la pnaa, ddl*1
quali 1a maggior parte wpedia«ono per Co«t*ntin«poli , aaoo per Roma.
Napoli et altri luogbi. facerano 4ta& mila paoni alti, (|uali ditnaDdaaO
di San MartioD, cb« ragliono dacati 60 la potta di laaa ingicao, quoBl
panni usocndono nlla «>innin di ducati tlöOOOO di capitale.
') VarcbilX e. 9M. Beid» AatoKo K^bm kviiDolmliniiate Jahiwj
lahl aa; Yarcbi beruft sich auf die .libri ilvl niorchio* der Wollen-
■odO. Beide Zalilen «ollen alkrdiags eiaea BtgnV von dem — in Vev
gleieb mit der 7«it, in d«r der Aalor tchrieb — bohna Stande dar
WoUotniaft geben, illusbriercii aber im Vergl«icb mit den ana ftrBberar
Zeil Oberlieferten Zahlen mhou d«T«v VerfalL
— 447 —
Kegistrier«D, in gr<}Ke«rer Meoge zur VerfUgunjif stehen, lassen
den trotx aller Bemühungen unaufhaltsamen weiteren Verfall
der Indostrie deutlich iu die Erftcbeiniing treten ')-
So ifit die Flort'ntiiicr Tucbindustrie nacli einer Bltiteperiode
von uehr aU uwei Jahrhunderten zu Qruiide gegangen, um in
alter GrÖsite nicht mehr aufxuerätehen. — Es iet ein Bild voller
Leben und Glanzes, das sie uns bietet, voll etolzer Kraft und
edlen Strebens. Kichte Kleinliches haftet ihm an: (ibernll ein
zietbevrusstes, durch kluges AbwügeD des M&glichen geilämpfUs
Vorwärtsgehen, gehoben durch die theorrtidch noch gani un-
bewQKste, aber in^tinktmiUsig meint dm Hechte treÜcnde oko-
nomiache Denkweise jeuer Zeit; »nterstütict auch von einer staat-
lichen Gewerbe- und Handelspolitik, die in all der Zeit wesentlich
von den liier gleichlaufenden TntereMMen des Qrossbandels und
der Groasindustrie beherrscht war, denen nicht — wie lange
Zeit in England — gieirbberechtigte, entgegengesetzte Inter-
S0wn der Urproduktion und des Handels mit Rohprodukten und
Halbfobrikaten entgegenrtanden. — Das Florentiner Tuch-
fabTJknt hat den Ruhm der Stadt ebenso durch die Welt ge-
tragen, wie es die Erzeugnisse ihrer geistigen und kBnstlerischen
Kultur gethai) haben: iu der Leitung grosser fiihrikähn lieber
Etablissements, iu der lleherrscbung und Diszipünierung einer
zam Teil schwer Kti bändigenden Arbeiterschaft ward jener
'I ViTKuck« xiir Hebung deraelbeo wurden tiaufiUachlich von Co*
BiiDO I. und II. und FcrdiDand I. gcmncbt. Vgl. darOber Cnntini,
Lugislazione dellft Toicana; ferner Muriotti, tenificio S. M und Oi»er-
vator« Gorvntino (cd, Laitri) TI S. 163 ff. Nacli dem Ivtetcreo gab e«
— am wenigstens emige Zahlen anzuftebes — 1.^SI (nach der Detcrizion«
di Caiie e Puocbi) 166 WollcaluelilAdi>n; <)orh mUpracb der VeritiehmnK
der Läden nicht oin^ St<!if;«ruii^ der Produktion. 1604 w»r die 7<Hfal
auf &2 geminiteii, die mit einem Gcuamlhnpital von MiSOOOft Scodi ar-
beiteten; tid beaob&ftigten noch &n 7$*J WebiAlihlen 378 Wel>er und
1315 Webmnnen: dnin noch 110 (!) andere Arbeit«r: fertigten (d9ä RtDck
gewShslicIiM Tueb. gUl eapi raaci« e pannine und &8.SS l'erpiRoani, im
Wetrte tob im ^nxen 430 000 Oulden. I77ä war die Z»Jil der in der
Tuchlndualrie betch&ftigtea Personen (nach dot VolkMiAtiluag, d«rOn Ite-
BUltale TOD Znccagni-Orlnndini, Statiitiea delta Toscsna II S. 503
und bl9 mitgtteilt Hind) nur aoch im gooeea 2I£; oad Bcitdou itt —
Crots aller modernen Kntwiokelung — die KIorenliDtr Tochindaitrie niobt
uiebr aufgekomnMiii,
— 448 —
selbstbewuAste Geist der Freiheit, jener Mannesmiii im recfai«n
Augenblick Dod jene politiscfae B«recbtiiiQ^, Ai« auch in den
schwierijfftten Lagen Herrin der Situatiou blieb, gross gezof^eit,
die dem kleinen, von Foindcn »uidrüugien FlorentJner Staats-
wesen HO lange in all seinen FVLtirliclikeiteo zur Seit» standen.
Und als die Industrie dann y.n Ende ffing, dn waren es olernen-
tarn EreigniBse von xwinj^ender wirtachnfUicher Gewalt, Er-
eignisse , die jenseits von altem nionsch liehen Wollen und
Können la^ea, die sie in erster Linie zu Falle braebten, —
Sie hat sich tapfer gewehrt und ihr Kude ist kein iioröhm-
liche« gewesen 0-
Sollte die Betrachtung der* äusseren Entwickelung
in der Flurentiiier Wolleninduatrie uns in erster Linie Anf-
Mchluss geben über die Stellung derselben innerhalb der all-
gemeinen wirtschaftlichen £ntwii-kelung des Stuatswesenö ; sollt«
hierbei — durch ein genaueres Eingehen auf bisher wenig
beachtete Vorgänge — die ladividualgcschichtc eines einzelnen
Staates eine gewisse Bereicherung t-Tfuhreu, äo inuss bei
ciuer ziiäummenfasseiiden Schilderung der inneren OrgaDL-^
a&tioQ dei Industrie uuiture Aufgiibe in erster Linie eine
■ndere sein: der allgeniein-entwickelungsgeschichtlichc Gesichts-
punkt tritt in den Vordergrund; der typische Charakter des
industriellen Oi^anismvs, die Stufe auf der Reihe der Gnfc-
wickelungsformen, die er vertritt, erregt hier in erster Linie
unser Interesse. Vergessen wir allerdings nicht: auch ftSr
die Geistaltung der Schlck^iale der Florentiner Kepublik hat die
innere soziale Qliedenmg ihrer Htolzesten und mächtigsten
Industrie die allergröHßte Bedeutung gehabt; ohne die eaergitich«.
Betonung der Thatsache, dasa ei« grosses, schlecht bezahlte»,
unruhiges, mit fremden Elementen nritermischtes Arbeiler-
proletariat die Niederungen iui sozialen Aufbau der städtbMihen
>) Auf die SteUang der Wollenxunft at« Korpofation, iiU Macht, im
poliliiclicn 1.i;lii-n der Sind t, itir Verliältai» ku den Obngen Zünnen, Uu4B
KinfluBs nat' ilen Ktnvg der inneren uiiil HuKcei-eii Folilik im all^ueÜMn,
tnuM ich i>s mir hu diuiwr Stelle ciniiageben TersaKOi, nm WicUrrbolangtsJ
SU vermoidcn. Man findut ilnrQber Nälu^rei tm sweitea Bandii dieaiT Arbeit.
— 449 —
Bevölkern »gen aufifüllte, Ut die ganze Gestliichte des Floren-
tiuer Staate», »eine buereii Wandlungen und seia äusseres
Glück niemals völlig zu rerstehen, läest sich ein sicherer Stand-
punkt für eine wertende Beurteilung tiiclit linden. Aber ine
ich nicht, eo tritt dieses Problem an Bedeutung weit xurUck
vor jenem anderen: die Zustünde, wie sie un» die Florentiner
Induntrie auf«eisti, einzureiben in die historische It^ihe der
iudtiütnelleii Betriebs- uud Orguni^ationsformen, sie abzugrenzen
geg^in ältere und jUngere Bil(iung«r '), sie lossulöRon von allen
historisch -zufiüligen Momenten, and ihren Charakter als «nt-
wickelungsgeschicbtlicbcD Typna mSglichst kUr in die £r-
»cheiuung treten zu lassen.
£s ist bereits darauf hingewiesen worden . dass auch in
den neuesten tief eiadringenden Versuchen die einzelnen Be-
triebsfiyateme und Wirtödiaftsfonoen entwickelungsgeBciiichUicb
zu begreifen, aus ihren technischen und psychischen Ursachen
£U erklären, in ihren Folgen tof allein ffir den sozialen Auf-
bau der Gesellaohaft zu schildern, fCir die Erscheinungen der
Florenliuer Wollen Industrie im 14. und 15. Jahrhundert in
ihrer Geaamlheit ein FlaU nicht vorhanden ist. DUrfen wir
zunüclist — rein deskriptiv — auf das wichtigste Merkmal fUr
das von ihr reprAsentierte Betriebssystem*) hinweisen, so
können wir sie kurz charakteriHieren, nlit System der Verbindung
zwischen Werkstatt- und hausind ustrieller Arbeit; als Wirt*
Hchaftsform*) dagegen /«igt ute fast alle Merkmale des susge-
bildeteu, hochentwickelten Kapitalismus. So ist sie, von der
einen Seite betrachtet, eine Uebei^ngsrorm, während nie auf
der anderen einen längst bekannten Typus in voller Keinheit
und fast schlackenfrei uns darbietet. — Die Betriebsweise hat
mit dorn hausindustrivllvn Vurlagssy stein diu Beschäftigung
') Aettcr uid jftagar hier naUlTikli tticlit im reüa chronolofitoben»
sondern im €UtwiekelDDgiKe*Ghicbtliclieu Üiuue ^mvint: a]i qbvqU*
IcutniiicDtTer und voll komm «ncrcr, primitircrcr and vorgMcbriltencr Typus.
Deoo w kQininvn ja aacb RUckbUdimgen vor; und in noreni üit z. B.
der (witlich npfttere] Zustand der Wolloninduslrio im 16. Jahrliundert
«b primitiveror nU der des 14 nud IS. gaweaoa wsr.
'} Ich folge hier der diircli Sooikart neu einKefalu-tea Nomon*
Icintur.
Doren. SUilMu scu dci norCBtiii« Wi[ticlttn*(«clikliu. L 8$
— 450 —
vieler Arbeiter in g;etr(!Rii((^n. meist mit der Wohming ver-
bundenen ArfaeiUstättcn gonii-insum, uaterschvidet nich Ton itini
aber dadurch, dasa manche der Teilarbeiten, die zusammen den
gesamten Prodiikiiongprozesii auamRclien, in oder rerbunden
mit einer Zentral Werkstatt dee Unternehmer»!, die zugleich
VerkaiifRlnkal ist, vorgenommen werden, andere endlich in
SffentlicheD, znr gemeinnnmen Bemitxnng aller von Zuiitt
oder Gemeinde errichteten gewerblichen Anstalten »tatt-
finden. —
Der kapitalistisch« Kinzelunternebmer oder die Unter-
nelimersoKJetRt, die an seine Stelle tritt, ist dem typischen
Verleger der hausindiistrietlon Betriebssysteme, wie wir ihn
AUS der Manufakturperiode des 17. ond 18. Jalirliundert«
kennen, nicht in allem an die Seite zu i)t«Ueii, Teils ist seine
Stellung eine freiere, teils eine unfreiere al» die eeine: freier
noch dem einzelnen Arbeiter gegenüber, unfreier vor allem
dadurch, dsas er in HOhe und Richtung seiner Produktion
durch die oftentticlio Qewalt der ZunTt, dtr er angehlirt, be-
sclirÜnkt mt. — Im übrigen rerfUgt er frei tkber Kapital und
Arbeit, nachdem ea ihm gelungen int, im Anfang unserer
Periode kapitalistisch aelbittäiidige Berufe, die mit eigenen
Unternehmungen in den Produktion»pro2es« eingriffen . teiU
wie die Wotl Verkäufer xu eliminieren, teils wie die Garnhfindler
und -fabrikanten in Abhängigkeit von sich za bringen imd
ihnen nur die Stellung als Mittler in einem Teil de$ gesamten
Prod«ktionppro/.es!»?s (der Garnfabrikntion) 7.» lassien. Seitdem
ist er der Eigentümer des Produktion Kmaterials während d»r
ganzen Dauer des Produktion»<prozesses, von dem Moment an,
wo er in den Besit» des Kohmaterials. der Wolle oder des
Garns, gelangt ist, mit anderen Worten, so weit jener Proiess
sich innerhalb des Florentiner Machtbereichs volltieht. Mag
die Rohwolle durch noch so viel arbeitende Hände laufen, ehe
ne alä fertiges, verkaufsbereitea Tuch in die üände des Unter-
uehmera zurllckkehrt; mag sie noch so vielen einzebeu Er-
werbawirtschaften durch die Teilprozesse, die an ihr vorge-
nommen werden, Xabrang geben — immer bleibt sie Eigentum
dessen, der sie in Florenz zuerst zum Zweck der Verarbeitung
eingekauft hat; niemala wird sie zur Grundlage einer eigenen.
— 461 -
in den Prodtiktionsproxess eingoscliobenen selbständigen
Untemelimuiig. —
Nicht ganz so frei und nnbeücliränkt wie seine Herrschaft
fiber den Arbeitsstoff ist diejenige ßber die A r 1j e i t s-
mitte! und •instruniente, daK »ogeoannte stehende Kapital
(der gebrÄuchlicben aationalOlcoTiomiechen Komenklatur). For-
mell b«&nden sich die«e oft im Eigentum der Arbeiter; selten
aber ist dies Eigentum ein reines im römiech-rechtlichcn Sinne,
sondern cigentUiuliche Verkaufs- »od Leiheverträge, die
rAmiHch-rechtliche Formen mit eioeni veränderten, der Zeit an-
gepassten Inhalt erfdUten, liessen auch hier der Unternehmer-
wiilliUr einen weiten Spielraum, and gestatteten ihr eine ganz
im eigenen Interesse liegende Gestaltwng des Arbeitsvertrags:
so vor allem in der eigentlichen Weberei durch die der Floren-
tiner Industrie eigentdmlicben Prekurie* und Co mntcnda vertrage
an WfbatÜlilen , die dem Arbeiter nur den Ususfructns an
seinem Arbeitsinstrument ÜesNen, und ihn in ein dingliches
and oft auch persönliches Abhängigkeitsverhältnis vom einzielnen
Unternehmer brachten, wie en, bei dem Stunde der Industrie,
durch den einfachen Arbeits» und Lohnvertrag nicht leicht in
•rreichea gewesen wftre; so ferner bei den Wollkratzorn, Woll-
kfiroraern imd Tnchkilmraern, denen der Unternehmer ebenfalls
die Kämme, Kardilt^t^hen etc. leihweii^e HberlJütst, um die ge-
brauchten dann an die der Wollenzunft eingegliederten Fabri-
kanten dieser Instrumente zurückzugeben und neue dafflr ein-
sutauachen. — Diejenigen Teilarbeiten endlich, bei denen
neh«n den eigentlichen Arbeitäinstrumentcn grössere Geb&ude
und mechaniacbe Einrichtungen erforderlich waren , entzogen
sich im allgemeinen der VcrfQgung des eimelnen Unternehmers,
da sie eiu relativ grosses Anlagekapital erforderten, ohne dai»
der einzelne Garantie hatte, ue jederzeit in der eigenen Unter-
nehmung voll ausnutzen ?.n können. Hier war also dem Ein-
greifen fremder Kapitalmächtc ein weiter Spielraum gelassen:
bald stellte der einzelne „Arbeiter' — in diesem Falle Besitjcer
eines grCsvereii Kntzkapitals und dann meist nicht mehr
manuell, sondern als Leiter und OrganiRator dea Betrieb»
tbStig — nebeo seiner Arbeitskraft auch seine Arbeitsmittel
jedem, der ihm Arbeit geben wollte, xur Verfügung; bald
- 452 —
treten, wie hie tind da in der Färberei and hKnfig ja der
Walkeret, Kapitalisten ein, die derartige Anstalten ah zins-
bria((ende KapitaUanlage b&Qten und vermieteten, i^e sich
um den Beirieb derselben, dessen Technik und Organidatioa
IM kliDimern; am häufiffsten abi-r greit^ hier die Ztmft selbst
orgiazend in die privatwirtschafÜiche Sphäre ein: mit eigenen
Unternehmungen, oder auch indem sie mit Arbeitern oder
Kauflcuteii irgend ein Vertrags verh<nis (Cotnmenda, Leih-
vertriig, offene UandeUgesellschatI etc.) eingeht. — Eben da-
durch trird wieder in erster Linie auch das Interesse des
einzelnen Unternehmers gefordert: int doch die reichliche Ver-
sorgung mit allen uot wendigen üiltKiiiaterialien und die Xieder-
holtung der ÄrbeitslQhne eine der wicbtigtiten Aufgaben der
Zunft als Vertreterin des organisierton Unternehmertunis; nnd
dazu sollten neben der nierlcantilistiecheii Politik ron i^unft
und Stadt vor allem dos Eingreifen der Zunft aU kapital-
besitzender Mncbt dienen.
Die Mannigfaltigkeit nnd scheinbare Etegellosigkeit , die
auf diesem Gebiete v.a Tage tritt, erhält nun erst eine schärfere
Beleuchtung, wenn vfir uns jetH einer zusammenfassenden
Betrachtung des Verhältnissee von Kapitalisten und
Arbeitern in der Florentiner Tuchindastrie zuwenden: hier
liegt in der That der SchlQsselpunkt für das Veristündnis der
gesamten Eigenartigkeit des Florentiner induätricUen Organis-
mus. — Unsere Hauptaufgabe in den vergangenen Einiel-
erfirterungen aber die sozialen Verhältnisse in der Industrie
glaubten wir in dem Versuch des Kachweises erblicken lu
müssen . wie mannigfach difTercnziort die in ihr beschäftigte
Arbeiterachaft gewesen ist: weil dietie Differenzierung in erster
Linie hervorgerufen war durch dae Verhältnis zum kapitalisti-
schen Verleger, und dieses wiederum durch die Art und den
Charakter der Arbeitsstätte wesentlich bedingt war. wählten
wir diese vor allem aU Einteilungsprinzip für die Charakteri-
sierang der einzelnen Arbeiterklassen. Und so ist es uns wohl
gelungen, einen mannigfach gegliederten soziiJen Aufbau der
Ärbeitermassc zn konstatieren , der noch komplizierter wurde
durch das Vorhandensein ein«« eingewanderten Btnmin- und
spraclifreraden Elements, und der nun in allen Lebensrerhält-
niasen der Ärbeit«ree1iaft aufs deutlichste zuui Äusdriielc ge-
kommen ist. lu der ßkononiiäcben Lage, in der allgemeinen
Lfibenshaltting bemerkten wir eine Stufenleiter, die von dem
ämi^tf^n, vollständig niittelloäcn Proletarier, der nicht einmal
eine eigene Wahnstfttte «ein eigen nennt, oft die Hälfte des
Jahres arbeitslos and auf den Bettel angewiesen ist, aufsteigt
bis zum wohth&beQdeD Färbermeieter, der nicht mehr selbst
am Bottich etefat, einen Stab von zehn nnd mehr Gesellen für
sicli arbeiten lässi, ein grQsseres Nulxkapital in einem oder
mehreren Betrieben verwendet, seine Farbstoffe selbst importiert,
oder sich mit Kanfleiiten tind Induotricllen kli diesem Zweck
aesociiert; der endlich grossere Ertpartii.isc gL-mactit, diese in
Staatäpapicrcn, städtinthem oder ländliolieni Gruiidtwaitz an-
gelegt hat. und den Sommer, fern von Lärm und Hitze der
Uaupt«tadt, als Signore auf seinem Landgütchen verlebt. Und
zwischen beiden Extremen die groeee Masse der .Arbeiterschaft:
Weber, Spinner nnd Werkstattnrbeiter (Wollkratzer, Kammer,
Sortierer etc.) dvirclisolinttUich arm und ohne grössere eigene
Habe; die Arbeiter der FertigHtelliingsindiistrie, Walker, Tucb-
scherer, Appretenre, Tuchspanner, TnchgliLtter und Tnchfalter
mit etwua höherer Lebenühaltting, im Besitz eine? kleinen Ver-
mögens und geringen NutzkapiUls (Werkzeuge, Uandwerks-
«titte) *). — Diese Differenzierung Äussert sich dann weiter in
dem moralischen Habitus der einzelneu Arbeiterklassen, wie
er u»4 hauptcÜchlich in ihrem Kampf um bessere Lebens- und
Arbeitsbedingungen entgegentritt: bnitalus Draufgehen, un-
gezügelte Instinkte und Leidcnsdiaften bei dem Auswurf des
Werkstatiproletariats in den Entscheid imgelagen des Jahres
LS7H auf der einen Seite — vorsichtiges Abwägen der wirt-
schaftlichen und technischen Möglichkeiten, kluge Ausnutzung
des Vorteils der momentanen Lage, energisches Vorgehen im
rechten Moment in der Färberzunfl der Jahre 1379 — 1S82
bilden hier die beiden weit auseinanderklaffenden Bztreme. —
Jen« Differenzierung findet drittens auch darin ihren Ausdruck,
dass politische Rechte, Teilnahme an der Verwaltung der Znnft
'1 Oenaaere Nuchveite »ollcii hierftir an anderer Stelle, bei Be-
«pTMhunt; <]e* Kataitcn von 1427 gefillirt werden.
— 454 -
und an der Ordnung der dia Arbeiter selbst betreffendea An-
gelegenbeiten de» einzelneu Arbeiterkknea ia sehr vev
Hcbiedenetu Masse zu teil werden: auch hier f^eiiiessen — Ober*
bliclten wir deu ganzen von uns gMchilderten Zeitrauoi — die
Färber die umfaüüendsten Ilechte, die sich in eiiizvlnen Periodeu
()d43_13dl: 1383— 139») bi» zu einem Anrecht aof das oberste
Zunftjiiiit, das KuusiiUt, erstrecken'): auf aanabemd gleicher
Stufe stehen alle die geschildertiin mittleren Klassen der Ar-
beiter, die aU Mitglieder zweiten Itangee — wenigstens dem
Zunftstatut nach — in den Matrikeln geftihrt werden, und mit
Auanafame dee KonRulaUi auch Vertretung in den Zunftämtern
ftnden EoHen'), während dem eigentlichen Proletariat — ab-
gesehen von den Zeiten rerolutionärer Eroberung — liöcbsteDs
einmal gelegentlich die Zulassung zu Sachverstand ige ndieueten
in technifichen Detailfragen offensteht; im Übrigen werden sie
als sabpoeiti betracbtob, die »war vom ZunftorganiBiuus um-
spannt werden, nirgends aber zu aktiver Mitwirkung berufen
sind •). -
Endlich konnte es auch nichla Interessanteres geben,
als zu beobauht«u, wie sich unter diesen Umsfüudeti daa Ver-
halten de» Uuteniehnicrtnms gegenüber deu verschiedenen
Arbeiterklassen verschieden gestaltet bat: wie man überall da,
wo ein Widerstand des einzelnen TüUig besitzlosen Arbeiters
fast unmöglich war, nicht von /imftwegen eingriff, nondern es
den Unternehmern Uberlies», ihren Pakt mit den einzelnen Ar-
beitern zu schliesaen, der nur zu ihren Gunsten auttfallen
konnte; wie die eigentümlichen Leihvertriigsformeu Ober Ar-
beitsinstrumente hier ergänzend hinzutraten, um den Arbeiter
dem Arbeitgeber möglichst willenlos zu unterwerfen; wie
') Vgl meine Florentiner Zünfte. S. 78 ff.
*} Tliat«&ohlioh ecbelut riod alkriüinit* iha«a Uie«« ge«etilicli be-
willigten RvrJite vorentltitlten xu habm. Vgl. durflber ravine .FlorMtiaer
Zunft«, S. 61.
') Icli braudie vobt nicht na vrwUhnen, doM» tuoh innerhalb der
einzelnen BenifekloMeii auch bottflcbtlichc Untarichied« in VsrmBgcn,
LebmiuntorbaltuDg «tc. zeigen, die am n> f^isei- sind, je faflher dia
DurchachDittstag« einer Klaiwv b«iichaJTVa int. Kur <lie>e letztere konnte
oni an dieser Stellt intorMaieren ; fttr dis andera tanreiae ich auf meiflO
späteren KrCrteruogen zum Kniatter ron 1437.
— 455 —
auJererseiU überall, wo aucl) auf seitcn des Arbeiters eine
gewiiise Baäis selbsULndiKer Kxiütens, ein Eiguubenitüi von
werbendem Geldkapital vorhanden war, die Zunfl durch Tax-
orduungeu, durch UnterneUmangen mit eigenem EapitaJ dem
einzelneu Verleger zu Ilili'e kam.
In dieser klaiisenvreisen DifTerenzierunK der Fioreutiuer
ÄrbeiterwliAfl haben wir nun vor altem den Niederschlag einer
gewerblichen und sozialen Eutwickeluug vun annähernd zwei
Jahrhunderten zu sehen, die die einstens, zum Teil wenigsten«,
wahrticheiulich in selbständigen hnndwerluniüssigeu Betrieben
beschüftigton Arbeiter mit verschiedener Wucht ergriffen, und
«i« dem unanrhaltsam vordringenden Kapital Überliefort hatte.
Am meisten erinnert an diesen überwundenen Zustand der
industriellen Produktion die Lage der KertJKsteller: insofern
bei ihnen noch eine gewisse, wenn aueh eehr eingeengte und
durch KunfUeriscbe Massregeln fast unwirksam gemachte direkte
BerQhrung mit den Käufern der industriellen Produkte statt-
hatte, insofern sie in der eigenen Bottegu — nach Florentiner
Au^'asHUQg dem Wahrzeichen bQrgerlicher SelbeUndigkeit —
mit kleinem eigenen Kapital arbeiteten. Bei den Färbern waren
«a die höhere Bezahlung, der durch seh nittlich grössere Rapibil-
beaitK, die ihnen ihre bevorsiugte Poeition »iclicrteri: auch sie
konnten wohl gelegentlich noch direkt für das kaufende Publi-
kum arbeiten, während ihnen dies im allgemeinen durch Zunft-
satzung streng verboten war. — Bei der grossen Masüe des
Proletariats d^egen waren die letzten Sparen einstiger band-
werkmiiiiesiger Produktion verwincht: hier hatte äas Kapital
einen auf gesetaliefaem Wege nicht mehr 7.\\ bBstreitandaa Siefl
erfochten.
Mit den geschilderten Abatafungen iat die mannigfaltige
soziale Gliederung der Florentiner Wollarbeiterbevölkerung
indes in keiner Weise erschöptl. Darauf soll wenigstens noch
hingewiesen werden, das« die BesohiUtiguuK tod Frauen und
Kindern ein weiteres Moment der Differenzierung, der
arbeitsteiligen Gliederung hinzugebracht hat, und d&ss die
Verteilung dieser Elemente auf die einzelnen Berufsklaasen
nicht ohne Folgen ftir die Gestaltung ihrer aoränlen Lage und
ihrer Teilnahme an den Bentrebungen znr Besserung der*
— 466 —
selbflQ ^«blieben ist. Auf item Lande in der Spinnerei, in der
Stadt in der Beschäftigung dm Anzettelns am Webstuhl und
der Gamboxpelei ist die Frau fa»t Busschlicsslicfa thUiig ge*
wcsen; in der eigentlichen Weberei fanben eie Initge Zeit —
bis gegen Ende des 14. Jahrhunderts — eine hervorrngCDdo
[tolle gespielt, bis «ie, xum grSsseren Teil wenigstens, durrh
eingewanderte deutsche Arbeiter Terdrängt wurden, die bei
grösserer Arbeitsleistung sich wahrschoiniich mit gleichen
Lehnen begnagt«n. Und m ifrt riellcicht kein Zufall, dasa
di« florcntiniacbcn Weber 1343 und 1378, d. h. vor der dcut-
acben Mtiääene in Wanderung in den Arbeiteraiifständen Dai;b den
(Ibereinsti Dl tuenden Berichten der Zeitgenossen nie fSbrend
oder ausRchlnggebend, wie in den iiördlichRn Ländern, in Aktion
getreten sind: wie aio mit ihren Prauon zu beiden Seiten des
breiten Florentiner Webstuhls arbeiteten, so genossen nie mehr
als alle anderen Florentiner Arbeiter die Vorzöge einer *war
engen, immerhin aber doch farailienhaflen Häuslichkeit, die
de fern hielt von Geschrei und Getümmel der G&ase : dem
Eiudu88 der Frati dürfen wir wohl ein gut Teil an diesem Er-
folge anschreiben. — Kinder wurden fnat in allen Zweigen
der Industrie als Lehrlinge und als Gehilfen der Eltern be-
schilfiigt; Mädchen vor allem natürlich in den Berufen, in denen
Frauen int atlp(emeinen Verwendung fanden, beim Spinnen und
Weben, gelegentlich auch iti der Färbörei; — Knaben in
erster Linie ku Botengüiigen in Stadt und Land, zu kauf-
männischer Hilfeleistung und zur Föhrung der KaesenbUefaer. —
Wir haben endlich no<h des einen grossen G^ODBaUes
zu Redenke», der in der Florentiner Industrie — und hierdurch
unterscheidet eie mch wesentlich von fast allen ihren mittel-
alterlichen Uivalinnen — in gewissem Sinne su einer Einheit
zusammengefasst ist: des Qegenflatzes von Stadt und Land.
In zweifacher Weise kommt er hier zur Geltung. — Naban
der hnuptsUUltiäcben Industrie wurde die in den Landatftdten
insoweit geduldet, als sie sich auf die Fabrikation roheeler
Tnche beschrSokte und nicht geeignet war, Waren fQr den
Export XU liefern und so in Konkurrenz mit der herrschenden
Metropole r.ii treten. — Dann aber nutzte die hauptstädtische
Industrie selbst ländliche Hilfskräfte för ihre Zwecke aus; lit»
— 457 -
Tern-Mndi« sie , besonders Frauen , vor allem znm Spinnen
des Garnes itiid des Scliussfadenü: das halbmecbanische Zupfen
der Fäden am Wocken ging ohne Schwieri|;;keit mit leichter
bäuerlicher Arbeit und Äufeicht Haad in Haiid; sie nutzt« die
»tarken GclHlle der nahen Oebirgsbäche des ToAkaoer Berg-
Unds znin Treiben von Walkmühlen aus — om so mehr. aU
das Errichten derartiger Aoätalten innerhalb des eigentlichen
Stadtgebiets seit Beginn des 14. Jahrhundert'« dtirch Staats-
geeetz verboten war. — Ein reger Verkehr entspann sich ao
zwischen Stadt und Land: es vrarcD Fäden, die enger vielleicbt
als di« der allgemeinen StaatsTerwaltung das Londgcbiet an
sein natürliches Zentrum fe^^eltea.
So reich gegliedert nun der Aufbau der Florentiner Ar-
beiterschaft uns entgegentritt, so sehr wir im vorhergehenden
die (lilTereDKier enden Momente betont haben, die dieselbe in
vemctnedeue Klassen auseinander spalteteu. so sehr mQssen
wir jetct auf der anderen Seife all« jene Punkte hervorheben,
die sie zu einer grosfien einheitlichen Ma^se verschmolzen, die
iboeu ihren sozialen Charakter im grossen Zuaaniinanhaug
entwickelungsgeschichtlicher Betrachtung verleihen. Wa« sie
zusammenbringt, das ist ihre bei aller DiCTerenzieriiiig im
einzelnen dennoch ihrem innersten We.sen nnch gleichartige
Stellung zum Unternehmertum! alle , vom reichsten
Färber herab bis zum ärmsten, verkommeneten Werkstatt-
arbeiter und Tagisbner, oh im eigenen Hause, ob in eigener
Werkatatt oder in der grosaen Zentral Werkstatt« beschäftigt —
gleichmÜRsig siud sie alle in eine mehr oder minder scharf
aufigcpri^tv Abhungigkeifc vom knpitatbesitzendeu , kauf-
männisch geschulten, den Weltmarkt Qberblickenden Verleger
geraten; und wenn eine Berührung mit dem Markte, mit dem
kanfenden Publikum auch an einigen Punkten noch «tutißudet,
80 ist sie dennoch ohne gromen Einfiuss auf die Qestaltuug
jenes wirtschaftlichen AbhängigkeitaverhBUnis.sea geblieben, bat
kaum irgendwie eine wesentliche Abmildcrung de&telbeu
zur Folge gehabt. Diese Abhängigkeit hat ihren charakte-
— 458 -
riiliidat«D Ausdruck in der allcu gemeinsamen Form des
Lobnarbeitertutns ftefunden: laSgeii die Arbeiter im Tag«-,
Woclien- oder Moiiutsloliu stehen. m5g«u sie im Stücklohn
bezoliJt werdeil, man Dauer koiitrakt mit langer Kßndif^uugs-
friat oder kurzes Vertrsfcsverhältnis die Hetjel sein , immer
Verden de vom Verleger entlohnt, and das Pnblikutn hat ao
ihrer Bezahlung keinen direltt<^n Ant«il: in der Regel ist es
ihnen verboten fSr Nichtzuniltnitglieder zu arb«it<n. und, so-
weit dies nicht der Fall, geht ihre Bezahlting durch das Medium
des Unternehmern, der atets als der eigentliche Auftraggeber
«racheint.
Man kann es getrost ansaprechen : es gibt wohl keine Periode
in der Weltgeschichte, in der die natllrliche Uebermacht des
KapitAl-s flber die besitz- und kapitnllme Handarb<>it rHek-
sicfataloser, Freier von sittlichen und recbtiidien Redenken,
naiver in ihrer .telbstTerstÜndlichen KoDRequenz gehaltet hätte
und bis in die entferntesten Folgen zur Geltung gebracht worden
war«, als in der Blötezeit der Florentiner Tuchindustrie. —
Denn die wenigen AnBütze zu einem Schutz des Arbeiters
gegenüber der Auswucherung durch das Kapital, gegenüber
einer schrankenlosen Ausbeutung menschlicher Arbeitekraft,
erweisen sich bei näherer Ketrachiung oft bIh nur 8cl)oinl>ar
arbeite rfrenndliühe Masaregeln, die in Wahrheit mindestens
ebensosehr im wohlverstandenen Kapital! Mteniiit er esse gelegen
waren. Hier ist in erster Linie der Verbote der Bezahlung
in Waren, des sogenannten , Trucksystems*, zu gedenken, wie sie
wiederholt in unserer Periode erlassen worden nind. Qewiis
haben in der Regel allxu grosse Mixsbranche, wie sie vor uUem
durch die Unterbeznhlung der Arbeiter mit wertlosem, für sie
tmverlcSuflichem Wollentuch herbeigefQhrt wurden, der Zunft
Anlass zum Einschreiten im arbeiterfreiiiidlicheii Sinne ge-
geben '); hiiuüg genug aber war für derartig» Ma^s^regeln auch
die Besorgnis massgebend, dass entgegen den Zimftge«etxen
ein Schmuggel r erkauf fertigen Tuchs durch Arbeiter eintreten
>) L>Liia46 l'oi. 51 (21. Janoar 1377): Verbot Waren in 7.*hlaag an
die manitattori zu {(eben, uiueer nach Wonscb der Arbeiter Pix denn
«genen flßbrmuch. — Athnlicb ibid. 56 M. U (1S94): ibid. 54 fol. 112
41482) olc: ibid. 10 fol. 185 ff. (15M).
— 45» —
könnte Oi "ixl »"<* die Zeit, die dem Ciompiaiifstand folgte,
lässt iD den n-iederliolteo Versuchen die Bezahlung der Arbeiter
in Warea jeder Art zu inhibieren, Spuren einer energischeren
arbeiteri'reund liehen Politik erkennen, wie sie »uch in der
rorObergehenden Oewähning politisclier Rechte an die Arbeiter
erkennbar ist *) *).
Dem gegenüber steht aber nun tiue ganxe Reihe von Ge-
setsen, die einseitig und ohne JHde ßescliriiiikung die stnatliche
') ii^a giag gc!äg««llioh («gar i« weit, dem Airb«it«i: den Eiokätif
Yim Tuch DIU' insoweit zu gestatten, nli er ei für Beinen eigenen Gebniucli
UD<I den «einer FiuuilJe bestätigt« : die FiUbei: dürrca 1 129 Tuch nur pro
eicomputniida Untura von den TuchPi-n liaufen. 13C7 (Lana44 fol. 49)
erfolgt du« Verbot: qsoil nulla pcnQtu qui petal rel rccipiat quoquo-
ui«<Io pretiuui eeu aliquid nomiRv jiretii pro voiditiont!, quam f&oeret
de oliqno puuio . . . pontet pro te ipoo vel ettai» pio vel miin aliqua
(juncumqiie \y^noaa. «^nivre aliqncm piinnam vel puino« ab aliquo lunÜieo
dictc ortis. Klarer Lana 46 fol. Il6 (1884) die ogai sottoposlo arart«.-
che coinpeni««e pAnti» da lanoioli ... non poMa Tendere in Kiiraze an-
cuna [irraana. Lana Aä fot. 84 (1897) wird den FUrbera, die Tadh ia
Z&hlang erhalten, ertauU e« tn 7erk«af«D, aber nur Dach ausaei-lialb.
■) I.uiia4e Tul. 166 (1&S4): Ogni manifuttura e tinta cha manual-
mwte ei paga, solianto a contanti; fllr die conciatura di panno a prenao
i«t Teil- oder Qauualilun^ in Tucli (■rluubL; doch wird dann «. 50 di
panno = 42Vi b. io cootanti berediaet (wie bdm boxatto!): ebeoaa bei
Betahlung der Walker mit Oel, da« «ie brauchten, tn dem gleichen
Krlata wird dann aber durdi einen Nachtrag JegbcHt? Ztililung in Tucli oder
\Var6n verbeten. — 138d (Lana 46 fol. 1G7): I lintori dell' arte naggiore
abbiaao a foro pregio fl termtn« cod qu*lli della tiata, >i rerainant«
<b« n»n « poua faro patto di (orre pnnoo. — üatd darauf )iOr«n wir
wieder die Klagen d«i Arl>oit«r O'^^o 46 Toi. ]'2; 1S94): Tintoreu tatn
de guado quam de arte ntaiore qacrelaa axpoiucraat ... aaierentc« qtiod
eii non «okitur a lauillcibui; ... de peounia, led de panno, quod opiiortM
cum ipflorum dnmDO di«gero(?), et qtiod nisi aliter proTidi-utur, noquount
«auHi tninislerium exercere.
*) [luiuetfaiii erwie« «ich da« Bedilrrnii dpr Tuclier iinverk&u fliehe
Waren an die Arbeiter in Zahlung geben la kOonca, hHolig itark genug,
nm alle entg«genateheiiden Uedenkea tu iiberwindeD. So wurde die Ue-
»blting der AibeiU'T in Waren «rIauU: 1429 (Lana &d fol. 6): 1M&
(Lana fit fol. 4S). Aehnlich bat dio Praxis in der ävidosindiistrie hin tuid
her |t<aehwanltt. 1414 (BeU 1 fol. 1dl) war die Zahlung in Waren ttf
boten, 1430 nur in«oferD erlaubt wordeu, aU die Arbeiter damit eiurer-
atanden «nd; 1456 (ibid. I fol. 253) erfolgte eia neue« Verbot.
— tm —
und korporaiWe Macht den Unternehmerinteressen gogenöber
den Arbeitern dieastbar niacht«ii. An die Spitz« aller dieser
GeseU« müssen wir als das wirksamste und über die Lftf{e der
Arbeiter entscheidende, dm; s^trengc Koalitionsrcrbot stcUeOt
wie es der gunnen von uns behandelten Epoche seinen charakte-
ristischen Stempel aufgeprägt liat '). Wie immer die vomn-
gehende Entwickelung gewesen sein mag. welche Ursachen
immer bei der scbarfen Trennung ron Kapital und Arbeit
'J Sclion in den oiilinaDienta JiuiiciM «area alle lünflluiiactK'a
Verbind ungcD mit AugnAhinc iJer VI potitücfacD ZOnfte rciWl«D worden
(vgl. darttbn' tDi*in« FI<>T«Btinei- Zfinfte ^. 19). Ausführlicher and sp»"
iieller heiaate« dann im SUt. Pod. Bneb IV. c. SS (182225): cum per artem
läse ... malte fasiili<>, honine« et penone Um civitaLia quam diatriotOB
Floreiiiie aobBtententur et per eani H ipsa civitu «ugeatur. dcccnii »1
ut comun« florenti« ipiiam nrT«m honoru et gratia persequuJur ipaamquQ
R.ageat et in bono ituta eonsunct. Dnber ioIl<m olle qui dictam axtem
faciunt den Kontnln derMlbe» Dotentehen; keiner per se loana eorpw
aadeat ordinarei. Der Ztitale: Sulvo qnod tiatores ti omoea piedicti
artilioet, qui dtcerent te nibene dicti* cousulibu« vel arli potiiat . . .
poruni ininifCeriuiu . . . fftcero ... no» obutaul« alii^uo Klatuto comnuis
vcl üxtis dcotct nur gewisse ^csdorre^tc der FKrber hiu, die atcbt mehr
ethennbar «ind. — Wie eifrig die Konaoln der WolietiKuuft ^ur lUe auch
an aoagoprcichea kiii:blicli«n Kwitckca gebildeten Vercintgungco der Ar*
beiter ein Auge hiilton. in il^r l-'urcht. dan dainua aurrOhrerigche He-
wegungen entstehe» kSnuteu. geht hervor luis Ijnnii 1, d 30 (1317): Con-
mlee debL'ant procurare . . . cum domino Kpiscopo et fratiibiu 8. llarehi
de Cofaiig)». <[Uod tn capitaneum et io«ida(em dict« Kcoietie ellgoatur
bont «t •nffictente' merchatorei , qui gerunt bmc H Ittgalitcr aegolin
diele locietatis ad hoc ut in dicta »ocletat« non ponint «laerc battitorea
■ea rergheggiatorea Tel alii d« roembro Artia laue sisi Unifices, eam
hoc ■it, quod sub pretextu aociatatia predict« (»ttttton^ ot tcardaaneri
et pcttipAtor«« faciant ibidot» oonveutjonlaii contia iirtein laue. — In
allen folgenden Stututeo üinil ähnliche VemunmlungN verböte, tellweim
in rerachflrFt«r Porai, vtithnlton. So nach deni Vonunh der FVber tvn
1S43, eine Hgeno Zunft eu grOndeu (Lana Y nm Ende): ,cuin per
arten lane et paaDorum, que fit in dvilato tlorentie multc Jainilic, ho*
miaea et peraone Bubstententur . . . decene est, quod omnes et Bingnli qui
Titciunt dictam art«n> . , . nuU dida arte et consulibus reqMndent et
conaistnnt, ita quod nulluni nienibnim diole nrlii. ut sunt lintor« et
oonciatorea ... et omne« qui exf.rcp&t de miniNterio diele artii lane . . .
per M auum oorpu ant eolleghim non nudcuat ordinäre et ordiaatnm dt
caaiam. Gt potcstaa et regitnen tiorcnttno cinlatis ad reqniaitioncm oon-
«ulum ve) ea«ta1d) aHit lan« oogere debeont quemlibet de dicta arte . , .
— 461 —
tliätig güircscn sein m9fi:«D: seHdeiu ans die Zunfltirknndeii
eiacn klaren Einblick in dir innere soziale Struktur der Floren-
tiner BeTOlkeriuif; fi^ewälireu, bilden die Arbeiter der ^»seren
[udustrien eine Klasse fUr sieb, der nicht nur dns Fundniuenlal-
recht der freien hUrgerlich - republikanischen Bevfilkerung.
die aktive Teilnahme am politischen Leben mit Hilfe der
Organe der Selbstverwaltung, der autonümen Ztinfte, sondern
auch jede gcnosiienscbafUiche Bctliütigung, zu vreli-hen Zwecken
immer, auch xu kirchlichen und ^eselligeu. ohne ausdrückliche
BilliRong durch die übergeordneten Orgaue der WoUenzunft
verboten war. Sie sind von dem grossen ZiinftorganiäiiittH, der
die ganze bürgerliche Bevölkerung zUHiinaienhÜlt, wohl auch
umschlungen worden: sie leben und atmen gleichgam in seiner
Atmotiphäre, aber sie leben nicht von tlmi. Ihr Dunein bewegt
sich unterhalb der politischen Kegion; nur einigen wenigen,
nicht der grossen Masse, sind von Anfang an einige apürliche
Rechte auch in der Ztmft zugestanden worden, die praktisch
kaum wirksam geworden ^nd. Der Webc^r in Köln und Brd^ge
zieht l'Ur seine Stadt /.n Felde, kämpft auf ihren Wällen, ftihlt
sieb nU Glied eines grossen Gemeinwesen«, xu deuten Bau er
sein bescheiden Steinchen mit beigetragen hat ; seitdem die
Florentiner in ihrer Gcnamtboit nicht mehr den Harnisch an-
legen, sptlrt der Florentiner Weber fast nur noch an den
Wandlungen der wirtscbufUichen Kultur die entscheidenden
Wendungen im politischen Leben, wird er nur durch heftige
innere Krisen zur Teilnahme am StiBatsleben aufgerüttelt, die
sich dann naturgemasa in Revolutionen g^en die bestehende
Ordnung äuHserte und ^iclt in heftigen Entladungen Luft
niAchte. — Kebeu das Verbind uugsv erbot traten andere arbeiter-
coDflulibns reapandere. Vgl. auch Statuto del Podeatil tod I3&S (Bach I
cap. Itli) und Lana VI, a, 9 (ISßl). Kolli membra huiiu artii aut uKcui
ve) nl!(]iiibtii »rtefieibna . . . lic«ut . . . contrn oflioiuni conRolatu« vH
hnnc arUm , . . facer« ftlt<{uain doganam, ]p««tunim, iura.n)«i)tuu.
coniuratioiiein. »Ulutui», cohadunKtioneiii et macliinaiuenlum mib p«nH
Ibr. 200 . . ■ |>ro «lualibot coliadunatiopo et pro quoliWt capiUnM eoa-
sule vel rctlore. Aehnlieh ijiuto tu tteu Statltstatut«u von 1415 (Bd. I
S. 289) und in <lca Zunftttatuton von 1428 (Unu Vilt •■ 18j. Ali «er-
betene VeraoiDiulung g^lt eine «olclio von iwöH Mitglivdvni. Vgl. auch
Rodolioo a. a. 0, 8. 1» ff. ond Set» [ fol. 78 (1835).
— 4Ö2 —
feiwilicfae Uaseregeln: die t>taaüiche Abundanziiolitik, die Auf
billige LcbenBmitiel und in deren Gefolge niedere Arbeits-
löhne hinarbeitete, während die Mieten etc. teuer Uioben; die
ücharfe Kontrolle aller Arbeit und die strenge Befttrafung aiicli
der kleinHt«n Vergehen gegen die minuilö^ii tecfanischeu 6e-
werbereglenieiiU: die Abwälzung der Kosten für all» Boten-
gänge und Transportdienate. wie sie die Orgnnisation de» Be-
triebs notwendig machte, auf die Arbeiter '>. die KOrtung des
Lohus am Sonnabend ftir alle Tnglohnarbeiter *): vor allem
die Existenz eine» eigenen Eiekutivbeaiuten, Aes .officiale
foreotiere* "), dessen wicbtighle Funktion in der Durchführung
aller gegen die Arbeiter gerichteten Seatenzeu bestand, und
dem — wenigstens big zum Jahre 1378 — auch das Recht der
Folterung ihnen gegenüber verliehen war; dazn kam das Zu-
sammenfallen von Arbeitgebertuni, Verwaltung und Jurisdiktinn,
du den Arbeitern die gleichen Personen zu Richtern setzte,
gegen die sich ihre Klagen und Beschwerden wandten; kam
die BeaaliUnig der Arbeiter in Scheidemünze, deren Kurs ein
beständig sinkender war*), kam endlich ein ataatliches Steuer-
«ysAem, das — wenigstena bis zur Einführung des Katasters
ina Jahre 14US — durrh diw üeherwiegen der verzinslichen
Zwangsanleihen und der indirekten äteuern dem Arbeiter eine
nnTerhültnismiiasig grosse, ÜberauadrrickendeLaatnufhOrdete. —
So war den Arbeitern der Florentiner Grassindustrie jedes
gesetzliche Mittt^l xur Besserung ihrer tuateriellen und sozialen
Lftge genommen. Und diese Lage war — darauf deutet alles
hin — im Durchschnitt eine recht klägliche. Nur die oberste
Schicht erfreute .sich einer gewissen Behäbigkeit de« Daseins,
wurde dank ihrer .spezitiRchen Oexchicblichkeit bes&er bezahlt,
konnte in Zeiten indiutrietler Prosperität kleine Ersparnisse
machen und etwas Itlr kritische Perioden zurfieklegeu : in
Generationen verpflanzt« aicli bei ihr das technische Kttnnen
') Vgl. oben S. 250 f., 261.
^ Vgl. oleu S. 325.
') ITeber diesen vgl. ini /usammrahaog d^n iweiten Bund itiee«r ArbHi.
*> Im Ciompiftuftlond rentucbte dabei* die }iD|>ulKr« Kejtieninr, den
Wert des G<Mgul{|eDa wat'iw. t$ <l. <u lixiercn {DiiLrio CoinpagDH«« »d.
Corrauini 3. 102).
— 4«8 —
von den Väteni auf die iSöhne, und kein Zuzug rou auesen
v«rgr08serte das Angebot an Arbeit. Bei der grossen Muse
d«r Arbeiter war von alledem keine Rede; sie lebten tod der
Hand in den Mund, oft ohne Sicherheit, das» der nächste Tag
sie nicht mitteUos bettelnd an den Strasseuecken fiUide. Da«
Ueberangebot rou Arbeitskräftcu '), wie ee durch den beständig
vom Land in die Stadt tlutendoo BevClkcrungestrom, l>ei den
Webern riocb iusbesondoro durch den Zuzug bu» Deutsehland
und d«n Xiederlanden hcrboigofUhrt wurde, sorgte dafür, dnM
die Löhne niemals weit Ober das Lebensminimnm hinaus-
schnellten, wenn nicht grosse soziale Katastrophen wie der
schwane Tod alle aoi-malen Lebensverhältnisse ron Grund aus
verschoben. — Mehr aber noch als ihre Armut lastete auf
diesen Froletariern die furchtbare Unsicherheit ihren Daseins.
