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STUDIEN
ZUR
ROMANISCHEN WORTSCHÖPFUNG.
STUDIEN
ZUE
ROMANISCHEN WORTSCHÖPFUNG
VON
CAROLINA MICHAELIS.
LEIPZIG:
F. A. BROCKHAUS.
1876.
SC
Das Recht der üebersetzung ist vorbehalten.
MEINEM FREUND UND LEHRER
CARL GOLDBECK.
i
Vorwort.
Dass dieses Büchlein denselben Titel trägt, den der
Meister romanischer Philologie unlängst einer seiner kleinen
Schriften gab, möchte, weil es einer Unbescheidenheit ähn-
lich sieht , eine Rechtfertigung . verlangen. Ich kann nur
die eine, doch wie ich glaube ausreichende geben, .dass die-
ser Titel — und dieser Titel allein — wirklich zu meinem
Werkchen passt und zwar nicht minder gut wie zu dem seinen,
ob auch der Inhalt beider ein ganz verschiedener ist.
Als ich die Ankündigung von Diez' „Romanischer
Wortschöpfung" las, nachdem meine Arbeit im Manuscripte
längst vollendet dalag, fürchtete ich halb, halb hoffte ich
darin wiederzufinden was meine Studien über jenen Gegen-
stand mir an Resultaten zugeführt hatten; jedoch vergeblich:
die Punkte welche ich fixirte und um die ich Kreise zog,
sind ganz andere, als diejenigen, welche sein Augenmerk
auf sich lenkten. Die Selbsttätigkeit der romanischen
Sprachen, die Art wie sie sich vom Lateinischen lossagten,
um ihre eigenen Wege zu' wandeln und sich zu bereichern,
gerade was also recht eigentlich romanische Wortschöpfung
genannt zu werden verdient, Dinge die aber Diez, wie sein
Vorwort noch ausdrücklich sagt, nicht in seiner Arbeit
nachweist, hatte ich zum Gegenstand meiner Untersuchung
gemacht. Freilich ist dieser damit nicht im entferntesten
erschöpft. Ich weiss sehr wohl dass was ich biete nur
Stückwerk ist, und dass dieses Stückwerk nicht einmal im-
mer* so beschaffen ist, dass jes bei späteren, grösseren Bau-
ten unverändert benutzt und verwertet werden dürfte; ich
weiss dass hier zu wenig und dort zu viel geschehen ist.
Darum setzte ich dem Titel „Romanische Wortschöpfung"
ein beschränkendes „Studien zur" voran, hoffe aber trotz-
dem, dass wenn ich nur einiges von dem vielen Neuen, das
auf diesem Gebiete noch zu erforschen bleibt, gesehen und
VIII
recht erkannt habe, meine kleine Arbeit trotz ihrer Unfer-
tigkeit nicht ganz verachtet werden wird.
Ich weiss auch dass der Fehler, schon derer die ich
selbst erkenne, manche da sind; z. 6. viele Einzelnheiten
in der Anordnung der Listen. Der schlimmste aber wird
in den Augen der meisten ein anderer sein, der nämlich,
dass viele der Etymologieen die ich in den Listen der spa-
nischen Scheideformen biete, ganz neu sind (vgl. S. 220)
und dennoch hier ohne Beweisführung in die Reihen der
unbestrittenen, längst anerkannten treten als stände das
Factum auch ihrer Gültigkeit bereits unbestritten fest. Zwar
sind nicht wenige davon für mich in der Tat sicher gestellt,
für meine Leser können sie es jedoch nicht sein, da ich
ihnen in dieser Arbeit das zu umfangreiche Beweismaterial
nicht vor Augen führe, das ich für eine jede der aufgenom-
menen Etymologieen gesammelt bereit habe um es einem
der Vollendung entgegengehenden spanisch-portugiesischen
Etymologicon einzufügen. Andere Etymologieen sind auch
für mich noch nicht vollkommen gesichert. Dennoch konnten
diese wie jene hier nicht gut in anderer Form als der der
Behauptung auftreten, wollen und können aber trotzdem
zunächst nur als Conjecturen und Hypothesen betrachtet
sein. Vielleicht wäre es gut gewesen das Etymologische in
einem Anhang beizubringen: ich tat es nicht weil mir sein
Stoff unverhältnissmässig gross schien, bei der fast gleichen
Form und dem fast gleichen Sinne mehrerer Scheideformen
aber ein und dieselbe Herkunft auch dann schon anzuneh-
men ist, wenn sie überhaupt noch für keine derselben mit
Sicherheit ermittelt ist.
Des Tadelnswerten, das ich nicht erkenne, wird noch
ungleich mehr vorhanden sein; dafür erbitte ich als Gunst
% eine recht eingehende und scharfe Kritik. Belehrt und
unterwiesen zu werden, ist, selbst in den Augen mancher
Dame, nur dankenswert und würdig.
Berlin, im Mai 1876.
Carolina Michaelis de Vasconcellos.
Den Romanischen Sprachen ward und wird noch oft und
ernstlich der Vorwurf der Armut gemacht: oft und ernstlich
sahen sich daher die Freunde und Vertreter der Romania ge-
zwungen als Verteidiger ihre Stimme für sie zu erheben, als
ihre Ritter eine Lanze für sie einzulegen. So oft sie aber auch
in diesem Kampfe schon glänzende Siege über ihre Gegner er-
fochten haben, ich glaube dennoch dass die Waffen noch nicht
ruhen dürfen, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen, dass
noch manches Neue zu ihren Gunsten zu sagen ist, dass z. B.
ihrer freien schöpferischen Tätigkeit noch eine grössere Würdigung
als bisher zu Teil werden kann. Freilich muss man zuvor auf-
hören in ungerechter Parteilichkeit mit dem umfassenden Familien-
namen „romanisch" im Grunde nicht mehr als eine der latei-
nischen Töchter zu meinen; den übrigen aber, welche die er-
erbten Verwandtschaftszüge ungleich schärfer und treuer bewahrt
haben als das Französische, zugleich aber ungleich freier, natür-
licher und kühner in der Bahn ihrer Entwickelung vorwärts
gingen, ihnen muss man mehr als einen beiläufigen, oberfläch-
lichen Blick gönnen, und was von jener gilt nicht ohne weitere
Prüfung auch auf die anderen übertragen. Dann wird man besser
und in mannichfaltigerer Form als bisher sehen und zu beweisen
vermögen dass, wenn man eine Parallele zwischen dem alten und
dem neuen Römerreiche zieht, wenn man ein Mal die Masse der
Begriffe abwägt, welche beider Sprachen überhaupt mit Worten
zu decken wissen, ein anderes Mal die Art in der sie es tun,
die Masse der Mittel, welche ihnen zu solcher Deckung über-
kommener und zur Gestaltung neugeschaffener Begriffe zu Ge-
bote stehen, dass dann zweifellos die mit schwerer Waare be-
C. Michaelis. 1
lastete Schale die des neuen Reiches ist. Was ciceronianische
Beredsamkeit auch von dem Reichtum der stolzen lateinischen
Sprache sagen mag, so donnernd sein ceterum censco latinam
linguam non modo non inopem \d vülgo pidarent sed locuplc-
tiorem etiam esse quam Graecam vielleicht noch in "einigen Ohren
widerhallt, unwiderlegt wird doch bleihen was Lucretius in seinem
unsterblichen Gedicht so oft als patrii scrmonis egestas (I, 832.
III, 260. 1, 139) betrauert und was auch Seneca verlorum paupertas
irnmo egestas (ep. 58.) nennt.
Wohl ist es wahr dass die Tochtersprachen viel von der
Eigentümlichkeit und der Schönheit des Lateinischen eingebüsst
haben; doch fehlt ihnen darum nicht alle Eigentümlichkeit und
Schönheit. Und ist es erlaubt den Satz nous avons tous les
defauts de nos qualites umzudrehen und hier anzuwenden, so
darf man sagen: was jenen an Strenge, Schärfe, Formvollkommen-
heit und Klarheit verloren ging, das ersetzen sie durch grössere
Freiheit und durch grössere Mannichfaltigkeit in der Verwendung
ihrer Bildungsmittel: Vorteile die bei der unaufhaltsam weiter
strebenden Geistesentwickelung unserer Zeit, bei dem steten Zu-
strömen neuer Begriffe, Anschauungen, Vorstellungen und Ideen,
die das Fleisch des Wortes anziehen wollen, bedeutend höher
zu veranschlagen sind als die knappe Gesetzlichkeit, die lichtvolle
Einfachheit der Antike. Weniger klar und schlicht als diese
mögen sie sein, weniger reich sind sie in keinem Falle: ihr Wort-
kapital ist bedeutend grösser als das der Muttersprache. Dem
Deutschen gegenüber ist der Vorwurf der Armut freilich voll-
kommen gerechtfertigt, doch berührt er die Schätzung ihres
Wertes weniger nahe, und muss obenein natürlich, sobald die
Einzelbeweise zusammengestellt werden, manche Beschränkung
erleiden Jede Nation hat eben besondere Seiten in ihrem Cha*
racter und in ihrem Leben ausgebildet wie ihr Land seine be-
sonderen Früchte zeugt, und die Worte mit denen ihre Sprache
beides zu malen meint, sind ihr gerade so eigentümlich wie
.jene Früchte dem Boden ihres Landes. Sie können niemals von
Fremdlingen treu und lebenswahr copirt werden. Auch die deutsche
Sprache kann also nicht in allen Punkten die reichste sein: ihrer
ausgebildeten und fein nüancirten Gefühlswelt rückt z. B. der
Romane mit einer festen Phalanx ritterlicher und galanter Ge*
sinnungen entgegen: beider Termini wird der gewissenhafte Geistes-
dolmetsch für unübersetzbar erklären. Und so fort! Es ist jenem
eben so unmöglich aus einer Sprache adäquat in die andere zu
übertragen wie es der lebenden Sprache überhaupt unmöglich ist
adäquat wiederzugeben was der Mensch denkt und fühlt. Ihre
Ohnmacht dte leiseren Gedanken und Gefühlssphattirungen nach-
zuzeichnen muss ein jeder unmutig nur allzuoft empfinden; ihre
Unzulänglichkeit beklagt der moderne Dichter, und wir mit ihm,
so oft er in nur scheinbar sinnlosem Pleonasmus Beiwort an
Beiwort reiht, um dem blassen Schattenbild, das er von seiner
Anschauung durch das Medium des Substantivs zu entwerfen ver-
mochte, Strich für Strich durch angefügte Adjectiva die Farbe
des Lebens anzupinseln und eine volle der inneren Wahrheit treu
entsprechende Verkörperung derselben zu erzielen. Annähernd
kann er es erreichen; ganz gelingt es ihm nie. Wie wäre es
sonst möglich dass wir so selten einmütig ohne Frage und
Zweifel zu behaupten wagten: dies oder das hat der Dichter ge-
meint; und dass von hunderten jeder nach eigener Auffassung des
Dichters Vorgedanken nachdenkt und auslegt? Das Wort ist
ein so flüssiges, flüchtiges Element dass es sich ewig bewegt und
umgestaltet: nicht zwei Mal taucht es aus den Wassern seines
Lebens als dasselbe hervor; jeder Mensch fasst es so oft er es
denkt und spricht in etwas anderem Sinne. In ein und derselben
Form, äusserlich unverändert, muss es also den stets anders ge-
faxten Inhalt eines Begriffes zur Darstellung bringen, da die
Menge der Worte für die grössere Menge der Gedanken nicht
ausreicht. Die Sprache muss sich damit begnügen mit einem
Hauptmerkmal der Dinge ihr Wesen zu bezeichnen und es jedem
Einzelnen überlassen aus der Erinnerung oder der Phantasie die
Melodie zu vervollständigen deren ersten Ton allein sie anzu-
stimmen vermag. Sie ist arm an Mitteln, dem Reichtum an
Zwecken gegenüber, die sie mit diesen Mitteln erreichen soll.
Mit einem unendlich kleinen Vorrat von Lauten muss sie hans-
halten, unendlich wenig Elemente zu unendlich vielen Erschei-
nungsformen verbinden.
Als allgemein menschliches Mittel der Gedankenmitteilung
betrachtet, ist die Sprache also wirklich arm. An dieser Armut
haben alle einzelnen Sprachen Teil, folglich auch die romani-
1*
sehen. Ein Mangel aber, der allgemein und unabänderlich ist
braucht keinem Einzelnen vorgeworfen zu werden. Ihn tadelnd
immer wieder zu erwähnen, sein nie angezweifeltes Dasein immer
wieder zu beweisen, ist ein unnützes, interesseloses Spiel. Und
diese allgemeine Bedürftigkeit der Sprache fassen auch die Tadler
der Romania nicht ins Auge, auch nicht ihr Verhältniss zum
deutschen Reichtum; auf das Lateinische wird mit vollem Recht
der eigentliche Nachdruck gelegt. Während sie aber in den
beiden ersten Fällen ein Recht zu tadeln hätten, haben sie es
gerade im dritten Falle nicht. Schon die Theorie aller Sprach-
forschung, schon der Geist der sie belebt ; stellt dies fest noch
ehe Praxis und Wirklichkeit die Erfahrungssätze geliefert haben
aus denen die Theorie sich erst ergeben sollte, die' Theorie dass
die Sprache allmählich wächst, dass sie versucht jenem ihr an-
haftenden Mangel mehr und mehr abzuhelfen. Wie sie es zu
Wege bringt und bis zu welchem Grade des Wohlstandes sie sich
erhoben hat, das allein ist wertvoll und wissenswert.
Wer nun mit der Absicht dies aufzuspüren dem allmählichen
Wachsen der Sprachentwickelung in rückläufiger Bewegung bis
zu ihren ersten Keimen folgt, wer sich von einem der grossen
Sprachenkenner dieser Tage — mit denen zusammen zu leben
und deren Forschungen nachzugehen mich glücklich macht —
im Bilde die Urgeschichte der Menschheit, ihr erstes Erwachen
zu Vernunft und Sprache weisen lässt, der sieht in wechselsei-
tigem Wirken auf einander beide allmählich reifen, und vom ersten
Erfassen bloss der'Extreme aller Beziehungen , des bloss sinnlich
Greifbaren sich zu immer genauerem , feinerem Unterscheiden und
Bezeichnen der Dinge und Gedanken hindurcharbeiten. Oder wer
selbständig den Gang der Sprachentwickelung an einem Kinde
oder an dem den Kindessinn am besten wahrenden Volksgeiste
verfolgt, und an ihnen in grossen, vereinzelten Zügen noch ein-
mal nachlebt was vor Jahrtausenden das Menschengeschlecht in
seiner Jugendzeit durchlebte, der erkennt an der Naivetät des
Kindes, dem z. B. noch jeder Mann Papa oder Onkel ist, jedes
Tier ein Pferd oder Hund, jede Mehrzahl fünf, jede Farbe
rot oder beliebige andere zuerst fixirte Farben, Zahlen oder
Tiere — der erkennt daran das Verfahren der Sprache wieder,
zuerst eine Fülle von in irgend einer augenfälligen Beziehung
gleichen Dingen mit einander zu verwechseln und unter einen
Begriff zusammen zu fassen, und erst nach und nach ihre Ver-
schiedenheiten, ihre Gegensätzlichkeit in anderen Beziehungen zu
bemerken und dem Bemerkten einen Ausdruck zu geben, das
Verfahren vom Rohen, Groben, krass Geschiedenen zum Verstehen
und Bezeichnen immer zarter feiner und schwächer betonter
Unterschiede vorzugehen. Er lernt auf diese Weise dass die
unendliche Mannichfaltigkeit der späteren Zeit immer auf wenige
Einheiten der Vorzeit zurückweist; und vergleicht er dann z. B.
die Fülle der Sprachen mit scharf ausgesprochenen individuellen
Zügen welche sich aus der ursprünglichen indogermanischen Ein*
heit entfaltet haben; und die Wortfülle der ganzen hohen Familie
oder auch jedes einzelnen ihrer Glieder in seinem gegenwärtigen
Bildungsstadium mit der kleinen Zahl ursprünglicher Elemente
oder Urwurzeln aus denen sie aufwuchs: so kann er nicht ver-
kennen dass, gleichwie der ganzen Natur, so auch ihrer vor-
nehmsten Schöpfung, der Sprache, vor allem der Trieb zur
Sonderung, Individualisirung, Specialisirung und Differenzirung inne-
wohnt. Kurz er wird aufhören über die Armut der Sprache
zu staunen und wird vielmehr über den Reichtum staunen, der
aus solcher Armut emporbiühen konnte. Man staunt mit welcher
Kunst die Sprache in bewusstloser Hingabe an jene geheimniss-
voll bildenden Kräfte, die in ihr tätig sind, die Einheit einer
Wurzel cL h. eines ersten bedeutungsvollen Lautcomplexes, der
Grundform aller späteren Bildungen, vervielfältigt und wie sie es
verstanden hat schon diese einfachsten und anscheinend unbeweg-
lichen Lautverbindungen, ohne Hinzutritt fremder Elemente, durch
blosse Veränderung innerhalb der sie bildenden Laute mehrfach zu
spalten: entweder durch Schwächung in Vocal oder Consonant, oder
durch Umstellung, oder durch Abfall des An- oder Auslauts, oder
durch Einschub rein parasitischer Laute. Man staunt wie bewunde-
rungswürdig sie nachher, als die erste schöpferische Fähigkeit
der Wurzelbildung erloschen oder verbraucht war, mit dem fest
constituirten Wurzeikapital geschaltet und wie sie es vergrössert
hat, zuerst durch Aneinanderfügung gleicher oder ungleicher Wur-
zeln; dann durch Herabdrückung einzelner, ursprünglich auch
selbständiger Wurzeln zu blossen Beziehungslauten, als welche
sie mit der herrschenden Wurzel zu einem unzertrennlichen Ganzen
verschmolzen, das nun erneuter Zusammensetzung fähig war, er-
neuter Vergrösserung durch Anfügung solcher wortbildenden Be-
standteile (determinativer Suffixe). Man staunt, wie sie jede
Regung einer Kraft benutzt, sie durch den Gebrauch gestählt,
und ihr ein Ziel und einen bestimmten Wirkungskreis abgesteckt
hat. Man staunt über die unbewusste Zweckmässigkeit ihres Ver-
fahrens; man staunt darüber dass sie nichts umsonst bestehen,
nichts umsonst vergehen lässt und alles Unnütze hasst und be-
fehdet. Denn das tut sie in der Tat. So. oft es auch aussehen
mag als gäbe sie zu dass Keime bald nach ihrem Aufspriessen
grundlos wieder verdorren , als Hesse sie wie eine Verschwenderin
launisch und leichtsinnig den Vorteil neuen Gewinnes oft unbe-
nutzt vorübergehen, so kann man doch aus tausend Fällen, in
denen wir ihr ihren Kunstgriff, ihr Verfahrungssystem abgesehen
haben, auch auf die Mehrzahl der anderen, in denen sie uns ihr
Geheimniss nicht verrät, den Schluss ziehen, dass auch in ihnen
der grösseren Zweckdienlichkeit gemäss- verfahren ward, dass unter
der scheinbaren Willkür sich Notwendigkeit versteckt, dass sie
z. B. Keime nur dann vernichtet, wenn ihr Erblühen mehr Schaden
als Vorteil bringen würde. So legt sie unter anderem mehr
Wert darauf, den sicheren Nachteil der Undeutliehkeit und Ver-
mengung zu vermeiden, als den problematischen Vorteil grosser
Fülle zu erlangen und zerstört also — zweckgemäss — wo das
erstere droht rücksichtslos manchen Wortkeim. Fast scheint es
als sähe sie Ueberfluss im kleinen überhaupt nie als Vorteil an;
sie schafft darum eigentliche Synonyma gar nicht, und lässt nur
da eine Fülle von Worten für einen einheitlichen Begriff erstehen
wo seine, des Begriffes, Art es mit sieh bringt auch weit und fein
nüancirbar seine Einheit in eine Vielheit auseinanderzulegen, wo
also die Schöpfung einer Fülle von Worten als Deckerin einer
gleich grossen Fülle von Begriffen keine Vergeudung mehr ist.
Im Allgemeinen verschwendet sie nicht. Eben so wenig aber geizt
sie mit ihren Mitteln, die stets dazu ausreichen auch lautlich,
zu trennen was sich begrifflich scharf gespalten hat Sie ist eine
weise Haushälterin, die was der Zufall an Stoff bietet zu nutzen
weiss, je nach dem Bedürfniss des Augenblicks. Sic hält sich
nicht in der Reihenfolge und Ordnung eines vorgeschriebenen
engen Repcrtoirs, tim ihre menus danach zusammenzusetzen; sie
lässt nicht ausserordentliche Zufälle unbeachtet vorübergehen weil
sie nicht wagt von dem althergebrachten Brauche, dem sie lange
treu blieb, abzuweichen; sie mischt nicht stets die gleichen Be-
standteile in gleicher Weise zu gleichem Zwecke zusammen,
sondern kennt viele Wege um zu einem Ziel zu gelangen. Was
sie aber besitzt und bildet, das weiss sie vor allem so zu ge-
staltea und dem Ganzen so einzufügen, dass es wie ein not-
wendiges Glied aussieht, aller Zufälligkeit bar scheint.
So ungefähr verfährt die Sprache. Das sind die Grundregeln
ihres Schaffens, die von der unendlichen Schaar.der Ausnahmen
doch nicht umgestossen werden.
Solch Spar- und Wuchersystem allein konnfe sie im Laufe
der Zeiten reicher machen, und hat sie reich gemacht. Sie ist
gewachsen. Quantitativ und qualitativ hat sie sich zum besseren
gestaltet. Ihre Masse hat sich vergrössert trotzdem in den Um-
gestaltungen der Laute, der eigentlichen Grundbestandteile aus
denen sie aufgebaut ist, von Wachstum nicht die Rede sein
kann, sondern nur von Verfall, Zerbröckelung, Verwitterung und
Zusammenschrumpfen. Ihre Art hat sich veredelt trotzdem sie
die Deutlichkeit des Ausdrucks eingebüsst hat Früher war jedes
Wort eine jugendfrische, spiegelklare und spiegeltreue Repro-
duction der Dinge und Vorgänge in der materiellen Welt. Der
auf das Concreto , sinnlich Wahrnehmbare gerichtete Geist erfasste
früher nur das in Auge und Ohr energisch einfallende; nur die
Hauptmerkmale, das Wesentliche der Dinge kannte und nannte er;
so oft er es aber tat, stand auch das Ganze zwar nur mit der
beschränkten Zahl der an ihm erkannten Eigenheiten, aber doch
lebensvoll, wie durch einen Zauberschlag aufgerufen, als inner-
liches Denkbild vor der Seele. Die Sache und ihr Name deckten
einander vollkommen! Stammt nicht selbst res von £so ab? —
Jetzt aber, nach verflossener Jugend, ist die Zeit der leiblich
sinnlichen Kraftentfaltung vorbei; eine geistige Kraft ist an ihre
Stelle getreten; die characteristische Malerei hat aufgehört, die
lebendige Bildlichkeit der Worte ist abgeblasst; sie sind zu
kalten) farblosen Abstractionen herabgesunken. Wir erfassen an
jedem Dinge nicht mehr nur einen einzigen Zug; wir kennen sie
von allen Seiten, innen und aussen, wir kennen ihre Wandelbar-
kcit, und umfassen im Gedanken nicht mehr das eine unwandcl-
8
bare Etwas, das sie gerade zu dem macht, was sie sind; wir
knüpfen daran die ganze Reihe der vorübergehenden Zufälligkeiten
die ihnen anhalten können. Für uns giebt es keine stehenden
Epitheta mehr; uns ist die Erde nicht mehr, mit homerischer
Objectivität nahruagsprossend und lebennährend, das Meer nicht
öde und dunkel wogend, der Himmel nicht weit und ehern. Wir
haben uns die freud- und leidvolle subjeetive Freiheit errungen
in der ganzen Welt des eigenen einzelnen Ichs wechselnde Stim-
mungen wiederzufinden,' für uns ist jedes Wort voll und über-
laden, das Bild . welches das Sprachzeichen wachruft ist tmf ass-
bar, unbestimmt. Das Wort deckt den Begriff nicht mehr; und
doch muss es, man kann sagen unverändert denselben Sinn tragen
der in der Antike in Wahrheit einer war, bei uns aber in
eben so viel Gestalten lebt als Menschen leben und denken. Das
Wort ist uns ein blosses Kleid geworden, in das wir beliebig
grosse Gestalten hüllen, unbekümmert ob es ihnen weit oder eng
anliegt, ein Rahmen dem wir beliebige Bilder einpassen. Ein
jeder hat seinen eigenen Gott, seine eigene Welt, seine eigene
Liebe und Freiheit. Diesen Verlust an Einfachheit und sinnlicher
Durchschaulichkeit ersetzt aber die Sprache durch grösseren
Reichtum. Was früher einseitig betrachtet und naiv und unbe-
holfen auch nur einseitig nachgezeichnet wurde, das tritt jetzt
vielfältig, vielseitig, vielgestaltig auf: nur materiell verkürzt,. geistig
aber vervollständigt. Die Umgestaltungen, welche die Sprache
erleidet, sind wohl Schmälerungen und Verkürzungen des Laut-
gehaltes, der äusseren Körperlichkeit; doch sind sie nicht ein
Wechsel vom Leben zum Tode zu nennen; beides fassen sie in
sich als in einen kurzen Moment im ewigen Kreislauf der Natur-
kräfte zusammen. Aus den modernden Resten des hinsterbenden
Sommers blüht nach kurzer Winterrast ein neuer Frühling auf.
Aus den Trümmern des alten indogermanischen Reiches erstehen
neue Reiche mit neuen Sprachen. Aus dem Schutte der zu-
sammenstürzenden Römerwelt erstehen die jungromanischen Reiche,
sieben an Zahl: Frankreich und die Provence, Spanien und Por-
tugal , Italien- und die ladinischen Gebiete und die vereinzelte
Wallachei: anders, jedoch nicht schlechter als jene *.
1 Zu dem was Curtius , Grundzüge , §. 32 , über den Begriff „ ro-
Wenn nun diese Behauptungen wahr sind, die ich, wie
jedermann weiss, nicht selbst aufstelle, sondern uns als Resultat
aus den allgemein sprachwissenschaftlichen Arbeiten anderer Grösse-
rer herausziehe, wenn der allgemeine Satz nicht trügt, dass im
Grossen und Ganzen jede Sprachveränderung eine Entwickelung
ist, ein Satz der darum richtig scheint, weil die Geistes -Ent-
wickelung eine aufwärtssteigende ist, die Sprache aber genau in
dem Yerhältniss wächst, in dem der Gedanke wächst; wenn es
also wahr ist, dass die Sprachbildung ein fortdauernd zum Siege
schreitender Kampf ist, in dem Tod und Verderben natürlich nicht
ausbleiben, gänzliches Weichen und Verschwinden aber nur dem
Einzelnen, Schwachen und Zweckwidrigen oder Zwecklosen vom
Stärkeren und Zweckentsprechenden zu Teil wird, ob dieser ein-
zelne Schwächling nun eine ganze Sprache oder nur innerhalb
ihrer Grenzen ein einzelnes Wort ist; wenn das richtig ist, was
folgender Satz Jakob Grimm's kurz in die Worte zusammenfasst:
„Es ergiebt sich, dass die menschliche Sprache nur scheinbar und
vom einzelnen aus betrachtet im Rückschritt, vom ganzen her immer
im Fortschritt und Zuwachs ihrer inneren Kraft begriffen ange-
sehen werden muss." Wenn es allgemein wahr ist, dass trotz des
Sinkens der Laute die Sprache in dauernder organischer Weiter-
bildung begriffen ist: so muss man es auch im Speciellen auf
das Verhältniss der romanischen Sprachen zum Lateinischen an-
wenden können und selbst, wie ich schon sagte, ohne positive
Beweisführung darf man annehmen, dass die Tochtersprachen auf
einer höheren Entwiekelungsstufe stehen als die Mutter oder wenn
man es so nennen will, dass sie reicher sind als jene.
Wie aber kamen sie zu diesem Reichtum? Wie war es
ihnen möglich den Wortvorrat zu vergrössern, während sie
die Laute stark abschwächten? Wissen wir nicht obenein noch,
dass nicht einmal der ganze lateinische Wortschatz in die roma-
nischen Sprachen überging, dass manches davon sich nicht er-
hielt, sondern erstarb? nicht aus Zufall — den ja der Sprach-
manische Tochtersprachen" im Vergleich zu den Töchtern der indo-
germanischen Ursprache sagt, erlaube ich mir dasselbe Fragezeichen
hinzuzusetzen , das alle Romanisten zu Steinthal's Behandlung dessel-
ben Punktes gemacht haben. Siehe Herrig, XXXVI.
10
forscher nur kennt, um ihn zu leugnen — sondern von ehernen
Gesetzen dazu gezwungen: entweder weil der Begriff, dessen Träger
ein Wort war, abstarb; oder weil sein Lautbestand, nach Er-
leidung der notwendigen Umwandelungen, zu dürftig "und haltlos
gewesen wäre, oder weil es, wieder nach Erleidung der not-
wendigen Umwandlungen, mit einem anderen Worte anderen Ur-
sprungs und mit anderer Bedeutung zusammengefallen wäre. Erlitt
die Sprache also gar noch Verluste, wie ersetzte sie sie? wie
sorgte sie für Vermehrung? Raffte sie etwa nur von roher Not-
wendigkeit getrieben ohne weitere Sichtung fremdes ' Gut aus
fremden Sprachen auf, um so die entstandenen Lücken auszufüllen?
