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STUDIEN
ZUR
ROMANISCHEN W0ETSCJ1ÖPFUN(;.
\nc>^\^ s
STUDIEN
ZUK
ROMANISCHEN WORTSCHÖPFUNG
VON
CAROLINA MICHAELIS.
LEIPZIG :
F. A. r, U 0 (■ K II A U S.
187lK
Ütl% llfl'hl flff L'rbmrt :-in-j ,%l TijT'.fltiHirH,
MEINEM FREUND UND LEIIUEll
CARL G OL DR ECK.
Vorwort.
Dass dieses Eüclilcin tlensell)en Titel trügt, den der
Meister romanischer Pliilologie unlängst einer seiner kleinen
Schriften gah, möchte, weil es einer Unbescheidenheit ähn-
lich sieht, eine Rechtfertigung verlangen. Ich kann nur
die eine, doch wie ich glaube ausreichende geben, dass die-
ser Titel — und dieser Titel allein — wirklich zu meinem
Werkchen passt und zwar nicht minder gut wie zu dem seinen,
ob auch der Inhalt beider ein ganz verschiedener ist.
Als ich die Ankündigung von Diez' ,, Romanischer
Wortschöpfung" las, nachdem meine Arbeit im Manuscripte
längst vollendet dalag, fürchtete ich halb, halb hoffte ich
darin w^iederzufinden was meine Studien über jenen Gegen-
stand mir an Resultaten zugeführt hatten; jedoch vergeblich:
die Punkte welche ich fixirte und um die ich Kreise zog,
sind ganz andere als diejenigen, Avelche sein Augenmerk
auf sich lenkten. Die Selbsttätigkeit der romanischen
Sprachen, die Art wie sie sich vom Lateinischen lossagten,
um ihre eigenen Wege zu' wandeln und sich zu bereichern,
gerade was also recht eigentlich romanische Wortschöpfung
genannt zu werden verdient, Dinge die aber Diez, wie sein
Vorwort noch ausdrücklich sagt, nicht in seiner Arbeit
nachweist, hatte ich zum Gegenstand meiner Untersuchung
gemacht. Freilich ist dieser damit nicht im entferntesten
erschöpft. Ich wxiss sehr wohl dass was ich biete nur
Stückwerk ist, und dass dieses Stückwerk nicht einmal im-
mer so beschaffen ist, dass es bei späteren, grösseren Rau-
ten unverändert benutzt und verwertet werden dürfte; ich
weiss dass hier zu wenig und dort zu viel geschehen ist.
Darum setzte ich dem Titel „Romanische Wortschöpfung'*
ein beschränkendes ,, Studien zur" voran, hoffe aber trotz-
dem, dass wenn ich nur einiges von dem vielen Neuen, das
auf diesem Gebiete noch zu erforschen bleibt, gesehen und
VIII
iri lil i'rkaiiiit Iia1)r. m« mc kloiii<; Arboit trotz imtr Lni« j-
tigkt'il ni« lit ^anz vrrarlit<t wcrcli-n wird.
Ich wrihK amli dahh der Felilor, Kchon derer die ich
hcUikI crkciiiio, mniichr da Hind; /. 1(. viele; Kinzelnheitm
in der Aiiorflimnj; »ler LiHien. Der HehlininiHte aber wird
in «len Anj^rn drr meisten ein aiuh-rer Hein, der nämlich.
tIasH viel«* ihr Ktynioln^ieen die ich in den JjhteTi der »spa-
nischen S( •hei<lelornien hiete. ^;an/ nen hind (vj»l. S. 220)
lind dennocli hier ohne Ihfwcisfiilirung in die Hejhen der
nnhestrittenen, hingst anerkannten treten als Htündc daH
1' actum auch ihrer (riiltigkeit ])ereitH unbcfitrittcn fest. Zwar
sind ni( ht wenige davon für mich in der Tat sicher gestellt,
liii- mcim; Leser kimncn sie es jedoch nicht sein, da ich
ihiKu in dieser Arbeit das zu umfangreiche Beweismaterial
iiiclit vor Augen fiilire, das ich für eine jede der aufgenom-
menen Ktymologieen gesammelt bereit habe um es einem
der Vollendung entgegengellenden spanisch-portugiesischen
Ktymologicon einzufügen. Andere P^tymolo^een sind auch
für mich noch nicht vollkommen gesichert. Dennoch konnten
diese wie jene hier nicht gut in anderer Form als der der
Behauptung auftreten, wollen und können aber trotzdem
zunächst nur als Conjecturen und Hypothesen betrachtet
sein. Vielleicht wäre es gut gewesen das Etymologische in
einem Anhang beizubringen: ich tat es nicht weil mir sein
Stoff unverhältnissmässig gross schien, bei der fast gleichen
Form und dem last gleichen Sinne mehrerer Scheideformen
aber ein und dieselbe Herkunft auch dann schon anzuneh-
men ist, wenn sie überhaupt noch für keine derselben mit
Sicherheit ermittelt ist.
Des Tadelnswerten, das ich nicht erkenne, wird noch
ungleich mehr vorhanden sein; dafür erbitte ich als Gunst
eine recht eingehende und scharfe Kritik. Belehrt und
unterwiesen zu werden, ist, selbst in den Augen mancher
Dame, nur dankenswert und würdig.
Berlin, im Mai 1870.
Carolina .Michaelis de Vaüeoucello:?.
Den Komuiiischon Sprachen ward und wird nocli oft und
ernstlich der Vorwurf der Arnuit gemacht: oft und ernstlieh
sahen sich daher die Freunde und Vertreter der Koniania ge-
zwungen als Verteidiger ihre Stimme für sie zu erheben, als
ihre Ritter eine Lanze für sie einzulegen. So oft sie aber auch
in diesem Kampfe schon glanzende Siege über ihre Gegner er-
fochten haben, ich glaube dennoch dass die Waffen noch nicht
ruhen dürfen, dass das letzte Wort noch nicht gesi)rochen, dass
noch manches Neue zu ihren Gunsten zu sagen ist, dass z. B.
ihrer freien schöpferischen Tätigkeit noch eine grössere Würdigung
als bisher zu Teil werden kann. Freilich muss man zuvor auf-
hören in ungerechter Parteilichkeit mit dem umfassenden Familien-
namen „romanisch" im Grunde nicht mehr als eine der latei-
nischen Tochter zu meinen; den übrigen aber, welche die er-
erbten Verwandtschaftszüge ungleich schärfer und treuer bewahrt
haben als das Französische, zugleich aber ungleich freier, natür-
licher und kühner in der Bahn ihrer Entwickelung vorwärts
gingen, ihnen muss man mehr als einen beiläufigen, oberfläch-
lichen Blick gönnen, und was von jener gilt nicht ohne weitere
Prüfung auch auf die anderen übertragen. Dann wird man besser
und in mannich faltigerer Form als bisher sehen und zu beweisen
vermögen dass, wenn man eine Parallele zwischen dem allen und
dem neuen Römerreiche zieht, wenn man ein Mal die Masse der
Begriffe abwägt, welche beider Sprachen überhaupt mit Worten
zu decken wissen, ein anderes Mal die Art in der sie es tun,
die Masse der Mittel, welche ihnen zu solcher Deckung über-
kommener und zur Gestaltung jiengeschaffener Begritfe zu Ge-
bote stehen, dass daim zweifellos die mit schwerer Waare be-
C. MlCHAftL.IS. 1
lusti'lc Srhulc die de« neuen Keiclieh int. Wts dc4'n<riiriiu>ii'||p
DeredHumkeit auch von dvm Heirlitum der Motzen ).. lim
Sprurhr sokmi inn«, ko donnernd M-in ceUrum rntsro laitnam
iitit/mtni in>n inutto tiOfi inoprm «/ vulgo )nilarnil aed htniplr-
lim VIII vtiinii cHtr i/iiatH (inuntni vielleicht noeh in • Oliren
widrrliallt, iMi\viderle){t Hird doch bleuten was Kucniiu^ ... neineni
unst(rl)li(ln II (Jedij-lit so oft aU jiaini Hcrmonii cycHlas (I, H.'i2.
III, Udo. I, i:!'J) betrauert und wa-s anrh Seneca rerhorum pauiertan
immo eyestas (cp. ÄS.) nennt.
Wühl ist 08 wahr dass die Tochtersprachen viel von der
Ki'.M'ntümlichki'it niid der Schönheit des I/if ' ' * , •
haben: (bxli fehlt ihnen durum nicht alle 1..^- ..i........ >in< << .j;i >
Scliönheit. Ind ist es crlaul)t den Satz fium aronn tous Ifs
(fvfdufs de )ios quiilit/s umzudrehen und hier anzuwenden, »o
darf man sogen: was jenen an Strenge, Schärfe, Formvollkonimen-
lioit und Klarhf it verloren ging, das ersetzen sie durch grössere
Freilicit und diircli grössere Mannichfaltipkeit in der Verwendunjf
ihrer Uildiingsmittel: Vorteile die bei der unauflialtsain weiter
strebenden Geistesentwickelung unserer Zeit, bei dem steten Zu-
strömen neuer IJegriflfe, Anschauungen, Vorstellungen und Ideen,
die dn'^ Fleisch des Wortes anziehen wollen, bedeutend höber
zu veranschlagen sind als die knappe Gesetzlichkeit, die lichtvolle
Einfachheit der Antike. Weniger klar und schlicht als diese
mögen sie sein, weniger reich sind sie in keinem Falle: ihr Wort-
kapital ist bedeutend grösser als das der Muttersprache. Dem
Deutschen gegenüber ist der Vonvurf der Armut freilich voll-
kommen gerechtfertigt, doch berührt er die Schätzung ihres
Wertes weniger nahe, und niuss obenein natürlich, sobald die
Einzelbeweisc zusammengestellt werden, manche IJeschrünkung
erleiden Jede Nation hat eben besondere Seiten in ihrem Cha-
racter und in ihrem Leben ausgebildet wie ihr Land seine be-
sonderen Früchte zeugt, und die Worte mit denen ihre Sprache
beides zu malen meint, sind ihr gerade so eigentümlich wie
jene Früchte dem Boden ihres Landes. Sie können niemals von
Fremdlingen treu und lebenswahr copirt werden. Auch die deutsche
Sprache kann also nicht in allen Punkten die reichste sein: ihrer
ausgebildeten und fein nüancirten Gefühlswelt rückt z. B. der
Romane mit einer festen Phalanx ritterlicher und galanter Ge-
sinnungen entgegen: beider Termini wird der gewissenhafte Geistes-
dolmetscli füi- unübersetzbar erklären. Und so fort! Ks ist jenen»
eben so unmöglich aus einer Sprache adäquat in die andere /u
tibertragen wie es der lebenden Sprache überhaui)t unmöglich ist
adäquat wiederzugeben was der Mensch denkt und fühlt. Ihre
Ohnmacht die leiseren Gedanken und Gefühlsschatlirungen nach-
zuzeichnen nmss ein jeder unmutig nur allzuoft empfinden: ihre
Unzulänglichkeit beklagt der moderne Dichter, und wir mit ihm.
so oft er in nur scheinbar sinnlosem Pleonasmus Beiwort an
Beiwort reiht, um dem blassen Schattenbild, das er von seiner
Anschauung durch das Medium des Substantivs zu entwerfen ver-
mochte. Strich für Strich durch angefügte Adjectiva die Farbe
des Lebens anzupinseln und eine volle der inneren Wahrheit treu
entsprechende Verkörperung derselben zu erzielen. Annähernd
kann er es erreichen; ganz gelingt es ihm nie. Wie wäre es
sonst möglich dass wir so selten einmütig ohne Frage und
Zweifel zu behaupten wagten: dies oder das hat der Dichter ge-
meint; und dass von hunderten jeder nach eigener Auffassung des
Dichters Yorgedanken nachdenkt und auslegt? Das Wort ist
ein so flüssiges, flüchtiges Element dass es sich ewig bewegt und
umgestaltet: nicht zwei Mal taucht es aus den Wassern seines
Lebens als dasselbe hervor; jeder Mensch fasst es so oft er es
denkt und spricht in etwas anderem Sinne. In ein und derselben
Form , äusserlich unverändert , muss es also den stets anders ge-
fassten Inhalt eines Begrift'es zur Darstellung bringen, da die
Menge der Worte für die grössere Menge der Gedanken nicht
ausreicht. Die Sprache muss sich damit begnügen mit einem
Hauptmerkmal der Dinge ihr Wesen zu bezeichnen und es jedem
Einzelnen überlassen aus der Erinnerung oder der l^hantasie die
Melodie zu vervollständigen deren ersten Toa allein sie anzu-
stimmen vermag. Sie ist arm an IMitteln, dem Keichtum an
Zwecken gegenüber, die sie mit diesen Mitteln erreichen soll.
Mit einem unendlich kleinen Vorrat von Lauten muss sie haus-
halten, unendlich wenig Elemente zu unendlich \ielen Erschei-
nungsformen verbinden.
Als allgemein menschliches Mittel der Godankenmitteilung
betrachtet, ist die Sprache also wirklich arm. An dieser Armut
haben alle einzelnen Sprachen Teil, folglich auch die romani-
(Iirii Ijii .Mniijj;«"! Jil»*'» , 'i' i itllprnnHli iiiiii nn.iljii j»it
iMaurlit kriiwm Kiii/i-Incn vor^cworfi'H zu Hfrdi'ii 1 iritl
liniiMT wlctlr-r zii erwfliiiicn, «ein iih» aiigi*/wHMf*^ \> iii»r
wicdn- zu Ijcweisoi:, Ist ein unnüfzc«, Inlcr« SpiM. I'nd
diwo allgcmcinn H«MlnrfliKU«it d«T Sprache fassen auch die Tadler
der Koiiinuia nicht ins Auge, auch nicht ihr VrrhJiItni«!v zum
(l('utsr!i( M I(«'i< litiiin: auf das Lateinische wird mit voll'-m Hecht
der cMtrentlichc Nutrhdruck geh-jft. Wahrend sie aher in den
l)ci(lei» crstrn r.'lllen ein Itecht zu tadeln hätten, haben ule e%
gerad«' im dritten halle nicht. Schon die Theorie aller Sprach-
forschung, schon der fieist der sie belebt, »teilt die« feirt noch
cho Praxis nn«l \Virl<Iic]ikeit die Erfa}irunp«sütze geliefert haben
aus «lenen die 'i'heorif sich erst ergehen sollte, die Iheorie da»s
die Sprache allniühlidi wachst, dass sif versucht jenem ihr an-
liaftenden Mangel mehr und mehr abzuhelfen. Wie sie es zu
Wege bringt und bis zu welchem Grade des Wohlstandes sie sich
«•rhoben hat, «las allein ist wertvoll und wissenswert.
Wer nun mit der Absicht dies aufzuspüren dem allmählichen
Wachsen der Siirachentwickclung in rückläufiger Bewegung bis
zu ihren ersten Keimen folgt, wer sich \on einem der grossen
Sprachenkenner dieser Tage — mit denen zusammen zu leben
und (itren Forschungen nachzugehen mich glücklich macht —
im liilde die Urgeschichte der Menschheit, ihr erstes Erwachen
zu Vernunft und Sprache weisen lässt, der sieht in wechselsei-
tigem Wirken auf einander beide allniahlich reifen, und vom ersten
Erfassen bloss der Extreme aller Beziehungen, des bloss sinnlich
(ireifl)aren sich zu immer genaueren, feinerem Unterscheiden und
Bezeichnen der Dinge und Gedanken hindurcharbeiten. Oder wer
selbständig den Gang der Sprachentwickelung an einem Kinde
oder an dem den Kindessinn am besten wahrenden Volksgeistc
verfolgt, und an ihnen in grossen, vereinzelten Zügen noch ein-
mal nachlebt was vor Jahrtausenden das Menschengeschlecht in
seiner Jugendzeit durchlebte, der erkennt an der Xaivetät des
Kindes, dem z. B. noch jeder Mann Papa oder Onkel ist, jedes
Tier ein Pferd oder Hund , jede Mehrzahl fünf, jede Farbe
rot oder beliebige andere zuerst fixirte Farben, Zahlen oder
Tiere — der erkennt daran das Verfahren der Sprache wieder,
zuerst eine Fülle von in irgend einer augenfälligen Beziehung
gleichen Dingen mit einander zu verwecli.-icln und unter einen
Begriff zusammen zu fassen, und erst nach und nach ihre Ver-
schiedenheiten, ihre Gegensätzlichkeit in anderen Beziehungen zu
bemerken und dem Bemeiktcn einen Ausdruck zu geben, das
Verfahren vom Roiien, Groben, krass (jeschiedenen zum Verstehen
und Bezeichnen immer zarter feiner und schwächer betonter
Unterschiede vorzugehen. Kr lernt auf diese Weise dass die
unendliche Mannichfaltigkeit der späteren Zeit immer auf wenige
Einheiten der Vorzeit zurückweist; und vergleicht er dann z. B.
die Fülle der Sprachen mit scharf ausgesprochenen individuellen
Zügen welche sich aus der ursprünglichen indogermanischen Ein-
heit entfaltet haben; und die Wortfülle der ganzen hohen Familie
oder auch jedes einzelnen ihrer Glieder in seinem gegenwärtigen
Bildungsstadium mit der kleinen Zahl ursprünglicher Elemente
oder Urwurzeln aus denen sie aufwuchs: so kann er nicht ver-
kennen dass, gleichwie der ganzen Natur, so auch ihrer vor-
nehmsten Seliöj)fung, der Sprache, vor allem der Trieb zur
Sonderung, Individualisirung, Specialisirung und Differenzirung inne-
wohnt. Kurz er wird aufhören über die Armut der Sprache
zu staunen und wird vielmehr über den Reichtum staunen, der
aus solcher Armut emporblühen konnte. Man staunt mit welcher
Kunst die Sprache in bewusstloser Hingabc an jene geheimniss-
voll bildenden Kräfte, die in ihr tätig sind, die Einheit einer
Wurzel d. h. eines ersten bedeutungsvollen Lautcomplexes, der
(irundform aller späteren Bildungen, vervielfältigt und wie sie es
verstanden hat schon diese einfachsten und anscheinend unbeweg-
lichen Lautverbindungen, ohne Hinzutritt fremder Elemente, durch
blosse Veränderung innerhalb der sie bildenden Laute mehrfach zu
spalten: entweder durch Schwächung in Vocal oder Consonant, oder
durch Umstellung, oder durch Abfall des An- oder Auslauts, oder
durch Einschub rein parasitischer Laute. Man staunt wie bewunde-
rungswürdig sie nachher, als die erste schöpferische Fähigkeit
der Wurzelbildung erloschen oder verbraucht war, mit dem fest
constituirten Wurzelkapital geschaltet und wie sie es vergrössert
hat, zuerst duich Aneinanderfügung gleicher oder ungleicher Wur-
zeln; dann durch Herabdrückung einzelner, ursprünglich auch
selbständiger Wurzeln zu blossen Bcziehungslautcn, als welche
sie mit der herrschenden Wurzel zu einem unzertrennlichen Ganzen
\crsr|iin(il/rii, iliti iiiiii rriH'UtiT /usaiiiinniM't/ui »r, • r-
iiciitir VrrKH>?»H<iunK «liircli AiifUKUiiK Holrher ...:.„. „hu iJr-
Ataiullcilc (ilrtfTtiiiiinlivfT SofHxc). Man hiautit, wie »ic je<l«'
UrKUiiK eiiuT Kraft beiiiit/.t, «ic durch den (»cbraiich gr*««tAhlt,
1111(1 ilir (in /.id nnd cinon boHlimmtrn Wirkunf^HkrHn nbgCKtfrckt
hat. M»n staunt nhtr dio iinbrwuhHt« ZwfrkmiV • ihn*« Vcr-
fiihrrns: irian staiiiil «larührr dass vic nichts um«»!.-' bestehen,
iiichls umsonst vir^jchcii lUsfcl und alles L'imOtzc hassl und U-
tVhdct. Denn (bis tut sie in der Tat. So oft es auch aasschen
ninf;; »1^^ K^'tbc sie zu dass Keime babl nach ihrem Aufspriesseti
^Tundlus wieder verdorren, als liessc »ic wie eine Verschwenderin
launisch und leichtsinnig den Vorteil neuen fiewinnes oft unbc-
nut/t vc»nilK'rK<'h('n, so kann man doch aus tausend Füllen, in
denen wir ihr ihren Kiinst^niff, ihr Verfahrungssystem abge>ehen
haben, aurh auf die Mehrzahl der anderen, in denen sie uns ihr
(Jeheimniss nicht verrät, den Schluss ziehen, das» auch in ihnen
ilor Ki'üJ^scnn Zweckdienlichkeit gemäss verfahren ward, da^s unter
der seheinbaron Willkür sich Notwendigkeit versteckt, da^s sie
/. I). Keime nur dann vernichtet, wenn ihr Erblühen mehr Schaden
als Vorteil bringen würde. So legt sie unter anderem mehr
Wert darauf, den sicheren Nachteil der Undeutlichkcit und Ver-
mongung zu \erniei(len, als den problematischen Vorteil grosser
Fülle zu erlangen und zerstört also — zweckgemüss — wo das
ersterc droht rücksichtslos manchen Wortkeim. Fast scheint es
als sähe sie UcbcrHuss im kleinen überhaupt nie als Vorteil an:
sie schafl't darum eigentliche Synonyma gar nicht, und lässt nur
da eine Fülle von Worten für einen einheitlichen Begriff erstehen
wo seine, des Begriffes, Art es mit sich bringt auch weit und fein
nüancirbar seine P^inheit in eine Vielheit auseinanderzulegen, wo
also die Schöpfung einer Fülle von Worten als Deckerin einer
gleich grossen Fülle von Begriffen keine Vergeudung mehr ist.
Im Allgemeinen verschwendet sie nicht. Kben so wenig aber geizt
sie mit ihren Mitteln, die stets dazu ausreichen auch lautlich,
zu trennen was sich begriftlicli scharf gespalten hat. Sie ist eine
weise llaushältcrin, die was der Zufall an Stoff bietet zu nutzen
wci<s, je nach dem Bedürfniss des Augenblicks. Sie hält sich
nicht in der Reihenfolge und Ordnung eines vorgeschriebenen
engen Kepertoirs. um ihre mcniis danach zusammenzusetzen: sie
lässt nicht ausserordentliche Zufälle unbeachtet vorübergehen weil
sie nicht wagt von dem althergebrachten Brauche, dem sie lange
treu blieb, abzuweichen; sie mischt nicht stets die gleichen Be-
standteile in gleicher Weise zu gleichem Zwecke zusammen,
sondern kennt viele Wege um zu einem Ziel zu gelangen. Was
sie aber besitzt und bildet, das weiss sie vor allem so zu ge-
stalten und dem Ganzen so einzufügen, dass es wie ein not-
wendiges Glied aussieht, aller Zufälligkeit bar scheint.
So ungefähr verfährt die Sprache. Das sind die Grundregeln
ihres Schaffens, die von der unendlichen Schaar der Ausnahmen
doch nicht umgestossen werden.
Solch Spar- und Wuchersystem allein konnte sie im Laufe
der Zeiten reicher machen, und hat sie reich gemacht. Sie ist
gewachsen. Quantitativ und (jualitativ hat sie sich zum besseren
gestaltet. Ihre Masse hat sich vergrössert trotzdem in den Um-
gestaltungen der Laute, der eigentlichen Grundbestandteile aus
denen sie aufgebaut ist, von Wachstum nicht die Rede sein
kann, sondern nur von Verfall, Zerbröckelung, Verwitterung und
Zusammenschrumpfen. Ihre Art hat sich veredelt trotzdem sie
die Deutlichkeit des Ausdrucks eingebüsst hat. Früher war jedes
Wort eine jugendfrische, spiegelklare und s])iegeltreue Repro-
duction der Dinge und Vorgänge in der materiellen Welt. Der
auf das Concrete , sinnlich Wahrnehmbare gerichtete Geist erfasste
frülier nur das in Auge und Ohr energisch einfallende; nur die
Hauptmerkmale, das Wesentliche der Dinge kannte und nannte er;
so oft er es aber tat, stand auch das Ganze zwar nur mit der
beschränkten Zahl der an ihm erkannten Eigenheiten, aber doch
lebensvoll, wie durch einen Zauberschlag aufgerufen, als inner-
liches Denkbild vor der Seele. Die Sache und ihr Name deckten
einander vollkommen! Stammt nicht selbst res von pew ab? —
Jetzt aber, nach verflossener Jugend, ist die Zeit der leiblich
sinnlichen Kraftentfaltung vorbei; eine geistige Kraft ist an ihre
Stelle getreten; die characteristische ^Malerei hat aufgehört, die
lebendige Bildliclüveit der Worte ist abgeblasst; sie sind zu
kalten, farblosen Abstractionen herabgesunken. Wir erfassen an
jedem Dinge nicht mehr nur einen einzigen Zug; wir kennen sie
von allen Seiten, innen und aussen, wir kennen ihre Wandelbar-
kcit, und umfassen im Gedanken nicht mehr ihis eine unwandel-
l)Ui'i* i'.tuai, <l:is Ml' «rraili' /ti ilcm inarlit , wai htv hiimI: «tr
kndpfcii «liirafi dir ((»iii/o K<ili»» »lor voriiI»orK''J»''n«lcii Zafälll.'V'
«li«? iliiHii aiilu«fl»Mi köniiMi. Für nii^ ^lobl w k«'iiic ^trh
Kpitln'ta iiH'lir; wn»» IhI din Krdr nirht mehr, mit bommM^hcr
ObjcrtivitAt nfthrmiK''|»rossoiHl im/l l(r)H;iii)U!in'iiil . dan Meer nicht
<)(lr und (liiiikelwoKcml, der Himmel nicht weil umJ ehem. Wir
lialjcn Ulis die frciid- und Icidvoll«« ^nbj^'ctive Freihc'it errunf(eii
in (Irr ^,'anzrn Weil des eif^enen ein/einrn Ichs wechselnde Stim-
mungen wirdrrzutinden; für un« ist jede^ Wort voll and fihfr-
laden, «Ins Hild welches das S|»rnchzeichen wachruft ist unfass-
liar, UMl)rstimmt. Das Wort deckt den Hegriff nicht mehr: and
doch muss es, man kann sagen unverändert denselben Sinn tragen
der in der Antike in Wahrheit einer war. bei uns aber in
rbon so vi« 1 (irstaltrn lebt als Menschen leben and denken. Das
Wort ist uns ein blosse.! Kleid geworden, in das wir beliebig
grosse (iestalton hflUen, unbekümmert ob es ihnen weit oder eng
anliegt, ein Iiahmon dem wir beliebige Bilder einpassen. Hin
jeder bat seinen eigenen (Jott, seine eigene Welt, seine eigene
Liebe und Fr(Mh«it. Diesen Verlu-^t an P^infarbheit and sinidicher
Uurrhsehauliclikeit ersetzt aber die Sprache durch grösseren
Reichtum. Was früher einseitig betrachtet und naiv and anbe-
bolfon aueli nur einseitig nachgezeichnet wurde, das tritt jetzt
vielfältig, vielseitig, vielgestaltig auf: nur materiell verktirzt, geistig
aber vervollständigt. Die rmgestaltungen, welche die Sprache
erleidet, sind wohl Scbmälerungen und Verkürzungen des Laut-
gehaltes, der äusseren Körperlichkeit: doch sind sie nicht ein
Wechsel vom Loben zum Tode zu nennen; beides fassen sie in
sich als in einen kurzen Moment im ewigen Kreislauf der Natur-
kräfte zusammen. Aus den modernden Resten des hinsterbenden
Sommers blüht nach kurzer Winterrast ein neuer Frühling auf.
Aus den Trümmern des alten indogermanischen Reiches erstehen
neue Reiche mit neuen Sprachen. Aus dem Schutte der zu-
sammenstürzenden Rönierwelt erstehen die jungromanischen Reiche,
sieben an Zahl: Frankreich und die Provence, Spanien nnd Por-
tugal, Italien und die ladiniscben Gebiete und die vereinzelte
Wallachei: anders, jedoch nicht schlechter als jene '.
^ Zu dem was liirtiiis. GrundzCige, §. o2. über den Begriff .,ro-
Wenn nun diese Beliauptungon wahr sind, die ich, \Yic
jedermann weiss, nicht selbst aufstelle, sondern uns als Resultat
aus den allgemein sprachwissenschaftlichen Arbeiten anderer Grösse-
rer herausziehe, wenn der allgemeine Satz nicht trügt, dass im
Grossen und Ganzen jede Sprachveränderung eine Entwickelung
ist, ein Satz der darum richtig scheint, weil die Geistes-Ent-
wickelung eine aufwärtssteigende ist, die Sprache aber genau in
dem Yerhältniss wächst, in dem der Gedanke wächst: wenn es
also wahr ist, dass die Sprachbildung ein fortdauernd zum Siege
schreitender Kampf ist, in dem Tod und Verderben natürlich nicht
ausbleiben, gänzliches Weichen und Verschwinden aber nur d(Mn
Einzelnen, Schwachen und Zweckwidrigen oder Zwecklosen vom
Stärkeren und Zweckentsprechenden zu Teil wird, ob dieser ein-
zelne Schwächling nun eine ganze Sprache oder nur innerhalb
ihrer Grenzen ein einzelnes Wort ist; wenn das richtig ist, was
folgender Satz Jakob Grimm's kurz in die Worte zusammenfasst:
„Es ergiebt sich, dass die menschliche Sprache nur scheinbar und
vom einzelnen aus betrachtet im Rückschritt, vom ganzen her immer
im Fortschritt und Zuwachs ihrer inneren Kraft begriffen ange-
sehen werden muss." Wenn es allgemein wahr ist, dass trotz des
Sinkens der Laute die Sprache in dauernder organischer Weiter-
bildung begriifen ist: so muss man es auch im Speciellen auf
das Verhältniss der romanischen Sprachen zum Lateinischen an-
wenden können und selbst, wie ich schon sagte, ohne positive
Beweisführung darf man annehmen, dass die Tochtersprachen auf
einer höheren Entwickelungsstufe stehen als die Mutter oder wenn
man es so nennen will, dass sie reicher sind als jene.
Wie aber kamen sie zu diesem Reichtum? Wie war es
ihnen möglich den Wortvorrat zu vergrössern, während sie
die Laute stark abschwächten? Wissen wir nicht obenein noch,
dass nicht einmal der ganze lateinische Wortschatz in die roma-
nischen Sprachen überging, dass manches davon sich nicht er-
hielt, sondern erstarb? nicht aus Zufall — den ja der Sprach-
manische Tochtersprachen-' im Vergleich zu den Töchtern der iiido-
gernianischen Ursprache sagt, erlaube ich mir dasselbe Fragezeichen
hinzuzusetzen, das alle Romanisten zu Steinthal's Behandlung dessel-
ben Punktes gemacht haben. Siehe Herrig, XX XVI.
10
forAclirr nur k«'iiiii , iim ihn /u IcuKiif-n - •xfiiiiim \^,u ui<Tj>(-n
(ifHct/Lii «Ja/U g(>/wuiiK<'ii: rutwciler wiil der U« L'nfT iW .1, 1 rA((cr
Ulli Wort wur, abstarb; odtT weil nein Lai. it Kr-
IciiluiiK der notwendigen rniwandclunt^en, zu dOrftig and haltlut
gi'WCKcn wiiro, oder weil e«, wieder nach Krleidong der not-
wendigen IJniwniiillungiii, mit einem anderen Worte anderen l'r*
Sprungs und mit anderer Bedeutung /usammengefallen wäre. Krlitt
die Sprache also gar noeh Verluale, wie er.«»el/le sie feie? wie
sorgte Hie f(ir Vermehrung? lUfflc sie etwa nur von roher Not-
wendigkeit getrieben ohne weitere Sichtung fremde« Gut au»
fremden S|irachen auf, um ho die enthtandcn(n LOeken aus/ufilllen?
fSollte jiieht was von tlen indogennanischen Sprachen galt auch
liier gelten? Sollte nicht der Differenzinmgstri^b, der d»'n indo-
germanischen Wortschatz durch Spaltung der Wurzeln vcnnehrte,
auch lateinische Wurzeln oder Stämme oder Wörter zu organischer
Fortentwickelung und N'er.nehning gednlngt haben? Ob kein
lateinischer Stamm sich verzweigt, ob niemals was als lateinische
Kiiiheit übernommen wurde sich zur romanischen Vielheit ge-
staltete? Ks ist geschehen, und oft geschehen! — Ganz abge-
sehen also von dem Zuwachs an erborgten Kiementen, ganz ab-
gesehen auch von der überaus grossen und wichtigen Erweiterung
und Vervielfältigung lateinischer Worte kraft der Derivation und
Composition hat der Sonderungstrieb auch hier sein Recht geltend
gemacht und hat vielen Wörteni, ohne ihnen neue Bildungsele-
mcnte zu priitigircn oder zu suftigiren durch innere Variation
eine mehrfache (iestalt gegeben, die mehrfachen, sich allmählich
aus ursprünglicher Einheit lösenden Inhalt verköq)ern sollte.
Dieser einen Art der Vervielfältigung auf den (irund zu
kommen, dieser einen der Quellen nachzugehen, aus deren Zu-
sammenfluss sich später der breite Strom der spanischen Rede
einte, ist Zweck und Ziel dieser kleinen Arbeit. Sie ist also ein
Beweisbeitrag zu dem Plaidoycr, welches die Romanisten gegen
die Armut der romanischen Sprachen zusammenstellen. Und so
bescheiden sie ist, ward sie mit Liebe und Fleiss gefertigt und
ich hoffe dass meine männlichen Herrn Collegen ihr einen freund-
lich beachtenden Blick schenken, ihr aber auch, wie ich herzlich
bitte die schärfste Kritik nicht ersparen mögen, etwa aus Rück-
sicht gegen weibliches Zartgefühl. Ich weiss, dass sie noch un-
11
vollkonniicii nnd iinvollstiiudig ist. So oft ich ein spaiiisclics
Buch zur Hand nehme, linde icli neuen Stoff zu neuen Erörte-
rungen; wie sollten andere ihn nicht auch finden? Ich selbst
sammle unermüdet weiter, und da mir nur die Sache und ihr
Gedeihen am Herzen liegt, werde ich selbstverständlich jede Er-
weiterung und jede Berichtigung mit Freude und aufrichtigem
Dank entgegennehmen.
Um aber genau zeigen zu können, wie und wo dieser Quell
der Sprachbereicherung, die Differenzirung, zuerst entsprang, wie
und wodurch er seine Wasser gemehrt hat, nniss die innere und
äussere Geschichte der spanischen Sjirachc flüchtigst skizzirt werden.
Ich sage die iimere Geschichte des Spanischen, bin mir aber
dessen wohl bewusst, dass Avenig specjell Spanisches dabei zur
Sprache kommt; nur ganz allgemeine Hauptzüge können ent-
worfen werden die mit leisen Abweichungen, mit etwas stärkc-
rem oder schwächerem Druck hier und da, das Bild einer jeden
der romanischen Sprachen ausmachen könnten: die feineren Linien
sind für mein noch ungeübtes Auge unsichtbar. Ueberblickt
man den Bau einer einzelnen Sprache, hier also der si)anischcn,
als fertiges Ganze, so scheint es als hätte nur die grössto Ab-
sichtlichkeit, nur ein einheitlich lenkender Wille, ein wirklich bis
ins Kleinste vorgezeichneter Plan eine solche Einstinnnigkeit aller
lunzelglieder hervorbringen können. Es ist als hätte der Sprache
ein festes Ziel, eine bestimmte Aufgabe vorgeschwebt, zu deren
Lösung und Erreichung jeder kleinste Schritt hingestrebt haben
müsste. Zerlegt man aber den Entwickelungsgang in seine ein-
zelnen Schritte, sucht man den Einzelursachen auf die Spur zu
kommen, so löst sich alles in zusammenhangslose Minima auf,
in Lautveränderungen rein mechanischer Art ohne geistigen Zweck,
in Bedeutungsveränderungen, die von höchst äusserlichen Veran-
lassungen bedingt sind. Und ob eine allgemeine Richtung sich
auch hier heraus erkennen lässt, ob selbst die Sonderrichtungen
der Sprache sich in ihren Motiven noch nachweisen lassen, das
bleibt doch undurchdringlich und unerklärlich, wie es der Natur
möglich war, aus dem Zusammenwirken kleiner MittelcluMi, aus
einer Kette von Zufälligkeiten und Notwendigkeiten eine bestimmte
Si)rachindividualität nnd den Schein der höchsten Zweckmässigkeit
heraus zu gestalten. Wie die Eigenartigkeit des ,,Si)anischen'"
12
riilhtuiul, l»li'ilil lin rat«»«H"rti., (;<.'hc'iiiitii«i4. Wi« ''••• l"«'- •
lU» Auf/iig und KinKclila^ ..Irr grcifirti utfl ,
wc'bo vorHcrliti'ii, IümmI fticb noch aiinilhfnid \< .: wie uud
\oii wem aber dietsv Faden Kiisponiicn Hurd«Mi, dafi bleibt \er-
Ixii'Ki'n. Sehen wir uns «• s da« < etwa« nüher an.
Wie alle runinniHclien .-j.i;i< Hin ist • ' ! Fruebl
MIMT mi^'rhiinicrt um! ununterbrochen « .' fort-
dauernden, naturKeniüs«»en HntwickelunK und '^'' ig des
Noni röndschen \ Olke genprochenen Vul^air-l^atciniHcben, scrnio
jUfUius^ lint/ua romuua ruaticu, da.H Form und Iidialt, I^aut
und Ho^'ritT allniiihlich ^an/ niuditicirtp. Seinen reichsten und ur-
si>rünt;li(*)isJen Besitz hat das Spaniscbc also in einem Grund-
kapital latcinis(!li( r \V(irter, denen .sich schon früh"'»' ' fremde
Kleniente beigemischt hatten: ein kleiner Kest ur>i r ibc-
ribcher Wörter, einige hebräische, einige syrische, mehr griechi-
sche Hestandteile, die alle nur durcli ihre Aufnahme schon in
das Lateinische dem Spanischen übermittelt wurden. Später drang
in die schon romanisirte Sprache eine grössere Zahl neu iberi-
scher d. h. baskischer Wörter, ein bedeutender Zusatz deutscher,
noch später ein eben so reicher an arabischen Wörtern, welche
beiden die Sieger des Landes, Gothcn und Araber, der Spr.iche
der Besiegten zuführten. Die höchste Lebenskraft anter den
rremdlingen haben die Deutschen, sie sind nicht minder prodac-
tionsfähig als die Lateinischen. Doch änderten sie, oder besser
das ganze Einströmen der ausserlateinischen Elemente änderte
an dem romanischen Charakter der Sprache wenig oder nichts:
ein und dieselben Lautgesetze bedingten und regelten die Umge-
staltung all der verschiedenartigen aus verschiedenen Ländern
stammenden Bestandteile und formten sie zu einem einheitlichen
Ganzen. Dies Ganze aber, zu gross und ausgedehnt nm nicht
neben den allgemeingültigen Gesetzen noch Einzelberechtigungen
auf Grund der nicht überall gleichmässig vollzogenen Mischung
zu erzwingen, zerüel in Teile, in drei Hauptgruppen: eine west-
liche gallizische, eine östliche und nordöstliche katalanisch-valen-
cianische, eine mittlere kastilianische. Der grössere Teil des
westlichen Gebietes constituirte sich später zu einer eigenen
selbständigen, der portugiesischen, flacht mit einer selbstän-
digen Sprache: da er vom übrigen Spanien ganz losgelöst ist,
1 •>
J o
bleibt er hier iinberticksichtigt. Die anderen zwei Gebiete aber,
durch melir als ein Mittelglied mit einander und mit dem Por-
tugiesischen verbunden, bildeten eine nicht leicht zu fixirendc
Keihe von anfangs weniger scharf als heute geschiedenen Dia-
lecten, die gleichberechtigt neben einander standen und wohl auch
gleichmässig zu schriftlichen Aufzeichnungen von Urkunden, und
zu volkstümlichen Liedern verwendet wurden, bis sie durch
das politische und geistige l'ebergewicht eines der Dialecte, des
Kastilianischen, der im Centrum des Landes lebte, gezwungen
wui'den, ihre Selbständigkeit aufzugeben und unter seine Hege-
monie zu treten. In ihr verblieben sie ohne jedoch auszusterben
und spurlos zu verschwinden mehr oder minder, das Catalanische
minder als alle übrigen. Die ersten erhaltenen Dokumente der
sspanischen Sprache, was wir gewohnt sind Altsi)anisch zu nennen,
umfasst noch Scbriftstücke verschiedener Dialecte: das Alexander-
lied z. B. ist leonesisch, viele Lieder des Cancionero de Baena
sind galliziscii, andere sind in einem halb gallizischen, halb ca-
stilianischen Mischdialect geschrieben , in Berceo's Poesieen linden
sich Provincialismen aus Rioja; das Fiicro Jazffo ist castilianisch,
wie die Mehrzahl der Documente, obwohl ihre Reinheit nicht
immer eine ungetrübte ist. Sie stannnen aus dem dreizehnten
Jahrhundert. Um das dreizehnte Jahrhundert ist die erste Schö-
pfungsperiode also so gut wie vollzogen: eine neue linf/ua roimnui
tönt auf Spaniens Boden. Doch wie verändert klang sie! Wie
ist sie ihrer Mutter unähnlich geworden! T^nd wodurch? Nach
welchen Gesetzen hatte sie sich gebildet V
Zwei scharf mit einander contrastirende r>estrebungen haben
ihrer Entwickelung die Richtung vorgeschrieben. Die erste, ein
natürlicher, vulgairer Instinct — den ich den ersten nenne weil
er der vorherrschende war und blieb, so lange die erste, eigentlich
populäre Schöpfungszeit der romanischen Sprachbildung dauerte —
ist das Streben nach Bequemlichkeit, nach möglichst mühe-
loser Arbeit der Organe. Seine Tätigkeit besteht im Abschwächen
und p]rweichen, im An- und Ausgleichen harter, aus feindlichen
Elementen zusammengesetzter Lautverbindungen. Sie ist ganz
äusserlicher Art; sie ändert an der Form ohne irgend welche
Rücksicht auf den Sinn zu nehmen. In dein Bemühen mit Zeit-
und Kraftersparniss die teils steifen, teils durch Vocalelision und
14
/usainiucDstOHs tnclirfnT Con>»(Miaiixen rauh t'm,.rtU'nen Inl'i-
niscIiPi) Koniirii so hcliiu-U und »o leicht aU . li ton «i< j
barljuiiMclicii '/.uimvii «leiten '/n UiMten, wnnlen viele lUrteu yn'-
gliiltil iiiul aliKcxtliliffm, vielifi NelienHachlJchi*, i\. h. Acr<*nlIoM-
wiirtic v('ik(tr/t oder ku»/ ub^^cuorfen: i*h kam ja nur darauf au,
dir S|4ru(:li(; ^^fschnicidiK und niuiid^crerht /u niacheru liie Tc-
nues wurdfu /u Mediuii iierubgedrü« kt; die Mtdicu zu llalbvucaicii
erweicht oder ganz elidirt; ('onsonnnten Hurdeti in Vocale auf-
gelöst, Muten iiclien Muten kaum geduldet; ci pi ät U es ps rs
US sc u(l t/ni f/n »1)1 (/ pl ß elc. wurden einander assimilirt:
der Hiatus durcli Kintrilt von Halbvocalen . ' " \>qi\\ i mit fol-
;,'endeni \ ocale wurtle palatisirl und verschnn/i/ iii«l dem \orl:':
K'clnuden Consonanten zu n II y jihz; mit den l.iquiden wuju
auf das froieste geschaltet; ganze Silben im An- In- oder Aus-
laut tielen fort: km/ der Wortkörper wurde möglichst verkürzt
und erweicht, (|uantitativ und (|ualitativ verringert; nur f-elten
ir.it Krweiterung durdi rrotliesis oder Kpenthesis ein, um schwie-
rige J.aut Verbindungen leichter sprechbar zu machen.
Solche rein formale l ingestaltung der Sprache blieb lange
allniächlig; und ilir Ziel zu erreichen räumte und rückte sie
jedes llinderniss aus dem Wege. Gegen Deutlichkeit und Klar-
lu it bliel) die Sprache so lange absolut gleichgültig; es kommt
ilir nicht darauf an zwei, drei oder mehr in ihrer Urform durch-
aus verschiedene Worte derartig in ihrem Lautbestande einzuengen,
dass sie schliesslich, obwohl ganz sinnverschieden, doch in durch-
aus gleichen Formen einhergehen. Der Lateiner überliefert fatum
facfum olfattiim. Alle drei beschneidet der spanische Sprach-
genins aus reiner Bequemlichkeit so dass nichts als fat übrig
•bleibt. Valcncianisch Fellis und fidelis werden fiel; finis und
jinihis werden /?//. Die Homonyma schaareu sich, wenig be-
kümmert um das notwendige Eintreten einer chaotischen Wirr-
niss, die aus so ein.-^eitigcr Begünstigung eines Grundsatzes, mit
Ilintenansetzung aller weiteren, höheren Rücksichten envachsen
musste. Die Sprache versucht alles möglichst einfach und gleich-
artig zu behandeln. Anähnlichung, Vermengung tritt ein. Aus-
gleich, Assimilation ist der Hanptvertreter ihrer bequemen Be-
strebungen.
Noch in anderer Weise und Richtung griff jedoch der Be-
15
quemliclikcitstrieb in dio erste Gestaltung- der Si>raclie ein. In-
dem er alle fesselnden Gesetze und Schranken veraolitet, lässt er
in wirklich zügellosser Willkür jede mögliche Lautveründerung
Wirklichkeit werden und fiihrt für ein lateiniches Wort sechs
oder mehr spanische Stellvertreter ein: piirpura jjovimra ^iorpnhi
porpora porpra potpJa wechseln mit einander ab. l^ei den meisten
lateinischen Wörtern, bei fast allen denen, welche nicht in der
einfachsten Verbindung von A'oc. -\- Cons. oder Yocal -|- Cons. -{-
Yoc. oder allenfalls von Voc. -j- Muta cum Liquida -|- Vocal auf-
treten, war für ihr Verbleiben auf spanischem Boden eine erleich-
ternde Umgestaltung Bedingung. Dass sie stattfinden musste,
stand also fest, das wie aber war nicht mit gleicher Notwendig-
keit vorgeschrieben. Fast jeder Laut und jede Laut Verbindung
konnte verschiedenartig vertreten werden. Der Sprachgeist musste
als^ erst durch Erfahrung einsehen, welche Vertretung für die
Oekcnomie seiner Mittel die zweckdienlichste war. Er probirte
also an allen Worten mehrere seiner Künste; jedes Gesetz, dass
im hispanischen Keiche überhaupt zu "Recht bestand, versuchte
sich geltend zu machen; und bis endlich der Stärkere siegte d. h.
hier wer sein gutes Recht mit den meisten Präcedenz- oder Coin-
cidenzfällen stützen konnte, behauptete auch der Nebenbuhler
das Feld. Ferner war der Uebergang von der lateinischen bis
zur modern spanischen Form fast nie mit einem Schritte voll-
bracht; meist lässt sich an einer langen Beihe von Mittelstufen
ihr allmähliches Werden nachweisen. Die jüngste Form absorbii-t
schliesslich alle älteren; bis sie aber zur Herrschaft kommt streiten
auch diese zahlreichen Repräsentanten eines lateinischen Chefs
um den Vorrang mit einander. Es leben also in der alten
Sprache zw^ei, drei oder mehr Formen eines Wortes in gleichen
Functionen nebeneinander, zeitlich einander subordinirt oder räum-
lich einander koordinirt. Laccrare tritt auf als laccrar ln.~rar
lazdrar ladrar; hidicarc als hulgar inigar iuzgar; htdicium als
hidicio hücio jnvicio; gcmicidam als genoio ginoh i)wio inogo
icnoio hüioio fnwjo; plamis als plana lano luTio Ihiiio; locai/'s
als local logal lugal logar Ingar; fahidare als fahlar faidar
hallar hahlar; parahola als parahla p)arahra paraida parindla
palahra; nclmla als mhla venia niula nichla; pcricnliim als
periglü perigro ptcligro. Ein Blick in irgend welches alte Do-
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kiiiiiriit i,'(iiii^t, ilivhf ticijueinc Viflln-it /u iTUci^fn. Wii* buht
Kirltt hirr uIUm uiih, wilrtir h«utiruhiKfii(le MaiiiiUhriiltiKkeU und
|{*'Kc>llosigkf>it! l>io Hn|Utnilirlikiit vfrlrAfft »tr-h mtIiIitIiI mit
(li-r (M'tliiuiiK und Klurlicit
I);is /u<iU' s|iiiulil»il«ii uuf .'»in hfl, i i iii i huuerf, jc
Iriib nach l>('Ut lieh k«*il, luirli ? ' ' ' •' '. ■ u......
(M'biotf's, Wclcllfs jrdiill Worli« /(. ; ^ j *
OcckunK j(! ciiu's HcxriffeK hucIi nur durch ein Wort, das Streben
nncli Schürfe, ]'i1ici>ion und Sfindtrung, der Drnng nur dem
Sinne nuch (•Iciciiartigi'« auch lautlich einander gleich/u*»telU'n.
riiwI('ichai1iK«'s uhor auch in s« iner Lautgcntalt von eiiinndcr /u
sdu'idcn. In \^)\\^' IIcrrscIiortatiKkcit tritt <lies»T 'Iii«-b ♦r*
wenn die Zeit uatdiiiclier Knlfaltung worüb.-r ist und <ine i-
run.stituiiunK un\ liiifoiniirun^ des Wortvorrats beginnt; wie-
wdhl er sieh iiatürlieli Mtn Anfang an neben und gegen die yir-
kunK<'n der Assimilation r«3gte, so wie auch dicbC n>it dem l'eber-
^^ewicht des (iegners Dissimilation nicht plötzlich ganz ver-
sehwindet , sondern fortfährt den Vei-such einer Heeintiusiun;^ zu
nagen. So lange die Sprache nur ge^proch^n wird, ihr Klang
also leicht verhallt, so lange erlaubt sie sich Freiheiten aller
,Ait. die der zeitraubenderen, dauernderen Arbeit des Schreibens
lind der bewussteren des Lesens als büssliciie Willkürlichkeiten
ins Auge fallen müssen. Sobald sie aber beginnt litteraribch aus-
«iebildet zu werden, fängt der Sprachsinu des Volkes an, sich
zu verfeinern: er abstrahirt unbewu^st die Kegelu und Gesetze
ihrei- l-.ntwiekelung und wendet sie wieder und weiter an: Kr-
scheinungen, die ihm als selten auffallen, vervielfältigt er wenn
sie den Zusammenklang des Ganzen nicht stören, sonst vertilgt
er sie; er legt der Sprache Beschränkungen auf. beseitigt l'eber-
Hüssiges und. greift ans der bunten Mannichfaltigkeit der alten
Sprachfoimen nur die heraus, welche eine characteristische Ge-
stalt haben; nach ihrem Typus modelt er andere um, flüchtig
entworfene Formen rundet er und individualisirt er: er räumt,
lichtet und reinigt in dem wilden zu üppigen Urwaldsboden, dessen
Kräfte erst durch die Cultur auf bestimmte Ziele hingeleitet und
veredelt werden. Dabei aber verfährt er nicht willkürlich, er
ertindet nicht etwa, sondern lu nutzt nur das Gegebene mit
kluger Vorsicht.
17
üissimilat ion und Differonzirung (und als Gegonstück
dazu Analogisirung) sind die Kräfte, welche im Dienste des
üeutlicldveitsbedürfnisses die zweite, künstlerische Gestaltungsepoche
der Sprachbildung beherrschen. Sie äussern sich in mehr als einer
Weise: sie heben innerhalb eines Wortes nichtssagenden Gleichklang
auf, sie schränken den ebenso nichtssagenden (ilcichklang der Ho-
nion3"ma so viel als möglich ein; sie versuchen nur gleichartiges in
gleiche Tracht zu kleiden; sie klassiticiren die Degritte, das Klassi-
ticirte aber uniformiren sie. Ihr Ilauptprincip ist Ordnung und Sich-
tung; was keinem Zwecke dient, wird als unnütze Spreu hinfortgefegt.
Die Schriftsprache duldet also erstens keinen sinnlosen
(ileichklang innerhalb eines Wortes. Wie sie sich überhaupt
scheut onomatopoietische Elemente als ererbtes Gut aufzunehmen,
so hat sie auch eine starke Antipathie gegen jede wirkliche oder
imr scheinbare Reduplication , aus der sie die Absicht der Ton-
malerei nicht herauszulesen weiss. Sie hebt zufälligen oder zweck-
los gewordenen Gleichklang zweier Silben auf: im Anlaut, indem
sie den Härtegrad variirt, oder durch Aphäresis der ersten Silbe.
Das eine in cogiilla und cogvjada; cogumcla (italienisch stehen
Formen in cog. neben anderen in coc.) cogomhro aus cncnlla^
cucmnclla^ cucumerem *), das andere in cefio Cilla aus cinchinus^
Cccüia , ferner um Beispiele aus den anderen romanischen Spra-
chen herbeizuziehen, im frz. courge und gourde aus Cucurbita'^;
coulc aus cucidlus, ccnelle aus coccinclla; im altfrz. falue neben
fafffelue aus \i. favfaluca aus poivpJwlyx \ in soignc aus ciconia;
im romagn, gömhar aus cttcnmerem ; im wallen, ducasses für dc-
dicaces; im prov. paver für papaver, auch altit. pävcro^ frz. paiot;
im ital. goszo für gorgozzo von giirges; cenno aus cinchvifs,
ghmare aus jejiinarc^ zirlare aus zmzüulare; alt auch faria U\v
inftavia; dilicmnento für titillicamcnto; raccio iuv vüaccio. — Auch
der Deutsche begnügte sich mit Kumme Kümmerling statt cncuma
cuctnnernn^ für cuctdla sagt er Kogel. Das engl, gourd und coivl
ist französischen Ursprungs. — Im Inlaute tritt Syncope der accent-
^ S. das venezianische cogo cogola cogoma cogomcro oder cugtt-
maro = coquus cucidla cucunm cucumerem.
2 Im Sanskrit stehen die einfache und die reduplicirto Form lar-
bJiata und kakarhhnta neben einander.
C. MiCHAtLIS. 2
18
luHeii SüIm' <iii, uiilakuiiiiiiiTt (lariiin oW ihr Voetl laag odfr
kurz ist. Mntiititius winl Kcmcinroiiiani^cli /n fifa/ifitur corrlraliic'ii;
iiloiolatria zu i<lnlnfiin; maluatisniM %u mahimua; m VrnnT.Ö%inc\uu
üiit.stciit rolinuiron aus codiinlinuij ; f/aiUft %\i% raillclait ; frUdint
i'crtndiru toriliru für dr Jfiru; alt i/jMßtamf fOr '
surr/ini für thh'inf/itn , lutr U\v urttitr^ rhngtr ftlr <...i.*. .....;,
//7o//<^ Uli Jilolnf/o; (II nin(ß ii\v amnwo; fubfu idr Jontitu: nottrrra
für soHotnra; dumuttinn für domau-mnltina; cavaUetjgicri für
c(tv(dli Iff/f/icri ; caletidi mitytjio für culendi di mnfff/io; iH'Uil. ward
su^ar (las seinem H(3griiT iiuch Hediiplication HC'hr gut vcrtra^fnde
suh-{iliHi(un\ kit/clii in so//t//r«;T voreiiifuclil : > ••^iÄch steht
jn()f/(inf/(t neben mof/if//ipf;a : maleitrira für mu - /«; satof/a
für scuoyoyd ; jmUir für j^tillularc; und im Sj.im-ihen — viel
häutiger als bei den anderen Schwesteni — steht lif/anila neben
ligayamlin; iu'namoliii neben miramamolhi ; usiria neben tosa-
seNoria, ctjuntu neben ccjijunfo; mogato neben mogigato; mar-
tilogio neben mariirologio; olihano für oUnm iilani; tdecan für
aide de civtip: festmi'm für fisonomia (kat.j d cscondillas für r/
tsco)id/diUas. — Aus demselben Princip sagt der Spanier z. B.
marmol tiir marmor; orhol für urhor; carcel für carcer; corcel
fiir corcrr; graßti für grnfivr; furricl für furrier; tergel für
rerger; laurcl für laurer; Ichrel für lelrer; cuartel für cttarter;
hroquti für broqutr (d. i. bouclier Miccidmius): grnuci für grauer;
arrchot für riihor; fdßbr für (dfdel; ardil für ardid ; udalid für
adaJil: der durch die Wiederkehr eines C'onsonanten zu eintönig
und singsangartig gewordene Silbenbau konnte nicht gefallen ^
Zum zweiten hebt die spanische Schriftsprache den nicht
bloss sinnlosen, sondern sogar sinnverwirrenden Gleichklang der Ho-
monyme so viel als möglich auf, indem sie entweder von zwei Worten,
die ein und dieselbe Entwickelungsbahn betreten haben, eines in
eine andere einlenkt, oder auf einer früheren oder späteren Stufe
zum Stillstand zwingt, oder eins von ihnen aufgiebt, es ander-
weitig ersetzend. Fiel war als Repräsentant von fideJis und fellis
^ üeber ital. Dissimilation, Analogie. Assimilation, Redupiication.
Volksetymologie und andere in dieser Arbeit berührte Punkte ver-
öft'eutlichte soeben N. Caix in der JRivista . II. 2: p. 71 ff. , höchst
interessante >s'otizeu.
19
in der alten Sprache güng und gäbe; die neue bewalirte es nur
in der ersten Function in unveränderter Gestalt; wo es Galle be-
deuten sollte wurde / zu h erniedrigt und also hicl gesagt. Fin
Ende und fin fein sonderte man, indem man dem Auslaut des
letzteren das übliclie adjectivisclie o anhängte. Fato als fatnm
wurde zu hado erweicht; als fadinn gal) man es ganz auf und
suchte die durch Zurücklegung eines anderen Entwickelungsganges
erreichte Form hecho an seine Stelle zu setzen. Ccil wies an-
fangs auf callis und calx zurück, erst später wurde für callis
calle gesagt. Dies soll jedoch keineswegs heissen, in den erwähnten
Fällen wurde die Scheideform neu erschaffen: sie wurde nur aus dem
vorhandenen Vorrat üblicher Formen herausgegriffen und zur vor-
herrschenden, später zur einzig üblichen gemacht; wg\)q\\ fiel hatte
schon liicl^ neben fin schon fino^ neben fato schon hcclio^ neben
cal schon calle die gleiche Rolle oder Rollen gespielt. — Waren
aber solche Doppelformen nicht vorlianden, so musste eins der
Homonyme ganz weichen: ano stand im Altspanischen sowohl
für annum Jahr, als auch für agmim Lamm \ wenigstens dürfen
wir es aus seiner Aufbewahrung im Portugiesischen, Gallizischen
und Asturischen entnehmen: schon frühe ward es im Kastiliani-
schen durch das volkstümliche cordero ersetzt, eine den Sinn
verallgemeinernde, substantivirende Ableitung vom Adjectivum
cliordiis cordns. Das Altspanische kennt noch oli olio Od; in
weiterer Entfaltung hätte es mit ollo ojo, d. i. mit ocidiis zu-
sammenfallen müssen, darum benutzte man die günstige Gelegenheit
es kraft des importirten arabischen aceite ganz auszutreiben. Olco,
Kirchenöl, Maleröl, oliera und alioli sind gelehrte Bildungen. —
Das anfangs übliche cor ciicro Herz wurde zu corazon augmentirt,
weil es mit coro corro cncro d. h. mit chorns und corinm in zu harte
Collision geriet: kurz, dieselben Gründe welche den Uebergang
oder NichtÜbergang lateinischer Wörter ins Spanische bestimmten,
bestimmen jetzt ob und welche der umgestalteten, hispanisirten
Formen aus der alten Volkssprache ii> die neue Schriftsprache
aufgenommen werden sollten. Ganz ohne Homonyme ist jedoch
keine Sprache, und auch dem Spanischen gelnng es nicht, den
' Ob in anejo, einjähriges Lamm, agmcidmn oder umuculum
fortbesteht, ist also nicht zu sagen.
20
>ollcii Sir^ iiliir ilirs« I)iiiik«'inittiinf'r <lu\on /u trnutn: coia t'ilt
noch )H*ut zu TiiK«* für cmuln und rnUa; pet fnr piäcnn und
pirnn; rrti fur «r/n und mea; hintpju for f/mucuitiw und fotvi-
(iilum: ntlido für raliduM und rnllidus; prrho für pedua und
}nir(uH; coro für rJionm und rauriiM: nunln fflr /'/«/a und (/u(ifnitii;
Ikiz ii\r fdsda uutl fucicft; hoe iht /nux und _/>//./ ; /to/o .i/i/Zi/ä und
suidits etc. Wie \i(l «'s aber auch hierin der \ oHkcinirnfnlieit näli<*r
^«•konnnni ist, zeigt ein lUick auf einen beliebigen der Dialecte,
die man do« li als erstarrtes AltspaniM'h au/usehen bat. Die fül-
lende Liste greift aus dem Valencianivcben I^xikon von F>crig
(N.ilenciii 71) einige Proben (|.'{1) berau«-.
Val.
aiiell : Käst. auHh
und anrjo
um
am
ahora
arcd
arcuti"
arcada
anna
arma
,, alma
art
arte
,. arde
bec/t
pico
bebo
cd
cielo
,, celo
coch
coco
„ lat. coquus
coiite :
,, coude
„ adctito
CO})
,, copo
,, golpe
cor
,, coro
coruzon
corb :
cuervo
,, lat. corbis
cort
Corte
,, cuerdo
cos
,. corso
Ci'- r.
rosta :
,. Costa
C("
coure :
cobre
correr
creu
criiz
crec
decti :
decano
decada
delir :
delir io
lat. delere
dellt :
deleitc
delito und lat. delettnn
den :
dios
diez und debe
dia :
dia
.. decia
dit
dicho
,, f/er/o
du :
dov
,, donde und rZ/f
dur
duro
„ rfj/cir
eix
c.<e
., €je
escot :
,, escotc
., anascote
fart
harto
,, fardo
fas :
.. hago
,. /jacfj« und //a^ (fascis)
fat :
hado
.. /a/i<o und olfato
fau
hace
., Ao*
fe
,. ß
,. 7ie»o
21
Val. fd
: Käst, fiel iii
d hiel
fem
: ,, limo ,
, hacemos
fer
„ fiero ,
, hacer
fet
,, hedio ,
, feto
feil
,, liez ,
feudo
fluix
,, ßojo
Jluxo
focli
„ fuego
fue
foixa
,, ho ja ,
(dfoja
fon
,, fondo ,
fite
fondo
,, fondo ,
hondo
fönt
„ fondo ,
fuente
for
M foro
fuero
forma
,, forma ,
horma
fos
„ foso ,
fliese
fosch
„ fusco
hosco
frau
,, hoz ,
fraude
ß(S
,, huso ,
lat. fusus V. f andere
grau
„ grave ,
grado
host
„ hueste ,
huesped
Jove
„ joven ,
Jove *
lent
,, lento ,
lente
iint
„ livde ,
lindo
Hau
„ lauro ,
alaho
liest
„ listo ,
leido
inanar
,, manar ,
, mandar
mans
,, maxies ,
manos
iiiant
,, manto ,
mando
mes
,, we6' ,
mas und metiö und metido
mill
„ wm7 ,
mijo [(d. i. missiis)
moch
„ mot'o ,
■muevo
moU
„ mudio ,
molido
V1071
,, ?«ono ,•
mundo inio mi
mos
,, nos ,
worso und nmeso und mis
mnr
„ mur ,
muro
uat
,, »rt^O
nado
nct
., nieio
ncto
iiOll
„ ?2«eve ,
nitevo und )iocc und nolo
Hiidi
., nudo ,
nodo
OS
,, 060 ,
hiieso und os und ton
pä
„ pau
jK/r«
pardi
,, parque
ymrcc
part
,, jJrt?'ifC ,
pardo
pau
., /;«.-
Pablo
pidi
„ pico ,
pique
pii
„ ij/^o
pcdio
22
Vttl.
jtht
liüHi
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Ulirl
UttHO uiiil fthin
/'/'.'/
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liltr(fit
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pliegue
phtiKi
jiUntmiln
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piumada
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23
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lat. ver (cerano)
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voz und reo
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vire und vi
Durch diese ersten beiden hier besprochenen Wirkungsweisen,
durch das Eindämmen nichtssagenden Wortgeklingels und durch
das Eindämmen der zu häufigen, weil zu verschiedenartigen, Ver-
wendung eines Wortes hebt und fördert die Sprache auch ihren
Wohllaut. Die Dissimilation wirkt liierin ebenso günstig wi(* vor-
her die Assimilation, ja vielleicht noch günstiger; denn in der
Natur beider Principien liegt es, dass die Wohllautsrücksichten
das letztere nur in zweiter Linie und von ohngefähr beeinflussen,
mit dem ersteren hingegen so vollständig zusammenfallen, dass
keine Dissimilationstätigkeit ohne Hebung des Wohllauts eintreten
kann. Der Assimilation kommt es einzig darauf an, unmögliche,
oder der Zunge missliebige Lautverbiiidungen möglich und leicht
zn machen; die Dissimilation tritt ein, wenn dem Verlangen der
Zunge bereits Genüge getan ist, kann und muss also sogleich und
allein Rücksicht auf die Forderungen des Ohres nehmen. Assi-
milation ist blosses Aufheben von Missklängen, die Dissimilation
setzt i)ositivcn Wohlklang an ihre Stelle: sie ist Euphonie. Es
soll z. B. das lateinische vcrvadiun hispanisirt werden: das drin-
gendste Bedürfniss ist act zu erweichen; und regelrecht, ^siQ fac-
tum zu hecho, pactum zu pecho ; lactcm zu kche, wird vervacftwi
zu vervccho assimilirt. Den üblen Gleichklang von ver und vc
dissimilirt die Sprache erst später zu harhccho. — Natürlich fallen
aber die Forderungen von Ohr und Zunge oft zusammen : so ist
es ja nicht nur dem Ohre angenehmer, sondern auch der Zunge
leichter vor folgendem r sein wahlverwandtes a ertönen zu lassen.
^1 vor >' entstand aus e z. B. in harrucco varraco marmcllo varhasco
vardasca zarceta^ aus / in maravilla zarcdlo, aus o in maravedi
tarta^ tartarnr/a. Das bequemere ist wie hier so fast immer zugleich
das wohllautendere ; auch der assimilirende Trieb muss also den
Klang der Worte bessern. Dass er es tut, ward schon zugegeben;
24
oft reicht hciiir uiiiK<'Htultiiiilf WirkKaiiikcir \fjllkoiiifiim uu%. und
t'H Ix'darf keiner «lissiiiiilireiidcii mein. [> . r nor einifUw
Wolle bessert iiiid iiirlif. wie /. H. die Dinniiiiilaiion Mm Til((cn
dci lloiiioiiyme, auf ihr Kf'K^'iiseitijfeH Vorhülttii»« zu Hnander
acht«'!, da«4 ix^ sriii Manj^el und seine L'n/u|;i ''it. I)en ein-
zelnen Worten ftlr Jiieli erwirbt er einen k*'^«- •" ^»raU höherer
SclWinheit: ob sie jedoch in das (ie«iannntbibl der Sjirarhe hinein-
passen , sich (h'n herrschenden Sitten und (iebrüiichen fOtfcii und
(|i)( li Originalitilt k<'|iuk bewahren nni eine behtiromtc Kigenrolle
/u spielen , «las kann erst später die eine grossere Maü^c von
Wortcin /nsaninMiiordnemb' und einand«'r y ' " de
Sein iltspraclie /.eij<en und entscheiden. l>ie i«.... i.i.Mion,
Harmonie, Symmetrie, ko wie die wahre Kuphonie kann erst die
Scliriftsprache und ihre Scheidekunst geben. Beruht ja doch auch
der Uede Schönheit mehr auf Cn^leichartigkeit, auf Sonderung
und irennun^', mehr auf Abwechselung, auf Dissimilation als auf
dem ewig wiederholten Kinerlei d«'r Assimilation. Alle Crleich-
klänge, die der Zufall sinn- und zwecklos herbeiführt sind durch-
aus unschön; ein unbewusster, absichtsloser Reim z. IJ. kann höch-
stens lächerlich wirken, und die romanischen Sprachen, besonders
das Spanische, erweist sich durch den grossen Spielraum den es
der Lautdissimilation lässt als feinen Euphonlsten. P^twas ganz
anderes ist es natürlich wenn der Gleichklang in der Intention
der Sprache oder des Sprechenden liegt : da bilden sie gern in
selbständiger Eigentinnlichkeit Schallnachahmungen und Kedu-
plicationen; da sind auch die romanischen Sprachen nicht mehr
Feinde und (iegner jedes Gleichklanges von Silben oder Lauten
innerhalb eines Wortes, da sind ganze und halbe Doppelungen auch
ihnen willkommen. Wo der Begritf zu gleicher Zeit seine Inten-
sivität oder seine Iteration bezeichnen will, oder wo Laute der
Natur treu nachgeahmt werden, da bewahren jene entweder schon
im Lateinischen vorhandene schallnachahmende oder reduplicirende
Klänge unversehrt oder sie formen lateinische Wörter dergestalt
um dass sie wie selbständige und ursprüngliche Begriffsmalereien
und Lautnachahniungen aussehen, ob sie gleich auf ganz bestimmte
fe^te ]Musterwörter aN auf ihre Basis zurückzufuhren sind: oder
sie schaffen in Wirklichkeit aus eigener freier Kraft mannigfache
Neubildungen. Da entwickeln sie, gerade aus dem Wesen der
25
Assimilation, zum höchsten Solimuck der Dichtcrspi-aciic Assonuu/,
Allitteration und Reim und reimende, allitterirende oder asso-
nirende Redensarten. ^ Diese assimilirenden Wolülautsförderer
* Dass es den romanischen Sprachen an den verhältiiissniässig mo-
dernen Errungenscliaftcn eigenst geschaffener Lautmahn'cien — die in
den neuen Sprachen natürlich zahlreicher sein müssen als in den alten
— wie ich oben behaupte durchaus nicht gebricht, dass volkstümliche
Reduplicationen ihnen nicht fehlen; dass auch sie sprichwörtlich ge-
wordene, reimende oder allitterirende Redeweisen oft und gern ver-
wenden, dass derartiges poetisches Schnuickwerk in den Si)rachen der
Romanen, Avenn auch nicht in so tausendfältiger Gestalt wie im Ger-
manischen, auf/Aifinden ist, so doch viel mannigfaclier als man ver-
mutet, wenn man von der französischen akademischen Schriftsprache
aus ein Urteil fällt, oder die Romanen kurzweg für nicht mehr als
verarmte Epigonen der unpoetischen Lateiner erklärt, dass die Romanen
also auch nach dieser Richtung hin durch Armut zu Reichtum ge-
langt sind : das möchte eines gründlichen Nachweises noch bedürfen.
Mir wenigstens ist nichts Ausführliches über dies interessante Kapitel
bekannt, das helle Schlaglichter auf die Art und Weise, die Mittel und
Wege der selbständigen Neugestaltung der romanischen Idiome werfen
kann. Doch obwohl ich diesen Nachweis ohne viel Mühe führen könnte,
darf ich mich hier nicht auf diesen breiten verlockenden Abweg wagen,
da er nach sicherlich zur Verdammniss führen würde. Ich begnüge
mich daher mit einigen spärlichen Andeutungen und Proben.
Schallnachahmungen, aus denen die Naturlaute noch deutlieh her-
ausklingen — deren keine Sprache ganz entraten kann und die auch dem
Lateiner nicht gänzlich fehlten — besitzen, wie gesagt, die romanischen
Sprachen in reicher Menge. Zum Teil sind sie wirkliche Reproduc-
tionen von Naturlauten, in der Minderzahl überkommen, in der Mehr-
zahl eigenmächtig geformt, zum Teil lehnen sie sich an vorhandene
ßegriffswörter an und modeln diese nach AVillkür und (ieschmack.
Beispiele wären unnütz. Ich constatire also nur ihr Vorhandensein, mache
auf die im Sp. zahlreichst vertretenen Familien der in ba-b bar-b bor-b
biii'-b, gcir-g yor-g gur-g, mar-vi mor-vi inur-m, fcin-f far-f tar-t zar-z
anhebenden Onomatopoietika aufmerksam; erwähne, dass natürlich das
Ilauptcharactcristicum dieser Tonnuilcreien, die Wiederholung derselben
Laute, vollständige und partielle Doppelung ist (s. z. B. im Sp.: •'<nnsmi,
zonzou^ soh.'yon-ctc-ic/ic, runrnn furfur di'itidilin putimt tcictac faufau
rorro chocho chaschas fofo dieche. caca-rear bi-sbis-dr re-fttn/nn-ar
chacha-rrear; erinnere daran dass häutig diese Doppelungen durch Ablaut
dissimilirt werden, nach Diez eine Nachahmung germanischer Sitte, z. B. in
tnj)itroj)C c/t/rjuichaqi(C : nijiiiafc; iiiiicuuuia tripitnipc rißrrafe arctwn-
2r,
HHuI vom Allfall;/ ili-r roinanj«rhpn Sprarh! ' ' • .m m iatj;,'
krit, wcim ain'li iliir voll.- Kiif wi'l.cltiriL' i .i^f inif ili r
rcton ziczatfue rinyorratigo rimjorrongo chiachtu catatuccalalac dindon
frinfion fliußon cricrrtir uinaffuf Iri'/mlra'fur f, ' /ue
etc.), hiiiilif? auch diircli A -j; il«r vollkonirnrncn <»i ■_ zu
drill mildern Glcicliklang des Heime» {tif/ummtf/uis^rftumffurri rurriburri
I horrohorro rhiiffiirhnrrii'fHC trafjuihurrnffue) und fcM'ho zu den Fällen
iil)ci\ in denen die Keduplicatiou nicht mehr dem /.werke der Ton-
malerei, sondern nur der Hcharfen ( haracterihirung dient. Auch in
Hetreff dieses l'unktes vrI. die interessanten it. Heixpiele, welche ('aix
gesammelt hat. Kiv. II. 2. p. 76. I)a seien nur di * ' • n fran-
zösischen iirispiele hihrte pip'crt ßoflotter huburhe < ". tour-
tou8 {Uniuaut Champagne) und (iozlaris Brittriae^ wie er einmal scher-
zend seine mailume de liriseviUe tauft, wieder hervorgeholt; die freie
ümschatt'ung von Vornamen, wie sie aus dem spanischen Lola--- Dolores^
Pept ~ Joi<ephus, aus dem italienischen Gigi = Liugi, Liiio'B Camtlla,
Nanna = G ioi'a)ina ersehen wird, und sclilicsslich die im Spanischen sehr
häufige Verdoppelung von Hegriffswörteni (huHehulU toUelulU rojroj
ganagana pasapüsa grisgri.\) behufs Bildung neuer secundärer BejrrifTe.
sei riiichtig berührt.
In Betreff breiterer Sprachfornielu wiederhole ich das oft <fe>.i2t«;,
dass der Lateiner an solchen Schützen Mangel leidet. Kiuige allitte-
rirende Fomielu leuchten freilich selbst aus den ("lassikern hervor. Doch
scheint der grösste Teil dessen was Livius Luran Sallust nach dieser
Richtung hin bieten mit Künstlerabsicht gebildet, bisweilen aber auch
sich rein zufällig eingemischt z.u haben. Es wiederholt sich nicht, es sind
lauter aria^ XsYo.aiva. Nur weniges — wie samui salnisque, longe
latequc, fiüidere et fugare, pudct pigetque, felfx et faustus. tot tan-
taquc, maria motttcsqxie pollireri , oleum et operam perdcrc ward volks-
tümlich und stehend. Im spät- und mittellateinischen mehren sich diese
Formeln. Schon Augustinus hat Reime wie virtus et nmirtus, frnMrxhus
et tcrroribus. Pas Altfrz. schafft auch in diesem Felde mit grosser
Kühnheit, Selbständigkeit und Kraft, und zu den noch ungelösten
Spraclirätseln gehört es, wie aus solcher Fülle und Freiheit, was den
Wort-, den Phrasen- den ^Metapher-reichtum und den Satzbau anbelangt,
die Kargheit und Knappheit des ^'eufrz. hervorgehen konnte, aus der
sich sein bewundernswerter, in seiner Einfachheit, Reinheit und Prä-
cision unnachahmlicher und unübersetzbarer Prosastyl, als Gegenstück
aber auch die ebenso unnachahmliche Nüchternheit seiner Poesie
entwickelt hat. Aus dem Altfrz. lassen sich Allitterationen genug
sammeln; in den späteren, klassischen Werken sind sie nur spärlich
vertreten, und erst ganz moderne Schriftsteller haben sich wieder von
27
litterarisclicii Ausbildung der Sprache eintreten kann; die dissi-
niilirenden liingcgen treten überhaupt erst mit dieser in Kraft!
dem akademischen Regelzwaug, nach dieser wie nach allen Seiten lun,
etwas cmancipirt und haben aus der Volkssprache vieles in die
Schriftsprache verpflanzt. Die übrigen romanischen Sprachen haben
eine so crasse Sondernng des sermo plebcius und sermo urhanns nie
gekannt: daher auch ihre Litteratur an populären Elementen auch in
sprachlicher Beziehung reich ist. Besonders gilt dies von dem phrasen-
und sprichwortreichen Spanisch. Ich lasse hier eine kleine Auszugs-
liste reimender und allitterirender Sprachformeln folgen. Sie bestehen
aus zweien durch bindende oder trennende Conjunctioneu, oder durch
Präpositionen aneinandergeknüpfte , oder ohne jedes Bindeglied zu Com-
positis gefügten Gliedern: das erste und zweite, wenn übereinstimmende
oder gegensätzliche Begriffe zu einer Einheit zusammengefasst werden
sollen, das dritte wenn durch Umformung von Begriffsworten eine Wir-
kung hervorgebraclit werden soll , die der der ünomatopoietika nicht
allznfern steht. In allen drei Fällen sind die betrefl'enden Wörter, den
lautlichen Gleichklang abgerechnet, einander sowohl kraft des Klassen-
begriffes (Subst., Acij., Verb.) verwandt, als auch oft kraft ihres Baues.
1) Reimformeln:
hecho y dcrecho ; de tomo y lomo; ni rey iii ley; sin ton iii son ;
haber el uro y el moro ; uacer monda y redonda; decir mias
veces cestas y otras ballestas; dar cd diahlo el hato y el yara-
bato ; conscguir iina cosa por zancas y barrancas ; natiircdeza
nana y pagana; vivir en haz y en paz; de hoz y de coz; ni
hablar ni pabJar ; m roso ni velloso; d gatas y tatas, ä gatas
y potas; por arte 6 por 'parte; dar el consejo y el vencejo; ni
piarite ni mamante; venir de rocvn d ruin; cntre cielo y suelo ;
de cabo d rabo ; biien trozo de mozo ; iio hay miel sin fiel; no
hay atajo sin trabajo; mi gozo en el pozo; su alma en sii pahna;
andar de ceca en meca. Mit onomatopoietischen Elementen,
z. B. in ni chistar ni mistar; sin decir chns (tus) ni mus; sin
decir oste ni moste.
2) Allitterirende Formeln.
ni rey ni roque; cal y canto; hacer cula y cata; entre cuero //
carne; d pelo ydplunia; sin fustc ni fundavicnto : dar dcl pan
y dcl palo.
o) Unverbundcn reimende Formeln. Die zu Grunde liegenden be-
bcgrifflichen Elemente sind durchaus nicht immer leicht zu durch-
sch£(,uen; selten liegen sie so klar auf der Hand wie in patazas ma-
nazas, das sichtlich nichts als das augmcntirte pata y mano ist, oder
in cochitc hervite, au dem nichts als die Vergröberung des c zu ch zu
bemerken ist. oder in tcjcmanejc . oder in tiraniira. oder in caldibaldo,
2Ä
Wi'iiii iii.iii will, auilt wiiijir inn IWwiii il.iiur »iu^s ^i^t' l'o*"^^^^
irilht'i' zu lilüti'iinjrhcr KtitrultiiiiK komint aU di'* l'ro<>a! —
Wo <•> rici Sciiriftsjniirhc nun sch«'iiit aU hatt^Mi die cr»l<'n
Nolkstüinlirlicn riii^csfaltungen oinciii Worte tiuv vielleicht ganz
woliii/cbaulr, ili'iii SiMncliiraii/cn KCgcnübr^r ab«T nicht richtig pro-
portionirtr (;(>^l;llt ^pj^rbcn, ila greift sie abi-nnaU ftmlernrl ein
iiiid rntuickclt /um «I ritten, indem sie »ich fluHi»erli(!h bald an die
V( rraiirunK'swci^c der Assimilation, babl an »lic d«T Oisnimilation
niilcliiit. die wcit^rt'ifonde Krhcheiiiung der Analogie, welche
nicht niclir tinsciti'; die blosse Form berücksichtigt, Hondem die
Uiitlöiclit auf Fniiii niid iidialt /u vereinen weis»». Zum Bei«ipie1:
die alte Sprache hat aus dem lateinischen Verbvorrat die Mehr/ahl
seiner unregelmäs>igen Verben und mit ihnen die Mehrzahl ihr« :
stammhetonten Supina hinüberjrenommen. Wir finden also in ihr \i>:l»-
/weisilbi^'C l'artieipia in so und to, d. i. sus und /ms, daneben aber
eine bedeutend «^Wissere Zahl regelmässiger tlexionsbetonter in rr-'/o,
it/n, }((!(). Die neue sj)anische Sprache, die sich vor allen anderen
ronianisclien Sprachen durch grosse f^infatlihcit und strenge Ge^etz-
mässigkeit auszeichnet, — wie z. H. ihre einfache phonetische Ortho-
grai)lii(^ beweist, an der wenige Striche getan zu werden brauchten
in dem man doch wohl calidiis cuUditg erkennen darf. Oft enthält
wenigstens das zweite Glied eine willkürliche, nach Analogie des ersten
Mahren Hegriftswortes geschaffene Bildung: in cachivache ist der e^^te
Teil i>iclier cacho Sclierbe; was aber ist rächet in ä trochemoche ist
trovhc sicher auf trocho-torcho-turctus zurückzuführen: in toUemoJU,
identisch mit tolletollc, ist toUe der einfache lat.-sp. Imperativ von
tollere; in mandilandü ist die erste Hälfte das bekannte arabische
niandi]\ in chirlomirlo ist der erste Teil sonnenklar; ebenso m zanga-
manga und chavcharras manrliarra-^. deren zweiter Bestandteil, viavga
und manchü zwar wohl bedeutungsvolle spanische Worte sind, jedoch
in keinem andern erdenklichen Zusammenhange als dem lautlichen zu
zaugn und ckcmga stehen. Gaucha patiza ward vielleicht aus hindi"
jndiza verderbt; aus ojiliinöjili neben ajilimöje kaim ich nichts als den
spanischen aji Pfeffer herausfinden. Oft ist sogar ui*sprünglich ein-
fachen Worten durch Lautmodificationen nur der Scheiu einer Zu-
sammensetzung zweier reimverhundner Teile gegeben, l'clarcia ist
eine jS obenform zu jn7(u/c/a. pcladela eine Nebenform von pelad-ero.
Auch jjutarata möchte ich in den freilich unerklärten Stamm päd .,
der in p'ttr-anc vorliegt und auf die Endung ata auflöse«.
29
um sie zur aiisnalimoficien Logik zu erheben; die Verwendung
von haher für das Activuni, von ser für das Passivum; die V\\-
veränderlichkeit des Participiums activer Verben, die Sonderung
von ser und estar^ die Niclitexistenz des Apostrophs, die Festig-
keit der Accentuationsregehi, die edle Gebundenheit der Wortstel-
lung die zwar mit dem Französischen verglichen noch frei ist, neben
dem künstlichen italienischen Einschachtelungssystem aber einen
wohltuenden Ordnungssinn verrät, der nur in den italianisirenden
Zeiten des Gongorismus die Grenzen der Schönheit überschritt; —
diese gesetzestreue spanische Sprache sah auch in der Existenz
schwacher und starker Participien einen nutzlosen Reichtum den
es gut schien aufzugeben. Sie nahm also den starken Supinis
ihre Part icipial kraft, wohl auch darum weil sie ihr zu kurz,
zu abgenutzt, zu sehr jedes sicheren gemeinsamen Merkmales
beraubt däuchten um so wichtige Functionen wie die verbalen
zu verrichten: als Adjectiva leben sie weiter, einige auch als
Substantiva. * An ihre Stelle traten, nach Analogie der herr-
schenden Überzahl, Particij^ien welche aus dem Stamm und der
tontragenden Endung ado und ido und iido bestehen. Als Ausnahmen
bleiben nur zwölf, eigentlich nur zehn stammbetonte sogenannte
unregelmässige Participien zurück: hccJio dicJio roto visto mxicrto
puesto vuelto snclto abierto ciihierto und preso und escriiOj welche
zwei jedoch immer mehr und allgemeiner durch prendido und
escrihido vertreten und verdrängt werden, also auch im Absterben
begriffen sind. Von den übrigen spielen die meisten ihre alte
Rolle als Verbalformen in den Dialecten weiter, und haben, be-
sonders im Katalanischen, sogar analoge Xeuschöpfungen hervor-
^ Die im Sp. nur als Adjectiva oder Substantiva erhaltenen starken
lat. Supina — wenn manche es auch nur als Composita sind — zählt
die folgende Liste auf: Ciiictum coctum dodum ductum finctum fric-
tum lectum -rectum stinotum strictnm structvm tactum textum tiiictum
torctumtractwn imctumvictum; -emptum -sorptmn;-creUnn caxitum motum
-uotmn scrtiim {-nirtinH tcntum rentum, casum cession -chisum -cii&sum
cur Silin divisum ßxum mansum movsiim pensum puhum rasitm risum
rosum scensum sensmn sessiim tcnsiim tersum rersuin libitum creditum
debitum domitmn exititm levitum perditum quisitum redditiim solrituin
cenditum volritum.
30
Kcrufcn. liM Kran/uNUrlii'ii IiuIkmi nicli norli cuiuiwhier/ig * it-
liitlliii, im lialifiuMclicii sof(ar mehr alt lianürTt. (Ich k*'uu*'
I 1 .'• Siiiiplirin. j
VAU nicht weniger cnorgische» Kingreifen der Analogie h<-
Nsirkte ilass all«- s|»anis<'lif n Intinitivc in ar ir ir ' '■
auiUrc Acniitiuilion, ihr lat^•ini^(;h^rn «Irittfn Cor . m »/.
«'ntsiucclicnii , — die in den (Ibrigrn roniuni«'ch«-n , i« n Vn-
trctrr Ki't'"«d<'n hat - duldet die »panihche Schriftsprache nicht;
im katahuiisch-valcneianisch-inallorkanischen besteht »ie fort. Im
Spanischen nur in einem einzigen Substantiv dem btets pluralii^ch
gebrauchten liicna: Lebensmittel. I>ie Infinitive in ar bihieten
stets und bilden noch jetzt ihre i'articipien au.sschlii-^v.slich in n'h
die in r/ und ir, die in der alten Sprache fortwahrend ihre Si-j,
niitcünaniler veitauschten, bildeten sie daher auch beliebig wech-
selnd bald in i(h> bald in iido. Dieselben Kndungen, besonders
(ulo und udo wurden noch anderweitig verwendet, nämlich um
Sid)stantiva /u adjectiviren , um z. D. von J/arla Rart einen bar-
bado oder harhudo einen Bebarteten abzuleiten. Die neue Sprache
sichtete auch hier. J\Jo wurde seiner 'Tätigkeit als Partieipial-
bildner ganz enthoben. Für alle Verba in er und ir — die ja
iiberhaupt, den Infinitiv und die Infinitivbildung der im Spanischen
noch heute trennbaren l'utura und Conditionalia abgerechnet, bis
auf zwei Formen: die erste und zweite Person Pluralis des Prae-
sens Indicativi cmos imos, eis is, cd id , vollkommen nnifonnirt
sind — blieb ido als gemeinsamer Participialbildner bestehen.
Vdo aber ward, auf Grund einiger kümmerlicher lat. Vorbilder
wie nasufiis cornutus icrutus asfutus cinciufvs versittiis hirsiitus
actufiini später auch caniitiis lillutus, denen sich viele in itus
wie ouritus cri)iilus pdlifus fiirritus zugesellten, ausschliesslich
an Substantiva und substantivirte Adjectiva gehängt. ^ Sein Amt
^ Atieint reiitt cr(ii)U iteint cmpreiiit feint Joint oint peint plainf
point rcstreint teint; fait (fit^ fi) trau hrait bruit atit -duit -siruit
7uii ; lui; dit beni(t) frit ecrit; oiivert couvert offert souffert: mort:
-sous; ve; -quis -eis mi< pris sis, ri rais dos (chiO<).
- S. Corssen, Beitrage zur Lat. Formenlehre. Leipzig 18(»3.
p. 513 u. 17. — Von wirklich in u auslautenden Verbal stammen exi-
stiren als wirkliche Participien argutus acutus minutus. Nach ihrer
Analogie soll die im Texte citirte Eeihe gebildet sein, jedoch nicht
31
wurde es auszusagen dass diesem Substantiv irgend eine Ab-
normität anhaftet; besonders deutet es emphatisch, tadohid, oder
verspottend die übergrosse, unproportionirte Ausdehnung der ein-
zelnen Körperteile, an Abstractis ihre Intensivität an: Aufgeblasen-
heit Laune Trübsinn Phlegma Zorn Ahnenstolz Eigensinn. AVill
also der Komane mit einem Worte bezeichnen dass Jemand eine
lange oder dicke Nase, grosse Zähne, einen vollen Bart, dichte
Haare hat, \\\\\ er Jemanden wie wir Pausback Dickwanst Schmeer-
bauch Langohr Dickkopf tituliren, so hängt er als Spanier oder
Portugiese ein einfaches udo , als Italiener ufo als Franzose u als
Provenzale und Katalane nf an die betreffenden Hauptwörter, und
schafft so noch heut zu Tage immer neue Adjectiva, viele die
noch kein Lexikon verzeichnet. Diez Gr. H. 557. nennt sie be-
sitzanzeigende Adjectiva in participialer Form und übersetzt die
entsprechenden rom. Formen mit starkgliedrig starkarmig gross-
äugig grossohrig grossnäsig dickköpfig hartköpfig heisshungrig etc.
Die in die Anmerkung vervviesene Sammlung umfasst 144 spa-
nische Beispiele, von denen jedoch seclis aragonesische und 17 ka-
talanische als genau genommen nicht dazu gehörig gestrichen
werden müssen: es bleiben also 121. Im Französischen ist ihre
Zahl geringer, einmal weil die feine, aristokratische Sprache solche
prägnante Kraftausdrücke nicht gerade liebt, dann aber auch weil
■u nicht allein diese Rolle zu spielen hat, sondern als wirkliche
Participialendung der ganzen regelmässigen Conjugation in /r,
und vieler Yerben in oir und ir tüchtig angestrengt wird, wie
freilich auch im Italienischen. Ich habe bis jetzt nur 42 Beispiele
gesammelt, zweifle aber keineswegs dass auch aus der Litterär-
sprache noch nuinches zu ziehen ist und muss hier — wie bei
jeder gesammtromanischen, und nur im Neufranzösischen schwach
und kraftlos auftretenden Eigentümlichkeit — bemerken dass das
unmittelbar von den Nominalstänimen naso cornu astii etc. ,,Der Idee
nach liegen ihnen vielmehr denomiiiativeVcrba mit dem Charactervocal
u von diesen Xominalstämmen zu Grunde , zu denen sie sich verhalten
wie liastatns jpihitus scutatus toyatus hrciccatus jmUiatus harbatus zu
denominativen Verben der a Conjugation, wie facetus qnieius zu denom.
Verben der e Conj., wie vestiius miritus criuitus ignitus liellitus tiirri-
tus mellitus cerritus artitus maritus zu Verben der i Conj., wie aegrotus
nodotus von denominativen Verben, deren Stämme auf o auslauten.''
^2
AUlran/osiMrlie uinl liaii«! in llatui mit ihm <lii* I)iiil«'4fo eine rHcbcrc
Ausbeute «cwülinMi. Im \nv\u'UfUiU'U lalli- lolmt et f»ldi au«|i
(ibiM- alh'H KrwarliM» «las Fild der nomhia proprio /n darcliKrahcii
aus d<ii WolmuiiKHan/rJK'Tn von Lijofi, Marnritte und (im/ /. lt.
halx' irli V<rz<i< luiisH«' von nahtvu hundert Fnmilimnamco in tt
tili ui Htz /.usamnMii^'cstrllt, dcn-u Ktymoloi/ii- mir fnilirh zum
Krösstcn 'I eile noch un^tfunden ist,- denn Zuk< hori^kiMt /u d«'r
Klasse der liier besprocheneu l'articipien jedo<h bei einer be.
trüclit liehen Heihe ganz augenscheinlich ii»t. — Von portagie»i-
seheii lieispielen kann ich 80, von italienischen 108 K^ben. • —
■ I. Spanihch. Aluäa. batnjut {U.Ai.; — buffutlwiu. ,,.n •> hfmxi.
bez. boc.boz. bruvrutz {Vd^{.)cabeU. rabez. cabr. cachuz. rächet, ra//«. (arag.»
campan. cantellut (kat.) ciw. cupill. rapot. caprich. cum. rananc. carrtU.
cascur. casc. casquet. caz. cej. cen. cerd. cernej. cicot. cofjoU. coJk "
couch. couiicn:. copet. cop. coruj. com. corp. cortez. coscorr. coittU. c/ ^' .
crenut (kat.) t7/rt/7arrM^(kat.) deut. encuer. escam.espald. fald fej.i^ngj^
fdp. fltoi. forcej. forz. freut, oderfrout. gaU. finUut ikat.i gmxut (kat.l
gurv. gep€rut{k'dt)^. — (juberu. (arag.) gorjui ikat.) grau. grunuUut (kat.i:
gren. groJoUut (kat.)=» gruxut (kat.)* — guedej. hfrb. liocic. Jtoj. bot r.
jet. juanet. lau. Uargarud (kat.) llengudo (arag.) Uetrut (kat) linaj. loi .
(ast.) Jörn. mant. mdeti. membr. moUet. moU. morr. morrocot. (aratf.i
inontach. narig. nerv. ojcr. oj. ovej. os. oder hueg. pacienz. pachorr.
p(üito)}iI}. pa}tz. i)ap. pat. peUej. pei. penach. pevc. ptrsoii. pescoz.
pcstorej. ^>/t'. pinch. jjiugorot. pJanch. plom. porr. quijar. rab. raba-ssut
(k^xY rampcUut (kat.)'^ — rcboll. repol. re6;//f^(arag.) rodiU. 8aberut.{küi.\
fies. taJl. testarudo (?) tet. toz. trafagut (kat.) irassut (kat.)' trip. trohc.
tronch. vedcg. oder vedcj. lell. ventr. zamborot. zanc. zapat. zoquetudo.
Zu den mit Zahlen versehenen Formen einige Bemerkung»^n. Erstens :
fijudo fcjudcz und fejugo fcjuguez stehen im Aragonischen für da-
kastilianisclie i)esado pesadez^ bedeuten also schwer, schwierig und
Schwere. Es sind Ableitungen vom kat. fcx d. i. /a.sC/>\ Bümlel, Pack.
Last. Uli Itovibre fejudo , ist einer der sein Päckchen zu tragen hat.
Udo und ugo könnten verschiedene Suffixe sein. Da aber der Wechsel
von (/ und g im Komanischen mit einer genügenden Zahl von Beispielen
zu belegen ist, scheint es geratener, auch dieses als eine neue Zugabe
hinzuzutun. Ausser den bekannten spanischen Umwandlungen von da-
ttgpos in gazapo von delfin dolfin in golfin, \on dragea: TpiYTjJLara zu
gragca von damus zu gamo ist mir ein altsp. sigra für si'dra, wal.
cigheariu ein ueusp. inegaiio neben medano von meta : bielgo mielgo
neben bieldo d. i. roitulus: ein port. jaziga neben jazida: jurupango
neben junipaudo i^Name eines asiatischen SchifFesi, ein frz. (Bernji
geinUrc aus gingiva bekannt, sowie dieVerdrehungenvon j;arr/t>'/ mordieu
:j:5
Dieser natürliclic Tvk'h sinnverwandte I*>egrifle nacli ein und
demselben, gewöhnlich vom Lateinischen ererbten Soliema um/u-
tHedieu etc. zu pargnc pargnemie par(/iiieuiic inortjuiciDie tHiyuc teli.
(juiemie tatiyui tatif/oin t(i8ti(jue tcstujiic testiguennc paJsatujiit' pul-
scüifjiiiemie. — Zweitons: yepcrut komint von (jep d. h. von gthljus
Über den hier vorliegenden unmotivirten Einschub von er ar or verf-l.
Diez Gr. II 28'2n. 3G7. Zum it. verhonito vodonito raiiiorvto, welclie
nach Dt'ez' AufTassung die alten Pliirale nerrora vodora ramoni in sich
enthalten, und denen nothpettoruto hinzugefügt werden könnte, tritt ein
altitalienisches gomhenUo = ungestaltet, krumm, das vielleicht wie das
kat. geperut , prov. geherut auf gibhit.s gobbiis zurückweist; ferner
nocchiorvto nocchieuito , knotig, knorrig, von rwcchio (nucleus) und
canternto von canto, bei denen allen eine derartige Auffassung eben
so unmöglich ist wie beim prov. camhanit, beim occit. bauarut, beim
port. Iriiguarudo , beim kat. llagarud ( = largo) saberiit , geperut, und
testarud, käst. pg. testarudo. In dem letzteren dürfte mit gleichem
Hecht eine Tomposition von te.sta und rudv.s für nidis zu sehen sein;
oder da die Nebenform testerudo existirt könnte es direct von testera
herzuleiten sein, wie auch testarada teaterada. — Dass wir es nun
mit ausseritalienisclien Analogieen der vier vorerwähnten italienisclien
Formen zu tun haben sollten ist wolil kaum anzunehmen. Ich glaube,
man tut besser in allen durch r erweiterten Participien in uto nichts als
einfache Erweiterung nach Art der zahllosen Substantive in eric^ für
einfaches ia, und der Diminutivbiklungen in eriielo für blosses nein zu
erkennen. — Das sp. ojerudo kommt niclit von ojo, sondern von ojcra
quijarndo von qirijara für qin'jada, das it. zazzerido von zazzera. —
Drittens: grofoUiit bedeutet etwas grobes plumpes, woher es stammt, weiss
ich niclit. — Viertens: gruxiit ist von ^ro.ss^^s• herzuleiten. — Fünftens;
rahctssut ^ torosus lacertosus kommt von rabasaa : stipes tnincus, dem
augmentirten rabt(s. — Sechstens: rampellut ist venätico ; rampell über-
setzen die Lexika mit venu arrcmque impetu; vielleicht liegt ihm raperc
zu Grunde. — Siebentens: trassul kommt von iraza List.
II. Portugiesisch: Abelhudo harbnc. barb. barrig. bei\. bicaiir.
bicogrofts. bic. bochech. boj. bra^'. cabc^. cabclh comb, mmpmi. capeJh
capribarb. carn. carranc. casc. cascalh. cebol. cohmll. cnnch. coraz.
com. chofr. chordent. espada. far. fclp. focinh. gal/i. guedelli. gra.
joelh. 1(UL liuguar. lomb. mam. mamidh. mahis. membr. mercat. miol.
nadeg. narig. nerv. olh. orelh. oss. pantafa^. pap. pat. parr. pell, pexti.
X>ern. pesco^'. pestan, polp. quartal. quartell. rab. ramalh. rechouch.
repolh. sank. sede. .s/.v. tal. fest, iestar. tef. topet. tromo. tro)ich.
troper. rar. vers.
III. Italienisch. Barbuto beriioccol. bicorv. biforc. bitorzol. boz-
zacchi. bozzol. broccol. brocc. cagi. cfoilcr. vatituccl. catiton. ctai
C. MlCIIAKLIS. Q
foriiMM» liai (lii- (icstaltiiij;,' (IfT roiiiaiijüclien Spraclir-n iitiKnneifi bc-
riiilliisst, v«»r jilN'in die IN'KulirunK der ciii/flnen ('onjugafioiuti
Audi ili«' (icscliichlo jedes üborliaiipt produrtionhrijhiK<^n Suffix«-^
— und sie sind rs mit willigen Auhiiahmen m» cfi sie den Accvui
tragen und sich diircii die (iewolinlieit ein Im ' * i. .^ nr
ange(?ignet haben — kann liierzn die inlei .. ; .
liefern, l iid selbst das kommt vor, da» accentlose Suffixe, denen
kein bestininitcr, dctinirbarer Sinn inwobn», und die nur za bestehen
und verwendet /n u<rden hcheinen um einen zu leeren Wortban
vn fallen und den \V(dillaut zd lieben, eigentlieh fertigen Worten
dei- verscliiedensten Art die mit einander nichts als eine vague Klang-
ähnlichkeit gemein haben, naeh IJelieben und zwar so angefügt
werden dass die echte und die erweiterte Form ruhig neben-
einander hergehen, ohne jeden Unterschied des Sinnes. So ist es
/. n. mit (tntfs. In haliino, huirfavo ^ hnergano örgano ^ Ind-^
idttfi- , Inhmo , lifjtnio. pldfano, tfihntw, tripano tmtniw^ rdhavo
war CS lateinisches Erbteil. Der reine a Klang, der dem spa-
nischen Ohre behagen musste, trieb dahin liuus auch an Stelle
cnpcU cnpit. capocchi. cuppell. carnncci. cum. ceff. cer cerveli.
rct<t. chiric oder vhnc. cicci (vulg.) C17/1. ciocc. cocci (vulp.) codacc.
cod. copoL com. corpacci. corp. creanz. crest. criti. croit. er.t. finnc.
fiorreU. foffl. forcell. forc. forz. frojtd. fronz. gamb. gihh. gomher.
ffozz. labhr. lauter}i. lau. UtKjuacci. litter. malizi. man. (vulg.) tnaz-
zocchi. membr. vapp. Jias. nritic. ncrhor. uerb oder uerr. tiocchior o^ir
nocchicr oder uoccbiol oder nocchi. nocciol. noder. occhi. orecchi.
organ. osa. paff. pah. pampau. panci. pattnocchi. penc. penn, pettor.
pinz. pipp. polpacci. polp. puut. ramor. ricci. sacci. sann. sap. sber-
noccol. schien, scrifju. scm. setoL sopro.^.^. spall. f-par. .^icchi. tori.
triforc. inicin. unghi. uniconi. vell. zann. zazzeruto.
IV. Französisch. Barbit bcc. beg. bos.-i. bourr. brauch, brochonn.
charn. chen. chevcl. con). corpor. cotss. crep. croch. crott. dod. fafeJ.
feuiU. ßch. gogiteU. goid. grapp. gren. grijfi. herb. Joiifß. hpp. mafß.
mcmbr. mouss, mountach. pans. pntt. pclu oder poil. point. pot rabJ.
saugren. tet. trap. vel.
Altfrz.. z. B. beuiJlu boch. cors. crepel. dent. dorch. durf. espirit.
lau. hur. Ictr. nerv. ram.
Aus einer Blutenlese von 143 dialektischen und rotwälschen Fennen
wird sehr vieles als Mcht-rarticipialbiklung auszurangiren sein. Dennoch
wird ein hoher Rest zurückbleiben von Formen, wie: betassn broillu
brossu chairu coeuru corsußeUu gambu garu grim^hijambru moußouramu.
35
von emis und hius und onus zu setzen, wie clxino; pcwijHino; cucbano;
ürgano; ahrötano; ahmiedano; f^/rt^awo (Nebenform.) es beweisen.