Es i^t oft genug als ein npezitisches Charakteristikum hana-
induatrieller ßetriebsweise hervorgehoben worden , dase nie
elastischer sei als das Fabrikflystem, das» sie — dank der ge-
ringeren Menge immobil läierteu Kapitals — es dem Unternehmer
geätattv, «ich weehaelndei] Konjunkturen durch Einschränkung
oder Erweiterung des Betriebs rasch anzupassen: in Florenz.
wie anderwärts, bedeutete die ganze Organisation des Betriebs
auch in den TeilprozeKsen, die nicht eigentlich neimarheit waren.
eine fast chronisch wiederkehrende Arbeitslofiigkeit und damit
für die ärmeren Arbeiter — bei dem Mangel jeglicher Renerven
— die be^tündige Furcht, der Notdurft des Lebens beraubt
«11 werden *).
In dieser Lage brauchten sie in erster Linie eben das,
was man ihnen fortdauernd verweigerte: Association und poli-
tische Rechte; jede Benegntig aber zur Be»sening ihrer Lebens-
haltung war, auch wenn sie nur die Wege friedlichen Wideretands
beschritten, von vornherein zu einer revolutionären gestempelt.
') 60 hcisit ea cisinal — allenlin^ inr BegrOndung tlnr ErhOhnog-
im Lohne der Zunftbttttel nach der Peit — [Laut 42 fol. 82): hcminum
TDOfC (oljta copin oon bubotar.
*) Vgl. oWii S, 226 ff. Welche Rello io der Flotentin«! In<tiii>trie diu*
immer wieil^rkebrend« perioditclie Arl)«it>lon|rk«it ■]>ielt«. die dann leicht
■<nr AtuwandcniRg «in«« Teil« der Ailcitmchaft fühilf, goht auch daritiw
hervor, dati man — allerding« erat in niouarchiacher Zeit — sogar an eine
464 —
In den Käaipfoa, die eich so eutepaoneu, liabeu 8ie alle Mittal
Ökonom isclieii WidemUnds gebraucht, die wir heute in den
uns UDOiittelbar uiagebeiiden Zuständen zu finden gewohnt
und; wir b»reu von Streiks der Färber (1371, I4ti0, 1464),
der deutschen Weber (1440), der Tuchspanner (1435), die di«
Zunft mit Aussperrung der Schuldigen auf kdnere oder längere
Zeit beantwortete; wir wissen, äims Arbeiter gelegentlich ge-
waltjiBui das Arbuitsaugebot äinachruiikleu, uu dadorob eloe
Lohuerfaobuug zu erzwingen, und dass die Zund )□ diesem
Fall durch die Unterstützung der Au^estossenen und anderer
jangerer Kräfte der Bewegung wirksam entgegentrat; wir
sahen endlich religiöse und gesellige Vereine, die unter Htreitger
Aufsicht der Zunft geduldet waren, sich auswachsen zu Kampf-
Vereinigungen und Streikorgan ieattouen, und sabeti die Zunfl
auch dieser schwachen Versuche, dank ihrer ökonomischen und
politischen Ueberlegenheit, ohne Milbe Herr werden. — Uod
wir konnten endlich die gcwit» beiut-rkenswerti; Thalsacb«
konstatieren, dass — so wenig im allgemeinen von dem ziel-
bewussten Vorgeben der modernen Arbeiterbewegung damals
schon die Itede eein kann — dennoch iu der Wahl des rich-
tigen Augenbltcka '), in der Konsequenz dea Vorgehens, in der
Motivierung gur mancher ihrer Forderuugeu «ich bei den Ar-
bettern schon oft eine Einsicht in Ökonomische ZiiMimmeo-
hünge zeigt, wie wir aie um jene Zeit nicht zu finden rer-
meinen. —
Und dennoch sind diese rein Ukonomischen Kämpf«
zwischen Kapital imd Arbeit, die heutzutage in der ganten
itaatliche Venicberaag gegen Arbeitilosi^kuit gedacht hat AI« ii&m-
lieh \bib UoldMbl&ger, SeidenfiLtber, Goldrticker etc. in Mnae aus Florenz
auBgeKundert waren, suchte man lic^ unlrr Droliuuiien ttnil Venpre*
chuBK^ ^urackstinifeti uu<i fD^t« (Cantini, Legislaiione della TMCana 1
S. 272} liiniu: ucdocelifr . . . nian o^rti clit' nun Imtilii mni a mancar loro
da uvere e da poter got'cnisru le ramigliv loro. lu fa iotcndere tt qoa-
lunche de* prefati, qnalim-nte aV dato anliui con L>aoiii anegaamenti di
pravrcrlarc a bieogni et occorcntic loro, in que' tviu|>I chv non potuiiau
lavorare a diclüaraiioiie delH prefati CtiDsen-iidori . . . delle qaali tub-
ventiooi mai coiu per niAac«re.
1} Auch hier wieder aia meiaten die Kftrber bei iluen verMhiedrai
Sireikvenuclien etc.
— 465 —
Arbeiterbewegung Aen Grundton Abgeben, damals natiirgemSfls
zur (Iclc getreten vor dem tumultiiarJsch-gewBlt'Uiniea Anstärnien
gegen die bestetiende Ordnung and den Versuchen, da» Domi-
nieren deH Kapital» durch die TJeberniacbb dar .Hände* zu
ersetzen. — Der einzelne Arbeiter war — das braucht nicht
aiisgefdhrt zn werden — dem eioKoInen Untemebmer gegen-
über ohne jede Macht ökoDomischea WiderttandB: vi« nun,
wenn dazu die Zunft als organisiert* Macht des gewniton
IJntcrnehmertuuls dem einzelaeu Arbeiter gegenUbertrat ; weun
ein eigens alljährltcb von auswärts rerBcbhebener Exekutiv-
beanitcr, dessen Amt und Pflicht es war, Strenge walten zu
lassen, tlber die strikte Durcbrohrung der Gesetze zu wachen
b«tt^, und raube BUttel, nieist fremder Kation, seine Helfer
waren; wenn bei jeder Klage Vertreter gegnerischer Klasaen-
interessen zu Gericht sasüen, und der kleinste Versuch di*r Ar-
beiter, gemeinsam »a der Be^nenmg ihrer Lage -m arbeiten, mit
wochenlangem Gerängniii — ganz nach dem Geiietz — geahndet
wurde! Es war ein zu ungleicher Kampf, imd nur die Macht, die
in der grossen Zalil lag, die ^Energie der inigebrocbeneo pliy-
siscben Kraft kounto hier TorCibergehende Aeudcrung bringen.
So kam es, dasa ror allem die Zeiten ionerer Kriaeo im Staats-
leben, die Zeit«n einer grätigeren Spannung der altgemeinen
pulitischen Atmosphäre die Arbeiter, die sonst gleichsam mitor-
halb der politischen Sphäre ein rein privates Da«ein fahrten,
an die Oberfläche des bewegten politischen Lebens emporrissen,
ihnen das QefQbl ihrer Macht gaben und sie jedeam&l den
Versuch machen lieesen, ihren Anteil am Staataleben zu for-
dern, durch Erringung politischer Rechte, ror allem des
AiwociatiunsrcchUi, in aktirer Mitarbeit ihre Angelegenheiten
zu vertreten und diidurch auch ihre altgemeine Wirtschaft] iche
Lage an heben. Der Herzog von Atbeu hat »eine Tyrannis
vor allem der Unterstdtziing der untersten Volksklasse zn ver-
dauken; er bat den Färbern eine Zunft, den Wollküinmern
eine militärische Organisation unter eigener Fahne xageHtanden,
die mit seinem Sturz dann ein schnelle« Knde fanden. Hütte
er nicht in kurzsichtigem Unverstand den nationalen Ha.<» der
gesamten Bevölkerung gegen seine blindwGtenden Erpre-ssereien,
gegen den Stammfremden und seine Mietlinge aufgerüttelt —
Doraa, StndleD uu der nonaUner WlrtieliBftNsuckleita. I SV
- 4«6 -
«r hätte vcoh] damals schon, wie eiset Pisistratus in Atheu,
aaf die Gunst äer ntitnmsch ntärksten Volkskta^o in Florenz
gestatzt, eine dmiernde Tyrannis zwei Jahrhunderte vor den
Mediceem errichten können. Man lint das Gleiche ron einem
Mitglied dieses Qeseblecbts selbst, von Snlvestro de' Medici,
behauptet, der in den Anfängen des Ciompiatifstands eine he-
d«ntende , noch nicht ßonz nufgeklärtc Rolle gespielt hat. —
Sei dem aber, n-i« ihm wolle, jedenfnlla hat der stürmische
Sommer des Jahres 1378, der zum cntcn und einzigen Male
Uhr eine kurze Spanne Zeit das Kesamt« Florentiner industrtcllo
Arbeiterproleteriat mit den Parias aus der Handwerker- und
Klei nhSndterschi cht zn gemeinsamem Wirken Tereinigi«, den
klaren Beweis gehrncht, daas die Arbeiter , solange die ge-
schulteren, rahigeren Elemente unter ihnen die Leitung hatten,
nicht nvir der eigenen Ziele und der Mittel, nie am schnellsten
XU erreichen, sicher, «jiidcrn auch — trotz ihrer mangelhaften
politlsdieEi Erziehung — xur Leitung der Staatsgettchäfte in
gewisser Richtung wohl eheneo gereift waren, wie die klein-
hflrgerlicheD Elemente, die seit 1345 ihren Anteil daran er-
langt hatten. — Der Verlauf dieser interessantesten Episode
der Florentiner Geschichte des 14. Jahrhunderte kann an dieser
Stelle nicht im einzelnen erz&hlt werden; so sehr sie ihren
Charakter durch das Auftreten der Wollarbeiterscbnrcn erhSU,
so sehr in der popiilllren und litterariachen Tradition die Er-
innerung an die Erfolge and die endliche Niederlage derselben
alle anderen mitkhngendeo Saiten übertönt — ihren Platz er-
hält diese Episode doch nur in der Schilderung der allgemeinen
Zunflgeschichte, insofern sie einen Veranch aller bei dem Auf-
bau der Florentiner Zunflrerfassung zu ktirx gckomraenen
Berufsklaasen bedeutet, sich ihren Anteil am Zunflregiment,
den man ihnen versagt hatte, mit Gewalt zu verschaffen *). —
Hier sei vor allem darauf hingewiesen, dass der Sieg des
Proletariats, wie er in den Tagen vom 18. zum 2Ö. Juli 1S78,
dank vor allem der Thatkraft und Umsicht des ArbeitcrfOhrors
Michele di Lando, Ober die vOllIg verwirrte Zunftregierung
*) Eine »oifahrlicbe Scbildenmg des Ciompiaufslaada bleibt daher
dfm tv^iten BhikI« di«Mr Arbeit vorbehalten.
— 467 —
errungen ward, zuaäcbat durchana nicht zu tamultuarUch- an-
archischen Zuütändeu, sondern zu dem Verauclif führt«, eine
Reihe populärer, wolJdurchdacIiter iiod im ftllgemeineu nicht
[ibertriebeiier Forderungen, wie sie zum gröfiseren Teil in der
Petition derCiorapi Tora 30. Juli enthalten wüten, zu praktischer
Doiclifllhning zu bringen. Diese Forderungen waren zunächst
politischer Natur: drei nouc Zünfte, durch die die au« der
Wollenzunft und anderen Korporationen aussclioid enden Arbeiter
und Handwerker, der ,popoIo minuto'. der Florentiner Zünfte
Verfassung eingegliedert werden und ihre Interessen zur Gel-
tung bringen 8ollt«n; AbscIiaSung des fremd btirtigen Exekutiv-
beamtsD in der Wollenzunft: der vierte, apäter der dritte Teil
aller zu besetzenden AmtsEtellen; Entziehung des passiven
Wahlrechte an solche, die keine bürgerliche Tbätigkeit aktiv
betrieben; endlich ein eigenes Hau« als Sitz einer proletarii^cben
SonderregieruDg von acht Konsuln, etwa in der Art, wie die
parte gaelfa ein eigenes Amtsgebände als Sitz ihres Vorstands
bftsass. — In zweiter Linie dann Forderungen, die unmittelbur
die Besserung ihrer wirtscbaftliclieti Lage im Auge hatten:
vor ollem eine gründliche Reform der Steuerrerfassung; Auf-
hebung der Zwungsanleihen, deren Zinsen durch iudir«kte
Steuern, die vor allem dos niedere Volk trafen, aufgebracht
werden mnssten; Amortiaierung der früher nufgenomiuenen
innerhalb von 12 Jahren ohne weitere Zahlung von Zinnen;
statt dessen Umlage einer sorgHlltig katastricrten , gerechten,
dem thatsÄchticlieu VermJ3gcn angcpassten Steuer von 40000
Gulden. Femer dann Aufhebung der Mugiatratur für reich-
liche Versorgung der Hauptstadt (ufficio dell' abbondanza), wahr-
scheinlich, weil ihr Wirken dazu beitrug, die Löhne niedrig
zu halten, Sicherung gegen Oefaiigensetzung wegen GeldKchuld
auf die Dauer von 2 Jahren; Aufhebung der Getreide- und
Mehlaccise auf ti Monate; Heriibsetzung des Sntzprcises auf
die Hälfte; Verteilung eines Scbeffebi Getreide pro Kopf der
Biederen Bevölkerung ; Uerunt^rsetsung des Wertes des Gold-
gnldooB anf 3 Ihr. 8 s.; Wiedereröffnung der während der Kriais
geschloseonen LSdcD der WoUenzunft und sichere Arbeits-
gelegenheit fUr die Wollarbeiter durch die den Tuchero auf-
zaerlegende Verpflichtung, jährlich mindestena 24000 Stack
wti Hm« iMingliiilKii. ä dem Arbeiter
ßtwuttattM ta wecl[«a, iam er fiCrger einei freies SUit—,
■kbt aar gadoUelar lawB »ei* ssd du« M» Liituiift der
8l«taM|l(«l«gMib«it«ii ntcfal mefar wie Imker eeine hAtnoen
TfilGg ruriwrfcllMiipen dflrfe. — TrobdeB koanie kein Zweifel
Mia. cUm dieaer Sitff am ein teiapciTärrr sdn. dass er dkoerode
Hewllete oklit mit ÖA bringe» koante. Ein gioewr Teil der
ArbeÜendnirt. die qowtitttttr ■tbfcale Sckicbi der WerkilBtt-
•rbeiter, erwiei neli ■choo beld eli riiüicb and geistig nicbt
reif 9«no((, am ench oar kurze Zeit aktiT tm Sttatdeben
ieilzDnehmen ; da« AMOciationirecbt , das xie nch ernntgea
biiten, wer nirht im itsode, nie snf die Dsuer cd gemein*
UDier cmater Arbeit zu erziehen; ntfipiMbe, cbiliastische Ideen,
die S<>)iiuiiicht nach einer Tyrannis tauchten auf, gewaunen
die Oberliaotl; au trennten aie aicb von ilem Best der Arbeiter-
*} Am 28. Augutt 187B liefreiea dio CMmpi den Agsolo Salvstti
iuUt dar TMingting nai dinn OeTinfpU, 4aM er ein Tucbgeacfalfl mä
alerr Mti)imaI|itoiliiI(Uon von jllliilich 3000 Sibck Tgch rri^ffa«: er rer-
■prloliL <HIOO(!) and wird mit Jähe) b^grUnt. (Falletti-Foscitti.
n laiuiillo dm Cjaitifii H. 341 (•) t'ebcr die Tjohnforderang Irerichtel, eo
tM IrJi ■oLid. nor der ozirem ariitAlmtisehe GtDo Capponi (Tamalto
da' OiDiDpi 8. Sl 1 IT.): • • • imperoGch^ dicono euere uolto male traltati si
duU'l'fUciiLl« eile p»r ogni [tfcMln com gli lormontiL o si da miUMtri
linaluli, ahn molto iiialn gh pai^aQO, cha del Uvorio cha n ricne d»diei
na tlniino »Ufv. - liier tutitn «och noch die ai>eraai eharBk1<.^riatiKh<n
Wort« aia« iIit wnni^n den po^ialUren Standpunkt vertiHteaden Üe-
riohto OImt «Ion Vionitiinufttand angtfElbrt (Diwrio dello Squittiuatore
(h1 OurRBiini ä.81}: Qunlo « feco|ierdara parte a piCi genta, a cha
oioacnno foüe contento. fl |terclii ciasoano arene parte degU afid; e
pareliA fwiirm iiniti iniianiir i citiMiIini: e rh(> il povßro avene la aast
]iarle. ronia gU toocaaap; purii obo Bcnpre uina portato U spctti e aon
abono inai aluiui goadagnlo m noa a riechl.
— 469 —
Schaft, gerieten »nter iie Leitucf^ too aristokratischeD Äbcn-
teurero, die sie 2ur Statze eigener ehrgeiziger Pläne gebrauchen
wollten , grfladet«n einen .Sonderetoat" and wurden in ener-
gischem Anprall der gesamten Bürgerscltafl über den Hänfen
geworfen. —
Nicht so die besseren Elemente im Lolinorbeiter-
tum: 9te ervriesen sich in der That als genossenschaftlich und
politisch geschult genug, um der Florentiner Zunft Verfassung
eingegliedert zu werden; ihre Organisationen formten sich nacli
dem Muster der laugst erprobten gewerblich-politischen Ge*
nossensrhafteu; sie gewöhnten sith, selbständig ihre «igimeu
Angflegenheiteu /u ordnen und im Hat über di« höchsten
Dinge des Staates ihre Stimme abzugeben und ihren Standpunkt
zur Geltung zu bringen; mit klug erwogenen Mitteln n-irt-
schsfllichen Widerstands traten sie, auf ihre genossenschaftliche
Organisation gestDtat, als gleichberechtigte Macht der Zunft
der Arbeitgeber gegenüber, beantworteien deren autoritäre
Lobnsatzungen mit eigenen Minimaltarifen, störten den Betrieb
der Eigenunternebraungen der Wollenzunft, zwangen dieselbe
zur Bewilligung höherer L6hne und besserer Arbeitsbedingungen,
versuchten wohj auch unter Umgehung der Fabrikanten wieder
direkt mit dem Publikum in fierObrang zu kommen und an
die Stelle der Lohnarbeit die St5r- oder Heimarbeit zu setzen.
Qegea sie haben zuletzt nicht ihre eigene Unrähigkeit und
Unreife, sondern die bestehenden Machtverhältnisse den
Ausscblag gegeben: eine einheitlich geleitete Arbeiierechafl
h&tte, wenn sie auch inuurlich gefestet gewesen wäre, wenn
sie auH homogenen , höher quslifieicricii Elementen sich zu-
»mmengeseizl hiilie, vielleicht dauernd als ein dem Kapital
gleichberechtigter Faktor sich in der Florentiner WirtachafU-
und Staat« Verfassung durch die Wucht ihrer numerischen
Macht erhalten können, — isoliert, von der grossen Masse der
Arbeiterschaft, die schon besiegt war, feindlich geschieden,
konnte das relativ kleine Häuflein hoher qualifizierter Arbeiter
auf die Dauer der Uebermacht des Kapitals nicht widerstehe»,
das seine Jahrhunderte alte feste Fundierung, seine Be*
herrschnng der gesamten Staat«masehinehe, sein soziales and
politische« Ansehen neben seinen ungeheuren wirtschaftlichen
- 470 -
Machtmitteln in die Wagscbnle zu legen vermochte. Dio Färber
QDiI TiiclinpaiiDer brauditcn Arbeit, und wie die iodustrieUen
Verhältnisse xich nun einmal gestaltet hatten, war diese auf
die Dauer nur bei den Fabrikiuilen -lu finden. — SeiUlem ist die
Uebermacht des Kapitalbesitzes Über die Handarbeit in Florenz
vr&Iirend der reimblikaniiichen Zeit ItRiim mehr bestritten worden :
Qur in vereinzelten schwachen Wellenbewegnngeu, die aber
nie mehr zu . politischen Machtkämpfen sich verdichteten,
bot der Kampf sich auch im 15. Jahrhundert noch weit«r-
Xesponnen , bin er gegen Ende de«selben vGlUg zu £hide ge-
gangen ist.
Was indes den etUnniechen Tagen van 1378 ihre besonder«
entwickolimgegeschichthche Bedeutung gibt, \n\ ibr Charakter
aU der einer Bewegung, die äiisserlich mit allen reTobitionÄren
Uitteki, teilweise mit Sturm, Mord und firand arbeitete —
wie die Jacquerin und der Bauernkrieg — dennoch ent-
wickeiungegeschichtlich , ebenAO wie man es ron diesen Be-
wegungen behauptet hat, als reaktionäres Beginnen ge-
deutet werden kann: sie hlickt rUckwärt» in die Vergangenheit,
aicht vurwärta iu die Zukunft. Sie sucht einen ZuMtuml wieder-
berzuslL-Uim , der , so sehr wir ihn etwa von ethischen Ge-
sichtspuukten aus in mancher Beziehung als den hCheren, har-
mouiachereti, .sittlicheren" hinzastelleu geneigt mitd, dennoch
auf dem Bntwickehingswege der gewerblichen Betriebssysteme
längst Überwunden war und überwunden werden musste, sollte
ein Fortschreiten zu höheren Stufen wirt^icliaftlichcr Kultur
m^glicli sein; auf denen dann, wie in der atlcrjüngsten Epoche,
sittliche Mutive auf» neue zu ihrem Rechte kommen, und jetzt
— dank der fortgeichritteneu wirtschaftlichen und allgemein
kulturellen Zustünde — in der Richtung des wirtschaftUcben
ForbtchreiteDK mit thätig sein konnton.
Die menschliche Arbeitskraft galt damals so gut ala Teil,
als notwendige Ingredienz der Produktion, wi« die Arbeitsmittel
und sachlichen Produktivkrärte: in allen AeusBerangen, die aas
den Kreisen des Florentiner Qroesblirgertunia stammen, ia den
Motivationen der zUnfllerischen und staatlichen Qesetze, in den
Chroniken der bürgerlichen Öeacbicht&schr eiber , der Villani,
Stepbaai, Cuppoui und anderer, herrscht die Anschaunng vor, die
— 471 —
nns aus den Schriften der extremsten englischen Elastsizutien ge-
läuGg üt: Der Arbeiter als meDscbliches Wexeu, mit Bedürf-
nissen und Ansprüchen, mit einer Sohnsucbt nach Liebt, Luft und
Freiheit, ist f(lr sie nodi nioiit vorhanden. Die Absolute Herr-
schaft des Kapitals Aber alle Arbeitsmittel, mit Einscbluss der
menschlichen Arbeitskraft, galt als uniiiBsttissIiches Natnrgcsetx;
nicht einmal der Gedanke fand t^iaucu , daea es auch anders
hätte sein können, dass hier ein Gegensatz zweier Klassen vor-
banden sei, dass zwischen denselben ein Kampf stattfinde und
sein Hecht habe, und das« in diesen neutrale Gewaltea.
wie Staat und Kirche, steh als uuäKurhalb stehende Mächte
eiiimisclien könnten. Das Kapital iat das umpriiuglicbv, allciti
berechtigte, arbeitgebende Element, der Arbeiter gleichsam
nur durch dieses geschaffen; nar dadnrch existeuzberechtigt,
dass er sich ihm willenlos unterwirft; er ist ihm zum Danke
verpäichtet, dass es ihn, den .Annen, Elenden', unterhält,
wie der Vater das Kind, dass e» ihm die Möglichkeit gibt, tu
leben; lässt er es an diesem Danke fehlen, so wird er zum
EebeUeii. So etwa lautet die Quintessenz aller ökonomiäcben
und Bosdalen Weisheit jener Zeit, wie sie in Chroniken, in
Tagebttchorn und in den ProOmten der Urkunden niedergelegt
ist'^; f<tr die Litteraten gar, für einen Boccaccio oder S4C-
ehetti, bedeutet die Atmoaph&re, in der die Arbeiter zu leben
■) Tffl. ». B. h. B. Alberti (TmtUto delln fMiiftlia S, 29?|; percbi
iri (in dn Wollsn« unil Stideninduttri«) in piii p»r(onO il daaaro si apaige
e cofli a molti porori utilttä dd vicDe. Marchionne Stefaai Star.
Pioriuitiiia Rtibr. 8$7 (oben S. 804!). Uattoo Villani 1 c 57: lo in-
gmto « Bconotceote popcto: mit BcKDg anf die LohnfoTderungcn nach
der Pe«t und die gasio flbemua anschaulichA S^bildcmn^ d«a .Ceber-
miit** di-r untrren Klumea. Vgl. ancb Lana 4Ö fol. 128 f. (1881): licet
de iure dicU ar* . . . possint pro eorum lAnia et {iiuidui Ubor&ndis, in-
coandb et periiciaidia . . . oinikia et linniila facere, na« in jiredictin
fnerint «portuna 1 Jhid. 46 fol. 191 (1381) pauperibtu penonu, ^oc in dictia
miiterüi aea «(«rdtiis artia Isne nliinenla percipiiott «t ex eia sub-
atentastuii ibid, 46 fol. t06: Adi-erl^nlen ({uod UbocantM , , , imue-
mores facti preterilonim beneScionim, qii» tempore laali «t&tut Artii . . .
a lanificibui receperunt ete. (g. S. 2S1 Anm. 1 u. & 290 Aoin. 3: de le-
cspto boneticio in^ati). Litnn 41 Fol. 15'2; pauparuin tubditorum, qui
«X labomndo to notriunt ot gubernantar. Prav. 185 foL 68 (1483): donde
Aiitai popolo ti poiwa notncarc und lO MUn.
gexn-nDRen sind, eine Welt schmutzigen, rerworfeusteo Ge-
sindels, deaseu typische Vertreter eben gut genug und, iu den
Novellen dem Wit^wort eines Geistreicbea xur Folie xn dienen.
Nur der Ciompiaufatand. der mit einemmal diese ganze Masse
am dem Dunkel, in dem sie bis dahin gelebt hatten, empor-
tanchen liesü, zwang dazti, ihnen etwao mehr Beachtung zu
schenken, »ich mit ihren Verhältnissen zu beschäftigen, sie etwas
genauer zu schildern, ihnen Namen xu geben, die Art ihrer
spezifischen ThBtigkeit wenigstens durch eine oUgetneine Be-
rufsbezeichaitiig zu charakterisieren. So haben ans die Vertreter
des Unternehmers tan dpiinkts in der reichen gleichzeitigen Litte*
ratur, die zum Teil gerade die RevolutioD von 1378 ins Leben
der, die Capponi und Stefaai, das Diario Compagnikno, wie die
CronachettJi Struzziana '), auitltlhr liehe, wenn auch ganz einseitig
gefärbte Berichte geliefert, die allerdings in der ganzen Be-
wegung nur Usurpation, Raub, Mord, PlOnderung sehen, die aber
doch gezwungen werden — gleichsam gegen ihren Willen — uae
ein Bild von den Leiden und Bestrebungen joner Bevttlkerungs-
V Die beiilco k-bttgcniinnl8D, gleieliseitigai, «aaDunBan Aobeieh-
nuntfciB hat CortiT.sini (Michele di Land« 8. ISA) um Mllc&iual adiert
and mit den ob^n genunntun Nntnen liezeic-hnet. Aas (j«m diario Con-
pagDano Mi folgende» Itir die SlIoiinuiiK im ÜQrgeriuiu Qberaaa be-
t«ohii«nde Spott^dicbt auf di« Ciompi mitgnt«ilt :
Caseal« e il niannivroM al butiiluia
Che volea guitar u bello gioiello,
K per iiuefna Ta^nolo üa.bri«l]o
K«ciito in pinxA pfr quell«, gient« «ano.
K u« feno dritte corsa alla cbinUuLfti
Fercfa^ g\i av»i tutti vntj il cierveLIo;
Uidrnc faori con uno iiieta drnpclIOf
Kd i rimaiia chiara. in fontaoa
Di quulla minatngliB ischurdsseicri.
F^tiDatori ancor, lo «oamatinc
Vetx'hegg^intori. e gienle die naiiue ieri.
ViLuperalo «gli era il t'iomntino
Per tutto fl niondo e per ogni aeouero;
PavUr iiMRiin pot«» eon buon latino.
Criato divino
Pi-owiUe a (al foli« di quella giente,
Cb'a govttmalla tio valen nUitiU.
schiebt XU geben, xma ihre klu- formulierten Fordeningeo anf-
zuzifalea. Aber neben diesen Vertretern der strengen blirger"
lieh- konserrati reu GeschichUauffassung ist damals zum ersten-
mal auch der Sache des vprachteten Ärbeitorvolka, wohl aus
dessen eigenen Reiben, ein littcrari&cher Verteidiger erwachsen:
in roher, nngeechtachtcr UrKÜhhing weiss er von den glorreichen
Tagen jener Zeit m berichten, findet er Worte der Be-
wunderong für die Heldenthatea einer nnterdrtlckteo Klasse,
für die kluge, selbstbesonnene, sichere Haltung ihres Ffihrera').
Als alles vorbei war, and fDr die Arbeiter wieder die alten
Zeiten begauaeu, verechwanden derartige Äcusscrungen der
popalären äeschichtEauffasiiung wieder gänzlich auä der Lit-
teratur, und »citdeni tritt — im 1&. Jahrhundert — noch mehr
eine einseitig- aristokrati^cIiL' Deukweise iu den Vürdcrgrund.
GioTftnni Villani hatte wenigstens noch für die Kopfzahl derer In-
teresse gehabt, die ,ana der [odiistrie ihre Nahrung sogen' ; alle
sp&teren Schriftsteller, die titatistische Aufzeichnungen hinter-
lassen haben , winsen nur noch ron der Zahl der Läden und
derjenigen der fabrizierten Tuche zu berichten; die Menschen,
die sie arbeiteten, existierten Für sie nicht mehr. Ihr Hasa
und ihre Verachtung richtete sich jetzt mir gegen die Hand-
werker- und Kleinbllrgerpartei , von der allein noch Gefahr
ZQ drohen schien: als 1425 Guido Cnvalcauti seine berQhmte
Bede gegen dos .niedere Volk' hielt, als er seine ariütokra-
') El ist jeiie kune Betchreibusg d(<a CioiniiiaufHtancli. die der
II»rausg«b*r Corasiini ftJa Diario delio 8qiiiUiiiat«te beseiclmet, d. b.
mnem Mitglied derjeiiigan Klau* itigMcfariebeo bat, die erst durob die
BewuguDg ■ulb«! lor Teihiahme am itolitücheD Ldb«D berufen ward«.
— Einige Stdlen mS^eu diu {in^iulär« (üMioniing des V&rfaners be<
kucbten; Po'ii ordiourono di fare oi& cbo fosae di biaognio. por loro
rortvzK e fmtcamento del |iopolo misuto (Corastiai S.27). — (jneito
*i fece per dare parte a piä gente. e ehe ctnscuno foMe contento. e
parcbi «iascaao AVtmn part« dcgli ufiei; 9 porehi foMero aniti iaitun«
i aittedini, e che it povero ftieasD U am parte, come gli toccaMe: per6
ehe tenpre anno portato la ipe«, e noo ebono mni niuno ^ndo^nio le
dOD e riecht (ibid. S. 31); — e cosi »i fcc« D bnono itiuittino, cbc con-
t«ntA niolta giant« ; i quali Doa avevMio mai auto patt« d' nfieio, e nenpre
eiano itati alle «peM (thid. S. 33); vgl. auch die Scbildernng der Tag»
Tooa 29- Augudt bi* 1. September, bei der er den VerUvtera de» p»^»!»
minulo Venat an der Sache dv« Volke« rorwirft.
— 474 -
tischen Stiin<IctigeiioAseD zu einem Qewaltstrcich auITordert«,
doreli den sie die letzten Rechte demokratischer QJeich-
bercchiiguiig in der SUatsrernaltunf; Über deu Hnufea starzen
sollten, tl& sieht er seine Feinde nur iu dea Reihen der Ärti
DÜDori, die ja auch allein dainaU noch eine Macht im Staat«
bedeuteten, und thnt der Arbeiter mit keinem Worte Kr*
wfthnung. Ee gehörte der scharfe Blick eines MaccbiaTelli,
eine« ynrrfal dnzn, um Licht und Schatten gleichniäsaig zu
verteilen und bei der Beschreibung des Ciompiaufstandes die
tiefer liep5endeM Ursachen der Bewegung auficudeekeu '). —
Dieseä Schweigen fast joder populären Utterarücben Tra-
dition, dieees Fehlen der Gegenstimmen im Chor der politischon
Letdenschafton berührt tins um no wunderMraer, je mehr wir
gewohnt »ind, in der f1orentinij<chen Kultur eine harmonische
Entfaltnng aller Strömungen menschlichen Lebens zu erwarten;
und dies um so mehr, als ein hier wie so oft naheliegender
Vergleich mit der HochblGte der atheninchen Kultur im klaa-
sinchen Altertum, wie «r «cb im Anschluss an Poebtmanne und
Ed.Meyere Forschungen leicht durchOllircn lüsst, den Unterechied
*) MticehiaTelli, Uiotn fiorontiae III: . . ■ Ma {lörcli^ cell' ordi-
näre { corpi d'Arti molti di quelll «terciii, frx t (jaiJf il popolo niinuto
e la plcti« infimn ti tt[a,iii», «enn avere oorpi di Art! propri« retUroao,
na a varie aiti confonne slla ijualitfi delli toro eMTclEJ si >ottoiiie«ero,
ne saioeva qnando erano uon ■oddiif»tti dcllc fatich« loro, o ia alcun
modo dei loro maestri oppreiBati, non nvHvano altrore dove rifugiare cbe
b1 Mairittnito di quell' Aiie die gli ipr«rn&vtL üal <iii&le dod paieva
fatta ftmu loro quclla ^uatiiia, che giadicav&nu ti uonvODiMQ, e di tuUe
Ia Artet che a?eva ed ha piii di qu«ti, era cd v i|ueJla della lona, la
qoale per auece petcnliHnma « Ia ]>nnia per anlontii di tutt« cöU'ib-
duatrU KU« lii moggion psrt« drlln Plel'C e Popolo ininuto paaceTa e
poece. Vgl. aaoh die int«i«tiKnten BeiDerkanKea von Varekt (Stör. S«r,
IX. c 8Ö4) ober die Lel>eDthaltuDg der manifattori und c. 26U ab«r ihr«
qgraadeasB d'anima*. HaoptaKchUch di« luUteo nenerkunifcti M&cohia-
velli« iteben wohl auf die bekannte Stelle bui Yillani (Bocb XI c 94)
carQck. liaccfaia*elli ti«tit ob» den HauplKiund Ar dos Stzeben
der Arbeiter aach eigenen ZaaRmi in d«tn Wunsch, «ich dem nagerecbt-
pai:t«iiMU<:n Gericht ihrer Heister eu cniaiohen: dea Wert der Orfraoi-
lation im Lohakampf bat er «eni^r erkannt al« Mar chionn« Stefan i
ia der obea B. S4M citi«rten •Stvili?}, den abiv wieder sein auageeprochener
OaleraebinentaiMtpuiilct an einer g«recht«n Würdijfunft der Arboiterförd«-
475 —
klar nnd deutlich in die Erscheinung treten lüset. Die Zu-
stände, die- ökonuinit)4:heii und sozialen Verhältnisse, die Macht-
verteilung zwischen Kapitul und Arbeit hier und dort wesentlich
gleich '), die Kluft ;twi;«chen beiden gleich echarf, die Gämog
ia der unterdrückten Masse gleich heftig; aber durchaus ver-
sebieden die Widerspiegelung dieser Xbateachen in den
historischen Werken und der gesamten littero tisch eu Tradition
der Zeit. Gewies hat Florenz keinen Uiätoriker von der Kraft
uud Sicherheit, von der Weite und Tiefe des historischen
Yerständniflsea eines TtiQkydides hervorgebracht, keinen Fhilo-
aopheOi ^r an Originalität und OrÖttse einem Plato oder
Aristoteles an die Seite xu stellen wäre, keinen, der an mora-
tiachcr Weisheit sich mit deu Meistern der Stoa uieägen ki5unte;
aber damit allein Ist jener scharfe Gegensatz! nicht erklärt.
0enn auch Geister geringerer Ordnung wurden in der antiken
Zeit auf jene tiefeinüchneid enden sozialen Antlaomiea aufuierk-
sam nnd wnssten sie zu begreifen; ja, sie erhohen sich oft genug
XU Zweifeln an der Gerechtigkeit dur sozialen Ordnung, wurden
zu Anklägern de.i bestehenden Zustauderi nnd gössen in ihre
Werke die wehmütig klagenden oder furchtbar aufscbreienden
Schmerxeuslante der unterdrückten Massen. — Die so überaus
reich entwickelte Utopien litteratur der alten Welt*), vor der
fast die Idealbilder eines Morus, eines Campanelln und eines
niagKD hiniUrt. — Ein genaueres Nitcliroracben naeh Aousserungen domo-
kiatüohen Cbaraktera in der Klorenliner Littarattir doB 14. und 15. Jahr-
litindnrti wu- mir bülii-r nicht niQglioh, bleiht aber einer ([econderteD
Cnt«nucbung vorbehalten.
') Wu Toeblmann {Die Anfänge Ata Sotiaiigram in Kurops.
Hürtor. ZttiUchrift Bd. 80 ä. Iä8) ton dem Handarbeiter in Athen lUgt:
,Er war ia der Tbat nichti als ein Werkzeug, das eiatig und allein um
der Produktion willen cxictierte; ali irillenloies Glied eine« Organiamu,
in dem tt'iatt IliLnde und Araio die Stelle unMrftr Spindeln nnd Rllder
rertntton, vnr er lelbit nur eine besonder« Fiiitenswciic des Knpit&li;
die Produktionabafl, die » «ntwickelt«, war Hroduktivkrftft des Kafii-
talB* — das gilt fast wOrtlioh aaob tob den Arbeitara der FlorepÜBtr
TiMtbiiiduslri«.
*) Vgl. ror allem Poehhn&nn* AitfiHUe aber; Die Ent»t^liun|[
doa Mitik«n SoüalismuB (Iliitor. Zeitschrift Bd. 19 ii. 80] und: Uebcr daa
romantücbe Element im KoiumoniimuH und SoEialiamut (Neue Jahrbb.
für du kla«, Altertnm Bd. I.),
Bellainj reibUasen, hat in Florenz kein G«geoitllefc gdiabt;
nichts Mtbier. was den wuchtitfen eozialeo AnkUf^n eines Hesiod.
etDU U«DaDcIer und anderer an di« Seite za »teilen «rare. —
Kiebt in der grSeiwreD Bedeatong der antiken Denker sehe i«h
in enter Linie den Omnd fQr jenen in die Antuen springendea
Untenchied* tucfat darin, dass sie die soziale Welt mit änderet
■chSrferen Blicken angeschaut bitten, nicht daae dvr Geist d«
Kritik alles Bcit«henden bei ibnen mehr ausgebildet ^'wesen
wäre: aber sie sahen in der antiken Welt ein soziales Element,
das bei aller «justigen Gleichartigkeit der Verhältnisse dort
sieb ebeoHO vordrängte, wie es in Florenz kantn za erkennen
war, das ihren Gedanken eine andere Kicbtuag gab und ihren
Blick auf Znsanimen hänge lenkte, die in Florenz verborgen
bleiben mtunteo. Auch liier hat es im 14. und 15. Jabrbuiideri
noch Sklaven gegeben; aber es gab deren nur wenige, nur
zu persJiiilivhen Diensten im Hause reicher Patrizier beschSflif^
aus fremden, heidnischen Landen importiert, ausserhalb der
PoJitrt« kftum hervortretend oder in der Masse der Bevölkerung
verschwindend. Vor den Blicken der zum Bowontsein der
Widersprüche und Ungerechtigkeiten des sozialen Lebens ge-
langten Denker that sich zur Zeit der aatikeu städtiHChon
Ilochkultur das Problem der nattirlicheu und sittlichen Be-
rechtigimg der Sklaverei in seiner gnnxen Bedeutung nuf, er-
hob sich das Bedürfnis, sie naturge&etzlicli zu rechtfertigen,
oder, wenn das nicht gelang, dagegen den Protest erwachender
HunianiiSt zu »chleudeni. Und indem sie diesem immer ants
neue un sie hcrmitreteuden, Lösung heischcndi-n Problem nacH-
grQbellen, wurden sie wie von selbst auf eine audere Menschen-
klttsso nufmerksam, die zwar eine scharfe rechtliche Klnii von
jenen trennte, die Menschen, nicht Sachen, Bilrger, nicht recht-,
los, waren, die aber durch ihre ganze Ökonomische und soziale
Existenz sich kaum von jenen unterschieden; die naoh dem
Burhütabcn des Gesetzes den ßeiclmten in der athenischen
Demokratie gleichberechtigt und doch nicht im stände waren,
von ihren Itechteu wirksamen Gebrauch zu machen, solange^
der Ökonomische Druck, der auf ihnen lastete, sie auf das lüveau
kOmiuerlicfaiiter Lebeo^boltung hinabdrflckte. — Auch dieser
Widi-rsprach swischeo Recht und Leben verlangte ebenso wist
— 477
das Problem der sittlichen Berochtin^ng der Sklaverei ge-
bictcrt^ch nach LOsung; in Florenz ist «r in gleichem Masse
nicht vorbaaden gewesen. Denn war die recbtliche und
politische Gleichheit aller bÜTfCerlicben Einwobnct dor Stadt
FutidamenUlgesetz des atheniscben Staates in der pcriktvi-
schen Fenode gene««Q, so kotipfte das florentiiiisclic Stauts-
grundgesetx ron 129:t die Jiofugnts zur Aaetlbung aller btlrgcr-
lichRn Becbte an die aktive Teilnahme an der Verwalttiug
der 21 poUtiecheu Ztlnfte: und indem es nicht nur alle
unzQuftigen Elemente, sondern auch die in die Zunftrer-
fa^fsung eingegliederten, aber ohne alctire Rechte f,rcbliebenen,
daher unfreien Arbeiter der Orosüindustrie ron jener Bethäbi-
gang ausschloss, teilte es die Bev()lkerinig der Stadt iu die
zwei groKsen Klassen aktiver und innkfciver Staatsbörger '); im
Gegensatz tu dem theoretisehen Oleiühheitsideal des periklei-
ae!b«a Staatsiresens war iu der Florentiner Republik auch unter
dfcn Bewohnern der Stadt selbst von Tornhereio eine Auslese
10 plntokratischen] Sinne getroffen, war die Ungleichheit zum
Staat«prin-/ip erhobfn: und nnr indem man dies verkannte,
konnte man Florenz ah demokratisches Qemeinwesen dem
Athen der perikleischen Epoche nn die Seite stellen, könnt«
man es libeTseLen, daes der Ornndcbnrakter der Florentiner
Verfassung ein aristokratischer ist, dusü nur innerhalb eine^
Teils der Bevölkerung die Rechte am Staatsleben eintgeruiiueen
gleich, wenn auch hier wieder mannigfach abgestuft waren,
daee ein anderer, an Zahl kaum geringerer Teil durch da« Staats-
grundgesetn tax politischen Rechtlosigkeit vcrdamnit war. So
war hier jener in die Augen springende Gegensatz zwischen
wirtschaftlicher Unfreiheit und politisch -rechtlicher Freiheit
und Gleichheit , xwischeti der Gewiiliruug politischer Rechte
und der faktischen Unmöglichkeit, diese auiauObe», nicht vor-
handen: rechtliche und wlrtsrhaftliche Unfruiheit und Minder^
Wertigkeit fielen bei einem grosxen Teil der Berölkerung zu-
sammen. — Wenn aber scharfe, unaasgeglichene Gegen<ttttse
und Widersprüche am leichtesten die Aufmerksamkeit erregen
*) Im zwüitcn Biui<l wird gcrftd« duHtor Qberatu l)«dout«ain* Punkt
dei nAberen KUgeAÜirt werdea. Vgl. neaerdingi lucb SalTeinini:
Alngaati e Popolani in Vinowt dal 1280 al 129&.
- 478 —
und damit zur Kritik Anlus geben, 80 kam deai Florentiner
Beobftcbter ein aolclier Oegetuatz Dicht zum Bewusatsein. Seine
Gedanken wurden durch kein sich mit zwingender Gewalt
aufdrängendes Problem in jene nnteraten Tiefen der «oxialen
Stufenleiter hinontergelockt; sie blieben auf dem Wi>ge dorthia
hafl«n an den letxten Elementen rein bürgerlicher Kultur, an
dem kleinen Volk von Krämern und Handwerkern. Und selbst
der grosse Apostel einer fieform des gesamten sozialen and
flittltchen Wesens, der am Ende des IS. Jnhrhunderts von den
Kanzeln des Doms und der Klosterkirche von San Marco seine
Lehren unter das Volk schleuderte, hat in Beinen zahlreichen
Predigten und Schriften kaum mit einem Wort jener prot«-
tansclicn Arbeitermassea gedacht, deren matärieUes £llend
ihm doch kaum verborgen bleiben konnte, und die Verfasaungt
die «r Florenz: ga'N betrachtete sie als nicht forhanden '). — ^
Gerade der Käme dieses Mannes aber ftlbrt uns nun zu
einem letzten Element des Unterschieds zwischen der albeni-
achen und der dorentinischen Kultur, das aaf die hier be-
handelte Frage seinen Einflnss geflbt hat. Das CfartAteutum,
welches du Mittelalter beherrschte utid trotz oller AufklUrung*
der Renaissance, trotz der Freigeisterei der Medic«erepoche
auch in dem Denken der fortgeschrittensten Geister, oft ihnen
selbst unbewusst, die richtunggebende Uateratrömung bildet
hatte, iüdem e« zur lierrschendeo Weltreligion wurde, die
letzten Schlacken eines KlasseDbekenntoieses abgestreift, hatte-
j^liches Gefahl fQr die konkreten GegensiUze der realen
Soziulwelt Terloren und alle soziale Differenzierung in den
einen grossen Gegensatz von Iteich und Arm zusammengefasstf _
nnd es umspann die Nllchternheit der sozialen Wirklichkeit
'] Bei U«>1«ir«tLli«it der Bcrntuni; aber eine neu« Florans lu f^licodc
VerfauunK (UM) mt or zunlkclut ein 0«teU xu g«1j«n, .düiia aicb die
KauCiadui wiclor flfflDon, iitid dem Volk, <Iai j«t(t mfltsift in den
StmMo liegt, Arbelt gt^urbmi Villari: fjavonarola , deotsebl
AuttfttUe I S. 193). oi vurUiiKt " -'> dt-r St«g«iD (ibid. 8. IM), ditfl
obir diwn nur auf oinm Eiwiti <!«• C'atiuto duich die aunohlieMlich auf
dl« llegcndo Uab« ung|*l«f|t« Dvclinn liinkiulkufl, v omeuetie den Monte
di PHtA elo., wtitor iib«r |f«hl sr saT die VeiMItBine dn* Arbeiter al»
solch» nicht ein.
— 479 —
mit einem ihrem Wesen fremden Ketz uioraltsclier Gninds&tXtf
wie sie der Keligion der Antike fast völlig fremd gcwenGii waren.
