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Full text of "Studien zur romanischen Wortschöpfung"

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STUDIEN 


ZUR 


ROMANISCHEN  W0ETSCJ1ÖPFUN(;. 


\nc>^\^  s 


STUDIEN 


ZUK 


ROMANISCHEN   WORTSCHÖPFUNG 


VON 


CAROLINA  MICHAELIS. 


LEIPZIG  : 

F.    A.     r,  U  0  (■  K  II  A  U  S. 


187lK 


Ütl%     llfl'hl     flff     L'rbmrt  :-in-j     ,%l     TijT'.fltiHirH, 


MEINEM  FREUND  UND  LEIIUEll 

CARL    G  OL  DR  ECK. 


Vorwort. 

Dass  dieses  Eüclilcin  tlensell)en  Titel  trügt,  den  der 
Meister  romanischer  Pliilologie  unlängst  einer  seiner  kleinen 
Schriften  gah,  möchte,  weil  es  einer  Unbescheidenheit  ähn- 
lich sieht,  eine  Rechtfertigung  verlangen.  Ich  kann  nur 
die  eine,  doch  wie  ich  glaube  ausreichende  geben,  dass  die- 
ser Titel  —  und  dieser  Titel  allein  —  wirklich  zu  meinem 
Werkchen  passt  und  zwar  nicht  minder  gut  wie  zu  dem  seinen, 
ob  auch  der  Inhalt  beider  ein  ganz  verschiedener  ist. 

Als  ich  die  Ankündigung  von  Diez'  ,, Romanischer 
Wortschöpfung"  las,  nachdem  meine  Arbeit  im  Manuscripte 
längst  vollendet  dalag,  fürchtete  ich  halb,  halb  hoffte  ich 
darin  w^iederzufinden  was  meine  Studien  über  jenen  Gegen- 
stand mir  an  Resultaten  zugeführt  hatten;  jedoch  vergeblich: 
die  Punkte  welche  ich  fixirte  und  um  die  ich  Kreise  zog, 
sind  ganz  andere  als  diejenigen,  Avelche  sein  Augenmerk 
auf  sich  lenkten.  Die  Selbsttätigkeit  der  romanischen 
Sprachen,  die  Art  wie  sie  sich  vom  Lateinischen  lossagten, 
um  ihre  eigenen  Wege  zu'  wandeln  und  sich  zu  bereichern, 
gerade  was  also  recht  eigentlich  romanische  Wortschöpfung 
genannt  zu  werden  verdient,  Dinge  die  aber  Diez,  wie  sein 
Vorwort  noch  ausdrücklich  sagt,  nicht  in  seiner  Arbeit 
nachweist,  hatte  ich  zum  Gegenstand  meiner  Untersuchung 
gemacht.  Freilich  ist  dieser  damit  nicht  im  entferntesten 
erschöpft.  Ich  wxiss  sehr  wohl  dass  was  ich  biete  nur 
Stückwerk  ist,  und  dass  dieses  Stückwerk  nicht  einmal  im- 
mer so  beschaffen  ist,  dass  es  bei  späteren,  grösseren  Rau- 
ten unverändert  benutzt  und  verwertet  werden  dürfte;  ich 
weiss  dass  hier  zu  wenig  und  dort  zu  viel  geschehen  ist. 
Darum  setzte  ich  dem  Titel  „Romanische  Wortschöpfung'* 
ein  beschränkendes  ,, Studien  zur"  voran,  hoffe  aber  trotz- 
dem, dass  wenn  ich  nur  einiges  von  dem  vielen  Neuen,  das 
auf  diesem  Gebiete  noch  zu  erforschen  bleibt,  gesehen  und 


VIII 

iri  lil   i'rkaiiiit  Iia1)r.  m« mc  kloiii<;  Arboit  trotz  imtr  Lni«  j- 
tigkt'il  ni«  lit  ^anz  vrrarlit<t  wcrcli-n  wird. 

Ich  wrihK  amli  dahh  der  Felilor,  Kchon  derer  die  ich 
hcUikI  crkciiiio,  mniichr  da  Hind;  /.  1(.  viele;  Kinzelnheitm 
in  der  Aiiorflimnj;  »ler  LiHien.  Der  HehlininiHte  aber  wird 
in  «len  Anj^rn  drr  meisten  ein  aiuh-rer  Hein,  der  nämlich. 
tIasH  viel«*  ihr  Ktynioln^ieen  die  ich  in  den  JjhteTi  der  »spa- 
nischen S( •hei<lelornien  hiete.  ^;an/  nen  hind  (vj»l.  S.  220) 
lind  dennocli  hier  ohne  Ihfwcisfiilirung  in  die  Hejhen  der 
nnhestrittenen,  hingst  anerkannten  treten  als  Htündc  daH 
1' actum  auch  ihrer  (riiltigkeit  ])ereitH  unbcfitrittcn  fest.  Zwar 
sind  ni(  ht  wenige  davon  für  mich  in  der  Tat  sicher  gestellt, 
liii-  mcim;  Leser  kimncn  sie  es  jedoch  nicht  sein,  da  ich 
ihiKu  in  dieser  Arbeit  das  zu  umfangreiche  Beweismaterial 
iiiclit  vor  Augen  fiilire,  das  ich  für  eine  jede  der  aufgenom- 
menen Ktymologieen  gesammelt  bereit  habe  um  es  einem 
der  Vollendung  entgegengellenden  spanisch-portugiesischen 
Ktymologicon  einzufügen.  Andere  P^tymolo^een  sind  auch 
für  mich  noch  nicht  vollkommen  gesichert.  Dennoch  konnten 
diese  wie  jene  hier  nicht  gut  in  anderer  Form  als  der  der 
Behauptung  auftreten,  wollen  und  können  aber  trotzdem 
zunächst  nur  als  Conjecturen  und  Hypothesen  betrachtet 
sein.  Vielleicht  wäre  es  gut  gewesen  das  Etymologische  in 
einem  Anhang  beizubringen:  ich  tat  es  nicht  weil  mir  sein 
Stoff  unverhältnissmässig  gross  schien,  bei  der  fast  gleichen 
Form  und  dem  last  gleichen  Sinne  mehrerer  Scheideformen 
aber  ein  und  dieselbe  Herkunft  auch  dann  schon  anzuneh- 
men ist,  wenn  sie  überhaupt  noch  für  keine  derselben  mit 
Sicherheit  ermittelt  ist. 

Des  Tadelnswerten,  das  ich  nicht  erkenne,  wird  noch 
ungleich  mehr  vorhanden  sein;  dafür  erbitte  ich  als  Gunst 
eine  recht  eingehende  und  scharfe  Kritik.  Belehrt  und 
unterwiesen  zu  werden,  ist,  selbst  in  den  Augen  mancher 
Dame,   nur  dankenswert  und  würdig. 

Berlin,  im  Mai  1870. 

Carolina  .Michaelis  de  Vaüeoucello:?. 


Den  Komuiiischon  Sprachen  ward  und  wird  nocli  oft  und 
ernstlich  der  Vorwurf  der  Arnuit  gemacht:  oft  und  ernstlieh 
sahen  sich  daher  die  Freunde  und  Vertreter  der  Koniania  ge- 
zwungen als  Verteidiger  ihre  Stimme  für  sie  zu  erheben,  als 
ihre  Ritter  eine  Lanze  für  sie  einzulegen.  So  oft  sie  aber  auch 
in  diesem  Kampfe  schon  glanzende  Siege  über  ihre  Gegner  er- 
fochten haben,  ich  glaube  dennoch  dass  die  Waffen  noch  nicht 
ruhen  dürfen,  dass  das  letzte  Wort  noch  nicht  gesi)rochen,  dass 
noch  manches  Neue  zu  ihren  Gunsten  zu  sagen  ist,  dass  z.  B. 
ihrer  freien  schöpferischen  Tätigkeit  noch  eine  grössere  Würdigung 
als  bisher  zu  Teil  werden  kann.  Freilich  muss  man  zuvor  auf- 
hören in  ungerechter  Parteilichkeit  mit  dem  umfassenden  Familien- 
namen „romanisch"  im  Grunde  nicht  mehr  als  eine  der  latei- 
nischen Tochter  zu  meinen;  den  übrigen  aber,  welche  die  er- 
erbten Verwandtschaftszüge  ungleich  schärfer  und  treuer  bewahrt 
haben  als  das  Französische,  zugleich  aber  ungleich  freier,  natür- 
licher und  kühner  in  der  Bahn  ihrer  Entwickelung  vorwärts 
gingen,  ihnen  muss  man  mehr  als  einen  beiläufigen,  oberfläch- 
lichen Blick  gönnen,  und  was  von  jener  gilt  nicht  ohne  weitere 
Prüfung  auch  auf  die  anderen  übertragen.  Dann  wird  man  besser 
und  in  mannich faltigerer  Form  als  bisher  sehen  und  zu  beweisen 
vermögen  dass,  wenn  man  eine  Parallele  zwischen  dem  allen  und 
dem  neuen  Römerreiche  zieht,  wenn  man  ein  Mal  die  Masse  der 
Begriffe  abwägt,  welche  beider  Sprachen  überhaupt  mit  Worten 
zu  decken  wissen,  ein  anderes  Mal  die  Art  in  der  sie  es  tun, 
die  Masse  der  Mittel,  welche  ihnen  zu  solcher  Deckung  über- 
kommener und  zur  Gestaltung  jiengeschaffener  Begritfe  zu  Ge- 
bote  stehen,    dass    daim    zweifellos   die   mit   schwerer  Waare   be- 

C.   MlCHAftL.IS.  1 


lusti'lc   Srhulc   die    de«    neuen    Keiclieh   int.     Wts  dc4'n<riiriiu>ii'||p 
DeredHumkeit   auch   von   dvm   Heirlitum    der   Motzen    )..  lim 

Sprurhr    sokmi    inn«,    ko    donnernd   M-in   ceUrum   rntsro  laitnam 
iitit/mtni    in>n    inutto   tiOfi  inoprm    «/   vulgo  )nilarnil   aed  htniplr- 
lim  VIII  vtiinii  cHtr  i/iiatH  (inuntni  vielleicht  noeh  in   •  Oliren 

widrrliallt,  iMi\viderle){t  Hird  doch  bleuten  was  Kucniiu^  ...  neineni 
unst(rl)li(ln  II   (Jedij-lit  so  oft  aU  jiaini  Hcrmonii  cycHlas  (I,  H.'i2. 
III,  Udo.  I,  i:!'J)  betrauert  und  wa-s  anrh  Seneca  rerhorum  pauiertan 
immo  eyestas  (cp.  ÄS.)  nennt. 

Wühl    ist   08   wahr   dass    die   Tochtersprachen  viel   von   der 
Ki'.M'ntümlichki'it    niid    der  Schönheit   des    I/if  '   '    *        ,  • 
haben:    (bxli    fehlt    ihnen   durum  nicht  alle  1..^- ..i........  >in<  <<    .j;i  > 

Scliönheit.      Ind    ist    es    crlaul)t   den    Satz   fium    aronn   tous   Ifs 
(fvfdufs    de   )ios   quiilit/s    umzudrehen    und   hier  anzuwenden,   »o 
darf  man  sogen:  was  jenen  an  Strenge,  Schärfe,  Formvollkonimen- 
lioit  und  Klarhf  it    verloren  ging,  das  ersetzen  sie  durch  grössere 
Freilicit  und  diircli  grössere  Mannichfaltipkeit  in  der  Verwendunjf 
ihrer   Uildiingsmittel:    Vorteile    die    bei    der    unauflialtsain    weiter 
strebenden  Geistesentwickelung  unserer  Zeit,   bei   dem   steten  Zu- 
strömen neuer  IJegriflfe,  Anschauungen,    Vorstellungen  und  Ideen, 
die   dn'^    Fleisch   des    Wortes   anziehen    wollen,    bedeutend   höber 
zu  veranschlagen  sind  als  die  knappe  Gesetzlichkeit,  die  lichtvolle 
Einfachheit    der   Antike.      Weniger    klar    und   schlicht   als    diese 
mögen  sie  sein,  weniger  reich  sind  sie  in  keinem  Falle:  ihr  Wort- 
kapital  ist   bedeutend   grösser  als   das   der  Muttersprache.     Dem 
Deutschen    gegenüber    ist    der    Vonvurf  der  Armut  freilich   voll- 
kommen   gerechtfertigt,    doch    berührt    er    die    Schätzung    ihres 
Wertes   weniger   nahe,   und    niuss   obenein   natürlich,   sobald   die 
Einzelbeweisc    zusammengestellt    werden,    manche    IJeschrünkung 
erleiden      Jede  Nation  hat  eben  besondere  Seiten  in  ihrem  Cha- 
racter   und    in   ihrem   Leben   ausgebildet   wie   ihr  Land  seine  be- 
sonderen  Früchte  zeugt,  und  die  Worte  mit  denen  ihre  Sprache 
beides   zu   malen   meint,    sind    ihr    gerade    so    eigentümlich    wie 
jene  Früchte   dem  Boden   ihres  Landes.     Sie  können  niemals  von 
Fremdlingen  treu  und  lebenswahr  copirt  werden.    Auch  die  deutsche 
Sprache  kann  also  nicht  in  allen  Punkten  die  reichste  sein:  ihrer 
ausgebildeten   und    fein    nüancirten   Gefühlswelt    rückt   z.   B.   der 
Romane   mit    einer  festen  Phalanx   ritterlicher   und  galanter  Ge- 


sinnungen  entgegen:  beider  Termini  wird  der  gewissenhafte  Geistes- 
dolmetscli  füi-  unübersetzbar  erklären.  Und  so  fort!  Ks  ist  jenen» 
eben  so  unmöglich  aus  einer  Sprache  adäquat  in  die  andere  /u 
tibertragen  wie  es  der  lebenden  Sprache  überhaui)t  unmöglich  ist 
adäquat  wiederzugeben  was  der  Mensch  denkt  und  fühlt.  Ihre 
Ohnmacht  die  leiseren  Gedanken  und  Gefühlsschatlirungen  nach- 
zuzeichnen nmss  ein  jeder  unmutig  nur  allzuoft  empfinden:  ihre 
Unzulänglichkeit  beklagt  der  moderne  Dichter,  und  wir  mit  ihm. 
so  oft  er  in  nur  scheinbar  sinnlosem  Pleonasmus  Beiwort  an 
Beiwort  reiht,  um  dem  blassen  Schattenbild,  das  er  von  seiner 
Anschauung  durch  das  Medium  des  Substantivs  zu  entwerfen  ver- 
mochte. Strich  für  Strich  durch  angefügte  Adjectiva  die  Farbe 
des  Lebens  anzupinseln  und  eine  volle  der  inneren  Wahrheit  treu 
entsprechende  Verkörperung  derselben  zu  erzielen.  Annähernd 
kann  er  es  erreichen;  ganz  gelingt  es  ihm  nie.  Wie  wäre  es 
sonst  möglich  dass  wir  so  selten  einmütig  ohne  Frage  und 
Zweifel  zu  behaupten  wagten:  dies  oder  das  hat  der  Dichter  ge- 
meint; und  dass  von  hunderten  jeder  nach  eigener  Auffassung  des 
Dichters  Yorgedanken  nachdenkt  und  auslegt?  Das  Wort  ist 
ein  so  flüssiges,  flüchtiges  Element  dass  es  sich  ewig  bewegt  und 
umgestaltet:  nicht  zwei  Mal  taucht  es  aus  den  Wassern  seines 
Lebens  als  dasselbe  hervor;  jeder  Mensch  fasst  es  so  oft  er  es 
denkt  und  spricht  in  etwas  anderem  Sinne.  In  ein  und  derselben 
Form ,  äusserlich  unverändert ,  muss  es  also  den  stets  anders  ge- 
fassten  Inhalt  eines  Begrift'es  zur  Darstellung  bringen,  da  die 
Menge  der  Worte  für  die  grössere  Menge  der  Gedanken  nicht 
ausreicht.  Die  Sprache  muss  sich  damit  begnügen  mit  einem 
Hauptmerkmal  der  Dinge  ihr  Wesen  zu  bezeichnen  und  es  jedem 
Einzelnen  überlassen  aus  der  Erinnerung  oder  der  l^hantasie  die 
Melodie  zu  vervollständigen  deren  ersten  Toa  allein  sie  anzu- 
stimmen vermag.  Sie  ist  arm  an  IMitteln,  dem  Keichtum  an 
Zwecken  gegenüber,  die  sie  mit  diesen  Mitteln  erreichen  soll. 
Mit  einem  unendlich  kleinen  Vorrat  von  Lauten  muss  sie  haus- 
halten, unendlich  wenig  Elemente  zu  unendlich  \ielen  Erschei- 
nungsformen verbinden. 

Als  allgemein  menschliches  Mittel  der  Godankenmitteilung 
betrachtet,  ist  die  Sprache  also  wirklich  arm.  An  dieser  Armut 
haben   alle    einzelnen   Sprachen   Teil,    folglich    auch   die  romani- 


(Iirii       Ijii    .Mniijj;«"!    Jil»*'»  ,     'i' i     itllprnnHli    iiiiii    nn.iljii  j»it 

iMaurlit    kriiwm  Kiii/i-Incn   vor^cworfi'H    zu    Hfrdi'ii      1  iritl 

liniiMT  wlctlr-r  zii  erwfliiiicn,  «ein  iih»  aiigi*/wHMf*^  \>  iii»r 

wicdn-   zu  Ijcweisoi:,   Ist   ein  unnüfzc«,   Inlcr«  SpiM.     I'nd 

diwo  allgcmcinn  H«MlnrfliKU«it  d«T  Sprache  fassen  auch  die  Tadler 
der  Koiiinuia  nicht  ins  Auge,  auch  nicht  ihr  VrrhJiItni«!v  zum 
(l('utsr!i(  M  I(«'i<  litiiin:  auf  das  Lateinische  wird  mit  voll'-m  Hecht 
der  cMtrentlichc  Nutrhdruck  geh-jft.  Wahrend  sie  aher  in  den 
l)ci(lei»  crstrn  r.'lllen  ein  Itecht  zu  tadeln  hätten,  haben  ule  e% 
gerad«'  im  dritten  halle  nicht.  Schon  die  Theorie  aller  Sprach- 
forschung, schon  der  fieist  der  sie  belebt,  »teilt  die«  feirt  noch 
cho  Praxis  nn«l  \Virl<Iic]ikeit  die  Erfa}irunp«sütze  geliefert  haben 
aus  «lenen  die  'i'heorif  sich  erst  ergehen  sollte,  die  Iheorie  da»s 
die  Sprache  allniühlidi  wachst,  dass  sif  versucht  jenem  ihr  an- 
liaftenden  Mangel  mehr  und  mehr  abzuhelfen.  Wie  sie  es  zu 
Wege  bringt  und  bis  zu  welchem  Grade  des  Wohlstandes  sie  sich 
«•rhoben  hat,  «las  allein  ist  wertvoll  und  wissenswert. 

Wer  nun  mit  der  Absicht  dies  aufzuspüren  dem  allmählichen 
Wachsen  der  Siirachentwickclung  in  rückläufiger  Bewegung  bis 
zu  ihren  ersten  Keimen  folgt,  wer  sich  \on  einem  der  grossen 
Sprachenkenner  dieser  Tage  —  mit  denen  zusammen  zu  leben 
und  (itren  Forschungen  nachzugehen  mich  glücklich  macht  — 
im  liilde  die  Urgeschichte  der  Menschheit,  ihr  erstes  Erwachen 
zu  Vernunft  und  Sprache  weisen  lässt,  der  sieht  in  wechselsei- 
tigem Wirken  auf  einander  beide  allniahlich  reifen,  und  vom  ersten 
Erfassen  bloss  der  Extreme  aller  Beziehungen,  des  bloss  sinnlich 
(ireifl)aren  sich  zu  immer  genaueren,  feinerem  Unterscheiden  und 
Bezeichnen  der  Dinge  und  Gedanken  hindurcharbeiten.  Oder  wer 
selbständig  den  Gang  der  Sprachentwickelung  an  einem  Kinde 
oder  an  dem  den  Kindessinn  am  besten  wahrenden  Volksgeistc 
verfolgt,  und  an  ihnen  in  grossen,  vereinzelten  Zügen  noch  ein- 
mal nachlebt  was  vor  Jahrtausenden  das  Menschengeschlecht  in 
seiner  Jugendzeit  durchlebte,  der  erkennt  an  der  Xaivetät  des 
Kindes,  dem  z.  B.  noch  jeder  Mann  Papa  oder  Onkel  ist,  jedes 
Tier  ein  Pferd  oder  Hund ,  jede  Mehrzahl  fünf,  jede  Farbe 
rot  oder  beliebige  andere  zuerst  fixirte  Farben,  Zahlen  oder 
Tiere  —  der  erkennt  daran  das  Verfahren  der  Sprache  wieder, 
zuerst    eine   Fülle    von    in   irgend   einer    augenfälligen   Beziehung 


gleichen  Dingen  mit  einander  zu  verwecli.-icln  und  unter  einen 
Begriff  zusammen  zu  fassen,  und  erst  nach  und  nach  ihre  Ver- 
schiedenheiten, ihre  Gegensätzlichkeit  in  anderen  Beziehungen  zu 
bemerken  und  dem  Bemeiktcn  einen  Ausdruck  zu  geben,  das 
Verfahren  vom  Roiien,  Groben,  krass  (jeschiedenen  zum  Verstehen 
und  Bezeichnen  immer  zarter  feiner  und  schwächer  betonter 
Unterschiede  vorzugehen.  Kr  lernt  auf  diese  Weise  dass  die 
unendliche  Mannichfaltigkeit  der  späteren  Zeit  immer  auf  wenige 
Einheiten  der  Vorzeit  zurückweist;  und  vergleicht  er  dann  z.  B. 
die  Fülle  der  Sprachen  mit  scharf  ausgesprochenen  individuellen 
Zügen  welche  sich  aus  der  ursprünglichen  indogermanischen  Ein- 
heit entfaltet  haben;  und  die  Wortfülle  der  ganzen  hohen  Familie 
oder  auch  jedes  einzelnen  ihrer  Glieder  in  seinem  gegenwärtigen 
Bildungsstadium  mit  der  kleinen  Zahl  ursprünglicher  Elemente 
oder  Urwurzeln  aus  denen  sie  aufwuchs:  so  kann  er  nicht  ver- 
kennen dass,  gleichwie  der  ganzen  Natur,  so  auch  ihrer  vor- 
nehmsten Seliöj)fung,  der  Sprache,  vor  allem  der  Trieb  zur 
Sonderung,  Individualisirung,  Specialisirung  und  Differenzirung  inne- 
wohnt. Kurz  er  wird  aufhören  über  die  Armut  der  Sprache 
zu  staunen  und  wird  vielmehr  über  den  Reichtum  staunen,  der 
aus  solcher  Armut  emporblühen  konnte.  Man  staunt  mit  welcher 
Kunst  die  Sprache  in  bewusstloser  Hingabc  an  jene  geheimniss- 
voll bildenden  Kräfte,  die  in  ihr  tätig  sind,  die  Einheit  einer 
Wurzel  d.  h.  eines  ersten  bedeutungsvollen  Lautcomplexes,  der 
(irundform  aller  späteren  Bildungen,  vervielfältigt  und  wie  sie  es 
verstanden  hat  schon  diese  einfachsten  und  anscheinend  unbeweg- 
lichen Lautverbindungen,  ohne  Hinzutritt  fremder  Elemente,  durch 
blosse  Veränderung  innerhalb  der  sie  bildenden  Laute  mehrfach  zu 
spalten:  entweder  durch  Schwächung  in  Vocal  oder  Consonant,  oder 
durch  Umstellung,  oder  durch  Abfall  des  An-  oder  Auslauts,  oder 
durch  Einschub  rein  parasitischer  Laute.  Man  staunt  wie  bewunde- 
rungswürdig sie  nachher,  als  die  erste  schöpferische  Fähigkeit 
der  Wurzelbildung  erloschen  oder  verbraucht  war,  mit  dem  fest 
constituirten  Wurzelkapital  geschaltet  und  wie  sie  es  vergrössert 
hat,  zuerst  duich  Aneinanderfügung  gleicher  oder  ungleicher  Wur- 
zeln; dann  durch  Herabdrückung  einzelner,  ursprünglich  auch 
selbständiger  Wurzeln  zu  blossen  Bcziehungslautcn,  als  welche 
sie  mit  der  herrschenden  Wurzel  zu  einem  unzertrennlichen  Ganzen 


\crsr|iin(il/rii,  iliti  iiiiii  rriH'UtiT  /usaiiiinniM't/ui  »r,    •  r- 

iiciitir  VrrKH>?»H<iunK  «liircli  AiifUKUiiK  Holrher  ...:.„.  „hu  iJr- 
Ataiullcilc  (ilrtfTtiiiiinlivfT  SofHxc).  Man  hiautit,  wie  »ic  je<l«' 
UrKUiiK  eiiuT  Kraft  beiiiit/.t,  «ic  durch  den  (»cbraiich  gr*««tAhlt, 
1111(1  ilir  (in  /.id  nnd  cinon  boHlimmtrn  Wirkunf^HkrHn  nbgCKtfrckt 
hat.     M»n  staunt  nhtr  dio  iinbrwuhHt«  ZwfrkmiV  •   ihn*«  Vcr- 

fiihrrns:  irian  staiiiil  «larührr  dass  vic  nichts  um«»!.-'  bestehen, 
iiichls  umsonst  vir^jchcii  lUsfcl  und  alles  L'imOtzc  hassl  und  U- 
tVhdct.  Denn  (bis  tut  sie  in  der  Tat.  So  oft  es  auch  aasschen 
ninf;;  »1^^  K^'tbc  sie  zu  dass  Keime  babl  nach  ihrem  Aufspriesseti 
^Tundlus  wieder  verdorren,  als  liessc  »ic  wie  eine  Verschwenderin 
launisch  und  leichtsinnig  den  Vorteil  neuen  fiewinnes  oft  unbc- 
nut/t  vc»nilK'rK<'h('n,  so  kann  man  doch  aus  tausend  Füllen,  in 
denen  wir  ihr  ihren  Kiinst^niff,  ihr  Verfahrungssystem  abge>ehen 
haben,  aurh  auf  die  Mehrzahl  der  anderen,  in  denen  sie  uns  ihr 
(Jeheimniss  nicht  verrät,  den  Schluss  ziehen,  das»  auch  in  ihnen 
ilor  Ki'üJ^scnn  Zweckdienlichkeit  gemäss  verfahren  ward,  da^s  unter 
der  seheinbaron  Willkür  sich  Notwendigkeit  versteckt,  da^s  sie 
/.  I).  Keime  nur  dann  vernichtet,  wenn  ihr  Erblühen  mehr  Schaden 
als  Vorteil  bringen  würde.  So  legt  sie  unter  anderem  mehr 
Wert  darauf,  den  sicheren  Nachteil  der  Undeutlichkcit  und  Ver- 
mongung  zu  \erniei(len,  als  den  problematischen  Vorteil  grosser 
Fülle  zu  erlangen  und  zerstört  also  —  zweckgemüss  —  wo  das 
ersterc  droht  rücksichtslos  manchen  Wortkeim.  Fast  scheint  es 
als  sähe  sie  UcbcrHuss  im  kleinen  überhaupt  nie  als  Vorteil  an: 
sie  schafl't  darum  eigentliche  Synonyma  gar  nicht,  und  lässt  nur 
da  eine  Fülle  von  Worten  für  einen  einheitlichen  Begriff  erstehen 
wo  seine,  des  Begriffes,  Art  es  mit  sich  bringt  auch  weit  und  fein 
nüancirbar  seine  P^inheit  in  eine  Vielheit  auseinanderzulegen,  wo 
also  die  Schöpfung  einer  Fülle  von  Worten  als  Deckerin  einer 
gleich  grossen  Fülle  von  Begriffen  keine  Vergeudung  mehr  ist. 
Im  Allgemeinen  verschwendet  sie  nicht.  Kben  so  wenig  aber  geizt 
sie  mit  ihren  Mitteln,  die  stets  dazu  ausreichen  auch  lautlich, 
zu  trennen  was  sich  begriftlicli  scharf  gespalten  hat.  Sie  ist  eine 
weise  llaushältcrin,  die  was  der  Zufall  an  Stoff  bietet  zu  nutzen 
wci<s,  je  nach  dem  Bedürfniss  des  Augenblicks.  Sie  hält  sich 
nicht  in  der  Reihenfolge  und  Ordnung  eines  vorgeschriebenen 
engen  Kepertoirs.  um   ihre  mcniis  danach  zusammenzusetzen:   sie 


lässt  nicht  ausserordentliche  Zufälle  unbeachtet  vorübergehen  weil 
sie  nicht  wagt  von  dem  althergebrachten  Brauche,  dem  sie  lange 
treu  blieb,  abzuweichen;  sie  mischt  nicht  stets  die  gleichen  Be- 
standteile in  gleicher  Weise  zu  gleichem  Zwecke  zusammen, 
sondern  kennt  viele  Wege  um  zu  einem  Ziel  zu  gelangen.  Was 
sie  aber  besitzt  und  bildet,  das  weiss  sie  vor  allem  so  zu  ge- 
stalten und  dem  Ganzen  so  einzufügen,  dass  es  wie  ein  not- 
wendiges Glied  aussieht,  aller  Zufälligkeit  bar  scheint. 

So  ungefähr  verfährt  die  Sprache.  Das  sind  die  Grundregeln 
ihres  Schaffens,  die  von  der  unendlichen  Schaar  der  Ausnahmen 
doch  nicht  umgestossen  werden. 

Solch  Spar-  und  Wuchersystem  allein  konnte  sie  im  Laufe 
der  Zeiten  reicher  machen,  und  hat  sie  reich  gemacht.  Sie  ist 
gewachsen.  Quantitativ  und  (jualitativ  hat  sie  sich  zum  besseren 
gestaltet.  Ihre  Masse  hat  sich  vergrössert  trotzdem  in  den  Um- 
gestaltungen der  Laute,  der  eigentlichen  Grundbestandteile  aus 
denen  sie  aufgebaut  ist,  von  Wachstum  nicht  die  Rede  sein 
kann,  sondern  nur  von  Verfall,  Zerbröckelung,  Verwitterung  und 
Zusammenschrumpfen.  Ihre  Art  hat  sich  veredelt  trotzdem  sie 
die  Deutlichkeit  des  Ausdrucks  eingebüsst  hat.  Früher  war  jedes 
Wort  eine  jugendfrische,  spiegelklare  und  s])iegeltreue  Repro- 
duction  der  Dinge  und  Vorgänge  in  der  materiellen  Welt.  Der 
auf  das  Concrete ,  sinnlich  Wahrnehmbare  gerichtete  Geist  erfasste 
frülier  nur  das  in  Auge  und  Ohr  energisch  einfallende;  nur  die 
Hauptmerkmale,  das  Wesentliche  der  Dinge  kannte  und  nannte  er; 
so  oft  er  es  aber  tat,  stand  auch  das  Ganze  zwar  nur  mit  der 
beschränkten  Zahl  der  an  ihm  erkannten  Eigenheiten,  aber  doch 
lebensvoll,  wie  durch  einen  Zauberschlag  aufgerufen,  als  inner- 
liches Denkbild  vor  der  Seele.  Die  Sache  und  ihr  Name  deckten 
einander  vollkommen!  Stammt  nicht  selbst  res  von  pew  ab?  — 
Jetzt  aber,  nach  verflossener  Jugend,  ist  die  Zeit  der  leiblich 
sinnlichen  Kraftentfaltung  vorbei;  eine  geistige  Kraft  ist  an  ihre 
Stelle  getreten;  die  characteristische  ^Malerei  hat  aufgehört,  die 
lebendige  Bildliclüveit  der  Worte  ist  abgeblasst;  sie  sind  zu 
kalten,  farblosen  Abstractionen  herabgesunken.  Wir  erfassen  an 
jedem  Dinge  nicht  mehr  nur  einen  einzigen  Zug;  wir  kennen  sie 
von  allen  Seiten,  innen  und  aussen,  wir  kennen  ihre  Wandelbar- 
kcit,   und  umfassen  im  Gedanken    nicht  mehr  ihis  eine  unwandel- 


l)Ui'i*  i'.tuai,    <l:is    Ml'    «rraili'    /ti   ilcm    inarlit ,    wai  htv   hiimI:    «tr 

kndpfcii  «liirafi  dir  ((»iii/o  K<ili»»  »lor  voriiI»orK''J»''n«lcii  Zafälll.'V' 

«li«?   iliiHii    aiilu«fl»Mi    köniiMi.     Für   nii^    ^lobl   w    k«'iiic  ^trh 

Kpitln'ta  iiH'lir;  wn»»  IhI  din  Krdr  nirht  mehr,  mit  bommM^hcr 
ObjcrtivitAt  nfthrmiK''|»rossoiHl  im/l  l(r)H;iii)U!in'iiil .  dan  Meer  nicht 
<)(lr  und  (liiiikelwoKcml,  der  Himmel  nicht  weil  umJ  ehem.  Wir 
lialjcn  Ulis  die  frciid-  und  Icidvoll««  ^nbj^'ctive  Freihc'it  errunf(eii 
in  (Irr  ^,'anzrn  Weil  des  eif^enen  ein/einrn  Ichs  wechselnde  Stim- 
mungen wirdrrzutinden;  für  un«  ist  jede^  Wort  voll  and  fihfr- 
laden,  «Ins  Hild  welches  das  S|»rnchzeichen  wachruft  ist  unfass- 
liar,  UMl)rstimmt.  Das  Wort  deckt  den  Hegriff  nicht  mehr:  and 
doch  muss  es,  man  kann  sagen  unverändert  denselben  Sinn  tragen 
der  in  der  Antike  in  Wahrheit  einer  war.  bei  uns  aber  in 
rbon  so  vi«  1  (irstaltrn  lebt  als  Menschen  leben  and  denken.  Das 
Wort  ist  uns  ein  blosse.!  Kleid  geworden,  in  das  wir  beliebig 
grosse  (iestalton  hflUen,  unbekümmert  ob  es  ihnen  weit  oder  eng 
anliegt,  ein  Iiahmon  dem  wir  beliebige  Bilder  einpassen.  Hin 
jeder  bat  seinen  eigenen  (Jott,  seine  eigene  Welt,  seine  eigene 
Liebe  und  Fr(Mh«it.  Diesen  Verlu-^t  an  P^infarbheit  and  sinidicher 
Uurrhsehauliclikeit  ersetzt  aber  die  Sprache  durch  grösseren 
Reichtum.  Was  früher  einseitig  betrachtet  und  naiv  and  anbe- 
bolfon  aueli  nur  einseitig  nachgezeichnet  wurde,  das  tritt  jetzt 
vielfältig,  vielseitig,  vielgestaltig  auf:  nur  materiell  verktirzt,  geistig 
aber  vervollständigt.  Die  rmgestaltungen,  welche  die  Sprache 
erleidet,  sind  wohl  Scbmälerungen  und  Verkürzungen  des  Laut- 
gehaltes, der  äusseren  Körperlichkeit:  doch  sind  sie  nicht  ein 
Wechsel  vom  Loben  zum  Tode  zu  nennen;  beides  fassen  sie  in 
sich  als  in  einen  kurzen  Moment  im  ewigen  Kreislauf  der  Natur- 
kräfte zusammen.  Aus  den  modernden  Resten  des  hinsterbenden 
Sommers  blüht  nach  kurzer  Winterrast  ein  neuer  Frühling  auf. 
Aus  den  Trümmern  des  alten  indogermanischen  Reiches  erstehen 
neue  Reiche  mit  neuen  Sprachen.  Aus  dem  Schutte  der  zu- 
sammenstürzenden Rönierwelt  erstehen  die  jungromanischen  Reiche, 
sieben  an  Zahl:  Frankreich  und  die  Provence,  Spanien  nnd  Por- 
tugal, Italien  und  die  ladiniscben  Gebiete  und  die  vereinzelte 
Wallachei:  anders,  jedoch  nicht  schlechter  als  jene  '. 


^  Zu  dem  was  liirtiiis.    GrundzCige,  §.  o2.    über  den  Begriff  .,ro- 


Wenn  nun  diese  Beliauptungon  wahr  sind,  die  ich,  \Yic 
jedermann  weiss,  nicht  selbst  aufstelle,  sondern  uns  als  Resultat 
aus  den  allgemein  sprachwissenschaftlichen  Arbeiten  anderer  Grösse- 
rer herausziehe,  wenn  der  allgemeine  Satz  nicht  trügt,  dass  im 
Grossen  und  Ganzen  jede  Sprachveränderung  eine  Entwickelung 
ist,  ein  Satz  der  darum  richtig  scheint,  weil  die  Geistes-Ent- 
wickelung  eine  aufwärtssteigende  ist,  die  Sprache  aber  genau  in 
dem  Yerhältniss  wächst,  in  dem  der  Gedanke  wächst:  wenn  es 
also  wahr  ist,  dass  die  Sprachbildung  ein  fortdauernd  zum  Siege 
schreitender  Kampf  ist,  in  dem  Tod  und  Verderben  natürlich  nicht 
ausbleiben,  gänzliches  Weichen  und  Verschwinden  aber  nur  d(Mn 
Einzelnen,  Schwachen  und  Zweckwidrigen  oder  Zwecklosen  vom 
Stärkeren  und  Zweckentsprechenden  zu  Teil  wird,  ob  dieser  ein- 
zelne Schwächling  nun  eine  ganze  Sprache  oder  nur  innerhalb 
ihrer  Grenzen  ein  einzelnes  Wort  ist;  wenn  das  richtig  ist,  was 
folgender  Satz  Jakob  Grimm's  kurz  in  die  Worte  zusammenfasst: 
„Es  ergiebt  sich,  dass  die  menschliche  Sprache  nur  scheinbar  und 
vom  einzelnen  aus  betrachtet  im  Rückschritt,  vom  ganzen  her  immer 
im  Fortschritt  und  Zuwachs  ihrer  inneren  Kraft  begriffen  ange- 
sehen werden  muss."  Wenn  es  allgemein  wahr  ist,  dass  trotz  des 
Sinkens  der  Laute  die  Sprache  in  dauernder  organischer  Weiter- 
bildung begriifen  ist:  so  muss  man  es  auch  im  Speciellen  auf 
das  Verhältniss  der  romanischen  Sprachen  zum  Lateinischen  an- 
wenden können  und  selbst,  wie  ich  schon  sagte,  ohne  positive 
Beweisführung  darf  man  annehmen,  dass  die  Tochtersprachen  auf 
einer  höheren  Entwickelungsstufe  stehen  als  die  Mutter  oder  wenn 
man  es  so  nennen  will,  dass  sie  reicher  sind  als  jene. 

Wie  aber  kamen  sie  zu  diesem  Reichtum?  Wie  war  es 
ihnen  möglich  den  Wortvorrat  zu  vergrössern,  während  sie 
die  Laute  stark  abschwächten?  Wissen  wir  nicht  obenein  noch, 
dass  nicht  einmal  der  ganze  lateinische  Wortschatz  in  die  roma- 
nischen Sprachen  überging,  dass  manches  davon  sich  nicht  er- 
hielt, sondern  erstarb?    nicht    aus  Zufall  —  den  ja    der  Sprach- 


manische  Tochtersprachen-'  im  Vergleich  zu  den  Töchtern  der  iiido- 
gernianischen  Ursprache  sagt,  erlaube  ich  mir  dasselbe  Fragezeichen 
hinzuzusetzen,  das  alle  Romanisten  zu  Steinthal's  Behandlung  dessel- 
ben Punktes  gemacht  haben.     Siehe  Herrig,  XX XVI. 


10 

forAclirr  nur  k«'iiiii ,  iim  ihn  /u  IcuKiif-n  -  •xfiiiiim  \^,u  ui<Tj>(-n 
(ifHct/Lii  «Ja/U  g(>/wuiiK<'ii:  rutwciler  wiil  der  U«  L'nfT  iW  .1,  1  rA((cr 
Ulli   Wort   wur,  abstarb;   odtT   weil   nein    Lai.  it  Kr- 

IciiluiiK  der  notwendigen  rniwandclunt^en,  zu  dOrftig  and  haltlut 
gi'WCKcn  wiiro,  oder  weil  e«,  wieder  nach  Krleidong  der  not- 
wendigen IJniwniiillungiii,  mit  einem  anderen  Worte  anderen  l'r* 
Sprungs  und  mit  anderer  Bedeutung  /usammengefallen  wäre.  Krlitt 
die  Sprache  also  gar  noeh  Verluale,  wie  er.«»el/le  sie  feie?  wie 
sorgte  Hie  f(ir  Vermehrung?  lUfflc  sie  etwa  nur  von  roher  Not- 
wendigkeit getrieben  ohne  weitere  Sichtung  fremde«  Gut  au» 
fremden  S|irachen  auf,  um  ho  die  enthtandcn(n  LOeken  aus/ufilllen? 
fSollte  jiieht  was  von  tlen  indogennanischen  Sprachen  galt  auch 
liier  gelten?  Sollte  nicht  der  Differenzinmgstri^b,  der  d»'n  indo- 
germanischen Wortschatz  durch  Spaltung  der  Wurzeln  vcnnehrte, 
auch  lateinische  Wurzeln  oder  Stämme  oder  Wörter  zu  organischer 
Fortentwickelung  und  N'er.nehning  gednlngt  haben?  Ob  kein 
lateinischer  Stamm  sich  verzweigt,  ob  niemals  was  als  lateinische 
Kiiiheit  übernommen  wurde  sich  zur  romanischen  Vielheit  ge- 
staltete? Ks  ist  geschehen,  und  oft  geschehen!  —  Ganz  abge- 
sehen also  von  dem  Zuwachs  an  erborgten  Kiementen,  ganz  ab- 
gesehen auch  von  der  überaus  grossen  und  wichtigen  Erweiterung 
und  Vervielfältigung  lateinischer  Worte  kraft  der  Derivation  und 
Composition  hat  der  Sonderungstrieb  auch  hier  sein  Recht  geltend 
gemacht  und  hat  vielen  Wörteni,  ohne  ihnen  neue  Bildungsele- 
mcnte  zu  priitigircn  oder  zu  suftigiren  durch  innere  Variation 
eine  mehrfache  (iestalt  gegeben,  die  mehrfachen,  sich  allmählich 
aus  ursprünglicher  Einheit  lösenden  Inhalt  verköq)ern  sollte. 

Dieser  einen  Art  der  Vervielfältigung  auf  den  (irund  zu 
kommen,  dieser  einen  der  Quellen  nachzugehen,  aus  deren  Zu- 
sammenfluss  sich  später  der  breite  Strom  der  spanischen  Rede 
einte,  ist  Zweck  und  Ziel  dieser  kleinen  Arbeit.  Sie  ist  also  ein 
Beweisbeitrag  zu  dem  Plaidoycr,  welches  die  Romanisten  gegen 
die  Armut  der  romanischen  Sprachen  zusammenstellen.  Und  so 
bescheiden  sie  ist,  ward  sie  mit  Liebe  und  Fleiss  gefertigt  und 
ich  hoffe  dass  meine  männlichen  Herrn  Collegen  ihr  einen  freund- 
lich beachtenden  Blick  schenken,  ihr  aber  auch,  wie  ich  herzlich 
bitte  die  schärfste  Kritik  nicht  ersparen  mögen,  etwa  aus  Rück- 
sicht  gegen   weibliches  Zartgefühl.     Ich  weiss,    dass  sie  noch  un- 


11 

vollkonniicii  nnd  iinvollstiiudig  ist.  So  oft  ich  ein  spaiiisclics 
Buch  zur  Hand  nehme,  linde  icli  neuen  Stoff  zu  neuen  Erörte- 
rungen; wie  sollten  andere  ihn  nicht  auch  finden?  Ich  selbst 
sammle  unermüdet  weiter,  und  da  mir  nur  die  Sache  und  ihr 
Gedeihen  am  Herzen  liegt,  werde  ich  selbstverständlich  jede  Er- 
weiterung und  jede  Berichtigung  mit  Freude  und  aufrichtigem 
Dank  entgegennehmen. 

Um  aber  genau  zeigen  zu  können,  wie  und  wo  dieser  Quell 
der  Sprachbereicherung,  die  Differenzirung,  zuerst  entsprang,  wie 
und  wodurch  er  seine  Wasser  gemehrt  hat,  nniss  die  innere  und 
äussere  Geschichte  der  spanischen  Sjirachc  flüchtigst  skizzirt  werden. 
Ich  sage  die  iimere  Geschichte  des  Spanischen,  bin  mir  aber 
dessen  wohl  bewusst,  dass  Avenig  specjell  Spanisches  dabei  zur 
Sprache  kommt;  nur  ganz  allgemeine  Hauptzüge  können  ent- 
worfen werden  die  mit  leisen  Abweichungen,  mit  etwas  stärkc- 
rem oder  schwächerem  Druck  hier  und  da,  das  Bild  einer  jeden 
der  romanischen  Sprachen  ausmachen  könnten:  die  feineren  Linien 
sind  für  mein  noch  ungeübtes  Auge  unsichtbar.  Ueberblickt 
man  den  Bau  einer  einzelnen  Sprache,  hier  also  der  si)anischcn, 
als  fertiges  Ganze,  so  scheint  es  als  hätte  nur  die  grössto  Ab- 
sichtlichkeit, nur  ein  einheitlich  lenkender  Wille,  ein  wirklich  bis 
ins  Kleinste  vorgezeichneter  Plan  eine  solche  Einstinnnigkeit  aller 
lunzelglieder  hervorbringen  können.  Es  ist  als  hätte  der  Sprache 
ein  festes  Ziel,  eine  bestimmte  Aufgabe  vorgeschwebt,  zu  deren 
Lösung  und  Erreichung  jeder  kleinste  Schritt  hingestrebt  haben 
müsste.  Zerlegt  man  aber  den  Entwickelungsgang  in  seine  ein- 
zelnen Schritte,  sucht  man  den  Einzelursachen  auf  die  Spur  zu 
kommen,  so  löst  sich  alles  in  zusammenhangslose  Minima  auf, 
in  Lautveränderungen  rein  mechanischer  Art  ohne  geistigen  Zweck, 
in  Bedeutungsveränderungen,  die  von  höchst  äusserlichen  Veran- 
lassungen bedingt  sind.  Und  ob  eine  allgemeine  Richtung  sich 
auch  hier  heraus  erkennen  lässt,  ob  selbst  die  Sonderrichtungen 
der  Sprache  sich  in  ihren  Motiven  noch  nachweisen  lassen,  das 
bleibt  doch  undurchdringlich  und  unerklärlich,  wie  es  der  Natur 
möglich  war,  aus  dem  Zusammenwirken  kleiner  MittelcluMi,  aus 
einer  Kette  von  Zufälligkeiten  und  Notwendigkeiten  eine  bestimmte 
Si)rachindividualität  nnd  den  Schein  der  höchsten  Zweckmässigkeit 
heraus  zu  gestalten.     Wie  die  Eigenartigkeit  des  ,,Si)anischen'" 


12 

riilhtuiul,  l»li'ilil  lin  rat«»«H"rti.,  (;<.'hc'iiiitii«i4.  Wi«  ''•••  l"«'-  • 
lU»  Auf/iig   und   KinKclila^              ..Irr  grcifirti  utfl  , 

wc'bo   vorHcrliti'ii,   IümmI  fticb   noch  aiinilhfnid    \<  .:  wie  uud 

\oii  wem  aber  dietsv  Faden  Kiisponiicn  Hurd«Mi,  dafi  bleibt  \er- 
Ixii'Ki'n.     Sehen  wir  uns  «•             s  da«  <  etwa«  nüher  an. 

Wie  alle  runinniHclien  .-j.i;i<  Hin  ist  •  '       !     Fruebl 

MIMT    mi^'rhiinicrt    um!    ununterbrochen   « .'    fort- 

dauernden,   naturKeniüs«»en    HntwickelunK    und    '^''  ig   des 

Noni  röndschen  \ Olke  genprochenen  Vul^air-l^atciniHcben,  scrnio 
jUfUius^  lint/ua  romuua  ruaticu,  da.H  Form  und  Iidialt,  I^aut 
und  Ho^'ritT  allniiihlich  ^an/  niuditicirtp.  Seinen  reichsten  und  ur- 
si>rünt;li(*)isJen  Besitz  hat  das  Spaniscbc  also  in  einem  Grund- 
kapital latcinis(!li(  r  \V(irter,  denen  .sich  schon  früh"'»'  '  fremde 
Kleniente    beigemischt   hatten:  ein   kleiner  Kest   ur>i  r   ibc- 

ribcher  Wörter,  einige  hebräische,  einige  syrische,  mehr  griechi- 
sche Hestandteile,  die  alle  nur  durcli  ihre  Aufnahme  schon  in 
das  Lateinische  dem  Spanischen  übermittelt  wurden.  Später  drang 
in  die  schon  romanisirte  Sprache  eine  grössere  Zahl  neu  iberi- 
scher d.  h.  baskischer  Wörter,  ein  bedeutender  Zusatz  deutscher, 
noch  später  ein  eben  so  reicher  an  arabischen  Wörtern,  welche 
beiden  die  Sieger  des  Landes,  Gothcn  und  Araber,  der  Spr.iche 
der  Besiegten  zuführten.  Die  höchste  Lebenskraft  anter  den 
rremdlingen  haben  die  Deutschen,  sie  sind  nicht  minder  prodac- 
tionsfähig  als  die  Lateinischen.  Doch  änderten  sie,  oder  besser 
das  ganze  Einströmen  der  ausserlateinischen  Elemente  änderte 
an  dem  romanischen  Charakter  der  Sprache  wenig  oder  nichts: 
ein  und  dieselben  Lautgesetze  bedingten  und  regelten  die  Umge- 
staltung all  der  verschiedenartigen  aus  verschiedenen  Ländern 
stammenden  Bestandteile  und  formten  sie  zu  einem  einheitlichen 
Ganzen.  Dies  Ganze  aber,  zu  gross  und  ausgedehnt  nm  nicht 
neben  den  allgemeingültigen  Gesetzen  noch  Einzelberechtigungen 
auf  Grund  der  nicht  überall  gleichmässig  vollzogenen  Mischung 
zu  erzwingen,  zerüel  in  Teile,  in  drei  Hauptgruppen:  eine  west- 
liche gallizische,  eine  östliche  und  nordöstliche  katalanisch-valen- 
cianische,  eine  mittlere  kastilianische.  Der  grössere  Teil  des 
westlichen  Gebietes  constituirte  sich  später  zu  einer  eigenen 
selbständigen,  der  portugiesischen,  flacht  mit  einer  selbstän- 
digen  Sprache:    da   er   vom   übrigen   Spanien   ganz   losgelöst   ist, 


1  •> 
J  o 

bleibt  er  hier  iinberticksichtigt.  Die  anderen  zwei  Gebiete  aber, 
durch  melir  als  ein  Mittelglied  mit  einander  und  mit  dem  Por- 
tugiesischen verbunden,  bildeten  eine  nicht  leicht  zu  fixirendc 
Keihe  von  anfangs  weniger  scharf  als  heute  geschiedenen  Dia- 
lecten,  die  gleichberechtigt  neben  einander  standen  und  wohl  auch 
gleichmässig  zu  schriftlichen  Aufzeichnungen  von  Urkunden,  und 
zu  volkstümlichen  Liedern  verwendet  wurden,  bis  sie  durch 
das  politische  und  geistige  l'ebergewicht  eines  der  Dialecte,  des 
Kastilianischen,  der  im  Centrum  des  Landes  lebte,  gezwungen 
wui'den,  ihre  Selbständigkeit  aufzugeben  und  unter  seine  Hege- 
monie zu  treten.  In  ihr  verblieben  sie  ohne  jedoch  auszusterben 
und  spurlos  zu  verschwinden  mehr  oder  minder,  das  Catalanische 
minder  als  alle  übrigen.  Die  ersten  erhaltenen  Dokumente  der 
sspanischen  Sprache,  was  wir  gewohnt  sind  Altsi)anisch  zu  nennen, 
umfasst  noch  Scbriftstücke  verschiedener  Dialecte:  das  Alexander- 
lied z.  B.  ist  leonesisch,  viele  Lieder  des  Cancionero  de  Baena 
sind  galliziscii,  andere  sind  in  einem  halb  gallizischen,  halb  ca- 
stilianischen  Mischdialect  geschrieben ,  in  Berceo's  Poesieen  linden 
sich  Provincialismen  aus  Rioja;  das  Fiicro  Jazffo  ist  castilianisch, 
wie  die  Mehrzahl  der  Documente,  obwohl  ihre  Reinheit  nicht 
immer  eine  ungetrübte  ist.  Sie  stannnen  aus  dem  dreizehnten 
Jahrhundert.  Um  das  dreizehnte  Jahrhundert  ist  die  erste  Schö- 
pfungsperiode also  so  gut  wie  vollzogen:  eine  neue  linf/ua  roimnui 
tönt  auf  Spaniens  Boden.  Doch  wie  verändert  klang  sie!  Wie 
ist  sie  ihrer  Mutter  unähnlich  geworden!  T^nd  wodurch?  Nach 
welchen  Gesetzen  hatte  sie  sich  gebildet  V 

Zwei  scharf  mit  einander  contrastirende  r>estrebungen  haben 
ihrer  Entwickelung  die  Richtung  vorgeschrieben.  Die  erste,  ein 
natürlicher,  vulgairer  Instinct  —  den  ich  den  ersten  nenne  weil 
er  der  vorherrschende  war  und  blieb,  so  lange  die  erste,  eigentlich 
populäre  Schöpfungszeit  der  romanischen  Sprachbildung  dauerte  — 
ist  das  Streben  nach  Bequemlichkeit,  nach  möglichst  mühe- 
loser Arbeit  der  Organe.  Seine  Tätigkeit  besteht  im  Abschwächen 
und  p]rweichen,  im  An-  und  Ausgleichen  harter,  aus  feindlichen 
Elementen  zusammengesetzter  Lautverbindungen.  Sie  ist  ganz 
äusserlicher  Art;  sie  ändert  an  der  Form  ohne  irgend  welche 
Rücksicht  auf  den  Sinn  zu  nehmen.  In  dein  Bemühen  mit  Zeit- 
und  Kraftersparniss  die  teils  steifen,  teils  durch   Vocalelision  und 


14 

/usainiucDstOHs    tnclirfnT    Con>»(Miaiixen     rauh    t'm,.rtU'nen    Inl'i- 
niscIiPi)  Koniirii   so   hcliiu-U    und   »o   leicht   aU  .  li   ton  «i<  j 

barljuiiMclicii  '/.uimvii  «leiten  '/n  UiMten,  wnnlen  viele  lUrteu  yn'- 
gliiltil  iiiul  aliKcxtliliffm,  vielifi  NelienHachlJchi*,  i\.  h.  Acr<*nlIoM- 
wiirtic  v('ik(tr/t  oder  ku»/  ub^^cuorfen:  i*h  kam  ja  nur  darauf  au, 
dir  S|4ru(:li(;  ^^fschnicidiK  und  niuiid^crerht  /u  niacheru  liie  Tc- 
nues  wurdfu  /u  Mediuii  iierubgedrü«  kt;  die  Mtdicu  zu  llalbvucaicii 
erweicht  oder  ganz  elidirt;  ('onsonnnten  Hurdeti  in  Vocale  auf- 
gelöst, Muten  iiclien  Muten  kaum  geduldet;  ci  pi  ät  U  es  ps  rs 
US  sc  u(l  t/ni  f/n  »1)1  (/  pl  ß  elc.  wurden  einander  assimilirt: 
der  Hiatus  durcli  Kintrilt  von  Halbvocalen  .  '  "  \>qi\\  i  mit  fol- 
;,'endeni  \  ocale  wurtle  palatisirl  und  verschnn/i/  iii«l  dem  \orl:': 
K'clnuden  Consonanten  zu  n  II  y  jihz;  mit  den  l.iquiden  wuju 
auf  das  froieste  geschaltet;  ganze  Silben  im  An-  In-  oder  Aus- 
laut tielen  fort:  km/  der  Wortkörper  wurde  möglichst  verkürzt 
und  erweicht,  (|uantitativ  und  (|ualitativ  verringert;  nur  f-elten 
ir.it  Krweiterung  durdi  rrotliesis  oder  Kpenthesis  ein,  um  schwie- 
rige J.aut Verbindungen  leichter  sprechbar  zu  machen. 

Solche  rein  formale  l  ingestaltung  der  Sprache  blieb  lange 
allniächlig;  und  ilir  Ziel  zu  erreichen  räumte  und  rückte  sie 
jedes  llinderniss  aus  dem  Wege.  Gegen  Deutlichkeit  und  Klar- 
lu  it  bliel)  die  Sprache  so  lange  absolut  gleichgültig;  es  kommt 
ilir  nicht  darauf  an  zwei,  drei  oder  mehr  in  ihrer  Urform  durch- 
aus verschiedene  Worte  derartig  in  ihrem  Lautbestande  einzuengen, 
dass  sie  schliesslich,  obwohl  ganz  sinnverschieden,  doch  in  durch- 
aus gleichen  Formen  einhergehen.  Der  Lateiner  überliefert  fatum 
facfum  olfattiim.  Alle  drei  beschneidet  der  spanische  Sprach- 
genins  aus  reiner  Bequemlichkeit  so  dass  nichts  als  fat  übrig 
•bleibt.  Valcncianisch  Fellis  und  fidelis  werden  fiel;  finis  und 
jinihis  werden  /?//.  Die  Homonyma  schaareu  sich,  wenig  be- 
kümmert um  das  notwendige  Eintreten  einer  chaotischen  Wirr- 
niss,  die  aus  so  ein.-^eitigcr  Begünstigung  eines  Grundsatzes,  mit 
Ilintenansetzung  aller  weiteren,  höheren  Rücksichten  envachsen 
musste.  Die  Sprache  versucht  alles  möglichst  einfach  und  gleich- 
artig zu  behandeln.  Anähnlichung,  Vermengung  tritt  ein.  Aus- 
gleich, Assimilation  ist  der  Hanptvertreter  ihrer  bequemen  Be- 
strebungen. 

Noch   in   anderer  Weise  und  Richtung  griff  jedoch   der  Be- 


15 

quemliclikcitstrieb    in   dio   erste  Gestaltung-  der  Si>raclie  ein.     In- 
dem er  alle  fesselnden  Gesetze  und  Schranken  veraolitet,  lässt  er 
in    wirklich   zügellosser  Willkür  jede   mögliche   Lautveründerung 
Wirklichkeit   werden   und    fiihrt    für  ein    lateiniches   Wort    sechs 
oder  mehr  spanische  Stellvertreter  ein:  piirpura  jjovimra  ^iorpnhi 
porpora  porpra  potpJa  wechseln  mit  einander  ab.    l^ei  den  meisten 
lateinischen  Wörtern,   bei    fast    allen   denen,  welche  nicht   in  der 
einfachsten  Verbindung  von  A'oc.  -\-  Cons.  oder  Yocal  -|-  Cons.  -{- 
Yoc.  oder  allenfalls  von  Voc.  -j-  Muta  cum  Liquida  -|-  Vocal  auf- 
treten, war  für  ihr  Verbleiben  auf  spanischem  Boden  eine  erleich- 
ternde  Umgestaltung    Bedingung.     Dass    sie    stattfinden    musste, 
stand  also  fest,  das  wie  aber  war  nicht  mit  gleicher  Notwendig- 
keit  vorgeschrieben.     Fast  jeder  Laut   und  jede   Laut  Verbindung 
konnte  verschiedenartig  vertreten  werden.     Der  Sprachgeist  musste 
als^  erst   durch  Erfahrung  einsehen,   welche   Vertretung   für   die 
Oekcnomie   seiner  Mittel   die  zweckdienlichste  war.     Er  probirte 
also    an  allen  Worten  mehrere  seiner  Künste;  jedes  Gesetz,  dass 
im   hispanischen    Keiche   überhaupt   zu   "Recht   bestand,    versuchte 
sich  geltend  zu  machen;  und  bis  endlich  der  Stärkere  siegte  d.  h. 
hier  wer  sein  gutes  Recht  mit  den  meisten  Präcedenz-  oder  Coin- 
cidenzfällen    stützen    konnte,    behauptete    auch    der  Nebenbuhler 
das  Feld.     Ferner  war   der  Uebergang   von   der   lateinischen   bis 
zur  modern   spanischen  Form   fast   nie   mit    einem   Schritte  voll- 
bracht;  meist  lässt   sich   an    einer  langen  Beihe  von  Mittelstufen 
ihr  allmähliches  Werden  nachweisen.     Die  jüngste  Form  absorbii-t 
schliesslich  alle  älteren;  bis  sie  aber  zur  Herrschaft  kommt  streiten 
auch    diese    zahlreichen   Repräsentanten    eines    lateinischen   Chefs 
um   den   Vorrang    mit   einander.      Es    leben   also    in    der    alten 
Sprache  zw^ei,   drei  oder   mehr  Formen  eines  Wortes  in  gleichen 
Functionen  nebeneinander,  zeitlich  einander  subordinirt  oder  räum- 
lich  einander   koordinirt.     Laccrare  tritt   auf  als  laccrar  ln.~rar 
lazdrar  ladrar;  hidicarc  als  hulgar  inigar  iuzgar;  htdicium  als 
hidicio  hücio  jnvicio;  gcmicidam   als   genoio   ginoh    i)wio   inogo 
icnoio  hüioio  fnwjo;  plamis   als  plana   lano   luTio   Ihiiio;    locai/'s 
als   local  logal    lugal    logar   Ingar;  fahidare   als  fahlar  faidar 
hallar  hahlar;  parahola  als  parahla  p)arahra  paraida  parindla 
palahra;    nclmla   als   mhla    venia   niula    nichla;   pcricnliim    als 
periglü  perigro  ptcligro.     Ein  Blick   in   irgend    welches   alte  Do- 


10 

kiiiiiriit  i,'(iiii^t,  ilivhf  ticijueinc  Viflln-it  /u  iTUci^fn.  Wii*  buht 
Kirltt  hirr  uIUm  uiih,  wilrtir  h«utiruhiKfii(le  MaiiiiUhriiltiKkeU  und 
|{*'Kc>llosigkf>it!      l>io  Hn|Utnilirlikiit    vfrlrAfft    »tr-h    mtIiIitIiI    mit 

(li-r  (M'tliiuiiK  und   Klurlicit 

I);is  /u<iU'  s|iiiulil»il«ii  uuf  .'»in  hfl,  i  i   iii  i    huuerf,  jc 

Iriib  nach  l>('Ut  lieh  k«*il,  luirli  ? '    '    '    •'    '.  ■    u...... 

(M'biotf's,    Wclcllfs  jrdiill  Worli« /(.  ;    ^      j     * 

OcckunK  j(!  ciiu's  HcxriffeK  hucIi  nur  durch  ein  Wort,  das  Streben 
nncli  Schürfe,  ]'i1ici>ion  und  Sfindtrung,  der  Drnng  nur  dem 
Sinne   nuch    (•Iciciiartigi'«    auch   lautlich   einander  gleich/u*»telU'n. 

riiwI('ichai1iK«'s  uhor  auch  in  s«  iner  Lautgcntalt  von  eiiinndcr  /u 
sdu'idcn.  In  \^)\\^'  IIcrrscIiortatiKkcit  tritt  <lies»T  'Iii«-b  ♦r* 
wenn  die  Zeit  uatdiiiclier  Knlfaltung  worüb.-r  ist  und  <ine  i- 
run.stituiiunK  un\  liiifoiniirun^  des  Wortvorrats  beginnt;  wie- 
wdhl  er  sieh  iiatürlieli  Mtn  Anfang  an  neben  und  gegen  die  yir- 
kunK<'n  der  Assimilation  r«3gte,  so  wie  auch  dicbC  n>it  dem  l'eber- 
^^ewicht  des  (iegners  Dissimilation  nicht  plötzlich  ganz  ver- 
sehwindet ,  sondern  fortfährt  den  Vei-such  einer  Heeintiusiun;^  zu 
nagen.  So  lange  die  Sprache  nur  ge^proch^n  wird,  ihr  Klang 
also  leicht  verhallt,  so  lange  erlaubt  sie  sich  Freiheiten  aller 
,Ait.  die  der  zeitraubenderen,  dauernderen  Arbeit  des  Schreibens 
lind  der  bewussteren  des  Lesens  als  büssliciie  Willkürlichkeiten 
ins  Auge  fallen  müssen.  Sobald  sie  aber  beginnt  litteraribch  aus- 
«iebildet  zu  werden,  fängt  der  Sprachsinu  des  Volkes  an,  sich 
zu  verfeinern:  er  abstrahirt  unbewu^st  die  Kegelu  und  Gesetze 
ihrei-  l-.ntwiekelung  und  wendet  sie  wieder  und  weiter  an:  Kr- 
scheinungen,  die  ihm  als  selten  auffallen,  vervielfältigt  er  wenn 
sie  den  Zusammenklang  des  Ganzen  nicht  stören,  sonst  vertilgt 
er  sie;  er  legt  der  Sprache  Beschränkungen  auf.  beseitigt  l'eber- 
Hüssiges  und.  greift  ans  der  bunten  Mannichfaltigkeit  der  alten 
Sprachfoimen  nur  die  heraus,  welche  eine  characteristische  Ge- 
stalt haben;  nach  ihrem  Typus  modelt  er  andere  um,  flüchtig 
entworfene  Formen  rundet  er  und  individualisirt  er:  er  räumt, 
lichtet  und  reinigt  in  dem  wilden  zu  üppigen  Urwaldsboden,  dessen 
Kräfte  erst  durch  die  Cultur  auf  bestimmte  Ziele  hingeleitet  und 
veredelt  werden.  Dabei  aber  verfährt  er  nicht  willkürlich,  er 
ertindet  nicht  etwa,  sondern  lu  nutzt  nur  das  Gegebene  mit 
kluger  Vorsicht. 


17 

üissimilat  ion  und  Differonzirung  (und  als  Gegonstück 
dazu  Analogisirung)  sind  die  Kräfte,  welche  im  Dienste  des 
üeutlicldveitsbedürfnisses  die  zweite,  künstlerische  Gestaltungsepoche 
der  Sprachbildung  beherrschen.  Sie  äussern  sich  in  mehr  als  einer 
Weise:  sie  heben  innerhalb  eines  Wortes  nichtssagenden  Gleichklang 
auf,  sie  schränken  den  ebenso  nichtssagenden  (ilcichklang  der  Ho- 
nion3"ma  so  viel  als  möglich  ein;  sie  versuchen  nur  gleichartiges  in 
gleiche  Tracht  zu  kleiden;  sie  klassiticiren  die  Degritte,  das  Klassi- 
ticirte  aber  uniformiren  sie.  Ihr  Ilauptprincip  ist  Ordnung  und  Sich- 
tung; was  keinem  Zwecke  dient,  wird  als  unnütze  Spreu  hinfortgefegt. 

Die  Schriftsprache  duldet  also  erstens  keinen  sinnlosen 
(ileichklang  innerhalb  eines  Wortes.  Wie  sie  sich  überhaupt 
scheut  onomatopoietische  Elemente  als  ererbtes  Gut  aufzunehmen, 
so  hat  sie  auch  eine  starke  Antipathie  gegen  jede  wirkliche  oder 
imr  scheinbare  Reduplication ,  aus  der  sie  die  Absicht  der  Ton- 
malerei nicht  herauszulesen  weiss.  Sie  hebt  zufälligen  oder  zweck- 
los gewordenen  Gleichklang  zweier  Silben  auf:  im  Anlaut,  indem 
sie  den  Härtegrad  variirt,  oder  durch  Aphäresis  der  ersten  Silbe. 
Das  eine  in  cogiilla  und  cogvjada;  cogumcla  (italienisch  stehen 
Formen  in  cog.  neben  anderen  in  coc.)  cogomhro  aus  cncnlla^ 
cucmnclla^  cucumerem  *),  das  andere  in  cefio  Cilla  aus  cinchinus^ 
Cccüia ,  ferner  um  Beispiele  aus  den  anderen  romanischen  Spra- 
chen herbeizuziehen,  im  frz.  courge  und  gourde  aus  Cucurbita'^; 
coulc  aus  cucidlus,  ccnelle  aus  coccinclla;  im  altfrz.  falue  neben 
fafffelue  aus  \i.  favfaluca  aus  poivpJwlyx \  in  soignc  aus  ciconia; 
im  romagn,  gömhar  aus  cttcnmerem ;  im  wallen,  ducasses  für  dc- 
dicaces;  im  prov.  paver  für  papaver,  auch  altit.  pävcro^  frz.  paiot; 
im  ital.  goszo  für  gorgozzo  von  giirges;  cenno  aus  cinchvifs, 
ghmare  aus  jejiinarc^  zirlare  aus  zmzüulare;  alt  auch  faria  U\v 
inftavia;  dilicmnento  für  titillicamcnto;  raccio  iuv  vüaccio. —  Auch 
der  Deutsche  begnügte  sich  mit  Kumme  Kümmerling  statt  cncuma 
cuctnnernn^  für  cuctdla  sagt  er  Kogel.  Das  engl,  gourd  und  coivl 
ist  französischen  Ursprungs.  —  Im  Inlaute  tritt  Syncope  der  accent- 


^  S.  das  venezianische  cogo  cogola  cogoma   cogomcro   oder  cugtt- 
maro  =  coquus  cucidla  cucunm  cucumerem. 

2  Im  Sanskrit  stehen  die   einfache   und  die  reduplicirto  Form  lar- 
bJiata  und  kakarhhnta  neben  einander. 

C.   MiCHAtLIS.  2 


18 

luHeii    SüIm'    <iii,    uiilakuiiiiiiiTt    (lariiin    oW    ihr    Voetl   laag   odfr 
kurz  ist.    Mntiititius  winl  Kcmcinroiiiani^cli  /n  fifa/ifitur  corrlraliic'ii; 
iiloiolatria  zu  i<lnlnfiin;  maluatisniM  %u  mahimua;  m  VrnnT.Ö%inc\uu 
üiit.stciit  rolinuiron  aus  codiinlinuij  ;  f/aiUft  %\i%  raillclait ;  frUdint 
i'crtndiru   toriliru    für    dr    Jfiru;   alt    i/jMßtamf   fOr    ' 
surr/ini    für   thh'inf/itn  ,   lutr   U\v  urttitr^  rhngtr   ftlr   <...i.*.       .....;, 

//7o//<^  Uli  Jilolnf/o;  (II  nin(ß  ii\v  amnwo;  fubfu  idr  Jontitu:  nottrrra 
für  soHotnra;  dumuttinn  für  domau-mnltina;  cavaUetjgicri  für 
c(tv(dli  Iff/f/icri ;  caletidi  mitytjio  für  culendi  di  mnfff/io;  iH'Uil.  ward 
su^ar  (las  seinem  H(3griiT  iiuch  Hediiplication  HC'hr  gut  vcrtra^fnde 
suh-{iliHi(un\  kit/clii  in  so//t//r«;T  voreiiifuclil :  >  ••^iÄch  steht 

jn()f/(inf/(t    neben  mof/if//ipf;a :  maleitrira    für    mu   -  /«;    satof/a 

für  scuoyoyd ;  jmUir  für  j^tillularc;  und  im  Sj.im-ihen  —  viel 
häutiger  als  bei  den  anderen  Schwesteni  —  steht  lif/anila  neben 
ligayamlin;  iu'namoliii  neben  miramamolhi ;  usiria  neben  tosa- 
seNoria,  ctjuntu  neben  ccjijunfo;  mogato  neben  mogigato;  mar- 
tilogio  neben  mariirologio;  olihano  für  oUnm  iilani;  tdecan  für 
aide  de  civtip:  festmi'm  für  fisonomia  (kat.j  d  cscondillas  für  r/ 
tsco)id/diUas.  —  Aus  demselben  Princip  sagt  der  Spanier  z.  B. 
marmol  tiir  marmor;  orhol  für  urhor;  carcel  für  carcer;  corcel 
fiir  corcrr;  graßti  für  grnfivr;  furricl  für  furrier;  tergel  für 
rerger;  laurcl  für  laurer;  Ichrel  für  lelrer;  cuartel  für  cttarter; 
hroquti  für  broqutr  (d.  i.  bouclier  Miccidmius):  grnuci  für  grauer; 
arrchot  für  riihor;  fdßbr  für  (dfdel;  ardil  für  ardid ;  udalid  für 
adaJil:  der  durch  die  Wiederkehr  eines  C'onsonanten  zu  eintönig 
und  singsangartig  gewordene  Silbenbau  konnte  nicht  gefallen  ^ 

Zum  zweiten  hebt  die  spanische  Schriftsprache  den  nicht 
bloss  sinnlosen,  sondern  sogar  sinnverwirrenden  Gleichklang  der  Ho- 
monyme so  viel  als  möglich  auf,  indem  sie  entweder  von  zwei  Worten, 
die  ein  und  dieselbe  Entwickelungsbahn  betreten  haben,  eines  in 
eine  andere  einlenkt,  oder  auf  einer  früheren  oder  späteren  Stufe 
zum  Stillstand  zwingt,  oder  eins  von  ihnen  aufgiebt,  es  ander- 
weitig ersetzend.    Fiel  war  als  Repräsentant  von  fideJis  und  fellis 


^  üeber  ital.  Dissimilation,  Analogie.  Assimilation,  Redupiication. 
Volksetymologie  und  andere  in  dieser  Arbeit  berührte  Punkte  ver- 
öft'eutlichte  soeben   N.  Caix   in   der  JRivista .   II.  2:  p.   71  ff. ,    höchst 

interessante  >s'otizeu. 


19 

in  der  alten  Sprache  güng  und  gäbe;  die  neue  bewalirte  es  nur 
in  der  ersten  Function  in  unveränderter  Gestalt;  wo  es  Galle  be- 
deuten sollte  wurde  /  zu  h  erniedrigt  und  also  hicl  gesagt.  Fin 
Ende  und  fin  fein  sonderte  man,  indem  man  dem  Auslaut  des 
letzteren  das  übliclie  adjectivisclie  o  anhängte.  Fato  als  fatnm 
wurde  zu  hado  erweicht;  als  fadinn  gal)  man  es  ganz  auf  und 
suchte  die  durch  Zurücklegung  eines  anderen  Entwickelungsganges 
erreichte  Form  hecho  an  seine  Stelle  zu  setzen.  Ccil  wies  an- 
fangs auf  callis  und  calx  zurück,  erst  später  wurde  für  callis 
calle  gesagt.  Dies  soll  jedoch  keineswegs  heissen,  in  den  erwähnten 
Fällen  wurde  die  Scheideform  neu  erschaffen:  sie  wurde  nur  aus  dem 
vorhandenen  Vorrat  üblicher  Formen  herausgegriffen  und  zur  vor- 
herrschenden, später  zur  einzig  üblichen  gemacht;  wg\)q\\  fiel  hatte 
schon  liicl^  neben  fin  schon  fino^  neben  fato  schon  hcclio^  neben 
cal  schon  calle  die  gleiche  Rolle  oder  Rollen  gespielt.  —  Waren 
aber  solche  Doppelformen  nicht  vorlianden,  so  musste  eins  der 
Homonyme  ganz  weichen:  ano  stand  im  Altspanischen  sowohl 
für  annum  Jahr,  als  auch  für  agmim  Lamm  \  wenigstens  dürfen 
wir  es  aus  seiner  Aufbewahrung  im  Portugiesischen,  Gallizischen 
und  Asturischen  entnehmen:  schon  frühe  ward  es  im  Kastiliani- 
schen  durch  das  volkstümliche  cordero  ersetzt,  eine  den  Sinn 
verallgemeinernde,  substantivirende  Ableitung  vom  Adjectivum 
cliordiis  cordns.  Das  Altspanische  kennt  noch  oli  olio  Od;  in 
weiterer  Entfaltung  hätte  es  mit  ollo  ojo,  d.  i.  mit  ocidiis  zu- 
sammenfallen müssen,  darum  benutzte  man  die  günstige  Gelegenheit 
es  kraft  des  importirten  arabischen  aceite  ganz  auszutreiben.  Olco, 
Kirchenöl,  Maleröl,  oliera  und  alioli  sind  gelehrte  Bildungen.  — 
Das  anfangs  übliche  cor  ciicro  Herz  wurde  zu  corazon  augmentirt, 
weil  es  mit  coro  corro  cncro  d.  h.  mit  chorns  und  corinm  in  zu  harte 
Collision  geriet:  kurz,  dieselben  Gründe  welche  den  Uebergang 
oder  NichtÜbergang  lateinischer  Wörter  ins  Spanische  bestimmten, 
bestimmen  jetzt  ob  und  welche  der  umgestalteten,  hispanisirten 
Formen  aus  der  alten  Volkssprache  ii>  die  neue  Schriftsprache 
aufgenommen  werden  sollten.  Ganz  ohne  Homonyme  ist  jedoch 
keine   Sprache,    und  auch  dem  Spanischen   gelnng    es   nicht,   den 


'    Ob    in  anejo,    einjähriges   Lamm,    agmcidmn    oder   umuculum 
fortbesteht,  ist  also  nicht  zu  sagen. 


20 


>ollcii  Sir^  iiliir  ilirs«  I)iiiik«'inittiinf'r  <lu\on  /u  trnutn:  coia  t'ilt 
noch  )H*ut  zu  TiiK«*  für  cmuln  und  rnUa;  pet  fnr  piäcnn  und 
pirnn;  rrti  fur  «r/n  und  mea;  hintpju  for  f/mucuitiw  und  fotvi- 
(iilum:  ntlido  für  raliduM  und  rnllidus;  prrho  für  pedua  und 
}nir(uH;  coro  für  rJionm  und  rauriiM:  nunln  fflr  /'/«/a  und  (/u(ifnitii; 
Ikiz  ii\r  fdsda  uutl  fucicft;  hoe  iht  /nux  und  _/>//./ ;  /to/o  .i/i/Zi/ä  und 
suidits  etc.  Wie  \i(l  «'s  aber  auch  hierin  der  \  oHkcinirnfnlieit  näli<*r 
^«•konnnni  ist,  zeigt  ein  lUick  auf  einen  beliebigen  der  Dialecte, 
die  man  do«  li  als  erstarrtes  AltspaniM'h  au/usehen  bat.  Die  fül- 
lende Liste  greift  aus  dem  Valencianivcben  I^xikon  von  F>crig 
(N.ilenciii  71)  einige  Proben  (|.'{1)  berau«-. 
Val. 


aiiell    :    Käst.     auHh 

und    anrjo 

um 

am 

ahora 

arcd 

arcuti" 

arcada 

anna 

arma 

,,      alma 

art 

arte 

,.      arde 

bec/t 

pico 

bebo 

cd 

cielo 

,,      celo 

coch 

coco 

„      lat.  coquus 

coiite    : 

,,        coude 

„     adctito 

CO}) 

,,       copo 

,,     golpe 

cor 

,,        coro 

coruzon 

corb     : 

cuervo 

,,      lat.  corbis 

cort 

Corte 

,,     cuerdo 

cos 

,.        corso 

Ci'-  r. 

rosta     : 

,.        Costa 

C(" 

coure    : 

cobre 

correr 

creu 

criiz 

crec 

decti     : 

decano 

decada 

delir    : 

delir  io 

lat.  delere 

dellt     : 

deleitc 

delito  und  lat.  delettnn 

den       : 

dios 

diez  und  debe 

dia       : 

dia 

..     decia 

dit 

dicho 

,,     f/er/o 

du          : 

dov 

,,      donde  und  rZ/f 

dur 

duro 

„      rfj/cir 

eix 

c.<e 

.,     €je 

escot     : 

,,       escotc 

.,     anascote 

fart 

harto 

,,     fardo 

fas        : 

..        hago 

,.      /jacfj«  und  //a^  (fascis) 

fat        : 

hado 

..     /a/i<o  und  olfato 

fau 

hace 

.,      Ao* 

fe 

,.       ß 

,.      7ie»o 

21 


Val.  fd 

:    Käst,    fiel              iii 

d   hiel 

fem 

:       ,,       limo              , 

,     hacemos 

fer 

„       fiero             , 

,     hacer 

fet 

,,       hedio           , 

,     feto 

feil 

,,       liez               , 

feudo 

fluix 

,,       ßojo 

Jluxo 

focli 

„       fuego 

fue 

foixa 

,,        ho  ja              , 

(dfoja 

fon 

,,       fondo            , 

fite 

fondo 

,,       fondo           , 

hondo 

fönt 

„       fondo            , 

fuente 

for 

M       foro 

fuero 

forma 

,,       forma           , 

horma 

fos 

„       foso              , 

fliese 

fosch 

„       fusco 

hosco 

frau 

,,        hoz                , 

fraude 

ß(S 

,,        huso              , 

lat.  fusus  V.  f andere 

grau 

„        grave            , 

grado 

host 

„       hueste           , 

huesped 

Jove 

„       joven            , 

Jove         * 

lent 

,,        lento             , 

lente 

iint 

„       livde            , 

lindo 

Hau 

„       lauro            , 

alaho 

liest 

„       listo              , 

leido 

inanar 

,,        manar           , 

,     mandar 

mans 

,,       maxies           , 

manos 

iiiant 

,,        manto           , 

mando 

mes 

,,       we6'               , 

mas  und  metiö  und  metido 

mill 

„        wm7                , 

mijo                  [(d.  i.  missiis) 

moch 

„        mot'o             , 

■muevo 

moU 

„       mudio          , 

molido 

V1071 

,,       ?«ono            ,• 

mundo  inio  mi 

mos 

,,        nos                , 

worso  und  nmeso  und  mis 

mnr 

„       mur              , 

muro 

uat 

,,           »rt^O 

nado 

nct 

.,       nieio 

ncto 

iiOll 

„       ?2«eve            , 

nitevo  und  )iocc  und  nolo 

Hiidi 

.,       nudo            , 

nodo 

OS 

,,          060                    , 

hiieso  und  os  und  ton 

pä 

„       pau 

jK/r« 

pardi 

,,       parque 

ymrcc 

part 

,,          jJrt?'ifC                 , 

pardo 

pau 

.,        /;«.- 

Pablo 

pidi 

„       pico               , 

pique 

pii 

„       ij/^o 

pcdio 

22 


Vttl. 


jtht 

liüHi 

jihtnii 

Ulirl 

UttHO  uiiil  fthin 

/'/'.'/ 

,, 

liltr(fit 

, , 

pliegue 

phtiKi 

jiUntmiln 

, , 

piumada 

jiuch 

»» 

jiOl  It 

»» 

pudo 

poll       ' 

V 

polht 

.. 

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,.    V. 

reu  tu 

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.  recentare 

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,. 

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„ 

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ruhi 

M 

robin 

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solo;  suele ,  such 

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tapa 

,. 

estapa 

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,. 

temple 

.. 

temjjlo 

tcni 

.. 

terno 

,. 

cterno 

tcrs 

,. 

tcrso 

tcrcio 

tc^t 

,, 

tiestü 

.. 

tcxto 

23 


Val. 


ton 

:    Käst. 

tos 

und 

lat.  tonsHs 

tort 

tordo 

77 

tuerto 

trast 

traste 

1f 

trasto 

tri 

trio 

5> 

trino 

vat 

vado 

?5 

vate 

Vena 

Vena 

?? 

benda 

ver 

„lat 

. verus 

•>■> 

lat.  ver  (cerano) 

veu 

vez 

•)•) 

voz  und  reo 

viu 

vivo 

n 

vire  und  vi 

Durch  diese  ersten  beiden  hier  besprochenen  Wirkungsweisen, 
durch   das  Eindämmen  nichtssagenden  Wortgeklingels   und  durch 
das  Eindämmen  der  zu  häufigen,  weil  zu  verschiedenartigen,  Ver- 
wendung  eines  Wortes  hebt  und  fördert  die  Sprache  auch  ihren 
Wohllaut.     Die  Dissimilation  wirkt  liierin  ebenso  günstig  wi(*  vor- 
her  die  Assimilation,  ja   vielleicht   noch    günstiger;    denn  in  der 
Natur   beider  Principien   liegt   es,   dass   die  Wohllautsrücksichten 
das  letztere  nur  in  zweiter  Linie  und  von  ohngefähr  beeinflussen, 
mit   dem    ersteren   hingegen    so  vollständig  zusammenfallen,    dass 
keine  Dissimilationstätigkeit  ohne  Hebung  des  Wohllauts  eintreten 
kann.     Der  Assimilation  kommt  es  einzig  darauf  an,  unmögliche, 
oder  der  Zunge  missliebige  Lautverbiiidungen  möglich   und  leicht 
zn  machen;   die  Dissimilation  tritt  ein,   wenn  dem  Verlangen  der 
Zunge  bereits  Genüge  getan  ist,  kann  und  muss  also  sogleich  und 
allein  Rücksicht   auf   die  Forderungen   des  Ohres  nehmen.     Assi- 
milation ist  blosses  Aufheben  von  Missklängen,  die  Dissimilation 
setzt  i)ositivcn  Wohlklang   an  ihre  Stelle:   sie  ist  Euphonie.     Es 
soll  z.  B.  das  lateinische  vcrvadiun  hispanisirt  werden:  das  drin- 
gendste Bedürfniss  ist  act  zu  erweichen;  und  regelrecht,  ^siQ  fac- 
tum zu  hecho,  pactum  zu  pecho ;  lactcm  zu  kche,  wird  vervacftwi 
zu  vervccho  assimilirt.     Den   üblen   Gleichklang   von    ver   und   vc 
dissimilirt  die  Sprache  erst  später  zu  harhccho.  —  Natürlich  fallen 
aber  die  Forderungen  von  Ohr  und  Zunge  oft  zusammen :  so  ist 
es  ja  nicht  nur  dem  Ohre  angenehmer,   sondern  auch  der  Zunge 
leichter  vor  folgendem  r  sein  wahlverwandtes  a  ertönen  zu  lassen. 
^1  vor  >'  entstand  aus  e  z.  B.  in  harrucco  varraco  marmcllo  varhasco 
vardasca  zarceta^  aus  /  in  maravilla  zarcdlo,  aus  o  in  maravedi 
tarta^  tartarnr/a.  Das  bequemere  ist  wie  hier  so  fast  immer  zugleich 
das  wohllautendere ;   auch  der  assimilirende  Trieb  muss  also  den 
Klang  der  Worte  bessern.    Dass  er  es  tut,  ward  schon  zugegeben; 


24 

oft  reicht  hciiir  uiiiK<'Htultiiiilf  WirkKaiiikcir  \fjllkoiiifiim  uu%.  und 
t'H  Ix'darf  keiner  «lissiiiiilireiidcii  mein.     [> .  r  nor  einifUw 

Wolle  bessert  iiiid  iiirlif.  wie  /.  H.  die  Dinniiiiilaiion  Mm  Til((cn 
dci  lloiiioiiyme,  auf  ihr  Kf'K^'iiseitijfeH  Vorhülttii»«  zu  Hnander 
acht«'!,   da«4  ix^  sriii  Manj^el  und   seine  L'n/u|;i  ''it.     I)en  ein- 

zelnen Worten  ftlr  Jiieli  erwirbt  er  einen  k*'^«-  •"  ^»raU  höherer 
SclWinheit:  ob  sie  jedoch  in  das  (ie«iannntbibl  der  Sjirarhe  hinein- 
passen ,  sich  (h'n  herrschenden  Sitten  und  (iebrüiichen  fOtfcii  und 
(|i)(  li  Originalitilt  k<'|iuk  bewahren  nni  eine  behtiromtc  Kigenrolle 
/u  spielen ,  «las  kann  erst  später  die  eine  grossere  Maü^c  von 
Wortcin     /nsaninMiiordnemb'     und     einand«'r     y  '  "     de 

Sein  iltspraclie  /.eij<en  und  entscheiden.  l>ie  i«....  i.i.Mion, 
Harmonie,  Symmetrie,  ko  wie  die  wahre  Kuphonie  kann  erst  die 
Scliriftsprache  und  ihre  Scheidekunst  geben.  Beruht  ja  doch  auch 
der  Uede  Schönheit  mehr  auf  Cn^leichartigkeit,  auf  Sonderung 
und  irennun^',  mehr  auf  Abwechselung,  auf  Dissimilation  als  auf 
dem  ewig  wiederholten  Kinerlei  d«'r  Assimilation.  Alle  Crleich- 
klänge,  die  der  Zufall  sinn-  und  zwecklos  herbeiführt  sind  durch- 
aus unschön;  ein  unbewusster,  absichtsloser  Reim  z.  IJ.  kann  höch- 
stens lächerlich  wirken,  und  die  romanischen  Sprachen,  besonders 
das  Spanische,  erweist  sich  durch  den  grossen  Spielraum  den  es 
der  Lautdissimilation  lässt  als  feinen  Euphonlsten.  P^twas  ganz 
anderes  ist  es  natürlich  wenn  der  Gleichklang  in  der  Intention 
der  Sprache  oder  des  Sprechenden  liegt :  da  bilden  sie  gern  in 
selbständiger  Eigentinnlichkeit  Schallnachahmungen  und  Kedu- 
plicationen;  da  sind  auch  die  romanischen  Sprachen  nicht  mehr 
Feinde  und  (iegner  jedes  Gleichklanges  von  Silben  oder  Lauten 
innerhalb  eines  Wortes,  da  sind  ganze  und  halbe  Doppelungen  auch 
ihnen  willkommen.  Wo  der  Begritf  zu  gleicher  Zeit  seine  Inten- 
sivität  oder  seine  Iteration  bezeichnen  will,  oder  wo  Laute  der 
Natur  treu  nachgeahmt  werden,  da  bewahren  jene  entweder  schon 
im  Lateinischen  vorhandene  schallnachahmende  oder  reduplicirende 
Klänge  unversehrt  oder  sie  formen  lateinische  Wörter  dergestalt 
um  dass  sie  wie  selbständige  und  ursprüngliche  Begriffsmalereien 
und  Lautnachahniungen  aussehen,  ob  sie  gleich  auf  ganz  bestimmte 
fe^te  ]Musterwörter  aN  auf  ihre  Basis  zurückzufuhren  sind:  oder 
sie  schaffen  in  Wirklichkeit  aus  eigener  freier  Kraft  mannigfache 
Neubildungen.     Da   entwickeln   sie,    gerade   aus   dem  Wesen  der 


25 

Assimilation,  zum  höchsten  Solimuck  der  Dichtcrspi-aciic  Assonuu/, 
Allitteration  und  Reim  und  reimende,  allitterirende  oder  asso- 
nirende    Redensarten.  ^      Diese    assimilirenden   Wolülautsförderer 


*  Dass  es  den  romanischen  Sprachen  an  den  verhältiiissniässig  mo- 
dernen Errungenscliaftcn  eigenst  geschaffener  Lautmahn'cien  —  die  in 
den  neuen  Sprachen  natürlich  zahlreicher  sein  müssen  als  in  den  alten 
—  wie  ich  oben  behaupte  durchaus  nicht  gebricht,  dass  volkstümliche 
Reduplicationen  ihnen  nicht  fehlen;  dass   auch   sie   sprichwörtlich  ge- 
wordene,   reimende    oder   allitterirende  Redeweisen  oft  und   gern  ver- 
wenden, dass  derartiges  poetisches  Schnuickwerk  in  den  Si)rachen  der 
Romanen,   Avenn  auch  nicht  in  so  tausendfältiger  Gestalt  wie  im  Ger- 
manischen,   auf/Aifinden   ist,    so   doch   viel  mannigfaclier  als  man  ver- 
mutet, wenn    man   von  der  französischen  akademischen  Schriftsprache 
aus  ein  Urteil   fällt,  oder   die  Romanen  kurzweg   für  nicht  mehr   als 
verarmte  Epigonen  der  unpoetischen  Lateiner  erklärt,  dass  die  Romanen 
also   auch    nach    dieser  Richtung  hin   durch  Armut   zu  Reichtum  ge- 
langt sind  :   das   möchte  eines  gründlichen  Nachweises   noch  bedürfen. 
Mir  wenigstens  ist  nichts  Ausführliches  über  dies  interessante  Kapitel 
bekannt,  das  helle  Schlaglichter  auf  die  Art  und  Weise,  die  Mittel  und 
Wege  der  selbständigen  Neugestaltung  der  romanischen  Idiome  werfen 
kann.     Doch  obwohl  ich  diesen  Nachweis  ohne  viel  Mühe  führen  könnte, 
darf  ich  mich  hier  nicht  auf  diesen  breiten  verlockenden  Abweg  wagen, 
da   er  nach  sicherlich   zur  Verdammniss   führen  würde.     Ich  begnüge 
mich  daher  mit  einigen  spärlichen  Andeutungen  und  Proben. 

Schallnachahmungen,  aus  denen  die  Naturlaute  noch  deutlieh  her- 
ausklingen —  deren  keine  Sprache  ganz  entraten  kann  und  die  auch  dem 
Lateiner  nicht  gänzlich  fehlten  —  besitzen,  wie  gesagt,  die  romanischen 
Sprachen  in  reicher  Menge.  Zum  Teil  sind  sie  wirkliche  Reproduc- 
tionen  von  Naturlauten,  in  der  Minderzahl  überkommen,  in  der  Mehr- 
zahl eigenmächtig  geformt,  zum  Teil  lehnen  sie  sich  an  vorhandene 
ßegriffswörter  an  und  modeln  diese  nach  AVillkür  und  (ieschmack. 
Beispiele  wären  unnütz.  Ich  constatire  also  nur  ihr  Vorhandensein,  mache 
auf  die  im  Sp.  zahlreichst  vertretenen  Familien  der  in  ba-b  bar-b  bor-b 
biii'-b,  gcir-g  yor-g  gur-g,  mar-vi  mor-vi  inur-m,  fcin-f  far-f  tar-t  zar-z 
anhebenden  Onomatopoietika  aufmerksam;  erwähne,  dass  natürlich  das 
Ilauptcharactcristicum  dieser  Tonnuilcreien,  die  Wiederholung  derselben 
Laute,  vollständige  und  partielle  Doppelung  ist  (s.  z.  B.  im  Sp.:  •'<nnsmi, 
zonzou^  soh.'yon-ctc-ic/ic,  runrnn  furfur  di'itidilin  putimt  tcictac  faufau 
rorro  chocho  chaschas  fofo  dieche.  caca-rear  bi-sbis-dr  re-fttn/nn-ar 
chacha-rrear;  erinnere  daran  dass  häutig  diese  Doppelungen  durch  Ablaut 
dissimilirt  werden,  nach  Diez  eine  Nachahmung  germanischer  Sitte,  z.  B.  in 
tnj)itroj)C  c/t/rjuichaqi(C  :  nijiiiafc;  iiiiicuuuia  tripitnipc  rißrrafe  arctwn- 


2r, 

HHuI    vom   Allfall;/    ili-r    roinanj«rhpn  Sprarh!   '  '      •    .m    m    iatj;,' 
krit,    wcim    ain'li    iliir    voll.-   Kiif wi'l.cltiriL'   i  .i^f    inif   ili  r 


rcton  ziczatfue  rinyorratigo  rimjorrongo  chiachtu  catatuccalalac  dindon 

frinfion    fliußon  cricrrtir  uinaffuf  Iri'/mlra'fur  f,  '     /ue 

etc.),  hiiiilif?  auch   diircli  A  -j;  il«r  vollkonirnrncn  <»i  ■_   zu 

drill  mildern  Glcicliklang  des  Heime»  {tif/ummtf/uis^rftumffurri  rurriburri 
I  horrohorro  rhiiffiirhnrrii'fHC  trafjuihurrnffue)  und  fcM'ho  zu  den  Fällen 
iil)ci\  in  denen  die  Keduplicatiou  nicht  mehr  dem  /.werke  der  Ton- 
malerei, sondern  nur  der  Hcharfen  (  haracterihirung  dient.  Auch  in 
Hetreff  dieses  l'unktes  vrI.  die  interessanten  it.  Heixpiele,  welche  ('aix 
gesammelt   hat.      Kiv.    II.   2.  p.  76.     I)a  seien  nur  di     *    '  •  n  fran- 

zösischen iirispiele  hihrte  pip'crt  ßoflotter  huburhe  <  ".  tour- 

tou8  {Uniuaut  Champagne)  und  (iozlaris  Brittriae^  wie  er  einmal  scher- 
zend seine  mailume  de  liriseviUe  tauft,  wieder  hervorgeholt;  die  freie 
ümschatt'ung  von  Vornamen,  wie  sie  aus  dem  spanischen  Lola--- Dolores^ 
Pept  ~  Joi<ephus,  aus  dem  italienischen  Gigi  =  Liugi,  Liiio'B  Camtlla, 
Nanna  =  G ioi'a)ina  ersehen  wird,  und  sclilicsslich  die  im  Spanischen  sehr 
häufige  Verdoppelung  von  Hegriffswörteni  (huHehulU  toUelulU  rojroj 
ganagana  pasapüsa  grisgri.\)  behufs  Bildung  neuer  secundärer  BejrrifTe. 
sei  riiichtig  berührt. 

In  Betreff  breiterer  Sprachfornielu  wiederhole  ich  das  oft  <fe>.i2t«;, 
dass  der  Lateiner  an  solchen  Schützen  Mangel  leidet.  Kiuige  allitte- 
rirende  Fomielu  leuchten  freilich  selbst  aus  den  ("lassikern  hervor.  Doch 
scheint  der  grösste  Teil  dessen  was  Livius  Luran  Sallust  nach  dieser 
Richtung  hin  bieten  mit  Künstlerabsicht  gebildet,  bisweilen  aber  auch 
sich  rein  zufällig  eingemischt  z.u  haben.  Es  wiederholt  sich  nicht,  es  sind 
lauter  aria^  XsYo.aiva.  Nur  weniges  —  wie  samui  salnisque,  longe 
latequc,  fiüidere  et  fugare,  pudct  pigetque,  felfx  et  faustus.  tot  tan- 
taquc,  maria  motttcsqxie  pollireri ,  oleum  et  operam  perdcrc  ward  volks- 
tümlich und  stehend.  Im  spät-  und  mittellateinischen  mehren  sich  diese 
Formeln.  Schon  Augustinus  hat  Reime  wie  virtus  et  nmirtus,  frnMrxhus 
et  tcrroribus.  Pas  Altfrz.  schafft  auch  in  diesem  Felde  mit  grosser 
Kühnheit,  Selbständigkeit  und  Kraft,  und  zu  den  noch  ungelösten 
Spraclirätseln  gehört  es,  wie  aus  solcher  Fülle  und  Freiheit,  was  den 
Wort-,  den  Phrasen-  den  ^Metapher-reichtum  und  den  Satzbau  anbelangt, 
die  Kargheit  und  Knappheit  des  ^'eufrz.  hervorgehen  konnte,  aus  der 
sich  sein  bewundernswerter,  in  seiner  Einfachheit,  Reinheit  und  Prä- 
cision  unnachahmlicher  und  unübersetzbarer  Prosastyl,  als  Gegenstück 
aber  auch  die  ebenso  unnachahmliche  Nüchternheit  seiner  Poesie 
entwickelt  hat.  Aus  dem  Altfrz.  lassen  sich  Allitterationen  genug 
sammeln;  in  den  späteren,  klassischen  Werken  sind  sie  nur  spärlich 
vertreten,  und  erst  ganz  moderne  Schriftsteller  haben  sich  wieder  von 


27 

litterarisclicii  Ausbildung   der  Sprache   eintreten    kann;   die  dissi- 
niilirenden    liingcgen   treten    überhaupt   erst   mit   dieser  in  Kraft! 


dem  akademischen  Regelzwaug,  nach  dieser  wie  nach  allen  Seiten  lun, 
etwas  cmancipirt  und  haben  aus  der  Volkssprache  vieles  in  die 
Schriftsprache  verpflanzt.  Die  übrigen  romanischen  Sprachen  haben 
eine  so  crasse  Sondernng  des  sermo  plebcius  und  sermo  urhanns  nie 
gekannt:  daher  auch  ihre  Litteratur  an  populären  Elementen  auch  in 
sprachlicher  Beziehung  reich  ist.  Besonders  gilt  dies  von  dem  phrasen- 
und  sprichwortreichen  Spanisch.  Ich  lasse  hier  eine  kleine  Auszugs- 
liste reimender  und  allitterirender  Sprachformeln  folgen.  Sie  bestehen 
aus  zweien  durch  bindende  oder  trennende  Conjunctioneu,  oder  durch 
Präpositionen  aneinandergeknüpfte ,  oder  ohne  jedes  Bindeglied  zu  Com- 
positis  gefügten  Gliedern:  das  erste  und  zweite,  wenn  übereinstimmende 
oder  gegensätzliche  Begriffe  zu  einer  Einheit  zusammengefasst  werden 
sollen,  das  dritte  wenn  durch  Umformung  von  Begriffsworten  eine  Wir- 
kung hervorgebraclit  werden  soll ,  die  der  der  ünomatopoietika  nicht 
allznfern  steht.  In  allen  drei  Fällen  sind  die  betrefl'enden  Wörter,  den 
lautlichen  Gleichklang  abgerechnet,  einander  sowohl  kraft  des  Klassen- 
begriffes (Subst.,  Acij.,  Verb.)  verwandt,  als  auch  oft  kraft  ihres  Baues. 

1)  Reimformeln: 

hecho  y  dcrecho  ;  de  tomo  y  lomo;  ni  rey  iii  ley;  sin  ton  iii  son ; 
haber  el  uro  y  el  moro  ;  uacer  monda  y  redonda;  decir  mias 
veces  cestas  y  otras  ballestas;  dar  cd  diahlo  el  hato  y  el  yara- 
bato ;  conscguir  iina  cosa  por  zancas  y  barrancas ;  natiircdeza 
nana  y  pagana;  vivir  en  haz  y  en  paz;  de  hoz  y  de  coz;  ni 
hablar  ni  pabJar ;  m  roso  ni  velloso;  d  gatas  y  tatas,  ä  gatas 
y  potas;  por  arte  6  por  'parte;  dar  el  consejo  y  el  vencejo;  ni 
piarite  ni  mamante;  venir  de  rocvn  d  ruin;  cntre  cielo  y  suelo ; 
de  cabo  d  rabo ;  biien  trozo  de  mozo ;  iio  hay  miel  sin  fiel;  no 
hay  atajo  sin  trabajo;  mi  gozo  en  el  pozo;  su  alma  en  sii  pahna; 
andar  de  ceca  en  meca.  Mit  onomatopoietischen  Elementen, 
z.  B.  in  ni  chistar  ni  mistar;  sin  decir  chns  (tus)  ni  mus;  sin 
decir  oste  ni  moste. 

2)  Allitterirende  Formeln. 

ni  rey  ni  roque;  cal  y  canto;  hacer  cula  y  cata;  entre  cuero  // 

carne;  d  pelo  ydplunia;  sin  fustc  ni  fundavicnto  :  dar  dcl pan 

y  dcl  palo. 

o)  Unverbundcn  reimende  Formeln.     Die  zu  Grunde   liegenden  be- 

bcgrifflichen  Elemente    sind    durchaus   nicht    immer   leicht  zu   durch- 

sch£(,uen;   selten   liegen   sie   so  klar  auf  der  Hand  wie  in  patazas  ma- 

nazas,  das  sichtlich  nichts  als  das  augmcntirte  pata  y  mano  ist,  oder 

in  cochitc  hervite,  au  dem  nichts  als  die  Vergröberung  des  c  zu  ch  zu 

bemerken  ist.  oder  in  tcjcmanejc .  oder  in  tiraniira.  oder  in  caldibaldo, 


2Ä 

Wi'iiii   iii.iii   will,    auilt    wiiijir    inn   IWwiii    il.iiur  »iu^s  ^i^t'   l'o*"^^^^ 
irilht'i'  zu  lilüti'iinjrhcr  KtitrultiiiiK  komint  aU  di'*  l'ro<>a!  — 

Wo  <•>  rici  Sciiriftsjniirhc  nun  sch«'iiit  aU  hatt^Mi  die  cr»l<'n 
Nolkstüinlirlicn  riii^csfaltungen  oinciii  Worte  tiuv  vielleicht  ganz 
woliii/cbaulr,  ili'iii  SiMncliiraii/cn  KCgcnübr^r  ab«T  nicht  richtig  pro- 
portionirtr  (;(>^l;llt  ^pj^rbcn,  ila  greift  sie  abi-nnaU  ftmlernrl  ein 
iiiid  rntuickclt  /um  «I ritten,  indem  sie  »ich  fluHi»erli(!h  bald  an  die 
V(  rraiirunK'swci^c  der  Assimilation,  babl  an  »lic  d«T  Oisnimilation 
niilcliiit.  die  wcit^rt'ifonde  Krhcheiiiung  der  Analogie,  welche 
nicht  niclir  tinsciti';  die  blosse  Form  berücksichtigt,  Hondem  die 
Uiitlöiclit  auf  Fniiii  niid  iidialt  /u  vereinen  weis»».  Zum  Bei«ipie1: 
die  alte  Sprache  hat  aus  dem  lateinischen  Verbvorrat  die  Mehr/ahl 
seiner  unregelmäs>igen  Verben  und  mit  ihnen  die  Mehrzahl  ihr«  : 
stammhetonten  Supina  hinüberjrenommen.  Wir  finden  also  in  ihr  \i>:l»- 
/weisilbi^'C  l'artieipia  in  so  und  to,  d.  i.  sus  und  /ms,  daneben  aber 
eine  bedeutend  «^Wissere  Zahl  regelmässiger  tlexionsbetonter  in  rr-'/o, 
it/n,  }((!().  Die  neue  sj)anische  Sprache,  die  sich  vor  allen  anderen 
ronianisclien  Sprachen  durch  grosse  f^infatlihcit  und  strenge  Ge^etz- 
mässigkeit  auszeichnet,  —  wie  z.  H.  ihre  einfache  phonetische  Ortho- 
grai)lii(^  beweist,  an  der  wenige  Striche  getan  zu  werden  brauchten 


in  dem  man  doch  wohl  calidiis  cuUditg  erkennen  darf.  Oft  enthält 
wenigstens  das  zweite  Glied  eine  willkürliche,  nach  Analogie  des  ersten 
Mahren  Hegriftswortes  geschaffene  Bildung:  in  cachivache  ist  der  e^^te 
Teil  i>iclier  cacho  Sclierbe;  was  aber  ist  rächet  in  ä  trochemoche  ist 
trovhc  sicher  auf  trocho-torcho-turctus  zurückzuführen:  in  toUemoJU, 
identisch  mit  tolletollc,  ist  toUe  der  einfache  lat.-sp.  Imperativ  von 
tollere;  in  mandilandü  ist  die  erste  Hälfte  das  bekannte  arabische 
niandi]\  in  chirlomirlo  ist  der  erste  Teil  sonnenklar;  ebenso  m  zanga- 
manga  und  chavcharras  manrliarra-^.  deren  zweiter  Bestandteil,  viavga 
und  manchü  zwar  wohl  bedeutungsvolle  spanische  Worte  sind,  jedoch 
in  keinem  andern  erdenklichen  Zusammenhange  als  dem  lautlichen  zu 
zaugn  und  ckcmga  stehen.  Gaucha  patiza  ward  vielleicht  aus  hindi" 
jndiza  verderbt;  aus  ojiliinöjili  neben  ajilimöje  kaim  ich  nichts  als  den 
spanischen  aji  Pfeffer  herausfinden.  Oft  ist  sogar  ui*sprünglich  ein- 
fachen Worten  durch  Lautmodificationen  nur  der  Scheiu  einer  Zu- 
sammensetzung zweier  reimverhundner  Teile  gegeben,  l'clarcia  ist 
eine  jS obenform  zu  jn7(u/c/a.  pcladela  eine  Nebenform  von  pelad-ero. 
Auch  jjutarata  möchte  ich  in  den  freilich  unerklärten  Stamm  päd ., 
der  in  p'ttr-anc  vorliegt  und  auf  die  Endung  ata  auflöse«. 


29 

um  sie  zur  aiisnalimoficien  Logik  zu  erheben;  die  Verwendung 
von  haher  für  das  Activuni,  von  ser  für  das  Passivum;  die  V\\- 
veränderlichkeit  des  Participiums  activer  Verben,  die  Sonderung 
von  ser  und  estar^  die  Niclitexistenz  des  Apostrophs,  die  Festig- 
keit der  Accentuationsregehi,  die  edle  Gebundenheit  der  Wortstel- 
lung die  zwar  mit  dem  Französischen  verglichen  noch  frei  ist,  neben 
dem  künstlichen  italienischen  Einschachtelungssystem  aber  einen 
wohltuenden  Ordnungssinn  verrät,  der  nur  in  den  italianisirenden 
Zeiten  des  Gongorismus  die  Grenzen  der  Schönheit  überschritt;  — 
diese  gesetzestreue  spanische  Sprache  sah  auch  in  der  Existenz 
schwacher  und  starker  Participien  einen  nutzlosen  Reichtum  den 
es  gut  schien  aufzugeben.  Sie  nahm  also  den  starken  Supinis 
ihre  Part icipial kraft,  wohl  auch  darum  weil  sie  ihr  zu  kurz, 
zu  abgenutzt,  zu  sehr  jedes  sicheren  gemeinsamen  Merkmales 
beraubt  däuchten  um  so  wichtige  Functionen  wie  die  verbalen 
zu  verrichten:  als  Adjectiva  leben  sie  weiter,  einige  auch  als 
Substantiva.  *  An  ihre  Stelle  traten,  nach  Analogie  der  herr- 
schenden Überzahl,  Particij^ien  welche  aus  dem  Stamm  und  der 
tontragenden  Endung  ado  und  ido  und  iido  bestehen.  Als  Ausnahmen 
bleiben  nur  zwölf,  eigentlich  nur  zehn  stammbetonte  sogenannte 
unregelmässige  Participien  zurück:  hccJio  dicJio  roto  visto  mxicrto 
puesto  vuelto  snclto  abierto  ciihierto  und  preso  und  escriiOj  welche 
zwei  jedoch  immer  mehr  und  allgemeiner  durch  prendido  und 
escrihido  vertreten  und  verdrängt  werden,  also  auch  im  Absterben 
begriffen  sind.  Von  den  übrigen  spielen  die  meisten  ihre  alte 
Rolle  als  Verbalformen  in  den  Dialecten  weiter,  und  haben,  be- 
sonders im  Katalanischen,  sogar  analoge  Xeuschöpfungen  hervor- 


^  Die  im  Sp.  nur  als  Adjectiva  oder  Substantiva  erhaltenen  starken 
lat.  Supina  —  wenn  manche  es  auch  nur  als  Composita  sind  —  zählt 
die  folgende  Liste  auf:  Ciiictum  coctum  dodum  ductum  finctum  fric- 
tum  lectum  -rectum  stinotum  strictnm  structvm  tactum  textum  tiiictum 
torctumtractwn  imctumvictum;  -emptum  -sorptmn;-creUnn  caxitum  motum 
-uotmn  scrtiim  {-nirtinH  tcntum  rentum,  casum  cession  -chisum  -cii&sum 
cur  Silin  divisum  ßxum  mansum  movsiim  pensum  puhum  rasitm  risum 
rosum  scensum  sensmn  sessiim  tcnsiim  tersum  rersuin  libitum  creditum 
debitum  domitmn  exititm  levitum  perditum  quisitum  redditiim  solrituin 
cenditum  volritum. 


30 

Kcrufcn.     liM    Kran/uNUrlii'ii    IiuIkmi   nicli   norli   cuiuiwhier/ig  *   it- 
liitlliii,    im    lialifiuMclicii    sof(ar  mehr  alt   lianürTt.     (Ich    k*'uu*' 

I  1  .'•  Siiiiplirin.  j 

VAU   nicht   weniger  cnorgische»  Kingreifen   der  Analogie   h<- 

Nsirkte  ilass  all«-  s|»anis<'lif  n   Intinitivc  in  ar  ir  ir        '     '■ 
auiUrc  Acniitiuilion,   ihr  lat^•ini^(;h^rn  «Irittfn  Cor  .    m   »/. 

«'ntsiucclicnii ,  —  die  in  den  (Ibrigrn  roniuni«'ch«-n  ,  i«  n  Vn- 
trctrr  Ki't'"«d<'n  hat  -  duldet  die  »panihche  Schriftsprache  nicht; 
im  katahuiisch-valcneianisch-inallorkanischen  besteht  »ie  fort.  Im 
Spanischen  nur  in  einem  einzigen  Substantiv  dem  btets  pluralii^ch 
gebrauchten  liicna:  Lebensmittel.  I>ie  Infinitive  in  ar  bihieten 
stets  und  bilden  noch  jetzt  ihre  i'articipien  au.sschlii-^v.slich  in  n'h 
die  in  r/  und  ir,  die  in  der  alten  Sprache  fortwahrend  ihre  Si-j, 
niitcünaniler  veitauschten,  bildeten  sie  daher  auch  beliebig  wech- 
selnd bald  in  i(h>  bald  in  iido.  Dieselben  Kndungen,  besonders 
(ulo  und  udo  wurden  noch  anderweitig  verwendet,  nämlich  um 
Sid)stantiva  /u  adjectiviren ,  um  z.  D.  von  J/arla  Rart  einen  bar- 
bado  oder  harhudo  einen  Bebarteten  abzuleiten.  Die  neue  Sprache 
sichtete  auch  hier.  J\Jo  wurde  seiner  'Tätigkeit  als  Partieipial- 
bildner  ganz  enthoben.  Für  alle  Verba  in  er  und  ir  —  die  ja 
iiberhaupt,  den  Infinitiv  und  die  Infinitivbildung  der  im  Spanischen 
noch  heute  trennbaren  l'utura  und  Conditionalia  abgerechnet,  bis 
auf  zwei  Formen:  die  erste  und  zweite  Person  Pluralis  des  Prae- 
sens Indicativi  cmos  imos,  eis  is,  cd  id ,  vollkommen  nnifonnirt 
sind  —  blieb  ido  als  gemeinsamer  Participialbildner  bestehen. 
Vdo  aber  ward,  auf  Grund  einiger  kümmerlicher  lat.  Vorbilder 
wie  nasufiis  cornutus  icrutus  asfutus  cinciufvs  versittiis  hirsiitus 
actufiini  später  auch  caniitiis  lillutus,  denen  sich  viele  in  itus 
wie  ouritus  cri)iilus  pdlifus  fiirritus  zugesellten,  ausschliesslich 
an  Substantiva  und  substantivirte  Adjectiva  gehängt.  ^     Sein  Amt 


^  Atieint  reiitt  cr(ii)U  iteint  cmpreiiit  feint  Joint  oint  peint  plainf 
point  rcstreint  teint;  fait  (fit^  fi)  trau  hrait  bruit  atit  -duit  -siruit 
7uii ;  lui;  dit  beni(t)  frit  ecrit;  oiivert  couvert  offert  souffert:  mort: 
-sous;  ve;  -quis  -eis  mi<  pris  sis,  ri  rais  dos  (chiO<). 

-  S.  Corssen,  Beitrage  zur  Lat.  Formenlehre.  Leipzig  18(»3. 
p.  513  u.  17.  —  Von  wirklich  in  u  auslautenden  Verbal  stammen  exi- 
stiren  als  wirkliche  Participien  argutus  acutus  minutus.  Nach  ihrer 
Analogie   soll  die  im  Texte  citirte  Eeihe  gebildet   sein,  jedoch  nicht 


31 

wurde  es  auszusagen  dass  diesem  Substantiv  irgend  eine  Ab- 
normität anhaftet;  besonders  deutet  es  emphatisch,  tadohid,  oder 
verspottend  die  übergrosse,  unproportionirte  Ausdehnung  der  ein- 
zelnen Körperteile,  an  Abstractis  ihre  Intensivität  an:  Aufgeblasen- 
heit Laune  Trübsinn  Phlegma  Zorn  Ahnenstolz  Eigensinn.  AVill 
also  der  Komane  mit  einem  Worte  bezeichnen  dass  Jemand  eine 
lange  oder  dicke  Nase,  grosse  Zähne,  einen  vollen  Bart,  dichte 
Haare  hat,  \\\\\  er  Jemanden  wie  wir  Pausback  Dickwanst  Schmeer- 
bauch  Langohr  Dickkopf  tituliren,  so  hängt  er  als  Spanier  oder 
Portugiese  ein  einfaches  udo ,  als  Italiener  ufo  als  Franzose  u  als 
Provenzale  und  Katalane  nf  an  die  betreffenden  Hauptwörter,  und 
schafft  so  noch  heut  zu  Tage  immer  neue  Adjectiva,  viele  die 
noch  kein  Lexikon  verzeichnet.  Diez  Gr.  H.  557.  nennt  sie  be- 
sitzanzeigende Adjectiva  in  participialer  Form  und  übersetzt  die 
entsprechenden  rom.  Formen  mit  starkgliedrig  starkarmig  gross- 
äugig  grossohrig  grossnäsig  dickköpfig  hartköpfig  heisshungrig  etc. 
Die  in  die  Anmerkung  vervviesene  Sammlung  umfasst  144  spa- 
nische Beispiele,  von  denen  jedoch  seclis  aragonesische  und  17  ka- 
talanische als  genau  genommen  nicht  dazu  gehörig  gestrichen 
werden  müssen:  es  bleiben  also  121.  Im  Französischen  ist  ihre 
Zahl  geringer,  einmal  weil  die  feine,  aristokratische  Sprache  solche 
prägnante  Kraftausdrücke  nicht  gerade  liebt,  dann  aber  auch  weil 
■u  nicht  allein  diese  Rolle  zu  spielen  hat,  sondern  als  wirkliche 
Participialendung  der  ganzen  regelmässigen  Conjugation  in  /r, 
und  vieler  Yerben  in  oir  und  ir  tüchtig  angestrengt  wird,  wie 
freilich  auch  im  Italienischen.  Ich  habe  bis  jetzt  nur  42  Beispiele 
gesammelt,  zweifle  aber  keineswegs  dass  auch  aus  der  Litterär- 
sprache  noch  nuinches  zu  ziehen  ist  und  muss  hier  —  wie  bei 
jeder  gesammtromanischen,  und  nur  im  Neufranzösischen  schwach 
und  kraftlos  auftretenden  Eigentümlichkeit  —  bemerken  dass  das 


unmittelbar  von  den  Nominalstänimen  naso  cornu  astii  etc.  ,,Der  Idee 
nach  liegen  ihnen  vielmehr  denomiiiativeVcrba  mit  dem  Charactervocal 
u  von  diesen  Xominalstämmen  zu  Grunde ,  zu  denen  sie  sich  verhalten 
wie  liastatns  jpihitus  scutatus  toyatus  hrciccatus  jmUiatus  harbatus  zu 
denominativen  Verben  der  a  Conjugation,  wie  facetus  qnieius  zu  denom. 
Verben  der  e  Conj.,  wie  vestiius  miritus  criuitus  ignitus  liellitus  tiirri- 
tus  mellitus  cerritus  artitus  maritus  zu  Verben  der  i  Conj.,  wie  aegrotus 
nodotus  von  denominativen  Verben,  deren  Stämme  auf  o  auslauten.'' 


^2 

AUlran/osiMrlie  uinl  liaii«!  in  llatui  mit  ihm  <lii*  I)iiil«'4fo  eine  rHcbcrc 
Ausbeute  «cwülinMi.  Im  \nv\u'UfUiU'U  lalli-  lolmt  et  f»ldi  au«|i 
(ibiM-  alh'H  KrwarliM»  «las  Fild  der  nomhia  proprio  /n  darcliKrahcii 
aus  d<ii  WolmuiiKHan/rJK'Tn  von  Lijofi,  Marnritte  und  (im/  /.  lt. 
halx'  irli  V<rz<i<  luiisH«'  von  nahtvu  hundert  Fnmilimnamco  in  tt 
tili  ui  Htz  /.usamnMii^'cstrllt,  dcn-u  Ktymoloi/ii-  mir  fnilirh  zum 
Krösstcn  'I  eile  noch  un^tfunden  ist,-  denn  Zuk<  hori^kiMt  /u  d«'r 
Klasse  der  liier  besprocheneu  l'articipien  jedo<h  bei  einer  be. 
trüclit liehen  Heihe  ganz  augenscheinlich  ii»t.  —  Von  portagie»i- 
seheii   lieispielen  kann  ich  80,  von  italienischen   108   K^ben.  •   — 


■  I.  Spanihch.  Aluäa.  batnjut  {U.Ai.;  —  buffutlwiu.  ,,.n •>  hfmxi. 
bez.  boc.boz.  bruvrutz  {Vd^{.)cabeU.  rabez.  cabr.  cachuz.  rächet,  ra//«. (arag.» 
campan.  cantellut  (kat.)  ciw.  cupill.  rapot.  caprich.  cum.  rananc.  carrtU. 
cascur.  casc.  casquet.  caz.  cej.  cen.  cerd.  cernej.  cicot.  cofjoU.  coJk  " 
couch.  couiicn:.  copet.  cop.  coruj.  com.  corp.  cortez.  coscorr.  coittU.  c/  ^' . 
crenut  (kat.)  t7/rt/7arrM^(kat.)  deut.  encuer.  escam.espald.  fald  fej.i^ngj^ 
fdp.  fltoi.  forcej.  forz.  freut,  oderfrout.  gaU.  finUut  ikat.i  gmxut  (kat.l 
gurv.  gep€rut{k'dt)^.  —  (juberu.  (arag.)  gorjui  ikat.)  grau.  grunuUut  (kat.i: 
gren.  groJoUut  (kat.)=»  gruxut  (kat.)*  —  guedej.  hfrb.  liocic.  Jtoj.  bot  r. 
jet.  juanet.  lau.  Uargarud  (kat.)  llengudo  (arag.)  Uetrut  (kat)  linaj.  loi . 
(ast.)  Jörn.  mant.  mdeti.  membr.  moUet.  moU.  morr.  morrocot.  (aratf.i 
inontach.  narig.  nerv.  ojcr.  oj.  ovej.  os.  oder  hueg.  pacienz.  pachorr. 
p(üito)}iI}.  pa}tz.  i)ap.  pat.  peUej.  pei.  penach.  pevc.  ptrsoii.  pescoz. 
pcstorej.  ^>/t'.  pinch.  jjiugorot.  pJanch.  plom.  porr.  quijar.  rab.  raba-ssut 
(k^xY  rampcUut  (kat.)'^ —  rcboll.  repol.  re6;//f^(arag.)  rodiU.  8aberut.{küi.\ 
fies.  taJl.  testarudo (?)  tet.  toz.  trafagut  (kat.)  irassut  (kat.)'  trip.  trohc. 
tronch.  vedcg.  oder  vedcj.  lell.  ventr.  zamborot.  zanc.  zapat.  zoquetudo. 
Zu  den  mit  Zahlen  versehenen  Formen  einige  Bemerkung»^n.  Erstens : 
fijudo  fcjudcz  und  fejugo  fcjuguez  stehen  im  Aragonischen  für  da- 
kastilianisclie  i)esado  pesadez^  bedeuten  also  schwer,  schwierig  und 
Schwere.  Es  sind  Ableitungen  vom  kat.  fcx  d.  i.  /a.sC/>\  Bümlel,  Pack. 
Last.  Uli  Itovibre  fejudo ,  ist  einer  der  sein  Päckchen  zu  tragen  hat. 
Udo  und  ugo  könnten  verschiedene  Suffixe  sein.  Da  aber  der  Wechsel 
von  (/  und  g  im  Komanischen  mit  einer  genügenden  Zahl  von  Beispielen 
zu  belegen  ist,  scheint  es  geratener,  auch  dieses  als  eine  neue  Zugabe 
hinzuzutun.  Ausser  den  bekannten  spanischen  Umwandlungen  von  da- 
ttgpos  in  gazapo  von  delfin  dolfin  in  golfin,  \on  dragea:  TpiYTjJLara  zu 
gragca  von  damus  zu  gamo  ist  mir  ein  altsp.  sigra  für  si'dra,  wal. 
cigheariu  ein  ueusp.  inegaiio  neben  medano  von  meta :  bielgo  mielgo 
neben  bieldo  d.  i.  roitulus:  ein  port.  jaziga  neben  jazida:  jurupango 
neben  junipaudo  i^Name  eines  asiatischen  SchifFesi,  ein  frz.  (Bernji 
geinUrc  aus  gingiva  bekannt,  sowie  dieVerdrehungenvon  j;arr/t>'/  mordieu 


:j:5 

Dieser  natürliclic  Tvk'h  sinnverwandte  I*>egrifle  nacli  ein  und 
demselben,  gewöhnlich  vom  Lateinischen  ererbten  Soliema  um/u- 


tHedieu  etc.  zu  pargnc  pargnemie  par(/iiieuiic  inortjuiciDie  tHiyuc  teli. 
(juiemie  tatiyui  tatif/oin  t(i8ti(jue  tcstujiic  testiguennc  paJsatujiit'  pul- 
scüifjiiiemie.  —  Zweitons:  yepcrut  komint  von  (jep  d.  h.  von  gthljus 
Über  den  hier  vorliegenden  unmotivirten  Einschub  von  er  ar  or  verf-l. 
Diez  Gr.  II  28'2n.  3G7.  Zum  it.  verhonito  vodonito  raiiiorvto,  welclie 
nach  Dt'ez'  AufTassung  die  alten  Pliirale  nerrora  vodora  ramoni  in  sich 
enthalten,  und  denen  nothpettoruto  hinzugefügt  werden  könnte,  tritt  ein 
altitalienisches  gomhenUo  =  ungestaltet,  krumm,  das  vielleicht  wie  das 
kat.  geperut ,  prov.  geherut  auf  gibhit.s  gobbiis  zurückweist;  ferner 
nocchiorvto  nocchieuito ,  knotig,  knorrig,  von  rwcchio  (nucleus)  und 
canternto  von  canto,  bei  denen  allen  eine  derartige  Auffassung  eben 
so  unmöglich  ist  wie  beim  prov.  camhanit,  beim  occit.  bauarut,  beim 
port.  Iriiguarudo ,  beim  kat.  llagarud  (  =  largo)  saberiit ,  geperut,  und 
testarud,  käst.  pg.  testarudo.  In  dem  letzteren  dürfte  mit  gleichem 
Hecht  eine  Tomposition  von  te.sta  und  rudv.s  für  nidis  zu  sehen  sein; 
oder  da  die  Nebenform  testerudo  existirt  könnte  es  direct  von  testera 
herzuleiten  sein,  wie  auch  testarada  teaterada.  —  Dass  wir  es  nun 
mit  ausseritalienisclien  Analogieen  der  vier  vorerwähnten  italienisclien 
Formen  zu  tun  haben  sollten  ist  wolil  kaum  anzunehmen.  Ich  glaube, 
man  tut  besser  in  allen  durch  r  erweiterten  Participien  in  uto  nichts  als 
einfache  Erweiterung  nach  Art  der  zahllosen  Substantive  in  eric^  für 
einfaches  ia,  und  der  Diminutivbiklungen  in  eriielo  für  blosses  nein  zu 
erkennen.  —  Das  sp.  ojerudo  kommt  niclit  von  ojo,  sondern  von  ojcra 
quijarndo  von  qirijara  für  qin'jada,  das  it.  zazzerido  von  zazzera.  — 
Drittens:  grofoUiit  bedeutet  etwas  grobes  plumpes,  woher  es  stammt,  weiss 
ich  niclit.  —  Viertens:  gruxiit  ist  von  ^ro.ss^^s•  herzuleiten.  — Fünftens; 
rahctssut  ^  torosus  lacertosus  kommt  von  rabasaa  :  stipes  tnincus,  dem 
augmentirten  rabt(s.  —  Sechstens:  rampellut  ist  venätico ;  rampell  über- 
setzen die  Lexika  mit  venu  arrcmque  impetu;  vielleicht  liegt  ihm  raperc 
zu  Grunde.  —  Siebentens:  trassul  kommt  von  iraza   List. 

II.  Portugiesisch:  Abelhudo  harbnc.  barb.  barrig.  bei\.  bicaiir. 
bicogrofts.  bic.  bochech.  boj.  bra^'.  cabc^.  cabclh  comb,  mmpmi.  capeJh 
capribarb.  carn.  carranc.  casc.  cascalh.  cebol.  cohmll.  cnnch.  coraz. 
com.  chofr.  chordent.  espada.  far.  fclp.  focinh.  gal/i.  guedelli.  gra. 
joelh.  1(UL  liuguar.  lomb.  mam.  mamidh.  mahis.  membr.  mercat.  miol. 
nadeg.  narig.  nerv.  olh.  orelh.  oss.  pantafa^.  pap.  pat.  parr.  pell,  pexti. 
X>ern.  pesco^'.  pestan,  polp.  quartal.  quartell.  rab.  ramalh.  rechouch. 
repolh.  sank.  sede.  .s/.v.  tal.  fest,  iestar.  tef.  topet.  tromo.  tro)ich. 
troper.  rar.  vers. 

III.  Italienisch.    Barbuto    beriioccol.    bicorv.  biforc.   bitorzol.    boz- 
zacchi.    bozzol.    broccol.    brocc.   cagi.    cfoilcr.    vatituccl.    catiton.    ctai 

C.    MlCIIAKLIS.  Q 


foriiMM»  liai  (lii- (icstaltiiij;,'  (IfT  roiiiaiijüclien  Spraclir-n  iitiKnneifi  bc- 
riiilliisst,    v«»r   jilN'in  die  IN'KulirunK  der  ciii/flnen  ('onjugafioiuti 
Audi  ili«'   (icscliichlo  jedes   üborliaiipt   produrtionhrijhiK<^n  Suffix«-^ 
—  und  sie  sind  rs  mit  willigen  Auhiiahmen  m»  cfi  sie  den  Accvui 

tragen  und  sich  diircii  die  (iewolinlieit  ein  Im   ' *      i.    .^  nr 

ange(?ignet    haben    —   kann    liierzn   die   inlei  ..    ;    . 

liefern,  l  iid  selbst  das  kommt  vor,  da»  accentlose  Suffixe,  denen 
kein  bestininitcr,  dctinirbarer  Sinn  inwobn»,  und  die  nur  za  bestehen 
und  verwendet  /n  u<rden  hcheinen  um  einen  zu  leeren  Wortban 
vn  fallen  und  den  \V(dillaut  zd  lieben,  eigentlieh  fertigen  Worten 
dei-  verscliiedensten  Art  die  mit  einander  nichts  als  eine  vague  Klang- 
ähnlichkeit  gemein  haben,  naeh  IJelieben  und  zwar  so  angefügt 
werden  dass  die  echte  und  die  erweiterte  Form  ruhig  neben- 
einander hergehen,  ohne  jeden  Unterschied  des  Sinnes.  So  ist  es 
/.  n.  mit  (tntfs.  In  haliino,  huirfavo ^  hnergano  örgano ^  Ind-^ 
idttfi- ,  Inhmo ,  lifjtnio.  pldfano,  tfihntw,  tripano  tmtniw^  rdhavo 
war  CS  lateinisches  Erbteil.  Der  reine  a  Klang,  der  dem  spa- 
nischen Ohre  behagen    musste,   trieb    dahin    liuus  auch   an  Stelle 


cnpcU  cnpit.  capocchi.  cuppell.  carnncci.  cum.  ceff.  cer  cerveli. 
rct<t.  chiric  oder  vhnc.  cicci  (vulg.)  C17/1.  ciocc.  cocci  (vulp.)  codacc. 
cod.  copoL  com.  corpacci.  corp.  creanz.  crest.  criti.  croit.  er.t.  finnc. 
fiorreU.  foffl.  forcell.  forc.  forz.  frojtd.  fronz.  gamb.  gihh.  gomher. 
ffozz.  labhr.  lauter}i.  lau.  UtKjuacci.  litter.  malizi.  man.  (vulg.)  tnaz- 
zocchi.  membr.  vapp.  Jias.  nritic.  ncrhor.  uerb  oder  uerr.  tiocchior  o^ir 
nocchicr  oder  uoccbiol  oder  nocchi.  nocciol.  noder.  occhi.  orecchi. 
organ.  osa.  paff.  pah.  pampau.  panci.  pattnocchi.  penc.  penn,  pettor. 
pinz.  pipp.  polpacci.  polp.  puut.  ramor.  ricci.  sacci.  sann.  sap.  sber- 
noccol.  schien,  scrifju.  scm.  setoL  sopro.^.^.  spall.  f-par.  .^icchi.  tori. 
triforc.  inicin.  unghi.  uniconi.  vell.  zann.  zazzeruto. 

