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Full text of "Studien zur englischen Philologie"

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STUDIEN 

ZUR 

ENGLISCHEN  PHILOLOGIE 

HERAUSGEGEBEN 

VON 

LORENZ  MORSBACH 

O.  Ö.  PROFESSOR   AN   DER   UNIVERSITÄT   GÖTTINGEN 


HEFT   LVI 

GEORG  RUBENS 

PARATAXE  UND  HYPOTAXE 

IN  DEM  ÄLTESTEN  TEIL  DER  SACHSENCHRONIK 

(PARKER  HS.  BIS  ZUM  JAHRE  891) 


HALLE  a.  S. 
VERLAG  VON  MAX  NIEMEYER 

1915 


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PARATAXE  UND  HYPOTAXE 


IN  DEM  ALTESTEN  TEIL 


DER  SACHSENCHRONIK 


(PARKER  HS.  BIS  ZUM  JAHRE  891) 


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VON 


GEORG   RUBENS 


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HALLE  a.  S. 
VERLAG  VON  MAX  NIEMEYER. 

1915 


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Vorwort. 

Über  den  Zweck  dieser  Arbeit,  die  zugleich  als  Göttinger 
Dissertation  erschienen  ist,  habe  ich  mich  in  der  Einleitung 
ausgesprochen.  Es  ist  hier  zum  ersten  Mal  der  Versuch  ge- 
macht worden,  einem  Problem  nachzugehen,  das  für  die  Er- 
forschung primitiver  Rede-  und  Erzählungsweise  von  grofser 
Bedeutung  ist.  Habe  ich  mich  hier  zunächst  auf  die  älteste 
Prosa  beschränkt,  so  würde  die  Aufgabe,  auch  die  Erzeugnisse 
der  Poesie  auf  dieselben  Fragen  hin  zu  untersuchen,  nicht 
minder  lohnend  sein.  Dafs  hier  jedoch  durchweg  mit  anderen 
Verhältnissen  zu  rechnen  ist,  darauf  habe  ich  in  der  Einleitung 
hingewiesen.  Ich  habe  deshalb  auch  davon  Abstand  genommen, 
die  ältesten  poetischen  Denkmäler  der  Angelsachsen  wie  die 
Genesis  A  und  den  Beowulf  in  meine  Untersuchung  hinein- 
zubeziehen;  für  diese  scheint  mir  eine  eigene  Untersuchung, 
gesondert  von  der  der  Prosa,  erforderlich  zu  sein.  Im  übrigen 
verweise  ich  auf  die  Einleitung. 

Auch  an  dieser  Stelle  sei  mir  gestattet,  meinem  verehrten 
Lehrer,  Herrn  Geheimrat  Prof.  Dr.  Morsbach,  meinen  auf- 
richtigsten Dank  auszusprechen  für  die  Anregung  zu  dieser 
Arbeit  und  für  das  Interesse,  das  er  ihr  entgegengebracht  hat. 

Göttingen,  im  Februar  1915. 

Georg  Rubens. 


Inhalt. 


Seita 

Vorwort v 

Benutzte  Literatur ix 

Einleitung 1 

I.   Parataxe 8 

1.  Asyndetische  Parataxe 8 

2.  Konjunktive  Parataxe 10 

a)  Die  kopulative  Beiordnung 10 

b)  Beiordnung  durch  Konjunktionen  der  zeitlichen  Ordnung  28 

c)  Beiordnung  durch  Konjunktionen  der  räumlichen  Ordnung  30 

d)  Beiordnung  durch  Konjunktionen,  die  ein  logisches  Ver- 
hältnis bezeichnen 30 

II.   Übergang  aus  der  Parataxe  in  die  Hypotaxe 33 

1.  Übergang  des  pron.  demonstr.  in  das  pron.  relat 33 

2.  Übergang  parataktischer  Konjunktionen  in  hypotaktische  .    .  38 
III.  Hypotaxe 40 

1.  Unterordnung  durch  Konjunktionen 40 

a)  Hypotaktische  Konjunktionen  der  Zeitbestimmung  ....  41 

b)  Hypotaktische  Konjunktionen,  die  ein  logisches  Verhältnis 
bezeichnen     43 

Anhang:  Die  Objektssätze  und  die  indirekten  Frage- 
sätze      45 

2.  Unterordnung  durch  Relativpronomina 46 

3.  Gröfsere  Satzzusammenhänge;  Periodenbildung 49 

Anhang:  Die  frühkentischen  Urkunden 52 


Benutzte  Literatur. 


Becker,   Beiordnende   und   unterordnende  Satzverbindung  bei   den 

Altrömischen  Bühnendichtern.     Metz  1888. 
Behaghel,  0.,  Die  Syntax  des  Heliand.     Leipzig -Wien  1897. 
— ,  Germania  24,  167  ff. 
Boucke,  Associative  and  apperceptive  types  of  sentence-structure, 

Journal  of  Germ.  Phil.  vol.  IV,  1902,  Nr.  4. 
Delbrück,  B.,  Vergleichende  Syntax  der  indogermanischen  Sprachen. 

3.  Teil,  416—423.     Strafsburg  1900. 
D  üb  isla  v,  G.,    Satzbeiordnung   für   Satzunterordnung   im   Altfran- 
zösischen.    Berlin  1888. 
Erdmann-Mensing,   Grundzüge   der  deutschen  Syntax.     Stuttgart 

1886/98. 
Gross  mann,  H.,  Das  angelsächsiche  Relativ.    Berliner  Diss.  1906. 
Hentze,  K.,  Die  Parataxis  bei  Homer.     Göttingen  1888  —  91. 
Hermann,  E.,  Kuhns  Zeitschrift  33  (1895),  481  —  535. 
Kopas,   W.,    Die    Grundzüge    der   Satzverknüpfung   in    Cynewulfs 

Schriften.     Breslauer  Diss.  1911. 
Kube,  E.,   Die  Wortstellung  in   der  Sachsen chronik.     Jenaer  Diss. 

1886. 
Mätzner,  Ed.,  Englische  Grammatik.     Berlin  1880.     3.  Teil. 
Morris,  E.  P.,  On  Principles  and  Methods  in  Latin  Syntax,  chap. 

VI,  pp.  113 — 149,   in   den   Yale   Bicentennial  Publications  17, 

1902. 
Neckel,    Über    die    altgermanischen    Relativsätze.      Berlin  1900. 

Palästra  Bd.  5. 
Paul,  H.,  Die  Prinzipien  der  Sprachgeschichte,  4.  A.    Halle  1909. 
— ,  Mittelhochdeutsche  Grammatik,  7.  A.,  S.  150  ff.     Halle  1908. 
Ries,  J.,  Die  Wortstellung  im  Beowulf.     Halle  1907. 
Robertson,    W.    A.,    Tempus    und    Modus    in    der    altenglischen 

Chronik,  hss.  A.  und  E.     Marburger  Diss.  1907. 
Schücking,  L.  L.,  Die  Grundzüge  der  Satzverknüpfung  im  Beowulf. 

I.  Teil.     Halle  1904. 


Shepard,  W.  P.,  Parataxis  in  Provengal  in  den  Publications  o£  tke 
Mod.  Lang.  Ass.  of  America  vol.  21,  3.     1906. 

Steinthal-Misteli,  Charakteristik  der  hauptsächlichen  Typen  des 
Sprachbaus.     Berlin  1893. 

Tobler,  L.,  „Und"  als  relative  Konjunktion.  Germania  13,  91  ff. 
1868. 

— ,  Über  Auslassung  und  Vertretung  des  pron.  rel.,  Germania 
17,  257  ff.     1872. 

Wunderlich,  Der  deutsche  Satzbau,  2.  A.  Bd.  1  und  2.  Stutt- 
gart 1901. 

Wundt,  W.,  Völkerpsychologie,  Bd.  1.  2.  Die  Sprache.  3.  A. 
Leipzig  1911/12. 


Einleitung. 


„Auf  einer  je  ursprünglicheren  Stufe  wir  die  Sprache  vor- 
finden, in  um  so  einfacherer  Weise  fügen  sich  die  Sätze  an- 
einander und  um  so  ärmer  ist  die  Sprache  noch  an  solchen 
Wortbildungen,  die  irgendwie  das  Verhältnis  andeuten,  in 
welchem  der  Inhalt  eines  folgenden  zu  dem  eines  voraus- 
gehenden Satzes  steht"  (Wundt,  Völkerpsychologie3,  Band  2, 
die  Sprache,  S.  307). 

Es  ist  psychologisch  durchaus  erklärlich  und  wird  durch 
die  Ergebnisse  der  Sprachforschung  bestätigt,  dals  die  ursprüng- 
lichste Verbindungsweise  der  Gedanken  in  einer  ganz  losen 
Aneinanderreihung  derselben  bestand,  dafs  also  die  Sätze 
anfänglich  ganz  unvermittelt  nebeneinander  gestellt  wurden. 
Wir  bezeichnen  dieses  Stadium  als  die  Stufe  der  reinen 
Parataxe.  Sie  spielt  in  jeder  primitiven  Sprache,  so  auch  in 
der  des  Kindes,  eine  hervorragende  Eolle. 

Bei  der  Betrachtung  der  reinen  Parataxe  mufs  man  sich 
vor  der  Anschauung  hüten,  als  ob  aus  der  sprachlichen  Un- 
abhängigkeit und  Beziehungslosigkeit  der  Sätze  folge,  dafs 
diese  nun  auch  ihrem  Gedankeninhalt  nach  voneinander  un- 
abhängig wären :  ein  falscher  Rückschlufs  von  der  sprachlichen 
Form  auf  die  logischen  Beziehungen.  Diese  bestehen  ganz 
unabhängig  davon,  ob  sie  in  der  Sprache  zum  Ausdruck 
kommen  oder  nicht.  Und  es  ist  gerade  ein  Zeichen  einer  noch 
unentwickelten  Sprache,  dafs  sie  diese  Beziehungen  vielfach 
unbezeichnet  lälst,  und  zwar  deswegen,  weil  sie  sich  aus  dem 
Zusammenhang  des  Gesagten  ohne  weiteres  ergeben.  Je  weiter 
sich  aber  eine  Sprache  entwickelt,  umsomehr  wird  sie  bestrebt 
sein,  den  inneren  Zusammenhang  der  Gedanken  sich  auch  in 
der  äufseren  Form   der  Sätze,   die   ihnen  als  Träger  dienen, 

Studien  zur  engl.  Phil.  LVI.  \ 


wiederspiegeln  zu  lassen.  Das  gilt  weniger  für  die  gesprochene 
Sprache,  der  andere  Mittel  der  Verdeutlichung  zu  Gebote  stehen, 
als  für  die  Schriftsprache  und  hier  wiederum  für  die  Prosa. 
Die  Poesie  dagegen,  deren  Unmittelbarkeit  unter  einer  zu  ge- 
nauen Beobachtung  des  streng  logischen  Verhältnisses  leiden 
würde,  steht  hier  der  gesprochenen  Sprache  näher:  sie  ver- 
zichtet auf  eine  scharfe  Formulierung  der  logischen  Beziehungen. 

Damit  haben  wir  bereits  die  zweite  Stufe  der  sprachlichen 
Entwicklung  gestreift.  Hier  entstehen  jene  Wortbildungen,  die 
wir  unter  der  grammatischen  Bezeichnung  „Partikeln"  zu- 
sammenfassen. Sie  sind  es,  die  die  Beziehungen  der  Satzinhalte 
zu  einander  nun  auch  in  der  Sprache  zum  Ausdruck  bringen. 
Wir  finden  zunächst  Partikeln,  die  ein  zeitliches,  alsdann  solche, 
die  das  räumliche  Verhältnis  der  Satzinhalte  zu  einander  be- 
zeichnen. Erst  in  weiterer  Entwickelung  entstehen  Partikeln 
zur  Verdeutlichung  der  logischen  Beziehungen.  Wundt  be- 
zeichnet diese  zweite  Stufe  der  Entwicklung  als  die  kon- 
junktive  Parataxe.  Sie  ist  dadurch  charakterisiert,  dals  hier 
zwar  satzverbindende  Partikeln  vorhanden  sind,  dafs  aber  die 
(grammatische)  Selbständigkeit  der  Sätze  noch  durchaus  ge- 
wahrt bleibt :  eine  Gliederung  des  Satzes  in  solche  Bestandteile, 
die  an  sich  wiederum  den  Charakter  eines  Satzes  tragen, 
kommt  noch  nicht  vor. 

Erst  auf  einer  dritten  Entwicklungsstufe  entsteht  eine 
Unterordnung  ursprünglich  selbständiger  Sätze  unter  andere, 
und  damit  tritt  eine  Scheidung  ein,  die  für  die  Entwicklung 
des  Denkens  und  der  Sprache  von  gröfster  Bedeutung  wird. 
Solange  die  Sätze  einander  nebeugeordnet  wurden,  sei  es 
unmittelbar,  sei  es  mittelbar  durch  Partikeln,  enthielt  jeder 
einzelne  eine  in  sich  abgeschlossene  Gesamtvorstellung  (unter 
Gesamtvorstellung  ist  mit  Wundt  die  logische  Verbindung 
mindestens  zweier  Vorstellungen  zu  verstehen).  Durch  die 
Unterordnung  von  Sätzen  wird  es  ermöglicht,  mehrere  Gesamt- 
vorstellungen in  einem  einheitlichen  Satzganzen  zum  Ausdruck 
zu  bringen,  d.  h.  es  wächst  der  Umfang  der  gleichzeitig 
apperzipierten  Gesamtvorstellungen,  die  Gedankenverbindungen 
werden  umfassender. 

Die  Bedeutung  der  Hypotaxe  beruht  also  darauf,  dafs 
sie  eine  Eingliederung  der  Gedanken  ermöglicht.    Man  reiht 


3 


diese  nicht  mehr  aneinander  an,  wie  sie  sich  darbieten,  sondern 
trennt  das  Nebensächliche,  die  Nebenvorstellungen,  vom  Wich- 
tigen, den  Hauptvorstellungen  und  bringt  diese  Scheidung  in 
der  Sprache  durch  die  Unterordnung  zum  Ausdruck.  In  der 
Regel  wird  es  zunächst  so  sein,  dals  die  die  Hauptvorstellung 
begleitenden  Nebenvorstellungen  in  das  Gewand  der  sprach- 
lichen Unterordnung  gekleidet  werden;  nachdem  aber  die 
sprachliche  Hypotaxe  an  Boden  gewonnen  hat,  findet  bald  auch 
eine  Art  Konstruktionstausch  statt:  die  Hauptvorstellung  kann 
in  die  Form  eines  sprachlichen  Nebensatzes  gebracht  werden, 
die  Nebenvorstellung  in  die  eines  sprachlichen  Hauptsatzes. 
Hierher  gehören  z.  B.  die  aus  der  lateinischen  Grammatik  be- 
kannten Sätze,  die  durch  das  sog.  cum  inversivum  eingeleitet 
werden,  vgl.  iam  hoc  facere  Galli  apparabant,  cum  matres 
familiae  repente  procurrerunt  flentesque  petierunt,  ne  se  hostibus 
dederent.  (Caesar,  de  bello  Gallico  VII,  26,  3.)  Hier  hat  der 
grammatische  Hauptsatz  nur  den  Wert  einer  begleitenden  Zeit- 
bestimmung; der  durch  cum  eingeleitete  Nebensatz  enthält 
den  Hauptgedanken.  Ähnlich  im  Deutschen,  Französischen 
und  Englischen.  — 

Man  kann  hier  die  Frage  auf  werfen,  ob  die  Begriffs- 
bestimmung der  Parataxe  und  Hypotaxe  notwendig  nach  den 
angewandten  syntaktischen  Mitteln  zu  erfolgen  habe,  ob 
nicht  vielmehr  einer  Auffassung  der  Vorzug  zu  geben  ist,  die 
von  dem  Gedankeninhalt  der  verbundenen  Sätze  ausgeht. 
Einen  solchen  Standpunkt  vertritt  Paul.  Er  legt,  im  Gegensatz 
zu  Wundt,  das  Hauptgewicht  auf  das  logische  Verhältnis  der 
Sätze  zueinander.  Nun  zeigt  es  sich  jedoch  —  und  Paul 
kommt  auch  dementsprechend  zu  demselben  Resultat  — ,  dafs 
es  bei  dieser  Art  der  Betrachtung  eine  eigentliche  Parataxe 
überhaupt  nicht  geben  kann.  Denn  in  zusammenhängender 
Gedankenäulserung  (und  um  solche  handelt  es  sich  hier  nur) 
ist  jeder  Satz  durch  den  vorhergehenden  bestimmt;  es  ist  gar 
nicht  möglich,  Sätze  aneinander  zu  reihen,  die  ganz  unabhängig 
voneinander  sind.  Es  liegt  also  stets  eine  logische 
Hypotaxe  vor,  einerlei  ob  dies  in  der  Sprache  zum  Ausdruck 
kommt  oder  nicht.  „Eine  solche  logische  Unterordnung  aber 
als  Beiordnung  zu  bezeichnen  ist  durchaus  inkorrekt"  (Paul, 
Prinzipien  der  Sprachgeschichte4,  S.  145). 


Nur  für  einen  Fall  läfst  Paul  die  Parataxe  zu:  in  so- 
genannten Parallelsätzen  „wo  nicht  ein  Satz  den  andern, 
sondern  beide  sich  gegenseitig  bestimmen,  z.  B.  er  ist  krumm, 
sie  ist  schief;  er  lacht,  sie  weint".  (Paul,  a.  a.  0.  S.  148.)  Aber 
hier  liegt  doch  schlielslich  ebenso  ein  logisches  Abhängigkeits- 
verhältnis vor,  indem  der  eine  Satz  im  Hinblick  auf  den 
andern  gesagt  ist;  es  wird  etwas  Analoges  oder  Entgegen- 
gesetztes verknüpft.  In  zusammenhängender  Erzählung  dagegen 
ist  nach  Paul  die  Parataxe  gänzlich  ausgeschlossen,  da  der 
vorhergehende  Satz  dem  folgenden  stets  eine  zeitliche,  kausale 
oder  ähnliche  Bestimmung  gibt. 