Neben hnfulo heisst es auch hafavo, neben cimlalo cimhano,
neben pifaro pifano. Ganz frei aber angefügt ward ano in hn-
zano, das neben luxO steht, in whJnno wrgtnw von mechi, in
Sütano von so^t>, tdngrcino \on fcwc/o , fräskino \on fräste, zmigano
von zanco, cardmhano von cälamo.
Fälle in denen die Analogie den Stamm selbst angreift, sind
selten, doch kommen sie vor: im italienischen grcte aus gravis
nach Analogie von Icve aus Zt'6-/s ist es geschehen. Der Vene-
zianer bildet zur Bezeichnung des Veilchens die Form viohpcw,
solche Anziehungskraft übte itilipati aus; derselbe sagt auch
lioncorno lionfanic für unicorno clcfante. Ich vermute, dass das
unerklärliche spanische marßl für arfil und alfil Elephant steht,
und dass ihm im Gedanken an marmol diese sonst unerklärliche
Veränderung der ersten Silbe aufgezwungen ward. Dem in seinen
Elementen nicht leiclit verständlichen mariposa Schmetterling
(s. jedoch weiter unten Anm.) bildete der Spanier ein selt-
sames diabliposa nach, um damit die Ruhelosigkeit mephistophe-
lischer Naturen zu bezeichnen. Adawantis wurde im Romanischen
zu diamantöy dessen erste Silbe offenkundig der Erinnerung an
diafano diadema diaspero (sp.) ihr Dasein dankt. Doch wozu
Beispiele für ein so naturgemässes Verfahren wie das der Ana-
logie? Lehnte doch selbst der klassische Lateiner meridioncdls
an septentrionalis, architectura an pictura und scidptura an; in
seiner Vulgärsprache steht octcmher für ocfoher, weil ein noccmhir
und September^ scnexter für senestcr sinistcr weil dcxter existirte.^
Formell ist das Verfahren der Analogie dem der Assimilation
verwandt, ja man könnte sagen es sei nichts als vergeistigte
Assimilation. Insofern sie aber überhaupt vergeistigt ist, und dem
Ziele entgegenarbeitet, der Sprache Klarheit und Festigkeit zu
geben, die geringe Unterscheidungsfähigkeit ihrer ersten Bildungen
zu heben, und verwandte Begriffe mit verwandten Formen zu um-
kleiden, insofern steht sie dem Dissimilationsdrange gleich. Dieser
hebt äusserliche Gleichheit zwischen innerlich Verschiedenem auf;
' Jahrb. 11. (XIV) p. 440 fülirt Schclcr ein altfrz. nrrestc , eine
Anbildung von orage an tauppstas an.
3:,
.in
din AiiiiloKi«' IhI)! üiiHscn- VersrhiLMleiihcii /uiitclien innfr1i<-li
(ilcic.hnrliKt'ii) auf: bcidi* streben tiha flaiiat'ti nur K^'t^^iK ^*'
wuikUcs aucli inatrricil init oiimiKh.T /.n vorkiiOpfen.
In (1.1 AusliltriiiK dieser Kraft wird die Sprarhf allen ilirfii
Trieheii /u ^'Icielier Zeit Kcrochl: was ist boqtiomcr als die be-
scliriiiikte, von einem Aceenliiatio? •/ despotisch rcj^iertf? I)m-
teiliMig der si»;mise]ien Iiiliniti\e':' \ deutlicher als die It«.*-
t^riffss palt Hilf,' starker nnd schwacher Supiiia in AdjecHvc und
wulire rartici|)ieiiV was ist zu gleicher Zeit euphonischer als
dass beim Denken gleicher oder ühnlicher (bedanken auch gleiche
oder älmliehc Töiu' an unser Ohr dringen? Wie man einen ein-
zelnen Ton in Mnsik und Sprache wohl schon oder unschön nennt.
von eigenlliehem Wohlklang jedoch erst spricht, wenn die Ver-
bindung niehrerer Harmonie oder Disharmonie erzeugt, so ist
auch ein einzelnes Wort mehr oder weniger euphonisch, der
eigentliche Wohllaut der Sprache aber tritt erst zu Tage, wenn
sie ihre Worte zu Sätzen, und Satz an Satz zu flie<:sender Rede
reiht. Vocalisch auslautende Wörter hat jede Sprache: dass aber
in der Italienischen ein jedes Wort mit einem Vocale endet, das
j^nebt ihr jene weiche klangvolle Melodie, die keine andere Sprache
erreicht. Die Stellung des Einzelnen zum Ganzen, nicht das
Einzelne als solches giebt uns den Massstab zu seiner Beurteilung:
die Analogie arbeitel daran das Ebcnmass der Sprachglieder her-
zustellen, sie trägt also zur Erhebung und Vervollkommnung der
Sprache bei. Indem die Schriftsprache also nach Deutlichkeit
strebt, erreicht sie zugleich grössere Schönheit und trägt auch,
^vas die r)e(iuemlichkeit betrift't, den Sieg über ihre Vorgängerin
davon. Denn was ist bequemer, klarer und schöner, die Ein-
t'acblieit und Gesetzmässigkeit des neuen oder die wirre Fülle des
alten Spanisch?
Zum vierten bändigt auch die Schriftsprache die Wildheit
der Volkssprache, sie beschränkt die Summe der Laut Varianten
um ein bedeutendes: die dialektischen Formen werden vom Kasti-
lianischen absorbirt. Wo z. B. das Leonesische d in I verwandelt
hatte, das Kastilianische aber in .r, da musste die Form in / der
in - weichen, jidgar vor juzgar^ -algo vor azgo (aticus) : und
von den verschiedenen Bildungsstufen eines Wortes verschlang die
jüngere alle übrigen : hatte man vorher bald coctar oder cgglar
37
bald copkii' coltar ciictar cuitar cocktr, bald coklar cuithir ciiedar
gesagt, so wird jetzt nur ciddar als Vertreter des lateinischen
cogitare anerkannt (S. jedoch unten): kurz alle überflüssige
Vielheit wird abgeschnitten. Was keinen positiven Zweck hat
stirbt dahin.
Zum ersten, zweiten, dritten und vierten hat also die Schrilt-
sj^rachc an der volkstümlichen Kedcweisc nur beschränkend, säu-
bernd, ordnend, bindend, klassificirend und uniformisirond gewirt-
schaftet. Bis jetzt sahen wir sie nur ausjäten was ihr Unkraut
schien; wir sahen sie nur die Masse der entwickelungsfähigen
Keime vermindern, den bleibenden aber eine so feste Gestalt
geben, dass wir nicht wissen wie sie noch weiter sprossen sollen-
Wenn wir also auch ohne weiteres zugaben , dass sie die Klarheit'
die geistige Kraft mehrte, so können wir doch nicht leugnen,
dass wir sie bisher von der Wortsumme nur subtrahiren und
nichts hinzuaddiren sahen. Wie nun stimmt dies zu der Behaup-
tung das Spanische sei reicher als das Lateinische? Soll sie etwa nur
vom allerältcsten variantenreichen Spanisch gelten, von dem wir
wenig Proben liabenV und ist dies wirklich reicher als seine neue
Form? Haben Jahrhunderte nicht vermocht den etwa eingetretenen
Wortverlust zu decken? Konnte eine Sprache stillstehen oder gar
rückwärts gehen während die Nation , welche sie sprach , vorwärts
ging und sich die Herrschaft der Welt errang? Es scheint un-
möglich und ist unmöglich. Koch haben wir nicht alle Mittel,
deren die Schriftsprache sich zu ihrer Veredelung bediente, er-
wähnt: dasjenige wodurch sie auch die quantitative Grösse des
spanischen Wortschatzes mehrte, das welches also für den Beweis
den ich führen will: „dass die spanische Sprache wuchernd mit
dem ihr anvertrauten Pfunde geschaltet hat", bei weitem das
wichtigste ist, den Kerni)unkt dieser kleinen Arbeit, berühre ich
erst jetzt. Vorher aber will ich noch bemerken, dass der Schein,
als hätten die bis jetzt erwähnten Beschränkungsmassrcgeln viel
vom eigentlichen Wortvorrat genommen, die Sprache also viel
ärmer gemacht, ein trügerischer ist: zumeist waren es ja nur
Formen eines mehrfach vertretenen Wortes, Duplicate die zerstört
wurden (jnzgav ai'idar). Wo aber wirklich ein ganzes Wort bekriegt
und besiegt ward, da war es stets ein die gleiche Stelle begeh-
render Nebenbuhler, der den Todesstreich führte. Äno hätte
3H
ni<:lit aiiss(<Ml)('ii köiiiKi), da iltr lUgriff I,utiiiu nicht auMtarli
Nsnm iiii lit das Synoiiyni rordno; olio nicht wenn nicht fl/«//-
diigfwrsrn wilre: v» hätte sich in die»em Falle die Sjirache mit Ilonio-
nynicii bclidfen niüssrn, wie sie e« ja auch heut' zu Tage in nicht
grnuh' ««Iffiifn I'iilltn imiiicr noch tun nius« (S. oben). Vcr-
nichtt'l halte sie; also nicht all/uvicl: doch damit nicht /.ufnciUu
ihren alten liesit/ bloss annähernd \(dl zu erhalten, hat die
Sprache iini genuhrt. Nachdem sie den Saftixen, die vorher be-
liebi^^'eii Worten oft angefügt worden waren ohne ihre Hcdeutung
/u rnoditiciron, rein um den Worten volleren Klang zu geben,
eine feste Hedeutung untergescholxn, und sie mit dem Amte be-
Irant hatte, durch diese Bedeutung die Grundbedeutn» " ''-
Stäninie nach irgend einer Richtung hin zu nüancircn, ent
jene Snffixe erst ihre rechte Troductionskraft und erweiterten also
den Wortbesitz der Sprache. /. P..: Nach Analogie des latei-
nisclien niortalis yintundis hatte die spanische eine ganze Schaar von
Adjoctiven gebildet, in denen al entweder, jedoch selten, genau wie
in den obigen Lallen einen Substantivstamm adjectivirte [dcalfihal.
oder aber eine unnütze Erweiterung von schon fertigen Adjek-
tiven war, wie in cdesiial (Uvinal mundanal hutuunal lihinl-
Diese letzte sinnlose Anfügung überwog bei weitem, ward aber,
eben weil sie sinnlos war, bald wieder aufgegeben, und trat in
dem Masse in den Hintergrund wie eine andere Art der Neu-
bildung sich in den Vordergrund drängte. AI ward nämlich mehr
und mehr dazu verwendet, um, an PHanzennamen gefügt, den
Ort zu bezeichnen wo diese Pflanzen in Menge wachsen: carrascal
ist ein Eichenwald, hwojal ein Eenchelfeld, und in dieser Func-
tion ist dem Suftixe al nocli jetzt seine schöpferische Tätigkeit
geblieben. Ob man den Ursprung dieses al im lateinischen alis
sieht oder nicht, ist hierfür ganz gleichgültig. Davon später-
Ebenso war es mit udo. — Das Kapitel der Ableitung wird immer
von hervorragendster Grösse sein, so oft es sieb dämm han-
delt der reichen Entfaltung lateinischer Keime auf romanischem
Boden nachzuspüren. Da das jedoch nichts Neues ist, es viel-
mehr der Theorie nach schon sehr oft erläutert ward, wenn auch
die praktische Beweisführung noch nicht in genügender Breite
durchgeführt ist, so beschränke ich mich darauf es zu erwäh-
nen und lieber ein noch wcnicjer bekanntes Verfahren genauer
39
zu cliaraktoribiieii, das die Sprache zur \'ervieltaltiguiig ihrer
Saatkörner mit Kunst und Nutzen verwendet hat. Damit komme
ich zum fünften Verfahren oder Streben der sich verfeinernden
und bildenden Schriftsprache.
Dies fünfte Streben, das die Entwickelung der Schriftspraclie
lenkt und leitet, ist das der Differenzirung, die ich eine ver-
geistigte Dissimilation nennen möchte, wie ich die Analogie eine
vergeistigte Assimilation nannte. Denn beide wollen dasselbe:
sinnlosen Gleichklang meiden, das Gegenstück zu dem was die
Analogie bezweckt, sinnvollen Gleichklang zu produciren. Wäh-
rend die Dissimilation aber dabei stehen bleibt, ihn aufzuheben;
während sie sich in einem engeren Kreise vollzieht, innerhalb
eines Wortes (S. cof/oUa lif/amha, marnwl); oder wenn sie einmal
w^eiter greift, wie bei der Trennung von Homonymen, doch eigent-
lich nicht mehr als ihre Ptiicht tut; während sie nur nach Recht
und Gerechtigkeit verfährt, indem sie zwei grundverschiedenen
Wörtern wie cdllis und calx, cor und chonis, die durch ihre
eigene Schuld, durch den assimilirenden Trieb der Sprache, ein-
ander gleich gemacht worden waren, ihre alte Verschiedenheit
zurückgiebt; während sie, sobald sie sich machtlos fühlt, es zu
tun, einfach ihre Einheit negirt [ano-ojoj, eins davon zerstört,
und es ruhig der Sprache überlässt anderweitig für Ersatz
[cordcro acciiej zu sorgen, tut die Differenzirung mehr und
Feineres: sie spaltet ein Wort, dem mehrere verwandte Begriffe
anhaften so, dass jeder Begriff'snüance eine eigene, nahe ver-
wandte und doch deutlich unterschiedene Form entspricht; sie
schafft also positiv Neues. Am Schaffen allein aber erkennen
wir die geistige Kraft.
Dass die überraschende Vielheit der Bildungen, welche das
Altspanische vor dem Neuspanischen voraus hat, seit seiner littc-
rarischen Ausbildung mehr und mehr vereinfacht wurde; dass von
den Lautvarianten des Volksidioms ein grosses Quantum gänzlich
schwand, ist schon gesagt worden. Ein nicht unbedeutender Teil
blieb jedoch zurück und wird noch jetzt durch einen nur verhält-
nissmässig kleinen Rest vertreten. So ist es in allen romanischen
Sprachen, und selbst im Französischen bestehen, trotz der fast
unantastbaren .Strenge seiner Litterärsiiraclie viele, sehr viele
bloss orthographisch oder orthographisch und lautlich differircnde,
4n
ili'iii Miiiic iiai li ;iI)mj1iii idciitiKche Funiicii ein iiiid ,l, . '» -
Wortf'H |?I«'i«|iiiia»<siK nrlx-ncinandcr : hmvr nii-lil iuIk-ii
hnrt \u'\\v\\ hmit^ l>nr iicIkii Imrd , mthin neben fiof/in; arpti-
iiniH iicImii (trt/aurau , rrf/oi iKrbfrn nnjoi; hounlifftie neben lior'
(iif/xr; histiirdi iw-bcn hitaydr; hraifon nebfrn hrnyon; eclope neben
rscdipr ; ndfir uchm rsroj)r ; ^Cfirlinr/ur rHritrihif/" ' / ' 7M/*.
Im It;ili«'iiis(;h('ii licisst es hi\\(\ r.sif/lio huld <>/7/", . ;, .., .
tniffohi (111(1 iivf/ftlti, ur/unnrw, und upf/untnio; umf>flito und i/»/
nmilHii und unültn, Kir/ahotido und vagahuntU)^ vaccarcUa untl cacchc-
rrltn, irspcm und irspro, vessica und vescicn^ hif/Uctto und viglicUo*
Im Spanisdien steht fumnrada neben humnrada, fondunt neben
hnndurn ^ facn neben hnra ^ fontafia neben //on^iwri, fnidnhf-hou
/irridd, Jionu'to neben /lurano, lorujo neben hurujo, fforruHo neben
f/i(rn(Uo, gorhion neben gurhion , f/nUcria neben ffuücrin , fo-
nwntiir UL'hcn /um eutfir, borhin uahcu f/uchin , bordon i\(A)c\\ bur-
doif ; bochonio neben huchnrno, zorifa neben zurila, zorruUo
neben .:i(ruU<). Wollte nun aber Jemand nach Analogie dieser
Doppelformen bald hromn balfl brumn , bald /vror« bald bruza,
hM fosco bald y »SCO, bald forma bald hormu^ bald ///</ bald
/»7r( setzen, kurz o und ?/, / und // nach Belieben ihre Stellen
wechseln lassen, so würde ihm ein Lächeln der Spanier über die
l ngcnauigkeit seiner Ausdrucksweise, oft auch ein herzliches
Lacb.en wegen seltsamer ]Missverständnisse nicht erspart bleiben.
AVohl dürfen n und u , h und / oft indifferent mit einander
vertauscht werden; ebenso oft aber hat der Sprachgeist jedem der
beiden Vocale und Consonanten einen bestimmten Wirkungskreis
mit fest(^n (Frenzen umzogen. Solche fein modulirte Lau tcont raste,
von deren Entstehung oben die Rede war, benutzte die Sprache
um sie an ebenso fein moduliiie Bedeutungscontraste zu knüpfen,
die sich allmählich aus ihrem lebendigen Organismus zur Selb-
ständigkeit entwickelt haben, und darum auch nur eine eigen ge-
schatfene Form brauchen können. Eigentlich brauchte die Sprache
für jede neue Begriffsnüance eine neue Form : dazu aber reicht ihre
(rcstaltungskraft nicht aus: ein Wort muss immer mehr als einem
Zwecke dienen. Prätixc und Suftixe, die Derivationsmittel, helfen
ihrer Not wohl tüchtig ab: arm aber bleibt sie doch. — Verdiente
sie aber noch den Namen einer guten IlaushälK-rin , wenn sie.
die durch Not vcrptli^ihtet ist, nach neuen Bildungsmitteln zu suchen,
41
ein uatürliclies Workzoug, einen schon vorhandenen IHIdungs.sfolV
unbenutzt, unausgebildet bei Seite liesseV Der Zufall bietet ihr
zwei Formen für einen Begriff; dieser Begriff spaltet sich entzwei.
Was liegt näher als dass vom Doppelbegriff und von der Doppel-
form je zwei und zwei sich einen? So kann ohne Aufwand
von Kraft und Mitteln, durch blosse Benutzung der vorhandenen
Elemente, kraft der Differenzirung ein reicher Wortertrag erzielt
werden. So kann die Sprache ihre Armut zu wahrem Keichtuin
umwandeln. Denn Ileichtum besteht nicht in der festen Masse
des Besitzes, vielmehr in kluger und zweckentsprechender Aus-
nutzung, Disposition und Erweiterung desselben. Klüger und
zweckentsprechender aber als das liUteinische haben die roma-
nischen Sprachen mit dem Kraftniittel der Differenzirung ge-
schaltet. Jene hat nur sechzig bis siebzig differenzirte Wörter,
[s. Michel Brcal im ersten Bande der Mcmoircs de Lwr/uistifp(c\
die Romanen hoben Hunderte. —
Wie weit nun in solchem Variiren ein bewusstcs Schaffen
liegt; ob stets die Abweichung und Spaltung des Lautes der Ab-
weichung und Spaltung der Bedeutung vorhei'ging, oder ob um-
gekehrt eine verschiedenartige Bedeutung ein verschiedenartiges
Aeussere erzeugte, ob also Lautspaltung zum Zwecke und mit der Ab-
sicht der Bedeutungssonderung überhaupt vorkommen oder ob je
die Spaltung der Begriffe eine Lautveränderung hervorrufen konnte
die noch nicht, frei und unbekümmert um den Begriff, vor sich
gegangen und nicht durch die Natur der Laute vorgeschrieben
.war, das wagt man, in solcher Allgemeinheit gefragt, nicht ohne
weiteres mit ja oder nein zu beantworten, obwohl es von vorn
herein unausdenkbar scheint wie überhaupt das eine das andere, wie
der Laut den Begriff oder der Begriff den I^aut, wie der Geist die
Materie oder die Materie den Geist aus sich entwickelt haben sollte.
Eine notwendige Verknüpfung zwischen geistiger Begriffs-
und materieller Lautentwickelung besteht jedenfalls nicht : unab-
hängig von einander gehen beide ihre eigenen Wege. Die Laute
eines Wortes können sich auf ihier Heise durch weite Räume nml
Zeiten stark, bis zur Unkenntlichkeit verändern, während ihr Be-
griffsgehalt unberührt bleibt ; die Begriffe können sich ebenso
stark, ja noch weit stärker, weil sprungweiser, verändern, so dass
eine Reconstruction durch die einzelnen I'bergangsstufen bis zur
12
I rl)fMii(ituni{ /iintck um aiiiiuhcrnd tini • m m.f. i Iteibriiigung
\<)n Kin/olaimlogifcii fiU: j«'(Jo Fortsein. h ihi. I>er
Laulkiirprr uIkt kann dabei unaiif^irtaulel bleiben. Oft frcilicli treten
l)C'i«l() VcrilndtrunKen /u glcicbfr Zeil ein; verbindet bich dann mit
der beidfisciti^en Vrrändci nng eine Sdicidiing, hü lAist hieb nicbt
«einmal eine Hcilicnfol^M von erstens und zweitens aufstellen, l.'nd
ist di(,'s .selbst in eiii;:elnen 1 allen nuiglieb, kann ich auch nach-
weisen, dass die formelle Scheidung die frühere ist, so habe ich
damit noch keinesweg» nachgewiesen, dass nun auch die andere
auf ihr l)cnilit, da^s wirklich der ältere Laotwechsel den jün-
geren IJegritTswechsel aus sieh producirte.
Hei neueren S])raclien, deren llildnntf in eine so späte Zeit
der Keife fällt, dass die Art ihres Kntbtehens sich nicht leicht
mehr de r Beobachtung entziehen kann, lässt sich auch dicjie Frage
leichter lösen, als es für Primitivsprachen möglich ist. In ihrer
speciellen An\Ycndung auf mein spanisches Gebiet will ich wenig-
stens den Versuch einer Lösung wagen. Ich denke mir den
Troccss der Diffcrenzirung also so: ein beliebiges lateinische?j —
oder auch anderssprachiges — Wort geht in's Spanische über,
seine Bedeutung war schon in der Sprache, der es entstammt,
eine mehrfache, eine engere und eine weitere, eine concrete und
eine abstracte, eine geläufige und eine seltene, eine ältere und
eine neuere, oder sie entwickeln sich er>t im Spanischen zu sol-
chem Doppclgebrauch. Bringt nun die Gestalt des Wortes auch
eine mehrfache Veränderungsfähigkeit mit sich und wird diese
Fähigkeit Tat , so w erden anfangs die verschiedenen Wortgestalten
gleichgültig wechselnd für den ganzen vollen Umfang der Bedeutung
und seine einzelnen Teile gebraucht w erden. Es kann aber unmöglich
ausbleiben, dass mit der Zeit der eine Sinn häutiger als der
andere vorkommt, dass z. B. der eine, der concrete engere Sinn im
Munde des Volkes, der andere abstracte weitere im Munde der
Gebildeten vorwiegt. Ebenso wenig aber kann es ausbleiben, dass,
wie der Doppelsinn, so auch die Doppelform in ihrer einen
Hälfte, nämlich der stärkst veränderten im Munde des Volkes po-
pulär, die andere aber, die feinere, der klassischen Urfonn nähere,
im Munde der Gebildeten die stehende wird. Und naturgemäss
w ird von der bestehenden Doppelbedeutung der engere populäre Teil
sich in die populäre Form kleiden, der höhere sich in die feinere.
43
•
Nc'linieu wir z. B. das lateinische forma: es wii'd nach spa-
nischem Braucli zu horma abgeschwächt; beim steten Weclisei
von h und /, und / und h musste sicli aber die echte lateinische
Form unverändert daneben erhalten, und beide, horma so f^ut
\y\Q forma ^ dienten wechselnd dazu ideell und reell jede ,,Form",
den ganzen möglichen Inhalt dieses Begriffes zu bezeichnen. Horma
sagte der Mann des Volkes, forma der Gebildete, Latinist. Der
eine aber führte es sicherlich öfter im Munde um von materiellen
Formen zu reden, so wie er sie als Handwerker, als llutmacher
Schuster Maurer fortwährend zu benutzen hatte; der andere sprach
als Künstler Gelehrter oder Ilofmann mehr von den eleganten
Formen in Sprache, Benehmen, Kleidung etc.; bequemte er sich
aber einmal dazu die vulgären Handwerker-Formen in den Sinn
zu nehmen , so nahm er gewiss auch die vulgäre liorma-Yonn in
den Mund, den gleichfalls populären Sinn damit zu decken. So
kam es — nicht nach Willkür und Laune, aber auch nicht mit Zweck
und Absicht — sondern nach notwendigen Naturgesetzen dahin,
dass beide Formen sich nach und nach streng von einander
schieden, sodass liorma heut zu Tage nur auftritt als moldc
en que sc fahrica 6 forma ah/iina cosa , .zapatos somhreros etc.,
— forma aber ist vorzugsweise la heclmra cxtcrior de las cosas^
lo que determina la matcrla ä ser tal ö tal cosa, figura^ modo
de procedcr^ aptltud etc.: das eine hat reale, das andere ideale
Bedeutung. S. das Biccionario der sp. Academie.
Ein anderes Beispiel sei ladino latino. Beide gingen neben
einander her und bezeichneten sowohl im eigentlichen Sinne einen
Lateiner und lateinisch Redenden, als auch im übertragenen Sinn
jeden klugen, gewandten, verschmitzten Burschen. Diese volks-
tümliche Bedeutung allein erscheint jetzt noch in der volkstüm-
lichen Form. Der gelehrten Welt muss also die Popularisirung
des sacrosancten Lateinisch, die Deprcssirung von latino zu la-
dino für Blasphemie gegolten haben. Man benutzte die klas-
sische Form wiederum ausschliesslich für die klassische Bedeutung.
— Opera tritt anfangs als ohra und hucbra auf, welche Einzelbedcu-
tung des vielsagenden Wortes auch gemeint war: später dient das
volkstümlichere hucbra nur noch dazu, die Ackerarbeit eines Tages zu
kennzeichnen: lo que una yunta de hucycs pucde labrar en un dia.
Li dieser Weise entstanden, meiner ^leinung nach, alle
44
Sclicidrf f) niMn drs |>ojiiilUr(ti «p-- -hf-n WortHrha t /« •.
In (U'V -|»;iiiiM(li( II SjMiulK! koiiuiit vis iii \or, tlanh Schfidc-
l(»nin II, (I. Ii. «lass zwei oder im.'hr in Sinn und Form vcnkrhic?-
drnc, iirsprün^^dirli jiIht in Sinn und Form idcntUchc Wörter
oder NViir/idii sich aus cinpin Wort oder ein*'r Wur/x*I kraft
ciiHi' I.aiitspultuiiK ciitfaltcn, di<* nicht auch ohne Spalluiig *le»
Sinnes liiitt«; «inlrrtm und also Idohsc Doppel formr-n, d, h.
mir lautlich vcrstrhicdcno, dnii Sinne nach aber identisch |?*dilic-
})( nc Wörter hiittr liervorbringcu können, wie sie irie auch in der
Tat vfirlit I und gleichzeitig und nachher hervorgebracht hat and
noch hervorbringt. Die lautliche DifTcrenz ist also vorhanden,
ehe die SinnditH'ercnz sich in ihr realisirt, oder sie lie^M weid;,'-
stcns so auf der Hainl und i>t durch den Vorgang gleicher oder
ähnlicher Veriinderungen so sclbstverstiindlich geworden, dass
man sich nicht mehr erlauben darf, wenn z. B. zehn Fällen in
donon / inid // einen Sinncontrast anzeigen, ein elfter Fall neu
zugesellt würde, von einer eigens zum Zwecke der Sinndifferen/i-
rung erfundenen Lautdiflferenzirung zu reden. Ich glaube also,
dass im Spanischen der Iiegritl" idcht in freier Schöpferkraft neue
Formen für sich zu bilden, sondern nur die ganz unabhängig von
seiner Entstehung gegebene Materie mit sich zu durchdringen
weiss. Ich glaube auch, dass es überall so ist; selbst wo die
rein künstliche Erfindung von Scheideforuien deutlich zu Tage
tritt, wie in der mittellateinischen Deutung von ro/;/«/rts als gött-
lichen, Cühnntas als menschlichen, ruluj'tas als teuHischen Willen',
ist doch das tatsächliche Vorhandensein der Dreiheit der Fonn
die Basis, auf der solche Spitzfindigkeiten sich aufbauen konnten.
Ich glaube also, dass was vom Spanischen gilt, auf alle romani-
schen Sprachen und weiter glaube ich, dass es auf alle neueren
Spraclien und selbst auf die alten indogermanischen Primitiv-
^ S. Schuchardt, V. V. I. p. 4: .. Eiue eigentümliche Sitte der
Grammatiker ist es. verschiedeneu Schreibweisen eines und desselben
"Wortes verschiedene Bedeutuugeu uuterzulegeu." Aus einem Com-
mentar zur JRcguIa .S. Bcticdicti Hildcmar. (0 sacc.) hebt er folgende
Stelle aus: Sunt nuilti qui dii<tinguunt vohintatem per n (dtincre ad
deum et volumfatcni per m ad homiuem roluptatem vcro per p ad
diahoUim .'
45
sprachen ausgedehnt werden ihxrf. Denn ühcrall, also auch liier,
sind die Lautveränderungen nichts weiter und nicht mehr, als
ein mechanischer A'organg^: sie slürzon nhwärts, und wii-ken
^ Ausnahmen /u dieser Regel linden sich unter den sogenannten
Volksctymologieen; s. unten. Doch liehe ich gleich hervor, dass ich
dennoch in der Tat der Ansicht hin, dass durchaus niclit alle sogenannten
VolksetymologieiL derartige x\usnalnnen hilden. Sehr oftliegt auchi hnen
nichts anderes als ein ahsichts- und gedankenlos vor sich gegangene
Lautveränderung zu Grunde, die nur zufällig zu dem Resultat einer
sinnvollen Gestaltung kommt. Wenn dunkele, einer fremden Sprache
entlehnte AVörter in ihrer Form und oft auch in der speciellen Ver-
wendung ihres Sinnes heimischen, und in ihren Bestandteilen wenig-
stens anscheinend klaren Worten angeähnelt werden, deren verwandter
und dem Ohre vertrauter Klang dem Volke heim Aussprechen jener
unhekannten Neulingsformen vorschweht — und dies versteht man
doch unter dem Begritf des volkstündichen Etyniologisirens — , so wird
diesen sicherlich oft Gewalt angetan, sie müssen nicht nur gerecht-
fertigte Schwächungen, sondern auch ungerechtfertigte Schwächungen
und Verstärkungen erleiden. Der Willkür ist Tür und Tor geöffnet.
Dennoch glauhe ich, dass auch hier — bisweilen! — der erste Antrieb
und Schritt zu scheinbar gesetzlosen Veränderungen ein stren;< gesetz-
mässiger ist, der unabhängig von allen Rücksichten auf den Sinn und
auf Anähnlichung an ein bestimmtes Wort mit Notwendigkeit vor sich
geht. Abrotänum wurde zu Eberraute, nrciihalista zu Annbrust ver-
deutscht! Ich muss bekennen, dass der Gleichklang der lateinischen
und deutschen Wortformen für mein Ohr ein sehr schwacher und dass
der Sprung vom einen zum andern für meine Phantasie noch ein wenig
zu kühn ist. jihrotanum wird zu Eberraute heisst für mich: ahrota-
mnn wird zu ahrota apocopirt wie cyclonium zu Quitte, coqmna zu
Küche, catena zu Kette, imlcinus zu Pfühl, iwo'pago zu Propf, sur-
cophagus zu Sarg verkürzt ward, alle nachdem sie den Accent nach
deutscher Art auf die erste Silbe, wie auf die Stammsilbe verlegt
hatten. Ahrota — das kastilianisch-katalanisch in der Tat als hröidd
existirt, ward dann durch Epenthesis aberoda und Aberrautr, eine Form,
die noch jetzt vorhanden ist, und erst diese ward zur Eberraute um-
gedeutet. — Auch arcuhaHtfta schrumpfte wohl erst naturgemäss zu
archalista (arhalHc) arcblista armbliata zusammen, ehe der Anklang
an Arm und Brust gefühlt und zu voller Gleichheit mit diesen beiden
Bestandteilen gemacht wurde. So wird es auch in anderen Fällen
irewesen sein. Erinnerte, wie es ja so oft geschah, das aufzunehmende
Wort oder ein Teil desselben von vorn herein an dies oder das her-
kömmliche, so konnte natürlich der Process des Verdeutschcns und
40
iIcsorKunisircMul, und (TnI wenn %ie von der gfintiufreti Kraft tln
iiiiinn- Noiwilrts stnlxiMli'ii ÜPKrifr^vfrüiiiloruii« oihI «»iialtiinK
l'.tyinoloKisirciis ((Icicli lirKiiiiH-n und vortjcrcitiMidi* (.'inwandluni<fn «raren
nicht notig. Dann sind die Lautvcrftndrrningt-n in di'r Tat nicht mehr
mcchtiuiHrhi; VorgUnf/o, dann liindrn nio iiich an kfin iie%e\r.; im l.atei*
nischon un<l HonianisciKMi nirht- nudir als im I)('UtMrlif>n. Was ahor
von uhriituninii und arcnbalif'Ut gilt, die lielianptung^ die ertiteu Lm-
tornuingeu Hcini doch notwendige oder wcnig^lens regelrechte, |plt
nocli hiitiliK'or von ronumisclicn Wörtern. Wenn /urun> ' in kat.
und \n. 7.n florom , w<nn jjtttitofla zu plunto/a lk;it.) ^ii>i ^'dg.
lat. (unygddlii /u ctmifidnld , privihffium zu pnmiUffium. '^*.'jx.\,i.y.*i
/u li(iuiritia wird, wimmi der Spani<T bruUnco für (jruttfrft, jh'iiitano
liir jildtauo, der l'ortugiesc f»//tio für ti/uo, der Italien« r ruhulJo tür
rihaldOf schiaiivo für «carnio, inchiohiro für incohto, Itrugtio für
prugno, tremuoto für terreinoto sagt, so bind diese feinen Lautvaria-
tioncn fein gegenübor der Verdeutschung z. 13. von ralinia zu Fell-
eisen, von vhentis zu Ebenholz, von hamaca zu Hängematte, von /ow-
/*arf/o zu J.ongohardo, von bugsi^iet zu buonpresho beavpre durchaas
nicht jzesetzNvitlripf. Si»' hätten vor sich gehen können, auch wenn
dem Kiit. kein Jlor, Blume, kein plaidu, >ohle, dem Lateiner kein
primus, kein mandere, Vf^io. liquidus, dem Spanier kein brtiio plauta,
dem Portugiesen kein tu/..., «lern Italiener kein rubare, kein hütiaco
und chiostro und pruno und trcmcre zu eigen gewesen wäre. Ver-
setzung eines aus- oder inlautenden 1 in den Anlaut; Veränderung von
gd durch gnd zu ud, und Vertretung eines griechischen -j durch oiea
(Schucli., II, 29, citirt unter anderen vulg- und mlat. Formen amigdola
{(mccdida. amagdohi, agmijitdaJa] , ferner Vertauschung von r und m,
und Abfall eines anlautenden g vor l sind dem Romanen ganz ver-
traute, und dem Vulg. -Lat. nicht unbekannte Krscheinungen: ebenso
wenig dem Spanier der Wechsel von b und g, und Epenthese eines w
vor Dentalen; dem Port, und Ital. Wechsel von u und i. dem letzte-
ren Einschub eines /, Wechsel von b und p und Elision des tonlosen
Vocals der Anlautssylbe. Hingegen ist z. B. die Umgestaltung von
\is in Holz, von lom in loi^go durch keine möglichen Gesetze irgend
welcher Sprache vorgeschrieben. Ich meine also, dass in manchen für
Volksetymologieen ausgegebenen Wortverändeningen diese aus rein me-
chanischen l^ewegungen hervorgegangen sind oder es wenigstens sein
könnten; ich meine patitoßa z. B. brauche nicht im Gedanken an
phwta, plmitofcis fttrunculus nicht im Gedanken an tlor ßorofic. giu-
tcsco nicht im Gedanken an Iruio brutcsco geworden zu sein; ich
meine das ital. lucerta z.B. könne nicht aus lacerta heraus etymolo-
gisirt sein . weil lac den Italiener nicht an Jiw erinnern konnte. In
47
durclidrungen und ihr dienstbar gemacht sind, setzt sich ihre
mechanische Bewegung in eine dynamisclie um. Hierin, in der
Benutzung vorliegender absiclitsloser Lautverschiedenheiten ist
alle Differenzirung, wann und wo sie auch auftritt, einander
gleich: in einigen anderen Punkten aber unterscheidet sich die
der alten Epoche von der der neueren, die indogermanische von
der romanischen.
Da nämlich die Differenzirung ein Trieb ist, den die Not,
diese kluge Erfinderin, in der Sprache wachruft, ein Versuch
ihrer Mittellosigkeit aufzuhelfen, so wird er um so tatkräftiger
laccrta, lacarta ward das tonlose a in den verschiedenen romanischen
Sprachen zu e und i und o und u, selbstverständlich ohne bestimmte
Absichten; so ist im ladinischen lugord der Anklang an lux ziemlich
schwach, obwohl der ?<-Yocal darin ist. Der Italiener mochte nachher
den ?^-Klang, den er unabsichtlich geschaffen hatte, mit Vorliebe fest-
halten, weil lue ein ihm wohlbekannter Stamm war, ich leugne nur,
dass das Bewusstsein, dass also die Einmischung fremder Wörter stets
der erste Beweggrund solcher Veränderungen sei: Capitolimn wurde
zuerst rein lautlich zu Canqn'tofjlio: die Umdeutung zu canipidu(jlio
ist secundär. Delphinns wurde zuerst rehi lautlich zu flaljin doJßn
(it. — o), die Umdeutung zu (joljht ist secundär. Und so fort. — Schu-
chardt führt einmal bei Gelegenheit solcher Volksetymologieen als Ixegel
an — ich weiss nicht wo und mit welchen Worten — die Aussj)rache,
d. h. der Lautgehalt eines Wortes würde einem anderen zu Liebe ab-
geändert, und nennt es eine Ausnahme, Avenn erst der Aussprache zu
liiebe eine Ableitung, eine Beziehung zu diesem oder jenem Worte
erfunden würde (wie z. B. in Sept — 'i)iiber). Bim ist also die Umdeu-
tung Urheberin der Umformung. Dass ich für alle Fälle wirklicher
Volksetymologisirung (Ebenholz, Longobarden) nur der gleichen Mei-
nung sein kann, versteht sich von selbst, doch, meine ich, fast ebenso
oft sei die Umformung Urheberin der Umdeutung, eine absichtslose
Moditication der Aussprache bringe die Möglichkeit dieses oder jenes Ety-
mologisirens erst mit sich, das selbst Etymologisiren sei nur der letzte
Saltimbancosprung einer bis dahin schrittweise naturgemäss vorwärts
gegangenen Entwickelungsbahn. — Was Geschick oder Ungeschick
an Worterklärungen dann einmal geschaffen hat, das hält dann frei-
lich der Wissens- und verständnissdurstige (ieist unveräusserlich fest,
so hochtrabend poetisch oder so verzwickt und unsinnig es auch sein
mag. — S. weiter unten näheres über Volksetymologie.
Nachträghch verweise ich noch auf Caix, i^tmiall, *i,p. 8S8. Cerchio-
rito aus oder nehen ccrcoviio (circuituf<) ist ein l)(>lefr für meine Annahme.
48
iu ilio Spr.iüliltililiiiiK' «'iiigmfi'ii, je iiuhr diese uorb in dfii An-
faiiKcii ilires Werdens steht, je. ürimT feie Ut, je kleiner die
Smmiir der Ix'KiitTsln/eirlmoiideii Wur/eln, die sie 'Ten
hat. l)ie iinh>^'crnianisehen Grundsprachen w<r' *■ i..il»e.
gleich nach (hm Al»srlduss der ersten I'undumei.i. ^' der
Wur/.r'ln, diese differen/iren, um ihren Vorrat /u . -en»
spater ahcr wiul diese Fflhigkeii erlöschen und anderen den
riaf/ räumen. Wo hinj^egen eine Sprache bereiti» einen hingen
mitlungs^'anK hinter sicli hat, wo ihr Kreislauf fast vollhracht
iiiiil sie im Verfall hegriffen scheint, d. h. wo aus einer I'rimiiiv-
spiMclic! sicli secundäre Sprachen entfalten, welche Barharenvolkern
voll ciiiem liri rschenden Cnlturvolkc Uherbracht werden, wie den ro-
manischen Vom römischen Keichc geschah, wo ihnen also ein grosser
\ t)H al v(jn fritigtii Worten ilbcrliefert wird, da braucht von Vermeh-
rung, da wird von scharfer Sonderung zuerst nicht die f'ede sein,
da gehen Laute und Ihgritfe aiLs ihren. Grenzen nur heraus, um
sich zu vcrtiüchtigcn, zu vermischen und in einander zu Hiessen,
nicht lim sich zu verfeinern, zu spalten und zu verviclföltigen;
in bequemer und sorgloser Nachlässigkeit wird mit dem ererbten
(iute geschaltet. Und erst wenn Jahrhunderte des Gebrauchs
und Verbrauchs vergangen sind, wenn das Geraisch aus lateini-
schen und celtischen oder iberischen, griechischen, germanischen
und arabischen Iicslandteilen gehörig durch einander gerüttelt
und das Andenken an die fremde Misch-Abkunft ganz venvischt
ist, erst wenn alle jene Kiemente unter einheitlich bindende Ge-
setze gezwungen und so der Sprache S^mren eigener nationaler
Tätigkeit und einer gewissen Eigenart aufgedruckt sind, erst dann
beginnt man sie hochzuhalten und zu schonen und an ihrer Ver-
vollkommnung zu arbeiten; erst dann kann ja auch von einer
wirklichen Mehrung des Ideenvorraths die Kede sein. Das licht-
volle Scheiden des Dift'erenzirungstriebes tritt daher in den roma-
nischen Sprachen erst später hervor, entfaltet sich dann aber mächtig
und dehnt seine Herrschaft so lange mehr und mehr au«, so lange
die Bildung der Nation, also auch der Sprache im Steigen ist. Das
ist der erste Unterschied. Der zweite ist noch wichtiger.
Den Romanen ward weder ein blosser ^Vurzelvorrat , noch
ein Wortvorrat von so sinnlich klarem Bau vererbt, dass die
Wurzeln oder Worttliemen und ihre Determinativ- und Flexions-
49
demente sicli immer leicht von einander abheben hissen, wie es
im Altindogermanischen der Fall ist; vielmehr war ihnen ein
Grundstock von ganzen, in ihren Elementen fest aneinander odei'
unauflöslich in einander geschmolzenen, zum Teil schon et3mo-
logisch ganz verdunkelten Wörtern überkommen. Wo aber die
Wurzel, oder da diese I^ezeichiuing jetzt kaum noch passt, wo
der Stamm und seine Determinativbestandteile noch klar vor-
liegen, ist doch ihre Form meist so abgenutzt und abgeschlifi'en,
knapp und einfach , oder auch schon von den Primitivsprachen
selbst mehrfach gespalten, kurz ihre Gestalt ist eine solche, dass
eine der alten Wurzel Variation entsprechende Stammvariation
gar nicht — oder sehr selten — eintritt. Die romanische Diffe-
renzirung vollzieht sich also hauptsächlich an ganzen Worten
mit rücksichts- und verständnissloser Verwischung oft des Stam-
mes, oft der Suffixe. Bei ihr gilt also nicht, wie bei den indo-
germanischen Sprachen als Regel, differenzirte Wurzeln und Suf-
fixe und als Ausnahme einige wenige differenzirte Wörter, son-
dern als Regel differenzirte Wörter, als Ausnahme differenzirte
Stämme und Suftixe. Das ist der zweite Unterschied.
Ausnahmen aber sind auch hier vorhanden : und das aus der
Erfahrung, aus den bis jetzt erfahrenen und erkannten Erschei-
nungen, abstrahirte Gesetz, dass secundäre Sprachen keiner Wurzel-
und Stammbildung, keines Wurzelbewusstseins, also auch keiner
Wurzeldifferenzirung fähig sind, muss, für die letzten beiden
Punkte, eine kleine Einschränkung erfahren.
Die eigene selbstschaffende Tätigkeit der romanischen Spra-
chen, gerade in Betreff" der Wortbildung, ist meines Erachtens
überhaupt noch nicht genugsam gewürdigt worden, obwohl sie
gerade in ihr mit voller Kraft wirkt und w^ebt und neugestaltet;
und absichtlich lege ich gleich in dieser kleinen Erstlingsarbeil
einen acuten Accent darauf. Wie Entartungen und Entstellungen
des Lateinischen, wie ein chaotisches Jargon, das durch eine
weite Zeitkluft, die man früher durch Ausdrücke wie Barbarei
und Sprachmischung characterisirte, von jenem geschieden ist,
fasst jetzt wohl Niemand mehr die romanischen Sprachen auf,
doch geht man, wie ich meine, auch dann noch fehl und urteilt
schief, wenn man sie wie sklavische Nachahmerinnen im Grossen
C. MiCHAttLIS. 4
uiiil (Jaii/iri lies I..'it('inis<|ifn, in cinzflnfn FfllU»n iih^r r^*"^' "11<t
cirr Sprachen nnsicht, iius donon f^ii* Ulx rliaiiiit etwa« , «n.
Es Ist rill «liinliaiis falschoft Vcrfalirm, für jwl« ronianiM!lie
Wort, (l( ssrii Ktynion nicht klar dnlir-gt, nach Hn^in f€»«l#»n
Muster, ( in« r festen Schahlonf» zu snch(?n, von dem hcinc forllgp,
vorlie^'ende (Jesialt ein ^enaner Ahclnirk sfin roII. Nicht ein-
mal mit dem lateiniseljon Fonds wurde so nm?"' -»' '"»n. Zwar
t'lllirte das Lateinische znm grossten Teile wrhon .lete Waa-
ren <iii: off alxr wo die filit-derung ia Stamm nnd Kndang
scharf ausgesprochen dalag, wunlen diese wohl als (»anzes ver-
einigt aber doeli als noch lösbare und tiflssigc, frei vcrbraoch-
bare Stoffe übernonimrn. So allein ward eine Kntwickclung der
Sprache mittelst der Derivation möglich und fruchtbar. Kigent-
lichon Rohstoft' jedoch, der ganz nach freiem Kmiessen verarbeitet
werden konnte, hatte die lateinische Sprache nicht zu vergeben.
Wurzeln oder Stämme, die gleichsam noch in ungeformtem Zu-
stand, also der Piildung und A'crvielfaltigung noch fähig waren,
führten nur die germanischen Eroberer den llomanen zu. Die
obige FiCgel, dass die romanisclien Sprachen nur eine Wortdiffe-
renzirung kennen, und als Ausnahme wenige Stammdiffcrenzirun-
gen, kann also dahin präcisirt werden, dass wenigstens die
germanischen Bestandteile oft als Stämme eingeführt,
als Stämme erkannt und als Stämme differenzirt wur-
den, die lateinischen aber nicht.
Was den liontanen aus dem ^lunde der nordischen Eroberer
fremdartig entgegentönte, war ihnen selten als Ganzes mund-
gerecht: häutiger ging nur der wichtigere sinntragende Stamm,
der durch die germanische Betonung leicht fassbar war, in ihren
Wortbesitz über. Auch einige volle Suffixe — niffo aldo nrdo
anda — wurden productionsfähig. Den Stamm allein abstrahirten
sie also aus einer ^lenge ihnen vortönender germanischer Wörter,
die ihn in sich enthielten. Da aber auch im Germanischen ein
Wort gewöhnlicb schon mehrfache Gestalten hatte, welche die
verschiedensten Sinnnüancen überkleideten, oder auch nur wie
im Altspanischen überwuchernde Kraftproben , Luxusartikel waren.
so ward beides, Form und Sinn, wie es scheint, nur in den all-
gemeinsten Grundzügen aus der Menge der Bildungen und Be-
51
deutungeii abstraliiit und vom Spanischen selbst erst wieder be-
festigt und differenzirt. Doch cxcmphini doccdt!
Zu welcher Unzahl von lautlich geschiedenen Formen hatte
sich z. B. die indogermanische Wurzel grh gespalten! [S. unter
anderen Diefenbacii.J Zu welcher Unzahl von sinnverschiedenen
Worten! Der Romane abstrahirte ans dieser ganzen Fülle laut-
lich nichts als die Dreizahl der Iladicale, deren Charactcr als
Guttnralis, Liquida und Labialis, und das Bindeelement des a-
Vocals; sinnlich nichts als den breiten, gar nicht mehr mit einem
Worte zu umfassenden Begriff der jede einzelne, energisch, nicht
mit flacher, sondern mit gekrümmter Iland vollzogene Bewegung
benennt, ob sie sich nun zum graben oder greifen, zum rau-
ben oder stehlen, oder zum kratzen und kritzeln, zum schreiben
oder übertragen, zum Zickzackgehen, Winkelzüge machen, das
Gesicht verzerren, Fallstricke legen etc. etc. individualisirt hat.
(irh mag schon im Deutschen alle diese Einzelheiten benannt
haben; schon im Deutschen mag grh^ ganz wie im Bomanischen,
den ersten Radikal zu g oder Ä-, den zweiten zu r oder l, den
dritten zu h oder p oder f gespalten haben; die Liquida mag
ihre Stelle hinter dem Guttural oder vor dem Labial einge-
nommen; ein epenthetischer Vocal mag ihn von beiden getrennt
haben; die Labiale mögen einen parasitischen Nasal, h und p^
ein m^ f ein n vor sich erzeugt, und so mag grh eine Fülle
von Formen aus sich selbst geschaifen haben: die Deckung der
Specialbcgritt'e durch diese oder jene der vorhandenen Formen
wird sich dennoch in beiden Sprachgruppen nicht entsprechen,
nicht lauter gleiche Formen werden in beiden wirklich geworden
sein, ob auch die Möglichkeit ihrer Existenz in beiden gleich
gross war. Nicht für jede Erscheinung der Wur;^el grh im Spa-
nischen oder in anderen romanischen Sprachen wird das Germa-
nische ein Vorbild aufweisen können, höchstens für ihre einfach-
sten suftixlosen Repräsentanten; alle durch Anfügung von roma-
nischen Präfixen und Suffixen hispanisirten Gestaltungen müssen
für Originalbildungen erklärt werden, für selbständige, aus deut-
schem Material gemeissclte Gebilde. Derselbe Stoff, jedoch ein
anderer Schnitt: also doch ein anderes Costüm.
Ich sehe also im spanischen garbnllo — an dessen Deu-
tungsversuch durch unseren Meister, Diez, der ^Mangel der bis-
52
hörigen Mctliodr rcclit < rsirlitlirh ist und an dem drr Niclifglaube
Uli romanisclH- Orij^iiialitat sich rilcht * — ich »c-hf
in f/nrhullo riir/nrhitllar pttrhrar f/arhin , im ll. garl/ttfflio,
tr/. ifiirhimil f/arfjouillrr ; npr. ffnrf/Uf/f.
\\\ fnn/ti f/nr/tuhi f/orjin fKirfiada (fnrfrur f/arßuar, pjf. ffitrfo
in f/arnltutn'^ f/arnhdfdrht f/nrnhiitinr garnho pnraltrro pa-
rnfiitd f/(n(if/nf(>sa; jig, (f<inihulJin (furnhulhmtn yarnrnnro
f/(irnrnn!^cl() fftiravato rvf/itrurltdflo; it. t/nrfthiiHurf.
in f/(t )■ II //iiflin (jdiajniiü t/nrnpuUo purapnto; pg. etiffarapnr
(tnvdjiitit f/arrapdlear i/(irrajinton Ptr.
in in/ii y }<i far Dif/firrnffir f/arrnfumr
im Y\i. iirdiiitn f/rdicfn ornrntifho fVfrrdiitdr ; frz. grabcan
» S. Diez, K. \V., I. jol und II, 328 und 332. Kr erkUrt hier
garhulU) fiir ein Conipobitum , desgen Elrmente garrire und buUire
willen, Wiilncnd vv docli, Gr. '.y.'r2 , f/arhufflio unter die it. • ftn
Bildungen in uylio riclitig einreiht. Seiner er.st erwähnten i... -ug
kann icli nicht zustimmen, weil eine gerne inromauisclie Compo^ition
dieser Art nicht ein einziges Mal vorkommt, da» spanisch-portugiesi-
sche AVort aber, wie seine zahlreichen Ableitungen beweisen, nicht erst
dem Ital. entlehnt sein kann; ferner weil die Macht der Gewohnheit
erfordert hätte, dass im Spanischen (und auch im Italienischem.
wie in allm bekannten Imperativcompositionen so auch hier, der
Ijindevücal / eingeschoben winde. GarrilntUe würde ohne weiteres
als pleonastische Zusammensetzung anerkannt werden, garhuglio gar-
houil aber um so weniger, als grahouil das häufigere zu sein scheint.
Dem Stamme ffrah garb wurde das Suffix ugh'o angefügt, das im Ita-
lienischen oft, ob seine Herkunft auch dunkel scheint (ucuhts'fi. be-
nutzt wurde, wo Mischmasch und Wirrwar geschildert werden sollte.
S. taffcriKjlio viiscuglio somhuglio sobiiglio scombuglio cespuglio bar-
biKjlio pattuglia avanzugJio guazzabugjio , in welchem letzteren, da
nur ein (juazza, kein guazzab existirt . in der Tat eine Zusammen-
setzung mit biK/lio vorliegen könnte. Der toskanische Vulgairdialect
bietet ferner noch canapuglio ciruylio rapugJio. Im Portugiesischen
hat nlho die gleiche Bestimmung eine unordentliche Masse zu charakte-
risireu. S. pedregulho graidho casculho cascabulho bartdho handulho
baguVio. Und auch im Spanischen dient i/7/o vjo bisweilen diesem
Zwecke, wiewohl es in den meisten Fällen, ich zähle 50, bedeutungs-
loses Füllsuffix geworden ist.
- S. Diez, E. W. . II. 135. liier wird der Versuch gemacht auch
garahato in zwei Teile zu zerlegen, oder ein arabisches Wort darin
zu entdecken.
53
grabvge yraboiiil yraho^dlkr gravcr (sp. ytahar) gnuh- '
gravclcr gravclin gravelct
in grapa grapon, kat. grapwga, it. grappa, pr. graps, frz.
grappe grop)pin graplgnan etc., gnqHilc, kat. groponar
(kriechen)
in graf grafinar grafinar, it. graffio etc., pr. grajin, frz.
agrafc graffln graffigner etc.
in grampa grampon, pg. cmgrampar cngramponar, ii. grampa
aggrampare
in garambaina
im arag. garr-ampa, pg. oigarampar aigayatupovar
in galfcuro^ pg. engalfinliar
in galafalc
in galapago
im pg. carrapato cnvarrapitar carapcta carapinha carcq^ifff,
it. carapignare.
im frz. crapmid -
im pg. carampäo , it. (bresc. comask.) cnrantpaua
im frz. crampc
im sp. calambre
im sp. calapatillo,
^ Sielie jedoch Dicz II, 329.
- S. Diez, E. W. , II, 267. Ich vermute, dass crapaud, dialek-
tisch auch grapaud , kat. fjrijjait, alt. grapalt (jraxiaut mit dem spani-
schen galapago und dem neukat. calapat (s. sp. calapatillo) identisch
ist, und dass es weder von crepare, noch vom ags. creopan als selt-
sam vereinzelte Frucht übrigblieb, sondern zu dem reich vertretenen
Stamme _^77> gehört, der, wenn ich nicht irre, aucli ein afrz. Verbum
crapcr , kriechen (s. oben kat. graponar) aus sich abzweigte. Ob auch
das it. carijure hierher zu ziehen ist? Dass Kröten und kriechendes Getier
aller Art vom sogenannten krabbeln (Krabbe selbst kommt freilich von
carabus) ihren Namen erhielten, ist sehr natürlich und kommt oft vor.
Das kat. gripau führt zu einer zweiten Reihe romanischer Ver-
treter des indogermanischen grb hinüber, die besonders in Frankreich als
grif grip grimp keine unbedeutende Rolle spielen, von der wir aber
hier absehen, da sie sich aus dem anderen Aste der schon im Deut-
schen zweigespaltenen Wurzel : aus dem Urbild des modernen greifen
und nicht dem desCfrabens. von dem wir hier ausgingen, entwickelt
haben.' S. p. Gl.
(I. h. ich M'lic in ym I» »fm ol, ijurac fjaraj/ yai rap^ iu ytuj
>/(trriiJ\ null ijnliif i/hIuji talaj»; in yrab grac yraf
yi'til' f/innt/» f/iiriiin/> f/(irranip ymamb trtip camp cur-
rnp ( }fitH/i curiiuijt calutHj» und in der UnKcii H<.*ili«r ihrer
Alilritiiii^'cn, von «U-ncn i<l» hior jiur eine ^'.in/ kleine I'rolic
hicfc, iiikI /u denen sich viele italimi^ehe formen mit abgewor-
tciK III (Hilf mal iiikI andere, auch portugiesische, mit prohtheti-
scheiii s hin/.iifdgen lassen, ich sehe also in all die»en Stell-
vertretern der HeKriffe: Haken, Anker, Harpune, Kralle, Klaue,
Na^M'l, Krampe, Klainin<r, Kranij)f, Klette, Netz, Schlinge, Fall-
striek, Zick/acklauf des Krebses, kritzliclie Handschrift, (iesichts-
verzerrung, etwas vor Killte oder Alter Geknimnites, jede krau^^e
Speise, dann Krebs, Krabbe, Kröte, Schildkröte, Filzlaus, Dieb,
Gauner, Häscher; ich sehe in fünfun<lzwanzig verschiedenen
Staninifonnen virtuell ein und denselben Stamm und zwar die
diireli deutsche Vernjitteluiig überbrachte und auf romanischem
IJoileii selbständii,' variirte, im Lateinischen in so einfacher Form
und in dem l'rsinn des Greifens und Fassens gar nicht erhaltene,
den romanischen Sprachen aber ausserdem noch durch griechi-
schen Einfluss als yraphium (frz. yrcffc^ it. syraffio etc.) mit-
geteilte indogermanische Wurzel yrh. Gewisse romanische Bil-
dungen stehen gewissen deutschen näher als andere, einige lassen
sich direct auf deutsche Etyma zurückführen, das frz. graicr auf
f/rabdii, ciampc auf crantj'h , Qycippc auf chrapfo: trotzdem aber
bleibt eine so bedeutende, was "NVurzelditfercnzirung anbelangt,
vielleicht unübertroffene, Zahl verschiedener Gestaltungen eines
Stammes übrig, dass es gestattet oder geboten ist, eine eigentüm-
liche Schöpfung romaniselier Sprachbildung, eine romanische
Wurzel- oder Stammvariation darin zu erkennen.
Zu hohem , w enn auch nicht gleichem Reichtum der Ent-
faltung kam der Stamm sharh slcaty , der unter anderem als
„Scharben, schärben" jedes zerschneiden, zerfetzen, kerben; als
„schrapen, schrubben, scbrafen'* (mhd. schrai{fcn, schratai, bair.
schra/oi) jedes kratzen, ritzen, scharren, schaben bedeutet: als
,. Scharbe, Scherbe" einen Einschnitt im Flossbaum, in welchen der
Querbalken cingepasst wird, und in ausgedehnterem Sinne jede
Fuge oder Kerbe, die zur Verbindung von Balken oder Brettern
gemacht wird, luul schliesslich diese Verbindung selbst. [S. Bobrick's
55
iiaut. Wöiterb.); als „Schilrpo, Schärfe oder Scherf" einen ab-
geschnittenen Zeugstreifen; als „scharf" (sharj)) alles spitz zu-
laufende. In das römische Reich drangen, als unmittelbarer Aus-
Huss dieser Formen und Deutungen, als Repräsentanten von
Scharbe das spanische cscarha cscaraha und cscarpc, pg. cscar-
ta, frz. cccirt ccarccr ; als Repräsentant von Schärpe das frz-
ccharpCj woher sp. charpa., it. sciarpa; voji schrapen, ccharpcr;
als Repräsentanten von scharf erstens zahlreiche romanische Be-
nennungen anfangs spitzgeschnäbelter, später aber beliebig ge-
stalteter Schuhe: pg. c'scor])c(s)^ Eisenschuhe als Marterwerkzeug,
it. scarpa^ Scliuh etc.; zweitens die Benennung steiler Böschun-
gen, fr. csccupc^ it. scarpa^ sp. pg. cscarpa; drittens das kat.
esqtiop, scharf, rauh, hart; viertens das spanische cscarhar, pg. cs-
carvarj scharren, kratzen, reiben; fünftens escarpar, poliren, glatt-
reiben. Mittelbar stammen daher in allen romanischen Sprachen
viele leicht erkennbare Ableitungen, die an den treu erhaltenen
Stamm beliebig den Sinn moditicirende Silben anfügten: zu Schärpe
icharj)e gehört das Diminutiv cscarcclle^ woher das ital. scarsdla,
pg. escarcella, sp. cscarccla; zu escarpa^ Böschung, escarpado; zu
escarpo^ Schuh, das spanische cscarpin,, frz. cscapin etc. Ferner
aber existiren Ableitungen, die zugleich den Character des Stammes
leise umgestalten sowolil im Italienischen wie im Portugiesischen und
Spanischen; das Französische ist auch hier arm und karg. Zu
cscarha gehört die Nebenform cscaraha und das kat. cscarahat;
cscarapcla, Schleife, Bandkokarde — dicisa quo traoi los sol-
dados cn cl somhrcro — schliesst sich an skarpa^ das Etymon
von ccharjJC, an; cscarahajo, pg. cscaravalho bezeichnet einen Riss
oder Spalt, besonders in gegossenen Geschützen; so weit es Käfer
bedeutet stammt es wie das pg. cscaracclho cscrarcUio, frz. cscar-
botj kat. cscarahat^ it. scarafagr/io , pr. cscaraiai vom lat. sca-
rahactis oder genauer von seiner vulgarisirten Form scarahaius
(Schnell. V. V. III, 111); die Derivata csatrahajcar (sp.), scara-
hilhrrc scarahocchUirc (it.), die Feder einen unsicheren kritzelnden
Maikäfergang gehen lassen (kat. fer cscarahafs) könnten hingegen,
wenn scarahaciis nicht existirte, ohne ^lühe unter den romani-
schen Abkönnnlingen von grh eine Stelle finden, deren recht-
mässige Besitznahme durch zahlreiche Analogieen für Sinn- und
Fornmmdeulung bewiesen werden könnte. Esvarhutar^ das nur
6€
/iitalliK iiii <!• II iy/- Kufrr (rNcarhotj uiiklinKt, i*>i iiichU ü\h ciu
Derivat \(in cstart/nr. \Uih f^lcichfulls katalanische esparmpar,
k rat /Oll, /iiKlfi«)» aber KrapHcn, raubc-ii, uuguihwi arriperc, esffar»
rapofi^ raiili, rsf/tii rifmr o<l«r rscarri/nr. %or Srlirfrrkfn /ttJUuntnen-
KchaiHlcrn, rsf/nrr/fs rHrnidfulls , ila» hicli Sträuben «Iit llaarr*: da»
Kpaiiischf t si nrn))(ln , p^. fHcarnjcUa unrl das glciclilir^deatendc
(•scarapnlltt , Wirrwarr, /ank, Streit, Uauferei'; das Mal. »caraf-
• S. K W., II, 1*28. Diez weist mit Recht die ton ("otamibiÄH
vcisiK litr /rrloL'nn^r dos Wortes €ncariif,ehir in carri, ücHicht, und />e/flr.
lupfcii, /jiiiscii ziiriuk, wouucli dir Siibhtanliva e*t:arapela und sogar
Cficarapulld! erst später aus dcni schönen Verbuni ex-cara-pelare^ die
IlaaiT uns dem (iosiclit raufen, cntiioraineii wären. Naturlich ist da»
l inj^ekehrte der l'all; »las Substantiv i-^t »las erstcre, das Verbuin das
abgegleitete; und damit schwindet die Möglichkeit jener Tomposition
von selbst. — (Jesicht und Haar , wie sollen sie sich zum Hepriff der
Kauferei einen? und wie und wozu verwischte man dies schone Bild
in puHd wieder? An die Stelle dieses Erklärungsversuches setzt Diez
einen anderen, wie mir deucht, gleichfalls unhaltbaren. Er identifi-
cirt es mit dem ital. fcarpeUarc, das er mit zerkratzen ü' *. führt
es also auf das lat. ticalpcllum zurück. So weit diese i ^' ti,ca-
rap für den Stamm, ela iiUa für Endungen erklärt, stimme ich ihr
vollkommen bei, im Stamme selbst aber kann ich nicht das lat 8ca1j>,
sondern ein variationsfähigeres ausländisches Etymon, das oben be-
sprochene deutsche .^^karp crkcmien. Ursprünglich mögen beide eins
gewesen sein, wie sie auch in ihrer Bedeutung kratzen zusammen-
fallen (vgl. scalpturio scalpuriö)\ hier aber müssen sie von einander
getrennt werden. Scalp wäre im Spanischen zu t^scop, al durch au
zu 0 geworden, wie es in seiner einzigen populären Gestaltung f^ro-
pJo, Meissel, auch in der Tat geschah. IJscopJo, auch ^'^dopo und
cscopa, alt Cftcopalo, pg. cscopro, pr. e^caupre, afrz. ej<chaJpre escho-
ph, nfr. echoppe, ist eine durchaus correcte Bildung, und ich begreife
nicht weshalb Scheler [Biet. (V Etyin. fr. 73) sagt: ,Jesp. escopJo, pg.
vscopo (Joivoit ctrc pris du fninrais.*'^ — L'scaljjelo oder cscarpelo,
welches nichts als das anatomische Zergliederungsmesser ist, erweist
sich durch Form und Inhalt als gelehrte Bildung. Wie sollte von ihr
das durchaus populaire cscarapcia ausgegangen sein? — Ein gleiches
aber kann nicht vom it. f^cariicllo und nicht vom kat. (6curpra e-^car-
pava cscarpa gelten , die ja auch beide den Meissel benennen. Das
ital. ohne Zweifel davon abgeleitete scarpeUare bedeutet ursprimglich
und hauptsächlich ausmeisseln; zu leugnen, dass es auch auskratzen
bedeuten könne, i>t kein Grund vorhanden, wiewohl es mir in dieser
Tätigkeit noch nicht begegnet ist.
57
fare sgaraffarc, das pg. cscarafiinchar, mit den Nägeln oder
Fingern alles durchstöbern [auch csgarafunhar csgarainnhar es-
garavunchar]; csgaravitar oder csgravaiar, kratzen, scharren,
csgaravatil, esgarahidhar csgarahnlJiäo , in steter Unrulie sich
wie ein Kreisel {carm^da cscarajfctcar) hin und her drehen,
lassen sich an sicarp anscliliesscn , würden aber eben so gut zu
grh passen. Ihr Etymon schwankt also zwischen beiden. Icli
setze sie jedoch hierher, weil sicarp vermöge seines Anlauts noch
näheres Anrecht darauf hat; möchte jedoch von den portugiesi-
schen Formen wenigstens die auf iilho inilio uncho lieber zu
grh''s Vertreter gurhuglio ziehen, da die Proslhese eines h
hier zu den allergewöhnlichstcn Erscheinungen gehört, und auch
der Wechsel von Ih nh nch mehrfach zu belegen ist. — Skarh
entwickelte sich also zu cscarv escarh cscarp cscarab cs-
carap und dialektisch noch zu csgarrap csgarrif, vielleicht
auch zu cscaraf csgarnf csgarav und zu den französischen
Producten cscar und charp.
Da aber aller guten Dinge drei sein müssen, soll noch eine
dritte germanische Wurzel ihre spanischen Vertreter vorführen,
um zu beweisen, dass sie sich auf romanischem Boden aus eige-
ner Kraft vermehren konnten. Die Harfe, deren Herkunft all-
gemein als germanisch anerkannt wird, obwohl ihr Name ziemlich
vereinzelt dasteht — wenn es auch geraten scheint, ihn mit dem
schwedischen harfwn, raffen, reissen, dem deutschen Jiarfcn, rut-
schen, scharren als Bei'gmannsausdruck, dem bairischen härpfev^
klettern, rutschen in Verbindung zu bringen — die Harfe ging mit
ihrem nordischen Namen liarpa in das Romanische über als hatpa
harpc arpa [s. Diez, E. W., I, o3]. Ihre hakenähnliche Gestalt
brachte es mit sich, dass ihr Name auf andere hakenförmig ge-
staltete Instrumente übertragen wurde: Kralle (kat. arpa)^ Ha-
ken (sp. arpeo)^ Harpune (sp. arpon), Raubvogel (sp. arpclla) etc.;
arpar, zerreissen, zerfetzen, zerkratzen, arpado etwas zerrissenes,
zahnig gewordenes etc. [s. frz. herpc]^ und -weiter hdrapo oder
fdrapo, ein zerrissener Fetzen, farpa dasselbe, und eine spitz zu-
geschnittene Fahne. — Bis hierher stimmt meine Ansicht mit
der der meisten Romanisten überein und ich hoil'e, dass sie mir
auch weiter beistimmen werden, wenn ich die hispanischen For-
men mit anlautendem s oder z, welche dieselben oder docli vcr-
68
wandte liirnii wirdor^clMii, auch /u dein dcntiurhcn harp /icke.
diw Koinil im Spaiiisrln-n als nip hnrp farjt harap farnp
jrarp zitrr(tp jenijt uiul endlich dunh Metathese gar &1« /«-
/t(irr (rinr uicIitiK«- Holle Hpiclt. I)<r Wcchsid von h nnd #,
der im indo^rermaiii^clicn, besonder-^ alnT auf Kn'^cbiscii-Iafi'ini-
scImmii (Jebit'tc ciiir ganz gcwolmliclM; Ijsc li<iiiung iM, findj-t aarli
im lunnunischcn Statt. Und ich kann vs «lahcr nicht wie liicz (Or.
I, 2851 soltsam tindcii, da.ss als katalanisrhcr HqiräAcntant von
fufiiini i/nn ( inn (sj). hrno J/rirgo)^ ein sinifftec^ für fihula fibcUn
(sp. hrhillii), ein sivrlln cxistirt. Der Spanier sagt hansfrilo fOr
sduscrito, sopaldnda stellt neben fmpaltnulit, cos» rhu kommt von
cnhcchd cof/crhd cnlicchn collcctd; von hrazo kommt brtihotiera;
<ii((l(di(i stt'iit neben sauihiHit , neben herrojo cerrqjo, eriato
neben rcnafn von ceniis, neben hufi: und haiz steht hasiz, ne-
ben hinojo cnioffil, neben imhornal cimhonial ^ neben juharrar
sajanar, neben hiacal und jiscal cisi (il, neben hitit/era hucitrrra,
neben dem kastil. unhi ardilln harda steht mallorkanisch sarda^
neben dem kastil. rchcn rcfcn (arab.) das kastil. rcscn ' etc. etc.
Darum also, weil h und s oder r im Spanischen nicht selten ihre Stel-
len mit einander vertauschen '^, nehme ich an: erstens dass auch das
Spanische zarjm, Klaue, Kralle, wofür ja der Katalane arpm sagt,
germanischen Ursprungs ist (s. Diez, I, 3(i5 u. snrparc): zwei-
tens dass das spanische arpillcra, grobes rauhes kratzendes Sack-
tucli, mit seiner Nebenform harpillcra^ katalanisch sarpal-
Icra jL-arpcUcra , mallorkanisch scrpdlera^ pg. scrajniheira scr-
' Im kat. rahü rahün rchina i>ahu i>t h ein späterer Eiuschub
zur Tilgung des durch Ausfall von z entstandenen Hiatus.
2 Das sp. pg. kat. hcrpr . llauttlechte weist durch die Nebenform
hcrpetc auf ein mlat. Iicipcs herpcti^, das wie so viele medicLnische
Termiui dem Ciriechischen entuommeu ward (spTzr,;); sonst hätte auch
eine Nebenform zu serjye b^icipe, Schlange, in ihm erkannt werden
könneu. (Vgl. aopigo, tlcchteuartiges Geschwür.) Vielleicht liegt
wenigstens im spanischen saramjjion, pg. sarampo sarampäo saram-
pcllo saraiiijjcJo, welches die Masern uud Röthelu benennt, eine volks-
tümliche Umformung von serjK sich schlängeln, vor. Wie f/rb zu
(jaramb garamp, so könnte auch i<rp sehr wohl einmal zu saronq) er-
weitert worden sein.
59
pilheira sarapilheira und der baskisclieii Fonii satyillera, sowie
mit dßm entsprechenden französischen scrpillicrc ^, cngliscli Sdr-
plar, aus einer und zwar wieder derselben Quelle Üoss, und
dass auch das sp. jerapelUna daher stamme, welches ein altes,
zerrissenes, in Lumpen zerfallendes Kleid, wie Du Cange sagt vcatcs
mvcteratac, bezeichnet, mittelalterlich aber zu sdapcllinac, scrrnn-
pclmae, xerantpcllinac vcstcs latinisirt, und von einem Unkundi-
gen, vielleicht auch von dem so gern etymologisirenden Volke
auf pellcs gegründet ward, und nun speciell vetcrcs pclles^ pclles
parvi caloris benennen musstc. Drittens nehme ich an, dass
die bereits durch farpa farapo liarapo und durch das eben er-
wähnte Derivatum benannten Lumpen und Fetzen, für die im Spani-
schen wohl zwanzig kräftige Namen vorhanden sind, noch einen ein
und zwanzigsten tönenden, wichtigen Repräsentanten suchten und das
weichere farap harap zu zarap zarrap zaparr verhärteten: zara-
pullon ist ein in Lumpen gekleideter Mensch, zarrapxislron das-
selbe, zatycistroso zarrupastroso zaparrastroso das Adjectiv dazu.
Viertens ziehe ich hierher auch die gemeinromanischen Schiffs-
termini, welche das Lösen, das Loshaken des Ankers bezeichnen
(S. Diez I, satpare). Das ital. sarparc stdpure sciarpcllarc, frz.
scuper sopcTj sp. zarpar, pg. sarpar, mall. sunpa)\ kat. satpar
führen auf ein mittellateinisches cxJiatparc (s. unten Aphäresis), das
katalanische gleichbedeutende arpar auf das einfache havparc, dies
aber soll griechischen Ursprungs sein. Der Enterhaken selbst heisst
ja spanisch auch arpeo. Weshalb aber soll man die romanischen
Formen, in denen arpt enthalten ist, auseinanderreissen V wozu, da
ihre ganze Schaar sich bequem aus einer Wurzel entwickeln lässt,
zwei verschiedensprachige Etyma aufstellen und zum deutschen
Harfe noch die stammverwandten griechischen Formen apTTv] dp-
Trd^sLv s^apTTa^siv fügen. Aus ihm liesse sich nur ein ganz be-
schränkter Teil der romanischen Wörter erklären, aus den>
Deutschen alle. Und da Differenzirung griechischer Stämme nicht
vorkommt, sie sich an deutschem Stoffe aber so oft vollzieht,
dass man als Regel aufstellen kann der Keim vielfältig variirtcr
Worte, in denen ein lateinischer Stamm nicht klar zu Tage licgl.
S. dagegen Littrc und r<cliclcr
svi luit (i('U(s(;licni IWhImi /u surhcti , ho gluiihf ifli ohiifr Kuhn-
hoit auch Jon«; ScIiifFnsiiiHjIrncko, aUo alte rornaiiivThcn Fonncii,
«Um« II Krni ///// l)il«lrl, als AuhHOhäo (1i?ä Deatschcn bi'lrachteii
zu kOuncii. '
An (lies»' «liri, diucli ihr«- i.i'|ui(l:i i ii -»tainm«-.
f/rh f,kyh hr}>, lassen sich sirhorlich niuix .< . .iifn. iU'WW
ihr oft ciiifarhiT \\n,\\ vielleicht oino so \i«*lfache Sfialtung nicht
gestaltete, (loch al« r eine Hparsamc Mehrung nicht hinderte.
i);iliiii rechne icli tr<i)t fr(it)tf> trep; tap tamp eamp; rap ramp:
miif' )H(>/ hilf h(tf; iiu>n hon wuii hufi) ff rat garat; hord hrod;
/>><>( horf hiit hrrf; hrorh hrnnrh hroz hronz : hrig hretj hcry
hüvy; (tniji (r(i}> und viele andere, deren I^aufliahn ich noch
nicht eifrig genuj,' verfolgt habe, um hier authentischen Bericht
darüber /n erstatten.
Ich niuss mich also dan)it begnügen, die Grundzüge eine«
Planes anzugeben, auf dem sich möglicherweise siiäter einmal
ein grösserer nützlicher Hau erheben wird. Schon lange sammle
icb aus allen romanischen Sprachen und Dialecten Material da/u.
Und wenn nicht die Fülle dessen, was ich bereits gefunden und
aufgeschichtet habe, mir die Ueberzeugung gäbe, dass mein Plan
(in guter inul erfolgreicher ist und dass ich Ober kurz oder lang
mit tüchtigeren siegreichen Schwadronen ins FeW rücken werde,
um für meine Ideen zu kämpfen, so würde ich e*^ nicht wagen,
hier einen Vorboten auszusenden um kurz anzusagen, was ich
beabsichtige und meine. Was in diesem Schriftchen nur kurz
angedeutet ist und darum noch unsicher scheinen mag, das hoffe
ich später durch grössere Massenwirkung stützen zu können. Je
mc suis ajicrriic — commc Napolüm — que la forttnic facorise
si)if/ulih'cnic}if Jcs i>?7^5 f?ros hataiUüU.<, darum warte ich es ruhig
' Ich nelime also die von mir im 12. Hefte der BibUographia
(ritica p. oS2. No. 22 versuchte undeutliche Erklärung aller romani-
schen Formen in arp crp harp farp herp sarp zurp, aus dem griech.
a.p~ ganz zurück; und glaube mit der deutschen Herkunft die mir
damals schon problematische Doppeldcutung nämlich des einen Teils
der spanischen Wörter in arp (Harfe etc.) aus dem Deutschen, des
anderen (Ankerlichten znrpar) aus dem Griechischen hiermit aufgehoben
und vereinfacht zu haben.
Gl
ab, dass meine Truppen sicli mehren. Eine künftige Sammlung
nicht mehr germanisclier Wörter, sondern germanischer Stämme
in den romanischen Spraclien wird zeigen, wie die Romania kunst-
voll den Wurzelvorrat der lateinischen Sprache erweitert hat,
indem sie dem Germanischen vorzüglich, ja vielleicht ausschliess-
lich solche Stammwörter entnahm, deren indogermanische Wurzel
dem Lateinischen abhanden gekommen oder unproductiv ab-
gestorben war. Schon an grh zeigte es sich, das, wie gesagt,
im liateinischen in der einfachen Urgcstalt und mit dem ein-
fachen Ursinn nicht weiterlebte, von Deutschland her aber den
lateinischen Erben nicht- nur wie bisher gesagt ward einfach als
grah^ sondern gleich in der Doppelgestalt des gothischen grah-
an und greip-an als graben und greifen zu einem so reichen
(leschenk gemacht ward, dass das griechische ^rr/jp/mrm nur eine
verschwindend kleine Zugabe dazu ist. Greipan lebt im Ro-
manischen in manchem Worte als grih grif grip grhvp^ also
auch vierfach vertreten. — Jene Znkunftsarbeit wird zeigen, dass
diese deutsclicn Einwanderer meist ganz populäre Verbalbcgriffe
von sinnlicher Bedeutung sind, wie fassen, stossen, stecken,
stampfen, treten, schwellen, spriessen, kratzen, verstümmeln, zer-
reissen, die das Lateinische niclit plastisch und derbe genug zu
schildern wusste, und die den „barbarischen', romanischen Volks-
sprachen doch unentbehrlich Avaren. Sie wird, denke ich, einen
nicht ganz verächtlichen Beitrag für die indogermanischen Lexika
bieten, in denen wie bei Diefenbach, Pott, Curtius der Geschichte
der einzelnen Wurzeln nachgegangen wird. Sic wird, besser als
diese Arbeit, nachweisen, dass der Romane reicher als der La-
teiner ist, dass noch sprachschöpferische Kraft in ihm lebt und wirkt.
Von allem was die germanische Wurzel- oder Stamm-
variation an Scheideformen hervorgebracht hat, sehe ich jedoch
im Verlaufe dieser Arbeit ganz ab. In die zum Schlüsse ange-
hängten Listen spanischer Wort Varianten, welche im Romani-
schen die eigentlichen Vertreter des Difl'ei'cnzirungstriebcs sind,
nehme ich davon nur auf, was zu gleicher Zeit wirklich auch Wo rt-
variation ist, z. B. grapn und gntnijxi, cs(arp<i und chiD'pa^
farpa und harpa und zarpn. Alles übrige gehört nicht in ihre
Reihen: ich kann nicht zarapallon als Scheideform neben arpil-
Icra stellen, weil in beiden der Stamm Jiarp enthalten ist.
ft2
Noch wcniKir «rlaiilit aber wiiro (h, wciiri i<'h I>oppel((r'«»lal-
liinK^M) lat oiiiiHchcr Stümmo, olim> Ilih-ksirlit auf die (ilcich-
li« it <'ili I ('nKlm<;)ilicit ihrer ])cterminativb(?«tandlc'ilc liinfin-
misclicii iiiui /. n. fsrnjilo und csruljfrlo zu Scheideformen Mem-
jx'lii wollte, weil ja in beiden »b-r lafeifiische Stamtn ttralp ent-
halten ist. Mine Loshisung des NVoi tstamines, v*ie sie l>ei
Kf'rnianiselicn lilrnniiten tunlich, notig und erv|iri«'Kslich iist, wiire
am lal. '! (ile vorgenommen, für den /weck dieser Arbeit völlig
imniil/, da «s von vorn herein feststeht, das« lateinische Stämme
iii( ht als solche, frei von allen Suffixen, in völliger Unabhängig-
kcil, unentfaltcten Keimen gleich, in die i- hen Sprarhen
gcseidvt wurden, dass eine j)roductive L..; .. .. r^elung blosser
Stänune, im obigen Sinne also hi<r nicht zu eim arten ist. Da*
lateinisclie Wort wird als (ian/es aufgenommen, vorwiegend als
Kinhoit godaclit und behandelt, und erleidet daher seine natur-
gcmässen Umgestaltungen niclit etwa separat an den Hedeutangs-
elementen, den Stämmen, und separat an den Suffixen oder Prä-
fixen, den Bczieliungselementen. iJas Krleicliteiiingsprincip greift
vielmehr beide zugleich an und desorganisirt und verwischt ihre
(iliederung oft ganz und gar. Wie lassen porche =2 port-icus,
percha = pcrt-ica, mege =^ med-icus sich noch in ihre (irund-
bostandteile zerlegen? Wer erkennt in sombra soudar noch ohne
weiteres suh-omhra suh-ondarc? Wer nennt in ihnen noch omhr
ond den Stamm? Wie kann von einer Spaltung der blossen
Stämme 2)ort pert med gesprochen werden, wenn neben jene
l)ildungen andere, auch spanische Vertreter dei*selben, wenn ^yor-
fico pertiga incdico neben sie gestellt werden? Im Allgemeinen
lässt sich behaui)ten, wo wir es mit Wörtern mit tonlosen Suf-
fixen zu tun haben , sei das Rewusstsein von ihrer mehrteiligen
Construction ganz geschw undeu oder irregeführt , weniger wo
wir es mit Wörtern mit betonten und sehr gebräuchlichen Suf-
fixen zu tun haben. Dass die Sprache von der bedingten Selbst-
ständigkeit und dem bedingten Bedeutungsgehalt der Suffixe den-
noch bisweilen eine Vorstellung hatte, beweist nächst der Derivation
die häufige Umbildung und Vertauschung eiuas Suffixes mit einem
andern (Analogie). Und dafür, dass sie auch vereinzelt ein Be-
wusstsein von Stamm und Wurzel hatte, sprechen die seltenen Fälle,
in denen ein lateinisches Derivatum auf sein wirkliches oder ver-
C3
moiiitliclies rrimitiv zurückgofülirt wird. Vgl. z. B. Dloz, E. \V., 11,
a Vinco II c. sap. — Im Grossen und Ganzen aber bleibt walir, dass
der Lateiner dem Eomanen nur ganze Wörter vermacbte, dass
von einer Differenzirung lateinischer Stämme also niclit die l^ede
sein kann.
Noch weniger gerechtfertigt erschien es aber, wollte ich
hier die Suffixe selbständig und allein betrachten. Die Um-
gestaltungen, die sie erleiden, entspringen nicht aus ihrer In-
dividualität, sondern w^erden von ihrem Yerhältniss zum jedes
]\Ial herrschenden Stamm bedingt. Gerade darum müssen sie
freilich sehr mannigfach sein. Nehmen wir 'fcus zum Beisi)iele.
Der Regel nach müsste das tonlose i syncopirt und c zu c/ er-
weicht werden: manica wird manga^ serica wird sarga. Das
hindert jedoch keineswegs, dass der Spanier oder das Spanische
nicht auch einmal seiner Sympathie für Identität der Härte-
grade innerhalb der Consonanten eines Wortes nachgäbe und
pcrsicus, der anlautenden Tenuis wegen, zu 2'^^'^scv pesca statt
zu prisgo pcsga machen sollte (vgl. al-hcrchigo; freilich existirt
auch pcjego)\ oder dass ein ander IMal africus zu ahrcgo würde
oder werden müsste, weil frg eine unmögliche Consonantengruppe
ist; oder dass der Guttural mit einem vorhergehenden Dental
verschmölze, mit t zu c7<, mit d zu j, wie in porclic, mege;
oder dass der tonlose Vocal erhalten bliebe wie in clerigo^ selbst
mit Aufrechterhaltung der Tenuis, wie in den schon altspanischen
Formen ccintico angcUco (Berceo).
Gewiss ist es vom höchsen Interesse und wird auch zu neuen
Ergebnissen führen, wenn aus dem Abschnitt, welchen unser
Meister der Ableitung widmet, und der, wie alle Teile seines
Werkes, in grossartig einfachen und klaren Zügen skizzirt ist,
einzelne der dankbaren Schüler die Hauptmerkmale zusammen-
stellten, die für das Gesammtbild der Romania angegeben sind,
sie in ihrem Wert und ihrer Anwendungsfähigkeit auf jede ein-
zelne Sprache abwögen und demgemäss vervollständigten oder
beschränkten. So weit ich es bisher für das Spanische getan,
erwiesen sich die vorgezeichneten Umrisse, wie alles was eine
Meisterhand entwirft, als unverrfnikbar; neue Linien, die Schatten
und Licht abtönen und bestimmen, lassen sich aber natürlich dem
Bilde noch reichlich einfügen. Gewiss ist es nicht wertlos ein
64
kuiv.eii NV(jii dt's .Mci^tuis zu vcrbreileru un»l /u iil"iu!.rf. ihkJ
z. n. bei ileni Suffix«* hlua aus den uU I'r.. tcri
Siltzeu: „Die lietoiiuiiK des Staromcb schodettf dem SufHx welcbe»
häutig vcrstüiiMiu'll wurd'* und „Nacbbilduiigeu siud oicbt zu er-
warten'' {(ir. II 'A'JO) die nötigen S(:hl(lr>8C, bo vrrkettel bic aucb
sein mögen, /u folgei-n. Gewivs ist es intcrefuiant zu ^ • -.viu
niannigftulie I'urnien die scheinbar von einem einheitlich-.. ' ize
vorgcsclniehene Knt Wickelung dieses Suffixes annelmien kouote.
Miiii (italiii L(('iii, dass von 94 lateinischen Vorbildern — ac,
nlh. (ihf. (ir. (dl. Kill. rund. cup. dol. ejunc. ferv. flacc. Jlamm.
Jlav. Jlocc. Jiur. ßu. futt. form. frac. frUf. fuly.fulc. * ftun.Jmiy.
f/rl. f/rar. lieh . licrh. hisp. horr. hum. imhr. iusiji. oder itiaub.
lab. l(üi(/u. Irj). linij/. liqu. liv. lue. Inr. mad. marc. niorh. muc.
nunc. musc. nivgu. nit. ol. paed. pall. pav. plac. put. putr. rah.
rtuic. )'((]>. fdf. rifj. rose, oder ror. ruh. ru. sap. scah. scahr. soL
sord. sjjloid. sjnim. squal. stol. stup. suh. snicc. tnh. tep. titu. torp.
torr. iorv. Ircp. tum. lurh. turr/. uv. val. vap. i/V. vir. und vi-
ridis. — 19 der ungebräuchlichsten, ganz und gar aus dem Ro-
manischen schwanden, zumei?5t durch andere Adjectivfonnen des-
selben Stammes, mit vollerer, tontragender Endung ersetzt,
wie z. 1}. durch osiis. Sielic im Komanischen die Stämme alb.
dol. june. ßamm. ßac. herh. fuvff. ol. scab. seabr. und spitw.
liCiridus wäre mit rah und raj) zusammengefallen, tonidus mit
tnrhidus. Xi)ff/uidus wurde durch nie- verdrängt. Form, als
Verwandter von ferv [s. sp. formcnto und ferm€uto\ wäre mit
/ü/»/. Gestalt in Collision geraten. Uelv. imhr. paed. sttb. \ie\(:\iew
mit ihrem ganzen grossen oder kleinen Gefolge kraft- und klang-
volleren Synonymen. Man erfährt weiter, das 29 nur in unver-
änderter klassischer Form im Munde der Dichter und Gelehrten
weiter oder wieder auflebten. Alg. av. call. caud. * ßor. ßui.
foct. fulg. fulr. fum. gel. lavgu. lep. ligu. plac. putr. rose.
ror. sjdoul. stol. stujJ- tah. lim. trop. trep. tum. trug. val. vap.
* Fulr. fu)ig. hell', sind spätlateinisch.
- Aus Herrn Caix hier mehrfach nachträglich erwähnten Aufsatze
in der Riv. II, 2. ersehe ich. dass das altital., die mir bisher nur als
vulglat. durch Schuch. II 431 bekannte Form cando besessen hat: der
unverändert erhaltenen Formen in idus sind also nur 2^, der populären
Umbiklunseu 47.
65
viv., dass also 4G populäre Umbildungen existiren müssen —
ac? ar. cal. ctqj.ferc.ßacc. ßocc. frac. fr ig. c/rav. hisi), horr. hum.
insip. oder sap. oder dissip. oder sap. Iah.? limp. Jiv. Inc. lur.
mad. marc. morh. muc. gemischt mit musc. murc. nit. pcdl. pav.
put. rah. ranc. rap. rig. rnh. ru. sap. sol. sord. squal. sitc. tcp. iorr.
turh. UV.? visc. und viridis. — die natürlich nicht alle in allen roma-
nischen Spraclien zu finden sind, ebenso wenig wie dies bei de?i
eben erwähnten Kunstwörtern der Fall ist. Wie diese volicstüm-
lichen Formen nun entstanden, welche Veränderungen sie erfahren
mussten, um dem Volke genehm zu sein, auch das lässt sich
durch ein allgemeines Gesetz nicht bestimmen. Der Gegensatz,
in dem das Französische zu allen anderen romanischen Sprachen
in Folge seines unitarischen Accentcs steht, hat auch hier eine
verschiedenartige Behandlungsweise des accentlosen Suffixes her-
vorgerufen. • Das Französische, als die Sprache der Oxytona,
' Herrn BracheCs Arbeit Du röJe des roi/elks atoves dans les
langues roniancs (Jahrbuch VII. 3.) nimmt leider gar keine Rücksicht
auf diesen KarJinaUmterschied. Sie bespricht nur die Atona vor der
Accentsilbe, die nach Herrn Brächet' s Ansicht von den romanischen
Sprachen im Grossen und Ganzen gleich behandelt werden. Die atonen
Silben, dagegen welche der tontragenden naclifolgen, werden unbeachtet
bei Seite gelassen. Handelte es sich nur um das Französische, so könnte
diese Unterlassungssünde entschuldigt werden , da sich hier in der Tat
das ausnahmslose Grundprincip, nach dem verfahren wird, in die kurzen
"Worte drängen lässt: „le groupe franco-proren^nl snpprime toujours
les finales latincs ou les chauge en fr. en e muet, en pr. en o/'
Wenn uns aber ein Überblick über die ganze Romania verheissen ist,
so erwarten wir, dass gerade hier aus dem krassen Gegensatze, aus
der Ausnahmestellung des Französischen den anderen romanisclicn
Sprachen gegenüber, sich die reichsten, die eigentlich wertvollen Re-
sultate ergeben sollen, und sehen etwas befremdet zu wie Herr Brächet
hier beim Kern der Sache abbricht. — Eingehend wird überliaupt das
Frz. allein behandelt; die anderen Geschwister spielen demütige Aschen-
brödelrollen und dürfen ihre Selbständigkeit nicht zur Geltung bringen!
Was ihr Titel versprach, hält also die Arbeit nicht: nur eine Hälfte
der Rolle wird aufgeführt und auch diese nur sehr fragmentarisch;
nur in einer oder in zwei Sprachen -— Frz. u. V\\ -— lernen wir kennen
was uns in sieben Sprachen oder, da Herr Brächet von vorn herein
nur die fünf Hauptsprachen ins Auge gefasst hat, in fünf Sprachen ge-
zeigt werden sollte: nicht die Romania, nur Gallien liegt dem Verfasser
am Herzen. — Nacli dieser allgemeinen Ausstellung einige ICinzelnheiten.
C. MicHAfii-is. r.
66
rmisstr Mc I)(i|>i)r|vill)c idus ^an/ ciit fernen, od« r «l;i <"f!«'Oniiii-
tisrhe Klenunt d in dif; 'ron«^in)e liinein«ir)iwoi<-krfn; vom voca-
lisclicn (Inrflc li/ichstcns »lor leiso Narliliall cIik fant Ktiimrrif'n r
li l'<n-tir I Chupitrr I p. .V)3 lieifiht <»« : /?r^f atonf oceujßWil
1(1 jivi iniirr /iltiir du innl : KUr pernihle toujours e n roman que
1(1 contiOiinv mitliiiiif tonihr oit nulmiate und p. 'M2 bciiMt Ct von den
langen: qn'tUes occupent la prcmicre place ou tonte autre dann le mot,
fUcs pers ititf'H t toujuurn cn roman que /« consonne mediane tomhe
ou nuhsistc. Stellt man nun <las fr/, mur nftr mud na» seau age chnhie
VKiUrc neben die entspiM'rln'iiden latrinischen Koruieii maturu» Hrrunis
rotuudus aetaceus aitjiUum mtaticmn catena ma/fistetf so acht man.
dass nächst der Mittrlcousonaiiz auch der Vn ' ' ■■,.. ver-
bcliwuudcii ist. \V('nii mm iuicli kein Jk'i.spiel • _ . - ^ jrliegt,
sondern der Vtx ul dir ersten Silbe sich mit dem der zweiten, nach
Ausfall der ("onsonanten zu einer einfachen Länge oder zu einem
Diphtliongcii einte, so ist doch jedenfalls der Vocal der ersten Silbe
nicht erhalten; es mnsste hier das Kapitel der Contraction erwähnt
werden, wenn ihm auch kein weiterer Platz, keine AusfQhrung gegönnt
werden sollte.
2) Diese selbe Erscheinung, die überhaupt in keiner romanischen
Sprache ohne Beispiele ist, war ganz besonders bei der Formation des
Tort, tiititx. Auch das hätte bemerkt werden müssen. Das Port, syn-
copirt bekanntlich alle / u r die zwischen zwei Vocalen stehen, meist
auch (/ und d. Verbanden diese Consonanten eine erste tonlose imd
eine zweite betonte oder unbetonte Silbe, so dass nach vfdizogener
Syncope zwei Vocale in unmittelbare Berührung mit einander treten.
So verbinden sie sich zu einem Laute: a und d zu a , e und e zu e,
» und i zu /, a und e zu e, a und « zu e, a und ö zu o, d. h. der
tonlose ward vom tontragenden absorbirt, oder falls beide tonlos sind
absorbirt der zweite, der der Accentsilbe näher stehende, den ersten
entfernteren: immer schwindet der Vocal der ersten Silbe:
gegen Brnchet's Subsistenzregel. Tonloses a ging verloren iuparo padro
palatium, in pada paäda panata; iu pafo parafo pardfjraphus: in co-
nego canouicus, pomho jyalumhus; conha calumnia, molho mauolho ma-
vojyulus für manipidus; in quetdc cidtutcm. Tonloses e in sestro see^tro
seuester für siuister; lendii Icgendii: gcrar geuerare: geral generalis;
crivel credibilis; lidimo Jegitiuuoi. A und » verschmolzen zu e in setta
sagitta: besta halh'8ta; me^tre inagister. — 3) Auch die Ausnahmen zur
ersten Regel, d. h. die Fälle in denen ein kurzer oder langer tonloser
Vocal der ersten Anlautssilbe einfach syncopirt ward , sind viel häutiger
als Br.^s Arbeit glauben macht. Vervollständigung ist selbst dann noch
möglich wenn man von p. 313 \V. I S. II) die romanischen Vertreter
von directus, von p. 314 die von corrotulare pcru.'<t ulc re he-
67
zurückbleiben. Solch ein Gesetz galt für die anderen Sprachen
nicht; sie durften in populären Bildungen uJks erhalten oder ver-
ryllare qiuritare so wie Stenay, trirello und crucciare her-
beiholt: Beispiele die durchaus hierher gehören, wenn auch die Silbe
deren Vocal syncopirt wird nur mittelbar und niclit wie in den hier
vom Verfasser erwähnten Fallen unmittelbar vor der Tonsilbe steht.
Denn dieser Unterschied bedingt durchaus keinen Unterschied in der
Behandlung: wer kann überhaupt sagen ob eigentlich oder zuerst qui-
ritäre oder qiiirUo verkürzt ward? Beide sind der gleichen Kegel unter-
zuordnen, dass Frankreich uud Italien die muia einer ersten tonlosen
Silbe gern mit der h'quida (r l) einer zweiten gleichfalls tonlosen zu
einer Silbe einen. Der erste Consonant kann auch s der zweite t sein.
Aus dem Frz. waren noch zu erwähnen frettc für ferrette aus
ferriim; vrüle aus reruiUa; weder aus reredus; piain oder pJcin
neben und aus pelin pelain: ein Kübel, in dem die Lohgerber ihre
Felle erweichen, von pellis, Fell; [S. plai)iagc peJana()e plamcujc pla-
mcr plamte plamerie]; ferner phiche eplucher für pcluche von pilum
Ilaar; und das ebendalier — vielleicht aus püncus — stammende
pJoc ploque ploquer ein oder anplacken, d. h. den Schift'sboden mit
Kuhhaar und beteertem Papier bekleben um die Schiffswürmer von
den Planken abzuhalten. Die Erfindung dieses Schiffsmanövers
müsste freilich französischen Ursprungs sein, wenn diese so viel
ich weiss von Scheler ersonnenc Etymologie wirklich richtig wäre:
doch ist es seltsam , einen terimnus nautiais von Frankreich nach
Deutschland und Holland wandern zu lassen; und man ist vielmehr
versucht im hell. in-pJalckcn die Quelle des frz. uud dtscli. Wortes zu
vermuten; über seinen Ursprung w^eiss ich freilich nichts zu sagen. —
Crenx ist von Diez ganz vortrefflich aus dem pr. cros d. i. corrosus
gedeutet worden, trailler steht neben und für tirailhr; hluette für
heÜHCttc, ein Diminutiv von herlue = bis und hica (Iu.t)\ hrouette für
berroiiette bis und rota ; blottir könnte für halJotiy stehen (Diez); für
blo7tse sagte das Mittellateinische das unerklilrte hclosiitfi; auch rrdi =
veracns (p. 318) muss hinzugezogen werden. Kächst cruva scxirc
staccio triaca, die Br. hier aufzählt, und nächst briUare briistolare
ijridare dn'tto croUare crucciare und tn'rcUo die er si)äter erwähnt,
gehören aus dem Italienischen hierher hn'cco aus hiirricus; (jrascia
aus (a)Yopa^ia, (jrofano neben garofauo aus carioph)jllum ; jnetto
für puretto ; star/gio atadico statico aus obaidiaiicum (otagc);
stajo aus sextarium; trcmoio neben terremoto ; ferner alttosk. j)r/-
icoloso und das mail. rritä für rcr)<'>. Der Spanier hat für der-
artige Verhärtungen des Anlauts keinen Sinn. Er hat vom Basken und
Mauren gelernt möglichst jede harte Consonantenverbindung durcli
Einschub eines Vocals, und zwar desjenigen Vocals zu lösen, der die
C8
k(lr/ni. I'u/iitlnH iiiii>-,ir im Fraii/oMM-n' i /u j,nlr w«-r<l<n, da
-all'il nicht wir nf'it dn- lu^imf jn .tmj filiii^ war; dorn ItalifnrT
Ariliiutsbilbo hrlierrscht. I!r wendet daher mit Vorliebe Kpeuthenik an
iiml sa^t «lahrr Ktatt f/rat fjarut , %\VLii grab garab ^ ttsili tearb escarab
vUi.y nach AiialoKin dos haskischen borout^ ^ fronUm , kurvtzr-a yu-
vntze-a - cruvnn; ajiiril-a aprilem'^ porogalcea t=^ prohare ; jiulum-
jtat'ca ^ p]umbare\ peredicatcea — praedicare; pheregtnlcea => j/rat-
titdrc ; i>hrrcl:<ttcca := fncfirr , 80 wie des maurihchfipaniMchen taraidor
jxiluntd fulamn (/aruciono faraiico; pereucipinr kcrctfructa terr«; pi-
rimrra khi'uttira; golon'a toropel poromctia ; curudo puluria. I>a8i er
diesem Gesetze conseqiient wieder entKegenarbeiten sollte, iftl nicht
iinziiiK'hincn : das (iberlässt er den Dialectrn. Kinzelne Ausnahrr ' r
int)<,'eii (loch vorkoiiiinei). Icli kenne nur eine : grifalto neben y
das obenein nn( li mitrr diin KitiHusse von grifo^ Greif f^ebildet sein
kann. Die l)ialt'cte bieten z. 15. brnt-o idr reiavo. asturisch: grita iyir
(/(irita; (inut lür Gerau (Gaahl)\ Iretiar für merendar; bremar für
rendimiur katalanisch. Der Portngiese, der ein noch ansgeÄprochenerer
Freund der Kpenthrse ist als der Spanier, verachtet trotzdem die Con-
traction nicht; auch im Aidant liebt er kraftvolle Doppelkonsonanzf-n
die er durch Metathesis oft hervorbringt. Siehe cremttfim vom arab.
carmi's; crestar von castrare; crosto ans cot^tro coloniro; fre*ta für
/e^tr(( aus finicsira; granzid durch gralanzal aus garhavzal, treroJt
ans tchras trrhrus tenebrcts ; trado aus todro tuadro tarutnnn für tc-
rntriim. Durch Syncope entstand doppclconsonantischer Anlaut in
vriiKi für Citri IUI, welches Brächet erwähnt, dem jedoch q>ffreva als
das üblichere zur Seite fitcht; auch croia kommt vor; bei thKriaca
^var als pg. trtaga anzuführen. Ausserdem steht neben veranda
brauda; neben berimjcla bringein: für carabina clan'na; für Corona:
coroiihd cro/ihu: neben corujn cruja; ams faruscviga parasavga ward
frasatiga; aus /(7/V/?(V (ßUiis ccclesine) freguez; aus fcruucilns frun-
cuJo fnincho; neben gariwhdo steht granhaö: neben perigalho steht
jjrigalho: tcrrd moViada wurde zu tramolhada: ti'ribulum zu tribuJo;
tiricia d. i. hictericia zu trizia. Doch genug davon : ich will ja nur
zeigen, dass Vervollständigung möglich ist: hiermitsoll sie keineswegs
vollbracht sein.
