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STUDIEN
ZUR
ENGLISCHEN PHILOLOGIE
HERAUSGEGEBEN
VON
LORENZ MORSBACH
O. Ö. PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT GÖTTINGEN
HEFT LVI
GEORG RUBENS
PARATAXE UND HYPOTAXE
IN DEM ÄLTESTEN TEIL DER SACHSENCHRONIK
(PARKER HS. BIS ZUM JAHRE 891)
HALLE a. S.
VERLAG VON MAX NIEMEYER
1915
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PARATAXE UND HYPOTAXE
IN DEM ALTESTEN TEIL
DER SACHSENCHRONIK
(PARKER HS. BIS ZUM JAHRE 891)
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VON
GEORG RUBENS
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HALLE a. S.
VERLAG VON MAX NIEMEYER.
1915
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Vorwort.
Über den Zweck dieser Arbeit, die zugleich als Göttinger
Dissertation erschienen ist, habe ich mich in der Einleitung
ausgesprochen. Es ist hier zum ersten Mal der Versuch ge-
macht worden, einem Problem nachzugehen, das für die Er-
forschung primitiver Rede- und Erzählungsweise von grofser
Bedeutung ist. Habe ich mich hier zunächst auf die älteste
Prosa beschränkt, so würde die Aufgabe, auch die Erzeugnisse
der Poesie auf dieselben Fragen hin zu untersuchen, nicht
minder lohnend sein. Dafs hier jedoch durchweg mit anderen
Verhältnissen zu rechnen ist, darauf habe ich in der Einleitung
hingewiesen. Ich habe deshalb auch davon Abstand genommen,
die ältesten poetischen Denkmäler der Angelsachsen wie die
Genesis A und den Beowulf in meine Untersuchung hinein-
zubeziehen; für diese scheint mir eine eigene Untersuchung,
gesondert von der der Prosa, erforderlich zu sein. Im übrigen
verweise ich auf die Einleitung.
Auch an dieser Stelle sei mir gestattet, meinem verehrten
Lehrer, Herrn Geheimrat Prof. Dr. Morsbach, meinen auf-
richtigsten Dank auszusprechen für die Anregung zu dieser
Arbeit und für das Interesse, das er ihr entgegengebracht hat.
Göttingen, im Februar 1915.
Georg Rubens.
Inhalt.
Seita
Vorwort v
Benutzte Literatur ix
Einleitung 1
I. Parataxe 8
1. Asyndetische Parataxe 8
2. Konjunktive Parataxe 10
a) Die kopulative Beiordnung 10
b) Beiordnung durch Konjunktionen der zeitlichen Ordnung 28
c) Beiordnung durch Konjunktionen der räumlichen Ordnung 30
d) Beiordnung durch Konjunktionen, die ein logisches Ver-
hältnis bezeichnen 30
II. Übergang aus der Parataxe in die Hypotaxe 33
1. Übergang des pron. demonstr. in das pron. relat 33
2. Übergang parataktischer Konjunktionen in hypotaktische . . 38
III. Hypotaxe 40
1. Unterordnung durch Konjunktionen 40
a) Hypotaktische Konjunktionen der Zeitbestimmung .... 41
b) Hypotaktische Konjunktionen, die ein logisches Verhältnis
bezeichnen 43
Anhang: Die Objektssätze und die indirekten Frage-
sätze 45
2. Unterordnung durch Relativpronomina 46
3. Gröfsere Satzzusammenhänge; Periodenbildung 49
Anhang: Die frühkentischen Urkunden 52
Benutzte Literatur.
Becker, Beiordnende und unterordnende Satzverbindung bei den
Altrömischen Bühnendichtern. Metz 1888.
Behaghel, 0., Die Syntax des Heliand. Leipzig -Wien 1897.
— , Germania 24, 167 ff.
Boucke, Associative and apperceptive types of sentence-structure,
Journal of Germ. Phil. vol. IV, 1902, Nr. 4.
Delbrück, B., Vergleichende Syntax der indogermanischen Sprachen.
3. Teil, 416—423. Strafsburg 1900.
D üb isla v, G., Satzbeiordnung für Satzunterordnung im Altfran-
zösischen. Berlin 1888.
Erdmann-Mensing, Grundzüge der deutschen Syntax. Stuttgart
1886/98.
Gross mann, H., Das angelsächsiche Relativ. Berliner Diss. 1906.
Hentze, K., Die Parataxis bei Homer. Göttingen 1888 — 91.
Hermann, E., Kuhns Zeitschrift 33 (1895), 481 — 535.
Kopas, W., Die Grundzüge der Satzverknüpfung in Cynewulfs
Schriften. Breslauer Diss. 1911.
Kube, E., Die Wortstellung in der Sachsen chronik. Jenaer Diss.
1886.
Mätzner, Ed., Englische Grammatik. Berlin 1880. 3. Teil.
Morris, E. P., On Principles and Methods in Latin Syntax, chap.
VI, pp. 113 — 149, in den Yale Bicentennial Publications 17,
1902.
Neckel, Über die altgermanischen Relativsätze. Berlin 1900.
Palästra Bd. 5.
Paul, H., Die Prinzipien der Sprachgeschichte, 4. A. Halle 1909.
— , Mittelhochdeutsche Grammatik, 7. A., S. 150 ff. Halle 1908.
Ries, J., Die Wortstellung im Beowulf. Halle 1907.
Robertson, W. A., Tempus und Modus in der altenglischen
Chronik, hss. A. und E. Marburger Diss. 1907.
Schücking, L. L., Die Grundzüge der Satzverknüpfung im Beowulf.
I. Teil. Halle 1904.
Shepard, W. P., Parataxis in Provengal in den Publications o£ tke
Mod. Lang. Ass. of America vol. 21, 3. 1906.
Steinthal-Misteli, Charakteristik der hauptsächlichen Typen des
Sprachbaus. Berlin 1893.
Tobler, L., „Und" als relative Konjunktion. Germania 13, 91 ff.
1868.
— , Über Auslassung und Vertretung des pron. rel., Germania
17, 257 ff. 1872.
Wunderlich, Der deutsche Satzbau, 2. A. Bd. 1 und 2. Stutt-
gart 1901.
Wundt, W., Völkerpsychologie, Bd. 1. 2. Die Sprache. 3. A.
Leipzig 1911/12.
Einleitung.
„Auf einer je ursprünglicheren Stufe wir die Sprache vor-
finden, in um so einfacherer Weise fügen sich die Sätze an-
einander und um so ärmer ist die Sprache noch an solchen
Wortbildungen, die irgendwie das Verhältnis andeuten, in
welchem der Inhalt eines folgenden zu dem eines voraus-
gehenden Satzes steht" (Wundt, Völkerpsychologie3, Band 2,
die Sprache, S. 307).
Es ist psychologisch durchaus erklärlich und wird durch
die Ergebnisse der Sprachforschung bestätigt, dals die ursprüng-
lichste Verbindungsweise der Gedanken in einer ganz losen
Aneinanderreihung derselben bestand, dafs also die Sätze
anfänglich ganz unvermittelt nebeneinander gestellt wurden.
Wir bezeichnen dieses Stadium als die Stufe der reinen
Parataxe. Sie spielt in jeder primitiven Sprache, so auch in
der des Kindes, eine hervorragende Eolle.
Bei der Betrachtung der reinen Parataxe mufs man sich
vor der Anschauung hüten, als ob aus der sprachlichen Un-
abhängigkeit und Beziehungslosigkeit der Sätze folge, dafs
diese nun auch ihrem Gedankeninhalt nach voneinander un-
abhängig wären : ein falscher Rückschlufs von der sprachlichen
Form auf die logischen Beziehungen. Diese bestehen ganz
unabhängig davon, ob sie in der Sprache zum Ausdruck
kommen oder nicht. Und es ist gerade ein Zeichen einer noch
unentwickelten Sprache, dafs sie diese Beziehungen vielfach
unbezeichnet lälst, und zwar deswegen, weil sie sich aus dem
Zusammenhang des Gesagten ohne weiteres ergeben. Je weiter
sich aber eine Sprache entwickelt, umsomehr wird sie bestrebt
sein, den inneren Zusammenhang der Gedanken sich auch in
der äufseren Form der Sätze, die ihnen als Träger dienen,
Studien zur engl. Phil. LVI. \
wiederspiegeln zu lassen. Das gilt weniger für die gesprochene
Sprache, der andere Mittel der Verdeutlichung zu Gebote stehen,
als für die Schriftsprache und hier wiederum für die Prosa.
Die Poesie dagegen, deren Unmittelbarkeit unter einer zu ge-
nauen Beobachtung des streng logischen Verhältnisses leiden
würde, steht hier der gesprochenen Sprache näher: sie ver-
zichtet auf eine scharfe Formulierung der logischen Beziehungen.
Damit haben wir bereits die zweite Stufe der sprachlichen
Entwicklung gestreift. Hier entstehen jene Wortbildungen, die
wir unter der grammatischen Bezeichnung „Partikeln" zu-
sammenfassen. Sie sind es, die die Beziehungen der Satzinhalte
zu einander nun auch in der Sprache zum Ausdruck bringen.
Wir finden zunächst Partikeln, die ein zeitliches, alsdann solche,
die das räumliche Verhältnis der Satzinhalte zu einander be-
zeichnen. Erst in weiterer Entwickelung entstehen Partikeln
zur Verdeutlichung der logischen Beziehungen. Wundt be-
zeichnet diese zweite Stufe der Entwicklung als die kon-
junktive Parataxe. Sie ist dadurch charakterisiert, dals hier
zwar satzverbindende Partikeln vorhanden sind, dafs aber die
(grammatische) Selbständigkeit der Sätze noch durchaus ge-
wahrt bleibt : eine Gliederung des Satzes in solche Bestandteile,
die an sich wiederum den Charakter eines Satzes tragen,
kommt noch nicht vor.
Erst auf einer dritten Entwicklungsstufe entsteht eine
Unterordnung ursprünglich selbständiger Sätze unter andere,
und damit tritt eine Scheidung ein, die für die Entwicklung
des Denkens und der Sprache von gröfster Bedeutung wird.
Solange die Sätze einander nebeugeordnet wurden, sei es
unmittelbar, sei es mittelbar durch Partikeln, enthielt jeder
einzelne eine in sich abgeschlossene Gesamtvorstellung (unter
Gesamtvorstellung ist mit Wundt die logische Verbindung
mindestens zweier Vorstellungen zu verstehen). Durch die
Unterordnung von Sätzen wird es ermöglicht, mehrere Gesamt-
vorstellungen in einem einheitlichen Satzganzen zum Ausdruck
zu bringen, d. h. es wächst der Umfang der gleichzeitig
apperzipierten Gesamtvorstellungen, die Gedankenverbindungen
werden umfassender.
Die Bedeutung der Hypotaxe beruht also darauf, dafs
sie eine Eingliederung der Gedanken ermöglicht. Man reiht
3
diese nicht mehr aneinander an, wie sie sich darbieten, sondern
trennt das Nebensächliche, die Nebenvorstellungen, vom Wich-
tigen, den Hauptvorstellungen und bringt diese Scheidung in
der Sprache durch die Unterordnung zum Ausdruck. In der
Regel wird es zunächst so sein, dals die die Hauptvorstellung
begleitenden Nebenvorstellungen in das Gewand der sprach-
lichen Unterordnung gekleidet werden; nachdem aber die
sprachliche Hypotaxe an Boden gewonnen hat, findet bald auch
eine Art Konstruktionstausch statt: die Hauptvorstellung kann
in die Form eines sprachlichen Nebensatzes gebracht werden,
die Nebenvorstellung in die eines sprachlichen Hauptsatzes.
Hierher gehören z. B. die aus der lateinischen Grammatik be-
kannten Sätze, die durch das sog. cum inversivum eingeleitet
werden, vgl. iam hoc facere Galli apparabant, cum matres
familiae repente procurrerunt flentesque petierunt, ne se hostibus
dederent. (Caesar, de bello Gallico VII, 26, 3.) Hier hat der
grammatische Hauptsatz nur den Wert einer begleitenden Zeit-
bestimmung; der durch cum eingeleitete Nebensatz enthält
den Hauptgedanken. Ähnlich im Deutschen, Französischen
und Englischen. —
Man kann hier die Frage auf werfen, ob die Begriffs-
bestimmung der Parataxe und Hypotaxe notwendig nach den
angewandten syntaktischen Mitteln zu erfolgen habe, ob
nicht vielmehr einer Auffassung der Vorzug zu geben ist, die
von dem Gedankeninhalt der verbundenen Sätze ausgeht.
Einen solchen Standpunkt vertritt Paul. Er legt, im Gegensatz
zu Wundt, das Hauptgewicht auf das logische Verhältnis der
Sätze zueinander. Nun zeigt es sich jedoch — und Paul
kommt auch dementsprechend zu demselben Resultat — , dafs
es bei dieser Art der Betrachtung eine eigentliche Parataxe
überhaupt nicht geben kann. Denn in zusammenhängender
Gedankenäulserung (und um solche handelt es sich hier nur)
ist jeder Satz durch den vorhergehenden bestimmt; es ist gar
nicht möglich, Sätze aneinander zu reihen, die ganz unabhängig
voneinander sind. Es liegt also stets eine logische
Hypotaxe vor, einerlei ob dies in der Sprache zum Ausdruck
kommt oder nicht. „Eine solche logische Unterordnung aber
als Beiordnung zu bezeichnen ist durchaus inkorrekt" (Paul,
Prinzipien der Sprachgeschichte4, S. 145).
Nur für einen Fall läfst Paul die Parataxe zu: in so-
genannten Parallelsätzen „wo nicht ein Satz den andern,
sondern beide sich gegenseitig bestimmen, z. B. er ist krumm,
sie ist schief; er lacht, sie weint". (Paul, a. a. 0. S. 148.) Aber
hier liegt doch schlielslich ebenso ein logisches Abhängigkeits-
verhältnis vor, indem der eine Satz im Hinblick auf den
andern gesagt ist; es wird etwas Analoges oder Entgegen-
gesetztes verknüpft. In zusammenhängender Erzählung dagegen
ist nach Paul die Parataxe gänzlich ausgeschlossen, da der
vorhergehende Satz dem folgenden stets eine zeitliche, kausale
oder ähnliche Bestimmung gibt.
Die Auffassung von Paul ist denn auch nicht unbestritten
geblieben.1) Wir müssen, wenn anders wir in der Frage nach
Parataxe und Hypotaxe zu einem Ergebnis kommen wollen,
auch die sprachliche Form berücksichtigen und dürfen nicht
allein das Bedeutungselement der Sprache ins Auge fassen.
Denn die Sprache beruht auf der Verbindung dieser beiden
Elemente, auf der Verbindung von Wort und Bedeutung. Dem-
nach kann es sich nur darum handeln, zu untersuchen, welche
Beziehungen zwischen der sprachlichen Form und der Be-
deutung des Gesagten bestehen, d.h. für unseren Fall, fest-
zustellen, ob und in welcher Weise das (stets vorhandene)
gedankliche Abhängigkeitsverhältnis der Sätze in der Sprache
zum Ausdruck kommt. Und hier gelten nun jene drei Ent-
wicklungsstufen: die reine Parataxe, die konjunktive Parataxe,
die Hypotaxe. Es mufs jedoch darauf hingewiesen werden,
dafs diese Entwicklungsstufen an sich nicht etwa Wertegrade
bedeuten, nach denen die syntaktische Vollkommenheit einer
Sprache bemessen werden könnte. Vielmehr kann auch eine
Sprache, in der die Parataxe vorherrscht, sich in der Weise
ausbilden, dafs sie einer Sprache mit entwickelter Hypotaxe
nicht nachsteht; es sei nur an die zahlreichen Möglichkeiten
einer Partizipialkonstruktion, z. B. auch im heutigen Englisch,
erinnert: vgl. I left the room without his seeing nie, wo wir
0 Vgl. Hermann, K. Z. 33 (1895), S. 481 ff. Ries, Was ist Syntax?
S. 150; D. L. Z., 49 (1888), Sp. 1785. E. P. Morris, On Principles and
Methods in Latin Syntax, S. 142. Wundt, Völkerpsychologie3, Bd. 2,
S. 311.
im Deutschen Dicht ohne eine Hypotaxe auskommen können:
„ohne dafs er mich gesehen hätte". Ferner gelten — worauf schon
oben hingedeutet wurde — diese Entwicklungsstufen in erster
Linie für die geschriebene Sprache, während die gesprochene
Sprache durchaus, auch heute noch, die Parataxe bevorzugt.