IV.  Französisch.  Barbit  bcc.  beg.  bos.-i.  bourr.  brauch,  brochonn. 
charn.  chen.  chevcl.  con).  corpor.  cotss.  crep.  croch.  crott.  dod.  fafeJ. 
feuiU.  ßch.  gogiteU.  goid.  grapp.  gren.  grijfi.  herb.  Joiifß.  hpp.  mafß. 
mcmbr.  mouss,  mountach.  pans.  pntt.  pclu  oder  poil.  point.  pot  rabJ. 
saugren.  tet.  trap.  vel. 

Altfrz..  z.  B.  beuiJlu  boch.  cors.  crepel.  dent.  dorch.  durf.  espirit. 
lau.  hur.  Ictr.  nerv.  ram. 

Aus  einer  Blutenlese  von  143  dialektischen  und  rotwälschen  Fennen 
wird  sehr  vieles  als  Mcht-rarticipialbiklung  auszurangiren  sein.  Dennoch 
wird  ein  hoher  Rest  zurückbleiben  von  Formen,  wie:  betassn  broillu 
brossu  chairu  coeuru corsußeUu gambu garu grim^hijambru  moußouramu. 


35 

von  emis  und  hius  und  onus  zu  setzen,  wie  clxino;  pcwijHino;  cucbano; 
ürgano;  ahrötano;  ahmiedano;  f^/rt^awo  (Nebenform.)  es  beweisen. 
Neben  hnfulo  heisst  es  auch  hafavo,  neben  cimlalo  cimhano, 
neben  pifaro  pifano.  Ganz  frei  aber  angefügt  ward  ano  in  hn- 
zano,  das  neben  luxO  steht,  in  whJnno  wrgtnw  von  mechi,  in 
Sütano  von  so^t>,  tdngrcino  \on  fcwc/o ,  fräskino  \on  fräste,  zmigano 
von  zanco,  cardmhano  von  cälamo. 

Fälle  in  denen  die  Analogie  den  Stamm  selbst  angreift,  sind 
selten,   doch   kommen  sie  vor:    im   italienischen  grcte  aus  gravis 
nach  Analogie   von    Icve   aus  Zt'6-/s   ist   es  geschehen.     Der  Vene- 
zianer bildet    zur  Bezeichnung  des  Veilchens  die  Form  viohpcw, 
solche    Anziehungskraft    übte    itilipati    aus;    derselbe    sagt    auch 
lioncorno  lionfanic  für  unicorno  clcfante.     Ich  vermute,  dass  das 
unerklärliche  spanische  marßl  für  arfil  und  alfil  Elephant  steht, 
und  dass  ihm  im  Gedanken  an  marmol  diese  sonst  unerklärliche 
Veränderung  der  ersten  Silbe  aufgezwungen  ward.    Dem  in  seinen 
Elementen    nicht    leiclit    verständlichen    mariposa    Schmetterling 
(s.    jedoch    weiter    unten    Anm.)    bildete    der    Spanier    ein    selt- 
sames diabliposa  nach,  um  damit  die  Ruhelosigkeit  mephistophe- 
lischer Naturen  zu  bezeichnen.    Adawantis  wurde  im  Romanischen 
zu  diamantöy   dessen  erste  Silbe   offenkundig   der  Erinnerung   an 
diafano   diadema   diaspero   (sp.)   ihr  Dasein   dankt.     Doch   wozu 
Beispiele   für   ein   so    naturgemässes  Verfahren  wie  das  der  Ana- 
logie?    Lehnte  doch   selbst   der  klassische  Lateiner  meridioncdls 
an  septentrionalis,  architectura  an  pictura  und  scidptura  an;   in 
seiner  Vulgärsprache  steht  octcmher  für  ocfoher,  weil  ein  noccmhir 
und  September^  scnexter  für  senestcr  sinistcr  weil  dcxter  existirte.^ 
Formell  ist  das  Verfahren  der  Analogie  dem  der  Assimilation 
verwandt,    ja    man    könnte    sagen    es   sei   nichts   als   vergeistigte 
Assimilation.     Insofern  sie  aber  überhaupt  vergeistigt  ist,  und  dem 
Ziele  entgegenarbeitet,  der    Sprache   Klarheit  und   Festigkeit    zu 
geben,  die  geringe  Unterscheidungsfähigkeit  ihrer  ersten  Bildungen 
zu  heben,  und  verwandte  Begriffe  mit  verwandten  Formen  zu  um- 
kleiden, insofern  steht  sie  dem  Dissimilationsdrange  gleich.    Dieser 
hebt  äusserliche  Gleichheit  zwischen  innerlich  Verschiedenem  auf; 


'  Jahrb.   11.   (XIV)    p.   440   fülirt   Schclcr  ein  altfrz.  nrrestc ,   eine 
Anbildung  von  orage  an  tauppstas  an. 

3:, 


.in 

din    AiiiiloKi«'    IhI)!    üiiHscn-    VersrhiLMleiihcii    /uiitclien    innfr1i<-li 
(ilcic.hnrliKt'ii)   auf:    bcidi*   streben   tiha  flaiiat'ti   nur   K^'t^^iK  ^*' 
wuikUcs  aucli  inatrricil  init  oiimiKh.T  /.n  vorkiiOpfen. 

In  (1.1  AusliltriiiK  dieser  Kraft  wird  die  Sprarhf  allen    ilirfii 
Trieheii  /u  ^'Icielier  Zeit   Kcrochl:  was  ist  boqtiomcr  als  die  be- 

scliriiiikte,  von  einem  Aceenliiatio? •/  despotisch  rcj^iertf?  I)m- 

teiliMig  der  si»;mise]ien  Iiiliniti\e':'  \  deutlicher  als  die  It«.*- 

t^riffss  palt  Hilf,'  starker  nnd  schwacher  Supiiia  in  AdjecHvc  und 
wulire  rartici|)ieiiV  was  ist  zu  gleicher  Zeit  euphonischer  als 
dass  beim  Denken  gleicher  oder  ühnlicher  (bedanken  auch  gleiche 
oder  älmliehc  Töiu'  an  unser  Ohr  dringen?  Wie  man  einen  ein- 
zelnen Ton  in  Mnsik  und  Sprache  wohl  schon  oder  unschön  nennt. 
von  eigenlliehem  Wohlklang  jedoch  erst  spricht,  wenn  die  Ver- 
bindung niehrerer  Harmonie  oder  Disharmonie  erzeugt,  so  ist 
auch  ein  einzelnes  Wort  mehr  oder  weniger  euphonisch,  der 
eigentliche  Wohllaut  der  Sprache  aber  tritt  erst  zu  Tage,  wenn 
sie  ihre  Worte  zu  Sätzen,  und  Satz  an  Satz  zu  flie<:sender  Rede 
reiht.  Vocalisch  auslautende  Wörter  hat  jede  Sprache:  dass  aber 
in  der  Italienischen  ein  jedes  Wort  mit  einem  Vocale  endet,  das 
j^nebt  ihr  jene  weiche  klangvolle  Melodie,  die  keine  andere  Sprache 
erreicht.  Die  Stellung  des  Einzelnen  zum  Ganzen,  nicht  das 
Einzelne  als  solches  giebt  uns  den  Massstab  zu  seiner  Beurteilung: 
die  Analogie  arbeitel  daran  das  Ebcnmass  der  Sprachglieder  her- 
zustellen, sie  trägt  also  zur  Erhebung  und  Vervollkommnung  der 
Sprache  bei.  Indem  die  Schriftsprache  also  nach  Deutlichkeit 
strebt,  erreicht  sie  zugleich  grössere  Schönheit  und  trägt  auch, 
^vas  die  r)e(iuemlichkeit  betrift't,  den  Sieg  über  ihre  Vorgängerin 
davon.  Denn  was  ist  bequemer,  klarer  und  schöner,  die  Ein- 
t'acblieit  und  Gesetzmässigkeit  des  neuen  oder  die  wirre  Fülle  des 
alten  Spanisch? 

Zum  vierten  bändigt  auch  die  Schriftsprache  die  Wildheit 
der  Volkssprache,  sie  beschränkt  die  Summe  der  Laut  Varianten 
um  ein  bedeutendes:  die  dialektischen  Formen  werden  vom  Kasti- 
lianischen  absorbirt.  Wo  z.  B.  das  Leonesische  d  in  I  verwandelt 
hatte,  das  Kastilianische  aber  in  .r,  da  musste  die  Form  in  /  der 
in  -  weichen,  jidgar  vor  juzgar^  -algo  vor  azgo  (aticus)  :  und 
von  den  verschiedenen  Bildungsstufen  eines  Wortes  verschlang  die 
jüngere  alle   übrigen :   hatte  man  vorher  bald  coctar  oder  cgglar 


37 

bald  copkii'  coltar  ciictar  cuitar  cocktr,  bald  coklar  cuithir  ciiedar 
gesagt,  so  wird  jetzt  nur  ciddar  als  Vertreter  des  lateinischen 
cogitare  anerkannt  (S.  jedoch  unten):  kurz  alle  überflüssige 
Vielheit  wird  abgeschnitten.  Was  keinen  positiven  Zweck  hat 
stirbt  dahin. 

Zum  ersten,  zweiten,  dritten  und  vierten  hat  also  die  Schrilt- 
sj^rachc  an  der  volkstümlichen  Kedcweisc  nur  beschränkend,  säu- 
bernd, ordnend,  bindend,  klassificirend  und  uniformisirond  gewirt- 
schaftet.    Bis  jetzt   sahen  wir  sie  nur  ausjäten  was  ihr  Unkraut 
schien;    wir  sahen   sie   nur  die   Masse   der   entwickelungsfähigen 
Keime   vermindern,    den    bleibenden    aber   eine   so   feste   Gestalt 
geben,  dass  wir  nicht  wissen  wie  sie  noch  weiter  sprossen  sollen- 
Wenn  wir  also  auch  ohne  weiteres  zugaben ,  dass  sie  die  Klarheit' 
die   geistige   Kraft   mehrte,    so   können   wir   doch   nicht  leugnen, 
dass    wir    sie    bisher  von   der  Wortsumme    nur  subtrahiren   und 
nichts  hinzuaddiren  sahen.    Wie  nun  stimmt  dies  zu  der  Behaup- 
tung das  Spanische  sei  reicher  als  das  Lateinische?  Soll  sie  etwa  nur 
vom  allerältcsten  variantenreichen  Spanisch  gelten,  von  dem   wir 
wenig  Proben  liabenV  und  ist  dies  wirklich  reicher  als  seine  neue 
Form?    Haben  Jahrhunderte  nicht  vermocht  den  etwa  eingetretenen 
Wortverlust  zu  decken?    Konnte  eine  Sprache  stillstehen  oder  gar 
rückwärts  gehen  während  die  Nation ,  welche  sie  sprach ,  vorwärts 
ging  und   sich   die  Herrschaft   der  Welt  errang?   Es  scheint  un- 
möglich   und   ist   unmöglich.     Koch   haben  wir  nicht  alle  Mittel, 
deren   die  Schriftsprache   sich   zu  ihrer  Veredelung  bediente,   er- 
wähnt:   dasjenige    wodurch  sie   auch  die   quantitative  Grösse  des 
spanischen  Wortschatzes  mehrte,  das  welches  also  für  den  Beweis 
den   ich   führen  will:   „dass   die  spanische  Sprache  wuchernd  mit 
dem    ihr    anvertrauten   Pfunde   geschaltet  hat",    bei   weitem   das 
wichtigste  ist,   den  Kerni)unkt   dieser  kleinen  Arbeit,  berühre  ich 
erst  jetzt.    Vorher  aber  will  ich  noch  bemerken,  dass  der  Schein, 
als  hätten  die  bis  jetzt  erwähnten  Beschränkungsmassrcgeln  viel 
vom   eigentlichen  Wortvorrat   genommen,    die  Sprache   also   viel 
ärmer   gemacht,    ein    trügerischer   ist:    zumeist   waren   es  ja   nur 
Formen  eines  mehrfach  vertretenen  Wortes,  Duplicate  die  zerstört 
wurden  (jnzgav  ai'idar).    Wo  aber  wirklich  ein  ganzes  Wort  bekriegt 
und  besiegt  ward,   da   war  es  stets  ein  die  gleiche  Stelle  begeh- 
render  Nebenbuhler,    der    den    Todesstreich   führte.     Äno  hätte 


3H 

ni<:lit  aiiss(<Ml)('ii  köiiiKi),  da  iltr  lUgriff  I,utiiiu  nicht  auMtarli 
Nsnm  iiii  lit  das  Synoiiyni  rordno;  olio  nicht  wenn  nicht  fl/«//- 
diigfwrsrn  wilre:  v»  hätte  sich  in  die»em  Falle  die  Sjirache  mit  Ilonio- 
nynicii  bclidfen  niüssrn,  wie  sie  e«  ja  auch  heut'  zu  Tage  in  nicht 
grnuh'  ««Iffiifn  I'iilltn  imiiicr  noch  tun  nius«  (S.  oben).  Vcr- 
nichtt'l  halte  sie;  also  nicht  all/uvicl:  doch  damit  nicht  /.ufnciUu 
ihren  alten  liesit/  bloss  annähernd  \(dl  zu  erhalten,  hat  die 
Sprache  iini  genuhrt.  Nachdem  sie  den  Saftixen,  die  vorher  be- 
liebi^^'eii  Worten  oft  angefügt  worden  waren  ohne  ihre  Hcdeutung 
/u  rnoditiciron,  rein  um  den  Worten  volleren  Klang  zu  geben, 
eine  feste  Hedeutung  untergescholxn,  und  sie  mit  dem  Amte  be- 
Irant  hatte,  durch  diese  Bedeutung  die  Grundbedeutn»  "  ''- 
Stäninie  nach  irgend  einer  Richtung  hin  zu  nüancircn,  ent 
jene  Snffixe  erst  ihre  rechte  Troductionskraft  und  erweiterten  also 
den  Wortbesitz  der  Sprache.  /.  P..:  Nach  Analogie  des  latei- 
nisclien  niortalis  yintundis  hatte  die  spanische  eine  ganze  Schaar  von 
Adjoctiven  gebildet,  in  denen  al  entweder,  jedoch  selten,  genau  wie 
in  den  obigen  Lallen  einen  Substantivstamm  adjectivirte  [dcalfihal. 
oder  aber  eine  unnütze  Erweiterung  von  schon  fertigen  Adjek- 
tiven war,  wie  in  cdesiial  (Uvinal  mundanal  hutuunal  lihinl- 
Diese  letzte  sinnlose  Anfügung  überwog  bei  weitem,  ward  aber, 
eben  weil  sie  sinnlos  war,  bald  wieder  aufgegeben,  und  trat  in 
dem  Masse  in  den  Hintergrund  wie  eine  andere  Art  der  Neu- 
bildung sich  in  den  Vordergrund  drängte.  AI  ward  nämlich  mehr 
und  mehr  dazu  verwendet,  um,  an  PHanzennamen  gefügt,  den 
Ort  zu  bezeichnen  wo  diese  Pflanzen  in  Menge  wachsen:  carrascal 
ist  ein  Eichenwald,  hwojal  ein  Eenchelfeld,  und  in  dieser  Func- 
tion ist  dem  Suftixe  al  nocli  jetzt  seine  schöpferische  Tätigkeit 
geblieben.  Ob  man  den  Ursprung  dieses  al  im  lateinischen  alis 
sieht  oder  nicht,  ist  hierfür  ganz  gleichgültig.  Davon  später- 
Ebenso  war  es  mit  udo.  —  Das  Kapitel  der  Ableitung  wird  immer 
von  hervorragendster  Grösse  sein,  so  oft  es  sieb  dämm  han- 
delt der  reichen  Entfaltung  lateinischer  Keime  auf  romanischem 
Boden  nachzuspüren.  Da  das  jedoch  nichts  Neues  ist,  es  viel- 
mehr der  Theorie  nach  schon  sehr  oft  erläutert  ward,  wenn  auch 
die  praktische  Beweisführung  noch  nicht  in  genügender  Breite 
durchgeführt  ist,  so  beschränke  ich  mich  darauf  es  zu  erwäh- 
nen  und    lieber   ein   noch   wcnicjer  bekanntes   Verfahren    genauer 


39 

zu  cliaraktoribiieii,  das  die  Sprache  zur  \'ervieltaltiguiig  ihrer 
Saatkörner  mit  Kunst  und  Nutzen  verwendet  hat.  Damit  komme 
ich  zum  fünften  Verfahren  oder  Streben  der  sich  verfeinernden 
und  bildenden  Schriftsprache. 

Dies  fünfte  Streben,  das  die  Entwickelung  der  Schriftspraclie 
lenkt  und  leitet,  ist  das  der  Differenzirung,  die  ich  eine  ver- 
geistigte Dissimilation  nennen  möchte,  wie  ich  die  Analogie  eine 
vergeistigte  Assimilation  nannte.  Denn  beide  wollen  dasselbe: 
sinnlosen  Gleichklang  meiden,  das  Gegenstück  zu  dem  was  die 
Analogie  bezweckt,  sinnvollen  Gleichklang  zu  produciren.  Wäh- 
rend die  Dissimilation  aber  dabei  stehen  bleibt,  ihn  aufzuheben; 
während  sie  sich  in  einem  engeren  Kreise  vollzieht,  innerhalb 
eines  Wortes  (S.  cof/oUa  lif/amha,  marnwl);  oder  wenn  sie  einmal 
w^eiter  greift,  wie  bei  der  Trennung  von  Homonymen,  doch  eigent- 
lich nicht  mehr  als  ihre  Ptiicht  tut;  während  sie  nur  nach  Recht 
und  Gerechtigkeit  verfährt,  indem  sie  zwei  grundverschiedenen 
Wörtern  wie  cdllis  und  calx,  cor  und  chonis,  die  durch  ihre 
eigene  Schuld,  durch  den  assimilirenden  Trieb  der  Sprache,  ein- 
ander gleich  gemacht  worden  waren,  ihre  alte  Verschiedenheit 
zurückgiebt;  während  sie,  sobald  sie  sich  machtlos  fühlt,  es  zu 
tun,  einfach  ihre  Einheit  negirt  [ano-ojoj,  eins  davon  zerstört, 
und  es  ruhig  der  Sprache  überlässt  anderweitig  für  Ersatz 
[cordcro  acciiej  zu  sorgen,  tut  die  Differenzirung  mehr  und 
Feineres:  sie  spaltet  ein  Wort,  dem  mehrere  verwandte  Begriffe 
anhaften  so,  dass  jeder  Begriff'snüance  eine  eigene,  nahe  ver- 
wandte und  doch  deutlich  unterschiedene  Form  entspricht;  sie 
schafft  also  positiv  Neues.  Am  Schaffen  allein  aber  erkennen 
wir  die  geistige  Kraft. 

Dass  die  überraschende  Vielheit  der  Bildungen,  welche  das 
Altspanische  vor  dem  Neuspanischen  voraus  hat,  seit  seiner  littc- 
rarischen  Ausbildung  mehr  und  mehr  vereinfacht  wurde;  dass  von 
den  Lautvarianten  des  Volksidioms  ein  grosses  Quantum  gänzlich 
schwand,  ist  schon  gesagt  worden.  Ein  nicht  unbedeutender  Teil 
blieb  jedoch  zurück  und  wird  noch  jetzt  durch  einen  nur  verhält- 
nissmässig  kleinen  Rest  vertreten.  So  ist  es  in  allen  romanischen 
Sprachen,  und  selbst  im  Französischen  bestehen,  trotz  der  fast 
unantastbaren  .Strenge  seiner  Litterärsiiraclie  viele,  sehr  viele 
bloss  orthographisch  oder  orthographisch  und  lautlich  differircnde, 


4n 

ili'iii  Miiiic  iiai  li  ;iI)mj1iii  idciitiKche  Funiicii  ein  iiiid  ,l,  . '»  - 
Wortf'H  |?I«'i«|iiiia»<siK  nrlx-ncinandcr :  hmvr  nii-lil  iuIk-ii 
hnrt  \u'\\v\\  hmit^  l>nr  iicIkii  Imrd ,  mthin  neben  fiof/in;  arpti- 
iiniH  iicImii  (trt/aurau ,  rrf/oi  iKrbfrn  nnjoi;  hounlifftie  neben  lior' 
(iif/xr;  histiirdi  iw-bcn  hitaydr;  hraifon  nebfrn  hrnyon;  eclope  neben 
rscdipr ;  ndfir  uchm  rsroj)r ;  ^Cfirlinr/ur  rHritrihif/"         '  /  '     7M/*. 

Im  It;ili«'iiis(;h('ii  licisst  es  hi\\(\  r.sif/lio  huld  <>/7/",  .  ;, ..,  . 

tniffohi  (111(1  iivf/ftlti,  ur/unnrw,  und  upf/untnio;  umf>flito  und  i/»/ 
nmilHii  und  unültn,  Kir/ahotido und  vagahuntU)^  vaccarcUa  untl  cacchc- 
rrltn,  irspcm  und  irspro,  vessica  und  vescicn^  hif/Uctto  und  viglicUo* 
Im  Spanisdien  steht  fumnrada  neben  humnrada,  fondunt  neben 
hnndurn  ^  facn  neben  hnra  ^  fontafia  neben //on^iwri,  fnidnhf-hou 
/irridd,  Jionu'to  neben  /lurano,  lorujo  neben  hurujo,  fforruHo  neben 
f/i(rn(Uo,  gorhion  neben  gurhion ,  f/nUcria  neben  ffuücrin ,  fo- 
nwntiir  UL'hcn /um eutfir,  borhin  uahcu  f/uchin ,  bordon  i\(A)c\\  bur- 
doif ;  bochonio  neben  huchnrno,  zorifa  neben  zurila,  zorruUo 
neben  .:i(ruU<).  Wollte  nun  aber  Jemand  nach  Analogie  dieser 
Doppelformen  bald  hromn  balfl  brumn ,  bald  /vror«  bald  bruza, 
hM  fosco  bald  y »SCO,  bald  forma  bald  hormu^  bald  ///</  bald 
/»7r(  setzen,  kurz  o  und  ?/,  /  und  //  nach  Belieben  ihre  Stellen 
wechseln  lassen,  so  würde  ihm  ein  Lächeln  der  Spanier  über  die 
l  ngcnauigkeit  seiner  Ausdrucksweise,  oft  auch  ein  herzliches 
Lacb.en  wegen  seltsamer  ]Missverständnisse  nicht  erspart  bleiben. 

AVohl  dürfen  n  und  u ,  h  und  /  oft  indifferent  mit  einander 
vertauscht  werden;  ebenso  oft  aber  hat  der  Sprachgeist  jedem  der 
beiden  Vocale  und  Consonanten  einen  bestimmten  Wirkungskreis 
mit  fest(^n  (Frenzen  umzogen.  Solche  fein  modulirte  Lau tcont raste, 
von  deren  Entstehung  oben  die  Rede  war,  benutzte  die  Sprache 
um  sie  an  ebenso  fein  moduliiie  Bedeutungscontraste  zu  knüpfen, 
die  sich  allmählich  aus  ihrem  lebendigen  Organismus  zur  Selb- 
ständigkeit entwickelt  haben,  und  darum  auch  nur  eine  eigen  ge- 
schatfene  Form  brauchen  können.  Eigentlich  brauchte  die  Sprache 
für  jede  neue  Begriffsnüance  eine  neue  Form  :  dazu  aber  reicht  ihre 
(rcstaltungskraft  nicht  aus:  ein  Wort  muss  immer  mehr  als  einem 
Zwecke  dienen.  Prätixc  und  Suftixe,  die  Derivationsmittel,  helfen 
ihrer  Not  wohl  tüchtig  ab:  arm  aber  bleibt  sie  doch.  —  Verdiente 
sie  aber  noch  den  Namen  einer  guten  IlaushälK-rin ,  wenn  sie. 
die  durch  Not  vcrptli^ihtet  ist,  nach  neuen  Bildungsmitteln  zu  suchen, 


41 

ein  uatürliclies  Workzoug,  einen  schon  vorhandenen  IHIdungs.sfolV 
unbenutzt,  unausgebildet  bei  Seite  liesseV  Der  Zufall  bietet  ihr 
zwei  Formen  für  einen  Begriff;  dieser  Begriff  spaltet  sich  entzwei. 
Was  liegt  näher  als  dass  vom  Doppelbegriff  und  von  der  Doppel- 
form je  zwei  und  zwei  sich  einen?  So  kann  ohne  Aufwand 
von  Kraft  und  Mitteln,  durch  blosse  Benutzung  der  vorhandenen 
Elemente,  kraft  der  Differenzirung  ein  reicher  Wortertrag  erzielt 
werden.  So  kann  die  Sprache  ihre  Armut  zu  wahrem  Keichtuin 
umwandeln.  Denn  Ileichtum  besteht  nicht  in  der  festen  Masse 
des  Besitzes,  vielmehr  in  kluger  und  zweckentsprechender  Aus- 
nutzung, Disposition  und  Erweiterung  desselben.  Klüger  und 
zweckentsprechender  aber  als  das  liUteinische  haben  die  roma- 
nischen Sprachen  mit  dem  Kraftniittel  der  Differenzirung  ge- 
schaltet. Jene  hat  nur  sechzig  bis  siebzig  differenzirte  Wörter, 
[s.  Michel  Brcal  im  ersten  Bande  der  Mcmoircs  de  Lwr/uistifp(c\ 
die  Romanen  hoben  Hunderte.  — 

Wie  weit  nun  in  solchem  Variiren  ein  bewusstcs  Schaffen 
liegt;  ob  stets  die  Abweichung  und  Spaltung  des  Lautes  der  Ab- 
weichung und  Spaltung  der  Bedeutung  vorhei'ging,  oder  ob  um- 
gekehrt eine  verschiedenartige  Bedeutung  ein  verschiedenartiges 
Aeussere  erzeugte,  ob  also  Lautspaltung  zum  Zwecke  und  mit  der  Ab- 
sicht der  Bedeutungssonderung  überhaupt  vorkommen  oder  ob  je 
die  Spaltung  der  Begriffe  eine  Lautveränderung  hervorrufen  konnte 
die  noch  nicht,  frei  und  unbekümmert  um  den  Begriff,  vor  sich 
gegangen  und  nicht  durch  die  Natur  der  Laute  vorgeschrieben 
.war,  das  wagt  man,  in  solcher  Allgemeinheit  gefragt,  nicht  ohne 
weiteres  mit  ja  oder  nein  zu  beantworten,  obwohl  es  von  vorn 
herein  unausdenkbar  scheint  wie  überhaupt  das  eine  das  andere,  wie 
der  Laut  den  Begriff  oder  der  Begriff  den  I^aut,  wie  der  Geist  die 
Materie  oder  die  Materie  den  Geist  aus  sich  entwickelt  haben  sollte. 

Eine  notwendige  Verknüpfung  zwischen  geistiger  Begriffs- 
und materieller  Lautentwickelung  besteht  jedenfalls  nicht :  unab- 
hängig von  einander  gehen  beide  ihre  eigenen  Wege.  Die  Laute 
eines  Wortes  können  sich  auf  ihier  Heise  durch  weite  Räume  nml 
Zeiten  stark,  bis  zur  Unkenntlichkeit  verändern,  während  ihr  Be- 
griffsgehalt unberührt  bleibt ;  die  Begriffe  können  sich  ebenso 
stark,  ja  noch  weit  stärker,  weil  sprungweiser,  verändern,  so  dass 
eine  Reconstruction  durch   die  einzelnen  I'bergangsstufen  bis  zur 


12 

I  rl)fMii(ituni{  /iintck  um  aiiiiuhcrnd  tini  •  m  m.f.  i  Iteibriiigung 
\<)n   Kin/olaimlogifcii  fiU:  j«'(Jo  Fortsein.  h  ihi.     I>er 

Laulkiirprr  uIkt  kann  dabei  unaiif^irtaulel  bleiben.  Oft  frcilicli  treten 
l)C'i«l()  VcrilndtrunKen  /u  glcicbfr  Zeil  ein;  verbindet  bich  dann  mit 
der  beidfisciti^en  Vrrändci  nng  eine  Sdicidiing,  hü  lAist  hieb  nicbt 
«einmal  eine  Hcilicnfol^M  von  erstens  und  zweitens  aufstellen,  l.'nd 
ist  di(,'s  .selbst  in  eiii;:elnen  1  allen  nuiglieb,  kann  ich  auch  nach- 
weisen, dass  die  formelle  Scheidung  die  frühere  ist,  so  habe  ich 
damit  noch  keinesweg»  nachgewiesen,  dass  nun  auch  die  andere 
auf  ihr  l)cnilit,  da^s  wirklich  der  ältere  Laotwechsel  den  jün- 
geren   IJegritTswechsel  aus  sieh  producirte. 

Hei  neueren  S])raclien,  deren  llildnntf  in  eine  so  späte  Zeit 
der  Keife  fällt,  dass  die  Art  ihres  Kntbtehens  sich  nicht  leicht 
mehr  de  r  Beobachtung  entziehen  kann,  lässt  sich  auch  dicjie  Frage 
leichter  lösen,  als  es  für  Primitivsprachen  möglich  ist.  In  ihrer 
speciellen  An\Ycndung  auf  mein  spanisches  Gebiet  will  ich  wenig- 
stens den  Versuch  einer  Lösung  wagen.  Ich  denke  mir  den 
Troccss  der  Diffcrenzirung  also  so:  ein  beliebiges  lateinische?j  — 
oder  auch  anderssprachiges  —  Wort  geht  in's  Spanische  über, 
seine  Bedeutung  war  schon  in  der  Sprache,  der  es  entstammt, 
eine  mehrfache,  eine  engere  und  eine  weitere,  eine  concrete  und 
eine  abstracte,  eine  geläufige  und  eine  seltene,  eine  ältere  und 
eine  neuere,  oder  sie  entwickeln  sich  er>t  im  Spanischen  zu  sol- 
chem Doppclgebrauch.  Bringt  nun  die  Gestalt  des  Wortes  auch 
eine  mehrfache  Veränderungsfähigkeit  mit  sich  und  wird  diese 
Fähigkeit  Tat ,  so  w  erden  anfangs  die  verschiedenen  Wortgestalten 
gleichgültig  wechselnd  für  den  ganzen  vollen  Umfang  der  Bedeutung 
und  seine  einzelnen  Teile  gebraucht  w  erden.  Es  kann  aber  unmöglich 
ausbleiben,  dass  mit  der  Zeit  der  eine  Sinn  häutiger  als  der 
andere  vorkommt,  dass  z.  B.  der  eine,  der  concrete  engere  Sinn  im 
Munde  des  Volkes,  der  andere  abstracte  weitere  im  Munde  der 
Gebildeten  vorwiegt.  Ebenso  wenig  aber  kann  es  ausbleiben,  dass, 
wie  der  Doppelsinn,  so  auch  die  Doppelform  in  ihrer  einen 
Hälfte,  nämlich  der  stärkst  veränderten  im  Munde  des  Volkes  po- 
pulär, die  andere  aber,  die  feinere,  der  klassischen  Urfonn  nähere, 
im  Munde  der  Gebildeten  die  stehende  wird.  Und  naturgemäss 
w  ird  von  der  bestehenden  Doppelbedeutung  der  engere  populäre  Teil 
sich  in  die  populäre  Form  kleiden,  der  höhere  sich  in  die  feinere. 


43 

• 

Nc'linieu  wir  z.  B.  das  lateinische  forma:  es  wii'd  nach  spa- 
nischem Braucli  zu  horma  abgeschwächt;  beim  steten  Weclisei 
von  h  und  /,  und  /  und  h  musste  sicli  aber  die  echte  lateinische 
Form  unverändert  daneben  erhalten,  und  beide,  horma  so  f^ut 
\y\Q  forma  ^  dienten  wechselnd  dazu  ideell  und  reell  jede  ,,Form", 
den  ganzen  möglichen  Inhalt  dieses  Begriffes  zu  bezeichnen.  Horma 
sagte  der  Mann  des  Volkes,  forma  der  Gebildete,  Latinist.  Der 
eine  aber  führte  es  sicherlich  öfter  im  Munde  um  von  materiellen 
Formen  zu  reden,  so  wie  er  sie  als  Handwerker,  als  llutmacher 
Schuster  Maurer  fortwährend  zu  benutzen  hatte;  der  andere  sprach 
als  Künstler  Gelehrter  oder  Ilofmann  mehr  von  den  eleganten 
Formen  in  Sprache,  Benehmen,  Kleidung  etc.;  bequemte  er  sich 
aber  einmal  dazu  die  vulgären  Handwerker-Formen  in  den  Sinn 
zu  nehmen ,  so  nahm  er  gewiss  auch  die  vulgäre  liorma-Yonn  in 
den  Mund,  den  gleichfalls  populären  Sinn  damit  zu  decken.  So 
kam  es  —  nicht  nach  Willkür  und  Laune,  aber  auch  nicht  mit  Zweck 
und  Absicht  —  sondern  nach  notwendigen  Naturgesetzen  dahin, 
dass  beide  Formen  sich  nach  und  nach  streng  von  einander 
schieden,  sodass  liorma  heut  zu  Tage  nur  auftritt  als  moldc 
en  que  sc  fahrica  6  forma  ah/iina  cosa ,  .zapatos  somhreros    etc., 

—  forma  aber  ist  vorzugsweise  la  heclmra  cxtcrior  de  las  cosas^ 
lo  que  determina  la  matcrla  ä  ser  tal  ö  tal  cosa,  figura^  modo 
de  procedcr^  aptltud  etc.:  das  eine  hat  reale,  das  andere  ideale 
Bedeutung.      S.  das  Biccionario  der  sp.  Academie. 

Ein  anderes  Beispiel  sei  ladino  latino.  Beide  gingen  neben 
einander  her  und  bezeichneten  sowohl  im  eigentlichen  Sinne  einen 
Lateiner  und  lateinisch  Redenden,  als  auch  im  übertragenen  Sinn 
jeden  klugen,  gewandten,  verschmitzten  Burschen.  Diese  volks- 
tümliche Bedeutung  allein  erscheint  jetzt  noch  in  der  volkstüm- 
lichen Form.  Der  gelehrten  Welt  muss  also  die  Popularisirung 
des  sacrosancten  Lateinisch,  die  Deprcssirung  von  latino  zu  la- 
dino für  Blasphemie  gegolten  haben.  Man  benutzte  die  klas- 
sische Form  wiederum  ausschliesslich  für  die  klassische  Bedeutung. 

—  Opera  tritt  anfangs  als  ohra  und  hucbra  auf,  welche  Einzelbedcu- 
tung  des  vielsagenden  Wortes  auch  gemeint  war:  später  dient  das 
volkstümlichere  hucbra  nur  noch  dazu,  die  Ackerarbeit  eines  Tages  zu 
kennzeichnen:  lo  que  una  yunta  de  hucycs  pucde  labrar  en  un  dia. 

Li    dieser   Weise    entstanden,    meiner   ^leinung    nach,    alle 


44 

Sclicidrf  f)  niMn  drs  |>ojiiilUr(ti  «p--  -hf-n  WortHrha  t /«  •. 
In  (U'V  -|»;iiiiM(li(  II  SjMiulK!  koiiuiit  vis  iii  \or,  tlanh  Schfidc- 

l(»nin  II,  (I.  Ii.  «lass  zwei  oder  im.'hr  in  Sinn  und  Form  vcnkrhic?- 
drnc,  iirsprün^^dirli  jiIht  in  Sinn  und  Form  idcntUchc  Wörter 
oder  NViir/idii  sich  aus  cinpin  Wort  oder  ein*'r  Wur/x*I  kraft 
ciiHi'  I.aiitspultuiiK  ciitfaltcn,  di<*  nicht  auch  ohne  Spalluiig  *le» 
Sinnes  liiitt«;  «inlrrtm  und  also  Idohsc  Doppel formr-n,  d,  h. 
mir  lautlich  vcrstrhicdcno,  dnii  Sinne  nach  aber  identisch  |?*dilic- 
})(  nc  Wörter  hiittr  liervorbringcu  können,  wie  sie  irie  auch  in  der 
Tat  vfirlit  I  und  gleichzeitig  und  nachher  hervorgebracht  hat  and 
noch  hervorbringt.  Die  lautliche  DifTcrenz  ist  also  vorhanden, 
ehe  die  SinnditH'ercnz  sich  in  ihr  realisirt,  oder  sie  lie^M  weid;,'- 
stcns  so  auf  der  Hainl  und  i>t  durch  den  Vorgang  gleicher  oder 
ähnlicher  Veriinderungen  so  sclbstverstiindlich  geworden,  dass 
man  sich  nicht  mehr  erlauben  darf,  wenn  z.  B.  zehn  Fällen  in 
donon  /  inid  //  einen  Sinncontrast  anzeigen,  ein  elfter  Fall  neu 
zugesellt  würde,  von  einer  eigens  zum  Zwecke  der  Sinndifferen/i- 
rung  erfundenen  Lautdiflferenzirung  zu  reden.  Ich  glaube  also, 
dass  im  Spanischen  der  Iiegritl"  idcht  in  freier  Schöpferkraft  neue 
Formen  für  sich  zu  bilden,  sondern  nur  die  ganz  unabhängig  von 
seiner  Entstehung  gegebene  Materie  mit  sich  zu  durchdringen 
weiss.  Ich  glaube  auch,  dass  es  überall  so  ist;  selbst  wo  die 
rein  künstliche  Erfindung  von  Scheideforuien  deutlich  zu  Tage 
tritt,  wie  in  der  mittellateinischen  Deutung  von  ro/;/«/rts  als  gött- 
lichen, Cühnntas  als  menschlichen,  ruluj'tas  als  teuHischen  Willen', 
ist  doch  das  tatsächliche  Vorhandensein  der  Dreiheit  der  Fonn 
die  Basis,  auf  der  solche  Spitzfindigkeiten  sich  aufbauen  konnten. 
Ich  glaube  also,  dass  was  vom  Spanischen  gilt,  auf  alle  romani- 
schen Sprachen  und  weiter  glaube  ich,  dass  es  auf  alle  neueren 
Spraclien   und    selbst    auf    die    alten    indogermanischen   Primitiv- 


^  S.  Schuchardt,  V.  V.  I.  p.  4:  ..  Eiue  eigentümliche  Sitte  der 
Grammatiker  ist  es.  verschiedeneu  Schreibweisen  eines  und  desselben 
"Wortes  verschiedene  Bedeutuugeu  uuterzulegeu."  Aus  einem  Com- 
mentar  zur  JRcguIa  .S.  Bcticdicti  Hildcmar.  (0  sacc.)  hebt  er  folgende 
Stelle  aus:  Sunt  nuilti  qui  dii<tinguunt  vohintatem  per  n  (dtincre  ad 
deum  et  volumfatcni  per  m  ad  homiuem  roluptatem  vcro  per  p  ad 
diahoUim  .' 


45 

sprachen  ausgedehnt  werden  ihxrf.  Denn  ühcrall,  also  auch  liier, 
sind  die  Lautveränderungen  nichts  weiter  und  nicht  mehr,  als 
ein   mechanischer    A'organg^:    sie    slürzon    nhwärts,    und    wii-ken 


^  Ausnahmen  /u  dieser  Regel  linden  sich  unter  den  sogenannten 
Volksctymologieen;  s.  unten.  Doch  liehe  ich  gleich  hervor,  dass  ich 
dennoch  in  der  Tat  der  Ansicht  hin,  dass  durchaus  niclit  alle  sogenannten 
VolksetymologieiL  derartige  x\usnalnnen  hilden.  Sehr  oftliegt  auchi  hnen 
nichts  anderes  als  ein  ahsichts-  und  gedankenlos  vor  sich  gegangene 
Lautveränderung  zu  Grunde,  die  nur  zufällig  zu  dem  Resultat  einer 
sinnvollen  Gestaltung  kommt.  Wenn  dunkele,  einer  fremden  Sprache 
entlehnte  AVörter  in  ihrer  Form  und  oft  auch  in  der  speciellen  Ver- 
wendung ihres  Sinnes  heimischen,  und  in  ihren  Bestandteilen  wenig- 
stens anscheinend  klaren  Worten  angeähnelt  werden,  deren  verwandter 
und  dem  Ohre  vertrauter  Klang  dem  Volke  heim  Aussprechen  jener 
unhekannten  Neulingsformen  vorschweht  —  und  dies  versteht  man 
doch  unter  dem  Begritf  des  volkstündichen  Etyniologisirens  — ,  so  wird 
diesen  sicherlich  oft  Gewalt  angetan,  sie  müssen  nicht  nur  gerecht- 
fertigte Schwächungen,  sondern  auch  ungerechtfertigte  Schwächungen 
und  Verstärkungen  erleiden.  Der  Willkür  ist  Tür  und  Tor  geöffnet. 
Dennoch  glauhe  ich,  dass  auch  hier  —  bisweilen!  —  der  erste  Antrieb 
und  Schritt  zu  scheinbar  gesetzlosen  Veränderungen  ein  stren;<  gesetz- 
mässiger  ist,  der  unabhängig  von  allen  Rücksichten  auf  den  Sinn  und 
auf  Anähnlichung  an  ein  bestimmtes  Wort  mit  Notwendigkeit  vor  sich 
geht.  Abrotänum  wurde  zu  Eberraute,  nrciihalista  zu  Annbrust  ver- 
deutscht! Ich  muss  bekennen,  dass  der  Gleichklang  der  lateinischen 
und  deutschen  Wortformen  für  mein  Ohr  ein  sehr  schwacher  und  dass 
der  Sprung  vom  einen  zum  andern  für  meine  Phantasie  noch  ein  wenig 
zu  kühn  ist.  jihrotanum  wird  zu  Eberraute  heisst  für  mich:  ahrota- 
mnn  wird  zu  ahrota  apocopirt  wie  cyclonium  zu  Quitte,  coqmna  zu 
Küche,  catena  zu  Kette,  imlcinus  zu  Pfühl,  iwo'pago  zu  Propf,  sur- 
cophagus  zu  Sarg  verkürzt  ward,  alle  nachdem  sie  den  Accent  nach 
deutscher  Art  auf  die  erste  Silbe,  wie  auf  die  Stammsilbe  verlegt 
hatten.  Ahrota  —  das  kastilianisch-katalanisch  in  der  Tat  als  hröidd 
existirt,  ward  dann  durch  Epenthesis  aberoda  und  Aberrautr,  eine  Form, 
die  noch  jetzt  vorhanden  ist,  und  erst  diese  ward  zur  Eberraute  um- 
gedeutet. —  Auch  arcuhaHtfta  schrumpfte  wohl  erst  naturgemäss  zu 
archalista  (arhalHc)  arcblista  armbliata  zusammen,  ehe  der  Anklang 
an  Arm  und  Brust  gefühlt  und  zu  voller  Gleichheit  mit  diesen  beiden 
Bestandteilen  gemacht  wurde.  So  wird  es  auch  in  anderen  Fällen 
irewesen  sein.  Erinnerte,  wie  es  ja  so  oft  geschah,  das  aufzunehmende 
Wort  oder  ein  Teil  desselben  von  vorn  herein  an  dies  oder  das  her- 
kömmliche,  so   konnte   natürlich   der  Process   des  Verdeutschcns    und 


40 

iIcsorKunisircMul,  und  (TnI  wenn  %ie  von  der  gfintiufreti  Kraft  tln 
iiiiinn-    Noiwilrts    stnlxiMli'ii    ÜPKrifr^vfrüiiiloruii«    oihI      «»iialtiinK 


l'.tyinoloKisirciis  ((Icicli  lirKiiiiH-n  und  vortjcrcitiMidi*  (.'inwandluni<fn  «raren 
nicht  notig.  Dann  sind  die  Lautvcrftndrrningt-n  in  di'r  Tat  nicht  mehr 
mcchtiuiHrhi;  VorgUnf/o,  dann  liindrn  nio  iiich  an  kfin  iie%e\r.;  im  l.atei* 
nischon  un<l  HonianisciKMi  nirht-  nudir  als  im  I)('UtMrlif>n.  Was  ahor 
von  uhriituninii  und  arcnbalif'Ut  gilt,  die  lielianptung^  die  ertiteu  Lm- 
tornuingeu  Hcini  doch  notwendige  oder  wcnig^lens  regelrechte,  |plt 
nocli  hiitiliK'or  von  ronumisclicn  Wörtern.  Wenn  /urun>  '  in  kat. 
und  \n.  7.n  florom  ,  w<nn  jjtttitofla  zu  plunto/a  lk;it.)  ^ii>i  ^'dg. 

lat.  (unygddlii  /u  ctmifidnld ,  privihffium  zu  pnmiUffium.  '^*.'jx.\,i.y.*i 
/u  li(iuiritia  wird,  wimmi  der  Spani<T  bruUnco  für  (jruttfrft,  jh'iiitano 
liir  jildtauo,  der  l'ortugiesc  f»//tio  für  ti/uo,  der  Italien«  r  ruhulJo  tür 
rihaldOf  schiaiivo  für  «carnio,  inchiohiro  für  incohto,  Itrugtio  für 
prugno,  tremuoto  für  terreinoto  sagt,  so  bind  diese  feinen  Lautvaria- 
tioncn  fein  gegenübor  der  Verdeutschung  z.  13.  von  ralinia  zu  Fell- 
eisen, von  vhentis  zu  Ebenholz,  von  hamaca  zu  Hängematte,  von  /ow- 
/*arf/o  zu  J.ongohardo,  von  bugsi^iet  zu  buonpresho  beavpre  durchaas 
nicht  jzesetzNvitlripf.  Si»'  hätten  vor  sich  gehen  können,  auch  wenn 
dem  Kiit.  kein  Jlor,  Blume,  kein  plaidu,  >ohle,  dem  Lateiner  kein 
primus,  kein  mandere,  Vf^io.  liquidus,  dem  Spanier  kein  brtiio  plauta, 
dem  Portugiesen  kein  tu/...,  «lern  Italiener  kein  rubare,  kein  hütiaco 
und  chiostro  und  pruno  und  trcmcre  zu  eigen  gewesen  wäre.  Ver- 
setzung eines  aus-  oder  inlautenden  1  in  den  Anlaut;  Veränderung  von 
gd  durch  gnd  zu  ud,  und  Vertretung  eines  griechischen  -j  durch  oiea 
(Schucli.,  II,  29,  citirt  unter  anderen  vulg-  und  mlat.  Formen  amigdola 
{(mccdida.  amagdohi,  agmijitdaJa] ,  ferner  Vertauschung  von  r  und  m, 
und  Abfall  eines  anlautenden  g  vor  l  sind  dem  Romanen  ganz  ver- 
traute, und  dem  Vulg. -Lat.  nicht  unbekannte  Krscheinungen:  ebenso 
wenig  dem  Spanier  der  Wechsel  von  b  und  g,  und  Epenthese  eines  w 
vor  Dentalen;  dem  Port,  und  Ital.  Wechsel  von  u  und  i.  dem  letzte- 
ren Einschub  eines  /,  Wechsel  von  b  und  p  und  Elision  des  tonlosen 
Vocals  der  Anlautssylbe.  Hingegen  ist  z.  B.  die  Umgestaltung  von 
\is  in  Holz,  von  lom  in  loi^go  durch  keine  möglichen  Gesetze  irgend 
welcher  Sprache  vorgeschrieben.  Ich  meine  also,  dass  in  manchen  für 
Volksetymologieen  ausgegebenen  Wortverändeningen  diese  aus  rein  me- 
chanischen l^ewegungen  hervorgegangen  sind  oder  es  wenigstens  sein 
könnten;  ich  meine  patitoßa  z.  B.  brauche  nicht  im  Gedanken  an 
phwta,  plmitofcis  fttrunculus  nicht  im  Gedanken  an  tlor  ßorofic.  giu- 
tcsco  nicht  im  Gedanken  an  Iruio  brutcsco  geworden  zu  sein;  ich 
meine  das  ital.  lucerta  z.B.  könne  nicht  aus  lacerta  heraus  etymolo- 
gisirt  sein .   weil   lac   den  Italiener  nicht  an  Jiw  erinnern  konnte.     In 


47 

durclidrungen  und  ihr  dienstbar  gemacht  sind,  setzt  sich  ihre 
mechanische  Bewegung  in  eine  dynamisclie  um.  Hierin,  in  der 
Benutzung  vorliegender  absiclitsloser  Lautverschiedenheiten  ist 
alle  Differenzirung,  wann  und  wo  sie  auch  auftritt,  einander 
gleich:  in  einigen  anderen  Punkten  aber  unterscheidet  sich  die 
der  alten  Epoche  von  der  der  neueren,  die  indogermanische  von 
der  romanischen. 

Da  nämlich  die  Differenzirung  ein  Trieb  ist,  den  die  Not, 
diese  kluge  Erfinderin,  in  der  Sprache  wachruft,  ein  Versuch 
ihrer  Mittellosigkeit   aufzuhelfen,   so   wird   er   um   so  tatkräftiger 


laccrta,  lacarta  ward  das  tonlose  a  in  den  verschiedenen  romanischen 
Sprachen  zu  e  und  i  und  o  und  u,  selbstverständlich  ohne  bestimmte 
Absichten;  so  ist  im  ladinischen  lugord  der  Anklang  an  lux  ziemlich 
schwach,  obwohl  der  ?<-Yocal  darin  ist.  Der  Italiener  mochte  nachher 
den  ?^-Klang,  den  er  unabsichtlich  geschaffen  hatte,  mit  Vorliebe  fest- 
halten, weil  lue  ein  ihm  wohlbekannter  Stamm  war,  ich  leugne  nur, 
dass  das  Bewusstsein,  dass  also  die  Einmischung  fremder  Wörter  stets 
der  erste  Beweggrund  solcher  Veränderungen  sei:  Capitolimn  wurde 
zuerst  rein  lautlich  zu  Canqn'tofjlio:  die  Umdeutung  zu  canipidu(jlio 
ist  secundär.  Delphinns  wurde  zuerst  rehi  lautlich  zu  flaljin  doJßn 
(it.  — o),  die  Umdeutung  zu  (joljht  ist  secundär.  Und  so  fort.  —  Schu- 
chardt  führt  einmal  bei  Gelegenheit  solcher  Volksetymologieen  als  Ixegel 
an  —  ich  weiss  nicht  wo  und  mit  welchen  Worten  —  die  Aussj)rache, 
d.  h.  der  Lautgehalt  eines  Wortes  würde  einem  anderen  zu  Liebe  ab- 
geändert, und  nennt  es  eine  Ausnahme,  Avenn  erst  der  Aussprache  zu 
liiebe  eine  Ableitung,  eine  Beziehung  zu  diesem  oder  jenem  Worte 
erfunden  würde  (wie  z.  B.  in  Sept  —  'i)iiber).  Bim  ist  also  die  Umdeu- 
tung Urheberin  der  Umformung.  Dass  ich  für  alle  Fälle  wirklicher 
Volksetymologisirung  (Ebenholz,  Longobarden)  nur  der  gleichen  Mei- 
nung sein  kann,  versteht  sich  von  selbst,  doch,  meine  ich,  fast  ebenso 
oft  sei  die  Umformung  Urheberin  der  Umdeutung,  eine  absichtslose 
Moditication  der  Aussprache  bringe  die  Möglichkeit  dieses  oder  jenes  Ety- 
mologisirens  erst  mit  sich,  das  selbst  Etymologisiren  sei  nur  der  letzte 
Saltimbancosprung  einer  bis  dahin  schrittweise  naturgemäss  vorwärts 
gegangenen  Entwickelungsbahn.  —  Was  Geschick  oder  Ungeschick 
an  Worterklärungen  dann  einmal  geschaffen  hat,  das  hält  dann  frei- 
lich der  Wissens-  und  verständnissdurstige  (ieist  unveräusserlich  fest, 
so  hochtrabend  poetisch  oder  so  verzwickt  und  unsinnig  es  auch  sein 
mag.  —  S.  weiter  unten  näheres  über  Volksetymologie. 

Nachträghch  verweise  ich  noch  auf  Caix,  i^tmiall,  *i,p.  8S8.  Cerchio- 
rito  aus  oder  nehen  ccrcoviio  (circuituf<)  ist  ein  l)(>lefr  für  meine  Annahme. 


48 

iu  ilio  Spr.iüliltililiiiiK'  «'iiigmfi'ii,  je  iiuhr  diese  uorb  in  dfii  An- 
faiiKcii  ilires  Werdens  steht,  je.  ürimT  feie  Ut,  je  kleiner  die 
Smmiir    der    Ix'KiitTsln/eirlmoiideii    Wur/eln,     die    sie  'Ten 

hat.      l)ie    iinh>^'crnianisehen    Grundsprachen    w<r'  *■  i..il»e. 

gleich  nach  (hm   Al»srlduss  der  ersten  I'undumei.i.  ^'  der 

Wur/.r'ln,   diese  differen/iren,    um  ihren   Vorrat  /u    .  -en» 

spater  ahcr  wiul  diese  Fflhigkeii  erlöschen  und  anderen  den 
riaf/  räumen.  Wo  hinj^egen  eine  Sprache  bereiti»  einen  hingen 
mitlungs^'anK  hinter  sicli  hat,  wo  ihr  Kreislauf  fast  vollhracht 
iiiiil  sie  im  Verfall  hegriffen  scheint,  d.  h.  wo  aus  einer  I'rimiiiv- 
spiMclic!  sicli  secundäre  Sprachen  entfalten,  welche  Barharenvolkern 
voll  ciiiem  liri  rschenden  Cnlturvolkc  Uherbracht  werden,  wie  den  ro- 
manischen Vom  römischen  Keichc  geschah,  wo  ihnen  also  ein  grosser 
\  t)H  al  v(jn  fritigtii  Worten  ilbcrliefert  wird,  da  braucht  von  Vermeh- 
rung, da  wird  von  scharfer  Sonderung  zuerst  nicht  die  f'ede  sein, 
da  gehen  Laute  und  Ihgritfe  aiLs  ihren. Grenzen  nur  heraus,  um 
sich  zu  vcrtiüchtigcn,  zu  vermischen  und  in  einander  zu  Hiessen, 
nicht  lim  sich  zu  verfeinern,  zu  spalten  und  zu  verviclföltigen; 
in  bequemer  und  sorgloser  Nachlässigkeit  wird  mit  dem  ererbten 
(iute  geschaltet.  Und  erst  wenn  Jahrhunderte  des  Gebrauchs 
und  Verbrauchs  vergangen  sind,  wenn  das  Geraisch  aus  lateini- 
schen und  celtischen  oder  iberischen,  griechischen,  germanischen 
und  arabischen  Iicslandteilen  gehörig  durch  einander  gerüttelt 
und  das  Andenken  an  die  fremde  Misch-Abkunft  ganz  venvischt 
ist,  erst  wenn  alle  jene  Kiemente  unter  einheitlich  bindende  Ge- 
setze gezwungen  und  so  der  Sprache  S^mren  eigener  nationaler 
Tätigkeit  und  einer  gewissen  Eigenart  aufgedruckt  sind,  erst  dann 
beginnt  man  sie  hochzuhalten  und  zu  schonen  und  an  ihrer  Ver- 
vollkommnung zu  arbeiten;  erst  dann  kann  ja  auch  von  einer 
wirklichen  Mehrung  des  Ideenvorraths  die  Kede  sein.  Das  licht- 
volle Scheiden  des  Dift'erenzirungstriebes  tritt  daher  in  den  roma- 
nischen Sprachen  erst  später  hervor,  entfaltet  sich  dann  aber  mächtig 
und  dehnt  seine  Herrschaft  so  lange  mehr  und  mehr  au«,  so  lange 
die  Bildung  der  Nation,  also  auch  der  Sprache  im  Steigen  ist.  Das 
ist  der  erste  Unterschied.     Der  zweite  ist  noch  wichtiger. 

Den  Romanen  ward  weder  ein  blosser  ^Vurzelvorrat ,  noch 
ein  Wortvorrat  von  so  sinnlich  klarem  Bau  vererbt,  dass  die 
Wurzeln  oder  Worttliemen  und   ihre  Determinativ-  und  Flexions- 


49 

demente  sicli  immer  leicht  von  einander  abheben  hissen,  wie  es 
im  Altindogermanischen  der  Fall  ist;  vielmehr  war  ihnen  ein 
Grundstock  von  ganzen,  in  ihren  Elementen  fest  aneinander  odei' 
unauflöslich  in  einander  geschmolzenen,  zum  Teil  schon  et3mo- 
logisch  ganz  verdunkelten  Wörtern  überkommen.  Wo  aber  die 
Wurzel,  oder  da  diese  I^ezeichiuing  jetzt  kaum  noch  passt,  wo 
der  Stamm  und  seine  Determinativbestandteile  noch  klar  vor- 
liegen, ist  doch  ihre  Form  meist  so  abgenutzt  und  abgeschlifi'en, 
knapp  und  einfach ,  oder  auch  schon  von  den  Primitivsprachen 
selbst  mehrfach  gespalten,  kurz  ihre  Gestalt  ist  eine  solche,  dass 
eine  der  alten  Wurzel  Variation  entsprechende  Stammvariation 
gar  nicht  —  oder  sehr  selten  —  eintritt.  Die  romanische  Diffe- 
renzirung  vollzieht  sich  also  hauptsächlich  an  ganzen  Worten 
mit  rücksichts-  und  verständnissloser  Verwischung  oft  des  Stam- 
mes, oft  der  Suffixe.  Bei  ihr  gilt  also  nicht,  wie  bei  den  indo- 
germanischen Sprachen  als  Regel,  differenzirte  Wurzeln  und  Suf- 
fixe und  als  Ausnahme  einige  wenige  differenzirte  Wörter,  son- 
dern als  Regel  differenzirte  Wörter,  als  Ausnahme  differenzirte 
Stämme  und  Suftixe.     Das  ist  der  zweite  Unterschied. 

Ausnahmen  aber  sind  auch  hier  vorhanden :  und  das  aus  der 
Erfahrung,  aus  den  bis  jetzt  erfahrenen  und  erkannten  Erschei- 
nungen, abstrahirte  Gesetz,  dass  secundäre  Sprachen  keiner  Wurzel- 
und  Stammbildung,  keines  Wurzelbewusstseins,  also  auch  keiner 
Wurzeldifferenzirung  fähig  sind,  muss,  für  die  letzten  beiden 
Punkte,  eine  kleine  Einschränkung  erfahren. 

Die  eigene  selbstschaffende  Tätigkeit  der  romanischen  Spra- 
chen, gerade  in  Betreff"  der  Wortbildung,  ist  meines  Erachtens 
überhaupt  noch  nicht  genugsam  gewürdigt  worden,  obwohl  sie 
gerade  in  ihr  mit  voller  Kraft  wirkt  und  w^ebt  und  neugestaltet; 
und  absichtlich  lege  ich  gleich  in  dieser  kleinen  Erstlingsarbeil 
einen  acuten  Accent  darauf.  Wie  Entartungen  und  Entstellungen 
des  Lateinischen,  wie  ein  chaotisches  Jargon,  das  durch  eine 
weite  Zeitkluft,  die  man  früher  durch  Ausdrücke  wie  Barbarei 
und  Sprachmischung  characterisirte,  von  jenem  geschieden  ist, 
fasst  jetzt  wohl  Niemand  mehr  die  romanischen  Sprachen  auf, 
doch  geht  man,  wie  ich  meine,  auch  dann  noch  fehl  und  urteilt 
schief,  wenn  man  sie  wie  sklavische  Nachahmerinnen  im  Grossen 

C.   MiCHAttLIS.  4 


uiiil  (Jaii/iri  lies  I..'it('inis<|ifn,  in  cinzflnfn  FfllU»n  iih^r  r^*"^'  "11<t 
cirr  Sprachen  nnsicht,    iius    donon    f^ii*  Ulx  rliaiiiit  etwa«  ,    «n. 

Es  Ist  rill  «liinliaiis  falschoft  Vcrfalirm,  für  jwl«  ronianiM!lie 
Wort,  (l(  ssrii  Ktynion  nicht  klar  dnlir-gt,  nach  Hn^in  f€»«l#»n 
Muster,  ( in«  r  festen  Schahlonf»  zu  snch(?n,  von  dem  hcinc  forllgp, 
vorlie^'ende  (Jesialt  ein  ^enaner  Ahclnirk  sfin  roII.  Nicht  ein- 
mal mit  dem  lateiniseljon  Fonds  wurde  so  nm?"'  -»' '"»n.  Zwar 
t'lllirte  das  Lateinische  znm  grossten  Teile  wrhon  .lete  Waa- 

ren  <iii:  off  alxr  wo  die  filit-derung  ia  Stamm  nnd  Kndang 
scharf  ausgesprochen  dalag,  wunlen  diese  wohl  als  (»anzes  ver- 
einigt aber  doeli  als  noch  lösbare  und  tiflssigc,  frei  vcrbraoch- 
bare  Stoffe  übernonimrn.  So  allein  ward  eine  Kntwickclung  der 
Sprache  mittelst  der  Derivation  möglich  und  fruchtbar.  Kigent- 
lichon  Rohstoft'  jedoch,  der  ganz  nach  freiem  Kmiessen  verarbeitet 
werden  konnte,  hatte  die  lateinische  Sprache  nicht  zu  vergeben. 
Wurzeln  oder  Stämme,  die  gleichsam  noch  in  ungeformtem  Zu- 
stand, also  der  Piildung  und  A'crvielfaltigung  noch  fähig  waren, 
führten  nur  die  germanischen  Eroberer  den  llomanen  zu.  Die 
obige  FiCgel,  dass  die  romanisclien  Sprachen  nur  eine  Wortdiffe- 
renzirung  kennen,  und  als  Ausnahme  wenige  Stammdiffcrenzirun- 
gen,  kann  also  dahin  präcisirt  werden,  dass  wenigstens  die 
germanischen  Bestandteile  oft  als  Stämme  eingeführt, 
als  Stämme  erkannt  und  als  Stämme  differenzirt  wur- 
den, die  lateinischen  aber  nicht. 

Was  den  liontanen  aus  dem  ^lunde  der  nordischen  Eroberer 
fremdartig  entgegentönte,  war  ihnen  selten  als  Ganzes  mund- 
gerecht: häutiger  ging  nur  der  wichtigere  sinntragende  Stamm, 
der  durch  die  germanische  Betonung  leicht  fassbar  war,  in  ihren 
Wortbesitz  über.  Auch  einige  volle  Suffixe  —  niffo  aldo  nrdo 
anda  —  wurden  productionsfähig.  Den  Stamm  allein  abstrahirten 
sie  also  aus  einer  ^lenge  ihnen  vortönender  germanischer  Wörter, 
die  ihn  in  sich  enthielten.  Da  aber  auch  im  Germanischen  ein 
Wort  gewöhnlicb  schon  mehrfache  Gestalten  hatte,  welche  die 
verschiedensten  Sinnnüancen  überkleideten,  oder  auch  nur  wie 
im  Altspanischen  überwuchernde  Kraftproben ,  Luxusartikel  waren. 
so  ward  beides,  Form  und  Sinn,  wie  es  scheint,  nur  in  den  all- 
gemeinsten  Grundzügen    aus   der   Menge   der  Bildungen   und  Be- 


51 

deutungeii  abstraliiit  und  vom  Spanischen  selbst  erst  wieder  be- 
festigt und  differenzirt.     Doch  cxcmphini  doccdt! 

Zu  welcher  Unzahl  von  lautlich  geschiedenen  Formen  hatte 
sich  z.  B.  die  indogermanische  Wurzel  grh  gespalten!  [S.  unter 
anderen  Diefenbacii.J  Zu  welcher  Unzahl  von  sinnverschiedenen 
Worten!  Der  Romane  abstrahirte  ans  dieser  ganzen  Fülle  laut- 
lich nichts  als  die  Dreizahl  der  Iladicale,  deren  Charactcr  als 
Guttnralis,  Liquida  und  Labialis,  und  das  Bindeelement  des  a- 
Vocals;  sinnlich  nichts  als  den  breiten,  gar  nicht  mehr  mit  einem 
Worte  zu  umfassenden  Begriff  der  jede  einzelne,  energisch,  nicht 
mit  flacher,  sondern  mit  gekrümmter  Iland  vollzogene  Bewegung 
benennt,  ob  sie  sich  nun  zum  graben  oder  greifen,  zum  rau- 
ben oder  stehlen,  oder  zum  kratzen  und  kritzeln,  zum  schreiben 
oder  übertragen,  zum  Zickzackgehen,  Winkelzüge  machen,  das 
Gesicht  verzerren,  Fallstricke  legen  etc.  etc.  individualisirt  hat. 
(irh  mag  schon  im  Deutschen  alle  diese  Einzelheiten  benannt 
haben;  schon  im  Deutschen  mag  grh^  ganz  wie  im  Bomanischen, 
den  ersten  Radikal  zu  g  oder  Ä-,  den  zweiten  zu  r  oder  l,  den 
dritten  zu  h  oder  p  oder  f  gespalten  haben;  die  Liquida  mag 
ihre  Stelle  hinter  dem  Guttural  oder  vor  dem  Labial  einge- 
nommen; ein  epenthetischer  Vocal  mag  ihn  von  beiden  getrennt 
haben;  die  Labiale  mögen  einen  parasitischen  Nasal,  h  und  p^ 
ein  m^  f  ein  n  vor  sich  erzeugt,  und  so  mag  grh  eine  Fülle 
von  Formen  aus  sich  selbst  geschaifen  haben:  die  Deckung  der 
Specialbcgritt'e  durch  diese  oder  jene  der  vorhandenen  Formen 
wird  sich  dennoch  in  beiden  Sprachgruppen  nicht  entsprechen, 
nicht  lauter  gleiche  Formen  werden  in  beiden  wirklich  geworden 
sein,  ob  auch  die  Möglichkeit  ihrer  Existenz  in  beiden  gleich 
gross  war.  Nicht  für  jede  Erscheinung  der  Wur;^el  grh  im  Spa- 
nischen oder  in  anderen  romanischen  Sprachen  wird  das  Germa- 
nische ein  Vorbild  aufweisen  können,  höchstens  für  ihre  einfach- 
sten suftixlosen  Repräsentanten;  alle  durch  Anfügung  von  roma- 
nischen Präfixen  und  Suffixen  hispanisirten  Gestaltungen  müssen 
für  Originalbildungen  erklärt  werden,  für  selbständige,  aus  deut- 
schem Material  gemeissclte  Gebilde.  Derselbe  Stoff,  jedoch  ein 
anderer  Schnitt:  also  doch  ein  anderes  Costüm. 

Ich  sehe  also  im  spanischen  garbnllo  —  an  dessen  Deu- 
tungsversuch durch   unseren  Meister,  Diez,   der  ^Mangel   der   bis- 


52 

hörigen  Mctliodr  rcclit  <  rsirlitlirh  ist  und  an  dem  drr  Niclifglaube 
Uli   romanisclH-  Orij^iiialitat   sich   rilcht  *   —   ich  »c-hf 

in    f/nrhullo     riir/nrhitllar    pttrhrar   f/arhin ,    im    ll.  garl/ttfflio, 

tr/.  ifiirhimil  f/arfjouillrr ;  npr.  ffnrf/Uf/f. 
\\\    fnn/ti  f/nr/tuhi  f/orjin  fKirfiada  (fnrfrur  f/arßuar,  pjf.  ffitrfo 
in   f/arnltutn'^    f/arnhdfdrht    f/nrnhiitinr    garnho    pnraltrro    pa- 

rnfiitd   f/(n(if/nf(>sa;  jig,   (f<inihulJin  (furnhulhmtn  yarnrnnro 

f/(irnrnn!^cl()  fftiravato  rvf/itrurltdflo;  it.  t/nrfthiiHurf. 
in   f/(t  )■  II  //iiflin    (jdiajniiü    t/nrnpuUo   purapnto;    pg.  etiffarapnr 

(tnvdjiitit  f/arrapdlear  i/(irrajinton  Ptr. 
in    in/ii  y  }<i  far  Dif/firrnffir  f/arrnfumr 
im   Y\i.  iirdiiitn    f/rdicfn   ornrntifho  fVfrrdiitdr ;    frz.    grabcan 


»  S.  Diez,  K.  \V.,  I.  jol  und  II,  328  und  332.  Kr  erkUrt  hier 
garhulU)  fiir  ein  Conipobitum ,  desgen  Elrmente  garrire  und  buUire 
willen,    Wiilncnd  vv  docli,  Gr.   '.y.'r2 ,   f/arhufflio   unter   die   it.  •  ftn 

Bildungen  in  uylio  riclitig  einreiht.     Seiner  er.st  erwähnten  i... -ug 

kann  icli  nicht  zustimmen,  weil  eine  gerne  inromauisclie  Compo^ition 
dieser  Art  nicht  ein  einziges  Mal  vorkommt,  da»  spanisch-portugiesi- 
sche AVort  aber,  wie  seine  zahlreichen  Ableitungen  beweisen,  nicht  erst 
dem  Ital.  entlehnt  sein  kann;  ferner  weil  die  Macht  der  Gewohnheit 
erfordert  hätte,  dass  im  Spanischen  (und  auch  im  Italienischem. 
wie  in  allm  bekannten  Imperativcompositionen  so  auch  hier,  der 
Ijindevücal  /  eingeschoben  winde.  GarrilntUe  würde  ohne  weiteres 
als  pleonastische  Zusammensetzung  anerkannt  werden,  garhuglio  gar- 
houil  aber  um  so  weniger,  als  grahouil  das  häufigere  zu  sein  scheint. 
Dem  Stamme  ffrah  garb  wurde  das  Suffix  ugh'o  angefügt,  das  im  Ita- 
lienischen oft,  ob  seine  Herkunft  auch  dunkel  scheint  (ucuhts'fi.  be- 
nutzt wurde,  wo  Mischmasch  und  Wirrwar  geschildert  werden  sollte. 
S.  taffcriKjlio  viiscuglio  somhuglio  sobiiglio  scombuglio  cespuglio  bar- 
biKjlio  pattuglia  avanzugJio  guazzabugjio ,  in  welchem  letzteren,  da 
nur  ein  (juazza,  kein  guazzab  existirt .  in  der  Tat  eine  Zusammen- 
setzung mit  biK/lio  vorliegen  könnte.  Der  toskanische  Vulgairdialect 
bietet  ferner  noch  canapuglio  ciruylio  rapugJio.  Im  Portugiesischen 
hat  nlho  die  gleiche  Bestimmung  eine  unordentliche  Masse  zu  charakte- 
risireu.  S.  pedregulho  graidho  casculho  cascabulho  bartdho  handulho 
baguVio.  Und  auch  im  Spanischen  dient  i/7/o  vjo  bisweilen  diesem 
Zwecke,  wiewohl  es  in  den  meisten  Fällen,  ich  zähle  50,  bedeutungs- 
loses Füllsuffix  geworden  ist. 

-  S.  Diez,  E.  W. .  II.  135.  liier  wird  der  Versuch  gemacht  auch 
garahato  in  zwei  Teile  zu  zerlegen,  oder  ein  arabisches  Wort  darin 
zu  entdecken. 


53 

grabvge    yraboiiil    yraho^dlkr  gravcr   (sp.  ytahar)  gnuh- ' 

gravclcr  gravclin  gravelct 
in  grapa  grapon,  kat.  grapwga,  it.  grappa,  pr.  graps,  frz. 

grappe  grop)pin    graplgnan    etc.,    gnqHilc,    kat.    groponar 

(kriechen) 
in  graf  grafinar    grafinar,     it.   graffio   etc.,    pr.   grajin,    frz. 

agrafc  graffln  graffigner  etc. 
in  grampa  grampon,  pg.  cmgrampar  cngramponar,  ii.  grampa 

aggrampare 
in  garambaina 

im  arag.  garr-ampa,  pg.  oigarampar  aigayatupovar 
in  galfcuro^  pg.  engalfinliar 
in  galafalc 
in  galapago 
im  pg.   carrapato   cnvarrapitar  carapcta  carapinha  carcq^ifff, 

it.  carapignare. 
im  frz.  crapmid  - 

im  pg.  carampäo ,  it.  (bresc.  comask.)  cnrantpaua 
im  frz.  crampc 
im  sp.  calambre 
im  sp.  calapatillo, 


^  Sielie  jedoch  Dicz  II,  329. 

-  S.  Diez,  E.  W. ,  II,  267.  Ich  vermute,  dass  crapaud,  dialek- 
tisch auch  grapaud ,  kat.  fjrijjait,  alt.  grapalt  (jraxiaut  mit  dem  spani- 
schen galapago  und  dem  neukat.  calapat  (s.  sp.  calapatillo)  identisch 
ist,  und  dass  es  weder  von  crepare,  noch  vom  ags.  creopan  als  selt- 
sam vereinzelte  Frucht  übrigblieb,  sondern  zu  dem  reich  vertretenen 
Stamme  _^77>  gehört,  der,  wenn  ich  nicht  irre,  aucli  ein  afrz.  Verbum 
crapcr ,  kriechen  (s.  oben  kat.  graponar)  aus  sich  abzweigte.  Ob  auch 
das  it.  carijure  hierher  zu  ziehen  ist?  Dass  Kröten  und  kriechendes  Getier 
aller  Art  vom  sogenannten  krabbeln  (Krabbe  selbst  kommt  freilich  von 
carabus)  ihren  Namen  erhielten,  ist  sehr  natürlich  und  kommt  oft  vor. 

Das  kat.  gripau  führt  zu  einer  zweiten  Reihe  romanischer  Ver- 
treter des  indogermanischen  grb  hinüber,  die  besonders  in  Frankreich  als 
grif  grip  grimp  keine  unbedeutende  Rolle  spielen,  von  der  wir  aber 
hier  absehen,  da  sie  sich  aus  dem  anderen  Aste  der  schon  im  Deut- 
schen zweigespaltenen  Wurzel :  aus  dem  Urbild  des  modernen  greifen 
und  nicht  dem  desCfrabens.  von  dem  wir  hier  ausgingen,  entwickelt 
haben.'    S.  p.  Gl. 


(I.  h.  ich  M'lic  in  ym  I»  »fm  ol,  ijurac  fjaraj/  yai  rap^  iu  ytuj 
>/(trriiJ\  null  ijnliif  i/hIuji  talaj»;  in  yrab  grac  yraf 
yi'til'  f/innt/»  f/iiriiin/>  f/(irranip  ymamb  trtip  camp  cur- 
rnp  (  }fitH/i  curiiuijt  calutHj»  und  in  der  UnKcii  H<.*ili«r  ihrer 
Alilritiiii^'cn,  von  «U-ncn  i<l»  hior  jiur  eine  ^'.in/  kleine  I'rolic 
hicfc,  iiikI  /u  denen  sich  viele  italimi^ehe  formen  mit  abgewor- 
tciK  III  (Hilf mal  iiikI  andere,  auch  portugiesische,  mit  prohtheti- 
scheiii  s  hin/.iifdgen  lassen,  ich  sehe  also  in  all  die»en  Stell- 
vertretern der  HeKriffe:  Haken,  Anker,  Harpune,  Kralle,  Klaue, 
Na^M'l,  Krampe,  Klainin<r,  Kranij)f,  Klette,  Netz,  Schlinge,  Fall- 
striek,  Zick/acklauf  des  Krebses,  kritzliclie  Handschrift,  (iesichts- 
verzerrung,  etwas  vor  Killte  oder  Alter  Geknimnites,  jede  krau^^e 
Speise,  dann  Krebs,  Krabbe,  Kröte,  Schildkröte,  Filzlaus,  Dieb, 
Gauner,  Häscher;  ich  sehe  in  fünfun<lzwanzig  verschiedenen 
Staninifonnen  virtuell  ein  und  denselben  Stamm  und  zwar  die 
diireli  deutsche  Vernjitteluiig  überbrachte  und  auf  romanischem 
IJoileii  selbständii,'  variirte,  im  Lateinischen  in  so  einfacher  Form 
und  in  dem  l'rsinn  des  Greifens  und  Fassens  gar  nicht  erhaltene, 
den  romanischen  Sprachen  aber  ausserdem  noch  durch  griechi- 
schen Einfluss  als  yraphium  (frz.  yrcffc^  it.  syraffio  etc.)  mit- 
geteilte indogermanische  Wurzel  yrh.  Gewisse  romanische  Bil- 
dungen stehen  gewissen  deutschen  näher  als  andere,  einige  lassen 
sich  direct  auf  deutsche  Etyma  zurückführen,  das  frz.  graicr  auf 
f/rabdii,  ciampc  auf  crantj'h ,  Qycippc  auf  chrapfo:  trotzdem  aber 
bleibt  eine  so  bedeutende,  was  "NVurzelditfercnzirung  anbelangt, 
vielleicht  unübertroffene,  Zahl  verschiedener  Gestaltungen  eines 
Stammes  übrig,  dass  es  gestattet  oder  geboten  ist,  eine  eigentüm- 
liche Schöpfung  romaniselier  Sprachbildung,  eine  romanische 
Wurzel-  oder  Stammvariation  darin  zu  erkennen. 

Zu  hohem ,  w  enn  auch  nicht  gleichem  Reichtum  der  Ent- 
faltung kam  der  Stamm  sharh  slcaty ,  der  unter  anderem  als 
„Scharben,  schärben"  jedes  zerschneiden,  zerfetzen,  kerben;  als 
„schrapen,  schrubben,  scbrafen'*  (mhd.  schrai{fcn,  schratai,  bair. 
schra/oi)  jedes  kratzen,  ritzen,  scharren,  schaben  bedeutet:  als 
,. Scharbe,  Scherbe"  einen  Einschnitt  im  Flossbaum,  in  welchen  der 
Querbalken  cingepasst  wird,  und  in  ausgedehnterem  Sinne  jede 
Fuge  oder  Kerbe,  die  zur  Verbindung  von  Balken  oder  Brettern 
gemacht  wird,  luul  schliesslich  diese  Verbindung  selbst.  [S.  Bobrick's 


55 

iiaut.  Wöiterb.);   als    „Schilrpo,    Schärfe   oder  Scherf"   einen  ab- 
geschnittenen  Zeugstreifen;    als   „scharf"   (sharj))   alles   spitz  zu- 
laufende.    In  das  römische  Reich  drangen,  als  unmittelbarer  Aus- 
Huss    dieser    Formen    und    Deutungen,    als    Repräsentanten    von 
Scharbe  das  spanische   cscarha  cscaraha  und  cscarpc,  pg.  cscar- 
ta,   frz.    cccirt    ccarccr ;    als  Repräsentant   von  Schärpe  das  frz- 
ccharpCj  woher  sp.  charpa.,  it.  sciarpa;  voji  schrapen,  ccharpcr; 
als  Repräsentanten  von  scharf  erstens  zahlreiche  romanische  Be- 
nennungen  anfangs   spitzgeschnäbelter,    später   aber   beliebig  ge- 
stalteter Schuhe:  pg.  c'scor])c(s)^  Eisenschuhe  als  Marterwerkzeug, 
it.  scarpa^  Scliuh  etc.;   zweitens   die  Benennung   steiler  Böschun- 
gen,  fr.  csccupc^  it.  scarpa^   sp.  pg.  cscarpa;    drittens   das   kat. 
esqtiop,  scharf,  rauh,  hart;  viertens  das  spanische  cscarhar,  pg.  cs- 
carvarj  scharren,  kratzen,  reiben;  fünftens  escarpar,  poliren,  glatt- 
reiben.    Mittelbar  stammen  daher  in  allen  romanischen  Sprachen 
viele  leicht  erkennbare  Ableitungen,   die  an   den   treu  erhaltenen 
Stamm  beliebig  den  Sinn  moditicirende  Silben  anfügten:  zu  Schärpe 
icharj)e  gehört  das  Diminutiv  cscarcclle^  woher  das  ital.  scarsdla, 
pg.  escarcella,  sp.  cscarccla;  zu  escarpa^  Böschung,  escarpado;  zu 
escarpo^  Schuh,  das  spanische  cscarpin,,  frz.  cscapin  etc.    Ferner 
aber  existiren  Ableitungen,  die  zugleich  den  Character  des  Stammes 
leise  umgestalten  sowolil  im  Italienischen  wie  im  Portugiesischen  und 
Spanischen;   das  Französische   ist   auch   hier   arm  und  karg.     Zu 
cscarha  gehört  die  Nebenform  cscaraha  und   das  kat.  cscarahat; 
cscarapcla,  Schleife,  Bandkokarde  —  dicisa    quo   traoi    los  sol- 
dados  cn   cl  somhrcro  —  schliesst  sich   an  skarpa^   das  Etymon 
von  ccharjJC,  an;  cscarahajo,  pg.  cscaravalho  bezeichnet  einen  Riss 
oder  Spalt,  besonders  in  gegossenen  Geschützen;  so  weit  es  Käfer 
bedeutet  stammt  es  wie  das  pg.  cscaracclho  cscrarcUio,  frz.  cscar- 
botj  kat.  cscarahat^   it.  scarafagr/io ,   pr.   cscaraiai   vom  lat.  sca- 
rahactis  oder   genauer  von   seiner  vulgarisirten  Form  scarahaius 
(Schnell.  V.  V.  III,  111);  die  Derivata  csatrahajcar  (sp.),  scara- 
hilhrrc  scarahocchUirc  (it.),  die  Feder  einen  unsicheren  kritzelnden 
Maikäfergang  gehen  lassen  (kat.  fer  cscarahafs)  könnten  hingegen, 
wenn  scarahaciis   nicht   existirte,    ohne  ^lühe   unter   den    romani- 
schen  Abkönnnlingen   von   grh   eine   Stelle    finden,    deren    recht- 
mässige Besitznahme   durch   zahlreiche  Analogieen  für  Sinn-  und 
Fornmmdeulung   bewiesen    werden   könnte.     Esvarhutar^  das    nur 


6€ 

/iitalliK  iiii  <!•  II  iy/-  Kufrr  (rNcarhotj  uiiklinKt,  i*>i  iiichU  ü\h  ciu 
Derivat  \(in  cstart/nr.  \Uih  f^lcichfulls  katalanische  esparmpar, 
k  rat /Oll,  /iiKlfi«)»  aber  KrapHcn,  raubc-ii,  uuguihwi  arriperc,  esffar» 
rapofi^  raiili,  rsf/tii rifmr  o<l«r  rscarri/nr.  %or  Srlirfrrkfn  /ttJUuntnen- 
KchaiHlcrn,  rsf/nrr/fs  rHrnidfulls ,  ila»  hicli  Sträuben  «Iit  llaarr*:  da» 
Kpaiiischf  t si nrn))(ln ,  p^.  fHcarnjcUa  unrl  das  glciclilir^deatendc 
(•scarapnlltt ,   Wirrwarr,  /ank,  Streit,  Uauferei';  das  Mal.  »caraf- 


•  S.  K  W.,  II,  1*28.  Diez  weist  mit  Recht  die  ton  ("otamibiÄH 
vcisiK  litr  /rrloL'nn^r  dos  Wortes  €ncariif,ehir  in  carri,  ücHicht,  und />e/flr. 
lupfcii,  /jiiiscii  ziiriuk,  wouucli  dir  Siibhtanliva  e*t:arapela  und  sogar 
Cficarapulld!  erst  später  aus  dcni  schönen  Verbuni  ex-cara-pelare^  die 
IlaaiT  uns  dem  (iosiclit  raufen,  cntiioraineii  wären.  Naturlich  ist  da» 
l  inj^ekehrte  der  l'all;  »las  Substantiv  i-^t  »las  erstcre,  das  Verbuin  das 
abgegleitete;  und  damit  schwindet  die  Möglichkeit  jener  Tomposition 
von  selbst.  —  (Jesicht  und  Haar  ,  wie  sollen  sie  sich  zum  Hepriff  der 
Kauferei  einen?  und  wie  und  wozu  verwischte  man  dies  schone  Bild 
in  puHd  wieder?  An  die  Stelle  dieses  Erklärungsversuches  setzt  Diez 
einen  anderen,  wie  mir  deucht,  gleichfalls  unhaltbaren.  Er  identifi- 
cirt  es  mit  dem  ital.  fcarpeUarc,  das  er  mit  zerkratzen  ü'  *.  führt 

es  also  auf  das   lat.   ticalpcllum   zurück.     So  weit  diese   i  ^'  ti,ca- 

rap  für  den  Stamm,  ela  iiUa  für  Endungen  erklärt,  stimme  ich  ihr 
vollkommen  bei,  im  Stamme  selbst  aber  kann  ich  nicht  das  lat  8ca1j>, 
sondern  ein  variationsfähigeres  ausländisches  Etymon,  das  oben  be- 
sprochene deutsche  .^^karp  crkcmien.  Ursprünglich  mögen  beide  eins 
gewesen  sein,  wie  sie  auch  in  ihrer  Bedeutung  kratzen  zusammen- 
fallen (vgl.  scalpturio  scalpuriö)\  hier  aber  müssen  sie  von  einander 
getrennt  werden.  Scalp  wäre  im  Spanischen  zu  t^scop,  al  durch  au 
zu  0  geworden,  wie  es  in  seiner  einzigen  populären  Gestaltung  f^ro- 
pJo,  Meissel,  auch  in  der  Tat  geschah.  IJscopJo,  auch  ^'^dopo  und 
cscopa,  alt  Cftcopalo,  pg.  cscopro,  pr.  e^caupre,  afrz.  ej<chaJpre  escho- 
ph,  nfr.  echoppe,  ist  eine  durchaus  correcte  Bildung,  und  ich  begreife 
nicht  weshalb  Scheler  [Biet.  (V Etyin.  fr.  73)  sagt:  ,Jesp.  escopJo,  pg. 
vscopo  (Joivoit  ctrc  pris  du  fninrais.*'^  —  L'scaljjelo  oder  cscarpelo, 
welches  nichts  als  das  anatomische  Zergliederungsmesser  ist,  erweist 
sich  durch  Form  und  Inhalt  als  gelehrte  Bildung.  Wie  sollte  von  ihr 
das  durchaus  populaire  cscarapcia  ausgegangen  sein?  —  Ein  gleiches 
aber  kann  nicht  vom  it.  f^cariicllo  und  nicht  vom  kat.  (6curpra  e-^car- 
pava  cscarpa  gelten ,  die  ja  auch  beide  den  Meissel  benennen.  Das 
ital.  ohne  Zweifel  davon  abgeleitete  scarpeUare  bedeutet  ursprimglich 
und  hauptsächlich  ausmeisseln;  zu  leugnen,  dass  es  auch  auskratzen 
bedeuten  könne,  i>t  kein  Grund  vorhanden,  wiewohl  es  mir  in  dieser 
Tätigkeit  noch  nicht  begegnet  ist. 


57 

fare  sgaraffarc,  das  pg.  cscarafiinchar,  mit  den  Nägeln  oder 
Fingern  alles  durchstöbern  [auch  csgarafunhar  csgarainnhar  es- 
garavunchar];  csgaravitar  oder  csgravaiar,  kratzen,  scharren, 
csgaravatil,  esgarahidhar  csgarahnlJiäo ,  in  steter  Unrulie  sich 
wie  ein  Kreisel  {carm^da  cscarajfctcar)  hin  und  her  drehen, 
lassen  sich  an  sicarp  anscliliesscn ,  würden  aber  eben  so  gut  zu 
grh  passen.  Ihr  Etymon  schwankt  also  zwischen  beiden.  Icli 
setze  sie  jedoch  hierher,  weil  sicarp  vermöge  seines  Anlauts  noch 
näheres  Anrecht  darauf  hat;  möchte  jedoch  von  den  portugiesi- 
schen Formen  wenigstens  die  auf  iilho  inilio  uncho  lieber  zu 
grh''s  Vertreter  gurhuglio  ziehen,  da  die  Proslhese  eines  h 
hier  zu  den  allergewöhnlichstcn  Erscheinungen  gehört,  und  auch 
der  Wechsel  von  Ih  nh  nch  mehrfach  zu  belegen  ist.  —  Skarh 
entwickelte  sich  also  zu  cscarv  escarh  cscarp  cscarab  cs- 
carap  und  dialektisch  noch  zu  csgarrap  csgarrif,  vielleicht 
auch  zu  cscaraf  csgarnf  csgarav  und  zu  den  französischen 
Producten  cscar  und  charp. 

Da  aber  aller  guten  Dinge  drei  sein  müssen,  soll  noch  eine 
dritte  germanische  Wurzel  ihre  spanischen  Vertreter  vorführen, 
um  zu  beweisen,  dass  sie  sich  auf  romanischem  Boden  aus  eige- 
ner Kraft  vermehren  konnten.  Die  Harfe,  deren  Herkunft  all- 
gemein als  germanisch  anerkannt  wird,  obwohl  ihr  Name  ziemlich 
vereinzelt  dasteht  —  wenn  es  auch  geraten  scheint,  ihn  mit  dem 
schwedischen  harfwn,  raffen,  reissen,  dem  deutschen  Jiarfcn,  rut- 
schen, scharren  als  Bei'gmannsausdruck,  dem  bairischen  härpfev^ 
klettern,  rutschen  in  Verbindung  zu  bringen  —  die  Harfe  ging  mit 
ihrem  nordischen  Namen  liarpa  in  das  Romanische  über  als  hatpa 
harpc  arpa  [s.  Diez,  E.  W.,  I,  o3].  Ihre  hakenähnliche  Gestalt 
brachte  es  mit  sich,  dass  ihr  Name  auf  andere  hakenförmig  ge- 
staltete Instrumente  übertragen  wurde:  Kralle  (kat.  arpa)^  Ha- 
ken (sp.  arpeo)^  Harpune  (sp.  arpon),  Raubvogel  (sp.  arpclla)  etc.; 
arpar,  zerreissen,  zerfetzen,  zerkratzen,  arpado  etwas  zerrissenes, 
zahnig  gewordenes  etc.  [s.  frz.  herpc]^  und -weiter  hdrapo  oder 
fdrapo,  ein  zerrissener  Fetzen,  farpa  dasselbe,  und  eine  spitz  zu- 
geschnittene Fahne.  —  Bis  hierher  stimmt  meine  Ansicht  mit 
der  der  meisten  Romanisten  überein  und  ich  hoil'e,  dass  sie  mir 
auch  weiter  beistimmen  werden,  wenn  ich  die  hispanischen  For- 
men mit  anlautendem  s  oder  z,  welche  dieselben  oder  docli  vcr- 


68 

wandte  liirnii  wirdor^clMii,  auch  /u  dein  dcntiurhcn  harp  /icke. 
diw  Koinil  im  Spaiiisrln-n  als  nip  hnrp  farjt  harap  farnp 
jrarp  zitrr(tp  jenijt  uiul  endlich  dunh  Metathese  gar  &1«  /«- 
/t(irr  (rinr  uicIitiK«-  Holle  Hpiclt.  I)<r  Wcchsid  von  h  nnd  #, 
der  im  indo^rermaiii^clicn,  besonder-^  alnT  auf  Kn'^cbiscii-Iafi'ini- 
scImmii  (Jebit'tc  ciiir  ganz  gcwolmliclM;  Ijsc  li<iiiung  iM,  findj-t  aarli 
im  lunnunischcn  Statt.  Und  ich  kann  vs  «lahcr  nicht  wie  liicz  (Or. 
I,  2851  soltsam  tindcii,  da.ss  als  katalanisrhcr  HqiräAcntant  von 
fufiiini  i/nn  ( inn  (sj).  hrno  J/rirgo)^  ein  sinifftec^  für  fihula  fibcUn 
(sp.  hrhillii),  ein  sivrlln  cxistirt.  Der  Spanier  sagt  hansfrilo  fOr 
sduscrito,  sopaldnda  stellt  neben  fmpaltnulit,  cos»  rhu  kommt  von 
cnhcchd  cof/crhd  cnlicchn  collcctd;  von  hrazo  kommt  brtihotiera; 
<ii((l(di(i  stt'iit  neben  sauihiHit ,  neben  herrojo  cerrqjo,  eriato 
neben  rcnafn  von  ceniis,  neben  hufi:  und  haiz  steht  hasiz,  ne- 
ben hinojo  cnioffil,  neben  imhornal  cimhonial  ^  neben  juharrar 
sajanar,  neben  hiacal  und  jiscal  cisi (il,  neben  hitit/era  hucitrrra, 
neben  dem  kastil.  unhi  ardilln  harda  steht  mallorkanisch  sarda^ 
neben  dem  kastil.  rchcn  rcfcn  (arab.)  das  kastil.  rcscn  '  etc.  etc. 
Darum  also,  weil  h  und  s  oder  r  im  Spanischen  nicht  selten  ihre  Stel- 
len mit  einander  vertauschen  '^,  nehme  ich  an:  erstens  dass  auch  das 
Spanische  zarjm,  Klaue,  Kralle,  wofür  ja  der  Katalane  arpm  sagt, 
germanischen  Ursprungs  ist  (s.  Diez,  I,  3(i5  u.  snrparc):  zwei- 
tens dass  das  spanische  arpillcra,  grobes  rauhes  kratzendes  Sack- 
tucli,  mit  seiner  Nebenform  harpillcra^  katalanisch  sarpal- 
Icra   jL-arpcUcra ,   mallorkanisch   scrpdlera^    pg.   scrajniheira  scr- 


'  Im  kat.  rahü  rahün  rchina  i>ahu  i>t  h  ein  späterer  Eiuschub 
zur  Tilgung  des  durch  Ausfall  von  z  entstandenen  Hiatus. 

2  Das  sp.  pg.  kat.  hcrpr .  llauttlechte  weist  durch  die  Nebenform 
hcrpetc  auf  ein  mlat.  Iicipcs  herpcti^,  das  wie  so  viele  medicLnische 
Termiui  dem  Ciriechischen  entuommeu  ward  (spTzr,;);  sonst  hätte  auch 
eine  Nebenform  zu  serjye  b^icipe,  Schlange,  in  ihm  erkannt  werden 
könneu.  (Vgl.  aopigo,  tlcchteuartiges  Geschwür.)  Vielleicht  liegt 
wenigstens  im  spanischen  saramjjion,  pg.  sarampo  sarampäo  saram- 
pcllo  saraiiijjcJo,  welches  die  Masern  uud  Röthelu  benennt,  eine  volks- 
tümliche Umformung  von  serjK  sich  schlängeln,  vor.  Wie  f/rb  zu 
(jaramb  garamp,  so  könnte  auch  i<rp  sehr  wohl  einmal  zu  saronq)  er- 
weitert worden  sein. 


59 

pilheira  sarapilheira  und  der  baskisclieii  Fonii  satyillera,  sowie 
mit  dßm  entsprechenden  französischen  scrpillicrc  ^,  cngliscli  Sdr- 
plar,  aus  einer  und  zwar  wieder  derselben  Quelle  Üoss,  und 
dass  auch  das  sp.  jerapelUna  daher  stamme,  welches  ein  altes, 
zerrissenes,  in  Lumpen  zerfallendes  Kleid,  wie  Du  Cange  sagt  vcatcs 
mvcteratac,  bezeichnet,  mittelalterlich  aber  zu  sdapcllinac,  scrrnn- 
pclmae,  xerantpcllinac  vcstcs  latinisirt,  und  von  einem  Unkundi- 
gen, vielleicht  auch  von  dem  so  gern  etymologisirenden  Volke 
auf  pellcs  gegründet  ward,  und  nun  speciell  vetcrcs  pclles^  pclles 
parvi  caloris  benennen  musstc.  Drittens  nehme  ich  an,  dass 
die  bereits  durch  farpa  farapo  liarapo  und  durch  das  eben  er- 
wähnte Derivatum  benannten  Lumpen  und  Fetzen,  für  die  im  Spani- 
schen wohl  zwanzig  kräftige  Namen  vorhanden  sind,  noch  einen  ein 
und  zwanzigsten  tönenden,  wichtigen  Repräsentanten  suchten  und  das 
weichere  farap  harap  zu  zarap  zarrap  zaparr  verhärteten:  zara- 
pullon  ist  ein  in  Lumpen  gekleideter  Mensch,  zarrapxislron  das- 
selbe, zatycistroso  zarrupastroso  zaparrastroso  das  Adjectiv  dazu. 
Viertens  ziehe  ich  hierher  auch  die  gemeinromanischen  Schiffs- 
termini, welche  das  Lösen,  das  Loshaken  des  Ankers  bezeichnen 
(S.  Diez  I,  satpare).  Das  ital.  sarparc  stdpure  sciarpcllarc,  frz. 
scuper  sopcTj  sp.  zarpar,  pg.  sarpar,  mall.  sunpa)\  kat.  satpar 
führen  auf  ein  mittellateinisches  cxJiatparc  (s.  unten  Aphäresis),  das 
katalanische  gleichbedeutende  arpar  auf  das  einfache  havparc,  dies 
aber  soll  griechischen  Ursprungs  sein.  Der  Enterhaken  selbst  heisst 
ja  spanisch  auch  arpeo.  Weshalb  aber  soll  man  die  romanischen 
Formen,  in  denen  arpt  enthalten  ist,  auseinanderreissen V  wozu,  da 
ihre  ganze  Schaar  sich  bequem  aus  einer  Wurzel  entwickeln  lässt, 
zwei  verschiedensprachige  Etyma  aufstellen  und  zum  deutschen 
Harfe  noch  die  stammverwandten  griechischen  Formen  apTTv]  dp- 
Trd^sLv  s^apTTa^siv  fügen.  Aus  ihm  liesse  sich  nur  ein  ganz  be- 
schränkter Teil  der  romanischen  Wörter  erklären,  aus  den> 
Deutschen  alle.  Und  da  Differenzirung  griechischer  Stämme  nicht 
vorkommt,  sie  sich  an  deutschem  Stoffe  aber  so  oft  vollzieht, 
dass  man  als  Regel  aufstellen  kann  der  Keim  vielfältig  variirtcr 
Worte,  in  denen  ein  lateinischer  Stamm  nicht  klar  zu  Tage  licgl. 


S.  dagegen  Littrc  und  r<cliclcr 


svi  luit  (i('U(s(;licni  IWhImi  /u  surhcti ,  ho  gluiihf  ifli  ohiifr  Kuhn- 
hoit  auch  Jon«;  ScIiifFnsiiiHjIrncko,  aUo  alte  rornaiiivThcn  Fonncii, 
«Um«  II  Krni  /////  l)il«lrl,  als  AuhHOhäo  (1i?ä  Deatschcn  bi'lrachteii 
zu  kOuncii. ' 

An  (lies»'  «liri,   diucli   ihr«-  i.i'|ui(l:i  i  ii  -»tainm«-. 

f/rh  f,kyh  hr}>,  lassen  sich   sirhorlich   niuix .<    .    .iifn.  iU'WW 

ihr  oft  ciiifarhiT  \\n,\\  vielleicht  oino  so  \i«*lfache  Sfialtung  nicht 
gestaltete,  (loch  al«  r  eine  Hparsamc  Mehrung  nicht  hinderte. 
i);iliiii  rechne  icli  tr<i)t  fr(it)tf>  trep;  tap  tamp  eamp;  rap  ramp: 
miif'  )H(>/  hilf  h(tf;  iiu>n  hon  wuii  hufi)  ff  rat  garat;  hord  hrod; 
/>><>(  horf  hiit  hrrf;  hrorh  hrnnrh  hroz  hronz :  hrig  hretj  hcry 
hüvy;  (tniji  (r(i}>  und  viele  andere,  deren  I^aufliahn  ich  noch 
nicht  eifrig  genuj,'  verfolgt  habe,  um  hier  authentischen  Bericht 
darüber  /n   erstatten. 

Ich  niuss  mich  also  dan)it  begnügen,  die  Grundzüge  eine« 
Planes  anzugeben,  auf  dem  sich  möglicherweise  siiäter  einmal 
ein  grösserer  nützlicher  Hau  erheben  wird.  Schon  lange  sammle 
icb  aus  allen  romanischen  Sprachen  und  Dialecten  Material  da/u. 
Und  wenn  nicht  die  Fülle  dessen,  was  ich  bereits  gefunden  und 
aufgeschichtet  habe,  mir  die  Ueberzeugung  gäbe,  dass  mein  Plan 
(in  guter  inul  erfolgreicher  ist  und  dass  ich  Ober  kurz  oder  lang 
mit  tüchtigeren  siegreichen  Schwadronen  ins  FeW  rücken  werde, 
um  für  meine  Ideen  zu  kämpfen,  so  würde  ich  e*^  nicht  wagen, 
hier  einen  Vorboten  auszusenden  um  kurz  anzusagen,  was  ich 
beabsichtige  und  meine.  Was  in  diesem  Schriftchen  nur  kurz 
angedeutet  ist  und  darum  noch  unsicher  scheinen  mag,  das  hoffe 
ich  später  durch  grössere  Massenwirkung  stützen  zu  können.  Je 
mc  suis  ajicrriic  —  commc  Napolüm  —  que  la  forttnic  facorise 
si)if/ulih'cnic}if  Jcs  i>?7^5  f?ros  hataiUüU.<,  darum  warte  ich  es  ruhig 


'  Ich  nelime  also  die  von  mir  im  12.  Hefte  der  BibUographia 
(ritica  p.  oS2.  No.  22  versuchte  undeutliche  Erklärung  aller  romani- 
schen Formen  in  arp  crp  harp  farp  herp  sarp  zurp,  aus  dem  griech. 
a.p~  ganz  zurück;  und  glaube  mit  der  deutschen  Herkunft  die  mir 
damals  schon  problematische  Doppeldcutung  nämlich  des  einen  Teils 
der  spanischen  Wörter  in  arp  (Harfe  etc.)  aus  dem  Deutschen,  des 
anderen  (Ankerlichten  znrpar)  aus  dem  Griechischen  hiermit  aufgehoben 
und  vereinfacht  zu  haben. 


Gl 

ab,  dass  meine  Truppen  sicli  mehren.  Eine  künftige  Sammlung 
nicht  mehr  germanisclier  Wörter,  sondern  germanischer  Stämme 
in  den  romanischen  Spraclien  wird  zeigen,  wie  die  Romania  kunst- 
voll den  Wurzelvorrat  der  lateinischen  Sprache  erweitert  hat, 
indem  sie  dem  Germanischen  vorzüglich,  ja  vielleicht  ausschliess- 
lich solche  Stammwörter  entnahm,  deren  indogermanische  Wurzel 
dem  Lateinischen  abhanden  gekommen  oder  unproductiv  ab- 
gestorben war.  Schon  an  grh  zeigte  es  sich,  das,  wie  gesagt, 
im  liateinischen  in  der  einfachen  Urgcstalt  und  mit  dem  ein- 
fachen Ursinn  nicht  weiterlebte,  von  Deutschland  her  aber  den 
lateinischen  Erben  nicht-  nur  wie  bisher  gesagt  ward  einfach  als 
grah^  sondern  gleich  in  der  Doppelgestalt  des  gothischen  grah- 
an  und  greip-an  als  graben  und  greifen  zu  einem  so  reichen 
(leschenk  gemacht  ward,  dass  das  griechische  ^rr/jp/mrm  nur  eine 
verschwindend  kleine  Zugabe  dazu  ist.  Greipan  lebt  im  Ro- 
manischen in  manchem  Worte  als  grih  grif  grip  grhvp^  also 
auch  vierfach  vertreten.  —  Jene  Znkunftsarbeit  wird  zeigen,  dass 
diese  deutsclicn  Einwanderer  meist  ganz  populäre  Verbalbcgriffe 
von  sinnlicher  Bedeutung  sind,  wie  fassen,  stossen,  stecken, 
stampfen,  treten,  schwellen,  spriessen,  kratzen,  verstümmeln,  zer- 
reissen,  die  das  Lateinische  niclit  plastisch  und  derbe  genug  zu 
schildern  wusste,  und  die  den  „barbarischen',  romanischen  Volks- 
sprachen doch  unentbehrlich  Avaren.  Sie  wird,  denke  ich,  einen 
nicht  ganz  verächtlichen  Beitrag  für  die  indogermanischen  Lexika 
bieten,  in  denen  wie  bei  Diefenbach,  Pott,  Curtius  der  Geschichte 
der  einzelnen  Wurzeln  nachgegangen  wird.  Sic  wird,  besser  als 
diese  Arbeit,  nachweisen,  dass  der  Romane  reicher  als  der  La- 
teiner ist,  dass  noch  sprachschöpferische  Kraft  in  ihm  lebt  und  wirkt. 
Von  allem  was  die  germanische  Wurzel-  oder  Stamm- 
variation an  Scheideformen  hervorgebracht  hat,  sehe  ich  jedoch 
im  Verlaufe  dieser  Arbeit  ganz  ab.  In  die  zum  Schlüsse  ange- 
hängten Listen  spanischer  Wort  Varianten,  welche  im  Romani- 
schen die  eigentlichen  Vertreter  des  Difl'ei'cnzirungstriebcs  sind, 
nehme  ich  davon  nur  auf,  was  zu  gleicher  Zeit  wirklich  auch  Wo  rt- 
variation  ist,  z.  B.  grapn  und  gntnijxi,  cs(arp<i  und  chiD'pa^ 
farpa  und  harpa  und  zarpn.  Alles  übrige  gehört  nicht  in  ihre 
Reihen:  ich  kann  nicht  zarapallon  als  Scheideform  neben  arpil- 
Icra  stellen,  weil  in  beiden  der  Stamm  Jiarp  enthalten  ist. 


ft2 

Noch  wcniKir  «rlaiilit  aber  wiiro  (h,  wciiri  i<'h  I>oppel((r'«»lal- 
liinK^M)  lat oiiiiHchcr  Stümmo,  olim>  Ilih-ksirlit  auf  die  (ilcich- 
li«  it  <'ili  I  ('nKlm<;)ilicit  ihrer  ])cterminativb(?«tandlc'ilc  liinfin- 
misclicii  iiiui  /.  n.  fsrnjilo  und  csruljfrlo  zu  Scheideformen  Mem- 
jx'lii  wollte,  weil  ja  in  beiden  »b-r  lafeifiische  Stamtn  ttralp  ent- 
halten ist.  Mine  Loshisung  des  NVoi  tstamines,  v*ie  sie  l>ei 
Kf'rnianiselicn  lilrnniiten  tunlich,  notig  und  erv|iri«'Kslich  iist,  wiire 
am  lal.  '!  (ile  vorgenommen,  für  den  /weck  dieser  Arbeit  völlig 
imniil/,  da  «s  von  vorn  herein  feststeht,  das«  lateinische  Stämme 
iii(  ht  als  solche,  frei  von  allen  Suffixen,  in  völliger  Unabhängig- 
kcil,  unentfaltcten   Keimen   gleich,   in    die   i-  hen    Sprarhen 

gcseidvt  wurden,  dass  eine  j)roductive  L..; .. ..  r^elung  blosser 
Stänune,  im  obigen  Sinne  also  hi<r  nicht  zu  eim arten  ist.  Da* 
lateinisclie  Wort  wird  als  (ian/es  aufgenommen,  vorwiegend  als 
Kinhoit  godaclit  und  behandelt,  und  erleidet  daher  seine  natur- 
gcmässen  Umgestaltungen  niclit  etwa  separat  an  den  Hedeutangs- 
elementen,  den  Stämmen,  und  separat  an  den  Suffixen  oder  Prä- 
fixen, den  Bczieliungselementen.  iJas  Krleicliteiiingsprincip  greift 
vielmehr  beide  zugleich  an  und  desorganisirt  und  verwischt  ihre 
(iliederung  oft  ganz  und  gar.  Wie  lassen  porche  =2  port-icus, 
percha  =  pcrt-ica,  mege  =^  med-icus  sich  noch  in  ihre  (irund- 
bostandteile  zerlegen?  Wer  erkennt  in  sombra  soudar  noch  ohne 
weiteres  suh-omhra  suh-ondarc?  Wer  nennt  in  ihnen  noch  omhr 
ond  den  Stamm?  Wie  kann  von  einer  Spaltung  der  blossen 
Stämme  2)ort  pert  med  gesprochen  werden,  wenn  neben  jene 
l)ildungen  andere,  auch  spanische  Vertreter  dei*selben,  wenn  ^yor- 
fico  pertiga  incdico  neben  sie  gestellt  werden?  Im  Allgemeinen 
lässt  sich  behaui)ten,  wo  wir  es  mit  Wörtern  mit  tonlosen  Suf- 
fixen zu  tun  haben ,  sei  das  Rewusstsein  von  ihrer  mehrteiligen 
Construction  ganz  geschw  undeu  oder  irregeführt ,  weniger  wo 
wir  es  mit  Wörtern  mit  betonten  und  sehr  gebräuchlichen  Suf- 
fixen zu  tun  haben.  Dass  die  Sprache  von  der  bedingten  Selbst- 
ständigkeit und  dem  bedingten  Bedeutungsgehalt  der  Suffixe  den- 
noch bisweilen  eine  Vorstellung  hatte,  beweist  nächst  der  Derivation 
die  häufige  Umbildung  und  Vertauschung  eiuas  Suffixes  mit  einem 
andern  (Analogie).  Und  dafür,  dass  sie  auch  vereinzelt  ein  Be- 
wusstsein  von  Stamm  und  Wurzel  hatte,  sprechen  die  seltenen  Fälle, 
in  denen  ein  lateinisches  Derivatum  auf  sein  wirkliches  oder  ver- 


C3 

moiiitliclies  rrimitiv  zurückgofülirt  wird.  Vgl.  z.  B.  Dloz,  E.  \V.,  11, 
a  Vinco  II  c.  sap.  —  Im  Grossen  und  Ganzen  aber  bleibt  walir,  dass 
der  Lateiner  dem  Eomanen  nur  ganze  Wörter  vermacbte,  dass 
von  einer  Differenzirung  lateinischer  Stämme  also  niclit  die  l^ede 
sein  kann. 

Noch  weniger  gerechtfertigt  erschien  es  aber,  wollte  ich 
hier  die  Suffixe  selbständig  und  allein  betrachten.  Die  Um- 
gestaltungen, die  sie  erleiden,  entspringen  nicht  aus  ihrer  In- 
dividualität, sondern  w^erden  von  ihrem  Yerhältniss  zum  jedes 
]\Ial  herrschenden  Stamm  bedingt.  Gerade  darum  müssen  sie 
freilich  sehr  mannigfach  sein.  Nehmen  wir  'fcus  zum  Beisi)iele. 
Der  Regel  nach  müsste  das  tonlose  i  syncopirt  und  c  zu  c/  er- 
weicht werden:  manica  wird  manga^  serica  wird  sarga.  Das 
hindert  jedoch  keineswegs,  dass  der  Spanier  oder  das  Spanische 
nicht  auch  einmal  seiner  Sympathie  für  Identität  der  Härte- 
grade innerhalb  der  Consonanten  eines  Wortes  nachgäbe  und 
pcrsicus,  der  anlautenden  Tenuis  wegen,  zu  2'^^'^scv  pesca  statt 
zu  prisgo  pcsga  machen  sollte  (vgl.  al-hcrchigo;  freilich  existirt 
auch  pcjego)\  oder  dass  ein  ander  IMal  africus  zu  ahrcgo  würde 
oder  werden  müsste,  weil  frg  eine  unmögliche  Consonantengruppe 
ist;  oder  dass  der  Guttural  mit  einem  vorhergehenden  Dental 
verschmölze,  mit  t  zu  c7<,  mit  d  zu  j,  wie  in  porclic,  mege; 
oder  dass  der  tonlose  Vocal  erhalten  bliebe  wie  in  clerigo^  selbst 
mit  Aufrechterhaltung  der  Tenuis,  wie  in  den  schon  altspanischen 
Formen  ccintico  angcUco  (Berceo). 

Gewiss  ist  es  vom  höchsen  Interesse  und  wird  auch  zu  neuen 
Ergebnissen  führen,  wenn  aus  dem  Abschnitt,  welchen  unser 
Meister  der  Ableitung  widmet,  und  der,  wie  alle  Teile  seines 
Werkes,  in  grossartig  einfachen  und  klaren  Zügen  skizzirt  ist, 
einzelne  der  dankbaren  Schüler  die  Hauptmerkmale  zusammen- 
stellten, die  für  das  Gesammtbild  der  Romania  angegeben  sind, 
sie  in  ihrem  Wert  und  ihrer  Anwendungsfähigkeit  auf  jede  ein- 
zelne Sprache  abwögen  und  demgemäss  vervollständigten  oder 
beschränkten.  So  weit  ich  es  bisher  für  das  Spanische  getan, 
erwiesen  sich  die  vorgezeichneten  Umrisse,  wie  alles  was  eine 
Meisterhand  entwirft,  als  unverrfnikbar;  neue  Linien,  die  Schatten 
und  Licht  abtönen  und  bestimmen,  lassen  sich  aber  natürlich  dem 
Bilde  noch    reichlich  einfügen.     Gewiss   ist   es   nicht   wertlos   ein 


64 

kuiv.eii   NV(jii  dt's  .Mci^tuis    zu  vcrbreileru  un»l   /u  iil"iu!.rf.     ihkJ 
z.  n.  bei   ileni  Suffix«*   hlua   aus  den   uU  I'r..  tcri 

Siltzeu:  „Die  lietoiiuiiK  des  Staromcb  schodettf  dem  SufHx  welcbe» 
häutig  vcrstüiiMiu'll  wurd'*  und  „Nacbbilduiigeu  siud  oicbt  zu  er- 
warten'' {(ir.  II  'A'JO)  die  nötigen  S(:hl(lr>8C,  bo  vrrkettel  bic  aucb 
sein  mögen,  /u  folgei-n.  Gewivs  ist  es  intcrefuiant  zu  ^  •  -.viu 
niannigftulie  I'urnien  die  scheinbar  von  einem  einheitlich-..  '  ize 
vorgcsclniehene  Knt Wickelung  dieses  Suffixes  annelmien  kouote. 
Miiii  (italiii  L(('iii,  dass  von  94  lateinischen  Vorbildern  —  ac, 
nlh.  (ihf.  (ir.  (dl.  Kill.  rund.  cup.  dol.  ejunc.  ferv.  flacc.  Jlamm. 
Jlav.  Jlocc.  Jiur.  ßu.  futt.  form.  frac.  frUf.  fuly.fulc.  *  ftun.Jmiy. 
f/rl.  f/rar.  lieh .  licrh.  hisp.  horr.  hum.  imhr.  iusiji.  oder  itiaub. 
lab.  l(üi(/u.  Irj).  linij/.  liqu.  liv.  lue.  Inr.  mad.  marc.  niorh.  muc. 
nunc.  musc.  nivgu.  nit.  ol.  paed.  pall.  pav.  plac.  put.  putr.  rah. 
rtuic.  )'((]>.  fdf.  rifj.  rose,  oder  ror.  ruh.  ru.  sap.  scah.  scahr.  soL 
sord.  sjjloid.  sjnim.  squal.  stol.  stup.  suh.  snicc.  tnh.  tep.  titu.  torp. 
torr.  iorv.  Ircp.  tum.  lurh.  turr/.  uv.  val.  vap.  i/V.  vir.  und  vi- 
ridis. —  19  der  ungebräuchlichsten,  ganz  und  gar  aus  dem  Ro- 
manischen schwanden,  zumei?5t  durch  andere  Adjectivfonnen  des- 
selben Stammes,  mit  vollerer,  tontragender  Endung  ersetzt, 
wie  z.  1}.  durch  osiis.  Sielic  im  Komanischen  die  Stämme  alb. 
dol.  june.  ßamm.  ßac.  herh.  fuvff.  ol.  scab.  seabr.  und  spitw. 
liCiridus  wäre  mit  rah  und  raj)  zusammengefallen,  tonidus  mit 
tnrhidus.  Xi)ff/uidus  wurde  durch  nie-  verdrängt.  Form,  als 
Verwandter  von  ferv  [s.  sp.  formcnto  und  ferm€uto\  wäre  mit 
/ü/»/.  Gestalt  in  Collision  geraten.  Uelv.  imhr.  paed.  sttb.  \ie\(:\iew 
mit  ihrem  ganzen  grossen  oder  kleinen  Gefolge  kraft-  und  klang- 
volleren Synonymen.  Man  erfährt  weiter,  das  29  nur  in  unver- 
änderter klassischer  Form  im  Munde  der  Dichter  und  Gelehrten 
weiter  oder  wieder  auflebten.  Alg.  av.  call.  caud.  *  ßor.  ßui. 
foct.  fulg.  fulr.  fum.  gel.  lavgu.  lep.  ligu.  plac.  putr.  rose. 
ror.  sjdoul.  stol.  stujJ-  tah.  lim.  trop.  trep.   tum.   trug.    val.   vap. 


*   Fulr.  fu)ig.  hell',  sind  spätlateinisch. 

-  Aus  Herrn  Caix  hier  mehrfach  nachträglich  erwähnten  Aufsatze 
in  der  Riv.  II,  2.  ersehe  ich.  dass  das  altital.,  die  mir  bisher  nur  als 
vulglat.  durch  Schuch.  II  431  bekannte  Form  cando  besessen  hat:  der 
unverändert  erhaltenen  Formen  in  idus  sind  also  nur  2^,  der  populären 
Umbiklunseu  47. 


65 

viv.,  dass  also  4G  populäre  Umbildungen  existiren  müssen  — 
ac?  ar.  cal.  ctqj.ferc.ßacc.  ßocc.  frac.  fr  ig.  c/rav.  hisi),  horr.  hum. 
insip.  oder  sap.  oder  dissip.  oder  sap.  Iah.?  limp.  Jiv.  Inc.  lur. 
mad.  marc.  morh.  muc.  gemischt  mit  musc.  murc.  nit.  pcdl.  pav. 
put.  rah.  ranc.  rap.  rig.  rnh.  ru.  sap.  sol.  sord.  squal.  sitc.  tcp.  iorr. 
turh.  UV.?  visc.  und  viridis.  —  die  natürlich  nicht  alle  in  allen  roma- 
nischen Spraclien  zu  finden  sind,  ebenso  wenig  wie  dies  bei  de?i 
eben  erwähnten  Kunstwörtern  der  Fall  ist.  Wie  diese  volicstüm- 
lichen  Formen  nun  entstanden,  welche  Veränderungen  sie  erfahren 
mussten,  um  dem  Volke  genehm  zu  sein,  auch  das  lässt  sich 
durch  ein  allgemeines  Gesetz  nicht  bestimmen.  Der  Gegensatz, 
in  dem  das  Französische  zu  allen  anderen  romanischen  Sprachen 
in  Folge  seines  unitarischen  Accentcs  steht,  hat  auch  hier  eine 
verschiedenartige  Behandlungsweise  des  accentlosen  Suffixes  her- 
vorgerufen. •      Das   Französische,    als  die  Sprache   der   Oxytona, 


'  Herrn  BracheCs  Arbeit  Du  röJe  des  roi/elks  atoves  dans  les 
langues  roniancs  (Jahrbuch  VII.  3.)  nimmt  leider  gar  keine  Rücksicht 
auf  diesen  KarJinaUmterschied.  Sie  bespricht  nur  die  Atona  vor  der 
Accentsilbe,  die  nach  Herrn  Brächet' s  Ansicht  von  den  romanischen 
Sprachen  im  Grossen  und  Ganzen  gleich  behandelt  werden.  Die  atonen 
Silben,  dagegen  welche  der  tontragenden  naclifolgen,  werden  unbeachtet 
bei  Seite  gelassen.  Handelte  es  sich  nur  um  das  Französische,  so  könnte 
diese  Unterlassungssünde  entschuldigt  werden ,  da  sich  hier  in  der  Tat 
das  ausnahmslose  Grundprincip,  nach  dem  verfahren  wird,  in  die  kurzen 
"Worte  drängen  lässt:  „le  groupe  franco-proren^nl  snpprime  toujours 
les  finales  latincs  ou  les  chauge  en  fr.  en  e  muet,  en  pr.  en  o/' 
Wenn  uns  aber  ein  Überblick  über  die  ganze  Romania  verheissen  ist, 
so  erwarten  wir,  dass  gerade  hier  aus  dem  krassen  Gegensatze,  aus 
der  Ausnahmestellung  des  Französischen  den  anderen  romanisclicn 
Sprachen  gegenüber,  sich  die  reichsten,  die  eigentlich  wertvollen  Re- 
sultate ergeben  sollen,  und  sehen  etwas  befremdet  zu  wie  Herr  Brächet 
hier  beim  Kern  der  Sache  abbricht.  —  Eingehend  wird  überliaupt  das 
Frz.  allein  behandelt;  die  anderen  Geschwister  spielen  demütige  Aschen- 
brödelrollen und  dürfen  ihre  Selbständigkeit  nicht  zur  Geltung  bringen! 
Was  ihr  Titel  versprach,  hält  also  die  Arbeit  nicht:  nur  eine  Hälfte 
der  Rolle  wird  aufgeführt  und  auch  diese  nur  sehr  fragmentarisch; 
nur  in  einer  oder  in  zwei  Sprachen  -—  Frz.  u.  V\\  -—  lernen  wir  kennen 
was  uns  in  sieben  Sprachen  oder,  da  Herr  Brächet  von  vorn  herein 
nur  die  fünf  Hauptsprachen  ins  Auge  gefasst  hat,  in  fünf  Sprachen  ge- 
zeigt werden  sollte:  nicht  die  Romania,  nur  Gallien  liegt  dem  Verfasser 
am  Herzen.  —  Nacli  dieser  allgemeinen  Ausstellung  einige  ICinzelnheiten. 

C.  MicHAfii-is.  r. 


66 

rmisstr  Mc  I)(i|>i)r|vill)c  idus  ^an/  ciit  fernen,  od«  r  «l;i  <"f!«'Oniiii- 
tisrhe  Klenunt  d  in  dif;  'ron«^in)e  liinein«ir)iwoi<-krfn;  vom  voca- 
lisclicn   (Inrflc  li/ichstcns  »lor  leiso   Narliliall   cIik     fant   Ktiimrrif'n  r 

li  l'<n-tir  I  Chupitrr  I  p.  .V)3  lieifiht  <»« :  /?r^f  atonf  oceujßWil 
1(1  jivi  iniirr  /iltiir  du  innl :  KUr  pernihle  toujours  e  n  roman  que 
1(1  contiOiinv  mitliiiiif  tonihr  oit  nulmiate  und  p.  'M2  bciiMt  Ct  von  den 
langen:  qn'tUes  occupent  la  prcmicre  place  ou  tonte  autre  dann  le  mot, 
fUcs  pers  ititf'H  t  toujuurn  cn  roman  que  /«  consonne  mediane  tomhe 
ou  nuhsistc.  Stellt  man  nun  <las  fr/,  mur  nftr  mud  na»  seau  age  chnhie 
VKiUrc  neben  die  entspiM'rln'iiden  latrinischen  Koruieii  maturu»  Hrrunis 
rotuudus  aetaceus  aitjiUum  mtaticmn  catena  ma/fistetf  so  acht  man. 
dass  nächst  der  Mittrlcousonaiiz  auch  der  Vn     '    '  ■■,..  ver- 

bcliwuudcii  ist.    \V('nii  mm  iuicli  kein  Jk'i.spiel  •  _       .       - ^       jrliegt, 

sondern  der  Vtx  ul  dir  ersten  Silbe  sich  mit  dem  der  zweiten,  nach 
Ausfall  der  ("onsonanten  zu  einer  einfachen  Länge  oder  zu  einem 
Diphtliongcii  einte,  so  ist  doch  jedenfalls  der  Vocal  der  ersten  Silbe 
nicht  erhalten;  es  mnsste  hier  das  Kapitel  der  Contraction  erwähnt 
werden,  wenn  ihm  auch  kein  weiterer  Platz,  keine  AusfQhrung  gegönnt 
werden  sollte. 

2)  Diese  selbe  Erscheinung,  die  überhaupt  in  keiner  romanischen 
Sprache  ohne  Beispiele  ist,  war  ganz  besonders  bei  der  Formation  des 
Tort,  tiititx.  Auch  das  hätte  bemerkt  werden  müssen.  Das  Port,  syn- 
copirt  bekanntlich  alle  /  u  r  die  zwischen  zwei  Vocalen  stehen,  meist 
auch  (/  und  d.  Verbanden  diese  Consonanten  eine  erste  tonlose  imd 
eine  zweite  betonte  oder  unbetonte  Silbe,  so  dass  nach  vfdizogener 
Syncope  zwei  Vocale  in  unmittelbare  Berührung  mit  einander  treten. 
So  verbinden  sie  sich  zu  einem  Laute:  a  und  d  zu  a ,  e  und  e  zu  e, 
»  und  i  zu  /,  a  und  e  zu  e,  a  und  «  zu  e,  a  und  ö  zu  o,  d.  h.  der 
tonlose  ward  vom  tontragenden  absorbirt,  oder  falls  beide  tonlos  sind 
absorbirt  der  zweite,  der  der  Accentsilbe  näher  stehende,  den  ersten 
entfernteren:  immer  schwindet  der  Vocal  der  ersten  Silbe: 
gegen  Brnchet's  Subsistenzregel.  Tonloses  a  ging  verloren  iuparo  padro 
palatium,  in  pada  paäda  panata;  iu  pafo  parafo  pardfjraphus:  in  co- 
nego  canouicus,  pomho  jyalumhus;  conha  calumnia,  molho  mauolho  ma- 
vojyulus  für  manipidus;  in  quetdc  cidtutcm.  Tonloses  e  in  sestro  see^tro 
seuester  für  siuister;  lendii  Icgendii:  gcrar  geuerare:  geral  generalis; 
crivel  credibilis;  lidimo  Jegitiuuoi.  A  und  »  verschmolzen  zu  e  in  setta 
sagitta:  besta  halh'8ta;  me^tre  inagister.  —  3)  Auch  die  Ausnahmen  zur 
ersten  Regel,  d.  h.  die  Fälle  in  denen  ein  kurzer  oder  langer  tonloser 
Vocal  der  ersten  Anlautssilbe  einfach  syncopirt  ward ,  sind  viel  häutiger 
als  Br.^s  Arbeit  glauben  macht.  Vervollständigung  ist  selbst  dann  noch 
möglich  wenn  man  von  p.  313  \V.  I  S.  II)  die  romanischen  Vertreter 
von  directus,  von  p.  314  die  von  corrotulare  pcru.'<t ulc re  he- 


67 


zurückbleiben.     Solch   ein  Gesetz   galt  für  die  anderen  Sprachen 
nicht;  sie  durften  in  populären  Bildungen  uJks  erhalten  oder  ver- 


ryllare  qiuritare  so  wie  Stenay,  trirello  und  crucciare  her- 
beiholt: Beispiele  die  durchaus  hierher  gehören,  wenn  auch  die  Silbe 
deren  Vocal  syncopirt  wird  nur  mittelbar  und  niclit  wie  in  den  hier 
vom  Verfasser  erwähnten  Fallen  unmittelbar  vor  der  Tonsilbe  steht. 
Denn  dieser  Unterschied  bedingt  durchaus  keinen  Unterschied  in  der 
Behandlung:  wer  kann  überhaupt  sagen  ob  eigentlich  oder  zuerst  qui- 
ritäre  oder  qiiirUo  verkürzt  ward?  Beide  sind  der  gleichen  Kegel  unter- 
zuordnen, dass  Frankreich  uud  Italien  die  muia  einer  ersten  tonlosen 
Silbe  gern  mit  der  h'quida  (r  l)  einer  zweiten  gleichfalls  tonlosen  zu 
einer  Silbe  einen.  Der  erste  Consonant  kann  auch  s  der  zweite  t  sein. 
Aus  dem  Frz.  waren  noch  zu  erwähnen  frettc  für  ferrette  aus 
ferriim;  vrüle  aus  reruiUa;  weder  aus  reredus;  piain  oder  pJcin 
neben  und  aus  pelin  pelain:  ein  Kübel,  in  dem  die  Lohgerber  ihre 
Felle  erweichen,  von  pellis,  Fell;  [S.  plai)iagc  peJana()e  plamcujc  pla- 
mcr  plamte  plamerie];  ferner  phiche  eplucher  für  pcluche  von  pilum 
Ilaar;  und  das  ebendalier  —  vielleicht  aus  püncus  —  stammende 
pJoc  ploque  ploquer  ein  oder  anplacken,  d.  h.  den  Schift'sboden  mit 
Kuhhaar  und  beteertem  Papier  bekleben  um  die  Schiffswürmer  von 
den  Planken  abzuhalten.  Die  Erfindung  dieses  Schiffsmanövers 
müsste  freilich  französischen  Ursprungs  sein,  wenn  diese  so  viel 
ich  weiss  von  Scheler  ersonnenc  Etymologie  wirklich  richtig  wäre: 
doch  ist  es  seltsam ,  einen  terimnus  nautiais  von  Frankreich  nach 
Deutschland  und  Holland  wandern  zu  lassen;  und  man  ist  vielmehr 
versucht  im  hell.  in-pJalckcn  die  Quelle  des  frz.  uud  dtscli.  Wortes  zu 
vermuten;  über  seinen  Ursprung  w^eiss  ich  freilich  nichts  zu  sagen.  — 
Crenx  ist  von  Diez  ganz  vortrefflich  aus  dem  pr.  cros  d.  i.  corrosus 
gedeutet  worden,  trailler  steht  neben  und  für  tirailhr;  hluette  für 
heÜHCttc,  ein  Diminutiv  von  herlue  =  bis  und  hica  (Iu.t)\  hrouette  für 
berroiiette  bis  und  rota ;  blottir  könnte  für  halJotiy  stehen  (Diez);  für 
blo7tse  sagte  das  Mittellateinische  das  unerklilrte  hclosiitfi;  auch  rrdi  = 
veracns  (p.  318)  muss  hinzugezogen  werden.  Kächst  cruva  scxirc 
staccio  triaca,  die  Br.  hier  aufzählt,  und  nächst  briUare  briistolare 
ijridare  dn'tto  croUare  crucciare  und  tn'rcUo  die  er  si)äter  erwähnt, 
gehören  aus  dem  Italienischen  hierher  hn'cco  aus  hiirricus;  (jrascia 
aus  (a)Yopa^ia,  (jrofano  neben  garofauo  aus  carioph)jllum ;  jnetto 
für  puretto ;  star/gio  atadico  statico  aus  obaidiaiicum  (otagc); 
stajo  aus  sextarium;  trcmoio  neben  terremoto ;  ferner  alttosk.  j)r/- 
icoloso  und  das  mail.  rritä  für  rcr)<'>.  Der  Spanier  hat  für  der- 
artige Verhärtungen  des  Anlauts  keinen  Sinn.  Er  hat  vom  Basken  und 
Mauren  gelernt  möglichst  jede  harte  Consonantenverbindung  durcli 
Einschub  eines  Vocals,  und  zwar  desjenigen  Vocals  zu  lösen,  der  die 


C8 

k(lr/ni.      I'u/iitlnH   iiiii>-,ir    im   Fraii/oMM-n'  i   /u   j,nlr  w«-r<l<n,   da 
-all'il  nicht  wir  nf'it  dn-  lu^imf  jn  .tmj  filiii^  war;  dorn  ItalifnrT 


Ariliiutsbilbo  hrlierrscht.     I!r  wendet  daher  mit  Vorliebe  Kpeuthenik  an 
iiml  sa^t  «lahrr  Ktatt  f/rat  fjarut ,  %\VLii  grab  garab  ^  ttsili  tearb  escarab 
vUi.y  nach   AiialoKin    dos    haskischen  borout^  ^  fronUm ,  kurvtzr-a   yu- 
vntze-a  -     cruvnn;   ajiiril-a       aprilem'^  porogalcea  t=^  prohare ;  jiulum- 
jtat'ca  ^  p]umbare\  peredicatcea  —  praedicare;   pheregtnlcea  =>  j/rat- 
titdrc ;   i>hrrcl:<ttcca  :=  fncfirr ,  80  wie  des  maurihchfipaniMchen  taraidor 
jxiluntd  fulamn   (/aruciono  faraiico;  pereucipinr  kcrctfructa  terr«;   pi- 
rimrra  khi'uttira;  golon'a  toropel  poromctia ;  curudo  puluria.    I>a8i  er 
diesem  Gesetze   conseqiient    wieder   entKegenarbeiten  sollte,    iftl  nicht 
iinziiiK'hincn :  das  (iberlässt  er  den  Dialectrn.   Kinzelne  Ausnahrr         '    r 
int)<,'eii  (loch  vorkoiiiinei).    Icli  kenne  nur  eine :  grifalto  neben  y 
das   obenein   nn(  li    mitrr  diin  KitiHusse  von  grifo^  Greif  f^ebildet   sein 
kann.     Die   l)ialt'cte  bieten  z.  15.  brnt-o  idr  reiavo.  asturisch:  grita  iyir 
(/(irita;    (inut  lür  Gerau  (Gaahl)\   Iretiar  für  merendar;   bremar  für 
rendimiur  katalanisch.    Der  Portngiese,  der  ein  noch  ansgeÄprochenerer 
Freund  der  Kpenthrse  ist  als  der  Spanier,  verachtet  trotzdem  die  Con- 
traction  nicht;  auch  im  Aidant  liebt  er  kraftvolle   Doppelkonsonanzf-n 
die   er   durch  Metathesis  oft  hervorbringt.     Siehe  cremttfim   vom  arab. 
carmi's;  crestar  von  castrare;   crosto   ans  cot^tro  coloniro;  fre*ta   für 
/e^tr((  aus  finicsira;   granzid  durch   gralanzal    aus  garhavzal,   treroJt 
ans  tchras  trrhrus  tenebrcts ;    trado  aus  todro  tuadro  tarutnnn  für  tc- 
rntriim.      Durch    Syncope    entstand    doppclconsonantischer    Anlaut    in 
vriiKi  für  Citri  IUI,  welches  Brächet  erwähnt,  dem  jedoch  q>ffreva  als 
das  üblichere  zur  Seite  fitcht;  auch  croia  kommt  vor;   bei   thKriaca 
^var    als  pg.    trtaga   anzuführen.      Ausserdem    steht   neben   veranda 
brauda;  neben  berimjcla  bringein:  für  carabina  clan'na;  für  Corona: 
coroiihd  cro/ihu:  neben  corujn  cruja;   ams  faruscviga  parasavga  ward 
frasatiga;  aus /(7/V/?(V  (ßUiis  ccclesine)  freguez;  aus  fcruucilns  frun- 
cuJo  fnincho;   neben  gariwhdo  steht  granhaö:  neben  perigalho  steht 
jjrigalho:  tcrrd  moViada  wurde  zu  tramolhada:  ti'ribulum  zu   tribuJo; 
tiricia   d.  i.  hictericia   zu  trizia.     Doch  genug  davon  :  ich  will  ja  nur 
zeigen,  dass  Vervollständigung  möglich  ist:  hiermitsoll  sie  keineswegs 
vollbracht  sein. 