Zu diesem ersten Kapitel gehört noch eine Brachet'&che Anmer-
kung, die mir nicht ganz gefällt: „dnns tout le conrs de cette etude je
rn'abstiens de parier des cas d'a2)heresc, ce travaiJ atjant cte faii d'une
manilrc exceUente par J/. Diez/' Gewiss ist ohne Klausel zuzugeben
dass was auf Seite 1G2 (in der dritten Auflage 174) der Romanischen
Grammatik steht, ganz excellent ist; dass aber, was den Grenzen und
Proportionen einer allgemriu romanischen Grammatik, noch dazu der
ersten, — so bahnlneehond und meisterhaft, jedes Lobeswort nachgerade
69
Spanier, Portugiesen und Wallachen aber stand es frei imllido /.n
sagen. Während also im Französischen ein erhaltenes und fiilsch-
verschmäliend sie auch sein mag,— vollkommen angemessen war, für eine
weiter gedehnte Spccialarbeit nicht ausreichen kann, das ist gleichfalls
ohne weiteres /u/ugehen. Weiter zu arbeiten, kühn auf der Bahn
vorwärts zu dringen, die der Meister geebnet hat, das ist doch sicher-
lich die höchste Anerkennung, der beste Lohn den wir ihm zahlen
Jcönnen. Und ich weiss, er wird sich auch über diese Scherflein freuen,
die meine Hand zum Weiterbau seines Tempels beisteuern kann.
Was die Accentverhältnisse herbeiführen mussten, trat ein: das
Italienische drängt zum Ilochton hin; alles was der Tonsilbe vorher-
geht und seine Kraft beeinträchtigt, wird darum als störendes Element
gern beseitigt: daher Contraction der ersten Silbe und Aph är esis. Das
Französische hingegen gezwungen, den Hochton zum Wortende, zur
Ausgangssilbe zu niaclien, ist gleichgültig gegen das was ihm folgt:
daher vorzugsweise Apocope, oder Contraction alles dessen was der
Tonsilbe folgt. Das Spanische nimmt auch hier die Mittelstellung ein,
oder vielmehr die oben schon einmal berührte strenger klassische
Haltung: wenig Aphäresis und wenig Apocope: die Worte behalten
einen vollen, breiten Klang, eine schwere Wucht. Das Portugiesische
kommt mir hier wie überall wie ein frei entwickeltes Altspanisch
vor, das allen poinilären Instincten zügellos nachgegeben und alle
damals keimenden Triebe entwickelt hat ohne den umfassenden Ueber-
blick über das Sprachganze und seine Bedürfnisse. Dialectartiger sieht
es jedenfalls aus als das Französische, Spanische und Italienische.
Aphärese ist nun im Port, häufiger als im Span., häufiger auch als
Apocope, doch beschränken sich die Ilauptkürzungen, wie oben ange-
deutet ward, auf das Innere des Worlkörpers. — Die folgenden Listen
enthalten als Probe der Aphäresiserscheinungen Beispiele aus den
vier Hauptsprachen: 211 italienische 70 portugiesische nur 45 schrift-
spanischc; nur 35 französische — ohne die Eigennamen hineinzurechnen.
Alles ladinische, alles dialektische aus Frankreich und Italien, auch
alles Wallachische habe ich trotz der grossen Summen die ich auch
hiervon gesammelt habe, hinfortgelassen um die Lasten nicht unnütz
zu erweitern. Es würde nur beweisen was so wie so feststeht: dass
nämlich die Dialecte noch ungleich häuHger als die Schriftsprachen
die poi)uläre Aphäresis anwenden.
Uebrigens mische ich in meinen Listen diejenigen Wcirte in welchen
die verlorene Silbe der Tonsilbe unmittelbar vorhergeht und die, in
welchen es nur mittelbar der Fall ist ruhig durcheinander, ganz wie,
ich oben bei den Contractionsbeispielen getan: während nruc/at auch
hier die eine Hälfte in P. I. die andere in P. H hätte einordnen
müssen. Mir nämlich scheint es, da^s diese ganze Scheidung in P. 1 und II
7'»
lieh mit (iciii Aicc iit versclieiieti üie dan sichere Konnxcicbcn einer
IdhistliclK.'ii I.'iliiiisirriKicn iSihliiiif; int, darf vom it^ trp., p^.,
unnütz, wril rrstiltütlofi ist: drnn fnr alln Atoiia an rrstcr Stelle K**t
(las phMrhc UcHctz, das wir'«lc;nim bi'i alh'ii, ob nur nincn Srhrilt oder
ob 7.\\vÄ S« lirittc vom Afc«-nt »'iitfcrnt, durch v'mc ßlcifhc iC'ihe kUmcH-
iirti^nr Ausnahmen noschrünkung rrlcidi't (Contraction und Aphireftii).
Man vcr^'h'iclu; nur das V. I, S. I. ( h. I, p. 303 (icüagte mit dem in
r. II, p. ;;i i.
I, I tauen i8<h.
1) Abfall von a.
Lat. ahhat . . .
ahocnlun
acdcia
(iccu.s(tre
acucula
hitdcMsa IkuHu
rocnh) II h. «r.
f/a(/(/ia
cusare
{lucchid tju/jlift
((f/hironc it. (/hiroiic
(ahd. hcifjir)
ayopaCta (/rascia
AffOsto (rUStO
Aiiriijcntum Girffoiti
agnatuio it.
(hocanvo) f/umnw
(ihÜKirda
(mhd.)
alambiqne
(sp-ar.)
ülan,sa (alid.) Jcsina
al-mtd (sp.ar.) Uitto
laharda
lambicco lim-
hicco
alüuda
umaracum
amatita [d. i,
haem.)
amicus
aniorosus
amurca
Afiastaöius
auatomia
Anna
tqjicula
lodola alt loa
mara6ca-chitw
major a)ia mof/-
giorana
matita
mico
inorobo
morcia
Nai<tafiio
nototnia
Kucciü
pccchia
ajjotheca hoUnja
Ajtuglia J^ufflia
(irabtsco nb. rahctco
Ararjoii-anh. liagotm
arancio nb. rancio
aranea rar/na
arcna rena
Ariminuvi liimiui
uringhicra nb. ringhiera
'2. ae.
ajjocalypiyis pocaliatii
arista
reata
Ar rag
razzo nb. arr.
(iscensa
aensa
asparagus
ftparago .-pa-
ghero
asphaltum
spaUo
a!>sassino nb.
sassinarc
a^teUa
alt i>tcUa
astrologus
Stroh go siro-
lago
astronomia
itronomia stör
loni ia
a^tiitia
t>tuzia nb. a-st.
ab-antc . . .
vanguardia
vantaggio
avaric frz.
(holl./mrenj) varea
accna
rena
uvispa
ve^a
a(vi)darda
st<irda
Aegidius
Gigho
Acggptius
Ghczzo
aequalis
guale
71
wallacliisclien acccntlosen ido nicht das Gleiche bcliauptet werden.
Das Italienische ist die Sprache der sdruccioli, der Proparoxytona;
a er amen
ravie ramarro
errativus
ratio
aeruginem
riiggine
eruca
riica
aestaiem
State
erijsipula
risipida
aestimarc
stimare
ccangelium
vangelo(io)
aesticalis
stivale
evitare
vitare
aestivus
stio
5.
i.
idiota(icus)
zotico
au. AureUus
Lelo
iliceus
leccio
auriculata
recchiata
imagtncm
magine
anscidtare
scolta
inimicus
ncmico
4.
e. ehriacvs
hriaco
initiare
ninzar alt
ehiinieus
hurneo
Isaacco
Sacco
ccclesia
chiesa
iste ipse
stesso
ecclesiasticus clesiastico
G.
0.
obliquus
bieco
eccoti etto
cotesto
occasioneni
cagionc
„ hac
qua
olezzo{olor)
Iczzo
„ hie
qui
Onofrivs
Nofri
„ hoc
cib
onyx
nichetto nicco-
,, hincce quinci
lino
ecco ihi
qinui
opacus
baco{io)
,, illac
colä
opprohrium
brobbio
„ illiid
queJlo
oreganum
rcgano{amo)
„ inde
qiiindi
orezzo
rezzo
,, ts<«c
costä
oryzum
riso
„ rs^wti
questo
7.
u.
Ubaldo
Baldo
edificmm
dificio
unicornis
Ucorno{io) lio-
ehctiottem
Jezionc alt
cornio
elemosyna
limos'ina
limogina
upujia
usbergo
bubba{ola)
nb. sbergo
rimogira
8.
ha.
hahc
laccia üb. alac
ehphantein
leofante alt
cia
Elisahctta nb. Lisabetta
hahnaiüran-
■ lena
enanns
na) 10
hcla
cpactae
patta
haqucnee fr/.
chinca
cpiphania
pifania bcfania\). hae. haemoi rhoi-
bcfana
des
morroide
episcopus
vescovo
hacr entern
rcnte alt
cpistola
pistola
hacresia
resia
cpitaphium
2)üafJio pa-
haereticus
retico
tafjio
10. he
. hcmicrania
magrana
epitima
pittima
hcmina
mina
cremita
romito
hercdem
rcda
72
(luH Simnisrlic und I'oitUKiositche die der TaroxyloiiA, der(?ti
Krait <liii( ii <li)- nicht siMtcne UntortinrchuiiK durcii I'roparoxytomi
furctuticuin r* lii(j(jio
hi'vicius tircin
1 1. hi. /tibirntu htrniu
h Humum irr HO
liiniinliiinn roudiuc
llisiKiijuia SftOffna
hitttoria htoriu
hintrioiirin ntrione
I 'J.hoJiointciddiiumf mtcidü' tu)
ImApitaUm sprätiU
l.i. hy. IfiftinnthuH Cititio
liijpticnsia pocrinia
1 I. \ ucalubtall iükIi A.s>iii)ilutioii des fulgciiden mit ihm biliichildeudea
Cunsonantun an di>n nächst folf^ondcn.
ahsvoiidcrt' .scondtre uhsrurun neuro
tihs-tiin'7itia stiucfiza ohtfidiaticum statten irta' f/io
ubstraclus styutto
l'i. Iliilhvocal und Vocal al>j?e\v()i-ft'ii nchst A>-iiuilation dcjs uiil ihnen
bilbebildendtii ( on.sonant(Mi an den nächstfolgenden.
lu'hdomada domada alt
Abfall von hi ndov l das als Artikel missverstanden ward.
ii;
himcUa
JahcUnm
hibrusca
Idburnuiti
vif'lhi alt
accUo
abrostino am-
bro stoh
uvorno avur-
nio
Jabyri)itliu)n uherinto viilg.
17. Abfall von n impiira.
ostaga (it.) taga nb.
stag dt seh. ataga
atapeJ (dtsch.) tap^Jü
18. ex verliert den vocalisclien Anlaut
sungia sugna
üongia
iixuttgtn
exacquare
l tstrico\iApm-
jjlaairum) asirico
latta abd. ottone
lauribacca urhicca o
lazuli {lajyiti) aziurro
lusciuia vsignuolo
iftnck (dtsch.) trinca
5/;j/>2;c(dt»ch.) trippa
htryx troscia nb.
stroscia
X wird zu .>c? oder 5.
exemplum sccmpio
exemptionem seuzione
exagtum
cxalbare
cxamev
exam2)liuc
cxancatus
rj au rare
sctacquarc
sciaguatiarc
^aggio
scialbarc
sciamc
sciampare
i^ciaucato
sartie sart^
sarchic
ficiorarc acio-
rinarc
exhalare
exharparc
eapcdirc
cxsolcere
cx^uccare
exsuctus
CXSHCCUS
cxtirpjarr
scialare
aarpiarc salpare
sciarpcllarc
spcdire
sciolvcrc
sciugarc
sciutto
sciocco
^tcrparc
73
nur gehoben wird. Im Ital. ist die Scliaar der daktylisch be-
tonten Worte Legion; bedeutend grösser als bei den west-
1*J) dis lässt nur sein s als Anlaut für die folgende Silbe stehen.
dis-digjnwi sdegiio dissipidus scijndo
dispensa spesa dissapidus sciapido
dcstvnctionem struzioitc alt disirihiiere fitrihuire
disaptus sciatto discordia scordia
disoperare scioperare discretio screzio alt
diasipare sciparc
20) em oder in fällt ganz ab, oder bewahrt bei vocalischem Anlaut
nur sein n.
cmplastnuii jj/a»s<ra laatrico
inantc nante
infüutem faiiie
ittfultus folto
inodio HO ja
instigare sligare
21. Vereinfachung scheinbarer Rcdiiplicatiün
cinciunus como
tüillicamciito dilicamcnio
alt
gorgozzo nb. gozzo
22. Aphäresis ganzer zum Stamm gehöriger Silben.
Alberto Berto
Äldohrandino Braudiiio
AJetisandro Sandra
Ambrogio Brogio
Ambrogiotio Giotio
Anaatagio Stngio
Andrea Drea
Antonio Tonio
BartoJommeo Meo
Battista Tisia
Bernardo Nardo
Bonifazio Fazio
CauiiUa
Caterina
(■ostanza
JDanicUo
Dionisio
Domenico
Milla Lilhi.
Nina
Tancia
Kcllo
Xisio yigio
Moiico Mm CO
instincluni
atinto
institntionem
stitazionc
instruere
struere
instrumentnmstru- stur- stro-
stonneuto
iusuhidnm
siibbio
iüu.
papaverem
pavero alt
tuttavia
tavia vulg.
vica :cio
vaccio alt
zinziUdarc
zirlarc
;er Silben.
Eleonora
Nora
Fcdcrigo
Ghigo
Feiice
Cice
Ferdinando
Nundo
Filippo
Fippo
Fraiiccsco
Cccco
Giocanna
Nanna
Gregorio
Goro
Guglielnio
Ncliiio
Hcrnienegildi
') Gildo
Hicronimo
Momo
Hippolito
Polito
lüidorüü
Boro
Jacopino
Pino
Josephus
Geppe Bcppc
Peppc
Leonardo
Nardo
Lcopoldo
Pold'o
71
lidn'ii Scliwi'slrni, die «Im Trorliilus zu ihrem riinnlftrrmif «r-
willilt habiii. Im Iial. wird os al^o am nWfmmu'n^nien gettattet
Jmciu
Cia
hinnhyc . . .
btiJdttO
JAiirrzia
Crttia
dfUzia
Itzia
Maililtih >i(i
Lena Nnut
(lirmtdre
venture all
Mdtf/mttit
Ulla
JdijinrAta
ginettai'f)
Micdcla
Chdla
fand u IIa
ciulla
Ottariduo
Tdvo
uccromantta
f/rawanzid
JidJ'ddlo
FcUo Jscllo
oudcrotalus
fjrottn
TommatiO
Masn
agrotlo
Vicentius
Cencio
profundus
fondo{?)
etc.
etc.
rotunduß
tondo
autistipsum
testensü
sectssuH
CfXKO
arfjifjlia
fjiijlia vulg.
siphonia
fogna
(irmcniaca
mclidca
gpecimentum
cimento
tnulidCd
umhiUco
bilico bellico
hiltuicem
lauce
verecundia
fjogna
homhitc . . .
ha CO
II. Spaniscb-Portu
a. pg. bisweilen als Artikel aufgefasst
ahbdt . . . badcjo pg. kat.
ahrotanum brotduo sp.
broidd sp.kat.
acerola sorolla mall.
uhvclo sp. guelo astur.
dboh'nt/o vocngo pg.
acanthus cantueso sp.
accipitrarius cetrero sp.
citreiro pg.
acerum cer mall.
acqua gomü vomil
identisch mit dem sp. dgua-
matiil verderbt oder besser
umgedeutet aus aquiminale
[Big. 33. 10. 3.]
dcucula
acumcn
agdvicus
Agatha
alabarda
guya astur.
gume pg.
garzo sp.
Gadca sp.
labarda
giesiscli.
alacran (ar.)
dhimhiqucidkT.
alameda sp.
aUmsa ahd.
dldqueca (ar.)
al-aud (ar.)
aVerta (it.)
dletna (ar.)
alicate (ar.)
(dimentum
amapola
amaracum
awor.
amurca
amtjgdala
aiuglon
anatomia
annus nuius
lacrao pg.
)1amhiqur pg,
hnneda pg.
lesna sp.
laqueca per.
laud sp. pg. -
kria pg.
Ictria pg.
Ucdte pg.
lementardo j);
mapola gall.
ast.
mayorana
sp. pg.
pior mar de
vulgsp.
morga sp.
inelhi mall.
midd mall.
tomia kat.
ninou kat.
75
sein, die Formen in klo aus der Reihe der Popularbildungcn zu
streichen, und auch im Spanisch -Portugiesischen darf dies nicht
apeide (frz.
Enietherius
Bledel sp. 3Iadl
appeJ)
nh. pelde sp. pg.
kat.
apicula
beya begoliivdW.
bayerola kat.
cminencia
minencia
vulgsp.
belharuco
emir
mir pg, mira-
melharicco pg.
molin sp.
jurugo sp.
enamorado si^. ruonorado pg.
apopAexia
poplexia pg.
vulgsp.
apostema
postema sp. pg.
posterma kat.
ena?<i<s
lumo kat. na-
711 CO pg.
apostolus
postolo vulgsp.
e^25COj)?<6'
?>üpe sp.
apotheca
botica bodega
sp. pg.
bispo pg.
2:>?sco29«Z vulgsp.
Apidia
PuUa sp.
epistolavium
pestuleiro pg.
aquiletjia
guihna sp.
epitima
bizma vizma
Arunda
Bonda
vilma sp.
astrologus
atrolech kat.
pihna arag.
ate(jora\)g.n\). tegora
mall.
{hasta ahora)
t'iwm pg.
avispa
bespa pg.
errativus
r«c?/o asp.
t'espa kat.
eruca
ruqueta sp.
avistarda
betarda pg.
crysipiila
risipola isi-
azucena
sucena pg.
pola sp.
2.
ae. Äcfjidius
6^'// sp. pg.
dissipola kat.
Aegypt[;i)anusgitano sp.
sipcla mall.
cigano pg.
etcriiKs
^c?vi kät. mall.
Aemüianvs
Millan sp. 4. eu
Eulali a
Fa^a gall.
aeramims
lambre pg. 5) i.
Ilerda
Lerida sp.
•>
o.
e. ehriacus
briaga sp.
llipla
Nicbla sp.
eborcus
Z>o?-i lon kat.
illustrissimm
f lustrisimo vulg.
ccclesiasticus crclegiastico pg.
sp.
ecclipsis
c?/s cr/^" pg.
Ilorci
Lorca sp.
Eduartc
Duarte pg.
imaginäre
maxinar gall.
Egahrum
Cabra sp.
iiiiniiciis
nimigallia pg.
dcmosgna
linios)ia sp.
Isabel
Sabcla gall.
Emerita
Merida sp.
Italica
7'«ifca sp.
G
o. pg. bisweilen
als Artikel aufgcfasist
oboc sp.
Z)oe pg.
octavus
tV/ta-o pg.gall.
oboedire
6cjr kat.
odor.
doentc pg.
occasioncin
CY/jrtO pg.
ojcriza sp.
i/ßW^« pg.
76
olint' wi'itcrcs t'c'scilchcii. Wo drr historische Nachweis nicht zu
fülinn ist, iiiüsHM I{<(h'iitung und Vorwcndung die Kntftchcidong
IrrrtVn. Jidpiili) jxillii/o ümidn wcrdin populär nein, sjAcndido
fiiiido ffiiidü alx r dichterische Schnuickworle.
tdcfindro Idi 1.1(1 u \r^.
Onofrius Jofre sp.
ojiporftitntn pfirtuno apg.
(>yi(/i'n((li.'< rejiutd pg.
ossifraffUH jnfrmujo pg.
7) u. unicurnis Jicornt pg.
Ujiitjxt potipa pg.
8) ha. liufntacula hitncora sp.
hahc. Uicha andal.
Jicdeudinr rot-
hdü lenu kat.
/lamaca sp. tnaca pg.
I> )hae. Jidcmorrhoidcs uiorroide.s <;p.
i())he. hcmicrcmiti iitir/raiiu sp.
hemina ivina sp.pg.
llezequiel Zaquiel gall.
11) h.i.hibcniiü hernia sp.pg.
l*J)ho homenarjciii
pg. nl). mcnagem
horoJo lium relo(jio pg.
rclvj sp.
\?>)hy .Hijacintlms Chinto gall.
hydrop-isia tropezia pg.
tropifio (cgo)
hiipothcca potcca vulgsp.
irV) Assimilation.
Iicbdomada doma pg. kat.
hictericid iiricia sp. pg.
tn'zia pg.
l(i) 1. laziili {Icuris} azid sp. pg.
Jonui (it.) Oifza sp. pg.
17) s. imp.
eslora sp. Jora pg.
isquina sp. quina pg.
dinga (ahd.l //;/^« pg.
Spasmus pasmar sp. pg.
"//( f#//*
t'if'pir |.g
Htaugn ahd.; tancar a^'p. kat.
«fnci(r(dt»ch.) /nwvM^/ffcp.pg.
fftrippf tripa sp, pg.
(dtsch.i
stultus tocho «<p.
IH) ex <'xoc<yM«re jaguar y>\K
Kaguäo pg.
exfigium naino pg.
exaütare jaJbegar sp.
examlnare jdmhrar .sp.
cHotpT'.cv Jarcia sp.
exharpareCt) zarpar f?p.
sarpar pg.
rj)disf/i*c»7>M/j/s »epoh apg.
20) in emphyteusis fateohim pg.
enhorabuena nonibuchu ?p.
inodio t>ojo pg.
ins(duber salobre pg.
insania gana sp. satiha
iustautia atan^a pg.
insuhus soso sp.
intermittcre tennettcr apg.
interJocuto- troJocutor apg.
21)Re-rect7iVi 0//a sp.
dupl. cincinvus ceno sp.
'i'2tSil-rtitfe><ico seneca pg.
ben (^alaguns I.oharre sp.
dio.fia ana akat.
gemdlicius mcUizo sp.
g er man US mano pg.
jugaria geira pg.
/i'jxo'.ov goivo pg.
luchariiiegos^.janiego mall-
vepotcm bot kat.
Y<
Aussor den rein und ungetrübt aus dem Lateinisclien in das
Italienische, Spanische und Portugiesische verpflanzten Adjcctiven
in ido, bei denen es also einem ersten ilüchtigen, nur an dem
nonphis vitr
aprostdta\\.\\gs\).
profintdus
fondo sp. fntt-
ouocrotcdus
groto sp.
do pg.
croto kat.
recuperare
cohrar sp.pg.
crotalo pg.
ripnrin
tena pg.
Vera sp.kat.
III
. Französisch
- P r 0 v e n z a 1 i s c h
.
1)
Abraham
Bram frz.
8)
hemicrania
migraine frz.
«YP'.o;
griotte frz.
hemina
inine frz.
alauda
lauzeta pr.
Ö)
hiberniu
Z><3n/e frz.
amarus
marasquin frz.
Iiilaris
/en pr.
amarucum
marjolaine frz.
hirnndo
randohi pr.
amica
mie frz.
16)
Jazidiijapis)
rt;r?/r frz.
Anatolia
Xatolie frz.
labcllum
avel afrz.
annicuJus
niUe frz.
Iuris ndd.
or.se frz.
apostema
ptoatema pr.
lonza it.
ü/?<"e fri?.
apotheca
boutique frz.
esprelle afrz.
pre.le frz.
Apidia
Pouille frz.
n)
.^79rt.vw»,v
panier iiz.plas-
Aquitania
Guienne frz.
viar pr.
aranea
ranha pr.
spongia
p on ger wh.ep Öli-
ava]a)iche nh.
, lavanche frz.
ger frz.
aviatarda
bist ar de hit.
frz.
springstock
(dtsch.)
brind^estoc frz.
'2)
Aeyidius
6'?7?e frz.
steorbord{ags.)tribord)ib.stri-
Aegyrtius
Or'ers frz.
6or<7
3)
i'calc nb.
caZe vulg.fr.
stricken dtsch
. tri cot er frz.
ecclesia
^?(''6e afrz.
strigula
tringle frz.
r;?e/5« pr.
strippe dtsch.
^r7/>c frz.
emarcum
>«ft7C frz.
stryken ndl.
trique frz.
cpiphania
piphama pr.
IS)
tcapT'.ov
sarties afrz.
episcopvs
vesqite afrz.
e.rharparc
sarper frz.
eruca
roquclte frz.
20)
cmjihytcusis
fethes pr.
r«ca pr.
enqjhistrum
plätre frz.
etüin nb.
^r<ni vulg.frz.
involare
ro?er frz.
4)
illahora
/ors frz.
L>1)
ciconia
soigne afrz.
5)
ohoHsier nb.
boiisicr frz.
cnccinclla
ccnelle frz.
oryzuvi
r/V frz.pr.
CKcuUa
co?//<' frz.
C)
umcornis
Ucorne frz.
t'iicii) bila
qourde courqea
7)
halenaa)i/ieh( lena pr.
frz.
7«
Aciissncii liallfiMlrn Hlirk«- zwcifi-lhaft hiciht ob sin von <l<ii
*21> Kunst foniKii zu sondrrn und ah i>opuIiircHi Out zu bctrachf^n
sinil ()(li r nicht, gii-ht es andere die dofi daktvIiM-ben Acrenl
dtdicdces ducassen wal- papar^r parer pr,
Ion. 22) hoiiihacinuä htuin fre,
faufalura fahie ufr/. nfjiotrm f,ot pr.
Dies zu Ka|)it<I I.
Zu K'apit<'l II § 1 1». .iOl bf'incrki- id», dash tl<:r Verfahver — in
einer ,\iii>r(lnung deren Princip mir My>»teriuni geblieben iht, da di-r
Versnch am ahc IVstzubalten nnr stelleuwcihe, eine Teilung nach Suf-
tixen oder nach drr (^iialitilt und dein Character dcH ausfallendfu Vo-
cals noch seltener wahrzunehmen ist — 110, nutzlos in Subfct. Adj,
und Verha j^espaltene Wörter, auffuhrt in d<*nen der tonlose Vocal
syncopicrt sein soll und zwar wie er ankündigt davs t out es hs Jan-
fjucs ronKDies, saus exception, eine Behauptung die er p. .'{12
^Yiederholt und in der Uebcrschrift : Suppreasiou generale de la
roi/cUe uoeh einmal betont. Wie aber Herr Brächet die Begriffe
„allgemein romanisch" und ,, einzelnen Sprachen eigentOmlich" (sync.
ocstrcifitcs a ccrtaines langues §. 2) auffasst, das vermag gewij-s mit
mir ^Niemand zu definiren der da hört, dass zu drn 110 lateinischen
AVörtcrn die in 5 romanischen Sprachen reproduciert sein sollen und
also die Summe von 5 mal 110 oder Ö50 Wörtern ergeben mQ=sten,
nur 323 hinzugtstellt werden, dass also der geringe Rest von 227 P'or-
men felilt um Herrn Brac/teCs ausnahmslos tatsächlich zu bezeugen.
Der Cicdanke liegt nahe, er hätte es dem unterrichteten Leser über-
lassen, den fehlenden liest aus eigenen Mitteln zu ergänzen. Doch
muss ich bekennen, dass mir wenigstens eine solche Ergänzung nicht
immer möglich gewesen ist: und auch Herr Brächet selbst kann an ihre
ausnahmslose Möglichkeit nicht geglaubt haben , da er sieh nicht scheut
bald ein ma»qi(c ailleurs, bald ein n'existe pa:< datis Jes auties latigues
neben die französische Sprachform zu setzen und so sein generni eigen-
liändig umzustossen. Ganz abgesehen davon, dass an Vollständigkeit
nicht zu denken ist und dass sowohl die gemeinromauiscben als die
einzelnen Sprachen eigentümlichen Syncopefälle bedeutend in ihrer
Zalil erweitert werden können, finde ich untor den 110 aufgeführten
Beispielen nur 18 richtige. D. h. nur 18 Mal steht ein lateinisches Grund-
wort an der Spitze von 5 romanischen Formen die wirklich ihren ton-
losen Mittelvocal eingebüsst haben: bei bouitatem civitatetn cahdarium
cerevisia coinitatus crudelitatcm _2;((rrtr<?r6^MÄ' septimana viridariu.<
hcrihcrga hcUitatem pcricid)^us caballicare computare soUdarc vigt-
laye vindicare amicitatem. Alle übrigen Beispiele sind ungenau be-
handelt: es sind ihnen weniger als fünf Formen beigegeben. Entweder
ist es nun möglich die Minderzahl zu vervollständigen, oder es ist
79
beibehalten, trotzdem aber an anderen Umänderungen sofort als,
Volkseigentum erkannt werden. Es sind folgende: das sp. pg.
rispido, in dem ich gern eine Neubildung erkannt hätte, das
unmöglich. Kann es geschehen, d. h. könnon übcihaupt Vertreter der
betreffenden Formen aus den fünf Sprachen herbeigeschafft werden, so
wird diese Vervollständigung entweder die Regel bestätigen und die
18 Beispiele vermehren oder sie wird sie widerlegen. Ist dies der
Fall so ist ihrer Allgemeingültigkeit sicherlich Abbruch getan. Ausser-
dem bleibt noch die Möglichkeit, dass man unter Herrn Brächet'^ 323
romanischen Beispielen einige falsch etj'mologisirte findet. Und alle
diese Möglichkeiten sind Wirklichkeit geworden
1) Proben möglicher Vervollständigung, die Herrn BracheVs Hegel
stützen : Zu puUicelJa gehört noch das sp. intlcela puncela pg. ])0)i-
cella, welche jedoch nur die piicelle d^Orhans benennen. Zu singu-
laris gehört das sp. seiiero, das pg. sinreira senreira. In der käst.
Schriftsprache bezeichnet es nicht den Eber, welchen diese, in ähn-
licher Weise wie das it. frz. pr., als den einsamen, im Gebirge
dschcbel lebenden, durch das arab. juhal-i characterisirt. Die Dia-
lecte waren gegen den arab. Fremdling weniger gastlich : im Kat.
heisst der Eber porcli setr/Iar oder senglur im mall. j)orc singlar.
Im Käst, bedeutet senero nur das einem einzelnen zukommende. Im
Pg. und Gall. wird sinreira zur Bezeichnung wilden Hasses benutzt.
— Zu famicosus gehört sp. fangoso. Zu x^^diculosus sp. 2^^<^UOso it.
pidocchioso pg. piolhoso pr. x^^^^^^^^^- Zu iingidata sp. unada pg.
inihada it. iinghiata und auch pr. kommt von nngJa ongla gewiss
ein nur für mich unbelegtes onglada vor. Zu coaguhire sp. cuajar
pg. cocdJiar it. quagUare pg. cnalhar. Zu coUocare sp. pg. col-
gar. Zu trihulare sp. trülar pg. trilhar it. trihhiare. Zu circulare
sp. cerchar — an Stelle von cercar (s. u.).
2) Proben möglicher Vervollständigung, welche Herrn BracheVs
Ixcgel stürzen : Dem frz-pr. fertatem steht it. feritä gegenüber. Sp. pg.
Repräsentanten existircn überhaupt nicht. Anteccssor in der Nomi-
nativforni kennt nur das Frz., die gelehrten Accusativformen im lt.
Sp. Pg. bewahren aber selbstverständlich das tonlose c. Aripennis
lautet sp. gewöhnlich arapoidc. Clericat iis , so wie ccinouicutus
m a n ip u l a r e m c d i c are p a m p i n a t u s b a c u lare hat Brächet wohl
nur aus Versehen, im Gedanken an die stammbetonten Grundformen
der von ihm berücksichtigten Ableitungen hier eingereiht. Clericus
cavo n i c u s vi a n ip u l u ,v in e d i c t( n p) a inp i n ii s b a c u Ins , lauter
Formen in denen die Atona der Tonsilbe folgen, die also erst in den
nicht ausgeführten dritten Teil seiner Arbeit gehörten, erscheinen in
der Tat, freilich nicht ausnalimslos aber doch hier und da, in syncojjirter
80
alicr wohl niclits als t-iiio rtor viclrn populär« n *iuitu rr xr-
sturkliMi klassischen roriiicii, also rc-hispidus ihi it nur ispido;
«las sp. evjalhlo insapidits^ it. sciapido dissapidus; dan it. rurido
aus ntiditn, fntf/ido aus fraciduH, vincido aus lincidus, Ranlininch
hisvhidu; friiwr das kat. thhol ans tiirbiduM, das it. /radin'o.
Funn, jciH' iiiid all<> aiuhrfii Hexionsbctontcn Derivata aber wo tie
nlxM-luiMpt cxistircti tun dies mit Ausschluss des fr. ap. ' • nie
und nirj^cnil. Meist sind sie (jelehrtcnformCD, also kaum %*....... ;t. -
Clericna existirt im Spanischen als crego, im Vfi. aU crelgo, im
lt. als chrrcio, viel üblicher aber ist hier chierico, dort crtliijo
clerif/o und in Spanien cleriijo: ckricittun ward nirgends TerkOrzt.
Um cannu i CHS sticht es noch schlimmer: der It. sagt nur vanotnco
der Sp. gewöhnlich canon i rjo und calondrigo, seltener wie der
Kat. Cduongc woljcr canon g i a ; der Pg. sapt conego d. h. er
stösst den Vocal der ersten tonlosen Silbe aus, den der zweiten um
welchen es sich hier handelt, bewahrter treulich: canonicato sagen
sie alle. ]\lanipnlus , riclitiger manopulus existirt sp. als ma-
iiopla und inanojo, pg. als manopla mnnolho molho, it. aber
nur als matiopoJa: manipularc blieb unverändert. Medicuti war
asp. und apg. megc, '^Qizi lautet es wie im It. nur medico; mediciva
ist pjr. und it.; sp. inelecina; mcdicarc blieb ii lert. Patn-
piuus ward sp. pg. it. p(uiipa)'0: verkürzte Abw. n sind dem-
nacli nicht nachzuweisen. Bacillus entspricht it. bacchio^ asp.
hlago pg. das selten gebrauchte hago: haculare hat nur im It.
einen Vertreter: baccliiare. Auch von cubitus cnbitata ist fast
das gleiche zu sagen, sp. lautet es zwar codo; pg. aber cor ad o
covodo cotovello , und it. gomito gombito: ciibttata ist daher
im Sp. (und auch im Pg.) codada, it. aber gomitata.
Matcriamcn ist sp. maderomen. it. und pg. ist es gar nicht da Arbo-
reta ist it. alboreta albercio arhoreto sp. arborcda pg. arvoredo.
Artouisia ist sp. altawisa pg. artt'mija it. artemitiia. A^pt^ritatew sp.
aspcridad pg, asperidade. Pnritatem sp. puridad poridad it. pu-
ritü pg. puridade. Marmoratus sp. marmolado it. marmorato pg.
existirt überliaupt nur viarniore. Blnsphemarc ist in der Form bla.^-
mar im It. Pg. Sp. ein selten gebrauchtes französisches Lehnwort;
die populären Bildungen sind bestemmiare (alt bioitemmare) und lui-fi-
7nar kat. llasiomar ßasiomar Hestomar. Bumigarc ist it. rugiauare s-p.
rumiar. Adulterare ist nur im it. heimisch, und hier lautet es orolterare
(xdidterare Minima) e ist it. menoinare jniiiimare. Ajnaricare bleibt hier
unverändert. Fropaginare sp. provenar it. aber propaggiuare. Rotulare
modidare sind sp. pg. roldar moldar it. aber nur rotolar^ modolare.
Ditritatcm it. durita : sp. pg. gar nicht vorhanden. Animaha sp. ali-
81
sudicio und das kat. mnstig ^Yelcho drei durch Metatliesis ihre
Form erhielten. Mtistig steht für tnushit d. i. miiscidiis im Sinne
von mucidus deren Formen in einander geflossen zu sein scheinen.
— Ido selbst wurde nach vulgair-lateinischem Vorbilde zu cdo
maha pg. alimaria. Itcrare sp. hedrar pg. r-edrar it. aber nur ite-
rare etc. etc.
3) Proben von „gemeinromanisch" syncopirten Wörtern, die weder
im It., noch im Sp., noch im Pg. überhaupt vorlianden, sondern nur
frz. oder pr. sind: Amaritudinem amaritatem vituUnns vervecurius
lassitatcm animariinn domcsticarius soJitancus cloppicare corrof/ata
matricularius. ISuhitancus ist überall nur in gelehrter Form vorhanden
(nur asp. steht soptano neben dem üblicheren sopitano) ; columdlus
follicare sind nur sp. pg., pullicenns cereheUa ranitare communalitatem
existiren wenigstens im Spanischen nicht.
4) Proben falscher Etymologieen: Das sp. domar it. domare soll
von domitarc kommen wie das frz. dompter. Damisela, it. dunugeUa,
ist keine volkstümliche sp. Eigenbildnug; es wurde, wie auch ostal
ostello, der Troubadoursprache entnommen. Die volkstümliche Hispa-
nisirung von dominiceUa lautet doncella. Dcsear pg. desejar soll von
desiderare stammen, cercar von circulare dem doch nur cerchar cellar
entsprechen.
Bisweilen berührt wenigstens das störend, dass Herr Brächet ver-
schiedentlich suffigirte Wörter der einzelnen Sprachen einer anders
suffigirten lat. Bildung gegenüberstellt, anstatt ihre Elemente nur in-
soweit zu verzeichnen oder hervorzuheben als sie in alle romanischen
Sprachen wirklich übergegangen sind: wie bei cUricat'us und canoni-
catiis, dem das sp. canonfjia folgt, bei hacidarc und medicare ist es
bei cnpiditare der Fall, dem das frz. convoiter mit Recht, mit ün-
genauigkeit aber die sp. pg. sibilirten Formen codiciar cubi<^ar zur
Seite gestellt sind.
Zu § 2 bemerke ich, oder wiederhole ich, dass seine Trennung von
§ 1 d. h, dass überhaupt die Scheidung zwischen gemeinromanischen
und einzelnen Sprachen eigentümlichen Formen unklar ist. Schon in
§ 1 wichen , wie die Sprachgesetze es bedingen , die Formen der ita-
lienischen Sprache fast immer von denen der andern Sprachen ab : sie
bewahren den tonlosen Yocal — der nicht die erste Silbe bildet —
n den meisten Fällen. Auch im § 2 bleibt dies Verhältniss bestehen:
man braucht also nur die italienischen Ausnahmen zu subtrahiren, so
bleiben gerade in § 2 viele Formen zurück die in den vier andern
Sprachen gleichmässig der Syncope unterliegen, die also eher oder
eben so gut die Bezeichnung gemeiuromanischcr Fälle verdienen wie
viele des ersten Paragraphen. Es sind episcopatus christiüiiitatcm
C. Michaelis. {\
f«2
i?!i S|»nniscli<ii Jutturtln, im l'orhi -i -i-'licn }jalUfto, itn Wallacbi-
seilen linijjcflr rnijudc vcnstrd (,, ^ , unirt unt fiugd ((l«'»sM»n
portii^icsisrlwr Kepriisontaiit inrtfflicIifrwoJKP frantino i«t), im Maf-
lUndisrlicn iinunl HiHjud ihnrd thed [tosk. rhicpido Deafi. tirpolo
lad. (Fd^sii) tcirr wie agonl. ranzec] und im Romagiioli»t'hc'ii
isi'icd fdr f//xs7/;//V///s. /u //o ward es, oder genauer mit ifo \' ' }\i
ward (•^ im It. srljti/n dissipidus und im Ara^. jaiifo iu.ij. .-ia;
\\i)]i,Q\iv\\ (irr i'ortu^icsc den Acccnt anf ido wie auf eine Parti-
(;ipiall)il(luii^' Ic^t inid <uxahido sagt. — Wi.sion jenes tonlosen
711 r iibgohlassten / trat ^leielifalls schon im Vult'airlateinisclien
ein. Scliucliardt bcloj^t caldiis frirdii<i soldus. So entstanden it.
operarius pectoralc littercdus opt-rire itif/enerare judicare masticare
recupcrarr ailihirc tremuhire decimarc cummunicare excarticare ope-
rarc etc. Herr Brächet setzt hier wie auch sonst oft spanische ge-
lehrte rönnen hinzu. Selbst wenn volkstümliche Vertreter da sind.
tut er es, uiul handelt also seiner selhstver.ständlichen p. 302 (Anm.)
aufgestellten Theorie zuwider de n'nroir eu ruc que ies seula
mots d c formation popuJaire et de rejeter absolument tous
Ies mots de formation suvaute; oder er erwähnt überhaupt weder
die einen noch die andern. Statt Otbricar musste fraguar stehen;
sifiJare ward pg. silvar assohiar: iiominare ist das sp. nomhrar,
temjierare tcmplar^ delicatvs delgado. (opidare und copula wurde in
allen romanischen Sprachen um ihr k verkürzt denn sp. p?. existiren
copla cobra und acoplar it. cöppia und acopiare. ( umulare hat im
sp. die populäre Form colmar. mall, noch comlar.
Doch nachdem ich nur noch zu P. II bemerkt habe, dass sich in
ihm die in P. I herrschende Unklarheit über den Begriff ..gemein-
romanisch" wiederholt, dass der Verfasser z. B. das nur frz -pr. sur-
gien und das afrz.-pr. autecesor unter die exceptions sgstenuxtiques
r.ommunes ä toiites Ies laugues romanes rechnet, so wie auch corro-
tulare perustular e die wenigstens nicht sp.-pg. sind, sei es end-
lich genug, wiewohl ich das eigentliche Ende noch lange nicht er-
reicht habe.
Doch genügt das Gesagte wohl um klarzustellen, dass das stati-
stische Resume, welches Herr Brächet auf p. 311 giebt, nur falsch
sein kann. Ein genaueres an seine Stelle zu setzen bin ich nicht
im Stande; dazu reicht die blosse Prüfimg der vom Verfasser bei-
gebrachten Beispiele nicht aus: eine sorgfältige Untersuchung aller be-
treffenden Wörter darf aber hier nicht angestellt werden. Ich muss
also abermals in die Zukunft weisen und hier wenn auch ungern mit
einem hasta la vi'sta abbrechen.
83
sp. pg. caldo pi". caut frz. chaud ; it. .soZ^o srddo soda frz. sc«c7e
sp. stu'ldo; it. Zor^o frz. /o?nY? sp. pg-. lerdo veiiez. lodro; it.
ortZo pr. afrz. orZ ord ; sp. terr/e frz. /,t/7: sp. 2)ardo; roniagn.
grevd ruvd omd Uvd irovd. Tiaton aber zwei iiicompatible Coii-
soiianten unmittelbar an einander, so wurde entweder Assimila-
tion angewendet: wie im it. frcddo maffo netto j^ndto; oder
Auflösung des Consonanten wie in fricdus frig'dits frz. froid
pr. freid romagn. freids; r ig' das frz. roide raidc; frac'di(s lad.
fred (Val Gardena); rahhlus sp. raudo; sop'dus andalusisch jatido
(arag. jatttö) lah'diis asp. latido; oder Verdrängung des ersten
Consonanten wie im frz. rade sade ticdc, venez. frcdo h]). frido
frio sp. lindo pg. ^/^/o(?); oder mundgerechte Veränderung
des zweiten wie im pg. cnxehrc aus insipidus. — JJ fiel aus,
während i bestehen blieb oder mit vorhergehenden Sibilanten oder
Dentalen verschmolz, im Sp. escalio lacio limpio livio lucio^ welches
auch pg. ist; iwpudio it. puzzo; rancio venez. granzio kat. ranci pg.
ran^o it. rancio; rccio pg. rijo; sucio it. sozzo pg. sujo; tihio
venez. ticio lad. tievi\ in turhio venez. torhio ttirbio; it. frasio
fracio (alt), vielleicht auch in rulio^ it. robijio, welches — wenn es
populär ist — hierher und nicht zu ruheiis gehört, dessen Ro-
manisirung Palatalisirung des i und Verschmelzung desselben mit
dem vorangehenden Labial erfordert hätte; meiner Ansicht nach
auch in flojo it. floscio pg. froixo, welcher Etymologie ich den
Vorzug vor der üblichen aus dem Substantiv fluccus angesichts
der sp. Derivata und ihrer Bedeutungen entschieden gebe (s. z. B.
flojel Flocke Daune Flaumfeder) ; ferner in mnstio (s. kat. nmstig)
it. moscio pr. afrz. mois kat. mox; in marcho it. marcio marzo
pg. maciOj pr. aber marcit und neusp. nur diminuirt zu marchito]
im pg. murclio und ncdio, lad. neidi; im venez. morhio und spavio;
und etwa im it. lazzo aus acidus. — Id fiel aus oder ab im frz.
rance pale p^d sp. jndo; cpave flasque^ mit dem das it. fiacco
sp. flaco kaum zu identificiren ist; (s. Bicz E. W. I. fiacco) in
sol alt sou pr. sot sont und in 7ict (pr.); im pr. tele (afrz.) orre arre^
afrz. are; cobe raus rege sähe sous; im pg. turbo it. torbo sp.
tolva tonn tolvancra; in liinpo ^ und im lad. torri und fiers
(grödn.) so wie im Sp. cerdo für sucrdo aus sordidus und
nach p. 54, Anm. 2 auch im altit. cando, welche beiden als
den Gleichklang von di-dn aufhebend auch auf p. 18 eine Stelle
H4
rMiincliiiHMi könnten. Intcrfssant ist es aur-)i /m lU'lirn, rIaKS nicht
nur ( inr < in/igo romaniHrlic NarhhildiinK, wie J>iez will, im it.
ri/>ifl(i voilir^t, son<lrni da.ss sich wcnigHtfn« eine zweite liinzo-
Ki'fiind«'!! li;it, (las it. spurt ido rla>i docli wohl von porcus her-
zidritcn i^t?
Interessant und nielit wertlos! für flen Zweck dicHier Arl>*'it
ist jj'docli der ^'anze Kxcurs ohne KrKf*^>nis.s; denn wenn man
aucli zii^'eben nius.s, dass eine Zusammenstfllunjf aller vfTschie-
donen Vertretun^sweiscn des Suftixes idus auf spanischem iJoden
unleugbar nachweist dass eine ursprüngliche Feinheit sich hier
zu melirfachen fiestaltnngen entwickr-lt liat, und wenn man seihst
diese iiu'lirt'ach gestalteten Snftixo für Dojipcl formen j;e|tf-n las-
sen wollte, Sc hei de formen sind sie doch ni«ht, mit speciellen He-
doutun^svorschiedenheiten sind sie nicht angofflllt: sie sind also
von (lenjenigon differenzirten Formen, deren Erläuterung diese Ar-
beit zur Aufgabe hat, weit unterschieden. Weder bei idus noch bei
irgend einem andern beliebigen tonlosen und unproductiven oder
tontrageuden und productiveu Suftixe ist Diflferenzirung einge-
treten. Ob Iccm als z ce che cz oder /j, ob caliccm als caz, saliccm
als smicc, cimicem als chhichc, pomiccm dX^pumez^ lapicem als lapiz
auftritt; ob miea als ana cüa ahm ena, castanea als castatla,
colanca als colaina, tcrranca als tarrena, burranea als horrena;
ob arius als ero airc er et icr ar al oder ario in primcro co-
laire mcrcader vergel frutier vivar fosul hoficario; ob acuhts
als ajo allo agro acido; ob dlus als el clo il illo; ob ationcm
als azon ason acion ; ob iorium als diiero dero dor oder torio ;
ob accus als az azo acho acco; ob )ci(s als che go co igo ico;
ob antia als anza oder ancia, Icus als ~igo ego icgo ico auftritt,
kurz ob auch ein jedes Suftix in mehr als einer Gestalt erschei-
nen kann, es hat sich nicht an jede dei-selben eine bestimmte
Bedeutungsausprägung angesetzt: ich könnte sie also nicht in
meine Liste einreiben, selbst wenn ich über die einmal gesteckten
Grenzen nur ganze Worte, und nicht Stämme und Endungen auf-
zunehmen, hinaus gehen wollte. Denn meine Listen umfassen
nur Scheideformen nicht Doppelformen.
Ich verwende nämlich den Namen Scheideform ausschliess-
lich da wo zwei oder mehr Begriffe, d. h. zwei Worte, aus einer
Grundform, notwendig also auch aus einem, ursprünglich ein-
85
fachen Begriffe abzuleiten sind; wo hingegen für einen Begrift'
zwei oder mehre gleichfalls aus einer Grundform abzuleitende
Worte vorhanden sind, nenne ich sie Doppelformen. Dass
die Scheideformen materiell auf den Doppclformcn als auf ihrer
Basis beruhen, wurde schon einmal gesagt: im populären Wort-
vorrat W'ärcn jene überhaupt nicht möglich wenn diese nicht exi-
stirten. Ich werde in der zweiten Hälfte dieser Arbeit, der Liste
aller bis jetzt von mir erkannten spanischen Scheideformen, für
jeden einzelnen populären Fall den Nachweis führen, dass keine
willkürlich ersonnenen unrcgelmässigen Umgestaltungen vorliegen,
dass vielmehr der Sprachgeist, wie auch schon einmal gesagt
ward, einem ökonomischen Zuge nachgebend, die tatsächlich
vorhandene Formmannichfaltigkeit sinngleichcr Worte benutzt hat
um Sinnvariationen die gleichfalls tatsächlich vorlagen daran zu
knüpfen. Will ich die Möglichkeit dartun, dass brocha und hroncha
Zwillingskinder, Sprösslingc eines gemeinsamen Stammes sind, so
werde ich als Zeugen einige Fälle analoger Bildungen auftreten
lassen, in denen Epenthese oder Syncope eines n vor Sibilanten
stattgefunden hat, in denen zwei verschieden gestaltete, aber gleich-
bedeutende Formen zeitlich auf einander gefolgt sind, oder auch
neben einander bestehen; und so fort. Ihre Reihen werden von jedem
der spanisch versteht mit Leichtigkeit erweitert werden können.
Die Doppelformen ganzer Wörter machte die arme Sprache
also zu Scheideformen. Dieselbe w'eise Ausnutzung unnützen Ueber-
flusses konnte jedoch im Romanischen nicht — wie in der ersten Pe-
riode indogermanischer Sprachbildung geschah — die Verwertung
der Suffixe, der Beziehungselemente, getrennt von den Bedeutungs-
elementen, bestimmen. War schon die Differenzirung von Stämmen
auf romanischem Boden etwas Auffallendes und Seltenes, so ist
die Differenzirung von Suffixen eine noch grössere Seltenheit.
Ihre haltlose abgeschliffene Form, ihre geistige Unselbständigkeit,
ihre dienende Stellung machte sie fast unmöglich. Scheideformen
unter den blossen Suffixen kommen also der Regel nach nicht
vor: airc modificirt die Bedeutung der Stämme nicht anders als
cro und cl und ar und al und ario; afia nicht anders als aiiia
cna C7ia anca. So viel ich weiss ist eine strenge Sinnspaltung an
spanischen Suffixen nur einmal eingetreten: aticiis wurde durch
adffo (aJfjü) zu asgo aber auch zu agc. Azgo dient einzig und
86
allrin (la/M A«iiiii r iiinl Würden — cimbulazgo mayorazyn mr.-
sinz(fO tnacstrazi/o jirla:f/o prehnntnzgo — und Zölle — ponlazfjo
nin)if. hitni. )>oit. all. sernutzf/o — zu htmennen; äffe dagegon wird
verscInciliMitlicli, nie uhcr zu dipsem Zweck verwendet. (S. Diez,
(!r. II 'J7M.) hl aiuloron Snftixen ist das Strobr-n nachein^T Sch»*i-
iluiiK Nvolil lüliiliar, doch liat es sich nicht zu \ oller Klarheit und
Hcstiinnitlnit diirchgcarlx'itet. Torhnn /.. R. wird durch duero zu
(Icro w(iii) (>> an Adjcctiven das Vrrhültniss der Notwendigkeit
oder Mo^'liclikeit dor im i)rimitivcn Verb enthaltenen Tätigkeit
ausdrückt, icnidero vasadcro haredrro; oder wenn es snbstanti-
vircnd rin (InriU bezeichnet mit dem die Tatifrkeit des I'rimi-
tivs vollt'ülnt wird, doladcra podadna. Zu dor wird es wenn
es, nach Analogie des lat. doimitorium auditorium etc. den Ort
bezeichnet wo jene Tätigkeit vor sich geht: comedor lavador
mirador ohrador snlador. Doch ward diese Regel nicht scharf
durchgeführt : cro darf auch demselben Zwecke dienen wie dor. Ne-
ben S(d(idor steht saladcro; hicadero ist ganz wie lavador der Ort
wo gewaschen wird ; nadndcro der Ort wo geschwommen wird,
lahradcro der Ort wo Handwerkerarbeiten betrieben werden, dor-
midero (alt) der Oi-t wo geschlafen wird. — Arhis avium aria
wird durch air<) zu cro cra, {seltener zu aire — colaire pelaire
vanillaire ülbain) und wird erstens substantivirend gebraucht um
Personen zu benennen, welche sich mit dem Grundwort beschäf-
tigen, mit ihm Handel treiben: carbotiero oUcro carnicero: zwei-
tens um Sachen zu bezeichnen, welche das (Grundwort in sich
enthalten oder aus sich hervorbringen: daher Behälter, Gefasse
Orte, wo etwas aufbewahrt wird, Orte wo Gegenstände. — Pflan-
zen und Steine — sich in Massen befinden, sowie auch Bäume und
Sträucher, d. h. also Orte welche den durch das einfache Grund-
wort bezeichneten Gegenstand welcher zumeist die Pflanze oder
ihre Frucht ist, in sich enthalten. Die Form cro wird dann und wann
zu er verkürzt {mcrcader neben mercadero) und in ähnlicher "Weise
wird, ehe das Umspringen des i zum a vollzogen ist. ium ius oft
ganz abgeworfen, wie bei dor aus torinni, so dass nur ar übrig
bleibt vivar potnar hahar. Und da ar und er dem Spanier vor-
züglich als Infinitivendungen vertraut und genehm sind, da r
überhaupt seine Rolle leicht mit / vertauscht, besonders wenn
in der Xähe, inlautend, schon ein anderes r steht, so geschieht
87
es oft, dass er zu c/, und uic ich meine <ir zu «/ wird. Lantd
lehrel cuartel granel vergel juqiiel hroqucl erklärt Diez — (Ir.
II 352 ff. — ohne \Yeiteres für Abkömmlinge lateinischer Grund-
formen in arius avium . AI aber, wo es den Sammlungsort des
Primitivs, besonders den Ort bezeichnet, wo Pflanzen und Mine-
ralien gesammelt stehen und liegen, wo es also als Ersatz des
lat. ctiim gelten muss, stammt nach Diez von alls ab. (328.)
Unter etum (361) giebt er freilich wieder zu, dass sowohl avium als
alis seine Stelle im Romanischen vertreten. Ich aber bin anderer
Ansicht und meine dass ausschliesslich avium dies tut, und dass
die sämmtlichcn spanischen Substantiva in aJ, welche Felder und
Gärten und Wälder und Beete bezeichnen auf avium zurück
weisen. Denn erstens ist kein Grund vorhanden eine Doppel-
vertretung anzunehmen so lange eine einfache genügt. Gesteht
man aber diese Einheit zu, so liegt dem Sinne und der Form
nach avium näher als alis. Zweitens ist av das ältere, al das jüngere,
das altspanische zeigt sehr wenig al, das neue hingegen fast nur al;
av einzig da wo ein euphonisches Bedürfniss es entschieden verlangt
wie in cehollav tomillav zav.zapavillar melgar. Ueberhaupt wird ja
im Spanischen r, besonders auslautend, viel häufiger zu l als l zu v.
Drittens wechseln aber nicht nur av und al mit einander, son-
dern diese beiden werden in ganz beliebiger Weise auch mit cl und
cv und evo und ario vertauscht: alle sechs Endungen müssen also
absolut gleich sein. Und nicht nur an sinnlich hier einschlägigen
Wörtern geht dieser Wechsel vor sich; nicht allein arvejal steht neben
arvejav, zumacal neben zumacav, hrenal jieben hveüav, calcanav
neben calcahal carcanal cavcanav; manzanal neben manzanav,pla-
tanal neben platanav; nogal neben nogueva, gamonal neben ^a-
monera, olicav neben oliveva, ladrillal neben ladvillav und la-
dvillcvo; Jielcchal neben hdcchav und hclgncva und falugucv (kat.);
mimhval neben mimhvevo; castatlav neben castanal und casfa-
ncro; ccdoavio neben citocal; auch dvomedal steht neben dvomc-
dario^ cevcal neben cevvavio^ centenal neben centcnav und cen-
icnavio, civav luganav lupanav lunar neben -avio; palomav neben
palomevo, fosal noh en fosav und fosa vi o, Jionfaual neben hon-
tanav^ plantcl neben plantavio , iimond neben fimoncro, casod
neben cflsano, uval neben uvavio etc. etc. Viertens verwendet auch
der Italiener sein aja (ahdaja giuncajn)^ der Franzose sein iev
8H
ii tc (rizicre oif/notiuitTc) /ii «leiii glcichni Zweck«, keine ronm-
nisrhc S|)ra<;lu' alxr bnnitzt (tlis da/u. — Au» arium IiuIrii sich
also er« (er und d und M/rr> und «r al entwickelt, die letzteren
dinneii vorwio^'^iid zur Ortshi/cicliiiun^', dl«' «Thteren und b«
nomv Pcrsonalbr/eicIiininK; ja dir (ircn/linirn sind ;ti<ndi< h i...,;
j^t'zo^'cn: ich kenne keine einziKe r<T-.onaIlMz«iclinunK in ar al.
I)a alM-r (tu sich niclit die ^leiciie HeiichrankunK auf M'in Oebiet
aul'crlcgt iiiid sich l ('borgrifTc in da.s de« Nacbbarn erlaubt
(s. die IJeisj)iele oben), da ferner ario (und auch et) der neutrale
IJodcn ist auf dorn beide ersclieinrn «Hlrfen, so ist eine ganz
stricte Difierenziniii^ auch von diesen Suftixdoubletten nicht aus-
zusagen. — Es bleibt daliei, unter den l)opi»eigestaltungen wirk-
licli liispanisirtcr Suffixe giebt es Scheideformen so gut wie nicht.
Freilicli liegt der trügerische Schein als wäre es dennoch
der Fall oft hell und grell tiber der tatsächlichen Wahrheit.
Man öft'ne nur die Listen. Da stehen als Scheideformen neben.
einander primero und ijfimario^ carncro und carnario^ lunar und
binar io, pJiudcl und plantario, corccl und corsario; curadtro
iiml curatorio, tuandado und mandato, tcnzon und iaision, jmn-
::on und pimciony torzon und torsion, lucio und lucido, lauter
Formen die auf einem Grundwort beruhen, dessen Stamm in
beiden Vertretern unverändert blieb, deren Verschiedenheit aho
allein in der Verschiedenheit der Endungen liegt. Hat man
da nicht das Recht anzunehmen, die Diti'erenzirung sei auf Grund
einer Spaltung der Suftixe vor sich gegangen? Sieht man jedoch
näher zu, und fasst die Art ins Auge wie die Suffixe jedes Mal
den Sinn des Stammes, also ihren Inhalt, moditiciren, so bemerkt
man, dass die Grundbedingung und das Hauptmerkmal aller
Differenzirung, die Zweihcit des Sinns, der Zweiheit der Suffixe,
^venn man sie getrennt betrachtet, gänzlich abgeht. Auch in
den einschlägigen Worten sagt ario nichts anderes aus als ero
d und ar ; dcro nichts anderes als torio, ado nichts anderes
als ato; zon nichts anderes als cion^ io nichts anderes als ido.
Und wenn dennoch primero einen andern Sinn hat als primario.,
carncro einen anderen als carnario, mandado einen anderen
als mandato, so liegt dieser Unterschied daran, dass die erst
genannten, von dem lateinischen Grundtypus primariiirn car-
narium mandatum stärker abweichenden W^ortbildungeu selb-
89
stäudig vom spanischen Sprachgenius auf natürlichem Wege be-
wusstlos umgeschaffen und in Form und Sinn weiter entwickelt
worden sind, während die letzteren, dem lateinischen Grund-
typus ähnlichen, in fertigem Zustande, ihrer alten Form und
ihrer alten Bedeutung treu, bewusst und absichtlich direct
aus dem Lateinischen hinübergenommen, oder seinen Vorbildern
künstlich nachgebildet sind. Die ersten sind spanische, die zwei-
ten lateinische Schöi)fungen, darum sind sie verschieden. Dass
aber bei beiden der Stamm der gleiche ist, ist ein bedeutungs-
loses Accidenz, die Folge des zufälligen Lautgehaltes der be-
treffenden Worte: j^r/m und carn und mancl sind in allen spa-
nischen, ob natürlichen, ob künstlichen Ableitungen unverändert
geblieben, weil sie einer Veränderung nicht bedurften. Die ihnen
anhaftenden Suffixe aber verlangten in Folge der Flüchtigkeit der
sie bildenden Elemente {l r etc.) fast immer und gerade in den
obigen Fällen eine Umbildung die sie deshalb erlitten haben.
Wo auch der Stamm sie verlangt, ging sie in populären W^ör-
tern selbstverständlich an ihm ebenso gut wie an den Suffixen
vor sich: carnero und carnario, primero und irrimario stehen in
demselben Verbältniss zu einander wie Idrcro zu litcrario, cs-
]}aldcra zu espatularia^ ajcra zu aliaria; ojcra zu ocidaria,
llcncro zu plenario^ lenero zu Ugnario. In diesen wie in jenen
Doppelungen handelt es sich nicht um eine Variation entweder
von Suffixen oder von Suffixen und Stämmen, sondern um die
Variation ganzer Worte. Auch hier haben wir also nicht selb-
ständige Suffixscheidungen, sondern nur Wortscheidungen zu ver-
zeichnen. Wollten wir sie allein und für sich betrachten, so
würden wir sie Doppelformen nennen; Scheideformen nur azgo
und aje und allenfalls dcro und clor, cro und al.
Die hier vorgenommene Trennung und Gegenüberstellung
einheimisch-spanischen und importirten lateinischen Gutes führt
uns zu einer neuen zweiten Klasse von spanischen Scheideformen,
die von den bisher erwähnten populären stark abweichen.
Ihr Erstehen mitanzusehen, müssen wir den Ueberblick über das
Entstehen der spanischen Sprache wieder aufnehmen.
Aus den iberisch-griechisch-lateinisch-germanisch-arabischen
Elementen die nicht nur äusserlich über einander geschichtet,
sondern innerlich mit einander verquickt waren, hatte sich die
90
altspiiuisrliü VolksspriK Ihj cntfalfef. Aus »I«t Mitte ilirer anfangs
gU'icIihrrocljtiKf im1)«h cinaiMlfr t,Tui»pir1»Ti Dialccli» hatte kich
«inrr, der der politi^cli und geistig höchst stehenden Provinz, zum
Herrscher (Üjcr dir« anrlcrcii erhohen. KnhüVmi (Tohflo), als dan
IFcrz (h's Landes, hatte seinrn I>i.ilert zur Srhriftspraeh'r gemacht
und liatte dicj (ircizen seiner nicht sogleich allgemein anerkannten
Maclii :illiiiiihlich weiter ausgedehnt (Alpfums X,). Doch erst
n;i(li der Kinigung dos ganzen spanischen Gebietes nnter eine
Krone war auch die Kinigung aller Oialecte unter die Gesetze
einer einheitlichen Schriftsprache vollzogen, der Wetteifer auch
Kataloniens und Valencias gehrochen; langsam und Schritt vor
Schritt war es vorwiirts gegangen. Und ebenso allmählich hatte
das castrll(uif) Lirht in die Wirrniss des Altspanischen gebracht;
der Geist der Ordnung und Beschränkung hatte naturgemäss seine
Constituirung bestimmt. Dissimilation, Analogie, Differenzirung
und der Drang nach Knjjhonie hatten zwei Jahrhunderte lang
1200 — 1400 vervollkommnend an ihr gewirkt bis auch hier, im
Innern des äusserlich geeinten Gebietes, Gesetzmässigkeit Plinitr-
keit und Klarheit siegten. Was bis dahin unbewusst nnd lang-
sam vor sich gegangen war, das wurde von nun an durch die
bew'usste Arbeit namhafter Dichter und Denker fortgesetzt, die
vom ersten Erblühen der mächtig aufstrebenden Kunstlitteratur
an und dann in kaum unterbrochener Reihe schöpferisch auf-
traten: wenn auch zeitlich von einander geschieden, so doch ver-
bunden durch den gemeinsamen Gedanken die Sprache zu för-
dern, zu bereichern und zu veredeln.
Beherrscht vom Bequemlichkeitstriebe hatte der spanische
Spracbgeist die Elemente aus denen ein noch nicht existirendes
Spanisch zusammengescliweisst werden sollte einander assimilirt.
Beherrscht vom Deutlichkeitstriebe hatte er die einan-
der angegliclienen Elemente zu verschiedenen, scharf ausgespro-
chenen und also leicht kenntlichen, individuellen Wortgruppen dis-
similirt, hatte jedem lebenskräftigen Triebe ein weites, freies,
wenn natürlich auch begrenztes Feld der Tätigkeit eröffnet auf
dem er weiter wuchs und schaffte und sowohl durch Derivation
als auch durch Differenzirung verwandter Begriffe zu Scheide-
formen, den Sprachschatz vergrösserte.
Doch damit nicht zufrieden suchte er jetzt, beherrscht vom
91
13er ei eher Uli g^t r ie bc, nicht mehr durch das ganze Voll^,
sondern durch einzehie Gebildete repräsentirt, in einer dritten
Epoche der Sprachbildung, vor allem sein Gut durch äusseren
Zuwachs noch zu mehren. Die volkstümliche Bereicherung durch
Ableitung und durch Bogriffsspaltung, die sich in der zweiten
Epoche d. h. sobald das gesprochene Wort geschrieben ward,
ganz von selbst einstellte war, wie ^ie erste assimilirende Um-
gestaltung der Wortkörper, eine uiibewusste Schöpfung der ganzen
Nation, und wenn sie auch in der dritten Epoche ruhig fort-
ging und gerade mit der zweiten Art ihres Schaffens, der Diffe-
renzirung, manchmal erst sehr spät zum Abschluss kam, so dass
sie zeitlich mit der bewussten Bereicherung durch gelehrte inten-
tiojiell zugeführte Habe zusammenfällt, so ist sie doch sachlich
von jener zu trennen und als ursprünglichere Schöpfung, wie wir
getan, vor sie zu setzen. Was vom Prioritätsverhältniss der As-
similation vor der Dissimilation galt, gilt auch von dem der
natürlichen vor der künstlichen Art der Bereicherung, die uns
jetzt kurz beschäftigen soll.
Nirgends ist dies Werk mit mehr Feinheit und Mühe und
mit grösserem Erfolg vollendet worden als in Frankreich. Einen
schärfer symmetrisch geordneten und in jedem dunkelsten Winkel
noch vollendet stylvoll ausgearbeiteten Sprachgarten als den
französischen giebt es nicht. Mit ihm verglichen erscheinen Spa-
nien und Italien wie im Zustande natürlicher Wildheit, und doch
hat auch hier die Hand des Gärtners kunstreich gewaltet. In
Spanien können wir seine Tätigkeit minder eingehend als in
Frankreich, aber immerhin noch genau genug beobachten.
Die Sprache, die bisher im rauhen Streit der Tage nur den
Zwecken des gewöhnlichen Lebens dienen konnte oder sich höch-
stens zu einfacher, durchweg schlichter Prosa in Gesetzbüchern,
Verordnungen und Chroniken oder zu volkstümlichem Sauge
in epischer Nationaldichtung aufgeschwungen , sich in beiden
aber mit den vorhandenen, dem Schoosse des Volkes entstamm-
ten Gedanken und Worten begnügt hatte, sie sollte nun in
ruhigeren Zeiten, im verfeinerten Ilofleben auch den gebildeten
und die grosse Masse ihres Volkes und ihre Zeit weit überragen-
den einzelnen Dichtern und Gelehrten Werkzeug und i\Iedium
eigener und neuer Gedanken und Gefühle sein. Wie musstc sie
92
ihm iliirflij?, iin/.iireirhcinl und iiiigeleiik crHchHiicn! Wie roh
iiimI iiiifd. I kljuj^M'n iliin die Worte du» unaiiniörli«;!! d<.T Mund
auch jedes LIng<d)ildct(;n aussprach! I)a it Nene« und P'einores
<lir]itf»n wollto, musstc er auch «eine Sprache in neue uud feinere
l'^oriiicii kicich'ii: allrvs gewöhnliche, wihl und frei a'T ssenc
Kraul (Uuclite ihm Unkraut, das auszujäten aus dein u.ti -m -meiner
roesieen und durch seltFiere ausliindi-che (fewächi>e zu en»etzcn
ihm heilijjjstc l'Hiclit schien. Diejenigen Mittel der Veredelung
und IJoreiclieruii^' deren die pojMilarc Sprache hich bedient hatte,
konnten ilim nichts nutzen, erstens weil er ihr geheimes Wirken
niclit kannte noch virstand, und es auch nicht anerkannt son-
dern verschmäht und seine Ergebnisse als niedrige Verunstal-
tungen seines klassisclien Idr-als zurückgewiesen hätte selbst wenn
es ihm durciischaulich gewesen wäre; zweitens weil es ihm doch
weniger darauf ankam dem vorhandenen vulgairen Begriffsfonds
andere verwandte synonyme Begriffe hinzuzufügen, wie sie sich
aus ihm ja selbständig, ohne Zutat und bewusste Nachhülfe ent-
falten und abtiicsscn konnten, als darauf ganz andere, unähnliche,
neue, seltene Originale zu finden; drittens weil jene Mittel nicht
acute waren, nicht plötzlich, sondern langsam in stiller orga-
nischer Umgestaltung wirkten, und vielleicht zu seiner Zeit noch
gar nicht einmal Blüte und Frucht hervorgetrieben hatten. Seine
Bedürfnisse aber verlangten schleunige Hülfe: die ideell fertigen
neuen BogrifVe und (Jedanken die er den immer noch halb bar-
barischen ]Mischvölkern cinim})fen wollte, verlangten sich sofort
zu realen Gestalten zu verkörpern. Fertige Worte mussten her-
beigeschafft werden. Da geschah was innerhalb aller Sprach-
geschichte immer zu geschehen pflegt : — w er die, doch immer nur
relativ neue, Idee gab, gab auch die Mittel zu ihrer Realisation;
das Volk dem eine Sache, eine Einrichtung, eine Erfindung, eine
Entdeckung, eine Anschauung, eine Neuerung irgend welcher
materieller oder geistiger Art abgeborgt oder abgelauscht ward,
borgte oder teilte zugleich den Namen dafür mit.
Die Muttei spräche, das Lateinische, oder besser das ganze
römisch-griechische Altertum, welches Spanien, Italiens Vorbild
nachahmend, als Quelle der Bildung und als höchstes Lebensideal
zu verehren begann, und aus dessen Studium ihm die besten und
meisten Offenbarungen kamen, gab auch die meisten und besten
93
Elemente für den neuen Wortvorrat lier. Natürlich ward aber
auch sein nutzbarer Gedanken- und "NVortkreis, aus dem zuerst
mit vollen Händen gegriffen ward, endlich einmal erschöpft: für
die wachsenden Erweiterungen im Gebiete positiver wissenschaft-
licher und industrieller Erfindungen und Entdeckungen reichte er
nicht mehr aus. Zahllose zeitgemässe Neuerungen, zahllose in
ihrer Art doch auch einzige und wunderbare Gebilde mittelalter-
licher und moderner Cultur verlangten den Einlass, der ihnen
nicht versagt werden durfte, und der zeitweise sogar den Einfluss
und Zauber der Antike brach. Aus der Provence und aus Italien
kamen durch Villcna und Santillana 1400 — 50 manche Be-
reicherungen nach Spanien; auch kannten und nannten diese beiden
wenigstens schon Ylrgil Ovid Liican. Der erste jedoch der dircct
und kühn aus dem Lateinischen selbst schöpfte war Juan de Mena
am Hofe des ritterlichen und gelehrten Juan II. 1411 — 56.
Vieles von dem was er in den Heimatboden verpflanzte, ver-
dorrte freilich fruchtlos und erstarb gleich wieder. Das Beispiel
aber war gegeben und je höher die Bildung und die Kenntniss des
wiedererwachten Altertums nun stiegen, um so eifriger mühte man
sich ihm gleichzukommen an Gehalt und Form. Seit jenen ersten
Sprachneuerern hat kaum ein Kunstdichter im höheren Styl ge-
schrieben ohne, stolz auf sein klassisches Wissen, dem Lateinischen
und Griechischen dies oder jenes neue Wort zu entnehmen, oder,
stolz auf seine zeitgemässe, zunächst italienische Bildung, deren
Einfluss durch den innigen Verkehr mit Italien, besonders unter
der hundertjährigen spanischen Herrschaft über Neapel, immer
frisch und lebendig erhalten ward, bei den Italienern, indirect
also wieder bei Rom und Hellas, in die Lehre zu gehen. Unter
Karl V. als Spaniens Weltherrschaft ihm zu dem italienischen
auch deutschen Boden unterworfen hatte, als Amerika neue Welten
eröffnete, als ein ununterbrochener positiver und geistiger Verkehr
Spanien mit allen civilisirten Nationen Europas in Berührung
brachte, da strömten ihm auch deutsche, holländische, englische,
französische und amerikanische, besonders mexikanische Worte
zu. Am nachhaltigsten blieb jedoch nächst dem Lateinischen
stets der Einfluss des naheverwandten Italien.
Das 16. Jahrhundert, die Blüte der Littcratur, die Blüte
Spaniens in jeder Beziehung war auch für die Ent Wickelung der
94
Spraclic <?iiM' K|)0<Ih' IjoImt j.i liöchMcr Blntciieiitfaltun«. Von
(irr l'j-starkiing alter ^(ästiKCii und materiellen KrüfU' gab auch
bi« ein treues Aiiliil«!. (iurvara Mendoza (Joioma Urreu Er-
cilla Jiosain (iarcilaso, vor allem aber Jlerrcru und CrrcanUi
versetzten rlie Sprache, die einen mit deutschen und hollundisehen,
die anderen mit italienischen, die nM'isten mit lateinischen und
Kriechiselnn Wörtern nnd mehrten ihren Vorrat an Worten,
Phrasen uinl Constructionen ganz erheblich. Krschien dab All-
spanische mit dem Lateinischen verglichen, nach und trotz seiner
ersten Läuterung durch schriftliche Fixirung, arm barbarisch
ungelenk wüst und zerrissen, so erscheint das ^i 'le des
IG. Jalirhunderls (1( ni alten gegenüber reich fein ^« .^.....i klar
einig kraftvoll hochtonend und doch wohllautend. Und dem
Lateinischen gegenüber verdient es in der Tat den Vorwurf der
Arnuit nicht mehr! — Im späteren Verlauf aber stieg nun ihr
Wachstum ininiei- mehr: die Dichter des 17. Jahrhunderts hand-
habten die Sj)raclie mit noch grösserer Kühnheit, oft jedoch ohne
Kraft und Glück; die Sucht nach ausländischer Fremdheit, oder
nach reiner Latinität brachte gezierte und geschraubte künstlich
pathetische Gestaltungen in Wort und Satzbau hervor und ward
als Latiniparla Culteranismo Govgorisnw mit Recht verspottet.
Von Gongoras, Calderons und ihrer Schüler Neuerungen ward
vieles ^vieder verworfen: vieles Gute blieb dennoch auch davon
zurück. — Ln 18. Jahrhundert erlahmten die schaffenden Kräfte.
Die 1714 gegründete Akademie, deren Zweck Ausbildung und
Feststellung der Reinheit der castilischen Sprache war, estudio y
conservacion de la purcza dcl idioma castcUano konnte nichts
tun als die tatsächlich eingeführten Neuerungen gutheissen oder
verdammen; sie konnte nicht hindern, dass der Einfluss Frank-
reichs der sich einseitig beschränkend in der Bildung des ganzen
Landes fühlbar machte auch Litteratur und Sprache fasst all-
mächtig beherrschte. Erst nach langer Knechtschaft gelang es
der Sprache die drückenden P'esseln wieder abzustreifen und
wieder freies volkstümliches Spanisch z« werden. — Im 19. Jahr-
hundert musste sich mit der steten Erweiterung der internatio-
nalen Beziehungen auch die Zahl der Fremdwörter für alle euro-
päischen Sprachen unaufhörlich mehren. Spanien aber, das sich
unter allen romanischen Ländern wohl am cousequentesten von
95
der grossen Culiurbewcgung der letzten Jalirzchute ausgeschlos-
sen hat, hat sich daher bis jetzt auch nur den kleinsten Teil
jener notwendigen, wenn auch unschönen Neologismen ange-
eignet, kann ihnen jedoch von dem Augenblick an, wo es ver-
sucht z. B. in industrieller Beziehung den anderen Nationen gleich-
zukommen, den Eingang niclit versagen. Zur Bildung dieser
Neologismen wird ganz besonders der griechische Stoif von neuem
verwertet.
War nun auch das sechzehnte Jahrhundert für die spanische
Sprache das reichste und blühendste Zeitalter, das ihr die meisten
fremdartigen Producte zuführte, so war sie doch nie, weder vor-
her noch nachher, ganz auf sich selbst gewiesen, ganz nach aussen
abgeschlossen. Durchweg originell und selbständig ist eben keine
Nation, weder in ihrem inneren noch in ihrem äusseren Leben:
ein wechselseitiger Einfluss kettet die einzelnen Völker so an
einander, dass an der Spitze herrschend stets als mächtigstes
Glied der materiell und geistig stärkste steht. Diese Oberherr-
schaft aber bleibt nicht dauernder Besitz ein und desselben Landes,
und selbst so lange sie bei ihm ausdauert, erstreckt sie ihre
Macht nicht über alle Gebiete der Existenz, in vielen Punkten
können die unterworfenen höher stehen als die Sieger. Hier ist
die Organisation der Kirche, hier Staats- hier Kriegswesen aus-
gebildeter, hier Rechte, hier Handel und Gewerbe, hier Schiff-
fahrt, hier Ackerbau, hier Kunst, hier Wissenschaft: denn es bildet
ja jede Nation ihre Kräfte nach bestimmten von der Natur und
Lage ihres Landes vorgeschriebenen Richtungen hin aus. In
welchem Felde sie aber sachlich die Hegemonie führt, in dem
führt sie sie auch sprachlich. Mit den Dingen wandern die Worte.
Gerade so viel Originalbegriffe und Anschauungen als eine Nation
der andern überbringt, gerade so viel Originalworte überbringt
sie ihr: es müssen sich also in jeder Sprache sämmtliche Cultur-
eintlüssc abspiegeln die ihre Trägerin im Laufe der Zeiten er-
fahren, und eine ins Einzelnste geführte Sprachgeschichte wäre
fasst identisch mit der Culturgeschichte eines Volkes. Am Spa-
nischen d. h. am Spanischlateinischen sehen wir, dass einen
wirklich tiefgreifenden Einfluss allein das Deutsche ausgeübt hat;
Abstracta, Verben, Formworter schuldet sie ihm fasst ausschliess-
lich; ausserdem Wörter aus dem Kriegsloben und dem Rechts-
9C
wcscn, '\"irv- uiiil IMIjui/ciinninoii, Ui-zt-ichnuiiKon für Spiele? und de-
rilt«;; Arabien und alle aiidcnn Lündor brachten nur eine iJereiche-
nuiK an Siiljstantivcn, di«*s für Zoll- und Stenerwescn, fOr Maa^«.!«
und (iewichte, VerwaltnuK, A(k<rbau, (iutten- und haiikunhl, A«fttro-
iioiiii(! und Matlu'inafik; (hw Hasltisrlio und die altibcrihcbr-n in«
I.atcinischc mikI aus (b-iii Lateiiiihcben iiiK Spanisrhf j: cilosst nt'n
Wörter bosclircibrn I,and und Leute, sind Terrainbfzeicbj"""* f
Nmiikii Ijir ( iiihciniischc Produde und Fabrikate, National«
und einige Nationaleigcnschaften. Das Hebräische und Griechi-
sclie beherrschen, durch lateinische Vermittelung, die kirchlichen
Kinri('litun;,'en, das (Jriecliische auch einen Teil des Seewesens,
das sonst unter holländischer und eiigliv-cher Macht stand. Frank-
reich regelt die Moden und die Ktichenzettel; Italien verwaltet
alle Künste besonders Musik und Poesie, ausserdem die Kauf-
und Wechselgeschäfte; Amerika liefert zumeist Pflanzen- und
licnianieii; für Esswaaren und Stoffe, für Nahrung und Kleidung
sorgen sie jedoch alle um die Wette; auch einige wenige slavische und
ungrische, und mehrere portugiesische Wörter wurden importirt:
alle zusammen ergeben eine ganze Schaar fremder, d. h. zunächst
nichtlateinischer Wörter, welche Diez auf * jo Zusatz zu 7io la-
teinischen Gutes abschätzt. *)
Eine Sprache in der von zehn Wörtern nur sechs heimisch
harmonisch, vier aber fremdartig klingen, müsste einen hässlich
bizarren Eindruck machen. Nun ist aber im Spanischen von
diesen hunderten und tausenden fremder Worte zum Glück nur
ein verschwindend kleiner Teil wirklich Fremdwort geblieben.
Nur ein verschwindend kleiner Teil fällt noch heute seiner Ab-
sonderlichkeit wegen auf, geht noch heute in so seltsam aus-
ländischer Tracht steif und starr einher, dass man ihn sofort
vom ureigenen als fremd aussondern kann. Alle übrigen müssen
— da wir der blossen Theorie nach auch ohne praktischen Nach-
^) Eine genaue statistische Uebersicht über die einzelnen Ele-
mente der spanischen Sprache vermag ich noch nicht zu geben, doch
arbeite ich sie im Auschluss an mein Etymologisches Wörterbuch aus
und komme, soviel ich bis jetzt ersehen kann, zu ganz anderen Ergeb-
nissen als sie bisher durch Snrmirnio, 3fan')ia, Amador de los jRios etc.
erzielt worden sind.
97
weis davon überzeugt sind, dass das Spanisclie wie jede andere
Sprache Fremdwörter die Hülle und Fülle aufgenommen hat —
müssen also den heimisclien Worten bis zur Unkenntlichkeit, zur
gänzlichen Verwischung ihrer echten Züge n ngoglichen worden
sein. Das Spanische nmss eine grosse Assimilationskraft besitzen,
der nationale Mantel muss so weiten und leichten Schnittes sein,
dass er jeder Figur bequem umgeworfen ^Yerden kann. Und in
der Tat, so ist es: dem Spanischen, noch mehr dem Italienischen
wird es, vermöge seines, im Si)aniscben nur überwiegenden, im
Italienischen aber unumschränkt regierenden vocalischen Auslauts
nicht schwer jedem Worte mit dieser kleinen und doch chai'acter-
vollen Nationalkokarde eines angefügten a o c einen gewissen
nationalen Anstrich zu geben mit dem es den ungeübten Blick
leicht täuscht; und aucii den inneren Wortkörper wissen beide
geschickt umzugestalten. Dass es dem Sprachkenner natürlich
trotzdem nicht schwer fällt, diese Verhüllungen, ob dünn oder
dicht, zu durchschauen und zu der beschränkteren Zahl der eigent-
lichen Fremdwörter die jeder Blick ohne weiteres dafür erkennt,
eine grosse Zahl uneigentlicher, assimilirter und nationalisirter
Fremdwörter zu gesellen die er nach deutscher Gewohnheit Lehn-
wörter nennt, ist eine Sache für sich.
Auch ein Lehnwort ist nämlich ein einer fremden Sprache
entnommenes Wort. Trotzdem sind beide, Lehnwort und Fremd-
wort, innerlich und äusserlich einander unähnlich. Dem Fremd-
wort sieht ein jeder eben den Fremdling noch an, er weicht in
seiner Tracht von der üblichen Volkstracht ab, er verfährt in
seinen Gewohnheiten und Verrichtungen anders als die Eingebo-
renen, er fügt sich weder den Laut- noch den Flexions- noch
den Derivationsgesetzen, sondern steht in unfruchtbarer Einzel-
existenz da, und bequemt sicii nicht zur kleinsten, oder doch nur zur
allerkleinsten Herablassung von seiner Eigenart. Das Fremdwort
taucht erst in später Zeit in der Schriftsprache auf; es benennt
eine bestimmte seltene Sache und zieht sich dann mit dieser
Function zufrieden iu absolute Untätigkeit zurück. Es dringt
nicht in die unteren Volksschichten. Sobald es dies tut, ist es
um seine steife Hoheit getan und es hört auf Fremdwort zu sein.
Denn das Volk drückt allem was ihm zugeführt wird, den Stem-
C. Michaelis. 7
9R
|h1 des VoIksKlmlirlicn niif, stellt alle« dem llciinihehen an <Jif
Sritc. llci volksinilssigcr Kinfüliruiig crfu>»üt da« Ohr nllnn den
Woiikorpcr, nicljt das Aiij^e, nicht der «uditcnde und ridifendc»
Verstand; die tlüclitJK^n Kliiiigc nnn, die da>» Ohr nuffänij^t, Kucht
die Zungo /war mit möglichster Treue wi^-derzugebcn : wie wenig
OS ihr a])er gelingt, das weiss jeder (lebildete, der an sicli selbst
erfahren hat , wie wenig es sogar ihm gelingen will den Klang einer
frenwlen Sprarhe unverändert und rein in seiner echten nationalen
Kigciitüiiilic'hkeit zu rei)roduciren, oh er aneh mit aller Kraft
und Allst reiignii^' darnach traclitet. Und das Volk, dessen He-
quoinliLlikcitstendenz wir überall in der Sprache entdecken, ist
docli im Gegenteil keineswegs darauf bedacht der beweglichen
Zunge /au 111 und Zügel anzulegen, unbemerkt modelt es an unbe-
kannten schwierigen fremden Laut Verbindungen und passt sie den
bekannten leichten heimischen an. Seine möglichste Treue fusst also
erst auf der unsicheren Giiindlage nicht zu grosser Schwierigkeit.
Schreibt dann später die Hand genau d. h. rein phonetisch nach
was die Zunge spricht, so muss die neue Lauttixirung von der
Urform bedeutend abweichen; stutzt aber der Gelehrte mit Hülfe
der Wissenschaft rcdrcssirend die verunstaltete Form wieder zu-
recht, so ist das geschriebene "Wort nicht mehr ganz dasselbe,
welches der Volksmund spricht.
Bei dieser populären Umformung fremden Stoffes kommen
dieselben Gesetze in Anwendung, dieselben mechanischen Laut-
veränderungen treten ein welche die Gestaltung des heimischen
Gutes geregelt haben. Oft ruft jedoch eine ausländische Klang-
figur, entweder gleich in ihrer alten noch unberührten Zu-
sammensetzung, oder in ihrer schon modificirten, — was häu-
figer geschah — Erinnerungen an dies oder jenes dem Volke
vertraute Wort wach. Dann wird durch Anähnlichung des
Neulings an den Aeltling in freierer Handhabung der Buch-
staben und Silben dieser Erinnerung Rechnung getragen; eine
zufällige und bedeutungslose Uebereinstinimung der Form stachelt
dazu an sie mit nocli grösserer Klarheit auszuprägen und oft auch
den Sinn in eine gewisse Uebereinstiramung zu bringen. Gestaltet
der Yolksmund mir das Aeussere eines fremden Wortes und
dieses nur nach Eeclit und Sitte um, setzt die Sprache nur
ihre gewöhnlichen Triebfedern in Bewegung, so werden die Fremd-
99
wüi'tcr zu Lclimvörtcrn, d. h. durch Angriffe und Nivellirung miss-
liebiger Lautcomplexc wird der Anschein und der Glaube an
lieimatliclien llr8])rung erweckt. Gestaltet er jedoch die Form mi^
grösserer Freiheit, nach unberechenbarer INIetliode, und in der-
selben Weise auch den Inhalt um, gleichviel ob zu simivollen
oder zu sinnlosen Gebilden, tritt auch die Analogie ins Spiel,
soll durch die vorgenommenen Veränderungen das Wort nicht
nur für Ohr und Zunge angenehmer, sondern zugleich auch dem
Yerständniss näher gebracht werden, so bilden diese doppelt
modificirten Wörter eine besondere Klasse von Lehnwörtern: kraft
der Volksetymologie geschaffene Umgestaltungen ursprüng-
licher Fremd -Wörter, Volks etymologieen genannt weil ihre
Lautgestalt ja zum Zw^ck etymologischer Verständlichkeit um-
geändert wird.
„Es liegt nämlich im Wesen auch des ungebildeten Volks-
geistes, wenn auch duidcel und unbewusst, das Streben sich den
Ursprung der Wörter und den Zusammenhang derselben unter
sich klar zu machen". Unverstandenes peinigt und reizt immer,
nur ungern bringen wir Worte über die Lippen deren Deutung
und Herkunft uns ein Rätsel ist. Da aber das Volk ,, unbekannt"
und „unverständlich" für gleiche Begriffe hält, da ihm der Glaube
an und die Vorstellung von einer absoluten Zusammengehörig-
keit der Sachkenntniss und des Wortverständnisses ganz unwill-
kürlich anhaftet, da ihm das Althergebrachte gewohnheitsmässig
Ausgesprochene, von selbst verständlich und in sich klar deucht,
da wir alle was wir tagtäglich von Jugend auf im Munde führen,
aussprechen ohne darüber viel zu rctiectiren, — geben wir uns
doch unendlich viel bereitwilliger von der Etymologie fremder,
als eigensprachiger Wörter Rechenschaft! — da ein Mann des
Volkes auf die Frage was Mutter Vater Haus Garten bedeute
nur mit einem mitleidigen Achselzucken antworten würde, da also
einem solchen, ich meine einem jedem der das Hülfsmittel ver-
gleichender Sprachwissenschaft nicht anwenden kann, vorzüglich
die Fremdwörter Rätsel sind, und da doch andererseits kein
Wort, auch nicht das fremdeste, in seiner Lautgestalt ganz neu
und eigentümlich ist und ganz unverständlich klingt; da vielmehr
eines jeden Klang die Erinnerung an eine mehr oder minder
lange Reihe ähnlich tönender, längst bekannter, und scheinbar
vprslaml« nor Worte waclinifi, ila mit ilirr-r Melodie onnillkürlich
«ucli <l< r in ihr nilicinlo Cfedankc, der Sinn dci verwandt t«>iM'ij-
tlen \Vortos in der Krinncrung IcbondiK wird, so i*t c% nicht
wiindorhar nvciiii diese beiden, Klang und Sinn, Kowobl die (ie-
stalt als den (idjalt ^'crade eines rren)d\«ortef(, da« son»»t
uiiverstandf'ii aus^esprociien werden njüsstc, bald leisr«. bald
kühner nioditiciren. — Alles Versprochen, alles Verschreiben,
nKUicliti Wortwitz, Klangwit/ oder akustische Witz, die ergötz-
liche Komik, welche Anekdotenjiiger und Possenschreiber aus
der falsclKMi Verwendung und Deutung von Fremdwörtern zu
ziehen wissen (s. Molirn^'s fi-mmcH saiautcs; Sehillcr's Kapuziner;
Abraham a Santa Clara's Keden; 8hake*peare's Narren etc.), all
die seltsamen Verderbnisse der Laute, die Verkehrung des Sinnes,
die wir bei nicht mehr ganz unmündigen Kindern und im Volke
so oft belächeln, haben ihren Quell in solcher BegrifTsanziehung
und Association.
Alle Tage kann man neue Beispiele für dies L'mbiiüungs-
system kennen lernen ; nur dass, was der Einzelne ein Mal pro-
ducirt noch nicht Volkseigentum ist, also nicht gleich unter die
Kategorie der Volksetymologien einrangirt wird. Ich kenne einen
kleinen Knaben, dem der Mund seines Vaters oft ein Hosiannah
den Philosophen und Dichtern singt, und dem daher Manner
wie Kant, Leibnitz, Spinoza nicht völlig unbekannt j»ind. Ein
Si)aziergang in den zoologischen Garten legte neulich für seine
künftigen naturwissenschaftlichen Studien die Basis: man eiTät,
dass er bald darauf, nach seinem Liebling unter den Philosophen
gefragt, mit ernsthafter Miene zur Antwort gab: SpinozerosI
Ich kenne viele Damen, \Yelche von unseren Apothekern, die
überhaupt in diesem Gebiete der Sprachwissenschaft recht be-
wandert sein müssen, auch dann noch Goldkrem fordern, wenn
die Erfahrung sie gelehrt hat, dass dieses Gold schueeweiss ist.
Eine derselben, eine moderne femme savavfe, spricht viel vom
kantegorischen Imperativ! —
Das Volk nun macht es nicht anders. Hat es von dem
Bau und der Ableitung eines ihm neuen Wortes kein Bewusst-
sein, was also besonders bei Fremdwörtern oder seltenen, etymolo-
gisch stark verdunkelten Worten der eigenen Sprache der Fall ist,
so benutzt es jeden Schein des Rechtes, den leisesten Anklang an
101
dies oder das bekannte, liiminelweit von jenem verschiedene Wort
und schiebt dem Neuling den alten bekannten, sinnreichen Klang
unter, gleichviel ob der so erneute sinnreich oder widersinnig oder
sinnlos wird. „Man kann sich doch wenigstens etwas dabei den-
ken" oder träumt, man könne es. Dass solch ein Wiederbeleben
erstorbener Worte, solch ein Versuch an gegebene Lautkörper
ein etymologisches Bewusstsein zu knüpfen, solch ein Ileimisch-
machen fremder AYorte natürlich nie das Rechte trifft, immer
auf falscher Fährte geht und begrifriich ganz verschiedenes mit
einander verknüpft, als wäre es verwandtes, versteht sich von
selbst. „Oft glaubt der Volksgeist irrtümlicher Weise in einem
Worte das Etymon eines anderen gefunden zu haben, und da
das Volk als solches nie bei der Tlieorie stehen bleibt, sondern
gleich in die Praxis hinübergeht, so wandelt es dann das ab-
geleitete Wort so um dass es eine dem angeblichen Etymon an-
genäherte Form erhält." „Vor allem wird Volksetymologie da
häufig sein, wo der Volksgeist sich noch in sprachschöpferischer
Freiheit bewegt, denn das Bilden neuer Ausdrücke und das Er-
forschen des Ursprungs der schon bestehenden sind zwei ein-
ander gewissermassen entgegengesetzte Tätigkeiten, die sich gegen-
seitig fördern und ergänzen. Wir werden deshalb von vorne
herein in der lebendigen griechischen und deutschen Sprache
mehr Volksetymologie erwarten, als in der starreren lateinischen."
„Volksetymologie entspringt aus zwei Keimen, aus der Entartung
der Sprache von ihrem ursprünglichen Zustande und aus der
Berührung des Volks mit fremden Völkern." ,,Je grösser die
Entartung ist, desto mehr werden sich selten gewordene und im
Untergehen begriffene oder trümmerhafte oder endlich ganz ent-
stellte Wörter linden und den Volksgeist anreizen, diesen von
ihm nicht mehr verstandenen Sprachtrünnnern ein neues, wenn
auch nur scheinbares Leben einzuhauchen." Diese Kernsätze
aus Förstcmann's bahnbrechendem Aufsatze über Deutsche Volks-
etymologie, mit dem er Kuhn's Zeitschrift eröffnet und so viel
ich weiss, diese treffende, von ihm geschaffene Bezeichnung zum
ersten Male in die Wissenschaft eingefülirt hat, dürfen wohl die
Folgerung ergeben, dass in den lebendigen und mit fremden
Elementen stark versetzten romanischen Sprachen eine bedeutend
grössere ]\rasse von Volksetymologleen existiren muss als im La-
triiiisclim (S. Schiidi., I, :57 ff., uml III, 314 ff.). Un jetzt Ist
(lioscr Schliiss frc'ilijli talsilrlilich noch nirht uU rieht ii( cn^icHf'ii:
('S cxislirt norh kciiw uiiifa.ssciHle Arhiit Uhcr UornaniKchc V'olks-
ctymologic. Di«/, (Ir. I, 211», sagt nur: „Auch rmiiculunK, vcr-
njögc welcher ein<'m freimlartiKon, unverstandenen Worte ein
romanischer Stamm einverleiht wir«), wie im ital. hafli/redo aus
hcrfffricd y ((impidoglio aus capilolium ist häuHg und aus allen
Spraclicii bekannt" — und E. W. XXV: »Nicht selten wird ein
in seinen 11« .standteilen unverstän'lliehes Wort durch teilweise
Vertans<lmn;jj oder l'eber^etzung mit einem ähnlichen romani-
schen gedeutet, ein sinnreiches Mittel Fremdlinge heimisch zu
machen.« Audi Littr(^, ('hcvallet, Quicherat Schcler, Coelho, Fuchs,
Forst omann, fieigcr, Wackernagel, und Max Müller geben zwar
wertvolle doch nur flüchtige Andeutungen; und «lus den Bruch-
stückcluMi, die ich selbst beiiäutig zusammengelesen habe, lasst
sich auch noch kein rechter Bau vollenden. Doch kann schon
das wenige, was ich hier als Bruchstück dieser Bruchstückchcn
zur Probe biete, den Beweis dafür liefern, dass der obige Schluss
richtig ist und dass auch auf romanischem Boden volksetyraolo-
gische Umgestaltungen nicht lateinischer und seltener lateinischer
Worte eine ganz bedeutende Rolle spielen, und darauf kommt es
zunächst nur an. Schon dieser Probebeispiele Zahl überragt die-
jenige aller lateinischen bei weitem. Auch hier wieder ist das
junge römische Reich reicher als das alte.
Wie der Deutscheausländische oder complicirteinlündischeWortc
bekannteren heimischen in freier Weise angeglichen hat, gewöhnlich
so dass wenigstens der Schein einer Composition erweckt ward. z. B.
in Abenteuer, Ackermennig, Ackermohn, Actenverwahrius, Armbrust,
Armut, Augenbraune, Baumbast, Beinhase, Bertram, Bibernelle,
Bitterklee (Fieberklee), Blankscheit, Blutigel, blutjung, Brosamen,
Burzelkrant (Wurzel-), Dienstag, Ebenholz, Eben-aute (Aber-,
Alp-), Eichhorn, Einöde, Endechrist, Erblasser, Erdapfel, Esch-
laucli, Felleisen, Freitag, Friedhof, Grabscheit, Hagestolz. Hänge-
matte, Hexenschiiss, Kappzaum, Karfunkel, Katzenjammer, Kü-
chenschelle, Leberstock (Liebstöckel), Lebkuchen, Leumund, Leine-
wand, Massliebe, Maulesel, ^Maulwurf, Mauseturm, Meerkatze,
]SIehltaii, Meineid, Murmeltier, Muselmann, Xagelbohr, Osterluzei,
Pfahlbürger, Pumpernickel, Schlittschuh. Seidelbast, Soolaffe, Sund-
103
flut, Trageiniind, Uiisclilitt, Vormund, Waldhüuser, wütendes Heer,
Zeitlose, Zweifalter; wie der Engländer es z. B. in henjamin-
ticc crayfisli ciirtail Jiacllut jiihjfloivcr Icgliorn mavchpanc pen-
tJioiise piiddhiggrass roanlrcc sparroivgrass und wornncood tat,
so machte der Lateiner aus rhododcndron im Gedanken an lau-
rus laurandrum: lorandrum ; Benevcntum formte er in Male-
ventiim um, als läge darin hcne und venire. Elaiogabalus ward
lldiogahalns im Hinblick auf Jielios, Huncrich ITonoricus im Hin-
blick auf honor; ogziyi^OLAXOc. aurichalcum im Hinblick auf miruui,
lapicidlna lapidicina als läge dicere darin, und ebenso entstanden
corpodicina und omidicium ; aus accipiter machte die A^ulgär-
sprache acceptor^ aus discfplina displicina , aus üorta averta,
aus sarcojjhagiis sacrophagits , aus strangidare transgularc , aus
imgioncdis pmgncdis, als hinge es mit pngnum zusammen. Daraus
bildeten die Komanen dann ihr piignnle (it.) poignard. Gemein-
romanisch, also vulgair-lateinisch ist auch die Umbildung des
griechischen xaOjj.a zu calma^ des unerklärten haccalarius zu
haccnlaurcus , und die von chamacmehün zu caniomille. Einer
einzelnen romanischen Sprachen eigentümlich, z. B. dem It. zu-
gehörig ist die schon erwähnte Ummodelung des deutschen hcrg-
fricd zu hattffrcdo, des lateinischen capiitolmm zu campidoglio;
ferner die von hasiltscus zu hada-lisco -UscJiio -Ucchio, von tui-
dar-lon zu gidder-donc, von Gibraltar zu Gihilterra; von hal-
fäsl zu nialvagio, von lombardus zu longobardo (s. E. W. XXV),
von incaustum zu incldostro; von scabinus zu scJuavino, von
clcplmntem und unicornem zu Hof ante und Uocorno, von faltc-
stiiJü zu palchistiiolo , von biigspriet zu buonprcsso ^ von anönimo
zu norDianomc, von bcrengcna (sp.-arab) zu mclansana^ von «?m-
/ow//a zu notomki, von mozzina (modium) zu mczzina; von r/-
?v«/(Zo zu rubaldo (als hinge es mit rubarc zusammen); von roi-
marinus zu ramcrino, im Gedanken an ramo; von tollena zu
altaJow; von Kresse zu crcscione, als wäre es von cresccrc her-
zuleiten; von vcspcrtillus zu pipistrdlo; von ragoiit zu miragii-
sto; von ptutialis piouiale zu pieiialc, als hinge es mit piccano
(plcbanns) zusammen; von saturcia zu santorcggia^ von wo;i-
dualdo, d. i. ahd. muntwalt zu manovaldo etc.
Das Französische wandelte das spanisch-arabische ßcrcc (sp.
al-fercz) in vicrge, den Fähnrich des Schachbrettes in eine Dame
mii, iiikI tlt'ii ////, (1. i. Hl, Hp.-arab. nljil in /oii, den Kk'iiliaiiN.'ii
in i'incn Nanrn ; tnuuihfif/ont wan! alffrz. /ii umwlrgloirc iirn-
^(('ilcutct , Saiirrkraiit \var«l rhoucroitfc, hu^^pr'wi baiupre , Aas
aral)isch .|K'rsis(|i(' vürnmij oranf/r; aiiK ctnuUlahre niarlitc die
alte SpniclK' ciiicn (fiuddarhrr , aus Insciuia einoii roisegnor,
ans mnitu^ d. i. nKiilii)lnni ein moimf. ann ahoi de ta wort, »Icni
Todtcn^cliint , ciiicii (if,hc wort, aus j artisane eine pertuimnr,
aus ;ili(l. niioiffjoro cinon tuaiiihonr , aus «Smw/ l*mt, d. i. I*aul,
einen i>ui)d I'eu , aus halsamiuc dialektisch Imjaminc und ^yf/-
jitnu'fir^ aus chouciu (hat hiirmt, aus w/?/.^ vtonfis eine martnottc;
ihamücih'ifs zu f/rrmmittr/c, sp. ffcrnuindrcd; die Hirnensortc /yo«
chnficn ist nacli Sclieler ein umgedeutetes 7:a7yp-i;5TCC c*<^- t'tc.