Immerhin wird man andererseits nicht leugnen können, dafs
die schärfere Herausbildung der Hypotaxe zum grolsen Teil
durch entsprechende verdeutlichende Wortbildungen gefördert
worden ist. —
Die folgende Arbeit will den oben ausgeführten Wand-
lungen an einem primitiven Sprachtypus nachgehen; sie will
also feststellen, ob und wieweit hier die gedanklichen Be-
ziehungen der Sätze zum Ausdruck kommen, wie es sich mit
den drei Stufen der reinen Parataxe, der konjunktiven Parataxe
und der Hypotaxe verhält. Die Sprachen des klassischen
Altertums sind uns im allgemeinen bereits in solch fort-
geschrittenem Stadium überliefert, dafs sich hier die allmähliche
Entwicklung weniger gut verfolgen läfst, wenngleich sie sich
natürlich auch hier nachweisen läfst. Anders in den jüngeren
germanischen Sprachen: die frühesten Aufzeichnungen aus den-
selben geben ein geeignetes Material an die Hand. Nun hat
sich eine selbständige Prosa hier wie überall erst verhältnis-
mäfsig spät entwickelt: die ältesten Aufzeichnungen sind fast
ausschließlich poetische Erzeugnisse. Da sich in diesen all-
mählich ein ganz eigener, oft bereits hoch entwickelter Stil
herausgebildet hat, so sind sie gesondert von den Erzeugnissen
der Prosa zu betrachten. Die folgende Untersuchung läfst die
Poesie, deren Stilmittel schon so vielfach behandelt sind, zu-
nächst aufser acht und will den Sprachgebrauch der ältesten
Prosa untersuchen.
Hier haben wir zu unterscheiden zwischen Übersetzungs-
und Originalprosa ; nur die letztere kann für unsere Zwecke in
Betracht kommen. Während wir nun aus der althochdeutschen
Zeit kein zusammenhängendes Denkmal in Originalprosa be-
sitzen, haben wir in England neben den zahlreichen Über-
setzungen lateinischer Werke auch eine frühe Originalschöpfung
von höchster Bedeutung: die Sachsenchronik oder auch „Sachsen-
annalen" genannt. Der älteste Teil derselben, wie sie in der
Parker Hs. bis zum Jahre 891 in einer Hand geschrieben
6
überliefert sind, ist der folgenden Untersuchung zugrunde
gelegt. Zwar haben wir auch hier, wenigstens in den Ein-
tragungen der früheren Jahrhunderte, lateinische Quellen, so
vor allem die sog. recapitulatio, die Beda seiner historia eccle-
siastica beigab, weniger diese selbst, und das 66. Kapitel
seiner Abhandlung de temporum ratione, das eine chrono-
logische Zusammenfassung der wichtigsten Weltgeschehnisse
bis auf seine Zeit enthält.1) Aber in der Auswahl und Zu-
sammenstellung des aus den verschiedenen Quellen geschöpften
Stoffes gehen die Bearbeiter der Annalen durchaus selbständig
vor. Und vor allem sind die ausführlichen Schlachten-
schilderungen in den Eintragungen während des 9. Jahrhunderts
durchaus Originalberichte, und gerade diese sind deshalb für
uns von gröfster Bedeutung.
Neben den Sachsenannalen haben wir noch eine Reihe
wichtiger frühkentischer Urkunden; sie sind, soweit sie für
unsere Zwecke in Betracht kommen, in einem Anhang be-
rücksichtigt worden. Die ältesten Gesetzessammlungen der
Angelsachsen, die Gesetze der Könige der Kenter, bieten keinen
zusammenhängenden Prosatext und sind deshalb für unsere
Untersuchung nicht geeignet. Die Originalprosa König Alfreds,
wie wir sie z. B. in seinen Vorreden haben, ist nur im Zu-
sammenhang mit seinen Übersetzungen aus dem Lateinischen,
von denen sie durchaus beeinflufst ist, richtig zu beurteilen
und scheidet aus diesem Grunde ebenfalls aus.
Es bleibt noch übrig, einiges über den Gang unserer
Untersuchung zu sagen. Sie will feststellen, wieweit in den
Sachsenannalen die Parataxe, d. h. die Aneinanderreihung, die
Nebenordnung der Gedanken vorherrscht. Demnach wird sie
charakteristische Fälle parataktischer Aneinanderreihung zu-
sammenstellen und diese aus der Eigenart primitiver Erzählungs-
weise zu erklären versuchen. Sie führt — gemäfs den oben
besprochenen Entwicklungsstufen — zunächst die wenigen
Fälle der reinen, d. h. asyndetischen Parataxe auf; sie ist für
die Sachsenannalen, wie überhaupt für die Prosa, ohne wesent-
liche Bedeutung. Dagegen spielt die zweite Stufe, die kon-
') Über die sonstigen Quellen vgl. Brandt, (üesckichte der alteuglischen
Literatur. S. 1056.
junktive Parataxe, eine hervorragende Rolle, und zwar in
ihrer einfachsten, der reinen Parataxe noch sehr nahestehenden
Form: der kopulativen Beiordnung durch ond. Zu zeigen,
von welcher Bedeutung die kopulative Beiordnung für die
Sachsenannalen ist, wird den wichtigsten Teil der Arbeit aus-
machen. Es folgen sodann die Fälle, wo ein zeitliches oder
räumliches Verhältnis, schliefslich die, wo logische Beziehungen
durch beiordnende Konjunktionen zum Ausdruck kommen.
Im zweiten Hauptabschnitt werden gewisse Erscheinungen
behandelt, die zeigen, wie zwischen bestimmten parataktischen
Verbindungen allmählich engere Beziehungen entstehen, wie
ein Übergang aus der Parataxe in die Hypotaxe stattfindet.
Im dritten Teil endlich wird die Hypotaxe behandelt, so-
weit sie in den Sachsenannalen schon sprachlich ausgebildet ist.
Die Einteilung folgt hier im wesentlichen dem entsprechenden
Abschnitt in Schückings Buch: Die GrundzUge der Satz-
verknüpfang im Beowulf, I. Teil, Halle 1904.
Der Untersuchung zugrunde liegt der Text, wie ihn Earle-
Plummer, Two of the Saxon Chronicles Parallel (5. und E.),
Oxford 1892, für die Parker Hs. bieten. Aufser acht gelassen
sind alle späteren Interpolationen, die im Druck des Textes
als solche gekennzeichnet sind. Gelegentlich herangezogen
ist auch die ältere Ausgabe von Thorpe in den rerum Brittani-
carum medii aevi scriptores, t. 23, London 1861.
I.
Parataxe.
1. Asyndetische Parataxe.
Asyndetische Parataxe haben wir da, wo innerlich zu-
sammengehörige Sätze ohne Vermittlung irgend eines Binde-
wortes nebeneinander gestellt werden. Die asyndetische
Parataxe, die in der angelsächsischen Poesie so häufig an-
zutreffen ist, tritt in der Prosa zurück. So findet sie sich
auch in der Sachsenchronik nur vereinzelt, in eng zusammen-
gehörigen Sätzen. Der asyndetisch angeschlossene Satz enthält
gewöhnlich eine weitere Ausführung, einen Zusatz oder eine
Erklärung zum Vorhergehenden. Meist hat er das gleiche
Subjekt oder Objekt wie der vorhergehende Satz oder nimmt
doch irgend einen Satzteil desselben wieder auf. Häufig wird
durch Voranstellung des Verbs (meist hcefde, wces) die engere
Zusammengehörigkeit mit dem vorhergehenden Satz zum Aus-
druck gebracht.
167. To pam Lucius Bretene Jcyning sende stafas, bced
pcet he wcere Cristen gedon.
Bei weitem häufiger als die reine Parataxe findet
sich in Sätzen dieser Art die Verbindung durch ond, meist
unter gleichzeitiger Wiederaufnahme des Subjekts durch
das Personalpronemen. (Die jüngeren Hss. haben z. T. ond,
so E.)
491. Her (= in diesem Jahre) JElle ond Cissa ymb sceton
Andredes cestor, ond ofslogon alle pa pe pcer inne eardedon,
ne wearp frcer forjpon an Brei to lafe.
9
Der asyndetisch angeschlossene Satz nimmt das im vorher-
gehenden Satz Gesagte in negativer, verstärkender Form
wieder auf.
658. Her Cenivalh gefeaht cet Peonnum wip Walas, ond
hie gefliemde op Pedridan; pis wces gefohten sippan he of East
Englum com. he wces pcer IIT gear on wrece, hcefde hine
Penda adrifenne, ond rices benummenne. forpon he his swostor
anforlei
Der asyndetisch angeschlossene Satz gibt eine Erklärung
zum Vorhergehenden. Gewöhnlich steht ond,
670. ond Hlophere feng to biscepdome ofer Wesseaman
JEgelbryhtes biso nefa. ond heold VII gear, Peodor biso
hine gehalgode.
Der asyndetisch angeschlossene Satz enthält einen Zusatz
zum Vorhergehenden. E hat: ond Peodorus biscop hine halgode.
891. ond prie Scottas eomon to JElfrede cyninge, on anum
bäte butan celcum gereprum of Hibernia, ponon hi hi bestcelon
forpon pe hi woldon for Oodes lufan on elpiodignesse bcon,
hi ne rohton hwcer (Zusatz zum Vorhergehenden).
Ebenfalls eine reine Parataxe liegt vor:
690. JEr wcerun Romanisce biscepas, sippan wcerun Englisce,
wo die parataktische Ausdrucksweise durch die Gegenüber-
stellung von osr und sippan bedingt ist. (Parataxe in Parallel-
sätzen, Paul, Prinzipien der Sprachgeschichte4, S. 148). Vgl.
Einleitung S. 4.
An in. Die sog. constructio ccno xolvoV findet sich in dem ältesten
Teil der Sachsenannalen noch nicht. In S tritt sie zum ersten Male in
den Eintragungen der Jahre 901 und 906 auf.
901. ond on pys ilcan gere fordferde JEpered. wces on
Defenum ealdormon, feower wucum cer JElfred cyning.
906. Her on pys geare gefor JElfred, wces cet Badum
gerefa.
In der jüngeren Redaktion E ist diese Konstruktion bereits
sehr häufig, besonders bei hatan. Belege siehe bei Grossmann,
a.a.O. S. lff.
10
2. Konjunktive Parataxe.
a) Die kopulative Beiordnung.
Die einfachste Form der konjunktiven Parataxe ist die
kopulative Beiordnung. Fügt die reine Parataxe die Sätze
ohne jegliches Bindemittel aneinander, so unterscheidet sich
die kopulative Beiordnung nur dadurch von ihr, dafs sie zu-
sammengehörige Sätze nicht unmittelbar nebeneinanderstellt,
sondern vermittels der anreihenden Konjunktion ond verbindet,
wobei das Verhältnis, in welchem der Inhalt des so angeknüpften
Satzes zu dem des vorhergehenden steht, formell aufser acht
bleibt.
Die kopulative Beiordnung ist das in der Sachsenchronik
am häufigsten angewandte Satzverbindungsmittel. — Die an-
reihende Konjunktion ond wird zunächst gebraucht als ver-
knüpfende Partikel in zusammenhängender Erzählung.
Wo wir in der Sachsenchronik längere, ausführliche
Berichte über ein Ereignis haben, wie z. B. zum Jahre 755 in
der Schilderung des Kampfes zwischen Cynewulf und Cyne-
heard, und in den seit der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts ein-
setzenden Berichten über die Kämpfe mit den Dänen, ist ond
die vorherrschende, ja fast die einzige Konjunktion, die die
Sätze miteinander verbindet. Neben ihr treten Konjunktionen,
die das Verhältnis der Sätze, ihre gedanklichen Beziehungen
zueinander näher bezeichnen, noch völlig zurück. Ebensowenig
findet sich eine Eingliederung von Sätzen, sei es durch Relativ-
pronomina, sei es durch unterordnende Konjunktionen. Der
Berichterstatter gibt seine Gedanken in der gleichen Reihe-
folge wieder, wie sie sich ihm darbieten : er bemüht sich nicht,
die Beziehungen, die sich ja aus dem Zusammenhang des
Gesagten von selbst ergeben, auch in der Sprache zum Aus-
druck zu bringen oder das Nebensächliche vom Wichtigen zu
trennen und es durch Eingliederung zu kennzeichnen. Es
kommt ihm nur darauf an, von seinen Lesern verstanden zu
werden, und das wird er so ebensogut, als wenn er alle Be-
ziehungen zum Ausdruck gebracht hätte. So erhalten wir fast
nur Sätze, die durch ond aneinandergereiht sind. Hinzu tritt
höchstens noch die Zeitpartikel pa, wie ja der Ausdruck des Zeit-
verhältnisses in jeder primitiven Sprache eine grofse Rolle spielt.
11
Nehmen wir, um zu sehen, wie der Chronist verfährt,
z. B, die Eintragung des Jahres 718.
Her Ingild forpferde Lies bropur, ond laxer a stvostur
wcerun Cuenburg ond Cupburh, ond sio Cupburg poet liif cet
Winburnan aroerde, ond hio wces forgifen Norpanhymbra
cyninge Aldferpe, ond hie be him lifgendum hie gedceldun.
Trotz der Kürze der Eintragung fällt einem entwickelteren
Sprachgefühl schon hier der Mangel an die Beziehungen der
Sätze zueinander kennzeichnenden Konjunktionen und die
Häufung der Konjunktion ond, die an die Stelle tritt, auf.
Als wichtigstes Ereignis wird zunächst der Tod des Ingild,
des Bruders des Ine, berichtet. Und nun werden an den Bericht
dieser Tatsache verschiedene Zusätze angeknüpft, jedesmal durch
ond eingeleitet. In dem zweiten Satz hören wir von den
Schwestern des Ingild und Ine : ond hiera stvostur wcerun Cuen-
burg ond Cupburh. Die Erwähnung der Cufburh führt zu einem
näheren Eingehen auf deren Leben: es ist jene Cupburh, die
das Kloster Wimborne gründete und in dasselbe eintrat: ond sio
Cupburg pcet liif cet Winburnan aroerde. Vorher aber war sie
die Gemahlin des Königs Aldferth von Northumbrien gewesen,
von dem sie sich jedoch getrennt hatte: ond hio wces forgifen
Norpanhymbra cyninge Äldferpe, ond hie be him lifgendum hie
gedceldun. Mit dem letzten Satz wird wieder auf den Eintritt
der Cu]?burh in das Kloster verwiesen. Wir sehen, diese fünf
Sätze werden unterschiedslos aneinandergereiht: die Be-
ziehungen, in denen sie zueinander stehen, werden durch
keinerlei Konjunktionen oder Eingliederung verdeutlicht. Ver-
gleichen wir einmal hiermit, wie der berühmte Chronist des
12. Jahrhunderts, Wilhelm von Malmesbury, in seinen gesta
regum Anglorum dieselben Vorgänge darstellt. Dort heilst es
I, 35 (ed. Stubbs, Rolls Series): habuit . . . Ina sorores Cuth-
burgam et Quenburgam; Cuthburga Alfrido Northanimbrorum
regi nuptum tradita, sed, non post multum coniugio diducto,
primo apud Berkingum sub abbatissa Hildilida, mox ipsa
magistra regulae Wimburnae Deo placitam vitam transegit.
