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Full text of "Studien zu den Fröschen des Aristophanes"

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' r . I / 



Q. B. F. F. Q. S. 



UNIVERSITATI LITTERARUM 

LUDOÜICO MAXIMILIANEAE 

UT HOMINES UIRTUTIBUS ET LITTERIS 
CRESCERENT ET AD EXCELSUM HUMANAE CONDICIONIS 
FASTIGIUM ACQUIRENDUM FACILIUS INDUCERENTUR, 

CONSTITUT AE , 

QUAE BENE BEATEQUE UIUENDI UIAM PRAEBET, SCIENTIAM 

OMNI TEMPORE ET ADEPTAE ET LARGITAE 

ALMAE MATRI 

OUATTUOR SAECULA FELICITER PERACTA 
OMNI QUA PAR EST RE\T:RENTIA 

GYMNASII MAXIMILIANEI MONACENSIS 

REG TOR ET COLLEGAE 

CONGRATULANTIJR. 



INEST COMMENTATK > IN AHISTOrHANIS UAN'AS, QUAM SCKIPSIT N. WECKLKIN. 



MONACHII 

K O R M I S D E S C R I P S I T K. S T R A IJ B 

nnn'Ci.xxii. 



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» 'S 



STUDIEN 



ZU DEN 



FRÖSCHEN DES ARISTOPHANES 



VON 



13^ IST. ^\^150KIjEIISr. 



---^c:::^>s?*^==^3==$;:i^=€^^ 



MÜNCHEN 

AKADEMISCHE BUCHDRUCKEREI VON F. STRAUB 

1872. 
EL 



£:j.'^sc"v' 



Pfl 3 279 



I. XJeber die iParodos der Frösche. 



Im Grossen und Ganzen ist uns die unvergleichliche Dichtung des Aristophanes 
verständlich und übt auch auf uns ihre nicht minder Geist und Herz erhebende als 
Lachen erweckende Wirkung aus, wenn sie uns gleich nicht in dem Masse packt und 
ergreift wie die Reihen der athenischen Zuschauer, denen Personen und Sachen unmittel- 
bar vor Augen standen. Im Einzelnen jedoch ist uns noch vieles unklar oder unbekannt ; 
manches dürfte unserem Verständniss für immer entrückt bleiben; anderes wird die 
wissenschaftliche Untersuchung theils durch ein gründlicheres Erfassen der Worte und 
Gedanken des Dichters und eine geschmackvollere Interpretation theils durch ein ein- 
gehenderes Studium der SchoUen und anderweitigen Notizen zu erläutern und klar zu 
legen haben. Die Interpretation des Aristophanes aber ist mehr als die irgend eines 
anderen alten Classikers in Gefahr auf Abwege zu gerathen und Irrlichtern nachzugehen. 
Bald sucht man in den Scherzen des Komikers zu viel bald zu wenig, oft alles andere, 
nur nicht dasjenige, was darin liegt. Wenn man z. B. bei V. 320 unseres Stückes 

(fdovat yovv xov ^'[okxov ovjteQ Jiayoqag 
meint nicht Diagoras, sondern Euripides sei hier unter Diagoras zu verstehen, so ist 
das nichts weiter als eine leere Einbildung. Wenn Hamaker (Mnem. VI. S. 209) 
die Verse 26 — 29 als Interpolation betrachtet, so hat er nicht bemerkt, dass es der 
Dichter gerade auf den V. 29 

Ttwg yaQ q>eQ£ig og y avxog i(p ereQOv q>iqet; 
abgesehen habe; denn wer wird dabei nicht lebhaft an die Trugschlüsse des 
Euthydemus und Dionysodorus, welche Piaton im Dialog Euthyd. so meister- 
haft darstellt, erinnert? Auch die Frage des Dionysos ist filr Xanthia« ein aqnjxrov 
eQcirrjfAa (ib. p. 276 E); aber kurz entschlossen setzt dieser der Theorie die Praxis 
entgegen: o d' wfiog oiToai TtuCeTai. Wie abgeschmackt würde der darauf folgende 
Scherz des Dionysos 

av d' ovv ETteidri xov ovov ov cprjg a* c^yeAcIy, 



iv zq f^iget av zov ovov agdf^evog cptQe. 



1 



sein, wenn nicht eine Parodie jener Kunst beabsichtigt wäre, mit welcher man z. B. 
aas den Prämissen aq)aTTeiv zs xat hAÖlqetv -Aal xazaxoipavra Vipeiv yml oTtrav 7rqo- 
ar^u (ÄciyeiQOv nnd ovxovv edv rig xa 7cqoorp^owa tiocctttj, dq^otg nqa^ei ; die Schluss- 
folgerung zog: äijXov Tolvvv, ort av rig aqxx^ag rov /.idyeiQOv yicti y,cn:a'A6if.fag l\fn[oi] ymI 
OTtrr^ar], rd TtQoar^novva Tcon^aei (ib. p. 301 D)? Die Umkehrung von Subject und 
Objekt ovog ae — ov zov ovov ist ein triftiger Beweis für die gegensätzliche Be- 
hauptung. — Zu den häufigsten Mitteln komischer Wirkung gehört bei Aristophanes 
die, wie die Scholien es bezeichnen, naq vTtovoiav gebrachte Verkehrung des erwarteten 
Sinnes eines Satzes und die Parodie von Dichterstellen. In letzterer Beziehung leisten 
uns die Scholien die besten Dienste; ohne sie würde uns manche Pointe entgehen oder 
unverständlich sein. Leider waren die Alexandrinischen Commentatoren, wie gerade der 
zweite Theil der Frösche zeigt, auch hierin nicht durchaus genau und zuverlässig oder 
waren nicht mehr in der Lage bestimmte Angaben zu machen (vgl. Schol. zu V. 100, 
1028, 1206, 1289, 1344 u. a.). Bei manchen Stellen konnte die Parodie leicht unbe- 
merkt bleiben; auch wir lesen ahnungslos über V. 883 vvv yaQ dyiov aocpiag 6 ui-yag 
XO)Qel nqog sQyov rßr^ weg und doch enthält dywv oog^lag eine Beziehung auf die charak- 
teristischen Euripideischen Ausdrücke Or. 491 dycov aoipiag /rlqiy Suppl. 427 dyüva 
— afiiXkav Xoyiüv. Die Aufinerksamkeit auf solche Parodieen, welche oft durch den 
Bau des Trimeters angezeigt werden, ist darum bei der Erklärung des Aristophanes sehr 
am Platze. Gleichwohl kann auch dabei gefehlt werden. Zu V. 84 

dyad^og Ttoitjrr^g vmI TtoO-eivog xolg (piXoig 
verweist Bergler auf Eur. Phoen. 320 i] Ttod-eivog q>iXotg. Andere finden in dyad^og 
eine Anspielung auf den Namen Agathen, von dem die Rede ist. Beide Beziehungen 
sind unrichtig. Den Sinn dieser Stelle hat Fritzsche so wenig verstanden, dass er 
sagt : ne ad sententiam quidem aptum est verbum oi%iTaiy quippe quod etiam significare 
possit mortuum esse Agathonem. Die Worte sind gerade absichtlich so gewählt, dass 
sie vom Tode des Agathen verstanden werden können, und dya^og TtonjTtjg oder 
TCoXlrrjg xat Tto&eivdg rolg g)ilotg sagte man von einem Verstorbenen 
und schrieb es aufsein Grab, vgL die Grabschriften bei Boeckh Corp. Liscr. 
Gr. I n. 805 (äijtql q>ilov i^al Ttarqu Y.aoiyv\Taiq ze Ttod^uvdv 7taal 0^ eraiQOiaiv, 
939 oTai Tto^eivt^ ^Qeipafxivoig rvfAßov zovde -d^avova klaxev, Rangabö Antiqu. Hellen. II n, 
1653 y,XeLv6v eTtaivov kxovv, avdqa Tcod-etvorarov Ttatöi qiiXrj ze yvvaiTci, 2203 yvwa- 
zöiatv Ttäai lutovaa no^ov, 2216 näai jro^eivog *). Dieser möglichen Beziehung ent- 
spricht der Scherz ig [xai^dqiov evcoxiccv (für ig f^ayMQiov evdaif^ovtav), Ueberhaupt hat 
das Streben hinter harmlosen Scherzen des Dichters möglichst viel Witz und Ironie zu 
entdecken bei alten wie neuen Erklärern nachtheilig gewirkt. V. 177 sagt der Todte 
dvaßuprjv wv TtdXtv, Ein Scholiast erklärt das richtig iv r-d^ei de i/, zov ivavviov fjfiiv 

^) In dem Epigramm des Simonides fr. 224 bei Bergk rdSy avtov ttg hcatsrog änoXkvfxiytoy 
ayiicTaty NacoSixoy 6k (pCkot Kai nohg ij6e TtoXr; beiweifelt Heimsoeth mit Unrecht die Emendation 
ijSe TioSei und schreibt fjyey o},t}: der Zusatz von oXrj ist nicht nöthig, wohl aber scheint noXri eine 
Verbindung von no^ei und dem Glossem oXti zu sein. 



olov 0710)^1 f^ir^v. Aber diese einfache Erklärung genügte andern nicht: oi di, otl x^Ac- 
7c6v rjv roze to c^', Ügts ai^eivov elvai to Tedydvau elg xceragav ovv Xafißdvst t6 
dvaK^aat iv ^dTpfaioig u. 8. w. Auch die neueren Erklärer halten eine solche Bitter- 
keit für möglich. Die Scholiasten Hessen sich durch die Partikel vti)^, wie sie 
für VW lasen , zu ihrer Erklärung verleiten ; für diese selbst aber gilt, was ein Scholiast 
zu V. 419 wvi di drjfxaycoyel iv zo7g avco v€xqo1oi von der Erklärung des ApoUo- 
nius sagt : ovx wg ^TroXkwvtog Ttqdg xrjv i^tjytjaiv rTjv „et fxi] vevavfidxij^B zijv Tteql 
rüv x^ccSy" (V. 191) otL did %y^v xai^OTtqa'yiav vexQOvg xovg Idd^vaiovg Xeyovor 
ifjvxQov yccQ. 

Ein merkwürdiges Durcheinander von Erklärungen hat die Scene, in welcher Xanthias 
seinem Herrn von einer Empusa vorlügt (V. 285 ff.), hervorgerufen. V. 295 bestätigt Xanthias 
die Frage des Dionysos xai axeXog yaXxovv eyei ; und fügt hinzu : xai ßokirivov d^areQov. 
Die gelehrten Grammatiker, welche einen anderen Namen der Empusa kannten ovoxioXovy 
glaubten natürlich, dass von diesem die Rede sein müsse (eviot de ovov O'^iXog Xiyovat. 
6l6 ymI Ttaqd not 'Aalela&ai ovoxojXov), also erfanden sie : ßoXlrtvov de, oveiov. ßöXizog 
yccQ y.vQuog ro rwr ovwv aTtonarr^iia, Das richtige hat der Scholiast gesehen, welcher 
bömerkt: t(^ yßXyj7) Ttqoaid^rjAe rov ßoXlrivov fjTtlzrjdeg. Das Ganze ist nichts weiter 
als ein harmloser Scherz auf das eherne Bein, welches die Volkssage der Empusa gab« 
Das Bein von ßoXitog ist nämlich ebenso weich wie das eherne hart ist und jenes ist 
zum Gehen nicht minder tauglich wie dieses. Einen gleichen Scherz auf die 
Märchen der Volkssage erblicke ich in der vielbesprochenen Stelle V. 186 ?? V 
ovov 7i6'Aag, welches von Photius p. 338, 8 und anderen erklärt wird: enl to}^ dvrp'V' 
Tü)v xat zwv lut] oyv(üv Xayerat tj TtaQOtfAta tvro zcov ^TTLxair, worin offenbar int xCxv 
liri ovTwv entsprechender und richtiger ist als in:t tojv dvrjvvrcov. Weil es bei Photius 
weiter heisst: i4qi(rcaQxog de did to Kqaxlvov vTtoO^eoS^at {rivd oder vielmehr "Oxrov) iv 
^'4tdov axoiviov TtXeycovra, ovov de ro TtXexoLievov djtead'iowa oTov dTtoxeiQOvra (vgl. 
Paus. X 29, 1), ist man der Meinung, Aristarch habe 'Ö/yov TrXoxdg gelesen, und 
Meineke und Kock haben dieses in den Text gesetzt. Aristarch hat nichts anderes 
vor sich gehabt als wir vor uns haben, hat sich aber bei ovov Ttoxag an das auch von 
Kratinos benützte Märchen von dem Esel in der Unterwelt, der das Geflechte des 
Zaudermanns immer wieder abfrisst, erinnert und desshalb sehr tmglücklich ovov als 
gen. subiectivus genommen und Ttoxag mit dTteod^ iovxa olov djto'AeiQovTa 
wiedergegeben. Das bedeutet und beweist der Zusatz olov aTCOKeigovroy welchen Din- 
dorf zu tilgen räth. Der Dichter aber sagt implicite : jene vielberufenen'Öxvot; 
TtXoxai sind nichts anderes als ovov Ttöxai. Natürlich berechtigte nur der 
Gleichklang zu einer solchen Vertauschung, wie z. B. auch der minder bedeutende 
Gleichklang zwischen iyxeq)aXog und TriXeq)og in V. 855 den Scherz 
€xx% Tov TrjXecpov (Schol. cjaavd eqxr] xov iyy,ecpaXov) ermöglicht hat. In jener 
Schreckensscene aber, von der oben die Rede gewesen ist, lässt der Dichter den entsetzten 
Dionysos rufen tcoI öi^r av TqaTtoljjirp^; um daran den Scherz zu knüpfen Uqev diaqw- 
Xa^ov jLij %v ä aoL ^vf^Ttorrjg. Bei den Scholiasten begegnen uns die seltsamen Einfälle, 



den Dionysos begleite sein Priester oder Dionysos flüchte sich zu dem Dionysospriester, 
welcher einen hervorstehenden Ehrensitz im Theater hatte. Letztere durchaus unmögliche 
Annahme hat merkwürdiger Weise einen Vertheidiger an dem sonst so besonnenen und 
geschmackvollen Enger (Jahrb. f. class. Phil. Bd. 77 S. 306) gefunden, welcher meint: 
„wollte man annehmen, Dionysos bleibe auf der Bühne, so hätte das iegev öiacpila^ov 
u€, das unmittelbar nach dem nol dijt av rqa7roi(Ai]v gesprochen ist, durchaus keinen 
Sinn'*. Bekanntlich drückt noi drjt^ av TQaTtoifAr^v nichts als die völlige Rathlosigkeit 
aus, in welcher man sich sonst an einen Gott wendet und ihm für die Rettung fernere 
Opfer verspricht (vgl. z. B. Aesch. Cho. 260), hier aber der Gott seine hülfeflehende 
Hand nach seinem Priester ausstreckt und diesen an das eigene Interesse, welche? 
dabei im Spiele sei, erinnert. Wie Dionysos, ruft auch der heuchlerische Xanthias ^rol 
d' iyio (TQaTtoifiTjvav) ; aus und als ob ihn die Empusa schon beim Kragen habe, schreit 
er: d/toXovfied^ tova^ ^H^aKkeig. Das Scholion zu dieser Stelle sagt: €txe yuQ oyr^fia 
'^HQay.laovg 6 /fiovvaog i] y,al lug ale^Ua/.ov "^Hqor/.Ma yMleJ, Hievon ist allein die 
zweite Erklärung richtig. Gewöhnlich nimmt man an, „Xanthias rufe seinen als Herakles 
gekleideten Herrn als "^HqazXrjg dXe^Uaxog an" (Enger a. 0.); vielmehr ruft Xanthias 
ahnungslos den wirklichen "^HQu^Xt^g d'ke^iv.av.og an, welchen man in der 
Noth anruft: der furchtsame und feige Dionysos aber fährt vor Schrecken zusammen, 
wie er den Namen hört, welchen er angenommen. Nichts hindert, dass Xanthias auf 
diese Auffassung eingehe und mit Jiovvoe xoivvv fortfahre. Enger setzt noch hinzu: 
,,Die Worte l^ f^TtEQ tqxu (V. 301) enthalten eine Aufforderung an den Dionysos, den 
Weg weiter fortzusetzen; da er von diesem abgewichen war, indem er sich zum Priester 
geflüchtet hatte, so ruft ihn Xanthias wieder zurück ; also sagt er: lass uns weiter gehen, 
komm nur zurück, o Herr''. Dergleichen können die Worte ly W^Q ^QX^^- ^^^'Qo, 
äevQy CO dioncyca niemals bedeuten. Vielmehr heisst Xd^ rjjrsQ I'qx^l „geh gerad aus" 
und nach einer Pause ruft Xanthias deugo, devQ\ w ötOTtcrta, Xanthias foppt näm- 
lich seinen Herrn ähnlich wie im Cycl. des Eur. 680 ff. die Satyrn mit dem geblen- 
deten Polyphem Blindekuh spielen. Diese Stelle beweist demnach nichts für die An- 
nahme Engers, sondern fordert gerade, dass Dionysos sich auf der Bühne befinde. 