Sollte. nicht was von den indogermanischen Sprachen galt auch
hier gelten? Sollte nicht der Differenzirungstrieb, der den indo-
germanischen Wortschatz durch Spaltung der Wurzeln vermehrte,
auch lateinische Wurzeln oder Stämme oder Wörter zu organischer
Fortentwickelung und Vermehrung gedrängt haben? Ob kein
lateinischer Stamm sich verzweigt, ob niemals was als lateinische
Einheit übernommen wurde sich zur romanischen Vielheit ge-
staltete? -Es ist geschehen, und oft geschehen! — Ganz abge-
sehen also von dem Zuwachs an erborgten Elementen, ganz ab-
gesehen auch von der überaus grossen und wichtigen Erweiterung
und Vervielfältigung lateinischer Worte kraft der Derivation und
Composition hat der Sonderungstrieb auch hier sein Recht geltend
gemacht und hat vielen Wörtern, ohne ihnen neue Bildungsele-
mente zu präfigiren oder zu suffigiren durch innere Variation
eine mehrfache Gestalt gegeben, die mehrfachen, sich allmählich
aus ursprünglicher Einheit lösenden Inhalt verkörpern sollte.
Dieser einen Art der Vervielfältigung auf den Grund zu
kommen, dieser einen der Quellen nachzugehen, aus deren Zu-
sammenfluss sich später der breite Strom der spanischen Rede
einte, ist Zweck und Ziel dieser kleinen Arbeit. Sie ist also ein
Beweisbeitrag zu dem Plaidoyer, welches die Romanisten gegen
die Armut der romanischen Sprachen zusammenstellen. Und so
bescheiden sie ist, ward sie mit Liebe und Fleiss gefertigt und
ich hoffe dass meine männlichen Herrn Collegen ihr einen freund-
lich beachtenden Blick schenken, ihr aber auch, wie ich herzlich
bitte die schärfste Kritik nicht ersparen mögen, etwa aus Rück-
sicht gegen weibliches Zartgefühl. Ich weiss, dass sie noch un-
11
vollkommen und unvollständig ist. So oft ich ein spanisches
Bach zur Hand nehme, finde ich neuen Stoff zu neuen Erörte-
rungen; wie sollten andere ihn nicht auch finden? Ich selbst
sammle unermüdet weiter, und da mir nur die Sache und ihr
Gedeihen am Herzen liegt, werde ich selbstverständlich jede Er-
weiterung und jede Berichtigung mit Freude und aufrichtigem
Dank entgegennehmen.
Um aber genau zeigen zu können, wie und wo dieser Quell
der Sprachbereicherung, die Differenzirung, zuerst entsprang, wie
und wodurch er seine Wasser gemehrt hat, muss die innere und
äussere Geschichte der spanischen Sprache flüchtigst skizzirt werden.
Ich sage die innere Geschichte des Spanischen, bin mir aber'
dessen wohl bewusst, dass wenig speciell Spanisches dabei zur
Sprache kommt; nur ganz allgemeine Hauptzöge können ent-
worfen werden die mit leisen Abweichungen, mit etwas stärke-
rem oder schwächerem Druck hier und da, das Bild einer jeden
der romanischen Sprachen ausmachen könnten: die feineren Linien
sind für mein noch ungeübtes Auge unsichtbar. Ueberblickt
man den Bau einer einzelnen Sprache, hier also der spanischen,
als fertiges Ganze, so scheint es als hätte nur die grösste Ab-
sichtlichkeit, nur ein einheitlich lenkender Wille, ein wirklich bis
ins Kleinste vorgezeichneter Plan eine solche Einstimmigkeit aller
Eiazeiglieder hervorbringen können. Es ist als hätte der Sprache
ein festes Ziel, eine bestimmte Aufgabe vorgeschwebt, zu deren
Lösung und Erreichung jeder kleinste Schritt hingestrebt haben
müsste. Zerlegt man aber den Entwickelungsgang in seine ein-
zelnen Schritte, sucht man den Einzelursachen auf die Spur zu
kommen, so löst sich alles in zusammenhangslose Minima auf,
in Lautveränderungen rein mechanischer Art ohne geistigen Zweck,
in Bedeutungsveränderungen, die von höchst äusserlichen Veran-
lassungen bedingt sind. Und ob eine allgemeine Richtung sich
auch hier heraus erkennen lässt, ob selbst die Sonderrichtungen
der Sprache sich in ihren Motiven noch nachweisen lassen, das
bleibt doch undurchdringlich und unerklärlich, wie es der Natur
möglich war, aus dem Zusammenwirken kleiner Mittelchen, aus
einer Kette von Zufälligkeiten und Notwendigkeiten eine bestimmte
Sprachindividualität und den Schein der höchsten Zweckmässigkeit
heraus zu gestalten. Wie die Eigenartigkeit des „Spanischen"
12
entstand, bleibt ein rätselhaftes Geheimniss. Wie die Fäden
als Aufzug und Einschlag ineinander greifen und das Sprachge-
webe verflechten, lässt sich noch annähernd verfolgen: wie und
von wem aber diese Fäden gesponnen wurden, das bleibt ver-
borgen. Sehen wir uns- wenigstens das Gewebe etwas näher an.
Wie alle romanischen Sprachen ist das Spanische die Frucht
einer ungehindert und ununterbrochen Jahrhunderte lang fort-
dauernden, naturgemässen Entwickelung und Weiterbildung des
vom römischen Volke gesprochenen Yulgair-Lateinischen, sermo
plebcius, lingua romana rustica, das Form und Inhalt, Laut
und Begriff allmählich ganz modificirte. Seinen reichsten und ur-
sprünglichsten Besitz hat das Spanische also in einem Grund-
kapital lateinischer Wörter, denen sich schon frühzeitig fremde
Elemente beigemischt hatten: ein kleiner Rest urspanischer ibe-
rischer Wörter, einige hebräische, einige syrische, mehr griechi-
sche Bestandteile, die alle nur durch ihre Aufnahme schon in
das Lateinische dem Spanischen übermittelt wurden. Später drang
in die schon romanisirte Sprache eine grössere Zahl neu iberi-
scher d. h. baskischer Wörter, ein bedeutender Zusatz deutscher,
noch später ein eben so reicher an arabischen Wörtern, welche
beiden die Sieger des Landes, Gothen und Araber, der Sprache
der Besiegten zuführten. Die höchste Lebenskraft unter den
Fremdlingen haben die Deutschen, sie sind nicht minder produc-
tionsfähig als die Lateinischen. Doch änderten sie, oder besser
das ganze Einströmen der ausserlateinischen Elemente änderte
an dem romanischen Charakter der Sprache wenig oder nichts:
ein und dieselben Lautgesetze bedingten und regelten die Umge-
staltung all der verschiedenartigen aus verschiedenen Ländern
stammenden Bestandteile und formten sie zu einem einheitlichen
Ganzen. Dies Ganze aber, zu gross und ausgedehnt um nicht
neben den allgemeingültigen Gesetzen noch Einzelberechtigungen
auf Grund der nicht überall gleichmässig vollzogenen Mischung
zu erzwingen, zerfiel in Teile, ia drei Hauptgruppen: eine west-
liche gallizische, eine östliche und nordöstliche katalanisch-valen-
cianische, eine mittlere kastilianische. Der grössere Teil des
westlichen Gebietes constituirte sich später zu einer eigenen
selbständigen, der portugiesischen, Macht mit einer selbstän-
digen Sprache; da er vom übrigen Spanien ganz losgelöst ist,
13
bleibt er hier unberücksichtigt. Die anderen zwei Gebiete aber,
durch mehr als ein Mittelglied mit einander und mit dem Por-
tugiesischen verbunden, bildeten eine nicht leicht zu fixirende
Reihe von anfangs weniger scharf als heute geschiedenen Dia-
lecten, die gleichberechtigt neben einander standen und wohl auch
gleichmässig zu schriftlichen Aufzeichnungen von Urkunden, und
zu volkstümlichen Liedern verwendet wurden, bis sie durch
das politische und geistige Uebergewicht eines der Dialecte, des
Kastilianischen , der im Centrum des Landes lebte, gezwungen
wurden, ihre Selbständigkeit aufzugeben und unter seine Hege-
monie zu treten. In ihr verblieben sie ohne jedoch auszusterben
und spurlos zu verschwinden mehr oder minder, das Catalanische
minder als alle übrigen. Die ersten erhaltenen Dokumente der
spanischen Sprache, was wir gewohnt sind Altspanisch zu nennen,
umfasst noch Schriftstücke verschiedener Dialecte: das Alexander-
lied z. B. ist leonesisch, viele Lieder des Cancionero de Baena
sind gallizisch, andere sind in einem halb gallizischen , halb ca-
stilianischen Mischdialect geschrieben , in Berceo's Poesieen finden
sich Provincialismen aus Rioja; das Fuero Juzgo ist castilianisch,
wie die Mehrzahl der Documente, obwohl ihre Reinheit nicht
immer eine ungetrübte ist. Sie stammen aus dem dreizehnten
Jahrhundert. Um das dreizehnte Jahrhundert ist die erste Schö-
f pfungsperiode also so gut wie vollzogen: eine neue lingua romana
tönt auf Spaniens Boden. Doch wie verändert klang sie! Wie
ist sie ihrer Mutter unähnlich geworden! Und wodurch? Nach
welchen Gesetzen hatte sie sich gebildet? '
Zwei scharf mit einander contrastirende Bestrebungen haben
ihrer Entwickelung die Richtung vorgeschrieben. Die erste, ein
. natürlicher, vulgairer Instinct — den ich den ersten nenne weil
er der vorherrschende war und blieb, so lange die erste, eigentlich
populäre Schöpfungszeit der romanischen Sprachbildung dauerte —
ist das Streben nach Bequemlichkeit, nach möglichst mühe-
loser Arbeit der Organe. Seine Tätigkeit besteht im Abschwächen
und Erweichen, im An- und Ausgleichen harter, aus feindlichen
Elementen zusammengesetzter Lautverbindungen. Sie ist ganz
äusserlicher Art; sie ändert an der Form ohne irgend welche
Rücksicht auf den Sinn zu nehmen. In dem Bemühen mit Zeit-
und Kraftersparniss die teils steifen, teils durch Vocalelision und
14
Zusammenstoss mehrerer Consonanzen rauh gewordenen latei-
nischen Formen so schnell und so leicht als möglich von den
barbarischen Zungen gleiten zu lassen, wurden viele Härten ge-
glättet und abgeschliffen, vieles Nebensächliche, d. h. Acceptlose
wurde verkürzt oder ganz abgeworfen: es kam ja nur darauf an,
die Sprache geschmeidig und mundgerecht zu machen. Die Te-
nues wurden zu Medien herabgedrückt; die Medien zu Halbvocalen
erweicht oder ganz elidirt; Consonanten wurden in Vocale auf-
gelöst, Muten neben Muten kaum geduldet; et pt st It es ps i*s
ns sc nd gm gn mn cl pl ß etc. wurden einander assimilirt;
der Hiatus durch Eintritt von Halbvocalen aufgehoben; i mit fol-
gendem Vocale wurde palatisirt und verschmolz mit dem vorher-
gehenden Consonanten zu n 11 y j ch z; mit den Liquiden wurde
auf das freieste geschaltet; ganze Silben im An- In- oder Aus-
laut fielen fort: kurz der Wortkörper wurde möglichst verkürzt
und erweicht, quantitativ und qualitativ verringert; nur selten
trat Erweiterung durch Prothesis oder Epenthesis ein, um schwie-
rige Lautverbindungen leichter sprechbar zu machen.
Solche rein formale Umgestaltung der Sprache blieb lange
allmächtig; und ihr Ziel zu erreichen räumte und rückte sie
jedes Hinderniss aus dem Wege. Gegen Deutlichkeit und Klar*
heit blieb die Sprache so lange absolut gleichgültig; es kommt
ihr nicht darauf an zwei, drei oder mehr in ihrer Urform durch-
aus verschiedene Worte derartig in ihrem Lautbestande einzuengen,
dass sie schliesslich, obwohl ganz sinnverschieden, doch in durch-
aus gleichen Formen einhergehen. Der Lateiner überliefert fatum
factum olf actum. Alle drei beschneidet der spanische Sprach-
genius aus reiner Bequemlichkeit so dass nichts als fat übrig
bleibt. Valencianisch Fellis und fidelis werden fiel; finis und
finitus werden fin. Die Homonyma schaaren sich, wenig be-
kümmert um das notwendige Eintreten einer chaotischen Wirr-
niss, die aus so einseitiger Begünstigung eines Grundsatzes, mit
Hintenansetzung aller weiteren, höheren Kücksichten erwachsen
musste. Die Sprache versucht * alles möglichst einfach und gleich-
artig zu behandeln. Anähnlichung, Vermengung tritt ein. Aus-
gleich, Assimilation ist der Hauptvertreter ihrer bequemen Be-
strebungen.
Noch in anderer Weise und Richtung griff jedoch der Be-
15
quemlichkeitstrieb in die erste Gestaltung der Sprache ein. In-
dem er alle fesselnden Gesetze und Schranken verachtet, lfisst er
in wirklich zügellosser Willkür jede mögliche Lautveränderung
Wirklichkeit werden und führt für ein lateiniches Wort sechs
oder mehr spanische Stellvertreter ein : purpura porpura porpula
porpora porpra porpla wechseln mit einander ab. Bei den meisten
lateinischen Wörtern, bei fast allen denen, welche nicht in der
einfachsten Verbindung von Voc. + Cons. oder Vocal -f- Cons. -f-
Voc. oder allenfalls von Voc. -f- Muta cum Liquida -f- Vocal auf-
treten, war für ihr Verbleiben auf spanischem Boden eine erleich-
ternde Umgestaltung Bedingung. Dass sie stattfinden' musste,
stand also fest, das wie aber war nicht mit gleicher Notwendig-
keit vorgeschrieben. Fast jeder Laut und jede Lautverbindung
konnte verschiedenartig vertreten werden. Der Sprachgeist musste
also erst durch Erfahrung einsehen, welche Vertretung für die
Oekcnomie seiner Mittel die zweckdienlichste war. Er probirte
also an allen Worten mehrere seiner Künste; jedes Gesetz, dass
im hispanischen Reiche überhaupt zu Recht bestand, versuchte
sich geltend zu machen; und bis endlich der Stärkere siegte d. h.
hier wer sein gutes Recht mit den meisten Präcedenz- oder Coin-
cidenzfällen stützen konnte, behauptete auch der Nebenbuhler
das Feld. Ferner war der Uebergang von der lateinischen bis
zur modern spanischen Form fast nie mit einem Schritte voll-
bracht; meist lässt sich an einer langen Reihe von Mittelstufen
ihr allmähliches Werden nachweisen. Die jüngste Form absorbirt
schliesslich alle älteren ; bis sie aber zur Herrschaft kommt streiten
auch diese zahlreichen Repräsentanten eines lateinischen Chefs
um den Vorrang mit einander. Es leben also in der alten
Sprache zwei, drei oder mehr Formen eines Wortes in gleichen
Functionen nebeneinander, zeitlich einander subordinirt oder räum-
lich einander koordinirt. Lacerare tritt auf als lacerar lazrar
lazdrar ladrar; iudicare als iudgar iulgar iuzgar; iudicium als
iudicio iuicio juvicio; genuculum als genoio ginoio inoio inogo
ienoio hinoio finojo; planus als piano lano lano llano) localis
als local logal lugal logar lugar; fabtdare als fablar faular
hallar hablar; parabola als parahla parabra paraitla paraulla
palabra; nebula als nebla neula niula niebla; perictilicm als
perfglo perigro pelfgro. Ein Blick in irgend welches alte Do-
16
kument genfigt, diese bequeme Vielheit zu erweisen. Wie bunt
sieht hier alles aus, welche beunruhigende Mamiichfaltigkeit und
Regellosigkeit! Die Bequemlichkeit verträgt sich schlecht mit
der Ordnung und Klarheit.
Das zweite spracbbildende Streben ist der höhere, geistigere
Trieb nach Deutlichkeit, nach möglichst fester Abgrenzung des
Gebietes, welches jedem Worte zukommt, nach möglichst genauer
Deckung je eines Begriffes auch nur durch ein Wort, das Streben
nach Schärfe, Präcision und Sonderung, der Drang nur dem
Sinne nach Gleichartiges auch lautlich einander gleichzustellen,
Ungleichartiges aber auch in seiner Lautgestalt von einander zu
scheiden. In volle Herrschertätigkeit tritt dieser Trieb erst,
wenn die Zeit natürlicher Entfaltung worüber ist und eine feste
Constituirung und Uniformirung des Wortvorrats beginnt; wie-
wohl er sich natürlich von Anfang an neben und gegen die Wir-
kungen der Assimilation regte, so wie auch diese mit dem Ueber-
gewicht des Gegners Dissimilation nicht plötzlich ganz ver-
schwindet, sondern fortfährt den Versuch einer Beeinflussung zu
wagen. So lange die Sprache nur gesprochen wird, ihr Klang
also leicht verhallt, so lange erlaubt sie sich Freiheiten aller
Art, die der zeitraubenderen, dauernderen Arbeit des Schreibens
und der bewussteren des Lesens als hässliche Willkürlichkeiten
ins Auge fallen müssen. Sobald sie aber beginnt litterarisch aus-
gebildet zu werden., fängt der Sprachsinn des Volkes an, sich
zu verfeinern; er abstrahirt unbewusst die Regeln und Gesetze
ihrer Entwicklung und wendet sie wieder und weiter an; Er-
scheinungen, die ihm als selten auffallen, vervielfältigt er wenn
sie den Zusammenklang des Ganzen nicht stören, sonst vertilgt
er sie; er legt der Sprache Beschränkungen auf, beseitigt Ueber-
flüssiges und greift aus der bunten Mannichfaltigkeit der alten
Sprachformen nur die heraus, welche eine characteristische Ge-
stalt haben; nach ihrem Typus modelt er andere um, flüchtig
entworfene Formen rundet er und individualisirt er; er räumt,
lichtet und reinigt in dem wilden zu üppigen Urwaldsboden, dessen
Kräfte erst durch die Cultur auf bestimmte Ziele hingeleitet und
veredelt werden. Dabei aber verfährt er nicht willkürlich, er
erfindet nicht etwa, sondern benutzt nur das Gegebene mit
kluger Vorsicht.
17
Dissimilation und Differenzirung (und als Gegenstück
dazu Analogisirung) sind die Kräfte, welche im Dienste des
Deutlichkeitsbedürfnisses die zweite, künstlerische Gestaltungsepoche
der Sprachbildung beherrschen. Sie äussern sich in mehr als einer
Weise: sie heben innerhalb eines Wortes nichtssagenden Gleichklang
auf, sie schränken den ebenso nichtssagenden Gleichklang der Ho-
monyma so viel als möglich ein ; sie versuchen nur gleichartiges in
gleiche Tracht zu kleiden ; sie klassificiren die Begriffe, das Klassi-
ficirte aber uniformiren sie. Ihr Hauptprincip ist Ordnuug und Sich-
tung; was keinem Zwecke dient, wird als unnütze Spreu hinfort gefegt.
Die Schriftsprache duldet also erstens keinen sinnlosen
Gleichklang innerhalb eines Wortes. Wie sie sich überhaupt
scheut onomatopoietische Elemente als ererbtes Gut aufzunehmen,
so hat sie auch eine starke Antipathie gegen jede wirkliche oder
nur scheinbare Reduplication , aus der sie die Absicht der Ton-
maierei nicht herauszulesen weiss. Sie hebt zufalligen oder zweck-
los gewordenen Gleichklang zweier Silben auf: im Anlaut, indem
sie den Härtegrad variirt, oder durch Aphäresis der ersten Silbe.
Das eine in cogulla und cogujada; cogumela (italienisch stehen
Formen in cog. neben anderen in coc.) cogombro aus cuculla,
cucumella, cucumerem *), das andere in ceno Cilla aus cincinnus,
Cecilia, ferner um Beispiele aus den anderen romanischen Spra-
chen herbeizuziehen, im frz. courge und gourde aus Cucurbita 2 ;
coule aus eucullus, ccnelle aus coccinella; im altfrz. falue neben
fapfelue aus it. fanfaluca aus pompholgx; in soigne aus ciconia;
im romagn. gömbar aus cucumerem; im wallon. ducasses für de*
dicaces; im prov. paver für papaver, auch altit. pävero, frz. pavot;
im ital. gozzo für gor gozzo von gurges; cenno aus cincinnus,
giunare aus jejunare, zirlare aus zinzilulare; alt auch tavia für
tuttavia; dilicamento für titillicamcnto ; vaccio für vivaccio. — Auch
der Deutsche begnügte sich mit Kumme Kümmerling statt cucuma
cucumerem, für cuculla sagt er Kogel. Das engl, gourd und coxvl
ist französischen Ursprungs. — Im Inlaute tritt Syncope der accent-
1 S. das venezianische cogo cogola cogoma cogomero oder citgu-
maro = coquus cuculla cucuma cucumerem.
2 Im Sanskrit stehen die einfache und die reduplicirte Form kar-
bhata und kakarbhata neben einander.
G. Michaelis. 2
18
losen Silbe ein, unbekümmert darum ob ihr Vocal lang oder
kurz ist. Matutinus wird gemeinromanisch zu matinus contrahiert;
idololatria zu idölatria ; malvaviscus zu malviscus ; im Französischen
entsteht colimacm aus cocldolimax ; gaillet aus caiUelait ; fetedieu
vertudieu cordieu für de Dieu; alt ypotame für hippopotamus;
surgien für Chirurgien, nete für nettcte, chaste für chasteU; altit.
filogo für filologo; avamo für avevamo; fostu für fostitu; sotterra
für sottoterra; domattina für doman-mattina; cavalleggieri für
cavalli leggieri ; calendi maggio für calendi di rnaggio ; neuit. ward
sogar das seinem Begriff nach Reduplication sehr gut vertragende
snb-titillicare, kitzeln in sotteticare vereinfacht; portugiesisch steht
moganga neben mogiganga; mäleiteira für malaleiteira ; senoga
für senagoga; ptdar für pttllularc; und im Spanischen — viel
häufiger als bei den anderen Schwestern — steht ligamba neben
ligagamba; miramolbi neben miramamolin ; usiria neben vosa-
senoria, cejunto neben cejijunto; mogato neben mogigato; mar-
tilogio neben martirologio ; olibano für otewm libani; edecan für
aide de camp; fesomia für fisononiia (kat.) rf escondillas für a
escondidillas. — Aus demselben Princip sagt der Spanier z. B.
marmol für wanwor; ar&oZ für arbor; carcel für carcer; cor cd
für corcer; grafiel für grafier; furriel für furrier; vergeh für
verger; laurel für laurer; lebrel für lebrer; cuartel für cuarter;
broqucl für broquer (d. i. bouclier buecularius) ; granel für graner;
arrebot für rtt∨ a(/?/er für alfilel; ardü für ardid; adalid für
adalil; der durch die Wiederkehr eines Consonanten zu eintönig
und singsangartig gewordene Silbenbau konnte nicht gefallen 1 .
Zum zweiten hebt die spanische Schriftsprache den nicht
bloss sinnlosen, sondern sogar sinnverwirrenden Gleichklang der Ho-
monyme so viel als möglich auf, indem sie entweder von zwei Worten,
die ein und dieselbe Entwickelungsbahn betreten haben, eines in
eine andere einlenkt, oder auf einer früheren oder späteren Stufe
zum Stillstand zwingt, oder eins von ihnen aufgiebt, es ander-
weitig ersetzend. Fiel war als Repräsentant von fidelis und fellis
1 Ueber ital. Dissimilation, Analogie, Assimilation, Keduplication t
Volksetymologie und andere in dieser Arbeit berührte Punkte ver-
öffentlichte Boeben N. Gaix in der Bivista , II, 2; p. 71 ff., höchst
interessante Notizen.
19
in der alten Sprache gäng und gäbe; die neue bewahrte es nur
in der ersten Function in unveränderter Gestalt; wo es Galle be-
deuten sollte wurde / zu h erniedrigt und also hicl gesagt. Fin
Ende und fin fein sonderte man, indem man dem Auslaut des
letzteren das übliche adjectivische o anhängte. Fato als fatum
wurde zu hado erweicht; als factum gab man es ganz auf und
suchte die durch Zurücklegung eines anderen Entwickelungsganges
erreichte Form hecho an seine Stelle zu setzen. Gal wies an-
fangs auf callis und calx zurück, erst später wurde für callis
calle gesagt. Dies soll jedoch keineswegs helssen, in den erwähnten
Fällen wurde die Scheideform neu erschaffen : sie wurde nur aus dem
vorhandenen Vorrat üblicher Formen herausgegriffen und zur vor-
herrschenden, später zur einzig üblichen gemacht; neben ,/feZ hatte
schon hiel, neben fin schon fino, neben fato schon hccho, neben
cal schon calle die gleiche Rolle oder Rollen gespielt. — Waren
aber solche Doppelformen nicht vorhanden, so musste eins der
Homonyme ganz weichen: ano stand im Altspanischen sowohl
für annum Jahr, als auch für agnum Lamm 1 , wenigstens dürfen
wir es aus seiner Aufbewahrung im Portugiesischen, Gallizischen
und Asturischen entnehmen: schon frühe war'd es im Kastiliani-
schen durch das volkstümliche cordero ersetzt, eine den Sinn
verallgemeinernde, substantivirende* Ableitung vom Adjectivum
chordus cordus. Das Altspanische kennt noch oli olio Oel; in
weiterer Entfaltung hätte es mit ollo ojo, d. i. mit oculus zu-
sammenfallen müssen, darum benutzte man die günstige Gelegenheit
es kraft des importirten arabischen aceite ganz auszutreiben. Oleo,
Kirchenöl, Maleröl, oliera und alioli. sind gelehrte Bildungen. —
Das anfangs übliche cor cuero Herz wurde zu corazon augmentirt,
weil es mit coro corro cuero d. h. mit chorus und corium in zu harte
Collision geriet: kurz, dieselben Gründe welche den Uebergang
oder NichtÜbergang lateinischer Wörter ins Spänische bestimmten,
bestimmen jetzt ob und welche der umgestalteten, hispanisirten
Formen aus der alten Volkssprache in die neue Schriftsprache
aufgenommen werden sollten. Ganz ohne Homonyme ist jedoch
keine Sprache«, und auch dem Spanischen gelang es nicht, den
1 Ob in anqjo, einjähriges Lamm, agniculum oder anmcuhm
fortbesteht, ist also nicht zu sagen.
2*
20
vollen Sieg Ober diese Dunkelmänner davon zu tragen: cola gilt
noch beut zu Tage für cauda und colla; pez für piscem und
picem; era für aera und area; hinojo für genuculum und foeni~
culutn; calido für calidus und callidus; pceJto für pccius und
pactus ; coro für cJiorus und cöwws ; cuesta für costa und quaesita ;
haz für fascis und fades; hoz ist /««# und /ato; sofo 9fdtus und
subtm etc. Wie viel es aber auch hierin der Vollkommenheit näher
gekommen ist, zeigt ein Blick auf einen beliebigen der Dialecte,
die man doch als erstarrtes Altspanisch anzusehen hat. Die fol-
gende Liste greift aus dem Valencianischen Lexikon von Escrig
(Valencia 71) einige Proben (131) heraus.
Val.
an eil :
East. anillo
und
aÄeJo
ara
„ ara
■ >»
aÄorm
arcä
: „ arcano
>>
arcada
arma •
„ arma
»
*
a7ma
art
„ arte
>»
arde
bech
„ pico
»
6cfto
cel
„ cielo
V
cefo
coch '
„ coco
» *
lat. coqims
conte
„ conde
• >»
cuento
cop
„ copo
>>
golpe
cor
„ coro
»
corazon
corb •
: „ cuervo
)>
lat. cor5?s
cort
„ corte
>?
vwerdo
cos
„ corso
»
euerjpo
Costa
; „ costa
»J
cuesta
coure
: „ co&re
J>
correr
creu
: „ crws
»>
cree >
decä
„ cfccawo
J»
rfecada
delir
„ delirio
J»
lat. delere
delit
„ deleite
7»
delito und lat. deletvm
deu
„ rfio«
>»
diez und rfe&e
dia
„ rfm
>>
tfect'a
dit
„ cfa'cÄO
JJ
dedo
dö
: „ dow
»J
donde und <fto
dur
„ dwro
J?
(ZuCM*
eix
„ ese
»»
eje
escot
„ esco*e
»
anascote
fart
„ Aarfo
>»
fardo
fas .
,, hago
J»
haces und haz (fascis)
fat . :
„ Aado
>J
fatuo und o7/a£o
fau
„ Aace
?>
hoz
fe :
„ /<
»>
heno
21
Val. fei
: Käst, fiel und kiel
fem
: „ fimo ,
, hacemös
fer
„ . fiero „
, Äacer
fet
„ hecho ,
, /«*o
feu
„ hez ,
, feudo
fluix
» flojo
, ,/?w#o
foch
„ fuego ,
, fue
foixa •
„ hoja „
, a?/q/a t
fon
„ fondo ,
» f u *
fondo :
„ fondo ,.
, hondo
fönt
„ fondo ,
, fuente
for
» /°™ >
, /tiero '
forma •
„ forma „
, horma
fos
» /oso „
, /uete
f08ch :
„ /iisco „
Ä05C0
frau
„ hoz ,.
, fraude
fus
,, ÄMSO ,,
, lat. /wsms v. fundere
grau
„ grave „
grado
host :
,, . hueste „
, huesped
jove :
„ joven „
Jove
lent
„ Zen^a „
, Zentfe
lint
„ finde „
, Ztn^o
Hau
„ Zawro ,j
, aZaoo
liest
„ listo ,,
, ZetYZo
manar
„ manar ,
, mandar
mans '
„ mattes ,.