Hier haben wir in zwei Sätzen unter gänzlicher Vermeidung
der satzverbindenden Konjunktion „und" die in unserer Chronik
in so primitiver Weise aneinandergefügten Vorgänge über-
aus geschickt dargestellt, sogar noch mit verschiedenen Er-
12
Weiterungen. Allerdings müssen wir im Auge behalten, dafs
es sich bei Wilhelm von Malmesbury um wirkliche Geschichts-
schreibung handelt, während die angelsächsische Chronik,
wenigstens in ihren ältesten Teilen, keinen anderen Zweck
verfolgt, als die wichtigsten Ereignisse eines Jahres zusammen-
zustellen, wodurch die knappe Art der Darstellung bedingt ist.
Aber auch in den längeren zusammenhängenden Berichten
zeigt sich eine Häufung von ond-Sätzen ; selten rinden wir auch
hier noch Konjunktionen, die ein logisches Verhältnis bezeichnen,
selten eine Unterordnung von Sätzen. Besonders charakte-
ristisch ist der Bericht über das Jahr 755, der die anschauliche
Schilderung des Kampfes zwischen Cynewulf und Cyneheard
enthält. Auch hier rinden wir das satzverbindende ond aufser-
ordentlich häufig, mehr als fünfzig Mal, verwandt. Gewöhnlich
steht es mit pa verbunden, da das Zeitverhältnis hier das
einzige ist, was von Bedeutung ist; von Konjunktionen, die
ein logisches Verhältnis bezeichnen, findet sich nur einmal ac,
einmal peak. Bemerkenswert ist der Aufbau des Berichts; er
ist charakteristisch für die Struktur der meisten Annalen.
Ehe wir an die Schilderung des Kampfes kommen, werden
andere Vorfälle des gleichen Jahres berichtet. Wir hören zu-
nächst von der Absetzung des Königs Sigebryht durch Cyne-
wulf: Her Cynewulf benam Sigebryht his rices ond West Seaxna
wiotan for unryhtum deedum, buton Hamtunscire. Daran
schliefsen sich, mit ond angeknüpft, eine Anzahl von Zusätzen
an, die das Vorhergehende noch weiter ausführen: ond he
heefde pa op he ofslog pone aldor mon pe him lengest wunode;
ond hiene pa Cynewulf on Andred adreefde, ond he peer
wunade op pmt hiene an swan ofstang cet Pryfetes flodan.
Noch ein weiterer Zusatz wird mit ond angeschlossen, der aber
nicht, wie die vorhergehenden, ein neues Moment der Er-
zählung bringt, sondern nur den Wert einer abschlief senden
Zusammenfassung hat: ond he wrcec fione aldor mon Cumbran
(„und so" rächte er, nämlich der im vorigen Satz erwähnte
swan, den Aldormann Cumbra, den Sigebryht erschlagen hatte).
Nun geht der Berichterstatter zu einem neuen Punkte über,
der wieder durch ond angeknüpft wird: ond se Cynewulf oft
miclum gefeohtum feaht wip Bretwalum. Und nun folgt als
dritter Teil der Bericht über den Überfall des Cyneheard,
13
eingeleitet durch den Satz: ond ymb 'XXXI' ivifd fices pe he
rice hcefde, he wolde adrcefan anne mpeling se was Cyneheard
haten. Daran schliefst sich noch ein Zusatz an über Cyne-
heard: ond se Cyneheard wees ])03s Sigebryhtes bropur, worauf
die eigentliche Erzählung einsetzt: ond pa geascode he pone
cyning lytle werode on wifcyppe on Merantune, ond hine
pmr berad usw. Hier zeigt sich wieder deutlich die primitive
Art der Erzählung. Jeder Fortgang, jedes neue Ereignis wird
durch ond oder ond pa eingeleitet. Die gedanklichen Be-
ziehungen werden durch keine besonderen Konjunktionen zum
Ausdruck gebracht; sie ergeben sich ja aus dem Zusammen-
hang ohne weiteres. Gerade dadurch unterscheidet sich ein
primitiver Prosastil von dem durchgebildeteren, dafs letzterer
bestrebt ist, alle Beziehungen möglichst genau auch in der
Sprache wiederzugeben; die primitive Sprache tiberlälst es
dem Leser oder Hörer, sich diese zurechtzulegen. So wird
alles, was nur den Wert eines begleitenden Nebenumstandes
hat, nicht besonders gekennzeichnet, sondern genau wie das
Übrige aneinandergereiht; es findet keine Eingliederung statt.
Hierher gehören z. B. Sätze wie ond pa ongeat se cyning past,
der im Vergleich zu dem Inhalt der folgenden Sätze: ond he on
pa duru eode, ond pa unheanlice hine werede usw. eine unter-
geordnete Stelle einnimmt. In ähnlicher Weise liefse im
folgenden der Satz: on pa on pees wifes gebmrum onfundon
pais cyninges pegnas pa unstilnesse eine Unterordnung zu unter
das folgende: ond pa pider urnon swa hwelc swa ponne gearo
wearp ond radost. In den beiden nächsten Sätzen: ond hiera
se wpeling gehwelcum feoh ond feorh gebead, ond hiera narnig
hit gepiegean nolde ist der vorliegende Gegensatz der beiden
Satzinhalte durch die parallele Wortstellung zum Ausdruck
gebracht. Ein schärferer Gegensatz wird durch das folgende
ac eingeleitet: die Partei des Königs will nicht nur von
dem ihr angebotenen Vergleich nichts wissen, sondern hält
es sogar für ihre Pflicht, im Kampfe den Tod zu suchen, gilt
es doch als eine Schande, den Gefolgsherrn, der im Kampfe
gefallen ist, zu tiberleben: ac hie simle feohtende wmran op
hie alle losgon butan anum Bryttiscum gisle. Und nun wird
noch hinzugefügt: ond se swipe gewundad wms. Damit soll
gewissermalsen das Überleben dieses Mannes entschuldigt
14
werden : ist er auch nicht gefallen, so hat er sich doch schwere
Verwundungen zugezogen. Bemerkenswert ist hier wieder
das Fehlen einer Konjunktion, die dieses Verhältnis, das sich
aus dem Zusammenhang zweifellos ergibt, andeutet. Weiter
unten haben wir eine ganz analoge Stelle: von der Partei des
Atheling bleibt auch nur ein Einziger am Leben; von dem
heilst es: ond he his feorh gener ede ond peak he ivces oft ge-
wundad. Hier, wo dasselbe gedankliche Verhältnis wie in der
obigen Stelle vorliegt, wird dieses durch die Partikel peah zum
Ausdruck gebracht. — Nun folgen zwei durch pa eingeleitete
Sätze : pa on morgenne gehierdun Pcet pces cyninges pegnas pe
him he ceftan tvcerun pcet se cyning ofslcegen ivces, pa ridon
hie pider. Hier erhebt sich wie überall da, wo wir in angel-
sächsischen Texten ein korrespondierendes pa , . . pa antreffen,
die Frage: sind die beiden Sätze einander gleichgeordnet,
stehen sie in parataktischem Verhältnis zueinander oder ist der
eine, meist der erste, dem anderen untergeordnet, hat also das
eine ])a bereits hypotaktische Funktion angenommen? Hier
läfst sich eine Entscheidung nur treffen, wenn man den Sprach-
gebrauch in jedem Denkmal genau untersucht. Für die
Sachsenchronik scheint hier bereits hypotaktisches pa vor-
zuliegen, und dieses haben wir auch an unserer Stelle an-
zunehmen. (Näheres unter II, 2 Übergang parataktischer
Konjunktionen in hypotaktische). Nun folgt wieder eine Reihe
von ond- Sätzen, in denen die Verhandlungen zwischen den
beiden Parteien berichtet werden. Die jeweilige Aussage
oder Antwort einer Partei wird eingeleitet durch ein: ond pa
cucedon hie Pcet, ond hie cucedonpcet u. ä. Das Verständnis der
ganzen Stelle wird sehr erschwert durch den Mangel an unter-
scheidenden Pronomina. Die Verhandlungen zerschlagen sich,
es kommt zum Kampfe: ond hie pa ymb pa gatu feohtende
wceron oppcet hie Pmr inne fulgon, ond pone cepeling ofslogon,
ond pa men pe him mid wcerun alle hutan anum, se wces pces
aldormonnes godsunu, ond he his feorh generede ond peah he
wces oft gewundad. Hierzu ist noch folgendes zu bemerken:
beachtenswert ist, dafs hier (und auch sonst) wichtige Er-
eignisse in Sätzen berichtet werden, die die Form eines sprach-
lichen (grammatischen) Nebensatzes haben : oppcet hie pcer inne
fulgon ond pone cepeling ofslogon. Wir sehen daraus, dal's
15
schon in früher Zeit die grammatische Hypotaxe auch in
solchen Sätzen angewandt wurde, denen ihrer Bedeutung nach
eine Unterordnung nicht zukommt. Gerade bei der Konjunktion
oppost ist das häufig der Fall.1) Dafs der Satz: ond pone
ospeling ofslogon usw., der das wichtigste neue Moment bringt,
noch von der Konjunktion oppcet abhängig ist, ergibt sich
daraus, dafs das Subjekt hie nicht wieder aufgenommen ist,
wie es bei einem selbständigen Satze nach dem Sprachgebrauch
in den ältesten Annalen der Fall sein würde; aus der Wort-
stellung allein ist es nicht zu schlief sen, da die Voranstellung
des Objekts vor das Verb auch in selbständigen Sätzen über-
aus häufig ist (vgl. Kube, a. a. 0. S. 14 ff.). Charakteristisch
für den primitiven Stil der Chronik sind die beiden letzten
Sätze: ond he his feorh gener ede ond peak he wces oft gewundad.
Im vorhergehenden ist berichtet, dafs alle aufser einem gefallen
sind: alle butan anum. Aber auch dieser ist doch wenigstens
schwer verwundet; um das deutlich zu machen, wird noch
einmal wiederholt, dafs er am Leben blieb: ond he his feorh
generede, worauf der Zusatz folgt: ond peak he tvces oft ge-
wundad. Eine ähnliche primitive Form des Berichts haben
wir z. B. auch 882, wo es am Schlufs heifst: ond tuegen scip
hiosstas him on hond eodon, ond ])a woeron miclum forslmgene
ond forwundode mr hie on hond eodon. Anstatt zu sagen:
zwei Schiffsbesatzungen ergaben sich ihm (= König Alfred),
aber erst nach heftigem Kampfe, als sie schwer verwundet
waren, heifst es: zwei Schiffsbesatzungen ergaben sich ihm,
und sie waren böse zugerichtet und schwer verwundet, ehe
sie sich ihm ergaben. Es wird also hier ebenfalls das im
ersten Satz Gesagte noch einmal wiederholt, hier in Form
eines grammatisch untergeordneten Satzes: mr hie on hond
eodon, indem es durch einen anderen Satz (ond pa woeron
miclum forslmgene ond forwundode) modifiziert wird.
Damit schliefst der Bericht über den Kampf ab, wohl eine
der interessantesten Schilderungen in der ganzen Chronik. Wir
erfahren noch einiges weitere über Cynewulf und seinen Gegner:
ond se Cynewulf ricsode 'XXXI' wiüt. ond his lic lip mt
*) Hierauf hat schon Schücking, Grundzüge der Satzverknüpfung im
Beowulf S. XI Anin. hingewiesen. — Vgl. auch Einleitung S. 3 und unter
III Hypotaxe: oppset.
16
Wintan ceastre, ond pces cepelinges cet Ascan mynster, ond
hiera ryht fcederan cyn gcep to Cerdice. Dann werden, ein-
geleitet durch die Worte: ond py ilcan geare, andere Ereignisse
des Jahres 755 aufgezählt.1) Mit einem Stammbaum des
Mercierkönigs Offa schliefst der inhaltsreiche Bericht.
Ähnlich, in bezug auf Sprache und Aufbau, wie die des
Jahres 755, sind nun auch die anderen Eintragungen, soweit
sie, etwa seit der Mitte des 9. Jahrhunderts, an Umfang zu-
nehmen. Auch hier tiberall noch Vorherrschen der para-
taktischen Satzverbindung durch ond; auch hier Mangel an
Konjunktionen, die ein logisches Verhältnis bezeichnen, selten
Eingliederung von Sätzen, sei es durch Relativpronomina, sei
es durch unterordnende Konjunktionen. Was den Aufbau der
Eintragungen, die Art und Weise der Berichterstattung betrifft,
so ist es meist so, dafs sich an die Aufzeichnung einer Haupt-
tatsache der Bericht der damit in Zusammenhang stehenden
Einzelheiten in einer Reihe von ond- Sätzen anschliefst. Als
Beispiel diene die Eintragung zum Jahre 836. Hauptereignis:
Tod des Königs Ecgbryht: Her Ecgbryht cyning forpferde.
Daran anschliefsend wird einiges aus dem Leben des ver-
storbenen Königs berichtet: er ist einst von dem Mercierkönig
Offa und dem Westsachsenkönig Beorhtric nach Frankreich
vertrieben worden: ond hine hcefde cer Offa Miercna cyning
ond Beorhtric Wesseaxna cyning afliemed 'III' gear of Angel-
cynnes lande on Fronclond mr he cyning wmre* Nun wird
in einem weiteren ond- Satz erzählt, was Beorhtric veranlafst
hat, Offa bei der Vertreibung des Ecgbryht zu unterstützen: er
steht in verwandtschaftlichem Verhältnis zu Offa, hat dessen
Tochter zur Gemahlin: ond py fultumode Beorhtric Offan Jnj
he hoßfde his dohtor him to cuene. In dem folgenden Satz kehrt
der Berichterstatter wieder zu Ecgbryht zurück und berichtet,
wie lange er König gewesen ist: ond sc Ecgbryht ricsode
XXXVII' wifit ond 'VII monap. Daran anschliefsend wird
*) Der Kampf zwischen Cynewnlf und Cyneheard fand nicht im Jahre
755 statt, sondern erst 784, wie aus der Eintragung des Jahres 784 her-
vorgeht: Her Cyneheard ofslog Cynewulf cyning, ond he pcer tvearp of-
slcegen. Während hier nur die blofse Tatsache verzeichnet wird, wird die
ausführliche Schilderung bereits bei der Erwähnung der Thronbesteigung
im Jahr 755 vorweggenommen.
17
die Teilung des Reiches unter seine beiden Söhne erwähnt:
ond feng Epelivulf Ecgbrehting to Wesseaxna rice, ond he
salde his suna JEpelstane Cantwara rice ond East Seaxna
ond Suprigea ond Sup Seaxna. In dem letzten Satze ist durch
die Knappheit des Ausdrucks die Möglichkeit zu einem Mifs-
verständnis gegeben. Denn es liegt nahe, das Subjekt he auf
den unmittelbar vorhergenannten Efelwulf zu beziehen, sodafs
^elstan als Sohn des EJ?elwulf erschiene; in der Tat ist die
Stelle von späteren Chronisten in diesem Sinne milsverstanden
worden. Die jüngeren Redaktionen der Chronik zeigen aber
deutlich, dals ütyelstan der Sohn des Ecgbryht, nicht des
E]?elwulf ist; vgl. E: ond feng jEpelwulf his sunu to West
Seaxna rice ond JEöelstan his oder sunu feng to Cantwara rice
ond to SuÖrigan ond to Sudseaxna rice. Und so ist auch das
in £ stehende Pronomen he nicht auf das Wort zu beziehen, das
grammatisch zunächst liegt und dem Sinne nach passen könnte,
auf Efelwulf, sondern auf Ecgbryht, der im Mittelpunkt des
ganzen Berichtes steht. Eine genauere Untersuchung über die
Verwendung der Pronomina bestätigt das. Denn bei Beziehung
auf das unmittelbar vorher Genannte, also hier auf EJ?elwulf,
würde die Verknüpfung nicht durch ond he, sondern durch das
enger verbindende ond se, und zwar gewöhnlich unter Wieder-
aufnahme des Namens (also ond se [Epelwulf]) hergestellt
werden.