Der Wallache sagt für mominicnt mortwciit , ladinisch ist ro«e-
j>/7r/ für nysipiln, albanesisch ardiva für urtica. Der Portugiese
hat aus dem Sakristan einen sanchristao, aus dem ceutifolinm
ein scnünfolJia ^ aus locnlmrute hoccfimcnte, aus majoran manja-
roua wa)ff/rro)ia , aus mclancolia malincouin, aus memoria mar-
miillia, aus f er rcf/ial forrngial^ aus dem typhon ttifäo. aus cc;i-
tinodia sempreuoica, aus carrirntium corricoche^ aus cartahon
cortamäo gemacht. Weitcrc Beispiele finden sich in Adoljdio
Coelho's trefHichen Questöes da lingua Poiiugueza. Porto 1874,
p. 100 ft*. — Der Spanier verwandelte monoeordium in mani-
cordio, als hätte es mit mono etwas zu tun, porfidaea in rer-
dolagn, als läge rfrr/<? darin; paraveredus in palafren, it. 7>a/a-
freno, im Gedanken an fromm; liquiritia wird regaliz , erinnert
also an rer/alo; der ^lajoran wird mejorana; marcaseta (arab. )
eine marquesifa; merciirialis wird zu meleoraje, carricutium zu
carricocJie; lalausfntm zu barafuste, var/abimdus zu vngamundo,
canape zu camap)ie (andal.) ; das arabische hnmarrnchc zu w/o-
marrachc, aqiiilegia zu (ujuilena; in das mir etymologisch un-
klare lerdegamhre , das erst spät neben vedegamhre vegedamhre.
pg. hedegar auftritt, die Xiesewurz bezeichnend, hat sich augen-
scheinlich die Erinnerung an verde eingeschlichen: der deJfin
daJfin dolfin ward golfin, weil man an golfo dachte; milgranado
wollte den Granatapfel mclum zu einer tausendkeruigen Frucht
machen: hoardilln. d. i. luardUJa buhardilla hufardilla , die
Dachluke, durch welche der Wind bläst, wurde zu guardiUa,
einer Schauluke unifredeutet; larioloe, Pocken, wurden statt zu
105
vamclas venidas zu liruelas, weil vir ein in Al^lcitungen von
virus, Gift, und viriilis, grün etc. reich vertretener Stamm
war; die necromantia ist dem Spanier, und niclit ihm allein, eine
schwarze Kunst, die er mit nigromancia und macjia ncgra über-
setzt; aus dem platanus machte er plant ano , grntesco ward bei
ihm auch hrtiteseo; saltarcgla — eine der häufigen spanischen
Tmperativbildungen — aus welchem \yorte das franz. scmterelle
stammen kann, falls es nicht eigens von sanier kommt, lautet
im Mallorkanischen santarcgla; catafalciis wurde caclafaUo; sa-
xifragus Z(ir.^afras; sarza parilla salsaparilla; an handola han-
dolin mochte man mit grösserer Vorliebe als an dem gleichfalls
spanischen und erst durch Vermittelung jener aus pandura her-
zuleitenden Formen mandola mandolin, deren die übrigen Spra-
chen sich bemächtigten, festhalten, weil die Idee eines am Bande
getragenen Instrumentes in sie hineingedeutet w'ard; ojo de gato
heisst der Agathstein, wohl nur weil Agath gato in sich enthält,
gleichviel ob ein anderer Stein die genannte Bezeichnung Katzen-
auge schon an sich trug und nur zu Gunsten des Agathsteins
darauf verzichtete; in ruiponcc (rajyuncuhis) , ruiharho (rlwu-har-
harum) ruiscnor (luscinia), in pcregil (pctroscliniün), in rodrigon
(ridica)j in giltomate für tomate, in gilharhera aus jusharla
jovis harha ist der leise Hinweis der gegebenen Worte auf spa-
nische Eigennamen zum Zwecke etymologischer Deutung benutzt
worden. Der Katalane machte aus Gertisalem Gesusalem, aus
rccua, dem arabisch-spanischen Saumtier, machte er rccida , als
käme es vom Yerbum rccidar. Seine Sprache und der ara-
gonesische Dialekt mögen zum Schlüsse noch ein schlagendes
und, wie icli glaube, noch ganz unbeachtet gebliebenes Beispiel
für den Volkstrieb des Etymologisirens geben: Esteve's Diccio-
nario Catalan-Castellano-Latino (Barcelona 1830) übersetzt das
kat. madrastra erstens mit spanischem madrastra , lateinischem
noierca, also mit Stiefmutter, zweitens aber mit spanischem ma-
stranzo, lateinischem mcntastrnm, also mit wilder Münze (mcnta
borda); und Borao, JJiccionario de Voccs Aragoncsas (Zaragoza
1859) erklärt das aragoncsische padrastros durch mastranzos.
Die Blume, welche die eine Sprache Stiefmutter nennt, nennt
also die andere Stiefvater, ohne dass irgend eine Eigentümlich-
keit diese verschiedenen und docli gleichartigen Ersatzstellungen
filr (Ins lat. ninitnstiunt iiiotivirtc — wie vh ja hei unserem Siii-f-
iiidthrclHMi (|<r r.ill ist. Wir IiuImmi es nicht rnit frrifn l'eU-r-
tragiiiif^'cn dieser rcrsoiKMinanicn auf Jen«* I'HanzcD zu tun, die
Uiiiilrutun;^' basirt nur auf dor zufällig" n (iruiid^^eMtalt den lat.
Wortes: M(ut(tstrnin ward dureli >I«*latlnsiH einerseits zu mm-
tidstam^ dann /.n inrsfruutum, wie es di<' spanische ganz übliche
Form innsfninto (neben tnastranzo) b<zeugt; andererseits inuss
CS zu nu traust um und durch Elision des n vor 8 zu mctrastum
mctnistruiti ^'(worden sein: das bezeugt die erst aas solcher l'ni-
fonnun^ des Lateinisclien erstandene wathastra, zu der sicherlich
auch nocli eine Vorform viadrasto nacli^Mwiesen werden wird.
Weslialb man nun die madrustra zum juidraatro inachte, i>t frei-
lich unklar; dass man es aber tat, ist sonnenklar. — Das spa-
nische nuirairo, „Fenchel', das man auf den ersten lilick filr
eine ungeschickte Ilispanisining der französischen Stiefmutter
halten könnte, hat jedoch mit dieser nichts zu ton: wohl ent-
spricht CS dem frz. maratrc, dies aber ist nichts anderes als das
griccli. p.apa^ov p-apatpov. Wunderbar wäre es freilich nicht,
wenn das französische Volk darin den stiefmütterlichen Sinn
wittern sollte, oder schon gewittert, und eine der spanischen
ErsatzstcUung ähnliche Volksctymologisirung daran geknöpft
liätte.
Doch genug der Beispiele! In ihnen allen ist unklaren Worten
oder Wortglledcrn ein bestimmter, durch den Klang herbeigelock-
ter Sinn untergeschoben worden, und zwar in Compositis ent-
weder so, dass jedem Bestandteile derselben ein eigener beigelegt
ward, ohne Rücksicht auf die Zusammengehörigkeit oder Un-
zusanimeiigehörigkeit beider, oder auch nur einem von beiden mit
gänzliclior Ausserachtlassung des anderen: es entscheidet ja eben
nur das zufällige Anklingen an dies oder jenes Wort; vernünf-
tige Zwecke darf man hier nicht suchen, vernünftige Resultate, wie
sie etwa in Ebenholz und juh/ ßoiccr erreicht sind, nicht loben,
als wären sie gewollt. Die grösste Zahl der Beispiele besteht
aus Fremdwörtern; die Wörter lateinischen Ursprungs, welche
etymologisirend verarbeitet wurden, sind meist Namen für Ptlan-
zen, Tiere oder Minerale, die überhaupt, ob sie fremd oder
einheimisch sind, stets starke und eigenartige Lautveränderungen
erleiden. Mit dieser Lautveränderung verbindet sich Umdeutung
107
in Eberraute, ahrotamim; Osterluzei, aristolocJäa; Zitelosc, Zeit-
lose, citannts; Ackermohn, Ackermennig, agrimonia; Liebstock,
Liebstöckel, Leberstock, Icvisticns; Burzelkraut, Wurzelkraut,
porccUaca; J3aumbast, homhasi; in gilhjfloiver jitlt/ßoti'cr , giro-
flee; sparrowgrass nsparagtts; pudding grass, pidic imle-
ghim ; hcnjamintrce hcnzoin; in hclsaminc hcnjamine halsa-
mine; mandcgioire, honchrcticn ^ germandrcc; in ramcrino ha-
dalischio liovfanie santorcggia , in agmlcna ruiponcc ridharho
malcoraje verdolaga gübarhcra giltomate pcregil madrastra pa-
dasfro verdcgamhre; in scmprcnoiva santafollio. — Die romani-
schen unter diesen echten eigentümlichen Yolksetymologiecn sind
eben so kühner Art und eben so scharf ausgesprochen, ^vie die
germanischen. Auch sie folgen in den Veränderungen, die sie
am Lautkörper vornehmen, keineswegs streng und eng der Richt-
schnur der sonst in der Sprache herrschenden Gesetze. In allen
Sprachen sind eben die Umgestaltungen ausländischer oder seltener
inländischer Gebilde stets gewagte und etwas willkürliche Ver-
suche sie den heimischen üblichen gleichzumachen; es müssen
also auch für die Komanisirung nicht lateinischer oder seltener
lateinischer Worte die Gesetze weiter und schlafi'er sein, als für
die Umgestaltung des lateinischen Erbgutes. Doch ist eine starke
Umformung durchaus nicht Bedingniss für die Einverleibung in
die Kategorie der Volksetymologieen. Es gehören in sie auch
diejenigen, oben p. 4G Anm. erwähnten Fälle, in denen ein ganz
planes lateinisches Wort durch eine vollkommen erklärliche und
motivirte, ganz leichte Umgestaltung nur eines einzelnen Buch-
stabens Umdeutung wenn auch absichtslos erfuhr, wie in hni-
tesco golfm plantano tufao ruhaldo.
Und fasste man den Begriff des Wortes Volksetymologie
weiter als der Name es eigentlich erlaubt und versammelte —
wie man es tatsächlich auch getan — darunter auch Worte, in
denen eine freie Veränderung der Laute doch nicht zu einer
sinnvollen Umdeutung führt, sondern auf der Stufe der blossen
Anähnlichung an heimische Klänge vermittelst unregelmäs-
siger und durch kein Gesetz zu rechtfertigender oder sanctio-
nirter Schritte stehen bleibt, so lassen sich im Romanischen
noch ungleich mehr Volksetymologieen nachweisen; und während
sie sich bisher, wie gesagt, doch überwiegend aus fremden
108
I.niidni nkrutirtni, wrnlcii wir daini in ilircii Kcüu'n auch s'mUt
Lateiner vorfinden. Kh ««'hörte dann liierhcr i'in ^rosHcr Teil
dessen, was bisher als rnregelmäsHigkcit, Knt«tcltunK und Ver-
(Irrliunj^, als geg«n» den fieist der Sprache fehlender Lautwandel
iiiicrklilrt aiifj/<'flllirt ward. Ka-t alle Fälle, in dr-nen Di^-z im
L. \N'. von .\nl)ildimg odrr Lnihildung, von Andeutung oder l'm-
dcutuiig sjuieht (weiche letztere flast(»n I'aris mit vollem Uechte
oll HC weiteres mit (tynioloyic pojmlaire tjbcrscizt), oder von
Aidclumng, sinnvoller Entstellung und Anpassen, vom Abschweifen
vom (iewolinliclien, von Ausartung, Vermischung, Einmischung,
NCrwechscliin^', Fülschung oder Anniodelung dürften dann in das
Kelch «ler Volksutyinologiecn gezählt werden. Jedenfalls streifen
sie an seinen Grenzen nahe vorbei, und kommen auf Rechnung
des Analogisiniiigstriebes, aus dem das ganze Verfahren de«
Efyniologisircns ausHicsst und von dessen allgemeiner ^Virkungs-
vveise dieses oft nur niühsani zu sondern und zu scheiden isi.
Denn auch die Analogie älinlicht ja Wörter correlativer liedeu-
tung oder auch teilweise gleicher Construction einander an ('s.
oben p. 28 ff.): der Hauptunterschied zwischen ihrer Tätigkeit und
der der Volksetymologie ist nun wohl der, dass die Analogie
öfter von der Sinngleichheit ausgeht und Formgleichheit erstrebt,
z. B. alle Wörter für Lumpen in apo und ajo auslauten lässt,
^vährelul jene von der Form veranlasst wird den Sinn zu be-
rühren, und wenn auch nicht zu verändern, wie es z. Ij. in
vicrgc und foii wirklich geschah, so doch anders zu nüanciren;
und ferner der, dass die Analogie gewöhnlich nur einen Suffix-
wechsel vornimmt, während diese den Stamm angreift. Lion-
fantc lioncoDw, die ich vorher auf Rechnung des Analogi>irens
setzte, werden also wohl besser auf die Specialrechnung des Ety-
mologisirens geschrieben.
Dass es natürlich, besonders für einen Fremden, ungleich
schwerer ist, dieser Art uneigentlicher Volksetymologie auf die
Spur zu kommen und sie als solche — ich meine also nur als un-
gesetzliche und doch begründete Lautveräuderungen — heraus-
zuerkennen, ist an bicli klar. Wo das Resultat, wie in fast allen
hier citirten Beisjuelen, ein prägnantes, ins Auge fallendes ist,
wo der gedankliche Teil hervortritt und man ein bestimmtes als
Etymon untergeschobenes Wort innerhalb eines Wortganzen ent-
109
deckt, liennzeichnen sie sich selbst scharf genug. Wo eine freiere
Umgestaltung jedoch nur aus dem Bedürfniss nach lieimischem
Klange hervorgeht und niclit nieljr unverhennhare AViederholun-
gen bestinnnter Worte, sondern nur ungefähre Anklänge an dies
oder das zu spüren sind, bemerkt sie das fremde Ohr in vielen
Fällen vielleicht gar nicht, und man sucht nach strengen und
genauen Regeln, die die Sprache befolgt haben könnte um sich
die mögliche Urgestalt, das Etymon eines Wortes zurecht zu con-
struiren, während die Sprache sich über alle Regeln hinweggesetzt
hat. — Ob nicht z. B. in dem vielbesprochenen spanischen Mari-
posdj Schmetterling, eine solche ungefähre schwache Mahnung an
den Stamm Maria liegt? Im Sardischen lautet er noch maniposa
und solches konnte die Urform sein, die im Spanischen dialek-
tisch oder altspanisch vielleicht noch aufzufinden sein möchte. Man-y-
posa, bleib und ruhe dich! ist ein nicht unpassender imperativi-
scher Anruf an den ewig flatternden beweglichen Schmetterling
(Oorhohtaj, wie er ja auch im portugiesischen unter die poeti-
schen Formeln zu rechnenden poiisalousa vorliegt (s. oben p. 28).
Diese Art der Composition ist im Spanischen so üblich, dass
jeder Beleg überflüssig ist: wer denkt niclit an die Türklinke va-
y-vcn^ die Troddelquaste q\Cüa-y-]gon und an den Krug cant-i{ni)-
plora? — Mancr, manida ist altspaniscli noch ganz üblich, jetzt nur
das erweiterte rcmancccr. Mamposa mm ksnui der Spanier, der den
Namen der Jungfrau Maria gewiss nicht selten im Munde führt, der
Eigennamen gern zu Appellativen macht, der andere Compositionen
und Ableitungen von ;>/ö/7 besitzt (gleichviel ob diese waW wirklich
Maria wie in marisahidillas und wohl auch in marimorena mari-
zapalos marimanta ist [s. auch vuiriq^iita marica maricon ma-
rimarica maritorncs mariquefa] oder mas 7uaris , wie z. B. in
rnarimacJio) , und der auch keineswegs der einzige Europäer wäre,
der den Namen Marie geflügelten Thieren zuerteilt hätte — ma-
niposa kann der Spanier, meiner Meinung nach, zu Mari-posa um-
gedeutet haben. Stände Älariaposa neben der sardischen Form, so
würde Niemand diese Volksetymologie verkennen. Da nur Mari-
posa existirt, sind andere Auslegungen möglich. —
Doch diese Auslegung sei falsch oder richtig, die ganze
Reihe ähnlicher Deutungen, die ich noch versuchen möchte, sei
selbst falsch, jedenfalls genügen die sprechenderen charakteristi-
1 10
HclioHM» n(is|>i«'lr, «lic liier aufKofülii-t und zum grmgon Tcilo
Kchoii als richliK anerkannt sind, um /u crwcincn, dann der Trieb
uiislimdisehes lieiniiseh /ii machen und jeder fremden MOn/e, die
wiiKIicIi in Cours lioniinen soll, erst ein nationale« (ieiirüKe auf-
/uilrih-kcn, ancii im K(nnaMisclien leb(>ndig ist. Ks ist ein echter
NOlkstrieb, der daher in den eigentlichen Volkssprachen, in den
Dialecten, noch kräftiger wirkt und scliafTt als in der gebildeten
Scliriftsiirache. Jjie ]>ialecte erkennen kein Fremdwort an und
aucli was ihnen an lateinischem Gute erst spät aus klassischer, also
eigentlich auch aus fremder (Quelle nnassiniilirt zufliesst , suchen
sie z!i romaiiisircn. Sic erteilen kaum einem Trenidlinge das
Kecht in iiirer Mitte zu weilen und doch in einer Sonderstel-
lung zu leben: wer zu ihnen gehören will, muss sich ihren (Je-
setzen durcliaus fügen. Darin, dass sie keine Fremdwörter als
solche in sich aufnclimon, unterscheiden sie sich also von der
Schriftsprache. Weil sie nur auf ein Ziel — Gleichheit — los-
gehen, nur die Assimilationskraft in sich wirken lassen, alle ver-
feinernde Arbeit ihnen unbekannt bleibt, weil sie gleichsam in
der ersten Epoche der Sprachbildung stehen geblieben und nur
auf der einen breiten, erst betretenen Bequemlichkeitsbahn vc^r-
wärts gehen, darum bleibt die unzersi)litterte Lebenskraft in ihnen
stärker und tatkräftiger als in der Schriftsprache: sie können
auch jetzt noch das fremde bewältigen, es noch in so weit mit
dem heimischen ausgleichen , dass es in sprachgerechter Form
auftritt , gleich als w äre es dem nationalen Boden entsprossen.
Sie dulden keine unorganischen Bestandteile in sich; sie kleiden
alles fremde was ihnen zugeführt wird in die nationalen Farben:
Privilegien gelten bei ihnen nichts: der klassischste Terminus muss
sich die populärsten Metamorphosen gefallen lassen. Der ge-
bildete Kastilianer sagt analomia cronoJogia nonplusullra fisio-
nomki avemaria folicido ccrnicalo canapc teölogo diälogo pro-
logo filölogo aströlogo, der vulgaire Spanier, ob er Kastilianer
oder Katalane oder Valencianer etc. ist, sagt notomia oder io-
mia, cornologia, prosulta fesomia acmarhi folicle ccrnide
camapie tcölcg didlcg prölcch ßlöicch strölcch; der erstere spricht
von Enrojm Citba Kucia Yo7'l', der zweite von la Gropa G^iha
JSfahagor; der erste hält treu an obscqnio proscripcion subsidio
docior ledor protecfor pragmatka ikthna efecfo atuilio; der
111
zweite assimilirt sie wenigstens zu osequio proscricion susidio
(lotor Idor protetor pramatka viüma efdo misilio und stellt
sich hierin, Avie in allen seinen Principien auf den freien Stand-
punkt des Altsi)aniers. Natürlich von dem Augenblick an, avo
er mit der Prätention auftritt, seinen Dialect zur Schriftsprache
zu erheben und gebildet zu erscheinen, mischt auch er absicht-
lich gelehrte Elemente hinein, zerstört die pop'ilärc Gleich-
heit, die Ausnahmslosigkeit seiner Kegeln und führt Fremdlinge
als solche ein, ohne ihnen den Naturalisationsschein auszustellen,
kurz gesagt, er gebraucht Fremdwörter und nicht wie der reine
Volksdialect nur Lehnwörter. ^
' Dass überhaupt die IMalectc gewissermasseu auf dem Stand-
punkt der alten Sprache stehen geblieben sind, dass ruaticitas und an-
tiquitas oft gleichbedtutend sind, dass archaistische und dialektische
Dokumente gleich wertvolle Beiträge zur Kenntniss der eigentlichen
Volkssprachen liefern, dass beide allein dem liequemlichkeitstriebe
Untertan sind, wenn natürlich der zeitlich fortdauernde und sich
entwickelnde Dialect auch hierin weiter kommen muss als jene; dass
beide sich von dem feineren geistigen Verlangen nach Wohllaut und
Deutlichkeit gar nicht beeinflussen lassen; dass Neuerungen, wie sie
durch den bewussten Willen Einzelner in die Schriftsprache einge-
führt werden, in die Volkssprache keinen Eingang finden; dass die
Volkssprache rein natürlich, die Schriftsprache aber künstlich ent-
wickelt wird, wiederhole ich noch einmal, nur um die gute Gelegen-
heit beherzt beim Schöpfe zu fassen und an einigen Beispielen aus
den verschiedenen, noch so wenig durchforschten spanischen Dialecten
zn zeigen, dass das Vulgairspanische — ob es in Kastilien, in Astu-
rien, in Andalusien oder in Cuba gesprochen wird — erstens ganz
dieselben Lautwandlungcn, die der Altspanier am Lateinischen voll-
zog, und die der Gebildete später als nachlässig und unklassisch wieder
zu rückläufiger Bewegung umlenkte, wiederholt und ihr Gebiet durch
Anwendung derselben auf analoge Fälle noch weiter ausgedehnt hat;
und dass es zweitens, wo es andere Lautwandlungen producirt, doch
in derselben llichtung vorschreitet die wir für die Grundrichtung des
Altspanischen erklärten, dass es nämlich überall Unterschiode ver-
wischt und abglättet und im besonderen den Wortkörper, im allge-
meinen die Arbeit des Sprechens erleichtert. Die Articulationskraft
erschlatt't gar zu gern.
Wenn im Munde des gemeinen Kastilianers kein et und kein gn
sich bilden will, sondern nur ein t und ein n (letor dotor; diho ino-
ravte punar); wenn im Anlaut otler zwischen zwei Vocalen Tenues
1 IJ
^Vns null) unter oiiicni Fniiid- und uuk unter einem Lehn
wort vrTsti'ht, und wonin sie zu erkennen hind, ward »chon uf-
hich zu Medien erweichen {curagul ditttjurto dißijuHad guehdo gueto
(jumumbta f/uifice (jucntiovar greencia partigular persegucion »irgu-
lücioH ofgnrtvtit>i)io) , silbenschlicssend vor (onsonanten hingogr-n Me-
dien sieh /n Tenues erliarten (ojßjeto npHertar dicno olrcrart;. wmn
h baUl du Resrtzt wird , wo es keine ctymolo^^isrhe liercchtijfung hat
(hdtiiigo fidpreciable hifiposihle), bald da fortfällt^ wo es stehen sollte
(e (in cmos (Oiinn ermann), wenn g nnd »/. g und j, 8 und /, h und //,
b und r, g und v miteinander vertauscht werden //^tiiV/« - raga; Ingo
— hijo; huz = has; descanzo « descanso; seh — cielo; den all « delafko;
hario; rchista; ncvocio), wenn gn zu r wird (}»ersecirtj wenn im Aus-
laut d sowohl als >• ganz abfallen, von denen das erstere bekanntlich
schon im reinen Kastilianisch kaum hörbar klingt (todas las noche; mitn
Art/// viahlu cschibitü bclitntii), wenn a das e verdrängt (Amilio Castalar, al
— cl; fader (d patruUu ajcrcito afcctuar = ef.), dann und wann aber
auch c die Stelle des a vertritt: (cfeto = afeto, eruiado, reion = ar-
viado razon); wenn l für d eintritt: (alvertir Madril); wenn der Astu-
rior jedes anlautende l zu //, jedes ;/ zu n erweicht (llagrima Ueche
IJoco Uuego Unna natura iiacion norte iios), jedes anlautende ue aspi-
rirt und die Aspiration dann zu g verhärtet (güeso = ossis gütgti —
ojo); wenn das Volk auf Cuba aus f z und 8 nur einen s-Laut,
aus // und ?/ nur einen ?/-Laut, aus b und r nur einen 6-Laut macht,
jedes auslautende d und s abwirft, U mit h , g mit r, 7 mit r ver-
tauscht und c r I zum vocalischen / löst ; wenn der Andalusier seine
Abneigung gegen den Buchstaben d so weit treibt, dass er ihn ganz
aus seiner Sprache verbannt (s. anlautend: irertir ejar escauau ivero
Olore [Dolores] obloti an ifimto; inlautend: pare mare pt'era olcia
reondo via moo meico suceio occurio; auslautend: calamiä ;«e-
ccsüi vanid 2Iadri); wenn s im Auslaut oft schwindet: (lejo empue
Jesu e Cai = Cadiz, Olore = Dolores); noch öfter aber s im An-, In-
und Auslaut gelispelt, also mit c z identificirt wird (cecear) (Zerilla
tezoro Dioz), wenn r und / im Auslaut fallen (mejö send muje: pape
catred caiidä marfi); und auch im Inlaut: (j}aecc hubieai kurz wenn der
Andalusier im Auslaut keinen Cousonanten mehr duldet (geschrieben wird
bisweilen noch ein *" z r oder ;/), wenn er c und d und 1 und r zu »
oder u werden lässt: (caraiter reuto defeuto respeuto ; lairon laira
pairin beigantin emhaicacion; caicular aigo baicon); wenn g für h, y
für 11, s für r eintritt icasne = carne; chasld = charlar, etestiiä =
eternidad, cosna = cornado; laigasle = largarle, dasle = darle. ecla-
rasle dedararlc etc.) , wenn b und g beständig mit einander wechseln
(gromita von broma . gorracJio = bovraclo: gurra = burraj, wenn
113
sagt. ^lit Hülfe dieses Signalements lassen sich beider Si)ureii
im Spanischen aiiflinden, ihr Wandel und Handel lässt sich ver-
folgen, ihre Unterschiede, ihr Zahl- und Wert verhält niss, ihre'
Rollen und ihr Verdienst um die Bereicherung des Sprachschatzes
lassen sich feststellen. Hier sei es kurz versucht. Ich wiederhole
zu diesem Zwecke, dass alle heide, das Fremd- und das Lehnwort,
einander ursprtinglich ganz gleich, dass beide nichts sind, als aus
einer beliebigen Sprache in eine andere verpHanzte Worte, gleich-
viel ob diese Sprache ihr heimisches Gut selbsterschaflfen hat
oder ob es ihr von einer älteren, ihrer Muttersprache, vererbt
ward. Beide müssen also zu Anfang den Eingeborenen in gleich
seltsam, eigentümlicher Gestalt, beide in fremder Tracht und mit
fremdartigen Gewohnheiten gegenübertreten, beide stehen einsam,
verwandtschaftslos in IMitten eines grossen Kreises gleichartiger,
von gleichen Gesetzen, gleichen Bräuchen, gleichen Zwecken be-
herrschter, eng verbrüderter Genossen. Sie sind Fremde. Be-
harren sie nun in dieser Sonderstellung, schlicssen sie sich von
allem Verkehr mit diesen Eingeborenen aus, legen sie ihre Na-
tionaltracht nicht ab, lernen sie nicht sich in die Art und Weise
des neu betretenen Landes zu schicken, so kann es ihnen nie
zur zweiten Heimat werden, sie bleiben ihm ewig fremd und
stehen nach Jahrhunderten dem Volke noch eben so unvermittelt
gegenüber als am ersten Einwanderungstage. Tun sie aber das
Gegenteil, mischen sie sich unbefangen unter das Volk, selbst
vergessend, dass sie nicht zu ihm gehören, verbinden sie sich
mit ihm, gründen sie ein eigenes Haus, bilden sie eigene Fa-
milien, schleifen sie alle Unebenheiten ihres Wesens ab, werden
sie durch lange gründliclue und allgemeine Bekanntschaft mit
den Eingeborenen ihnen wirklich gleich , so werden sie nicht
mehr als Fremdlinge erkannt und behandelt, sie werden mit allen
Bürgerrechten und -pflichten betraut, werden naturalisirt, po-
pularisirt und nationalisiit. Es ergiebt sich also, dass ein jedes
jedes Ji zur Kehlaspirata ./ uiid — woher der Andaliisicr seinen Spitz-
namen .;d;?rf«7o hat — , so haben wir es überall in diesen Hauptmerk-
malen vnlgairdialektischer Ausspracheweise, mit einem Verstummen von
Buchstaben oder einer Herabsetzung ihres Stärkegrades zu tun, überall
mit einem einseitigen Begünstigen des Bequemlichkeitstriebes.
C. MlCllAl'LlS. 8
111
in II II s iriuidcrt CHI /ustaiide aus einer Sprache in die under«?
v(>rptlaii/((' iiiiil in dichcni ZuHtand erhaltene Wort den Namen
I'romdwort vcriliciil, iiiid das« wir al^o ein Hecht haben, jed**«
Wort, das den lla^IM(Mli^^•lIfMl Khui^' einer Sproche unt<Thri<ht
und aus ihn-iii (M'sainiiill)au als störendes, unpassend angefügt»*«
(ili«Ml hcrvoisliclit mit ncfiMinden /u must^-rn, und e», bis auf
weiteres, als I'niudwort anzusehen. Ks zu erkennen ist in den
meisten Fällen leicht. Diejenigen Frenidwöiier hingegen, welche
im Laufe der Zeit iiir Aussehen verändert haben und dem hei-
mischen 'l'eil vollkomnieu ähnlich geworden sind, die Lehnwörter
sind also ohne liistorischc IJeweisfülirung nach bloss äu^'serlichen
Indicien oft gar nicht von jenen auszuscheiden. Ob un<l
warum (in Wort sich aber zur ersten oder zweiten Kategorie
schlägt, ob und warum es unverändertes, einsames P'remdwort
bleibt oder sich zum Lehnwort entwickelt, das hängt von den
verschiedensten Umständen ab. Ivs hängt <ib von der Zeit der
Einführung: je früher ein Fremdling Eingang in ein neues Reich
findet, desto längere Zeit bleibt ihm, seine Fremdailigkeit ab-
zustreifen und sich den heimischen Bräuchen anzuschmiegen; je
später er einwandert, desto weiter ist die Sprache, welche ihn
aufnehmen soll, in ihrem Bildungsgange vorgerückt, desto weniger
ist sie also im Stande, ihn den Stufengang der allmählichen Ent-
wickelung nachholen zu lassen. Sofort, ohne mehr als eine
augeublicklicli notwendige Umgestaltung vorzunehmen, wird sie
ihn der fast fertigen oder schon fei*tigen Schriftsprache einfügen.
Es hängt ferner ab von der Culturstufe und von dem Alter auch
derjenigen Sprache, welche ihre Worte verteilt und in alle Welt
schickt: sind ihre Schöpfungen schon vollendete Früchte, so wer-
den sie nicht mehr der freien Entfaltung fähig sein, die kaum
erbrochene Knospen noch erlebt hätten. Es hängt ab von dem
Yerhältniss der gebenden und der empfangenden Nation zu ein-
ander: je näher sie einander stehen, desto häufiger sind ihre
äusseren Berührungen, desto enger ihre inneren Beziehungen zu
einander, desto mehr Wörter tauschen sie also aus, desto leich-
ter fügen sie die eingetauschten ihrem eigenen Baue ein.' Es
hängt ferner von der Bedeutung der Worte ab: ist die Sphäre,
aus der sie gegriften werden, eine hohe Künstler- oder eine ab-
legen e Gelehrten weit, so halten sie sich in der entsprechenden
115
Höhe und Ablegenlieit, dem Volke fern. Im Munde der (ge-
lehrten bleiben aber die importirten Namen ewig dieselben, nur
der Volksboden ist ein Feld freier, natui-gemässer organischer
Entwickelung. Es hängt von der Form des "Wortes ab: ist sie
sehr hart und rauh, zu originell, um eine genaue Wiedergabe mög-
lich zu machen, so ist Umformung Gesetz. Es hängt schliesslich
von den Gebilden und Hauptgesetzen, von der Assimilationskraft
der neuen Sprache ab. Es hängt also sowohl von Zeit und Na-
tion, als auch von Bedeutung und Form ab, und es sind unter
diesen bestimmenden Gründen bei weitem die wichtigsten Zeit und
Bedeutung. Doch sind auch diese Kriterien durchaus nicht untrüg-
lich; sie collidiren mit einander und heben sich wechselseitig auf.
Nicht jedes Wort, das frühzeitig eingeführt ward, ist in
Wahrheit Lehnwort, nicht jedes späte Fremdwort, denn auch das
früh eingeführte könnte ja einem abstracten Gebiete seltenen
Wissens angehören, das späte hingegen allgemein verständlich
sein. Nicht jeder Ausdruck aus höheren Sphären muss unpopu-
lär sein: Astronomie, Medicin, Rechtswissenschaft und Kirchen-
wesen umschliessen eine grosse Zahl docli einfacher und all-
gemein verständlicher Grundbegriffe: kurz eine einzelne jener
Bedingungen wird nie genügen, um allein und unwidersprechlich
darüber zu entscheiden, ob ein Wort starres und unveränder-
liches Fremdwort bleiben wird oder nicht. Eine jede Regel hat
Ausnahmen und mehrere müssen zusammenwirken, wenn so zu
sagen a priori auch nur bis zur Wahrscheinlichkeit voraus-
gesagt werden soll ob dies oder das geschieht. Es wirken aber
in der Tat zwei dieser Regeln, die Avichtigsten zwei, fast be-
ständig zusammen: Zeit und Bedeutung gehen Hand in Hand.
Fremde Worte, die frühzeitig in eine Sprache dringen, decken
notwendig noch solche Begriffe, die wirklich nötig und daher
einem jeden fasslich und für jeden brauchbar sind; ein fremdes
Wort, das erst spät, in den Zeiten höherer Bildung Eintritt be-
gehrt, gehört dagegen auch schon in Sphären höheren, selt-
neren und weniger allgemeineren Wissens. Die Sprache im all-
gemeinen schafft nicht, und eine einzelne Si)rachc übernimmt
und reproducirt nicht zuerst das unnütze, entbehrliche, son-
dern hilft zu Anfang nur den grössten Bedürfnissen ab. Die
ersten Fremdwörter werden also in Gebiete gehören, die wahr-
st
IK,
hilft (Iciii i^Mii/« II VolKr KMiM'in siiiil; hie werden der Kirche, dem
Ucclil, «lern Kiie;'s uiul IIaiidolHWft«cn angehören, iiieht der
Kunst un<l iiidif d« r Wissenschaft, denn die«e existiren noch
nicht. l)ie ersten l'rennUorler drin^'en alno kraft ilire«« Ue-
giilTes in die Volkssprache, und diese noch im Wenfen he-
grift'en, noch niil Schiilfenskraft ans^orü'^tet, wei^s wu-^ ihr /u-
gelit nocli in (hn Slroin iiirer Kntwickelung hinein/u/ielun. iJis
zur Wall 1 seil« i nli clikeit gilt also die allgenieine Hehaujitung,
dass NVörter, weh.-he frülie, bald nach vollendeter Sprachscho]>fung
eindringen, kraft ihrer Hcdeutnng dazu berufen sind, vom Volke
assinulirt und ihm zu eigen gemacht, d. h. zu Lehnwörtern zu
werden; dass hingegen Bereicherungen später Jahrhunderte kraft
ilirer Bedeutung dazu hi rnfVii Hud df-m \'fdkt' fern d. h. l'remd-
w'örler zu blcihen.
Bis zur Walusclieinlichkeit ! leider nicht bis zur Gewi'jsheitl
denn die Grenzen zwischen früh und spät, zwischen volkstündich
und gelehrt, zwischen allgemein und speciell, zwischen ähnlich
und unähnlich, zwischen verwandt und fremd sind so leicht ver-
rückbar; ^littelstufen so verschiedener Art fähren allmählich
vom heimischen zum entlehnten, vom entlehnten zum fremden;
gerade in Sccundärsprachen lässt sich über die Weite dieser Be-
griife so treftlich streiten, dass es nicht möglich ist irgend ein
Kriterium oder auch einen Kriteriencomplex für ganz unfehlbar
zu erklären. Ob ein Wort also Fremdwort im eigentlichen oder
im uneigentlichen Sinne des Wortes zu nennen ist, darüber wird
man oft gerechte Bedenken hegen: ob es aber überhaupt Fremd-
wort ist und woher es stammt, das kann in den romanischen
Sprachen kaum fraglich bleiben, selbst wenn es in ganz heimi-
scher Traclit seinen Ursprung noch so sehr versteckt, da der
einzige unbedingt glaubwürdige Nachweis, der historische, in hi-
storisch beglaubigten Zeiten verhältnissmässig mit Leichtigkeit
zu führen ist. — Inhalt und Form eines Wortes sind also nur
die äussern Kennzeichen, die wohl auf die richtige Fährte leiten,
jedoch ohne selbständig irgend etwas Entscheidendes über
den Endpunkt dieser Bahn, d. h. über den Ausgangspunkt
des zu erklärenden "Wortes ansagen zu dürfen. Wo uns bei
einem neueren Schriftsteller daher ein neues Wort aufstösst,
dessen Herkunft für uns in ein Dunkel gehüllt ist. das wir gern
117
lichten möchten, da >YtTtien wir zunächst einerseits seine Form,
d. h. die einzelnen Buchstabenverbindungen, und andererseits
werden wir seinen Inlialt beachten und aus beiden auf Grund
allgemeiner Kenntnisse, die IIyi)Otliese ziehen, es stamme aus
dieser oder jener Sprache: diese Hypothese aber kann nur durch
genauen Nachweis der historisch -geographischen ilintlüsse zur
Gewissheit erhärtet werden. — Von diesem jedoch müssen wir hier
natürlich ganz absehen, und da auch über die Begrifl'ssphären,
welche einzelne Nationen besonders reich entwickelt und deren
Inhalt sie über die Welt verbreitet haben, bereits kurz die Rede
war, so sollen hier nur mit Bezugnahme auf die äusseren Form-
kennzeichen die Zusatzelemente durchmustert werden , welche sich
dem vulgair-lateinischen Grundstock der spanischen Sprache bei-
gemischt haben. Sie sollen als fremd vom Nationalgut ausge-
schieden werden, um hernach in die beiden Klassen der eigent-
lichen und der uneigentlichen Fremdwörter eingeordnet zu wer-
den, beides nur skizzenhaft wie der Plan und Zweck dieses Ver-
suches es erfordert.
Dass die Summe der eigentlichen krass ausgesprochenen
Fremdwörter im Spanischen verhältnissmässig gering ist, habe ich
schon angedeutet: ich könnte 400 aufzählen, die jedoch sicher-
lich noch nicht den ganzen Bestand bilden: 400 krass ausge-
sprochene, die sich durch ihren Klang sofort verraten, daneben
aber viele andere minder scharf gekennzeichnete, die man allen-
falls, wenn man nichts als die Form betrachtet, für spanisches
Gut halten könnte, die aber ihres Sinnes, ihrer beschränkten
Verwendung und ihrer Unfähigkeit wegen neue Bildungen aus
sich abzuleiten, doch zu den Fremdwörtern geschlagen werden
müssen. Wie fein und allmählich das Fremdwort sich zum Lehn-
wort abstuft, berühre ich nachher noch einmal.
Diesen 400 Originalen begegnet man in der Schriftsprache
nicht gar zu oft; wo man ihnen aber begegnet, erkennt man sie,
wie gesagt, sofort an ihrem Aeusseren als Ausländer: entweder sie
haben einen ganz eigenen Klang der nicht in Spanien, sondern in
ganz andern Ländern zu Hause ist; oder es fehlt ihnen wenigstens
diejenige eigentünjliche Lautgestalt, welche ein direct aufspanischem
Boden erwachsener Spross sicher angenommen hätte. Zum Bei-
8piel: kein spanisch-lateinisches Wort tönt, wenn es mehrsilbig
1 IH
ist, auf liiirii acrciitiiirtcii Vurul uus. Oxytoiia k(>iiM(-ii nur ent-
stellen, wenn (lei Spanier lateinische Wörter conMinantihch in /
/• ;/ <l z (hU'V s ciHlen liisst , r|, Ii. wenn er «Iuh aas dem latei-
nischen stammende Auslauts-r al)wirft, das der Altspani'-r noch
hostäncli^ nachtonen liess, und das deshalb antikisirende Hooian-
zendiehter mit aiisgespnxrhcner N orliehc wieder anfü^^en, l>c»on-
ders (1(11 jiitinitiven in ar -c (s. I)uran I, No. 7. D. U)). Auch
diese Oxytona K<*lten natürlich am VersschlusH eben so viel wie
Taroxvtona. Kin tontra^'ondcr Ausiautsvocal wird also in der
Sprache der i'rochäcn (la> siciicrc Merkmal ausserlateinischen l'r-
si)run|^'s sein. Wie missliebig dieser scharfe W<>rtschluss der
Spraclie i>(, beweist sie dadurch, dass sie in der Mehrzahl der
eintretenden Fälle Nebenformen in )> i oder z schafft, ferner
dadurch, dass sie, wo der notwendige Abfall eines auslautenden
I: ihn hervorbringen musste, sogar dies /.• lieber beibehalt, es
manchmal zu quc erweiternd, ja es oft — in üblicher Keaction —
selbst da anfügt, wo es nicht existirte, nur um den vokalischen
Auslaut aufzulieben. Neben rescdd steht rcscrlän , neben lila li-
Idcj neben chabrii chahrdc, neben BcheM Berzahü bleibt der
Belzchnl und entsteht der Ba'zchnc, neben ßd steht frdc und
fy(('ß(c, neben coj)cc copcquc. neben haidi'ic haiduquc, neben pa-
Ictö pnliioiiuc^ neben hamlä bamhüs, bamhitc, neben jabali ja-
baUn; neben alcnucl alcaucil, neben arrcqui arrcquin, nebeu
baldaqui boldaquin, piiUöl neben punzö, neben bcnjui bcnjuiu,
neben albani albanil und albafiir, neben cclemi celemin, neben
carmcsi carmcsin, nebeu ccqui ceqtiin , neben aliacd aliacati,
neben albald albardn. Von diesen und anderen Oxytonis geben
sich die meisten in / endenden durch das Anlauts-«/ oder durch
andere Lautveränderungen als arabisch zu erkennen, desgleichen
viele in d. Die übrigen, d. h. also die in e oder o oder «, be-
sonders aber die in e — und auch einige in i — wird jeder
Romanist sofort, auch ohne die weiteren Lautcharaktere anzu-
sehen, für französich erklären, da ja das Hauptcbarakteristicum
aller französischen und zwar nur der französischen Woiie ihnen
in dem Accente der Schlusssilbe mit unverkennbarer Deutlichkeit
aufgeprägt ist. Balance bände cabriole canapc cancle chamare
comite corsc crochc ciipe ecarle ßajole fricase glace laque patue
pique plaque pure qiiinque rape rclevc und lifre; pjolcii glasi
119
und rondi; croqtii neben croiims und // neben ih; hiirlö burö
fricandö imletö imnzö roclo roruJö und raU; amhlgi'i sorti'i und
tisü sind echt französisch. Andere Kennzeichen französischer
Herkunft sind z. B. die Vocalverbindung ol in toison tcntoi voilä
acrof/ citoyen; ea als Stellvertreter eines lateinisclien ata in corchca
jalea ohlca asamhlca chimenca f/crmnndrca licrca polca potea;
an an Stelle eines lateinischen cn in daiifeludo ranzon tnsamhlar
revanchar sccansa tenantc 2^c'rscvante; er und icr an Stelle eines
lateinischen arliis, ^vie in hacliiller chancillcr consiller escuyer
ecJuqiiicr fiwricr hrigardicr grafier hujier (hitjier ujicr usier
laujicr) frutier sausicr simulier j^ofajier; eh an Stelle eines latei-
nischen /j, wie in champioii cliampinon champana clianciller
chamhra ehamhelan cJianlrc ehantillon chap)le chapitel cJiapco
cJiapcron cJiarncla eharpa cltasar ehcuron chevclado eldmcnea
ehocar eho/cta; auslautendes / wie in relirf etc. — Andere
Wörter, z. B. solche in x, ^Yie aruspcx apendix index onix
oder in is und us und es^ wie piscis sanguis ftisis hcrpcs jas]pis
dosis apocalipsis virus corpus cristiis cclipsis enfasis cxtasis cutis
litis lacris macis coxis fronfis geminis verminis genesis, oder
solche mit schwach assimilirten Nebenformen, wie tisi apocalipsi
eclipse enfasi extasi können nicht verkannt werden: sie sind la-
teinisch oder griechisch-lateinisch. Ueberhaupt bleiben, wie die
eben aufgeführten Beispiele schon zeigten, ganz leise Umgestal-
tungen nicht aus: ee wird ea, is wird i oder e, und wenn sie
auch nicht unumgänglich notwendig sind, so sind sie doch schwer
umgänglich. Oft stellt nur die phonetische Schreibung das auf-
genommene Wort dem Auge in erneuter Form dar, während das
Ohr nichts oder doch weniger von solchen Veränderungen spürt,
so in laque, in dcser afcr neceser colimtcr petimetre harule ha-
hör fondor pctipie metredotel rosicler. Oft sind sie auch für das
Ohr vernehmlich, bald weniger wie im französischen redin got
gridelin patuc =^ patois; toesa -^ toise ; ctapa^^ etape, jalea neben
gelea =^ gclee; polai ponlevi =. pont levis; furriel neben fiirrier;
graficl neben großer grefßer; cgrefin = aigreßn; edccan = aide
de camp; bald mehr wie in orduhre = liors d'ccuvre; guarda-
mangcl = guardemanger; paßon neben plafon ^^ plafond; hurlö
neben hurlotc = hridot; pidzol neben punzö = x)onccau; clocliel
crochcl ■— clochcr; rcntoi — rcnds-toi; ohoc ohne ohn ■— hauthois;
1 20
ruii «IrMlscIifMi fviiin I'f<*imiiig, fvilin - VicrliiiKt f^hdin emUr-
Uli S(liilliiij(, richcdiil risdnl Ketr)istnl(T, Uiuffrnvr wargracr
huif/rurr; utfKjHcmistrr Wa^fiiriwistfr , rritrc Heiter, mtorfin ftstn-
cafiis Storktiscli , rsrnliis Srliclltiscli, f/fofjwn Hrock<.'ii«>t('iM, coUä
volzd colsdt rnlsdic Kohlsnnt; Inusqucnvtc InH'/ucnttc Lnir/knecht;
iniuihctjHC IIoniNverk, }Kitns(i iVjttascIje, unyelfluo titfddcspata
'\'i\{v\<,\)\\{^ ftidvspüio FcMspat, cdlspatu Knlksi)aat,//<r;/«/a Hcrrfn-
liut« r, rn n'ts Kuss etc.; im oii^'Iiselieii aturho cautchoHrto) Kaut-
schuk, pniiqnc Penny, draiihnl dniuhar z drawhack; cok - coitka
holiiif/nn - howlinff f/rccn etc.; am griechiscli- lateinischen scudo
für })sc}i(I()^ tisana für itisana, tisis für ßiniSj nonion für ywo-
won, isnio für isfhnnis etc.
Es gehölt in der Tat wenig Scharfsinn dazu, all die5«er
Frenullinge Heimatland zu nennen I So lange sie ihre Bedeutung
gar nicht verändern un<l auch den Lauten nur so geringen Ab-
bruch tun, wie in den obigen Fällen, ist ihnen das Zeichen
ihrer Herren so deutlich aufgebrannt, dass für Verwechselungen
und Zweifel kaum Kaum gelassen ist. Es kann jedoch, wie ge-
sagt, vorkommen, dass ein Wort, wenn man nur seinen Klang
beachtet, vollkommen spaniscli scheint und doch nicht spanisch
ist. Besonders bei denjenigen Wörtern, welche der Spanier vom
Italiener borgt, begünstigt der Glcichklang beider Sprachen solch
ein Verkennen. Man muss dann die alleinige Rücksicht auf die
Form selbstverständlich fahren lassen und nächst ihr auch den
Inhalt und die Stellung des Wortes innerhalb der ganzen Sprache
ins Auge fassen, wenn auf den Entdeckungsreisen nach dem Ur-
sprung der Wörter niclit hin und her irrlichtelirt ^Ye^den soll.
Es existirt z. 13. — um das einfachste Beispiel herbeizuziehen —
im Spanischen das Wort 2)iano oder pian^ leise. Betrachten wir
die blosse Form, ohne uns um ihren Inhalt zu kümmern, so ist nichts
unspanisches an ihr: p-i-a existiren als anlautende Buchstaben ja
auch erstens in pia seibat, d. i. spechtfarbenes Pferd, Schecke,
dann in piada piador piar, piepen, einer onomatopoietischen Bil-
dung, in piara piaricgo, welches von pccuarin kommen soll, in
piadoso für piedoso = j^iefosus. Einem Unkundigen brauchte sie
also nicht aufzufallen. Betrachten wir aber seine Einzelstellung
innerhalb des Spanischen, d. h. seine Ableituugslosigkeit, die un-
veränderliche Einheit seines Sinnes, seine ausschliessliche Ver-
121
Wendung in der niusikalisclien Kunstsprache, merken wir dass
in ganz I^uropa ein und dasselbe Wort und zwar überall in ein
und derselben Form dazu verwendet wird, auch ein und den-
selben Begriff in steifer ünveränderlichkeit zn bezeichnen; be-
sinnen wir uns, dass Italien das Land des Gesanges und dass
alle termini technici der Musik von dorther kommen (sp. da
capo duo ducto alcgro andante tcnor dildantc cantaia etc.), so
werden wir unsere Reise nach Italien richten und uns hier ge-
nauer umsehen. Und da müssen wir entdecken, dass wir an
einem Ziele, dem richtigen, angekommen sind, dass in Italien,
und hier allein, piano nicht vereinzelt starr und unfruchtbar da-
steht, sondern in plana pianarc pianafojo pianatorc pianatura
piancggiare pianclla piancllajo pianura p)iami2zo piancllata
piancrotto pianezza und anderen Sprösslingen sich einer reichen
Nachkommenschaft rühmen kann, deren verschiedenartiger Wert
und Sinn auf eine gleichfalls in Italien allein vorhandene Melir-
deutigkeit und Beweglichkeit des einfachen Grundwortes piano
schliessen lässt. Die Wörterbücher lehren denn auch xriano könne
als Adjecüvuni eben, gleich, glatt, Hach, deutlich, sanft, freund-
lich, leise, still, geräuschlos, langsam bedeuten, und als Substantiv
Ebene, Fläche, Plan, Riss, Entwurf, Durchsclmitt, Stockwerk und
Resonanzboden : fürwahr , ein reiches Ergebniss ! Auf einer die-
ser Bedeutungen, die in dem Begriff des ebenen ihren Mittel-
punkt und ihre Grundlage haben, gehen alle Ableitungen zurück.
Eben, flach heisst im Lateinischen ptlanns. Und in dem italie-
nischen piano den Vertreter dieser lateinischen Form und in die-
sem piano den Quell des europäischen Kunstausdrucks zu er-
kennen, brauchen wir nun nicht länger anzustehen! Nachträglich,
nachdem wir sein Etymon und dessen Entwickelungsgang kennen,
wird denn auch die Gestalt des spanischen Wortes, das wir deuten
wollten, seine Italianität bekunden. VI pflegt nämlich der Ita-
liener stets durch pi wiederzugeben , wie piaga ■= plaga , pianta
= pianta; pianto =■ plandtim; picgarc z= plicare; pioggia =■
phivia es bezeugen. Die spanische Volkssprache hingegen er-
weicht pl zu U, wie die entsprechenden Formen Uaga Hanta
llanto Ueno llcgar lluvia es bezeugen: piano niüsste also im
Spanischen llano und nicht piano lauten, und da solch ein llano
in der Tat vorhanden ist und mit der fast vollzähligen Reihe
122
(1(1 im Ituiioiiisclicii an pitttuß liaft( ndcii coiicrctcn und abhiractcii
Il(Ml(>iitiiiig(M) und mit einer eben ho grosHCii Hcihc von Ableituii-
p^vu iiiiftritt, NO erkennen wir in Ilano den >olkstUmlichrn Mpani-
sctlicn ilcprlisentantcn des lateinischen jtlfuniH. Nur die Hedeu-
tun^ IMan, Kntwiirf, wrlciie das italienih« lie piamt unter andcreu
trä^t, (li(i('l\t der S])ani('r nidit durch Uano^ sondern «lurch jßlan
aus. I)i(' Iledeutuiig Schuh, die der Italiener an j>innclla knüpft,
giebt der Spani(r durch (h(nicl(i wieder; und tiach, eben, im con-
creten Sinne und in spcciellcr Anwendung auf Geometrie und
Militairwisscnscliaft l)ezeichnct er mit piano (s. plana nint/or,
pl({}i()pl(i)iü), variirt also den lateinischen Stamm in mannich-
fachcr Weise, während der Italicner bis auf die eine dem Gr.-
lat. direct entnommene Comjjosition planimetria durchweg die
populäre Richtung innehält. Dies playio stempelt der unassimi-
lirbare Anlaut und der rein wissenschaftliche technische Sinn zum
lateinischen Lehnwort. IHan weist durch seine Einsilbigkeit als
kurzes Oxyton nach Frankreich : denn hier bleibt pl^ wie in kei-
nenv anderen romanischen Lande unverändert; s. plaie plante
plaint plcin plicr pluic. Chancia aber, d. h. nach abgezogener
Deminutivendung chana chano kann nur in Portugal, oder in
dem grossen altspanischen Reiche Gallizien geboren sein, denn
nur hier entspriclit dem lateinischen 7)? ein ch; s. chof/a chanta
chanfo chcio chcgar chur/a. — Tiano Ilano piano chano pAan ein-
zeln betraclitet, könnten für echt spanische Schöpfungen gelten,
denn weder pi^ noch ch, noch pl sind ganz nnspanische Lautbil-
dungen und x)l steht oft genug selbst in populären Schöpfungen,
in denen wir // erwarten sollten, s. plaza planfa ptlanir plai/a
pleito plonio, sogar in einer Ableitung von jylanus in plamha =
pJaimla; im Hinblick darauf jedoch, dass allen fünf ein Etymon
zu Grunde liegt, das lateinische planus, und im Hinblick auf die
verschiedenen grossen oder kleinen Rollen, die sie spielen, er-
giebt sich, dass nur Uano ein echt volkstümliches Gebilde ist:
die Form in pi ist italienisches, die in ch portugiesisches, die in
pl lateinisches, die andere französisches Fremdwort. Alle Formen,
in denen also pi als Stellvertreter eines lateinischen pl auftritt,
können nur italienisch sein, solche in denen ch nur portugiesisch,
solche in denen pl nur lateinisch oder französisch oder allenfalls
V2?>
spanisch; wo U steht aher dürfen wir innncr spanische Yolks-
formen vermuten.
Nur wo ein ganz eigentümli(!her Klang, ganz eigentümliche
Lautverbindungen mit Sicherheit liier oder dorthin weisen, ist das
Vaterland eines Wortes leicht zu erkennen, wo diese nicht vor-
liegen, wo fremde Wörter von selbst ein heimisches Aussehen
haben, oder es durch ganz unwesentliche Aenderungen erlangen,
da giebt es kein äusseres Kennzeichen, nichts als den histori-
schen Nachweis. Nur w^o ein Wort wirkliches Fremdwort ge-
blieben ist, wo das tatsächliche Ergebniss dieser Fremdheit eine
absonderliche Form ist, die uns wechsellos immer in derselben
Gestalt und mit demselben Sinn, und zwar mit einem hohen ge-
lehrten Sinn begegnet, wird ein Schluss auf ausländische Her-
kunft oder gar auf eine bestimmte Herkunft zutreffen. Die
Aeusserlichkeiten trügen leicht: darum von ihrer Wirklichkeit
zum Geiste der Sache! zu den inneren Vorbedingungen, welche
die Stellung und Verwertung der einzelnen Elemente bestimmen
und regeln.
Alles dasjenige soll fremder llesilz sein, was nicht der Hei-
matsprache entstanmit. Das hiesse denn, auf das spanische an-
gew^andt, alles, was nicht lateinisch ist, ist Fremd- oder Lehn-
wort? alles Lateinische aber ist heimisches Gut und in dieser
Anwendung kann jener allgemeine Satz durchaus nicht genügen.
Es hiesse Wörter , die vielleicht vor wenigen Jahren , durch
einen beliebigen Gelehrten einer beliebigen Fakultät aus dem la-
teinischen Wortkapital entnommen und unverändert dem engen
Kreise der Fachsprache zugeführt wurden (z. B. virus sanguis)
mit solchen in eine Linie stellen, die etwa zur Zeit der Renais-
sance entlehnt, und, ein wenig verändert, der Gesammtsprache,
oder wenigstens der Sprache der gesammten schönen Literatur
einverleibt wurden; es hiesse beide Spätlinge auch jenen Alten
gleichstellen, welche in den ersten Jahrhunderten der Sprach-
bildung stark verändert und zum Gemeingut des ganzen Volkes
wurden. Es hiesse, was wir eigentlich scharf geschieden den
drei Kategorien der heimischen, entlehnten, und fremden Wörter
einordnen müssten, nur darum so auffassen als wäre es unter-
schiedslos und gleich geartet, weil es ja lateinisch ist, und weil
das Lateinische den Nationalbestand des Romanischen ausmacht.
121
Af/uirn, ein Ik'wUssrniiiK*'K«'al><'ii, ocnnrio «Iah Sternbild des Was-
sonnanns, und (uiunium, rin bis jetzt in Spanien nur weni;<«'n
gcbildctm Ucisciiilcii voilUf)iniiir'n vcrsfändlirlii-r Ili'/^riff, jtcz und
pisris^ sattf/rr iiiid sdVfjuis, (urrjjo und corpiin , nlio und alf^nn
uilrdcn also in einer Klasse als glciclKirli^e nebeneinander «»teben!
Dass solche sinnlose Auffassung im Krnste Niemand hegt, braucht
nicht cr.sl gesagt zu werden. I)iez hat sie ein für alle Mal ver-
nichtet: nur alte, populaire Wörter, wie Uf/uera, jicz ^ sapyre,
vitirpo nennt er „den neuen Sprachen unbedingt angehörig".
Hingegen ,, vieler lateinischer Wörter bedienen sie sich nur als
poetischer Ausdrücke und diese sind nieist auf rein litteräriseheni
Wege hereingekommen'". .,Kben so wenig wie diese* aber, können
zahlreiche technische Ausdrücke als wahre Bestandteile jener
Sprachen angesehen werden; sie sind lateinisch und werden
auch in den Wörterbüchern gewölmlich als solche bezeichnet.** —
Nicht alles Lateinische ist also, selbst nach Diez, lateinisches
Gut, die erste Hälfte des obigen Satzes ist also falsch und niuss
Beschränkungen erleiden.
Ebenso aber die zweite. Alles Nicht-lateinische wäre wirk-
lich fremdes Gut? Und was versteht man denn unter diesem
Nichtlateiniscli? Wo fängt sein Gebiet an? Wo hört es auf?
Sollen wir schon die Hunderte von Wörtern, die der Lateiner
7. B. aus griechischer Quelle schöpfte, sorgfältig aus dem eigent-
lich lateinischen Wortreichtum aussondern? Oder sollen wir
Nicht-lateinisch nur dasjenige nennen, was der Lateiner nicht be-
sessen, was den Spaniern nicht der Römermund überlieferte? Und
ist es denn überhaupt möglich und stets ausführbar festzustellen,
ob ein griechisches oder ein iberisches Wort direct in die schon
spanisch angehauchte romana rustica, oder ob es viel früher in die
klassische Schriftsprache überging; ob es also Fremdwort oder,
weil schon lateinischer Besitz, heimisch zu nennen ist? Ahad ist
syrisch, ging von Syrien nach Griechenland, von Griechenland
kam es durch die Vermittelung des Neuen Testamentes nach Rom,
und von Rom aus ward es weiter versandt. Weil es nun aus
Rom nach Spanien kam, muss es darum hier für lateinisches Gut
gelten, ob es auch aus Syrien stammt? Und soll ebenso alles,
was Hebräer, Iberer, Gelten, Germanen und Griechen durch la-
teinische Vermittelung zur romanischen Ausstattung beisteuern
125
konnten, lateinisches Heimatsrecht beanspruchen dürfen? Wird
diese Frage bejaht, und ich glaube sie wiid es, nun so niüsste
die obige Definition darauf beschränkt werden, dass nur dasjenige
was sich aus anderen Spraclien dem Lateinischen während und
nach seiner Ronianisirung beimischte fremd ist; da aber eine sichere
Linie den Ausgang und Anfang dieses Processes, die Grenzscheide
zwischen Lateinisch und Romanisch nicht bezeichnet, so bliebe
auch diese Bestimmung wenig genau und wenig befriedigend.
Weiter aber und gleichviel wie diese Frage beantwortet
wird, will man derartige nicht lateinische Wörter auch nicht
heimisch nennen: die eine Einschränkung muss unbedingt gemacht
werden, dass sie wirkliche Fremdwörter niemals bleiben können,
ob sie der klassischen, oder ob sie der romanischen Epoche an-
gehören, sie würden mindestens Lehnworte werden. Denn schon
im Lateinischen und noch mehr im Romanischen werden sie
formell umgestaltet, den echten Sprossen ganz ähnlich gemacht.
Welcher Teil sämmtlicher im Laufe der Jahrhunderte eindringen-
der Worte sich in Spanien einbürgern sollte und welcher nicht,
das muss ja, so sagte es die allgemeine Regel aus, von der Zeit
der Einwanderung abhängen. xVUes was bis zur einheitlichen
Ausbildung der kastilianischen Schriftsprache in sie eindrang
hatte aber gewiss Zeit und Gelegenheit genug heimisch zu werden
und ward es auch. Fremdwörter kann es also bis zu jenem
Augenblick gar nicht geben. Natürlich walten aber auch hier
in Betreff des Grades der Xationalisirung einige Unterschiede.
Am frühesten nach der Ronianisirung der hispanischen Lande,
im Jahre 410, kamen die Westgothen hierher: ihre Sprache übte
die einschneidendste Wirkung, erfuhr den vollkommensten Aus-
gleich, erstens weil sie die erste war, welche den Sprachstoff
mehrte, darum also auch die wichtigsten der mangelnden Begriffe
ergänzte, zweitens weil sie als indogermanische Urverwandte die
Römerzunge leichter beeinflussen konnte, als hernach die Sprache
der jener ganz fernstehenden Baskon und Araber und drittens
weil sie allein noch unfertige unentwickelte Gebilde als blosse
blatt- und blütenlose Stimme in den spanischen r>oden pflanzte,
Stänmie die auch im Deutschen ihrer Entwickelung und Reife
vom Gothischen zum Althochdeutschen, vom Althochdeutschen
zum Mittelhochdeutschen, und vom Mittelhochdeutschen zum Neu-
V2i)
liorlidcut^clK'ii vv^\ riitgcgcii Kiiigdi. Kriii wettf^otliUcbo t
Wnit lilicl) iinassiinilirtrs Fremdwort.
Itii seclistrn lind siebenten Jahrliundert brachten «lu- li\/.an-
tiiur, ini achten di«' Araber nicht bb^ssen KtihstofT wie die (Jcr-
nuuien, son(h'ni fertige, zwar wohl braiiclibare, iriiieM starken or-
ganischen NVach.stunis aber niclit inelir fiihigc Wörter. Das ara-
bisclie Klcmeiil. obwohl es auch tiefe und niannichfultige Tinge-
staltiingen und Spaltungen erfahren hat, steht an liedcutbamkeit
dem Deiitsclien nicht gleicli, und trügt seine Kigenttlmliehkeit
(bis Zeichen seines orientalischen Ursprungs zum grossen Teil
noch so deutlich an der Stirne, dass es, man möchte sagen.
wie Oel unvennischt über dem Wasser der Sprache schwimmt:
dennoch ist auch eine grosse Masse arabischer Wörter lautlich
von den lateinisch und deutsch spanischen gar nicht zu son-
dern und was an cigentüinlichen Hildungen da ist gehört zur
Individualität des Spanischen den übrigen romanischen Schwe-
stern gegenüber, ist ein so cliaracteristisches Merkmal, dass man
auch dieses nichtlateinische Element nicht mehr fremd heissen
darf: ein spanisches Volk, eine spanische Sprache, eine spanische
Littcratur ohne arabische Bestandteile, wäre nicht was sie ist;
das arabische bildet einen Teil seiner Kraft; in das specifisch
spanische ist das arabische Element miteinbegriffer.. Auch ara-
bische Fremdwörter giebt es also nicht. Iberisch-baskische auch
niclit. Kurz wir können behaupten, was bis gegen 1400 das Jahr
seiner Geburt zurückdatiren kann, ist ganz national geworden.
Es ist der Form und dem Inhalte nach so stark hispanisirt, und
entspricht so durchaus nicht dem was vorhin als Typus eines
Fremdwortes mit charactcristischen Merkmalen gekennzeichnet
ward, dass dieser Name unmöglich zutreffen kann. Die Bezeicli-
nung Lehnwort könnte nach dem über jenes verfassten Steck-
briefe wohl passen und wir wären nicht gezwungen für diese
jüngsten Einwanderer eine neue Nomenclatur zu suchen, wenn
jener Brief nicht noch besser eine andere Wortklasse schilderte,
die von jener doch so stark abweicht, dass eine völlige Gleich-
stellung und Gleichbenennung beider nicht zulässig ist.
Ich meine die Summe der im 15., iß. und 17. Jahrhundert
durch W^isseuschaft und Kunst nach Spanien geführten Wörter.
Auch sie nahmen noch viel heimisches an. Auch sie natürlich
127
in verschiedenen Graden. Was z. B. der lateinischen Mutter-
sprache und der italienisclicn Scliwestersprache angehört, konnte
leichter an- und ausgeglichen werden als das deutsche, hollän-
dische, englische oder gar dasjenige was den verschiedenen Ein-
geborenen Amerikas angehört hatte. Was den beiden erstgenann-
ten abgeborgt ward, wird in den seltensten Fällen fremd scheinen,
selbst wenn es in ganz unverändertem Zustande herübergenommen
ist, weil es erstens verwandten Klang hatte, zweitens aber regel-
mässig Wörter desselben Stammes vorfand mit denen es sich
selbst für das ungeübteste Laienauge zu einer Gruppe verband.
Zum Beispiel: fatal und natal holte im IG. Jahrhundert der
Verfasser des an Wortneuerungen reichen Lazarillo de Tormcs
aus Italien. Das altsi)anische hatte naäal besessen und wieder
verloren, ob auch liaäal fadal kann ich nicht sagen, es nur ver-
muten. Beide Italianismen ^) lehnen sich aber an einen nicht
unbedeutenden Bestand volkstümlicher — und lateinelnder —
Bildungen an, wenn sie selbst ihn auch nicht schufen und stehen
also nicht wie Fremdwörter vereinsamt da. Selbst wenn sie aber
vereinzelt dastehen, d. h. wenn die betreffende Form in ihrem
lateinischen Costüm von dem vulgairspanischen so abweicht, oder
in Italien so verändert ward, dass der Laie — und auf ihn allein
kommt es an — der nur in vollkommener Identität der Stämme
Gleichheit zu sehen vermag, sie für zusammenhangslos und ver-
einzelt ansieht wie z. B. in centhicla carahina ciipola torso, so
tragen sie darum noch keineswegs unspanisches fremdartiges Ge-
präge. Denn auch im Spanischen selbst würden sie nicht anders
geformt worden sein oder hätten es wenigstens nicht zu sein
brauchen; und auch ganz vereinsamte und unveränderliche
Gebilde giebt es selbst im Popularbestand genug. Beides Ver-
einsamung und Unveränderlichkeit des Sinnes das den französi-
schen und deutschen Zusätzen natürlich noch ungleich stärker
eigen ist, genügt also der absolut spanischen Form allein gegenüber
nicht ihnen die Möglichkeit der Akklimatisirung bis zum Lehn-
wort streitig zu machen, sie nähert sie aber der Kategorie der
eigentlichen Fremdwörter an oder entfernt sie wenigstens weit
^) Dass es Italianismen und nicht Latinismen sind, kann frei,
lie-h nur der historische Nachweis sajreu.
12ft
von ii( II friK liihuieii 8cliö.<>sliiig<ii des 5. bis Ib. JahrlitiiidertN.
Von jillcn Kij,M'ns<!liaffr'n »los Lclinwoitfs liahrii iliesc r'inen Uebcr-
schnss (lor sie den ci^^'cntlich spanisch-Iati-iniscIitMi VolksM:lir>|ifan{^f»ri
ganz glcicli stellt. Wtnn wir dalier auch jede von beiden Kla-jscii
einzeln betrachtet, wohl von Rechts wegc-n LehnHörter nennen
könnten, so ist es da beide existiren, nicht zulässig beide auf eine
Rangstufe /.n stellen; die spätere Art aber beansprucht angesichtn
der spilte^tell für die es keinen andern Namen als den der Fremd-
wörter giebt, den der Lehnwörter; für die früheste muss also ein
anderer gesucht werden. ^Vir kommen abermals darauf zurück, da.s»
diese Dreiteilung nicht gerade vollkommen ausreichend erscheint,
dass die Grenzen, welche Volkstündiches von Kntleiintera, und Ent-
lehntes von Fremdem trennen sollen, sich fortwährend verrücken
und verschieben, kurzum dass sie in der bisherigen Weise über-
haupt noch nicht richtig gezogen sein können, dass die Sonde-
rung in heimisclie und Lehn- und Fremdwörter die für das
Deutsche ausgezeichnet passt, wenn sie auf die romanischen Lande
übertrogen werden soll, schlecht angebracht ist, dass es also auch
in dieser Beziehung nicht geraten ist, an das Spanische oder
überhaupt an Secundär- oder Tochtersprachen wie die romani-
schen es sind, denselben Massstab zu legen, wie an Priraitiv-
sprachen. Ihre iJasis ist eben keine einfache mehr: was wir
spanische Nation nennen, ist eine Mischung von Völkern, was
wir spanische Sprache nennen, eine wenn auch nicht so glücklich
vollzogene Mischung von Sprachen. Ihr erstes Grundelement ist
freilich ein einfaches doch dass auch dieses nicht ganz rein war,
sondern selbst schon vermischt auftrat, sahen wir bereits. Und
was zu diesem Grundbestand noch als wirkliches Constitutiv-Ele-
ment hinzutrat, was auf hispanischem Boden selbst, durch directe
äussere Verbindung, durch unmittelbare lebendige Berührung von
Mann und Mann , und von Volk und Volk in dies Grundelement
einschmolz und sich mit ihm verquickte noch ehe der erste Zeit-
raum des AVerdens bis zu seinem Ahschluss — der Befestigung
der Sprache durch die Schrift — gekommen war, was also wirk-
lich bildend und schaffend in die Formimng der Sprache ein-
griff, was unbefangen vom Volke aufgenommen und in den mächtig
vorwärts brausenden Strom der eigenen Entwickelung hinein
gezogen ward, das Deutsche und Arabische, und einiges Grie-
129
cliischc lind iboriscli-haskisclic, das dürfon wir, meine ich, nicht
als fremd dem Lateinischen gegenüber und nicht in eine Reihe
mit den viel späteren Zusätzen stellen, selbst nicht so, dass wir
diese Ausschliessung vom wirklich Nationalen dadurch niihlern
dass wir es nur entlehnt nennen; warum auch dies nicht, ward
schon oben gesagt. Wenige lateinische Ahnen können sich solcher
Nachkommenschaft rühmen, wie viele Deutsche, wie z. B. grh
(s. oben) oder um ein neues aufzuführen wie das deutsche hcwd.^)
Gewiss, genau und dem Wortlaut nach genommen, ist in den
romanischen Tochtersprachen alles fremd d. h. eben nur Nicht-
lateinisch, was nicht lateinisch ist. So gut es aber — wenn man
nicht aller Ordnung ins Gesicht schlagen will — absolut geboten
ist, den ganzen lateinischen Bestand in heimisches d. h. volks-
tümliches und in entl(>hntes und fremdes zu zerlegen (s. oben)
so gut ich llano heimisch, piano entlehnt, x>lam(m fremd nennen
inüsste; so gut ich ferner was in diesem lateinischen Bestand
sclion an griechischen iberischen hebräischen Teilchen amalgamirt
ruht, noch echt volkstümlich nenne, so gut ist es auch erlaubt
z. B. vom deutschen lieichtum einen Teil volkstümlich, einen
andern entlehnt, einen dritten fremd zu nennen, und den arabi-
schen ganz dem Volksbesitze beizurechnen. Oder wir müssten
nichts von alle dem zugeben und statt dreier fünf Lagerungen
anerkennen und die echt lateinischen Wörter von den lateinischen
Fremdwörtern, und diese wieder von den romanischen erster,
zweiter und dritter Klasse absondern : eine ungefüge Teilung weil
innerhalb der Gesetze, welche die Gestaltung der Worte regieren
nur eine Dreiteilung wahrzunehmen ist.
Ich denke also man bleibt bei der Zergliederung in drei
Teile stehen, die sogar dem Namen nach mit den deutschen
Teilen zusammen fallen könnten (s. unten), der Sache nach aber
nicht. — Volkstümlich ist nämlich im Deutschen nur echt und
') Siehe ahandah'zar ahovderado abcniderar ahandcria ahanderiza-
dor ahandcrizar abandonar ahandono ; ahanete cdmuicamieuto ahanicar
nhanicazo ahanico ahouo (kat. vano, gall. r(i)i hau) idxnnlh) ahduillazo
abanmo abaniquro (dxutiquero baudd handada bditdado liundarria
bandeado bandear bande.jador bandejar bmulerola baxdido haiidir
baudo bandolero hmtdera hdiiderado bnuderetd bandcria bandericu
banderiUa banderilUuir baiidcnUcro bano etc.
C. MlClIAKi,IS. 9
130
rein Dcutsriics, w.'ilirriul im .S|»uiiif»rJM*ii d<T Name volUstninlirh
nllcH (las ziisan.nM'iifiisscii niü.ssle was big zur littcrarihdien Auk-
bilduHK «Icr Si»iji(;ln' Kiugaiig in ihre Mitte fand, alo schon
dem rrsi)runj<i' nach I'iX'tn<J(s in ^ich ^chlics.st. Im Deutschen
gi«;bt es demnarh schon von Anfang an d. h. schon ins (iolischc
ein^etiosenc, also 1000 .lalnc alte Fremd- und LchnwOrter, im
Spanischen in seinen ersten Sprachdenkmalen, im eigentlichen Alt-
spanisclien nicht. Knt lehnt ist vor allem das mit newuHstbeio
und Absicht vom 15. .Jahrhundert an besonders dem Lateinischen
und Lateini>ch-griec]iischen und dem Italienischen Kntnommenc.
Fremd h!iupt>ächlic]i das was an Namen für seltene Waaren mit
ihnen zugleich aus aller Herren J^änder importirt oder was an
Moden, wissenschaftlichen Neuerungen etc. internationales Geraein-
gut, und also auch IJcsitz der Si)anier ward. Sie entstammen
der neuesten Zeit, dem 18. und 19. Jahrhundert,, natürlich sind
aber auch aus etwas frtlheren Jahrhunderten Fremdwörter er-
halten /.. 1). die Anierikanismen des 16. Jahrhunderts. — Dass
jede dieser drei IIauptgruj)pen die erste so gut wie die zweite
und dritte aus Einzcltiguren zusammengesetzt ist, dass diese Haupt-
teilung noch Unterabteilungen zulässt, dass besonders der volks-
tümliche Teil wieder schärferer Zerlegung in lateinischen, deut-
schen, arabischen, griechischen, baskischen Stoff fähig ist, ist nun
wohl oft genug gesagt. Jede Einteilung hat ihre Mängel und
auch diese ist nicht vorwurfsfrei. Für den Zweck meiner Arbeit
aber überwiegt der Vorteil der Uebersichtlichkeit den unvermeid-
lichen Nachteil leiser Ungejiauigkeit und stellenweisen Verschwim-
mens der Grenzlinien so sehr, dass ich dankbar und anerkennend
die von Heriu Auguste Brächet' s Vorarbeit, seinem allbekannten
Didionnairc des Douhtets^ zam ersten ^lale klar vorgenommene
und praktisch verwertete, und nach ihm allgemein gewordene
Sonderung des französischen Sprachgutes in einen fonds d^ori-
e/ine pojmlaire, einen fonds d'orig'mc savuute und einen fonds
d'originc ctrangere auch auf das Spanische übertrage und nunmehr
von volkstümlichem gelehrtem und fremdem Wortreichtum .«spre-
chen, und das nicht ganz exacte Lehnwort also durch Gelehrten-
w'ort ersetzen werde. Doch davon später.
Vergleicht man nun den Fonds der romanischen Gelehrteu-
worte 'find den Fonds der romanischen Fremdwörter untereinander
131
und dann mit den entsprechenden deutsclien Kategorieen, so muss
es auffallen, dass im Deutschen die Fremdwörter nach Tausenden,
die Lehnwörter nur nach Hunderten (500 — GOO) zu berechnen
sind, worunter noch viele längst verschollene, während in Spa-
nien und im ganzen romanischen Reiche die Lehnwörter d. i.
die Gelehrtenwörter die Mehrzald, die Fremdwörter nur die
jMinderzahl bilden. Dies ist um so auffallender als schon eine un-
gelieure Summe spanischer Lehnwörter nämlich die volkstümlich
gewordenen deutsch-arabisch-griechisch-baskischen schon hinweg-
genommen und der ersten Kategorie eingereiht sind, wir also melir
Fremd- als Lehnwörter, also das directe Gegenteil des wirklichen
Sacliverhalts, crw^arten müssten. Dieser Gegensatz nun beruht
zum Teil auf der grossen Assimilationsfähigkeit des Romanischen
— doch daran hatte z. B. das Französische einen nur sehr ge-
ringen, das Italicnische und Spanische den erheblichsten Anteil — ;
zum grössren Teil liegt es daran dass die Nation und Sprache,
deren mächtigen Cultureinflüssen ganz Europa, vor allem aber
Deutschland sich Jahrhunderte lang mit schuldiger Achtung und
Bewunderung beugte, dass Rom und die römische Sprache, den
Romanen Mutter, mit dem Deutschen aber doch sehr viel entfernter
verwandt war; daran also, dass ein grosser, ja ohne Zweifel der
grösste Teil, nicht dessen was den Germanen frühe durch die
Einführung des Christentums, sondern dessen was ihnen und den
Romanen zur Zeit des Wiedererwachens der Antike an griechisch-
lateinischer Nahrung gebracht ward und auch ein grosser Teil
der Worte welche solche Begriffe decken, kraft deren eine der
romanischen Schwestern, erst das Provenzalische durch seinen
Minnesang, dann Italien durch seine Kunst, dann Frankreich durch
seine hohe Bildung und Wissenschaft im 18. Jahrhundert, die gei-
stige Suprematie über Europa gewonnen hatte; dass alle diese
sowohl alten als neuen romanischen Eindringlinge in Deutschland
fremd waren und zumeist als Fremdwörter auftreten mussten; im
römischen Lande aber, weil sie stammverwandte waren, als Lehn-
wörter. Von den 550 Lehnwörtern des Deutschen sind 440 la-
teinischen (griech., lat., rom.) Ursprungs und bei den Fremd-
wörtern stellt das Verhältniss sich mindestens eben so günstig für
Rom. Neun und neunzig Hundertstel dieser Fremdlinge aus Rom
C).t.
132
oder IJoiir ( oloiiicii ii.uli Spaiiirn NNuiidcrnd, Iratcn liier i^lcicli
mit «Iciii Aiisprucli auf Natioiiali^ininj^ auf.
l)ir, wie ^csa^t, sclioii \(>\\ N;itiir /.wisrlicii IntciuisHicn und
spanisclicii, und ifaliciiisclirn uinl sj)anisdicn Wrirtorn bcslclicndc*
Achiiliclikcit wiinic natlirlich leicht noch vcrgrösstTt. Und wenn
trut/dcm die dcutscinn Lehnwörter oft den lateinischen weniger
iiliulicii seilen, in stärker veränderter Korm er.veheinen, also an-
scljeinend he.vser vcrdeut seilt vorlie^'cn als die romanischen roma-
nisirt, so ist es eben nur Ansehein, und liegt daran, da.ss df-r
Deutsehe sich gezwungen sah, starke Lautuingestaltungen vor-
zunehmen wenn er ein Wort aufnehmen wollte, während im Ko-
manischen ein lateinisches Wort oft ganz unverändert bleiben
konnte oder kaum verändert zu werden brauchte, was denn
nicht bloss bei entlelmtcn, sondern auch bei ererbten Wörtern
der Fall war. Lateinische Wörter, die nach Sjianien viel früher als
nach Deutschland kamen, erfulircn dennoch hier stärkere Umwand-
lungen als dort. Sagt der Spanier portn^ so sagt der Deutsche
rfüite; jener arca^ dieser Arche,- jener cadcna, dieser Kette;
icuQV j^rchcuda, dieser Pfründe; jener cutino, dieser Kessel: jener
comiiio, dieser Kümmel; jener aijxi ^ cojia , dieser Kufe, Koi>f;
^cuQY falso, dieser falsch; joucv f ehre, dieser Fieber; jener /er /V/,
dieser Feier; jener mcyita, dieser Münze; jener mulo, dieser
Maulesel; jener jw?o, dieser Pfahl; jener papa^ dieser Pfaffe;
jener tone, dieser Turm; jener luua, dieser Laune; jener priino^
dieser PÜaume; jener buccna, dieser Posaune; jener dos, dieser
Daus; jener paicna, patcra, dieser Pfanne und so fort.
Ich sagte ein lateinisches Wort könne unverändert ins Spa-
nische übergehen und doch durchaus volkstümlich sein — z. B.
pluma — stiess also damit die Gültigkeit des allgemeinen Satzes
dass Unverändertheit das Charactcristikum nur aller Fremdwörter
sei fürs Spanische um: sie ist nicht einmal ein sicheres und
ausreichendes Characleristicum für Lehnwörter, wenigstens nicht
für lateinische. Es fällt also diejenige Aeusserlichkeit, welche das
Erkennen ausserlateinischer Fremdlinge noch einigermassen er-
leichtert, den lateinischen Spätlingen gegeiiüber auch noch fort,
so dass es bei einer Zerlegung der spanischen Sprache in ihre
Bestandteile nach äusscrlichen Kennzeichen, das schwerste Stück
sein wird die lateinischen Lehnwörter mit Sicherheit zu erkennen,
133
sie vom ureignen ererbten VolkstüinUclien zu scheiden, odei*, was
dasselbe sagen will, dem Verfahren aller Spraehbereieherer und
Spraeliküustler von Jtuut de Jlcna bis in die neueste Zeit liin auf
die Spur zu kommen. — Versuchen wir wenigstens die llaupt-
richtung ihres Verfahrens anzugeben.
Als Mam und andere gelehrte Dichter des 15. Jahrhunderts
den Versuch wagten, durch bewusstc Aenderungen die Sprache
umzuarbeiten, da kam es ihnen nicht bloss darauf an ihr (Jut
zu mehren, es zu veredeln lag ihnen ebenso sehr am Herzen.
Mit dem Bossirstabc kneteten sie an dem noch weichen Thon
der Volkssi)rache; vom Sprachbaum schnitten sie alle unnützen,
dürren, blütenlosen, schwanken Zweige ab und pfropften an ihrer
Statt edlere Heiser kunstvoll ein. Die Sprache zu ergründen, zu
regeln und zu runden, der Sprache Gut zu mehren, zu bessern und
zu klären, der Sprache Form und Zier bestimmen und gestalten,
— was U bland von der neuen deutschen Sprachgesellshaft rühmt —
das war schon ihr Ziel und ihr Streben, das sie natürlich nur in be-
schränktem Grade und nicht ohne Fehlgriffe und -schnitte erreichten.
Sie besserten, halb absichtsvoll, halb absichtslos indem
sie mehr und mehr die Ilomonymität vermieden, mehr und mehr
analogisirten, kurz alle die Erscheinungen begünstigten, die
wir gleich beim ersten dichterischen Erwachen der Volksseele als
Sprachbildner und Förderer ihrer Klarheit und Feinheit auftreten
sahen. Ganz absichtsvoll aber gingen sie als Kenner des Latei-
nischen in diesen Tendenzen noch bedeutend weiter als das Volk
es vermocht hatte. In den Umgestaltungen welche dieses an
solchen Worten vollbracht hatte, deren einfacher Bau es den Sprach-
kenntnissen jener neuerer Dichter gestattete die lateinischen Etyma
herauszuerkennen, sahen sie nichts als arge heillose Verstümme-
lungen der klassischen Formen, die sie gern vom Sprachbaum
völlig abgeschüttelt hätten. Daher restaurirten sie sie wenigstens,
d. h. sie gaben den frei hispanisirtcn Köndingen ihre echte strenge
Form so weit als irgend möglich zurück. Sagte das Altspanische
— und sagt also noch heute sein moderner Vertreter, der Dia-
lect — mcffe und maigc oder ttwiffc, so trat jetzt das lateiidsche
mcdko wieder in Ehren, llago ward wieder bacnlo; ochuhrc wie-
der odobrc, mcio wieder mcdio; mclcclna wieder mcdicina, plo-
i'cshi plcurcsia; soiriiaho suhitanco. nuc nahe; puagni 2^odag)ii;
1 :i i
vrmhro tiitcmlna; sttjitijii buimyin; Ittnun iccciun; iuhso verso ;
jfUNor })ii(/ti(ir; (liuo d/fjiio; imifio wmjuo; ihtto '!octo; rgicianu
vf/ij)(hni(t; reif nur i.irrjilnttr; (ininr (icvplar ; aüotar ndoptar ;
liiura Icdura ; drirfttor (ktrnclor) cclisc ecUpse; clonya cloaca
iiiul so ins Wrifc fort. Alilcituii^'cn die man nicht erkunnte, be-
\valnt( II die glrichcn Slilinnje popiiliir in ihrer ('mändcrung z. H.
vom letzt j^'onaiintoM Worto das Derivat clnraf/uera.
So niihciten Ihind und Mund (h's ^relelirten Dichters viele
der dureli den dehraueh aligesclilitlenen Formen ihrer ursprüng-
lichen (iestalt wieder an; und oft erzielten sie so in der Tat grösseren
Wohllaut, oft grössere Deutlichkeit, /um Beispiel : Wörterderen
Hegriff es ihnen auferlegte die ganze gebildete abendländische
Welt zu durchwandern und überall scsshaft zu werden, dabei
aber und eigentlich wohl darum doch nur als Erbteil der Ge-
bildelen die ihren Urs])rung kennen und ehren und nicht zu ver-
wischen trachten, die wünschen wir auch in Spanien unverändert
wiederzutindcn und hören also lieber neuspanisch vom verso
als altspanisch vom licsso reden.
Eine viel grössere Menge von Wörtern konnte aber nicht
von der unedlen Vulgärform zum Adel der Klassicität erhoben
werden, weil ihre Herkunft, ihr lateinisches Musterbild nicht so
leicht erkennbar war, oder auch weil sie fest und treu — der Form
nach — ihrem l ibilde gleichgeblieben waren. Solche Wörter
denen die gelehrte Form also nicht mehr angepasst werden konnte
oder brauchte, wurden wenn ihr Sinn ein edler reiner war, na-
türlich beibehalten, waren sie aber von Anfang an aus dem Vulgair-
latein mit vulgairer Roh- und Rauhheit im Sinne überbracht,
oder hatte ihre Bedeutung sich erst in Spanien nach dieser Rich-
tung hin erweitert oder vergröbert, so werden sie aus der Schrift-
sprache ausgemärzt und durch andere neue Latinismen ersetzt.
Für roh galt z. B. alles Technische innerhalb der Poesie. War
es begrift'lich aber doch einmal innerhalb der Poesie unumgänglich,
so musste ein ungewöhnlicher Ausdruck den verpönten Begriff
adlen: Umschreibungen, Metaphern aller Art drängten sich ein.
Musste er jedoch in seiner einfachen Nacktheit und Kürze wirken,
so konnte man nicht umhin ihn wenigstens wenn das oben be-
sprochene Verfaliren anwendbar war, zu latinisiren, ihn der sonst
gang und gäben Form etwas zu entfremden. Wir reden und
135
hören auch im höchsten Fluge der Poesie oline zu stutzen von
Anker und Deck; der Spanier sagt sobald er dichtet ancora und
prora das er im gewöhnlichen Leben nicht im ]\Iunde hat, denn da
sagt er anda und proa. — Doch das ist immer noch nichts anderes
als ein Aufputzen schon dem Altspanischen angehöriger Worte.
Viel wiclitiger aber als das Bessern war das Bereichern, war es
dass das also dem Sprachschatz ganz neue, bislang noch gar nicht
dagewesene Worte zugefidirt wurden, entweder blosse wohltönende
Schmuckworte für welche schon Synonyma da waren, oder ganz
unbekannte substantielle die als Hülle ganz frischer bis dahin
gleichfalls unbekannter Gedanken eindrangen. Diese Arbeit der
Entlehnung nun übte der eine Dichter mit mehr, der andere mit
weniger Geschick: immerhin aber behielt die W^alil der entlehn-
ten Wörter etwas WillkürHches, vom Geschmacke und der augen-
blicklichen Wortnot des Einzelnen bedingtes. Ob die ganze Sprache
sie genehmigen oder verwerfen wollte, das freilich ward nicht
von der Willkür und Not des Einzelnen und nicht im Augenblick
entschieden; im Laufe der Zeit musste sich erst erweisen ob der
Geschmack und das Bedürfniss des Einzelnen auch wirklich Ge-
schmack und Bcdürfniss der Nation waren, ferner ob es brauchbar
und nützlich war und ob sein unveränderlicher fertiger Bau ohne
Mühe und ohne die Symmetrie zu stören dem Sprachganzen ein-
gefügt werden konnte. War keins von beiden der Fall, so
erstarb es sogleich wieder. War es nur ein wohltönendes
Schmuckwort, ein entbehrlicher Luxusartikel — der freilich auch
in der Sprache chose si necessaire ist — so erhielt es sich jedoch
einsam in den ätherischen Luftschichten der Dichtersprache. Fii-
ribundo ruhicundo moribiindo mcditahundo cogitahundo horrlsono
unisono allisono mortifero aligero ßamigcro fulgurco imrpnrco
aurco dereo esplendido fulgurco Jonganinw longcvo wären im
Munde des Volkes ebensoviel Disharmonieen.
War hingegen beides der Fall so trat es productionskräftig und
nahezu gleichberechtigt den heimischen zur Seite auf den festen
Boden der Tagesrealität, erlangte volles Bürgerrecht, kursirte durch
alle Schichten der Bevölkerung wie sie: es ward Lehnwort. Und
doch trennt eine Scheidewand, wie schon ein Dutzend Mal gesagt
ward, diese von jenen.
Nicht mehr das Volk nahm sie auf, denn seinen Bedürf-
iiisscii Will Jil)K('lu)lf('H, seine Spracho war in ilio I'alin «'in^'i-Irnkt
jinf tU'v sie IV'-i vorwiirts rollen konnte, (jclclirte und Diehter
fülirten s'w ein, «leren NVllnselien nn«I I'e^'fliren jetzt erst laut wer-
ben lind l'»efri( di^^nn;^' verliin^'en dnrft(?, deren Wünschen und
|{e;,M'liren jiher auf soitenr? Waaren, seltene Worte gerichtet war.
Deren Sinn war Icein alltiigliclier mehr, soinh rn höherer Art: nicht
mehr im \ iil^'airlat(!inischen war er also zu finden, sondern wurde
der reinsten Klassicitiit entnommen. Nicht mehr da-s Volk konnte
sie langsam nach unbewusst wirkenden Hildungstriehen von Stufe
zu Stnfe gestalten, aus der Wurzel allmählich Knosjien zu IJlät-
tcrn und IMüten und diese endlieh zu Früchten entwickeln: mit
einem Schlage mussten sie minervengleich gewappnet, in fertiger
Gestalt dem Haupte des Vaters Ldiinus entspringen, und sofort,
ob auch Neuling, wurden sio in die activen Truppen der Schrift-
sprache eingeführt! Natura von facH saltus! wir haben es hier
also mit keiner Natur, nur mit Kunstschöjjfungcn zu tun. Nur
den allcrnotwendigstcn Umänderungen, welche das Spanische als
Bedingung ihrer Aufnahme in das wirkliche Nationalgut festhalten
musste, fügten sie sich z. B. der Hispanisirung eines is zu e, eines
US zu 0, der Prosthese eines c vor s hiqmnuv. Sonst ist ihr Aussehen
ein möglichst Klassisches. Ihr Kennzeichen wird also treue Anleh-
nung an die lateinische Grundform, treue Anlehnung an den lateini-
schen Sinn sein: weder Apheresis noch Syocoi)e oder Apocope; weder
Assimilation noch Assibilation, weder Metathesis noch Epenthesis oder
Prothesis, kurz und gut kein populäres Lautgesetz trat an ihnen
in Kraft. Ein individuelles Gepräge werde ihnen also nicht auf-
gedrückt. \Vas nur Jahrhunderte lange Gewohnheit nationalen
Lebens geben kann, das konnte ein einziger Augenblick nicht
nachahmen. Alle Eigentümlichkeit fehlt ihnen: Buchsti^be für
Buchstabe schreiben sie die lateinischen Fonnen nach. Und da
nicht Spanien allein so verfährt; da Portugal, Italien und P>ank-
reich dasselbe tun, so müssen in den drei ersten die Lehnwörter
einander durchaus gleich sein und auch im vierten fast ganz
ebenso. AVährend die volkstümlichen Umbildungen lateinischer
Wörter in den einzelnen Provinzen gestaltcnreich und eigenartig
unterschieden sind, gehen die stolzen römischen Aristokraten in
dem für sie selbst und für alle anderen unauslöschlichen Bewusst-
scin ihrer alten Abstammung, ihrer Latinität überall etwas steif-
137
stolz, und eigenartig in derselben einen Weise einher. — Imii
volkstüniliclies Gewand weiss der Kenner ohne Zögern als ital.,
Span., port., frz. zu erkennen; ob aber ein aristokratischer
Frack aus Italien, 8i)anien, Portugal oder Frankreicli, herrülirt ist
schwerer ja unmöglich zu sagen: Das Französische erkennt man
auch hier am leichtesten.
Wohin coiqylc, cojüa, cohrn, coppia gehört, lehrt ein flüchtiger
Blick; ob aber copida spanisch, portugiesisch oder italienisch ist,
kann nicht das schärfste mikroskopische Glas mir sagen, es ist
eben weder dies noch das noch jenes: es ist ja lateinisch. Wie
verschieden sind concgo (pg.)j calöndrigo canonnjo (sp.); canoiige,
canorgnc (pr. kat.); chanoine (frz.); canönico (it.)! wie originell
das frz. clerc (dial. der dar, engl, darlc.) und dergc , das it.
dikrico dicrcio (dial. ccrcgh cicrgh) das span. dcrigo (dial. dcrguc
crego crciro) das pg. crdigo dcrigo crcgo\ das pi-ov. kat. dcrguc
dcrge. Und wie ermüdend eintönig klingt im frz. der kat, im pr.
dericat, im kat. dcrkat, im it. dcricafo, im span. dericafo, im pg.
dcrkato; im pg. sp. it. canoirkaio; im fr. pr. kat. canonicat. Der
Portugiese sagt hago, der (Alt-) Spanier hlago, der Italiener hucdno,
haculo sagen sie alle drei. Aus cpiscop^is machte der Italiener
vescovo, der Spanier olispo, der Portugiese lispo, der Franzose
cceque (i'csqitc) cccdic: bei dem gelehrten Machwerk blieb die
ganze Bomcmia ängstlich an cpiscopatus kleben. Aus davicnla
machte das italienische Volk cavkdiia und caviglia und copiglia;
das französische chcvillc; das provenzalische caiillo, das spanische
davija cahija cavija cavilla; das portugiesische davüla davilha
cravüha cavilha craiija diardlia caravdJia cscaravdha cscravdha,
das katalanische dovilla davia; der it. frz. pr. sp. port. kat.
Gelehrte machte nichts als davkxila davicalc daraus. — Wo
also alle romanischen Schwestern ein Wort gleichlauten lassen,
da kann keine, oder da könnte höchstens eine die Schöpferin
dieser Form sein; gewöhnlich aber werden sie allesammt dem
Mutterlatein entnommen sein; gewöhnlich werden wir also alle
solche Wörter Lehnwörter nennen können. Und copula davicnla
ist in der Tat auch überall gelehrte Form; caiionico hingegen
ist es im Italienischen nicht. Dies fasst überhaupt zahlreiche latei-
nische Formen unverändert in sich die dennoch nicht Gclehrtcn-
sondern echte Volksbildungen sind. Von der dies begründenden
1.",«
Acroiiluation war sclion so oft «Ijo Hcdf, (la«s wir darüber schweigen
(llirfni. Jedenfalls kaim man sagen: ob ein it. sp. pg. ursprüng-
licli lateinisches NVoil popiiliir oder entlehnt i.st, kann ich, wenn
ich nur eines davon ansehe und der Cirnndform (gegenüberstelle
nicht ohne weiteres bestimmen; überall aber wo der Vergleich
derselben untereinander und mit dem Lateinischen Af-hnlichkeil
(bis auf ganz leichte Aus- und Anlautsuntcrschiede: c vor s im-
jntnim und frz. rt oder L'nähnliehkeit ergiebt, bin ich im Stande
mit uiit^efährer Sicherlieit zu Ijehanpten, dass sie im cr^teren
Falle gelehrt, im andern volkstümlich sind, l'nd gewöhnlich geht
dies, denn die grösste Zahl der von der livgun rusfica überlieferten
Wörter ward Gesammt besitz der liomania. Die Zahl der Worte
aber, deren I]au im Lateinischen 80 einfach und schlicht und doch
so fest war, dass er den Witterungswechsel ertrug und den Bequeni-
lichkeitsbedürfnissen der vier Länder, die ihn tragen sollten
vollkommen entsprach, derer, meine ich, die intact blieben, ist so
gering dass sie neben der Uebermacht der anderen nur die Rolle
der Ausnahmen beanspruclien darf. Ttosa und lima dauerten aus,
aber schon porta ward doch wenigstens in Spanien j;Mer/a; plumn,
in Italien piuma, amare m Frankreich aimcr. Enthält nun die
fünfgliedrigc Reihe der romanischen Vertreter eines Latinismus in
sich, d. h. in jedem dieser fünf Glieder wiederum veränderte und un-
veränderte Formen, d. h. populäre und gelehrte Bildungen, das
Italienische aber nur eine Form deren Bau dem künstlichen Bau
der anderen gleichsteht, so kann man annehmen dass sie beides
zugleich ist, dass hier Kunst und Natur einander vollkommen
decken, dass das Volk und die Gebildeten den gleichen Geschmack
und Sinn haben , und dass letztere unfähig die Form zu modifi-
ciren nur den Inhalt erweiterten.
Wo beider Schöpfungen in verschiedenen Gestalten — als
Scheideformen — vorhanden sind, ist die Entscheidung auch
innerhalb der Grenzen einer Einzelsprache unendlich erleichtert.
Lange nicht so oft v;\e im Italienischen, aber doch in
vielen Fällen, kann auch ein spanisches Wort seiner Fonn nach
in die Volksbildungen und zugleich in die Klasse der Lehnwörter
verwiesen w erden : in Spanien und Italien ist die Kluft zwischen
Volkstümlichem und Aristokratischem keine so grosse wie im
Französischen ; die eigentümliche spanisch-italieniüche grandczza
139
die mau ja auch bei dem einfachsten Mann des Volkes nicht vermissen
soll, giebt auch seiner Kode einen hochtönenden Klang, seinen
AVorten einen stolzen Characterder sich von dem Klang der Schrift-
sprache nicht scharf sondert. Die französischen Gelehrten- oder
Kunst- oder aristokratischen Worte, wie man sie nun nennen
mag, weichen von den it. sp. pg. erstens in der Ortho-
graphie ab, dann durch die übliche Erniedrigung des Auslauts-
vokalcs zu c, durch die Französirung des ?/-Lautes, vor allem aber
durch die notgedrungene Französirung des Accentes. Cöpula
canönico davicula werden im Frz. copüle canoniqtic clavicnlc.
Dieser letzte Zug, die Versetzung des lateinischen Accentes, schei-
det sie auch von den volkstümlichen Worten so scharf, dass ein
Verkennen wie im Ital. Span. Port, gar nicht möglich ist.
Was ich zumeist Lehnwörter genannt habe — alle gelehrten,
willkürlicher., von einzelnen Sprachkennern dem Ivateinischen und
Griechischen abgeborgten Wörter der JRomania — nennt Diez
geborgte Wörter (G. I 4G) oder jüngeres Element dem älteren
volksmässigen nationalen gegenüber (G. I 145), oder Kunstpro-
ducte den Naturproducten gegenüber; Mäfzncr (Gr. pr.) spricht
von unassimilirten Wörtern, Schcler von mots de factiire, andere
von mots svolastiqucs als Gegensatz zu den mots dcmotiqnes; all-
gemein acceptirt aber ist seit 1868 die als tcrmivus unbedingt
allen anderen vorzuziehende Bezeichnung mots savants, die
schon Schlegel angewendet hat, die aber nun erst, seit dem Er-
scheinen von Brachtfs trefflicher Monographie in der zum ersten
Male eine wirklich eingehende Charakteristik der Gelehrtenworte
gegeben ist, zu Ehren und Würden kam. Dass dies auf-
klärende Werk mir den stärksten Antrieb dazu gegeben hat, für
das Spanische durchzuführen, was für das französische schon ge-
leistet war, liegt auf der Hand. Trotzdem, trotz meiner Xach-
achtung, brauche ich nicht zu fürchten unter der imitntornm ser-
vile jjff^s gerechnet zu werden. Der Differenzen und des Eigen-
artigen ist genug da.
Fassen wir nun die mots savants des Spanischen im Speciellen
etwas schärfer ins Auge. In dieser Sprache nehmen sie darin dem
populären Gut gegenüber eine Ausnahmestellung ein — ich darf wohl
klagen leider keine absolute ! — dass ihre Lautverhältnisse unberührt
und den lateinischen treu verbleiben; darin also stehen sie einem Teil.
1 10
dein (■( liti II :ilt(ii Ücshiiidtril der (dt Und stark hcrülirtni und abge-
KiilltiKii l'.rstlingc l'niud gcgrnflbcr; doch auch darin alhin.
Sollst schlicsscii sie hicli tlcn rtli(ditrn und lU-chti-n der Kingo
horencn an, wcrdcii ihctirt wio jfMic, können Derivata bilden wie
jene, oliwolil sie es selbstverständlich nicht in sci reiciiliclieni
Masse tun wie ihre Vorfahren, erstens weil die licdürfnisse der
JMehiuii^' iKicIi iliicr lliiifiilirung nicht mehr so gross sind wie
vorher und zweitens weil ihre Lebenszeit eine kürzere ist. ])en-
noch besitzt die Sj)rachc sie lange genug und hat auch an ihnen
ihre wortbildende Kraft doch genugsam cxercirt um Kigentums-
reclit auf sie zu haben. In so fern stehen sie also in der 'J'at
in einer IJeihc mit den deutschen Lehnwörtern dmen wir sie
vorher verglichen, und denen sie auch darin ahnlich sind, dass
nur das Auge des Kenners in der heimischen Tracht den Fremd-
ling entdecken kann. Der gewöhnliche Deutsche ahnt niclit, dass
Fenster Tisch Kirsche Pfaffe PHrsich Kissen Pelz Seide erborgtes
Gut sind, der gewöhnliche Spanier würde lachen, wollte man
ihm zumuten z. B. hckulo mcdivo als Fremdlinge anzusehen.