, mafios
mant
„ manto ,.
, mando
nies
: „ wes „
, mos und mefod und metido
mill
„ wm7 ,
, mijo . [(<*• *• missus)
moch :
„ moco ';,
, muevo
. % molt
„ mucho „
molido
mon
,, mono „
, mundo mio mi
mos
: „ «o« „
, morso und mueao und mi*
mur
„ wtir ,
, t jiuro
nat
: „ nato ,
, narfo
net
: „ meto ,
, neto
nou
„ nweee ,.
, ntiet?o und noce und no/o
nuch
„ nudo ,
, nodo
08
: „ oso ,3
, Aweso und os und vos
pd
„ jpa« . ,,
, para
jparch
• „ jpargwe ,
, parce
part
„ parte ,
, pardo
pau
: „ paz ,
, PaMo
pich
„ jnco ,
, ptgue
pit
; „ ptfo ,
, J5CCÄ0
22
Val.
plä
: Käst,
piano
und
llano und plan
pleg
' n
pliego
11
pKegue
plmna
»
plomada
ii
plumada
poch
n
poco
ii
pudo
poJl
• n
pollo
ii
piojo
pol8
n
puteo
ii
polvo
por
' ir
poro
ii
pavor
port
; V
porte
ii
puerto
,
pos
• V
poso
ii
pues
post
' ■ 11
posto
ii
puesto
pot
' 11
pote
ii
puede
regä
'' 1t
regado
ii
regate
remat
' 11
remado
ii
remat c
renda •
11
renta
ii
rienda
rentar
11 1
. renta
»i
.recentare
rieh
11
rio (rido)
ii
rico
robi
11
robin
ii
rubin
roja
' 11
roya
*
ii
rubia
rom
11
ron
ii
romo
ros
jj
rojo
ii
roce und rocio
rot
w
roto
ii
eruto
nach :
11
saco
ii
saque
salt
»>
saldo
ii
salto
seil :
7»
• sello
ii
cejo •
set
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Durch diese ersten beiden hier besprochenen Wirkungsweisen,
durch das Eindämmen nichtssagenden Wortgeklingels und durch
das Eindämmen der zu häufigen, weil zu verschiedenartigen, Ver-
wendung eines Wortes hebt und fördert die Sprache auch ihren
Wohllaut. Die Dissimilation wirkt hierin ebenso günstig wie vor-
her die Assimilation, ja vielleicht noch günstiger; denn in der
Natur beider Principien liegt es, dass die Wohllautsrücksichten
das letztere nur in zweiter Liniö und von ohngefähr beeinflussen,
mit dem ersteren hingegen so vollständig zusammenfallen, dass
keine Dissimilationstätigkeit ohne Hebung des Wohllauts eintreten
kann. Der Assimilation kommt es einzig darauf an, unmögliche,
oder der Zunge missliebige Lautverbindungen möglich und leicht
zu machen; die Dissimilation tritt ein, wenn dem Verlangen der
Zunge bereits Genüge getan ist, kann und muss also sogleich und
allein Rücksicht auf die Forderungen des Ohres nehmen. Assi-
milation ist blosses Aufheben von Missklängen, die Dissimilation
setzt positiven Wohlklang an ihre Stelle: sie ist Euphonie. Es
soll z. B. das lateinische vervactum hispanisirt werden: das drin-
gendste Bedürfniss ist act zu erweichen; und regelrecht, wie fac-
tum zu hecho, pactum zu pecho; lactem zu lecke , wird vervactum
zu vervecho assimilirt. Den üblen Gleichklang von ver und ve
dissimilirt die Sprache erst später zu barbecho. — Natürlich fallen
aber die Forderungen von Ohr und Zunge oft zusammen: so ist
es ja nicht nur dem Ohre angenehmer, sondern auch der Zunge
leichter vor folgendem r sein wahlverwandtes a ertönen zu lassen.
A vor r entstand aus e z. B. in barrueco varraco marmello varbasco
vardasca zarceta, aus i in maravilla zarcillo, aus o in maravedi
tarta, tartaruga. Das bequemere ist wie hier so fast immer zugleich
das wohllautendere; auch der assimilirende Trieb muss also den
Klang der Worte bessern. Dass er es tut, ward schon zugegeben >
24
oft reicht seine umgestaltende Wirksamkeit vollkommen aus, und
es bedarf keiner dissimNirenden mehr. Dass er aber nur einzelne
Worte bessert und nicht, wie z. B. die Dissimilation beim Tilgen
der Homonyme, auf ihr gegenseitiges Verhältniss zu einander
achtet, das ist sein Mangel und seine Unzulänglichkeit. Den ein-
zelnen Worten für sich erwirbt er einen gewissen Grad höherer
Schönheit: ob sie jedoch in das Gesammtbild der Sprache hinein-
passen, sich den herrschenden Sitten und Gebräuchen fügen und
doch Originalität genug bewahren um eine bestimmte Eigenrolle
zu spielen, das kann erst später die eine grössere Masse von
Wörtern zusammenordnende und einander gegenüberstellende
Schriftsprache zeigen und entscheiden. Die rechte Proportion,
Harmonie, Symmetrie, so wie die wahre Euphonie kann erst die
Schriftsprache und ihre Scheidekunst geben. Beruht ja doch auch
der Rede Schönheit mehr auf Ungleichartigkeit, auf Sonderung
und Trennung, mehr auf Abwechselung, auf Dissimilation als auf
dem ewig wiederholten Einerlei der Assimilation. Alle Gleich-
klänge, die der Zufall sinn- und zwecklos herbeiführt sind durch-
aus unschön; ein unbewusster, absichtsloser Reim z. B. kann höch-
stens lächerlich wirken, und die romanischen Sprachen, besonders
das Spanische, erweist sich durch den grossen Spielraum den es
der Lautdissimilation lässt als feinen Euphonisten. Etwas ganz
anderes ist es natürlich wenn der Gleichklang in der Intention
der Sprache oder des Sprechenden liegt; da bilden sie gern iu
selbständiger Eigentümlichkeit Schallnachahmungen und Redu-
plicationen; da sind auch die romanischen Sprachen nicht mehr
Feindfe und Gegner jedes Gleichklanges von Silben oder Lauten
innerhalb eines Wortes, da sind ganze und halbe Doppelungen auch
ihnen willkommen. Wo der Begriff zu gleicher Zeit seine Inten-
sivität oder seine Iteration bezeichnen will, oder wo Laute der
Natur treu nachgeahmt werden, da bewahren jene entweder schon
im Lateinischen vorhandene schallnachahmende oder reduplicirende
Klänge unversehrt oder sie formen lateinische Wörter dergestalt
um dass sie wie selbständige und ursprüngliche Begriffsmalereien
und Lautnachahmungen aussehen, ob sie gleich auf ganz bestimmte
feste Musterwörter als auf ihre Basis zurückzuführen sind; oder
sie schaffen in Wirklichkeit aus eigener freier Kraft mannigfache
Neubildungen. Da entwickeln sie, gerade aus dem Wesen der
25
Assimilation, zum höchsten Schmuck der Dichtersprache Assonanz,
Allitteration und Reim und reimende, allitterirende oder asso-
nirende Redensarten. ' Diese assimilirenden Wohllautsförderer
1 Dass es den romanischen Sprachen an den verhältnissmässig mo-
dernen Errungenschaften eigenst geschaffener Lautmalereien — die in
den neuen Sprachen natürlich zahlreicher sein müssen als in den alten
— wie ich oben behaupte durchaus nicht gebricht , dass volkstümliche
Reduplicationen ihnen nicht fehlen; dass auch sie sprichwörtlich ge-
wordene, reimende oder allitterirende Redeweisen oft und gern ver-
wenden, dass derartiges poetisches Schmuckwerk in den Sprachen der
Romanen, wenn auch nicht in so tausendfältiger Gestalt wie im Ger-
manischen, aufzufinden ist, so doch viel mannigfacher als man ver-,
mutet, wenn man von der französischen akademischen Schriftsprache
aus ein Urteil fällt, oder die Romanen kurzweg. für nicht mehr als
verarmte Epigonen der unpöetischen Lateiner erklärt, dass die Romanen
also auch nach dieser Richtung hin durch Armut zu Reichtum ge-
langt sind: das möchte eines gründlichen Nachweises noch bedürfen.
Mir wenigstens ist nichts Ausführliches über dies interessante Kapitel
bekannt, das helle Schlaglichter auf die Art und Weise, die Mittel und
Wege der selbständigen Neugestaltung der romanischen Idiome werfen
kann. Doch obwohl ich diesen Nachweis ohne viel Mühe führen könnte,
darf ich mich hier nicht auf diesen breiten verlockenden Abweg wagen,
da er mich sicherlich zur Yerdammniss führen würde. Ich begnüge
mich daher mit einigen spärlichen Andeutungen und Proben.
Schallnachahmungen , aus denen die Naturlaute noch deutlich* her-
ausklingen — deren keine Sprache ganz entraten kann und die auch dem
Lateiner nicht gänzlich fehlten — besitzen, wie gesagt, die romanischen
Sprachen in reicher Menge. Zum Teil sind sie wirkliche Reproduc-
tionen von Naturlauten, in der Minderzahl überkommen, in der Mehr-
zahl eigenmächtig geformt, zum T^il lehnen sie sich an vorhandene
Begriffswörter an und modeln diese naeh Willkür und Geschmack.
Beispiele wären unnütz. Ich constatire also nur ihr Vorhandensein, mache
auf die im Sp. zahlreichst vertretenen Familien der in ba-b bar-b bor-b
bur~b, gar-g gor-g gur-g, mar-mmor-m mtir-m, fan-ffar-f tar-t zar-z
anhebenden Onomatopoietika aufmerksam; erwähne, dass natürlich das
llauptcharacteristicum dieser Tonmalereien, die Wiederholung derselben
Laute, vollständige und partielle Doppelung ist (s. z. B. im Sp.: sumun,
zonzon, sonson-ete-iche, runrun furfur dilindilin putput tactac faufau
rorro chocho chaschas fofo checke caca-rear bisbis-ar re-funfmi-ar
cliacha-rrear ; erinnere daran dass häufig diese Doppelungen durch Ablaut
dissimilirt werden, nach Biez eine Nachahmung germanischer Sitte, z. B. in
tripitrope chiquichaque ; nifinafe; ninanana tripürapc rifirrafe aretina*
26
sind vom Anfang der romanischen Sprachbildung an in Tätig-
keit, wenn auch ihre volle Entwickelung natürlich erst mit der
reton ziczaque ringorrango ringorrongo chischas catatuccatatac dindou
frinfron flinflon criccrac ziszas niquinaque triquitraque friquifraque
etc.), häufig auch durch Abschwächung der vollkommenen Gleichheit zu
dem mildern Gleichklang des Keimes (tiquismiquis, churrigurri zurriburri
.chorroborro chaquebarraque traquibarraque) und gehe zu den Fällen
über, in denen die Reduplication nicht mehr dem Zwecke der Ton-
malerei, sondern nur der scharfen Characterisirung dient. Auch in
Betreff dieses Punktes vgl. die interessanten it. Beispiele, welche Caix
gesammelt hat. Riv. II. 2. p. 75. Da seien nur die bekannten fran-
zösischen Beispiele bebete pepere flo flotter bdbarbe Cocoche .fifile tour-
tous (Hainaut Champagne) und Gozlan's Bribrise, wie er einmal scher-
zend seine madame -de BriseviUe tauft, wieder hervorgeholt; die freie
Umschaffung von Vornamen, wie sie aus dem spanischen Lola=Bolore8 )
Pepe = Josephus, aus dem italienischen Qigi = IAugi, iÄlla = Catnilla,
Nanna = Giovanna ersehen wird, und schliesslich die im Spanischen sehr
häufige Verdoppelung von Begriffswörtern (bullebulle tolletolle cojcoj
ganagana pasapasa grisgris) behufs Bildung neuer secundärer Begriffe,
sei flüchtig berührt.
In Betreff breiterer Sprachformeln wiederhole ich das oft Gesagte,
dass der Lateiner an solchen Schätzen Mangel leidet. Einige allitte-
rirende Formeln leuchten freilich selbst aus den Classikern hervor. Doch
scheint der grösste Teil dessen was Livius Lucan Sattust nach dieser
Richtung hin bieten mit Künstlerabsicht gebildet, bisweilen aber auch
sich rein zufällig eingemischt zu haben. Es wiederholt sich nicht, es sind
lauter aica£ Xeyofxeva. Nur weniges — wie sanus salvusque, longe
lateque, fundere et fugare, pudet pigetque, felix et faustus, tot tan-
taqiie, maria montesque polliceri, oleum et operam perdere ward volks-
tümlich und stehend. Im spät- und mittellateinischen mehren sich diese
Formeln. Schon Augustinus hat Reime wie vintus et amictus, erroribus
et terroribus. Das Altfrz. schafft auch in diesem Felde mit grosser
Kühnheit, Selbständigkeit und Kraft, und zu den noch ungelösten
Sprachrätseln gehört es, wie aus solcher Fülle und Freiheit, .was den
Wort-, den Phrasen- den Metapher-reichtum und den Satzbau anbelangt,
die Kargheit und Knappheit des Neufrz. hervorgehen konnte, aus der
sich sein bewundernswerter, in seiner Einfachheit, Reinheit und Prä-
cision unnachahmlicher und unübersetzbarer Prosastyl , als Gegenstück
aber auch die ebenso unnachahmliche Nüchternheit seiner Poesie
entwickelt hat. Aus dem Altfrz. lassen sich Allitterationen genug
sammeln; in den späteren, klassischen Werken sind sie nur spärlich
vertreten , und erst ganz moderne Schriftsteller haben sich wieder von
27
litterarischen Ausbildung der Sprache eintreten kann; die dissi-
milirenden hingegen treten überhaupt erst mit dieser in Kraft!
dem akademischen Kegelzwang, nach dieser wie nach allen Seiten hin,
etwas emancipirt und haben aus der Volkssprache vieles in die
Schriftsprache verpflanzt. Die übrigen romanischen Sprachen haben
eine so crasse Sonderung des sermo plebeius und sermo urbanus nie
gekannt: daher auch ihre Litteratur an populären Elementen auch in
sprachlicher Beziehung reich ist. Besonders gilt dies von dem phrasen-
und sprichwortreichen Spanisch. Ich lasse hier eine kleine Auszugs-
liste reimender und allitterirender Sprachformeln folgen. Siebesteheu
aus zweien durch bindende oder trennende Conjunctionen, oder durch
Präpositionen aneinandergeknüpfte , oder ohne jedes Bindeglied zu Com-
positis gefügten Gliedern : das erste und zweite , wenn übereinstimmende
oder gegensätzliche Begriffe zu einer Einheit zusammengefasst werden
sollen , das dritte wenn durch Umformung von Begriffsworten eine Wir-
kung hervorgebracht werden soll, die der der Onomatopoietika nicht
allzufern steht. In allen drei Fällen sind die betreffenden Wörter, den
lautlichen Gleichklang abgerechnet, einander sowohl kraft des Klassen-
begriffes (Subst., Adj., Verb.) verwandt, als auch oft kraft ihres Baues.
1) Reimformeln:
hecho y derecho ; de tomo y lomo; m reyni ley; sin ton nison;
habet el oro y el moro ; nacer monda y redonda; decir unas
veces cestas y otras ballestas; dar al diablo el hato y el gara-
bato; conseguir una cosa por zancas y barrancas; naturaleza
sana y pagana; vioir en haz y en paz; de koz y de coz; ni
hablar ni pablar ; ni roso ni velloso; ä gatas y tatas, d gatas
y patas; por arte 6 por parte; dar el consejo y el vencejo; ni
piante ni mamante; venir de rocin ä ruin; entre cielo ysuelo;
de cabo ä rabo; buen trozo de mozo; no hay miel sin fiel; no
Kay atajo sin trabajo; mi gozo en elpozo; su ahna en supahna;
andar de ceca en meca. Mit onomatopoietischen Elementen,
z. B. in ni chistar ni mistar; sin decir ckus (tus) ni mus; sin
äecir oste ni moste.
2) Allitterirende Formeln.
ni rey ni roque; cal y canto; hacer cala y cata; entre cuero y
carne; d pelo y dpluma; sin fuste ni fundamento ; dar delpan
y del palo.
3) Unverbunden reimende Formeln. Die zu Grunde liegenden be-
begrifflichen Elemente sind durchaus nicht immer leicht zu durch-
schauen; selten liegen sie so klar auf der Hand wie in patazas ma-
nazas , das sichtlich nichts als das augmentirte pata y mono ist , oder
in cochite hervtte, an dem nichts als die Vergröberung des c zu ch zu
bemerken ist , oder in tejemaneje , oder in iiramira, oder in caldibaldo,
28
Wenn man will, auch wieder ein Beweis dafür dass die Poesie
früher zu blütenreicher Entfaltung kommt als die Prosa! —
Wo es der Schriftsprache nun scheint als hätten die ersten
volkstümlichen Umgestaltungen einem Worte eine vielleicht ganz
wohlgebaute, dem Sprachganzen gegenüber aber nicht richtig pro-
portionirte Gestalt gegeben, da greift sie abermals ändernd ein
und entwickelt zum dritten, indem sie sich äusserlich bald an die
Verfahrungsweise der Assimilation, bald an die der Dissimilation
anlehnt, die weitgreifende Erscheinung der Analogie, welche
nicht mehr einseitig die blosse Form berücksichtigt, sondern die
Rücksicht auf Form und Inhalt zu vereinen weiss. Zum Beispiel:
die alte Sprache hat aus dem lateinischen Verbvorrat die Mehrzahl ,
seiner unregelmässigen Verben und mit ihnen die Mehrzahl ihrer
* stammbetonten Supina hinübergenommen. Wir finden also in ihr viele
zweisilbige Participia in so und to, d. i. sus und tus^ daneben aber
eine bedeutend grössere Zahl regelmässiger flexionsbetonter in ado,
ido, udo. Die neue spanische Sprache, die sich vor allen anderen
romanischen Sprachen durch grosse Einfachheit und strenge Gesetz-
mässigkeit auszeichnet, — wie z. B. ihre einfache phonetische Ortho-
graphie beweist, an der wenige Striche getan zu werden brauchten
in dem man doch wohl calidus validus erkennen darf. Oft enthält
wenigstens das zweite Glied eine willkürliche, nach Analogie des ersten
wahren Begriffswortes geschaffene Bildung : in cachivache ist der erste
Teil sicher cacho Scherbe; was aber ist vache? in ä trochemoche ist
troohe sicher auf trocho-torcho-torctus zurückzuführen; in tollemolle,
identisch* mit tolletolle, ist tolle der einfache lat.-sp. Imperativ von
tollere; in mandilandil ist die erste Hälfte das bekannte arabische
mandil ; in chirlomirlo ist der erste Teil sonnenklar ; ebenso in zanga-
manga und chancharras mancharras, deren zweiter Bestandteil, manga
und mancha zwar wohl bedeutungsvolle spanische Worte sind, jedoch
in keinem andern erdenklichen Zusammenhange als dem lautlichen zu
zanga und changa stehen. Gancha panza ward vielleicht aus hincha
panza verderbt; aus ajilimöjiU neben ajüimöje kann ich nichts als den
spanischen aji Pfeffer herausfinden. Oft ist sogar ursprünglich ein-
fachen Worten durch Lautmodificationen nur der Schein einer Zu-
sammensetzung zweier reimverbundner Teile gegeben. Pelarela ist
eine Nebenform zu peladela, peladela eine Nebenform von pelad-era.
Auch patarata möchte ich in den freilich unerklärten Stamm patr.,
der in patr-ana vorliegt und auf die Endung ata auflösen.
29
um sie zur ausnahmefreien Logik zu erheben; die Verwendung
Ton haber für das Activum, von ser für das Passivum; die Un-
veränderlichkeit des Participiums activer Verben, die Sonderung
von ser und estar, die Nichtexistenz des Apostrophs, die Festig-
keit der Accentuationsregeln , die edle Gebundenheit der Wortstel-
lung die zwar mit dem Französischen verglichen noch -frei ist, neben
dem künstlichen italienischen Einschachtelungssystem aber einen
wohltuenden Ordnungssinn verrät, der nur in den italianisirenden
Zeiten des Gongorismus die Grenzen der Schönheit überschritt; —
diese gesetzestreue spanische Sprache sah auch in der Existenz
schwacher und starker Participieri einen nutzlosen Reichtum den
es gut schien aufzugeben. Sie nahm also den starken Supinis
ihre Participialkraft, wohl auch darum weil sie ihr zu kurz,
zu abgenutzt, zu sehr jedes sicheren gemeinsamen Merkmales
beraubt däuchten um so wichtige Functionen wie die verbalen
zu verrichten: als Adjectiva leben sie weiter, einige auch als
Substantiv a. r An ihre Stelle traten, nach Analogie der herr-
schenden Überzahl, Participien welche aus dem Stamm und der
tontragenden Endung ado und ido und udo bestehen. Als Ausnahmen
bleiben nur zwölf, eigentlich nur zehn stammbetonte sogenannte
'unregelmässige Participien zurück: hecho dicho roto visto muerto
puesto vuelto suelto abierto cubicrto und preso und escrito, welche
zwei jedoch immer mehr und allgemeiner durch prendido und
escribido vertreten und verdrängt werden, also auch im Absterben
begriffen sind. Von den übrigen spielen die meisten ihre alte
Rolle als Verbalformen in den Dialecten weiter, und haben, be-
sonders im Katalanischen, sogar analoge Neuschöpfungen hervor-
1 Die im Sp. n u r als Adjectiva oder Substantiva erhaltenen starken
lat. Supina — wenn manche es auch nur als Composita sind — zählt
die folgende Liste auf: Cinctum coctum doctum ductum finctum fric-
tum lectum -rectum stinctum strictum structum tactum textum titictum
torctumtractum unctummictum; -emptum -sorptum;-cretitm catt tum motu m
-notum sertum surtvm tentum ventutn, casum cessum -clusum -cussum
cursum divisum fixtm mansum morsitm pensum pulsum rasum risum
rosum scen8um sensum sessum tensum tersitm versum libitum creditum
• debitum domitum exitttm levitum perditum quisitinn reddititm solvitum
tenditum rolvitwn.
30
gerufen. Im Französischen haben sich noch einundvierzig J er-
halten, im Italienischen sogar mehr als hundert. (Ich kenne
113 Simplicia.)
Ein nicht weniger energisches Eingreifen der Analogie be-
wirkte dass alle spanischen Infinitive in är er ir auslauten; eine
andere Accentuation , der lateinischen dritten Gonjngation in ere
entsprechend, — die in den übrigen romanischen Sprachen Ver-
treter gefunden hat — duldet die spanische Schriftsprache nicht;
im katalanisch-valencianisch-mallorkanischen besteht sie fort. Im
Spanischen nur in einem einzigen Substantiv dem stets pluralisch
gebrauchten viveres: Lebensmittel. Die Infinitive in ar bildeten
stets und bilden noch jetzt ihre Participien ausschliesslich in ado,
die in er uud ir, die in der alten Sprache fortwährend ihre Stelle
miteinander vertauschten, bildeten sie daher auch beliebig wech-
selnd bald in ido bald in udo. Dieselben Endungen, besonders
ado und udo wurden noch anderweitig verwendet, nämlich um
Substahtiva zu adjectiviren , um z. B. von barla Bart einen bar-
bado oder barbudo einen Bebarteten abzuleiten. Die neue Sprache
sichtete auch hier. Udo wurde seiner Tätigkeit als Participial-
bildner ganz enthoben. Für alle Verba in er und ir — die ja
überhaupt, den Infinitiv und die Infinitivbildung der im Spanischen
noch heute trennbaren Futura und Conditionalia abgerechnet, bis
auf zwei Formen : die erste und zweite Person Pluralis des Prae-
sens Indicativi emos imos, eis is, ed id, vollkommen tmifornrirt
sind — blieb ido als gemeinsamer Participialbildner bestehen.
Udo aber ward, auf Grund einiger kümmerlicher lat. Vorbilder
wie nasutus cornutus verutus astutus cinctutus versutus hirsutits
actutum später auch canutus villutus, denen sich viele in itus
wie auritus criniius pellitus turritus zugesellten, ausschliesslich
an Substantiva und substantivirte Adjectiva gehängt. a Sein Amt
1 Atteint ceint craint eteint empreint feint Joint oint peint plaint
point restreint teint; faxt (fit, fi) trau brau bruit cuit -duit -struit
nui; Ztit; dit beni(t) frit ecrit; ouvert couvert. offert souffert; mort;
-sous; ne; -quis -eis mis pris sis, ri rais dos (clu(s).
2 S. Corssen, Beiträge zur Lat. Formenlehre. Leipzig 1863.
p. 513 u. 17. — Von wirklich in u auslautenden Verbal stammen exi-
stiren q}s wirkliche Participien argutus acutus minutus. Nach ihrer #
Analogie soll die im Texte citirte Reihe gebildet sein, jedoch nicht
31
wurde es auszusagen dass diesem Substantiv irgend eine Ab-
normität anhaftet; besonders deutet es emphatisch, tadelnd, oder
verspottend die übergrosse, unproportionirte Ausdehnung der ein-
zelnen Körperteile, an Abstractis ihre Intensivität an: Aufgeblasen-
heit Laune Trübsinn Phlegma Zorn Ahnenstolz Eigensinn. Will
also der Romane mit einem Worte bezeichnen dass Jemand eine
lange oder dicke Nase, grosse Zähne, einen vollen Bart, dichte
Haare hat, will er Jemanden wie wir Pausback Dickwanst Schmeer-
bauch Langohr Dickkopf tituliren, so hängt er als Spanier oder
Portugiese ein einfaches udo, als Italiener uto als Franzose u als
Provenzale und Katalane ul an die betreffenden Hauptwörter, und
schafft so noch heut zu Tage immer neue Adjectiva, viele die
noch kein Lexikon verzeichnet. Diez Gr. IL 557. nennt sie be-
sitzanzeigende Adjectiva in participialer Form und tibersetzt die
entsprechenden rom. Formen mit starkgliedrig starkarmig gross-
äugig grossobrig grossnäsig dickköpfig hartköpfig heisshungrig etc.
Die in die Anmerkung verwiesene Sammlung umfasst 144 spa-
nische Beispiele, von denen jedoch sechs aragonesische und 17 ka-
talanische als genau genommen nicht dazu gehörig gestrichen
werden müssen: es bleiben also 121. Im Französischen ist ihre
Zahl geringer, einmal weil die feine, aristokratische Sprache solche
prägnante Kraftausdrücke nicht gerade liebt, dann aber auch weil
u nicht allein diese Rolle zu spielen hat, sondern als wirkliche
Participialendung der ganzen regelmässigen Conjugation in re,
und vieler Verben in oir und ir tüchtig angestrengt % wird, wie
freiljch auch im Italienischen. Ich habe bis jetzt nur 42 Beispiele
gesammelt, zweifle aber keineswegs dass auch aus der Litterär-
sprache noch manches zu ziehen ist und muss hier — wie bei
jeder gesammtromanischen, und nur im Neufranzösischen schwach
und kraftlos auftretenden Eigentümlichkeit — bemerken dass das
unmittelbar von den Nominalstämmen naso cornu astu etc. „Der Idee
nach liegen ihnen vielmehr denominativeVerba mit dem Charactervocal
u von diesen Nominalstämmen zu Grunde , zu denen sie sich verhalten
wie hastatus pilatus scutatus togatus braccatus palliatus barbatus zu
Denominativen Verben der a Conjugation, wie facetus quietus zu denom.
Verben der e Conj., wie vestitus anritas crittitus ignittis pellitus turri-
*w* mellitus cerritus artitus maritus zu Verben der i Conj., wie aegrotus
nodotu8 von denominativen Verben, deren Stämme auf o auslauten/'
32
Altfranzösische und Hand in Hand mit ihm die Dialecte eine reichere
Ausbeute gewähren. Im vorliegenden Falle lohnt es sich auch
über alles Erwarten das Feld der nomin a propria zu durchgraben:
aus den Wohnungsanzeigern von Lyon, Marseille und Genf z. B.
habe ich Verzeichnisse von nahezu hundert Familiennamen in u
ud ut utz zusammengestellt, deren Etymologie mir freilich zum
grössten Teile noch ungefunden ist, deren Zugehörigkeit zu der
Klasse der hier besprochenen Participien jedoch bei einer be-
trächtlichen Reihe ganz augenscheinlich ist. — Von portugiesi-
schen Beispielen kann ich 80, von italienischen 108 geben. 1 —
1 L Spanisch. Aluda. banyut (kat.) — baquetudo. barb. barrig.
bez. boc. boz. braneutz (kat.) cabett. cabez. cabr. cachaz. cachet. calni. (arag.)
campan. cantellut (kat.) can. capill. capot. caprich. carn. carranc. carrill.
cascar. casc. casquet. caz. cej. cen. cerd. cernej. cicot. cogoll. colmill
conch. concienz. copet. cop. coraj. com. corp. cortez. coscorr. costiU. erdb.
crenut (kat.) chaparrut. (kat.) dent. eneuer. escam. espald. fald fej. (arag.)- 1
felp. flem. forcej. forz. frent. oder front, gall. galtut (kat.) ganocut (kat.)
garr. geperut(k9X)*. — gobern. (aräg.) gorjut (kat.) gran. granallut (kat.);
gren. grojollut (kat.) 3 gruxut (kat.) 4 — guedej. herb, hocic. hoj. honr.
jet. juanet. Um. llargarud (kat.) llengudo (arag.) lletrut (kat.) Unaj. loc.