Zu  diesem  ersten  Kapitel  gehört  noch  eine  Brachet'&che  Anmer- 
kung, die  mir  nicht  ganz  gefällt:  „dnns  tout  le  conrs  de  cette  etude  je 
rn'abstiens  de  parier  des  cas  d'a2)heresc,  ce  travaiJ  atjant  cte  faii  d'une 
manilrc  exceUente  par  J/.  Diez/'  Gewiss  ist  ohne  Klausel  zuzugeben 
dass  was  auf  Seite  1G2  (in  der  dritten  Auflage  174)  der  Romanischen 
Grammatik  steht,  ganz  excellent  ist;  dass  aber,  was  den  Grenzen  und 
Proportionen  einer  allgemriu  romanischen  Grammatik,  noch  dazu  der 
ersten,  —  so  bahnlneehond  und  meisterhaft,  jedes  Lobeswort  nachgerade 


69 

Spanier,  Portugiesen  und  Wallachen  aber  stand  es  frei  imllido  /.n 
sagen.    Während  also  im  Französischen  ein  erhaltenes  und  fiilsch- 


verschmäliend  sie  auch  sein  mag,—  vollkommen  angemessen  war,  für  eine 
weiter  gedehnte  Spccialarbeit  nicht  ausreichen  kann,  das  ist  gleichfalls 
ohne  weiteres  /u/ugehen.  Weiter  zu  arbeiten,  kühn  auf  der  Bahn 
vorwärts  zu  dringen,  die  der  Meister  geebnet  hat,  das  ist  doch  sicher- 
lich die  höchste  Anerkennung,  der  beste  Lohn  den  wir  ihm  zahlen 
Jcönnen.  Und  ich  weiss,  er  wird  sich  auch  über  diese  Scherflein  freuen, 
die  meine  Hand  zum  Weiterbau  seines  Tempels  beisteuern  kann. 

Was  die  Accentverhältnisse  herbeiführen  mussten,  trat  ein:  das 
Italienische  drängt  zum  Ilochton  hin;  alles  was  der  Tonsilbe  vorher- 
geht und  seine  Kraft  beeinträchtigt,  wird  darum  als  störendes  Element 
gern  beseitigt:  daher  Contraction  der  ersten  Silbe  und  Aph  är  esis.  Das 
Französische  hingegen  gezwungen,  den  Hochton  zum  Wortende,  zur 
Ausgangssilbe  zu  niaclien,  ist  gleichgültig  gegen  das  was  ihm  folgt: 
daher  vorzugsweise  Apocope,  oder  Contraction  alles  dessen  was  der 
Tonsilbe  folgt.  Das  Spanische  nimmt  auch  hier  die  Mittelstellung  ein, 
oder  vielmehr  die  oben  schon  einmal  berührte  strenger  klassische 
Haltung:  wenig  Aphäresis  und  wenig  Apocope:  die  Worte  behalten 
einen  vollen,  breiten  Klang,  eine  schwere  Wucht.  Das  Portugiesische 
kommt  mir  hier  wie  überall  wie  ein  frei  entwickeltes  Altspanisch 
vor,  das  allen  poinilären  Instincten  zügellos  nachgegeben  und  alle 
damals  keimenden  Triebe  entwickelt  hat  ohne  den  umfassenden  Ueber- 
blick  über  das  Sprachganze  und  seine  Bedürfnisse.  Dialectartiger  sieht 
es  jedenfalls  aus  als  das  Französische,  Spanische  und  Italienische. 
Aphärese  ist  nun  im  Port,  häufiger  als  im  Span.,  häufiger  auch  als 
Apocope,  doch  beschränken  sich  die  Ilauptkürzungen,  wie  oben  ange- 
deutet ward,  auf  das  Innere  des  Worlkörpers.  —  Die  folgenden  Listen 
enthalten  als  Probe  der  Aphäresiserscheinungen  Beispiele  aus  den 
vier  Hauptsprachen:  211  italienische  70  portugiesische  nur  45  schrift- 
spanischc;  nur  35  französische  —  ohne  die  Eigennamen  hineinzurechnen. 
Alles  ladinische,  alles  dialektische  aus  Frankreich  und  Italien,  auch 
alles  Wallachische  habe  ich  trotz  der  grossen  Summen  die  ich  auch 
hiervon  gesammelt  habe,  hinfortgelassen  um  die  Lasten  nicht  unnütz 
zu  erweitern.  Es  würde  nur  beweisen  was  so  wie  so  feststeht:  dass 
nämlich  die  Dialecte  noch  ungleich  häuHger  als  die  Schriftsprachen 
die  poi)uläre  Aphäresis  anwenden. 

Uebrigens  mische  ich  in  meinen  Listen  diejenigen  Wcirte  in  welchen 
die  verlorene  Silbe  der  Tonsilbe  unmittelbar  vorhergeht  und  die,  in 
welchen  es  nur  mittelbar  der  Fall  ist  ruhig  durcheinander,  ganz  wie, 
ich  oben  bei  den  Contractionsbeispielen  getan:  während  nruc/at  auch 
hier  die  eine  Hälfte  in  P.  I.  die  andere  in  P.  H  hätte  einordnen 
müssen.  Mir  nämlich  scheint  es,  da^s  diese  ganze  Scheidung  in  P.  1  und  II 


7'» 


lieh  mit  (iciii  Aicc  iit  versclieiieti  üie  dan  sichere  Konnxcicbcn  einer 
IdhistliclK.'ii     I.'iliiiisirriKicn     iSihliiiif;    int,    darf    vom    it^    trp.,   p^., 


unnütz,  wril  rrstiltütlofi  ist:  drnn  fnr  alln  Atoiia  an  rrstcr  Stelle  K**t 
(las  phMrhc  UcHctz,  das  wir'«lc;nim  bi'i  alh'ii,  ob  nur  nincn  Srhrilt  oder 
ob  7.\\vÄ  S«  lirittc  vom  Afc«-nt  »'iitfcrnt,  durch  v'mc  ßlcifhc  iC'ihe  kUmcH- 
iirti^nr  Ausnahmen  noschrünkung  rrlcidi't  (Contraction  und  Aphireftii). 
Man  vcr^'h'iclu;  nur   das  V.   I,  S.   I.  (  h.  I,  p.  303  (icüagte   mit  dem  in 

r.  II,  p.  ;;i  i. 


I,   I  tauen  i8<h. 


1)    Abfall    von    a. 
Lat.  ahhat  .  .  . 
ahocnlun 
acdcia 
(iccu.s(tre 
acucula 


hitdcMsa  IkuHu 
rocnh)  II h.  «r. 
f/a(/(/ia 
cusare 
{lucchid  tju/jlift 


((f/hironc  it.     (/hiroiic 
(ahd.  hcifjir) 
ayopaCta  (/rascia 

AffOsto  (rUStO 

Aiiriijcntum     Girffoiti 
agnatuio  it. 
(hocanvo)         f/umnw 
(ihÜKirda 

(mhd.) 
alambiqne 

(sp-ar.) 
ülan,sa  (alid.)  Jcsina 
al-mtd  (sp.ar.)  Uitto 


laharda 
lambicco    lim- 
hicco 


alüuda 

umaracum 

amatita  [d.  i, 
haem.) 
amicus 
aniorosus 
amurca 
Afiastaöius 
auatomia 
Anna 
tqjicula 


lodola  alt  loa 
mara6ca-chitw 
major a)ia  mof/- 
giorana 

matita 
mico 
inorobo 
morcia 
Nai<tafiio 
nototnia 
Kucciü 
pccchia 


ajjotheca  hoUnja 

Ajtuglia  J^ufflia 

(irabtsco  nb.   rahctco 
Ararjoii-anh.  liagotm 
arancio  nb.     rancio 
aranea  rar/na 

arcna  rena 

Ariminuvi        liimiui 
uringhicra  nb.  ringhiera 


'2.  ae. 


ajjocalypiyis     pocaliatii 


arista 

reata 

Ar  rag 

razzo  nb.  arr. 

(iscensa 

aensa 

asparagus 

ftparago    .-pa- 

ghero 

asphaltum 

spaUo 

a!>sassino  nb. 

sassinarc 

a^teUa 

alt  i>tcUa 

astrologus 

Stroh go    siro- 

lago 

astronomia 

itronomia  stör 

loni  ia 

a^tiitia 

t>tuzia  nb.  a-st. 

ab-antc  .  .  . 

vanguardia 

vantaggio 

avaric  frz. 

(holl./mrenj)  varea 

accna 

rena 

uvispa 

ve^a 

a(vi)darda 

st<irda 

Aegidius 

Gigho 

Acggptius 

Ghczzo 

aequalis 

guale 

71 

wallacliisclien  acccntlosen  ido  nicht  das  Gleiche  bcliauptet  werden. 
Das  Italienische  ist  die  Sprache  der  sdruccioli,  der  Proparoxytona; 


a  er  amen 

ravie  ramarro 

errativus 

ratio 

aeruginem 

riiggine 

eruca 

riica 

aestaiem 

State 

erijsipula 

risipida 

aestimarc 

stimare 

ccangelium 

vangelo(io) 

aesticalis 

stivale 

evitare 

vitare 

aestivus 

stio 

5. 

i. 

idiota(icus) 

zotico 

au.  AureUus 

Lelo 

iliceus 

leccio 

auriculata 

recchiata 

imagtncm 

magine 

anscidtare 

scolta 

inimicus 

ncmico 

4. 

e.  ehriacvs 

hriaco 

initiare 

ninzar  alt 

ehiinieus 

hurneo 

Isaacco 

Sacco 

ccclesia 

chiesa 

iste  ipse 

stesso 

ecclesiasticus  clesiastico 

G. 

0. 

obliquus 

bieco 

eccoti  etto 

cotesto 

occasioneni 

cagionc 

„       hac 

qua 

olezzo{olor) 

Iczzo 

„       hie 

qui 

Onofrivs 

Nofri 

„       hoc 

cib 

onyx 

nichetto  nicco- 

,,       hincce  quinci 

lino 

ecco  ihi 

qinui 

opacus 

baco{io) 

,,      illac 

colä 

opprohrium 

brobbio 

„      illiid 

queJlo 

oreganum 

rcgano{amo) 

„     inde 

qiiindi 

orezzo 

rezzo 

,,      ts<«c 

costä 

oryzum 

riso 

„     rs^wti 

questo 

7. 

u. 

Ubaldo 

Baldo 

edificmm 

dificio 

unicornis 

Ucorno{io)  lio- 

ehctiottem 

Jezionc  alt 

cornio 

elemosyna 

limos'ina 
limogina 

upujia 
usbergo 

bubba{ola) 
nb.  sbergo 

rimogira 

8. 

ha. 

hahc 

laccia  üb.  alac 

ehphantein 

leofante  alt 

cia 

Elisahctta  nb.  Lisabetta 

hahnaiüran- 

■  lena 

enanns 

na)  10 

hcla 

cpactae 

patta 

haqucnee  fr/. 

chinca 

cpiphania 

pifania  bcfania\).  hae.  haemoi  rhoi- 

bcfana 

des 

morroide 

episcopus 

vescovo 

hacr  entern 

rcnte  alt 

cpistola 

pistola 

hacresia 

resia 

cpitaphium 

2)üafJio      pa- 

haereticus 

retico 

tafjio 

10.  he 

.  hcmicrania 

magrana 

epitima 

pittima 

hcmina 

mina 

cremita 

romito 

hercdem 

rcda 

72 

(luH    Simnisrlic    und    I'oitUKiositche    die    der    TaroxyloiiA,    der(?ti 
Krait  <liii(  ii  <li)-  nicht  siMtcne  UntortinrchuiiK  durcii  I'roparoxytomi 


furctuticuin  r*  lii(j(jio 

hi'vicius  tircin 

1 1.  hi.  /tibirntu  htrniu 

h  Humum  irr  HO 

liiniinliiinn  roudiuc 

llisiKiijuia  SftOffna 


hitttoria  htoriu 

hintrioiirin       ntrione 
I  'J.hoJiointciddiiumf  mtcidü'  tu) 
ImApitaUm       sprätiU 

l.i.  hy.  IfiftinnthuH      Cititio 
liijpticnsia        pocrinia 


1  I.   \  ucalubtall  iükIi  A.s>iii)ilutioii  des  fulgciiden  mit  ihm  biliichildeudea 
Cunsonantun  an  di>n  nächst  folf^ondcn. 
ahsvoiidcrt'      .scondtre  uhsrurun  neuro 

tihs-tiin'7itia      stiucfiza  ohtfidiaticum  statten  irta' f/io 

ubstraclus       styutto 
l'i.   Iliilhvocal  und  Vocal  al>j?e\v()i-ft'ii  nchst  A>-iiuilation   dcjs  uiil  ihnen 
bilbebildendtii  (  on.sonant(Mi  an  den  nächstfolgenden. 
lu'hdomada      domada  alt 
Abfall  von  hi  ndov  l    das  als  Artikel  missverstanden  ward. 


ii; 


himcUa 

JahcUnm 

hibrusca 


Idburnuiti 


vif'lhi  alt 

accUo 

abrostino  am- 
bro stoh 

uvorno     avur- 
nio 
Jabyri)itliu)n     uherinto   viilg. 

17.  Abfall  von  n  impiira. 

ostaga    (it.)     taga  nb. 
stag   dt  seh.      ataga 
atapeJ  (dtsch.)  tap^Jü 

18.  ex  verliert  den  vocalisclien  Anlaut 
sungia    sugna 

üongia 


iixuttgtn 
exacquare 


l  tstrico\iApm- 
jjlaairum)       asirico 
latta  abd.        ottone 
lauribacca       urhicca  o 
lazuli  {lajyiti)  aziurro 
lusciuia  vsignuolo 

iftnck  (dtsch.)  trinca 
5/;j/>2;c(dt»ch.)  trippa 
htryx  troscia  nb. 

stroscia 
X  wird  zu  .>c?  oder  5. 
exemplum         sccmpio 
exemptionem  seuzione 


exagtum 

cxalbare 

cxamev 

exam2)liuc 

cxancatus 

rj  au  rare 


sctacquarc 

sciaguatiarc 
^aggio 
scialbarc 
sciamc 
sciampare 
i^ciaucato 
sartie     sart^ 

sarchic 
ficiorarc   acio- 

rinarc 


exhalare 
exharparc 

eapcdirc 
cxsolcere 
cx^uccare 
exsuctus 

CXSHCCUS 

cxtirpjarr 


scialare 
aarpiarc  salpare 

sciarpcllarc 
spcdire 
sciolvcrc 
sciugarc 
sciutto 
sciocco 
^tcrparc 


73 

nur   gehoben   wird.     Im  Ital.   ist   die  Scliaar    der    daktylisch    be- 
tonten   Worte    Legion;    bedeutend     grösser    als    bei    den   west- 


1*J)  dis  lässt  nur  sein  s  als  Anlaut  für  die  folgende  Silbe  stehen. 

dis-digjnwi      sdegiio  dissipidus  scijndo 

dispensa  spesa  dissapidus  sciapido 

dcstvnctionem  struzioitc  alt  disirihiiere      fitrihuire 

disaptus  sciatto  discordia  scordia 

disoperare       scioperare  discretio  screzio  alt 
diasipare         sciparc 

20)  em  oder  in  fällt  ganz  ab,    oder  bewahrt  bei   vocalischem  Anlaut 
nur  sein  n. 

cmplastnuii     jj/a»s<ra  laatrico 

inantc  nante 

infüutem  faiiie 

ittfultus  folto 

inodio  HO  ja 

instigare  sligare 

21.  Vereinfachung  scheinbarer  Rcdiiplicatiün 

cinciunus         como 
tüillicamciito  dilicamcnio 

alt 
gorgozzo  nb.  gozzo 

22.  Aphäresis  ganzer  zum  Stamm  gehöriger  Silben. 

Alberto  Berto 

Äldohrandino  Braudiiio 
AJetisandro      Sandra 
Ambrogio        Brogio 
Ambrogiotio    Giotio 
Anaatagio        Stngio 
Andrea  Drea 

Antonio  Tonio 

BartoJommeo  Meo 
Battista  Tisia 

Bernardo        Nardo 
Bonifazio         Fazio 


CauiiUa 

Caterina 

(■ostanza 

JDanicUo 

Dionisio 

Domenico 


Milla  Lilhi. 
Nina 
Tancia 
Kcllo 

Xisio  yigio 
Moiico  Mm  CO 


instincluni 

atinto 

institntionem 

stitazionc 

instruere 

struere 

instrumentnmstru-  stur-  stro- 

stonneuto 

iusuhidnm 

siibbio 

iüu. 
papaverem 

pavero  alt 

tuttavia 

tavia  vulg. 

vica  :cio 

vaccio  alt 

zinziUdarc 

zirlarc 

;er  Silben. 

Eleonora 

Nora 

Fcdcrigo 

Ghigo 

Feiice 

Cice 

Ferdinando 

Nundo 

Filippo 

Fippo 

Fraiiccsco 

Cccco 

Giocanna 

Nanna 

Gregorio 

Goro 

Guglielnio 

Ncliiio 

Hcrnienegildi 

')  Gildo 

Hicronimo 

Momo 

Hippolito 

Polito 

lüidorüü 

Boro 

Jacopino 

Pino 

Josephus 

Geppe    Bcppc 

Peppc 

Leonardo 

Nardo 

Lcopoldo 

Pold'o 

71 

lidn'ii  Scliwi'slrni,  die  «Im  Trorliilus  zu  ihrem  riinnlftrrmif  «r- 
willilt   habiii.      Im   Iial.    wird   os  al^o  am  nWfmmu'n^nien   gettattet 


Jmciu 

Cia 

hinnhyc  .  . . 

btiJdttO 

JAiirrzia 

Crttia 

dfUzia 

Itzia 

Maililtih  >i(i 

Lena   Nnut 

(lirmtdre 

venture  all 

Mdtf/mttit 

Ulla 

JdijinrAta 

ginettai'f) 

Micdcla 

Chdla 

fand  u  IIa 

ciulla 

Ottariduo 

Tdvo 

uccromantta 

f/rawanzid 

JidJ'ddlo 

FcUo   Jscllo 

oudcrotalus 

fjrottn 

TommatiO 

Masn 

agrotlo 

Vicentius 

Cencio 

profundus 

fondo{?) 

etc. 

etc. 

rotunduß 

tondo 

autistipsum 

testensü 

sectssuH 

CfXKO 

arfjifjlia 

fjiijlia  vulg. 

siphonia 

fogna 

(irmcniaca 

mclidca 

gpecimentum 

cimento 

tnulidCd 

umhiUco 

bilico  bellico 

hiltuicem 

lauce 

verecundia 

fjogna 

homhitc  . .  . 

ha  CO 

II.  Spaniscb-Portu 

a.  pg.  bisweilen  als  Artikel  aufgefasst 
ahbdt .  .  .  badcjo  pg.  kat. 

ahrotanum       brotduo  sp. 

broidd  sp.kat. 
acerola  sorolla  mall. 

uhvclo  sp.        guelo  astur. 
dboh'nt/o  vocngo  pg. 

acanthus         cantueso  sp. 
accipitrarius  cetrero  sp. 

citreiro  pg. 
acerum  cer  mall. 

acqua  gomü     vomil 

identisch  mit  dem  sp.  dgua- 
matiil  verderbt  oder  besser 
umgedeutet  aus  aquiminale 

[Big.  33.  10.  3.] 


dcucula 

acumcn 

agdvicus 

Agatha 

alabarda 


guya  astur. 
gume  pg. 
garzo  sp. 
Gadca  sp. 
labarda 


giesiscli. 

alacran  (ar.) 
dhimhiqucidkT. 
alameda  sp. 
aUmsa  ahd. 
dldqueca  (ar.) 
al-aud  (ar.) 
aVerta  (it.) 
dletna  (ar.) 
alicate  (ar.) 
(dimentum 
amapola 

amaracum 

awor. 

amurca 
amtjgdala 
aiuglon 
anatomia 
annus  nuius 


lacrao  pg. 
)1amhiqur  pg, 
hnneda  pg. 
lesna  sp. 
laqueca  per. 
laud  sp.  pg.  - 
kria  pg. 
Ictria  pg. 
Ucdte  pg. 
lementardo  j); 
mapola   gall. 

ast. 
mayorana 

sp.  pg. 
pior  mar  de 

vulgsp. 
morga  sp. 
inelhi  mall. 
midd  mall. 
tomia  kat. 
ninou  kat. 


75 

sein,  die  Formen  in  klo  aus  der  Reihe  der  Popularbildungcn   zu 
streichen,   und  auch   im  Spanisch -Portugiesischen  darf  dies  nicht 


apeide  (frz. 

Enietherius 

Bledel  sp.  3Iadl 

appeJ) 

nh. pelde  sp.  pg. 

kat. 

apicula 

beya  begoliivdW. 
bayerola  kat. 

cminencia 

minencia 
vulgsp. 

belharuco 

emir 

mir   pg,    mira- 

melharicco  pg. 

molin  sp. 

jurugo  sp. 

enamorado  si^. ruonorado  pg. 

apopAexia 

poplexia  pg. 

vulgsp. 

apostema 

postema  sp.  pg. 
posterma  kat. 

ena?<i<s 

lumo    kat.   na- 

711  CO  pg. 

apostolus 

postolo  vulgsp. 

e^25COj)?<6' 

?>üpe    sp. 

apotheca 

botica  bodega 
sp.  pg. 

bispo  pg. 
2:>?sco29«Z  vulgsp. 

Apidia 

PuUa  sp. 

epistolavium 

pestuleiro  pg. 

aquiletjia 

guihna  sp. 

epitima 

bizma     vizma 

Arunda 

Bonda 

vilma  sp. 

astrologus 

atrolech  kat. 

pihna  arag. 

ate(jora\)g.n\).  tegora 

mall. 

{hasta  ahora) 

t'iwm  pg. 

avispa 

bespa  pg. 

errativus 

r«c?/o  asp. 

t'espa  kat. 

eruca 

ruqueta  sp. 

avistarda 

betarda  pg. 

crysipiila 

risipola     isi- 

azucena 

sucena  pg. 

pola  sp. 

2. 

ae.  Äcfjidius 

6^'//  sp.  pg. 

dissipola  kat. 

Aegypt[;i)anusgitano  sp. 

sipcla  mall. 

cigano  pg. 

etcriiKs 

^c?vi  kät.  mall. 

Aemüianvs 

Millan  sp.         4.  eu 

Eulali  a 

Fa^a  gall. 

aeramims 

lambre  pg.        5)  i. 

Ilerda 

Lerida  sp. 

•> 
o. 

e.     ehriacus 

briaga  sp. 

llipla 

Nicbla  sp. 

eborcus 

Z>o?-i  lon  kat. 

illustrissimm 

f  lustrisimo  vulg. 

ccclesiasticus  crclegiastico  pg. 

sp. 

ecclipsis 

c?/s  cr/^"  pg. 

Ilorci 

Lorca  sp. 

Eduartc 

Duarte  pg. 

imaginäre 

maxinar  gall. 

Egahrum 

Cabra  sp. 

iiiiniiciis 

nimigallia  pg. 

dcmosgna 

linios)ia  sp. 

Isabel 

Sabcla  gall. 

Emerita 

Merida  sp. 

Italica 

7'«ifca  sp. 

G 

o.  pg.  bisweilen 

als  Artikel  aufgcfasist 

oboc  sp. 

Z)oe  pg. 

octavus 

tV/ta-o  pg.gall. 

oboedire 

6cjr  kat. 

odor. 

doentc  pg. 

occasioncin 

CY/jrtO   pg. 

ojcriza  sp. 

i/ßW^«  pg. 

76 

olint'  wi'itcrcs  t'c'scilchcii.     Wo  drr  historische  Nachweis  nicht  zu 
fülinn  ist,  iiiüsHM   I{<(h'iitung  und  Vorwcndung  die   Kntftchcidong 
IrrrtVn.     Jidpiili)    jxillii/o   ümidn   wcrdin  populär  nein,    sjAcndido 
fiiiido  ffiiidü  alx  r  dichterische  Schnuickworle. 


tdcfindro  Idi  1.1(1  u  \r^. 

Onofrius  Jofre  sp. 

ojiporftitntn  pfirtuno  apg. 

(>yi(/i'n((li.'<  rejiutd  pg. 

ossifraffUH  jnfrmujo  pg. 

7)  u.    unicurnis  Jicornt  pg. 

Ujiitjxt  potipa  pg. 

8)  ha.  liufntacula        hitncora  sp. 

hahc.  Uicha  andal. 

Jicdeudinr  rot- 
hdü  lenu  kat. 

/lamaca  sp.      tnaca  pg. 
I> )hae.  Jidcmorrhoidcs  uiorroide.s  <;p. 
i())he. hcmicrcmiti       iitir/raiiu  sp. 

hemina  ivina  sp.pg. 

llezequiel        Zaquiel  gall. 
11)  h.i.hibcniiü  hernia  sp.pg. 

l*J)ho  homenarjciii 

pg.  nl).  mcnagem 

horoJo  lium      relo(jio  pg. 
rclvj  sp. 
\?>)hy .Hijacintlms     Chinto  gall. 

hydrop-isia      tropezia  pg. 
tropifio  (cgo) 

hiipothcca       potcca  vulgsp. 
irV)  Assimilation. 

Iicbdomada      doma  pg.  kat. 

hictericid         iiricia  sp.  pg. 
tn'zia  pg. 
l(i)  1.   laziili  {Icuris}  azid  sp.  pg. 

Jonui  (it.)        Oifza  sp.  pg. 
17)  s.  imp. 

eslora  sp.        Jora  pg. 

isquina  sp.      quina  pg. 

dinga  (ahd.l    //;/^«  pg. 

Spasmus  pasmar  sp.  pg. 


"//( f#//* 


t'if'pir    |.g 


Htaugn    ahd.;  tancar  a^'p.  kat. 

«fnci(r(dt»ch.)  /nwvM^/ffcp.pg. 

fftrippf  tripa  sp,  pg. 

(dtsch.i 

stultus  tocho  «<p. 

IH)  ex  <'xoc<yM«re       jaguar  y>\K 
Kaguäo  pg. 

exfigium  naino  pg. 

exaütare         jaJbegar  sp. 

examlnare       jdmhrar  .sp. 

cHotpT'.cv  Jarcia  sp. 

exharpareCt)   zarpar  f?p. 
sarpar  pg. 
rj)disf/i*c»7>M/j/s       »epoh  apg. 
20)  in  emphyteusis    fateohim  pg. 

enhorabuena    nonibuchu  ?p. 

inodio  t>ojo  pg. 

ins(duber         salobre  pg. 

insania  gana  sp.  satiha 

iustautia  atan^a  pg. 

insuhus  soso  sp. 

intermittcre  tennettcr  apg. 

interJocuto-  troJocutor  apg. 

21)Re-rect7iVi  0//a  sp. 

dupl.  cincinvus  ceno  sp. 

'i'2tSil-rtitfe><ico  seneca  pg. 

ben   (^alaguns  I.oharre  sp. 

dio.fia  ana  akat. 

gemdlicius  mcUizo  sp. 

g  er  man  US  mano  pg. 

jugaria  geira  pg. 

/i'jxo'.ov  goivo  pg. 

luchariiiegos^.janiego  mall- 

vepotcm  bot  kat. 


Y< 


Aussor  den  rein  und  ungetrübt  aus  dem  Lateinisclien  in  das 
Italienische,  Spanische  und  Portugiesische  verpflanzten  Adjcctiven 
in  ido,   bei   denen  es   also  einem   ersten   ilüchtigen,    nur  an  dem 


nonphis  vitr 

aprostdta\\.\\gs\). 

profintdus 

fondo  sp.  fntt- 

ouocrotcdus 

groto  sp. 

do  pg. 

croto  kat. 

recuperare 

cohrar  sp.pg. 

crotalo  pg. 

ripnrin 

tena  pg. 
Vera  sp.kat. 

III 

.    Französisch 

-  P  r  0  v  e  n  z  a  1  i  s  c  h 

. 

1) 

Abraham 

Bram  frz. 

8) 

hemicrania 

migraine  frz. 

«YP'.o; 

griotte  frz. 

hemina 

inine  frz. 

alauda 

lauzeta  pr. 

Ö) 

hiberniu 

Z><3n/e  frz. 

amarus 

marasquin   frz. 

Iiilaris 

/en  pr. 

amarucum 

marjolaine  frz. 

hirnndo 

randohi  pr. 

amica 

mie  frz. 

16) 

Jazidiijapis) 

rt;r?/r  frz. 

Anatolia 

Xatolie  frz. 

labcllum 

avel  afrz. 

annicuJus 

niUe  frz. 

Iuris  ndd. 

or.se  frz. 

apostema 

ptoatema  pr. 

lonza  it. 

ü/?<"e  fri?. 

apotheca 

boutique  frz. 

esprelle  afrz. 

pre.le  frz. 

Apidia 

Pouille  frz. 

n) 

.^79rt.vw»,v 

panier  iiz.plas- 

Aquitania 

Guienne  frz. 

viar  pr. 

aranea 

ranha  pr. 

spongia 

p  on  ger  wh.ep  Öli- 

ava]a)iche nh. 

,  lavanche  frz. 

ger  frz. 

aviatarda 

bist  ar  de       hit. 
frz. 

springstock 
(dtsch.) 

brind^estoc  frz. 

'2) 

Aeyidius 

6'?7?e  frz. 

steorbord{ags.)tribord)ib.stri- 

Aegyrtius 

Or'ers  frz. 

6or<7 

3) 

i'calc  nb. 

caZe  vulg.fr. 

stricken  dtsch 

.  tri cot  er  frz. 

ecclesia 

^?(''6e  afrz. 

strigula 

tringle  frz. 

r;?e/5«  pr. 

strippe  dtsch. 

^r7/>c  frz. 

emarcum 

>«ft7C  frz. 

stryken  ndl. 

trique  frz. 

cpiphania 

piphama  pr. 

IS) 

tcapT'.ov 

sarties  afrz. 

episcopvs 

vesqite  afrz. 

e.rharparc 

sarper  frz. 

eruca 

roquclte  frz. 

20) 

cmjihytcusis 

fethes  pr. 

r«ca  pr. 

enqjhistrum 

plätre  frz. 

etüin  nb. 

^r<ni  vulg.frz. 

involare 

ro?er  frz. 

4) 

illahora 

/ors  frz. 

L>1) 

ciconia 

soigne  afrz. 

5) 

ohoHsier  nb. 

boiisicr  frz. 

cnccinclla 

ccnelle  frz. 

oryzuvi 

r/V  frz.pr. 

CKcuUa 

co?//<'  frz. 

C) 

umcornis 

Ucorne  frz. 

t'iicii)  bila 

qourde  courqea 

7) 

halenaa)i/ieh(  lena  pr. 

frz. 

7« 

Aciissncii  liallfiMlrn  Hlirk«-  zwcifi-lhaft  hiciht  ob  sin  von  <l<ii 
*21>  Kunst foniKii  zu  sondrrn  und  ah  i>opuIiircHi  Out  zu  bctrachf^n 
sinil    ()(li  r    nicht,    gii-ht    es    andere   die    dofi   daktvIiM-ben   Acrenl 


dtdicdces         ducassen     wal-  papar^r  parer  pr, 

Ion.  22)     hoiiihacinuä     htuin  fre, 

faufalura         fahie  ufr/.  nfjiotrm  f,ot  pr. 

Dies  zu  Ka|)it<I   I. 

Zu  K'apit<'l  II  §  1  1».  .iOl  bf'incrki-  id»,  dash  tl<:r  Verfahver  —  in 
einer  ,\iii>r(lnung  deren  Princip  mir  My>»teriuni  geblieben  iht,  da  di-r 
Versnch  am  ahc  IVstzubalten  nnr  stelleuwcihe,  eine  Teilung  nach  Suf- 
tixen  oder  nach  drr  (^iialitilt  und  dein  Character  dcH  ausfallendfu  Vo- 
cals  noch  seltener  wahrzunehmen  ist  —  110,  nutzlos  in  Subfct.  Adj, 
und  Verha  j^espaltene  Wörter,  auffuhrt  in  d<*nen  der  tonlose  Vocal 
syncopicrt  sein  soll  und  zwar  wie  er  ankündigt  davs  t  out  es  hs  Jan- 
fjucs  ronKDies,  saus  exception,  eine  Behauptung  die  er  p.  .'{12 
^Yiederholt  und  in  der  Uebcrschrift :  Suppreasiou  generale  de  la 
roi/cUe  uoeh  einmal  betont.  Wie  aber  Herr  Brächet  die  Begriffe 
„allgemein  romanisch"  und  ,, einzelnen  Sprachen  eigentOmlich"  (sync. 
ocstrcifitcs  a  ccrtaines  langues  §.  2)  auffasst,  das  vermag  gewij-s  mit 
mir  ^Niemand  zu  definiren  der  da  hört,  dass  zu  drn  110  lateinischen 
AVörtcrn  die  in  5  romanischen  Sprachen  reproduciert  sein  sollen  und 
also  die  Summe  von  5  mal  110  oder  Ö50  Wörtern  ergeben  mQ=sten, 
nur  323  hinzugtstellt  werden,  dass  also  der  geringe  Rest  von  227  P'or- 
men  felilt  um  Herrn  Brac/teCs  ausnahmslos  tatsächlich  zu  bezeugen. 
Der  Cicdanke  liegt  nahe,  er  hätte  es  dem  unterrichteten  Leser  über- 
lassen, den  fehlenden  liest  aus  eigenen  Mitteln  zu  ergänzen.  Doch 
muss  ich  bekennen,  dass  mir  wenigstens  eine  solche  Ergänzung  nicht 
immer  möglich  gewesen  ist:  und  auch  Herr  Brächet  selbst  kann  an  ihre 
ausnahmslose  Möglichkeit  nicht  geglaubt  haben ,  da  er  sieh  nicht  scheut 
bald  ein  ma»qi(c  ailleurs,  bald  ein  n'existe  pa:<  datis  Jes  auties  latigues 
neben  die  französische  Sprachform  zu  setzen  und  so  sein  generni  eigen- 
liändig  umzustossen.  Ganz  abgesehen  davon,  dass  an  Vollständigkeit 
nicht  zu  denken  ist  und  dass  sowohl  die  gemeinromauiscben  als  die 
einzelnen  Sprachen  eigentümlichen  Syncopefälle  bedeutend  in  ihrer 
Zalil  erweitert  werden  können,  finde  ich  untor  den  110  aufgeführten 
Beispielen  nur  18  richtige.  D.  h.  nur  18  Mal  steht  ein  lateinisches  Grund- 
wort an  der  Spitze  von  5  romanischen  Formen  die  wirklich  ihren  ton- 
losen Mittelvocal  eingebüsst  haben:  bei  bouitatem  civitatetn  cahdarium 
cerevisia  coinitatus  crudelitatcm  _2;((rrtr<?r6^MÄ'  septimana  viridariu.< 
hcrihcrga  hcUitatem  pcricid)^us  caballicare  computare  soUdarc  vigt- 
laye  vindicare  amicitatem.  Alle  übrigen  Beispiele  sind  ungenau  be- 
handelt: es  sind  ihnen  weniger  als  fünf  Formen  beigegeben.  Entweder 
ist    es  nun  möglich   die  Minderzahl   zu    vervollständigen,   oder  es  ist 


79 

beibehalten,  trotzdem  aber  an  anderen  Umänderungen  sofort  als, 

Volkseigentum   erkannt   werden.     Es    sind   folgende:   das   sp.  pg. 

rispido,   in   dem   ich   gern    eine   Neubildung   erkannt   hätte,  das 


unmöglich.  Kann  es  geschehen,  d.  h.  könnon  übcihaupt  Vertreter  der 
betreffenden  Formen  aus  den  fünf  Sprachen  herbeigeschafft  werden,  so 
wird  diese  Vervollständigung  entweder  die  Regel  bestätigen  und  die 
18  Beispiele  vermehren  oder  sie  wird  sie  widerlegen.  Ist  dies  der 
Fall  so  ist  ihrer  Allgemeingültigkeit  sicherlich  Abbruch  getan.  Ausser- 
dem bleibt  noch  die  Möglichkeit,  dass  man  unter  Herrn  Brächet'^  323 
romanischen  Beispielen  einige  falsch  etj'mologisirte  findet.  Und  alle 
diese  Möglichkeiten  sind  Wirklichkeit  geworden 

1)  Proben  möglicher  Vervollständigung,  die  Herrn  BracheVs  Hegel 
stützen :  Zu  puUicelJa  gehört  noch  das  sp.  intlcela  puncela  pg.  ])0)i- 
cella,  welche  jedoch  nur  die  piicelle  d^Orhans  benennen.  Zu  singu- 
laris  gehört  das  sp.  seiiero,  das  pg.  sinreira  senreira.  In  der  käst. 
Schriftsprache  bezeichnet  es  nicht  den  Eber,  welchen  diese,  in  ähn- 
licher Weise  wie  das  it.  frz.  pr.,  als  den  einsamen,  im  Gebirge 
dschcbel  lebenden,  durch  das  arab.  juhal-i  characterisirt.  Die  Dia- 
lecte  waren  gegen  den  arab.  Fremdling  weniger  gastlich :  im  Kat. 
heisst  der  Eber  porcli  setr/Iar  oder  senglur  im  mall.  j)orc  singlar. 
Im  Käst,  bedeutet  senero  nur  das  einem  einzelnen  zukommende.  Im 
Pg.  und  Gall.  wird  sinreira  zur  Bezeichnung  wilden  Hasses  benutzt. 
—  Zu  famicosus  gehört  sp.  fangoso.  Zu  x^^diculosus  sp.  2^^<^UOso  it. 
pidocchioso  pg.  piolhoso  pr.  x^^^^^^^^^-  Zu  iingidata  sp.  unada  pg. 
inihada  it.  iinghiata  und  auch  pr.  kommt  von  nngJa  ongla  gewiss 
ein  nur  für  mich  unbelegtes  onglada  vor.  Zu  coaguhire  sp.  cuajar 
pg.  cocdJiar  it.  quagUare  pg.  cnalhar.  Zu  coUocare  sp.  pg.  col- 
gar.  Zu  trihulare  sp.  trülar  pg.  trilhar  it.  trihhiare.  Zu  circulare 
sp.  cerchar  —   an  Stelle  von  cercar  (s.  u.). 

2)  Proben  möglicher  Vervollständigung,  welche  Herrn  BracheVs 
Ixcgel  stürzen  :  Dem  frz-pr.  fertatem  steht  it.  feritä  gegenüber.  Sp.  pg. 
Repräsentanten  existircn  überhaupt  nicht.  Anteccssor  in  der  Nomi- 
nativforni  kennt  nur  das  Frz.,  die  gelehrten  Accusativformen  im  lt. 
Sp.  Pg.  bewahren  aber  selbstverständlich  das  tonlose  c.  Aripennis 
lautet  sp.  gewöhnlich  arapoidc.  Clericat  iis ,  so  wie  ccinouicutus 
m a n  ip  u  l a r  e  m c d i c are  p  a m p i n  a  t  u s  b a c u lare  hat  Brächet  wohl 
nur  aus  Versehen,  im  Gedanken  an  die  stammbetonten  Grundformen 
der  von  ihm  berücksichtigten  Ableitungen  hier  eingereiht.  Clericus 
cavo  n  i  c  u  s  vi  a  n  ip  u  l  u  ,v  in  e  d  i  c  t(  n  p)  a  inp  i  n  ii  s  b  a  c  u  Ins ,  lauter 
Formen  in  denen  die  Atona  der  Tonsilbe  folgen,  die  also  erst  in  den 
nicht  ausgeführten  dritten  Teil  seiner  Arbeit  gehörten,  erscheinen  in 
der  Tat,  freilich  nicht  ausnalimslos  aber  doch  hier  und  da,  in  syncojjirter 


80 

alicr  wohl  niclits  als  t-iiio  rtor  viclrn  populär«  n  *iuitu  rr  xr- 
sturkliMi  klassischen  roriiicii,  also  rc-hispidus  ihi  it  nur  ispido; 
«las  sp.  evjalhlo  insapidits^  it.  sciapido  dissapidus;  dan  it.  rurido 
aus  ntiditn,  fntf/ido  aus  fraciduH,  vincido  aus  lincidus,  Ranlininch 
hisvhidu;    friiwr    das    kat.    thhol   ans   tiirbiduM,  das   it.  /radin'o. 


Funn,  jciH'   iiiid   all<>   aiuhrfii   Hexionsbctontcn   Derivata   aber  wo  tie 
nlxM-luiMpt  cxistircti  tun    dies   mit    Ausschluss  des   fr.    ap.   '  •  nie 

und  nirj^cnil.    Meist  sind  sie  (jelehrtcnformCD,  also  kaum  %*.......  ;t.    - 

Clericna  existirt  im  Spanischen  als  crego,  im  Vfi.  aU  crelgo,  im 
lt.  als  chrrcio,  viel  üblicher  aber  ist  hier  chierico,  dort  crtliijo 
clerif/o  und  in  Spanien  cleriijo:  ckricittun  ward  nirgends  TerkOrzt. 
Um  cannu  i  CHS  sticht  es  noch  schlimmer:  der  It.  sagt  nur  vanotnco 
der  Sp.  gewöhnlich  canon  i rjo  und  calondrigo,  seltener  wie  der 
Kat.  Cduongc  woljcr  canon g i  a ;  der  Pg.  sapt  conego  d.  h.  er 
stösst  den  Vocal  der  ersten  tonlosen  Silbe  aus,  den  der  zweiten  um 
welchen  es  sich  hier  handelt,  bewahrter  treulich:  canonicato  sagen 
sie  alle.  ]\lanipnlus ,  riclitiger  manopulus  existirt  sp.  als  ma- 
iiopla  und  inanojo,  pg.  als  manopla  mnnolho  molho,  it.  aber 
nur  als  matiopoJa:  manipularc  blieb  unverändert.  Medicuti  war 
asp.  und  apg.  megc,  '^Qizi  lautet  es  wie  im  It.  nur  medico;  mediciva 
ist  pjr.  und   it.;   sp.    inelecina;    mcdicarc   blieb    ii  lert.     Patn- 

piuus  ward  sp.  pg.  it.  p(uiipa)'0:   verkürzte  Abw.  n  sind  dem- 

nacli  nicht  nachzuweisen.  Bacillus  entspricht  it.  bacchio^  asp. 
hlago  pg.  das  selten  gebrauchte  hago:  haculare  hat  nur  im  It. 
einen  Vertreter:  baccliiare.  Auch  von  cubitus  cnbitata  ist  fast 
das  gleiche  zu  sagen,  sp.  lautet  es  zwar  codo;  pg.  aber  cor  ad  o 
covodo  cotovello ,  und  it.  gomito  gombito:  ciibttata  ist  daher 
im  Sp.  (und  auch  im  Pg.)    codada,  it.  aber  gomitata. 

Matcriamcn  ist  sp.  maderomen.  it.  und  pg.  ist  es  gar  nicht  da  Arbo- 
reta  ist  it.  alboreta  albercio  arhoreto  sp.  arborcda  pg.  arvoredo. 
Artouisia  ist  sp.  altawisa  pg.  artt'mija  it.  artemitiia.  A^pt^ritatew  sp. 
aspcridad  pg,  asperidade.  Pnritatem  sp.  puridad  poridad  it.  pu- 
ritü  pg.  puridade.  Marmoratus  sp.  marmolado  it.  marmorato  pg. 
existirt  überliaupt  nur  viarniore.  Blnsphemarc  ist  in  der  Form  bla.^- 
mar  im  It.  Pg.  Sp.  ein  selten  gebrauchtes  französisches  Lehnwort; 
die  populären  Bildungen  sind  bestemmiare  (alt  bioitemmare)  und  lui-fi- 
7nar  kat.  llasiomar ßasiomar  Hestomar.  Bumigarc  ist  it.  rugiauare  s-p. 
rumiar.  Adulterare  ist  nur  im  it.  heimisch,  und  hier  lautet  es  orolterare 
(xdidterare  Minima)  e  ist  it.  menoinare  jniiiimare.  Ajnaricare  bleibt  hier 
unverändert.  Fropaginare  sp.  provenar  it.  aber  propaggiuare.  Rotulare 
modidare  sind  sp.  pg.  roldar  moldar  it.  aber  nur  rotolar^  modolare. 
Ditritatcm  it.  durita :  sp.  pg.  gar  nicht  vorhanden.     Animaha  sp.  ali- 


81 

sudicio  und  das  kat.  mnstig  ^Yelcho  drei  durch  Metatliesis  ihre 
Form  erhielten.  Mtistig  steht  für  tnushit  d.  i.  miiscidiis  im  Sinne 
von  mucidus  deren  Formen  in  einander  geflossen  zu  sein  scheinen. 
—  Ido  selbst   wurde   nach   vulgair-lateinischem  Vorbilde  zu   cdo 


maha  pg.  alimaria.     Itcrare  sp.  hedrar  pg.  r-edrar  it.  aber  nur  ite- 
rare  etc.  etc. 

3)  Proben  von  „gemeinromanisch"  syncopirten  Wörtern,  die  weder 
im  It.,  noch  im  Sp.,  noch  im  Pg.  überhaupt  vorlianden,  sondern  nur 
frz.  oder  pr.  sind:  Amaritudinem  amaritatem  vituUnns  vervecurius 
lassitatcm  animariinn  domcsticarius  soJitancus  cloppicare  corrof/ata 
matricularius.  ISuhitancus  ist  überall  nur  in  gelehrter  Form  vorhanden 
(nur  asp.  steht  soptano  neben  dem  üblicheren  sopitano) ;  columdlus 
follicare  sind  nur  sp.  pg.,  pullicenns  cereheUa  ranitare  communalitatem 
existiren  wenigstens  im  Spanischen  nicht. 

4)  Proben  falscher  Etymologieen:  Das  sp.  domar  it.  domare  soll 
von  domitarc  kommen  wie  das  frz.  dompter.  Damisela,  it.  dunugeUa, 
ist  keine  volkstümliche  sp.  Eigenbildnug;  es  wurde,  wie  auch  ostal 
ostello,  der  Troubadoursprache  entnommen.  Die  volkstümliche  Hispa- 
nisirung  von  dominiceUa  lautet  doncella.  Dcsear  pg.  desejar  soll  von 
desiderare  stammen,  cercar  von  circulare  dem  doch  nur  cerchar  cellar 
entsprechen. 

Bisweilen  berührt  wenigstens  das  störend,  dass  Herr  Brächet  ver- 
schiedentlich suffigirte  Wörter  der  einzelnen  Sprachen  einer  anders 
suffigirten  lat.  Bildung  gegenüberstellt,  anstatt  ihre  Elemente  nur  in- 
soweit zu  verzeichnen  oder  hervorzuheben  als  sie  in  alle  romanischen 
Sprachen  wirklich  übergegangen  sind:  wie  bei  cUricat'us  und  canoni- 
catiis,  dem  das  sp.  canonfjia  folgt,  bei  hacidarc  und  medicare  ist  es 
bei  cnpiditare  der  Fall,  dem  das  frz.  convoiter  mit  Recht,  mit  ün- 
genauigkeit  aber  die  sp.  pg.  sibilirten  Formen  codiciar  cubi<^ar  zur 
Seite  gestellt  sind. 

Zu  §  2  bemerke  ich,  oder  wiederhole  ich,  dass  seine  Trennung  von 
§  1  d.  h,  dass  überhaupt  die  Scheidung  zwischen  gemeinromanischen 
und  einzelnen  Sprachen  eigentümlichen  Formen  unklar  ist.  Schon  in 
§  1  wichen ,  wie  die  Sprachgesetze  es  bedingen ,  die  Formen  der  ita- 
lienischen Sprache  fast  immer  von  denen  der  andern  Sprachen  ab :  sie 
bewahren  den  tonlosen  Yocal  —  der  nicht  die  erste  Silbe  bildet  — 
n  den  meisten  Fällen.  Auch  im  §  2  bleibt  dies  Verhältniss  bestehen: 
man  braucht  also  nur  die  italienischen  Ausnahmen  zu  subtrahiren,  so 
bleiben  gerade  in  §  2  viele  Formen  zurück  die  in  den  vier  andern 
Sprachen  gleichmässig  der  Syncope  unterliegen,  die  also  eher  oder 
eben  so  gut  die  Bezeichnung  gemeiuromanischcr  Fälle  verdienen  wie 
viele  des  ersten  Paragraphen.  Es  sind  episcopatus  christiüiiitatcm 
C.  Michaelis.  {\ 


f«2 

i?!i  S|»nniscli<ii  Jutturtln,  im  l'orhi -i  -i-'licn  }jalUfto,  itn  Wallacbi- 
seilen  linijjcflr  rnijudc  vcnstrd  (,,  ^  ,  unirt  unt  fiugd  ((l«'»sM»n 
portii^icsisrlwr  Kepriisontaiit  inrtfflicIifrwoJKP  frantino  i«t),  im  Maf- 
lUndisrlicn  iinunl  HiHjud  ihnrd  thed  [tosk.  rhicpido  Deafi.  tirpolo 
lad.  (Fd^sii)  tcirr  wie  agonl.  ranzec]  und  im  Romagiioli»t'hc'ii 
isi'icd  fdr  f//xs7/;//V///s.  /u  //o  ward  es,  oder  genauer  mit  ifo  \'  '  }\i 
ward  (•^  im  It.  srljti/n  dissipidus  und  im  Ara^.  jaiifo  iu.ij.  .-ia; 
\\i)]i,Q\iv\\  (irr  i'ortu^icsc  den  Acccnt  anf  ido  wie  auf  eine  Parti- 
(;ipiall)il(luii^'  Ic^t  inid  <uxahido  sagt.  —  Wi.sion  jenes  tonlosen 
711  r  iibgohlassten  /  trat  ^leielifalls  schon  im  Vult'airlateinisclien 
ein.     Scliucliardt   bcloj^t  caldiis  frirdii<i  soldus.     So  entstanden   it. 


operarius  pectoralc  littercdus  opt-rire  itif/enerare  judicare  masticare 
recupcrarr  ailihirc  tremuhire  decimarc  cummunicare  excarticare  ope- 
rarc  etc.  Herr  Brächet  setzt  hier  wie  auch  sonst  oft  spanische  ge- 
lehrte rönnen  hinzu.  Selbst  wenn  volkstümliche  Vertreter  da  sind. 
tut  er  es,  uiul  handelt  also  seiner  selhstver.ständlichen  p.  302  (Anm.) 
aufgestellten  Theorie  zuwider  de  n'nroir  eu  ruc  que  ies  seula 
mots  d c  formation  popuJaire  et  de  rejeter  absolument  tous 
Ies  mots  de  formation  suvaute;  oder  er  erwähnt  überhaupt  weder 
die  einen  noch  die  andern.  Statt  Otbricar  musste  fraguar  stehen; 
sifiJare  ward  pg.  silvar  assohiar:  iiominare  ist  das  sp.  nomhrar, 
temjierare  tcmplar^  delicatvs  delgado.  (opidare  und  copula  wurde  in 
allen  romanischen  Sprachen  um  ihr  k  verkürzt  denn  sp.  p?.  existiren 
copla  cobra  und  acoplar  it.  cöppia  und  acopiare.  (  umulare  hat  im 
sp.  die  populäre  Form  colmar.  mall,  noch  comlar. 

Doch  nachdem  ich  nur  noch  zu  P.  II  bemerkt  habe,  dass  sich  in 
ihm  die  in  P.  I  herrschende  Unklarheit  über  den  Begriff  ..gemein- 
romanisch" wiederholt,  dass  der  Verfasser  z.  B.  das  nur  frz -pr.  sur- 
gien  und  das  afrz.-pr.  autecesor  unter  die  exceptions  sgstenuxtiques 
r.ommunes  ä  toiites  Ies  laugues  romanes  rechnet,  so  wie  auch  corro- 
tulare  perustular e  die  wenigstens  nicht  sp.-pg.  sind,  sei  es  end- 
lich genug,  wiewohl  ich  das  eigentliche  Ende  noch  lange  nicht  er- 
reicht habe. 

Doch  genügt  das  Gesagte  wohl  um  klarzustellen,  dass  das  stati- 
stische Resume,  welches  Herr  Brächet  auf  p.  311  giebt,  nur  falsch 
sein  kann.  Ein  genaueres  an  seine  Stelle  zu  setzen  bin  ich  nicht 
im  Stande;  dazu  reicht  die  blosse  Prüfimg  der  vom  Verfasser  bei- 
gebrachten Beispiele  nicht  aus:  eine  sorgfältige  Untersuchung  aller  be- 
treffenden Wörter  darf  aber  hier  nicht  angestellt  werden.  Ich  muss 
also  abermals  in  die  Zukunft  weisen  und  hier  wenn  auch  ungern  mit 
einem  hasta  la  vi'sta  abbrechen. 


83 

sp.  pg.  caldo  pi".  caut  frz.  chaud ;  it.  .soZ^o  srddo  soda  frz.  sc«c7e 
sp.  stu'ldo;  it.  Zor^o  frz.  /o?nY?  sp.  pg-.  lerdo  veiiez.  lodro;  it. 
ortZo  pr.  afrz.  orZ  ord ;  sp.  terr/e  frz.  /,t/7:  sp.  2)ardo;  roniagn. 
grevd  ruvd  omd  Uvd  irovd.  Tiaton  aber  zwei  iiicompatible  Coii- 
soiianten  unmittelbar  an  einander,  so  wurde  entweder  Assimila- 
tion angewendet:  wie  im  it.  frcddo  maffo  netto  j^ndto;  oder 
Auflösung  des  Consonanten  wie  in  fricdus  frig'dits  frz.  froid 
pr.  freid  romagn.  freids;  r ig' das  frz.  roide  raidc;  frac'di(s  lad. 
fred  (Val  Gardena);  rahhlus  sp.  raudo;  sop'dus  andalusisch  jatido 
(arag.  jatttö)  lah'diis  asp.  latido;  oder  Verdrängung  des  ersten 
Consonanten  wie  im  frz.  rade  sade  ticdc,  venez.  frcdo  h]).  frido 
frio  sp.  lindo  pg.  ^/^/o(?);  oder  mundgerechte  Veränderung 
des  zweiten  wie  im  pg.  cnxehrc  aus  insipidus.  —  JJ  fiel  aus, 
während  i  bestehen  blieb  oder  mit  vorhergehenden  Sibilanten  oder 
Dentalen  verschmolz,  im  Sp.  escalio  lacio  limpio  livio  lucio^  welches 
auch  pg.  ist;  iwpudio  it.  puzzo;  rancio  venez.  granzio  kat.  ranci  pg. 
ran^o  it.  rancio;  rccio  pg.  rijo;  sucio  it.  sozzo  pg.  sujo;  tihio 
venez.  ticio  lad.  tievi\  in  turhio  venez.  torhio  ttirbio;  it.  frasio 
fracio  (alt),  vielleicht  auch  in  rulio^  it.  robijio,  welches  —  wenn  es 
populär  ist  —  hierher  und  nicht  zu  ruheiis  gehört,  dessen  Ro- 
manisirung  Palatalisirung  des  i  und  Verschmelzung  desselben  mit 
dem  vorangehenden  Labial  erfordert  hätte;  meiner  Ansicht  nach 
auch  in  flojo  it.  floscio  pg.  froixo,  welcher  Etymologie  ich  den 
Vorzug  vor  der  üblichen  aus  dem  Substantiv  fluccus  angesichts 
der  sp.  Derivata  und  ihrer  Bedeutungen  entschieden  gebe  (s.  z.  B. 
flojel  Flocke  Daune  Flaumfeder) ;  ferner  in  mnstio  (s.  kat.  nmstig) 
it.  moscio  pr.  afrz.  mois  kat.  mox;  in  marcho  it.  marcio  marzo 
pg.  maciOj  pr.  aber  marcit  und  neusp.  nur  diminuirt  zu  marchito] 
im  pg.  murclio  und  ncdio,  lad.  neidi;  im  venez.  morhio  und  spavio; 
und  etwa  im  it.  lazzo  aus  acidus.  —  Id  fiel  aus  oder  ab  im  frz. 
rance  pale  p^d  sp.  jndo;  cpave  flasque^  mit  dem  das  it.  fiacco 
sp.  flaco  kaum  zu  identificiren  ist;  (s.  Bicz  E.  W.  I.  fiacco)  in 
sol  alt  sou  pr.  sot  sont  und  in  7ict  (pr.);  im  pr.  tele  (afrz.)  orre  arre^ 
afrz.  are;  cobe  raus  rege  sähe  sous;  im  pg.  turbo  it.  torbo  sp. 
tolva  tonn  tolvancra;  in  liinpo ^  und  im  lad.  torri  und  fiers 
(grödn.)  so  wie  im  Sp.  cerdo  für  sucrdo  aus  sordidus  und 
nach  p.  54,  Anm.  2  auch  im  altit.  cando,  welche  beiden  als 
den  Gleichklang  von  di-dn  aufhebend  auch  auf  p.   18  eine  Stelle 


H4 

rMiincliiiHMi  könnten.  Intcrfssant  ist  es  aur-)i  /m  lU'lirn,  rIaKS  nicht 
nur  ( inr  <  in/igo  romaniHrlic  NarhhildiinK,  wie  J>iez  will,  im  it. 
ri/>ifl(i  voilir^t,  son<lrni  da.ss  sich  wcnigHtfn«  eine  zweite  liinzo- 
Ki'fiind«'!!  li;it,  (las  it.  spurt  ido  rla>i  docli  wohl  von  porcus  her- 
zidritcn   i^t? 

Interessant  und  nielit  wertlos!  für  flen  Zweck  dicHier  Arl>*'it 
ist  jj'docli  der  ^'anze  Kxcurs  ohne  KrKf*^>nis.s;  denn  wenn  man 
aucli  zii^'eben  nius.s,  dass  eine  Zusammenstfllunjf  aller  vfTschie- 
donen  Vertretun^sweiscn  des  Suftixes  idus  auf  spanischem  iJoden 
unleugbar  nachweist  dass  eine  ursprüngliche  Feinheit  sich  hier 
zu  melirfachen  fiestaltnngen  entwickr-lt  liat,  und  wenn  man  seihst 
diese  iiu'lirt'ach  gestalteten  Snftixo  für  Dojipcl  formen  j;e|tf-n  las- 
sen wollte,  Sc  hei  de  formen  sind  sie  doch  ni«ht,  mit  speciellen  He- 
doutun^svorschiedenheiten  sind  sie  nicht  angofflllt:  sie  sind  also 
von  (lenjenigon  differenzirten  Formen,  deren  Erläuterung  diese  Ar- 
beit zur  Aufgabe  hat,  weit  unterschieden.  Weder  bei  idus  noch  bei 
irgend  einem  andern  beliebigen  tonlosen  und  unproductiven  oder 
tontrageuden  und  productiveu  Suftixe  ist  Diflferenzirung  einge- 
treten. Ob  Iccm  als  z  ce  che  cz  oder  /j,  ob  caliccm  als  caz,  saliccm 
als  smicc,  cimicem  als  chhichc,  pomiccm  dX^pumez^  lapicem  als  lapiz 
auftritt;  ob  miea  als  ana  cüa  ahm  ena,  castanea  als  castatla, 
colanca  als  colaina,  tcrranca  als  tarrena,  burranea  als  horrena; 
ob  arius  als  ero  airc  er  et  icr  ar  al  oder  ario  in  primcro  co- 
laire  mcrcader  vergel  frutier  vivar  fosul  hoficario;  ob  acuhts 
als  ajo  allo  agro  acido;  ob  dlus  als  el  clo  il  illo;  ob  ationcm 
als  azon  ason  acion ;  ob  iorium  als  diiero  dero  dor  oder  torio ; 
ob  accus  als  az  azo  acho  acco;  ob  )ci(s  als  che  go  co  igo  ico; 
ob  antia  als  anza  oder  ancia,  Icus  als  ~igo  ego  icgo  ico  auftritt, 
kurz  ob  auch  ein  jedes  Suftix  in  mehr  als  einer  Gestalt  erschei- 
nen kann,  es  hat  sich  nicht  an  jede  dei-selben  eine  bestimmte 
Bedeutungsausprägung  angesetzt:  ich  könnte  sie  also  nicht  in 
meine  Liste  einreiben,  selbst  wenn  ich  über  die  einmal  gesteckten 
Grenzen  nur  ganze  Worte,  und  nicht  Stämme  und  Endungen  auf- 
zunehmen, hinaus  gehen  wollte.  Denn  meine  Listen  umfassen 
nur  Scheideformen  nicht  Doppelformen. 

Ich  verwende  nämlich  den  Namen  Scheideform  ausschliess- 
lich da  wo  zwei  oder  mehr  Begriffe,  d.  h.  zwei  Worte,  aus  einer 
Grundform,   notwendig  also  auch  aus  einem,    ursprünglich    ein- 


85 

fachen  Begriffe  abzuleiten  sind;  wo  hingegen  für  einen  Begrift' 
zwei  oder  mehre  gleichfalls  aus  einer  Grundform  abzuleitende 
Worte  vorhanden  sind,  nenne  ich  sie  Doppelformen.  Dass 
die  Scheideformen  materiell  auf  den  Doppclformcn  als  auf  ihrer 
Basis  beruhen,  wurde  schon  einmal  gesagt:  im  populären  Wort- 
vorrat W'ärcn  jene  überhaupt  nicht  möglich  wenn  diese  nicht  exi- 
stirten.  Ich  werde  in  der  zweiten  Hälfte  dieser  Arbeit,  der  Liste 
aller  bis  jetzt  von  mir  erkannten  spanischen  Scheideformen,  für 
jeden  einzelnen  populären  Fall  den  Nachweis  führen,  dass  keine 
willkürlich  ersonnenen  unrcgelmässigen  Umgestaltungen  vorliegen, 
dass  vielmehr  der  Sprachgeist,  wie  auch  schon  einmal  gesagt 
ward,  einem  ökonomischen  Zuge  nachgebend,  die  tatsächlich 
vorhandene  Formmannichfaltigkeit  sinngleichcr  Worte  benutzt  hat 
um  Sinnvariationen  die  gleichfalls  tatsächlich  vorlagen  daran  zu 
knüpfen.  Will  ich  die  Möglichkeit  dartun,  dass  brocha  und  hroncha 
Zwillingskinder,  Sprösslingc  eines  gemeinsamen  Stammes  sind,  so 
werde  ich  als  Zeugen  einige  Fälle  analoger  Bildungen  auftreten 
lassen,  in  denen  Epenthese  oder  Syncope  eines  n  vor  Sibilanten 
stattgefunden  hat,  in  denen  zwei  verschieden  gestaltete,  aber  gleich- 
bedeutende Formen  zeitlich  auf  einander  gefolgt  sind,  oder  auch 
neben  einander  bestehen;  und  so  fort.  Ihre  Reihen  werden  von  jedem 
der  spanisch  versteht  mit  Leichtigkeit  erweitert  werden  können. 
Die  Doppelformen  ganzer  Wörter  machte  die  arme  Sprache 
also  zu  Scheideformen.  Dieselbe  w'eise  Ausnutzung  unnützen  Ueber- 
flusses  konnte  jedoch  im  Romanischen  nicht  —  wie  in  der  ersten  Pe- 
riode indogermanischer  Sprachbildung  geschah  —  die  Verwertung 
der  Suffixe,  der  Beziehungselemente,  getrennt  von  den  Bedeutungs- 
elementen, bestimmen.  War  schon  die  Differenzirung  von  Stämmen 
auf  romanischem  Boden  etwas  Auffallendes  und  Seltenes,  so  ist 
die  Differenzirung  von  Suffixen  eine  noch  grössere  Seltenheit. 
Ihre  haltlose  abgeschliffene  Form,  ihre  geistige  Unselbständigkeit, 
ihre  dienende  Stellung  machte  sie  fast  unmöglich.  Scheideformen 
unter  den  blossen  Suffixen  kommen  also  der  Regel  nach  nicht 
vor:  airc  modificirt  die  Bedeutung  der  Stämme  nicht  anders  als 
cro  und  cl  und  ar  und  al  und  ario;  afia  nicht  anders  als  aiiia 
cna  C7ia  anca.  So  viel  ich  weiss  ist  eine  strenge  Sinnspaltung  an 
spanischen  Suffixen  nur  einmal  eingetreten:  aticiis  wurde  durch 
adffo  (aJfjü)  zu  asgo  aber  auch  zu  agc.     Azgo  dient  einzig  und 


86 

allrin  (la/M  A«iiiii  r  iiinl  Würden  —  cimbulazgo  mayorazyn  mr.- 
sinz(fO  tnacstrazi/o  jirla:f/o  prehnntnzgo  —  und  Zölle  —  ponlazfjo 
nin)if.  hitni.  )>oit.  all.  sernutzf/o  —  zu  htmennen;  äffe  dagegon  wird 
verscInciliMitlicli,  nie  uhcr  zu  dipsem  Zweck  verwendet.  (S.  Diez, 
(!r.  II  'J7M.)  hl  aiuloron  Snftixen  ist  das  Strobr-n  nachein^T  Sch»*i- 
iluiiK  Nvolil  lüliiliar,  doch  liat  es  sich  nicht  zu  \ oller  Klarheit  und 
Hcstiinnitlnit  diirchgcarlx'itet.  Torhnn  /..  R.  wird  durch  duero  zu 
(Icro  w(iii)  (>>  an  Adjcctiven  das  Vrrhültniss  der  Notwendigkeit 
oder  Mo^'liclikeit  dor  im  i)rimitivcn  Verb  enthaltenen  Tätigkeit 
ausdrückt,  icnidero  vasadcro  haredrro;  oder  wenn  es  snbstanti- 
vircnd  rin  (InriU  bezeichnet  mit  dem  die  Tatifrkeit  des  I'rimi- 
tivs  vollt'ülnt  wird,  doladcra  podadna.  Zu  dor  wird  es  wenn 
es,  nach  Analogie  des  lat.  doimitorium  auditorium  etc.  den  Ort 
bezeichnet  wo  jene  Tätigkeit  vor  sich  geht:  comedor  lavador 
mirador  ohrador  snlador.  Doch  ward  diese  Regel  nicht  scharf 
durchgeführt :  cro  darf  auch  demselben  Zwecke  dienen  wie  dor.  Ne- 
ben S(d(idor  steht  saladcro;  hicadero  ist  ganz  wie  lavador  der  Ort 
wo  gewaschen  wird ;  nadndcro  der  Ort  wo  geschwommen  wird, 
lahradcro  der  Ort  wo  Handwerkerarbeiten  betrieben  werden,  dor- 
midero  (alt)  der  Oi-t  wo  geschlafen  wird.  —  Arhis  avium  aria 
wird  durch  air<)  zu  cro  cra,  {seltener  zu  aire  —  colaire  pelaire 
vanillaire  ülbain)  und  wird  erstens  substantivirend  gebraucht  um 
Personen  zu  benennen,  welche  sich  mit  dem  Grundwort  beschäf- 
tigen, mit  ihm  Handel  treiben:  carbotiero  oUcro  carnicero:  zwei- 
tens um  Sachen  zu  bezeichnen,  welche  das  (Grundwort  in  sich 
enthalten  oder  aus  sich  hervorbringen:  daher  Behälter,  Gefasse 
Orte,  wo  etwas  aufbewahrt  wird,  Orte  wo  Gegenstände.  —  Pflan- 
zen und  Steine —  sich  in  Massen  befinden,  sowie  auch  Bäume  und 
Sträucher,  d.  h.  also  Orte  welche  den  durch  das  einfache  Grund- 
wort bezeichneten  Gegenstand  welcher  zumeist  die  Pflanze  oder 
ihre  Frucht  ist,  in  sich  enthalten.  Die  Form  cro  wird  dann  und  wann 
zu  er  verkürzt  {mcrcader  neben  mercadero)  und  in  ähnlicher  "Weise 
wird,  ehe  das  Umspringen  des  i  zum  a  vollzogen  ist.  ium  ius  oft 
ganz  abgeworfen,  wie  bei  dor  aus  torinni,  so  dass  nur  ar  übrig 
bleibt  vivar  potnar  hahar.  Und  da  ar  und  er  dem  Spanier  vor- 
züglich als  Infinitivendungen  vertraut  und  genehm  sind,  da  r 
überhaupt  seine  Rolle  leicht  mit  /  vertauscht,  besonders  wenn 
in  der  Xähe,  inlautend,  schon  ein  anderes  r  steht,   so  geschieht 


87 

es  oft,  dass  er  zu  c/,  und  uic  ich  meine  <ir  zu  «/  wird.  Lantd 
lehrel  cuartel  granel  vergel  juqiiel  hroqucl  erklärt  Diez  —  (Ir. 
II  352  ff.  —  ohne  \Yeiteres  für  Abkömmlinge  lateinischer  Grund- 
formen in  arius  avium .  AI  aber,  wo  es  den  Sammlungsort  des 
Primitivs,  besonders  den  Ort  bezeichnet,  wo  Pflanzen  und  Mine- 
ralien gesammelt  stehen  und  liegen,  wo  es  also  als  Ersatz  des 
lat.  ctiim  gelten  muss,  stammt  nach  Diez  von  alls  ab.  (328.) 
Unter  etum  (361)  giebt  er  freilich  wieder  zu,  dass  sowohl  avium  als 
alis  seine  Stelle  im  Romanischen  vertreten.  Ich  aber  bin  anderer 
Ansicht  und  meine  dass  ausschliesslich  avium  dies  tut,  und  dass 
die  sämmtlichcn  spanischen  Substantiva  in  aJ,  welche  Felder  und 
Gärten  und  Wälder  und  Beete  bezeichnen  auf  avium  zurück 
weisen.  Denn  erstens  ist  kein  Grund  vorhanden  eine  Doppel- 
vertretung anzunehmen  so  lange  eine  einfache  genügt.  Gesteht 
man  aber  diese  Einheit  zu,  so  liegt  dem  Sinne  und  der  Form 
nach  avium  näher  als  alis.  Zweitens  ist  av  das  ältere,  al  das  jüngere, 
das  altspanische  zeigt  sehr  wenig  al,  das  neue  hingegen  fast  nur  al; 
av  einzig  da  wo  ein  euphonisches  Bedürfniss  es  entschieden  verlangt 
wie  in  cehollav  tomillav  zav.zapavillar  melgar.  Ueberhaupt  wird  ja 
im  Spanischen  r,  besonders  auslautend,  viel  häufiger  zu  l  als  l  zu  v. 
Drittens  wechseln  aber  nicht  nur  av  und  al  mit  einander,  son- 
dern diese  beiden  werden  in  ganz  beliebiger  Weise  auch  mit  cl  und 
cv  und  evo  und  ario  vertauscht:  alle  sechs  Endungen  müssen  also 
absolut  gleich  sein.  Und  nicht  nur  an  sinnlich  hier  einschlägigen 
Wörtern  geht  dieser  Wechsel  vor  sich;  nicht  allein  arvejal  steht  neben 
arvejav,  zumacal  neben  zumacav,  hrenal  jieben  hveüav,  calcanav 
neben  calcahal  carcanal  cavcanav;  manzanal  neben  manzanav,pla- 
tanal  neben  platanav;  nogal  neben  nogueva,  gamonal  neben  ^a- 
monera,  olicav  neben  oliveva,  ladrillal  neben  ladvillav  und  la- 
dvillcvo;  Jielcchal  neben  hdcchav  und  hclgncva  und  falugucv  (kat.); 
mimhval  neben  mimhvevo;  castatlav  neben  castanal  und  casfa- 
ncro;  ccdoavio  neben  citocal;  auch  dvomedal  steht  neben  dvomc- 
dario^  cevcal  neben  cevvavio^  centenal  neben  centcnav  und  cen- 
icnavio,  civav  luganav  lupanav  lunar  neben  -avio;  palomav  neben 
palomevo,  fosal  noh en  fosav  und  fosa vi o,  Jionfaual  neben  hon- 
tanav^  plantcl  neben  plantavio ,  iimond  neben  fimoncro,  casod 
neben  cflsano,  uval  neben  uvavio  etc.  etc.  Viertens  verwendet  auch 
der  Italiener   sein   aja  (ahdaja  giuncajn)^   der  Franzose  sein  iev 


8H 

ii tc  (rizicre  oif/notiuitTc)  /ii  «leiii  glcichni  Zweck«,  keine  ronm- 
nisrhc  S|)ra<;lu'  alxr  bnnitzt  (tlis  da/u.  —  Au»  arium  IiuIrii  sich 
also  er«  (er  und  d  und  M/rr>  und  «r  al  entwickelt,  die  letzteren 

dinneii  vorwio^'^iid  zur  Ortshi/cicliiiun^',  dl«'  «Thteren  und  b« 
nomv  Pcrsonalbr/eicIiininK;  ja  dir  (ircn/linirn  sind  ;ti<ndi<  h  i...,; 
j^t'zo^'cn:  ich  kenne  keine  einziKe  r<T-.onaIlMz«iclinunK  in  ar  al. 
I)a  alM-r  (tu  sich  niclit  die  ^leiciie  HeiichrankunK  auf  M'in  Oebiet 
aul'crlcgt  iiiid  sich  l  ('borgrifTc  in  da.s  de«  Nacbbarn  erlaubt 
(s.  die  IJeisj)iele  oben),  da  ferner  ario  (und  auch  et)  der  neutrale 
IJodcn  ist  auf  dorn  beide  ersclieinrn  «Hlrfen,  so  ist  eine  ganz 
stricte  Difierenziniii^  auch  von  diesen  Suftixdoubletten  nicht  aus- 
zusagen. —  Es  bleibt  daliei,  unter  den  l)opi»eigestaltungen  wirk- 
licli  liispanisirtcr  Suffixe  giebt  es  Scheideformen  so  gut  wie  nicht. 
Freilicli  liegt  der  trügerische  Schein  als  wäre  es  dennoch 
der  Fall  oft  hell  und  grell  tiber  der  tatsächlichen  Wahrheit. 
Man  öft'ne  nur  die  Listen.  Da  stehen  als  Scheideformen  neben. 
einander  primero  und  ijfimario^  carncro  und  carnario^  lunar  und 
binar io,  pJiudcl  und  plantario,  corccl  und  corsario;  curadtro 
iiml  curatorio,  tuandado  und  mandato,  tcnzon  und  iaision,  jmn- 
::on  und  pimciony  torzon  und  torsion,  lucio  und  lucido,  lauter 
Formen  die  auf  einem  Grundwort  beruhen,  dessen  Stamm  in 
beiden  Vertretern  unverändert  blieb,  deren  Verschiedenheit  aho 
allein  in  der  Verschiedenheit  der  Endungen  liegt.  Hat  man 
da  nicht  das  Recht  anzunehmen,  die  Diti'erenzirung  sei  auf  Grund 
einer  Spaltung  der  Suftixe  vor  sich  gegangen?  Sieht  man  jedoch 
näher  zu,  und  fasst  die  Art  ins  Auge  wie  die  Suffixe  jedes  Mal 
den  Sinn  des  Stammes,  also  ihren  Inhalt,  moditiciren,  so  bemerkt 
man,  dass  die  Grundbedingung  und  das  Hauptmerkmal  aller 
Differenzirung,  die  Zweihcit  des  Sinns,  der  Zweiheit  der  Suffixe, 
^venn  man  sie  getrennt  betrachtet,  gänzlich  abgeht.  Auch  in 
den  einschlägigen  Worten  sagt  ario  nichts  anderes  aus  als  ero 
d  und  ar ;  dcro  nichts  anderes  als  torio,  ado  nichts  anderes 
als  ato;  zon  nichts  anderes  als  cion^  io  nichts  anderes  als  ido. 
Und  wenn  dennoch  primero  einen  andern  Sinn  hat  als  primario., 
carncro  einen  anderen  als  carnario,  mandado  einen  anderen 
als  mandato,  so  liegt  dieser  Unterschied  daran,  dass  die  erst 
genannten,  von  dem  lateinischen  Grundtypus  primariiirn  car- 
narium    mandatum    stärker    abweichenden    W^ortbildungeu    selb- 


89 

stäudig  vom  spanischen  Sprachgenius  auf  natürlichem  Wege  be- 
wusstlos  umgeschaffen  und  in  Form  und  Sinn  weiter  entwickelt 
worden  sind,  während  die  letzteren,  dem  lateinischen  Grund- 
typus ähnlichen,  in  fertigem  Zustande,  ihrer  alten  Form  und 
ihrer  alten  Bedeutung  treu,  bewusst  und  absichtlich  direct 
aus  dem  Lateinischen  hinübergenommen,  oder  seinen  Vorbildern 
künstlich  nachgebildet  sind.  Die  ersten  sind  spanische,  die  zwei- 
ten lateinische  Schöi)fungen,  darum  sind  sie  verschieden.  Dass 
aber  bei  beiden  der  Stamm  der  gleiche  ist,  ist  ein  bedeutungs- 
loses Accidenz,  die  Folge  des  zufälligen  Lautgehaltes  der  be- 
treffenden Worte:  j^r/m  und  carn  und  mancl  sind  in  allen  spa- 
nischen, ob  natürlichen,  ob  künstlichen  Ableitungen  unverändert 
geblieben,  weil  sie  einer  Veränderung  nicht  bedurften.  Die  ihnen 
anhaftenden  Suffixe  aber  verlangten  in  Folge  der  Flüchtigkeit  der 
sie  bildenden  Elemente  {l  r  etc.)  fast  immer  und  gerade  in  den 
obigen  Fällen  eine  Umbildung  die  sie  deshalb  erlitten  haben. 
Wo  auch  der  Stamm  sie  verlangt,  ging  sie  in  populären  W^ör- 
tern  selbstverständlich  an  ihm  ebenso  gut  wie  an  den  Suffixen 
vor  sich:  carnero  und  carnario,  primero  und  irrimario  stehen  in 
demselben  Verbältniss  zu  einander  wie  Idrcro  zu  litcrario,  cs- 
]}aldcra  zu  espatularia^  ajcra  zu  aliaria;  ojcra  zu  ocidaria, 
llcncro  zu  plenario^  lenero  zu  Ugnario.  In  diesen  wie  in  jenen 
Doppelungen  handelt  es  sich  nicht  um  eine  Variation  entweder 
von  Suffixen  oder  von  Suffixen  und  Stämmen,  sondern  um  die 
Variation  ganzer  Worte.  Auch  hier  haben  wir  also  nicht  selb- 
ständige Suffixscheidungen,  sondern  nur  Wortscheidungen  zu  ver- 
zeichnen. Wollten  wir  sie  allein  und  für  sich  betrachten,  so 
würden  wir  sie  Doppelformen  nennen;  Scheideformen  nur  azgo 
und  aje  und  allenfalls  dcro  und  clor,  cro  und  al. 

Die  hier  vorgenommene  Trennung  und  Gegenüberstellung 
einheimisch-spanischen  und  importirten  lateinischen  Gutes  führt 
uns  zu  einer  neuen  zweiten  Klasse  von  spanischen  Scheideformen, 
die  von  den  bisher  erwähnten  populären  stark  abweichen. 
Ihr  Erstehen  mitanzusehen,  müssen  wir  den  Ueberblick  über  das 
Entstehen  der  spanischen  Sprache  wieder  aufnehmen. 

Aus  den  iberisch-griechisch-lateinisch-germanisch-arabischen 
Elementen  die  nicht  nur  äusserlich  über  einander  geschichtet, 
sondern   innerlich  mit   einander   verquickt  waren,   hatte  sich   die 


90 

altspiiuisrliü  VolksspriK  Ihj  cntfalfef.  Aus  »I«t  Mitte  ilirer  anfangs 
gU'icIihrrocljtiKf  im1)«h  cinaiMlfr  t,Tui»pir1»Ti  Dialccli»  hatte  kich 
«inrr,  der  der  politi^cli  und  geistig  höchst  stehenden  Provinz,  zum 
Herrscher  (Üjcr  dir«  anrlcrcii  erhohen.  KnhüVmi  (Tohflo),  als  dan 
IFcrz  (h's  Landes,  hatte  seinrn  I>i.ilert  zur  Srhriftspraeh'r  gemacht 
und  liatte  dicj  (ircizen  seiner  nicht  sogleich  allgemein  anerkannten 
Maclii  :illiiiiihlich  weiter  ausgedehnt  (Alpfums  X,).  Doch  erst 
n;i(li  der  Kinigung  dos  ganzen  spanischen  Gebietes  nnter  eine 
Krone  war  auch  die  Kinigung  aller  Oialecte  unter  die  Gesetze 
einer  einheitlichen  Schriftsprache  vollzogen,  der  Wetteifer  auch 
Kataloniens  und  Valencias  gehrochen;  langsam  und  Schritt  vor 
Schritt  war  es  vorwiirts  gegangen.  Und  ebenso  allmählich  hatte 
das  castrll(uif)  Lirht  in  die  Wirrniss  des  Altspanischen  gebracht; 
der  Geist  der  Ordnung  und  Beschränkung  hatte  naturgemäss  seine 
Constituirung  bestimmt.  Dissimilation,  Analogie,  Differenzirung 
und  der  Drang  nach  Knjjhonie  hatten  zwei  Jahrhunderte  lang 
1200 — 1400  vervollkommnend  an  ihr  gewirkt  bis  auch  hier,  im 
Innern  des  äusserlich  geeinten  Gebietes,  Gesetzmässigkeit  Plinitr- 
keit  und  Klarheit  siegten.  Was  bis  dahin  unbewusst  nnd  lang- 
sam vor  sich  gegangen  war,  das  wurde  von  nun  an  durch  die 
bew'usste  Arbeit  namhafter  Dichter  und  Denker  fortgesetzt,  die 
vom  ersten  Erblühen  der  mächtig  aufstrebenden  Kunstlitteratur 
an  und  dann  in  kaum  unterbrochener  Reihe  schöpferisch  auf- 
traten: wenn  auch  zeitlich  von  einander  geschieden,  so  doch  ver- 
bunden durch  den  gemeinsamen  Gedanken  die  Sprache  zu  för- 
dern, zu  bereichern  und  zu  veredeln. 

Beherrscht  vom  Bequemlichkeitstriebe  hatte  der  spanische 
Spracbgeist  die  Elemente  aus  denen  ein  noch  nicht  existirendes 
Spanisch  zusammengescliweisst    werden  sollte    einander   assimilirt. 

Beherrscht  vom  Deutlichkeitstriebe  hatte  er  die  einan- 
der angegliclienen  Elemente  zu  verschiedenen,  scharf  ausgespro- 
chenen und  also  leicht  kenntlichen,  individuellen  Wortgruppen  dis- 
similirt,  hatte  jedem  lebenskräftigen  Triebe  ein  weites,  freies, 
wenn  natürlich  auch  begrenztes  Feld  der  Tätigkeit  eröffnet  auf 
dem  er  weiter  wuchs  und  schaffte  und  sowohl  durch  Derivation 
als  auch  durch  Differenzirung  verwandter  Begriffe  zu  Scheide- 
formen, den  Sprachschatz  vergrösserte. 

Doch  damit  nicht  zufrieden    suchte  er  jetzt,  beherrscht  vom 


91 

13er  ei  eher  Uli  g^t  r  ie  bc,  nicht  mehr  durch  das  ganze  Voll^, 
sondern  durch  einzehie  Gebildete  repräsentirt,  in  einer  dritten 
Epoche  der  Sprachbildung,  vor  allem  sein  Gut  durch  äusseren 
Zuwachs  noch  zu  mehren.  Die  volkstümliche  Bereicherung  durch 
Ableitung  und  durch  Bogriffsspaltung,  die  sich  in  der  zweiten 
Epoche  d.  h.  sobald  das  gesprochene  Wort  geschrieben  ward, 
ganz  von  selbst  einstellte  war,  wie  ^ie  erste  assimilirende  Um- 
gestaltung der  Wortkörper,  eine  uiibewusste  Schöpfung  der  ganzen 
Nation,  und  wenn  sie  auch  in  der  dritten  Epoche  ruhig  fort- 
ging und  gerade  mit  der  zweiten  Art  ihres  Schaffens,  der  Diffe- 
renzirung,  manchmal  erst  sehr  spät  zum  Abschluss  kam,  so  dass 
sie  zeitlich  mit  der  bewussten  Bereicherung  durch  gelehrte  inten- 
tiojiell  zugeführte  Habe  zusammenfällt,  so  ist  sie  doch  sachlich 
von  jener  zu  trennen  und  als  ursprünglichere  Schöpfung,  wie  wir 
getan,  vor  sie  zu  setzen.  Was  vom  Prioritätsverhältniss  der  As- 
similation vor  der  Dissimilation  galt,  gilt  auch  von  dem  der 
natürlichen  vor  der  künstlichen  Art  der  Bereicherung,  die  uns 
jetzt  kurz  beschäftigen  soll. 

Nirgends  ist  dies  Werk  mit  mehr  Feinheit  und  Mühe  und 
mit  grösserem  Erfolg  vollendet  worden  als  in  Frankreich.  Einen 
schärfer  symmetrisch  geordneten  und  in  jedem  dunkelsten  Winkel 
noch  vollendet  stylvoll  ausgearbeiteten  Sprachgarten  als  den 
französischen  giebt  es  nicht.  Mit  ihm  verglichen  erscheinen  Spa- 
nien und  Italien  wie  im  Zustande  natürlicher  Wildheit,  und  doch 
hat  auch  hier  die  Hand  des  Gärtners  kunstreich  gewaltet.  In 
Spanien  können  wir  seine  Tätigkeit  minder  eingehend  als  in 
Frankreich,  aber  immerhin  noch  genau  genug  beobachten. 

Die  Sprache,  die  bisher  im  rauhen  Streit  der  Tage  nur  den 
Zwecken  des  gewöhnlichen  Lebens  dienen  konnte  oder  sich  höch- 
stens zu  einfacher,  durchweg  schlichter  Prosa  in  Gesetzbüchern, 
Verordnungen  und  Chroniken  oder  zu  volkstümlichem  Sauge 
in  epischer  Nationaldichtung  aufgeschwungen ,  sich  in  beiden 
aber  mit  den  vorhandenen,  dem  Schoosse  des  Volkes  entstamm- 
ten Gedanken  und  Worten  begnügt  hatte,  sie  sollte  nun  in 
ruhigeren  Zeiten,  im  verfeinerten  Ilofleben  auch  den  gebildeten 
und  die  grosse  Masse  ihres  Volkes  und  ihre  Zeit  weit  überragen- 
den einzelnen  Dichtern  und  Gelehrten  Werkzeug  und  i\Iedium 
eigener  und  neuer  Gedanken  und  Gefühle  sein.     Wie   musstc  sie 


92 

ihm  iliirflij?,  iin/.iireirhcinl  und  iiiigeleiik  crHchHiicn!  Wie  roh 
iiimI  iiiifd.  I  kljuj^M'n  iliin  die  Worte  du»  unaiiniörli«;!!  d<.T  Mund 
auch  jedes  LIng<d)ildct(;n  aussprach!  I)a  it  Nene«  und  P'einores 
<lir]itf»n  wollto,  musstc  er  auch  «eine  Sprache  in  neue  uud  feinere 

l'^oriiicii  kicich'ii:   allrvs  gewöhnliche,    wihl  und  frei  a'T  ssenc 

Kraul  (Uuclite  ihm  Unkraut,  das  auszujäten  aus  dein  u.ti  -m  -meiner 
roesieen  und  durch  seltFiere  ausliindi-che  (fewächi>e  zu  en»etzcn 
ihm  heilijjjstc  l'Hiclit  schien.  Diejenigen  Mittel  der  Veredelung 
und  IJoreiclieruii^'  deren  die  pojMilarc  Sprache  hich  bedient  hatte, 
konnten  ilim  nichts  nutzen,  erstens  weil  er  ihr  geheimes  Wirken 
niclit  kannte  noch  virstand,  und  es  auch  nicht  anerkannt  son- 
dern verschmäht  und  seine  Ergebnisse  als  niedrige  Verunstal- 
tungen seines  klassisclien  Idr-als  zurückgewiesen  hätte  selbst  wenn 
es  ihm  durciischaulich  gewesen  wäre;  zweitens  weil  es  ihm  doch 
weniger  darauf  ankam  dem  vorhandenen  vulgairen  Begriffsfonds 
andere  verwandte  synonyme  Begriffe  hinzuzufügen,  wie  sie  sich 
aus  ihm  ja  selbständig,  ohne  Zutat  und  bewusste  Nachhülfe  ent- 
falten und  abtiicsscn  konnten,  als  darauf  ganz  andere,  unähnliche, 
neue,  seltene  Originale  zu  finden;  drittens  weil  jene  Mittel  nicht 
acute  waren,  nicht  plötzlich,  sondern  langsam  in  stiller  orga- 
nischer Umgestaltung  wirkten,  und  vielleicht  zu  seiner  Zeit  noch 
gar  nicht  einmal  Blüte  und  Frucht  hervorgetrieben  hatten.  Seine 
Bedürfnisse  aber  verlangten  schleunige  Hülfe:  die  ideell  fertigen 
neuen  BogrifVe  und  (Jedanken  die  er  den  immer  noch  halb  bar- 
barischen ]Mischvölkern  cinim})fen  wollte,  verlangten  sich  sofort 
zu  realen  Gestalten  zu  verkörpern.  Fertige  Worte  mussten  her- 
beigeschafft werden.  Da  geschah  was  innerhalb  aller  Sprach- 
geschichte immer  zu  geschehen  pflegt :  —  w  er  die,  doch  immer  nur 
relativ  neue,  Idee  gab,  gab  auch  die  Mittel  zu  ihrer  Realisation; 
das  Volk  dem  eine  Sache,  eine  Einrichtung,  eine  Erfindung,  eine 
Entdeckung,  eine  Anschauung,  eine  Neuerung  irgend  welcher 
materieller  oder  geistiger  Art  abgeborgt  oder  abgelauscht  ward, 
borgte  oder  teilte  zugleich  den  Namen  dafür  mit. 

Die  Muttei spräche,  das  Lateinische,  oder  besser  das  ganze 
römisch-griechische  Altertum,  welches  Spanien,  Italiens  Vorbild 
nachahmend,  als  Quelle  der  Bildung  und  als  höchstes  Lebensideal 
zu  verehren  begann,  und  aus  dessen  Studium  ihm  die  besten  und 
meisten  Offenbarungen  kamen,    gab  auch   die  meisten  und  besten 


93 

Elemente  für  den  neuen  Wortvorrat  lier.  Natürlich  ward  aber 
auch  sein  nutzbarer  Gedanken-  und  "NVortkreis,  aus  dem  zuerst 
mit  vollen  Händen  gegriffen  ward,  endlich  einmal  erschöpft:  für 
die  wachsenden  Erweiterungen  im  Gebiete  positiver  wissenschaft- 
licher und  industrieller  Erfindungen  und  Entdeckungen  reichte  er 
nicht  mehr  aus.  Zahllose  zeitgemässe  Neuerungen,  zahllose  in 
ihrer  Art  doch  auch  einzige  und  wunderbare  Gebilde  mittelalter- 
licher und  moderner  Cultur  verlangten  den  Einlass,  der  ihnen 
nicht  versagt  werden  durfte,  und  der  zeitweise  sogar  den  Einfluss 
und  Zauber  der  Antike  brach.  Aus  der  Provence  und  aus  Italien 
kamen  durch  Villcna  und  Santillana  1400 — 50  manche  Be- 
reicherungen nach  Spanien;  auch  kannten  und  nannten  diese  beiden 
wenigstens  schon  Ylrgil  Ovid  Liican.  Der  erste  jedoch  der  dircct 
und  kühn  aus  dem  Lateinischen  selbst  schöpfte  war  Juan  de  Mena 
am  Hofe  des  ritterlichen  und  gelehrten  Juan  II.  1411  —  56. 
Vieles  von  dem  was  er  in  den  Heimatboden  verpflanzte,  ver- 
dorrte freilich  fruchtlos  und  erstarb  gleich  wieder.  Das  Beispiel 
aber  war  gegeben  und  je  höher  die  Bildung  und  die  Kenntniss  des 
wiedererwachten  Altertums  nun  stiegen,  um  so  eifriger  mühte  man 
sich  ihm  gleichzukommen  an  Gehalt  und  Form.  Seit  jenen  ersten 
Sprachneuerern  hat  kaum  ein  Kunstdichter  im  höheren  Styl  ge- 
schrieben ohne,  stolz  auf  sein  klassisches  Wissen,  dem  Lateinischen 
und  Griechischen  dies  oder  jenes  neue  Wort  zu  entnehmen,  oder, 
stolz  auf  seine  zeitgemässe,  zunächst  italienische  Bildung,  deren 
Einfluss  durch  den  innigen  Verkehr  mit  Italien,  besonders  unter 
der  hundertjährigen  spanischen  Herrschaft  über  Neapel,  immer 
frisch  und  lebendig  erhalten  ward,  bei  den  Italienern,  indirect 
also  wieder  bei  Rom  und  Hellas,  in  die  Lehre  zu  gehen.  Unter 
Karl  V.  als  Spaniens  Weltherrschaft  ihm  zu  dem  italienischen 
auch  deutschen  Boden  unterworfen  hatte,  als  Amerika  neue  Welten 
eröffnete,  als  ein  ununterbrochener  positiver  und  geistiger  Verkehr 
Spanien  mit  allen  civilisirten  Nationen  Europas  in  Berührung 
brachte,  da  strömten  ihm  auch  deutsche,  holländische,  englische, 
französische  und  amerikanische,  besonders  mexikanische  Worte 
zu.  Am  nachhaltigsten  blieb  jedoch  nächst  dem  Lateinischen 
stets  der  Einfluss  des  naheverwandten  Italien. 

Das    16.   Jahrhundert,   die   Blüte   der   Littcratur,  die   Blüte 
Spaniens  in  jeder  Beziehung   war  auch  für  die  Ent Wickelung  der 


94 

Spraclic  <?iiM'  K|)0<Ih'  IjoImt  j.i  liöchMcr  Blntciieiitfaltun«.  Von 
(irr  l'j-starkiing  alter  ^(ästiKCii  und  materiellen  KrüfU'  gab  auch 
bi«  ein  treues  Aiiliil«!.  (iurvara  Mendoza  (Joioma  Urreu  Er- 
cilla  Jiosain  (iarcilaso,  vor  allem  aber  Jlerrcru  und  CrrcanUi 
versetzten  rlie  Sprache,  die  einen  mit  deutschen  und  hollundisehen, 
die  anderen  mit  italienischen,  die  nM'isten  mit  lateinischen  und 
Kriechiselnn  Wörtern  nnd  mehrten  ihren  Vorrat  an  Worten, 
Phrasen  uinl  Constructionen  ganz  erheblich.  Krschien  dab  All- 
spanische mit  dem  Lateinischen  verglichen,  nach  und  trotz  seiner 
ersten  Läuterung  durch  schriftliche  Fixirung,  arm  barbarisch 
ungelenk     wüst   und    zerrissen,    so    erscheint    das   ^i  'le   des 

IG.  Jalirhunderls  (1(  ni  alten  gegenüber  reich  fein  ^«  .^.....i  klar 
einig  kraftvoll  hochtonend  und  doch  wohllautend.  Und  dem 
Lateinischen  gegenüber  verdient  es  in  der  Tat  den  Vorwurf  der 
Arnuit  nicht  mehr!  —  Im  späteren  Verlauf  aber  stieg  nun  ihr 
Wachstum  ininiei-  mehr:  die  Dichter  des  17.  Jahrhunderts  hand- 
habten die  Sj)raclie  mit  noch  grösserer  Kühnheit,  oft  jedoch  ohne 
Kraft  und  Glück;  die  Sucht  nach  ausländischer  Fremdheit,  oder 
nach  reiner  Latinität  brachte  gezierte  und  geschraubte  künstlich 
pathetische  Gestaltungen  in  Wort  und  Satzbau  hervor  und  ward 
als  Latiniparla  Culteranismo  Govgorisnw  mit  Recht  verspottet. 
Von  Gongoras,  Calderons  und  ihrer  Schüler  Neuerungen  ward 
vieles  ^vieder  verworfen:  vieles  Gute  blieb  dennoch  auch  davon 
zurück.  —  Ln  18.  Jahrhundert  erlahmten  die  schaffenden  Kräfte. 
Die  1714  gegründete  Akademie,  deren  Zweck  Ausbildung  und 
Feststellung  der  Reinheit  der  castilischen  Sprache  war,  estudio  y 
conservacion  de  la  purcza  dcl  idioma  castcUano  konnte  nichts 
tun  als  die  tatsächlich  eingeführten  Neuerungen  gutheissen  oder 
verdammen;  sie  konnte  nicht  hindern,  dass  der  Einfluss  Frank- 
reichs der  sich  einseitig  beschränkend  in  der  Bildung  des  ganzen 
Landes  fühlbar  machte  auch  Litteratur  und  Sprache  fasst  all- 
mächtig beherrschte.  Erst  nach  langer  Knechtschaft  gelang  es 
der  Sprache  die  drückenden  P'esseln  wieder  abzustreifen  und 
wieder  freies  volkstümliches  Spanisch  z«  werden.  —  Im  19.  Jahr- 
hundert musste  sich  mit  der  steten  Erweiterung  der  internatio- 
nalen Beziehungen  auch  die  Zahl  der  Fremdwörter  für  alle  euro- 
päischen Sprachen  unaufhörlich  mehren.  Spanien  aber,  das  sich 
unter   allen   romanischen  Ländern   wohl    am   cousequentesten    von 


95 

der  grossen  Culiurbewcgung  der  letzten  Jalirzchute  ausgeschlos- 
sen hat,  hat  sich  daher  bis  jetzt  auch  nur  den  kleinsten  Teil 
jener  notwendigen,  wenn  auch  unschönen  Neologismen  ange- 
eignet, kann  ihnen  jedoch  von  dem  Augenblick  an,  wo  es  ver- 
sucht z.  B.  in  industrieller  Beziehung  den  anderen  Nationen  gleich- 
zukommen, den  Eingang  niclit  versagen.  Zur  Bildung  dieser 
Neologismen  wird  ganz  besonders  der  griechische  Stoif  von  neuem 
verwertet. 

War  nun  auch  das  sechzehnte  Jahrhundert  für  die  spanische 
Sprache  das  reichste  und  blühendste  Zeitalter,  das  ihr  die  meisten 
fremdartigen  Producte  zuführte,  so  war  sie  doch  nie,  weder  vor- 
her noch  nachher,  ganz  auf  sich  selbst  gewiesen,  ganz  nach  aussen 
abgeschlossen.  Durchweg  originell  und  selbständig  ist  eben  keine 
Nation,  weder  in  ihrem  inneren  noch  in  ihrem  äusseren  Leben: 
ein  wechselseitiger  Einfluss  kettet  die  einzelnen  Völker  so  an 
einander,  dass  an  der  Spitze  herrschend  stets  als  mächtigstes 
Glied  der  materiell  und  geistig  stärkste  steht.  Diese  Oberherr- 
schaft aber  bleibt  nicht  dauernder  Besitz  ein  und  desselben  Landes, 
und  selbst  so  lange  sie  bei  ihm  ausdauert,  erstreckt  sie  ihre 
Macht  nicht  über  alle  Gebiete  der  Existenz,  in  vielen  Punkten 
können  die  unterworfenen  höher  stehen  als  die  Sieger.  Hier  ist 
die  Organisation  der  Kirche,  hier  Staats-  hier  Kriegswesen  aus- 
gebildeter, hier  Rechte,  hier  Handel  und  Gewerbe,  hier  Schiff- 
fahrt, hier  Ackerbau,  hier  Kunst,  hier  Wissenschaft:  denn  es  bildet 
ja  jede  Nation  ihre  Kräfte  nach  bestimmten  von  der  Natur  und 
Lage  ihres  Landes  vorgeschriebenen  Richtungen  hin  aus.  In 
welchem  Felde  sie  aber  sachlich  die  Hegemonie  führt,  in  dem 
führt  sie  sie  auch  sprachlich.  Mit  den  Dingen  wandern  die  Worte. 
Gerade  so  viel  Originalbegriffe  und  Anschauungen  als  eine  Nation 
der  andern  überbringt,  gerade  so  viel  Originalworte  überbringt 
sie  ihr:  es  müssen  sich  also  in  jeder  Sprache  sämmtliche  Cultur- 
eintlüssc  abspiegeln  die  ihre  Trägerin  im  Laufe  der  Zeiten  er- 
fahren, und  eine  ins  Einzelnste  geführte  Sprachgeschichte  wäre 
fasst  identisch  mit  der  Culturgeschichte  eines  Volkes.  Am  Spa- 
nischen d.  h.  am  Spanischlateinischen  sehen  wir,  dass  einen 
wirklich  tiefgreifenden  Einfluss  allein  das  Deutsche  ausgeübt  hat; 
Abstracta,  Verben,  Formworter  schuldet  sie  ihm  fasst  ausschliess- 
lich;  ausserdem  Wörter   aus   dem  Kriegsloben   und    dem    Rechts- 


9C 

wcscn,  '\"irv-  uiiil  IMIjui/ciinninoii,  Ui-zt-ichnuiiKon  für  Spiele?  und  de- 
rilt«;;  Arabien  und  alle  aiidcnn  Lündor  brachten  nur  eine  iJereiche- 
nuiK  an  Siiljstantivcn,  di«*s  für  Zoll-  und  Stenerwescn,  fOr  Maa^«.!« 
und  (iewichte,  VerwaltnuK,  A(k<rbau,  (iutten-  und  haiikunhl,  A«fttro- 
iioiiii(!  und  Matlu'inafik;  (hw  Hasltisrlio  und  die  altibcrihcbr-n  in« 
I.atcinischc  mikI  aus  (b-iii  Lateiiiihcben  iiiK  Spanisrhf  j: cilosst  nt'n 
Wörter  bosclircibrn  I,and  und  Leute,  sind  Terrainbfzeicbj"""* f 
Nmiikii  Ijir  ( iiihciniischc  Produde  und  Fabrikate,  National« 
und  einige  Nationaleigcnschaften.  Das  Hebräische  und  Griechi- 
sclie  beherrschen,  durch  lateinische  Vermittelung,  die  kirchlichen 
Kinri('litun;,'en,  das  (Jriecliische  auch  einen  Teil  des  Seewesens, 
das  sonst  unter  holländischer  und  eiigliv-cher  Macht  stand.  Frank- 
reich regelt  die  Moden  und  die  Ktichenzettel;  Italien  verwaltet 
alle  Künste  besonders  Musik  und  Poesie,  ausserdem  die  Kauf- 
und  Wechselgeschäfte;  Amerika  liefert  zumeist  Pflanzen-  und 
licnianieii;  für  Esswaaren  und  Stoffe,  für  Nahrung  und  Kleidung 
sorgen  sie  jedoch  alle  um  die  Wette;  auch  einige  wenige  slavische  und 
ungrische,  und  mehrere  portugiesische  Wörter  wurden  importirt: 
alle  zusammen  ergeben  eine  ganze  Schaar  fremder,  d.  h.  zunächst 
nichtlateinischer  Wörter,  welche  Diez  auf  *  jo  Zusatz  zu  7io  la- 
teinischen Gutes  abschätzt.  *) 

Eine  Sprache  in  der  von  zehn  Wörtern  nur  sechs  heimisch 
harmonisch,  vier  aber  fremdartig  klingen,  müsste  einen  hässlich 
bizarren  Eindruck  machen.  Nun  ist  aber  im  Spanischen  von 
diesen  hunderten  und  tausenden  fremder  Worte  zum  Glück  nur 
ein  verschwindend  kleiner  Teil  wirklich  Fremdwort  geblieben. 
Nur  ein  verschwindend  kleiner  Teil  fällt  noch  heute  seiner  Ab- 
sonderlichkeit wegen  auf,  geht  noch  heute  in  so  seltsam  aus- 
ländischer Tracht  steif  und  starr  einher,  dass  man  ihn  sofort 
vom  ureigenen  als  fremd  aussondern  kann.  Alle  übrigen  müssen 
—  da  wir  der  blossen  Theorie  nach  auch  ohne  praktischen  Nach- 


^)  Eine  genaue  statistische  Uebersicht  über  die  einzelnen  Ele- 
mente der  spanischen  Sprache  vermag  ich  noch  nicht  zu  geben,  doch 
arbeite  ich  sie  im  Auschluss  an  mein  Etymologisches  Wörterbuch  aus 
und  komme,  soviel  ich  bis  jetzt  ersehen  kann,  zu  ganz  anderen  Ergeb- 
nissen als  sie  bisher  durch  Snrmirnio,  3fan')ia,  Amador  de  los  jRios  etc. 
erzielt  worden  sind. 


97 

weis  davon  überzeugt  sind,  dass  das  Spanisclie  wie  jede  andere 
Sprache  Fremdwörter  die  Hülle  und  Fülle  aufgenommen  hat  — 
müssen  also  den  heimisclien  Worten  bis  zur  Unkenntlichkeit,  zur 
gänzlichen  Verwischung  ihrer  echten  Züge  n ngoglichen  worden 
sein.  Das  Spanische  nmss  eine  grosse  Assimilationskraft  besitzen, 
der  nationale  Mantel  muss  so  weiten  und  leichten  Schnittes  sein, 
dass  er  jeder  Figur  bequem  umgeworfen  ^Yerden  kann.  Und  in 
der  Tat,  so  ist  es:  dem  Spanischen,  noch  mehr  dem  Italienischen 
wird  es,  vermöge  seines,  im  Si)aniscben  nur  überwiegenden,  im 
Italienischen  aber  unumschränkt  regierenden  vocalischen  Auslauts 
nicht  schwer  jedem  Worte  mit  dieser  kleinen  und  doch  chai'acter- 
vollen  Nationalkokarde  eines  angefügten  a  o  c  einen  gewissen 
nationalen  Anstrich  zu  geben  mit  dem  es  den  ungeübten  Blick 
leicht  täuscht;  und  aucii  den  inneren  Wortkörper  wissen  beide 
geschickt  umzugestalten.  Dass  es  dem  Sprachkenner  natürlich 
trotzdem  nicht  schwer  fällt,  diese  Verhüllungen,  ob  dünn  oder 
dicht,  zu  durchschauen  und  zu  der  beschränkteren  Zahl  der  eigent- 
lichen Fremdwörter  die  jeder  Blick  ohne  weiteres  dafür  erkennt, 
eine  grosse  Zahl  uneigentlicher,  assimilirter  und  nationalisirter 
Fremdwörter  zu  gesellen  die  er  nach  deutscher  Gewohnheit  Lehn- 
wörter nennt,  ist  eine  Sache  für  sich. 

Auch  ein  Lehnwort  ist  nämlich  ein  einer  fremden  Sprache 
entnommenes  Wort.  Trotzdem  sind  beide,  Lehnwort  und  Fremd- 
wort, innerlich  und  äusserlich  einander  unähnlich.  Dem  Fremd- 
wort sieht  ein  jeder  eben  den  Fremdling  noch  an,  er  weicht  in 
seiner  Tracht  von  der  üblichen  Volkstracht  ab,  er  verfährt  in 
seinen  Gewohnheiten  und  Verrichtungen  anders  als  die  Eingebo- 
renen, er  fügt  sich  weder  den  Laut-  noch  den  Flexions-  noch 
den  Derivationsgesetzen,  sondern  steht  in  unfruchtbarer  Einzel- 
existenz da,  und  bequemt  sicii  nicht  zur  kleinsten,  oder  doch  nur  zur 
allerkleinsten  Herablassung  von  seiner  Eigenart.  Das  Fremdwort 
taucht  erst  in  später  Zeit  in  der  Schriftsprache  auf;  es  benennt 
eine  bestimmte  seltene  Sache  und  zieht  sich  dann  mit  dieser 
Function  zufrieden  iu  absolute  Untätigkeit  zurück.  Es  dringt 
nicht  in  die  unteren  Volksschichten.  Sobald  es  dies  tut,  ist  es 
um  seine  steife  Hoheit  getan  und  es  hört  auf  Fremdwort  zu  sein. 
Denn  das  Volk  drückt   allem    was  ihm  zugeführt  wird,  den  Stem- 

C.  Michaelis.  7 


9R 

|h1  des  VoIksKlmlirlicn  niif,  stellt  alle«  dem  llciinihehen  an  <Jif 
Sritc.  llci  volksinilssigcr  Kinfüliruiig  crfu>»üt  da«  Ohr  nllnn  den 
Woiikorpcr,  nicljt  das  Aiij^e,  nicht  der  «uditcnde  und  ridifendc» 
Verstand;  die  tlüclitJK^n  Kliiiigc  nnn,  die  da>»  Ohr  nuffänij^t,  Kucht 
die  Zungo  /war  mit  möglichster  Treue  wi^-derzugebcn :  wie  wenig 
OS  ihr  a])er  gelingt,  das  weiss  jeder  (lebildete,  der  an  sicli  selbst 
erfahren  hat ,  wie  wenig  es  sogar  ihm  gelingen  will  den  Klang  einer 
frenwlen  Sprarhe  unverändert  und  rein  in  seiner  echten  nationalen 
Kigciitüiiilic'hkeit  zu  rei)roduciren,  oh  er  aneh  mit  aller  Kraft 
und  Allst reiignii^'  darnach  traclitet.  Und  das  Volk,  dessen  He- 
quoinliLlikcitstendenz  wir  überall  in  der  Sprache  entdecken,  ist 
docli  im  Gegenteil  keineswegs  darauf  bedacht  der  beweglichen 
Zunge  /au  111  und  Zügel  anzulegen,  unbemerkt  modelt  es  an  unbe- 
kannten schwierigen  fremden  Laut  Verbindungen  und  passt  sie  den 
bekannten  leichten  heimischen  an.  Seine  möglichste  Treue  fusst  also 
erst  auf  der  unsicheren  Giiindlage  nicht  zu  grosser  Schwierigkeit. 
Schreibt  dann  später  die  Hand  genau  d.  h.  rein  phonetisch  nach 
was  die  Zunge  spricht,  so  muss  die  neue  Lauttixirung  von  der 
Urform  bedeutend  abweichen;  stutzt  aber  der  Gelehrte  mit  Hülfe 
der  Wissenschaft  rcdrcssirend  die  verunstaltete  Form  wieder  zu- 
recht, so  ist  das  geschriebene  "Wort  nicht  mehr  ganz  dasselbe, 
welches  der  Volksmund  spricht. 

Bei  dieser  populären  Umformung  fremden  Stoffes  kommen 
dieselben  Gesetze  in  Anwendung,  dieselben  mechanischen  Laut- 
veränderungen treten  ein  welche  die  Gestaltung  des  heimischen 
Gutes  geregelt  haben.  Oft  ruft  jedoch  eine  ausländische  Klang- 
figur, entweder  gleich  in  ihrer  alten  noch  unberührten  Zu- 
sammensetzung, oder  in  ihrer  schon  modificirten,  —  was  häu- 
figer geschah  —  Erinnerungen  an  dies  oder  jenes  dem  Volke 
vertraute  Wort  wach.  Dann  wird  durch  Anähnlichung  des 
Neulings  an  den  Aeltling  in  freierer  Handhabung  der  Buch- 
staben und  Silben  dieser  Erinnerung  Rechnung  getragen;  eine 
zufällige  und  bedeutungslose  Uebereinstinimung  der  Form  stachelt 
dazu  an  sie  mit  nocli  grösserer  Klarheit  auszuprägen  und  oft  auch 
den  Sinn  in  eine  gewisse  Uebereinstiramung  zu  bringen.  Gestaltet 
der  Yolksmund  mir  das  Aeussere  eines  fremden  Wortes  und 
dieses  nur  nach  Eeclit  und  Sitte  um,  setzt  die  Sprache  nur 
ihre  gewöhnlichen  Triebfedern  in  Bewegung,  so  werden  die  Fremd- 


99 

wüi'tcr  zu  Lclimvörtcrn,  d.  h.  durch  Angriffe  und  Nivellirung  miss- 
liebiger  Lautcomplexc  wird  der  Anschein  und  der  Glaube  an 
lieimatliclien  llr8])rung  erweckt.  Gestaltet  er  jedoch  die  Form  mi^ 
grösserer  Freiheit,  nach  unberechenbarer  INIetliode,  und  in  der- 
selben Weise  auch  den  Inhalt  um,  gleichviel  ob  zu  simivollen 
oder  zu  sinnlosen  Gebilden,  tritt  auch  die  Analogie  ins  Spiel, 
soll  durch  die  vorgenommenen  Veränderungen  das  Wort  nicht 
nur  für  Ohr  und  Zunge  angenehmer,  sondern  zugleich  auch  dem 
Yerständniss  näher  gebracht  werden,  so  bilden  diese  doppelt 
modificirten  Wörter  eine  besondere  Klasse  von  Lehnwörtern:  kraft 
der  Volksetymologie  geschaffene  Umgestaltungen  ursprüng- 
licher Fremd -Wörter,  Volks  etymologieen  genannt  weil  ihre 
Lautgestalt  ja  zum  Zw^ck  etymologischer  Verständlichkeit  um- 
geändert wird. 

„Es  liegt  nämlich  im  Wesen  auch  des  ungebildeten  Volks- 
geistes, wenn  auch  duidcel  und  unbewusst,  das  Streben  sich  den 
Ursprung  der  Wörter  und  den  Zusammenhang  derselben  unter 
sich  klar  zu  machen".  Unverstandenes  peinigt  und  reizt  immer, 
nur  ungern  bringen  wir  Worte  über  die  Lippen  deren  Deutung 
und  Herkunft  uns  ein  Rätsel  ist.  Da  aber  das  Volk  ,, unbekannt" 
und  „unverständlich"  für  gleiche  Begriffe  hält,  da  ihm  der  Glaube 
an  und  die  Vorstellung  von  einer  absoluten  Zusammengehörig- 
keit der  Sachkenntniss  und  des  Wortverständnisses  ganz  unwill- 
kürlich anhaftet,  da  ihm  das  Althergebrachte  gewohnheitsmässig 
Ausgesprochene,  von  selbst  verständlich  und  in  sich  klar  deucht, 
da  wir  alle  was  wir  tagtäglich  von  Jugend  auf  im  Munde  führen, 
aussprechen  ohne  darüber  viel  zu  rctiectiren,  —  geben  wir  uns 
doch  unendlich  viel  bereitwilliger  von  der  Etymologie  fremder, 
als  eigensprachiger  Wörter  Rechenschaft!  —  da  ein  Mann  des 
Volkes  auf  die  Frage  was  Mutter  Vater  Haus  Garten  bedeute 
nur  mit  einem  mitleidigen  Achselzucken  antworten  würde,  da  also 
einem  solchen,  ich  meine  einem  jedem  der  das  Hülfsmittel  ver- 
gleichender Sprachwissenschaft  nicht  anwenden  kann,  vorzüglich 
die  Fremdwörter  Rätsel  sind,  und  da  doch  andererseits  kein 
Wort,  auch  nicht  das  fremdeste,  in  seiner  Lautgestalt  ganz  neu 
und  eigentümlich  ist  und  ganz  unverständlich  klingt;  da  vielmehr 
eines  jeden  Klang  die  Erinnerung  an  eine  mehr  oder  minder 
lange  Reihe  ähnlich   tönender,    längst   bekannter,    und   scheinbar 


vprslaml«  nor  Worte  waclinifi,  ila  mit  ilirr-r  Melodie  onnillkürlich 
«ucli  <l<  r  in  ihr  nilicinlo  Cfedankc,  der  Sinn  dci  verwandt  t«>iM'ij- 
tlen  \Vortos  in  der  Krinncrung  IcbondiK  wird,  so  i*t  c%  nicht 
wiindorhar  nvciiii  diese  beiden,  Klang  und  Sinn,  Kowobl  die  (ie- 
stalt  als  den  (idjalt  ^'crade  eines  rren)d\«ortef(,  da«  son»»t 
uiiverstandf'ii  aus^esprociien  werden  njüsstc,  bald  leisr«.  bald 
kühner  nioditiciren.  —  Alles  Versprochen,  alles  Verschreiben, 
nKUicliti  Wortwitz,  Klangwit/  oder  akustische  Witz,  die  ergötz- 
liche Komik,  welche  Anekdotenjiiger  und  Possenschreiber  aus 
der  falsclKMi  Verwendung  und  Deutung  von  Fremdwörtern  zu 
ziehen  wissen  (s.  Molirn^'s  fi-mmcH  saiautcs;  Sehillcr's  Kapuziner; 
Abraham  a  Santa  Clara's  Keden;  8hake*peare's  Narren  etc.),  all 
die  seltsamen  Verderbnisse  der  Laute,  die  Verkehrung  des  Sinnes, 
die  wir  bei  nicht  mehr  ganz  unmündigen  Kindern  und  im  Volke 
so  oft  belächeln,  haben  ihren  Quell  in  solcher  BegrifTsanziehung 
und  Association. 

Alle  Tage  kann  man  neue  Beispiele  für  dies  L'mbiiüungs- 
system  kennen  lernen ;  nur  dass,  was  der  Einzelne  ein  Mal  pro- 
ducirt  noch  nicht  Volkseigentum  ist,  also  nicht  gleich  unter  die 
Kategorie  der  Volksetymologien  einrangirt  wird.  Ich  kenne  einen 
kleinen  Knaben,  dem  der  Mund  seines  Vaters  oft  ein  Hosiannah 
den  Philosophen  und  Dichtern  singt,  und  dem  daher  Manner 
wie  Kant,  Leibnitz,  Spinoza  nicht  völlig  unbekannt  j»ind.  Ein 
Si)aziergang  in  den  zoologischen  Garten  legte  neulich  für  seine 
künftigen  naturwissenschaftlichen  Studien  die  Basis:  man  eiTät, 
dass  er  bald  darauf,  nach  seinem  Liebling  unter  den  Philosophen 
gefragt,  mit  ernsthafter  Miene  zur  Antwort  gab:  SpinozerosI 
Ich  kenne  viele  Damen,  \Yelche  von  unseren  Apothekern,  die 
überhaupt  in  diesem  Gebiete  der  Sprachwissenschaft  recht  be- 
wandert sein  müssen,  auch  dann  noch  Goldkrem  fordern,  wenn 
die  Erfahrung  sie  gelehrt  hat,  dass  dieses  Gold  schueeweiss  ist. 
Eine  derselben,  eine  moderne  femme  savavfe,  spricht  viel  vom 
kantegorischen  Imperativ!   — 

Das  Volk  nun  macht  es  nicht  anders.  Hat  es  von  dem 
Bau  und  der  Ableitung  eines  ihm  neuen  Wortes  kein  Bewusst- 
sein,  was  also  besonders  bei  Fremdwörtern  oder  seltenen,  etymolo- 
gisch stark  verdunkelten  Worten  der  eigenen  Sprache  der  Fall  ist, 
so  benutzt  es  jeden  Schein  des  Rechtes,  den  leisesten  Anklang  an 


101 

dies  oder  das  bekannte,  liiminelweit  von  jenem  verschiedene  Wort 
und  schiebt  dem  Neuling  den  alten  bekannten,  sinnreichen  Klang 
unter,  gleichviel  ob  der  so  erneute  sinnreich  oder  widersinnig  oder 
sinnlos  wird.    „Man  kann  sich  doch  wenigstens  etwas  dabei  den- 
ken" oder  träumt,  man  könne  es.    Dass  solch  ein  Wiederbeleben 
erstorbener   Worte,   solch   ein   Versuch   an   gegebene   Lautkörper 
ein  etymologisches  Bewusstsein   zu  knüpfen,   solch   ein  Ileimisch- 
machen  fremder   AYorte   natürlich    nie   das   Rechte   trifft,    immer 
auf  falscher  Fährte   geht   und   begrifriich    ganz  verschiedenes  mit 
einander  verknüpft,    als  wäre    es   verwandtes,   versteht   sich   von 
selbst.     „Oft  glaubt   der  Volksgeist   irrtümlicher  Weise  in  einem 
Worte   das   Etymon   eines   anderen   gefunden   zu   haben,    und   da 
das  Volk  als  solches  nie  bei  der  Tlieorie  stehen  bleibt,   sondern 
gleich   in    die  Praxis   hinübergeht,    so   wandelt   es   dann   das  ab- 
geleitete Wort   so  um  dass  es  eine  dem  angeblichen  Etymon  an- 
genäherte   Form   erhält."     „Vor   allem    wird   Volksetymologie    da 
häufig  sein,  wo  der  Volksgeist  sich   noch  in  sprachschöpferischer 
Freiheit  bewegt,  denn  das  Bilden  neuer  Ausdrücke   und   das  Er- 
forschen  des    Ursprungs   der   schon    bestehenden    sind    zwei    ein- 
ander gewissermassen  entgegengesetzte  Tätigkeiten,  die  sich  gegen- 
seitig  fördern   und   ergänzen.      Wir    werden    deshalb    von   vorne 
herein    in    der    lebendigen   griechischen    und    deutschen    Sprache 
mehr  Volksetymologie  erwarten,  als  in  der  starreren  lateinischen." 
„Volksetymologie  entspringt  aus  zwei  Keimen,  aus  der  Entartung 
der   Sprache    von    ihrem   ursprünglichen   Zustande    und    aus   der 
Berührung   des   Volks   mit   fremden   Völkern."      ,,Je   grösser  die 
Entartung  ist,   desto  mehr  werden  sich  selten  gewordene  und  im 
Untergehen  begriffene  oder  trümmerhafte   oder  endlich  ganz  ent- 
stellte  Wörter   linden   und    den  Volksgeist   anreizen,    diesen   von 
ihm   nicht   mehr   verstandenen  Sprachtrünnnern    ein    neues,    wenn 
auch    nur    scheinbares    Leben    einzuhauchen."      Diese    Kernsätze 
aus  Förstcmann's  bahnbrechendem  Aufsatze  über  Deutsche  Volks- 
etymologie,   mit   dem   er  Kuhn's  Zeitschrift  eröffnet    und  so  viel 
ich  weiss,  diese  treffende,    von  ihm  geschaffene  Bezeichnung  zum 
ersten  Male  in  die  Wissenschaft  eingefülirt  hat,  dürfen  wohl  die 
Folgerung   ergeben,    dass    in    den    lebendigen    und    mit    fremden 
Elementen  stark  versetzten  romanischen  Sprachen  eine  bedeutend 
grössere  ]\rasse   von  Volksetymologleen  existiren  muss  als  im  La- 


triiiisclim  (S.  Schiidi.,  I,  :57  ff.,  uml  III,  314  ff.).  Un  jetzt  Ist 
(lioscr  Schliiss  frc'ilijli  talsilrlilich  noch  nirht  uU  rieht ii(  cn^icHf'ii: 
('S  cxislirt  norh  kciiw  uiiifa.ssciHle  Arhiit  Uhcr  UornaniKchc  V'olks- 
ctymologic.  Di«/,  (Ir.  I,  211»,  sagt  nur:  „Auch  rmiiculunK,  vcr- 
njögc  welcher  ein<'m  freimlartiKon,  unverstandenen  Worte  ein 
romanischer  Stamm  einverleiht  wir«),  wie  im  ital.  hafli/redo  aus 
hcrfffricd y  ((impidoglio  aus  capilolium  ist  häuHg  und  aus  allen 
Spraclicii  bekannt"  —  und  E.  W.  XXV:  »Nicht  selten  wird  ein 
in  seinen  11«  .standteilen  unverstän'lliehes  Wort  durch  teilweise 
Vertans<lmn;jj  oder  l'eber^etzung  mit  einem  ähnlichen  romani- 
schen gedeutet,  ein  sinnreiches  Mittel  Fremdlinge  heimisch  zu 
machen.«  Audi  Littr(^,  ('hcvallet,  Quicherat  Schcler,  Coelho,  Fuchs, 
Forst omann,  fieigcr,  Wackernagel,  und  Max  Müller  geben  zwar 
wertvolle  doch  nur  flüchtige  Andeutungen;  und  «lus  den  Bruch- 
stückcluMi,  die  ich  selbst  beiiäutig  zusammengelesen  habe,  lasst 
sich  auch  noch  kein  rechter  Bau  vollenden.  Doch  kann  schon 
das  wenige,  was  ich  hier  als  Bruchstück  dieser  Bruchstückchcn 
zur  Probe  biete,  den  Beweis  dafür  liefern,  dass  der  obige  Schluss 
richtig  ist  und  dass  auch  auf  romanischem  Boden  volksetyraolo- 
gische  Umgestaltungen  nicht  lateinischer  und  seltener  lateinischer 
Worte  eine  ganz  bedeutende  Rolle  spielen,  und  darauf  kommt  es 
zunächst  nur  an.  Schon  dieser  Probebeispiele  Zahl  überragt  die- 
jenige aller  lateinischen  bei  weitem.  Auch  hier  wieder  ist  das 
junge  römische  Reich  reicher  als  das  alte. 

Wie  der  Deutscheausländische  oder  complicirteinlündischeWortc 
bekannteren  heimischen  in  freier  Weise  angeglichen  hat,  gewöhnlich 
so  dass  wenigstens  der  Schein  einer  Composition  erweckt  ward.  z.  B. 
in  Abenteuer,  Ackermennig,  Ackermohn,  Actenverwahrius,  Armbrust, 
Armut,  Augenbraune,  Baumbast,  Beinhase,  Bertram,  Bibernelle, 
Bitterklee  (Fieberklee),  Blankscheit,  Blutigel,  blutjung,  Brosamen, 
Burzelkrant  (Wurzel-),  Dienstag,  Ebenholz,  Eben-aute  (Aber-, 
Alp-),  Eichhorn,  Einöde,  Endechrist,  Erblasser,  Erdapfel,  Esch- 
laucli,  Felleisen,  Freitag,  Friedhof,  Grabscheit,  Hagestolz.  Hänge- 
matte, Hexenschiiss,  Kappzaum,  Karfunkel,  Katzenjammer,  Kü- 
chenschelle, Leberstock  (Liebstöckel),  Lebkuchen,  Leumund,  Leine- 
wand, Massliebe,  Maulesel,  ^Maulwurf,  Mauseturm,  Meerkatze, 
]SIehltaii,  Meineid,  Murmeltier,  Muselmann,  Xagelbohr,  Osterluzei, 
Pfahlbürger,  Pumpernickel,  Schlittschuh.  Seidelbast,  Soolaffe,  Sund- 


103 

flut,  Trageiniind,  Uiisclilitt,  Vormund,  Waldhüuser,  wütendes  Heer, 
Zeitlose,  Zweifalter;  wie  der  Engländer  es  z.  B.  in  henjamin- 
ticc  crayfisli  ciirtail  Jiacllut  jiihjfloivcr  Icgliorn  mavchpanc  pen- 
tJioiise  piiddhiggrass  roanlrcc  sparroivgrass  und  wornncood  tat, 
so  machte  der  Lateiner  aus  rhododcndron  im  Gedanken  an  lau- 
rus  laurandrum:  lorandrum ;  Benevcntum  formte  er  in  Male- 
ventiim  um,  als  läge  darin  hcne  und  venire.  Elaiogabalus  ward 
lldiogahalns  im  Hinblick  auf  Jielios,  Huncrich  ITonoricus  im  Hin- 
blick auf  honor;  ogziyi^OLAXOc.  aurichalcum  im  Hinblick  auf  miruui, 
lapicidlna  lapidicina  als  läge  dicere  darin,  und  ebenso  entstanden 
corpodicina  und  omidicium ;  aus  accipiter  machte  die  A^ulgär- 
sprache  acceptor^  aus  discfplina  displicina ,  aus  üorta  averta, 
aus  sarcojjhagiis  sacrophagits ,  aus  strangidare  transgularc ,  aus 
imgioncdis  pmgncdis,  als  hinge  es  mit  pngnum  zusammen.  Daraus 
bildeten  die  Komanen  dann  ihr  piignnle  (it.)  poignard.  Gemein- 
romanisch, also  vulgair-lateinisch  ist  auch  die  Umbildung  des 
griechischen  xaOjj.a  zu  calma^  des  unerklärten  haccalarius  zu 
haccnlaurcus ,  und  die  von  chamacmehün  zu  caniomille.  Einer 
einzelnen  romanischen  Sprachen  eigentümlich,  z.  B.  dem  It.  zu- 
gehörig ist  die  schon  erwähnte  Ummodelung  des  deutschen  hcrg- 
fricd  zu  hattffrcdo,  des  lateinischen  capiitolmm  zu  campidoglio; 
ferner  die  von  hasiltscus  zu  hada-lisco  -UscJiio  -Ucchio,  von  tui- 
dar-lon  zu  gidder-donc,  von  Gibraltar  zu  Gihilterra;  von  hal- 
fäsl  zu  nialvagio,  von  lombardus  zu  longobardo  (s.  E.  W.  XXV), 
von  incaustum  zu  incldostro;  von  scabinus  zu  scJuavino,  von 
clcplmntem  und  unicornem  zu  Hof  ante  und  Uocorno,  von  faltc- 
stiiJü  zu  palchistiiolo ,  von  biigspriet  zu  buonprcsso ^  von  anönimo 
zu  norDianomc,  von  bcrengcna  (sp.-arab)  zu  mclansana^  von  «?m- 
/ow//a  zu  notomki,  von  mozzina  (modium)  zu  mczzina;  von  r/- 
?v«/(Zo  zu  rubaldo  (als  hinge  es  mit  rubarc  zusammen);  von  roi- 
marinus  zu  ramcrino,  im  Gedanken  an  ramo;  von  tollena  zu 
altaJow;  von  Kresse  zu  crcscione,  als  wäre  es  von  cresccrc  her- 
zuleiten; von  vcspcrtillus  zu  pipistrdlo;  von  ragoiit  zu  miragii- 
sto;  von  ptutialis  piouiale  zu  pieiialc,  als  hinge  es  mit  piccano 
(plcbanns)  zusammen;  von  saturcia  zu  santorcggia^  von  wo;i- 
dualdo,  d.  i.  ahd.  muntwalt  zu  manovaldo  etc. 