Unterschieden sind sie von einander jedoch dadurch, dass in
Folge des auf der einen Seite nahen, auf der anderen ferneren
Verwandtschaftsverhältnisses die lateinischen Worte — ich weiss dass
ich wiederhole — vom Deutschen stärker verändert werden mussten
als vom Iiomanen wenn sie nicht bei jenem P>steren Fremdwort
bleiben sollten, wozu ihnen auch in Folge ihres frühen Eintritts
(vom 7. Jahrliundcrt an) Zeit genug gelassen war: damit ver-
knüpft und eigentlich der innere Grund davon ist die Popula-
rität der ins tägliche Leben cigreifcnden und notwendige Begriffe
bezeichnenden AVörtcr. Sie sind also untei'schieden in dem Ke-
sultat jener Gründe, darin nämlich dass ein lateinisches Lehnwort
im Deutschen nur aus echt deutschen Lauten und Lautverbin-
dungen besteht, ein lateinisches Lehnwort im Romanischen aber
Lautverbindungen zeigt, die Ohr und Mund des Volkes nicht
gerade gern duldeten und die, ob sie auch dann und wann im
Nationalbestand vorkommen, hier nicht Regel sondern Ausnahmen
sind, bei den Lehnwörtern aber ausnahmslose Regel. Das Volk
assimilirt d ß xü zu // wie z. B. Uaie Uamar Uosa llucca; wie
Uama; wie Ua(/u Uano Ilatita Uanicn llanio llegar Ueno Uorar
Uocer bcwciscu. Dass es kein ausnahmsloses Gesetz ist. bezeugen
141
für cl z. B. davija; iür ß /.. V>. ßojo, für ^j?. z. B. plomo. Im
Volke wird also vi fl pl der Bcgcl nach assimilirt, als Ausnahmen
vcrhleihen einige Formen iinassimllirt. Die Gelehrten aber assi-
miliren nie. Die Mehrzahl der Fälle in denen cl fl lü erhalten
bleibt und die dem spanischen Ohre also doch nicht ganz fremd
und unangenehm klingen konnten, wird entlehntes Gut sein, na-
türlich nur wenn keine sonstigen Umänderungen des Wortkörpers
wie in davija aus davicula in flojo aus flocckhis (oder fluxus)
in ploDio aus phimlnnn eingetreten sind die ihre Popularität
bezeugen. — Ohne ewige allerdings leidige Bestrictionen und
Ausnahmen geht es bei Sprachgesetzen nicht ab. — Inlautendes
et in odavo odohre cfcdo etc. weist immer auf lateinische Ent-
lehnung hin.
Da die beiden hier erwähnten Punkte, sowohl die Gleichheit
der it. pg. sp. und frz. Lehnwörter als auch die ungewöhnliche
Härte und Steiflieit der Lautverbindungen im zweiten Teile dieser
Arbeit der nun bald erreichten Liste der spanischen Scheidefornien
genügende Bestätigung durch praktischen Nachweis finden werden,
so unterlasse ich hier die Aufzählung überflüssiger Beispiele.
Und auch die allgemeine Charactcristik eines lateinisch-
spanischen Gelehitenwortes darf ich kurz fassen da sie nicht viel
anders ausfallen kann als die schon gegebene generelle eines
Gelehrten- oder Lehnwortes überhaupt, und da sie überdies noch
so viele Einschränkungen durch Ausnahmezüge erleiden muss
dass sie kein sicheres Mittel ist in der Praxis das lat. Lehnwort
nun auch wirklich aus der Mitte der spanischen Yolksschöpfungeu
herauszuerkennen. Ueberall kann man nur sagen: so kann es
sein, niemals so muss es sein. Nur wo ein spanisch-lateinisches
Lehnwort Specialeigentum der Dichter und Gelehrten bleibt, denen
es anfangs mit derselben Ausschliesslichkeit angehört mit der
jedes nicht lateinische Lehnwort zuerst nur Fremdwort sein muss;
nur wo sein Sinn der grossen Masse des Volkes unverständlich
oder wenigstens zum gewöhnlichen Gebrauch zu schwerfällig oder
hochtrabend ist — siehe horrisono! furihuiido! sifihionJo! crra-
Intndo! — ; und wo in Folge dieses geringen Gebrauchs der
römische Abkömmling innerlich und äusserlich .Johrhunderte
lang von den wechselnden Einflüssen der Zeit iinl'enilirt bleibt,
wo die Form streng lateinisch, der Sinn streng lateinisch, ohne
142
j«'gli(h<? Nebenform, uikI ohne jegliche Ableilun^ unlieweglicli
feststrlif; nur \no r'm absoluter Stillstand vorliegt, ein doppelter,
(in forniellcT und ein ideeller, ein Stillstand den die in Fiei-
lirit und IJngcliund« nheit ewig werdende, wachsend«', wechhelnde,
sich Lutwickclndf Volkssprache nicht kennt, da dürfen wir auf
Knechtschaft, Zwang, KüUbtlichkeit, gewollte und beabsichtij<te
Krhaltung und Gestaltung schliessen, da dürfen wir ohne Schwan-
ken und Wiinken behaupten, wir hätten es mit einem lateinischen
Lehnwürte zu tun. — Aber auch da allein. Und was nützt uns
dasV was nützt diese ganze Schaar vaguor IMoskeln zur Krkenntniss
der wahren Lehnwörter die ja doch heimisch klingen und
die ja dem Volkstümlichen fast gleichen sollen, sowohl in ihrer
Tracht als in ihren Functionen? An welche heimischen Bil-
dungen lelint horriso}W, lehnt navscahundo^ lehnt ijurj/firco, lehnt
mortifcro, lehnt aligero sich an? giebt es überhaupt in
der Volkssprache ein einziges ähnlich gebildetes ^Vorl? Sind
jene eigentlich mehr als einsame verwandtschaftslose untätige
Fremdwörter? verdienen sie den Namen Lehnwörter? Ziemlich
verdienstlos tragen sie ihn: nur verwandtschaftlicher Rücksichten
wegen, weil sie Lateiner sind. Denn ein lateinisches Wort ist
im Romanischen nur in einem äu-sersten Notfalle Fremdwort zu
nennen, d. h. nur wenn bei absoluter Unverändertheit die unver-
änderte Form keine Analogie unter den populären Bildungen
vorfindet, wenn etwas durchaus unmögliches ihr anklebt. In ton-
losem is es US um endigt kein volkstümliches Wort aus, und da
die Lehnwörter den heimischen formähnlicli sind auch kein
Lehnwort: piscis sanguis herpcs virus sind unbedingt Fremd-
wörter, in allen romanischen Sprachen, selbst wenn der Sinn ein
gemeinverständlicher ist. Giebt man für das Französische die
Existenz von Fremdwörtern überhaupt zu, ohngeachtet der Mund
des Franzosen nie umhin kann, den Accent auf die letzte Silbe
zu verschieben, ein m oder n zu nasaliren, u wie ü zu sprechen,
meint also mit französischen Fremdwörtern schriftlich unver-
mindert gelassene, so müssen auch aquarium angelus sinus chorus
ptnsum deconim factum medium papyrus magisier album qiiat-
tuor tibia speculuyti , w eiche alle Herr Brächet unter die mots
savants setzt, nach meinem Ermessen, den Fremdwörtern zu-
rangirt werden. Psalterion dicfon scpia vumero sind es nicht
143
melir, dem on trat an Stelle des %im und das c ward mit einem acccnt
aif/n verseben. Aus denselben Gründen sind aucli nauscaliindo
mortifero etc. es nicbt. Es ward ja das ns zu o bispanisiit. —
Diese und äbnlicbe bilden also eigentlich eine schmale Zwischen-
stufe zwischen den Fremdwörtern und den wirklichen beweglicheren
Lehnwörtern, müssen aber, wo geteilt wird, den letzteren beige-
ordnet werden. Diese, ob ilire Form gleich bisweilen eine
ebenso treue Copie des lateinischen Oiiginals sein kann, ein Zug
der ja selbst bei echten Spaniern vorkommt, ob also auch in
ihrer Form ein Stillstand vorliegt, stehen dennoch nicht ganz
still, ihr Sinn wenigstens entwickelt sich, sie bilden auch neue
— spärliche und gelehrte — Zweigformen durch Präfixe und
Sufixe. Ilorrisono bleibt liorrisono und damit basta. Baiulo
kann doch beliebig diminuirt und augumentirt werden; es wird
auch bacidifcro haculometria etc. von den Gelehrten geformt; clc-
ricato macht erstens doch den Versuch sich zu clericado zu po-
pularisiren, zweitens mit ihm zugleich dringt das Adjectiv clcrical
ein, es entwickelt sich drittens daraus dericatura und viertens
findet es den dericus schon populär durch derigo crcgo derccia
derigalla dcriguczca dcriguUlo derizon dcrizonte vertreten.
Von Einsamkeit ist also in keiner Weise mehr die Rede.
Wie aber wenn nichts ein sicheres Kriterium ist? wenn
weder die Stabilität der Form noch Stabilität des Sinnes, weder
die Einsamkeit eines Wortes noch die Unassimilirtheit aller über-
haupt assimilirbaren Lautverbindungen ein fester Anhaltepunkt
für Sichtung des entlehnten vom heimischen ist? wenn alle diese
Merkmale da sein können, und ein Wort trotzdem vom ersten
Erscheinen der litterarischen Denkmäler an Gemeingut der Nation
war? Tümido z. B. ist das treue Abbild des lateinischen tumu-
lus; es bedeutet wie dort nichts als einen Grabhügel; nur ein
ganz spät eingeführtes Lehnwort ein Derivat seines Stammes
mildert seine Einsamkeit tumnlario; es hat seine Gestalt niclit
verändert wie z. B. cumido das ganz denselben Bau zeigt und
durch comlo colmo ersetzt ward; im Hinblick darauf wären wir
berechtigt in einer Volksschöpfung dieselbe Umänderung zu tomlo
tolmo zu suchen, und die Versuchung läge nahe tünudo für einen
auf gelehrtem Wege spät eingeführten Latinismus zu halten,
wüssten wir nicht dass schon Bircco es kennt, dass es also po^
in
l»ulilr Konaniit werden niiiss. (S. Domhiffo C(K), Millmi nn.'j,
Misa 270, Dutln 1.'}:..)
Mltcnso unpiipiiliiror Foim, clxiiso iiii|)oj»ijl.ircn Sinnes und
/lim iVil uiicli «'Ijcnso dcrivationsarin sind mcrito fntnino prhicijjc
Icf/ilituo (li(ico)io nnf/rliro cdiolico pafijico hnhatuo aj/ostolo nnd
vielo andere die diircli ilirru Acccnt und ihre genaue Wicdcrgaho
der lat. Laute, den Scliein gelehrter Iniportation an sicli fragen,
und doch scliou vor 50() Jahren nicht ein ein/chies Mal sondern
beständig' im Munde dieses Dichters waren. ^Vieder andere Worte
\vie mcdi(0 ha^ulu erwecken den Schein der I'opularität diinh
ihren Sinn, trotz ilner Form; andere durch ihre Form trotz
ihres Sinnes, vielleiclit den Schein der Fremdheit: plunm nnd
clavo z. 1>. weichen derartig von der überwiegenden /aiil der
das lat. pl ci zu U assimiiirenden Volksbildungen ab, dass man
geneij,'t ist, sie von ihnen auszusondern. — Kurz ein Wort für
sich allein und nur in seinem augenblicklichen Zustand betrachtet,
kann über die Art seiner Kinführung keinen sicheren Aufschlu*»s
geben. Auch hier ist der historische Nachweis der einzige end-
gültig und unwiderleglich entscheidende. Nur wenn ich wirkli«li
zeigen und beweisen kann dies oder das Wort taucht erst spät d. h.
nicht vor dem 15. Jahrhundert bei dem und dem Schriftsteller zum
ersten ^falc auf, und zwar erscheint es als reiner Abdruck eines lat.
Vorbildes, von da ab aber stets in dieser selben Form ohne Neben-
bildungen und Doppelungen; nur dann kann ich mit Sicherheit
behaupten es sei eine von jenem Schriftsteller, oder doch zur
Zeit jenes Schriftstellers eingeführte Neuerung. So lange noch
kein Ilülfsmittel zu solchem Nachweis vorhanden ist, so lange
der Spanier noch kein historisches Wörterbuch von solcher Treff-
lichkeit besitzt wie das welches Littir seiner Nation geschenkt
hat, so lange für das Altspanische auch nicht das düiftigste
Verzeichniss des vorhandenen Wortvorrats existirt, müssen alle
Angaben über das Alter und die Art der Entstehung hispanischer
Worte etwas Unsicheres und Unvollständiges behalten, so lange
wird mancher Irrtum für Wahrheit ausgegeben werden. Ist
historischer Nachweis erst möglieb so wird man in der Classi-
tication und Beschreibung der einzelnen Fälle nicht mehr fehl-
gehen; aus ihrer Gesammtheit aber wird man auch dann kaum ein
anderes Ergebniss ziehen können als schon jetzt aus der geringeren
145
Summe der schon klaren Tatsachen, die in Ermangelung des
historischen Nachweises zunächst der Vergleich sicher stellen muss
— so weit als eben möglich. Vergleich nun ist möglich entweder mit
Erscheinungen der eigenen Sprache, wenn nämlich ein Wort in
zwei- oder mehrfacher Gestalt vorhanden ist. Steht neben ca-
nonir/o canoiigc caloiuJrigo noch cauonico in leise abweichender
Bedeutung, neben llano noch iihino^ neben Ueno pleno^ neben llavc
clate, neben mcge medico, neben hlago hacnlo, so ist es nicht
schwer an ihrer mehr oder minder starken Veränderung zu sehen,
welche von beiden die ältere volkstümliche, und welche die jüngere
gelehrte ist. Oder aber wenn nur eine Form existirt, ist der Vergleich
mit den entsprechenden Formen der anderen romanischen Schwe-
stern möglich. Setzt man zu pliima das pg. pruma^ das it. piuma,
das frz. idiimc^ zu dato, das pg. cravo, das it. chiavo, das frz.
cloUj so kann man sicher annehmen, dass auch die spanischen
Formen trotz ihrer unregelmässigen Latinität auf demselben po-
pulären Wege wie in jenen drei Ländern eingedrungen seien,
eine Annahme die von den zahlreichen Ableitungen mittelst volks-
tümlicher Endungen bestätigt wird, die schon an und für sich
für diese Sache entscheidend hätten sprechen dürfen. Siehe ^?Z«-
mada phimado plumajc plumajcar plumojcria x>himajero plu-
mazo pluruazon phimeada pAumcar plumco x>lHmero pj^ffufica
jüumisia plumon plumoso. Clavado claiadura claval davar
davazon davd davdina dauellhia davcra daicte davetcar.
Mit einem allgemein massgebenden Grundsatze der alle
Einzelerscheinungen umfassen sollte und sie doch nicht umfasst,
wird sich auch dann als äusseres Unterscheidungszeichen zwischen
heimischem und entlehntem Gute nichts weiteres angeben lassen, als
jetzt, als dass nämlich den heimischen Producten ein höherer Grad
von Veränderung und Veränderlichkeit in Form und Sinn und
Ableitung eigen ist als den spät zugeführten Klassicismen, und
dass ein Wort, welches in allen romanischen Sprachen in voll-
kommen gleicher Form auftritt mit derselben Sicherheit für ein
Lehnwort erklärt werden kann mit der ich ein in allen oder
mehreren romanischen Sprachen verschieden gefärbtes, also dem
lateinischen entfremdetes Wort für volkstümlich erkläre. Dieser
ziemlich vague, das ganze Gebiet der lateinischen Lehnwörter
im Romanischen umfassende Grundsatz kann also nur mit Hülfe
C. MlCHAfiLIS. 10
MO
(ics ()l)on rrwillintfii Doppclvorglciclifs Aiiwcndun^,' ümlt-u. Ohiio
soIcIh'ii Wrjilcicli, in den (irenzen rincr i-in/oliicn Sprache, für
ein ni( lif inclirfarli vertretenes Wort nützt er nichts.
I'iii das Französische allein giebt e» noch einen anderen,
nnd zwar einen untrüglichen Orundsatz, ein unverkennbareK
äusseres .Merkmal, welches erlaubt einen grossen Teil der fran-
zösisch-lateinisclien Wörter, auch allein und für sich betrachtet,
ohne weiteren \' ergleich mit Worten der eigenen oder der an-
deren Sprachen, im blossen Hinblick auf ihr Etymon, ohne
Zögern und Bedenken zu einer der beiden Wortschiebten der
Sprache zu rechnen: ein Merkmal, welches das Französische vor
der Dreieinigkeit der italienischen, der spanischen und der por-
tugiesischen Sprache voraus hat, dessen Anlass und Urheber also
wohl ein und dorsclbe sein wird wie der welcher alle übrigen
französischen Eigenheiten, seine grössere schärfer ausgeprägte
Individualität und seinen originellen Klang, kurz seinen Gegen-
satz zu jenen dreien bedingt. Es ist die unveränderlich mo-
notone Art und Stellung seines Accentes die hier noch einmal
mit den bekannten Diez'achcn Worten: „im PVanzösischen hat
jedes zwei- oder mehrsilbige Wort den Accent auf der letzten
Silbe; das berühmte lateinische Dreisilbengesetz ist hier zum
Einsilbengesetz geworden'* hervorgehoben werden muss. Die
volkstümlichen Wörter lassen den lateinischen Accent unver-
rückt an der Stelle bestehen die er im Lateinischen inne hatte;
war sie die vorletzte so ging es leicht an; war sie die drittletzte
so behandelte die Sprache die beiden tonlosen Silben (s. z. B.
oben ^idus) mit vollkommener Gleichgiltigkeit als wären sie
unnützer Ballast, Hess sie entweder ganz abfallen, oder synco-
pirte den Yocal der vorletzten Silbe und verschmolz dann das
konsonantische Element beider Atona zu einer einzigen Silbe
deren vocalisches Element natürlich auch nichts weiter als e muci
sein durfte. S. Diez Gr. I, 145 176 186 508. Man denke an
lai aus la'icus; glas aus classicus; an amande bourbe charme darse
datte herpe herse inde lampe lame lärme marne muge orgue page
prhicc pontifc rüste tcrme tränet etc. Die gelehrten Wort-
bildner hingegen die nicht nachsprachen, was das Ohr hörte,
sondern nachschrieben was das Auge sah und die in ihrer Sucht
nach Neuerungen besonders zu jenen ihnen neu und fremd dün-
147
kondeii Proparoxytonis griffen, die sie in dem Besitztum der
eigenen Sprache nicht zu erkennen vermochten, sie gaben ihren
Buchstabengehalt mit grösster Genauigkeit wieder, den Klang
aber und sein llauptmoment den Accent ändei"ten sie den Be-
dürfnissen des französisclien Sprachorganismus gemäss um, d. h.
sie verschoben den Hochton von der drittletzten auf die vorletzte,
eigentlich letzte Silbe. War cldssicus früher glus geworden, so
ward es jetzt classiqiic; war la'iais lai geworden, so ward es
jetzt la'ique. Jedes lateinische Proparoxyton das im Französi-
schen seine Drei- oder Mehrsilbigkeit bewahrt, den Accent aber
verschoben hat, ist ein Gelehrtenwort. Der formelle Unterschied
in der Bildung der Worte alter und neuer Zeit tritt also im
Französischen deutlich ans Tageslicht und sie können daher in
ihm besser als in den anderen romanischen Sprachen heraus-
erkannt werden.
Denn Italien Spanien Portugal (und auch die Wallachei)
stehen dem Lateinischen auch hierin — oder vielleicht nur hierin
und in den daraus resultirenden Folgen — näher als Frankreich:
Italien und Spanien am nächsten. Zahlreiche mittelalterliche
Kunstsückchen wagten den Versuch spanische (auch it. und pg.)
Gedichte zu schreiben, die zu gleicher Zeit, für Auge und Ohr,
für lateinische Poesie ausgegeben werden konnten. So wertlos
sie an und für sich sind, so kennzeichnen sie doch Frankreichs
Ausnahmestellung, die dergleichen Spielereien absolut unmöglich
macht, da kaum ein französisches Wort echt lateinischen Bau
und Klang hat, in Italien und Spanien hingegen unendlich viele, in
Portugal schon viel weniger. Der Hauptunterschied bleibt, dass in
ihnen daktylischer Tonfall möglich ist. — Die Stellung des
Accentes kann also in diesen Sprachen über den Ursprung eines
Wortes nichts Entscheidendes lehren. Und wenn es sich selbst
hernach zeigen sollte, dass ein grosser Teil der Gelehrtenworte
im Spanischen den Hochton auf der drittletzten Silbe trägt, wenn
eine kräftig ausgesprochene Vorliebe der Lateinler für ihn durch-
aus nicht geleugnet werden kann, die ja sogar wie ich zeigte
syncopirten Formen des Altspanischen ihre volle Länge wieder
zurückgaben wie in medico bäculo ; wo die Wahl zwischen grie-
chischem und lateinischem Accente gelassen war, häufig den
griechischen d. h. den daktylischen dem lat. trochäischen vor-
10*
I4rt
zoj^'cn, \\\r in arüiiito pardsito öxijdo; und ßar an latciiüsclien
und aiwlcrcii WOitcii Accontfälscliung übten, wie in pclicano
öl (ilo öjKi/o ri'ilniai itvjn'idico jmharo, — abusus opiiifti prasi-
mtts! — so ist dennoch diese AccenUtellung nichts den Lehn-
wörtern s|)e('i('ll und ausseid irssl ich Ki^entftmliehes, kann also
ein vollgültiges Erkennungszeichen nicht sein wie im Fr/, die
Fälschung des Accentes.
Damit zusammen hängt es, dass auch ein zweites Merk-
zeichen französischer viois sauanfs, der Ausfall jedes tonlosen
Vocals unmittelbar vor der Tonsilbe, in Spanien Italien und
Portugal nicht stichhaltig ist. Ich brauche hier nicht näher da-
rauf einzugehen, denn in der Anmerkung zu Herrn lirarhet'%
j^Atoncs^^ ist hinlänglich nachgewiesen worden, dass auch hierin
die französische llegelmässigkeit und IJeschränkthcit der sp. it.
pg. Freiheit ziemlich schroff gegenübersteht. — Und ein drittes
Characteristikum, der Ausfall vocalumschlosscner Medien findet
gleichfalls nur auf Frankreich eine so vielfältige Anwendung,
dass man eine Kegel daraus formuliren kann, wie sie bei
Brächet Didionnairc des Loullcfs p. IG und Ditz Gr. I 145
steht.
Die drei BracJicf schon, für die Sichtung des französischen
Wortschatzes so trefflich verwertbaren Principien, sind also für
die anderen Sprachen nicht massgebend. So einfach und regel-
recht ^Yic auf französischem IJoden ' geht es bei ihnen nicht zu.
Doch lassen sich natürlich auch für jede der anderen romanischen
Sprachen einzeln betrachtet, überhaupt Grundsätze aufstellen, die
rechtskräftig sind, unter denen denn auch die Brächet' sehen als
wichtigst figuriren, und die nur daran leiden, dass ihrer sehr
viele sind '), dass sie keine solche Allgemeingültigkeit und Aus-
nahmslosigkeit wie in Frankreich haben und nicht unter ein,
zwei, oder drei Grundgesetze subsummirt werden können. Man
findet sie indem man all die Gesetze beachtet und formulirt,
kraft deren der Bequemlichkeitstrieb die Erleichterung und Um-
gestaltung jeder einzelnen lateinischen Lautverbindung regelt:
^ Herrn Coelho^s port. formes divergentes d'origine savmde sind
zu 15 Gruppen geordnet, BracheVs nur zu fünf, die noch dazu nicht
aus einem Princip heraus aufgestellt sind.
149
was sich diesen, die Volkssprache belierrschenden Gesetzen nicht
fügt, gehört in unseren Augen nicht in ihr Bereich und ihm
dürfen wir es erst wieder beirechnen und einfügen wenn auf
anderem Wege der Beweis, wo möglich der historische, dafür
geführt ist dass ein Wort trotz seiner Gesetzwidrigkeit niclit
aus der Reihe jener gehorsamen Vollstrecker des Gesetzes ent-
fernt werden darf. Siehe pluum dato! — Haben wir z. B. die
Regel aufgefunden, dass jedes tonlose i ante vocalcm palatalisirt
wird , oder seinen Platz wechselt, so werden wir Fälle in denen dies
nicht geschehen ist, unpopulär nennen: Wörter mit der Endung a}iea
inca onca werden wir also als savants den populären in cuia dina
cna cna ina ona gegenüberstellen; ario dem veränderten cro er cl
airc; cion dem zo7i; acco icco dem azo izo etc. etc. Wenn es Regel
ist, dass in den Suffixen die Tenues zu Medien erweicht werden, so
werden wir ato von ado^ aco von af/o, ico von igo etc. wie ge-
lehrte von volkstümlichen Bildungen sondern, — freilich wenn
dies unser einziger Massstab bleibt nicht ohne fasst ebenso oft
zu irren wie zu treffen. In allem Sprachlichen windet sich die
Wahrheit der Regel nur als ein dünner Faden durch das Laby-
rint der Ausnahmen hindurch, für den Sprachforscher oft ein
bitteres creve-coeur, und doch der hohe Zauber jeder Natur-
macht.
Was wir hier aufzuklären versuchen, wie dürftig und unter-
geordnet ist es! welch Miniaturbruchstückchen aus dem grossen
Ganzen des Sprachbaues und doch will auch dieses sich nicht
einmal abgrenzen und durchdringen lassen. Die Natur lässt sich
nicht fassen. Fortwährend glauben wir einen festen Punkt ge-
funden zu haben, in den wir den ersten Pflock zu unserem Bau
einrammen könnten und immer wieder fühlen wir ihn wanken;
das TravTa pel der Sprache lässt uns zu keiner Ruhe kommen.
Es ist kein armer Mechanismus dem wir bald auf die Spur
kommen könnten. Wir mögen beginnen wo wir wollen, ^Yir
mögen jede beliebige Regel prüfen, nirgends lässt die Sprache
sich von einem kategorischen Imperative meistern. Ilaben wir
99 Fälle aufgefunden in denen sie nach einem und demselben
Grundsatz verfährt, so verfährt sie doch vielleicht ein hundertstes
Mal anders als wir erwarten zu dürfen wähnten weil sie ja
99 Mal gleich gehandelt hat. Die Endung rla tia wird zu ,:a
assiiiiilirt : plauUUs wird llanatt; jicgritia pcrezu; hlunditie»
hl(ni(hzn\ (htri/irs durczn; justiiia junicza; wir würden aUo mu-
ti^' jcdos Wort mit unassimilirtfiii tin für ein Kunstgebilde er-
kliircii, /. 15. (tunirin justiriu Irtidd, wenn die Sprache an« in
codicid und in der Neu))iIdung//7/W7M/c/rt nicht die Warnung gegeben
liätte, nielit all/.ii kategorisch über ihr Können und Wollen ab-
zunrtcilcn. rniucs zwisclien zwei Vocalen werden Medien: acus
müsstc also (lyo werden: rmhriayo liznaga verdolagn; ictis Icus
müsston if/o irr/o rr/o , if/o (^r/o werden, falls sie nicht andere weiter
um sich greifende Umgestaltungen erleiden. Gewiss, in hundcrten
von Fällen tun sie es, ohne sich jedoch zu scheuen auch ein
Mal aco oder tro zu sagen: wie in hcllaco lurjaca; und in Ber-
ceo's iicrico rantico avgdico pncißco (alles neben igo^ doch über
diese später). Aliens wird adgo azgo algo agc. Gewiss, doch
hindert sie nichts daran aiicus sogar zu Neuschöpfungen zu
verwenden: hohatico friatico. So oft ich mich abmühe die
Lösung zu irgend einem jener Rätsel zu finden, welche die
Sprache uns mit fast jedem ihrer Geschöpfe vorlegt, klingt in
mir leise die Melodie von Goethe's spinozistischem Ilohenliede
an die Natur wieder, zu dem übrigens aus Grinim's "Werken
manche Variation hinzugesetzt werden könnte. Es passt so gut
hierher, dass ich nicht umliin kann einige Sätze daraus zur Illu-
stration dessen, was ich über die Sprache geklagt habe, hier
abzuschreiben.
„AVir leben mitten in ihr und sind ihr fremd. Sie spricht
unaufhörlich mit uns und verrät uns ihr Geheimniss nicht. Wir
wirken beständig auf sie, und haben doch keine Gewalt über sie.
Sie scheint alles auf Individualität angelegt zu haben, und macht
sich nichts aus dem Individuum. Jedes ihrer Werke hat ein
eigenes Wesen, jede ihrer Erscheinungen den isolirtesten Begriff,
und doch macht alles eins aus. Es ist ein ewiges Leben Werden
und Bewegen in ihr, und doch rückt sie nicht weiter. Fürs
Bleibende hat sie keinen Begriff, und ihren Fluch hat sie ans
Stillstehn geheftet. Sie hat sich einen eigenen allumfassenden
Sinn vorbehalten, den ihr Niemand abmerken kann. Auch das
unnatürlichste ist Natur. Wer sie nicht allenthalben sieht, sieht
sie nirgendwo recht."
151
Einlieitliclic, unuinstössliche, ausnahmslose Gesetze, rein durch-
geführte Regeln erkennt die Sprache nirgend an, und man sollte
sich wundern, dass sie sich auch für die Sonderung des heimi-
schen Sprachgutes vom erborgten nicht finden lassen wollen?
Der vergebliche Versuch sie aufzujagen, hat uns unvermerkt
über die Grenzen des Gebietes hinausgeführt, dass dieser Arbeit
zugewiesen ist. Nicht um die Definition und Erkenntniss aller
dem Lateinischen von Spaniern abgeborgten Lehnwörter han-
delt es sich, sondern nur um diejenigen, welche zwei Mal in
verschiedener Form und mit verschiedenem Sinne vorhanden sind,
erstens in einer volkstümlichen Form, die in früher Zeit aus der von
den Römern selbst nach Spanien gebrachten Grundform heraus-
gearbeitet w'ard und zweitens in einer gelehrten Form, ^Yelche die Spa-
nier im 15. Jahrhundert und später aus der erstarrten lateinischen
Schriftsprache herholten. Nur um die Scheideformen handelt
es sich. Diejenige Art der Sprachbereicherung wollten wir in ihrem
Verfahren keniien und verstehen lernen, welche aus der bewuss-
ten Arbeit Einzelner als unbewusstes absichtsloses Resultat her-
vorging. Dass wir hier auf festeren Boden kommen; dass der
genaue Vergleich jener beiden zu verschiedenen Zeiten und von
verschiedenen Schöpfern verschieden geschaffenen Geschöpfe, wie
jeder Vergleich fruchtbar für die Bestimmung und Erkenntniss
beider sein wird; dass wir, wenn llano und lüano^ copla und co-
2nda, cahiläo und capHulo mit einander confrontirt werden kön-
nen, die Wahrheit ihres gegenseitigen Verhältnisses durchschauen,
die einzelnen Bildungsgesetze deren Befolgung und Nichtbefol-
gung den Grund ihrer Verschiedenheit ausmachen, mit geringer
]\Iühe auffinden und zu formuliren, und ihnen die Fälle unterzu-
ordnen lernen werden auf die sie Anwendung haben; dass alles
klar wird, weil es positiv wird; dass wenn zwei ziemlich stark
von einander abweichende Formen, die gemeinsamen Ursprungs
sind, von denen die eine jedoch durch den Abfall tonloser Silben, sei
es im Anfang, in der Mitte oder im Ausgang eines Wortes ver-
kürzt, oder durch Erweichung von Tenues zu Medien, von Me-
dien zu Halbvocalen geschwächt ist, während die andere keine
dieser Umgestaltungen erlitten hat, sondern der ungetrübte Ab-
glanz der lateinischen Form ist, wir in der ersteren an der Ein-
wirkung des Bequemlichkeitstriebes die Volksschöpfung, in der
152
/wcitiMi an iliKi I iiv(>r.sc)irtli(;il die künsllicli orluiltciic Schöpfung
crkciiiuii, (hio liai scIkmi alles Vorangcj,'angcnc gesagt, und da**
fülgciido wird ('S noch Schürfer zeigen. Sollte nun Jemand, gc-
tUuseht diireh die langen einfaeheii und durchstrhauliehen I'ewcis-
listcn, >vel(;h(; hier nafthfolgen , der Meinung sein, die Trennung
zwischen Volks- und (iehdirtcnwerk sei «loch ganz klar und durch-
sichtig, so niuss ich dagegen zum Schaden dieses iJuclies prüfe-
st inii und darauf aufmerksam niacheu dass die (Erklärung der
S(;heidewört»;r ja nur einen Teil aller Lehnwörter berücksich-
tii,'t, dass es noch viele Wörter gieht, die nur einmal, nur in
einer Form vorhanden sind und zwar in einer, von der wir nicht
zu sagen wissen ob sie denn eigentlich volkstümlich i^-t oder
nicht, ob also was von jenen Scheideformen gilt, auch auf die
aiulercn alleinstehenden übertragen werden kann. Oft wird es
der Fall sein, docli immer lüsst es sich nur mit Wahrscheinlich-
keit, nie n)it Gewissheit annehmen. Gilt z. B. die Kegel, dass
wenn von zwei Scheideformon die eine daktylisch in Ico abfüllt unrl
die andere nicht, die letztere 7uot jjojnilaire, die erstere niot sa-
vant ist, so darf ich dies Gesetz nicht dahin verallgemeinern,
dass jedes in )c() abfallende Wort, auch wenn kein populäres
(Gegenstück dazu existirt, ein Latinismus ist. Wie steht es z. B.
mit iiühlico? Ist es mot savani? Ist es Volkswort? Ist es wie
mcdico eine nur erneute, nicht ganz neu eingeführte Bildung?
Lautete es früher 2^uhIi(/o jmlAcgo? Ist es Berceo's fisico opo-
siolico clcrico zur Seite zu stellen? und ist es also eine Ausnahme,
ein wie ein Gclelirtenwort aussehendes Eigentum des Volkes?
Für seine Popularität spricht das altitalische piuvico^ das pg.
provico imlvigo pulvcgo piilgcco neben piOAico^ auch das gallizi-
sche provicar priihkar; für späte Einführung könnte das accent-
versctzende frz. pnhlic-quc sprechen, das Froissart im 13. Jahr-
hundert zum ersten Male benutzt. Äcus kann aco bleiben, ocus
wird ncco, ticus bleibt nco^ warum nicht auch iciis ico? Solche
Fragen knüpfen sich an viele allein stehende Wörter. Und nur
die Geschichte kann Aufschluss darüber geben. Ich bekenne nicht
zu wissen, wann und wo puhlico zum ersten Male vorkommt.
Daher meine Fragen.
Doch lassen wir endlich die Fragen, die wir nicht zu be-
153
antworten wissen; laufen wir endlich in den sichern ruhigen Hafen
der Wirklichkeit ein! Zeigen wir endlich, welche Lehnwörter
als Duplicat zu Volkswörtern vorhanden sind und wie sie sich
von jenen Vorgängern unterscheiden. Gehen wir endlich zu den
Listen und ihren Cominentaren über.
Vorher nur noch wenige Worte über die Entstehung der-
jenigen Sorte von Scheideformen, denen wir bei unserer Cha-
raktcrisirung der Lehnwörter schon oft begegneten, jedoch ohne
bisher viel Rücksicht auf diese ihre Eigenschaften und Func-
tionen zu nehmen, auf die es uns doch hauptsäclilich an-
kam, und um derentwillen überhaupt nur jener Geschichte ver-
folgt ward.
Was der Dichter Neues einführte, gelangte nicht immer zu
allgemeinem Gebrauch: was er aus seiner Sprache als unedel ver-
bannte, war darum nicht immer sofort tot; im Schoosse des Vol-
kes, das gern der Weise der Väter treu bleibt und alles Alto
mit Pietät pflegt, lebten viele der Geächteten ungestört weiter,
und arbeiteten sich später in minder streng klassificircnden
Zeiten unter dem Schutze volkstümlicher Dichter wieder zu An-
sehen und einer Stellung in der Litteratur empor: viele freilich
blieben und bleiben immer ausschliesslich Volkseigentum. Manches
altspanische volkstümliche Wort, das in der Blüte der Litteratur
verschwand, latinisirenden Stellvertretern den Platz räumend, und
dem wir daher in modernen Schriftwerken nicht begegnen, finden
wir durch einen glücklichen Zufall einmal unvermutet im Munde
eines Handwerkers oder Bauern, oder was dasselbe sagen will in
technischen Speciallexicis, kurz wir finden es im Volksmundc
wieder, oder auch als Orts- oder Familienname, vielleicht manch-
mal in etwas verändertem Sinne, jedoch so, dass es auch noch
durch ihn an seine Abkunft erinnert. Dann leben also im Spani-
schen zwei unterschiedene Formen eines Wortes, die eine in der
Vulgairsprache, die andere in der Schriftsprache. Manches an-
dere, von dem was Kunst und Wissenschaften als Neuerung ein-
zuführen gedachten, lebte vor und mit ihnen zusammen, nur
ihnen unbekannt, schon einmal in der Schriftsprache: dann also
waren in der Schriftsprache selbst zwei Repräsentanten eines
Chefs. Es geschah gar nicht selten, dass stolze Neulinge in das
hispanische Reich eindrangen, ohne zu ahnen, dass schon ältere
nrfWl( r vor liuigon .luhroii eiiigcwuiidcrt waren und Mich eine feste
StilliiDK JUif seinen» Hoden erobert halten. Im Kampfe aber um
ihr Dasein waren sie so ^'caltert, iiattcn nich so verärnlert, da«s
jetzt beide, der junge untiitigc, der nocli nichts von seiner Kraft
verbraucht liatte, und der alte abgebrauclitc, obwol Kinder eines
Vaters, d()(-h aneinander vorübergingen ohne sich zu erkennen
wenn ihre verscliiedencn Hahnen sich einmal kreuzten. So ver-
losclien sind die Verwandschaftszügc. — Es konnte also gar
iiiclit ausbleiben, dass vieb; der erst spiit durch Dichter und (ic-
lehrte dem Lateinischen abgeborgten Wörter nicht wirkliche
Neuerungen waren, sondern nur Keproductionen alter Wörter,
die vor Zeiten sclion einmal im Spanischen Wurzel geschlagen,
dann aber allmühlieh Form und Inhalt modificirt hatten, so dass
sie nun niclit mehr das selbe sind was sie einst waren. Wenn
daher dieselben Wörter als das was sie einst waren von Neuem
anklopfen um P^inlass zu begehren und einzutreten, so fühlt Nie-
mand die ja gar nicht mehr seiende Identität mit den veränder-
ten Gebilden heraus und die Sprache nimmt sie doch als Neue-
rungen und als brauchbaren Zusatz zu ihrem Gute auf. Beider
Sinn ist ein verschiedener, beider Form eine verschiedene: sie
flössen aus einer Quelle: folglich sind sie Scheideformen, der
stehenden Erklärung des Wortes Scheideform gemäss, und zwar
Scheideformen gelehrten Ursprungs. Sie bilden also eine
zweite Klasse neben der weiter oben besprochenen ersten Klasse
volkstümlicher Scheideformen.
Zum Beispiel: das lateinische cojuda, Band, Leine, Stiick,
Verband, verlor bei seinem Uebergang ins Spanische den ton-
losen 2(-Vocal und ward zu copla; der Sinn aber specialisirte und
beschränkte sich darauf nichts als eine bestimmte Verbindung^
die von vier Verszeilen zu einer Strophe zu bezeichnen. Eine
Nebenform cohra^ in welcher vollkommen populär p zu h ward,
wird, besonders in Andalusien und Estremadura , dazu be-
nutzt ein Gespann von Stuten zu bezeichnen. Zu diesen zwei
volkstümlichen Scheideformen tritt nun im 15. Jahrhundert das
klassisch lateinische coptiJa , um jedes geistige Band und ferner
auf grammatikalischem Felde das Verbindungswort zwischen Sub-
ject und Frädicat zu bezeichnen. Opera wird im Munde des
spanischen Volkes obra und Iniehra, das erstere mit weitem
155
Sinne kann jedes geistige, T)au-, oder Schriftwerk, über-
haupt jede Arbeit, Handlung oder Wirkung bezeichnen; das
zweite vulgärere begnügt sich damit, die Ackeraibeit eines Tages
zu benennen. Nun wird opcra noch einmal unverändert dem
Lateinischen entnommen, um von langwierigen und verwickelten
Arbeiten körperlicher oder geistiger Art zu sprechen, und in der-
selben Form überbrachte es dann noch Italien mit dem Einzel-
sinn einer Oper, eines Singspiels. Tänita wird fonya und be-
deutet jede Decke und Hülle, jeden Umschlag, jede Lage und
Schicht materieller Stoffe, kurz ganz dasselbe wie capa^ nur
nicht den wirklichen Mantel capa als Kleidungsstück; tiinica da-
gegen wird durch Gelehrte durch Archäologen, Historiker, Bo-
taniker und Anatomen eingeführt um das alte Römerkleid und
später ein Mönchskleid zu bezeichnen, ferner ein kleines deckendes
Häutchen, das Kerne und Keime umgiebt etc. etc. Fdhrica um-
gestellt zu frahica, ward fragua und benennt jetzt nichts weiter
als eine Schmiede; erst das lateinische fahrica war berufen, die
ganze Fülle seiner wirklichen und geistigen Bedeutungen wieder
aufzunehmen. Titulus ward tildc^ änderte aber den ursprüng-
lichen Sinn, Ueberschrift dahin ab, dass man jede über einen
Buchstaben als Schriftzeichen gesetzte Ueberschrift damit meinte,
später, da Spanien nur ein derartiges Zeichen bewahrte, nur
dieses eine, den Mouillirungsstrich über dem n (w), und von sei-
ner Kleinheit ausgehend figürlich jede unbedeutende, winzige
Kleinigkeit; Titulo brachte mit der lateinischen Form auch die
lateinische Bedeutung wieder. Soluhis soldus ward sueldo,
Sold; die ursprüngliche Form solido mit dem ursprünglichen
Sinne ,,fest" kehrt erst im 16. Jahrhundert zurück. Und so fort!
Die ganze zweite Klasse der Scheideformen, in denen ja ein
vulgär- römisches Wort einem klassisch -lateinischen gegenüber-
steht, könnte in dieser Weise erläutert werden. Mit der latei-
nischen gelehrten Lehnform verbindet sich auch gelehrter lateini-
scher Sinn, mit der frei entwickelten volkstümlichen Form auch
frei entwickelter volkstümlicher Sinn.
Was mit den spät entlehnten lateinischen Worten ge-
schah, konnte natürlich auch geschehen, wenn sie nicht aus Rom,
sondern anderswoher kamen. Ein Wort kann lateinischen Ur-
sprungs und früh nach Spanien gekommen sein, kann hier seine
Korm :il)^'('srlilifT(Mi und crlricht^Tt, Reinen Sinn auwgr'ddint uinl
Hlx'ilra^M'n, kurz si(!li verüii(lfrrt iiubon; und in cinor ainlcrcn ro-
iiKiiiisnlicn Spradic knnii das gleiche nur in undcrcT Iliclitun^
vor sicli ^o'^wwiH'W sein. Aus dieser kann vh nun nachher noch
eimiial auswandiiii iiiid in Spanien einwandern; es kann dir^rct
hicrherRclicn, oder von NOlk zu Volk verseldagen erst nach lan-
ger Irrfahrt dort ankommen, so verilndert, dass keine deutliche
Spur seines l'rsprun^'s mehr sichtbar ist. Auch sie sind dann im
hcutij^'cn Spracli/U'^tande doj)pelt oder mehrfach vorhanden in
volkstündicher und in fremrler oder auch in enth-hnter und in
fremder Gestalt, oder gar dreifach in volkstümlicher und ent-
lehnter und in fremder (lestalt. ^Vic dem auch sei, sie bilden
eine dritte Klasse von Scheideformen: Scheideformen au.s-
lilnd ischen Ursprungs.
Zum Beispiel: zum doi)i)eltoii ]»o]»uliiren ohra und Jtwjhra
und zum lateinischen opcra tritt noch, wie oben gesagt,
eine italienische, also fremde Form, die dies Mal freilich zu-
fällig mit der lateinischen ganz übereinstimmt: opcra ^ Oper. —
Wählen wir also ein besseres Beispiel: Zu fragua und fahrira
tritt noch das französische forgc als forja; es kann wie fragua
die Sciimiedc bezeichnen, ausserdem aber noch den Windofen
eines Goldschmiedes. Zu sucldo und solido tritt der italienische
Kaufmannsausdruck saldo ^ Ilechnungsabschluss. Facth-ius war
im Spanischen substantivirt zu hecJuzo, Zauber geworden; als
Adjectiv, facticio künstlich, kam es si)äter von Neuem in die
Schriftsprache. In Portugal war es zu fcitiro, Zauber, Amulett,
poj)ularisirt worden, dies gestaltete sich in Frankreich zu fctirhc
und in dieser Gestalt verbreitete es sich weiter, auch über Spa-
nien, wo es jetzt mit hispanisirter Endung fdiclio heisst. Das
wären dreifach, d. i. dreisprachig vertretene lateinische Formen.
Die zweisprachigen sind aber natürlich zahlreicher. Vom latei-
nischen gelarc , sp. Jiclar hicior yelar kommt das Participialsub-
stantiv Jielada, Eis; ihm entspricht im Frz. gelce, das besonders
für gefrorene Süssigkeiten gebraucht wird. In diesem Sinne über-
nimmt es der Spanier vom Franzosen als gelea jalca. Cophi-
nus war im Spanischen cuchaiio geworden, im frz. coffrc, Kofifer;
in dieser Form und dieser Bedeutung (cofre) ging es ins Spani-
sche über. Fortis lautet im Spanischen fuertc; im Italieni-
157
sehen forte ^ und als musikalischer Gegensatz zu pkwo wanderte
es von Italien aus auch nach Spanien. Polirc kam in der
Form ^j»Z/r nach Spanien; der Portugiese, der jedes l zwischen
Yocalen vernichtet, sprach poir hoir huir^ und in dieser letzten
Form ging es wieder nach Spanien. Der Deutsche überbrachte
den llomanen den Stamm band, der in dieser einfachen Gestalt
im Französischen hau lautet, in Spanien hando; han zu hano
hispanisirt, mit der Specialbedeutung Ileiratsaufgebot, erhielt der
Spanier vom Franzosen. Eupliorhhim ciqJiorhia , der grie-
chisch-lateinische Name der WolfsmilclipHanze, ward den Arabern,
wie viele andere Pflanzennamen — pisfachim zizyplmm satitreia
— von den Lateinern, vielleicht gar erst während ihres Ver-
weilens auf hispanischem Boden?? überbracht und al-forhiyün^
al forhiyon ^^j^ajl gesprochen, diese Form erhielt sich im
portugiesischen alforhion^ nlforvion^ alforfiäo , alfervion, algor-
viäo, algordiäo, im Spanischen fiel al fort und nur gurvion blieb
stehen: so sagt das Volk, die Botaniker in Spanien kennen nur
cuforhio. Ebenso ging es mit pistadum: es ward mit abgewor-
fenem ium zu {^X*MJi:\ al-f-st-q^ nach Dozy zu alfostac alfosioc
vocalisirt ; im Katalanischen ward es festiig^ im Port, alfocigo al-
fostigo alfonsigo und fsiico; im Spanischen alfonsigo alfondgo
alfocigo allwcigo alhosfigo fist/go, der Botaniker gebraucht auch
hier natürlich nur das lateinische pistado.
Ein und dasselbe Wort kann also im Spanischen in latei-
nisch-spanischer Tracht und in französischer oder italienischer,
oder portugiesischer Tracht einhergehen; manchmal auch in la-
teinisch-spanischer und deutscher oder englischer; oder auch in
französischer und italienischer etc. etc. Es kann auch arabisch-
lateinisch (-griechisch) und rein lateinisch sein.
Wie also in den romanischen Sprachen drei Wortschichten
über einander lagern, wie sich auf einer volkstümlichen Grund-
lage eine Schicht gelehrter griechisch -lateinischer Bildungen er-
hebt und darüber wieder eine dritte Schicht ausländischer Fremd-
wörter, die jedoch nicht wirklich ganz und gar über den an-
deren liegt und sie deckt, sondern nur zu einem Teil eine Zufuhr
ist welche die letzten beiden Jahrlmnderte über die beiden an-
deren gehäuft haben, die zum anderen Teil aber die Lehnwörter-
158
Schicht inanniclifiich (iiirclischiieiilct und (lurclibri<:ht, ko Iftsst sich
aucli der guii/o Kcichtuiii an Scheidoformcn in drei Klaxsen ein-
teilen, dl ICH Aufeinanderfolge anch nur ungefähr eine zeitliche
Njicheinanderfolgf! aussagen kann. Die erste Klasse uinfassl alle
Scheidefoinien volkstümlichen Ursprungs, die zweite alle Scheide-
fonnon gelehrten Irsprungs, die dritte alle Scheideformen aus-
ländischen Ursprungs. Sic tragen also den gleichen Namen wie
jene Wortschichten: hedürfen ahcr dennoch einer kleinen Special-
erkUirung.
Was Sclieideformcn volkstümlichen Lrsjirungs sind, ward
schon ausführlich besjjrochen: beide müssen vom spanischen Volke
sülbstiindig als ^'ertreter eines und des-elben Grundwortes ge-
bildet sein. Dies Grundwort kann lateinisch, kann deutsch, kann
arabisch sein. Es könnte auch baskisch oder griechisch sein,
doch kommen in der beschränkten Zahl ihrer Bildungen nicht
noch Doppelungen vor. Leide gehören also ausnahmslos einer
Sprache an.
Was Scheideformen gelehrten Ursprungs sind, ward gleich-
falls schon erläutert. Zu der populären abgeschliffenen Form eines
Wortes als Trägerin eines gleichfalls populären, dem ganzen
Volke verständlichen Sinnes, das in allmählicher Entwickelung
aus den im Anfang der spanischen Sprachschöpfung in den Doden
gesenkton Trieben aufblühte, tritt erst später im 15. oder 16.
Jahrhundert dasselbe Wort noch einmal, an Gestalt und Bedeutung
dem Vorläufer in der Ursprache ganz nahe stehend, an Gestalt und
Bedeutung dem volkstümlichen Vorläufer ganz unähnlich. Zu den
wild aufgewachsenen Naturproducten wurden künstlich gezogene
Treibhauspflanzen hinzugesetzt. Mit Wissen und Wollen ward haupt-
sächlich das Griechische und Lateinische zur Fundgrube neuer
Wörter ausersehen. Die betreffenden Scheideformen werden also
lateinisch (griechisch-lateinisch) sein; sie könnten auch deutsch
sein; doch sind die neueren Importationen deutscher Stämme
überhaupt selten und betreffen nur vereinzelte seltene Gegen-
stände oder Bräuche. In meinen Listen ist kein deutsches Bei-
spiel. — Arabische Worte werden überhaupt nicht mehr einge-
führt. — In jedem Falle müssen aber auch diese Scheideformen
ein und derselben Sprache angehören.
Von den Scheideformen ausländischen Ursprungs war noch
159
wenig die Rede, besser hiessen sie vielleicht doppelspracliige,
denn man fasst darunter alle diejenigen zusammen, welche dem
Spanischen von zwei Sprachen zugeführt wurden, ohne Rücksicht
darauf zu welcher Zeit es geschah und ob eine der Formen
etwa populär und die andere entlehnt ist oder ob beide Lehn-
wörter, ob eine Lehn-, eine Fremdwort, oder ob beide Fremd-
wörter sind. Gewöhnlich aber ist eine der Formen volkstümlicli
und zwar lateinisch, selten deutsch oder arabisch. Zu der lateini-
schen kann dann eine frz., it., pg. , prov. oder auch eine eng-
lische oder deutsche als Repräsentant desselben Wortes treten.
Zur deutschen tritt meist eine französische Umformung. Zur
arabischen eine lateinische oder griechisch- lateinische, die nicht
etwa eine Wiedergabe des arabischen, sondern umgekehrt ihr
Etymon ist. Trotzdem ist in solchen Fällen die volkstümliche
Form arabisch, die lateinische dagegen wot savant. Li der
ersten Klasse müssen beide Formen volkstümlicli sein. Li der
zweiten muss die eine volkstümlich, die zweite ein entlehntes Ge-
lehrtenwort sein. Li der dritten muss die eine Fremdwort sein,
die andere kann volkstümlich oder Lehnwort, oder auch selbst
Fremdwort sein. Auch das kann vorkommen, dass ein Wort in
zwei Kategorieen gehört; dass opera lateinisches Lehnwort und
italienisches Fremdwort war, sahen wir ja schon.
Die erste Klasse ist die wichtigste, weil sie für die Freiheit
und die Schöpferkraft der romanischen Sprachen und gegen ihre
geistige Armut an Bildungsmitteln spricht und ich stelle sie an
die Spitze. Die zweite ist die reichhaltigste. Die dritte, die an
Zahl und Wert unbedeutendste, ist dennoch gerade im Spanischen
nicht ohne Interesse, weil zu den in den übrigen romanischen Spra-
chen vorhandenen Arten noch die arabisch -lateinische oder ara-
bisch-griechische hinzukommt. Bisweilen führte nämlich der Araber
den Spaniern und durch ihre Vermittelung auch dem übrigen
Europa Worte zu, die keineswegs semitischen Ursprungs waren, die er
selbst vielmehr dem Griechischen entlehnt und den arabischen Laut-
gesetzen gemäss umgestaltet hatte. Sie wurden im Spanischen ganz
populär und stehen also den späteren gelehrten Bildungen, ob diese
ihnen gleich durch die Vermittelung der lateinischen Muttersprache
zugingen, so gegenüber als wären diese fremde Eindringlinge, sie
aber echte Eingeborene. (S. oben euphorhim pistacmm.)
ICO
liotrarlitcl in:m die IjIossc Ausscnscitc all<'r Schfid(?fonnr'n
iiiilx'küliiiiKi't um (li<- Kl.'isso der nie nnf^'diön'ii, nur in ilircrn
\ (i liiiltiiiss /ii «lein liridcii (loschiodcncn f^r'nii'iiisaint'n Ktymoii,
so inusb man iiatürlicli biiiiciken, doss überall unter den poiMi-
liircii eben so ^Mii wie unter den geblirten und auslAndiseb^'n
eine der lielictVenden Können der Grundlorni lautlieli näher stellt
als die andere, dass die eine stärkere l.'nigestaltun^'en erlitten
bat als die andere; betrachtet man ihren Inhalt in derselben
Weise, so findet man das Gleiche, da.ss nämlich die, welche die
Krinnerung an die Grundform am treuesten bewahrt hat auch
ilireu Sinn am wenigsten verändert hat. Ueberall, ob wir aus
der ersten Klasse horma und forma; cohra und copla aus der
zweiten cojda und copula, aus der dritten hcUula und jalea
nehmen, bemerken wir, dass die in I'orm und Inhalt Conser-
vativcrc aucli die seltenst Gebrauchte und nur von Dichtern,
Gelehrten, Sachverständigen und Fachmännern oder wenigstens
nur in den höheren Ständen verwendet wird, während diejenige
welche sich frei entwickelt hat Gemeingut des Volkes ist, oder
dass wenn dieser nur ein enger Einzelsinn anhaftet, er doch
volkstümlich, wirklich im Volke unter Handwerkern (horma. jalea. j
und Bauern (cohra) in niederen Ständen lebendig ist. Kurz man
findet, dass die Scheidung in 7)iois savants und mois poptilaires
mit geringer Dehnung der Grenzlinien weit über das Gebiet der
zweiten Klasse von Scheideformen hinaus Anwendung finden könnte.
Der Gegensatz zwischen einer Sprache der Gebildeten und einer der
Ungebildeten, ist ein ewiger, älter als der zwischen geschriebener und
gesprochener, wenn er auch mit dem Augenblick wo Schrift- und
Volkssprache (Dialect) sich am Scheidewege trennen, sich schärfer
zu markircn beginnt. — Forma und horma, Jcfino und ladhw
zeigten uns dass schon innerhalb der reinen Volkssprache eine
Form Patricierrechte beansprucht während die andere Plebejer-
dienste tun muss. Absolute Einheit und Gleichheit ist zum
Glücke nirgends zu finden, verschiedene Bildungsstufen sind
immer und tiberall vorhanden, daher auch eine verschiedene
Handhabung der Sprache. Besonders aber im Romanischen
musste dieser Unterschied schon in sehr früher Zeit scharf her-
vortreten, ja vielleicht gerade am schärfsten; denn hier waren
„Gebildete" diejenigen, welche lateinisch zu reden wusstcn; und
JGl
(lass diese im noch frisclion Bewusstsein ihrer Abstammung, und
in dem l^ewusstsein dass das was das Volk spracli ein chaoti-
sclies Durcheinander und ein wirklicli verderbtes Latein war, sieli
eifrigst bemühten so weit ihre Mittel reichten, die Kluft zwischen
dem vulgairen Romanisch und dem ihnen eigenen minder ent-
arteten Ijatein möglichst auszufüllen, die lateinischen Worte mög-
lichst wenig umzugestalten, ist nichts als die natürliche Folge
ihrer Bildung. Es ist nicht Zufall, dass Bcrceo der gelehrte
Weltgeistliche, der erste namhafte hispanische Dichter geistlicher
Lieder, so viel gebildete lateinisch klingende Worte in seine
Dichtungen verwebt, es ist nicht Zufall dass bereits das Eulalia-
lied ein Mal nach Art der mots savants in einem im Lateini-
schen daktylisch acccntuirten Worte den Ton nach vorn vor-
schiebt: r(mcicl=)ciicffat, und dass der Psaitficr (V Oxford das gleiche
in calice und cspirit und (nlnwine tut. Die Kirche barg in sich in
jenen Zeiten die einzigen Gebildeten der Nation; die Kirche also war
es welche, dem unermüdlichen scheinbar ziel- und zwecklosen Vor-
wärts der Vulgairsprache gegenüber, einem starren Stillstandsprincip
huldigte, innerhalb der fliessenden Wasser der Sprache eine kleine
Sprachinsel baute die unverrückt feststand. Während ganz im
Anfang die erstehende altchristliche Kirche das Fortschrittsprincip,
die Anerkennung alles Volkstümlichen vertrat, während sie in
Kala und Yulgata und den Kirchenvätern Volkstümliches in
reicher Masse in das klassische Latein hineinmischte, Avährend
sie z. B. mit ihien Heiligen zugleich deren volksübliche Namen
kanonisirte, aus Scxius einen Sixfns, aus CalUatos einen Calixtus,
aus Äldchiadcs einen Miltiadcs^ aus Bercnice eine Vcronica, aus
Egnatius einen Tc/natius machte, — siehe ScJmcJiardtl 59 — , hat sie
in späterer Zeit, stehen bleibend bei dem einmal Benovirten, sowohl
dies im Laufe der Zeit nun auch Veraltete, als auch anderes rein Klas-
sisches dem neuen immer weiter schreitenden Volksgciste gegenüber
beschützt und den geglückten Versuch gemacht wenigstens in der
Kirchensprache einen mehr lateinischen Sprachkern festzuhalten.
Der cicrico oder r/o und der canörur/o , apostoligo oder co, (ingdico,
catolico etc. etc. sind uns schon oft begegnet; als Proparo.xytona,
und als fast unveränderte Latinismen und doch uralt spanisch,
machten sie uns schon mehrmals stutzen. — Aehnlich ist es mit
cüliz cälicc Abendmahlskelch, den natürlich lirrcco schon kennt
C. MlCHAt'^MS. i '
ir.2
mihI iKiiiit. I)i«' \ Olksspraclic inaclil jius ailium calce cnurr
caz rauch- il, dir Kiidu- liiilt an lalirr taliz («•♦>!. Den iDfistci»
kircliliclioii AusdrllckJii kann jcclocli nicht, wie- lii<r, eine Schoidc-
loriii (MitK<'t,'<'HK^"^^'''l* wfrdcMi, wril sie n^'^I»^^n^Mich gar niclifs
\ Olkslündiclu's bc/ciitlnicn, die? Heiligkeit ilirfs Sinnes aber spä-
tere UolxTt Tilgungen und Erweiterungen /iendicli streng und all-
gemein verbi(?te(. I)ass avr/th'co cantico njiostolifo catoluo pnra-
lltico, kurz alle Jene in tco auslautenden Worte, deren Popularität
wir weiter oben nocb verteidigen niussten, dass npöstolo ca-
pUulo mchtircs lirf/inrs rdrifas f/uriflrnf/rsima discipulo uvffrlcs
vätcdramücuhi clcmnsinfi, kurz die grösste Zabl von Jicrrcds dakty-
lisch gehaltenen Wörtern im Voiksmunde, wenn dieser sie gebildet
liätte, eine andere Lautgestalt angenommen hätte, und wo der*Sinn
Popularität zuliess es auch in derTat getan hat z.B. in cahildo cadera
media mcDifha cuarcsnia almosva etc.: dass wir es also hier mit einer
gewollten lloaction zu tun haben, ist klar. — Auch iJicz E. IT. snh
voce dio giebt zu dass mit der Heiligkeit eines Namens zuweilen Ano-
malien der Form und Flexion zusammenhängen; 5?/^ voce avf/e dass die
heilige Bedeutung des Wortes der Grund sein kann weshalb man so
lange am Buchstaben, am dreisilbigen ayigele und am zweisilbigen
angle festhielt; und in der Grammatik 11 324 bei Gelegenheit des
Suffixes aculum sagt er „liturgische Ausdrücke wie cooiaculmn mi-
racidum signaculum tahernaculum wurden den Lautgesetzen nicht
unterworfen." — Die Unregelmässigkeit der Lautvertretung aber
berechtigt noch nicht dazu ein Wort aus dem Volksbestand aus-
zuschliessen: miracle bleibt populär denn der Accent hat seine
Stelle behauptet. — Auch cdli^ gehört dem Volke unbedingt
an, so lange es den Abcndmahlskelch bezeichnet, (s. perdiz lar-
niz cerviz etc.) als Blumenkelch aber der Gelehrtensprache; so
haben auch cdtedra und ca}}itido neben ihrer volkstümlichen
geistlichen Bedeutung noch andere im eigentlichen Sinne des
Wortes gelehrte Bedeutungen annehmen müssen, und mit diesen
fallen sie natürlich in die Klasse der mots saiaiits, in welche
wir sie vom formellen Standpunkte d. h. ohne Rücksicht auf
Sinn und Entstehungsart aus überhaupt einordnen könnten. —
Doch gehören in Wahrheit beide caliz und caz , clerigo und
crego, capihilo und cahildo, cdtedra und cadera in das Volks-
gut, weil die unverkürzte Form sogar mit älteren Dokumenten
1G3
zu belegen ist als die verkürzte, und d;i man Wörter, welche
auch der Laie tagtäglich aussprechen hörte und nachsprechen
musste, nicht Worte eines beschränkten Volkskreises nennen darf;
da sie also zum notwendigen Bestand des Wortkapitals gehören,
und da ferner zum Teil starke und populäre Ableitungen und
Nebenformen in ihrem Gefolge auftreten, hinter derigo clcrigalla
derigue.zca derizon derizovte; neben capitido capitol und nach
ihnen copitiäa capitulacion cajiiiulado capihdador capihdante ai-
pitidcro; hinter catedra catedral catcdralidad catcdraiüe cafcdrcar
caicdrüla etc. — , so dürfen sie vom ideellen Standpunkte aus
betrachtet, nicht unvolkstümlich, mchimots savants genannt wer-
den. Wir sind nicht berechtigt was 500 Lebensjahre und noch dazu
Jahre kirchlichen Lebens hinter sich hat, fremd oder entlehnt zu
nennen und es aus dem Volksgute auszuscheiden. Ideell gesehen
muss man es zum Volksbesitze zählen, warum sollte es formell
nicht auch statthaft sein? um so mehr als sich so wie so, auch
ohne sie, für die volkstümlichen Scheideformen eine Klasse ergiebt
in welcher eine der Scheideformen sich von der anderen durch
Syncope eines tonlosen Vocals unterscheidet? Dass die Scheide-
formen gelehrten Ursprungs eine ungleich reichere Schaar derarti-
ger Beispiele bieten und jenes Unterscheidungsmerkmal ihnen ganz
besonders eigen ist, kann jenes nicht verhindern. Wo ein durchaus
und rein gelehrter Sinn noch neben dem kirchlichen hergeht, wie
in cäliz^ ordne ich das betreffende Wort in beide Kategorien
ein; bei calongc calöndrigo canönigo canönico werden 1, 2, 3
unter die populären, 1 und 3 noch einmal unter die gelehrten
gesetzt.
So wenig richtig es also wäre, diese alten Kirchenlatinismen den
späteren Gelehrtenworten des 1 G.Jahrhunderts glcicli zu setzen, eben-
sowenig exact Aväre es freilich sie für rein volkstümliche Bildungen
zu erklären. Jene Proparoxytona kirchlichen Gepräges sind gleich-
sam Uebergangsstufen von der ersten zur zweiten Kategorie. Sie
sind eigentlich mots savavfs^ sind lateinelnde Formen und stehen
doch mitten unter den abgenutzten Volksbildungen, sind eben
so viel verwendet wie diese, aber mit Vorsicht und Absicht
sauber gehaltene, und nicht jedem zu beliebiger Verwendung in
die Hand gegebene Münzen die, wohl geschont und geschützt,
ihr Gepräge und ihren Stempel ungetrübt bewahrten, im Gegen-
10 l
sat/r /ii der Klciiwii iil»tr(i;riff«iicn Aiifidrurkhinllnzc elf« fn^sCAm-
liilicii Lebens,
Man liilttr jilso vicllciclit niclit Unrecht wenn man den 'i erminuH
„(Jelelntenwort" etwas (leimen, und unter dem Namen (ielchrten-
wort nicht nur die l{<Miilinge \erstehen wollte, welche durch
Kunst und \N issensehafl in später Zeit nach vollendeter Spracli-
sc;li()i)f"uii^' als fertige Ganze mit der bestimmten Absieht \on
Kin/.elnen eingeführt wurden, den Sprachschatz zu bereichern
und /.II veredeln und die sicli daher nicht ebenso verbreiteten
und verzweigten wie die natürlich erwachsenen Pflanzen, sondern
nur an hestininiten Flecken in wissenschaftlichen und künst-
lerischen Kreisen einen günstigen Boden fanrlx'n, sondern wenn
man aucli alle diejenigen hinzurechnen wollte, welche schon vor
dieser Zeit vermöge ihres Sinnes, oder eines bestimmten Teiles
ihres Sinnes dazu berufen und angelegt waren Specialeigentum
nur der gebildeten Stände zu sein und erst von diesen dem Volke
als solche, unter der Bedingung des Schönens und Tntacterhal-
tens überliefert und desshalb weniger vom nagenden Zahn der Zeit
geschädigt wurden — ch'rir/o cauönir/o — ,und weiter alle diejenigen,
welche ganz frühe weil sie doppelsinnig und doppelformig waren zu
Scheideformen wurden, von denen immer eine dem Urbild näher
stehen und also ..gelehrter-' aussehen muss, als die an<lere. —
Jedoch damit wäre die bequeme Dreiteilung des Sprachschatzes
aufgehoben: und ich meinerseits, die Mangelhaftigkeit und das
Unzulängliche jener Teilung wohl einsehend und beklagend, je-
doch unfähig sie zu heilen, halte die Ungenauigkeit, eigentlich
nur die Unbequemlichkeit, welche daraus hervorgeht wenn man
die tcrmini ccdesiac zum fonäs popidriire rechnet, sie darin be-
sonders signalisirend, für weniger erheblich als die Confusion,
welche eintreten muss, wenn man jene zum fonds cVorigmc sa-
rantc hinzuschlägt. Gewiss, überall wo ein einheimisches "Wort
in zwei oder in mehrere auseinandergeht, wird eines vor dem
anderen den Namen der relativ ,. gelehrteren'* Form voraus haben
haben können; den sonstigen absolut gelehrten Fonnen gegen-
über aber wird seine Volkstümlichkeit doch fast immer so oder
so ans Licht treten. Wenn sich ein auf gleiche Weise charac-
terisirter Scheideprocess nun auch im ersten und im zweiten
Abschnitte wiederholt, wenn sowohl das Volk als die Gelehrten
1C5
z. B. durch Erhaltung und >Jichterhaltung von atonen Vocalen
differenzirt und doublirt liaben — so tut das ja nichts: es giebt
dann eben Kirchen- und (ielehrtendaktylen; es kann das Volk ein
lateinisches / als / erhalten und zu // erweicht, Tenues in ihrer
Härte bewahrt und zu Medien erweicht haben, und die (ielehrten
können das erstere, das Erhalten, dem zweiten im Volke voll-
zogenen Erweichungsprocesse gegenüber auch getan haben. Wir
kommen so eben nur zu mehr Einzelparagraphen, bleiben aber
doch dem reellen Tatbestand getreu. Meist weicht bei den
Gelehrtenscheideformen dennoch die gelehrte Eorm in einer Weise
von der populären ab, in der zwei populäre Scheideformen,
untereinander nicht differiren könnten. Forma so gut wie hormn,
laiino so gut wie laäino^ guente so gut wie gante, derigo so gut
wie crcgo, canom'go so gut wie calovge und calondtigo kann das
Volk sagen und hat es gesagt; |;r/»/am noch neben prirncro,
wandato neben wandado, viatico neben viage, kurz Formen in
ario neben anderen in cro, in aio neben ado, in afko neben
aje, in acido neben aje hatte das Volk nie aus eigener Kraft
gebildet oder erhalten und für sein eigen anerkannt.^ Ich schliesse
mich also Herrn BracJiefs Einteilung an und sammle unter dem
Titel Scheideformen gelehrten Ursprungs nur diejenigen, welche aus
der Eenaissancezeit oder noch späteren Jahrhunderten stammen.
— Die relativ gelehrte Form lasse ich innerhalb der Klasse der
populären Scheideformen immer die letzte Stelle einnehmen.
Bleibe ich im Hauptpunkte der Generaldreiteilung Herrn
Brachcfs System auch treu — selbstverständlich gestalten sich
die Ergebnisse in der spanischen Sprache ganz anders, als in
der französischen — , so weiche ich doch in zwei anderen Neben-
punkten von ihm ab. Der erste musste schon im Verlaufe dieser
Arbeit en j^cissant gestreift werden. Herr Brathct nennt nämlich
alle die Wörter um welche diese Arbeit sich dreht, ich wieder-
hole zum Ueberfluss noch einmal welche, alle die Wörter welche
sich aus einer Einheit der Form (die schon eine Mehrheit des
' lieber Einzel bildungen \\\q, fridtico s. oben p. löO. - Die
populären Wörter in ico ipublico'f') und äco etc. machen einen mir
bisher ebenso unlöslichen hiisih's-'kiioiQn aus, vir dies hnsih's selbst
CS ist.
liii;
Sinnes in sicli hclilirssen oder hie cr»t aus sich entwickeln konnte)
/.ii ciiu r /wcilnit oder Jiucli zu einer Melirlifit von drei und
vier WOrtern gcsi)alt(,ii liuben Doppehvörter duahlits oder douhlcs
fonncs^ it. ihpjiioni. — Auf \). 1 seines Supjdenienthbandchens
sagt er sclljst: // rnudrdi/ ptnt-itrc miaix donncr ä ce pheno-
maie jdiiloloffif/nc int (nitre nom que cclui de doubl tt invcnU
par (Jnt/icritiot cn 108.3 (J^es doidjlcls de la lapyue frniiroise par
Nicolas C(ifJirn')iof , Jiourr/cs IGHIi); le nom de diilologie
(de StTTc; double) proposc par K. IT. L. lleysc (Syntem der
Sprae/ucissoischaft § 90; est un cquicalcnt eyalcmcnt insitfßsant'^
Auch ]*ott bedient sich immer dieser liezeichnung ,,Dittologieen".
„En 1801 Bidet (Lcxicologie ji. XVJII.) fippela plus justemenl
ces formcs des derivations divergentes et M. Kgger dans
sa Grammaire comparee (p. 1G6) se ränge ä Vopinion de Bidet.
I)ic.z leur donne simplement le nom de hifurcation (Gr. I 50.
2® cdit) Mais eettc dniomination sn/ßt-clle ä comprendre des
f armes seit triples comme affaite affete affecte =^ nffeetatum , soit
quadruples comme hcnoit henct lenit heni? — Bechstein, wie
Herr Benecke in seinem Aufsatz „Lateinisch und Komanisch"
(Herrig 45 p. 337) bemerkt, nennt sie Zwillings Wörter. — Herr
Brächet erkennt also die Unzulänglichkeit seiner Bezeichnung an.
Umschreibungen wie douhlcs derivations d'un memc mot: bi-
furcafion d'un meme mot; diverses traductions du meme
mot sind nicht besser, und obenein zu breit um technischer Terminus
zu werden. Die aus iJiez' Grammatik p. 50 (in der dritten Ausgabe
51) entnommene und als Motto über seine ganze Arbeit gesetzte
Stelle: „Das Abtliessen alter, das Zuströmen neuer Elemente, das
häufige Auseinandergehen eines Wortes in zwei bieten
der auf die Ursachen dieser Erscheinungen eindringenden Re-
tlexion reichlichen Stoff", ist keineswegs die einzige in der Diez
der Doubletten Erwähnung tut; die Bezeichnung hifurcation
keineswegs also die einzige die Diez ihnen gegeben hat. Auf
Seite 173 (3. Ausg. 186) nennt er sie Doppelformen und
Doppelwörter. Seite 273 (3. 294) nennt er sie Scheide-
formen — gesperrt gedruckt! und in der Einleitung zur ersten
Ausgabe des Etymologischen Wörterbuches p. XXIV — V ver-
wendet er diesen Xamen noch einmal zu dem gleichen Zwecke.
Mir scheint diese Bezeichnung richtiger und besser, danim weil
1G7
sie nicht nur zwei sondern eine beliebige Zahl von Wörtern be-
zeiclnien kann, und weil sie uns gestattet den dann verworfenen
Namen Doppelform für diejenigen Wörter zurückzubehalten,
welche eine Einheit des Sinnes durch eine bunte Mehrheit der
Form wiedergeben, die also wirklich Doi)pelgänger oder Duplicate
Doubletten sind. (S. oben p. 40 u. 44.) — Auch I)iez mischt beide
Sorten noch zusammen: p. 173 (18G) führt er durcheinander,
italienische Doppelformen wie esiglio csilio^ ciggia abhia, sacda
saj)pia, und Scheideformen wie foja furia; vajo, vario, luglio
Giuglio auf. Welchen Namen man aber für jene ersten be-
nutzen will, wenn man die zweiten äouhlets nennt, weiss ich in
der Tat nicht; zwei in ihrer Art und besonders in ihrem Werte
so durchaus verschiedene Erscheinungen aber, wie die der sinn-
losen und sinnvollen Doppelungen auch in ihrem Namen zu
dissimiliren ist, meiner Meinung nach, notwendig. Wer stellt
eine Doppelung wie iifficio uffizio mit der Scheideform viaggio
viatico in eine Reihe? — Die französische Uebersetzung der
X'/c-^'schen Grammatik giebt die Bezeichnung der 50. Seite auf p. 46
mit hifurcation frcqiicnte cVun rnot cn deux wieder, die der 173.
auf p. 134 mit mots ä douhles formes, die Scheideformen der 273.
nennt sie auf p. 272 formes distinctivcs. Wenn man diese letz-
tere oder vielleicht noch besser die von Herrn Coelho llomania II.
p. 281 angewandte Uebersetzung ^^ formes divergentes^' dem deut-
schen „Scheideform" in meinem Sinne entsprechen lässt, den
Namen doiihlets aber nur das Gegenstück zur deutschen Doppel-
form sein lässt, so wäre dem Wortmangel wenigstens notdürftig
abgeholfen. Eine Einwendung kann freilich immer noch ge-
macht werden: es könnten ja auch von den Formen, welche nur
lautlich und nicht sinnlich unterschieden sind, einige mehr als
zwei Gestalten haben, itfficio könnte ja z. B. neben uffizio noch
ufficio oder officio oder offizio tönen; der Name Doppelform
doublet wäre denn auch hier so ungenau und unpassend wie Herr
Brächet es oben an der Bezeichnung hifurcation rügte. Dieser
Einwand ist vollkommen berechtigt: und einen treffenderen Na-
men würde ich gerne anerkennen und an Stelle dieses alten
setzen; solange er jedoch nicht da ist, benutze ich jenen. Es
überwiegen übrigens — wie freilich auch bei den Scheideformen
— in der neuen Sprache diejenigen Fälle in denen nur eine
ih6
/wcilirit (li I IfMiii <lii ist »Ju; iiocli iiiflirfariitT variirteii hei
wi'ilciii: von der .Mamiiclit:iltigk<*it jUt alten, wie in vuidar
j)nr)tnn(, ist wcni^' übri^' K''bli<l»<'ii; uinl dann ist bei einer
iiiitcri^M'onlnctcn, und für die Mehrung nnd Klärung der Sprache
in IxciiKT liiii>>i(;ht tiili;^'en Wortklasso eine solche L'ngcnauigk^it
iimiK rhiii noch besser angebracht, als bei der der wichtigen, die Ord-
nung und I'iilh; der romanischen Sprachen so bedeutend heben-
(h-n SclioidcJornicn.
Der /weite l'unkt, in dem ich ein wenig anders denke und
verfalnf iils Herr Jlrar/nt, und der einige vorläufige nehauji-
tungcn dieser Scheidearbeit rcctihciren, und einschranken, und
zu ihren Regeln einige Ausnahmen hinzufügen muss, ist folgender.
Ich habe bis zu diesem Augenblick behaui)tet: bei Scheideformen
müssesich zu einem Formuntersehied ein Hedeutungsunterschied hinzu-
gcsellen, habe also dasselbe gesagt was Herr ///rtc/ze/ im Eingangssatze
^viucs JJicfionnairc sagt: o)i nppdh doiihkts Ics doubics derivotions
d'ioi mcmc mot qiii rcpondoit d^ordiuidrc ä dcux ar/cs diffcrcvt^
dans ridstoire de notre lav^uc d ai(xqueUcs Vnsagc a attri-
hi(c malgrc Icnr com in iDiautc d'orir/hic des sens dis-
fiucls et speclaux ^ dasselbe was J/. Breal^ Memoircs de
Lingiüstujnc I ]). ("2 bei Gelegenheit der lateinischen Scheide-
formen bemerkt: il f<iut que Jes deiix mots aicnt pris dans Vus-
nge des signif'ieations differcntcs. Jetzt möchte ich die
Auffassung des Wortes ., Bedeutung" ein wenig über ihre recht-
mässigen Grenzen ausdehnen, und unter Scheideformen nicht nur
solche zwei Worte verstehen, die in ihrem Brauch gar nicht, in
keinem Tunkte ihres logischen Begriffskreises, zusammenfallen
können, von denen also ein jedes einen ihm eigentümlichen und dem
andern ganz fremden Sinn hat, sondern alle diejenigen bei welchen
eine Sonderung und Differenzirung überhaupt an irgend einer
Stelle eingetreten ist, wäre sie auch nur der allerfeinsten . kaum
merklichsten Art; alle diejenigen welche in zweifacher Form erstens
dasselbe sagen können, von denen zweitens die eine aber ausserdem
noch andere Nebenbedeutungen aus sich entwickelt hat, an denen die
andere keinen Anteil hat, oder diejenigen welche das gleiche sagen,
die eine aber im wirklichen Sinne, die andere im bildlichen, alle die-
jenigen welche das gleiche sagen, die eine aber im Munde und
Sinne des Dichters, die andere in gewöhnlicher Prosarede, alle
1()9
diejenigen, welche dasselbe sagen, die eine aber bei Gelehrten die
andere beim Volke, kurz nicht diejenigen, welche in ihrer Bedeu-
tung, sondern die, welche in ihrer Verwendung auseinandergehen.
Ancid bedeutet „Anker' und «»cor« auch; das erste benutzt
der Scl'.itt'er und mit ihm das ganze, mit den gewöhnlichsten Aus-
drücken der Schiffersprache doch vertraute Volk; das zweite
benutzt der Dichter und der moderne Uhrmacher, das erste ist
also volkstümlich, das andere ist des Dichters und des Fach-
mannes Besitz. Clh'hjo ist der Name des Priesters, im über-
tragenen Sinne der Name eines wahrscheinlich würdevoll pfäffiscli
aussehenden Fischleins „Gabler, Stachellinie". Will der Spanier
von diesem „l*faffen" reden, so greift er jedoch häufiger zu der
profaneren Form crego^ nimmt diese dagegen niemals in den Mund
wenn er vom Cleriker sprechen will. Clerigo heisst also Priester
und Gabler, crcgo nur Gabler. Dieselbe Trennung zwischen
derselben wirklichen und bildlichen Verwendung des Namens für
einen Geistlichen und einen geistlich aussehenden Fisch liegt in
hacaUao und haccalaurco hachillcr vor. Die populäre Form ha-
callüo hacalao (kat. mall., valenc. hacallar und hacallat, it.
hacallare hacalä^ bask. hacallau-a, fläm. hakkcljau^ niederl. um-
gestellt zu Jcabdjauic woher das frz. cabeliau cahliau cahillaud,
woher wieder it. cabilio), benennt den Stockfisch, den der Spanier
mit gleicher Symbolik auch curad'dlo und ahadcjo titulirt, zu-
gleich aber den Geistlichen, welchen ausserdem das dem Fran-
zösischen entnommene hachillcr (bachclicr) und das dem Mittel-
lateinischen entnommene durch Volksetymologie aus baccalaris
baccalarhis zu bacca laurcus Umgeformte baccalaurco be-
zeichnet. Diese beiden letzten aber bachillcr und baccalaurco
(it. baccalauro und bacalare pg. bachalcr bacharcl) benennen
nichts als den bis zu jener geistlichen Würde Gelangten. Dasselbe
geschah auch in capclan und capcllan^ der erste ist ein Zwerg-
dorsch , der zweite Zwergdorsch und Kaplan. Curadillo und
abadcjo Hessen keine Spaltung zu, das eine Wort muss also, wie
so unendlich oft, zweien Zwecken dienen. übispo und cpis-
copo bezeichnen beide den Bischof; die populäre Form obfS2)o{a)
bedeutet aber nebenher noch einen Bischofshut, und weiter, zum
ersten einen Verbrecher dem man eine hohe papierene ^lütze
(Hischofsmütze) aufsetzte, zum zweiten ein Seeungeheucr, ein neues
J7«»
Mitglied (Irr iiiitt isc'cihclHii Kinlic Aul»» und acui/olio,
ttvhol II ml Iri/olin^ nthol und atrifolio bezeichnen ein und die-
selbe rtlunze, elx'nso Itizmuja und pafitinaca ; ajcdrca und sa-
furn/a; rodiso und citiso; dlnntro culnntro und coriandro; (jl-
rojlc und (cuiofUo, inchro und juvijurh; rodoüo und ridonio;
f/urvion und cuforbio; alhostifju alforifjo und pistacio. Hei ihrer
\ erhält nissniüssi;^ seltenen Verwendung in der Schriftsprache, ver-
bunden mit den ungenauen Angaben der Wörterbücher und bei
dem Wechsel und Schwanken gerade in Bedeutung und Gestalt
der i'tlanzcnniuiien, liisst sich auch dies nicht einmal mit I3e-
stininitheit aussagen. Wie doin aber auch sei, ihre Verwen-
dung ist eine doppelte und in ziemlich feste (irenzen gebannte,
kaum greift eine dieser Formen in das der andern zugewiesene
(iebiet liinüber. Die im Volksmunde stark verletzten und zer-
setzten Namen benutzen Landleute und Gärtner, die latinlsirenden
nur die Botaniker. Spricht der erstere den Namen accho aus,
so denkt er an die undurchdringlichen Hecken von ledernen
starren dornigen Blättern mit rüthlichen Beeren, welche seine
Gärten umgeben; spricht er von cilmitro , so denkt er an das
aromatische Kraut dessen Früchte er sammelt und zum Apotheker
oder Conditor bringt um sie überzuckert als Aniskörnchen ein-
zuhandeln. Spricht der Botaniker von aciüfoUo oder coriandro,
so denkt er an Ordnung so und so, Klasse so und so des Linn6'-
schen oder des natürlichen Systems. Zwei verschiedene An-
schauungen werden mit verschiedenen Wörtern gedeckt: warum
sollten sie den Namen Scheideformen nicht verdienen? In
ähnlicher Weise werden viele Eigennamen — Personennamen —
verschiedentlich verwendet; eine festere treuere Form wird in
allen acten- und statutenmässigen Verordnungen als Tauf- oder
als Heiligennamen verbrieft und versiegelt, also unverletzlich
aufbewahrt; das Volk und die Familie aber verkürzten und er-
weichten die Namen ihrer Lieblinge. So steht 6'//, der Bauer,
neben dem Heiligen Egidio = Aegidius, Mingo neben Domingo
r= Bominicus. — Mit den unveränderten Taufnamen stehen auf
einer Stufe die Familiennamen, welche sich von Geschlecht zu
Geschlecht unverändert fortpflanzen, also eine altertümliche Form
in die neuesten Zeiten hineintragen. Liegt ihnen ein Appella-
tivum zu Grunde, so werden diesem die Umformungen nicht er-
171
spart denen jene entgehen: so steht Lope d. i. liipus neben loho; Mo-
uüf/o neben movje. Wenn in umgekehrter Entwickelungsreihe
Eigennamen, welche einem typisch gewordenen Character anhaf-
teten nun Appellativa werden und jeden bezeichnen dem der-
selbe Charakter eigen ist, so ist das Verhältniss das gleiche: die
Eigennamen bleiben unverändert, die Appelativa nicht; so scheint
2oa?/o Bauer, von dem alten Fclagio Felagius zu stammen, so
möchte auch tosco das jetzt rauh, plump und grob im schlechten
Sinne bezeichnet, das aber der Katalane Jaiime Fchrcr (Strophe
97) noch im guten Sinne als tapfer kernig gebraucht ,,(/ent va-
lenta e tosca^\ vom deutsch ^^tuisc^^ herzuleiten sein. Denn dass
Appellativa von Personennamen {ladre Lazaro) oder Yölkernamen
oder aus Städtenamen herkommen, ist durchaus nichts seltenes.
Stoffe und fertige Kleidungsstücke besonders werden nach ihren
Erfindern oder dem Orte ihrer Fabrication benannt. Gante und
Gnentc; galdre und Gttcldre; corbata und Croata^ orlan und Or-
leans bilden solche Scheidepaare.
So oft nun solche Fälle eintreten, haben wir es mit Scheide-
formen, nicht mit Doppelformen zu tun und ich nehme sie
darunter auf; von doppelt vorhandenen Eigennamen nur einige
Probebeispiele, von solchen aber die aus Eigennamen zu Sach-
namen geworden sind und dabei ihre Form verändert haben,
führe ich alle mir bekannten an.
Herr Brächet tut es nicht. Und doch hält auch er die von
ihm gegebene engere Definition eines doublet nicht fest: ich kann
nicht finden, dass er was seine Theorie lehrt nun auch ganz
exact praktisch durchgeführt hätte. Denn wie scheiden sich an-
t'ienne und antlplione in ihrer Bedeutung von einander? Was
bedeutet triaqiie anderes als thcriaque? plan als 2^^alane? beton
als bitume? Jiors als fors? etique als hectique? charogne als ca-
carogne? calandre als cylindre? amandc als amt/gdale?
lai als la'ique? Ein eigentlicher Bedeutungsunterschied —
scns distinct et special — ist bei diesen und vielen anderen
nicht da, höchstens ein Unterschied in der Verwendung,
in der Weite oder Enge des Begriffskreises den sie ausfüllen.
Doyenne und dccanat bezeichnen beide das Dekanat, die
Dekanwürde: dignitc de dogen; dogennc kann aber ausser-
dem noch die Wohnung des Dekans bezeichnen und ist
17J
fmuT iiul ciiiiK'- llinicnsortfii Ubertnigeii , weshalb vermag ich
iii( lil /\i sagen. iUrrhv und ipiscopat bezeicrlinen beide die
lJis(!lw)l's\vai«I(', (liffnilc iVtveque; das cwtere kann ausserdem Ic
fcni/oirc soutnis ä Vtic(juc sein. Cnror/nc wird nur im wirk-
licIuMi, (liftrof/nc im fi-^MlrlicIien Sinne gebraucht; hectiqtte mag
nur der McMliciiicr oder dieser wenigstens mehr als andere Sterb-
li(^lie im .Munde fülircn; calundre ist nur die Rolle zum Glätten
der Wäsche, rifUnch'cs sind andere Rollen aller Art. Weit,
\\eitest entfernt davon \\(>\\\\ Brächet einen Vorwurf daraus zu
machen, suche ich nur, etwas vorsichtiger und üngstlicher, einer
falschen zu engen Auffassung des Bedeutungsunterschiedes vor-
zubeugen und sage darum kurz wie ich ihn auffasse und dass
ich meine Erklärung des Wortes Scheideform lieber dahin ver-
schärfen möchte, dass Scheideformen alle diejenigen in dem jetzigen
Sprachzustande zwei oder drei oder mehrere Mal vorhandenen Worte
sind, denen ein gemeinsames Etymon zu Gmnde liegt, also auch ur-
sprünglich gemeinsamer Sinn, die aber ihre Form und ihre Be-
deutung oder Verwendung nacli verschiedenen Richtungen
hin entwickelten, so dass jetzt ihre Gestalten und ihre Bedeu-
tungen oder Verwendungen von einander abweichen.
Die nunmehr nachfolgenden Listen enthalten sämmtliche mir
bekannte Scheideformen der spanischen Sprache. Es sind wenn nur
die Zahl der Etyma gerechnet wird gegen 1700, wenn ihre zwei drei-
oder vierfachen Vertreter gezählt werden gegen 4000. Sie zeigen
also, dass das Spanische das ihm vom Lateinischen, Deutschen
und Arabischen überbrachte Wortkapital tüchtig gemehit hat.
1700 lateinische Worte haben sich, ohne irgend welche äusseren
Zutaten und Erweiterungen durch Zusammensetzung oder An-
fügung von Vor- oder Endsilben, zu 4000 vervielfältigt. Aus
dem Lateinischen sind durch Ä[icJid Brcal nur 63 Scheideformen
nachgewiesen und sollten sich selbst noch manche hinzufinden,
so hat dennoch die „reiche'* lateinische Sprache wohl kaum das
hier gekennzeichnete Bereicherungsmittel so kraftvoll und ener-
gisch verwendet wie die „arme" spanische Sprache, oder wie die
armen romanischen Sprachen.
Denn aus dem Französischen hat Herr Brächet auch schon
1100 Beispiele gesammelt; 615 sichere Etyma habe ich heraus-
gezählt. Im Anhange aber füge ich noch 700 — 800 neue hinzu,
173
oline weitere P^rläuteriingen weil sie zumeist aus Diez', Littr(^'s und
Schelcr's etymologischen Werken gezogen sind.
Aus demPortugies. liatllerryl. Codlto — liomania 11, p. 281 — 94
Formcs divergentes demots poriugais — 282 doppelt oder mehrfach
vertretene lateinische Etyma gesammelt, die zusammen 578 Scheide-
formen ergeben, ich füge 305 neue hinzu. Bei beiden Nachträgen
wende ich der l^equemlichkeit halber, und um einen zweiten In-
dex zu sparen die alphabetische Ueilienfolgc an, deren einzelne
Glieder in die von beiden Verfassern aufgestellten Kategorieen mit
Leichtigkeit einzuordnen sind. Das in solchen Arbeiten fast un-
mögliche Lob der Vollständigkeit beanspruchen weder diese fran-
zösischen und portugiesischen, noch auch die spanischen Listen.
Die italienischen lasse ich darum ganz bei Seite weil die
liivista dl Filologia Ixomanza ein Studio sulle dittologic o
forme dox:)pie dclla tingua italiana verheisst. Nach allem aber
was ich daraus zusammengestellt habe, scheint die italienische
Ernte die wenigst ergiebige zu sein, wohl weil die italienische
Sprache diejenige unter den romanischen ist, welche die Haupt-
charakterzüge der Muttersprache am treuesten bewahrt hat, weil ihr
durch ihre Vorliebe für Troparoxytona eine der Ilaupiklassen der
französischen, portugiesischen und spanischen Scheideformen fast
ganz entging. Doch kann ich mich leicht darin irren. Irrt ja auch
der Meister wenn er glaubt keine der romanischen Sprachen sei
dazu geeignet so reichliche Resultate zu liefern wie Herr Brachcfs
t reifliche Monographie sie liefert. Und doch bot diesem das
Französische beim ersten und zweiten Sichelschnitt nur eine Garbo
von elf hundert Aehren, mir das Spanische beim ersten eine von
beinahe viertausend.
Ich zweifle nicht daran, dass Herrn Brächet'^ oft erwähnte
Arbeit der ich die Idee, die Anregung und den ersten Plan zu
dieser Zusammenstellung verdanke, und deren Priorität allein
ich es auch danken muss, wenn ich einige Schwächen und Lücken,
die einer ersten Anordnung wie der seinen fast immer anhaften,
vermeiden und ausfüllen, und manchmal, entweder von ihm selbst
oder von seinen Kritikern oder von mir aufgedeckte Incorrect-
heitcn und Fehler verbessern und umgehen konnte, ich zweifle
nicht daran, dass sein Didionnaire des iJouhlcis ou douhlcs
formes de la longue francaise als das Muster nach dem ich
gearbeitet habe, einem Jeden der die spanischen Scheideformen
kritisiren will, zu gleicher Zeit den Massstab abgeben wird mit
dem er diese meine Nachahmung misst. Ein jeder aber der
Copie und Original mit einander vergleicht, wird leicht, und
sicherlich ohne Tadel, ersehen dass und in wie bedeutender
Weite ich mich oft von meinem Vorbilde entfernt habe; das
Warum aber, das ich im Vorstehenden erst für zwei oder drei
Hauptpunkte angegeben habe, ist nicht überall ebenso leicht zu
erkennen, wesshalb ich es hier zur Aufklärung, und wenn es
nöthig sein sollte zur Rechtfertigung, selbst auseinandersetze,
kurz, jedoch genau und getreu angebend was und aus welchem
Anlass ich an Herrn Brachefs Plan geändert liätte, und an
meiner Nachbildung desselben wirklich geändert habe.
Erstens: Dass und warum ich von Sc beide formen und
nicht von Doppel formen spreche, ward oben gesagt. (S. p. 166).
Zweitens: Auch dass und warum ich die Klasse der i)0-
pulären Scheideformen für die eigentliche und wichtigste halte
und demgemäss an die erste Stelle setze, bedarf keiner weiteren
Erläuterung (S. p. 159).
170
I)riM( 11^ I>ass ich die Möi^'liclikcit ursprünglicher Meii-
titiU zweier jetzt unterscliiedeiier Kornieii, oder ihr Hervorgehen
aus den OopiM'lloniien, ihr I'enihen auf denselben (S. p. 42 ff.)
durch AulVüliiuiiK von l5cispi«l^fornien erst noch zu beweisen
suche, limh'l darin sein Motiv, das» die spanischen Lautgesetze
noch niclil so hcKannt und durchforscht sind wie die französi-
schen, dass also mancher au dieser oder jener Scheidefonn An-
stoss nehmen luöclife, wenn nicht die Authenticität des an ihr
Anstoss erre^M'inh'U Lautwandels durch andere Beispiele nach-
gewiesen würde. Herr JlKuhct brauchte niclit mehr zu beweisen,
dass fht/rsum Iran, dass polypus picuirc^ dass dcliratus düie
werden durfte. Dass jedoch mcntiru und mcvtida, madrja un<l
gucdcja^ harj/a und zarpa, dass (djitr und affuero eins sein
können, glaubt ohne Weiteres noch Niemand. Es bedarf noch
nnbezwcifelbarer Zeugenaussagen um solchen Etymologien Glauben
zu verschafien. Um aber nicht ohne Not den Stoff unverhältniss-
mässig anwachsen zu lassen lasse ich namentlich wo es sich um
schon bekanntere Facta handelt nur einige der vielen stimm-
fähigen Zeugen auftreten. Auch möchte ich an dieser Stelle den
zahllosen etymologischen Streitfragen noch aus dem Wege gehen
die sich an den grössten Teil der auffidirbaren Worte knüpfen
würden.
Viertens: Sind douUcts wirklich doiilles derications d'un
memc mot avec des sens distincts ff specianx , und Herr
Brächet will es ja so, so müssen manche Fonnen als diesem Er-
forderniss zwiefacher Bedeutung nicht entsprechend aus seinen
Eisten gestrichen werden. Wie ich mich hierzu verhalte, und
dass ich überall da wo eine gelehrte einer populären Form ge-
genübersteht beide, wenn auch nicht durch ihren Inhalt so doch
(hircli ihre Verwendung als geschieden betrachte und Scheide-
formen nenne, hierin mit Herrn Brachei's und auch Herrn CoeUio's
Verfahren übereinstimmend, auch das ward schon hinlänglich er-
örtert (S. p. 168 — 72). Ich frage also nicht mehr wie verhalten
sich (wtiennc zu antiphone? eveche zu episcopat? dof/evne zu
deeanat? awande zu amygdaJe? triaque zu then'afjite? pAa.n zu
platanc? beton zu hitnme? efique zu hectiquc? Ich frage aber
noch wie unterscheidet sich z. B. garcnne von lareune? sercelle
von sarceUe? seche von seiche? grincer von grhichey? denn hier
177
steht nicht eine volkstümliche einer gelehrten l^ildung gegenüber;
hier stellen zwei volkstümliche Bildungen neben einander mit
gleichen Functionen und gleichem Wirkungskreise. Icli frage wie
unterscheiden diese sicli von dem was Brachcf selbst (p. lo)
simples Varietes orthographiqncs nennt? von dem was ich \). 40
als solche d. h. als Doppelfornien bezeichnete'? Jene erstgenannten
hatten zwar auch einige gemeinsame Eigenschaften, jfdoch auch
einige Verschiedenheiten; wo aber steckt bei diesen irgend welche
Verschiedenheit? Doch eben nur in der Orthographie. Und
ferner frage ich, Avie verhält sich taire zu taisir? ordre zu ar-
cloir? querre zu querir? palpre zu paupiere? )ncnois zu nie-
nisqtie? entait zu intact? so^ief zu suate? deu[/e zu delie'^ Wie
verhalten sich die 42 altfranzösischen Formen, welche Herr
Brächet in den Text des zweiten Teiles verwebt hat * zu dem
was er ausdrücklich I 9 hervorhebt: dass er nämlich nur modern
französisches anerkennen \\'\\\. Selbst den Fall gesetzt, sie hätten
im Altfranzösischen etwas anderes bedeutet als ihre neufranzö-
sischen Vertreter heute bedeuten, ist es doch nicht statthaft
Worte die nicht Zeitgenossen sind als Scheideformen, als Resultat
des Differenzirungstriebes anzusehen. Zusammen aber haben jene
nie gelebt ,,?7s n'oiit point coexiste dans la hmgne^'; die modernen
ihnen entsprechenden Volksbildungen sind Fortentwickelungen
(nugcr z. B. aus navier)^ die gelehrten Neulinge Vertreter, beide
aber Verdränger und Ersatzsteller jener alten Formen, darum
aber auch zumeist ein genauer Ersatz auch ihrer Bedeutung. Jener
Fall anderen Inhalts trift't bei den wenigsten zu; höchstens haben
die modernen ihn, wie die alten bei Weiterexistenz auch getan
hätten, etwas erweitert: selbst als Zeitgenossen ständen sie also
zu einander nur in dem Verhältniss in welchem antiennc zu au-
tiphonc, b€to)i zu hiitime, dotjenne zu decanat stehen; ohne dies
aber sind sie weit selbst von diesen unvollkommensten Scheide-
formen entfernt. Und dass keine Specialbezeichnun.g für die
Doppelformon zur Trennung von den Scheideformen für Herrn
Brächet existirt, dass beide ihm doullets sind, rächt sich hier:
was im ersten Teile nur in den Anmerkungen und als mit den
' Icli bezeichne der Kürze wegen das Dictionnaire als ersten, das
Supplement (Paris 71) als zweiten Teil oder dies als II. jenes als I.
C. MlCHAfilJ!^. 1 o
178
im I'cvk; stolu'iMlt'M Duplicatcii durchaus nicht gleichartig an alt-
französischen i'optilarforiiicn verzeichnet war, ^eht weil e« dort
j.'i (IouIjUIs hie-s, im zweiten Teil ruhi^ unter die Textdouhletten
llber. Anmerkun^'cn wie sie ] p. i;i — M: \\; rind IH htehen.
liessc man sich, die ungenaue ('onfrontirun;( \on Icrtatr /artcttr
iiikI //frr jnifir (als dessen Ktymon natürlich nur in Folge eine«
Dnulvfelilers /(tdotrm statt factor angesetzt ist) sehr gerne, be-
sonders in erweiterter, mö«,dichst vollstänfliger Sammlung ge-
fallen; es ist Inulist interessant dem (Irunde des Ahsterbens so
überaus vieler altfranzüsischer Topularbildungen nachzuspüren:
nur dass sie im Sui)pleniente in den Text erhoben u:i<l unter
«lie Donblets gereiht sind, dass in Folge davon z. H. anii und
<intij\ zwei verlorene altfranzösische Formen, mit andque, also
mit einer bestehenden neufranzösischen Form, unter den formes
triplcs, also als dreifach gespaltenes aniiquus figuriren, kann ich
weder billigen noch nachalimen. Meiner Ansicht nach mü.ssten
aus diesem Grunde von den dreifach vertretenen I)oubb.'ts die
folgenden zehn auf zweifach vertretene reducirt werden: aqun-
iivus cifitara comnmnicare canonicus custoäem deUcutus facticius
mansns nacigare Spiritus und folgende 32 sind überhaupt gänz-
lich zu streichen: antiquns scholasticus arscnicum ludilia ßatula
(/landida origincm orhita temds ndcersarius rogaiiones avarus
suavis intacfus imperairiccm meniscus tacere lucere nocere ar-
dere movere licerc mancrc jjalpehra cicer deexrationare ciconia
quaercre rememorare radicem fremere. Ich also nehme von alt-
spanischen Doublettenhälften wie hlago und mege es z. B. sein
würden, das ersere gar nicht, das letztere nur darum auf weil es
sich doch als Familienname erhalten hat.