Dnai der R«iclitum da sei, tarn Kutzen der Armen verwandt
zu werden; dttss die Kirche, neben ihren Spenden geistlicher
GDadenuiittel, auch durch irdische Gaben das Leid der Hilb-
seligen und Beladeneii zu lindern bcrufun, da«« christliche
Mildthäiigkeit ein gottgefälligem Work sei; dau durch 6e-
nossensichaflen, soweit sie auf religijiaem Grunde nibten und
von der Kirche beherrscht waren, dem »chweraten Elend vor-
gebeugt und geholfen werden könne — wer wollte der mittel-
alterlichen Kirche das Verdienst absprechen, durch dieso Lebren
lindernd und htilend der Not des irdi^clien Lebens entgegen-
getreten zu sein! Aber eben indem sie die» that, sehwnud ihr
der Arme in seiner konkreten Lebenslage aus dem Blick; nicht
einen Annprncb der Arbeiter auf anständige Bezahlung ihrer
Arbeit, auf freie Bewegung und Organisation, auf gleiches
politisches Hecht erkannte äe an, sondern nur ein Anrecht
der Armen auf Almosenspenden und Liebesdienste der christ-
lichen Oharitas. Erst in langsamem Werden iM der modernun
Welt die neue Lehre von der wirtschaftlich-sittlichen Gleicb-
berechtiguDg des Arbeiters als solchen aafgegaugcn, die
moderne Wis^enschafl hat sie erkannt und die moderne Sozial-
politik die praktischen I-Vlgernngen daraus gezogen. —
Noch eine andere Perspektive aber öffnet sich uns am
Scbhiase dieser BetraohiungcD. — Wir haben Hchon wiederholt
betont, und wir möchten hier noch einmal mit allem Nach-
druck gerade hierauf als auf eines der wichtigsten Renultate
unserer Studien hinweisen: dass eine Geschichte des modernen
Kapitalismus als einer in sich geschlossenen, einheitlichen,
znsamiuenhiingenden Wirtschaf tsepocbe riel weiter zurttck in
das Mittelalter zu greifen hat, als man bisher gemeinhin an-
nebraen zu müssen glaubte. Nicht darum bandelt es sich, dass
die ersten Anfänge haueindustrioUer Arbeit wirtschaftlich
unselbständiger Arbeitskräfte fOr kapitalistisch« Verleger bis
108 12. und 13. Jahrfaandert Korftck zu verfolgen sind; wo
immer man die Entwickelnng der Gewcbeiadustrien geechildert
hat, in Belgien (Pirenn«), in italienisches Städten (Genua
[Sieveking], Venedig [Broglio d'Ajano], Mailand), in Frankreich
Ptdade
■^Oeeriag. GoÜieiB,
im Mittel-
gtwoifea. — IsAea, rasa blieb
^ eotea. kvm erkeimberef)
8p«tt MB«- gtgt» «ä« alle, duck £• JätAmaiutB gebeüi^t«
TfaallMB BHf ■DDMai Hell WM TM MllIpMBMBD twtittll lO'
JpiliitB— inibchaft«*etM so «kcaftco, db mt mU B^giiin
4cT aeo« Zcft, zacnt ia &yfaad aod Frankrckh (Ljod). xu
gi6ir«J Eotfiltung kommt, um duiB bn 17. imd 18. Jalir-
bBafcrt aicb ganz Weat- nad MitteteoFoiM zu erobern und
jener Periode den Stempel als .Epoebe der Mumfaktcr* auf-
zDpTigeo. — bis rie daan im 19. JabrfauDdert durdi das Zeit-
alter der Uaschinea abgelöst worden ist. In dieser einfacJieo,
ungebrocben aofataigeaden Linie ist die EntwickeloDg nao
k«iMfweg< verUufeo: sie tritt uil« rielmebr in der Form
einer gewandenen oder besser nocb zweifach gebrocbenen Linie
«otgegeo, deren «ntor aufsteigender Ast durch den Au&cfavang'
der Tocbindofltrie tot allem in den italienischen und flaodri-'
sehen Städten im 13., 1-1. nnd 15. Jahrhundert (lar((esteUt wird,
Ueberall kommt damals ein teils aas aufsteigend ea Schichte
der Arbeiter selbst, teils aua grosskaufmännisclien Kreisen
faervorgohende« Verlegertum empor: die QewandschD«ider der
niederdeaiscben , die Tücher der obcrdeutechen Stadt«, die
Drapiere in Flandern, Brabant und Frankreich, im \->. Jahr-
hundert auch die englischen Drupcrs. Aber während fast
Überall die Arbeiter eine gewisse SelbatÜndigkeit behalteiii su
Korporationen sich einen und geschlossen ihre Rechte mit mehr
uJrr minder grossem Erfolg gegen das Vordringen des Kapt-
taU rorteidigen, w&hrond die MUgHchkeit, fDr den Markt zu
arbeiten, ihnen fast nirgends guuidicli verwhloraten ist'X '^igt
't Aach dort, wo im «lljrrmeincn diu kspit&listische DurditeUuig
il«r ONkllMtiitn um ««iteilea T6r|t«whritlcn war. In Tcnodifc *■ B- Üti
umIi Brunliu d'AJnno der Venuch dar Kauflflute. die Weber in
IfObttuliliIlBKitfktfil von ■lek ku briiigvn, hu( dio [>»u«r müsgiadit; sie
t>»hiilten (14S4) doa Yn-knaf saf «Igvoe Hochnung: es bmtelit eine eigene]
rirbonunR t In dm- ,earU ddla MU* hMm di« Web<T ein« selbctlndic»
rntenbioilnti)! oto. In llcnuu (8{D««kie|C. Die Q«nuM«r fieiileDiodtiitrie
In Ift. und ie.Miriiiwd«rtle8ehm«tl«riJalutNXXI. S. 103 ff.) hat»«
— 481 —
uns die Gewebeiadu&trie der toskaniscben Städte '). und am
deutlichsten die ihrer Ffihrerin Florenz das Bild des aas-
gereiften. brut«leD Kapitalismus mit all seinen Folgen, dem
schrankenlosen Klasflenegoisniüs, der sich o}ine alle Skrupel
der Politik zur Erreichung eeiner wirtschaftlichen Zwecke be-
dient, der Vergewaltigung rechtloser Arbeiter, denen jede
WaSe im Lohnkumpf genomnica oder wenigsteua abgestumpft
ist. —
Im ] 6. Jahrhundert ist dann mit dem Sinken des äusseren
Glanzes auch ein allmähliches Erschlaffen jener, ich m5chte
Hagen, llbersch wellenden Energie des Klassenegoisniiis einge-
treten; Abschwüchungeu der typischen, auf die Spitie getrie-
benen Furmen des industriellen Kapitalifimus; eine mehr »rbeiter-
freundliche Politik, der die Interessen des Qrosshandela und
obenfalU die Verleger in der Sei>i«iiindiutne mit aller Miwht duan gt-
arbeitet, alle Arbeiter ta ihn GftiraU zu briagen; aber m gelang ihnen
nur xam Tuil: weiiigrt«ns die nirber erraagco »ich 1405 cigooe Statutea
und korpoTBtire Rechte, illinlich die Weber; nur den Spinn ern gelang du
nicht. — In Fltmdcm un'l Brabiint «ind r.wui (nach P i r e n n e , (lescliicht«
DelgiflDB I S 304 ff., 411 fT.) ebenfnlls dio Weber, Walter und Fftrber roni
kaufiiiilnnifclien VerleKer aliliiLngig, urbeitai» nidit mclir direkt ftlr den
Mnrkt und Au.» kaufeBde Fablikam; immerhin bebalten «ie unt^r dar
Anflicht der Kaarnianusgildc ihre eisen«n Organiaationea , die ia der
ikomerta Oe*ehi«ht« ienot Liknder deutliche Spuren ihrer Tbiitiglteit und
Emft bintcrlBMcn haben. — In Paris liegen dio TcihlLltnisRC, n&vh dem
Statut de« Ktienne Boileau (c. 132^ ^lerade umgekehrt: die ArWiter
iind hier nicht gann vom Markt verdrltngt. aber aa tat ihoen verboten,
■ich SU koalieren, uiu LohDerbfthoDgen so ensielen. Ia DeutacUand ist
von oiner eo wvitgoheaden Atih&ngigkoll dor Welier vom Kaufmann bi«
g£^n Ende des Miltelalten überhaupt nichts sn tpDrcn; um frühesten
■ehtJat der Ka|>itaIi«iDaii in der l^r einen um raupet dien Kxjiort arbeiten-
den KoDStaDEOT ticinealndustrio sich durchgesctEt sn hahrn ((lothoia:
WirtM:hafUgei«bichte dei Schwarcvralds I S. 530 IT.); in Knglanrt zeigt
i-bcnio erat du Ih. J^rhundert die An^nge des YerlegerLuimi und der
IIauinii(lD«trift,
') Pua und Siena, ja sogar rifttoi» leigcn troLr drr relativen 1.'n-
b«deiil«ndh«it ihrer WollenluchindualHe in der «oiialen Orguniaation
mei'kwtlrdige Uebereinstimmung mit Florenz: ebenso Luccu in der .Seiden-
induitri«; ja Broglio d'Ajano knOpfl sogar an die Kinwandernng der
lucchosischen äeidenfabrikintm in Venedig eine UmbiMuug der doftigen
VerfuBung der Seidenweberei in mehr kapitnliati>che<n Sinne.
I>ar»l>, Shidian kua dpr PtorfnUnri lVlrtKfaBllJig«>ehich(a I. 31
— 182 —
Eiporta ni«fai toAr ii» nwtchliggihwde Ricbtuog weisen.
Indem wir aW mo die gleiche Zeit, jb docIi Hwbs frOber,
«ioen ihnlich«n Rodcgug des growiidaitricllen Weeeoi an
dem audcreo Pol de« iiiiUeUlterlidMtt KApiUlismos. ta FUn-
dera und Brftbftat, beobftcbten. köoneo wir sagen, daaa auch
io der Gcechicbt« des oiodenieu KApitaUamos und der indn-
striellcn Entwickelaog der Y^eii um die Wende des 15. und
10. JahrhiinderU eiae äfanlicbe ß«dei]taog ziikomnit, wie in
den growen altgemeio weltgMchicbtlicbeu Zusammeob&Dgeu.
DeoiBtii Wginct /uvrsi ia En^^land, dann in d«a neaanfleben-
den Niedcrlaodeu , io Fraokririch und endlich in DeuUcfaluid
eine zweite Bpocbe kapitalistischer ETutuüon der Tuchindostrie,
aof die man getoeiiihin in der Litteratur bisher allein sein
Angenmerk xu richten pflegte: setzt ein emeiiU>r Kampf
zwischen dfir aufkommenden ßrofutinduRtriennd deren Yettreteni,
lind der niedersinkenden Schiebt der Handwerker ein, die zu
Lohnarbeiten] dej^radiert werden sollen; sehen wir aber nuD
in den erstarkten Orossstaaten eine neue Macht, das moderne
Königtum, anf den Plan treten , da< die Vcmiittcliing Aber*
nimmt nnd bäht mehr im Sinne eines Stdtzens der alten
Stände nnd Ordnungen, bald mehr zti Gunsten der neuen, zu-
kunftsreichen, grossknpitalistischeii Gestaltungen seine EdU
Scheidung trifft. —
Und so sehr aucli durch dieses Eingreifen einer Qber
d«n Parteien atehenden Macht oft die freie Entfaltung der
Qroaaindustrie und damit das Wachstum des nationftlen Heich-
lunui gehemmt wurde, no nchr es eine entiFickelnngsgeschicht-
Ucho Kotweudigkcit war, das» die rnittetaltcrlichen Schranken,
die immer enger und bedrOckender die Emanzipations-
bctitrebiingen der Industrie in Schranken hielteu, endlich fallen
inus^ten — im ganren mUnsen wir doch sagen, dass, verglichen
mit der in vielem weiUr entwickelten, in kapitalistischem Sinne
typischer ausgestalteten Florentiner Tuchindustrie, ein im-
geheurer Fortschritt wenigstens auch auf diesem Gebiete xu
konataLiereu war: aus dem plutok rauschen Staate des Mittel*
altere nur der moderne Staat geworden, an die Stelle des
Prinups der Klassen herrxchnft im mittelalterlichen Stadtstaat
war das der staatlichen, tiber den Parteien stefaeodeo Autorität
— 483 —
geschaffen, die ztmäcbBt durch das Eönigtum repräsentiert
ward. Erst hierdurch war eine neue Basis aller weiteren Ent-
wickelung gegehen ; erst hierdurch war es möglich, dass die
wirtschaftlichen und sozialen Klassenkämpfe den Charakter
brutaler Vergewaltigung der Besiegten durch die Sieger ver-
loren , wie sie die mittelalterliche Grossindustrie auf ihrem
Höhepunkt charakterisiert hatten.
A n L a u g.
Nr. I.
(Za Si*fit»l II, 8 n ■)
TratUto deir Arte della Ltna.
(Aai dm Co(l«i RicGardianati Nr. 2580; Floreoz.]
El iil ein Kotin von lir2 Bllittcm . tod denen &3 beschrieben, ia
Pippa iftbandeD, mit PcrffiiTnentilccke. 200: 142 mm. Br ictfoM darcb-
w«g in etDor itut lnt>nreii llnndfclirill di;« 15. Jnhrlmiiderta geachriebeo,
nur die lotsten xnlin Hottiii sind ?oii xwH venchirdeneD, aber gleichzeitig«!!
Habniibem. '/ai AnfiiiiK »tvht eine im 17. Jihrbandert eingAfO^ Notix:
Libro che InMffn« u tut la leta, te*e«re. ting^re et litnilmente Uo«:
dftbei xwei in den Teit gefDgte Federseiclinungen. — Er entb< mn&ohtl
idno Handiobrift do« togeiiRiiiitmi ,Trett&lo delEa neta*. der btr«it< von
Qargiolli (1/ Arl* delU Mts in Fircnxo; TmtlAto del socolo XV) pul>-
liüUrt und konnmiinUarl E»l; aur Toi. 101 folgt die BmohreiboDg d«r
.biinttlmn' : mif fol. 123 ,1' ordine e il modo obe ti ritiene alla laoa
tit l*ir«nii>.* — Ot da* Cinima die Urachnft de« VerfaMen iit. ob aloo alle
drei Tmklal«) dor ^Ipichcn Fed«r enUtammen, ist mit Sicberheit nicht
«u «iiavn.
V\n Kint<>ilung tn Kapitel habe Idi beigolUgt.
AI Bone di Dlo lunen').
Ray. 1 Qul dhp^ii 41m»« de' panni bianohi in obe colorv «i pouon* fiar«
A' artu iiiag|[iora • oon cba meroatantia s in che modo u niaertero *) et
MH« 4 n «eodoM MOio «Im Ib parte >' appartiw« di cio, e i>ci eeghtu-
noM eotl di ebolor* in etoilore eona Mgniimnno i »opradetti oolori
de' panai choalauti, «ppoi e turdiini, eppoi gli ibiadatj. oppoi i dlertrini,
Oppoi gti aaautiai p«- verdi. pppoi (iti aiorriai per copi. M pot diMara
daiU Um, tppol di tulti p nOori d' arte majore ia mmilc nodo :
r ODO dopB r allTO.
*) la d«tt AamwkvajtM) gefc« kb aar die
^ TMhaik dirtkl beirthMiM Awdiftck*; im «brifs
daa (1)«(Mr.
— 485 —
D* uB biuiobo I) pti> lare rpojc di graaa.
S* un trianclia » pai> Türe HcharLatto 4! (franft.
I»' un biiULcha ii fai> fiuo roiiat« di grcuili.
D' un biaacho si pti<> füre incftmaJo di eioccki.
D' un biftneho si puü fore r«aJe di cioccbi o vorstao,
D' un biiincho n pu>l^ farc f!ordi|ieiclio di docohi.
D' un biancho si püfi fare parigino con oioccbi 0 Teraiao.
D' an bianeho ti paü fnre peraicfaino con ciocchi « ««mno.
C iiQ bianchg n pn6 fare rotia Bcculia con cioccbt e venino.
D' DD biaocbo li puf> fare scbaHattina di oiocchi Bni.
D' OD biancho ai pu6 faire tni^Uo con Ymha.
D' OD biaodiö n puä faro un rancio con cioc«ki Sni e «obotan«.
D' un biancbo u puä fare doii- con ciocchi cd erb» e ichotano.
b' tu biancbo n pu6 far« canoiDO taa ciocchi e achotan«,
D' un biancho si pu£> far« cotognino con doccbi e schotano.
J}' an bianobo ai pu6 fare torvlUno con «iocchi &m e sttiotaQ«.
D' un biancho ai puä fan ioEolfato con bcbotano «d «rba.
D' UD biancho ai pnö fare color dacqua con orba a ^oado.
D' un biancho ui puii far« limoDC con erba e tchotaao e anchfl
aenaa achotano.
Eodie tOHia aviaato del tingn«re d' arte m&gfpore di Uitti e colori Kap. s
che BCäd ■' appartenghoDO o di parti con che egtino uabi tiaffhono e p«!
che modo eccbe m^rcatantia ncdä e'aop«iii: priacipalmoat« convion« cb«
ogni panno ■' allumini eetln )o vuot tiifoere della dtiUa art«. »e non i
cb« aon tigne.
Qai appregio icrirerTä l'ordine elniodo si tiene alle lan« in Pireni« KaikB
di poi e tooduU ed c lc*aU d' insu Ic pecorc c caetroni; ma acci ccH«
lane groaau li l«vano daila palli dslle pecora con oonoio di catdoR nelle
paiti dapreatu, qaeata ä obatUva co&cia, « coato rcn^cbono meno c panni
sti ne fanno intintfuono ß tritanHi. Mu qui farvrao nienuon« delle Inae
ftiuiceechc daJ toDdiiuenU> d«llo pecom inuno al cotnpiinenlo de' pnnoi.
e «lueato ^ per ricordo noatro e di dii di oib noa fowo pnittcbo.
Lc Lnnc franccacho vcngoDo d' inghiJteira o dellc contrade ottia- Kap. 4
montane; dappoi aoo venute «• per mar« e per terra ndle balle o asortit«
a porti e ginnt« ch«siono a Fiicusc. Sballala cbe 6 la lana s aperta
p«' taratori che tarano overo fanno tnenda w» Wingan dcll' umido della
laaa o d' altra oattiviUl cbervi foMc ayenuta pel Nopnutare ') o per
qnalunqae altiB ctgumt. Di poi «i maaucba in «al dc«cbo da mazzi-
charc ad pecüim a pncoia cfa« ogni peoora ae el luo toao a nvoKo, •
•laeato la dncha e BcbuoU di poWer«, di poi >' apre diMlondo daacbnao
auolo dittenilmifo lutt« ia veata dolla pecora. Di poi daubedano
rftTolto El Dielte au Ut aoefflitoio. e gU aceKÜton conoscbono i vvoibri*)
dove (t«lle au la peoor«, oonoadtodo qu«lln veniva aottol corpo o in lu
') Hier wohl = die Rdae fibentehen.
*) für tncmbin.
m hmam fit
• m mm n *uie Mäfe ■ i^aae» mB» «Um bo^iato M mq?»
4" anw • MS bofÜMl« « «ctt» m 4ctta hM, di poi ä melte adle «ate
• lMMiail]'s4nfndiae)Meon*,«iHaech*ao«nM4*DDftQepiuM. D
arid» encbt ■! Un 1* Iub ft—aath« ä b coi: fiaJi Ibr. 60. ^ lu»
»foalAa «io* Iww pwa • wiriiHiMBi« aeitiU nts im bigOM» taxto
■k |rin» ad acrältk. Di poi »bbi vmm «Idaia pognbuMi lü £ «obb &
«•MM «Ult* aqa d'uma, • «d bndae idiope 1 o Crmaeaai') fii boIUn
par kpftUo d' oa' ots taUMti» facdcndo fbooo rt inetti ra* bigoiiciiioli
qoaU. imiM b«f{)tmte apn qaata lAiut cb« per 1« gnvta* dell* «qua
ü Uns ■vallorA vbo pAfril mnu bigoacbt. — Et etm per detto modo
un^i tii biffoadm di quMtit a^da l>ogli«nt«. E cmi b^gtieat« eara la
lau» collf mwcM. El luoido della laoa riinane ta detta bi^ocia, al
4]iMla ■iioid« « «(vba pn-le lut« rmscucbc, che «on qae«to laddo « eon
altru aquK il* amo olia vi n arrog« per oaprire le Inne firano«sch« ooai
bügliute d aucido dl' ecquft per detlo modo n ueLtc in sulle laa« frao-
ctuk*. IC M «i lawiaaM raffreddare 1' »(ja* ool Bsddo «ollo lana, el
Mdld» oba fowo Iivalo ü* insu In lanc rranceecbe o aanm&Uee vi si ri-
laraatfbba « ap|>tiutreri>bbu difito Iniift. Ohavata ehe ai la lana deUa
doa Blonisha diataia nelti.! fC'crlv at Invata ncH' aqua coni« ') d* anio e
liiiahatol» a mandatola in nille piazEf« o. raacinffhare. Kt cmi bi fa
dill« fnncaaoh« di poi aono luvate con detio aucido eppoi con V aqua
fradda d' aniD moata c^mi ealda a detto modo in nmo et fasdutta cooi
tUaUia in auLlu piaiae al aote oiMaon aotto Je eaccba porcb^ non
iiiacobiaaaa
K»it « IlaauiutU obe fr el lochatu nclle bott«Kli» rugliaii od dlcni clietia
laau niiuaiobH loiema por lavant Ibr SU per Mntinaio olia laiia fraa-
(raadha advrua Ibr. 1& pei conto. E ipelastarla in aullo acc^Utoia traen-
doM ttmi • ««lU lunyli«, p»l doUo raclia» a'cMia p«l<r«nioeio, noa
a fiiaoivtli. I>i |Mii cbu « va|[liata e apatala fluinola diTettan addj a
kuduikni aalatiitU od oio chatta divattoa« c*M tiaclioaae m vi faate
^lUiaar.
— 487 —
corti bioGcholetti di }aiia molto gio«a*, e tag'liano la|ipole vi fowono
Hpicchat« e cBvaniii' t'niciegli o «nttUnu certe vt^lt« nere « appiccfaat« da
uuD v' entnm (J«Dtrv tinta, apiendo detle vetU collopunt« d«Ue ftwfieote
o con mnoo c tiigliituclo • dinocetolando v(Ait'., logliuido ancfae M ri
fOBse camaccio veruno.
Dopu il divetlare quella laoK vuoi per biaiich& inmcohala e partals lup- 7
an ne' palchi'). Di poi ü vuolu Bchainnre cioi* udd o duc vi da eni cqu
un chaniato per Lagliu cioi' che a un tnitto In panta dpi chainato ch« ^
chamüto nuieii vetla ella |>unla del rlianiato tl uianidio del chamabo,
da quel >i tiene in muio in fuori, toucliit n ud trutto lu Un» clie (■
düteaa «an un )rraticGLio di chamati, eppol 1' uomo ritira il oliamalo
■Me 0 davri »u alqaanto volt4 per ftprilla |iur porta innonai ai pRttinrilori.
E mutre la ■cbaiaat& ri ai gelta su Cod nn {tenrllu di pt-'ner» come sc
iDsffiuwe ODoe d' uquii 3 ullu 7 llir. pergh' ella li ««llievi e pAttcclia meglio
r olio.
£ «chajnatAU che h la itend« io tenu e cou uao »rciolino di mezEetta Saji. e
d'olio faceiaoi ni^ioiM ose« ß oon dotto orciolino di raiitc lit bogoaeun
datto olio in qua o io la (aolo el coinpigli Uifto, poi la avolge oom«
vaa faaota avotlu c fonn«.' du« avolti e motteli m una bifida. Di poi
il pottinntore Im parte K poui COmc n fa dcl pnalcllo *) qaondo si moEna*)
per fare ü pune, ina pigliui il roccho ifella detta lanii e ia maoo m
l'adoppia, e co«i doppio il pone snn un pctbinc iiinto 1' empie, « tielln
ia «ulla eoida ■? con 1' ftltro pettine vi da eu e n»clioniift ai I' uu pettine
con 1' allro per contrario oome uvanin. f tlavvi «u circhn 10 colpi e vol-
goido il peUin« Ia ne tme « quand» t- con rnfSentta e n« ditteva qu<.<i)ta
faldn come una falda doA a faldelle come fa<cle diatea«, et iiiifiite «ono
le stoiDu räo^ il cbaliLino d«ltu lonu che i- come il lino iungho e coDo
starae detto ■' ordiscie. E quando Ih petLinano. come detto ^. la lana
che n' e«cie c'iQi la paltnella ob« i la lana cotta ([«ttAno col pettiae iD
term, cioi^ quella cli' i>.i>civ della lunghu come la «toppii dol tino clieMono
chomo raJdelle piccolo ahioccholate.
K detln l&na Itinffha »aprudelta V apennechino no fa peooochi jxr Kap 9
filkre a roic«htt Io stamc. do^ di qoella Innghn, rompendo n monftte
quelle falde lunfirbH a noa meneu per volta traendola d' una bi^nda
che oapi del chalamo; tUuuio iu nuU'orlo') ddla Vi^nda, e c rocohi
M la pongono gli appeaDecbini in enl giucccliio, o cori in nil ^nocohi«
la TUVolgDOo facciondo i peunecohi e ama&xoluti «econdo le rfmioni^)
vi pODf^no lu le Kihtt« e mandaagli a filar« a rooeha p«r «rditura del
p&nno. ^
') Es soigt aiob, doas dar Uetneb d«a Wolieuitewerbi im UeiohBJU-
haut d<M Tuchers in mebrereo EtAgon statt&Dd. Vgl. auch FagBini,
Della DeciuiH. II.
1 Tdg.
*> KuetcD.
'IRand.
') QualitU.
, I* KUa lULk dioemmo ci grttava in tccn cio4 quell« paimcll« di tu>
g«tt«Ufl tuUe ia MiUo Meglitm« d» palnella «be ö ono gmtliocio di
ebaiBAti t«nuti «Iti id dft • tnigonsv fuKivgli o Uds fOMOoo »er« o
fiwüdi«»« o altri colon rivolgendole buI pratiecio colle muti. Di poi 1«
■pexzaao oob m&Do due o m Tolte per miiitiutarl& b«Hs e inettono in
chofuio et peMula e vpartücboUa le libbrc. do6 che ogni 7. Ibr. di Ujia
eou uno orciolinö di rais« dasno onoe 2 d'aqu*, BT«iui« priina diitw
U lus in t«m vi rcUado *a dett» uqua filo filo con dttto otcmUho.
Kt n«l detto modo ri gMlAoo si ubo pentoUno oyero «iw orcioliiio
d'olio cfa« A uiclie once 2 et raroliconU com« fuM uaa t°~" di pantit.
daadovi au <«ll« pklu« ddl« mtni doo o tn volU p*t«bi ooiapigU e
iaeorpori bene el detto olio e uioa detta e foniMHie due ravolli et
»cttongli tu uno bigoacinolo. Di poi U tebardMneri la pigliaao a
meitAl« « inettono sul cftrdo overo MhMdura fiiUo oon denti miauti «
lorti di £Io aottitfl di ferro ohe«i ehiaiofioo Mbanfau«, tiraudo ooo detti
■ebardMti, miMMmaniftat« con ([ucllo di sopra, 8 o 10 tirat«, 1' an canio
ooDbo all' altro tanto ch« i raHicrota. £t con la t«8L« del cardo di aopn
volta r allro per contmrio la tniggono dal cardo, e eo« lofBc« luciaeo
dtttt piLlmelle e carditl« &ndare so nna oue atta ad dö.
Ktip. )i Di poi i ianini dq fanna le peae aecondo lor tagiooi, «t danaol« a
lilar« a fitutoi che vienc la torta per contrario del torcin« dsllo ilaiiM
cb« i: blato alta r^Mha, lo ataiD« Ttene torto a maoo diriUa et U iaaa
a tnano mancha. G tornato alla bottegba lo atame elEa lana puagoao
da parte ofioi ragi«ne « <li coroDa o dt giglio o rota o wcondo il ngno
che funuo. Et queato fsnno per pot«re oiandare a oidire a tetaerc
0 rmaara i pAiini f«con<i» l« nit{<OD> ^^^ TOifliono cio^ piii groaaa o tnas*
taofk oppiü fine.
Kap. U Ora tomacdo ulla [aon ruot per tigncro depo il di?«ttare. metUai
nfl' co^ni e pe<iala a 6 Ibr, a 6 e pone in *iil gratticcia per inehaniatare
per r&fioralla, con chamato »ania vctla Ctfniv dctto c et con i chamsli
a modo d' un pdio lu mrtte buI ^aticcio p»r vergh^giare, &tto di
cbaiBati t«saati con oMereKÜ. e *on due coii due cainali per uno avettati :
in daacfauDB maoo ue tenghono uiio e vergheggiolla andiiiiila d' alUimo,
daano in tutto circha 12 verKheKgiiile per gratlcciatn, failii piti inosoia
oome banliagia, o quadrula como un tavoüere'); e mentre ai vergb^gia
)a ioafSa oon pcDcllo di penori con ai|ua tra uoa o due voll« daadooe
per faldella ch« e Ibr. 7 donnoB» «nee 4 P pigliaa d«tta lana oob i
camnii quosd' & rorghoggiala poncndoU in nullo spnzEo **) ditteaa 1' um
fald«Ua aopra 1' altra che pare una acbala. E pigli&n d«tt« faldulle c
fanaooe della Taldelln cotne uno tuoiu; e co«! la imacctiano. —
Eap. u Di poi la mnadano alln tinia ll^ghaado lo naecliadt dotta lana cao
cbat«Da di lopra la futte, luettonla n imwollare in un» chaldaia d'aqiia
bogli«9te, lai«taii' bolür« p«r itpatia di una mesta orn, di poi colU
') Schachbrett.
*) ü^bodui.
— 489 —
I
fune UraDO alte le saccbn, n liwciHlle «opTS la caldais MMpeM taato ti
f^boccio]».
K sghocciolato quetlc luio che TOgliono per monocluDi o perai o Kaj). it
luiumni mettono in mal tino M guado caldüsimo. la duo tiniii ilisoccbAta,
« lopra o^i tino nn toeUono Ibr. 25 di lana, e loadanvela Etar d«stro
an ottavo d' ora. mettcDdo di prinw o (luanito tiUagiin al vogello la
oeaere v atjuA di robbia o i\ae\ bia^sna a confortAi« i! vaigclio, et *oU
lievmno ia hin>L colte iti&txe o vero pi1li e torcionla colle iiiani. Torta
cbeir i gettanla eu du« barell«, a ciiucliun' tino la taa barclla «io^ nno
naccbo di laiia per tino, e aoa due paleggiate. Et a ctaachuna bareUa
ata DUO tuDciullo a schurmtütliare di-lta liuia, cioi aprooo e nodi della
lana 7i son fatti, « diaU-ndono n rnvolti. Et votano tl tino ii tnifstto
aopeiaaäon la r«tü ]i'.t ripittliue tutta la lana e una rete di corda fiitla
a <Ain 9 Bcbarmigliatu la koji» vcngonvi i lavatori et lavalla al pox^io
del Ta^llaio do6 nelle gierle la laTano a gisrla a gerla pigiaodola coi
piedi una volta o duf chtt n' eicba V aqDB. Rt lavata che <^ la mettono
in aoQ caldAia boglionte d' aquu « losciunvcla per ud tcrca d' ora> cioö
prima rimniAcbatii, [«gbat« dett« «a«cba colle catene e igocciolate ta
nmettouo lullc tinn. cioc tivl prlnio modo, tn» collf^ «acolia tchainbiano
e tini, percb« pigli el oolore iguali 1* udu. lana eonie I' altriv Di poi
dopo un t«no d' ora che ö itala nelle tini a doiio qiiesto secando paleg-
giato mottono d«tta lana coHo niaci« in t«rra o ffl.nnonn utt montc, e ri-
preBO colla rel« o^i bioocolaiue lOno parecclii a ichäiiniKliarla in tecn.
Dopo qae«Ui vcugonc i Usatori vnsacchalla « portonia ad arno e lavmlla
a g«rla a ^rla.
I panni cileetriiii iiniuollati che huoo sullik caldaiit nel mudo iegli Kap. i^
uorrini voUinu iiuHsti iluo eitcchi n«lle tina, ung ppr tioo. ü «titla un leno
d'ora li tin^nno a un paloggiato e meneo. tili »biadati a un pale^itiato
e torchini a metio paleggialo, nia da un poco piu a quegli a due. E da
■euo') vi muttr lan<7 cbe pigliaso il liuzo chpasir nc fa poi cupi. E quosto
fanno perchg ripigliano ogni borooTo rimaio nel gnado. Lnvata ch' ella
I- la maadano all« piacse dJstendeodola inftuU' envoglie (?) a laadugbare.
V. di poi toreata a bottoga la mettono in lollo weigUtoio dannettarä*) e
tragonne taad e veti« groM» o mal tint«. « p«Mn a 7 Ibr. a 7 « man-
da«i nllo 'Cbainatino a mchainatarla, perche ^ eoda e rawdata per la
tinta. I^t )o «chamatino vi raelte ru 3 onoe d' aqua opuitandovela aa
cou la matsa overo p^nntUo di pemeri iivolg«ndola commaoo. ^
Di poi la maodiiDo a pettiaatari I quali ri mettono oome li fn )Cap i<
dolla lana biancba l'aqua eir olio e tragonne lo »taine tirando, «t colla
raano manoba Uerano U lana d' in inl pettin« a g«ttaiiU in tena nello
ipaaio: efoio ddla faldclla Ibr. 2 di «tarne, e I' avanto i lana. B
Bpennechiaai pergli apennechini. La lana anno chnvata dinanti a
pcUiDalori «i metto su lu tovgliao da palmeüa c ubovoloei cioe la pelti-
") NochmaU.
^ — ila n^ttaru, iiitn lleinigen.
— 490 —
DUO per dironarls • rafiontrik, poi U miaim« coa muia e ditwnd*!«
iwr tem. e d&rri tu onoe 2. d' «qnA nel bmmIo (opndetto. « onoe S
d' olio, e rintolgata piechtiuido U eos rnsno pnrchtt compiffli par Catto,
« mette U id bigoncu e raclia«eU iiidiuiu a Bchardn—U, ella ^trdBte
fttte pOM mi na« fmdellK «It« qoattro dit« e (Uto d pea» de U j»l-
ndlft pone bu ihm mm alt» »d ptao ad p«so.
Lap. IT [)< |x>> fJ Unioo U porU * filare ad pAca ad pM« Ma l9 seritt«
e H^alt delle ngiofu Igro fkcösndola filare a älHluio. Ello ttmiaa
■* MDAnolft tibn per libn e utaadan a filare a roecha eoll« aeritta del
peao. — Htooodotto ch« t> la latna «llo rtam« a boUaffaa r— »inialn « oom-
paitiaoip la ra^none «1 tiiawtro iiutenift col' laniiM e cobIo tUmuiiolo.
K»p. 18 I^ poi aconciaDO ll>r. 3i o piii o rntttto di ulame 9 qvwt« libn dett«
tornano i|uuad« i ordito cli«lla tela d«tt« torna a bottcgba b peaatst
tonu eircfaa Ibr. 2 piu di veno e di «tat« in«BO Ibr. 2 ciot pel aooeho
0 per r umida. Kt acrite »1 maflatro U dtsUa tcla toniala dal' ordilore.
K naadala a marchian. EH' orditore ordiEci« ooU' ordrtoio ptannl 9 of-
d«ndo anll orditoio ad paviole, mett<>ndo per puviolo fila 40 e inettoiio ■
p«Uinfl qaeUe n tre li«ei di pnvioU S5 o pio o m«no, v <ja«ll« all« pamm
in petliiie di 60 u di Ö& oreco 70 o di Ibr. 75 inrino id SO. La tnintm
d*lle pariole fanao a paaiini e quetti paniiu «ono Ibr. $. Prima la
daono a inchanare. Et co' channoni ordiacboBO taalo che «icli anno poato
1« pavioU TOglioDO «uU' orditoio. E quando la tela tf marcbiatA * V <rr-
diton la imboaattia doe [>reode quärti udo di fa«cielIo ov«ro polrer« di
&rii>H cbc sta al inaliao, lolghouat cdicba quarbo odo o piü, mvttoalo ia ano
paviolü a bollire uaaoira ooirafaa inoaouiilold ipesao, mcUoovi laat*aqoa
dipoaao che 'i panolo •' ecapia. IiUvi deotro ooä ia sal bollor« cieoba
qaarto imo d* om taato i imboazinata. Di poi la pon« a egocciolar*
in B11U una anNc, di poi Ia t«ndoao hIIv lineebrc dicteodinidola. Ma qaaado
«Dtra nel panolo la t«la e in du tre cann« ch« dividono la craeo dellA
t«la, r (tw la t«la totta uel paviola die canne di »opra, e ae luachaae
it iiBBiollar« lo itam« di fopra meMonvi ra la boxtdna ooUe natu.
R t«Ba che i HuUe änntrc iaqnotaao la boulon cod mnDo i; owcbaae ad
t«na al fuaciello. Ha i« ra ftuw t«Miiti prima paoni ntla lela t fMae
deaUo a denli dd pettioe i peneri. atortix^liano e aTolnono le Sla della
Ula colle Gin de' poneri, tinicdole dmtro a d^-tti dcrati misuti dal pattine
e ne' p«ii«ri detti d' onu canna o nvolgonln al detto aubliio con qunti ))en<ni.
K*]). la Di poi 'a di»t«ndoDO nolla via per pic^liarl« cioc ai-olg^rla *ul
■ubbio. E per oidioaru le pnviol« le mettono lul raatrello oiö ubo jiat-
tia« eatiza licd oo d«iü mdi aKnaftliati ') alle pariol« t avolgonaota
poreecbi persooe in aal tubbio. Di poi pigliano il aubbio, nettonlo >al
■cilitoio di tclai, e tol^oo it pelLinc cdo vogtiono. a iD«ttODvi a dcnt«
a dente, ud älo p»r dmUi, pi^liando detto Slo della tela, cliemi ripienha
over torde un poco il capo del dtstbo ülo. pigliallo con uoo ferro loltile
com« an affo da «ognore aohiaociato e cod uno uncinuxto.
I
V In gkieher Zahl wie.
— im —
Del fatto della lana di poi e Uirnsta a boUegba, peMU. seielto, K^p, 19
0 wgnAte t« ragioni b naKhiatiiT innndaictt» al toiiitorfl, lUl« Ibr. S4 di
»tarne Ibr. 46 di lona per teuere la t«la d«l panao. E il tewilore ne fa
cannelli piecbini da entrar« nella ipaola, e non comcqqe^lt dello atauc
cbawooo Innghi im terio: e i <)etti caniieDini mettono ni^lts ipuote. le
quali afiiwle «odo luagbe braccia 1V> o pii> e DalmesiEO del candllu e iiii
ftuciello. La «puola h lar;gti& (jiiattro dita, e buclii lono c*l mviio de'
fioocbi dclla spuola dond' eacic cl fil« per towero; 0 poui alle rawa
cheltangoDO il petline du« pietre per dare pÜi mdo colpo, ilando dua
colpi r uno niahftior cboU' altro, c iLnaa u picdi 4 catcolo • iti sopra 4
carru»le, ot il contiupeso (li.>l pnnno tl ö il aubbia annotolatA in bu
deoU d' una rotella che volffie dal' uu da' lati, cior da man ntla. c contra-
pMi dollc Tivaga« loito «caipett« d«ntrovi uno ciottol» i)i presso « Ib.
che fanoo quattro, percbi aooaaoila al vivogoo ad ciä vengha cratpci.
SoBe a teoere dne penone , ohell' una getta la «puola in In « 1' nltin
in qaa e tenooo inaino che riene circbu 14 c&nao il panno. Di poi e
te»it«ri «I Tipi^Kbaao coii unto, 6 mandallo alla botUjrlia, el maoatro
lil mette a recliata couie gli t^ tornato dal tcwitoie. et Ugliä el niaestro
e penori.
Di poi ei fae porr« in *un uiia tavola unta a Hvoditori 0 di- Kap ti
socoollftllo, ciov COQ coltellitcci c«]Iil pUDtii lun){a o con aolltftt« c dvtti
raltelli aono iunghi un tarto . e «ol tiiglio qtiadro e rmschiullo per man-
dare via « fuacielli. cercamlo colle mani, ta^liaDcIo i aodi da ior«4cb,
et 1« fila e i nodi da ritto. —
DisoGcholato che i il detto panno mandaci at pargho. E coli* aqua Kap tt
caldiiwima cl lavaiio ad cicppo per iitpftlii) di 2 oro Di poi lamaUaad
cieppo coD Ib. . . . ') di e^odo e co calci e co bigoaciuoli d' oqaa c&lda el
BMBano a cioppo tnttavia et ceppo C4)ltn<i d' aqua prima diflbtto U
Mponv <'on mano ofcru con piudi con jMca aqua oalda, c tucnikai« n
e^ppo i^r ispaiio di meiut ont; qiian<Ir> vi reggltano lu btne la »chiuma,
■U^U i porgato il panao. Menato 1' anno a mpone danni; poi una
ceppftt« d'aqna rr«d<lA. E i m^nncbini o color pi«ni vogUono piii aapone,
eise Dir. . . .; e torolono el panno «triioiaDdolo. Di pol dauno «otno . . .
(U tan» 1^ paan« diafaoiciidola con calci, rivalirvndon vntro il panno;
nnplatA la r<mn d' aqua bogliente, e ooü nenandolo ad terra per
niDSLik oni. Di poi el duttallino el portal al lararc nd arno dintea-
dendoio pi'T lungbo, dicultelliindolo niU' a(|aa ia qua e in la, e tenendo
tut capo in DiüDO, touto i- lavklo tutto. Kppoi ai Itnüe el panao al
mnro. Ma innanei cbe ai tenda gli ai da il palo a rovaaeJo € quando b
niciutto tonuk a bottc^ha,
E masdallo «om nella caJOi a riTeditori ehel diat«id«ao «ud una Kap »
tavola DOtta falda per £aMa, « tragghoBiie tmciegW. nodi u vctl^ acxüa
'1 Hier und im fotgoidOD ist. wo Punkte atehfu. cint^ LClcke in im
HandachrifL Dia RUnaae Quanlttit der S«if« »tr. mir dem VarfniMi'
momentan nicht geläutig und «r vergOM sie epftter einaofUgeo.
i
.*•**•
k
• «««•■Ma Bfciirtilliii «fc«
1' NM d— tp •< rWMriB • f«r MI» «
E per l'taaae äoi pa 1»
4t |b«l, 0 illk bondk, B ilk bWMifiM. • per MfMB, •
per nmtfi*) » 4»m togfio«» • »treaMti; • «■■giwHilo »i
bmM> • di |«to» nvM«i4eto, fctwiJo MoUi difid « «Sei dMmmo
lofD rMUptt. K qMSlI ■ piegtiii per F!k&m m remdaa ad le^io a ,
äoM U raet» Di poi ii ■iwinn per nsModatori. Di pM si
• nieuwt dR HU» « ■! pttmmo, « i Miti ne fu Te>tiiBM>ti
Kar n Note che ilclU WUa ddU lu» wcie paani S 'ii. Itaui per Unbotti-
Mn U Uta luw p«r t*ls voole mht« al )«dbo quarto nno ueno |
d' «chosklani dl RBliso. Ilollil« ii«U' nqoM diUm un qolalo d'en.
1
— 493 -
Di poi mflUila in oiia conoha coai boglieDte: inettivi Oestro U teU ordita
fio«i ripiej^ata. cioe in quella Bqnn oosi calda, elU ]>ietra della it({liuz3a-
lan Et ne vac nl fondo. E dctiA tvta uoa volv WUiro impcro cLo ri
gaaatcretbe, arderebbe tu tela. ma vuol eaaere bo^lieot« Tutiua, vnolsi
di priiDtt für bollire 1' aqu« e mentr« t^9Ue chav&nie un pooo con un
nmfttuolo, mette in ono cutino con »qua fraicliti chvsti »tLi«[iidi << msttiTi
1' •^aiEfttiim de! inulino, e rimena coa uno baaion«; di poi metti
»air aqn& ch« boH«, ta bftlUr« qnsnto tin envolo; il poi inf^lti qa«rtA
aqua WRliante in una concha, laicialln tlare tanto clie oon bolln e
rimuighn cnlda. Ella tela anncduta da i capi niclUvi n falda a faldi,
picchiando cod le niatii nd de cbeM' imbozzinu kene )e fiU, di poi dopo
pooo Uftne il suffo dttllu concJin e oietli il caüneUo dnl baco deUft con-
cha, perch^ non ä rituri il bnco. llvcita cbs n' i) 1' »qua la«c-ia tUr« U
tüln lutta notte nella conclia cberai lieviU con quello l'raacello sanca
r aqua, v auoda le ftla c)i(! non pouono «pela»; ella mattina diiiendl
In teU cbcuno va at-tcrra 1' sLguziatura.
Le naglie vodi ai pettini niettonri iiel filo del copertoio che non Etp. >i«
)o tpeln, e <li sotto v di sopnt alle mngli« aooo i li«ci del perltine ch««n
tirano con le oute; aona di>|]a piii langlia lana provenzala si tro\-afilRti,
iflliiiali « com« viva^ni tort«. E älano detta lana di licci a roccha doi'
qnel calamo lungho, « nnglion» con grauo di porco c bittir«, e non
ron oKo. pe»h6 1' olio riarder«bbe. It€iD di foori >i flln la lana con
aqua, ma pure ü pursanö p«L £ <)uaiid« ■- «ompiuto il cop^ito!« ta*
glinno e laaciano in ogni tnaglia il filo per rianodarlo al' attro cbopertoio
ad oio non »i akbia ■ rifilare da capo Ic tnagUi:. R bula an pottinc
L-on d«tti licci circbu a 20 anni; ma cempre ■' aop«Ta rptmo che att
meto noD tiU voto per tvlta. Et clie se i ttoMi aei mcai ehe non n
aopiTaMi, intingnerebbo il tiecio i^ giia*m«bl>«ri, o la magla de>l tvm
arnyilocrebbe b guaatcrcbbo iJ älo. E qunatlo tcugono i pettini voti H
ichufrlono ofnti 15 di o uno vac*e, n ipazion^li colla granntniza c pC»-
gonli il di al iole c prr quvato modo li conaeniino. l^l ßlo dcll* aooia
per liooi roderebbe In lana. AI* orditnra de' copei-toi adoppiano inaieme
Ire fila di Inna t uno di itnme, do« in >u i tinmni, nia nol panno d«'
eopertoi itUme. Et cht al teesere de' paani lini fanno sansa majrlie
pnr« oo risoboiilro de' licci, e loIgODO ücci d' sma. Tnntono i copertol
con ditc itanKhc, 1' una po»ta bq Ic ])uuche, 1' oJtra fonua disott« all*
pancha col volgitoio cioe ona rnoU com« da pisaare apiocaUvI. K oel
masto ijila una trav« qundn in Bu le pandic, cbettjea pari la lela ed h
|Wr fincoDtro dolla primn ttanglui').
*) XJiAw di« «temtora di lioci* vergleioho nach Trattato della ««ta
8. 177 ff.
SrJL
AsiXBe
I TrflKS. l^crf XIT ^ü SC' CU
bftflJTKfcai
EctEVS
*f~-' *"• : IiT^ i; -.--T-n-r» sLT-i^ÄVs
o ü Cij^ F3*-:^ifc ...
Botöroei d" iajiii-Mrr* 1*-»-:
3o-Näri3c: i it^ilwir-i r;»-.~i:
di t>oIdn>ci .
BoldniMÜ tn^ööi di rurtf. ...... .
Lu&gg!i> AogBc'.iiut d' lD«:ELiIian o i-.
Bor^honiA aticcida o UvaU ... . .
Laiu di VaotLi o Sah Matleo iiucidd o
U^ä'a. '.Ana t«>]«Kb4 o di Pnpissuio
o di Nert-OEa o lil Maiolich« o linTiia
d' <::hA
a
7 10 —
10 —
') Daneben Abbildung der Schafichur.
^ Saumla«! von 450 KIoreDÜner Pfiind.
') Wie hier, «> folgt aoch bei allen anderen Posten die Bercoli-
nnng dea Zolles pro W) Pfond und pro 1 Pfond. leb la^se die^e im
weiteren fort.
-|(I5
LaoH lav-iiU ili ghtu-ko
Laiia suscida di ^bailo . . . . -
l,nn>L noitrale chen-ä lova deMe paili
cisoliotttanie (we!) e maremninna m
scida o Iftvata
Liccio di ttame
(Itt libra ri. S)
Ma (= MaI) tinti o cardMura . .
Pvlu di tue 0 AI ch*iiiiiidlo 0 di cterblo
SUin« 61nto di ghnrb«
Stame provim<ale o di inaiolica leghata
o ainiile slamt) o l«ghacciol> o mazxi
lerati ii Insa tonduta o pellicceris
4
2
n 4
Rnbr. VII.
D«)!* ArU de' tintori.
1-1
10
16
10
lf>r.
Cencre di vugicilu*) e o^i ikltro cenere
la Mma a tnulo
CierHia da tign«fi> , . ,
« dHlii «oiiia dell aaiiu) d«Uii ciciMTe
di^ttu di |inma ........ la loiua
Cboocolo <li proni, MprU' .
Pogli« di roortios o di moro .
Qoiliote cio6 herb» da tingnicr"
Granelin di raort«)lii
liuado
(.ihallonc . ,
fllialin ininuU avallonia ....
Erb« giialda
Loto
Scbotina o mdtMie d' orba gualdu
Schone o bacde d'onlono . . .
RoUa soda « macinnta ....
Ui
10
lö
10
10
- 1 10
8
1
ö
5
13
6
ä
■) Dt« Angabe dn Zoll«« fUr die SiLumliuii ffhlt.
*) Di« Kogenannte .Waidascb«*.
*) Die EaeUlMst bftrng daanch «•twa ' « Uaulticrlait oder ca. 280 Flo-
rantiner Ifund.
— 496 —
Del mestiere di panni l^ni e drsperia.
Ibr.
•.
d.
Pannl ollmuiODttnii o frucncbi overo
Paoni v«roBt8i o inelaneri, ds Chonaoo
Panni fiorcntini *) üi ValuU U canoa di
i. 40 H Sor. e iianni Prateri e PialoM,
Bolongnieii. Oieno*fi<ii- Ecietto pnnni
Rümagniuoli, Ligiegli o tnetzalani . ,
Paaai KovaegoiiioU o ki^egü o mcxxn-
18
IS
6
3
1
4
8
10
12
IS
10
—
In dennlb«!! Codex beBnd«t Biob no«b pin iw«iter Tarif, eb«nfaJU
obM Datam, desaen S&tie im allgpniGint'n zwei Dritlel der hier mil-
geUiitcrn betragen.
') Hier wie bei den folgenden Posten Mgt auch Ansabe dM Zoll-
■aUof naob dem LkuReDma«: E «e fuaaero 30 braccia o da iadi iti n^ü
(l«l brocd« ... d. 9,
') Dies Anftr«tea vod Vlon^Dtioer Tucbea unter d«n Sorten, die im
Kloreos Einfulir^oll luhion , i«t natüilicb im bficbsten Oiad« BufDUlig.
Ich h»b>a dalUr keioo aDdL-rcEihlAcung, al> da«» miui iintir ,PloreDtiner
TocheD solche veretAnd, dJo nach FJorcntincr ML-thodo gvwcbt wardcD.
dau CS uIbo dne Qoalit&ta-, nicht ein« Hvr)iuni1diiiif(utic i«t. Beicpiole
dafür finden sich im Mittelalter in Mmge (i. B. Psnni Perpignani, Baie
di Irlnndia).
'l Ein srobf-*, niindexwertiKe« Tuch.
M Wom identiftcb mit dem deut*chen Uerwer, ebeofallii einer bilU-
fCeren SoTte, die ihren Namen von der Berberci tragen wll (vgl. darüber
jaut Schulte: Mittelalterlicher ITandel zwiachen WcaldealfldiUnd und
Italien I S. 703). Gnni sicher scheint mir dic»o Ableitung nicfab; t» irtro
immerbin mflglich. auch an die nordfrnnsARische Tjiindachuft Bsrrj odar
an die Stadt Berrf in Schottland zu denken.
Nr. m.
Florentiner Firniea mit FiüalfMi In aiiderou SUdten.
(Ar«h. di FirODie. RHormaKioui CL VUI Nr. 35.)
1481—143«.