Nach diesen einleitenden Bemerkungen wollen wir versuchen einige Punkte in der Paro- 
dos der Frösche und der ihr zu Grunde liegenden Nachahmung der Mysterien aufzuhellen 
oder näher zu bestimmen. Den meisten Gewinn verpricht uns eine gründliche und ein- 
gehende Betrachtung des Textes, wenn wir dabei stets im Auge behalten, wie der Dichter 
drei Dinge, die Feier der Mysterien, die. Unterwelt, wo das Stück spielt, die Oberwelt, 
wo das Stück gespielt wird, in scherzhaften Zusammenhang gebracht hat. Eine für die 
Auffassung des Ganzen wichtige Thatsache ergibt sich aus dem Schlüsse der Parodos 
V. 440 ff., wo der Chorführer die Aufforderung ergehen lässt: 

yjüjQBice 

vvv \eQ6v ävd xvyXov d^eag dvd-ocpoqov dv alaog 

Ttai'Covreg olg fiezovaia ^£oq)c)Mvg ioQzijg, 





iyo) de avv raiöiv icogaig ei(.u xat ywai^iv, 
ov jtaviTyjLovaiv x^c^, ipiyyog ieQov oYacov, 
and der Chor der Aufforderung nachkommt mit den Worten: 

ypqwfxev ig noXvqqodovg 

keifiüvag dvO-efncoöeig 

Tov r^iitTEqov tqotiov 

Tov y,alkixOQVJvaTOv 

TtaitovxEg xrL 
Die Handschriften freilich geben die Worte ywqelie . . eoqi:Tfi dem Chore oder 
einem Halbchore, die Worte iyio de . . olacov bald dem Dionysos bald einem Halbchore 
bald einem hqevg. Bekanntlich aber hat in einer solchen Frage die handschriftliche 
Autorität keine Bedeutung. Die einen bezogen eyco auf eine einzige Person und setzten 
an die Stelle von x^Q<^S ^'^^ Namen einer Person, die andern bemerkten, dass von einer 
Theilung des Chors die Rede sei und verstanden desshalb eycH öi . . olacov von einem 
Tjfuixoqiov. Auch die Scholiasten waren nicht besser daran : zu ywqelze xre. hat die Ravenner 
Handschr. die Bemerkung 6 loyog Ttqog tov x^^oy, die Venediger övrawai ndweg o) 
yMzd Tov xo^öv di}J]h)ig jtaqa/.ek^veoO'aiy Y,al firj elg dfiocßaia diaiqeJad-ai, dlkd tovto elg 
ovdev (faivoiTo av ohovoiaovfAevog. Jene Bemerkung hat eine einzelne Person, diese 
einen Halbchor im Auge. B r u u c k bemerkt zu den Worten eyco de . , . ol'aiov : Baccho 
vulgo tribuuntur perquam absurde. Dindorf entgegnet: non absurde, sed verissime. 
Sirailiter chorum interpellat Dionysus v. 414. Ich verstehe nicht, was die Woi*te im 
Munde des Dionysos bedeuten sollen. Dieser hat bereits nach der Wohnung des Pluton 
gefragt und ist jetzt nebst seinem Diener Xanthias mit ganz anderen Dingen beschäftigt. 
Wie kann er etwas ankündigen, was nachher nicht geschieht? Was soll q>iyyog leqov 
oiavjv bei ihm heissen? Der auftretende Chor der Mysten bestand aus Männern und 
Frauen (V. 157, 409 ff.). Es ist offenbar, dass mit den Worten eyoj de avv xaiotv 
y.oqaig ei(.u der Abzug der Frauen angezeigt ist; dieser Abzug wird mit einem 
Gebrauche der Mysterien motiviert. Bekanntlich hatten nicht alle Theilnehmer 
der Mysterien gleiches Kecht, sondern schieden sich in Mysten, welche bloss die niedrige 
Weihe hatten, uud in Epopten (vgl. z. B. Schol. zu V. 745 ol rd nvaxr]qia TtaqahxfA- 
ßdvovveg f^vatat Tcalouvtat, oi de 7taqa?Mß6vT€g rd lAvotr^qia t<^ avd-ig eviavri^ eqio- 
qtüoiv avvd y.at ejtoTtrevovai), Nur die Epopten hatten Antheil an der esoterischen 
Feier, bei welcher die heiligen Symbole gezeigt wurden {deuvviJieva), Diese heilige 
Feier besteht aber bei unserem Chore in dem Schauen all der Wunderwerke, welche 
nachher die Muse der Komödie ihm vor Augen stellt (vgl. V. 356 r] yewauov oqyia 
Movawv \i{x eldev ^rfc exoqevaev). Die Mysten hatten eine gesonderte Feier, die 
sich auf nächtliche Tänze und Gesänge {Ttawvxlg) (vgl. Meursius Eleus. c. VIII) be- 
schränkte. Der Chorführer sagt also : „Ziehet ihr, die Theil haben an der gottgefMigen 
Festfeier (d. h. die berufen sind den Chor der Komödie zu bilden) in den heiligen Kreis- 
rund der Göttin scherzend im blumigen Haine; ich aber will mit den Mädchen und 
Frauen dahin ziehen, wo man die Nachtfeier der Göttin begeht, heiliges Licht dahin zu. 



G 

bringen." Es ist klar, dass diese. Worte nicht von einander getrennt werden können. 
Da der Sprechende ankündigt, dass er an der Spitze der Mädchen und Frauen abziehen 
werde, so kann er nicht der Führer des zurückbleibenden Männerchors sondern nur der 
Führer des Frauenchores sein ; da dieser von sich sagt (fiyyoq \tqov oYacov, so bezeichnet 
er sich als d(idovxog, welcher neben dem uqo(pawrjg die höchste Priesterwürde der 
Eleusinischen Mysterien bekleidete (vgl. Meursius c. XIV). Diesen Schluss hat, wie ich 
sehe, schon Fritzsc he de carmine Aristophanis mjstico p. 106 aus den Worten gezogen 
und niemand sollte daran zweifeln. Wenn aber der dqdovxog der Führer des Frauen- 
chores ist, so darf als sicher gelten, was man unter Anleitung des Scholiasten zu V. 369 
Tcaqa TTpf Tov ieQoqxivTov xal d^öovxov Tcqoqqrfiiv rrjv iv rfj TtoixiXrj ato^ aus der 
ceremoniellen Form und dem Inhalt der Anapäste V. 354 ff. geschlossen hat, dass der 
Führer des Männerchors, der gewöhnliche Koryphaios, als leQoqxxvrrjg dargestellt war, 
an dessenAmt wieder (vgl. Hesych. l€Qoq)dvTr]g' f^vazaycoyog, legetg 6 xa ixvarr^qia 
deixvviov) die Worte V. 356 oQyia 3Iovawv fui^r eläev fiijT iyoQevaev erinnern. Wenn 
Enger (a. 0. S. 311) sagt: „Der Hierophant ist nicht der Chorführer, überhaupt keine 
Chorperson, sondern ein Parachoregema. Der Dichter braucht ihn nur zum Mystenzuge ; 
in dem folgenden Theile der Komödie würde sich bei der veränderten Stellung des Chors 
der durch seine priesterliche Tracht, Diadem und Purpurkleid ausgezeichnete Hierophant 
eigenthümlich ausnehmen*^ so ist dagegen zu bemerken, dass einmal der Inhalt von 
V. 354 ff. nur für den Chorführer passt, der sonst die Anapäste der Parabase spricht, 
und dass auch der Chor während des ganzen Stückes den mystischen Charakter beibe- 
hält, wie er V. 686 als le^og x^Qog bezeichnet wird (vgl. Schol. zu V. 1523 q)aivev€ 
. . lafiTtddag igdg: ävti rov dvamece co fAvozai) ^). Der Führer des Frauenchores 



') Wie bedenklich es sei einem Parachoregema eine so bedeutende Partie zu geben, zeigt recbt 
deutlich die Oekonomie am Schlüsse unseres Stückes. Y. 1480 f. erfolgt nämlich desshalb unter einem 
schicklichen Verwände ein Abtreten aller handelnden Personen , damit die grössere Partie, mit 
welcher Pluton den Aeschylus verabschieden soll (V. 1500 ff.)» nicht dem Paracho- 
regema, welches bisher den Pluton spielte, sondern dem Trit agonisten gegeben 
werden könne. Denn die Ansicht von Hermann (Wiener Jahrb. d. Lit. 1845 Bd. 110. S. 67), dass 
in der Wettkampfscene die Person des Pluton gänzlich beseitigt werden müsse und die wenigen Reden 
1414, 1415 f., 1467, 1479, 1480 (tV« l^evltnaai schreibt Hermann für lya l^(via(a) dem Chor zu geben 
seien, kann nicht richtig sein, da die Worte roV ireQoy XayffwV arifi V. 1415, wie evSaiuoyoirjg zeigt, 
nur dem Beherrscher der Unterwelt zukommen und die Worte des Dionysos ed Xeyeis yri tov Ji. ov 
yd^ «x^ofjLat tw ngdyfiatt deutlich auf die Einladung, die nur von Pluton ausgehen kann, hinweisen. 
Das Auftreten des Pluton aber ist V. 784 f. angekündigt ; er muss also zugleich mit Dionysos, Aeschy- 
lus, Euripides nach Y. 829 auf die Bühne kommen. Freilich hat es mit dem Parachoregema in der 
Parodos eine andere Bewandtniss; denn mit Bestimmtheit darf man annehmen, dass die Bolle des 
Daduchos durch den Tritagonisten gegeben wird, welcher zwischen Y. 447 und 476 sich als Aeakos um- 
zukleiden hat, wenn nicht vielmehr Aeakos drinnen bleibt und wie der Thürhüter 
in Piatons Protagoras aus dem Innern des Hauses herausspricht, so dass eine ümklei- 
dung vorderhand gar nicht nöthig ist. — Die Personen vertheilung, welche Meier Hall. Lit. Z. 1836 
S. 326 und Beer über die Zahl derSchausp. bei Arist. S. 84 aufgestellt haben, ist in einigen Punkten 
zu berichtigen: 



fordert also den Mänuerchor auf in den heiligen Kreisrund der Göttin zu wandeln, wäh- 
rend er selbst mit den Frauen sich entfernen wolle; da der Männerchor dieser Auffor- 
derung nachkommt (vgl. x^gelr« — ycoqüiABv^ av&oq>6qov dv aXaog — ig TtoXvQQodovg 
Xet^uiomg ävl>eucodeig)^ so muss mit dem Abzug der Frauen ein Weiterziehen des Männer- 
chores verbunden sein ; dieser kann nur in die Orchestra ziehen ; alsoistderMystenchor 
im Anfang auf dem Xoyelov aufgetreten ^) und während die Frauen mit V. 448 
durch den rechten Zugang der Bühne abgehen, tritt der Männerchor in die Orchestra 
hinab, wo er bis zum Ende des Stückes verbleibt. 

Das Auftreten des Chors auf der Bü^ne kann nur als Ausnahme betrachtet werden ; 
es finden sich aber noch andere Beispiele bei den Tragikern wie bei den Komikern. 
Kock freilich, welcher in seiner Schrift „über die Parados der griechischen Tragödie im 
Allgemeinen und die des Oedipus im Kolonos im Besonderen" alle Stücke der Tragiker 
durchmustert, hat für diese Abweichung von der Kegel keinen einzigen Anhaltspunkt 
gefunden, ich habe aber im Philol. XXXI S. 459 auf Soph. Philoct. 146 verwiesen, 
wo die Worte des Neoptolemos, die dieser an den Chor richtet, 

OTtorav de f^oXt] 

öeivog üöizfjg, tcov^ ix lusXdd^QCüv 

TTQog iin]v alel x^Iga Ttqoycoqoiv 

TtetQco To na^ov d^£qa7tex,eiv 
als durchaus zwecklos erscheinen, wenn wir nicht eine Eücksicht auf die scenische Dar- 
stellung annehmen. Den Worten muss in der nachfolgenden Handlung bei dem Auf- 
treten des Philoktetes ein äusserer Vorgang entsprechen; dieser Vorgang besteht in 
stummen Handbewegungen des Neoptolemos ^), welche dem Chor andeuten sich zurückzuziehen, 
was an und für sich sehr wenig heissen will, sich aber als ein vom Dichter gesuchtes 
und zwar sehr gesuchtes Mittel der scenischen Oekonomie zu erkennen gibt, den Chor 
von der Bühne in die Orchestra zu bringen. Der Dichter wollte diesen Vorgang lieber 
ganz äusserlich motivieren als sich eine Unnatürlichheit zu Schulden konunen lassen. 
Denn eine Unnatürlichkeit wäre es, wenn der Chor der Schiffsleute, der zu seinem Herrn 
gehört, entweder erst eine geraume Zeit später aufträte als Neoptolemos oder durch die 
untere Parodos hereinkäme, während sein Führer durch die obere auftritt. Der Chor 



Protagonist: Dionysos. 

Deateragonist : Xanthias, Aeschylus. 

Tritagonist: Herakles, Charon, Daduchos, Aeakos, Dienerin, erste Garküchnerin, fioripides^ 

Pluton V. 1600. 
Farachoregema : Der Todte, Plathane, Plnton (830 — 1481), Nebencbor der Frauen und Madchen. 
') Nur nach Gutdünken urtheilt Schönborn Skene d. Hell. S. 356^ wenn er den Chor „d^ch 
die Thürcn der Skene*' auftreten und mit den V. 353 beginnenden Anapästen in die Orchestra hinab- 
steigen lässt, um dort Y. 372 einen Chortanz aufzuführen. Enger a. 0. S. 309 nimmt an, dass der 
Chor in der Orchestra auftrete und von da auf die Bühne ziehe. 

*) TiQos dfiT^y atei — also so zu sagen ganz nach dem Takte der Handbewegungen — X^^9^ 
— natürlich nur ad Signum manu datum — Tüiv6* ix fuXä^Qtov — niemand wird dieses mehr mit 
o^6i%tig Terbinden wollen. 



8 

tritt mit -Neoptolemos auf der Bühne auf, bleibt aber im üintergruade stehen , während 
Neoptolemos und Odysseus vortreten und den Aufenthaltsort des Fhiloktetes ausspähen; 
man muss sich denken, dass der Chor ebenso wenig von den Worten der beiden höre, 
als er von der Grotte des Fhiloktetes sieht; er bleibt im Hintergrunde, bis Neoptolemos 
nach dem Abtreten des Odysseus sich nach ihm umkehrt und ihm seine Aufmerksamkeit 
schenkt. Bei Sophocles begegnet uns kein anderer Fall der Art. Bei Aeschylus ist 
das erste Auftreten der Erinyen in den Eum. von ganz eigenthümlicher Beschaffenheit 
und gehört nicht hieher, weil der Chor nicht von der Bühne in die Orchestra nieder- 
steigt, sondern nachher in gewöhnlicher Weise in die Orchestra kommt. Im From. tritt 
der Chor der Okeaniden auf Flügelwagen, die über der Bühne schweben, auf und 
steigt mit V. 283 in die Orchestra nieder. Bemerkenswerth ist, dass in den Hike* 
tiden der Chor, welcher in der Orchestra aufgetreten ist, auf die Bühne steigt, um 
sich schutzflehend an den Altären der Götter niederzusetzen (vgl. V. 189 nayov 
TtqooiCßiv xüvS dycoviiov ^eciv, 207 ^eXoifi av r^drj aot Tcehxg d^qövovg exeiv), V. 506 
fordert der König den Chor auf die Zweige, die er in der Hand hält, an den AI* 
tären der Götter niederzulegen und verweist ihn mit den Worten XevQOP xar alaog 
vvv ejtiarQiq)ov zode wieder in die Orchestra zurück, wo das Stasimon 524 ff. 
gesungen wird. Die Altäre der Götter konnten eben sowohl der Scenerie wegen, da sie 
bei dem darauf folgenden Stücke wieder entfernt werden mussten, als auch der Natur 
der Sache nach nur auf der Bühne stehen. Auch im Oedipus Tyr. sitzt die Schaar der 
hilfeflehenden Kinder und greisen Friester auf der Bühne an dem Altare, an welchem 
sie die Zweige niedergelegt haben. Bei dem Abtreten nehmen sie die Zweige mit fort 
(V. 143). Hiernach müssen wir uns in der vielfach behandelten Frage, wie der Chor 
in den Hiketiden des Euripides auftrete, nach V. 93 

fxriziqa yeqaiäv ßcofxiav itprjfiivrp^ 
^evovg x)'^ 6(jLÖv yvvatKag 
und V. 102 r/.eOL0ig de avv yddäoig 

q>Q0VQ0val fi, (og didoQxag, ev xmXciJ, lixvov 
durchaus dafar entscheiden, dass der Chor der Schutzflehenden im Anfang 
sich auf der Bühne befindet. Die Aufforderung des Theseus V. 359, 

dX?^ 0) yegaiaiy aejuv dq)aiQ€iT6 ovicptj \ (xrfcqog 
genügt, um das Hinabziehen des Chors in die Orchestra zu motivieren. Im Orestes des 
Euripides haben die Worte des auftretenden Chors V. 140 

dlya diya Xertrov Xyyog dqßvhqg Tid-ere, (jlti Y,TV7teii. 
ihre volle Bedeutung, wenn der Chor unmittelbar bei dem Buhebette des Orestes vorüber- 
geht. Die Worte der Elektra aber 

aTtOTtqo ßaz €X€la\ dnoTtqo fiOL xotrag 
beweisen vollends, dass der Chor von der Bühne aus in die Orchestra 
tritt, indem er der Aufforderung der Elektra nachkommt {Idov Ttetd^of^ai), Sonst habe 
ich keine Beispiele bei den Tragikern gefunden. Von Aristophanes kenne ich ausser 
der fraglichen Parados der Frösche kein Stück, in welchem der gesammte Chor von An- 



fang an sich auf der Bühne befindet. In der Lysistrata tritt nach der mit unrecht 
bestrittenen Bemerkung des Schol. zu V. 321 der Chor der Frauen auf der Bühne auf 
{elotQyof.dviov avcod^ev), während der Chor der Männer durch die Orchestra herankommt. 
V. 1042 zieht der Chor der Frauen von der Bühne in die Orchestra hinunter {aUA 
%oirl Gv(jra)JvTeg 'atL), In dem Frieden steigt der Chor, wie Enger im Rh. Mus. IV 
S. 572 nachgewiesen hat, bei V. 428 aus der Orchestra auf die Bühne und wird mit 
V. 551 ff. wieder in die Orchestra zurückgewiesen. — 