(ast.) lom. mant. melen. membr. mottet, mon. morr. morrocot. (arag.)
mostach. narig. nerv. ojer. oj. ovej. os. oder hues. pacienz. pachorr.
^pantorrill. panz. pap. pat. pellej. pel. penach. penc. person. peseoz.
pestorej. pic. pinch. pingorot. planch. plom. porr. quijar. rab. rabassut
(kat.) b rampettut (kat.) 6 — reboll. repoh respet. (arag.) rodill. saberut. (kat.)
. ses. tall. testarado(?) tet. toz. trafagut (kat.) trassut (kat.) 7 trip. tronc.
tronch. vedeg. oder vedej. vell. ventr. zamborot. zanc. zapat. zoquetudo.
Zu den mit Zahlen versehenen Formen einige Bemerkungen. Erstens :
fejudo fejudez und fejugo fejuguez stehen im Aragonischen für das
kastilianische pesado pesadez, bedeuten also schwer, schwierig und
Schwere. Es sind Ableitungen vom kat. fex d. i. fascis, Bündel, Pack,
Last. Un hombre fejudo , ist einer der sein* Päckchen zu tragen hat.
Udo und ugo könnten verschiedene Suffixe sein. Da aber der Wechsel
von d und g im Romanischen mit einer genügenden Zahl von Beispielen
zu belegen ist, scheint es geratener, auch dieses als eine neue Zugabe
hinzuzutun. Ausser den bekannten spanischen Umwandlungen von da-
sypos in gazapo von delfin dolfinia. golfin, von dragea: Tpa-pi^a™ zu
gragea von damus zu gamo ist mir ein altsp. sigra für sidra , wal-
cigheariu ein neusp. megano neben medano von meta; bielgo mielgo
neben bieldo d. i. ventulm\ ein port. jaztga neben jazida; jurupango
neben jurupando (Name eines asiatischen Schiffes), ein frz. (Berry)
gendive aus gingiva bekannt, sowie die Verdrehungen von pardieu mordieu
33
Dieser natürliche Trieb sinnverwandte Begriffe nach ein und
demselben, gewöhnlich vom Lateinischen ererbten Schema nmzu-
tkedieu etc. zu pargue pargitemie parguienne morguientte tetigui tet'i-
guierme tatigue tatig oin tastigue testigui testiguenne pahangue pal-
sanguienne. — Zweitens: gepervt kommt von gep' d. h. von gibbus
Über den hier vorliegenden unmotivirten Einschub von er ar or vergl.
Biez Gr. II 282 u. 367. Zum it. nerboritto nodoritto ramoruto, welche
nach Diez 1 Auffassung die alten Plurale nervora nodora ramora in sich
enthalten, und denen noch pettoruto hinzugefügt werden könnte, tritt ein
altitalienisches gomberuto = ungestaltet, krumm, das vielleicht wie das
kat. gepernt, prov. gebervt auf gibbus gobbvs zurückweist; ferner
twcchiorvto nocchieruto, knotig, knorrig, von nocchio (nucleus) und
ccmteruto von Carito, bei denen allen eine derartige Auffassung eben
so unmöglich ist wie beim prov. cambarut, beim occit. banarut, beim
port. linguarudo, beim kat. llagarud (—largo) saberut, geperut, und
testarud, käst. pg. testarudo. In dem letzteren dürfte mit gleichem
Recht eine Composition von testa und rudus für rudis zu sehen sein;
oder da die Nebenform testerudo existirt könnte es direct von testera
herzuleiten -sein, wie auch testarada testerada. — Dass wir es nun
mit ausseritalienischen Analogieen der vier vorerwähnten italienischen
Formen zu tun haben sollten ist wohl kaum anzunehmen. Ich glaube,
man tut besser in allen durch r erweiterten Participien in uto nichts als
einfache Erweiterung nach Art der zahllosen Substantive in eria für
einfaches ia, und der Diminutivbildungen in eruelo für blosses uelo zu
erkennen. — Pas sp. ojerudo kommt nicht von ojo , sondern von ojera,
quijarudo von qvijara für quijad-a, das it. zazzeruto von zazzera. —
Drittens: grofollut bedeutet etwas grobes plumpes, woher es stammt, weiss
ich nicht. — Viertens: gruxut ist von groseus herzuleiten. — Fünftens:
rabassut *= torosus lacertosus kommt von rabassa -. stipes truncus, dem
augmentirten rabue. — Sechstens : rampelhtt ist venatico ; rampell über-
setzen die Lexika mit vena arranque impetu ; vielleicht liegt ihm rapere
zu Grunde. — Siebentens: trassttt kommt von traza List.
II. Portugiesisch: Abelhudo barbae, barb. barrig. beig. bicang.
bicogross. bic. bochech. boj. brag. cabeg. cabell. canib. campan. capell.
capribarb. carn. carranc. casc. cascalh. cebol. colmill. conch. coraz.
com. chofr. chordent. espada. fag. felp. foeinh. galh. guedelh. gra.
joelh. Jan. linguar. lomb. mam. mamalh. matäs. membr. mercat. miol.
nadeg. narig. nerv. olh. orelh. oss. pantafag. pap. pat. parr. pell. penn,
pern. pescog. pestart. polp. quartal. quartell. rab. ramalh. rechonch.
repolh. sank. sede. sis. tal. test. testag. tet. topet. tromo. tronch.
tropeg. var. vers.
III. Italienisch. Barbuto bernoecol. bicorn. biforc. bitorzol. boz~
zacchi. bozzol. broecol. brocc. cagi. canttr. cantucci. canton. can
C. Michaelis. 3
Ol
formen hat die Gestaltung der romanischen Sprachen ungemein be-
einflusst, vor allem die Regulirung der einzelnen Conjugationen.
Auch die Geschichte jedes überhaupt productionsfthigen Suffixes
~ und sie sind es mit wenigen Ausnahmen so oft sie den Accent
tragen und sich durch die Gewohnheit ein bestimmtes Begriffsgebiet
angeeignet haben — kann hierzu die interessantesten Beispiele
liefern. Und selbst das kommt vor, dass accentlose Suffixe, denen
kein bestimmter, definirbarer Sinn iuwohnt, und die nur zu bestehen
und verwendet zu werden scheinen um einen zu leeren Wortbau
zu fallen und den Wohllaut zu heben, eigentlich fertigen Worten
der verschiedensten Art die mit einander nichts als eine vague Klang-
ähnlichkeit gemein haben, nach Belieben und zwar jso angefügt
werden dass die echte und die erweiterte Form ruhig neben-
einander hergehen, ohne jeden Unterschied des Sinnes. So ist es
z. B. mit änus. In bdlano, huirfano, huergano örgano, lad-,
laud-, Udano, libano, pldtano, täbano, trepano tuetano, rdbano
war es lateinisches Erbteil. Der reine a Klang, der dem spa-
nischen Ohre behagen musste, trieb dahin änus auch an Stelle
capell capit. capocchi. cappell camacci. cam. ceff. cer cervell.
cest. cheric oder cherc. cicci (vulg.) cigli. ciocc. cocci (vulg.) codacc.
cod. copol. com. corpacci. corp. Cream, er est. crin. crost. ers. fianc.
fiorvell fogh forcell. forc. forz. frond. fronz. gamb. gibb. gomber.
gozz. labbr. lantern. lan. linguacci. litter. malizi. man. (vulg.) maz-
zoGchi. membr. napp. nas. natic. nerbor. nerb oder nerv, nocchtor oder
nocchier oder nocchiol oder nocchi. nocciol. noder. occhi. orecchi.
organ. oss. paff. pale, pampan. panci. pannocchi. penc. penn, pettor.
pinz. pipp. polpacci. polp. punt. ramor. ricci. sacci. sann. sap. sberr
noecol. schien, scrign. sem. setol. sopross. spdll. spar, spicchi. tore.
triforc. uncin. unghi. unicorn. teil. sann, zazzeruto. '
IV. Französisch. Barbu bec. Mg. boss. bourr. brauch, brochonn.
charn. chen. chevel. com. corpor. coss. crep. croch. crott. dod. fafel.
feuill. fich. goguell. goul. grapp. gren. griff, herb, jouffl. lipp. maffl.
membr. mouss, moustach. pans. patt. pelä oder poil. point. pot. rabl.
saugten, tet. trap. vel.
Altfrz., z. B. beuiUu boch. cors. crepel. dent. dorch. durf.espirit.
lan. lavr. letr. nerv. ram.
Aus einer Blütenlese von 143 dialektischen und rotwäl sehen Formen
wird sehr vieles als Nicht-Participialbildung auszurangiren sein. Dennoch
wird ein hoher Rest zurückbleiben von Formen, wie: betassu broillu
brossu chairu coeuru corsufiellu gambugavu grimelujambru mouflouramu.
35
von hxus und lnu$ und onus zu setzen, wie ebano ;pdmpano; cuebano ;
drgano; abrötano; almuedano; diagano (Nebenform.) es beweisen.
Neben Mfalo heisst es auch büfano, neben eimbalo eimbano,
neben pi/aro pifano. Ganz frei aber angefügt ward ano in bu-
zano, das neben buzo steht, in wedano meguno von meda, in
sdtano von soto, tdngano von tango , trästano von /raste, zdngatto
von muco, cardnibano\o\\ cdlamo.
Fälle in denen die Analogie den Stamm selbst angreift, sind
selten, doch kommen sie vor: im italienischen ^reve aus gravis
nach Analogie von leve aus U ist es geschehen. Der Vene-
zianer bildet zur Bezeichnung des Veilchens die Form vtolipan y
solche Anziehungskraft übte iulipan aus; derselbe sagt auch
lioncorno lionfante für unicorno elefante. Ich vermute, dass das
unerklärliche spanische marfil für arfil und alfil Elephant steht,
und dass ihm im Gedanken an tnarmol diese sonst unerklärliche
Veränderung der ersten Silbe aufgezwungen ward. Dem in seinen
Elementen nicht leicht verständlichen mariposa Schmetterling
(s. jedoch weiter unten Anm.) bildete der Spanier ein selt-
sames diabliposa nach, um damit die Ruhelosigkeit mephistophe-
lischer Naturen zu bezeichnen. Adawaniis wurde im Romanischen
zu diamante, dessen erste Silbe offenkundig der Erinnerung an
diafano diadema diaspero (sp.) ihr Dasein dankt. Doch wozu
Beispiele für ein so naturgemässes Verfahren wie das der Ana-,
logie? Lehnte doch selbst der klassische Lateiner meridionalis
an septentrionalis , architectura an pictura und sculptura an; in
seiner Vulgärsprache steht octember für october, weil ein november
und September, senexier für senester sinister weil dexter existirte. 1
Formell ist das Verfahren der Analogie dem der Assimilation
verwandt , ja man könnte sagen es sei nichts als vergeistigte
Assimilation. Insofern sie aber überhaupt vergeistigt ist, und dem
Ziele entgegenarbeitet, der Sprache Klarheit und Festigkeit zu
geben, die geringe Unterscheidungsfähigkeit ihrer ersten Bildungen
zu heben, und verwandte Begriffe mit verwandten Formen zu um-
kleiden, insofern steht sie dem Dissimilationsdrange gleich. Dieser
hebt äusserliche Gleichheit zwischen innerlich Verschiedenem auf;
1 Jahrb. II. (XIV) p. 440 führt Scheler ein altfrz. orreste, eine
Anbildung von orage an tempestas an.
3*
36
die Analogie hebt äussere Verschiedenheit zwischen innerlich
Gleichartigem auf: beide streben also danach nur geistig Ver-
wandtes auch materiell mit einander zu verknüpfen.
In der Ausübung dieser Kraft wird die Sprache allen ihren
Trieben zu gleicher Zeit gerecht: was ist bequemer als die be-
schränkte, von einem Accentuationsgesetz despotisch regierte Drei-
teilung der spanischen Infinitive? was ist deutlicher als die Be-
griffsspaltung starker und schwacher Supina in Adjective und
wahre Participien? was ist zu gleicher Zeit euphonischer als
dass beim Denken gleicher oder ähnlicher Gedanken auch gleiche
oder ähnliche Töne an unser Ohr dringen? Wie man einen ein-
zelnen Ton in Musik und Sprache wohl schön oder unschön nennt,
von eigentlichem Wohlklang jedoch erst spricht, wenn die Ver-
bindung mehrerer 'Harmonie oder Disharmonie erzeugt, so ist
auch ein einzelnes Wort mehr oder weniger euphonisch, der
eigentliche Wohllaut der Sprache aber tritt erst zu Tage, wenn
sie ihre Worte zu Sätzen, und Satz an Satz zu fliessender Rede
reiht. Vpcalisch auslautende Wörter hat jede Sprache; dass aber
in der Italienischen ein jedes Wort mit einem Vocale endet, das
giebt ihr jene weiche klangvolle Melodie, die keine andere Sprache
erreicht. Die Stellung dös Einzelnen zum Ganzen, nicht das
Einzelne als solches giebt uns den Massstab zu seiner Beurteilung :
die Analogie arbeitet daran das Ebenmass der Sprachglieder her-
zustellen, sie trägt also zur Erhebung und Vervollkommnung der
Sprache bei. Indem die Schriftsprache also nach Deutlichkeit
strebt, erreicht sie zugleich grössere Schönheit und trägt auch,
was die Bequemlichkeit betrifft, den Sieg über ihre Vorgängerin
davon. Denn was ist bequemer, klarer und schöner, die Ein-
fachheit und Gesetzmässigkeit des neuen oder die wirre Fülle des
alten Spanisch?
Zum vierten bändigt auch die Schriftsprache die Wildheit
der Volkssprache, sie beschränkt die Summe der Laut Varianten
um ein bedeutendes : die dialektischen Formen werden vom Kasti-
lianischen absorbirt. Wo z. B. das Leonesische d in l verwandelt
hatte, das Kastilianische aber in z, da musste die Form in l der
in z weichen, julgar vor juzgar, -algo vor azgo (aticus) ; und
von den verschiedenen Bildungsstufen eines Wortes verschlang die
jüngere alle übrigen; hatte man vorher bald codar oder coglar
37
bald coytar coitar cuetar cuitar coetar, bald coidar cuidar cuedar
gesagt, so wird jetzt nur cuidar als Vertreter des lateinischen
cogiiare anerkannt (S. jedoch unten): kurz alle überflüssige
Vielheit wird abgeschnitten. Was keinen positiven Zweck hat
stirbt dahin.
Zum ersten, zweiten, dritten und vierten hat also die Schrift-
sprache an der volkstümlichen Redeweise nur beschränkend, säu-
bernd, ordnend, bindend, klassificirend und uniformisirend gewirt-
schaftet. Bis jetzt sahen wir sie nur ausjäten was ihr Unkraut
schien; wir sahen sie nur die Masse der entwicklungsfähigen
Keime vermindern, den bleibenden aber eine so feste Gestalt
geben, dass wir nicht wissen wie sie noch weiter sprossen sollen.
Wenn wir also auch ohne weiteres zugaben , dass sie die Klarheit,
die geistige Kraft mehrte, so können wir doch nicht leugnen,
dass wir sie bisher von der Wortsumme nur subtrahiren und
nichts hidzuaddiren sahen. Wie nun stimmt dies zu der Behaup-
tung das Spanische sei reicher als das Lateinische? Soll sie etwa nur
vom allerältesten variantenreichen Spanisch gelten, von dem wir
wenig Proben haben? und ist dies wirklich reicher als seine neue
Form? Haben Jahrhunderte nicht vermocht den etwa eingetretenen
Wortverlust zu decken? Konnte eine Sprache stillstehen oder gar
rückwärts gehen während die Nation, welche sie sprach , vorwärts
ging und sich die Herrschaft der Welt errang? Es scheint un-
möglich und ist unmöglich. Noch haben wir nicht alle Mittel,
deren die Schriftsprache sich zu ihrer Veredelung bediente, er-
wähnt: dasjenige wodurch sie auch die quantitative Grösse des
spanischen Wortschatzes mehrte, das welches also für den Beweis
den ich führen will: „dass die spanische Sprache wuchernd mit
dem ihr anvertrauten Pfunde geschaltet hat", bei weitem das
wichtigste ist, den Kernpunkt dieser kleinen Arbeit, berühre ich
erst jetzt. Vorher aber will ich noch bemerken, dass der Schein,
als hätten die bis jetzt erwähnten Beschränkungsmassregeln viel
vom eigentlichen Wortvorrat genommen, die Sprache also viel
ärmer gemacht, ein trügerischer ist; zumeist waren es ja nur
Formen eines mehrfach vertretenen Wortes,' Duplicate die zerstört
wurden (juzgar cuidar). Wo aber wirklich ein ganzes Wort bekriegt
und besiegt ward, da war es stets ein die gleiche Stelle begeh-
render Nebenbuhler, der den Todesstreich führte. Ano hätte
38
* ■
nicht aussterben können, da der Begriff Lamm nicht aasstarb,
wenn nicht das Synonym cordero; olio nicht wenn nicht aceite
dagewesen wäre: es hätte sich in diesem Falle die Sprache mit Homo*
nymen behelfen müssen, wie sie es ja auch heut' zu Tage in nicht
gerade seltenen Fällen immer noch tun muss (S. oben). Ver-
nichtet hatte sie also nicht allzuviel: doch damit nicht zufrieden
ihren alten Besitz bloss annähernd voll zu erhalten, hat die
Sprache ihn gemehrt. Nachdem sie den Suffixen, die vorher be-
liebigen Worten oft angefügt worden waren ohne ihre Bedeutung
zu modificiren, rein um den Worten volleren Klang zu geben,
eine feste Bedeutung untergeschoben, und sie mit dem Amte be-
traut hatte, durch diese Bedeutung die Grundbedeutung der
Stämme nach irgend einer Richtung hin zu nüänciren, entfalteten
jene Suffixe erst ihre rechte Productionskraft und erweiterten also
den Wortbesitz der Sprache.^ Z. B.: Nach Analogie des latei-
nischen wortalis naturalis hatte die spanische eine ganze Schaar von
Adjectiven gebildet, in denen al entweder, jedoch selten, genau wie
in den obigen Fällen einen Substantivstamm adjectivirte [dealfebal],
oder aber eine unnütze Erweiterung von schon fertigen Adjec-
tiven war, wie in celestial divinal mundanal humanal libiah
Diese letzte sinnlose Anfügung überwog bei weitem, ward aber,
eben weil sie sinnlos war, bald wieder aufgegeben, und trat ir*
dem Masse in den Hintergrund wie eine andere Art der Neu-
bildung sich in den Vordergrund drängte. AI ward nämlich mehr
und mehr dazu verwendet, um, an Pflanzennamen gefügt, den
Ort zu bezeichnen wo diese Pflanzen in Menge wachsen: carrascal
ist ein Eichenwald., hincjal ein Fenchelfeld, und in dieser Func-
tion ist dem Suffixe al noch jetzt seine schöpferische Tätigkeit
geblieben. Ob man den Ursprung dieses al im lateinischen alis
sieht oder nicht, ist hierfür ganz gleichgültig. Davon später-
Ebenso war es mit udo. — Das Kapitel der Ableitung wird immer
von hervorragendster Grösse sein, so oft es sich darum han-
delt der reichen Entfaltung lateinischer Keime auf romanischem
Boden nachzuspüren. Da das jedoch nichts Neues ist, es viel-
mehr der Theorie nach schon sehr oft erläutert ward, wenn auch
die praktische Beweisführung noch nicht in genügender Breite
durchgeführt ist, so beschränke ich mich darauf es zu erwäh-
nen und lieber ein noch weniger bekanntes Verfahren genauer
39
zu charakterisiren, das die Sprache zur Vervielfältigung ihrer
Saatkörner mit Kunst und Nutzen verwendet hat. Damit komme
ich zum fünften Verfahren oder Streben der sich verfeinernden
und bildenden Schriftsprache,
Dies fünfte Streben, -das die Entwicklung der Schriftsprache
lenkt und leitet, ist das der Differenz irung, die ich eine ver-
geistigte Dissimilation nennen möchte, wie ich die Analogie eine
vergeistigte Assimilation nannte. Denn beide wollen dasselbe:
sinnlbsen Gleichklang meiden, das Gegenstück zu dem was die
Analogie bezweckt, sinnvollen Gleichklang zu produciren. Wäh-
rend die Dissimilation aber dabei stehen bleibt, ihn aufzuheben;
während sie sich in einem engeren Kreise vollzieht, innerhalb
eines Wortes (S. cogolla ligamba tnarmol); oder wenn sie einmal
weiter greift , wie bei der Trennung von Homonymen, doch eigent-
lich nicht mehr als ihre Pflicht tut; während sie nur nach Hecht
und Gerechtigkeit verfährt, indem sie zwei grundverschiedenen
Wörtern wie caUis und calx, cor und chorus, die durch ihre
eigene Schuld, durch den assimilirenden Trieb der Sprache, ein-
ander gleich gemacht worden waren, ihre alte Verschiedenheit
zurückgiebt; während sie, sobald sie sich machtlos fühlt, es zu
tun, einfach ihre Einheit negirt [ano-qjoj, eins davon zerstört,
und es ruhig der Sprache überlässt anderweitig für Ersatz
[cordero aceite] zu sorgen, tut die Differenzirung mehr und
Feineres: sie spaltet ein Wort, dem mehrere verwandte Begriffe
anhaften so, dass jeder Begriffsnüance eine eigene, nahe ver-
wandte und doch deutlich unterschiedene Form entspricht; sie
schafft also positiv Neues. Am Schaffen allein aber erkennen
wir die geistige Kraft.
Dass die überraschende Vielheit der Bildungen, welche das
Altspanische vor dem Neuspanischen voraus hat, seit seiner litte-
rarischen Ausbildung mehr und mehr vereinfacht wurde; dass von
den Lautvarianten des Volksidioms ein grosses Quantum gänzlich
schwand, ist schon gesagt worden. Ein nicht unbedeutender Teil
blieb jedoch zurück und wird noch jetzt durch einen nur verhält-
nissmässig kleinen Rest vertreten. So ist es in allen romanischen
Sprachen, und selbst im Französischen bestehen, trotz der fast
unantastbaren Strenge seiner Litterärsprache viele, sehr viele
bloss orthographisch oder orthographisch und lautlich differirende,
40
dem Sinne nach absolut identische Formen ein und desselben
Wortes gleicbmässig nebeneinander : hennc steht neben banne,
her et neben berret, bar neben bard, aubin neben hobin; arga-
neau neben organeau, ergot neben argot; bourdigue neben bor-
diguc; bistarde neben bitarde; brayon- neben broyon; eclope neben
esclopc; ecope neben escope; icarlinguc escarlingue neben carlingue.
Im Italienischen heisst es bald esiglio bald esilio, uffieio und uffizio,
ungola und ungula, uguanno, und unguanno; umbelico und umbilico,
um i Utk und umiltä^ vagabondo und vagabundo, vaccarclla und vacchc-
rella, vespcro und vespro, vessica und vescica^ biglictto und viglieito.
Im Spanischen steht fumarada neben humarada, fondura neben
hondura, faca neben ftaca, fontana neben hontana, ferida neben
Jierida, horano neben hurano, borujo neben &ttrt<;0, gorrullo neben
gurrullo, gorbion neben gurbion, golleria neben gtdleria, fo-
mentar neben fumentar, bochin neben buchin, bordon neben fttir-
d<w; böchornö neben buchorno, zorita neben zurita, zorrullo
neben zurullo. Wollte nun aber Jemand nach- Analogie dieser
Doppelformen bald broma bald bruma, bald ^ro^a bald bruza,
bald fosco balifusco, bald forma bald horma^ bald ^Ja bald
Ma setzen, kurz o und u, / und ä nach Belieben ihre Stellen
wechseln lassen , so würde ihm ein Lächeln der Spanier über die
Ungenauigkeit seiner Ausdrucksweise, oft auch ein herzliches
Lachen wegen seltsamer Missverständnisse nicht erspart bleiben.
Wohl dürfen o und w , h und / oft indifferent mit einander
vertauscht werden; ebenso oft aber hat der Sprachgeist jedem der
beiden Vocale und Consonanten einen bestimmten Wirkungskreis
mit festen Grenzen umzogen. Solche fein modulirte Lautcontraste,
von deren Entstehung oben die Rede war, benutzte die Sprache
um sie an ebenso fein modulirte Bedeutungscöntraste zu knüpfen,
die sich allmählich aus ihrem lebendigen Organismus zur Selb-
ständigkeit entwickelt haben, und darum auch nur eine eigen ge-
schaffene Form brauchen können. Eigentlich brauchte die Sprache
für jede neue Begriffsnüance eine neue Form : dazu aber reicht ihre
Gestaltungskraft nicht aus; ein Wort muss immer mehr als einem
Zwecke dienen. Präfixe und Suffixe, die Derivationsmittel, helfen
ihrer Not wohl tüchtig ab ; arm aber bleibt sie doch. — Verdiente
sie aber noch den Namen einer guten Haushälterin, wenn sie,
die durch Not verpflichtet ist, nach neuen Bildungsmitteln zu suchen,
41
ein natürliches Werkzeug, einen schon vorhandenen Bildungsstoff
unbenutzt, unausgebildet bei Seite Hesse? Der Zufall bietet ihr
zwei Formen für einen Begriff; dieser Begriff spaltet sich entzwei.
Was liegt näher als dass vom Doppelbegriff und von der Doppel-
form je zwei und zwei sich einen? äo kann ohne Aufwand
von Kraft und Mitteln, durch blosse Benutzung der vorhandenen
Elemente, krjtft der Differenzirung ein reicher Wortertrag erzielt
werden. So kann die Sprache ihre Armut zu wahrem Reichtum
umwandeln. Denn Reichtum besteht nicht in der festen Masse
des Besitzes, vielmehr in kluger und zweckentsprechender Aus-
nutzung, Disposition und Erweiterung desselben. Klüger und
zweckentsprechender aber als das Lateinische haben die roma-
nischen Sprachen mit dem Kraftmittel der Differenzirung ge-
schaltet. Jene hat nur sechzig bis siebzig differenzirte Wörter,
[s. Michel Breal im ersten Bande der Mhnoires de Lirtguistique]
die Romanen haben Hunderte. —
Wie weit nun in solchem Variiren ein bewusstes Schaffen
liegt; ob stets die Abweichung und Spaltung des Lautes der Ab-
weichung und Spaltung der Bedeutung vorherging, oder ob um-
gekehrt eine verschiedenartige Bedeutung ein verschiedenartiges
Aeussere erzengte, ob also Lautspaltung zum Zwecke und mit der Ab-
siebt der Bedeutungssonderung überhaupt vorkommen oder ob je
die Spaltung der Begriffe eine Lautveränderung hervorrufen konnte
die noch nicht, frei und unbekümmert um den Begriff, vor sich
gegangen und nicht durch die Natur der Laute vorgeschrieben
war, das wagt man, in solcher Allgemeinheit gefragt, nicht ohne
weiteres mit ja oder nein zu beantworten, obwohl es von vorn
herein unausdenkbar scheint wie überhaupt das eine das andere, wie
der Laut den Begriff oder der Begriff den Laut, wie der Geist die
Materie oder die Materie den Geist aus sich entwickelt haben sollte.
Eine notwendige Verknüpfung zwischen geistiger Begriffs-
und materieller Lautentwickelung besteht jedenfalls nicht : unab-
hängig von einander gehen beide ihre eigenen Wege. Die Laute
eines Wortes können sich auf ihrer Reise durch weite Räume und
Zeiten stark, bis zur Unkenntlichkeit verändern, während ihr Be-
griffsgehalt unberührt bleibt; die Begriffe können sich ebenso
stark, ja noch weit stärker, weil sprungweiser, verändern, so dass
eine Reconstruction durch die einzelnen Übergangsstufen bis zur
42
■
Urbedeutung zurück nur annähernd und nur unter Beibringung
von Einzelanalogieen für jede' Fortschrittsstufe möglich ist. Der
Lautkörper aber kann dabei unangetastet bleiben. Oft freilich treten
beide Veränderungen zu gleicher Zeit ein; verbindet sich dann mit
der beiderseitigen Veränderung eine Scheidung, so lässt sich nicht
einmal eine Reihenfolge von erstens und zweitens aufstellen. Und
ist dies selbst in einzelnen Fällen möglich, kann ich auch nach-
weisen, dass die formelle Scheidung die frühere ist, so habe ich
damit noch keineswegs nachgewiesen, dass nun auch die andere
auf ihr beruht, dass wirklich der ältere Lautwechsel den jün-
geren Begriffs Wechsel aus sich producirte.
Bei' neueren Sprachen, deren Bildung in eine so späte Zeit
der Keife fällt, dass die Art ihres Entstehens sich nicht leicht
mehr der Beobachtung entziehen kann, lässt sich auch diese Frage
leichter lösen, als es für Primitivsprachen möglich ist. In ihrer
speciellen Anwendung auf mein spanisches Gebiet will ich wenig-
stens den Versuch einer Lösung wagen. Ich denke mir den
Process der Differenzirung also so: ein beliebiges lateinisches —
oder auch anderssprachiges — Wort geht in's Spanische über,
seine Bedeutung war schon in der Sprache, der es entstammt,
eine mehrfache, eine engere und eine weitere, eine* concrete und
eine abstracte, eine geläufige und eine seltene, eine ältere und
eine neuere, oder, sie entwickeln sich erst im Spanischen zu sol-
chem Doppelgebrauch. Bringt nun die Gestalt des Wortes auch
eine mehrfache Veränderungsfähigkeit mit sich und wird diese
Fähigkeit Tat, so werden anfangs die verschiedenen Wortgestalten
gleichgültig wechselnd für den ganzen vollen Umfang der Bedeutung
und seine einzelnen Teile gebraucht werden. Es kann aber unmöglich
ausbleiben, dass mit der Zeit der eine Sinn häufiger als der
andere vorkommt, dass z. B. der eine, der concrete engere Sinn im
Munde des Volkes, der andere abstracte weitere im Munde der
Gebildeten vorwiegt. Ebenso wenig aber kann es ausbleiben, dass,
wie der Doppelsinn, so auch die Doppelform in ihrer einen
Hälfte , nämlich der stärkst Veränderten im Munde des Volkes po-
pulär, die andere aber, die feinere, der klassischen Urform nähere,
im Munde der Gebildeten die stehende wird. Und naturgemäss
wird von der bestehenden Doppelbedeutung der engere populäre Teil
sich in die populäre Form kleiden, der höhere sich in die feinere.