Das  Französische  wandelte  das  spanisch-arabische  ßcrcc  (sp. 
al-fercz)  in  vicrge,  den  Fähnrich  des  Schachbrettes  in  eine  Dame 


mii,  iiikI  tlt'ii  ////,  (1.  i.  Hl,  Hp.-arab.  nljil  in /oii,  den  Kk'iiliaiiN.'ii 
in  i'incn  Nanrn ;  tnuuihfif/ont  wan!  alffrz.  /ii  umwlrgloirc  iirn- 
^(('ilcutct ,  Saiirrkraiit  \var«l  rhoucroitfc,  hu^^pr'wi  baiupre ,  Aas 
aral)isch  .|K'rsis(|i('  vürnmij  oranf/r;  aiiK  ctnuUlahre  niarlitc  die 
alte  SpniclK'  ciiicn  (fiuddarhrr ,  aus  Insciuia  einoii  roisegnor, 
ans  mnitu^  d.  i.  nKiilii)lnni  ein  moimf.  ann  ahoi  de  ta  wort,  »Icni 
Todtcn^cliint ,  ciiicii  (if,hc  wort,  aus  j  artisane  eine  pertuimnr, 
aus  ;ili(l.  niioiffjoro  cinon  tuaiiihonr ,  aus  «Smw/  l*mt,  d.  i.  I*aul, 
einen  i>ui)d  I'eu ,  aus  halsamiuc  dialektisch  Imjaminc  und  ^yf/- 
jitnu'fir^  aus  chouciu  (hat  hiirmt,  aus  w/?/.^  vtonfis  eine  martnottc; 
ihamücih'ifs  zu  f/rrmmittr/c,  sp.  ffcrnuindrcd;  die  Hirnensortc  /yo« 
chnficn  ist  nacli  Sclieler  ein  umgedeutetes  7:a7yp-i;5TCC  c*<^-  t'tc. 
Der  Wallache  sagt  für  mominicnt  mortwciit ,  ladinisch  ist  ro«e- 
j>/7r/  für  nysipiln,  albanesisch  ardiva  für  urtica.  Der  Portugiese 
hat  aus  dem  Sakristan  einen  sanchristao,  aus  dem  ceutifolinm 
ein  scnünfolJia  ^  aus  locnlmrute  hoccfimcnte,  aus  majoran  manja- 
roua  wa)ff/rro)ia ,  aus  mclancolia  malincouin,  aus  memoria  mar- 
miillia,  aus  f er rcf/ial  forrngial^  aus  dem  typhon  ttifäo.  aus  cc;i- 
tinodia  sempreuoica,  aus  carrirntium  corricoche^  aus  cartahon 
cortamäo  gemacht.  Weitcrc  Beispiele  finden  sich  in  Adoljdio 
Coelho's  trefHichen  Questöes  da  lingua  Poiiugueza.  Porto  1874, 
p.  100  ft*.  —  Der  Spanier  verwandelte  monoeordium  in  mani- 
cordio,  als  hätte  es  mit  mono  etwas  zu  tun,  porfidaea  in  rer- 
dolagn,  als  läge  rfrr/<?  darin;  paraveredus  in  palafren,  it.  7>a/a- 
freno,  im  Gedanken  an  fromm;  liquiritia  wird  regaliz ,  erinnert 
also  an  rer/alo;  der  ^lajoran  wird  mejorana;  marcaseta  (arab. ) 
eine  marquesifa;  merciirialis  wird  zu  meleoraje,  carricutium  zu 
carricocJie;  lalausfntm  zu  barafuste,  var/abimdus  zu  vngamundo, 
canape  zu  camap)ie  (andal.) ;  das  arabische  hnmarrnchc  zu  w/o- 
marrachc,  aqiiilegia  zu  (ujuilena;  in  das  mir  etymologisch  un- 
klare lerdegamhre ,  das  erst  spät  neben  vedegamhre  vegedamhre. 
pg.  hedegar  auftritt,  die  Xiesewurz  bezeichnend,  hat  sich  augen- 
scheinlich die  Erinnerung  an  verde  eingeschlichen:  der  deJfin 
daJfin  dolfin  ward  golfin,  weil  man  an  golfo  dachte;  milgranado 
wollte  den  Granatapfel  mclum  zu  einer  tausendkeruigen  Frucht 
machen:  hoardilln.  d.  i.  luardUJa  buhardilla  hufardilla ,  die 
Dachluke,  durch  welche  der  Wind  bläst,  wurde  zu  guardiUa, 
einer  Schauluke  unifredeutet;    larioloe,    Pocken,   wurden   statt  zu 


105 

vamclas  venidas  zu  liruelas,  weil  vir  ein  in  Al^lcitungen  von 
virus,  Gift,  und  viriilis,  grün  etc.  reich  vertretener  Stamm 
war;  die  necromantia  ist  dem  Spanier,  und  niclit  ihm  allein,  eine 
schwarze  Kunst,  die  er  mit  nigromancia  und  macjia  ncgra  über- 
setzt; aus  dem  platanus  machte  er  plant ano ,  grntesco  ward  bei 
ihm  auch  hrtiteseo;  saltarcgla  —  eine  der  häufigen  spanischen 
Tmperativbildungen  —  aus  welchem  \yorte  das  franz.  scmterelle 
stammen  kann,  falls  es  nicht  eigens  von  sanier  kommt,  lautet 
im  Mallorkanischen  santarcgla;  catafalciis  wurde  caclafaUo;  sa- 
xifragus  Z(ir.^afras;  sarza  parilla  salsaparilla;  an  handola  han- 
dolin  mochte  man  mit  grösserer  Vorliebe  als  an  dem  gleichfalls 
spanischen  und  erst  durch  Vermittelung  jener  aus  pandura  her- 
zuleitenden Formen  mandola  mandolin,  deren  die  übrigen  Spra- 
chen sich  bemächtigten,  festhalten,  weil  die  Idee  eines  am  Bande 
getragenen  Instrumentes  in  sie  hineingedeutet  w'ard;  ojo  de  gato 
heisst  der  Agathstein,  wohl  nur  weil  Agath  gato  in  sich  enthält, 
gleichviel  ob  ein  anderer  Stein  die  genannte  Bezeichnung  Katzen- 
auge schon  an  sich  trug  und  nur  zu  Gunsten  des  Agathsteins 
darauf  verzichtete;  in  ruiponcc  (rajyuncuhis) ,  ruiharho  (rlwu-har- 
harum)  ruiscnor  (luscinia),  in  pcregil  (pctroscliniün),  in  rodrigon 
(ridica)j  in  giltomate  für  tomate,  in  gilharhera  aus  jusharla 
jovis  harha  ist  der  leise  Hinweis  der  gegebenen  Worte  auf  spa- 
nische Eigennamen  zum  Zwecke  etymologischer  Deutung  benutzt 
worden.  Der  Katalane  machte  aus  Gertisalem  Gesusalem,  aus 
rccua,  dem  arabisch-spanischen  Saumtier,  machte  er  rccida ,  als 
käme  es  vom  Yerbum  rccidar.  Seine  Sprache  und  der  ara- 
gonesische  Dialekt  mögen  zum  Schlüsse  noch  ein  schlagendes 
und,  wie  icli  glaube,  noch  ganz  unbeachtet  gebliebenes  Beispiel 
für  den  Volkstrieb  des  Etymologisirens  geben:  Esteve's  Diccio- 
nario  Catalan-Castellano-Latino  (Barcelona  1830)  übersetzt  das 
kat.  madrastra  erstens  mit  spanischem  madrastra ,  lateinischem 
noierca,  also  mit  Stiefmutter,  zweitens  aber  mit  spanischem  ma- 
stranzo,  lateinischem  mcntastrnm,  also  mit  wilder  Münze  (mcnta 
borda);  und  Borao,  JJiccionario  de  Voccs  Aragoncsas  (Zaragoza 
1859)  erklärt  das  aragoncsische  padrastros  durch  mastranzos. 
Die  Blume,  welche  die  eine  Sprache  Stiefmutter  nennt,  nennt 
also  die  andere  Stiefvater,  ohne  dass  irgend  eine  Eigentümlich- 
keit diese  verschiedenen    und    docli   gleichartigen  Ersatzstellungen 


filr  (Ins  lat.  ninitnstiunt  iiiotivirtc  —  wie  vh  ja  hei  unserem  Siii-f- 
iiidthrclHMi  (|<r  r.ill  ist.  Wir  IiuImmi  es  nicht  rnit  frrifn  l'eU-r- 
tragiiiif^'cn  dieser  rcrsoiKMinanicn  auf  Jen«*  I'HanzcD  zu  tun,  die 
Uiiiilrutun;^'  basirt  nur  auf  dor  zufällig"  n  (iruiid^^eMtalt  den  lat. 
Wortes:  M(ut(tstrnin  ward  dureli  >I«*latlnsiH  einerseits  zu  mm- 
tidstam^  dann  /.n  inrsfruutum,  wie  es  di<'  spanische  ganz  übliche 
Form  innsfninto  (neben  tnastranzo)  b<zeugt;  andererseits  inuss 
CS  zu  nu  traust  um  und  durch  Elision  des  n  vor  8  zu  mctrastum 
mctnistruiti  ^'(worden  sein:  das  bezeugt  die  erst  aas  solcher  l'ni- 
fonnun^  des  Lateinisclien  erstandene  wathastra,  zu  der  sicherlich 
auch  nocli  eine  Vorform  viadrasto  nacli^Mwiesen  werden  wird. 
Weslialb  man  nun  die  madrustra  zum  juidraatro  inachte,  i>t  frei- 
lich unklar;  dass  man  es  aber  tat,  ist  sonnenklar.  —  Das  spa- 
nische nuirairo,  „Fenchel',  das  man  auf  den  ersten  lilick  filr 
eine  ungeschickte  Ilispanisining  der  französischen  Stiefmutter 
halten  könnte,  hat  jedoch  mit  dieser  nichts  zu  ton:  wohl  ent- 
spricht CS  dem  frz.  maratrc,  dies  aber  ist  nichts  anderes  als  das 
griccli.  p.apa^ov  p-apatpov.  Wunderbar  wäre  es  freilich  nicht, 
wenn  das  französische  Volk  darin  den  stiefmütterlichen  Sinn 
wittern  sollte,  oder  schon  gewittert,  und  eine  der  spanischen 
ErsatzstcUung  ähnliche  Volksctymologisirung  daran  geknöpft 
liätte. 

Doch  genug  der  Beispiele!  In  ihnen  allen  ist  unklaren  Worten 
oder  Wortglledcrn  ein  bestimmter,  durch  den  Klang  herbeigelock- 
ter Sinn  untergeschoben  worden,  und  zwar  in  Compositis  ent- 
weder so,  dass  jedem  Bestandteile  derselben  ein  eigener  beigelegt 
ward,  ohne  Rücksicht  auf  die  Zusammengehörigkeit  oder  Un- 
zusanimeiigehörigkeit  beider,  oder  auch  nur  einem  von  beiden  mit 
gänzliclior  Ausserachtlassung  des  anderen:  es  entscheidet  ja  eben 
nur  das  zufällige  Anklingen  an  dies  oder  jenes  Wort;  vernünf- 
tige Zwecke  darf  man  hier  nicht  suchen,  vernünftige  Resultate,  wie 
sie  etwa  in  Ebenholz  und  juh/  ßoiccr  erreicht  sind,  nicht  loben, 
als  wären  sie  gewollt.  Die  grösste  Zahl  der  Beispiele  besteht 
aus  Fremdwörtern;  die  Wörter  lateinischen  Ursprungs,  welche 
etymologisirend  verarbeitet  wurden,  sind  meist  Namen  für  Ptlan- 
zen,  Tiere  oder  Minerale,  die  überhaupt,  ob  sie  fremd  oder 
einheimisch  sind,  stets  starke  und  eigenartige  Lautveränderungen 
erleiden.     Mit  dieser  Lautveränderung  verbindet  sich  Umdeutung 


107 

in  Eberraute,  ahrotamim;  Osterluzei,  aristolocJäa;  Zitelosc,  Zeit- 
lose, citannts;  Ackermohn,  Ackermennig,  agrimonia;  Liebstock, 
Liebstöckel,  Leberstock,  Icvisticns;  Burzelkraut,  Wurzelkraut, 
porccUaca;  J3aumbast,  homhasi;  in  gilhjfloiver  jitlt/ßoti'cr ,  giro- 
flee;  sparrowgrass  nsparagtts;  pudding  grass,  pidic  imle- 
ghim ;  hcnjamintrce  hcnzoin;  in  hclsaminc  hcnjamine  halsa- 
mine;  mandcgioire,  honchrcticn ^  germandrcc;  in  ramcrino  ha- 
dalischio  liovfanie  santorcggia ,  in  agmlcna  ruiponcc  ridharho 
malcoraje  verdolaga  gübarhcra  giltomate  pcregil  madrastra  pa- 
dasfro  verdcgamhre;  in  scmprcnoiva  santafollio.  —  Die  romani- 
schen unter  diesen  echten  eigentümlichen  Yolksetymologiecn  sind 
eben  so  kühner  Art  und  eben  so  scharf  ausgesprochen,  ^vie  die 
germanischen.  Auch  sie  folgen  in  den  Veränderungen,  die  sie 
am  Lautkörper  vornehmen,  keineswegs  streng  und  eng  der  Richt- 
schnur der  sonst  in  der  Sprache  herrschenden  Gesetze.  In  allen 
Sprachen  sind  eben  die  Umgestaltungen  ausländischer  oder  seltener 
inländischer  Gebilde  stets  gewagte  und  etwas  willkürliche  Ver- 
suche sie  den  heimischen  üblichen  gleichzumachen;  es  müssen 
also  auch  für  die  Komanisirung  nicht  lateinischer  oder  seltener 
lateinischer  Worte  die  Gesetze  weiter  und  schlafi'er  sein,  als  für 
die  Umgestaltung  des  lateinischen  Erbgutes.  Doch  ist  eine  starke 
Umformung  durchaus  nicht  Bedingniss  für  die  Einverleibung  in 
die  Kategorie  der  Volksetymologieen.  Es  gehören  in  sie  auch 
diejenigen,  oben  p.  4G  Anm.  erwähnten  Fälle,  in  denen  ein  ganz 
planes  lateinisches  Wort  durch  eine  vollkommen  erklärliche  und 
motivirte,  ganz  leichte  Umgestaltung  nur  eines  einzelnen  Buch- 
stabens Umdeutung  wenn  auch  absichtslos  erfuhr,  wie  in  hni- 
tesco  golfm  plantano  tufao  ruhaldo. 

Und  fasste  man  den  Begriff  des  Wortes  Volksetymologie 
weiter  als  der  Name  es  eigentlich  erlaubt  und  versammelte  — 
wie  man  es  tatsächlich  auch  getan  —  darunter  auch  Worte,  in 
denen  eine  freie  Veränderung  der  Laute  doch  nicht  zu  einer 
sinnvollen  Umdeutung  führt,  sondern  auf  der  Stufe  der  blossen 
Anähnlichung  an  heimische  Klänge  vermittelst  unregelmäs- 
siger und  durch  kein  Gesetz  zu  rechtfertigender  oder  sanctio- 
nirter  Schritte  stehen  bleibt,  so  lassen  sich  im  Romanischen 
noch  ungleich  mehr  Volksetymologieen  nachweisen;  und  während 
sie    sich    bisher,    wie    gesagt,     doch    überwiegend    aus    fremden 


108 

I.niidni  nkrutirtni,  wrnlcii  wir  daini  in  ilircii  Kcüu'n  auch  s'mUt 
Lateiner  vorfinden.  Kh  ««'hörte  dann  liierhcr  i'in  ^rosHcr  Teil 
dessen,  was  bisher  als  rnregelmäsHigkcit,  Knt«tcltunK  und  Ver- 
(Irrliunj^,  als  geg«n»  den  fieist  der  Sprache  fehlender  Lautwandel 
iiiicrklilrt  aiifj/<'flllirt  ward.  Ka-t  alle  Fälle,  in  dr-nen  Di^-z  im 
L.  \N'.  von  .\nl)ildimg  odrr  Lnihildung,  von  Andeutung  oder  l'm- 
dcutuiig  sjuieht  (weiche  letztere  flast(»n  I'aris  mit  vollem  Uechte 
oll  HC  weiteres  mit  (tynioloyic  pojmlaire  tjbcrscizt),  oder  von 
Aidclumng,  sinnvoller  Entstellung  und  Anpassen,  vom  Abschweifen 
vom  (iewolinliclien,  von  Ausartung,  Vermischung,  Einmischung, 
NCrwechscliin^',  Fülschung  oder  Anniodelung  dürften  dann  in  das 
Kelch  «ler  Volksutyinologiecn  gezählt  werden.  Jedenfalls  streifen 
sie  an  seinen  Grenzen  nahe  vorbei,  und  kommen  auf  Rechnung 
des  Analogisiniiigstriebes,  aus  dem  das  ganze  Verfahren  de« 
Efyniologisircns  ausHicsst  und  von  dessen  allgemeiner  ^Virkungs- 
vveise  dieses  oft  nur  niühsani  zu  sondern  und  zu  scheiden  isi. 
Denn  auch  die  Analogie  älinlicht  ja  Wörter  correlativer  liedeu- 
tung  oder  auch  teilweise  gleicher  Construction  einander  an  ('s. 
oben  p.  28  ff.):  der  Hauptunterschied  zwischen  ihrer  Tätigkeit  und 
der  der  Volksetymologie  ist  nun  wohl  der,  dass  die  Analogie 
öfter  von  der  Sinngleichheit  ausgeht  und  Formgleichheit  erstrebt, 
z.  B.  alle  Wörter  für  Lumpen  in  apo  und  ajo  auslauten  lässt, 
^vährelul  jene  von  der  Form  veranlasst  wird  den  Sinn  zu  be- 
rühren, und  wenn  auch  nicht  zu  verändern,  wie  es  z.  Ij.  in 
vicrgc  und  foii  wirklich  geschah,  so  doch  anders  zu  nüanciren; 
und  ferner  der,  dass  die  Analogie  gewöhnlich  nur  einen  Suffix- 
wechsel  vornimmt,  während  diese  den  Stamm  angreift.  Lion- 
fantc  lioncoDw,  die  ich  vorher  auf  Rechnung  des  Analogi>irens 
setzte,  werden  also  wohl  besser  auf  die  Specialrechnung  des  Ety- 
mologisirens  geschrieben. 

Dass  es  natürlich,  besonders  für  einen  Fremden,  ungleich 
schwerer  ist,  dieser  Art  uneigentlicher  Volksetymologie  auf  die 
Spur  zu  kommen  und  sie  als  solche  —  ich  meine  also  nur  als  un- 
gesetzliche und  doch  begründete  Lautveräuderungen  —  heraus- 
zuerkennen, ist  an  bicli  klar.  Wo  das  Resultat,  wie  in  fast  allen 
hier  citirten  Beisjuelen,  ein  prägnantes,  ins  Auge  fallendes  ist, 
wo  der  gedankliche  Teil  hervortritt  und  man  ein  bestimmtes  als 
Etymon  untergeschobenes  Wort  innerhalb   eines  Wortganzen  ent- 


109 

deckt,  liennzeichnen  sie  sich  selbst  scharf  genug.  Wo  eine  freiere 
Umgestaltung  jedoch  nur  aus  dem  Bedürfniss  nach  lieimischem 
Klange  hervorgeht  und  niclit  nieljr  unverhennhare  AViederholun- 
gen  bestinnnter  Worte,  sondern  nur  ungefähre  Anklänge  an  dies 
oder  das  zu  spüren  sind,  bemerkt  sie  das  fremde  Ohr  in  vielen 
Fällen  vielleicht  gar  nicht,  und  man  sucht  nach  strengen  und 
genauen  Regeln,  die  die  Sprache  befolgt  haben  könnte  um  sich 
die  mögliche  Urgestalt,  das  Etymon  eines  Wortes  zurecht  zu  con- 
struiren,  während  die  Sprache  sich  über  alle  Regeln  hinweggesetzt 
hat.  —  Ob  nicht  z.  B.  in  dem  vielbesprochenen  spanischen  Mari- 
posdj  Schmetterling,  eine  solche  ungefähre  schwache  Mahnung  an 
den  Stamm  Maria  liegt?  Im  Sardischen  lautet  er  noch  maniposa 
und  solches  konnte  die  Urform  sein,  die  im  Spanischen  dialek- 
tisch oder  altspanisch  vielleicht  noch  aufzufinden  sein  möchte.  Man-y- 
posa,  bleib  und  ruhe  dich!  ist  ein  nicht  unpassender  imperativi- 
scher Anruf  an  den  ewig  flatternden  beweglichen  Schmetterling 
(Oorhohtaj,  wie  er  ja  auch  im  portugiesischen  unter  die  poeti- 
schen Formeln  zu  rechnenden  poiisalousa  vorliegt  (s.  oben  p.  28). 
Diese  Art  der  Composition  ist  im  Spanischen  so  üblich,  dass 
jeder  Beleg  überflüssig  ist:  wer  denkt  niclit  an  die  Türklinke  va- 
y-vcn^  die  Troddelquaste  q\Cüa-y-]gon  und  an  den  Krug  cant-i{ni)- 
plora?  —  Mancr,  manida  ist  altspaniscli  noch  ganz  üblich,  jetzt  nur 
das  erweiterte  rcmancccr.  Mamposa  mm  ksnui  der  Spanier,  der  den 
Namen  der  Jungfrau  Maria  gewiss  nicht  selten  im  Munde  führt,  der 
Eigennamen  gern  zu  Appellativen  macht,  der  andere  Compositionen 
und  Ableitungen  von  ;>/ö/7  besitzt  (gleichviel  ob  diese  waW  wirklich 
Maria  wie  in  marisahidillas  und  wohl  auch  in  marimorena  mari- 
zapalos  marimanta  ist  [s.  auch  vuiriq^iita  marica  maricon  ma- 
rimarica  maritorncs  mariquefa]  oder  mas  7uaris ,  wie  z.  B.  in 
rnarimacJio) ,  und  der  auch  keineswegs  der  einzige  Europäer  wäre, 
der  den  Namen  Marie  geflügelten  Thieren  zuerteilt  hätte  —  ma- 
niposa kann  der  Spanier,  meiner  Meinung  nach,  zu  Mari-posa  um- 
gedeutet haben.  Stände  Älariaposa  neben  der  sardischen  Form,  so 
würde  Niemand  diese  Volksetymologie  verkennen.  Da  nur  Mari- 
posa  existirt,  sind  andere  Auslegungen  möglich.  — 

Doch  diese  Auslegung  sei  falsch  oder  richtig,  die  ganze 
Reihe  ähnlicher  Deutungen,  die  ich  noch  versuchen  möchte,  sei 
selbst  falsch,  jedenfalls    genügen  die  sprechenderen  charakteristi- 


1  10 

HclioHM»  n(is|>i«'lr,  «lic  liier  aufKofülii-t  und  zum  grmgon  Tcilo 
Kchoii  als  richliK  anerkannt  sind,  um  /u  crwcincn,  dann  der  Trieb 
uiislimdisehes  lieiniiseh  /ii  machen  und  jeder  fremden  MOn/e,  die 
wiiKIicIi  in  Cours  lioniinen  soll,  erst  ein  nationale«  (ieiirüKe  auf- 
/uilrih-kcn,  ancii  im  K(nnaMisclien  leb(>ndig  ist.  Ks  ist  ein  echter 
NOlkstrieb,  der  daher  in  den  eigentlichen  Volkssprachen,  in  den 
Dialecten,  noch  kräftiger  wirkt  und  scliafTt  als  in  der  gebildeten 
Scliriftsiirache.  Jjie  ]>ialecte  erkennen  kein  Fremdwort  an  und 
aucli  was  ihnen  an  lateinischem  Gute  erst  spät  aus  klassischer,  also 
eigentlich  auch  aus  fremder  (Quelle  nnassiniilirt  zufliesst ,  suchen 
sie  z!i  romaiiisircn.  Sic  erteilen  kaum  einem  Trenidlinge  das 
Kecht  in  iiirer  Mitte  zu  weilen  und  doch  in  einer  Sonderstel- 
lung zu  leben:  wer  zu  ihnen  gehören  will,  muss  sich  ihren  (Je- 
setzen  durcliaus  fügen.  Darin,  dass  sie  keine  Fremdwörter  als 
solche  in  sich  aufnclimon,  unterscheiden  sie  sich  also  von  der 
Schriftsprache.  Weil  sie  nur  auf  ein  Ziel  —  Gleichheit  —  los- 
gehen, nur  die  Assimilationskraft  in  sich  wirken  lassen,  alle  ver- 
feinernde Arbeit  ihnen  unbekannt  bleibt,  weil  sie  gleichsam  in 
der  ersten  Epoche  der  Sprachbildung  stehen  geblieben  und  nur 
auf  der  einen  breiten,  erst  betretenen  Bequemlichkeitsbahn  vc^r- 
wärts  gehen,  darum  bleibt  die  unzersi)litterte  Lebenskraft  in  ihnen 
stärker  und  tatkräftiger  als  in  der  Schriftsprache:  sie  können 
auch  jetzt  noch  das  fremde  bewältigen,  es  noch  in  so  weit  mit 
dem  heimischen  ausgleichen ,  dass  es  in  sprachgerechter  Form 
auftritt ,  gleich  als  w  äre  es  dem  nationalen  Boden  entsprossen. 
Sie  dulden  keine  unorganischen  Bestandteile  in  sich;  sie  kleiden 
alles  fremde  was  ihnen  zugeführt  wird  in  die  nationalen  Farben: 
Privilegien  gelten  bei  ihnen  nichts:  der  klassischste  Terminus  muss 
sich  die  populärsten  Metamorphosen  gefallen  lassen.  Der  ge- 
bildete Kastilianer  sagt  analomia  cronoJogia  nonplusullra  fisio- 
nomki  avemaria  folicido  ccrnicalo  canapc  teölogo  diälogo  pro- 
logo  filölogo  aströlogo,  der  vulgaire  Spanier,  ob  er  Kastilianer 
oder  Katalane  oder  Valencianer  etc.  ist,  sagt  notomia  oder  io- 
mia,  cornologia,  prosulta  fesomia  acmarhi  folicle  ccrnide 
camapie  tcölcg  didlcg  prölcch  ßlöicch  strölcch;  der  erstere  spricht 
von  Enrojm  Citba  Kucia  Yo7'l',  der  zweite  von  la  Gropa  G^iha 
JSfahagor;  der  erste  hält  treu  an  obscqnio  proscripcion  subsidio 
docior  ledor  protecfor  pragmatka   ikthna   efecfo   atuilio;    der 


111 

zweite  assimilirt  sie  wenigstens  zu  osequio  proscricion  susidio 
(lotor  Idor  protetor  pramatka  viüma  efdo  misilio  und  stellt 
sich  hierin,  Avie  in  allen  seinen  Principien  auf  den  freien  Stand- 
punkt des  Altsi)aniers.  Natürlich  von  dem  Augenblick  an,  avo 
er  mit  der  Prätention  auftritt,  seinen  Dialect  zur  Schriftsprache 
zu  erheben  und  gebildet  zu  erscheinen,  mischt  auch  er  absicht- 
lich gelehrte  Elemente  hinein,  zerstört  die  pop'ilärc  Gleich- 
heit, die  Ausnahmslosigkeit  seiner  Kegeln  und  führt  Fremdlinge 
als  solche  ein,  ohne  ihnen  den  Naturalisationsschein  auszustellen, 
kurz  gesagt,  er  gebraucht  Fremdwörter  und  nicht  wie  der  reine 
Volksdialect  nur  Lehnwörter.  ^ 


'  Dass  überhaupt  die  IMalectc  gewissermasseu  auf  dem  Stand- 
punkt der  alten  Sprache  stehen  geblieben  sind,  dass  ruaticitas  und  an- 
tiquitas  oft  gleichbedtutend  sind,  dass  archaistische  und  dialektische 
Dokumente  gleich  wertvolle  Beiträge  zur  Kenntniss  der  eigentlichen 
Volkssprachen  liefern,  dass  beide  allein  dem  liequemlichkeitstriebe 
Untertan  sind,  wenn  natürlich  der  zeitlich  fortdauernde  und  sich 
entwickelnde  Dialect  auch  hierin  weiter  kommen  muss  als  jene;  dass 
beide  sich  von  dem  feineren  geistigen  Verlangen  nach  Wohllaut  und 
Deutlichkeit  gar  nicht  beeinflussen  lassen;  dass  Neuerungen,  wie  sie 
durch  den  bewussten  Willen  Einzelner  in  die  Schriftsprache  einge- 
führt werden,  in  die  Volkssprache  keinen  Eingang  finden;  dass  die 
Volkssprache  rein  natürlich,  die  Schriftsprache  aber  künstlich  ent- 
wickelt wird,  wiederhole  ich  noch  einmal,  nur  um  die  gute  Gelegen- 
heit beherzt  beim  Schöpfe  zu  fassen  und  an  einigen  Beispielen  aus 
den  verschiedenen,  noch  so  wenig  durchforschten  spanischen  Dialecten 
zn  zeigen,  dass  das  Vulgairspanische  —  ob  es  in  Kastilien,  in  Astu- 
rien,  in  Andalusien  oder  in  Cuba  gesprochen  wird  —  erstens  ganz 
dieselben  Lautwandlungcn,  die  der  Altspanier  am  Lateinischen  voll- 
zog, und  die  der  Gebildete  später  als  nachlässig  und  unklassisch  wieder 
zu  rückläufiger  Bewegung  umlenkte,  wiederholt  und  ihr  Gebiet  durch 
Anwendung  derselben  auf  analoge  Fälle  noch  weiter  ausgedehnt  hat; 
und  dass  es  zweitens,  wo  es  andere  Lautwandlungen  producirt,  doch 
in  derselben  llichtung  vorschreitet  die  wir  für  die  Grundrichtung  des 
Altspanischen  erklärten,  dass  es  nämlich  überall  Unterschiode  ver- 
wischt und  abglättet  und  im  besonderen  den  Wortkörper,  im  allge- 
meinen die  Arbeit  des  Sprechens  erleichtert.  Die  Articulationskraft 
erschlatt't  gar  zu  gern. 

Wenn  im  Munde  des  gemeinen  Kastilianers  kein  et  und  kein  gn 
sich  bilden  will,  sondern  nur  ein  t  und  ein  n  (letor  dotor;  diho  ino- 
ravte  punar);    wenn   im  Anlaut  otler  zwischen   zwei  Vocalen   Tenues 


1 IJ 

^Vns  null)  unter  oiiicni  Fniiid-    und  uuk  unter  einem  Lehn 
wort   vrTsti'ht,  und   wonin  sie  zu  erkennen  hind,   ward  »chon  uf- 


hich  zu  Medien  erweichen  {curagul  ditttjurto  dißijuHad  guehdo  gueto 
(jumumbta  f/uifice  (jucntiovar  greencia  partigular  persegucion  »irgu- 
lücioH  ofgnrtvtit>i)io) ,  silbenschlicssend  vor  (onsonanten  hingogr-n  Me- 
dien sieh  /n  Tenues  erliarten  (ojßjeto  npHertar  dicno  olrcrart;.  wmn 
h  baUl  du  Resrtzt  wird ,  wo  es  keine  ctymolo^^isrhe  liercchtijfung  hat 
(hdtiiigo  fidpreciable  hifiposihle),  bald  da  fortfällt^  wo  es  stehen  sollte 
(e  (in  cmos  (Oiinn  ermann),  wenn  g  nnd  »/.  g  und  j,  8  und  /,  h  und  //, 
b  und  r,  g  und  v  miteinander  vertauscht  werden //^tiiV/«    -  raga;  Ingo 

—  hijo;  huz  =  has;  descanzo  «  descanso;  seh  —  cielo;  den  all «  delafko; 
hario;  rchista;  ncvocio),  wenn  gn  zu  r  wird  (}»ersecirtj  wenn  im  Aus- 
laut d  sowohl  als  >•  ganz  abfallen,  von  denen  das  erstere  bekanntlich 
schon  im  reinen  Kastilianisch  kaum  hörbar  klingt  (todas  las  noche;  mitn 
Art///  viahlu  cschibitü  bclitntii),  wenn  a  das  e  verdrängt  (Amilio  Castalar,  al 

—  cl;  fader (d  patruUu  ajcrcito  afcctuar  =  ef.),  dann  und  wann  aber 
auch  c  die  Stelle  des  a  vertritt:  (cfeto  =  afeto,  eruiado,  reion  =  ar- 
viado  razon);  wenn  l  für  d  eintritt:  (alvertir  Madril);  wenn  der  Astu- 
rior  jedes  anlautende  l  zu  //,  jedes  ;/  zu  n  erweicht  (llagrima  Ueche 
IJoco  Uuego  Unna  natura  iiacion  norte  iios),  jedes  anlautende  ue  aspi- 
rirt  und  die  Aspiration  dann  zu  g  verhärtet  (güeso  =  ossis  gütgti  — 
ojo);  wenn  das  Volk  auf  Cuba  aus  f  z  und  8  nur  einen  s-Laut, 
aus  //  und  ?/  nur  einen  ?/-Laut,  aus  b  und  r  nur  einen  6-Laut  macht, 
jedes  auslautende  d  und  s  abwirft,  U  mit  h ,  g  mit  r,  7  mit  r  ver- 
tauscht und  c  r  I  zum  vocalischen  /  löst ;  wenn  der  Andalusier  seine 
Abneigung  gegen  den  Buchstaben  d  so  weit  treibt,  dass  er  ihn  ganz 
aus  seiner  Sprache  verbannt  (s.  anlautend:  irertir  ejar  escauau  ivero 
Olore  [Dolores]  obloti  an  ifimto;  inlautend:  pare  mare  pt'era  olcia 
reondo  via  moo  meico  suceio  occurio;  auslautend:  calamiä  ;«e- 
ccsüi  vanid  2Iadri);  wenn  s  im  Auslaut  oft  schwindet:  (lejo  empue 
Jesu  e  Cai  =  Cadiz,  Olore  =  Dolores);  noch  öfter  aber  s  im  An-,  In- 
und  Auslaut  gelispelt,  also  mit  c  z  identificirt  wird  (cecear)  (Zerilla 
tezoro  Dioz),  wenn  r  und  /  im  Auslaut  fallen  (mejö  send  muje:  pape 
catred  caiidä  marfi);  und  auch  im  Inlaut:  (j}aecc  hubieai  kurz  wenn  der 
Andalusier  im  Auslaut  keinen  Cousonanten  mehr  duldet  (geschrieben  wird 
bisweilen  noch  ein  *"  z  r  oder  ;/),  wenn  er  c  und  d  und  1  und  r  zu  » 
oder  u  werden  lässt:  (caraiter  reuto  defeuto  respeuto ;  lairon  laira 
pairin  beigantin  emhaicacion;  caicular  aigo  baicon);  wenn  g  für  h,  y 
für  11,  s  für  r  eintritt  icasne  =  carne;  chasld  =  charlar,  etestiiä  = 
eternidad,  cosna  =  cornado;  laigasle  =  largarle,  dasle  =  darle.  ecla- 
rasle  dedararlc  etc.) ,  wenn  b  und  g  beständig  mit  einander  wechseln 
(gromita  von    broma .   gorracJio   =  bovraclo:    gurra  =  burraj,  wenn 


113 

sagt.  ^lit  Hülfe  dieses  Signalements  lassen  sich  beider  Si)ureii 
im  Spanischen  aiiflinden,  ihr  Wandel  und  Handel  lässt  sich  ver- 
folgen, ihre  Unterschiede,  ihr  Zahl-  und  Wert  verhält  niss,  ihre' 
Rollen  und  ihr  Verdienst  um  die  Bereicherung  des  Sprachschatzes 
lassen  sich  feststellen.  Hier  sei  es  kurz  versucht.  Ich  wiederhole 
zu  diesem  Zwecke,  dass  alle  heide,  das  Fremd-  und  das  Lehnwort, 
einander  ursprtinglich  ganz  gleich,  dass  beide  nichts  sind,  als  aus 
einer  beliebigen  Sprache  in  eine  andere  verpHanzte  Worte,  gleich- 
viel ob  diese  Sprache  ihr  heimisches  Gut  selbsterschaflfen  hat 
oder  ob  es  ihr  von  einer  älteren,  ihrer  Muttersprache,  vererbt 
ward.  Beide  müssen  also  zu  Anfang  den  Eingeborenen  in  gleich 
seltsam,  eigentümlicher  Gestalt,  beide  in  fremder  Tracht  und  mit 
fremdartigen  Gewohnheiten  gegenübertreten,  beide  stehen  einsam, 
verwandtschaftslos  in  IMitten  eines  grossen  Kreises  gleichartiger, 
von  gleichen  Gesetzen,  gleichen  Bräuchen,  gleichen  Zwecken  be- 
herrschter, eng  verbrüderter  Genossen.  Sie  sind  Fremde.  Be- 
harren sie  nun  in  dieser  Sonderstellung,  schlicssen  sie  sich  von 
allem  Verkehr  mit  diesen  Eingeborenen  aus,  legen  sie  ihre  Na- 
tionaltracht nicht  ab,  lernen  sie  nicht  sich  in  die  Art  und  Weise 
des  neu  betretenen  Landes  zu  schicken,  so  kann  es  ihnen  nie 
zur  zweiten  Heimat  werden,  sie  bleiben  ihm  ewig  fremd  und 
stehen  nach  Jahrhunderten  dem  Volke  noch  eben  so  unvermittelt 
gegenüber  als  am  ersten  Einwanderungstage.  Tun  sie  aber  das 
Gegenteil,  mischen  sie  sich  unbefangen  unter  das  Volk,  selbst 
vergessend,  dass  sie  nicht  zu  ihm  gehören,  verbinden  sie  sich 
mit  ihm,  gründen  sie  ein  eigenes  Haus,  bilden  sie  eigene  Fa- 
milien, schleifen  sie  alle  Unebenheiten  ihres  Wesens  ab,  werden 
sie  durch  lange  gründliclue  und  allgemeine  Bekanntschaft  mit 
den  Eingeborenen  ihnen  wirklich  gleich ,  so  werden  sie  nicht 
mehr  als  Fremdlinge  erkannt  und  behandelt,  sie  werden  mit  allen 
Bürgerrechten  und  -pflichten  betraut,  werden  naturalisirt,  po- 
pularisirt  und  nationalisiit.     Es  ergiebt  sich  also,   dass  ein  jedes 


jedes  Ji  zur  Kehlaspirata  ./  uiid  —  woher  der  Andaliisicr  seinen  Spitz- 
namen .;d;?rf«7o  hat  — ,  so  haben  wir  es  überall  in  diesen  Hauptmerk- 
malen vnlgairdialektischer  Ausspracheweise,  mit  einem  Verstummen  von 
Buchstaben  oder  einer  Herabsetzung  ihres  Stärkegrades  zu  tun,  überall 
mit  einem  einseitigen  Begünstigen  des  Bequemlichkeitstriebes. 

C.     MlCllAl'LlS.  8 


111 

in  II II  s  iriuidcrt  CHI  /ustaiide  aus  einer  Sprache  in  die  under«? 
v(>rptlaii/(('  iiiiil  in  dichcni  ZuHtand  erhaltene  Wort  den  Namen 
I'romdwort  vcriliciil,  iiiid  das«  wir  al^o  ein  Hecht  haben,  jed**« 
Wort,  das  den  lla^IM(Mli^^•lIfMl  Khui^'  einer  Sproche  unt<Thri<ht 
und  aus  ihn-iii  (M'sainiiill)au  als  störendes,  unpassend  angefügt»*« 
(ili«Ml  hcrvoisliclit  mit  ncfiMinden  /u  must^-rn,  und  e»,  bis  auf 
weiteres,  als  I'niudwort  anzusehen.  Ks  zu  erkennen  ist  in  den 
meisten  Fällen  leicht.  Diejenigen  Frenidwöiier  hingegen,  welche 
im  Laufe  der  Zeit  iiir  Aussehen  verändert  haben  und  dem  hei- 
mischen 'l'eil  vollkomnieu  ähnlich  geworden  sind,  die  Lehnwörter 
sind  also  ohne  liistorischc  IJeweisfülirung  nach  bloss  äu^'serlichen 
Indicien  oft  gar  nicht  von  jenen  auszuscheiden.  Ob  un<l 
warum  (in  Wort  sich  aber  zur  ersten  oder  zweiten  Kategorie 
schlägt,  ob  und  warum  es  unverändertes,  einsames  P'remdwort 
bleibt  oder  sich  zum  Lehnwort  entwickelt,  das  hängt  von  den 
verschiedensten  Umständen  ab.  Ivs  hängt  <ib  von  der  Zeit  der 
Einführung:  je  früher  ein  Fremdling  Eingang  in  ein  neues  Reich 
findet,  desto  längere  Zeit  bleibt  ihm,  seine  Fremdailigkeit  ab- 
zustreifen und  sich  den  heimischen  Bräuchen  anzuschmiegen;  je 
später  er  einwandert,  desto  weiter  ist  die  Sprache,  welche  ihn 
aufnehmen  soll,  in  ihrem  Bildungsgange  vorgerückt,  desto  weniger 
ist  sie  also  im  Stande,  ihn  den  Stufengang  der  allmählichen  Ent- 
wickelung  nachholen  zu  lassen.  Sofort,  ohne  mehr  als  eine 
augeublicklicli  notwendige  Umgestaltung  vorzunehmen,  wird  sie 
ihn  der  fast  fertigen  oder  schon  fei*tigen  Schriftsprache  einfügen. 
Es  hängt  ferner  ab  von  der  Culturstufe  und  von  dem  Alter  auch 
derjenigen  Sprache,  welche  ihre  Worte  verteilt  und  in  alle  Welt 
schickt:  sind  ihre  Schöpfungen  schon  vollendete  Früchte,  so  wer- 
den sie  nicht  mehr  der  freien  Entfaltung  fähig  sein,  die  kaum 
erbrochene  Knospen  noch  erlebt  hätten.  Es  hängt  ab  von  dem 
Yerhältniss  der  gebenden  und  der  empfangenden  Nation  zu  ein- 
ander: je  näher  sie  einander  stehen,  desto  häufiger  sind  ihre 
äusseren  Berührungen,  desto  enger  ihre  inneren  Beziehungen  zu 
einander,  desto  mehr  Wörter  tauschen  sie  also  aus,  desto  leich- 
ter fügen  sie  die  eingetauschten  ihrem  eigenen  Baue  ein.'  Es 
hängt  ferner  von  der  Bedeutung  der  Worte  ab:  ist  die  Sphäre, 
aus  der  sie  gegriften  werden,  eine  hohe  Künstler-  oder  eine  ab- 
legen e  Gelehrten  weit,    so    halten  sie   sich   in    der   entsprechenden 


115 

Höhe  und  Ablegenlieit,  dem  Volke  fern.  Im  Munde  der  (ge- 
lehrten bleiben  aber  die  importirten  Namen  ewig  dieselben,  nur 
der  Volksboden  ist  ein  Feld  freier,  natui-gemässer  organischer 
Entwickelung.  Es  hängt  von  der  Form  des  "Wortes  ab:  ist  sie 
sehr  hart  und  rauh,  zu  originell,  um  eine  genaue  Wiedergabe  mög- 
lich zu  machen,  so  ist  Umformung  Gesetz.  Es  hängt  schliesslich 
von  den  Gebilden  und  Hauptgesetzen,  von  der  Assimilationskraft 
der  neuen  Sprache  ab.  Es  hängt  also  sowohl  von  Zeit  und  Na- 
tion, als  auch  von  Bedeutung  und  Form  ab,  und  es  sind  unter 
diesen  bestimmenden  Gründen  bei  weitem  die  wichtigsten  Zeit  und 
Bedeutung.  Doch  sind  auch  diese  Kriterien  durchaus  nicht  untrüg- 
lich; sie  collidiren  mit  einander  und  heben  sich  wechselseitig  auf. 
Nicht  jedes  Wort,  das  frühzeitig  eingeführt  ward,  ist  in 
Wahrheit  Lehnwort,  nicht  jedes  späte  Fremdwort,  denn  auch  das 
früh  eingeführte  könnte  ja  einem  abstracten  Gebiete  seltenen 
Wissens  angehören,  das  späte  hingegen  allgemein  verständlich 
sein.  Nicht  jeder  Ausdruck  aus  höheren  Sphären  muss  unpopu- 
lär sein:  Astronomie,  Medicin,  Rechtswissenschaft  und  Kirchen- 
wesen umschliessen  eine  grosse  Zahl  docli  einfacher  und  all- 
gemein verständlicher  Grundbegriffe:  kurz  eine  einzelne  jener 
Bedingungen  wird  nie  genügen,  um  allein  und  unwidersprechlich 
darüber  zu  entscheiden,  ob  ein  Wort  starres  und  unveränder- 
liches Fremdwort  bleiben  wird  oder  nicht.  Eine  jede  Regel  hat 
Ausnahmen  und  mehrere  müssen  zusammenwirken,  wenn  so  zu 
sagen  a  priori  auch  nur  bis  zur  Wahrscheinlichkeit  voraus- 
gesagt werden  soll  ob  dies  oder  das  geschieht.  Es  wirken  aber 
in  der  Tat  zwei  dieser  Regeln,  die  Avichtigsten  zwei,  fast  be- 
ständig zusammen:  Zeit  und  Bedeutung  gehen  Hand  in  Hand. 
Fremde  Worte,  die  frühzeitig  in  eine  Sprache  dringen,  decken 
notwendig  noch  solche  Begriffe,  die  wirklich  nötig  und  daher 
einem  jeden  fasslich  und  für  jeden  brauchbar  sind;  ein  fremdes 
Wort,  das  erst  spät,  in  den  Zeiten  höherer  Bildung  Eintritt  be- 
gehrt, gehört  dagegen  auch  schon  in  Sphären  höheren,  selt- 
neren und  weniger  allgemeineren  Wissens.  Die  Sprache  im  all- 
gemeinen schafft  nicht,  und  eine  einzelne  Si)rachc  übernimmt 
und  reproducirt  nicht  zuerst  das  unnütze,  entbehrliche,  son- 
dern hilft  zu  Anfang  nur  den  grössten  Bedürfnissen  ab.  Die 
ersten  Fremdwörter  werden  also  in  Gebiete  gehören,  die  wahr- 
st 


IK, 

hilft  (Iciii  i^Mii/«  II  VolKr  KMiM'in  siiiil;  hie  werden  der  Kirche,  dem 
Ucclil,  «lern  Kiie;'s  uiul  IIaiidolHWft«cn  angehören,  iiieht  der 
Kunst  un<l  iiidif  d«  r  Wissenschaft,  denn  die«e  existiren  noch 
nicht.  l)ie  ersten  l'rennUorler  drin^'en  alno  kraft  ilire««  Ue- 
giilTes  in  die  Volkssprache,  und  diese  noch  im  Wenfen  he- 
grift'en,  noch  niil  Schiilfenskraft  ans^orü'^tet,  wei^s  wu-^  ihr  /u- 
gelit  nocli  in  (hn  Slroin  iiirer  Kntwickelung  hinein/u/ielun.  iJis 
zur  Wall  1  seil«  i  nli  clikeit  gilt  also  die  allgenieine  Hehaujitung, 
dass  NVörter,  weh.-he  frülie,  bald  nach  vollendeter  Sprachscho]>fung 
eindringen,  kraft  ihrer  Hcdeutnng  dazu  berufen  sind,  vom  Volke 
assinulirt  und  ihm  zu  eigen  gemacht,  d.  h.  zu  Lehnwörtern  zu 
werden;  dass  hingegen  Bereicherungen  später  Jahrhunderte  kraft 
ilirer  Bedeutung  dazu  hi  rnfVii  Hud  df-m  \'fdkt'  fern  d.  h.  l'remd- 
w'örler  zu  blcihen. 

Bis  zur  Walusclieinlichkeit !  leider  nicht  bis  zur  Gewi'jsheitl 
denn  die  Grenzen  zwischen  früh  und  spät,  zwischen  volkstündich 
und  gelehrt,  zwischen  allgemein  und  speciell,  zwischen  ähnlich 
und  unähnlich,  zwischen  verwandt  und  fremd  sind  so  leicht  ver- 
rückbar; ^littelstufen  so  verschiedener  Art  fähren  allmählich 
vom  heimischen  zum  entlehnten,  vom  entlehnten  zum  fremden; 
gerade  in  Sccundärsprachen  lässt  sich  über  die  Weite  dieser  Be- 
griife  so  treftlich  streiten,  dass  es  nicht  möglich  ist  irgend  ein 
Kriterium  oder  auch  einen  Kriteriencomplex  für  ganz  unfehlbar 
zu  erklären.  Ob  ein  Wort  also  Fremdwort  im  eigentlichen  oder 
im  uneigentlichen  Sinne  des  Wortes  zu  nennen  ist,  darüber  wird 
man  oft  gerechte  Bedenken  hegen:  ob  es  aber  überhaupt  Fremd- 
wort ist  und  woher  es  stammt,  das  kann  in  den  romanischen 
Sprachen  kaum  fraglich  bleiben,  selbst  wenn  es  in  ganz  heimi- 
scher Traclit  seinen  Ursprung  noch  so  sehr  versteckt,  da  der 
einzige  unbedingt  glaubwürdige  Nachweis,  der  historische,  in  hi- 
storisch beglaubigten  Zeiten  verhältnissmässig  mit  Leichtigkeit 
zu  führen  ist.  —  Inhalt  und  Form  eines  Wortes  sind  also  nur 
die  äussern  Kennzeichen,  die  wohl  auf  die  richtige  Fährte  leiten, 
jedoch  ohne  selbständig  irgend  etwas  Entscheidendes  über 
den  Endpunkt  dieser  Bahn,  d.  h.  über  den  Ausgangspunkt 
des  zu  erklärenden  "Wortes  ansagen  zu  dürfen.  Wo  uns  bei 
einem  neueren  Schriftsteller  daher  ein  neues  Wort  aufstösst, 
dessen  Herkunft  für  uns  in  ein  Dunkel  gehüllt  ist.  das  wir  gern 


117 

lichten  möchten,  da  >YtTtien  wir  zunächst  einerseits  seine  Form, 
d.  h.  die  einzelnen  Buchstabenverbindungen,  und  andererseits 
werden  wir  seinen  Inlialt  beachten  und  aus  beiden  auf  Grund 
allgemeiner  Kenntnisse,  die  IIyi)Otliese  ziehen,  es  stamme  aus 
dieser  oder  jener  Sprache:  diese  Hypothese  aber  kann  nur  durch 
genauen  Nachweis  der  historisch -geographischen  ilintlüsse  zur 
Gewissheit  erhärtet  werden.  —  Von  diesem  jedoch  müssen  wir  hier 
natürlich  ganz  absehen,  und  da  auch  über  die  Begrifl'ssphären, 
welche  einzelne  Nationen  besonders  reich  entwickelt  und  deren 
Inhalt  sie  über  die  Welt  verbreitet  haben,  bereits  kurz  die  Rede 
war,  so  sollen  hier  nur  mit  Bezugnahme  auf  die  äusseren  Form- 
kennzeichen die  Zusatzelemente  durchmustert  werden ,  welche  sich 
dem  vulgair-lateinischen  Grundstock  der  spanischen  Sprache  bei- 
gemischt haben.  Sie  sollen  als  fremd  vom  Nationalgut  ausge- 
schieden werden,  um  hernach  in  die  beiden  Klassen  der  eigent- 
lichen und  der  uneigentlichen  Fremdwörter  eingeordnet  zu  wer- 
den, beides  nur  skizzenhaft  wie  der  Plan  und  Zweck  dieses  Ver- 
suches es  erfordert. 

Dass  die  Summe  der  eigentlichen  krass  ausgesprochenen 
Fremdwörter  im  Spanischen  verhältnissmässig  gering  ist,  habe  ich 
schon  angedeutet:  ich  könnte  400  aufzählen,  die  jedoch  sicher- 
lich noch  nicht  den  ganzen  Bestand  bilden:  400  krass  ausge- 
sprochene, die  sich  durch  ihren  Klang  sofort  verraten,  daneben 
aber  viele  andere  minder  scharf  gekennzeichnete,  die  man  allen- 
falls, wenn  man  nichts  als  die  Form  betrachtet,  für  spanisches 
Gut  halten  könnte,  die  aber  ihres  Sinnes,  ihrer  beschränkten 
Verwendung  und  ihrer  Unfähigkeit  wegen  neue  Bildungen  aus 
sich  abzuleiten,  doch  zu  den  Fremdwörtern  geschlagen  werden 
müssen.  Wie  fein  und  allmählich  das  Fremdwort  sich  zum  Lehn- 
wort abstuft,  berühre  ich  nachher  noch  einmal. 

Diesen  400  Originalen  begegnet  man  in  der  Schriftsprache 
nicht  gar  zu  oft;  wo  man  ihnen  aber  begegnet,  erkennt  man  sie, 
wie  gesagt,  sofort  an  ihrem  Aeusseren  als  Ausländer:  entweder  sie 
haben  einen  ganz  eigenen  Klang  der  nicht  in  Spanien,  sondern  in 
ganz  andern  Ländern  zu  Hause  ist;  oder  es  fehlt  ihnen  wenigstens 
diejenige  eigentünjliche  Lautgestalt,  welche  ein  direct  aufspanischem 
Boden  erwachsener  Spross  sicher  angenommen  hätte.  Zum  Bei- 
8piel:   kein  spanisch-lateinisches  Wort    tönt,    wenn   es  mehrsilbig 


1  IH 

ist,  auf  liiirii  acrciitiiirtcii  Vurul  uus.  Oxytoiia  k(>iiM(-ii  nur  ent- 
stellen, wenn  (lei  Spanier  lateinische  Wörter  conMinantihch  in  / 
/•  ;/  <l  z  (hU'V  s  ciHlen  liisst ,  r|,  Ii.  wenn  er  «Iuh  aas  dem  latei- 
nischen stammende  Auslauts-r  al)wirft,  das  der  Altspani'-r  noch 
hostäncli^  nachtonen  liess,  und  das  deshalb  antikisirende  Hooian- 
zendiehter  mit  aiisgespnxrhcner  N  orliehc  wieder  anfü^^en,  l>c»on- 
ders  (1(11  jiitinitiven  in  ar  -c  (s.  I)uran  I,  No.  7.  D.  U)).  Auch 
diese  Oxytona  K<*lten  natürlich  am  VersschlusH  eben  so  viel  wie 
Taroxvtona.  Kin  tontra^'ondcr  Ausiautsvocal  wird  also  in  der 
Sprache  der  i'rochäcn  (la>  siciicrc  Merkmal  ausserlateinischen  l'r- 
si)run|^'s  sein.  Wie  missliebig  dieser  scharfe  W<>rtschluss  der 
Spraclie  i>(,  beweist  sie  dadurch,  dass  sie  in  der  Mehrzahl  der 
eintretenden  Fälle  Nebenformen  in  )>  i  oder  z  schafft,  ferner 
dadurch,  dass  sie,  wo  der  notwendige  Abfall  eines  auslautenden 
I:  ihn  hervorbringen  musste,  sogar  dies  /.•  lieber  beibehalt,  es 
manchmal  zu  quc  erweiternd,  ja  es  oft  —  in  üblicher  Keaction  — 
selbst  da  anfügt,  wo  es  nicht  existirte,  nur  um  den  vokalischen 
Auslaut  aufzulieben.  Neben  rescdd  steht  rcscrlän ,  neben  lila  li- 
Idcj  neben  chabrii  chahrdc,  neben  BcheM  Berzahü  bleibt  der 
Belzchnl  und  entsteht  der  Ba'zchnc,  neben  ßd  steht  frdc  und 
fy(('ß(c,  neben  coj)cc  copcquc.  neben  haidi'ic  haiduquc,  neben  pa- 
Ictö  pnliioiiuc^  neben  hamlä  bamhüs,  bamhitc,  neben  jabali  ja- 
baUn;  neben  alcnucl  alcaucil,  neben  arrcqui  arrcquin,  nebeu 
baldaqui  boldaquin,  piiUöl  neben  punzö,  neben  bcnjui  bcnjuiu, 
neben  albani  albanil  und  albafiir,  neben  cclemi  celemin,  neben 
carmcsi  carmcsin,  nebeu  ccqui  ceqtiin ,  neben  aliacd  aliacati, 
neben  albald  albardn.  Von  diesen  und  anderen  Oxytonis  geben 
sich  die  meisten  in  /  endenden  durch  das  Anlauts-«/  oder  durch 
andere  Lautveränderungen  als  arabisch  zu  erkennen,  desgleichen 
viele  in  d.  Die  übrigen,  d.  h.  also  die  in  e  oder  o  oder  «,  be- 
sonders aber  die  in  e  —  und  auch  einige  in  i  —  wird  jeder 
Romanist  sofort,  auch  ohne  die  weiteren  Lautcharaktere  anzu- 
sehen, für  französich  erklären,  da  ja  das  Hauptcbarakteristicum 
aller  französischen  und  zwar  nur  der  französischen  Woiie  ihnen 
in  dem  Accente  der  Schlusssilbe  mit  unverkennbarer  Deutlichkeit 
aufgeprägt  ist.  Balance  bände  cabriole  canapc  cancle  chamare 
comite  corsc  crochc  ciipe  ecarle  ßajole  fricase  glace  laque  patue 
pique  plaque  pure   qiiinque  rape   rclevc  und    lifre;   pjolcii   glasi 


119 

und  rondi;  croqtii  neben  croiims  und  //  neben  ih;  hiirlö  burö 
fricandö  imletö  imnzö  roclo  roruJö  und  raU;  amhlgi'i  sorti'i  und 
tisü  sind  echt  französisch.  Andere  Kennzeichen  französischer 
Herkunft  sind  z.  B.  die  Vocalverbindung  ol  in  toison  tcntoi  voilä 
acrof/  citoyen;  ea  als  Stellvertreter  eines  lateinisclien  ata  in  corchca 
jalea  ohlca  asamhlca  chimenca  f/crmnndrca  licrca  polca  potea; 
an  an  Stelle  eines  lateinischen  cn  in  daiifeludo  ranzon  tnsamhlar 
revanchar  sccansa  tenantc  2^c'rscvante;  er  und  icr  an  Stelle  eines 
lateinischen  arliis,  ^vie  in  hacliiller  chancillcr  consiller  escuyer 
ecJuqiiicr  fiwricr  hrigardicr  grafier  hujier  (hitjier  ujicr  usier 
laujicr)  frutier  sausicr  simulier  j^ofajier;  eh  an  Stelle  eines  latei- 
nischen /j,  wie  in  champioii  cliampinon  champana  clianciller 
chamhra  ehamhelan  cJianlrc  ehantillon  chap)le  chapitel  cJiapco 
cJiapcron  cJiarncla  eharpa  cltasar  ehcuron  chevclado  eldmcnea 
ehocar  eho/cta;  auslautendes  /  wie  in  relirf  etc.  —  Andere 
Wörter,  z.  B.  solche  in  x,  ^Yie  aruspcx  apendix  index  onix 
oder  in  is  und  us  und  es^  wie  piscis  sanguis  ftisis  hcrpcs  jas]pis 
dosis  apocalipsis  virus  corpus  cristiis  cclipsis  enfasis  cxtasis  cutis 
litis  lacris  macis  coxis  fronfis  geminis  verminis  genesis,  oder 
solche  mit  schwach  assimilirten  Nebenformen,  wie  tisi  apocalipsi 
eclipse  enfasi  extasi  können  nicht  verkannt  werden:  sie  sind  la- 
teinisch oder  griechisch-lateinisch.  Ueberhaupt  bleiben,  wie  die 
eben  aufgeführten  Beispiele  schon  zeigten,  ganz  leise  Umgestal- 
tungen nicht  aus:  ee  wird  ea,  is  wird  i  oder  e,  und  wenn  sie 
auch  nicht  unumgänglich  notwendig  sind,  so  sind  sie  doch  schwer 
umgänglich.  Oft  stellt  nur  die  phonetische  Schreibung  das  auf- 
genommene Wort  dem  Auge  in  erneuter  Form  dar,  während  das 
Ohr  nichts  oder  doch  weniger  von  solchen  Veränderungen  spürt, 
so  in  laque,  in  dcser  afcr  neceser  colimtcr  petimetre  harule  ha- 
hör  fondor  pctipie  metredotel  rosicler.  Oft  sind  sie  auch  für  das 
Ohr  vernehmlich,  bald  weniger  wie  im  französischen  redin got 
gridelin  patuc  =^  patois;  toesa -^  toise ;  ctapa^^  etape,  jalea  neben 
gelea  =^  gclee;  polai  ponlevi  =. pont  levis;  furriel  neben  fiirrier; 
graficl  neben  großer  grefßer;  cgrefin  =  aigreßn;  edccan  =  aide 
de  camp;  bald  mehr  wie  in  orduhre  =  liors  d'ccuvre;  guarda- 
mangcl  =  guardemanger;  paßon  neben  plafon  ^^  plafond;  hurlö 
neben  hurlotc  =  hridot;  pidzol  neben  punzö  =  x)onccau;  clocliel 
crochcl  ■—  clochcr;  rcntoi  —  rcnds-toi;  ohoc  ohne  ohn  ■—  hauthois; 


1 20 

ruii  «IrMlscIifMi  fviiin  I'f<*imiiig,  fvilin  -  VicrliiiKt  f^hdin  emUr- 
Uli  S(liilliiij(,  richcdiil  risdnl  Ketr)istnl(T,  Uiuffrnvr  wargracr 
huif/rurr;  utfKjHcmistrr  Wa^fiiriwistfr ,  rritrc  Heiter,  mtorfin  ftstn- 
cafiis  Storktiscli ,  rsrnliis  Srliclltiscli,  f/fofjwn  Hrock<.'ii«>t('iM,  coUä 
volzd  colsdt  rnlsdic  Kohlsnnt;  Inusqucnvtc  InH'/ucnttc  Lnir/knecht; 
iniuihctjHC  IIoniNverk,  }Kitns(i  iVjttascIje,  unyelfluo  titfddcspata 
'\'i\{v\<,\)\\{^  ftidvspüio  FcMspat,  cdlspatu  Knlksi)aat,//<r;/«/a  Hcrrfn- 
liut«  r,  rn  n'ts  Kuss  etc.;  im  oii^'Iiselieii  aturho  cautchoHrto)  Kaut- 
schuk, pniiqnc  Penny,  draiihnl  dniuhar  z  drawhack;  cok  -  coitka 
holiiif/nn  -  howlinff  f/rccn  etc.;  am  griechiscli- lateinischen  scudo 
für  })sc}i(I()^  tisana  für  itisana,  tisis  für  ßiniSj  nonion  für  ywo- 
won,  isnio  für  isfhnnis  etc. 

Es  gehölt  in  der  Tat  wenig  Scharfsinn  dazu,  all  die5«er 
Frenullinge  Heimatland  zu  nennen  I  So  lange  sie  ihre  Bedeutung 
gar  nicht  verändern  un<l  auch  den  Lauten  nur  so  geringen  Ab- 
bruch tun,  wie  in  den  obigen  Fällen,  ist  ihnen  das  Zeichen 
ihrer  Herren  so  deutlich  aufgebrannt,  dass  für  Verwechselungen 
und  Zweifel  kaum  Kaum  gelassen  ist.  Es  kann  jedoch,  wie  ge- 
sagt, vorkommen,  dass  ein  Wort,  wenn  man  nur  seinen  Klang 
beachtet,  vollkommen  spaniscli  scheint  und  doch  nicht  spanisch 
ist.  Besonders  bei  denjenigen  Wörtern,  welche  der  Spanier  vom 
Italiener  borgt,  begünstigt  der  Glcichklang  beider  Sprachen  solch 
ein  Verkennen.  Man  muss  dann  die  alleinige  Rücksicht  auf  die 
Form  selbstverständlich  fahren  lassen  und  nächst  ihr  auch  den 
Inhalt  und  die  Stellung  des  Wortes  innerhalb  der  ganzen  Sprache 
ins  Auge  fassen,  wenn  auf  den  Entdeckungsreisen  nach  dem  Ur- 
sprung der  Wörter  niclit  hin  und  her  irrlichtelirt  ^Ye^den  soll. 
Es  existirt  z.  13.  —  um  das  einfachste  Beispiel  herbeizuziehen  — 
im  Spanischen  das  Wort  2)iano  oder  pian^  leise.  Betrachten  wir 
die  blosse  Form,  ohne  uns  um  ihren  Inhalt  zu  kümmern,  so  ist  nichts 
unspanisches  an  ihr:  p-i-a  existiren  als  anlautende  Buchstaben  ja 
auch  erstens  in  pia  seibat,  d.  i.  spechtfarbenes  Pferd,  Schecke, 
dann  in  piada  piador  piar,  piepen,  einer  onomatopoietischen  Bil- 
dung, in  piara  piaricgo,  welches  von  pccuarin  kommen  soll,  in 
piadoso  für  piedoso  =  j^iefosus.  Einem  Unkundigen  brauchte  sie 
also  nicht  aufzufallen.  Betrachten  wir  aber  seine  Einzelstellung 
innerhalb  des  Spanischen,  d.  h.  seine  Ableituugslosigkeit,  die  un- 
veränderliche  Einheit    seines   Sinnes,    seine    ausschliessliche    Ver- 


121 

Wendung  in  der  niusikalisclien  Kunstsprache,  merken  wir  dass 
in  ganz  I^uropa  ein  und  dasselbe  Wort  und  zwar  überall  in  ein 
und  derselben  Form  dazu  verwendet  wird,  auch  ein  und  den- 
selben Begriff  in  steifer  ünveränderlichkeit  zn  bezeichnen;  be- 
sinnen wir  uns,  dass  Italien  das  Land  des  Gesanges  und  dass 
alle  termini  technici  der  Musik  von  dorther  kommen  (sp.  da 
capo  duo  ducto  alcgro  andante  tcnor  dildantc  cantaia  etc.),  so 
werden  wir  unsere  Reise  nach  Italien  richten  und  uns  hier  ge- 
nauer umsehen.  Und  da  müssen  wir  entdecken,  dass  wir  an 
einem  Ziele,  dem  richtigen,  angekommen  sind,  dass  in  Italien, 
und  hier  allein,  piano  nicht  vereinzelt  starr  und  unfruchtbar  da- 
steht, sondern  in  plana  pianarc  pianafojo  pianatorc  pianatura 
piancggiare  pianclla  piancllajo  pianura  p)iami2zo  piancllata 
piancrotto  pianezza  und  anderen  Sprösslingen  sich  einer  reichen 
Nachkommenschaft  rühmen  kann,  deren  verschiedenartiger  Wert 
und  Sinn  auf  eine  gleichfalls  in  Italien  allein  vorhandene  Melir- 
deutigkeit  und  Beweglichkeit  des  einfachen  Grundwortes  piano 
schliessen  lässt.  Die  Wörterbücher  lehren  denn  auch  xriano  könne 
als  Adjecüvuni  eben,  gleich,  glatt,  Hach,  deutlich,  sanft,  freund- 
lich, leise,  still,  geräuschlos,  langsam  bedeuten,  und  als  Substantiv 
Ebene,  Fläche,  Plan,  Riss,  Entwurf,  Durchsclmitt,  Stockwerk  und 
Resonanzboden :  fürwahr ,  ein  reiches  Ergebniss !  Auf  einer  die- 
ser Bedeutungen,  die  in  dem  Begriff  des  ebenen  ihren  Mittel- 
punkt und  ihre  Grundlage  haben,  gehen  alle  Ableitungen  zurück. 
Eben,  flach  heisst  im  Lateinischen  ptlanns.  Und  in  dem  italie- 
nischen piano  den  Vertreter  dieser  lateinischen  Form  und  in  die- 
sem piano  den  Quell  des  europäischen  Kunstausdrucks  zu  er- 
kennen, brauchen  wir  nun  nicht  länger  anzustehen!  Nachträglich, 
nachdem  wir  sein  Etymon  und  dessen  Entwickelungsgang  kennen, 
wird  denn  auch  die  Gestalt  des  spanischen  Wortes,  das  wir  deuten 
wollten,  seine  Italianität  bekunden.  VI  pflegt  nämlich  der  Ita- 
liener stets  durch  pi  wiederzugeben ,  wie  piaga  ■=  plaga ,  pianta 
=  pianta;  pianto  =■  plandtim;  picgarc  z=  plicare;  pioggia  =■ 
phivia  es  bezeugen.  Die  spanische  Volkssprache  hingegen  er- 
weicht pl  zu  U,  wie  die  entsprechenden  Formen  Uaga  Hanta 
llanto  Ueno  llcgar  lluvia  es  bezeugen:  piano  niüsste  also  im 
Spanischen  llano  und  nicht  piano  lauten,  und  da  solch  ein  llano 
in    der  Tat    vorhanden   ist    und    mit    der   fast   vollzähligen  Reihe 


122 

(1(1  im  Ituiioiiisclicii  an  pitttuß  liaft(  ndcii  coiicrctcn  und  abhiractcii 
Il(Ml(>iitiiiig(M)  und  mit  einer  eben  ho  grosHCii  Hcihc  von  Ableituii- 
p^vu  iiiiftritt,  NO  erkennen  wir  in  Ilano  den  >olkstUmlichrn  Mpani- 
sctlicn  ilcprlisentantcn  des  lateinischen  jtlfuniH.  Nur  die  Hedeu- 
tun^  IMan,  Kntwiirf,  wrlciie  das  italienih«  lie  piamt  unter  andcreu 
trä^t,  (li(i('l\t  der  S])ani('r  nidit  durch  Uano^  sondern  «lurch  jßlan 
aus.  I)i('  Iledeutuiig  Schuh,  die  der  Italiener  an  j>innclla  knüpft, 
giebt  der  Spani(r  durch  (h(nicl(i  wieder;  und  tiach,  eben,  im  con- 
creten  Sinne  und  in  spcciellcr  Anwendung  auf  Geometrie  und 
Militairwisscnscliaft  l)ezeichnct  er  mit  piano  (s.  plana  nint/or, 
pl({}i()pl(i)iü),  variirt  also  den  lateinischen  Stamm  in  mannich- 
fachcr  Weise,  während  der  Italicner  bis  auf  die  eine  dem  Gr.- 
lat.  direct  entnommene  Comjjosition  planimetria  durchweg  die 
populäre  Richtung  innehält.  Dies  playio  stempelt  der  unassimi- 
lirbare  Anlaut  und  der  rein  wissenschaftliche  technische  Sinn  zum 
lateinischen  Lehnwort.  IHan  weist  durch  seine  Einsilbigkeit  als 
kurzes  Oxyton  nach  Frankreich :  denn  hier  bleibt  pl^  wie  in  kei- 
nenv  anderen  romanischen  Lande  unverändert;  s.  plaie  plante 
plaint  plcin  plicr  pluic.  Chancia  aber,  d.  h.  nach  abgezogener 
Deminutivendung  chana  chano  kann  nur  in  Portugal,  oder  in 
dem  grossen  altspanischen  Reiche  Gallizien  geboren  sein,  denn 
nur  hier  entspriclit  dem  lateinischen  7)?  ein  ch;  s.  chof/a  chanta 
chanfo  chcio  chcgar  chur/a.  —  Tiano  Ilano  piano  chano  pAan  ein- 
zeln betraclitet,  könnten  für  echt  spanische  Schöpfungen  gelten, 
denn  weder  pi^  noch  ch,  noch  pl  sind  ganz  nnspanische  Lautbil- 
dungen und  x)l  steht  oft  genug  selbst  in  populären  Schöpfungen, 
in  denen  wir  //  erwarten  sollten,  s.  plaza  planfa  ptlanir  plai/a 
pleito  plonio,  sogar  in  einer  Ableitung  von  jylanus  in  plamha  = 
pJaimla;  im  Hinblick  darauf  jedoch,  dass  allen  fünf  ein  Etymon 
zu  Grunde  liegt,  das  lateinische  planus,  und  im  Hinblick  auf  die 
verschiedenen  grossen  oder  kleinen  Rollen,  die  sie  spielen,  er- 
giebt  sich,  dass  nur  Uano  ein  echt  volkstümliches  Gebilde  ist: 
die  Form  in  pi  ist  italienisches,  die  in  ch  portugiesisches,  die  in 
pl  lateinisches,  die  andere  französisches  Fremdwort.  Alle  Formen, 
in  denen  also  pi  als  Stellvertreter  eines  lateinischen  pl  auftritt, 
können  nur  italienisch  sein,  solche  in  denen  ch  nur  portugiesisch, 
solche  in  denen  pl  nur  lateinisch  oder  französisch  oder  allenfalls 


V2?> 

spanisch;  wo  U  steht  aher  dürfen  wir  innncr  spanische  Yolks- 
formen  vermuten. 

Nur  wo  ein  ganz  eigentümli(!her  Klang,  ganz  eigentümliche 
Lautverbindungen  mit  Sicherheit  liier  oder  dorthin  weisen,  ist  das 
Vaterland  eines  Wortes  leicht  zu  erkennen,  wo  diese  nicht  vor- 
liegen, wo  fremde  Wörter  von  selbst  ein  heimisches  Aussehen 
haben,  oder  es  durch  ganz  unwesentliche  Aenderungen  erlangen, 
da  giebt  es  kein  äusseres  Kennzeichen,  nichts  als  den  histori- 
schen Nachweis.  Nur  w^o  ein  Wort  wirkliches  Fremdwort  ge- 
blieben ist,  wo  das  tatsächliche  Ergebniss  dieser  Fremdheit  eine 
absonderliche  Form  ist,  die  uns  wechsellos  immer  in  derselben 
Gestalt  und  mit  demselben  Sinn,  und  zwar  mit  einem  hohen  ge- 
lehrten Sinn  begegnet,  wird  ein  Schluss  auf  ausländische  Her- 
kunft oder  gar  auf  eine  bestimmte  Herkunft  zutreffen.  Die 
Aeusserlichkeiten  trügen  leicht:  darum  von  ihrer  Wirklichkeit 
zum  Geiste  der  Sache!  zu  den  inneren  Vorbedingungen,  welche 
die  Stellung  und  Verwertung  der  einzelnen  Elemente  bestimmen 
und  regeln. 

Alles  dasjenige  soll  fremder  llesilz  sein,  was  nicht  der  Hei- 
matsprache entstanmit.  Das  hiesse  denn,  auf  das  spanische  an- 
gew^andt,  alles,  was  nicht  lateinisch  ist,  ist  Fremd-  oder  Lehn- 
wort? alles  Lateinische  aber  ist  heimisches  Gut  und  in  dieser 
Anwendung  kann  jener  allgemeine  Satz  durchaus  nicht  genügen. 
Es  hiesse  Wörter ,  die  vielleicht  vor  wenigen  Jahren  ,  durch 
einen  beliebigen  Gelehrten  einer  beliebigen  Fakultät  aus  dem  la- 
teinischen Wortkapital  entnommen  und  unverändert  dem  engen 
Kreise  der  Fachsprache  zugeführt  wurden  (z.  B.  virus  sanguis) 
mit  solchen  in  eine  Linie  stellen,  die  etwa  zur  Zeit  der  Renais- 
sance entlehnt,  und,  ein  wenig  verändert,  der  Gesammtsprache, 
oder  wenigstens  der  Sprache  der  gesammten  schönen  Literatur 
einverleibt  wurden;  es  hiesse  beide  Spätlinge  auch  jenen  Alten 
gleichstellen,  welche  in  den  ersten  Jahrhunderten  der  Sprach- 
bildung stark  verändert  und  zum  Gemeingut  des  ganzen  Volkes 
wurden.  Es  hiesse,  was  wir  eigentlich  scharf  geschieden  den 
drei  Kategorien  der  heimischen,  entlehnten,  und  fremden  Wörter 
einordnen  müssten,  nur  darum  so  auffassen  als  wäre  es  unter- 
schiedslos und  gleich  geartet,  weil  es  ja  lateinisch  ist,  und  weil 
das  Lateinische  den  Nationalbestand   des  Romanischen    ausmacht. 


121 

Af/uirn,  ein  Ik'wUssrniiiK*'K«'al><'ii,  ocnnrio  «Iah  Sternbild  des  Was- 
sonnanns,  und  (uiunium,  rin  bis  jetzt  in  Spanien  nur  weni;<«'n 
gcbildctm  Ucisciiilcii  voilUf)iniiir'n  vcrsfändlirlii-r  Ili'/^riff,  jtcz  und 
pisris^  sattf/rr  iiiid  sdVfjuis,  (urrjjo  und  corpiin ,  nlio  und  alf^nn 
uilrdcn  also  in  einer  Klasse  als  glciclKirli^e  nebeneinander  «»teben! 
Dass  solche  sinnlose  Auffassung  im  Krnste  Niemand  hegt,  braucht 
nicht  cr.sl  gesagt  zu  werden.  I)iez  hat  sie  ein  für  alle  Mal  ver- 
nichtet: nur  alte,  populaire  Wörter,  wie  Uf/uera,  jicz ^  sapyre, 
vitirpo  nennt  er  „den  neuen  Sprachen  unbedingt  angehörig". 
Hingegen  ,,  vieler  lateinischer  Wörter  bedienen  sie  sich  nur  als 
poetischer  Ausdrücke  und  diese  sind  nieist  auf  rein  litteräriseheni 
Wege  hereingekommen'".  .,Kben  so  wenig  wie  diese*  aber,  können 
zahlreiche  technische  Ausdrücke  als  wahre  Bestandteile  jener 
Sprachen  angesehen  werden;  sie  sind  lateinisch  und  werden 
auch  in  den  Wörterbüchern  gewölmlich  als  solche  bezeichnet.**  — 
Nicht  alles  Lateinische  ist  also,  selbst  nach  Diez,  lateinisches 
Gut,  die  erste  Hälfte  des  obigen  Satzes  ist  also  falsch  und  niuss 
Beschränkungen  erleiden. 

Ebenso  aber  die  zweite.  Alles  Nicht-lateinische  wäre  wirk- 
lich fremdes  Gut?  Und  was  versteht  man  denn  unter  diesem 
Nichtlateiniscli?  Wo  fängt  sein  Gebiet  an?  Wo  hört  es  auf? 
Sollen  wir  schon  die  Hunderte  von  Wörtern,  die  der  Lateiner 
7.  B.  aus  griechischer  Quelle  schöpfte,  sorgfältig  aus  dem  eigent- 
lich lateinischen  Wortreichtum  aussondern?  Oder  sollen  wir 
Nicht-lateinisch  nur  dasjenige  nennen,  was  der  Lateiner  nicht  be- 
sessen, was  den  Spaniern  nicht  der  Römermund  überlieferte?  Und 
ist  es  denn  überhaupt  möglich  und  stets  ausführbar  festzustellen, 
ob  ein  griechisches  oder  ein  iberisches  Wort  direct  in  die  schon 
spanisch  angehauchte  romana  rustica,  oder  ob  es  viel  früher  in  die 
klassische  Schriftsprache  überging;  ob  es  also  Fremdwort  oder, 
weil  schon  lateinischer  Besitz,  heimisch  zu  nennen  ist?  Ahad  ist 
syrisch,  ging  von  Syrien  nach  Griechenland,  von  Griechenland 
kam  es  durch  die  Vermittelung  des  Neuen  Testamentes  nach  Rom, 
und  von  Rom  aus  ward  es  weiter  versandt.  Weil  es  nun  aus 
Rom  nach  Spanien  kam,  muss  es  darum  hier  für  lateinisches  Gut 
gelten,  ob  es  auch  aus  Syrien  stammt?  Und  soll  ebenso  alles, 
was  Hebräer,  Iberer,  Gelten,  Germanen  und  Griechen  durch  la- 
teinische   Vermittelung    zur    romanischen    Ausstattung    beisteuern 


125 

konnten,  lateinisches  Heimatsrecht  beanspruchen  dürfen?  Wird 
diese  Frage  bejaht,  und  ich  glaube  sie  wiid  es,  nun  so  niüsste 
die  obige  Definition  darauf  beschränkt  werden,  dass  nur  dasjenige 
was  sich  aus  anderen  Spraclien  dem  Lateinischen  während  und 
nach  seiner  Ronianisirung  beimischte  fremd  ist;  da  aber  eine  sichere 
Linie  den  Ausgang  und  Anfang  dieses  Processes,  die  Grenzscheide 
zwischen  Lateinisch  und  Romanisch  nicht  bezeichnet,  so  bliebe 
auch  diese  Bestimmung  wenig  genau  und  wenig  befriedigend. 

Weiter  aber  und  gleichviel  wie  diese  Frage  beantwortet 
wird,  will  man  derartige  nicht  lateinische  Wörter  auch  nicht 
heimisch  nennen:  die  eine  Einschränkung  muss  unbedingt  gemacht 
werden,  dass  sie  wirkliche  Fremdwörter  niemals  bleiben  können, 
ob  sie  der  klassischen,  oder  ob  sie  der  romanischen  Epoche  an- 
gehören, sie  würden  mindestens  Lehnworte  werden.  Denn  schon 
im  Lateinischen  und  noch  mehr  im  Romanischen  werden  sie 
formell  umgestaltet,  den  echten  Sprossen  ganz  ähnlich  gemacht. 
Welcher  Teil  sämmtlicher  im  Laufe  der  Jahrhunderte  eindringen- 
der Worte  sich  in  Spanien  einbürgern  sollte  und  welcher  nicht, 
das  muss  ja,  so  sagte  es  die  allgemeine  Regel  aus,  von  der  Zeit 
der  Einwanderung  abhängen.  xVUes  was  bis  zur  einheitlichen 
Ausbildung  der  kastilianischen  Schriftsprache  in  sie  eindrang 
hatte  aber  gewiss  Zeit  und  Gelegenheit  genug  heimisch  zu  werden 
und  ward  es  auch.  Fremdwörter  kann  es  also  bis  zu  jenem 
Augenblick  gar  nicht  geben.  Natürlich  walten  aber  auch  hier 
in  Betreff  des  Grades  der  Xationalisirung  einige  Unterschiede. 
Am  frühesten  nach  der  Ronianisirung  der  hispanischen  Lande, 
im  Jahre  410,  kamen  die  Westgothen  hierher:  ihre  Sprache  übte 
die  einschneidendste  Wirkung,  erfuhr  den  vollkommensten  Aus- 
gleich, erstens  weil  sie  die  erste  war,  welche  den  Sprachstoff 
mehrte,  darum  also  auch  die  wichtigsten  der  mangelnden  Begriffe 
ergänzte,  zweitens  weil  sie  als  indogermanische  Urverwandte  die 
Römerzunge  leichter  beeinflussen  konnte,  als  hernach  die  Sprache 
der  jener  ganz  fernstehenden  Baskon  und  Araber  und  drittens 
weil  sie  allein  noch  unfertige  unentwickelte  Gebilde  als  blosse 
blatt-  und  blütenlose  Stimme  in  den  spanischen  r>oden  pflanzte, 
Stänmie  die  auch  im  Deutschen  ihrer  Entwickelung  und  Reife 
vom  Gothischen  zum  Althochdeutschen,  vom  Althochdeutschen 
zum  Mittelhochdeutschen,  und  vom  Mittelhochdeutschen  zum  Neu- 


V2i) 

liorlidcut^clK'ii  vv^\  riitgcgcii  Kiiigdi.  Kriii  wettf^otliUcbo  t 
Wnit   lilicl)  iinassiinilirtrs  Fremdwort. 

Itii  seclistrn  lind  siebenten  Jahrliundert  brachten  «lu-  li\/.an- 
tiiur,  ini  achten  di«'  Araber  nicht  bb^ssen  KtihstofT  wie  die  (Jcr- 
nuuien,  son(h'ni  fertige,  zwar  wohl  braiiclibare,  iriiieM  starken  or- 
ganischen NVach.stunis  aber  niclit  inelir  fiihigc  Wörter.  Das  ara- 
bisclie  Klcmeiil.  obwohl  es  auch  tiefe  und  niannichfultige  Tinge- 
staltiingen  und  Spaltungen  erfahren  hat,  steht  an  liedcutbamkeit 
dem  Deiitsclien  nicht  gleicli,  und  trügt  seine  Kigenttlmliehkeit 
(bis  Zeichen  seines  orientalischen  Ursprungs  zum  grossen  Teil 
noch  so  deutlich  an  der  Stirne,  dass  es,  man  möchte  sagen. 
wie  Oel  unvennischt  über  dem  Wasser  der  Sprache  schwimmt: 
dennoch  ist  auch  eine  grosse  Masse  arabischer  Wörter  lautlich 
von  den  lateinisch  und  deutsch  spanischen  gar  nicht  zu  son- 
dern und  was  an  cigentüinlichen  Hildungen  da  ist  gehört  zur 
Individualität  des  Spanischen  den  übrigen  romanischen  Schwe- 
stern gegenüber,  ist  ein  so  cliaracteristisches  Merkmal,  dass  man 
auch  dieses  nichtlateinische  Element  nicht  mehr  fremd  heissen 
darf:  ein  spanisches  Volk,  eine  spanische  Sprache,  eine  spanische 
Littcratur  ohne  arabische  Bestandteile,  wäre  nicht  was  sie  ist; 
das  arabische  bildet  einen  Teil  seiner  Kraft;  in  das  specifisch 
spanische  ist  das  arabische  Element  miteinbegriffer..  Auch  ara- 
bische Fremdwörter  giebt  es  also  nicht.  Iberisch-baskische  auch 
niclit.  Kurz  wir  können  behaupten,  was  bis  gegen  1400  das  Jahr 
seiner  Geburt  zurückdatiren  kann,  ist  ganz  national  geworden. 
Es  ist  der  Form  und  dem  Inhalte  nach  so  stark  hispanisirt,  und 
entspricht  so  durchaus  nicht  dem  was  vorhin  als  Typus  eines 
Fremdwortes  mit  charactcristischen  Merkmalen  gekennzeichnet 
ward,  dass  dieser  Name  unmöglich  zutreffen  kann.  Die  Bezeicli- 
nung  Lehnwort  könnte  nach  dem  über  jenes  verfassten  Steck- 
briefe wohl  passen  und  wir  wären  nicht  gezwungen  für  diese 
jüngsten  Einwanderer  eine  neue  Nomenclatur  zu  suchen,  wenn 
jener  Brief  nicht  noch  besser  eine  andere  Wortklasse  schilderte, 
die  von  jener  doch  so  stark  abweicht,  dass  eine  völlige  Gleich- 
stellung und  Gleichbenennung  beider  nicht  zulässig  ist. 

Ich  meine  die  Summe  der  im  15.,  iß.  und  17.  Jahrhundert 
durch  W^isseuschaft  und  Kunst  nach  Spanien  geführten  Wörter. 
Auch   sie   nahmen   noch  viel   heimisches   an.     Auch   sie  natürlich 


127 

in    verschiedenen   Graden.     Was    z.  B.   der    lateinischen   Mutter- 
sprache und  der  italienisclicn  Scliwestersprache  angehört,   konnte 
leichter  an-  und    ausgeglichen   werden   als   das   deutsche,   hollän- 
dische, englische  oder  gar  dasjenige   was  den  verschiedenen  Ein- 
geborenen Amerikas  angehört  hatte.     Was  den  beiden  erstgenann- 
ten abgeborgt  ward,  wird  in  den  seltensten  Fällen  fremd  scheinen, 
selbst  wenn  es  in  ganz  unverändertem  Zustande  herübergenommen 
ist,  weil  es  erstens  verwandten  Klang  hatte,  zweitens  aber  regel- 
mässig Wörter    desselben   Stammes    vorfand    mit    denen   es    sich 
selbst  für  das   ungeübteste   Laienauge   zu   einer  Gruppe   verband. 
Zum  Beispiel:  fatal  und    natal    holte    im    IG.   Jahrhundert   der 
Verfasser   des   an  Wortneuerungen   reichen  Lazarillo    de  Tormcs 
aus  Italien.     Das  altsi)anische   hatte   naäal   besessen   und   wieder 
verloren,  ob  auch  liaäal  fadal  kann  ich  nicht  sagen,  es  nur  ver- 
muten.     Beide   Italianismen  ^)    lehnen    sich   aber   an   einen    nicht 
unbedeutenden    Bestand    volkstümlicher    —   und    lateinelnder   — 
Bildungen  an,  wenn  sie  selbst  ihn  auch  nicht  schufen  und  stehen 
also  nicht  wie  Fremdwörter  vereinsamt  da.     Selbst  wenn  sie  aber 
vereinzelt  dastehen,   d.  h.   wenn   die   betreffende  Form   in    ihrem 
lateinischen  Costüm  von  dem  vulgairspanischen  so  abweicht,  oder 
in  Italien  so  verändert  ward,  dass  der  Laie  —  und  auf  ihn  allein 
kommt  es  an  —  der  nur  in  vollkommener  Identität  der  Stämme 
Gleichheit  zu   sehen  vermag,    sie  für  zusammenhangslos  und   ver- 
einzelt ansieht   wie  z.  B.  in   centhicla  carahina  ciipola  torso,   so 
tragen  sie  darum  noch  keineswegs   unspanisches  fremdartiges  Ge- 
präge.    Denn  auch  im  Spanischen  selbst  würden  sie  nicht  anders 
geformt   worden    sein   oder    hätten    es    wenigstens   nicht   zu   sein 
brauchen;     und     auch    ganz     vereinsamte    und     unveränderliche 
Gebilde   giebt   es   selbst  im  Popularbestand   genug.     Beides   Ver- 
einsamung und  Unveränderlichkeit   des  Sinnes   das   den   französi- 
schen  und    deutschen   Zusätzen    natürlich    noch    ungleich    stärker 
eigen  ist,  genügt  also  der  absolut  spanischen  Form  allein  gegenüber 
nicht  ihnen  die  Möglichkeit   der  Akklimatisirung   bis   zum  Lehn- 
wort streitig  zu  machen,    sie  nähert   sie  aber   der  Kategorie  der 
eigentlichen   Fremdwörter   an   oder    entfernt   sie    wenigstens   weit 


^)     Dass    es    Italianismen  und  nicht    Latinismen   sind,  kann   frei, 
lie-h  nur  der  historische  Nachweis  sajreu. 


12ft 

von  ii(  II  friK  liihuieii  8cliö.<>sliiig<ii  des  5.  bis  Ib.  JahrlitiiidertN. 
Von  jillcn  Kij,M'ns<!liaffr'n  »los  Lclinwoitfs  liahrii  iliesc  r'inen  Uebcr- 
schnss  (lor  sie  den  ci^^'cntlich  spanisch-Iati-iniscIitMi  VolksM:lir>|ifan{^f»ri 
ganz  glcicli  stellt.  Wtnn  wir  dalier  auch  jede  von  beiden  Kla-jscii 
einzeln  betrachtet,  wohl  von  Rechts  wegc-n  LehnHörter  nennen 
könnten,  so  ist  es  da  beide  existiren,  nicht  zulässig  beide  auf  eine 
Rangstufe  /.n  stellen;  die  spätere  Art  aber  beansprucht  angesichtn 
der  spilte^tell  für  die  es  keinen  andern  Namen  als  den  der  Fremd- 
wörter giebt,  den  der  Lehnwörter;  für  die  früheste  muss  also  ein 
anderer  gesucht  werden.  ^Vir  kommen  abermals  darauf  zurück,  da.s» 
diese  Dreiteilung  nicht  gerade  vollkommen  ausreichend  erscheint, 
dass  die  Grenzen,  welche  Volkstündiches  von  Kntleiintera,  und  Ent- 
lehntes von  Fremdem  trennen  sollen,  sich  fortwährend  verrücken 
und  verschieben,  kurzum  dass  sie  in  der  bisherigen  Weise  über- 
haupt noch  nicht  richtig  gezogen  sein  können,  dass  die  Sonde- 
rung in  heimisclie  und  Lehn-  und  Fremdwörter  die  für  das 
Deutsche  ausgezeichnet  passt,  wenn  sie  auf  die  romanischen  Lande 
übertrogen  werden  soll,  schlecht  angebracht  ist,  dass  es  also  auch 
in  dieser  Beziehung  nicht  geraten  ist,  an  das  Spanische  oder 
überhaupt  an  Secundär-  oder  Tochtersprachen  wie  die  romani- 
schen es  sind,  denselben  Massstab  zu  legen,  wie  an  Priraitiv- 
sprachen.  Ihre  iJasis  ist  eben  keine  einfache  mehr:  was  wir 
spanische  Nation  nennen,  ist  eine  Mischung  von  Völkern,  was 
wir  spanische  Sprache  nennen,  eine  wenn  auch  nicht  so  glücklich 
vollzogene  Mischung  von  Sprachen.  Ihr  erstes  Grundelement  ist 
freilich  ein  einfaches  doch  dass  auch  dieses  nicht  ganz  rein  war, 
sondern  selbst  schon  vermischt  auftrat,  sahen  wir  bereits.  Und 
was  zu  diesem  Grundbestand  noch  als  wirkliches  Constitutiv-Ele- 
ment  hinzutrat,  was  auf  hispanischem  Boden  selbst,  durch  directe 
äussere  Verbindung,  durch  unmittelbare  lebendige  Berührung  von 
Mann  und  Mann ,  und  von  Volk  und  Volk  in  dies  Grundelement 
einschmolz  und  sich  mit  ihm  verquickte  noch  ehe  der  erste  Zeit- 
raum des  AVerdens  bis  zu  seinem  Ahschluss  —  der  Befestigung 
der  Sprache  durch  die  Schrift  —  gekommen  war,  was  also  wirk- 
lich bildend  und  schaffend  in  die  Formimng  der  Sprache  ein- 
griff, was  unbefangen  vom  Volke  aufgenommen  und  in  den  mächtig 
vorwärts  brausenden  Strom  der  eigenen  Entwickelung  hinein 
gezogen   ward,   das   Deutsche   und   Arabische,   und   einiges   Grie- 


129 

cliischc  lind  iboriscli-haskisclic,  das  dürfon  wir,  meine  ich,  nicht 
als  fremd  dem  Lateinischen  gegenüber  und  nicht  in  eine  Reihe 
mit  den  viel  späteren  Zusätzen  stellen,  selbst  nicht  so,  dass  wir 
diese  Ausschliessung  vom  wirklich  Nationalen  dadurch  niihlern 
dass  wir  es  nur  entlehnt  nennen;  warum  auch  dies  nicht,  ward 
schon  oben  gesagt.  Wenige  lateinische  Ahnen  können  sich  solcher 
Nachkommenschaft  rühmen,  wie  viele  Deutsche,  wie  z.  B.  grh 
(s.  oben)  oder  um  ein  neues  aufzuführen  wie  das  deutsche  hcwd.^) 

Gewiss,  genau  und  dem  Wortlaut  nach  genommen,  ist  in  den 
romanischen  Tochtersprachen  alles  fremd  d.  h.  eben  nur  Nicht- 
lateinisch,  was  nicht  lateinisch  ist.  So  gut  es  aber  —  wenn  man 
nicht  aller  Ordnung  ins  Gesicht  schlagen  will  —  absolut  geboten 
ist,  den  ganzen  lateinischen  Bestand  in  heimisches  d.  h.  volks- 
tümliches und  in  entl(>hntes  und  fremdes  zu  zerlegen  (s.  oben) 
so  gut  ich  llano  heimisch,  piano  entlehnt,  x>lam(m  fremd  nennen 
inüsste;  so  gut  ich  ferner  was  in  diesem  lateinischen  Bestand 
sclion  an  griechischen  iberischen  hebräischen  Teilchen  amalgamirt 
ruht,  noch  echt  volkstümlich  nenne,  so  gut  ist  es  auch  erlaubt 
z.  B.  vom  deutschen  lieichtum  einen  Teil  volkstümlich,  einen 
andern  entlehnt,  einen  dritten  fremd  zu  nennen,  und  den  arabi- 
schen ganz  dem  Volksbesitze  beizurechnen.  Oder  wir  müssten 
nichts  von  alle  dem  zugeben  und  statt  dreier  fünf  Lagerungen 
anerkennen  und  die  echt  lateinischen  Wörter  von  den  lateinischen 
Fremdwörtern,  und  diese  wieder  von  den  romanischen  erster, 
zweiter  und  dritter  Klasse  absondern :  eine  ungefüge  Teilung  weil 
innerhalb  der  Gesetze,  welche  die  Gestaltung  der  Worte  regieren 
nur   eine  Dreiteilung  wahrzunehmen  ist. 

Ich  denke  also  man  bleibt  bei  der  Zergliederung  in  drei 
Teile  stehen,  die  sogar  dem  Namen  nach  mit  den  deutschen 
Teilen  zusammen  fallen  könnten  (s.  unten),  der  Sache  nach  aber 
nicht.  —  Volkstümlich  ist  nämlich  im  Deutschen  nur  echt  und 


')  Siehe  ahandah'zar  ahovderado  abcniderar  ahandcria  ahanderiza- 
dor  ahandcrizar  abandonar  ahandono ;  ahanete  cdmuicamieuto  ahanicar 
nhanicazo  ahanico  ahouo  (kat.  vano,  gall.  r(i)i  hau)  idxnnlh)  ahduillazo 
abanmo  abaniquro  (dxutiquero  baudd  handada  bditdado  liundarria 
bandeado  bandear  bande.jador  bandejar  bmulerola  baxdido  haiidir 
baudo  bandolero  hmtdera  hdiiderado  bnuderetd  bandcria  bandericu 
banderiUa  banderilUuir  baiidcnUcro  bano  etc. 

C.    MlClIAKi,IS.  9 


130 

rein  Dcutsriics,  w.'ilirriul  im  .S|»uiiif»rJM*ii  d<T  Name  volUstninlirh 
nllcH  (las  ziisan.nM'iifiisscii  niü.ssle  was  big  zur  littcrarihdien  Auk- 
bilduHK  «Icr  Si»iji(;ln'  Kiugaiig  in  ihre  Mitte  fand,  alo  schon 
dem  rrsi)runj<i'  nach  I'iX'tn<J(s  in  ^ich  ^chlics.st.  Im  Deutschen 
gi«;bt  es  demnarh  schon  von  Anfang  an  d.  h.  schon  ins  (iolischc 
ein^etiosenc,  also  1000  .lalnc  alte  Fremd-  und  LchnwOrter,  im 
Spanischen  in  seinen  ersten  Sprachdenkmalen,  im  eigentlichen  Alt- 
spanisclien  nicht.  Knt  lehnt  ist  vor  allem  das  mit  newuHstbeio 
und  Absicht  vom  15.  .Jahrhundert  an  besonders  dem  Lateinischen 
und  Lateini>ch-griec]iischen  und  dem  Italienischen  Kntnommenc. 
Fremd  h!iupt>ächlic]i  das  was  an  Namen  für  seltene  Waaren  mit 
ihnen  zugleich  aus  aller  Herren  J^änder  importirt  oder  was  an 
Moden,  wissenschaftlichen  Neuerungen  etc.  internationales  Geraein- 
gut, und  also  auch  IJcsitz  der  Si)anier  ward.  Sie  entstammen 
der  neuesten  Zeit,  dem  18.  und  19.  Jahrhundert,,  natürlich  sind 
aber  auch  aus  etwas  frtlheren  Jahrhunderten  Fremdwörter  er- 
halten /..  1).  die  Anierikanismen  des  16.  Jahrhunderts.  —  Dass 
jede  dieser  drei  IIauptgruj)pen  die  erste  so  gut  wie  die  zweite 
und  dritte  aus  Einzcltiguren  zusammengesetzt  ist,  dass  diese  Haupt- 
teilung noch  Unterabteilungen  zulässt,  dass  besonders  der  volks- 
tümliche Teil  wieder  schärferer  Zerlegung  in  lateinischen,  deut- 
schen, arabischen,  griechischen,  baskischen  Stoff  fähig  ist,  ist  nun 
wohl  oft  genug  gesagt.  Jede  Einteilung  hat  ihre  Mängel  und 
auch  diese  ist  nicht  vorwurfsfrei.  Für  den  Zweck  meiner  Arbeit 
aber  überwiegt  der  Vorteil  der  Uebersichtlichkeit  den  unvermeid- 
lichen Nachteil  leiser  Ungejiauigkeit  und  stellenweisen  Verschwim- 
mens  der  Grenzlinien  so  sehr,  dass  ich  dankbar  und  anerkennend 
die  von  Heriu  Auguste  Brächet' s  Vorarbeit,  seinem  allbekannten 
Didionnairc  des  Douhtets^  zam  ersten  ^lale  klar  vorgenommene 
und  praktisch  verwertete,  und  nach  ihm  allgemein  gewordene 
Sonderung  des  französischen  Sprachgutes  in  einen  fonds  d^ori- 
e/ine  pojmlaire,  einen  fonds  d'orig'mc  savuute  und  einen  fonds 
d'originc  ctrangere  auch  auf  das  Spanische  übertrage  und  nunmehr 
von  volkstümlichem  gelehrtem  und  fremdem  Wortreichtum  .«spre- 
chen, und  das  nicht  ganz  exacte  Lehnwort  also  durch  Gelehrten- 
w'ort  ersetzen  werde.     Doch  davon  später. 

Vergleicht  man  nun  den  Fonds    der   romanischen  Gelehrteu- 
worte 'find  den  Fonds  der  romanischen  Fremdwörter  untereinander 


131 

und  dann  mit  den  entsprechenden  deutsclien  Kategorieen,  so  muss 
es  auffallen,  dass  im  Deutschen  die  Fremdwörter  nach  Tausenden, 
die  Lehnwörter  nur  nach  Hunderten  (500  — GOO)  zu  berechnen 
sind,  worunter  noch  viele  längst  verschollene,  während  in  Spa- 
nien und  im  ganzen  romanischen  Reiche  die  Lehnwörter  d.  i. 
die  Gelehrtenwörter  die  Mehrzald,  die  Fremdwörter  nur  die 
jMinderzahl  bilden.  Dies  ist  um  so  auffallender  als  schon  eine  un- 
gelieure  Summe  spanischer  Lehnwörter  nämlich  die  volkstümlich 
gewordenen  deutsch-arabisch-griechisch-baskischen  schon  hinweg- 
genommen und  der  ersten  Kategorie  eingereiht  sind,  wir  also  melir 
Fremd-  als  Lehnwörter,  also  das  directe  Gegenteil  des  wirklichen 
Sacliverhalts,  crw^arten  müssten.  Dieser  Gegensatz  nun  beruht 
zum  Teil  auf  der  grossen  Assimilationsfähigkeit  des  Romanischen 
—  doch  daran  hatte  z.  B.  das  Französische  einen  nur  sehr  ge- 
ringen, das  Italicnische  und  Spanische  den  erheblichsten  Anteil  — ; 
zum  grössren  Teil  liegt  es  daran  dass  die  Nation  und  Sprache, 
deren  mächtigen  Cultureinflüssen  ganz  Europa,  vor  allem  aber 
Deutschland  sich  Jahrhunderte  lang  mit  schuldiger  Achtung  und 
Bewunderung  beugte,  dass  Rom  und  die  römische  Sprache,  den 
Romanen  Mutter,  mit  dem  Deutschen  aber  doch  sehr  viel  entfernter 
verwandt  war;  daran  also,  dass  ein  grosser,  ja  ohne  Zweifel  der 
grösste  Teil,  nicht  dessen  was  den  Germanen  frühe  durch  die 
Einführung  des  Christentums,  sondern  dessen  was  ihnen  und  den 
Romanen  zur  Zeit  des  Wiedererwachens  der  Antike  an  griechisch- 
lateinischer  Nahrung  gebracht  ward  und  auch  ein  grosser  Teil 
der  Worte  welche  solche  Begriffe  decken,  kraft  deren  eine  der 
romanischen  Schwestern,  erst  das  Provenzalische  durch  seinen 
Minnesang,  dann  Italien  durch  seine  Kunst,  dann  Frankreich  durch 
seine  hohe  Bildung  und  Wissenschaft  im  18.  Jahrhundert,  die  gei- 
stige Suprematie  über  Europa  gewonnen  hatte;  dass  alle  diese 
sowohl  alten  als  neuen  romanischen  Eindringlinge  in  Deutschland 
fremd  waren  und  zumeist  als  Fremdwörter  auftreten  mussten;  im 
römischen  Lande  aber,  weil  sie  stammverwandte  waren,  als  Lehn- 
wörter. Von  den  550  Lehnwörtern  des  Deutschen  sind  440  la- 
teinischen (griech.,  lat.,  rom.)  Ursprungs  und  bei  den  Fremd- 
wörtern stellt  das  Verhältniss  sich  mindestens  eben  so  günstig  für 
Rom.     Neun  und  neunzig  Hundertstel  dieser  Fremdlinge  aus  Rom 

C).t. 


132 

oder  IJoiir  (  oloiiicii  ii.uli  Spaiiirn  NNuiidcrnd,  Iratcn  liier  i^lcicli 
mit  «Iciii  Aiisprucli  auf  Natioiiali^ininj^  auf. 

l)ir,  wie  ^csa^t,  sclioii  \(>\\  N;itiir  /.wisrlicii  IntciuisHicn  und 
spanisclicii,  und  ifaliciiisclirn  uinl  sj)anisdicn  Wrirtorn  bcslclicndc* 
Achiiliclikcit  wiinic  natlirlich  leicht  noch  vcrgrösstTt.  Und  wenn 
trut/dcm  die  dcutscinn  Lehnwörter  oft  den  lateinischen  weniger 
iiliulicii  seilen,  in  stärker  veränderter  Korm  er.veheinen,  also  an- 
scljeinend  he.vser  vcrdeut seilt  vorlie^'cn  als  die  romanischen  roma- 
nisirt,  so  ist  es  eben  nur  Ansehein,  und  liegt  daran,  da.ss  df-r 
Deutsehe  sich  gezwungen  sah,  starke  Lautuingestaltungen  vor- 
zunehmen wenn  er  ein  Wort  aufnehmen  wollte,  während  im  Ko- 
manischen ein  lateinisches  Wort  oft  ganz  unverändert  bleiben 
konnte  oder  kaum  verändert  zu  werden  brauchte,  was  denn 
nicht  bloss  bei  entlelmtcn,  sondern  auch  bei  ererbten  Wörtern 
der  Fall  war.  Lateinische  Wörter,  die  nach  Sjianien  viel  früher  als 
nach  Deutschland  kamen,  erfulircn  dennoch  hier  stärkere  Umwand- 
lungen als  dort.  Sagt  der  Spanier  portn^  so  sagt  der  Deutsche 
rfüite;  jener  arca^  dieser  Arche,-  jener  cadcna,  dieser  Kette; 
icuQV  j^rchcuda,  dieser  Pfründe;  jener  cutino,  dieser  Kessel:  jener 
comiiio,  dieser  Kümmel;  jener  aijxi ^  cojia ,  dieser  Kufe,  Koi>f; 
^cuQY  falso,  dieser  falsch;  joucv  f ehre,  dieser  Fieber;  jener /er /V/, 
dieser  Feier;  jener  mcyita,  dieser  Münze;  jener  mulo,  dieser 
Maulesel;  jener  jw?o,  dieser  Pfahl;  jener  papa^  dieser  Pfaffe; 
jener  tone,  dieser  Turm;  jener  luua,  dieser  Laune;  jener  priino^ 
dieser  PÜaume;  jener  buccna,  dieser  Posaune;  jener  dos,  dieser 
Daus;  jener  paicna,  patcra,  dieser  Pfanne  und  so  fort. 

Ich  sagte  ein  lateinisches  Wort  könne  unverändert  ins  Spa- 
nische übergehen  und  doch  durchaus  volkstümlich  sein  —  z.  B. 
pluma  —  stiess  also  damit  die  Gültigkeit  des  allgemeinen  Satzes 
dass  Unverändertheit  das  Charactcristikum  nur  aller  Fremdwörter 
sei  fürs  Spanische  um:  sie  ist  nicht  einmal  ein  sicheres  und 
ausreichendes  Characleristicum  für  Lehnwörter,  wenigstens  nicht 
für  lateinische.  Es  fällt  also  diejenige  Aeusserlichkeit,  welche  das 
Erkennen  ausserlateinischer  Fremdlinge  noch  einigermassen  er- 
leichtert, den  lateinischen  Spätlingen  gegeiiüber  auch  noch  fort, 
so  dass  es  bei  einer  Zerlegung  der  spanischen  Sprache  in  ihre 
Bestandteile  nach  äusscrlichen  Kennzeichen,  das  schwerste  Stück 
sein  wird  die  lateinischen  Lehnwörter  mit  Sicherheit  zu  erkennen, 


133 

sie  vom  ureignen  ererbten  VolkstüinUclien  zu  scheiden,  odei*,  was 
dasselbe  sagen  will,  dem  Verfahren  aller  Spraehbereieherer  und 
Spraeliküustler  von  Jtuut  de  Jlcna  bis  in  die  neueste  Zeit  liin  auf 
die  Spur  zu  kommen.  —  Versuchen  wir  wenigstens  die  llaupt- 
richtung  ihres  Verfahrens  anzugeben. 

Als  Mam  und  andere  gelehrte  Dichter  des  15.  Jahrhunderts 
den  Versuch  wagten,  durch  bewusstc  Aenderungen  die  Sprache 
umzuarbeiten,  da  kam  es  ihnen  nicht  bloss  darauf  an  ihr  (Jut 
zu  mehren,  es  zu  veredeln  lag  ihnen  ebenso  sehr  am  Herzen. 
Mit  dem  Bossirstabc  kneteten  sie  an  dem  noch  weichen  Thon 
der  Volkssi)rache;  vom  Sprachbaum  schnitten  sie  alle  unnützen, 
dürren,  blütenlosen,  schwanken  Zweige  ab  und  pfropften  an  ihrer 
Statt  edlere  Heiser  kunstvoll  ein.  Die  Sprache  zu  ergründen,  zu 
regeln  und  zu  runden,  der  Sprache  Gut  zu  mehren,  zu  bessern  und 
zu  klären,  der  Sprache  Form  und  Zier  bestimmen  und  gestalten, 

—  was  U bland  von  der  neuen  deutschen  Sprachgesellshaft  rühmt  — 
das  war  schon  ihr  Ziel  und  ihr  Streben,  das  sie  natürlich  nur  in  be- 
schränktem Grade  und  nicht  ohne  Fehlgriffe  und  -schnitte  erreichten. 

Sie  besserten,  halb  absichtsvoll,  halb  absichtslos  indem 
sie  mehr  und  mehr  die  Ilomonymität  vermieden,  mehr  und  mehr 
analogisirten,  kurz  alle  die  Erscheinungen  begünstigten,  die 
wir  gleich  beim  ersten  dichterischen  Erwachen  der  Volksseele  als 
Sprachbildner  und  Förderer  ihrer  Klarheit  und  Feinheit  auftreten 
sahen.  Ganz  absichtsvoll  aber  gingen  sie  als  Kenner  des  Latei- 
nischen in  diesen  Tendenzen  noch  bedeutend  weiter  als  das  Volk 
es  vermocht  hatte.  In  den  Umgestaltungen  welche  dieses  an 
solchen  Worten  vollbracht  hatte,  deren  einfacher  Bau  es  den  Sprach- 
kenntnissen jener  neuerer  Dichter  gestattete  die  lateinischen  Etyma 
herauszuerkennen,  sahen  sie  nichts  als  arge  heillose  Verstümme- 
lungen der  klassischen  Formen,  die  sie  gern  vom  Sprachbaum 
völlig  abgeschüttelt  hätten.  Daher  restaurirten  sie  sie  wenigstens, 
d.  h.  sie  gaben  den  frei  hispanisirtcn  Köndingen  ihre  echte  strenge 
Form  so  weit  als  irgend  möglich  zurück.    Sagte  das  Altspanische 

—  und  sagt  also  noch  heute  sein  moderner  Vertreter,  der  Dia- 
lect  —  mcffe  und  maigc  oder  ttwiffc,  so  trat  jetzt  das  lateiidsche 
mcdko  wieder  in  Ehren,  llago  ward  wieder  bacnlo;  ochuhrc  wie- 
der odobrc,  mcio  wieder  mcdio;  mclcclna  wieder  mcdicina,  plo- 
i'cshi  plcurcsia;  soiriiaho  suhitanco.  nuc  nahe;  puagni  2^odag)ii; 


1  :i  i 

vrmhro  tiitcmlna;  sttjitijii  buimyin;  Ittnun  iccciun;  iuhso  verso ; 
jfUNor  })ii(/ti(ir;  (liuo  d/fjiio;  imifio  wmjuo;  ihtto  '!octo;  rgicianu 
vf/ij)(hni(t;  reif  nur  i.irrjilnttr;  (ininr  (icvplar ;  aüotar  ndoptar ; 
liiura  Icdura ;  drirfttor  (ktrnclor)  cclisc  ecUpse;  clonya  cloaca 
iiiul  so  ins  Wrifc  fort.  Alilcituii^'cn  die  man  nicht  erkunnte,  be- 
\valnt(  II  die  glrichcn  Slilinnje  popiiliir  in  ihrer  ('mändcrung  z.  H. 
vom  letzt  j^'onaiintoM   Worto  das  Derivat  clnraf/uera. 

So  niihciten  Ihind  und  Mund  (h's  ^relelirten  Dichters  viele 
der  dureli  den  dehraueh  aligesclilitlenen  Formen  ihrer  ursprüng- 
lichen (iestalt  wieder  an;  und  oft  erzielten  sie  so  in  der  Tat  grösseren 
Wohllaut,  oft  grössere  Deutlichkeit,  /um  Beispiel :  Wörterderen 
Hegriff  es  ihnen  auferlegte  die  ganze  gebildete  abendländische 
Welt  zu  durchwandern  und  überall  scsshaft  zu  werden,  dabei 
aber  und  eigentlich  wohl  darum  doch  nur  als  Erbteil  der  Ge- 
bildelen die  ihren  Urs])rung  kennen  und  ehren  und  nicht  zu  ver- 
wischen trachten,  die  wünschen  wir  auch  in  Spanien  unverändert 
wiederzutindcn  und  hören  also  lieber  neuspanisch  vom  verso 
als  altspanisch  vom  licsso  reden. 

Eine  viel  grössere  Menge  von  Wörtern  konnte  aber  nicht 
von  der  unedlen  Vulgärform  zum  Adel  der  Klassicität  erhoben 
werden,  weil  ihre  Herkunft,  ihr  lateinisches  Musterbild  nicht  so 
leicht  erkennbar  war,  oder  auch  weil  sie  fest  und  treu  —  der  Form 
nach  —  ihrem  l  ibilde  gleichgeblieben  waren.  Solche  Wörter 
denen  die  gelehrte  Form  also  nicht  mehr  angepasst  werden  konnte 
oder  brauchte,  wurden  wenn  ihr  Sinn  ein  edler  reiner  war,  na- 
türlich beibehalten,  waren  sie  aber  von  Anfang  an  aus  dem  Vulgair- 
latein  mit  vulgairer  Roh-  und  Rauhheit  im  Sinne  überbracht, 
oder  hatte  ihre  Bedeutung  sich  erst  in  Spanien  nach  dieser  Rich- 
tung hin  erweitert  oder  vergröbert,  so  werden  sie  aus  der  Schrift- 
sprache ausgemärzt  und  durch  andere  neue  Latinismen  ersetzt. 
Für  roh  galt  z.  B.  alles  Technische  innerhalb  der  Poesie.  War 
es  begrift'lich  aber  doch  einmal  innerhalb  der  Poesie  unumgänglich, 
so  musste  ein  ungewöhnlicher  Ausdruck  den  verpönten  Begriff 
adlen:  Umschreibungen,  Metaphern  aller  Art  drängten  sich  ein. 
Musste  er  jedoch  in  seiner  einfachen  Nacktheit  und  Kürze  wirken, 
so  konnte  man  nicht  umhin  ihn  wenigstens  wenn  das  oben  be- 
sprochene Verfaliren  anwendbar  war,  zu  latinisiren,  ihn  der  sonst 
gang   und   gäben    Form    etwas   zu   entfremden.     Wir   reden   und 


135 

hören  auch  im  höchsten  Fluge  der  Poesie  oline  zu  stutzen  von 
Anker  und  Deck;  der  Spanier  sagt  sobald  er  dichtet  ancora  und 
prora  das  er  im  gewöhnlichen  Leben  nicht  im  ]\Iunde  hat,  denn  da 
sagt  er  anda  und  proa.  —  Doch  das  ist  immer  noch  nichts  anderes 
als   ein  Aufputzen   schon    dem  Altspanischen    angehöriger  Worte. 

Viel  wiclitiger  aber  als  das  Bessern  war  das  Bereichern,  war  es 
dass  das  also  dem  Sprachschatz  ganz  neue,  bislang  noch  gar  nicht 
dagewesene  Worte  zugefidirt  wurden,  entweder  blosse  wohltönende 
Schmuckworte  für  welche  schon  Synonyma  da  waren,  oder  ganz 
unbekannte  substantielle  die  als  Hülle  ganz  frischer  bis  dahin 
gleichfalls  unbekannter  Gedanken  eindrangen.  Diese  Arbeit  der 
Entlehnung  nun  übte  der  eine  Dichter  mit  mehr,  der  andere  mit 
weniger  Geschick:  immerhin  aber  behielt  die  W^alil  der  entlehn- 
ten Wörter  etwas  WillkürHches,  vom  Geschmacke  und  der  augen- 
blicklichen Wortnot  des  Einzelnen  bedingtes.  Ob  die  ganze  Sprache 
sie  genehmigen  oder  verwerfen  wollte,  das  freilich  ward  nicht 
von  der  Willkür  und  Not  des  Einzelnen  und  nicht  im  Augenblick 
entschieden;  im  Laufe  der  Zeit  musste  sich  erst  erweisen  ob  der 
Geschmack  und  das  Bedürfniss  des  Einzelnen  auch  wirklich  Ge- 
schmack und  Bcdürfniss  der  Nation  waren,  ferner  ob  es  brauchbar 
und  nützlich  war  und  ob  sein  unveränderlicher  fertiger  Bau  ohne 
Mühe  und  ohne  die  Symmetrie  zu  stören  dem  Sprachganzen  ein- 
gefügt werden  konnte.  War  keins  von  beiden  der  Fall,  so 
erstarb  es  sogleich  wieder.  War  es  nur  ein  wohltönendes 
Schmuckwort,  ein  entbehrlicher  Luxusartikel  —  der  freilich  auch 
in  der  Sprache  chose  si  necessaire  ist  —  so  erhielt  es  sich  jedoch 
einsam  in  den  ätherischen  Luftschichten  der  Dichtersprache.  Fii- 
ribundo  ruhicundo  moribiindo  mcditahundo  cogitahundo  horrlsono 
unisono  allisono  mortifero  aligero  ßamigcro  fulgurco  imrpnrco 
aurco  dereo  esplendido  fulgurco  Jonganinw  longcvo  wären  im 
Munde  des  Volkes  ebensoviel  Disharmonieen. 

War  hingegen  beides  der  Fall  so  trat  es  productionskräftig  und 
nahezu  gleichberechtigt  den  heimischen  zur  Seite  auf  den  festen 
Boden  der  Tagesrealität,  erlangte  volles  Bürgerrecht,  kursirte  durch 
alle  Schichten  der  Bevölkerung  wie  sie:  es  ward  Lehnwort.  Und 
doch  trennt  eine  Scheidewand,  wie  schon  ein  Dutzend  Mal  gesagt 
ward,  diese  von  jenen. 

Nicht    mehr   das  Volk    nahm   sie   auf,   denn   seinen    Bedürf- 


iiisscii  Will  Jil)K('lu)lf('H,  seine  Spracho  war  in  ilio  I'alin  «'in^'i-Irnkt 
jinf  tU'v  sie  IV'-i  vorwiirts  rollen  konnte,  (jclclirte  und  Diehter 
fülirten  s'w  ein,  «leren  NVllnselien  nn«I  I'e^'fliren  jetzt  erst  laut  wer- 
ben lind  l'»efri( di^^nn;^'  verliin^'en  dnrft(?,  deren  Wünschen  und 
|{e;,M'liren  jiher  auf  soitenr?  Waaren,  seltene  Worte  gerichtet  war. 
Deren  Sinn  war  Icein  alltiigliclier  mehr,  soinh  rn  höherer  Art:  nicht 
mehr  im  \  iil^'airlat(!inischen  war  er  also  zu  finden,  sondern  wurde 
der  reinsten  Klassicitiit  entnommen.  Nicht  mehr  da-s  Volk  konnte 
sie  langsam  nach  unbewusst  wirkenden  Hildungstriehen  von  Stufe 
zu  Stnfe  gestalten,  aus  der  Wurzel  allmählich  Knosjien  zu  IJlät- 
tcrn  und  IMüten  und  diese  endlieh  zu  Früchten  entwickeln:  mit 
einem  Schlage  mussten  sie  minervengleich  gewappnet,  in  fertiger 
Gestalt  dem  Haupte  des  Vaters  Ldiinus  entspringen,  und  sofort, 
ob  auch  Neuling,  wurden  sio  in  die  activen  Truppen  der  Schrift- 
sprache eingeführt!  Natura  von  facH  saltus!  wir  haben  es  hier 
also  mit  keiner  Natur,  nur  mit  Kunstschöjjfungcn  zu  tun.  Nur 
den  allcrnotwendigstcn  Umänderungen,  welche  das  Spanische  als 
Bedingung  ihrer  Aufnahme  in  das  wirkliche  Nationalgut  festhalten 
musste,  fügten  sie  sich  z.  B.  der  Hispanisirung  eines  is  zu  e,  eines 
US  zu  0,  der  Prosthese  eines  c  vor  s  hiqmnuv.  Sonst  ist  ihr  Aussehen 
ein  möglichst  Klassisches.  Ihr  Kennzeichen  wird  also  treue  Anleh- 
nung an  die  lateinische  Grundform,  treue  Anlehnung  an  den  lateini- 
schen Sinn  sein:  weder  Apheresis  noch  Syocoi)e  oder  Apocope;  weder 
Assimilation  noch  Assibilation,  weder  Metathesis  noch  Epenthesis  oder 
Prothesis,  kurz  und  gut  kein  populäres  Lautgesetz  trat  an  ihnen 
in  Kraft.  Ein  individuelles  Gepräge  werde  ihnen  also  nicht  auf- 
gedrückt. \Vas  nur  Jahrhunderte  lange  Gewohnheit  nationalen 
Lebens  geben  kann,  das  konnte  ein  einziger  Augenblick  nicht 
nachahmen.  Alle  Eigentümlichkeit  fehlt  ihnen:  Buchsti^be  für 
Buchstabe  schreiben  sie  die  lateinischen  Fonnen  nach.  Und  da 
nicht  Spanien  allein  so  verfährt;  da  Portugal,  Italien  und  P>ank- 
reich  dasselbe  tun,  so  müssen  in  den  drei  ersten  die  Lehnwörter 
einander  durchaus  gleich  sein  und  auch  im  vierten  fast  ganz 
ebenso.  AVährend  die  volkstümlichen  Umbildungen  lateinischer 
Wörter  in  den  einzelnen  Provinzen  gestaltcnreich  und  eigenartig 
unterschieden  sind,  gehen  die  stolzen  römischen  Aristokraten  in 
dem  für  sie  selbst  und  für  alle  anderen  unauslöschlichen  Bewusst- 
scin  ihrer  alten  Abstammung,  ihrer  Latinität  überall  etwas  steif- 


137 

stolz,  und  eigenartig  in  derselben  einen  Weise  einher.  —  Imii 
volkstüniliclies  Gewand  weiss  der  Kenner  ohne  Zögern  als  ital., 
Span.,  port.,  frz.  zu  erkennen;  ob  aber  ein  aristokratischer 
Frack  aus  Italien,  8i)anien,  Portugal  oder  Frankreicli,  herrülirt  ist 
schwerer  ja  unmöglich  zu  sagen:  Das  Französische  erkennt  man 
auch  hier  am  leichtesten. 

Wohin  coiqylc,  cojüa,  cohrn,  coppia  gehört,  lehrt  ein  flüchtiger 
Blick;  ob  aber  copida  spanisch,  portugiesisch  oder  italienisch  ist, 
kann  nicht  das  schärfste  mikroskopische  Glas  mir  sagen,  es  ist 
eben  weder  dies  noch  das  noch  jenes:  es  ist  ja  lateinisch.  Wie 
verschieden  sind  concgo  (pg.)j  calöndrigo  canonnjo  (sp.);  canoiige, 
canorgnc  (pr.  kat.);  chanoine  (frz.);  canönico  (it.)!  wie  originell 
das  frz.  clerc  (dial.  der  dar,  engl,  darlc.)  und  dergc ,  das  it. 
dikrico  dicrcio  (dial.  ccrcgh  cicrgh)  das  span.  dcrigo  (dial.  dcrguc 
crego  crciro)  das  pg.  crdigo  dcrigo  crcgo\  das  pi-ov.  kat.  dcrguc 
dcrge.  Und  wie  ermüdend  eintönig  klingt  im  frz.  der  kat,  im  pr. 
dericat,  im  kat.  dcrkat,  im  it.  dcricafo,  im  span.  dericafo,  im  pg. 
dcrkato;  im  pg.  sp.  it.  canoirkaio;  im  fr.  pr.  kat.  canonicat.  Der 
Portugiese  sagt  hago,  der  (Alt-)  Spanier  hlago,  der  Italiener  hucdno, 
haculo  sagen  sie  alle  drei.  Aus  cpiscop^is  machte  der  Italiener 
vescovo,  der  Spanier  olispo,  der  Portugiese  lispo,  der  Franzose 
cceque  (i'csqitc)  cccdic:  bei  dem  gelehrten  Machwerk  blieb  die 
ganze  Bomcmia  ängstlich  an  cpiscopatus  kleben.  Aus  davicnla 
machte  das  italienische  Volk  cavkdiia  und  caviglia  und  copiglia; 
das  französische  chcvillc;  das  provenzalische  caiillo,  das  spanische 
davija  cahija  cavija  cavilla;  das  portugiesische  davüla  davilha 
cravüha  cavilha  craiija  diardlia  caravdJia  cscaravdha  cscravdha, 
das  katalanische  dovilla  davia;  der  it.  frz.  pr.  sp.  port.  kat. 
Gelehrte  machte  nichts  als  davkxila  davicalc  daraus.  —  Wo 
also  alle  romanischen  Schwestern  ein  Wort  gleichlauten  lassen, 
da  kann  keine,  oder  da  könnte  höchstens  eine  die  Schöpferin 
dieser  Form  sein;  gewöhnlich  aber  werden  sie  allesammt  dem 
Mutterlatein  entnommen  sein;  gewöhnlich  werden  wir  also  alle 
solche  Wörter  Lehnwörter  nennen  können.  Und  copula  davicnla 
ist  in  der  Tat  auch  überall  gelehrte  Form;  caiionico  hingegen 
ist  es  im  Italienischen  nicht.  Dies  fasst  überhaupt  zahlreiche  latei- 
nische Formen  unverändert  in  sich  die  dennoch  nicht  Gclehrtcn- 
sondern  echte  Volksbildungen  sind.     Von  der  dies  begründenden 


1.",« 

Acroiiluation  war  sclion  so  oft  «Ijo  Hcdf,  (la«s  wir  darüber  schweigen 
(llirfni.  Jedenfalls  kaim  man  sagen:  ob  ein  it.  sp.  pg.  ursprüng- 
licli  lateinisches  NVoil  popiiliir  oder  entlehnt  i.st,  kann  ich,  wenn 
ich  nur  eines  davon  ansehe  und  der  Cirnndform  (gegenüberstelle 
nicht  ohne  weiteres  bestimmen;  überall  aber  wo  der  Vergleich 
derselben  untereinander  und  mit  dem  Lateinischen  Af-hnlichkeil 
(bis  auf  ganz  leichte  Aus-  und  Anlautsuntcrschiede:  c  vor  s  im- 
jntnim  und  frz.  rt  oder  L'nähnliehkeit  ergiebt,  bin  ich  im  Stande 
mit  uiit^efährer  Sicherlieit  zu  Ijehanpten,  dass  sie  im  cr^teren 
Falle  gelehrt,  im  andern  volkstümlich  sind,  l'nd  gewöhnlich  geht 
dies,  denn  die  grösste  Zahl  der  von  der  livgun  rusfica  überlieferten 
Wörter  ward  Gesammt besitz  der  liomania.  Die  Zahl  der  Worte 
aber,  deren  I]au  im  Lateinischen  80  einfach  und  schlicht  und  doch 
so  fest  war,  dass  er  den  Witterungswechsel  ertrug  und  den  Bequeni- 
lichkeitsbedürfnissen  der  vier  Länder,  die  ihn  tragen  sollten 
vollkommen  entsprach,  derer,  meine  ich,  die  intact  blieben,  ist  so 
gering  dass  sie  neben  der  Uebermacht  der  anderen  nur  die  Rolle 
der  Ausnahmen  beanspruclien  darf.  Ttosa  und  lima  dauerten  aus, 
aber  schon  porta  ward  doch  wenigstens  in  Spanien  j;Mer/a;  plumn, 
in  Italien  piuma,  amare  m  Frankreich  aimcr.  Enthält  nun  die 
fünfgliedrigc  Reihe  der  romanischen  Vertreter  eines  Latinismus  in 
sich,  d.  h.  in  jedem  dieser  fünf  Glieder  wiederum  veränderte  und  un- 
veränderte Formen,  d.  h.  populäre  und  gelehrte  Bildungen,  das 
Italienische  aber  nur  eine  Form  deren  Bau  dem  künstlichen  Bau 
der  anderen  gleichsteht,  so  kann  man  annehmen  dass  sie  beides 
zugleich  ist,  dass  hier  Kunst  und  Natur  einander  vollkommen 
decken,  dass  das  Volk  und  die  Gebildeten  den  gleichen  Geschmack 
und  Sinn  haben ,  und  dass  letztere  unfähig  die  Form  zu  modifi- 
ciren  nur  den  Inhalt  erweiterten. 

Wo  beider  Schöpfungen  in  verschiedenen  Gestalten  —  als 
Scheideformen  —  vorhanden  sind,  ist  die  Entscheidung  auch 
innerhalb  der  Grenzen    einer  Einzelsprache  unendlich  erleichtert. 

Lange  nicht  so  oft  v;\e  im  Italienischen,  aber  doch  in 
vielen  Fällen,  kann  auch  ein  spanisches  Wort  seiner  Fonn  nach 
in  die  Volksbildungen  und  zugleich  in  die  Klasse  der  Lehnwörter 
verwiesen  w  erden :  in  Spanien  und  Italien  ist  die  Kluft  zwischen 
Volkstümlichem  und  Aristokratischem  keine  so  grosse  wie  im 
Französischen ;    die   eigentümliche   spanisch-italieniüche  grandczza 


139 

die  mau  ja  auch  bei  dem  einfachsten  Mann  des  Volkes  nicht  vermissen 
soll,  giebt  auch  seiner  Kode  einen  hochtönenden  Klang,  seinen 
AVorten  einen  stolzen  Characterder  sich  von  dem  Klang  der  Schrift- 
sprache nicht  scharf  sondert.  Die  französischen  Gelehrten-  oder 
Kunst-  oder  aristokratischen  Worte,  wie  man  sie  nun  nennen 
mag,  weichen  von  den  it.  sp.  pg.  erstens  in  der  Ortho- 
graphie ab,  dann  durch  die  übliche  Erniedrigung  des  Auslauts- 
vokalcs  zu  c,  durch  die  Französirung  des  ?/-Lautes,  vor  allem  aber 
durch  die  notgedrungene  Französirung  des  Accentes.  Cöpula 
canönico  davicula  werden  im  Frz.  copüle  canoniqtic  clavicnlc. 
Dieser  letzte  Zug,  die  Versetzung  des  lateinischen  Accentes,  schei- 
det sie  auch  von  den  volkstümlichen  Worten  so  scharf,  dass  ein 
Verkennen  wie  im  Ital.  Span.  Port,  gar  nicht  möglich  ist. 

Was  ich  zumeist  Lehnwörter  genannt  habe  —  alle  gelehrten, 
willkürlicher.,  von  einzelnen  Sprachkennern  dem  Ivateinischen  und 
Griechischen  abgeborgten  Wörter  der  JRomania  —  nennt  Diez 
geborgte  Wörter  (G.  I  4G)  oder  jüngeres  Element  dem  älteren 
volksmässigen  nationalen  gegenüber  (G.  I  145),  oder  Kunstpro- 
ducte  den  Naturproducten  gegenüber;  Mäfzncr  (Gr.  pr.)  spricht 
von  unassimilirten  Wörtern,  Schcler  von  mots  de  factiire,  andere 
von  mots  svolastiqucs  als  Gegensatz  zu  den  mots  dcmotiqnes;  all- 
gemein acceptirt  aber  ist  seit  1868  die  als  tcrmivus  unbedingt 
allen  anderen  vorzuziehende  Bezeichnung  mots  savants,  die 
schon  Schlegel  angewendet  hat,  die  aber  nun  erst,  seit  dem  Er- 
scheinen von  Brachtfs  trefflicher  Monographie  in  der  zum  ersten 
Male  eine  wirklich  eingehende  Charakteristik  der  Gelehrtenworte 
gegeben  ist,  zu  Ehren  und  Würden  kam.  Dass  dies  auf- 
klärende Werk  mir  den  stärksten  Antrieb  dazu  gegeben  hat,  für 
das  Spanische  durchzuführen,  was  für  das  französische  schon  ge- 
leistet war,  liegt  auf  der  Hand.  Trotzdem,  trotz  meiner  Xach- 
achtung,  brauche  ich  nicht  zu  fürchten  unter  der  imitntornm  ser- 
vile jjff^s  gerechnet  zu  werden.  Der  Differenzen  und  des  Eigen- 
artigen ist  genug  da. 

Fassen  wir  nun  die  mots  savants  des  Spanischen  im  Speciellen 
etwas  schärfer  ins  Auge.  In  dieser  Sprache  nehmen  sie  darin  dem 
populären  Gut  gegenüber  eine  Ausnahmestellung  ein  —  ich  darf  wohl 
klagen  leider  keine  absolute !  —  dass  ihre  Lautverhältnisse  unberührt 
und  den  lateinischen  treu  verbleiben;  darin  also  stehen  sie  einem  Teil. 