Mit dem Nachweise, dass in der Parodos der Frösche der Chor auf der Bühne 
auftrete, löst sich eine Schwierigkeit, welche auf keine andere Weise aufgehoben werden 
kann. V. 414 geben die Handschriften: 

Savi>. iyio ()' ael 7Cco^ q^tlayjjXovO^og elfJi y.ai fuer avii^g 
Ttai'Cojv yoQEveiv ßovXouai. Jiov. y.ayojye TtQog. 
Man hat diese Personenbezeichnung auf die mannigfaltigste Weise geändert. Auch dem 
Schol. des Kav., welcher zu /.ayioys jtqog bemerkt: riveg rovro rov Jiovvaov q^aal 
fiera^v naqEiißa/lovrog Xiyeir lag eine andere Vertheilung der Verse vor, wohl die- 
jenige, welche Bergk herstellen will: fortasse choro sunt tribueudi; denn wenn Din- 
dorf dazu sagt: ex quo colligi potest in libro scholiastae non Dionysi sed Xanthiae 
personam notatam fuisse, so verstehe ich nicht wie sich dann der Scholiast f.ieiccBv 
jiaQ£fjßd?2ovTog ausdrücken konnte. Doch das mag sein wie es will, dem Chore oder 
einem Theile des Chors — Kock will die Verse zwei Jünglingen aus dem Chore geben 
— können die Verse schon desshalb nicht gehören, weil Dionysos und Xanthias nicht 
erst mit V. 431 hervortreten, sondern durch das gleiche Versmass wie durch die Con- 
junction ovv uns zu erkennen geben, dass sie bei dem vorhergehenden gemeinsamen 
(y,oivTj V. 416) Spottliede mitgesungen haben. Meineke hat die frühere Ordnung 
Dindorfs im Texte, wornach y.ciyojye TtQog dem Xanthias, das vorhergehende dem Dio- 
nysos gehört. Fritzsche hat gar die Worte eyco dt — ßovXoi,iai dem Daduchen zu- 
getheilt. Dass hier die handschriftliche Personenbezeichnung richtig ist, hat E. von 
Leutsch in der trefflichen Abhandlung über Aristophanes Frösche in Philol. Suppl. I 
S. 137 unwiderleglich dargethan: die Worte (ft?xiy6lov0^og und dei ircog haben nur im 
Munde des Dieners {cty,6Xovi>og^ pedisequus) einen Sinn. Uebrigens erinnert (pila- 
xoXov O^og auch an die specielle Bedeutung von dy.oXovO^og bei den 
Mysterien, welche man aus der Insclirift Corp. Inscr. Gr. In. 71 b. roTcrt fitatrj- 
aiv y.al lolg hioncr^oiv yMi rolg d/.oXovO'oioiv y.al [dovX] oiaiv erkennt. Wenn aber 
Leutsch weiter noch der Ansicht ist, dass durch das Metrum eine Lücke angezeigt sei 
und auch hier wie V. 431 — 33 die voraus vom Chore gebrauchte metrische Form bei- 
behalten werden müsse, so kann ich durchaus nicht beistimmen: an der anderen Stelle 
wird, wie ich schon bemerkt habe, die vorausgehende Form natürlicher Weise beibe- 
halten, weil Dionysos vorher selbst mitgesungen hat; hier ist dies nicht der FaU und 
das passende Metrum für die Zwischenrede des erst hervortretenden Xanthias ist wie 
V. 337 ff. der jambische Trimeter. Die Annahme einer Responsion zwischen diesen 
beiden Versen und V. 444—47 und die Herstellung dieser Responsion durch die gewalt- 

2 



10 

sarasten Mittel (Fritzsche (f'i?M'K6Xoi06g ng üv uix avn^g . . rrQog de /.av tyioye, 
D in dov f y.ayojye nQOG'/OQevaoj und V. 444 ff. noQaiaiv elfit . . xal (fiyyog /^or ol'oio) 
ist nicht nur unmethodisch, sondern auch schon desshalb unstatthaft, weil die Gleichheit 
der entsprechenden Personen (Fritzsche: Priester — Priester, Dindorf: Xanthias und 
Dioysos — Dionysos), wie wir gesehen haben, unmöglich hergestellt werden kann. 
Natürlich, einfach und gewiss richtig ist allein die Annahme von Beck, welcher fdev 
avvr^g als beigeschriebene Erklärung tilgt und dadurch zwei Trimeter gewinnt. Ich 
bemerke noch, dass Xanthias bei dieser Gelegenheit sein Bündel ab- 
wirft, welches er V. 437 zu seinem grossen Aerger wieder aufnehmen muss. Es schliessen 
sich also hier Xanthias und Dionysos dem Chore an: wäre dieser in der Orchestra, so 
müssten jene in die Orchestra hiuabtreten; das ist an und für sich misslich und wider- 
spricht den Worten des Chors 434 ff., nach denen Dionysos ohne unterdessen weiter 
gegangen zu sein sich unmittelbar an der Thüre des Pluton befindet (Ja^' fyV aiit]v 
•rt]v Mqav a(piyi.iivog). Um diesen Widerspruch zu beseitigen muss Enger (a. 0. 
S. 810j annehmen, Dionysos sage für sich mit Bezug auf das vorhergehende ^'lay^xe 
(filoxoQ€vrd des Chors, als ob ihm dies gelte, iyco d' dei jicug (fihxKoXov^og ei(.a und 
nachdem er beim Erscheinen des Chors seitwärts getreten, folge er alsdann der Marsch- 
bewegung des Chors auf der Orchestra seinerseits auf der Bühne, als ob er mit dem 
Chore zugleich die Procession mitmache, wesshalb es auch ctei mog heisse. Damit wäre 
der ganze Scherz verdorben ; dem Xanthias, welcher von der reizenden pv^malavqia 
gehört hat, ist es um ein wirkliches d'/,oXovi>iiv zu thun oder, richtiger gesagt, der 
Dichter, welcher das Hervortreten des Dionysos und Xanthias (vgl. V. 315 
i]qmei jtii]^avceg) motivieren will, darf ein derartiges Motiv nicht in blossen Worten 
bestehen lassen. Die Schwierigkeit also fällt weg, wenn der Chor auf der Bühne steht 
Dionysos und Xanthias treten aus ihrem Versteck hervor, schliessen sich dem Chor an 
und betheiligen sich bei dem folgenden Spottgesange. 

Nicht ohne besonderen Grund wird ein Dichter von dem herkömmlichen Gebrauche 
den Chor in der Orchestra auftreten zu lassen abgewichen sein. In den Fröschen musste 
schon die scenische Darstellung eine solche Unregelmässigkeit fordern, wenn anders irgend 
etwas der Illusion zu Liebe geschehen sollte. Freilich gehört die Scenerie der Frösche 
zu den Fragen, über die sich sehr viel vermuthen, aber nichts bestimmtes sagen lässt. 
Nur ein Punkt, glaube ich, kann dem Venediger Scholion zu V. 297 (pairovrat de ovx 
elvat i/il rot' Xoyelovy d}X tTti crg oqx^i^^Q^Qy ^*' ?/ ^ JtoiTaog eveßf] y,at 6 nXovg 
hitteXeno und den verschiedenen Vermuthungen über die Darstellung des Acherusischen 
Sees gegenüber aus den V. 180 ff. festgestellt werden. Diese lauten: 

Jiov. yioqtZi.iev eTTi xo nXoiov, Xaq, loojc, 7iaQaßaXoi\ 

z/ior. TOVTi Ti eoTi ; SctvO^. tovto ; Xif.tv7j. Jiov. vr^ Jia, 

arriy oitv ijv eifQa'Qe xori itXdiov y bqü. 

Die Vertheilung der Worte an die einzelnen Personen darf als ausgemacht gelten. 

Meineke wirft mit Hamaker den ersten Vers als Interpolation aus. Allerdings kann 

es auffallen, dass Dionysos sagt x^^Q^^^H^^ ^^^*' ^^ JtXoiov und dann den Acherusischen 



11 

• 

See Dicht erkennt. Allein man mnss die Stelle recht verstehen. Der Acherusische 
See ist durch eine Dekoration vorgestellt und Dionysos muss sich 
von seinem klügeren Diener erst belehren lassen, dass dieses Ge- 
mälde den Acheron bedeuten solle. Diese Dekoration konnte kaum anderswo 
als an einer Periakte angebracht sein und so war die ganze scenische Ausstattung durch 
die einfachsten Mittel zu bewerkstelligen (vgl. G. Hermann de re scenica in Aesch. 
Orest. p. 4). Das Venediger Scholion zu V. 180 gibt an: hravxha di vor ^iXolot^ 
6q)Ö^iv€ü^ ijiJMicjGO^ai xQ^i '^h^ c/.ijvijr Y,al eivai '/mtol tijv llyeqovaiav Xlf^ivriv tov 
Tüjtov e/ii TOV Xoyeiov rj ini Trjg oQyj^OTQagy firjöe/rco de tr ^'^idov, augenscheinlich 
nur eine nach Gutdünken gemachte Bemerkung; das Ravenner zu V. 274 utiaßeßXr^tai 
i) oy.rjvrj -/mI yiyovev vjtoyeiog. Von den neueren nehmen die einen eine doppelte, die 
anderen eine einmalige (Schönborn Sk. d. Hell. S. 351) oder auch gar keine (Ge- 
nelli S. ilGG ff.) Scenenveräuderung an. Eine einmalige Scenen Veränderung und zwar 
diejenige, welche das Kaveuner Scholion angibt, ist unbedingt nothwendig, da die Ober- 
und die Unterwelt nicht auf derselben Dekoration angebracht sein kann, die Personen 
aber auf der Bühne, nicht in der Orchestra auftreten. Wenn V. 139 von dem winzig 
kleinen Kahne des Charon die Eede ist und der Diener Xanthias nicht mitfahren darf, 
so können wir überzeugt sein, dass die Kleinheit des Kahnes in der Bühne n- 
einrichtung ihren Grund hatte, was der Dichter zu artigen Scherzen be- 
nützt hat (vgl. V. 300). Es ist gar nicht daran zu denken, dass, wie Meineke zu 
V. 182 vermuthet, der Todte, von dem keine Rede mehr ist, wieder zum Vorschein 
komme und ' mit übergesetzt werde. Beachten wir noch, dass Xanthias im Kreise herum- 
laufen muss {/leoi^Qe^et . . xtzAoj V. 193), so dürfen wir vielleicht annehmen, dass 
der Kahn des Charon mit der Periakte in Verbindung stand und durch die Periakte um- 
gedreht wurde. Auf diese Weise ergibt sich eine ganz einfache Scenerie: Dionysos 
und Xanthias treten rechts auf; denn sie kommen zur See an ^). An der Mittelthüre 
ist die Wohnung des Herakles angebracht. Von da ziehen sie weiter und erblicken an 
der linken Periakte den Acherusischen See ; zugleich kommt durch eine leichte Bewegung 
der Periakte der Kahn des Charon zum Vorschein. Während der Umdrehung der Peri- 
akte geht die Verwandlung der Fonddekoration vor sich, so dass nach Vollendung der 
Drehung Dionysos auf dem Kahne des Charon in der That in der Unterwelt anlangt. 
Die Dekoration des Acherusischen Sees bleibt an der linken Periakte, da dieser zur 
Umgebung des Hades gehört. 

Ein zweiter Grund für das Auftreten des Chors auf der Bühne lag in der Dar- 
stellung eines Jakchoszuges. Die Worte V. 350 ov dt kajjTtadi qityyior TtQoßadr^v 
tSay ht dvO-i^Qoy V)^iov öanedov yoqojtoiov (udytaQ i'jßav und V. 372 x^Q^^ ^^-^ ^^b' 
avöqeuog elg rovg evavO^ilg v.ohtovg Xti^ioviov xrk. schweben vollkommen in der Luft, 

*) V. 48 ist von Enger a. 0. S. 299 richtiger als von Kock erklärt. Dionysos antwortet auf 
die Frage des Herakles, ohne auf den Zusammenhang, welchen die Frage im Sinne des Herakles mit 
dem sonderbaren Kostüme des Dionysos hat, Rücksicht zu nehmen, weil er die Sache von ihrem Anfang 
an erzählen will und über das Kostüm zuletzt die Erklärung abzugeben gedenkt. 

2* 



12 

wenn nicht ein wirklicher Marsch stattfindet und ein Ziel des Marsches vor Augen 
sehwebt. Als Ziel kann aber nicht der Ort betrachtet werden, an welchem man schon 
ist oder von dem man herkommt. Die Eingeweihten wohnen nach den Worten des 
Herakles V. 162 ganz nah am Wege an den Pforten des Pluton {hu xaloi tov Hkov- 
rojvog ohovatv ^vQuig); der Palast des Pluton aber ist auf der Bühne: die Mysten 
kommen also aus einer Seitenthüre heraus — die andere Seitenthure stellte den 
Eingang in eine Garküche vor — , ziehen von V. 372 an auf der Buhne umher und 
gelangen zuletzt in dem (.ivaci/Mg cr-yjK oder drd/.toQor, wo die Orgien der Musen zu 
schauen sind (V. 356), d. h. in der Orchestra an. 

Die ilysten treten auf unter Flötenrausik (V. 154), von welcher das Jakchoslied 
V. 325—353 begleitet wird, mit Myrten bekränzt (V. 156, 328) und Fackeln tragend 
(V. 313, 340). In Betreff der letzteren bemerkt M. Herrn. Ed. Meier opusc. acad. 
vol. I p. 21: Chorus in orchestram mox introiturus ex longinquo percipitur, quem 
mystarum esse choruni spectatores iam tum (v. 313) possunt percipere ex late splen- 
dente facum arcanarum lumine, quas chorus usque ad exitum fabulae (cfr. v. 1524 sqq.) 
tenet. Können wir glauben, dass der Chor bis zum Schlüsse des Stückes brennende 
Fackeln in der Hand gehalten habe? Eher lässt sich vermuthen, dass nur die Frauen 
brennende Fackeln trugen und wieder mit sich Ibrtnahmen, so dass diese bei der weiteren 
Aufführung keine Störung mehr verursachten. Da aber die Worte (f<dnre coivvv vf-iug 
xavui» )jxundöciQ \qdg auf einen Gebrauch von Fackeln hinweisen, so muss man glaube 
ich annehmen, dass wie die Komödie des Aristophanes alles karikierte, auch die Fackeln 
des Mystenchores nur die Karikatur von Fackeln d. h. gemalte Fackeln waren, welche 
der Chor, wie sonst Stäbe oder Zweige, bei Seite legen und zu gelegener Zeit wieder 
aufnehmen konnte. Eine Andeutung dessen nach der Weise des Aristophanes kann man 
in dem V. 340 finden, dessen Text und Sinn freilich noch gar nicht feststeht. In den 
Handschriften steht: 

l!yeiqE (fXoyi'ag hxicraöctg f.v ycqai yctq i\y.Ei nvctaacor. 
Die Herstellung der Responsion verlangt, dass entweder ydq r/.€i oder tndaoojy aus- 
geworfen werde. Allerdings meint Fritzsche lieber im entsprechenden Verse der 
Strophe eine Lücke annehmen zu müssen und setzt dort nach raliov mit einer geringeren 
Handschrift "la/.ye ein, hier aber schreibt er: tyeiQe' cfkoyeag ?Mfi/rddag iv yeQoi ydg 
iJ7i€L TLvdaavjv, Allein wenn Fritzsche dazu bemerkt „in collocatione particulae ydq 
poetis frequente non est haerendum*', so ist jetzt als Regel festgestellt, dass ydq wie Se 
nur dann an vierter oder fünfter Stelle stehen kann, wenn die vorausgehenden Wörter 
sich zu einem einzigen Begriffe oder einem einheitlichen Satz<:liede vereinigen (vgl. 
z.B. Burgard Quaest. gramm. Aesch)^. p. 67 fcqq). Schon desshalb also kann die 
Annahme von Fritzsche nicht für richtig gelten , wenn auch von Seite des Sinnes 
oder des Versmasses nichts dagegen einzuwenden wäre. In der herkömmlichen Ver- 
bindung vollends kyeiqe (phyytag Xai.iTrdöag. h xeqoi ydq i/.eig tivdamov entbehrt 
Tivdaoiüv des nöthigen Objects. Wir finden also auch hier wie oben bei der Behand- 
lung von V. 414, dass die Annahme eines Glossems, einer erklärenden Beischrift, die 