Fünftens: Sind ferner donblets wirklich und durchaus ein
und demselben Worte entsprossen, und auch das verlangt
Herr Brächet mehrmals ausdrücklich TI 9 deriiations dun ttieme
mot; originc idcntique), so müssen manche andere Formen als diesem
Erforderniss eines vollkommen gleichen Etymons nicht entspre-
chend gestrichen werden. Wenn colatile und loJaille^ aninial
und aumaille, ancetre und antecesseur nicht berechtigt sind
doublcts zu heissen, weil den erstgenannten die Singulare lola-
tilis und animal und der Nominativ antecessor, den letztgenannten
dagegen die FluraJia colatilia und animalia und der Accusativ
179
untccessorcm zu Grunde liegen (I 9), so müssen selbstverständlich
auch die mit „Bestes de Vaiicienne declinaison'-^ überschriebenen
Taragraplien I 30 und II 10 ohne Weiteres weichen. Auch das
giebt lliMT Brächet zu, denn er sagt II 31 von maire majeiir
f)windre mineur ^ sire seigneiir etc. „ils ne forment point de
douhlets veritahles^'. Wozu aber dann (114 Anm.) faeteur und
faiire, lecteur und litre Doublets nennen, wozu trotzdem wenige
Zeilen später pätre ausdrücklich als mit pasteur dem Ursprünge
nach nicht identisch bezeichnen, sie p. 31 aber dennoch wieder
einander gegenüberstellen? wozu komme und üh, und noch dazu
nicht einmal an der rechten Stelle die doch unter jenen Decli-
nationsresten gewesen wäre (auf p. 34), unter den formations
inconmies aufzählen? wozu II 13 vase und gazon die sich ganz
wie hmt und halcon aus ahd. Nom. und Acc. entwickelten, auf-
führen? wozu maire und iiiajor, das doch wohl wie mojcur ans
majorem stamrrt, auf p. 15 erwähnen? Erwähnung freilich
verdienen sie unbedingt; nur Einordnung und Zahlwert durfte
ihnen eben so wenig wie aneetre und antccesseur , und eben so
wenig wie den afr. Formen zu Teil werden. Ich gönne ihnen
den Platz nicht, den auch Herr Coelho ihnen einräumt: sonst
würde die Zahl spanischer Wörter in denen ungleichsilbige Sub-
stantive dritter lateinischer Declination verschiedenartige Ver-
treter ihrer Nominative und Accusative hinterlassen haben, die
Summe der Scheideformen bedeutend vermehren können : Zu ihnen
gehörten lierren und farrago; pelamhrc und pclawen; lioramhre
und foramen; cvjamhrc und examcn; atlanle und atlas; ariete
und arics ; jiride und iris ; virtud und virto; preste und ^;re.s-
hitcro; miichednmhre und midtitiid; fortidiimbre und fort/iud ;
giga^ife, joyan und gigas; genero und geno; dracon und drago;
hucsped und hoste (veraltet); prenda und pcfio; daeion und dacio;
pref acion uwd prefaeio; destrozo und d est niccio7i: hoUhi und ßdf'go ;
calhia und caligo; indiee und index] ördev und ordo; tizon tizne und
tizo; vierven und verme; virgen und virgo; serpievte und sicrpe; gerro
und error; duclo und dolor; crema und c/rwor, und das deutsche halco
halcon. — Eben so wenig wie anmaille animal; tolaille volutilc
dürfen aber auch z. B. hras d. i. hrachium und brasse d. i. hrachia als
Doublets mitzählen. Im Spanischen lasse ich darum weder alimana
und ariimal; noch pohora und polco; noch duena do)i(( und don
1-2*
1^0
iKX'li hif/orniii iiikI hiffumi (wcIrIwH Ict/tfif' II^TT Coelho gi-lten
lUsst) ])rst('lK'ij <l. li. ich l.isvc kfino Formen bestellen derfn fiiifr
<iii Sin^Milar, dritii aii(lfr«i- <iii l'liiral /u rjiiind«' Iir*^?f
l'inl ('))fMiso \v<'nif< kann i<li iriicli «lariii mit llfnii lixtihtl
f'inv(i-sl;ni(U'n (Mlvliircii, dass pou und jedirulc (I IH} Doublet«*,
Sprössliii^^'c (Ic^ «'iiicii bci^'cset/tfn Ktynioiifj ppdundum genannt
werden dflrfcii, dass jxnpdillot und jtnviUon und pajtilfoH (11 2
lind II) von cincni (irnndwoi-f pfj)nlioucn\: filou m\\ ßUitcur
n\\{\ ßhur \<)\\ (ilfiforem (11 1 n. 11): porttur und porteux von
jxtriatorcm; fanchcur und fauc/ieux von /a/ca/orew kommen; ^ri-
hclrur und gahclonx, lioJonucur und vinhmnrux Zwillinge sind:
nocli darin dass ccroncUc und srrofvle einen identisclien I'rsprang
{scrophuJd I 11>) haben; nocli darin dass hoiifpp und Hovfjrü^
hermine und Armhiic (II 13) je Doublets sein könnten. Pot<
d. li. pcducnlum und pvüicule d. h. pedicxdum haben niclit mehr
und nicht weniger Anrecht darauf als Zweieinigkeit aafgefasst
zu werden, als z. B. vriUt d. h. leniculum und vcrrou d. b.
crrnicuJum, Formen die Brächet nur im Texte des ersten Teiles
anerkennt, in der Anmerkung dazu für eigentlich uneins (p. 32
A. 4) nnd ini zweiten Teile (p. 11) für unvereinbar proklamirt,
freilich in einer Form die es einem nicht im Superlativ auf-
merksamen Leser unmöglich macht zu verspüren dass es sich
hier um die Correction eines im ersten Bande gemacliten Ver-
sehens handelt. Herr Brächet sagt nur ..on nc pjfid joindrc
vcrrou de cerruculnm avec vrüJc de vcricla,'" Und die übrigen
oben genannten Formen stehen mit nicht grösserem Anrecht unter
den Doublets als z. B. courhure und courbaturc; chantre und
chanteur; muguct und musccit; prctrc und presbi/terc ; cotsier
und ccnsitairc; croissanf und crescendo, die im zweiten Teile
von Rechts wegen ihrer ihnen früher zugewiesenen Functionen
wieder enthoben werden. Denn Herr Brächet stimmt in Aner-
kennung des Gesetzes vollkommen mit mir überein, dass im
allergeringsten verschiedenartig suffigirte "VN'örter, gleichviel ob
beide Beproductionen lateinischer Vorbilder sind, wie vritle verrou;
pou pedicule; prefre preslyterc, oder ob eines oder die einen, wie
mnscat; paviUon papiUon directe Nachkommen solcher sind
(muscation papilionew) während das zweite oder dritte, wie
miipuet und parpaiUot durch Abstraction des Stammes und An-
181
füguiig einer neuen die ßedeutung- nioditicirendeii Kiidung auf
französisclieni Boden erst entstanden, nicht Doublets sind und
dass auch ein zwei Mal gleichartig sufßgirtes Wort, wenn nur
das eine Mal die Bildung auf lat., das zweite Mal aber auf
romanischem Boden vor sich ging, es nicht sein kann. Und
ich handle durchaus in seinem Sinne, wenn ich die obigen Bei-
spiele verschiedentlich suffigirter Worte streiche und weiter,
seinem richtigen Vorgänge gemäss, auch comlle cumul; dette
dehit; decor decorum; Idheitr lahour zu entfernen, weil nur die
erstgenannten Nachbildungen lat. Vorbilder, die letztgenannten
aber frei französische Abzichungen des Substantivs aus den ent-
sprechenden Infinitiven sind; affcnnerafßrhier weil nur dieses das lat.
affermare repräsentirt, jenes aber selbständig \onfermc abgeleitet
wurde, ferner c7/a//?ow chignoii weil nur dieses Vertreter von catenioncm.,
jenes aber eine neufrz. Augmentati vbildung von cJiaine ist; ferner
dixieme und decimc weil nur dieses auf decimus basirt jenes aber von
f7/.r derivirt ward, — wenn ich diesem richtigen Vorgange folgend auch
a?(/lo)i als frz. Derivat von aiple nicht mit dem wirklich h/.Aat.a(p(ilo}i
gleichsetze, nicht ccorcer mit ccorchcr da nur dieses dem lat.
ea:corf/6'«re entspricht, jenes aber von ecorce herrührt und wenn ich
auch aus meinen spanischen Listen Duplicate beider hier erwähnten
Arten verbanne; einerseits weder calumhrc und callna d. h.
ialuginem und caliginem ; noch panojo und 'panicnlo d. h. ixinn-
aduni und x)aniculiim; noch manojq manopla und manipulo
d. h. mano2mliim und mnniindum ; andererseits weder agnjon
und aguijon d. h. weder ein spanisches augmentirtes agnja d. i.
acucula und ein dem spätlateinischen acicidionem entsprechendes
d. h. ein augmentirtes acictda; noch vencejo und vincido d. h.
vincicidum und iinculum als ein Paar anerkenne. Von hier bis
zur Einfügung nicht nur von Wort- sondern auch von blossen
Stannnvarianten wäre der Sprung nicht sehr gross: stellt Herr
Brächet chamada (pg.) und rcdamcc zusammen, so dürfen sj).
£urcir und rcsarcir; rolle und zuridlo (snh-rohdiou) eingefügt
werden; so gut wie victnaillc und litaülc, das nur in racitaillcr
existirt dürften trigo und tritir . . . das nur in triticco existirt,
horccfs und borra^ca , tili... und ccja etc. etc. Geltung haben.
Dass aber nur volle Wortdoubletten, Stammdoubletten selbst ohne
Ausnahmestellung deutscher Wurzeln nicht in meiner Arbeit be-
182
rücksicliti^t wrnicM s.)ll(ii, steht hnn-il« irii vorangef^angeuen
Texte auf Seite Ol. lüii Vergleich aller durch Iliiiicutritt vcr-
Bcliiedencr \ Or- iiml liinlsilben verschieden gestalteter Vertreter
eines St am in es wiirc (in crgehnissrciches Studium eigener
Art, jedoch mehr ein lUsume der notwendigen Lautresultate
aneinjindcrstossciidcr I,ant(f)inidexe al« ein KeKume der Resultate
des freien Ditt'erenzirungstriehes wie diese Arbeit es geben ^^ill
Daln 1 l)leil)t es, so nahe es auch angrenzt, hier ungetan.
Noch weni^'ei- al> in ;illen bisher erwUhnten Punkten teile ich
Herrn /hfuhrfs Ansiclit darin dass recuci II i und rrcoUet (l 22) von
rcroUcctus ausj^ehen. Curilli ist eine Neubildung durch Analogie,
wie deren so viob; in allen romanischen Sprachen vorhnnden sind,
z. B. die Mehrzahl aller spanischen rarticij»ien in ifJo, die ich mir
niclit erlaube ihren als Adjcctiva fortexistirenden lateinischen vorma-
ligen Vertretern als Doublettenhälften an die Seite zu stellen. Cocho
und cocidOj conteyito und contcnido^ confuso und confundido, correcto
und corrcgido, distinto und disiitiffnido, dicerso und dherfido, injtrto
und 'nijrrido sind nimmermehr Scheideformen. CS. oben p. 29.J
Am allerwenigsten aber darf ich njir gestatten, was auch
Herr Brächet sich nur ohne Willen und Wissen, aus Versehen
gestattet, nämlich ursprünglich ganz verschiedene und nur zufällig
gleich oder beinahe gleich lautende Worte, also eigentlich Ho-
monyme als Scheideformen aufzuführen. Er selbst streicht ajouter
und ajustcr denn dies beruht 2i\x{ justum jenes auf jtixta: seine
eigene Anmerkung II 6 legt ferner klar, dass ätre welches
vom deutschen Astrich Estrich und astrc welches vom lat. asfrum
stammt, unmöglich als identischen Ursprungs ausgegeben werden
können, folglich aus dem Texte in den er sie unbegreitiicher
Weise doch einrangirt, vertrieben werden müssen; und seine
eigene Berichtigung der Behauptung cufermcr und inßrmer, an-
douillc und indud'dc seien Doubletten dahin, dass sie es nicht
sind weil in den ersten Formen die Präposition in , in den
letzteren die Negation in liegt, gestattet mir auch die Doublette
endroit und indirect mit gleicher Begründung zu annuUiren.
Dass auch mie mica (II 6) welche beide das Resultat eines lat.
niica sind, demnach nicht Doublets sein können weil beider
Stämme wiewohl gleichlautend doch ganz verschieden sind, füge
ich hinzu ohne dass Herr Brächet es mir direct in den Mund
183
legte; ebenso dass cnjcunbc und hiyiiinbc niclit gleicher Ileikunft
sind: das erstere ist higamho hf(/amhaf, das zweite in gambä.
Sechstens: Es scheint vielleicht als ob ich noch manches
streichen müsste, was dennoch bei Herrn Brächet und bei mir er-
halten bleibt, wenn ich mit absoluter Treue und Genauigkeit an
jener Definition haften bleiben wollte, dass ein und dasselbe Wort
ohne jeden Unterschied Etymon der Scheideformen sein muss. Doch
es ist in der Tat anders. Alle diejenigen Doublets deren Glieder
einander darin unähnlich sind, dass das eine in männlicher das
andere in weiblicher oder in neutraler Gestalt oder auch das
eine im Singular das andere im Plural vorhanden ist, dürfen be-
stehen bleiben. Dass ich männliche Formen in o anderen weib-
lichen in a gegenüberstelle d. h. solche in ario ado und torio
anderen in cra ada (ea) und dera dora, mit der Voraus-
setzung dass ein jeder die kleine Gedankenoperation sich daran
zu erinnern dass jede dieser Formen wenn Adjectiv an und
für sich doppelgeschlechtig ist und wenn Substantiv in jedem
Augenblick adjcctivirt also doppelgeschlechtig gemacht werden
kann, selbst vornehmen wiid, das ist kein Fehler und keine
Ungenauigkeit, sondern nichts als ein gerechtfertigter Vor'
behalt den ich mir mache, es ist die einzige jener II 18 von
Herrn Brächet erwähnten abbreviations eUmentaires deren er sich
so viele erlaubt. Ich schliesse mich ihnen nur in diesem ein-
zigen Falle an, und lieisse jene Gegenüberstellung nur unter
zwei Bedingungen gut, erstens wenn ein Suffix sowohl Adjectiven
als Substantiven anhaften kann (wie ado ero) und zweitens wenn bei
suffixlosen die lateinische oder anderssprachige Vorform nachweisbar
nur eingeschlechtig war oder wenigstens ihr ganzer Sinn ungeteilt,
nach Belieben zwischen zwei Geschlechtern hin und herschwanken
im Romanischen aber nur ein Geschlecht für einen ganz bestimm-
ten Teil des Sinnes, ein anderes für einen anderen fixirt ward.
Wenn conddero und cnndelaria, wenn scllado und sigilata^ wenn
tronadcra und tronatorio einander gegenüberstehen, so ist das
keineswegs mit dem vorerwähnten Falle, mit der fälschlichen
Confrontirung von animal und tdimana von bras und brasse
in eine Reihe zu setzen; und auch blosse doppelgeschlechtige
Substantive wie cl cncnco und In cucnca, el cucrpo und la corpa,
d hormigo und la Jiormiga sind davon zu sondern. Cuenco und
181
(unidi. t Hl i/'u iiitii ml j,(i , innitilvru und cumlilatia^ irotiaderu
und /intnifin/n l»raij(lil<ii iiimI liubcii /iim Ktynion nur eine
(iruinHoim; t|ji8 Alj/wri^on Her zweiten aus der erbten, oder da*
Sprossen der zweiten mit oder nach der er»ten, jedoch onahhangig
von ilir, machte die Sprar he /.um Zweck ih-r nifTercn/irunt? seihst:
jjiie aller - aninuil (iliintma — würen ohne Specialvorhild für
heide niomals m Stande gekommen. Ich hehaupte keineswegs
dass jenes iiherail wo die Sprache eine Masculin- und eine
FcMiiniiiform «Ic.^^selben Wortes hesitzt der Fall gewci»cn ist: oft
Ixtt das Lateinische das Muster für jede derselben wirklich dar;
und dass z. ]{. Iciio und Icria^ memo und cuerna, grano und
f/nina sich nur durch den Kndungsvocal: unhual sich aber von
alimuHU^ nuimal sich von atonaille und bras sich von brasse
noch anderweitig unterscheiden, räumt jenen keine anderen Rechte
ein als diesen: sie alle beruhen auf einer Doppelbasis: die männ-
liche Form auf der Kiiizahl eines Neutrius, die in a auf der
Mehrzahl desselben. Ich trenne vielmehr diejenijren Beispiele in
denen zwei durch Gcschlechtsunterschied individuali^irte roma-
nische Formen nichts als getreue Nachzeichnungen zweier latei-
nischer ^ Urformen sind, von denen welche von einer selbst-
ständigen schöpferischen Tätigkeit der Tochtersprachen, so gering
sie hier auch sein mag, Zeugniss ablegen, und rechne nur diese
letztere zu den Scheideformen. Dabei ist es gleichgültig ob nur
der Artikel, oder ob Artikel und Auslaut, differcnzirt sind: le
memoire und la memoire^ le gardc und la garde , Ic mode und
la wodc, Je pofite und la postc; cl justicia und la justfcia , el
corhata und la corhata^ el visia und la tistOj el cura und la
ciira, el golilla und la golilla. cl lengua und la lengua ver-
dienen den Namen differenzirter Scheideformen eben so gut wie
niadero und niadera, hucrto und huerfa, ramo und rama^ modo
und moda, grado und grada, frufo und frufa^ lino und linea.
Die blosse Verschiedenheit des Geschlechtes genügt sie von ein-
ander zu scheiden. Wenn sich mit diesem Merkmale min noch
andere Lautverschiedenheiten verbinden, wenn z. B. ein lat. Ad-
jectiv als frz. oder sp. Adjectiv eine bestimmte (im Auslaut na-
türlich variirende) Gestalt annahm oder beibehielt; und substantivirt
(natürlich mit Geschlecbtseinheit) einen anderen abweichenden Laut-
Icörper bildete, wie es z. B. im frz. venfose vetitouse und dem
185
Adjectiv itnkux vcuteusc oder in pvlousc und pilcux j/äciise der
Fall ist, oder im spanischen candelera catuhlaria , troymdera
tronatorio, so ist die Selbsttätigkeit des Roiiianischen natürlich
besser und schärfer ausgedrückt. Aeusserlich weniger scharf ge-
kennzeichnet ist sie wieder da wo der Plural eines Wortes sich
einen Specialsinn noch über den Allgemeinsinn von Singular und
Plural hinaus vorbehalten hat. Anima aniinas heisst Seele,
Seelen, anirttas aber überdies noch Nachtgeläute; vlspcra vis-
peras Vorabend Vorabende, visperas überdies noch Vespergebet;
parte partes "YeWTeilQ^ partes überdies noch gute Eigenschaften;
harredura larreduras die ein- oder mehrmalige Handlung des
Kehrens, larreduras überdies noch Kehricht etc. etc. Zu diesen
Klassen von Scheideformen, die wie gesagt in meinen Augen das
vollste Recht hätten, Aufnahme zu verlangen, gebe ich nur drei
oder vier Probebeispiele, da jede Grammatik ihre Vervollstän-
digung nahe legt. Ich wiederhole, dass ich meines Teils jedoch
nur das was die Homania selbst geschaffen hat, anerkenne, das
aber alles; von den anderen Formen keine. Darum verwarf ich
animal aumaillc, hras brasse; erkenne auch tHe d. i. tcsta und
tet test d. i. tesliim; aiihe d. i. alba und album d. i. album ;
dame ducgne d. i. domina und dorn d. i. domhnis nicht an;
würde auch ccrvcau d. i. cerebellum und cervellc d. i. cercbclla
streichen; hingegen die Zusammenstellung von mis inise und
messe ^ von arc und arche, von bajic und banquc, von rescaii und
resillc^ von ventcitx und ventose ventouse^ von mcidiere und molaire,
von saliere und salaire, von muscat und nwscade, von oublie und
oblat^ von evicr und aiguiere nicht tadeln. Herr Brächet schwankt
auch hier von einer Meinung und Ansicht zur andern. IMan sehe
seine Anmerkung I 14 zu aube; I 32 zu cerveau; II 18 zu aiguiere.
Vollkommene Einheit und Gleichheit der den Scheideformen
zu Grunde liegenden wortbildenden Elemente ist absolutes Er-
forderniss für sie, und die von mir gesammelten spanischen For-
men entsprechen ihm unbedingt. Auch cneneo cuenca^ modo
iiioda etc. sind keine Ausnahmen, sie entspringen eben einer Grund-
form. Eben so wenig stossen Formen mit prosthetischem es- cn-
oder n/-, wie der Spanier es so unendlich oft aus Analogie zu den
arabischen Bestandteilen seiner Sprache auch den Wörtern des latei-
nischen Fonds vorsetzte, jene Kegel um. Jene Vorsilben sind ein
18(}
iint<!rsnhfi(i(;[i(J«.'s M« rkmal «las er hi'lb^l tiuvr \oii zwei SclH'iil«!-
fonncn ariKifiiKt hat; (I<'m Ktymon hafrel oh nicht an, »li<*Mi
war Im \k>'u\o, für «li«* «liirc)i Trosthese vergrÖ!»»M»rtc und für «lie
nicht vergr()ss«»rto Korin cliircliaii« rin un<l daHfielbe: rommu-
}iiiutr fVnn'f/irjp, scns disiitirt it spi-rial ist ila, v>i't\\i% nm sxa zu
Schcidcfornion vw marhon! Mc'mcswiim iiiass jcmIph Wort lalei-
iiisc'lu'ii l rspiungs das im niodornen Spanisch durch nl vorän-
dcrtf«, nnibisclips Aussehen erhielt, auch wirklich norh %on ara-
liis(li r((l(ii(l(iii .Munde so zngestut/.t und von ihm in dieser er-
neuten Form dem spaniscli redenden V<dkc Oberlirfert worden
sein. Gerade als ob es keine Analogie gäbe! Als ob die Sprache
so unendlich arm wiirel und nicht einmal Aber dies arm'^'dige
Mittel verfij^icn könnte. (Jft war es /war in der Tat der Araber
der griecliisch- lateinisches (Jut, Namen aus den drei Reichen der
Natur an denen es ihm gebrach, diesem selbst oder den Spaniern ab-
borgte um ('S iimi später wiederum neu bekleidet zurückzugeben:
das gab ich selbst ja p. 157 zu, und das findet weiter unten
im fremdsprachigen Teile der Scheideformen noch positive He-
stätigung, aber nicht immer war es so, nicht immer tragen die
mit al versehenen Worte Spuren eines Durchgangs durch arabi-
sclien Mund an sich. Jedoch gleichviel, in beiden Fällen, auf
beide Weisen entstanden Scheideformen. Ich begreife daher auch
in meine Nachrechnung der von Herrn Brächet aufgefundenen
Doublets, die ich zum Zwecke eines Vergleiches des spanischen
und französischen lieichtums an Scheideformen angestellt habe,
coton und hoqueton d. i. auqueton al-coton, ahricot und precoce,
(üguazil argons'ni und v'nir, ulfaiige und cangiar ohne weiteres
mit ein, und würde auch nlcade und cmd mit einbegreifen, wenn
sie in Wahrheit einer arabischen Urform entstammten. Alcade
aber ist der arabische Khadi oder Richter ^'dij^: cald aber ein
Herrscher Chef oder Gouverneur Joli : das erstere das spanische
alcade ahalde das zweite das spanische alcaidr. Und zwar
tue ich es mit demselben Recht mit dem Herr Brächet aureole
und Joriof; eldorado und dorade dorce zusammenstellt d. h. For-
men mit agglutinirtem Artikel für populär erklärt, und es mir
zugestehen wird auch z. B. das dem französischen raube ent-
lehnte spanische loha mit cl alba zusammen als ein Doubletten-
187
paar aufzuführen. Was die zu alcadc hoqiictun üiyuazil etc.
gemaclite Bemerkung ,,d(ms ccs limites tonte lu Imigiic frangüisc
passcrait dans le present didionnaire'-'' bedeuten soll (Hl 2 Anni.),
ist mir nicht ersichtlicli: Avenig derartige Beispiele wären auf-
zufinden, allenfalls Vile und Lille.
Wozu überhaupt die Grenzen möglichst eng stecken?
genau so weit wie sie wirklich reichen meine ich. Auch ist mir
unbekannt, dass Herr Brächet hier oder sonst irgend wo die
Grenzen mit scrupulöser Gewissenhaftigkeit innehält. Hier in
diesem Punkte und in einigen anderen, weiter unten zu erwäh-
nenden Einzelnheiten ziehe ich die meinen etwas weiter als er;
die einmal gesteckten aber überschreite ich nicht; ich halte mich
fest an das Trincip dass Scheideformen auf einer Grundlage
ruhen müssen. Zur Vermeidung von Missverständnissen sage ich
jedoch dass ich mir hingegen in den Doppelformen, welche jenen
als Zeugen vorausgehen, die hier nicht schädliche Freiheit er-
laube auch verschieden suffigirtes zusammenzustellen, so wie auch
altes mit neuem zu durchmischen, während meine Scheideformen
auch natürlich nur durchaus Neues, noch Existirendes umfassen.
Hier kommt es auf Zusammenleben an, dort nur darauf, dass
irgend ein Lautübergang einmal gewisse Wirklichkeit geworden
ist. Dass überhaupt einmal h und m, d und r, g und h mit
einander wechselten, dass aus vcrminem vierven (cermc) aus vi-
minem mimhrc ward, dass neben molincte auch hoUncte, neben
hcnjui auch mcnjui steht, dass vagahundo in vaga mundo um-
gedeutet wurde, dass der Cubaner statt flehotomia flomotomia
sagt; dass neben dragea gragea^ neben gratil dratil, cgrcdon
neben cdrcdon steht; dass panadizo aus panarichan entstand,
porfido ixus porphgni))) , dass sequcdal neben scqueral , acidate
neben acirate exislirt, dass der Andalusier statt scguidilla sc-
guirilla , Garitana statt (Utditana sagt, genügt vollkommen um
zu beweisen, dass hrabanfe und bramante, miiermo und morho,
handola und uiandola , mandibula und bandibtda; griiar und
derh'cir; disipnla und en'siptda, mcntira und mentida aus einem
Etymon hervorgegangen sein können. Ob jene Zeitgenossen sind
oder eine Form nur alt, eine andere nur neu, die eine nur la-
teinisches Grundwort, die andere ihr Product, die eine nur in
18«
('iiiüiii I)mlr(*t , die atidiTi' in «.'iiU'iii .iihIihii \<iticii'n i^f i-i
NrUcnsiichr». I>orli k^tiuk «iavon.
Sieb«'nti!Uh wiiclir' ich von Herrn Jfrachct'a Vorbild«»
darin al>. dass ich, wie p. 124 schon andcutHf, auch in den ro-
Mianischrii Sjuadicii lateinische Fremdwörter neben den
volkstilinlichi'H und gelt Inten zu «•rk*»nii*'n glaube, and dah'-r
all«' ohne {{iiclivtahciiverändcruii^ ins Komanische nbr-rg'-j^angenen
l.atinivHH II. (lie iici \ olkstÜFulicher Irnportation oder bei der gewöhn-
liclitii Alt il( r ( H lehrtenwortc unbedingt Umgestaltungen erlitten
hatten, wenn sie Scheidefornien sind in die dritte Klasse der
«lüpjielspiaehi^'en einordne. Mit aquarium dilucium drcorum
fuctnni »udiion alhum pcusiim (ivgiius chorus papyrus sivvi
scpia sdhia tiliia fjuahtor major magistcr piacet und z. B. auch
mit dem deutschen iJlockhaus und Uanz würde ich so verfahren
(S. ohrii p. 142). Herr Brächet selbst nennt sie mots Intins,
ordnet sie aber unter die Gelehrtenwortc was sie ja selbstver-
ständlich auch sind wie alle Fremdworter, die aber trotzdem
eine sclbstiindij^'c dritte Ordnung bilden.
Achtens: Die Eigennamen, die ich nicht so ängstlich wie
Herr lUtichct und keineswegs principiell ausschlies.se, konnten
nicht zusammen in eine der drei Klassen eingeordnet werden, in
allen dreien linden sich einige davon verstreut. Auf die Tat-
sache ob ein yiunien pro2)rium, geNNÖhnlich der Name einer Per-
son oder eir.es Volkes, auf Appellativa übertragen ward wie
in tosco }Horo csclaio corhata armiiio galgo etc. oder ob um-
gekehrt ein Aj)i)ellativum Eigenname, nämlich Ortsname ward,
was viel seltener, jedoch z. D. in Lcon-lcgion ^ in Ahla-alba, in
CräUcgo-gidico geschah, oder ob ein Personenname eine Doppel-
gestalt, eine populäre und eine gelehrte tragen kann, wie Jahne
Jihime Jdgo {Sofit-iago) neben Jacöho. Isidro neben Isidöro etc.
kommt es dabei gar nicht an, nur auf die Form. Fast überall
aber steht eine populäre Form einer gelehrten gegenüber; so in
allen bisher erwähnten Worten. Doppeltpopulär aber ist z. h.
payo Vdayo. 2Iingo Domingo. Fremd aber sind die gar nicht
nationalisirten Ortsnamen fremder Länder die dem Bestand der
Si>rache ausserdem mit irgend einer Waare eine populäre Um-
formung dieses Namens brachten z. B. granolU und GrcnohU^
ganic und Gucnfc. (S. oben p. 171). — loh sehe keinen Grund
189
sie auszulassen; sie gehören zum Spracliganzeii eben so gut wio
alle anderen Worte und können oft durch ihre conservative
Haltung dankenswerten Aufschluss über die sonst unbekannte
Vergangenheit mancher Sprachbildungen geben. Und wenn ich
nur so spärliche Proben doppelt vertretener Eigennamen ein-
schalte, so geschieht es nicht absichtlich: wären mir mehr be-
kannt gewesen, so hätte ich sie ohne Zögern benutzt. Dass ich
sie nicht kenne, ist in meinen Augen ein Mangel und Fehler;
könnte ich sie aufführen, es wäre ein Vorzug. Herr Brächet
will sie nicht aufführen er sagt es I 9, I 23, II 13. Wozu
dann aber grieclie (jrccquc I 22, 7>ec7/e j^crsiqifc II 3, cpagneul
cspagnol I 43, joclccg Jacqtics II 45 aufnehmen? Worin unter-
scheiden sie sich von dem II 13 verworfenen cravale Croatc,
casaqiie Cosaque^ laclrc Lazarc?
Neuntens: In einem dritten Punkte verfahre ich freier als
Herr Brächet. Ich verbiete mir nämlich nicht ausser den Ra-
dicalen auch ihre Derivata anzuführen und wo sie fehlen, fehlen
auch sie nicht ^^pour ne point grossir ceffc liste oufrc mesurc^\
denn ich denke je grösser je besser, je ausführlicher und genauer,
desto brauchbarer. Die Existenz der einen bürgt ja durchaus
nicht für die der anderen; Doppelderivata ohne doppelte oder
selbst einfache Simplicia, Simplicia ohne Derivata können vor-
kommen und kommen vor, oder es können auch beide ganz ver-
schiedenen Sinn haben: die Aufführung alier ist also durchaus
kein entbehrlicher Luxus. Wo sie bei mir fehlen, da kannte
ich sie einfach nicht. Auch bei Herrn Brächet sind sie natürlich
dann und wann da.
Elftens: Composita denen zwei Einzel werte entsprechen,
zähle ich nicht mit, schliesse also scorzonera und ccorce nairc (??)
hcnir und hicndire^ roshif und hoenf roti , verdict und voircdit,
belladonna und helle dame , helicdere und bcau voir und auch
fnaussadc insipide aus.
Kurzum ich bemühe mich in meiner Arbeit Theorie und
Praxis in noch grösseren Einklang mit einander zu bringen als
der ist in dem sie bei Herrn Brächet stellen: ich suche zu ver-
meiden, duss nur ein Teil der Beispiele die für ihre Gesammt-
heit aufgestellten Regeln und Gesetze bestätigt, ein anderer aber
ihnen widerspricht; ich beeile mich Herrn Brächet den Dank
190
iliifiii (liuss LT iiiii iiiaiiclieii Kcliltritt crMiiarl hat, den ich ab
«'istur nahiihreclKT auch f^ctan liAttc. datlunh ab/uirtgeo, ÜMt
ich an sciiicm \V« iko weiter arhdic. Suu'iunm rctrornum steht
ja auf (hin Wnke das liier ii»ein Vorbild war. Ich wäre zii-
IViedi'ii wenn mir Ki'luiigen \siire was ich he/wccke, weiiii ich
nllc die kleineren Mängel die da<i DUtionnaire des doulliU ent-
steilen, vermieden hiitte. Oahin gehört noch da&a vieles voll*
gewichtige (Jold (s. p. 17 Aiim. 3) grundlos in Anmerkungen
verwiesen ist. I)aliin ^'chort dass so manche Anm^rkang vor-
wärts weisend anflicht was man später dorh noch im leite mit
lesen niusN, oder angiebt was man noch hinzufügen soll. Wenn
nur auf p. L' l einfiele dass cursarius dem PYanzösiscben erstens die
populäre Form coursifr gegeben hat, zweitens aber dorch Ver-
mittelung des it. cnrnarc oder corsaro noch corsaire, so wQrde
ich CS nicht sofort auf 21 als Anmerkung niederschreiben, son-
dern es i>. 41 noch in den Text unter die iJoublds d'origine
itidicnnc schieben. Dahin gehört dass in dem bei derartigen
Werken unumgänglichen Supplement nicht einfach und elementar
genug verfahren wird. Dieses entbehrt durchaus der klaren
Durchschaulichkeit und Sachlichkeit die wenigstens für Anfänger
wie ich es bin die schönste und mit dem verdientesten Danke
aufgenommene Mitgäbe und Emi)fehlung jeglichen Werkes ist.
Was im ersten Hefte den Text bildete, wird hier in Anmer-
kungen besprochen d. h. widerlegt oder bestätigt; was dort in
Aiinurkungen versteckt stand, wird hier im Texte besprochen
d. li. auch widerlegt oder bestätigt; das afrz. z. B. wird ihm
teihveis eingefügt. Beides müsste doch wenigstens nicht ohne
jede hinweisende Angabe der Seite etc. geschehen. Was dort
Irrtümliches stand, wird einmal als solches erwähnt und ver-
bessert, ein ander ^lal aber stillschweigeud berichtigt uud so
unter neue Beispiele gesetzt als wenn es selbst neues wäre (S.
oben vrille). Manches was im ersten Teile nicht gerade fälschlich,
wohl aber schlecht in eine niclit passende Kategorie gefügt stand,
wird hier gleichfalls ohne Umstände in eine neue, die richtige,
gesetzt, mitten unter eine Reihe, stets mit den Worten ,,on peut y
ajoiitcr^\ „WÖM5 pouions ajoiUcr' oder .xitons encore^'' eingelei-
teter, wirklicher Additionen. Im ersten Teile p. 22 stand litume
Als gelehrte Form: II 14 steht es als prov.. I 4:^ war muscade
191
it., II 14 ist es prov., I 415 war cadcne sp., II 14 ist es prov.,
I 20 war viguier sp., II 14 ist es prov., I 20 war carogne dia-
lektisch, II 14 ist es it., I 32 war solder verschiedenen Alters
als sonder, II 14 ist es it., salata war I 43 it., II 15 ist es sp.
I^nbedingt ist jede Berichtigung gerne gesehen. Doch darf man
wohl Niemanden, oder doch nicht einem Jeden ein solch treff-
liches Gedächtniss zutrauen dass es, selbst nach genauester ein-
gehendster, mehrfach wiederholter Durchmusterung eines aus mehr
als achthundert kleinen Stücklein mosaikartig zusammengesetzten
Werkes jedes einzelne kennen und sich also sofort darauf be-
sinnen sollte dass wenn z. 13. im Supplement 14 § 2 unter fünf-
zehn anderen neuen Doublets (d'originc italienne) soUdare: sou-
der solder (it. soldare) steht, dieses selbe Wort I 32 als frz.
Vorfahre von sonder stand, dass man es also hier mit einer
Rectitication und nicht wie in 14 anderen Fällen mit einer Neu-
erung zu tun hat. Ich meines Teils wenigstens vermag es nicht
und wäre Herrn Braelict noch viel dankbarer gewesen, als ich
es bin, wenn er mir den in der jetzigen Gestalt doch unendlich
mühevollen Gebrauch seines reichen Werkchens etwas erleichtert
hätte. Und ist es nicht etwas ungerecht anderen so viel mehr
Gedächtnisskraft zuzutiauen und zuzumuten als er selbst besitzt?
Denn sein Gedächtniss ist fehlbar wie alle anderen. Ist es doch
z. B. I p. 43 zu schwach ihn in dem Augenblicke wo er cama-
rade unter die Doublets spanischen Ursprungs setzte daran zu
erinnern, dass es eine Seite früher schon unter die italienischen
gestellt war. Freilich in der Anmerkung dazu steht ja schon
vorbereitend „es sei vielmehr spanisch als italienisch". Also trägt
hier vielleicht Bequemlichkeit mehr als Yergesslichkeit die Schuld
daran? Ein unbedingtes Vergessen aber ist es wenn I 31 (§3)
unter ^fionfusions gramniatlcales^'' steht: jjlacere: plaire plalsir;
in der Anmerkung dazu aber: je 2^asse sous sileucc les formes
du vicKX franeais: faire iüisir; plaire plaisir , und wenn im
zweiten Teile (p. 10) dieselbe^ Doublette noch einmal in ganz
derselben Rubrik wie vorher steht : wenn er ferner II 5 bei er-
neuter Erwähnung von siiron suetion nicht mehr weiss dass auf
p. 64 des ersten Teiles neben diesem noch exhalaiso)i eahalation,
livraison liheration standen und mit just so viel Recht wie jenes
hier Erwähnung verdienten; wenn er ferner I 22 miiscnhis:
192
tiHmlf wuscir; fortH fon hon; mUsa . me$$e Mite alt douhlttn
ii'orif/itir snintitf fjui uc rcuiretit pa§ dann Ut caUgoriet pri • >
ticnfrs anffolirt und II C, «Ins crnie unter <l«m%^H)i*n Titel. II VJ
t\\v. Ijcidcii aiidririi untrr einem fllmlichen Hiederholt: I 'AJ
jHilits: jHil jiiin iintrr den dnuhltti tjui rocxininit u un ticffii
ilr tnaturiti tt i>inn- ninsi dire d'dge diffirent and in der An-
merkung »la/u I i){ auch tuaritUus: martil tnurtiau, II II rji.
Hellicii Ixiden aljer unter derselben Hencnnun^ von neuem er-
waliiit; 1 3') und 30 fjntniU: yhncaux jumeauj; howhirt,,
ItuNUHr 0)1 ; itlr: il ic aN formalionH inojnnues, 11 0 aber d^s
erste unter denen die in keine Kategorie passen, was xiemlich
dasselbe sagen will, das zweite II 10 richtiger tintcr den He&ten
altfrz. Declination, und das dritte unter den accentversetzenden
graniniatikalisclu'u L'nreg'dmüssigkeiten citirt Grieche und grecque
welches I '2'2 im Texte; ladre Lazare^ calicot Calicid welche
1 2.» in dir Aiiniorkuns standen, werden II 13 noch einmal
citirt.
NVäro es nicht ein kleines gewesen die wirklichen Aendc-
rungen als Corrcctions zusammenzustellen, ihnen die Addition<i
nachzuschicken, und die am Anfange des Supplementes stehende
Liste der drei- oder vierfach vertretenen Doublets erst an das
letzte Ende als Facit und Resume alles Vorhergegangenen zu
setzen so dass der falsche Schein als könnten in ihnen nöcb
Neuerungen zu dem in den Specialkategorien enthaltenen Be-
stände hinzugefügt werden vermieden bliebe? In der jetzigen
Anordnung ist es mehr als Schein: vieles was erst hinterher er-
klärt und aufgeführt wird, steht hier zu früh weil noch unmo-
tivirt. Anderes ward übersehen. Unter den triples formcs fehlt
ijucux f/HCi(x und coq; sckr soycr und seycr: soc socque smtche ;
aus den dreifachen müssten in die vierfachen übergehen equerrc
escadrc Square cscouadc, hinzuzufügen sind charger carguer
charroyer charrier; als fünffache müssten j)ec/j€ presse pcrse pers
persiquc, und sou sol soudc soda solide genannt sein. Lauter
Kleinigkeiten! und doch hätten sie die Arbeit ungleich brauch-
barer gemacht. Ich weiss wol, dass Wiederholungen vorkommen
müssen, denn icli habe es selbst ordnend genugsam erfahren:
mehrere Laiitumgestaltungen können an einer Form vor sich ge-
gangen sein und jede einzelne erlaubt oder zwingt sie in eine
193
besondere Kategorie zu setzen. Wiederholungen jedoch wie ieh
sie hier erwälinte, waren unnütz. Ebenso solche wie der Index
sie zahlreich bietet: er wiederholt oftmals dasselbe Wort, zuerst
eine falsche, nachher die richtige Seitenzahl beifügend. Siehe
d(i digital dilatcr dircct maire disquc dit giieule penser pigmetit
pitie poison und soiiche. Hingegen wiederholt er nicht wo eine
zweifache Setzung bei zwei Mal existircnder Scheideform vorzu-
ziehen wäre z. B. bei maille = niacula und metallea, bei moiile
= modidus und miisculus. Nicht alles was das Buch enthält,
verzeichnet der Index; dafür aber manches was im Text gar
nicht aufzufinden ist z. B. cancel chancel; cavalcrie clicvalerie;
commandeur commodere (i)\ dit dito; haut; rrßexion reßection;
secidier secidairc; solder ^ tencon, te)ier(?). Mindestens sehr schwer
zu finden sind, weil mit falschen Ziffern versehen, chancre auf
j). 2G; Cochenille auf 41 (43); indurc auf 21 (22); ladre auf
22 (23); medaillc auf 40 (42); j)al ^"f 30 (32). Fälschlich
kursiv gedruckt d. h. doch wohl als altfranzösisch bezeichnet,
sind accolcc affaiter agricr courre empreindre cngigncr (d. h.
engeigner) epreindre estree feal feaute gaudir geindre lai Icunhel
olifant pourvoyance senestrc, fälschlich nicht durch den Druck
markirt ist z. B. luncige etc. etc. etc. Durch Druckfehler verfälscht
sind deintet ßagclle dispenser marche marque etc.
Das sind in Kürze die Hauptausstellungen die ich zu machen
habe, und die Hauptunterschiede die meine Arbeit von der seinen
trennen. Theoretisch habe ich ni chts erneuert, sondern nur einer-
seits exacter und consequenter durchgeführt was Herr Brächet
geplant hatte, andererseits die Grenzen ein wenig weiter gedehnt
als er getan. Schriebe ich also sein Werk so würde ich dem
hier Auseinandergesetzten zufolge alles was ich für irrig und
nicht gültig halte, selbstverständlich fortlassen d. h. abgesehen
von allem was er selbst für null und nichtig erklärt, alles Alt-
französische, alle Declinationsreste, alle Composita und die ein-
zelnen hier erwähnten Irrtümer. Statt dessen aber würde ich
aus den Anmerkungen viel Material verwerten; nicht alles, doch
viel von dem was Brächet selbst noch für fraglich erklärt z. B.
hois huche; hider hotder ; Hain in in; chaire chaise; niie aniie;
part par; hrnire rugir; toiirtc tarte. Anderes freilich, sogar in
den Text verwebtes, das ihm sicher sclieint, würde ich als mir
C. MichaKlis. 13
HM
li.i^;ii<li lortlas^cii: (djainia dura tuunuin 'liliUarc fjualtjnarr
rnhtrs «Ic. In üniiur /ülilun^ «IchM-ii j«<loch wa«» nach
Abstraction ulNs wirklich l'nKcnaucn von linuhctä Doiihlctf)
Uhri^? ])lh'ho, lasse ich dioRC Ictztcrrcn, da ich nio nicht widcrh'gpn
iiikI keine besseren Ktymologiccn an Stelle? d<T angonominencn
setzen kann, bestellen. Ks bleiben somit 570 zweifach, 39 drei-
fach, 4 vierfach im«! 2 fünffach vertretene, im fJan/en also 615
l'ityma oder X'l^W Sclieideforinen, inilhin bedeutend mehr aN Herr
Jintdict selbst herausKezählt batt«', nbrig. Zu ihnen kann ich
als Ergänzung noch gegen 800 beigeben. Die nicht aoMJrück-
licli als falsch citirtcn und «loch in der folgenden li-stc nicht
aufgeführten 7>Var//c/'schen Doublets leiden an irgend einer kleinen.
nach dem (iesagtcn leicht erkennbaren un«l zu (jualificirenden l'n-
regelmässigkeit, die ich darum nicht weiter bemerke. Ich fürchte
schon oline dies ein pedantischer Splitterrichter zu scheinen.
A Ipli :il>etisrhos Verzcichniss der lirachet sehen
Doublets.
abhrcviatorem : abregeur ohre-
riateur
acris: aigre acre
(idomatitcm: aimnnt diamant
adcollata: accoUe accohide
adjutantem: aidant adjudfwt
adpaatnm: apjjas appnt
advcnirc: avcnir nfJccnir
adversus: avcrse advcrse
advocatu,^ : <(vni(c avocat
acsiimrinm : iticr €i>tumr€
affectarc : affaitcr äff Her aff'ectcr
agrarium: agrier agrairc
agrcgatiis: figrege agregat
alansa (ahd.): alaie lesine
alcoton{s^. ar.): Jioqueton coton
alfange (sp, är.) : alfavge cangiar
algiiazil {si^.ar.): njguazil argou-
sin rizir
altitia: hautesse altesse
ama7item: aimant amani
amatus : aime ame
amica: mie amic
amugdala: amande amggdale
ancka (ahd.); hancht anche
augelus: ange angehis
angulutus: angle atigule
aunata: annee antiate
autiphoua: antienne antiphone
apothecarium : houtiquier apo-
thicairc
apßpellum : appcan appej
apprehendere : appreudre appre-
h ender
aptitudinem: attitude aptititdc
aqua: eau aigue laigue ma-
nnet
aquarium : crier aiguiere aqua-
rium
aquatieus: aigagc aquattque
arcare: archer arquer
arcata: arcJiee arcade
arcus: arc arche
area: aire are
armatura: armure armalure
articulatum : artiUe articuU
articulus: orteil article
asperi totem: aprete asperite
195
assignare: assener assigner
assopire: assouvir assoitpir
(tvgurium : heur augure
augustns: aoüt aiignste
aureola: loriot aurcoJe
auricularius : oreiller mtrictdaire
mtscnltare: ecouter ausculter
accilJa: aisselle axillc
bacca : haic hague
hadantem : hayant hmnt
halneum: hain bagve
hancus: bmic banque
bmidaria: banniere bandiere
banditus: bannt bandit
barcarolla : barquerolh barcaroUe
barica: borge barqne
bastita: batie bastide
bastonnata: bätonncc bastonnec
bellum: bean bei
benedictus: benctbenit benibenoit
bilancem: balarice bilan
birrettnm: barrette beret
büumen : beton bitinne
blanlca-etta (dtsch.): blanchette
blaiiquette
blasphemare: blämer blaspjhemer
blocJchaus (dtsch ); blocus block-
liaus.
börden (dtsch.): broder border
bözen (dtsch.): butcr bouter
brigata: brignec brigade
bulgetta: bougette budget
buUa: boule bulle bill
buivisc (dtsch.): bois buche
buwisc-etta (dtsch): bouqueibos-
quet
bot . . . bod . . . boudin puddvig
caballarius : Chevalier cavalier
caballicata : cherauchee cavalcadc
caballus: cheval cavale
cadentia : chauce cadence
calcare: cacher calquer
calceus : chau.sso)i cale^on
Calicut: calicot Calicut
callosus: (jaleux calleu.r
cahnare : chömer calmer
camerarins: chambriere camerier
camerata : chambree camarade
camerare: cambrer chambrer
campania : campague Champagne
Campus: cluimp camp
canacnla: Canaille chiennaille
canalis: chenal canal
Cancer: chancre cancre Cancer
canicula : chenille canicule
canonicus: chanoine canonique
cantata: chantee cantafe
capanna: cabane cabine Cha-
vannes
capitale: capital captal cheptel
cainianeus: capitaine capitan
capitellus: cadeau chapiteau
capitulare : chapitrer capituler
capitulum: chapitre capitoul cn-
pitule
caponcm: chapon capon
cappa: cappe chai)pe
capreolus: checreuil capreole
capsa: caisse chässe cause
captivus: chetif captif
capnt : chef cnp
carbonata: charbonnee carbonnade
carbonem: charbon carbon
carbnnculus: escarboucle car-
boucle
caritatem : cherte charite
carnarium: charnier carnier
caronia: charogne carogne
carricare: charger carguer char-
rier charroger
cartularinm : ehartrier cartulaire
casa : chez case
castelleitum : chalet chdtelet
castellum: chäteau castel
cüstratus: chatre castrat
catafalcus : i'chafaud catafalque
catcna: chaine cadhie
cathedra : chairc chaise
causa: chose cavsc
cavea : vage gabie
13 "
1%
ceutruariiim : rnitrnier rentevmre
veraHUR- cerine kirMih
vrfütuvr. nre nrat
Charta: carte charte
choJvra: colhr colle c/toJera
choru8 : choetir cßioruH
t hrititia»U8 : crt'tiu chrclim
c'ifra (nr); chijfre zero
cincrarium: cnuhirr ciniratu
ciinjithm' : cimjler nattf/h'r
cippus : cep cijipe
circnhire: cercicr circnUr
cithara: r/uitare cit/mre
citri)iU8 (?): serin citiin
chira: claire fßaire
classicuvi : gliis chtssif/ur
clausa: dose clause
davicnla: cheviUe clavicule
coafiulare: vniJhr coagnUr
coccincUa: cochcniUe cocchicllc
coctionem: cuisson coction
codex: code codex
coemetitum: cement civient
cohortem: cour cohorte
coUecta : ceuiHeite coUecte
colli (jerc: ceuillir c olliger
collocare: couchcr colloqior
colhoii: cou col
colonia: colonge colonie
colphos: gonffre golfe
comitatus: comte comtat comite
comitem: comte comite
communicarc: communicr com-
viioiiquer
comjdetae: complies complctes
com2iOsitorem : comjfosteur com-
positeur
compositum : compote composite
computare: cojiter compter
computus: comptc comput
concha: coche coque conque
confidentia: conßancc confi-
dence
confortcm: confort comfort
constantem : cofttant constant
t'Otititieniia : contenance contitinue
contrartum: contrat coiitroct
cophinuM: ntffre coffin
copitia : couple copnle
copularr roupler copuler
coquutt : ff neu j- qtieux coq
Cosaca : catinqur CvBuqur
cosivma: coutume contum^
cransuH : gran rrai»e
craticularr : null ff arnticuUr cra
credenlia: cftanct crttyance cre-
dence
crifipare : crrper crihper
Croata: crarate croate
cruciatn: croisie croisade
crgpta: grotte crypte
cucuUus: cocu coucou
Cucurbita: gourde od. courde
cucurbite
cumulare: combler cumuhr
cuppula: coitpole cupule
currere: courre covrir
cursarius: coursier corsaire
cylindrus: caiandre cylindre
dactylus: datte daclgle
dcaurata : doree dar ade eldorado
decadentia: decheaiice decadence
dccadet: decket dechoit
decanatus : doyenne dccanat
dedicatio: dedicaces ducassea
de ex viare: decier divoyer
delectautem: delectant dilettante
delicatus: delie delicat
dcnarium : denier denaire
dentarium: detitier dentaire
douidatus: denue denude
depretiare: depriser deprecier
designare: deMgner dessiner
designum: d essein dessin
dictum: dit dicton
digitale: de digitale
od. digitus: de doigt
dilatare(?): delaycr dilater
diluvium : deluge diluiium
197
diouann: clivan douanc
directus: droit direct
di^cits: dais diaque
dispensare: depenser dispenser
districtus: detroit district
dinrnale: Journal diurnal
diurnum: jour diurne
divinKS: devin divin
divisare: deviser diviser
domina: dame duegne
dominicella: demoiselle donzeUe
dominus: dame dorn
dotare: dotier doter
draconem: estragon dragon
ducatifs: diiche ducat
ducem: duc doge
ductilis: douiUe diiciil
diio: deiix duo
elephantem: olifant cUphant
episcopaiifs : eveche episcopat
epistoJariiim : epistolier episto-
laire
ericius: herisson o ursin
exaltiare: exaucer exhausser
examen : essaim examen
excappata: echappee escapade
exfoliare: effeuiller exfolier
exhalationem: exhalaison exha-
lation
explicatiis: eploye explique
explicitus: exploit explicite
expressus: expres express
exprimere: epreindre exprimer
exqnadra: cguerrc e&cadre es-
couade Square
exsuccare: esstiyer essucquer
fahrica: Jorge fahriquc
facticius: factise fetiche
factionem : facon fadiou fashion
factum : fait factum
fagina: faine fouine
falcare: fauchcr faJquev
fallere: faillir falloir
fatuus: fade fat
fcria : foirc ferie
ferocem: farouche feroce
fidelis: feal fidele
ßdelitatem: feaute fidelite
ßlatorem: ßleur filateur
jiUrum: feutre filtre
ßageUum : ßeau ßagelle
ßagrare : flairer ßeurer
ßammantem: flamhant flammant
ßehilis: faihle ßcbile
ßorere : fleurir florir
fluctuationem: flottaiso)i fluctua-
tion
focacia: fouace fougasse
f Ollis: fou fol
foras: fors hors
formatus : forme format
fortiatus : force format
forum: für for
frngilis: freie fragile
frictionem: frisson friction
frisk (ahd.)- frais fresque
fuga: fuie fugue
fusionem: foison fusion
gabala: cabale gabelle
gahata : jatte joue
gaudere: jouir gaudir
gaza: gaze Gaza
gehenna: gene gehenne
gemein : jumeaux gemeaux
gemere: geindre gemir
graecas: grieches grcgues grec
ques
granata: grenee grcnadc
gravis: grief grave
gula: gueule goide
hchdomadarius : hebdommadier
hehdommadairc
hccticus: hectique etique
hemina: minc hemine
heredictarius : Mriticr hercdi-
tairc
hispaniolus: ipagneul espagnol
hominem: komme hombrc
Jiora: or hcure
Jwspitüle: hötcl höiiiiul
r.i«
hriiuj (uhU.) ; r«w// Unraiujue rang
httmornit : humtiir hiintoiir
hf/ticinthuh: jurnit/u- htfitcintc
7lh-. il le
illuniiiKire: itluminer tnluminer
iinliosnitn: rtiihuKi{utr. cmf/iiHCdde
iniplictue: cinj/iutfcr iinj'lif/ucr
imjilicita : etnphtte imjthcite
impnsita : imj/ni impoüte
itnprimerc : cmpreimire imprimer
hicdinittuif: incarnc incarnat
incluvare: enclouer cnclaver
Itidinntioncm: indiudiaon incli-
iKtlion
includcrc: cnclore inchirc
incraaaare: evfjrmsscr cncriiaser
incrustarc: entroiUcr incrustcr
indicus: in de üidique indigo
inditccre : cnduire induire
indiiratus: cnduri' ifulure
iiij(uitt'))i : oifiuit infdiit
ivgeniarc: engeigner in genier
inquisitorem : cnquHcur inquisi-
teur
inrotulare: enrvhr enroi'der
insignia: enseigne insigne
integer: entier integre
intendentcm: entendant inten-
dant
interpausare: entreposcr inter-
poser
inversus: envers inverse
Jacohus: Jockey Jacques
jahi (alul): gai gcai
juncta: jointc junte
jnncHs: jonchet lonchet
jurata : juree Jury
jnratus: jure jurat
justitia : justesse justice
ju^vtare: jusler ju,iter
labcUui:: lambcau lamhcl
lactea: laite lactce
lacuna: lagune hicuiic
laicu^: hi'i laiquc
larga: largc largue
landemia: lou€mge lonange
liixare: iaiä»er Jacher
IxuaruH : ladre Lazare
ledig (<ltM:h.); li'gc hgr
legal in : loyal Irgal
Irgttlitntem: hyaiiU IryuUlc
Irgatum: leguc Irgat
liberare: livter Itbtrer
liberutionem: lirraison libcrutiou
Ugamen: lien liunc
hgttre: Her ligner
ligationein: liaiscm hgalion
ligatitra: Hure ligntare
lisca (dl-scli.); laiche Uchr
lot (dUch.): loi loto
macaroni iii.): macarou inaca-
Toni
macula : inaille niacule
magister: viaitre magitfter
inagibtrale: miitral magibtrul
majorem: majeur major
mandiUus: munde mandat
ynunicü : manche manique
mansus: mas mame
marka (dtscb.): marche marque
marteJIus: marteau martel
inasticnre: mächer mastiquer
vuiteria: müdere mattere
matricularius: margmUier matri-
cuJaire
mcLcHlaria: mächeUcr maxillaire
niedianus: mögen median
medium : mi medium
mentfa: moise mense
mercuriolis: mercuricl mercurial
metallea: maillc medaiUe
millesimum: tniUi'cme miUcsime
minore: mener miner
ministeriulis: menesirel ministe-
riel
miiiibtiyium: mitier miuistcre
minuta: menue minute
missa-um: mets mis mcss mesbe
mobiJis: meuhle mobile
modulus : moule moduU
199
Miolaris: meuTiere molaire
mollis: vion mol
monasterium: moutier monastere
viorseUus: morceau vmseau
movere: mouvoir moiiver
muscata: musquee muscade
muscithts: moule muscle
natalis: noel iiatäl
nativus: naif nntif
navigarc: nager naviguer
niger: noir ncgre
novella: noitvcUe noveJIe
niimerarnis: nombrier numeraire
numerus: nombre mimero
vutritioneju: nourrisson nutrition
nyck (dtscb.): niche inque
obJata: ouhlie obhit
officialis: officiel ofßcial
opcra: oeuvrc opera
operare: oiivrer operer
orhitaria: orniere orbitaire
Organum: orgue organe
ossifraga : orfraie ossifrague
Ovum: oeuf ove
pala: pale pelle
jmlatinus: paladin palatin
pahna: paume palme
palits: pieii pal
panuta: panec panade
punuum: pan pagnc panite
papüionem: pavillon poplllon
papyrus: papier papyrus
parabola: parolc parabole
paragraphus : parafe paragrapjhe
parata: parte parade
paradisus: parvis paradis
partem: par part
partialis: purtiei partial
passata: passee passade
pastillua : pastel pasiilh
patella: poch patelle
pausa: posc pau.sc
pcdonem: peon pion pedon
pcusare: panser pcser pcnacr \
pensum : poids pensum '
2jersicum : ptresse peche pers perse
persique
pc ahim: poele petale
Petronilla: perronnelJe PHronille
phantasticits: fantasque fantas-
tiquc
pietatem: picte pitie
pigmentum: piment pigmeid
püata: pelee pelade
piperata: poicri^e purec poivrade
piUiita: pepie pitnite
placere: plairc plaidr
lüacet: plmt lüacct
pJacitian: plaid placite
plana: plaine plane
planus: plain plan piano
plata : plie plate
platanus: plan platane
plicarc: plicr jjloyer
podagrum: pouacre podagrc
pohjpticum: pouille polyptique
polypus: poulpc pieuvre polypc
pommata: pommcc pommade
porticus: porclie portiqnc
potionem: poison potion
praebenda: prcbendc provende
praedicatorem : prcchcur prcdi-
cateur
pracstus: prH preate
precaria: prihre precaire
preJicndere: prendre prchender
prehcnsionem : prison prehension
prcsidentia : prcseancc presidcnce
primarium: preniier primairc
prohabilis: probable prouvable
procuratorem : procnreur procu-
ratcur
Providentia : poiirvoyance provi
dence
provincialia: provcnral provincial
psalterium: psauticr psalterion
pulsativum : poiissif pulsatif
piinctioncm: point^on punction
pu)iCtuarc: poititcr ponctuer
pyxidcm : bo'ilc bunte
2(H)
qttndriKjeHima : tuirrmr t/uailra-
t/iniili(tr<' : ('(trrer cadrer
i/umlr<tntcm: cndrfin rarriuit
tjuadratnra: cnrrure quadritiure
(lunvstttrivi: tjm'trur t/iifhtrur
(jiKihJlittrr {'0 : jnuyvr t/uulifier
quatennim: cahicr casente qua-
trrttC
quutiiur : quutii' (juutuor
quiftifs: an quüte
quintanu : ctnitine quiutaine quin-
taut
rahies: reve rarjc
radiatus: rayi radie
rmtuncula : grcnouille rencmcule
raaata: rasce ratsade
rasus: ras rez
ratiovcTH : raison ratioii
reciipcrare: recouvrer rUuperer
rccusnre: rvser rccuser
rcdeviptionem : ranron redemption
rcductiis: rcdoute reduit
regalit:: royal rcffal real
reguJatorem: rerfhur reguJatcur
rcJaxare: relncher rclaxer
roiegatus: reuie rcnegat
replicare: replier rcployer repli-
qucr
respcctum: ri'pit respect
reliolum od. reticclhnn: reseau
reseuil risiUe
rctractare : retraiter rctracter
revcrsus : reveche rcvcra
rigidus : roide rigide
rhytinui<: rimc rht/tme
romanus: rowaiu roman
rosavium: rosier rot<aire
rosatus: rose rosat
rota: roue rote
rotare: rouer rodtr
rotuuda: ronde rototidc
yotuJüta : roulcc roulad*:
rotulus: rvlc rotulc
riigire: hruire rugir
rupta: route raoui
ruptura rolure rupture
ruätirus: luttre ntBtiqye
ttacramailum : »erment hocremtnt
aniarium: »alirre »ithiire
salata: tulre nulade
Mültarrlla: MautrreHe »fdtrrtlU
»alcia: sauge sairia
snponaria: äaronnirre mponaire
Sa rrophngus : rtrceutl »arcop/uige
scahinun: echerin scabin
scala: echelle escale
scalarium : ichaUer escaUcr
sraija (dtsch.): ecaillr et:aU
scandalum: eKclamlre scandaU
scarp: echnrpe efrarpe
schall : echec fchah
schistus: ztste srhiste
scholaris: ecoJier scholaire
skiua: echitte eyquive
scivtiHare: etiuctlUr icintilUr
secaiitem: sciante secante
serare: scier seyer soyer
secatorem: scieur secateur
securitatein: sürtte securite
seniorem: sietir stigneur
separare: serrer separer
sepia: seiche od. s'eche sepia
sigillum : sceau scel
Signum: seiug signe
simulare: sembler siinuler
singuhris: sanglier simguUer
sinistra: sene^ire sinistre
sinus: sein sinus
sixta: sieste sexte sixte
Slave : esclave Slare
soccus: soc socque soufJie
soUcitare: soucier soUiciter
solidare: souder soldcr
solidatus: soudc toldc Soldat
soJidus: sou sol (solde) soudc
soda solide
tonata: sounce sonatc
spatha: cpec espade
spathula: cpaulc spathule
201
spec'tes: epice espece
specuhtm : speciilum espiegU
spinnla: epijigle spinule
Spiritus: esprit sjnrite
stagnantem: Hanchant stagnant
stagnnm: etain tain
stallum : Hau etal stalle
staticum : Hage stage
stipula: Heule stipule
stipulare: Hioler stipuler
strata: estree estrade
strictus: Hroit stricte
stuppa: Hoffe Houppc
suhvcnire : souvenir suhvenir
suctionem: suQOn suctiou
sammarimn : sommicr sommaire
summum: son somine
SKperanus: sonverain soprane
supercarrica : surcharge siibrc-
cargue
superfinus: surfin superfin
supcrsaltus : sursaut soubresaut
surgere: sourdre surgir
suspicionem: soupQOn suspicion
tabula: tole table
tac . . . : attaquer attacher
tactus: tac tact
taleata: taillee taillade
tap . . . : tapon tampon
taxare: tächer taxer
temperare: tremper temperer
tenorem: teneur tenor
tensionem: tcnson tensio}i
tepidus: tiede tepide
territorium: terroir territoirc
thcriaco : triaque thtriaqiie
ihijrsum: troii ihorse thyrse
tibia : tige tibia
tin . . . : tonneau iunncl
iocare: toucher toquer
tonsionem: toison tonsion
torcta: tourte tarte
torgoman (ar.) : drogman truche-
ment
toslus : tot toast
traditionem: trahison tradition
Troja: truie Troie
trovatorem: trouveur troubadour
tympanum: timbre timbalc tym-
pan
umbilicus: nombril ombilic
ungidatus: angle ongide
iinionem: oignon union
upupa: houppe huppe
Vagina: gaine vagin
valentem : vaillant valant
vallis: vau val
Variola: veröle variole
ventosa: venteuse ventose ven-
touse
vermicelli : vermisseau vermi-
celles
viaticum: voyage viatique
vicarium : vi guier vicaire
vidiia: vide veuve
vigilantem: veillant vigikuU
vigilia: veille vigile
Villa: ville villa
vipera: guivre vipcre
virga: verge vergue
virtuosiis : vertueux virtuose
vitrum: verre vitre
vocalis: voyelle vocal
voluta (volvita) : voüte volte
votare: rouer voter
Votum: voeu vote
icarantus: garant loarrant
N a c li t r tl g c zu den i? r « c /i c i ' s c h c n 1) o u b 1 e 1 1 c u .
abaquc abacus abaco aisc agio
üdoubcr a- od. e)i- dauber alUgator le Iczard
affichcr afjiquer alticr nutel
('t'fjii ' acut arsenal darsc od. darsiue
202
ntiU Oll. uhlie ettrqite entavhe ebtu-
t/UC
vtitrllf ütrllr ettttillf Helle
nrul
<tVI8
anistcr
azimut
Imlntytrr
hard
harge
busin
hfiijr
lH\s<ii(/i(r
bissrtrf
hitdi'Jc
(t niH
(ijuslcr
zhiit
halnuste
hüre
hcrffc
bombasin
bis
bisaiyle
bissexte
outarde
bül zu boidr vir.
bauche bouquc
bout but
boutc botle
boutic boutade
braqucs brasscs
bref brivf
bricr broycr
b rille bcri/lle
broquctie Irochette
blosser brousser broncher
brou (alt brouftt) brosse
bruit ruf
brui'C riiche rauche
buJJ'lc bubale
busc zu hois etc.
cahute cajnte
caillou cahul
ccil Cid US
calee cnlade
calibre f/arbe (jalbe
cantO)nu'c cantonnadc
cape zu cappe etc.
cai)sc zu caisse etc.
carapat^e caparuron
carbouille zu curbauck
caruaire zu caniier
carme (alt carne) zu cahicr
carrc cadre cadrat
casson caisson
cntcl XU Capital
lutir ' 'T
ecntir irMer
ihnbU
ihableau rumblaiu
chair curnr
vhnmnrrr nnuirrc namarre ti»
marre
chaticrnu #/ ' < »mrel
chand lu l
chatte canfir
chassee cha.*ande
cheralerie canderte
eher er caver
chiche chique
choc chouq
ccifitre cintre chaintre
ceintrer ceiytturer
ceticlle zu Cochenille etc.
ceusal od. scns. od. saus.; cennurl
cerche od, cerce; sarche cercJe
cepe ceps zu cep etc.
cloitre clostre
coucourde zu courde etc.
coude cubilus
couffe coufßn zu coffre
courte couctte coutil
coule cucuUe
coulon Colon colombe
couteau coutel coutiUe
cramadlicr cremailliire
crampe grampe grappc
crcceUe scrcelle {sarcelle)
crois credo
Croupe groujye
cruzade zu croisee etc.
dclivrer deliberer
duit doit duis
echandole essandole escandole
ichappade zu escapade
cch a u m e ich o m e esca u m e : scalm c
echee escape
ccoue ecaude
ccoute escot
ccroter ccroüter
203
emhrassec
emhiicher
en CO quer
encre
endiiisson
enfeutrer
enJiUe
eng UV er
epais
epuchette
emhrassade
embusquer
encocher
enccmstique
hiduction
infdtrer
enfilade
enjouer
spisse
epuiseite
erene e&rene
erifjne od.
erine araigne
erisson zu Mrisson etc.
crree errata
errer iterer
escabeau scabellon
escope ecope cscoitpe echope
espar cspart cpart od. epare od.
epars
esquiere zu equerre etc.
estagnon zu ctain tain
cstaim od. Haim, estame, estrain
estan od. estant Haut
estangue od. que estcmgue etraugue
stangue
ester od. estere od. esterre zu
etier
estere störe
'estoc etoc estau Hau
estou od. etou zu etal Hau
es tri viere Hri viere
Hampe stampc
Hamper estampcr
Hance estance estancia
Houpee Houpade
Houjfec etoujß'adc estouffade
faxt sc fasce
fHue fetuque
feil fovgue
ficelle fincheUe
flache ßoc
forccs forpex
frisquc zu fr csque frais
f'uincr humer
fumeur zu humeur etc.
galan tin e g Ha tin e
gambade Jambee
gambe Jambe
gargouille gringoJe
gargonsse cartouche
garite guerite
gave cave
givre vive vivre vouivre zugtiicre
glai glaive
gla'ieid gladiole
gorge gour
gregiiesque gregeois gregou grigou
grisou grieu
gresil groisil
gresiller grediUer zu griller etc.
grifj'ce grifade
grille gril
griper grimper ramper
grogner gronder
grou gru
groom goiirme
grumel grumeau
guerlande guirlande
guimaux zu jumeaux etc.
hdblcr fabuler
harde farde
harpe Iterpe
hirondelle arondelle
hotte hutte
houatte oiiate
houle houille oule oiUc
houx houssc
immeublc immobile
infibuler äff übler
intriguer entriquer
ivraie imbriaquc
jalet galet
jascran algcrien
jujube gingeolc
jotte zu Jatlc joue
laburnc aubour
lamc lamne lamiiic
lame lamine
lamper lapcr
*J0 I
laiujuf Unpue
hin irr launiri"
liirmirr tn\.
larcnivr larmaire
lusMcr zu lainHcr
laH lest
Ibve lürr
tissc Utile Untre
liteau Ihtenu listet
loils loti laude
loiKje lov(juc
hn'fffue hivf/nailc
hnive loKjic
Inhin hipin
muL'hinc machiti
maclc zu muillc
vxadier madrier zu imitiere
mui mee mute mage
maigrelet mingrelet
mciison ma)isio)i
vudine maligne
mandorc imudore
manillc manide manicule
inavse zu viense moiae
manuelle mayiivelle
marguc zu manche
7narinee marinade
mdi.rjolaine mcirin
mdssc mosse
matt ni er matutinaire
mau mal
maure more
merluche mcrlus
meistrc mcstrc zu maitrc
metail meteil
minime minimum
mode moeuf
moiser moger
mollc zu mol
mog^ucr mouchcr
morbis maravedi
moshm niusulman moslamin
motc motte
mousteUc moutellc
mout vwussc
viucher muMHcr
murr mud^'r tnutrr
viunOiU zu inunrjr ftic
nappe majrpe
neble mcuU O'i. uiflUo<i.
vrublt
niciu mgtile
ttielle nigelle
ntlU annille
noeud wtdui
nogie uoyade
OChe hnthr
odore odorat
oeilUe oeiUade oculie
ogre orcus
oing ongucnt {'f)
onglc ongulc ognt
onglet onglade
orange oronge
oratoire oratorio
oreiUe auricule
orillon oretUon
, orne ordre
I osculter zu ecouter
ourdre ourdir
ourlet orlet orrclet
ourque orque hourque houcre
outil utensile
ouvre zu oeurre
palabre zu parole
palcm palanche palanque
palee palade
Palette poeUtte
pdlisscc palissade
palomhe palonne
pampc pampre
panier panaire
pariee pariade
parole palabre
jtastenadc od.
imdlonnade pastcnaguc ritJia
guc
patarafe paragraphc
patouiUc Patrouille
paumee paulmee
205
payclle zu pocle
X^eigne ijectine
pelerw iKrhirin
pelu poilu
pene pcle
pennoncecm penoncUe panonceau
peuon pemion
P^'ffre ffre
pileKX peloux
piinceau penicilJe
ptincee pingade
plant cc planiaäe
plutre pictbtre empAdtre
pH pliqne
2)hiche peluche
poche poque
pocMe pwchade
poix pegh
ponccaii poncel pontnsean
povger Iponger
ponte poiut
preux prou
quennon canon
rai rais rede radius
raie rate
raire rader
rairc hraire
rais zu ?'«.s lez
rehours rehrousse
recevaiit recipicnt
recueillir rccolliger
recoUe recoUet
redorte Horte retorte
refui refuge
regaUe regalade
relayer relaisser
revenger revendiquer
ridicide reticule
rincer revhinser
r Öliger ru miner
sahlier sahuUiirc
saldo zu solide
sangUe sanglade
satinee satinade
scellee sigilUe
secoiiee
secouade
sccidier
scculaire
serge
seriqne
seringiic
syringe
Service
serris
seul
solo
sifßee
sifßade
sigle seille
sceau
sin gier zu
ein gier? od. sillei
y
sor
säur
sort
Sorte
sovfletee
sonßetade
tahlier
tabulaire
tacke taxe
tasquc tanx
tacque taq
/c lache
taie
ihcqne
targe
tarque
taule zu table
tanpier
talpier
tausser zu
taxer tachcr
tenie
tenia
terree
terrade
titre
tilde
tirce
tirade
toillette
telleite
toit
tet
toqiiee
toccate
torche
torque
tordre
torquer
tordu
tortu
torsee
torsade
torser
trousser
tont
toto)t
trailler
iirailler
trangle tringle etringle
transe
transit
tremie
tremue
tronc tronce tronche
trop
troupe
irottee
irottade
tronille
truil
tuile teuque od. tuque tegide
tidipe
turban
turbe
tonrbe tnrf
ragner
vaqner
200
ruirt rnrtr
mifftr rendif/urr
%'frmilU' rirtniruh'
rfrnie luinof/nr
vcrs rerse verno
rerrvUe rerreiir rerterrVe
n'affc zu mi/difr
ritfir zu rnllc
rire
viral
toirine
rtlrinf
volrt
rtilc
rr Offne.
tllirotiC (ahrntntnnii
rrac
vnrrc
zneyntht /.ii jacivthe
zumpoffue »t/injt/iohie
Im (Junzcii ^laulx' icli also bis jetzt etwas Ober 2000 fran
zösisrho Sclioideforincii zu keniK'n.
Die Menge der portugiesischen ist ungleich kleiner. Von
lliMin CorUif/H 578 Beispielen ziehe ich 14 ab: entcnfl die for-
7)irs orir/inaircs de ras diicrs: j>6 polcora; scrpe serpcfite; lirgo
riif/ni; trrutpc tripndc und higorna higorne (s. oben): zweitens
prcndd und jirrhrnda d.i das erste, dem Spanischen entlehnte,
meiner Ansicht nacli auf pignorcm zurückweist; und schliesslich
volt(( Valuta^ da das ersterc von volvita und nicht von volüta
stammt. Es blieben also 5G4 übrig, zu denen ich 305 neue
hinzufüge, so dass die Gesammtsumme sich zunächst auf 809
belauft.
Xachtriigc zu Herrn (oelho's Fortncs diccrgentea.
aloito (o.hchio
(d(/chisia altjchrifla
(iiito acta canapi
a V cjaö V in ia ö can ija
üvesso ai'crso carater
nzedo accio cdeuma
hacharcl od. / , „ , , „ ccrce
bac haier \ ceata
hailada halata cio
barriga barrica civel
behetria bcmfciioria claveiro
bcnto boidito bencdicto > chivif}a
briJlo berylh od. biridlu I cohrinha
bidcüo volcdo
cabadcJd od. j cogidla
cabidcla j colcha
cabcdilo r zu cnpitcl diapitcl
coudel ^ od. chapitco \ conde
coudUho od.i \ coutreito
caudilho ] conntdo
cabidola zu cabido capitido ! couto
caJamina cadmia
calrario zu careira caiceira
conopeo
cauicula
car acter
salema salama
ceme
cista
zelos
civil
clavario
carabina
colombrina
brina
cucuJla
coudra cocedra od.
cvicita
comitre
corttrato contrado
cornutü
coto
cule-
207
covado
craveja
cuhito
caravelha zu. ca villi a
clavicida
cris cclipsis
cronha zu coroa corovha
cunho ciüHo
curtcUo cutel
chaga caga
cliaiui champa
deyredo dccreio
desar desaire
desfeüo desfecho
dicha diia
facha facula
facha faz
Fagimdo faciindo
faiiia fachvia od. fangina
farrä od./err« oi]. farrem,farragevi
fchre flchil
fecho zu fcito facto
fei QUO facgäo
feita fccha
feitigo facticio
fevera zu fehra ßbra
feveroso Jibroso
fiddüde ßdclidade
Jiltro fcltro
ßta finta
fbix fluxo
fragoa zu forja fahrica
fiirna forno
gema gemnia
gemeo gcmiiio
gola guela guja goles
guarida guarita od. gurita gorita
guirmdda grinaida
ginne acumen
liomhreira hmncrario
i)itrigor intriucar
jardo jaldc
ladiiiho zu hidino J((tim
Jagoa lacuna
liamc ligomcn
liar ligar
limoadci limonada
lindar
limitar
Vi ata
listra
lougaiiilia
loucania
Ina
hnia
liiar
htnar
lugar
local
mandado
mandato
margear
marginar
Viatinas
matutinas
medrar
mclhorar
menestrel
ministril
vieufesto
vianifesto
viester zu viister miuisterio
mestrado inagibtrado
misto mixto
mochar mutilar
moganga vwgigauga
inol/to manolho mavojo
molleza mollicic
moto movito
vuislo miisculo
iioas Ilonas
nö uodo
ohrca ohlata
orago oraculo
ordenhar ordenar od. ordinär
ordha orillia
ornado ornato
pasqnin pasquino
patroa patrona
pavdo pavano
paoio zu papd papyro
paxociro passionario
pdcgrimc peregrino
penäo pcnddo
pcndencia penitencia
peschre jj7*C6r2>to
pevide pituita
plazo prazo pleito placito
pocao pegonha
poJpo poh'o poJijpo
porea piverada
potro poldra
poKxmr palpar
p msar pausar
20^
iniliffii
ftritif/d
t/iKiilnIhii
tjiKulrii 'il>i
ralar
raUun
ran{'0
randtto
rnn
roMo
rciUimliUm
rrdoHdrlla
rrlhtt
reyra \
r eres so
rciwrsn
roll) zu rulho
rotulo
sah/Hcira
sahcaria
mrrillia
sivrilha
F<ni<( od, am
tad tidrtann od. nur |
Uujein sartem
scio
8€H0
neiiffO
Mrurca
HcnhoT
Hl UtÜT
iringel
nitif/tto
teVm
tecia
tomoro od
tomhttrti
lumuio
trebellw
trabuUoi
trato trarto trau tu od. tmta ircchu
trcta truitf
miha
uptjuln
vayem od. b
(if/em od. bufje. baittha
ratjiita
viafjem
tialico
vigoMO
ricioBO
Aus dem spanischen Wortschatze habe ich, wie schon ge-
sagt ward, gogen 4000 Scheidefornien aufgesammelt, denen un-
gefähr 1700 Ktyma entsprechen: die genaue Zahlenangabe kann
ich, da auf dein Felde der Ktyniologie, auf dem diese Aufstel-
lung und Anorduung der Scheidetruppen vor sich geht, jeder
Schritt ein unsicherer ist, da man fortwährend gezwungen ist
umzuändern, sowohl vermindernd als vennehrend', erst ganz am
Schlüsse, wenn weiteres Aendern mir unmöglich ist, in einem zur
leichteren Oricntirung und Uebersicht al]diabetisch geordneten
Yerzeichniss aller vorher genannten Scheideformen geben. Das*;
nun ihre Zahl selbst die der französischen so bedeutend überragt,
möchte meinen Kritikern zunächst, wie auch mir selbst, als Folge
einer zwar verzeihlichen weil unvermeidlichen, jedoch tatsäch-
lichen Parteilichkeit, als Folge eines zum Zwecke dieser Einzel-
arbeit vorgenommenen tieferen Versenkens in nur einen, den
spanischen, Teil der Romania erscheinen. Jedoch, da der Unter-
schied in dem durch Differenzirung erworbenen Besitze beider
Sprachen so gross ist dass der spanische fast zwei Mal so schwer
wiegt als der französische, so möchte das jetzige Verhältniss,
wenn es natürlich auch nicht ganz unverändert bleibt, es doch
in dem Hauptpunkte bleiben dass das spanische ein plus vor
dem Französischen voraus hat. Die vom Volke ausgeübte
Differenzirung, überhaupt seine ganze Selbsttätigkeit ist von
der spanischen Scriftsprache mehr respectirt und anerkannt
worden als von der französischen die des alten Populären noch
ungleich mehr als schon das Spanische verworfen hat; hin-
209
gegen, oder gerade darum, ward das Französisclie viel reiclier
als das Spanische mit mots savants verseilen. Die Klasse welclie
sich nur aus populärem Eigentum zusammensetzt, ist also hier
die reichere; die welche durch gelehrte Kinführungen entstand,
ist es dort. Uebrigens muss man annehmen dass auch im Fran-
zösischen die populären Zwillingsbrüder sehr vieler bis jetzt nur
in ihren gelehrten Vertretern bekannter Worte noch in ablegneren
Winkeln, im Munde der Handwerker und Bauern, fortleben. Die
Summe der wirklich verlorenen Latinismen wäre sonst unver-
hältnissmässig gross. Jene aber werden mit den sie ersetzenden
mots savants noch manches Scheidepaar ergeben.
Was die Fiintcilung und Anordnung meiner 4000 spanischen
Formen betrifft, so entspricht sie, wie aus den obigen Auseinander-
setzungen erhellt, in ihrem Grundzuge d. h. in der Sonderung
und Gruppirung aller Beispiele zu drei Hauptschichten Herrn
Brächet' s System.
Die erste- dieser Hauptmassen umfasst mehr als 1500 in
zwei oder mehrfacher Gestalt vom Volksmunde aus einem Etymon
heraus entwickelte Formen, ist also nicht nur wie ich früher
sagte qualitativ, sondern auch quantitativ die reichste. Scheide-
formen volkstümlichen Ursprungs,
Die zweite umfasst gegen 1500 Beispiele in denen eine oder
mehrere populäre Formen einer anderen gelehrten gegenüber-
stehen. Scheideformen gelehrten Ursprungs.
Die dritte umfasst zwischen 500 und 700 Beispiele in denen
eine fremdsprachige Form einer oder mehreren Popularbildungen
oder einer gelehrten Bildung gegenübersteht. Scheide formen
ausländischen Ursprungs. S. oben p. 118.
Die Specialeinteilung dieser drei Arten von Scheideformen aber
ist bei mir eine ganz andere und musste eine ganz andere sein.
S. üben p. 146 ff. Sie ist sehr viel niannichfacher. sehr viel mühsamer.
Denn während sich im Dictionnaire des Douhlcts die erste Klasse
(meiner zweiten entsprechend) auf vier Unterabtheilungen beschrän-
ken konnte (§ 1 Fersistancc de VAccent lativ. § 2 Svppression de la
Voyellc hreve. § 3 Chute de la Consomie mediane. § 4 *SV/
ßxes latins); die zweite auf eben so wenige (§ 1 Bchris des an-
ciens Dialectes. § 2 Bestes de la dcvUnaison fran^aise. § 3 Con-
fusions grammalicales. § 4 Formations inconnncs)^ die dritte auf
('. MlCIIAflLIS. 14
2lo
«Irci (^ 1 JhitiUrfs «l'nriyitu /fntinni' ^ ..' houhlHn fVorfffirtr
r>ipnfnn'i*'. § 3 IhmhlHn fVorif/htr nnf/lninf t, u\\w%X«* Ich um i\or
l'imh II \i( Ifarl.ii/cM Kralifftt Irr-n iinch/ugohcn, wozu die Kxt*%n\A\'
licirmiK «liircli I)o|>p«If<»rinon tnich /waiik, «J«^? cmle KIftw« in
TiR, die /wcifi' in 1'», din rlritfo in 7 Id^infTr« wi<<li?r i:i <\c\\
iMclirfacli ^rr<(hifMl(Mic (Inn/p zorlnflron. TihI mit d^^fn Aü ' ' nr-r
|{<is|»ir|(' wcnlcn sich nocli noiie I'ar.iffraplwii vr\it\tfi\. «1.. ... ,. .uirli-
aiis niclit für nllo Arten von Doppol formen <li<» Itraftvoll«« Nach-
koiiinjcnschatt der S(! hol de formen naciij^e wiesen \%i. Herr '^VMo hat
bereits, indem er (iOO port. Formen in 14 KnhrilvCn einordnete.
als Mittler gczci^'t dass jene frz. Kategorien für eine der an-
deren romanischen Si)raehen nirht an*«rei.-hten. Ich nuinos Teils
zeige dass sie für eine weitere auch nicht passen, und bin der
Ansicht dass sie filr keine als nur die fr/, ausreichen. Die
Trias Italien, Spanien, l*ortugal steht auch hier geeinigt Frank-
reich gegenüber.
Das Princip meiner iviassitication erklart das Folgende:
Wenige Wörter bleiben auf ihrer räundichen Wanderung
voll Xation zu Nation, oder auf ihrer zeitlichen von Jahrhundert
zu JahrhumUrt unangetastet: die meisten müssen Umgestaltungen
erfahren : und nur in diesem letzteren Falle ist doppelte oder
niehrfaclio Vortretung möglich. Die vom CJnindtriebe aller Sprach-
entwickclung, vom Bc(iuemlichkeitstriobe, der Lost die Arbeit des
Sprechens zu erleichtern, bestimmte (Grundrichtung aller Umge-
staltungen ist Erleichterung, Schwächung, Trübung, Verwitterung
der Laute, durch das Erschlaffen der Articulation hervorgerufen.
Der normale Lautwandel wird also überall Enveichung, VerHüch-
tigung, Schwinden der Laute, kurz eine Herabsetzung des mate-
riellen Wortwertes erzeugen. Jeder Wandel aber welcher durch
tatsächliche Verstärkung und Hinzufügung von Lauten, durch
Vergrösserung also des materiellen Wortwertes, den Schein auch
einer Erstarkung der Articulation, einer Bewegung der Sprache
in entgegengesetzter Richtung hervorruft, gilt für abnorm. Schein
ist dieses Erstarken zumeist: das Verfahren der Prothesis und
Epenthesis z. B. beruht in Wahrheit fast immer auf dem Ver-
suche schwere Lautverbindungen leichter sprechbar zu machen
und ist also nichts anderes als eine verschiedene Aeusserung jenes
selben Bequemlichkeitstriebes. Oft hingegen kann der Deutlichkeits-
211
o(lerDifferenzii'ungstneb(s.i). k;), der dem Be(iucniliclikcitstriebe ent-
gegenarbeitet, stärker als dieser sein und wirklich positive Kräf-
tigungen der Articulation, positive Lantstei^Lerungen und Wort-
vergrösserungen hervorrufen. Die altindogermanischen Sprachen
sollen von solchem Wachstum nichts wissen (s. z. ]]. Cioiius,
(irundzügc, Schlusskapitel); die romanischen wissen unbedingt
davon. Dass z. B. eine Media Tenuis wird, ist wenn auch nichts
häufiges, so doch nichts unerhörtes. Und wer will behaupten es
sei blosse Verwitterung und blosse Beciucndichkeit wenn der
Spanier von coro (choriis) das cicrto niuuero de gcntc que se
Junta para cantar, rcffocijarse , alahar 6 cclcbrar algiina cosa
bedeutet, corro abzweigt um ein grösseres und lärmenderes Zu-
sammenlaufen von INIenschen, cl cerco que forma la gente para
hahlar, zu bezeichnen? Aehnlich wird pandura pandun'a zn p>an-
durria. Wer kann leugnen dass es ein mit Erstarkung des
Siinies verbundenes Erstarken der Laute ist? Ebenso die Pro-
thesis z. 13. eines h vor r, die Verwandlung von raucus in hronco?
oder der Einschub von r nach g und h wie in grondola, bre-
iönica hrujida? oder auch diejenige Art der Metathesis welche
ein r des Inlauts in den Anlaut verlegt wie z. B. in hrivisco
für hiblisco, in brlmbillada für brimillada aus mcrmclada (von
mclimclitm), in triieno estrucndo aus tonitrum? Nicht nur ma-
terielles Erschlafien der Laute, und ideelles Er^chlafFen des Sinnes,
sondern Erstarken beider kommt vor; nicht nur der Bequemlich-
keitstrieb, auch der Deutlichkeitstrieb, nicht nur Assimilation,
auch Dissimilation spielte bei der Gestaltung der romanischen
Sprachen eine Rolle. Die entgegengesetztesten Lautwandlungen
kommen vor, ja man kann sagen dass wenn ein Laut sich nach
einer Richtung hin, die naturgcmäss die Richtung abwärts zur Schwä-
chung hin ist, bewegt, auch nach entgegengesetzter Seite hin ein natür-
lich viel spärlicher betretener Weg gebahnt wird. ]Man braucht
nur ScJmcJiardfs Volalismus des Vidgaulateins zu öttnen um
dies bewahrheitet zu sehen. Von zwei von einem Punkte aus-
gehenden Richtungen kann aber nur die eine vorwärts die an-
dere rückwärts gehend genannt werden. Und wer also zugiebt
dass der Ausfall von n und r vor 5, oder von r hinter jeder
anderen Consonanz, dass der Uebergangvon b zu m, von b zu i;, dass
der Abfall eines h vor Vocalen, der Abfall von h und // vor y
212
(n\v\ I, iiii.l von M vor jo«l«'r .Miita, (1a»k der Kinnchab von pantsiti-
hchfi» Ijiuttn /. I'.. v(»ii h iKirh m, von rf nach / oder n eine
KrlrichtcniiJK for »las Sprechen wt, der muM /.UKeben, da»« dann
(las I inK«'k»'lirt«', (\cv Kiuscliu!» von n vor /», oder von r an jetler
Ix'Uebigtn St«*lb» im NVortr, dass der ('ebergang von tn za h,
von r zu h^ dass Trolliesis eincH A vor Vocalen, Prothesin von
h oder /7 vor /■, von s vor einer Muta, daJiH dan An^stos«en
eines A nach >;/, eines r/ nach / eine Krftchwcning für das
Sprechen ist. AVas die Organe einmal vermeiden weil et 31 übe
kostete, können sie doch ein ander Mal nicht darum «urh'-n weil
es keine Müh«; kostet, l^t es eine Krleicbterung für den Spanier
statt lumhus lombus lomo zu sagen, so ist es keine Krleichte-
runff ftlr seine Organe statt donius doniho zu sagcrr. Ist es eine
Krleicliteiiiiii; statt itrmiula (von pcnna) pendula zu sagen, so
kann es keine s( in, wenn statt peudol d. i pefidulus j)etiol gesagt
wird. J'rsar aus pcnsar ist eine Krleiclitening. So muss wohl
zo)izo aus .sr».so (d. i. insuJsus) Erschwerung sein. )' steht aK
llalbvocal unbedingt unter l; die zahllosen Falle in denen latei-
nisches V im Spanischen zu b ward (bnlumba volumcn; hoda tofa ;
bdorta vilorfd ; barrenn aus verrina teruiua; bamtero aus irr-
ri(ca; bclcno ans ccncnum etc. etc.), haben hierin also Krstarkung
erfahren: kurzum, von zwei derartigen Lautfibergängen i*«t nur
einer wirklich dasjenige wofür man beide erklären möchte, der
andere da^ directe Gegenteil — , wenigstens mit alleiniger Rück-
sicht auf den vereinzelten, einmaligen, dabei vollzogenen Actos
der Organe. Das Entstehen all jener erhärteten oder erschwerten
Formen, z. B. das Entstehen von doiubo zu einer Zeit wo man
noch neben lomo lomhu . neben J'nno limbo sagte, mag in seinen
letzten und eigentlichen ;Motiven auf Bequemlichkeit, auf träges
Verwechseln, auf irrtümlich an falsche Stellen gesetztes Hervor-
bringen der so und so oft nach lateinischem Vorbilde recht be-
nutzten Lautverbindung mb zurückzuführen sein; die Tätigkeit
der Analogie (s. oben p. 28) mag angesehen werden als diene
sie durch Mehrung der Deutlichkeit doch eigentlich nur der Be-
quemlichkeit: trotzdem bleibt es wahr, dass die Articulation
nur im einen der beiden Fälle erleichtert, im andern erschwert,
dass also Verwitterung etc. etc. nur im einen und nicht im an-
deren konstatirt sein kann. Zugegeben dass der innere Grund
213
stets jener (?ine ist, inuss ich dennoch, da wir hier nur seine
äusseren Folgen zu beti'achten haben, sagen, dass die ver-
schiedenen Umgestaltungen welche die Wörter bis zu ihrer voll-
kommenen Hispanisirung erfuhren, die Quantität des Materials
aus dem sie gebildet sind — wenn es erlaubt ist Zahl und Summe
der einzelnen Buchstaben als solches zu kennzeichnen — entweder
I. unverändert Hessen; oder
II. sie verringerten; oder
III. sie vergrösserten.
In die letzten beiden Fälle ist eine Veränderung, Erniedri-
gung oder Erhöhung, des Wertes und Gewichtes, der Qualität
des Wortganzen mit einbegriffen; in den ersten nicht unbedingt,
obwohl sie mit der Veränderung der einzelnen Buchstaben Hand
in Hand zu gehen pflegt.
Im ersten Falle (I), d. h. wenn die Zahl der konstituiren-
den Buchstaben dieselbe bleibt, können diese durch andere Laute
auch dergestalt vertreten werden, dass a) ihr Gesammtwert trotz
des eingetretenen Stolfwechsels dennoch derselbe bleibt; oder b)
so dass er herabgesetzt; oder c) so dass er erhöht wird. Das
erstere ist sehr selten; doch kommt es vor, so dass die Worte
welche ohne Abzug und Zusatz von Lauten, Veränderungen er-
fuhren, wiederum in drei getrennte Ableitungen zerfallen. Quan-
tität nebst Qualität bleiben dieselben w^o die Elemente der Mi-
schung dieselben blieben und nur in der Art der Mischung d. h.
in der Aufeinanderfolge der Buchstaben irgend eine Neuerung
eintrat, also bei Metathesis; und würden auch da dieselben
bleiben wo blosse Accentversetzung einträte. Doch begnügt sich
mit ihr allein die Sprache selten; fasst überall wo sie stattfindet,
bedingt sie anderweitige Wandlungen, oder wird noch häufiger
erst von ihnen bedingt, während Buchstabenversetzung nicht selten
zur Bopularisirung eines Wortes ausreicht. (Quantität und Qua-
lität bleiben auch da so gut wie unverändert, wo der tonlose
Auslautsvocal, der oft zwischen o und e, und a und c hin und her
schwankt, mit jedem von diesen zweien einen bestimmten Sinn
in Einklang gebracht hat. Die Versuchung liegt nahe zu den
wenigen diese drei Paragiaphen füllenden Worten noch viele von
denen als an Wert unverändert, hinzuzuzählen welciie sich durcli
weiter nichts als durch verschiedene accentlosc odcracccntuirteVocalo,
'2\i
(mIi I iliiK li \( r^rliirdciic, jfdorli iiiilixmraiMiic CoiisoiiatitfMi \ou
rinniidrr uiiti'rscluiilrfj ; <lic VcTsuchuiiK liijft nahe iK-n \Vwh»^l
\<>ii II iiimI / , // iinil o, r lind i und /r, o und u und ti^; von r und / und
fi und ni, von .s und r, von r und^', von j und rA, von^' und 1/ nnd^
und //, von II und /?, d. h. den Wc-clisel von HurhstaUfüi di« in
tlcr Tat last ^Hriclippwirliti;^ sind, noch hciito >om Munde de«
g^woliulitlicn Spaniers mit hrhrankcnlosor Willkür durelicinandcr-
pcwllrfclt worden, und sich ro nahe stehen das-, sie eben nur
oder (loch hauptsilchlichst (ine volkstümliche V(tm\ vor einer
nndcren volkstümlichen, nie o<ler sehr selten aber eine volkstOmliche
vor einer gelehrten kennzeichnen, für einen solchen zu erklären
der Gewicht und Wert des Wortes gar nicht moditicirt (;J 5 — .'JO).
(ienau genommen ist das aber nicht richtig: sowohl die Vocalc
als die Consonanten bilden unter sich eine Skala, weder hier
nocli dort existircn zwei welche vollkommen glcichgewichtig
wären. A ist mehr als c und / und 0 und u; jede Verände-
rung von a her ist also Schwächung: jede Veränderung zu a
liin ist Steigerung; r ist stärker als /; m ist stärker als n; ein
explosiver ^lomentaiilaut ist mehr als ein fricativer Dauerlaut,
darum ist es Schwächung wenn A* zu c, wenn g zu j und y und
//, wenn t und d zu z oder s, wenn b zu v oder m wird. Ein
Guttural ist mehr als ein Palatal Lingual Dental und Labial,
darum ist es Schwächung wenn k zu vh oder /, ff zu d oder b
wird; Tenues sind mehr als Medien, darum ist es Schwächung
wenn Je zu <7, t zu (/, ;) zu b und / werden. Das umgekehrte
ist natürlich Steigerung; von Gleichgewicht nicht die Rede. Und
wenn auch die oben genannten Laute (s und r, j und //, // und
n) anWert einander ähnlicher sind, so sind sie doch nicht ganz gleich.
Aller Buchstaben aus tausch muss also in die mit b und c bezeich-
neten Kategoriecn fallen: in a wie gesagt nur Geschlechts- und Aus-
lautsveränderungen, ]^Ietathesis und kaum einige Accentversetzungs-
lalle. — Doch selbst die Trennung von diesen b und c, von
Schwächungen und Steigerungen, ist schwierig. Der Wert aller
Duchstaben, allein und für sich betrachtet, mag festzusetzen sein,
obwohl ich bekenne nicht sicher darum zu wissen und viele
Fragen aufwerfen zu können nach deren Beantwortung ich bisher
vergeblich gesucht habe; die Aufstellung einer alle Laute um-
schliesseuden Skala, welche freilich die Autwort auf uoch mehr
21')
Fragen als Realität und Praxis wachrufen, in sich cntlnelte, mag
möglich sein, die Realität wird dennoch complicirtere Fälle bie-
ten, welche mit einem allgeniQinen Satze nicht zu lösen sind; und
selbst die minutiöseste Genauigkeit würde mit einem widerspruchs-
losen Ordnen der durch blosse Buchstabenvertretung charakteri-
sirten Scheideformen in jene drei oder zwei Klassen nicht zu
Stande kommen; oder wenigstens auf sehr viele Hindernisse stossen.
Der Uebergang von c zu a ist eine Steigerung; trotzdem aber
kann er, da er zumeist vor r stattfindet d. h. von diesem ihm
wahlverwandten Consonanten hervorgerufen wird, vor dem er
also leichter als jeder andere zu sprechen ist, zu gleicher Zeit
als Erniediigung und Erschlaffung angeschen werden. Ihn un-
bedingt unter die Steigerungsfälle zu stellen wäre also nur relativ
richtig; ein abermaliges Sortiren je nach der Umgebung daher
eigentlich geboten.
Darum abei- weil mit jedem Buchstabenaustausch ein mehr
oder minder grosser Qualitätswechsel verbunden ist, versuche ich es
nicht die oben als a b c angegebene Dreiteilung durchzuführen; und
darum weil die Grenze zwischen Wert-herabsetzung und Wert-
erhöhung scliwer zu bestimmen ist und oft oder immer die be-
sprochene Entwickelung eines Lautes nach zwei entgegengesetzten
Seiten hin, im Grunde, was ihr inneres Motiv anbetrifft, gar nicht
eine zweifache sondern eine einfache ist, so versuche ich es auch
nicht die oben angegebene Zweiteilung {h c) durchzuführen. D. h«
ich ordne nicht unter eine bestimmte Ueberschrift diejenigen Bei-
spiele in welchen Entwertung augenscheiidich ist, und nicht unter
eine andere diejenigen in welchen Erhöhung augenscheinlich ist,
sondern ich lasse z. B. alle diejenigen in welchen a und e oder
0 und n, oder m und h, oder h p und /, oder s und ,~ mit
einander wechseln ungetrennt beisammen, gleichviel welcher von
beiden Lauten der ursprüngliche und welcher der erneute Laut
ist. Einer von beiden Wegen, der zur Schwächung hin, bleibt
in allen vorkommenden Fällen natürlich der meist, bisweilen
sogar, wenigstens so weit die vorhandenen Fälle einen Blatz unter
den Scheideformen verdienten, der einzig betretene. Vw\ welchen
von beiden es sicli aber handelt, und welche von den sich ge-
genüberstehenden Formen die älteste ist , crgiebt sich schon aus
der AnordiHing; die an erster Stelle stehende ist hier innner die am
2IÜ
»turkstni vcTiUiderhr, die an let/icr die d«'iii Kl>iiiou uäcbhtr
stc)M'iid(?. I>ass in «Iciii „Wechsel \ uu b und m*% llbenchrie'
bi'iicii rariiKraplnn in tnitii(l(/l(t, bamlnla f^inäurria panduria;
mnujiilü firtif/iilu; mirlf/of/irlf/n; vrdrjn mndrjn; lomtt loOfi m iitu
b, in Imudihulti uumdiiubi iibr-r h aus m «iif'-f md i^l :i!k(. ni<hl
ZU v<'rkfnn(!n.
Im /.weiten Kallr (IIj, l»ei VtTringorunK der V"^"'»*^',
d. h. (1( r lUichstabcnzalil, Imlx-n wir /u unterscheiden ob »ie durch
gan/li(thi'.s Fortfalh-n von Lauten oder durch Vcrschmel/ung meh-
rerer Laute VW einem hervorgerufen wird.
(lesehieht das erbtere, schwinden einzelne I^ute gänzlich
ohne irgend eine Spur von sich zu hinterlassen, so kiion die«;
Kürzung dem Anlaut, dem Inlaut oder dem Auslaut widerfahren.
Das Abwerfen des Anlaut.s, Aphäresis, ist entweder voca-
lisch, oder consonantisch, oder betrifft Vocal und Consonant, Ut
also syllabisch (S. oben p. G9.).
Das Wegwerfen des Inlauts ist gleichfalls entweder conso-
nantisch oder vocalisch oder syllabisch. Das Schwinden eines
Consonant en besteht entweder in Vereinfachung ursprünglicher
Gemination; oder der fortfallende einfache Consonant steht zwi-
schen zwei Voealcn (^dus zu ?o; uns zu io s. Ausfall von Me-
dien oder Ilalbvocalen); oder er stand nach einem Vocal vor
einem Consonauten (S. dr gr zu r etc.: cadera aus cufedra cn-
icro aus intcgro)^ oder nach einem Consonanten vor einem Vocal
(s. cavilhi aus claiija; fehle aus flellc). Vocale welche schwin-
den, können erstens zur Vermeidung des Hiatus vor anderen
Yocalen getilgt werden; uan'us wird gewöhnlich arhts, cro; uua
statt uo nur o. Zweitens können sie zwischen Consonanten ge-
standen haben. Dieser Ausfall tonloser Vocale, Syncope, dem ent-
weder Ausfall eines Consonanten, oder Umstellung, oder Ver-
schmelzung der oft feindlichen und so in unmittelbare Berühning
gebrachten umgebenden Consonanten folgt, ist bei der Neugestal-
tung der romanischen Sprachen von grösster Wichtigkeit gewesen
(S. oben p. 63). Dem Ausstoss eines Consonanten zwischen
Vocalen folgt oft Elision des tonlosen Vocals oder Contraction
desselben mit dem betonten (ronda &us reonda redonda rotiinda;
mastro aus macstro magist r um). Das Resultat ist dann dasselbe
Avie in den beiden letzterwähnten Fällen, nämlich Verkürzung des
217
Wortes um eine ganze Silbe. Alle drei Arten den in laut uin
eine Silbe zu verkürzen können daher unter die eine Ueberschrift
„Ausfall tonloser Yocale" subsumniirt werden. Diejenigen
Fälle hingegen, in welchen Gemination vereinfacht, oder ein
Consonant, dem ein betonter Vocal vorangeht und ein tonloser
Vocal folgt, getilgt, oder eine Hälfte einer Doppelkonsonanz der
anderen assiniilirt oder einfach gestrichen wurde, bilden, weil
von keiner Veränderung in der Silbenzahl des Wortes die Rede
ist, je eine Klasse für sich.
Das Wegwerfen des Auslauts, Apocope, ist gleichfalls das
Aufgeben entweder eines oder zweier Vocale (o a e oder io la ie),
oder eines Consonanten, oder einer ganzen tonlosen Silbe.