Die  Auffassung  von  Paul  ist  denn  auch  nicht  unbestritten 
geblieben.1)  Wir  müssen,  wenn  anders  wir  in  der  Frage  nach 
Parataxe  und  Hypotaxe  zu  einem  Ergebnis  kommen  wollen, 
auch  die  sprachliche  Form  berücksichtigen  und  dürfen  nicht 
allein  das  Bedeutungselement  der  Sprache  ins  Auge  fassen. 
Denn  die  Sprache  beruht  auf  der  Verbindung  dieser  beiden 
Elemente,  auf  der  Verbindung  von  Wort  und  Bedeutung.  Dem- 
nach kann  es  sich  nur  darum  handeln,  zu  untersuchen,  welche 
Beziehungen  zwischen  der  sprachlichen  Form  und  der  Be- 
deutung des  Gesagten  bestehen,  d.h.  für  unseren  Fall,  fest- 
zustellen, ob  und  in  welcher  Weise  das  (stets  vorhandene) 
gedankliche  Abhängigkeitsverhältnis  der  Sätze  in  der  Sprache 
zum  Ausdruck  kommt.  Und  hier  gelten  nun  jene  drei  Ent- 
wicklungsstufen: die  reine  Parataxe,  die  konjunktive  Parataxe, 
die  Hypotaxe.  Es  mufs  jedoch  darauf  hingewiesen  werden, 
dafs  diese  Entwicklungsstufen  an  sich  nicht  etwa  Wertegrade 
bedeuten,  nach  denen  die  syntaktische  Vollkommenheit  einer 
Sprache  bemessen  werden  könnte.  Vielmehr  kann  auch  eine 
Sprache,  in  der  die  Parataxe  vorherrscht,  sich  in  der  Weise 
ausbilden,  dafs  sie  einer  Sprache  mit  entwickelter  Hypotaxe 
nicht  nachsteht;  es  sei  nur  an  die  zahlreichen  Möglichkeiten 
einer  Partizipialkonstruktion,  z.  B.  auch  im  heutigen  Englisch, 
erinnert:  vgl.  I  left  the  room  without  his  seeing  nie,  wo  wir 


0  Vgl.  Hermann,  K.  Z.  33  (1895),  S.  481  ff.  Ries,  Was  ist  Syntax? 
S.  150;  D.  L.  Z.,  49  (1888),  Sp.  1785.  E.  P.  Morris,  On  Principles  and 
Methods  in  Latin  Syntax,  S.  142.  Wundt,  Völkerpsychologie3,  Bd.  2, 
S.  311. 


im  Deutschen  Dicht  ohne  eine  Hypotaxe  auskommen  können: 
„ohne  dafs  er  mich  gesehen  hätte".  Ferner  gelten  —  worauf  schon 
oben  hingedeutet  wurde  —  diese  Entwicklungsstufen  in  erster 
Linie  für  die  geschriebene  Sprache,  während  die  gesprochene 
Sprache  durchaus,  auch  heute  noch,  die  Parataxe  bevorzugt. 
Immerhin  wird  man  andererseits  nicht  leugnen  können,  dafs 
die  schärfere  Herausbildung  der  Hypotaxe  zum  grolsen  Teil 
durch  entsprechende  verdeutlichende  Wortbildungen  gefördert 
worden  ist.  — 

Die  folgende  Arbeit  will  den  oben  ausgeführten  Wand- 
lungen an  einem  primitiven  Sprachtypus  nachgehen;  sie  will 
also  feststellen,  ob  und  wieweit  hier  die  gedanklichen  Be- 
ziehungen der  Sätze  zum  Ausdruck  kommen,  wie  es  sich  mit 
den  drei  Stufen  der  reinen  Parataxe,  der  konjunktiven  Parataxe 
und  der  Hypotaxe  verhält.  Die  Sprachen  des  klassischen 
Altertums  sind  uns  im  allgemeinen  bereits  in  solch  fort- 
geschrittenem Stadium  überliefert,  dafs  sich  hier  die  allmähliche 
Entwicklung  weniger  gut  verfolgen  läfst,  wenngleich  sie  sich 
natürlich  auch  hier  nachweisen  läfst.  Anders  in  den  jüngeren 
germanischen  Sprachen:  die  frühesten  Aufzeichnungen  aus  den- 
selben geben  ein  geeignetes  Material  an  die  Hand.  Nun  hat 
sich  eine  selbständige  Prosa  hier  wie  überall  erst  verhältnis- 
mäfsig  spät  entwickelt:  die  ältesten  Aufzeichnungen  sind  fast 
ausschließlich  poetische  Erzeugnisse.  Da  sich  in  diesen  all- 
mählich ein  ganz  eigener,  oft  bereits  hoch  entwickelter  Stil 
herausgebildet  hat,  so  sind  sie  gesondert  von  den  Erzeugnissen 
der  Prosa  zu  betrachten.  Die  folgende  Untersuchung  läfst  die 
Poesie,  deren  Stilmittel  schon  so  vielfach  behandelt  sind,  zu- 
nächst aufser  acht  und  will  den  Sprachgebrauch  der  ältesten 
Prosa  untersuchen. 

Hier  haben  wir  zu  unterscheiden  zwischen  Übersetzungs- 
und Originalprosa ;  nur  die  letztere  kann  für  unsere  Zwecke  in 
Betracht  kommen.  Während  wir  nun  aus  der  althochdeutschen 
Zeit  kein  zusammenhängendes  Denkmal  in  Originalprosa  be- 
sitzen, haben  wir  in  England  neben  den  zahlreichen  Über- 
setzungen lateinischer  Werke  auch  eine  frühe  Originalschöpfung 
von  höchster  Bedeutung:  die  Sachsenchronik  oder  auch  „Sachsen- 
annalen"  genannt.  Der  älteste  Teil  derselben,  wie  sie  in  der 
Parker  Hs.   bis   zum    Jahre   891  in   einer   Hand   geschrieben 


6 

überliefert  sind,  ist  der  folgenden  Untersuchung  zugrunde 
gelegt.  Zwar  haben  wir  auch  hier,  wenigstens  in  den  Ein- 
tragungen der  früheren  Jahrhunderte,  lateinische  Quellen,  so 
vor  allem  die  sog.  recapitulatio,  die  Beda  seiner  historia  eccle- 
siastica  beigab,  weniger  diese  selbst,  und  das  66.  Kapitel 
seiner  Abhandlung  de  temporum  ratione,  das  eine  chrono- 
logische Zusammenfassung  der  wichtigsten  Weltgeschehnisse 
bis  auf  seine  Zeit  enthält.1)  Aber  in  der  Auswahl  und  Zu- 
sammenstellung des  aus  den  verschiedenen  Quellen  geschöpften 
Stoffes  gehen  die  Bearbeiter  der  Annalen  durchaus  selbständig 
vor.  Und  vor  allem  sind  die  ausführlichen  Schlachten- 
schilderungen in  den  Eintragungen  während  des  9.  Jahrhunderts 
durchaus  Originalberichte,  und  gerade  diese  sind  deshalb  für 
uns  von  gröfster  Bedeutung. 

Neben  den  Sachsenannalen  haben  wir  noch  eine  Reihe 
wichtiger  frühkentischer  Urkunden;  sie  sind,  soweit  sie  für 
unsere  Zwecke  in  Betracht  kommen,  in  einem  Anhang  be- 
rücksichtigt worden.  Die  ältesten  Gesetzessammlungen  der 
Angelsachsen,  die  Gesetze  der  Könige  der  Kenter,  bieten  keinen 
zusammenhängenden  Prosatext  und  sind  deshalb  für  unsere 
Untersuchung  nicht  geeignet.  Die  Originalprosa  König  Alfreds, 
wie  wir  sie  z.  B.  in  seinen  Vorreden  haben,  ist  nur  im  Zu- 
sammenhang mit  seinen  Übersetzungen  aus  dem  Lateinischen, 
von  denen  sie  durchaus  beeinflufst  ist,  richtig  zu  beurteilen 
und  scheidet  aus  diesem  Grunde  ebenfalls  aus. 

Es  bleibt  noch  übrig,  einiges  über  den  Gang  unserer 
Untersuchung  zu  sagen.  Sie  will  feststellen,  wieweit  in  den 
Sachsenannalen  die  Parataxe,  d.  h.  die  Aneinanderreihung,  die 
Nebenordnung  der  Gedanken  vorherrscht.  Demnach  wird  sie 
charakteristische  Fälle  parataktischer  Aneinanderreihung  zu- 
sammenstellen und  diese  aus  der  Eigenart  primitiver  Erzählungs- 
weise zu  erklären  versuchen.  Sie  führt  —  gemäfs  den  oben 
besprochenen  Entwicklungsstufen  —  zunächst  die  wenigen 
Fälle  der  reinen,  d.  h.  asyndetischen  Parataxe  auf;  sie  ist  für 
die  Sachsenannalen,  wie  überhaupt  für  die  Prosa,  ohne  wesent- 
liche Bedeutung.     Dagegen  spielt  die  zweite  Stufe,  die  kon- 


')  Über  die  sonstigen  Quellen  vgl.  Brandt,  (üesckichte  der  alteuglischen 
Literatur.  S.  1056. 


junktive  Parataxe,  eine  hervorragende  Rolle,  und  zwar  in 
ihrer  einfachsten,  der  reinen  Parataxe  noch  sehr  nahestehenden 
Form:  der  kopulativen  Beiordnung  durch  ond.  Zu  zeigen, 
von  welcher  Bedeutung  die  kopulative  Beiordnung  für  die 
Sachsenannalen  ist,  wird  den  wichtigsten  Teil  der  Arbeit  aus- 
machen. Es  folgen  sodann  die  Fälle,  wo  ein  zeitliches  oder 
räumliches  Verhältnis,  schliefslich  die,  wo  logische  Beziehungen 
durch  beiordnende  Konjunktionen  zum  Ausdruck  kommen. 

Im  zweiten  Hauptabschnitt  werden  gewisse  Erscheinungen 
behandelt,  die  zeigen,  wie  zwischen  bestimmten  parataktischen 
Verbindungen  allmählich  engere  Beziehungen  entstehen,  wie 
ein  Übergang  aus  der  Parataxe  in   die  Hypotaxe  stattfindet. 

Im  dritten  Teil  endlich  wird  die  Hypotaxe  behandelt,  so- 
weit sie  in  den  Sachsenannalen  schon  sprachlich  ausgebildet  ist. 
Die  Einteilung  folgt  hier  im  wesentlichen  dem  entsprechenden 
Abschnitt  in  Schückings  Buch:  Die  GrundzUge  der  Satz- 
verknüpfang  im  Beowulf,  I.  Teil,  Halle  1904. 

Der  Untersuchung  zugrunde  liegt  der  Text,  wie  ihn  Earle- 
Plummer,  Two  of  the  Saxon  Chronicles  Parallel  (5.  und  E.), 
Oxford  1892,  für  die  Parker  Hs.  bieten.  Aufser  acht  gelassen 
sind  alle  späteren  Interpolationen,  die  im  Druck  des  Textes 
als  solche  gekennzeichnet  sind.  Gelegentlich  herangezogen 
ist  auch  die  ältere  Ausgabe  von  Thorpe  in  den  rerum  Brittani- 
carum  medii  aevi  scriptores,  t.  23,  London  1861. 


I. 
Parataxe. 


1.   Asyndetische  Parataxe. 

Asyndetische  Parataxe  haben  wir  da,  wo  innerlich  zu- 
sammengehörige Sätze  ohne  Vermittlung  irgend  eines  Binde- 
wortes nebeneinander  gestellt  werden.  Die  asyndetische 
Parataxe,  die  in  der  angelsächsischen  Poesie  so  häufig  an- 
zutreffen ist,  tritt  in  der  Prosa  zurück.  So  findet  sie  sich 
auch  in  der  Sachsenchronik  nur  vereinzelt,  in  eng  zusammen- 
gehörigen Sätzen.  Der  asyndetisch  angeschlossene  Satz  enthält 
gewöhnlich  eine  weitere  Ausführung,  einen  Zusatz  oder  eine 
Erklärung  zum  Vorhergehenden.  Meist  hat  er  das  gleiche 
Subjekt  oder  Objekt  wie  der  vorhergehende  Satz  oder  nimmt 
doch  irgend  einen  Satzteil  desselben  wieder  auf.  Häufig  wird 
durch  Voranstellung  des  Verbs  (meist  hcefde,  wces)  die  engere 
Zusammengehörigkeit  mit  dem  vorhergehenden  Satz  zum  Aus- 
druck gebracht. 

167.  To  pam  Lucius  Bretene  Jcyning  sende  stafas,  bced 
pcet  he  wcere  Cristen  gedon. 

Bei  weitem  häufiger  als  die  reine  Parataxe  findet 
sich  in  Sätzen  dieser  Art  die  Verbindung  durch  ond,  meist 
unter  gleichzeitiger  Wiederaufnahme  des  Subjekts  durch 
das  Personalpronemen.  (Die  jüngeren  Hss.  haben  z.  T.  ond, 
so  E.) 

491.  Her  (=  in  diesem  Jahre)  JElle  ond  Cissa  ymb  sceton 
Andredes  cestor,  ond  ofslogon  alle  pa  pe  pcer  inne  eardedon, 
ne  wearp  frcer  forjpon  an  Brei  to  lafe. 


9 

Der  asyndetisch  angeschlossene  Satz  nimmt  das  im  vorher- 
gehenden Satz  Gesagte  in  negativer,  verstärkender  Form 
wieder  auf. 

658.  Her  Cenivalh  gefeaht  cet  Peonnum  wip  Walas,  ond 
hie  gefliemde  op  Pedridan;  pis  wces  gefohten  sippan  he  of  East 
Englum  com.  he  wces  pcer  IIT  gear  on  wrece,  hcefde  hine 
Penda  adrifenne,  ond  rices  benummenne.  forpon  he  his  swostor 
anforlei 

Der  asyndetisch  angeschlossene  Satz  gibt  eine  Erklärung 
zum  Vorhergehenden.    Gewöhnlich  steht  ond, 

670.  ond  Hlophere  feng  to  biscepdome  ofer  Wesseaman 
JEgelbryhtes  biso  nefa.  ond  heold  VII  gear,  Peodor  biso 
hine  gehalgode. 

Der  asyndetisch  angeschlossene  Satz  enthält  einen  Zusatz 
zum  Vorhergehenden.   E  hat:  ond  Peodorus  biscop  hine  halgode. 

891.  ond  prie  Scottas  eomon  to  JElfrede  cyninge,  on  anum 
bäte  butan  celcum  gereprum  of  Hibernia,  ponon  hi  hi  bestcelon 
forpon  pe  hi  woldon  for  Oodes  lufan  on  elpiodignesse  bcon, 
hi  ne  rohton  hwcer  (Zusatz  zum  Vorhergehenden). 

Ebenfalls  eine  reine  Parataxe  liegt  vor: 

690.  JEr  wcerun  Romanisce  biscepas,  sippan  wcerun  Englisce, 
wo  die  parataktische  Ausdrucksweise  durch  die  Gegenüber- 
stellung von  osr  und  sippan  bedingt  ist.  (Parataxe  in  Parallel- 
sätzen, Paul,  Prinzipien  der  Sprachgeschichte4,  S.  148).  Vgl. 
Einleitung  S.  4. 

An  in.  Die  sog.  constructio  ccno  xolvoV  findet  sich  in  dem  ältesten 
Teil  der  Sachsenannalen  noch  nicht.  In  S  tritt  sie  zum  ersten  Male  in 
den  Eintragungen  der  Jahre  901  und  906  auf. 

901.  ond  on  pys  ilcan  gere  fordferde  JEpered.  wces  on 
Defenum  ealdormon,  feower  wucum  cer  JElfred  cyning. 

906.  Her  on  pys  geare  gefor  JElfred,  wces  cet  Badum 
gerefa. 

In  der  jüngeren  Redaktion  E  ist  diese  Konstruktion  bereits 
sehr  häufig,  besonders  bei  hatan.  Belege  siehe  bei  Grossmann, 
a.a.O.  S.  lff. 


10 


2.   Konjunktive  Parataxe. 
a)   Die  kopulative  Beiordnung. 

Die  einfachste  Form  der  konjunktiven  Parataxe  ist  die 
kopulative  Beiordnung.  Fügt  die  reine  Parataxe  die  Sätze 
ohne  jegliches  Bindemittel  aneinander,  so  unterscheidet  sich 
die  kopulative  Beiordnung  nur  dadurch  von  ihr,  dafs  sie  zu- 
sammengehörige Sätze  nicht  unmittelbar  nebeneinanderstellt, 
sondern  vermittels  der  anreihenden  Konjunktion  ond  verbindet, 
wobei  das  Verhältnis,  in  welchem  der  Inhalt  des  so  angeknüpften 
Satzes  zu  dem  des  vorhergehenden  steht,  formell  aufser  acht 
bleibt. 

Die  kopulative  Beiordnung  ist  das  in  der  Sachsenchronik 
am  häufigsten  angewandte  Satzverbindungsmittel.  —  Die  an- 
reihende Konjunktion  ond  wird  zunächst  gebraucht  als  ver- 
knüpfende Partikel  in  zusammenhängender  Erzählung. 

Wo  wir  in  der  Sachsenchronik  längere,  ausführliche 
Berichte  über  ein  Ereignis  haben,  wie  z.  B.  zum  Jahre  755  in 
der  Schilderung  des  Kampfes  zwischen  Cynewulf  und  Cyne- 
heard,  und  in  den  seit  der  2.  Hälfte  des  9.  Jahrhunderts  ein- 
setzenden Berichten  über  die  Kämpfe  mit  den  Dänen,  ist  ond 
die  vorherrschende,  ja  fast  die  einzige  Konjunktion,  die  die 
Sätze  miteinander  verbindet.  Neben  ihr  treten  Konjunktionen, 
die  das  Verhältnis  der  Sätze,  ihre  gedanklichen  Beziehungen 
zueinander  näher  bezeichnen,  noch  völlig  zurück.  Ebensowenig 
findet  sich  eine  Eingliederung  von  Sätzen,  sei  es  durch  Relativ- 
pronomina, sei  es  durch  unterordnende  Konjunktionen.  Der 
Berichterstatter  gibt  seine  Gedanken  in  der  gleichen  Reihe- 
folge wieder,  wie  sie  sich  ihm  darbieten :  er  bemüht  sich  nicht, 
die  Beziehungen,  die  sich  ja  aus  dem  Zusammenhang  des 
Gesagten  von  selbst  ergeben,  auch  in  der  Sprache  zum  Aus- 
druck zu  bringen  oder  das  Nebensächliche  vom  Wichtigen  zu 
trennen  und  es  durch  Eingliederung  zu  kennzeichnen.  Es 
kommt  ihm  nur  darauf  an,  von  seinen  Lesern  verstanden  zu 
werden,  und  das  wird  er  so  ebensogut,  als  wenn  er  alle  Be- 
ziehungen zum  Ausdruck  gebracht  hätte.  So  erhalten  wir  fast 
nur  Sätze,  die  durch  ond  aneinandergereiht  sind.  Hinzu  tritt 
höchstens  noch  die  Zeitpartikel pa,  wie  ja  der  Ausdruck  des  Zeit- 
verhältnisses in  jeder  primitiven  Sprache  eine  grofse  Rolle  spielt. 


11 

Nehmen  wir,  um  zu  sehen,  wie  der  Chronist  verfährt, 
z.  B,  die  Eintragung  des  Jahres  718. 

Her  Ingild  forpferde  Lies  bropur,  ond  laxer a  stvostur 
wcerun  Cuenburg  ond  Cupburh,  ond  sio  Cupburg  poet  liif  cet 
Winburnan  aroerde,  ond  hio  wces  forgifen  Norpanhymbra 
cyninge  Aldferpe,  ond  hie  be  him  lifgendum  hie  gedceldun. 

Trotz  der  Kürze  der  Eintragung  fällt  einem  entwickelteren 
Sprachgefühl  schon  hier  der  Mangel  an  die  Beziehungen  der 
Sätze  zueinander  kennzeichnenden  Konjunktionen  und  die 
Häufung  der  Konjunktion  ond,  die  an  die  Stelle  tritt,  auf. 
Als  wichtigstes  Ereignis  wird  zunächst  der  Tod  des  Ingild, 
des  Bruders  des  Ine,  berichtet.  Und  nun  werden  an  den  Bericht 
dieser  Tatsache  verschiedene  Zusätze  angeknüpft,  jedesmal  durch 
ond  eingeleitet.  In  dem  zweiten  Satz  hören  wir  von  den 
Schwestern  des  Ingild  und  Ine :  ond  hiera  stvostur  wcerun  Cuen- 
burg ond  Cupburh.  Die  Erwähnung  der  Cufburh  führt  zu  einem 
näheren  Eingehen  auf  deren  Leben:  es  ist  jene  Cupburh,  die 
das  Kloster  Wimborne  gründete  und  in  dasselbe  eintrat:  ond  sio 
Cupburg  pcet  liif  cet  Winburnan  aroerde.  Vorher  aber  war  sie 
die  Gemahlin  des  Königs  Aldferth  von  Northumbrien  gewesen, 
von  dem  sie  sich  jedoch  getrennt  hatte:  ond  hio  wces  forgifen 
Norpanhymbra  cyninge  Äldferpe,  ond  hie  be  him  lifgendum  hie 
gedceldun.  Mit  dem  letzten  Satz  wird  wieder  auf  den  Eintritt 
der  Cu]?burh  in  das  Kloster  verwiesen.  Wir  sehen,  diese  fünf 
Sätze  werden  unterschiedslos  aneinandergereiht:  die  Be- 
ziehungen, in  denen  sie  zueinander  stehen,  werden  durch 
keinerlei  Konjunktionen  oder  Eingliederung  verdeutlicht.  Ver- 
gleichen wir  einmal  hiermit,  wie  der  berühmte  Chronist  des 
12.  Jahrhunderts,  Wilhelm  von  Malmesbury,  in  seinen  gesta 
regum  Anglorum  dieselben  Vorgänge  darstellt.  Dort  heilst  es 
I,  35  (ed.  Stubbs,  Rolls  Series):  habuit  .  .  .  Ina  sorores  Cuth- 
burgam  et  Quenburgam;  Cuthburga  Alfrido  Northanimbrorum 
regi  nuptum  tradita,  sed,  non  post  multum  coniugio  diducto, 
primo  apud  Berkingum  sub  abbatissa  Hildilida,  mox  ipsa 
magistra  regulae  Wimburnae  Deo  placitam  vitam  transegit. 
Hier  haben  wir  in  zwei  Sätzen  unter  gänzlicher  Vermeidung 
der  satzverbindenden  Konjunktion  „und"  die  in  unserer  Chronik 
in  so  primitiver  Weise  aneinandergefügten  Vorgänge  über- 
aus  geschickt  dargestellt,   sogar   noch  mit  verschiedenen  Er- 