13 

in den Text gerieth , nicht die Annahme einer Lücke begründet sei ^) Muss nun ent- 
weder yccQ i^W oder rivdoocov dem. Metium weichen, so durfte auf den ersten Anblick 
nyaoac'jv, welches schon von Triclinius der Responsiou halber ausgeworfen worden ist, 
als ein mit Rücksicht auf V. 328 gemachter Zusatz erscheinen, wie Bergk schreibt: 
nvdoaojv manifestum glossema, additum ad insolentiorem accusativi usum explicandum, 
de quo vid. Bernhardy Syntax. L. Gr. p. 119. Allein die von Bernhardy aus älteren 
Schriftstellern angeführten Beispiele sind entweder ganz verschiedener Art wie Soph. 
Trach. 1062, Ar. Nub. 278 oder corrupt wie Eur. Bacch. 235, wo ßadham evoa^ov 
Ko/^ir^v in euoofioig aoixcov emendiert hat. Eine andere Construction der Worte aber ist 
nicht möglich. Mit Noth wendigkeit werden wir auf die Annahme von Hermann (El. 
d. metr. p. 501) hingewiesen, welcher ydq iy,u als Glossem streicht. Die Veranlassung 
zu dem Zusätze ydq fj/.ei lag darin, dass man i'yeiQe (floytag la/A7iddag für sich nahm 
und als eine an den Chor gerichtete Ermunterung betrachtete und dann zu ev x^Q^^ 
civdoacov vv/.rlqov T€l€ft]g (fcoafOQog docr}q ein verb. fiuit. brauchte. Was 
heisst aber 

tyeiQS cf}joyiag Xa^utdfiag iv xcqoI Ttvccaaiov 
und an wen ist die Aufforderung gerichtet? MitEecht bemerkt Kock, dass die Bitte 
des Chors, der Gott möge das Licht der Fackeln zu dem nächtlichen Festzuge erwecken 
(vgl. Xenoph. Symp. 2, 24 6 ulvog rag (fiXoipqoovvug üaneq tXaiov (fXoya iyelqei, 
Aesch. Ag. 299, Eubul. fr. 75, 1) keinen Sinn habe, da die Fackeln nach V. 512 
längst brennen. Kock vermuthet ejceiye. Das ßäthsel löst sich durch die Bemerkung, 
dass tyetqe q)).oyiag zusammengehört („fache zu heller Flamme an'*) 
und iv x€qgI tivccoocüv in causalem Verhältniss zu tyetqe (ploytag 
steht; denn durch das Schütteln der Fackel wird das Licht zu flackernder und fun- 
kelnder Flamme angefacht. Hiernach erweist sich die von Fritzsche und Kock auf- 
genommene gewaltsame Aenderung von Hermann in V. 344 (pXiyExai dr^ tployi Xet- 
f,iiov (für (fXoyl (ftyyerai dt leifiojv) als unrichtig; denn nicht erglänzt schon (dij) 
von heller Flamme die Au, sondern das wird geschehen, wenn Jakchos erscheint und das 
helle Aufleuchten der Fackeln veranlasst. Der Chor aber schildert die blosse Folge (di) 
ohne Rücksicht auf die Zeit. Es entspricht also der dvaxXdfievog einem jonischen Di- 
meter und wie hier und in V. 347 (xQoviovg x izcov 7takaicjv iviavxovg = ortcpavov 
fiiQzvjv , ^qaoei ä" ey- ) die Herstellung einer vollständigen Responsion unstatthaft 
und unmöglich ist, so muss auch die Responsion von V. 336 oaloig fivazaig . xoQsiav 
mit V. 353 xo^o/ro/oj' f.idy.aQ r'ßav als genügend erachtet werden. Die Ansicht von 
Fritzsche, welcher in dem Schol. einen Anhaltspunkt für die Annahme eines Glos- 



') Niclit anders steht es bei V. 697, wo Dindorf gewiss das richtige gesehen hat, wenn es 
auch bei Fritzsche heisst: nempe qui hie ififiiXftay deleverit, eum critici ofHcio fanctam esse negat 
criticormn facile princeps Hermannus. Wer darf annehmen, dass zufällig an derselben Stelle der 
Antistrophe, wo in der Strophe das Wort d^fxe'kfucy sich als überflüssig herausstellt und nur nach 
bedenklichen Correkturen sich dem Sinne fügt,' ein Ausfall stattgefunden habe, währeqd der Sinn eine 
Ergänzung nicht nur nicht fordert, sondern kaum verträgt? 



14 

sems erblickt, ist von Enger (a. 0. S 312) zurückgewiesen worden. Mit Becht hat 
dagegen Fritzsche Anstoss genommen an der Verbindung von ayvdv hgciv, hat aber 
nicht gesehen, dass das eine Epitheton, äyvav geschrieben, zu Xa^iicov gehöre, wie 
bereits E. v. Leutsch im Philol. XXIV S. 82 bemerkt und begründet hat (yaQiTov 
TtXelorov tyovoav f.uqog äyrccv, Ugav oaioii; (.tvataig yoQelar). Ich meine also, dass 
jener Vers eine scherzhafte Motivierung des todten und bewegungslosen Lichtes der 
Fackeln enthalten könne. Wie dem auch immer sei, mit Sicherheit kann ein anderer 
Punkt aus der Vergleichung unserer Stelle mit dem analogen Inhalte der Strophe ge- 
folgert werden. Jakchos wird angerufen als der lichtbringeude Stern {*/ cßacfOQog aoitfi 
vgl. Aristid. I p. 422 ed. Dind. rwi; (fojocfOQOvg rr/raw:) ; er ist es, wenn er die Fackel 
schüttelnd und so Licht ausstrahlend erscheint, wie er bei Sophokles Ant. 1146 als 
Reigenführer der Feuerhauchenden Sterne (.icq nveovrov yoqcty aoTqcor) d. h. der 
Fackel schwingenden Mysten bezeichnet wird. Durch sein Beispiel soll er die 
Mysten zu gleichem Thun veranlassen. Ebenso wird Jakchos in der Strophe gebeten, er 
möge erscheinen und durch das Schütteln des Myrtenkranzes und das Stampfen mit dem 
Fusse dem mit dem Myrtenkranze geschmückten und reigenfrohen Chore das Zeichen zum 
Tanze geben. Der Inhalt drückt also die sehnsuchtsvolle Erwartung des Gottes aus, 
welcher bacchische Begeisterung bringen und den Reigen führen soll. Daraus folgt, 
dass das Chorlied nicht von Tanz, sondern nur, wie bereits gesagt, von Flöten- 
rnusik und wie sich aus V. 157 /mI vlqotov yeiQcov aoXvv entnehmen lässt, von zeit- 
weiligem Händeklatschen begleitet war. Die Worte yjb)qu V. 372 und iuißa V. 377 
zeigen, dass man auch bei dem Vortrag der folgenden Chorgesänge keinen eigentlichen 
Tanz, sondern nur eine y.irrjOtg e^ißan'^qiog vorauszusetzen hat (V. 396 rov ivvtujioqov 
zrfide ci^g xoqeiag). Für den Tanz eines grösseren Chores war eben die Bühne nicht 
geeignet *). 

Wir haben von einer Karikatur gesprochen: jeden Gedanken der Art werden die- 



*) Tanz Ton einzelnen Personen fand besonders in Stücken des Euripides z. B. in den Phoen. 
und im Orestes auch auf der Bühne statt. Ein Irrthum scheint bei der sonst treff lieben Erklärung, 
welche Fritzsche von V. 649 

gegeben hat, obzuwalten. Fritzsche hat gesehen, dass KQtjnxag sich nicht auf Stücke, in denen kre- 
tische Personen auftreten, sondern auf die Verbindung der Monodieen mit hyporchcmartigem Tanz be- 
ziehe (vgl.' Eccl. 1105 X(trjixiü^ ovv t(o :ra6i xiu nv xti'ft). Wenn aber Fritzsche dabei mit anderen 
nach Lucian de salt c. 30 ntt'kfu filr yn() uvtot xid fl<^oy X(ü (6(}/ovyro, tlt irtfiS^ xwovLih'iuy to 
(^aSfÄce rrjy (odyjy e7TfTt<()€<rtfy, ufJiHyoy eSo^fy u'ÄXoig ceviotg {7t((6fiy annimmt, dass bei den tragi- 
schen Chorgesängen immer der eine Theil tanzte, der andere sang, so hat man bereits bemerkt, dass 
gerade €cixoi xul f]6oy xtd üiQx^^vyro sich auf die Chortänze der alkn Tragödie bezieht, während mit 
xtyovfiiyiuy to {la^/utc xtk. die zuT Zeit des Kaisers Augustus aufgekommene Pautomimik gemeint ist 
(vgL C. ö4 o v 7t(eX((t (eQ$€(fÄ€y7i €s roffovToy xdXXo^ i7n6t66y€a, äXXit xrcrd xoy leßnatoy fiiihartt), 
Aristophanes tadelt vielmehr den mimischen, leidenschaftlichen und an das Ko- 
mische streifenden Tanz eines einzelnen Schauspielers auf der Bühne {jAoyto6iag\ 
wo man bis dahin nur Ruhe, Ernst und Würde zu sehen gewohnt war. 



15 

jeDigeD abwehren, welche in unserer Parodos eitle sehr ernsthafle Nachahmung der Eleu- 
sinischen Feier erblicken die gemacht sei, um den Athenern einen Ersatz für die in der 
Eriegszeit lange entbehrten Eleusinischen Festgebräuche oder eine liebe Erinnerung an den vor 
kurzem von Alcibiades zur grossen Freude des Volkes veranstalteten Jakchoszug (Plut. Ale. 34) 
zu bieten. So heisst es bei M e i e r (a. 0. p. 22) : quaerentibus cur poeta in hac fabula choro 
mystarum Jacchum deducentium usus sit, duae fere rationes apparent. Primum enim illud 
fortasse Ae'schyli causa fecerit, cuius de tragoedia merita in hac fabula nobilitantur ; 
namque Aeschylus non solum pago Eleusinius erat, sed etiam Eleusinia sacra vehementer 
colebat, unde Aristophanes in hac fabula v. 892 precantem eum facit: Jr^(.iy]Teq \ 
y>Qiipaoa Tr]v ifir]v q^qha. Dein quae brevi tempore ante editam haue fabulam erat 
habita Jacchi deductio, adeo Atheniensibus accepta fuit, ut videri posset iucundum iis 
fore illam in memoriara redire.- Die erste Vermuthuug entbehrt vollkommen des Grun- 
des: die Verdienste des Aescbylus und die Nachahmung der Mysterien stehen in keiner 
Beziehung. Die Veranlassung zu diesem Mystenchore hängt mit der ganzen äusseren 
Anlage des Stückes zusammen. Ueberall in unserem Stücke begegnen wir Parodieen 
Euripideischer Stücke und Verse: so erinnert auch die Erfindung, dass Dionysos im 
Kostüme des Herakles in die Unterwelt geht, lebhaft an den ^Hga/JS^g i4aiv6(4€vog 
des Euripides und zu V. 564 xat ro ^iq>og y lanazo fiaiveod^ai donwv bemerkt der 
Schol. xai naq^ EvQiTtidrj f4aiv6i.i€vog ^HQaxXijg y,al ajtatv x6 ^i(pog, 7tq6g toIto otv 
trcali^ei. Warum aber kann Herakles dem Dionysos vorhersagen, dass er die Einge- 
weihten in der Unterwelt sehen werde (V. 154)? Weil er sie selbst gesehen nach 
Eur. Herc. für. 613: 

ra /Avariov o OQyi evrvyjjO locov. 
Hier also haben wir den Anstoss zu der sinnigen Erfindung des 
Aristophanes zu suchen. Welche Nebenabsicht den Dichter leitete, wissen wir 
nicht. Dass er aber die Sache nicht so ernsthaft gemeint habe, deutet er uns selbst 
an, wenn anders der V. 320 

(fäovai yovv rov ^'lay^xov ovireq ^tayoqag 
den Sinn hat, welchen ich ihm beilegen zu müssen glaube. Dieser Vers war schon 
den alten Erklärern nicht recht verständlich ; manche dachten an den Diagoras, welcher 
anderswo wegen seiner Körpergrösse aufgezogen werde; andere wollten gar de dyoQcig 
lesen: (og linoiXoäioqog 6 Taqaevg %al cpaoiv ^'laxxov Xeyeiv ov }fdovaiv i^ aorewg 
dia xr^g dyoQ&g i^iovteg elg ^Elevalva; diejenigen aber, welche an den bekannten Dia- 
goras von Melos dachten, warfen die Frage auf, warum dieser hier genannt werde: xat 
6 fiiv liqiataqxog Jiayoqov vvv fzvrjfioveveiv cpr^aiv ovx cog Jfdovcog avtov rovg d-eovgj 
diX iv £iqcovei(f neifdevov tov Xoyov, dvii zov x^'dioi'^togy i^oqxovfiivov. dvaxivel ovv 
rovg li^Tjvaiovg 6 xw^txog' bd^ev xat oi l4&r^vaioL cog diaxi'CvdCowog Tovg &£Ovg 
K(xrailJrjq)ioafi€voi dvenr^qv^av r(p /lev dvaiqrjOOvcL dqyvqiov rdhxvrov, ti{J di ^wvra xo- 
/dioavzL ovo KzL Uns kann es nicht zweifelhaft sein, dass hier Diagoras „der Atheist'^ 
gemeint sei, von welchem es in dem Schol. zu Av. 1073 r]v dTtoyLteivjj rig vfAwv Jtayöqav 
Tov M/^Xiov, kafißdveLV TaXavrov ]'v re nov rvqdwcov rig riva tüv tedmrpcorwv ditoyLtuvr^y 



16 

rakavrov Xajjßdveivhei&si: ta iivon'fiict rjirlXiCev log 7ToXloi\; 6'/,r^jr€n' njg TcAcri^c: und 
welcher in seinen (Uqvyioi Xoyoi die Mysterien profaniert hatte (f^oQyjjadfievov r« tcoq^ li^rj" 
valoig ixvavi\qia Tatian or. a. Graec c. 44 p. 96 ed. Worth). Dieser Diagoras aber 
lebte nach dem Schol. zu u. St. xara 2SifUüviör-y -Aal Ilivöaqov und i^x^iaLe oij dXvfi- 
Ttiddi nach Said, unter Jiayoqca;. Die Richtigkeit dieser Angaben hat Fritz sc he er- 
wiesen. War aber Diagoras zur Zeit der Aufführung der Frösche wie der Vögel todt, 
so kann der Schera oder Spott ovneq JiayoQag nicht auf Diagoras berechnet sein. Die 
Meinung des Schol., dass der Dichter die Atbener gegen Diagoras aufstacheln wollte, 
worauf auch dessen Verurtheilung erfolgt sei , ist eine unmögliche Erklärung, welche 
übrigens nicht mehr dem Aristarch anzugehören scheint. Die neueren Erklärer gehen 
hierüber leicht hinweg; Fritzsche bemerkt; Diagoram si in Nubibus Avibusque memo- 
rare per aetatem licuit, licuit profecto etiam in Ranis. Aber in den beiden Fällen steht die 
Sache ganz anders. In den Vögeln liegt eine besondere Anzüglichkeit darin , dass ein 
Preis auf die Tödtung eines Todten gesetzt wird, in den Wolken V. 830 heisst Sokrates 
6 Mi]}uog, um den Sokrates als einen zu bezeichnen, der die allen Götter aus ihren 
Himmeln werfe (o JiayoQag tyQccijfe Tovg yMloviUrovg ctJiojtvqyiLovtag Xoyovg, dvctyvjQr^on» 
aviov 'Kai ezjcrojaiv t^ovrctg rr^g 7UQi ^lojv äo^i^g Suid. unter d7T()nvqyiCovveg u. a.). 
Zu ovjtEQ Juxyoqag ist natürlich Ijidei zu ergänzen; den Sinn der Worte aber kann ich 
nur in einem Scherz auf die eigene Nachbildung der Mysterien er- 
kennen. Wir wissen, wie empfindlich die Athener in diesem Punkte waren, und 
wissen aus Arist. Eth. Nikom. III 2, dass Aeschylus eine Anklage zu bestehen hatte, 
weil er aus den Mysterien manches auf die Bühne gebracht und dadurch entweiht zu 
haben schien. Aristophanes tröstet im voraus sein Publikum damit, dass er nicht die 
eigentlichen heiligen Mysterien, sondern die profanen Mysterien eines Diagoras nach- 
ahme d. h. dass er nur mit ganz äusserlichen Dingen und unbedeutenden Gebräuchen, 
in denen das eigentliche Wesen der Mysterien nicht zu suchen sei, harmloses 
Spiel treibe. 

Diese Andeutung des Dichters bietet uns einen Anhaltspunkt für die Bestimmung 
des Verhältnisses, in welchem die Nachahmung zu den wirklichen Mysterien steht. Am 
besten lässt sich dieses Verhältniss aus den Gesängen V. 372—393 erkennen. In den 
zwei letzten Systemen 384 ff. wird Demeter angerufen, sie möge ihren Chor schützen 
und den ganzen Tag ungestört scherzen und tanzen lassen. Die Worte 

'/,(xl aiJf'Ce Toy aavrrjg yoQoy 

'Kai ti da<pa)uüg 7tavi]i.iBQ0v 

7ia7aai re y.al yoQevaai y.ri. 
sind so gewendet, dass sie auch für die Mysterien passen; der eigentliche Inhalt und die 
eigentliche Absicht aber gibt sich in 

TiaiaavTa y.al öy,iü\paM:a vix/jaavva raiviovod^ai 
zu erkennen: der Chor wünscht sich den Sieg scheinbar in den Eleusinischen 
Agonen (vgl Meursius c. 27, Mommsen Heortologie S. 229), in Wirklichkeit in dem 
scenischen Agon (vgl. Av. 445); der Kranz war die gewöhnliche Auszeichnung des 



17 

siegreichen Dichters und Choregen. Noch deutlicher tritt die Wirklichkeit an die Stelle 
der Illusion in V. 377 fif. 