Eine auf serordentliche Häufung von ond- Sätzen treffen
wir in den Schilderungen der Kämpfe mit den Dänen, seit der
zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts. Man braucht nur einen
Blick auf die Eintragungen der Jahre 871, 878, 885 u. a. zu
werfen, um zu sehen, eine wie bedeutende Rolle hier die Bei-
ordnung in ond- Sätzen spielt. Auch hier sind die so mit-
einander verknüpften Sätze oft von durchaus ungleichem Wert.
So schliefst sich z. B. 871, 8 an den Satz: ond po?s ymb 'IUI'
niht gefeaht jEpered cyning ond JElfred his oropur wip alne
pone here on JEsces dune ein Satz an, der einen begleitenden
Nebenumstand bringt: ond hie (das Heer der Dänen) wmrun
on twami gefylcum, on oprum woes Bachsecg ond Halfdene pa
hcepnan cyningas, ond on oprum wosron pa eorlas. Während
also dieser Satz nur den Wert einer Parenthese hat, bringen
die folgenden einen weiteren Fortschritt der Handlung, indem
Studien z. engl. Phil. LVI. 2
18
von dem Kampfe selbst berichtet wird: ond pa gefedht se
cyning JEpered wip para cyninga getruman, ond pcer wearp
se cyning Bagsecg ofslcegen usw. Ähnlich weiter unten: ond
pces ymb 'II monap gefeaht JEpered cyning ond jElfred his
bropur wip pone here cet Meretune, daran anschließend der
Satz: ond hie wcerun on tucem gefylcium. Nun folgt erst der
eigentliche Schlachtbericht: ond hie butu gefliemdon, ond longe
on dceg sige ahton etc. Eine durchgebildetere Sprache würde
statt des Satzes ond hie wcerun on tucem gefylcium einen auf
here bezüglichen Relativsatz wählen, zumal dadurch die Wieder-
holung des Pronomens hie vermieden wird, das hier ebenfalls
zu Mifsverständnissen führen kann; denn das erste Mal ond
hie wcerun on tucem gefylcium bezieht sich hie auf das un-
mittelbar vorhergehende here, in dem zweiten Satz ond hie butu
gefliemdon ond longe on dceg sige ahton weist es auf JEJ?ered
und iElfred. Eben daraus ergibt sich, dals der Satz ond
hie wcerun on tucem gefylcium nur den Wert einer Paren-
these hat.
Wird das satzverbindende ond in den Schlachtberichten,
wo die einzelnen Episoden im Verlauf des Kampfes geschildert
werden, besonders häufig verwandt, so findet es sich aber auch
tiberall da, wo sonst über irgend einen Vorfall im Zusammen-
hang berichtet wird. Nur eine besonders charakteristische
Stelle sei hierfür angeführt, die Eintragung des Jahres 855,
wo über die Romfahrt des Königs ^EJ^elwulf berichtet wird:
ond py ilcan geare ferde to Rome mid micelre weorpnesse,
ond pcer was XII' monap w uniende, ond pa him hamweard
for, ond him pa Carl Francna cyning his dohtor geaf him to
cuene, ond cefter pam to his leodum cuom, ond hie pces ge-
fangene wcerun. ond ymb 'II gear pces de he on Francum
com he gefor. ond his lic lip cet Wintanceastre, ond he
ricsode nigonteope healf gear. Hier haben wir neun einander
beigeordnete Sätze, von denen eine ganze Reihe nur eine
untergeordnete Bedeutung haben. So würden in entwickelterer
Prosa z. B. die Sätze ond pcer was 'XII monap wuniende, ond
pa him hamweard for, ond cefter pam to his leodum cuom,
ond hie pces gefcegene wcerun den Sätzen mit wichtigerem
Inhalt untergeordnet werden; in der primitiven Sprache der
Chronik herrscht die parataktische Aneinanderreihung.
19
Soviel, um die Bedeutung der Konjunktion ond als fort-
führende Partikel in zusammenhängender Erzählung zu zeigen.
Schon in den oben angeführten Stellen aus der Chronik ist
verschiedentlich darauf hingewiesen worden, dafs sich die
kopulative Beiordnung in zahlreichen Fällen findet, wo eine
durchgebildetere Sprache bestrebt ist, die gedanklichen Be-
ziehungen der Sätze zueinander genauer zum Ausdruck zu
bringen. Je höher Denken und Sprache entwickelt sind, um
so genauer werden diese Beziehungen beobachtet werden. In
der Sprache der Sachsenchronik wird es dem Leser überlassen,
sich diese aus dem Zusammenhang herzustellen. Dafür einige
Beispiele:
457. Her Hengest ond JEsc fuhton wi]> Brettas in Jtcere
stowe pe is gecueden Crecganford, ond ])osr ofslogon 'IUI'
(== 4000) tvera, ond pa Brettas ]>a forleton Centlond, ond mid
micle ege flugon to Lundenbyrg.
Die Flucht der Britten ist die Folge des Sieges des Hengest
und iEsc; diese Beziehung ist nur ganz unbestimmt durch die
temporale Konjunktion pa zum Ausdruck gebracht. Ganz
ähnlich 473.
465. Her Hengest ond 2Esc ge fuhton wifi Walas neah
Wippedes fleote, ond pcer 'XII Wilisce aldormenn ofslogon,
ond hiera ]>egn an po3r wearp ofslmgen, pam wobs noma Wipped,
Hier werden die Verluste der Walisen denen des Hengest
und iEsc gegenübergestellt. Vielleicht wird diese Beziehung
hier durch die Voranstellung des hiera angedeutet; doch ist
das auch sonst die regelmäfsige Stellung.
Über nicht ausgedrückte logische Beziehungen in dem
Bericht über das Jahr 755 s. o. Hinzuzufügen ist noch (S. 48, 4):
ond hie alle on fione Cyning woßrun feohtende ojyfiwt hie hine
ofslmgenne hmfdon im Gegensatz zu dem vorhergehenden: ond
pa utrmsde (se cyning) on hine, ond hine miclum gewundode.
784. Her Cyneheard ofslog Cynewulf cyning, ond he fimr
wearj) ofslosgen (aber auch er fand den Tod).
787. ond on his dagum cuomon mrest 'III scipu, ond ])a
se gerefa pmrto rad, ond hie wolde drifan to pms cyninges
tune py he nyste htvost hie wmron; ond hiene mon ofslog.
2*
20
Er wollte sie in die Stadt treiben, weil er nicht wufste,
wer sie waren; aber sie töteten ihn.
797. Her Romane Leone pmm papan his tungon forcurfon,
ond his eagan astungon, ond hine of his setle afliemdon; ond
pa sona eft Oode fultomiendum he meahte geseon ond sprecan,
ond eft was papa swa he oer woss.
Aber bald erhielt er das Augenlicht zurück.
Besonders häufig in Satzzusammenhängen folgender Art:
837. ond py ilcan geare gefeaht JEpelhelm dux wip
Deniscne here on Port mid Dornsodtum, ond gode hwile pone
here gefliemde, ond pa Deniscan ahton woelstowe gewald, ond
pone aldormon ofslogon.
JEpelhelm kämpft mit den Dänen und behält eine Zeitlang
die Oberhand; dann tritt ein Umschwung ein: die Dänen be-
haupten das Schlachtfeld und töten den iEfelhelm. Dieser
schroffe Gegensatz wird nicht zum Ausdruck gebracht, sondern
es wird lediglich die Tatsache konstatiert. Eine moderne
Übersetzung vermag hier einer das adversative Verhältnis be-
zeichnenden Konjunktion kaum zu entbehren. So tibersetzt
Thorpe diese Stelle: 'and in the same year the aldorman
JEpelhelm fought against a Danish army at Port (Portland)
with the Borset men, and for a good ivhile put the army to
flight; out the Danes held possession of the battle place, and
slew the aldorman".
Die Redaktion E der Chronik berichtet nichts von einem
vorausgehenden Sieg des ^Efelhelm, wodurch der Gegensatz
fortfällt. Dort heilst es einfach:
ond JEpelhelm ealdorman gefeaht wiö Pa Deniscan on
Port mid Dorswtum. ond se ealdorman wosrd ofslosgen. ond
pa Deniscan ahton woslstowe geweald.
Eine ähnliche Stelle haben wir 871, S. 70, Z. 2 v. u.
ond pms ymb II monap gefeaht JEpered cyning ond
JElfred his bropur wip pone here mt Meretune, ond hie wmrun
on tumm gefylcium, ond hie butu gefliemdon, ond longe on dag
sige ahton, ond posr wearp micel woslsliht on gehwo3]>ere hond,
ond pa Deniscan ahton woslstowe gewald (vgl. auch S. 18).
21
Hier steht gleichfalls der schliefsliche Sieg der Dänen
einem vorhergehenden Sieg des Mpereä. und iElfred gegen-
über. Thorpe : l. . . and they put both to flight, and far in the
day were victorious; and there was great slaughter on each
side, but the Banes held possession of the battle place\
885. Sona swa hie comon on Stufe mupan, jf>a metton
hie 'XVI* scipu wicenga, ond wip da gefuhton, ond pa scipo
alle genehton, ond pa men ofslogon; pa hie pa hamweard
ivendon mid pmre herehype, pa metton hie micelne sciphere
wicenga, ond pa wip pa gefuhton py ilcan dwge, ond pa
Deniscan ahton sige (diesmal siegten dagegen die Dänen,
während beim ersten Zusammentreffen die Sachsen die Ober-
hand behalten hatten).
Andere Satzzusammenhänge:
865. Her säst hwpen here on Tenet, ond genamon frip wip
Cantwarum, ond Cantware him feoh gehet on wip pam fripe,
ond under pam fripe ond pam feohgehate se here hiene on
niht up bestail, ond oferhergeade alle Cent eastewarde. (Bruch
des geschlossenen Waffenstillstandes.)
Ebenso 876:
ond him ])a apas sworon on pam halgan beage, pe hie mr
nanre peode noldon, pwt hie hrmdlice of his rice foren; ond
hie pa under pam hie nihtes bestorton pmre fierde se gehorsoda
here into Escanceaster (zur Konstruktion dieses letzten Satzes
vgl. die Anmerkung bei Plummer II, S. 90).
Obwohl sie geschworen haben, aus dem Lande zu gehen,
machen sie einen Einfall in Exeter. Thorpe: 'and notwith-
standing this . . .'
868. ond pa ferdon hie mid Wesseaxna fierde innan Mierce
op Snötengdham, ond pone here pmr metton on ]>am geweorce,
ond pmr nan hefelic gefeoht ne wearp, ond Mierce frip namon
wip pone here.
Ein heftiger Kampf fand nicht statt, sondern die Mercier
schlössen Frieden mit dem Heer.
877. ond se cyning JElfred wfter pam gehorsudan here
mid fierde rad op Exanceaster, ond hie hindan ofridan ne
22
meahte cer hie on pam fcestene wceron, pcer him mon to ne
meahte.
Alfred ritt mit seinem Heere hinter den Feinden her,
konnte sie aber nicht einholen, bevor sie in Sicherheit waren.
878. Her hiene bestcel se here on midne winter ofer tuelf-
tan niht to Cippanhamme , ond geridon Wesseaxna Und ond
gesceton micel pces folces ond ofer sce adrcefdon, ond ])ces opres
pone mcestan dcel hie geridon, ond him to gecirdon outon pam
cyninge JElfrede. ond he lytle werede uniepelice cefter wudum
for, ond on morfcestenum (. . . aufser König Alfred; der aber . . .).
Oft geben die mit ond angeknüpften Sätze eine nähere
Ausführung des vorhergehenden allgemeineren Satzes, so z. B.:
867. ond paer wces micel unpucemes pcere peode hetweox
him selfum. Das wird in dem nächsten Satz näher ausgeführt:
ond hie hcefdun hiera cyning aivorpenne Osbryht, ond un-
gecyndne cyning underfengon JEellan. („Sie hatten nämlich"...)
Ähnlich 887:
ond pcet heoldun mid micelre unsibbe, ond tu folc gefeoht
gefuhton, ond pcet lond oft ond gelome forhergodon, ond ceg-
hwcßper operne oftrcedlice ut drcefde.
Hierhin gehört auch 853:
he pa swa dyde, ond mid fierde for ofer Mierce on Norp
Walas, ond hie him alle gehiersume dydon.
Diese Beispiele mögen gentigen, um zu zeigen, einen wie
reichlichen Gebrauch die Sprache der Sachsenchronik von der
kopulativen Beiordnung macht, wo eine entwickeltere Sprache
Konjunktionen anwendet, die ein logisches Verhältnis be-
zeichnen.
Ebenso findet sich die kopulative Beiordnung auch da,
wo eine Unterordnung oder Eingliederung eines Satzes anstelle
der parataktischen Aneinanderreihung angebracht erscheint.
Die Sprache der Sachsenchronik macht von der Satzunter-
ordnung erst selten Gebrauch (siehe Hypotaxe); sie reiht noch
durchaus parataktisch aneinander, wo in ausgebildeterer Sprache
die Hypotaxe an die Stelle der Parataxe tritt. Beispiele lassen
23
sich beliebig herausgreifen, vor allem aus den zusammen-
hängenden Berichten. So ist oben bei der Behandlung der
Erzählung von Cynewulf und Cyneheard darauf hingewiesen
worden, dafs hier zahlreiche mit ond pa angeknüpfte Sätze
nur den Wert einer Zeitbestimmung oder eines begleitenden
Nebenumstandes haben, also demnach durchaus geeignet sind
für die sprachliche Form der Hypotaxe. Noch ein charakte-
ristisches Beispiel dafür sei angeführt, aus der Eintragung des
Jahres 835; dort heilst es: pa he ]>cet hierde, ond mid fierde
ferde, ond him wip feaht cet Hengestdune, ond pcer gefliemde
ge pa Walas ge pa Deniscan, wo die Gleichordnung des pa he
pcet hier de mit den übrigen Sätzen bemerkenswert ist.
Wie wir hier die engere Verknüpfung durch eine unter-
ordnende Konjunktion zum Ausdruck bringen, so tritt in anderen
Fällen ein Relativpronomen ein. Auch diese Art der Unter-
ordnung wird in der Sprache der Sachsenchronik meist noch
durch die kopulative Beiordnung ersetzt. Über das pron. rel.
siehe Hypotaxe.
Zahlreiche Beispiele.
875. ond py sumera for JElfred cyning ut on sce mid
sciphere, ond ge feaht wip "VII% sciphlcestas, ond hiera an ge-
feng, ond pa opru gefliemde (von denen . . .)
877. ond pa on heerfeste gefor se here on Miercna lond,
ond hit gedceldon sum, ond sum Ceolwulfe saldon (in das
Land der Mercier, das sie zum Teil unter sich verteilten, zum
Teil dem C. gaben).
878. ond pces on Eastron worhte Alfred cyning lytle
iverede geweorc cet JEpelinga eigge, ond of pam geweorce
was winnende wifi Jpone here (eine Befestigung, von der aus
er mit dem Dänenheere kämpfte).
Hierhin gehören auch die zahlreichen mit ond pcer an-
geknüpften Sätze (über jpwr als Relativum siehe unten) :
877. ond pa mette hie micel yst on sm, ondpozr fonuearp
'CXX- scipa cet Swanawic (ein Sturm, in dem 120 Schiffe zu
Grunde gingen).
882. Her for se here up onlong Mcese feor on Frone-
lond, ond peer scet an gear (wo . . .).
Ebenso 879. 883. 884 und oft.