12 

Weiterungen.  Allerdings  müssen  wir  im  Auge  behalten,  dafs 
es  sich  bei  Wilhelm  von  Malmesbury  um  wirkliche  Geschichts- 
schreibung handelt,  während  die  angelsächsische  Chronik, 
wenigstens  in  ihren  ältesten  Teilen,  keinen  anderen  Zweck 
verfolgt,  als  die  wichtigsten  Ereignisse  eines  Jahres  zusammen- 
zustellen, wodurch  die  knappe  Art  der  Darstellung  bedingt  ist. 
Aber  auch  in  den  längeren  zusammenhängenden  Berichten 
zeigt  sich  eine  Häufung  von  ond-Sätzen ;  selten  rinden  wir  auch 
hier  noch  Konjunktionen,  die  ein  logisches  Verhältnis  bezeichnen, 
selten  eine  Unterordnung  von  Sätzen.  Besonders  charakte- 
ristisch ist  der  Bericht  über  das  Jahr  755,  der  die  anschauliche 
Schilderung  des  Kampfes  zwischen  Cynewulf  und  Cyneheard 
enthält.  Auch  hier  rinden  wir  das  satzverbindende  ond  aufser- 
ordentlich  häufig,  mehr  als  fünfzig  Mal,  verwandt.  Gewöhnlich 
steht  es  mit  pa  verbunden,  da  das  Zeitverhältnis  hier  das 
einzige  ist,  was  von  Bedeutung  ist;  von  Konjunktionen,  die 
ein  logisches  Verhältnis  bezeichnen,  findet  sich  nur  einmal  ac, 
einmal  peak.  Bemerkenswert  ist  der  Aufbau  des  Berichts;  er 
ist  charakteristisch  für  die  Struktur  der  meisten  Annalen. 
Ehe  wir  an  die  Schilderung  des  Kampfes  kommen,  werden 
andere  Vorfälle  des  gleichen  Jahres  berichtet.  Wir  hören  zu- 
nächst von  der  Absetzung  des  Königs  Sigebryht  durch  Cyne- 
wulf: Her  Cynewulf  benam  Sigebryht  his  rices  ond  West  Seaxna 
wiotan  for  unryhtum  deedum,  buton  Hamtunscire.  Daran 
schliefsen  sich,  mit  ond  angeknüpft,  eine  Anzahl  von  Zusätzen 
an,  die  das  Vorhergehende  noch  weiter  ausführen:  ond  he 
heefde  pa  op  he  ofslog  pone  aldor  mon  pe  him  lengest  wunode; 
ond  hiene  pa  Cynewulf  on  Andred  adreefde,  ond  he  peer 
wunade  op  pmt  hiene  an  swan  ofstang  cet  Pryfetes  flodan. 
Noch  ein  weiterer  Zusatz  wird  mit  ond  angeschlossen,  der  aber 
nicht,  wie  die  vorhergehenden,  ein  neues  Moment  der  Er- 
zählung bringt,  sondern  nur  den  Wert  einer  abschlief  senden 
Zusammenfassung  hat:  ond  he  wrcec  fione  aldor  mon  Cumbran 
(„und  so"  rächte  er,  nämlich  der  im  vorigen  Satz  erwähnte 
swan,  den  Aldormann  Cumbra,  den  Sigebryht  erschlagen  hatte). 
Nun  geht  der  Berichterstatter  zu  einem  neuen  Punkte  über, 
der  wieder  durch  ond  angeknüpft  wird:  ond  se  Cynewulf  oft 
miclum  gefeohtum  feaht  wip  Bretwalum.  Und  nun  folgt  als 
dritter  Teil   der  Bericht   über   den  Überfall  des  Cyneheard, 


13 

eingeleitet  durch  den  Satz:  ond  ymb  'XXXI'  ivifd  fices  pe  he 
rice  hcefde,  he  wolde  adrcefan  anne  mpeling  se  was  Cyneheard 
haten.  Daran  schliefst  sich  noch  ein  Zusatz  an  über  Cyne- 
heard: ond  se  Cyneheard  wees  ])03s  Sigebryhtes  bropur,  worauf 
die  eigentliche  Erzählung  einsetzt:  ond  pa  geascode  he  pone 
cyning  lytle  werode  on  wifcyppe  on  Merantune,  ond  hine 
pmr  berad  usw.  Hier  zeigt  sich  wieder  deutlich  die  primitive 
Art  der  Erzählung.  Jeder  Fortgang,  jedes  neue  Ereignis  wird 
durch  ond  oder  ond  pa  eingeleitet.  Die  gedanklichen  Be- 
ziehungen werden  durch  keine  besonderen  Konjunktionen  zum 
Ausdruck  gebracht;  sie  ergeben  sich  ja  aus  dem  Zusammen- 
hang ohne  weiteres.  Gerade  dadurch  unterscheidet  sich  ein 
primitiver  Prosastil  von  dem  durchgebildeteren,  dafs  letzterer 
bestrebt  ist,  alle  Beziehungen  möglichst  genau  auch  in  der 
Sprache  wiederzugeben;  die  primitive  Sprache  tiberlälst  es 
dem  Leser  oder  Hörer,  sich  diese  zurechtzulegen.  So  wird 
alles,  was  nur  den  Wert  eines  begleitenden  Nebenumstandes 
hat,  nicht  besonders  gekennzeichnet,  sondern  genau  wie  das 
Übrige  aneinandergereiht;  es  findet  keine  Eingliederung  statt. 
Hierher  gehören  z.  B.  Sätze  wie  ond  pa  ongeat  se  cyning  past, 
der  im  Vergleich  zu  dem  Inhalt  der  folgenden  Sätze:  ond  he  on 
pa  duru  eode,  ond  pa  unheanlice  hine  werede  usw.  eine  unter- 
geordnete Stelle  einnimmt.  In  ähnlicher  Weise  liefse  im 
folgenden  der  Satz:  on  pa  on  pees  wifes  gebmrum  onfundon 
pais  cyninges  pegnas  pa  unstilnesse  eine  Unterordnung  zu  unter 
das  folgende:  ond  pa  pider  urnon  swa  hwelc  swa  ponne  gearo 
wearp  ond  radost.  In  den  beiden  nächsten  Sätzen:  ond  hiera 
se  wpeling  gehwelcum  feoh  ond  feorh  gebead,  ond  hiera  narnig 
hit  gepiegean  nolde  ist  der  vorliegende  Gegensatz  der  beiden 
Satzinhalte  durch  die  parallele  Wortstellung  zum  Ausdruck 
gebracht.  Ein  schärferer  Gegensatz  wird  durch  das  folgende 
ac  eingeleitet:  die  Partei  des  Königs  will  nicht  nur  von 
dem  ihr  angebotenen  Vergleich  nichts  wissen,  sondern  hält 
es  sogar  für  ihre  Pflicht,  im  Kampfe  den  Tod  zu  suchen,  gilt 
es  doch  als  eine  Schande,  den  Gefolgsherrn,  der  im  Kampfe 
gefallen  ist,  zu  tiberleben:  ac  hie  simle  feohtende  wmran  op 
hie  alle  losgon  butan  anum  Bryttiscum  gisle.  Und  nun  wird 
noch  hinzugefügt:  ond  se  swipe  gewundad  wms.  Damit  soll 
gewissermalsen    das    Überleben    dieses    Mannes    entschuldigt 


14 

werden :  ist  er  auch  nicht  gefallen,  so  hat  er  sich  doch  schwere 
Verwundungen  zugezogen.  Bemerkenswert  ist  hier  wieder 
das  Fehlen  einer  Konjunktion,  die  dieses  Verhältnis,  das  sich 
aus  dem  Zusammenhang  zweifellos  ergibt,  andeutet.  Weiter 
unten  haben  wir  eine  ganz  analoge  Stelle:  von  der  Partei  des 
Atheling  bleibt  auch  nur  ein  Einziger  am  Leben;  von  dem 
heilst  es:  ond  he  his  feorh  gener ede  ond  peak  he  ivces  oft  ge- 
wundad.  Hier,  wo  dasselbe  gedankliche  Verhältnis  wie  in  der 
obigen  Stelle  vorliegt,  wird  dieses  durch  die  Partikel  peah  zum 
Ausdruck  gebracht.  —  Nun  folgen  zwei  durch  pa  eingeleitete 
Sätze :  pa  on  morgenne  gehierdun  Pcet  pces  cyninges  pegnas  pe 
him  he  ceftan  tvcerun  pcet  se  cyning  ofslcegen  ivces,  pa  ridon 
hie  pider.  Hier  erhebt  sich  wie  überall  da,  wo  wir  in  angel- 
sächsischen Texten  ein  korrespondierendes  pa  , .  .  pa  antreffen, 
die  Frage:  sind  die  beiden  Sätze  einander  gleichgeordnet, 
stehen  sie  in  parataktischem  Verhältnis  zueinander  oder  ist  der 
eine,  meist  der  erste,  dem  anderen  untergeordnet,  hat  also  das 
eine  ])a  bereits  hypotaktische  Funktion  angenommen?  Hier 
läfst  sich  eine  Entscheidung  nur  treffen,  wenn  man  den  Sprach- 
gebrauch in  jedem  Denkmal  genau  untersucht.  Für  die 
Sachsenchronik  scheint  hier  bereits  hypotaktisches  pa  vor- 
zuliegen, und  dieses  haben  wir  auch  an  unserer  Stelle  an- 
zunehmen. (Näheres  unter  II,  2  Übergang  parataktischer 
Konjunktionen  in  hypotaktische).  Nun  folgt  wieder  eine  Reihe 
von  ond- Sätzen,  in  denen  die  Verhandlungen  zwischen  den 
beiden  Parteien  berichtet  werden.  Die  jeweilige  Aussage 
oder  Antwort  einer  Partei  wird  eingeleitet  durch  ein:  ond  pa 
cucedon  hie  Pcet,  ond  hie  cucedonpcet  u.  ä.  Das  Verständnis  der 
ganzen  Stelle  wird  sehr  erschwert  durch  den  Mangel  an  unter- 
scheidenden Pronomina.  Die  Verhandlungen  zerschlagen  sich, 
es  kommt  zum  Kampfe:  ond  hie  pa  ymb  pa  gatu  feohtende 
wceron  oppcet  hie  Pmr  inne  fulgon,  ond  pone  cepeling  ofslogon, 
ond  pa  men  pe  him  mid  wcerun  alle  hutan  anum,  se  wces  pces 
aldormonnes  godsunu,  ond  he  his  feorh  generede  ond  peah  he 
wces  oft  gewundad.  Hierzu  ist  noch  folgendes  zu  bemerken: 
beachtenswert  ist,  dafs  hier  (und  auch  sonst)  wichtige  Er- 
eignisse in  Sätzen  berichtet  werden,  die  die  Form  eines  sprach- 
lichen (grammatischen)  Nebensatzes  haben :  oppcet  hie  pcer  inne 
fulgon   ond  pone   cepeling   ofslogon.    Wir  sehen  daraus,  dal's 


15 

schon  in  früher  Zeit  die  grammatische  Hypotaxe  auch  in 
solchen  Sätzen  angewandt  wurde,  denen  ihrer  Bedeutung  nach 
eine  Unterordnung  nicht  zukommt.  Gerade  bei  der  Konjunktion 
oppost  ist  das  häufig  der  Fall.1)  Dafs  der  Satz:  ond  pone 
ospeling  ofslogon  usw.,  der  das  wichtigste  neue  Moment  bringt, 
noch  von  der  Konjunktion  oppcet  abhängig  ist,  ergibt  sich 
daraus,  dafs  das  Subjekt  hie  nicht  wieder  aufgenommen  ist, 
wie  es  bei  einem  selbständigen  Satze  nach  dem  Sprachgebrauch 
in  den  ältesten  Annalen  der  Fall  sein  würde;  aus  der  Wort- 
stellung allein  ist  es  nicht  zu  schlief sen,  da  die  Voranstellung 
des  Objekts  vor  das  Verb  auch  in  selbständigen  Sätzen  über- 
aus häufig  ist  (vgl.  Kube,  a.  a.  0.  S.  14  ff.).  Charakteristisch 
für  den  primitiven  Stil  der  Chronik  sind  die  beiden  letzten 
Sätze:  ond  he  his  feorh  gener ede  ond  peak  he  wces  oft  gewundad. 
Im  vorhergehenden  ist  berichtet,  dafs  alle  aufser  einem  gefallen 
sind:  alle  butan  anum.  Aber  auch  dieser  ist  doch  wenigstens 
schwer  verwundet;  um  das  deutlich  zu  machen,  wird  noch 
einmal  wiederholt,  dafs  er  am  Leben  blieb:  ond  he  his  feorh 
generede,  worauf  der  Zusatz  folgt:  ond  peak  he  tvces  oft  ge- 
wundad. Eine  ähnliche  primitive  Form  des  Berichts  haben 
wir  z.  B.  auch  882,  wo  es  am  Schlufs  heifst:  ond  tuegen  scip 
hiosstas  him  on  hond  eodon,  ond  ])a  woeron  miclum  forslmgene 
ond  forwundode  mr  hie  on  hond  eodon.  Anstatt  zu  sagen: 
zwei  Schiffsbesatzungen  ergaben  sich  ihm  (=  König  Alfred), 
aber  erst  nach  heftigem  Kampfe,  als  sie  schwer  verwundet 
waren,  heifst  es:  zwei  Schiffsbesatzungen  ergaben  sich  ihm, 
und  sie  waren  böse  zugerichtet  und  schwer  verwundet,  ehe 
sie  sich  ihm  ergaben.  Es  wird  also  hier  ebenfalls  das  im 
ersten  Satz  Gesagte  noch  einmal  wiederholt,  hier  in  Form 
eines  grammatisch  untergeordneten  Satzes:  mr  hie  on  hond 
eodon,  indem  es  durch  einen  anderen  Satz  (ond  pa  woeron 
miclum  forslmgene  ond  forwundode)  modifiziert  wird. 

Damit  schliefst  der  Bericht  über  den  Kampf  ab,  wohl  eine 
der  interessantesten  Schilderungen  in  der  ganzen  Chronik.  Wir 
erfahren  noch  einiges  weitere  über  Cynewulf  und  seinen  Gegner: 
ond  se  Cynewulf  ricsode  'XXXI'  wiüt.    ond  his   lic  lip  mt 

*)  Hierauf  hat  schon  Schücking,  Grundzüge  der  Satzverknüpfung  im 
Beowulf  S.  XI  Anin.  hingewiesen.  —  Vgl.  auch  Einleitung  S.  3  und  unter 
III  Hypotaxe:  oppset. 


16 

Wintan  ceastre,  ond  pces  cepelinges  cet  Ascan  mynster,  ond 
hiera  ryht  fcederan  cyn  gcep  to  Cerdice.  Dann  werden,  ein- 
geleitet durch  die  Worte:  ond  py  ilcan  geare,  andere  Ereignisse 
des  Jahres  755  aufgezählt.1)  Mit  einem  Stammbaum  des 
Mercierkönigs  Offa  schliefst  der  inhaltsreiche  Bericht. 

Ähnlich,  in  bezug  auf  Sprache  und  Aufbau,  wie  die  des 
Jahres  755,  sind  nun  auch  die  anderen  Eintragungen,  soweit 
sie,  etwa  seit  der  Mitte  des  9.  Jahrhunderts,  an  Umfang  zu- 
nehmen. Auch  hier  tiberall  noch  Vorherrschen  der  para- 
taktischen Satzverbindung  durch  ond;  auch  hier  Mangel  an 
Konjunktionen,  die  ein  logisches  Verhältnis  bezeichnen,  selten 
Eingliederung  von  Sätzen,  sei  es  durch  Relativpronomina,  sei 
es  durch  unterordnende  Konjunktionen.  Was  den  Aufbau  der 
Eintragungen,  die  Art  und  Weise  der  Berichterstattung  betrifft, 
so  ist  es  meist  so,  dafs  sich  an  die  Aufzeichnung  einer  Haupt- 
tatsache der  Bericht  der  damit  in  Zusammenhang  stehenden 
Einzelheiten  in  einer  Reihe  von  ond- Sätzen  anschliefst.  Als 
Beispiel  diene  die  Eintragung  zum  Jahre  836.  Hauptereignis: 
Tod  des  Königs  Ecgbryht:  Her  Ecgbryht  cyning  forpferde. 
Daran  anschliefsend  wird  einiges  aus  dem  Leben  des  ver- 
storbenen Königs  berichtet:  er  ist  einst  von  dem  Mercierkönig 
Offa  und  dem  Westsachsenkönig  Beorhtric  nach  Frankreich 
vertrieben  worden:  ond  hine  hcefde  cer  Offa  Miercna  cyning 
ond  Beorhtric  Wesseaxna  cyning  afliemed  'III'  gear  of  Angel- 
cynnes  lande  on  Fronclond  mr  he  cyning  wmre*  Nun  wird 
in  einem  weiteren  ond- Satz  erzählt,  was  Beorhtric  veranlafst 
hat,  Offa  bei  der  Vertreibung  des  Ecgbryht  zu  unterstützen:  er 
steht  in  verwandtschaftlichem  Verhältnis  zu  Offa,  hat  dessen 
Tochter  zur  Gemahlin:  ond  py  fultumode  Beorhtric  Offan  Jnj 
he  hoßfde  his  dohtor  him  to  cuene.  In  dem  folgenden  Satz  kehrt 
der  Berichterstatter  wieder  zu  Ecgbryht  zurück  und  berichtet, 
wie  lange  er  König  gewesen  ist:  ond  sc  Ecgbryht  ricsode 
XXXVII'  wifit  ond  'VII  monap.    Daran  anschliefsend  wird 

*)  Der  Kampf  zwischen  Cynewnlf  und  Cyneheard  fand  nicht  im  Jahre 
755  statt,  sondern  erst  784,  wie  aus  der  Eintragung  des  Jahres  784  her- 
vorgeht: Her  Cyneheard  ofslog  Cynewulf  cyning,  ond  he  pcer  tvearp  of- 
slcegen.  Während  hier  nur  die  blofse  Tatsache  verzeichnet  wird,  wird  die 
ausführliche  Schilderung  bereits  bei  der  Erwähnung  der  Thronbesteigung 
im  Jahr  755  vorweggenommen. 


17 

die  Teilung  des  Reiches  unter  seine  beiden  Söhne  erwähnt: 
ond  feng  Epelivulf  Ecgbrehting  to  Wesseaxna  rice,  ond  he 
salde  his  suna  JEpelstane  Cantwara  rice  ond  East  Seaxna 
ond  Suprigea  ond  Sup  Seaxna.  In  dem  letzten  Satze  ist  durch 
die  Knappheit  des  Ausdrucks  die  Möglichkeit  zu  einem  Mifs- 
verständnis  gegeben.  Denn  es  liegt  nahe,  das  Subjekt  he  auf 
den  unmittelbar  vorhergenannten  Efelwulf  zu  beziehen,  sodafs 
^elstan  als  Sohn  des  EJ?elwulf  erschiene;  in  der  Tat  ist  die 
Stelle  von  späteren  Chronisten  in  diesem  Sinne  milsverstanden 
worden.  Die  jüngeren  Redaktionen  der  Chronik  zeigen  aber 
deutlich,  dals  ütyelstan  der  Sohn  des  Ecgbryht,  nicht  des 
E]?elwulf  ist;  vgl.  E:  ond  feng  jEpelwulf  his  sunu  to  West 
Seaxna  rice  ond  JEöelstan  his  oder  sunu  feng  to  Cantwara  rice 
ond  to  SuÖrigan  ond  to  Sudseaxna  rice.  Und  so  ist  auch  das 
in  £  stehende  Pronomen  he  nicht  auf  das  Wort  zu  beziehen,  das 
grammatisch  zunächst  liegt  und  dem  Sinne  nach  passen  könnte, 
auf  Efelwulf,  sondern  auf  Ecgbryht,  der  im  Mittelpunkt  des 
ganzen  Berichtes  steht.  Eine  genauere  Untersuchung  über  die 
Verwendung  der  Pronomina  bestätigt  das.  Denn  bei  Beziehung 
auf  das  unmittelbar  vorher  Genannte,  also  hier  auf  EJ?elwulf, 
würde  die  Verknüpfung  nicht  durch  ond  he,  sondern  durch  das 
enger  verbindende  ond  se,  und  zwar  gewöhnlich  unter  Wieder- 
aufnahme des  Namens  (also  ond  se  [Epelwulf])  hergestellt 
werden. 