TTjv auneiqav yevvaiwg 

ry g)covfj fiohrtd^wv, 

7] r^v ycoqav 

Oiitteiv (fifi ig rag ÜQag 

-Kav OcoQvxuov lÄTj ßovXrjrai. 
Man hat gestritten, welche Göttin unter ocoteiqa verstanden werde. Der Scholiast denkt 
an Athena: tonv ^^O^rjvtjoi l4&rivä acoreiQa Xeyofzivrj rj xat ^vctvöiv. Spanheim 
deutete trotz V. 382 f., wo erst Demeter ausdrücklich angerufen wird, den Namen aut 
Demeter; die Inschrift einer Münze KoqTj adreiQa Kv^i'ktjvwv galt ihm desshalb nicht 
als Gegenbeweis, weil auf anderen Münzen Demeter als Soteira bezeichnet werde. 
Fritzsche de carm. myst. p. 74 hat aus Aristot. rhet. III 18 und Paus. III 13, 2 
^oxedaifÄOvioig di anavrvAqv Tfjg ^OkvfiTtiag LäcpQoäivrß iart raoc; KoQijg oioTeiQag 
(vgl. VIII 31, 1 rr^v Koqt^v de ^toreiqav xaXovaiv oi ^^qnadeg) erwiesen, dass an 
Köre, nicht an Demeter zudenken sei. Wenn aber Fritzsche in Bucksicht auf die Münzen, 
auf welchen Demeter ocoreiga heisst, bemerkt „Ceres sicubi owteiQa dicitur, dicitur ob 
Proserpinam*', so ist das gewiss unrichtig; (7WT£i^,,Scbut2patronin" ist ein allgemeiner 
Name und an verschiedeneu Stelleu konnte eine verschiedene Göttin als acoreiQa be- 
trachtet und bezeichnet werden (vgl. Paus. I 40 2 ayaXfxa x^Xy.ovv liqriindog eni- 
xlrjoiv 2cüTeiQag)^wer\n gleich die Erklärung von Hesychius JSctJireipa* ^ ^d^r^va TtaQci zolg 
"ElXr^oiv zeigt, dass in hellenischen Städten vorzugsweise Athenaals „Schutzpatronin" verehrt 
wurde. Gerade diese allgemeine und unbestimmte Bedeutung des Wortes acotetQa eignete 
sich für unsere Stelle: für die äusserliche Illusion des Mystenchores ist 
aioTeiQa die mystische Göttin Köre, in Wirklichkeit aber ver- 
stand man darunter die attische Schutzpatronin Athena, welche 
das Land schützt Schurken wie Thorykion zum Trotz (xaV &co^'/.Uov 
piri ßovXr^tai), Darum geht die Aufgabe der Köre, die Saat während des Winters zu 
schützen, damit sie im Frühling gedeihe und zur Reife gelange {ilg üqav)^ in die Auf- 
gabe der Athena über, das Land für alle Zeit {elg rag üqag) zu schirmen. Wir 
bemerken nebenbei, dass dieser Uebertragung der Gedanke an die ndd^odog^ nicht an 
die ayodog der Köre zu Grunde liegt. Eine solche Vorstellung aber eignet sich nur 
für die Eleusinien und wir gewinnen damit einen zwar nicht durchaus entscheidenden, 
aber immerhin beachtenswerthen Beweis gegen die schwach gestützte Ansicht von 
E. Gerhard (Philol. XIII S. 210), welcher die Beziehung der Parodos auf die Eleu- 
sinien nicht ablehnt, vielmehr für unzweifelhaft sicher hält, dagegen aber glaubt, dass 
der an Zeit- und Ortsbezilgen so überaus reiche Komiker Anspielungen auf einen Jakchos- 
2ug bei den zu Agrae unweit des limnäischen Dionysostempels gefeierten kleinen Myste- 
rien damit verbunden habe, weil die Hochstellung der Köre, welche vor Demeter und 
Jakchos angerufen werde, mit dem Festgebrauch von Eleusis kaum vereinbar, den kleinen 

8 



18 

Mysterien aber nach schol. zu Arist. Plat. 84G eigenthümlich sei. — Die Analogie der 
beiden behandelten Stellen gewährt uns einen Anhaltspunkt für die Erklärung der vorher- 
gehenden Strophe: 

Xijqei vvv nag ävdqeuog 

Big Tovg evavd^eig xoXnovg 

Xeifiwvojv iyKQOvcov 

xai TtaiUov xal x^'«?^^« 

TjQLOtrjfcai ä^ i^a^ytoiVTCog. 
Brunck und Fritzsche schreiben ^Qi'acevrai, welches nach Brunck den Sinn „satis 
enim in peragendis hie sacris emicuit studiura nostrum^\ nach Fritzsche den Sinn 
„satis iam bestes devicimus^^ haben soll; Kock und Meineke ^yiacevvai „wir sind 
nun lange genug ernst und fromm gewesen/' Diese beiden Aenderungen bringen nur 
an Stelle des bestimmten Ausdrucks eine allgemeine Redensart ohne Pointe. Die beste 
und schönste Aenderung, die vorgebracht worden, ist jedenfalls die von Hai m (Rh. Mus. 28 
S. 209) Tioixrjvai; denn hierin ist eine bestimmte Beziehung auf die Mysterien, nämlich 
auf die langen Fasten, welche die Eingeweihten durchzumachen hatten, enthalten und eine 
scherzhafte Beziehung auf die Wirklichkeit lässt sich leicht denken. Allein das überlieferte 
rjqiaTYjtat scheint richtig ; denn wie in der Antistrophe und dem folgenden Strophenpaare 
finden wir auch hier an der Stelle einer mystischen Vorstellung TiaQ vnovoiav einen der 
Wirklichkeit entnommenen Scherz. Die Erklärung dieses Scherzes hat Bernhardy 
Gr. Lit. II (1845) S. 656 in der Notiz bei Athen. XI p. 464 ff. gefunden: U^vaioi 
Toig /diowoia-^oig dycoai to f.iiv Trqwtov T^QiOTTjxoreg aal jceTHoxoreg ißaditov enl rijV 
'D^eav xat eaxEqxxvoyfiivoi iO^ecoqovVj Ttaqa de tov dycova Ttavva olvog avrolg (iJvoxoeTro 
xat T^aYtii-iata Ttaqecptqero xal Tolg yoQolg eioiovoiv Iviyeov niveiv nai dir^ycoviaiAtvoig 
ov i^BTtoQevovto evixBov ndXiv, Bernhardy bemerkt: , jenes r^qiozrj/.oTeg erläutert den 
Scherz des Aristophanischen Chors (über die vielen materiellen Genüsse der Choreuten 
8. S. 631) in Ran. 370 ifiiorrjtai ^ i^aq^ovvxiog^ von Brunck missverstanden**. Bern- 
hardy drückt sich nicht sehr deutlich aus. Offenbar spricht der Chor von der reich- 
lichen Bewirthung, die er yor der Vorstellung erhalten. Wie die Zuschauer, bevor sie 
ins Theater gingen, ordentlich assen und tranken, so wurde der Chor vorher von dem 
Choregen bewirthet (vgl. die von Bernhardy S. 631 angeführte Stelle Plut. de glor. 
Athen, p. 349 o\ de xoqrjyol xoig yoqevraJg eyx^Xia xai d^qiddxia xat ox^Xidag aal 
pivekov naqatiO^ivTig evioyow inl ttoXvv yqovov (fiovaa'/,ovf.itvovg yMt xqvq^üvtag — 
natürlich ebenso am Tage der Vorstellung, wie während der ganzen Uebungszeit). Der 
Chor spricht also dem Choregen seine Anerkennung aus für die 
Mahlzeit, mit der er vor dem Auftreten bewirthet worden'). Vergl. 



*) In dieser Stelle der Frösche glaubte ich für die vielbehandelte Frage über die Reihenfolge 
der scenischen Aufführungen einen Anhaltspunkt gefunden zu haben, als ich aus Sauppe's Abhand- 
lung über die Wahl der Richter in den musischen Wettkämpfen an den Dionysien (in den Ber. über 
die Verh. d. k. sächs. Gesellsch. d. Wiss. zu Leipzig philol.-histor. Kl. XII 1855 S. 19) erkannte, dass 



19 

Ach. 1155 0^ y ff^i top rXrj^ova Xrivata xoqniyiov d/riXtv ädetTtvov. Ein solcher 
Scherz aber kann nicht mir nichts dir nichts angebraclit werden; es muss in eiiier Vor- 
stellung oder einem Gebraache der Mysterien eine Anknüpfung vorhanden sein. Dieser 
Gebrauch ist der Genuss des Kykeon, welcher ,,den üebergang von 
der Trauer zur Freude machte'* (Preller in Pauly's B. Enc. unter Eleusinia 
S. 101). Welche Bedeutung der Trank des Kykeon hatte, zeigt das aivihjfia ^EUv- 
oivicoy uvGrr^Quov^ welches Clemens Alex. Protr. II p. 6 Sylb. p. 18 Pott, überliefert 
hat: ivi^arevoa, t7Ciov rov xuKeuh'a, tkaßoy ex xiatfjgy iyyevadiievog dntd-if.irrv elg 
TtdkaO^ov Tial fcx i^aXdi>ov elg yiiorr^v ^). An die Stelle von i'/rtov rov xvxeüva tritt das 
profane r^Qiatt]TaL d^ iSaqTcovvTiog. Wir sehen an diesen drei Beispielen recht deutlich, 



Bergk in der len. Literaturzeitung 1844 S. 1213 die nämliche Stelle zum Beweise des Gegentbeils 
von dem, was ich im Sinne hatte, benützt habe. Bergk glaubt nämlich aus dieser Stelle schliessen 
zu können, dass an den Lenäen, an welchen die Frösche gegeben wurden, die Komödien auf den 
Nachmittag fielen. Bergk fasst uutaruy im Sinne der um die Mittagsstunde eingenommenen Mahlzeit. 
Allein da wir aus Aeschin. 3, 76 auu tri %ui()€e i^ytiro roig 7i(jiaß&atp fig to ^iuxQoy wissen, dass 
die theatralischen Vorstellungen mit frühem Morgen begannen, so ist klar, was riQtatrficoxfg in der oben 
angeführten Stelle des Athenacus bedeute. Man muss sich nur zum Bewusstsein bringen, dass eine 
auch am frühesten Morgen eingenommene grössere Mahlzeit nicht m\i ux^utiafiaf 
sondern nur mit ci(itaxoy bezeichnet werden kann und dass bei ax^uxiieaS-ai und (ifjiaxuy in 
erster Linie die Art, nicht die Zeit der Mahlzeit in Betracht kommt. Die angeführte Stelle 
des Athcnaeus sowie die mit mehreren Stellen belegte Besprechung des Gebrauches von ih^tcxiS^aSm 
und a(jiTX(cy ebd. I p. 11 B — E und die Natur der Sache lä?st erkenne^, dass auch in unserer Stelle 
iigiaxyix€u das in der Frühe vor den scenischen Spielen eingenommene Essen bedeutet, und da der Sehens 
nicht angebracht ist, wenn die Mahlzeit nicht unmittelbar der Vorstellung vorausgegangen, so muss man 
schliessen, dass an den Lenäen die Komödien den Tragödien vorausgingen. Dies wider- 
spricht allerdings der gewöhnlichen Annahme, nach welcher an den grossen Dionysien die Komödien, an den 
Lenäen die Tragödien zuerst aufgeführt wurden. Allein die Stelle, auf welche man nach Boeckh 
über die att. Lenäen u s. w. S. 79 (Kl. Schriften V S. 101) jene Annahme gestützt hat, nämlich das 
Gesetz des Euegoros in Deroosth. 21, 10 oxc<y jj ini Ar^yam ij nofAntj xai ol xgaywdol xetl oi xwfna- 
6oiy xai xoig iy uaxft Jioyvaioig ij TiofiTttj xal ol naiöfg x«i 6 xväuog xni oi xiufitadoi xai oi XQa' 
yo}6oiy ist durch Westermanns Untersuchungen über die in die attischen Redner eingelegten 
Urkunden als unecht erwiesen und hat, wie Sauppe bemerkt, für unsere Frage keine Bedeutung. Es 
.widerspricht dem auch die Stelle, welche den einzigen sicheren Anhaltspunkt für die grossen Dionysien 
an die Hand gibt, wie Becker Charicl. I S. 320 gesehen hat (vgl. Wieseler Advers. in Aesch. 
Prom. et Arist. Av. c. VI), nämlich Aristoph. Av. 787: 

iha Tiftycjy xoig ^oQoiai rtay X(}ayio6vi}y ij/S-fXo, 

exTi co^ueyog uy ovrog iJ(>/Vri;fffi' eXS-ojy ocXeeSf 

X(lr* ur ifATtXriaOf-ig €(p' %u(<g itvO-ig «i? xaxiTtxfXo. 
Natürlich kann der Dichter, wenn die Vögel an den grossen Dionysien gegeben wurden, nicht die 
Lenäen im Auge gehabt haben. Die Aenderung von Bentloy und Sca liger x<oy TQvytodwy ist an 
und für sich bedenklich. Die Ansicht, dass an den grossen Dionysien die neuen Tra- 
gödien, an den Lenäen (wie an den ländlichen Dionysien Xen. Oec. 3, 7) die neuen 
Komödien zuerst aufgeführt wurden, scheint auch der Natur der Sache besser zu entsprechen. 
*) Dass xiaxTi in dieser mysteriösen Formel den Erdboden bedeutet, in welchen das Samenkorn 
gelegt wird (vgl. Schömann Gr. Alt. II* S. 374), zeigt die gleiche Bedeutung von xtcxij in der 
Erlchthoniosmythe (Appollod. III 14, 6, 4). 

3* 



20 

welchen Gebrauch der Dichter von den heiligen Gebräuchen der Mysterien gemacht hat 
und was er sagen will, wenn er vorausschickt, die Mysterien die man jetzt zu sehen 
bekomme seien Mysterien ä la Diagoras. K. 0. Müller (Rhein. Mus. V 1837 
S. 344 f.) bemerkt über den Mysteuchor der Frösche folgendes: „Die Rolle der seligen 
Eingeweihten, die dieser Chor spielt, ist nichts als eine Maske, die er nach der Laune 
des Dichters bald vorhält bald auf die Seite schiebt, seine eigentliche Bedeutung ist 
die des komischen Chors^^ und „Aristophanes lässt gleichsam eine Ijrrische ürkomödie 
durch den Chor aufiführen, wie sie in den Festgebräuchen des Dionysos- und Demeter- 
kults gegeben war, und fortwährend die sanktionirte Grundlage der dramatischen Komödie 
bildete." Diese beiden Bemerkungen enthalten eine gewisse .Wahrheit, während der 
Grundgedanke nicht richtig ist. Der Chor behält seine Rolle während der ganzen Pa- 
rodos bei; aber diese Rolle beruht von Anfang an nicht auf der Absicht die Mysterien 
irgendwie in ernsthafter Weise und treuer Nachbildung darzustellen, sondern ist gewählt, 
um als Form für einen parabasenartigen Inhalt zu dienen. Mit der 
lyrischen ürkomödie hat darum dieParados soviel gemein als es die Parabase oder viel- 
mehr der Inhalt der Parabase überhaupt hat; dagegen schliesst sich die äussere 
Form der Parados den gewöhnlichen Eleusinischen Festgebräuchen an und von einer 
Absicht des Dichters eine lyrische Ürkomödie aufführen zu lassen kann keine Rede 
sein. Es wäre aber auch Unrecht die Parodos für eine Parabase zu halten und 
mit 0. Müller (ebd. S. 347) von einer halbierten Parabase zu sprechen; es fehlen 
ja gerade die beiden oder wenn man will die drei Hauptmerkmale der Parabase, 
das TtQog ro d^iaxqov naQaßrjvai, die Aufbebung der Illusion und die Leere der Bühne. 
In Betreff der Aufstellung des Chors sagt 0. Müller (S. 346): „Soviel ist klar, 
dass während dieser parabasenartigen Parodos der Chor sich gegen die Zuschauer hin- 
bewegte, sowohl bei den Anapästen evcfi^i^ieiv xQ^i (V. 354 ff.) als auch bei den jam- 
bischen Spottversen ßovXea^e ör^ta xonf^ (V. 416 ff.). Jedoch muss der .Chor sich 
hernach gegen die Bühne hingewandt haben, da er an den Verhandlungen des Dionysos 
und Xanthias mit dem Aeakos ermunternden und berathenden Antheil nimmt. Dabei 
darf es aber nicht befremden, dass hernach, da die Personen der Bühne abgetreten sind, 
der Chor ohne das regelmässige na^ßatveiv sich gleich wieder in dem int^rjf^a und 
dvce7iiQq7if.ia au die im Theater versammelten Bürger richtet.*' Allerdings muss man 
bei dem Inhalte der Anapäste evcfrjfAeiv xqi] xrf. erwarten, dass der Vortragende sich 
gegen die Zuschauer richte, dass demnach auch der Chor eine entsprechende Stellung 
einnehme; aber eine Wendung des Chors, wie sie in der Parabase stattfindet, ist durch 
nichts angezeigt und wurde, solange die Illusion des Mystenchores festgehalten wird, 
unnatürlich erscheinen. Wenn dagegen der Chor durch die Scenenthüre auftritt, wie 
wir annehmen, so hat er an und für sich eine den Zuschauern zugewendete Stellung, 
wie sie für den Vortrag jener Anapäste, nicht aber für die Spottgesänge ßovleoO^e dfja 
xoivfj xrf. geboten erscheint. Es fehlt aber auch bei der wirklichen Parabase unseres 
Stückes das naqaßaiveiv (vgl. Ach. 629, Equ. 506, Pax 735) nicht, welches 
durch Tov/roArv oxpo /nivr] Xacov ox^ov ov aoq)iai,/AVQiai'Aa^T]vtaL 



21 

(V. 676) angezeigt ist*). In Folge der Anlage aber, dass der Pseudoherakles in 
der Unterwelt naturlicher Weise ebenso die Mysterien scbaut wie der leibhaftige Herakles 
und dass der Mystenzug sein Ziel in der Orchestra hat, wo er scherzen und tanzen 
will, wird die Illusion des Spieles keinen Augenblick aufgehoben. 