Geschieht das letztere, verschmelzen zwei Laute mit einander,
so sind drei Möglichkeiten vorhanden: erstens die dass Vocal und
Vocal mit einander verschmelzen, gewöhnlich nachdem sie erst
durch Metathesis (Attraction) , oder auch durch Ausfall einer
Media oder eines Halbvocals, in unmittelbare Berührung mit
einander gekommen sind, wovon schon die Rede w^ar, bis-
weilen aber auch da wo der Hiatus schon aus dem Lateinischen
stammt (lego aus la'icus). Ä und ?', a und e werden zu c, arius
zu ero er cl, affine zu eti; o und i, u und i zu ue oder e, torio
zu duero dero, tiolo zu uelo. Auch hier ist Verlust einer Silbe
notwendiges Resultat. Die so an Stamm oder Endung verän-
derten Worte stehen daher zwar nicht unter den S} ncopefällcn, gehen
ihnen aber wenigstens unmittelbar voran. Zweitens können Vocal
und Consonanz zu einem neuen Laute verschmelzen di ti ci zu
z etc. etc., d. h. der Consonant wird durch i (oder ti) afficirt,
palatisirt, assibilirt. Drittens verschmilzt ein Consonant mit
einem andern, entweder so dass der eine den andern, der zweite
den ersten in sich aufnimmt, sich ihn assiniilirt (gn zu n; ns
rs CS zu s etc.), oder so dass aus der Vereinigung beider ein
neuer Laut entsteht : cl fl gl pl werden II oder ch ; et It werden
ch; st wird z; nd wird ü; es wird j; al durch au wird o etc.
Näher kann ich auf das Einzelne nicht eingehen. Was bei der
Differenzirung zu Scheideformen eine Rolle spielte, wird unten
durch die Beispiele selbst genügend erläutert; das übrige ver-
dient hier keine Stelle.
Im dritten Falle, (III) bei Vermehrung der Quantität der Buch-
21P
slaltrn, vscnlcii (M*Htcn.H, jedoch sohr tHten, die vorliftfideMn h'An
nioiitc durch Vcrdojipeluijg vcntftrkt (corrn juindurria); odt-r
/wcitcMH gaii/ nouo Kicmcntn wcrdoii, ohrw Sinn and Htdcutting
irKcnd win /u iiioditicinai, )iin/.uf<i'tan. Im«-^«- können wie die
N'rriiiiiHlrriiii^rni Anlaut Inlaut oder Au'-lant betn-flrfn. I>ein
Anlaut uird ein \(>raliscli('S ii (ulnhart oder ein (onfionant
vorK<'«('t/t , vor Vocak-n ein h oder l oder &, vor den Liquiden
/ und r ein p oder A; oder eine ganze Silbe Hie c$ m o/, od<T
eine \Wi\\\\A'\ci\{U)\\^^\\\)v. (micerrion turtaruffo): ProthesiK. Dem
Inlaut werden Consonanten oder Vocale eingefügt: Kpenlhe^i-
\'()LaI<; um «lie Dopixlconsonanzen ß fjr Ir mj> rz (%. oben p. ' -'
Consonanten (c // /i )f) entweder um Hiatus zu vermeiden, al«
zwischen zwei Vocalen, oder vor wahlvcrwandten Consonan/en.
z. 1!. }n vor A oder ]), oder b nach m; d vor / oder n (die
eigentlich i)ara.sitischen Laute), ferner aber die Liquida r and /
ohne jedes zwingende licdtirfniss und an jeder Stelle des Wort-
kr)ri)ors. Dem Auslaut wird aus Analogie oder aus Wohllauts-
bcdiirfniss ein Buchstabe oder eine Silbe angefügt: Kpithesis:
z. D. tc nach n (cspcroutc)^ da nach r (husardo)^ que an vielen
deutschen Worten; doch ist sie im Ganzen selten. Ich würde auch
das früher besprochene Anfügen von (uio (älo (tgo) (S. oben p. 34 j,
kurz das Anfügen aller tonlosen Suffixe denen kein Sinn inne-
wohnt hinzurechnen, doch kenne ich bisher nur Doppelformen
nicht Scheidefornien dieser Art z. B. soio sötano gorfe gucrfago.
^Yie ich nun aber oben erklärte innerhalb der die Zahl der
Luchstaben unverändert erhaltenden Formen nicht diejenigen
welche den Wert der einzelnen Buchstaben herabsetzen von denen
trennen zu können welche ihn erhöhen, so raoss ich hier er-
klären II und III aus praktischen Gründen nicht von einander
trennen zu wollen. So wie im Wechsel von a und e und e und
a, von h und m und m und ft, von d und / und l und d, von
5 und ~ und z und s das eine Verfahren nichts als die Kehr-
seite und das Gegenstück zum anderen ist, so ist auch Prothesis
nichts als das Gegenstück zur Aphäresis, Epenthesis das Gegenstück
zur Contraction, Epithesis das Gegenstück zur Apocope. ohne
dass freilich einem jedem Einzelmittel das zum Veningern dient
eins das zum Erhöhen dient, entsprechen müsste: Analogie aber
ist die Mittlerin zwischen beiden. Wie ich nicht mandola lau-
219
dola von bandihula mandllmla losriss, beide in verschiedene
Fächer einrangirend, so darf icli auch nicht lomo lomho von domho
domo, nicht galan galante von espcronte cs]}cron; nicht qnina
csquina von cscarsar castrar ganz loslösen, weil ein entgegen-
gesetztes Verfahren sie hervorgebracht hat. Hier wie dort lasse
ich sie dicht bei einander, beim blossen Lautwechsel stehen sie
sogar durch einander gemischt und nur durcli iln^e Anordnung,
durch das Vorangehen des meist Veränderten, kenntlich gemacht;
in den sonstigen Fällen folgt eines wenigstens direct dem andern, der
Apliäresis Prothesis etc. Hier wie dort aber ordne ich alle die
Einzelparagraphen systematisch so dass ich mit den unbedeutend-
sten Unterschieden beginne, und zu den grössten am Schlüsse
gelange; von den zweifach vertretenen welche blosser Buchstaben-
wechsel unterscheidet, ausgehend und zu denen übergehend welche
unbedingt und einseitig erniedrigt sind ohne dass das Gegenstück
der Erhöhung auch nachweisbar wäre, und von diesen zu denen in
welchen beide SeitenVertreter gefunden haben, komme ich zuletzt zu
denen, in welchen unbedingte und einseitige Vergrösserung vorliegt.
Die jedem Paragraphen zugehörigen Fälle zerfallen selbst-
verständlich in drei, den drei Hauptteilen der volkstümlichen,
der gelehrten, und der ausländischen Scheideformen zuzuwei-
sende Gruppen. Nicht an allen, aber doch an vielen haben alle drei
einen bald grösseren bald geringeren Anteil; manche Lautver-
bindungen sind hingegen einer Klasse ausschliesslich eigen;
andere zweien. Accentversetzung z. B. kennzeichnet das doppelt
volkstümliche Paar haül und hd'ilc aus lajulus, iruoio und cs-
truendo aus ionitriun; sowie das volkstümlich gelehrte cadcra
cätcdra oder entere intcgro; und das volkstümlich ausländische
hrnjula hiisöla (frz.); Wechsel von iis und s oder s(z) und ns,
das doppcltvolkstümlichc soso zonzo sowohl als das volkstümlich
gelehrte tieno tenso und das französisch-spanische casar cansar.
Hingegen sind Formen in ario torio z. B. stets gelehrte Latinis-
men; und in ato nta können sowohl gelehrte als italienische Bil-
dungen endigen, volkstümliche aber nicht. Bei der dritten Abtei-
lung, den Scheideformen ausländischen Ursprungs, ist eine Son-
derung nach äusseren Formverschiedenheiten nur vereinzelt tun-
lich; übrigens auch, da ja mir die eine Hälfte sich den für spani-
sche Bürger existirenden Gesetzen bequemen muss, ziemlich unnütz.
220
Wir schwer «In* Scliiiiliint' <!»•♦» volk<ftnmli<'h''n und «J<*s auf
jrolrlirtc« Wi'Iko horl»ciK<"*f^l»;ifTti-ii fJufr*«» int. haWc Irh ichon auf
|i. 11.') fl'. ^ckln^t: und ko Rorgnani ich auch vcnmclii habe nicht
/u irrm, \v(rd«n sicli dennoch (^n^cnaui^kfitcn cingf'schlirhfn
hiilKMi. Olin«' lii'^torisches Wörterbuch i*<t Sicherheit in vielen
l'ÜlIoii unrrrejchbjir.
Diiss icli iiiiifrliall) jedes r'inzelnen raraffraphen der ersten
Klasse, also innrrlialb der vom Volksmunde selbst differenzirten
Wortfonn«'!!, auch eine andere noch mögliche Spaltung nlrbt
vor^'enomnien habe, und /war um nicht lauter Splitter zu bieten,
und auch voll sie doch nur stellenweise anwendbar war, wird kaum
^'C'tadilt werden. Ich meine die von Herrn (.'ocUio anjfewendetr-
Spaltung' in fonncs parallclrs und f armes sccondaircs der for-
mcs divcrgeiüi's (Vorigive populaire. Die beiden Scheideformen
können näinlicli zeitlich einander gleich und nur räumlich d. h.
dialektiscli von einander geschieden, oder die eine kann zeitlich
der anderen vorhergegangen sein, die andere «ch also aus ihr
als sccundärc liiidung entwickelt haben. Talearc wird taliare
tdUar, dies erst tajar und ei*st daraus entsteht tarjar. vier ver-
schiedene Altersstufen. Aus fallar wird andererseits auch taJar.
Taxarc wird im INIunde des einen (ascar, im Munde des and^-ren
taisar tasiar tajar tachar, ohne dass wir bei solchen Verschie-
denheiten gleich dialektisch scharf gesonderte Formen anzunehmen
haben. Sehr oft wird dies der Fall sein, und nur die geringe
Kenntniss spanischer Dialekte hindert bisher daran es zu tun.
Oft aber ist es nicht der Fall. Wer z, B. wird in der bunten
Mannichfaltigkeit der schon erwähnten altspanischen Vertreter von
cogitarc und purinoa lauter dialektisch getrennte Bildungen er-
kennen?
Auch dass ich es unterlassen habe stets zu den einander
gegenübergestellten Formen das Etymon hinzuzusetzen, wird ge-
billigt werden, denn überall da habe ich nicht verfehlt es anzu-
führen, wo es nicht ganz klar aus jenen selbst hindurch leuchtet,
(wie z. B. doch in allen ScheidefoiTnen gelehrten Ursprungs un-
bedingt der Fall ist), besonders also auch da nicht wo meine Ansicht
von der bisherigen, speciell also von JJiez abweicht. Auf aus-
führliclie Beweise für meine Etymologieen aber näher einzugehen,
niusste ich mir versagen: sie überhaupt angeführt zu haben.
221
jnusste mir liier genügen; nur hier und da ist das notwendigste
Material zur Bewalirheitung eingeschaltet worden. Dunkelheit
über meine Ansicht aber kann nirgends geblieben sein: stehen
(lejar und lasar lascarjaxar bei einander, so heisst das eben,
dass auch für mich die von Dkz versuchte Herleitung aus des'mere
unhaltbar ist; die jenes begleitenden Doppel- und Scheideformen
aber in welchen l zu d ward, enthalten ja den Beweis für die
Möglicldvcit der Herleitung aus laxarc. Kin drittes aber, nicht dass
ich dieselben Worte oft in so und soviel Kategorieen wiederholen
musste, w-eil so und so viel Lautübergänge an ihnen stattgefunden
haben, sondern dass ich nicht selten diese Wiederholung unter-
lassen und manches Wort nur da eingeordnet habe wohin die
auffallendste seiner Umgestaltungen es ruft, unbedeutendere aber
unberücksichtigt Hess, das muss ich zu verzeihen bitten.
Eine Uebersicht über die nach den besprochenen Principien
angelegte Ordnung folgt nun.
I. Scheideformen volkstümlichen Ursprungs.
§ 1. Veränderungen in (Je-
schlecht, Z a h 1 u n d A u s -
lautsvocal.
1) Durch nichts als das
Geschlecht geschiedene
Scheideformen.
2) Durch Geschlecht undAus-
lautsvocal geschiedene.
3) Durch Auslautsvocal ohne
Geschlechtsunterschiede.
4) riuraliamitSpecialbedeu-
tuugen.
T)) Substantivirte Adjectiva
und Participien.
§ 2. Accentveränderungen
s5 3. Metathesis vonConsonantcn
{;4. Metathesis von i
$ 5. Vocalveränderiingen:
1) a—e
2) e~i
3) o—u
4) e — ie
r>) i — ie
G) o—ue od. 0 Inie
7) u -ue
8) ue [0 od. ■>') c
9) a-o
10) a—i
11) o{u)-~i
12) e -u
13) e 0
14) ai — ei
15) ei — e
IG) ei—i
17) a—o {(tu)
18) au a
Consonantenvertauschnngen
§ «. r l
§ 7. n l
§ 8. r-n
§ 9. h—v
§ 10. f~h
§ 11. g h
§ 12. h-j
§ 13. g -yCj>
§ 14. j V
222
in. : r/i
10. n — ch
17. j H-')
IH. r // 0'^
r,». - r r'.'
21. cA ./
J
h
Kr)
T2. II
2:j. //
25. d
2<;. />rr; r/
27. !/ d
28. 6 (/
29. k r/i
:M). k r
(' n
32
;u
37
3S
30
40
41
42
^ 43
• '^ -^
HC s w p rd 0 n M <'<! i •' n :
. A- //
. t -d
.p-h
•f-P
. 1 U
. n n
A)flU
2) gl-n
3) pl-ll
. Vocalauflösnng von Conso-
nanten :
1) l H
2) h—u
3) r~%
\) et durch it ii zu (7/
2) et assimilirt zu /
ch~t(d)
ch — it
t-it
pt zu ut und t
Assibilation ist eingetreten
Oll. vernachlässigt
Medien od. Halbvocale fal-
len aus:
1) h
\ I
44. Syncopp tonloner Vo
ral»*
4'. Con'"' •■ri ton "e zu u
Akt. Ver /.iiigvona-i tu r
eüigetretf^D o^er vernarb
r.ro tote
^ 47
. F
pentheul« Ton Voral^n
?5 48
. Iliatnstilgung (lurrh 6 od. //
/r.
. A
n 0 c 0 p e
1) de«? anslantenilen Vocal«
nach l u r 8 z ff j k r
2)
Ton io ta ie nach 1 u r :
3)
von IO in dem aus (iriii$n
stanimenibn "»
ar — ero
A\
in dem aus ario entstan-
denen er
er -ero
r>)
in el aus arium
el—ero
C)
in <zZ aus arium
al — ero
"*)
in dor aus toriinn
dar — dero
8) eines auslautenden Conso-
nanten (u s)
^>)
Apocope ganzer Silben
§ .^o
n
eingeschoben oder ausge-
stossen
§ f)!.
d nach l oder « eingescho-
V»en 0 1er ausgesto-sen
1)
d nach I eingeschoben
2)
d nach n eingeschoben
3)
d nach n ausgefalUn
4)
de oder te apocopirt
i'>J
Epithesis von tc
§ :>2.
h nach m eingeschoben oder
ausgestossen
223
§ 53. Epcütliesis oder Ausfall von
r oder l
^ 54. Aphäresis :
1) von mnta vor liquida
2) von .'< vor muta
3) von Halbvocalen (./ v h)
4) des als Artikel missver-
standciien /
5) von d
G) von Vocalcn
7) von ganzen Silben.
§ .55. Protliesis
1) von h
§ 5(5.
§ 57.
§ r^8.
2) von /
3) von j
4) von b vor v
5) von CS
G) von g
7) von al
8) von en
9) von m
Erhärtung von Vocalen zu
('onsonanten: von i zu //
Epenthesis von r/ vor vn
Unklassificirbaro Schoide
formen.
II. Scheideformen gelehrten Ursprungs.
s5 1. Accentveränderungcn
§
9. m—h
§ 2. Metuthesis
§
10. g—v
1) von CS zu iSt'
§
11. d-s
2) anderweitige Umstel-
i?
12. f h
lungen
§
13. /-;;
3) Umstellung d. Erweichung
§
14. n-i
§ 3. Vocalveränderungen :
§
15. n — n
1) i—c
§
16. Ic^g
2) o—u
§
17 « ci
3) e—ie
§
18. iJ- ft
4) i -ie
§
19. cc— c
5) 0 — we
§
20. anl. d-n \
gl-ll 1 ,
o-hue
6) rt— 0
7) rt— ■?*
pl-U]
8) a--i
§
21. inl. h] Jl
p] 11^ od. ch
9) 11— i
10) 0— i
ß ?r
11) 0 ~e
§
22. Vocalauflösung von (onso-
12) ei«— 0
nanten :
13) au(al)—o
1) P h zu 16
14) (iu{aJ)—a
2) l-u
15) uo~-o
3) C-?«
( 'onsonantcnveränderungen :
4) c — i in c^ durch it ti zu r/i
§ 4. r /
5) vt—ct
§ 5, ?/ — r
6) ?^ -ci
§ 6. 6 — r
7) U zu ?Y (<i) r/i ■
§ 7. /-/i
8) X zu ./ (durch is si)
§ 8. s-j
§
23. ci zu t assimilirt
224
§ 24. t>t /ii .'
§ '2(). '/»' /II n
Vff ZU u
fin /II "
Uff /II ti dliircli m
^ 2«:. pt zu /
§ 27. CH zu .s
§ 28. h' Ix zu r s j
ps /U .s
hs zu j
fr (Ir (ft Ir n /u i
hl zu /
{^ 21». rs 8
§ '.'■{). n ausgefällt n oiU;r fiiiL'P-
srhoben:
1) vor Ä
2) vor anderen Consonanten
ij '.]\. Medien oder Ilaibvocaleaus-
gefallen :
1) b
2) d
3)i
4) (f a-i
->) /
6) V
^ 32. / anssrefallen dureli Dissi-
milation
§ 33. Assibilation:
1) ci zu r
2) i>/ zu .;'
3) di zu ~ ./ V U
4) ki zu r
5) pi zu c/t
()) U zu j f/ ?/
7) ni zu fi
8) nu zu /i
§ 34. Attraction von / an a:
1) ero — ario
2) dero — torio
III. Scheidefornien au
§ 1. Spanisch-lateinische
v5 2. Spanisch-katalanische
§ 3. Spanisch-portugiesische
§ 4. Spanisch italienische
3) tro—orio
4) Anderwfritif(ir Atirarticim
f&lle
$ 3(1. ero^uario
§ 3<l. Syricope ron m o«l«r r ri«rfi
/i oder ror o und n
{) 37. Syncope atoner Vocml«?
<J 8><. A pocope
1 1 r'in«*« aiiHlaut<-ndf n VoraU
nach n r (i k r
2) Ton io ie t
'S) ar am ario
4) <// aus ario
5) e/ aus ario
6) a' aus nn'o
7) dar aus /on'o
8) ganzer Silben
§ 39. Epenthesis von b nach m
§ 40. Epenthesis von d nach /
§ 41. ('on.<;onantenTerdoppelung
r zu rr
§ 42. Epenthesis von Vocalen
§ 43. Epenthesis von h
§ 44. Aphäresis
1) von /
3) s
A) f y b vor /
5) von Vocalen oder von
Vocal und Halbvoc«!
6) ganzer Silben
§ 45. Prothesis
1 ) von h
3) 8
4. a
ö) al
(5) en
1) Reduplicationssilben
ändischen Ursprung«.
§ 5. Spanisch-französische
§ 6. Spanisch-englische
§ 7. Spanisch-arabi-che
22 f)
I. Scheideformon volkstümlichon T^rspnnigs.
§ 1. Veränderungen in (lescliloclit
Zahl und Auslautsvocal.
1) Durch nichts als das (ie-
schlecht geschiedene Formen sind
z. B.:
el clare la clnre
el corbata la corhata
ei cura Ja cura
el golilla la golilla
el justicia la jitsticia
el lengna la lengna
el vista la Hsta
2) Durch GeschlecJjt und zu-
gleich durch den dasselbe cbarac-
terisirenden Auslaut unterscheiden
sich z. B.:
cejo ceja
cnenco cue'nca
cuerpo corpa
Jlauto ßavta
fruto fr Uta
gradn grada
h 0 rmigo hormiga
huerto htierta
lahio lahia
Uno lina
mach viacla
madern madera
modo moda
porro porra
ramo rama etc. etc.
3) Durch den Auslaut unter-
scheiden sich, ohneCieschlechtsver-
änderung damit zu verbinden:
basa ba.se
cabe cabo
corcfte corcho
despliegue despliego
domine domin o
duetide ducndo (damit um)
escarpe escarpa
especia especie
C. Micha i-'.Lis.
floje ßojo
frise friao
jngue Jfff/o (succum)
lastre laatro laMo
mache macho
maese maeno
maestre maestro
plaata plaste (im]jlastrum)
j)liegue pliego
qiiite quito
reroquc revoco
talle tallo
talqne talco
tinte tinto
trape trapo drapo
t raatrueqne trastrueco
trtieqne trueco
4) Im Plural haftet eine andere
Bedeutung als die der Singular-
Pliiralforni ist z. B. an
dniincui
barrediirns
esposa.s
partes
risperas etc. etc.
5) Viele substantivirte Adjectiva
und Participien haben neben dem
unveränderlichen Auslaut des Sub-
stantivs für die Adjcctivbedeutung
den in o und a wechselnden bei-
behalt£ji /.. B.:
casta casto (a )
manida manido (a)
tarde tardo (a).
§ 2. Accent Veränderungen.
In der Kegel behauptet der
Accent im Spanischen die ihm ur-
sprünglich eigene Stelle; dennoch
kommen einzelne Versetzungen
durch den Volksmund vor. Von
ihnen aber werden die meisten so
allgemein durchgeführt, dass ein
Schwanken zwischen dem alten und
22C
nnirii iiiitl rill duruuH rcHultirroilct
DifTrrniziren Hclir Killen l»l. Kh
lic^t vor in :
ttüHl hinlc auh hiijnhis
colcvtlrn lülchu auM ct'ddtn
frisolfrijnl frinuvUt ixixh jihatriö-
tum lur jt/niseoliim
liKfüdo hiffäte aUH jicntum
jKitfo aus jxu/udn aus patjntnm
pfzurh aus iircioht aus jtrdicitlum
socz und sj/c/o aus suriduH '
//r/<c und //aO/j aus titiomm
trtu'fio f und tinniflü aus ^>-
cstrucndo j mir um '
5^ 3. Mctathesis wie sie die
I)oppcltornieu hrrfmjc hcrhaje;
bri'ifduthi ber(/(intin ; brerete ber-
vete; brczal berzal; bribia biblia:
bri(jautc biif/imte; brodio bodn'o;
brulotc burlote; cloquc cohjnc:
crunccUn cancirlin ; drofjuc do(jrc;
driimon durmon ; (jranato gar-
)tato; prctil aus petriJ: cbtropar
aus estoprar; agranfjuenudo agan-
(jrcnado; ferner adarmuga adar-
gavHi; (iguoju iijuaga ; agninaJdo
aguihindo; aJbahaca alliuhava;
albohcza alhobcza; aJbohol alho-
hol; alharmaga alhargama; cdho-
mada olmohada] azidaque alu-
zaquc; carnpiiza cupcruza-, cctttt-
donia centinodia; esguiknaeiiqm-
ni'la; hacerir zahtrir: vudlugar
maguUitr; peraih pelairc: pecilgo
' Anm. Soez entstand durch Metatbe-
sis, die ja auch im It., in sudicio, statt-
fand. Wie soe: so fehlt im vorangegange-
nen Exkurse über die rouianischen Ver-
treter der lat. Adjectiva in idii^ (S. p. 64 ff.)
das span. n'/io aus ciridis. Knjabülo, das
den Acceut im Sp. wie im Port, versetzte,
luuss von p. SO fort und in p. .S*i ein-
gefügt werden.
- Anm. Trontdo, dem das prov. tonedre
frz. tonerre entspricht, steht für tonidro
der Romane nahm wie so oii positio debi-\
lis für volle an. Der Asturior sagt frönidu,
der Prov. auch tüift.
pclhzco; ta/ianoria tatia/ioriu aiif-
wcUcD, hat eine Siniiii|>aliuDg he-
f(\c\\ci in :
Abla
aWn
atjuajt
ojuagn (aquatie»»)
hazucar
sabuearfMa tut mb)
hizna
hinza ot\. bimzn
renza
breziinf
hrivZii brincia
bnzna\
brozno
brtiztio
broncf {bruniditfß
cajjarfuon
rnrnjmchon
(dtscli. grb)
cariron
cabrion
cendiada
ceniada (cinerata)
ceuomd
ceitaual
cloquitr
CijrcheU (ndl. krok)
cohtU
fogucte (focii^
cof<tra
crunta
cnwco
cancro
crego
cUrigo
chopo
pobo (populus)
garzn
zarco (arab.)
gonce
gozne
hacen
zähen f^arab.)
marmeJlo
mcmbrillo (melime-
htm)
netla
nie} (\. niger)
ogro
ftuerco orco
paflon
plafon (frz.)
rededor
derredor (diretrum)
soez
sucio (ffuciiJus'
tabaoJa
batahola
tachon
chaton {dtsch. platt)
trocha
torcha (torcta)
trochi
torcJie törculo (tor-
cuJaj
trozal
torzal (torquere)
treznar
trenzar fv. trichia)
turba
tropa (trojjpus)
triifa
turba turma (tu-
ber...)
zafir
znfre (arab.)
227
^ 4.
cuino
India
ituevo
cuja
( zarrapastroso od.
znparrastroso { .
■^ { zarpatitroso
(dtscli. liarp)
Motatliesis von i.
cuno [cinieinn)
lendo (Icvüiini)
iiovio
cuera (coria).
§5. Vocalvertauscliuiigon.
1) a — e Doppelformen:
barbecho aus verractum; har-
niz beniiz; barraco verraco; ber-
iiabüa barnabita; braceUte braza-
lete; cerracina sarracina] dalßii
delßn; eutruejo antmejo; jenabU
janablc; (jelca jalea; lafjana h-
f/ana; laxteja lentejd; lantisco
leutisco; Jatrina htriua; madeja
aus metaxa; pdjaro aus passer;
taladro aus teretrvm etc.
Scheideformen :
an ten alias
arveja
asper on
aspleuo
barrueco
brana
cer)iadero
darsena
atarazana
o.rsenal
ensartar \
oijaretar [
escaliii
csprüla
cntcnallas (tenacn-
las)
ervilJa
esperon (dtscli.
sporn)
csperonte
esplhi
Verruga
brena
cernedero
tercena
cntjertar ensertar
esqyclin
asprilla
jalde oder jaldo i
jaldre j^^''^^'
jarifo
jazarina
lantejuela
malet ia
inamal H CO
Jerifo
jacerina
lentejuela
malatla
mameluco
mar cit ante mere/ttoitc
mdrfaffa mdrfeya
vienear vianear
reyalo regelo
saryento serjente
sarf/a sirga seryo
tarraja terraja {talutrum)
tarn' na terrina
trabdjo trebejo
tranzadera trenzudera
vardasca verdasco (v. viridis)
zahmia zalema oder celema
zarcillo cercillo
2) e — i Doppel formen:
botica aus apotheca; corregir
neben corriyir; cedehon cedibon\
chimenea chiminea; envidia aus
invidia; helecho \on Jilicem ; leti-
(jio litigio; trineo treneo; ordinär
ordenar; tristiga tristega; terliz
aus trilicem; silla aus selJa; vespa
aus ai'ispa etc.
Scheideformen :
armella armUla
herbiqni birbiqui (frz. rile-
brequin)
brezna brizna
burel buril
ceguinola cigorntela
cicion cesion
cilla cija cella od. celda
criazon creacion
criar crear
criatnra creatura
crezneja crizneja
cneta cnita
cuetar cuitar cuidar
devino gew. dir in o
adevino
envidar od. embidar lnvHar
envite . Invito
espeto espito
espleque esplinqne
esquena esquina
estebado estirado
228
fsln'in/uf eftiitif/nr
ifYHiel ffUtttl
hirvieiiti ferrieiUi
jrtnr jitar { jm Im *■)
lifultl tuitirl i/inlil \litni
lesto lisli)
maiiti'l tnuntilla
menetttiil mhnntnl
me.sta mistit
qutdo quito
quisto cui'ütu
remesa re.misa
sergo sait/d t^nqn
iimpann tinipiuio
rctlijd redcja (me/aca)
ren::(i hinzu
3) o-M D.:
abnond almuha; hrottia hninia
/)o/ aus })7«xus; mof<to aus mu.stum
olmo aus ulmus; torre tun ein
flofa aus (jutta; hoUir nb. hullir
gustar goatar; hurchaca holsaca;
turpc torpe etc. etc.
Seh.:
aburujar
alhunio
h nftte
hu je [bit.rtis)
hida
hulero
hulhi
hulcto
huUon
hrumn
hruza
hruzno
cuca
cuja (co.i'rt)
cundido
cundinuenfo
(d)Orujar
alborno
hofetc
hoj
höht
bolero
bolla
boleto
bollon
broma
broza
brozno
coca
cojo
condido
condimiento
coso I
corso \
rurUt
curva
fluni n
fundo
grumo
tnuUu ^mo^lt4,
mundo
murc tllo ( m u recil'
lum)
momdor
nudo
urchtlla
uMtfiffa
peluna
curs'o
eorto
corra
fondrt
fondn
gromo
mtdia
tnondti
morciUo
m um dar
nodo
OfchilUi
ontagn
pr.Uma
plomainn piumaton
renortt rtnurtr
somn Huma
ioba (o) tubo
tohillo tuhiUo
tordiga turdiga
tornillo turnillo '
ironco trunco
4) e—ic I).:
festafiesta ;feUrfßehre ; m^rda
mierda; merla mierla etc. etc.
Seh.:
entriega entrega
liento Uuto
mienU viente
qtiedo quicio
Sierra cerro
»testa '_ scifta
ti'eso itso
tiesta testa
yesca esca
b) i—ie Seh.:
carnmieVo caramillo calamiUo
fiel ßl
fieltro ßltro
qtdt'ir qnietar
quito qui.eto
riesgo risco
6) 0 — MC D.:
fönte fueiite; fora fuera; cd-
börboJa oTbuerbola: corco cuerco.
229
Seh. :
ahnuerta ahnorta
cuehno cohno
duena dona
duena dona
dueno don
fuelle fol
huelga folga
huella folla
huerca forca
luenga longa
muehle moble od. inovil
muelle moje
puesta posta
redruejü rcdrojo
repuesto reposte
rtieca hroca
rueda roda
ruello roJlo
sueldo soldo
sueno son
tuerca torga
tuerto torta
zueco zoco
0 — hue D.:
hueso von OS] huerfano orpha-
num; huevos opus.
Seh. :
huebra ohra
hiiehrar obrar
huebrero obrero
huerco ogro [orco gel.)
hnesa osa
7) u~ne D. :
fusta ftiesta; fidano fuelano;
tütano tuHano.
Seh.:
luenga Imiga
vuelto bulto
8) itc (o od. n) —e D. :
afruevta afrenta; comblupzo com-
blezo; curiiena curcha; fiueuie
freute; estuera estera ; ßeco
ftiieco.
Seh.:
almedano almiiedano
frcntero frnritero
lerdo (Iiterdo) lurido
pes piu's pos
9) a—o D.:
abi'jaruco obejaruco ; alcaravea
alcorovea; barrumbada borrum-
hada; chaculotear chocolotear;
calostro aus colustrum; navaja
aus novacula; notomia aus mm-
tomia.
Seh.:
algorin
albanal
ormilla
alguarin
arboUon
avmilla od.
almilla
carcomer
copela
escarba
ganfalon
lambrija
tarazon
tarta
zanco
concomer
capella
escorba
gonfalon
lombriz
torozon {torctioneni)
torta
zoco
10) a—i D. :
alcatara alquitara; andorina
andolina aus liiriindinem; barro-
cho birlocho; chaleco gihco ; cha-
nela chinela; jaloque giroque si-
roco : guarlanda guirlanda; lan-
terna linterna; tiburon taburon;
trinchete tranchete.
Seh. :
barrete birrete
qnijera cajera [cajjsaria)
tabal atabal timbal
n)0{i()-iJ).:
mostacho aus 7)}ystax; tomillo
thymus; serpol aus scrpylhnn;
citano zutano; cirujano zurujano ;
chirimbela cJiKrumbela; alföcigo
alfistigo; mizco alwizck und vius-
cato moscada.
TM)
s.h..
!
illlflhc
nljitlic
,
Cimhrl
zu mini
c nie Int r
suuihar
i'iiuho
zuucfut
chiflur
chujlur od.
thufnr
sipia
zujfiu
f/uijotr
ciijotc
\'2) c-u Seh.:
jumihiif
(fcmehis
1
jnih'can
peJican
zumava
scniaca
zu HO
cefin
\:\) e-it I).:
cscuro nl>. oscura ; hcrmoko for-
luoaus ; liCi<pHcil hospitiil; reloj
/inrolugium ; rctidoii rondou; »e-
crctitar aocrestar; eöieruudo eator-
nudo.
Scb. :
guUcria guUoria
rebosar i
, j rccesar
rebozar \
torroutcra terrontcra
torzuelo terzuclo
11) tti—ei 1). :
tciviüdo taimado
Soll. :
frcile frailc
frey fratj
15 1 ci—c Seh.:
iiciscuo (
.„„ 1 sesen !<eccno
IG) ci—i Seh.:
seid cid
17) a — 0 (aus au) Seh.:
cliapU escoplo (sc(dprinn)
cdlzar cocear
18) au — a Seh. :
eugace engaste cucaustn
flato ßauto
saz saucc
roDftoiiaiitinverUitfcfaoDfrcn .
Ö 6. rl D.:
freie ßete; ßecha Jrecha \ ßn-
tieitt franela ; bledo breäo ; pala-
viaUu pttrttmalla; ' ' < a cor-
tiartriti; omlohtia tti , pele-
ffrino peregrino ; nrgurro $tlguero ;
fnirjßiillidiß fulpiilUdit ; itigrr ingle;
Jo.'tar foMul; f unter Jurnel; al-
ba üal ulbafiar; ealnal cabiar. Der
Stainmvarianlcn galap gnrap, gnlf
gnrf gcscliiibt hier kciue weiter«'
KrwahminK.
Scb.:
I Aii\. hinibel arambel
lista rihtra
blezo f/rezo
Inl. dramo alamo
caramillo-ielh cahiunlJo
calapato garapato od. cum-
pato
carato quilate
cspoJun esperon
fr eile fraile freire
jabari jabali
ralo raro
albidrado arbitrado
olbirnr orbitrar
ahniUa armilla
angra angla
arboUon ulbaiial
almario annario
cartajl
\ galces
garces) ^
cohra copJa
culcusido corcusido
gorfe goJfo
jorco holgo
roble robra
sarguera salguera
tülva torca (turbidua)
§ 7. n—1 D :
: anequin alequin; milgrana
, iiiiugrana: pnnzö puUo: aanco-
2.31
char saleochar; hüfano hi'ifälo;
gümhano (jambalo.
Seh. :
dlguazil
aguziuo
hdcho
veneno
alatron
anatron *
§ 8. r—n D.:
maryanesa manganesa; pifcmo
2nfaro; alcarcil alcancil.
Seh.:
escolar escolan
carcomer concomcr
carcava concava
patena patera
§ 9 h—r.
Der Wechsel dieser beiden
Consonanten ist so gewöhnlich,
dass ich es mir ersparen kann Bei-
spiele aufzuzählen. Scheideformen
sind :
ahezado
ahieso
hajel
hujillo (a)
baron
hcdija
hcdiUü
hellosa
heu da
hesque
hicho
hiuza
avczado {vieem)
avieso
vajillavasillo vasija
varon
vcdija
vellosa
venda
vi SCO
vichas
venza
höveda buUo vucUo
cmhcicnar envcncnar
emhülumar cnvdlumar
embcstir envestir
' Ob hier der Weclisel von / und n
im Arab. oder im Span, vor sich ging,
muss dahingestellt bleiben; jedenfalls
aber ist das beiden zu Grunde liegcndi-
Efymon ein und dasselbe.
rebosar revesar
rcheza revesa
§ 10. /— // D.:
faba haha; faca haca; farto
hurto; fato hato; femhra liemhra ;
fcrirherir;fezhez;ßdaJgo hidulgo ;
figo higo ; formig a hormiga; fii-
lano liulano; — tahur tafiir; ta-
hidhi tafuUa; alfena alhena; al-
foja alhoja.
Seh.:
farpa harpa od. arpci
kacia füdta
hacina fagiua
halca falca
halcon falcon
halconete fdlconete
halda falda
harner 0 od. ,
arncro [farncro farincd
harinal i farinero
harinero /
haz fajo
heeha fecha
hecho fecho
henir ßngir
herrar ferrar
hervor f er vor
hierro ßerro
hilo filo
hilf an filvan
hincor fincar
hirmar firmar
hirvientc fcrviente
hita fita
hilo fito
ho ja foja
honda fondd
hondo fondo
horambre forambre
horma forma
hormilla formiUa
hosco fiisco (fosco)
h uct<a fosu
232
Imhtiiiln Oll. InuiT'lu liiijiifdn
liehe ml iftjrnttd
caho btifo
5j Kl. //-//.
(iciiidc wo CH (luraut aiikoiiiiiit
mir riiu; uiU'T zwei Sclni(It'-
t'orincn aiiiKrlniibur zu macheu, biete
ich iiulir hrispiolr von Hoppf-
lungirii als du wo ihre cigeiiü Muhsc
an sich schon dazu ausreicht-
Darum hier cacahual und cnca-
ff Hill ; fidlacha und htiUtza; ffual-
diiipu und haldr<i]tu ; ffH{innro
und /iKdiKHi,; (fuirnal(la und hiiir-
HulUd; ffni.snptJlo und fiisopillo;
yüvro und fiurio: i>thihlit und
piffüehi; rehthte und reifitileU;
vihuchi und vigücla. Der ge-
meine Mann spricht gi'te^o (jües-
pcd (fiiero statt hueso huesped
hucro; der Asturier sagt nie an-
ders als ffuci/u (ojo) r/ücjiii {huerto
etc.; und die Diminutivendiing
-mJd wird beliebig wechselnd
als hitela und (jih'Ja an ein doppel-
vücalisch auslautendes AVort ge-
setzt; das letztere ist jedoch häufi-
ger: sarao saraf/iiete ; aldea alde-
ffüela ; Lncia Lucigiiela. — So
diflferenzirte sich augurium (au-
ffun'o agiiero) zu
agur ahur
und für huita gueca darf man bei
der Verwandtschaft ihres Sinnes
wohl auch ein Etymon, wenn auch
ein unbekanntes, ansetzen.
§ 12. h-j D.:
haatial jaatiaJ; hentil gentil;
hudio judio; huh'w bujio; pehugal
d.i. pejugal nehen pcg>i ja] : hiaca
lieben ji{ica.
Seh.:
haca jaca
hemutiiu geriMtuto
hiutrittrit 'iriitMta
holgo jorco
« 13. g-u (od.j) D.:
ultliingo tthlonjo: adrnguea
adrnjru urrrhiiffur H' ' tr;
gm ifn jiinjo ; gm/alt' '<;
mttgujo mitffujo majujo.
baga baga
plaga plagu
nayo («o^) »aco
jftidft gitald*ß
jnhtnia od. •
gtlutiua od. / gnalatma
hüadina )
lotija ( Leine I longa [s, h/.. lange,
§ 14. j-g !>.:
aheja abtga; aconuejar acon-
segar etc. etc.
Seh. :
ayustar (ijiutar
legen da legen da
mayo niajo
ycma gemma
gertü jerUia
yogar jfgar
yunta Junta
ij 15. J— cÄ D.:
aguazar agnachar ; derechera
dereccra: encapuzar encapuchar :
cozcucho alcuzcitz ; ronzar ron-
\ char; ruiponce reponche repon-
cho; sacahucJn: sacnlmzon: chan-
cha chanza; cJwrro zarro: chin-
fonia binfonia: chumaya zumaya.
Seh.:
chamarra zamarra
chanco zanco
chocar zocar
choclo zoclo
choque zoco zueco
chuzo[chuzon) zuzo [ztizon] suizo
233
acon.chur
acunzar
brocha
broza
buche
huce
capacho
capaz
capucho
capuz
fachend a hacietida
haleche uJece
lapachar lapazar
mocho mozo
piche pez {picem)
pinchar pinzar
piinchar punzar
troncho tronzo
§ 16. s—ch.
chupar sopar
bolchaca bursaca
(burch-) [burj-buj-)
tachar tasar (taxare)
§ 17. j-s {z) D.:
jamuga samuga; jantolina
sautolina; jaramago zaramago ;
jaatre sastre; jeta seta; jijciUo si-
aallo; jilguero siJguero; jimio si-
inio; jurel surellera; — almarroja
cdmarraza; ahnofrej almofrez;
ctjenjo ensensio{abs\jnthium); buso
bujo; buseriabujeria; cornija cor-
nisa ; carcaj carcaza ; cdjcara alt,
cdsrara neu; celojia celosia geJo-
sia; evjahno sahno\ majorca ma-
zorca ; pdlijandro palisandro etc.
Seh.:
jable sable
jaco saco
jada azada (v. axis)
Jalma salma soma
jaJoque airoco
Jarcia sarciu
jarabc
jarope
jerga serga sarga airgo
jerpa scjpa
jerpear scrpear
jervilla aercilhi aalrilla
od. aaulvilla
su'opo
Jeta
seda {seta)
juarda
suarda
amajar
amasar
bajillo j
bajel >
vasillo Vüsija
vajilla )
bajo
baso
cajon
cazon
cejar
cesar
erigido i
er guido )
ercido
faja
haza
ßf'Jo
faz haz
fagina
hacina
margajita
marquetiita
mejido
mccido
mortaja
mordaza {-aceus?)
peje
pez (piscew)
rujiar
ruciar{rociar
cidus)
y.ros-
sursida
surgida
tajo
tas
§
18.
z — // (aus j).
tenallon
tenazoH
§
19.
s-z (f) D.:
abezaiia
abesana; bosa
boza ;
balisa baliza; zahumar sah
umar;
zand'm
sau
dia; zahorra
zorra
sorra {sa
hurra); zoma smna,
zumo
sumo.
Scb.:
cerrar
serrar
cicion
eesion
zühina
saina
suncho
zalama zalema saloma
zaquc sayo od. sago
zaquear saqucar
cincho )
zuncho \
zonzo soso iusnlso
zneco soco
ZHcla azucla suela {asciolai
zujjia sipia {sepia)
zur da sordo
ZHZO (chuzo) suizo
2M
rchrza
rehoHiir
revemi
reboznr
^ '20. h (f) —H {:). I
Till zu hcwiMHcit (luHS nach- i
stcliciidr Furinoii auN einem Kty- '
inoM r'iitMpninj^cn sjmii kennen, führe '
ich, auf 1». r)M zurückweisr-nd, noch
ciiiiMiil an (lass iuIxmi huHrrra
(von hiiitri- d. i. riillur) hucitrcra ,
d- i. hn/iitrri(i , nehm hrnujH ccvn- \
ffil{y.ffini(ulnin);uihvi\hoji(il(tnfla \
sojxtldiulti: nchen ccri'cito errato; l
iM'hon crriajo errojo ; nchen Man-
daliii (inddliii; nchcn iinhortial
cimboriial : nchen tianscHio han-
svritit] nel)on jnharrnr sajurrar
(//w/arrar, durch Metathcsis;;nehen
saffcnda (aus saturcin) ajcdrea;
nchcn hisca hisccil cisca steht;
dass dem käst, snfocar sufocar^
kat. ofcfjdv entspricht.
(iTjxi zarpa
(osccha cohccJio [cullccta)
tarafmia atarazana
§ 21. ch-j D.:
hurchaca hurjaca ; acije aceche;
jaJiequin chamhcqnin ;jüqu€ta cha-
qucta; jairctcru charrctcru; mor-
cajo morcacho; jamutscar cJia-
musciir.
Seh.:
jalcco 0{\.f/i1cco thuleco
nehcn canaürdo carraja!, ntt\um
moUar moyVir, neben lotdla toaja
juzharha
harijcl
Oijutiw
Ion ja
trujima)i
chubarbd
burrachd
diotar
loncha
irucJumum
oo
dit:
r
abrojo
td/ToUo
arrejn
nrilln
bedijn f
vedtjn \
bedilUi
cadejo
cfuliflo
cija
,,".,
clarijero
' "illero
cofjidor
cuUidor
detfijo
'I- 'ulU
hojada
jull'ida
hojar
follar od. foUnr
hornijfi
honiilla
tnatiija
viimUla
mascujnr
mahcnUar
meaja
uiediüla
Wie für abcja nbella; für ;/m- '
jiuJa maUada; für ahijar afiUar; i
für allanar ajnnar; für ahi)wjar
agciiollar vom vulgären Spanier j
gesagt >vird, wie nchen bmiduUo i
baiiditjo. nehcu baridhir burajar, 1
in oje moju in oll n
navaja naraJld
iieguijon neguiUon
pbitija pbUilla
ruejo ruello
tajar iallar, taJear
rasijo rowT/o tnjUlo
§ 23. U—n.
Escana (aus escanda) undej>c(dlu
stehen als D. neben eiuander.
Ebenso domehar domcUar. Seh.
sind :
albanal arboUon
empena enipeJla
n — y. rona roya (rubiginan)
^ 24. in-b.
Dieser durcliaus normale Laut-
wandel ist im Romanischen nicht
selten. Der Spanier sagt, sowohl
bamhü als mambu ; sowohl benjui
als menjui ; sowohl almojama als
almojuba; sowohl alboronia als al-
moronia; alnu'ndina und alaban-
dina; vanguardia und manguar-
dia: bajoca und majoca: bochin
235
und iiiochin ; albondiga und al-
möndüja; mogiyanga und hogi-
garigu; meJgado und bclgado; me-
sana und btsana; megainhre und
bcgamhre vegambre vedegambre
verdegambrc (pg. bedegar.) ; desbo-
ronado und desinoronado; matala-
h'uaumlbdtaftdua; miiegan. buega;
mimbre wwdvimbre {viminem); mi-
lano und vilano; milocha undvi-
locha; milhafre und bilafre bn-
lafre (alles aus milnus milua-
nus herzuleiten) ; milano vilano
von villus; er machte canamo aus
cannabis , vierven aus verminem;
aus mdrmor mdrbol das Avieder
verlorenging; aspamiento (Haspel)
deutete er zu aspaviento espa-
vieHto\\m\ in ^ere??^C7?a glaubte der
Italiener mel melum zu hören und
verwandelte es in mcJanzana. —
Der Cubaner sagt molondrov, der
Castilianer boloiidrov; dieser bo-
riiga ienev moniga, dieser buniato
jener muniato etc. etc. Es können
daher gleichen Ursprungs sein:
ba)idibi(la mandibida
mandola bandola bandurria
pjandurria
meugala bengala
mielgo bielgo {bieldo vieldo
viendru d. i. venti-
lus von ventilare;
hispanisirt zu a-
bieldar al-bcldar
ableiitar bicJdar)
vcdijd
bedija / madeja {mataxafüv
guedeja od. ( metaxa)
gadeja
loma
loba (aus himbuii
§ '25. d-l (r).
Ob ein üebergang von / und r
zu dem ihnen verwandten d, und
umgekehrt von d zu / oder r, ohne
weiteres vor sich gehen konnte,
wird von manchem Indogerma-
nisten noch bezweifelt, und er gilt
auch noch nicht unter allen Roma-
nisten für eine so ausgemachte
Tatsache wie er im Romanischen
wirklich ist. (S. Kuhn XIII 79;
Eomania 11 243 u. 480; Mussafia:
liomagn.bl, Schuch.l 14:1, Flcchia
Ascoli etc.) Diez, Gr. I 223 citirt
als Beispiele für den, hier freilich
nur durch das Streben nach Dis-
similationhervorgerufenen, Eintritt
von d für r die italienischen For-
men armadio Bieda chiedere con-
trodiare ßedere intridere porfido
proda, zu denen noch prüdere
und conquidere gefügt werden
können; p. 202 als Beispiele für
den Eintritt von d für l das ge-
meinromanische amylum und als
vereinzelte Fälle it. sedano pr.
udolar; 235 als Beispiele für den
Eintritt von l für d zwölf roma-
nische Fälle , zu denen noch
von p. 98 die Iconesischen jidgar
vilva selmana gezogen werden
können; als Beispiele für den Ein-
tritt von r für d: it. mirolla ncap.
rurece sp. lamjpara wal. ar))ig-
sariu. — Als einzelnen sp. Fall für
d aus r steht im Diez panadizo
aus panaricium; ich füge hinzu
porfido rado (alt.) disipida (ery-
sipula) polvareda neben und aus
2wlvorera ; acidate neben acirate;
aequedal secadal neben und aus
scqucral; cubanisch molledo für
moUero; baskisch amodio für amo-
rio; pg. martidio für martirio.
Villadiego aus villaricgo ist voll-
kommen nurmal. Als einzelnen sp.
Fall für d aus / citirt er moiiipodio
aus monopoUum; ich füge hinzu
286
iiiutfl ihIm'ii Itutri nHh limitartiis ;
\ ulnar iln/uiä für tifjuniar; min-
lni iUiH adfüil; titfitl aus ulfil ; neu-
dos Ulis shnt/u)loH ; ]}fi pufiejur für
/ntlfjiir; patlesada fur paUnada;
t'.Hi'H(l<i h\T rxcnhi : vor uIIj'iii aber
drjar aus Itjiir d.i. liurure; äuca-
limi «ocatinn aus sacaditia »oca-
(liva.
Vm di'ii Füllen in denen d ixi l
ward ((o/a caudn; csquela sehe-
dula; homedllo homicidium; Ma-
dr i lcni)\on M (id n d: mfledtui mnli-
ci)i(i ; )iii('lf/(i tnedicft ; ualffii uiittcu ;
(iil Acf/idius; leoncsisch julfftir
rilni sehnnu(i) fü^^o ich hinzu ;;0n-
cH nahiin pvncidre (pomum citrus)
dehnn (alt.) für dedma d.i. dezma
und tdhnia tazmia-, beblndo
alt neben hebdado von bebdo
d. i. bibitus; comilon für come-
doti ; nlnui bilma d. i. bidma
{bizuKi) aus cpitima; zabila aus
zubidu; fniilc aiiüfrade : ardil ans
ardid; calaminn aus cadmia; al-
jHitl aus ahnud : piclffo SLiis 2)icdc/o
(piezgo) d. i. 2^<^diciim ; marzalgo
neben viarzadgn inarzazgo d. i.
. . . aticutn; ci calci woraus chrgarra
aus cicada : miclga aus tncdica : al-
uado aus adnailo aus aiidtiddu d. i.
antcnatus (gewöhnl. andado): cal-
vado aus cadnado {cmidado} d. i.
catcuatus; pg. malga aus madiga
d. i. magidem : caJuco aus caduco;
cubauisch vel-ag für vedaJii, aJ-
mirar alntitir aJvertir iWr admirar
admitir advertir: baskisch langer
aus frz. daHger.
Zu dem einen Falle in dem (/ zu r
wurde [lamjyara] füge ich hinzu ccr/-
6ön neben cedibon : berengena ams
arabischem badiudjan : quijarudo
von quijada : a.uda\.6}guirilla = se-
guidiUa : Gaiiiana = Gad(tana:
cubAiiiftcb rerija — vedija; recia-
rar reäertor •- decUtrar dfnerior ;
bMkUch gnUarn > ' ' idn
%ntcaUadti, murm ' ■int;
aach rechne ich hierher da« ip.
pelnrela dsfl a' 'In welrh'*',
aUH priadera ...1; tnrnltru
das ich aU difTeren/irtf'H m^nttda
aiisirbe. — An das rhe
lingua htrrirma maluh „Kundus
bei Pftrontu» 4) ctUnmittut capi-
tolium tneridies; an dtm »icilia-
nische dd frir // fittddu imddn
nceddii cnppidi , und an jtarnrtmu
rormiri rui ririri etc. (s. Pitre
1'2(* TM 775 etc.) brauche ich niciit
zu erinnern, noch daran dass odo-
rem und olorem im Span, sich zu
olor einten. Von den obigen For-
men differenzirten sich also
alnado entenado
bilma od./ , .
., bizma epUtma
calamiua cadmia
cola cauda
rhicharra cicada
dejar lasar Itutar
dintel lintel lendel liudero
disijJuJa erisipula
fraile fr ade
yuelecina mtdidna
mentira meutida
mielga medica
pelarela pdadera
polvareda pohorcro
sacaliiia sacaditia aocadtna
sendos singulos
§ 26. b (r) -g.
Ein nicht gerade seltener Laut-
übergang. Aus segusius entstand
sagüeso (astur.), doch ist sabucso
üblicher; von fagutn (haya) ward
fahuco statt faguco dissimilirend
abgeleitet: marabuto und mara-
guto . algaida und albaida . calo-
237
hozo und calagozo, jabega und
jabeba, giirujo und burnjo^galgana
und galhana, gomitar und vomitnr
gehen neben einander her; ferner
grnmido brcimido, gramil bramil,
grugidor brugidor, grunir brunir,
gruno bruno pruiio, grutesco
brntesco ; gurö ist das franz.
bourreaii. — Der Asturier sagt
güe für bueg, fucbu für fuego, der
Andalusier abnjero für agujero,
agüeh) für abuelo, caoga für caoba,
enJioragüena für enhorabnena;
gofetä für bofetada; gorracho für
borracho; grpma für broma; gu-
nuelo für bunuelo; gurro für burro.
Der Aragonese fagüeno für fa-
bileno = favonius.
Scheideformen sind: der anda-
lusische Scheidegruss
abur für agur agüero
boardilla od.) ,.„
buardiJla ^ ^
regüeldoy^oneheü auch \
revüeldo rcbücJdo und [ revuelio
astur, nur buddo i
entrevar entregar enter gnr
gastar vastar
guedeja vedija
§ 27. g-d.
Diese beiden Buchstaben wer-
den häufiger als mau meint ver-
tauscht, und zwar nicht nur wo
sie von r begleitet auftreten, wenn
auch dies am häufigsten der Fall
ist. Neben dragea sagt der Spanier
gragea und auch ragea (alt. adra-
guea, Vg- gragea grangea grangciay
mall, retgeya, kat. dragega); von
varenga wird varcndaja neben
varengaja abgeleitet; biddo lautet
aucli bielgo, edredon auch egre-
don agredon; gratil dratil: grapa
drapo; derrama garrama; adraja
udaraja agraja; ahnadaun ahna-
gana; dan'ete gaviete ; redruej»
regmejo; inogmUo)imodiUon; cer-
vadero ccrnaguero — der bekann-
ten Beispiele golßn gazapo nicht
zu gedenken. AVie diese aus For-
men mit d entstanden so entstand
grivar aus drivar derivnr
surdir aus aurgir
§ 28. b-d.
Da ich für den Wechsel von
2) und t oder b und d ans dem
Spanischen kein Beispiel aufführen
kann, wage ich nur zu fragen
ob endrina und enebrina iiebrina,
ob die schwarze AVacholder- und
die schwarze Schlehenblüte beide
von junipcrus [zinebro zimbro ; gi-
nebra cnebro) herstammen können ?
§ 29. l—ch D.:
chamelote camelotc; boquin
bochin ; broqueta brocheta; chaos
caos; chimera quimera; cheruhin
qncrubin; chapirote capirote; or-
chilJa orquiJJa etc.
Seh.:
buche buque
machina maquina
troncho tronco
§ SO. Jc—^ D.:
catecismo catequismo ; culantro
cUantro ; zumaya cornnya; per-
venca percenza; embaucador em-
bauzador.
Seh. ;
cima quhna
g und i-
Ciulicc cudigo
ercer ergitir
^ 31. b-f.
AVie im Vulgairspanischen al-
cafaz ahuhaz neben alcabaz; al-
gebena neben aljofaina ; bcfre
neben bibaro ; estorar estobar
neben estofar; falfahi neben fal-
238
haltt; itlf/tirrohft nclicn altfurrofa;
r»triho
htpan
tn/dtiario iii
■lien tahnnario
und
fadiga
fatiga
/. n. im Kiit
. Jlastnmnr flrht
ovidr
f/rida
fffita
für htiisfeinur strht, «»» hIi-Imii im
higado
higäte
Sc'liriftspaniH«
•lien «inandrr
alH
niaüris
matrig
Srlw'idrformcn sn'\ipn\\\tvv:
1 inandil
manUl mantiUo
liiihitjH'ti)
falsoptti) ftdxcto
ttii^rdti: it
f'fyftdjd ( /a|d«'n
od. fuigcto
lorh)
cmhdHo
Colin
fidda
vato
cacolfiiKi
iscoßiia
padron
patron
heaque
hin Cd (aus riscum)
' pedrrl pi
'dmo petrero
in welchem
letzteren /• zu
b, b
qxttddt
quitUtr ynitur
zu /, / /u h
wjir«l.
guido
ffuielo quito fjiittr
Tenucs werden Medien.
redru
retro
§ 32. k-g. S
uhoyui'ion
(ihjodon
. JJiez Gr. I j..
dioatcion
coton
J[\.
Kueldo
tan da
SHtUo (gediegf>ne«(
Metall)
tdnta
Imyyigd
harrica
§34. p-
-b.
S. Die: Gr. I j. l'77
liorrcgo
horrico
abenola
pehohi
hotiga
hotica
albudeca
pateca od. baden
gacho gajo
cavho
bald
]>eUn
gulibo
caJihrc
balizd
piüiza
garces od.
carcdj
baiotd
pelota
gahes
carqucsio (gel.)
hdjurdo
pahirdo
gobcktc
cubihte
haudold
1
jumdora
goufalon
Coffalon
baiidurria \
pandurria
liurgoH
horcon
heh'tre
pelitre od. piretro
niargajita
marquesita
cobra
copla
rattgar
rascar
dcsbulha
r
def'pojar
rcvgo
renco
escarba
tscarpa
t^cifjo od.sago
6aco
jarobe
jarape
sagramicnto
sacramotio
pabiJo
papel
torga
tiiercd
preboste
prepue^to
§ 33. t-d.
S. Ditz Gr. p
22G.
rebollo
rejjoUo
algndon
COtOH
§
35. /-!>.
hodega
botiga botica
Wie
asfalto asjmito: esfera
ciddd
cuita
1
espera :
efifinge exj/inge; a2ßc 'Z
cuidado
cuitado
alpicoz;
ßhl
ßOdio pohpodio: ga-
cuidar
ciiifar
1
zapaton
gai
■afaton als Doppel-
dürscua{l)
tcrcoia atarazava '
formen
neb<
?n einamler stehen,
drapo
trajw
stehen einander als Scheideformen
i'ii vi dar
invitar
gegenüber:
cstcha
estepa
hinojo
punilla (d. i. foeni-
estrihar
cstripar
culum)
239
§ 3G. Erweichung von l zu //.
Doppelformen des Altspani-
schen sind apostelar apostillar;
hallesta halista; bcdestrinquc hal-
lestrinque; calamandra calleman-
dra; calentar caJlcntar; dentelado
dentellado; falecer fallecer; ga-
larin gtdlarin; morela mordia
etc. etc.
Uapa
Uares
llatir
llevar
amartiUado
hallestero
holla
h oller 0
hulla
callur
capcUan
detalle
fidlible
faUimientü
fallir
Jillo
hollar
gallega
gamella
golla
manuella
molla
viuelle
tallar
Seh.:
lapa
lares
latir [glatire]
levar
amartelado
balistero
hola
holer 0
hula
calar
capelcm
detal
fcdihlc
falimerito
fidir
filo
folar
galega
gamela
gola gula goles
manuela
mole {moUis)
molc {mohs)
tdlar (aus talearc)
§ 37. Erweichung von n zu n. D. :
menique menique; almona <d-
viona; accna aceiia; cniacca aha-
cea etc.
Seh. :
helcho
veneuo
caiia
cana
comuna
comuna
domcnar
dominar
encanar
encanar
miihidor
monidor
ordenar
ordinär
paho
pana
entrepano
etitrep)an
X>eha
pena
§ 38. Erweichung von
ß zu II soUamar soßawar
gl zu // lleira glera od. glarea
pl zu II llanten plant aje
llecho pleita [plicita)
§ 39.
Vokalauflösung von Coii-
sonanten. Pbv so wie auch ^
und l und ausnahmsweise aucli c
werden beim Zusammenstoss mit
nachfolgendem Consonanten im
Spanischen fast immer zu ?/, das
mit vorhergehendem a leicht zu o
verschmilzt. P wurde durch h zu.
u in hautizar haptizare; caiidal
capitalj caudillo capitellum; cau-
tivo captivus; Ceuta septnmijaudo
jauto sapidiis; laudo alt. lahidns;
lauda lapida; raudo rahidus ra-
pndus; h ward ti in ausencia
absentia; heodo hihitum; deuda
dehitum; Icudo levitinn; so wie
in dem populären laurente für
lahrante von lahorare; r ward n
in dem frz. cheuron neben chevron
von caprionem; g ward u in launa
laganum u. in soma sagma; l ward
u in caiice caliceni; sance saliccm
so wie in faraJite haraute aus
einem deutsclicn Stamm mit der
Endung aldus, und ferner in coz
calcem; escoplo scalprum; hoz
falcem; otero altarium; otro alter;
popar palpare: soto aaltum; topo
talpa. C ward u in Jaume Jaco-
hus; auto actum\ pauta pactioii.
Zu i lösten sicli g und c, biswei-
210
It II Hill li / iiiiil dJHli'ktiMch auch
r: ij V. ir in reitio; r in Jaime
in sfis in itfntnr iin<l deUitiir,
vor alltni uIm r in ilrr uns it ilurrh
>/ (i intHtandonrn \'«'rliiiiiiiinf( rh
wu) \u fur/tit /Hctim ; Jt-rho Irctuin.
.Il'iu's I, wo rv vor »einer Mi'la-
thosispin «horülirt, verHchmil/t mit
(liosnn /n <• wir in hecho jteclm Ire-
iho hc(hi:n; bei ((c.v geschieht blK-
wcihn (l;issellte /.. H. in tejo tiu-un
1111(1 in (/r)(ir alt Ifjar aus larare.
L wird im Altsp. sehr oft /.u f,
üin /n^' (lor sicli itu Wcistcn, in
Portiifral und (iallizien, festgesetzt
und dort eine allgenu'ine Vorliebe
für i statt H ala Consünantenlöäer
bervorgerufen bat. Neuspanisch ist
nur huitre vultur und muy muHuin ;
rmstollung wie bei dem aus et
hervorgegangenen it zu ti d.h. zu
c?i ist liäufiger. Wie / ward auch
r zu /: der Andalu>ier sagt baico
statt bar CO ; bcKjantin statt ber-
gan tiv; caigd statt carr/ar; gaivo
statt garho : laigd statt Jargur:
poique st&n porque ; im Pg. stehen
guhdra und gundia visagra und
fisagia, veiza undrtTsa; im Spa-
nischen algebia algebra; bahiuötia
und bahm.strd ; cabio und cabro
cabrio; ciwbia uud timbra und
cimbria; labio und Jahro: ostia
und 067rrt nebeneinander; auch
crisopasio und crisojiraso. Und
wie i und ?< in ihrer Function als
C'onsonantenlöser überhaupt ihre
Stellen leicht mit einander ver-
tauschen ward nach g aucli r zu m,
(und da der umgekehrte Gang in
allenLautveräuderungen vorkommt
auch u [und /] zu r): in ßagranti
ward sp. eti flagrante, en fra-
grante und en fraguante : in sangre
holte ich das r für ein Resultat
Um m lind ntrtit dei n von »ttn
gutnem; tatiguata und »oftgtaTu
(fobfn nbr ijren» iirb4*a Hnmnd'T
her; wie aueh grtja und guiju
gutja ; nlqiitpnl and aignnal (.S.
Uomnma II 24n u. 47H»
' l)ip meisten durch \ fiCM\W\Txin^
von OinnoDanten entitUindenen
Scheideformen fcind i^elehrten l'r-
ftpningM; popnUr lünd nur:
1) / M fnrauit htralAo
2) h u Inur^fte Inhrtmtf
3) r I (tigebi Ig^frrn
Cttfjto I tthra
cimbiii cimbra (aiu
eymhahim)
§40.
C'durch i< f I zu< A.od er a^-
similirt zu t. ^7 bleibt in keiner
Popularbildung unaniretastet, doch
kann es auf verschiedene "NVeise
erweicht werden: entweder das r
wird vocalisirt zu i, -eilen zu f/ ;
u. bleibt in dieser Gestalt, wie im
Tort, immer, besteben, oder tritt
hinter djs /, mit dem es dann zu
ch verschmilzt, oder es wird c
dem t assimilirt.
Wo beides geschah entstanden
in der alten Sprache Doppelungen
wie fruto frucho, oiubre ochubrr.
bendicho bendito, j/nnto punrho,
noturno nochurno (s. nodiermego^
uochuerniego), dicho dito, pecha
peto, duecho dato {docius), ducho
duto [ductuh] etc. etc., von denen
folgende sich zu Scheideformen
gestalteten:
1) ch—t (d)
aderecho adrede
arrtorcha entuerto
bendicho betidito Benito
condudio couduto
contrecho contrato
241
torta inerto tarta
echar jetar jitar
entorchar entortar
lucha hito
pmicfm punto [tal)
pecho peto (petril) (pre-
reducho rednta
retrechero retretera
torcha
troche
trecho irato
2) ch—it
llecho pleüa [plectus]
3) t-ü
emplcnta empleita {impU-
cite)
§ 41. Pt zu ut und t.
Pt ward gewöhnlich zu t; selten
löste sich p durch h zu u:
seto Genta
§ 42. Assibilation tritt ein
oder tritt nicht ein.
Sie wird nur bei Wörtern in
da cio deren es eine ganze Scliaar
im Volksbesitze giebt, vernach-
lässigt ; in populären Worten sonst
nie.
hrinza hrincia
ensuzado ensuciado
esquizado esquiciado
cstanza estancia
lazar gew. lacear
enlazar
mazar macear
riza{l) ricial
§ 43. Medien oder Ilalb-
vocale fallen aus.
\) h prioste prchoste
taurete tahurcte
2) d nieaja medalla
peaha peJdcuio {peda-
neus)
riorta retuerta
sepais sej^ades
virio verde
3) g rua rucja
C. MichaüIjIS.
4) hj boarda
faena
niel
tieüa
hufarda
fugina Juicina
nigela
ruido rugido
saina zahina [sngina)
traina trajino trahino
5) V aduana divan
duela dovela
recua recova
recuero recovero
viandero viv ander o
§ 44. Syncope tonloser Vo-
cale.
Ueber Atona s. oben p. 45 flf.
und 146, so wie JDiez Gr. I 176
und 197. Weitere Beispiele sind
unnütz. Nur einige Ortsnamen
mögen zeigen wie volkstümlich
diese Art der Veränderungen ist:
Adra ist Abdera; Arga Aragus;
Bierzo Bergidum; Bribicsca Vi-
rovesca; Brimieda Vimineta;
Cerdaha Ceretania; Ebro Iberus ;
Elche Ilici; Huelca Onoba; Jor-
quera Soricaria; Manresa Mi-
itorisa; Pisucrga Pisorica; Se-
gre Sicoris; Shnancas Septiman-
ca^s etc.
Seh.:
abrojo
abreojo
adrede
aderecho
adrizar
ädere zar
alarbe
ärabe
alga
diaga
andado od.
«/;m^r)od.
anado
1 antenado od. cn-
\ tenado
antojos
anteojos
arnero etc.
harinero etc. [tare)
arrendar
a rreme d a r (re • im i -
canonge
calöndrigo
canönigo
colcha
colcedra
conde
cömitrc
16
JlJ
cortiznmin
citriintli)
lii'ndlniilü
iiiectra
ilrcznr
mtrucndfß \
(ü\icf<trondoj
utrutHu) l
irunio
farseto
f/ahft>
jaudo
hihrero
inedrur
)iiiiO
puyo
2)i'bcte
pesca
coruzotitidii
coinmtdo
cUriifit
diHuhnrido
dencera
dereziirwl. 'uirnzur
troiiido
falsopeto hulsnpelo
Gülltf/o
enjahtdo
lahorero
viejoriir
VI Uli II V
J'ehitfo
jfubilcte
filhcrchifjü od. alpcr-
sico
poncc pömez
timbre tempauo thnpano
us'ui vuestra scituria
nslcd vna>tra vierctd
sj IG. C'üutraction von a — c zu d
miiese 7iuii>c
viacfiiro . matitro
§ 45. Yerscbmelznug von « — t
zu c einmal eingetreten, einmal
nicht, (ero—iiire)
albaire albero
canillaire camUcro
colairc colero
pehiirc pdcro ,
talpaire topcro
§ 47. E p e n t li e s i s V 0 u V 0 c a 1 e u.
die schon oben p. GS besprochen
ward, fand statt z. B. in: adu-
raja aus adraja, adarame ans
ndarmc; coronica aus cronica;
liJiboteaWüßihote ifiJihubticr neben
flibusticr; garamon ansGarmond;
ffKrulIada aus grullada ; gurumcte
aus grumcte: gurupa grupa; Iii-
galatcrra neben LighUerra, via-
durnzn aus inadraia, maqarfi:o
tu'.hcn nut/farzo. \)vru
trcliiH'n .**' '
iu ihren \ j
gtirraf tjarumb yataf gatap ear-
rup ralap and eMmrah e^c ^
eücardf e»guTa/ ej^gurav . i
hurtip farap tarrap jarap deu
kur/oren gnrh gnrf gnlf grub nr t
grup un<l """'' • »(.arp und A »y
arp zarp v er, ho wie
Stammes grat dirr aucli als garat
auftritt, uirlit / ' ' ' .' .
sich durch Kp.
calumbre cranipa
enjnrftar ii-ml'ir
(spararcl l.-jui'-I
fdrrapa farpa
liärdpo arpa
guruUadu grullada
taravilla tranlla
tulipan (dul- turbante
bau)
i ix. Iliatustilguncr durch
b oder g.
Hiatus, gejren «len di«j Ko-
manen eine starke Abneif^iog ha-
ben, wird zumeist durch Kiuschub
von b r oder g getiljrt; sehr oft
aber auch durch Ausstass vocal-
um geben er Medien und Halbvo-
cale erst hervorgerufen und dann
gewöhnlich unl ' ■ gelas-
sen. Der Itali' _ n über-
lieferten zumeist durch r: s. ca-
volo contiuovo Genora Giovanua
Giovacchino vianovaldo vianovale
menovare meutocare navoJo patto-
vire pedorare piiigovino, rovano
smenovito vedova tcttotagUa n-
luoJo zttovano; durch g in do-
gana nugolo pagoUno raguuare.
Der Franzose durch r z. B. in
emblavcr vianoveUc (^aus manuelle)
piioine tarteveJle vertecelk. Der
243
Spanier durch v z. B. im asp.
jiidivo juvido ; im ncusp. casobar
citoval hotara nb. botua, in Val-
devinos aus BaJduinos, in voredo
aus frz. voucde guede. Scheide-
form'cn sind nur
corbata Croata
vigücla oder
vihiiela viola
alabar loar (laiidare)
Ohne das prothetische a wäre
alabar in seinem Werte fast un-
verändert zu nennen, da ?> ja das
verlorene d ersetzt.
§ 49. Apocope
1) des auslautenden Vocals
nach Z n r s z y j k :
l fil ' filo
pal palo
papel pahilo
tranquil tranquilo
vil vilo
viril brillo (berilo)
dctal dctalle
ral valle
bajel bajillo
cascabel cascabillo
crisol crisueJo
mandil mantel mautillo
V. centen centeno
cerajin
cerajino
collarin
collarino
destin
destino
escolnn
cscolano
espin
espina
galan
gaJano
Ich
laue
man
mano
patron
patrono
s eisen
seiscno
tercer
tcrccro
ton
tono
trajin
trajino
un
2mo
v einten
reif Ueno
ciiehano
pämpano
sucno
trueno
cuchara (coelea-
ria)
ndcara
casa
dice
cnvase
freso
raso
revieso [reversus)
terso
trasdoso
travieso
fajo (fascis)
tajo
calce
cnsaijo
bnjc
vivaque
cofin
pdmpol
son
tron
r. cuchar
näcar
5 od. cas
z, diz
envas
fres
ras
reves
tez
trasdos
traves
faz
las
caz
yod.ensay
j boj
Je vivac
2) von io ia ie nach r l n od. z
agitr agüero
facistol falcistorio
desden desdeno
Iladon lodono
haz haeia
prez precio
3) von io in dem aus arimn
entstandenen ar.
ar — ero.
balsar balsero
cebollar cehoUero
epistolar epistolcro
viembrillar mcmhriUcro
palmar pahnero
X^aJomar palvmero
tablar tablero
tejar tejcro
tclar. telero
vivar rivero
4) in er aus arium
er — cro
traveser iravesero
IG*
241
r») in 1 1 iiMH ariutn
el-ero
eint tri
vnnrti l
(Itntrl (»d.
Ihitel
f/ravrl
hhnl
pedrrl
JiHtifcl
tivutnil
r>) in ul aus iiriuin
aJ—ero
clavdl
iUddnnal
ciKirtal
cmhdrdl
fosal
hamal od.
Jmrival
farinid
temporal
ris(d
7) in dar aus torium
dor—dero
cebador
cenador
colador
comedor
corredor
matador
oJedor
jnidridor
salador
surgidor
tomador
rarador
( intur» rn
( iitirt'fo
lindrro
f/ram tu
hhrrro
ptdriro j/ftrrro
jiutitero
tiniouf'ro
chircrn
cudderticrn
enartcro
cucharcro
foscro
ha r in er 0
harn er 0 od.
arncro
temporero
risera
cebadero
cenadero
coladero
comedero
corredcro
mntadero
oledero
pudrtdero
Sdladero
surgidcro
tomadero
raradero
8) Apocope eines auslauteuden
Consonanten (n s)
aljonjoli perge1in{o)
derratne derramcn
hoUi hollin
londo Londres
?) Apocope ganzer Silben
ct(nn)ä cottqyadre
fraiU fretle
murho
pntfado [trutiiß
ettruenäo hont-
' ' 1 fxier au»-
:wi.
(üfirnr
(itrncur
mjuuquc
h röche
>rocha
cuenca ronca
concha
:oclo
' n lUnta
mutj
patjo
trueno
gfHtOBHfli
alancar
atratirar
uyujifiue
bronche
hronch
coca
cocha
chattch'
cmjileit'i
enrizar
entricar \
intricar enirincar intrincar
intrigar J
espUnque esjiUque
flanco flaco
gringo griego
hnicha Ja ja [Jaxus)
metfjurge mejurge (v. miscere)
parangon pnragon
rendar redrar [reiterare)
rengJon reg<on
ritigJa regia
tanca taca
zonzo soso (insulso)
Ich zähle hierher auch lejos
das durch lungo longo lonja h:n-
jos luenjos aus longus entstand.
Die Form lenjos steht z. B. noch
in Magans y Siscar. Sämmtliche
dialektische Formen, das altsp.
luene (noch im D. Quijote) gall.
longe astur. Hone Uueiie it. Jluny
mall. Uutiy pg. Jonge, so wie Jejo
das neben lejano lejania lejura
lejuelos steht, sprechen für diese
Etymologie. Ein Analogon zu
laxus, das Die: in hjos erkennen
245
v'ill, ist dagegen nirgends im Ro-
manischen aufzufinden.
§ 51. D na eil l oder n einge-
schoben oder ausgestossen.
Apocope oder Epithesis von
do—te.
Der Einschub von d nach
l und n und r ist nicht
weniger bekannt als der von h
«ach m oder von m vor h und p.
In umgekehrter Entvvickelung
schwand auch da wo Id nd rd
oder 7it etymologisch begründet
sind oft das d t, freilich dann stets
so dass auch der auslautende
Vocal schwand und «und Znun im
Auslaut standen ; r verwandelt sich
in diesem Falle in l
Eingesclioben ward d nach /
in apelde lapelde pelde von ape-
lar; in hulda bulla; celda cella;
humilde humilis ; rebelde rebellis
toldo tholus; in rivalde neben
rival; in codecildo neben code-
cillo; l hingegen im arabischen
albayalde akalde arrabalde; in
eneldo aus anethiim; in peldaho
aus pedaneus. Aus tl entstand
durch Metathesis Id, durch Assi-
milation U: Fälle wie cabildo ca-
billo; espalda espalla; und arab.
balle halde gehören daher nicht
hierher. Kach n trat d ein in
pendula uns, pe)mida ; in amerin-
dar (alt) \on merino= maiorimts ;
in aiccindar von vicimis; in ara-
pende neben arapenne; es ging
verloren in escana von escauda.
Abgeworfen ward de te in acnen
daqueti ahn neben acucnde da-
quende aUe)ide; in adö d. i. adon
neben adonde; daran neben da-
vante, arrcl neben arrclde, mer-
chan neben merc/uuite, fuen ne-
ben fiiente; milor neben m?7onZe;
monfor neben monforte, Bemal
neben Bernardo; angefügt in
husardo neben hiisar; turhante
neben turban; in jaguardo cu-
gnardo neben Jaguar eng nur ; im
kat. mirobohmte, käst. mirabolaHo
aus fjL'jpojjaXavoc".
Scheideformen nun sind:
1) durch eingeschobenes dna.ch l
apelde od. )
lapelde od.
\ apelo
pelde
)
buldero
bulero
celda
cilla
enceldar
encellar
peana
peldano (pedaneus).
Espaldera espalera
rolde rollo rol
sind wie jene zwar Scheideformen,
doch ist weder Einschub noch
Ausfall von d in ihnen vor sich
gegangen: Id und II sind verschie-
denartige Vertretungen von tl:
espatularia rotulus.
2) durch eingeschobenes d nach n
penola \
abenola] ^'"^^^^ ^^^" ^^^*^«)
3) durch ausgefallenes d nach n
penol pendol {\ . pendidus) ;
4) durch Assimilation von vd zu
n wie sie z. B. in canado neben
candado, aiiado neben andado =
catenatus anienatus und escana
neben escanda vorliegt
penol pendol [pendido)
5) durch Apocope von deoi\.te
argen argente od. argen to
den ciento
clerizon clerizonte
galan galante
grau grande
iman diofnante
hol an holando
34 r>
urf/iin ^r/futulo
li) «IuidIi lipitlicHiH von tr
CMpcrou tnjnriniiv
§ r»2. /* II ;i (• li in tt u s UM- h l o H H c II
odrr t! in^M'HC IioIküj.
I >< 1 I.abiiil m rrznigt ,Ho-
wolil wo er in Mitten zweier
Vorule Ktclit als da wo er
ciiicni aiiilcrn ( oiisonanten , vor
allt'iii einer verwandten Liquida,
voilieiLrelit , hinter sich ]H'vn ein
parasitisches b; und andererseits
crzeufren b und p vor sich gern
ein parasitisclies m: eine Erschoi-
nunj; für welrlio wolil eine jede
Sprache Beispiele liefern kann,
die aber gerade im Konianischeu
und speciell wieder im Si)ani>ehen
sehr liiuitig ist. Der J'ranzose
schiebt m in cambuse yinfjcmbre
htirihruche 1ombrnsquc : b in
chcunbre comble covcombre ßam-
beau humble ein; der Portugiese
b in paJomba; der Italiener b in
rombice rimbHrchiarc, m in ram-
2)0ni>()hi; der Spanier m z. B.
überall wo sub vor ein mit b oder
i> anlautendes AVort tritt, wie in
zambucar zambuUir ruinpuzar
sompesar: ferner in 6ompre« lam-
brusca lamparon lampsana; in
ptavipirolada neben papirolada;
estrimbote neben cbtnbote, troni'
pezar neben tropezar etc. etc.; b
in der ganzen Keihe der aus
lat. ^Vörte^u in amitie imine
nnnne udincm hervorgegange-
nen, oder kraft der Ana-
logie ihnen nachgebildeten Sub-
stantive in ambre imbre umbre,
so wie in einer minder langen
Reihe von Arabismen in welchen
m mit l oder r in unmittelbare
ItrrQhrung kam. Die ArabiM-licn
hIiiiI nlUnmhrn alfomhra ulumhrt
" ■ ■ ■ ' ■ ■ ■ lt.
" _ . ' ' _. ^ a ■ i'j.
Nicht jene Knüungen iind atni/re
rmhra iwhre ombre umhre in
hamitrt aUH fumineni für famem ;
hrmbra ■- femtna; immhrr rtm-
bre ■■ rimine; hombrc homincm;
nomhrtr ; ' r h-
merem; > re
lumine; auch nembrar »emiuur;
rfmemffrar rememorar; hombro
humerum sind besonders zu er-
wähnen. Amine aber war<l nmißre
in nramhre ncramine; corambre
coramine; enjamhrar cjrami-
unre; estamlire atamine: horambre
forambre foramine; pelambre
pdamine; raiffumf/re raflirum-
ine\ velambre relaminc; darnach
cinorambre cochambre CfAavibre,
fiavtbre fnambre, jarciamhre 08-
ambre rcffcdambre od. vedeg od.
veg. od. beg. od. meff. od. rerdeg-
ambre; ordimine ward urdimbre
urdiembre. Neubildungen sind
c>n^m//re Lederwaaren von ciirtir,
escurrimbres Neige von escurrir
von correre. Umbre entstand aus
umiuc nur in legumbre leguminc^
f<ahtmbre salumiuet herrumbre fer-
rumine und techumbre tcctumine
für tegnmine; aus udincm in as-
percdutubre certidumbre costumbre
dulcedumbre esjicsedumbre ßrme-
dumbre fortcdumbre gravtdumbre
sahedumbrc soJidumbrc manse-
dumbremuchedumbresercidumbre.
N'eubilduDgen waren die asp. cor-
r cd umbre escuredumbre und die
neusp. franquedumbre feadumbre
librcdumbre limpiedumbre pesa-
dumbre poqucdumbrc pjudredum-
bre quejumbre rcciedumbre suce-
247
atahül
dumhre nndidnhre. Mit den mots
savants welche jenen entsprechen
können sie keine Sclicidefornien
biklen , da die crstoren aus der
Nominativfüim gebiklet werden.
Sie endigen auf nd und cwien
imen itmen.
Sckcidcfornicn , unter die ich
die versckiedenen Vertreter des
deutschen Stammes gib niclit
aufnehme, noch die zahlreichen
des lat. Stammes Jamh (lecken)
(Iah. lam lamb. lap lamp) sind:
atanibal
ti Inhal
atrampar atvapar
azmuhre tomin \\^-^'^)
hombasi boboci
cambron crabron(crabroneni)
crampon grapon
dombo domo
ßambante ßamante
grampa grapa
jamon jambon gambon
limo limho
lomo \
loma I Jombo
loba )
rumo rumbo
trampa trapa
zompo zopo
§ 53. Epenthesis von r od. 7.
l — r. Einschub Ausstoss und
Versetzung des flüchtigen r wie l
sind im Ivomanisclien etwas sehr
gewöhnliches. Versetzungsbeispiele
aus dem Spanischen stehen bereits
oben, l^cispiele für Einschub von
r nach anlautenden b und g und
/ und p und ei<, der sehr beliebt
ist, sind bretouica aus betonica;
bri'tjida yon buj d. i. pyxia; friaol
frisuclo am phascoliim ; grondola
aus gondola; pringuc diX\^ pinguc,
CöireUa aus atdla. iS'cbeu ein-
ander stehen friislera und fuslera ;
bntseld und bnccla; brodar und
boslar; graznar und gaznar, graz-
nido und gaznido ; catcpa und c^-
trepa; estalHdo und estraUido;
estopajo und esiropajo; estamena
und cstraniena; eatrangurria und
estangurria; estrave und cstave.
— Im Auslaut und Inlaut steht
ein eingefügtes r in addantre
hniieütra bnoiamiodre 2>cdc(>tral
{im pedestal),petrimetre immarjo-
hta von viajuclo; in engarzar aus
engazar cncastar encauntar; in al-
verja neben alceja = ervilia; in
arcidriche aus ajedrez. Ausfall fand
statt z. B. in sacho sarcido, madio
marculo, cirujano aus drnrjctuo,
bujaca aus biirjaca von bgrsa etc.
etc. L fiel aus z. B. in carbimco aus
carbunadiüHj gihfe neben giloße
girofle; und ward eingesetzt z. B. in
adufle atijic altramuz malaltia etc.
Seh. entstanden auf diese Weise in
r calibre calibo od. galibo
celestrc celeate
jaldre jalde
lacre laca
lastre lasto
ledro ledo
mucre muco
ncguilla ncgrilla
nocre noque
quemar cremar
brinza hinza
estribo cntibo (aus utipcs)
traiite tasto
cngarzado engaatado
nh. engazado
patridlar patidlar
tarja taja
tarjar tajar
l ward eingeschoben nur in
cspliego aus ct<piga
und liel aus durch Dissimilation in
248
cahillit clarija
cithilhro cinrijrrn
§ r»l. Ai»liiir<'vis.
Ich !)ran(:li(! nur auf p. 71
/iiriK-k/iiwcisiMi. l)aHH die dort
anj^«'f(iIirt<M» s|iariis(lir»n Hrispinir»
chni Ko wellig voll/alili^^ HJnd wir3
die der übrigen Sprachrn , ward
beroitHf^csafft. Jitzt kann ich das
vrralfrtc Irtunrio für eJrctuorio it.
Jdttornrn-^ lojnciit {(\r(ilnpiri(tii^onHt
au( li (ilpez); htndign iWr aUiondifja
liin/iilVi«r('ii; und von inoiloni
spanischen morehi von atnor, sueln
zueUi aus azxteln (aftciohi), fjorhion
gurhinn arabisirtes euphorhium,
/7'<;V/ aus (ifP'jn, Ifistra phistn ])In>fe
aus nnjihif'tn, i/imque aus (unDique
d. i. iticudiue, nehrina neben ene-
Itriiia von jutnperuvi. Die altsp.
Formen licmeucia für vehemcncia^
hncia für fiducia können durch
Contraction eben so gut wie durch
Apliäresis entstanden sein.
Sclieideformen entstanden durch
das oben nicht berücksichtigte
Schwinden der ersten Hälfte einer
Konsonantenverbindung, d. h. der
wuta welcher eine Liquida folgt,
oder des s welchem eine inuta
folgt. Poppelt populär sind davon,
1 ) chaple{Q.\i escaple, das also durch
die nicht nachweisbaren Mittel-
formen esciaple claple hindurch
gegangen sein wird.) escopJo
(scalprnm)
lastra pJasta plasie (im-
plastrum)
quiiia esquina
rampa crampn
irinque trin- estrinquc cstrenque
quete
tripa estriho
'2) durch das gleichfalls nicht
berücksichtigte Schwinden der
Halhvorab* j und r. fo wie dcf
lUiicIilaiith /i
/ erhar jtlar ijaclart)
aiehro fpnehra \ictmpel)
V irnpht grimptfla (dtMrh.
h(j) aruero hnrinal farinal
nrpn hnrpn luirupo
(trpadü ftirpttdo
ora lioru
3) diir ' ' ' ^ill dr». alH Artikel
niiHJiver -ri / nur in
azul lazuU Haj/ii*)
\) durch den, in alm'ttf'ra aas
dahnatica ; nmacena au.s danm-
cena; anta aas danta (arab.
Ug<) bezeugten Abfall von <i nnr
in:
arscnal ar- darsena
setia tercena
atnrnzana
o) durch Abfall d«'S Anlauts-
vocals in :
hriaga emhriago
guja agujn
jada azada
minencia eminencia
morgado amorgado
pcUle apelo
Ttzar erizar
sucJo od. zuela azuela
yiuique agunque
6) durch Abfall ganzer Silben in
fondo pjrofondo
jnruco od.jM- abejaruco
rugo
mingo domivgo
plui'ta )
plaste ^ emplasto
lastro )
Vera ribera
^ 55. Prothesis.
Sie ist nichts als das Gegen-
stück zur Aphäresis, und geht
dem Verfahren dieser ziemlich
249
genau Schritt vor Schritt nach:
Beispiele von Prothesis denen
nicht ein entgegengesetztes Bei-
spiel von Apliäresis entspräche,
kommen gar nicht vor. Denn jene
ist im Grunde nur durch Analogie
zu dieser entstanden. Diejenigen
Bestandteile eines Wortes welche
man wechselnd hald an diesem
oder jenem Worte hörte, bald
aber nicht hörte, wurden einer wei-
teren Anzahl von klangverwandten
Worten beliebig wechselnd ange-
fügt und wieder entzogen. Streicht
man bisweilen ein Auslauts-?, so
fügt man es bisweilen auch grund-
los an: este und leste; alba und
loha sind die einzigen so entstan-
denen Scheideformen des Span,
welches, weil es Elision des Ar-
tikelvocalsvorAnlautsvocalen nicht
kannte, jene Doppelerscheinung
nicht begünstigen konnte. Fällt
das fast stumme h oft hinfort wie
in ora arpa^ in arropea aus har-
ropea herropea ferropea; in
arenga etc., so wird es oft auch
fälschlich angefügt wie in hazacla
neben azada von axis; in henchir
aus impdere ; in hedrar aus iterare^;
in hiedra iiwyedra aus edera; iu
hiero für yero ervmn; in hinchar
aus iußar, in huUera für ojera alt
oUera ocularia; in huevo huerco
huerfauo huergavo hnehra hueso
aus Ovum orarm orpliamnn orga-
num Opera und os. — Plel j einige
Mal fort, so trat es auch einige
Male wie in jändalo jiride hinzu
und tritt im Munde des Andalu-
siers vor jeden Anlautsvocal: er
sagt jesto jeso jescribavo jarti-
culo etc. — Wie d dann und wann
verloren ging, und im Munde des
Andalusicrs fast ausnahmslos da
wo es etymologisch begründet ist,
verloren geht, so erschien es dann
und wann wo es nicht hingehört;
es und de's, vertauschen ihre Stel-
len ganz willkürlich, für iz(juierdo
hört man auch desquierdo und
gerade der Andalusier ist es wie-
derum der statt aJguno aqiii en-
trar eqnilibrio ir und tunforvie
dalgimo daqui dentrar dequilibrio
dir und dem forme zu sagen pflegt;
ursprünglich vielleicht nur da wo
sonst das Vorangehen eines voca-
lisch endenden Wortes Hiatus er-
zeugt hätte, jetzt jedoch auch wo
solches nicht der Fall ist. Aus
dem vulg. Ital. ist diese Prosthesis
übrigens bekannt. — Auch v (b g)
dient oft dazu bedeutungslos, le-
diglich um lautlicher Zwecke wil-
len, den Wörtern vorzutreten: der
Altspanier sagte vuedia für hoy-
dia, und der Katalane sagt heute
noch vity dafür; ferner vuytanta
für nytanta oitauta octanta oc-
Uiaginta; vora für ora Ufer Rand;
gosar für osar ^dem auch das
mail. volzä entspricht. In Friaul
heisst der incubus vencid: mail.
u. bresc. ist homborin bombolin um-
bilicnlus; vulg. vito virc iüritoirc ;
venez. vovo iur novo; rovarolfür
ovarol^ während im Allgemeinen
gerade in diesem Dialecte der
Abfall von v vor dem wahlver-
wandten 0 und u, aber auch vor
i das übliche ist: oladegaAst vol-
atica ; ose voce; idoJe vidoJe etc.
Aus dem Spanischen kann ich nur
Doppelformen anführen ohne stets
sagen zu können welche die ur-
sprüngliche d. h. welches das
Etymon ist. In buraco das ne-
ben huraco furaco juraco ho-
raco auftritt und von forarc
250
Htaimiit, kann //dircct auf/ ziirück-
wcisrn; im ultHp. ralcnetra (Ale-
:rnml. il7) für ulcnrfra itlcnerla
(ilnthrln int CH imlx-iliiißt proHtliP-
tisch; ««lifiiHo in Imjnr neben ujicr
hujier fr/. hiaMsier; obcnHo in
hurhd iicImmi huihtl ; luAu'tVlUfftP,
Ajiliiiro^i^ lic^t vor in onnr für
f/<in(ir ffninuir. \U'i harlnnr h(tr-
loar ; bei hurenf/n rarcnffi ornifja
so wie bei orujo horujo; und on-
Ci'jo veticejo weiss icb nicht zu
sagen was i)rimilr und was sccun-
dtir ist. l'aiccjo könnte vincicu-
ium sein; und da der Arat,'onese
einerseits fencejo; der Kastilianer
honvi'jo oticejo sa^'t, konnte man
versucht sein ein unbewiesenes
huencejo dazwischen zu schieben
und eine, freilich seltsame, rück-
liiutige IJcweirimg von e zu ue
und 0 anzunelinien, wäre sie eben
nicht gar zuselt«:am. Besserkönnte
onci'ji) das auch Nagel uufjula be-
deutet, auf loicicuhnn für uticittum
beruhen und beide also von einan-
der zu trennen sein. Garhanzo wasrc
ich, trotz Dicz' entschiedener Ab-
weisung (II c. s. V.), angesichts der
pg. Formen ervaugo hervun^o, auf
den in orohacia orobanchc vdc-
derkehrenden gr. Stamm ipi^j 6pz^
(Erbse) zubasiren. — In ^a^tWatt-
rock das mit huata ein Scheide-
paar ausmacht, ist h nichts als
konsonantirtcs u, wenn es nicht
gar aus Italien eingeführt ward
und also durch Aphäresis des o
von ovata entstand. Trothesis vons
ist im Span, ziemlich häufig wenn
auch lange nicht so wie im Ita-
lienischen. Formen wie cscam-
hron cscoßa cscomenzar csrofitra
csgambctc c6trop€::ar etc. etc. wa-
ren im Altspauisclien sehr häutig.
/u Hchfidpformen wordi^n e»cnr'
tnr au*) mMtrare^ e*tninitlo mi%
toriitrutu. Iiiitj(prrchfn<l der •chon
bei' ■• ' ' r»*iii« von J h q ror
f tj -In von b z. H. im
▼cncz. 6nc^i for rira eriea; Yon
/ in fmtnholn au«i romha ; von 7
in f/ranzio, neap. grancelo auj
rancidua ein. Spanisch ist nur
die I'rothfsis ron h welch»* die
unt<'n erwähnten Scheidcfonnen
bruMco rusco (lat. ruftfunu hrom
ruera (dtsch. Rocken; und bronco
ronco für roco auH rauntJt ergab.
Durch a und al wurden so un»
endlich oft und so unendlich viele
Rp. Wörter erweitert, dass Bei-
spiele unnütz wären. Ich nehme
dennoch das Lexikon und setze
einige liierher abonama acipres
ugengibre ahiton ahtcayo ; alcocc-
tru almena aJccnjoha. S. iJicz
Gr. II p. 42u u. 437. Von hierher
gehörigen Scheidefonnen stehen
amortKjuar apaciguar ate^ttguar
averiguar adertzar adetino aiara-
zana aramhel achnboga atribular
bereits in anderen Teilen der Lis-
ten ; ebenso die mit en erw eiterten
encknque endcble endilgar enaje-
nar eulazar engendrador. Wenig
neue kommen hinzu.
Erweiterung 1^ durch h
huebra obra
huerco ogro
huergauo drgano
hüUera ojera
2) durch /
leste cste
3) durch j
jändalo andaluz
4) durch b
broca rueca
bronco ronco
briisco ruico
251
teuaza
5) durch s
estruendo trueno
6) durch a
aduana divan
aJahar loar
arriiga riiga
atahal timbal tdbal
azimut cenit
7) durch cd (s. ob. p. 158 ff.)
alarhe drahe
alcuha cuba
aJera era
algodon coton
alhoja foja od. floja {fidica)
8) durch en
emhojo hoj hnje
enser ser
entenall a
antenalla\
9) durch m aus umdeutender
Analogie zu mdrmol in
viarßl (dßl
§56. Erhärtung von Vocalen
zu Consonanten
^vic z. B. von i zu g in vengo
tengo salgo vaJgOj fand zum Zwecke
oder mit dem Resultat der Diffe-
renzirung nur statt in:
II. Scheideformen
§ 1. Accentveränderungen.
Wo dasspanischeVolk sclnvache
Position für voll angesehen liatte
{alegre cidehra tiniehlas) wo es
iolus zu iülus 2ielo gemacht hatte
{hijuelo lenzuelo viruelas) ; ^Y0 es
unbetonte Ableitungssilben nach
Analogie anderer glcichgcstalteter
aber betonter accentuirt hatte
[idus ziiido] 1nu8 zu ino: ccdr'mo
cvjabido); oder umgekehrt betou-
ten iliren Accent nahm {/initum
cordälum daticus); oder ohne
sichtbaren Grund sonstige Accent-
veränderungen vornahm, aus Taro-
compango compano
sahorgar sahorear
u ward h in
hata hnata
§57. Epenthesis von//vor?frt:
vumgual manual
meugiiar mitmar
§ 58. Unklassificirbare Scheide-
formen volkstümlichen Ursprungs
sind die aus atictis auf verschie-
denem Wege entstandenen
montaje montazgo
villaje villazgo
das aus aginem entstandene
Hauten pjlantage
das aus iculum entstandene
piezgo peznelo peciolo (pc-
dicidum) und
l)lazo pleito (placüum)
cello cercho (circidmn)
mallo maclio (marculum)
cahal candal (capitalem)
lindo limpio (limpidus)
puelo piiehlo (popidum)
viejo viedro (cetidum; nur
in Ortsnamen üb-
lich)
manojo manopla (manopu-
lum)
gelehrten Ursprungs.
xytonis Proparoxytona machend;
wo es in lat. gr. Wörtern der lat.
Betonung vor der griech. den Vor-
zug gegeben hatte {zampoha; par-
rochü'^ degana), da überall stellte
der gelehrte Spanier den alten
unveränderten Zustand wieder her.
So entstanden die Scheideformen :
aciiho ücuifolio
albcdrio arhitrio^
albcdro (od.
ervedü) arhuto
cadcra cälcdra
1 Arbütuiu der Erdbeerbaum trägt
im Spauischcu in den vcrscbiedeucu
252
i'ilitla riluru
vurrdo
dt'tilini
dr(jnnii
etijahiilo
rntnn
eutirtt
fino
frint'telo (xl.
frcsi'n'hi
hoifHcla
Isitlro
Jiiime ]
Jaume
'Jayo \
hihrcfjo
majutlo
man so
VI CHI HO
nuio
nicto
pätera
pulicän
trihol
trcudo
zampona
fjnitiirm
cor dato
dutii n
dccttfiia [f*fpiäo
innapido gew. in-
hrrtii 0
inte.f/ro
finita
fasiolo
foveola
Isidöro
Jucobo
]u (führe
vialiolo
mansuHo
mniivio
nepute
patena
pelicano (durcli ful-
sche Gelehrsamkeit
producirt)
trifüNo
tribüto
sitifonia ^
Provinzen sehr verschieden aussehende
Namen die jedocli alle auf einem Etymon
berulien. Der Asturier sagt albtdro. der
Gallizier ercedn, der Kastilianer alöorxo,
alborzo alborto, der Biscayer borto borta
bortiil, der Katalane arboi arboiser, der
Mallorkaner (ir6o.<.'ia , der Aragonese al-
borocera ; der Portugiese sagt »rrorfo. der
Franzose arboif^e arbotisi''.-. der Englän-
der arbute. — Arbutum ergab davon er-
vedo erbedo ercodo ; es zu abit'rum um-
setzend und in Folge davon den Accent
verändernd , entwickelte der Asturier
durch abuf'dro und alöw'dro albedro. Aus
einer anders gearteten Metathesis. aus
aburtuiii entstand das käst, alborto, das
biskayische borto. Aus dem Adj. arbu-
triis das kat. -mall, arhoi etc. und das
frz. arbouse. Aus aburteus käst, aborzo
alborzo : aus abroteus arag. albrocera albo-
rocera. Nur das englische hat die ge-
lehrte Form beiHitzt.
1 Suelta und cuelta und böceda bilden
mit soluta coluta keine Scheidepaare, da
§ 2. MctAthciii
1) c« zu «c.
escamar ejomituir
hiHCur Ultut
toMCHT taxar
nengo nexo
2) andcrweiii(?e rmHtidliingcu;
nicofftrur mcnf^tar
lasca laxo
entrrgar entergar ititrgrar
encarzar cattlrar
Mcupir cujtpir (congptiere)
encudriüo escriilinio
ßoja foja focha : f ultra
löhretjo lufjubre
orondado utiduhido
quebrar crepar
secreatar sccua^trar
irozo torso
3) Metathesis d e r E r w e i -
chuug wie z. B. das asp. Inno
leiio neben Uano Ueno sie auf-
wei.^n, hat eine Scheideform pro-
ducirt in dem im Asp. nur bolle-
var lautenden
soUviar subletar
§ 3. Vocalverände rangen.
1) i-e
astiUa astela
belorta vilorta
cardenal cardinal
cebo cibo
cedo cito
cepo cijjo
cerca circa
cerco circa
cerro cirro
cesta cista
contenencia continencia
huergano örgano
huevo ote
conteniente continentc
die syncopirten Formen (nebst böteda)
auf solcita colrita beruhen.
253
Crespo
crispo
mötilo
mütilo
cresta
crista
odrero
utrero
destellar
destilar
orca
urca
encausto
incansto
ovido
öbolo
enciso
inciso
pitlienta
polenta
enfermo
infirmo
redonda
rotunda
engrasar
incrasar
rotiira
rnptura
enhiesto
inßesto
tornar
turnar
cntre
inter . . .
torno
turno
entredos
intrados
tremolar
iremular
hebra
ßbra
virote
viruta
hiniestra
genista
volcan
vulcan
lengiia
lingua
3) e—ie
lesion
lision
cayente
cadente
letania
litan ia
cimiento
cimento
margenar
marginar
durmiente
durmente
menar
minar
enteil diente
intendentc
menester
ministcrio
hierro fierro
ferro
menestra
ministra
mor diente
morden te
menoria
minoria
poniente
ponente
mesta
mixta
piidicnte
potente
mesturar
mixturar
solviente
solvente
pestiUo
pistilo
taniente
tangentc
revendicar
revindicar
tendiente
tendente
selca
Silva
4) i—ie
seno sien
sino
ariesta
arista
senar
signar
fiemo
fimo
sexto
Sixto
siesta
Sixto
sipia jibia
sepia
yerto
hirto
verga
virga
5) o—ue
2) o—u
cuenca
conca
cilbur
albor
cuerna
corna
copa
cupa
fuego
foco
embustcro
impostor
fuero
foro
encostrar
encriistar
grneso
groso
ß Stola
fistitla
hiiesa
fosa
flotar
fluctuar
hucsped
hospite
fosco hosco
fusco
hueste
hoste
gordo
gurdo
impuesta
imposta
gropo
grnpo
lucllo
lolio (jogo)
hongoso
fungoso
m neble
inövil
horca
furca
retuerta
reiorta
hostigar
fustigar
tuero
toro
lunga
longa
5) 0 — hue
mocoso
mucoso
huerco
orco
2r,4
7) a-o
trgoro
teMomro
firifuno
/trffafin
iopo
Uüpa
Imlium'
VOliiriirfi
toro
tatiro
civtaca
CuHuca
15) au{
'il)
a
Cava
com
nfjoBlo
augutto
corcorn
cnuinrn
affüero
auffitrio
f(in(/nstn
tncusta
cn'~rrn
.
H) tt-u
rat II II
1
funjiKirina
fiuvfjariua
caz
cauct
\)) n—%
engaste
)
htildnce
hihnicr.
engarf.
ittcauAto
Cdlamira
cilindro
fnsto
fnusto
C<lU((f<t(l
cnnistro
recado
recaudo
siih'djc
sihuitico
mz
Kauce
10) u i
16) MO
0
(jinebra }
cota
cunta
zimhro \
junipcro
Consonantenvprändcrungon
Ijnda
cripta
tufo
11) 0-/
tifo
§
4. r -/.
Auslautend
cndcso
avdjül
amhar
citi.so
COdOHO
cidonio
azur
azul
ciUmtro od.
coriandro
Inlautend
cuhintro
citola
citara
coUndrate
lugar
local
12) o^e
pJaticar
practicar
red 0)1 da
rotunda
§
5. 11 — r.
13) €l(—0
curtido
contrito
romadizo
rcumatismo
§
r,. h—r.