Eine  auf  serordentliche  Häufung  von  ond-  Sätzen  treffen 
wir  in  den  Schilderungen  der  Kämpfe  mit  den  Dänen,  seit  der 
zweiten  Hälfte  des  9.  Jahrhunderts.  Man  braucht  nur  einen 
Blick  auf  die  Eintragungen  der  Jahre  871,  878,  885  u.  a.  zu 
werfen,  um  zu  sehen,  eine  wie  bedeutende  Rolle  hier  die  Bei- 
ordnung in  ond- Sätzen  spielt.  Auch  hier  sind  die  so  mit- 
einander verknüpften  Sätze  oft  von  durchaus  ungleichem  Wert. 
So  schliefst  sich  z.  B.  871,  8  an  den  Satz:  ond  po?s  ymb  'IUI' 
niht  gefeaht  jEpered  cyning  ond  JElfred  his  oropur  wip  alne 
pone  here  on  JEsces  dune  ein  Satz  an,  der  einen  begleitenden 
Nebenumstand  bringt:  ond  hie  (das  Heer  der  Dänen)  wmrun 
on  twami  gefylcum,  on  oprum  woes  Bachsecg  ond  Halfdene  pa 
hcepnan  cyningas,  ond  on  oprum  wosron  pa  eorlas.  Während 
also  dieser  Satz  nur  den  Wert  einer  Parenthese  hat,  bringen 
die  folgenden  einen  weiteren  Fortschritt  der  Handlung,  indem 

Studien  z.  engl.  Phil.    LVI.  2 


18 

von  dem  Kampfe  selbst  berichtet  wird:  ond  pa  gefedht  se 
cyning  JEpered  wip  para  cyninga  getruman,  ond  pcer  wearp 
se  cyning  Bagsecg  ofslcegen  usw.  Ähnlich  weiter  unten:  ond 
pces  ymb  'II  monap  gefeaht  JEpered  cyning  ond  jElfred  his 
bropur  wip  pone  here  cet  Meretune,  daran  anschließend  der 
Satz:  ond  hie  wcerun  on  tucem  gefylcium.  Nun  folgt  erst  der 
eigentliche  Schlachtbericht:  ond  hie  butu  gefliemdon,  ond  longe 
on  dceg  sige  ahton  etc.  Eine  durchgebildetere  Sprache  würde 
statt  des  Satzes  ond  hie  wcerun  on  tucem  gefylcium  einen  auf 
here  bezüglichen  Relativsatz  wählen,  zumal  dadurch  die  Wieder- 
holung des  Pronomens  hie  vermieden  wird,  das  hier  ebenfalls 
zu  Mifsverständnissen  führen  kann;  denn  das  erste  Mal  ond 
hie  wcerun  on  tucem  gefylcium  bezieht  sich  hie  auf  das  un- 
mittelbar vorhergehende  here,  in  dem  zweiten  Satz  ond  hie  butu 
gefliemdon  ond  longe  on  dceg  sige  ahton  weist  es  auf  JEJ?ered 
und  iElfred.  Eben  daraus  ergibt  sich,  dals  der  Satz  ond 
hie  wcerun  on  tucem  gefylcium  nur  den  Wert  einer  Paren- 
these hat. 

Wird  das  satzverbindende  ond  in  den  Schlachtberichten, 
wo  die  einzelnen  Episoden  im  Verlauf  des  Kampfes  geschildert 
werden,  besonders  häufig  verwandt,  so  findet  es  sich  aber  auch 
tiberall  da,  wo  sonst  über  irgend  einen  Vorfall  im  Zusammen- 
hang berichtet  wird.  Nur  eine  besonders  charakteristische 
Stelle  sei  hierfür  angeführt,  die  Eintragung  des  Jahres  855, 
wo  über  die  Romfahrt  des  Königs  ^EJ^elwulf  berichtet  wird: 
ond  py  ilcan  geare  ferde  to  Rome  mid  micelre  weorpnesse, 
ond  pcer  was  XII'  monap  w uniende,  ond  pa  him  hamweard 
for,  ond  him  pa  Carl  Francna  cyning  his  dohtor  geaf  him  to 
cuene,  ond  cefter  pam  to  his  leodum  cuom,  ond  hie  pces  ge- 
fangene wcerun.  ond  ymb  'II  gear  pces  de  he  on  Francum 
com  he  gefor.  ond  his  lic  lip  cet  Wintanceastre,  ond  he 
ricsode  nigonteope  healf  gear.  Hier  haben  wir  neun  einander 
beigeordnete  Sätze,  von  denen  eine  ganze  Reihe  nur  eine 
untergeordnete  Bedeutung  haben.  So  würden  in  entwickelterer 
Prosa  z.  B.  die  Sätze  ond  pcer  was  'XII  monap  wuniende,  ond 
pa  him  hamweard  for,  ond  cefter  pam  to  his  leodum  cuom, 
ond  hie  pces  gefcegene  wcerun  den  Sätzen  mit  wichtigerem 
Inhalt  untergeordnet  werden;  in  der  primitiven  Sprache  der 
Chronik  herrscht  die  parataktische  Aneinanderreihung. 


19 

Soviel,  um  die  Bedeutung  der  Konjunktion  ond  als  fort- 
führende Partikel  in  zusammenhängender  Erzählung  zu  zeigen. 
Schon  in  den  oben  angeführten  Stellen  aus  der  Chronik  ist 
verschiedentlich  darauf  hingewiesen  worden,  dafs  sich  die 
kopulative  Beiordnung  in  zahlreichen  Fällen  findet,  wo  eine 
durchgebildetere  Sprache  bestrebt  ist,  die  gedanklichen  Be- 
ziehungen der  Sätze  zueinander  genauer  zum  Ausdruck  zu 
bringen.  Je  höher  Denken  und  Sprache  entwickelt  sind,  um 
so  genauer  werden  diese  Beziehungen  beobachtet  werden.  In 
der  Sprache  der  Sachsenchronik  wird  es  dem  Leser  überlassen, 
sich  diese  aus  dem  Zusammenhang  herzustellen.  Dafür  einige 
Beispiele: 

457.  Her  Hengest  ond  JEsc  fuhton  wi]>  Brettas  in  Jtcere 
stowe  pe  is  gecueden  Crecganford,  ond  ])osr  ofslogon  'IUI' 
(==  4000)  tvera,  ond  pa  Brettas  ]>a  forleton  Centlond,  ond  mid 
micle  ege  flugon  to  Lundenbyrg. 

Die  Flucht  der  Britten  ist  die  Folge  des  Sieges  des  Hengest 
und  iEsc;  diese  Beziehung  ist  nur  ganz  unbestimmt  durch  die 
temporale  Konjunktion  pa  zum  Ausdruck  gebracht.  Ganz 
ähnlich  473. 

465.  Her  Hengest  ond  2Esc  ge fuhton  wifi  Walas  neah 
Wippedes  fleote,  ond  pcer  'XII  Wilisce  aldormenn  ofslogon, 
ond  hiera  ]>egn  an  po3r  wearp  ofslmgen,  pam  wobs  noma  Wipped, 

Hier  werden  die  Verluste  der  Walisen  denen  des  Hengest 
und  iEsc  gegenübergestellt.  Vielleicht  wird  diese  Beziehung 
hier  durch  die  Voranstellung  des  hiera  angedeutet;  doch  ist 
das  auch  sonst  die  regelmäfsige  Stellung. 

Über  nicht  ausgedrückte  logische  Beziehungen  in  dem 
Bericht  über  das  Jahr  755  s.  o.  Hinzuzufügen  ist  noch  (S.  48, 4): 
ond  hie  alle  on  fione  Cyning  woßrun  feohtende  ojyfiwt  hie  hine 
ofslmgenne  hmfdon  im  Gegensatz  zu  dem  vorhergehenden:  ond 
pa  utrmsde  (se  cyning)  on  hine,   ond  hine  miclum  gewundode. 

784.  Her  Cyneheard  ofslog  Cynewulf  cyning,  ond  he  fimr 
wearj)  ofslosgen  (aber  auch  er  fand  den  Tod). 

787.  ond  on  his  dagum  cuomon  mrest  'III  scipu,  ond  ])a 
se  gerefa  pmrto  rad,  ond  hie  wolde  drifan  to  pms  cyninges 
tune  py  he  nyste  htvost  hie  wmron;  ond  hiene  mon  ofslog. 

2* 


20 

Er  wollte  sie  in  die  Stadt  treiben,  weil  er  nicht  wufste, 
wer  sie  waren;  aber  sie  töteten  ihn. 

797.  Her  Romane  Leone  pmm  papan  his  tungon  forcurfon, 
ond  his  eagan  astungon,  ond  hine  of  his  setle  afliemdon;  ond 
pa  sona  eft  Oode  fultomiendum  he  meahte  geseon  ond  sprecan, 
ond  eft  was  papa  swa  he  oer  woss. 

Aber  bald  erhielt  er  das  Augenlicht  zurück. 

Besonders  häufig  in  Satzzusammenhängen  folgender  Art: 
837.    ond   py    ilcan    geare    gefeaht   JEpelhelm    dux   wip 
Deniscne  here  on  Port  mid  Dornsodtum,  ond  gode  hwile  pone 
here  gefliemde,  ond  pa  Deniscan  ahton  woelstowe  gewald,  ond 
pone  aldormon  ofslogon. 

JEpelhelm  kämpft  mit  den  Dänen  und  behält  eine  Zeitlang 
die  Oberhand;  dann  tritt  ein  Umschwung  ein:  die  Dänen  be- 
haupten das  Schlachtfeld  und  töten  den  iEfelhelm.  Dieser 
schroffe  Gegensatz  wird  nicht  zum  Ausdruck  gebracht,  sondern 
es  wird  lediglich  die  Tatsache  konstatiert.  Eine  moderne 
Übersetzung  vermag  hier  einer  das  adversative  Verhältnis  be- 
zeichnenden Konjunktion  kaum  zu  entbehren.  So  tibersetzt 
Thorpe  diese  Stelle:  'and  in  the  same  year  the  aldorman 
JEpelhelm  fought  against  a  Danish  army  at  Port  (Portland) 
with  the  Borset  men,  and  for  a  good  ivhile  put  the  army  to 
flight;  out  the  Danes  held  possession  of  the  battle  place,  and 
slew  the  aldorman". 

Die  Redaktion  E  der  Chronik  berichtet  nichts  von  einem 
vorausgehenden  Sieg  des  ^Efelhelm,  wodurch  der  Gegensatz 
fortfällt.    Dort  heilst  es  einfach: 

ond  JEpelhelm  ealdorman  gefeaht  wiö  Pa  Deniscan  on 
Port  mid  Dorswtum.  ond  se  ealdorman  wosrd  ofslosgen.  ond 
pa  Deniscan  ahton  woslstowe  geweald. 

Eine  ähnliche  Stelle  haben  wir  871,  S.  70,  Z.  2  v.  u. 

ond  pms  ymb  II  monap  gefeaht  JEpered  cyning  ond 
JElfred  his  bropur  wip  pone  here  mt  Meretune,  ond  hie  wmrun 
on  tumm  gefylcium,  ond  hie  butu  gefliemdon,  ond  longe  on  dag 
sige  ahton,  ond  posr  wearp  micel  woslsliht  on  gehwo3]>ere  hond, 
ond  pa  Deniscan  ahton  woslstowe  gewald  (vgl.  auch  S.  18). 


21 

Hier  steht  gleichfalls  der  schliefsliche  Sieg  der  Dänen 
einem  vorhergehenden  Sieg  des  Mpereä.  und  iElfred  gegen- 
über. Thorpe :  l.  . .  and  they  put  both  to  flight,  and  far  in  the 
day  were  victorious;  and  there  was  great  slaughter  on  each 
side,  but  the  Banes  held  possession  of  the  battle  place\ 

885.  Sona  swa  hie  comon  on  Stufe  mupan,  jf>a  metton 
hie  'XVI*  scipu  wicenga,  ond  wip  da  gefuhton,  ond  pa  scipo 
alle  genehton,  ond  pa  men  ofslogon;  pa  hie  pa  hamweard 
ivendon  mid  pmre  herehype,  pa  metton  hie  micelne  sciphere 
wicenga,  ond  pa  wip  pa  gefuhton  py  ilcan  dwge,  ond  pa 
Deniscan  ahton  sige  (diesmal  siegten  dagegen  die  Dänen, 
während  beim  ersten  Zusammentreffen  die  Sachsen  die  Ober- 
hand behalten  hatten). 

Andere  Satzzusammenhänge: 

865.  Her  säst  hwpen  here  on  Tenet,  ond  genamon  frip  wip 
Cantwarum,  ond  Cantware  him  feoh  gehet  on  wip  pam  fripe, 
ond  under  pam  fripe  ond  pam  feohgehate  se  here  hiene  on 
niht  up  bestail,  ond  oferhergeade  alle  Cent  eastewarde.  (Bruch 
des  geschlossenen  Waffenstillstandes.) 

Ebenso  876: 

ond  him  ])a  apas  sworon  on  pam  halgan  beage,  pe  hie  mr 
nanre  peode  noldon,  pwt  hie  hrmdlice  of  his  rice  foren;  ond 
hie  pa  under  pam  hie  nihtes  bestorton  pmre  fierde  se  gehorsoda 
here  into  Escanceaster  (zur  Konstruktion  dieses  letzten  Satzes 
vgl.  die  Anmerkung  bei  Plummer  II,  S.  90). 

Obwohl  sie  geschworen  haben,  aus  dem  Lande  zu  gehen, 
machen  sie  einen  Einfall  in  Exeter.  Thorpe:  'and  notwith- 
standing  this  . . .' 

868.  ond  pa  ferdon  hie  mid  Wesseaxna  fierde  innan  Mierce 
op  Snötengdham,  ond  pone  here  pmr  metton  on  ]>am  geweorce, 
ond  pmr  nan  hefelic  gefeoht  ne  wearp,  ond  Mierce  frip  namon 
wip  pone  here. 

Ein  heftiger  Kampf  fand  nicht  statt,  sondern  die  Mercier 
schlössen  Frieden  mit  dem  Heer. 

877.  ond  se  cyning  JElfred  wfter  pam  gehorsudan  here 
mid  fierde  rad  op  Exanceaster,   ond  hie  hindan  ofridan  ne 


22 

meahte  cer  hie  on  pam  fcestene  wceron,  pcer  him  mon  to  ne 
meahte. 

Alfred  ritt  mit  seinem  Heere  hinter  den  Feinden  her, 
konnte  sie  aber  nicht  einholen,  bevor  sie  in  Sicherheit  waren. 

878.  Her  hiene  bestcel  se  here  on  midne  winter  ofer  tuelf- 
tan  niht  to  Cippanhamme ,  ond  geridon  Wesseaxna  Und  ond 
gesceton  micel  pces  folces  ond  ofer  sce  adrcefdon,  ond  ])ces  opres 
pone  mcestan  dcel  hie  geridon,  ond  him  to  gecirdon  outon  pam 
cyninge  JElfrede.  ond  he  lytle  werede  uniepelice  cefter  wudum 
for,  ond  on  morfcestenum  (. .  .  aufser  König  Alfred;  der  aber  . . .). 

Oft  geben  die  mit  ond  angeknüpften  Sätze  eine  nähere 
Ausführung  des  vorhergehenden  allgemeineren  Satzes,  so  z.  B.: 

867.  ond  paer  wces  micel  unpucemes  pcere  peode  hetweox 
him  selfum.  Das  wird  in  dem  nächsten  Satz  näher  ausgeführt: 
ond  hie  hcefdun  hiera  cyning  aivorpenne  Osbryht,  ond  un- 
gecyndne  cyning  underfengon  JEellan.  („Sie  hatten  nämlich"...) 

Ähnlich  887: 

ond  pcet  heoldun  mid  micelre  unsibbe,  ond  tu  folc  gefeoht 
gefuhton,  ond  pcet  lond  oft  ond  gelome  forhergodon,  ond  ceg- 
hwcßper  operne  oftrcedlice  ut  drcefde. 

Hierhin  gehört  auch  853: 

he  pa  swa  dyde,  ond  mid  fierde  for  ofer  Mierce  on  Norp 
Walas,  ond  hie  him  alle  gehiersume  dydon. 

Diese  Beispiele  mögen  gentigen,  um  zu  zeigen,  einen  wie 
reichlichen  Gebrauch  die  Sprache  der  Sachsenchronik  von  der 
kopulativen  Beiordnung  macht,  wo  eine  entwickeltere  Sprache 
Konjunktionen  anwendet,  die  ein  logisches  Verhältnis  be- 
zeichnen. 

Ebenso  findet  sich  die  kopulative  Beiordnung  auch  da, 
wo  eine  Unterordnung  oder  Eingliederung  eines  Satzes  anstelle 
der  parataktischen  Aneinanderreihung  angebracht  erscheint. 
Die  Sprache  der  Sachsenchronik  macht  von  der  Satzunter- 
ordnung erst  selten  Gebrauch  (siehe  Hypotaxe);  sie  reiht  noch 
durchaus  parataktisch  aneinander,  wo  in  ausgebildeterer  Sprache 
die  Hypotaxe  an  die  Stelle  der  Parataxe  tritt.   Beispiele  lassen 


23 

sich  beliebig  herausgreifen,  vor  allem  aus  den  zusammen- 
hängenden Berichten.  So  ist  oben  bei  der  Behandlung  der 
Erzählung  von  Cynewulf  und  Cyneheard  darauf  hingewiesen 
worden,  dafs  hier  zahlreiche  mit  ond  pa  angeknüpfte  Sätze 
nur  den  Wert  einer  Zeitbestimmung  oder  eines  begleitenden 
Nebenumstandes  haben,  also  demnach  durchaus  geeignet  sind 
für  die  sprachliche  Form  der  Hypotaxe.  Noch  ein  charakte- 
ristisches Beispiel  dafür  sei  angeführt,  aus  der  Eintragung  des 
Jahres  835;  dort  heilst  es:  pa  he  ]>cet  hierde,  ond  mid  fierde 
ferde,  ond  him  wip  feaht  cet  Hengestdune,  ond  pcer  gefliemde 
ge  pa  Walas  ge  pa  Deniscan,  wo  die  Gleichordnung  des  pa  he 
pcet  hier  de  mit  den  übrigen  Sätzen  bemerkenswert  ist. 

Wie  wir  hier  die  engere  Verknüpfung  durch  eine  unter- 
ordnende Konjunktion  zum  Ausdruck  bringen,  so  tritt  in  anderen 
Fällen  ein  Relativpronomen  ein.  Auch  diese  Art  der  Unter- 
ordnung wird  in  der  Sprache  der  Sachsenchronik  meist  noch 
durch  die  kopulative  Beiordnung  ersetzt.  Über  das  pron.  rel. 
siehe  Hypotaxe. 

Zahlreiche  Beispiele. 

875.  ond  py  sumera  for  JElfred  cyning  ut  on  sce  mid 
sciphere,  ond  ge  feaht  wip  "VII%  sciphlcestas,  ond  hiera  an  ge- 
feng,  ond  pa  opru  gefliemde  (von  denen  . . .) 

877.  ond  pa  on  heerfeste  gefor  se  here  on  Miercna  lond, 
ond  hit  gedceldon  sum,  ond  sum  Ceolwulfe  saldon  (in  das 
Land  der  Mercier,  das  sie  zum  Teil  unter  sich  verteilten,  zum 
Teil  dem  C.  gaben). 

878.  ond  pces  on  Eastron  worhte  Alfred  cyning  lytle 
iverede  geweorc  cet  JEpelinga  eigge,  ond  of  pam  geweorce 
was  winnende  wifi  Jpone  here  (eine  Befestigung,  von  der  aus 
er  mit  dem  Dänenheere  kämpfte). 

Hierhin  gehören  auch  die  zahlreichen  mit  ond  pcer  an- 
geknüpften Sätze  (über  jpwr  als  Relativum  siehe  unten) : 

877.  ond  pa  mette  hie  micel  yst  on  sm,  ondpozr  fonuearp 
'CXX-  scipa  cet  Swanawic  (ein  Sturm,  in  dem  120  Schiffe  zu 
Grunde  gingen). 

882.  Her  for  se  here  up  onlong  Mcese  feor  on  Frone- 
lond,  ond  peer  scet  an  gear  (wo . . .). 

Ebenso  879.  883.  884  und  oft. 