43
Nehmen wir z. B. das lateinische forma: es wird nach spa-
nischem Brauch zu horma abgeschwächt; beim steten Wechsel
von h und /, und / und h musste sich aber die echte lateinische
Form unverändert daneben erhalten, und beide, horma so gut
wie forma, dienten wechselnd dazu ideell und reell jede „Form",
den ganzen möglichen Inhalt dieses Begriffes zu bezeichnen. Horma
sagte der Mann des Volkes, forma der Gebildete, Latinist. Der
eine aber führte es sicherlich öfter im Munde um von materiellen
Formen zu reden, so wie er sie als Handwerker, als Hutmacher
Schuster Maurer fortwährend zu benutzen hatte; der andere sprach
als Künstler Gelehrter oder Hofmann mehr von den eleganten
Formen in Sprache, Benehmen, Kleidung etc.; bequemte er sich
aber einmal dazu die vulgären Handwerker-Formen in den Sinn
zu nehmen, so nahm er gewiss auch die vulgäre Äorma-Form in
den Mund, den gleichfalls populären Sinn damit zu decken. So
kam es — nicht nach Willkür und Laune, aber auch nicht mit Zweck
und Absicht — sondern nach notwendigen Naturgesetzen dahin,
dass beide Formen sich nach und nach streng von einander
schieden, sodass horma heut zu Tage nur auftritt als molde
cn que sc fabrica 6 forma alguna cosa , s apatos sombreros etc.,
— forma aber ist vorzugsweise la hechura exterior de las cosas,
h que determina la materia d ser tal 6 tal cosa, figura, modo
de proceder, aptitud etc.: das eine hat reale, das andere ideale
Bedeutung. S. das Diccionario der sp. Academie.
Ein anderes Beispiel sei ladino latino. Beide gingen neben
einander her und bezeichneten sowohl im eigentlichen Sinne einen
Lateiner und lateinisch Redenden, als auch im übertragenen Sinn
jeden klugen, gewandten, verschmitzten Burschen. Diese volks-
tümliche Bedeutung allein erscheint jetzt noch in der volkstüm-
lichen Form. Der gelehrten Welt muss also die Popularisirung
des sacrosaneten Lateinisch, die Depressirung von latino zu la-
dino für Blasphemie gegolten haben. Man benutzte die klas-
sische Form wiederum ausschliesslich für die klassische Bedeutung.
— Opera tritt anfangs als obra und huebra auf, welche Einzelbedeu-
tung des vielsagenden Wortes auch gemeint war: 'später dient das
volkstümlichere huebra nur noch dazu, die Ackerarbeit eines Tages zu
kennzeichnen: lo que una yunta de bueyes puede labrar cn un dia.
In dieser Weise entstanden, meiner Meinung nach, alle
44
Scheideformen des populären spanischen Wortschatzes.
In der spanischen Sprache kommt es niemals vor, dass Scheide-
formen, d.h. dass zwei oder mehr in Sinn und Form verschie-
dene, ursprünglich aber in Sinn und Form identische Wörter
oder Wurzeln sich aus einem Wort oder einer Wurzel kraft
einer Lautspaltung entfalten, die "nicht auch ohne Spaltung des
Sinnes hätte eintreten und also blosse Doppel formen, d. h.
nur lautlich verschiedene, dem Sinne nach aber identisch geblie-
bene Wörter hätte hervorbringen können , wie sie sie auch in der
Tat vorher und gleichzeitig und nachher hervorgebracht hat und
noch hervorbringt. Die lautliche Differenz ist also vorhanden,
ehe die Sinndifferenz sich in ihr realisirt, oder sie liegt wenig-
stens so auf der Hand und ist durch den Vorgang gleicher oder
ähnlicher Veränderungen so selbstverständlich geworden, dass
man sich nicht mehr erlauben darf, wenn z. B. zehn Fällen in
denen / und h einen Sinncontrast anzeigen, ein elfter Fall neu
zugesellt würde, von einer eigens zum Zwecke der Sinndifferenzi-
rung erfundenen Lautdifferenzirung zu reden. Ich glaube also,
dass im Spanischen der Begriff nicht in freier Schöpferkraft neue
Formen für sich zu bilden, sondern nur die ganz unabhängig von
seiner Entstehung gegebene Materie mit sich zu durchdringen
weiss. Ich glaube auch, dass es überall so ist; selbst wo die
rein künstliche Erfindung von Scheideformen deutlich zu Tage
tritt, wie in der mittellateinischen Deutung von voluntas als gött-
lichen, volumtas als menschlichen, voluptas als teuflischen Willen 1 ,
ist doch das tatsächliche Vorhandensein der Dreiheit der Form
die Basis, auf der solche Spitzfindigkeiten sich aufbauen konnten.
Ich glaube also, dass was vom Spanischen gilt, auf alle romani-
schen Sprachen und weiter glaube ich, dass es auf alle neueren
Sprachen und selbst auf die alten indogermanischen Primitiv-
1 S. Schuchardt, V. V. I, p. 4: „Eine eigentümliche Sitte der
Grammatiker ist es, verschiedenen Schreibweisen eines und desselben
Wortes verschiedene Bedeutungen unterzulegen." Aus einem Com-
mentar zur Eegula S. Benedicti Hildemar. (9 sacc.) hebt er folgende
♦Stelle aus: Sunt multi qui distinguunt volimtatem per n attinere ad
deum et volumtatem per m ad homtnem voluptatem vero per p ad
didbohim !
45
sprachen ausgedehnt werden darf. Denn überall, also aucb hier,
sind die Lautveränderungen nichts weiter und nicht mehr, als
ein mechanischer Vorgang 2 ; sie stürzen abwärts, und wirken
1 Ausnahmen zu dieser Regel finden sich unter den sogenannten
Volksetymologieen ; s. unten. Doch hebe ich gleich hervor, dass ich
dennoch in der Tat 'der Ansicht bin, dass durchaus nicht alle sogenannten
Volksetymologien derartige Ausnahmen bilden. Sehr oftliegt auchi hnen
nichts anderes als ein absichts- und gedankenlos vor sich gegangene
Lautveränderung zu Grunde, die nur zufällig zu dem Resultat einer
sinnvollen Gestaltung kommt. Wenn dunkele, einer fremden Sprache
entlehnte Wörter in ihrer Form und oft auch in der speciellen Ver-
wendung ihres Sinnes heimischen, und in ihren Bestandteilen wenig-
stens anscheinend klaren Worten angeähnelt werden, deren verwandter
und dem Ohre vertrauter Klang dem Volke beim Aussprechen jener
unbekannten Neulingsformen vorschwebt — und dies versteht man
doch unter dem Begriff des volkstümlichen Etymologisirens — , so wird
diesen sicherlich oft Gewalt angetan, sie müssen nicht nur gerecht-
fertigte Schwächungen, sondern auch ungerechtfertigte Schwächungen
und Verstärkungen erleiden. Der Willkür ist Tür und Tor geöffnet.
Dennoch glaube ich, dass auch hier — bisweilen! — der erste Antrieb
und Schritt zu scheinbar gesetzlosen Veränderungen ein streng gesetz-
mässiger Jst, der unabhängig von allen Rücksichten auf den Sinn und
auf Anähnlichung an ein bestimmtes Wort mit Notwendigkeit vor sich
geht. Abrotänum wurde zu Eberraute, arcubalista zu Armbrust ver-
deutscht! Ich muss bekennen, dass der Gleichklang der lateinischen
und deutschen Wortformen für mein Ohr ein sehr schwacher und dass
der Sprung vom einen zum andern für meine Phantasie noch ein wenig
zu kühn ist. Abrotänum wird zu Eberraute heisst für mich: abrotä-
num wird zu abrota apocopirt wie cydonium zu Quitte, coquina zu
Küche, catena zu Kette, pulvinus zu Pfühl, propago zu Propf, sar-
cophagus zu Sarg verkürzt ward, alle nachdem sie den Accent nach
deutscher Art auf die erste Silbe, wie auf die Stammsilbe verlegt
hatten. Abrota — das kastilianisch-kat alanisch in der Tat als bröida
existirt, ward dann durch Epenthesis aberoda und Aberraute, eine Form,
die noch jetzt vorhanden ist, und erst diese ward zur Eberraute um-
gedeutet. — Auch arcubalista schrumpfte wohl erst naturgemäss zu
arcbalista (arbalete) arcblista armblista zusammen, ehe der Anklang
an Arm und Brust gefühlt und zu voller Gleichheit mit diesen beiden
Bestandteilen gemacht wurde. So wird es auch in anderen Fällen
gewesen sein. Erinnerte, wie es ja so oft geschah, das aufzunehmende
Wort oder ein Teil desselben von vorn herein an dies oder das her-
kömmliche, so konnte natürlich der Process des Verdeutschens und
46
desorganisirend, und erst wenn sie von der geistigeren Kraft der
immer vorwärts strebenden Begriffsveränderung und -Spaltung
Etymologisirens gleich beginnen und vorbereitende Um watidlun gen waren
nicht nötig. Dann sind die Lautveränderungen in der Tat nicht mehr
mechanische Vorgänge, dann binden sie sich an kein Gesetz; im Latei-
nischen und Romanischen nicht mehr als im Deutschen. Was aber
von abrotanum und arcubalista gilt, die Behauptung, die ersten Um-
formungen seien doch notwendige oder wenigstens regelrechte, gilt
noch häufiger von romanischen Wörtern. Wenn furunculys im kat.
und pr. zu floronc, wenn pantofla zu plantofa (kat.) wird, wenn vulg.
lat. amygdala zu amandola, Privilegium zu primilegium, fXuiu^piSa
zu Hquiritia wird, wenn der Spanier bnttesco für grutesco, pldntano
für plätano, der Portugiese tufäo für tifäo, der Italiener rubaldo für
ribaldo, schiavino für scavino, inchiostro für incosto, brugno für
prugno, tremuoto für terremoto sagt, so sind diese feinen Lautvaria-
tionen fein gegenüber der Verdeutschung z. B. von valisia zu Fell-
eisen, von ebenus zu Ebenholz, von hatnaca zu Hängematte, von Jörn-
bardo zu Longobardo, von bugspriet zu buonpresso beaupri durchaus
nicht gesetzwidrig. Sie hätten vor sich gehen können, auch wenn
dem Kat kein flor, Blume, kein planta, Sohle, dem Lateiner kein
primus, kein inandere, kein liquidus, dem Spanier kein brutto planta,
dem Portugiesen kein tuf . . . , dem Italiener kein rtfbar e, kein schiato
"und chiostro und pritno und tremere zu eigen gewesen wäre. Ver-
setzung eines aus- oder inlautenden l in den Anlaut; Veränderung von
gd durch gnd zu nd, und Vertretung eines griechischen u durch oiea
(Schlich., II, 29, citirt unter anderen Vulg.- und mlat. Formen amigdola
amecdula, amagdola, agmyndala) , ferner Vertauschung von v und m,
und Abfall eines anlautenden g vor l sind dem Romanen ganz ver-
traute, und dem Vulg.-Lat. nicht unbekannte Erscheinungen; ebenso
wenig dem Spanier der Wechsel von b und g, und Epenthese eines n
vor Dentalen; dem Port, und Ital. Wechsel von u und t, dem letzte-
ren Einschub eines i, Wechsel von b und p und Elision des tonlosen
Vocals der Anlautssylbe. Hingegen ist z. B. die Umgestaltung von
us in Holz, .von lom in longo durch keine möglichen Gesetze irgend
welcher Sprache vorgeschrieben. Ich meine also, dass in manchen für
Volksetymologieen ausgegebenen Wortveränderungen diese aus rein me-
chanischen Bewegungen hervorgegangen sind oder es wenigstens sein
könnten; ich meine pantofla z. B. brauche nicht im Gedanken an
planta, plantofa, furuncvlus nicht im Gedanken an flor floronc, gru-
tesco nicht im Gedanken an brttto brutesco geworden zu sein; icb
meine das ital. lucerta z. B. könne nicht aus lacerta heraus etymolo-
gisirt sein, weil lac den Italiener nicht an lux erinnern konnte. In
47
durchdrungen und ihr dienstbar gemacht sind, setzt sich ihre
mechanische Bewegung in eine dynamische um. Hierin, Jn der
Benutzung vorliegender absichtsloser Lautverschiedenheiten ist
alle Differenzirung, wann und wo sie auch auftritt, einander
gleich: in einigen anderen Punkten aber unterscheidet sich die
der alten Epoche von der der neueren, die indogermanische von
der romanischen.
Da nämlich die Differenzirung ein Trieb ist, den die Not,
diese kluge Erfinderin, in der Sprache wachruft, ein Versuch
ihrer Mittellosigkeit aufzuhelfen, so wird er um so, tatkräftiger
lacerta, lacarta ward das tonlose a in den verschiedenen romanischen
Sprachen zu e und i und o und w, selbstverständlich ohne bestimmte
Absichten; so ist im ladinischen lugord der Anklang an lux ziemlich
schwach, obwohl der ti- Vocal darin ist. Der Italiener mochte nachher
den u-Klang, den er unabsichtlich geschaffen hatte, mit Vorliebe fest-
halten, weil lue ein ihm wohlbekannter Stamm war, ich leugne nur,
dass das Bewusstsein, dass also die Einmischung fremder Wörter stets
der erste Beweggrund solcher Veränderungen sei: Capüolium wurde
zuerst rein lautlich zu Campitoglio: die Umdeutung zu campidoglio
ist seeundär. Delphinus wurde zuerst rein lautlich zu dalfin dolfin
(it. — o), die Umdeutung zu golfin ist seeundär. Und so fort. — Schu-
chardt führt einmal bei Gelegenheit solcher Volksetymologieen als Regel
an — ich weiss nicht wo und mit welchen Worten — die Aussprache,
d. h. der Lautgehalt eines Wortes würde einem anderen zu Liebe ab-
geändert, und nennt es eine Ausnahme , wenn erst der Aussprache zu
Liebe eine Ableitung, eine Beziehung zu diesem oder jenem Worte
erfunden würde (wie z. B. in Sept — imber). Ihm ist also die Umdeu-
tung Urheberin der Umformung! Dass ich für alle Fälle wirklicher
Volksetymologisirung (Ebenholz, Longobarden) nur der gleichen Mei-
nung sein kann, versteht sich von selbst, doch, meine ich, fast ebenso
oft sei die Umformung Urheberin der Umdeutung, eine absichtslose
Modifikation der Aussprache bringe die Möglichkeit dieses oder jenes Ety-
mologisirens erst mit sich, das selbst Etymologisiren sei nur der letzte
Saltimbancosprung einer bis dahin schrittweise naturgemäss vorwärts
gegangenen Entwickelungsbahn. — Was Geschick oder Ungeschick
an Worterklärungen dann einmal geschaffen hat, das hält dann frei-
lich der wissens- und verständnissdurstige Geist unveräusserlich fest,
so hochtrabend poetisch oder so verzwickt und unsinnig es auch sein
mag. — S. weiter unten näheres über Volksetymologie.
Nachträglich verweise ich noch auf Caix, Eivitttall, 2, p. 888, Cerchio-
vito aus oder neben cercovito (cireuitus) ist ein Beleg für meine Annahme.
48
in die Sprachbildung eingreifen, je mehr diese noch in den An-
fängen ihres Werdens steht, je ärmer sie ist, je kleiner die
Summe der begriffsbezeichnenden Wurzeln, die sie geschaffen
hat. Die indogermanischen Grundsprachen werden also frühe,
gleich nach dem Abschluss der ersten Fundamentalschöpfung der
Wurzeln, diese differenziren, um ihren Vorrat zu vervielfältigen,
später aber wird diese Fähigkeit erlöschen und anderen den
Platz räumen. Wo hingegen eine Sprache bereits einen langen
Bildungsgang hinter sich hat, wo ihr Kreislauf fast vollbracht
und sie im Verfall begriffen scheint, d. h. wo aus einer Primitiv-
sprache sich secundäre Sprachen entfalten, welche Barbarenvölkern
von einem herrschenden Culturvolke überbracht werden, wie den ro-
manischen vom römischen Reiche geschah, wo ihnen also ein grosser
Vorrat von fertigen Worten überliefert wird, da braucht von Vermeh-
rung, da wird von scharfer Sonderung zuerst nicht die Bede sein,
da gehen Laute und Begriffe aus ihren Grenzen nur heraus, um
sich zu verflüchtigen, zu vermischen und in einander zu fliessen,
nicht um sich zu verfeinern, zu spalten und zu vervielfältigen;
in bequemer und sorgloser Nachlässigkeit wird mit dem ererbten
Gute geschaltet. Und erst wenn Jahrhunderte des Gebrauchs
und Verbrauchs vergangen sind, wenn das Gemisch aus lateini-
schen und celtischen oder iberischen, griechischen, germanischen
und arabischen Bestandteilen gehörig durch einander gerüttelt
und das Andenken an die fremde Misch-Abkunft ganz verwischt
ist, erst wenn alle jene Elemente unter einheitlich bindende Ge-
setze gezwungen und so der Sprache Spuren eigener nationaler
Tätigkeit und einer gewissen Eigenart aufgedrückt sind, erst dann
beginnt man sie hochzuhalten und zu schonen und an ihrer Ver-
vollkommnung zu arbeiten; erst dann kann ja auch von einer
wirklichen Mehrung des Ideenvorraths die Rede sein. Das licht-
volle Scheiden des Differenzirungstriebes tritt daher in den roma-
nischen Sprachen erst später hervor, entfaltet sich dann aber mächtig
und dehnt seine Herrschaft so lange mehr und mehr aus, so. lange
die Bildung der Nation, also auch der Sprache im Steigen ist. Das
ist der erste Unterschied. Der zweite ist noch wichtiger.
Den Romanen ward weder ein blosser Wurzelvorrat, noch
ein Wortvorrat von so sinnlich klarem Bau vererbt, dass die
Wurzeln oder . Wortthemen und ihre Determinativ- und Flexions-
49
elernente sich immer leicbt von einander abheben lassen, wie es
im Altindogermanischen der Fall ist; vielmehr war ihnen ein
Grandstock von ganzen, in ihren Elementen fest aneinander oder
unauflöslich in einander geschmolzenen, zum Teil schon etymo-
logisch ganz verdunkelten Wörtern überkommen. Wo aber die
Wurzel, oder da diese Bezeichnung jetzt kaum noch passt, wo
der Stamm und seine Determinativbestandteile noch klar vor-
liegen, ist doch ihre Form meist so abgenutzt und abgeschliffen,
knapp und einfach, oder auch schon von den Primitivsprachen
selbst mehrfach gespalten, kurz ihre Gestalt ist eine solche, dass
eine der alten Wurzelvariatibn entsprechende Stammvariation
gar nicht — oder sehr selten — eintritt. Die romanische Diffe :
renzirung vollzieht sich also hauptsächlich an ganzen Worten
mit rficksichts- und verständnissloser Verwischung oft des Stam-
mes, oft der Suffixe. Bei ihr gilt also nicht, wie bei den indo-
germanischen Sprachen als Kegel, differenzirte Wurzeln und Suf-
fixe und als Ausnahme einige wenige differenzirte Wörter, son-
dern als Kegel differenzirte Wörter, als Ausnahme differenzirte
Stämme und Suffixe. Das ist der zweite Unterschied.
Ausnahmen aber sind auch hier vorhanden : und das aus der
Erfahrung, aus den bis jetzt erfahrenen und erkannten Erschei-
nungen, abstrahirte Gesetz, dass secundäre Sprachen keiner Wurzel-
und Stammbildung, keines Wurzelbewusstseins, also auch keiner
Wnrzeldifferenzirung fähig sind, rouss, für die letzten beiden
Punkte, eine kleine Einschränkung erfahren.
Die eigene selbstschaffende Tätigkeit der romanischen Spra-
chen, gerade in Betreff der Wortbildung, ist meines Erachtens
überhaupt noch nicht genugsam gewürdigt worden, obwohl sie
gerade in ihr mit voller Kraft wirkt und webt und neugestaltet;
und absichtlich lege ich gleich in dieser kleinen Erstlingsarbeit
einen acuten Accent darauf. Wie Entartungen und Entstellungen
des Lateinischen, wie ein chaotisches Jargon, das durch eine
weite Zeitkluft, die man früher durch Ausdrücke wie Barbarei
und Sprachmischung characterisirte, von jenem geschieden ist,
fasst jetzt wohl Niemand mehr die romanischen Sprachen auf,
doch geht man, wie ich meine, auch dann noch fehl und urteilt
schief, wenn man sie wie sklavische Nachahmerinnen im Grossen
C. MlCHAfiliI8. 4
50
und Ganzen des Lateinischen, in einzelnen Fällen aber auch oller
der Sprachen ansieht, ans denen sie überhaupt etwas schöpften.
Es ist ein durchaus falsches Verfahren, für jedes romanische
Wort, dessen Etymon nicht klar daliegt, nach einem festen
Muster, einer festen Schablone zu suchen, von dem seine fertige,
vorliegende Gestalt ein genauer Abdruck sein soll. Nicht ein-
mal mit dem lateinischen Fonds wurde so umgegangen. Zwar
fahrte das Lateinische zum grössten Teile schon zubereitete Waa-
ren ein; oft aber wo die Gliederung in Stamm und Endung
scharf ausgesprochen dalag, wurden diese wohl als Ganzes ver-
einigt aber doch als noch lösbare und flüssige, frei verbrauch-
bare Stoffe übernommen. So allein ward eine Entwickelung der
Sprache mittelst der Derivation möglich und fruchtbar. Eigent-
lichen Rohstoff jedoch , der ganz nach freiem Ermessen verarbeitet
werden könnte, hatte die lateinische Sprache nicht zu vergeben.
Wurzeln oder Stämme, die gleichsam noch in ungeformtem Zu-
stand, also der Bildung und Vervielfältigung noch fähig waren,
führten nur die germanischen Eroberer den Romanen zu. Die
obige Regel, dass die romanischen Sprachen nur eine Wortdiffe-
renzirung kennen, und als Ausnahme wenige Stammdifferenzirun-
gen, kann also dahin präcisirt werden, dass wenigstens die
germanischen Bestandteile oft als Stämme eingeführt,
als Stämme erkannt und als Stämme differenzirt wur-
den, die lateinischen aber nicht.
Was den Romanen aus dem Munde der nordischen Eroberer
fremdartig entgegentönte, war ihnen selten als Ganzes mund-
gerecht; häufiger ging nur der wichtigere sinntragende Stamm,
der durch die germanische Betonung leicht fassbar war, in ihren
Wortbesitz über. Auch einige volle Suffixe — engo aldo ardo
anda — wurden productionsfähig. Den Stamm allein abstrahirten
sie also aus einer Menge ihnen vortönender germanischer Wörter,
die ihn in sich enthielten. Da aber auch im Germanischen ein
Wort gewöhnlich schon mehrfache Gestalten hatte, welche 'die
verschiedensten Sinnnüanoen überkleideten, oder auch nur wie
im Altspanischen überwuchernde Kraftproben , Luxusartikel waren,
so ward beides, Form und Sinn, wie es scheint, nur in den all*
gemeinsten Grundzügen aus der Menge der Bildungen und Be-
51
deutungen abstrahirt und vom Spanischen selbst erst wieder be-
festigt und differenzirt. Doch exewplum doceat!
Zu welcher Unzahl von lautlich geschiedenen Formen hatte
sich z. B. die indogermanische Wurzel grb gespalten! [S. unter
anderen Diefenbach.l Zu welcher Unzahl von sinnverschiedenen
Worten! Der Romane abstrahirte aus dieser ganzen Fülle laut-
lich nichts als die Dreizahl der Radicale, deren Character als
Gutturalis, Liquida und Labialis, und das , Bindeelement des a-
Vocals; sinnlich nichts als den breiten, gar nicht mehr mit einem
Worte zu umfassenden Begriff der jede einzelne, energisch, nicht
mit« flacher, sondern mit gekrümmter Hand vollzogene Bewegung
benennt, ob sie sich nun zum graben oder greifen, zum rau-
ben oder stehlen, oder zum kratzen und kritzeln, zum schreiben
oder übertragen, zum Zickzackgehen, Winkelzüge machen, das
Gesicht verzerren, Fallstricke* legen etc. etc. individualisirt hat.
Grb mag schon im Deutschen alle diesö Einzelheiten benannt
haben; schon im Deutschen mag grb, ganz wie im Romanischen,
den ersten Radikal zu g oder Je, den zweiten zu r oder Z, den
dritten zu b odef p oder f gespalten haben; die Liquida mag
ihre Stelle hinter dem Guttural oder vor dem Labial einge-
nommen; ein epenthetischer Yocai mag ihn von beiden getrennt
hahen; die Labiale mögen einen parasitischen Nasal, b und p,
ein »w, f ein n vor sich erzeugt, und so mag grb eine Fülle
von Formen aus sich selbst geschaffen haben: die Deckung der
Specialbegriffe durch diese oder jene der vorhandenen Formen
wird sich dennoch in beiden Sprachgruppen nicht entsprechen,
nicht lauter gleiche Formen werden in beiden wirklich geworden
sein, ob auch die Möglichkeit ihrer Existenz in beiden gleich
gross war. Nicht für jede Erscheinung der Wurzel grb im Spa-
nischen oder in anderen romanischen Sprachen wird das Germa-
nische ein Vjorbild aufweisen können, höchstens für ihre einfach-
sten suffixlosen Repräsentanten; alle durch Anfügung von roma-
nischen Präfixen und Suffixen hispanisirten Gestaltungen müssen
für Originalbildungen erklärt werden, für selbständige, aus deut-
schem Material gemeisselte Gebilde. Derselbe Stoff, jedoch ein
anderer Schnitt: also doch ein anderes Gostüm.
Ich sehe also im spanischen garbullo — an dessen Deu-
tungsversuch durch unseren Meister, Diez, der Mangel der bis-
4*
52
*
herigen Methode recht ersichtlich ist und an dem der Nichtglaube
an romanische Originalität sich rächt 1 — ich sehe
in garbullo engarbullar garbear garbin, im it. garbtiglio,
frz. garbouü garbouiller; npr. garbugi.
in garfü garfaäa garfio garfiada garfear garfinar, pg. garfo
in garabato* garabatada garabatear garabo garabero gd-
rabeta garabatosa; pg. garabulho garabulJtento garavango
garavanselo garavato engaravitado; it. garabullare.
in garapacho garapina garapullo garapato;' pg. cngarapar
garapito garrapatear garr apaton etc.
in agarrafar engarrafar garrqfinar
im Pg- gravato graveto gravatilho engravitar; frz. grabeau
1 S. Diez, E. W., I, 201 und II, 328 und 332. Er erklärt hier
garbullo für ein Compositum, dessen Elemente garrire und bullire
wären, während er doch, Gr. 332, garbtiglio unter die italienischen
Bildungen in uglio richtig einreiht. Seiner erst erwähnten Erklärung
kann ich nicht zustimmen, weil eine gemeinromanische Composition
dieser Art nicht ein einziges Mal vorkommt, das spanisch-portugiesi-
sche Wort aber, wie seine zahlreichen Ableitungen beweisen J nicht erst
dem Ital. entlehnt sein kann; ferner weil die Macht der Gewohnheit
erfordert hätte, dass im Spanischen (und auch im Italienischen),
wie in allen bekannten Imperativcompositionen so auch hier, der
Bindevocal i eingeschoben würde. Garribulle würde ohne weiteres
als pleonastische Zusammensetzung anerkannt werden,* garbtiglio gar-
bouü aber um so weniger, als grabouil das häufigere zu sein scheint.
Dem Stamme grab garb wurde das Suffix uglio angefügt, das im Ita-
lienischen oft, ob seine Herkunft auch dunkel scheint (uculus?), be-
nutzt wurde, wo Mischmasch und Wirrwar geschildert werden sollte.
S. tafferuglio miscuglio sombuglio sobuglio scombuglio cespuglio bar-
buglio pattuglia avanzuglio guazzdbuglio , in welchem letzteren, da
nur ein guazza, kein guazzab existirt, in der Tat eine Zusammen-
setzung mit buglio vorliegen könnte. Der toskanische Yulgairdialect
bietet ferner noch canapuglio ciruglio rapuglio. Im Portugiesischen
hat ulho die gleiche Bestimmung eine unordentliche Masse zu charakte-
risiren. S. pedregulho graulho cascnlho cascabulho bar ulho bandulho
bagülho. Und auch im Spanischen dient ullo vjo bisweilen diesem
Zwecke, wiewohl es in den meisten Fällen , ich zähle 50, bedeutungs-
loses Füllsuffix geworden ist.
2 S. Diez, E. W., II, 135. Hier wird der Versuch gemacht auch
garabato in zwei Teile zu zerlegen, oder ein arabisches Wort darin
zu entdecken.