1  10 

dein  (■(  liti  II  :ilt(ii  Ücshiiidtril  der  (dt  Und  stark  hcrülirtni  und  abge- 
KiilltiKii  l'.rstlingc  l'niud  gcgrnflbcr;  doch  auch  darin  alhin. 
Sollst  schlicsscii  sie  hicli  tlcn  rtli(ditrn  und  lU-chti-n  der  Kingo 
horencn  an,  wcrdcii  ihctirt  wio  jfMic,  können  Derivata  bilden  wie 
jene,  oliwolil  sie  es  selbstverständlich  nicht  in  sci  reiciiliclieni 
Masse  tun  wie  ihre  Vorfahren,  erstens  weil  die  licdürfnisse  der 
JMehiuii^'  iKicIi  iliicr  lliiifiilirung  nicht  mehr  so  gross  sind  wie 
vorher  und  zweitens  weil  ihre  Lebenszeit  eine  kürzere  ist.  ])en- 
noch  besitzt  die  Sj)rachc  sie  lange  genug  und  hat  auch  an  ihnen 
ihre  wortbildende  Kraft  doch  genugsam  cxercirt  um  Kigentums- 
reclit  auf  sie  zu  haben.  In  so  fern  stehen  sie  also  in  der  'J'at 
in  einer  IJeihc  mit  den  deutschen  Lehnwörtern  dmen  wir  sie 
vorher  verglichen,  und  denen  sie  auch  darin  ahnlich  sind,  dass 
nur  das  Auge  des  Kenners  in  der  heimischen  Tracht  den  Fremd- 
ling entdecken  kann.  Der  gewöhnliche  Deutsche  ahnt  niclit,  dass 
Fenster  Tisch  Kirsche  Pfaffe  PHrsich  Kissen  Pelz  Seide  erborgtes 
Gut  sind,  der  gewöhnliche  Spanier  würde  lachen,  wollte  man 
ihm  zumuten  z.  B.  hckulo  mcdivo  als  Fremdlinge  anzusehen. 
Unterschieden  sind  sie  von  einander  jedoch  dadurch,  dass  in 
Folge  des  auf  der  einen  Seite  nahen,  auf  der  anderen  ferneren 
Verwandtschaftsverhältnisses  die  lateinischen  Worte  — ich  weiss  dass 
ich  wiederhole  —  vom  Deutschen  stärker  verändert  werden  mussten 
als  vom  Iiomanen  wenn  sie  nicht  bei  jenem  P>steren  Fremdwort 
bleiben  sollten,  wozu  ihnen  auch  in  Folge  ihres  frühen  Eintritts 
(vom  7.  Jahrliundcrt  an)  Zeit  genug  gelassen  war:  damit  ver- 
knüpft und  eigentlich  der  innere  Grund  davon  ist  die  Popula- 
rität der  ins  tägliche  Leben  cigreifcnden  und  notwendige  Begriffe 
bezeichnenden  AVörtcr.  Sie  sind  also  untei'schieden  in  dem  Ke- 
sultat  jener  Gründe,  darin  nämlich  dass  ein  lateinisches  Lehnwort 
im  Deutschen  nur  aus  echt  deutschen  Lauten  und  Lautverbin- 
dungen besteht,  ein  lateinisches  Lehnwort  im  Romanischen  aber 
Lautverbindungen  zeigt,  die  Ohr  und  Mund  des  Volkes  nicht 
gerade  gern  duldeten  und  die,  ob  sie  auch  dann  und  wann  im 
Nationalbestand  vorkommen,  hier  nicht  Regel  sondern  Ausnahmen 
sind,  bei  den  Lehnwörtern  aber  ausnahmslose  Regel.  Das  Volk 
assimilirt  d  ß  xü  zu  //  wie  z.  B.  Uaie  Uamar  Uosa  llucca;  wie 
Uama;  wie  Ua(/u  Uano  Ilatita  Uanicn  llanio  llegar  Ueno  Uorar 
Uocer  bcwciscu.     Dass  es  kein  ausnahmsloses  Gesetz  ist.  bezeugen 


141 

für  cl  z.  B.  davija;  iür  ß  /..  V>.  ßojo,  für  ^j?.  z.  B.  plomo.  Im 
Volke  wird  also  vi  fl  pl  der  Bcgcl  nach  assimilirt,  als  Ausnahmen 
vcrhleihen  einige  Formen  iinassimllirt.  Die  Gelehrten  aber  assi- 
miliren  nie.  Die  Mehrzahl  der  Fälle  in  denen  cl  fl  lü  erhalten 
bleibt  und  die  dem  spanischen  Ohre  also  doch  nicht  ganz  fremd 
und  unangenehm  klingen  konnten,  wird  entlehntes  Gut  sein,  na- 
türlich nur  wenn  keine  sonstigen  Umänderungen  des  Wortkörpers 
wie  in  davija  aus  davicula  in  flojo  aus  flocckhis  (oder  fluxus) 
in  ploDio  aus  phimlnnn  eingetreten  sind  die  ihre  Popularität 
bezeugen.  —  Ohne  ewige  allerdings  leidige  Bestrictionen  und 
Ausnahmen  geht  es  bei  Sprachgesetzen  nicht  ab.  —  Inlautendes 
et  in  odavo  odohre  cfcdo  etc.  weist  immer  auf  lateinische  Ent- 
lehnung hin. 

Da  die  beiden  hier  erwähnten  Punkte,  sowohl  die  Gleichheit 
der  it.  pg.  sp.  und  frz.  Lehnwörter  als  auch  die  ungewöhnliche 
Härte  und  Steiflieit  der  Lautverbindungen  im  zweiten  Teile  dieser 
Arbeit  der  nun  bald  erreichten  Liste  der  spanischen  Scheidefornien 
genügende  Bestätigung  durch  praktischen  Nachweis  finden  werden, 
so  unterlasse  ich  hier  die  Aufzählung  überflüssiger  Beispiele. 

Und  auch  die  allgemeine  Charactcristik  eines  lateinisch- 
spanischen  Gelehitenwortes  darf  ich  kurz  fassen  da  sie  nicht  viel 
anders  ausfallen  kann  als  die  schon  gegebene  generelle  eines 
Gelehrten-  oder  Lehnwortes  überhaupt,  und  da  sie  überdies  noch 
so  viele  Einschränkungen  durch  Ausnahmezüge  erleiden  muss 
dass  sie  kein  sicheres  Mittel  ist  in  der  Praxis  das  lat.  Lehnwort 
nun  auch  wirklich  aus  der  Mitte  der  spanischen  Yolksschöpfungeu 
herauszuerkennen.  Ueberall  kann  man  nur  sagen:  so  kann  es 
sein,  niemals  so  muss  es  sein.  Nur  wo  ein  spanisch-lateinisches 
Lehnwort  Specialeigentum  der  Dichter  und  Gelehrten  bleibt,  denen 
es  anfangs  mit  derselben  Ausschliesslichkeit  angehört  mit  der 
jedes  nicht  lateinische  Lehnwort  zuerst  nur  Fremdwort  sein  muss; 
nur  wo  sein  Sinn  der  grossen  Masse  des  Volkes  unverständlich 
oder  wenigstens  zum  gewöhnlichen  Gebrauch  zu  schwerfällig  oder 
hochtrabend  ist  —  siehe  horrisono!  furihuiido!  sifihionJo!  crra- 
Intndo!  — ;  und  wo  in  Folge  dieses  geringen  Gebrauchs  der 
römische  Abkömmling  innerlich  und  äusserlich  .Johrhunderte 
lang  von  den  wechselnden  Einflüssen  der  Zeit  iinl'enilirt  bleibt, 
wo  die  Form  streng  lateinisch,   der  Sinn  streng  lateinisch,   ohne 


142 

j«'gli(h<?  Nebenform,  uikI  ohne  jegliche  Ableilun^  unlieweglicli 
feststrlif;  nur  \no  r'm  absoluter  Stillstand  vorliegt,  ein  doppelter, 
(in  forniellcT  und  ein  ideeller,  ein  Stillstand  den  die  in  Fiei- 
lirit  und  IJngcliund«  nheit  ewig  werdende,  wachsend«',  wechhelnde, 
sich  Lutwickclndf  Volkssprache  nicht  kennt,  da  dürfen  wir  auf 
Knechtschaft,  Zwang,  KüUbtlichkeit,  gewollte  und  beabsichtij<te 
Krhaltung  und  Gestaltung  schliessen,  da  dürfen  wir  ohne  Schwan- 
ken und  Wiinken  behaupten,  wir  hätten  es  mit  einem  lateinischen 
Lehnwürte  zu  tun.  —  Aber  auch  da  allein.  Und  was  nützt  uns 
dasV  was  nützt  diese  ganze  Schaar  vaguor  IMoskeln  zur  Krkenntniss 
der  wahren  Lehnwörter  die  ja  doch  heimisch  klingen  und 
die  ja  dem  Volkstümlichen  fast  gleichen  sollen,  sowohl  in  ihrer 
Tracht  als  in  ihren  Functionen?  An  welche  heimischen  Bil- 
dungen lelint  horriso}W,  lehnt  navscahundo^  lehnt  ijurj/firco,  lehnt 
mortifcro,  lehnt  aligero  sich  an?  giebt  es  überhaupt  in 
der  Volkssprache  ein  einziges  ähnlich  gebildetes  ^Vorl?  Sind 
jene  eigentlich  mehr  als  einsame  verwandtschaftslose  untätige 
Fremdwörter?  verdienen  sie  den  Namen  Lehnwörter?  Ziemlich 
verdienstlos  tragen  sie  ihn:  nur  verwandtschaftlicher  Rücksichten 
wegen,  weil  sie  Lateiner  sind.  Denn  ein  lateinisches  Wort  ist 
im  Romanischen  nur  in  einem  äu-sersten  Notfalle  Fremdwort  zu 
nennen,  d.  h.  nur  wenn  bei  absoluter  Unverändertheit  die  unver- 
änderte Form  keine  Analogie  unter  den  populären  Bildungen 
vorfindet,  wenn  etwas  durchaus  unmögliches  ihr  anklebt.  In  ton- 
losem is  es  US  um  endigt  kein  volkstümliches  Wort  aus,  und  da 
die  Lehnwörter  den  heimischen  formähnlicli  sind  auch  kein 
Lehnwort:  piscis  sanguis  herpcs  virus  sind  unbedingt  Fremd- 
wörter, in  allen  romanischen  Sprachen,  selbst  wenn  der  Sinn  ein 
gemeinverständlicher  ist.  Giebt  man  für  das  Französische  die 
Existenz  von  Fremdwörtern  überhaupt  zu,  ohngeachtet  der  Mund 
des  Franzosen  nie  umhin  kann,  den  Accent  auf  die  letzte  Silbe 
zu  verschieben,  ein  m  oder  n  zu  nasaliren,  u  wie  ü  zu  sprechen, 
meint  also  mit  französischen  Fremdwörtern  schriftlich  unver- 
mindert gelassene,  so  müssen  auch  aquarium  angelus  sinus  chorus 
ptnsum  deconim  factum  medium  papyrus  magisier  album  qiiat- 
tuor  tibia  speculuyti ,  w  eiche  alle  Herr  Brächet  unter  die  mots 
savants  setzt,  nach  meinem  Ermessen,  den  Fremdwörtern  zu- 
rangirt    werden.     Psalterion    dicfon    scpia    vumero    sind    es    nicht 


143 

melir,  dem  on  trat  an  Stelle  des  %im  und  das  c  ward  mit  einem  acccnt 
aif/n  verseben.  Aus  denselben  Gründen  sind  aucli  nauscaliindo 
mortifero  etc.  es  nicbt.  Es  ward  ja  das  ns  zu  o  bispanisiit.  — 
Diese  und  äbnlicbe  bilden  also  eigentlich  eine  schmale  Zwischen- 
stufe zwischen  den  Fremdwörtern  und  den  wirklichen  beweglicheren 
Lehnwörtern,  müssen  aber,  wo  geteilt  wird,  den  letzteren  beige- 
ordnet werden.  Diese,  ob  ilire  Form  gleich  bisweilen  eine 
ebenso  treue  Copie  des  lateinischen  Oiiginals  sein  kann,  ein  Zug 
der  ja  selbst  bei  echten  Spaniern  vorkommt,  ob  also  auch  in 
ihrer  Form  ein  Stillstand  vorliegt,  stehen  dennoch  nicht  ganz 
still,  ihr  Sinn  wenigstens  entwickelt  sich,  sie  bilden  auch  neue 
—  spärliche  und  gelehrte  —  Zweigformen  durch  Präfixe  und 
Sufixe.  Ilorrisono  bleibt  liorrisono  und  damit  basta.  Baiulo 
kann  doch  beliebig  diminuirt  und  augumentirt  werden;  es  wird 
auch  bacidifcro  haculometria  etc.  von  den  Gelehrten  geformt;  clc- 
ricato  macht  erstens  doch  den  Versuch  sich  zu  clericado  zu  po- 
pularisiren,  zweitens  mit  ihm  zugleich  dringt  das  Adjectiv  clcrical 
ein,  es  entwickelt  sich  drittens  daraus  dericatura  und  viertens 
findet  es  den  dericus  schon  populär  durch  derigo  crcgo  derccia 
derigalla  dcriguczca  dcriguUlo  derizon  dcrizonte  vertreten. 
Von  Einsamkeit  ist  also  in  keiner  Weise  mehr  die  Rede. 

Wie  aber  wenn  nichts  ein  sicheres  Kriterium  ist?  wenn 
weder  die  Stabilität  der  Form  noch  Stabilität  des  Sinnes,  weder 
die  Einsamkeit  eines  Wortes  noch  die  Unassimilirtheit  aller  über- 
haupt assimilirbaren  Lautverbindungen  ein  fester  Anhaltepunkt 
für  Sichtung  des  entlehnten  vom  heimischen  ist?  wenn  alle  diese 
Merkmale  da  sein  können,  und  ein  Wort  trotzdem  vom  ersten 
Erscheinen  der  litterarischen  Denkmäler  an  Gemeingut  der  Nation 
war?  Tümido  z.  B.  ist  das  treue  Abbild  des  lateinischen  tumu- 
lus;  es  bedeutet  wie  dort  nichts  als  einen  Grabhügel;  nur  ein 
ganz  spät  eingeführtes  Lehnwort  ein  Derivat  seines  Stammes 
mildert  seine  Einsamkeit  tumnlario;  es  hat  seine  Gestalt  niclit 
verändert  wie  z.  B.  cumido  das  ganz  denselben  Bau  zeigt  und 
durch  comlo  colmo  ersetzt  ward;  im  Hinblick  darauf  wären  wir 
berechtigt  in  einer  Volksschöpfung  dieselbe  Umänderung  zu  tomlo 
tolmo  zu  suchen,  und  die  Versuchung  läge  nahe  tünudo  für  einen 
auf  gelehrtem  Wege  spät  eingeführten  Latinismus  zu  halten, 
wüssten  wir  nicht  dass  schon   Bircco  es  kennt,  dass   es  also  po^ 


in 

l»ulilr    Konaniit    werden    niiiss.     (S.   Domhiffo   C(K),    Millmi  nn.'j, 
Misa  270,  Dutln   1.'}:..) 

Mltcnso  unpiipiiliiror  Foim,  clxiiso  iiii|)oj»ijl.ircn  Sinnes  und 
/lim  iVil  uiicli  «'Ijcnso  dcrivationsarin  sind  mcrito  fntnino  prhicijjc 
Icf/ilituo  (li(ico)io  nnf/rliro  cdiolico  pafijico  hnhatuo  aj/ostolo  nnd 
vielo  andere  die  diircli  ilirru  Acccnt  und  ihre  genaue  Wicdcrgaho 
der  lat.  Laute,  den  Scliein  gelehrter  Iniportation  an  sicli  fragen, 
und  doch  scliou  vor  50()  Jahren  nicht  ein  ein/chies  Mal  sondern 
beständig'  im  Munde  dieses  Dichters  waren.  ^Vieder  andere  Worte 
\vie  mcdi(0  ha^ulu  erwecken  den  Schein  der  I'opularität  diinh 
ihren  Sinn,  trotz  ilner  Form;  andere  durch  ihre  Form  trotz 
ihres  Sinnes,  vielleiclit  den  Schein  der  Fremdheit:  plunm  nnd 
clavo  z.  1>.  weichen  derartig  von  der  überwiegenden  /aiil  der 
das  lat.  pl  ci  zu  U  assimiiirenden  Volksbildungen  ab,  dass  man 
geneij,'t  ist,  sie  von  ihnen  auszusondern.  —  Kurz  ein  Wort  für 
sich  allein  und  nur  in  seinem  augenblicklichen  Zustand  betrachtet, 
kann  über  die  Art  seiner  Kinführung  keinen  sicheren  Aufschlu*»s 
geben.  Auch  hier  ist  der  historische  Nachweis  der  einzige  end- 
gültig und  unwiderleglich  entscheidende.  Nur  wenn  ich  wirkli«li 
zeigen  und  beweisen  kann  dies  oder  das  Wort  taucht  erst  spät  d.  h. 
nicht  vor  dem  15.  Jahrhundert  bei  dem  und  dem  Schriftsteller  zum 
ersten  ^falc  auf,  und  zwar  erscheint  es  als  reiner  Abdruck  eines  lat. 
Vorbildes,  von  da  ab  aber  stets  in  dieser  selben  Form  ohne  Neben- 
bildungen und  Doppelungen;  nur  dann  kann  ich  mit  Sicherheit 
behaupten  es  sei  eine  von  jenem  Schriftsteller,  oder  doch  zur 
Zeit  jenes  Schriftstellers  eingeführte  Neuerung.  So  lange  noch 
kein  Ilülfsmittel  zu  solchem  Nachweis  vorhanden  ist,  so  lange 
der  Spanier  noch  kein  historisches  Wörterbuch  von  solcher  Treff- 
lichkeit besitzt  wie  das  welches  Littir  seiner  Nation  geschenkt 
hat,  so  lange  für  das  Altspanische  auch  nicht  das  düiftigste 
Verzeichniss  des  vorhandenen  Wortvorrats  existirt,  müssen  alle 
Angaben  über  das  Alter  und  die  Art  der  Entstehung  hispanischer 
Worte  etwas  Unsicheres  und  Unvollständiges  behalten,  so  lange 
wird  mancher  Irrtum  für  Wahrheit  ausgegeben  werden.  Ist 
historischer  Nachweis  erst  möglieb  so  wird  man  in  der  Classi- 
tication  und  Beschreibung  der  einzelnen  Fälle  nicht  mehr  fehl- 
gehen; aus  ihrer  Gesammtheit  aber  wird  man  auch  dann  kaum  ein 
anderes  Ergebniss  ziehen  können  als  schon  jetzt  aus  der  geringeren 


145 

Summe  der  schon  klaren  Tatsachen,  die  in  Ermangelung  des 
historischen  Nachweises  zunächst  der  Vergleich  sicher  stellen  muss 
—  so  weit  als  eben  möglich.  Vergleich  nun  ist  möglich  entweder  mit 
Erscheinungen  der  eigenen  Sprache,  wenn  nämlich  ein  Wort  in 
zwei-  oder  mehrfacher  Gestalt  vorhanden  ist.  Steht  neben  ca- 
nonir/o  canoiigc  caloiuJrigo  noch  cauonico  in  leise  abweichender 
Bedeutung,  neben  llano  noch  iihino^  neben  Ueno  pleno^  neben  llavc 
clate,  neben  mcge  medico,  neben  hlago  hacnlo,  so  ist  es  nicht 
schwer  an  ihrer  mehr  oder  minder  starken  Veränderung  zu  sehen, 
welche  von  beiden  die  ältere  volkstümliche,  und  welche  die  jüngere 
gelehrte  ist.  Oder  aber  wenn  nur  eine  Form  existirt,  ist  der  Vergleich 
mit  den  entsprechenden  Formen  der  anderen  romanischen  Schwe- 
stern möglich.  Setzt  man  zu  pliima  das  pg.  pruma^  das  it.  piuma, 
das  frz.  idiimc^  zu  dato,  das  pg.  cravo,  das  it.  chiavo,  das  frz. 
cloUj  so  kann  man  sicher  annehmen,  dass  auch  die  spanischen 
Formen  trotz  ihrer  unregelmässigen  Latinität  auf  demselben  po- 
pulären Wege  wie  in  jenen  drei  Ländern  eingedrungen  seien, 
eine  Annahme  die  von  den  zahlreichen  Ableitungen  mittelst  volks- 
tümlicher Endungen  bestätigt  wird,  die  schon  an  und  für  sich 
für  diese  Sache  entscheidend  hätten  sprechen  dürfen.  Siehe  ^?Z«- 
mada  phimado  plumajc  plumajcar  plumojcria  x>himajero  plu- 
mazo  pluruazon  phimeada  pAumcar  plumco  x>lHmero  pj^ffufica 
jüumisia  plumon  plumoso.  Clavado  claiadura  claval  davar 
davazon  davd  davdina  dauellhia  davcra  daicte  davetcar. 

Mit  einem  allgemein  massgebenden  Grundsatze  der  alle 
Einzelerscheinungen  umfassen  sollte  und  sie  doch  nicht  umfasst, 
wird  sich  auch  dann  als  äusseres  Unterscheidungszeichen  zwischen 
heimischem  und  entlehntem  Gute  nichts  weiteres  angeben  lassen,  als 
jetzt,  als  dass  nämlich  den  heimischen  Producten  ein  höherer  Grad 
von  Veränderung  und  Veränderlichkeit  in  Form  und  Sinn  und 
Ableitung  eigen  ist  als  den  spät  zugeführten  Klassicismen,  und 
dass  ein  Wort,  welches  in  allen  romanischen  Sprachen  in  voll- 
kommen gleicher  Form  auftritt  mit  derselben  Sicherheit  für  ein 
Lehnwort  erklärt  werden  kann  mit  der  ich  ein  in  allen  oder 
mehreren  romanischen  Sprachen  verschieden  gefärbtes,  also  dem 
lateinischen  entfremdetes  Wort  für  volkstümlich  erkläre.  Dieser 
ziemlich  vague,  das  ganze  Gebiet  der  lateinischen  Lehnwörter 
im  Romanischen  umfassende  Grundsatz   kann  also   nur  mit  Hülfe 

C.  MlCHAfiLIS.  10 


MO 

(ics  ()l)on  rrwillintfii  Doppclvorglciclifs  Aiiwcndun^,'  ümlt-u.  Ohiio 
soIcIh'ii  Wrjilcicli,  in  den  (irenzen  rincr  i-in/oliicn  Sprache,  für 
ein   ni(  lif   inclirfarli  vertretenes  Wort   nützt  er  nichts. 

I'iii  das  Französische  allein  giebt  e»  noch  einen  anderen, 
nnd  zwar  einen  untrüglichen  Orundsatz,  ein  unverkennbareK 
äusseres  .Merkmal,  welches  erlaubt  einen  grossen  Teil  der  fran- 
zösisch-lateinisclien  Wörter,  auch  allein  und  für  sich  betrachtet, 
ohne  weiteren  \' ergleich  mit  Worten  der  eigenen  oder  der  an- 
deren Sprachen,  im  blossen  Hinblick  auf  ihr  Etymon,  ohne 
Zögern  und  Bedenken  zu  einer  der  beiden  Wortschiebten  der 
Sprache  zu  rechnen:  ein  Merkmal,  welches  das  Französische  vor 
der  Dreieinigkeit  der  italienischen,  der  spanischen  und  der  por- 
tugiesischen Sprache  voraus  hat,  dessen  Anlass  und  Urheber  also 
wohl  ein  und  dorsclbe  sein  wird  wie  der  welcher  alle  übrigen 
französischen  Eigenheiten,  seine  grössere  schärfer  ausgeprägte 
Individualität  und  seinen  originellen  Klang,  kurz  seinen  Gegen- 
satz zu  jenen  dreien  bedingt.  Es  ist  die  unveränderlich  mo- 
notone Art  und  Stellung  seines  Accentes  die  hier  noch  einmal 
mit  den  bekannten  Diez'achcn  Worten:  „im  PVanzösischen  hat 
jedes  zwei-  oder  mehrsilbige  Wort  den  Accent  auf  der  letzten 
Silbe;  das  berühmte  lateinische  Dreisilbengesetz  ist  hier  zum 
Einsilbengesetz  geworden'*  hervorgehoben  werden  muss.  Die 
volkstümlichen  Wörter  lassen  den  lateinischen  Accent  unver- 
rückt an  der  Stelle  bestehen  die  er  im  Lateinischen  inne  hatte; 
war  sie  die  vorletzte  so  ging  es  leicht  an;  war  sie  die  drittletzte 
so  behandelte  die  Sprache  die  beiden  tonlosen  Silben  (s.  z.  B. 
oben  ^idus)  mit  vollkommener  Gleichgiltigkeit  als  wären  sie 
unnützer  Ballast,  Hess  sie  entweder  ganz  abfallen,  oder  synco- 
pirte  den  Yocal  der  vorletzten  Silbe  und  verschmolz  dann  das 
konsonantische  Element  beider  Atona  zu  einer  einzigen  Silbe 
deren  vocalisches  Element  natürlich  auch  nichts  weiter  als  e  muci 
sein  durfte.  S.  Diez  Gr.  I,  145  176  186  508.  Man  denke  an 
lai  aus  la'icus;  glas  aus  classicus;  an  amande  bourbe  charme  darse 
datte  herpe  herse  inde  lampe  lame  lärme  marne  muge  orgue  page 
prhicc  pontifc  rüste  tcrme  tränet  etc.  Die  gelehrten  Wort- 
bildner hingegen  die  nicht  nachsprachen,  was  das  Ohr  hörte, 
sondern  nachschrieben  was  das  Auge  sah  und  die  in  ihrer  Sucht 
nach  Neuerungen  besonders    zu  jenen   ihnen  neu  und  fremd  dün- 


147 

kondeii  Proparoxytonis  griffen,  die  sie  in  dem  Besitztum  der 
eigenen  Sprache  nicht  zu  erkennen  vermochten,  sie  gaben  ihren 
Buchstabengehalt  mit  grösster  Genauigkeit  wieder,  den  Klang 
aber  und  sein  llauptmoment  den  Accent  ändei"ten  sie  den  Be- 
dürfnissen des  französisclien  Sprachorganismus  gemäss  um,  d.  h. 
sie  verschoben  den  Hochton  von  der  drittletzten  auf  die  vorletzte, 
eigentlich  letzte  Silbe.  War  cldssicus  früher  glus  geworden,  so 
ward  es  jetzt  classiqiic;  war  la'iais  lai  geworden,  so  ward  es 
jetzt  la'ique.  Jedes  lateinische  Proparoxyton  das  im  Französi- 
schen seine  Drei-  oder  Mehrsilbigkeit  bewahrt,  den  Accent  aber 
verschoben  hat,  ist  ein  Gelehrtenwort.  Der  formelle  Unterschied 
in  der  Bildung  der  Worte  alter  und  neuer  Zeit  tritt  also  im 
Französischen  deutlich  ans  Tageslicht  und  sie  können  daher  in 
ihm  besser  als  in  den  anderen  romanischen  Sprachen  heraus- 
erkannt werden. 

Denn  Italien  Spanien  Portugal  (und  auch  die  Wallachei) 
stehen  dem  Lateinischen  auch  hierin  —  oder  vielleicht  nur  hierin 
und  in  den  daraus  resultirenden  Folgen  —  näher  als  Frankreich: 
Italien  und  Spanien  am  nächsten.  Zahlreiche  mittelalterliche 
Kunstsückchen  wagten  den  Versuch  spanische  (auch  it.  und  pg.) 
Gedichte  zu  schreiben,  die  zu  gleicher  Zeit,  für  Auge  und  Ohr, 
für  lateinische  Poesie  ausgegeben  werden  konnten.  So  wertlos 
sie  an  und  für  sich  sind,  so  kennzeichnen  sie  doch  Frankreichs 
Ausnahmestellung,  die  dergleichen  Spielereien  absolut  unmöglich 
macht,  da  kaum  ein  französisches  Wort  echt  lateinischen  Bau 
und  Klang  hat,  in  Italien  und  Spanien  hingegen  unendlich  viele,  in 
Portugal  schon  viel  weniger.  Der  Hauptunterschied  bleibt,  dass  in 
ihnen  daktylischer  Tonfall  möglich  ist.  —  Die  Stellung  des 
Accentes  kann  also  in  diesen  Sprachen  über  den  Ursprung  eines 
Wortes  nichts  Entscheidendes  lehren.  Und  wenn  es  sich  selbst 
hernach  zeigen  sollte,  dass  ein  grosser  Teil  der  Gelehrtenworte 
im  Spanischen  den  Hochton  auf  der  drittletzten  Silbe  trägt,  wenn 
eine  kräftig  ausgesprochene  Vorliebe  der  Lateinler  für  ihn  durch- 
aus nicht  geleugnet  werden  kann,  die  ja  sogar  wie  ich  zeigte 
syncopirten  Formen  des  Altspanischen  ihre  volle  Länge  wieder 
zurückgaben  wie  in  medico  bäculo ;  wo  die  Wahl  zwischen  grie- 
chischem und  lateinischem  Accente  gelassen  war,  häufig  den 
griechischen   d.   h.   den    daktylischen    dem    lat.   trochäischen   vor- 

10* 


I4rt 

zoj^'cn,  \\\r  in  arüiiito  pardsito  öxijdo;  und  ßar  an  latciiüsclien 
und  aiwlcrcii  WOitcii  Accontfälscliung  übten,  wie  in  pclicano 
öl (ilo  öjKi/o  ri'ilniai  itvjn'idico  jmharo,  —  abusus  opiiifti  prasi- 
mtts!  —  so  ist  dennoch  diese  AccenUtellung  nichts  den  Lehn- 
wörtern s|)e('i('ll  und  ausseid irssl ich  Ki^entftmliehes,  kann  also 
ein  vollgültiges  Erkennungszeichen  nicht  sein  wie  im  Fr/,  die 
Fälschung  des  Accentes. 

Damit  zusammen  hängt  es,  dass  auch  ein  zweites  Merk- 
zeichen französischer  viois  sauanfs,  der  Ausfall  jedes  tonlosen 
Vocals  unmittelbar  vor  der  Tonsilbe,  in  Spanien  Italien  und 
Portugal  nicht  stichhaltig  ist.  Ich  brauche  hier  nicht  näher  da- 
rauf einzugehen,  denn  in  der  Anmerkung  zu  Herrn  lirarhet'% 
j^Atoncs^^  ist  hinlänglich  nachgewiesen  worden,  dass  auch  hierin 
die  französische  llegelmässigkeit  und  IJeschränkthcit  der  sp.  it. 
pg.  Freiheit  ziemlich  schroff  gegenübersteht.  —  Und  ein  drittes 
Characteristikum,  der  Ausfall  vocalumschlosscner  Medien  findet 
gleichfalls  nur  auf  Frankreich  eine  so  vielfältige  Anwendung, 
dass  man  eine  Kegel  daraus  formuliren  kann,  wie  sie  bei 
Brächet  Didionnairc  des  Loullcfs  p.  IG  und  Ditz  Gr.  I  145 
steht. 

Die  drei  BracJicf schon,  für  die  Sichtung  des  französischen 
Wortschatzes  so  trefflich  verwertbaren  Principien,  sind  also  für 
die  anderen  Sprachen  nicht  massgebend.  So  einfach  und  regel- 
recht ^Yic  auf  französischem  IJoden '  geht  es  bei  ihnen  nicht  zu. 
Doch  lassen  sich  natürlich  auch  für  jede  der  anderen  romanischen 
Sprachen  einzeln  betrachtet,  überhaupt  Grundsätze  aufstellen,  die 
rechtskräftig  sind,  unter  denen  denn  auch  die  Brächet' sehen  als 
wichtigst  figuriren,  und  die  nur  daran  leiden,  dass  ihrer  sehr 
viele  sind  '),  dass  sie  keine  solche  Allgemeingültigkeit  und  Aus- 
nahmslosigkeit  wie  in  Frankreich  haben  und  nicht  unter  ein, 
zwei,  oder  drei  Grundgesetze  subsummirt  werden  können.  Man 
findet  sie  indem  man  all  die  Gesetze  beachtet  und  formulirt, 
kraft  deren  der  Bequemlichkeitstrieb  die  Erleichterung  und  Um- 
gestaltung   jeder    einzelnen    lateinischen    Lautverbindung    regelt: 


^  Herrn  Coelho^s  port.  formes  divergentes  d'origine  savmde  sind 
zu  15  Gruppen  geordnet,  BracheVs  nur  zu  fünf,  die  noch  dazu  nicht 
aus  einem  Princip  heraus  aufgestellt  sind. 


149 

was  sich  diesen,  die  Volkssprache  belierrschenden  Gesetzen  nicht 
fügt,  gehört  in  unseren  Augen  nicht  in  ihr  Bereich  und  ihm 
dürfen  wir  es  erst  wieder  beirechnen  und  einfügen  wenn  auf 
anderem  Wege  der  Beweis,  wo  möglich  der  historische,  dafür 
geführt  ist  dass  ein  Wort  trotz  seiner  Gesetzwidrigkeit  niclit 
aus  der  Reihe  jener  gehorsamen  Vollstrecker  des  Gesetzes  ent- 
fernt werden  darf.  Siehe  pluum  dato!  —  Haben  wir  z.  B.  die 
Regel  aufgefunden,  dass  jedes  tonlose  i  ante  vocalcm  palatalisirt 
wird ,  oder  seinen  Platz  wechselt,  so  werden  wir  Fälle  in  denen  dies 
nicht  geschehen  ist,  unpopulär  nennen:  Wörter  mit  der  Endung  a}iea 
inca  onca  werden  wir  also  als  savants  den  populären  in  cuia  dina 
cna  cna  ina  ona  gegenüberstellen;  ario  dem  veränderten  cro  er  cl 
airc;  cion  dem  zo7i;  acco  icco  dem  azo  izo  etc.  etc.  Wenn  es  Regel 
ist,  dass  in  den  Suffixen  die  Tenues  zu  Medien  erweicht  werden,  so 
werden  wir  ato  von  ado^  aco  von  af/o,  ico  von  igo  etc.  wie  ge- 
lehrte von  volkstümlichen  Bildungen  sondern,  —  freilich  wenn 
dies  unser  einziger  Massstab  bleibt  nicht  ohne  fasst  ebenso  oft 
zu  irren  wie  zu  treffen.  In  allem  Sprachlichen  windet  sich  die 
Wahrheit  der  Regel  nur  als  ein  dünner  Faden  durch  das  Laby- 
rint  der  Ausnahmen  hindurch,  für  den  Sprachforscher  oft  ein 
bitteres  creve-coeur,  und  doch  der  hohe  Zauber  jeder  Natur- 
macht. 

Was  wir  hier  aufzuklären  versuchen,  wie  dürftig  und  unter- 
geordnet ist  es!  welch  Miniaturbruchstückchen  aus  dem  grossen 
Ganzen  des  Sprachbaues  und  doch  will  auch  dieses  sich  nicht 
einmal  abgrenzen  und  durchdringen  lassen.  Die  Natur  lässt  sich 
nicht  fassen.  Fortwährend  glauben  wir  einen  festen  Punkt  ge- 
funden zu  haben,  in  den  wir  den  ersten  Pflock  zu  unserem  Bau 
einrammen  könnten  und  immer  wieder  fühlen  wir  ihn  wanken; 
das  TravTa  pel  der  Sprache  lässt  uns  zu  keiner  Ruhe  kommen. 
Es  ist  kein  armer  Mechanismus  dem  wir  bald  auf  die  Spur 
kommen  könnten.  Wir  mögen  beginnen  wo  wir  wollen,  ^Yir 
mögen  jede  beliebige  Regel  prüfen,  nirgends  lässt  die  Sprache 
sich  von  einem  kategorischen  Imperative  meistern.  Ilaben  wir 
99  Fälle  aufgefunden  in  denen  sie  nach  einem  und  demselben 
Grundsatz  verfährt,  so  verfährt  sie  doch  vielleicht  ein  hundertstes 
Mal  anders  als  wir  erwarten  zu  dürfen  wähnten  weil  sie  ja 
99  Mal  gleich    gehandelt  hat.      Die   Endung  rla   tia  wird  zu  ,:a 


assiiiiilirt :  plauUUs  wird  llanatt;  jicgritia  pcrezu;  hlunditie» 
hl(ni(hzn\  (htri/irs  durczn;  justiiia  junicza;  wir  würden  aUo  mu- 
ti^'  jcdos  Wort  mit  unassimilirtfiii  tin  für  ein  Kunstgebilde  er- 
kliircii,  /.  15.  (tunirin  justiriu  Irtidd,  wenn  die  Sprache  an«  in 
codicid  und  in  der  Neu))iIdung//7/W7M/c/rt  nicht  die  Warnung  gegeben 
liätte,  nielit  all/.ii  kategorisch  über  ihr  Können  und  Wollen  ab- 
zunrtcilcn.  rniucs  zwisclien  zwei  Vocalen  werden  Medien:  acus 
müsstc  also  (lyo  werden:  rmhriayo  liznaga  verdolagn;  ictis  Icus 
müsston  if/o  irr/o  rr/o ,  if/o  (^r/o  werden,  falls  sie  nicht  andere  weiter 
um  sich  greifende  Umgestaltungen  erleiden.  Gewiss,  in  hundcrten 
von  Fällen  tun  sie  es,  ohne  sich  jedoch  zu  scheuen  auch  ein 
Mal  aco  oder  tro  zu  sagen:  wie  in  hcllaco  lurjaca;  und  in  Ber- 
ceo's  iicrico  rantico  avgdico  pncißco  (alles  neben  igo^  doch  über 
diese  später).  Aliens  wird  adgo  azgo  algo  agc.  Gewiss,  doch 
hindert  sie  nichts  daran  aiicus  sogar  zu  Neuschöpfungen  zu 
verwenden:  hohatico  friatico.  So  oft  ich  mich  abmühe  die 
Lösung  zu  irgend  einem  jener  Rätsel  zu  finden,  welche  die 
Sprache  uns  mit  fast  jedem  ihrer  Geschöpfe  vorlegt,  klingt  in 
mir  leise  die  Melodie  von  Goethe's  spinozistischem  Ilohenliede 
an  die  Natur  wieder,  zu  dem  übrigens  aus  Grinim's  "Werken 
manche  Variation  hinzugesetzt  werden  könnte.  Es  passt  so  gut 
hierher,  dass  ich  nicht  umliin  kann  einige  Sätze  daraus  zur  Illu- 
stration dessen,  was  ich  über  die  Sprache  geklagt  habe,  hier 
abzuschreiben. 

„AVir  leben  mitten  in  ihr  und  sind  ihr  fremd.  Sie  spricht 
unaufhörlich  mit  uns  und  verrät  uns  ihr  Geheimniss  nicht.  Wir 
wirken  beständig  auf  sie,  und  haben  doch  keine  Gewalt  über  sie. 
Sie  scheint  alles  auf  Individualität  angelegt  zu  haben,  und  macht 
sich  nichts  aus  dem  Individuum.  Jedes  ihrer  Werke  hat  ein 
eigenes  Wesen,  jede  ihrer  Erscheinungen  den  isolirtesten  Begriff, 
und  doch  macht  alles  eins  aus.  Es  ist  ein  ewiges  Leben  Werden 
und  Bewegen  in  ihr,  und  doch  rückt  sie  nicht  weiter.  Fürs 
Bleibende  hat  sie  keinen  Begriff,  und  ihren  Fluch  hat  sie  ans 
Stillstehn  geheftet.  Sie  hat  sich  einen  eigenen  allumfassenden 
Sinn  vorbehalten,  den  ihr  Niemand  abmerken  kann.  Auch  das 
unnatürlichste  ist  Natur.  Wer  sie  nicht  allenthalben  sieht,  sieht 
sie  nirgendwo  recht." 


151 

Einlieitliclic,  unuinstössliche,  ausnahmslose  Gesetze,  rein  durch- 
geführte Regeln  erkennt  die  Sprache  nirgend  an,  und  man  sollte 
sich  wundern,  dass  sie  sich  auch  für  die  Sonderung  des  heimi- 
schen Sprachgutes  vom  erborgten  nicht  finden  lassen  wollen? 

Der  vergebliche  Versuch  sie  aufzujagen,  hat  uns  unvermerkt 
über  die  Grenzen  des  Gebietes  hinausgeführt,  dass  dieser  Arbeit 
zugewiesen  ist.  Nicht  um  die  Definition  und  Erkenntniss  aller 
dem  Lateinischen  von  Spaniern  abgeborgten  Lehnwörter  han- 
delt es  sich,  sondern  nur  um  diejenigen,  welche  zwei  Mal  in 
verschiedener  Form  und  mit  verschiedenem  Sinne  vorhanden  sind, 
erstens  in  einer  volkstümlichen  Form,  die  in  früher  Zeit  aus  der  von 
den  Römern  selbst  nach  Spanien  gebrachten  Grundform  heraus- 
gearbeitet w'ard  und  zweitens  in  einer  gelehrten  Form,  ^Yelche  die  Spa- 
nier im  15.  Jahrhundert  und  später  aus  der  erstarrten  lateinischen 
Schriftsprache  herholten.  Nur  um  die  Scheideformen  handelt 
es  sich.  Diejenige  Art  der  Sprachbereicherung  wollten  wir  in  ihrem 
Verfahren  keniien  und  verstehen  lernen,  welche  aus  der  bewuss- 
ten  Arbeit  Einzelner  als  unbewusstes  absichtsloses  Resultat  her- 
vorging. Dass  wir  hier  auf  festeren  Boden  kommen;  dass  der 
genaue  Vergleich  jener  beiden  zu  verschiedenen  Zeiten  und  von 
verschiedenen  Schöpfern  verschieden  geschaffenen  Geschöpfe,  wie 
jeder  Vergleich  fruchtbar  für  die  Bestimmung  und  Erkenntniss 
beider  sein  wird;  dass  wir,  wenn  llano  und  lüano^  copla  und  co- 
2nda,  cahiläo  und  capHulo  mit  einander  confrontirt  werden  kön- 
nen, die  Wahrheit  ihres  gegenseitigen  Verhältnisses  durchschauen, 
die  einzelnen  Bildungsgesetze  deren  Befolgung  und  Nichtbefol- 
gung  den  Grund  ihrer  Verschiedenheit  ausmachen,  mit  geringer 
]\Iühe  auffinden  und  zu  formuliren,  und  ihnen  die  Fälle  unterzu- 
ordnen lernen  werden  auf  die  sie  Anwendung  haben;  dass  alles 
klar  wird,  weil  es  positiv  wird;  dass  wenn  zwei  ziemlich  stark 
von  einander  abweichende  Formen,  die  gemeinsamen  Ursprungs 
sind,  von  denen  die  eine  jedoch  durch  den  Abfall  tonloser  Silben,  sei 
es  im  Anfang,  in  der  Mitte  oder  im  Ausgang  eines  Wortes  ver- 
kürzt, oder  durch  Erweichung  von  Tenues  zu  Medien,  von  Me- 
dien zu  Halbvocalen  geschwächt  ist,  während  die  andere  keine 
dieser  Umgestaltungen  erlitten  hat,  sondern  der  ungetrübte  Ab- 
glanz der  lateinischen  Form  ist,  wir  in  der  ersteren  an  der  Ein- 
wirkung des   Bequemlichkeitstriebes   die    Volksschöpfung,    in   der 


152 

/wcitiMi  an  iliKi  I  iiv(>r.sc)irtli(;il  die  künsllicli  orluiltciic  Schöpfung 
crkciiiuii,  (hio  liai  scIkmi  alles  Vorangcj,'angcnc  gesagt,  und  da** 
fülgciido  wird  ('S  noch  Schürfer  zeigen.  Sollte  nun  Jemand,  gc- 
tUuseht  diireh  die  langen  einfaeheii  und  durchstrhauliehen  I'ewcis- 
listcn,  >vel(;h(;  hier  nafthfolgen ,  der  Meinung  sein,  die  Trennung 
zwischen  Volks-  und  (iehdirtcnwerk  sei  «loch  ganz  klar  und  durch- 
sichtig, so  niuss  ich  dagegen  zum  Schaden  dieses  iJuclies  prüfe- 
st inii  und  darauf  aufmerksam  niacheu  dass  die  (Erklärung  der 
S(;heidewört»;r  ja  nur  einen  Teil  aller  Lehnwörter  berücksich- 
tii,'t,  dass  es  noch  viele  Wörter  gieht,  die  nur  einmal,  nur  in 
einer  Form  vorhanden  sind  und  zwar  in  einer,  von  der  wir  nicht 
zu  sagen  wissen  ob  sie  denn  eigentlich  volkstümlich  i^-t  oder 
nicht,  ob  also  was  von  jenen  Scheideformen  gilt,  auch  auf  die 
aiulercn  alleinstehenden  übertragen  werden  kann.  Oft  wird  es 
der  Fall  sein,  docli  immer  lüsst  es  sich  nur  mit  Wahrscheinlich- 
keit, nie  n)it  Gewissheit  annehmen.  Gilt  z.  B.  die  Kegel,  dass 
wenn  von  zwei  Scheideformon  die  eine  daktylisch  in  Ico  abfüllt  unrl 
die  andere  nicht,  die  letztere  7uot  jjojnilaire,  die  erstere  niot  sa- 
vant  ist,  so  darf  ich  dies  Gesetz  nicht  dahin  verallgemeinern, 
dass  jedes  in  )c()  abfallende  Wort,  auch  wenn  kein  populäres 
(Gegenstück  dazu  existirt,  ein  Latinismus  ist.  Wie  steht  es  z.  B. 
mit  iiühlico?  Ist  es  mot  savani?  Ist  es  Volkswort?  Ist  es  wie 
mcdico  eine  nur  erneute,  nicht  ganz  neu  eingeführte  Bildung? 
Lautete  es  früher  2^uhIi(/o  jmlAcgo?  Ist  es  Berceo's  fisico  opo- 
siolico  clcrico  zur  Seite  zu  stellen?  und  ist  es  also  eine  Ausnahme, 
ein  wie  ein  Gclelirtenwort  aussehendes  Eigentum  des  Volkes? 
Für  seine  Popularität  spricht  das  altitalische  piuvico^  das  pg. 
provico  imlvigo  pulvcgo  piilgcco  neben  piOAico^  auch  das  gallizi- 
sche  provicar  priihkar;  für  späte  Einführung  könnte  das  accent- 
versctzende  frz.  pnhlic-quc  sprechen,  das  Froissart  im  13.  Jahr- 
hundert zum  ersten  Male  benutzt.  Äcus  kann  aco  bleiben,  ocus 
wird  ncco,  ticus  bleibt  nco^  warum  nicht  auch  iciis  ico?  Solche 
Fragen  knüpfen  sich  an  viele  allein  stehende  Wörter.  Und  nur 
die  Geschichte  kann  Aufschluss  darüber  geben.  Ich  bekenne  nicht 
zu  wissen,  wann  und  wo  puhlico  zum  ersten  Male  vorkommt. 
Daher  meine  Fragen. 

Doch   lassen   wir  endlich  die  Fragen,    die   wir  nicht  zu  be- 


153 

antworten  wissen;  laufen  wir  endlich  in  den  sichern  ruhigen  Hafen 
der  Wirklichkeit  ein!  Zeigen  wir  endlich,  welche  Lehnwörter 
als  Duplicat  zu  Volkswörtern  vorhanden  sind  und  wie  sie  sich 
von  jenen  Vorgängern  unterscheiden.  Gehen  wir  endlich  zu  den 
Listen  und  ihren  Cominentaren  über. 

Vorher  nur  noch  wenige  Worte  über  die  Entstehung  der- 
jenigen Sorte  von  Scheideformen,  denen  wir  bei  unserer  Cha- 
raktcrisirung  der  Lehnwörter  schon  oft  begegneten,  jedoch  ohne 
bisher  viel  Rücksicht  auf  diese  ihre  Eigenschaften  und  Func- 
tionen zu  nehmen,  auf  die  es  uns  doch  hauptsäclilich  an- 
kam, und  um  derentwillen  überhaupt  nur  jener  Geschichte  ver- 
folgt ward. 

Was  der  Dichter  Neues  einführte,  gelangte  nicht  immer  zu 
allgemeinem  Gebrauch:  was  er  aus  seiner  Sprache  als  unedel  ver- 
bannte, war  darum  nicht  immer  sofort  tot;  im  Schoosse  des  Vol- 
kes, das  gern  der  Weise  der  Väter  treu  bleibt  und  alles  Alto 
mit  Pietät  pflegt,  lebten  viele  der  Geächteten  ungestört  weiter, 
und  arbeiteten  sich  später  in  minder  streng  klassificircnden 
Zeiten  unter  dem  Schutze  volkstümlicher  Dichter  wieder  zu  An- 
sehen und  einer  Stellung  in  der  Litteratur  empor:  viele  freilich 
blieben  und  bleiben  immer  ausschliesslich  Volkseigentum.  Manches 
altspanische  volkstümliche  Wort,  das  in  der  Blüte  der  Litteratur 
verschwand,  latinisirenden  Stellvertretern  den  Platz  räumend,  und 
dem  wir  daher  in  modernen  Schriftwerken  nicht  begegnen,  finden 
wir  durch  einen  glücklichen  Zufall  einmal  unvermutet  im  Munde 
eines  Handwerkers  oder  Bauern,  oder  was  dasselbe  sagen  will  in 
technischen  Speciallexicis,  kurz  wir  finden  es  im  Volksmundc 
wieder,  oder  auch  als  Orts-  oder  Familienname,  vielleicht  manch- 
mal in  etwas  verändertem  Sinne,  jedoch  so,  dass  es  auch  noch 
durch  ihn  an  seine  Abkunft  erinnert.  Dann  leben  also  im  Spani- 
schen zwei  unterschiedene  Formen  eines  Wortes,  die  eine  in  der 
Vulgairsprache,  die  andere  in  der  Schriftsprache.  Manches  an- 
dere, von  dem  was  Kunst  und  Wissenschaften  als  Neuerung  ein- 
zuführen gedachten,  lebte  vor  und  mit  ihnen  zusammen,  nur 
ihnen  unbekannt,  schon  einmal  in  der  Schriftsprache:  dann  also 
waren  in  der  Schriftsprache  selbst  zwei  Repräsentanten  eines 
Chefs.  Es  geschah  gar  nicht  selten,  dass  stolze  Neulinge  in  das 
hispanische  Reich  eindrangen,   ohne  zu  ahnen,   dass  schon  ältere 


nrfWl(  r  vor  liuigon  .luhroii  eiiigcwuiidcrt  waren  und  Mich  eine  feste 
StilliiDK  JUif  seinen»  Hoden  erobert  halten.  Im  Kampfe  aber  um 
ihr  Dasein  waren  sie  so  ^'caltert,  iiattcn  nich  so  verärnlert,  da«s 
jetzt  beide,  der  junge  untiitigc,  der  nocli  nichts  von  seiner  Kraft 
verbraucht  liatte,  und  der  alte  abgebrauclitc,  obwol  Kinder  eines 
Vaters,  d()(-h  aneinander  vorübergingen  ohne  sich  zu  erkennen 
wenn  ihre  verscliiedencn  Hahnen  sich  einmal  kreuzten.  So  ver- 
losclien  sind  die  Verwandschaftszügc.  —  Es  konnte  also  gar 
iiiclit  ausbleiben,  dass  vieb;  der  erst  spiit  durch  Dichter  und  (ic- 
lehrte  dem  Lateinischen  abgeborgten  Wörter  nicht  wirkliche 
Neuerungen  waren,  sondern  nur  Keproductionen  alter  Wörter, 
die  vor  Zeiten  sclion  einmal  im  Spanischen  Wurzel  geschlagen, 
dann  aber  allmühlieh  Form  und  Inhalt  modificirt  hatten,  so  dass 
sie  nun  niclit  mehr  das  selbe  sind  was  sie  einst  waren.  Wenn 
daher  dieselben  Wörter  als  das  was  sie  einst  waren  von  Neuem 
anklopfen  um  P^inlass  zu  begehren  und  einzutreten,  so  fühlt  Nie- 
mand die  ja  gar  nicht  mehr  seiende  Identität  mit  den  veränder- 
ten Gebilden  heraus  und  die  Sprache  nimmt  sie  doch  als  Neue- 
rungen und  als  brauchbaren  Zusatz  zu  ihrem  Gute  auf.  Beider 
Sinn  ist  ein  verschiedener,  beider  Form  eine  verschiedene:  sie 
flössen  aus  einer  Quelle:  folglich  sind  sie  Scheideformen,  der 
stehenden  Erklärung  des  Wortes  Scheideform  gemäss,  und  zwar 
Scheideformen  gelehrten  Ursprungs.  Sie  bilden  also  eine 
zweite  Klasse  neben  der  weiter  oben  besprochenen  ersten  Klasse 
volkstümlicher  Scheideformen. 

Zum  Beispiel:  das  lateinische  cojuda,  Band,  Leine,  Stiick, 
Verband,  verlor  bei  seinem  Uebergang  ins  Spanische  den  ton- 
losen 2(-Vocal  und  ward  zu  copla;  der  Sinn  aber  specialisirte  und 
beschränkte  sich  darauf  nichts  als  eine  bestimmte  Verbindung^ 
die  von  vier  Verszeilen  zu  einer  Strophe  zu  bezeichnen.  Eine 
Nebenform  cohra^  in  welcher  vollkommen  populär  p  zu  h  ward, 
wird,  besonders  in  Andalusien  und  Estremadura ,  dazu  be- 
nutzt ein  Gespann  von  Stuten  zu  bezeichnen.  Zu  diesen  zwei 
volkstümlichen  Scheideformen  tritt  nun  im  15.  Jahrhundert  das 
klassisch  lateinische  coptiJa ,  um  jedes  geistige  Band  und  ferner 
auf  grammatikalischem  Felde  das  Verbindungswort  zwischen  Sub- 
ject  und  Frädicat  zu  bezeichnen.  Opera  wird  im  Munde  des 
spanischen    Volkes    obra    und    Iniehra,   das    erstere    mit    weitem 


155 

Sinne  kann  jedes  geistige,  T)au-,  oder  Schriftwerk,  über- 
haupt jede  Arbeit,  Handlung  oder  Wirkung  bezeichnen;  das 
zweite  vulgärere  begnügt  sich  damit,  die  Ackeraibeit  eines  Tages 
zu  benennen.  Nun  wird  opcra  noch  einmal  unverändert  dem 
Lateinischen  entnommen,  um  von  langwierigen  und  verwickelten 
Arbeiten  körperlicher  oder  geistiger  Art  zu  sprechen,  und  in  der- 
selben Form  überbrachte  es  dann  noch  Italien  mit  dem  Einzel- 
sinn einer  Oper,  eines  Singspiels.  Tänita  wird  fonya  und  be- 
deutet jede  Decke  und  Hülle,  jeden  Umschlag,  jede  Lage  und 
Schicht  materieller  Stoffe,  kurz  ganz  dasselbe  wie  capa^  nur 
nicht  den  wirklichen  Mantel  capa  als  Kleidungsstück;  tiinica  da- 
gegen wird  durch  Gelehrte  durch  Archäologen,  Historiker,  Bo- 
taniker und  Anatomen  eingeführt  um  das  alte  Römerkleid  und 
später  ein  Mönchskleid  zu  bezeichnen,  ferner  ein  kleines  deckendes 
Häutchen,  das  Kerne  und  Keime  umgiebt  etc.  etc.  Fdhrica  um- 
gestellt zu  frahica,  ward  fragua  und  benennt  jetzt  nichts  weiter 
als  eine  Schmiede;  erst  das  lateinische  fahrica  war  berufen,  die 
ganze  Fülle  seiner  wirklichen  und  geistigen  Bedeutungen  wieder 
aufzunehmen.  Titulus  ward  tildc^  änderte  aber  den  ursprüng- 
lichen Sinn,  Ueberschrift  dahin  ab,  dass  man  jede  über  einen 
Buchstaben  als  Schriftzeichen  gesetzte  Ueberschrift  damit  meinte, 
später,  da  Spanien  nur  ein  derartiges  Zeichen  bewahrte,  nur 
dieses  eine,  den  Mouillirungsstrich  über  dem  n  (w),  und  von  sei- 
ner Kleinheit  ausgehend  figürlich  jede  unbedeutende,  winzige 
Kleinigkeit;  Titulo  brachte  mit  der  lateinischen  Form  auch  die 
lateinische  Bedeutung  wieder.  Soluhis  soldus  ward  sueldo, 
Sold;  die  ursprüngliche  Form  solido  mit  dem  ursprünglichen 
Sinne  ,,fest"  kehrt  erst  im  16.  Jahrhundert  zurück.  Und  so  fort! 
Die  ganze  zweite  Klasse  der  Scheideformen,  in  denen  ja  ein 
vulgär- römisches  Wort  einem  klassisch -lateinischen  gegenüber- 
steht, könnte  in  dieser  Weise  erläutert  werden.  Mit  der  latei- 
nischen gelehrten  Lehnform  verbindet  sich  auch  gelehrter  lateini- 
scher Sinn,  mit  der  frei  entwickelten  volkstümlichen  Form  auch 
frei  entwickelter  volkstümlicher  Sinn. 

Was  mit  den  spät  entlehnten  lateinischen  Worten  ge- 
schah, konnte  natürlich  auch  geschehen,  wenn  sie  nicht  aus  Rom, 
sondern  anderswoher  kamen.  Ein  Wort  kann  lateinischen  Ur- 
sprungs und  früh  nach  Spanien  gekommen  sein,   kann  hier  seine 


Korm  :il)^'('srlilifT(Mi  und  crlricht^Tt,  Reinen  Sinn  auwgr'ddint  uinl 
Hlx'ilra^M'n,  kurz  si(!li  verüii(lfrrt  iiubon;  und  in  cinor  ainlcrcn  ro- 
iiKiiiisnlicn  Spradic  knnii  das  gleiche  nur  in  undcrcT  Iliclitun^ 
vor  sicli  ^o'^wwiH'W  sein.  Aus  dieser  kann  vh  nun  nachher  noch 
eimiial  auswandiiii  iiiid  in  Spanien  einwandern;  es  kann  dir^rct 
hicrherRclicn,  oder  von  NOlk  zu  Volk  verseldagen  erst  nach  lan- 
ger Irrfahrt  dort  ankommen,  so  verilndert,  dass  keine  deutliche 
Spur  seines  l'rsprun^'s  mehr  sichtbar  ist.  Auch  sie  sind  dann  im 
hcutij^'cn  Spracli/U'^tande  doj)pelt  oder  mehrfach  vorhanden  in 
volkstündicher  und  in  fremrler  oder  auch  in  enth-hnter  und  in 
fremder  Gestalt,  oder  gar  dreifach  in  volkstümlicher  und  ent- 
lehnter und  in  fremder  (lestalt.  ^Vic  dem  auch  sei,  sie  bilden 
eine  dritte  Klasse  von  Scheideformen:  Scheideformen  au.s- 
lilnd ischen  Ursprungs. 

Zum  Beispiel:  zum  doi)i)eltoii  ]»o]»uliiren  ohra  und  Jtwjhra 
und  zum  lateinischen  opcra  tritt  noch,  wie  oben  gesagt, 
eine  italienische,  also  fremde  Form,  die  dies  Mal  freilich  zu- 
fällig mit  der  lateinischen  ganz  übereinstimmt:  opcra ^  Oper.  — 
Wählen  wir  also  ein  besseres  Beispiel:  Zu  fragua  und  fahrira 
tritt  noch  das  französische  forgc  als  forja;  es  kann  wie  fragua 
die  Sciimiedc  bezeichnen,  ausserdem  aber  noch  den  Windofen 
eines  Goldschmiedes.  Zu  sucldo  und  solido  tritt  der  italienische 
Kaufmannsausdruck  saldo  ^  Ilechnungsabschluss.  Facth-ius  war 
im  Spanischen  substantivirt  zu  hecJuzo,  Zauber  geworden;  als 
Adjectiv,  facticio  künstlich,  kam  es  si)äter  von  Neuem  in  die 
Schriftsprache.  In  Portugal  war  es  zu  fcitiro,  Zauber,  Amulett, 
poj)ularisirt  worden,  dies  gestaltete  sich  in  Frankreich  zu  fctirhc 
und  in  dieser  Gestalt  verbreitete  es  sich  weiter,  auch  über  Spa- 
nien, wo  es  jetzt  mit  hispanisirter  Endung  fdiclio  heisst.  Das 
wären  dreifach,  d.  i.  dreisprachig  vertretene  lateinische  Formen. 
Die  zweisprachigen  sind  aber  natürlich  zahlreicher.  Vom  latei- 
nischen gelarc ,  sp.  Jiclar  hicior  yelar  kommt  das  Participialsub- 
stantiv  Jielada,  Eis;  ihm  entspricht  im  Frz.  gelce,  das  besonders 
für  gefrorene  Süssigkeiten  gebraucht  wird.  In  diesem  Sinne  über- 
nimmt es  der  Spanier  vom  Franzosen  als  gelea  jalca.  Cophi- 
nus  war  im  Spanischen  cuchaiio  geworden,  im  frz.  coffrc,  Kofifer; 
in  dieser  Form  und  dieser  Bedeutung  (cofre)  ging  es  ins  Spani- 
sche   über.       Fortis    lautet    im    Spanischen  fuertc;    im    Italieni- 


157 

sehen  forte ^  und  als  musikalischer  Gegensatz  zu  pkwo  wanderte 
es  von  Italien  aus  auch  nach  Spanien.  Polirc  kam  in  der 
Form  ^j»Z/r  nach  Spanien;  der  Portugiese,  der  jedes  l  zwischen 
Yocalen  vernichtet,  sprach  poir  hoir  huir^  und  in  dieser  letzten 
Form  ging  es  wieder  nach  Spanien.  Der  Deutsche  überbrachte 
den  llomanen  den  Stamm  band,  der  in  dieser  einfachen  Gestalt 
im  Französischen  hau  lautet,  in  Spanien  hando;  han  zu  hano 
hispanisirt,  mit  der  Specialbedeutung  Ileiratsaufgebot,  erhielt  der 
Spanier  vom  Franzosen.  Eupliorhhim  ciqJiorhia ,  der  grie- 
chisch-lateinische Name  der  WolfsmilclipHanze,  ward  den  Arabern, 
wie  viele  andere  Pflanzennamen  —  pisfachim  zizyplmm  satitreia 
—  von  den  Lateinern,  vielleicht  gar  erst  während  ihres  Ver- 
weilens  auf  hispanischem  Boden??  überbracht  und  al-forhiyün^ 
al  forhiyon  ^^j^ajl   gesprochen,    diese   Form   erhielt    sich   im 

portugiesischen  alforhion^  nlforvion^  alforfiäo ,  alfervion,  algor- 
viäo,  algordiäo,  im  Spanischen  fiel  al  fort  und  nur  gurvion  blieb 
stehen:  so  sagt  das  Volk,  die  Botaniker  in  Spanien  kennen  nur 
cuforhio.  Ebenso  ging  es  mit  pistadum:  es  ward  mit  abgewor- 
fenem ium  zu  {^X*MJi:\  al-f-st-q^  nach  Dozy  zu  alfostac  alfosioc 
vocalisirt ;  im  Katalanischen  ward  es  festiig^  im  Port,  alfocigo  al- 
fostigo  alfonsigo  und  fsiico;  im  Spanischen  alfonsigo  alfondgo 
alfocigo  allwcigo  alhosfigo  fist/go,  der  Botaniker  gebraucht  auch 
hier  natürlich  nur  das  lateinische  pistado. 

Ein  und  dasselbe  Wort  kann  also  im  Spanischen  in  latei- 
nisch-spanischer Tracht  und  in  französischer  oder  italienischer, 
oder  portugiesischer  Tracht  einhergehen;  manchmal  auch  in  la- 
teinisch-spanischer und  deutscher  oder  englischer;  oder  auch  in 
französischer  und  italienischer  etc.  etc.  Es  kann  auch  arabisch- 
lateinisch (-griechisch)  und  rein  lateinisch  sein. 

Wie  also  in  den  romanischen  Sprachen  drei  Wortschichten 
über  einander  lagern,  wie  sich  auf  einer  volkstümlichen  Grund- 
lage eine  Schicht  gelehrter  griechisch -lateinischer  Bildungen  er- 
hebt und  darüber  wieder  eine  dritte  Schicht  ausländischer  Fremd- 
wörter, die  jedoch  nicht  wirklich  ganz  und  gar  über  den  an- 
deren liegt  und  sie  deckt,  sondern  nur  zu  einem  Teil  eine  Zufuhr 
ist  welche  die  letzten  beiden  Jahrlmnderte  über  die  beiden  an- 
deren gehäuft  haben,  die  zum  anderen  Teil  aber  die  Lehnwörter- 


158 

Schicht  inanniclifiich  (iiirclischiieiilct  und  (lurclibri<:ht,  ko  Iftsst  sich 
aucli  der  guii/o  Kcichtuiii  an  Scheidoformcn  in  drei  Klaxsen  ein- 
teilen, dl  ICH  Aufeinanderfolge  anch  nur  ungefähr  eine  zeitliche 
Njicheinanderfolgf!  aussagen  kann.  Die  erste  Klasse  uinfassl  alle 
Scheidefoinien  volkstümlichen  Ursprungs,  die  zweite  alle  Scheide- 
fonnon  gelehrten  Irsprungs,  die  dritte  alle  Scheideformen  aus- 
ländischen Ursprungs.  Sic  tragen  also  den  gleichen  Namen  wie 
jene  Wortschichten:  hedürfen  ahcr  dennoch  einer  kleinen  Special- 
erkUirung. 

Was  Sclieideformcn  volkstümlichen  Lrsjirungs  sind,  ward 
schon  ausführlich  besjjrochen:  beide  müssen  vom  spanischen  Volke 
sülbstiindig  als  ^'ertreter  eines  und  des-elben  Grundwortes  ge- 
bildet sein.  Dies  Grundwort  kann  lateinisch,  kann  deutsch,  kann 
arabisch  sein.  Es  könnte  auch  baskisch  oder  griechisch  sein, 
doch  kommen  in  der  beschränkten  Zahl  ihrer  Bildungen  nicht 
noch  Doppelungen  vor.  Leide  gehören  also  ausnahmslos  einer 
Sprache  an. 

Was  Scheideformen  gelehrten  Ursprungs  sind,  ward  gleich- 
falls schon  erläutert.  Zu  der  populären  abgeschliffenen  Form  eines 
Wortes  als  Trägerin  eines  gleichfalls  populären,  dem  ganzen 
Volke  verständlichen  Sinnes,  das  in  allmählicher  Entwickelung 
aus  den  im  Anfang  der  spanischen  Sprachschöpfung  in  den  Doden 
gesenkton  Trieben  aufblühte,  tritt  erst  später  im  15.  oder  16. 
Jahrhundert  dasselbe  Wort  noch  einmal,  an  Gestalt  und  Bedeutung 
dem  Vorläufer  in  der  Ursprache  ganz  nahe  stehend,  an  Gestalt  und 
Bedeutung  dem  volkstümlichen  Vorläufer  ganz  unähnlich.  Zu  den 
wild  aufgewachsenen  Naturproducten  wurden  künstlich  gezogene 
Treibhauspflanzen  hinzugesetzt.  Mit  Wissen  und  Wollen  ward  haupt- 
sächlich das  Griechische  und  Lateinische  zur  Fundgrube  neuer 
Wörter  ausersehen.  Die  betreffenden  Scheideformen  werden  also 
lateinisch  (griechisch-lateinisch)  sein;  sie  könnten  auch  deutsch 
sein;  doch  sind  die  neueren  Importationen  deutscher  Stämme 
überhaupt  selten  und  betreffen  nur  vereinzelte  seltene  Gegen- 
stände oder  Bräuche.  In  meinen  Listen  ist  kein  deutsches  Bei- 
spiel. —  Arabische  Worte  werden  überhaupt  nicht  mehr  einge- 
führt. —  In  jedem  Falle  müssen  aber  auch  diese  Scheideformen 
ein  und  derselben  Sprache  angehören. 

Von   den  Scheideformen   ausländischen    Ursprungs   war  noch 


159 

wenig  die  Rede,  besser  hiessen  sie  vielleicht  doppelspracliige, 
denn  man  fasst  darunter  alle  diejenigen  zusammen,  welche  dem 
Spanischen  von  zwei  Sprachen  zugeführt  wurden,  ohne  Rücksicht 
darauf  zu  welcher  Zeit  es  geschah  und  ob  eine  der  Formen 
etwa  populär  und  die  andere  entlehnt  ist  oder  ob  beide  Lehn- 
wörter, ob  eine  Lehn-,  eine  Fremdwort,  oder  ob  beide  Fremd- 
wörter sind.  Gewöhnlich  aber  ist  eine  der  Formen  volkstümlicli 
und  zwar  lateinisch,  selten  deutsch  oder  arabisch.  Zu  der  lateini- 
schen kann  dann  eine  frz.,  it.,  pg. ,  prov.  oder  auch  eine  eng- 
lische oder  deutsche  als  Repräsentant  desselben  Wortes  treten. 
Zur  deutschen  tritt  meist  eine  französische  Umformung.  Zur 
arabischen  eine  lateinische  oder  griechisch- lateinische,  die  nicht 
etwa  eine  Wiedergabe  des  arabischen,  sondern  umgekehrt  ihr 
Etymon  ist.  Trotzdem  ist  in  solchen  Fällen  die  volkstümliche 
Form  arabisch,  die  lateinische  dagegen  wot  savant.  Li  der 
ersten  Klasse  müssen  beide  Formen  volkstümlicli  sein.  Li  der 
zweiten  muss  die  eine  volkstümlich,  die  zweite  ein  entlehntes  Ge- 
lehrtenwort sein.  Li  der  dritten  muss  die  eine  Fremdwort  sein, 
die  andere  kann  volkstümlich  oder  Lehnwort,  oder  auch  selbst 
Fremdwort  sein.  Auch  das  kann  vorkommen,  dass  ein  Wort  in 
zwei  Kategorieen  gehört;  dass  opera  lateinisches  Lehnwort  und 
italienisches  Fremdwort  war,  sahen  wir  ja  schon. 

Die  erste  Klasse  ist  die  wichtigste,  weil  sie  für  die  Freiheit 
und  die  Schöpferkraft  der  romanischen  Sprachen  und  gegen  ihre 
geistige  Armut  an  Bildungsmitteln  spricht  und  ich  stelle  sie  an 
die  Spitze.  Die  zweite  ist  die  reichhaltigste.  Die  dritte,  die  an 
Zahl  und  Wert  unbedeutendste,  ist  dennoch  gerade  im  Spanischen 
nicht  ohne  Interesse,  weil  zu  den  in  den  übrigen  romanischen  Spra- 
chen vorhandenen  Arten  noch  die  arabisch -lateinische  oder  ara- 
bisch-griechische hinzukommt.  Bisweilen  führte  nämlich  der  Araber 
den  Spaniern  und  durch  ihre  Vermittelung  auch  dem  übrigen 
Europa  Worte  zu,  die  keineswegs  semitischen  Ursprungs  waren,  die  er 
selbst  vielmehr  dem  Griechischen  entlehnt  und  den  arabischen  Laut- 
gesetzen gemäss  umgestaltet  hatte.  Sie  wurden  im  Spanischen  ganz 
populär  und  stehen  also  den  späteren  gelehrten  Bildungen,  ob  diese 
ihnen  gleich  durch  die  Vermittelung  der  lateinischen  Muttersprache 
zugingen,  so  gegenüber  als  wären  diese  fremde  Eindringlinge,  sie 
aber  echte  Eingeborene.     (S.  oben  euphorhim  pistacmm.) 


ICO 

liotrarlitcl  in:m  die  IjIossc  Ausscnscitc  all<'r  Schfid(?fonnr'n 
iiiilx'küliiiiKi't  um  (li<-  Kl.'isso  der  nie  nnf^'diön'ii,  nur  in  ilircrn 
\  (i  liiiltiiiss  /ii  «lein  liridcii  (loschiodcncn  f^r'nii'iiisaint'n  Ktymoii, 
so  inusb  man  iiatürlicli  biiiiciken,  doss  überall  unter  den  poiMi- 
liircii  eben  so  ^Mii  wie  unter  den  geblirten  und  auslAndiseb^'n 
eine  der  lielictVenden  Können  der  Grundlorni  lautlieli  näher  stellt 
als  die  andere,  dass  die  eine  stärkere  l.'nigestaltun^'en  erlitten 
bat  als  die  andere;  betrachtet  man  ihren  Inhalt  in  derselben 
Weise,  so  findet  man  das  Gleiche,  da.ss  nämlich  die,  welche  die 
Krinnerung  an  die  Grundform  am  treuesten  bewahrt  hat  auch 
ilireu  Sinn  am  wenigsten  verändert  hat.  Ueberall,  ob  wir  aus 
der  ersten  Klasse  horma  und  forma;  cohra  und  copla  aus  der 
zweiten  cojda  und  copula,  aus  der  dritten  hcUula  und  jalea 
nehmen,  bemerken  wir,  dass  die  in  I'orm  und  Inhalt  Conser- 
vativcrc  aucli  die  seltenst  Gebrauchte  und  nur  von  Dichtern, 
Gelehrten,  Sachverständigen  und  Fachmännern  oder  wenigstens 
nur  in  den  höheren  Ständen  verwendet  wird,  während  diejenige 
welche  sich  frei  entwickelt  hat  Gemeingut  des  Volkes  ist,  oder 
dass  wenn  dieser  nur  ein  enger  Einzelsinn  anhaftet,  er  doch 
volkstümlich,  wirklich  im  Volke  unter  Handwerkern  (horma.  jalea. j 
und  Bauern  (cohra)  in  niederen  Ständen  lebendig  ist.  Kurz  man 
findet,  dass  die  Scheidung  in  7)iois  savants  und  mois  poptilaires 
mit  geringer  Dehnung  der  Grenzlinien  weit  über  das  Gebiet  der 
zweiten  Klasse  von  Scheideformen  hinaus  Anwendung  finden  könnte. 
Der  Gegensatz  zwischen  einer  Sprache  der  Gebildeten  und  einer  der 
Ungebildeten,  ist  ein  ewiger,  älter  als  der  zwischen  geschriebener  und 
gesprochener,  wenn  er  auch  mit  dem  Augenblick  wo  Schrift-  und 
Volkssprache  (Dialect)  sich  am  Scheidewege  trennen,  sich  schärfer 
zu  markircn  beginnt.  —  Forma  und  horma,  Jcfino  und  ladhw 
zeigten  uns  dass  schon  innerhalb  der  reinen  Volkssprache  eine 
Form  Patricierrechte  beansprucht  während  die  andere  Plebejer- 
dienste tun  muss.  Absolute  Einheit  und  Gleichheit  ist  zum 
Glücke  nirgends  zu  finden,  verschiedene  Bildungsstufen  sind 
immer  und  tiberall  vorhanden,  daher  auch  eine  verschiedene 
Handhabung  der  Sprache.  Besonders  aber  im  Romanischen 
musste  dieser  Unterschied  schon  in  sehr  früher  Zeit  scharf  her- 
vortreten, ja  vielleicht  gerade  am  schärfsten;  denn  hier  waren 
„Gebildete"  diejenigen,   welche   lateinisch   zu  reden  wusstcn;  und 


JGl 

(lass  diese  im  noch  frisclion  Bewusstsein  ihrer  Abstammung,  und 
in  dem  l^ewusstsein  dass  das  was  das  Volk  spracli  ein  chaoti- 
sclies  Durcheinander  und  ein  wirklicli  verderbtes  Latein  war,  sieli 
eifrigst  bemühten  so  weit  ihre  Mittel  reichten,  die  Kluft  zwischen 
dem  vulgairen  Romanisch  und  dem  ihnen  eigenen  minder  ent- 
arteten Ijatein  möglichst  auszufüllen,  die  lateinischen  Worte  mög- 
lichst wenig  umzugestalten,  ist  nichts  als  die  natürliche  Folge 
ihrer  Bildung.  Es  ist  nicht  Zufall,  dass  Bcrceo  der  gelehrte 
Weltgeistliche,  der  erste  namhafte  hispanische  Dichter  geistlicher 
Lieder,  so  viel  gebildete  lateinisch  klingende  Worte  in  seine 
Dichtungen  verwebt,  es  ist  nicht  Zufall  dass  bereits  das  Eulalia- 
lied  ein  Mal  nach  Art  der  mots  savants  in  einem  im  Lateini- 
schen daktylisch  acccntuirten  Worte  den  Ton  nach  vorn  vor- 
schiebt: r(mcicl=)ciicffat,  und  dass  der  Psaitficr  (V  Oxford  das  gleiche 
in  calice  und  cspirit  und  (nlnwine  tut.  Die  Kirche  barg  in  sich  in 
jenen  Zeiten  die  einzigen  Gebildeten  der  Nation;  die  Kirche  also  war 
es  welche,  dem  unermüdlichen  scheinbar  ziel-  und  zwecklosen  Vor- 
wärts der  Vulgairsprache  gegenüber,  einem  starren  Stillstandsprincip 
huldigte,  innerhalb  der  fliessenden  Wasser  der  Sprache  eine  kleine 
Sprachinsel  baute  die  unverrückt  feststand.  Während  ganz  im 
Anfang  die  erstehende  altchristliche  Kirche  das  Fortschrittsprincip, 
die  Anerkennung  alles  Volkstümlichen  vertrat,  während  sie  in 
Kala  und  Yulgata  und  den  Kirchenvätern  Volkstümliches  in 
reicher  Masse  in  das  klassische  Latein  hineinmischte,  Avährend 
sie  z.  B.  mit  ihien  Heiligen  zugleich  deren  volksübliche  Namen 
kanonisirte,  aus  Scxius  einen  Sixfns,  aus  CalUatos  einen  Calixtus, 
aus  Äldchiadcs  einen  Miltiadcs^  aus  Bercnice  eine  Vcronica,  aus 
Egnatius  einen  Tc/natius  machte,  —  siehe  ScJmcJiardtl  59  — ,  hat  sie 
in  späterer  Zeit,  stehen  bleibend  bei  dem  einmal  Benovirten,  sowohl 
dies  im  Laufe  der  Zeit  nun  auch  Veraltete,  als  auch  anderes  rein  Klas- 
sisches dem  neuen  immer  weiter  schreitenden  Volksgciste  gegenüber 
beschützt  und  den  geglückten  Versuch  gemacht  wenigstens  in  der 
Kirchensprache  einen  mehr  lateinischen  Sprachkern  festzuhalten. 
Der  cicrico  oder  r/o  und  der  canörur/o ,  apostoligo  oder  co,  (ingdico, 
catolico  etc.  etc.  sind  uns  schon  oft  begegnet;  als  Proparo.xytona, 
und  als  fast  unveränderte  Latinismen  und  doch  uralt  spanisch, 
machten  sie  uns  schon  mehrmals  stutzen.  —  Aehnlich  ist  es  mit 
cüliz  cälicc  Abendmahlskelch,  den    natürlich  lirrcco   schon  kennt 

C.   MlCHAt'^MS.  i  ' 


ir.2 

mihI  iKiiiit.  I)i«'  \ Olksspraclic  inaclil  jius  ailium  calce  cnurr 
caz  rauch- il,  dir  Kiidu-  liiilt  an  lalirr  taliz  («•♦>!.  Den  iDfistci» 
kircliliclioii  AusdrllckJii  kann  jcclocli  nicht,  wie-  lii<r,  eine  Schoidc- 
loriii  (MitK<'t,'<'HK^"^^'''l*  wfrdcMi,  wril  sie  n^'^I»^^n^Mich  gar  niclifs 
\ Olkslündiclu's  bc/ciitlnicn,  die?  Heiligkeit  ilirfs  Sinnes  aber  spä- 
tere UolxTt Tilgungen  und  Erweiterungen  /iendicli  streng  und  all- 
gemein verbi(?te(.  I)ass  avr/th'co  cantico  njiostolifo  catoluo  pnra- 
lltico,  kurz  alle  Jene  in  tco  auslautenden  Worte,  deren  Popularität 
wir  weiter  oben  nocb  verteidigen  niussten,  dass  npöstolo  ca- 
pUulo  mchtircs  lirf/inrs  rdrifas  f/uriflrnf/rsima  discipulo  uvffrlcs 
vätcdramücuhi  clcmnsinfi,  kurz  die  grösste  Zabl  von  Jicrrcds  dakty- 
lisch gehaltenen  Wörtern  im  Voiksmunde,  wenn  dieser  sie  gebildet 
liätte,  eine  andere  Lautgestalt  angenommen  hätte,  und  wo  der*Sinn 
Popularität  zuliess  es  auch  in  derTat  getan  hat  z.B.  in  cahildo  cadera 
media  mcDifha  cuarcsnia  almosva  etc.:  dass  wir  es  also  hier  mit  einer 
gewollten  lloaction  zu  tun  haben,  ist  klar.  —  Auch  iJicz  E.  IT.  snh 
voce  dio  giebt  zu  dass  mit  der  Heiligkeit  eines  Namens  zuweilen  Ano- 
malien der  Form  und  Flexion  zusammenhängen;  5?/^  voce  avf/e  dass  die 
heilige  Bedeutung  des  Wortes  der  Grund  sein  kann  weshalb  man  so 
lange  am  Buchstaben,  am  dreisilbigen  ayigele  und  am  zweisilbigen 
angle  festhielt;  und  in  der  Grammatik  11  324  bei  Gelegenheit  des 
Suffixes  aculum  sagt  er  „liturgische  Ausdrücke  wie  cooiaculmn  mi- 
racidum  signaculum  tahernaculum  wurden  den  Lautgesetzen  nicht 
unterworfen."  —  Die  Unregelmässigkeit  der  Lautvertretung  aber 
berechtigt  noch  nicht  dazu  ein  Wort  aus  dem  Volksbestand  aus- 
zuschliessen:  miracle  bleibt  populär  denn  der  Accent  hat  seine 
Stelle  behauptet.  —  Auch  cdli^  gehört  dem  Volke  unbedingt 
an,  so  lange  es  den  Abcndmahlskelch  bezeichnet,  (s.  perdiz  lar- 
niz  cerviz  etc.)  als  Blumenkelch  aber  der  Gelehrtensprache;  so 
haben  auch  cdtedra  und  ca}}itido  neben  ihrer  volkstümlichen 
geistlichen  Bedeutung  noch  andere  im  eigentlichen  Sinne  des 
Wortes  gelehrte  Bedeutungen  annehmen  müssen,  und  mit  diesen 
fallen  sie  natürlich  in  die  Klasse  der  mots  saiaiits,  in  welche 
wir  sie  vom  formellen  Standpunkte  d.  h.  ohne  Rücksicht  auf 
Sinn  und  Entstehungsart  aus  überhaupt  einordnen  könnten.  — 
Doch  gehören  in  Wahrheit  beide  caliz  und  caz ,  clerigo  und 
crego,  capihilo  und  cahildo,  cdtedra  und  cadera  in  das  Volks- 
gut,   weil    die   unverkürzte  Form   sogar   mit   älteren  Dokumenten 


1G3 

zu  belegen  ist  als  die  verkürzte,  und  d;i  man  Wörter,  welche 
auch  der  Laie  tagtäglich  aussprechen  hörte  und  nachsprechen 
musste,  nicht  Worte  eines  beschränkten  Volkskreises  nennen  darf; 
da  sie  also  zum  notwendigen  Bestand  des  Wortkapitals  gehören, 
und  da  ferner  zum  Teil  starke  und  populäre  Ableitungen  und 
Nebenformen  in  ihrem  Gefolge  auftreten,  hinter  derigo  clcrigalla 
derigue.zca  derizon  derizovte;  neben  capitido  capitol  und  nach 
ihnen  copitiäa  capitulacion  cajiiiulado  capihdador  capihdante  ai- 
pitidcro;  hinter  catedra  catedral  catcdralidad  catcdraiüe  cafcdrcar 
caicdrüla  etc.  — ,  so  dürfen  sie  vom  ideellen  Standpunkte  aus 
betrachtet,  nicht  unvolkstümlich,  mchimots  savants  genannt  wer- 
den. Wir  sind  nicht  berechtigt  was  500  Lebensjahre  und  noch  dazu 
Jahre  kirchlichen  Lebens  hinter  sich  hat,  fremd  oder  entlehnt  zu 
nennen  und  es  aus  dem  Volksgute  auszuscheiden.  Ideell  gesehen 
muss  man  es  zum  Volksbesitze  zählen,  warum  sollte  es  formell 
nicht  auch  statthaft  sein?  um  so  mehr  als  sich  so  wie  so,  auch 
ohne  sie,  für  die  volkstümlichen  Scheideformen  eine  Klasse  ergiebt 
in  welcher  eine  der  Scheideformen  sich  von  der  anderen  durch 
Syncope  eines  tonlosen  Vocals  unterscheidet?  Dass  die  Scheide- 
formen gelehrten  Ursprungs  eine  ungleich  reichere  Schaar  derarti- 
ger Beispiele  bieten  und  jenes  Unterscheidungsmerkmal  ihnen  ganz 
besonders  eigen  ist,  kann  jenes  nicht  verhindern.  Wo  ein  durchaus 
und  rein  gelehrter  Sinn  noch  neben  dem  kirchlichen  hergeht,  wie 
in  cäliz^  ordne  ich  das  betreffende  Wort  in  beide  Kategorien 
ein;  bei  calongc  calöndrigo  canönigo  canönico  werden  1,  2,  3 
unter  die  populären,  1  und  3  noch  einmal  unter  die  gelehrten 
gesetzt. 

So  wenig  richtig  es  also  wäre,  diese  alten  Kirchenlatinismen  den 
späteren  Gelehrtenworten  des  1  G.Jahrhunderts  glcicli  zu  setzen,  eben- 
sowenig exact  Aväre  es  freilich  sie  für  rein  volkstümliche  Bildungen 
zu  erklären.  Jene  Proparoxytona  kirchlichen  Gepräges  sind  gleich- 
sam Uebergangsstufen  von  der  ersten  zur  zweiten  Kategorie.  Sie 
sind  eigentlich  mots  savavfs^  sind  lateinelnde  Formen  und  stehen 
doch  mitten  unter  den  abgenutzten  Volksbildungen,  sind  eben 
so  viel  verwendet  wie  diese,  aber  mit  Vorsicht  und  Absicht 
sauber  gehaltene,  und  nicht  jedem  zu  beliebiger  Verwendung  in 
die  Hand  gegebene  Münzen  die,  wohl  geschont  und  geschützt, 
ihr  Gepräge  und  ihren  Stempel  ungetrübt  bewahrten,  im  Gegen- 


10  l 

sat/r  /ii   der  Klciiwii    iil»tr(i;riff«iicn  Aiifidrurkhinllnzc   elf«  fn^sCAm- 
liilicii    Lebens, 

Man  liilttr  jilso  vicllciclit  niclit  Unrecht  wenn  man  den  'i  erminuH 
„(Jelelntenwort"  etwas  (leimen,  und  unter  dem  Namen  (ielchrten- 
wort  nicht  nur  die  l{<Miilinge  \erstehen  wollte,  welche  durch 
Kunst  und  \N  issensehafl  in  später  Zeit  nach  vollendeter  Spracli- 
sc;li()i)f"uii^'  als  fertige  Ganze  mit  der  bestimmten  Absieht  \on 
Kin/.elnen  eingeführt  wurden,  den  Sprachschatz  zu  bereichern 
und  /.II  veredeln  und  die  sicli  daher  nicht  ebenso  verbreiteten 
und  verzweigten  wie  die  natürlich  erwachsenen  Pflanzen,  sondern 
nur  an  hestininiten  Flecken  in  wissenschaftlichen  und  künst- 
lerischen Kreisen  einen  günstigen  Boden  fanrlx'n,  sondern  wenn 
man  aucli  alle  diejenigen  hinzurechnen  wollte,  welche  schon  vor 
dieser  Zeit  vermöge  ihres  Sinnes,  oder  eines  bestimmten  Teiles 
ihres  Sinnes  dazu  berufen  und  angelegt  waren  Specialeigentum 
nur  der  gebildeten  Stände  zu  sein  und  erst  von  diesen  dem  Volke 
als  solche,  unter  der  Bedingung  des  Schönens  und  Tntacterhal- 
tens  überliefert  und  desshalb  weniger  vom  nagenden  Zahn  der  Zeit 
geschädigt  wurden  —  ch'rir/o  cauönir/o  — ,und  weiter  alle  diejenigen, 
welche  ganz  frühe  weil  sie  doppelsinnig  und  doppelformig  waren  zu 
Scheideformen  wurden,  von  denen  immer  eine  dem  Urbild  näher 
stehen  und  also  ..gelehrter-'  aussehen  muss,  als  die  an<lere.  — 
Jedoch  damit  wäre  die  bequeme  Dreiteilung  des  Sprachschatzes 
aufgehoben:  und  ich  meinerseits,  die  Mangelhaftigkeit  und  das 
Unzulängliche  jener  Teilung  wohl  einsehend  und  beklagend,  je- 
doch unfähig  sie  zu  heilen,  halte  die  Ungenauigkeit,  eigentlich 
nur  die  Unbequemlichkeit,  welche  daraus  hervorgeht  wenn  man 
die  tcrmini  ccdesiac  zum  fonäs  popidriire  rechnet,  sie  darin  be- 
sonders signalisirend,  für  weniger  erheblich  als  die  Confusion, 
welche  eintreten  muss,  wenn  man  jene  zum  fonds  cVorigmc  sa- 
rantc  hinzuschlägt.  Gewiss,  überall  wo  ein  einheimisches  "Wort 
in  zwei  oder  in  mehrere  auseinandergeht,  wird  eines  vor  dem 
anderen  den  Namen  der  relativ  ,. gelehrteren'*  Form  voraus  haben 
haben  können;  den  sonstigen  absolut  gelehrten  Fonnen  gegen- 
über aber  wird  seine  Volkstümlichkeit  doch  fast  immer  so  oder 
so  ans  Licht  treten.  Wenn  sich  ein  auf  gleiche  Weise  charac- 
terisirter  Scheideprocess  nun  auch  im  ersten  und  im  zweiten 
Abschnitte   wiederholt,  wenn   sowohl   das  Volk  als  die  Gelehrten 


1C5 

z.  B.  durch  Erhaltung  und  >Jichterhaltung  von  atonen  Vocalen 
differenzirt  und  doublirt  liaben  —  so  tut  das  ja  nichts:  es  giebt 
dann  eben  Kirchen-  und  (ielehrtendaktylen;  es  kann  das  Volk  ein 
lateinisches  /  als  /  erhalten  und  zu  //  erweicht,  Tenues  in  ihrer 
Härte  bewahrt  und  zu  Medien  erweicht  haben,  und  die  (ielehrten 
können  das  erstere,  das  Erhalten,  dem  zweiten  im  Volke  voll- 
zogenen Erweichungsprocesse  gegenüber  auch  getan  haben.  Wir 
kommen  so  eben  nur  zu  mehr  Einzelparagraphen,  bleiben  aber 
doch  dem  reellen  Tatbestand  getreu.  Meist  weicht  bei  den 
Gelehrtenscheideformen  dennoch  die  gelehrte  Eorm  in  einer  Weise 
von  der  populären  ab,  in  der  zwei  populäre  Scheideformen, 
untereinander  nicht  differiren  könnten.  Forma  so  gut  wie  hormn, 
laiino  so  gut  wie  laäino^  guente  so  gut  wie  gante,  derigo  so  gut 
wie  crcgo,  canom'go  so  gut  wie  calovge  und  calondtigo  kann  das 
Volk  sagen  und  hat  es  gesagt;  |;r/»/am  noch  neben  prirncro, 
wandato  neben  wandado,  viatico  neben  viage,  kurz  Formen  in 
ario  neben  anderen  in  cro,  in  aio  neben  ado,  in  afko  neben 
aje,  in  acido  neben  aje  hatte  das  Volk  nie  aus  eigener  Kraft 
gebildet  oder  erhalten  und  für  sein  eigen  anerkannt.^  Ich  schliesse 
mich  also  Herrn  BracJiefs  Einteilung  an  und  sammle  unter  dem 
Titel  Scheideformen  gelehrten  Ursprungs  nur  diejenigen,  welche  aus 
der  Eenaissancezeit  oder  noch  späteren  Jahrhunderten  stammen. 
—  Die  relativ  gelehrte  Form  lasse  ich  innerhalb  der  Klasse  der 
populären  Scheideformen  immer  die  letzte  Stelle  einnehmen. 

Bleibe  ich  im  Hauptpunkte  der  Generaldreiteilung  Herrn 
Brachcfs  System  auch  treu  —  selbstverständlich  gestalten  sich 
die  Ergebnisse  in  der  spanischen  Sprache  ganz  anders,  als  in 
der  französischen  — ,  so  weiche  ich  doch  in  zwei  anderen  Neben- 
punkten von  ihm  ab.  Der  erste  musste  schon  im  Verlaufe  dieser 
Arbeit  en  j^cissant  gestreift  werden.  Herr  Brathct  nennt  nämlich 
alle  die  Wörter  um  welche  diese  Arbeit  sich  dreht,  ich  wieder- 
hole zum  Ueberfluss  noch  einmal  welche,  alle  die  Wörter  welche 
sich  aus  einer  Einheit  der  Form  (die  schon  eine  Mehrheit  des 

'  lieber  Einzel  bildungen  \\\q,  fridtico  s.  oben  p.  löO.  -  Die 
populären  Wörter  in  ico  ipublico'f')  und  äco  etc.  machen  einen  mir 
bisher  ebenso  unlöslichen  hiisih's-'kiioiQn  aus,  vir  dies  hnsih's  selbst 
CS  ist. 


liii; 

Sinnes  in  sicli  hclilirssen  oder  hie  cr»t  aus  sich  entwickeln  konnte) 
/.ii    ciiu  r    /wcilnit    oder    Jiucli    zu    einer  Melirlifit    von   drei    und 
vier  WOrtern  gcsi)alt(,ii  liuben  Doppehvörter  duahlits  oder  douhlcs 
fonncs^    it.    ihpjiioni.  —    Auf  \).   1    seines  Supjdenienthbandchens 
sagt  er  sclljst:   //    rnudrdi/  ptnt-itrc  miaix   donncr  ä  ce  pheno- 
maie  jdiiloloffif/nc    int    (nitre   nom    que  cclui   de  doubl tt   invcnU 
par  (Jnt/icritiot  cn  108.3  (J^es  doidjlcls  de  la  lapyue  frniiroise  par 
Nicolas    C(ifJirn')iof ,    Jiourr/cs    IGHIi);     le     nom    de    diilologie 
(de   StTTc;    double)   proposc  par    K.    IT.  L.    lleysc  (Syntem   der 
Sprae/ucissoischaft  §  90;  est  un  cquicalcnt  eyalcmcnt  insitfßsant'^ 
Auch  ]*ott   bedient  sich  immer  dieser  liezeichnung  ,,Dittologieen". 
„En  1801  Bidet  (Lcxicologie  ji.   XVJII.)  fippela  plus  justemenl 
ces  formcs  des  derivations  divergentes   et    M.   Kgger   dans 
sa  Grammaire  comparee  (p.  1G6)  se  ränge  ä  Vopinion  de  Bidet. 
I)ic.z  leur  donne  simplement  le  nom  de  hifurcation  (Gr.  I  50. 
2®  cdit)     Mais  eettc  dniomination   sn/ßt-clle   ä   comprendre   des 
f armes  seit  triples  comme  affaite  affete  affecte  =^  nffeetatum ,  soit 
quadruples    comme   hcnoit    henct   lenit    heni?  —  Bechstein,   wie 
Herr   Benecke    in   seinem   Aufsatz   „Lateinisch    und    Komanisch" 
(Herrig  45  p.  337)  bemerkt,  nennt  sie  Zwillings  Wörter.  —  Herr 
Brächet  erkennt  also  die  Unzulänglichkeit  seiner  Bezeichnung  an. 
Umschreibungen  wie  douhlcs  derivations  d'un  memc  mot:  bi- 
furcafion  d'un  meme  mot;  diverses  traductions  du  meme 
mot  sind  nicht  besser,  und  obenein  zu  breit  um  technischer  Terminus 
zu  werden.    Die  aus  iJiez'  Grammatik  p.  50  (in  der  dritten  Ausgabe 
51)  entnommene  und  als  Motto  über  seine  ganze  Arbeit  gesetzte 
Stelle:  „Das  Abtliessen  alter,  das  Zuströmen  neuer  Elemente,  das 
häufige  Auseinandergehen   eines  Wortes   in  zwei  bieten 
der  auf   die  Ursachen   dieser    Erscheinungen    eindringenden  Re- 
tlexion  reichlichen  Stoff",  ist  keineswegs  die  einzige  in   der  Diez 
der    Doubletten    Erwähnung    tut;     die    Bezeichnung    hifurcation 
keineswegs   also   die   einzige   die   Diez   ihnen   gegeben   hat.     Auf 
Seite   173    (3.   Ausg.   186)    nennt    er    sie    Doppelformen   und 
Doppelwörter.    Seite    273    (3.   294)    nennt    er   sie   Scheide- 
formen —  gesperrt  gedruckt!  und  in  der  Einleitung  zur  ersten 
Ausgabe    des    Etymologischen   Wörterbuches    p.    XXIV — V    ver- 
wendet  er  diesen  Xamen  noch  einmal    zu  dem  gleichen  Zwecke. 
Mir  scheint   diese  Bezeichnung   richtiger  und  besser,  danim  weil 


1G7 

sie  nicht  nur  zwei  sondern  eine  beliebige  Zahl  von  Wörtern  be- 
zeiclnien  kann,  und  weil  sie  uns  gestattet  den  dann  verworfenen 
Namen  Doppelform  für  diejenigen  Wörter  zurückzubehalten, 
welche  eine  Einheit  des  Sinnes  durch  eine  bunte  Mehrheit  der 
Form  wiedergeben,  die  also  wirklich  Doi)pelgänger  oder  Duplicate 
Doubletten  sind.  (S.  oben  p.  40  u.  44.)  —  Auch  I)iez  mischt  beide 
Sorten  noch  zusammen:  p.  173  (18G)  führt  er  durcheinander, 
italienische  Doppelformen  wie  esiglio  csilio^  ciggia  abhia,  sacda 
saj)pia,  und  Scheideformen  wie  foja  furia;  vajo,  vario,  luglio 
Giuglio  auf.  Welchen  Namen  man  aber  für  jene  ersten  be- 
nutzen will,  wenn  man  die  zweiten  äouhlets  nennt,  weiss  ich  in 
der  Tat  nicht;  zwei  in  ihrer  Art  und  besonders  in  ihrem  Werte 
so  durchaus  verschiedene  Erscheinungen  aber,  wie  die  der  sinn- 
losen und  sinnvollen  Doppelungen  auch  in  ihrem  Namen  zu 
dissimiliren  ist,  meiner  Meinung  nach,  notwendig.  Wer  stellt 
eine  Doppelung  wie  iifficio  uffizio  mit  der  Scheideform  viaggio 
viatico  in  eine  Reihe?  —  Die  französische  Uebersetzung  der 
X'/c-^'schen  Grammatik  giebt  die  Bezeichnung  der  50.  Seite  auf  p.  46 
mit  hifurcation  frcqiicnte  cVun  rnot  cn  deux  wieder,  die  der  173. 
auf  p.  134  mit  mots  ä  douhles  formes,  die  Scheideformen  der  273. 
nennt  sie  auf  p.  272  formes  distinctivcs.  Wenn  man  diese  letz- 
tere oder  vielleicht  noch  besser  die  von  Herrn  Coelho  llomania  II. 
p.  281  angewandte  Uebersetzung  ^^ formes  divergentes^'  dem  deut- 
schen „Scheideform"  in  meinem  Sinne  entsprechen  lässt,  den 
Namen  doiihlets  aber  nur  das  Gegenstück  zur  deutschen  Doppel- 
form sein  lässt,  so  wäre  dem  Wortmangel  wenigstens  notdürftig 
abgeholfen.  Eine  Einwendung  kann  freilich  immer  noch  ge- 
macht werden:  es  könnten  ja  auch  von  den  Formen,  welche  nur 
lautlich  und  nicht  sinnlich  unterschieden  sind,  einige  mehr  als 
zwei  Gestalten  haben,  itfficio  könnte  ja  z.  B.  neben  uffizio  noch 
ufficio  oder  officio  oder  offizio  tönen;  der  Name  Doppelform 
doublet  wäre  denn  auch  hier  so  ungenau  und  unpassend  wie  Herr 
Brächet  es  oben  an  der  Bezeichnung  hifurcation  rügte.  Dieser 
Einwand  ist  vollkommen  berechtigt:  und  einen  treffenderen  Na- 
men würde  ich  gerne  anerkennen  und  an  Stelle  dieses  alten 
setzen;  solange  er  jedoch  nicht  da  ist,  benutze  ich  jenen.  Es 
überwiegen  übrigens  —  wie  freilich  auch  bei  den  Scheideformen 
—   in    der   neuen   Sprache    diejenigen   Fälle    in    denen   nur   eine 


ih6 

/wcilirit  (li  I  IfMiii  <lii  ist  »Ju;  iiocli  iiiflirfariitT  variirteii  hei 
wi'ilciii:  von  der  .Mamiiclit:iltigk<*it  jUt  alten,  wie  in  vuidar 
j)nr)tnn(,  ist  wcni^'  übri^'  K''bli<l»<'ii;  uinl  dann  ist  bei  einer 
iiiitcri^M'onlnctcn,  und  für  die  Mehrung  nnd  Klärung  der  Sprache 
in  IxciiKT  liiii>>i(;ht  tiili;^'en  Wortklasso  eine  solche  L'ngcnauigk^it 
iimiK  rhiii  noch  besser  angebracht,  als  bei  der  der  wichtigen,  die  Ord- 
nung und  I'iilh;  der  romanischen  Sprachen  so  bedeutend  heben- 
(h-n   SclioidcJornicn. 

Der  /weite  l'unkt,  in  dem  ich  ein  wenig  anders  denke  und 
verfalnf  iils  Herr  Jlrar/nt,  und  der  einige  vorläufige  nehauji- 
tungcn  dieser  Scheidearbeit  rcctihciren,  und  einschranken,  und 
zu  ihren  Regeln  einige  Ausnahmen  hinzufügen  muss,  ist  folgender. 
Ich  habe  bis  zu  diesem  Augenblick  behaui)tet:  bei  Scheideformen 
müssesich  zu  einem  Formuntersehied  ein  Hedeutungsunterschied  hinzu- 
gcsellen,  habe  also  dasselbe  gesagt  was  Herr ///rtc/ze/ im  Eingangssatze 
^viucs  JJicfionnairc  sagt:  o)i  nppdh  doiihkts  Ics  doubics  derivotions 
d'ioi  mcmc  mot  qiii  rcpondoit  d^ordiuidrc  ä  dcux  ar/cs  diffcrcvt^ 
dans  ridstoire  de  notre  lav^uc  d  ai(xqueUcs  Vnsagc  a  attri- 
hi(c  malgrc  Icnr  com  in  iDiautc  d'orir/hic  des  sens  dis- 
fiucls  et  speclaux ^  dasselbe  was  J/.  Breal^  Memoircs  de 
Lingiüstujnc  I  ]).  ("2  bei  Gelegenheit  der  lateinischen  Scheide- 
formen bemerkt:  il  f<iut  que  Jes  deiix  mots  aicnt  pris  dans  Vus- 
nge  des  signif'ieations  differcntcs.  Jetzt  möchte  ich  die 
Auffassung  des  Wortes  ., Bedeutung"  ein  wenig  über  ihre  recht- 
mässigen Grenzen  ausdehnen,  und  unter  Scheideformen  nicht  nur 
solche  zwei  Worte  verstehen,  die  in  ihrem  Brauch  gar  nicht,  in 
keinem  Tunkte  ihres  logischen  Begriffskreises,  zusammenfallen 
können,  von  denen  also  ein  jedes  einen  ihm  eigentümlichen  und  dem 
andern  ganz  fremden  Sinn  hat,  sondern  alle  diejenigen  bei  welchen 
eine  Sonderung  und  Differenzirung  überhaupt  an  irgend  einer 
Stelle  eingetreten  ist,  wäre  sie  auch  nur  der  allerfeinsten .  kaum 
merklichsten  Art;  alle  diejenigen  welche  in  zweifacher  Form  erstens 
dasselbe  sagen  können,  von  denen  zweitens  die  eine  aber  ausserdem 
noch  andere  Nebenbedeutungen  aus  sich  entwickelt  hat,  an  denen  die 
andere  keinen  Anteil  hat,  oder  diejenigen  welche  das  gleiche  sagen, 
die  eine  aber  im  wirklichen  Sinne,  die  andere  im  bildlichen,  alle  die- 
jenigen welche  das  gleiche  sagen,  die  eine  aber  im  Munde  und 
Sinne  des  Dichters,    die    andere  in   gewöhnlicher  Prosarede,   alle 


1()9 

diejenigen,  welche  dasselbe  sagen,  die  eine  aber  bei  Gelehrten  die 
andere  beim  Volke,  kurz  nicht  diejenigen,  welche  in  ihrer  Bedeu- 
tung, sondern  die,  welche  in  ihrer  Verwendung  auseinandergehen. 
Ancid  bedeutet  „Anker'  und  «»cor«  auch;  das  erste  benutzt 
der  Scl'.itt'er  und  mit  ihm  das  ganze,  mit  den  gewöhnlichsten  Aus- 
drücken der  Schiffersprache  doch  vertraute  Volk;  das  zweite 
benutzt  der  Dichter  und  der  moderne  Uhrmacher,  das  erste  ist 
also  volkstümlich,  das  andere  ist  des  Dichters  und  des  Fach- 
mannes Besitz.  Clh'hjo  ist  der  Name  des  Priesters,  im  über- 
tragenen Sinne  der  Name  eines  wahrscheinlich  würdevoll  pfäffiscli 
aussehenden  Fischleins  „Gabler,  Stachellinie".  Will  der  Spanier 
von  diesem  „l*faffen"  reden,  so  greift  er  jedoch  häufiger  zu  der 
profaneren  Form  crego^  nimmt  diese  dagegen  niemals  in  den  Mund 
wenn  er  vom  Cleriker  sprechen  will.  Clerigo  heisst  also  Priester 
und  Gabler,  crcgo  nur  Gabler.  Dieselbe  Trennung  zwischen 
derselben  wirklichen  und  bildlichen  Verwendung  des  Namens  für 
einen  Geistlichen  und  einen  geistlich  aussehenden  Fisch  liegt  in 
hacaUao  und  haccalaurco  hachillcr  vor.  Die  populäre  Form  ha- 
callüo  hacalao  (kat.  mall.,  valenc.  hacallar  und  hacallat,  it. 
hacallare  hacalä^  bask.  hacallau-a,  fläm.  hakkcljau^  niederl.  um- 
gestellt zu  Jcabdjauic  woher  das  frz.  cabeliau  cahliau  cahillaud, 
woher  wieder  it.  cabilio),  benennt  den  Stockfisch,  den  der  Spanier 
mit  gleicher  Symbolik  auch  curad'dlo  und  ahadcjo  titulirt,  zu- 
gleich aber  den  Geistlichen,  welchen  ausserdem  das  dem  Fran- 
zösischen entnommene  hachillcr  (bachclicr)  und  das  dem  Mittel- 
lateinischen entnommene  durch  Volksetymologie  aus  baccalaris 
baccalarhis  zu  bacca  laurcus  Umgeformte  baccalaurco  be- 
zeichnet. Diese  beiden  letzten  aber  bachillcr  und  baccalaurco 
(it.  baccalauro  und  bacalare  pg.  bachalcr  bacharcl)  benennen 
nichts  als  den  bis  zu  jener  geistlichen  Würde  Gelangten.  Dasselbe 
geschah  auch  in  capclan  und  capcllan^  der  erste  ist  ein  Zwerg- 
dorsch ,  der  zweite  Zwergdorsch  und  Kaplan.  Curadillo  und 
abadcjo  Hessen  keine  Spaltung  zu,  das  eine  Wort  muss  also,  wie 
so  unendlich  oft,  zweien  Zwecken  dienen.  übispo  und  cpis- 
copo  bezeichnen  beide  den  Bischof;  die  populäre  Form  obfS2)o{a) 
bedeutet  aber  nebenher  noch  einen  Bischofshut,  und  weiter,  zum 
ersten  einen  Verbrecher  dem  man  eine  hohe  papierene  ^lütze 
(Hischofsmütze)  aufsetzte,  zum  zweiten  ein  Seeungeheucr,  ein  neues 


J7«» 

Mitglied  (Irr  iiiitt  isc'cihclHii  Kinlic  Aul»»  und  acui/olio, 
ttvhol  II ml  Iri/olin^  nthol  und  atrifolio  bezeichnen  ein  und  die- 
selbe rtlunze,  elx'nso  Itizmuja  und  pafitinaca ;  ajcdrca  und  sa- 
furn/a;  rodiso  und  citiso;  dlnntro  culnntro  und  coriandro;  (jl- 
rojlc  und  (cuiofUo,  inchro  und  juvijurh;  rodoüo  und  ridonio; 
f/urvion  und  cuforbio;  alhostifju  alforifjo  und  pistacio.  Hei  ihrer 
\  erhält nissniüssi;^  seltenen  Verwendung  in  der  Schriftsprache,  ver- 
bunden mit  den  ungenauen  Angaben  der  Wörterbücher  und  bei 
dem  Wechsel  und  Schwanken  gerade  in  Bedeutung  und  Gestalt 
der  i'tlanzcnniuiien,  liisst  sich  auch  dies  nicht  einmal  mit  I3e- 
stininitheit  aussagen.  Wie  doin  aber  auch  sei,  ihre  Verwen- 
dung ist  eine  doppelte  und  in  ziemlich  feste  (irenzen  gebannte, 
kaum  greift  eine  dieser  Formen  in  das  der  andern  zugewiesene 
(iebiet  liinüber.  Die  im  Volksmunde  stark  verletzten  und  zer- 
setzten Namen  benutzen  Landleute  und  Gärtner,  die  latinlsirenden 
nur  die  Botaniker.  Spricht  der  erstere  den  Namen  accho  aus, 
so  denkt  er  an  die  undurchdringlichen  Hecken  von  ledernen 
starren  dornigen  Blättern  mit  rüthlichen  Beeren,  welche  seine 
Gärten  umgeben;  spricht  er  von  cilmitro ,  so  denkt  er  an  das 
aromatische  Kraut  dessen  Früchte  er  sammelt  und  zum  Apotheker 
oder  Conditor  bringt  um  sie  überzuckert  als  Aniskörnchen  ein- 
zuhandeln. Spricht  der  Botaniker  von  aciüfoUo  oder  coriandro, 
so  denkt  er  an  Ordnung  so  und  so,  Klasse  so  und  so  des  Linn6'- 
schen  oder  des  natürlichen  Systems.  Zwei  verschiedene  An- 
schauungen werden  mit  verschiedenen  Wörtern  gedeckt:  warum 
sollten  sie  den  Namen  Scheideformen  nicht  verdienen?  In 
ähnlicher  Weise  werden  viele  Eigennamen  —  Personennamen  — 
verschiedentlich  verwendet;  eine  festere  treuere  Form  wird  in 
allen  acten-  und  statutenmässigen  Verordnungen  als  Tauf-  oder 
als  Heiligennamen  verbrieft  und  versiegelt,  also  unverletzlich 
aufbewahrt;  das  Volk  und  die  Familie  aber  verkürzten  und  er- 
weichten die  Namen  ihrer  Lieblinge.  So  steht  6'//,  der  Bauer, 
neben  dem  Heiligen  Egidio  =  Aegidius,  Mingo  neben  Domingo 
r=  Bominicus.  —  Mit  den  unveränderten  Taufnamen  stehen  auf 
einer  Stufe  die  Familiennamen,  welche  sich  von  Geschlecht  zu 
Geschlecht  unverändert  fortpflanzen,  also  eine  altertümliche  Form 
in  die  neuesten  Zeiten  hineintragen.  Liegt  ihnen  ein  Appella- 
tivum  zu  Grunde,  so  werden  diesem  die  Umformungen   nicht  er- 


171 

spart  denen  jene  entgehen:  so  steht  Lope  d.  i.  liipus  neben  loho;  Mo- 
uüf/o  neben  movje.  Wenn  in  umgekehrter  Entwickelungsreihe 
Eigennamen,  welche  einem  typisch  gewordenen  Character  anhaf- 
teten nun  Appellativa  werden  und  jeden  bezeichnen  dem  der- 
selbe Charakter  eigen  ist,  so  ist  das  Verhältniss  das  gleiche:  die 
Eigennamen  bleiben  unverändert,  die  Appelativa  nicht;  so  scheint 
2oa?/o  Bauer,  von  dem  alten  Fclagio  Felagius  zu  stammen,  so 
möchte  auch  tosco  das  jetzt  rauh,  plump  und  grob  im  schlechten 
Sinne  bezeichnet,  das  aber  der  Katalane  Jaiime  Fchrcr  (Strophe 
97)  noch  im  guten  Sinne  als  tapfer  kernig  gebraucht  ,,(/ent  va- 
lenta  e  tosca^\  vom  deutsch  ^^tuisc^^  herzuleiten  sein.  Denn  dass 
Appellativa  von  Personennamen  {ladre  Lazaro)  oder  Yölkernamen 
oder  aus  Städtenamen  herkommen,  ist  durchaus  nichts  seltenes. 
Stoffe  und  fertige  Kleidungsstücke  besonders  werden  nach  ihren 
Erfindern  oder  dem  Orte  ihrer  Fabrication  benannt.  Gante  und 
Gnentc;  galdre  und  Gttcldre;  corbata  und  Croata^  orlan  und  Or- 
leans bilden  solche  Scheidepaare. 

So  oft  nun  solche  Fälle  eintreten,  haben  wir  es  mit  Scheide- 
formen, nicht  mit  Doppelformen  zu  tun  und  ich  nehme  sie 
darunter  auf;  von  doppelt  vorhandenen  Eigennamen  nur  einige 
Probebeispiele,  von  solchen  aber  die  aus  Eigennamen  zu  Sach- 
namen geworden  sind  und  dabei  ihre  Form  verändert  haben, 
führe  ich  alle  mir  bekannten  an. 

Herr  Brächet  tut  es  nicht.  Und  doch  hält  auch  er  die  von 
ihm  gegebene  engere  Definition  eines  doublet  nicht  fest:  ich  kann 
nicht  finden,  dass  er  was  seine  Theorie  lehrt  nun  auch  ganz 
exact  praktisch  durchgeführt  hätte.  Denn  wie  scheiden  sich  an- 
t'ienne  und  antlplione  in  ihrer  Bedeutung  von  einander?  Was 
bedeutet  triaqiie  anderes  als  thcriaque?  plan  als  2^^alane?  beton 
als  bitume?  Jiors  als  fors?  etique  als  hectique?  charogne  als  ca- 
carogne?  calandre  als  cylindre?  amandc  als  amt/gdale? 
lai  als  la'ique?  Ein  eigentlicher  Bedeutungsunterschied  — 
scns  distinct  et  special  —  ist  bei  diesen  und  vielen  anderen 
nicht  da,  höchstens  ein  Unterschied  in  der  Verwendung, 
in  der  Weite  oder  Enge  des  Begriffskreises  den  sie  ausfüllen. 
Doyenne  und  dccanat  bezeichnen  beide  das  Dekanat,  die 
Dekanwürde:  dignitc  de  dogen;  dogennc  kann  aber  ausser- 
dem    noch     die     Wohnung     des     Dekans     bezeichnen     und     ist 


17J 

fmuT  iiul  ciiiiK'-  llinicnsortfii  Ubertnigeii ,  weshalb  vermag  ich 
iii(  lil  /\i  sagen.  iUrrhv  und  ipiscopat  bezeicrlinen  beide  die 
lJis(!lw)l's\vai«I(',  (liffnilc  iVtveque;  das  cwtere  kann  ausserdem  Ic 
fcni/oirc  soutnis  ä  Vtic(juc  sein.  Cnror/nc  wird  nur  im  wirk- 
licIuMi,  (liftrof/nc  im  fi-^MlrlicIien  Sinne  gebraucht;  hectiqtte  mag 
nur  der  McMliciiicr  oder  dieser  wenigstens  mehr  als  andere  Sterb- 
li(^lie  im  .Munde  fülircn;  calundre  ist  nur  die  Rolle  zum  Glätten 
der  Wäsche,  rifUnch'cs  sind  andere  Rollen  aller  Art.  Weit, 
\\eitest  entfernt  davon  \\(>\\\\  Brächet  einen  Vorwurf  daraus  zu 
machen,  suche  ich  nur,  etwas  vorsichtiger  und  üngstlicher,  einer 
falschen  zu  engen  Auffassung  des  Bedeutungsunterschiedes  vor- 
zubeugen und  sage  darum  kurz  wie  ich  ihn  auffasse  und  dass 
ich  meine  Erklärung  des  Wortes  Scheideform  lieber  dahin  ver- 
schärfen möchte,  dass  Scheideformen  alle  diejenigen  in  dem  jetzigen 
Sprachzustande  zwei  oder  drei  oder  mehrere  Mal  vorhandenen  Worte 
sind,  denen  ein  gemeinsames  Etymon  zu  Gmnde  liegt,  also  auch  ur- 
sprünglich gemeinsamer  Sinn,  die  aber  ihre  Form  und  ihre  Be- 
deutung oder  Verwendung  nacli  verschiedenen  Richtungen 
hin  entwickelten,  so  dass  jetzt  ihre  Gestalten  und  ihre  Bedeu- 
tungen oder  Verwendungen  von  einander  abweichen. 

Die  nunmehr  nachfolgenden  Listen  enthalten  sämmtliche  mir 
bekannte  Scheideformen  der  spanischen  Sprache.  Es  sind  wenn  nur 
die  Zahl  der  Etyma  gerechnet  wird  gegen  1700,  wenn  ihre  zwei  drei- 
oder  vierfachen  Vertreter  gezählt  werden  gegen  4000.  Sie  zeigen 
also,  dass  das  Spanische  das  ihm  vom  Lateinischen,  Deutschen 
und  Arabischen  überbrachte  Wortkapital  tüchtig  gemehit  hat. 
1700  lateinische  Worte  haben  sich,  ohne  irgend  welche  äusseren 
Zutaten  und  Erweiterungen  durch  Zusammensetzung  oder  An- 
fügung von  Vor-  oder  Endsilben,  zu  4000  vervielfältigt.  Aus 
dem  Lateinischen  sind  durch  Ä[icJid  Brcal  nur  63  Scheideformen 
nachgewiesen  und  sollten  sich  selbst  noch  manche  hinzufinden, 
so  hat  dennoch  die  „reiche'*  lateinische  Sprache  wohl  kaum  das 
hier  gekennzeichnete  Bereicherungsmittel  so  kraftvoll  und  ener- 
gisch verwendet  wie  die  „arme"  spanische  Sprache,  oder  wie  die 
armen  romanischen  Sprachen. 

Denn  aus  dem  Französischen  hat  Herr  Brächet  auch  schon 
1100  Beispiele  gesammelt;  615  sichere  Etyma  habe  ich  heraus- 
gezählt.    Im  Anhange  aber  füge  ich  noch  700 — 800  neue  hinzu, 


173 

oline  weitere  P^rläuteriingen  weil  sie  zumeist  aus  Diez',  Littr(^'s  und 
Schelcr's  etymologischen  Werken  gezogen  sind. 

Aus  demPortugies.  liatllerryl.  Codlto — liomania  11,  p. 281 — 94 
Formcs  divergentes  demots  poriugais  —  282  doppelt  oder  mehrfach 
vertretene  lateinische  Etyma  gesammelt,  die  zusammen  578  Scheide- 
formen ergeben,  ich  füge  305  neue  hinzu.  Bei  beiden  Nachträgen 
wende  ich  der  l^equemlichkeit  halber,  und  um  einen  zweiten  In- 
dex zu  sparen  die  alphabetische  Ueilienfolgc  an,  deren  einzelne 
Glieder  in  die  von  beiden  Verfassern  aufgestellten  Kategorieen  mit 
Leichtigkeit  einzuordnen  sind.  Das  in  solchen  Arbeiten  fast  un- 
mögliche Lob  der  Vollständigkeit  beanspruchen  weder  diese  fran- 
zösischen und  portugiesischen,  noch  auch  die  spanischen  Listen. 

Die  italienischen  lasse  ich  darum  ganz  bei  Seite  weil  die 
liivista  dl  Filologia  Ixomanza  ein  Studio  sulle  dittologic  o 
forme  dox:)pie  dclla  tingua  italiana  verheisst.  Nach  allem  aber 
was  ich  daraus  zusammengestellt  habe,  scheint  die  italienische 
Ernte  die  wenigst  ergiebige  zu  sein,  wohl  weil  die  italienische 
Sprache  diejenige  unter  den  romanischen  ist,  welche  die  Haupt- 
charakterzüge  der  Muttersprache  am  treuesten  bewahrt  hat,  weil  ihr 
durch  ihre  Vorliebe  für  Troparoxytona  eine  der  Ilaupiklassen  der 
französischen,  portugiesischen  und  spanischen  Scheideformen  fast 
ganz  entging.  Doch  kann  ich  mich  leicht  darin  irren.  Irrt  ja  auch 
der  Meister  wenn  er  glaubt  keine  der  romanischen  Sprachen  sei 
dazu  geeignet  so  reichliche  Resultate  zu  liefern  wie  Herr  Brachcfs 
t reifliche  Monographie  sie  liefert.  Und  doch  bot  diesem  das 
Französische  beim  ersten  und  zweiten  Sichelschnitt  nur  eine  Garbo 
von  elf  hundert  Aehren,  mir  das  Spanische  beim  ersten  eine  von 
beinahe  viertausend. 


Ich  zweifle  nicht  daran,  dass  Herrn  Brächet'^  oft  erwähnte 
Arbeit  der  ich  die  Idee,  die  Anregung  und  den  ersten  Plan  zu 
dieser  Zusammenstellung  verdanke,  und  deren  Priorität  allein 
ich  es  auch  danken  muss,  wenn  ich  einige  Schwächen  und  Lücken, 
die  einer  ersten  Anordnung  wie  der  seinen  fast  immer  anhaften, 
vermeiden  und  ausfüllen,  und  manchmal,  entweder  von  ihm  selbst 
oder  von  seinen  Kritikern  oder  von  mir  aufgedeckte  Incorrect- 
heitcn  und  Fehler  verbessern  und  umgehen  konnte,  ich  zweifle 
nicht  daran,  dass  sein  Didionnaire  des  iJouhlcis  ou  douhlcs 
formes  de  la  longue  francaise  als  das  Muster  nach  dem  ich 
gearbeitet  habe,  einem  Jeden  der  die  spanischen  Scheideformen 
kritisiren  will,  zu  gleicher  Zeit  den  Massstab  abgeben  wird  mit 
dem  er  diese  meine  Nachahmung  misst.  Ein  jeder  aber  der 
Copie  und  Original  mit  einander  vergleicht,  wird  leicht,  und 
sicherlich  ohne  Tadel,  ersehen  dass  und  in  wie  bedeutender 
Weite  ich  mich  oft  von  meinem  Vorbilde  entfernt  habe;  das 
Warum  aber,  das  ich  im  Vorstehenden  erst  für  zwei  oder  drei 
Hauptpunkte  angegeben  habe,  ist  nicht  überall  ebenso  leicht  zu 
erkennen,  wesshalb  ich  es  hier  zur  Aufklärung,  und  wenn  es 
nöthig  sein  sollte  zur  Rechtfertigung,  selbst  auseinandersetze, 
kurz,  jedoch  genau  und  getreu  angebend  was  und  aus  welchem 
Anlass  ich  an  Herrn  Brachefs  Plan  geändert  liätte,  und  an 
meiner  Nachbildung  desselben  wirklich  geändert   habe. 

Erstens:  Dass  und  warum  ich  von  Sc  beide  formen  und 
nicht  von  Doppel  formen  spreche,  ward  oben  gesagt.   (S.  p.  166). 

Zweitens:  Auch  dass  und  warum  ich  die  Klasse  der  i)0- 
pulären  Scheideformen  für  die  eigentliche  und  wichtigste  halte 
und  demgemäss  an  die  erste  Stelle  setze,  bedarf  keiner  weiteren 
Erläuterung  (S.  p.  159). 


170 

I)riM(  11^  I>ass  ich  die  Möi^'liclikcit  ursprünglicher  Meii- 
titiU  zweier  jetzt  unterscliiedeiier  Kornieii,  oder  ihr  Hervorgehen 
aus  den  OopiM'lloniien,  ihr  I'enihen  auf  denselben  (S.  p.  42  ff.) 
durch  AulVüliiuiiK  von  l5cispi«l^fornien  erst  noch  zu  beweisen 
suche,  limh'l  darin  sein  Motiv,  das»  die  spanischen  Lautgesetze 
noch  niclil  so  hcKannt  und  durchforscht  sind  wie  die  französi- 
schen, dass  also  mancher  au  dieser  oder  jener  Scheidefonn  An- 
stoss  nehmen  luöclife,  wenn  nicht  die  Authenticität  des  an  ihr 
Anstoss  erre^M'inh'U  Lautwandels  durch  andere  Beispiele  nach- 
gewiesen würde.  Herr  JlKuhct  brauchte  niclit  mehr  zu  beweisen, 
dass  fht/rsum  Iran,  dass  polypus  picuirc^  dass  dcliratus  düie 
werden  durfte.  Dass  jedoch  mcntiru  und  mcvtida,  madrja  un<l 
gucdcja^  harj/a  und  zarpa,  dass  (djitr  und  affuero  eins  sein 
können,  glaubt  ohne  Weiteres  noch  Niemand.  Es  bedarf  noch 
nnbezwcifelbarer  Zeugenaussagen  um  solchen  Etymologien  Glauben 
zu  verschafien.  Um  aber  nicht  ohne  Not  den  Stoff  unverhältniss- 
mässig  anwachsen  zu  lassen  lasse  ich  namentlich  wo  es  sich  um 
schon  bekanntere  Facta  handelt  nur  einige  der  vielen  stimm- 
fähigen Zeugen  auftreten.  Auch  möchte  ich  an  dieser  Stelle  den 
zahllosen  etymologischen  Streitfragen  noch  aus  dem  Wege  gehen 
die  sich  an  den  grössten  Teil  der  auffidirbaren  Worte  knüpfen 
würden. 

Viertens:  Sind  douUcts  wirklich  doiilles  derications  d'un 
memc  mot  avec  des  sens  distincts  ff  specianx ,  und  Herr 
Brächet  will  es  ja  so,  so  müssen  manche  Fonnen  als  diesem  Er- 
forderniss  zwiefacher  Bedeutung  nicht  entsprechend  aus  seinen 
Eisten  gestrichen  werden.  Wie  ich  mich  hierzu  verhalte,  und 
dass  ich  überall  da  wo  eine  gelehrte  einer  populären  Form  ge- 
genübersteht beide,  wenn  auch  nicht  durch  ihren  Inhalt  so  doch 
(hircli  ihre  Verwendung  als  geschieden  betrachte  und  Scheide- 
formen nenne,  hierin  mit  Herrn  Brachei's  und  auch  Herrn  CoeUio's 
Verfahren  übereinstimmend,  auch  das  ward  schon  hinlänglich  er- 
örtert (S.  p.  168 — 72).  Ich  frage  also  nicht  mehr  wie  verhalten 
sich  (wtiennc  zu  antiphone?  eveche  zu  episcopat?  dof/evne  zu 
deeanat?  awande  zu  amygdaJe?  triaque  zu  then'afjite?  pAa.n  zu 
platanc?  beton  zu  hitnme?  efique  zu  hectiquc?  Ich  frage  aber 
noch  wie  unterscheidet  sich  z.  B.  garcnne  von  lareune?  sercelle 
von  sarceUe?  seche  von  seiche?  grincer  von  grhichey?  denn  hier 


177 

steht  nicht  eine  volkstümliche  einer  gelehrten  l^ildung  gegenüber; 
hier  stellen  zwei  volkstümliche  Bildungen  neben  einander  mit 
gleichen  Functionen  und  gleichem  Wirkungskreise.  Icli  frage  wie 
unterscheiden  diese  sicli  von  dem  was  Brachcf  selbst  (p.  lo) 
simples  Varietes  orthographiqncs  nennt?  von  dem  was  ich  \).  40 
als  solche  d.  h.  als  Doppelfornien  bezeichnete'?  Jene  erstgenannten 
hatten  zwar  auch  einige  gemeinsame  Eigenschaften,  jfdoch  auch 
einige  Verschiedenheiten;  wo  aber  steckt  bei  diesen  irgend  welche 
Verschiedenheit?  Doch  eben  nur  in  der  Orthographie.  Und 
ferner  frage  ich,  Avie  verhält  sich  taire  zu  taisir?  ordre  zu  ar- 
cloir?  querre  zu  querir?  palpre  zu  paupiere?  )ncnois  zu  nie- 
nisqtie?  entait  zu  intact?  so^ief  zu  suate?  deu[/e  zu  delie'^  Wie 
verhalten  sich  die  42  altfranzösischen  Formen,  welche  Herr 
Brächet  in  den  Text  des  zweiten  Teiles  verwebt  hat  *  zu  dem 
was  er  ausdrücklich  I  9  hervorhebt:  dass  er  nämlich  nur  modern 
französisches  anerkennen  \\'\\\.  Selbst  den  Fall  gesetzt,  sie  hätten 
im  Altfranzösischen  etwas  anderes  bedeutet  als  ihre  neufranzö- 
sischen Vertreter  heute  bedeuten,  ist  es  doch  nicht  statthaft 
Worte  die  nicht  Zeitgenossen  sind  als  Scheideformen,  als  Resultat 
des  Differenzirungstriebes  anzusehen.  Zusammen  aber  haben  jene 
nie  gelebt  ,,?7s  n'oiit  point  coexiste  dans  la  hmgne^';  die  modernen 
ihnen  entsprechenden  Volksbildungen  sind  Fortentwickelungen 
(nugcr  z.  B.  aus  navier)^  die  gelehrten  Neulinge  Vertreter,  beide 
aber  Verdränger  und  Ersatzsteller  jener  alten  Formen,  darum 
aber  auch  zumeist  ein  genauer  Ersatz  auch  ihrer  Bedeutung.  Jener 
Fall  anderen  Inhalts  trift't  bei  den  wenigsten  zu;  höchstens  haben 
die  modernen  ihn,  wie  die  alten  bei  Weiterexistenz  auch  getan 
hätten,  etwas  erweitert:  selbst  als  Zeitgenossen  ständen  sie  also 
zu  einander  nur  in  dem  Verhältniss  in  welchem  antiennc  zu  au- 
tiphonc,  b€to)i  zu  hiitime,  dotjenne  zu  decanat  stehen;  ohne  dies 
aber  sind  sie  weit  selbst  von  diesen  unvollkommensten  Scheide- 
formen entfernt.  Und  dass  keine  Specialbezeichnun.g  für  die 
Doppelformon  zur  Trennung  von  den  Scheideformen  für  Herrn 
Brächet  existirt,  dass  beide  ihm  doullets  sind,  rächt  sich  hier: 
was  im   ersten  Teile   nur   in  den  Anmerkungen   und  als   mit  den 


'  Icli  bezeichne  der  Kürze  wegen  das  Dictionnaire  als  ersten,  das 
Supplement  (Paris  71)  als  zweiten  Teil  oder  dies  als  II.  jenes  als  I. 