E« fa&iidtlt tidi DIU einu iiupoita dei traffici, di« MMmaiCB mit
dein Kwaiten Katiut«r von I4äl.'82 umgelegt vurde und eine StVOOnnBiiae
TOD 550] Goldfrulden ergab (vgl. darOber C&nntitrini, La teiemia e
ra.rtü di Stat« I S. 155—158). Id dem f?t«tierbuohe, du die« impoite
enthUlt, werdea uni niehl nur die ('irnien lelbst, Kondero aufib dJo
Namen der eifiielnra CjeMUUt«t«Uhabar, H>wi<> dorm Anteil an dar der
Firmn, uaferl(«t«i) titouemiiniD« wigoaebeD. Dieser Anl«il entapriolit dem
U«itmg denwbes sa d«TD Ka]))t&l dur Pinna. Ueber die Art d«r B«-
fUuening g«ben di« von Canofttrioi (a.a.O. S. I&7 f.) »Örtlich ab-
Mdraektvn U«iipial6, ror allem Jm der Finua Coiinio di Oioviumi do'
H«diä, Hgli e LJpoii gat» Au4l[uDft. — Im fol>c«nilen aiad nur die-
Ciig«i> FinncD rt«p. Teilhaber ua «olcben mitj^vtcilt, diu auch uumci^
ll( tüD yioreni Filialea hvmmvu. — ^Icbe, di« nur Asentcui k«iuc
trafßci, ia anderen SUdU^i tiaben, enchcinea nicht in der Liit«.
Firmb
Teilhaber
Sleiievquttte
d«r
einulaeoi
Tuilbalci
Ort
der Firmn
ES
h
Andrea di Lottu-
riD|{ho Julia
St Ufa
Andr. di Lotteringhu
ddla Slufa
Riocardo di Jacopo
Riceardi
1311. 611.8 d.
6A. I3i.4d.
Fiaa
soa.
AotooM» dl Miohete
da Habatta
Ant. di Micbel« da
Babatta
Benuurdo di Dome-
uco Cambi
Riniori di Rinaldo
da Ricaaoli
54 a. 10 1.
20fl.l0t.
Brilgga
goa.
Bartolomvo di Bar-
lolomc« de' Me-
äi«i
Bali, di Djirtgli>iDeo
dv' Mcdici
M.ich«li: di Nofii Pa-
reati
10 fl.
20 B.
Barcvlona
aofl.
Darea, Sia>U»i an
i int Florroliser Widirh
allRgtacliliihie.
32
^^^^^^^^^^^^^^^^To^^^^^^^^^^^^^^H
^^^^^^^H
Teilbalter
Steucrquutc
der
einxelnen
Teilhaber
Ort
derFürms
'1
^^^H B*nAid« di CgDis
Bern, di Uga«cione
Floren«
6S(I.
^^^H öooe Lippi
Lippi
Bernurdo di Ni«colo
d' Antonio Pofibk-
nelli
Gior. di Pioro Scala
8511.
20 fl.
loa.
und Pisa
^^^^V Oosiino di GioTuwi
CaBimo di Gior. <t«'
Florenz
12011.
^^^^^
Medici
GioTunni il' Amerika
Benci
Giov. di Bald. Tnglii*
runii
78fl. 15a.
2Sfl. 58.
ISA.
^^^^^^H
Cotimo di Gior. de*
Bragge
160 fl.
M«d)ci
78fl. 17i.
und
Giovanni d' Anicrtgo
London
Benci
2«! 6«.
^^^^^^^^^^^^H
^^^^^^^^^^H
Simone d' Antonio
Neri
sn. Us.4d.
Giorgio de'Pilli
Mfl. 51. 8d.
Agnolo di Pnpi
22«. I7a
^^^H DieaillM
Coninio di Oiov. de'
AvigDOn
IflOfl.
Medici
96 fl.
nnd
Franc" di Tomniiuo
Q«nf
SajHetti
ist.
Giornonl A' Aroerigo
Benei
32 fl.
OioT. di Piero Zfttn-
pini
8fl.
Verano Pcniiii
8fl.
^^^V^ ') AuBwrdeni üt Coiimo de' Medici bftciligi;
^^^^^^^_ I. An der Firma Pierfi'aiiceBco de' Medici e comp.
^^^^^^^H SbeufT CoriiDOs .... 65fl. 18«.
^^^^^^^B i. An det I^mn Gioninni di Cdaiino iW Medici
^^^^^^^1 ia Floreni, tnffico *li lao», mit ät«ui!rmin)in« . 50 II.
^^^^^^H Steuer Counio« .... I8 fl- IS «.
^^^^^^H 3. Ao der Finna Fiero di Cotiimo da' Medici in
^^^^^^^B Florenx, trafüco dl lana. mit Steuertumtne . . 50 H.
^^^^^^1 äteuei Cojimoi .... 28 9. 15 «.
^^^^^^H 4. An der Finna ü^liiio Mart«lli (liebe ant«n] in
^^^^^^H Steuer Cosimot .... 30 0.
^^^^^^^1 S. An der Firma Pi«ro di Cosiimo de' ll«dici. trkf-
^^^^^^1 Stnivr Coiioioi .... -JS fl. 10 1.
^^^^^^^^^H fimi in fluni "1" >!<■' Kfmfor C^nätnn
R 428
fl.
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^H 1^ VVntai «SV 44f
^^f^ — 49» — ^^^^^H
1
Firnis
Teilhaber
Steuerquot«
der
einzelnen
Teilhaber
Ort
der Firm B.
11
VI
Kiaaldo B a r o d-
UiuäUo BaroDCoeti
Domonico di Neri
85(1.
Brüffge
40 B.
cegli
und
Baitoliai
Ififl.
London
Pilippä ä.i Luctt di
Filippo di Lncn di
Rinicri
Florens
80 a.
Binicri
68 fl.
und Piia
Piero di Jncopo Ke-
retti
12 fl.
Tatumoo e CatIo
Franceaco c Carlo di
Flurens
45 fl.
dl Mccolo Cftu-
Nico. Cambicci
88 fl. 15 8.
nnd Rom
bioci
Miebele di Niceolo
da habalta
Hfl. 5«.
FrRjic«tco di Jacopo
Fraoceaco di Jacopo
Rom
45 tt.
Baroncegli
Baroncegli
Ungliolmo di Cardi-
nal» Ruccellai
SOfl.
15 Ö.
I^rMto di Agostino
I.orOnKO di Agostino
Floroni!
60 R.
Cftpponi
Cuppoiti
Lionardo di Niceolo
Uannegli
Piero di Oiov. Bioi
Xonobi Biliotti
28fl. 4r.
ISfl. 3s.
10 fl.
2 fl. 14 1.
und Pien
)mo1'« di Giötaani
VilUni
Jac. di Giov, ViUani
e7fl.
riot«Di
160 a
Niceolo d»' Or«ci
2Cfl.
usd FiM
Piero di Ftli[>po Fei
67 fl.
Paolo di Piero di
Paolo di Pi«ro dcgli
Rom
isa.
Luca dcgli Al-
Albüu
1211.
biasi
UgoHno HurteKti
ögolino Mttri«Kli
läfl. $8. 6d.
Pisa
800.
Coaimo de' Medid
SOfl.
C»tIo Maniuppiiii
20 ft.
Matt«o dt Criatofano
Nad
18fl.6a.gd.')
Santi Ambtnogi
Sanli Ambruo^
I'iero di Simonv
d'Amlrrogio
Antonio di Simone
d' Ambragio
l'ifl.
8tl. S».6d.
»fl.l«t.')
Floreni
und Pia»
8«fl.
') Es felilen d
Q PoBt«D TCEi). Namen ciniffcr Guei
sh&ftiU-illiab», #0
dass dl« GflBamUtuuiQD durch Addicning der L-iii2ela«D
foitcn nidit gaüü
heraaikORiiDt
— 500 —
Pirma
Teilhaber
Steuerquote
der
eiiuelneD
Teilhaber
Ort
der Firma
s 1
CO
Kero di M. Andrea
Piero di M. Andrea
Rom
50 fl.
de' Pazzi
de' Pazzi
Papi di Rid. di Ri-
nieri
Rede>) d'Änt. di M.
Andrea de' Pazisi
Jacopo di HS. Andrea
de Pazzi
12 fl. 10 B.
12 fl. 10 P.
12 fl. 10 e.
12 fl. 10 B.
Rinaldo di Jacopo
Rinaldo dt Jac. Ba-
Brögge
40 a.
Baroncegli
roncegli
25 fl.
und
?«)
15 fl.
London
Baldasaare di Ber-
Baldaas. di Bemardo
Viterbo
8fl.
nardo Brunetti
Branetti
2fl. 13'b. 4d.
5fl. 6e. 8d.
')
■) = Eredi, Erben.
*) Vgl. 8. 499 Anm. 1.
*) Ob die Liste vollatändig ist, können wir nicht mit Sicherheit
sagen. — Tachfabrikanten befinden sich unter diesen Firnen, die Filialen
in anderen Städten haben, nicht; m sind reine Handels- und Bank-
seachUte. Im übrigen aber geht die Stellung der Tuohindustrie im
Oewerbeleben der Stadt klar aua den Daten hervor, die uns die gesamte
Stenerliste an die Hand gibt, unter 436 besteuerten Personen, Inhabern
von trafSd, befinden sieb 109 Lanaioli (also genau 25 "/■>)• neben 17 Ban-
chieri, 61 Setaioli etc. — N&heres darüber an anderer Stelle.
Nr. IV.
\7m Eap. IV f l 8. IM ff.)
A.uti dem TrattaU» d«i Baratti.
(Ana d«m Codex BiccardiaDni Nr. 2S80,
d. fa. dcnnelbeii Codex . dem der »I« Ni. 1 T'i>l>lizierl<! TnU-ato d«ir trt«
• dtlU liuoit eDtoommen iat; i^l. oben S. 464— 4ä3
(D)appoi') «hc coli Viuato di Dio Bbliamo Gnitc il meaticro dvU'
Mrto (iellik sets CCD sücuna ccma BOpvnt b, p»nai, oni per itvere intimiment«
ogni fisetcitio di quelle vurreino a falti de! tuattare e ia ciö ci dwUn-
(loraaio coo niolta lurglivzs» e Uipertnm eilte dtreno cohi.
K HOHO 2 uieicataati che vogUon buatUre insieuie, l'uno a pansi
e l'itltro II luniL, « tjuollo che a panno ilmu cliolla cusniL dcl tmo
puino vbIc r doiiui oontuiti soldi 30, ina iu boratto glielo mette
ioldi 3A e ancom vuole U ■& ia denari contonti c */» in lasa, e ({uello
che H Inru dido cli'cl cent)na.io deUa Iild& viUc » dcnari wutaati
lira Ae : adimando qnell« obe gli d»' metUre in b&ratt« detl« liua
Hcdo ciie ipiiunu noii »ia injthannato e che el banttto «iu iijfuale. Fa
i^oci; luallo cht^ n il piuioo m«l« il *,i in denari conUsti e per& pigUa
il *> di aoMi S5. che ^ »oldi 7, di SO che *«)a ta caiiua in deoari con-
ituiti, rimaii 2S. Abtiiom» che Uu caniuk rimoa per eoldi 23 h dcmul cos'
tanti, « «pnaao tni di »oldi 3& Midi 7 nmaa wldi 28. o raro piglia gli
*^ di loldi S5 cb« £ loldi 28 « vednu, cbv dappoi che colui ch'a c paoni
»gli II avutu il '/« in denuri contanti, ch'c^li riunrr^ Avere per ugni
caiuia di paooo aoldi 28 contanti ovoro xildi 2S in Ituia cd egli aUo-
manda Holdi 2ä in laua, adnni^ne o^ni «oldi 23 euDUnli gli i^onta 'iÜ in
iMtratto, die gli oont^rr^ colui ch'a lau* a lire 4iJ a quella modeuma
ragion«: devi multiplicar« 28 Ga 46 che ffit 1288 a partire in 23 ne viene
&6i e con uuto oonviene coloi oli'a la lana gW oooti in Irtuwlto il cen*
tinato n non ewor« inKhannuto, o rMrä detto baratto ngaale etc.
') El i*t im folgenden nicht d«r gftnse Abacbaitt Ober di« Barolti,
der fwt alle inJi^licb«n FUl« Ubutdelt, ntitgeteilt, Mudeni nsr eiiatg«
B«i>piele dataui.
— 502 —
E » iBOitrar« obe gniuno di loro non o' i iagtumato pogniamo cbe '
colui che n fwnno «vene löO iti iihuho a bariittw«.
ConU la canna «oldi S6 che lle IOC catine vurranno Ure 175. delle
quiUi ogU uni il 'i't ia <)viiari contuati o 11' uvaiiz« in lanu cio^ Uro 3ä
in oont&nti e Ura 140 rimairä avere in lana delle quati 140 arft 2'/* »*' di
lanii «oataiulo ol c° Ure &ff. Aduaqu« avrü I' uoo (I) meratunte 100
CBBne di panoD e l'altro arii lire S5 in cantanti e anche c" 2',) di liuia.
Or veggiamu nc. 'I Uaralto fi i^iuji; colui oliu atit auto 100 caane di
panno si polra avurv dolia cunnu di panno soldi 30 a cODtimU!,
che delle 100 caane anechersbbe ISO Ihe e a(ir««iO colui che a aato
S'/i rfi di lana poträ ar^vd Ure 46 del co u cont» «h« II« ragliono
Ure 1 15 a contanti. Agiugnifi iirc &b ch' O^li elibe prima cODtantc anV
Ure 150, e cm\ vedi ob'el tuo baratto ■' i(;aali, hob dimeno pAM ch«
oolui ch'a cWari contanti abbiu vanbicgio, porh^ paö in reatir« detti
dcittari ian' altra uercataaUa otc
R anche f' da iiapcre dm qatiBdo Tun di loro arfi in dtnari oon-
tanti fauto o pure che Ua buk mercatBntia vaslia a coutanU, dieiraltro
non gli po(r>^ Unto nopra mattere le sii« <»Me cbe ■i^^niprA non nia ri-
mnio inijunDuto; la quulcusa tnoitra coai: c vogUo porra in questo. mede*
•iina ro^Qne, cbe coloi cbe a pauni voleiae gli *,>V in contanti e valeote
la canaa soldi 25 et ehr sempre uirit ingMnnato, la cagion« si v qa«ata:
abbia colui de panni 3000 canot:, ]e quali oonterä in baratto a »»Idi SJi e
vedi 35 lir« 8500 dcll» quaü ar'i in bawtto glä •* elie 6 Ure 2800 c in
laoa rimarrü avcrc lice700 lIkII«: qiiali Ure TOOavrü 'ii> di c" (?) lana |>er
Ure 1000 il co dc.lla Iiuia; «ccbo che 11' iino ftvnL 2000 canne e l'altro lir«
2800 e aachc 'm di c^, e eolui delle 2000 caune ti ar& della canna aoldi
2S a contanti che n' uh Mit 2500, e colnl dcll« 2000 ciinnß di lana a'
ar^ A contante Ure 32 loldi 4 a ragiooe de Ute 46 il c« e Ure 2800
ebbe in peraona in contante; eccho Hre 293!j loldi 4 aiocli« oolui ob« a
avuto parte a vantagfiio in qui?lle 2800 canne Ure 33 wldi 4 per la
quäl coaa 1' altrü aompre e inMbannsto,
R* nono 2 ninrcutanti cho vugtioBO barattai« intioma, I' ano a panni c
r nitro a lana; c ^uoIIq dclla laon die« cb'ol c'' deltalona ralc aoontAntilire
25 tna ia baratto ffliele ruole contare Uro 80, e quelU ch'a ponno gU
conta la ainna ilcl panno in baratto soUi 40 OTendo '<t in dcnari con-
tanti e non fu ingaaaato. Adomando qnant« valae la öutna a d«oari
oontanli. Dei coii fare. Colui ch'a panni vuole ','t in deiiari contanti
oio^ aoldi 8 d'ogni caana e soldi 32, « soldi 32 (»ic!); rimane ad ftver* li
quaU Midi 82 Gl contrien« anpere (juanto Lomano contanti dappoiche o^i
25 robc contanti sono in baratto im. Hultiplica 2& via 92 e pavti in SO
vienne 23 loldi 8 denari e ootanti rimaae ad avere in contanti d'ogiü
oannn di panno da poi cb'cgU ü nv auto soldi 8, e p«rt^ afringni «oldi S
con floldi 2S dennri 8 fa 84 aoldi 8 denari e cotanti mir In canna a
contantj. . . .
— 503 —
"E BODO diM merekUnti ch« vogliono banltwft insi^nie T ubo a
[>UDno e l'Hltro » ItkBfL, e <lti«8li ch'^ panno dielB che IIa csnna mle u
deiiari conttuiti eoldt SO, mit. ia \iftr«tto gli«lo niiM 40; « quogli cli'a
lona ctice diu '1 co delU lana vale a danari lire 40 e in baratto gliele
tousc 45 e gniuao di loro fu iugaanato. Aditmuido «fai ebbu parte in
danari eccbe parte e n'ebbe. Fa'oosl: tu dabbi aap9iv in prima olie
qnclli cb' a parte tn densri t diiae coloi cbe a panno kH oontn
ogni 30 40 cio6 ogai 3 gli caata 4 ebo ff li coalcrA coloi dellu lana Itre 40.
Moltijilica 4 via 40 e parti in 3 die ne viene 53','t, sicchft conrerrebbe oba
<}iielli cb'a panno conluMi in darntto il c" od ogli ol cnnta 4^. Adunqua
Tedi cbe colui cli'a lajia o alcbuna parte ia denari, c per sapent cbe
j>artfl «bbe nsa iiae^ta regola, aioootne vedi qui aprciaa, frpoi oomincta
a moltiplichare per omtone li nnmeri icritti cio^ 40 Tiu 40 ^ ICOO eppoi
SD via 46 ia. 1350. Trai 1' udv d«U' JdUo rinan SSO, e questo «i Tuole
partirt- nella dilt'»renu, chv 6 da quollo ch« vale U com di colai cbe dda
Ia parte in deoari c quello cbe kU^I mioto in baiutto, dc^ per Ia
diffCTenui che ^ da 30 a 40 cbe v'v 10 che ne verriß 25. Abianio ehe
coloi ch' cbbo purtc in dcnnri do^ d' ogai c" di luna liro ib, vd cgli gli
watb il 0« in baralto lire 15. Or lappi che parte ^25 di 4£ cb'^ *,*■
Abbiftnio che colui ch'ebbe Ia tonn ebbe in contaaU li *<1i e ia poimo
ebbe gli f».
K sono du« meruatanti che voglion« baralinre innemu, Tudo a
panno e l'altro a laua. t quegli cli'n panno die« diu IIa cann» a
danari tbIc sotdi SC , ina in barattc glicl« miwe 30 o ancora dice che
vuolc il S in denari e *'( in lana. F <iuelli cfa'a lana dice die 'I cf> vate
B denari lire 40 e tu^Iv Vi« in denari. Adomando quell« che glii;ra(?)
canterä in baratlo, di (?) ocd: colni cb'apaono gli mine Ia canna in ba-
ratio aoldi SO e vuole il ',4 in draari. PigUa il ','4 di 30 cb'ä T'/i. Inlo
di quello die va!« Ia cunna u denari dov di 25. riraiui 17','i «ppoi piglia
gli */* di 80 ch'6 22Vi aicch^ aaä cbe ogni 17'/i in denari gU conta
22*/* ta baratto. Ora queiibi ngione i recbnta a Kmilitudini! d'una
dinand u qucsta. E dirai o sono 2 oiercatanti che voglion barattare e
quel cb'a lana dice che 'I c« rale a denari Hre 40 e in baratto gUal«
»opn.iniM« cd ebbe in dcnofi il \\v e gU '/lo in panno, e quegU cb'«
psaac die« cbe IIa «anoa s denari vmle Midi ITfi, ma in b*ratt«
gliele meaae S2';'t. Vo' «aprro e cbo gli mirae in baratto il c«. Dirai
colui eb'n lana ricevcrä una cAnna per >oldi 22'.'. della ^laale il 'ji« <sVi
aoldi 2*/« «r^ in denari e llo rimanente do^ 'i'm dicendo &vrk ioldil5*/4
ci^^ ^11 *i'i<i di 17*,-). Danquc ogni omna cb' cgli Ga conta in baratto
•oldi 22'/*. in drniari ne rior^ egli wldi 19 cioö 1£V4 (» 12*>?). Ad-
un<iue ogni 18 in contante aoao 22','i in bantt« ob« «aranao lin 40
di contajiti in bar«Lto. Mnltiplioi 22'/* via 40 & MO e parti in lg ne
Tinte 'rO. cd c fatto.
Duo Wuttono, l'uno a paano i'altni a lana, e quel del panoo dloe
che IIa oanna dnl mio panno vala a termine di 9 meti Midi 40. uia in
— 5Ü4 —
bamHo gliele miwe 50. Eqnegl! ch'ii ]»d« die« cb* '1 c« nie % t«nDÜie
ili 7 mtm lir« 80. Adotnutdo ch' eßli «1 m«H«nk io bkratta ftcei6 «lie
niuno Don lii. iafcannato. ontenando l'utan» dt mcritare i d«naro »
mgiooo di 2 denBri la lira il raoee. Di eoü; efaolai ch* a paniü o^ai
•oldi 40 conU in baratto SO cio^ ngai 4 conta 5 che conteHt oolai eb'a
Im» lirc 30. MultipLioa 5 vin SO fa ISO. K parti in 4 do ricn« 37 lire '/>.
abbiaino che' I c^^ vaJse a qnel medeaimo termine che '1 panno cioä
dt 4 men vtie in liaratto kIJ^« conberebbe Lire ä7','s. Ur il c« a ter-
miaa di 7 miwti liro 30. Donque si vnol« schontaro qoatt« lir« 37*/i in
3 meai ebe in S meai v&le la lira denari 0, che o^i »oldl 20 ml ra^UODO
»oldi 20'/) ticit tgai 40 ni vagliano 41. Ma seontare ogni 41 val 40
e perö mnltiplica 40 tib 37 lire ',<> fa lire ISOO. Parti per 41 vienne
86 lire U soldi S dennri *%■ e ootanto fiii conviene iii«ttftre in bantto
il co ebe «agiia & Mrmine di 7 meä lire 30. ...
Dun bacsllttno tnaieme, l'uno a paono eraltm a laaa. ef^seleb'n
lana dice. ch 'l c<^ valc n tonDtae di 7 meai Uro 80, ma in baratto glicle
mimn lire 40 e anch« dice che vuole il ''t in denaro e gli *i in pMnw.
e quegli ch' a punno die«.-, cht! lU cunna Tiilt; a tcrniint; di 4 mwi soldi 50.
Adomando che gliole metteni in biiratlo int-rgtando 2 deniu-i la lira il
mcae a ffnr capo d'anno <li qu«l nh'a Una e vuole il *> in denari; il '>
di lir« 40 M ^ lir« 10 contanli, inn in pHiiin ei volo rvehkro ogni cofi*
a oonUnti. S perA dei HchontHn; lire SO. in 7 raeai a Aar capa d'anno.
die n rnolo mdritoro Uro 80 in 5 meoi, cli« vagliono in hitto Ur« Sl'/t
le quali u vogliono idiontare per I" ünno. MultipUca 10 via $!'/• «
paiü in 11 TicDiitt 2&*'>i. G icbontato valv il c* a coatoati, c que dioe
che ruole lire 10 in contanti, tmi lire 10 di 28Vm rimane lire 18*,*ii.
Äbbiam» che riman« ü C della lanu lire l$*'n. E))pci v-uol« li '.'« in
paano ci«^ gli */< di lire 40 ch« souo 30 liri>. Abbianto che ogni 18*;'>i
contanti lono 30 in baraUo. Or sappi quanto viene la canna in
contanti, che n termino di 4 mtwi vnln ticldi 50: dci nchontar« aoldi ,'»0 in
4 nieiii a far cupo d'anno in qocsto modo, che mcritorni aoldi iüO in 8
tnod che ra^lian midi 8 dennri i. Kccho Midi 53 denari 4 U quält d«
tcb(Hi1ar« per 1' anno. MulUplica [0 via 53 loldi 4 denari « parti in
11 vieano 46 aoldi 5 denari */ii e colaato var«bbe la canna a denari.
E ooi TOgliamo Mapere quanto egli ffliel de'conUr« in bnniUo. Molti-
plicN 30 via 48 soldi S denari *',i, parti in 18'.'» vienne 79 «oldi 0 de-
nari *,'■(', e cotanto gli ooDTiene contare la cantia in barallo lo quäl vo»
lara aoldi SO a ttenoia« di 4 meti. . . .
8e ti ftmß data alchuna rngione di bavatto o eapramettere l'nnA
l'altro e og:niun» domandaH« denari, dobbiaino vedere dii voole niaggior
part« in denari. R qnella qnantitA eh* vuol piii chavar« di qnello che
nne tdoIc in bsraUo. E qnella inedesima quanliU canre di quellodie
— 505 —
vale a desari. E diie le cotanto a denari mi mette cotanto in baratto
cbe metterö io a Uni le cotante a denari. Poogoti ezemplo e dico. £
BODO 2 che voglion baxattare a lana e panno. E IIa canna vale denari
7 lire e in baratto ne vale 9 Ure. E dicie che vuole '/* ^ denari e l'altro
mezzo in lana. E qnel della lana vede chel c° della lana vale & denari
16 lire e vnole il V* üi denari che gliele metterö io in baiatto, acciö ch'
el baratto da ugoale. Fa come detto t' o diaopra. Tu vedi che quel che
vnole ingaonare vuol */i in denari e qnel che non vole ingannare vole
il V* i° denaro. E perö redi cbe da '/■ a *^ a il */•• ^ P^r^ trai il
*/■ di 9 cb'6 Vjt, cavalo di 9 resta 7'/«. ancoia trai IV* di 7 lire resta
5 lire 10 soldi che vale a denari. Or di ogni 5 lire e 10 eoldi mi mett«
7 lire 10 aoldi, che metterö io a llai el c» della lana, che vale a denari
16 lire, ae Tuoi fare qaeata lugione piglia qneato meizo. Multiplica 7V>
via 16 che ffa 120 e parti per 5 lire 10 soldi cbe n&e rie&e 21 lire
16 Boldi 4 denari */i> ^ taato gli metteri in baratto il c« della lana e
non aarä inganuato, ed e fatta').
') Die AbBchrif t dieiea Traktats verdanke ich Herrn M a r z iin Florenz.
Nr. Va.
(Zn Kap. T 1 1 B. in I,)
Tarife für die Fftrber iinil verwandt* Berufe').
(Arohifio di Firenie: Arte dBÜ« Laus.)
1. Tarif gfllUg vom 1. VovMubftr 1393 bU 1. Juli rMp.
1. November 1384.
(Delibenuiooi 40 fol. 16 ff.).
w) J«der Waidf&rbur, welcbvr ,» paato vagdli äi lamioli* hit su
fordern:
Tom I. Navember U> sum l. M3.rs 3 tl. pro pooltum (U rogeUot
vom 1. Hbn bis lam I. November 2 fl. pro ponitura di vagello.
b) Tarif fflr die Waidf&rber vom 1. November 1388
biH 1. .luli 1894.
aa) T u c li a o r
: e n:
Staiiieltl ilIIa
fruucescii
HlAmetti
ii»UuU da äS a.
11. fl lacanua
iii KU
StameltidaSSa.
inräio a 85 a.
B. &. la Cttnna
5 Ibr. 10 §.
4 Ibr. 5 t.
3 Ibi. 10 E.
3 Ibr.
4 Ibr. 15 •.
SIbr. ISfc
5 Ibr. 5 a.
2 Ibr. 14 1.
4 Ibr, 10 1.
AsurrtBO e obupo . . ,
Sbiaäato, tnrcbino, tiiti-
cbino, tegolino . , .
8 Ibr. 10 a,
8 Ibr.
2 Ibr. 10 1.
'1 Im felKcnd» aoltcn nicht alle uns crliaUcnen nrbertarife Ab-
K^druckt, aDaacm ca aoll our in ettiEelnen Deiapiclcti di« allndbliobe
Entwickol ung der FonD«;ii dieacr Tnrife «iatnert«. der Ijühne andenr
aelta dargelegt -«rerden.
— 507 -
Stnmetii e
ogni laia di
liao in 18 >.
a A. in su
Stemetti 0
iftie di Uno
üii 18 s. a ä.
in gid
Saie di 1in>
^e') da 35 8,
in suso
Saic di lingic
d«35i
in giii
PatBO ....
41b):. &>.
«
aibr.
4 Ibr. 10 e.
Azurrinoccbiipo
31br. As.
—
4 Ihr.
8 Ibr. 10 8.
Cilntrioo . .
2 Ibr. 15 a.
—
2 Ibr. 15 1.
2 Ibr. 10 1.
Sbiadato , tor-
cfaioo, fisi-
cfaiRO,t«^Uno
3lbr. S*.
Slbr.
2 Ibr. 10 ».
2 Ibr. 5«.
Ijbl WulUorlen
-
Laus TeivheffB
gMltÜi ll' iDgÜl
iate
terra
Lane tode g^ntili
d' Inghiltenm
Lud« di garbo e
metsono frutcodie
■odfl ovora lilate
Aiurrioe U doUi-
Aiurrine ]a doili-
Ajiirrine la dodi-
cma. . . .
40 1.
dna .... SO R.
Gtna .... 24 a.
CelestiDe . . .
21 1. Verdebmno . . 16 >.
Colcstri , verdo-
Sbüdate . . .
15 ■■ Sbiadate e «nie-
brunc, guo-
Tordiiae . . ■
13 , { raldine . . . 12 b.
rantitti . . . 16 B.
Al&zuate . . .
10 , ' Celevlri e garo-
'i fanate . . . 16 ■.
Celestrine, eam-
bnoLt« ... 15 a.
Turdiin«, fisi-
1 Sbiadabe, i»nerol-
ohine, togoline 10 fl.l <•'"« - ■ - • 9 ■■
1 Turchino , fiti-
cbinC
. . . 8».
Der Waid loll mit 5 Ibr. di piocioli pro 100 Pfd., di« PottMcb« mit
3 Ibr. 6 1. aiie«TectiDeb ner<leii. Vom Juli bia November «iod die Preit«
für Wolle, Waid und Pottucbe um ca- tO — SC^'v niedriiirer.
c) Tarif für die Tintori Ji arte Maggiore. November 13S3
biR Juli 18S4.
Tiotillaai verdi ....«.,, 5 Ibr.
SUmetti a]]a franeeub« v«rdi 8 Ibr.
SUmetti aJla fninouclui dft t5 t. is au 2 Ibr. 14 •.
Stameiti »IIa frtta'XKliu da 2$— 85 a. 2 Ibc. 8 •.
StamMti alla fraaeeaaba da l$— 35». e oicai *aie dilinoda
18 •. in au 2 Ibr. 2 •.
SUmetti e wio di lino da 18a. in gut verdi 1 Ibr, IG*.
Tintilliuü paonassi di robbia t! Ibr. 10 Si
Tintillani (ardiuuletcbi 5 Ibr. 15 a.
Tintillani Mog^igni 4 Ibr.
TiatiUani (»ccmo di fagiuno 5 Ibr. 15 s.
'i'iotillaai gurofanati, ßauidti gi^ntili di lana langhu d'ingbU'
terra da S Ibr. in *ii, mnci, gniuwici, loraicn e cotoicnini 7 Ibr.
V Wolil hnlbwotlono Zeug«, aut Wollen- und Lemtsfftdni ^webt;
ahsticb die uiie di lino.
— 508 —
— 509 —
Laue gentili d'Ingbilterra di robbia, d' erba,
di schotftno.
Robbioline, accolle, bifiia, violata, sangnigna, zaflore, cbapa la dozs. 22 a.
Paonazze, rancie , 32 b.
SobarlattJa«, garofanate, censamate , 39 s.
Gialle , 18 8.
Laue di garbo e Meizane francescbe sode e altre
laoe grosae.
15—257» niedriger.
Laue e stami filati.
Robbiolane, zaflori la dozz. IS s.
Oialte D verdi , 12 a. 6 d.
Veimiglie e BcharlattiDe , 25 b.
S. Tarif gOltig Tom 1. Norember 1844 bis 1. November 1346.
(ibid. Delib. 41 fol. 173.)
Eine Zvfilfmbmer- Kommiseion erläsat ffir die tintori d'arte
maggiore folgenden Tarif.
Wolle.
1. Lana d'Iaghilterra, da Vut, d'altro paese gentile
traota come qnelle d'Ingbilterra:
Colon cbiari e pel di lione, e verde novello di ristoro,
la dozzina 2 e.
Colon gharofanati, cennamati e ranci Sa.
Colori Paonazzi 5e.
Colori Scarlatiini 8 b.
2. Lane grosBedaVui od'altro paeae tracte comeqnelle
da Vai:
Ogni colore di robbia aalvo che paonazza e acarlattina
di riatoro 2 b.
Laue paonazte 4 1.
Laoe acatlattine Sa.
Taobaorteit.
1. Tiutillani:
Saagoigni, cupi e di scotano e verdi novelll e car-
dinaleichi e occbio di fagiano I'uno 7 a.
ScarlaUini di riatoro , 15 s.
Paonazzi , 20 a.
— 510 —
2. Andere Tuchsovten:
Tstametti
grandi da
34 a. in buso
e a la Fran-
cescha
Istametti
me^zani da
23 8. — 34 i.
la canna
iBtametti
bassida23s.
in BiiBO
Sangoigni, cnpi, cardinaleschi,
DDchio di fagiano, gharo-
fanati, cennamatl, BOrderi
0 rand di riatoro
Paonazzi, Scariattini, Vermigli
7 s.
16 8.
13 8.
5 s.
12 b.
Le Baie Ungie delta robbia vadano di ristoro con panni messani.
II fiorino d'oro si debba contare nel lavorio tutto nel decto tempo
31. e 6 8. e 6d. d'ogni lavorio dell'arte maggiore facto nel detto
tempo.
E se alchnno lanaiolo avesse facto päcti con alcnno üntore delle
flopradette cose nel detto tempo, chella debbaso OBservare l'aiio
al altro.
8. Tarif fKr die Ton der Zonft ereffnete Färbereiwerlutatt,
gfiltig vom 28. Juli 1376 ab.
(Ibid. Delib. 57 fol. 40.)
Panni tintillani:
Yioletti, Bangnigoi, anstechi (?) cum 5 Ibr,
de nochia (ciochia?) 5 Ibr. 10 a. fl. par^-,
Yiridi cum 100 Ibr. erbe, de quibua dne
partes eant tilbr. 5 a. fl. porv.
Cupi com 20 Ibr. , fagiani e cardinaleschi
cum 8 Ibr 6 Ibr.
Felo di leone, verde novello, dore, cotog-
nino cum 40 Ibr 7 Ibr.
Gbarofanato, cennamato, taue, soraiere, ran-
cio, bighino cum 80 Ibr 8 Ibr. 15 b.
Paonaszo cum 22 Ibr. i . , „,,
n , ... „„ t "1 bagno nuovo . 9 Ibr.
Scarlattmo , 28 „ *> ^
^ — 511 — ^^^^^^^^^^1
^^^^B^^^^^^^' Wolleart eil. ^^^^|
^
Laae fini
Lane groate ^^
Giftlle In doix.
ISs, fl.parv.
12 a fl. porv.
2Si. .
24.. .
PäonaiK« di »cvtanOi mcnAohinj,
45n.
86«. ,
^carliittini cum ö Ibr. <li ciocchi ,
50r. .
40a.
AfHamati ciua 6 Ibr. dt doccbi ia
bagno ouDTO , . , . \ . , ,
40 e. .
82 t. ,
UBignuoln cniii 6 Ibr. di doochi .
Ws.
—
Stitnielti. 1
«lUltlßtti
itaiiiotti
■tara<^Ui
liiuai
uteunni
grandi
Verdi
2 Ibr. 10«.
2 Ibr. 1.5».
SIbr. 15 B.
SaDguignt, violetti, bami . .
8 Ibr. 10».
3 Ibr. 15«.
4 Ibr. 5».
CnrdinalcHClii, fagitmi . . .
5 Ibr.
£1br. 19 s.
6 Ibr.
&Ibr. 10 b.
<ll>r. 10 a.
7 Ibr.
Soharlattiai dl toolauu . . .
6 Ibr. 5 a.
«Ibr. 15 ■.
7 Ibr. 5 a.
1 1 1
Termitio 8 lueai, raKuaKUato >l luron? ad libnu, »on nd floronos.
KrhUJl dvr Färber diu rlrbemittt;! voa den ein^Int-a Tnchcrn, nicht
voii der Zunft, bo erliSbiiri hiuIi dir Preiai: um «in ^ringes.
4. Turif tii die r&rfaer vom 5. Noreniber 1S87.
Ibr.
B.
Paoni verdi . . .
1
6
5
Perdi certi per Viaegia ei dta
Paniii •carlulini . .
10
2
qtiello meno clie riene secondo
ch« acn>o meno di puMinl 0.
Copertoi li da U libbra. 4i. 6d.
Pi&ni iMonazsi . .
8
U
Paoni taa&, gb*ro-
De Ia laiia li deu alavenante che
boati, K>Tnere (di
dc'itanni che viene a tbatterc
■chotimo 9 robbiaj
8
.1
di qn«)!» che anso al prcscnte
Paniii chanlinale*-
n prpjn Tccrhi danari 22 pMr lim.
ohi, faggiani, Mn-
V.ahlu Uniterm ia 10 Monat«: d«r
gnigoi ....
7
U
OnlileD-Slbc. 15«. 6d. Welcher
Panni diapi , vio-
letti, bighini, ana-
»toccbi , Felo di
Tudier d«m Kärber Waren «a
Bcontare* rlbt, noU diecü noch
nach den a tun Preücn in Rech-
U»ne, lerdi bO-
nnng (etxen.
velli, cbotogoini .
S
10
Wer »toldo* hat .«tia fcnaa oon
Diano saldo*.
^^^^^^^^^^^^^^K Twnfe aas dem 8U.tat roa
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^ Till 1 l?l
1
■
^^^^^^^^^^^ a) Tintura Hrtis msiorit:
1
Ibc.
a.
d.
^^^^H^ E'uuia ScurlaUiao, con Veriino, «m 22 Ibr. 'di
9
S)
n
ij
7
8
6
7
6
4
Ij
4
2
1
3
lÄ
13
3
15
1»
10
15
7
lö
—
^^^^^^ con 2& Ibr. di Ciocchi fini
^^^^B Panno Pavonnx« di Robbik oon 18 Ibr. di Cifc«1ii
^^^H Pnsdo Siuiguifnio, Cn-Ttlinslmebo, occhio di Fuffiann
^^^H con 6 Ibr. di Ciocchi ra«iuanf
^^^H i'tmno ObororRDiüo, di Tu^, di lUncio oou 10 Ibr.
^^^H di Ciocchi aoizuii c 60 Ibr. di Scotaa« .
^^^^H Fauna Roiato di Vertino, oon 10 Ihr. di Ciocchi fini
^^^H Panno Cnpo fine, oon 20 Ihr. di Rabbi» nere . .
^^^H PannoScarlattinopcrilanietlocon 12lt>r.<li Ciocdii
^^^^1 fini e 12 Hir. di Ciocclii mexTMni ....
^^^^H Panno StAmet.to Pnfi^oii&fo con IS Ibr. di Cioectu
^^^^H Panno ^laiuetto Cu|)0 con 15 Ibr. di Robbia nera
^^^H Pum» VceOc finc coa 80 Ibr. di Cerr«tU . . .
^^^H Putno Verde per Sumetto con 50 Ibr. di Ctirretta
^^^^H Ona dodicinu di Lbdh Monacbiaa cor 8 Ibr. di
^^^H Uaa dodidna di Iaoh arrobbiaU per Grigi e
^^^H Horaomi eon 6 Ibr. di Kabbia nern . .
^^^H Voa dodidoB di Luoa benetin« arrobbiuta, oon
^^^^H 12 Ibr. (li Robliia ncra e 10 Ibr. di Scotsno
^^^^^^^P b) Tiniara ^nadi:
^^^M
Ibr.
$^
d.
^^^^H Lana toTehiDa n) diritlo per ciueuna panno -
^^^^1 Laoa turcbina riforbila per cioacuao panno . .
^^^^H Lana tnrchinn a due volt« par c{a«cuDo panno .
^^^^H (jana tbiadata al diriUo per ciamiao panno . .
^^^^^^H Laan ibiadata di 5 *. pv Itbbrn
^^^^^^^ Lana aEarrioa al Mggio dell' Art« ....
5
7
9
12
U
28
59
20
17
S
7
6
8
9
1«
8
8
4
^^^^^^^^^P 513
1 6. Tarif fflr dia D«nen1«htflt« W&idfkrbsrel dar ZnaTt tob 1463.
(Il>id. Delih. SSfol. 1«0; 17. Xr. 1463).
Per ricordi degU Opani dellu coiuermiioae ouova delle ÜutefMto
dell' Art« mu^giore e de! glmtkdo wird Über die Krricbtuiifj je einer Tis-
iorift d'arte oag^ore and di guado berichtet, und für die leUlere fol-
gender Tarir gegeben.
Lire
(afl.)
s,
Panni lucliösioi c«n 2& Ilt. d' allooio pro puinö ymt al*
luTuintirc 0 foroilo d'oj^oi nitre coae d* allume
per riRchiarAri^, gromma, crDHcha, acquc fort« e
fuodio e fomito di tutto
Panni Pnghonazzi e losati di graDu oon 25 Ibr. d' al-
Paani Tcrdi, t<u>c, KiuHi. Aordilinv e tiordijpevcho o rand
COR ü ll>r. d allume pro punno e 80 tbr. d' erb»
7
5
7
9
11
8
10
8
0
4
2
S
5
2
SS
4
10
4
4
10
10
Panoi Pogliona^Ki dt voniao con 10 tbr. d' allum« pro
panao, lOlbr. dicioophi finJe groma, foraiti d'ogni
altre coiie exceptd il <r«rsino e\ quäle debba ameo-
Piinni capi t iirri di S. Mitrlina con IS Ibr. d*a)1un]« pro
panno, Sdlbr. di robbia. e2I>lbr. d'erba cem-ct«
Puuii capi di Uhart>« C9n 8 Ibr, d' allom« pro panuo,
IS Ibr. dl robbia e 20 Ibr. d' erba cerrocie . . .
Panni «carlatiai per Gni con 10 Ibr. d'allDine a 20 Ibr.
Paaai ««krluttiui per ^oaii abbianoadaiD airavenaote
duicli ecurluttiui per Soi in iuogbo di 2>> Ibr. di
«iocchi tini mno t«Duti ihm pro paimg 2A Ibr. di
Panni morelli di v«rzino ni preglo di pflf(onam di v«r-
sino ^ in luogho di ciocchi Hm übbiano a daro
Per 10 dodicine di lana azsorrB p«T moDacbina tteno
tenuli dar« .'lö Ihr. daltume. dob 5 Ibr. pro dodi-
cion: 0 10 Ibr. di robbia pro dodiciaa. e 10 Ibr.
d'vibu cvrci^cta pro dodidna, e 1 Ibr. di grana
Per la lana vi«lata *)«no t«nuti daro pro dodiciaa 3 Ibr,
Par la lana afBammata di Terzino lisno tenoLi d&re S Ibr.
d' allome pro dudicina, o !) Ibr. di cioccbi fini,
romito di tutlo etc. noepto D verziuo ....
Per la lana aJVainmiita jter bruacbino 4 Ibr. d' allame.
Por la lana per bi^ Bandruchi con 4 Ibr. i' allnitie.
D«!« n , atadi««! au« 4cr P1oT«nün«r WIRulaftageadittee. L
- 514 —
Fernere BoUrnmungfai :
1. E«ia nxbcr darf ullaminitn! piü di 2 ptumi dj graan per 4kl>
daia o 10 dadicine di lajta.
2. Alfton üt gerechnet »u 60 fl. i1 mifiliuio; hat er fineo anderesi
Preti, 80 ^tifirn Heh lU« o)i«>d angi^geb^Den LObne «DUprcchOBcl.
3. BeBahtun^ durch di« Tücher : V* in B^> *'> ^ Tuch mit eiitem
AufBChlag von 2fi. pro Tuch.
4. BesohlnDg dorcb andere: ','i in Bar. *'« tn Tuch.
5. Audi fUr alle anderen Waidflü'her gilt der Tarif, percb^ mbo
pregi gituti c rugionevoli ; nur wimn ein Vcrtn« acboD bu dos
fr&hcr gelt«tiden LAbnen abgeichlonen üt, sollen dietc weiter
in Geltang bleiben.
7. Neuer Tarif tod ISOK.
(Ibid. Delib. 5& fol.42: 12. September 1S05.)
Wogen Differenz«! tvitohw Tuohem und F&rbem soll fotgeDd«r
Tarif, gOltig vom 20. Anfriwt IROS, fOr die tintnre d'srlo inuKijiore
gtltan:
1. Lan« e Pftnbi
di ■
»se-
2. Lane e panni
di (jarbft
di «ngy.
d*l CoDvento di
Sah Martino
fl.
s.
».
a.
Pn 1 Lucbmiuu Cor-
Ügiii (ioilicinii di lau»
5
—
iirrobbiata a robbia
Per I LuoheeiDo Largo
6
—
di cbi tiuge . . .
—
18
Per IpagOD&tno piana
0 cniaro itretto .
Ogni dodicioa di luna
4
—
verdf a borba de'
Per l pogonaxio pienu
0 ekiaro Inrgo . .
5
tintori
—
18
Per 1 Der» di perao
largo .....
8
^^ ,
PanDo rosBO o pago-
nacto picDoocniaFo
8
—
Per 1 Tcrd« o ffiallo
2
10
l'anno »erde . . .
2
—
Per 1 roxe tieccbe 0
d'oricello ....
3
_^
Panno lirooni . . .
2
10
Per I iDeanato . .
2
10
PuiDO incaroato . .
2
—
Ogni dodicioa di lana
taut B robliiiL e aco-
tano di cbi tigne .
IS
1*8000 chapu 0 nero
0 saia 0 uccordeb
tato latgo, et li
itretU vadinu due
Osni dodicioa di l<uin
Iri^ia a robbia di
per uno ....
3
^
dii tigne ....
"
12
Hodai der GcEuhJung.
1, Abrcchnting mit den Fkibcm alle vier Monate, Besahluns erlaubt
entweder mit weilten oder in der Wolle g«f&rbt«D Tuchen zuni Preia
I
vOD 46 fl. la |)eiz!i di biancb«: geringere Tnche weräm um 7
tuggello nitüngvx aageiechiirt ').
2. i'^t Vttbang von GntbotocheD sollen panni iopramani am guter
Wolle (di diODoha, RoMigtivne « Spaf^nuole lum Frei« ron 14 R. di grosü
pro 100 Ibr,, und 50 1t>r. o piii di greggio pro punno, prc pregio di fl. S2
di Aoggello di blaacho U pexca), oder auch andere Tuche in Zahlung
gegeben wi!T<l<>n.
3. LohDstnriiigkcitca werden durcli zwei Schiedsrichter (je einer
von beiden PArteien gewühlt), wenn diese nicht einig, durch oinco Dritt«a
tat*cfai«d«] ; Appellation gtftn deren Sprach ivt nicht erlaubt.
4. Niteh d^ nennoDftÜichdn Äbrechunui; «in Uonat ZafaluQgtfrivt;
«P&tM- haben die Tucher in danari contanti /ii /alilcn.
h. Sind die FSrbor filr Fitibcn, Alaun etc. den Tüchern vencbuldet,
to haben ile ihnen ohne u-ßiteret eu färben und so durch Arbeit ihre
Scbald Bbtutra^cn, nidrigenlnlls «ic einen Monat nach der Noiitikittiva
8ie in bar befahlen niDnen; oon lo sconto di 4 d. pro libia in San Mar-
tine, b d. in (iaihu.
H. Sind die Tucher ii^ohnldner der KUrber, eo bAben sie ionerbalb
von cvd Monaten in Tuih. spüt^r in bar xu «ahlftD. Weitere Bedingungen
wie tob 5.
7. Jeder, der färben l&ut, lanotuolo' o altro debba dare a Union ...
pro lua pro*iiiioQe di bottega, nuuientie, factori, lavoranle dentfo a
CMTallino e loro Rundagni 50 s. bei panni di Sau Martino. 35 bei lolchen di
garb», in bar.
8. Weil der Alaunpreis von 18 B. auf 20 ducati d' oro geatiegen ist.
hab«D die Tgcher för Alaun nn dt/r FBrlx-r ttt r.tihkn :
San Martino
picc.
Garbo
pioc
a.
Per ogiii
Per cgni
Per ogni
r«r ogni
ehiaro
Per ogni
Per ogni
Per ogni
doilicina di JAna .
IiiRchosino stretto .
lucchesino largo .
pogODAiio picao 0
pHgoDuzo largo .
panuo n«ro . . .
panno verde . .
7
60
eo
(iO
SS
Ogni dodiclna di laoa . .
Ogni paotia roa*o o pogo-
nauo
Ogni ptmao verde o giaJIo.
Ogni panno oero. cupo o
acoordellalo largo o itralto,
e li Btretti 2 per uno . .
2ä
10
SO
') J« steh AtaderuDg dea Alauapreine« soll aooh dieMr l^rjf
gtaadait wtntai.
— 516 —
8. Tuif fttr die Walk«r VOB 1&08.
(tbid. Delit>. bi Toi. HO ff.; L2, Oktober l£l>8.)
Die Florentiner Tuche ««rden immer «chlechter und ihr ^t«r Rar
»chwisdat. Buuptscliuld daran trflgen die Witlkw. die sUlt .burro
booBO et necto* Speck (lurdo] vemendeteB. Sie entACfautdigen aicb dtt-
tait. du« JL-tftt Ticl grOnsTB TWbc al« fiüber gefertigt w&rdcii, and lie
tiEcb den bUber geltenden S&Um nicht genagend beuhlt vürden. E»
wird dab>ur ein neuer Tarif g«gelitin.
Per 0|{nt pasoo Urgo d! San Haitino (padrooafcgio
di gaalebi*», bom « dtn «pe»«) . . . Ibr. — -Ipiccioli
Per ogDi panna liugo di San Maitino ordinario Ibr. 2 1. lO picdoli
Per ogui {lanno largo di Garbo a tuttc apCM
d«' giialcherni Ibr. 2l. l5piooi«U
Per ogni panao Urgo di tiarbo cor*ino . . Ibr. 1 1. Ih picciftli
Oftbea die Tacher aelbH gute Bait«r dasu, dann erbalten die Walker
■tatt diraer Sfttxo vmiinlgt« Lflline (3</i Ibr. — VI* Ibr. — Vjt Ibr. —
l'/i Ibr.). In diesem Fa.lle aind die Walker flbnbaupt nicbt Dir Flrakeo
tiad Fehler, die «ich tvkcIl dem Walken hvntuMtellea. veroDtwortlich.