53
grabvge grabouil grabouillcr gravcr (sp. grabar) gravir 1
graveler gravelin gravelet
in grapa grapon, kat. grapinya, it. grappa y pr. graps, frz.
grappe grappin grapignan etc., grapcile, kat. graponar
(kriechen)
in graf grafinar grafihar, it. graffio etc., pr. grafio, frz.
agrafe graffin graffigner etc.
in grampa grampon, pg. emgrampar engramponar, it. grampa
aggrampare
in garambaina
im arag. garrampa, pg. engarampar etigarawpotiar
in galfarro, pg. engälfinhar
in galafate
in galapago
im pg. carrapato cncarrapitar earapeta carapinha carapita,
it. carapignare.
im frz. crajpattd^
im pg. carämpäo, it. (bresc. comask.) carampana
im frz. crampe
im sp. calambre
im. sp. calapatillo,
1 Siehe jedoch Diez II, 329.
*
2 S. Diez, E. W., II, 267. Ich vermute, dass erapaud, dialek-
tisch auch grapaud, k&t.gripau, alt. grapalt grapaut mit dem spani-
schen galapago und dem neukat. calapat (s. sp. calapatillo) identisch
ist, und dass es weder von cr^jpare, noch vom ags. creopan als selt-
sam vereinzelte Frucht übrigblieb, sondern zu dem reich vertretenen
Stamme grb gehört, der, wenn ich nicht irre, auch "ein afrz. Verbum
craper, kriechen (s. oben kat. graponar) aus sich abzweigte. Ob auch
das it. carpare hierher zu ziehen ist? Dass Kröten und kriechendes Getier
aller Art vom sogenannten krabbeln (Krabbe selbst kommt freilich von
carabus) ihren Namen erhielten, ist sehr natürlich und kommt oft vor.
Das kat. gripau führt zu einer zweiten Reihe romanischer Ver-
treter des indogermanischen grb hinüber, die besonders in Frankreich als
grif grip grimp keine unbedeutende Rolle spielen, von der wir aber
hier absehen, da sie sich aus dem anderen Aste der schon im Deut-
schen zweigespaltenen Wurzel : aus dem Urbild des modernen greifen
und nicht dem des Grabens, von dem wir hier ausgingen, entwickelt
haben. S. p. 61.
54
d. h. ich sehe in garb garab garav garap garrap, in garf
garraf, galf galaf galap calap; in grab grav graf
grap gramp garamp garramp garamb crap carap car-
rap cramp caramp calamp und in der langen Reihe ihrer
Ableitungen, von denen ich hier nur eine ganz kleine Probe
.biete, und zu denen sich viele italienische Formen mit abgewor-
fenem Guttural and andere, anch portugiesische, mit prostheti-
schem $ hinzufügen lassen, ich sehe also in all diesen Stell-
vertretern der Begriffe: Haken, Anker, Harpune, Kralle, Klaue,
Nagel, Krampe, Klammer, Krampf, Klette, Netz, Schlinge, Fall-
strick, Zickzacklauf des Krebses, kritzliche Handschrift, Gesichts-
Verzerrung, etwas vor Kälte oder Alter Gekrümmtes, jede krause
Speise, dann Krebs, Krabbe, Kröte, Schildkröte, Filzlaus, Dieb,
Gauner, Häscher; ich sehe in fünfundzwanzig verschiedenen
Stammformen virtuell ein und denselben Stamm und zwar die
.durch deutsche Vermittelung überbrachte und auf romanischem
Boden selbständig variirte, im Lateinischen in so einfacher Form
und in dem Ursinn des Greifens und Fassens gar nicht erhaltene,
den romanischen Sprachen aber ausserdem noch durch griechi-
schen Einfluss als graphmm (frz. greffe, it, sgraffio etc.) mit-
geteilte indogermanische Wurzel grb. Gewisse romanische Bil-
dungen stehen gewissen deutschen näher als andere, einige lassen
sich direct auf deutsche Etyma zurückführen, das frz. grauer auf
grdban, crampe auf cramph, grappe auf chrapfo: trotzdem aber
bleibt eine so bedeutende, was Wurzelditferenzirung anbelangt,
vielleicht unübertroffene, Zahl verschiedener Gestaltungen eines
Stammes übrig, dass es gestattet oder geboten ist, eine eigentüm-
liche Schöpfung romanischer Sprachbildung, eine romanische
Wurzel- oder Stammvariation darin zu erkennen.
Zu hohem, wenn auch nicht gleichem Reichtum der Ent-
faltung kam der Stamm skarb skarp % der unter anderem als
„scharben, schärben" jedes zerschneiden, zerfetzen, kerben; als
„schrapen, schrabben, schrafen" (mhd. schrapfen, schraven, bair.
schrafen) jedes kratzen, ritzen, scharren, schaben bedeutet; als
„Scharbe, Scherbe" einen Einschnitt im •Flossbaum, in welchen der
Querbalken eingepasst wird, und in ausgedehnterem Sinne jede
Fuge oder Kerbe, die zur Verbindung von Balken oder Brettern
gemacht wird, und schliesslich diese Verbindung selbst. [S. Bobrick's
65
naut. Wörterb.]; als „Schärpe, Schärfe oder Scherf" einen ab-
geschnittenen Zeugstreifen; als „ scharf " (skarp) alles spitz zu-
laufende. In das römische Reich drangen, als unmittelbarer Aus-
fluss dieser Formen und Deutungen, als Repräsentanten von
Scharbe das spanische escarba escaraba und escarpe, pg. escar-
va, frz. ecart ccarver ; als Repräsentant von Schärpe das frz»
echarpe, woher/ sp. charpa, it. sciarpa; von scbrapen, icharper;
als Repräsentanten von scharf erstens zahlreiche romanische Be-
nennungen anfangs spitzgeschnäbelter, später aber beliebig ge-
stalteter Schuhe: pg. escarpe(s), Eisenschuhe als Marterwerkzeug,
it. scarpa, Schuh etc.; zweitens die Benennung steiler Böschun-
gen, fr. escarpe, it. scarpa, sp. pg. .escarpa; drittens das kat.
esquerp, scharf, rauh, hart; viertens das spanische escarbar, pg. es-
carvar, scharren, kratzen, reiben; fünftens escarpar, poliren, glatt-
reiben. Mittelbar stammen daher in allen romanischen Sprachen
viele leicht erkennbare Ableitungen, die an den treu erhaltenen
Stamm beliebig den Sinn modificirende Silben anfügten: zu Schärpe
echarpe gehört das Diminutiv escarcelle, woher das ital. scarsella,
pg. escarcella, sp. cscarcela; zu escarpa, Böschung, escarpado; zu
escarpa, Schuh, das spanische escarpin, frz. escapin etc. Ferner
aber existiren Ableitungen, die zugleich den Character des Stammes
leise umgestalten sowohl im Italienischen wie im Portugiesischen und
Spanischen; das Französische ist auch hier arm und karg. Zu
escarba gehört die Nebenform escaraba und das kat. escarabat;
escarapcla, Schleife, Bandkokarde — divisa que traen los sol-
dados en el sombrero — schliesst sich an skarpa, das Etymon
von icluxrpe, an; escaräbajo, pg. escaravalho' bezeichnet einen Riss
oder Spalt, besonders in gegossenen Geschützen; so weit es Käfer
bedeutet stammt es wie das pg. escaravelho escravelho, frz. escar-
bot, kat. escarabat, it. scarafaggio, pr. escaravai vom lat. sca-
rabaeus oder genauer von seiner vulgarisirten Form scarabaius
(Schuch. V. V. III, 111); die Derivata escarabajear (sp.), scara-
biliare scarabocchiare (it.), die Feder einen unsicheren kritzelnden
Maikäfergang gehen lassen (kat. fer escarabats) könnten hingegen,
wenn scarabaeus nicht existirte, ohne Mühe unter den romani-
schen Abkömmlingen von grb eine Stelle finden, deren recht-
mässige Besitznahme durch zahlreiche Analogieen für Sinn- und
Formumdeutung bewiesen werden könnte. Escarbotar, das nur
56
zufällig an den frz. Käfer (escarbot) anklingt, ist nichts als ein
Derivat von escarbar. Das gleichfalls katalanische esgarrapar,
kratzen, zugleich aber grapsen, rauben, ungwtms arripere; esgar-
raposy rauh, esgarrifiar oder escarrifar, vor Schrecken zusammen-
schaudern, esgarrifs escarafalls, das sich Sträuben der Haare; das
spanische escarapcla, pg. escarapella und das gleichbedeutende
cscafapulla, Wirrwarr, Zank, Streit, Rauferei 1 ; das ital. scaraf-
1 S. E. W., II, 128. Diez weist mit Recht die von Covarrubias
versuchte Zerlegung des Wortes tscaraptlar in cara, Gesicht, und pelar,
rupfen, zausen zurück, wonach die Substantiva escarapela und sogar
escarapulla! erst später aus dem schönen Verbum ex-cara-pelare , die
Haare aus dem Gesicht raufen, entnommen wären. Natürlich ist das
Umgekehrte der Fall; das Substantiv ist das erstere, das Verbum das
abgeleitete; und damit schwindet die Möglichkeit jener Composition
von selbst. — Gesicht und Haar , wie sollen sie sich zum Begriff der
Rauferei einen? und wie und. wozu verwischte man dies schöne Bild
in pulla wieder? An die Stelle dieses Erklärungsversuches setzt Diez
einen anderen, wie mir deucht, gleichfalls unhaltbaren. Er identifi-
cirt es mit dem ital. scarpellare, das e^r mit zerkratzen übersetzt, fuhrt
es also auf das lat. scalp ellum zurück. So weit diese Deutung esca-
rop für den Stamm, ela ulla für Endungen erklärt, stimme ich ihr
vollkommen bei , im Stamme selbst aber kann ich nicht das lat scalp,
sondern ein variationsfähigeres ausländisches Etymon, das oben be-
sprochene deutsche skarp erkennen. Ursprünglich mögen beide eins
gewesen sein, wie sie auch in ihrer Bedeutung kratzen zusammen-
fallen (vgl. 8caJpturio scalpurio); hier aber müssen sie von einander
getrennt werden. Scalp wäre im Spanischen zu escop, cd durch au
zu o geworden, wie es in seiner einzigen populären Gestaltung esco-
plo, Meissel, auch in der Tat geschah. Escoplo, auch esclopo und
cscopa, alt escopalo, pg. escopro, pr. escaupre, afrz. eschalpre escho-
ple, nfr. echoppe, ist eine durchaus cofrecte Bildung, und ich begreife
nicht weshalb Scheler (Dict. cPEtym. fr, 73) sagt: „Tesp. escoplo, pg.
escopo doivent etre pris du frangais." — Escalpelo oder esöarpelo,
welches nichts als das anatomische Zergliederungsmesser ist, erweist
sich durch Form und Inhalt als gelehrte Bildung. Wie sollte von ihr
das durchaus populaire escarapela ausgegangen sein? — Ein* gleiches
aber kann nicht vom it. scarpello und nicht vom kat. escarpra escar*
para qscarpa gelten, die ja auch beide den Meissel benennen. Das
ital. ohne Zweifel davon abgeleitete sccirpeUare bedeutet ursprünglich
und hauptsächlich ausmeissela; zu leuguen, dass es auch auskratzen
bedeuten könne, ist kein Grund vorhanden, wiewohl es mir in dieser
Tätigkeit noch nicht begegnet ist.
57
fare sgaraffarc, das pg. escarafuncfiar, mit den Nägeln oder
Fingern alles durchstöbern [auch esgarafunhar esgaravunhar es-
garavunchar]; esgaravitar oder esgravatar, kratzen, scharren,
esgaravatil, esgarabulhar csgarabulhäo, in steter Unruhe sich
wie ein Kreisel (carapeta escarapetear) hin und her drehen,
lassen sich an skarp anschliessen , würden aber eben so gut zu
grb passen. Ihr Etymon schwankt also zwischen beiden. Ich
setze sie jedoch hierher, weil skarp vermöge seines .Anlauts noch
näheres Anrecht darauf hat; möchte jedoch von den portugiesi-
schen Formen wenigstens die auf ulho vnho uncho lieber zu
grVs Vertreter garbuglio ziehen, da die Prosthese eines s
hier zu den allergewöhnlichsten Erscheinungen gehört, und auch
der Wechsel von Ih nh nch mehrfach zu belegen ist. — Skarb
entwickelte sich also zu escarv escarb escarp escarab es-
carap und dialektisch noch zu csgarrap esgarrif, vielleicht
auch zu escaraf esgaraf esgarav und zu den französischen
Producten escar und charp.
Da aber alier guten Dinge drei sein müssen, soll noch eine
dritte germanische Wurzel ihre spanischen Vertreter vorführen,
um zu beweisen, dass sie sich auf romanischem Boden aus eige-
ner Kraft vermehren konnten. Die Harfe, deren Herkunft all-
gemein als germanisch anerkannt wird, obwohl ihr Name ziemlich
vereinzelt dasteht — wenn es auch geraten scheint, ihn mit dem
schwedischen harfwa, raifen, reissen, dem deutschen harfen, rut-
schen, scharren als Bergmannsausdruck, dem bairischen härpfen,
klettern, rutschen in Verbindung zu bringen — die Harfe ging mit
ihrem nordischen Namen harpa in das Romanische über als harpa
harpe arpa [s. Diez, E. W., I, 33]. Ihre hakenähnliche Gestalt
brachte es mit sich, dass ihr Name auf andere hakenförmig ge-
staltete Instrumente übertragen wurde: Kralle (kat. arpa), Ha-
ken (sp. arpeo), Harpune (sp. arpon), Raubvogel (sp. arpella) etc.;
arpar, zerreissen,, zerfetzen, zerkratzen, arpado etwas zerrissenes,
zahnig gewordenes etc. [s. frz. Jierpe], und weiter hdrapo oder
färapo, ein zerrissener Fetzen, farpa dasselbe, und eine spitz zu-
geschnittene Fahne. — Bis hierher stimmt meine Ansicht mit
der der meisten Komanisten überein und ich hoffe, dass sie mir
auch weiter beistimmen werden, wenn ich die hispanischen For-
men mit anlautendem s oder #, welche dieselben oder doch ver-
58
wandte Ideen wiedergeben, auch zu dem deutschen harp ziehe,
das somit im Spanischen als arp harp farp harap farap
zarp zarrap jerap und endlich durch Metathese gar als za-
parr eine wichtige Rolle spielt. Der Wechsel von h und s,
der im Indogermanischen, besonders aber auf griechisch -lateini-
schem Gebiete eine ganz gewöhnliche Erscheinung ist, findet auch
im Romanischen Statt. Und ich kann es daher nicht wie Diez [Gr.
I, 285] seltsam finden, dass als katalanischer Repräsentant von
foenum graecum (sp. heno griegö), ein sinigrec, für fibula fibella
(sp. hebilla), ein sivella existirt. Der Spanier sagt hanscrito fttr
sanscrito, sopalanda steht neben hopalanda, cosecha kommt von
cohecha cogecha coliecha collecta; von brazo kommt br ahoner a;
andalia steht - neben sandalia, neb'en herrojo cerrojo, ervato
neben cervato von cervus, neben hafiz und haiz steht hasiz, ne-
ben hinojo cenogil, neben imbornal cimbornal, neben jaharrar
sajarrar, neben hiscal und jiscal ciscal, neben buitrera bueitrera,
neben dem kastil. arda ardilla harda steht mallorkanisch sarda,
neben dem kastil. rehen refen (arab.) das kastil. resen l etc. etc.
Darum also, weil h und s oder g im Spanischen nicht selten ihre Stel-
len mit einander vertauschen a , nehme ich an: erstens dass auch das
Spanische zarpa, Klaue, Kralle, wofür ja der Katalane arpa sagt,
germanischen Ursprungs ist (s. Diez, I, 365 u. sarpare); zwei-
tens dass das spanische arpillera, grobes rauhes kratzendes Sack-
tuch, mit seiner Nebenform harpillera, katalanisch sarpal-
lera xarpellera, mallorkanisch serpellera, pg. serapilheira ser-
1 Im kat. rahö rahün rehina sahö ist h ein späterer Einschub
zur Tilgung des durch Ausfall von z entstandenen Hiatus.
% 2 Das sp. pg. kat. herpe, Hautflechte weist durch die Nebenform
herpete auf ein mlat. herpes herpetis, das wie so viele medicinische
Termini dem Griechischen entnommen ward (epTctje); sonst hätte auch
eine Nebenform zu serpe sierpe, Schlange, in ihm erkannt werden
können. (Vgl. eerpigo, flechtenartiges Geschwür.) Vielleicht liegt
wenigstens im spanischen sarampion, pg. sarampo sarampäo saram-
petto sarampelo, welches die Masern und Rötheln benennt, eine volks-
tümliche Umformung von serp, sich schlängeln, vor. Wie grb zu
garamb garamp, so könnte auch srp sehr wohl einmal zu saramp er-
weitert worden sein.
59
pillieira sarapilheira und der baskischen Form sarpillera, sowie
mit dem entsprechenden französischen sexpillüre ] , englisch sar-
plar, ans einer und zwar wieder . derselben Quelle floss, und
dass auch das sp. jerapellina daher stamme, welches ein altes,
zerrissenes, in Lumpen zerfallendes Kleid, wie Du Cange sagt vestes
invcteratae, bezeichnet, mittelalterlich aber zu serapcllinae, seram-
pelinae, xerampcllinae vestes latinisirt, und von einem Unkundi-
gen, vielleicht auch von dem so gern etymologisirenden Volke
auf pelles gegründet ward, und nun speciell veteres pelles, pelles
parvi valoris benennen musste. Drittens nehme ich an, dass
die bereits durch farpa farapo harapo und durch das eben er-
wähnte Derivatum benannten Lumpen und Fetzen, für die im Spani-
schen wohl zwanzig kräftige Namen vorhanden sind, noch einen ein
und zwanzigsten tönenden, wichtigen Repräsentanten suchten und das
weichere farap harap zu zarap zarrap zaparr verhärteten: zara-
pallon ist ein in Lumpen gekleideter Mensch, zarrapastron das-
selbe, zarpastroso zarrapastroso zaparrastroso das Adjectiv dazu.
Viertens ziehe ich hierher auch die gemeinromanischen Schiffs-
termini, welche das Lösen, das Loshaken des Ankers bezeichnen
(S. Diez I, sarpare). Das ital. sarpare salpare sciarpcllarc, frz.
sarper serper, sp. zarpar, pg. sarpar, m^ll. saupar, kat. sarpar
führen auf ein mittellateinisches exharpare (s. unten Aphäresis), das
katalanische gleichbedeutende arpar auf das einfache harpare, dies
aber soll griechischen Ursprungs sein. Der Enterhaken selbst heisst
ja spanisch auch arpeo. Weshalb aber soll man die romanischen
Formen, in denen arp enthalten ist, auseinanderreissen ? wozu, da
ihre ganze Schaar sich bequem aus einer Wurzel entwickeln lässt,
zwei verschiedensprachige Etyma aufstellen und zum deutschen
H$rfe noch die stammverwandten griechischen Formen apjtff) ap-
Tuafstv ££ap7ua£eiv fügen. Aus ihm Hesse sich nur ein ganz be-
schränkter Teil der romanischen Wörter erklären, aus dem
Deutschen alle. Und da Differenzirung griechischer Stämme nicht
vorkommt, sie sich an deutschem Stoffe aber so oft vollzieht,
dass man als Regel aufstellen kann der Keim vielfältig variirter
Worte, in denen ein lateinischer Stamm nicht klar zu Tage liegt,
1 S. dagegen Lütre und Scheler.
60
sei auf deutschem Boden zu suchen, so glaube ich ohne Kühn-
heit auch jene Schiffsausdrücke, also alle romanischen Formen,
deren Kern arp bildet, als Ausflüsse des Deutschen betrachten
zu können. l
An diese drei, durch ihre Liquida flüssig gemachten Stämme,
grb skrb Arp, lassen sich sicherlich manche andere reihen, denen
ihr oft einfacher Bau vielleicht eine so vielfache Spaltung nicht
gestattete, doch aber eine sparsame Mehrung nicht hinderte.
Dahin rechne ich trap tramp trep; tap tamp zamp; rap ramp;
wuf mof buf bof; mon boü muri bun; grat garat; bord brod;
brot bort bret bert; broch bronch broz bronz; brig breg berg
barg; drap trap und viele andere, deren Laufbahn ich noch
nicht eifrig genug verfolgt habe, um hier authentischen Bericht
darüber zu erstatten.
Ich muss mich also damit begnügen, die Grundztige eines
Planes anzugeben, auf dem sich möglicherweise später einmal
ein grösserer nützlicher Bau erheben wird. Schon lange sammle
ich aus allen romanischen Sprachen und Dialecten Material dazu.
Und wenn nicht die Fülle dessen, was. ich bereits gefunden und
aufgeschichtet habe, mir die Ueberzeugüng gäbe, dass mein Plan
ein guter und erfolgreicher ist und dass ich über kurz oder lang
mit tüchtigeren siegreichen Schwadronen ins Feld rücken werde,
um für meine Ideen zu kämpfen, so würde ich es nicht wagen,
hier einen Vorboten auszusenden um kurz anzusagen, was ich
beabsichtige und meine. Was in diesem Schriftchen nur kurz
angedeutet ist und darum noch unsicher scheinen mag, das hoffe
ich später durch grössere Massenwirkung stützen zu können. Je
me suis apercue — comme Napoleon — que la fortune favorise
singulierement les plus gros bataillons, darum warte ich es ruhig
1 Ich nehme also die von mir im 12. Hefte der Bibliographia
Critica p. 382, No. 22 versuchte undeutliche Erklärung aller romani-
schen Formen in arp erp harp farp herp sarp zarp, aus dem griech.
apTc ganz zurück; und glaube mit der deutschen Herkunft die mir
damals schon problematische Doppeldeutung nämlich des einen Teils
der spanischen Wörter in arp (Harfe etc.) aus dem Deutschen, des
anderen (Ankerlichten zarpar) aus dem Griechischen hiermit aufgehoben
und vereinfacht zu haben.
61
m
I
ab, dass meine Troppen sich mehren. Eine künftige Sammlung
nicht mehr germanischer Wörter, sondern germanischer Stämme
in den romanischen Sprachen wird zeigen , wie die Romania kunst-
voll den Wurzelvorrat der lateinischen Sprache erweitert hat,
indem sie dem Germanischen vorzüglich, ja vielleicht ausschliess-
lich solche Stammwörter entnahm, deren indogermanische Wurzel
dem Lateinischen abhanden gekommen oder unproductiv ab-
gestorben war. Schon an grb zeigte es sich, das, wie gesagt,
im Lateinischen in der einfachen Urgestalt und mit dem ein-
fachen Ursinn nicht weiterlebte, von Deutschland her aber den
lateinischen Erben nicht nur wie bisher gesagt ward einfach als
grab, sondern gleich in der Doppelgestalt des gothischen grab-
an und greip-an als graben und greifen zu einem so reichen
Geschenk gemacht ward, dass das griechische graphium nur eine
verschwindend kleine Zugabe dazu ist. Greipan lebt im Ro-
manischen in manchem Worte als grib grif grip grimp, also
auch vierfach vertreten. — Jene Zukunftsarbeit wird zeigen, dass
diese deutschen Einwanderer meist ganz populäre Verbalbegriffe
von sinnlicher Bedeutung sind, wie fassen, stossen, stecken,
stampfen, treten, schwellen, spriessen, kratzen, verstümmeln, zer-
reissen, die das Lateinische nicht plastisch und derbe genug zu
schildern wusste, und die den „barbarischen 1 , romanischen Volks-
sprachen doch unentbehrlich waren. Sie wird, denke ich, einen
nicht ganz verächtlichen Beitrag für die indogermanischen Lexika
bieten, in denen wie bei Diefenbach, Pott, Curtius der Geschichte
der einzelnen Wurzeln nachgegangen wird. Sie wird, besser als
diese Arbeit, nachweisen, dass der Romane reicher als der La-
teiner ist, dass noch sprachschöpferische Kraft in ihm lebt und wirkt.
Von allem was die germanische Wurzel- oder Stamm-
variation an Scheideformen hervorgebracht hat, sehe ich jedoch
im Verlaufe dieser Arbeit ganz ab. In die zum Schlüsse ange-
hängten Listen spanischer Wort Varianten, welche im Romani-
schen die eigentlichen Vertreter des Differenzirungstriebes sind,
nehme ich davon nur auf, was zu gleicher Zeit wirklich auch Wo rt-
variation ist, z. B. grapa und grampa, escarpa und charpa,
farpa und harpa und zarpa. Alles übrige gehört nicht in ihre
Reihen: ich kann nicht zarapallon als Scheideform neben arpiU
lera stellen, weil in beiden der Stamm harp enthalten ist.
62
Noch weniger erlaubt aber wäre es, wenn ich Doppelgestal-
tungen lateinischer Stämme, ohne Rücksicht auf die Gleich-
heit oder Ungleichheit ihrer Determinativbestandteile hinein-
mischen und z. B. escoplo und escälpelo zu Scheideformen stem-
peln wollte, weil ja in beiden der lateinische Stamm scalp ent-
halten ist. Eine Loslösung des Wortstammes, wie sie bei
germanischen Elementen tunlich, nötig und erspriesslich ist, wäre
am lat. Teile vorgenommen, für den Zweck dieser Arbeit völlig
unnütz, da es von vorn herein feststeht, dass lateinische Stämme
nicht als solche, frei von allen Suffixen, in völliger Unabhängig-
keit, unentfalteten Keimen gleich, in die romanischen Sprachen
gesenkt wurden, dass eine productive Entwickelung blosser
Stämme, im obigen Sinne also hier nicht zu erwarten ist. Das
lateinische Wort wird als Ganzes aufgenommen > vorwiegend als
Einheit gedacht und behandelt r und erleidet daher seine natur-
gemässen Umgestaltungen nicht etwa separat an den Bedeutungs-
elementen, den Stämmen, und separat an den Suffixen oder Prä-
fixen, den Beziehungselementen. Das Erleicht erungsprincip greift
vielmehr beide zugleieh an und desorganisirt und verwischt ihre
Gliederung oft ganz und gar. Wie lassen porche = port-icus,
,percha = pert-ica, mege -= med-icus sich noch in ihre Grund-
bestandteile zerlegen? Wer erkennt in sombra sondar noch ohne
weiteres sub-ombra sub-ondare? Wer nennt in ihnen noch ombr
ond den Stamm? Wie kann von einer Spaltung der blossen
Stämme port pert med gesprochen werden, wenn neben jene
Bildungen andere, auch spanische Vertreter derselben, wenn por-
tico pertiga medico neben sie gestellt werden? Im Allgemeinen
lässt sich behaupten, wo -wir es mit Wörtern mit tonlosen Suf-
fixen zu tun haben, sei das Bewusstsein von ihrer mehrteiligen
Construction ganz geschwunden oder irregeführt, weniger wo
wir es mit Wörtern jnit betonten und sehr gebräuchlichen Suf-
fixen zu tun haben. Dass die Sprache von der bedingten Selbst-
ständigkeit und dem bedingten Bedeutungsgehalt der Suffixe den-
noch bisweilen eine Vorstellung hatte , beweist nächst der Derivation
die häufige Umbildung und Vertauschung eines Suffixes mit einem
andern (Analogie). Und dafür, dass sie auch vereinzelt ein Be-
wusstsein von Stamm und Wurzel hatte, sprechen die seltenen Fälle,
in denen ein lateinisches Derivatum auf sein wirkliches oder ver 1
63
meintliches Primitiv zurückgeführt wird. Vgl. z. B. Diez, E. W., II,
a vinco II c. sap. — Im Grossen und Ganzen aber bleibt wahr, dass
der Lateiner dem Romanen nur ganze Wörter, vermachte, dass
von einer Differenzirung lateinischer Stämme also nicht die Rede
sein kann.
Noch weniger gerechtfertigt erschien es aber, wollte ich
hier die Suffixe selbständig und allein betrachten. Die Um-
gestaltungen, die sie erleiden, entspringen nicht aus ihrer In-
dividualität, sondern werden von ihrem Verhältniss zum jedes
Mal herrschenden Stamm bedingt. Gerade darum müssen sie
freilich sehr mannigfach sein. Nehmen wir icus zum Beispiele.
Der Regel nach müsste das tonlose * syncopirt und c zu g er-
weicht werden: manica wird manga, serica wird sarga. Das
hindert jedoch keineswegs, dass der Spanier oder das Spanische
nicht auch einmal seiner Sympathie für Identität der Härte-
grade innerhalb der Consonanten eines Wortes nachgäbe und *
persicus, der anlautenden Tenuis wegen, zu prisco pesca statt
zu prisgo pesga machen sollte (vgl. al-berch*go; freilich existirt
auch pqego); oder dass ein ander Mal africus zu abrego würde
oder werden müsste, weil frg eine unmögliche Consonantengruppe
ist; oder dass der Guttural mit einem vorhergehenden Dental
verschmölze, mit t zu ch, mit d zu j, wie in porche, tnege;
oder dass der tonlose Vocal erhalten bliebe wie in clerigo, selbst
mit Aufrechterhaltung der Tenuis, wie in den schon altspanischen
Formen cdntico angelico (Berceo).