C.    MlCHAfilJ!^.  1  o 


178 

im  I'cvk;  stolu'iMlt'M  Duplicatcii  durchaus  nicht  gleichartig  an  alt- 
französischen  i'optilarforiiicn  verzeichnet  war,  ^eht  weil  e«  dort 
j.'i  (IouIjUIs  hie-s,  im  zweiten  Teil  ruhi^  unter  die  Textdouhletten 
llber.  Anmerkun^'cn  wie  sie  ]  p.  i;i — M:  \\;  rind  IH  htehen. 
liessc  man  sich,  die  ungenaue  ('onfrontirun;(  \on  Icrtatr /artcttr 
iiikI  //frr  jnifir  (als  dessen  Ktymon  natürlich  nur  in  Folge  eine« 
Dnulvfelilers  /(tdotrm  statt  factor  angesetzt  ist)  sehr  gerne,  be- 
sonders in  erweiterter,  mö«,dichst  vollstänfliger  Sammlung  ge- 
fallen; es  ist  Inulist  interessant  dem  (Irunde  des  Ahsterbens  so 
überaus  vieler  altfranzüsischer  Topularbildungen  nachzuspüren: 
nur  dass  sie  im  Sui)pleniente  in  den  Text  erhoben  u:i<l  unter 
«lie  Donblets  gereiht  sind,  dass  in  Folge  davon  z.  H.  anii  und 
<intij\  zwei  verlorene  altfranzösische  Formen,  mit  andque,  also 
mit  einer  bestehenden  neufranzösischen  Form,  unter  den  formes 
triplcs,  also  als  dreifach  gespaltenes  aniiquus  figuriren,  kann  ich 
weder  billigen  noch  nachalimen.  Meiner  Ansicht  nach  mü.ssten 
aus  diesem  Grunde  von  den  dreifach  vertretenen  I)oubb.'ts  die 
folgenden  zehn  auf  zweifach  vertretene  reducirt  werden:  aqun- 
iivus  cifitara  comnmnicare  canonicus  custoäem  deUcutus  facticius 
mansns  nacigare  Spiritus  und  folgende  32  sind  überhaupt  gänz- 
lich zu  streichen:  antiquns  scholasticus  arscnicum  ludilia  ßatula 
(/landida  origincm  orhita  temds  ndcersarius  rogaiiones  avarus 
suavis  intacfus  imperairiccm  meniscus  tacere  lucere  nocere  ar- 
dere  movere  licerc  mancrc  jjalpehra  cicer  deexrationare  ciconia 
quaercre  rememorare  radicem  fremere.  Ich  also  nehme  von  alt- 
spanischen Doublettenhälften  wie  hlago  und  mege  es  z.  B.  sein 
würden,  das  ersere  gar  nicht,  das  letztere  nur  darum  auf  weil  es 
sich  doch   als  Familienname  erhalten  hat. 

Fünftens:  Sind  ferner  donblets  wirklich  und  durchaus  ein 
und  demselben  Worte  entsprossen,  und  auch  das  verlangt 
Herr  Brächet  mehrmals  ausdrücklich  TI  9  deriiations  dun  ttieme 
mot;  originc  idcntique),  so  müssen  manche  andere  Formen  als  diesem 
Erforderniss  eines  vollkommen  gleichen  Etymons  nicht  entspre- 
chend gestrichen  werden.  Wenn  colatile  und  loJaille^  aninial 
und  aumaille,  ancetre  und  antecesseur  nicht  berechtigt  sind 
doublcts  zu  heissen,  weil  den  erstgenannten  die  Singulare  lola- 
tilis  und  animal  und  der  Nominativ  antecessor,  den  letztgenannten 
dagegen  die   FluraJia  colatilia   und  animalia  und  der  Accusativ 


179 

untccessorcm  zu  Grunde  liegen  (I  9),  so  müssen  selbstverständlich 
auch  die  mit  „Bestes  de  Vaiicienne  declinaison'-^  überschriebenen 
Taragraplien  I  30  und  II  10  ohne  Weiteres  weichen.  Auch  das 
giebt  lliMT  Brächet  zu,  denn  er  sagt  II  31  von  maire  majeiir 
f)windre  mineur  ^  sire  seigneiir  etc.  „ils  ne  forment  point  de 
douhlets  veritahles^'.  Wozu  aber  dann  (114  Anm.)  faeteur  und 
faiire,  lecteur  und  litre  Doublets  nennen,  wozu  trotzdem  wenige 
Zeilen  später  pätre  ausdrücklich  als  mit  pasteur  dem  Ursprünge 
nach  nicht  identisch  bezeichnen,  sie  p.  31  aber  dennoch  wieder 
einander  gegenüberstellen?  wozu  komme  und  üh,  und  noch  dazu 
nicht  einmal  an  der  rechten  Stelle  die  doch  unter  jenen  Decli- 
nationsresten  gewesen  wäre  (auf  p.  34),  unter  den  formations 
inconmies  aufzählen?  wozu  II  13  vase  und  gazon  die  sich  ganz 
wie  hmt  und  halcon  aus  ahd.  Nom.  und  Acc.  entwickelten,  auf- 
führen? wozu  maire  und  iiiajor,  das  doch  wohl  wie  mojcur  ans 
majorem  stamrrt,  auf  p.  15  erwähnen?  Erwähnung  freilich 
verdienen  sie  unbedingt;  nur  Einordnung  und  Zahlwert  durfte 
ihnen  eben  so  wenig  wie  aneetre  und  antccesseur ,  und  eben  so 
wenig  wie  den  afr.  Formen  zu  Teil  werden.  Ich  gönne  ihnen 
den  Platz  nicht,  den  auch  Herr  Coelho  ihnen  einräumt:  sonst 
würde  die  Zahl  spanischer  Wörter  in  denen  ungleichsilbige  Sub- 
stantive dritter  lateinischer  Declination  verschiedenartige  Ver- 
treter ihrer  Nominative  und  Accusative  hinterlassen  haben,  die 
Summe  der  Scheideformen  bedeutend  vermehren  können :  Zu  ihnen 
gehörten  lierren  und  farrago;  pelamhrc  und  pclawen;  lioramhre 
und  foramen;  cvjamhrc  und  examcn;  atlanle  und  atlas;  ariete 
und  arics ;  jiride  und  iris ;  virtud  und  virto;  preste  und  ^;re.s- 
hitcro;  miichednmhre  und  midtitiid;  fortidiimbre  und  fort/iud ; 
giga^ife,  joyan  und  gigas;  genero  und  geno;  dracon  und  drago; 
hucsped  und  hoste  (veraltet);  prenda  und  pcfio;  daeion  und  dacio; 
pref acion  uwd  prefaeio;  destrozo  und  d est niccio7i:  hoUhi  und ßdf'go  ; 
calhia  und  caligo;  indiee  und  index]  ördev  und  ordo;  tizon  tizne  und 
tizo;  vierven  und  verme;  virgen  und  virgo;  serpievte  und  sicrpe;  gerro 
und  error;  duclo  und  dolor;  crema  und  c/rwor,  und  das  deutsche  halco 
halcon.  —  Eben  so  wenig  wie  anmaille  animal;  tolaille  volutilc 
dürfen  aber  auch  z.  B.  hras  d.  i.  hrachium  und  brasse  d.  i.  hrachia  als 
Doublets  mitzählen.  Im  Spanischen  lasse  ich  darum  weder  alimana 
und  ariimal;  noch  pohora  und  polco;  noch  duena  do)i((  und  don 

1-2* 


1^0 

iKX'li   hif/orniii    iiikI    hiffumi    (wcIrIwH    Ict/tfif'   II^TT  Coelho  gi-lten 
lUsst)  ])rst('lK'ij  <l.  li.   ich  l.isvc  kfino  Formen  bestellen  derfn  fiiifr 

<iii   Sin^Milar,  dritii   aii(lfr«i-  <iii    l'liiral   /u   rjiiind«'  Iir*^?f 

l'inl  ('))fMiso  \v<'nif<  kann  i<li  iriicli  «lariii  mit  llfnii  lixtihtl 
f'inv(i-sl;ni(U'n  (Mlvliircii,  dass  pou  und  jedirulc  (I  IH}  Doublet«*, 
Sprössliii^^'c  (Ic^  «'iiicii  bci^'cset/tfn  Ktynioiifj  ppdundum  genannt 
werden  dflrfcii,  dass  jxnpdillot  und  jtnviUon  und  pajtilfoH  (11  2 
lind  II)  von  cincni  (irnndwoi-f  pfj)nlioucn\:  filou  m\\  ßUitcur 
n\\{\  ßhur  \<)\\  (ilfiforem  (11  1  n.  11):  porttur  und  porteux  von 
jxtriatorcm;  fanchcur  und  fauc/ieux  von /a/ca/orew  kommen;  ^ri- 
hclrur  und  gahclonx,  lioJonucur  und  vinhmnrux  Zwillinge  sind: 
nocli  darin  dass  ccroncUc  und  srrofvle  einen  identisclien  I'rsprang 
{scrophuJd  I  11>)  haben;  nocli  darin  dass  hoiifpp  und  Hovfjrü^ 
hermine  und  Armhiic  (II  13)  je  Doublets  sein  könnten.  Pot< 
d.  li.  pcducnlum  und  pvüicule  d.  h.  pedicxdum  haben  niclit  mehr 
und  nicht  weniger  Anrecht  darauf  als  Zweieinigkeit  aafgefasst 
zu  werden,  als  z.  B.  vriUt  d.  h.  leniculum  und  vcrrou  d.  b. 
crrnicuJum,  Formen  die  Brächet  nur  im  Texte  des  ersten  Teiles 
anerkennt,  in  der  Anmerkung  dazu  für  eigentlich  uneins  (p.  32 
A.  4)  nnd  ini  zweiten  Teile  (p.  11)  für  unvereinbar  proklamirt, 
freilich  in  einer  Form  die  es  einem  nicht  im  Superlativ  auf- 
merksamen Leser  unmöglich  macht  zu  verspüren  dass  es  sich 
hier  um  die  Correction  eines  im  ersten  Bande  gemacliten  Ver- 
sehens handelt.  Herr  Brächet  sagt  nur  ..on  nc  pjfid  joindrc 
vcrrou  de  cerruculnm  avec  vrüJc  de  vcricla,'"  Und  die  übrigen 
oben  genannten  Formen  stehen  mit  nicht  grösserem  Anrecht  unter 
den  Doublets  als  z.  B.  courhure  und  courbaturc;  chantre  und 
chanteur;  muguct  und  musccit;  prctrc  und  presbi/terc ;  cotsier 
und  ccnsitairc;  croissanf  und  crescendo,  die  im  zweiten  Teile 
von  Rechts  wegen  ihrer  ihnen  früher  zugewiesenen  Functionen 
wieder  enthoben  werden.  Denn  Herr  Brächet  stimmt  in  Aner- 
kennung des  Gesetzes  vollkommen  mit  mir  überein,  dass  im 
allergeringsten  verschiedenartig  suffigirte  "VN'örter,  gleichviel  ob 
beide  Beproductionen  lateinischer  Vorbilder  sind,  wie  vritle  verrou; 
pou  pedicule;  prefre  preslyterc,  oder  ob  eines  oder  die  einen,  wie 
mnscat;  paviUon  papiUon  directe  Nachkommen  solcher  sind 
(muscation  papilionew)  während  das  zweite  oder  dritte,  wie 
miipuet  und  parpaiUot   durch  Abstraction   des  Stammes  und  An- 


181 

füguiig   einer    neuen    die    ßedeutung-    nioditicirendeii    Kiidung    auf 
französisclieni  Boden    erst  entstanden,    nicht  Doublets    sind   und 
dass    auch    ein  zwei  Mal  gleichartig    sufßgirtes  Wort,    wenn    nur 
das   eine   Mal    die   Bildung    auf    lat.,    das    zweite    Mal    aber   auf 
romanischem   Boden    vor   sich  ging,    es    nicht   sein    kann.     Und 
ich  handle  durchaus  in  seinem  Sinne,    wenn  ich   die  obigen  Bei- 
spiele   verschiedentlich     suffigirter    Worte    streiche    und    weiter, 
seinem   richtigen   Vorgänge   gemäss,     auch    comlle    cumul;    dette 
dehit;  decor  decorum;  Idheitr   lahour    zu  entfernen,  weil  nur  die 
erstgenannten   Nachbildungen    lat.    Vorbilder,    die    letztgenannten 
aber  frei  französische  Abzichungen  des  Substantivs  aus  den  ent- 
sprechenden Infinitiven  sind;  affcnnerafßrhier weil  nur  dieses  das  lat. 
affermare  repräsentirt,  jenes  aber  selbständig  \onfermc  abgeleitet 
wurde,  ferner  c7/a//?ow  chignoii  weil  nur  dieses  Vertreter  von  catenioncm., 
jenes  aber  eine  neufrz.  Augmentati vbildung  von  cJiaine  ist;  ferner 
dixieme  und  decimc  weil  nur  dieses  auf  decimus  basirt  jenes  aber  von 
f7/.r  derivirt  ward,  —  wenn  ich  diesem  richtigen  Vorgange  folgend  auch 
a?(/lo)i  als  frz.  Derivat  von  aiple  nicht  mit  dem  wirklich  h/.Aat.a(p(ilo}i 
gleichsetze,    nicht   ccorcer   mit   ccorchcr   da   nur   dieses   dem    lat. 
ea:corf/6'«re  entspricht,  jenes  aber  von  ecorce  herrührt  und  wenn  ich 
auch  aus  meinen  spanischen  Listen  Duplicate  beider  hier  erwähnten 
Arten    verbanne;    einerseits    weder   calumhrc    und    callna    d.   h. 
ialuginem  und  caliginem ;  noch  panojo  und  'panicnlo  d.  h.  ixinn- 
aduni    und   x)aniculiim;    noch    manojq    manopla    und    manipulo 
d.  h.    mano2mliim   und    mnniindum ;    andererseits    weder    agnjon 
und  aguijon  d.  h.  weder  ein  spanisches  augmentirtes   agnja  d.  i. 
acucula  und  ein  dem  spätlateinischen  acicidionem  entsprechendes 
d.  h.    ein   augmentirtes   acictda;   noch   vencejo   und  vincido  d.  h. 
vincicidum  und  iinculum  als  ein  Paar  anerkenne.     Von  hier  bis 
zur  Einfügung   nicht   nur   von  Wort-   sondern   auch   von    blossen 
Stannnvarianten   wäre  der  Sprung   nicht   sehr   gross:    stellt  Herr 
Brächet  chamada   (pg.)   und   rcdamcc   zusammen,   so    dürfen  sj). 
£urcir  und  rcsarcir;    rolle  und   zuridlo    (snh-rohdiou)    eingefügt 
werden;  so  gut  wie  victnaillc  und  litaülc,  das  nur  in  racitaillcr 
existirt   dürften   trigo   und    tritir .  .  .   das   nur    in    triticco  existirt, 
horccfs   und  borra^ca ,   tili...   und  ccja   etc.  etc.  Geltung   haben. 
Dass  aber  nur  volle  Wortdoubletten,  Stammdoubletten  selbst  ohne 
Ausnahmestellung  deutscher  Wurzeln    nicht  in  meiner  Arbeit  be- 


182 

rücksicliti^t  wrnicM  s.)ll(ii,  steht  hnn-il«  irii  vorangef^angeuen 
Texte  auf  Seite  Ol.  lüii  Vergleich  aller  durch  Iliiiicutritt  vcr- 
Bcliiedencr  \ Or-  iiml  liinlsilben  verschieden  gestalteter  Vertreter 
eines  St  am  in  es  wiirc  (in  crgehnissrciches  Studium  eigener 
Art,  jedoch  mehr  ein  lUsume  der  notwendigen  Lautresultate 
aneinjindcrstossciidcr  I,ant(f)inidexe  al«  ein  KeKume  der  Resultate 
des  freien  Ditt'erenzirungstriehes  wie  diese  Arbeit  es  geben  ^^ill 
Daln  1    l)leil)t   es,  so  nahe  es  auch  angrenzt,  hier  ungetan. 

Noch  weni^'ei-  al>  in  ;illen  bisher  erwUhnten  Punkten  teile  ich 
Herrn  /hfuhrfs  Ansiclit  darin  dass  recuci  II  i  und  rrcoUet  (l  22)  von 
rcroUcctus  ausj^ehen.  Curilli  ist  eine  Neubildung  durch  Analogie, 
wie  deren  so  viob;  in  allen  romanischen  Sprachen  vorhnnden  sind, 
z.  B.  die  Mehrzahl  aller  spanischen  rarticij»ien  in  ifJo,  die  ich  mir 
niclit  erlaube  ihren  als  Adjcctiva  fortexistirenden  lateinischen  vorma- 
ligen Vertretern  als  Doublettenhälften  an  die  Seite  zu  stellen.  Cocho 
und  cocidOj  conteyito  und  contcnido^  confuso  und  confundido,  correcto 
und  corrcgido,  distinto  und  disiitiffnido,  dicerso  und  dherfido,  injtrto 
und   'nijrrido  sind  nimmermehr  Scheideformen.    CS.  oben  p.  29.J 

Am  allerwenigsten  aber  darf  ich  njir  gestatten,  was  auch 
Herr  Brächet  sich  nur  ohne  Willen  und  Wissen,  aus  Versehen 
gestattet,  nämlich  ursprünglich  ganz  verschiedene  und  nur  zufällig 
gleich  oder  beinahe  gleich  lautende  Worte,  also  eigentlich  Ho- 
monyme als  Scheideformen  aufzuführen.  Er  selbst  streicht  ajouter 
und  ajustcr  denn  dies  beruht  2i\x{  justum  jenes  auf  jtixta:  seine 
eigene  Anmerkung  II  6  legt  ferner  klar,  dass  ätre  welches 
vom  deutschen  Astrich  Estrich  und  astrc  welches  vom  lat.  asfrum 
stammt,  unmöglich  als  identischen  Ursprungs  ausgegeben  werden 
können,  folglich  aus  dem  Texte  in  den  er  sie  unbegreitiicher 
Weise  doch  einrangirt,  vertrieben  werden  müssen;  und  seine 
eigene  Berichtigung  der  Behauptung  cufermcr  und  inßrmer,  an- 
douillc  und  indud'dc  seien  Doubletten  dahin,  dass  sie  es  nicht 
sind  weil  in  den  ersten  Formen  die  Präposition  in ,  in  den 
letzteren  die  Negation  in  liegt,  gestattet  mir  auch  die  Doublette 
endroit  und  indirect  mit  gleicher  Begründung  zu  annuUiren. 
Dass  auch  mie  mica  (II  6)  welche  beide  das  Resultat  eines  lat. 
niica  sind,  demnach  nicht  Doublets  sein  können  weil  beider 
Stämme  wiewohl  gleichlautend  doch  ganz  verschieden  sind,  füge 
ich  hinzu   ohne    dass  Herr  Brächet    es    mir   direct   in   den  Mund 


183 

legte;   ebenso  dass  cnjcunbc  und  hiyiiinbc  niclit  gleicher  Ileikunft 
sind:  das  erstere    ist  higamho  hf(/amhaf,  das  zweite  in  gambä. 

Sechstens:  Es  scheint  vielleicht  als  ob  ich  noch  manches 
streichen  müsste,  was  dennoch  bei  Herrn  Brächet  und  bei  mir  er- 
halten bleibt,  wenn  ich  mit  absoluter  Treue  und  Genauigkeit  an 
jener  Definition  haften  bleiben  wollte,  dass  ein  und  dasselbe  Wort 
ohne  jeden  Unterschied  Etymon  der  Scheideformen  sein  muss.  Doch 
es  ist  in  der  Tat  anders.  Alle  diejenigen  Doublets  deren  Glieder 
einander  darin  unähnlich  sind,  dass  das  eine  in  männlicher  das 
andere  in  weiblicher  oder  in  neutraler  Gestalt  oder  auch  das 
eine  im  Singular  das  andere  im  Plural  vorhanden  ist,  dürfen  be- 
stehen bleiben.  Dass  ich  männliche  Formen  in  o  anderen  weib- 
lichen in  a  gegenüberstelle  d.  h.  solche  in  ario  ado  und  torio 
anderen  in  cra  ada  (ea)  und  dera  dora,  mit  der  Voraus- 
setzung dass  ein  jeder  die  kleine  Gedankenoperation  sich  daran 
zu  erinnern  dass  jede  dieser  Formen  wenn  Adjectiv  an  und 
für  sich  doppelgeschlechtig  ist  und  wenn  Substantiv  in  jedem 
Augenblick  adjcctivirt  also  doppelgeschlechtig  gemacht  werden 
kann,  selbst  vornehmen  wiid,  das  ist  kein  Fehler  und  keine 
Ungenauigkeit,  sondern  nichts  als  ein  gerechtfertigter  Vor' 
behalt  den  ich  mir  mache,  es  ist  die  einzige  jener  II  18  von 
Herrn  Brächet  erwähnten  abbreviations  eUmentaires  deren  er  sich 
so  viele  erlaubt.  Ich  schliesse  mich  ihnen  nur  in  diesem  ein- 
zigen Falle  an,  und  lieisse  jene  Gegenüberstellung  nur  unter 
zwei  Bedingungen  gut,  erstens  wenn  ein  Suffix  sowohl  Adjectiven 
als  Substantiven  anhaften  kann  (wie  ado  ero)  und  zweitens  wenn  bei 
suffixlosen  die  lateinische  oder  anderssprachige  Vorform  nachweisbar 
nur  eingeschlechtig  war  oder  wenigstens  ihr  ganzer  Sinn  ungeteilt, 
nach  Belieben  zwischen  zwei  Geschlechtern  hin  und  herschwanken 
im  Romanischen  aber  nur  ein  Geschlecht  für  einen  ganz  bestimm- 
ten Teil  des  Sinnes,  ein  anderes  für  einen  anderen  fixirt  ward. 
Wenn  conddero  und  cnndelaria,  wenn  scllado  und  sigilata^  wenn 
tronadcra  und  tronatorio  einander  gegenüberstehen,  so  ist  das 
keineswegs  mit  dem  vorerwähnten  Falle,  mit  der  fälschlichen 
Confrontirung  von  animal  und  tdimana  von  bras  und  brasse 
in  eine  Reihe  zu  setzen;  und  auch  blosse  doppelgeschlechtige 
Substantive  wie  cl  cncnco  und  In  cucnca,  el  cucrpo  und  la  corpa, 
d  hormigo  und  la  Jiormiga  sind  davon  zu  sondern.     Cuenco  und 


181 

(unidi.   t  Hl  i/'u   iiitii   ml  j,(i ,   innitilvru   und   cumlilatia^  irotiaderu 
und    /intnifin/n    l»raij(lil<ii    iiimI    liubcii    /iim   Ktynion    nur    eine 
(iruinHoim;  t|ji8  Alj/wri^on  Her  zweiten  aus  der  erbten,  oder  da* 
Sprossen  der  zweiten  mit   oder  nach  der  er»ten,  jedoch  onahhangig 
von   ilir,  machte  die  Sprar  he  /.um  Zweck  ih-r  nifTercn/irunt?  seihst: 
jjiie  aller     -    aninuil  (iliintma   —    würen  ohne  Specialvorhild  für 
heide   niomals    m   Stande    gekommen.      Ich    hehaupte   keineswegs 
dass   jenes    iiherail    wo    die    Sprache    eine    Masculin-    und    eine 
FcMiiniiiform  «Ic.^^selben  Wortes  hesitzt   der  Fall   gewci»cn  ist:   oft 
Ixtt   das  Lateinische  das   Muster  für  jede  derselben  wirklich  dar; 
und   dass    z.    ]{.  Iciio    und   Icria^    memo   und    cuerna,  grano   und 
f/nina  sich   nur  durch   den   Kndungsvocal:    unhual   sich  aber  von 
alimuHU^   nuimal   sich   von    atonaille    und   bras  sich    von   brasse 
noch  anderweitig  unterscheiden,  räumt  jenen  keine  anderen  Rechte 
ein  als  diesen:  sie  alle  beruhen  auf  einer  Doppelbasis:  die  männ- 
liche  Form    auf   der    Kiiizahl    eines   Neutrius,    die   in   a   auf  der 
Mehrzahl  desselben.     Ich  trenne  vielmehr  diejenijren  Beispiele  in 
denen    zwei    durch   Gcschlechtsunterschied    individuali^irte    roma- 
nische Formen   nichts    als  getreue  Nachzeichnungen    zweier  latei- 
nischer   ^  Urformen    sind,    von    denen    welche    von    einer   selbst- 
ständigen schöpferischen  Tätigkeit  der  Tochtersprachen,  so  gering 
sie  hier  auch  sein  mag,  Zeugniss  ablegen,  und  rechne  nur  diese 
letztere  zu  den  Scheideformen.     Dabei  ist  es  gleichgültig  ob  nur 
der  Artikel,    oder   ob  Artikel    und  Auslaut,   differcnzirt  sind:  le 
memoire  und  la  memoire^    le  gardc  und  la  garde ,    Ic  mode  und 
la  wodc,   Je  pofite    und   la  postc;   cl  justicia  und  la  justfcia ,  el 
corhata  und   la   corhata^    el   visia    und   la  tistOj  el  cura  und  la 
ciira,    el  golilla   und   la   golilla.   cl   lengua   und    la    lengua  ver- 
dienen den  Namen    differenzirter  Scheideformen   eben  so  gut  wie 
niadero  und  niadera,  hucrto  und  huerfa,  ramo  und  rama^  modo 
und  moda,  grado   und  grada,  frufo   und  frufa^   lino   und  linea. 
Die  blosse  Verschiedenheit   des  Geschlechtes  genügt   sie  von  ein- 
ander zu  scheiden.     Wenn   sich    mit   diesem  Merkmale  min  noch 
andere  Lautverschiedenheiten  verbinden,  wenn  z.  B.  ein  lat.  Ad- 
jectiv  als  frz.  oder  sp.  Adjectiv   eine   bestimmte   (im  Auslaut  na- 
türlich variirende)  Gestalt  annahm  oder  beibehielt;  und  substantivirt 
(natürlich  mit  Geschlecbtseinheit)  einen  anderen  abweichenden  Laut- 
Icörper   bildete,   wie   es  z.   B.   im   frz.   venfose   vetitouse  und  dem 


185 

Adjectiv  itnkux  vcuteusc  oder  in  pvlousc  und  pilcux  j/äciise  der 
Fall  ist,  oder  im  spanischen  candelera  catuhlaria ,  troymdera 
tronatorio,  so  ist  die  Selbsttätigkeit  des  Roiiianischen  natürlich 
besser  und  schärfer  ausgedrückt.  Aeusserlich  weniger  scharf  ge- 
kennzeichnet ist  sie  wieder  da  wo  der  Plural  eines  Wortes  sich 
einen  Specialsinn  noch  über  den  Allgemeinsinn  von  Singular  und 
Plural  hinaus  vorbehalten  hat.  Anima  aniinas  heisst  Seele, 
Seelen,  anirttas  aber  überdies  noch  Nachtgeläute;  vlspcra  vis- 
peras  Vorabend  Vorabende,  visperas  überdies  noch  Vespergebet; 
parte  partes  "YeWTeilQ^  partes  überdies  noch  gute  Eigenschaften; 
harredura  larreduras  die  ein-  oder  mehrmalige  Handlung  des 
Kehrens,  larreduras  überdies  noch  Kehricht  etc.  etc.  Zu  diesen 
Klassen  von  Scheideformen,  die  wie  gesagt  in  meinen  Augen  das 
vollste  Recht  hätten,  Aufnahme  zu  verlangen,  gebe  ich  nur  drei 
oder  vier  Probebeispiele,  da  jede  Grammatik  ihre  Vervollstän- 
digung nahe  legt.  Ich  wiederhole,  dass  ich  meines  Teils  jedoch 
nur  das  was  die  Homania  selbst  geschaffen  hat,  anerkenne,  das 
aber  alles;  von  den  anderen  Formen  keine.  Darum  verwarf  ich 
animal  aumaillc,  hras  brasse;  erkenne  auch  tHe  d.  i.  tcsta  und 
tet  test  d.  i.  tesliim;  aiihe  d.  i.  alba  und  album  d.  i.  album ; 
dame  ducgne  d.  i.  domina  und  dorn  d.  i.  domhnis  nicht  an; 
würde  auch  ccrvcau  d.  i.  cerebellum  und  cervellc  d.  i.  cercbclla 
streichen;  hingegen  die  Zusammenstellung  von  mis  inise  und 
messe ^  von  arc  und  arche,  von  bajic  und  banquc,  von  rescaii  und 
resillc^  von  ventcitx  und  ventose  ventouse^  von  mcidiere  und  molaire, 
von  saliere  und  salaire,  von  muscat  und  nwscade,  von  oublie  und 
oblat^  von  evicr  und  aiguiere  nicht  tadeln.  Herr  Brächet  schwankt 
auch  hier  von  einer  Meinung  und  Ansicht  zur  andern.  IMan  sehe 
seine  Anmerkung  I  14  zu  aube;  I  32  zu  cerveau;  II  18  zu  aiguiere. 
Vollkommene  Einheit  und  Gleichheit  der  den  Scheideformen 
zu  Grunde  liegenden  wortbildenden  Elemente  ist  absolutes  Er- 
forderniss  für  sie,  und  die  von  mir  gesammelten  spanischen  For- 
men entsprechen  ihm  unbedingt.  Auch  cneneo  cuenca^  modo 
iiioda  etc.  sind  keine  Ausnahmen,  sie  entspringen  eben  einer  Grund- 
form. Eben  so  wenig  stossen  Formen  mit  prosthetischem  es-  cn- 
oder  n/-,  wie  der  Spanier  es  so  unendlich  oft  aus  Analogie  zu  den 
arabischen  Bestandteilen  seiner  Sprache  auch  den  Wörtern  des  latei- 
nischen Fonds  vorsetzte,  jene  Kegel  um.     Jene  Vorsilben  sind  ein 


18(} 

iint<!rsnhfi(i(;[i(J«.'s  M«  rkmal  «las  er  hi'lb^l  tiuvr  \oii  zwei  SclH'iil«!- 
fonncn  ariKifiiKt  hat;  (I<'m  Ktymon  hafrel  oh  nicht  an,  »li<*Mi 
war  Im  \k>'u\o,  für  «li«*  «liirc)i  Trosthese  vergrÖ!»»M»rtc  und  für  «lie 
nicht  vergr()ss«»rto  Korin  cliircliaii«  rin  un<l  daHfielbe:  rommu- 
}iiiutr  fVnn'f/irjp,  scns  disiitirt  it  spi-rial  ist  ila,  v>i't\\i%  nm  sxa  zu 
Schcidcfornion  vw  marhon!  Mc'mcswiim  iiiass  jcmIph  Wort  lalei- 
iiisc'lu'ii  l  rspiungs  das  im  niodornen  Spanisch  durch  nl  vorän- 
dcrtf«,  nnibisclips  Aussehen  erhielt,  auch  wirklich  norh  %on  ara- 
liis(li  r((l(ii(l(iii  .Munde  so  zngestut/.t  und  von  ihm  in  dieser  er- 
neuten Form  dem  spaniscli  redenden  V<dkc  Oberlirfert  worden 
sein.  Gerade  als  ob  es  keine  Analogie  gäbe!  Als  ob  die  Sprache 
so  unendlich  arm  wiirel  und  nicht  einmal  Aber  dies  arm'^'dige 
Mittel  verfij^icn  könnte.  (Jft  war  es  /war  in  der  Tat  der  Araber 
der  griecliisch- lateinisches  (Jut,  Namen  aus  den  drei  Reichen  der 
Natur  an  denen  es  ihm  gebrach,  diesem  selbst  oder  den  Spaniern  ab- 
borgte um  ('S  iimi  später  wiederum  neu  bekleidet  zurückzugeben: 
das  gab  ich  selbst  ja  p.  157  zu,  und  das  findet  weiter  unten 
im  fremdsprachigen  Teile  der  Scheideformen  noch  positive  He- 
stätigung,  aber  nicht  immer  war  es  so,  nicht  immer  tragen  die 
mit  al  versehenen  Worte  Spuren  eines  Durchgangs  durch  arabi- 
sclien  Mund  an  sich.  Jedoch  gleichviel,  in  beiden  Fällen,  auf 
beide  Weisen  entstanden  Scheideformen.  Ich  begreife  daher  auch 
in  meine  Nachrechnung  der  von  Herrn  Brächet  aufgefundenen 
Doublets,  die  ich  zum  Zwecke  eines  Vergleiches  des  spanischen 
und  französischen  lieichtums  an  Scheideformen  angestellt  habe, 
coton  und  hoqueton  d.  i.  auqueton  al-coton,  ahricot  und  precoce, 
(üguazil  argons'ni  und  v'nir,  ulfaiige  und  cangiar  ohne  weiteres 
mit  ein,  und  würde  auch  nlcade  und  cmd  mit  einbegreifen,  wenn 
sie  in  Wahrheit  einer  arabischen  Urform  entstammten.  Alcade 
aber  ist  der  arabische  Khadi  oder  Richter  ^'dij^:  cald  aber  ein 
Herrscher  Chef  oder  Gouverneur  Joli :  das  erstere  das  spanische 
alcade  ahalde  das  zweite  das  spanische  alcaidr.  Und  zwar 
tue  ich  es  mit  demselben  Recht  mit  dem  Herr  Brächet  aureole 
und  Joriof;  eldorado  und  dorade  dorce  zusammenstellt  d.  h.  For- 
men mit  agglutinirtem  Artikel  für  populär  erklärt,  und  es  mir 
zugestehen  wird  auch  z.  B.  das  dem  französischen  raube  ent- 
lehnte spanische    loha  mit  cl  alba  zusammen  als  ein  Doubletten- 


187 

paar  aufzuführen.  Was  die  zu  alcadc  hoqiictun  üiyuazil  etc. 
gemaclite  Bemerkung  ,,d(ms  ccs  limites  tonte  lu  Imigiic  frangüisc 
passcrait  dans  le  present  didionnaire'-''  bedeuten  soll  (Hl  2  Anni.), 
ist  mir  nicht  ersichtlicli:  Avenig  derartige  Beispiele  wären  auf- 
zufinden, allenfalls  Vile  und  Lille. 

Wozu  überhaupt  die  Grenzen  möglichst  eng  stecken? 
genau  so  weit  wie  sie  wirklich  reichen  meine  ich.  Auch  ist  mir 
unbekannt,  dass  Herr  Brächet  hier  oder  sonst  irgend  wo  die 
Grenzen  mit  scrupulöser  Gewissenhaftigkeit  innehält.  Hier  in 
diesem  Punkte  und  in  einigen  anderen,  weiter  unten  zu  erwäh- 
nenden Einzelnheiten  ziehe  ich  die  meinen  etwas  weiter  als  er; 
die  einmal  gesteckten  aber  überschreite  ich  nicht;  ich  halte  mich 
fest  an  das  Trincip  dass  Scheideformen  auf  einer  Grundlage 
ruhen  müssen.  Zur  Vermeidung  von  Missverständnissen  sage  ich 
jedoch  dass  ich  mir  hingegen  in  den  Doppelformen,  welche  jenen 
als  Zeugen  vorausgehen,  die  hier  nicht  schädliche  Freiheit  er- 
laube auch  verschieden  suffigirtes  zusammenzustellen,  so  wie  auch 
altes  mit  neuem  zu  durchmischen,  während  meine  Scheideformen 
auch  natürlich  nur  durchaus  Neues,  noch  Existirendes  umfassen. 
Hier  kommt  es  auf  Zusammenleben  an,  dort  nur  darauf,  dass 
irgend  ein  Lautübergang  einmal  gewisse  Wirklichkeit  geworden 
ist.  Dass  überhaupt  einmal  h  und  m,  d  und  r,  g  und  h  mit 
einander  wechselten,  dass  aus  vcrminem  vierven  (cermc)  aus  vi- 
minem  mimhrc  ward,  dass  neben  molincte  auch  hoUncte,  neben 
hcnjui  auch  mcnjui  steht,  dass  vagahundo  in  vaga  mundo  um- 
gedeutet wurde,  dass  der  Cubaner  statt  flehotomia  flomotomia 
sagt;  dass  neben  dragea  gragea^  neben  gratil  dratil,  cgrcdon 
neben  cdrcdon  steht;  dass  panadizo  aus  panarichan  entstand, 
porfido  ixus  porphgni))) ,  dass  sequcdal  neben  scqueral ,  acidate 
neben  acirate  exislirt,  dass  der  Andalusier  statt  scguidilla  sc- 
guirilla ,  Garitana  statt  (Utditana  sagt,  genügt  vollkommen  um 
zu  beweisen,  dass  hrabanfe  und  bramante,  miiermo  und  morho, 
handola  und  uiandola ,  mandibula  und  bandibtda;  griiar  und 
derh'cir;  disipnla  und  en'siptda,  mcntira  und  mentida  aus  einem 
Etymon  hervorgegangen  sein  können.  Ob  jene  Zeitgenossen  sind 
oder  eine  Form  nur  alt,  eine  andere  nur  neu,  die  eine  nur  la- 
teinisches Grundwort,   die   andere    ihr  Product,   die   eine   nur  in 


18« 

('iiiüiii    I)mlr(*t ,    die    atidiTi'    in    «.'iiU'iii    .iihIihii    \<iticii'n    i^f     i-i 
NrUcnsiichr».      I>orli   k^tiuk  «iavon. 

Sieb«'nti!Uh  wiiclir'  ich  von  Herrn  Jfrachct'a  Vorbild«» 
darin  al>.  dass  ich,  wie  p.  124  schon  andcutHf,  auch  in  den  ro- 
Mianischrii  Sjuadicii  lateinische  Fremdwörter  neben  den 
volkstilinlichi'H  und  gelt  Inten  zu  «•rk*»nii*'n  glaube,  and  dah'-r 
all«'  ohne  {{iiclivtahciiverändcruii^  ins  Komanische  nbr-rg'-j^angenen 
l.atinivHH  II.  (lie  iici  \ olkstÜFulicher  Irnportation  oder  bei  der  gewöhn- 
liclitii  Alt  il(  r  ( H  lehrtenwortc  unbedingt  Umgestaltungen  erlitten 
hatten,  wenn  sie  Scheidefornien  sind  in  die  dritte  Klasse  der 
«lüpjielspiaehi^'en  einordne.  Mit  aquarium  dilucium  drcorum 
fuctnni  »udiion  alhum  pcusiim  (ivgiius  chorus  papyrus  sivvi 
scpia  sdhia  tiliia  fjuahtor  major  magistcr  piacet  und  z.  B.  auch 
mit  dem  deutschen  iJlockhaus  und  Uanz  würde  ich  so  verfahren 
(S.  ohrii  p.  142).  Herr  Brächet  selbst  nennt  sie  mots  Intins, 
ordnet  sie  aber  unter  die  Gelehrtenwortc  was  sie  ja  selbstver- 
ständlich auch  sind  wie  alle  Fremdworter,  die  aber  trotzdem 
eine  sclbstiindij^'c  dritte  Ordnung  bilden. 

Achtens:  Die  Eigennamen,  die  ich  nicht  so  ängstlich  wie 
Herr  lUtichct  und  keineswegs  principiell  ausschlies.se,  konnten 
nicht  zusammen  in  eine  der  drei  Klassen  eingeordnet  werden,  in 
allen  dreien  linden  sich  einige  davon  verstreut.  Auf  die  Tat- 
sache ob  ein  yiunien  pro2)rium,  geNNÖhnlich  der  Name  einer  Per- 
son oder  eir.es  Volkes,  auf  Appellativa  übertragen  ward  wie 
in  tosco  }Horo  csclaio  corhata  armiiio  galgo  etc.  oder  ob  um- 
gekehrt ein  Aj)i)ellativum  Eigenname,  nämlich  Ortsname  ward, 
was  viel  seltener,  jedoch  z.  D.  in  Lcon-lcgion  ^  in  Ahla-alba,  in 
CräUcgo-gidico  geschah,  oder  ob  ein  Personenname  eine  Doppel- 
gestalt, eine  populäre  und  eine  gelehrte  tragen  kann,  wie  Jahne 
Jihime  Jdgo  {Sofit-iago)  neben  Jacöho.  Isidro  neben  Isidöro  etc. 
kommt  es  dabei  gar  nicht  an,  nur  auf  die  Form.  Fast  überall 
aber  steht  eine  populäre  Form  einer  gelehrten  gegenüber;  so  in 
allen  bisher  erwähnten  Worten.  Doppeltpopulär  aber  ist  z.  h. 
payo  Vdayo.  2Iingo  Domingo.  Fremd  aber  sind  die  gar  nicht 
nationalisirten  Ortsnamen  fremder  Länder  die  dem  Bestand  der 
Si>rache  ausserdem  mit  irgend  einer  Waare  eine  populäre  Um- 
formung dieses  Namens  brachten  z.  B.  granolU  und  GrcnohU^ 
ganic  und  Gucnfc.  (S.  oben  p.   171).  —  loh   sehe   keinen  Grund 


189 

sie  auszulassen;  sie  gehören  zum  Spracliganzeii  eben  so  gut  wio 
alle  anderen  Worte  und  können  oft  durch  ihre  conservative 
Haltung  dankenswerten  Aufschluss  über  die  sonst  unbekannte 
Vergangenheit  mancher  Sprachbildungen  geben.  Und  wenn  ich 
nur  so  spärliche  Proben  doppelt  vertretener  Eigennamen  ein- 
schalte, so  geschieht  es  nicht  absichtlich:  wären  mir  mehr  be- 
kannt gewesen,  so  hätte  ich  sie  ohne  Zögern  benutzt.  Dass  ich 
sie  nicht  kenne,  ist  in  meinen  Augen  ein  Mangel  und  Fehler; 
könnte  ich  sie  aufführen,  es  wäre  ein  Vorzug.  Herr  Brächet 
will  sie  nicht  aufführen  er  sagt  es  I  9,  I  23,  II  13.  Wozu 
dann  aber  grieclie  (jrccquc  I  22,  7>ec7/e  j^crsiqifc  II  3,  cpagneul 
cspagnol  I  43,  joclccg  Jacqtics  II  45  aufnehmen?  Worin  unter- 
scheiden sie  sich  von  dem  II  13  verworfenen  cravale  Croatc, 
casaqiie  Cosaque^  laclrc  Lazarc? 

Neuntens:  In  einem  dritten  Punkte  verfahre  ich  freier  als 
Herr  Brächet.  Ich  verbiete  mir  nämlich  nicht  ausser  den  Ra- 
dicalen  auch  ihre  Derivata  anzuführen  und  wo  sie  fehlen,  fehlen 
auch  sie  nicht  ^^pour  ne  point  grossir  ceffc  liste  oufrc  mesurc^\ 
denn  ich  denke  je  grösser  je  besser,  je  ausführlicher  und  genauer, 
desto  brauchbarer.  Die  Existenz  der  einen  bürgt  ja  durchaus 
nicht  für  die  der  anderen;  Doppelderivata  ohne  doppelte  oder 
selbst  einfache  Simplicia,  Simplicia  ohne  Derivata  können  vor- 
kommen und  kommen  vor,  oder  es  können  auch  beide  ganz  ver- 
schiedenen Sinn  haben:  die  Aufführung  alier  ist  also  durchaus 
kein  entbehrlicher  Luxus.  Wo  sie  bei  mir  fehlen,  da  kannte 
ich  sie  einfach  nicht.  Auch  bei  Herrn  Brächet  sind  sie  natürlich 
dann  und  wann  da. 

Elftens:  Composita  denen  zwei  Einzel  werte  entsprechen, 
zähle  ich  nicht  mit,  schliesse  also  scorzonera  und  ccorce  nairc  (??) 
hcnir  und  hicndire^  roshif  und  hoenf  roti ,  verdict  und  voircdit, 
belladonna  und  helle  dame ,  helicdere  und  bcau  voir  und  auch 
fnaussadc  insipide  aus. 

Kurzum  ich  bemühe  mich  in  meiner  Arbeit  Theorie  und 
Praxis  in  noch  grösseren  Einklang  mit  einander  zu  bringen  als 
der  ist  in  dem  sie  bei  Herrn  Brächet  stellen:  ich  suche  zu  ver- 
meiden, duss  nur  ein  Teil  der  Beispiele  die  für  ihre  Gesammt- 
heit  aufgestellten  Regeln  und  Gesetze  bestätigt,  ein  anderer  aber 
ihnen   widerspricht;    ich   beeile   mich    Herrn    Brächet    den    Dank 


190 

iliifiii  (liuss  LT  iiiii  iiiaiiclieii  Kcliltritt  crMiiarl  hat,  den  ich  ab 
«'istur  nahiihreclKT  auch  f^ctan  liAttc.  datlunh  ab/uirtgeo,  ÜMt 
ich  an  sciiicm  \V«  iko  weiter  arhdic.  Suu'iunm  rctrornum  steht 
ja  auf  (hin  Wnke  das  liier  ii»ein  Vorbild  war.  Ich  wäre  zii- 
IViedi'ii  wenn  mir  Ki'luiigen  \siire  was  ich  he/wccke,  weiiii  ich 
nllc  die  kleineren  Mängel  die  da<i  DUtionnaire  des  doulliU  ent- 
steilen, vermieden  hiitte.  Oahin  gehört  noch  da&a  vieles  voll* 
gewichtige  (Jold  (s.  p.  17  Aiim.  3)  grundlos  in  Anmerkungen 
verwiesen  ist.  I)aliin  ^'chort  dass  so  manche  Anm^rkang  vor- 
wärts weisend  anflicht  was  man  später  dorh  noch  im  leite  mit 
lesen  niusN,  oder  angiebt  was  man  noch  hinzufügen  soll.  Wenn 
nur  auf  p.  L' l  einfiele  dass  cursarius  dem  PYanzösiscben  erstens  die 
populäre  Form  coursifr  gegeben  hat,  zweitens  aber  dorch  Ver- 
mittelung  des  it.  cnrnarc  oder  corsaro  noch  corsaire,  so  wQrde 
ich  CS  nicht  sofort  auf  21  als  Anmerkung  niederschreiben,  son- 
dern es  i>.  41  noch  in  den  Text  unter  die  iJoublds  d'origine 
itidicnnc  schieben.  Dahin  gehört  dass  in  dem  bei  derartigen 
Werken  unumgänglichen  Supplement  nicht  einfach  und  elementar 
genug  verfahren  wird.  Dieses  entbehrt  durchaus  der  klaren 
Durchschaulichkeit  und  Sachlichkeit  die  wenigstens  für  Anfänger 
wie  ich  es  bin  die  schönste  und  mit  dem  verdientesten  Danke 
aufgenommene  Mitgäbe  und  Emi)fehlung  jeglichen  Werkes  ist. 
Was  im  ersten  Hefte  den  Text  bildete,  wird  hier  in  Anmer- 
kungen besprochen  d.  h.  widerlegt  oder  bestätigt;  was  dort  in 
Aiinurkungen  versteckt  stand,  wird  hier  im  Texte  besprochen 
d.  li.  auch  widerlegt  oder  bestätigt;  das  afrz.  z.  B.  wird  ihm 
teihveis  eingefügt.  Beides  müsste  doch  wenigstens  nicht  ohne 
jede  hinweisende  Angabe  der  Seite  etc.  geschehen.  Was  dort 
Irrtümliches  stand,  wird  einmal  als  solches  erwähnt  und  ver- 
bessert, ein  ander  ^lal  aber  stillschweigeud  berichtigt  uud  so 
unter  neue  Beispiele  gesetzt  als  wenn  es  selbst  neues  wäre  (S. 
oben  vrille).  Manches  was  im  ersten  Teile  nicht  gerade  fälschlich, 
wohl  aber  schlecht  in  eine  niclit  passende  Kategorie  gefügt  stand, 
wird  hier  gleichfalls  ohne  Umstände  in  eine  neue,  die  richtige, 
gesetzt,  mitten  unter  eine  Reihe,  stets  mit  den  Worten  ,,on  peut  y 
ajoiitcr^\  „WÖM5  pouions  ajoiUcr'  oder  .xitons  encore^''  eingelei- 
teter, wirklicher  Additionen.  Im  ersten  Teile  p.  22  stand  litume 
Als  gelehrte  Form:    II   14   steht  es  als  prov..  I  4:^  war  muscade 


191 

it.,  II  14  ist  es  prov.,  I  415  war  cadcne  sp.,  II  14  ist  es  prov., 
I  20  war  viguier  sp.,  II  14  ist  es  prov.,  I  20  war  carogne  dia- 
lektisch, II  14  ist  es  it.,  I  32  war  solder  verschiedenen  Alters 
als  sonder,  II  14  ist  es  it.,  salata  war  I  43  it.,  II  15  ist  es  sp. 
I^nbedingt  ist  jede  Berichtigung  gerne  gesehen.  Doch  darf  man 
wohl  Niemanden,  oder  doch  nicht  einem  Jeden  ein  solch  treff- 
liches Gedächtniss  zutrauen  dass  es,  selbst  nach  genauester  ein- 
gehendster, mehrfach  wiederholter  Durchmusterung  eines  aus  mehr 
als  achthundert  kleinen  Stücklein  mosaikartig  zusammengesetzten 
Werkes  jedes  einzelne  kennen  und  sich  also  sofort  darauf  be- 
sinnen sollte  dass  wenn  z.  13.  im  Supplement  14  §  2  unter  fünf- 
zehn anderen  neuen  Doublets  (d'originc  italienne)  soUdare:  sou- 
der  solder  (it.  soldare)  steht,  dieses  selbe  Wort  I  32  als  frz. 
Vorfahre  von  sonder  stand,  dass  man  es  also  hier  mit  einer 
Rectitication  und  nicht  wie  in  14  anderen  Fällen  mit  einer  Neu- 
erung zu  tun  hat.  Ich  meines  Teils  wenigstens  vermag  es  nicht 
und  wäre  Herrn  Braelict  noch  viel  dankbarer  gewesen,  als  ich 
es  bin,  wenn  er  mir  den  in  der  jetzigen  Gestalt  doch  unendlich 
mühevollen  Gebrauch  seines  reichen  Werkchens  etwas  erleichtert 
hätte.  Und  ist  es  nicht  etwas  ungerecht  anderen  so  viel  mehr 
Gedächtnisskraft  zuzutiauen  und  zuzumuten  als  er  selbst  besitzt? 
Denn  sein  Gedächtniss  ist  fehlbar  wie  alle  anderen.  Ist  es  doch 
z.  B.  I  p.  43  zu  schwach  ihn  in  dem  Augenblicke  wo  er  cama- 
rade  unter  die  Doublets  spanischen  Ursprungs  setzte  daran  zu 
erinnern,  dass  es  eine  Seite  früher  schon  unter  die  italienischen 
gestellt  war.  Freilich  in  der  Anmerkung  dazu  steht  ja  schon 
vorbereitend  „es  sei  vielmehr  spanisch  als  italienisch".  Also  trägt 
hier  vielleicht  Bequemlichkeit  mehr  als  Yergesslichkeit  die  Schuld 
daran?  Ein  unbedingtes  Vergessen  aber  ist  es  wenn  I  31  (§3) 
unter  ^fionfusions  gramniatlcales^''  steht:  jjlacere:  plaire  plalsir; 
in  der  Anmerkung  dazu  aber:  je  2^asse  sous  sileucc  les  formes 
du  vicKX  franeais:  faire  iüisir;  plaire  plaisir ,  und  wenn  im 
zweiten  Teile  (p.  10)  dieselbe^  Doublette  noch  einmal  in  ganz 
derselben  Rubrik  wie  vorher  steht :  wenn  er  ferner  II  5  bei  er- 
neuter Erwähnung  von  siiron  suetion  nicht  mehr  weiss  dass  auf 
p.  64  des  ersten  Teiles  neben  diesem  noch  exhalaiso)i  eahalation, 
livraison  liheration  standen  und  mit  just  so  viel  Recht  wie  jenes 
hier    Erwähnung    verdienten;    wenn    er    ferner   I    22    miiscnhis: 


192 

tiHmlf  wuscir;  fortH  fon  hon;  mUsa .  me$$e  Mite  alt  douhlttn 
ii'orif/itir  snintitf  fjui  uc  rcuiretit  pa§  dann  Ut  caUgoriet  pri •  > 
ticnfrs  anffolirt  und  II  C,  «Ins  crnie  unter  <l«m%^H)i*n  Titel.  II  VJ 
t\\v.  Ijcidcii  aiidririi  untrr  einem  fllmlichen  Hiederholt:  I  'AJ 
jHilits:  jHil  jiiin  iintrr  den  dnuhltti  tjui  rocxininit  u  un  ticffii 
ilr  tnaturiti  tt  i>inn-  ninsi  dire  d'dge  diffirent  and  in  der  An- 
merkung »la/u  I  i){  auch  tuaritUus:  martil  tnurtiau,  II  II  rji. 
Hellicii  Ixiden  aljer  unter  derselben  Hencnnun^  von  neuem  er- 
waliiit;  1  3')  und  30  fjntniU:  yhncaux  jumeauj;  howhirt,, 
ItuNUHr  0)1 ;  itlr:  il  ic  aN  formalionH  inojnnues,  11  0  aber  d^s 
erste  unter  denen  die  in  keine  Kategorie  passen,  was  xiemlich 
dasselbe  sagen  will,  das  zweite  II  10  richtiger  tintcr  den  He&ten 
altfrz.  Declination,  und  das  dritte  unter  den  accentversetzenden 
graniniatikalisclu'u  L'nreg'dmüssigkeiten  citirt  Grieche  und  grecque 
welches  I  '2'2  im  Texte;  ladre  Lazare^  calicot  Calicid  welche 
1  2.»  in  dir  Aiiniorkuns  standen,  werden  II  13  noch  einmal 
citirt. 

NVäro  es  nicht  ein  kleines  gewesen  die  wirklichen  Aendc- 
rungen  als  Corrcctions  zusammenzustellen,  ihnen  die  Addition<i 
nachzuschicken,  und  die  am  Anfange  des  Supplementes  stehende 
Liste  der  drei-  oder  vierfach  vertretenen  Doublets  erst  an  das 
letzte  Ende  als  Facit  und  Resume  alles  Vorhergegangenen  zu 
setzen  so  dass  der  falsche  Schein  als  könnten  in  ihnen  nöcb 
Neuerungen  zu  dem  in  den  Specialkategorien  enthaltenen  Be- 
stände hinzugefügt  werden  vermieden  bliebe?  In  der  jetzigen 
Anordnung  ist  es  mehr  als  Schein:  vieles  was  erst  hinterher  er- 
klärt und  aufgeführt  wird,  steht  hier  zu  früh  weil  noch  unmo- 
tivirt.  Anderes  ward  übersehen.  Unter  den  triples  formcs  fehlt 
ijucux  f/HCi(x  und  coq;  sckr  soycr  und  seycr:  soc  socque  smtche ; 
aus  den  dreifachen  müssten  in  die  vierfachen  übergehen  equerrc 
escadrc  Square  cscouadc,  hinzuzufügen  sind  charger  carguer 
charroyer  charrier;  als  fünffache  müssten  j)ec/j€  presse  pcrse  pers 
persiquc,  und  sou  sol  soudc  soda  solide  genannt  sein.  Lauter 
Kleinigkeiten!  und  doch  hätten  sie  die  Arbeit  ungleich  brauch- 
barer gemacht.  Ich  weiss  wol,  dass  Wiederholungen  vorkommen 
müssen,  denn  icli  habe  es  selbst  ordnend  genugsam  erfahren: 
mehrere  Laiitumgestaltungen  können  an  einer  Form  vor  sich  ge- 
gangen   sein  und   jede  einzelne    erlaubt  oder   zwingt    sie    in  eine 


193 

besondere  Kategorie  zu  setzen.  Wiederholungen  jedoch  wie  ieh 
sie  hier  erwälinte,  waren  unnütz.  Ebenso  solche  wie  der  Index 
sie  zahlreich  bietet:  er  wiederholt  oftmals  dasselbe  Wort,  zuerst 
eine  falsche,  nachher  die  richtige  Seitenzahl  beifügend.  Siehe 
d(i  digital  dilatcr  dircct  maire  disquc  dit  giieule  penser  pigmetit 
pitie  poison  und  soiiche.  Hingegen  wiederholt  er  nicht  wo  eine 
zweifache  Setzung  bei  zwei  Mal  existircnder  Scheideform  vorzu- 
ziehen wäre  z.  B.  bei  maille  =  niacula  und  metallea,  bei  moiile 
=  modidus  und  miisculus.  Nicht  alles  was  das  Buch  enthält, 
verzeichnet  der  Index;  dafür  aber  manches  was  im  Text  gar 
nicht  aufzufinden  ist  z.  B.  cancel  chancel;  cavalcrie  clicvalerie; 
commandeur  commodere  (i)\  dit  dito;  haut;  rrßexion  reßection; 
secidier  secidairc;  solder ^  tencon,  te)ier(?).  Mindestens  sehr  schwer 
zu  finden  sind,  weil  mit  falschen  Ziffern  versehen,  chancre  auf 
j).  2G;  Cochenille  auf  41  (43);  indurc  auf  21  (22);  ladre  auf 
22  (23);  medaillc  auf  40  (42);  j)al  ^"f  30  (32).  Fälschlich 
kursiv  gedruckt  d.  h.  doch  wohl  als  altfranzösisch  bezeichnet, 
sind  accolcc  affaiter  agricr  courre  empreindre  cngigncr  (d.  h. 
engeigner)  epreindre  estree  feal  feaute  gaudir  geindre  lai  Icunhel 
olifant  pourvoyance  senestrc,  fälschlich  nicht  durch  den  Druck 
markirt  ist  z.  B.  luncige  etc.  etc.  etc.  Durch  Druckfehler  verfälscht 
sind  deintet  ßagclle  dispenser  marche  marque  etc. 

Das  sind  in  Kürze  die  Hauptausstellungen  die  ich  zu  machen 
habe,  und  die  Hauptunterschiede  die  meine  Arbeit  von  der  seinen 
trennen.  Theoretisch  habe  ich  ni  chts  erneuert,  sondern  nur  einer- 
seits exacter  und  consequenter  durchgeführt  was  Herr  Brächet 
geplant  hatte,  andererseits  die  Grenzen  ein  wenig  weiter  gedehnt 
als  er  getan.  Schriebe  ich  also  sein  Werk  so  würde  ich  dem 
hier  Auseinandergesetzten  zufolge  alles  was  ich  für  irrig  und 
nicht  gültig  halte,  selbstverständlich  fortlassen  d.  h.  abgesehen 
von  allem  was  er  selbst  für  null  und  nichtig  erklärt,  alles  Alt- 
französische, alle  Declinationsreste,  alle  Composita  und  die  ein- 
zelnen hier  erwähnten  Irrtümer.  Statt  dessen  aber  würde  ich 
aus  den  Anmerkungen  viel  Material  verwerten;  nicht  alles,  doch 
viel  von  dem  was  Brächet  selbst  noch  für  fraglich  erklärt  z.  B. 
hois  huche;  hider  hotder ;  Hain  in  in;  chaire  chaise;  niie  aniie; 
part  par;  hrnire  rugir;  toiirtc  tarte.  Anderes  freilich,  sogar  in 
den  Text  verwebtes,   das   ihm  sicher   sclieint,   würde  ich  als   mir 

C.  MichaKlis.  13 


HM 


li.i^;ii<li  lortlas^cii:  (djainia  dura  tuunuin  'liliUarc  fjualtjnarr 
rnhtrs  «Ic.  In  üniiur  /ülilun^  «IchM-ii  j«<loch  wa«»  nach 
Abstraction  ulNs  wirklich  l'nKcnaucn  von  linuhctä  Doiihlctf) 
Uhri^?  ])lh'ho,  lasse  ich  dioRC  Ictztcrrcn,  da  ich  nio  nicht  widcrh'gpn 
iiikI  keine  besseren  Ktymologiccn  an  Stelle?  d<T  angonominencn 
setzen  kann,  bestellen.  Ks  bleiben  somit  570  zweifach,  39  drei- 
fach, 4  vierfach  im«!  2  fünffach  vertretene,  im  fJan/en  also  615 
l'ityma  oder  X'l^W  Sclieideforinen,  inilhin  bedeutend  mehr  aN  Herr 
Jintdict  selbst  herausKezählt  batt«',  nbrig.  Zu  ihnen  kann  ich 
als  Ergänzung  noch  gegen  800  beigeben.  Die  nicht  aoMJrück- 
licli  als  falsch  citirtcn  und  «loch  in  der  folgenden  li-stc  nicht 
aufgeführten  7>Var//c/'schen  Doublets  leiden  an  irgend  einer  kleinen. 
nach  dem  (iesagtcn  leicht  erkennbaren  un«l  zu  (jualificirenden  l'n- 
regelmässigkeit,  die  ich  darum  nicht  weiter  bemerke.  Ich  fürchte 
schon  oline  dies  ein  pedantischer  Splitterrichter  zu  scheinen. 

A  Ipli  :il>etisrhos  Verzcichniss   der   lirachet  sehen 

Doublets. 


abhrcviatorem :      abregeur     ohre- 

riateur 
acris:     aigre  acre 
(idomatitcm:     aimnnt   diamant 
adcollata:     accoUe  accohide 
adjutantem:     aidant  adjudfwt 
adpaatnm:     apjjas  appnt 
advcnirc:     avcnir  nfJccnir 
adversus:     avcrse  advcrse 
advocatu,^ :     <(vni(c  avocat 
acsiimrinm :     iticr  €i>tumr€ 
affectarc :     affaitcr  äff  Her  aff'ectcr 
agrarium:     agrier  agrairc 
agrcgatiis:     figrege  agregat 
alansa  (ahd.):     alaie  lesine 
alcoton{s^.  ar.):     Jioqueton  coton 
alfange  (sp,  är.) :    alfavge  cangiar 
algiiazil  {si^.ar.):    njguazil  argou- 

sin  rizir 
altitia:     hautesse  altesse 
ama7item:     aimant  amani 
amatus :     aime  ame 
amica:    mie  amic 
amugdala:     amande  amggdale 


ancka  (ahd.);     hancht  anche 

augelus:     ange  angehis 

angulutus:     angle  atigule 

aunata:     annee  antiate 

autiphoua:    antienne  antiphone 

apothecarium :  houtiquier  apo- 
thicairc 

apßpellum :    appcan  appej 

apprehendere :  appreudre  appre- 
h  ender 

aptitudinem:     attitude  aptititdc 

aqua:  eau  aigue  laigue  ma- 
nnet 

aquarium :  crier  aiguiere  aqua- 
rium 

aquatieus:     aigagc  aquattque 

arcare:     archer  arquer 

arcata:     arcJiee  arcade 

arcus:     arc  arche 

area:    aire  are 

armatura:    armure  armalure 

articulatum :     artiUe  articuU 

articulus:     orteil  article 

asperi totem:     aprete  asperite 


195 


assignare:    assener  assigner 
assopire:     assouvir  assoitpir 
(tvgurium :     heur  augure 
augustns:     aoüt  aiignste 
aureola:     loriot  aurcoJe 
auricularius :    oreiller  mtrictdaire 
mtscnltare:    ecouter  ausculter 
accilJa:     aisselle  axillc 
bacca :     haic  hague 
hadantem  :     hayant  hmnt 
halneum:    hain  bagve 
hancus:     bmic  banque 
bmidaria:  banniere  bandiere 
banditus:     bannt  bandit 
barcarolla :  barquerolh  barcaroUe 
barica:     borge  barqne 
bastita:     batie  bastide 
bastonnata:     bätonncc   bastonnec 
bellum:     bean  bei 
benedictus:  benctbenit  benibenoit 
bilancem:     balarice  bilan 
birrettnm:     barrette  beret 
büumen :     beton  bitinne 
blanlca-etta    (dtsch.):      blanchette 

blaiiquette 
blasphemare:     blämer  blaspjhemer 
blocJchaus  (dtsch  );     blocus  block- 

liaus. 
börden  (dtsch.):     broder  border 
bözen  (dtsch.):     butcr  bouter 
brigata:     brignec  brigade 
bulgetta:     bougette  budget 
buUa:     boule  bulle  bill 
buivisc  (dtsch.):     bois  buche 
buwisc-etta  (dtsch):    bouqueibos- 

quet 
bot .  . .    bod  . .  .     boudin  puddvig 
caballarius :     Chevalier  cavalier 
caballicata :  cherauchee  cavalcadc 
caballus:     cheval  cavale 
cadentia :     chauce  cadence 
calcare:     cacher  calquer 
calceus :     chau.sso)i  cale^on 
Calicut:     calicot  Calicut 
callosus:     (jaleux  calleu.r 


cahnare :     chömer  calmer 
camerarins:    chambriere  camerier 
camerata :     chambree  camarade 
camerare:     cambrer  chambrer 
campania :     campague  Champagne 
Campus:     cluimp  camp 
canacnla:     Canaille  chiennaille 
canalis:     chenal  canal 
Cancer:     chancre  cancre  Cancer 
canicula :     chenille  canicule 
canonicus:     chanoine  canonique 
cantata:     chantee  cantafe 
capanna:      cabane    cabine     Cha- 

vannes 
capitale:     capital   captal   cheptel 
cainianeus:     capitaine  capitan 
capitellus:     cadeau  chapiteau 
capitulare :     chapitrer  capituler 
capitulum:     chapitre  capitoul  cn- 

pitule 
caponcm:     chapon  capon 
cappa:     cappe  chai)pe 
capreolus:     checreuil  capreole 
capsa:     caisse  chässe  cause 
captivus:     chetif  captif 
capnt :     chef  cnp 
carbonata:  charbonnee  carbonnade 
carbonem:     charbon  carbon 
carbnnculus:       escarboucle    car- 

boucle 
caritatem :     cherte  charite 
carnarium:     charnier  carnier 
caronia:     charogne  carogne 
carricare:    charger  carguer  char- 

rier  charroger 
cartularinm :    ehartrier  cartulaire 
casa :     chez  case 
castelleitum :     chalet  chdtelet 
castellum:     chäteau  castel 
cüstratus:     chatre  castrat 
catafalcus :     i'chafaud  catafalque 
catcna:     chaine  cadhie 
cathedra  :     chairc  chaise 
causa:     chose  cavsc 
cavea :     vage  gabie 

13  " 


1% 


ceutruariiim  :   rnitrnier  rentevmre 
veraHUR-     cerine  kirMih 
vrfütuvr.     nre  nrat 
Charta:     carte  charte 
choJvra:     colhr  colle  c/toJera 
choru8 :     choetir  cßioruH 
t  hrititia»U8  :     crt'tiu  chrclim 
c'ifra  (nr);     chijfre  zero 
cincrarium:     cnuhirr  ciniratu 
ciinjithm' :     cimjler  nattf/h'r 
cippus :     cep  cijipe 
circnhire:     cercicr  circnUr 
cithara:     r/uitare  cit/mre 
citri)iU8  (?):     serin  citiin 
chira:     claire  fßaire 
classicuvi :     gliis  chtssif/ur 
clausa:     dose  clause 
davicnla:     cheviUe  clavicule 
coafiulare:     vniJhr  coagnUr 
coccincUa:     cochcniUe  cocchicllc 
coctionem:     cuisson  coction 
codex:     code  codex 
coemetitum:     cement  civient 
cohortem:     cour  cohorte 
coUecta :    ceuiHeite  coUecte 
colli (jerc:     ceuillir  c  olliger 
collocare:     couchcr  colloqior 
colhoii:     cou  col 
colonia:     colonge  colonie 
colphos:    gonffre  golfe 
comitatus:     comte  comtat  comite 
comitem:     comte  comite 
communicarc:      communicr    com- 

viioiiquer 
comjdetae:    complies  complctes 
com2iOsitorem :     comjfosteur  com- 

positeur 
compositum :     compote  composite 
computare:     cojiter  compter 
computus:     comptc  comput 
concha:     coche  coque  conque 
confidentia:         conßancc      confi- 

dence 
confortcm:     confort  comfort 
constantem :     cofttant  constant 


t'Otititieniia :  contenance  contitinue 
contrartum:     contrat  coiitroct 
cophinuM:     ntffre  coffin 
copitia  :     couple  copnle 
copularr       roupler  copuler 
coquutt :     ff  neu  j-  qtieux   coq 
Cosaca :     catinqur  CvBuqur 
cosivma:    coutume  contum^ 
cransuH  :     gran  rrai»e 
craticularr :  null  ff  arnticuUr  cra 

credenlia:     cftanct  crttyance  cre- 

dence 
crifipare :     crrper  crihper 
Croata:     crarate  croate 
cruciatn:     croisie  croisade 
crgpta:     grotte  crypte 
cucuUus:     cocu  coucou 
Cucurbita:      gourde     od.     courde 

cucurbite 
cumulare:     combler  cumuhr 
cuppula:     coitpole  cupule 
currere:     courre  covrir 
cursarius:    coursier  corsaire 
cylindrus:     caiandre  cylindre 
dactylus:     datte  daclgle 
dcaurata :    doree  dar  ade  eldorado 
decadentia:    decheaiice  decadence 
dccadet:     decket  dechoit 
decanatus :     doyenne  dccanat 
dedicatio:    dedicaces  ducassea 
de  ex  viare:     decier  divoyer 
delectautem:     delectant  dilettante 
delicatus:     delie  delicat 
dcnarium  :     denier  denaire 
dentarium:     detitier  dentaire 
douidatus:     denue  denude 
depretiare:     depriser  deprecier 
designare:     deMgner  dessiner 
designum:     d essein  dessin 
dictum:     dit  dicton 
digitale:     de  digitale 

od.  digitus:     de  doigt 
dilatare(?):     delaycr  dilater 
diluvium :     deluge  diluiium 


197 


diouann:    clivan  douanc 
directus:     droit  direct 
di^cits:     dais  diaque 
dispensare:     depenser  dispenser 
districtus:     detroit  district 
dinrnale:    Journal  diurnal 
diurnum:    jour  diurne 
divinKS:     devin  divin 
divisare:     deviser  diviser 
domina:     dame  duegne 
dominicella:     demoiselle  donzeUe 
dominus:     dame  dorn 
dotare:     dotier  doter 
draconem:    estragon  dragon 
ducatifs:     diiche  ducat 
ducem:     duc  doge 
ductilis:     douiUe  diiciil 
diio:     deiix  duo 
elephantem:     olifant  cUphant 
episcopaiifs :     eveche  episcopat 
epistoJariiim :      epistolier    episto- 

laire 
ericius:    herisson  o  ursin 
exaltiare:    exaucer  exhausser 
examen :     essaim  examen 
excappata:     echappee  escapade 
exfoliare:    effeuiller  exfolier 
exhalationem:     exhalaison   exha- 

lation 
explicatiis:     eploye  explique 
explicitus:     exploit  explicite 
expressus:     expres  express 
exprimere:    epreindre  exprimer 
exqnadra:     cguerrc    e&cadre   es- 

couade  Square 
exsuccare:     esstiyer  essucquer 
fahrica:    Jorge  fahriquc 
facticius:    factise  fetiche 
factionem :   facon  fadiou  fashion 
factum :    fait  factum 
fagina:    faine  fouine 
falcare:    fauchcr  faJquev 
fallere:    faillir  falloir 
fatuus:    fade  fat 
fcria :    foirc  ferie 


ferocem:    farouche  feroce 
fidelis:     feal  fidele 
ßdelitatem:    feaute  fidelite 
ßlatorem:    ßleur  filateur 
jiUrum:    feutre  filtre 
ßageUum :    ßeau  ßagelle 
ßagrare :    flairer  ßeurer 
ßammantem:    flamhant  flammant 
ßehilis:    faihle  ßcbile 
ßorere :    fleurir  florir 
fluctuationem:   flottaiso)i  fluctua- 

tion 
focacia:    fouace  fougasse 
f Ollis:    fou  fol 
foras:    fors  hors 
formatus :    forme  format 
fortiatus :    force  format 
forum:    für  for 
frngilis:    freie  fragile 
frictionem:    frisson  friction 
frisk  (ahd.)-    frais  fresque 
fuga:    fuie  fugue 
fusionem:    foison  fusion 
gabala:    cabale  gabelle 
gahata :    jatte  joue 
gaudere:    jouir  gaudir 
gaza:    gaze  Gaza 
gehenna:    gene  gehenne 
gemein :    jumeaux  gemeaux 
gemere:    geindre  gemir 
graecas:     grieches  grcgues  grec 

ques 
granata:    grenee  grcnadc 
gravis:    grief  grave 
gula:    gueule  goide 
hchdomadarius :      hebdommadier 

hehdommadairc 
hccticus:    hectique  etique 
hemina:     minc  hemine 
heredictarius :      Mriticr    hercdi- 

tairc 
hispaniolus:     ipagneul   espagnol 
hominem:    komme  hombrc 
Jiora:     or  hcure 
Jwspitüle:     hötcl  höiiiiul 


r.i« 


hriiuj  (uhU.) ;    r«w//  Unraiujue  rang 
httmornit :     humtiir  hiintoiir 
hf/ticinthuh:    jurnit/u-  htfitcintc 
7lh-.     il  le 

illuniiiKire:      itluminer  tnluminer 
iinliosnitn:    rtiihuKi{utr.  cmf/iiHCdde 
iniplictue:     cinj/iutfcr  iinj'lif/ucr 
imjilicita :     etnphtte  imjthcite 
impnsita :     imj/ni  impoüte 
itnprimerc :    cmpreimire  imprimer 
hicdinittuif:     incarnc  incarnat 
incluvare:     enclouer  cnclaver 
Itidinntioncm:    indiudiaon  incli- 

iKtlion 
includcrc:     cnclore  inchirc 
incraaaare:     evfjrmsscr  cncriiaser 
incrustarc:     entroiUcr  incrustcr 
indicus:     in  de  üidique  indigo 
inditccre  :     cnduire  induire 
indiiratus:     cnduri'  ifulure 
iiij(uitt'))i :     oifiuit  infdiit 
ivgeniarc:     engeigner  in  genier 
inquisitorem :     cnquHcur  inquisi- 

teur 
inrotulare:     enrvhr  enroi'der 
insignia:     enseigne  insigne 
integer:     entier  integre 
intendentcm:       entendant     inten- 

dant 
interpausare:      entreposcr    inter- 

poser 
inversus:     envers  inverse 
Jacohus:    Jockey  Jacques 
jahi  (alul):     gai  gcai 
juncta:    jointc  junte 
jnncHs:    jonchet  lonchet 
jurata :    juree  Jury 
jnratus:    jure  jurat 
justitia :    justesse  justice 
ju^vtare:    jusler  ju,iter 
labcUui::     lambcau  lamhcl 
lactea:     laite  lactce 
lacuna:     lagune  hicuiic 
laicu^:     hi'i   laiquc 
larga:     largc  largue 


landemia:     lou€mge  lonange 
liixare:     iaiä»er  Jacher 
IxuaruH :     ladre  Lazare 
ledig  (<ltM:h.);     li'gc  hgr 
legal  in  :     loyal  Irgal 
Irgttlitntem:     hyaiiU  IryuUlc 
Irgatum:     leguc  Irgat 
liberare:     livter  Itbtrer 
liberutionem:    lirraison  libcrutiou 
Ugamen:     lien  liunc 
hgttre:     Her  ligner 
ligationein:     liaiscm  hgalion 
ligatitra:     Hure  ligntare 
lisca  (dl-scli.);     laiche  Uchr 
lot  (dUch.):     loi  loto 
macaroni  iii.):     macarou     inaca- 

Toni 
macula :     inaille  niacule 
magister:    viaitre  magitfter 
inagibtrale:     miitral  magibtrul 
majorem:     majeur  major 
mandiUus:     munde  mandat 
ynunicü :     manche  manique 
mansus:     mas  mame 
marka  (dtscb.):     marche    marque 
marteJIus:     marteau  martel 
inasticnre:     mächer  mastiquer 
vuiteria:     müdere  mattere 
matricularius:    margmUier  matri- 

cuJaire 
mcLcHlaria:     mächeUcr  maxillaire 
niedianus:     mögen  median 
medium :     mi  medium 
mentfa:     moise  mense 
mercuriolis:     mercuricl  mercurial 
metallea:     maillc  medaiUe 
millesimum:     tniUi'cme  miUcsime 
minore:     mener  miner 
ministeriulis:     menesirel  ministe- 

riel 
miiiibtiyium:     mitier  miuistcre 
minuta:     menue  minute 
missa-um:     mets  mis  mcss  mesbe 
mobiJis:     meuhle  mobile 
modulus :     moule  moduU 


199 


Miolaris:    meuTiere  molaire 
mollis:     vion  mol 
monasterium:    moutier  monastere 
viorseUus:    morceau  vmseau 
movere:     mouvoir  moiiver 
muscata:    musquee  muscade 
muscithts:    moule  muscle 
natalis:     noel  iiatäl 
nativus:     naif  nntif 
navigarc:    nager  naviguer 
niger:    noir  ncgre 
novella:     noitvcUe  noveJIe 
niimerarnis:    nombrier  numeraire 
numerus:     nombre  mimero 
vutritioneju:  nourrisson  nutrition 
nyck  (dtscb.):     niche  inque 
obJata:     ouhlie  obhit 
officialis:     officiel  ofßcial 
opcra:     oeuvrc  opera 
operare:     oiivrer  operer 
orhitaria:     orniere  orbitaire 
Organum:     orgue  organe 
ossifraga :     orfraie  ossifrague 
Ovum:    oeuf  ove 
pala:    pale  pelle 
jmlatinus:    paladin  palatin 
pahna:    paume  palme 
palits:    pieii  pal 
panuta:    panec  panade 
punuum:    pan  pagnc  panite 
papüionem:    pavillon  poplllon 
papyrus:    papier  papyrus 
parabola:    parolc  parabole 
paragraphus :   parafe  paragrapjhe 
parata:  parte  parade 
paradisus:    parvis  paradis 
partem:    par  part 
partialis:    purtiei  partial 
passata:     passee  passade 
pastillua :    pastel  pasiilh 
patella:    poch  patelle 
pausa:    posc  pau.sc 
pcdonem:    peon  pion  pedon 
pcusare:    panser  pcser  pcnacr        \ 
pensum  :    poids  pensum  ' 


2jersicum :   ptresse  peche  pers  perse 

persique 
pc  ahim:    poele  petale 
Petronilla:  perronnelJe  PHronille 
phantasticits:    fantasque  fantas- 

tiquc 
pietatem:    picte  pitie 
pigmentum:    piment  pigmeid 
püata:    pelee  pelade 
piperata:   poicri^e  purec poivrade 
piUiita:    pepie  pitnite 
placere:    plairc  plaidr 
lüacet:    plmt  lüacct 
pJacitian:    plaid  placite 
plana:    plaine  plane 
planus:    plain  plan  piano 
plata :    plie  plate 
platanus:    plan  platane 
plicarc:    plicr  jjloyer 
podagrum:    pouacre  podagrc 
pohjpticum:    pouille  polyptique 
polypus:    poulpc  pieuvre  polypc 
pommata:    pommcc  pommade 
porticus:    porclie  portiqnc 
potionem:    poison  potion 
praebenda:    prcbendc  provende 
praedicatorem :     prcchcur  prcdi- 

cateur 
pracstus:    prH  preate 
precaria:    prihre  precaire 
preJicndere:    prendre  prchender 
prehcnsionem :    prison  prehension 
prcsidentia :  prcseancc  presidcnce 
primarium:    preniier  primairc 
prohabilis:    probable  prouvable 
procuratorem :    procnreur  procu- 

ratcur 
Providentia :    poiirvoyance  provi 

dence 
provincialia:  provcnral  provincial 
psalterium:    psauticr  psalterion 
pulsativum :    poiissif  pulsatif 
piinctioncm:    point^on  punction 
pu)iCtuarc:    poititcr  ponctuer 
pyxidcm :     bo'ilc  bunte 


2(H) 


qttndriKjeHima :     tuirrmr    t/uailra- 

t/iniili(tr<' :     ('(trrer  cadrer 
i/umlr<tntcm:     cndrfin  rarriuit 
tjuadratnra:     cnrrure  quadritiure 
(lunvstttrivi:     tjm'trur  t/iifhtrur 
(jiKihJlittrr  {'0  :     jnuyvr  t/uulifier 
quatennim:     cahicr  casente  qua- 

trrttC 
quutiiur  :       quutii'  (juutuor 
quiftifs:     an   quüte 
quintanu :  ctnitine  quiutaine  quin- 

taut 
rahies:    reve  rarjc 
radiatus:     rayi  radie 
rmtuncula  :     grcnouille  rencmcule 
raaata:     rasce  ratsade 
rasus:     ras  rez 
ratiovcTH :     raison  ratioii 
reciipcrare:     recouvrer  rUuperer 
rccusnre:     rvser  rccuser 
rcdeviptionem :  ranron  redemption 
rcductiis:     rcdoute  reduit 
regalit::     royal  rcffal  real 
reguJatorem:     rerfhur  reguJatcur 
rcJaxare:     relncher  rclaxer 
roiegatus:     reuie  rcnegat 
replicare:    replier  rcployer  repli- 

qucr 
respcctum:     ri'pit  respect 
reliolum    od.    reticclhnn:     reseau 

reseuil  risiUe 
rctractare :    retraiter  rctracter 
revcrsus  :    reveche  rcvcra 
rigidus :     roide  rigide 
rhytinui<:     rimc  rht/tme 
romanus:     rowaiu  roman 
rosavium:     rosier  rot<aire 
rosatus:    rose  rosat 
rota:     roue  rote 
rotare:     rouer  rodtr 
rotuuda:     ronde  rototidc 
yotuJüta  :     roulcc  roulad*: 
rotulus:     rvlc  rotulc 
riigire:     hruire  rugir 


rupta:     route  raoui 
ruptura      rolure  rupture 
ruätirus:     luttre  ntBtiqye 
ttacramailum :     »erment  hocremtnt 
aniarium:     »alirre  »ithiire 
salata:     tulre  nulade 
Mültarrlla:     MautrreHe  »fdtrrtlU 
»alcia:     sauge  sairia 
snponaria:    äaronnirre  mponaire 
Sa  rrophngus :    rtrceutl  »arcop/uige 
scahinun:     echerin  scabin 
scala:     echelle  escale 
scalarium  :     ichaUer  escaUcr 
sraija  (dtsch.):     ecaillr  et:aU 
scandalum:     eKclamlre  scandaU 
scarp:     echnrpe  efrarpe 
schall :     echec  fchah 
schistus:     ztste  srhiste 
scholaris:     ecoJier  scholaire 
skiua:     echitte  eyquive 
scivtiHare:    etiuctlUr  icintilUr 
secaiitem:    sciante  secante 
serare:     scier  seyer  soyer 
secatorem:    scieur  secateur 
securitatein:    sürtte  securite 
seniorem:     sietir  stigneur 
separare:     serrer  separer 
sepia:    seiche  od.  s'eche  sepia 
sigillum :    sceau  scel 
Signum:     seiug  signe 
simulare:     sembler  siinuler 
singuhris:     sanglier  simguUer 
sinistra:     sene^ire  sinistre 
sinus:    sein  sinus 
sixta:    sieste  sexte  sixte 
Slave :    esclave  Slare 
soccus:    soc  socque  soufJie 
soUcitare:    soucier  soUiciter 
solidare:     souder  soldcr 
solidatus:     soudc  toldc  Soldat 
soJidus:      sou    sol    (solde)    soudc 

soda  solide 
tonata:     sounce  sonatc 
spatha:     cpec  espade 
spathula:     cpaulc  spathule 


201 


spec'tes:     epice  espece 
specuhtm :     speciilum  espiegU 
spinnla:     epijigle  spinule 
Spiritus:     esprit  sjnrite 
stagnantem:    Hanchant  stagnant 
stagnnm:     etain  tain 
stallum :    Hau  etal  stalle 
staticum :     Hage  stage 
stipula:     Heule  stipule 
stipulare:     Hioler  stipuler 
strata:     estree  estrade 
strictus:     Hroit  stricte 
stuppa:     Hoffe  Houppc 
suhvcnire :    souvenir  suhvenir 
suctionem:     suQOn  suctiou 
sammarimn :      sommicr  sommaire 
summum:    son  somine 
SKperanus:    sonverain  soprane 
supercarrica :     surcharge    siibrc- 

cargue 
superfinus:    surfin  superfin 
supcrsaltus :    sursaut  soubresaut 
surgere:    sourdre  surgir 
suspicionem:     soupQOn  suspicion 
tabula:    tole  table 
tac  . . . :     attaquer  attacher 
tactus:    tac  tact 
taleata:     taillee  taillade 
tap  .  . . :     tapon  tampon 
taxare:     tächer  taxer 
temperare:    tremper  temperer 
tenorem:     teneur  tenor 
tensionem:     tcnson  tensio}i 
tepidus:     tiede  tepide 
territorium:     terroir  territoirc 
thcriaco :     triaque  thtriaqiie 
ihijrsum:     troii  ihorse  thyrse 
tibia  :     tige  tibia 
tin  .  .  . :     tonneau  iunncl 


iocare:    toucher  toquer 
tonsionem:     toison  tonsion 
torcta:     tourte  tarte 
torgoman  (ar.) :   drogman    truche- 

ment 
toslus :     tot  toast 
traditionem:     trahison   tradition 
Troja:    truie  Troie 
trovatorem:     trouveur  troubadour 
tympanum:     timbre  timbalc   tym- 

pan 
umbilicus:     nombril  ombilic 
ungidatus:     angle  ongide 
iinionem:     oignon  union 
upupa:     houppe  huppe 
Vagina:     gaine  vagin 
valentem :    vaillant  valant 
vallis:    vau  val 
Variola:    veröle  variole 
ventosa:      venteuse   ventose  ven- 

touse 
vermicelli :       vermisseau     vermi- 

celles 
viaticum:     voyage  viatique 
vicarium  :     vi  guier  vicaire 
vidiia:     vide  veuve 
vigilantem:    veillant  vigikuU 
vigilia:    veille  vigile 
Villa:    ville  villa 
vipera:    guivre  vipcre 
virga:    verge  vergue 
virtuosiis  :    vertueux  virtuose 
vitrum:     verre  vitre 
vocalis:     voyelle  vocal 
voluta  (volvita)  :     voüte  volte 
votare:    rouer  voter 
Votum:    voeu  vote 
icarantus:    garant  loarrant 


N a c li  t r tl g c    zu    den  i?  r  « c /i c  i ' s  c h c n  1)  o u b  1  e 1 1 c u . 
abaquc              abacus  abaco                 aisc  agio 

üdoubcr  a-  od.  e)i-  dauber  alUgator  le  Iczard 

affichcr  afjiquer  alticr  nutel 

('t'fjii  '  acut  arsenal  darsc  od.  darsiue 


202 


ntiU  Oll.  uhlie     ettrqite  entavhe  ebtu- 

t/UC 

vtitrllf  ütrllr  ettttillf  Helle 
nrul 


<tVI8 

anistcr 
azimut 

Imlntytrr 

hard 

harge 

busin 

hfiijr 

lH\s<ii(/i(r 

bissrtrf 

hitdi'Jc 


(t   niH 

(ijuslcr 

zhiit 

halnuste 

hüre 

hcrffc 

bombasin 

bis 

bisaiyle 

bissexte 

outarde 


bül  zu  boidr  vir. 

bauche  bouquc 

bout  but 

boutc  botle 

boutic  boutade 

braqucs  brasscs 

bref  brivf 

bricr  broycr 

b  rille  bcri/lle 

broquctie  Irochette 

blosser  brousser  broncher 

brou    (alt  brouftt)  brosse 

bruit  ruf 

brui'C  riiche  rauche 

buJJ'lc  bubale 

busc  zu  hois    etc. 

cahute  cajnte 

caillou  cahul 

ccil  Cid  US 

calee  cnlade 

calibre  f/arbe  (jalbe 

cantO)nu'c         cantonnadc 

cape  zu  cappe  etc. 

cai)sc  zu  caisse  etc. 

carapat^e  caparuron 

carbouille  zu  curbauck 

caruaire  zu  caniier 

carme  (alt  carne)  zu  cahicr 

carrc  cadre  cadrat 

casson  caisson 


cntcl  XU  Capital 
lutir  ' 'T 

ecntir  irMer 

ihnbU 

ihableau  rumblaiu 

chair  curnr 

vhnmnrrr  nnuirrc  namarre  ti» 

marre 
chaticrnu  #/  '  <  »mrel 

chand  lu  l 

chatte  canfir 

chassee  cha.*ande 

cheralerie        canderte 
eher  er  caver 

chiche  chique 

choc  chouq 

ccifitre  cintre  chaintre 
ceintrer  ceiytturer 

ceticlle  zu  Cochenille  etc. 
ceusal  od.  scns.  od.  saus.;  cennurl 
cerche  od,  cerce;  sarche  cercJe 
cepe  ceps  zu  cep  etc. 
cloitre  clostre 

coucourde  zu  courde  etc. 
coude  cubilus 

couffe  coufßn  zu  coffre 
courte  couctte  coutil 

coule  cucuUe 

coulon  Colon     colombe 
couteau  coutel  coutiUe 
cramadlicr       cremailliire 
crampe  grampe  grappc 

crcceUe  scrcelle  {sarcelle) 

crois  credo 

Croupe  groujye 

cruzade  zu  croisee  etc. 
dclivrer  deliberer 

duit  doit  duis 

echandole        essandole  escandole 
ichappade  zu  escapade 
cch a  u m e  ich o m e  esca u  m  e :  scalm c 
echee  escape 

ccoue  ecaude 

ccoute  escot 

ccroter  ccroüter 


203 


emhrassec 

emhiicher 

en CO  quer 

encre 

endiiisson 

enfeutrer 

enJiUe 

eng  UV  er 

epais 

epuchette 


emhrassade 

embusquer 

encocher 

enccmstique 

hiduction 

infdtrer 

enfilade 

enjouer 

spisse 

epuiseite 


erene  e&rene 

erifjne    od. 

erine  araigne 

erisson  zu  Mrisson  etc. 
crree  errata 

errer  iterer 

escabeau         scabellon 
escope  ecope  cscoitpe  echope 
espar  cspart  cpart  od.  epare  od. 

epars 
esquiere  zu  equerre  etc. 
estagnon  zu  ctain  tain 
cstaim  od.  Haim,  estame,  estrain 
estan  od.  estant  Haut 
estangue  od.  que  estcmgue  etraugue 

stangue 
ester   od.    estere    od.    esterre    zu 

etier 
estere  störe 

'estoc  etoc  estau  Hau 
estou  od.  etou  zu  etal  Hau 
es  tri  viere         Hri  viere 
Hampe  stampc 

Hamper  estampcr 

Hance  estance  estancia 
Houpee  Houpade 

Houjfec  etoujß'adc  estouffade 

faxt  sc  fasce 

fHue  fetuque 

feil  fovgue 

ficelle  fincheUe 

flache  ßoc 

forccs  forpex 

frisquc  zu  fr csque  frais 
f'uincr  humer 


fumeur  zu  humeur  etc. 

galan  tin  e         g  Ha  tin  e 

gambade         Jambee 

gambe  Jambe 

gargouille        gringoJe 

gargonsse        cartouche 

garite  guerite 

gave  cave 

givre  vive  vivre  vouivre  zugtiicre 

glai  glaive 

gla'ieid  gladiole 

gorge  gour 

gregiiesque  gregeois  gregou  grigou 

grisou  grieu 
gresil  groisil 

gresiller  grediUer  zu  griller  etc. 
grifj'ce  grifade 

grille  gril 

griper  grimper  ramper 

grogner  gronder 

grou  gru 

groom  goiirme 

grumel  grumeau 

guerlande        guirlande 
guimaux  zu  jumeaux  etc. 
hdblcr  fabuler 

harde  farde 

harpe  Iterpe 

hirondelle        arondelle 
hotte  hutte 

houatte  oiiate 

houle  houille  oule  oiUc 
houx  houssc 

immeublc  immobile 

infibuler  äff  übler 

intriguer  entriquer 

ivraie  imbriaquc 

jalet  galet 

jascran  algcrien 

jujube  gingeolc 

jotte  zu  Jatlc  joue 
laburnc  aubour 

lamc  lamne  lamiiic 

lame  lamine 

lamper  lapcr 


*J0  I 


laiujuf  Unpue 

hin  irr  launiri" 

liirmirr  tn\. 

larcnivr        larmaire 
lusMcr  zu  lainHcr 
laH  lest 

Ibve  lürr 

tissc  Utile  Untre 
liteau  Ihtenu  listet 
loils  loti  laude 
loiKje  lov(juc 

hn'fffue  hivf/nailc 

hnive  loKjic 

Inhin  hipin 

muL'hinc  machiti 

maclc  zu  muillc 
vxadier  madrier  zu  imitiere 
mui  mee  mute  mage 
maigrelet         mingrelet 
mciison  ma)isio)i 

vudine  maligne 

mandorc  imudore 

manillc  manide  manicule 

inavse  zu  viense  moiae 
manuelle  mayiivelle 

marguc  zu  manche 
7narinee  marinade 

mdi.rjolaine       mcirin 
mdssc  mosse 

matt  ni  er  matutinaire 

mau  mal 

maure  more 

merluche  mcrlus 

meistrc  mcstrc  zu  maitrc 
metail  meteil 

minime  minimum 

mode  moeuf 

moiser  moger 

mollc  zu  mol 
mog^ucr  mouchcr 

morbis  maravedi 

moshm  niusulman  moslamin 
motc  motte 

mousteUc  moutellc 

mout  vwussc 


viucher  muMHcr 

murr  mud^'r  tnutrr 

viunOiU   zu    inunrjr   ftic 

nappe  majrpe 

neble  mcuU  O'i.  uiflUo<i. 

vrublt 

niciu  mgtile 

ttielle  nigelle 

ntlU  annille 

noeud  wtdui 

nogie  uoyade 

OChe  hnthr 

odore  odorat 

oeilUe  oeiUade  oculie 

ogre  orcus 

oing  ongucnt  {'f) 

onglc  ongulc  ognt 

onglet  onglade 

orange  oronge 

oratoire  oratorio 

oreiUe  auricule 

orillon  oretUon 

,    orne  ordre 

I    osculter  zu  ecouter 

ourdre  ourdir 

ourlet  orlet  orrclet 

ourque  orque  hourque  houcre 

outil  utensile 

ouvre  zu  oeurre 

palabre  zu  parole 

palcm  palanche  palanque 

palee  palade 

Palette  poeUtte 

pdlisscc  palissade 

palomhe  palonne 

pampc  pampre 

panier  panaire 

pariee  pariade 

parole  palabre 

jtastenadc  od. 

imdlonnade  pastcnaguc     ritJia 
guc 

patarafe         paragraphc 

patouiUc  Patrouille 

paumee  paulmee 


205 


payclle  zu  pocle 

X^eigne  ijectine 

pelerw  iKrhirin 

pelu  poilu 

pene  pcle 

pennoncecm  penoncUe  panonceau 

peuon  pemion 

P^'ffre  ffre 

pileKX  peloux 

piinceau  penicilJe 

ptincee  pingade 

plant  cc  planiaäe 

plutre  pictbtre  empAdtre 

pH  pliqne 

2)hiche  peluche 

poche  poque 

pocMe  pwchade 

poix  pegh 

ponccaii  poncel  pontnsean 

povger  Iponger 

ponte  poiut 

preux  prou 

quennon  canon 

rai  rais  rede  radius 

raie  rate 

raire  rader 

rairc  hraire 

rais  zu  ?'«.s  lez 

rehours  rehrousse 

recevaiit  recipicnt 

recueillir         rccolliger 

recoUe  recoUet 

redorte  Horte  retorte 

refui  refuge 

regaUe  regalade 

relayer  relaisser 

revenger  revendiquer 

ridicide  reticule 

rincer  revhinser 

r  Öliger  ru  miner 

sahlier  sahuUiirc 

saldo  zu  solide 

sangUe  sanglade 

satinee  satinade 

scellee  sigilUe 


secoiiee 

secouade 

sccidier 

scculaire 

serge 

seriqne 

seringiic 

syringe 

Service 

serris 

seul 

solo 

sifßee 

sifßade 

sigle  seille 

sceau 

sin  gier  zu 

ein  gier?  od.  sillei 

y 

sor 

säur 

sort 

Sorte 

sovfletee 

sonßetade 

tahlier 

tabulaire 

tacke  taxe 

tasquc  tanx 

tacque  taq 

/c  lache 

taie 

ihcqne 

targe 

tarque 

taule  zu  table 

tanpier 

talpier 

tausser  zu 

taxer  tachcr 

tenie 

tenia 

terree 

terrade 

titre 

tilde 

tirce 

tirade 

toillette 

telleite 

toit 

tet 

toqiiee 

toccate 

torche 

torque 

tordre 

torquer 

tordu 

tortu 

torsee 

torsade 

torser 

trousser 

tont 

toto)t 

trailler 

iirailler 

trangle  tringle  etringle 

transe 

transit 

tremie 

tremue 

tronc  tronce  tronche 

trop 

troupe 

irottee 

irottade 

tronille 

truil 

tuile  teuque  od.  tuque  tegide 

tidipe 

turban 

turbe 

tonrbe  tnrf 

ragner 

vaqner 

200 


ruirt  rnrtr 

mifftr  rendif/urr 

%'frmilU'  rirtniruh' 

rfrnie  luinof/nr 

vcrs  rerse  verno 

rerrvUe  rerreiir  rerterrVe 

n'affc  zu  mi/difr 

ritfir  zu  rnllc 


rire 

viral 

toirine 

rtlrinf 

volrt 

rtilc 

rr  Offne. 

tllirotiC  (ahrntntnnii 

rrac 

vnrrc 

zneyntht  /.ii  jacivthe 
zumpoffue         »t/injt/iohie 


Im  (Junzcii  ^laulx'  icli  also  bis  jetzt  etwas  Ober  2000  fran 
zösisrho  Sclioideforincii   zu   keniK'n. 

Die  Menge  der  portugiesischen  ist  ungleich  kleiner.  Von 
lliMin  CorUif/H  578  Beispielen  ziehe  ich  14  ab:  entcnfl  die  for- 
7)irs  orir/inaircs  de  ras  diicrs:  j>6  polcora;  scrpe  serpcfite;  lirgo 
riif/ni;  trrutpc  tripndc  und  higorna  higorne  (s.  oben):  zweitens 
prcndd  und  jirrhrnda  d.i  das  erste,  dem  Spanischen  entlehnte, 
meiner  Ansicht  nacli  auf  pignorcm  zurückweist;  und  schliesslich 
volt((  Valuta^  da  das  ersterc  von  volvita  und  nicht  von  volüta 
stammt.  Es  blieben  also  5G4  übrig,  zu  denen  ich  305  neue 
hinzufüge,  so  dass  die  Gesammtsumme  sich  zunächst  auf  809 
belauft. 

Xachtriigc  zu  Herrn  (oelho's  Fortncs  diccrgentea. 

aloito  (o.hchio 

(d(/chisia  altjchrifla 

(iiito                 acta  canapi 

a  V  cjaö              V  in  ia  ö  can  ija 

üvesso              ai'crso  carater 

nzedo                accio  cdeuma 

hacharcl  od.  / ,        „        ,  ,       „  ccrce 

bac  haier     \  ceata 

hailada            halata  cio 

barriga            barrica  civel 

behetria           bcmfciioria  claveiro 

bcnto                 boidito  bencdicto  >    chivif}a 

briJlo                berylh  od.  biridlu  I    cohrinha 
bidcüo               volcdo 

cabadcJd  od.  j  cogidla 

cabidcla     j  colcha 
cabcdilo        r  zu  cnpitcl  diapitcl 

coudel            ^       od.  chapitco  \    conde 

coudUho  od.i  \    coutreito 

caudilho     ]  conntdo 

cabidola  zu  cabido  capitido  !    couto 


caJamina         cadmia 
calrario  zu  careira  caiceira 

conopeo 

cauicula 

car  acter 

salema  salama 

ceme 

cista 

zelos 

civil 

clavario 

carabina 

colombrina 
brina 

cucuJla 

coudra  cocedra  od. 
cvicita 

comitre 

corttrato  contrado 

cornutü 

coto 


cule- 


207 


covado 
craveja 


cuhito 

caravelha  zu.  ca  villi  a 
clavicida 
cris  cclipsis 

cronha  zu  coroa  corovha 
cunho  ciüHo 

curtcUo  cutel 

chaga  caga 

cliaiui  champa 

deyredo  dccreio 

desar  desaire 

desfeüo  desfecho 

dicha  diia 

facha  facula 

facha  faz 

Fagimdo         faciindo 
faiiia  fachvia  od.  fangina 

farrä  od./err«  oi].  farrem,farragevi 
fchre  flchil 

fecho  zu  fcito  facto 
fei  QUO  facgäo 

feita  fccha 

feitigo  facticio 

fevera  zu  fehra  ßbra 
feveroso  Jibroso 

fiddüde  ßdclidade 

Jiltro  fcltro 

ßta  finta 

fbix  fluxo 

fragoa  zu  forja  fahrica 
fiirna  forno 

gema  gemnia 

gemeo  gcmiiio 

gola  guela  guja  goles 

guarida  guarita  od.  gurita  gorita 

guirmdda        grinaida 

ginne  acumen 

liomhreira        hmncrario 

i)itrigor  intriucar 

jardo  jaldc 

ladiiiho  zu  hidino  J((tim 

Jagoa  lacuna 

liamc  ligomcn 

liar  ligar 

limoadci  limonada 


lindar 

limitar 

Vi  ata 

listra 

lougaiiilia 

loucania 

Ina 

hnia 

liiar 

htnar 

lugar 

local 

mandado 

mandato 

margear 

marginar 

Viatinas 

matutinas 

medrar 

mclhorar 

menestrel 

ministril 

vieufesto 

vianifesto 

viester  zu  viister  miuisterio 

mestrado  inagibtrado 

misto  mixto 

mochar  mutilar 

moganga  vwgigauga 

inol/to  manolho  mavojo 

molleza  mollicic 

moto  movito 

vuislo  miisculo 

iioas  Ilonas 

nö  uodo 

ohrca  ohlata 

orago  oraculo 

ordenhar  ordenar  od.  ordinär 

ordha  orillia 

ornado  ornato 

pasqnin  pasquino 

patroa  patrona 

pavdo  pavano 

paoio  zu  papd  papyro 

paxociro  passionario 

pdcgrimc  peregrino 

penäo  pcnddo 

pcndencia  penitencia 

peschre  jj7*C6r2>to 

pevide  pituita 

plazo  prazo  pleito  placito 

pocao  pegonha 

poJpo  poh'o  poJijpo 

porea  piverada 

potro  poldra 

poKxmr  palpar 

p  msar  pausar 


20^ 


iniliffii 

ftritif/d 

t/iKiilnIhii 

tjiKulrii  'il>i 

ralar 

raUun 

ran{'0 

randtto 

rnn 

roMo 

rciUimliUm 

rrdoHdrlla 

rrlhtt 

reyra                            \ 

r  eres  so 

rciwrsn 

roll)  zu  rulho 

rotulo 

sah/Hcira 

sahcaria 

mrrillia 

sivrilha 

F<ni<(  od,  am 

tad  tidrtann  od.  nur     | 

Uujein  sartem 

scio 

8€H0 

neiiffO 

Mrurca 

HcnhoT 

Hl  UtÜT 

iringel 

nitif/tto 

teVm 

tecia 

tomoro    od 

tomhttrti 

lumuio 

trebellw 

trabuUoi 

trato  trarto  trau  tu  od.  tmta  ircchu 

trcta  truitf 

miha 

uptjuln 

vayem  od.  b 

(if/em  od.  bufje.  baittha 

ratjiita 

viafjem 

tialico 

vigoMO 

ricioBO 

Aus  dem  spanischen  Wortschatze  habe  ich,  wie  schon  ge- 
sagt ward,  gogen  4000  Scheidefornien  aufgesammelt,  denen  un- 
gefähr 1700  Ktyma  entsprechen:  die  genaue  Zahlenangabe  kann 
ich,  da  auf  dein  Felde  der  Ktyniologie,  auf  dem  diese  Aufstel- 
lung und  Anorduung  der  Scheidetruppen  vor  sich  geht,  jeder 
Schritt  ein  unsicherer  ist,  da  man  fortwährend  gezwungen  ist 
umzuändern,  sowohl  vermindernd  als  vennehrend',  erst  ganz  am 
Schlüsse,  wenn  weiteres  Aendern  mir  unmöglich  ist,  in  einem  zur 
leichteren  Oricntirung  und  Uebersicht  al]diabetisch  geordneten 
Yerzeichniss  aller  vorher  genannten  Scheideformen  geben.  Das*; 
nun  ihre  Zahl  selbst  die  der  französischen  so  bedeutend  überragt, 
möchte  meinen  Kritikern  zunächst,  wie  auch  mir  selbst,  als  Folge 
einer  zwar  verzeihlichen  weil  unvermeidlichen,  jedoch  tatsäch- 
lichen Parteilichkeit,  als  Folge  eines  zum  Zwecke  dieser  Einzel- 
arbeit vorgenommenen  tieferen  Versenkens  in  nur  einen,  den 
spanischen,  Teil  der  Romania  erscheinen.  Jedoch,  da  der  Unter- 
schied in  dem  durch  Differenzirung  erworbenen  Besitze  beider 
Sprachen  so  gross  ist  dass  der  spanische  fast  zwei  Mal  so  schwer 
wiegt  als  der  französische,  so  möchte  das  jetzige  Verhältniss, 
wenn  es  natürlich  auch  nicht  ganz  unverändert  bleibt,  es  doch 
in  dem  Hauptpunkte  bleiben  dass  das  spanische  ein  plus  vor 
dem  Französischen  voraus  hat.  Die  vom  Volke  ausgeübte 
Differenzirung,  überhaupt  seine  ganze  Selbsttätigkeit  ist  von 
der  spanischen  Scriftsprache  mehr  respectirt  und  anerkannt 
worden  als  von  der  französischen  die  des  alten  Populären  noch 
ungleich    mehr    als    schon    das    Spanische    verworfen    hat;     hin- 


209 

gegen,  oder  gerade  darum,  ward  das  Französisclie  viel  reiclier 
als  das  Spanische  mit  mots  savants  verseilen.  Die  Klasse  welclie 
sich  nur  aus  populärem  Eigentum  zusammensetzt,  ist  also  hier 
die  reichere;  die  welche  durch  gelehrte  Kinführungen  entstand, 
ist  es  dort.  Uebrigens  muss  man  annehmen  dass  auch  im  Fran- 
zösischen die  populären  Zwillingsbrüder  sehr  vieler  bis  jetzt  nur 
in  ihren  gelehrten  Vertretern  bekannter  Worte  noch  in  ablegneren 
Winkeln,  im  Munde  der  Handwerker  und  Bauern,  fortleben.  Die 
Summe  der  wirklich  verlorenen  Latinismen  wäre  sonst  unver- 
hältnissmässig  gross.  Jene  aber  werden  mit  den  sie  ersetzenden 
mots  savants  noch  manches  Scheidepaar  ergeben. 

Was  die  Fiintcilung  und  Anordnung  meiner  4000  spanischen 
Formen  betrifft,  so  entspricht  sie,  wie  aus  den  obigen  Auseinander- 
setzungen erhellt,  in  ihrem  Grundzuge  d.  h.  in  der  Sonderung 
und  Gruppirung  aller  Beispiele  zu  drei  Hauptschichten  Herrn 
Brächet' s  System. 

Die  erste-  dieser  Hauptmassen  umfasst  mehr  als  1500  in 
zwei  oder  mehrfacher  Gestalt  vom  Volksmunde  aus  einem  Etymon 
heraus  entwickelte  Formen,  ist  also  nicht  nur  wie  ich  früher 
sagte  qualitativ,  sondern  auch  quantitativ  die  reichste.  Scheide- 
formen volkstümlichen  Ursprungs, 

Die  zweite  umfasst  gegen  1500  Beispiele  in  denen  eine  oder 
mehrere  populäre  Formen  einer  anderen  gelehrten  gegenüber- 
stehen.    Scheideformen   gelehrten   Ursprungs. 

Die  dritte  umfasst  zwischen  500  und  700  Beispiele  in  denen 
eine  fremdsprachige  Form  einer  oder  mehreren  Popularbildungen 
oder  einer  gelehrten  Bildung  gegenübersteht.  Scheide  formen 
ausländischen  Ursprungs.     S.   oben  p.   118. 

Die  Specialeinteilung  dieser  drei  Arten  von  Scheideformen  aber 
ist  bei  mir  eine  ganz   andere  und   musste  eine  ganz  andere  sein. 
S.  üben  p.  146  ff.  Sie  ist  sehr  viel  niannichfacher.  sehr  viel  mühsamer. 
Denn  während  sich  im  Dictionnaire  des  Douhlcts  die   erste  Klasse 
(meiner  zweiten  entsprechend)  auf  vier  Unterabtheilungen  beschrän- 
ken konnte  (§  1  Fersistancc  de  VAccent  lativ.   §  2  Svppression  de  la 
Voyellc   hreve.     §   3  Chute   de   la  Consomie   mediane.     §  4  *SV/ 
ßxes  latins);  die  zweite  auf  eben  so  wenige  (§   1  Bchris  des  an- 
ciens  Dialectes.  §  2  Bestes  de  la  dcvUnaison  fran^aise.     §  3  Con- 
fusions  grammalicales.    §  4  Formations  inconnncs)^  die  dritte  auf 

('.     MlCIIAflLIS.  14 


2lo 

«Irci  (^  1  JhitiUrfs  «l'nriyitu  /fntinni'  ^  ..'  houhlHn  fVorfffirtr 
r>ipnfnn'i*'.  §  3  IhmhlHn  fVorif/htr  nnf/lninf  t,  u\\w%X«*  Ich  um  i\or 
l'imh  II  \i(  Ifarl.ii/cM  Kralifftt  Irr-n  iinch/ugohcn,  wozu  die  Kxt*%n\A\' 
licirmiK  «liircli  I)o|>p«If<»rinon  tnich  /waiik,  «J«^?  cmle  KIftw«  in 
TiR,  die  /wcifi'  in  1'»,  din  rlritfo  in  7  Id^infTr«  wi<<li?r  i:i  <\c\\ 
iMclirfacli  ^rr<(hifMl(Mic  (Inn/p  zorlnflron.  TihI  mit  d^^fn  Aü   '    '  nr-r 

|{<is|»ir|('  wcnlcn  sich  nocli  noiie  I'ar.iffraplwii  vr\it\tfi\.  «1..  ...  ,.  .uirli- 
aiis  niclit  für  nllo  Arten  von  Doppol  formen  <li<»  Itraftvoll««  Nach- 
koiiinjcnschatt  der  S(!  hol  de  formen  naciij^e  wiesen  \%i.  Herr '^VMo  hat 
bereits,  indem  er  (iOO  port.  Formen  in  14  KnhrilvCn  einordnete. 
als  Mittler  gczci^'t  dass  jene  frz.  Kategorien  für  eine  der  an- 
deren romanischen  Si)raehen  nirht  an*«rei.-hten.  Ich  nuinos  Teils 
zeige  dass  sie  für  eine  weitere  auch  nicht  passen,  und  bin  der 
Ansicht  dass  sie  filr  keine  als  nur  die  fr/,  ausreichen.  Die 
Trias  Italien,  Spanien,  l*ortugal  steht  auch  hier  geeinigt  Frank- 
reich gegenüber. 

Das  Princip  meiner  iviassitication  erklart  das  Folgende: 
Wenige  Wörter  bleiben  auf  ihrer  räundichen  Wanderung 
voll  Xation  zu  Nation,  oder  auf  ihrer  zeitlichen  von  Jahrhundert 
zu  JahrhumUrt  unangetastet:  die  meisten  müssen  Umgestaltungen 
erfahren :  und  nur  in  diesem  letzteren  Falle  ist  doppelte  oder 
niehrfaclio  Vortretung  möglich.  Die  vom  CJnindtriebe  aller  Sprach- 
entwickclung,  vom  Bc(iuemlichkeitstriobe,  der  Lost  die  Arbeit  des 
Sprechens  zu  erleichtern,  bestimmte  (Grundrichtung  aller  Umge- 
staltungen ist  Erleichterung,  Schwächung,  Trübung,  Verwitterung 
der  Laute,  durch  das  Erschlaffen  der  Articulation  hervorgerufen. 
Der  normale  Lautwandel  wird  also  überall  Enveichung,  VerHüch- 
tigung,  Schwinden  der  Laute,  kurz  eine  Herabsetzung  des  mate- 
riellen Wortwertes  erzeugen.  Jeder  Wandel  aber  welcher  durch 
tatsächliche  Verstärkung  und  Hinzufügung  von  Lauten,  durch 
Vergrösserung  also  des  materiellen  Wortwertes,  den  Schein  auch 
einer  Erstarkung  der  Articulation,  einer  Bewegung  der  Sprache 
in  entgegengesetzter  Richtung  hervorruft,  gilt  für  abnorm.  Schein 
ist  dieses  Erstarken  zumeist:  das  Verfahren  der  Prothesis  und 
Epenthesis  z.  B.  beruht  in  Wahrheit  fast  immer  auf  dem  Ver- 
suche schwere  Lautverbindungen  leichter  sprechbar  zu  machen 
und  ist  also  nichts  anderes  als  eine  verschiedene  Aeusserung  jenes 
selben  Bequemlichkeitstriebes.    Oft  hingegen  kann  der  Deutlichkeits- 


211 

o(lerDifferenzii'ungstneb(s.i).  k;),  der  dem  Be(iucniliclikcitstriebe  ent- 
gegenarbeitet, stärker  als  dieser  sein  und  wirklich  positive  Kräf- 
tigungen der  Articulation,  positive  Lantstei^Lerungen  und  Wort- 
vergrösserungen  hervorrufen.  Die  altindogermanischen  Sprachen 
sollen  von  solchem  Wachstum  nichts  wissen  (s.  z.  ]].  Cioiius, 
(irundzügc,  Schlusskapitel);  die  romanischen  wissen  unbedingt 
davon.  Dass  z.  B.  eine  Media  Tenuis  wird,  ist  wenn  auch  nichts 
häufiges,  so  doch  nichts  unerhörtes.  Und  wer  will  behaupten  es 
sei  blosse  Verwitterung  und  blosse  Beciucndichkeit  wenn  der 
Spanier  von  coro  (choriis)  das  cicrto  niuuero  de  gcntc  que  se 
Junta  para  cantar,  rcffocijarse ,  alahar  6  cclcbrar  algiina  cosa 
bedeutet,  corro  abzweigt  um  ein  grösseres  und  lärmenderes  Zu- 
sammenlaufen von  INIenschen,  cl  cerco  que  forma  la  gente  para 
hahlar,  zu  bezeichnen?  Aehnlich  wird  pandura  pandun'a  zn p>an- 
durria.  Wer  kann  leugnen  dass  es  ein  mit  Erstarkung  des 
Siinies  verbundenes  Erstarken  der  Laute  ist?  Ebenso  die  Pro- 
thesis  z.  13.  eines  h  vor  r,  die  Verwandlung  von  raucus  in  hronco? 
oder  der  Einschub  von  r  nach  g  und  h  wie  in  grondola,  bre- 
iönica  hrujida?  oder  auch  diejenige  Art  der  Metathesis  welche 
ein  r  des  Inlauts  in  den  Anlaut  verlegt  wie  z.  B.  in  hrivisco 
für  hiblisco,  in  brlmbillada  für  brimillada  aus  mcrmclada  (von 
mclimclitm),  in  triieno  estrucndo  aus  tonitrum?  Nicht  nur  ma- 
terielles Erschlafien  der  Laute,  und  ideelles  Er^chlafFen  des  Sinnes, 
sondern  Erstarken  beider  kommt  vor;  nicht  nur  der  Bequemlich- 
keitstrieb, auch  der  Deutlichkeitstrieb,  nicht  nur  Assimilation, 
auch  Dissimilation  spielte  bei  der  Gestaltung  der  romanischen 
Sprachen  eine  Rolle.  Die  entgegengesetztesten  Lautwandlungen 
kommen  vor,  ja  man  kann  sagen  dass  wenn  ein  Laut  sich  nach 
einer  Richtung  hin,  die  naturgcmäss  die  Richtung  abwärts  zur  Schwä- 
chung hin  ist,  bewegt,  auch  nach  entgegengesetzter  Seite  hin  ein  natür- 
lich viel  spärlicher  betretener  Weg  gebahnt  wird.  ]Man  braucht 
nur  ScJmcJiardfs  Volalismus  des  Vidgaulateins  zu  öttnen  um 
dies  bewahrheitet  zu  sehen.  Von  zwei  von  einem  Punkte  aus- 
gehenden Richtungen  kann  aber  nur  die  eine  vorwärts  die  an- 
dere rückwärts  gehend  genannt  werden.  Und  wer  also  zugiebt 
dass  der  Ausfall  von  n  und  r  vor  5,  oder  von  r  hinter  jeder 
anderen  Consonanz,  dass  der  Uebergangvon  b  zu  m,  von  b  zu  i;,  dass 
der  Abfall    eines  h  vor  Vocalen,    der  Abfall    von   h  und  //  vor  y 


212 

(n\v\   I,  iiii.l  von  M  vor  jo«l«'r  .Miita,  (1a»k  der  Kinnchab  von  pantsiti- 
hchfi»   Ijiuttn   /.   I'..   v(»ii  h  iKirh  m,  von    rf   nach    /   oder   n   eine 
KrlrichtcniiJK  for  »las  Sprechen  wt,  der  muM  /.UKeben,  da»«  dann 
(las  I  inK«'k»'lirt«',  (\cv  Kiuscliu!»   von  n  vor  /»,  oder  von  r  an  jetler 
Ix'Uebigtn  St«*lb»    im   NVortr,    dass    der    ('ebergang   von   tn    za    h, 
von  r  zu  h^   dass   Trolliesis   eincH   A   vor  Vocalen,   Prothesin  von 
h   oder  /7   vor    /■,    von   s   vor   einer   Muta,   daJiH   dan    An^stos«en 
eines    A    nach    >;/,    eines    r/   nach    /   eine    Krftchwcning    für    das 
Sprechen  ist.     AVas   die  Organe   einmal   vermeiden  weil   et  31  übe 
kostete,  können  sie  doch  ein  ander  Mal  nicht  darum  «urh'-n  weil 
es  keine  Müh«;  kostet,     l^t  es  eine  Krleicbterung  für  den  Spanier 
statt  lumhus  lombus  lomo   zu  sagen,    so   ist   es    keine  Krleichte- 
runff  ftlr  seine  Organe  statt  donius  doniho  zu  sagcrr.     Ist  es  eine 
Krleicliteiiiiii;    statt  itrmiula    (von  pcnna)  pendula   zu   sagen,    so 
kann  es  keine  s(  in,  wenn  statt  peudol  d.  i  pefidulus  j)etiol  gesagt 
wird.     J'rsar  aus  pcnsar   ist   eine   Krleiclitening.     So    muss  wohl 
zo)izo   aus   .sr».so  (d.    i.  insuJsus)   Erschwerung   sein.      )'  steht  aK 
llalbvocal  unbedingt  unter  l;  die  zahllosen  Falle  in  denen  latei- 
nisches V  im  Spanischen  zu  b  ward  (bnlumba  volumcn;  hoda  tofa ; 
bdorta  vilorfd ;  barrenn  aus  verrina  teruiua;   bamtero  aus  irr- 
ri(ca;  bclcno  ans  ccncnum  etc.  etc.),  haben  hierin  also  Krstarkung 
erfahren:   kurzum,   von    zwei   derartigen   Lautfibergängen   i*«t   nur 
einer  wirklich  dasjenige  wofür  man    beide  erklären    möchte,    der 
andere  da^  directe  Gegenteil  — ,  wenigstens  mit   alleiniger  Rück- 
sicht  auf  den  vereinzelten,   einmaligen,   dabei    vollzogenen   Actos 
der  Organe.    Das  Entstehen  all  jener  erhärteten  oder  erschwerten 
Formen,  z.  B.   das  Entstehen   von  doiubo   zu   einer  Zeit  wo   man 
noch  neben  lomo  lomhu .  neben  J'nno  limbo  sagte,  mag  in  seinen 
letzten  und  eigentlichen  ;Motiven   auf  Bequemlichkeit,   auf   träges 
Verwechseln,  auf  irrtümlich  an  falsche  Stellen  gesetztes    Hervor- 
bringen der  so  und  so  oft  nach  lateinischem  Vorbilde   recht  be- 
nutzten  Lautverbindung    mb   zurückzuführen   sein;    die   Tätigkeit 
der   Analogie   (s.  oben   p.  28)  mag  angesehen    werden   als   diene 
sie  durch  Mehrung  der  Deutlichkeit  doch  eigentlich  nur  der  Be- 
quemlichkeit:   trotzdem  bleibt  es  wahr,    dass  die  Articulation 
nur  im  einen  der  beiden  Fälle  erleichtert,   im  andern   erschwert, 
dass  also  Verwitterung  etc.  etc.    nur  im    einen  und  nicht  im  an- 
deren konstatirt  sein  kann.     Zugegeben  dass  der  innere  Grund 


213 

stets  jener    (?ine   ist,   inuss   ich   dennoch,   da   wir   hier    nur   seine 
äusseren   Folgen   zu   beti'achten   haben,   sagen,    dass    die   ver- 
schiedenen Umgestaltungen  welche  die  Wörter   bis  zu  ihrer  voll- 
kommenen  Hispanisirung   erfuhren,    die   Quantität    des   Materials 
aus  dem  sie  gebildet  sind  —  wenn  es  erlaubt  ist  Zahl  und  Summe 
der  einzelnen  Buchstaben  als  solches  zu  kennzeichnen  —  entweder 
I.  unverändert  Hessen;  oder 
II.  sie  verringerten;  oder 
III.  sie  vergrösserten. 

In  die  letzten  beiden  Fälle  ist  eine  Veränderung,  Erniedri- 
gung oder  Erhöhung,  des  Wertes  und  Gewichtes,  der  Qualität 
des  Wortganzen  mit  einbegriffen;  in  den  ersten  nicht  unbedingt, 
obwohl  sie  mit  der  Veränderung  der  einzelnen  Buchstaben  Hand 
in  Hand  zu  gehen  pflegt. 

Im  ersten  Falle  (I),  d.  h.  wenn  die  Zahl  der  konstituiren- 
den  Buchstaben  dieselbe  bleibt,  können  diese  durch  andere  Laute 
auch  dergestalt  vertreten  werden,  dass  a)  ihr  Gesammtwert  trotz 
des  eingetretenen  Stolfwechsels  dennoch  derselbe  bleibt;  oder  b) 
so  dass  er  herabgesetzt;  oder  c)  so  dass  er  erhöht  wird.  Das 
erstere  ist  sehr  selten;  doch  kommt  es  vor,  so  dass  die  Worte 
welche  ohne  Abzug  und  Zusatz  von  Lauten,  Veränderungen  er- 
fuhren, wiederum  in  drei  getrennte  Ableitungen  zerfallen.  Quan- 
tität nebst  Qualität  bleiben  dieselben  w^o  die  Elemente  der  Mi- 
schung dieselben  blieben  und  nur  in  der  Art  der  Mischung  d.  h. 
in  der  Aufeinanderfolge  der  Buchstaben  irgend  eine  Neuerung 
eintrat,  also  bei  Metathesis;  und  würden  auch  da  dieselben 
bleiben  wo  blosse  Accentversetzung  einträte.  Doch  begnügt  sich 
mit  ihr  allein  die  Sprache  selten;  fasst  überall  wo  sie  stattfindet, 
bedingt  sie  anderweitige  Wandlungen,  oder  wird  noch  häufiger 
erst  von  ihnen  bedingt,  während  Buchstabenversetzung  nicht  selten 
zur  Bopularisirung  eines  Wortes  ausreicht.  (Quantität  und  Qua- 
lität bleiben  auch  da  so  gut  wie  unverändert,  wo  der  tonlose 
Auslautsvocal,  der  oft  zwischen  o  und  e,  und  a  und  c  hin  und  her 
schwankt,  mit  jedem  von  diesen  zweien  einen  bestimmten  Sinn 
in  Einklang  gebracht  hat.  Die  Versuchung  liegt  nahe  zu  den 
wenigen  diese  drei  Paragiaphen  füllenden  Worten  noch  viele  von 
denen  als  an  Wert  unverändert,  hinzuzuzählen  welciie  sich  durcli 
weiter  nichts  als  durch  verschiedene  accentlosc  odcracccntuirteVocalo, 


'2\i 

(mIi  I  iliiK  li  \(  r^rliirdciic,  jfdorli  iiiilixmraiMiic  CoiisoiiatitfMi  \ou 
rinniidrr  uiiti'rscluiilrfj ;  <lic  VcTsuchuiiK  liijft  nahe  iK-n  \Vwh»^l 
\<>ii  II  iiimI  / ,  //  iinil  o,  r  lind  i  und  /r,  o  und  u  und  ti^;  von  r  und  /  und 
fi  und  ni,  von  .s  und  r,  von  r  und^',  von  j  und  rA,  von^'  und  1/  nnd^ 
und  //,  von  II  und  /?,  d.  h.  den  Wc-clisel  von  HurhstaUfüi  di«  in 
tlcr  Tat  last  ^Hriclippwirliti;^  sind,  noch  hciito  >om  Munde  de« 
g^woliulitlicn  Spaniers  mit  hrhrankcnlosor  Willkür  durelicinandcr- 
pcwllrfclt  worden,  und  sich  ro  nahe  stehen  das-,  sie  eben  nur 
oder  (loch  hauptsilchlichst  (ine  volkstümliche  V(tm\  vor  einer 
nndcren  volkstümlichen,  nie  o<ler  sehr  selten  aber  eine  volkstOmliche 
vor  einer  gelehrten  kennzeichnen,  für  einen  solchen  zu  erklären 
der  Gewicht  und  Wert  des  Wortes  gar  nicht  moditicirt  (;J  5 — .'JO). 
(ienau  genommen  ist  das  aber  nicht  richtig:  sowohl  die  Vocalc 
als  die  Consonanten  bilden  unter  sich  eine  Skala,  weder  hier 
nocli  dort  existircn  zwei  welche  vollkommen  glcichgewichtig 
wären.  A  ist  mehr  als  c  und  /  und  0  und  u;  jede  Verände- 
rung von  a  her  ist  also  Schwächung:  jede  Veränderung  zu  a 
liin  ist  Steigerung;  r  ist  stärker  als  /;  m  ist  stärker  als  n;  ein 
explosiver  ^lomentaiilaut  ist  mehr  als  ein  fricativer  Dauerlaut, 
darum  ist  es  Schwächung  wenn  A*  zu  c,  wenn  g  zu  j  und  y  und 
//,  wenn  t  und  d  zu  z  oder  s,  wenn  b  zu  v  oder  m  wird.  Ein 
Guttural  ist  mehr  als  ein  Palatal  Lingual  Dental  und  Labial, 
darum  ist  es  Schwächung  wenn  k  zu  vh  oder  /,  ff  zu  d  oder  b 
wird;  Tenues  sind  mehr  als  Medien,  darum  ist  es  Schwächung 
wenn  Je  zu  <7,  t  zu  (/,  ;)  zu  b  und  /  werden.  Das  umgekehrte 
ist  natürlich  Steigerung;  von  Gleichgewicht  nicht  die  Rede.  Und 
wenn  auch  die  oben  genannten  Laute  (s  und  r,  j  und  //,  //  und 
n)  anWert  einander  ähnlicher  sind,  so  sind  sie  doch  nicht  ganz  gleich. 
Aller  Buchstaben  aus  tausch  muss  also  in  die  mit  b  und  c  bezeich- 
neten Kategoriecn  fallen:  in  a  wie  gesagt  nur  Geschlechts-  und  Aus- 
lautsveränderungen, ]^Ietathesis  und  kaum  einige  Accentversetzungs- 
lalle.  —  Doch  selbst  die  Trennung  von  diesen  b  und  c,  von 
Schwächungen  und  Steigerungen,  ist  schwierig.  Der  Wert  aller 
Duchstaben,  allein  und  für  sich  betrachtet,  mag  festzusetzen  sein, 
obwohl  ich  bekenne  nicht  sicher  darum  zu  wissen  und  viele 
Fragen  aufwerfen  zu  können  nach  deren  Beantwortung  ich  bisher 
vergeblich  gesucht  habe;  die  Aufstellung  einer  alle  Laute  um- 
schliesseuden  Skala,  welche  freilich   die  Autwort  auf  uoch   mehr 


21') 

Fragen  als  Realität  und  Praxis  wachrufen,  in  sich  cntlnelte,  mag 
möglich  sein,  die  Realität  wird  dennoch  complicirtere  Fälle  bie- 
ten, welche  mit  einem  allgeniQinen  Satze  nicht  zu  lösen  sind;  und 
selbst  die  minutiöseste  Genauigkeit  würde  mit  einem  widerspruchs- 
losen Ordnen  der  durch  blosse  Buchstabenvertretung  charakteri- 
sirten  Scheideformen  in  jene  drei  oder  zwei  Klassen  nicht  zu 
Stande  kommen;  oder  wenigstens  auf  sehr  viele  Hindernisse  stossen. 
Der  Uebergang  von  c  zu  a  ist  eine  Steigerung;  trotzdem  aber 
kann  er,  da  er  zumeist  vor  r  stattfindet  d.  h.  von  diesem  ihm 
wahlverwandten  Consonanten  hervorgerufen  wird,  vor  dem  er 
also  leichter  als  jeder  andere  zu  sprechen  ist,  zu  gleicher  Zeit 
als  Erniediigung  und  Erschlaffung  angeschen  werden.  Ihn  un- 
bedingt unter  die  Steigerungsfälle  zu  stellen  wäre  also  nur  relativ 
richtig;  ein  abermaliges  Sortiren  je  nach  der  Umgebung  daher 
eigentlich  geboten. 

Darum  abei-  weil  mit  jedem  Buchstabenaustausch  ein  mehr 
oder  minder  grosser  Qualitätswechsel  verbunden  ist,  versuche  ich  es 
nicht  die  oben  als  a  b  c  angegebene  Dreiteilung  durchzuführen;  und 
darum  weil  die  Grenze  zwischen  Wert-herabsetzung  und  Wert- 
erhöhung scliwer  zu  bestimmen  ist  und  oft  oder  immer  die  be- 
sprochene Entwickelung  eines  Lautes  nach  zwei  entgegengesetzten 
Seiten  hin,  im  Grunde,  was  ihr  inneres  Motiv  anbetrifft,  gar  nicht 
eine  zweifache  sondern  eine  einfache  ist,  so  versuche  ich  es  auch 
nicht  die  oben  angegebene  Zweiteilung  {h  c)  durchzuführen.  D.  h« 
ich  ordne  nicht  unter  eine  bestimmte  Ueberschrift  diejenigen  Bei- 
spiele in  welchen  Entwertung  augenscheiidich  ist,  und  nicht  unter 
eine  andere  diejenigen  in  welchen  Erhöhung  augenscheinlich  ist, 
sondern  ich  lasse  z.  B.  alle  diejenigen  in  welchen  a  und  e  oder 
0  und  n,  oder  m  und  h,  oder  h  p  und  /,  oder  s  und  ,~  mit 
einander  wechseln  ungetrennt  beisammen,  gleichviel  welcher  von 
beiden  Lauten  der  ursprüngliche  und  welcher  der  erneute  Laut 
ist.  Einer  von  beiden  Wegen,  der  zur  Schwächung  hin,  bleibt 
in  allen  vorkommenden  Fällen  natürlich  der  meist,  bisweilen 
sogar,  wenigstens  so  weit  die  vorhandenen  Fälle  einen  Blatz  unter 
den  Scheideformen  verdienten,  der  einzig  betretene.  Vw\  welchen 
von  beiden  es  sicli  aber  handelt,  und  welche  von  den  sich  ge- 
genüberstehenden Formen  die  älteste  ist ,  crgiebt  sich  schon  aus 
der  AnordiHing;  die  an  erster  Stelle  stehende  ist  hier  innner  die  am 


2IÜ 

»turkstni  vcTiUiderhr,  die  an  let/icr  die  d«'iii  Kl>iiiou  uäcbhtr 
stc)M'iid(?.  I>ass  in  «Iciii  „Wechsel  \  uu  b  und  m*%  llbenchrie' 
bi'iicii  rariiKraplnn  in  tnitii(l(/l(t,  bamlnla  f^inäurria  panduria; 
mnujiilü  firtif/iilu;  mirlf/of/irlf/n;  vrdrjn  mndrjn;  lomtt  loOfi  m  iitu 
b,  in  Imudihulti  uumdiiubi  iibr-r  h  aus  m  «iif'-f md  i^l  :i!k(.  ni<hl 
ZU  v<'rkfnn(!n. 

Im  /.weiten  Kallr  (IIj,  l»ei  VtTringorunK  der  V"^"'»*^', 
d.  h.  (1(  r  lUichstabcnzalil,  Imlx-n  wir  /u  unterscheiden  ob  »ie  durch 
gan/li(thi'.s  Fortfalh-n  von  Lauten  oder  durch  Vcrschmel/ung  meh- 
rerer Laute  VW  einem  hervorgerufen  wird. 

(lesehieht  das  erbtere,  schwinden  einzelne  I^ute  gänzlich 
ohne  irgend  eine  Spur  von  sich  zu  hinterlassen,  so  kiion  die«; 
Kürzung  dem  Anlaut,  dem   Inlaut   oder  dem  Auslaut  widerfahren. 