Wenn der Dichter angeregt durch die oben angeführte Stelle des Euripides in der 
Auffährung eines Mystenchores ein geeignetes Mittel erblickte das Auftreten des Chors 
zu motivieren und die Parodos mit Scherzen auszustatten, die sonst nur in der Parabase 
anzubringen waren, so brauchte erdesshalb nicht eine getreue und ängstliche Nachahmung 
der Mysterien zu geben, sondern konnte vor einem Publikum, welches die Beziehungen 
und Anspielungen sofort erkannte und wohl verstand, äussere Formen ganz seinem 
Zwecke entsprechend nach Belieben verwerthen. Enger (a. 0. S. 308) ist anderer 
Meinung. „Wie gross auch, sagt er, die Freiheit der Komödie angenommen werden 
mag, so wäre es doch eine nicht zu rechtfertigende Willkür, wenn der Dichter nach 
dem Zuge uns nach Eleusis, dann wieder zurück auf den Zug, und schliesslich wieder 
nach Eleusis versetzte. Vielmehr stellt der Mystenchor weiter nichts dar als den Zug 
von Athen nach Eleusis d. h. in der Unterwelt von dem Xeifidv^ an dem Dionysos und 
Xanthias nach dem axozog und ßoQßoqog angekommen waren, bis zu dem HvOtjqov l'keiov 
öanedov unmittelbar vor dem Palaste des Pluton". Wir wollen nicht voraus bestimmen, 
wie viel die Komödie sich gestatten dürfe , sondern die Thatsachen sprechen lassen ; 
bemerken aber gleich, dass es einen grossen Unterschied mache, ob der Dichter den 
Jakchoszug von Athen nach Eleusis darstellen wolle oder nur 
diesen Zug als Mittel zum Zwecke betrachte. Zu dem ersten Verse des 
ersten Chorgesanges (V. 324) bemerkt der Schol. i^da tüv fivatrjQiiüv sortv rj elxdg h 
7j tov ^'laY.yov iSdyovaiy erinnert also an den 20. Boedromion , an welchem der grosse 
Jakchoszug von Athen nach Eleusis stattfand. Der Ausdruck av de laf47tdät feyywv 
nqoßdÖTjv t^ay lit dvd^r^Qov ^lov ddjteöov xoQO/cotov /ndxaQ ^/9av gemahnt selbst 
an die gewöhnliche Bezeichnung dieses Zuges mit i^dyeiv zov ^'laY,ypv (Plut. Cam. 19 
TtB^l avTY^v xr^v Bl'/.d8a tov Bor^dQOfÄUüvog jj tov /.tvoTindv ^'lay,yov e^dyovaiv, Them. 15 cug 
dvd^qtmiov of-tov Ttolhov tcv f^ivoTiTtov e^ayovciov ^'lo^ypv, Schol. u. Hesych. unter '/ax/oy . . 
(,ilav fjfUQav Tü)v f^ivaTrjQuov iv rj tov ^'laxyov e^dyovoiv). Die Bücksicht auf diesen 
Zug muss also fest stehen und die Ansicht von Meier (a. 0. S. 23), welcher an die 
Lenäen denkt, kann gar nicht in Betracht kommen. Geht aber der Zug von Athen nach 
Eleusis von einer Wiese aus oder führt er nicht vielmehr auf eine Wiese? Wir sehen, 
die Beziehung auf den Jakchoszug besteht nur in Worten, in der That ruft der 



*) Nebenbei sei bemerkt, dass sich das Ende der Ode btiI ßuQßaQov kiofjiepfi nitttXoy xflagv^n 
durch die Verbindung der verschiedenen Vermuthungen von Pritzsche niraXo^ tQvlei, Bergk oni 
(woran auch ich gedacht habe) ߀<()ßtt(}oy i^dofiipjj nixv'koy, Meineke vnoßd^ßa^ov k^of^ivri xe'kiticr 
^vsft herstellen lässt: otiI ßd^ßa^oy ii^ofjiyfj xiXaSoy rgv^fi. Wegen der von Kock beanstandeten 
Stellang des Particips i^ofiiyti verweise ich nur auf die Entfernung des Substantivs /^c^rw' V. 714 
▼on ov nokvy V. 708. 



22 

Chor mit einer bei Aristophaiies gewöhnlichen Hereinziehung der Wirklichkeit ^) den 
Jakchos, welcher in Athen wohnt (c3 nolvri^oig iv VdQaig iv^aöe vaiiov) an, 
in dem Xetijcov des Theaters zu erscheinen, um die dionysische Feier der Komödie in 
Scene zu setzen und zu diesem Zwecke den Chor 6/r' dvd^rjQov Vleiov ddnedov hinaus- 
zuführen. In den folgenden vom Chorführer gesprochenen Anapästen hat man unter 
Anleitung des Schol. zu V. 369 Ttaqd ti]v tov Uqo^vtov aal d(^dovxov Trqoqqr^öiv iv 
TjJ noi'AlXji OTo^ eine Nachbildung der feierlichen nQoqQr^oig gefunden. Offenbar steht 
die Bemerkung des Schol. desshalb bei V 369, weil gerade die Worte tovtov (so Meier 
für Tovroig) drtavdco navütg dnavdü '/.avO-ig xo tqitov fid)i drtavdco der Formel der 
TfQOQQrjOig wörtlich entnommen sind. Die Beziehung, welche in V. 356 yewauov ogyia 
Movowv ixrjT eidev ixrjt eyoqevaev liegt, haben wir berührt. In V. 355 oarig aneiQog 
Touovde Xoyojv (näher bestimmt durch V. 357 furjdi Kqarivov tov ravQocpdyov yXiuTxrfi 
ßa7,%ei BTtkkodifj) 1/ yviofiTj inr^i xa^a^evei ist die Formel q)iovr^v g wer 6g und 
Xelqag oder xpvxr^v xa^aqog (Isoer. Paneg. c. 42, Libanius or. Corinth. t. IV 
p. 356, Celsus bei Origenes 1. III p. 147 ed. Spenc. vgl. Lobeck Aglaoph. p. 15) 
berücksichtigt und zweckentsprechend umgestaltet. Das Ganze ist eine Ansprache an das 
Publikum, jeder a^ovaog, der nicht das rechte Verständniss für den Scherz der Komödie 
habe, und jeder, der es mit dem Vaterlande nicht redlich meine, solle abtreten 
und sich aus dem Theater entfernen. Auch zeigt sich recht deutlich, wie der 
Dichter die Formen der Mysterien zu seinem Zwecke gebraucht hat. Wir haben keine 
Nachricht darüber, an welchem Tage der Eleusinien die Prorresis des Hierophanten und 
Daduchen in der Stoa Poikile stattgefunden habe; gewöhnlich (vgl. Schömann Gr. 
Alt. II* S. 369, anders A. Mommsen Heortologie S. 246) verlegt man sie auf den 
ersten Tag, den Versammlungstag (dyvQ^iog . . . ztov ^vozr^Quov ijjjtqa /tqojtj] 
Hesych.), was nach Isoer. 1. c. EvfioX7cidai xai Kr^qvxeg sv ttj Telerfj züv f^vazrj- 
qiiov zdig ßaqßdqoig uqyeoi^ai Ziov \eqüv üöTreq rolg dvÖQoq^ovoig n QoayoQevovai 
um so wahrscheinlicher ist, wenn an diesem Tage die Einweihung in die Mysterien vor- 
genommen wurde (vgl. Meursius 1. c. c. XXII). Wollte man aber auch die Prorresis 
mit dem Zuge nach Eleusis in Zusammenhang bringen, so würde die Natur der Sache 
verlangen diese Ceremonie als Anfang und Beginn des Zuges zu betrachten. Die Pror- 
resis schliesst mit den Worten: v^eig ^ dvey eifere fjolnr^v xai navvvyidag rag i^f-iexi- 
qag aV zfide TtQtTtovaiv eoqxfj. Enger bemerkt dazu: „In dem folgenden erhalten wir 
nur die nohn^^ die navwyig soll erst in Eleusis gefeiert werden, und da der Chor die 
Feier nicht zu Ende führt, findet sie gar nicht Statt." Vielmehr zieht der Chor 
am Schlüsse der Parodos in die Orchestra, um dort eine Pannychis eigener Art 
{rcavwxiöag zdg r^^eziqag a^ zf^öt n^inovoiv eoQzfj) zu feiern. Die ganze Auf- 

*) V. 129 beisst es xa^ignvaoy yvy fis Ke^afifixoy. Nichts desto weniger sagt die Hypo- 
thesis: ov SfSijXwTat fiiy onov iatiy if axr^y^' evXoyajTaroy 6* iv Or^ßiag' xtci y(iQ 6 Jioyvaog ixit-S-fy 
Xtti n(i6g toy 'Hpak^ia d(pixyfix(ti Ot^ßaTov ovxa. So werthlos diepe Meinung ist, halte ich doch die 
Bemerkung ov ösSi^XiotM onov daxiy ij axT^yti für richtig trotz V. 129 und kann v. Leutsch a. 0. 
S. ISO f. nicht beistimmen. 



29 

forderung aber kommt dem Chore des Theaters, nicht deu Eingeweihten zu. Es folgt 
ein Marschlied und ein Lied an die Demeter, welches man sich noch auf dem Jakchos- 
zuge gesungen denken kann. Nun aber heisst es in dem nachher kommenden Jakchos* 
liede ^'laxye noXvrijjrjte fiilog *) toQTtjg tjdiotov evQcov wider Erwarten xat del^ov cog 
avev Tiovov ttoXXtjv oäov Tteqaiveig (V. 401), wozu der Schol. bemerkt: toüto^ aTtei 
odevovaiv a/ro rov Ke^afAeiy^ov eig ^Elevalva TtQOTtafUTtovreg top ^'laxxov. Darnach 
sollte man meinen, der Zug stehe noch am Anfang des Weges und rufe den Gott her- 
bei, um ihn auf dem weiten Marsche zur Göttin zu begleiten {devQo avvaAoXovO^ei TfQog 
rrjv d^Eov), zumal die Vorstellung bestand, dass Jakchos den Mystenzug von Athen nach 
Eleusis führe (vov Sw^fjTTOQov Tilade rijg yoqeiag). Unmittelbar darauf folgen die 
Qephyrismen; denn mit Recht (vgl. Fritzsche de carm. myst. p. 87) hat man in den 
(yxcJ^/jt/ara V. 41G flf. eine Nachbildung der yeq^Qiafiol gefunden, welche bei der Brücke 
des Kephisos stattfanden. Wir sehen, dass der Dichtung des scenischen Mystenzuges 
allerdings das Bild des grossen Jakchoszuges mit seinen Opfern (V. 338 7tQoai7tvevoe 
Tiüv xoiqtUov x^ccDv), Tänzen und Neckereien (Plut. Ale. 34 ovdeva -AOOf^or elxep f] 
Tekerrj ^csfitTtOfiivr] xara xkahxTxaVj aXka "Kai S-v a iai xat yogelai xat TtoiXd tvjv 
dQWfitPcov xaO- ödov uqcZv otav i^ei^vvcoat rov ^ [ctaxov im dvdyy,rjg a^eXeurevo) vor- 
schwebte, dass aber nicht die Dichtung dem Zuge, sondern die vom Zuge 
entlehnten Ausdrücke und Gebräuche der Dichtung angepasst sind. 
Der Dichter hat für seine Unterwelt einen eigenen Jakchoszug geschaffen, der mit dem 
wirklichen nur Aeusserlichkeiten gemein hat. Wir können vermuthen, dass er damit 
dem athenischen Publikum einen grösseren Gefallen erwies als mit einer sehr getreuen 
Darstellung der wirklichen Feier. 

Die Mysten treten auf Männer und Frauen und singen vereint Strophe und 
Antistrophe. Nach diesem Gesang spricht der Führer des Männerchores, der eigentliche 
Koryphaios, als Hierophant die TTQOQqr^oig. Darauf sondern sich Männer und Frauen und 
beide Theile treten zu Halbchöran (vgl. Schol. zu V. 372 ivcei&ev ^Aqiavaqxog tTte- 
yoijae (a^ olov tov yoqov elvai xd TrQcora) auseinander. Die Aufforderung V. 370 und 
382 f. richtet der Führer des Männerchores an seinen Chor. Die Aufforderung V. 394—97 
werden wir wegen der Responsion mit V. 440—443 dem Daduchen als Führer des 
Frauenchores zu geben haben. Darnach müssen auch die beiden ersten 
Strophen des Jakchosliedes den beiden Halbchören der Frauen 
oder vielmehr, wie die dritte Strophe zeigen kann, Einzelpersonen 
der beiden Halbchöre gehören, während das eq>vnviovi ''/ox^e q^iloxo- 
Qevid GvfAJCQOjreu/ri /ne vom gesammten Chore vorgetragen wird. In Be- 
treff dieser Theilnahme der Frauen am Gesänge hat Fritzsche de carm. myst. p. 11 
die Ansicht aufgestellt, dass die Frauen getanzt, nicht aber gesungen haben, p. 82 aber 
bemerkt „ceterum aliquando putabam hanc mediam stropham j(404— 408) a mulieribus 

*) Mit Unrecht von Meineke in riXog geändert: fvgtay ist wie in 4er zweiten Strophe 
diy]v(ßfg von dem Gotte gesagt, der den Anlass dazu gegeben. Es soll ja gerade das fiiXog fiv- 
«tiKoy (Aristid. I p. 419 ed. Dind.) bezeichnet werden. 



24 

cantatam esse easdemque mulieres post v. 413 in re parum decora prae pudore obti- 
CQisse^^ In seiner Ausgabe (p. 187) nimmt Fritzsche diese Ansicht zurück und be- 
stimmt „duo canunt liemichoria, alterum virorum, alterum femiuarum, ut in Lysistrata, 
ubi V. schol. ad v. 321. Mulieres hie cecinerunt antistrophos, primam v. 340—353, 
secundam v. 377 — 381, tertiam v. 389 — 393, tum mediam e tribus paribus strophis 
V. 403 — 407. Sequuntur v. 416 sqq. sex pares stropbae chori navct ^vydy ut videtur, 
dispositi. Harum stropharum mulieribus tribuo secundam v. 419 — 421, quartam v. 
425—427 et sextam v. 434—436.** Die erste Antistr. 340—353 kann schon wegen 
yeQovTwv Y. 345 kaum von den Frauen allein gesungen werden. Bestimmt aber darf 
die Antistrophe V. 389—393 nicht den Frauen gegeben werden, weil der Frauenchor 
keinen Theil an dem scenischen Siege hat. Richtig aber hat Fritzsche gesehen, dass 
die Strophe 403—407 den Frauen gehört. Sie lautet: 

av yccQ yiaTeayJoa} ^iv inl yHam 

Y,an €vveXei(jc rovde aavöaXLa'/,ov 

i^rjvQeg üox dJ^rjfulovg 

Ttai^eiv TE %al yoQeveiv. 
Die Handschriften haben rovde tov oavdaXlaxov und xd^evqeg, nur der Rav. hat i^evQeg. 
Gewöhnlich liest man nach Beutle y's Aenderung tov re oavdaHa-AOv ; nur Bergk 
vermuthet rode ro oavöaUo^ov. Weil aber im ßav. xaraaxioci) steht, hat Kock 
KaraaxLaco fjiv in 'Aavaaxiadfxevog geändert und Meineke ist ihm gefolgt. Allein 
xataaxioio für yLaTeaxioa) ist ein sehr einfacher Schreibfehler. Die richtige Behandlung 
von rovde rov aavdaliaxov, worin rov in gewöhnlicher Weise zu rovde 
hinzugetreten, zeigt, dass an der Lesart des Kav. weiter nichts zu ändern ist. 
Das beweist auch Suid. unter ^xog: ^dqiazocpdvrig' av yccQ ro ^xog i^ecqeg. Wenn 
es bei Suid. unter evrtleia heisst.: ^^qiavoq^vrjg' aot ydq didoa/jev In evreXeitf rov 
aavdaXiGTiovy so deutet das nicht, wie Kock meint, auf eine Participialendung duevog, 
sondern gibt offenbar die Erklärung statt der ursprünglichen Lesart. Mit Recht aber be- 
zieht Fritzsche, wie aus der darauf folgenden Strophe deutlich hervorgeht, 'Aaveaxiou) 
. . rovde aavdaXiaxov xal ro ^xog auf den oxiorog x'^tcJi' der Frauen und auf die 
axiorai, eine weibliche Beschuhuug. Hieraus ergiebt sich, dass diese Strophe dem 
weiblichen Chore zukommt {rovde aavdaliaxov). Folglich muss man, wenn man den 
weiblichen Chor durch seinen Führer zum Preise des Gottes aufgefordert sein lässt und 
wenn die V. 394 — 97 der Responsion halber dem Daduchen zukommen, auch die erste 
Strophe, mit welcher die zweite in engster Verbindung steht, einem weiblichen Halb- 
chore zutheilen '). Nach der zweiten Strophe fällt ein männlicher Halbchor ein ; der Gesang 

^) Beer über die Zahl der Schauspieler bei Arist. S. 82 nimmt drei Abtheilungen des Chors 
an Yon Greisen, yon Jünglingen, von Frauen und Mädchen und vertheilt an diese drei Abtheilungen 
die drei Strophen (1. Greise, 2. Frauen, 3. Jünglinge). Aber die Theilung des Männerchores in Greise 
und Jünglinge ist nicht gerechtfertigt und die Worte Sfl^oy eis u^fv noyov ttoXX^v 666y TieQuiyns 
(V. 400} haben keine Beziehung auf die Greise, wie Beer annimmt. — Die Vertheilung der Cborpariieen 



25 

aber wird durch das Hervortreten des Dionysos und Xanthias unterbrochen. Nach dem 
Hinzutreten dieser beiden Personen stehen fünf Gruppen auf der Bühne und diesen 
fünf Gruppen entsprechen die fünf gleichen Strophen der folgen- 
den Spottlieder ^). 