ABdereofnlls sind siu ro nicbt bie lum Maximmn von eini^r hulbca Elle
tarttSrteo Tuchs oder 1 fl. zenterten Werti. Dordber hinaui »ind (to m,
ebemo für LOcher und Riwc
Di# Tanaioli, d.h. di* Uefevaaten der WaUtererde. haben gote
Erda ohne SUine zu liefom, ehalten filr eine MaultierlRst von «enig-
Bten» 300 Prund 4 *.; von 800 PAiod 3 •■ 8 d. pi«c.
Kl folgen (lann nooh gewarbetachniacbe Ordnungen (ßr die (nirga-
totit GODdatori und >aponai, die über keine Taxen eutbslteu.
Bemerknngon sa den Tarifen im allgemeinen.
1. Ka tr&re von Aronem Interesae, die LShne ans den v«rMhie-
denea Jolinn miti-inundcT rergleiclien und Oarau« «ine Knlvickelnng
d«nelben nach irgend «inor Richtung onlnDinien bu k&nnen. Desi ab^r
■bellen sich unnberwindlicbe Scliwierigkeiten eotgegeo. Dens ein-
mal an&Mt« naK nicht nur die allgemeinen Waadluagfin dM Geldwert* in
der Zeit vom 14. bii zum 16. Jahihimdeit in Rechnung ziehen. Ober die
wir nodi »ehr wenig »iHeu, aondcm vor u.llem auch, da die Lira, in der
die LAhne »usgedrDckt «ind. nur vin^ imaginAre UQnEe traf, üaa all-
ndhliel».' iiinken di^c« KfchntiuK«wert« im VfirbKltnix xu dem wertetabileo
Goldgnlden. — Dann aber tut nicht an allen Stallen der Tarife mit
Bicberbeit sn erkennen, ob dio Ldbno unter der Bedingung vervlanden
Kind, dau die F&rbe- und Beicmitt«! dem nrber raitgeliefeit wurden,
oder nicht — Endlich iind auch die einiclnen Poeten in den THrifen
zu Tei«ohiedcn, um unmittelbar miteinander in Betiehung geeebit werden
lu können.
- 517 —
2. Sehr anfällig eracheint ee, dase in dsn Tarifen der F&rbnng mit
echtem Scharlach (grana) faet nirgands Erw&hnnng gethan iit. Es hat
den AnBchein, ab ob bei dieser achwierigsten und teuersten Art der
Färberei die peraOnliche Geschicklichkeit des einzelnen Arbeiters eise so
grosse Rolle gespielt habe, dass eine allgemeingiltige Taxe dabei nicht
angebracht schien.
3- Deutlich kOnnen wir auch hier verfolgen, wie die anfänglich
-feinere Unterscheidong der Tuch- nnd Wollsorten nach Herkunft und
Qualität allmählich der Zweiteilosg in panni (resp. laue) di San Martino
und solche di Oarbo gewichen ist. Vgl. im Text S. 65 ff., 86 ff.
4. Als teuerste Farben gelten im allgemeinen scarlattino (scharlach-
farben) und paonazzo (violett), als die billigsten verde (grfln) und cnpo
(dunkelblau).
Kr. Vb.
Lohnterlf fttr die Arbeiter der Seidenlndnstrle.
(Zn S. >8S IT.)
(Arcfa. di Firenie. Arte della Seta, I fol. 204.}>)
Item per coiuervazioiie de' tiutori, filatoiai e teaaitori dell' arte
dellft eeta e acci6 che delle manifatture sieuo pagati come ragiooevol-
nente ai richiede, e acciö che nelle manifatture di drappi bod sieno
defrandati: ordinarono e deliberarono che I pregi e ealari delle aete ai
danno a filatoiai a filare e a torcere, e a tintori s tignere e de'dnppi
Bi danno a tessere, siano qaesti come appresso si dirä. 1 qtiali per
ciaachednno indifferentemeste si debbino a pteno obaervare.
L Pregi de'filatoiai e torcitori dt eeta.
Delle sete leali, modigliane e marchigiane la libra . . . IS s.
Delle aete Hpagnuole la libra 28 s.
Delle aete catinzane*) e ogni altre aete non tratte la libra 20 a.
Delle aete cmde d'ogni ragione iucatinatj in an rochetti
per orBoio . 8 a.
Delle aete sennontine*) tinte a oraoio 18 b.
Peli e aUopeUti di crudo la libra 5 s.
Peli cotti per fare orsni all' organana 8 s.
Testoi d'ogni altra ragione tonde di fi)o 12 e.
n. Pregi e aalai de' tintori e tintare delle aete.
Per cnocere tatte aete di ciaacuna libra 1 s.
Per tignere in dertuiai libra 25 a.
Per tignere pagonazzi di ciermiai libra 35 s.
Per tignere pagonazzi di grana libra 12 a.
^) Vgl. ancfa damit die verachiedenen Lofantarife im Trattato doli'
Arte della aeta, ed. Gargiolli S. 75 ff., und eb^da die Preise der
reracbiedenen Seidenaorten S. 108 f.
'} Wohl: von Catania.
') Von Sermoneta (Provinz Rom).
— 519 —
Per tigaere pa^nuti di gnua Ubra 82 i.
r«r Tistu» di pagonnzxt ii grman am ultra lUKMtn Hbni 80 i-
(fli veramcnte non posaa farlu se pnmA Don lo fa di
gntn» tirbioita e da libra tiua, di gnui^ bavna ptr
libni (li wia. e ritornalo prinw Bsciutto b tiott('{[iL del
merc&tante come di sotto si dir&.)
P«r Tintora di vermigllo binla in vei-zino la librn ... 30 i-
Ter Tintara di pftgoDHssi di vträno Ih libra S)0 >.
Per ti)^er« pelc e onoio per damiuchini etfttuie qualan-
qn« jmIo «iv« & tifcnera di nero la übm , . 15 i.
P«r tigaor« txmm« e onoi proriitK di nn-o la libr* , . . 10 •■
r«r tignere bigi a oolor« bigio la libra 8 •.
P«r tignnre giolH U Ubra 10 «.
Per tignere le tats^ e liinili altri colorl 1& libra .... 12 ■.
Per tiatura deßli aleaaaudnni Ja libn S5 i.
P«r lintura d« («rdnbriini 35 i.
Per tintura d'asorro cod oricelli 20 e.
Per tignere di verde 18 i.
Per tignere abtadati . 20 >.
Per tignere aete erud« di quaJunque eolon 5 b.
m. Prflgi « saUri di t««aitori • qnsllo ai dabli« dar« dl t*Mitnm
del braccio de' drappi.
Dei vpluti piani io setA 2fi a.
!>« Tcluti in acci« « in «ocollo 14 «.
I>ei 2€taai raai rli 6 fila perdatta o pifi 14 ■■
Dci velntä a riatagio o in dae peli 80 b.
Dei xetani velutati d'uno iMtIo S< •■
Dei xvtani vrlnlati appicciolati 42 a.
D«i zetoni velutati d' una eieniu [tj.. 44a.
Dei damsachini acliietU .... 35 a.
Degli irapcrioli muromati bruaci, gu«nn«nti <s baldaehini . && e.
Dei brochatelH 38 a.
Dei iJLBaea d'ogni ragiane 30«.
Dei tafetA 8 a.
Brochati riccb) e ogni altn draperia di lopra son wripta in ca«o
i\ m^roatant« non faeewe patto cbiaro e expre«*o col teatitor« si debba
per ciaMuno ilare al pregio faranno i veditori d«l inttnibro d«i «etaiolL . . .
Ar. Tc
brcBter «teer FliWuiatiksttt.
■2*3 K-1 .
'Arth. 4« FireRze; Art« -1*11^ Lab.» 13>> fdL l&i
25. September 14II.
Zwei «rwSUt« äachrerwiaJige isOBUUoni enuncn Sifipon abo-
dm Wert •!« laTtntAn der nfboeiw-erkrtstt dci Oeraos Lwneatii :
I Cbaldaia vecdiis . .
. 2S4 ibr.
. 254 Ibt-
. 2fti Ibr.
. 2S0 Ibr.
- 292 Ihr.
in talto 1234 Ibr.
iper 6 s- € d. U libim sotto
■^
: 1
fi. I Ibr.
5 fomelli cbon chamini e puütoie e chon
paJi iotoruo
1 Attignitoio chon cfaat«ne e Utelo e
mbecchio atto a üngnere . . .
3 cbaTalletti grandi tra in bottega e
nella corte
S chavalletti piccholi cho qaello che va
a r aqua
t'A braccia di condotto che vanno alle
caldaie
;i pile da pescare giana
'{ T>efcatori da peacare grana »opra le
dßtte pile
1 ctiaruchola con cauapo
i 32
—
ti 55
4
—
—
3
—
60
6
—
—
14
—
3
10
10
') d. h. a fiorini. (In Wirklichkeit «ind ei 1804 Ibr.!) Der Golden
(h aO ■.) iit also hier za ca. 3 Ibr. gerechnet, ein fOr die damalige Zeit
auffallend niedriger Ansatz!
— 521 —
1 rico) (?) e um {ikIh .
I «cfagjA <la Mlir« Id Bill palcb«4to . .
9 Corni e uoa ]>iu)A
8 li^toi
3 bighoDgie o r«diiute
ä botti üa tenerc aqua d'alumc ■ . .
1 bigbongift da colare aqua dalame .
1 bighoogi» da teuere BOtto il lafTo dal
mangio
3 bi^hoBgi« da p<»«.ro irifrrhiitontia
2 ceppi da Ugliare »choliuo ....
2 bintracchoU du ««rare orbn. . . .
A Bcrratoi da ■«rrare erba
S cbvperobi di cfaaldaio
2 foTciioui
i liisbooffiiiali
1 >üha)a da «rba
4 geWi
1 chaiHton« d». morcbaUntia ....
3 bi^hoDipe da (eitere merchatontia nel
roudaclietto ._......
8 pancboni da toiere nterehatantia nel
fondachctU
1 Rtadera. peta libbre .......
3 lucerae
1 dincliocoQtpatlirnisiiaiichiida >ader«
I chaftM da craacha
3 panni da ohoprire Iß ealdaie . . .
1 oeppo da risciaquor« ponni, marato .
1 bardolln .
2 chapperoni da lantori .....
1 ttelo rfrceliio levoui dall' atagDitdio .
ä t*fß da laoa
t ftiiMba da Mggiar« )
t BneitrDua da nggiara . . . . f
fl.
Ibr.
1
10
—
10
7
10
2
—
10
—
I
6
l
—
1
—
1
—
1
5
—
10
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10
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1
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1
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2
—
2
10
—
10
7
—
1
5
9
—
26
—
2
—
7
—
Nr. Via.
Kapitel einer Bruderschaft der Turh^clierer') (Cardatori).
[^n !^. 314.1
(Accb. di Firvnse; Aite delU L»aa.; fartite 31& fol. 190.^
SO. Oktobttr U70.
Am 31. OlcLoher 1470 erscheloen di« ,o|ierai* und dl^ .oomiglieri
dcllo tpvdal« dni piirgntori' <rnr dän Kotutiiln dtv WoUensutift. und be-
richten, ne und 2.'i .Boigeordnote* (arroti) hätten 4 icformatori *) crvthlt,
nm tii«amraen mit .nottro pidre con-Mtore* Ziu&tzc zu den Statuten der
Spitulbradenchaft zu machea. Dic«c werden nusier den Raonitn uich
deui Florentiner Kribi»cbor zur Re«15tigunft Torg*1egti ihr Inhalt itt
folgender :
Kapitel 1,
1454 war beoUnint, 1466 b«8litigt wordeu: dast j«der TacluclMrer
von jed«in feiiii>ri>n Tneli, du er in Arlwit erliilt 4 d., ron jedem ge-
wöhnlichen 2 d. snhten lolle, eboneo mUc er •einen Arbeitern an jedem
Zahlungslag 4 d. pro Iira ibrei Lofana (d. h. 1,67'/*) iDiQckbehultan. [■&
dabei aber viele BHrQgereicn ror^ekoninien utim, wird j etat ein nenrr
ZahloDgtmodai fentgeaelct: opeirai imil SO Beigeordoete •oUeB ein Uit^ed
wÜileo, dai an jedem RamtttAK bm allen l^lch•cbe^e^l Umftmga bftlt, wie
vi«le Tueh« nie in d«r Wochft in Arbeit bebommoo haben. W«ig«rt
einer die Angabe. k> vei-fiklU er in eine Strafe von 4 L, von der die ffiUfte
an die ZanU, ';« an daa Spital, '• an den Angcl>«r flUII, Wcan die
Tucbachorftr die Beitrftfi:« einea ihm Arbeit«r in die HQchBe werTsn,
mute stet« dieser aelbet oder (na Sföllvertreter zur St«IU Mia. Je4M
Mitglied muM fQr die von ihm wfthrend der Wocho v«rarbfiitete Stflck-
tahl Tuch einen glaubwUrdifteu Zeugen beibringeii kOtiucm. Der mit der
nmfra^ (lasie^^) Beauftragte hat dtuiB diete JCnbl «inwa b«wU)«tMi
*) Ceber Zeit lud Art dar BefTrandung dieaer Brudenchaft viiMB
irir niohb. Pasaerini {Storia def^li «tabilimenti di beneSeensa) kennt
■io nioht
*J llnt«r diefen befindet slob avch «in lavonat«.
— 523 —
Sekrettr lu malctcn, welcber di« oiusIdod Uitgtiedu «!• Scbnldoflr dar
OrBtonhift für die von ilmou ^obnldete Summe in ein Bucb ein-
sotn^gen hat.
Kapitel 2.
Am erstOD Sonntag jede« Monob haben die Taahacher«r di« von
ihnen gMchnldetm Summmi, pbeneo wiu die Kiux^tton mit d«D ßetirilgfn
der Arb«it«r. kn da« Hoiii)ital ku lenden, wo die KaMebteu von den .operai'
geCffnet w«rden. [hr Inhalt «owtc di« Beitrag d«r Tuobicbenr lelbat
werden dasn g«bachl.
Kapitel 8.
Von jeUt aa «oUen 6 operai und 6 conaiglieri aoBgAloet werden,
und Kwur Jv S aus d«tu Walilbi^atvl der Tuchtcberer, 2 aiu dem der
tieeeltea, 1 aua dem der Fremden.
Kapitel 4.
Die taccoppiatori* Mllea bei jodom (iqnittinio' Litten der nalil-
fltbigen IVemden maehen, welch« atSiidij; [&tmiliarm«ate) in dar St^dt
wohoon. trad iwar je eine f&r die Wahl der openi, der cansigUeri und
d«r •imtatvrL
Kapitel 5.
W«rd«n arm« fremd« Arbeiter eiiifcetpertt , •» tollen di« operoi
and consigUeri twet MitRÜeder der Bnidetauhaft wähleo, um ihnen bei-
xustehea (aber nur .per l'««di;re niaerabtle*, uod niolit wenn lie Schald
hüben wegen Spiel*. Uniucht. Schmähung Oottea and dar Hetligrn etc.).
Biit Ell 4 1. kSnuen eut Befreiung uoschulditt KintfeaperrtEii' atugegebea
voriiun. Audi im ßbri^^i^n »11 na fremde ariue Arb«il«r iLa«h Mflgliiib*
keit gesor^ «erden.
Kapitel 6.
Weil die Proieaeionen von Santa Maris Imprnneta und Priinemna
nur von (l«n pOomp^tgni« und fmternibli* gemacht und sie ta diewn nicht
gerechnet werden'), wollen sie »ich wegen der }iohen Kaaten nicht mehr
daran beteiligen. Wer rieh privatim b^teiligon will, bann tt auf eigest
Eoftec tbUD. darf aber nicht .partire dallo cpedale* und nicht dorthin
Burtkokkebren.
Kapitel 7.
Cam«rario (Kaneabeamter), Provedilore (Verwalter), Scrivano (Sekre-
tär) und Tiaitatori (Kontrolleure) aoUen nneli Kapitel 30 und 21 de«
Stututa itcwäblt werden. Ihre BQrgcn müucQ approbiert werden. Ist
dna Spital ohne .camerario*, so irUdeu operai aad oonslgüeri interi-
miatlach einen .depotitarlo".
') 3i« hatten vohl aioht die kirchliche Anerkennung als r«ligil>M
ßrudenchad.
— 524 —
Kapitel 8.
Der Arzt des Spitals boH von jetit an nicht mehr am AndreaBfaflt,
weil da alle zu sehr beschäftigt seien, sondern am ersten Sonntag im
Januar gewählt werden; und zwar von den operai und den anderen
Beamten.
Kapitel 9.
Fttr alle Wahlen wird dem .Correttore' zu seiner Entlwtnog der
Scrivano beigesellt, der ebenso wie jener das Wahlgeheimnis wahren mosa.
Kapitel 10.
Zu allen Wahlhandlungen (squittini) sollen zugelassen werden: alle
Tuchscberer und deren Arbeiter, so weit sie ihren ständigen Wohnsitz
in der Stadt haben; 3 Tage vorher musa der Tag des aquittinio von den
operai allen Uitgliedem angesagt werden. Die Namen der nicht atflndig
in der Stadt Wohnenden werden in einem besonderen , Wahlbeutel'
(borsa) gesammelt; diese haben nur die Pflicht, am Andreasfest zum
Hospital zu kommen, soweit sie nicht ^in officio' aind.
Kapitel 11.
Korrekturen in den Wahllisten können nur durch Beschluss aller
Beamten und 40 unter den st&ndig Ansässigen gewählter Beigeordneten
vorgenommen werden, unter Zustimmung des ,padre correttore', des Grs-
bisobofs nnd der Konsuln der Wollenzonft ').
') Von der Bestätigung der eingereichten Statuten durch die WoUen-
zunft hSren wir nicht«. Wohl aber erfolgt am 31- Dezember 147S eine
Bestätigung ,ordinationis nuper facte', die sich aber wohl anf eine
später erlassene, nicht mehr erhaltene Ordnung bezieht.
Nr. VIb.
Bmdersrliart der TaeligIKUer und TnehfAlter
(cimatoreii et affettatore^).
(Z.U S. iU)
{ktch. di Firvnxfl; Arte dcllu. Lanik; Delibtrazioni (4 fol. 1Ö6.)
2ft. Aaguet 1494.
Die Tnck^lftttcr hMiteo eine BrademchaJl Bur Untorstotiun? armer
Bcrab^renoMen g«fiTflnd«t, BeitrAge erhaben und Statuten (capitoli) er-
taMen: sie bitten am Beaiatii^rg . com« tu fticto A\ (|au11i dc'purgatori
u bnttilani. Die Koiuula bewilligen dis $tatot«ii non trovando in ea«i
alciina con iniustu nt^ com irhe uta <:nntro alla djKuitil dj detta arte di
lana e do'lanaioli, und verpfÜcMeD die Bruderschaft comc viaeiBria di
duLta Mtte, d«r Zunfl am Tug^ von Maria« Kinpf&ngriis eine Kerze weinen
Wacbsee im Gewicht von 5 Pfund la liefern.
(Ibid. 55 fol. 57.) — 12. April 1508.
Die Bradcnchnft hatte »ich nur eeltim «oraammL'It, und cnlg^en
den Ktataten und dem Befehl der Konsutii ei loao ragnnati non in Inogo
ooeeto ma alle laverne ... et. quindi lianao fatto ccQt|iirMaione
eontro ftlla deit« arte...df mvtare pr«gi a lacaiali •
merchstanti, e piii toito una bnona parte di loro li »no volaÜ
■tftre MDBa lav^rare in vergogna di detta art«. Dtiiir wird di« Bmder-
■chaft jetxt von Kotuulo und Bat der Wollenzunft aufgelOrt.
(Ibid. 55 fol. 72.) — 31. Auguit 1510.
Die 1494 begrflndet«, 1508 wdgen cinj^^-riMenor MisutAnd* auf-
gehobene Bmderacbaft der Tucbgl&tt«r, die eicb in San Mittele, n»4 vit
von Cr San Mtchele. zD veranrnmeln pflegte, wird jetzt wieder in ihre
Rccbtü cingMctxt und crbUlt ihre vun den Kansuln der Wolleninnft
rsridierten ätnlnten lurfick, da sich heraiugMtellt liatte, dasa die gQ'
rllgten MiaMt&nde fuMero pitx di lavoranli e gbarzoni che di maevtri.
— 586 —
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— 527 —
2. Ansfthl der m hbritierenden Tuche :
Zonftviertel
SiUDina
Durch-
schnitt pro
Tnoher
Uinimuni
eines
Tachers
Uftximuni
eines
Tuchers
S. Pier Sclieradio . . .
S. Paoorftzio ....
S. Haitiiio') ....
4S69
4144
2S26
8335
57
65
57
91
3
8
5
80
137
187
188
210
Summa:
19474
70
_
—
3. OewuntBomme der Steoer:
1. ConventuB Ultrarno und San Hartiuo ä 10 a.
pro panno = 127040 b. oder 6352 Ibr.
2. CoDTentas S, Pancrazio und San Pier Scheradio
ä 6 s. 8 d. pro panno = 43828 s. oder . . . 2166 Ihr. 8 e.
8518 Ibr. 8 b.
I) Dentlich tritt das Uebergewicht des Convento S. Haitino Über
die anderen anoh datiu hervor, dass nicht nni die einzelnen Firmen
durcbschnitUich grCsser waren, sondern daoe auch die ganz kleinen Ge-
•chllfte fehlen.
^^^^^B^^^^^^^^ Nr. VHb. ^^^^^H
^^^F Re^esten zam Kapit«!: Wtrtfinhartllche L'Dtemehniung«»
^^^^^K der ZantU
^^^^^^*^ rZu lUp. V!l
Datum
guelle^)
Inhalt
^H
^^^^^
1317
I a +0—42
BeeünirouDgeii Ober diu Waidmogwön
(siebe in T«st S. 364 f.).
^^^^H
1817
1 c 3W
Di£> KoiiMitn eollen a.m Arno eis smh
lebsDici In den
WiuclibAU» <<rricht«ii, in d«m die
Slmtateo)
WlUoh«! ein« »liqn« pretio vel tnerito
ibr (tfrwerbft tr«ib«o »olltpti-
^^^^H
1817
lolS
Wcr Wiud uach Plörcns; Winfft, ohno
ibD im fondKco lu Iitgvrn . xiklilt 3 s.
I>ra »Ihm ^adi.
^^^^1
1B17
11 49.
lü jeden) Quürtier «oll ein Waidiadeu Hein
Id 4r.
[üehe im Text S. S64}.
Iimd so In dm
folcmdcn
StalutcDl
■
^^^^H
1817
Id 7
In jeden ersten Mi>eat eines KoDimlata
(and ao In ilrn
»oUein conilliuro statt Sud ao. obWalke-
ätaUian]
reim fflr die Zunft eq beträben «eieii.
^^^^H
IdS<V»l
11 d 2W
Quia inri et «quitati c<Hi«<inuin e**e d(-
irniMcitiir illM debere penciui (pittiam
et lioDorem. <]ui pro honore univeni-
tatii iiiiiidicte te te sobiciunt cootiotut
pereonae laboribua et luarom facol-
tatom dispendio. nod um loderen ein
Beiipisl SU geben: conddenuitM auod
par Ulivrtum qurtndun Landi da Atoiiü
eiuique frutm in Bniuine Ami iDCOAtucn
et qua»! nd jieifcctioncnt dedDCtam ex-
stiterit o))Uji novaram gBalohertaram,
■um Nutcen nicht nur derZunft. londem
der ^nzen Stadt, — halten die Konioln
^^^1 ■) Wo niclil
« andertti ümnerkt, ist m eraftmaD: Aicbirio dell' Art« 1
^^^^H dilla. T.Boa.
^^^^V — ^^^^^^H
1
Diitiini
Qutille
iBllftlt
ihn«ti 1000 U. geliekeji. Si6britt«n &ll«r-
^^^^L
din^ äOOO fi. auägegebcD. DacIi ■ollW
^^^^H
UbttttuB, am dif Zunft mclit alliuMbr
roit,uaure' lu bG^ohweren. die Kelieliene
Stuuiiie vom DeEeiiil>er 1S2T al> in
j!Lhrlicbeo Kateu von 100 11. zarUck-
sahlcn.
H
1SB4
40 fol. A
Da durch üeberadiwetnmuntTRiL viele Wal-
kereien cerstSrt ilnd, üöll ftine Kom-
tniMloD die Hälfte d<*r Walkereien der
Dona.ti bei <jointoie am Arno kaufan.
ai« in StaAd aeUen Inraen, verpachtea et«.
H
13S4
40 fol. 25
K* werden einem Wölket 60 fl. tur \tf
BlandaeUuii]! einer Walkerei gelielien.
1
1835
40 fol. «7
BentimniuagiMi übci die neu fting&nbrtd
SiDkdufHtcuet (rgl. im Text S. 338).
H
i88&
40 fol. 70
BesUinmuiige«) Ober die Steuer auf Ver-
kaufe an Fremd« rv|rl. im Text S. S33>.
^^ 6b
1S38
40 fol. 1S4
Hettimniuiitieu Ober die Steuer auf den
Export (tkI- im 'l'ezt S. äS3).
^^^ «w»
18S8
V » 6u ff.
Neuordnung des WaidmagBitBB (t^I. im
40 fol. 120
Text S 36ÄJ.
H
1888
V B m
Kvnauln und 4 Arroti lollen Oel für die
^H
Xiinft kaufen.
^^H ^
1889
41 fol. IS
ücjubscUiuig der gabtlla (et folgen dann
noch wiederholt AcnderuDgeB).
^^^ 9
ISIA
41 Fol. H2
DieZiiDflichli^ut einen Vertrag mil zwei
Kaiif[*'iit<-n^ %\v aollea lAOOOO l'fund
Waid aiM dttu Li>.nd|jt}bi?t ron Bulu^u
bis Ende Juli ini|)ortiorQn ; erliiiltt>n van
der Zunft nach iiitB^eftlhrter Lieferuag
200 t1. per vatit^i^gio: tmportiareB lie
weniger al* lOOQOO l'fund. »o erbalten
tat nichti; bringen tin 130000 Pfund,
ISO fl. ete.
K^ lö
1845
41 fol. 173
12 MiUiBer<KoDimiuioD ad pratidendnm
■uper careatia tintorici robie facte per
tintorM Inniticibut ul atamanloUa.
^ u
1S4(;
41 fol. 1«S
8 Mluoflt-Kotniuiafion. um Oel tu be-
sdiaffon, xu dieaein /wecke Daileha
MifsutehnieD , Wecliael auf die Riß-
kanfaorte aunaatollan etc.
^^^^ Der
•B. StudUn
Kiu 1"! KIonntlBsr U'ltaehtRagMfihUihl«. I Si
^p
■
■
530 — ^^^^^^^^^^B
^H
Datam
«juelle
lahalt
^^L
^^^^1
1S46
41 fol. aM
NeuordnunK der gabellM (tgl. in Text
S. 834), itw&ngBMiluhe der Kauft bei
lliren Slitf;iiedcrn.
^^^^H
1847
42 föl. 20
KotiBals unil oftitiale« tinU aoUaa in
jedem Qa&rtiör ein« bott«g& tintorie
orlil maiorii and eine boUefpiBRpotiit
aufmachen, auf Rechnung der etuMlaftB
Quartiere.
^^^^H
1847
42 fol. 143
Di« 8 offititLlM otri ivgl. Nr. II) liatb^n
in den Marken (Ancona) 2Stö orci Oel
kaufen iBMen {k »5 Pfund Floraal. 9e-
wicbU). ebenso in Gacia 28&0 orei.
endlicl) weitere 2S50 orci dufeh drei
verschiedene AgeDtfin, hatten im ganten
liyAÖ H. difOr beiahtt, diu;eeen nor
14 876 fl. nns d^m Verkauf de« Ueh ein-
^^^^^^^1
^^^^^^^H
«nomTnen. Trotidem wird den be-
mSenden Meaiateu l>ecliarge erteilt
^^^^^^^1
^^^^^1
(rgt. im 'l^ext S. 330, 3'?9).
^^^^H
1347
42 roi. in
Die Koniuln erhalte» Auftrag, Silber-
barren eiDaukaofen und filr tlie Znnft
nann&Dien xii lane» , uro co dem
Mangel an Kleingeld ebaulielfcn (to
«ften!).
^^^^H 18a
1347
12 rol. 2H.
Tbomoi burond et eocü sallen flir 200öfL
3. Auguit
foL3S
Waid in Hologna ßlr di« Zvnft Innfen;
ein KoDHtil Roll den WuEd an die FKrbcr
^^^^^^^H
und
^1
3. 8fpt.
rertfilen: habendo retprctuni ad «rtera
et iiowibilitatain cniuacuaque tintort«.
TTm den Frei« «tc. fetUtwatien . wird
eineViern)Baner*KomntiuioneiB8e*eUL
^^^H
mo
4d fol. 11)7 f.
Um dem Uangcl an Pottaecbc zu iteoentt
^^^H
G. Juli
wird beeUiiintt: a) jeder lunifcx lamtn«
luDSH der Zonft 6 d. md flor. pro paaao
luutuar« ezcoiapnl&ndi»! in gäbelta.
^^^^^^^1
^^^^^^^^1
Dieee »elbsl wird von '/* d, auf 1 d.
^^^^^^^1
erbJShti b) dafUr tollea die Konsuln
^^^^^^^1
und 9 Offieialen Pottasche und Alaun
^^^^^1
bcscbaffen.
^^^^M
ISM
42 fol. 107 f.
Kreta Erwahnui^ der — für die Folge-
^^^^^^^^M
». Juli
s^t tnaMoebenden -~ Reform der ,gm-
bella* (vgl. im Text S. Sib S).
^^^^H
^^^^ft
1!»1
42 fol. 127
Die Zunft Irnt ein«« Waidapcteber ge-
^^^^^^^^^^^B
27. Okt
mietet und dalttr «0 «i«l OM aat>
■
■
gegeben, daae ihre Andag«« dordi die
p
■
■
531 ^^^1
1 J 1
Datum
Qnall«
Inhalt ^^^M
1
»vgthv.nti^n ÜoUahtea nrcht gedeckt ^^^^^H
^^^^E
werden. Dotier wprdein die Lager- ^^^|
^^^1
gebOhrcn orhQht ^^H
^^K 19
1852
42 fol. läl
Neu« KoinmiMion zur BMch&flung tob ^^^
^^^^^
28. Kebr.
und 134
Waid nnd rfttta««he. ^^^^H
^^^^B
uad
^^^^^M
^^^r
25. Hu
^^^^M
■
IS&S
2. Aogust
18M
42 fol. 168
ä M&Diier Kur BcfcbiUrunfi von 0«1. ^^^^^|
^^H ^^
48 fol. 3
Kdoer aoll taafar Od im Hauae babea, ^^^^H
^k
21. Not.
da er (Br adnen Hausstand und Mia ^^^^H
G«v«H}e biandit. ^^^^H
^^ M
1855
48 fol. 14
Tu AnbctiTncht der tiniuiuclleii BcdrAiiigais ^^^|
■
2ä.JMi.
der ZanÄ »ollen die (üebRltcr dvr B«- ^^^^^^
amlen im Waidmagatin gekOrrtwArclen. ^^^^^H
H 2.1
1360
44 fal. 19
Die Zuoft i^ibt wnc-in Svifenfabrikanlea ^^^^H
b
21. Mrti
ein Dnriehn von 30(1 fl.. vogcgeo diMer ^^^^^H
nch v«ri)tlieht^t, jährlich 60i>00 Pf^ind ^^^^H
Seife XU fiiLxiAieren oder auch mehr. ^^^^^^
nach GutdDoken der offittalei tinU. ^^^^H
M M
1861
Via 61-68
Neue ß<>stiromiin^n Obei- dai Waid- ^^^^H
ciagazin (vgl. im T«zt 3. 36G). ^^^^H
^^*
1361
Via iti
Ks soll ein foodacu« cini>rJs eiogerichlat ^^^^^H
werden. ^^^|
H 26
1361
VI a, «i
Konsuln und 4 arroti noltvn fUr KIsin- ^^H
geld Ulfen. ^^M
1 ^
1801
Via 66
Kbonto ffir Oel. ^^^^^^
^^_ . 36
1361
44 fol. 45
in Anbetracht der carettJa tili pro faden- ^^^^H
^K
tf. D«*.
di« soardaaiia wird den offltiale« tinte ^^^^^H
Vollmaobt gegeben, Bier diu Anferti- ^^^^H
«mg die*caT>rabte« mit wem tie wollen ^^^^H
Vertilge absnichlieiBen etc. ^^^^H
^^^^K
^^^F
y 29
iaG2
44 fol. tfl
KoMnlaundoniUaleeBU)>racopiaoleiorbal- ^^^|
1«. Nov.
teBuubeechi^ktVollinacbtxnm Ankauf ^^H
von Ocl. Verkauf di'Molbcn an die ZunfV ^^H
mitglkdcr. Hictc von LagcrrUumiiD ek. ^^H
80
1864
U fol. ^0
Weil aebr viel Ocl ox^rtiert wird, zom ^^H
SohndLti der Indiutrie, «ollen die Kos- ^^^^^H
aS.Jan.
■uln «-ineo .notarlus foren»i»* mit 6 fa- ^^^^^H
ninli crw&hlen, nm dufUr bu norgen, dnaa ^^^^^H
kein Oel eiMrliert wird. AuMerdieaem ^^^^^H
Notarexiilieilni damals noch 8 ofBtlales ^^^^H
^^^^.
^
adproridendunii(uodabundaDtiBguadi. ^^^^^|
olel et fill ferrei «it In cirilate Florentie: j^^^^H
— 632
B
s
Datnm
Inhalt
SI
1366
18. Nov,
U fol. 133
»3
83
34 »J
1869
1869
». .luni
1S72
4S fol. &7
45 fal. 17
57 fol. 18 f.
düie Köminiisian aclicint tod d* u>
rtändif; geworden tu i«in.
J&nuB TomiDKoi >i«t 12O0 Ü' and etnigM
Gcr&t von der Zunft bot ErriditUDg
einer Färbor«iw^k*taHerhalUit; lücli-
dem «t ne tiiueu Juhre long betfiebon,
batt« er gvfuaacii ,rcTidi-D(lo ratioiw
ftou «o pndidiMO tAntum*. ätum ei
ibiD uniDÖglicli Rci, der Zunft ihr Du-
Ivho ED reatitutcrcD; deshalb war er
3 Jiihrv UnfT ctnjfL-suvrrl worden. Er
wird nun inUcricordi« et pictatfl TOD
der Rentit-ution den Gertlt«d mtbonden
und nur tu üi>r de« (leides TCrpfliditst.
Dia ofBtinU-s tintc loUen alle 14 Tasc
ravidierra, ob die der Zunft verpftlco-
icten tintorm guadi so viel .vagello«
pa»iiLTunt'. ils ihncm TQrgMchrieben bt.
i)un FArbrra waren ton d«T Zunft Bulle
pe^i-iiniif r]UHtitiUitM Belieben worden.
di« iitotit reatituiert werdM: d« eollen
j<>txL vom ofßtialis romtiunu einge-
Ifiubiui werden.
Nach den SUtuten (9) loll lum Ankauf
voi) 0<al, Filrbemilt«l& et«, todn in dsn
StadtteiloB Oltrunio und S.BIartino 4*.
den beiden andcrenSi. nroTachialilen.
Oaiflber Bind dann viele Zwiiti^eitAn
■wiseben den einielneD Quartieren ftnt-
itanden. die 1970 xur KinMtxung einer
botosdfrrea Koiuui«8ion gefUbrtliabcn-
Diet« hatte be»timiut: »o oft di« Zunft
eiaio Ankauf von Wfvid etc. macbo. lolle
aic mit den oinxelncu conroattu darUber
vcrliundcln (compoDOre) ; f&bre daa bd
kuiueiu Iteaultat, lo aolle ei dieaen fiber-
lM*f!ti bleilfn, liKdeo etc. sn erflSben. —
a) diet wird alit undardifltbrl>w anf>
geboben, weil Bberiiaupt kein Ankauf
nebr ^inaobt aei; ttatt deaaati wird
benimmt: l>) Kein grOaierez Einkauf aoU
tttr die Zanfl ^mocht werdes. aunar
*) Vti diu folgenden Jiihri< lind wir dnieb du Heft Hro. 57 de«
LauuandiiTat, da* faat auuuhliKalich mit GeachUtsvertttgea ungefWIt iit,
boiondart fut uaterricbtet, to diisa wohl kaum «in derartiger Vertrag
ttbergluiaeR itt; «e geben untt daher ck-u lieoben Kinbliek in ilen Dmfiuig
äet iflnfueriioben TnUti^ki^t anf diMem Gebiete.
— ii33
ll
5I
U
»«
Datum
17. August
1874
a -InH
<juell«
4.';roi.ii3f.
57 ftl. «fi
Inhalt
nMh Bcwilligua^ dorcli dio Koniiuln
(mit 7). di« offitialea tüte (mit 7) nnd
JM Gnnnliani (mit 30 SUmiuen^ Zn
veiterea Veifn^ngen ist * (M^oriut
erforderlich. — c) Konsuln und ofB-
liaL« ttnte »iod tkti' flicht et, wkhrend
ilircrAmtueit lOOOurmOal tuktiuf«D.
— i) üiu Geld EU liwchnfTeD (nicht
durch piestantia, que reddi debeat.
■oiid«rn durch gabnUa). wird die ordviit'
liebe [jAhrliche) fSleuer durcli »ino nadi
BcMlurf XU «rhebenile Steuer (3 k. pro
p»nno in Oltrarno und S Martino. 'Ja.
in il>-n andenrn fonientua) i>rietxL
NeDordnung der Taxationn (vgl. S. M\
im laA).
2 Konnuln, 2 offitiales tinlc und 4 Arroti
icbliewen filr die Zunft folgenden Ver-
trag: n) Am I. Febra»rin73 hatten dio
ofStinlM tint« mit Andraa Juni« einen
Vertrag Olier div KrSfTDTiug einigt Waid-
r&fberei abgeiohloMcn, auf 16 Monate.
Er halte von d«r Zunft 9990. öa. «rhal-
t«B, eiueu Laden gemietet uud di« Mieto
ane cigeuen Mittetn gexablt, «rihreod
er fdr Ati)eit«mittel etc. im Wert tob
dl',> 6. an die Znaft «Vt fl. Miete
uhltc^ J«t>t habe er uofgcliSrt, das
tietoblft SU fuhren, und bleib« Schuld-
ner doi Zunft. — h) Die 4 Bdrgen d«
Andrea iralkn das <le»chUl aafS Juhro
welt«rRlhr«D,_ vortjehalilich des Wider-
raf« durch dieZnnftltoiwuln. — c) Sie
■olleii ponere *a«[elloi elc, j.u gleidun
Preinen nnd Bediriguogen wie die an-
deren l'&tber, die nur Zunft in ein«m
VertragnerhÖltnia iteben. — d) CHe
Zunft liefert ihnen dm Waid lu den
nblichen Preinon. — «) Den Andrea
kAnoen «ie auf ihre (i«fahr im 0*-
Bvhftft verwonden und ihm 4 IL monat-
lieli lablcn. — 0 Ana ibreu Eionahmeti
taltlen tie die Miete dea loideB« und
6 II. nir Miete der Gerate an die Zanft;
die«c MilbM oder ibren Wert nflaaeik
üe (paier der Zunft xarUakenlatten. —
g) Atlea Kigenlnni d«a Andrea, du in
die BAnde der ne(i«n Unternehmer
kommt, mit den OlAubigera deeaelben
— &34 —
11
Datum
Inhalt
1874
20, Do>.
57 fol. 39
1874
und
1». Jan
67 fol. 2fl
KU; alle Verluste trai^eii die Untar-
ii«btn&r allein; vom (iewtnn erhftlt die
Ztinft <ia»t«t den avhoii erwähnten 6 fl.
noch l&fl. für vorguchowooe W«te. —
b) Nacl) Ablauf dieec« Vertrwe o4«t
ftHlifv (nacli EnUckoid dor KooealD)
hüben eit dioroD der Zunft dem Andres
9i-licli«av ÖDHUue {lOOÜ fl) dict«r la r»-
ntituiuras; ntaHn auuirrduiu »ns aJlen.
«nu vom Eig«ntuiD des Andrvut ia ihre
Hinde Irammt. und allem GewinB. den
nie im Oettch&A tn&dmi, die iJbnjjteu
Schulden dHitaelbenanüieZuiiflanddie
andereu (iläubigei- des Andrea hesahleD.
wDgcv<''> ^''^ ■><■■> ihrerseite deaeen GlBu>
biger weTdon. Die Zunft bat noob eioe
Spe^iaifordcrunz von 2l)0fl. ftlr Waid, —
i) AndiTc An fordern ngCQ darf die Zunft
nicbt Ht^llm.
VeitrafT über BewhalTan; von Oel: a) Ni-
oolauB Alsmaaai soll bia Mitbo IV
bniar 1000 orci olio bitobo d'UUvo
in Uaebi a dasui ccntuoti kaufen,
ria nach Florenz ftlhicn (a ininira di
Kirentfl overo ppno di Fitcnzc di 65 Ibr.
per orcio alla bbidcia dcl comuue), und
xwar bis lum SO.Aptil I$7^ a riaohio,
■pMc. gabellc d«! menauite. Au-
KooniDien .se u QaieU forte itata
«ta la traltA ie\ olio*. oder im Fklle
de« Setfinub» oder Seeunfalli; wenn
der Arno swwchen Piaa und Flomix
■icbt ■chifl'bnr iiL «der Kn#K autbricht,
kann d>ui Gel in Pim bleibBn. — b) Dia
Znnft mhlt ihm 3'i't Ü. per orcio a let-
mine di 2 iit««i. im t'alle dan laboU«
di olia dl Oaieta di ICD cfaalian ipac-
dato di Oaieta d'ogoi dogmna « »ri<
osto in H&rc coatoaso oncia 4*i't di Car.
Uni di pcBO di Niifioti. Boi andercin
Kiakaufeprois&nilrrt »ich entir]ireclimd
die Zahlung in Klorcai. Er darf e?ea-
tuall Akirh anderi>ii ehenM gut« 0«!
zu gleichem Pr*i« liefern, wenn m not
von wcitivr all lOU Meilen itn L'mkreia
von t'lorcnx herkommt.
Zwangen leihe; CoavenL Oltimmo und
8. UaitijL« Sa., di« and«t«n 16 d. pro
pWno.
p
^
^^^^^^^^^^
■ 11
Dfttaia
Quell«
Inhalt
1 JiB
1
Ilt7&
18. Ju.
&7 lol. 2»
Die oßitiBlei List« soltaa lOOOurcei Olci de
pelogü, «beofiOTiel olei nostralis kaufen.
1
137S
26. Ju.
S7 fol.30
8 Kttaflent« «lu Venpcl vtrapredicn den
offitiniM tint« 1000 ord Olci ülive.
biiont. pari, citiri et mereantilii de pe-
iBffo der KunfL bin Rn<Ie Juni xu Ijpfam
(Bedingungen nie liei 36!). Unachiff-
barkeit dm Arno gilt nicUt uln Hindts
ruogsgrUDd. Preii ä^fi Ü., Zahlung für
j« lOO «rd innorhklb 14 Tagen nndi
der Liefernog.
B
IS7&
10. F«br.
S7 fol SI
DisofBtinln tintv arhiiltuii die Krlnubnia
»im Ankauf dur 1000 urci.
^^^ -1^
IS75
8. Mfin
57 fol. S2
Dor Pnkt der oHiliiilm mit Komeo del
Baono Lintor urtiH niaiori« et orbo MÜ
erneuert worden.
^ -12«
I87&
12. Mftrs
57 fi>l. 82
Die* gf^chiehttiDTerjj^ic-icliftn Bedingungen
wie bUher. Er erhiit 5Ü0 fl.
■ ^ 4S
187i
19. M&n
57 fol. 8S
Vpr)Kng«rung dea Vertrag mit Simea
qnondam Makko tintorguAdium 16Mo>
Dftte unter gleichen ÜetliagUDgen. Die
Sanft liefert ilim für 400 H. Waid und
8W) D. in bar.'
^^^ -44
137r»
22. Mär£
&7 fgl. »4
Vertn« mtt Saudro Baailü tintor cuadt
anfgJatLre: Eref{)Siictcine\Va)dÄrb&
rci, vull ,)mlcii Uonat poncfc 2-1 vu^lli,
urlitilt von der üunli den Waid ge-
liefert im Wert von 400 tl. und 400 fl.
borr; lutt iiucli 2 .latiren 800 fl. in bar
innerhalb you 8 Monaten tW Zunft KU.
rflokxueretaLlea.
^^^ 45
1375
7. Hiti
i7 foL 3&
Mit den S&bnDn dca Leo Siniank m>11
ein I'nVt ober eine bottega Unte guadi
geacbloascn werden.
^^^ 45^
1375
15. Hai
57 fol. ä.^
Diei geachieht. Hie eröffnen 8 Terscbiedene
WetkRtittea; die Vortrllge laufen aof
14 re«p. 10 und 17 UODut«; iwei er-
ballen je 1200. einer 1000 fl.
" ■«
1»75
9. Joni
57 fol. 87
1000 orci Gel sollen gekauft ircrdea.
47
1875
'J3. Jnli
&7 fol. 40
Vertrag mit Jobanae* Wald« Untore: ent>
haltend einea ausfOlirliehoo rreirtarif
(Tgl. oben S.6I0 ff).
^^H. ^
137&
2&. Okt.
57 foL ii
Di« offitialo« tinte aohlieaMn ainen Vertrag
aait 2 tintorM 0'*Ftfel«n von 4 an-
— S36 -
40
50
51
52
88
54
55
Datum
1375
7. Nov.
1875
18. Not.
1876
«1. April
1376
26. Juni
1876
IS. Nov.
1S76
32. Nov.
1877
«. Mai
Qoelle
57 fol. 43
57 foL 44
57 fol. 45
57 föl 45
57 toL 46
57 fol. 47
57 fol. 46
Inhalt
<i«rai) : du« ü« alJea Tudimacfaera in
4 Läden I Jahr lang s« tiesümintca
Ptcüeo fein« Wolle uoil fieii>es Toch
fiLrben sollen.
Di« Verirliec mit .lonta, Simon Vlaxta,',
Saadro Budlii, den Sahnen dn Leouo
(vgl. obeo Nr. Sß, 4ti, 44. 45) weideD
sUe wegen der grasBcn Vecloale dsr^
Zunfl, und «rtril die FUrbcr ihren Vc
pBJolitangen nicht nuchgekommco ainil.
kamiat.
Die KonHuln vm-kaufen dem Pranoesooi
del Uidio ti&tor al]«D Waid. d«n dia
Zunft be«itit. zum Pr«u von 52i-
llor. pro 100 Pfund. Die Abrmbni
kann mit den eiiixelnen Innaiali in dw
Wvise erfolgen, duüs dadurcli die Scbald
der 2nnft an de (IDr prMliuitia) ab-
gotragm wird.
Pismt Bonaiati nnd Uiieaiu Me^lini
■otlan uuf «in Jahr fOr di« Zuntt eine
Wnidf^hcrfti t>otreil>en. Keine Qeld-
unter« tu tau ng.
Girolamti« Barloli erb< ein« lO-i
liehe Fritt aur Kfickaablong von 5Ö0I.,'
die ihm die Zunft 1^72 celiebeo batte^
Ver^mg mit Giorgio di teo di i^imon•.
(euemSobndcatintAr Nr. 45 erwähn t«nM
Fflr 000 fl. von ihm boogeocn Wakli'
■oll die Kunft bis lam Ihneniber boonvi
HCritt«fard«n Betrag von 8000. machen;
bis SU dieeem Terrain eall der Waid im'
Fondaco gelagert «ein; Giorgio kana«
jadaraeit eine gewine QuantiUt dai
erbalte».
Vortrag mit 6 tlotorea estra aHem') Aber
diebrfiffnung von 7 Färberei werkBt4tl«B.
mit aiiifithr liebem Tarif.
DieZootl hattt) fiUher mebiere Färberei*.]
werkaUUm betreiben laoen, tie dann
aberaufgebobni: dieFolgandavonBeiea
') Mit disHm hie und da vorkomniraden Ausdruck werden wohl
di^i«tdaeD Fttrhor be««iebnet, die, weil nie nur oder bauptUlchlich fdr
die OaSnuüa- und fllr die Seideoitunll iirhBitvtan, der Junadtktion and
Poliiei der Wollenxonft nicht tintßrctand^n.
537 —
Datnra
56
1S77
IS. Joni
67
1877
15. Joni
Quelle
57 rol,49ff.
57 fcl. 51
Inhalt
^vveien: schln:hteH pArben .corvelw
tinte' nncl hohe Lohnforderungen der
FUrber. Dalivr kehrt miui jetxl lam
nlttin Üjrtfxn «urDck ; di« ofStinlu* tint*
■^ihultün VollmHclit ,invMtire KUHdum,
fnrere boltcga« tinl« etc.