Gewiss ist es vom höchsen Interesse und wird auch zu neuen
Ergebnissen führen, wenn aus dem Abschnitt,, welchen unser
Meister der Ableitung widmet, und der, wie alle Teile seines
Werkes,- in grossartig einfachen und klaren Zügen skizzirt ist,
einzelne der dankbaren Schüler die Hauptmerkmale zusammen-
stellten, die für das Gesammtbild der Romania angegeben sind,
sie in ihrem Wert und ihrer Anwendungsfähigkeit auf jede ein-
zelne Sprache abwögen und demgemäss vervollständigten oder
beschränkten. So weit ich es bisher für das Spanische getan,
erwiesen sich die vorgezeichneten Umrisse, wie alles was eine
Meisterhand entwirft, als unverrückbar; neue Linien, die Schatten
und Licht abtönen und bestimmen, lassen sich aber natürlich dem
Bilde noch reichlich einfügen, tfewiss ist es nicht wertlos ein
64
kurzes Wort des Meisturs zu verbreitern and zu erläutern; und
z. B. bei dem Suffixe Idus aus den als Prämissen aufgestellten
Sätzen: „Die Betonung des Stammes schadete dem Suffix welches
häufig verstümmelt ward" und „Nachbildungen sind nicht zu er-
warten" (Gr. II 320) die nötigen Schlüsse, so verkettet sie auch
sein mögen, zu folgern. Gewiss ist es interessant zu sehen wie
mannigfache Formen die scheinbar von einem einheitlichen Gesetze
vorgeschriebene Entwickelung dieses Suffixes annehmen konnte.
Man erfährt gern, dass von 94 lateinischen Vorbildern — ac.
alb. alg* ar. cal; call. cand. cup. dol. ejunc. ferv. flacc. flamm,
flav. flow. flor. flu. foet. form. frac. frig. fulg.fulv. l fum.fung.
gel. grav. helv. herb. hisp. horr. hum. imbr. insip. oder insub.
lab. langu. lep. limp. liqu. liv. lue. lur. mad. marc. morb. muc.
murc. musc. ningu. nit. ol. paed. pall. pav. plac. put. putr. rab.
ranc. rap. rav. rig. rose, oder ror. rub. ru. sap. scab. scabr. sol.
sord. splend. spum. squal. stol. stup. sub. succ. tab. tep. Um. torp.
torr. torv. trep. tum. turb. turg. uv. vol. vap. visc. viv. und vi-
ridis. — 19 der ungebräuchlichsten, ganz und gar aus dem Ro-
manischen schwanden , zumeist durch andere Adjectivformen des-
selben Stammes, mit vollerer, tontragender Endung ersetzt,
wie z. B u durch osus. Siehe im Komanischen die Stämme alb.
dol. junc. flamm, flav. herb. fung. ol. scab. scabr. und spum.
Bavidus wäre mit rab und rap zusammengefallen, torvidus mit
turbidus. Ninguidus wurde durch niv- verdrängt. Form, als
Verwandter von ferv [s. sp. formento und fermento] wäre mit
form. Gestalt in Collision geraten. Helv. imbr. paed. sub. weichen
mit ihrem ganzen grossen oder kleinen Gefolge kraft- und klang-
volleren Synonymen. Man erfährt weiter, das 29 nur in unver-
änderter klassischer Form im Munde der Dichter und Gelehrten
weiter oder wieder auflebten. Alg. av. call, catid. a flor. flui
foet. fulg. fulv. fum. gel. langu. lep. ligu. plac. putr. rose,
ror. splend. stol. stup. tab. Um. trop. trep. tum. trug. val. vap.
1 Fuji. fung. helv. sind spätlateinisch.
2 Aus Herrn Caix hier mehrfach nachträglich erwähnten Aufsatze
in der Kiv. II, 2. ersehe ich, dass das altital., die mir bisher nur als
vulglat. durch Schuch. II 434 bekannte Form cando besessen hat; der
unverändert erhaltenen Formen in idus sind also nur 28, der populären
Umbildungen 47.
65
*?«;., dass also 46 populäre Umbildungen existiren müssen —
ac? ar. cal. cup.ferv.flacc.flocc. frac. frig. grav. hisp. horr. hum.
insip. oder sap. oder dissip. oder sap. lab, 1 ) limp. liv. lue. lur.
ntad. tnarc. morb. muc. gemischt mit musc. murc. nit. pall. pav.
put. rab. ranc. rap. rig. rub. ru. sap. sol. sord. sgual. suc. tep. torr.
turb. uv.? visc. und viridis. — die natürlich nicht alle in allen roma-
nischen Sprachen zu finden sind, ebenso wenig, wie dies bei den
eben erwähnten Kunstwörtern der Fall ist. Wie diese volkstüm-
lichen Formen nun entstanden, welche Veränderungen sie erfahren
mnssten, um dem Volke genehm zu sein, auch das lässt sich
durch ein allgemeines Gesetz nicht bestimmen. Der Gegensatz,
in dem das Französische zu allen anderen romanischen Sprachen
in Folge seines unitarischen Accentes steht, hat auch hier eine
verschiedenartige Behandlungsweise des accentlosen Suffixes her-
vorgerufen. *■ Das Französische, als die Sprache der Oxytona,
1 Herrn Brache? 8 Arbeit* Du röle des voyelles atones dans les
langues romdnes (Jahrbuch VII. 3.) nimmt leider gar keine Rücksicht
auf diesen Kardinalunterschied. Sie bespricht nur die Atona vor der
Accentsilbe, die nach Hörrn Brächet^ Ansicht von den romanischen
Sprachen im Grossen und Ganzen gleich behandelt werden. Die atonen
Silben, dagegen welche der tontragenden nachfolgen, werden unbeachtet
bei Seite gelassen. Handelte es sich nur um das Französische, so könnte
diese Unterlassungssünde entschuldigt werden, da sich hier in der Tat
das ausnahmslose Grundprincip, nach dem verfahren wird, in die kurzen
Worte drängen lässt: „Je groupe franco-provengal supprime toujours
les finales latines ou les change en fr. en e muet, en pr. en a."
Wenn uns aber* ein Überblick über die ganze Romania verheissen ist,
so erwarten wir, dass gerade hier aus dem krassen Gegensatze, aus
der Ausnahmestellung des Französischen den anderen romanischen
Sprachen gegenüber, sich die reichsten, die eigentlich wertvollen Re-
sultate ergeben sollen , und sehen etwas befremdet zu wie Herr Brächet
hier beim Kern der Sache abbricht. — Eingehend wird überhaupt das
Frz. allein behandelt; die anderen Geschwister spielen demütige Aschen-
brödelrollen und dürfen ihre Selbständigkeit nicht zur Geltung bringen!
| Was ihr Titel versprach, hält also die Arbeit nicht: nur eine Hälfte
der Rolle wird aufgeführt und auch diese nur sehr fragmentarisch;
nur in einer oder in zwei Sprachen — Frz. u. Pr. — lernen wir kennen
was uns in sieben Sprachen oder, da Herr Brächet von vorn herein
aar die fünf Haüptsprachen ins Auge gefasst hat, in fünf Sprachen ge-
zeigt werden sollte: nicht die Romania, nur Gallien liegt dem Verfasser
am Herzen. — Nach dieser allgemeinen Ausstellung einige Einzelnheiten.
. C. Micha Blis. 5
66
musste die Doppelsilbe idus ganz entfernen, oder das consonan-
tische Element d in die Tonsilbe hineinschweissen; vom voca-
lischen durfte höchstens der leise Nachhall eines fast stummen e
1) Partie I Chapitre I p. 303 heisst es : Breve atone occupant
la premiere place du mot: Elle per stete toujours e.n roman qte
la consonne midiane tombe ou subsiste und p. 312 heisst es Yon den
langen: qu'eUes occupent la pr emier e place ou toute autre dam le tnot,
elles persistent toujours en roman que la consonne mediane tombe
ou subsiste. Stellt man nun das frz. mür sür rond sas seau äge chaine
maitre neben die entsprechenden lateinischen Formen maturus securus
rotundus setaceus sigiUum aetaticum catena magister, so sieht man,
dass nächst der Mittelconsonanz auch der Vocal der ersten Silbe ver-
schwunden ist. Wenn n^n auch kein Beispiel einfacher Syncope vorliegt,
sondern der Vocal der ersten Silbe sich mit dem der zweiten, nach
Ausfall der Consonanten zu einer einfachen Länge oder zu einem
Diphthongen einte, so ist doch jedenfalls der Vocal der ersten Silbe
nicht erhalten; es musste hier das Kapitel der Contraction erwähnt
werden, wenn ihm auch kein weiterer Platz,- keine Ausführung gegönnt
werden sollte.
2) Diese selbe Erscheinung, die überhaupt in keiner romanischen
Sprache ohne Beispiele ist, war ganz besonders bei der Formation des
Port, tätig. Auch das hätte bemerkt werden müssen. Das Port, syn-
copirt bekanntlich alle l n r die zwischen zwei Vocalen stehen, meist
auch g und d. Verbanden diese Consonanten eine erste tonlose und
eine zweite betonte oder unbetonte Silbe, so dass nach vollzogener
Syncope zwei Vocale in unmittelbare Berührung mit einander treten,
so verbinden sie -sich zu einem Laute: a und d zu a, e und e zu e,
i und i zu t, a und e zu e, a und i zu e, a und ö zu o, d. h. der
tonlose ward vom tontragenden absorbirt, oder falls beide tonlos sind
absorbirt der zweite , der der Accentsilbe näher stehende , den ersten
entfernteren: immer schwindet der Vocal der ersten Silbe-:
gegen Brächet'* Subsistenzregel. Tonloses a ging verloren in paco padco
palatium, in padapadda panata; in pafo paräfo parägraphus ; in co-
nego canonicus, pombo palumbus; conha calumnia, molhp manolho ma-
nopulus für manipulus; in quente calentem. Tonloses e in sestro seestro
senester für sinister; lenda legenda; gerar generare; gerat generalis;
crivel credibilis; lidimo legitimus, A und i verschmolzen zu e in setta
sagitta; besta ballista; mestre magister. — 3) Auch die Ausnahmen zur
ersten Kegel, d. h. die Fälle in denen ein kurzer oder langer tonloser
Vocal der ersten Anlautssilbe einfach syncopirt ward , sind viel häufiger
als Br.'s Arbeit glauben macht. Vervollständigung ist selbst dann noch
möglich wenn man von p. 313 (P. I S. II) die romanischen Vertreter
von directus, von p. 314 die von corrotulare perustulare be-
67
zurückbleiben. Solch ein Gesetz galt für die anderen Sprachen
nicht; sie durften» in populären Bildungen idus erhalten oder ver-
ryllare qutritare so wie Stenay, trivello und crucciare her-
beiholt: Beispiele die durchaus hierher gehören, wenn auch die Silbe
deren Vocal syncopirt wird nur mittelbar und nicht wie in den hier
vom Verfasser erwähnten Fällen unmittelbar vor der Tonsilbe steht.
Denn dieser Unterschied bedingt durchaus keinen Unterschied in der
Behandlung: wer kann überhaupt sagen ob eigentlich oder zuerst qut-
ritare oder quirüo verkürzt ward? Beide sind der gleichen Kegel unter-
zuordnen, dass Frankreich und Italien die mula einer ersten tonlosen
Silbe gern mit der liquida (r l) einer zweiten gleichfalls tonlosen zu
einer Silbe einen. Der erste Consonant kann auch 8 der zweite t sein.
Aus dem Frz. waren noch zu erwähnen f rette für f er rette aus
ferrum; vrille aus veruilla; vreder aus veredus; piain oder plein
neben und aus pelin pelain: ein Kübel, in dem die Lobgerber ihre
Felle erweichen, von pellis, Fell ; [S. plainage pelanage piamag e pla-
nier plamee planierte] ; ferner pluche eplucher für peluche von pilum
Haar; und das ebendaher — vielleicht aus pilucus — stammende
ploc ploque ploquer ein oder anplacken, d. h. den Schiffsboden mit
Kuhhaar und beteertem Papier bekleben um die Schiffswürmer von
den Flanken abzuhalten. Die Erfindung dieses Schiffsmanövers
müsste freilich französischen Ursprungs sein, wenn diese so viel
ich weiss von Scheler ersonnene Etymologie wirklich richtig wäre:
doch ist es seltsam, einen terminus navticus von Frankreich nach
Deutschland und Holland wandern zu lassen; und man ist vielmehr
versucht im holl. in-plakken die Quelje des frz. und dtsch. Wortes zu
vermuten; über seinen Ursprung weiss ich freilich nichts zu sagen. —
Creux ist von Diez ganz vortrefflich aus dem pr. cros d. i. corrosus
gedeutet worden, trailler steht neben und für tirailler; bluette für
beUuette, ein Diminutiv von berlue = bis und luca $ux)\ brouette für
berrouette bis und rotp; blottir könnte für ballotir stehen (Diez); für
blouse sagte das Mittellateinische das unerklärte belosius; auch vrai =
veracus (p. 313) muss hinzugezogen werden. Nächst cruna scure
staccio triaca, die Br. hier aufzählt, und nächst brillare brttstolare
gridare drüto % crollare crucciare und trivello die er später erwähnt,
gehören aus dem Italienischen hierher bricco aus burricm; grascia
aus (<x)Yopa£ia, grofano neben garofano aus cariophyllum ; pretto
für puretto; staggio Stadt co statico aus obsidiaticum (ötage);
stajo aus sextarium; tremoto neben terremoto; ferner alttosk. pri-
icoloBO und das mail. vritä für verita. Der Spanier hat für der-
artige Verhärtungen des Anlauts keinen Sinn. Er hat vom Basken und
Mauren gelernt möglichst jede harte Consonantenverbindung durch
Einschub eines Vocals, und zwar desjenigen Vocals zu lösen, der die
5*
6ä
kürzen. Pallidus musste im Französischen zu pale werden, da
-alVd nicht wie aVd der Lösung in -auä fähig war; dem Italiener
Anlautssilbe beherrscht. Er wendet daher mit Vorliebe Epenthesis an
und sagt daher statt grat garat, statt grab gar ab, statt scarb escarab
etc., nach Analogie des baskischen boronte = frontem , kurvtze-a gu-
rutze-a = crucem; apiril-a = aprilem; porogatcea —probare; pulum-
patcea = plumbare\ peredicatcea = praedicare; pherestatcea =prae-
stare; pherekatcea = fricare, so wie des maurisch-spanischen taraidor
palanta falama garacioso faranco; perencipiar kereyencia teres; pi-
rimera Mriatura; göloria toropel poromesa; ctirudo puluvia. Dass er
diesem Gesetze consequent wieder entgegenarbeiten sollte, ist nicht
anzunehmen; das Oberlässt er den Dialecten. Einzelne Ausnahmen aber
mögen doch vorkommen. Ich kenne jiur eine : grifalto neben gerifalto,
das obenein noch unter dem Einflüsse von grifo, Greif gebildet sein
kann. Die Dialecte bieten z. B. oratio für veratto, asturisch ; grita für
garita; Grau für Gerau (Gerald)] brenar für merendar; bremar für
vendimiar katalanisch. Der Portugiese, der ein noch ausgesprochenerer
Freund der Epenthese ist als der Spanier, verachtet trotzdem die Con-
traction nicht; auch im Anlaut liebt er kraftvolle Doppelkonsonanzen
die er durch Metathesis oft hervorbringt. Siehe cremesim vom arab.
carmes; crestar von castrare; crosto aus costro colostro; fresta für
festra aus fenestra; granzal durch grabanzal aus garbanzaV; trevas
aus tebras teebras tenebras; trado aus tadro taadro taratrum für te-
ratrvm. Durch Syncope entstand doppelconsonantischer Anlaut in
crina für carina, welches Brächet erwähnt, dem jedoch querena als
das üblichere zur Seite steht; auch crena kommt vor; bei theriaca
war als pg. triaga anzuführen. Ausserdem steht neben veranda
brau da; neben beringela bringela; für carabina clavina; für Corona:
coronha cronha; peben coruja cruja; aus farasanga parasartga ward
frasanga; aus feligres (filius ecclesiae) freguez; aus furunculus frun-
cülo fruncho; neben garanhäo steht granhaö; neben perigalho steht
prigalho; terra molhada wurde zu tramolhada; turibulum zu tribülo;
tiricia d. i. hictericia zu trizia. Doch genug davon : ich will ja nur
zeigen , dass Vervollständigung möglich ist ; hiermit soll sie keineswegs
vollbracht sein. • .
Zu diesem ersten Kapitel gehört noch eine Brachetfsche Anmer-
kung, die mir nicht ganz gefällt: „dans tout le cours de cette etude je
m'abstiem de parier des cos d'aphe'rese, ce travaü ayant ete fait d'une
maniere excellente par M. Diez." Gewiss ist ohne Klausel zuzugeben
dass was auf Seite 162 (in der dritten Auflage 174) der Romanischen
Grammatik steht, ganz excellent ist; dass aber, was den Grenzen und
Proportionen einer allgemein romanischen Grammatik, noch dazu der
ersten, — so bahnbrechend und meisterhaft, jedes Lobeswort nachgerade
69
Spanier, Portugiesen und Wallachen aber stand es frei pallido zu
sagen. Während also im Französischen ein erhaltenes und fälsch-
verschmähend sie auch sein mag, — vollkommen angemessen war, für eine
weiter gedehnte Specialarbeit nicht ausreichen kann , das ist gleichfalls
ohne weiteres zuzugeben. Weiter zu arbeiten , kühn auf der Bahn
vorwärts zu dringen , die der Meister geebnet hat , das ist doch sicher-
lich die höchste Anerkennung, der beste Lohn, den wir ihm zahlen
können. Und ich weiss, er wird sich auch über diese Scherflein freuen,
die meine Hand zum Weiterbau seines Tempels beisteuern kann.
Was die Accentverhältnisse herbeiführen mussten, trat ein: das
Italienische drängt zum Hochton hin; alles was der Tonsilbe vorher-
geht und seine Kraft beeinträchtigt, wird darum als störendes Element
gern beseitigt : daher Contraction der ersten Silbe und Aphäresis. Das
Französische hingegen gezwungen, den Hochton zum Wortende, zur
Aasgangssilbe zu machen, ist gleichgültig gegen das was ihm folgt;
daher vorzugsweise Apocope, oder Contraction alles dessen was der
Tonsilbe folgt. Das Spanische nimmt auch hier die Mittelstellung ein,
oder vielmehr die oben schon einmal berührte strenger klassische
Haltung: wenig Aphäresis und wenig Apocope: die Worte behalten
einen vollen, breiten Klang, eine schwere Wucht. Das Portugiesische
kommt mir hier wie überall wie ein frei entwickeltes Altspanisch
vor, das allen populären Instincten zügellos nachgegeben und alle
damals keimenden Triebe entwickelt hat ohne den umfassenden Ueb er-
blick über das Sprachganze und seine Bedürfnisse. Dialect artiger sieht
es jedenfalls aus als das Französische, Spanische und Italienische.
Aphärese ist nun im Port, häufiger als im Span.., häufiger auch als
Apocope, doch beschränken sich die Hauptkürzungen, wie oben ange-
deutet ward, auf das Innere des Wortkörpers. — Die folgenden Listen
enthalten als Probe der Aphäresiserscheinungen Beispiele aus den
vier Hauptsprachen: 2ll italienische 79 portugiesische nur 45 schrift-
spanische ; nur 35 französische — ohne die Eigennamen hineinzurechnen.
Alles ladinische, alles dialektische aus Frankreich und Italien, auch
alles Wallachische habe ich trotz der grossen Summen die ich auch
hiervon gesammelt habe, hinfortgelassen um die Lasten nicht unnütz
zu erweitern. Es würde nur beweisen was so wie so feststeht: dass
nämlich die Dialecte noch ungleich häufiger als die Schriftsprachen
die populäre Aphäresis anwenden.
Uebrigens mische ich in meinen Listen diejenigen Worte in welchen
die verlorene Silbe der Tonsilbe unmittelbar vorhergeht und die, in
welchen es nur mittelbar der Fall ist ruhig durcheinander, ganz wie
ich oben bei den Contractionsbeispielen getan; während Brächet auch
hier die eine Hälfte in P. I, die andere in P. II hätte einordnen
müssen. Mir nämlich scheint es, dass diese ganze Scheidung in P. I und II
70
»
lieh mit dem Accent versehenes (de das sichere Kennzeichen einer
künstlichen latinisirenden Bildung ist, darf vom it, sp., pg.,
unnütz, weil resultatlos ist: denn für alle Atona an erster Stelle gilt
das gleiche Gesetz, das wiederum hei allen, oh nur einen Schritt oder
ob zwei Schritte Tom Accent entfernt, durch eine gleiche Reihe gleich-
artiger Ausnahmen Beschränkung erleidet (Contraction und Aphäresis).
Man vergleiche nur das P. I, S. I, Ch. I, p. 303 Gesagte mit dem in
P. II, p. 314.
I. Italienisch.
1) Abfall von
Lat. abbat . . .
aboculus
acacia
aecusare
acucüla
bade8sa badia
vocolo nb. av.
gaggia
cusare
gucchia guglia
apotheca bottega
Apuglia Puglia
arabesco nb. rabesco
Aragon-anb. Ragona
arancio nb. rancio
aghirane it.
ghirone
aranea
ragna
(ahd. heigir)
arena
rena
ayopaCia
grascia
Ariminum
Bimini
Agoßto
G08tO
aringhieranl
uringhiera
Agrigentum
Girgenti
arista
resta
aguanno it.
Arra8
razzo nb. arr.
(hocanno)
guanno
ascensa
sema
alabarda
•
asparagus
sparago spa-
(mhd.)
labarda
gkero
alambique
lambieco Um-
asphältum
8palto
(sp-ar.)
bieco
assassino nb.
sa88inare
alansa (ahd.) lesina
astella
alt Stella
al-aud (sp.ar.
) liuto
astrologuß
8trologo stro-
alauda
lodola alt loa
lago
amarus
warasca-vhino
astronomia
stronomia stör-
amaracum
major an a mag-
lotnia
giorana
astutia
stuzia nb. ast.
amatita (d. i.
■
ab-ante . . .
vanguardia
haem.)
tnatita
vantaggio
omicus
mico
avarie frz.
amoro8U8
moroso
(hoU.haverij) varea
amurca
morcia
avena
vena
Ana8tasius
Nastagio
avispa
vespa
anatomia
notomia
a(vi)s tarda
starda
Anna
Nuccia 2.
ae. Aegidius
Giglio
apicula
pecchia
Aegyptiu8
Ghezzo
apocalypsis
pocalissi
aequalis
guale
71
wallachischen accentlosen ido nicht das Gleiche behauptet werden.
Das Italienische ist die Sprache der sdrucäoli, der Proparoxytona;
acramen
ratne ramarro
errativtw
•
ratio
aeruginem
ruggine
eruca
ruca
aestatem
State
erysipula
risipula
aestimare
stimare
evangelium
vangeh(io)
aestivalis
stivale
evitare
vitare
aestivus
stio
5.
•
i.
idiotaficus)
zotico
3. au. Aurelius
Lelo
iliceus
Uccio
auriculata
recchiata
imaginem
mägine
auscultare
scolta
inimicu8
nemico
4. e. ebriacuß
briaco
initiare
ninzar alt
eburneu8
burneo
Isaacco
Sacco
ecclesia
chiesa
iste ipse
stessb
ecclesiasticus clesiastico
6.
0.
obliquus
bieco
eccoti etto
cotesto
occasionem
cagione
*
„ hac
qua
olezzo(olor)
lezzo
„ hie
gut
Onofrius
Nofri
„ hoc
eib
onyx .
nichetto nieco-
„ hinece quinci
Uno
eeco ibi
quivi
»
opacus
baco(io)
„ ülac
eolä
opprobrium
brobbio
„ illud
quello
oreganum
rigano(amo)
„ inde
quindi
orezzo
rezzo
„ tsfoc
costä
oryzum
riso
„ istud
questo
7.
u.
Ubaldo
Baldo •
edificium
dificio
unicornis
licorno(io) lio-
eltctionem
lezione alt
comio
1
1
1
!
elemosyna
limosina
limogina
upupa
usber go
bübba(ola)
nb. sbergo
i
rimogira
8. ha
. hahe
laccianh. dlac
:
elephantem
leofante alt
cia
f
Elisabettanb. Lisabetta
halenafilran
• lena
♦
enanus
nano
heia
.
epaetae
patta
haquenee frz.
chinea
j
epiphania
pifania befaniad. hae. haemorrhoi-
befana
des
morroide
tpi8COpUS
V68C0VQ
haerentetn
rente alt
epistola
pistola
haeresia
resia
}
epitaphium
pitaffio pa-
haereticus
retico
l
!
taffio
10. he. hemicrania
magrana
epitima
pittima
hemina
mina
eremita
romito
heredem
reda
72
das Spanische and Poitugiesische die der Faroxytona, deren
Kraft durch die nicht seltene Unterbrechung durch Proparoxytona
heretaticum
retaggio
historia storia
hericius
riccio
hibtrionem strione
11. hi. hibernia
bernia
l"2.hoJiomicida(ium) micida(io)
hibernum
verno
hospitalem spedale
hirundinem
rondine
13. hy. Hyacinthits Cintio
Hispagnia
Spagna
hypoorisia pocrisia
14. Vocalabfall nach Assimilation des folgenden mit ihm silbebildenden
Consonanten an den nächst folgenden.
abscondere scondere obscurus scuro
abstinentia stinenza obsidiaticum statico staggio
• abstractus stratto
15. Halbväcal und Vocal abgeworfen nebst Assimilation des mit ihnen
silbebildenden Consonanten an den nächstfolgenden.
hebdomada domada alt
16. Abfall von la oder l das als Artikel missverstanden ward.
lamella
niella alt
lastrico it.(em
-
labellum
uvello
plastrum)
aslrico
labrusca
abrostino am-
latta ahd.
ottone
brostolo
lauribacca
orbacca(o)
laburnum
avorno avor-
lazuli (lapis)
azzurro
nio
hiBcinia
ustgnuolo
labyrinthum
aberinto vulg.
-
17. Abfall von s impura.
strick (dtsch.
| trinca
ostaga (it.)
taga nb.
8trippe(dt$ch.) trippa
stag dtsch.
staga
btryx
troscia nb.
Stapel (dtsch.) tappa
stroscia
■
18. ex verliert den vocalischen Anlaut:
x wird zu sex
oder 8.
axungia
sungia mgna
exemplum
scempio
songia
exemptionem
senzione
exacquare
sciacquare
exhalare
scialare
sciaguaitare
exharpare
sarpare salpare
exagium
saggio
sciarpellare
exalbare
scialbare
expedire
spedire
examen
sciame
exsolvere
sciolvere
examplßre
eciampare
exsuccare
sciugare
cxancatus
8ciancato
exsuetm
setutta
^japuov
8artie sartc
exsuecus
ßciocco
sarchie
exttrpare
sterpare
exaurare
sciorare scio-
-
rinare
-
.J
73
nur gehoben wird. Im Ital. ist die Schaar der daktylisch be-
tonten Worte Legion; bedeutend grösser als bei den west-
sciapido
8tribuire
scordia
screzio alt
19) dis lässt nur Bein s als Anlaut für die folgende Silbe stehen.
dis-dignum sdegno dissipidus scipido
dispensa spesa dissapidus
destructionem struzione alt distribuere
disaptus sciatto discordia
disoperare scioperare discretio
dissipare scipare
20) em oder in fällt ganz ab, oder bewahrt bei vocalischem Anlaut
nur sein n.
piastra lastrico
nante
fante
folto
noja
stigare
21. Vereinfachung scheinbarer Reduplication.
cincinnus cenno papaverem
titülicamento dilicamento tuttavia
alt vicatcio
gorgozzo nb. gozzo zinzilulare
22. Aphäresis ganzer zum Stamm gehöriger Silben.
emplastrum
inante
infantem
infultus
inodio
instigare
instinctum Stint o
institutionem stüuzione
instruere struere
instrumentum stru- stur- stro-
stormento
subbio
insululum
pavero alt
tavia vulg.
vaccio alt
zirlare
Alberto Berto
Äldobrandino Brandino
Alessandro Sandro
Ambro gio Brogio
Ambrogiotto Giotto
Anaatagio Stagio
Andrea Drea
Antonio Tonio
BartololMneo Meo
Fleonora
Federigo
Feiice
Nora
Ghigo
Cice
Battista
Bernardo
Bonifazio
Camilla
Caterina
Gostanza
Danietto
Dionisio
Domenico
Tista
Nardo
Fazio
Milla Lilla
Nina
Tancia
Nello
Nisio Nigio
Menico Menco
Ferdinando Nando
Filippo Pippo
Francesco Ceceo
Giovanna Nanna
Gregorio Goro
Guglielmo Nelmo
Hermenegildo Gildo
Hieronimo Momo
Hippolito
Isidoms
Jacopino
Josephus
Leonardo
Leopoldo
Polito
Doro
Pino
Geppe Beppe
Peppe
Nardo
Poldo
74
liehen Schwestern, die den Trochäus zu ihrem Charaktermaass er*
wählt haben. Im Ital. wird es also am allerwenigsten gestattet
Lucia
Cia
bombyc . . .
bigatto
Lucrezia
Crezia
delizia
heia
Maddalena
Lena Nena
diventare
ventare alt
Margarita
Rita
faginetta
ginetta(?)