24 

Bemerkenswert  ist  722: 

Her  JEpelburg  cuen  towearp  Tantun,  ond  Ine  cer  tim- 
brede.  So  steht  in  der  Handschrift  (in  3.  und  in  C)  und  es 
liegt  kein  Grund  vor,  hier  ond  durch  ]>e  zu  ersetzen,  wie 
Plummer  in  seiner  Ausgabe  tut;  vielmehr  entspricht  diese  An- 
knüpfung durchaus  dem  Stil  der  Chronik,  ihrer  Vorliebe  für 
die  parataktische  Satzverbindung.  Erst  die  späteren  Hand- 
schriften, so  E,  haben  ein  Relativpronomen  an  die  Stelle  des 
ond  gesetzt.    (Vgl.  auch  Grossmann,  a.  a.  0.  S.  55  ff.). 

Im  folgenden  sollen  noch  einige  spezielle  Verwendungen 
der  kopulativen  Beiordnung  in  der  Chronik  aufgeführt  werden. 
Es  wurde  schon  oben  darauf  hingewiesen,  dafs  es  charakte- 
ristisch ist  für  den  Stil  der  Eintragungen,  dals  sich  an  die 
Aufzeichnung  einer  Haupttatsache  ergänzende,  durch  ond  ein- 
geleitete Zusätze  anschliefsen.  Diese  lassen  sich  z.  T.  nach 
bestimmten,  stets  wiederkehrenden  Gruppen  zusammenstellen. 

Es  sind 

1.  Genealogische  Zusätze,  wie  sie  sich  in  den  Sachsen- 
annalen  überaus  häufig  finden. 

In  der  Prefatio: 

pa  Cerdic  ond  Cynric  cuom  up  cet  Cerdices  oran.  mid  'V* 
seipum.    ond  se  Cerdic  wces  Elesing.  Elesa.  Esling.  usw. 

ib.  pa  he  gefor  pa  feng  Ceolwulf  to  his  bropur,  ond  he 
ricsode  %XYII  gear,  ond  luxer a  cyn  gcep  to  Cerdice. 

ib.  ond  pa  feng  Cenwalh  to,  ond  heold  XXXI'  tvintra, 
ond  se  Cenwalh  wces  Cynegilses  sunu, 

670.  ond  se  Oswio  wces  JEpelferping,  JEpelferp  JEpel- 
ricing,  JEpelric  Iding,  Ida  Eopping. 

676.  Her  JEscwine  forPferde,  ond  Hedde  feng  to  biscdome, 
ond  Centwine  feng  to  rice;  ond  Centwine  was  Cynegilsing, 

728.  ond  py  geare  gefuhton  jEpelheard  ond  Oswald  se 
cepeling;  ond  se  Oswald  wms  JEpelbalding  etc. 

755.  ond  ymb  XXXI  wint  pws  pe  he  rice  hcefde,  he 
wolde  adrcefan  anne  cepeling  se  wces  Cyneheard  haten,  ond  se 
Cyneheard  wces  pces  Sigebryhtes  bropur. 


25 

Ähnlieh  827: 

ond  py  ilcan  geare  geeode  EcgbryM  cyning  Miercna  rice 
ond  al  pmt  he  supan  Humbre  waes,  ond  he  wces  se  eahtepa 
cyning  sepe  Breüvalda  wces. 

2.  Zusätze  wie  ond  his  lic  lip  (restep)  aet  . . . 

716.  ond  on  pam  ilcan  geare  Ceolred  Miercna  cyning  forp- 
ferde, ond  his  lic  restep  on  Licet felda,  ond  JEpelrwdes  Pend- 
inges on  Bearddanigge. 

755.  ond  py  ilcan  geare  nion  ofslog  JEpelbald  Miercna 
cyning  on  Seccandune,  ond  his  lic  lip  on  Hreopadune. 

Desgl.  784.  860.  867.  871.  874.  888. 

ond  he  ricsode,  ond  he  heold  post  rice: 

640.  Her  Edbald  Cantwara  cyning  forpferde,  ond  he 
ricsode  'XXV'  wMr. 

703.  Her  Hedde  bisc  forpferde,  ond  he  heold  pone  Use- 
dom 'XXVII'  wiüt  on  Wintaceastre. 

704.  Her  JEpelred  Pending  Miercna  cyning  onfeng  munuc- 
hade,  ond  Poet  rice  heold  'XXVIIIP  wintra. 

716.  Her  Osred  Norpanhymbra  cyning  wearp  ofslosgen, 
ond  se  hos f de  VIP  winter  rice  cefter  Äldferpe. 

Mehrere  Zusätze  dieser  oder  ähnlicher  Art  aneinander- 
gereiht : 

738.  Her  Eadbryht  Eating,  Eata  Leodwalding ,  feng  to 
Norpanhymbra  rice,  ond  heold  'XXP  wiftt.  ond  his  bropor 
wo3s  EcgbryM  Eating  wreebise,  ond  hie  restap  hegen  on 
Eoforwic  ceastre  on  anum  portice. 

755.  ond  se  Cyneivulf  ricsode  'XXXP  wintra,  ond  his 
lic  lip  03t  Wintanceastre,  ond  poes  oepelinges  wt  Ascanmynster, 
ond  hiera  ryht  fmderen  cyn  gosp  to  Cerdice. 

855.  ond  ymb  *IP  gear  Poes  de  he  on  Francum  com,  he 
gefor,  ond  his  lic  lip  ost  Wintanceastre,  ond  he  ricsode  nigon- 
teope  half  gear. 

867.  ond  py  ilcan  geare  gefor  Ealchstan  bisc,  ond  he  heefde 
post  biscrice  L'  wiftt  mt  Scireburnan,  ond  his  lic  lip  pasr 
on  tune. 


26 

871.  ond  po3s  ofer  Eastron  gefor  JEpered  cyning,  ond  he 
ricsode  V'  gear,  ond  his  lic  Up  cet  Wiriburnan. 

Hierhin  gehören  auch  erklärende  Zusätze  wie:  (Pref.)  ond 
])ces  ynib  'VI  gear  pws  pe  hie  up  cuomon  geeodon  West  Seaxna 
rice,  ond  pwt  uucerun  pa  cerestan  cyningas  pe  West  Seaxna 
lond  on  Wealum  geeodon. 

709.  Her  Aldhelm  bisc  forpferde,  se  wazs  be  westan  wuda 
biso,  ond  wms  todmied  in  foreweardum  Danieles  dagum  in  tua 
biscscira  West  Seaxna  lond,  ond  cer  hit  wazs  an. 

885.  Py  ilcan  geare  mr  middum  wintra  for])ferde  Carl 
Francna  cyning,  ond  hiene  ofslog  an  efor. 

(ib.)  ond  py  ilcan  geare  gegadrode  micel  sciphere  on  Aid 
Seaxum,  ond  pa?r  wearp  micel  gefeoht.  tua  on  geare,  ond  pa 
Seaxan  hmfdun  sige,  ond  ]>wr  wceron  Frisan  mid. 

Die  Anknüpfung  durch  ond  findet  sich  ferner  beim  Über- 
gang zu  einem  neuen  Punkt  in  der  Berichterstattung  und  bei 
Wiederaufnahme  des  Berichts  nach  Unterbrechung  durch  eine 
genealogische  Aufzählung  oder  ähnliches. 

Hierin  gehört  z.  B.  die  eben  in  anderem  Zusammenhang 
angeführte  Stelle  aus  derPrefatio:  ond  J)03s  ymb  WI*  gear  pass 
pe  hie  up  cuomon  geeodon  Wesseaxna  rice,  wo  mit  ond  der 
durch  die  Aufzählung  der  Vorfahren  des  Cerdic  unterbrochene 
Bericht  wieder  aufgenommen  wird. 

Ahnlich  weiter  unten  nach  Aufzählung  der  Vorfahren  des 
MpelwuU: 

ond  pa  feng  JEpelbald  his  sunu  to  rice,  ond  heold  V'  gear. 

855  wird  die  Aufzählung  eingeführt  durch  den  Satz:  ond 
se  JEpelwulf  wms  Ecgbrehting.  Am  Schluf s  wird  fortgefahren : 
ond  pa  fengon  JEpelwulfes  suna  twegen  to  rice. 

ond  leitet  zu  etwas  Neuem  über: 

449.  Her  Mauricius  ond  Ualentinus  onfengon  rice.  ond 
ricsodon  'VII'  winter.  ond  on  hiera  dagum  Hengest  ond  Horsa 
from  Wyrtgeorne  geleapade  Bretta  Jcyninge  gesohton  Bretene 
on  pam  stape  pe  is  genemned  Yywines  fleot.  mrest  Brettum  to 
fultume,  ac  hie  eft  on  hie  fuhton.  (Landung  des  Hengest  und 
Horsa  in  England). 


27 

787.  Her  nom  Beorhtric  cyning  Offan  dohtor  Eadburge; 
ond  on  his  dagum  cuomon  cerest  *lli  scipu,  ond  pa  . . .  (der 
erste  Einfall  der  Dänen  in  England). 

860.  ond  on  his  dcege  cuom  micel  sciphere  up  ond  abrmcon 
Wintanceastre. 

891.  Her  for  se  here  east.  ond  Earnulf  cyning  gefeaht 
wiö  dcem  rcede  here  .  .  .,  ond  hine  gefliemde;  ond  ]>rie  Scottas 
comon  to  JElfrede  cyninge  . . .  Nach  Beendigung  des  Berichts 
über  die  drei  Schottländer  wird  noch  ein  anderer  Vorfall  des 
Jahres  891  erwähnt:  ond  Swifneh  se  betsta  lareow  pe  on 
Scottum  wobs  gefor. 

Hierhin  gehören  auch  die  zahlreichen  durch  ond  py  ilcan 
geare,  ond  on  pam  ilcan  geare,  ond  py  geare  eingeleiteten 
Sätze,  z.B.  721: 

Her  Daniel  ferde  to  Borne;  ond  Py  ilcan  geare  Ine  ofslog 
Cynewulf. 

866.  Her  feng  jEpered  JEpelbryhtes  bropur  to  Wesseaxna 
rice;  ond  py  ilcan  geare  cuom  micel  here  on  Angelcynnes  lond. 

Sehr  häufig  aber  fehlt  auch  ein  verbindendes  Glied  wie 
py  ilcan  geare.  Die  in  ein  und  dasselbe  Jahr  fallenden  Vor- 
gänge werden  nacheinander  berichtet,  jeder  in  einem  Satz,  und 
die  Verbindung  wird  einfach  durch  ond  hergestellt.1)  Die 
Zusammengehörigkeit  der  Sätze  beruht  dann  ebenso  wie  da, 
wo  es  durch  ein  py  ilcan  geare  u.  ä.  besonders  zum  Ausdruck 
gebracht  wird,  auf  der  Gleichzeitigkeit,  d.  h.  dem  Zusammenfall 
der  berichteten  Vorgänge  in  ein  und  dasselbe  Jahr;  im  übrigen 
sind  sie  ganz  unabhängig  voneinander.  Ein  paar  Beispiele 
gentigen: 

664.  Her  sunne  apiestrode,  ond  Arcenbryht  Gantwar a 
cyning  forp ferde,  ond  Colman  mid  his  geferum  for  to  his  cyööe, 


*)  Vielfach  enthalten  die  Annalen  hier  nur  eine  Übersetzung  der  Re- 
capitulatio  des  Beda,  die  dieser  seiner  historia  ecclesiastica  anhängte;  vgl. 
z.  B.  die  Eintragung  des  Jahres  664  mit  der  entsprechenden  Stelle  der 
Recapitulatio  (Bede's  works,  ed.  J.  A.  Giles,  vol.  III,  p.  304):  Anno  664. 
eclipsis  facta;  Earconbertus  rex  Cantuariorum  defunctus,  et  Colmanus  cum 
Scotis  ad  suos  reversus  est;  et  pestilentia  venit;  et  Ceadda  ac  Wilfridus 
Northanhumbrorum  ordinantur  episcopi. 


28 

678.  Her  opiewde  cometa  se  steorra.  ond  Wilfrip  biscop 
wms  adrifen  of  his  biscdome  from  Ecgferpe  cyninge. 

679.  Her  2Elfwine  ivces  ofslcegen,  ond  See  jEpelpryp 
forpferde. 

733.  Her  JEpelbald  geeode  Sumurtün,  ond  sunne  apies- 
trode. 

819.  Her  Genwulf  Miercna  cyning  forpferde,  ond  Ceol- 
wulf  feng  to  rice,  ond  Eadbryht  aldormon  forpferde. 

822.  Her  tuegen  aldormen  wurdon  ofslcegene,  Burghelm 
ond  Muca;  ond  senop  wces  cet  Clofeshoo. 

b)  Beiordnung  durch  Konjunktionen  der  zeitlichen 
Ordnung. 

Die  kopulative  Beiordnung  steht  in  der  Sachsenchronik 
an  erster  Stelle.  Neben  ihr  nimmt  die  Verknüpfung  durch 
Zeitpartikeln  einen  verhältnismäfsig  breiten  Raum  ein:  spielt 
doch  das  Zeitverhältnis  in  primitiver  Sprache  eine  bedeutende 
Rolle.  Wir  finden  Zeitpartikeln  besonders  da,  wo  in  zusammen- 
hängender Erzählung  die  einzelnen  Episoden  eines  Ereignisses 
vorgeführt  werden. 

Die  in  der  Chronik  am  häufigsten  verwandte  Zeitpartikel 
ist  das  demonstrative  Adverb  pa  „da".  Es  stellt  sich  überall 
da  ein,  wo  wir  lebendige  Erzählung  haben,  so  z.  B.  in  dem 
schon  öfters  angeführten  Bericht  des  Kampfes  zwischen  Cyne- 
wulf  und  Cyneheard:  ond  pa  ongeat  se  cyning  po?t,  ond  he  on 
pa  duru  eode,  ond  pa  unheanlice  hine  werede  op  he  on  pone 
mpeling  locude,  ond  pa  utrmsde  on  hine  usw.  Hier  tritt  also 
zu  der  blols  anreihenden  Kopula  eine  das  Zeitverhältnis  be- 
zeichnende Konjunktion  hinzu. 

Finden  wir  hier  pa  in  Verbindung  mit  ond,  so  steht 
pa  meist  ohne  ond  da,  wo  es  sich  nicht  um  eine  zusammen- 
hängende Erzählung  handelt,  sondern  wo  einzelne  zeitlich 
aufeinanderfolgende  Tatsachen  berichtet  werden.  So  z.  B.  in 
der  Pref.: 

Pa  feng  JEscwine  to  rice,  pees  cyn  gosp  to  Cerdice,  ond  heold 
'II  gear,  pa  feng  Centwine  to  Wesseaxna  rice  Cynegilsing,  ond 


29 

ricsode  'VII  gear;  pa  feng  Ceadwalla  to  pam  rice,  pms  cyn 
gcep  to  Cerdice,  ond  heold  III  gear.  pa  feng  Ine  to  Seaxna 
rice,  ]>ces  cyn  gcep  to  Ceardice  ond  heold  'XXXVII  wintra.  pa 
feng  j&pelheard  to,  pms  cyn  gcep  to  Ceardice,  ond  heold  XIIII' 
winter  usw.    Seltener  steht  in  diesen  Fällen  ond  pa. 

Sehr  häufig  steht  pa  in  bezug  auf  eine  vorhergehende 
Zeitbestimmung  wie: 

1.  her  (in  diesem  Jahre). 

655.  Her  Penda  forwearp,  ond  Mierce  wurdon  Cristne. 
Pa  was  agan  from  fruman  middangeardes  .  . .  wintra. 

704.  Her  JEpelred  Tending  Miercna  cyning  onfeng  munuc- 
hade,  ond  pmt  rice  heold  •XXVIIII  wintra.  pa  feng  Coenred  to. 

745.  Her  Danihel  forpferde.  pa  tvas  -XLIII  wintra  agan 
sippan  he  onfeng  biscdome. 

2.  py  ilcan  dmge. 

800.  ond  py  ilcan  dmge  rad  JEpelmund  aldorman  of 
Hwiccium  ofer  wt  Cynemmres  forda.  pa  mette  hine  Weoxtan 
aldorman  mid  Wilsmtum. 

3.  Hypotaktisches  pa  (siehe  unten)  besonders  häufig  in 
Sätzen  wie  Pref.  pa  he  gefor  pa  feng  his  sunu  to  pam  rice. 

4.  Hypotaktisches  swa  (sona  swa). 

885.  sona  swa  hie  comon  on  Stufe  mupan,  pa  metton  hie 
'XVI  scipu  wicenga,  ond  wip  da  gefuhton,  ond  pa  scipo  alle 
gerwhton,  ond  pa  men  ofslogon. 

Andere  Zeitpartikeln,  die  im  Gegensatz  zu  pa,  das  nur  die 
Bedeutung  eines  anreihenden  Adverbiums  besitzt  und  nur 
selten  zur  wirklichen  Angabe  der  Zeitbestimmung  dient,  be- 
stimmte zeitliche  Angaben  enthalten,  finden  sich  nur  selten. 
Es  kommen  in  Betracht: 

sona 
885.   ond  hie  wurdon  poer  behorsude,  ond  sona  py  ilcan 
sumere  ofer  sce  gewiton. 

eft 
449.   ac  hie  eft  on  hie  fuhton.    Desgl.  828.  838.  855.  886. 


30 

pa  sona  eft  797. 
sippan  409.  418. 
cer  836. 
cefter  pam  508. 

Sehr  häufig  sind  Anknüpfungen  wie  py  ilcan  geare  und 
ähnliche,  gewöhnlich  mit  ond  verbunden  (s.  o.):  ond  py  ilcan 
geare,  ond  py  geare,  ond  pms  geares.  Ähnlich  po3S  ofer  Eastron, 
pms  ymb  'III'  niht,  pces  ymb  anne  monap  u.  a. ;  auch  mit  pa 
verbunden:  pa  on  pmre  seofoöan  wiecan  ofer  Eastron  (878), 
Pa  py  ilcan  geare  (853). 

Vereinzelt  dient  pa  dazu,  einen  Satz  einzuleiten,  dem  der 
Wert  einer  Parenthese  zukommt;  mit  ond  wird  der  eigentliche 
Bericht  fortgesetzt,  z.  B.: 

853.  ond  py  ilcan  geare  sende  JEpelwulf  cyning  JElfred 
his  sunu  to  Borne,  pa  was  domne  Leo  papa  on  Borne,  ond 
he  hine  to  cyninge  gehaig ode,  ond  hiene  him  to  biscepsuna  nam. 

c)  Beiordnung  durch  Konjunktionen  der  räumlichen 

Ordnung. 

(podr). 
Neben  die  Verbindung  durch  Zeitpartikeln  tritt  die  An- 
knüpfung vermittels  lokaler  Partikeln.  Auch  diese  nimmt  in 
der  Sachsenchronik  eine  nicht  unbedeutende  Stelle  ein.  ond 
pmr  findet  sich  besonders  in  zusammenhängender  Erzählung, 
wo  es  allerdings  an  die  Häufigkeit  der  Verwendung  von  ond 
pa  nicht  heranreicht.  Seltener  findet  sich  podr  allein,  nicht  in 
Verbindung  mit  ond.  In  der  Bedeutung  kommt  pmr  dem 
temporalen  p<x  oft  sehr  nahe,  vgl.  z.  B.: 

784.  Her  Cyneheard  ofslog  Cyneivulf  cyning,  ond  he  pmr 
wearp  ofslmgen.  Hier  tritt  der  lokale  Charakter  des  Adverbs 
völlig  zurück.  Doch  rein  lokal  ist  pmr  z.  B.  658.  800,  wo  es 
sich  auf  die  vorhergenannten  Ortlichkeiten  bezieht.  Vereinzelt 
findet  sich  auch  pmr  pa,  z.  B.: 

881.  Her  for  se  here  ufor  on  Fronclond,  ond  pa  Francan 
him  wip  gefuhton,  ond  pmr  pa  wearp  se  here  gehör sod  mfter 
Pam  gefeohte. 


31 

d)  Beiordnung  durch  Konjunktionen,  die  ein  logisches 
Yerhältnis  bezeichnen. 

Neben  der  kopulativen  Beiordnung  und  neben  der  Bei- 
ordnung durch  Konjunktionen  der  zeitlichen  und  räumlichen 
Ordnung  tritt  die  Verknüpfung  durch  Partikeln,  die  ein  logisches 
Verhältnis  bezeichnen,  in  dem  ältesten  Teil  der  Sachsenchronik 
noch  sehr  zurück. 

Die  wenigen  Fälle,  wo  logische  Beziehungen  durch  Par- 
tikeln zum  Ausdruck  gebracht  sind,  sind  folgende: 

1.  Ein  adversatives  Verhältnis  wird  zweimal  durch  die 
Konjunktion  ac  bezeichnet. 

449.  ond  on  hiera  dagnm  Hengest  ond  Horsa  from  Wyrt- 
georne  geleapade  Bretta  Jcyninge  gesohion  Bretene  on  ])am 
sta]fe  ]>e  is  genemned  Tpwines  fleot.  cerest  Brettum  to  fultume, 
ac  hie  eft  on  hie  fuhton. 