.1 Ftlrber erCfTnec eine baltc^ tiiite {im
borge Ogni Saiili) unter folgeDdon Be-
dingnnff en : ii) Der Vertag geht Hilf
h Jahre: die Zunft tjibt SOOO H. Kiipitii).
die {''ärber cusammon SdO H. — b) Hi«
3 TeilhAber mOsiin in «i^ner Person
das Gnvhftft fQhn^n und jedem Tuchcr
nuf dOMMi Woiwch rirln-n, — c) All«
aaiDlcnafnidon Waren miliuGn von ihnen
biifboia.lilt werden; »Jc dClrlen k«inc nuf
Kredit oehmen, und keine Scbuld«n Rlr
di« coaip44[oiA kontrahieren. — d) Uie
Znnft «teilt ihnen aufeigneKotten einen
Schreib kundige» all Faktor. — e| tie-
wiun und Verliut tragen beide l^eu^
teion je lur Uftlfte. — f] Uabeu die
coropngni diut Kapital au(i;el>ntiichl. no
fcflnnen tie ron dor ituiid ein neuen (ao-
pia corpo) bis eu 2^'iOO U. fordern : auch
von diucm fllllt dii^ IlUlfte des Gc-
winni an die Zunft. — g) Für ponftn-
lichc ^usgitbrn d(lrri.-n 2 der Com
pH^naiu je 4, di-r dritt« b R. niODHllicIi
in Rvcbniinit uMtai. — h) Jedes JiiTir
erhallen nie einen neuen Preintanf. —
i) Kein Tuclier kann Ahm Tuih eine«
rtlH^liatore. foodacario oder far<ettaio
bei ilmaa färben laHBn (folgen einif^e
Beatitiimungpii von aeringerer Bedeu-
iunjj Mn<i am Schi UNoErgniinn gen). —
k) Die Zunft steuert nicht« Eur Miete
des tntffli'o bi?i: ele snblt ihr Kapital
cbeDflo wio die conjingtii in bastiminm]
Kation ein. — l) Di*! compngni kSnn^n
auch andere QftiohiLftD nebenbei trat-
baa: nnr keinen Handel mit WaJd tind
Pottiuebe.
£in anderer Vertnc (laeheo Datsnit
mit i anderoa EMten Ober eiM bdb-
tCfSA artia noaioria anter ftluiHclien Be-
dingongea wie »ut> 59. Die Zunl\
■teverl bier 160011. Kapital bei. clic
V
— 538 - ^^^B
Datum
Quelle
Utalt ^^^H
^m
^^H
^^
tVber gar iiidita; BietlBrfeu keiD an* ^^H
dorea Oeecbftft betreib»». ^^H
^^^^^
1977
S7. Juni
&7 IaI. 58
BsaiBeMui Ju»>))i de S«nii (Sieiia) oon- ^^^
tÖMtoT vftgdloruiu Riiadi r«rdin«t «eb ^^H
all Poktoi' der fUi-berei, di« JoBann«« ^^M
Noldi für die Zunfl eritffnet. ^H
^
1877
8. Okt.
57 M. 53
Die orülialM tinte erhalt« Vollmaoht, ^^|
«iiiPTi Vertrau "*<< Fili|ipiiii S&lri und ^^|
lUimulu* Buoni abtu«oblienen, Qber ^H
EfCfFnuag einer botteg» artu maiorii. ^^M
^^■^
1377
1& Nor.
57 fol. 54
Viele hatt«» Waid in KOrbeo freaaninell ^^|
und ihn verkleinert anrräpeiobert ^^M
(maoerntum ondicavemot), dadurcb c«- ^^M
realia guadi berbdgefafart, die soob ^^|
durch den Krieg gwAtäg^vi iird« Um ^^|
tiuDi* SU brocbcD. «ird bwdilcMea. ^^H
])cr rngdum Eociclutü cinco tnfBcDB ^^H
citiLTia et saadi mit der lodotM Jo- ^^H
haDDiB do önoellnriis xu orOffiicn. ^^|
^^H^
1877
8. D«s.
M fol.55(r.
KoiMuln and ofStialea tinte sdilieMoi ^^|
n))t den soctotat« l'honad Rieotü ^^|
und Roldi Lippi elD»n VurtrifC ftb Ob« ^^^
einen tniHico dj guado n cenvt« dj ^^H
ngello. Uobor di^n Inbnll t^I. ito Tut ^^M
354 ^M
^^^^^ cu
1877
V. Des,
&7 fol. 59
Er^lniungen tu ftbifr^m V«rtjw; %) Die ^^M
Kocietiu crhltlt da« Monopol ocr W«id- ^^H
licfcrimg. — b) J«d«rTuobe«-, der fbbM ^^H
I&»t, luusa inuerlialb von 14 TlWea ^^H
nucli Kiitnabnie dee Waida fUr aco ^^H
betr. l-'ärber Sicherheit loiaten auf Zftb- ^^H
luDg tuoerhalb eince Jahrca; Teils&b- ^^^
langen erlaubt. — c) FQr des ran ^^M
einem Fbbpr cntnotumraca Wnid wiid ^^|
Her saftntg^bcade Toclier SdiBldncr ^^|
der Kompngnip. ^^M
^^^^^
1877
l&. Des.
57 fol. 61
Di« Zunft baatfilicMt 190000 Pfnod W&id ^H
iinfondaco der Zunft. undSOaoOQ Pfund, ^H
die i» CilÜ di Ciut4dlo lagen, ol« KapU V
tal indiuRompognie^eadi&flEuatMkes. J
Um den Preii utodn^ lu halten, aoll ^^H
aller Waid nur mit einem Nutzen von ^^H
2b 3 d. pro 100 Pfund verkauft werden, ^H
von welchem Anfachla^ die Zaaft nichts ^^|
erhftlt. ^H
^.
i_..ri^Ji
p
■
■
^^^1
LI
Datum
Quellr
Inhalt ^^^^H
"1877
67 fol. 03
In d«n folgenden Tag^it luisUn 12 FUtber ^^^^^|
^F
19.Des jr.
bii 67
den HtJ, HlLt:n vcm d«r KompaifDii} ont- ^^^^^^|
Qotuineneu Waiii innerhalb «Ines Jahraa ^^^^^H
^1
H
tu beuhlen, Rteltea Bargen olc. ^^H
H
1376
.')7 fol. S8
Die Koinpaeiue hat eijx ,nietcolo* von ^^H
I08S66 Pfand Waid gemacht, dju unttr ^^M
^^
2. April
^^^^.
die Fllrber verteilt wird zum Preii vaa ^^^^^H
^^^^fe
3lbr. 13 1. Hd. Hör pro 100 l'fund. ^^^H
^^^^1
üio 'Zunft Obernimrat wiederum doa ^^^^^H
^^^^1
der «ompiigniit durell Ni«dorha]tuii(f de> ^^^^^|
^^^^p
WnidprciuMi i>nt^hcndnn CJcwidd auf ^^^^^^|
ihr« HAobBUDg. Hin iiniI«rM MoMolo ^^^^^|
^^^^m
^^^^M
von 438 Ball<!n (in «ummii 90(K>0 Cfund) ^^^^H
^^^^H
xum Pi'eibi von 4 Ibr. pro 100 Pfand; ^^^^^^M
^^^^P
«in dritte« von 322 Ua,\ha (54 000 Pfund} ^^^^|
^
SU B. ^^^H
H 6l9
1378
5; fol. 68
Aui der Lotubai'dei importierter Waid voll ^^^^^H
^^
13. Okt,
an die Fllrbeir tum Preiav von 5 Ibr. ^^^^^H
^^
und
10a. rcap, 51br. la. verteilt werden. Die ^^^^H
^1
2. Nov.
«Perdit«* iatiai wieder der Zunft lo. ^^^^H
H ftir
1879
57 fol. 69
240 Rallen (5058 Pftiad) nu i Ibr pro ^^^H
^V
21. Miki
100 Pfund. ^^^H
1
1879
.'>T fol. 69
Am 17. Mai IS69 biiltrn die of6tialai ^^H
h
le.Äugart
tini« mit Jolianne« N<rri Pitti fioen Ver- ^^|
irm Ke*cbloM>en, lUnn fr dt-n Tudiem ^^M
(gegen eine üntemlOUiinK von 10000-) ^^M
mm Prrue von 6*. propa^uno und 4*. ^^M
pro panno r^fucto ilire Tuch« «pannon ^^H
^^^^1
^^^^H
und e>iDe Tudupanne banen loU. JoUt ^^H
^^^^H
mQssen Mine Sahne die ILackorsta[.(uog ^^H
rlM vorgMclioMencui öelds innerhalb ^^H
^^^^K
^^^P
von 5 Jahren TerbBr^m. ^^M
^^^ 68
1380
57 fol. 71
im fl. (von 154). di» 1876 d«m Antonitu ^H
^■^^
30 A^l
l^oni« gegelivn wamn, waren nicht tu- ^^^^^|
rUckfotaUt; daher werden di« Borgen ^^^^H
deamben aab neu« voqilliehtet. ^^^^H
^^^^L
^^^P
V (ii
1380
H. Juni
57 fol. 72
IDOO Ord Oet lollen gekaaft werden. ^^H
H
1380
4. Sept.
&7 fol. 72
Kbftnm 100 vegotM Oel d« p«lBgo. ^^^^H
^L__ efia.
1380
57 fol. 72
Aloxandor de Arrialiuceü und Benincuft ^^^^H
de Alaoiannia «rklKicn, dieee 100 vf^etM ^^^^|
^^^^L
6. Sept.
^^^^v
bestes Ofl do Pelago (tiiKta) nach Flo- ^H
res2 bringen xu wollen, zuaanimen 1800 ^^M
^^^^v
^^^^^
bii HOO orci^ die H&lfl« lolle uro 1
B
15. NoTetnlrer. die andere Knde Nu- 1
— 540 —
f 1
Dittiiiii
«0
67
<8
Qu«lt«
I8S1
20. Do>.
2^ Jan.
1381
28. Febr.
&7 fol. 75
57 fo!. 74
57 foLSO
Inbftll
Tumber in rün leiD; inFlorent 800 «rei
l>ia Mitt«, der tteat b» Ende DeKetnker.
Itorfint^n^^u wie oben ȟb 37. Ob-
»hÜTtmrb^it Hm Arno gilt all com-
mittlum venditom. Freia 2tL 4b. (ad ra-
tionnin 8 )br. 12 1. pre floreno) nach
Ablicffnins von j« 100 o>rci. Kiaai-
weilen «olTftn Ai« Vork&nftr bia Knde
Dezember 150-VOO urc«i ol«i nosUatü
ulivi voracbiMiM, da* sie nach l.ief«-
ruDR des impoiiiertcB inrOckcrbaltsn;
die Zunft «treckt ibncn dafSr &00 8.
Ee floilen 200 veget«! Oel gek&an ««nie
Deshalb Vertnu mit Bartino di Coroi
do'Covoni. Kr Latte nach Haiorca Aal
trag erteilt u invectir« 100 botti d'olic
die der Zunft zu Ü'i fl. pro orcio
liäfeTt werden «olk-n, mtl-hh bis End
Juni bi^nhende! Antwort am UaJC
elntriffl; lAcffixtim in den ,p0230* de
Znart t)i« ir>. Apiil 13dl . auf Koaten^
nnd Riiiico dt'o VeTkütirer«. Zahlt daa
Oel keinen Tborr.oll, >o tii^ht div Zunft
IS B. pro orcio ab. Zahlt die Zunft,
nicht. 10 können die VetkBiifer Wechtel
auf die Zunft lieh«) a lutt« fpMC dell^
arte. — b)Aiid«t« 100 Itotti ;!ugteicli«
l*r«i«. Antwort bia lA. Febrnar. Wenql
jft. Lieferang bis lum 20. April 1331'(
lu gleidien Bediotfungen.
150 vegetea Oel mIIco gekauft werden.
Für die 1S77 IHr dleZnoft von Nicolanai
Pieri e oamp. eröffact« Firberei wirdj
jetst bertJmmt: a) E< var 1377 an*<
geordnet wotdeo. nnr a cootajiti H
kanffln, fljr da« erst« Jahr die
futiutelsen, fOr die folgesdeu je nt
dor Konjunktur »ie ealspreehend aa
&nd«m. Da die ZuoFt den coupasnll
nicht lur aocgcmacbten Zeit Ovfd sa-
geachoHca, bitten ne auf Barg kaafen
niflMun, die Prciie letcn vom IG. Juni
1ST8 bii Kam DoEember 1390 kot
geetivKcn, «eil die Ftlrbei nad aadera]
Arbeiter ebbero arte e costalo loio
paono lavonttum piü perchö anno dat»"^
a i larorantt 2i. pro ponno piik eh«
^^f 541 ^^H
^1 *' u
■ SB
Datam
Qq«)Ip
lohalt ^^^P
1 J:g
^^^M
>nr:iTi:M 7>'>i, i.ic'.'vano. Do«hftll> («11 ^^^^^H
1'., du 5000 Ibr. jlllirlicli ^^^^|
1.. iitU'l «tc. atiw«gcb«i halt«, ^^^^^H
22^ Ut. pi(!i]. auf das Wnrntlcotito Zu- ^^^^H
(«liu*« erhaltdii, auf Lolinkonto für ^^H
4400 tiAnoi tiiiti in £'/> Jahren 174 Ibr. ^^H
a flvr. Davon Tallen «uf den Anti^ü der ^^H
^F
ZunR I6ÖV* \bc. a Hot. ^^^H
H
Itöl
57 f9l. 75
Fantinu« 'HAn« Ti>ni|iriobt 11 Waidballeo. ^^^^^H
4. Jnli
diu in |rortu fratmm de Settinio gö- ^^^^^H
funden worden waren, ftlr die /uoft ^^^^^|
XU bevabreo. ^^^^^|
^^^ 70
!&8l
57 Toi. 7(i
MarDhuii -Ser Dotnioici LuniFes und Ka- ^^^^^H
^^H
17.8^)1.
^In? Niocolni Klcovuri t-erspreclien, ^^^^H
inntrhalb von 4 •luhren 300 11., die aie ^^^^^H
aU niutaum Krutuitum von der Zunfl ^^^^^|
erlinll^a lialieu. tu cntituiorcn. ^^^^^|
^^_ 71
ISäl
46 foLlSL
Wtil die FiLrber .poatumiu faciiint et ^^^^^|
16. Des.
itn)>edi mf ntiim lanikialia*. sollen die ^^^^^|
KoDttuln IUI). Beit«n laniüolis et piiape- ^^^^H
ribua peraoniB niserabititiu*, qui in die- ^^^^^|
tia oiuterüi teu eiercitiia arti« lanue ^^^^^|
aUmenta peroiptust et ex eü lubrlen- ^^^^H
tanlur, 4 ofBtialea wftbleu, die dafUi ^^^^^H
SvtgB tragen «olleu, da« die Tuchsr ^^^^H
XU oilliKfla Bcditi^ngon fILi-bcn und ^^H
wntkcu Utflon können. ^^M
■
IS82
57 fol. 76
9 Farber, Besitzer von 7 Waid Färbereien, ^^^^H
28. April
(Cblieiaen Folgenden Pakt mit der Ztmll ^^^^^|
ab: 'i) Sie erhutl«B fitr Arbeit ^iim ^^^^^|
16. Juiuar bi> Kaie April Sa. 6 d. di ^^^^^|
piec. deJIa lib» d^Ua lana oeleatiaa ^^^^H
vergliegffintn; ffit die anderen Woll- ^^^^^|
•orten nl 'av«n>uit«i lfl,=:t)Uir. H.a.— ^^^^H
b) vom 1. Mai ab I H. := 3 Ibr. 15 •. — ^^^H
c) Sie (.fbaltcn S H. pro vagvllo ,dȟ' ^^^^^|
kvanstf de! ptegno*. Zablungetermin ^^^^H
1 Jahr. ~ d) l«t eine Partei mit den ^^^^H
Preisen nicht cnfriodon, M hat «ie da« ^^^^^|
durch Dot*ncll«n Akt MUttteisen: di« ^^^^H
alten Fnite dauern dnaa ooca einen ^^^^H
HouftL — e) Ea wird ein nuif&brlioher ^^^^H
Tarif gegeben. ^^^^1
78
I38'i
57 f«l. 77
600 fl. werdan dem Andrea Jaoopi CoK ^^^^^|
90. und
Uni lantfei su Ti» tut 5 jähre ge- ^^^^|
|_
91. M«i
^^^^H
^p
■
■
^4^^^^^^^^^^^^^^B
^1
Dalnm
Quelle
InfaKlt ^M
^H
^1
^^H
188S
$7 fol.Tdff.
Eine bott«frft tinte vtii moioni loU -um ^^M
^^^u
21. Okt
2 FiLthtm laf 4 Jahr« «SAi«t w«nicD ^^M
wr oKKlaro Bocieutit, du der alte V«r- ^^M
\r%g abgeUuf««: 1. corpo der boU«g8 ^^M
^^^^^^K
^^^^^^^^^^^^H
3600 Ü. — 2. Sie dOrfcn kais aaderM ^H
ÖMcUft lreil)«n, mOaMO jährlich vsaig- ^^M
^^^^^^^H
sttDi 2000 Stack Tucli in Furpur ArtMS. ^H
^^^^^^^H
— 8. Sic mllBccu allo Wurc» a coomb- ^^M
^^^^^^^H
tinwato dd fnctore, icrivBiio 0 eatau- ^^H
^^^^^^^H
Unglio dtll arte kaufrn. — 4. Die Zooft ^^H
^^^^^^^1
man inDcrhnlb von 2 MonnteD di« ^^H
^^^^^^^1
Scfaaldtm der Tücher >ui iIm OoKbtft ^^M
^^^^^^^1
«-■iniiehen. — 5. Filr pcnOntiche Act- ^^H
^^^^^^^1
gahtn rrhiitttmhei(leFkTl)er4fl. moont- ^^M
^^^^^^^^
lieh. — f,. Sie Mind mit 33 "■*;« an Ge- ^H
^^^^^P
winn und Verloal l>et«ilii(t — 7. Tarif. ^H
^ 74a
1882
57 fol. »*I
Eine zweite bottoga tinie artia inaioria ^^H
■
24. Okt.
et erbe wird (Dr die Zonft auf H Jahn ^^H
erOffoet, unter Hhnlicben Bedingnagan. ^^H
Die Zonft ateuert 360O 11. . die 3 com* ^^1
pagni 800 r«ip. 300 fl. bei. Von <it- ^^M
winn und VerloBt fKllen der '/jxutl **/«■, ^^H
den Gompagni '"/«i tesp. */*■ *^ ^^|
^^M
1882
67 Ibl. S2
Alle Tocbniaober werden anf beide Ver- ^^M
^
30. Okt.
84~8fi
träge rerpfliditeti sie sahlen znoldui ^^H
an die üunft. bleiben big lor Zuhhutg ^^H
deren ScbuldDei-: Wahl vertchicdeoer ^^M
scrihani uod fodorea der neuen Werk- ^^M
■ttttco. ^H
^^H
1882
37 fol. 83
BeaohliMs d« Ankauft von 3U> vegetes ^^|
^^^H
'24. Olit.
^H
^^H
188S
S7 fol. 83
Ankauf von 100 T«g«t«i olio di Maiolka ^^M
^^^K
»0. Okt.
bei Ikniacaaa de Alemannia e Oom- ^^H
pagniit; <I5 bii IS.Mlkiz: 35 bU 81.ltUn: ^^M
Preis 2 fl. IIa. pro orcio. Den Tbor« ^^H
^^^^^^^M
^^^^^H
soll suhlt di« Zunn. ^^|
^^^^H 35b
1884
Ö2 fol. 87
Benincaaa Bilrertri de AlatnannH rerkanft ^^H
^^^^^^^B
29. Jui.
100 FbMer olio di Pelaso 0 Faas .i ^H
IS orci: 1 oraio il 65 Pfanu], lu li»fent ^^H
^^^^^^^"
^^^V
bia Knde A]inl tum Preia von 3'« t. ^^H
^^H 76e
1384
57 fol. 88
Denelbe verkauft weitere 100 Fao* olio ^^M
^k
8. Aoguii
fonetiero eoinpmto a Salona, tu liefern ^^^
bis Knde NoTeabcr, bei gia»to imp«. ^^M
diinento xwni Monate apUer, ^^H
^^^^^
1884
£7 fol. S9
Kiocolo Covoni uitd Mntteo Biicci e comp. ^^H
verkaufen der Zunft 20O Paaa olio di ^^H
|_
l<.Angn8t
^^^H 543 ^^^^H
Datum
Quelle
Inbalt ^^H
^^1
pulago, lu tiefem bü Kode J^uiuu- ^^^H
Kiim Pr«is von 2^ f- pi^ orcio: den ^^^H
Zoll trft^t dif Zunft, die Kosten ror ^^^^H
WlLg«n etc. die Verkäufer. ^^^H
^. ''
1^4
S7 fol. 90
Vertntg mit Jeiii Ffirlier Orlundua Ser ^^^^|
^^^B'
Sl.Auguit
Bartüli: a) Die Zunft leiht 500 il. auf .^^^H
3 Jahre n 6",'«. — h) Der Rlrber mnu ^^^^|
jed« Woche zum nundesten pomire ^^^^H
7 vageltos. — c) IKe Zunft kann doit ^^^H
Kapiiüt 6 Monate vor Ablauf de«Ver- ^^^H
triLf>i kttndig^rti ebenio der t-'^rber. — ^^^^H
d) Xach Ablaar det VertraKs bat er ^^^H
^^^B
^^^v
*&ldo Dii( den TuchmBcheni eu mach«», ^^^^H
^^^B
die daiiD, *o«'«it tie nieltt graabltbabes, ^^^^|
^^^H
Scholdner der Zunft lileibcD ; tut f«Uito ^^^H
^^^1
Schuldner des Liidvus haftet Orlando ^^^^H
^^H
der ^^^H
^^78
1384
57 fol. 90
Vcitr&g mit icwei Färlitrn Abt^r eine tinU ^^^H
K
28. Sept.
nrtia mtuoris auf i Jahre unter Ahn- ^^^^H
liehen Bedin^rungen. Die Zunfl leiht ^^^H
1000 fl. SU C«; erfolg keine Kiln- ^^^H
digung, fo gilt dtn- Vertrag auf weitere ^^^^|
Ewei Jiihrc: die F^ll-he^ maiwen uro ^^^H
Jahr mindeat«ni liOtiSlilck Tudi fir- ^^^M
^^^^
^^^K
^^^V
ben; tinil die FlU^ber (durcli VontchBaite ^^^^M
^^^M
in Geld oder Vf:irta] noch ver|iflichtel, ^^^^|
^^^H
EU liii^tiTiJiiitcn Preisen fflr bestimmte ^^^^|
^^^K
Personen la fArbea, »u dürfen sie aoent ^^^^H
^^H
diecen Ter|illichtungen nacbkommen. ^^^^H
^^^ 79
1384
57 fol. »0
Ankanf rou .1(M) hotü Olio du Sibilia ^^^|
^^
13. De».
bifi LaarenlioB Ciain|iolini in Pisa. ^^^^|
l'rei» für 1 Fm* 26 H . bu Ende A^ril ^^M
in Tita zu «ssit^nieten. Innerhalb ein«« ^^|
^^^^^^^Hf
^^^^
Monat« erhalten diu Liefernnten 1000 t). ^^^H
^^^H
,a uanarra*, den Kest nach Lieferang. ^^^H
Die Rtnfer itahlen den Zoll, bebalten ^^^^|
^^^^C
^^^^^^^r<
aber di« FlU«?r etc. ^^^^|
^^ 80
1385
57 fot. W
Vertrag der offitial« Linto mit Bemab« ^^^^H
Aldöorandini and Lionardu* Dellm- ^^^^|
1
U. Not.
^^^m
otoni Ober l>8ffbnng einer bott^a ^^^^H
tinte d'arte maggiore auf 3 Jahre. IKc ^^^H
/.anft »cfaieMt ^0, Bernab» IQQ fl., Lio- ^^^|
^^^H
^^^K
^^^K
niudainicblteio. VouUewinnuad Vcr- ^^^^|
^^^K
lu*t erb< dieZaaflSO, di« couipagoi ^^^^|
f
2ft)| retp. 28'^!% eagcecb rieben *>. ^^^1
>) Hkr ende
4 du lieft bl An ZualUrehivU «nd diu VobarlMfunnir ^^^|
wikI wieder facbenhAfter. ^^^H
^F
■
■
544 ^^^^^^^^^H
r>B.tani
(jaelle
Inhftlt ^1
^^^L
ISSfl
4Ü fol. 196
Die Zun it kuuft beim KuteU AltofoDt« ^H
^H
18. Jkd.
«in Terruia , und gibt den Konmla ^^M
VoUmadit, auf detnMiUeD ein Waid- ^^M
^^^^^
li»7
Diplom.
Nicoliiua Saliuuli, ein l\aaijer Kautmaua. ^^M
2t Vor.
Proveaienz.
Itckeant ouf jVnfrage der »fiitialee olei ^^M
^^^^^^^H
Arte dcUa
Artia lone, 770% fl. von dieaen für ^^M
^B
LaDn
34.) orci Ocl tmpfftngen cu haben. ^H
■iii^ nr drn of^tinlcs. lu 2',« A. pro orcao. ^^|
vcrkiiufl hiitU- etc. ^^|
^^^^^
IWW
82 fol. 41
Diu tinitorinoi del maeatrusio wird ui ^^M
5. Nov.
'i timton» vermietet; kun d&muf ^^M
(1889. 18. Mai) hoisst >■« ,in papolo ^H
^^^^^^^1
^^^^^H
cum novuin dict<> Artifl'. ^^M
^^^H
1388
&2 fol, 80
Ba werden opDrnrii laborarii fondaci ^^|
17. D«.
guadi genitDat. ^^M
^^^^^
1389
47 fol. 27
Die orfitiitle« rapr» Iiborerio tir&torionun ^^M
2S. H&n
et funtiäci kAjin^a doa F&eht«rD der ^^M
tiratoria bin xu 100 tl. Mben. ^^M
^^■_
1890
5tJ fol. 69
(Juilibßt Innifot qui tjrav«rit vef tiiran ^^M
16, Auftuitt'
fecerit aliqnei» vc\ ftliqaos pannoa ad ^^|
tüatDriuro iu[>radiottiBa tcnoatar . . . ^^|
tnercfdem taliuin pannonnn tiratoruin ^^|
. . . »olver« ctttncnritt artis . . . aolvctlda ^^|
de ^ akennboa in 6 uensei. Die tifv ^^|
toi-«9 mÜMen oomputura et rutiuneni de ^^|
puints per eoa itnü« faodT« m etinm ^^M
atiMrmd«)>tinimri>ren«ibiie...Ml hoc, ^^|
^^^^^^^1
^^^^^^^^1
ut BOvniD cdt&cinin tiratoriorum tliole ^^M
^^^^^^^^^^H
nrtii atilitcr dirigatur pro ipsa arte. ^^|
^^^^H
IS9fl
46 fol. 188
Vnrliot der Ausfuhr von cardi. pettini. ^^|
sc-orilussi ulc. (vgl. im T«it S. 880}. ^^M
10, Apri!
^^^^^^^H
A'-hnlicb» Verbot 1424 (49 fol. IIO>: ^H
^^^^^^^^H
K'^bniiii-hlf cardi vtc. kOnuvii aȀ ^^|
BenclitinijiunK durch den i^anftnoUr ^^H
Terkanft vreiden. ^^H
^^^^^^^B
^^^^^H
^^^^^
M9S
104 fol. 48
Da durch den Binbau dw SUuifl^talutM ^^H
^
10. Juli
d«t .pot«ut olei* nicht mehr bnn^bar ^^M
üi. »oll neb«n der ntnea Toobipannerei ^^M
der Zunf) »m Arno ein Gau auljrafUut ^^H
veidon fOr tnioghi et leu eanaua; da- ^^M
fDr werden 4 operttrii gewählt ^^M
^^^^H
1403
48 fol. 66
Konanln and oflicialiw tinto «oll« fBr ^^M
«(.Juni
«tat ,gora' (BaniB) >ur Wollwiaeli« ^^M
KHgen. ^H
—
.•>4.^ —
13 B
-
g 8
äj
D»tuio
gnelle
laUalt
90
l-M«
114 fol. 7
E* wird <len l'ocbern und Kardenbindlcni
16. IM
««Tbotm.uidenwoGiMDdnhtBukaHfeii
uU von der Zunfl »elb«t.
9(b
1404
16. 8«pi
na fol. 12
Die» trird d^hiD gelodert, dua nieniBiid
ohne Liccnx drr «ffiti&lcB Unte Kiseo-
diiilit udirr Kurden kaufen darf; kein cer-
dkiotu« soll Kiidvn anfcrtif^Q obne
Lict-ne etc.
901)
1404
20. S«pL
115 fol. 15
T)ii' oflitinU>s tinto h»uf«D von Johcinnm
Rayainntli de VilU 22 pomhia Uli
forrci.
90o
140&
28. Hin
116 fol. 51
Vert«iluiiic -von 66 poodorft KU fattei
durck di« offitiale« tiitt« nn die TucImc
ttacb Mutgmbe ihrer T&xe.
■
Ol
14D4
Ppttf . dd
Auf BtUen der Woliraxunfl wird, du
^
■
SO Jnni
Con*. Uugir.
64 M. 67
diirirh Krt«-ft die Kinriihr lOn EiKendrahl
um d<;T I.ODibnrdci «bifMChaideii war,
.jßrt^'m, dvr liiii'^ rnbrikalion dcMelbca
in Floivni W-treibco will, ubiJUingfl
^M
1
Sicutrfrdlicit sugiiicIiDrt.
w
■ OS
1404
es. Allpitt
46 fo). 78
ßeT«llmicbtigting d^r Knnsaln und offi-
ti*lH ünte «Dpr« «npja fili mit na-
beMlirilDkter AuiyK)>e(i«fuKn>>'
H
1
88
1404
U. 6^
48 fol. 76
Dm glticb« snprs. copiit (fundt «1 cinsrw.
1
94
1
t44M
8t Du.
48 fol. 77
Sinige Tacher batten üeb ühvj U»rr(|d-
■itnißkoit«» m der Uilans der für die
Zunft iip1rieb<>0'^ t'^liereiwetkatiitt be
kliigt; vorallem »ei (liuinTeitierte Kapi-
tul grfl<i>er. aU ea geaetilicli erlauol
>pi: diber toUon mehrei^ rutioBmi
(It*chiiiiiimr«Tisor«n) rmannt werd«B.
UBi <1i« Ahtvcbnung d4>T Wirkttntt mit
^^1
■
^^1
■
dMi Tnchi-m in Ordnnnf; xu bringen.
^^1
■
Diu ,ct>rfi«* (Kapilai) dM Inhaben »oll
^^1
■
•2mi fl.. dam d«r Zattit l-mv betm^a;
^^1
■
dimt kann dm Gewinn ab ,«opr%-
^^1
■
«orpo* im (te«cbS(X tiehea lauten. Die
^^1
P
•ocii dOrf^n da4((S*» ^^'" i^>i' Kapital
^H|
tiinau« nicbtii einocbitMen oder iiüilen
^V
der Znaft iO'!« nomia« duani Tvf in-
^V
tnvaw; dürfen Alaua oder MlrborrQtc
ntcbt oh»f Krlanlmia der Koatalu
lind ofStiak-H tialv kaufen i dicso ent-
■
i
■cliL-idcn nnch Über die allmIlUiebc Ab-
1
Dor
SB, SlniUcn
kiu ilwr FlaKM
MF WirttnIiafligiiMrhiBliw. 1. 85
— 'Ai) —
g a
tj2
Datam r Qaelle
Inhalt
95
1405
29. Juli
56 fol. 107
96 1405
22. Dez.
118 fol. 75
97
1406
10. Febr.
119 fol. 29
98
1406 !ll9 fol.84f.
22. April,
30. Aprit
und
6. Mai
49 fol. 95
traguDg der von der Zunft bei ihren
Mitgliedern aufgenommeDeD Zwaogs-
anleihe durch die Gabella.
Aufnahme einer Zwangaan leihe von 1500 &.
zum Zweck des Waideinhaufs; werfeine
Wolle verarbeitet, hat 20 a. pro librn,
die anderen Ifj ■., wer Stametti fertigt,
nach Kntacheid der oiStialcs tinte zu
zahlen.
Da das Roheisen aua Elba sich als nicht
geeignet erweist zur Fabrikation des
.filo sbavato' (entachweisstcs Gusseisen),
wird Johannes de Corbinellia beauftmgt,
tÜT die Zunft paMendea Eisen aus der
Lombardei kommen zu lassen und bis
zu 400 librae dafür ouezugebcn.
Die Zunft hat auf ihre Kosten mit Ge-
nehmigung der Besitzer der Mulina
d' Ogni Santi auf deren Terrain ein
Waschhaus bauen lassen (seit dem 1. Au-
gust 1403). Jetzt wird 1. von den Ver-
tretern der Wollenznnft, 2. von denen
des Klosters Ogni Santi, 3. von den
4 ofBtiales pnrticipum muline ausge-
macht, doss die Zunft die .gora* vom
I. August 1403 ab gerechnet auf 5 Jahre
zur freien Benutzung erhalt, daas sie
später aber nn die MBhlengenosscn-
schaft fällt.
Zwischen der Zunft und 3 Magistri fili
abavati (Guerinua de Mera de Lombardta
mit zwei Söhnen) wird folgender Ver
trag gcschlosaen (auf S Jahre): a) Die
drei Meister versprechen filuni pro
galibuzziis (Käfige), pro ardiglionibua
(Nadel), shavatuni pro cardonibus (Kar-
den), pro corttnis zu arbeiten, und
der Zunft monatlich wenigstens 12 pon-
dera (i\ 4 Ibr. 8 oncie) davon zu liefern ;
was sie mehr fabrizieren, kSnnen sie
an die cardaioli verkaufen. — b) Sie
milssen ihre Technik ohne Kntgelt
lehren; doch dürfen einstweilen die
also Angelernten ohne Erlaubnis der
Meister nicht fabrizieren. — c) Sie er-
halten das Roheisen von der Zunft ad
extimationem honi viri, — d) für jedes
.pondus' werden ihnen 6 Ihr. gezahlt.
p
^
- ^^H
ÜAtum Quetle
Inhalt
^L
— vi für die oben ^<tnunnten Sorten
^^^^H
filinon tlHvati«rlmll>-ii)Eii(! bUxu Wft».
^^^^^^^^
pro ponÜM«. — f) Für il»e»ö ÜoTiitt die
/iii>ft da« P.i«eti xu 10 Ibr pro ccntl-
^^^^^^^b
^^^^^^^B
nurio. — i;} Si« Icnnn auf eignet Ko«1«n
^^^^^^^^v
di« Meiitcr Baoh Draht üabrilceu im
^^^^^^^H
Aitilnn<l »«adeii. — b) l'Or die Lehr«
^^^^^^^V'
crfaalten aie monatlich 15 II. — i) FQr
^^^^^^^B
ibre expenao in Lombardin |)ro f«rro
^^^^^^^H
>
pro Taciendo cxpon«ntintti dicii ßli
^^^^^^^f
'
ebavati, undfUrdioRviscTou:! Meutern
^^^^^^^^
1
und 'i Arbeitern nach Florimz, dcrni
^^^^^'
(
Aueitabtn icn OaatliauB utc. erhalten >iv
^^^^^^H
20 fl.
^^^IH^
1407 lao foU 9«
Lionnnliiii Nicolai TOidinitt «ich cum dicUi
K
18. April
nrte ud disLendut» «t eerviendiiai et
labomidiiiiiprodictaartecum mOijiatro
fili PunRiiifl Tlioiua*) auf I Jahr ffir
311 MonBlfllobu, von denen dio j^unfl
einen zahlt.
H 100
1407 4S foi.nir.
Nenorilnuatr der Verwaltung dci fnndaciu
^B
Bl Okt
uuudi. (Wwentliche ÜeitiininuDHeo im
Text S. 3fi7.)
^B
■ ^ MI
1408 48 ftil. 118
Die Zunft bettollt 2 Sindki ad ranrndum
H
& Vtbr.
TimtoriaiD a Hnriotto ol Ficro tjinrea*
tii Cresri unil dfren KrOiIem. nobtl
nnitoaMfidein Wotinhaii« der liratore«
im Popolo di Santa. Maria in Cnnipo
■um Preii von ti38 U.
^^^^
^L IM
1408 49 fol. S
Die Konrata and offitialea tiate aollen
B7. OU.
coitrtii laeete eanalia et bsdeHtin pro
oli« et fTiado, neben dem fhndacua gvadi
et ciueris.
W 108
1408 49 fol. 4
Weiten der lÜrU&hung der Üelpruiio wird
I>es«nil)t;i
1
bectininit. diw« Konanln und oltilinle«
linte bi« 200 vegctea Ocl fllr dio Zonft
kaufen sollten, am liGb^tcD uuBFvrhalb
des Florentiner Gebi vis , f.'T. uucb noLcbe«
de \aUe Nubulae rcl comilaln l'inanim.
Auetj^abcln-fiiiinia nach Gelteben.
104
14(19 22S fol. IS
Konw In und ofbUaleatinte ernennen 2 ope-
80. Jan- vml fo).:)4
rarii ad constmendnui ioila lirnloriuni
nnd
Artia tcda caualia pro oleo retinendo.
25. Febr,
IHfDr 200 fl.
B 106
1401) 22ft fol. 44
Zur Üncbaffitng von IDOO orci Oel sollen
^
18. Ubx
awci M&nncr gewiliU werden. Treis
bis SU 4 Ibr. b B. pro orcio.
^^^^^^^^^^^^^^^^^^
^^H
DiLtum
Quelle
Ink< ^t
H
H
^^^^, lOSa
1409
49 fol. 10
Bis tu 100 vegotes OeL mlle« gekaon ^^M
Juli
^^H
^^^r
140S
ProT. dcl
AufPetitioD der Konniln der WollenzoDll ^^M
27. JnnI
Cons Wngg.
wird beBchlosHra: Quod magintcr One- ^^H
99 fol. 56
rinu* |vgl. ub«n ruIi, 98^ «l Bariliolo ^^|
nif^si rt l.ojvinH de Modiolaso viui Siii ^^M
et 4 mn(^«tri loricantm »ite merciam ^^M
d« fiu-rtibria l.on:ib<Lrdie . . . poMval habt- ^^M
laro in civitute rior-'ntie ... et ibidem ^^M
vxmviv nrtcni et miaioteriuui tili «bo- ^^U
vHli f.t ouiuacuwfioe «pecici^tloricAmm, ^^M
culcftriiiii L-t aliarum JOMrciutn . . . H ^^M
tencre U'taui vel ptures n(Wt)icc(u . . . ^^M
abtique co quod mal matricalati tcI ^^M
dcacripü ia tuatricula alicoiut artis. ^^M
Sic sollen 20 Jahre lang Htmur- utid ^^M
lDatriliclfrciti<.'inunti keiner ilunfV unter- ^^M
stehen. ^^H
^^H
1410
31. Job.
4f> fol. 11
Aiuftibt-veibot rUr tutra di paTga. ^^^^M
^^m
Uli
4» Fol. 29
Km Kollon bis m 300 vegetM Oel gakauft^^^H
SI. Hiln
worden. ^^M
^^H
UI8
131 aniEiiJ>.'
t\ ofliliuloi) tintc vcrmiiHcn an ein«» oön- ^^H
24. Auril
ond
132 fol. 17
ciutor oiocs ,ox [>tirgi« lint«* neben dem ^^M
tiratorium brim Arno anf S Jftbr« filr ^H
23. Uai
2U ä. jührlicb; na and«r«( «b eiaen ^H
Tiidimuclier für 18 fl. ^M
^^^^^ 110
1413
4» fol 29
Od) da« Ober Pina Itomiiiea »ollle, kooote ^^M
31. Mllra
ireffeti dea Krieff« mit Ucnoa nlcbt iof ^H
IiOrliert werden. Es wcrdvo nim i^OO ^H
nrcei olei de Pelatto an^^ckaufl. ^^M
^^H ^^^
1414
4» fol. S3
Die Koi»ti1ii und offitinles tinlc hv- ^^M
19. Jan.
Rliniinen. dass von den ÜOOO Knig Od, ^^M
die im Magazin lagnrn. 1000 Kam Fluchul- ^^M
l'reiMt Ton (i llir. 10 ». pro KrtiK an die ^^M
TufhniHthpT nach Ma«jjal>e tlinr Toie ^^1
^^V^ I1U
1414
4» fol. 40
Y<-rt"iit wUl-ilen: ani 16. November «ill 1
16. Kor.
dann der {(»">*< Krtlbesland dci Ha- ^^J
pazinp tum Preis ron h Ibr. 10 s. pro ^^M
utoeu «)>cn«) verkaurt werden (vgl. antco ^^|
Nr. 11SI. Die an den Finansbeanten ^H
der Zuutl daFor in zahlenden Snmmen ^H
dllrfen nur xar Anscliaffang nem.-n Cell 1
^^^^H
1415
41) f«1- 4S
verwMidet werden: doch wii-d ütu 1415 ^^J
9. Jnli
dahin geiadert, daas >ie tur Kcititmioii ^H
der Zwutgiaa leihen Vorwmdiing fiinluni ^^M
»ollten. ^H
^^^^f — 549 — ^^^^^H
1 li
Datum ! Qutlle
lahull
■ ^ 118
1414
139 fol. 20
Die Zunft venoiptet daa Tinitoiiuro di
ISO. Sept,
Sangitio mit Huu« und ZuliuhSr KtiF
8 Jshrt iiB 2 Üratorea Iflr 50 H. jähr-
lich.
^^ iia
1414
139 fol. 79
iVffl. obeu III!) Da< .Oleum Pelagi',
du in üfin Baisjng der Zauft liuerl.
31. Not.
■oll KU 5 Ibr 10 «. pra un^eo verteilt
werden fiolvendo in gro«ii* de aigento)
aod ivrar alltn, die Inna fiancigenii
raraTb«it«ii. 10 orcl ymj 100 putiiii der
Tiui(>: (lou Hnderc^n 7 orci.
K "*
UI6
49 toi 41
Weil dio Zunft Image i^fit viele Latten ku
1«. Kot.
tnig«n lintt'' unil die Aoftf^ben grSxMr
WMuD uIb die HiaDuhmen; weil oIht
jdclproptvriocanditutcm tciuporievcri-
siuilttvr rcdditu« dictv urti» dubiint in
fttturuai uuKi.Ti. Kl quod humunum eil,
qui liaclcriDv proptcr niHlitiiitii leiiipoHit
oiierati fueriut in pro))|ient;iti; Ktati-
tudiiiiBilelfitorpieioiitiir, wirdlieatiuiint,
diu* dUc, dl« der Zvntt bisher 7 fl. 4 >.
8d. pro pHDno Usc ive gelichrn hntton.
ftieae Sumnie in 4 joErlicben Raten
^^^^^^^H
sorttckcrh alten aolllen.
H LL5
1416
144 fol 83
3 Tuchuiftcher etballen Vollmacht, fQr die
2. Juni
Zuiifl dn» Tiratoriuni d« Auk'-'Io >u
kaufen, und daRlr bis su l&OO tl. itiu-
«igobcn-
^^^ 116
1416
49 fol. 51
üni die Waidi-infiihr XU erli:iofal«ni, Utrecht
8.JHH
die Zuiilt dm Iiuporteufen die Snnimen
Rlr Trancpoit und Zoll vor, gegen ti^o
Zimen.
^L 117.
1417
49 fol. M
Die Zunft btttt« von der .Part« (iaelfa*
tl.lpril
da« tiratorio ili 8. Kgidio für 36 fl. g»*-
□iktet, tind in ihrem Nitmen liattm ft
8 der ofliliiilr^ linte Hn 'J Tu<'bi>panti><r
verpaohtet und dienen nli Gi-acliAfti-
kapital ein Durlcben Ton 30 ll. Kcg^ben,
atuteidem wCchcntÜcb 4 fl. Doftlr buII
die Zunft am Knd« dea Jahres */i de*
0«winD« erbnll'-n. Tarif: dt. pro paiino
tiralo. 4». propiLnDOrifitctoperlonttutn:
8 tl. pro piLniiu rifacto per lari^um:
1 S. pro paniin »ianato. Dir P3ichtei
kennen für Lehrling etc. j&hrltcU bis
^^^^V
^^^^H
BD 200 fl. ausgeben , die vom HrutUt-
^
gewinn a^ffMO^en werden.
_ 550 —
01 b>
a 3
2 n
Datam i Qaello
Inbalt
118
119
1418
16. Not.
U20
29. Jan.
119a.
120
120b
120b
120c
120d
I20e
120f
1420
22. JuU
1421
4. Jnli
1422
25. Febr.
1421
3. Dez.
1422
1. April
1422
27. Okt.
142S
26. März
1424
13. Okt
49 fol. 60 I Vertmg mit BeniarduB Oitolani de Pei^
pignano über tunnibniDg der Webe-
tecbnik more Perpignano (vgl. im Text
: S. 383 f.).
49 fol. 76 Konsuln und ofBtiales tinte sollen ,per
viam deponiti* bJa zu 1600 B- aaf-
nehmen und diese dann zur Leihe geben
I an 2 maeatri, qui faciant 2 bott^gaa
saponis zu einem noch lu bestimmenden
; '/adb, der aber h9her sein musR, ab der
I von der Zunft selbst bezahlte. Daraof-
I hin wird am 30- April ein Vertrag mit
' 2 saponarii geschlossen, die 1000 fl. als
49 fol. 79 j Darlehen erhalten.
1
49 fol. 8? j Die Konsuln und otStiales tinte erhalten
I Vollmacht, für jeden Weber aus P«-
I pignan bis zu 25 fl. auszugeben, um
1 ihm einen guten Webstuhl zu kaufen.
150 fol. 33 I 71 namentlich genannte Tuchmacher
I (34 aus 8. Mortino, 37 aus Oltramo)
erhalten den Auftrag, bis Ende Mai je
2 panni more Ferpignano weben zu
lassen.
49 fol. 87 f. Es werden 4 Tuchmacher erw&blt. um tüT
daa membrum pannomm de Ferpig-
nano za Gorgen und daftlr 100 fl. aus-
zugeben.
150 fol. 51 ' Die 4. officiales pannorum perpignanorum
wählen einen Tuchmacher, der bei den
' einzelnen Webern Umschau halten soll,
ob sie die Perpignaner Tuche nach dem
j Muster des Johannes Arrigi weben.
49 fol. 95 attendentes, quod fabricatio et exercitium
pannorum de Ferpignano in civitate
t'lorentie iam per multos complete fieri
contingit moxime virtnte etopenitione
ac doctrina Jobannis Arrigi de Ale-
' mannia testoris beschliessen die Kon-
i Huln, diesem Weber und seiner Familie
I für hSchatens 70 fl. ein Baus zu kaufen,
< in dem er mietfrei wohnen soll.
I
49 fol. 97 : Die dafür bewilligte Summe wird auf
I 115 fi. erhöht.
49 fol. 106 I Weitere 50 fl. bewilligt fQr dos membrum
j pannorum Ferpignanorum.
-
l^b
551 —
B '^1
Dalnm
Quelle
IsbikU
1 181
L J
MSI
4!» fol. 84
Innerbalb eine« Itihna tolten di« Kontuln
1
4. JDli
und ä Kaufletit« I .gnle« grona de
naercHto* für diu Zunft berohäSen nod
dafiir bis vu 2&00 fl. aui^bm.
■ 18S
HS3
-tS fol. 92
Di« Zunft htttte einein lllrb^r dorcli Com-
29. M&i
in«D(lATvrtnig 2700 11. .pro fackodB
tintn flUJidi* bawilligt. Da dieMF }abtt
ablltufi, 4ollen. Koiwaln uad ofStuilcii
^^^^
^^^B
tinU innerhalb einM Jabrea mit dem
B
glciebon oder einem anderen Mei«ter
«toen üboliclien Vertrag (ebeufftlU Qber
S700 a.) ftUcliliooMn.
■ 128
H23
4» fol. 09
KOO B. bewillifc'l fUr die Import«nre n»
;J. Av<iut
Farbwaraa (v((l- oben Nr. HD).
1 IM
MSfl
40 fol. m
Ea verdan per viom dt-positi 'JQi) Ü. aaf-
■
S,l>61,?
genommeii zur BetchnfSaag von Seife.
■ 19S
14Sft
49 fb). 121
Ea werden bewilÜKt K*OÖ il sur Re-
11. Dbl
achaSiiag ron Oliv di iieloffOt 1000 IL
zui; BnoliaffunK tob Waid.
K
^L IM
i4se
48 fol. ist
BeachloM tu Itunttrat, einen neaen dn-
11. Dm.
oeaDanertoD Ensel ^caldaria uiuraU) nd
looum göre lu errictilea, und Iiib tn
60 Ibr. dafür aunutieben. Koiuuln und
Offilialcs Unte wUrii ihn dann au eine
•ooietaa taratorum >erpachtea und dOa^
feo dieavr bis la 100 Ibr. Irabra, abiqu«
oliqno owto pur eoa [»linenUo, gegm ^^t
daa VwipraoboB d«r Radtga-bn nftcli ^H
Ablauf dw V«rtr«gca. ^H
lS6k
1427
10. Fflbr
49 fol. 124
Pflr Kupfer «erden 10 Ibr. anigfigeban. ^^H
1S7
M«7
48 fol. 184
Auf Koat«n der Zunft. m1) eine anolJi4w<ji ^^^^H
Hponia gebaut werden, weil die alU ^^^^H
Vi. Pbbr.
tentOrt ■« und dio Uuwin« unbraueli- ^^^^H
bar; Bankoetfln ISO fi. ^^^^H
lS7a
1427
DtMmber
60 fol. 1 f.
Zahtongen für den Bon. ^^^^^H
188
1437
SO f«L 11
Verfnig mit «inoiu I''&rbei- über Betrieb ^^^^H
8. Dm.
einei fiirberei auf 5 Jabro (nucli den ^^^^^|
ülilicbeo Schonia). ^^^^^|
180
I4S8
VIII a 7
Auaftlhrlicbe Onlnung der Verwaltung ^^^^H
de* Waidrua({aunk. tin weaentliclMn ^^^^H
identicoh mit der 14(17 goffobtaen (rgl. ^^^^H
in Tm S. 867). ^^^H
— 5&2 —
lüta
U2H
129b
180
142«
14S8
lU
ItS
142S
4. D«.
1429
VIII V 18 f.
VIII b 28
Vm e 48
SO fol. 31
Cntuto
Ka)D«ro vvrdi
262
Damit div ^onft niciit Idchlaianig in
Schulden K^^t, »oll ciuc Anluilie cr«l
nuliC^Domuieti witnlcn, wenn nie von Jcd
Kviisuln mit H ii^tiniiiii-n bowilligt üt
($ 19). KüId«! iDi|ir«^. euiptio. )Bve*lt-
tura Olei. Fili fcrri, Kabbie, Uuadi.