II. lieber Vers O04 ff. 

f.iovov onag fAt^ a 6 lhvf.idg OQ/tdaag 

l'^TOg ÖLG€l TWV f?MiüV' 

deivd yccQ xarrjyogrjxer, 
a/Ä 07cwg, CO yevvaoaj 
f.ir^ TTQog oQytjv dvriXe^eig, 
dUA övovEiXag axQoiai 
XQCüfievog toig ioTioig 
eira fuäXXov lutXkov aSeig 
xal (pv?M£eig, 
fjvrA dv To 7iv€if,ia Xelov 
'Aal 'ActtyEOrrfAog hxßrjg. 

Zu ly.c6g öiaei zojy e?Miüp gibt der Schol. die Erklärung en(paivu da tc (oqio- 
liivov Xayeiv, aal ndkiava cog in dy.oov i7C7todQ6f.iov ikalai raav Kad-^ ag e^ecpiqovro 
Ol V7i07ii7iiovteg xaid cov öqof^iov. O^tX^t de eiTieivj IvLiog roZ Tiqoxeifievov und iv 
vil TtXei vov Tonov ov icekeito 6 ägöfiog eXalai otixr]ädv 'HazatTai ovaat xazdyTr]fj,a 
tov Sqq^^iov xal ovöeig int'Aeiva rovrcov ixcoQEi, oarig ovv Tttqa zov öeovrog ingarre 
Tiy tXeyov (')g axrog rcov ikaiwv (fiqeTai. e7texQdTr^ae de elg Ttaqoi^iav, Diese Er- 
klärung des Scholiasten wird von den Herausgebern wiedergegeben, aber sie passt nicht 
für unsere Stelle ; allerdings hat e^io öq6(,iov manchmal die Bedeutung ^xrog tov tcqokbc- 
piivov z.B. Aesch. Cho. 513; allein exrog ÖQOfiov q^eqeo&atj womit iyLTog eXaüv ^eQ€- 
a^ai gleichbedeutend ist, hat auch einen anderen Sinn, welcher aus Aesch. Prom. 883 
J'^w de dQO/iiov (peQOfiai "kvaor^g 7tV€VfÄatL /.idQyiij, Cho. 1022 üoTtsQ ^v %7i7toig f^vio- 
4Sxqoff(jj dQOfÄOv i^coreqio' (peqovai ydq vrjcwfievov (pqeveg dvoaq'AXOiy Ag. 1245 hu 
dqofjov Tieoojv -cqexo) erhellt und welcher allein für unsere Stelle geeignet ist. Der Chor 
ermahnt Aeschylus, er möge sich nach den boshaften Beschuldigungen des Euripides 



bei R. Amol dt de choro Arist. quaestt. scaen. Regim. Fr. 1868 p. 28. sqq. beruht auf der oben 
8. 5 als irrig erwiesenen Erklärung der V. 444 sq. (vgl. ebd. p. 35). 

^) An und für sich lässt sich die Regel aufstellen, dass von drei gleichen Strophen die 
dritte einem zweiten Chore oder einer anderen Person gehöre. Allgemein lässt man 
nach Dindorfs Annahme V. 1370—1377 mit V. 1482—1490 = 1491—1499 respondieren ; aber diese 
Responsion erfordert die Ansetzung einer Lücke nach V. 1373, welche durch den Sinn nicht nur nicht 
Terlangt, sondern kaum zugelassen wird. Eine Responsion besteht ebenso wenig bei diesem Chor- 
^esange als bei dem kurzen Chor vortrage V. 1250 C 

4 



2G 

Dicht von arger Leidenschaft fortreissen lassen und nicht von Sinnen kommen 
(vgl. /uaviag vno demfi V. 816), sondern ruhig und gelassen seinem Widersacher entr 
gegentreten und allmählig mit der Wucht besonnener Entgegnung immer mehr auf ihn 
losstürmen. — Das zweite von der SchiflFfahrt entlehnte Gleichniss leidet noch an einer 
Verderbniss. Bei grossem Sturme refft der Seemann die Segel; wenn der Sturm sich zu 
legen anfängt, breitet er allmählig die Segel wieder aus und hat er sanftea und gleich- 
massigen Wind erlangt, so fährt er mit vollen Segeln (TtkrJQeaiv iarioigy oXoig iorioig). 
In diesen Zusammenhang der Worte passt das Wort a^eig nicht; denn ayeiv rd ioria 
hat keinen Sinn. Seid 1er hat dafür eY^eig vermuthet, Beruh. Thiersch und 
Fritzsche haben ^^eig geschrieben: ei^eig widerspricht dem Gedanken; diaaeiv roig 
iorioig, wie Fritzsche interpretiert, wird nicht vom fahrenden, sondern von dem Fahr- 
zeug gesagt wie Eur. Tro. 1085 ifui de Ttovviov oyMq)og diooov ytregoldi TtoQevaei 
iTtTtoßoTov ^!AQyog, worauf Fritzsche verweist; auch muss von dem allmähligen Aus- 
breiten der Segel die Rede sein. Die Emendation ist durch den Sinn wie durch die 
Buchstaben nahe gelegt : man braucht nur statt ^SE12 ytSEl^ zu lesen , so ergibt 
sich das allein angemessene tX^eig, Vgl. Hom. ß 426 tX'Aov d" ioria levxd ivorqiTt' 
roioi ßoevot. Die Taue, mit welchen das Segel in dem Sinne unserer Stelle gezogen 
und gerichtet wurde, waren natürlich nicht die ßoelg, sondern die nodeg. 



III. ylrjxv&ioy dmoksaer. XJeber den Tadel des 

.A^eschylus. 

V. 1300 droht Aeschylus die Prologe des Euripides mit dem „SaMäschlein" zu 
Grunde zu richten. Dies geschieht dadurch, dass in drei Anfängen von Prologen (eloßokai) 
nach der Penthemimeris des dritten Verses, in zweien nach der Penthemimeris des zweiten 
Verses, in einem Beispiele zuerst nach der Penthemimeris des ersten, dann des zweiten 
Verses Irjxvd^iov dn^coleoev angehängt wird. Ueber die Bedeutung dieses Scherzes gehen 
die Ansichten der Gelehrten auseinander. Was will Aristophaues an den Prologen des 
Euripides tadeln? Ist der Tadel ernst gemeint und ist er gerechtfertigt? Welcker 
äussert sich hierüber in folgender Weise: „in dem lang fortgesetzten Scherz mit dem 
Oelgeschirre liegt mehr denn Ein Stachel. Zunächst scheint etwas Metrisches gemeint 
zu sein, indem Aeschylus sagt, so gebaute Worte passten in des Euripides Verse . . . 
Auffallend ist nur, dass so oft im zweiten oder dritten Vers der Prologe die Penthe- 
mimeris gerade schliesst, wo das Verbum sich an das Subjekt reihen soll. Durch die 
angepasste Hephthemimeris oder die sieben anderen Silben des Verses, von abstechendem 
Inhalt, wird diese Construction merklicher, als wenn Ein Sinn durch das Ganze ginge. 
Demnach bildet Aeschylus eine solche aus willkürlichen Worten, aber nicht umsonst 
von gemeiner Bedeutung und eine drollige Beschwerde enthaltend, um nämlich zugleich 
der in Euripides Stücken nicht seltenen Gemeinheit der Personen und Sachen zu spotten. 
Denn er stellt sich, als ob so ein Zusatz in alle Euripideischen Verse dem Sinne nach 



27 

so gut passe als dem Versmass nach.*' Nach Härtung' s Meinung (Eur. rest. I p. 322) 
magis fatuum nihil inveniri potest, quam tale Aristophanis artificinm, si substituendis 
verbiß inanissimis versus Euripideos corrumpi posse putavit. Er erklärt Irjxvd^tov ccTtd- 
leaev im Sinne „proiectas esse ab Omnibus quaecunque in scenam prodirent personis 
ampullas et sesquipedalia verba** und bezieht den Spott ,,ad Universum dicendi genus, 
quod nimis subtile, tenue humileque esse arguit**. In eingehender Weise ist diese Scene 
von Hanow coraraentatio de Aristophanis ampulla versuum corruptrice Progr. v. 
Züllichau 1 844 behandelt worden, welcher zu dem Resultate kommt ,.numero8 prologorum 
Euripideorum lusit Aristophanes, lusit item orationis formas, quae in prologis habentur, 
res in prologis non lusit. Lusus antem Aristophanei haec vis est, ut ab Euripide in 
prologis huraano capiti cervicem equinam iungi dicat" (p. 12). Fritzsche bemerkt: 
„Quemadmodum tragici repreheudendis Choephororum et Antigonae eiordiis cavillati 
sunt, ita etiam hoc loco Aeschylus videtur cavillari. Namque ita mentitur, quasi Euri- 
pides in metro deliquerit, v. 1202. At usitatissima est senarii caesura penthemimeris", 
setzt aber hinzu ,,quanquam hie quidem in ipsa cavillatione multum veri inesse contendo. 
Primum enim bene reprehenditur nimia exordiorum aequalitas . . Omnes enim prologi a 
nomine poprio iucipiunt. Deinde hoc dicit, Euripidem grandia professum in humilitatem 
delaW. Kock schliesst sich der Ansicht und den Bemerkungen Hanows an: ;,Nicht 
allein die wiederholte Anwendung der caesura penthemiraeres, die sich in den Versen 
des Aeschylus und Sophocles gleichfalls sehr oft findet, und die nachlässig gleichförmige 
Behandlung des Metrums wird an den Prologen des Euripides getadelt, sondern auch 
die Trivialität der Erfindung und die ermüdende Verwendung derselben Mittel (z. B. 
gehäufter Participialconstructionen undgl.) in der Erzählung". 

Bei allen diesen Erklärungen scheint das komische Mittel mit dem Zwecke 
verwechselt worden zu sein. Mit welchem Rechte sollte die caesura penthemimeris 
getadelt werden? Würde nicht mit demselben Rechte in dem Anfang der Sieben 
vor Theben 

Kadfiov TtoXiTai, %qi] Xeyetv ra TLaiqia 
oazig (pvXdaaet ngayog iv TtQv/jvrj noXetoq 
öiaxa vcofAWv, ßkicpaga fAtj xoifuüßv vnvqt 
das IrfKvd^iov dncoleaev angehängt werden können? Ebensowenig kann die Nachlässig- 
keit in der Metrik an solchen Stellen getadelt werden, welche sehr sorgfältig gearbeitet 
und in dieser Beziehung durchaus tadellos sind. Schon Hanow hat sich gestehen müssen 
„ex illis trimetris prologorum, quos Aristophanes corrumpit, unus est qui post penthe* 
mimerem vocabulum habet quattuor syllabarum et choriambi mensura contentum, hie 
d-oaiaiv Ynnoig Olvofjdov yafxel xoqtjv^' (p. 6). Die von Hanow (p. 10) hervorgehobene 
und mit Phoen. 58 — 60, Med. 17 — 19 und anderen Beispielen erörterte Häufung der 
participia kann in der griechischen Sprache nicht als tadelnswerth erscheinen. — Es ist 
ein Fehler, wenn man in den Scherzen des Aristophanes alle möglichen Beziehungen 
finden will; man wird dann gewöhnlich den einfachen und richtigen Sinn übersehen. 
Stellen wir die Irj^ivO-ia zusammen und lassen sie in einem Zuge auf uns wirken : 

4* 



28 

1. u4iyv7rTog lug 6 nkslarog i'ojiaQrat ^oyog, 
^vv 7taiöi nevriy.ovia vavrihi) Tthxrrj 
!AQyog TLaraöytJv 

2. Jioviaog, dg O^vQOOiai ymI v.eßQi^}v doqalg 
'Aaü^afTTov iv irtvyMioi TLaqvaaov Y.axa 
Tcrjd^ yr^Qeviov, 

3. ovK tOTiv dang rravv avr>q evöaif.iovei' 
f^ yaq 7r€(fn'xcog eaMog otx lyet ßlor, 

1 ovayepijg vjv 

4. ^tdojviov 7roT aötv Kdöf.iog väXitxcov - 
!Ayi]vo()og 7ralg 

5. IltXoip Taviciletog elg irioav /.loXcov -*- 
^oalatr i'7T7rotg 

G. Oirevg 7ror ex yr^g 7roXvu€TQov Xaßiov araxvv 
ihvjv d7raQyag 
Was haben diese Beispiele gemein und wodurcli unterscheiden sie sich z. B. von» 
dem oben angeführten Anfang der Sieben oder von dem Anfiing der Trachin. 

Xoyog fjei tat d^yätog (irO^QOJ7iiov c/arelg, 

cjg ÜV7L av aicov \ ey.udO^otg ßgoTcovy 7rqiv dv 

-d-drrj rig ovr ii \ yQt-arog oii ei roj y.aY.6g, 
Das Gemeinsame jener Beispiele, welches durch die Aneinander- 
reihung der vielen Fälle den Eindruck des ewigen Einerlei macht, 
liegt darin, dass immer nach der Penthemimeris des dritten oder 
zweiten Fusses das Prädicat noch übrig ist, welches in keiner 
Weise durch ein vorausgehendes Obj ekt des verb. fin. oder eine vor- 
hergehende zum Prädikat geliörige nähere Bestimmung anticipiert 
oder beschränkt worden, so dass alles daran passt {äav iraof-ioTTeiv 
wrav V. 1202). Diese Gleichförmigkeit des Satzbaues entsteht dadurch, dass das Sub- 
ject darch ein Participium oder wie b^im zweiten Beispiele durch einen Relativsatz eine 
nähere Bestimmung erhält, die immer gerade mit der Penthemimeris des dritten oder 
zweiten Fusses schliesst. Bei den drei Beispielen, bei welchen das XrfAv^iov im zweiten 
Fusse angebracht ist, kann es im dritten Fusse z. B. au !Ayi\voQog naig i^Xd^e &i]ßalar 
y&ova 0o7i'i^ 7ieqrvY.iog nicht angehängt werden. Es wird also nichts anderes an den 
Anfangen der Prologe gerügt als was der Schol. zu V. 1219 angibt: diaßdXXei t?;v 
6f.iottdiav zcüv eiaßoXcuv nov dgaudrcov. Wenn V. 1238 schon an Olvetg ntrt 
ey, yi^g ein XrfAvd^iov angehängt wird, so ist das ein muthwilliger Scherz für sich; es 
wird damit angedeutet, dass ein solcher Anfang im besten Zuge auf das gewöhnliche 
Xrpcvd^tov hinaussteure. Und ein muthwilliger Scherz ist es auch, wenn bei dem Anfang 
der weisen Melanippe V. 1244 Zeig wg XfXeyrai zr^ dXrjOeiag vtto mit einem Aiyxi;- 
^L0%' nur gedroht wird; dann da der zweite V. "^'Eilr^v ttixTsr begann, so konnte in 
Wirklichkeit das Xr^y,ix>iov dntoXioev gar nicht angebracht werden. Der Scherz trifft 



29 

natürlich den charakteristischen Zusatz cog Wkexrai rijg dltjO^elag vno. Mit Recht aber 
sagt das angeführte Scholion xr^v b^otidiav %üv eloßolüv xüv dgaijaTcov ; denn das 
gehört wesentlich zu der Beziehung des Tadels; nur im Anfange der Dramen föllt eine 
solche Gleichförmigkeit auf; auch sind alle Beispiele Anfänge von Prologen; nur zu 
dem sechsten Beispiele bemerkt der Schol. tavt i.dv fx Meleayqov fjetd Ixavd rffi 
^QX^tSi allein die Vermuthung von Fritz sehe, dass diese Stellung von einer üm- 
ai'beitung des jüngeren Euripides herrühre, ist durchaus wahrscheinlich; wenn (fr. 519 N.) 

iv dvT 1710^0^1.10 ig ntöC txova evdaiiwva' ' 

Olveig 6* dvdaoet rtjode yr^g ^htoXlagy 

noQÖ-dovog naig, og Ttonß li'kOaiav yafAel, 

uir^öag ouauiov, &£öiiov öe 7caQi/irov 
der ursprüngliche Anfang des Stückes wäre, so Hesse sich gar nicht vorstellen, wie sich 
daran der Satz 