24
Bemerkenswert ist 722:
Her JEpelburg cuen towearp Tantun, ond Ine cer tim-
brede. So steht in der Handschrift (in 3. und in C) und es
liegt kein Grund vor, hier ond durch ]>e zu ersetzen, wie
Plummer in seiner Ausgabe tut; vielmehr entspricht diese An-
knüpfung durchaus dem Stil der Chronik, ihrer Vorliebe für
die parataktische Satzverbindung. Erst die späteren Hand-
schriften, so E, haben ein Relativpronomen an die Stelle des
ond gesetzt. (Vgl. auch Grossmann, a. a. 0. S. 55 ff.).
Im folgenden sollen noch einige spezielle Verwendungen
der kopulativen Beiordnung in der Chronik aufgeführt werden.
Es wurde schon oben darauf hingewiesen, dafs es charakte-
ristisch ist für den Stil der Eintragungen, dals sich an die
Aufzeichnung einer Haupttatsache ergänzende, durch ond ein-
geleitete Zusätze anschliefsen. Diese lassen sich z. T. nach
bestimmten, stets wiederkehrenden Gruppen zusammenstellen.
Es sind
1. Genealogische Zusätze, wie sie sich in den Sachsen-
annalen überaus häufig finden.
In der Prefatio:
pa Cerdic ond Cynric cuom up cet Cerdices oran. mid 'V*
seipum. ond se Cerdic wces Elesing. Elesa. Esling. usw.
ib. pa he gefor pa feng Ceolwulf to his bropur, ond he
ricsode %XYII gear, ond luxer a cyn gcep to Cerdice.
ib. ond pa feng Cenwalh to, ond heold XXXI' tvintra,
ond se Cenwalh wces Cynegilses sunu,
670. ond se Oswio wces JEpelferping, JEpelferp JEpel-
ricing, JEpelric Iding, Ida Eopping.
676. Her JEscwine forPferde, ond Hedde feng to biscdome,
ond Centwine feng to rice; ond Centwine was Cynegilsing,
728. ond py geare gefuhton jEpelheard ond Oswald se
cepeling; ond se Oswald wms JEpelbalding etc.
755. ond ymb XXXI wint pws pe he rice hcefde, he
wolde adrcefan anne cepeling se wces Cyneheard haten, ond se
Cyneheard wces pces Sigebryhtes bropur.
25
Ähnlieh 827:
ond py ilcan geare geeode EcgbryM cyning Miercna rice
ond al pmt he supan Humbre waes, ond he wces se eahtepa
cyning sepe Breüvalda wces.
2. Zusätze wie ond his lic lip (restep) aet . . .
716. ond on pam ilcan geare Ceolred Miercna cyning forp-
ferde, ond his lic restep on Licet felda, ond JEpelrwdes Pend-
inges on Bearddanigge.
755. ond py ilcan geare nion ofslog JEpelbald Miercna
cyning on Seccandune, ond his lic lip on Hreopadune.
Desgl. 784. 860. 867. 871. 874. 888.
ond he ricsode, ond he heold post rice:
640. Her Edbald Cantwara cyning forpferde, ond he
ricsode 'XXV' wMr.
703. Her Hedde bisc forpferde, ond he heold pone Use-
dom 'XXVII' wiüt on Wintaceastre.
704. Her JEpelred Pending Miercna cyning onfeng munuc-
hade, ond Poet rice heold 'XXVIIIP wintra.
716. Her Osred Norpanhymbra cyning wearp ofslosgen,
ond se hos f de VIP winter rice cefter Äldferpe.
Mehrere Zusätze dieser oder ähnlicher Art aneinander-
gereiht :
738. Her Eadbryht Eating, Eata Leodwalding , feng to
Norpanhymbra rice, ond heold 'XXP wiftt. ond his bropor
wo3s EcgbryM Eating wreebise, ond hie restap hegen on
Eoforwic ceastre on anum portice.
755. ond se Cyneivulf ricsode 'XXXP wintra, ond his
lic lip 03t Wintanceastre, ond poes oepelinges wt Ascanmynster,
ond hiera ryht fmderen cyn gosp to Cerdice.
855. ond ymb *IP gear Poes de he on Francum com, he
gefor, ond his lic lip ost Wintanceastre, ond he ricsode nigon-
teope half gear.
867. ond py ilcan geare gefor Ealchstan bisc, ond he heefde
post biscrice L' wiftt mt Scireburnan, ond his lic lip pasr
on tune.
26
871. ond po3s ofer Eastron gefor JEpered cyning, ond he
ricsode V' gear, ond his lic Up cet Wiriburnan.
Hierhin gehören auch erklärende Zusätze wie: (Pref.) ond
])ces ynib 'VI gear pws pe hie up cuomon geeodon West Seaxna
rice, ond pwt uucerun pa cerestan cyningas pe West Seaxna
lond on Wealum geeodon.
709. Her Aldhelm bisc forpferde, se wazs be westan wuda
biso, ond wms todmied in foreweardum Danieles dagum in tua
biscscira West Seaxna lond, ond cer hit wazs an.
885. Py ilcan geare mr middum wintra for])ferde Carl
Francna cyning, ond hiene ofslog an efor.
(ib.) ond py ilcan geare gegadrode micel sciphere on Aid
Seaxum, ond pa?r wearp micel gefeoht. tua on geare, ond pa
Seaxan hmfdun sige, ond ]>wr wceron Frisan mid.
Die Anknüpfung durch ond findet sich ferner beim Über-
gang zu einem neuen Punkt in der Berichterstattung und bei
Wiederaufnahme des Berichts nach Unterbrechung durch eine
genealogische Aufzählung oder ähnliches.
Hierin gehört z. B. die eben in anderem Zusammenhang
angeführte Stelle aus derPrefatio: ond J)03s ymb WI* gear pass
pe hie up cuomon geeodon Wesseaxna rice, wo mit ond der
durch die Aufzählung der Vorfahren des Cerdic unterbrochene
Bericht wieder aufgenommen wird.
Ahnlich weiter unten nach Aufzählung der Vorfahren des
MpelwuU:
ond pa feng JEpelbald his sunu to rice, ond heold V' gear.
855 wird die Aufzählung eingeführt durch den Satz: ond
se JEpelwulf wms Ecgbrehting. Am Schluf s wird fortgefahren :
ond pa fengon JEpelwulfes suna twegen to rice.
ond leitet zu etwas Neuem über:
449. Her Mauricius ond Ualentinus onfengon rice. ond
ricsodon 'VII' winter. ond on hiera dagum Hengest ond Horsa
from Wyrtgeorne geleapade Bretta Jcyninge gesohton Bretene
on pam stape pe is genemned Yywines fleot. mrest Brettum to
fultume, ac hie eft on hie fuhton. (Landung des Hengest und
Horsa in England).
27
787. Her nom Beorhtric cyning Offan dohtor Eadburge;
ond on his dagum cuomon cerest *lli scipu, ond pa . . . (der
erste Einfall der Dänen in England).
860. ond on his dcege cuom micel sciphere up ond abrmcon
Wintanceastre.
891. Her for se here east. ond Earnulf cyning gefeaht
wiö dcem rcede here . . ., ond hine gefliemde; ond ]>rie Scottas
comon to JElfrede cyninge . . . Nach Beendigung des Berichts
über die drei Schottländer wird noch ein anderer Vorfall des
Jahres 891 erwähnt: ond Swifneh se betsta lareow pe on
Scottum wobs gefor.
Hierhin gehören auch die zahlreichen durch ond py ilcan
geare, ond on pam ilcan geare, ond py geare eingeleiteten
Sätze, z.B. 721:
Her Daniel ferde to Borne; ond Py ilcan geare Ine ofslog
Cynewulf.
866. Her feng jEpered JEpelbryhtes bropur to Wesseaxna
rice; ond py ilcan geare cuom micel here on Angelcynnes lond.
Sehr häufig aber fehlt auch ein verbindendes Glied wie
py ilcan geare. Die in ein und dasselbe Jahr fallenden Vor-
gänge werden nacheinander berichtet, jeder in einem Satz, und
die Verbindung wird einfach durch ond hergestellt.1) Die
Zusammengehörigkeit der Sätze beruht dann ebenso wie da,
wo es durch ein py ilcan geare u. ä. besonders zum Ausdruck
gebracht wird, auf der Gleichzeitigkeit, d. h. dem Zusammenfall
der berichteten Vorgänge in ein und dasselbe Jahr; im übrigen
sind sie ganz unabhängig voneinander. Ein paar Beispiele
gentigen:
664. Her sunne apiestrode, ond Arcenbryht Gantwar a
cyning forp ferde, ond Colman mid his geferum for to his cyööe,
*) Vielfach enthalten die Annalen hier nur eine Übersetzung der Re-
capitulatio des Beda, die dieser seiner historia ecclesiastica anhängte; vgl.
z. B. die Eintragung des Jahres 664 mit der entsprechenden Stelle der
Recapitulatio (Bede's works, ed. J. A. Giles, vol. III, p. 304): Anno 664.
eclipsis facta; Earconbertus rex Cantuariorum defunctus, et Colmanus cum
Scotis ad suos reversus est; et pestilentia venit; et Ceadda ac Wilfridus
Northanhumbrorum ordinantur episcopi.
28
678. Her opiewde cometa se steorra. ond Wilfrip biscop
wms adrifen of his biscdome from Ecgferpe cyninge.
679. Her 2Elfwine ivces ofslcegen, ond See jEpelpryp
forpferde.
733. Her JEpelbald geeode Sumurtün, ond sunne apies-
trode.
819. Her Genwulf Miercna cyning forpferde, ond Ceol-
wulf feng to rice, ond Eadbryht aldormon forpferde.
822. Her tuegen aldormen wurdon ofslcegene, Burghelm
ond Muca; ond senop wces cet Clofeshoo.
b) Beiordnung durch Konjunktionen der zeitlichen
Ordnung.
Die kopulative Beiordnung steht in der Sachsenchronik
an erster Stelle. Neben ihr nimmt die Verknüpfung durch
Zeitpartikeln einen verhältnismäfsig breiten Raum ein: spielt
doch das Zeitverhältnis in primitiver Sprache eine bedeutende
Rolle. Wir finden Zeitpartikeln besonders da, wo in zusammen-
hängender Erzählung die einzelnen Episoden eines Ereignisses
vorgeführt werden.
Die in der Chronik am häufigsten verwandte Zeitpartikel
ist das demonstrative Adverb pa „da". Es stellt sich überall
da ein, wo wir lebendige Erzählung haben, so z. B. in dem
schon öfters angeführten Bericht des Kampfes zwischen Cyne-
wulf und Cyneheard: ond pa ongeat se cyning po?t, ond he on
pa duru eode, ond pa unheanlice hine werede op he on pone
mpeling locude, ond pa utrmsde on hine usw. Hier tritt also
zu der blols anreihenden Kopula eine das Zeitverhältnis be-
zeichnende Konjunktion hinzu.
Finden wir hier pa in Verbindung mit ond, so steht
pa meist ohne ond da, wo es sich nicht um eine zusammen-
hängende Erzählung handelt, sondern wo einzelne zeitlich
aufeinanderfolgende Tatsachen berichtet werden. So z. B. in
der Pref.:
Pa feng JEscwine to rice, pees cyn gosp to Cerdice, ond heold
'II gear, pa feng Centwine to Wesseaxna rice Cynegilsing, ond
29
ricsode 'VII gear; pa feng Ceadwalla to pam rice, pms cyn
gcep to Cerdice, ond heold III gear. pa feng Ine to Seaxna
rice, ]>ces cyn gcep to Ceardice ond heold 'XXXVII wintra. pa
feng j&pelheard to, pms cyn gcep to Ceardice, ond heold XIIII'
winter usw. Seltener steht in diesen Fällen ond pa.
Sehr häufig steht pa in bezug auf eine vorhergehende
Zeitbestimmung wie:
1. her (in diesem Jahre).
655. Her Penda forwearp, ond Mierce wurdon Cristne.
Pa was agan from fruman middangeardes . . . wintra.
704. Her JEpelred Tending Miercna cyning onfeng munuc-
hade, ond pmt rice heold •XXVIIII wintra. pa feng Coenred to.
745. Her Danihel forpferde. pa tvas -XLIII wintra agan
sippan he onfeng biscdome.
2. py ilcan dmge.
800. ond py ilcan dmge rad JEpelmund aldorman of
Hwiccium ofer wt Cynemmres forda. pa mette hine Weoxtan
aldorman mid Wilsmtum.
3. Hypotaktisches pa (siehe unten) besonders häufig in
Sätzen wie Pref. pa he gefor pa feng his sunu to pam rice.
4. Hypotaktisches swa (sona swa).
885. sona swa hie comon on Stufe mupan, pa metton hie
'XVI scipu wicenga, ond wip da gefuhton, ond pa scipo alle
gerwhton, ond pa men ofslogon.
Andere Zeitpartikeln, die im Gegensatz zu pa, das nur die
Bedeutung eines anreihenden Adverbiums besitzt und nur
selten zur wirklichen Angabe der Zeitbestimmung dient, be-
stimmte zeitliche Angaben enthalten, finden sich nur selten.
Es kommen in Betracht:
sona
885. ond hie wurdon poer behorsude, ond sona py ilcan
sumere ofer sce gewiton.
eft
449. ac hie eft on hie fuhton. Desgl. 828. 838. 855. 886.
30
pa sona eft 797.
sippan 409. 418.
cer 836.
cefter pam 508.
Sehr häufig sind Anknüpfungen wie py ilcan geare und
ähnliche, gewöhnlich mit ond verbunden (s. o.): ond py ilcan
geare, ond py geare, ond pms geares. Ähnlich po3S ofer Eastron,
pms ymb 'III' niht, pces ymb anne monap u. a. ; auch mit pa
verbunden: pa on pmre seofoöan wiecan ofer Eastron (878),
Pa py ilcan geare (853).
Vereinzelt dient pa dazu, einen Satz einzuleiten, dem der
Wert einer Parenthese zukommt; mit ond wird der eigentliche
Bericht fortgesetzt, z. B.:
853. ond py ilcan geare sende JEpelwulf cyning JElfred
his sunu to Borne, pa was domne Leo papa on Borne, ond
he hine to cyninge gehaig ode, ond hiene him to biscepsuna nam.
c) Beiordnung durch Konjunktionen der räumlichen
Ordnung.
(podr).
Neben die Verbindung durch Zeitpartikeln tritt die An-
knüpfung vermittels lokaler Partikeln. Auch diese nimmt in
der Sachsenchronik eine nicht unbedeutende Stelle ein. ond
pmr findet sich besonders in zusammenhängender Erzählung,
wo es allerdings an die Häufigkeit der Verwendung von ond
pa nicht heranreicht. Seltener findet sich podr allein, nicht in
Verbindung mit ond. In der Bedeutung kommt pmr dem
temporalen p<x oft sehr nahe, vgl. z. B.:
784. Her Cyneheard ofslog Cyneivulf cyning, ond he pmr
wearp ofslmgen. Hier tritt der lokale Charakter des Adverbs
völlig zurück. Doch rein lokal ist pmr z. B. 658. 800, wo es
sich auf die vorhergenannten Ortlichkeiten bezieht. Vereinzelt
findet sich auch pmr pa, z. B.:
881. Her for se here ufor on Fronclond, ond pa Francan
him wip gefuhton, ond pmr pa wearp se here gehör sod mfter
Pam gefeohte.
31
d) Beiordnung durch Konjunktionen, die ein logisches
Yerhältnis bezeichnen.
Neben der kopulativen Beiordnung und neben der Bei-
ordnung durch Konjunktionen der zeitlichen und räumlichen
Ordnung tritt die Verknüpfung durch Partikeln, die ein logisches
Verhältnis bezeichnen, in dem ältesten Teil der Sachsenchronik
noch sehr zurück.