Ctneria, KrlNuiiiu, Cftrdonura vtc »oll
TorgPBoniiaon , kein Uaua .nctutn od
Tintoriuni eitc Pur^torium* gebaut
«rrdcD, UOFKLT mit Zotiinitnang voa
*> der KonAüln und d'i Slimmrn im
Zunftnit: anckre Im mobil iHrnnkAiifa
nur mit 7 Sttmm«-ii der Kouiulti, 40 im
Zunllrat, Nach drr FWwrlliKuni; h»bra
die KoD*uln daa RA'ht in)|Kliii)n> icu|iiii
eorom txxii laaificilM» nach eigeneni
OutdOnken.
Gbvnio kana nut mit Bewilligung vob
** difr Koosnlo und 36 Stimnten im
CoDRÜium Oelil dcr7.uiifl bU DwlebeD
oder ulti Depoaitum neiceb^n werden.
BMÜiDmnn^n (dr die TtrtiloriK der Zonft.
Tnrir wie obMj unlcr Nr 117. KrhBhle
Tarife ftr Tiieho. die rieht «pih».t Uhri-
xitttnind. Im Kcbruat-joiloA Jfthr«« bat
jeder in ftinnm dde der Zunft gcMrigra
.tiratoria* arbiritCDd« TuclitpoBiMr Mia
IIrclinani[i>bui:li «n dm proriwr der
Zunit ubialicfem; die TuchmaclMr
uhlen an di« Sfuofl: die anderci) (Nicht-
fabribftnteii) diivkl nn die Tuch«iiauDcr.
Konsuln lind ofliiiiUis tinlo Collen bi<ta
J!(10 &. aoni Ankauf «ob ,Cardi* an»
geben.
ünl«r den Bfailsuagen der WoHouiidII
beiiiiilen nich:
T
t FondoM di Tafflio
unlo- dem PaTaat
I Botte^a di liola
di Ruadö in popolo
San ittopo tm I«
föiai
1 Tiratoio ncl po-
polo San Oigli» ,
5S
45
41
7P8
F^^*^ =
— 5&3 — ^^H
•9 8
^^1
's!
Datam
Qaella
Inhalt ^^^H
Ä^
^^H
^^^1
I^S"
Kapital wert ^^^^H
1 iL 1
n. , ..
^^^1
t Tiratoio ael po- [|
■
poIo San Romeo .
70
1000
—
^^m
1 PnTfto unter
^^^^H
diMem Tir&Miö .
ä4
»42
17
^^H
1 Bn<l«rea Purgo ji |
^^^^H
ODter flieaeoi l'ira- '
toio 1
^^^^H
13
171
»
^^H
1 dril («sCatg« unter <.'
^^^^H
(ItMtm Timt^io , 13
18S
14
^^H
1 Ti<-rtc*Pt)rgo anter
dictcin Tirataio ,
II)
142
17
^^H
1 Bulteiiu (li>«poau
^^^^H
btii dii;'eui Tiratoio
80
2>i&
14
^^H
^^^K
t Kuiulii'-i;) iLi c">ido
|,
^^^^H
^^^H
UTilor ilii-.ii'ni Tir»
^^^^H
^^H
70
1000
—
^^^1
^^V
Bumma.d■^r f;uwei't>-
^^^H
^K^
lichcn Anliig^n . ,
860
5148
17
^^^1
^^^K
1428
60 fol. 26
Weil das Hotiiilal von Sh. Mam Nutirn ^^^^H
r
iS. August
i'erKrOiieit werden EoUt« und (Jux Tini' ^^^^^|
tonum der Zuuft il«m bindernd im Weg« ^^^^^|
etuid ; weil diesem andererBeita durcb den ^^^^^^
NtrubKU Lidit und Loft abgeaclinilten 1
wdrilo, lollen diu Konsnln innerhalb 1
•ine« jfehrua da» Tiratotium der Zunft.
Renunnt du Sangilio, mit dvmTcil dea ^^^j
Tiratorium de Pergola TertauKhvn, il«r ^^^^|
dem HoNpitiil g«li$rt. Dae Hoapital ^^^^|
luuu dai riratcrium S. Kgidü auf «eine ^^^^H
^^^^v
^^^B
Kwten niederr«iuCn und an Bau- ^^^^H
^^^V
materialien , aovicl die Zunfl verlangt, ^
^^^H
dte«er tat Vergrfi«*«rua^ <le* Tini-
^^^B
loriacii d^la PerKola ab^«l>ef>, no da««
^^^^v
die**-« aut die UrOHte von 31 ttrutotia
^^^B
(Str^dtbabniMi) g^lnmcbt wird. Wa«
^^^^^v
treitcr >ur VergT0aB«rang sebraacht
^^^^»
ivird, »oll i«tl» da« noapitÜil dar Zaan
lahlcn, teil« (400 H.) dütw mIM be-
^^^H^
^^^K^
etnites.
^^^Hlfti
14»
»0 M. 88
Dieaar fi«a«MuM «ird atir{|teh«l>en und
^^^^_._^
28- iu.
bMtünmt, di^ Zaait tvlle dem Boiqpital
nur «in ttlriDe» Hau» neben dem Tita-
^^^K
■
totium 8. Egidii verkagfen, oin« Wand
— 554 —
133b
1429
19. Dez.
IdSc
134
1S5
1481
22. Jan. ff.
1430
1. Dez.
50 fol. 67 ff.
50 fol. 93 ff.
□□d 106
50 fol. 88
Inhalt
1431
5. Okt.
50 fol. 110
mit Thür dem Hospital fiberlatsen,
wenn dieses dafQr innerhalb des Tira-
toriuni eine neue Bahn anlegt; ferner
eine andere auf Kosten des Hospitals
niederreisaen lassen, ko dasa im ganzen
das Tiratorium verbreitert wQrde.
Konsuln und nffitialea tinte sollen dem
HoBpital das .Tiratorium del Danese*
neben dem Hospital verkaufen and für
12u0 fl- ein neues bauen, so dau die
Zunft 600 fl. zu zuscbi essen bat. Was
mehr als 600 6. aus dem Veikauf des
alten eingeht, soll zum Ankauf von
Terrain verwandt werden
Der Vertrag hat wegen der Pest und Geld-
mangel der Zunft nicht zur Ansfllhmng
gelangen kOnnen; jetzt wird die Frist
fOr Ratifikation desselben bis Ende De-
zember verlängert, der Vertreter des
Hospitals verspricht ausserdem, dasa
das dem Hospital gehörige Tiratorium
dell.i i'ergola nie ohne die Zustimmung
der Zuuft zerstört werden werde.
Vertrag mit einem tintor artis maioris
auf 5 Jahre : a) Er soll etare ad artem
et exercitium propriis sumptibus, b) Er
uiues jedem Tuchmacher ad terminuni
14 mensium, anderen nach besonderer
Abmachung fUrben. c) Stirbt er vor
Ablauf des Vertrags , so können die
Erben zur Rückzahlung des bis dabin
eingezahlten Zunftkapitals gezwungen
werden, d) Die Zunft zahlt 1000 fl.
ein, innerhalb 4 Monaten 400, den R«st
in 16 Monaten, e) Hat die Zunft nicht
genQgend Geld bereit, so zahlt der
Färber den von ihr gezahlten Zins,
sonst 6V»7o- t) Nach Ablauf des Kon-
traktes erhält die Zuntt ihr Kapital
zurück, g) Falliert der Färber (cessans
cum pecuniis vel rebus alienis}. so bat
die Zunft auf seine'und seiner BQrgen
Gefahrihm bei Einziehung ausstehender
Gelder Hilfe zu gewähren, als ob die
betreffenden Schuldner Schuldner der
Zunft wären etc.
Paulus Cicogna aus Genua hatte nadi
Livomo und Pisa englische Wolle ge-
^^^^^ — — ^^^H
1 1
■ |i
D^tum Qneüe
Inhalt
■ l:g
bracht, unter d«i SicherbeiUsniantie
(«curtA) der Signorie, Kidcd T«1 der
Bnllm hittt« er dnnii xum .Sclioden der
Florentiner Indnstri« n&cb Bologna vec-
kautl. Um weiteren Vprlcftuf«!) vor*
xoben^ii, aolk-n itie Koittuln CO Bittlcn
fUr diä Zunfl aiifknufi'ii und fln dii-
lanniali UuiLli wcitur vMkdiifrii.
^^^ 13«a
USl
SO foi. iie
Di« Konmiln (TklÜTcn, *ie hält«n den vtr-
37- Dat.
lauuteD PreiM niclit itnlili-n kSnnen. uud
tnfolfl« deai«ii wcrdpti dioieni|{i>n Tiicher
ton Sljsfen frei getp rochen, welobe ,»ol-
(
l«ninitato non aeivata' von Aloiuidro
d« Torrlgianis nnd uidereii (d. b, von
Zwisobecnbadkra) von der L^IrnRendcn
Wolle ^ek&urt liatten.
^^^ 180
US3
51 fol. 4
Dan lilrbtirB wird — eiit|[egon ftflheren
ßettiminongen — erlaubt. Waid ,nd
Mggiandum*. um die (jaulitAt prUfvn 1
W lassen nnd dcD l'rüis lu vrfabnm,
im fondaco 2U lagern.
^L **'
US8
51 Toi. 10
Verlftngi-niDg de« VcrlraK» Ober ttitto
IS. Jmi
Färberei, mit Beisteuer Ton 800 fl-, und
eine t^cifenlabrik, mit UeUtflucr von
300 n. (Sante Johanniü?).
^^^ 18311
I43ä
Sl foL 18 r.
Bei der FSrberwcTk statt wird daa Leih-
28. Okt.
kapital der Zunft mit. C°'u verzioKt.
Roiiioit der t'^rbi.-r »vincn Verpflioh-
tnngen nicbt nncb. »o kann din Zunft
das geliubenu Kupiul xiirflckTerUngeD ;
fOr j9do .pontuni vagelli* erbftlt er
5 ß, aunusalileu am Sonnabend jeder
Woch«. Diusnoiinniutnumliptdlgt400fl.
■ 1871)
14SS
fil tbI.S«
Neue Kerujtntn ciipitulare cum Santo tin-
£5. H«r.
tore.
■ 1870
1434
il rol. !>8
Destätigong des Vritrair) [Nr. 1S7| auf
28. Not,
7 Jahre; 400 H. koII er behalten, den
Bot (von den (in]irllnglicheii 800 ä-]
ralitutenrn.
m i37<i
I48S
W fftl. 74
Wegen dci' KlAgen der .mercatftrca et tin-
^^^^^^^^^^^^H
4. AprU
tÖ'OM* »olln> Konsuln und oflilialaa tinte
mehrere boUcg« tinle giiadi erAffm?»
laaeen und dam bi* su löOO 11. h^i-
atcucrn, fvt Tium nccomamJigie , odtr
1000 ä. prr viara dcputtiti au^tgelx«;
Ar einen l>aden nicht mehr ab 600 (l> •
^p
■
■
^iS^^^^^^^^^^^^^^H
^H
^M
Datum
Quelle
Tnbalt ^H
^^H tSTe
1435
51 fol. 80
0«r Vntiof mit Santo Federigbi (v^. ^H
^^^K
10. Kai
Diitn- b) wii-d um 4 Jabre verlängert. ^^|
Mutuiiin 400 H. ^H
^^^^^
1485
51 fol. 81
Dnp't^'n wiril der mit V«ri Filtppi dber ^^M
^L
11. Allgart
1500 fl. p<?r tiain accomuniligi« nictit ^^|
crnouort; die Soinm» loU xurtlekg«salilt ^^M
wprdcn, und ein neuer Vertvaa per ^^M
Tiatu ntuUii fjAnchlonMB werden, in der ^^^
^^^^^^^H
^^^^^^^1
Hohe von liSchi)«!)« 700 fl- Pro Jabr ^H
^^^^^^^^
UUBB er ,paaer«'.270 vnftelloi*. — [)«r ^^M
^^^^^^^^P
VertriiK mit S&iil^ Jolmrnii i*)rd be- ^^H
^^^^^^^B
BtUigti di« 400 U. .ollen In C jfthHi^hen ^^
^^^^^^^1
^^^^^^^p
Jahr «oll er S$0. in dea asderen je ^^M
^
SOO tVBgelloB pooero*. ^^H
^^1
US4
51 fol. 86
Wer Gold von der ZdüA golicbra halt«. ^^H
H
18. Felr.
»oll durch die Zunflbüttvl zur ROcU- ^H
inhlung innirrWIb vod 4 Munntrn auf- ^^M
Xifonk-rt wenli-n; nodtirnbll« Motl«nric ^^M
und iHre Hürden u^wnltwiBi dazu fte- ^^M
xwungen mrden iiad eine ,ioprata»a* ^^M
von S d. pro libra xatilen. ^^M
^^^H IS&
148«
51 fol. 94
Um Gelder dßr Zunlt aiimulcili«u jv|tl. ^^M
ölten unter Kr. 129), rallen von jetxt ^^M
^^^^^^^L
18. Des.
^^^^^^^P
BD 7 br-Jaheode Stimmen der KodcuId ^^^
^^^^^^
und 40 de« cousiliiini nOtig tetn. ^^^
^^^^^ 140
148«
Sl fol. »8
Dem LAur«iitiat Gliernrili tlrator werden ^^M
^^^B
85. 3*a.
2h II. auf ein Juhr lur Niete eine« ^^M
1iraturiniiigt:<iit>|]<>tiaiit<IerB«f;rfln'1ung, ^^^
dnu vielv'liicbspiinni-r ti-rsucht tibttcn. ^^M
jangc Lcuto in DiijnH su nehoMtu. um ^^M
^^^^^^^H
^^^^^^^1
^^^^^^^P
(la* ArbMlKaogokot an Meirtem cn ^^^
^^^^^^^P
uiuilprn und dadurch hSberen Lobn ^^M
^^^^^^"^
ta ersieUo ; d«m mOMHieBlgPgengetnrtflB ^^M
^^^^H
weriien. ^^M
^^H uo«
USfl
bl fol. LOO
KbeoAO 3Q II. an 3 Uratom mit der Bo- ^H
■
Ift. April
firrQniluiiK: quidani vx inajtt«tri> üraadi ^^M
pannni ab cxerdtlo lirandi m usativ ^^M
emnt abktinere lelle. ^^H
^^1 I40b
14^
8. Not.
51 ro1. I2S
20 fi. an einen anderen lirator. ^^M
^^1 Mt
1436
AI fol. 105
£rb&huiiK der Taxe fQr PeipignanerTacbc ^H
^H
».Mai
voii l&k.«ufiWB.: fflr .acanpoU* von ^H
4 d. auf 6 d. pro braccio. ^^M
^^H^ 141a
14M
51 fol. 105
Die Koiituln «ollen 00 11. auwebNn dOrfea ^^M
ZOT Betoliaäiinf eiact Webtdihlp, tob ^^|
^^^^^Hh
10. Mai
L
Wolle, Spinnrocken etc., um 2 Probe-^^^|
^^^^
H O M
1
^H -a o
1 11
D a 1 11 in
goelle Inhalt
i ^
tUcher alJR rerpignuin durch MeiaUtl
Ptemu nu« Pprpigniin nvi-litm xii liuttn.
Dur Welwtuhl mit 2atieli&r toll ipILt«-
»D die Ztinft t'ulleiL
1
1436
Sl blllftf.
Tertrog mit (Iftm M«0iiit«f Picmii tmt
Pcrpignui (vgl. im Text S. 3^4).
U. No».
■ Ulc
1487
fit Fol. 148
CoBüiderante« , anaä mn ultcriu* provi-
1. Juli
dereot, ad cneotum ^tredictum (Ein-
bnran-uDft der Fnbrikntion P«rpi(;nantt
Tuchv) ntillaUnu» doTmiutur; oam •
di9 diclo ligM coadit« a piiucii de con-
»tnit'liono ul doctriua fiiit ifxte uaKtetiir
Pk-rrug rcquiaitus bcnLiuiuieii die Kod-
«uln, doHB, wer auf wcnti^ft' als TOStflck
Tuch jährlich tuiiert int, I Tacb moro 1
rcrpiunano JUhrlicIi wtbrn Iusm-d iai»B,
diu Hiiili'Trti i .StGck Tuch nornmler
Bieilr.- oder 2 rwip. 4 Rcrinjjorer Brelle
((UeLti).
t Wld
144«
52 fol. 1&
Dit Zaati verhau delt. mit fietruR Ober
10. Hw.
HeraWtsanK «einen Lohne«, weift!» '
■einer Nachlätwiitkeit iind wril diu Fnlin-
kation learer koniiut fü« der li[i|iort. ^^^^m
^^ 14le
1441
£3 fol. 24
Kbemo wird K^kla^t. d&i» et niclit fflr ^^^^H
e^rebr.
die Dfitigen Arbeiter g^QTfp. habe; und ^^^^H
deB>iHlb ka'Riert die Kunft. da ue iba ^^^^H
nk-ht IOhcd kann, den tiof I^beii«zeit ^^^^H
HbgewtiloMenvn Vvitrag, und beauT- ^^^^H
tmijt die Konnuln, pinen nftuen unter ^^^^H
tjüKKi^rf n HvdmKuagv" (Lohn nicht mvlir ^^^^H
ala 3011.) zu «c)ilieM>>n. UtOgige Frial ^^^^H
fllr Pit^rru«. ^^^^H
1-tlf
1441
lU fol 47
Didier neu& »rtrag wird jebtt ahge- ^^^^H
U. April
■cblOMen. Sein Lohn wird auf 30 ä. ^^^^H
bMcbränkt. dxEu erhalt er, wiu er dur«lt ^^^^|
Wxben verdient, und ein Hatw mit ^^^^H
8 W«UlUhl0n. ^^^H
HlfT
1443
&2 fol- h9 1 WcKdn daiiirnd^r I.'n>ufi-ic4]>%li6it uit ^^^^H
Z. ADgQBt
l'kiniii tolkn diu Kontuln loit ibm über ^^^^H
baadala. ^^^^H
HS
MS«
r,l fol. UM
S neiie Tinttnria, ciaot diOMeiia, tänea ^^^^B
11. Hu
jen*eitfl dn Arno, waren iu den IclaLea ^^^^H
Jahren ahircriMeii worden , andere ^^^^H
(t. H. tiralorio ddl' Ant^elo bei Sa. Bri- ^^^^H
«
ffida] mdueB xerslOrt werden. Es wird ^^^^H
oeichloMeu . statt ihrer avoi neue. ^^^^|
— öü8 —
s Datum ' Quelle
JZ
Inhalt
142a
1437
7. Jan.
51 fol.
130
142b
U37
1. Jn)i
51 fol.
141
142c i
1437
1. Juli
51 fo).
142
1
143 1
1437
1. Juli
51 fol.
143
I
USl»« 1437 i
22.Aaguatl
51 fol. 152
144
145
1438
18. Nov.
1438
18. Nov.
51 fol. Iii7
51 fol. 166
eines diesseits, eines jenseits des Arno
EU bauen; Eonsniu und ofBtiales tinte
sollen auf 2 Jahre Vollmacht erhalten,
dafQr Terrain ta kaufen, Baumateria-
lien etc. za be«cbsfFen, fQr 1500 fi- Eine
Bankommisaion von 4 iirtifices ist dorch
fie zu ernennen.
Zu diesem Zweck 1000 fl. bewilligt.
Die Konsuln sollen das .tiratorium del
cavallo" för 500 fl. erwerben (positum
in popolo S. Pier Gattolino).
FOr ein neues tiratoriuin penea fratres
Angelorum sollen 1000 fl. ausgegeben
werden.
(Vgl. oben Nr, 137J. Von eioein Darlehen,
das die Zunfl einst dem Santi di Gio-
vanni gegeben, ist dieser noch 500 fl.
Bchuldiff, die sie nicht erhalten kann;
gegen eine Gefan gensetz ung seien die
meisten Zunftmilglieder; auch könne
man ihm sonst keinen Vorwarf tniichen.
Da sich nun die SOhne erbieten, den
Verpflichtungen des Vaters nacbzu-
bommen, soll mit ihnen eiu Vertrag
geschlossen werden, aber nicht zu
schlechteren Bedingungen, als mit dem
Vater. Ihr Darlehen soll 400 fl. be-
tragen, die in der Schuld des Vstera
enthalten sind.
Jeder Tucher hat bei der Wollwtlsche in
den zünfllerischen Etabliseeinents zu
zahlen: für jede salma terre von min-
destens 200 Pfd. 20 8. im Sommer, 25 s.
im Wi[iter. Das .sDcido*. mit dem man
bisher gewBscfaen, sei selten und teuer
gewesen; nun sei .industria maxime
Antonii Cristophani Miglioris* brauch-
bare und billige Erde zum Waschen
gefunden worden.
Erlaubnis der Einlagerung von Waid ins
Waidmagnzin für die Färber {vgl. im
Text S. 308 und Nr. 136).
Benintt'nde Antonii hat das Tiratorium
Aquile gekauft und will es zerstSren
lassen; um dies zu venneiden, da ein
^^v ~ ^^^^^1
■
1
■ Ii
D » t u u>
tjaelle l Jnbii.lt 1
1 ^^
1
neu» wegen Geldonaiifroli nicht ffebaut
werden könnt«, tollen die KodbuId das
Tintlonuin ankaufen und tlafiir bi» eo
560 fl. uasgcbcn.
H 145a
1438
51 fol. 16«
Dm diu Tirntorium de! caviUIo (dci Mu-
18. Not.
netli) in kaiir<>n (Tgl. ob<^ 142), wnr
einA prentarba von 6 fl. pro lOO Slilck
Tucli uni);i>legt worden, die iiaclib«r
in tln Taxe »err*olinet werden »oll.
Jetxt loll der Teriniu für di« Rück-
suhliinK kiiiaus>;e*icbobQn werdea.
V 146b
1438
51 fei. 174
Die Zunft kanR da* Timtorium Atjotlo
18. 1>M.
dnrch •'iora V«rn)i1tli>r (Ur 350 ü.
^^^ 146
I4S8
51 Tot. 1S2
i^ignonnnii Sif^nonni hiit voii Ali Zunft
17. Okt.
dpntR Si!ifi>nladen bei ilirvni Tirntortum
am Arno ^«iniütet; er eoil jeUt ein
mntnum erkalten (aber nur aus den
(Jeldrirn. die 2 andere ^aponiirii d«r
Znnft Rchulden, und die Jetzt einge-
trieben wt-rdon aolleB).
^^^ 1*7
I4d&
St rol. 188
Die Ronnuln eollea -von den cooBalw
4. Do.
ntario oJur andtren swai galee icrotM
^^^^^^^^
dr mßrcato ttaitfen, die Fahrten nadi
^^^^^^^^^ft
Flandern und Krftland niooben sollen
pro roercaniiis. lania el aliii [loi-tandie
neu defercoidia lOr jeden ihniftt Kut
ciOitlteQdeD E*rcis, doch nicht BIjvi
.^OO ll : lollea (ti«ic Schiffe dann ver-
pachten, itringvn «ie bi> au l&O ßadc
englifcliV WoDa tnil, tu tibeniimnit die
Zai>ft di« VvrpHichtiintr. nie an die Bin-
svlni^n Mrtiler ku rerkuulen. L'eher
dm fn-ic loll zwiMohen der Zunft und
den l^ohtern der Scliifle durch ton
beide» Seiten erwHhlle .Freunde* Ver-
einbarangCQ f[etr offen wenlen minori
prctio quant tunc eorrenti V>°i'° ad Uli-
litatein cuiuslil>et enientium. cuitibvl
ex dirti« InniHnbitn pto ratii auo tax«.
^ U7ft
1440
18.^ M. IS
Ihm i>A<:liler der SchilFe «ollen der Zunft
^^^^^^^L
19. 3ei>t
3000 1). Hüriotebaa stellen : »alten ver-
«[tri^ehnn. «tiiere ab Orlando Mudici
et (oc. ITiO «accos di looa : die Ziaten
lÜK die Aiirnahme einer Anleihe von
SOOO 11. bv>ini Monle besiimmpn die uft'
del moat«.
H 147b
U40
185 t'ol. 16
Die Sei) ifli Pächter «ollen von den consule«
SO. Oex.
marin S5Ü0II. ala Darlehen erhalten.
— 560 —
SS
Inhalt
148
14Sa
148b
148c
148d
1440
12. Jan.
1440
23. Aa^Bt
1441
20. Hai
1443
6. Jan.
1444
18. MHrz
149 I 1440
12. Jan.
52 fol. 1
52 fol. 12
52 fol. 28
52 fol. 66
52 fol. 86
52 fol. 2
149a \ 1443
' H. Jan.
14db 1443
17. Jan.
ISO
1441 ,
4. Juli !
160a ' 1442
10. Jan.
150b ! 1442
I -t. August
52 fol. 65
52 fol. 68
52 fol. 33
52 fol. 38
52 fol. 55
Das tiratorinm ad fratrea Angelomm soll
vergrOBsert und daf&r von der parte
guelfu bebautes nnd nnbebantes Ter-
rain angekauft werden, fQr 400 fl.
Um das Tinitorium Angeli vor Zerstörung
EU bewahren , sollen es die Konsuln
mieten und ausbessern lassen.
Bewilligung von 300 t1. zu diesem Zweck.
Bewilligung von 200 ä- zu diesem Zweck.
Vertrag mit den München der Badia di
Settimo, denen das von der Parte
guelfa gekaufte Terrain mit gehOrte;
ausser den 400 fl., die der Parte guelfa
gezahlt (üiehe oben unter Nr. 148), sollen
noch 150 fl. gezahlt werden.
Der 1429 mit Federigo Niccolai auf
5 Jahre abgeschlossene Vertrag Aber
Errichtung einer tinta artis maioris
war 1434 auf S Jahre erneuert worden,
mit einem mutuum von 400 fl. Da er
zwar seinen Verpflichtungen nach-
gekommen ist, jetzt aber sein Dartehn
nicht zurückzahlen kenn, wird der Ver-
trag mit ihm auf 2 Jahre verlängert,
dii« Darlehn aber auf SOO fl. ermfiseigt.
Nach Ablauf dieses neuen Vertrags soll
ein neuer mit seinem socius Corradus
Bla^ii Torrigiani ahgeschioesen werden
oder mit einem anderen.
DaAlangel an tintoresartiamaioria herrscht,
ob carestiammercantisrum, soll die Zunft
eine neue tinta artis maioris eröffnen.
Wegen der Tenerkeit des Oels (der Preis
war auf 10 Ibr. pro Krug gestiegen!),
und weil dieselbe noch anwachsen kann.
sollen die Konsuln von jedem kaufen
conducere volenti per viam mans vel
pelagi, bis zu 150 faas.
Es sollen 1500 urcei gekauft werden.
2000 Urcei für den Maximalpreis von
11 Ibr. frei Florenz. Bezahlung sump-
tibua lanificum taxatorum et sapon-
ariorum.
■
^^^^^1
Dstam
Qaftlle
Inh<
H 1U>c
1444
1«. Juli
&2 foi. 94 r
2000 Uicei Oel uREakaufen.
H i¥a
144«
(. A«guat
62 f»l. 137
15<M ürni Oel an»tkaafen.
H ui
1441
az foU 35
Weil in Flon-oi Mitniiel »n AUus hemcbt
p
32. Üov.
und (tr in Pi<a iu Mi'iigt) vorhnndon iM,
»ollttn diu Koiwulii dort wultibcn kaufon
und diä Tucber nach ihrer Taxe, dla
FUrbor nach Beliebra tat Zabluig
H uift
1442
S2 fsL 55
5ÖOO0 Pfund Aliiiin rollten importiert
■
8. Juli
werili^n; weil »bir dvr Import rioCT lo
kleitipn <jiiantitüt dcii Iiniii)r(«urfn nicht
H
1443
£2 rat. h7
lohnt, wild aieSuiiiine auf 2C>O0üO Pfund
28, Augast
crh«ht.
H tSle 1«4
58 foL 8t
Kt Mlico )>!■ IU 30f>0(i(| Pfund Alaun
20. JU.
importiert n erden.
H
1444
30. Hftn
Si fol. SS
100 fl. dnfllr bewilligt.
H »1«
1444
52 fol. 9»
Es >oU«a bü «u 200000 ffond Alftun
84. Not.
importicrl wocdeo.
^^^ 152
1443
53 fol. 70
Duri'li einen TuchtpAniiPr. dw mit d«r
IS. April
Zutifl im Sozi^iiatu^-erhillttiüt «teilt, wird
da« ,tiratorium Centolli' von dur Parle
GuMfu ftepachbet: die Zunft loll für
dc*ien Schulden »n die Furte nuf-
koamcn, wei|^rt lich aber deasen;
ein !^chi^l)llfre rieht VL>rurt«ilt Bio sur
Zahlung ^-on 8G H.
^B
1444
52 foL 95
Da« Tirntorium de Pictia Wi S. Spirito
27. Juli
droht eincufflllen. und dtqrnigon .ad
qaOB pertiuet*. wollen es nicht wiedier-
hent^llen. Die Znofl Bticckt daher
den BeBÜxem (Domino Lum und Lucm
Bonacorai de l'ictis) 150 n. zur Kspa-
r&tur vor. die innorhnlb 5 Jnlirvo xa>
rflcknstattel wtridcR soliim.
^F IM
1444
52 fol. 99
Die Konsuln erhalle» VoUinacht. aläd tische
24. Nov.
Wagen («tnderBH communis) anzukanfen.
H^ ua
1444
ä2 fol. 99
ClirialophunuB änutis soll (luf 5 Jahre
eine botti-ga tinto guadi ftlr die Zunft
29. Nof .
eröffnen unter fulKfodm BeilintOinjica:
») Dil- Zunft Idht (500 11- r.a 6 '/»'/". <^on
denen 160, die drr Uutornelimer der
Zunft nocii »tliuldrl, in AhxufC K<^hracl)t
wurden — l>) V.t koII im Laden jähr-
lich 30 tugellos du proprio gaado pO'
^^B
ntrv, wöchentlich pni rata unter Auf-
^H Dersn, AnuUn
u« 4*r PloNni
IttM VI IrUdunsBAMbicliU L SO
— 562 -
S
Datam
Inhalt
155a
156
167
157a
158
159
159a
160
1445
26. Febr.
1445
8. Juni
1445
14. Dez.
1449
26. M&rz
1446
IS. Angust
1448
15. April
1449
1. April
1450
14. Jnni
52 fol. 107
52 fol. 115
52 fol. 120
52 fol. 168
52 fol. 128
52 fol. 158
52 fol. 171
52 fol. 177
siebt der offitialee tint«. — c) Zahlnngs-
termin fOr die Tucher 14 Monate. —
d) Erfüllt er seine Verpfliditangen nicht,
Bo kann ihm jederzeit das Darlehn ent-
zogen werden. — e) AuBBerdeni kann
er ponere omnefi vageltos de proprio
guaao et ad propnuni guadum lani-
ficum, a qnibns fuerit requiaitua, ad
ralionem 5 6. pro quolibet vagello sibi
solvendo qnalibet ebdomada, qua ipsos
poBuertt. — f) Die Zunft unteretfltzt
ihn gegen seine Schuldner.
Revision des Vertrags in einigen un-
wesentlichen Pankten.
1438 war mit Andrea Signonni ein
Vertrag Aber einen Seifenladen ab-
Jeschlosaen worden (vgl. oben St. 146).
etzt soll ein neuer mit ihm und seinen
Brüdern abgeschlossen werden . aber
nicht KU schlechteren Bedingungen als
der frühere.
Die Konsuln erhalten Vollmacht: 4 neue
tiratoria bassa mit allem Zubehör er-
richten zu lassen , in novo tiratorio
artis secns fratres Angelorum , und
dafür bis zu 300 fl- auszugeben.
Für einen Ofen des tiratorium novuu)
aecuB {. A. werden bis zu 200 fl- be-
willigt.
Die Zunft mietet das liratorio dell'Agnolo
(in Pplo. 8. Pier Gattolino) von der
Brigittenkirche.
Der Vertrag mit Corradus olini Blaaii
Torri^iani soll mit gleichem Darlehen
(150 fl.) erneuert werden (vgl. oben
Nr. 149 a).
Vertrag Ober eine tintaguadi mitBartolo-
meus Santi Johannis. Darlehen bis 7U
600 fl.; Zins in maximo 6V*%-
Die Pilchter der 5 der Zunft gehSrigi.'n
Tuchspannereien (vgl. im Text S. 392)
behaupten, keine BQrgschafl stellen zu
können, weil sie wegen ihrer Armut
keine Bürgen fanden. Um sich den-
noch sicher zu stellen, bestimmt die
Zunft, dass jeder Tucher die HRIfte
^^H
^^^1
•^s
DatoiD
^^^^1
S^
^^H
il«F den TiiRhsinnnom geuhaldeUn ^^^^^H
IJihan >n die Zunft sah)«! moM, die ^^^^H
dii!«<4be xar A(jiigl(>ichnng ni«ht go- ^^^^^^|
tobllor Pocht otc. Tfinrrn'let. Dftr l^ro- ^^^^^|
vwt^r hüt in jedem Jabr die üflcher ^^H
der TacbtpanoPT ad «aldum poncrc^ ^^H
dra Uebanehow an sie itutxuliervni. ^^H
101
1461
4. Jini
53 roi. 6
Copittin tintorttm iic üntur« guadi in ^^^^^|
cititjl« Florttnlii* habttrii cupientee, vor ^^^^^|
■lli*tri. iiamit die Tuohcr ihre Wolle »tc. ^^^^^|
nicht narli Prsto xum l-Hrtien snhii'icten ^^^^^|
und die LOfaoe ntclil xtii^gon, nollrn ^^^^^|
die Zunßbeh5i-<}en Terrain lur Sfitu ^^^^^|
ihr«d Seit^nliidea^ am Arno von d»D ^^^^^^M
ofStialea turria aU Vertrelero der Stadt ^^^^^H
«ur Errichtung einer tinta guadi kaofm. ^^^^^|
Preis: big Ell 300 M- ^^^^|
B 163
14&1
2S.Aagtitt
AS fol. 13
El felilt an torcitorcs viva^iiorum: daber ^^^^H
aollra Bonsnln and ofGtialea tinte dem ^^^^^H
ßurtoloa LarciaDi ein Oarlvhcn (bii zu ^^H
80 fl ) geben . weil er nehr «rtn und ^^
ollriQ niclit tia stände int. ein .torci*
torium* zu erOfTnen. IlUckentaltaug
innerhalb von 10 Jahrw.
^^^ 163
I4A3
31. Jon.
£3 fol. -^
Uieie «on 10 UauHBm und AuntnUnDg
denelbfa ruit WebatObkn, xur Ao-
l»ekung fremder Weber (Gcoauer«a vgl.
im Test S. S«« f.|.
H 163a
^Augvet
&3 foL84
Zw BesaUnog der lu miotenden HlLiuer
nnd der ^Vebstohl« war die Taxe der
Tnehmncher run 2 d. uof 3 d. pro panno
erbStit wordtt). Da jelnt alier durch
den Kticg die Naol^frage naoh Tuchen
■iiikt, und der Mangrl an Webern du-
diireb baeaitijtt )•(, virddioTavt v«r-
nindert nnd die Vvrnigiijiir von 81. !*•
anar wieder nufgotioben.
H 164
UftS
25. No*.
&3 l'ol. 53
Frandacus Michaelli* Franeitchi B«c«hi
erhält auF ft Jubre ein Darlehen von
aOO tl., abnaglicb 100 fl.. die er der
y.nnft ichnldet, atir RrOSnung einer
tinlB guadi, gesen die Üblichen Zinien.
Kr tntiH jede >^ oclie ponere ^ vagelloa.
Charaktrrittitrh fOr die finaoziollun
Sdwjerigkoilan , mit denen die /.unfl
schon damali su hAmpfsn hatl», irt
der ünaland. da«« >i« dsm F&rbvr di«
^
^^^m 1
— 564 -
n
Datum
164a 14M
16. Hui
ia5
1465
6. Febr.
166
166a
leeb
167
167a
166
1455
8. Juli
1461
21. April
1465
18. Jan.
1456
17. Jani
1459
17. Dez.
1459
7. Febr.
Quelle
SS fot. 61
53 fol. 75
53 fol. 78
53 fol. 143
53 fol. 166
58 fol. 92
53 fol. 180
53 fol. 124
Inhalt
400 H. nicht auszahlt, sondern ihn auf
die Schuldner der Zunft anweist, bei
denen er sie sich eintreiben soll.
Weil er die Summe bei den Schuldnern
nicht eintreiben kann, wird ihm die
Zahlung der Zinsen von 6'/i°,'a his zum
1. Juli erlassen.
Neue Taxe f&r die Tuchspanner: pro
panno eodo 7 s. ; davon 5 der Zunft
für die Facht des titutariuBi der Rest
von 2 b, wird Bolangc von der Zunft
einbehalten, bis die &-huldeu des betr.
tiratoiarma (^etUgi sind. In jedem
Januar üeviülou dor Bticher der tira-
toiarii durch den proviEor dei Zunft.
Dos Tiratorium dclln l'ergoia gehOrte
bisher: '/> dem HDnjiitiil von Sa. Maria
Nuova, V* *Jem Convento di Monte
Otiveto, '/< den fratrea von Sa. Croce.
An Mieten bringt es im ganzen Jühr-
lieh 130 fl. ein. Da alle sicli weigern,
es auBzubessem, f ol es die Zunlt kaufen.
Es wird jetzt heschlosaen, es auf 5 Jahre
für 75 fl. zu mieten.
Verlängerung des Mietkontrakts auf
5 Jahre.
Bisher war das tiratoio del agniolo am
Arno von dt^r Parte Guelfa für 50 fl.
jaiirliüh Huf 10 Jahre pemiet^'l geweaen;
dec Vertrag boII jetzt zu gleichen B»
dingungL-ii erneuert werden.
P'b so\\ weiter für höchst^ne 60 fl. jahr-
lich gemietet werden.
Vertrag mit AiigeluR Pierri textor sirici
zur EinbDrgening der Falirikation von
,Saie a uccellini* : a) Er soll fQr jedbn,
der es verlangt, weben und ebenKO jedem
Lehre erteilen. — b) Innerhalb von
6 Monaten teneatur feciise (!) 6 ni&-
gistros dicti iiiini^tyrii. — c) Diifiir" w-ird
er als vrrua artifez in die Zunft auf-
genommen. — d) Die Zunft lllsst auf
ihre Kosten einen Webstuhl herstellen
im Wert von mindi'steas BO ihr. — ■ e) Er
erhält von der Zunft vncatgdtlicli ein
Haus zum Bewohnen, in dem jeHtt ein
mehr als SOjähriger deutscher Weber
^^^^p — —
r-
m ^1
Datum
(Quelle [aliali
1
L
vohoL Bia <lic»cir stirbt, loll Angelas
seine cig«Doa Tucbu rcrk&ufcn dUrfcil
tut 2!> Ibr. (Tgl. antcn Nr. IS.*.).
^^V
V 16»
tu»
Fror, dul
Prcyekt dnea Ung^naont«!] , (1«d AIkub
^^^^_
1». Okt
CoD«. Kagg.
durch «inen andtiren Stoff lu entetien
^^^p-
ISl fol. 132
«vgl. im Text S. 371).
^^^ no
14»
58 fol. 137
Wegm d«r .portur«' d«r Firbcr |«i«ho
■
1». Nov.
im Text S. 80>^| >oU ouf <Ien FUt ef
fabrcnei: KauHeuto lumptibu« et cx-
P«D>>i> oninibu» dict« MÜ» eine Wltfftk
tint« artii maioria erncbtot und fär
50 IL jUu-licb T«rmi6tut wttiüen, du,
wo JDtst, Aa» s«-Aricliatoriam fiindaci
guftdi ist
^^^ 17<hi
1461
53 fol. 140
Die operarii dieutr Linta ha-ttenWideräland
1
M. Ju.
bei der Parte Goelfa. fcrfunden. die
etnige Bfiiwer dort beviljt; auch dien
•oll«iijetitffir9CKtfl. angekauft w«rd«iL
I ITOb
Sl. April
ö» fol. t4S
1000«. bewilligt.
1 1106
1401
M fol. 147
AoaieTdein mIII« ebebottega linte guadi
15. Oei.
gvtiaut werden. Bride dürfen aicfat
TWrtavhlei. »oiiJttru «allem in eigener
B<*gio lietrieWn werden. Nochmal«
1000 fl. tiewilligt (sngleicU (Ur tiratoria
lunga).
ITM
lies
58 foL 152
Dem entffegengeMtst wird beschloBno,
18. Okl.
die tiotn guddi Rlr die Znnfl ta vet-
pa«bt«ii.
ITOe
U6»
5ä fol. 100
Fflr die l*«cltt«r der ueu gebauten tinüt
17. Nor
artii niaioria (auch die«e m nUo nater-
dCMCD verpncblet wordtrn) wird ein
antmhrlicber 'fiui! gegeben.
171
1461
58 fol. US
W^ea Uangel an tor«itnm viragnorutn
81. April
(vgl. obpn Nr. 162) tollender Apollonia
vedoT» BluHÜ Hiiccrni lordlric« 80 Ibr.
gaiahlt wfrdi-n |iro facteado di nnevo
naum filatorium oC 4«u torcitorinm.
n«
14«8
A3 fol. 152
Wogen Tmerki:)!- <it:A Alanu* war einu
iCouiniü»i<jn iia<:b CitilttTeccbia ge-
ZQ. Angwl
Bchiirkt wurden, um dort (am den
llinen von 'roira?) Alauo in kaufen.
Sie burtditel, der Urt ^oi anucrordent-
lieb gODatig . und erhftlt dah<.T ßcrug-
nie, fOr lOOfl. dort KinkKufo so mncbro.
— 566 —
173
I73a
174
175
Datum
1463
19. Angust
1465
16. Okt.
1463
17. Nov.
1467
14. April
Quelle
Prov. del
Cons. UaRg.
155 fol. 161
ibid.
157 fol. 181
Lana 53
fol. 161
58 fol. 185
Inhalt
Ridolfo di Giannozzo de'Firidolfi da Rica-
soli .che B'iotende di vene di miniere
di metalli e di pietre da fare atlume
e d'altre pietre da cavare utilitä e an-
cora di fare ealnitrio* hoSt im Floren-
tiner Gebiet Minen aufiudecken, bittet,
ein Jahr lang schürfen zu dOrfen, und
weil er oft Über 1Ö00(?) Ellen tief graben
und die Arbeiten teuer bezahlen mtiise.
während der Gewinn unsicher sei, weiter
6 Jahre laug das Monopol der Aus-
beutung zu haben, später will er '/i*
dea Gewinns an die Kammer, '/>o an
die Besitzer des betr. Terrains abgeben;
er bittet um Steuerfreiheit für seine
Waren im Florentiner Gebiet und darum,
daas 15 Meilen im Umkreis seiner Fund-
stellen kein anderer schürfen dUrfe etc.
Nach 25 Jahren kann das ganze Unter-
nehmen von dem Staat flbemommen
werden, gegen Via Anteil am Gewinn
für den inventore. Die Kammer behält
sich I Jahr Bedenkseit vor (der be-
treifende ist vielleicht identisch mit
dem Anonymus von Nr. 169).
Aehnliche Konzession für Dominus Paulus
de Castro.
Der Magister Johannes Chovl de Ale-
mannia kann ohne Zahlung der Matrikel
pannoB perpignanos facere achurdella-
tOB, flossatos videlicet, pannos da lecto
cum pelo, stamigine da vestire frati, e
frusones cotonatos.
Viele Tuchmacher Hessen wegen Mangels
an .saggi guadi' ausserhalb von Flo-
renz färben. Nun besässe Giov. di
Rinieri Peruzzi einen Laden im popolo
S. Jacopo tra le fossi. der heute von
Tischlern benutzt werde, aber leicht zu
einer E^berei umzubauen sei. Die Kon-
suln sollen dafür 1000 Ihr. bewilligen,
Ist dies geschehen, so soll die Zunft
die umgebaute Werkstatt vermieten;
V» des Mietpreises fällt an die Zunfl-
kasse, 10 &. an Peruzzi, der Rest wird
auf die 1000 Ibr. so lange abgeschrieben,
bis sie getilgt sind; so lange hat die
Zunft das ausschliessliche Recht, die
Werkstatt zu vermieten : sind die Kosten
—
567 —
3 U
-3 t
11
J=5
D&tum
Quallfl
ULftlt
■ber gedeckt, so fBllt die WerkilAtt
wieder dem Oior. fem»! tu. — Die
ofGUnlcs Linie lenuietcn danti de»
LftdoD un Oiov. Peruui itdliiit, der
■idi Tcri/flicht«t, wöehentliih ponere
10 tngvl OB.
175ft
H68
&4 fol. 6
Di« Werblatt »oll vod jetit an sar tint«
9. MAn
d'AH«- vaftggiot*, nicbt mehr di Ko^do
vciwoiidot «erden.
179b
U«9
&4 fol. 17
Dethalt) bitten di« niercfttores um Kr-
28. J>«i.
richluog einer anili'r«n lollofra tinte
gnadi, durch Ankmuf eitm Bümm im
Corio dei Tiotori Itr 42fi d.. die nodne
Werkitatt boU dem Pnvut viobt eher
Dbersehcn werden . ili bis die neiia
vollendet.
"«
14«9
M fol. 13
Der K'B'e Lohn fTs. pro patino) soll von
[^ r
87. Ju.
Jctil BB wieder den TuchnpftiiDciii bd-
IWlIeiL
H
1470
iM fol. 172
Erlaubni*. PerpigsaneT Tuche so weben.
^H
22. Nor.
ohne Taxe nnd Uatrikel sn zahlen.
H 177»
1478
Pror. d«l
Verbot der Einfuhr PerpiKoamrr Toche
19. Des.
Ooni. U«ffir.
164 füi. laa
(Eiazebea siehe im T«xt 8. ä&4).
Ä^ ITTli
147S
VIll.fi.l.3(W(.
Di« Wollenaunn. der befohlen w«r. im
^^^^L
19. Ju.
218 fol. 101 r.
enten Jahr (1473) wenigttcDB 800 Per-
^^^^H
nod
ii fol. 47
ptgmner Tuche, im folgtodeo 1600,
^1
11. Mm
TOB dk an 2000 weben va Iomcb. wUt
«mti innnBr-KomaiMion ein, die fol-
Modea liestimmt: a) Jeder lanaiolo
del ipirbo ml) pro 10 8tDck Tuoh
^^^^^
^^^^H
■einrr <iaa 1 niure Pi^ignauo weben
^^^^H
lauen, &0 Pfund Mhwei-, 48 brvcdn
^^^^H
lanu. 2V< bieit; ntntt eince von ihnen
^^^^H
auch Kwei .itreltl' [82 Pfund — 48br.—
^^^^M
1> br.): femer aucli 1 panno aSlicci
^^^^m
fn calte (.SK Pld. — 12 canoe - S'A br).
^^^^B
— b) Jeder laoaiolo di lana franowca
^^^^B
io ähnlicher WHiae; nur »talt panno {«er
^^^^H
calte: 1 iianno h 3 lirci (.^5 Pfund
^^^^H
•ctiwvr. 12 cannn Uinii. Ö br. Witi etc.
^H^^p
Taxe toll ilafQr nicht bezahlt werden:
^^^
nur die Gebühren fBr Markierung
H 17S
1471
54 fol. 28
Tertain cur Krriehtimg einet ntueti
■
». U&fz
Tiratorium toll fUr 160 fl. angekauft
werden; 4 «pernrii g«wlhlt.
H ITSft
1471
M fol. 31
Neue Bewilliguag von l&O 11. ta dieKn
1^
dO. April
Zweck.
— 568 —
178b
179
179a
179b
1790
179d
Datnm
1471
U. Dez.
1472
29. Juli
1472
22.Angu8t
1474
25. Okt.
1475
16. Febr.
1476
18. Jan.
Quelle
54 fol. 37
13 fol. 40 f.
13 fol. 107
13 fol. 64
ProT. del
Cohb. Hagg.
166 fol. 203
222 fol. 12
Inhalt
Die Zunft vertauscht dieses Termin gegen
die dem Bospital von Sa. Maria Nuova
gehörigen Teile des Tiratorium Per-
gole; da« Spital zahlt ausserdem 250 &.
zur Renovierung dieser TuchspaDoerei
an die Zunft und verspricht, das er-
worbene Terrain nicht zu verkaufen,
oder auf mehr als 10 Jahre zu ver-
mieten.
Uebertragung der nen gewonnenen Alaun-
minen in roltcrranischem Gebiet durch
die of&tiales mootis an die WoUenzunfl
(siehe im Text S. 374).
Verfügung ähnlichen Inhalt« (vgl. im
Text ibid.), Die Zunft verpflichtet eich,
auf 10 Jahre 4000 fl. zu zablen, ausser
in dem Falle, dass sie an der Aue-
beutung der Minen gehindert wird.
Aller Alaun musa im fondaco gelngert
werden; dieienlgen, denen die Zunft
die Minen event. verpnchten wird,
können bis zu 500000 Pfund Alaun
jährlich auf dem Seewege exportieren.
Ein Teil der Zahlung der 4000 fl. wird
ihr wegen des Kriegs erlassen.
Weil die i»va d' allume von Volterra
non ei lavora piü per esserci mancata
la pietra, wird der 1472 eingeführte
Dinerentialzoll auf importierten Alaun
fQr den Seeimport auigehoben.