Das  Abwerfen  des  Anlaut.s,  Aphäresis,  ist  entweder  voca- 
lisch,  oder  consonantisch,  oder  betrifft  Vocal  und  Consonant,  Ut 
also  syllabisch  (S.  oben  p.   G9.). 

Das  Wegwerfen  des  Inlauts  ist  gleichfalls  entweder  conso- 
nantisch oder  vocalisch  oder  syllabisch.  Das  Schwinden  eines 
Consonant en  besteht  entweder  in  Vereinfachung  ursprünglicher 
Gemination;  oder  der  fortfallende  einfache  Consonant  steht  zwi- 
schen zwei  Voealcn  (^dus  zu  ?o;  uns  zu  io  s.  Ausfall  von  Me- 
dien oder  Ilalbvocalen);  oder  er  stand  nach  einem  Vocal  vor 
einem  Consonauten  (S.  dr  gr  zu  r  etc.:  cadera  aus  cufedra  cn- 
icro  aus  intcgro)^  oder  nach  einem  Consonanten  vor  einem  Vocal 
(s.  cavilhi  aus  claiija;  fehle  aus  flellc).  Vocale  welche  schwin- 
den, können  erstens  zur  Vermeidung  des  Hiatus  vor  anderen 
Yocalen  getilgt  werden;  uan'us  wird  gewöhnlich  arhts,  cro;  uua 
statt  uo  nur  o.  Zweitens  können  sie  zwischen  Consonanten  ge- 
standen haben.  Dieser  Ausfall  tonloser  Vocale,  Syncope,  dem  ent- 
weder Ausfall  eines  Consonanten,  oder  Umstellung,  oder  Ver- 
schmelzung der  oft  feindlichen  und  so  in  unmittelbare  Berühning 
gebrachten  umgebenden  Consonanten  folgt,  ist  bei  der  Neugestal- 
tung der  romanischen  Sprachen  von  grösster  Wichtigkeit  gewesen 
(S.  oben  p.  63).  Dem  Ausstoss  eines  Consonanten  zwischen 
Vocalen  folgt  oft  Elision  des  tonlosen  Vocals  oder  Contraction 
desselben  mit  dem  betonten  (ronda  &us  reonda  redonda  rotiinda; 
mastro  aus  macstro  magist r um).  Das  Resultat  ist  dann  dasselbe 
Avie  in  den  beiden  letzterwähnten  Fällen,  nämlich  Verkürzung  des 


217 

Wortes  um  eine  ganze  Silbe.  Alle  drei  Arten  den  in  laut  uin 
eine  Silbe  zu  verkürzen  können  daher  unter  die  eine  Ueberschrift 
„Ausfall  tonloser  Yocale"  subsumniirt  werden.  Diejenigen 
Fälle  hingegen,  in  welchen  Gemination  vereinfacht,  oder  ein 
Consonant,  dem  ein  betonter  Vocal  vorangeht  und  ein  tonloser 
Vocal  folgt,  getilgt,  oder  eine  Hälfte  einer  Doppelkonsonanz  der 
anderen  assiniilirt  oder  einfach  gestrichen  wurde,  bilden,  weil 
von  keiner  Veränderung  in  der  Silbenzahl  des  Wortes  die  Rede 
ist,  je  eine  Klasse  für  sich. 

Das  Wegwerfen  des  Auslauts,  Apocope,  ist  gleichfalls  das 
Aufgeben  entweder  eines  oder  zweier  Vocale  (o  a  e  oder  io  la  ie), 
oder  eines  Consonanten,  oder  einer  ganzen  tonlosen  Silbe. 

Geschieht  das  letztere,  verschmelzen  zwei  Laute  mit  einander, 
so  sind  drei  Möglichkeiten  vorhanden:  erstens  die  dass  Vocal  und 
Vocal  mit  einander  verschmelzen,  gewöhnlich  nachdem  sie  erst 
durch  Metathesis  (Attraction) ,  oder  auch  durch  Ausfall  einer 
Media  oder  eines  Halbvocals,  in  unmittelbare  Berührung  mit 
einander  gekommen  sind,  wovon  schon  die  Rede  w^ar,  bis- 
weilen aber  auch  da  wo  der  Hiatus  schon  aus  dem  Lateinischen 
stammt  (lego  aus  la'icus).  Ä  und  ?',  a  und  e  werden  zu  c,  arius 
zu  ero  er  cl,  affine  zu  eti;  o  und  i,  u  und  i  zu  ue  oder  e,  torio 
zu  duero  dero,  tiolo  zu  uelo.  Auch  hier  ist  Verlust  einer  Silbe 
notwendiges  Resultat.  Die  so  an  Stamm  oder  Endung  verän- 
derten Worte  stehen  daher  zwar  nicht  unter  den  S}  ncopefällcn,  gehen 
ihnen  aber  wenigstens  unmittelbar  voran.  Zweitens  können  Vocal 
und  Consonanz  zu  einem  neuen  Laute  verschmelzen  di  ti  ci  zu 
z  etc.  etc.,  d.  h.  der  Consonant  wird  durch  i  (oder  ti)  afficirt, 
palatisirt,  assibilirt.  Drittens  verschmilzt  ein  Consonant  mit 
einem  andern,  entweder  so  dass  der  eine  den  andern,  der  zweite 
den  ersten  in  sich  aufnimmt,  sich  ihn  assiniilirt  (gn  zu  n;  ns 
rs  CS  zu  s  etc.),  oder  so  dass  aus  der  Vereinigung  beider  ein 
neuer  Laut  entsteht :  cl  fl  gl  pl  werden  II  oder  ch ;  et  It  werden 
ch;  st  wird  z;  nd  wird  ü;  es  wird  j;  al  durch  au  wird  o  etc. 
Näher  kann  ich  auf  das  Einzelne  nicht  eingehen.  Was  bei  der 
Differenzirung  zu  Scheideformen  eine  Rolle  spielte,  wird  unten 
durch  die  Beispiele  selbst  genügend  erläutert;  das  übrige  ver- 
dient hier  keine  Stelle. 

Im  dritten  Falle,  (III)  bei  Vermehrung  der  Quantität  der  Buch- 


21P 

slaltrn,  vscnlcii  (M*Htcn.H,  jedoch  sohr  tHten,  die  vorliftfideMn  h'An 
nioiitc   durch    Vcrdojipeluijg    vcntftrkt   (corrn    juindurria);    odt-r 
/wcitcMH  gaii/  nouo  Kicmcntn  wcrdoii,  ohrw  Sinn  and   Htdcutting 
irKcnd   win   /u   iiioditicinai,    )iin/.uf<i'tan.      Im«-^«-    können   wie   die 
N'rriiiiiHlrriiii^rni    Anlaut     Inlaut    oder    Au'-lant    betn-flrfn.      I>ein 
Anlaut    uird    ein    \(>raliscli('S    ii     (ulnhart    oder    ein    (onfionant 
vorK<'«('t/t ,  vor   Vocak-n  ein  h  oder  l  oder  &,  vor   den  Liquiden 
/  und  r  ein  p  oder  A;  oder  eine  ganze  Silbe  Hie  c$  m  o/,  od<T 
eine  \Wi\\\\A'\ci\{U)\\^^\\\)v.  (micerrion  turtaruffo):  ProthesiK.   Dem 
Inlaut   werden  Consonanten  oder  Vocale  eingefügt:  Kpenlhe^i- 
\'()LaI<;  um  «lie  Dopixlconsonanzen  ß  fjr  Ir  mj>  rz  (%.  oben  p.  '  -' 
Consonanten  (c  //  /i  )f)    entweder   um    Hiatus  zu  vermeiden,   al« 
zwischen    zwei  Vocalen,    oder   vor    wahlvcrwandten  Consonan/en. 
z.    1!.    }n    vor    A  oder  ]),    oder   b   nach    m;    d  vor    /    oder  n  (die 
eigentlich  i)ara.sitischen  Laute),  ferner  aber  die   Liquida  r   and   / 
ohne  jedes  zwingende  licdtirfniss   und  an  jeder  Stelle   des  Wort- 
kr)ri)ors.     Dem  Auslaut    wird    aus  Analogie   oder  aus  Wohllauts- 
bcdiirfniss   ein   Buchstabe   oder   eine  Silbe  angefügt:    Kpithesis: 
z.  D.  tc  nach  n  (cspcroutc)^    da  nach  r  (husardo)^  que  an  vielen 
deutschen  Worten;  doch  ist  sie  im  Ganzen  selten.    Ich  würde  auch 
das  früher  besprochene  Anfügen  von  (uio  (älo  (tgo)  (S.  oben  p.  34  j, 
kurz   das  Anfügen   aller   tonlosen  Suffixe   denen  kein  Sinn   inne- 
wohnt  hinzurechnen,    doch   kenne    ich   bisher  nur  Doppelformen 
nicht  Scheidefornien  dieser  Art  z.  B.  soio  sötano  gorfe  gucrfago. 
^Yie  ich  nun  aber  oben  erklärte  innerhalb  der  die  Zahl  der 
Luchstaben    unverändert    erhaltenden    Formen     nicht    diejenigen 
welche  den  Wert  der  einzelnen  Buchstaben  herabsetzen  von  denen 
trennen   zu   können    welche   ihn   erhöhen,   so   raoss   ich   hier    er- 
klären II   und  III  aus   praktischen  Gründen   nicht    von   einander 
trennen  zu  wollen.     So  wie  im  Wechsel  von  a  und  e  und  e  und 
a,  von  h  und  m  und  m  und  ft,   von  d  und  /  und  l  und  d,    von 
5  und  ~   und  z  und  s     das  eine  Verfahren   nichts   als  die  Kehr- 
seite und  das  Gegenstück  zum  anderen  ist,   so  ist  auch   Prothesis 
nichts  als  das  Gegenstück  zur  Aphäresis,  Epenthesis  das  Gegenstück 
zur    Contraction,    Epithesis    das  Gegenstück  zur  Apocope.    ohne 
dass  freilich  einem  jedem  Einzelmittel  das  zum  Veningern  dient 
eins  das  zum  Erhöhen  dient,  entsprechen  müsste:    Analogie   aber 
ist  die  Mittlerin  zwischen  beiden.     Wie  ich   nicht  mandola   lau- 


219 

dola   von    bandihula    mandllmla   losriss,    beide    in    verschiedene 
Fächer  einrangirend,  so  darf  icli  auch  nicht  lomo  lomho  von  domho 
domo,   nicht  galan  galante  von  espcronte   cs]}cron;    nicht   qnina 
csquina  von  cscarsar   castrar  ganz  loslösen,   weil   ein   entgegen- 
gesetztes Verfahren  sie  hervorgebracht  hat.     Hier  wie  dort  lasse 
ich  sie  dicht   bei  einander,  beim  blossen  Lautwechsel   stehen  sie 
sogar    durch  einander  gemischt    und    nur  durcli  iln^e  Anordnung, 
durch  das  Vorangehen  des  meist  Veränderten,  kenntlich  gemacht; 
in  den  sonstigen  Fällen  folgt  eines  wenigstens  direct  dem  andern,  der 
Apliäresis  Prothesis  etc.     Hier  wie  dort  aber  ordne  ich  alle  die 
Einzelparagraphen  systematisch  so  dass  ich  mit  den  unbedeutend- 
sten  Unterschieden    beginne,   und   zu   den   grössten   am   Schlüsse 
gelange;  von  den  zweifach  vertretenen  welche  blosser  Buchstaben- 
wechsel unterscheidet,  ausgehend  und  zu  denen  übergehend  welche 
unbedingt  und  einseitig  erniedrigt  sind  ohne  dass  das  Gegenstück 
der  Erhöhung  auch  nachweisbar  wäre,  und  von  diesen  zu  denen  in 
welchen  beide  SeitenVertreter  gefunden  haben,  komme  ich  zuletzt  zu 
denen,  in  welchen  unbedingte  und  einseitige  Vergrösserung  vorliegt. 
Die  jedem  Paragraphen   zugehörigen  Fälle   zerfallen   selbst- 
verständlich in  drei,  den  drei  Hauptteilen  der  volkstümlichen, 
der  gelehrten,  und  der  ausländischen  Scheideformen  zuzuwei- 
sende Gruppen.    Nicht  an  allen,  aber  doch  an  vielen  haben  alle  drei 
einen   bald   grösseren   bald   geringeren  Anteil;   manche  Lautver- 
bindungen    sind     hingegen    einer    Klasse    ausschliesslich     eigen; 
andere  zweien.     Accentversetzung  z.  B.  kennzeichnet  das  doppelt 
volkstümliche  Paar  haül   und   hd'ilc  aus   lajulus,   iruoio    und   cs- 
truendo   aus   ionitriun;    sowie    das    volkstümlich   gelehrte   cadcra 
cätcdra  oder  entere  intcgro;   und   das   volkstümlich    ausländische 
hrnjula  hiisöla  (frz.);  Wechsel   von  iis  und  s   oder  s(z)  und   ns, 
das  doppcltvolkstümlichc  soso  zonzo  sowohl  als  das  volkstümlich 
gelehrte  tieno   tenso  und    das  französisch-spanische  casar  cansar. 
Hingegen  sind  Formen  in  ario  torio  z.  B.  stets  gelehrte  Latinis- 
men; und  in  ato  nta  können  sowohl  gelehrte  als  italienische  Bil- 
dungen endigen,  volkstümliche  aber  nicht.     Bei  der  dritten  Abtei- 
lung, den  Scheideformen  ausländischen  Ursprungs,   ist   eine  Son- 
derung nach  äusseren  Formverschiedenheiten    nur    vereinzelt  tun- 
lich; übrigens  auch,  da  ja  mir  die  eine  Hälfte  sich  den  für  spani- 
sche Bürger  existirenden  Gesetzen  bequemen  muss,  ziemlich  unnütz. 


220 

Wir  schwer  «In*  Scliiiiliint'  <!»•♦»  volk<ftnmli<'h''n  und  «J<*s  auf 
jrolrlirtc«  Wi'Iko  horl»ciK<"*f^l»;ifTti-ii  fJufr*«»  int.  haWc  Irh  ichon  auf 
|i.  11.')  fl'.  ^ckln^t:  und  ko  Rorgnani  ich  auch  vcnmclii  habe  nicht 
/u  irrm,  \v(rd«n  sicli  dennoch  (^n^cnaui^kfitcn  cingf'schlirhfn 
hiilKMi.  Olin«'  lii'^torisches  Wörterbuch  i*<t  Sicherheit  in  vielen 
l'ÜlIoii   unrrrejchbjir. 

Diiss  icli  iiiiifrliall)  jedes  r'inzelnen  raraffraphen  der  ersten 
Klasse,  also  innrrlialb  der  vom  Volksmunde  selbst  differenzirten 
Wortfonn«'!!,  auch  eine  andere  noch  mögliche  Spaltung  nlrbt 
vor^'enomnien  habe,  und  /war  um  nicht  lauter  Splitter  zu  bieten, 
und  auch  voll  sie  doch  nur  stellenweise  anwendbar  war,  wird  kaum 
^'C'tadilt  werden.  Ich  meine  die  von  Herrn  (.'ocUio  anjfewendetr- 
Spaltung'  in  fonncs  parallclrs  und  f armes  sccondaircs  der  for- 
mcs  divcrgeiüi's  (Vorigive  populaire.  Die  beiden  Scheideformen 
können  näinlicli  zeitlich  einander  gleich  und  nur  räumlich  d.  h. 
dialektiscli  von  einander  geschieden,  oder  die  eine  kann  zeitlich 
der  anderen  vorhergegangen  sein,  die  andere  «ch  also  aus  ihr 
als  sccundärc  liiidung  entwickelt  haben.  Talearc  wird  taliare 
tdUar,  dies  erst  tajar  und  ei*st  daraus  entsteht  tarjar.  vier  ver- 
schiedene Altersstufen.  Aus  fallar  wird  andererseits  auch  taJar. 
Taxarc  wird  im  INIunde  des  einen  (ascar,  im  Munde  des  and^-ren 
taisar  tasiar  tajar  tachar,  ohne  dass  wir  bei  solchen  Verschie- 
denheiten gleich  dialektisch  scharf  gesonderte  Formen  anzunehmen 
haben.  Sehr  oft  wird  dies  der  Fall  sein,  und  nur  die  geringe 
Kenntniss  spanischer  Dialekte  hindert  bisher  daran  es  zu  tun. 
Oft  aber  ist  es  nicht  der  Fall.  Wer  z,  B.  wird  in  der  bunten 
Mannichfaltigkeit  der  schon  erwähnten  altspanischen  Vertreter  von 
cogitarc  und  purinoa  lauter  dialektisch  getrennte  Bildungen  er- 
kennen? 

Auch  dass  ich  es  unterlassen  habe  stets  zu  den  einander 
gegenübergestellten  Formen  das  Etymon  hinzuzusetzen,  wird  ge- 
billigt werden,  denn  überall  da  habe  ich  nicht  verfehlt  es  anzu- 
führen, wo  es  nicht  ganz  klar  aus  jenen  selbst  hindurch  leuchtet, 
(wie  z.  B.  doch  in  allen  ScheidefoiTnen  gelehrten  Ursprungs  un- 
bedingt der  Fall  ist),  besonders  also  auch  da  nicht  wo  meine  Ansicht 
von  der  bisherigen,  speciell  also  von  JJiez  abweicht.  Auf  aus- 
führliclie  Beweise  für  meine  Etymologieen  aber  näher  einzugehen, 
niusste    ich   mir   versagen:    sie    überhaupt    angeführt    zu    haben. 


221 

jnusste  mir  liier  genügen;  nur  hier  und  da  ist  das  notwendigste 
Material  zur  Bewalirheitung  eingeschaltet  worden.  Dunkelheit 
über  meine  Ansicht  aber  kann  nirgends  geblieben  sein:  stehen 
(lejar  und  lasar  lascarjaxar  bei  einander,  so  heisst  das  eben, 
dass  auch  für  mich  die  von  Dkz  versuchte  Herleitung  aus  des'mere 
unhaltbar  ist;  die  jenes  begleitenden  Doppel-  und  Scheideformen 
aber  in  welchen  l  zu  d  ward,  enthalten  ja  den  Beweis  für  die 
Möglicldvcit  der  Herleitung  aus  laxarc.  Kin  drittes  aber,  nicht  dass 
ich  dieselben  Worte  oft  in  so  und  soviel  Kategorieen  wiederholen 
musste,  w-eil  so  und  so  viel  Lautübergänge  an  ihnen  stattgefunden 
haben,  sondern  dass  ich  nicht  selten  diese  Wiederholung  unter- 
lassen und  manches  Wort  nur  da  eingeordnet  habe  wohin  die 
auffallendste  seiner  Umgestaltungen  es  ruft,  unbedeutendere  aber 
unberücksichtigt  Hess,  das  muss  ich  zu  verzeihen  bitten. 

Eine  Uebersicht  über  die  nach  den  besprochenen  Principien 
angelegte  Ordnung  folgt  nun. 


I.    Scheideformen    volkstümlichen    Ursprungs. 


§  1.  Veränderungen  in  (Je- 
schlecht,  Z  a  h  1  u  n  d  A  u  s  - 
lautsvocal. 

1)  Durch  nichts  als  das 
Geschlecht  geschiedene 
Scheideformen. 

2)  Durch  Geschlecht  undAus- 
lautsvocal  geschiedene. 

3)  Durch  Auslautsvocal  ohne 
Geschlechtsunterschiede. 

4)  riuraliamitSpecialbedeu- 
tuugen. 

T))  Substantivirte     Adjectiva 
und  Participien. 
§  2.  Accentveränderungen 
s5  3.  Metathesis  vonConsonantcn 
{;4.  Metathesis  von  i 
$  5.  Vocalveränderiingen: 

1)  a—e 

2)  e~i 

3)  o—u 

4)  e — ie 
r>)  i — ie 


G)  o—ue  od.  0     Inie 

7)  u   -ue 

8)  ue  [0  od.  ■>')        c 

9)  a-o 

10)  a—i 

11)  o{u)-~i 

12)  e   -u 

13)  e    0 

14)  ai  —  ei 

15)  ei — e 
IG)  ei—i 

17)  a—o  {(tu) 

18)  au     a 
Consonantenvertauschnngen 
§     «.  r     l 

§  7.  n  l 
§  8.  r-n 
§  9.  h—v 
§  10.  f~h 
§  11.  g  h 
§  12.  h-j 
§  13.  g  -yCj> 
§  14.  j    V 


222 


in.  :     r/i 

10.  n — ch 

17.  j    H-') 

IH.  r     //  0'^ 

r,».  -     r  r'.' 

21.  cA     ./ 

J 


h 
Kr) 


T2.  II 

2:j.  // 

25.  d 

2<;.  />rr;    r/ 

27.  !/     d 

28.  6     (/ 

29.  k     r/i 
:M).  k     r 


('  n 
32 

;u 

37 

3S 


30 


40 


41 
42 


^  43 


•  '^    -^ 

HC  s  w  p  rd  0  n    M  <'<!  i  •'  n  : 

.  A-  // 
.  t  -d 

.p-h 

•f-P 
.  1  U 
.  n  n 
A)flU 

2)  gl-n 

3)  pl-ll 

.  Vocalauflösnng   von  Conso- 
nanten : 

1)  l     H 

2)  h—u 

3)  r~% 

\)  et  durch  it  ii  zu  (7/ 
2)  et  assimilirt  zu  / 
ch~t(d) 
ch — it 
t-it 
pt  zu  ut  und  t 
Assibilation   ist   eingetreten 

Oll.  vernachlässigt 
Medien  od.  Halbvocale  fal- 
len aus: 
1)  h 


\    I 

44.  Syncopp    tonloner   Vo 

ral»* 
4'.   Con'"'   •■ri  ton  "e  zu  u 
Akt.  Ver  /.iiigvona-i  tu  r 

eüigetretf^D  o^er  vernarb 


r.ro     tote 

^  47 

.  F 

pentheul«  Ton  Voral^n 

?5  48 

.  Iliatnstilgung  (lurrh  6  od.  // 

/r. 

.  A 

n  0  c  0  p  e 

1)  de«?    anslantenilen  Vocal« 

nach  l  u  r  8  z  ff  j  k  r 

2) 

Ton  io  ta  ie  nach  1  u  r  : 

3) 

von  IO  in  dem  aus  (iriii$n 
stanimenibn  "» 
ar — ero 

A\ 

in  dem  aus  ario  entstan- 
denen er 
er -ero 

r>) 

in  el  aus  arium 
el—ero 

C) 

in  <zZ  aus  arium 
al — ero 

"*) 

in  dor  aus  toriinn 
dar — dero 

8)  eines  auslautenden  Conso- 

nanten  (u  s) 

^>) 

Apocope  ganzer  Silben 

§  .^o 

n 

eingeschoben  oder  ausge- 
stossen 

§  f)!. 

d  nach  l  oder  «  eingescho- 

V»en  0 1er  ausgesto-sen 

1) 

d  nach  I  eingeschoben 

2) 

d  nach  n  eingeschoben 

3) 

d  nach  n  ausgefalUn 

4) 

de  oder  te  apocopirt 

i'>J 

Epithesis  von  tc 

§  :>2. 

h  nach  m  eingeschoben  oder 

ausgestossen 

223 


§  53.  Epcütliesis  oder  Ausfall  von 

r  oder  l 
^  54.  Aphäresis : 

1)  von  mnta  vor  liquida 

2)  von  .'<  vor  muta 

3)  von  Halbvocalen   (./  v  h) 

4)  des   als  Artikel    missver- 
standciien  / 

5)  von  d 

G)  von  Vocalcn 
7)  von  ganzen  Silben. 
§  .55.  Protliesis 
1)  von  h 


§  5(5. 
§  57. 

§  r^8. 


2)  von  / 

3)  von  j 

4)  von  b  vor  v 

5)  von  CS 
G)  von  g 

7)  von  al 

8)  von  en 

9)  von  m 

Erhärtung   von  Vocalen   zu 
('onsonanten:  von  i  zu  // 
Epenthesis  von  r/  vor  vn 
Unklassificirbaro     Schoide 
formen. 


II.   Scheideformen  gelehrten  Ursprungs. 


s5   1.  Accentveränderungcn 

§ 

9.  m—h 

§  2.  Metuthesis 

§ 

10.  g—v 

1)  von  CS  zu  iSt' 

§ 

11.  d-s 

2)  anderweitige          Umstel- 

i? 

12.  f    h 

lungen 

§ 

13.  /-;; 

3)  Umstellung  d.  Erweichung 

§ 

14.  n-i 

§  3.  Vocalveränderungen : 

§ 

15.  n — n 

1)  i—c 

§ 

16.  Ic^g 

2)  o—u 

§ 

17  «     ci 

3)  e—ie 

§ 

18.  iJ-  ft 

4)  i  -ie 

§ 

19.  cc— c 

5)  0 — we 

§ 

20.  anl.  d-n  \ 

gl-ll       1      , 

o-hue 
6)  rt— 0 

7)  rt— ■?* 

pl-U] 

8)  a--i 

§ 

21.  inl.    h]     Jl 

p]     11^    od.  ch 

9)  11— i 

10)  0— i 

ß  ?r 

11)  0  ~e 

§ 

22.  Vocalauflösung  von  (onso- 

12) ei«— 0 

nanten  : 

13)  au(al)—o 

1)  P    h    zu    16 

14)  (iu{aJ)—a 

2)  l-u 

15)  uo~-o 

3)  C-?« 

( 'onsonantcnveränderungen : 

4)  c — i  in  c^  durch  it  ti  zu  r/i 

§  4.  r     / 

5)  vt—ct 

§  5,  ?/ — r 

6)  ?^  -ci 

§  6.  6  — r 

7)  U  zu  ?Y  (<i)  r/i    ■ 

§  7.  /-/i 

8)  X  zu  ./  (durch  is  si) 

§  8.  s-j 

§ 

23.  ci  zu  t  assimilirt 

224 


§  24.  t>t  /ii  .' 

§   '2().    '/»'    /II    n 
Vff    ZU    u 

fin  /II   " 

Uff  /II  ti  dliircli   m 
^  2«:.  pt  zu  / 

§    27.    CH   zu    .s 

§  28.  h'  Ix  zu  r  s  j 

ps    /U    .s 

hs  zu  j 

fr  (Ir  (ft    Ir  n    /u  i 

hl  zu  / 
{^  21».  rs     8 

§  '.'■{).  n    ausgefällt  n    oiU;r    fiiiL'P- 
srhoben: 

1)  vor  Ä 

2)  vor  anderen  Consonanten 
ij  '.]\.  Medien  oder  Ilaibvocaleaus- 

gefallen : 

1)  b 

2)  d 
3)i 

4)  (f  a-i 
->)  / 

6)  V 

^  32.  /  anssrefallen    dureli    Dissi- 
milation 
§  33.  Assibilation: 

1)  ci  zu  r 

2)  i>/  zu  .;' 

3)  di  zu   ~ ./  V  U 

4)  ki  zu  r 

5)  pi  zu  c/t 

())  U  zu  j  f/  ?/ 

7)  ni  zu  fi 

8)  nu  zu  /i 

§  34.  Attraction  von  /  an  a: 

1)  ero — ario 

2)  dero  —  torio 

III.    Scheidefornien   au 

§  1.  Spanisch-lateinische 
v5  2.  Spanisch-katalanische 
§  3.  Spanisch-portugiesische 
§  4.  Spanisch  italienische 


3)  tro—orio 

4)  Anderwfritif(ir  Atirarticim 
f&lle 

$  3(1.  ero^uario 

§  3<l.  Syricope  ron  m  o«l«r  r  ri«rfi 

/i  oder  ror  o  und  n 
{)  37.  Syncope  atoner  Vocml«? 
<J  8><.  A  pocope 

1 1  r'in«*«  aiiHlaut<-ndf  n  VoraU 
nach  n  r  (i  k  r 

2)  Ton  io  ie     t 
'S)  ar  am  ario 

4)  <//  aus  ario 

5)  e/  aus  ario 

6)  a'  aus  nn'o 

7)  dar  aus  /on'o 

8)  ganzer  Silben 

§  39.  Epenthesis  von  b  nach  m 
§  40.  Epenthesis  von  d  nach  / 
§  41.  ('on.<;onantenTerdoppelung 

r  zu  rr 
§  42.  Epenthesis  von  Vocalen 
§  43.  Epenthesis  von  h 
§  44.  Aphäresis 
1)  von  / 

3)  s 

A)  f  y  b  vor  / 

5)  von    Vocalen     oder     von 
Vocal  und  Halbvoc«! 

6)  ganzer  Silben 
§  45.  Prothesis 

1 )  von  h 

3)  8 

4.  a 

ö)  al 

(5)  en 

1)  Reduplicationssilben 

ändischen   Ursprung«. 

§  5.  Spanisch-französische 
§  6.  Spanisch-englische 
§  7.  Spanisch-arabi-che 


22  f) 


I.    Scheideformon  volkstümlichon  T^rspnnigs. 


§  1.   Veränderungen  in  (lescliloclit 
Zahl  und  Auslautsvocal. 

1)  Durch  nichts  als  das  (ie- 
schlecht  geschiedene  Formen  sind 
z.  B.: 

el  clare  la  clnre 

el  corbata        la  corhata 
ei  cura  Ja  cura 

el  golilla  la  golilla 

el  justicia        la  jitsticia 
el  lengna  la  lengna 

el  vista  la  Hsta 

2)  Durch  GeschlecJjt  und  zu- 
gleich durch  den  dasselbe  cbarac- 
terisirenden  Auslaut  unterscheiden 
sich  z.  B.: 

cejo  ceja 

cnenco  cue'nca 

cuerpo  corpa 

Jlauto  ßavta 

fruto  fr  Uta 

gradn  grada 

h  0  rmigo  hormiga 

huerto  htierta 

lahio  lahia 

Uno  lina 

mach  viacla 

madern  madera 

modo  moda 

porro  porra 

ramo  rama  etc.  etc. 

3)  Durch   den  Auslaut    unter- 
scheiden sich,  ohneCieschlechtsver- 
änderung  damit  zu  verbinden: 
basa  ba.se 

cabe  cabo 

corcfte  corcho 

despliegue  despliego 

domine  domin  o 

duetide  ducndo  (damit um) 

escarpe  escarpa 

especia  especie 
C.  Micha  i-'.Lis. 


floje  ßojo 

frise  friao 

jngue  Jfff/o  (succum) 

lastre  laatro  laMo 

mache  macho 

maese  maeno 

maestre  maestro 

plaata  plaste  (im]jlastrum) 

j)liegue  pliego 

qiiite  quito 

reroquc  revoco 

talle  tallo 

talqne  talco 

tinte  tinto 

trape  trapo  drapo 

t  raatrueqne      trastrueco 

trtieqne  trueco 

4)  Im  Plural  haftet  eine  andere 
Bedeutung  als  die  der  Singular- 
Pliiralforni  ist  z.  B.  an 

dniincui 

barrediirns 

esposa.s 

partes 

risperas  etc.  etc. 

5)  Viele  substantivirte  Adjectiva 
und  Participien  haben  neben  dem 
unveränderlichen  Auslaut  des  Sub- 
stantivs für  die  Adjcctivbedeutung 
den  in  o  und  a  wechselnden  bei- 
behalt£ji  /..  B.: 

casta  casto  (a ) 

manida  manido  (a) 

tarde  tardo  (a). 

§  2.  Accent Veränderungen. 
In  der  Kegel  behauptet  der 
Accent  im  Spanischen  die  ihm  ur- 
sprünglich eigene  Stelle;  dennoch 
kommen  einzelne  Versetzungen 
durch  den  Volksmund  vor.  Von 
ihnen  aber  werden  die  meisten  so 
allgemein  durchgeführt,  dass  ein 
Schwanken  zwischen  dem  alten  und 


22C 


nnirii  iiiitl  rill  duruuH  rcHultirroilct 
DifTrrniziren   Hclir  Killen  l»l.     Kh 
lic^t   vor  in : 
ttüHl  hinlc  auh  hiijnhis 
colcvtlrn     lülchu  auM  ct'ddtn 
frisolfrijnl    frinuvUt  ixixh  jihatriö- 

tum   lur  jt/niseoliim 
liKfüdo     hiffäte  aUH  jicntum 
jKitfo  aus  jxu/udn  aus  patjntnm 
pfzurh  aus  iircioht  aus  jtrdicitlum 
socz  und  sj/c/o  aus  suriduH  ' 
//r/<c  und  //aO/j  aus  titiomm 
trtu'fio        f    und    tinniflü    aus    ^>- 
cstrucndo  j  mir  um  ' 

5^  3.  Mctathesis  wie  sie  die 
I)oppcltornieu  hrrfmjc  hcrhaje; 
bri'ifduthi  ber(/(intin ;  brerete  ber- 
vete;  brczal  berzal;  bribia  biblia: 
bri(jautc  biif/imte;  brodio  bodn'o; 
brulotc  burlote;  cloquc  cohjnc: 
crunccUn  cancirlin ;  drofjuc  do(jrc; 
driimon  durmon ;  (jranato  gar- 
)tato;  prctil  aus  petriJ:  cbtropar 
aus  estoprar;  agranfjuenudo  agan- 
(jrcnado;  ferner  adarmuga  adar- 
gavHi;  (iguoju  iijuaga ;  agninaJdo 
aguihindo;  aJbahaca  alliuhava; 
albohcza  alhobcza;  aJbohol  alho- 
hol;  alharmaga  alhargama;  cdho- 
mada  olmohada]  azidaque  alu- 
zaquc;  carnpiiza  cupcruza-,  cctttt- 
donia  centinodia;  esguiknaeiiqm- 
ni'la;  hacerir  zahtrir:  vudlugar 
maguUitr;  peraih  pelairc:  pecilgo 


'  Anm.  Soez  entstand  durch  Metatbe- 
sis,  die  ja  auch  im  It.,  in  sudicio,  statt- 
fand. Wie  soe:  so  fehlt  im  vorangegange- 
nen Exkurse  über  die  rouianischen  Ver- 
treter der  lat.  Adjectiva  in  idii^  (S.  p.  64  ff.) 
das  span.  n'/io  aus  ciridis.  Knjabülo,  das 
den  Acceut  im  Sp.  wie  im  Port,  versetzte, 
luuss  von  p.  SO  fort  und  in  p.  .S*i  ein- 
gefügt werden. 

-  Anm.  Trontdo,  dem  das  prov.  tonedre 
frz.  tonerre  entspricht,  steht  für  tonidro 
der  Romane  nahm  wie  so  oii  positio  debi-\ 
lis  für  volle  an.  Der  Asturior  sagt  frönidu, 
der  Prov.  auch  tüift. 


pclhzco;  ta/ianoria  tatia/ioriu  aiif- 
wcUcD,  hat  eine  Siniiii|>aliuDg  he- 
f(\c\\ci  in : 


Abla 

aWn 

atjuajt 

ojuagn  (aquatie»») 

hazucar 

sabuearfMa  tut  mb) 

hizna 

hinza     ot\.     bimzn 

renza 

breziinf 

hrivZii  brincia 

bnzna\ 

brozno 
brtiztio 

broncf  {bruniditfß 

cajjarfuon 

rnrnjmchon 

(dtscli.  grb) 

cariron 

cabrion 

cendiada 

ceniada  (cinerata) 

ceuomd 

ceitaual 

cloquitr 

CijrcheU  (ndl.  krok) 

cohtU 

fogucte  (focii^ 

cof<tra 

crunta 

cnwco 

cancro 

crego 

cUrigo 

chopo 

pobo  (populus) 

garzn 

zarco  (arab.) 

gonce 

gozne 

hacen 

zähen  f^arab.) 

marmeJlo 

mcmbrillo    (melime- 

htm) 

netla 

nie}  (\.  niger) 

ogro 

ftuerco  orco 

paflon 

plafon  (frz.) 

rededor 

derredor  (diretrum) 

soez 

sucio  (ffuciiJus' 

tabaoJa 

batahola 

tachon 

chaton  {dtsch.  platt) 

trocha 

torcha  (torcta) 

trochi 

torcJie  törculo  (tor- 

cuJaj 

trozal 

torzal  (torquere) 

treznar 

trenzar  fv.  trichia) 

turba 

tropa  (trojjpus) 

triifa 

turba    turma     (tu- 

ber...) 

zafir 

znfre  (arab.) 

227 


^  4. 
cuino 
India 
ituevo 
cuja 


(  zarrapastroso  od. 
znparrastroso  {  . 

■^  {  zarpatitroso 

(dtscli.  liarp) 

Motatliesis  von  i. 

cuno  [cinieinn) 

lendo  (Icvüiini) 

iiovio 

cuera  (coria). 

§5.     Vocalvertauscliuiigon. 

1)  a — e  Doppelformen: 

barbecho  aus  verractum;  har- 

niz  beniiz;  barraco  verraco;  ber- 

iiabüa  barnabita;  braceUte  braza- 

lete;  cerracina  sarracina]   dalßii 

delßn;  eutruejo  antmejo;  jenabU 

janablc;   (jelca  jalea;    lafjana  h- 

f/ana;    laxteja    lentejd;    lantisco 

leutisco;  Jatrina  htriua;   madeja 

aus  metaxa;  pdjaro  aus  passer; 

taladro  aus  teretrvm  etc. 

Scheideformen : 


an  ten  alias 

arveja 
asper  on 


aspleuo 

barrueco 

brana 

cer)iadero 

darsena 

atarazana 

o.rsenal 

ensartar  \ 

oijaretar  [ 

escaliii 

csprüla 


cntcnallas    (tenacn- 

las) 
ervilJa 
esperon         (dtscli. 

sporn) 
csperonte 
esplhi 
Verruga 
brena 
cernedero 

tercena 


cntjertar  ensertar 

esqyclin 
asprilla 


jalde  oder  jaldo  i 
jaldre  j^^''^^' 

jarifo 


jazarina 
lantejuela 
malet  ia 
inamal  H  CO 


Jerifo 

jacerina 

lentejuela 

malatla 

mameluco 


mar  cit  ante        mere/ttoitc 
mdrfaffa  mdrfeya 

vienear  vianear 

reyalo  regelo 

saryento  serjente 

sarf/a  sirga  seryo 

tarraja  terraja  {talutrum) 

tarn' na  terrina 

trabdjo  trebejo 

tranzadera       trenzudera 
vardasca  verdasco  (v.  viridis) 

zahmia  zalema  oder  celema 

zarcillo  cercillo 

2)  e — i  Doppel  formen: 
botica  aus  apotheca;  corregir 
neben  corriyir;  cedehon  cedibon\ 
chimenea  chiminea;  envidia  aus 
invidia;  helecho  \on  Jilicem ;  leti- 
(jio  litigio;  trineo  treneo;  ordinär 
ordenar;  tristiga  tristega;  terliz 
aus  trilicem;  silla  aus  selJa;  vespa 
aus  ai'ispa  etc. 

Scheideformen : 
armella  armUla 

herbiqni  birbiqui    (frz.    rile- 

brequin) 
brezna  brizna 

burel  buril 

ceguinola         cigorntela 
cicion  cesion 

cilla  cija  cella  od.  celda 

criazon  creacion 

criar  crear 

criatnra  creatura 

crezneja  crizneja 

cneta  cnita 

cuetar  cuitar  cuidar 

devino  gew.     dir  in  o 

adevino 
envidar  od.  embidar  lnvHar 
envite  .    Invito 

espeto  espito 

espleque  esplinqne 

esquena  esquina 

estebado  estirado 


228 


fsln'in/uf  eftiitif/nr 

ifYHiel  ffUtttl 

hirvieiiti  ferrieiUi 

jrtnr  jitar  { jm  Im  *■) 

lifultl  tuitirl   i/inlil  \litni 

lesto  lisli) 

maiiti'l  tnuntilla 

menetttiil  mhnntnl 

me.sta  mistit 

qutdo  quito 

quisto  cui'ütu 

remesa  re.misa 

sergo  sait/d      t^nqn 

iimpann  tinipiuio 

rctlijd  redcja  (me/aca) 

ren::(i  hinzu 

3)  o-M  D.: 
abnond  almuha;  hrottia  hninia 
/)o/ aus  })7«xus;  mof<to  aus  mu.stum 
olmo   aus    ulmus;    torre    tun  ein 
flofa  aus  (jutta;    hoUir  nb.  hullir 
gustar  goatar;  hurchaca  holsaca; 
turpc  torpe  etc.  etc. 

Seh.: 

aburujar 

alhunio 

h  nftte 

hu  je  [bit.rtis) 

hida 

hulero 

hulhi 

hulcto 

huUon 

hrumn 

hruza 

hruzno 

cuca 

cuja  (co.i'rt) 

cundido 

cundinuenfo 


(d)Orujar 

alborno 

hofetc 

hoj 

höht 

bolero 

bolla 

boleto 

bollon 

broma 

broza 

brozno 

coca 

cojo 

condido 

condimiento 

coso    I 

corso  \ 


rurUt 

curva 

fluni  n 

fundo 

grumo 

tnuUu  ^mo^lt4, 

mundo 

murc  tllo     ( m  u  recil' 

lum) 
momdor 
nudo 
urchtlla 
uMtfiffa 
peluna 


curs'o 


eorto 

corra 

fondrt 

fondn 

gromo 

mtdia 

tnondti 

morciUo 

m  um  dar 

nodo 

OfchilUi 

ontagn 

pr.Uma 

plomainn  piumaton 

renortt  rtnurtr 

somn  Huma 

ioba  (o)  tubo 

tohillo  tuhiUo 

tordiga  turdiga 

tornillo  turnillo   ' 

ironco  trunco 

4)  e—ic  I).: 

festafiesta  ;feUrfßehre ;  m^rda 
mierda;  merla  mierla  etc.  etc. 

Seh.: 
entriega  entrega 

liento  Uuto 

mienU  viente 

qtiedo  quicio 

Sierra  cerro 

»testa  '_  scifta 

ti'eso  itso 

tiesta  testa 

yesca  esca 

b)  i—ie  Seh.: 
carnmieVo        caramillo  calamiUo 
fiel  ßl 

fieltro  ßltro 

qtdt'ir  qnietar 

quito  qui.eto 

riesgo  risco 

6)  0 — MC  D.: 

fönte  fueiite;  fora  fuera;    cd- 
börboJa  oTbuerbola:  corco  cuerco. 


229 


Seh. : 
ahnuerta  ahnorta 

cuehno  cohno 

duena  dona 

duena  dona 

dueno  don 

fuelle  fol 

huelga  folga 

huella  folla 

huerca  forca 

luenga  longa 

muehle  moble  od.  inovil 

muelle  moje 

puesta  posta 

redruejü  rcdrojo 

repuesto  reposte 

rtieca  hroca 

rueda  roda 

ruello  roJlo 

sueldo  soldo 

sueno  son 

tuerca  torga 

tuerto  torta 

zueco  zoco 

0 — hue  D.: 
hueso  von  OS]  huerfano  orpha- 
num;  huevos  opus. 

Seh. : 
huebra  ohra 

hiiehrar  obrar 

huebrero  obrero 

huerco  ogro  [orco  gel.) 

hnesa  osa 

7)  u~ne  D. : 
fusta  ftiesta;  fidano  fuelano; 
tütano  tuHano. 

Seh.: 
luenga  Imiga 

vuelto  bulto 

8)  itc  (o  od.  n)  —e  D. : 
afruevta  afrenta;  comblupzo  com- 
blezo;    curiiena    curcha;    fiueuie 
freute;      estuera      estera  ;     ßeco 
ftiieco. 


Seh.: 
almedano         almiiedano 
frcntero  frnritero 

lerdo  (Iiterdo)  lurido 
pes  piu's  pos 

9)  a—o  D.: 
abi'jaruco  obejaruco ;  alcaravea 
alcorovea;  barrumbada  borrum- 
hada;  chaculotear  chocolotear; 
calostro  aus  colustrum;  navaja 
aus  novacula;  notomia  aus  mm- 
tomia. 

Seh.: 

algorin 

albanal 

ormilla 


alguarin 
arboUon 
avmilla  od. 

almilla 
carcomer 
copela 
escarba 
ganfalon 
lambrija 
tarazon 
tarta 
zanco 


concomer 

capella 

escorba 

gonfalon 

lombriz 

torozon  {torctioneni) 

torta 

zoco 

10)  a—i  D. : 
alcatara  alquitara;  andorina 
andolina  aus  liiriindinem;  barro- 
cho  birlocho;  chaleco  gihco ;  cha- 
nela  chinela;  jaloque  giroque  si- 
roco :  guarlanda  guirlanda;  lan- 
terna  linterna;  tiburon  taburon; 
trinchete  tranchete. 

Seh. : 
barrete  birrete 

qnijera  cajera  [cajjsaria) 

tabal  atabal    timbal 

n)0{i()-iJ).: 
mostacho  aus  7)}ystax;  tomillo 
thymus;  serpol  aus  scrpylhnn; 
citano  zutano;  cirujano  zurujano ; 
chirimbela  cJiKrumbela;  alföcigo 
alfistigo;  mizco  alwizck  und  vius- 
cato  moscada. 


TM) 


s.h.. 

! 

illlflhc 

nljitlic 

, 

Cimhrl 

zu  mini 

c  nie  Int  r 

suuihar 

i'iiuho 

zuucfut 

chiflur 

chujlur  od. 

thufnr 

sipia 

zujfiu 

f/uijotr 

ciijotc 
\'2)  c-u  Seh.: 

jumihiif 

(fcmehis 

1 

jnih'can 

peJican 

zumava 

scniaca 

zu  HO 

cefin 
\:\)  e-it  I).: 

cscuro  nl>.  oscura ;  hcrmoko  for- 

luoaus ;    liCi<pHcil    hospitiil;    reloj 

/inrolugium ;    rctidoii   rondou;   »e- 

crctitar  aocrestar;  eöieruudo  eator- 

nudo. 

Scb. : 

guUcria  guUoria 

rebosar  i 

,  j  rccesar 

rebozar  \ 

torroutcra        terrontcra 

torzuelo  terzuclo 

11)  tti—ei  1). : 
tciviüdo         taimado 

Soll. : 
frcile  frailc 

frey  fratj 

15 1  ci—c  Seh.: 

iiciscuo  ( 

.„„      1  sesen  !<eccno 

IG)  ci—i  Seh.: 
seid  cid 

17)  a — 0  (aus  au)  Seh.: 
cliapU  escoplo  (sc(dprinn) 

cdlzar  cocear 

18)  au — a  Seh. : 
eugace  engaste  cucaustn 
flato  ßauto 

saz  saucc 


roDftoiiaiitinverUitfcfaoDfrcn . 

Ö  6.    rl  D.: 
freie  ßete;  ßecha  Jrecha  \  ßn- 
tieitt  franela ;  bledo  breäo ;  pala- 
viaUu  pttrttmalla;    '  '  <  a    cor- 

tiartriti;  omlohtia  tti  ,  pele- 

ffrino  peregrino ;  nrgurro  $tlguero ; 
fnirjßiillidiß  fulpiilUdit ;  itigrr  ingle; 
Jo.'tar  foMul;  f unter  Jurnel;  al- 
ba üal  ulbafiar;  ealnal  cabiar.  Der 
Stainmvarianlcn  galap  gnrap,  gnlf 
gnrf  gcscliiibt  hier  kciue  weiter«' 
KrwahminK. 

Scb.: 

I    Aii\. hinibel       arambel 

lista  rihtra 

blezo  f/rezo 

Inl.  dramo       alamo 

caramillo-ielh     cahiunlJo 

calapato   garapato   od.  cum- 

pato 

carato        quilate 

cspoJun     esperon 

fr  eile  fraile    freire 

jabari       jabali 

ralo  raro 

albidrado  arbitrado 

olbirnr      orbitrar 

ahniUa      armilla 

angra         angla 

arboUon    ulbaiial 

almario     annario 

cartajl 

\     galces 
garces)     ^ 

cohra        copJa 

culcusido  corcusido 

gorfe         goJfo 

jorco         holgo 

roble         robra 

sarguera  salguera 

tülva         torca  (turbidua) 
§  7.     n—1  D  : 
:         anequin     alequin;     milgrana 
,   iiiiugrana:  pnnzö  puUo:   aanco- 


2.31 


char   saleochar;    hüfano    hi'ifälo; 
gümhano  (jambalo. 

Seh. : 


dlguazil 

aguziuo 

hdcho 

veneno 

alatron 

anatron  * 

§  8.     r—n  D.: 

maryanesa  manganesa;  pifcmo 
2nfaro;  alcarcil  alcancil. 

Seh.: 
escolar  escolan 

carcomer  concomcr 

carcava  concava 

patena  patera 

§  9  h—r. 
Der  Wechsel  dieser  beiden 
Consonanten  ist  so  gewöhnlich, 
dass  ich  es  mir  ersparen  kann  Bei- 
spiele aufzuzählen.  Scheideformen 
sind : 


ahezado 

ahieso 

hajel 

hujillo  (a) 

baron 

hcdija 

hcdiUü 

hellosa 

heu  da 

hesque 

hicho 

hiuza 


avczado  {vieem) 
avieso 

vajillavasillo  vasija 

varon 

vcdija 

vellosa 
venda 
vi  SCO 
vichas 
venza 


höveda  buUo  vucUo 

cmhcicnar  envcncnar 

emhülumar  cnvdlumar 

embcstir  envestir 


'  Ob  hier  der  Weclisel  von  /  und  n 
im  Arab.  oder  im  Span,  vor  sich  ging, 
muss  dahingestellt  bleiben;  jedenfalls 
aber  ist  das  beiden  zu  Grunde  liegcndi- 
Efymon  ein  und  dasselbe. 


rebosar  revesar 

rcheza  revesa 

§  10.  /— //  D.: 
faba  haha;  faca  haca;  farto 
hurto;  fato  hato;  femhra  liemhra  ; 
fcrirherir;fezhez;ßdaJgo  hidulgo ; 
figo  higo ;  formig a  hormiga;  fii- 
lano  liulano;  —  tahur  tafiir;  ta- 
hidhi  tafuUa;  alfena  alhena;  al- 
foja  alhoja. 

Seh.: 

farpa  harpa  od.  arpci 

kacia  füdta 

hacina  fagiua 

halca  falca 

halcon  falcon 

halconete  fdlconete 

halda  falda 

harner 0  od.  , 

arncro  [farncro     farincd 

harinal  i         farinero 

harinero  / 

haz  fajo 

heeha  fecha 

hecho  fecho 

henir  ßngir 

herrar  ferrar 

hervor  f er  vor 

hierro  ßerro 

hilo  filo 

hilf  an  filvan 

hincor  fincar 

hirmar  firmar 

hirvientc  fcrviente 

hita  fita 

hilo  fito 

ho  ja  foja 

honda  fondd 

hondo  fondo 

horambre  forambre 

horma  forma 

hormilla  formiUa 

hosco  fiisco  (fosco) 

h  uct<a  fosu 


232 


Imhtiiiln   Oll.   InuiT'lu      liiijiifdn 
liehe  ml  iftjrnttd 

caho  btifo 

5j  Kl.  //-//. 
(iciiidc  wo  CH  (luraut  aiikoiiiiiit 
mir  riiu;  uiU'T  zwei  Sclni(It'- 
t'orincn  aiiiKrlniibur  zu  macheu,  biete 
ich  iiulir  hrispiolr  von  Hoppf- 
lungirii  als  du  wo  ihre  cigeiiü  Muhsc 
an  sich  schon  dazu  ausreicht- 
Darum  hier  cacahual  und  cnca- 
ff  Hill ;  fidlacha  und  htiUtza;  ffual- 
diiipu  und  haldr<i]tu ;  ffH{innro 
und  /iKdiKHi,;  (fuirnal(la  und  hiiir- 
HulUd;  ffni.snptJlo  und  fiisopillo; 
yüvro  und  fiurio:  i>thihlit  und 
piffüehi;  rehthte  und  reifitileU; 
vihuchi  und  vigücla.  Der  ge- 
meine Mann  spricht  gi'te^o  (jües- 
pcd  (fiiero  statt  hueso  huesped 
hucro;  der  Asturier  sagt  nie  an- 
ders als  ffuci/u  (ojo)  r/ücjiii  {huerto 
etc.;  und  die  Diminutivendiing 
-mJd  wird  beliebig  wechselnd 
als  hitela  und  (jih'Ja  an  ein  doppel- 
vücalisch  auslautendes  AVort  ge- 
setzt; das  letztere  ist  jedoch  häufi- 
ger: sarao  saraf/iiete ;  aldea  alde- 
ffüela ;  Lncia  Lucigiiela.  —  So 
diflferenzirte  sich  augurium  (au- 
ffun'o  agiiero)  zu 

agur     ahur 
und  für  huita  gueca  darf  man  bei 
der  Verwandtschaft  ihres   Sinnes 
wohl  auch  ein  Etymon,  wenn  auch 
ein  unbekanntes,  ansetzen. 

§  12.     h-j  D.: 
haatial  jaatiaJ;  hentil  gentil; 
hudio  judio;  huh'w  bujio;  pehugal 
d.i.  pejugal  nehen pcg>i ja] :  hiaca 
lieben  ji{ica. 

Seh.: 
haca  jaca 


hemutiiu  geriMtuto 

hiutrittrit  'iriitMta 

holgo  jorco 

«  13.  g-u  (od.j)  D.: 
ultliingo     tthlonjo:     adrnguea 
adrnjru       urrrhiiffur     H'      '       tr; 
gm  ifn  jiinjo ;  gm/alt'  '<; 

mttgujo  mitffujo  majujo. 

baga  baga 

plaga  plagu 

nayo  («o^)  »aco 

jftidft  gitald*ß 

jnhtnia  od.    • 

gtlutiua  od.  /    gnalatma 

hüadina         ) 

lotija  ( Leine  I    longa  [s,  h/..  lange, 

§  14.    j-g  !>.: 
aheja  abtga;   aconuejar  acon- 
segar  etc.  etc. 

Seh. : 

ayustar  (ijiutar 

legen  da  legen  da 

mayo  niajo 

ycma  gemma 

gertü  jerUia 

yogar  jfgar 

yunta  Junta 

ij  15.  J— cÄ  D.: 
aguazar  agnachar ;  derechera 
dereccra:  encapuzar  encapuchar : 
cozcucho  alcuzcitz ;  ronzar  ron- 
\  char;  ruiponce  reponche  repon- 
cho;  sacahucJn:  sacnlmzon:  chan- 
cha  chanza;  cJwrro  zarro:  chin- 
fonia  binfonia:  chumaya  zumaya. 

Seh.: 
chamarra         zamarra 
chanco  zanco 

chocar  zocar 

choclo  zoclo 

choque  zoco  zueco 

chuzo[chuzon)  zuzo  [ztizon]  suizo 


233 


acon.chur 

acunzar 

brocha 

broza 

buche 

huce 

capacho 

capaz 

capucho 

capuz 

fachend  a  hacietida 

haleche  uJece 

lapachar  lapazar 

mocho  mozo 

piche  pez  {picem) 

pinchar  pinzar 

piinchar  punzar 

troncho  tronzo 

§  16.     s—ch. 
chupar  sopar 

bolchaca  bursaca 

(burch-)  [burj-buj-) 

tachar  tasar  (taxare) 

§  17.  j-s  {z)  D.: 
jamuga  samuga;  jantolina 
sautolina;  jaramago  zaramago ; 
jaatre  sastre;  jeta  seta;  jijciUo  si- 
aallo;  jilguero  siJguero;  jimio  si- 
inio;  jurel  surellera;  —  almarroja 
cdmarraza;  ahnofrej  almofrez; 
ctjenjo  ensensio{abs\jnthium);  buso 
bujo;  buseriabujeria;  cornija  cor- 
nisa ;  carcaj  carcaza ;  cdjcara  alt, 
cdsrara  neu;  celojia  celosia  geJo- 
sia;  evjahno  sahno\  majorca  ma- 
zorca ;  pdlijandro  palisandro  etc. 

Seh.: 
jable  sable 

jaco  saco 

jada  azada  (v.  axis) 

Jalma  salma  soma 

jaJoque  airoco 

Jarcia  sarciu 

jarabc 

jarope 

jerga  serga  sarga  airgo 

jerpa  scjpa 

jerpear  scrpear 

jervilla  aercilhi         aalrilla 

od.  aaulvilla 


su'opo 


Jeta 

seda  {seta) 

juarda 

suarda 

amajar 

amasar 

bajillo  j 

bajel     > 

vasillo  Vüsija 

vajilla  ) 

bajo 

baso 

cajon 

cazon 

cejar 

cesar 

erigido  i 
er  guido ) 

ercido 

faja 

haza 

ßf'Jo 

faz  haz 

fagina 

hacina 

margajita 

marquetiita 

mejido 

mccido 

mortaja 

mordaza  {-aceus?) 

peje 

pez  (piscew) 

rujiar 

ruciar{rociar 
cidus) 

y.ros- 

sursida 

surgida 

tajo 

tas 

§ 

18. 

z — //  (aus  j). 

tenallon 

tenazoH 

§ 

19. 

s-z  (f)  D.: 

abezaiia 

abesana;   bosa 

boza ; 

balisa  baliza;  zahumar  sah 

umar; 

zand'm 

sau 

dia;     zahorra 

zorra 

sorra  {sa 

hurra);  zoma  smna, 

zumo 

sumo. 

Scb.: 

cerrar 

serrar 

cicion 

eesion 

zühina 

saina 

suncho 


zalama  zalema  saloma 

zaquc  sayo  od.  sago 

zaquear  saqucar 

cincho  ) 

zuncho  \ 

zonzo  soso  iusnlso 

zneco  soco 

ZHcla    azucla  suela  {asciolai 

zujjia  sipia  {sepia) 

zur da  sordo 

ZHZO  (chuzo)  suizo 


2M 


rchrza 
rehoHiir 


revemi 
reboznr 


^  '20.     h  (f)  —H  {:).  I 

Till    zu    hcwiMHcit    (luHS    nach-   i 
stcliciidr  Furinoii  auN  einem  Kty-   ' 
inoM  r'iitMpninj^cn  sjmii  kennen,  führe   ' 
ich,  auf  1».  r)M  zurückweisr-nd,  noch 
ciiiiMiil     an    (lass    iuIxmi    huHrrra 
(von  hiiitri-  d.  i.  riillur)  hucitrcra  , 
d-  i.  hn/iitrri(i ,  nehm  hrnujH  ccvn-   \ 
ffil{y.ffini(ulnin);uihvi\hoji(il(tnfla    \ 
sojxtldiulti:  nchen  ccri'cito  errato;  l 
iM'hon  crriajo  errojo ;  nchen  Man- 
daliii    (inddliii;     nchcn    iinhortial 
cimboriial :   nchen   tianscHio  han- 
svritit]    nel)on   jnharrnr  sajurrar 
(//w/arrar,  durch  Metathcsis;;nehen 
saffcnda    (aus  saturcin)  ajcdrea; 
nchcn    hisca   hisccil   cisca   steht; 
dass  dem   käst,  snfocar  sufocar^ 
kat.  ofcfjdv  entspricht. 
(iTjxi  zarpa 

(osccha  cohccJio  [cullccta) 

tarafmia  atarazana 

§  21.  ch-j  D.: 
hurchaca  hurjaca ;  acije  aceche; 
jaJiequin  chamhcqnin  ;jüqu€ta  cha- 
qucta;  jairctcru  charrctcru;  mor- 
cajo  morcacho;  jamutscar  cJia- 
musciir. 

Seh.: 
jalcco  0{\.f/i1cco  thuleco 


nehcn  canaürdo  carraja!,  ntt\um 
moUar  moyVir,   neben  lotdla  toaja 


juzharha 
harijcl 
Oijutiw 
Ion  ja 
trujima)i 


chubarbd 

burrachd 

diotar 

loncha 

irucJumum 


oo 


dit: 

r 

abrojo 

td/ToUo 

arrejn 

nrilln 

bedijn  f 
vedtjn  \ 

bedilUi 

cadejo 

cfuliflo 

cija 

,,"., 

clarijero 

'  "illero 

cofjidor 

cuUidor 

detfijo 

'I-  'ulU 

hojada 

jull'ida 

hojar 

follar  od.  foUnr 

hornijfi 

honiilla 

tnatiija 

viimUla 

mascujnr 

mahcnUar 

meaja 

uiediüla 

Wie  für  abcja  nbella;  für  ;/m-  ' 
jiuJa  maUada;  für  ahijar  afiUar;  i 
für  allanar  ajnnar;  für  ahi)wjar 
agciiollar  vom  vulgären  Spanier  j 
gesagt  >vird,  wie  nchen  bmiduUo  i 
baiiditjo.  nehcu  baridhir  burajar,  1 


in  oje  moju  in  oll  n 

navaja  naraJld 

iieguijon  neguiUon 

pbitija  pbUilla 

ruejo  ruello 

tajar  iallar,  taJear 

rasijo  rowT/o  tnjUlo 

§  23.     U—n. 
Escana  (aus  escanda)  undej>c(dlu 
stehen    als    D.    neben    eiuander. 
Ebenso  domehar  domcUar.     Seh. 
sind : 

albanal  arboUon 

empena  enipeJla 

n — y.     rona     roya  (rubiginan) 

^  24.  in-b. 
Dieser  durcliaus  normale  Laut- 
wandel ist  im  Romanischen  nicht 
selten.  Der  Spanier  sagt,  sowohl 
bamhü  als  mambu ;  sowohl  benjui 
als  menjui ;  sowohl  almojama  als 
almojuba;  sowohl  alboronia  als  al- 
moronia;  alnu'ndina  und  alaban- 
dina;  vanguardia  und  manguar- 
dia:   bajoca  und  majoca:   bochin 


235 


und  iiiochin ;  albondiga  und  al- 
möndüja;  mogiyanga  und  hogi- 
garigu;  meJgado  und  bclgado;  me- 
sana  und  btsana;  megainhre  und 
bcgamhre  vegambre  vedegambre 
verdegambrc  (pg.  bedegar.) ;  desbo- 
ronado  und  desinoronado;  matala- 
h'uaumlbdtaftdua;  miiegan.  buega; 
mimbre  wwdvimbre  {viminem);  mi- 
lano  und  vilano;  milocha  undvi- 
locha;  milhafre  und  bilafre  bn- 
lafre  (alles  aus  milnus  milua- 
nus  herzuleiten) ;  milano  vilano 
von  villus;  er  machte  canamo  aus 
cannabis ,  vierven  aus  verminem; 
aus  mdrmor  mdrbol  das  Avieder 
verlorenging;  aspamiento (Haspel) 
deutete  er  zu  aspaviento  espa- 
vieHto\\m\  in  ^ere??^C7?a glaubte  der 
Italiener  mel  melum  zu  hören  und 
verwandelte  es  in  mcJanzana.  — 
Der  Cubaner  sagt  molondrov,  der 
Castilianer  boloiidrov;  dieser  bo- 
riiga  ienev  moniga,  dieser  buniato 
jener  muniato  etc.  etc.  Es  können 
daher  gleichen  Ursprungs  sein: 

ba)idibi(la        mandibida 

mandola  bandola   bandurria 

pjandurria 

meugala  bengala 

mielgo  bielgo  {bieldo  vieldo 

viendru  d.  i.  venti- 
lus  von  ventilare; 
hispanisirt  zu  a- 
bieldar  al-bcldar 
ableiitar  bicJdar) 

vcdijd 

bedija  /    madeja  {mataxafüv 

guedeja  od.  (  metaxa) 


gadeja 
loma 


loba  (aus  himbuii 


§  '25.     d-l  (r). 
Ob  ein  üebergang  von  /  und  r 
zu  dem  ihnen  verwandten  d,  und 


umgekehrt  von  d  zu  /  oder  r,  ohne 
weiteres  vor  sich  gehen  konnte, 
wird  von  manchem  Indogerma- 
nisten noch  bezweifelt,  und  er  gilt 
auch  noch  nicht  unter  allen  Roma- 
nisten für  eine  so  ausgemachte 
Tatsache  wie  er  im  Romanischen 
wirklich  ist.  (S.  Kuhn  XIII  79; 
Eomania  11  243  u. 480;  Mussafia: 
liomagn.bl,  Schuch.l  14:1, Flcchia 
Ascoli  etc.)  Diez,  Gr.  I  223  citirt 
als  Beispiele  für  den,  hier  freilich 
nur  durch  das  Streben  nach  Dis- 
similationhervorgerufenen, Eintritt 
von  d  für  r  die  italienischen  For- 
men armadio  Bieda  chiedere  con- 
trodiare  ßedere  intridere  porfido 
proda,  zu  denen  noch  prüdere 
und  conquidere  gefügt  werden 
können;  p.  202  als  Beispiele  für 
den  Eintritt  von  d  für  l  das  ge- 
meinromanische amylum  und  als 
vereinzelte  Fälle  it.  sedano  pr. 
udolar;  235  als  Beispiele  für  den 
Eintritt  von  l  für  d  zwölf  roma- 
nische Fälle ,  zu  denen  noch 
von  p.  98  die  Iconesischen  jidgar 
vilva  selmana  gezogen  werden 
können;  als  Beispiele  für  den  Ein- 
tritt von  r  für  d:  it.  mirolla  ncap. 
rurece  sp.  lamjpara  wal.  ar))ig- 
sariu.  —  Als  einzelnen  sp.  Fall  für 
d  aus  r  steht  im  Diez  panadizo 
aus  panaricium;  ich  füge  hinzu 
porfido  rado  (alt.)  disipida  (ery- 
sipula)  polvareda  neben  und  aus 
2wlvorera ;  acidate  neben  acirate; 
aequedal  secadal  neben  und  aus 
scqucral;  cubanisch  molledo  für 
moUero;  baskisch  amodio  für  amo- 
rio;  pg.  martidio  für  martirio. 
Villadiego  aus  villaricgo  ist  voll- 
kommen nurmal.  Als  einzelnen  sp. 
Fall  für  d  aus  /  citirt  er  moiiipodio 
aus  monopoUum;  ich  füge  hinzu 


286 


iiiutfl  ihIm'ii  Itutri  nHh  limitartiis  ; 
\  ulnar  iln/uiä  für  tifjuniar;  min- 
lni  iUiH  adfüil;  titfitl  aus  ulfil ;  neu- 
dos  Ulis  shnt/u)loH  ;  ]}fi  pufiejur  für 
/ntlfjiir;  patlesada  fur  paUnada; 
t'.Hi'H(l<i  h\T  rxcnhi :  vor  uIIj'iii  aber 
drjar  aus  Itjiir  d.i.  liurure;  äuca- 
limi  «ocatinn  aus  sacaditia  »oca- 
(liva. 

Vm  di'ii  Füllen  in  denen  d  ixi  l 
ward  ((o/a  caudn;  csquela  sehe- 
dula;  homedllo  homicidium;  Ma- 
dr i lcni)\on M (id n d:  mfledtui  mnli- 
ci)i(i ;  )iii('lf/(i  tnedicft ;  ualffii  uiittcu  ; 
(iil  Acf/idius;  leoncsisch  julfftir 
rilni  sehnnu(i)  fü^^o  ich  hinzu  ;;0n- 
cH  nahiin  pvncidre  (pomum  citrus) 
dehnn  (alt.)  für  dedma  d.i.  dezma 
und  tdhnia  tazmia-,  beblndo 
alt  neben  hebdado  von  bebdo 
d.  i.  bibitus;  comilon  für  come- 
doti ;  nlnui  bilma  d.  i.  bidma 
{bizuKi)  aus  cpitima;  zabila  aus 
zubidu;  fniilc  aiiüfrade :  ardil  ans 
ardid;  calaminn  aus  cadmia;  al- 
jHitl  aus  ahnud :  piclffo  SLiis  2)icdc/o 
(piezgo)  d.  i.  2^<^diciim ;  marzalgo 
neben  viarzadgn  inarzazgo  d.  i. 
. . .  aticutn;  ci calci  woraus  chrgarra 
aus  cicada  :  miclga  aus  tncdica :  al- 
uado  aus  adnailo  aus  aiidtiddu  d.  i. 
antcnatus  (gewöhnl.  andado):  cal- 
vado  aus  cadnado  {cmidado}  d.  i. 
catcuatus;  pg.  malga  aus  madiga 
d.  i.  magidem  :  caJuco  aus  caduco; 
cubauisch  vel-ag  für  vedaJii,  aJ- 
mirar  alntitir  aJvertir  iWr  admirar 
admitir  advertir:  baskisch  langer 
aus  frz.  daHger. 

Zu  dem  einen  Falle  in  dem  (/  zu  r 
wurde  [lamjyara]  füge  ich  hinzu  ccr/- 
6ön  neben  cedibon  :  berengena  ams 
arabischem  badiudjan :  quijarudo 
von  quijada  :  a.uda\.6}guirilla  =  se- 
guidiUa  :  Gaiiiana   =  Gad(tana: 


cubAiiiftcb  rerija  —  vedija;  recia- 
rar  reäertor  •-  decUtrar  dfnerior ; 
bMkUch    gnUarn    >    '  '    idn 

%ntcaUadti,  murm  '  ■int; 

aach  rechne  ich  hierher  da«  ip. 
pelnrela  dsfl  a'  'In  welrh'*', 

aUH    priadera  ...1;     tnrnltru 

das  ich  aU  difTeren/irtf'H  m^nttda 
aiisirbe.    —    An    das  rhe 

lingua  htrrirma  maluh  „Kundus 
bei  Pftrontu»  4)  ctUnmittut  capi- 
tolium  tneridies;  an  dtm  »icilia- 
nische  dd  frir  //  fittddu  imddn 
nceddii  cnppidi ,  und  an  jtarnrtmu 
rormiri  rui  ririri  etc.  (s.  Pitre 
1'2(*  TM  775  etc.)  brauche  ich  niciit 
zu  erinnern,  noch  daran  dass  odo- 
rem  und  olorem  im  Span,  sich  zu 
olor  einten.  Von  den  obigen  For- 
men differenzirten  sich  also 
alnado  entenado 

bilma  od./         ,  . 
.,  bizma  epUtma 

calamiua  cadmia 

cola  cauda 

rhicharra  cicada 

dejar  lasar  Itutar 

dintel  lintel  lendel  liudero 

disijJuJa  erisipula 

fraile  fr  ade 

yuelecina  mtdidna 

mentira  meutida 

mielga  medica 

pelarela  pdadera 

polvareda         pohorcro 

sacaliiia  sacaditia    aocadtna 

sendos  singulos 

§  26.  b  (r)  -g. 
Ein  nicht  gerade  seltener  Laut- 
übergang. Aus  segusius  entstand 
sagüeso  (astur.),  doch  ist  sabucso 
üblicher;  von  fagutn  (haya)  ward 
fahuco  statt  faguco  dissimilirend 
abgeleitet:  marabuto  und  mara- 
guto .  algaida  und  albaida .  calo- 


237 


hozo  und  calagozo,  jabega  und 
jabeba,  giirujo  und  burnjo^galgana 

und  galhana,  gomitar  und  vomitnr 
gehen  neben  einander  her;  ferner 
grnmido  brcimido,  gramil  bramil, 
grugidor  brugidor,  grunir  brunir, 
gruno  bruno  pruiio,  grutesco 
brntesco ;  gurö  ist  das  franz. 
bourreaii.  —  Der  Asturier  sagt 
güe  für  bueg,  fucbu  für  fuego,  der 
Andalusier  abnjero  für  agujero, 
agüeh)  für  abuelo,  caoga  für  caoba, 
enJioragüena  für  enhorabnena; 
gofetä  für  bofetada;  gorracho  für 
borracho;  grpma  für  broma;  gu- 
nuelo  für  bunuelo;  gurro  für  burro. 
Der  Aragonese  fagüeno  für  fa- 
bileno  =  favonius. 

Scheideformen  sind:  der  anda- 
lusische  Scheidegruss 
abur  für  agur  agüero 

boardilla  od.)  ,.„ 

buardiJla        ^    ^ 
regüeldoy^oneheü  auch  \ 

revüeldo  rcbücJdo  und  [  revuelio 

astur,  nur  buddo        i 
entrevar  entregar  enter gnr 

gastar  vastar 

guedeja  vedija 

§  27.  g-d. 
Diese  beiden  Buchstaben  wer- 
den häufiger  als  mau  meint  ver- 
tauscht, und  zwar  nicht  nur  wo 
sie  von  r  begleitet  auftreten,  wenn 
auch  dies  am  häufigsten  der  Fall 
ist.  Neben  dragea  sagt  der  Spanier 
gragea  und  auch  ragea  (alt.  adra- 
guea,  Vg- gragea  grangea  grangciay 
mall,  retgeya,  kat.  dragega);  von 
varenga  wird  varcndaja  neben 
varengaja  abgeleitet;  biddo  lautet 
aucli  bielgo,  edredon  auch  egre- 
don  agredon;  gratil  dratil:  grapa 
drapo;  derrama  garrama;  adraja 
udaraja  agraja;  ahnadaun  ahna- 


gana;  dan'ete  gaviete ;  redruej» 
regmejo;  inogmUo)imodiUon;  cer- 
vadero  ccrnaguero  —  der  bekann- 
ten Beispiele  golßn  gazapo  nicht 
zu  gedenken.  AVie  diese  aus  For- 
men mit  d  entstanden  so  entstand 
grivar  aus  drivar  derivnr 
surdir  aus        aurgir 

§  28.  b-d. 
Da  ich  für  den  Wechsel  von 
2)  und  t  oder  b  und  d  ans  dem 
Spanischen  kein  Beispiel  aufführen 
kann,  wage  ich  nur  zu  fragen 
ob  endrina  und  enebrina  iiebrina, 
ob  die  schwarze  AVacholder-  und 
die  schwarze  Schlehenblüte  beide 
von  junipcrus  [zinebro  zimbro ;  gi- 
nebra  cnebro)  herstammen  können  ? 

§  29.     l—ch  D.: 
chamelote     camelotc;     boquin 
bochin ;  broqueta  brocheta;  chaos 
caos;  chimera  quimera;  cheruhin 
qncrubin;  chapirote  capirote;  or- 
chilJa  orquiJJa  etc. 
Seh.: 
buche  buque 

machina  maquina 

troncho  tronco 

§  SO.     Jc—^  D.: 
catecismo  catequismo ;  culantro 
cUantro ;    zumaya    cornnya;    per- 
venca  percenza;  embaucador  em- 
bauzador. 

Seh.  ; 
cima  quhna 

g  und  i- 
Ciulicc  cudigo 

ercer  ergitir 

^  31.  b-f. 
AVie  im  Vulgairspanischen  al- 
cafaz  ahuhaz  neben  alcabaz;  al- 
gebena  neben  aljofaina ;  bcfre 
neben  bibaro ;  estorar  estobar 
neben  estofar;  falfahi  neben  fal- 


238 


haltt;  itlf/tirrohft  nclicn  altfurrofa; 

r»triho 

htpan 

tn/dtiario    iii 

■lien    tahnnario 

und 

fadiga 

fatiga 

/.   n.  im  Kiit 

.  Jlastnmnr  flrht 

ovidr 

f/rida 

fffita 

für  htiisfeinur  strht,  «»»  hIi-Imii  im 

higado 

higäte 

Sc'liriftspaniH« 

•lien      «inandrr 

alH 

niaüris 

matrig 

Srlw'idrformcn  sn'\ipn\\\tvv: 

1    inandil 

manUl  mantiUo 

liiihitjH'ti) 

falsoptti)       ftdxcto 

ttii^rdti:  it 

f'fyftdjd       ( /a|d«'n 

od.  fuigcto 

lorh) 

cmhdHo 

Colin 

fidda 

vato 

cacolfiiKi 

iscoßiia 

padron 

patron 

heaque 

hin  Cd  (aus  riscum) 

'    pedrrl  pi 

'dmo  petrero 

in    welchem 

letzteren    /•  zu 

b,   b 

qxttddt 

quitUtr  ynitur 

zu  /,  /  /u  h 

wjir«l. 

guido 

ffuielo  quito  fjiittr 

Tenucs  werden  Medien. 

redru 

retro 

§  32.  k-g.  S 

uhoyui'ion 

(ihjodon 

.  JJiez  Gr.  I  j.. 

dioatcion 
coton 

J[\. 

Kueldo 
tan  da 

SHtUo     (gediegf>ne«( 

Metall) 
tdnta 

Imyyigd 

harrica 

§34.  p- 

-b. 

S.  Die:  Gr.  I  j.  l'77 

liorrcgo 

horrico 

abenola 

pehohi 

hotiga 

hotica 

albudeca 

pateca  od.  baden 

gacho  gajo 

cavho 

bald 

]>eUn 

gulibo 

caJihrc 

balizd 

piüiza 

garces  od. 

carcdj 

baiotd 

pelota 

gahes 

carqucsio  (gel.) 

hdjurdo 

pahirdo 

gobcktc 

cubihte 

haudold 

1 

jumdora 

goufalon 

Coffalon 

baiidurria  \ 

pandurria 

liurgoH 

horcon 

heh'tre 

pelitre  od.  piretro 

niargajita 

marquesita 

cobra 

copla 

rattgar 

rascar 

dcsbulha 

r 

def'pojar 

rcvgo 

renco 

escarba 

tscarpa 

t^cifjo  od.sago 

6aco 

jarobe 

jarape 

sagramicnto 

sacramotio 

pabiJo 

papel 

torga 

tiiercd 

preboste 

prepue^to 

§  33.     t-d. 

S.  Ditz  Gr.  p 

22G. 

rebollo 

rejjoUo 

algndon 

COtOH 

§ 

35.    /-!>. 

hodega 

botiga  botica 

Wie 

asfalto    asjmito:    esfera 

ciddd 

cuita 

1 

espera : 

efifinge    exj/inge;    a2ßc 'Z 

cuidado 

cuitado 

alpicoz; 

ßhl 

ßOdio  pohpodio:  ga- 

cuidar 

ciiifar 

1 

zapaton 

gai 

■afaton    als    Doppel- 

dürscua{l) 

tcrcoia  atarazava     ' 

formen 

neb< 

?n     einamler    stehen, 

drapo 

trajw 

stehen  einander  als  Scheideformen 

i'ii  vi  dar 

invitar 

gegenüber: 

cstcha 

estepa 

hinojo 

punilla  (d.  i.  foeni- 

estrihar 

cstripar 

culum) 

239 


§  3G.  Erweichung  von  l  zu  //. 
Doppelformen  des  Altspani- 
schen sind  apostelar  apostillar; 
hallesta  halista;  bcdestrinquc  hal- 
lestrinque;  calamandra  calleman- 
dra;  calentar  caJlcntar;  dentelado 
dentellado;  falecer  fallecer;  ga- 
larin  gtdlarin;  morela  mordia 
etc.  etc. 


Uapa 

Uares 

llatir 

llevar 

amartiUado 

hallestero 

holla 

h  oller  0 

hulla 

callur 

capcUan 

detalle 

fidlible 

faUimientü 

fallir 

Jillo 

hollar 

gallega 

gamella 

golla 

manuella 

molla 

viuelle 

tallar 


Seh.: 

lapa 

lares 

latir  [glatire] 

levar 

amartelado 

balistero 

hola 

holer  0 

hula 

calar 

capelcm 

detal 

fcdihlc 

falimerito 

fidir 

filo 

folar 

galega 

gamela 

gola  gula  goles 

manuela 

mole  {moUis) 

molc  {mohs) 

tdlar  (aus  talearc) 


§  37.    Erweichung  von  n  zu  n.    D. : 
menique  menique;   almona  <d- 
viona;  accna  aceiia;  cniacca  aha- 
cea  etc. 

Seh. : 


helcho 

veneuo 

caiia 

cana 

comuna 

comuna 

domcnar 

dominar 

encanar 

encanar 

miihidor 

monidor 

ordenar 

ordinär 

paho 

pana 

entrepano 

etitrep)an 

X>eha 

pena 

§  38.     Erweichung  von 
ß  zu  II     soUamar     soßawar 
gl  zu  //     lleira       glera  od.  glarea 
pl  zu  II     llanten     plant aje 

llecho       pleita  [plicita) 

§  39. 
Vokalauflösung  von  Coii- 
sonanten.  Pbv  so  wie  auch  ^ 
und  l  und  ausnahmsweise  aucli  c 
werden  beim  Zusammenstoss  mit 
nachfolgendem  Consonanten  im 
Spanischen  fast  immer  zu  ?/,  das 
mit  vorhergehendem  a  leicht  zu  o 
verschmilzt.  P  wurde  durch  h  zu. 
u  in  hautizar  haptizare;  caiidal 
capitalj  caudillo  capitellum;  cau- 
tivo  captivus;  Ceuta  septnmijaudo 
jauto  sapidiis;  laudo  alt.  lahidns; 
lauda  lapida;  raudo  rahidus  ra- 
pndus;  h  ward  ti  in  ausencia 
absentia;  heodo  hihitum;  deuda 
dehitum;  Icudo  levitinn;  so  wie 
in  dem  populären  laurente  für 
lahrante  von  lahorare;  r  ward  n 
in  dem  frz.  cheuron  neben  chevron 
von  caprionem;  g  ward  u  in  launa 
laganum  u.  in  soma  sagma;  l  ward 
u  in  caiice  caliceni;  sance  saliccm 
so  wie  in  faraJite  haraute  aus 
einem  deutsclicn  Stamm  mit  der 
Endung  aldus,  und  ferner  in  coz 
calcem;  escoplo  scalprum;  hoz 
falcem;  otero  altarium;  otro  alter; 
popar  palpare:  soto  aaltum;  topo 
talpa.  C  ward  u  in  Jaume  Jaco- 
hus;  auto  actum\  pauta  pactioii. 
Zu  i  lösten  sicli  g  und  c,  biswei- 


210 


It  II    Hill  li   /   iiiiil    dJHli'ktiMch    auch 
r:    ij    V.    ir    in   reitio;    r    in  Jaime 
in    sfis    in    itfntnr    iin<l    deUitiir, 
vor  alltni  uIm  r  in  ilrr  uns  it  ilurrh 
>/   (i   intHtandonrn   \'«'rliiiiiiiinf(  rh 
wu)  \u  fur/tit /Hctim  ;   Jt-rho  Irctuin. 
.Il'iu's  I,    wo  rv    vor  »einer  Mi'la- 
thosispin  «horülirt,  verHchmil/t  mit 
(liosnn  /n  <•  wir  in  hecho  jteclm  Ire- 
iho  hc(hi:n;  bei  ((c.v  geschieht  blK- 
wcihn  (l;issellte   /..  H.  in  tejo  tiu-un 
1111(1   in   (/r)(ir  alt   Ifjar  aus  larare. 
L  wird    im   Altsp.  sehr    oft    /.u    f, 
üin    /n^'  (lor  sicli    itu   Wcistcn,   in 
Portiifral  und  (iallizien,  festgesetzt 
und  dort  eine  allgenu'ine  Vorliebe 
für  i  statt  H  ala  Consünantenlöäer 
bervorgerufen  bat.  Neuspanisch  ist 
nur  huitre  vultur  und  muy  muHuin  ; 
rmstollung    wie    bei    dem  aus  et 
hervorgegangenen  it  zu  ti  d.h.  zu 
c?i  ist  liäufiger.    Wie  /  ward  auch 
r  zu  /:  der  Andalu>ier  sagt  baico 
statt   bar  CO ;    bcKjantin    statt  ber- 
gan tiv;  caigd  statt  carr/ar;  gaivo 
statt   garho :    laigd   statt    Jargur: 
poique  st&n  porque ;  im  Pg.  stehen 
guhdra  und  gundia  visagra   und 
fisagia,  veiza  undrtTsa;  im  Spa- 
nischen algebia  algebra;  bahiuötia 
und   bahm.strd ;    cabio   und    cabro 
cabrio;   ciwbia    uud    timbra   und 
cimbria;    labio   und   Jahro:    ostia 
und    067rrt    nebeneinander;     auch 
crisopasio    und   crisojiraso.    Und 
wie  i  und  ?<  in  ihrer  Function  als 
C'onsonantenlöser   überhaupt   ihre 
Stellen  leicht   mit    einander  ver- 
tauschen ward  nach  g  aucli  r  zu  m, 
(und  da  der  umgekehrte  Gang  in 
allenLautveräuderungen  vorkommt 
auch  u  [und  /]  zu  r):  in  ßagranti 
ward    sp.    eti   flagrante,    en   fra- 
grante  und  en  fraguante :  in  sangre 
holte   ich   das  r  für   ein  Resultat 


Um  m  lind  ntrtit  dei  n  von  »ttn 
gutnem;  tatiguata  und  »oftgtaTu 
(fobfn  nbr  ijren»  iirb4*a  Hnmnd'T 
her;  wie  aueh  grtja  und  guiju 
gutja ;  nlqiitpnl  and  aignnal  (.S. 
Uomnma   II   24n  u.  47H» 

'  l)ip  meisten  durch  \ fiCM\W\Txin^ 
von  OinnoDanten  entitUindenen 
Scheideformen  fcind  i^elehrten  l'r- 
ftpningM;  popnUr  lünd  nur: 

1)  /  M    fnrauit         htralAo 

2)  h  u   Inur^fte        Inhrtmtf 

3)  r  I     (tigebi  Ig^frrn 

Cttfjto  I  tthra 

cimbiii  cimbra       (aiu 

eymhahim) 

§40. 

C'durch  i<  f  I  zu<  A.od  er  a^- 
similirt  zu  t.  ^7  bleibt  in  keiner 
Popularbildung  unaniretastet,  doch 
kann  es  auf  verschiedene  "NVeise 
erweicht  werden:  entweder  das  r 
wird  vocalisirt  zu  i,  -eilen  zu  f/ ; 
u.  bleibt  in  dieser  Gestalt,  wie  im 
Tort,  immer,  besteben,  oder  tritt 
hinter  djs  /,  mit  dem  es  dann  zu 
ch  verschmilzt,  oder  es  wird  c 
dem  t  assimilirt. 

Wo  beides  geschah  entstanden 
in  der  alten  Sprache  Doppelungen 
wie  fruto  frucho,  oiubre  ochubrr. 
bendicho  bendito,  j/nnto  punrho, 
noturno  nochurno  (s.  nodiermego^ 
uochuerniego),  dicho  dito,  pecha 
peto,  duecho  dato  {docius),  ducho 
duto  [ductuh]  etc.  etc.,  von  denen 
folgende  sich  zu  Scheideformen 
gestalteten: 
1)  ch—t  (d) 

aderecho       adrede 

arrtorcha       entuerto 

bendicho       betidito  Benito 

condudio      couduto 

contrecho      contrato 


241 


torta  inerto  tarta 


echar  jetar  jitar 

entorchar     entortar 

lucha  hito 

pmicfm         punto  [tal) 

pecho  peto  (petril)  (pre- 

reducho        rednta 

retrechero      retretera 

torcha 

troche 

trecho  irato 

2)  ch—it 

llecho  pleüa  [plectus] 

3)  t-ü 

emplcnta       empleita    {impU- 

cite) 
§  41.     Pt  zu  ut  und  t. 
Pt  ward  gewöhnlich  zu  t;  selten 
löste  sich  p  durch  h  zu  u: 
seto  Genta 

§  42.  Assibilation  tritt  ein 
oder  tritt  nicht  ein. 
Sie  wird  nur  bei  Wörtern  in 
da  cio  deren  es  eine  ganze  Scliaar 
im  Volksbesitze  giebt,  vernach- 
lässigt ;  in  populären  Worten  sonst 
nie. 

hrinza  hrincia 

ensuzado  ensuciado 

esquizado         esquiciado 
cstanza  estancia 

lazar  gew.        lacear 

enlazar 
mazar  macear 

riza{l)  ricial 

§  43.      Medien     oder    Ilalb- 

vocale  fallen  aus. 
\)  h     prioste      prchoste 
taurete      tahurcte 

2)  d     nieaja        medalla 

peaha       peJdcuio      {peda- 

neus) 
riorta  retuerta 
sepais  sej^ades 
virio  verde 

3)  g     rua  rucja 
C.  MichaüIjIS. 


4)  hj  boarda 
faena 
niel 
tieüa 


hufarda 
fugina  Juicina 


nigela 

ruido        rugido 

saina         zahina  [sngina) 

traina       trajino  trahino 
5)  V     aduana     divan 

duela        dovela 

recua        recova 

recuero     recovero 

viandero  viv ander o 
§  44.  Syncope  tonloser  Vo- 
cale. 
Ueber  Atona  s.  oben  p.  45  flf. 
und  146,  so  wie  JDiez  Gr.  I  176 
und  197.  Weitere  Beispiele  sind 
unnütz.  Nur  einige  Ortsnamen 
mögen  zeigen  wie  volkstümlich 
diese  Art  der  Veränderungen  ist: 
Adra  ist  Abdera;  Arga  Aragus; 
Bierzo  Bergidum;  Bribicsca  Vi- 
rovesca;  Brimieda  Vimineta; 
Cerdaha  Ceretania;  Ebro  Iberus ; 
Elche  Ilici;  Huelca  Onoba;  Jor- 
quera  Soricaria;  Manresa  Mi- 
itorisa;  Pisucrga  Pisorica;  Se- 
gre  Sicoris;  Shnancas  Septiman- 
ca^s  etc. 

Seh.: 


abrojo 

abreojo 

adrede 

aderecho 

adrizar 

ädere  zar 

alarbe 

ärabe 

alga 

diaga 

andado    od. 
«/;m^r)od. 
anado 

1   antenado   od.    cn- 

\              tenado 

antojos 

anteojos 

arnero  etc. 

harinero  etc.  [tare) 

arrendar 

a rreme d a r    (re •  im  i  - 

canonge 

calöndrigo 

canönigo 

colcha 

colcedra 

conde 

cömitrc 

16 

JlJ 


cortiznmin 
citriintli) 

lii'ndlniilü 

iiiectra 

ilrcznr 

mtrucndfß  \ 

(ü\icf<trondoj 
utrutHu)       l 
irunio 
farseto 

f/ahft> 
jaudo 

hihrero 
inedrur 

)iiiiO 
puyo 
2)i'bcte 
pesca 


coruzotitidii 

coinmtdo 

cUriifit 

diHuhnrido 

dencera 

dereziirwl.  'uirnzur 

troiiido 


falsopeto   hulsnpelo 

Gülltf/o 

enjahtdo 

lahorero 

viejoriir 

VI  Uli  II V 

J'ehitfo 

jfubilcte 

filhcrchifjü  od.  alpcr- 
sico 
poncc  pömez 

timbre  tempauo  thnpano 

us'ui  vuestra  scituria 

nslcd  vna>tra  vierctd 

sj  IG.   C'üutraction  von  a — c  zu  d 
miiese  7iuii>c 

viacfiiro .  matitro 

§  45.  Yerscbmelznug  von  « — t 
zu  c   einmal  eingetreten,   einmal 

nicht,     (ero—iiire) 
albaire  albero 

canillaire         camUcro 
colairc  colero 

pehiirc  pdcro , 

talpaire  topcro 

§  47.  E  p  e  n t  li  e  s  i  s  V  0  u  V 0  c  a  1  e  u. 
die  schon  oben  p.  GS  besprochen 
ward,  fand  statt  z.  B.  in:  adu- 
raja  aus  adraja,  adarame  ans 
ndarmc;  coronica  aus  cronica; 
liJiboteaWüßihote  ifiJihubticr  neben 
flibusticr;  garamon  ansGarmond; 
ffKrulIada  aus  grullada ;  gurumcte 
aus  grumcte:  gurupa  grupa;  Iii- 
galatcrra  neben  LighUerra,  via- 


durnzn   aus    inadraia,    maqarfi:o 
tu'.hcn  nut/farzo.  \)vru 

trcliiH'n  .**' ' 

iu  ihren  \  j 

gtirraf  tjarumb  yataf  gatap  ear- 
rup   ralap    and    eMmrah    e^c   ^ 
eücardf     e»guTa/     ej^gurav         .  i 
hurtip  farap   tarrap  jarap    deu 
kur/oren  gnrh  gnrf  gnlf  grub  nr  t 
grup  un<l  """''  •  »(.arp  und  A    »y 
arp  zarp   v  er,   ho  wie 

Stammes  grat  dirr  aucli  als  garat 
auftritt,  uirlit  /  '     '        '  .'     . 

sich  durch  Kp. 
calumbre  cranipa 

enjnrftar  ii-ml'ir 
(spararcl  l.-jui'-I 
fdrrapa  farpa 

liärdpo  arpa 

guruUadu  grullada 
taravilla  tranlla 

tulipan  (dul-  turbante 

bau) 
i  ix.  Iliatustilguncr  durch 
b  oder  g. 
Hiatus,  gejren  «len  di«j  Ko- 
manen  eine  starke  Abneif^iog  ha- 
ben, wird  zumeist  durch  Kiuschub 
von  b  r  oder  g  getiljrt;  sehr  oft 
aber  auch  durch  Ausstass  vocal- 
um  geben  er  Medien  und  Halbvo- 
cale  erst  hervorgerufen  und  dann 
gewöhnlich   unl  '   ■    gelas- 

sen.    Der  Itali'  _        n  über- 

lieferten zumeist  durch  r:  s.  ca- 
volo  contiuovo  Genora  Giovanua 
Giovacchino  vianovaldo  vianovale 
menovare  meutocare  navoJo patto- 
vire  pedorare  piiigovino,  rovano 
smenovito  vedova  tcttotagUa  n- 
luoJo  zttovano;  durch  g  in  do- 
gana  nugolo  pagoUno  raguuare. 
Der  Franzose  durch  r  z.  B.  in 
emblavcr  vianoveUc  (^aus  manuelle) 
piioine  tarteveJle  vertecelk.   Der 


243 


Spanier  durch  v  z.  B.  im  asp. 
jiidivo  juvido ;  im  ncusp.  casobar 
citoval  hotara  nb.  botua,  in  Val- 
devinos  aus  BaJduinos,  in  voredo 
aus  frz.  voucde  guede.  Scheide- 
form'cn  sind  nur 
corbata  Croata 

vigücla  oder 

vihiiela        viola 
alabar  loar  (laiidare) 

Ohne  das  prothetische  a  wäre 
alabar  in  seinem  Werte  fast  un- 
verändert zu  nennen,  da  ?>  ja  das 
verlorene  d  ersetzt. 

§  49.    Apocope 
1)    des    auslautenden    Vocals 
nach  Z  n  r  s  z  y  j  k : 
l      fil  '  filo 

pal  palo 

papel  pahilo 

tranquil         tranquilo 

vil  vilo 

viril  brillo  (berilo) 

dctal  dctalle 

ral  valle 

bajel  bajillo 

cascabel         cascabillo 

crisol  crisueJo 

mandil  mantel  mautillo 
V.     centen  centeno 


cerajin 

cerajino 

collarin 

collarino 

destin 

destino 

escolnn 

cscolano 

espin 

espina 

galan 

gaJano 

Ich 

laue 

man 

mano 

patron 

patrono 

s  eisen 

seiscno 

tercer 

tcrccro 

ton 

tono 

trajin 

trajino 

un 

2mo 

v  einten 

reif  Ueno 

ciiehano 

pämpano 

sucno 

trueno 

cuchara  (coelea- 

ria) 
ndcara 
casa 
dice 
cnvase 
freso 
raso 

revieso  [reversus) 
terso 
trasdoso 
travieso 
fajo  (fascis) 
tajo 
calce 
cnsaijo 
bnjc 
vivaque 


cofin 
pdmpol 
son 
tron 
r.      cuchar 

näcar 

5 od.  cas 
z,    diz 

envas 

fres 

ras 

reves 

tez 

trasdos 

traves 

faz 

las 

caz 
yod.ensay 

j    boj 
Je      vivac 

2)  von  io  ia  ie  nach  r  l  n  od.  z 
agitr  agüero 
facistol         falcistorio 
desden           desdeno 
Iladon  lodono 

haz  haeia 

prez  precio 

3)  von  io  in  dem  aus   arimn 
entstandenen  ar. 

ar — ero. 

balsar  balsero 

cebollar         cehoUero 
epistolar        epistolcro 
viembrillar    mcmhriUcro 
palmar  pahnero 

X^aJomar        palvmero 
tablar  tablero 

tejar  tejcro 

tclar.  telero 

vivar  rivero 

4)  in  er  aus  arium 
er — cro 

traveser         iravesero 

IG* 


241 


r»)  in  1 1  iiMH  ariutn 
el-ero 

eint  tri 
vnnrti  l 
(Itntrl     (»d. 

Ihitel 
f/ravrl 
hhnl 
pedrrl 

JiHtifcl 

tivutnil 
r>)  in  ul  aus  iiriuin 
aJ—ero 

clavdl 

iUddnnal 

ciKirtal 

cmhdrdl 

fosal 

hamal  od. 

Jmrival 

farinid 

temporal 

ris(d 

7)  in  dar  aus  torium 
dor—dero 

cebador 

cenador 

colador 

comedor 

corredor 

matador 

oJedor 

jnidridor 

salador 

surgidor 

tomador 

rarador 


( intur»  rn 
( iitirt'fo 
lindrro 

f/ram  tu 
hhrrro 

ptdriro    j/ftrrro 
jiutitero 
tiniouf'ro 


chircrn 

cudderticrn 

enartcro 

cucharcro 

foscro 

ha  r in  er 0 

harn  er 0  od. 

arncro 

temporero 

risera 


cebadero 
cenadero 
coladero 
comedero 
corredcro 
mntadero 
oledero 
pudrtdero 
Sdladero 
surgidcro 
tomadero 
raradero 
8)  Apocope  eines  auslauteuden 
Consonanten  (n  s) 

aljonjoli        perge1in{o) 
derratne         derramcn 
hoUi  hollin 

londo  Londres 

?)  Apocope  ganzer  Silben 
ct(nn)ä  cottqyadre 


fraiU  fretle 

murho 

pntfado  [trutiiß 
ettruenäo  hont- 
'    '     1   fxier  au»- 

:wi. 

(üfirnr 

(itrncur 

mjuuquc 

h röche 

>rocha 

cuenca  ronca 

concha 

:oclo 

'  n  lUnta 


mutj 

patjo 

trueno 

gfHtOBHfli 

alancar 

atratirar 

uyujifiue 

bronche 

hronch 

coca 

cocha 

chattch' 

cmjileit'i 

enrizar 

entricar    \ 

intricar  enirincar  intrincar 

intrigar    J 

espUnque         esjiUque 

flanco  flaco 

gringo  griego 

hnicha  Ja  ja  [Jaxus) 

metfjurge         mejurge  (v.  miscere) 

parangon         pnragon 

rendar  redrar  [reiterare) 

rengJon  reg<on 

ritigJa  regia 

tanca  taca 

zonzo  soso  (insulso) 

Ich  zähle  hierher  auch  lejos 
das  durch  lungo  longo  lonja  h:n- 
jos  luenjos  aus  longus  entstand. 
Die  Form  lenjos  steht  z.  B.  noch 
in  Magans  y  Siscar.  Sämmtliche 
dialektische  Formen,  das  altsp. 
luene  (noch  im  D.  Quijote)  gall. 
longe  astur.  Hone  Uueiie  it.  Jluny 
mall.  Uutiy  pg.  Jonge,  so  wie  Jejo 
das  neben  lejano  lejania  lejura 
lejuelos  steht,  sprechen  für  diese 
Etymologie.  Ein  Analogon  zu 
laxus,  das  Die:  in  hjos  erkennen 


245 


v'ill,  ist  dagegen  nirgends  im  Ro- 
manischen aufzufinden. 

§  51.  D  na  eil   l  oder  n  einge- 
schoben oder  ausgestossen. 
Apocope  oder  Epithesis  von 
do—te. 

Der  Einschub  von  d  nach 
l  und  n  und  r  ist  nicht 
weniger  bekannt  als  der  von  h 
«ach  m  oder  von  m  vor  h  und  p. 
In  umgekehrter  Entvvickelung 
schwand  auch  da  wo  Id  nd  rd 
oder  7it  etymologisch  begründet 
sind  oft  das  d  t,  freilich  dann  stets 
so  dass  auch  der  auslautende 
Vocal schwand  und  «und  Znun  im 
Auslaut  standen ;  r  verwandelt  sich 
in  diesem  Falle  in  l 

Eingesclioben  ward  d  nach  / 
in  apelde  lapelde  pelde  von  ape- 
lar;  in  hulda  bulla;  celda  cella; 
humilde  humilis ;  rebelde  rebellis 
toldo  tholus;  in  rivalde  neben 
rival;  in  codecildo  neben  code- 
cillo;  l  hingegen  im  arabischen 
albayalde  akalde  arrabalde;  in 
eneldo  aus  anethiim;  in  peldaho 
aus  pedaneus.  Aus  tl  entstand 
durch  Metathesis  Id,  durch  Assi- 
milation U:  Fälle  wie  cabildo  ca- 
billo;  espalda  espalla;  und  arab. 
balle  halde  gehören  daher  nicht 
hierher.  Kach  n  trat  d  ein  in 
pendula  uns,  pe)mida ;  in  amerin- 
dar  (alt)  \on  merino=  maiorimts ; 
in  aiccindar  von  vicimis;  in  ara- 
pende  neben  arapenne;  es  ging 
verloren  in  escana  von  escauda. 
Abgeworfen  ward  de  te  in  acnen 
daqueti  ahn  neben  acucnde  da- 
quende  aUe)ide;  in  adö  d.  i.  adon 
neben  adonde;  daran  neben  da- 
vante,  arrcl  neben  arrclde,  mer- 
chan  neben  merc/uuite,  fuen  ne- 


ben fiiente;  milor  neben  m?7onZe; 
monfor  neben  monforte,  Bemal 
neben  Bernardo;  angefügt  in 
husardo  neben  hiisar;  turhante 
neben  turban;  in  jaguardo  cu- 
gnardo  neben  Jaguar  eng  nur ;  im 
kat.  mirobohmte,  käst.  mirabolaHo 
aus  fjL'jpojjaXavoc". 

Scheideformen  nun  sind: 
1)  durch  eingeschobenes  dna.ch  l 
apelde  od.     ) 


lapelde  od. 

\   apelo 

pelde 

) 

buldero 

bulero 

celda 

cilla 

enceldar 

encellar 

peana 

peldano  (pedaneus). 

Espaldera       espalera 
rolde  rollo  rol 

sind  wie  jene  zwar  Scheideformen, 
doch  ist  weder  Einschub  noch 
Ausfall  von  d  in  ihnen  vor  sich 
gegangen:  Id  und  II  sind  verschie- 
denartige Vertretungen  von  tl: 
espatularia  rotulus. 

2)  durch  eingeschobenes  d  nach  n 
penola      \ 

abenola]  ^'"^^^^  ^^^"  ^^^*^«) 

3)  durch  ausgefallenes  d  nach  n 
penol  pendol  {\ .  pendidus) ; 

4)  durch  Assimilation  von  vd  zu 
n  wie  sie  z.  B.  in  canado  neben 
candado,  aiiado  neben  andado  = 
catenatus  anienatus  und  escana 
neben  escanda  vorliegt 

penol  pendol  [pendido) 

5)  durch  Apocope  von  deoi\.te 
argen  argente  od.  argen to 
den  ciento 

clerizon  clerizonte 

galan  galante 

grau  grande 

iman  diofnante 

hol  an  holando 


34  r> 


urf/iin  ^r/futulo 

li)  «IuidIi  lipitlicHiH  von  tr 
CMpcrou  tnjnriniiv 

§  r»2.  /*  II  ;i  (•  li  in  tt  u  s  UM-  h  l  o  H  H c  II 
odrr  t!  in^M'HC  IioIküj. 
I  ><  1  I.abiiil  m  rrznigt  ,Ho- 
wolil  wo  er  in  Mitten  zweier 
Vorule  Ktclit  als  da  wo  er 
ciiicni  aiiilcrn  (  oiisonanten ,  vor 
allt'iii  einer  verwandten  Liquida, 
voilieiLrelit ,  hinter  sich  ]H'vn  ein 
parasitisches  b;  und  andererseits 
crzeufren  b  und  p  vor  sich  gern 
ein  parasitisclies  m:  eine  Erschoi- 
nunj;  für  welrlio  wolil  eine  jede 
Sprache  Beispiele  liefern  kann, 
die  aber  gerade  im  Konianischeu 
und  speciell  wieder  im  Si)ani>ehen 
sehr  liiuitig  ist.  Der  J'ranzose 
schiebt  m  in  cambuse  yinfjcmbre 
htirihruche  1ombrnsquc :  b  in 
chcunbre  comble  covcombre  ßam- 
beau  humble  ein;  der  Portugiese 
b  in  paJomba;  der  Italiener  b  in 
rombice  rimbHrchiarc,  m  in  ram- 
2)0ni>()hi;  der  Spanier  m  z.  B. 
überall  wo  sub  vor  ein  mit  b  oder 
i>  anlautendes  AVort  tritt,  wie  in 
zambucar  zambuUir  ruinpuzar 
sompesar:  ferner  in  6ompre«  lam- 
brusca  lamparon  lampsana;  in 
ptavipirolada  neben  papirolada; 
estrimbote  neben  cbtnbote,  troni' 
pezar  neben  tropezar  etc.  etc.;  b 
in  der  ganzen  Keihe  der  aus 
lat.  ^Vörte^u  in  amitie  imine 
nnnne  udincm  hervorgegange- 
nen, oder  kraft  der  Ana- 
logie ihnen  nachgebildeten  Sub- 
stantive in  ambre  imbre  umbre, 
so  wie  in  einer  minder  langen 
Reihe  von  Arabismen  in  welchen 
m  mit  l  oder   r  in  unmittelbare 


ItrrQhrung  kam.  Die  ArabiM-licn 
hIiiiI  nlUnmhrn  alfomhra   ulumhrt 

"         ■  ■  ■         '   ■  ■  ■  lt. 

"    _   .  '  '    _.     ^  a  ■  i'j. 

Nicht  jene  Knüungen  iind  atni/re 
rmhra  iwhre  ombre  umhre  in 
hamitrt  aUH  fumineni  für  famem ; 
hrmbra  ■-  femtna;  immhrr  rtm- 
bre  ■■  rimine;  hombrc  homincm; 
nomhrtr    ;  '  r  h- 

merem;  >  re 

lumine;  auch  nembrar  »emiuur; 
rfmemffrar  rememorar;  hombro 
humerum  sind  besonders  zu  er- 
wähnen. Amine  aber  war<l  nmißre 
in  nramhre  ncramine;  corambre 
coramine;  enjamhrar  cjrami- 
unre;  estamlire  atamine:  horambre 
forambre  foramine;  pelambre 
pdamine;  raiffumf/re  raflirum- 
ine\  velambre  relaminc;  darnach 
cinorambre  cochambre  CfAavibre, 
fiavtbre  fnambre,  jarciamhre  08- 
ambre  rcffcdambre  od.  vedeg  od. 
veg.  od.  beg.  od.  meff.  od.  rerdeg- 
ambre;  ordimine  ward  urdimbre 
urdiembre.  Neubildungen  sind 
c>n^m//re  Lederwaaren  von  ciirtir, 
escurrimbres  Neige  von  escurrir 
von  correre.  Umbre  entstand  aus 
umiuc  nur  in  legumbre  leguminc^ 
f<ahtmbre  salumiuet  herrumbre  fer- 
rumine  und  techumbre  tcctumine 
für  tegnmine;  aus  udincm  in  as- 
percdutubre  certidumbre  costumbre 
dulcedumbre  esjicsedumbre  ßrme- 
dumbre  fortcdumbre  gravtdumbre 
sahedumbrc  soJidumbrc  manse- 
dumbremuchedumbresercidumbre. 
N'eubilduDgen  waren  die  asp.  cor- 
r  cd  umbre  escuredumbre  und  die 
neusp.  franquedumbre  feadumbre 
librcdumbre  limpiedumbre  pesa- 
dumbre  poqucdumbrc  pjudredum- 
bre  quejumbre  rcciedumbre  suce- 


247 


atahül 


dumhre  nndidnhre.  Mit  den  mots 
savants  welche  jenen  entsprechen 
können  sie  keine  Sclicidefornien 
biklen ,  da  die  crstoren  aus  der 
Nominativfüim  gebiklet  werden. 
Sie  endigen  auf  nd  und  cwien 
imen  itmen. 

Sckcidcfornicn ,  unter  die  ich 
die  versckiedenen  Vertreter  des 
deutschen  Stammes  gib  niclit 
aufnehme,  noch  die  zahlreichen 
des  lat.  Stammes  Jamh  (lecken) 
(Iah.  lam  lamb.  lap  lamp)  sind: 
atanibal 

ti  Inhal 
atrampar         atvapar 
azmuhre  tomin     \\^-^'^) 

hombasi  boboci 

cambron  crabron(crabroneni) 

crampon  grapon 

dombo  domo 

ßambante        ßamante 
grampa  grapa 

jamon  jambon  gambon 

limo  limho 

lomo  \ 

loma      I       Jombo 

loba       ) 
rumo  rumbo 

trampa  trapa 

zompo  zopo 

§  53.  Epenthesis  von  r  od.  7. 
l — r.  Einschub  Ausstoss  und 
Versetzung  des  flüchtigen  r  wie  l 
sind  im  Ivomanisclien  etwas  sehr 
gewöhnliches.  Versetzungsbeispiele 
aus  dem  Spanischen  stehen  bereits 
oben,  l^cispiele  für  Einschub  von 
r  nach  anlautenden  b  und  g  und 
/  und  p  und  ei<,  der  sehr  beliebt 
ist,  sind  bretouica  aus  betonica; 
bri'tjida  yon  buj  d.  i.  pyxia;  friaol 
frisuclo  am  phascoliim ;  grondola 
aus  gondola;  pringuc  diX\^  pinguc, 
CöireUa    aus    atdla.    iS'cbeu  ein- 


ander stehen  friislera  und  fuslera ; 
bntseld  und  bnccla;  brodar  und 
boslar;  graznar  und  gaznar,  graz- 
nido  und  gaznido ;  catcpa  und  c^- 
trepa;  estalHdo  und  estraUido; 
estopajo  und  esiropajo;  estamena 
und  cstraniena;  eatrangurria  und 
estangurria;  estrave  und  cstave. 
—  Im  Auslaut  und  Inlaut  steht 
ein  eingefügtes  r  in  addantre 
hniieütra  bnoiamiodre  2>cdc(>tral 
{im  pedestal),petrimetre  immarjo- 
hta  von  viajuclo;  in  engarzar  aus 
engazar  cncastar  encauntar;  in  al- 
verja  neben  alceja  =  ervilia;  in 
arcidriche  aus  ajedrez.  Ausfall  fand 
statt  z.  B.  in  sacho  sarcido,  madio 
marculo,  cirujano  aus  drnrjctuo, 
bujaca  aus  biirjaca  von  bgrsa  etc. 
etc.  L  fiel  aus  z.  B.  in  carbimco  aus 
carbunadiüHj  gihfe  neben  giloße 
girofle;  und  ward  eingesetzt  z.  B.  in 
adufle  atijic  altramuz  malaltia  etc. 
Seh.  entstanden  auf  diese  Weise  in 
r  calibre  calibo  od.  galibo 

celestrc         celeate 

jaldre  jalde 

lacre  laca 

lastre  lasto 

ledro  ledo 

mucre  muco 

ncguilla       ncgrilla 

nocre  noque 

quemar         cremar 

brinza  hinza 

estribo         cntibo  (aus  utipcs) 

traiite  tasto 

cngarzado    engaatado 

nh. engazado 

patridlar     patidlar 

tarja  taja 

tarjar  tajar 

l  ward  eingeschoben  nur  in 

cspliego  aus  ct<piga 
und  liel  aus  durch  Dissimilation  in 


248 


cahillit  clarija 

cithilhro        cinrijrrn 

§  r»l.  Ai»liiir<'vis. 
Ich  !)ran(:li(!  nur  auf  p.  71 
/iiriK-k/iiwcisiMi.  l)aHH  die  dort 
anj^«'f(iIirt<M»  s|iariis(lir»n  Hrispinir» 
chni  Ko  wellig  voll/alili^^  HJnd  wir3 
die  der  übrigen  Sprachrn ,  ward 
beroitHf^csafft.  Jitzt  kann  ich  das 
vrralfrtc  Irtunrio  für  eJrctuorio  it. 
Jdttornrn-^  lojnciit  {(\r(ilnpiri(tii^onHt 
au(  li  (ilpez);  htndign  iWr  aUiondifja 
liin/iilVi«r('ii;  und  von  inoiloni 
spanischen  morehi  von  atnor,  sueln 
zueUi  aus  azxteln  (aftciohi),  fjorhion 
gurhinn  arabisirtes  euphorhium, 
/7'<;V/ aus  (ifP'jn,  Ifistra  phistn ])In>fe 
aus  nnjihif'tn,  i/imque  aus  (unDique 
d.  i.  iticudiue,  nehrina  neben  ene- 
Itriiia  von  jutnperuvi.  Die  altsp. 
Formen  licmeucia  für  vehemcncia^ 
hncia  für  fiducia  können  durch 
Contraction  eben  so  gut  wie  durch 
Apliäresis  entstanden  sein. 

Sclieideformen  entstanden  durch 
das    oben     nicht    berücksichtigte 
Schwinden  der  ersten  Hälfte  einer 
Konsonantenverbindung,  d.  h.  der 
wuta  welcher  eine  Liquida   folgt, 
oder    des  s  welchem    eine    inuta 
folgt.  Poppelt  populär  sind  davon, 
1 )  chaple{Q.\i  escaple,  das  also  durch 
die  nicht  nachweisbaren  Mittel- 
formen esciaple  claple  hindurch 
gegangen    sein    wird.)     escopJo 
(scalprnm) 
lastra  pJasta    plasie    (im- 

plastrum) 
quiiia  esquina 

rampa  crampn 

irinque   trin-  estrinquc  cstrenque 

quete 
tripa  estriho 

'2)  durch    das    gleichfalls    nicht 
berücksichtigte     Schwinden     der 


Halhvorab*  j  und  r.  fo  wie  dcf 

lUiicIilaiith  /i 
/      erhar        jtlar  ijaclart) 

aiehro       fpnehra        \ictmpel) 
V     irnpht        grimptfla         (dtMrh. 
h(j)  aruero       hnrinal  farinal 
nrpn  hnrpn  luirupo 

(trpadü     ftirpttdo 
ora  lioru 

3)  diir   '     '  '  ^ill  dr».  alH  Artikel 
niiHJiver  -ri  /  nur  in 

azul  lazuU  Haj/ii*) 

\)  durch    den,   in    alm'ttf'ra  aas 

dahnatica ;    nmacena    au.s    danm- 

cena;     anta    aas     danta    (arab. 

Ug<)  bezeugten  Abfall  von  <i  nnr 

in: 

arscnal     ar-  darsena 
setia  tercena 

atnrnzana 
o)    durch    Abfall    d«'S   Anlauts- 
vocals  in : 

hriaga  emhriago 

guja  agujn 

jada  azada 

minencia  eminencia 

morgado  amorgado 

pcUle  apelo 

Ttzar  erizar 

sucJo  od.  zuela  azuela 
yiuique  agunque 

6)  durch  Abfall  ganzer  Silben  in 
fondo  pjrofondo 

jnruco  od.jM-  abejaruco 

rugo 
mingo  domivgo 

plui'ta        ) 

plaste    ^       emplasto 

lastro    ) 
Vera  ribera 

^  55.    Prothesis. 
Sie   ist  nichts  als  das  Gegen- 
stück  zur   Aphäresis,    und    geht 
dem   Verfahren    dieser    ziemlich 


249 


genau  Schritt  vor  Schritt  nach: 
Beispiele  von  Prothesis  denen 
nicht  ein  entgegengesetztes  Bei- 
spiel von  Apliäresis  entspräche, 
kommen  gar  nicht  vor.  Denn  jene 
ist  im  Grunde  nur  durch  Analogie 
zu  dieser  entstanden.  Diejenigen 
Bestandteile  eines  Wortes  welche 
man  wechselnd  hald  an  diesem 
oder  jenem  Worte  hörte,  bald 
aber  nicht  hörte,  wurden  einer  wei- 
teren Anzahl  von  klangverwandten 
Worten  beliebig  wechselnd  ange- 
fügt und  wieder  entzogen.  Streicht 
man  bisweilen  ein  Auslauts-?,  so 
fügt  man  es  bisweilen  auch  grund- 
los an:  este  und  leste;  alba  und 
loha  sind  die  einzigen  so  entstan- 
denen Scheideformen  des  Span, 
welches,  weil  es  Elision  des  Ar- 
tikelvocalsvorAnlautsvocalen  nicht 
kannte,  jene  Doppelerscheinung 
nicht  begünstigen  konnte.  Fällt 
das  fast  stumme  h  oft  hinfort  wie 
in  ora  arpa^  in  arropea  aus  har- 
ropea  herropea  ferropea;  in 
arenga  etc.,  so  wird  es  oft  auch 
fälschlich  angefügt  wie  in  hazacla 
neben  azada  von  axis;  in  henchir 
aus  impdere ;  in  hedrar  aus  iterare^; 
in  hiedra  iiwyedra  aus  edera;  iu 
hiero  für  yero  ervmn;  in  hinchar 
aus  iußar,  in  huUera  für  ojera  alt 
oUera  ocularia;  in  huevo  huerco 
huerfauo  huergavo  hnehra  hueso 
aus  Ovum  orarm  orpliamnn  orga- 
num  Opera  und  os.  —  Plel  j  einige 
Mal  fort,  so  trat  es  auch  einige 
Male  wie  in  jändalo  jiride  hinzu 
und  tritt  im  Munde  des  Andalu- 
siers  vor  jeden  Anlautsvocal:  er 
sagt  jesto  jeso  jescribavo  jarti- 
culo  etc.  —  Wie  d  dann  und  wann 
verloren  ging,  und  im  Munde  des 
Andalusicrs   fast  ausnahmslos  da 


wo  es  etymologisch  begründet  ist, 
verloren  geht,  so  erschien  es  dann 
und  wann  wo  es  nicht  hingehört; 
es  und  de's,  vertauschen  ihre  Stel- 
len ganz  willkürlich,  für  iz(juierdo 
hört  man  auch  desquierdo  und 
gerade  der  Andalusier  ist  es  wie- 
derum der  statt  aJguno  aqiii  en- 
trar eqnilibrio  ir  und  tunforvie 
dalgimo  daqui  dentrar  dequilibrio 
dir  und  dem  forme  zu  sagen  pflegt; 
ursprünglich  vielleicht  nur  da  wo 
sonst  das  Vorangehen  eines  voca- 
lisch  endenden  Wortes  Hiatus  er- 
zeugt hätte,  jetzt  jedoch  auch  wo 
solches  nicht  der  Fall  ist.  Aus 
dem  vulg.  Ital.  ist  diese  Prosthesis 
übrigens  bekannt.  —  Auch  v  (b  g) 
dient  oft  dazu  bedeutungslos,  le- 
diglich um  lautlicher  Zwecke  wil- 
len, den  Wörtern  vorzutreten:  der 
Altspanier  sagte  vuedia  für  hoy- 
dia,  und  der  Katalane  sagt  heute 
noch  vity  dafür;  ferner  vuytanta 
für  nytanta  oitauta  octanta  oc- 
Uiaginta;  vora  für  ora  Ufer  Rand; 
gosar  für  osar  ^dem  auch  das 
mail.  volzä  entspricht.  In  Friaul 
heisst  der  incubus  vencid:  mail. 
u.  bresc.  ist  homborin  bombolin  um- 
bilicnlus;  vulg.  vito  virc  iüritoirc ; 
venez.  vovo  iur  novo;  rovarolfür 
ovarol^  während  im  Allgemeinen 
gerade  in  diesem  Dialecte  der 
Abfall  von  v  vor  dem  wahlver- 
wandten 0  und  u,  aber  auch  vor 
i  das  übliche  ist:  oladegaAst  vol- 
atica ;  ose  voce;  idoJe  vidoJe  etc. 
Aus  dem  Spanischen  kann  ich  nur 
Doppelformen  anführen  ohne  stets 
sagen  zu  können  welche  die  ur- 
sprüngliche d.  h.  welches  das 
Etymon  ist.  In  buraco  das  ne- 
ben huraco  furaco  juraco  ho- 
raco    auftritt     und     von    forarc 


250 


Htaimiit,  kann //dircct  auf/ ziirück- 
wcisrn;  im  ultHp.  ralcnetra  (Ale- 
:rnml.  il7)  für  ulcnrfra  itlcnerla 
(ilnthrln  int  CH  imlx-iliiißt  proHtliP- 
tisch;  ««lifiiHo  in  Imjnr  neben  ujicr 
hujier    fr/.    hiaMsier;    obcnHo    in 

hurhd  iicImmi  huihtl ;  luAu'tVlUfftP, 
Ajiliiiro^i^  lic^t  vor  in  onnr  für 
f/<in(ir  ffninuir.  \U'i  harlnnr  h(tr- 
loar ;  bei  hurenf/n  rarcnffi  ornifja 
so  wie  bei  orujo  horujo;  und  on- 
Ci'jo  veticejo  weiss  icb  nicht  zu 
sagen  was  i)rimilr  und  was  sccun- 
dtir  ist.  l'aiccjo  könnte  vincicu- 
ium  sein;  und  da  der  Arat,'onese 
einerseits  fencejo;  der  Kastilianer 
honvi'jo  oticejo  sa^'t,  konnte  man 
versucht  sein  ein  unbewiesenes 
huencejo  dazwischen  zu  schieben 
und  eine,  freilich  seltsame,  rück- 
liiutige  IJcweirimg  von  e  zu  ue 
und  0  anzunelinien,  wäre  sie  eben 
nicht  gar  zuselt«:am.  Besserkönnte 
onci'ji)  das  auch  Nagel  uufjula  be- 
deutet, auf  loicicuhnn  für  uticittum 
beruhen  und  beide  also  von  einan- 
der zu  trennen  sein.  Garhanzo  wasrc 
ich,  trotz  Dicz'  entschiedener  Ab- 
weisung (II  c.  s.  V.),  angesichts  der 
pg.  Formen  ervaugo  hervun^o,  auf 
den  in  orohacia  orobanchc  vdc- 
derkehrenden  gr.  Stamm  ipi^j  6pz^ 
(Erbse)  zubasiren.  —  In  ^a^tWatt- 
rock  das  mit  huata  ein  Scheide- 
paar ausmacht,  ist  h  nichts  als 
konsonantirtcs  u,  wenn  es  nicht 
gar  aus  Italien  eingeführt  ward 
und  also  durch  Aphäresis  des  o 
von  ovata  entstand.  Trothesis  vons 
ist  im  Span,  ziemlich  häufig  wenn 
auch  lange  nicht  so  wie  im  Ita- 
lienischen. Formen  wie  cscam- 
hron  cscoßa  cscomenzar  csrofitra 
csgambctc  c6trop€::ar  etc.  etc.  wa- 
ren im  Altspauisclien  sehr  häutig. 


/u  Hchfidpformen  wordi^n  e»cnr' 
tnr  au*)  mMtrare^  e*tninitlo  mi% 
toriitrutu.  Iiiitj(prrchfn<l  der  •chon 
bei'  ■•  '  '  r»*iii«  von  J  h  q  ror 
f  tj  -In  von   b  z.  H.  im 

▼cncz.  6nc^i  for  rira  eriea;  Yon 
/  in  fmtnholn  au«i  romha  ;  von  7 
in  f/ranzio,  neap.  grancelo  auj 
rancidua  ein.  Spanisch  ist  nur 
die  I'rothfsis  ron  h  welch»*  die 
unt<'n  erwähnten  Scheidcfonnen 
bruMco  rusco  (lat.  ruftfunu  hrom 
ruera  (dtsch.  Rocken;  und  bronco 
ronco  für  roco  auH  rauntJt  ergab. 
Durch  a  und  al  wurden  so  un» 
endlich  oft  und  so  unendlich  viele 
Rp.  Wörter  erweitert,  dass  Bei- 
spiele unnütz  wären.  Ich  nehme 
dennoch  das  Lexikon  und  setze 
einige  liierher  abonama  acipres 
ugengibre  ahiton  ahtcayo ;  alcocc- 
tru  almena  aJccnjoha.  S.  iJicz 
Gr.  II  p.  42u  u.  437.  Von  hierher 
gehörigen  Scheidefonnen  stehen 
amortKjuar  apaciguar  ate^ttguar 
averiguar  adertzar  adetino  aiara- 
zana  aramhel  achnboga  atribular 
bereits  in  anderen  Teilen  der  Lis- 
ten ;  ebenso  die  mit  en  erw  eiterten 
encknque  endcble  endilgar  enaje- 
nar  eulazar  engendrador.  Wenig 
neue  kommen  hinzu. 

Erweiterung  1^  durch  h 
huebra  obra 

huerco  ogro 

huergauo  drgano 

hüUera  ojera 

2)  durch  / 
leste  cste 

3)  durch  j 
jändalo  andaluz 

4)  durch  b 
broca  rueca 
bronco             ronco 
briisco  ruico 


251 


teuaza 


5)  durch  s 
estruendo  trueno 

6)  durch  a 
aduana  divan 
aJahar  loar 
arriiga  riiga 
atahal  timbal  tdbal 
azimut  cenit 

7)  durch  cd  (s.  ob.  p.  158  ff.) 
alarhe  drahe 

alcuha  cuba 

aJera  era 

algodon  coton 

alhoja  foja  od.  floja  {fidica) 

8)  durch  en 
emhojo  hoj  hnje 
enser  ser 
entenall  a 
antenalla\ 

9)  durch  m   aus    umdeutender 
Analogie  zu  mdrmol  in 

viarßl  (dßl 

§56.  Erhärtung  von  Vocalen 

zu  Consonanten 
^vic  z.   B.   von  i  zu  g   in    vengo 
tengo  salgo  vaJgOj  fand  zum  Zwecke 
oder  mit  dem  Resultat  der  Diffe- 
renzirung  nur  statt  in: 

II.  Scheideformen 
§  1.  Accentveränderungen. 
Wo  dasspanischeVolk  sclnvache 
Position  für  voll  angesehen  liatte 
{alegre  cidehra  tiniehlas)  wo  es 
iolus  zu  iülus  2ielo  gemacht  hatte 
{hijuelo  lenzuelo  viruelas) ;  ^Y0  es 
unbetonte  Ableitungssilben  nach 
Analogie  anderer  glcichgcstalteter 
aber  betonter  accentuirt  hatte 
[idus  ziiido]  1nu8  zu  ino:  ccdr'mo 
cvjabido);  oder  umgekehrt  betou- 
ten iliren  Accent  nahm  {/initum 
cordälum  daticus);  oder  ohne 
sichtbaren  Grund  sonstige  Accent- 
veränderungen vornahm,  aus  Taro- 


compango        compano 
sahorgar  sahorear 

u  ward  h  in 
hata  hnata 

§57.  Epenthesis  von//vor?frt: 
vumgual  manual 

meugiiar  mitmar 

§  58.     Unklassificirbare   Scheide- 
formen  volkstümlichen  Ursprungs 
sind  die   aus  atictis  auf  verschie- 
denem Wege  entstandenen 
montaje  montazgo 

villaje  villazgo 

das  aus  aginem  entstandene 
Hauten  pjlantage 

das  aus  iculum  entstandene 
piezgo  peznelo  peciolo  (pc- 

dicidum)  und 
l)lazo  pleito  (placüum) 

cello  cercho  (circidmn) 

mallo  maclio  (marculum) 

cahal  candal    (capitalem) 

lindo  limpio  (limpidus) 

puelo  piiehlo  (popidum) 

viejo  viedro  (cetidum;  nur 

in  Ortsnamen  üb- 
lich) 
manojo  manopla    (manopu- 

lum) 

gelehrten  Ursprungs. 

xytonis  Proparoxytona  machend; 
wo  es  in  lat.  gr.  Wörtern  der  lat. 
Betonung  vor  der  griech.  den  Vor- 
zug gegeben  hatte  {zampoha;  par- 
rochü'^  degana),  da  überall  stellte 
der  gelehrte  Spanier  den  alten 
unveränderten  Zustand  wieder  her. 
So  entstanden  die  Scheideformen : 
aciiho  ücuifolio 

albcdrio  arhitrio^ 

albcdro     (od. 

ervedü)         arhuto 
cadcra  cälcdra 


1    Arbütuiu   der    Erdbeerbaum     trägt 
im     Spauischcu     in     den    vcrscbiedeucu 


252 


i'ilitla  riluru 
vurrdo 
dt'tilini 
dr(jnnii 
etijahiilo 
rntnn 
eutirtt 
fino 

frint'telo  (xl. 
frcsi'n'hi 

hoifHcla 

Isitlro 

Jiiime       ] 
Jaume 
'Jayo      \ 

hihrcfjo 
majutlo 
man  so 

VI  CHI  HO 

nuio 
nicto 
pätera 
pulicän 


trihol 
trcudo 
zampona 


fjnitiirm 

cor  dato 

dutii  n 

dccttfiia  [f*fpiäo 

innapido    gew.    in- 

hrrtii  0 

inte.f/ro 

finita 

fasiolo 

foveola 
Isidöro 

Jucobo 

]u  (führe 
vialiolo 
mansuHo 

mniivio 

nepute 
patena 
pelicano  (durcli  ful- 

sche  Gelehrsamkeit 

producirt) 
trifüNo 
tribüto 
sitifonia  ^ 


Provinzen  sehr  verschieden  aussehende 
Namen  die  jedocli  alle  auf  einem  Etymon 
berulien.  Der  Asturier  sagt  albtdro.  der 
Gallizier  ercedn,  der  Kastilianer  alöorxo, 
alborzo  alborto,  der  Biscayer  borto  borta 
bortiil,  der  Katalane  arboi  arboiser,  der 
Mallorkaner  (ir6o.<.'ia ,  der  Aragonese  al- 
borocera  ;  der  Portugiese  sagt  »rrorfo.  der 
Franzose  arboif^e  arbotisi''.-.  der  Englän- 
der arbute.  —  Arbutum  ergab  davon  er- 
vedo  erbedo  ercodo ;  es  zu  abit'rum  um- 
setzend und  in  Folge  davon  den  Accent 
verändernd ,  entwickelte  der  Asturier 
durch  abuf'dro  und  alöw'dro  albedro.  Aus 
einer  anders  gearteten  Metathesis.  aus 
aburtuiii  entstand  das  käst,  alborto,  das 
biskayische  borto.  Aus  dem  Adj.  arbu- 
triis  das  kat. -mall,  arhoi  etc.  und  das 
frz.  arbouse.  Aus  aburteus  käst,  aborzo 
alborzo  :  aus  abroteus  arag.  albrocera  albo- 
rocera.  Nur  das  englische  hat  die  ge- 
lehrte Form  beiHitzt. 

1  Suelta  und  cuelta  und  böceda  bilden 
mit  soluta   coluta  keine  Scheidepaare,  da 


§  2.    MctAthciii 

1)  c«  zu  «c. 

escamar  ejomituir 

hiHCur  Ultut 

toMCHT  taxar 

nengo  nexo 

2)  andcrweiii(?e  rmHtidliingcu; 
nicofftrur  mcnf^tar 

lasca  laxo 

entrrgar  entergar  ititrgrar 
encarzar  cattlrar 

Mcupir  cujtpir  (congptiere) 

encudriüo  escriilinio 
ßoja  foja  focha :  f ultra 
löhretjo  lufjubre 

orondado         utiduhido 
quebrar  crepar 

secreatar  sccua^trar 

irozo  torso 

3)  Metathesis  d  e  r  E  r  w  e  i  - 
chuug  wie  z.  B.  das  asp.  Inno 
leiio  neben  Uano  Ueno  sie  auf- 
wei.^n,  hat  eine  Scheideform  pro- 
ducirt in  dem  im  Asp.  nur  bolle- 
var  lautenden 
soUviar  subletar 


§    3.     Vocalverände rangen. 

1)  i-e 

astiUa  astela 

belorta  vilorta 

cardenal  cardinal 

cebo  cibo 

cedo  cito 

cepo  cijjo 

cerca  circa 

cerco  circa 

cerro  cirro 

cesta  cista 

contenencia  continencia 

huergano  örgano 

huevo  ote 

conteniente  continentc 


die    syncopirten    Formen    (nebst  böteda) 
auf  solcita  colrita  beruhen. 