Die wenigen Fälle, wo logische Beziehungen durch Par-
tikeln zum Ausdruck gebracht sind, sind folgende:
1. Ein adversatives Verhältnis wird zweimal durch die
Konjunktion ac bezeichnet.
449. ond on hiera dagnm Hengest ond Horsa from Wyrt-
georne geleapade Bretta Jcyninge gesohion Bretene on ])am
sta]fe ]>e is genemned Tpwines fleot. cerest Brettum to fultume,
ac hie eft on hie fuhton.
Nach dem sonstigen Sprachgebrauch der Chronik könnte
hier auch ond statt ac stehen, da eben ein adversatives Ver-
hältnis in der Kegel nicht zum Ausdruck gebracht wird.
Vgl. S. 19 ff.
Ebenso 755. ond hiera se wpeling gehwelcum feoh ond
feorh gebead, ond hiera ncenig hit gepicgean nolde, ac hie simle
feohtende wwran o]) hie alle Imgon butan anum Bryttiscum gisle.
Auch hier wäre die Verbindung durch ond durchaus nicht
auffallend, wenn man Stellen wie 868 ond J)wr nan hefelic
gefeoht ne wearj>, ond Mierce frip namon wi]> pone here zum
Vergleich heranzieht.
2. Ebenfalls in adversativem Sinn findet sich ]>eah.
Pref. Gaius Julius se Casere mrest Romana Bretenlond
gesohte. ond Brettas mid gefeohte cnysede. ond hie ofer siviftde,
ond swa fieah ne meahte posr rice gewinnan,1)
755. In der Erzählung von Cynewulf und Cyneheard: ond
he his feorh generede ond ]>eah he wms oft gewundad.
867. ond hie peah micle fierd gegadrodon.
*) Übersetzt aus Beda's recapitulatio : nee tarnen ibi regnuin potuit
obtinere.
32
885. ond hie peak pa ceastre aweredon opficet JElfred com
utan mid fierde.
887. pcet wces peah mid Earnülfes gepafunge.
3. Konjunktionen der Begründung.
(forfram, ]>y).
658. he wces picer III gear ort wrece, hcefde hine Penda
adrifenne ond rices benummene. forpon he his swostor anforlet.
Hier kann bereits hypotaktische Funktion vorliegen; doch
sicher ist diese nur da, wo sie durch ein zugesetztes ]) e (])cet)
ihren sprachlichen Ausdruck gefunden hat wie in der jüngeren
Kedaktion E (forpan ]>et he his swustor forlet). Die Wort-
stellung gibt keine sicheren Anhaltspunkte, da auch in selb-
ständigen Sätzen Endstellung des Verbs vorkommt (vgl. Kube,
a. a. 0. S. 14 ff.).
661. ond on Wiht gehergade Wulf her e Pending, ond ge-
salde Wihtwaran JEptelwalde Sup Seaxna cyninge. forpon Wulf-
here hine onfeng cet fülwihte.
680. Her gescet Peodorius cercebiscop senop on Hcepfelda,
forpon he wolde pone Cristes geleafan geryhtan.
(E: forpan ]>e).
887. ond hi cucedon p)cet hie pcet to his honda healdan
sceoldon. for^cem hira nan nces on fcedren healfe to geboren
buton him anum.
(E: foröan pet).
ly-
787. ond on his dagum cuomon cerest 'III scipu, ond p<x
se gerefa ^pcerto rad, ond hie wolde drifan to ]>ces cyninges tune
py he nyste hwcet hie wceron.
823. ond Cantware him to cirdon, ond Suprige, ond Sup
Seaxe, ond East Seaxe, py hie from his mcegum cer mid unryhte
anidde wcerun.
IL
Übergang aus der Parataxe in die Hypotaxe.
Im Angelsächsischen lassen sich noch deutlich die Spuren
des Übergangs von der Parataxe zur Hypotaxe nachweisen.
Zweierlei kommt hier in Betracht. Es ist einmal die all-
mähliche Überführung des Demonstrativ- in das Relativ-
pronomen, andererseits die Entwicklung hypotaktischer Kon-
junktionen aus solchen, die ursprünglich der parataktischen
Satzverbindung dienten. Beide Vorgänge sind eng verwandt
miteinander, indem die meisten Konjunktionen auf alte Pro-
nomina zurückgehen und erstarrte Formen derselben sind.
1. Übergang des pron. dem. in das pron. rel.
Das Pronomen se findet sich in der Sachsenchronik sehr
häufig. Bei seiner Verwendung ist folgendes zu beachten:
a) Der Satz wird eingeleitet durch ond se, indem sich se
auf etwas unmittelbar vorher Genanntes (meist eine Person)
bezieht und eine weitere Aussage darüber macht. Diese Art
der Satzverbindung gehört noch durchaus der kopulativen Bei-
ordnung an: die Sätze enthalten meist einen Zusatz zum
Vorhergehenden, gehören also zur entsprechenden Gruppe der
ond- Sätze (s. o.). Sie sind sehr zahlreich. Meist steht se hier
adjektivisch, ist aber noch nicht zum blolsen Artikel herab-
gesunken, sondern hat noch deutlich hinweisende Kraft.
Das Beziehungswort wird wiederholt:
a) Eine Person.
643. Her Cenwalh feng to Wesseaxna rice, ond heold
'XXXI- wintra. ond se Cenwalh het atimbran ]>a ciricean
on Wintunceastre.
Studien z. engl. Phil. LVI. 3
34
660. Her ^Egelbryht bisc gewat from Cenwale, ond Wirte
heold ]>one biscepdom 'III' gear; ond se 2Eegelbryht onfeng
Persa biscdomes on Qalwalum bi Signe.
670. Her forfiferde Osweo Norpanhymbra cyning, ond Ecg-
ferp ricsode cefter him; ... ond se Oswio wces JEpelferping
usw.
728. ond Py geare gefuhton JEpelheard ond Oswald se
mpeling; ond se Oswald was ^Epelbalding.
731. Her was ofslcegen Osric Norpanhymbra cyning, ond
feng Ceolwulf to pam rice, ond heold VIII gear. ond se
Ceolwulf wms Cupaing.
755. ond se Cyneheard wms pQ3S Sigebryhtes bropur.
827. ond se Ecgbryht losdde fierd to Höre wip Norpan-
hymbre.
ß) Sachen.
z. B. 878. ond jboss on Eastron worhte JElfred cyning
lytle werede geweorc cd JSpelinga eigge, ond of pam ge-
weorce was winnende wip pone here.
882. ond py ilcan geare for JElfred cyning mid scipum ut
on sce. ond gefeaht wip feower sciphlosstas Deniscra monna,
ond para scipa tu genam.
Se ohne Wiederholung des Beziehungswortes:
a) Auf eine Person bezüglich.
755. ac hie simle feohtende wosran op hie alle Imgon butan
anum Bryttiscum gisle, ond se swipe gewundad iums.
ß) Auf eine Sache bezüglich.
885. sona swa hie comon on Stufe mupan, pa metton hie
•XVI scipu wicenga, ond wip da gefuhton.
b) Ein engerer Anschlufs liegt vor in solchen Fällen, wo
das Beziehungswort in Verbindung mit adjektivischem se, aber
ohne ond, wiederaufgenommen wird, meist in Sätzen von der-
selben Art wie oben.
Pref. se JEpelwulf wces Ecgbryhting.
648. se Cupred wces Cuichelming.
685. se Ceadwalla was Coenbryhting.
35
ib. se Ecgferp was Osweoing.
694. se Wihtred was Ecgbryhting.
755. se Offa wws Pincgf erpin g.
Von Sachen:
891. ond prie Scottas comon to jElfrede cyninge, on anum
bäte butan wlcum gereprum of Hibernia ... Se bat wws ge-
worht of priddan healfre hyde ])e hi on foron.
c) Am engsten wird die Verknüpfung da, wo sie durch
ein se allein hergestellt wird, wo keiu ond vorhergeht und wo
auch das Beziehungswort nicht wiederholt wird. Hier erhebt
sich die Frage, wie weit se noch demonstratives Pronomen
ist, wie weit es schon relative Funktion angenommen hat. Die
Entscheidung ist nicht immer mit Sicherheit zu treffen, zumal
auch die Wortstellung kein unbedingt gültiges Kriterium ist.
Gesichert ist relative Funktion nur da, wo sie auch äufserlich
durch die Anhängung der Relativpartikel pe zum Ausdruck
kommt (s. u.).
Besonders häufig findet sich se in der Verbindung se was,
indem über eine Person, über die im vorangehenden Satz be-
richtet worden ist, noch eine weitere Angabe gemacht wird.
597. Her ongon Ceolwulf ricsian on Wesseaxum, ond
simle he feaht ond won, oppe wip Angelcyn, oppe wip Walas,
o])])e wip Peohtas, opjbe wip Scottas; Se wobs Cupaing.
644. Her Paulinus forpferde. se woss wrcebisc on Eofor-
wicceastre, ond eft on Hrofesceastre.
674. Her feng JSscwine to rice on Wesseaxum, se was
Cenfusing, Cenfus Cenferping, Cenferp Cupgilsing.
709. Her Aldhelm biso forpferde, se wws be westan
wuda biso.
755. he ivolde adrmfan anne wpeling, se wws Cyneheard
haten.
(ib.) alle butan anum, se woss poss aldormonnes godsunu.
855. . . . Itermon Hrapaing, se wms geboren inpmre earce,
885. se Carl was Hlopwiges sunu, se Hlopwig was Carles
bropur, se wces Jupyttan fwder pe jEpelwulf cyning hwfde.
3*
36
Selten findet sich se mit einem anderen Verbum verbunden :
189. Her Severus onfeng rice, ond ricsode XVII' winter.
Se Breterilonä mid dice begyrdde from sce op sce.
Lat. Vorlage in Beda's Kecapitulatio : anno ab incarnatione
Domini 189, Severus Imperator factus decem et Septem annis
regnavit; qui Britanniam vallo a mari usque ad mare prae-
cinxit.
885. arte geare cer his brodur forpferde, se hcefde eacpcet
west rice.
ib. ond py ilcan geare forpferde se goda papa Marinus,
se gefreode Ongelcynnes scole be JElfredes bene West Seaxna
cyninges.
Das Femininum sio findet sich nur einmal, und zwar einen
eingegliederten Satz einleitend, der einer Parenthese gleich-
kommt:
ond 2Epelswip cuen, sio wces 2Elfredes sweostor
cyninges, forpferde, ond hire lic lip cet Pafian.
pcet.
887. ond pa wearp pcet rice todmied on 'V' ond 'V*
Jcyningas to gehalgode. pcet wces peak mid Earnulfes gepafunge,
ond hie cucedon pcet hie pcet to his honda healdan sceoldon.
890. ond py ilcan geare for se here of Sigene to Sant
Laudan, pcet is betweoh Brettum ond Francum, ond Brettas
him wip gefuhton ond hcefdon sige.
Im Genitiv nur einigemale, besonders in der Verbindung
Pces cyn gcep to . . ., sehr häufig in der Prefatio :
pa feng ^Escwine to rice, pces cyn gcep to Cerdice.
Pa feng Ceadwalla to pam rice, pces cyn gcep to Cerdice.
pa feng Ine to Seaxna rice, pces cyn gcep to Ceardice usw.
716. ond pa feng JEpelbald to rice on Mercium, ond heold
•XLI* wißt JEpelbald wces Alweoing, Alweo Eawing, Eawa
Pybing, pces cyn is beforan awriten.
725. Her Wihtred Cantwara cyning forpferde, pces cyn is
beforan*
37
Im Dativ:
465. ond hiera ]>egn an ]>cer wearp ofslcegen, ]>am wces
noma Wipp ed.
508. Her Cerdic ond Cynrie ofslogon cenne Brettisc cyning,
Jpam was nama Natanleod.
794. ond Eadbryht onfeng rice on Cent, pam was oper
noma nemned Prcen.
Für den Akkusativ und den Plural sind keine Belege
vorhanden.
Gewöhnlich wird nur ein Satz auf diese Weise angeknüpft;
nur einmal finden sich zwei Sätze: 890 ond Godrum se norperna
cyning forpferde, ])ces fulluht nama wms JEfielstan, se wws
jElfredes cyninges godsunu. Dann wird mit ond angeknüpft:
ond he bude on East Englum, ond pwt lond mrest gesmt; vgl.
dazu auch S. 49.
Wie hier nicht sicher zu entscheiden ist, ob noch De-
monstrativ-, ob schon Kelativfunktion des Pronomens vorliegt,
so in gleicher Weise bei den Ortsadverbien p)wr und ]>onon.
519. Her Cerdic ond Cynrie rice onfengun, ond ]>y ilcan
geare hie fuhton wip Brettas,])mr mon nu nemne]) Cerdices ford.
877. ond se cyning JElfred mfter ]>am gehör sudan here
mid fierde rad op Exanceaster, ond hie hindan ofridan ne meahte
wr hie on fiam fosstene woßron, ptwr him mon to ne meahte.
ponon:
547. Her Ida feng to rice, ponon Norpanhymbra cynecyn
onwoc.
Lat. Vorlage: Ida reguare coepit, a quo regalis Northan-
humbrorum prosapia originem tenet, et duodeeim annis in regno
permansit.
(Recapitulatio unter dem Jahre 547.)
891. ond firie Scottas comon to JElfrede cyninge, on anum
bäte butan wlcum gereprum of Hibernia, ponon hi hi bestaüon . . .
Über die Fälle, wo sicher Relativum vorliegt, siehe unten.
38
2. Übergang parataktischer Konjunktionen in
hypotaktische.
Zu den Konjunktionen, bei denen im Angelsächsischen der
Übergang von der parataktischen zur hypotaktischen Ver-
wendung noch deutlich zu erkennen ist, gehört vor allem pa.
Wo zwei aufeinanderfolgende Sätze durch ein korrespondierendes
pa . . . pa eingeleitet werden, ist im einzelnen Falle oft
schwer zu entscheiden, ob beidemal die Zeitpartikel pa vor-
liegt oder ob der eine Satz bereits dem andern untergeordnet ist.
Die Wortstellung vermag keine sichere Entscheidung an die
Hand zu geben; hier kann nur eine genaue stilistische Unter-
suchung eines jeden einzelnen Denkmals den gewünschten Auf-
schlufs geben.
Für die ältesten Sachsenannalen zeigt eine genauere
Untersuchung ihres Sprachgebrauches, dals wir da, wo korre-
spondierende pa . . . pa zur Einleitung zweier aufeinander-
folgenden Sätze verwandt werden, hypotaktische Funktion des
ersten pa anzunehmen haben. Das ergibt sich aus folgenden
Erwägungen: die zur Fortführung des Berichts verwandte
Konjunktion ist in der Sachsenchronik durchaus ond oder ond
in Verbindung mit pa, nicht aber pa allein. Treffen wir nun,
wie z. B. in der Erzählung von Cynewulf und Cyneheard, stets
ond pa und dann zweimal nacheinander pa, so liegt es
nahe, diese beiden pa als in Beziehung zueinander stehend
aufzufassen; und aus der Bedeutung der beiden in Beziehung
gesetzten Sätze ergibt sich die hypotaktische Funktion des ersten
pa. So ist also 755 der Satz: pa on morgenne gehierdun pwt
Poes cyninges pegnas pe him be wftan wairun, pcet sc cyning of-
slwgen wms dem folgenden pa ridon hiepider usw. untergeordnet;
erst der Satz pa ridon hie pider bringt ein neues Moment in
die Erzählung, der vorhergehende Satz gibt nur eine dazu
nötige Voraussetzung. Allerdings ist es ja der Sachsenchronik
durchaus geläufig, auch begleitende Nebenumstände in gram-
matischen Hauptsätzen zu bringen, vgl. nur Sätze wie 755
ond pa ongeat se cyning pwt oder 835 pa he pwt hierde, ond
mid fierde ferde, ond him wip feaht mt Hengestdune ; aber
hier tritt eben noch die Kopula ond hinzu, bezw. sind die
Sätze durch das ond einander koordiniert. Und so würde
39
auch in unserem Falle wenigstens einmal zu dem pa noch die
Kopula ond hinzutreten, wenn wir beidemale die Partikel pa,
d. h. also parataktische Satzverbindung, anzunehmen hätten.