4 von den (i provisorea artia Lane ver-
pachten an Antonius und Bartolomeus
Filippi Bemardi Dominici do Giugnis
die Alaungruben in comitatu Vot-
terrarum, in loco dicto del Sasso auf
15 Jahre, vom 25. März 1476 ab unter
folgenden Bedingungen : a) Die E^chter
haben das freie Uecht der Ausbeutung
der Gruben. — b) Sie verpflichten sich,
jährlich in den fundacua guadi wenig-
stens 150000 Pfund Alaun aus den
Minen zu liefern, — c) Anderen Alaun
dürfen sie nicht nach Stadt und Land
Florenz tiefern. — d) Sie zahlen keine
Pacht oder Taxe, verpflichten sich aber,
nach 13 Jahren die Gruben mit Gebäu-
den und Werkzeugen, die der Zunft ge-
hören, an diese wieder zu übergeben. —
■
■
■
5Ö9 — ^^^1
1 h
OktniB
Qaelle
Inball
■ i£
L
•) Di» l'TovtMriw d«r Zunft dfiTfea nur
von ihn«» Alnun );aiifi»i. — T) Di*
PäcLtftr frimlUüi von il«r Zunft jui)
iniliario uroiwo Aliinn 12 «. larghi,
wcnlen liattiv als GlSiiliijiGr in die
Zunftbadier eingoLra^n unij a)ie 4 Ho-
ontQ beKBhlt; die ^aiul tlreobt die Ana-
^^^^H
^^^^H
lagpD für Truniport unJ Zoll rar utiil
^^^^B
betVL'bnet de dann des Univmphmem
^^^^H
iai Frois. l>i« «inielnan TucbinBcher
^^^^1
und FArbcr, dpnon die /nnft Alaon
^^^^r
liefert, werden .pro tnaion eommodo*
^F
persJtnlicb btittWr ffemacht
H 180
1474
54 fol. 55
Wor Wftid im Toodaco Iftgcrt, mn** ihn
L
li. April
,*e|n>arc et tnctterlo per quHlo nunivro
v(Mt4, oon |ioti-nilo tuclleni auiii«ro
okt per altri (um« iluto mCMg*.
^^^ 181
1473
ProT. de)
Costuiia Antanii Dini, der unck liuigvni
2S. Au|fu»l
Cona. Mogs.
Aufeotliatl In UoloiitnH Dach Flprcns
1
166 roL 112
KUrUckkehrt, rrb< nuf Iß Jahro 2<X) fl..
da llauH nm Amo bei Su. Maria dclle
Gnuäo in dem Tcü, wo jetnt torrilom
und filaloria sind, um dort .Ti-IIetH*
SU machen, und doccre intem vislict-
tonim tcxeodi, cn-spandi rtc. an Eia-
hcimuche, docli so. diM Veiner da«
ganx« Gvh^imnia erfahre, »ei Mt inte-
fpruni int«>r ea*. Rr »owolil wie neine
äflline kjtiirmn Wafft^n (tsk^h "K') er-
halten 4 cuslode« corporis aai. (Ea
bandelt siih diliei olTenbnr damin,
eioen besondeia tOchti^j^n Ueist^r, der
wahnchcönlich duruh di«? Kircreucbt
■einer UsnoMvn «inat au« Ploronz vi-r-
tri«b«a wordvn war, wtiHlor an ilio
Stadt zu fontHn, und ilim ftagpn thftl-
lieha AogridV't wit> er ihnen früher am-
gcsolyt war, Schutx xn gcwähron.)
^^^ 18S
1477
232 fftl. 13
Ntuf« autftlbrtichcM Statut der 6 Provi-
h
18. Jan.
■orM orüinoTa flb«r die Anfm'lifpinit der
P«r|>ixnani>r l'acho, vor altFm die dasn
KU verwcndrndeB WalUortrn, und ilia
FabrikatiOBstecbnik.
^^^ ISS
1477
Prat. del
Di<* Zunft erhKll von der Kommune «inen
^^^^K
U. Aug.
Coni. MBRfT
Plalt ,ila la niulina di S. Niccolö in
^H
169 fcl. 184
fino alle mura della Cittii, etwa 800 br.
lanjf, und breit von der r'POii<^U dHln
ftora di-iU ninlina di S. NiccolA' bii
^^^^^
1,
cum muro nuovo S4 br., xnr Wollwftichc
- 570 —
Datum
Inhalt
184
184a
l^b
185
186
1478
12, Febr.
55 fol. 86
1478
14. HftrE
223 fol. 28
1479
11. Febr.
1478
12. Aug.
224 Toi. 18
54 fol. 89
1479
12. Mai
Proy. del
Cons. Magg.
171 fol. 30
gratis gegen die Verpflichtung, den Ort,
die fogna etc. auf eigene Kosten in
stand zu setzen.
Das neue Tiratorium mit auachli essen dem
purgatorinin (vgl. oben Nr. 178) ,ad
uccellum grifonis' ist mit grossen Kosten
begonnen, aber nicht zu Bude geführt,
zum Schaden vor allem der Tuchmacher
in Via Maggie und S. Prancszio; e«
herrscht Mangel an Tuchs pannereiec.
Um nun Geld zur Voltendung der an-
gefangenen zu erbalten, soll das flber-
flüssige Tiratorium Aquile verkauft
werden.
Die Konsuln und S von den 4 operarii
des neuen tiratorium ,znm Greifen*,
verkaufen au Lorenzo und GiuUano di
Pierro de' Medici das .tiratorinm dell'
aquila positum in popolo S. Michaelia
Bisdomini nel1a via de'Servi', das 1438
von den ofBtialeB rebellium gekauft
war, filr 4 fl. jährliche Zahlung (!) unter
gewissen Bedingungen.
Dem Tiratorium Pergole wird ultima pata
tiratorii Aquilae zugewiesen. (Beide
Spann anst alten lagen also dicht neben-
einander.)
Agnolo di Pierro di Giov. tessitore gibt
an, er habe durch Ratsbeschluss , der
ihn als ,per sua industria inventore e
trovatore del tessere e fare le saie a
uccellini a Firenze* bezeichnete (vgl.
oben Nr. 168) , den Auftrag erhalten,
Lehre in seiner Knust zu erteilen und
wenigstens S Meister anzu lehren. Er
sei ohne Zahlung als verus artifes auf-
genommen worden (etc. wieobenNr. 168).
Nun sei er alt, sein Sohn lebe, ohne xu
arbeiten, und eine Tochter von ifam
habe keine Mitgift. Eine solche wird
ihm von der Zunft in der Hohe von
25 fl. im Falle der Verheiratung seiner
Tochter bewilligt.
500000 Pfd. Alaun kOnnen, weil die vol-
terranischen Minen wegen des Kriege
keinen Ertrag liefern, zollfrei vom Meer
aus eingeführt weiden.
— 571 —
186a
lS6b
Datum
1480
20. Hai
1481
5. Ffibr.
186g
186d
186e
186f
Quelle i
Inhalt
18 fol. 147
225 fol. 12
Die Zuoft willif^' ans dem gleichen Grund
in die Einfuhr von 100000 Pfd.
Die Provisorea artis
ex parte ana . .
Guidus Guidonia de
ManelÜB ex parte
alia
PierruB Gini de
Capponibus ex
parte alia ....
Antonius de Giug-
niaexpartetertia
ßartolomeuB de
Gini^is ex parte
terlia
gehen einen Vertrag
ein: Die ewei Letzt-
genannten aollen
3 Jahre lang 250000
Pfund Alaun liefern,
wofDraie von PierruB
und Ouidua 5'/« ä-
pro 1000 Pfund er-
halten , abzüglich
einiger Aualagen f Qr
Ärb ei ta mittel etc.
1481 225 fol. 93
29. Sept..
Die Alaunminen gehen ganz in den Be-
aitz von Guidua de Manellia und
Pierrus de Capponibua Über; die Be-
dingungen 80 Den später featgeaeUt
werden.
1481 225 fol. 108' Als Grnnd dafQr wird angegeben, daaa
19. Nov. I
1488
27. Jan.
1483
20. Juni
18 fol. 160
Prov. del
Cons. Magg.
175 fol. 42
vgl. Lana
IS fol. 149
die Brüder Giugni ihren Verpflichtungen
nicht nachkommen konnten, und selbst
um Entbindung von denselben baten;
sie werden jetzt zur nUheren Beaprecbung
vor die Proviaoren geladen.
Oktober 1430 war die Florentiner Signorie
von der von Siena aufgefordert worden,
dem Benuccio Capacci aus Siena aein
Rocht zu teil werden zu lassen, da er
teil an den von Florenz occupierten,
der Wollenzunft geschenkten Alaun-
minen gehabt, aber aeit 1472 daraus
keinen Krtrag mehr bezogen habe. Er
wird jetzt mit 1000 fl. abgefunden, die
die Wollenzunft in jährlichen Zahlungen
von 100 f). aufbringen soll.
Die Volterraner Minen lohnen nicht mehr
die Kosten dea Abbaus^ deshalb sollen
Versuche im Florentiner Gebiet an-
gestellt werden , um anderswo Alaun
zu finden, und zwar durch die provi-
Bores artia lane. Werden ausgiebige
Minen gefunden, so fällt Dominium,
Monopol etc. wie bei den volterranischen
der Wollenzunft zu, und sie erh< die
gleichen Privilegien ftirdie Bergleute etc.
— 572 —
iS B Datum
3§
0)^
aS5
leeg
187
188
189
Quelle
1484 I PrOT. del '
14. Aug. i Cona. Mogg. J
176 fol. 104
1483
11. Aug.
54 fol. 119
1484
4. Juni
1486
18. April
228 fol. 68
54 fol. 129
190
191
1U2
i 1486
' 11. Mai
Prov. del
CoDS. Magg,
178 fol. 4
i
1488
18. Dei.
1489
27. kaif.
Prov. del
Cons. Hagg.
180 fol. 71
(vgl. Lana
13 fol. 155]
232 fol. 66 !
Inhalt
Um dem Mangel an Alaun zu ateaem,
wird wieder die Einfuhr von 100000 Pfd.
freigegeben.
Im /usnmmenhiuiR damit wird ein Ge-
i-ili, betreffend dos ScbljrrGn nach Minen
iiuf privatum Teimin, erinaisL'n. Aehn-
liebe tieftetzf^ und Anx^niieniciitä folgen
dann in den nächaten Jahren [(Prov.
177, 9a (1485, 7. X): 179, 91 fl487,
27. Vlll); 180, 107 {U89, 20. II); ISl, 4
(1489, 8 IV); 181, 102 (1489, 17. XI)].
Wegen der Beliebtheit dur panni suen-
toniwil man ihre Fabrikation in FloreuB
einbOrgem, wie einst dit >lt'r panni
Perpigiiiini; jeder Tiicher soll "2 peziettc
di BueDloni (48 br. Iiing, 1 '/j br. bieit,
28 Pfd. Bchwcr) pro £0 panni seiner
TaxeanferLigen. Markierungcolmarchio
piccolo dci FprpigDarii.
Das Tiratorium Angeli ultni Amum wird
an die Opera di H. Brigida Oberlossen.
Da die Tücher oft jahrelanji ilirt- Schulden
an die Zunft für das SpanDcn ihrer
Tuche in denSplLiiuereiifn nicht ia.hl(?a,
■ollen von jetct an im Jjinoav jedes Jah-
res die Bronrnfiipi O quelli ciiu governano
le botteghe' nich vom Provisor der
Zunft eine Nota über die HJJbe der
Schuld der betreffenden Tncher geben
I aasen.
Füv die Hutstelluftß ^^'^ Mauer ain Arno
an der porta di Giustizia, bei den
Häusern der Wollenzunft, musa
diese aus den Mieten derselben 100 fl.
larghi an die ul'ficiali delmoatiS zählen.
Auf weitere 3 Juhre aoilea 100000 Pfd.
Alaun (nach der anderen Quelle
150000 Pfund) pro Jahr eingefQhrt
werden, wenn nicht Minen auf Floren-
tiner Ciflbiet ftufgedf^'lit werden.
Im Rat dLT Stallt war beschlocsennordin,
neue lliiuäcr zu bauen, da Hangel an
solchen herrscht. Die Zunft fablt den
gleichen Mangel, und bescblieut zu-
nächst das angofangeuG tiratorium ad
uccellum grifonem (vgl, oben Nr. 178
und Iä4) auszubauen nebst einigen
573 —
-a 4.
11
Datum Quelle
Inhalt
m
194 I
195
I
1490
27. Aug.
1491
8. Hai
14SS
8. M&rz
233 fol. 84 f.
285 fol. 12
13 fol. 157
196 :
197
1493
30. Aug.
54 foi. 163
197a
197b
198
199
1498
20. Febr.
' 1499
21. Dei.
1499
18. Febr.
1499
II. M&TÜ
Häusern und, nm Uetd dafUr zu er-
langeu.dieausstebenden Schulden streng
einzutreiben.
Lorenzo de' Medici verkauft an die Zunft
da8TiraloriuruAquile(v({l-obenNr.l84b).
Die Zunft kauft Tenain neben dem tira-
torium ^rifoniit.
Man hatte endlich bei Campiglia in der
Maremma eine Alanntnine gefunden.
Die Wollenzunft cihält nun die Er-
laubnis, den dort gewonnenen Alaun
zur See Über Pisa und Livomo einiu-
fttfaren, ohne den 1472 eingefQhrten
ZuBchlagsKoll zu zahlen.
Einer der Mieter der neuen Tinte alla
Piazza d'Arno (vgl. oben Nr. 175) wird
zur Auszahlung eines Legats für arme
Kinder deputiert.
Antonio di Bemardo di Domenico Giugni,
reicht, unter Anführung der unter
Nr. 179 und 186 erwähnten Thataachen,
Beschwerde bei der Signorie gegen die
Wollenzunft ein, die ea versäumt habe,
die ursprünglichen Besitzer der Mine,
d. h. eben ihn und seine compagnia,
gebührend zu entachAdigen für danni,
niae^eritie e spese. Kr habe später
t'lorenz , wegen Schulden , verlassen
müssen, sei jetzt arm und alt etc.;
daher bittet er, ihm und anderen Frem-
den, die an jener Alaunmine teil hatten,
! durch eine Kommission die ihnen ge-
bührende Entschädigung feststellen zu
j lassen.
ibid.l90fol,4 Verlängerung der Vollmacht für die unter-
(Lana 13 dessen gewählt« Kommission um 3 Mo-
fol. 161) ! nate.
Lana 191
fol. 73
1497 I Prov. del
27. Juli I Cons. Magg.
189 fol. 4
240 fol. 26
105 fol. 3
Verlängerung um weitere 3 Monate.
Erwähnt diis timtorium di vis nuova.
Eine Keihe von magistri (d. h. Maurern)
schliesst mit der Zunft tinen Vertrag
über den Bau neuer tiratoria (ad uc-
cellum grifonis?).
— 574 —
II
Datum Quelle
Inhalt
200
1500
20. Dez.
201
1501
26. Aug.
Prov. del
CouB. HaRg.
192 fol. 55
Prov, del
Cons. Hogg.
55 fol. 21 f.
202
203
1510
27. Jani
1528
16. Nov.
IS fol. 55
55 fol. 141
Wegen des Kriegs mit Piaa liegt die
Allumiera di Campiglia brach. Weil
aber .senza allume non ai puö con-
diine al bdo fine alcuno panno*, wird,
big die Mine wieder abgebaut wird,
die Einfuhr von 200000 Pfund Alaun
ohne ZuschlagBzoll freigegeben.
Beim Einkauf von Alaun etc. war viel
Unordnung in der ZnnR; eingeriaseD.
Daher werden 6 proveditori gewiLhIt
mit der Befbgnis; 1. Die Allumiera di
Campiglin oder andere, die im Floreo-
tiner Gebiet gefunden werden sollten,
zu verwalten, den Alannpreia feetsu-
setzen etc. — 2. Neue mestieri d'arte
di lana in der Stadt einzufahren. —
^. Den Bau der unfertigen Tnchapanne-
rei und der FArberei in betreiben und
die ausstehenden Schulden einEutreiben.
um Geld dafQr zu erlangen. Daaer des
Amts Ü Jahre.
Verlängerung der Erlaubnis zur Kinfohr
fremden ^auna um 10 Jahre (und »o
in den folgenden Jahren öflers 1510,
1512, 1518; znletit 11. Dezember 1528).
Die regolatort der Zunft erbalten Voll-
macht, fQr die Zunft eine cava di terra
di pni^ zn pachten, und mit den
Banem Vertrage Aber den Transport
nach Florenz abzuBchliessen ; diepurga-
tori Bolten der Zunft die dafür nCtigen
Summen reatituieren.
Ausgaben der oratiales tlnte In den Jahren 1381—1388.
(Nach Arte di Lana 57 am Ende, ohne PagiDieniiig.)
i
Im Jahre
Mona
t i
1381
1382
1388
1384
1385')
1386
1387
1888»)
fl.
fl.
fl.
fl.
fl.
fl.
fl.
fl.
JftDuar
1 — ^
425
_^
3000
1792
1420
Ftibmar
M&rz .
—
3738
[6600
600
2500
2000
5000
4170
3793
3432
800
April .
—
4013
1250
—
700
650
1300
Mai. .
—
2475
1508
— .
—
—
1577
500
Juni. .
—
1200
—
3000
2000
4000
—
122S
Juli . .
—
1000
—
—
355
—
300
2000
August
—
1500
1200
2588
1500
4440
1752
855
Septbr.
—
1842
84
2000
8000
2876
550
500
Oktober
—
100
600
2000
2250
518
800
400
Novemb
fr —
3061
612
2000
4000
3125
1000
142
Dezemb^
ff. 800
564
600
—
1900
2363
2725
761
Summ
1. 800
15480
15592
1S888
25005
27777
14206
8476
Summa .
Durchschnitt
113948 fl.»)
18 991 fl.
') In diesem Jahre begiiiDt der Baa des nenen Fondaco und der
anHchheasenden Baulichkeiten, daher die starke Steigerung der Ausgaben.
*) Scheint unvollständig.
*) Einbegriffen sind in den Ausgaben die Lflhne der Beamten des
Fondaco etc., die aber durchschnittlich im Jahr nicht über 100 ll. itos-
machen.
Glossar der wichtigsten tecluüsclien Aiisdr11c]Ee\).
Abioccolat«, ausgeflockt.
Abovotare, wohl: von Knollen be-
freien (uovolo Knollen).
Accaffino — baratto.
Accia, Oarn, Faden, Werch.
Accolle, eine Farbe.
Accomandigia, Leihvertrag (bes. an
Webstahlen; a. im Text S. 265 f.)
accoDsentire, nachgeben.
aconciare , in stand setzen , her-
richten.
acordellato, atreifig gewebter Woll-
stoff.
adoppiare,verdoppeln(einen Faden).
affeto (affetto), f'alto, Schnitt.
affetare, in Fallen legen; davon:
affetatore. Tuchfalter.
affiamato, eine (wahrscheinlich Uef-
rote) Farbe.
Rgnellina (lana), Wolle von jungen
Lämmem.
aguzsatnra, Abfall beim Schärfen
der MQhhteine.
alazzato = »biadato, blase, matt.
alessandrino, eine rOtlicli- violette
Farbe.
iillopelato, wohl gescherte Seide.
allume, Alaun (s. im Text S. 8-_>f.);
davon :
alluminare, mit Alaun behandeln.
amazzolare, in Bündel binden.
anastocche, eine Farbe.
anstecco, eine Farbe.
annodare, zusammen knüpfen.
annotolato, angeknüpft, befestigt.
apennecbiare, an den SpinnrocKen
legen; davon:
apennechino, der Arbeiter, der das
zn verspinnende Garn in Bündel
ordnet.
appalto, Alleinpacht,
appiastrare, klebrig machen,
appicciolato, verkleinert.
aqua forte, Scheidewaaser.
arancio, orangefarben.
aruggire ^ arruginire, rosten,
arte maggiore, Art der F&rberei,
8. im Text S. 311 f.
arte minore, Art der Färberei, b.
im Text S. 311 f.
articulario, Garnhaspel,
usaltero, nach Art eines Psalters (?).
aaciselle = astisella, kleinerSttel (?).
aese, Winde, Welle, Achse, BreU.
assereglo, kleines Brett.
asBOdare, härten.
assodarei, gerinnen,
atrafatto = afalto, gänzlich.
attiepidire, lauwarm machen.
attignitoio, Schöpfeimer.
attortigliare, umwickeln.
avallare, hin ab drücken,
avallarsi, sinken,
avettato, zugespitzt,
aviamento, Beschäftigung,
avivagnatore, Bnrtendrener.
av(v)olgere, aufwickeln.
av(v)olto, gewickeltes Bündel,
azurrino, zart bimmelblau,
azurro, himmelblau.
B.
Baldachino, ein wertvoller Seiden-
stoff,
bambagia, Baumwolle.
') Leider ist es mir nicht gelungen , mit den mir zur Verfügung
stehenden lexikalischen Hilfsmitteln fllr alle Worte eine passende Er-
klärung zu finden.
^ — 577 — ^^^^^^^^^H
^H bandinellft, Di-cke, Verpoclraiig.
^M barntUere, unroillicbrr ilftndler, Be-
Gopnrtm, Aiicahl»ng. ^^^^^^^^^^^H
cnpoerODC, Prdinnniiiusaailtel. ^^^^^|
caraaiolo, Kardeiimacber. ^^^^H
^M UQ^T.
^m bnnitto, bkmltolo. unrolliclier Hsn-
cai^are. kilmcaen, kratxen [Wolle, ^^|
■ del. TAuKliMfcli&ft.
■ buretlCTia (n. im Text S. 169 f!)
Tuch). ^M
cardala, Arbtit dei Kamiueiia.
^K^^ bardfllu. SaumKaUd.
cardator«. Tuchacherer (iiicbt Woll-
^^^Kbnrella. Trkftbahre. GerllBt.
kätamer 1).
^^^Vbatlitore. WolUcblSg«r (ad arcutn.
cardatura. Tuchabfall (beim Toob-
^^^^ ad camatuiD, mit der Itat*).
Bcber«D).
^M Bnattins [Itinn). \Voll<_> für MOUchen
cardinnleeco, purpurfarban.
^^^H (oder von berry V).
curdo, Wollkral'i«. KardeDdistel.
^^^BBedinsliacdo, Trinkgeld (>. S. 325).
carnaccin, Flei*cbt«ilch«n (divuDUir
die Rohwolle geiniti^ht lind).
^^^^KBtg<!llo, g^roket Bauerntuch.
(larracola. Flaacheiiiug, Winiie.
^^^^■Bigio, bighino, graue Färb«.
cacta. Lade, Schaft.
^^^^^Bi gönn IL. Hatte.
cnilrone, Widder.
^^^^rBigoR<:iualo, kleiner Kilbe].
catinello , Waschbecken . kleine
^^r BioccoIettA. F10t?kL'hea.
SchUenl.
^H Bioccolume, Flockwolle,
catiDO, WaschschUM«],
^H Uischei^tto, kl«iD«r Wirbel.
carallctt», Gestell,
^P UMcrotto, kleiaar Wirbel.
cavigtia, Zapfen, Stifl (Wei-kzeog
H^ Bi«tracc9la, ein« Art Latteng«rilet
der Tucbtiponn^v).
^L^ lToma4*lii).
c«{ci-)l Citri DO, hitumelblau.
^^^^^ Bituro => burro, Bulter.
ceoeroCdi tag«lli>) Waidaacbe, Fott-
^^^B Do«:» {MU raoltott«), 0«flhang
aache.
^^^^ (eitler /ante:}.
cennamat«, simuiettarbeu.
^M Boldrcae, Wolltlives.
cheroisi, dermisi. Kenne«, Schar*
^m Bombic«. Baomwoll«.
lacbbeere (s, iiu Text S. 7« ff.).
^M llombone, Qroaamaal.
cbinlana = quiutaiia. Uottpuppe.
cli)ema, wohl ^ Kette (Cbalne).
^^^Hfionells (alla), Boreellina, nach Art
^^^HT der BrUsnelorTnch«'^ oder bcubel-
i'lijeretta, nelleicbt -^ cora runica.
^^^^^ffiorwlTino. kleiiur B«ut«I.
Miichung aiu Wachs und Pott-
UDchi; tarn Binden der Farben.
^^^^^Bortoldtire, eine Art. die Toche zu
c|i)enpu. Stumpf: Trog xum Wa-
ticnra der Tuche.
^V xcberen (von borra Scberwolle?).
^^^^^Bouina, WebencUicbt«.
c(i)«i>pata. eia TrOff voll.
^^^^■firocchatu. Ilrokat.
ciniare, (Tucb) scheren; daron:
^^^^rBroccbateilo, ßrakatell (gemusterter
cimatore, TuchBcberer,
^ Seidenstoff).
einabro, Ziiutober.
^1 Btuioa, Itruschino, rubinlarben.
ciocco,<?in Bpinnittel (vohl =oiocca,
^1 Buoda d'Ontaiio. Rrleiirindp.
BOschi'l).
dottolo, Kiw)i!l.
■
iKialaxy.iito = iilaxxato.
^M CaüKo, etil Ma«> voa ca. 6 Pfd.Oel.
COl^Coi». B'-CTÖ,
^1 Calamo. Rohr: dellalana, Kaoioi-
eocpotlo. Inucb Tomaonllf) die Faaem
^M Koüe. Zettelg'Lim.
der Orseille, die ua<>h dem F&rben
^H Caicio, Fuflstritt, StaiDpfen.
auf dem Boden der KOp« zurück-
V Culeola. Tritt
btüibev.
^1 Caldaia. Kenal. Warmbottieb.
oogna. Kinuigkeitsinaai, heut« e;
^M Calimala, Zunfl der Bovirboitar fran-
lObarili, frflhur bod ratend kloiaer.
^M x4aiKebor Stoff«.
colliri*, fillriarRn.
^M Camato, Auiklonfeilock, Kute-
^P Canape, HoofacnBar.
cnlt^llacia, grob«« Muter.
eonca, Waacnxuber, Bfitte, Unashel.
^1 Canna. Rutanmaae (= S,83 m).
laaA di eonca , Wolle von Oonca
^H cannella, Stück Bohr, S|>ule.
(bei Rom?), oder dia «ogeoanate
^H cannon«, StQck R«br, Spule.
,i[iiM)fc«liieide* (lana ptöna).
^^^^ Doren, ätadion ini 4n FlMmiur V
riiuobftibigeRUcbi*. 1. :t7
— 578 -
conci«. Vorberßitans.
concto, Beiie,
conciur«, (Tuch) upprelteren.
oonciator«. AppT«tteiir.
oosdcUo, lySitungsrOhra
conrotUire il ra^i^llo, tln? KürbAbod
•lirkor «irk«um tniicKon.
conto = barutto.
CoBTento, XunftrieileK
Conioo, wohl - corttno, Icuts.
Cotognino, quitUntacbiff.
cotouftto. balbb II um wollen.
iM:«8pO. ktaiu.
CroM della t«lii, Anfang«punkt der
t«lit t«, diese!)-
Crndn act*, roh«, un^lcocht« Seid«.
Cni*cn. Klcic.
Cnpo, tiefe Fiit1>c, tiufbUu.
D.
DftmaMhino, Dania<l.
DicoltaU&re, Kin und her bewegen f?).
Dinoociolare, uuBcimtndeflegen, ent-
wirren.
Dirttto. Vcrachl«icniDg Dir Zins.
Dirozurc. larichU'iL, eotnialicii.
DitolRre, am BoiIcd Ku«breit«ii.
Divettar«, Wollllopfän.
DivetUtore. Wollklopfer.
Dizoccol&rc, nuniipf«!).
DtxoocolLUir«, AuMxupfer.
Dono, VenKhleiemng tür 7Axtt.
Doii; gold-, nitroaeiiKelb.
Drtjipa, Drapperia, SetdenttolT,
DuaffiD ^anni al). Tuche nach Art
derer 70n Douiii.
E.
f'ndics. Aufkauf.
EnTouli* =lnvi>Ktia- PRckleinwand?
Krba (^alda), llkrliorrGcede, Wau.
F.
Factor, faUore, Kommi«, AageaMlI-
ter (ad da&dum UOaa etc.).
Fattoie »opra Ut-oranlt, Aafaelitr
Ab«r dt« WcrIiatattarbMter.
Palda, Schicht, Bliitl.
Fatdslla. Bohiohi, Bund Wolle (oa.
10 Ffimd).
Fardello, BaU«D.
Fnriii» (I'iilr«re dt). UelilHÜlub (i\im
Sclilicht«»)-
FanetUlo, WMtcnuiaclier.
Faacria. Band, UUlIe.
Faatidioio, iitOrend.
F«miEit. klnne eüerse Werkuu«.
Fiametto, Hammend: aU Farbe wohl:
f'juerrot.
FUatoio, Spinnrail (im Cf«g»tiMt3 la
rocca).
niaLoimio, ) V«rf«rtlg«r von Spinn*
rild«ni; 2. ämiincr
Ftio di ferro, EiModraht.
Filog^o, SciilenwnrtD, Cooon.
FQsa (del pettine), Zahn (am Rtrt-
lca.«inl.
yjnMtra, Lapc.
Fior di liiio, leinfarben.
Fior di petcho, pfirsicbfattren.
Pior«tt», Flockwolle.
Fitichin« = rOMO di lUicha? fti*))*
Tmttuto ddU Mta 8. 150!). clM
rote Farbi'.
nvHSto, geflockt.
FoH^e di inortua, My[lenbUtt«r.
Fojrlie di taon, Matilbeerbl&it«r.
Forbitura. Abfall beim Scberss.
Forcone, giotsK dreitinkige Oabel.
Foriicd = Forbici, Schere.
Fornell». kleiner Ofen.
FraucracB, FmncigeDa lai», eng-
liwhe Wolle,
Frascone. Zwei^, R«i««.
Frus):iello, Fntciello. I. kleine« Hsla-
dien. f^t^ohhalIo; 2. feiner U«U'
ataub.
Fruaonea, FHea, l..oden.
Faiciroento. ZabehGr (Nebettt«ile am
Webctulil).
Galla minuta avalloDit. ntrUeinarte
us^ariicliK Gallapfel der Knop*
Serneich«.
lone, Galiüiifdvan.
0(li)nlui:», Gallapfel.
Oarb« Portagal (iuM di; patui di
etc.. ». im T«ct S. 66 f.).
Garofaneto, nelkenfarbig? {oder:
von viola ^rofanata, vflitchen-
farbi^?).
Gattuccin, wolil: Wollflocken.
gcnlil« lann, t^ti^, fein« WoU«.
Gorhi. Butt«.
Gettv, 1. Cum, S. MSrtel-
Ghooteiabica, Gummi arabicam
(Bindemittel der Hrberej).
Garernaie. l.iniacben(FarbmaMen)t
2. behandeln tait
Grana, Kormn. Scharlaeh (s. im
Tctt S. 78r.!).
Granatuiia, Beeen.
^^K — — ^^^^^^^^^^H
^^^^ (]faiwlIadimorteUa.ll7rteDkern(?).
^^^1
^^^H (lESJM di porco, £chw«ioer«tt
^^^^^M
^^^V Gntlicciata. FUchtverk.
Madoan(robbiB),wrT«ibcD (Knpp). ^^^^|
^ Grmtticcio, Gitter, Flei^Iitverlc,
Mntätutor« (diiobbin), der den Krapp ^^^^H
^K^^ Grgmmu, Weinitcin.
aum F&rben soWr«ilet. ^^^^H
^^^K GiOHone. SilbcnaQDU'.
Maccone. woU WcdUltfall ? ^^M
^^B Qnado, Waid.
Maeataro = meatiero, Handwerk. ^^H
^^^^ Gualehienio. Walker.
Moeatiu, (Iruiidstof (beim Färben).
■ Guidchiere. Walke.
Muglia. 3Iüd(.-he, Siiiliiige. Iting.
^^^^B Guarancio, wohl = Axuido orange*
Manca uiono. Unke Hand.
^^^H fluben.
Mung'anare. rollen. proHcn.
^^^^ Gaennento. wertvoll« Seidenstoff.
Mnogauntorc, TuchprciaA'.
^K Guiderdone, Ver^tung.
MuDRiOj ein Gefäu.
^^^^^^
ManicL), GriS', Stiel.
^^■^
Mannaraae, wohl — mannaia, groaaeK
Schwert
^^r^^mjAlHbu^. •i<;Ulioht«ii.
Marchiare. markioren (die tcla, «.
^^f ^*S™™**, beoetKeii. anreuclileD.
im Text S. S3J IT.).
^m Impefiale. wertvoller Seidenatolf.
Mareinato. (^tbe (blnite?).
^1 Inaffiare = snafUare, besprengeD.
Uarra Hacke.
^H IncftnntLre. aDfauulen.
^M ln4.'am»to, Ümschrarbfii.
Matricina (lana). Wolle von Muttet^
tieren.
^M ln1agliatori° = rüngliator«), Tuch-
Maizfl, Stock.
^M dvuilhiltidtpr.
Maxiichare, mit 8t4cken schlogen.
^M Intignani, »rfr«««n wrrdftn.
Monata, Handvoll.
^M Intifroere, aufweichen.
Menda, Autbe^Aening.
^M iiuoifato,g&ioliwefelt ; lehwefnlgGlb.
M«Tito, Umachleieruna für Ziat.
Mcria ^ mala, Apfel?
1
Ueacare, umr&bren.
MmcoI», M«acolalun), Miachuagron
^M Lamno (du la lana). der .Xibüter,
Watdiorten.
^M der die Wolie t\tm VenpinDen
M«xsalanu, Imlbwollen.
m . ^^'-
Mi-isanu, niitUerer, gewSbnlicber
^1 Lappola, Klette.
Sürt«.
^m Lavntorc, WoII^<^cher.
Mezxetto, ''4 K'iaaco, 1 Schoppen.
^1 Laratotc, Aoütalt xur WollwIiBcbF.
Miccario, wohl Wollabfall?
^M Lnstcllo, ein groitser Knmni.
MinDXEare. Eerkleincm. icrhnvlien.
^K LftX£D (— Irnxo. SchBiutz?), wirk-
Minuizoli , klein« KnnndkftTper,
^H Mine Bcstttudteilu de« Fftrhebwls.
Stiubchcn.
H I<eale (aeta)« euifacli« Seide lim
Uionicliadntia. Tun MinorvaV Moe-
^L^^ GegeoMtz Eur doppelten).
^^^H LeitHcdolo, Band, Scklioo«.
^^^^p Li«dare (reÜccinr«) wieder is die
onii-n".*), di'ke i,-tobe Wolle.
Modono = ModaaO, UuBatah, Sdifr-
blone. Hoblraelanl.
^^^^ Maachen fädeln, an^^tt^ln.
UoIntUt. klein« Zange.
^m ticdo, 1. Kielkamm; 2. Scliaft am
Monadiino. lotbratin {gewCboliche
^M Wehi'ttubl: 9. Maadi«, Scbling«
Farbe).
^1 am W«l)<>Ntuh); 4. Ksttc.
morello. 1. (beute) dankelbraiui:
^^^^_ Lievitare, durclnKtzen, durcbAuem.
2. {frOher. nach Trattato di aeta
^^^^R Ligiatoio = Liiciatoio. Gl&ttliati.
& leo f) violett.
^^^^" LiiDone. dtronengelb.
uiomorino, tuoimorailig. seniieB-
HT Loiiuern {panni ulla), Tudio von
kelt.
^^' Lochea bei Taim?
moro. Maulbeere.
^B Lot/), Gfild«nblee: eine geicShn-
tnoTlellfl. mortina, Myrlhe.
^^^^ lieh«, billig«) Kurbs (v. im Text
moaeio, welk, inQrbe.
^^H S. S12 UDd traten 8. 884).
mouare. abschneiden, kUnen.
^^^V LuocfacciBO. waitroIlB rote Farbe.
rantugione di ecripta, {'mBchreibang
^ Lut««]a, WftQ (Füfberkraut).
in den Elaiikbflcbeni.
^^^^^^^^^^^^^^^^S80 — ^^^^^^^^^^H
^^^^^^^^P
PenneJlo, Pintfrl. ^^^^H
Pentolino, TApfefaoit. ^^^^^H
^^^H N«lbue, ntwfes^.
Perpigiiani (panoij, aebr beUAbw^^^^^f
^^^H N«ttral<> nauft). Wolle am TMkHnn.
vabraGbeinlich tncotarticei TBC^^^^^f
^^^H NuociiiD, WollaMnll?
Pentcliino, ptinicbrarben. ^^H
Peno, tierpurpurn, dunktlblau. ^^H
Peacstore, ScbOpHKael. ^H
^^^^^
PetD, Feu. beatimmt« Ma^sa au- ^^|
Revogenar Wolle, ^^M
^^^^^ Occhio di fxjiniM, Fftrbe.
Pettinagnolo, KaBuiBiacliar. ^^H
^^^H Orcioliiio kleiiii» öonu* {Uom).
Pettiunr«, Wolle ULumen. ^^H
^^^H Orcto, KJtg,
I'eMinatore, WolUc&ninieT. ^^H
^^^H Ordirt, »obertD.
Pctlinü, I. Eamm der WollUmmer. ^^M
^^^^1 Orditoio, Soberbaum.
2. Rietkamm am WeUlulil ^H
^^^^H OiffunKüit, OrgKDxino, die Seide,
^^^^1 die funi AnMtteln (licnt (beule
Plana, Planke, OUtUioIr.. ^H
Piaoa (puani aUa), ducbitearbeitete, ^^M
^^^^1 Or»cl•»•inal^ide)-
dQnnc l'iiohe. ^^H
^^^^H Orlo. Itund, ^auin.
Piauat«. glfitten. ^^H
^^^^1 OiBOio, dia suiii W^ben d«r Keife
Pianittuni, Abfall beim TuchgUUtea. ^^M
Piano (vcluto). kurz ge«cinorawt ^^M
Samt ^H
^^^^L^^ fertigo Seide
^^^B
Pii-gnre. falt4.>n. ^^^^H
^^^H rR(g)(»>^'i><
Pie^iatorc, Tuchrultvr ^^^^H
^^^H Paiola, Oana »m SchembiDeo-
^^^H Pala, SdiauicL
Pitmi colori, tiefe, latte Farben. ^^^^H
Pl0iare. prewen. ^^H
^^^1 Palco. OiTant. OMtcIl.
Pigio. 1. PreauBg: 3. Griff. ^^^^H
^^^^1 FuledgiaUt . Palemriatuento . An*-
^^^H
^^^^1 8ch&afelunK ?
Pillo. groB«ei Stock. ^^^^^|
Pilum bovis. capretU etc. OdiWa, ^^H
^^^H Palio, Müiit«!, Oberkletd. Palliam.
^^^H rallinto, gebleidit, blui.
Ziegenhaar. ^^H
^^^^H ratniellA, Flockwolle.
PACca. ein halber iSiurk, ^^M
^^^^1 l'ancu, Bank.
Foatura, 1. Verdingung; '£. fnia:^^^^^M
^^^^B fniicon«!, Bietl.
^^^^^H
^^^^H l'nnninH, kkiDes Wollantucli.
Po:;?«, Cidtemo. Trog. ^^^^H
^^^H Paniio. Stock Wollentach (iinU«g<>n-
Pivfjtria, I.4>ihTffTlru^ (voralUm an ^^H
^^^^1 iiati XU Drappo, Said«iitucb).
WeliBtühlon; *. im Texl S. 964 l-)- ^H
^^^H r*ntoio. BrBitung.
Predellfl, FaiMoliemel. ^^|
^^^H Pari^ino, Farbe?
Prcata, Leihfe, VcnchuH. ^^M
Preslanlifl. Leihe, Zrangiftal^e. ^^M
^^H y Kllen).
Pruno. Dom, Staehel. ^^M
^^^^H Paviolo. G^bind^s ^trillme.
Puota, üpitie. ^^M
^^^^1 PcUcnoe, G«rb»r-
Purgare, Tucb reinigen, «ntacbwei»- ^^M
^^^H Pdata lana, Woll^ ron Schtocbt'
MiD' ^^1
^^^H tiercn,
Purgatorc, Tuctiv^acbtr. ^^M
^^^H Pel di lione, Farbi-: l5w«Dgclb.
Purgo, Waachiinstalt für Tucbe. ^^H
^^^H Pela. 1. bei der Wolle: diu raubr.
^^H
^^^H fiockigo Seite den Tucfat; 2. b«i
1
^^^H der Seide: die KeMberte Seide.
^^^H a due peli ijiannoj, Tuch , das auf
^^^H beiden Seiten gerauht nt.
(jtiilirie - erba da tignere. Ptrbe- ^^M
kraul, Wau. ^^H
^^^H Penere, Botsten.
^^^^1 Peneri, auiffefnuiEtQ Enden des
^^H
^^^^H Tuchs, die abgcschnitt«« werden:
^^1
^^^^H Frausea.
^^^^H
^^^^H Penneccbio, Bändel Garn fUr den
KaISe<o)nue, auflockern ^^^^|
^^^H 8ptDnroek«o.
Baffio, Haken (nun Htnaufziehen^^^^^f
^ ^^^^^^^^^^^1
^m Ragionb, 1. Sort«; 2. Annohns;
^^^1
^m 'S. K«^aQD^.
^^H
^K^^ Banciao, Ranoio, potncRinzenfarbig.
Sftia, feiner wollener, mit Seid« oder ^^M
^^^^Bmc1u4», ahruptln.
Lein durebwebter Stoff (di lia«,
^^^BwMi», Rasch. Soncli-
di iin^e. d'lrlunda).
^^^^ Ra«t>e, Hcht.t\.
Sai'a a uccelliai , mit «ingewebten
^m RaModatft, bari, »jfrSde ifemciden.
Vo^Ifiguraa 7
H Buatrello, B««b«ii. tiiU«r, ZaUd (in-
äAtnbiicattf, Fltederfarbco.
^M etnunent der Tucbipsoner).
Öung\iigaa, blut färben.
^1 ItavistAio, durchwbeu.
Sunguiiie birci, Bochsblut (Flibe-
^M Kavolgcrr-, Bänilel nuichi-it.
mittel).
^^^Ravolbo. Btüidcl.
äanniatteo (lana di), WolUorte («.
^^^^hBolv. sehr fein,
im Text 8-65 ff.).
^^^^MCcchiuUi. Hdbel
narifia, Saiiob.
^^^HitecbaU. VerMicbnis.
«lia<i-tito. rauhe KaHt-m an ai'iilecbter
^^^^FBenn = Antna, Band.
Wolle.
^f Riordire, veneiigen. austrockn«».
Hbavato filo di ferro, Ürahl uns
H RiforbiUi. auigefeilt. verTollkataiu-
ftclilocken frei ein Eiaen.
H nst.
Sbiadato, Terblichene, matte (rote?)
K^_ RiMtticre, HAiulUr mit alten Klei-
^^^^ dem. Trtdler.
Ferbe.
•oafa, Sabn.
^^^piUmeiiduU)», AasbMaer«r (kleinsr
ScamaK.scunjatare. iiuf lockern, atif
^^^^ Schaden am fertigen Tuvh).
klopren.
^M RiiB«iiara, umrühi-«]i.
8''ain)iktino, Wollklopfer.
^m Rinvalgere, «iiiwickoln.
Scampolo. Tucbrest.
^M RUciaquare. li«feucbten.
Soanunba. Scbniube.
H Kicoiilrsre. darcha&hkn . terglei-
Soardaacare. WoLlkralsen.
^M <:hen.
Scardaanare, Wollkratzt-t, Woll-
^V Rüvontro. Öegengewicbl.
krempler.
H Ristnjfio (veluti a), [topp^laejügei-
8L>ardaaso. Wollbi-at»-.
■ Samt?
i^carlatto, Scharlucb.
^1 Rütoro (ili), «bpndrein.
Sc(b)amiigliarfl, WoU« kKmmeo.
H Rtlagliat'irc, Duliiilhilndler.
Sc(h)arpf4U? (n. im Text S. »1
H RitogliA, 'PiK^h-, GfiWjtnc^schnilt
Antn. 4),
H Rttnitto, Ritrangoli) t baratto {».
Scegliero, Wolle auxlesen.
^B dieaMl.
Scaglino, Sarliergitter.
^1 Ritnajcolator« -■= Bitrattiere.
Sceglitoio, Sortiergitter.
^B Rtturate. wieder ituiitopriu. ver-
Sce^lilore, (Sortierer.
^1 stoufea.
^1 Riveditore. NacbprUf^r.
Schtacciato, platt^edrOekt , abge-
Ktumpft.
H Robbia, E'ftrberritte.
ScUiesa, Kdcken.
^^ KobbioÜDO (von robbiola, rol« Wcin-
Schietto, einlach, uaTsrniacfat
^M traube)> wohh bardeauzf&rben.
^M Roccii, Spinnrocken lioi UegenBaU
Schiuma, Schaum.
ScoDipatare, amgletcben , aboiiwi-
^M lu lilnU'io, SpiniiriLtl).
ten.
^H roccurci suMntniuiiwii'tctfln.
Soomputo, Abarbeiluns.
Scopsi. BMcniriniiter. «e«a.
^M Rocchetto. I. kleiner Spinnrocken:
■ 2. Spule.
Scorcie d'ontano, Krlearinde.
■ Rocco (della lum). Wulit?
Scotano. (lelbholi.
H| RodarB, wrfreMeB.
Scriptamfacore, einen bankmänigcn
^B RomaiolinD, kleiner RUhiififfel.
Kredit eröffnen.
^(^^ Rosa •i-crha , getrocknete Roicn*
Scroccbo ~ barutto (a. dieaetll.
^^^ blfttt<*r.
wdjloio. Gestell?
^^^HSoaato, rotraftrben, ron.
Serebio = »ecchio, Kübel.
^^^KRofeado (da), auf <!«>r Rilckwil».
Sgocciolare, abtittufeln.
^^^^pBabacchio. PIOatigkiritMiiiUii.
Bineraldino^, taiaragdiplln.
^^^ rupta, TeiUumm».
Mdnrp. feit machan; borgen.
V
- 58a —
Sodo, üMt, tpiOde; nivbt aiifg«<
SofBw, goocbmeidig.
Sooia, Snumliut.
Soprunano ipaunol , Dbennimg
grou?
Sonie[cJre, eine l-*iirbe (vielleidit :
maoigr&u, vöb aorct», Hbuh.
«ort« [7frta), KapiUI (im G«g«aiulx
Bum i^ini).
e(o}rent«no (pa&no), beliebte Tncb-
si>rt«.
«pftrtiic, obtcil«!).
■pelKre, (poliusorv, 1. Wolle aw-
locn; 2. ^atitmera.
8p«xft, Tetlcfaen.
Spenar«, seruublaKeu, al>t«ilen,
Sponda. Kond, äponile.
äprusar«. becpiLsen.
Spuoln, WclierschiffclieD.
8quotero, schütteln, ausklopfvo.
Sbunaniolo, Oamwirker <a. im Text
8. 147 ff.. 245 ff.).
Sttme, Kkmmwotle; KtAAeanm.
SUdic filato, Tenpoonenee u&ni.
Stametto (alla fr&Dc«Ka}. gebi&udi-
licli«« bKitliegend«! WoDentncb.
Stametto battuto. Tach nus gceohlo-
gener Wolle?
■tamigine. Ktamin.
rtanga, Stang«, Uuotbols.
Stecchio, Stab.
at*lo. Stiel.
Stoppt!. Worch.
Stn;aciH.re, beitrcichea.
Subbio, Webebaura.
Suddo, Wolbcbmuti (■. im Text
S. 4i).
Saolo, I. Eatricb; 2. Schiebt.
Svettare, beMhaeiden, kappen.
T.
Tucaie, bewerten, den Froi« f««^
l«tt«]i.
IWolinQ (pMiDo). grobei Tu<:h,
Tafetü, TaSR.
TuUff, Stück Zeug) Tachecbuitt,
schneide,
Tnnt-, lobfarbei).
Tasuca, eiu Seidenetofr.
Tara. Abiug am Bruttogevicbt
Tanire. dieeeti ÄI>:niK macheii.
Tanitori^, der hisnu bectimmtc Be-
nmt«.
Taaa. tuca, jlLhrli<:he Taxe der lu
prodnt!ei<nidsn Tuch«,
T«Boliiio, ti^lfatben.
Tala. tum ^b«u vorbereitete, g«-
•cberta Wo1l6 (für die Kette).
Tela (dftM la), die .tela' niia Weben
bnagen.
Telario, Webstuhl.
TeTniiolo, erdfarben.
Tegtoio, Kioachnsi, Sebua>.-woUe.
Tignere, «chApfen.
Tino, Kufe, Bottich.
Tint*. Flrbem.
Tintillano, iid)iDiB>emd, prikohtig.
Tinre, Tuchitre«kea, -iino&eB.
Tiratoio, Tudurpaan«.
Tiratoiaio, Ttratore. l'^icbsponner.
To&dituia, Abfall beim Sohereo.
Tordere (virafm), dreben (Bertn).
ToTcitore (di nvagsi), Borteodnher.
ToraUino. «oU (von torlo, Eidotter)
eins gelbe Farbe.
Tomio, Drvhbank.
Tonello. Warvnballen.
T«rtH. Drebang de* FtAtm.
ToH>. gcscbom; Sebet: Sckur?
— to»ODe.
Toiotie. Mmw geacharener Woll&
Trama, Kiiwchlag. ScbitM'WoUe.
Träte. Dalkeu, lUuliislanin.
Tritarai xerreittten, auafasem.
TuTchino, ItlrkischbUu, dtmkelblao.
C.
Vncinuxxo, (IKkcben.
Cügnuolo, Farbe (lor Macbtigall.
gnia?
T.
Vagello. 1. FarbWlpe; 2. daa rar
Aaüiahme der Farbe rorb«r«ite4«
Bnt) am Kleie, WeiMtain «tc (*.
im Tost S. 299).
Vagell« IPor/c}, dieMt Bad turiiA-
t«n.
vngliarc, neben. pfUfen.
ragliatoie, Prüfer.
Tellvtt«, L«icfat«(s cclileierarliged Qe-
webe.
veltitato xetAnOi sautattiger Satin.
verdebniao. braun-, dankelgrOn.
verde uoTello, Farbe d« jungen,
fViadien GrOm.
verghcggiarc, ausklopfen.
vergbej^aloTT. Woltklopfar.
vermiglio (Cochentlle). rote Fariie.
T«rtino, Bra«ili«iholi.
— 583 —
veata fdella peconi), Fell.
vetnviolOf Vitriol,
vetta, 1. Spitte; 2. Stange, Gerte,
villanescho (panno), gewOhnlichea
Tuch,
viol&to, reilchenblau.
rioletto, violett,
vista, Vorderseite,
vite, Schranbe.
rivaf^o, Rand, Sorte.
Tolgitoio, Diehrolle.
Z.
Zacchere, Wollflocken.
zafferano, Saffran.
zaffiorato, rotgelb, orangefarben?
(ne rosBO, ne giallo; Tratt. delLa
Seta).
zaffo, Zapfen, Spund-
zaflore, Saflor.
Zetatio, Satin.
Zetano raso, Atlsü.
1
)
1
1
1
1
m
1
1
T
i