Nach  dem  sonstigen  Sprachgebrauch  der  Chronik  könnte 
hier  auch  ond  statt  ac  stehen,  da  eben  ein  adversatives  Ver- 
hältnis in  der  Kegel  nicht  zum  Ausdruck  gebracht  wird. 
Vgl.  S.  19  ff. 

Ebenso  755.  ond  hiera  se  wpeling  gehwelcum  feoh  ond 
feorh  gebead,  ond  hiera  ncenig  hit  gepicgean  nolde,  ac  hie  simle 
feohtende  wwran  o])  hie  alle  Imgon  butan  anum  Bryttiscum  gisle. 

Auch  hier  wäre  die  Verbindung  durch  ond  durchaus  nicht 
auffallend,  wenn  man  Stellen  wie  868  ond  J)wr  nan  hefelic 
gefeoht  ne  wearj>,  ond  Mierce  frip  namon  wi]>  pone  here  zum 
Vergleich  heranzieht. 

2.  Ebenfalls  in  adversativem  Sinn  findet  sich  ]>eah. 
Pref.    Gaius  Julius  se  Casere  mrest  Romana  Bretenlond 

gesohte.  ond  Brettas  mid  gefeohte  cnysede.  ond  hie  ofer  siviftde, 
ond  swa  fieah  ne  meahte  posr  rice  gewinnan,1) 

755.  In  der  Erzählung  von  Cynewulf  und  Cyneheard:  ond 
he  his  feorh  generede  ond  ]>eah  he  wms  oft  gewundad. 

867.   ond  hie  peah  micle  fierd  gegadrodon. 


*)  Übersetzt  aus  Beda's  recapitulatio :  nee  tarnen  ibi  regnuin  potuit 
obtinere. 


32 

885.  ond  hie  peak  pa  ceastre  aweredon  opficet  JElfred  com 
utan  mid  fierde. 

887.  pcet  wces  peah  mid  Earnülfes  gepafunge. 

3.   Konjunktionen  der  Begründung. 
(forfram,  ]>y). 

658.  he  wces  picer  III  gear  ort  wrece,  hcefde  hine  Penda 
adrifenne  ond  rices  benummene.   forpon  he  his  swostor  anforlet. 

Hier  kann  bereits  hypotaktische  Funktion  vorliegen;  doch 
sicher  ist  diese  nur  da,  wo  sie  durch  ein  zugesetztes  ]) e  (])cet) 
ihren  sprachlichen  Ausdruck  gefunden  hat  wie  in  der  jüngeren 
Kedaktion  E  (forpan  ]>et  he  his  swustor  forlet).  Die  Wort- 
stellung gibt  keine  sicheren  Anhaltspunkte,  da  auch  in  selb- 
ständigen Sätzen  Endstellung  des  Verbs  vorkommt  (vgl.  Kube, 
a.  a.  0.  S.  14  ff.). 

661.  ond  on  Wiht  gehergade  Wulf  her  e  Pending,  ond  ge- 
salde  Wihtwaran  JEptelwalde  Sup  Seaxna  cyninge.  forpon  Wulf- 
here  hine  onfeng  cet  fülwihte. 

680.  Her  gescet  Peodorius  cercebiscop  senop  on  Hcepfelda, 
forpon  he  wolde  pone  Cristes  geleafan  geryhtan. 

(E:  forpan  ]>e). 

887.  ond  hi  cucedon  p)cet  hie  pcet  to  his  honda  healdan 
sceoldon.  for^cem  hira  nan  nces  on  fcedren  healfe  to  geboren 
buton  him  anum. 

(E:  foröan  pet). 

ly- 

787.  ond  on  his  dagum  cuomon  cerest  'III  scipu,  ond  p<x 
se  gerefa  ^pcerto  rad,  ond  hie  wolde  drifan  to  ]>ces  cyninges  tune 
py  he  nyste  hwcet  hie  wceron. 

823.  ond  Cantware  him  to  cirdon,  ond  Suprige,  ond  Sup 
Seaxe,  ond  East  Seaxe,  py  hie  from  his  mcegum  cer  mid  unryhte 
anidde  wcerun. 


IL 

Übergang  aus  der  Parataxe  in  die  Hypotaxe. 


Im  Angelsächsischen  lassen  sich  noch  deutlich  die  Spuren 
des  Übergangs  von  der  Parataxe  zur  Hypotaxe  nachweisen. 
Zweierlei  kommt  hier  in  Betracht.  Es  ist  einmal  die  all- 
mähliche Überführung  des  Demonstrativ-  in  das  Relativ- 
pronomen, andererseits  die  Entwicklung  hypotaktischer  Kon- 
junktionen aus  solchen,  die  ursprünglich  der  parataktischen 
Satzverbindung  dienten.  Beide  Vorgänge  sind  eng  verwandt 
miteinander,  indem  die  meisten  Konjunktionen  auf  alte  Pro- 
nomina zurückgehen  und  erstarrte  Formen  derselben  sind. 

1.  Übergang  des  pron.  dem.  in  das  pron.  rel. 

Das  Pronomen  se  findet  sich  in  der  Sachsenchronik  sehr 
häufig.    Bei  seiner  Verwendung  ist  folgendes  zu  beachten: 

a)  Der  Satz  wird  eingeleitet  durch  ond  se,  indem  sich  se 
auf  etwas  unmittelbar  vorher  Genanntes  (meist  eine  Person) 
bezieht  und  eine  weitere  Aussage  darüber  macht.  Diese  Art 
der  Satzverbindung  gehört  noch  durchaus  der  kopulativen  Bei- 
ordnung an:  die  Sätze  enthalten  meist  einen  Zusatz  zum 
Vorhergehenden,  gehören  also  zur  entsprechenden  Gruppe  der 
ond- Sätze  (s.  o.).  Sie  sind  sehr  zahlreich.  Meist  steht  se  hier 
adjektivisch,  ist  aber  noch  nicht  zum  blolsen  Artikel  herab- 
gesunken, sondern  hat  noch  deutlich  hinweisende  Kraft. 

Das  Beziehungswort  wird  wiederholt: 
a)   Eine  Person. 

643.  Her  Cenwalh  feng  to  Wesseaxna  rice,  ond  heold 
'XXXI-  wintra.  ond  se  Cenwalh  het  atimbran  ]>a  ciricean 
on  Wintunceastre. 

Studien  z.  engl.  Phil.    LVI.  3 


34 

660.  Her  ^Egelbryht  bisc  gewat  from  Cenwale,  ond  Wirte 
heold  ]>one  biscepdom  'III'  gear;  ond  se  2Eegelbryht  onfeng 
Persa  biscdomes  on  Qalwalum  bi  Signe. 

670.  Her  forfiferde  Osweo  Norpanhymbra  cyning,  ond  Ecg- 
ferp  ricsode  cefter  him;  ...  ond  se  Oswio  wces  JEpelferping 
usw. 

728.  ond  Py  geare  gefuhton  JEpelheard  ond  Oswald  se 
mpeling;  ond  se  Oswald  was  ^Epelbalding. 

731.  Her  was  ofslcegen  Osric  Norpanhymbra  cyning,  ond 
feng  Ceolwulf  to  pam  rice,  ond  heold  VIII  gear.  ond  se 
Ceolwulf  wms  Cupaing. 

755.   ond  se  Cyneheard  wms  pQ3S  Sigebryhtes  bropur. 

827.  ond  se  Ecgbryht  losdde  fierd  to  Höre  wip  Norpan- 
hymbre. 

ß)  Sachen. 

z.  B.  878.  ond  jboss  on  Eastron  worhte  JElfred  cyning 
lytle  werede  geweorc  cd  JSpelinga  eigge,  ond  of  pam  ge- 
weorce  was  winnende  wip  pone  here. 

882.  ond  py  ilcan  geare  for  JElfred  cyning  mid  scipum  ut 
on  sce.  ond  gefeaht  wip  feower  sciphlosstas  Deniscra  monna, 
ond  para  scipa  tu  genam. 

Se  ohne  Wiederholung  des  Beziehungswortes: 

a)  Auf  eine  Person  bezüglich. 
755.   ac  hie  simle  feohtende  wosran  op  hie  alle  Imgon  butan 
anum  Bryttiscum  gisle,  ond  se  swipe  gewundad  iums. 

ß)  Auf  eine  Sache  bezüglich. 
885.   sona  swa  hie  comon  on  Stufe  mupan,  pa  metton  hie 
•XVI  scipu  wicenga,  ond  wip  da  gefuhton. 

b)  Ein  engerer  Anschlufs  liegt  vor  in  solchen  Fällen,  wo 
das  Beziehungswort  in  Verbindung  mit  adjektivischem  se,  aber 
ohne  ond,  wiederaufgenommen  wird,  meist  in  Sätzen  von  der- 
selben Art  wie  oben. 

Pref.   se  JEpelwulf  wces  Ecgbryhting. 
648.   se  Cupred  wces  Cuichelming. 
685.   se  Ceadwalla  was  Coenbryhting. 


35 

ib.   se  Ecgferp  was  Osweoing. 
694.   se  Wihtred  was  Ecgbryhting. 
755.    se  Offa  wws  Pincgf erpin g. 

Von  Sachen: 

891.  ond  prie  Scottas  comon  to  jElfrede  cyninge,  on  anum 
bäte  butan  wlcum  gereprum  of  Hibernia  ...  Se  bat  wws  ge- 
worht  of  priddan  healfre  hyde  ])e  hi  on  foron. 

c)  Am  engsten  wird  die  Verknüpfung  da,  wo  sie  durch 
ein  se  allein  hergestellt  wird,  wo  keiu  ond  vorhergeht  und  wo 
auch  das  Beziehungswort  nicht  wiederholt  wird.  Hier  erhebt 
sich  die  Frage,  wie  weit  se  noch  demonstratives  Pronomen 
ist,  wie  weit  es  schon  relative  Funktion  angenommen  hat.  Die 
Entscheidung  ist  nicht  immer  mit  Sicherheit  zu  treffen,  zumal 
auch  die  Wortstellung  kein  unbedingt  gültiges  Kriterium  ist. 
Gesichert  ist  relative  Funktion  nur  da,  wo  sie  auch  äufserlich 
durch  die  Anhängung  der  Relativpartikel  pe  zum  Ausdruck 
kommt  (s.  u.). 

Besonders  häufig  findet  sich  se  in  der  Verbindung  se  was, 
indem  über  eine  Person,  über  die  im  vorangehenden  Satz  be- 
richtet worden  ist,  noch  eine  weitere  Angabe  gemacht  wird. 

597.  Her  ongon  Ceolwulf  ricsian  on  Wesseaxum,  ond 
simle  he  feaht  ond  won,  oppe  wip  Angelcyn,  oppe  wip  Walas, 
o])])e  wip  Peohtas,  opjbe  wip  Scottas;  Se  wobs  Cupaing. 

644.  Her  Paulinus  forpferde.  se  woss  wrcebisc  on  Eofor- 
wicceastre,  ond  eft  on  Hrofesceastre. 

674.  Her  feng  JSscwine  to  rice  on  Wesseaxum,  se  was 
Cenfusing,  Cenfus  Cenferping,  Cenferp  Cupgilsing. 

709.  Her  Aldhelm  biso  forpferde,  se  wws  be  westan 
wuda  biso. 

755.  he  ivolde  adrmfan  anne  wpeling,  se  wws  Cyneheard 
haten. 

(ib.)   alle  butan  anum,  se  woss  poss  aldormonnes  godsunu. 

855.   .  .  .  Itermon  Hrapaing,  se  wms  geboren  inpmre  earce, 

885.  se  Carl  was  Hlopwiges  sunu,  se  Hlopwig  was  Carles 
bropur,  se  wces  Jupyttan  fwder  pe  jEpelwulf  cyning  hwfde. 

3* 


36 

Selten  findet  sich  se  mit  einem  anderen  Verbum  verbunden : 
189.   Her  Severus  onfeng  rice,  ond  ricsode  XVII'  winter. 

Se  Breterilonä  mid  dice  begyrdde  from  sce  op  sce. 

Lat.  Vorlage  in  Beda's  Kecapitulatio :  anno  ab  incarnatione 

Domini  189,  Severus  Imperator  factus  decem  et  Septem  annis 

regnavit;  qui  Britanniam   vallo  a  mari  usque  ad  mare  prae- 

cinxit. 

885.  arte  geare  cer  his  brodur  forpferde,  se  hcefde  eacpcet 
west  rice. 

ib.  ond  py  ilcan  geare  forpferde  se  goda  papa  Marinus, 
se  gefreode  Ongelcynnes  scole  be  JElfredes  bene  West  Seaxna 
cyninges. 

Das  Femininum  sio  findet  sich  nur  einmal,  und  zwar  einen 
eingegliederten  Satz  einleitend,  der  einer  Parenthese  gleich- 
kommt: 


ond    2Epelswip   cuen,   sio   wces   2Elfredes    sweostor 
cyninges,  forpferde,  ond  hire  lic  lip  cet  Pafian. 

pcet. 
887.    ond  pa    wearp   pcet    rice    todmied    on   'V'   ond   'V* 
Jcyningas  to  gehalgode.  pcet  wces  peak  mid  Earnulfes  gepafunge, 
ond  hie  cucedon  pcet  hie  pcet  to  his  honda  healdan  sceoldon. 

890.  ond  py  ilcan  geare  for  se  here  of  Sigene  to  Sant 
Laudan,  pcet  is  betweoh  Brettum  ond  Francum,  ond  Brettas 
him  wip  gefuhton  ond  hcefdon  sige. 

Im  Genitiv  nur  einigemale,  besonders  in  der  Verbindung 
Pces  cyn  gcep  to  . . .,  sehr  häufig  in  der  Prefatio : 

pa  feng  ^Escwine  to  rice,  pces  cyn  gcep  to  Cerdice. 

Pa  feng  Ceadwalla  to  pam  rice,  pces  cyn  gcep  to  Cerdice. 

pa  feng  Ine  to  Seaxna  rice,  pces  cyn  gcep  to  Ceardice  usw. 

716.  ond  pa  feng  JEpelbald  to  rice  on  Mercium,  ond  heold 
•XLI*  wißt  JEpelbald  wces  Alweoing,  Alweo  Eawing,  Eawa 
Pybing,  pces  cyn  is  beforan  awriten. 

725.  Her  Wihtred  Cantwara  cyning  forpferde,  pces  cyn  is 
beforan* 


37 

Im  Dativ: 

465.  ond  hiera  ]>egn  an  ]>cer  wearp  ofslcegen,  ]>am  wces 
noma  Wipp  ed. 

508.  Her  Cerdic  ond  Cynrie  ofslogon  cenne  Brettisc  cyning, 
Jpam  was  nama  Natanleod. 

794.  ond  Eadbryht  onfeng  rice  on  Cent,  pam  was  oper 
noma  nemned  Prcen. 

Für  den  Akkusativ  und  den  Plural  sind  keine  Belege 
vorhanden. 

Gewöhnlich  wird  nur  ein  Satz  auf  diese  Weise  angeknüpft; 
nur  einmal  finden  sich  zwei  Sätze:  890  ond  Godrum  se  norperna 
cyning  forpferde,  ])ces  fulluht  nama  wms  JEfielstan,  se  wws 
jElfredes  cyninges  godsunu.  Dann  wird  mit  ond  angeknüpft: 
ond  he  bude  on  East  Englum,  ond  pwt  lond  mrest  gesmt;  vgl. 
dazu  auch  S.  49. 

Wie  hier  nicht  sicher  zu  entscheiden  ist,  ob  noch  De- 
monstrativ-, ob  schon  Kelativfunktion  des  Pronomens  vorliegt, 
so  in  gleicher  Weise  bei  den  Ortsadverbien  p)wr  und  ]>onon. 

519.  Her  Cerdic  ond  Cynrie  rice  onfengun,  ond  ]>y  ilcan 
geare  hie  fuhton  wip  Brettas,])mr  mon  nu  nemne])  Cerdices  ford. 

877.  ond  se  cyning  JElfred  mfter  ]>am  gehör sudan  here 
mid  fierde  rad  op  Exanceaster,  ond  hie  hindan  ofridan  ne  meahte 
wr  hie  on  fiam  fosstene  woßron,  ptwr  him  mon  to  ne  meahte. 

ponon: 
547.  Her  Ida  feng  to  rice,  ponon  Norpanhymbra  cynecyn 
onwoc. 

Lat.  Vorlage:  Ida  reguare  coepit,  a  quo  regalis  Northan- 
humbrorum  prosapia  originem  tenet,  et  duodeeim  annis  in  regno 
permansit. 

(Recapitulatio  unter  dem  Jahre  547.) 

891.  ond  firie  Scottas  comon  to  JElfrede  cyninge,  on  anum 
bäte  butan  wlcum  gereprum  of  Hibernia,  ponon  hi  hi  bestaüon  . . . 

Über  die  Fälle,  wo  sicher  Relativum  vorliegt,  siehe  unten. 


38 

2.  Übergang  parataktischer  Konjunktionen  in 
hypotaktische. 

Zu  den  Konjunktionen,  bei  denen  im  Angelsächsischen  der 
Übergang  von  der  parataktischen  zur  hypotaktischen  Ver- 
wendung noch  deutlich  zu  erkennen  ist,  gehört  vor  allem  pa. 
Wo  zwei  aufeinanderfolgende  Sätze  durch  ein  korrespondierendes 
pa  .  .  .  pa  eingeleitet  werden,  ist  im  einzelnen  Falle  oft 
schwer  zu  entscheiden,  ob  beidemal  die  Zeitpartikel  pa  vor- 
liegt oder  ob  der  eine  Satz  bereits  dem  andern  untergeordnet  ist. 
Die  Wortstellung  vermag  keine  sichere  Entscheidung  an  die 
Hand  zu  geben;  hier  kann  nur  eine  genaue  stilistische  Unter- 
suchung eines  jeden  einzelnen  Denkmals  den  gewünschten  Auf- 
schlufs  geben. 

Für  die  ältesten  Sachsenannalen  zeigt  eine  genauere 
Untersuchung  ihres  Sprachgebrauches,  dals  wir  da,  wo  korre- 
spondierende pa  .  .  .  pa  zur  Einleitung  zweier  aufeinander- 
folgenden Sätze  verwandt  werden,  hypotaktische  Funktion  des 
ersten  pa  anzunehmen  haben.  Das  ergibt  sich  aus  folgenden 
Erwägungen:  die  zur  Fortführung  des  Berichts  verwandte 
Konjunktion  ist  in  der  Sachsenchronik  durchaus  ond  oder  ond 
in  Verbindung  mit  pa,  nicht  aber  pa  allein.  Treffen  wir  nun, 
wie  z.  B.  in  der  Erzählung  von  Cynewulf  und  Cyneheard,  stets 
ond  pa  und  dann  zweimal  nacheinander  pa,  so  liegt  es 
nahe,  diese  beiden  pa  als  in  Beziehung  zueinander  stehend 
aufzufassen;  und  aus  der  Bedeutung  der  beiden  in  Beziehung 
gesetzten  Sätze  ergibt  sich  die  hypotaktische  Funktion  des  ersten 
pa.  So  ist  also  755  der  Satz:  pa  on  morgenne  gehierdun  pwt 
Poes  cyninges  pegnas  pe  him  be  wftan  wairun,  pcet  sc  cyning  of- 
slwgen  wms  dem  folgenden  pa  ridon  hiepider  usw.  untergeordnet; 
erst  der  Satz  pa  ridon  hie  pider  bringt  ein  neues  Moment  in 
die  Erzählung,  der  vorhergehende  Satz  gibt  nur  eine  dazu 
nötige  Voraussetzung.  Allerdings  ist  es  ja  der  Sachsenchronik 
durchaus  geläufig,  auch  begleitende  Nebenumstände  in  gram- 
matischen Hauptsätzen  zu  bringen,  vgl.  nur  Sätze  wie  755 
ond  pa  ongeat  se  cyning  pwt  oder  835  pa  he  pwt  hierde,  ond 
mid  fierde  ferde,  ond  him  wip  feaht  mt  Hengestdune ;  aber 
hier  tritt  eben  noch  die  Kopula  ond  hinzu,  bezw.  sind  die 
Sätze   durch    das   ond  einander  koordiniert.     Und  so  würde 


39 

auch  in  unserem  Falle  wenigstens  einmal  zu  dem  pa  noch  die 
Kopula  ond  hinzutreten,  wenn  wir  beidemale  die  Partikel  pa, 
d.  h.  also  parataktische  Satzverbindung,  anzunehmen  hätten. 
Da  das  hier  nicht  der  Fall  ist,  da  es  nicht  heilst:  ond  Pa  on 
morgenne  gehierdun  ]>cet  pms  cyninges  pegnas  . . .,  ond  pa  ridon 
hie  pider ;  so  ist  die  hypotaktische  Funktion  des  ersten  p*a  (das 
zweite  kommt  nicht  in  Betracht)  gesichert. 