Da das hier nicht der Fall ist, da es nicht heilst: ond Pa on
morgenne gehierdun ]>cet pms cyninges pegnas . . ., ond pa ridon
hie pider ; so ist die hypotaktische Funktion des ersten p*a (das
zweite kommt nicht in Betracht) gesichert.
So auch an den übrigen Stellen, wo sich pa . . .pta findet.
Pref. pa he gefor pa feng Ceol to pam rice.
pa he gefor pa feng Ceolwulf to his bropur.
626. ond he hcefde L' wintra pa pa he to rice feng,
885. pa hie pa hamweard wendon mid parre herehype, pa
metton hie micelne sciphere wieenga, ond pa wip pa gefuhton
py ücan dcege. (Hier durch das zweimalige pa im ersten Satz
die hypotaktische Funktion ganz aufser Zweifel).
Zu den anderen Konjunktionen, bei denen nicht immer
mit Sicherheit zu sagen ist, ob noch parataktische, ob schon
hypotaktische Funktion vorliegt, gehören in erster Linie forpam
und P)eah. Im Gegensatz zu pa, das in parataktischer Ver-
wendung genau so lautet wie in hypotaktischer, tritt hier
jedoch meist die Partikel pe hinzu, um auch äufserlich den
Übergang in die Hypotaxe zu kennzeichnen. Wo das nicht
der Fall ist, ist die Geltung der Konjunktion wiederum nur
durch eine genaue Untersuchung der Stilphysiognomie des be-
treffenden Denkmals oder aus dem Satzzusammenhang — in
der Regel vollzieht sich beim Übergang aus der Parataxe in
die Hypotaxe ein Bedeutungswandel der Konjunktion — zu
erschlief sen. Die Mittel, die der gesprochenen Sprache zur
Bezeichnung der Hypotaxe zu Gebote stehen, wie der musi-
kalische Akzent des Satzes, die Satzmelodie oder die ver-
minderte Pause zwischen Haupt- und Nebensatz, kommen hier
in Fortfall.
Damit kommen wir zu den Fällen, wo zweifellose Hypo-
taxe vorliegt, sei es dafs diese sich aus der Form, sei es dafs
sie sich aus der Bedeutung der Konjunktion ergibt.
III.
Hypotaxe.
Die Hypotaxe ist in den Sachsenannalen noch wenig aus-
gebildet, die Parataxe tiberwiegt; diese wird auch da vor-
wiegend angewandt, wo in entwickelterer Sprache durchaus
eine Unterordnung eintreten würde (s. o.).
Wir unterscheiden zwei Arten der Hypotaxe: einmal die,
wo ein einzelner Begriff, eine einzelne Vorstellung durch einen
Zusatz erweitert wird, der durch das Relativpronomen an den
betr. Satzteil angeschlossen wird: Hypotaxe durch relativischen
Anschluls, und dann die Hypotaxe durch unterordnende Kon-
junktionen, wo nicht ein einzelner Satzteil eine Ergänzung
erhält, sondern wo zwei getrennte Gesamtvorstellungen in engere
Beziehung gebracht werden. Im allgemeinen hat sich der
Relativsatz erst auf verhältnismäßig später Sprachstufe ent-
wickelt, während der Konjunktionalnebensatz schon früh an-
getroffen wird. In dem ältesten Teil der Sachsenannalen sind
beide Arten der Unterordnung noch wenig vertreten.
1. Unterordnung durch Konjunktionen.
Wie bei der parataktischen Satzverbindung die Kon-
junktionen vorherrschen, die ein zeitliches Verhältnis bezeichnen,
so finden wir auch bei der Hypotaxe, soweit sie schon aus-
gebildet ist, ein numerisches Übergewicht der temporalen
Konjunktionen; und ebenso wie dort treten die logische Be-
ziehungen ausdrückenden Konjunktionen zurück.
41
a) Hypotaktische Konjunktionen der Zeitbestimmung.
a) Die Bestimmung der Zeit einer Handlung durch
eine vorhergehende.
sippan.
658. pis wces gefohten sippan he of East Englum com.
745. Her Danihel forpferde, pa was 'XLIII wintra agan
sippan he onfeng biscdome.
Sehr häufig findet sich pms pe.
Pref. ond pces ymb VI gear pms pe hie up cuomon
geeodon West Seaxna rice.
ib. ond pa was agan his ielde XXIII' wintra ond
'CCCXCVI wintra pms pe his cyn osrest Westseaxna lond on
Wealum geeodon.
606. Her fordferde Gregorius ymb 'X gear pms pe us
fulwiht sende.
755. ond ymb XXXI wintra pms pe he rice hmfde, he
wolde adrmfan anne mpeling se was Cyneheard haten.
855. ond ymb 'II gear pms de he on Francum com he
gefor.
Einmal sona swa:
885. sona swa hie comon on Stufe mupan, pa metton hie
'XVI scipu wicenga, ond wip da gefuhton.
Hierhin gehören auch die wenigen Fälle, wo sicher hypo-
taktisches pa vorliegt; siehe unter II, 2.
ß) Die Bestimmung der Zeit einer Handlung durch
eine nachfolgende.
(BT.
755. ond pone bur utan beeode mr hine pa men onfunden
pe mid pam Jcyninge wmrun.
836. Her Ecgbryht cyning forpferde, ond hine hmfde mr
Offa Miercna cyning ond Beorhtric Wesseaxna cyning afliemed
'III gear of Angelcynnes lande on Fronclond mr he cyning
wmre (durch den Konjunktiv wmre soll die absichtliche
Fertigstellung der Handlung des Hauptsatzes vor dem Beginn
der Handlung des Nebensatzes angedeutet werden).
42
877. ond hie hindern ofridan ne meahle cer hie on pam
feestene weeron, ])cer him mon to ne meahte.
882. ond tuegen sciphlcestas him on hond eodon, ond pa
weeron miclum forslcegene ond forwundode cer hie on hond
eodon.
887. ond Earnulf his brofrur sunu hine 'VI' wicum cer he
forpferde bercedde cet pam rice.
891. ond Earnulf cyning gefeaht wid öcem rcede here cer
Pa seipu cuomon.
°A o])])cet
dienen oft dazu — worauf schon oben (S. 15) hingewiesen
wurde — ein neues Moment in die Erzählung zu bringen, wo-
durch sie zu einem wichtigen Stilmittel werden, das sich eben
besonders da findet, wo wir es mit zusammenhängender Er-
zählung zu tun haben. Wir haben also hier den Fall, dafs die
sprachliche Form der Hypotaxe gewählt wird, obwohl diese
der Bedeutung des Berichteten nicht zukommt, die vielmehr
einen selbständigen Satz erwarten liefse.
So finden wir oppeet vor allem in der Erzählung des
Kampfes zwischen Cynewulf und Cyneheard (755):
ond ]>a ongeat se cyning peet, ond he on pa dum eode, ond
pa unheanlice hine werede, op he on pone eepeling locude. Der
Satz op he on pone eepeling locude bringt eine Steigerung,
ein neues Moment in die Erzählung; wir können ihn geradezu
übersetzen: „da erblickte er plötzlich den Atheling" und stürzte
auf ihn los und verwundete ihn schwer.
Weniger tritt eine Steigerung in dem folgenden ond hie
alle on pone Cyning weerun feohtende oppeet hie hine of-
slcegenne heefdon und Z. 10 ac hie simle feohtende weeran op hie
alle leegon butan anum Bryttiscum gisle hervor, obwohl auch
hier jedesmal ein wichtiges Moment durch den op -Satz ein-
geführt wird; doch behält hier das rein zeitliche Verhältnis
der Sätze zueinander das Übergewicht. Dagegen ist offenbar
eine Steigerung zu konstatieren in dem Satze Z. 27: ond hie
ymb pa gatu feohtende weeron oppeet hie peer inne fulgon,
ond pone eepeling ofslogon, ond pa men pe him mid weerun
alle butan anum.
43
Von diesen Stellen in der zusammenhängenden Erzählung
abgesehen, findet sich die Konjunktion op, oppcet nur vereinzelt;
so noch zweimal zu Anfang des Berichtes über das Jahr 755:
ond he hcefde pa (= Hamtunscire) op he ofslog pone
aldormon pe him lengest wunode,
ond he Peer wunade oppcet hiene an sivan ofstang cet
Pryfetes flodan.
Aufserdem nur noch 885:
ond hie peah pa ceastre aweredon oppcet JElfred com utan
mid fierde.
b) Hypotaktische Konjunktionen, die ein logisches
Verhältnis bezeichnen.
a) Konjunktionen der Bedingung.
Nur ein einziges Mal findet sich gif: 755 S. 48, Z. 18 ond
pa gebead he him hiera agenne dorn feos ond londes gif hie
him pces rices upon, also wiederum in der Erzählung von Cyne-
wulf und Cyneheard.
Auch in den späteren Annalen kommt ein Bedingungs-
verhältnis nur ganz ausnahmsweise vor: das erklärt sich aus
dem eigenartigen Charakter der Berichte, die eben meist nur
Tatsachen aneinanderreihen; zum Ausdruck eines Bedingungs-
verhältnisses ist selten Gelegenheit vorhanden. Ganz anders
steht es in dieser Beziehung z. B. mit den Gesetzen der Angel-
sachsen und den ältesten kentischen Urkunden: hier spielt das
Bedingungsverhältnis eine hervorragende Rolle; in den Gesetzen
wird fast jeder Satz durch gif eingeleitet, und ebenso findet
sich gif in den Verfügungen der Urkunden sehr häufig. In
beiden Fällen, in der Sprache der Gesetzgebung und der der
Urkunden und Testamente, bewahrt die heutige Sprache noch
die gröfste Ähnlichkeit mit der damaligen und muls sie der
Natur der Sache nach bewahren.
ß) Der Einräumung.
Einmal buton: 889. on pissum geare nces nan fcereld to
Rome, buton tuegen hleaperas JElfred cyning sende mid ge~
writum.
44
Hypotaktisches ]>eaJi, peak ]>e findet sich in dem ältesten
Teil der Annalen noch nicht; erster Beleg in der Parker -Hs.
1001. ondpcer wearö para Denescra miete ma ofslegenrapeah de
hie wcelstowe geweald ahtan.
7) Der Begründung.
forpam pe.
Nur die Fälle, wo hypotaktische Funktion durch angehängtes
pe gesichert ist, sind hier aufgeführt; im übrigen vgl. S. 31.
694. Her Cantware gepingodan wip Ine, ond him gesaldon
'XXX' m.1) forpon pe hie cer Mul forbeerndon.
891. ond prie Scottas comon to JElfrede cyninge . . . of
Hibernia, ponon hi hi bestcelon forpon pe hi woldon for Godes
lufan on elpiodignesse beon, hi ne rohton hwecr.
Py>
Sicher hypotaktisches py liegt nur vor 836, wo es in
Korrelation zu dem py des Hauptsatzes tritt : ond py fultumode
Beorhtric Offan py he heefde his dohtor him to cuene.
6) Der Folge und Absicht.
Zwischen beiden ist nicht immer scharf zu scheiden.
Folge liegt vor:
418. Her Romane gesomnodon al pa goldhord pe on
Bretene weeron, ond sume on eorpan ahyddon, peet hie nmnig
mon sippan findan ne meahte, ond sume mid him on Gallia leeddon.
891. ond hi namon mid him peet hi heefdun to seofon
nihtum mete.
Absicht :
2. pa tungel witgan of east dosle cuomon to pon post hie
Crist weorpedon.
430. Her Palladius se biso wees onsended to Scottum
post he hiera geleafan trymede.
716. ond Ecgbryht se arwierpa wer on HU pam ealonde
pa munecas on ryht gecierde peet hie Eastron on ryht heoldon
ond pa cirielecan scare.
*) Vgl. hierzu Plummer II, S. 33.
45
853. Her bced Burgrced Miercna cyning ond his wiotan
JEpelwulf cyning pcet he him gefultumade pcet he him Nor])
Walas gehiersumade.
Desgl. 868. ond Burgrced Miercna cyning ond his wiotan
bcedon JEpered West Seaxna cyning ond JElfred his bropur
pcet hie him gefultumadon pcet hie wift pone here gefuhton.
e) Einmal eine Konjunktion der Vergleichung.
734. her wces se mona swelce he wcere mid blöde begoten.
£) Der Art und Weise.
797. ond pa sona eft Gode fultomiendum he meahte geseon
ond sprecan, ond eft was papa swa he cer wces.
885. py ilcan geare feng Carl to pam west rice ond to
allum pam west rice behienan Wendelsce, ond begondan pisse
sce, swa hit his pridda fceder hcefde, butan Lidwiccium.
Anhang.
Die Objektssätze und die indirekten Fragesätze.
1. Objektssätze sind sehr zahlreich vorhanden:
a) Nach Verben dicendi, z. B. secgan, cweöan pcet, besonders
häufig im Bericht des Jahres 755, da wo die Verhandlungen
zwischen den beiden Parteien mitgeteilt werden: ondpa cucedon
hie pcet, ond hie cucedon pcet usw.
gehatan pcet: ond him eac geheton pcet hiera hyning ful-
wihte onfon wolde (878).
apas swerian, gislas sellan pcet 874. 876. 878.
ß) Nach Verben sentiendi, z. B.:
gehieran pcet (755).
7) Nach Verben des Bittens:
bced pcet (853), bcedon pcet (868).
2. Indirekte Fragesätze:
787. py he nyste hwcet hie wceron.
891. forpon pe hi woldon for Oodes lufan on elpiodignesse
beon, hi ne rohton hwcer (verkürzter Fragesatz).
46
2. Unterordnung durch Relativpronomina
(relativischer Anschlufs an einzelne Satzteile).
a) Der auf eine Person bezügliche Relativsatz.
Pref. ond pcet wcerun pa cerestan cyningas pe West Seaxna
lond on Wealum geeodon.
46. Her Herodes aswalt sepe Jacobum ofslog ane geare
cer his agnum deape.
81. Her Titus feng to rice sepe scede pcet he pone dceg
forlure pe he noht to gode on ne gedyde.
491. alle pa pe ]>cer inne eardedon.
755. pone aldormon pe him lengest tounode.
pa men . . . pe mid pam Icyninge wcerun
pces cyninges pegnas pe him be ceftan wcerun.
pa men pe he be ceftan him leefde cer.
hiera mcegas . . .'pa pe him from noldon.
hiera geferum . . . pe cer mid pam cyninge wcerun.
eowre geferan pe mid pam cyninge ofslcegene wcerun. x)
pa men pe him mid wcerun.
827. ond he wces se eahtepa cyning sepe Bretwalda wces.
Ebenfalls relativ sind gleich darauf die Sätze cerest JElle
Sup Seaxna cyning se pus micel rice hcefde und siexta wces
Oswald se cefter him ricsode, obwohl der sprachlichen Form
nach hier auch die weitere Verknüpfung vorliegen könnte;
doch ergibt sich aus der Bedeutung die enge Zusammen-
gehörigkeit beider Sätze.