14) au{id}
zu 0
hahtme
rolumcn
cola CO da
caitda
helorta
vilorta
cosa
causa
hoda
roto
coto
cauto
ahogacion
advocaciou
hoz
falce
viril
berilo (beryjlus)
hoz
fauces
§
7. f-h.
ilosa
clausa
haces
fasces
{choza ?)
hacia
facie
moro
mauro
hecho
facto
noch er od.
J
hemhra
feinina
nochel od.
[ n ander 0
horno
furno
tiocheJo
)
horca
furca
otero
aUario
enlnesto
inßesto
popar
palpar
-
§
8. s—J.
posa
pausa
jaboncra
sapotiaria
soma
salmajalma {sagma)
Jaco
saco
255
jeme
semis
serga ctc
serico
jeriiiga
sirwga
jihia
sepia
jujttbo
zizifo
jugo
suco
dejevjo
descenso
fajos
fasces
hacina
fagina
iiijerir
inserir
pcjego
persico
pejigucra
2)ersicaria
vej'iga
vesicd
§
9. m b.
hramante
brabante
Jleme
flebötomo
Jaume
Jaimc
1
Jacobo
miiermo
\
(frz. morvt
l morbo
kat. vonn
)
trementina
terebeiitina (pg. zu
tormentinc
. umgedeutet)
turma
tiiruioso
tnrba \
tuberoso \ (^"« ^''^''^
§
10. v—g.
levistico
ligüstico
§
11. d—s.
Siclio juzgar aus jiidicare und
azgo aus
aticiim
loaa
laude
moz}uir
mutilar
§
12. f -b.
äbrcgo
äfrico
accho
acuifolio
crehül
acrifolio
Luzhel
lucife.ro
ircbol
trifolio
§
13. f-p.
orespe
orifice od. anrifice
ao2)Ia7'
sußar (rechujlar)
zampona
sinfon'ia
§
14. ll-l
destcUar
destilar
muella
mole
pella
pestillo
postüla
inla
pistilo
pustela
15. n — 11.
aha da
äbrcgo
aguaducho
dlaga
anata
IG. g—Jc.
äfrico
acueducto
älica
baga
baca
candiiigo
doblegar
canonico
duplicar
engrasar
incrasar
enjugar
fregar
flieg 0
Gälhgo
exsucaT
fricar
foco
gälico
graso
craso
gricgo
indigo
Jangosta
logro
lugar
gringo
indico
locusta
lucro
local
pvjcgo
albcrchigo
pertiga
jdegar
persico
pc,rtica
püicar
jylegaria
pliego
replegar
precaria
XÜica
replicar
sagra
segundar
siegante
sacro
secundar
secante
vagar
vacar
vejiga
boda
vesica
17. t-d.
voto
bodeguero
ccdo
apotccario
cito
cuaderna
cuatcrna
vuaderncro
cuadrilla gra
diUa
(lädivu
greda
cuatcrnario
cuatviUa
datico
crcta
25f.
hiidtt
fnto
htditio
latin htlitio
)ntiilrr(l
luntrria
lIKUllittKl
inatroKd
meuudo
minuto
vnda
vit'ta
inniiidor
monitor
viudtir
inutar
odrrro
utrcrn
])<( 1(1(1 in
Palatino
])(i(l(ir
jiotar
jtudictite
potente
ra udir
recutir
rcdonda
rot IUI da
roda
rota
ro(l((r
rotar
seda
acta
redo
reto
vidrio
ritrio
ahada
anata
aparado
aparat 0
cconiitada
caminata
rarhonado
carhonata
cegado
cegato
condonado
condonato
cornndo
cornuta
cutado
curato
dado
dato
dii!2)arndo
disparatc
crrada
errata
falcado
falcato
favon'do
favorito
fogada
focata
granado
granatc
guarida
guarita
horcado
horcate
loh ad 0
lübato
7naudado
viandato
mediado
mediato
vwsciida
muscäto
oblctda
oblato
ordenado
ordoiato
oniado
ornato
pacado
pacato
pegndo
pegata
puhiicado
puhlicata
ffurnfulo
C'itieato
regnäa
rrijata
ieilaäo iigiUido tigilaUi ,
nerrudo
' 1 ruto
hlhado
i.hato
vulgada
t utgata
«
18. p-h.
cuha
ntpa
dohlo
dtiplo
evibunlrro
impontttr
espiga
rhpica
pabeUonado
papilhmndo
pafrih
papiro
rabü
rapo
recibieute
rc< ipieutt
roba
ropa
soberano
super ano (soprano)
sobre
super od. supra
trebedes
tripode
u ward r,
V ward 6, b ward p
in unregelmässigcr Steigerung in
pepita
pituita
§
19. cc—c.
Vereinfacliung der Gemination
cc die in Jec
ion oder Ucion neben
kccion odei
• iiccion, in dicion
neben diccion, in facion neben
faccion , in
ficion neben ßcciony
in iufleccion
neben itifleciou etc.
vorliegt, hat
nur eine Scheideform
ergeben
aßcion
afeccion
§ 20. d gl fl pl zu U oder ch
erweicht.
cl Uamar
clamar
llave
clare
Uosa
clausa [glera)
gl llcira
glarea (auch
ß Uama
fiama
pl llaga
plaga
Uana
pilana
Uano
pAano
allanar
aplanar
257
Hanta
2)lanta
llanten
plantaje
llanto
XÜanto
llegar pUgar plicar
alJeyar
aplicar
llenero
plenario
Ueno
pleno
llorar
plorar
lluvioso
pluvioso
d chaveta
claveta
chueca
clueca
pl chato
plato
§ 21. Erweichung von
inl.
hl pl ß
zu 11 oder eh.
sollerar
suhlevar
resollar
resoplar
chillar
hinchar
chiflar silhar
lare)
inflar
(sihi-
§ 22. Vocalauflösung
von
Consonanten.
1) p b zu 1
i
caiidal capital
ca\idillo capitel
deudo debito
jaudo insipido {pido)
raiido rdhido (od. v. rd-
2) l zu 2t
caucc caliz
hoz falce
otero altario
popar palpar
topera talpario
3) c zu u
Jaume Jacobo
4) c zu i in et durch it ti zu ch
aguadueho acueducto
coacto
conducto
coniracto
cacho
conducho
contrecho
cosecha
cohecha od
cogccha od.l
coniecha
C. MlCHAÜLIS.
colccta
dechado
derechero
derecho
dicha
dolor
diicho
diicho
echar
echura
estrecho
hechizo
hecho
hechor
hechura
hechiiria
lechero
ochavo
pechar
pecho
prehecho
provecho
sospecha
techo
trecho
5) itt—ct
auto
pauta
6) it—ct
afeitar
deleitacion
pleito
7) It zu it
bochorno
mucho
mulf
tocho
8) X zu j
anejo
ejido
ko
fleje
floje
laja
tnjacion
dictado
directorio
directo
dicta
doctor
docto
ducto
jactar
jactura
estricto
faciicio
facto
factor
factura
facturia
lactario
octavo
pactar
pacto
prefecto
provecto
suspecto
tecto
tracto
acto
pacto
afectar
delectacion
pldcito
(ti) ch
vuliurno
multi . . .
estnlto
durch is
anexo
exido
flxo
flexo
fluxo {?)
laxa
lu.racio)!
17
st
2r>ft
mit :iiitl< i( II VcrAiKlrTiiiK^rn vrr-
hiiiiitrii ist dicK der l'uH in
ilrfftr htrar
frtHuit fr (in HO
lundvjit vieta.nt
inrjilht ma.nln
^ 'J.'i. et / u t a K s i III i 1 i r t.
lof/cta (reco- colecta
Uta )
cotidutn voiubutd
Ciuiilutiil ionduf.tal
voiitruto covtracto
dita dictn
cuitco hi'ctico
fito feto
ßotacion Jliictucicion
Jlotur ßuctuar
jctor jactar
lutoso Juctuosn
olftdorio olfactorio
])latii((r ]tract7C(ir
pldtico practico
prctiil jtcctonil
rcsjtvUir rcspcctar
Qcsjicto rcspecto
retratar retructar
rctrato retrucio
^ 24. st—z.
AVeim ich auch nicht alle die
Fälle in welchen Seh der (Di ct.
d^Etym. fr. s. v. sait:o)i) Ueber-
gang von st zu *^ annehmen zu
müssen glaubt, für schon genü-
gend beglaubigt halte (sabliere
sabot saccade saisir souche) so
uürde ich sie keineswegs darum ver-
werfen, weil mir dieser Lautwan-
del unglaublich scheint, sondern
mir weil eine andere Etymologie
mir in jenen Fällen näher zu
liegen scheint. Spanien und Por-
tugal können Beispiele genug auf-
weisen bei denen ein Zweifel nicht
möglich ist. An erster Stelle
möge das pg. amizadc sp. awji-
^tfid iitrhr*n, ferner pdrigo Weide
in dem der Stamm j*nsi lieft; Jah
Hp, Itmn aUH lin»ti ; J:
Antif/ia; ('azloiia auA^Vi>( . ,
ICzIa aus Asiura; Zuuiga «um
KHtuuign : almiiriffa nelK-n olmd-
ttiija (arabinirti'H mujitifj-f ul/ottf/o
nehm rd/ö/tttgo ulji^tigo larabi-
n'ntev, pi»tacium); filaciga ncWo
filaniira ; pues pes pos aus pOf>t ;
rucHO nueuo aus ruchto vuntto
Tve»tro nueslro; uce roace nel>eu
usted etc.: azor aoH tuttur ; de-
muettn all für demtiettra; almueza
(ahnuerza) neben almuesta al-
mosta ; cerrion aus utirria (narh
Dit'z); hiznaga aus pasiinnca etc.
etc.; hroza aus ahd. hronta
brusta Borste Bürste, etc. etc.
zol . . in zohcho aus .»tidtug; aci-
pado aus .ftipare; mozaruhe aus
arab. mostarabe; azaguan aus
arab. ostoicdn.
Schcidefonnen sind:
bocezar bostczar
engace (wor-
ausew^arce) [{itfcattstum)
aus engaste od. encante
cngazar engastarod. encastar
(incaustart)
maesa maestra
maese masc macstro
sazon estacion
biznaga pastiuaca
escarzar castrar
plazo plactto ^
rezar rect'tar
tratice trdtisito
iizo ostio
1 Placitum könnte freilich auf drei
"Weisen entstanden sein:
1) placitum placidum plaeium plazo
2) placitum plastum plazo
3) plakituin plactum plaitum plaiium
p'.azo. doch prodacirte die letite
Beihe pleit».
259
alföcigo iristacio
husto huz {Itruces)
§ 25.
1) gn assimilirt zu ii
cuüado cognato
desinar designar
diseno designio
endenado indignado
ensena insignia
lenero lignario
sena sign o
sentir signar
2) ng assimilirt zu n
henir Jingir (wie im asp.
junir zu yungir
juncir \oi\ jtmgere)
.3) ng 7A\ n
malina maligna
sino siguo
4) ni durch h zu n
delinar delinear
escalona (iie- Äscalonia
ben cacalona
^ 2(5. pt assimilirt zu t.
acatar acaptar
atar aptar
catar captar
rato rapto
receta reccpto
rotura ruptura
§27. cs{x) wird durch Assi-
milation zu a.
lasar laxar
lüso laxo
laaitud laxitud
mesta mixta
sieMa Sixto
tasar taxar
sesma sexma '
§ 28. Assimilation
1) von Is zu s J
soso insulso
pujar puhar
2) von ps zu s
yeso gipso
3) hs zu .;*
ajenjo absintio
4) fr dr gr tr er zu r hl zu /
cero cifra
cadcra cdtedra
entero integro
enterar integrar
fala (hahla) fdbula
albirar arbiträr
yero ervo
solimau SM6ZmrtJo(Volksct.)
§ 2i). rs-s.
Die Syncopc der Liquida r vor
s ist aus dem Lat. selbst und aus
den rom. Sprachen so vielfach be-
legt und bekannt, dass ich mir
den licweis durch Beispiele sparen
kann. S. Diez Gr. I 225. Je-
doch um die Richtigkeit einiger
der von mir unter jene Rubrik
gestellten Scheideformen darzu-
legen, muss ich die Art und Weise
durchmustern in welcher die Ro-
manen wenigstens ein hierher ge-
höriges lat. Wort umgestaltet ha-
ben. Ich meine versus, das mit
seinen Ableitungen auf rom. Roden
eine sehr zahlreiche und ziem-
lich mannichfaltig individualisirte
Nachkommenschaft begründet hat.
Schon das Lat. bot eine Doppel-
basis rersHs und vorsus. Eine
dritte, durch / erweiterte (rcrsius)
anzunehmen i^t nicht durchaus
geboten ; vielmehr ist es sogar er-
laubt selbst jene dopjjclte wie eine
einfache anzusehen und die auf ihr
entsprossenen Formen für dem
Ursprünge nach identisch zu er-
klären, da der Uebi-rgang von e
zu 0 oder u unter dem Kintlusse
eines vorangelienden Labials ein
echt romanischer Vorgang ist,
der ohne Vorbild des Lat. au der
IT*
2C0
^liu/.cn (irnp|)i' »Inr rrrsiiH in Mirh
4>iitlMli)'tM|i'M WoriiT vortfi'iiomnK'ii
>vi rilni koiiiitf iiiiil an «li'ii iiicistfrii
hrrivatt'ii umli olinr nolrln-H vor-
^^nioiiiiiini ward; oli Mi-IhMtuiidige
<»<lcr ii;i(li:ilimrii(l<' N«'ii^<'>,taltcu
i^t iiirlit iiiiincr /ii Ix'.stiiiiincii.
I'i"' rom. l'uniH-n irnt»taiid('ii
in ilirrr VciRcliiedciilicit durch
Assiiiiiliition de« r an x, durch
Verwandlung von r zu /, durch
Mi'tuthi'sis dea r {rrosimi) durch
I'irliiirtiiMi,' des r zu h, durch
J)iliiitliongirung des e zu le, durch
Al)«)Cü|)«' des Auslautsvocales,
durch Vcrgniberung dfs .< zu z
und zu it. fici (frz. c7*) (falls dieses
letztere nicht aus dem KiuHuss
eiues eingefügten t zu deuten ist),
so wie durch populäre Verände-
rung der Vorsilhen (t zu am; in
zu ein; rc zu ri ro rii ra ar;
trtuis zu tras Iva tar.
Wo rcraus unverändert ge-
bliehen ist, haben wir es fast im-
mer mit gelehrten Formen zu tun;
daliin gehören frz. avcrae adverse
(Uccrfi dircrs travers pcrvera in-
rcrsc ; sp. und pg. arerao adrerfo
dircmo con rcrso ?;u"O>0 penerso
revcrtiO tra}ii<ccrt>o. Populär sind
jedoch frz. cnvera rauverser pg.
anvctso sp. anverso od. amherso it.
riverso sciovcrsn nb. i<overscio so-
Tcrso [ü.hoy>oh\subversus); dial.rt'-
rersu (sard. gen.) nrers?^ sie. rover-
so (veuez.). — Apocopirt ohne ander-
weitige Aenderungen sind trarers
(lad. Sopra iSelva) traviers tar-
riers entraviers arcni (lomb ) re-
rers (crem.) : mit Diphthongirung
verbunden lad. tarviers friaul.
roi'iers ruviers ruviars. Assimi-
lation trat ein im sard. rches^u
pg. rccesso r€ce6sa revcssar arre-
reitar aretso resano vesModa veB-
undoirtt ä» rensoji ; in Sp. mit
I'ip' I arit*u
rri I .. ^4t, reu-
$(ir; mit Af>ocope verbunden irn pg.
rerrM ftirrn courez trat im k«t.
retct perrtM eures enrrres »p.
reres trareä, woher bai»ki*»€h Ire-
res; und mit Erhirtung dci r zu
h in roinhr». I>ie*«r trat au>»Kcr
in dem bereit« geoanrit«u hp. tnn-
hertio und coiuhes nthsi iiard. r«-
bfMt>ii im pg. rehernr hohar uhor-
rar so wie im »p. rebonar rebozar
bosar rebeza oder rebuta; und im
frz. rebour» rebrousger ein. Die-
sen Formen in o (von denen bol-
rar iniirolaus; rcbonrsa borrar auf
voraus rebosnr rebozar bosar auf
rossns beruht) gesellt sich noch
das ladini>che davon {de-a-rortfusj
nächst anaros (in-a-rorsus) zil
l>as s wandelten in ^ r pg. re-
berar rebez convez bolrar abor-
^ar; sp. rebozar rtbeza wozu
noch pg. arrectzar und kat. ra-
vcrar sowie pg. rerez rerezo neap.
rerierzo romagn. rirerzo gehön ;
zu s< i wurde es im it. re-ri-ren-
rin- roret^cio move&cio (rorcsciare
riccadare rovescino marrovcscio)
sard. recesciu arreresciu; rirer-
scio rirersciare sorerscio: ren-
rhirerdo. Aus riresdo stanmit
das frz. reveche das der Spanier
möglicherweise zu rebeco umge-
formt aufgenommen haben könnte.
Fraglich möchten unter diesen
Formen, wenn man auf ihren sehr
verschiedeneu Sinn achtet, viel-
leicht im ersten Augenblicke die-
jenigen erscheinen, welche romi-
tare bedeuten. Es wären pg.
bolrar aborrar reberar reve^sar
arrebessarj sp. revesar rebosar
261
rehozaruM auch bosar, u. kat. rdhe-
^,ar; beachtet man aber die anderen
ähnlichen Bedeutungen die ilinen
anliaften, z. li. überströmen , in
Tadel ausbrechen, und erinnert
man sich dass im pg. wie im sp.
reverter dasselbe wie die obigen
Formen bedeutet, so ist wohl zu
zweifeln ferner nicht mehr die
Pflicht eines guten Romanisten.
Alle ihnen sonst eigenen Bedeu-
tungen, Rückprall der Wellen,
(jegenstrom, störrischer Sinn, wi-
derspänstig, knorrig, gekrümmt,
stürmisch etc. begegnen sich sehr
gut im ursprünglichen Sinn von
reversus. Das sp.-pg. reveznr ab-
lösen, umwechseln geht auf vez
vicem natürliclier zurück.
Fraglich möchte auch das bis-
her ganz anders erklärte frz. re-
honrs rehourser rehronsscr er-
scheinen. Mich aber däucht meine
Erklärung aus rerorsum viel na-
türlicher als die freilich von Diez
Scheler und Littre befürwortete
aus einem mlat. rchurrus rehrtr-
sns (das in meinen Augen wie tau-
send ]\Ial nichts als eine künst-
liche Latinisirung altfrz. oder pr.
Worte ist) welches aus rc und
dem das deutsche Borste Bürste
vertretenden Substantive hursHs
zusammengesetzt sein soll. Der
Sinn contrcpoil widerhaarig wäre
demgemäss der ursprüngliche ;
covtrepied, Je contraire de ce
quHJ füllt wäre der abgeleitete
Sinn, wogegen nichts einzuwenden
ist. Dass aber die umgekehrte
Bedeutungsentwickelung eben so
wahrscheinlich ist und dass en-
tcndre au rchours^ arriver au
rchours eben so gut den rechten
Sinn darbieten können, ist ange-
sichts der maniiichfachen Sinn-
specialisirung die revcrsum im
Rom. erfahren, wohl nicht an-
stössig. Und der Wechsel von
V und h ist wahrlich selbst für
das Franz. doch nicht auffallend
genug, um allein den (Hauben an
die Identität von rehouvs und
reuorstim zu erschüttern.
licveche nennt Brächet ohne
weiteres it. Ursprungs während
bei Scheler und Littre, welche
rü'cscio als E(iuivalent des frz.
Wortes anführen, unklar bleibt,
ob sie in beiden Formen zwar
gleiche aber dennoch selbststän-
dige, oder in der frz. wirklich
erst das Resultat der it. sehen.
Ich stimme Herrn Brächet ange-
sichts der Vereinzelung der frz.
Formen und der reichen Schaar
it. Mittelformen unbedingt bei.
Versus als vers bers vi es hies
ves bes hez bos boz ergiebt nun
im Spanischen die nachfolgenden
Scheideformen gelehrten Ur-
sprungs. Als doppelt populär sind
bereits in die Abteilungen in
welche sie gehören verstreut: re-
ves und revieso; revcsa rebeza;
trares iravieso; traresia tras-
vesia; abieso und avieso; revcsar
und rebosar; rebozar und rebosar.
In den Nachträgen zu CoeUio sind
vergessen w^orden: arreressado
und arrevezado; rcvez rcverso;
coiivez converso.
Seh.:
abieso )
avieso !
arerso
amber so
ad r er so
combcs
conrcrso
eures
incerso
envcsado
invcrsadü
vr,2
rererMO
rcrcH \
rehoMO I
rrvirH(t i
rrheza
rvvrmir \
rt'l><t::itr ]
travcH j truverMU trtitmrerso
trarirsn \ IrdsrertiO
Andcrwciligo ScljcidtfiiruK'ii siiul:
coKüHo cuscr cor aar io
(I(tscl (htrsario
})csc(i )
• ■ , persico
pcjif/ucra juraiairia
ti'Z tcr.so
uz /iifz itrce
§ 30. N\oT andern Consonanzon
f^rwöhnlich ausgefallen, seltener
eingeschoben.
]) vor s
condesar condensar
Lostar covstar
deliesa defetisa
mos manso (matistis von
mnnere)
viesura mensura
mesurar mens u rar
pesar j)e)isar
seso scnso
teso j
tieso \
trascerso transverso
teiiso
2) vor anderen Consonauzen
cohonder confundir
oitcco licet i CO
fincanza ficancia
finta ficta
fonsadcra fosataria
gringo grcco
lonja logia
mandridl madrigal
2)Onzofia pocion
§ ai. Medien oder llalbvo*
calc aa Ige fallen.
D. : l* ■ »auco ^ »ahucuM ; §i*rra
^iahurrti; hua^buha; d: aloa
aloeta iil». aloda; caer creer ver
mm cuderc credere redere; oir
audire ; prea j^rrda ; ftu Jordu» ;
frio frigidu». g: alhienäc neben
alhigensr; pfij'd nb. pegujal;
ekir alt nb. clegtr etc. «•»'•
Seh.:
\) b
710 se nosaho
trhtdo trihuto
2) d
coiifiante , ' /e
confianza <:<>'_ <ia
creencia credencia
creo credo
desto demdio
embair inradir
engregeute v. engreir ingredieute
escalio f ' 'o
fieldad j ■■ /
hasiio fastxdxo
lacio flaccido
limpio limpido
hvio Uvido
loa laude (/.n
hicio h'aido
htir ludir
mtoUo inednUa
oidor auditor
oidoria auditor ia
paila jjadella
peal pedal
peana pedanca
porfia perßdia
raigar rndicar
roela rodeJa
tea icda
traicion tradicion
turhio iürbido
vientc vidcute
zua öd. azua zuda od. azuda
2G3
3)i
maestral
aaeta
vaina
4) 9 {k)
uliar
dean
desh'ar
cmplcar
laiina
leal
Leon
lia
liar
lidiar
real
zamhoa
5)/
tarea
6) V
hlao
grao
nao
donadio
estio
natio
$32. ? a
Dis
fehle
magifitral
siKjita
vagina
aligar
decano
desligar
iuqdicar
lägano
legal
legion
liga
ligar
litigar
regal
acimboga
tartfa
blavo
grava
nave
donativo
estivo
nativo
usgefallcn (durch
similatiöii).
flehil
§ 33.
1) vou ci
aguzar
cedazü
cedizo
croza
onza
panizo
potenza
provenzal
veza
vezo
cza
blandeza
careza
Assibilation.
zu z
acuciar
aetacco
cedicio
crucea
uncia
paniceo ,
poicncia
provincial
vicia
vicio
— ici a i ci c
hlandicic
cariciü
franqueza
justeza
Ihm cza
maleza
pereza
arcazon
castrazon
criazon
cndavazon
hiuchazon
ligazon
ponzoüa
punzon
razon
8azon
tenzon
torzon
2) ai zu j
lijar
frauqiiicia
jiisticia
pjiuiicia
maJicia
pigricia
20 n — cion
arcuacion
castracion
creacion
enclavacion
iiißacion
ligacion
pocion
2)uncion
racion
estacion
tension
torsion
lisiar
3) ^i zu ^ oder j.
lienzo
linteo
loza
lutea
plüza
platea
pozal
puteal
uzo
ostio
ajenjo
absintio
angoja gew.
congoja
angustia
antriiejo
introito
(Metathesis vou / ging hier voran
4) di zu z
j y 11-
gozo
g audio
rayo
radio
jornal
diumal
Joyoso
gaudioso
meya
media
moyo
modio
poyo
podio
seyente
Sediat te
homeciUo
homicidio
5) ki zu z
.
pcdazo
peie(iuia
G) bi und
V i /AI J 0 d e r //
alijar
all dar
201
rntif/c
httifuclu
roya
snijevto
tija
1) j)i /ii r
au ihn
reproc/ic
H) li z u y
ahdlhtr
(ihljtir
ajcra
concejo
desjtojo
enajrnur
hojar
joyo od. IneUo
viajuelo
mcaja
mijo
pegujal
medaUa
1») ni zu h.
alihar
ariuta
arm i ho
codoho
cuno
degana
dclifiar
eng eil 0
cscrino
escudruio
fahueho
liho(ä)
mahego
peaha pel-
da HO
sehor
tiha
zampohu
10) nu zu
enscnar
vambio
fnvroUl
ruhiu
tiirrietite
tHiia
nvijiht od. Jo
r>'i>ro}no
il //•
altalear
ojiliar
aliaria
coucilio
espolio
alienar
foUav (»d. foJiur
Jolio
mdlioh) od. maUolo
mctallea
milio
peculiar
metaUca
aJinear
aranea
armcmo
cidonio
ciineo
decanla
delinear
ingenio
escrhiio
escnitiido
fai'onio
Tinea
maniego
pedaneo
senior
tiuea
sinfon'ia
ii.
insinuar
9 84. Atirtction voo t au a.
1) ero - ario.
Offuern acuario
ajera ahuria
armero armario
(tninrnofl.h'tr-
nero od./ar-/
firro hartne-i
ro farinrro
huhinccTO bulanztirio
hanquero baucano
hodeffuero od.
hotiguero apotecario botirario
bolero bolUro]
bulero od./ bulario
buldero )
hohero bursario
cajero qui- capsario
jera
citldarid
campanario
candelaria
carbonario
carnario
carttdario
Caldera
campanero
candelero
carbonero
tarn ero
cartekro
cibera od.
cehera
Clav ero
cuadernero
cibario
clavario
cuudemario cuater-
cuartero ciiar- cuartario [nario
tel
cuchillero
dadcro
dentera
d in ero
doctrinero
tpistolero
et^padero
espaldera
estacionero
fonsadera
fosero
granero ffra-
nel
herb ero
cuUlario
dutario
dentanu
den ario
doctrinano
epibtolario
espatario
espatularia
estacionario
fosataria
fosario
gr an ario
herbar io
265
lioguera focaria
hormiguero formi'cario
hospüalero hospitalario
hostiero hostiario
jabonera saponaria
laminero laminario
lanera hmario
lechero lactario
lenero lignario
■ letrero litcrario
lincra linario
lumhrera lumhraria
IJenero ^tlenario
madriguera matricaria
monedero monetario
misero misario
obrer 0 hxc- operario
brero
ojera oculario
overo Ovaria
palniero pahnario
pejiguera od. persicaria
preseguera
pcnsionero pensionario
plumcro plumario
primero primaria
recetero recetaria
rimera rimario
rasera rosaria
rutinero rutinaria
naetcro sagitaria
secretero secretario
semanero semanario
silen ciero silenciario
sanier a aumaria
tablero tabulario
temporera temporaria
tapera tal-
paire talpario
vivero vivaria
vocero vazaria
roltera raUario
Balauzario boticario cuadcrnario
eatacianaria hnnbraria recetaria
sind obwohl sie die lat. Endung
an pop. -sp. Stämme setzen, von
Gelehrten gebildet worden.
2) era — aria von anderen
Verscliiedenheitcn begleitet.
cendrera ein er aria
e^pejero espec^ilaria
helguera (Ja- fiUcaria
lagner)
heredera hereditaria
lunibrera himinaria
soltero saJitaria
3) dero — toria.
cobradero cohratoria (popul.
Stamm) recupera-
curadero cnratorio [torio
dcrechera directoria
da rmidero dormi toria
enjambradera examinatoria
eni'oltera envaltorio
juradera juratorio
labradera taboratorio
lavadero lavatorio
man d ad era man dato rio
monedera nioni toria
nadadero natatorio
tronadera iro)tatoria
venadera venatorio
4) ero—orio.
pulser 0 pnhorio
sisero cisorio (?)
5) Anderweitige Attractionsfällc.
agüera augurio
codena cutanea
cuina cunea
era area
estera estorea
lego liiico
quesado caseala
buelo solea
vero (viruelas) rario
§ 35. cro— uaria.
arquero arenaria
estcro cstnaria
frutcra od.
fruchcro
fructuario
2GG
rihera
ripuarm
Hunttro
funtuttrio
rcHtrrit
ventnario
Syncopc von u oder r nach
h odrr vor o oilrr u ist gehr liilu-
ti>?. Jldtuuh'd w;inl hntulhi ; i uattin
Cdtiid. Neben gctitualln. steht f/<'w-
talld ; (ifitiffn (intiyuo; cutatotio
cue.stiioHO ; casi cuaai ; flatoso Jla-
tuoso; (jalardon gualardon ; fjnrn-
HÖH gudfdiiuH : (jdrmel tjuarnirJ;
(/drfjan\stn() gudryarisnio ; hali-
tObo fidlitiio.so ; iuicifo inici); inae-
stotio truutituoao ; vnijlu mujlua;
monstro monatrito; propiuco ])rü-
2>incu(t; jtuntof^o jititituos<t und
viele andere gehen neben einan-
der her.
Seh.:
atrever.
atrihuir
arcar
arcifar
urcdzon
(ircuacioH
censal
censual
od. Sensal {ceuosal}
od. sesal
contino contimio
escalio escudlidu
estero estuario
ßotar ßuctuar
frutero fructuario
hadero futuario
licor licuor
lutoso luctuosa
liuntacion puntuacion
puntal puntual
puntar puntuar
puntosidad puntuosidad
respetuso respetnoso
rihera ripiiario
senoso sinuoso
vaco vacuo
cestero v estuario
ycro crvo
§37. Syn» ■].. .»l ,.. «r Vocal«'.
8. ob, \i. Vt ff. »o wie Dies I 170
11. v.n.
dCfho iifolnj
acrUja 'lij
adrdili) altcrado
ndral od. lateral
lladral
(iguoje I . .
djudgu \
dlerce läricc
ulga ühca
aliento od. anhcitto
cnildo
alma äuima
ulmendra amigdala
amar gante amartrnntc
amhlar amhular
uncla dncoru
anqla i . ,
^ \ anguio
augra \ ''
apren der aprehend^r
apitesto apöifito
arrendar reimitar
artejo artkido
a^tnar estifHar
asprilla } .„
esjtrtlla \ *■
atablado atabolado
behetha benefactoria
benito hendito baiedicto
bendicho
berza brdsicu
bieldar od. j
vieUlar od.^ ventiJar
vi endrar j
bizma ,
epittma
pastinaca
berilo tirxl
bihna
biznaga
brillo
cabildo ) .. ,
cabnio 1 ^''^""'<'
cahillar
clacicular
267
cabildada
capitulada
cohnar
cumiilar
cahildante
capitulante
colmo )
cacho
coacto
cuclmo ^
cümulo
cadaJso
[cadahalso cada-
comp rar
comparar
falso) catafalco
compuesto
compofiito
calce
\
comiilgar
comunicar
cance
/
conde
cömite
caz
/ cdliz
confatiza
conßdencia
cauch — iL
^
contar
computar
caldo
cdlido
corhilla
Qurvicula
calina
caligine
corlar
colorar
cahiado od.
cadenado
Qorte
cohorte
candado
crehöl
acrifolio
calonge od.
)
CKadrilla
cnadricula
canonge
> canönico
cnajar
coagular
cargadiira
caricatiira
cuaresma
cuadragesima
caudal )
cabal j
cuidar \
capital
cuitar \
cogitar
captal '
cuetar ^
caudülo
capitel
cumbrado
culminado
cenacho
ceuäculo
ciitio
cuotidic
cendiera
cineraria
cutir
competir
[cern . . .)
chanclo \
cerchar
circular
choclo >
zocalo
cercJio )
zoclo )
cello \
circulo
chillante
\
1
cerdo
sordido
chiflante
1
cerneja )
crencha |
crinicida (od. v. ccr-
nicula)
dm flaute
d in f ante
oder [ ....
> sibilan
cierxe
ccrcen
silbante
\
cimhra cimhia cimbalo
a — sobiantc ]
cincho od. zincho )
siincho od. zimcho \ ^^"'i/"^^
dedal
dedo
digital
digito
clauca
clavica
dclgado
delicado
davija
' clavicula
\
ddibrar
deliberar
cavilla od
cahilla od.
dengitc
dcnucsto
deniego (?)
dediovesto (.^)
cahija
depucsto
dcpösito
cohra \
desmcdrar
desmejorar
copla \
copula
deudo
dcbito
cobre \
dezmar
dccimar
cohrar
rccupcrar
diezma
dcci7na
codo
cübito
domin go min
- dominico
cogcr
colcgir
go Mingo
colgar
colocar
Mcngo
9C8
tlnii ilin iiit
iltnni iliiiiiii
ihmcrIUi
ihirity (mI.
(fiinir fu\.
(frilxu
ihtdo
riiijKiHr I
iiniii 11(1 '
ClHjilt'ifd
cinjih'iild
vtiannhmr
cnclcmjuc
cndrhle
rndih/ar
cntino j
ziinhro '
gincbi(t\
oijnmhrnr
fscdiiKir
cujümhruzon
oifjotdrador
oitar
OiHldar
crccr 0(1.
crguer od.
ergnir
crwita
cscalio
escorrhado
csj^alda
es2)eja}'
cs2)e)€yo
CüpKCStO
e-sque1a
Cf^tragar
fehle
ficldad
ßane
Jloioncü
{inniiiin dnnmie
dtnntiin
dnmimvcla
' driirar
didiifo
niijiiiint
iinjdicild
inciimerar
clhiicü
di-hil
iicirgar
jimqicro
cacunniar
examinacion
gcuerudor
intitiilar
I
. engir
I
eremita
escuäUdo
cscorticado
esjjütula
espatularia
€i>2)ccuhn'
Cfijjccidario [uchi)
esjjicida {espiiig . . .
esp6i!ito
ceduhi
Ciftraiagar
flehil
fidclidad
Jlch6to)iio
funaiculo
fochn Oll.
/«/'« od. I
ßnjit 0«I, I
al/oju
foiiil
fr aqua
frettnu
jrio
ynigo
ynlla
yarhttnzo
garzo
gradilld j
cundrilla \
hahhi fala
hachn
hedrar
heja
helgiiera
(fulaguer)
hemhra
he reder o
hereje
hcrrcin)>n
holh'jo
hoVin I
holli \
homhro
hon rar
hot-tal
hiiraiiü
impostor
{embmtcro)
ingh
ida
jaudo od
jauto
jerga
serga od.
sarga
sirgo
juzgar
lab r ante )
Jaur eilte ^
lacio
fiilicn
I
fundihulo
fahrira
frnnuiß
frigtdo
gtihco
gnhata
orohuni hc
ugärico
ruadrirutfi
ftViuhi
fäcuhi
ilernr
fhula
fihcaria
feinhiu
hereditario
hevHico
farraghioio
füUculo
fuligine
hüinero
honorar
hof^j'ital
forüneo
impoiiior
anguina
iusula
insdpido inaipido
bertco
judtcar
lahorante
fldccido
269
Inma . |
lana j
lavdra
lall da
lantia
lazrar
halt ad
Icnteja )
lantcja \
lerdo
htrado
lifidano
l in dar
linde
lindi'za
li))>2>ieza
lirio
hicio
lamhrera
Luzhel
macho
mache
maalo
macla
mach
nuiUa
mancha
(manr-illaj
viaitin
MaUorca
manjar
mascar
maznar
Meje (Name)
mchja od.
nu'clf/a 0(1. '
■iuelca
menemtral
mcrla
m er mar
viezckir
mochar i
moznarS
mojon
hunina
f/hinditla
Idpida
läfjano
lacerar
Jcfjfditad
hnticula
larido
li terato
limitaneo
limitar
liiniie
limpideza (selten)
Virido
h'icido
linninaria
lucifcro Lücijer
mdsculo
indciila
matiitino
maj urica
manducar
viasticar
macin ar
medico
midien
minif<terial
nicnda
minimar
mcscolar
miitilnr
motilo)!
mocho i
mozo I
midde
moUeja
monje
monjil
mortandad
uiortifjaar
motilo mutilo
mödulo
molecula
Monago (Name)
vurnacillo
mortalidad
mortificar
gew. amortiffuar
m uchig u a r m u Itip lica r
möv'il
mnrcciUo
via chic
murcillo od.
ntoyciUü
miislo
neto
iiiho
notnhrar
xonthre
nomhre
obispado
ohra \
Jtucbra \
obreru
huebrcro
ojera hullera ocidario
ombligo nmhiliculo
opuesto opöttito
o?///060 selten ernginoso oder ru-
für orin iento ginoso
orcja auricala
oreupe {orivc auriJice{orcpeceix\t.)
orece alt)
pablü pdhulo
paciguar
gew. apacignar
mdsculo
nitido
menino minimo
nominar
nümero
iwmino
episcopato
Opera
opcrario
pacißcar
palahra
pardo
pärrafo
partija
pazguate
pcciolopezHe-\
lo piczgo
pelleja pcliciila
pcndcncia pcnitcncia
perclia pirtiga piirtica
parähola
pdlido
pardgrafo
particula
l)acißcado
pediculo
270
jtnh'itiro
prura v
prinrn '
jtrtral o<lir f
preial
jn'ncel
jn'ojnso
jifirrtlitiro
Jiirhiro
Jt» ctüi (ll
jtruirillif
jicdirtdoHO
jtlücito
JtOjiuJdvIlll
S
(JiHihlo jiUilitl
])())( hc
jiostura
jn't'ftoste
jirrjuttsto
jiri.stc
2>r<)pi(cMo
]>nebta )
}tnsta \
jtulpo
raudo
)
jtnrtico
jtositurd
jirepüsito
prehcnsion
jiropotsito
pösito
])oh'po
rähido
fod.
reiterar
rccio (rijo pg.) rif/ido
redrar )
rcndar \
rcf/la )
r int/ Ja
ref/hir
reja
renda
requesta
retar
reg lila
regulär
reticula
redita
requisito
reputar
(alt reptar reutar)
reznr
rezno
rohin
roi^ta
roya
roh^ar
rolde
rollo
ruello
ruejo
i^alrnje
V. ra-
[pido)
recitar
ritino
rohigiiieod. ruhigine
r oho rar
rötuh
sih'dtico
ifignäfulij
M ati tigua do r Moti tifirndor
nanttguar ßnnttjicar
Margiirrn f
Malgur.ru \ Baltctirio
tfftrgal
teglar »ecular
Bellar tigthtr
hello gigtlo
gemhlur /limular od. nimilar
snnhrar »eminur
HeviilU) fiimpircillo
8etido{s) od. )
Mffiit \ iiiigulo
{senlu altj \
seiiero oder Singular
snidero
fii i^ial }
sefiueloi
sohrar super nr
soldur solidtr
solteru boHtario
8(fr
str/r' senior [sehipf pop.)
sucldo
bucHo
s<ddo [ aolido
isoda imdl
saldo it.) )
fiuro suherio)
tahlar tahulario
tejar tegular
temhlar tremolar iremular
templadura temperatura
temjdar temperar
testiguar 0^. tistificar
atestiguar
tihio tepido
aide titulo
longa tünica
tonto atonito
torche t
iroda > törcula
truja )
tosco tudesco
271
tränce
transito
trementina
tcrchentina
triUar
trihular od
biliar
trvjdl
torcular
turhio \
toh'u i
torva ^
türhido
turmoso
tuberoso
rascuence
vascömco
velar
vigiJar
rengar
vindicar
rcrgneuza
rerecimdia
veiiguar gew.
averiguar
vcrificar
verja
virgula
vermejo
rcrmiculo
viaje
viätico
atri-
zacre[oxizacre) säcaro azücar
§ 38. Apocope.
1) Apocope eines ausl. Vo-
cals nach ;/ r d k x.
latin
latin 0
paladin
Palatino
Lucifer
lucifero
ab ad
abate
Jhfx
ßuxo
2) Apocope von io ie
abur )
agur j
augurio {agiler
calces od.
\
gaJccs od
gar CCS
) carqucsio
carcaj
'
crcbül
acrefolio
haz \
facie
menestcr
niimsterio
tribol
trifolio
3) ar-
ario
epiatolar
cpistolario
laguuar
laciinario
hiimr
hin ario
palmar
pabnario
vivar vivario
4) al—ario
centenal coitenario
claval dar ario
cuartal cuartario
fosal fosario
harnal i
h a rin al{ farin a rio
farinal ^
temporal temporario
5) el—ario
coronel corcnario
granel granario
phnitel plantario
6) er — ario
beguer vicario
coser corsario {cosario)
7) dor—torio
entonador entonatorio
mirador miratorio
8) Apocope ganzer Silben.
cucrdo cordato
Ji)io finita
§ 39. mb ans m.
amherso adverso
balumba volumen
§ 40. Id aus l.
})ildora jnlula
toldo tolo
§ 41. Consonantenverdoppclung
hat nur die folgenden zwei Scheide-
formen producirt:
corro coro
pandiirria piandiiria
§ 42. Epenthese v. Vocalen.
calamiita cadmia
calarera calcario
tarazon
torozon
torsion
§ 43. Epenthese von 7t.
barahustado balaustrado
v5 44. Aphärcsis 1) von l.
adral lateral
272
2) «loK llalhvücal» j (8. .
nurir uitir = jiinijere; enero " ]
tttfuuo jrjuyH)
cchur jartftr
cuc'ta tjingiva
J Hau JhIkiii
'A) des Sibi lauten 8
])a.siit(t espiisiiit)
4) von / .7 h vor l
hicio ßäccitlo
lande r;hi)i(!e
hm (Iva (jhiudnla
hiten ghden
lastimav hJasfemar
5) eines Vocales, der von
h eingeleitet sein kann
hernia hiheruia
hitacora hahitdcvlo
itdcvlo
cpitima
hizma
vilma ^
crchöJ acrcfoh'o
f/((y:o affiirico
Gü Egidio
ffitaifo egipciano
ini(/ra)ta hemicrania
Jlillü)! Emüiano
mina hemifui
ri!<iinda od. j
disipida od.'^ crisiptda
rtifjinoso cruf/iuoso
0) ganzer Silben
</roto onocrotulo
Sana wsam'a
soso insu] so
tiricia hictericia
% Ah. I'rolhcMn.
1) h hedm, Uerar
hiuchar inßar
huero oce
huz urct
2) j jiride Wide
3) « etcnrzar ' r
4) a acelga
ad arme dracma
fimort(guar niortificar
apaciguftr pacificar
atf«tiguar t(*tijicar
areriguar rerißcar
f)) al alberchtgo j
alprisco / jtirsico
alberge *
alfocigo od- i
aljisttgo j •'
ülmeja mitulo {nicho
iUl.)
ahnizcle niosco
8)cw eucajenar alietiar
eucletique chttico
ctidcbh debil
engendrador generador
endilgar d eh gar
engrudo ghttett
enruna od. ruiha
euren a
7) Ungefähre Wiederholung der
Anlautssilhe
cencerrion cerrion
tartaruga tortuga
Unklassificirbar sind:
bacaUao bacalaureo
esclavo eslavo
gen/alte od. ) . , ,
\r 1*^ i nertofatco
gri falte j -^ ''
Scheideformen ausländischen Ursprungs.
§ 1. Spanisch-lateinische , albo album
agiiera (
ncnario \
acuanum
cuerpo
fiterte
corpus
fortis
273
frente frontis
gemino (jemmis
mäxivio viäximttm
pez ^jism
sangre sang ms
va vade
verme (alt verminis
vierven)
§ 2. Spanisch-katalanische.
cuartal cortan
fonil ) fonevol
fimdibulo) fandoßa
hinojo genol (genuciilum)
§ 3. Spanisch-portugiesische.
horoiia
hiniestra
■a)
tai
genist
Jana
polir
reales
recio
rigido
saxo
secnria
sede
soledad
relar
vigüar
§ 4.
alegre
hailada
cargaremos
creciendo
cruzado
creer
deleitante
dos
fuerte
intermedio
llano
broa
gesta
laya (pg. laia)
huir
reis
rijo
seso (pg. seixo)
geera
seo
saudade
vigiar
Spanisch-italienische.
alcgro
halata
cargaremo
crescendo
cvuchato
credirc
diletante
duo
forte
entr eines
piano
mitido ahneja nicho
moiia aus mona (d. i. monna
mudonnn)
C. MicbaKlis.
muriendo
morcndo
obra
opera
oval
ovalo
pixide
hnsto (woraus bnz
(bruces) populari-
sirt ward.)
plasia
)
plante
> piastra
emplasto
)
rcdonda
rotonda
serenada
serenata
soberano
Sopran 0
sonada
Sonata
sueldo
saldo
so da
teja
tecla
tocada
tocata
trozo )
tirso )
torso
§ 5- Spanisch-französische.
Ihre Zahl und ihre Eigentüm-
lichkeiten würden es erlauben sie
zu Gruppen zu ordnen, deren
Characteristika ein betonter Aus-
lautsvocal, Einsilbigkeit, Accent-
verschiebung auf die letzte Silbe,
ea für ada ado, er ier für ero;
ch für k; an für en oder zew,
und andere Vocalveränderungen
wären. Ein ziemlich grosser un-
klassificirbarer Rest bliebe trotz-
dem zurück, weshalb ich die al-
phabetische Ordnung vorziehe.
abertura
acrece
agro
alba
albiim
andarse
ambiguo
astillero
bacallao
balanzado
obcrtura
acroy
acre {ager)
loba
alarse
ambigü
t(üler (atelier)
bachiller [bacala-
rius)
balance
18
271
hiiinio
hano {hau)
cuebmut /
cofre
f/Cl httfUi
cdfino \
ffirhiffni
ailH rilrhrrquiu
1
f
currpo
CffTp»
liilliinlii
hillar
drlfin otlj
hllK'd
huiic (httCCUUl)
golfin 1
dufina
holclo 1
hilUtr,
dentehidn
daiirhndo o<J.
bitlclo \
dditlfhido
hOHCüjc,
ho Cd je
dencartddo
tcarte
hrüjttla
hit.snla (frz. -it.)
dctthubtllado
deidbilU
liuricl
iiurco
de» irre
deßer
huid
dumiuio
dontanio
(•(ihelhitln
chevchidd
donctlla
damintla (frz.-pr.)
1(1 ho i
cahe i
jcfc
diichd
cnsamhhuld
ddtnd 'fr/.-pr.)
dSdmblea
ccidcnciii
chanzd
escalfctd
chofcta
cäuKira
chdtnhrd
escaloüd
{ chalota
camarletujo
cldunhcrldn
Ascalonia
camintüa
cheviincd
escantillon
chantillon
iampunii
chdinpdna
escarapeJa od.)
CdHCion
chanzon
escarpela
; escarcela
ciniclmlo
cdtieU
cscarpa
charpa
cansur
cdfiar
escarpin
chdpin
iiuitiir
iliantar
escudero
cscuyer
C(ipa
chdpd
espiritu
esprito
capeJo
chdpeo
fimbria
fratija
caprioJailo
carioiilo
CdhrioU
f/iroßc
ßotar )
ßuctuan
frotar
cciudiUo
chapiteJ od. cJtapüeo
focil
fusil
caviron
chevron od. chcu-
fragua
rOH
fähricd s
forja
caza
chaza
fr utero fruct
uario frutUr
chamarrado
chamarre
gamha
Jamba
ciudi^diüio
citot/cn
gayola
Jaula {cav(ola)
cohrc
cofre {cuprum)
gi gante
jaijan (geant)
colgmtte
cuchcntc
gola \
comitado
comiie
golJa >
giiJes (gueuks)
compuesto
compota
gula )
conopco
canapc
golpado od.
cupe
consejero
consiUer
colpado
contrccho
c antrete
goJpon
cupö od. cupßon
corpetc
cor^e
granohlc
Gren übles
crcspon
crepon
grueso
grö gros
cuadcrna
cascnui
grupera
gttrupie
cxadro
Cdtre
hechizo
feticho (frz.-pg.)
cuchillo
cutö
helada
gdea od. jaJea
275
hon da Fron da
hospital hostal hotel
fohl ifonh)
foUa
hur()on furgon
jaqtiel echiquier
juiz ynje
lacayo laque
lastimar . , .
,, /. l olasmar
hlasfemar 5
lerante levente
Tis
Josarije
livrea
2)lan
metre
meson
marea
lirio
lisonja
livrada
llano
macstro
mansion
marcada
mor diente
mordente
necesario
ohlada
ohlato
orlan
ostiario
palahra
X>ata
pehrado
per er/r in 0
picado
potajero
pulcela
imlpito
rapado
redencioii
redonda
relevado
relievo
resurte
retrato
revendicar .
revindicar]
rojde etc.
mordante
necescr
ohlea
Orleans
njier od. hujier od.
lanjier
parola
parla
pate
pure
pelerina
pique
potajier
puccla
ptipitrc
rape
ranzon
ronda
releve
relief
resortc
rctretc
rcvanchar
rol
rondel
rata
Salsa
salscro
secuencia
sello
siyilo
sirviente
saryento
sohretodo
talento
tejido
tenientc
tieso
ten
traina
trajin
trata
treeho
tnson tonsion
vidrado od.
vidriado
voluntario
so 1
lenso \
rondo
ruta
eosa
saiisier
sccansa
sigla (frz.-dtsch.
serjente
sortü
talante
tisii
tenante
toesa (toise)
trena
treu
treta
trete
traite
toison
vitre
rohnter
§ G. Spanisch-englische.
hola hill hol
monedas monis (moneys)
rota rauta
tonel tunel
§ 6. Spanisch-arabische.
Wie schon mehrfacli gesagt
ward, eigneten sich die Araber
eine nicht kleine Schaar griecli.-
lat. Wörter an, die sie späterhin
in arabisirter Gestalt den Spaniern
überbrachten. So tj ixty.Gzr, als
almaye.sto, vspijLo; als atramnz,
•rr.ptaxT] als atriaca, ^t^ptov als
elixir, aji-i^'s als alaviltiqiie , \i,io-
-vfxi als almastiga nlmdciya, xia-
ao; als cazuZf 9oXXt; als folnz,
(^pax.ur, als adarme, xaXx.avTo; als
coJcotar; euphorhimn als alfor-
18*
27r,
fion tiljrrvion forrwn yurhinn;
Hütiiyrui uIh ajrdrta; zizyphum
als azufai/n ; jnbtacium als al-
fin.stif/i> (ilfni'iff(t alfnnMt/fo nlfi-
stnjo; rhetnts uIh (thrntiz ; ninapin
iils tijenahc ; jidstinacu als hit-
)i<t(/a; fnuria als ulmori. Von
solchen Wortern gingen manche
dun Spaniern noch einmal, durch
gelehrte Vermitteliing, in unver-
änderter griech.-lat. (iestalt zu,
so dass Sclieidepaarc entstanden.
Ich kann nennen :
(t dann f. dracma
ajedrea aatureya od. pop.
sagerida
idcartaz carta (/apTT,;)
(ilcfiudoit
al/öcigo od,
alfiätigo
nlgez
alhoftdtya
ülmori
urrehol
azucar
aziifaifa
cunfre
hiznaga
colcotar
foluz
ff Union
rnudofi Aiigm. ron
caitda
pittacio
fftpto ye»o
fündugo
muria Imuera nar
in naimuera)
rubor
säcaro {tacre nur
in orizacre)
zizifo jujuho
sulfur
jiaatinaca
cakanto {j^y.f/.Tt'z;\
foUe (90AÄ';)
euforbio
Einige erst nach Abscliliiss des Druckes von mir aufgefundene Irr-
tümer und Lücken der vorstehenden Listen verbessere und ergänze
ich hier.
Es fehlen: auf p. 225 (3) ligustre ligustro; p. 229 (G) eneua
cova Cava; p. 230 (§6) pretear pleitear {\. pleito d. i. placititm);
p. 231 (§ 10) haz faz (facics) und sobrehaz sobrefaz: p. 239
(§ 36) bei muelle mole (aus moles) noch muela; p. 2G0 als § 8, d. h.
als „Spanisch-deutsche Scheideformen" (jaldre g Heide und gante
einerseits, und Gueldre oder Gneldres und Guente andererseits.
Manche andere nur an einer Stelle eingefügte Wörter hätten an
verschiedenen stehen müssen. GonfaJon ganfalon ^ socalina sa-
caliha noch auf p. 229 (9); penol penol (pendulus) noch p. 239
(§37); man cha mall a^maslo macho , rayo raza noch p. 251 (§ 58).
Ganz fälschlich stehen machina vi ä quin a p. 236 (§ 29), d. h.
unter den Scheideformen volkstümlichen Ursprungs; machina ist, wie
die Accentversetzung ziemlich sicher beweist, frz. Herkunft; jener Platz
ist also in § 5 der dritten Abteilung.
Entre und ititer...; muy mucho und mnlti . ., sohre und
supra . . . super . . . gehören eigentlich, da die gelehrten Formen
nur unselbständige Wortteile sind, gar nicht hierher; ebensowenig gi-
tano und egipciano da ersteres nicht aus letzterem sondern aus
aegyptanus entstand.
An unrechterstelle stehen: p. 230 carcava concava; 236 ca-
lamina cadmia, cola catida, disipula erisipula, mielga
medica, die nicht der ersten sondern der zweiten Klasse (Seh. gel.
Ur.) zukommen; p. 254 (15) cacera caucera, cativo cautivoy
caz cauce, recado recaudo, saz sauce; § 4 daselbst: aznr
azul, p. 257 (21) chillar chiflar silbar; von p. 258. 24 die
ersten sechs und das letzte Paar, welche alle volkstümlich sind, also
aus der zweiten in die erste Klasse versetzt werden müssen. Von
derselben Seite sind hiznaga pastinaca und alföcigo pistacio
in die dritte zu verweisen.
Im Ganzen nun bietet diese Arbeit 1409 zwiefach; 219 dreifach;
57 vierfach; 20 fünffach und 12 sechsfach vertretene Formen, nebst
einer 7fach und einer Sfach repräsentirten. Sie zeigt also wie sich
im Spanischen 1719 Grundformen zu 3890 neuen entwickelten, oder will
man die oben erwähnten nicht ganz correcten 7 abziehen, wie 1716 zu
3883 wurden. Sie folgen hier in alphabetischer Keihenfolge.
Alphabetisches Verzeichniss aller
spanischen Scheidefor
bisher bekannten
men.
ahad
ahate
ajenjo
absintio
ahallar
ahalear (v.
pala)
ajcra
aliaria
ahcrtitra
oberttira
diabar
loar
ahezado
aoezado {vicem)
alarbe
drabe
ahieso
avieso averso
alütron
anatron
Abla
albo aJbnm
loba
albcdrio
arbitrio
ahogacio».
arocacion
albedro
ärbuto
aborujar
aburiijar
alhero
albaire
dhrcgo
dfrico
albidrado
arbitrado
ahrojo
abrollo abr
G -ojo
albirar
arbiträr
ahur
ahur agur
agu'cro
albor
albnr
augurio
albor}io
alburno
acatar
acaptar
albudeca
badea od. pateca
aceho
acuifolio
alegre
alegro
acelga
sicido
alerce
Idrice
aconchar
acouzar
älga
älaga älica
acrece
acroy
algebra
algebia
adrado
alter ad 0
algibe
aljube
adral od. lladral lateral
algodon
coton
adredc
aderecho
alguacil
arguzino
adrizar od.
drizar aderezar
alguarin
algoriu
afeitar
afectar
aliur
aligar
ajicion
afecciou
aliento od.
eneldo a)ihcJito
agoato
augnsto
alijar
aiiriar
agro
acrc
alihar
alinear
agiiaduclio
acueducto
aljouJoU
gergelino
aguajc
ajnaga acudtico
(dma
dnima änimas
agüera
aeuario acuarium
ahnedano
ahmiedano
aguzar
acHciar
alnieja
mitulo nicho
ahijar
ajiliar
ahnen dra
amigdala
280
uhnizi le
ahniiittu
uhmäo Oll
(tllanar
iillf(j(ir
(ttnajiir
iimdriftuili-
üinartiUado
ümfnir
(unf'crsü
ambig uo
amhlar
UHchi
ancho
avdarse
uuejo
anrfßja od.
avgra
avguarina
anten alias
antojos
antorcha
antruejo
anada
aparaclo
apelde od.
apren der
apuesto
äramo
arana
arbollon
arcar
arcazon
ärgano
argen
ariesta
armella
armero
armiho
(irmtllu od, ormiHa
uhnorta
(itidudii (ni. unado;
iifitriiudit (n\. ent''-
•iKido
aphwar
uj/licariaplcgur alt)
(irnnsar
ainuriraiitr
amarteladu
ämhol
adrcrsa
anifiigu
iiinhulur
(in cor (i
afnjdo od. auiplio
alarse
ane.TO
gew. congoja an-
gustia
afigia dngnlo
hun garin a
entetiallas tenazas
(tenaculas)
ante-ojos
entnerto
intrdito
anata
aparato
lapelde od. pelde;
apelo
aprehender
apösito
älamo
aränea
albanal
arcuar
arcuacion
huergano örgano
argente od. argento
an'sta
armüla
almario armario
armenio
tirnero od. hnmero od. farnrfO;
hnrturm : farinero; hartmal;
/artnano
arpa o<l. hurjta; farpa; zarpa ;
htiraiK) ; färrapa
arquero
arrehol
arrrttdar
artejo
arvQa
tumar
asptron
OM pleno
aspriUa
(LS t lila
astiller 0
atahlado
atambal od.
atahal
atancar
atar
art-uano
ruhor
urrrmrdar cxl. reme^
dar (rc'imitart)
articulo
errtlla
estitnar
esperon espolon es-
per ante
espUn
esprtlla a^perilla
astela
taUer
atabolado
timhal tahal
ata<-ar
aptar
atarazana; därsena od. darcnm
od. rirsena; arsenal od. dar^e-
nal; tercena; tarafana
atrampar atrapar
atraticar atracar
atrerer atribuir
auto acto
ayuno jejuno
ayustar ajustar
azimut cenit
azuela zuela od. suela
azufaifa yuyubo zizifo Uy-
zyplum)
azufre sülfur
azul aeur; lazuli (lapis)
azumbre ttmin (^>w)
bacallao bacalanreo bachiJler
bailada balata
bajillo od. bajilla: bajel: va.sillo;
vajilla lao-ija {vascellum}
bajo ba^o
281
halance
hilance
balancero
halanzario
balanzado
halance
halsero
baJsar
halumha od. balume volumen
ballestero halistero
handihula mandihula
hando bano
banquero bancario
barahiistado balaustrado
barijel barrachel
baron varon
barredura barreduras
barrete birrete
barriga barrica
barrneco Verruga
basa base
bata hiiata (Watte)
baul baue {bajulus)
baya baga baca
bazHcar zahucar {zu = sub.)
bedija ; bedilla; vedija; guedeja
od. gadeja od, vedeja; madeja;
metaxa
heguer od. veguer; vicario
behetria benefactoria
beJeho veneno
bellosa vellosa {villosua)
belorta vilorta
benda venda (dtsch. binde)
benito bendito bendicho bene-
dicto
bcrhiqui birbiqui vilebreqitin
(frz.)
bernia Hibernia
berza brdsica
besque hisca visco {vis-
bicho vichas \cum)
bieldar od. vieldar od. viendrar
ventilar
biliar billardd
binza od. bienza; venza; bizna
(s. u. brizna)
hitdcora habitäculo
bizma; vilma od. bilma; e^itima
hiznaga
pastinaca
blandeza
blandicia
blao
blavo
blezo
hrezo
bloca
bilde (biiccula)
bocezar
bostezar
bochorno
vulturno
boda
voto
bodega
botiga botica
bodeguero od. botiquero; botica-
rio \ apotecario
bofete hilf He
boj btije emhojo (buxia)
bola; bolla; bida; hulla; bill; hol
bolchaca bursaca od. burjaca
od. bujaca od. bur-
chaca (v. byrsa)
boler 0 bollero bulero od. biildero
hidario
hoJeto bideto biUete
bollon bullon
bolsero bursario
bombasl boboci
borona broa
borrego borrico
boscaje bocaje
böveda bnlto od.vidto ; vucl-
to (i'olvUi(s)
bramante brabante
braha breha
briaga embriago (ebriaats)
brillo viril berilo
brizna brezna brinza brincia
broca rucca
brocha broza bruza broncha
brocke bronche
broma bruma
bronco ronco (raucus)
brozno bruzno bronce {brii-
7iitius)
brujula busola
brusco rusco
buche buce buquc
buharda od. boarda bufarda
burel buril
283
huricl
huz
hu reo hurn
hruce»
r.ahiil Cdudal raptal ( ujutal
rdhr. cuho jefe (caput)
cuficlhtilo chrrcludo
cahihltula c<i2)itiilu<la
cdhildantc cafiitulante
cdhildo cfifnllo cajiituln
cabilla od. cavilla od. cahija;
cluvija chivkula
cabiVur cluricuhir
cahillcro clavijcro
cahio cubra
cabrion caviron chevron od. cheu-
ron
cacera caucera (v. caliccm)
Cüi'fio gacho (gajo ?) coacto
cadaho {cadahalso cadafaho alt)
catafaho
codejo cadillo
cadcucia chauza
cader a cätcdra
cajcra quijcra capaario
Cdjon cazon (v. capsa)
calamina cadmia
calandra cüindro
calavera calvario
calcc cauce caz cnliz
Ciddcra caldaria
caldo ciUido
calibre calibo od. galibo
calina caligine
cdlöndrifjo; canonge od. calonge;
canönigo; canönico
calzar coccar
adlar calar
cdmara chambra
camarhngo chambclan
cambron crabron
candado od. culnado cadenado
{catenatum)
caminada camhiata chcminca
cavipancro campanario
c avqj a fi a cli atnpa fi a
ca flaut"
' 'intMtro
canrioti
cfiatizoti
Cnndrlrt 1,
Cdndrbirto
(.nur lad' I
rnuf.U
cange
cnmhio
rnnilliro
runiUnire
cnuBur
rattar
cantnda
cantala
cutitar
chantar
cana
cana
capn
chnpa
cap(t( ho
capai
cnjmrazon carapnzonod. -chon
(aiigm. T. cara-
parho)
cnpelo cbapeo
capellan caj/^htn
capriolado cabrioU
Cüpucho capjuz
carauiiUo caramicllo calnmillo
carapato od. garapato ; calapaUj
carato quilate
carbonado carbonata
carbonero curbonario
carcaj ; galces od. garces od. calcu ;
carquesio (xap/T.s-.o*)
carcomcr concomer (cow- co-
medere)
cardcnal cardinal
careza caricie
cargadura caricatura
cargaremos cargaremo
cariotilo girotfe
canieru cirtiario
carta alcartaz (x^pia;)
cartekro cartulario
cas casa
casaca Cosaca
cascabcl cascabillo
casta casto-a
ca^^trazon coitracion
catar captar
cativo cautico
caudiUo; capiteJ; chapitco od.
chapitcJ
283
caiidon od. codon (augm. v. canda
coda) alcaitdon
cayente cadentc
caza chaza
cebadero cehador
cebo ciho
cebollero cehollar{w. caejmlla)
cedazo setaceo
cedizo cedicio
cedo cito
cegado ccgato
ceguinola cigonuda (v. cico-
nia)
cejar cesar
cejo ceja (cilnim)
celda od. cella cija cilla {cella)
celestre Celeste
cenacho cendculo
cenndero cenador
cencerrion cerrion [stirria'^)
cendrada cernada [cincrata)
cendrera einer aria
censal cenosal censual
centen ceiiteno
centenal centenario
cepo cipo
cerajin cerajino
cerca circa
cerco Circo
ccrchar circular
cercho cello circulo
cerdo sördido
cernadero ccrnedero (v. cer-
iiere)
cerneja critiicida (od. v. ccr-
nicuki V. cer-
ner c)
cero cifra
cerrar serrar
cerro cirro
cesta cista
cibera od. cebera ciburio
cicion cesion
Cid seid
den ciento
cierne cercen
cilantro od. cnlantro coriaudro
(abg. Colin drute)
cima quima
cimbcl zumbel
cimbia cimhra cimbaJo
cimiento cimcnto
cinchar cingular
cincho süncho zuncho cln-
gulo
cintrel cinturero
citara citola guitarra
ciudadano cito gen
clauca clavica
clavero claval clavario
clerizon clerizonte
cloquete corchete (ndl. kroJc)
cobradero cobratorio rccu-
peratorio
cobrar recuperar
cobre cofre [cuprum]
coca ciica cocha conca
cuenca cuenco
coucha {coHcha)
codena cutanea
codeso citiso
codicc codigo
coto cübito
codono cidonio
cogcr colegir
cogidor ctdlidor
cohete foguete (v. focus)
cohonder confnndir
cojo cuja {coxa)
cojote quijote (v. coxa)
cohi od. coda canda
coladero colador
colcha colcedra (culcita)
colcotar calcanto (xaXxavio)
colero colaire
colgante cuchente
colgar collocar
coUarin collarino
colmar cnmular
cohno cuclmo cihnulo
281
ciupadn o«l. (j
lolpado i'upr
eorredero
corredor
CtnnfifH
conrrrito
corro
coro
comedrro
comrdor
Corte
cohorte
comitaUo
conti U
eorto
curto
compntiyo
comjKtiio
corva
curva
cotnjtrtir
cntn]/urur
cona
causa
c()nij)(()
c<>inj>nto
C*>Hil ftU
coktcho od. cogecho ;
comjnicsto
comjiösito cotnpotn
cogeta; coUcla
cnmuhfdr
nnnunic'ir
roser
cosano corsario
cominui
cOmiOKi
C080
cor MO cur HO
concejo
conciho
coBtar
constar
conde
C('>milr€ Cihnite
contra
cruHa
condesor
cotidntsar
cota
cuota
condido
cufidido
coto
cauto
condiiniento
cundimiento
crampa
rampn calatnhre
condonado
condondto
crampon
grapon
vonducho
covduto conducto
cranco
cancro
couduta
conducta
crebol
acrifolio
condi(taJ
condxctal
crccietido
crescendo
covfalon
(jovfalon (janfidon
creencia
credencia
confiante
coufidente
creer
credire
cotißanza
conßdcncia
crego
clerigo
C 0)10}) CO
canape
creo
credo
cousejero
coiisiller
Crespo
crispo
cotitar
computar
crespon
crepon
conteniente
coidinente
cresta
criata
coutincncia
contencncia
crezneja
crizneja
contino
continuo
criar
crear
coutrato
contrecho contractu
criatura
creatura
contrete
criazon
creacion
copa cuba
alcuba cupa
crif'ol
crisuelo
copela
capeUa
CTOza
cnicea
copJa
cobra cobre cöpula
cruzado
cruchato
coraznada
corazouada
cuaderna
cvatertm casenta
corbata (el)
corbata (Ja) Cr o ata
cuademero
cuadernal cuadtr-
corbilla
curricula
nario cuater-
corcova
concava
nario
coratsido
culcusido (v. con-
cuadriUa
gradiUa cuatriUa
suere)
cuadricula
cor che
corcho
ctiadro
catre (frz. cadre)
corlar
colorar
cuajar
coagidar
cornado
coronado
cuaresma
cuadragisima
cornudo
cornuto
cuartel
cnartero cxartal
coroncl
coronario
cuartario cortan
corpete
corse
cubihte
gobeUte
285
cuchar
cnchara
dean
decano
ciicharero
cucharal
dechado
dictado
cuchillero
cutelario
dedal
digital
ciichilJo
cutö (cultellwu)
dedo
digito
cuebano
cofin cofre [cophi-
de g aha
decania
nus)
dehesa
defensa
cuerdo
cordato
dejar lasar
lascar laxar
cuerna
cuerno
dejenjo
descenso
cuerpo
corpa Corps corpus
deleitacion
delectacion
cueva
cova Cava
deleitante
diletante
cuida
cueta cuita
delfin od. golfin dofina
cuidado
cuetado cuitado
delgado
delicado
cuidar
cuetar ciiitar cogi-
delibrar
deliberar
tar
delinar
delinear
cuja
cuera [coria)
dengiie
deniego
cumbrado
culminado
denteJado
danchado od. dan
cumpä
compadre
telado
cunado
cognato
d enter a
dentario
cuno
citino cuneo
denuesto
deshonesto
cura (el)
cura (la)
depuesto
depösito
curadero
curatorio
derechero
directorio
curado
curato
dcrecho
directo
ciirtido
contrito (v. con-
derrame
deiramen
terere)
desabrido
desaborido
cutio
cuotidie
descartado
ecarte
ciitir
competir
des den
desdeho
chamarra
zamarra
dcseo
desidio
chamarrado
chamarre
deshabillado
desabille
chato
plato
desinar
designar
chaveta
JL
claveta
desirvc
deser
chicharr a
cicada
desliar
desligar
chülante
od.chiifante
chißante; chußante
silbante asohiante
desmedrar
despUegue
desmejorar
despliego
sibüante
despojar
desbuUar [spoliare
chocar
zocar
despojo
espolio
chocio socio
chanclo zocalo
destellar
destilar
choque zueco
zoco zanco chanco
dcstin
dcstino
soco [soccus)
detajo
detalle detul (v. t<i
chueca
clueca
leare)
chupar
sojjar
deudo
debito
chuzo{n)
zuzo(n) suizo
devino od. adevino divino
dezmar
decimar
dadero
datario
dicha
dita dicta
dädiva
dath'O
diczma
decima
dado
dato
dinero
denario
2Hn
flitit) l(u\. hulell mdrl lififUrn {iimi-
disrfut (If'iffnin
ditiijxihi ml riiijiiiln (n\. iA/j(i</a;
eri»ipuln
dispnrndii disparate
diz dice
dnldc(i(ir dnplic(tr
didtbt ditjiht
doctrinrro dnctrin<tn'o
donilit) d(nii()
dünti iKir d(tnii)iiir
domifif/o viiiKjo Muif/(t od. Meugo
dotninico
dominio domanin
don ducno dümitie dumino
dotid ductia
d(ni(( ducua di'nniiKi dama
d(niadio dotiativo
donccUa dominicda daini-
sela
dormidero dormitorio
dos dito
doscl dnrsario
dotor doctor
dracma ad arme
drapo irapo trape
dnccra derecera
ditcho docto
diicJio ducto
didlo dühito
ditda dovela
ducnde duendo
durmicnte durmcntc
cchar
Jctar jitar jactar
cchura
jactura
cjido
exido
cmhair
invadir
emhahnnar envahnnar (v. vahi-
inen)
cmhelenar enveneyiar
cmhcstir investir
emhidar oi\. cnvidar invitar
embustcro impostor inq)ositor
rmprivr fmpefia empelln tm-
pifjftt {tmpüji.
urm)
enijdtiMifi jdante pla*f" tontra
pif Ultra
tmplritr implnar
emjtleita rmpUntn impliciln
enajenar uhrunr
enccnnhrar incamrrar
eucntmr < r
envfldar r
encia gingira
euclnva:on enclavacion
enden que dinico
encostruT incrußtar
eudehle dehil
endettado indignado
cndihjar delegar
endrina nebrina (v. juntpe'
ms)
enebro od. ziinhro ginebra junipero
enftrmo xnßrmo
engace od, engarce; cngat-te od.
enca.-<te; encausto; incau-sto
engazar od. ctigarzar; cngastar;
incan^tar
engetidrador generador
engeno ingenio
engenr od. ingerir; enscrir od. iw-
serir {iHaerere)
cngrasar incrasnr
engrcyentc ingredicute
enhic^to inßesto
enjambradera examinatoria
enj ambrar escamar examinar
enja m h ra:o n ex am in a c io n
evjarctar ensartar engertar enser-
tar (y. insertum)
enjugar exsucar
enjunquc agxnique yunque
{incudinem)
cnjutar chotar
enruna od. oirona ruina
ensamblada asamblea
287
ensay
ensena
ensenar
enser
ensuzado
entar
enteco
ensay 0
insiynia
insinuar
ser
enaiiciado
imputar
hectico
en teudien te in ten den te
enterar entrevar entreyar enter-
yar inteyrar
enter 0 enteyro entrieya entreya
inteyro
entiho estribo estipe ijstijyes)
entildar intitular
entonador entonatorio
entorchar entortar
entre int er . . .
entredos intrados
entrepano entrepan
entricado cntrtncado in tri-
yado intricado
intrincado
envas envase
enves inverso
enroUero involtorio
epistolero eptstoJar epistoJario
era area alera
ercer cryucr od. eryuir
eriyir
erizar enrizar rizar (v. eri-
eins)
ermita eremita
errada errata
escalfcta chofeta
escalin csquelin (dtsch.
schilUny)
escalio cscuüUdo
csciüona od. escalona; AscaJoniu;
chalota
escantiJlo7i chant/Uon
escarapcJa od. escarpcJa; escar-
cehi [skarp-icella v. skar]>)
escarjya; escarba od. escäraba;
escorba; escarpe (dtsch. skarp) ;
cha)pa
escarpin cJiapin
escarzar castrar
esciavo Eslavo
escobina escofinä
escolar escolan cscolano
escoplo chaple {.scalprum)
escorchado escorticado
escrino escrinio
escudero esciiyer
escudrino escrntinio
escnpir cuspir {cons2)ucre)
espadero espatario
espalda esputula
espaldera espalera espatu-
lario
esparavel esparcel (dtscb.
Sperber)
especia especie
espejar especidar
espcjero especulario
espeto espito
espiche espicula
espiya espique esplieyo
espica
espin espina
espleqne od. espeque; esplinque
od. esplique
espiritu esprito
esposa esjwsas
cspnesto expösito
esqnela ccdula
esquena esquina quina
csquizado esquiciado
estacioncro estaciouario
estanza estancia
cstebado estirado
Ci>tepa esteba cstipa
cetera estorea
estero cstuario {acstna-
rium)
esiio estii-o [acstivns)
c^trayar extrarayar
estrccho estricto
cutrenquc cstrinque tn'nquc (trin^
quctc)
288
e^trihar
estripar
fonil fundihuh fonerol fand/tffn
fHtribo
irijKtH
fonnndrta
foButana
fuhfftt
fonal fofttno
Juhin'int
farouiii
frudf
fr mir frcilt fretre
faciätol
falciMtorio
fray od./ra/rey
f(ir/ini(lil
/mrieiida
fragun
fül/rtca forja
J(l(lt(f(t
fniuja
frnnqueza
franquicia
faeua
hacina fayitia
fr f gar
frxcar
/".;■«
haza {funcia)
frentf.
frimtia
fdJnido
falcuto
frtiitrrt)
front er 0
ßiUihle
fuhble
frcmio
frdjnno
fdlUmiotti
) falimicnto
frio
frigtdo
[fnllir
fahr
friat friso
frtno frat
farpado
ärpado zarpado
fritsuelü od.
frezuelo; frieol od.
farseto od
falseto;fahopeto haUo-
frixol; fageolo (phrmeolumj
peto
frtäo
fruta
fusto
fausto
frutero
fructunno frutUr
favorido
farorito
fuego
foco
fehle
flehil
fuelle
fol (f Ollis)
Jieldad
fidcJidad
fucro
foro
Jii'Uro
fiUro
fuerte
forte fortis
fiemo
fimo
fündago
alhöndiga
ßjo
ßxo
ßmhria
fravja
gahtn
galaiio galante
fincavza
fmcancia
galdre
guelde Gueldrt od.
fino
finito
Gueldres
finta
ficta
gallega
galega
fistohi
fistida
gaigo
Gdllego gälico
ßamhante
flamante
galta
gdbata
ßamo
flaco
gamha
Jamba
flaut 0
flauta flato
gamella
gamela
fleje
flexo
garbanzo
orohanche
fleme
flehütomo
gastar
rastar
ßoje
y/ojo (vielleicht auch
garzo
zarco
fluxo flux)
garzo
agärico
floronco
furüncuJo
gayola
jaula (careola)
flotacion
fluctuacion
gemino
giminis
flotar
fluctuar frotar
genfalte
geriofalco od. gri-
flux
fluxo
falco
focil
fusil
gicfünte
jayan
focJia od.
foja od. floja; alhoja
Gü
Egidio
od. cd foja: fülica
gitano
egipciano
fogada
focata
golilla (el)
golilla (la)
foUe
folus (-oXX'.c)
golpon
cupö
fondo
fundo
golla gola
gula goles
289
(jotice
goz)ie
haJcche
alece
(fordo
giirdo
hastio
fastidio
gorfe
(jolfo
haz
faz hacia facie
gozo
g audio
facha (facies)
grado
grada
hehra
jibra
grau
grande
hecha
fecha
granado
granate
hechizo
facti cit) felidnt
granohJe
Grenohles
hecho
fecho facto
grancl
graner 0 granario
hcchor
factor
grao
grava
hechnra
factura
grapa
grampa
hechuria
facturia
graso
craso
hedrar
iterar
gratel
gratil
heja
ferula
greda
creta
helada
jalea od. gelea
grida
grita
heJguera od
falaguer ßUcaria
gringo
griego greco
hemhra
femiua
grirar od.
grihar od. drivar de-
henir
ßujir
rivai-
heraldo
faraxte
gromo
grrimo
herbero
herbario
gropo
grupo
heredero
hereditario
grnta
cripta
hcreje
her et i CO
groto
onocrötalo
hernuDio
germano
griteso
gros gro groso
herrar
ferrar
grullada
guruUada
herreu OSO
farraginoso
grnpera
gitrupie
hervor
f er vor
guardilla
bohardilla od. hoar-
hierro
ferro ferro
dilhi hnardiUa
higado
higdte
(von huf)
hilo
fei fil fllo flo
guarida
guarita
hilvan
filvan
(n'jf^
agiija (acucula)
hincar
fiucar
gulleria
gulloria
hinchar
iuflar
gurvion
gurhion od. fervion
hinchazon
inflacion
euforhio
hiniestra
genista gesta
hinojo
j)Utn'Ua(foeuicnhnu)
hahla
fala fähula
hinojo
genol {gcuuculinn)
haca
jaca
hirmar
Jirmar
hacha
fdcula
hirvieute
ferviente
haces
fasces
hita
fita
hacen
zähen
hito
fito feto
Jindero
fatuario
hoguera
focaria
hado
fdto
ho ja
fojn
haha
fulca
hojada
foUada
halcon
fahon
hojar
foJJar od. foliar
halconcte
falconetc
Jiohin
Jiohoido
halda
falda
liolgo
Jorto
C. Michaelis.
i:>
2110
luttliir
fulur
tUlpIli
griMpola
hnllrjo
fulicnlo
impinttn
tmpueata
hnllin
holli fitlnjinr
iiidufo
indico
hnmino
/iKiiiiro
inglr
angutnu
finintrillt'
homicidiu
mUrmfdm
entremts
luuiila
Infi da fitndtt
J&idro
Imdtito
hon du
Fr (Hl da
;^h,
iiiHula
hontht
ftnido prtfjoiido
hiHildl
hotiorar
Jahali
Jabari
horaniliii
Joiuiinhrc
JM.t
»tüßle
hoiftiiltt
ho reute
jabottera
saponarta
hornia
forma
jada
azada (v. ajtn)
ht>nnif/<)
hon/n tfd
Jahne (Jaiime Jagn) Jmnhn
hormif/utui
Jorniieuno
jaido Jald
: jaldre gualdo geldit
honuilla
furnulhi
jaleco od.
gileco chaleco
hör HO
fiirno
jalctiua
gelatina od. hfla-
hos CO
fo.sco Jil.stO
dina gualaiiua
hospitai ro
hoKpitalario
(v. gclarc)
hostal
hüspital hütel
julma O'l.
enjahna salma
h(tsticnt
h o.s l i(l vi 0
80ma sagma
liot^tifjur
jH.stiyar
Jaloque
siroco
hoi/uela
foveola
jamon
jamboH od. gambon
hoz
fdiices
jdndalo
andaluz
hoz
falce
jaquel
tchiquier
hnehra
o.hra Opera
jarcia
sarcia
huihrar
obrar opirar
jarifo
jerifo
hitehrcro
obrero optrario
jarope
jarabe airopo
hueca
(jiieea
(iforb-ete)
hueJr/a
fohja
jaudo od.
jaitto; enjabido inm-
hitcUa
folla fohl
j)i da 0*1. insipido
hucrca
horea od. forca
jazarino
jacernio
furca
Jane
semi sein i 8
hu er CO
ogro hör CO
jerga: »erga od. sarga: sirgo; se-
hucsa
fosa
jeringa
siringa \rico :
liucsa
osa
jerpa
strpa
huerio
huerta
jenilla
sercilla salcilla od.
hiie.sjyed
hospitc
asalcilla
hueste
hoste
jibia
sipia zupia sepia
hucio
ore
jiride
iride
JiKroHO od.
Jiorano foräneo
jirpear o(]
jerpear (wie p. 2>3
hitrgon
horcon furgon
steht) serpear
huso
fuso
jornal
diunial
joyo od.
Joyo luello loUo
Uhvi
Julian
joyoso
gaudioso
iman
diamantc
Juarda
auarda
21)1
.htfjo
.jiif/iie sKco
leckem
lactaiio
juiz
U".')^
ledra
ledo
Jumelds
gcmelas
lego
Idico
Jnradcro
jiiratorio
li'jo.s
Inenga hnija lonclia
juriKfo ü(l.
jariicü abejarnco
longa langa
jnstcza
jnsticia (el)
jnsli-
len
leiie
cia (1(1)
hngua {vi)
lengua (la) liiigua
JHzharha
dl n bar ha
( Joris
lenti'ja
lanteja lenticida
bar ha)
hnero
lignario
juzgar
judicar
leon
lerdo (altd. li
Icgion
lerdü) liirido
lahio
labia
lesion
lision
labradevo
laboratorio
Icste
cstc
luhrantc
hnirente hdtoratite
lesto
listo
lührero
laborcro
letania
litania
lacayo
laque
letrado
literato
lacio
fldccido
letrero
literario
Idcre
laca
lex da
ludia Iczda (Icvt-
ladino
latin latino
tum)
lag 11 aar
lacunario
levistico
ligi'istico
li(ja lasa lancha lasca hixa
legen da
legen da
lambel
arambel
lia
liga
lambrija
lombriz
liar
ligur
l am in er 0
laminario
licor
licitor
lana
hdja (})[i'. laii
r)
lidiar
litigar
hl na
bona läniiua
liento
Icnio
lande
gl an de
lienzo
linteo
landra
gländala
ligazon
ligacion
lanera
lanai'io
ligustre
ligustro
langosta
locnsta
lijar
lisiar
lantejuehi
lenlejiicla (v.
h'tili-
liuio
linibo
citla)
lindano
limitänco
lapadiar
lapazar
lindar
limitar
lasitud
laxitud
lindcza
liuipieza limpideza
laso
laxo
linde
limitc
lastimar
blasfcmar blasmar
lindo
liinpio limpido
l((f<tre
lastro od. l((6
to
lincra
linario
lauda
l dpi da
liiia
////o linca
lau na
lägano
lirio
/^v
lavadero
laratorio
lisonja
losanje (huidcmia)
lazar o([. cnla
Zar laccar
lista
ristra
lazrar
laccrar
livio
liüido
leal
legal
lirradd
licrea
Icaltad
hgalidad
loa
laude luaa
Icbrel
lebrcro
lobado
lobato
10*
2i>2
hihrrpo
iMffiihrc
mnrßio
mache vttutUt man-
Intfro
lurrn
culo
linno
Invnt IiiIki lumho
viadtru
mtulfro m'ttrna
{Itimhiis \
madrigal
mandnai
lomlo
Lötnlres
viadritjuera
mntricaria
Innjtl
Inf/in (dthch. luul/Ju)
madriz
Vi
hiui
liitca
mfulrnna
m<ii, '.,..'
liii hti
litto {Inctun)
mae^a
vtacttra
Imio
Imitlo
maeae
maeso ma»r maestro
liiffxr
liwal
'ro
litir
liidir
Ittjacion
In.i (itinn
mnentral
magtutml
lumbrcra
/itutliraria hnni-
mnitin
uiatutifio
naria
viujuelo
maUolo 0(1. viniioh
hniar
luuario
vmletia
malatia
litten
tufirudit (jlätcn
vialcza
mulicia
Int OSO
hicttto.sa
malinii
maligna
Lttzbel
lücifer lucifcro
mallo
viacho imnrctiht«)
Mallorca
majori ca
mamaluto
viavieluco
Iladon
lodoüo
man
mano
Ihuja
jdaga
vinncha
malla macla made
llama
Jlama
mäciila
llamar
dawar
mandadero
mandatorio
11 (Via
plana
mandado
man da tu
llaneza
planicie
mändola
bdndola bandurria
llano
plauo plan piano
pandurria pan-
Ilauta
jdanta
duraod.i>andora
Hauten
plantaje [plantagi-
panduria
uem)
mangual
manual
llanio
plauto
Viani do
nianida (v. mwtere)
llapa
lapa
m an ija
manilla
llares
lares
manjar
manducor
llatir
latir [glatire]
manojo
manopla
llave
clavc [el) dave (7a)
mansion
vieson
llccho
pleita [plidta)
VI an so
niansucto
11 c gar
plegar jdicar
viantel
mandil manttlla
lleira
glcra od. glarea
manudla
manuda
llenero
plenario
manego
maniego
Ueno
pleno
vidqidna
Viachina
llevante
levante leveute
mar dl ante
merchante
llevar
lerar
mareada
niarea
llorar
plorar
vidrfaga
mdrfega
llosa
dausa
marfH
aljil od. arßl
Uuvioso
plucio60
margajita
marqiiesita
203
margenar
marginal'
midgo hidgo od. bicldo od. vuldo
marmcüo
mcmhrillo {mch'me-
od. viendro [ven-
]mn)
tüus)
mcis
mauso {maiitiHn)
viiente
viehtc
mascar
masticar
migraha
hemicriuiia .
mascujar
mascullar
mijo
milio
mdtadero
matador
Millan
Kmiliaiio
711 a I/o
majo
mina
heninia
mazar
macear
minencia
€7)1 inen da
maznar
macinar
mirador
7niratorio
mäximo
vidximxm
misero
niiaario
meaja
mcdaUa metdlea
mochar
nioziiar iniUilar
meda
fneta
mocho
mozo iHotilo mütih)
mediado
mediülo
inocoso
inncoso
medrar
mejorar
viüdd
7nodo
Meje
mcdico
mojo moje
7noU(i iniid/e (<()
mejido
mecido
7nole 7nnUa [mo-
mejUla
maxila
Uis)
melecina
medicina
molde
7nödnlo
memhrillero
memhriUar
molleja
moU'cula
menar
ininar
inondo
mundo
mencar
inancar (v. manus)
vionedas
7nonis
menester
ministcrio
monedcro
monetario
menestra
ministra
vionedera
7non Ctoria
menestral
ministerial
monje
Mönago
menestril
ministril
movjil
monadllo
meiigala
hcngiihi
viona
mona (it. monna)
menfniar
mirmar
viO)itnje
7no)itazgo (montati-
mevjurge
mejurgc ( v. min-
aim)
cere )
morcülo
murcil/o 7HuredUo
mcnoria
minoria
mordazd
in ortaja
menU'ra
meutida
mordientc
mordente mordanle
menndo
minnto mimita
morgado
amorgado (von
meollo
mcdida
arnnrcu)
merJa
menda
moro
maitro
viermar
miuimar
mortandad
niorlalidad
mesta
mista mi.vta
inoxradd
miiscdto
mestnray
miaturar od. viijc-
mortiguar o
d. aniortignar inorli-
turar
ficar
mesura
mensura
niogn
7nodio
mesitrar
meusurar
mucrc
muco
meya
media
mudiignar
muUiplicur
mezclar
mescolar
viudar
midar
midfja od.
inclga od. mclca uti:-
VI lieble
niövil od. mdbiJ
diva
viifcUc mud
t nwle (inolc!<\
21M
ininritiii
tlUtrlin
itrrhilla
urrhilla
iiiininliiy
iHOnifior iiinfiitor
itrdrntifio
fffdenato
uiiirid {stilmurrn) iihnm i
ordrnnr
nrdifiar
inni irnilii
vidreiidn
ttreja
auriruta
Hl US In
m 11 Hl 11 In
orinoMo
riiffinnMo rriigimnin
VI inj
nnnlm vinlli . . .
orcMjtr
aiii
orlnu
(JrlrunM
orttadn
ormtlo
miinr
ndi <ir(t
tniilii
)idtn (fialits)
ororiflatlo
vndulaäo
iiuiltiili rii
lidldlniin
ostfiffd
untngn
Udo
iidic
Ofttiarin
iijifT od. hujifr ^'^
)i(i(iii
)idtirn
hiji er od. la
iKinijii
nnvalla (nnraaila)
ottro
ultario
oval
onajo
iwrcf'drin
ncrcscr
neguijdu
vcguillnn (v. iiiz/et)
overn
nrario
VVffni]l(t
tief/rilhi (v. tiiger)
nfila 0(1. nijci
(i niel (V. niger)
jiahellnufidn
pdj^ilinftadn
pahio
pähulo
ncsffo
iie.xo
Veto
nltido
pacado
pncato
nicto
)lCjtntC
))ihiimo (mimmuin)
jtacif/unr od.
apari/funr paciti« ar
■)ilno moiino
padron
patron patrono
n och er
vnuclero
pnflon
phifotl
nocrc
noque
pago
pagado
undo
nndo
paiJa
padella
vouihrar
7i0)ninar
pal
pnio
homhrc
nihil er n
palahra
parahola pnröla
)io sc
no saho
parla
nucro
nnvio
paladin
Palatino
paliza
haliza
pahnero
palmar pahnario
i>h{s2)a(lo
episco2)adn
painmar
palomero
obJdda
oblato ollen
palurdo
halurdo
obolo
övulo
pdmpano
pdmpol
ocliaro
octovo
pauizo
paniceo
0(1 rem
utrero
pauo
pana
oidor
auditor
papel
pabilo pajji'rn
oidorid
auditoria
parangon
paragon {para-con)
ojera
hidlera ncularii»
pardo
jidlido
oledero
oledor
pdrrafo
parrdgrafo
olfatorio
olfactorin
parte
jydrtes
omhligo
umhilicifJo
partija
particula
onza
imeia
pasmo
es pasmo
opuesto
opösito
pata
pate
ora
hora
patena
patera
orca
urca
patrullar
jjtttullar
29:)
poyo J*cIai/()
pazgiiate apacifjnado [paci-
ficatum)
pcal pedal
})Cana od. peaha; 2)eldaho; pc-
däneo
pc.bete pidnhte
pehrado pure
pechar pactar
pecho peto
pecho pauta pado
pedazo petcquias
pedrero pedrel petrero
pcf/ado pegata
peffKJid od. pcujal; pecidiar
peje pez piscis
pejif/uera persi curia
pcUirchi pelüdcro
peJero 2)eraüe od. pdairc
2)elitre od. piretro belitre
pelosn ])eh(S(i
pclota halota
pdla hala jnla
jJcUeJa pelkulo
penn ijena (pennu)
pendencia ^>eM«<ewc/a
pendula pehola abcnola
(pennida)
pensionero j)c«s2o;?rtno
pehol penol peudol piin-
dido
percha pertiga pcrtica
percgrino pelerina
pereza pigrida
perlätico paralitico
p es- pries pos (post.)
pesar jtcnsar
■pesca; prisco od. alprisco\ albd'-
diigo od. alpcrsico; alberge;
pi'jego ; pcrsico
pestiUo pistilo
pezuelo pedolo piezgo pc-
dicalo
jiicado jiiqui'
pidie pez {picam)
jtiIdor<<
pUidu
inncel
penicillo
pindiar
jyiuzar
piojoso
pedicaloso
jjistacio
alföcigo od. al
fistigo
pixide
busto (woraus bn
bruces s. oben)
plantd
plantario
jtlaticar
pradicar
pldtico
prädico
platija
platilla
plaga
j)laga
jdaza
plätca
plazo
pleito pldciio
plcgar
plicar
plegaria
precaria
pleitear
pretear (v. p)leito)
pliegne
pliego ptlica
plomazon
plumazon
plumero
plnmario
poblaclio
pöpaladio
pobo
chopo {pop\di(s)
podar
2)0 tar
polir
buir
polvareda
2)olrorcro
ponce
pömez
ponientc
ponentc
ponzona
pocion
popar
2)alpar
porche
portico
porfla
perßdia
porro
porra
posa
pausa
postilla
pustela
postura
2)0situra
potajcro
2)ot(ijicr
poteuza
poteiicia
poyo
podio
pozal
2)utcal
2)rebostc priostc prcpucstu prcpo
sito
prehecJio prefedo
2)rdal od. pdral jicdural
prcz jircrio
29G
jinnuru
jjruutino
reut
regtü
pritiion
prehruHtou
reaUß
reis
jnitjntfstu
jnitjioHtto
rehoUo
repoUo {y. puluhtre)
j)iorn/n>
2'roretto
recado
recaudo (r, recnjii'
prormznl
2'roviutinl
tare)
2>uhliV(t(ltt
]iuhli('(tla
receta
recepto
jHtilirntr
2intfntt:
retetero
rerriario
jiiuhit/ryo
jiHilridor
reahinilr
rfciptetitr
Jim hl
jiiirhlo 2'"2'"f"
recio
rigido rija
])ili\st(t
2)<>sta 2">>'to
recua
recora (arah )
j)uj(ir
2ntisur
tecuero
recorero (arab.i
jmh'cla
])ucelu
recitdir
recutir
pulican
pilican pclicano
rededor
derredar (t. dtre-
jinllcnta
jjuletita
trttm)
jiidjiito
pupitrc
rcdoudo
rotuuda TOtouda
piilpo
jiolijio
ronda
2>iilsiro
pulburio
redencion
ranzon
pmicJia
2) 1(11 tu
redro
retro
2)unc/i(ir
2)nnzar
redrar
rendar reiterar
jtuntation
puntuacioti
redruejo
redrojo
jnnital
pioitital
reducho
reduta
2)i()itar
j)U)iti(ar
regada
reg ata
2)U)itcl
jJiüiiero
regaJo
regelo
2)Untosidad
j^iDituoüidad
reglar
regulär
punzon
inmciun
regüeldo od.
revueldo od. rehüehh,
od. hueldo
; rerueUo
qxchrar
crcpar
reja
retiatla
qucdar
quitar quictar
relevado
relere
quedo
quito quite quieto
r ehe 10
relief
qucmar
er (mar
remesa
remisa
qucsado
cascato
renda
redita
quif'to
cuesta
reugJon
reglon
'
rengo
renco
raho
rapo
repjlegar
replicar
raigar
radicar
reproche
repropio
ralo
raro
repuesto
rejioste
ramo
rama
requesta
requisito
rapado
rapc
resoUar
resoplar (v. sußar)
rato
rapto
resurte
resorte
raudo
räbido (oil. v. rä-
respetar
re^pectar
ptido)
respeto
respecto
ras
raso
respetoso
respetuoso
rasgar
rascar
retar
reputar
raijo
raza radio
retrafar
retractar
razon
racion
retrat 0
rctracio retrete
•29-
reirechero
retiterto
revendicar
reves
revesa
revesar
revoqtie
rezar
rezno
rihera
riesgo
riincro
rivgla
Hz cd
robin
rohJar
rohle
rodar
roela
rolde ruejo
romadizo
rondel
ropa
roser 0
rota
rotiira
roija
rua
rueda
ruido
rvjiar
nimo
rntinero
aahorgar
sacalina
saeta
saetero
retreiera
riorta retorta
revwdicar rerau-
char
revieso rehoso rc-
verso
rebeza (v. rerersus)
rehosar rehozar re-
versar
rei'oco
recitar
ricino
Vera ripuario
risco
rimario
regia regula
ricial
rona roya roh ig ine
roborar (v. robiir)
rohra (v. rohnr)
rotar
rodela (v. rota)
ruello rollo rötujo rol
reinnatiamo
rondö
roha
rosario
ruta raiita
ruptura
rubio
arruga ruga
roda rota
riigido
ruciur od. rociar (v.
rociodA.roscidus)
ruinho
rutinario
sahorcar
sacadiiia socadina
sagita
sagitario
eagerida od. satureya ajcdrea
.sagra sacro
sagramiento sacratnotto
C. MiCUAKLIS.
zahi}ia (öOgina)
saJador
sargnera sargal sn-
licario
saloma\ zalema od. celema; za-
lama (j»^Lw)
sosa
sausier
selvätico
sa7i to
sanguis
santnario
santificador
santificar
insania
sirviente aerjente
seso (Stein pg. seixo)
sayo od. sago ; zaque; jaco ; saco
{saJicein)
saz saiice
sazon estacion
secaria geera (pg.)
seceno ; seiseno; sesen od. seiscn
sama
saladero
saJguera
,saJsa
saJsero
salvaje
San
sangre
s anter 0
santignador
santiguar
Sana
sar genta
sa.vo
secrcstar
secretero
stellend a
seda
sede
seglar
segun
segioidar
sellado
sellar
seUo
selva
scnuüiero
semhjar
sembrar
sencilio
sendos
seno
senoso
sc na
senal
sePtar
secuestrar
secretario
secansa
Jeta setcf
seo
secular
segundo
secundar
sigilado sigilatu
sigilar
sigilo sigja
silva
semanario
siinilar od. siiiiHhir
scmi}iar
simplecillo
singulos
sien si)io
sinuoso
sine sigiio
sciinclo sign('icit/(j
signar
20
298
sehero od. sendtro ttiiiffiihti
tteiior Hcor ttor tiur afnior
urpaid gi-padcn
scrrniula t*erinut<i
hcrrado scrmtit
S*'Mtna SCJUlll
HCüO btHbO
Hctü Ceuta {Hueptnm)
seijfjite Bediente
sicff(i)itr secatiti'
nicrra cerro
niesta sesto Sirto
sileuciero siJenciario
sisero cinorio
sohermio superntn) uA. so-
]>r(ino
,sohynr snjiernr
.sobrc siijtrd . . . (od. 8U-
per ...
i^ohrtlm: sohrcfaz
sobretodo sortü
soez sucio {sucidits)
iiohhd' fiolidnr
soh'düd Saud ade
soliman suldimado
soliviar (alt subkvar ,
sollerar]
soltero solitario
solviente solvente
soUamar soflamar
sonia suma
somero sumario
sonada sonata
soso zonzo insulso
sospecha suspecto
sueldo suelto (gediegenes Metall)
soldo sölido saldo ^oda
suelo sölco
sueno son
surgidcro surfiidor
suro Sifbcr
siirdir surgir
sursida surgida
iabaola
batahola
tuhlrro tahjar tubufano
tacfion chaton (». dtich
jdatt)
tuiwado temudo ^pg, u, al«M>-
teiniado)
tujo tau
talento talante
talque talco
tnUnr talar tajar tarjar tnlear
talU taUo
tauen taca
tnnda tanta
tattienle tangrfite
taranlla trartila
tarde tardo{a)
tarea tarifa
tarja taja (v. taUare)
tarraja terraja {\. terelrumt
tarrina terriua
tartarugn tortuga
tasar tachar tascar taxar
taurete taburete (v. tambur)
tea teda
techo tceto
teja iegula teda
tejero tejar tegular
tejido tisü
ielero telar
temblar tremolar tremular
templadura iemperatura
temjilar temperar
temporero temporal tempo-
rär io
tcnallon tetiazon (v. tetia-
cula)
tcndiente tendente
teniente tenante
tenzon tension
tercer tercero
terrontera torrontera
terzuelo torzuelo
tesoro tesauro
testiguar od. atestiguar testi-
ßcar
tez terso
299
tihio tepido
tieso teso tcnso toesa
tiesta
tija
tihU
timhre
timonel
tiiia
tinte
tiricia
tizne
toha (Distel
Stengel)
tohillo
tocada
tocho
toJdo
towadero
iou
toncl
tonga
tonto
topera
topa
testa
tibia
tittdo
tempano tuupano
timoncro
thiea
tinto
hictericia
tizon {titionem)
tuho
tuhiUo
tocata
estidto
tolo {tholus)
tomador
tono
tunel
ttüiica
atönito
talpaire talpario
tcdpa
torcha trocha tuerto larta torto
torche iruj trocla törcido
torditja
torya
tornar
tornillo
torno
toro
Utrdüjd
tuerca
turuar
turnillo
turno
tmiro
torzon od. iorozo» ; tarazon
sion
toy
tosco
trabajo
traicioii
trat na
tndesco
trebejo
tradicion
treua
trajin trajino trahino treu
trampa
trancc
trcoiquiJ
tranzadera
trasdos
traste
trapa
tränsito
tranquUo
trenzadcra
frasdoso
tüsto
trastrueque trastrueco
traves travieso traversa trasves
transverso
traveser tracesero
trebedes tripode
iribol trifolio
trecho tralo tracto trete traue
treinentina terebentina
treta trata
treudo tribnto
treznar trenzar (v. trichia)
trillar Uibidar od. atri-
hidar
tronco troncho tronzo trunco
troll adera tronatorio
trozal torzal (v. torquere)
trozo tirso ton^o
trucno estruendo troii tronido
{tonitrum)
trueque trueco
trufa turma turba (v. tu-
ber)
trujal torcular
trujima}! truchaman
iucro toro
tufo lifo
tulipan turbante (ar.-pers.)
turba tropa (tropus)
turbio tolra torva türbido
turmoso tuberoso
tuson to}tsio)i toison
U)l
uuo
Ksia
vuestra senoria
usted
vuestra vierced
KZ 0(1.
hu:
nrce
uzo
Ostia
va
vade
vaco
vacuo
vagar
vacar
vaho
bafo
vaina
Vagina
r(d
VüUe
rar ade ro
varador
3(Xi
rattcuence
rrdn
r einten
rejitm
rcUir
renudero
rinfiar
itrde
venjii
rcnjitcuza
reriijitar od
verja
vertue
rcrviejo
vero
vcstero
veza
rezo
via je
viandero
vidrado od.
vidrio
viejo
viente
viUaje
vil
viola
virote
i'isera
crräaeco (v. viridio)
VtUfCüuico
Veto
reititent)
rrsica
vigilur vigiar
renatorio
vindicdt
ririo viride
rirfßfi
verrenn diu
aitri(juar vcrificar
virffuhi
venuinis
rerifiicitlo
vario
rcutuario
vicia
vicio
vidtico
liv ander 0
vidriado vitre
V itreo
viedro (Murvicdro
etc. veiithi.sf
videnie
liUazgo {viU-a(i-
cum)
vilo
vigui'la
viruta
viscd
visipertt
viäla (el\
tu ' i ■■
vocero
volcan
roltero
voluutario
vtthjüda
yema
yero
yerto
yesca
yeso
yogar
yutita
rigperag
vista (/a)
rtraf/ue
vivar rieario
vorario
nilcan
rtfltaho
rolontf r
vulgata
gema
ervo
jertas hirto
esca
gipso algez
jugar
Junta
gacre {oxi-zacre) säcaro azücar
Zaire zafir (arab.i
zamboa acit/iboga larab-j
zampoiia sinfonia
zaquear saquear
zarcillo cerddo icircdlum)
zarrupastruso od. zarptostrofnj za-
parraatroso (dtsch. harj))
zopo zompo
ziia od. zuda; azua od. oznda
zumaca semaca
zuiio ceno (cincinnui))
zttrdo snrdo.
Druck von F. A. Brockhaus in Leipzig.