So  auch  an  den  übrigen  Stellen,  wo  sich  pa  . .  .pta  findet. 

Pref.  pa  he  gefor  pa  feng  Ceol  to  pam  rice. 

pa  he  gefor  pa  feng  Ceolwulf  to  his  bropur. 
626.   ond  he  hcefde  L'  wintra  pa  pa  he  to  rice  feng, 
885.  pa  hie  pa  hamweard  wendon  mid  parre  herehype,  pa 
metton  hie  micelne  sciphere  wieenga,   ond  pa  wip  pa  gefuhton 
py  ücan  dcege.    (Hier  durch  das  zweimalige  pa  im  ersten  Satz 
die  hypotaktische  Funktion  ganz  aufser  Zweifel). 

Zu  den  anderen  Konjunktionen,  bei  denen  nicht  immer 
mit  Sicherheit  zu  sagen  ist,  ob  noch  parataktische,  ob  schon 
hypotaktische  Funktion  vorliegt,  gehören  in  erster  Linie  forpam 
und  P)eah.  Im  Gegensatz  zu  pa,  das  in  parataktischer  Ver- 
wendung genau  so  lautet  wie  in  hypotaktischer,  tritt  hier 
jedoch  meist  die  Partikel  pe  hinzu,  um  auch  äufserlich  den 
Übergang  in  die  Hypotaxe  zu  kennzeichnen.  Wo  das  nicht 
der  Fall  ist,  ist  die  Geltung  der  Konjunktion  wiederum  nur 
durch  eine  genaue  Untersuchung  der  Stilphysiognomie  des  be- 
treffenden Denkmals  oder  aus  dem  Satzzusammenhang  —  in 
der  Regel  vollzieht  sich  beim  Übergang  aus  der  Parataxe  in 
die  Hypotaxe  ein  Bedeutungswandel  der  Konjunktion  —  zu 
erschlief sen.  Die  Mittel,  die  der  gesprochenen  Sprache  zur 
Bezeichnung  der  Hypotaxe  zu  Gebote  stehen,  wie  der  musi- 
kalische Akzent  des  Satzes,  die  Satzmelodie  oder  die  ver- 
minderte Pause  zwischen  Haupt-  und  Nebensatz,  kommen  hier 
in  Fortfall. 

Damit  kommen  wir  zu  den  Fällen,  wo  zweifellose  Hypo- 
taxe vorliegt,  sei  es  dafs  diese  sich  aus  der  Form,  sei  es  dafs 
sie  sich  aus  der  Bedeutung  der  Konjunktion  ergibt. 


III. 
Hypotaxe. 


Die  Hypotaxe  ist  in  den  Sachsenannalen  noch  wenig  aus- 
gebildet, die  Parataxe  tiberwiegt;  diese  wird  auch  da  vor- 
wiegend angewandt,  wo  in  entwickelterer  Sprache  durchaus 
eine  Unterordnung  eintreten  würde  (s.  o.). 

Wir  unterscheiden  zwei  Arten  der  Hypotaxe:  einmal  die, 
wo  ein  einzelner  Begriff,  eine  einzelne  Vorstellung  durch  einen 
Zusatz  erweitert  wird,  der  durch  das  Relativpronomen  an  den 
betr.  Satzteil  angeschlossen  wird:  Hypotaxe  durch  relativischen 
Anschluls,  und  dann  die  Hypotaxe  durch  unterordnende  Kon- 
junktionen, wo  nicht  ein  einzelner  Satzteil  eine  Ergänzung 
erhält,  sondern  wo  zwei  getrennte  Gesamtvorstellungen  in  engere 
Beziehung  gebracht  werden.  Im  allgemeinen  hat  sich  der 
Relativsatz  erst  auf  verhältnismäßig  später  Sprachstufe  ent- 
wickelt, während  der  Konjunktionalnebensatz  schon  früh  an- 
getroffen wird.  In  dem  ältesten  Teil  der  Sachsenannalen  sind 
beide  Arten  der  Unterordnung  noch  wenig  vertreten. 

1.   Unterordnung  durch  Konjunktionen. 

Wie  bei  der  parataktischen  Satzverbindung  die  Kon- 
junktionen vorherrschen,  die  ein  zeitliches  Verhältnis  bezeichnen, 
so  finden  wir  auch  bei  der  Hypotaxe,  soweit  sie  schon  aus- 
gebildet ist,  ein  numerisches  Übergewicht  der  temporalen 
Konjunktionen;  und  ebenso  wie  dort  treten  die  logische  Be- 
ziehungen ausdrückenden  Konjunktionen  zurück. 


41 

a)  Hypotaktische  Konjunktionen  der  Zeitbestimmung. 

a)  Die  Bestimmung  der  Zeit  einer  Handlung  durch 
eine  vorhergehende. 
sippan. 

658.  pis  wces  gefohten  sippan  he  of  East  Englum  com. 

745.  Her  Danihel  forpferde,  pa  was  'XLIII  wintra  agan 
sippan  he  onfeng  biscdome. 

Sehr  häufig  findet  sich  pms  pe. 

Pref.  ond  pces  ymb  VI  gear  pms  pe  hie  up  cuomon 
geeodon  West  Seaxna  rice. 

ib.  ond  pa  was  agan  his  ielde  XXIII'  wintra  ond 
'CCCXCVI  wintra  pms  pe  his  cyn  osrest  Westseaxna  lond  on 
Wealum  geeodon. 

606.  Her  fordferde  Gregorius  ymb  'X  gear  pms  pe  us 
fulwiht  sende. 

755.  ond  ymb  XXXI  wintra  pms  pe  he  rice  hmfde,  he 
wolde  adrmfan  anne  mpeling  se  was  Cyneheard  haten. 

855.  ond  ymb  'II  gear  pms  de  he  on  Francum  com  he 
gefor. 

Einmal  sona  swa: 

885.  sona  swa  hie  comon  on  Stufe  mupan,  pa  metton  hie 
'XVI  scipu  wicenga,  ond  wip  da  gefuhton. 

Hierhin  gehören  auch  die  wenigen  Fälle,  wo  sicher  hypo- 
taktisches pa  vorliegt;  siehe  unter  II,  2. 

ß)   Die   Bestimmung   der   Zeit   einer   Handlung   durch 
eine  nachfolgende. 

(BT. 

755.  ond  pone  bur  utan  beeode  mr  hine  pa  men  onfunden 
pe  mid  pam  Jcyninge  wmrun. 

836.  Her  Ecgbryht  cyning  forpferde,  ond  hine  hmfde  mr 
Offa  Miercna  cyning  ond  Beorhtric  Wesseaxna  cyning  afliemed 
'III  gear  of  Angelcynnes  lande  on  Fronclond  mr  he  cyning 
wmre  (durch  den  Konjunktiv  wmre  soll  die  absichtliche 
Fertigstellung  der  Handlung  des  Hauptsatzes  vor  dem  Beginn 
der  Handlung  des  Nebensatzes  angedeutet  werden). 


42 

877.  ond  hie  hindern  ofridan  ne  meahle  cer  hie  on  pam 
feestene  weeron,  ])cer  him  mon  to  ne  meahte. 

882.  ond  tuegen  sciphlcestas  him  on  hond  eodon,  ond  pa 
weeron  miclum  forslcegene  ond  forwundode  cer  hie  on  hond 
eodon. 

887.  ond  Earnulf  his  brofrur  sunu  hine  'VI'  wicum  cer  he 
forpferde  bercedde  cet  pam  rice. 

891.  ond  Earnulf  cyning  gefeaht  wid  öcem  rcede  here  cer 
Pa  seipu  cuomon. 

°A  o])])cet 
dienen  oft  dazu  —  worauf  schon  oben  (S.  15)  hingewiesen 
wurde  —  ein  neues  Moment  in  die  Erzählung  zu  bringen,  wo- 
durch sie  zu  einem  wichtigen  Stilmittel  werden,  das  sich  eben 
besonders  da  findet,  wo  wir  es  mit  zusammenhängender  Er- 
zählung zu  tun  haben.  Wir  haben  also  hier  den  Fall,  dafs  die 
sprachliche  Form  der  Hypotaxe  gewählt  wird,  obwohl  diese 
der  Bedeutung  des  Berichteten  nicht  zukommt,  die  vielmehr 
einen  selbständigen  Satz  erwarten  liefse. 

So  finden  wir  oppeet  vor  allem  in  der  Erzählung  des 
Kampfes  zwischen  Cynewulf  und  Cyneheard  (755): 

ond  ]>a  ongeat  se  cyning  peet,  ond  he  on  pa  dum  eode,  ond 
pa  unheanlice  hine  werede,  op  he  on  pone  eepeling  locude.  Der 
Satz  op  he  on  pone  eepeling  locude  bringt  eine  Steigerung, 
ein  neues  Moment  in  die  Erzählung;  wir  können  ihn  geradezu 
übersetzen:  „da  erblickte  er  plötzlich  den  Atheling"  und  stürzte 
auf  ihn  los  und  verwundete  ihn  schwer. 

Weniger  tritt  eine  Steigerung  in  dem  folgenden  ond  hie 
alle  on  pone  Cyning  weerun  feohtende  oppeet  hie  hine  of- 
slcegenne  heefdon  und  Z.  10  ac  hie  simle  feohtende  weeran  op  hie 
alle  leegon  butan  anum  Bryttiscum  gisle  hervor,  obwohl  auch 
hier  jedesmal  ein  wichtiges  Moment  durch  den  op  -Satz  ein- 
geführt wird;  doch  behält  hier  das  rein  zeitliche  Verhältnis 
der  Sätze  zueinander  das  Übergewicht.  Dagegen  ist  offenbar 
eine  Steigerung  zu  konstatieren  in  dem  Satze  Z.  27:  ond  hie 
ymb  pa  gatu  feohtende  weeron  oppeet  hie  peer  inne  fulgon, 
ond  pone  eepeling  ofslogon,  ond  pa  men  pe  him  mid  weerun 
alle  butan  anum. 


43 

Von  diesen  Stellen  in  der  zusammenhängenden  Erzählung 
abgesehen,  findet  sich  die  Konjunktion  op,  oppcet  nur  vereinzelt; 
so  noch  zweimal  zu  Anfang  des  Berichtes  über  das  Jahr  755: 

ond  he  hcefde  pa  (=  Hamtunscire)  op  he  ofslog  pone 
aldormon  pe  him  lengest  wunode, 

ond  he  Peer  wunade  oppcet  hiene  an  sivan  ofstang  cet 
Pryfetes  flodan. 

Aufserdem  nur  noch  885: 

ond  hie  peah  pa  ceastre  aweredon  oppcet  JElfred  com  utan 
mid  fierde. 

b)  Hypotaktische  Konjunktionen,  die  ein  logisches 
Verhältnis  bezeichnen. 

a)  Konjunktionen  der  Bedingung. 

Nur  ein  einziges  Mal  findet  sich  gif:  755  S.  48,  Z.  18  ond 
pa  gebead  he  him  hiera  agenne  dorn  feos  ond  londes  gif  hie 
him  pces  rices  upon,  also  wiederum  in  der  Erzählung  von  Cyne- 
wulf  und  Cyneheard. 

Auch  in  den  späteren  Annalen  kommt  ein  Bedingungs- 
verhältnis nur  ganz  ausnahmsweise  vor:  das  erklärt  sich  aus 
dem  eigenartigen  Charakter  der  Berichte,  die  eben  meist  nur 
Tatsachen  aneinanderreihen;  zum  Ausdruck  eines  Bedingungs- 
verhältnisses ist  selten  Gelegenheit  vorhanden.  Ganz  anders 
steht  es  in  dieser  Beziehung  z.  B.  mit  den  Gesetzen  der  Angel- 
sachsen und  den  ältesten  kentischen  Urkunden:  hier  spielt  das 
Bedingungsverhältnis  eine  hervorragende  Rolle;  in  den  Gesetzen 
wird  fast  jeder  Satz  durch  gif  eingeleitet,  und  ebenso  findet 
sich  gif  in  den  Verfügungen  der  Urkunden  sehr  häufig.  In 
beiden  Fällen,  in  der  Sprache  der  Gesetzgebung  und  der  der 
Urkunden  und  Testamente,  bewahrt  die  heutige  Sprache  noch 
die  gröfste  Ähnlichkeit  mit  der  damaligen  und  muls  sie  der 
Natur  der  Sache  nach  bewahren. 

ß)  Der  Einräumung. 
Einmal  buton:    889.   on  pissum  geare  nces  nan  fcereld  to 
Rome,  buton  tuegen  hleaperas  JElfred  cyning  sende  mid  ge~ 
writum. 


44 

Hypotaktisches  ]>eaJi,  peak  ]>e  findet  sich  in  dem  ältesten 
Teil  der  Annalen  noch  nicht;  erster  Beleg  in  der  Parker -Hs. 
1001.  ondpcer  wearö  para  Denescra  miete  ma  ofslegenrapeah  de 
hie  wcelstowe  geweald  ahtan. 

7)  Der  Begründung. 

forpam  pe. 

Nur  die  Fälle,  wo  hypotaktische  Funktion  durch  angehängtes 
pe  gesichert  ist,  sind  hier  aufgeführt;  im  übrigen  vgl.  S.  31. 

694.  Her  Cantware  gepingodan  wip  Ine,  ond  him  gesaldon 
'XXX'  m.1)  forpon  pe  hie  cer  Mul  forbeerndon. 

891.  ond  prie  Scottas  comon  to  JElfrede  cyninge  . . .  of 
Hibernia,  ponon  hi  hi  bestcelon  forpon  pe  hi  woldon  for  Godes 
lufan  on  elpiodignesse  beon,  hi  ne  rohton  hwecr. 

Py> 

Sicher  hypotaktisches  py  liegt  nur  vor  836,  wo  es  in 
Korrelation  zu  dem  py  des  Hauptsatzes  tritt :  ond  py  fultumode 
Beorhtric  Offan  py  he  heefde  his  dohtor  him  to  cuene. 

6)  Der  Folge  und  Absicht. 

Zwischen  beiden  ist  nicht  immer  scharf  zu  scheiden. 

Folge  liegt  vor: 

418.  Her  Romane  gesomnodon  al  pa  goldhord  pe  on 
Bretene  weeron,  ond  sume  on  eorpan  ahyddon,  peet  hie  nmnig 
mon  sippan  findan  ne  meahte,  ond  sume  mid  him  on  Gallia  leeddon. 

891.  ond  hi  namon  mid  him  peet  hi  heefdun  to  seofon 
nihtum  mete. 

Absicht : 

2.  pa  tungel  witgan  of  east  dosle  cuomon  to  pon  post  hie 
Crist  weorpedon. 

430.  Her  Palladius  se  biso  wees  onsended  to  Scottum 
post  he  hiera  geleafan  trymede. 

716.  ond  Ecgbryht  se  arwierpa  wer  on  HU  pam  ealonde 
pa  munecas  on  ryht  gecierde  peet  hie  Eastron  on  ryht  heoldon 
ond  pa  cirielecan  scare. 

*)  Vgl.  hierzu  Plummer  II,  S.  33. 


45 

853.  Her  bced  Burgrced  Miercna  cyning  ond  his  wiotan 
JEpelwulf  cyning  pcet  he  him  gefultumade  pcet  he  him  Nor]) 
Walas  gehiersumade. 

Desgl.  868.  ond  Burgrced  Miercna  cyning  ond  his  wiotan 
bcedon  JEpered  West  Seaxna  cyning  ond  JElfred  his  bropur 
pcet  hie  him  gefultumadon  pcet  hie  wift  pone  here  gefuhton. 

e)  Einmal  eine  Konjunktion  der  Vergleichung. 
734.   her  wces  se  mona  swelce  he  wcere  mid  blöde  begoten. 

£)  Der  Art  und  Weise. 

797.  ond  pa  sona  eft  Gode  fultomiendum  he  meahte  geseon 
ond  sprecan,  ond  eft  was  papa  swa  he  cer  wces. 

885.  py  ilcan  geare  feng  Carl  to  pam  west  rice  ond  to 
allum  pam  west  rice  behienan  Wendelsce,  ond  begondan  pisse 
sce,  swa  hit  his  pridda  fceder  hcefde,  butan  Lidwiccium. 

Anhang. 

Die  Objektssätze  und  die  indirekten  Fragesätze. 

1.  Objektssätze  sind  sehr  zahlreich  vorhanden: 

a)  Nach  Verben  dicendi,  z.  B.  secgan,  cweöan  pcet,  besonders 
häufig  im  Bericht  des  Jahres  755,  da  wo  die  Verhandlungen 
zwischen  den  beiden  Parteien  mitgeteilt  werden:  ondpa  cucedon 
hie  pcet,  ond  hie  cucedon  pcet  usw. 

gehatan  pcet:  ond  him  eac  geheton  pcet  hiera  hyning  ful- 
wihte  onfon  wolde  (878). 

apas  swerian,  gislas  sellan  pcet  874.  876.  878. 

ß)  Nach  Verben  sentiendi,  z.  B.: 
gehieran  pcet  (755). 

7)  Nach  Verben  des  Bittens: 
bced  pcet  (853),  bcedon  pcet  (868). 

2.  Indirekte  Fragesätze: 

787.  py  he  nyste  hwcet  hie  wceron. 

891.  forpon  pe  hi  woldon  for  Oodes  lufan  on  elpiodignesse 
beon,  hi  ne  rohton  hwcer  (verkürzter  Fragesatz). 


46 


2.   Unterordnung  durch  Relativpronomina 
(relativischer  Anschlufs  an  einzelne  Satzteile). 

a)  Der  auf  eine  Person  bezügliche  Relativsatz. 

Pref.  ond  pcet  wcerun  pa  cerestan  cyningas  pe  West  Seaxna 
lond  on  Wealum  geeodon. 

46.  Her  Herodes  aswalt  sepe  Jacobum  ofslog  ane  geare 
cer  his  agnum  deape. 

81.  Her  Titus  feng  to  rice  sepe  scede  pcet  he  pone  dceg 
forlure  pe  he  noht  to  gode  on  ne  gedyde. 

491.   alle  pa  pe  ]>cer  inne  eardedon. 

755.  pone  aldormon  pe  him  lengest  tounode. 
pa  men  .  . .  pe  mid  pam  Icyninge  wcerun 
pces  cyninges  pegnas  pe  him  be  ceftan  wcerun. 
pa  men  pe  he  be  ceftan  him  leefde  cer. 
hiera  mcegas  . .  .'pa  pe  him  from  noldon. 
hiera  geferum  .  . .  pe  cer  mid  pam  cyninge  wcerun. 
eowre  geferan  pe  mid  pam  cyninge  ofslcegene  wcerun. x) 
pa  men  pe  him  mid  wcerun. 

827.   ond  he  wces  se  eahtepa  cyning  sepe  Bretwalda  wces. 

Ebenfalls  relativ  sind  gleich  darauf  die  Sätze  cerest  JElle 
Sup  Seaxna  cyning  se  pus  micel  rice  hcefde  und  siexta  wces 
Oswald  se  cefter  him  ricsode,  obwohl  der  sprachlichen  Form 
nach  hier  auch  die  weitere  Verknüpfung  vorliegen  könnte; 
doch  ergibt  sich  aus  der  Bedeutung  die  enge  Zusammen- 
gehörigkeit beider  Sätze. 

855.  Ingild  wces  Ines  bropur  West  Seaxna  cyninges  pces 
pe  eft  ferde  to  See  Petre  ond  peer  eft  his  feorh  gesealde. 


l)  Sehr  bemerkenswert  und  überaus  charakteristisch  für  primitive 
Erzählungsweise  ist  der  hier  stattfindende  plötzliche  Übergang  aus  der 
indirekten  in  die  direkte  Rede  durch  das  Pronomen  eowre:  pa  eucedon  hie 
pcet  hie  hie  pees  ne  onmunden  pon  ma  pe  eowre  geferan  pe  mid  pam 
cyninge  ofslcegene  wcerun.  Diese  Eigentümlichkeit  findet  sich  aufser  in 
der  Parker- Hs.  nur  noch  in  C;  B,  D  und  E  haben  das  zu  erwartende 
heora  an  die  Stelle  gesetzt.  Vgl.  Plummer  II,  S.  47.  Ein  soleh  un- 
vermittelter Übergang  in  die  direkte  Rede  ist  dem  Ags.  (und  Me.)  auch 
sonst  geläufig,  vgl.  fürs  Ags.  noch  Cynewulfs  Elene  v.  69 ff.  und  v.  649  ff. 