855. Ingild wces Ines bropur West Seaxna cyninges pces
pe eft ferde to See Petre ond peer eft his feorh gesealde.
l) Sehr bemerkenswert und überaus charakteristisch für primitive
Erzählungsweise ist der hier stattfindende plötzliche Übergang aus der
indirekten in die direkte Rede durch das Pronomen eowre: pa eucedon hie
pcet hie hie pees ne onmunden pon ma pe eowre geferan pe mid pam
cyninge ofslcegene wcerun. Diese Eigentümlichkeit findet sich aufser in
der Parker- Hs. nur noch in C; B, D und E haben das zu erwartende
heora an die Stelle gesetzt. Vgl. Plummer II, S. 47. Ein soleh un-
vermittelter Übergang in die direkte Rede ist dem Ags. (und Me.) auch
sonst geläufig, vgl. fürs Ags. noch Cynewulfs Elene v. 69 ff. und v. 649 ff.
47
874. on allum pam pe him leestan woldon to pces heres
pearfe.
878. pritiga sum para monna pe in pam here weorpuste
wceron.
880. se here . . . J>e cer on Fullanhomme scet
882. ond pa men ofslcegene wceron pe doer on wceron.
885. se wces Karies sunu p e JEpelwulf West Seaxna cyning
his dohtor hcefele him to cuene (dessen Tochter).
ib. se wces Jupyttan fceder pe jEpelwulf cyning hcefde.
886. Her for se here eft west pe cer east gelende.
891. ond Swifneh se betsta lareow pe on Scottum wces gefor.
b) Auf Sachen und Abstrakta.
81. pone dceg . . . pe he noht to gode on ne gedyde.
418. al pa goldhord pe on Bretene wceron.
449. on pam stape pe is genemned Ypwines fleot.
455. in pcere stowe pe is gecueden Agcelesprep.
In diesen und ähnlichen Verbindungen sehr häufig vor-
kommend, so noch 457. 477. 495. 501. 514. 527. 552. 577. 584.
787. pcet wceron pa cerestan scipu Deniscra monna pe
Angelcynnes lond gesohton.
827. al pcet be supan Humbre wces.
851. pcet mceste wcel . . . pe we secgan hierdon.
871. ond pces geares wurdon 'Villi' folcgefeoht gefohten
wip pone here on py cynerice be supan Temese ond butan
pam pe him JElfred pces cyninges bropur ond anlipig aldor-
mon ond cyninges pegnas oft rade onridon pe mon na ne rimde.
876. ond him pa apas sworon on pam halgan beage pe
hie cer nanre peode noldon pcet . . .
878. Sumurscetna se dcel se pcer niehst wces.
ib. Hamtunscir se dcel se hiere behinon sce was.
885. pcere rode dcel pe Crist on prowude.
891. se bat . . . pe hi on foron.
Ohne vorhergehendes Beziehungswort:
167. ond he purhteah pcet he bced.
48
c) Verallgemeinernde Relativsätze.
755. ond pa pider urnon swa hwelc swa ponne gearo
wearp ond radost.
874. ond he him apas swor ond gislas salde pcet he him
gearo wcere swa hwelce dosg swa hie hit habban wolden.
877. ond hie him poer foregislas saldon swa fela swa he
habban wolde.
d) Relativsätze, eingeleitet durch das ursprünglich
demonstrative Adverb J>aer (vgl. S. 37).
Sicher relativische Funktion liegt nur vor 755, S. 48, Z. 15:
ond pone aipeling on pazre byrig metton po3r se cyning
ofsloßgen lo3g.
Wahrscheinlich ist relativ zu fassen eine Stelle wie 519
ond py ilcan geare hie fuhton wip Brettas pwr mon nu nemnep
Cerdices ford nach Analogie von 455 u. a.: Her Hengest ond
Horsa fuhton wip Wyrtgeorne pam cyninge in pcere stowe pe is
gecueden Agcelesprep.
e) Relativsätze, eingeleitet durch die ursprüngliche lokale,
dann temporale Partikel }>e
(deutsch: „wo"), fast nur in der Verbindung^?/ geare pe in dem
Jahre wo, vorkommend.
Pref. py geare pe wobs agan fram Cristes acennesse 494
wintra, pa Cerdic ond Cynric his sunu cuom up mt Cerdices
oran mid 'V' scipum.
885. se hxfde eac po3t west rice, ond forpferde py geare
Pe sio sunne apiestrode.
887. ond Py ilcan geare pe se here for forp up ofer pa
brycge wt Paris, JEpelhelm aldormon Iwdde Wesseaxna mlmessan
ond JElfredes cyninges to Borne.
Damit sind alle Fälle aufgeführt, wo wir in dem ältesten
Teil der Parker -Hs. eine Hypotaxe antreffen. Im Vergleich
mit der Häufigkeit der parataktischen Satzverbindung tritt die
Hypotaxe noch ganz zurück ; wir haben oben gesehen, wie die
mannigfaltigsten gedanklichen Beziehungen, die eine weiter
40
entwickelte Prosa durch sprachliche Eingliederung kenntlich
machen würde, hier in der Sachsenchronik noch nicht zum
Ausdruck kommen ; es findet Aneinanderreihung der Gedanken,
keine Eingliederung statt. Von der ersten Art der Hypotaxe,
der Unterordnung durch Konjunktionen, sind die temporalen
Nebensätze am zahlreichsten vertreten; Konjunktionen, die
logische Beziehungen zum Ausdruck bringen, finden sich viel
seltener. Die andere Art der Hypotaxe, der Relativsatz, ist,
obwohl sich zahlreiche Belege schon finden, doch erst ver-
hältnismäfsig wenig ausgebaut, wenn man bedenkt, wie viel
leichter sich die Möglichkeit einen Relativsatz zu bilden ergibt
als einen Konjunktionalnebensatz. Denn der Relativsatz gibt
eine Ergänzung, einen Zusatz zu einem einzelnen Begriff,
einer einzelnen Vorstellung, kann sich also an jeden ent-
sprechenden Satzteil anschlielsen ; nicht so der Konjunktional-
nebensatz : dieser tritt nicht in Beziehung zu einem einzelnen
Satzteil, sondern zu dem ganzen Satz. Von den Relativsätzen
sind besonders die auf eine Person bezüglichen vertreten, so
in dem zusammenhängenden Bericht des Jahres 755; seltener
sind sachliche Relativsätze. Bemerkenswert ist, dafs sich
nie [zwei Relativsätze aneinander anschlielsen: statt eines zu
erwartenden zweiten Relativsatzes tritt regelmäfsig die demon-
strative Konstruktion ein, z. B. 885 ond py iclan geare forp-
ferde se goda papa Marinus, se gefreode Ongelcynnes scole be
JElfredes bene West Seaxna cyninges, ond he sende him mida
gifa, ond pcere rode dcel pe Crist on prowude.
Allerdings ist es hier durchaus möglich, demonstrative
Funktionen des se, also die weitere Verknüpfung anzunehmen;
aber auch da wird nicht derselbe Satz weitergeführt, sondern
ein neuer Satz durch ond he angeknüpft: die Zusammen-
ziehung von Sätzen ist noch wenig ausgebildet. Vgl. auch S. 37.
3. Gröfsere Satzzusammenhänge und
Periodenbildung.
Im allgemeinen ist nur ein Nebensatz, sei es ein Kon-
junktional- oder ein Relativsatz, mit einem übergeordneten
Satz verbunden; die Fälle, wo mehrere Nebensätze vorhanden
sind, wo also ein verwickelteres Satzgefüge entsteht, erscheinen
Studien zur engl. Phil. LVI. 4
50
in dem ältesten Teil der Chronik nur selten und sollen im
folgenden zusammengestellt werden.
Wir können unterscheiden zwischen dem Satzgefüge, das
einen von einem Verbum sentiendi oder dicendi abhängigen
Objektssatz enthält und demjenigen, wo beide, bezw. alle vor-
kommenden abhängigen Sätze eigentliche Konjunktion al- oder
Relativsätze sind, wo ein Objektssatz nicht vorkommt. Bei
der Beurteilung der Entwicklung des Periodenbaues sind die
Objektssätze mehr oder weniger auszuschalten, da schon in
früher Zeit, als die Hypotaxe sonst noch wenig ausgebildet
war, das Objektverhältnis auf einen Satz übertragen wurde;
so finden sich auch in unserer Chronik Objektssätze sehr zahl-
reich. (Vgl. S. 45.)
1. Satzgefüge, das einen Objektssatz enthält.
81. Her Titus feng to rice se]>e scede pcet te pone dceg
forlure pe he noht to gode on ne gedyde.
Sehr häufig 755, S. 48, Z. 11 : pa on morgenne gehierdun
pmt fices cyninges pegnas pe him be ceftan wcerun ]>cet se cyning
ofslcegm wces, pa ridon hie pider.
Z. 18. ond him cypdon pcet hiera moegas him mid wceron
pa pe him from noldon.
Z. 22. ond hie cucedon pcet pcet ilce hiera geferum ge-
boden wcere pe mr mid pam cijninge wcerun.
Z. 24. pa cucedon hie pcet hie hie pais ne onmunden pon
ma pe eowre geferan pe mid pam cyninge ofslcegene wcerun.
853. Her boad Burgred . . . JEpelwulf cyning pcet he him
gefultumade pcet he him Norp Walas gehiersumade.
868. ond Burgrced Miercna cyning ond his wiotan bo&don
JEpered West Seaocna cyning ond JElfred his bropur pcet hie
him gefultumadon, pcet hie wip pone here gefuhton.
874. ond he him apas sivor ond gislas salde pcet he him
gearo wcere siua hwelce dceg swa hie hit habban wolden, ond
he gearo wcere mid him selfum ond allum pam pe him leestan
woldon to pxs heres pearfe.
Ähnlich 876.
51
2. Satzgefüge ohne Objektssatz.
755, 3. ond he hcefde pa o]b he ofslog pone aldormon pe
him lengest wunode.
ib. Z. 12. ond ])one bur utan beeode cer hine pa men on-
funden pe mid pam Jcyninge wceron.
787. ond pa se gerefa p>certo rad ond hie wolde drifan to
pces cyninges tune py he nyste hwcet hie wceron.
877. ond hie hindern ofridan ne meahte cer hie on pam
feestene wceron peer him mon to ne meahte.
(Hier ist es aber auch möglich, die weitere Verknüpfung
durch demonstratives peer anzunehmen, vgl. II, 1, S. 37).
891. ond prie Scottas comon to JElfrede cyninge ... of
Hibernia, ponon hi hi bestcelon forpon pe hi woldon for Godes
lufan on elpiodignesse beon, hi ne rohton hweer, vgl. S. 37.
Im allgemeinen ist das Satzgefüge in dem ältesten Teil
der Annalen noch wenig entwickelt. Erst in den Eintragungen
vom 10. Jahrhundert an gelangt es zu gröfserer Entfaltung.
Sehr bemerkenswert sind bereits die Jahre 893 — 897, von
denen Earle S. XVI sagt: 'Compared with this passage, every
other piece of prose, not in these Chronicles merely, but
throughout the whole ränge of extant Saxon literature, must
assume a secondary rank'. Hier, wie auch schon in den un-
mittelbar vorhergehenden Annalen, ist der Einfluls Alfreds des
Grofsen auf die Abfassung unverkennbar. Gewifs finden wir
auch hier noch Vorherrschen des parataktischen Satzbaues und
besonders der kopulativen Beiordnung, auch hier bleiben die
logischen Beziehungen noch vielfach unausgedrückt, aber ein
Fortschritt in der Differenzierung der Gedanken läfst sich
unzweifelhaft feststellen. Und so tritt, je weiter wir die
Chronik verfolgen, desto deutlicher das Bestreben hervor, die
Tatsachen nicht mehr einfach aneinanderzureihen, sondern auch
die inneren Zusammenhänge, die zwischen ihnen bestehen,
zum Ausdruck zu bringen. Man sucht nach einer sprachlichen
Form, die das gedankliche Verhältnis möglichst genau wiedergibt.
Fassen wir das Ergebnis unserer Untersuchung kurz zu-
sammen: wir haben in dem ältesten Teil der Sachsenchronik
52
durchaus Vorherrschen der parataktisehen Satzverbindung, und
zwar in der Form der kopulativen Beiordnung; die Hypotaxe
wird bereits durch manche Übergangserscheinungen vorbereitet,
ist aber selbst noch wenig ausgebildet: es überwiegen die
Konjunktionen mit parataktischem Charakter. Ist damit
die Parataxe als charakteristisch für den Stil der
ältesten zusammenhängenden angelsächsischen Ori-
ginalprosa erwiesen, so ist doch eins nicht zu vergessen:
die parataktische Satzverbindung mulste in einem Denkmal,
wie die Sachsenchronik es ist, dadurch begünstigt werden, dafs
die Art des berichteten Stoffes, der in einer Aufeinanderfolge
von Tatsachen besteht, von selbst dazu herausforderte; hier
war kein günstiger Boden für die Entfaltung der Hypotaxe.
Aber eben weil wir dieses Zugeständnis machen müssen, so
weist die Sprache der Sachsenchronik in um so höherem Mafse
jene Eigentümlichkeiten auf, die wir überall und zu allen
Zeiten als Charakteristika einer primitiven Sprachstufe er-
kennen: eine lose Aneinanderreihung der Gedanken,
an deren Stelle erst später die Einreihung tritt; ein
Überwiegen der temporalen Anschauungsweise; ein
Zurücktreten streng logischer Formulierungen.
Anhang.
Die frühkentischen Urkunden (ed. Sweet, The Oldest
English Texts, London 1885, S. 441 ff.) entstanden zumeist in
der ersten Hälfte des 9. Jahrh.
Vorzügliche zusammenhängende Originalprosa aus der
ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts bieten die frühkentischen Ur-
kunden, die daher bei einer Untersuchung über den ältesten Prosa-
stil des Angelsächsischen nicht unberücksichtigt bleiben dürfen.
Wir finden auch hier, was sich in der Chronik gezeigt
hat: Vorherrschen der parataktischen Satzverbindung, und
zwar wiederum in der Form der kopulativen Beiordnung.
Daneben hat sich hier und da das Satzgefüge schon weiter
ausgebildet; wir treffen wiederholt längere Perioden, so z. B. in
dem Testament des Abba aus dem Jahre 835 heilst es Z. 3 ff.:
cerest ymb min lond, pa ic hcebbe ond me god Iah ond ie
cet minum hlafordum begcet, is min wüla, gif me god bearnes
53
unnan wille, Öcet hit foe to londe cefter me ond his bruce mid
minum gemeccan, ond sioddan swce forö min cynn da hwile
fie god wille Öoet deara cenig sie ]>e londes weoröe sie ond land
gehaldan cunne.
Eine soweit ausgebildete Periode haben wir in dem ältesten
Teil der Sachsenchronik nicht gefunden; längere Perioden
erscheinen hier erst in dem Bericht der Jahre 894 — 897.
Eine grofse Rolle spielt in den Urkunden die Konjunktion
gif, was sich hier wiederum aus der Art des behandelten Gegen-
standes erklärt: in allen Urkunden, Testamenten, Gesetzen
u. dgl. wird von bestimmten Annahmen und Fällen ausgegangen,
die durch einen Bedingungssatz zum Ausdruck gebracht
werden. Im übrigen finden sich wenig hypotaktische Kon-
junktionen; der parataktische Satzbau herrscht hier ebenso
wie in der Chronik vor.
Eine entwickeltere Prosa mit weitgehender Hypotaxe
bildet sich zuerst an den Übersetzungen aus dem Lateinischen
heran; hier wo der Periodenbau reich entwickelt war, hatten
die Angelsachsen Gelegenheit, ihn kennen zu lernen und in
ihrer Sprache nachzubilden. Und von diesen Übersetzungen
her dringt die Hypotaxe dann auch in die Originalschöpfungen
der Angelsachsen ein. Es ist König Alfred der Grolse, der
durch seine zahlreichen Übersetzungen lateinischer Schrift-
steller der angelsächsischen Prosa den Weg zu weiterer Aus-
bildung gewiesen hat.
Druck von Ehrhardt Karras Gr. m. b. H. in Halle (Saale).
PE
25
SS
Hft.56
Studien zur englischen
Philologie
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