Olvevg 7t OT ex yr^g TtoXvuerQov Xaßwv ötdxvv 
habe anschliessen können. Nur eine Möglichkeit bleibt denkbar: Aristophaues kann um 
des Scherzes iieua^v i)xiov (V. 1241) willen aus dem später vorkommenden 

owog 7t oz ev. yr^g xrl. 
den Anfang Olvevg 7toT i/. yf^g fingiert, ebenso also wie bei dem schon berührten 
Scherze von V. 1244 einen anderen Zweck als vorher im Auge gehabt haben. ~ Die 
Frage, ob eine solche Verspottung der Euripideischen Prologe gerechtfertigt sei, müssen 
wir bejahen; nur werden wir darin nicht einen sehr schwer wiegenden Tadel erkennen; 
denn bloss die Häufung der Fälle bringt die komische Wirkung hervor, üeber- 
haupt ist ja bei den Ausstellungen an der Euripideischen Dichtkunst Grosses und Kleines 
gemischt; dem Komiker ist es um Scherz und um das Lachen und die Unterhaltung 
der Zuschauer zu thun. Euripides muss für verschiedene Dinge herhalten, die ihm 
gar nicht oder nur insoferue zur Last fallen, als er dem Geiste seiner Zeit huldigte und 
die Ideen der Aufklärung in den Reden seiner tragischen Personen hervortreten liess. 
Aber auch unser ästhetisches Urtheil über die Tragödie des Euripides wird mit vielen 
Anklagepuukten des Aristophaues übereinstimmen. Mit Recht wird die undramatische 
Exposition der Prologe (V. 94G), das Anbringen philosophischer Reflexionen an unge- 
eigneter Stelle und im Munde ungeeigneter Personen (V. 949), das Hereinziehen des 
alltaglichen Lebens in die ideale Welt des tragischen Spieles (V. 959, 971 flf.), das 
Streben nach äusserlichem Flitter in den Chorgesängen (V. 1309 ff.)? ^i® Trivialität des 
Inhalts in den Monodieen (1331 ff.), der Tanz von Einzelpersonen auf der Bühne (V. 849), 
die Bearbeitung anstössiger oder eines erhebenden Inhalts entbehrender Stoffe (1049 flf. 
u. ö.) und anderes getadelt. Doch darüber wollen wir hier nicht weiter sprechen, sondern 
die Aufmerksamkeit auf einen anderen Punkt richten. Wie steht es mit dem Tadel, 
welchen Euripides gegen Aeschylus ausspricht? Wollte Aristophaues, während er den 
Inhalt und die grossen und gewaltigen Gedanken des Vaters der Tragödie über alles 
erhob (1059 ff.), formelle Schwächen desselben zwar in harmloser, aber doch in ernst 



30 

gemeinter Weise tadeln? DerVerfosser des ßlog Alaxvhw nahm die Stelle V. 911 fif., 
wo Euripides sich über das stille lautlose Dasitzen von Personen in Stacken des Aeschylus 
lustig macht, als eine Verspottung des Aeschylus: üote did to nleovd^eiv xt^ ßdqu 
rwv TtQoacincov xw^f^txJelrat Ttagd lAqiOToqfdvovg' ev fiiv ydq Ty Nioßj] Nioßtj l'cje: 
TQLTOv (Jiiqovg eKiTiad^rjfÄevt] t(^ rdipii) nov naidcjv ovdiv q^ayyerat iyxcxaXt/i^iVj;' ev 
TS TÖig "^'Ektoqoq Xvrqoig lixi^^^'Q 6f.ioia)g syxeyiaXviJfiivog ov q^ayyerai, nX^v iv 
doxaJg oXiya Ttgog ^l^f^ifjv dfioißala. Allein Aristophanes hat seine eigentliche Meinung 
darüber sehr deutlich in V. 916 ausgesprochen: 

lycü (f tyaiQov zfj oiio7tfj, y,ai fie tovt treQjiev 

ovx Tfovov 7] r'vv o\ XaXovvreg. 
Die ganze Scene ist so eingerichtet, dass Euripides mit dem Spotte gegen Aeschylus nur 
sich selbst verspottet und so ist auch das grossartige Schweigen der Aeschyleischen 
Personen in Contrast zu dem kleinlichen „Geplauder** der Euripideischen Personen ge- 
setzt üebrigens kann das Schweigen des Prometheus in der ersten Scene des gef. Prom. 
uns über das Schweigen der Personen in Aeschyleischen Dramen einen Aufschluss geben. 
Dieses Schweigen war ein ökonomisches Mittel zu der Zeit, als der 
Dichter nur zwei Schauspieler zur Verfügung hatte. Aeschylus ver- 
stand es, wie uns der Prometheus lehrt, das äussere Mittel aufs beste innerlich zu 
motivieren. — Einigen Ernst kann man in dem Tadel der Prologe und des Ausdrucks 
erkennen, welchen Euripides V. 1119 flf. an den Anfang der Choephoren knüpft. 
Zuerst wird an dem V. 

^^EQjLifj yid-ovie TraTqi^ irconrevvjv Tcgdtr] 
die Unklarheit beanstandet. Dass aber hier nichts als Scherz getrieben werde, erkennt 
man daraus, dass dem Gegner Euripides die richtige, dem Aeschylus die unrichtige Er- 
klärung des Verses in den Mund gelegt wird. Dies hat schon Aristarch bemerkt, wie 
der Schol. mittheilt: lAqiaTaqxog dt cprjat riov i^yrjoecov rov arixov ti]v nQQTtQav -Aatd 
Tov noir]Tr]v elvai, r^v 6 EvQiniör^g aq)rj' zd tov ifjov jtatQog xpari; STtOTtrevoJv og 
nQaTrjO^elg ine tüv Tteql AYyiö&ov dniiXeiio, Unrichtig ist es, wenn Fritzsche 
hierin den Sinn findet „der du über meines Vaters Herrschaft wachst**; offenbar gibt 
der Zusatz og (oder ibg) TiqaTrjO^etg vtio tcov neql AXyiai>ov die nähere und allein 
richtige Erklärung von Tcgdtr^: t6 y^QaTrjd^f^vat tov if.i6v jtaTtqa („schaue an die Ver- 
gewaltigung meines Vaters und werde Retter und Helfer mir**). Ebenso spasshaft ist, 
wie ich in meinen Stadien zu Aechylus S. 52 gezeigt habe, die Rechtfertigung der 
Worte r^'xw ydq ig yrjv %i]v8b koI i^axi^onai^ welche dem Aeschylus V. 1163 bei- 
gelegt wird. Hätte man dies bemerkt , so würde man nicht die ganz in 
gleicher Weise launenhafte Erklärung von xAaety, dxovaai V. 1175 f., 
welche nur dem Aeschylus gehören kann, wegen ihrer Scherzhafbigkeit dem 
Dionysos gegeben haben. Ueber das Potpourri aus Aeschyleischen Chorgesängen 
V. 1264 ff. brauche ich nichts zu bemerken: die blosse Laune liegt auf der Hand. 
Während wir also nicht nur den Charakter und das Streben und Wirken des Euripides, 



31 

sondern auch den ästhetischen Werth seiner Dichtung einer verunglimpfenden Kritik 
unterz(^en sehen, wird die Dichtkunst des Aeschylus in keinem Punkte 
getadelt; der von Euripides ausgesprochene Tadel ist so gewählt, dass er entweder 
Euripides selbst trifft oder durch seine Nichtigkeit nur Lachen erregt. 



XV. TUeber die P*arodie einer Euripideischen 

]Vl!oiiodie. 

Um zu zeigen, wie in den Euripideischen Monodieen der Inhalt hinter der Form 
zurückbleibe und gewöhnliche Gedanken und Beden durch blendende Phrasen und durch 
die Begleitung mit Tanz und Musik zu hochlyrischen Ergüssen hinaufgeschraubt werden, 
hat Aristopbanes aus Stücken Euripideischer Monodieen und anderweitigen Floskeln Euri- 
pideischer Melik eine Parodie geschaffen, welche durch den lächerlichen Contrast von 
Form und Inhalt im höchsten Grade komisch wirkt. Wie Hekabe in dem gleichnamigen 
Stücke das Schattenbild ihres todten Sohnes Polydor, welchen sie bei ihrem tbracischen 
Gastfreunde wohl geborgen glaubt, im Traume erblickt, so schreckt hier eine arme Frau 
aus schweren Träumen empor; sie hat den Geist ihres todten Gockels im Schlaf 
gesehen *) ; sie springt auf, lässt Licht machen, um sich Erleichterung zu verschaffen 
und sich von dem bösen Traume zu reinigen. Da aber wird offenbar, was der Traum 
zu bedeuten hatte : die Nachbarin Glyke hat der guten Frau, während diese mit Spinnen 
beschäftigt und ganz in ihre Arbeit versunken war, ihren Gockel gestohlen — und wie 
man sich hinzudenken muss, geschlachtet. Da ruft die Frau die Kreter mit ihren Bogen, 
die Jägerin Artemis mit ihrer Meute, die Hekate mit ihren hellleuchtenden Fackeln 
herbei, um Haussuchung bei der Glyke zu halten. Das Verhältuiss der Parodie zu den 
Monodieen des Euripides und das Mass der Entlehnung lässt sich nicht genau bestimmen. 
Eine Stelle aber kann, richtig verstanden, einigen Aufschluss geben, nämlich V. 1339 

aAAa ftoi dfjqilnokov Xvivov axbaxE 

Y,ahTtiöi V 6x noTafJcor äQoaov agare, -D^aQ/jere ^ vöcjq, 
log av d-eiov ovsiqov d^toxkiao). 
Der Schol. bemerkt zu dild fioi dg4q)i7Coh)i : nagd rd ex tcuv EvQtnidov Tr^^evidüv, 
Wie wenig man bisher die Pointe dieser Stelle richtig aufgelasst hat, zeigt z. B. der 
Umstand, das Fritzsche diese Verse für eine wörtliche Entlehnung aus der Monodie 
des Euripides hält. Brunck merkt an: ,,qui triste insomnium viderant, primo mane 
se lustrabant marina aut fluviali aqua. Huius moris exemplum est in Apoll. Argon. lY 663, 



*) Nicht ganz richtig meint der Schol : to 6k oycc^ o fI6f toioZxoy flyai Soxfi, w^ ytrij ug 
«c yfitoytoy oJaa «rr^^ FXvxrj xaXovfiiyrj, ror dXexTQvoya f?(>7ra(r«<Ta w/^to. Dagegen wäre die 
Bemerkung von Eock gerechtfertigt: ,,I)ie8 als den Inhalt des Traomes zu fassen, wie viele thnn, 
ist unmöglich nach 1334—1337 nnd 1355." Was der Sinn ist, zeigt deutlich der V. 1338 fuydXovs 



32 



ubi viso 8ub Medeae et Jasonis adventum somnio exterrita Circe BTiiTtlo/iavr^g tjovg 
vorideaat -d-aXdaatjg eyQouavrj TtXoy.dfAOvg re xal ellf.taTa ipaiöqvveai^e^^ Bergler 
erinnert noch an Aesch. Pers. 201 und Pers. Sat. II 16. Wann aber ist erhört worden, 
dass man bei solchen frommen Waschungen das frische Quell-, Fluss- oder Meerwasser 
erst warm gemacht habe, um sich nicht zu erkälten? Nach Fritzsche beziehen 
sich die Verse auf den Traum der Hyrnetho, in welchem diese den Tod ihres Vaters 
Temenos oder ihren eigenen Tod vorgedeutet sah; wir wissen nicht, wer die sprechende 
ist, und können uns die Situation nicht vorstellen; den ursprünglichen Sinne von dila 
fioi — ^eQfieze (f vdcoq können etwa die Verse der Euripideischen El. 54 ff. 

CO j't'S fteXaira, xQvaeojv uötqvjv TQOcfe, 
iv r^ t6^ ciyyog nT)^ eq^eÖQevov xa^^ 
cptQovoa TTtjydg noraf.ilag fieTeQyof.iai 
anzeigen: Die Hausfrau befiehlt dort in früher Morgenstunde ihren 
Mägden Wasser aus dem Flusse zu holen und es warm zu machen — 
für die Wäsche. Darin liegt also der Hauptspass, dass an diese Verse die 
Worte iog civ ^ elov ovei qov ärc o'aXvo co geknüpft werden. Der Vers ug 
av i>eiov opstQov aTtoAlvöto stammt demnach nicht aus den Temeniden, sondern ist, wie 
der Schol. bemerkt xa/ rovro fn u elrai (vgl. das Schol. zu 1331 ^ay,Xi]7nddrjg 
Ttagd zd e^ "^Eüdßrjg Evqijciöov, Iv tu i^ir^a ei dtjXoroTi) 6 ^layvXog' rovvo de Xiyei 
Ttaqooov d7roöi07rofJ7teiGdai eicod^aat corg yaJ^jtcoTdzovg rtov üV€iQcor, eine Nachahmung 
von Hec. 72 d7i07TiuTrof.iai ivwyov oipiv. — Das richtige Verständniss dieser Stelle 
kann uns gleich ein Fingerzeig sein für eine andere Stelle dieser Parodie. Zu V. 1356 
bemerkt der Schol. rovg K^r^rag ?Jy€t' ton de fx Kqiitcov Evqinldov. Wieder hält 
Fritzsche die Verse: 

dlX CO Kqijceg, ^'idag Ttxva, 

xd ro^a ?Mß6vT£g eTtafivrcxTe, 

rd KcoXd r dfijcdXXere y.vY,Xovixevoi tyjv oiTLiav, 

ccfja de Jl-Kxvvva Ttaig ^^Qze/uig y.aXd 

'Kvvag exovd* eXO^exco did d6f.tcov nmtayiy 

av d CO Jiog — naQdq^rjror. 
für eine wörtliche p]ntlehnung aus der Monodie des Ikarus in den Kretern, von welcher 
der Schol. zu V. 849 spricht {tv ydg xoig Kqrjolv ^'ivLaQOv [.lovcjdovvxa enolriae)^ und 
meint: „In Cretensibus monodiam canebat Icarus in Labyrinthum conclusus. Ex illa 
monodia petiti sunt nostri versus, in quibus xr^v oiyLiav et did do^cov haud dubie dice- 
bantur de Labyrinthe. lam aptissime invocat Icarus Labyrinthi custodia quasi irretitus 
deam Jlxxvvvav^ quae se ex bis tamquam retibus expediat cum magna vi canum, quarum 
est odorari viam, et praeterea Hecaten, quae facibus viam monstret." Ich frage zuerst: 
wie konnte eine solche Situation auf der griechischen Bühne dargestellt werden? Was 
soll aber gar xd xcoXd x dfAndXXexe heissen? Etwa „crura leviter movete"? Nein, 
dva^vdXXeiv heisst in die „Höhe schwingen'' und xd xcZXd x* dfjndXXex e ycvxXov- 
fAevoi enthält eine Aufforderung zum Tanz und zwar weil xd xo^a 




XaßopTeg oder wie es ursprünglich geheissen haben mag dazu gehört, 
zu einem kretischen Waffentanze. Da mit w Kqf^Teg "idag xixva die Kureten, 
welche den Chor des Stückes bilden (vgl. fr. 475 N.), angeredet werden, so wird der 
Chor aufgefordert die nvQQixr) zu tanzen. Dadurch nun, dass Aristophanes eTta/uvvare 
und zu ra xcold x df47id)l€Te AVAlov/jevoi : rr^v ohiav (das Haus der Diebin 
Glyke) hinzusetzt, wird der ursprüngliche Sinn in possierlichster Weise verdreht. — 
Nicht anders verhält es sich mit V. 1352 f.: avLjvxax ig ai^tqa ist eine vornehmlich 
Euripideische Metapher (Med. 440 alO^egla d" dveTtza^ Iph. T. 843 f^r ^TQog ald^iqa 
dfATirdf^evog (fvyrjy Hec. 1100 vgl. Androm. 1219, Herc. f. 69; auch Or. 1376, Jon 797) 
für das plötzliche Verschwinden einer Sache; hier wird die Redensart in scherzhafter 
Weise von einem wirklich geflügelten Wesen gebraucht und durch den Zusatz viovifo- 
rdraig meqvycov d'Afialg (ganz gegen die Natur des Hahnes) in ihrer eigentlichen 
Bedeutung näher bestimmt. — Demnach sehen wir, dass weder die Meinung von 
Welcker, welcher die Reminiscenzen die man in dieser Parodie gefunden für sehr 
zweifelhaft und unbedeutend hält, noch die Ansicht von Fritzsche ,, Carmen paucissimis 
versibus vocabulisque exceptis totum Euripidis est" das richtige trifft. Der Traum im 
Anfange erinnert, wie Asklepiades (bei dem Schol.) bemerkt hat, sehr an den Traum 
der Hecabe, ohne desshalb eine wörtliche Uebertraguug zu sein, und verspottet im 
allgemeinen die Träume der Euripideisch en Stücke, welche bei der 
Motivierung besonders des Auftretens von Personen eine grosse 
Rolle spielen. Dann sind einige Stellen wörtlich entlehnt, aber durch Zusätze in 
komischer Weise verdreht. Das übrige scheint zum Theil vollständig erfunden zu sein, 
zum Theil aus Reminiscenzen ohne bestimmte Beziehung und wörtliche Entlehnung (uo 
novTie dai^ov V. 1341, Xivov jueavdv atQanrov eiXiaoovaa xtqoiv V. 1347 vgl. Orest. 
1431 « dh Uvov r^Aaxar^ öay(.rvh)Lg Vkiaae, dann V. 1353—55) zu bestehen. Wie 
es mit Y. 1359 of^a öi — ^jßcazra stehe, lässt sich nicht genau angeben. Remini- 
scenzen sind sicherlich darin enthalten.