253 


Crespo 

crispo 

mötilo 

mütilo 

cresta 

crista 

odrero 

utrero 

destellar 

destilar 

orca 

urca 

encausto 

incansto 

ovido 

öbolo 

enciso 

inciso 

pitlienta 

polenta 

enfermo 

infirmo 

redonda 

rotunda 

engrasar 

incrasar 

rotiira 

rnptura 

enhiesto 

inßesto 

tornar 

turnar 

cntre 

inter  .  .  . 

torno 

turno 

entredos 

intrados 

tremolar 

iremular 

hebra 

ßbra 

virote 

viruta 

hiniestra 

genista 

volcan 

vulcan 

lengiia 

lingua 

3)  e—ie 

lesion 

lision 

cayente 

cadente 

letania 

litan  ia 

cimiento 

cimento 

margenar 

marginar 

durmiente 

durmente 

menar 

minar 

enteil  diente 

intendentc 

menester 

ministcrio 

hierro  fierro 

ferro 

menestra 

ministra 

mor  diente 

morden  te 

menoria 

minoria 

poniente 

ponente 

mesta 

mixta 

piidicnte 

potente 

mesturar 

mixturar 

solviente 

solvente 

pestiUo 

pistilo 

taniente 

tangentc 

revendicar 

revindicar 

tendiente 

tendente 

selca 

Silva 

4)  i—ie 

seno  sien 

sino 

ariesta 

arista 

senar 

signar 

fiemo 

fimo 

sexto 

Sixto 

siesta 

Sixto 

sipia  jibia 

sepia 

yerto 

hirto 

verga 

virga 

5)  o—ue 

2)  o—u 

cuenca 

conca 

cilbur 

albor 

cuerna 

corna 

copa 

cupa 

fuego 

foco 

embustcro 

impostor 

fuero 

foro 

encostrar 

encriistar 

grneso 

groso 

ß Stola 

fistitla 

hiiesa 

fosa 

flotar 

fluctuar 

hucsped 

hospite 

fosco  hosco 

fusco 

hueste 

hoste 

gordo 

gurdo 

impuesta 

imposta 

gropo 

grnpo 

lucllo 

lolio  (jogo) 

hongoso 

fungoso 

m  neble 

inövil 

horca 

furca 

retuerta 

reiorta 

hostigar 

fustigar 

tuero 

toro 

lunga 

longa 

5)  0  —  hue 

mocoso 

mucoso 

huerco 

orco 

2r,4 


7)  a-o 

trgoro 

teMomro 

firifuno 

/trffafin 

iopo 

Uüpa 

Imlium' 

VOliiriirfi 

toro 

tatiro 

civtaca 

CuHuca 

15)  au{ 

'il) 

a 

Cava 

com 

nfjoBlo 

augutto 

corcorn 

cnuinrn 

affüero 

auffitrio 

f(in(/nstn 

tncusta 

cn'~rrn 

. 

H)  tt-u 

rat II II 

1 

funjiKirina 

fiuvfjariua 

caz 

cauct 

\))  n—% 

engaste 

) 

htildnce 

hihnicr. 

engarf. 

ittcauAto 

Cdlamira 

cilindro 

fnsto 

fnusto 

C<lU((f<t(l 

cnnistro 

recado 

recaudo 

siih'djc 

sihuitico 

mz 

Kauce 

10)  u     i 

16)    MO 

0 

(jinebra     } 

cota 

cunta 

zimhro  \ 

junipcro 

Consonantenvprändcrungon 

Ijnda 

cripta 

tufo 

11)    0-/ 

tifo 

§ 

4.    r  -/. 

Auslautend 

cndcso 

avdjül 

amhar 

citi.so 

COdOHO 

cidonio 

azur 

azul 

ciUmtro   od. 

coriandro 

Inlautend 

cuhintro 

citola 

citara 

coUndrate 

lugar 

local 

12)  o^e 

pJaticar 

practicar 

red  0)1  da 

rotunda 

§ 

5.     11  — r. 

13)    €l(—0 

curtido 

contrito 

romadizo 

rcumatismo 

§ 

r,.    h—r. 

14)  au{id} 

zu  0 

hahtme 

rolumcn 

cola  CO  da 

caitda 

helorta 

vilorta 

cosa 

causa 

hoda 

roto 

coto 

cauto 

ahogacion 

advocaciou 

hoz 

falce 

viril 

berilo  (beryjlus) 

hoz 

fauces 

§ 

7.     f-h. 

ilosa 

clausa 

haces 

fasces 

{choza  ?) 

hacia 

facie 

moro 

mauro 

hecho 

facto 

noch  er  od. 

J 

hemhra 

feinina 

nochel  od. 

[  n ander 0 

horno 

furno 

tiocheJo 

) 

horca 

furca 

otero 

aUario 

enlnesto 

inßesto 

popar 

palpar 

- 

§ 

8.    s—J. 

posa 

pausa 

jaboncra 

sapotiaria 

soma 

salmajalma  {sagma) 

Jaco 

saco 

255 


jeme 

semis 

serga  ctc 

serico 

jeriiiga 

sirwga 

jihia 

sepia 

jujttbo 

zizifo 

jugo 

suco 

dejevjo 

descenso 

fajos 

fasces 

hacina 

fagina 

iiijerir 

inserir 

pcjego 

persico 

pejigucra 

2)ersicaria 

vej'iga 

vesicd 

§ 

9.     m     b. 

hramante 

brabante 

Jleme 

flebötomo 

Jaume 
Jaimc 

1 

Jacobo 

miiermo 

\ 

(frz.  morvt 

l  morbo 

kat.  vonn 

) 

trementina 

terebeiitina  (pg.   zu 

tormentinc 

.  umgedeutet) 

turma 
tiiruioso 

tnrba       \ 

tuberoso  \   (^"«  ^''^''^ 

§ 

10.    v—g. 

levistico 

ligüstico 

§ 

11.     d—s. 

Siclio  juzgar  aus  jiidicare  und 

azgo  aus 

aticiim 

loaa 

laude 

moz}uir 

mutilar 

§ 

12.    f  -b. 

äbrcgo 

äfrico 

accho 

acuifolio 

crehül 

acrifolio 

Luzhel 

lucife.ro 

ircbol 

trifolio 

§ 

13.    f-p. 

orespe 

orifice  od.  anrifice 

ao2)Ia7' 

sußar  (rechujlar) 

zampona 

sinfon'ia 

§ 

14.     ll-l 

destcUar 

destilar 

muella 

mole 

pella 

pestillo 

postüla 

inla 
pistilo 
pustela 
15.     n — 11. 

aha  da 

äbrcgo 

aguaducho 

dlaga 

anata 
IG.    g—Jc. 
äfrico 
acueducto 
älica 

baga 

baca 

candiiigo 
doblegar 

canonico 
duplicar 

engrasar 

incrasar 

enjugar 
fregar 
flieg  0 
Gälhgo 

exsucaT 
fricar 
foco 
gälico 

graso 

craso 

gricgo 

indigo 

Jangosta 

logro 

lugar 

gringo 

indico 
locusta 
lucro 
local 

pvjcgo 

albcrchigo 
pertiga 
jdegar 

persico 

pc,rtica 
püicar 

jylegaria 

pliego 

replegar 

precaria 

XÜica 

replicar 

sagra 

segundar 

siegante 

sacro 

secundar 

secante 

vagar 

vacar 

vejiga 
boda 

vesica 
17.     t-d. 
voto 

bodeguero 
ccdo 

apotccario 
cito 

cuaderna 

cuatcrna 

vuaderncro 
cuadrilla  gra 

diUa 
(lädivu 
greda 

cuatcrnario 

cuatviUa 

datico 

crcta 

25f. 


hiidtt 

fnto 

htditio 

latin  htlitio 

)ntiilrr(l 

luntrria 

lIKUllittKl 

inatroKd 

meuudo 

minuto 

vnda 

vit'ta 

inniiidor 

monitor 

viudtir 

inutar 

odrrro 

utrcrn 

])<(  1(1(1  in 

Palatino 

])(i(l(ir 

jiotar 

jtudictite 

potente 

ra  udir 

recutir 

rcdonda 

rot  IUI  da 

roda 

rota 

ro(l((r 

rotar 

seda 

acta 

redo 

reto 

vidrio 

ritrio 

ahada 

anata 

aparado 

aparat  0 

cconiitada 

caminata 

rarhonado 

carhonata 

cegado 

cegato 

condonado 

condonato 

cornndo 

cornuta 

cutado 

curato 

dado 

dato 

dii!2)arndo 

disparatc 

crrada 

errata 

falcado 

falcato 

favon'do 

favorito 

fogada 

focata 

granado 

granatc 

guarida 

guarita 

horcado 

horcate 

loh  ad  0 

lübato 

7naudado 

viandato 

mediado 

mediato 

vwsciida 

muscäto 

oblctda 

oblato 

ordenado 

ordoiato 

oniado 

ornato 

pacado 

pacato 

pegndo 

pegata 

puhiicado 

puhlicata 

ffurnfulo 

C'itieato 

regnäa 

rrijata 

ieilaäo  iigiUido  tigilaUi    , 

nerrudo 

' 1  ruto 

hlhado 

i.hato 

vulgada 

t  utgata 

« 

18.    p-h. 

cuha 

ntpa 

dohlo 

dtiplo 

evibunlrro 

impontttr 

espiga 

rhpica 

pabeUonado 

papilhmndo 

pafrih 

papiro 

rabü 

rapo 

recibieute 

rc<  ipieutt 

roba 

ropa 

soberano 

super ano  (soprano) 

sobre 

super  od.  supra 

trebedes 

tripode 

u  ward  r, 

V  ward  6,  b  ward  p 

in   unregelmässigcr  Steigerung  in 

pepita 

pituita 

§ 

19.     cc—c. 

Vereinfacliung  der  Gemination 

cc  die  in  Jec 

ion  oder  Ucion  neben 

kccion    odei 

•    iiccion,    in    dicion 

neben  diccion,  in  facion    neben 

faccion ,    in 

ficion   neben  ßcciony 

in  iufleccion 

neben  itifleciou  etc. 

vorliegt,  hat 

nur  eine  Scheideform 

ergeben 

aßcion 

afeccion 

§  20.    d  gl  fl  pl  zu  U  oder  ch 

erweicht. 

cl     Uamar 

clamar 

llave 

clare 

Uosa 

clausa     [glera) 

gl     llcira 

glarea       (auch 

ß      Uama 

fiama 

pl     llaga 

plaga 

Uana 

pilana 

Uano 

pAano 

allanar 

aplanar 

257 


Hanta 

2)lanta 

llanten 

plantaje 

llanto 

XÜanto 

llegar  pUgar  plicar 

alJeyar 

aplicar 

llenero 

plenario 

Ueno 

pleno 

llorar 

plorar 

lluvioso 

pluvioso 

d     chaveta 

claveta 

chueca 

clueca 

pl     chato 

plato 

§    21.     Erweichung    von 

inl. 

hl  pl  ß 

zu  11  oder  eh. 

sollerar 

suhlevar 

resollar 

resoplar 

chillar 
hinchar 

chiflar  silhar 

lare) 
inflar 

(sihi- 

§   22.     Vocalauflösung 

von 

Consonanten. 

1)  p  b  zu  1 

i 

caiidal  capital 

ca\idillo  capitel 

deudo  debito 

jaudo  insipido         {pido) 

raiido  rdhido    (od.   v.  rd- 

2)  l  zu  2t 
caucc  caliz 
hoz                  falce 
otero                altario 
popar              palpar 
topera              talpario 

3)  c  zu  u 
Jaume  Jacobo 

4)  c  zu  i  in  et  durch  it  ti  zu  ch 
aguadueho       acueducto 

coacto 

conducto 

coniracto 


cacho 

conducho 

contrecho 

cosecha 
cohecha  od 
cogccha  od.l 
coniecha 

C.   MlCHAÜLIS. 


colccta 


dechado 

derechero 

derecho 

dicha 

dolor 

diicho 

diicho 

echar 

echura 

estrecho 

hechizo 

hecho 

hechor 

hechura 

hechiiria 

lechero 

ochavo 

pechar 

pecho 

prehecho 

provecho 

sospecha 

techo 

trecho 

5)  itt—ct 
auto 
pauta 

6)  it—ct 
afeitar 
deleitacion 
pleito 

7)  It  zu  it 
bochorno 
mucho 
mulf 
tocho 

8)  X  zu  j 
anejo 
ejido 

ko 

fleje 
floje 
laja 
tnjacion 


dictado 

directorio 

directo 

dicta 

doctor 

docto 

ducto 

jactar 

jactura 

estricto 

faciicio 

facto 

factor 

factura 

facturia 

lactario 

octavo 

pactar 

pacto 

prefecto 

provecto 

suspecto 

tecto 

tracto 

acto 
pacto 

afectar 

delectacion 

pldcito 

(ti)  ch 
vuliurno 

multi .  . . 

estnlto 
durch  is 
anexo 
exido 
flxo 
flexo 
fluxo  {?) 
laxa 
lu.racio)! 

17 


st 


2r>ft 


mit    :iiitl<  i(  II    VcrAiKlrTiiiK^rn    vrr- 

hiiiiitrii  ist  dicK  der  l'uH  in 

ilrfftr  htrar 

frtHuit  fr  (in  HO 

lundvjit  vieta.nt 

inrjilht  ma.nln 

^  'J.'i.     et  /  u  t  a  K  s  i  III  i  1  i  r  t. 

lof/cta  (reco-  colecta 
Uta ) 

cotidutn  voiubutd 

Ciuiilutiil  ionduf.tal 

voiitruto  covtracto 

dita  dictn 

cuitco  hi'ctico 

fito  feto 

ßotacion  Jliictucicion 

Jlotur  ßuctuar 

jctor  jactar 

lutoso  Juctuosn 

olftdorio  olfactorio 

])latii((r  ]tract7C(ir 

pldtico  practico 

prctiil  jtcctonil 

rcsjtvUir  rcspcctar 

Qcsjicto  rcspecto 

retratar  retructar 

rctrato  retrucio 

^  24.  st—z. 
AVeim  ich  auch  nicht  alle  die 
Fälle  in  welchen  Seh  der  (Di  ct. 
d^Etym.  fr.  s.  v.  sait:o)i)  Ueber- 
gang  von  st  zu  *^  annehmen  zu 
müssen  glaubt,  für  schon  genü- 
gend beglaubigt  halte  (sabliere 
sabot  saccade  saisir  souche)  so 
uürde  ich  sie  keineswegs  darum  ver- 
werfen, weil  mir  dieser  Lautwan- 
del unglaublich  scheint,  sondern 
mir  weil  eine  andere  Etymologie 
mir  in  jenen  Fällen  näher  zu 
liegen  scheint.  Spanien  und  Por- 
tugal können  Beispiele  genug  auf- 
weisen bei  denen  ein  Zweifel  nicht 
möglich  ist.  An  erster  Stelle 
möge   das  pg.  amizadc    sp.  awji- 


^tfid  iitrhr*n,  ferner  pdrigo  Weide 
in  dem  der  Stamm  j*nsi  lieft;  Jah 
Hp,    Itmn    aUH    lin»ti ;     J: 
Antif/ia;   ('azloiia  auA^Vi>(  .     , 
ICzIa    aus    Asiura;    Zuuiga    «um 
KHtuuign  :  almiiriffa  nelK-n  olmd- 
ttiija  (arabinirti'H  mujitifj-f  ul/ottf/o 
nehm    rd/ö/tttgo    ulji^tigo   larabi- 
n'ntev,  pi»tacium);  filaciga    ncWo 
filaniira ;  pues  pes  pos  aus  pOf>t ; 
rucHO    nueuo    aus    ruchto    vuntto 
Tve»tro  nueslro;  uce  roace  nel>eu 
usted   etc.:    azor  aoH    tuttur ;   de- 
muettn  all  für  demtiettra;  almueza 
(ahnuerza)    neben    almuesta    al- 
mosta ;   cerrion  aus  utirria  (narh 
Dit'z);  hiznaga  aus  pasiinnca  etc. 
etc.;    hroza     aus     ahd.     hronta 
brusta    Borste    Bürste,    etc.    etc. 
zol  .  .  in  zohcho  aus  .»tidtug;  aci- 
pado  aus  .ftipare;   mozaruhe   aus 
arab.    mostarabe;     azaguan     aus 
arab.  ostoicdn. 

Schcidefonnen  sind: 

bocezar  bostczar 

engace   (wor- 
ausew^arce)  [{itfcattstum) 

aus  engaste  od.    encante 

cngazar  engastarod.  encastar 

(incaustart) 

maesa  maestra 

maese  masc     macstro 

sazon  estacion 

biznaga  pastiuaca 

escarzar  castrar 

plazo  plactto  ^ 

rezar  rect'tar 

tratice  trdtisito 

iizo  ostio 


1  Placitum  könnte   freilich    auf   drei 
"Weisen  entstanden  sein: 

1)  placitum  placidum  plaeium  plazo 

2)  placitum  plastum  plazo 

3)  plakituin  plactum  plaitum  plaiium 
p'.azo.  doch  prodacirte  die  letite 
Beihe  pleit». 


259 


alföcigo  iristacio 

husto  huz  {Itruces) 

§  25. 

1)  gn  assimilirt  zu  ii 
cuüado  cognato 
desinar  designar 
diseno              designio 
endenado         indignado 
ensena              insignia 
lenero               lignario 
sena                 sign  o 
sentir                signar 

2)  ng  assimilirt  zu  n 

henir  Jingir  (wie   im  asp. 

junir     zu     yungir 
juncir  \oi\  jtmgere) 
.3)  ng  7A\  n 
malina  maligna 

sino  siguo 

4)  ni  durch  h  zu  n 
delinar  delinear 

escalona  (iie-  Äscalonia 
ben  cacalona 

^  2(5.    pt   assimilirt  zu  t. 
acatar  acaptar 

atar  aptar 

catar  captar 

rato  rapto 

receta  reccpto 

rotura  ruptura 

§27.     cs{x)  wird  durch  Assi- 
milation zu  a. 
lasar  laxar 

lüso  laxo 

laaitud  laxitud 

mesta  mixta 

sieMa  Sixto 

tasar  taxar 

sesma  sexma  ' 

§  28.     Assimilation 

1)  von  Is  zu  s  J 
soso  insulso 
pujar  puhar 

2)  von  ps  zu  s 
yeso  gipso 


3)  hs  zu  .;* 

ajenjo  absintio 

4)  fr  dr  gr  tr  er  zu  r  hl  zu  / 
cero  cifra 

cadcra  cdtedra 

entero  integro 

enterar  integrar 

fala  (hahla)     fdbula 

albirar  arbiträr 

yero  ervo 

solimau  SM6ZmrtJo(Volksct.) 

§  2i).  rs-s. 
Die  Syncopc  der  Liquida  r  vor 
s  ist  aus  dem  Lat.  selbst  und  aus 
den  rom.  Sprachen  so  vielfach  be- 
legt und  bekannt,  dass  ich  mir 
den  licweis  durch  Beispiele  sparen 
kann.  S.  Diez  Gr.  I  225.  Je- 
doch um  die  Richtigkeit  einiger 
der  von  mir  unter  jene  Rubrik 
gestellten  Scheideformen  darzu- 
legen, muss  ich  die  Art  und  Weise 
durchmustern  in  welcher  die  Ro- 
manen wenigstens  ein  hierher  ge- 
höriges lat.  Wort  umgestaltet  ha- 
ben. Ich  meine  versus,  das  mit 
seinen  Ableitungen  auf  rom.  Roden 
eine  sehr  zahlreiche  und  ziem- 
lich mannichfaltig  individualisirte 
Nachkommenschaft  begründet  hat. 
Schon  das  Lat.  bot  eine  Doppel- 
basis rersHs  und  vorsus.  Eine 
dritte,  durch  /  erweiterte  (rcrsius) 
anzunehmen  i^t  nicht  durchaus 
geboten ;  vielmehr  ist  es  sogar  er- 
laubt selbst  jene  dopjjclte  wie  eine 
einfache  anzusehen  und  die  auf  ihr 
entsprossenen  Formen  für  dem 
Ursprünge  nach  identisch  zu  er- 
klären, da  der  Uebi-rgang  von  e 
zu  0  oder  u  unter  dem  Kintlusse 
eines  vorangelienden  Labials  ein 
echt  romanischer  Vorgang  ist, 
der  ohne  Vorbild  des  Lat.  au  der 
IT* 


2C0 


^liu/.cn  (irnp|)i'  »Inr  rrrsiiH  in  Mirh 
4>iitlMli)'tM|i'M  WoriiT  vortfi'iiomnK'ii 
>vi  rilni  koiiiitf  iiiiil  an  «li'ii  iiicistfrii 
hrrivatt'ii  umli  olinr  nolrln-H  vor- 
^^nioiiiiiini  ward;  oli  Mi-IhMtuiidige 
<»<lcr  ii;i(li:ilimrii(l<'  N«'ii^<'>,taltcu 
i^t    iiirlit   iiiiincr  /ii  Ix'.stiiiiincii. 

I'i"'  rom.  l'uniH-n  irnt»taiid('ii 
in  ilirrr  VciRcliiedciilicit  durch 
Assiiiiiliition  de«  r  an  x,  durch 
Verwandlung  von  r  zu  /,  durch 
Mi'tuthi'sis  dea  r  {rrosimi)  durch 
I'irliiirtiiMi,'  des  r  zu  h,  durch 
J)iliiitliongirung  des  e  zu  le,  durch 
Al)«)Cü|)«'  des  Auslautsvocales, 
durch  Vcrgniberung  dfs  .<  zu  z 
und  zu  it.  fici  (frz.  c7*)  (falls  dieses 
letztere  nicht  aus  dem  KiuHuss 
eiues  eingefügten  t  zu  deuten  ist), 
so  wie  durch  populäre  Verände- 
rung der  Vorsilhen  (t  zu  am;  in 
zu  ein;  rc  zu  ri  ro  rii  ra  ar; 
trtuis  zu  tras  Iva  tar. 

Wo  rcraus  unverändert  ge- 
bliehen ist,  haben  wir  es  fast  im- 
mer mit  gelehrten  Formen  zu  tun; 
daliin  gehören  frz.  avcrae  adverse 
(Uccrfi  dircrs  travers  pcrvera  in- 
rcrsc ;  sp.  und  pg.  arerao  adrerfo 
dircmo  con rcrso  ?;u"O>0  penerso 
revcrtiO  tra}ii<ccrt>o.  Populär  sind 
jedoch  frz.  cnvera  rauverser  pg. 
anvctso  sp.  anverso  od.  amherso  it. 
riverso  sciovcrsn  nb.  i<overscio  so- 
Tcrso  [ü.hoy>oh\subversus);  dial.rt'- 
rersu  (sard.  gen.)  nrers?^  sie.  rover- 
so  (veuez.). — Apocopirt  ohne  ander- 
weitige Aenderungen  sind  trarers 
(lad.  Sopra  iSelva)  traviers  tar- 
riers  entraviers  arcni  (lomb  )  re- 
rers  (crem.) :  mit  Diphthongirung 
verbunden  lad.  tarviers  friaul. 
roi'iers  ruviers  ruviars.  Assimi- 
lation trat  ein  im  sard.  rches^u 
pg.  rccesso  r€ce6sa  revcssar  arre- 


reitar  aretso  resano  vesModa  veB- 
undoirtt  ä»  rensoji ;  in  Sp.  mit 
I'ip'  I  arit*u 

rri  I  ..  ^4t,  reu- 

$(ir;  mit  Af>ocope  verbunden  irn  pg. 
rerrM  ftirrn  courez  trat  im  k«t. 
retct  perrtM  eures  enrrres  »p. 
reres  trareä,  woher  bai»ki*»€h  Ire- 
res;  und  mit  Erhirtung  dci  r  zu 
h  in  roinhr».  I>ie*«r  trat  au>»Kcr 
in  dem  bereit«  geoanrit«u  hp.  tnn- 
hertio  und  coiuhes  nthsi  iiard.  r«- 
bfMt>ii  im  pg.  rehernr  hohar  uhor- 
rar  so  wie  im  »p.  rebonar  rebozar 
bosar  rebeza  oder  rebuta;  und  im 
frz.  rebour»  rebrousger  ein.  Die- 
sen Formen  in  o  (von  denen  bol- 
rar  iniirolaus;  rcbonrsa  borrar  auf 
voraus  rebosnr  rebozar  bosar  auf 
rossns  beruht)  gesellt  sich  noch 
das  ladini>che  davon  {de-a-rortfusj 
nächst  anaros  (in-a-rorsus)  zil 
l>as  s  wandelten  in  ^  r  pg.  re- 
berar rebez  convez  bolrar  abor- 
^ar;  sp.  rebozar  rtbeza  wozu 
noch  pg.  arrectzar  und  kat.  ra- 
vcrar  sowie  pg.  rerez  rerezo  neap. 
rerierzo  romagn.  rirerzo  gehön ; 
zu  s<  i  wurde  es  im  it.  re-ri-ren- 
rin-  roret^cio  move&cio  (rorcsciare 
riccadare  rovescino  marrovcscio) 
sard.  recesciu  arreresciu;  rirer- 
scio  rirersciare  sorerscio:  ren- 
rhirerdo.  Aus  riresdo  stanmit 
das  frz.  reveche  das  der  Spanier 
möglicherweise  zu  rebeco  umge- 
formt aufgenommen  haben  könnte. 
Fraglich  möchten  unter  diesen 
Formen,  wenn  man  auf  ihren  sehr 
verschiedeneu  Sinn  achtet,  viel- 
leicht im  ersten  Augenblicke  die- 
jenigen erscheinen,  welche  romi- 
tare  bedeuten.  Es  wären  pg. 
bolrar  aborrar  reberar  reve^sar 
arrebessarj    sp.    revesar    rebosar 


261 


rehozaruM  auch  bosar,  u.  kat.  rdhe- 
^,ar;  beachtet  man  aber  die  anderen 
ähnlichen  Bedeutungen  die  ilinen 
anliaften,  z.  li.  überströmen ,  in 
Tadel  ausbrechen,  und  erinnert 
man  sich  dass  im  pg.  wie  im  sp. 
reverter  dasselbe  wie  die  obigen 
Formen  bedeutet,  so  ist  wohl  zu 
zweifeln  ferner  nicht  mehr  die 
Pflicht  eines  guten  Romanisten. 
Alle  ihnen  sonst  eigenen  Bedeu- 
tungen, Rückprall  der  Wellen, 
(jegenstrom,  störrischer  Sinn,  wi- 
derspänstig,  knorrig,  gekrümmt, 
stürmisch  etc.  begegnen  sich  sehr 
gut  im  ursprünglichen  Sinn  von 
reversus.  Das  sp.-pg.  reveznr  ab- 
lösen, umwechseln  geht  auf  vez 
vicem  natürliclier  zurück. 

Fraglich  möchte  auch  das  bis- 
her ganz  anders  erklärte  frz.  re- 
honrs  rehourser  rehronsscr  er- 
scheinen. Mich  aber  däucht  meine 
Erklärung  aus  rerorsum  viel  na- 
türlicher als  die  freilich  von  Diez 
Scheler  und  Littre  befürwortete 
aus  einem  mlat.  rchurrus  rehrtr- 
sns  (das  in  meinen  Augen  wie  tau- 
send ]\Ial  nichts  als  eine  künst- 
liche Latinisirung  altfrz.  oder  pr. 
Worte  ist)  welches  aus  rc  und 
dem  das  deutsche  Borste  Bürste 
vertretenden  Substantive  hursHs 
zusammengesetzt  sein  soll.  Der 
Sinn  contrcpoil  widerhaarig  wäre 
demgemäss  der  ursprüngliche ; 
covtrepied,  Je  contraire  de  ce 
quHJ  füllt  wäre  der  abgeleitete 
Sinn,  wogegen  nichts  einzuwenden 
ist.  Dass  aber  die  umgekehrte 
Bedeutungsentwickelung  eben  so 
wahrscheinlich  ist  und  dass  en- 
tcndre  au  rchours^  arriver  au 
rchours  eben  so  gut  den  rechten 
Sinn  darbieten  können,  ist  ange- 


sichts der  maniiichfachen  Sinn- 
specialisirung  die  revcrsum  im 
Rom.  erfahren,  wohl  nicht  an- 
stössig.  Und  der  Wechsel  von 
V  und  h  ist  wahrlich  selbst  für 
das  Franz.  doch  nicht  auffallend 
genug,  um  allein  den  (Hauben  an 
die  Identität  von  rehouvs  und 
reuorstim  zu  erschüttern. 

licveche  nennt  Brächet  ohne 
weiteres  it.  Ursprungs  während 
bei  Scheler  und  Littre,  welche 
rü'cscio  als  E(iuivalent  des  frz. 
Wortes  anführen,  unklar  bleibt, 
ob  sie  in  beiden  Formen  zwar 
gleiche  aber  dennoch  selbststän- 
dige, oder  in  der  frz.  wirklich 
erst  das  Resultat  der  it.  sehen. 
Ich  stimme  Herrn  Brächet  ange- 
sichts der  Vereinzelung  der  frz. 
Formen  und  der  reichen  Schaar 
it.  Mittelformen  unbedingt  bei. 

Versus  als  vers  bers  vi  es  hies 
ves  bes  hez  bos  boz  ergiebt  nun 
im  Spanischen  die  nachfolgenden 
Scheideformen  gelehrten  Ur- 
sprungs. Als  doppelt  populär  sind 
bereits  in  die  Abteilungen  in 
welche  sie  gehören  verstreut:  re- 
ves  und  revieso;  revcsa  rebeza; 
trares  iravieso;  traresia  tras- 
vesia;  abieso  und  avieso;  revcsar 
und  rebosar;  rebozar  und  rebosar. 
In  den  Nachträgen  zu  CoeUio  sind 
vergessen  w^orden:  arreressado 
und  arrevezado;  rcvez  rcverso; 
coiivez  converso. 


Seh.: 

abieso       ) 
avieso      ! 

arerso 

amber  so 

ad  r  er  so 

combcs 

conrcrso 

eures 

incerso 

envcsado 

invcrsadü 

vr,2 


rererMO 


rcrcH  \ 

rehoMO  I 

rrvirH(t  i 
rrheza 

rvvrmir  \ 

rt'l><t::itr     ] 

travcH        j         truverMU  trtitmrerso 

trarirsn     \  IrdsrertiO 

Andcrwciligo  ScljcidtfiiruK'ii  siiul: 

coKüHo  cuscr  cor  aar  io 

(I(tscl  (htrsario 

})csc(i         ) 

•  ■     ,  persico 

pcjif/ucra  juraiairia 

ti'Z  tcr.so 

uz  /iifz  itrce 

§  30.     N\oT  andern  Consonanzon 
f^rwöhnlich    ausgefallen,    seltener 
eingeschoben. 
])  vor  s 

condesar  condensar 

Lostar  covstar 

deliesa  defetisa 

mos  manso  (matistis  von 

mnnere) 

viesura  mensura 

mesurar  mens  u  rar 

pesar  j)e)isar 

seso  scnso 
teso    j 
tieso  \ 

trascerso  transverso 


teiiso 


2)  vor  anderen  Consonauzen 

cohonder  confundir 

oitcco  licet  i  CO 

fincanza  ficancia 

finta  ficta 

fonsadcra  fosataria 

gringo  grcco 

lonja  logia 
mandridl  madrigal 

2)Onzofia  pocion 


§  ai.     Medien  oder  llalbvo* 

calc  aa  Ige  fallen. 

D. :  l*  ■  »auco ^ »ahucuM ;  §i*rra 

^iahurrti;    hua^buha;    d:  aloa 

aloeta  iil».  aloda;   caer  creer  ver 

mm  cuderc     credere     redere;     oir 

audire  ;  prea  j^rrda  ;  ftu  Jordu»  ; 

frio  frigidu».     g:  alhienäc  neben 

alhigensr;    pfij'd    nb.    pegujal; 

ekir  alt  nb.  clegtr  etc.  «•»'• 

Seh.: 

\)   b 
710  se  nosaho 

trhtdo  trihuto 

2)  d 
coiifiante  ,         '     /e 

confianza  <:<>'_  <ia 

creencia  credencia 

creo  credo 

desto  demdio 

embair  inradir 

engregeute  v.  engreir  ingredieute 
escalio  f         '   'o 

fieldad  j  ■■         / 

hasiio  fastxdxo 

lacio  flaccido 

limpio  limpido 

hvio  Uvido 

loa  laude  (/.n 

hicio  h'aido 

htir  ludir 

mtoUo  inednUa 

oidor  auditor 

oidoria  auditor  ia 

paila  jjadella 

peal  pedal 

peana  pedanca 

porfia  perßdia 

raigar  rndicar 

roela  rodeJa 

tea  icda 

traicion  tradicion 

turhio  iürbido 

vientc  vidcute 

zua  öd.  azua  zuda  od.  azuda 


2G3 


3)i 
maestral 

aaeta 
vaina 

4)  9  {k) 
uliar 
dean 
desh'ar 
cmplcar 
laiina 
leal 
Leon 
lia 
liar 
lidiar 
real 
zamhoa 

5)/ 
tarea 

6)  V 
hlao 
grao 
nao 

donadio 
estio 
natio 
$32.    ?    a 


Dis 


fehle 


magifitral 

siKjita 

vagina 

aligar 

decano 

desligar 

iuqdicar 

lägano 

legal 

legion 

liga 

ligar 

litigar 

regal 

acimboga 

tartfa 

blavo 

grava 

nave 

donativo 

estivo 

nativo 
usgefallcn    (durch 
similatiöii). 

flehil 


§  33. 
1)  vou  ci 
aguzar 
cedazü 
cedizo 
croza 
onza 
panizo 
potenza 
provenzal 
veza 
vezo 

cza 
blandeza 
careza 


Assibilation. 
zu  z 

acuciar 

aetacco 

cedicio 

crucea 

uncia 

paniceo         , 

poicncia 

provincial 

vicia 

vicio 
—  ici a   i ci c 

hlandicic 

cariciü 


franqueza 
justeza 
Ihm  cza 
maleza 
pereza 


arcazon 

castrazon 

criazon 

cndavazon 

hiuchazon 

ligazon 

ponzoüa 

punzon 

razon 

8azon 

tenzon 

torzon 

2)  ai  zu  j 
lijar 


frauqiiicia 
jiisticia 
pjiuiicia 
maJicia 
pigricia 
20  n  —  cion 
arcuacion 
castracion 
creacion 
enclavacion 
iiißacion 
ligacion 
pocion 
2)uncion 
racion 
estacion 
tension 
torsion 


lisiar 


3)    ^i  zu  ^  oder  j. 


lienzo 

linteo 

loza 

lutea 

plüza 

platea 

pozal 

puteal 

uzo 

ostio 

ajenjo 

absintio 

angoja    gew. 

congoja 

angustia 

antriiejo 

introito 

(Metathesis  vou  /  ging  hier  voran 

4)  di  zu  z 

j  y  11- 

gozo 

g  audio 

rayo 

radio 

jornal 

diumal 

Joyoso 

gaudioso 

meya 

media 

moyo 

modio 

poyo 

podio 

seyente 

Sediat  te 

homeciUo 

homicidio 

5)  ki  zu  z 

. 

pcdazo 

peie(iuia 

G)  bi  und 

V  i  /AI  J  0  d  e  r  // 

alijar 

all  dar 

201 


rntif/c 
httifuclu 
roya 
snijevto 

tija 

1)  j)i  /ii   r 
au  ihn 
reproc/ic 

H)  li  z  u  y 
ahdlhtr 
(ihljtir 
ajcra 
concejo 
desjtojo 
enajrnur 
hojar 

joyo  od.  IneUo 
viajuelo 
mcaja 
mijo 
pegujal 
medaUa 

1»)  ni  zu  h. 

alihar 

ariuta 

arm  i  ho 

codoho 

cuno 

degana 

dclifiar 

eng  eil  0 

cscrino 

escudruio 

fahueho 

liho(ä) 

mahego 

peaha      pel- 

da  HO 
sehor 
tiha 
zampohu 

10)  nu  zu 
enscnar 


vambio 

fnvroUl 

ruhiu 

tiirrietite 

tHiia 


nvijiht  od.  Jo 

r>'i>ro}no 

il  //• 
altalear 
ojiliar 
aliaria 
coucilio 
espolio 
alienar 

foUav  (»d.  foJiur 
Jolio 

mdlioh)  od.  maUolo 
mctallea 
milio 
peculiar 
metaUca 

aJinear 
aranea 

armcmo 

cidonio 

ciineo 

decanla 

delinear 

ingenio 

escrhiio 

escnitiido 

fai'onio 

Tinea 

maniego 

pedaneo 

senior 

tiuea 
sinfon'ia 

ii. 
insinuar 


9  84.     Atirtction  voo  t  au  a. 

1)  ero  -  ario. 
Offuern  acuario 

ajera  ahuria 

armero  armario 

(tninrnofl.h'tr- 
nero  od./ar-/ 
firro  hartne-i 
ro    farinrro 
huhinccTO         bulanztirio 
hanquero  baucano 

hodeffuero  od. 

hotiguero      apotecario  botirario 
bolero  bolUro] 

bulero    od./    bulario 
buldero       ) 
hohero  bursario 

cajero     qui-    capsario 
jera 

citldarid 

campanario 

candelaria 

carbonario 

carnario 

carttdario 


Caldera 

campanero 

candelero 

carbonero 

tarn  ero 

cartekro 

cibera      od. 

cehera 
Clav  ero 
cuadernero 


cibario 

clavario 

cuudemario  cuater- 


cuartero  ciiar-  cuartario        [nario 
tel 


cuchillero 

dadcro 

dentera 

d  in  ero 

doctrinero 

tpistolero 

et^padero 

espaldera 

estacionero 

fonsadera 

fosero 

granero  ffra- 

nel 
herb ero 


cuUlario 

dutario 

dentanu 

den  ario 

doctrinano 

epibtolario 

espatario 

espatularia 

estacionario 

fosataria 

fosario 

gr an  ario 
herbar io 


265 


lioguera  focaria 

hormiguero  formi'cario 

hospüalero  hospitalario 

hostiero  hostiario 

jabonera  saponaria 

laminero  laminario 

lanera  hmario 

lechero  lactario 

lenero  lignario 

■  letrero  litcrario 

lincra  linario 

lumhrera  lumhraria 

IJenero  ^tlenario 

madriguera  matricaria 

monedero  monetario 

misero  misario 

obrer 0    hxc-  operario 

brero 

ojera  oculario 

overo  Ovaria 

palniero  pahnario 
pejiguera  od.  persicaria 

preseguera 

pcnsionero  pensionario 

plumcro  plumario 

primero  primaria 

recetero  recetaria 

rimera  rimario 

rasera  rosaria 

rutinero  rutinaria 

naetcro  sagitaria 

secretero  secretario 

semanero  semanario 

silen  ciero  silenciario 

sanier  a  aumaria 

tablero  tabulario 

temporera  temporaria 
tapera      tal- 

paire  talpario 

vivero  vivaria 

vocero  vazaria 

roltera  raUario 
Balauzario  boticario  cuadcrnario 

eatacianaria  hnnbraria   recetaria 

sind   obwohl  sie  die  lat.  Endung 


an  pop. -sp.   Stämme  setzen,   von 
Gelehrten  gebildet  worden. 

2)  era — aria      von    anderen 
Verscliiedenheitcn  begleitet. 
cendrera  ein  er  aria 
e^pejero  espec^ilaria 
helguera  (Ja-  fiUcaria 

lagner) 
heredera  hereditaria 

lunibrera  himinaria 

soltero  saJitaria 

3)  dero — toria. 

cobradero        cohratoria     (popul. 
Stamm)  recupera- 
curadero          cnratorio         [torio 
dcrechera         directoria 
da  rmidero       dormi  toria 
enjambradera  examinatoria 
eni'oltera         envaltorio 
juradera         juratorio 
labradera         taboratorio 
lavadero  lavatorio 

man  d  ad  era      man  dato  rio 
monedera         nioni  toria 
nadadero         natatorio 
tronadera        iro)tatoria 
venadera  venatorio 

4)  ero—orio. 
pulser  0  pnhorio 
sisero  cisorio  (?) 

5)  Anderweitige  Attractionsfällc. 
agüera  augurio 

codena  cutanea 

cuina  cunea 

era  area 

estera  estorea 

lego  liiico 

quesado  caseala 

buelo  solea 
vero  (viruelas)  rario 

§  35.  cro—  uaria. 

arquero  arenaria 

estcro  cstnaria 
frutcra  od. 
fruchcro 


fructuario 


2GG 


rihera 

ripuarm 

Hunttro 

funtuttrio 

rcHtrrit 

ventnario 

Syncopc  von  u  oder  r  nach 
h  odrr  vor  o  oilrr  u  ist  gehr  liilu- 
ti>?.  Jldtuuh'd  w;inl  hntulhi ;  i  uattin 
Cdtiid.  Neben  gctitualln.  steht  f/<'w- 
talld ;  (ifitiffn  (intiyuo;  cutatotio 
cue.stiioHO  ;  casi  cuaai ;  flatoso  Jla- 
tuoso;  (jalardon  gualardon  ;  fjnrn- 
HÖH  gudfdiiuH  :  (jdrmel  tjuarnirJ; 
(/drfjan\stn()  gudryarisnio ;  hali- 
tObo  fidlitiio.so ;  iuicifo  inici);  inae- 
stotio  truutituoao ;  vnijlu  mujlua; 
monstro  monatrito;  propiuco  ])rü- 
2>incu(t;  jtuntof^o  jititituos<t  und 
viele  andere  gehen  neben  einan- 
der her. 


Seh.: 

atrever. 

atrihuir 

arcar 

arcifar 

urcdzon 

(ircuacioH 

censal 

censual 

od.  Sensal  {ceuosal} 

od.  sesal 

contino  contimio 

escalio  escudlidu 

estero  estuario 

ßotar  ßuctuar 

frutero  fructuario 

hadero  futuario 

licor  licuor 

lutoso  luctuosa 

liuntacion  puntuacion 

puntal  puntual 

puntar  puntuar 

puntosidad  puntuosidad 

respetuso  respetnoso 

rihera  ripiiario 

senoso  sinuoso 

vaco  vacuo 

cestero  v  estuario 

ycro  crvo 


§37.    Syn»    ■]..  .»l  ,..  «r  Vocal«'. 
8.  ob,  \i.  Vt  ff.  »o  wie  Dies  I   170 

11.  v.n. 

dCfho  iifolnj 

acrUja  'lij 

adrdili)  altcrado 

ndral  od.  lateral 

lladral 
(iguoje       I  .   . 

djudgu       \ 

dlerce  läricc 

ulga  ühca 

aliento  od.  anhcitto 

cnildo 

alma  äuima 

ulmendra  amigdala 

amar  gante  amartrnntc 

amhlar  amhular 

uncla  dncoru 

anqla         i         .        , 
^  \        anguio 

augra    \  '' 

apren  der  aprehend^r 

apitesto  apöifito 

arrendar  reimitar 

artejo  artkido 

a^tnar  estifHar 

asprilla    }  .„ 

esjtrtlla     \  *■ 

atablado  atabolado 

behetha  benefactoria 
benito  hendito  baiedicto 

bendicho 

berza  brdsicu 

bieldar  od.  j 

vieUlar  od.^   ventiJar 

vi  endrar  j 

bizma  , 

epittma 

pastinaca 
berilo  tirxl 


bihna 

biznaga 

brillo 


cabildo     )  ..  , 

cabnio       1         ^''^""'<' 


cahillar 


clacicular 


267 


cabildada 

capitulada 

cohnar 

cumiilar 

cahildante 

capitulante 

colmo        ) 

cacho 

coacto 

cuclmo  ^ 

cümulo 

cadaJso 

[cadahalso       cada- 

comp  rar 

comparar 

falso)  catafalco 

compuesto 

compofiito 

calce 

\ 

comiilgar 

comunicar 

cance 

/ 

conde 

cömite 

caz 

/   cdliz 

confatiza 

conßdencia 

cauch — iL 

^ 

contar 

computar 

caldo 

cdlido 

corhilla 

Qurvicula 

calina 

caligine 

corlar 

colorar 

cahiado  od. 

cadenado 

Qorte 

cohorte 

candado 

crehöl 

acrifolio 

calonge  od. 

) 

CKadrilla 

cnadricula 

canonge 

>   canönico 

cnajar 

coagular 

cargadiira 

caricatiira 

cuaresma 

cuadragesima 

caudal      ) 
cabal        j 

cuidar       \ 

capital 

cuitar    \ 

cogitar 

captal       ' 

cuetar   ^ 

caudülo 

capitel 

cumbrado 

culminado 

cenacho 

ceuäculo 

ciitio 

cuotidic 

cendiera 

cineraria 

cutir 

competir 

[cern . . .) 

chanclo      \ 

cerchar 

circular 

choclo    > 

zocalo 

cercJio ) 

zoclo      ) 

cello     \ 

circulo 

chillante 

\ 
1 

cerdo 

sordido 

chiflante 

1 

cerneja     ) 
crencha    | 

crinicida   (od.  v.  ccr- 
nicula) 

dm  flaute 
d in f ante 

oder    [     .... 

>  sibilan 

cierxe 

ccrcen 

silbante 

\ 

cimhra  cimhia  cimbalo 

a — sobiantc           ] 

cincho  od.  zincho    ) 

siincho  od.  zimcho  \    ^^"'i/"^^ 

dedal 
dedo 

digital 
digito 

clauca 

clavica 

dclgado 

delicado 

davija 

'   clavicula 

\ 

ddibrar 

deliberar 

cavilla  od 
cahilla  od. 

dengitc 
dcnucsto 

deniego  (?) 
dediovesto  (.^) 

cahija 

depucsto 

dcpösito 

cohra        \ 

desmcdrar 

desmejorar 

copla     \ 

copula 

deudo 

dcbito 

cobre     \ 

dezmar 

dccimar 

cohrar 

rccupcrar 

diezma 

dcci7na 

codo 

cübito 

domin go  min 

-  dominico 

cogcr 

colcgir 

go     Mingo 

colgar 

colocar 

Mcngo 

9C8 


tlnii    ilin  iiit 
iltnni    iliiiiiii 
ihmcrIUi 
ihirity  (mI. 

(fiinir  fu\. 

(frilxu 
ihtdo 
riiijKiHr     I 

iiniii  11(1  ' 

ClHjilt'ifd 
cinjih'iild 

vtiannhmr 

cnclcmjuc 

cndrhle 

rndih/ar 

cntino  j 
ziinhro  ' 
gincbi(t\ 

oijnmhrnr 
fscdiiKir 
cujümhruzon 

oifjotdrador 
oitar 
OiHldar 
crccr  0(1. 

crguer  od. 

ergnir 

crwita 
cscalio 
escorrhado 
csj^alda 

es2)eja}' 
cs2)e)€yo 

CüpKCStO 

e-sque1a 
Cf^tragar 

fehle 
ficldad 
ßane 
Jloioncü 


{inniiiin  dnnmie 

dtnntiin 

dnmimvcla 


'    driirar 


didiifo 


niijiiiint 


iinjdicild 

inciimerar 
clhiicü 
di-hil 
iicirgar 


jimqicro 


cacunniar 
examinacion 
gcuerudor 

intitiilar 

I 

.   engir 

I 

eremita 
escuäUdo 
cscorticado 
esjjütula 
espatularia 
€i>2)ccuhn' 

Cfijjccidario      [uchi) 
esjjicida  {espiiig  . . . 
esp6i!ito 
ceduhi 
Ciftraiagar 

flehil 
fidclidad 
Jlch6to)iio 
funaiculo 


fochn  Oll. 
/«/'«  od.     I 

ßnjit    0«I,        I 

al/oju 
foiiil 
fr  aqua 
frettnu 
jrio 
ynigo 
ynlla 
yarhttnzo 
garzo 
gradilld  j 

cundrilla    \ 
hahhi  fala 
hachn 
hedrar 
heja 
helgiiera 

(fulaguer) 
hemhra 
he  reder  o 
hereje 
hcrrcin)>n 

holh'jo 
hoVin        I 

holli      \ 
homhro 
hon  rar 
hot-tal 
hiiraiiü 
impostor 

{embmtcro) 
ingh 
ida 
jaudo  od 

jauto 
jerga 

serga  od. 

sarga 

sirgo 
juzgar 
lab  r  ante      ) 

Jaur eilte  ^ 
lacio 


fiilicn 

I 

fundihulo 
fahrira 
frnnuiß 
frigtdo 
gtihco 
gnhata 
orohuni hc 
ugärico 

ruadrirutfi 

ftViuhi 

fäcuhi 

ilernr 

fhula 

fihcaria 

feinhiu 

hereditario 

hevHico 

farraghioio 

füUculo 

fuligine 

hüinero 

honorar 

hof^j'ital 

forüneo 

impoiiior 

anguina 
iusula 

insdpido  inaipido 


bertco 


judtcar 

lahorante 

fldccido 


269 


Inma   .      | 
lana      j 

lavdra 

lall  da 

lantia 

lazrar 

halt  ad 

Icnteja       ) 
lantcja  \ 

lerdo 

htrado 

lifidano 

l in  dar 

linde 

lindi'za 
li))>2>ieza 

lirio 

hicio 

lamhrera 

Luzhel 

macho 

mache 

maalo 
macla 

mach 

nuiUa 

mancha 

(manr-illaj 

viaitin 

MaUorca 

manjar 

mascar 

maznar 

Meje  (Name) 

mchja  od. 

nu'clf/a  0(1.  ' 

■iuelca 
menemtral 
mcrla 
m  er  mar 
viezckir 
mochar     i 

moznarS 
mojon 


hunina 

f/hinditla 
Idpida 
läfjano 
lacerar 

Jcfjfditad 

hnticula 

larido 
li  terato 
limitaneo 
limitar 
liiniie 

limpideza  (selten) 

Virido 
h'icido 
linninaria 
lucifcro  Lücijer 

mdsculo 


indciila 


matiitino 
maj  urica 
manducar 
viasticar 
macin  ar 
medico 

midien 

minif<terial 
nicnda 
minimar 
mcscolar 

miitilnr 
motilo)! 


mocho  i 

mozo    I 

midde 

moUeja 

monje 

monjil 

mortandad 

uiortifjaar 


motilo  mutilo 

mödulo 

molecula 

Monago  (Name) 

vurnacillo 

mortalidad 

mortificar 


gew.  amortiffuar 
m  uchig  u  a  r       m  u  Itip  lica  r 


möv'il 
mnrcciUo 


via  chic 
murcillo  od. 

ntoyciUü 
miislo 
neto 
iiiho 
notnhrar 
xonthre 
nomhre 
obispado 
ohra  \ 

Jtucbra  \ 
obreru 

huebrcro 
ojera  hullera  ocidario 
ombligo  nmhiliculo 

opuesto  opöttito 

o?///060  selten  ernginoso   oder  ru- 

für  orin  iento     ginoso 
orcja  auricala 

oreupe  {orivc    auriJice{orcpeceix\t.) 

orece  alt) 
pablü  pdhulo 

paciguar 

gew.  apacignar 


mdsculo 

nitido 

menino   minimo 

nominar 

nümero 

iwmino 

episcopato 

Opera 
opcrario 


pacißcar 


palahra 

pardo 

pärrafo 

partija 

pazguate 

pcciolopezHe-\ 

lo  piczgo 
pelleja  pcliciila 

pcndcncia        pcnitcncia 
perclia  pirtiga  piirtica 


parähola 

pdlido 

pardgrafo 

particula 

l)acißcado 

pediculo 


270 


jtnh'itiro 
prura          v 
prinrn    ' 

jtrtral  o<lir    f 


preial 
jn'ncel 
jn'ojnso 


jifirrtlitiro 

Jiirhiro 
Jt»  ctüi  (ll 

jtruirillif 
jicdirtdoHO 

jtlücito 

JtOjiuJdvIlll 


S 


(JiHihlo    jiUilitl 


])())( hc 

jiostura 

jn't'ftoste 

jirrjuttsto 

jiri.stc 

2>r<)pi(cMo 
]>nebta       ) 
}tnsta     \ 
jtulpo 
raudo 


) 


jtnrtico 
jtositurd 

jirepüsito 

prehcnsion 
jiropotsito 

pösito 

])oh'po 
rähido 


fod. 


reiterar 


rccio  (rijo  pg.)  rif/ido 
redrar       ) 
rcndar  \ 
rcf/la         ) 


r  int/ Ja 
ref/hir 
reja 
renda 
requesta 
retar 


reg  lila 

regulär 

reticula 

redita 

requisito 

reputar 


(alt  reptar  reutar) 


reznr 

rezno 

rohin 
roi^ta 
roya 

roh^ar 

rolde 
rollo 
ruello 
ruejo 

i^alrnje 


V.   ra- 

[pido) 


recitar 
ritino 

rohigiiieod.  ruhigine 

r  oho  rar 

rötuh 
sih'dtico 


ifignäfulij 


M  ati  tigua  do  r     Moti  tifirndor 

nanttguar  ßnnttjicar 

Margiirrn  f 

Malgur.ru  \   Baltctirio 

tfftrgal 

teglar  »ecular 

Bellar  tigthtr 

hello  gigtlo 

gemhlur  /limular  od.  nimilar 

snnhrar  »eminur 

HeviilU)  fiimpircillo 

8etido{s)  od.  ) 

Mffiit  \    iiiigulo 

{senlu  altj  \ 

seiiero  oder  Singular 

snidero 
fii  i^ial         } 

sefiueloi 

sohrar  super nr 

soldur  solidtr 

solteru  boHtario 
8(fr 

str/r'  senior  [sehipf  pop.) 

sucldo 

bucHo 

s<ddo  [  aolido 

isoda    imdl 

saldo    it.)  ) 

fiuro  suherio) 

tahlar  tahulario 

tejar  tegular 

temhlar  tremolar  iremular 

templadura  temperatura 

temjdar  temperar 

testiguar  0^.  tistificar 

atestiguar 

tihio  tepido 

aide  titulo 

longa  tünica 

tonto  atonito 
torche        t 

iroda    >  törcula 

truja     ) 

tosco  tudesco 


271 


tränce 

transito 

trementina 

tcrchentina 

triUar 

trihular     od 

biliar 

trvjdl 

torcular 

turhio        \ 
toh'u      i 
torva     ^ 

türhido 

turmoso 

tuberoso 

rascuence 

vascömco 

velar 

vigiJar 

rengar 

vindicar 

rcrgneuza 

rerecimdia 

veiiguar  gew. 
averiguar 

vcrificar 

verja 

virgula 

vermejo 

rcrmiculo 

viaje 

viätico 

atri- 


zacre[oxizacre)  säcaro  azücar 

§  38.    Apocope. 
1)  Apocope  eines  ausl.  Vo- 
cals  nach  ;/  r  d  k  x. 


latin 

latin  0 

paladin 

Palatino 

Lucifer 

lucifero 

ab  ad 

abate 

Jhfx 

ßuxo 

2)  Apocope  von  io  ie 

abur  ) 
agur  j 

augurio  {agiler 

calces  od. 

\ 

gaJccs  od 
gar  CCS 

)    carqucsio 

carcaj 

' 

crcbül 

acrefolio 

haz      \ 

facie 

menestcr 

niimsterio 

tribol 

trifolio 

3)  ar- 

ario 

epiatolar 

cpistolario 

laguuar 

laciinario 

hiimr 

hin  ario 

palmar 

pabnario 

vivar  vivario 

4)  al—ario 
centenal  coitenario 
claval  dar  ario 
cuartal  cuartario 
fosal                fosario 
harnal       i 

h  a  rin  al{       farin  a  rio 
farinal  ^ 
temporal  temporario 

5)  el—ario 
coronel  corcnario 
granel              granario 
phnitel             plantario 

6)  er — ario 
beguer  vicario 

coser  corsario  {cosario) 

7)  dor—torio 
entonador        entonatorio 
mirador  miratorio 

8)  Apocope  ganzer  Silben. 
cucrdo  cordato 

Ji)io  finita 

§  39.    mb  ans  m. 
amherso  adverso 

balumba  volumen 

§  40.     Id  aus  l. 
})ildora  jnlula 

toldo  tolo 

§  41.      Consonantenverdoppclung 
hat  nur  die  folgenden  zwei  Scheide- 
formen producirt: 
corro  coro 

pandiirria        piandiiria 

§  42.    Epenthese  v.  Vocalen. 

calamiita  cadmia 

calarera  calcario 

tarazon 
torozon 


torsion 


§  43.    Epenthese  von  7t. 
barahustado     balaustrado 

v5  44.     Aphärcsis  1)  von  l. 
adral  lateral 


272 

2)    «loK    llalhvücal»   j    (8.   . 
nurir  uitir  =  jiinijere;  enero  "       ] 


tttfuuo  jrjuyH) 

cchur  jartftr 

cuc'ta  tjingiva 

J  Hau  JhIkiii 

'A)  des  Sibi  lauten  8 

])a.siit(t  espiisiiit) 

4)  von  /  .7  h  vor  l 
hicio  ßäccitlo 
lande  r;hi)i(!e 
hm  (Iva               (jhiudnla 
hiten                 ghden 
lastimav  hJasfemar 

5)  eines  Vocales,  der  von 
h  eingeleitet  sein  kann 

hernia  hiheruia 

hitacora  hahitdcvlo 


itdcvlo 
cpitima 


hizma 

vilma     ^ 

crchöJ  acrcfoh'o 

f/((y:o  affiirico 

Gü  Egidio 

ffitaifo  egipciano 

ini(/ra)ta  hemicrania 

Jlillü)!  Emüiano 

mina  hemifui 

ri!<iinda  od.  j 

disipida  od.'^   crisiptda 

rtifjinoso  cruf/iuoso 

0)  ganzer  Silben 

</roto  onocrotulo 

Sana  wsam'a 

soso  insu] so 

tiricia  hictericia 


%  Ah.     I'rolhcMn. 

1)  h  hedm,  Uerar 
hiuchar  inßar 

huero  oce 

huz  urct 

2)  j  jiride  Wide 

3)  «    etcnrzar  '     r 

4)  a   acelga 

ad  arme  dracma 

fimort(guar  niortificar 

apaciguftr  pacificar 

atf«tiguar  t(*tijicar 

areriguar  rerißcar 

f))  al  alberchtgo  j 

alprisco  /  jtirsico 

alberge  * 

alfocigo  od-  i 

aljisttgo  j   •' 

ülmeja  mitulo    {nicho 

iUl.) 

ahnizcle  niosco 

8)cw  eucajenar  alietiar 

eucletique  chttico 

ctidcbh  debil 
engendrador     generador 
endilgar  d  eh  gar 

engrudo  ghttett 

enruna  od.  ruiha 
euren  a 

7)  Ungefähre  Wiederholung    der 
Anlautssilhe 

cencerrion  cerrion 

tartaruga  tortuga 

Unklassificirbar  sind: 

bacaUao  bacalaureo 

esclavo  eslavo 

gen/alte  od. )  .  ,  , 

\r  1*^      i    nertofatco 
gri falte      j   -^       '' 


Scheideformen    ausländischen    Ursprungs. 
§  1.     Spanisch-lateinische  ,   albo  album 


agiiera      ( 
ncnario  \ 


acuanum 


cuerpo 
fiterte 


corpus 
fortis 


273 


frente  frontis 

gemino  (jemmis 

mäxivio  viäximttm 

pez  ^jism 

sangre  sang  ms 

va  vade 

verme    (alt  verminis 
vierven) 

§  2.    Spanisch-katalanische. 

cuartal  cortan 

fonil         )  fonevol 

fimdibulo)  fandoßa 

hinojo  genol  (genuciilum) 


§  3.     Spanisch-portugiesische. 
horoiia 
hiniestra 


■a) 
tai 


genist 
Jana 
polir 
reales 
recio 

rigido 
saxo 
secnria 
sede 
soledad 
relar 

vigüar 

§  4. 
alegre 
hailada 
cargaremos 
creciendo 
cruzado 
creer 
deleitante 
dos 
fuerte 
intermedio 
llano 


broa 
gesta 

laya  (pg.  laia) 

huir 

reis 

rijo 

seso  (pg.  seixo) 

geera 

seo 

saudade 

vigiar 


Spanisch-italienische. 

alcgro 

halata 

cargaremo 

crescendo 

cvuchato 

credirc 

diletante 

duo 

forte 

entr  eines 

piano 
mitido  ahneja  nicho 
moiia  aus        mona   (d.  i.   monna 
mudonnn) 
C.  MicbaKlis. 


muriendo 

morcndo 

obra 

opera 

oval 

ovalo 

pixide 

hnsto   (woraus    bnz 

(bruces)  populari- 

sirt  ward.) 

plasia 

) 

plante 

>     piastra 

emplasto 

) 

rcdonda 

rotonda 

serenada 

serenata 

soberano 

Sopran  0 

sonada 

Sonata 

sueldo 

saldo 

so  da 

teja 

tecla 

tocada 

tocata 

trozo         ) 
tirso      ) 

torso 

§  5-    Spanisch-französische. 

Ihre  Zahl  und  ihre  Eigentüm- 
lichkeiten würden  es  erlauben  sie 
zu  Gruppen  zu  ordnen,  deren 
Characteristika  ein  betonter  Aus- 
lautsvocal,  Einsilbigkeit,  Accent- 
verschiebung  auf  die  letzte  Silbe, 
ea  für  ada  ado,  er  ier  für  ero; 
ch  für  k;  an  für  en  oder  zew, 
und  andere  Vocalveränderungen 
wären.  Ein  ziemlich  grosser  un- 
klassificirbarer  Rest  bliebe  trotz- 
dem zurück,  weshalb  ich  die  al- 
phabetische Ordnung  vorziehe. 


abertura 
acrece 
agro 
alba 

albiim 
andarse 
ambiguo 
astillero 
bacallao 

balanzado 


obcrtura 
acroy 
acre  {ager) 

loba 

alarse 
ambigü 
t(üler  (atelier) 
bachiller      [bacala- 

rius) 
balance 

18 


271 


hiiinio 

hano  {hau) 

cuebmut    / 

cofre 

f/Cl  httfUi 

cdfino    \ 

ffirhiffni 

ailH  rilrhrrquiu 

1 

f 

currpo 

CffTp» 

liilliinlii 

hillar 

drlfin  otlj 

hllK'd 

huiic    (httCCUUl) 

golfin    1 

dufina 

holclo        1 

hilUtr, 

dentehidn 

daiirhndo  o<J. 

bitlclo    \ 

dditlfhido 

hOHCüjc, 

ho Cd je 

dencartddo 

tcarte 

hrüjttla 

hit.snla  (frz. -it.) 

dctthubtllado 

deidbilU 

liuricl 

iiurco 

de»  irre 

deßer 

huid 

dumiuio 

dontanio 

(•(ihelhitln 

chevchidd 

donctlla 

damintla     (frz.-pr.) 

1(1  ho           i 
cahe       i 

jcfc 

diichd 

cnsamhhuld 

ddtnd  'fr/.-pr.) 
dSdmblea 

ccidcnciii 

chanzd 

escalfctd 

chofcta 

cäuKira 

chdtnhrd 

escaloüd 

{ chalota 

camarletujo 

cldunhcrldn 

Ascalonia 

camintüa 

cheviincd 

escantillon 

chantillon 

iampunii 

chdinpdna 

escarapeJa  od.) 

CdHCion 

chanzon 

escarpela 

;    escarcela 

ciniclmlo 

cdtieU 

cscarpa 

charpa 

cansur 

cdfiar 

escarpin 

chdpin 

iiuitiir 

iliantar 

escudero 

cscuyer 

C(ipa 

chdpd 

espiritu 

esprito 

capeJo 

chdpeo 

fimbria 

fratija 

caprioJailo 
carioiilo 

CdhrioU 
f/iroßc 

ßotar        ) 
ßuctuan 

frotar 

cciudiUo 

chapiteJ  od.  cJtapüeo 

focil 

fusil 

caviron 

chevron    od.    chcu- 

fragua 

rOH 

fähricd  s 

forja 

caza 

chaza 

fr  utero  fruct 

uario  frutUr 

chamarrado 

chamarre 

gamha 

Jamba 

ciudi^diüio 

citot/cn 

gayola 

Jaula  {cav(ola) 

cohrc 

cofre  {cuprum) 

gi  gante 

jaijan  (geant) 

colgmtte 

cuchcntc 

gola           \ 

comitado 

comiie 

golJa     > 

giiJes  (gueuks) 

compuesto 

compota 

gula       ) 

conopco 

canapc 

golpado   od. 

cupe 

consejero 

consiUer 

colpado 

contrccho 

c  antrete 

goJpon 

cupö  od.  cupßon 

corpetc 

cor^e 

granohlc 

Gren  übles 

crcspon 

crepon 

grueso 

grö  gros 

cuadcrna 

cascnui 

grupera 

gttrupie 

cxadro 

Cdtre 

hechizo 

feticho  (frz.-pg.) 

cuchillo 

cutö 

helada 

gdea  od.  jaJea 

275 


hon  da  Fron  da 

hospital  hostal  hotel 

fohl  ifonh) 


foUa 

hur()on  furgon 

jaqtiel  echiquier 

juiz  ynje 

lacayo  laque 

lastimar         .  , . 
,,     /.  l  olasmar 

hlasfemar  5 

lerante  levente 

Tis 

Josarije 

livrea 

2)lan 

metre 

meson 

marea 


lirio 

lisonja 

livrada 

llano 

macstro 

mansion 

marcada 

mor  diente 

mordente 
necesario 
ohlada 

ohlato 
orlan 
ostiario 

palahra 


X>ata 
pehrado 
per  er/r  in  0 
picado 
potajero 
pulcela 
imlpito 
rapado 
redencioii 
redonda 
relevado 
relievo 
resurte 
retrato 

revendicar     . 
revindicar] 
rojde  etc. 


mordante 

necescr 

ohlea 

Orleans 

njier  od.  hujier  od. 

lanjier 
parola 
parla 
pate 
pure 
pelerina 
pique 
potajier 
puccla 
ptipitrc 
rape 
ranzon 
ronda 
releve 
relief 
resortc 
rctretc 

rcvanchar 
rol 


rondel 

rata 

Salsa 

salscro 

secuencia 

sello 

siyilo 
sirviente 
saryento 
sohretodo 
talento 
tejido 
tenientc 
tieso 

ten 
traina 
trajin 
trata 

treeho 

tnson  tonsion 
vidrado  od. 
vidriado 
voluntario 


so       1 
lenso  \ 


rondo 

ruta 

eosa 

saiisier 

sccansa 

sigla  (frz.-dtsch. 

serjente 

sortü 
talante 
tisii 
tenante 

toesa  (toise) 

trena 

treu 

treta 

trete 

traite 

toison 

vitre 

rohnter 


§  G.  Spanisch-englische. 
hola  hill  hol 

monedas  monis  (moneys) 

rota  rauta 

tonel  tunel 

§  6.    Spanisch-arabische. 

Wie  schon  mehrfacli  gesagt 
ward,  eigneten  sich  die  Araber 
eine  nicht  kleine  Schaar  griecli.- 
lat.  Wörter  an,  die  sie  späterhin 
in  arabisirter  Gestalt  den  Spaniern 
überbrachten.  So  tj  ixty.Gzr,  als 
almaye.sto,  vspijLo;  als  atramnz, 
•rr.ptaxT]  als  atriaca,  ^t^ptov  als 
elixir,  aji-i^'s  als  alaviltiqiie ,  \i,io- 
-vfxi  als  almastiga  nlmdciya,  xia- 
ao;  als  cazuZf  9oXXt;  als  folnz, 
(^pax.ur,  als  adarme,  xaXx.avTo;  als 
coJcotar;    euphorhimn    als    alfor- 

18* 


27r, 


fion  tiljrrvion  forrwn  yurhinn; 
Hütiiyrui  uIh  ajrdrta;  zizyphum 
als  azufai/n ;  jnbtacium  als  al- 
fin.stif/i>  (ilfni'iff(t  alfnnMt/fo  nlfi- 
stnjo;  rhetnts  uIh  (thrntiz ;  ninapin 
iils  tijenahc ;  jidstinacu  als  hit- 
)i<t(/a;  fnuria  als  ulmori.  Von 
solchen  Wortern  gingen  manche 
dun  Spaniern  noch  einmal,  durch 
gelehrte  Vermitteliing,  in  unver- 
änderter griech.-lat.  (iestalt  zu, 
so  dass  Sclieidepaarc  entstanden. 
Ich  kann  nennen : 
(t  dann  f.  dracma 

ajedrea  aatureya     od.    pop. 

sagerida 
idcartaz  carta  (/apTT,;) 


(ilcfiudoit 

al/öcigo  od, 

alfiätigo 
nlgez 

alhoftdtya 
ülmori 

urrehol 
azucar 

aziifaifa 

cunfre 

hiznaga 

colcotar 

foluz 

ff  Union 


rnudofi    Aiigm.  ron 

caitda 
pittacio 


fftpto  ye»o 

fündugo 

muria    Imuera    nar 

in  naimuera) 
rubor 
säcaro    {tacre    nur 

in  orizacre) 
zizifo  jujuho 
sulfur 
jiaatinaca 
cakanto  {j^y.f/.Tt'z;\ 
foUe  (90AÄ';) 
euforbio 


Einige  erst  nach  Abscliliiss  des  Druckes  von  mir  aufgefundene  Irr- 
tümer und  Lücken  der  vorstehenden  Listen  verbessere  und  ergänze 
ich  hier. 

Es  fehlen:  auf  p.  225  (3)  ligustre  ligustro;  p.  229  (G)  eneua 
cova  Cava;  p.  230  (§6)  pretear  pleitear  {\.  pleito  d.  i.  placititm); 
p.  231  (§  10)  haz  faz  (facics)  und  sobrehaz  sobrefaz:  p.  239 
(§  36)  bei  muelle  mole  (aus  moles)  noch  muela;  p.  2G0  als  §  8,  d.  h. 
als  „Spanisch-deutsche  Scheideformen"  (jaldre  g Heide  und  gante 
einerseits,  und  Gueldre  oder  Gneldres  und  Guente  andererseits. 

Manche  andere  nur  an  einer  Stelle  eingefügte  Wörter  hätten  an 
verschiedenen  stehen  müssen.  GonfaJon  ganfalon  ^  socalina  sa- 
caliha  noch  auf  p.  229  (9);  penol  penol  (pendulus)  noch  p.  239 
(§37);  man  cha  mall  a^maslo  macho ,  rayo  raza  noch  p.  251  (§  58). 

Ganz  fälschlich  stehen  machina  vi ä quin a  p.  236  (§  29),  d.  h. 
unter  den  Scheideformen  volkstümlichen  Ursprungs;  machina  ist,  wie 
die  Accentversetzung  ziemlich  sicher  beweist,  frz.  Herkunft;  jener  Platz 
ist  also  in  §  5  der  dritten  Abteilung. 

Entre  und  ititer...;  muy  mucho  und  mnlti  .  .,  sohre  und 
supra  .  .  .  super  .  .  .  gehören  eigentlich,  da  die  gelehrten  Formen 
nur  unselbständige  Wortteile  sind,  gar  nicht  hierher;  ebensowenig  gi- 
tano  und  egipciano  da  ersteres  nicht  aus  letzterem  sondern  aus 
aegyptanus  entstand. 

An  unrechterstelle  stehen:  p.  230  carcava  concava;  236  ca- 
lamina  cadmia,  cola  catida,  disipula  erisipula,  mielga 
medica,  die  nicht  der  ersten  sondern  der  zweiten  Klasse  (Seh.  gel. 
Ur.)  zukommen;  p.  254  (15)  cacera  caucera,  cativo  cautivoy 
caz  cauce,  recado  recaudo,  saz  sauce;  §  4  daselbst:  aznr 
azul,  p.  257  (21)  chillar  chiflar  silbar;  von  p.  258.  24  die 
ersten  sechs  und  das  letzte  Paar,  welche  alle  volkstümlich  sind,  also 
aus  der  zweiten  in  die  erste  Klasse  versetzt  werden  müssen.  Von 
derselben  Seite  sind  hiznaga  pastinaca  und  alföcigo  pistacio 
in  die  dritte  zu  verweisen. 

Im  Ganzen  nun  bietet  diese  Arbeit  1409  zwiefach;  219  dreifach; 
57  vierfach;  20  fünffach  und  12  sechsfach  vertretene  Formen,  nebst 
einer  7fach  und  einer  Sfach  repräsentirten.  Sie  zeigt  also  wie  sich 
im  Spanischen  1719  Grundformen  zu  3890  neuen  entwickelten,  oder  will 
man  die  oben  erwähnten  nicht  ganz  correcten  7  abziehen,  wie  1716  zu 
3883  wurden.    Sie  folgen  hier  in  alphabetischer  Keihenfolge. 


Alphabetisches   Verzeichniss    aller 
spanischen    Scheidefor 


bisher    bekannten 
men. 


ahad 

ahate 

ajenjo 

absintio 

ahallar 

ahalear  (v. 

pala) 

ajcra 

aliaria 

ahcrtitra 

oberttira 

diabar 

loar 

ahezado 

aoezado  {vicem) 

alarbe 

drabe 

ahieso 

avieso  averso 

alütron 

anatron 

Abla 

albo  aJbnm 

loba 

albcdrio 

arbitrio 

ahogacio». 

arocacion 

albedro 

ärbuto 

aborujar 

aburiijar 

alhero 

albaire 

dhrcgo 

dfrico 

albidrado 

arbitrado 

ahrojo 

abrollo  abr 

G  -ojo 

albirar 

arbiträr 

ahur 

ahur    agur 

agu'cro 

albor 

albnr 

augurio 

albor}io 

alburno 

acatar 

acaptar 

albudeca 

badea  od.  pateca 

aceho 

acuifolio 

alegre 

alegro 

acelga 

sicido 

alerce 

Idrice 

aconchar 

acouzar 

älga 

älaga  älica 

acrece 

acroy 

algebra 

algebia 

adrado 

alter  ad  0 

algibe 

aljube 

adral  od.  lladral  lateral 

algodon 

coton 

adredc 

aderecho 

alguacil 

arguzino 

adrizar  od. 

drizar  aderezar 

alguarin 

algoriu 

afeitar 

afectar 

aliur 

aligar 

ajicion 

afecciou 

aliento  od. 

eneldo  a)ihcJito 

agoato 

augnsto 

alijar 

aiiriar 

agro 

acrc 

alihar 

alinear 

agiiaduclio 

acueducto 

aljouJoU 

gergelino 

aguajc 

ajnaga  acudtico 

(dma 

dnima  änimas 

agüera 

aeuario  acuarium 

ahnedano 

ahmiedano 

aguzar 

acHciar 

alnieja 

mitulo  nicho 

ahijar 

ajiliar 

ahnen dra 

amigdala 

280 


uhnizi  le 
ahniiittu 
uhmäo    Oll 


(tllanar 

iillf(j(ir 

(ttnajiir 

iimdriftuili- 

üinartiUado 

ümfnir 

(unf'crsü 

ambig  uo 

amhlar 

UHchi 

ancho 

avdarse 

uuejo 

anrfßja     od. 

avgra 
avguarina 
anten  alias 

antojos 

antorcha 

antruejo 

anada 

aparaclo 

apelde    od. 

apren  der 

apuesto 

äramo 

arana 

arbollon 

arcar 

arcazon 

ärgano 

argen 

ariesta 

armella 

armero 

armiho 


(irmtllu  od,  ormiHa 

uhnorta 

(itidudii    (ni.    unado; 
iifitriiudit  (n\.  ent''- 

•iKido 

aphwar 

uj/licariaplcgur  alt) 

(irnnsar 

ainuriraiitr 

amarteladu 

ämhol 

adrcrsa 

anifiigu 

iiinhulur 

(in  cor  (i 

afnjdo  od.   auiplio 

alarse 

ane.TO 

gew.     congoja     an- 
gustia 

afigia  dngnlo 

hun  garin  a 

entetiallas     tenazas 
(tenaculas) 

ante-ojos 

entnerto 

intrdito 

anata 

aparato 

lapelde    od.    pelde; 
apelo 

aprehender 

apösito 

älamo 

aränea 

albanal 

arcuar 

arcuacion 

huergano  örgano 

argente  od.  argento 

an'sta 

armüla 

almario  armario 

armenio 


tirnero   od.    hnmero   od.  farnrfO; 

hnrturm :     farinero;     hartmal; 

/artnano 
arpa  o<l.   hurjta;  farpa;    zarpa ; 

htiraiK) ;  färrapa 


arquero 
arrehol 
arrrttdar 

artejo 
arvQa 
tumar 
asptron 

OM pleno 
aspriUa 
(LS  t  lila 
astiller  0 
atahlado 
atambal  od. 

atahal 
atancar 
atar 


art-uano 
ruhor 

urrrmrdar  cxl.  reme^ 
dar  (rc'imitart) 
articulo 
errtlla 
estitnar 
esperon  espolon  es- 

per  ante 
espUn 

esprtlla  a^perilla 
astela 
taUer 
atabolado 
timhal  tahal 


ata<-ar 

aptar 

atarazana;    därsena   od.  darcnm 
od.  rirsena;   arsenal  od.  dar^e- 
nal;  tercena;  tarafana 
atrampar         atrapar 
atraticar  atracar 

atrerer  atribuir 

auto  acto 

ayuno  jejuno 

ayustar  ajustar 

azimut  cenit 

azuela  zuela  od.  suela 

azufaifa  yuyubo    zizifo   Uy- 

zyplum) 
azufre  sülfur 

azul  aeur;  lazuli  (lapis) 

azumbre  ttmin     (^>w) 

bacallao  bacalanreo  bachiJler 

bailada  balata 

bajillo  od.  bajilla:  bajel:  va.sillo; 

vajilla  lao-ija  {vascellum} 
bajo  ba^o 


281 


halance 

hilance 

balancero 

halanzario 

balanzado 

halance 

halsero 

baJsar 

halumha  od.  balume  volumen 
ballestero         halistero 
handihula        mandihula 
hando  bano 

banquero  bancario 

barahiistado    balaustrado 
barijel  barrachel 

baron  varon 

barredura        barreduras 
barrete  birrete 

barriga  barrica 

barrneco  Verruga 

basa  base 

bata  hiiata  (Watte) 

baul  baue  {bajulus) 

baya  baga  baca 

bazHcar  zahucar  {zu  =  sub.) 

bedija ;   bedilla;   vedija;  guedeja 

od.  gadeja  od,  vedeja;  madeja; 

metaxa 
heguer  od.  veguer;  vicario 
behetria  benefactoria 

beJeho  veneno 

bellosa  vellosa  {villosua) 

belorta  vilorta 

benda  venda  (dtsch.  binde) 

benito     bendito     bendicho     bene- 

dicto 
bcrhiqui  birbiqui  vilebreqitin 

(frz.) 
bernia  Hibernia 

berza  brdsica 

besque  hisca     visco     {vis- 

bicho  vichas  \cum) 

bieldar  od.  vieldar  od.  viendrar 

ventilar 
biliar  billardd 

binza   od.    bienza;   venza;    bizna 

(s.  u.  brizna) 
hitdcora  habitäculo 

bizma;   vilma  od.  bilma;  e^itima 


hiznaga 

pastinaca 

blandeza 

blandicia 

blao 

blavo 

blezo 

hrezo 

bloca 

bilde  (biiccula) 

bocezar 

bostezar 

bochorno 

vulturno 

boda 

voto 

bodega 

botiga  botica 

bodeguero  od.  botiquero;  botica- 
rio  \  apotecario 

bofete  hilf  He 

boj  btije  emhojo  (buxia) 

bola;  bolla;  bida;  hulla;  bill;  hol 

bolchaca  bursaca  od.  burjaca 

od.  bujaca  od.  bur- 
chaca  (v.  byrsa) 

boler 0  bollero  bulero  od.  biildero 
hidario 

hoJeto  bideto  biUete 

bollon  bullon 

bolsero  bursario 

bombasl  boboci 

borona  broa 

borrego  borrico 

boscaje  bocaje 

böveda  bnlto od.vidto ;  vucl- 

to  (i'olvUi(s) 

bramante         brabante 

braha  breha 

briaga  embriago  (ebriaats) 

brillo  viril  berilo 

brizna  brezna  brinza  brincia 

broca  rucca 

brocha  broza  bruza  broncha 

brocke  bronche 

broma  bruma 

bronco  ronco  (raucus) 

brozno  bruzno  bronce  {brii- 

7iitius) 

brujula  busola 

brusco  rusco 

buche  buce  buquc 

buharda  od.  boarda  bufarda 

burel  buril 


283 


huricl 
huz 


hu  reo  hurn 
hruce» 


r.ahiil  Cdudal  raptal  ( ujutal 
rdhr.  cuho  jefe  (caput) 
cuficlhtilo  chrrcludo 

cahihltula         c<i2)itiilu<la 
cdhildantc        cafiitulante 
cdhildo  cfifnllo  cajiituln 
cabilla    od.    cavilla    od.    cahija; 

cluvija  chivkula 
cabiVur  cluricuhir 

cahillcro  clavijcro 

cahio  cubra 

cabrion  caviron  chevron  od.  cheu- 

ron 
cacera  caucera  (v.  caliccm) 

Cüi'fio  gacho  (gajo  ?)  coacto 

cadaho  {cadahalso  cadafaho  alt) 

catafaho 
codejo  cadillo 

cadcucia  chauza 

cader  a  cätcdra 

cajcra  quijcra  capaario 

Cdjon  cazon  (v.  capsa) 

calamina  cadmia 

calandra  cüindro 

calavera  calvario 

calcc  cauce  caz  cnliz 

Ciddcra  caldaria 

caldo  ciUido 

calibre  calibo  od.  galibo 

calina  caligine 

cdlöndrifjo;  canonge  od.  calonge; 

canönigo;  canönico 
calzar  coccar 

adlar  calar 

cdmara  chambra 

camarhngo      chambclan 
cambron  crabron 

candado    od.    culnado    cadenado 

{catenatum) 
caminada         camhiata  chcminca 
cavipancro       campanario 
c  avqj  a  fi  a  cli  atnpa  fi  a 


ca  flaut" 

'  'intMtro 

canrioti 

cfiatizoti 

Cnndrlrt  1, 

Cdndrbirto 

(.nur  lad' I 

rnuf.U 

cange 

cnmhio 

rnnilliro 

runiUnire 

cnuBur 

rattar 

cantnda 

cantala 

cutitar 

chantar 

cana 

cana 

capn 

chnpa 

cap(t(  ho 

capai 

cnjmrazon  carapnzonod.  -chon 
(aiigm.  T.  cara- 
parho) 

cnpelo  cbapeo 

capellan  caj/^htn 

capriolado       cabrioU 

Cüpucho  capjuz 

carauiiUo  caramicllo  calnmillo 

carapato  od.  garapato ;  calapaUj 

carato  quilate 

carbonado        carbonata 

carbonero         curbonario 

carcaj ;  galces  od.  garces  od.  calcu ; 
carquesio  (xap/T.s-.o*) 

carcomcr  concomer  (cow-  co- 

medere) 

cardcnal  cardinal 

careza  caricie 

cargadura        caricatura 

cargaremos      cargaremo 

cariotilo  girotfe 

canieru  cirtiario 

carta  alcartaz  (x^pia;) 

cartekro  cartulario 

cas  casa 

casaca  Cosaca 

cascabcl  cascabillo 

casta  casto-a 

ca^^trazon         coitracion 

catar  captar 

cativo  cautico 

caudiUo;  capiteJ;  chapitco  od. 
chapitcJ 


283 


caiidon  od.  codon  (augm.  v.  canda 
coda)  alcaitdon 

cayente  cadentc 

caza  chaza 

cebadero  cehador 

cebo  ciho 

cebollero  cehollar{w.  caejmlla) 

cedazo  setaceo 

cedizo  cedicio 

cedo  cito 

cegado  ccgato 

ceguinola  cigonuda  (v.  cico- 
nia) 

cejar  cesar 

cejo  ceja  (cilnim) 

celda  od.  cella  cija  cilla  {cella) 

celestre  Celeste 

cenacho  cendculo 

cenndero  cenador 

cencerrion       cerrion  [stirria'^) 

cendrada         cernada  [cincrata) 

cendrera  einer  aria 

censal  cenosal  censual 

centen  ceiiteno 

centenal  centenario 

cepo  cipo 

cerajin  cerajino 

cerca  circa 

cerco  Circo 

ccrchar  circular 

cercho  cello  circulo 

cerdo  sördido 

cernadero  ccrnedero  (v.  cer- 
iiere) 

cerneja  critiicida  (od.  v.  ccr- 

nicuki  V.  cer- 
ner c) 

cero  cifra 

cerrar  serrar 

cerro  cirro 

cesta  cista 

cibera  od.  cebera  ciburio 

cicion  cesion 

Cid  seid 

den  ciento 


cierne  cercen 

cilantro  od.  cnlantro  coriaudro 

(abg.  Colin  drute) 

cima  quima 

cimbcl  zumbel 

cimbia  cimhra  cimbaJo 

cimiento  cimcnto 

cinchar  cingular 

cincho  süncho  zuncho  cln- 

gulo 

cintrel  cinturero 

citara  citola  guitarra 

ciudadano  cito  gen 

clauca  clavica 

clavero  claval  clavario 

clerizon  clerizonte 

cloquete  corchete  (ndl.  kroJc) 

cobradero  cobratorio        rccu- 

peratorio 

cobrar  recuperar 

cobre  cofre  [cuprum] 

coca  ciica    cocha    conca 

cuenca      cuenco 

coucha  {coHcha) 

codena  cutanea 

codeso  citiso 

codicc  codigo 

coto  cübito 

codono  cidonio 

cogcr  colegir 

cogidor  ctdlidor 

cohete  foguete  (v.  focus) 

cohonder  confnndir 

cojo  cuja  {coxa) 

cojote  quijote  (v.  coxa) 

cohi  od.  coda  canda 

coladero  colador 

colcha  colcedra  (culcita) 

colcotar  calcanto  (xaXxavio) 

colero  colaire 

colgante  cuchente 

colgar  collocar 

coUarin  collarino 

colmar  cnmular 

cohno  cuclmo  cihnulo 


281 


ciupadn  o«l.  (j 

lolpado  i'upr 

eorredero 

corredor 

CtnnfifH 

conrrrito 

corro 

coro 

comedrro 

comrdor 

Corte 

cohorte 

comitaUo 

conti  U 

eorto 

curto 

compntiyo 

comjKtiio 

corva 

curva 

cotnjtrtir 

cntn]/urur 

cona 

causa 

c()nij)(() 

c<>inj>nto 

C*>Hil  ftU 

coktcho  od.  cogecho ; 

comjnicsto 

comjiösito  cotnpotn 

cogeta;  coUcla 

cnmuhfdr 

nnnunic'ir 

roser 

cosano  corsario 

cominui 

cOmiOKi 

C080 

cor MO  cur  HO 

concejo 

conciho 

coBtar 

constar 

conde 

C('>milr€  Cihnite 

contra 

cruHa 

condesor 

cotidntsar 

cota 

cuota 

condido 

cufidido 

coto 

cauto 

condiiniento 

cundimiento 

crampa 

rampn  calatnhre 

condonado 

condondto 

crampon 

grapon 

vonducho 

covduto  conducto 

cranco 

cancro 

couduta 

conducta 

crebol 

acrifolio 

condi(taJ 

condxctal 

crccietido 

crescendo 

covfalon 

(jovfalon  (janfidon 

creencia 

credencia 

confiante 

coufidente 

creer 

credire 

cotißanza 

conßdcncia 

crego 

clerigo 

C  0)10})  CO 

canape 

creo 

credo 

cousejero 

coiisiller 

Crespo 

crispo 

cotitar 

computar 

crespon 

crepon 

conteniente 

coidinente 

cresta 

criata 

coutincncia 

contencncia 

crezneja 

crizneja 

contino 

continuo 

criar 

crear 

coutrato 

contrecho  contractu 

criatura 

creatura 

contrete 

criazon 

creacion 

copa  cuba 

alcuba  cupa 

crif'ol 

crisuelo 

copela 

capeUa 

CTOza 

cnicea 

copJa 

cobra  cobre  cöpula 

cruzado 

cruchato 

coraznada 

corazouada 

cuaderna 

cvatertm  casenta 

corbata  (el) 

corbata  (Ja)  Cr o ata 

cuademero 

cuadernal     cuadtr- 

corbilla 

curricula 

nario        cuater- 

corcova 

concava 

nario 

coratsido 

culcusido    (v.    con- 

cuadriUa 

gradiUa      cuatriUa 

suere) 

cuadricula 

cor che 

corcho 

ctiadro 

catre  (frz.  cadre) 

corlar 

colorar 

cuajar 

coagidar 

cornado 

coronado 

cuaresma 

cuadragisima 

cornudo 

cornuto 

cuartel 

cnartero        cxartal 

coroncl 

coronario 

cuartario  cortan 

corpete 

corse 

cubihte 

gobeUte 

285 


cuchar 

cnchara 

dean 

decano 

ciicharero 

cucharal 

dechado 

dictado 

cuchillero 

cutelario 

dedal 

digital 

ciichilJo 

cutö  (cultellwu) 

dedo 

digito 

cuebano 

cofin    cofre   [cophi- 

de  g aha 

decania 

nus) 

dehesa 

defensa 

cuerdo 

cordato 

dejar  lasar 

lascar  laxar 

cuerna 

cuerno 

dejenjo 

descenso 

cuerpo 

corpa  Corps  corpus 

deleitacion 

delectacion 

cueva 

cova  Cava 

deleitante 

diletante 

cuida 

cueta  cuita 

delfin  od.  golfin  dofina 

cuidado 

cuetado  cuitado 

delgado 

delicado 

cuidar 

cuetar   ciiitar  cogi- 

delibrar 

deliberar 

tar 

delinar 

delinear 

cuja 

cuera  [coria) 

dengiie 

deniego 

cumbrado 

culminado 

denteJado 

danchado   od.  dan 

cumpä 

compadre 

telado 

cunado 

cognato 

d enter a 

dentario 

cuno 

citino  cuneo 

denuesto 

deshonesto 

cura  (el) 

cura  (la) 

depuesto 

depösito 

curadero 

curatorio 

derechero 

directorio 

curado 

curato 

dcrecho 

directo 

ciirtido 

contrito      (v.     con- 

derrame 

deiramen 

terere) 

desabrido 

desaborido 

cutio 

cuotidie 

descartado 

ecarte 

ciitir 

competir 

des  den 

desdeho 

chamarra 

zamarra 

dcseo 

desidio 

chamarrado 

chamarre 

deshabillado 

desabille 

chato 

plato 

desinar 

designar 

chaveta 

JL 

claveta 

desirvc 

deser 

chicharr  a 

cicada 

desliar 

desligar 

chülante 
od.chiifante 

chißante;  chußante 
silbante  asohiante 

desmedrar 
despUegue 

desmejorar 
despliego 

sibüante 

despojar 

desbuUar  [spoliare 

chocar 

zocar 

despojo 

espolio 

chocio  socio 

chanclo  zocalo 

destellar 

destilar 

choque  zueco 

zoco  zanco   chanco 

dcstin 

dcstino 

soco  [soccus) 

detajo 

detalle  detul  (v.  t<i 

chueca 

clueca 

leare) 

chupar 

sojjar 

deudo 

debito 

chuzo{n) 

zuzo(n)  suizo 

devino  od.  adevino  divino 

dezmar 

decimar 

dadero 

datario 

dicha 

dita  dicta 

dädiva 

dath'O 

diczma 

decima 

dado 

dato 

dinero 

denario 

2Hn 


flitit)  l(u\.  hulell  mdrl  lififUrn  {iimi- 

disrfut  (If'iffnin 

ditiijxihi  ml  riiijiiiln  (n\.   iA/j(i</a; 

eri»ipuln 

dispnrndii  disparate 

diz  dice 

dnldc(i(ir  dnplic(tr 

didtbt  ditjiht 

doctrinrro  dnctrin<tn'o 

donilit)  d(nii() 

dünti  iKir  d(tnii)iiir 
domifif/o  viiiKjo  Muif/(t  od.  Meugo 

dotninico 

dominio  domanin 

don  ducno  dümitie  dumino 

dotid  ductia 

d(ni((  ducua  di'nniiKi  dama 

d(niadio  dotiativo 

donccUa  dominicda       daini- 

sela 

dormidero  dormitorio 

dos  dito 

doscl  dnrsario 

dotor  doctor 

dracma  ad  arme 

drapo  irapo  trape 

dnccra  derecera 

ditcho  docto 

diicJio  ducto 

didlo  dühito 

ditda  dovela 

ducnde  duendo 

durmicnte  durmcntc 


cchar 

Jctar  jitar  jactar 

cchura 

jactura 

cjido 

exido 

cmhair 

invadir 

emhahnnar      envahnnar  (v.  vahi- 

inen) 
cmhelenar        enveneyiar 
cmhcstir  investir 

emhidar  oi\.  cnvidar  invitar 
embustcro        impostor  inq)ositor 


rmprivr  fmpefia  empelln  tm- 

pifjftt  {tmpüji. 
urm) 

enijdtiMifi  jdante  pla*f"  tontra 

pif Ultra 

tmplritr  implnar 

emjtleita  rmpUntn  impliciln 

enajenar  uhrunr 

enccnnhrar       incamrrar 

eucntmr  <     r 

envfldar  r 

encia  gingira 

euclnva:on       enclavacion 

enden  que         dinico 

encostruT         incrußtar 

eudehle  dehil 

endettado         indignado 

cndihjar  delegar 

endrina  nebrina   (v.  juntpe' 

ms) 
enebro  od.  ziinhro  ginebra  junipero 
enftrmo  xnßrmo 

engace   od,   engarce;    cngat-te  od. 

enca.-<te;  encausto;  incau-sto 
engazar  od.   ctigarzar;   cngastar; 

incan^tar 
engetidrador    generador 
engeno  ingenio 

engenr  od.  ingerir;  enscrir  od.  iw- 

serir  {iHaerere) 
cngrasar  incrasnr 

engrcyentc        ingredicute 
enhic^to  inßesto 

enjambradera  examinatoria 
enj ambrar        escamar  examinar 
enja  m  h  ra:o  n    ex  am  in  a  c  io  n 
evjarctar  ensartar  engertar  enser- 

tar  (y.  insertum) 
enjugar  exsucar 

enjunquc  agxnique        yunque 

{incudinem) 
cnjutar  chotar 

enruna  od.  oirona  ruina 
ensamblada      asamblea 


287 


ensay 

ensena 

ensenar 

enser 

ensuzado 

entar 

enteco 


ensay 0 

insiynia 

insinuar 

ser 

enaiiciado 

imputar 

hectico 


en  teudien  te      in  ten  den  te 

enterar   entrevar  entreyar  enter- 

yar  inteyrar 
enter 0    enteyro    entrieya   entreya 

inteyro 
entiho  estribo  estipe  ijstijyes) 

entildar  intitular 

entonador        entonatorio 
entorchar        entortar 
entre  int  er  . . . 

entredos  intrados 

entrepano        entrepan 
entricado         cntrtncado      in  tri- 

yado     intricado 

intrincado 
envas  envase 

enves  inverso 

enroUero         involtorio 
epistolero         eptstoJar  epistoJario 
era  area  alera 

ercer  cryucr    od.    eryuir 

eriyir 
erizar  enrizar  rizar  (v.  eri- 

eins) 
ermita  eremita 

errada  errata 

escalfcta  chofeta 

escalin  csquelin  (dtsch. 

schilUny) 
escalio  cscuüUdo 

csciüona  od.  escalona;  AscaJoniu; 

chalota 
escantiJlo7i       chant/Uon 
escarapcJa   od.   escarpcJa;    escar- 

cehi  [skarp-icella  v.  skar]>) 
escarjya;    escarba    od.    escäraba; 
escorba;  escarpe  (dtsch.  skarp) ; 
cha)pa 


escarpin  cJiapin 

escarzar  castrar 

esciavo  Eslavo 

escobina  escofinä 

escolar  escolan  cscolano 

escoplo  chaple  {.scalprum) 

escorchado      escorticado 
escrino  escrinio 

escudero  esciiyer 

escudrino         escrntinio 
escnpir  cuspir  {cons2)ucre) 

espadero  espatario 

espalda  esputula 

espaldera         espalera       espatu- 

lario 
esparavel         esparcel      (dtscb. 

Sperber) 
especia  especie 

espejar  especidar 

espcjero  especulario 

espeto  espito 

espiche  espicula 

espiya  espique        esplieyo 

espica 
espin  espina 

espleqne   od.    espeque;    esplinque 

od.  esplique 
espiritu  esprito 

esposa  esjwsas 

cspnesto  expösito 

esqnela  ccdula 

esquena  esquina  quina 

csquizado         esquiciado 
estacioncro      estaciouario 
estanza  estancia 

cstebado  estirado 

Ci>tepa  esteba  cstipa 

cetera  estorea 

estero  cstuario       {acstna- 

rium) 
esiio  estii-o  [acstivns) 

c^trayar  extrarayar 

estrccho  estricto 

cutrenquc  cstrinque  tn'nquc   (trin^ 

quctc) 


288 


e^trihar 

estripar 

fonil  fundihuh  fonerol  fand/tffn 

fHtribo 

irijKtH 

fonnndrta 

foButana 

fuhfftt 

fonal  fofttno 

Juhin'int 

farouiii 

frudf 

fr  mir   frcilt  fretre 

faciätol 

falciMtorio 

fray  od./ra/rey 

f(ir/ini(lil 

/mrieiida 

fragun 

fül/rtca  forja 

J(l(lt(f(t 

fniuja 

frnnqueza 

franquicia 

faeua 

hacina  fayitia 

fr  f  gar 

frxcar 

/".;■« 

haza  {funcia) 

frentf. 

frimtia 

fdJnido 

falcuto 

frtiitrrt) 

front  er 0 

ßiUihle 

fuhble 

frcmio 

frdjnno 

fdlUmiotti 

)       falimicnto 

frio 

frigtdo 

[fnllir 

fahr 

friat  friso 

frtno  frat 

farpado 

ärpado  zarpado 

fritsuelü   od. 

frezuelo;  frieol   od. 

farseto  od 

falseto;fahopeto  haUo- 

frixol;  fageolo  (phrmeolumj 

peto 

frtäo 

fruta 

fusto 

fausto 

frutero 

fructunno  frutUr 

favorido 

farorito 

fuego 

foco 

fehle 

flehil 

fuelle 

fol  (f Ollis) 

Jieldad 

fidcJidad 

fucro 

foro 

Jii'Uro 

fiUro 

fuerte 

forte  fortis 

fiemo 

fimo 

fündago 

alhöndiga 

ßjo 

ßxo 

ßmhria 

fravja 

gahtn 

galaiio  galante 

fincavza 

fmcancia 

galdre 

guelde   Gueldrt   od. 

fino 

finito 

Gueldres 

finta 

ficta 

gallega 

galega 

fistohi 

fistida 

gaigo 

Gdllego  gälico 

ßamhante 

flamante 

galta 

gdbata 

ßamo 

flaco 

gamha 

Jamba 

flaut  0 

flauta  flato 

gamella 

gamela 

fleje 

flexo 

garbanzo 

orohanche 

fleme 

flehütomo 

gastar 

rastar 

ßoje 

y/ojo  (vielleicht  auch 

garzo 

zarco 

fluxo  flux) 

garzo 

agärico 

floronco 

furüncuJo 

gayola 

jaula  (careola) 

flotacion 

fluctuacion 

gemino 

giminis 

flotar 

fluctuar  frotar 

genfalte 

geriofalco    od.   gri- 

flux 

fluxo 

falco 

focil 

fusil 

gicfünte 

jayan 

focJia  od. 

foja   od.  floja;  alhoja 

Gü 

Egidio 

od.  cd  foja:  fülica 

gitano 

egipciano 

fogada 

focata 

golilla  (el) 

golilla  (la) 

foUe 

folus  (-oXX'.c) 

golpon 

cupö 

fondo 

fundo 

golla  gola 

gula  goles 

289 


(jotice 

goz)ie 

haJcche 

alece 

(fordo 

giirdo 

hastio 

fastidio 

gorfe 

(jolfo 

haz 

faz      hacia      facie 

gozo 

g  audio 

facha  (facies) 

grado 

grada 

hehra 

jibra 

grau 

grande 

hecha 

fecha 

granado 

granate 

hechizo 

facti cit)  felidnt 

granohJe 

Grenohles 

hecho 

fecho  facto 

grancl 

graner 0  granario 

hcchor 

factor 

grao 

grava 

hechnra 

factura 

grapa 

grampa 

hechuria 

facturia 

graso 

craso 

hedrar 

iterar 

gratel 

gratil 

heja 

ferula 

greda 

creta 

helada 

jalea  od.  gelea 

grida 

grita 

heJguera  od 

falaguer  ßUcaria 

gringo 

griego  greco 

hemhra 

femiua 

grirar  od. 

grihar  od.  drivar  de- 

henir 

ßujir 

rivai- 

heraldo 

faraxte 

gromo 

grrimo 

herbero 

herbario 

gropo 

grupo 

heredero 

hereditario 

grnta 

cripta 

hcreje 

her  et  i  CO 

groto 

onocrötalo 

hernuDio 

germano 

griteso 

gros  gro  groso 

herrar 

ferrar 

grullada 

guruUada 

herreu  OSO 

farraginoso 

grnpera 

gitrupie 

hervor 

f er  vor 

guardilla 

bohardilla  od.  hoar- 

hierro 

ferro  ferro 

dilhi     hnardiUa 

higado 

higdte 

(von  huf) 

hilo 

fei  fil  fllo  flo 

guarida 

guarita 

hilvan 

filvan 

(n'jf^ 

agiija  (acucula) 

hincar 

fiucar 

gulleria 

gulloria 

hinchar 

iuflar 

gurvion 

gurhion  od.  fervion 

hinchazon 

inflacion 

euforhio 

hiniestra 

genista  gesta 

hinojo 

j)Utn'Ua(foeuicnhnu) 

hahla 

fala  fähula 

hinojo 

genol  {gcuuculinn) 

haca 

jaca 

hirmar 

Jirmar 

hacha 

fdcula 

hirvieute 

ferviente 

haces 

fasces 

hita 

fita 

hacen 

zähen 

hito 

fito  feto 

Jindero 

fatuario 

hoguera 

focaria 

hado 

fdto 

ho  ja 

fojn 

haha 

fulca 

hojada 

foUada 

halcon 

fahon 

hojar 

foJJar  od.  foliar 

halconcte 

falconetc 

Jiohin 

Jiohoido 

halda 

falda 

liolgo 

Jorto 

C.  Michaelis. 

i:> 

2110 


luttliir 

fulur 

tUlpIli 

griMpola 

hnllrjo 

fulicnlo 

impinttn 

tmpueata 

hnllin 

holli  fitlnjinr 

iiidufo 

indico 

hnmino 

/iKiiiiro 

inglr 

angutnu 

finintrillt' 

homicidiu 

mUrmfdm 

entremts 

luuiila 

Infi  da  fitndtt 

J&idro 

Imdtito 

hon  du 

Fr  (Hl  da 

;^h, 

iiiHula 

hontht 

ftnido  prtfjoiido 

hiHildl 

hotiorar 

Jahali 

Jabari 

horaniliii 

Joiuiinhrc 

JM.t 

»tüßle 

hoiftiiltt 

ho  reute 

jabottera 

saponarta 

hornia 

forma 

jada 

azada  (v.  ajtn) 

ht>nnif/<) 

hon/n  tfd 

Jahne  (Jaiime  Jagn)   Jmnhn 

hormif/utui 

Jorniieuno 

jaido  Jald 

:  jaldre  gualdo  geldit 

honuilla 

furnulhi 

jaleco  od. 

gileco  chaleco 

hör  HO 

fiirno 

jalctiua 

gelatina    od.    hfla- 

hos  CO 

fo.sco  Jil.stO 

dina     gualaiiua 

hospitai  ro 

hoKpitalario 

(v.  gclarc) 

hostal 

hüspital  hütel 

julma  O'l. 

enjahna      salma 

h(tsticnt 

h  o.s  l  i(l  vi  0 

80ma  sagma 

liot^tifjur 

jH.stiyar 

Jaloque 

siroco 

hoi/uela 

foveola 

jamon 

jamboH  od.  gambon 

hoz 

fdiices 

jdndalo 

andaluz 

hoz 

falce 

jaquel 

tchiquier 

hnehra 

o.hra  Opera 

jarcia 

sarcia 

huihrar 

obrar  opirar 

jarifo 

jerifo 

hitehrcro 

obrero  optrario 

jarope 

jarabe    airopo 

hueca 

(jiieea 

(iforb-ete) 

hueJr/a 

fohja 

jaudo  od. 

jaitto;    enjabido    inm- 

hitcUa 

folla  fohl 

j)i da  0*1.  insipido 

hucrca 

horea       od.     forca 

jazarino 

jacernio 

furca 

Jane 

semi  sein i 8 

hu  er  CO 

ogro  hör  CO 

jerga:  »erga  od.  sarga:  sirgo;  se- 

hucsa 

fosa 

jeringa 

siringa             \rico : 

liucsa 

osa 

jerpa 

strpa 

huerio 

huerta 

jenilla 

sercilla  salcilla  od. 

hiie.sjyed 

hospitc 

asalcilla 

hueste 

hoste 

jibia 

sipia  zupia  sepia 

hucio 

ore 

jiride 

iride 

JiKroHO  od. 

Jiorano  foräneo 

jirpear  o(] 

jerpear  (wie  p.  2>3 

hitrgon 

horcon  furgon 

steht)  serpear 

huso 

fuso 

jornal 

diunial 

joyo  od. 

Joyo  luello  loUo 

Uhvi 

Julian 

joyoso 

gaudioso 

iman 

diamantc 

Juarda 

auarda 

21)1 


.htfjo 

.jiif/iie  sKco 

leckem 

lactaiio 

juiz 

U".')^ 

ledra 

ledo 

Jumelds 

gcmelas 

lego 

Idico 

Jnradcro 

jiiratorio 

li'jo.s 

Inenga  hnija  lonclia 

juriKfo  ü(l. 

jariicü  abejarnco 

longa  langa 

jnstcza 

jnsticia    (el) 

jnsli- 

len 

leiie 

cia  (1(1) 

hngua  {vi) 

lengua  (la)  liiigua 

JHzharha 

dl  n  bar  ha 

( Joris 

lenti'ja 

lanteja  lenticida 

bar  ha) 

hnero 

lignario 

juzgar 

judicar 

leon 

lerdo  (altd.  li 

Icgion 
lerdü)    liirido 

lahio 

labia 

lesion 

lision 

labradevo 

laboratorio 

Icste 

cstc 

luhrantc 

hnirente  hdtoratite 

lesto 

listo 

lührero 

laborcro 

letania 

litania 

lacayo 

laque 

letrado 

literato 

lacio 

fldccido 

letrero 

literario 

Idcre 

laca 

lex  da 

ludia     Iczda     (Icvt- 

ladino 

latin  latino 

tum) 

lag  11  aar 

lacunario 

levistico 

ligi'istico 

li(ja  lasa  lancha  lasca  hixa 

legen  da 

legen  da 

lambel 

arambel 

lia 

liga 

lambrija 

lombriz 

liar 

ligur 

l  am  in  er  0 

laminario 

licor 

licitor 

lana 

hdja  (})[i'.  laii 

r) 

lidiar 

litigar 

hl  na 

bona  läniiua 

liento 

Icnio 

lande 

gl  an  de 

lienzo 

linteo 

landra 

gländala 

ligazon 

ligacion 

lanera 

lanai'io 

ligustre 

ligustro 

langosta 

locnsta 

lijar 

lisiar 

lantejuehi 

lenlejiicla    (v. 

h'tili- 

liuio 

linibo 

citla) 

lindano 

limitänco 

lapadiar 

lapazar 

lindar 

limitar 

lasitud 

laxitud 

lindcza 

liuipieza  limpideza 

laso 

laxo 

linde 

limitc 

lastimar 

blasfcmar  blasmar 

lindo 

liinpio  limpido 

l((f<tre 

lastro  od.  l((6 

to 

lincra 

linario 

lauda 

l  dpi  da 

liiia 

////o  linca 

lau  na 

lägano 

lirio 

/^v 

lavadero 

laratorio 

lisonja 

losanje  (huidcmia) 

lazar  o([.  cnla 

Zar  laccar 

lista 

ristra 

lazrar 

laccrar 

livio 

liüido 

leal 

legal 

lirradd 

licrea 

Icaltad 

hgalidad 

loa 

laude  luaa 

Icbrel 

lebrcro 

lobado 

lobato 
10* 

2i>2 


hihrrpo 

iMffiihrc 

mnrßio 

mache    vttutUt    man- 

Intfro 

lurrn 

culo 

linno 

Invnt       IiiIki       lumho 

viadtru 

mtulfro  m'ttrna 

{Itimhiis  \ 

madrigal 

mandnai 

lomlo 

Lötnlres 

viadritjuera 

mntricaria 

Innjtl 

Inf/in  (dthch.  luul/Ju) 

madriz 

Vi 

hiui 

liitca 

mfulrnna 

m<ii, '.,..' 

liii  hti 

litto  {Inctun) 

mae^a 

vtacttra 

Imio 

Imitlo 

maeae 

maeso  ma»r  maestro 

liiffxr 

liwal 

'ro 

litir 

liidir 

Ittjacion 

In.i  (itinn 

mnentral 

magtutml 

lumbrcra 

/itutliraria    hnni- 

mnitin 

uiatutifio 

naria 

viujuelo 

maUolo  0(1.  viniioh 

hniar 

luuario 

vmletia 

malatia 

litten 

tufirudit  (jlätcn 

vialcza 

mulicia 

Int  OSO 

hicttto.sa 

malinii 

maligna 

Lttzbel 

lücifer  lucifcro 

mallo 

viacho  imnrctiht«) 

Mallorca 

majori  ca 

mamaluto 

viavieluco 

Iladon 

lodoüo 

man 

mano 

Ihuja 

jdaga 

vinncha 

malla  macla    made 

llama 

Jlama 

mäciila 

llamar 

dawar 

mandadero 

mandatorio 

11  (Via 

plana 

mandado 

man  da  tu 

llaneza 

planicie 

mändola 

bdndola   bandurria 

llano 

plauo  plan  piano 

pandurria   pan- 

Ilauta 

jdanta 

duraod.i>andora 

Hauten 

plantaje    [plantagi- 

panduria 

uem) 

mangual 

manual 

llanio 

plauto 

Viani  do 

nianida  (v.  mwtere) 

llapa 

lapa 

m  an  ija 

manilla 

llares 

lares 

manjar 

manducor 

llatir 

latir  [glatire] 

manojo 

manopla 

llave 

clavc  [el)  dave  (7a) 

mansion 

vieson 

llccho 

pleita  [plidta) 

VI  an  so 

niansucto 

11  c  gar 

plegar  jdicar 

viantel 

mandil  manttlla 

lleira 

glcra  od.  glarea 

manudla 

manuda 

llenero 

plenario 

manego 

maniego 

Ueno 

pleno 

vidqidna 

Viachina 

llevante 

levante  leveute 

mar  dl  ante 

merchante 

llevar 

lerar 

mareada 

niarea 

llorar 

plorar 

vidrfaga 

mdrfega 

llosa 

dausa 

marfH 

aljil  od.  arßl 

Uuvioso 

plucio60 

margajita 

marqiiesita 

203 


margenar 

marginal' 

midgo  hidgo  od.  bicldo  od.  vuldo 

marmcüo 

mcmhrillo    {mch'me- 

od.  viendro  [ven- 

]mn) 

tüus) 

mcis 

mauso  {maiitiHn) 

viiente 

viehtc 

mascar 

masticar 

migraha 

hemicriuiia  . 

mascujar 

mascullar 

mijo 

milio 

mdtadero 

matador 

Millan 

Kmiliaiio 

711  a  I/o 

majo 

mina 

heninia 

mazar 

macear 

minencia 

€7)1  inen  da 

maznar 

macinar 

mirador 

7niratorio 

mäximo 

vidximxm 

misero 

niiaario 

meaja 

mcdaUa  metdlea 

mochar 

nioziiar  iniUilar 

meda 

fneta 

mocho 

mozo  iHotilo  mütih) 

mediado 

mediülo 

inocoso 

inncoso 

medrar 

mejorar 

viüdd 

7nodo 

Meje 

mcdico 

mojo    moje 

7noU(i       iniid/e     (<() 

mejido 

mecido 

7nole  7nnUa  [mo- 

mejUla 

maxila 

Uis) 

melecina 

medicina 

molde 

7nödnlo 

memhrillero 

memhriUar 

molleja 

moU'cula 

menar 

ininar 

inondo 

mundo 

mencar 

inancar  (v.  manus) 

vionedas 

7nonis 

menester 

ministcrio 

monedcro 

monetario 

menestra 

ministra 

vionedera 

7non  Ctoria 

menestral 

ministerial 

monje 

Mönago 

menestril 

ministril 

movjil 

monadllo 

meiigala 

hcngiihi 

viona 

mona  (it.  monna) 

menfniar 

mirmar 

viO)itnje 

7no)itazgo  (montati- 

mevjurge 

mejurgc     ( v.     min- 

aim) 

cere ) 

morcülo 

murcil/o  7HuredUo 

mcnoria 

minoria 

mordazd 

in  ortaja 

menU'ra 

meutida 

mordientc 

mordente  mordanle 

menndo 

minnto  mimita 

morgado 

amorgado           (von 

meollo 

mcdida 

arnnrcu) 

merJa 

menda 

moro 

maitro 

viermar 

miuimar 

mortandad 

niorlalidad 

mesta 

mista  mi.vta 

inoxradd 

miiscdto 

mestnray 

miaturar   od.    viijc- 

mortiguar  o 

d.  aniortignar    inorli- 

turar 

ficar 

mesura 

mensura 

niogn 

7nodio 

mesitrar 

meusurar 

mucrc 

muco 

meya 

media 

mudiignar 

muUiplicur 

mezclar 

mescolar 

viudar 

midar 

midfja  od. 

inclga   od.   mclca   uti:- 

VI  lieble 

niövil  od.  mdbiJ 

diva 

viifcUc  mud 

t    nwle  (inolc!<\ 

21M 


ininritiii 

tlUtrlin 

itrrhilla 

urrhilla 

iiiininliiy 

iHOnifior   iiinfiitor 

itrdrntifio 

fffdenato 

uiiirid  {stilmurrn)  iihnm  i 

ordrnnr 

nrdifiar 

inni  irnilii 

vidreiidn 

ttreja 

auriruta 

Hl  US  In 

m  11  Hl  11  In 

orinoMo 

riiffinnMo    rriigimnin 

VI  inj 

nnnlm  vinlli  .  .  . 

orcMjtr 

aiii 

orlnu 

(JrlrunM 

orttadn 

ormtlo 

miinr 

ndi  <ir(t 

tniilii 

)idtn  (fialits) 

ororiflatlo 

vndulaäo 

iiuiltiili  rii 

lidldlniin 

ostfiffd 

untngn 

Udo 

iidic 

Ofttiarin 

iijifT  od.  hujifr  ^'^ 

)i(i(iii 

)idtirn 

hiji er  od.  la 

iKinijii 

nnvalla  (nnraaila) 

ottro 

ultario 

oval 

onajo 

iwrcf'drin 

ncrcscr 

neguijdu 

vcguillnn  (v.  iiiz/et) 

overn 

nrario 

VVffni]l(t 

tief/rilhi  (v.  tiiger) 

nfila  0(1.  nijci 

(i  niel  (V.  niger) 

jiahellnufidn 

pdj^ilinftadn 

pahio 

pähulo 

ncsffo 

iie.xo 

Veto 

nltido 

pacado 

pncato 

nicto 

)lCjtntC 

))ihiimo  (mimmuin) 

jtacif/unr  od. 

apari/funr  paciti«  ar 

■)ilno  moiino 

padron 

patron  patrono 

n och  er 

vnuclero 

pnflon 

phifotl 

nocrc 

noque 

pago 

pagado 

undo 

nndo 

paiJa 

padella 

vouihrar 

7i0)ninar 

pal 

pnio 

homhrc 

nihil  er  n 

palahra 

parahola    pnröla 

)io  sc 

no  saho 

parla 

nucro 

nnvio 

paladin 

Palatino 

paliza 

haliza 

pahnero 

palmar  pahnario 

i>h{s2)a(lo 

episco2)adn 

painmar 

palomero 

obJdda 

oblato  ollen 

palurdo 

halurdo 

obolo 

övulo 

pdmpano 

pdmpol 

ocliaro 

octovo 

pauizo 

paniceo 

0(1  rem 

utrero 

pauo 

pana 

oidor 

auditor 

papel 

pabilo  pajji'rn 

oidorid 

auditoria 

parangon 

paragon  {para-con) 

ojera 

hidlera  ncularii» 

pardo 

jidlido 

oledero 

oledor 

pdrrafo 

parrdgrafo 

olfatorio 

olfactorin 

parte 

jydrtes 

omhligo 

umhilicifJo 

partija 

particula 

onza 

imeia 

pasmo 

es  pasmo 

opuesto 

opösito 

pata 

pate 

ora 

hora 

patena 

patera 

orca 

urca 

patrullar 

jjtttullar 

29:) 


poyo  J*cIai/() 

pazgiiate  apacifjnado    [paci- 

ficatum) 
pcal  pedal 

})Cana    od.   peaha;  2)eldaho;   pc- 

däneo 
pc.bete  pidnhte 

pehrado  pure 

pechar  pactar 

pecho  peto 

pecho  pauta  pado 

pedazo  petcquias 

pedrero  pedrel  petrero 

pcf/ado  pegata 

peffKJid  od.  pcujal;  pecidiar 
peje  pez  piscis 

pejif/uera         persi  curia 
pcUirchi  pelüdcro 

peJero  2)eraüe  od.  pdairc 

2)elitre  od.  piretro  belitre 
pelosn  ])eh(S(i 

pclota  halota 

pdla  hala  jnla 

jJcUeJa  pelkulo 

penn  ijena  (pennu) 

pendencia        ^>eM«<ewc/a 
pendula  pehola     abcnola 

(pennida) 
pensionero      j)c«s2o;?rtno 
pehol  penol   peudol   piin- 

dido 
percha  pertiga  pcrtica 

percgrino        pelerina 
pereza  pigrida 

perlätico  paralitico 

p es- pries         pos  (post.) 
pesar  jtcnsar 

■pesca;  prisco  od.  alprisco\  albd'- 
diigo    od.    alpcrsico;    alberge; 
pi'jego ;  pcrsico 
pestiUo  pistilo 

pezuelo  pedolo  piezgo   pc- 

dicalo 
jiicado  jiiqui' 

pidie  pez  {picam) 


jtiIdor<< 

pUidu 

inncel 

penicillo 

pindiar 

jyiuzar 

piojoso 

pedicaloso 

jjistacio 

alföcigo      od.      al 

fistigo 

pixide 

busto    (woraus    bn 

bruces  s.  oben) 

plantd 

plantario 

jtlaticar 

pradicar 

pldtico 

prädico 

platija 

platilla 

plaga 

j)laga 

jdaza 

plätca 

plazo 

pleito  pldciio 

plcgar 

plicar 

plegaria 

precaria 

pleitear 

pretear  (v.  p)leito) 

pliegne 

pliego  ptlica 

plomazon 

plumazon 

plumero 

plnmario 

poblaclio 

pöpaladio 

pobo 

chopo  {pop\di(s) 

podar 

2)0  tar 

polir 

buir 

polvareda 

2)olrorcro 

ponce 

pömez 

ponientc 

ponentc 

ponzona 

pocion 

popar 

2)alpar 

porche 

portico 

porfla 

perßdia 

porro 

porra 

posa 

pausa 

postilla 

pustela 

postura 

2)0situra 

potajcro 

2)ot(ijicr 

poteuza 

poteiicia 

poyo 

podio 

pozal 

2)utcal 

2)rebostc  priostc  prcpucstu  prcpo 

sito 
prehecJio  prefedo 

2)rdal  od.  pdral  jicdural 
prcz  jircrio 


29G 


jinnuru 

jjruutino 

reut 

regtü 

pritiion 

prehruHtou 

reaUß 

reis 

jnitjntfstu 

jnitjioHtto 

rehoUo 

repoUo  {y.  puluhtre) 

j)iorn/n> 

2'roretto 

recado 

recaudo  (r,  recnjii' 

prormznl 

2'roviutinl 

tare) 

2>uhliV(t(ltt 

]iuhli('(tla 

receta 

recepto 

jHtilirntr 

2intfntt: 

retetero 

rerriario 

jiiuhit/ryo 

jiHilridor 

reahinilr 

rfciptetitr 

Jim  hl 

jiiirhlo  2'"2'"f" 

recio 

rigido  rija 

])ili\st(t 

2)<>sta  2">>'to 

recua 

recora  (arah  ) 

j)uj(ir 

2ntisur 

tecuero 

recorero  (arab.i 

jmh'cla 

])ucelu 

recitdir 

recutir 

pulican 

pilican  pclicano 

rededor 

derredar    (t.    dtre- 

jinllcnta 

jjuletita 

trttm) 

jiidjiito 

pupitrc 

rcdoudo 

rotuuda       TOtouda 

piilpo 

jiolijio 

ronda 

2>iilsiro 

pulburio 

redencion 

ranzon 

pmicJia 

2)  1(11  tu 

redro 

retro 

2)unc/i(ir 

2)nnzar 

redrar 

rendar  reiterar 

jtuntation 

puntuacioti 

redruejo 

redrojo 

jnnital 

pioitital 

reducho 

reduta 

2)i()itar 

j)U)iti(ar 

regada 

reg  ata 

2)U)itcl 

jJiüiiero 

regaJo 

regelo 

2)Untosidad 

j^iDituoüidad 

reglar 

regulär 

punzon 

inmciun 

regüeldo  od. 

revueldo  od.  rehüehh, 

od.  hueldo 

;  rerueUo 

qxchrar 

crcpar 

reja 

retiatla 

qucdar 

quitar  quictar 

relevado 

relere 

quedo 

quito  quite  quieto 

r ehe  10 

relief 

qucmar 

er  (mar 

remesa 

remisa 

qucsado 

cascato 

renda 

redita 

quif'to 

cuesta 

reugJon 

reglon 

' 

rengo 

renco 

raho 

rapo 

repjlegar 

replicar 

raigar 

radicar 

reproche 

repropio 

ralo 

raro 

repuesto 

rejioste 

ramo 

rama 

requesta 

requisito 

rapado 

rapc 

resoUar 

resoplar   (v.  sußar) 

rato 

rapto 

resurte 

resorte 

raudo 

räbido    (oil.   v.   rä- 

respetar 

re^pectar 

ptido) 

respeto 

respecto 

ras 

raso 

respetoso 

respetuoso 

rasgar 

rascar 

retar 

reputar 

raijo 

raza  radio 

retrafar 

retractar 

razon 

racion 

retrat  0 

rctracio  retrete 

•29- 


reirechero 

retiterto 

revendicar 

reves 

revesa 
revesar 

revoqtie 

rezar 

rezno 

rihera 

riesgo 

riincro 

rivgla 

Hz  cd 

robin 

rohJar 

rohle 

rodar 

roela 

rolde  ruejo 

romadizo 

rondel 

ropa 

roser  0 

rota 

rotiira 

roija 

rua 

rueda 

ruido 

rvjiar 

nimo 
rntinero 

aahorgar 
sacalina 
saeta 
saetero 


retreiera 
riorta  retorta 
revwdicar     rerau- 

char 
revieso    rehoso    rc- 

verso 
rebeza  (v.  rerersus) 
rehosar  rehozar  re- 

versar 
rei'oco 
recitar 
ricino 

Vera  ripuario 
risco 
rimario 
regia  regula 
ricial 

rona  roya  roh  ig  ine 
roborar  (v.  robiir) 
rohra  (v.  rohnr) 
rotar 

rodela  (v.  rota) 
ruello  rollo  rötujo  rol 
reinnatiamo 
rondö 
roha 
rosario 
ruta  raiita 
ruptura 
rubio 

arruga  ruga 
roda  rota 
riigido 

ruciur  od.  rociar  (v. 
rociodA.roscidus) 
ruinho 
rutinario 

sahorcar 

sacadiiia   socadina 
sagita 
sagitario 


eagerida  od.  satureya  ajcdrea 
.sagra  sacro 

sagramiento    sacratnotto 

C.   MiCUAKLIS. 


zahi}ia  (öOgina) 

saJador 

sargnera  sargal  sn- 
licario 
saloma\  zalema  od.   celema;   za- 
lama    (j»^Lw) 

sosa 

sausier 

selvätico 

sa7i  to 

sanguis 

santnario 

santificador 

santificar 

insania 

sirviente  aerjente 

seso  (Stein  pg.  seixo) 
sayo  od.  sago ;  zaque;  jaco ;  saco 

{saJicein) 
saz  saiice 

sazon  estacion 

secaria  geera  (pg.) 

seceno  ;  seiseno;   sesen  od.  seiscn 


sama 

saladero 

saJguera 


,saJsa 

saJsero 

salvaje 

San 

sangre 

s  anter  0 

santignador 

santiguar 

Sana 

sar genta 

sa.vo 


secrcstar 

secretero 

stellend  a 

seda 

sede 

seglar 

segun 

segioidar 

sellado 

sellar 

seUo 

selva 

scnuüiero 

semhjar 

sembrar 

sencilio 

sendos 

seno 

senoso 

sc  na 

senal 

sePtar 


secuestrar 
secretario 
secansa 
Jeta  setcf 
seo 

secular 
segundo 
secundar 
sigilado  sigilatu 
sigilar 
sigilo  sigja 
silva 

semanario 
siinilar  od.  siiiiHhir 
scmi}iar 
simplecillo 
singulos 
sien  si)io 
sinuoso 
sine  sigiio 
sciinclo  sign('icit/(j 
signar 
20 


298 


sehero  od.  sendtro  ttiiiffiihti 
tteiior  Hcor  ttor  tiur  afnior 

urpaid  gi-padcn 

scrrniula  t*erinut<i 

hcrrado  scrmtit 

S*'Mtna  SCJUlll 

HCüO  btHbO 

Hctü  Ceuta  {Hueptnm) 

seijfjite  Bediente 

sicff(i)itr  secatiti' 

nicrra  cerro 

niesta  sesto  Sirto 

sileuciero  siJenciario 

sisero  cinorio 

sohermio  superntn)     uA.     so- 

]>r(ino 

,sohynr  snjiernr 

.sobrc  siijtrd  .  .  .    (od.    8U- 

per  ... 

i^ohrtlm:  sohrcfaz 

sobretodo  sortü 

soez  sucio  {sucidits) 

iiohhd'  fiolidnr 

soh'düd  Saud  ade 

soliman  suldimado 

soliviar  (alt  subkvar  , 

sollerar] 

soltero  solitario 

solviente  solvente 

soUamar  soflamar 

sonia  suma 

somero  sumario 

sonada  sonata 

soso  zonzo  insulso 

sospecha  suspecto 

sueldo  suelto  (gediegenes  Metall) 

soldo   sölido  saldo  ^oda 

suelo  sölco 

sueno  son 

surgidcro  surfiidor 

suro  Sifbcr 

siirdir  surgir 

sursida  surgida 


iabaola 


batahola 


tuhlrro  tahjar  tubufano 

tacfion  chaton     (».     dtich 

jdatt) 

tuiwado  temudo  ^pg,  u,  al«M>- 

teiniado) 

tujo  tau 

talento  talante 

talque  talco 

tnUnr  talar  tajar  tarjar  tnlear 

talU  taUo 

tauen  taca 

tnnda  tanta 

tattienle  tangrfite 

taranlla  trartila 

tarde  tardo{a) 

tarea  tarifa 

tarja  taja  (v.  taUare) 

tarraja  terraja  {\.  terelrumt 

tarrina  terriua 

tartarugn  tortuga 

tasar  tachar  tascar  taxar 

taurete  taburete  (v.  tambur) 

tea  teda 

techo  tceto 

teja  iegula  teda 

tejero  tejar  tegular 

tejido  tisü 

ielero  telar 

temblar  tremolar  tremular 

templadura      iemperatura 

temjilar  temperar 

temporero        temporal        tempo- 
rär io 

tcnallon  tetiazon     (v.     tetia- 

cula) 

tcndiente         tendente 

teniente  tenante 

tenzon  tension 

tercer  tercero 

terrontera        torrontera 

terzuelo  torzuelo 

tesoro  tesauro 

testiguar    od.     atestiguar     testi- 
ßcar 

tez  terso 


299 


tihio  tepido 

tieso  teso  tcnso  toesa 


tiesta 

tija 

tihU 

timhre 

timonel 

tiiia 

tinte 

tiricia 

tizne 

toha  (Distel 

Stengel) 
tohillo 
tocada 
tocho 
toJdo 
towadero 
iou 
toncl 
tonga 
tonto 
topera 
topa 


testa 

tibia 

tittdo 

tempano  tuupano 

timoncro 

thiea 

tinto 

hictericia 

tizon  {titionem) 

tuho 


tuhiUo 

tocata 

estidto 

tolo  {tholus) 

tomador 

tono 

tunel 

ttüiica 

atönito 

talpaire  talpario 

tcdpa 

torcha  trocha  tuerto  larta  torto 
torche  iruj  trocla  törcido 


torditja 

torya 

tornar 

tornillo 

torno 

toro 


Utrdüjd 

tuerca 

turuar 

turnillo 

turno 

tmiro 


torzon  od.  iorozo» ;  tarazon 
sion 


toy 


tosco 
trabajo 
traicioii 
trat  na 


tndesco 
trebejo 
tradicion 
treua 


trajin  trajino  trahino  treu 


trampa 

trancc 

trcoiquiJ 

tranzadera 

trasdos 

traste 


trapa 

tränsito 

tranquUo 

trenzadcra 

frasdoso 

tüsto 


trastrueque      trastrueco 

traves  travieso    traversa   trasves 

transverso 
traveser  tracesero 

trebedes  tripode 

iribol  trifolio 

trecho  tralo  tracto  trete  traue 
treinentina       terebentina 
treta  trata 

treudo  tribnto 

treznar  trenzar  (v.   trichia) 

trillar  Uibidar    od.    atri- 

hidar 
tronco  troncho  tronzo  trunco 
troll  adera         tronatorio 
trozal  torzal  (v.    torquere) 

trozo  tirso  ton^o 

trucno     estruendo    troii     tronido 

{tonitrum) 
trueque  trueco 

trufa  turma  turba  (v.  tu- 

ber) 
trujal  torcular 

trujima}!  truchaman 

iucro  toro 

tufo  lifo 

tulipan  turbante   (ar.-pers.) 

turba  tropa  (tropus) 

turbio  tolra  torva  türbido 
turmoso  tuberoso 

tuson  to}tsio)i  toison 


U)l 

uuo 

Ksia 

vuestra  senoria 

usted 

vuestra  vierced 

KZ    0(1. 

hu: 

nrce 

uzo 

Ostia 

va 

vade 

vaco 

vacuo 

vagar 

vacar 

vaho 

bafo 

vaina 

Vagina 

r(d 

VüUe 

rar  ade  ro 

varador 

3(Xi 


rattcuence 

rrdn 

r  einten 

rejitm 

rcUir 

renudero 

rinfiar 

itrde 

venjii 

rcnjitcuza 

reriijitar  od 

verja 

vertue 

rcrviejo 

vero 

vcstero 

veza 

rezo 

via  je 

viandero 

vidrado  od. 

vidrio 

viejo 

viente 
viUaje 

vil 
viola 
virote 
i'isera 


crräaeco  (v.  viridio) 
VtUfCüuico 
Veto 

reititent) 
rrsica 

vigilur  vigiar 
renatorio 
vindicdt 
ririo  viride 
rirfßfi 

verrenn  diu 
aitri(juar  vcrificar 
virffuhi 
venuinis 
rerifiicitlo 
vario 
rcutuario 
vicia 
vicio 
vidtico 
liv  ander  0 
vidriado  vitre 
V  itreo 
viedro    (Murvicdro 

etc.  veiithi.sf 
videnie 
liUazgo      {viU-a(i- 

cum) 
vilo 
vigui'la 
viruta 
viscd 


visipertt 
viäla  (el\ 

tu  '  i  ■■ 

vocero 

volcan 

roltero 

voluutario 

vtthjüda 

yema 

yero 

yerto 

yesca 

yeso 

yogar 

yutita 


rigperag 
vista  (/a) 
rtraf/ue 
vivar  rieario 
vorario 
nilcan 
rtfltaho 
rolontf  r 
vulgata 

gema 
ervo 

jertas  hirto 
esca 

gipso  algez 
jugar 
Junta 


gacre  {oxi-zacre)  säcaro  azücar 
Zaire  zafir  (arab.i 

zamboa  acit/iboga  larab-j 

zampoiia  sinfonia 

zaquear  saquear 

zarcillo  cerddo  icircdlum) 

zarrupastruso  od.  zarptostrofnj  za- 

parraatroso  (dtsch.  harj)) 
zopo  zompo 

ziia  od.  zuda;  azua  od.  oznda 
zumaca  semaca 

zuiio  ceno  (cincinnui)) 

zttrdo  snrdo. 


Druck  von  F.  A.  Brockhaus  in  Leipzig.