47 

874.  on  allum  pam  pe  him  leestan  woldon  to  pces  heres 
pearfe. 

878.  pritiga  sum  para  monna  pe  in  pam  here  weorpuste 
wceron. 

880.  se  here  . . .  J>e  cer  on  Fullanhomme  scet 

882.  ond  pa  men  ofslcegene  wceron  pe  doer  on  wceron. 

885.  se  wces  Karies  sunu  p  e  JEpelwulf  West  Seaxna  cyning 
his  dohtor  hcefele  him  to  cuene  (dessen  Tochter). 

ib.    se  wces  Jupyttan  fceder  pe  jEpelwulf  cyning  hcefde. 

886.  Her  for  se  here  eft  west  pe  cer  east  gelende. 

891.   ond  Swifneh  se  betsta  lareow  pe  on  Scottum  wces  gefor. 

b)  Auf  Sachen  und  Abstrakta. 

81.  pone  dceg  . . .  pe  he  noht  to  gode  on  ne  gedyde. 

418.   al  pa  goldhord  pe  on  Bretene  wceron. 

449.    on  pam  stape  pe  is  genemned  Ypwines  fleot. 

455.   in  pcere  stowe  pe  is  gecueden  Agcelesprep. 

In  diesen  und  ähnlichen  Verbindungen  sehr  häufig  vor- 
kommend, so  noch  457.  477.  495.  501.  514.  527.  552.  577.  584. 

787.  pcet  wceron  pa  cerestan  scipu  Deniscra  monna  pe 
Angelcynnes  lond  gesohton. 

827.   al  pcet  be  supan  Humbre  wces. 

851.  pcet  mceste  wcel  . .  .  pe  we  secgan  hierdon. 

871.  ond  pces  geares  wurdon  'Villi'  folcgefeoht  gefohten 
wip  pone  here  on  py  cynerice  be  supan  Temese  ond  butan 
pam  pe  him  JElfred  pces  cyninges  bropur  ond  anlipig  aldor- 
mon  ond  cyninges  pegnas  oft  rade  onridon  pe  mon  na  ne  rimde. 

876.  ond  him  pa  apas  sworon  on  pam  halgan  beage  pe 
hie  cer  nanre  peode  noldon  pcet  . . . 

878.    Sumurscetna  se  dcel  se  pcer  niehst  wces. 

ib.   Hamtunscir  se  dcel  se  hiere  behinon  sce  was. 

885.  pcere  rode  dcel  pe  Crist  on  prowude. 

891.   se  bat  . . .  pe  hi  on  foron. 

Ohne  vorhergehendes  Beziehungswort: 
167.   ond  he  purhteah  pcet  he  bced. 


48 

c)  Verallgemeinernde  Relativsätze. 

755.  ond  pa  pider  urnon  swa  hwelc  swa  ponne  gearo 
wearp  ond  radost. 

874.  ond  he  him  apas  swor  ond  gislas  salde  pcet  he  him 
gearo  wcere  swa  hwelce  dosg  swa  hie  hit  habban  wolden. 

877.  ond  hie  him  poer  foregislas  saldon  swa  fela  swa  he 
habban  wolde. 

d)  Relativsätze,  eingeleitet  durch  das  ursprünglich 
demonstrative  Adverb  J>aer  (vgl.  S.  37). 
Sicher  relativische  Funktion  liegt  nur  vor  755,  S.  48,  Z.  15: 
ond  pone  aipeling  on  pazre  byrig  metton  po3r  se  cyning 
ofsloßgen  lo3g. 

Wahrscheinlich  ist  relativ  zu  fassen  eine  Stelle  wie  519 
ond  py  ilcan  geare  hie  fuhton  wip  Brettas  pwr  mon  nu  nemnep 
Cerdices  ford  nach  Analogie  von  455  u.  a.:  Her  Hengest  ond 
Horsa  fuhton  wip  Wyrtgeorne  pam  cyninge  in  pcere  stowe  pe  is 
gecueden  Agcelesprep. 

e)  Relativsätze,  eingeleitet  durch  die  ursprüngliche  lokale, 
dann  temporale  Partikel  }>e 

(deutsch:  „wo"),  fast  nur  in  der  Verbindung^?/  geare  pe  in  dem 
Jahre  wo,  vorkommend. 

Pref.  py  geare  pe  wobs  agan  fram  Cristes  acennesse  494 
wintra,  pa  Cerdic  ond  Cynric  his  sunu  cuom  up  mt  Cerdices 
oran  mid  'V'  scipum. 

885.  se  hxfde  eac  po3t  west  rice,  ond  forpferde  py  geare 
Pe  sio  sunne  apiestrode. 

887.  ond  Py  ilcan  geare  pe  se  here  for  forp  up  ofer  pa 
brycge  wt  Paris,  JEpelhelm  aldormon  Iwdde  Wesseaxna  mlmessan 
ond  JElfredes  cyninges  to  Borne. 

Damit  sind  alle  Fälle  aufgeführt,  wo  wir  in  dem  ältesten 
Teil  der  Parker -Hs.  eine  Hypotaxe  antreffen.  Im  Vergleich 
mit  der  Häufigkeit  der  parataktischen  Satzverbindung  tritt  die 
Hypotaxe  noch  ganz  zurück ;  wir  haben  oben  gesehen,  wie  die 
mannigfaltigsten    gedanklichen  Beziehungen,    die   eine   weiter 


40 

entwickelte  Prosa  durch  sprachliche  Eingliederung  kenntlich 
machen  würde,  hier  in  der  Sachsenchronik  noch  nicht  zum 
Ausdruck  kommen ;  es  findet  Aneinanderreihung  der  Gedanken, 
keine  Eingliederung  statt.  Von  der  ersten  Art  der  Hypotaxe, 
der  Unterordnung  durch  Konjunktionen,  sind  die  temporalen 
Nebensätze  am  zahlreichsten  vertreten;  Konjunktionen,  die 
logische  Beziehungen  zum  Ausdruck  bringen,  finden  sich  viel 
seltener.  Die  andere  Art  der  Hypotaxe,  der  Relativsatz,  ist, 
obwohl  sich  zahlreiche  Belege  schon  finden,  doch  erst  ver- 
hältnismäfsig  wenig  ausgebaut,  wenn  man  bedenkt,  wie  viel 
leichter  sich  die  Möglichkeit  einen  Relativsatz  zu  bilden  ergibt 
als  einen  Konjunktionalnebensatz.  Denn  der  Relativsatz  gibt 
eine  Ergänzung,  einen  Zusatz  zu  einem  einzelnen  Begriff, 
einer  einzelnen  Vorstellung,  kann  sich  also  an  jeden  ent- 
sprechenden Satzteil  anschlielsen ;  nicht  so  der  Konjunktional- 
nebensatz :  dieser  tritt  nicht  in  Beziehung  zu  einem  einzelnen 
Satzteil,  sondern  zu  dem  ganzen  Satz.  Von  den  Relativsätzen 
sind  besonders  die  auf  eine  Person  bezüglichen  vertreten,  so 
in  dem  zusammenhängenden  Bericht  des  Jahres  755;  seltener 
sind  sachliche  Relativsätze.  Bemerkenswert  ist,  dafs  sich 
nie  [zwei  Relativsätze  aneinander  anschlielsen:  statt  eines  zu 
erwartenden  zweiten  Relativsatzes  tritt  regelmäfsig  die  demon- 
strative Konstruktion  ein,  z.  B.  885  ond  py  iclan  geare  forp- 
ferde  se  goda  papa  Marinus,  se  gefreode  Ongelcynnes  scole  be 
JElfredes  bene  West  Seaxna  cyninges,  ond  he  sende  him  mida 
gifa,  ond  pcere  rode  dcel  pe  Crist  on  prowude. 

Allerdings  ist  es  hier  durchaus  möglich,  demonstrative 
Funktionen  des  se,  also  die  weitere  Verknüpfung  anzunehmen; 
aber  auch  da  wird  nicht  derselbe  Satz  weitergeführt,  sondern 
ein  neuer  Satz  durch  ond  he  angeknüpft:  die  Zusammen- 
ziehung von  Sätzen  ist  noch  wenig  ausgebildet.  Vgl.  auch  S.  37. 


3.   Gröfsere  Satzzusammenhänge  und 
Periodenbildung. 

Im  allgemeinen  ist  nur  ein  Nebensatz,  sei  es  ein  Kon- 
junktional-  oder  ein  Relativsatz,  mit  einem  übergeordneten 
Satz  verbunden;  die  Fälle,  wo  mehrere  Nebensätze  vorhanden 
sind,  wo  also  ein  verwickelteres  Satzgefüge  entsteht,  erscheinen 

Studien  zur  engl.  Phil.  LVI.  4 


50 

in  dem  ältesten  Teil  der  Chronik  nur  selten  und  sollen  im 
folgenden  zusammengestellt  werden. 

Wir  können  unterscheiden  zwischen  dem  Satzgefüge,  das 
einen  von  einem  Verbum  sentiendi  oder  dicendi  abhängigen 
Objektssatz  enthält  und  demjenigen,  wo  beide,  bezw.  alle  vor- 
kommenden abhängigen  Sätze  eigentliche  Konjunktion al-  oder 
Relativsätze  sind,  wo  ein  Objektssatz  nicht  vorkommt.  Bei 
der  Beurteilung  der  Entwicklung  des  Periodenbaues  sind  die 
Objektssätze  mehr  oder  weniger  auszuschalten,  da  schon  in 
früher  Zeit,  als  die  Hypotaxe  sonst  noch  wenig  ausgebildet 
war,  das  Objektverhältnis  auf  einen  Satz  übertragen  wurde; 
so  finden  sich  auch  in  unserer  Chronik  Objektssätze  sehr  zahl- 
reich.   (Vgl.  S.  45.) 

1.  Satzgefüge,  das  einen  Objektssatz  enthält. 

81.  Her  Titus  feng  to  rice  se]>e  scede  pcet  te  pone  dceg 
forlure  pe  he  noht  to  gode  on  ne  gedyde. 

Sehr  häufig  755,  S.  48,  Z.  11 :  pa  on  morgenne  gehierdun 
pmt  fices  cyninges  pegnas  pe  him  be  ceftan  wcerun  ]>cet  se  cyning 
ofslcegm  wces,  pa  ridon  hie  pider. 

Z.  18.  ond  him  cypdon  pcet  hiera  moegas  him  mid  wceron 
pa  pe  him  from  noldon. 

Z.  22.  ond  hie  cucedon  pcet  pcet  ilce  hiera  geferum  ge- 
boden  wcere  pe  mr  mid  pam  cijninge  wcerun. 

Z.  24.  pa  cucedon  hie  pcet  hie  hie  pais  ne  onmunden  pon 
ma  pe  eowre  geferan  pe  mid  pam  cyninge  ofslcegene  wcerun. 

853.  Her  boad  Burgred  . .  .  JEpelwulf  cyning  pcet  he  him 
gefultumade  pcet  he  him  Norp  Walas  gehiersumade. 

868.  ond  Burgrced  Miercna  cyning  ond  his  wiotan  bo&don 
JEpered  West  Seaocna  cyning  ond  JElfred  his  bropur  pcet  hie 
him  gefultumadon,  pcet  hie  wip  pone  here  gefuhton. 

874.  ond  he  him  apas  sivor  ond  gislas  salde  pcet  he  him 
gearo  wcere  siua  hwelce  dceg  swa  hie  hit  habban  wolden,  ond 
he  gearo  wcere  mid  him  selfum  ond  allum  pam  pe  him  leestan 
woldon  to  pxs  heres  pearfe. 

Ähnlich  876. 


51 

2.  Satzgefüge  ohne  Objektssatz. 

755, 3.  ond  he  hcefde  pa  o]b  he  ofslog  pone  aldormon  pe 
him  lengest  wunode. 

ib.  Z.  12.  ond  ])one  bur  utan  beeode  cer  hine  pa  men  on- 
funden  pe  mid  pam  Jcyninge  wceron. 

787.  ond  pa  se  gerefa  p>certo  rad  ond  hie  wolde  drifan  to 
pces  cyninges  tune  py  he  nyste  hwcet  hie  wceron. 

877.  ond  hie  hindern  ofridan  ne  meahte  cer  hie  on  pam 
feestene  wceron  peer  him  mon  to  ne  meahte. 

(Hier  ist  es  aber  auch  möglich,  die  weitere  Verknüpfung 
durch  demonstratives  peer  anzunehmen,  vgl.  II,  1,  S.  37). 

891.  ond  prie  Scottas  comon  to  JElfrede  cyninge  ...  of 
Hibernia,  ponon  hi  hi  bestcelon  forpon  pe  hi  woldon  for  Godes 
lufan  on  elpiodignesse  beon,  hi  ne  rohton  hweer,  vgl.  S.  37. 

Im  allgemeinen  ist  das  Satzgefüge  in  dem  ältesten  Teil 
der  Annalen  noch  wenig  entwickelt.  Erst  in  den  Eintragungen 
vom  10.  Jahrhundert  an  gelangt  es  zu  gröfserer  Entfaltung. 
Sehr  bemerkenswert  sind  bereits  die  Jahre  893 — 897,  von 
denen  Earle  S.  XVI  sagt:  'Compared  with  this  passage,  every 
other  piece  of  prose,  not  in  these  Chronicles  merely,  but 
throughout  the  whole  ränge  of  extant  Saxon  literature,  must 
assume  a  secondary  rank'.  Hier,  wie  auch  schon  in  den  un- 
mittelbar vorhergehenden  Annalen,  ist  der  Einfluls  Alfreds  des 
Grofsen  auf  die  Abfassung  unverkennbar.  Gewifs  finden  wir 
auch  hier  noch  Vorherrschen  des  parataktischen  Satzbaues  und 
besonders  der  kopulativen  Beiordnung,  auch  hier  bleiben  die 
logischen  Beziehungen  noch  vielfach  unausgedrückt,  aber  ein 
Fortschritt  in  der  Differenzierung  der  Gedanken  läfst  sich 
unzweifelhaft  feststellen.  Und  so  tritt,  je  weiter  wir  die 
Chronik  verfolgen,  desto  deutlicher  das  Bestreben  hervor,  die 
Tatsachen  nicht  mehr  einfach  aneinanderzureihen,  sondern  auch 
die  inneren  Zusammenhänge,  die  zwischen  ihnen  bestehen, 
zum  Ausdruck  zu  bringen.  Man  sucht  nach  einer  sprachlichen 
Form,  die  das  gedankliche  Verhältnis  möglichst  genau  wiedergibt. 

Fassen  wir  das  Ergebnis  unserer  Untersuchung  kurz  zu- 
sammen: wir  haben  in  dem  ältesten  Teil  der  Sachsenchronik 


52 

durchaus  Vorherrschen  der  parataktisehen  Satzverbindung,  und 
zwar  in  der  Form  der  kopulativen  Beiordnung;  die  Hypotaxe 
wird  bereits  durch  manche  Übergangserscheinungen  vorbereitet, 
ist  aber  selbst  noch  wenig  ausgebildet:  es  überwiegen  die 
Konjunktionen  mit  parataktischem  Charakter.  Ist  damit 
die  Parataxe  als  charakteristisch  für  den  Stil  der 
ältesten  zusammenhängenden  angelsächsischen  Ori- 
ginalprosa erwiesen,  so  ist  doch  eins  nicht  zu  vergessen: 
die  parataktische  Satzverbindung  mulste  in  einem  Denkmal, 
wie  die  Sachsenchronik  es  ist,  dadurch  begünstigt  werden,  dafs 
die  Art  des  berichteten  Stoffes,  der  in  einer  Aufeinanderfolge 
von  Tatsachen  besteht,  von  selbst  dazu  herausforderte;  hier 
war  kein  günstiger  Boden  für  die  Entfaltung  der  Hypotaxe. 
Aber  eben  weil  wir  dieses  Zugeständnis  machen  müssen,  so 
weist  die  Sprache  der  Sachsenchronik  in  um  so  höherem  Mafse 
jene  Eigentümlichkeiten  auf,  die  wir  überall  und  zu  allen 
Zeiten  als  Charakteristika  einer  primitiven  Sprachstufe  er- 
kennen: eine  lose  Aneinanderreihung  der  Gedanken, 
an  deren  Stelle  erst  später  die  Einreihung  tritt;  ein 
Überwiegen  der  temporalen  Anschauungsweise;  ein 
Zurücktreten  streng  logischer  Formulierungen. 

Anhang. 

Die  frühkentischen  Urkunden  (ed.  Sweet,  The  Oldest 
English  Texts,  London  1885,  S.  441  ff.)  entstanden  zumeist  in 
der  ersten  Hälfte  des  9.  Jahrh. 

Vorzügliche  zusammenhängende  Originalprosa  aus  der 
ersten  Hälfte  des  9.  Jahrhunderts  bieten  die  frühkentischen  Ur- 
kunden, die  daher  bei  einer  Untersuchung  über  den  ältesten  Prosa- 
stil des  Angelsächsischen  nicht  unberücksichtigt  bleiben  dürfen. 

Wir  finden  auch  hier,  was  sich  in  der  Chronik  gezeigt 
hat:  Vorherrschen  der  parataktischen  Satzverbindung,  und 
zwar  wiederum  in  der  Form  der  kopulativen  Beiordnung. 
Daneben  hat  sich  hier  und  da  das  Satzgefüge  schon  weiter 
ausgebildet;  wir  treffen  wiederholt  längere  Perioden,  so  z.  B.  in 
dem  Testament  des  Abba  aus  dem  Jahre  835  heilst  es  Z.  3 ff.: 

cerest  ymb  min  lond,  pa  ic  hcebbe  ond  me  god  Iah  ond  ie 
cet  minum  hlafordum  begcet,  is  min  wüla,  gif  me  god  bearnes 


53 

unnan  wille,  Öcet  hit  foe  to  londe  cefter  me  ond  his  bruce  mid 
minum  gemeccan,  ond  sioddan  swce  forö  min  cynn  da  hwile 
fie  god  wille  Öoet  deara  cenig  sie  ]>e  londes  weoröe  sie  ond  land 
gehaldan  cunne. 

Eine  soweit  ausgebildete  Periode  haben  wir  in  dem  ältesten 
Teil  der  Sachsenchronik  nicht  gefunden;  längere  Perioden 
erscheinen  hier  erst  in  dem  Bericht  der  Jahre  894 — 897. 

Eine  grofse  Rolle  spielt  in  den  Urkunden  die  Konjunktion 
gif,  was  sich  hier  wiederum  aus  der  Art  des  behandelten  Gegen- 
standes erklärt:  in  allen  Urkunden,  Testamenten,  Gesetzen 
u.  dgl.  wird  von  bestimmten  Annahmen  und  Fällen  ausgegangen, 
die  durch  einen  Bedingungssatz  zum  Ausdruck  gebracht 
werden.  Im  übrigen  finden  sich  wenig  hypotaktische  Kon- 
junktionen; der  parataktische  Satzbau  herrscht  hier  ebenso 
wie  in  der  Chronik  vor. 

Eine  entwickeltere  Prosa  mit  weitgehender  Hypotaxe 
bildet  sich  zuerst  an  den  Übersetzungen  aus  dem  Lateinischen 
heran;  hier  wo  der  Periodenbau  reich  entwickelt  war,  hatten 
die  Angelsachsen  Gelegenheit,  ihn  kennen  zu  lernen  und  in 
ihrer  Sprache  nachzubilden.  Und  von  diesen  Übersetzungen 
her  dringt  die  Hypotaxe  dann  auch  in  die  Originalschöpfungen 
der  Angelsachsen  ein.  Es  ist  König  Alfred  der  Grolse,  der 
durch  seine  zahlreichen  Übersetzungen  lateinischer  Schrift- 
steller der  angelsächsischen  Prosa  den  Weg  zu  weiterer  Aus- 
bildung gewiesen  hat. 


Druck  von  Ehrhardt  Karras  Gr.  m.  b.  H.  in  Halle  (Saale). 


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25 

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Hft.56 


Studien  zur  englischen 
Philologie 


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