Micaela
Chella
fanciulla
ciulla
Ottaviano
Tano
necromantia
gramanzia
Rafaello
Fello Lello
onoerotalus
grotto
Tommaso
Maso
agrotto
Vicentius
Cencio
profundus
fondo(?)
etc.
etc.
rotundus
tondo
antistipsutn
testesso
secessus
cesso
argiglia
giglia vulg.
siphonia
fogna
armeniaca
meliaca
speeimentum
eimento
mtdiaca
umbilico
bilico bellico
bilancem
lance
vereeundia
gogna
bombac . . .
baco
•
IL Spanisch-Portu
1. a. pg. bisweilen als Artikel aufgefasst
badejo pg. kat.
brotano sp.
broida sp.kat.
sorolla' mall.
guclo astur.
voengo pg.
cantueso sp.'
aeeipitrarius cetrero sp.
citreiro pg.
abbat . . .
abrotanum
acerola
abuelo sp.
aboUngo
acanthus
giesisch.
alacran (ar.) lacräo pg.
alambiqne{&r.)lambique pg.
alameda sp. latneda pg.
alansa ahd. lesna sp.
alaqueca (ar.) laqueca pg.
al-aud (ar.) laud sp. pg. -e
aUerta (it.) lerta pg.
aletria (ar.) letria pg.
alicate (ar.) 2tca^ pg.
acerttw»
cer mall.
alimentum
lementagäo pg.
acqua
gomil vomil
amapola
mapola gall.
•
Pg.
ast.
identisch mit dem sp. agua-
amaracum
mayorana
manil verderbt oder besser
sp. pg.
umgedeutet
aus aquimindle
amor.
p'or mor de
[Big. 33.
10. 3.]
yulgsp.
aeueula
guya astur.
amurca
morga sp.
acumen
gume pg.
amygdala
meüa mall.
agaricus
garzo sp.
amylon
ww'dö mall.
Agatha
Gadea sp.
anatomia
tomia kat.
alabarda
labarda
annus novas
nt'notf kat.
75
sein, die Formen in Ido ans der Reihe der Popularbildungen zu
streichen, nnd auch im Spanisch -Portugiesischen, darf dies nicht
* apelde (frz.
Etnetherius
Medel sp. Madi
appel)
hb.pelde sp. pg.
kat.
apicula
beya begolmsM.
eminencia
minencia
baytrola kat.
vulgsp.
belharuco
emir
mir pg. mira-
melharucoyg.
molin sp.
jurugo sp.
emmorado yp.namorado pg.
apopiexia
poplexia pg.
vulgsp.
aposttma
po8tema sp. pg.
enanus
nano kat. na-
i posterma kat.
nico pg.
H apostolus
pOStolO YulgSp.
episcopus
bispe sp.
apotheca
botica bodega
bispo pg.
sp. pg.
pwtfopaJ vulgsp.
Apulia
PuUa sp.
epistolarium
pestuleiro pg.
aquilegia
guilena sp.
epitima
6i>wa rt>ma
Arunda
Bonda
et'bna sp.
astrologus
strolech kat.
pilma arag.
ategorayg.nh. tegora
mall.
(hasta ahora)
tnwa pg.
avispa
bespa pg.
errativus
radio asp.
vespa kat.
eruca
ruqueta sp.
. avietarda
betarda pg.
erysipula
risipola isi-
azucena
8ucena pg.
pola sp.
2. ae. Aegidiu8
Cfil sp. pg.
dissipola kat.
Aegypt(i)anu8gitano sp.
sipela mall.
• cigano pg.
eteruus
lern kat. mall. *
\ Aemilianm
Millan sp. 4. eu
Eulalia
Fat/a gall.
aeraminis
lambre pg. 5) i.
Ilerda
Lerida sp.
3. e. ebriacus
briaga sp.
Ilipla
Niebla sp.
' eboreus
6ort vor» kat.
illustrissimus lustrisimo vulg.
ecclesiasticus crelegiastico pg.
sp.
ecclipsis
clis cris pg.
Ilorci
Lorca sp.
Eduarte
i
Vuarte pg.
imaginäre
maxinar gall.
Egabrum
Ca&ra sp.
inimicus
nimigalha pg.
elemosyna
limosna sp.
habel
Sabela gall.
Emerita
Merida sp.
Italien
TtoZca sp.
6 o. pg. bisweilen als Artikel aufgefasst
oboe sp.
6oe pg.
octavift
chavo pg.galL
oboedire
6eir kat.
odor.
dornte pg.
occasionem
cey'do pg.
ojeriza sp.
geriza pg.
76
ohne weiteres geschehen. Wo der historische Nachweis nicht zu
führen ist, müssen Bedeutung und Verwendung die Entscheidung
treffen. Räpido pällido umido werden populär sein, splendido
fervido gclido aber dichterische Schmuckworte.
•
oleandro
loendro pg.
stagnum
tanque pg.
Olysippo
Lisboa pg.
stanga (ahd.
i tancar asp. kat.
Onofriu8
Jofre sp.
strick (dtsch.) trinquete sp.pg.
oppcrtunus
partuno upg.
«JWppe
Jrtpa sp. pg.
originalis
rejinal pg.
(dtsch.)
ossifragu8
xofrango pg.
stultii8
tocho sp.
7) u. unicornis
licorne pg.
18) ex exacquare
jaguar sp.
upupa
poupa pg.
saguäo pg.
8) ha. habitacula
bitacora sp.
exagium
$a?ao pg.
halec.
ZacÄa andal.
exaTbare
jdlbegar sp.
hcrfenafüLT an
-
examinare
jaro&rar sp.
heia
Zewa kat.
£5«pTlOV
jarcia sp.
hamaca sp.
maca pg.
e#Äarpare(?)
zarpar sp.
9)hae. haemorrhoides morroides sp.
«arpar pg.
10) he. hemicrania
migrana sp.
19) dis discipulus
sepolo apg.
hemina
«nwa sp.pg.
20) in emphyteusis
fateosim pg.
Eezeqtnel
Zaquiel gall.
enhorabuena
norabuena sp.
11) hi. hibernia
bernia sp.pg.
inodio
wojo pg.
12) ho homenagem
■
in8aluber
salobre pg.
Pg.
nh. menagem
insania
sana sp. «rtwÄa
horoloyium
relogio pg.
Pg.
refcy sp.
instantia
stanga pg.
1 3)hy . Hyacin thus
Chinto gall.
insultfus*
«050 sp.
hydrop-isis
tropezia pg.
intermittere
termetter apg.
•
tropigo (ego)
interlocvto-
trolocutor apg.
Jiypotheca
poteca vulgsp.
rem
15) Assimilation.
21)Ke
i- Cecilia
CVWa sp.
hebdomada
doma pg. kat.
dupl
. cincinnus
cewo sp.
hictericia
tiricia sp. pg.
22)Sil
,-arsenico
seneca pg.
trizia pg.
ben
Calaguris
Loharre sp.
16) 1. lazttli (lapis)
asirf sp. "pg.
diana
ana akat.
lonza (it.)
oh£« sp. pg.
gemcllicius
mellizo sp.
17) s. imp.
germanus
w*aNO pg.
eslora sp.
Zora pg.
jugaria
<jretra pg.
es quin a 5p.
gfti«a pg.
Xeuxoiov
^otro pg.
slinga (ahd.)
' linga pg.
lucfyarniego$\).jarnego mall-
spasmus
•
£*awnaf sp. pg
■
nepotem
6ot kat.
77
Ausser den rein und ungetrübt aus dem Lateinischen in das
Italienische, Spanische und Portugiesische verpflanzten Adjectiven
in ido, bei denen es also einem ersten flüchtigen, nur an dem
nonplua ultra prosultavulgsp.
profundus
fondo sp. /ww
onoerotahis
groto sp.
rfo pg.
croto kat.
recuperare
cobrar sp.pg.
crotalo pg.
riparia
fteira pg.
vera sp.kat.
III
•
. Französisch
-Provenzalisch
i.
1)
Abraham
Bram frz.
8)
hemicrania
migraine frz.
btypio;
griotte frz.
hemina
tnine frz.
alauda
lauzeta pr.
9)
hibemia
fterne frz.
amarus
, marasquin frz.
hilaris
Jen pr.
amaracum
marjolaine frz.
hirundo
randola pr.
amica
wie frz.
16)
lazuli(lapis)
a^ttr frz.
Anatolia
Natohe frz.
labellum
avel afrz.
anniculus
m'ße frz.
lurts ndd.
orse frz.
apostema
postema pr.
?ow*a it.
once frz.
•
apotheca
boutique frz.
esprelle afrz.
prele frz.
Apulia
Pouitte frz.
17)
Spasmus
jpdwier frz.ptas-
Aquitania
Guienne frz.
mar pr.
aranea
ranha pr.
spongia
^on^er nb.ep cm -
avalanchenb
. lavanche frz.
#er frz.
avistarda
bistarde bit.
frz.
"springstock
(dtsch.)
brind'estoc frz,
2)
Aegidürs
(r«7Ze frz.
steorbord(&gi
i.)<n*ftordfl&.sJn-
Aegyrtius
Gers frz.
fcord
3)
ecale nb.
cöZe Yulg.fr.
stricken dtsch. tricoter frz.
ecclesia
0#se afrz.
sirigula
tringle frz.
•
</Ze«sa pr.
strippe dtsch
. frtpe frz.
emarcum
wäre frz.
stryken ndl.
£ng«e frz.
epiphania
piphania pr.
18)
icapuov
sarties afrz.
episcopus
vesque afrz.
exharpare
sarper frz.
t
eruca
roquette frz.
20)
emphyteusis
feihes pr.
rwca pr.
emplastrum
jpZdfre frz.
etain nb.
Jatn vulg.frz.
involare
«oJer frz.
4)
ülahora
Zors frz.
21)
ciconia
soigne afrz.
6)
obonsier nb.
bousier frz.
coccinella
cenelle frz.
oryeum
m frz.pr.
cuculla
cottfe frz.
6)
unicornis
licorne frz.
Cucurbita
gourde courgea
7)
halenaanhelahna pr.
frz.
78
Aeusseren haftenden Blicke zweifelhaft bleibt ob sie von den
29 Kunstformen zu sondern und als populäres Oat zu betrachten
sind oder nicht, giebt es andere die den daktylischen Accent
dedicaces ducasses wal- papaver paver pr.
Ion. 22) bombacinus basin frz.
fanfaluca falue afrz. nepotem bot pr.
Dies zu Kapitel I.
Zu Kapitel II § 1 p. 304 bemerke ich, dass der Verfasser — in
einer Anordnung deren Princip mir Mysterium geblieben ist, da der
Versuch am abc festzuhalten nur stellenweise, eine Teilung nach Suf-
fixen oder nach der Qualität und dem Character des ausfallenden Vo-
cals noch seltene/ wahrzunehmen ist — 110, nutzlos in Subst. Adj.
und Verba gespaltene Wörter, auffuhrt in denen der tonlose Vocal
syncopiert sein soll und zwar wie er ankündigt dans t out es les lan~
gues romanes, sans exception, eine Behauptung die er p. 312
wiederholt und in der Ueberschrift: Svppression generale de la
voyelle noch einmal betont. Wie aber Herr Brächet die Begriffe
„allgemein romanisch 1 ' und „einzelnen Sprachen eigentümlich" (sync.
restreintes ä certaines langues §. 2) auffasst, das vermag gewiss mit
mir Niemand zu definiren der da hört, dass zu den 110 lateinischen
Wörtern die in 5 romanischen Sprachen reproduciert sein sollen und
also die Summe von 5 mal 110 oder 550 Wörtern ergeben müssten,
nur 323 hinzugestellt werden, dass also der geringe Rest von 227 For-
men fehlt um Herrn Brachet's ausnahmslos tatsächlich zu bezeugen.
Der Gedanke liegt nahe, er hätte es dem unterrichteten Leser über-
lassen, den fehlenden Best aus eigenen Mitteln zu ergänzen. Doch
muss ich bekennen, dass mir wenigstens eine solche Ergänzung nicht
immer möglich gewesen ist; und auch Herr Brächet selbst kann an ihre
ausnahmslose Möglichkeit nicht geglaubt haben , da er sich nicht scheut
bald ein tnanque ailleurs, bald ein n'existe pas dans les autres langues
neben die französische Sprachform zu setzen und so sein general eigen-
händig umzustossen. Ganz abgesehen davon, dass an Vollständigkeit
nicht zu denken ist und dass sowohl die gemeinromanischen als die
einzelnen Sprachen eigentümlichen Syncopefälle bedeutend in ihrer
Zahl erweitert werden können, finde ich unter den 110 aufgeführten
Beispielen nur 18 richtige. D. h. nur 18 Mal steht ein lateinisches Grund-
wort an der Spitze von 5 romanischen Formen die wirklich ihren ton-
losen Mittel vocal eingebüsst haben: bei bonitatem civitatem calidarium
cerevisia comitatus crudelitatem paraveredus septimana tiridarius
heriberga belli tat em periculosus caballicare computare solidare vigi-
lare vindicare amicitatem. Alle übrigen Beispiele sind ungenau be-
handelt: es sind ihnen weniger als fünf Formen beigegeben. Entweder
ist es nun möglich die Minderzahl zu vervollständigen, oder es ist
79
«
beibehalten, trotzdem aber an anderen Umänderungen sofort als,
Volkseigentum erkannt werden. Es sind folgende: das sp. pg.
rispido, in dem ich gern eine Neubildung erkannt hätte, das
unmöglich. Kann es geschehen, d. h. können überhaupt Vertreter der
betreffenden Formen aus den fünf Sprachen herbeigeschafft werden, so
wird diese Vervollständigung entweder die Regel bestätigen und die
18 Beispiele vermehren oder sie wird sie widerlegen. Ist dies der
Fall bo ist ihrer Allgemeingültigkeit sicherlich Abbruch getan. Ausser-
dem bleibt noch die Möglichkeit, dass man unter Herrn Brächet' s 323
romanischen Beispielen einige falsch etymologisirte findet. Und alle
diese Möglichkeiten sind Wirklichkeit geworden.
1) Proben möglicher Vervollständigung, die Herrn Brachet's Regel
stützen : Zu puUicella gehört noch das sp. pulcela puncela pg. pon-
cella^ welche jedoch nur die pucelle d'Orleans benennen, Zu singu-
iaris gehört das sp. senero, das pg. sinreira senreira. In der käst.
Schriftsprache bezeichnet es nicht den Eber, welchen diese, in ähn-
licher Weise wie das it. frz. pr., als den einsamen, im Gebirge
dschebel lebenden, durch das arab. jabäl-i characterisirt. Die Dia*
lecte waren gegen den arab. Fremdling weniger gastlich: im Eat.
heisst der Eber porch setglar oder senglar im mall, porc singlar.
Im East. bedeutet senero nur das einem einzelnen zukommende. Im
Pg. und Gall. wird sinreira zur Bezeichnung wilden Hasses benutzt.
— Zu famicosus gehört sp. fangoso. Zu pediculosus sp. piojoso it.
pidocchioso pg. piolhoso pr. pezoVios* Zu ungulata sp. tinada pg.
unhada it. unghiata und auch pr. kommt von ungla ongla gewiss
ein nur für mich unbelegtes onglada vor. Zu coagulare sp. cuajar
pg. coalhar it. quagliare pg. cuälhar. Zu collöcare sp. pg. coZ-
gar. Zu tribulare sp. trillar pg. trilhar it. tribbiare. Zu circulare
sp. cerchar — an Stelle von cercar (s. u.).
2) Proben möglicher Vervollständigung, welche Herrn Brachefs
Regel stürzen : Dem frz-pr» fertatem steht it. feritä gegenüber. Sp. pg.
Repräsentanten existiren überhaupt nicht. Antecessor in der Nomi-
nativform kennt nur das Frz., die gelehrten Accusativ formen im It.
Sp. Pg. bewahren aber selbstverständlich das tonlose e. Aripennis
lautet sp. gewöhnlich arapende. Clericatus, so wie canonicatus
manipulare medicare pampinatus baculare hat Brächet wohl
nur ans Versehen, im Gedanken an die stammbetonten Grundformen
der von ihm berücksichtigten Ableitungen hier eingereiht. Clericus
canonicuß manipuhis medicus pampinus baculus, lauter
Formen in denen die Atona der Tonsilbe folgen, die also erst in den
nicht ausgeführten dritten Teil seiner Arbeit gehörten, erscheinen in
der Tat, freilich nicht ausnahmslos aber doch hier und da, in syncopirter
L.
80
aber wohl nichts als eine der vielen populären durch re ver-
stärkten klassischen Formen, also re-hispidus ist it. nur ispido;
das sp. enjabido insapidus , iL sciapido dissapidus; das it. ruvido
aus ruidus, fragido aus fracidus, vincido aus viscidus, sardinisch
bischidu; ferner das kat. terbol aus turbidus, das it. fradicio,
Form, jene und alle anderen flexionsbetonten Derivata aber wo sie
überhaupt existiren tun dies mit Ausschluss des fr. sp. Gebietes nie
und nirgend. Meist sind sie Gelehrtenformen , also kaum verändert. —
Clericus existirt im Spanischen als crego, im Fg. als crelgo, im
It. als chercio, viel üblicher aber ist hier chierico, dort creligo
clerigo und in Spanien clerigo: clericatus ward nirgends verkürzt.
Um canonicu8 steht es noch schlimmer: der It. sagt nur canonico
der Sp. gewöhnlich canonig o und calondrigo, seltener wie der
Kat. canonge woher canongia; der Pg. sagt conego d. h. er
stösst den Vocal der ersten tonlosen Silbe aus, den der zweiten um
welchen es sich hier handelt, bewahrter treulich; canonicato sagen
sie alle. Manipulus, richtiger manopulus existirt sp. als ma-
nopla und manojo, pg. als manopla manolho molho 9 it. aber
nur als manopola: manipulare blieb unverändert. Medieus war
asp. und apg. mege, jetzt lautet es wie im It. nur medico; medicina
ist pg. und it.; sp. melecina; medicare blieb unverändert. Pam-
pinus ward sp. pg. it. pämpano: verkürzte Abweichungen sind dem-
nach nicht nachzuweisen. B acutus entspricht it. bacchio, asp.
blago pg. das selten gebrauchte bago: baculare hat nur im It.
einen Vertreter: bacchiare. Auch von cubitus cubüata ist fast
das gleiche zu sagen, sp. lautet es zwar codo; pg. aber covado
covodo cotovello, und it. gomito gombito: cubitata ist daher
im Sp. (und auch im Pg.) codada, it. aber go mit ata.
Materiamen ist sp. maderamen, it. und pg. ist es gar nicht da. Arbo-
reta ist it. alboreta albereto arboreto sp. arboreda pg. arvoredo.
Artemisia ist sp. altamisa pg. artemija it. artemisia. Asperitatem sp.
asperidad pg. asperidade. Pttritatem sp. puridad poridad it. pu*
ritä pg. puridade. Marmoratns sp. marmolado it. tnarmorato pg.
existirt überhaupt nur marmore. Blasphemare ist in der Form blas-
mar im It. Pg. Sp. ein selten gebrauchtes französisches Lehnwort;
die populären Bildungen sind bestemmiare (alt biastemmare) und lasti-
mar kat. blastomar flastomar flestomar. Rwnigare ist it. rugumareep.
rumiar. Adulterare ist nur im it. heimisch, und hier lautet es avolterare
adulterare Minimare ist it. menomare minimare. Amaricare bleibt hier
unverändert. Propaginare sp. provenar it. aber propagginare. Rotulare
nodulare sind sp. pg. roldar moldar it. aber nur rotolare modolare.
Duritatem it. duritä; sp. pg. gar nicht vorhanden. Animalia sp. ah-
81
sudicio und das kat. mustig welche drei durch Metathesis ihre
Form erhielten. Mustig steht für muskit d. i. muscidus im Sinne
von mucidus deren Formen in einander geflossen zu sein scheinen.
— Ido seihst ; wurde nach vulgair-lateinischem Vorhilde zu edo
mana pg. aUmaria. Merare sp. hedrar pg. r-edrar iU aher nur ite-
rare etc. etc.
3) Proben von „gemeinromanisch" syncopirten Wörtern, die weder
im It., noch im Sp., noch im Pg. überhaupt vorhanden, sondern nur
frz. oder pr. Bind: Amaritudinem amaritatem vitulinue vertecaritts
lassitatem animarium domesticarius solitaneus cloppicare corrogata
matricularius. Subitaneus ist überall nur in gelehrter Form vorhanden
(nur asp. steht soptano neben dem üblicheren sopitano); columelhts
foUkare sind nur sp. pg., pullicenue cerebella vanitare commundlitatem
eiistiren wenigstens im Spanischen nicht.
\) Proben falscher Etymologieen: Das sp. domar it. domare soll
von domitare kommen wie das frz. dompter. Damisela y it. damigetta,
ist keine volkstümliche sp. Eigenbildung; es wurde, wie auch ostal
ostello, der Troubadoursprache entnommen. Die volkstümliche Hispa-
nisirung von dominieetta lautet doncella. Besear pg. desejar soll von
desiderare stammen, cercar von circülare dem doch nur cerchar ceUar
entsprechen.
Bisweilen berührt wenigstens das störend, dass Herr Brächet ver-
schiedentlich suffigirte Wörter der einzelnen Sprachen einer anders
ßuffigirten lat. Bildung gegenüberstellt, anstatt ihre Elemente nur in-
soweit zu verzeichnen oder hervorzuheben als sie in alle romanischen
Sprachen wirklich übergegangen sind: wie bei clericatve und canoni-
eatus, dem das sp. canongia folgt, bei baculare und medicare ist es
bei eupiditare der Fall, dem das frz. convoüer mit Recht, mit Un-
genauigkeit aber die sp. pg. sibilirten Formen codiciar cubicar zur
Seite gestellt sind.
Zu § 2 bemerke ich, oder wiederhole ich, dass seine Trennung von
§ 1 d. h. dass überhaupt die Scheidung zwischen gemeinromanischen
und einzelnen Sprachen eigentümlichen, Formen unklar ist. Schon in
§ 1 wichen, wie die Sprachgesetze es bedingen, die Formen der ita-
lienischen Sprache fast immer von denen der andern Sprachen ab: sie
bewahren den tonlosen Vocal — der nicht die erste Silbe bildet —
n den meisten Fällen. Auch im § 2 bleibt dies Verhältniss bestehen:
man braucht also nur die italienischen Ausnahmen zu subtrahiren, so
bleiben gerade in § 2 viele Formen zurück die in den vier andern
Sprachen gleichmässig der Syncope unterliegen, die also eher oder
eben so gut die Bezeichnung gemeinromanischer Fälle verdienen wie
^ele des ersten Paragraphen. Es sind episcopattts christiamtatetn
C MichaSlis. (3
82
im Spanischen humedo, im Portugiesischen pallcdo, im Wallachi-
schen limpcde reapede veasted (viscidus) umct urct fraget (dessen
portugiesischer Repräsentant möglicherweise framino ist), im Mai-
ländischen graved Hmped ümed tived [tosk. chiepido neap. tiepolo
lad. (Fassa) tevec wie agord. ranzec.) und im Romagnolischen
tseyed für dissapidus. Zu ito ward es, oder genauer mit ito vertauscht
ward es im It. scipito dissipidus und im Arag. jauto insapidus;
wogegen der Portugiese den Accent auf ido wie auf eine Parti-
cipialbildung legt und enxabido sagt. — Elision jenes tonlosen
zu e abgehlassten i trat gleichfalls schon im Vulgairlateinischen
ein. Schuchardt belegt caldus fricdus soidus. So entstanden it.
operarius pectorale litteratus aperire ingenerare judicare masticare
recuperare sifilare tremulare decimare communicare excorticare ope-
rare etc. Herr Brächet setzt hier wie auch sonst oft spanische ge-
lehrte Formen hinzu. Selbst wenn volkstümliche Vertreter da sind,
tut er es, und handelt also seiner selbstverständlichen p«>302 (Anm.)
aufgestellten Theorie zuwider de n'avoir en vue que les seuU
mots dt formation populaire et de rejeter absolument tous
les mots de formation savante; oder er erwähnt überhaupt weder
die einen noch die andern. Statt fabricar musste fraguar stehen;
sifilare ward pg. silvar assobiar; nominare ist das sp. nombrar,
temperare templar, delicatus delgado. Copulare und copula wurde in
allen romanischen Sprachen um ihr u verkürzt denn sp. pg. existiren
copla cobra und acoplar it. cöppia und acopiare. Cumulare hat im
sp. die populäre Form colmar, mall, noch comlar.
Doch nachdem ich nur noch zu P. II bemerkt habe, dass sich in
ihm die in P. I -herrschende Unklarheit über den Begriff „gemein-
romanisch" wiederholt, dass der Verfasser z. B. das nur frz -pr. sur-
gien und das afrz.-pr. antecesor unter die exceptions sgstematiques
Mmmunes ä toutes lei langues romanes rechnet, so wie auch corro-
tulare perustulare die wenigstens nicht sp.-pg. sind, sei es end-
lich genug, wiewohl ich das eigentliche Ende noch lange nicht er- '
reicht habe.
Doch genügt das Gesagte wohl um klarzustellen, dass das stati-
stische Resume, welches Herr Brächet auf p. 811 giebt, nur falsch
sein kann. Ein genaueres an seine Stelle zu setzen bin ich nicht
im Stande; dazu reicht die blosse Prüfung der vom Verfasser bei-
gebrachten Beispiele nicht aus; eine sorgfältige Untersuchung aller be-
treffenden Wörter darf aber hier nicht angestellt werden. Ich muss
also abermals in die Zukunft weisen und hier wenn auch ungern mit
einem hasta la vfsta abbrechen.
83
8p. pg. caldo pr. caut frz. chaud; it. soldo saldo soda frz. soudc
sp. sueldo; it. Zordo frz. lottrd sp. pg. Jerdfo venez. lodro; it.
orJo pr. afrz. ort ord; sp. vertfe frz. vert; sp. pardo; romagn.
^r^t?d ruvd omd tevd trovd. Traten aber zwei incompatible Con«-
sonanten unmittelbar an einander, so wurde entweder Assimila-
tion angewendet: wie im it. freddo matto netto putto; oder
Auflösung des Consonanten wie in friedus frig'dus frz. froid
pr. frhid romagn. freids; rig'dus frz. roide raide; frac'dus lad.
fred (Val Gardena); raUdus sp. raudo; sap'dus andalusisöh jaudo
(arag. jauto) laVdus asp. laudo; oder Verdrängung deö ersten
Consonanten wie im frz. rade sade^iede, venez. fredo sp. frido
frio sp. lindo pg. udo(?); oder mundgerechte Veränderung
des zweiten wie im pg. enxebrc aus insipidus. — D fiel aus,
während i bestehen blieb oder mit vorhergehenden Sibilanten oder
Dentalen verschmolz, im Sp. escalio lacio limpio livio lucio, welches
auch pg. ist; mpudio it. puzzo; rancio venez. granzio kat. ranci pg.
rango it. rancio; recio pg. rijo; sucio it. sozzo pg. styo; tibio
venez. tivio lad. tievi; in turbio venez. forfoo turbio; it. frasio
fracio (alt), vielleicht auch in rwWo, it. robbio, welches — wenn es
populär ist — hierher und nicht zu rubeus gehört, dessen Ro-
manisirung Palatalisirung des i und Verschmelzung desselben mit
dem vorangehenden Labial erfordert hätte; meiner Ansicht nach
auch in flojo it. fioscio pg. froixo, welcher Etymologie ich den
Vorzug vor der üblichen aus dem Substantiv fluxus angesichts
der sp. Derivata und ihrer Bedeutungen entschieden gebe (s. z. B.
j flcjel Flocke Daune Flaumfeder) ; ferner in mustio (s. kat. mxtstig)
[ it. moscio pr. afrz. mois kat. mox; in marclw it. marcio marzo
( PS* ntacio, pr. aber marcit und neusp. nur diminuirt zu marchito ;
im pg. murcho und nedio, lad. neidi; im venez. morbio und spavio;
und etwa im it. lazzo aus aeidus. — Id fiel aus oder. ab im frz.
rance pale put s$..puto; tpave flasque, mit dem das it. fiaeco
sp. flaco kaum zu identificiren ist; (s. Diez E. W, I. fiaeco) in
sol alt sott pr. sol sota und in net (pr.); im pr. tebe (afr?.) orre arre,
afrz. are; cobe rans rege sabe sous; im pg. turbo it. torfco sp.
fofoa torva tolvanera; in limpo, und im lad. fom und yiers
(grödn.) so wie im Sp. cerdo für suerdo aus sordidus und
nach p. 54, Anm. 2 auch im altit. cow^o, welche beiden als
den Gleichklang von di-do aufhebend auch auf p. 18 eine Stelle
6*
J
84
einnehmen könnten. Interessant ist es auch zu sehen, dass nicht
nur eine einzige romanische Nachbildung, wie Diez will, im it.
ripido vorliegt, sondern dass sich wenigstens eine zweite hinzu-
gefunden hat, das it. spurcido das doch wohl von porcus her-
zuleiten ist? •
Interessant und nicht wertlos! für den Zweck dieser Arbeit
ist jedoch der ganze Excurs ohne Ergebniss; denn wenn man
auch zugeben muss, dass eine Zusammenstellung aller verschie-
denen Vertretungsw^isen des Suffixes idus auf spanischem Boden
unleugbar nachweist dass eine ursprüngliche Einheit sich hier
zu mehrfachen Gestaltungen ^entwickelt hat, und wenn man selbst
diese mehrfach gestalteten Suffixe für Doppel formen gelten las-
sen wollte, Scheideformen sind sie doch nicht, mit speciellen Be-
deutungsverschiedenheiten sind sie nicht angefüllt: sie sind also
von denjenigen differenzirten Formen, deren Erläuterung diese Ar-
beit zur Aufgabe hat, weit unterschieden. Weder bei Idus noch bei
irgend einem andern beliebigen tonlosen und unproductiven oder
tontragenden und productiven Suffixe ist Differenzirung einge-
treten. Ob \cem als z ce che ez oder iz> ob calicem als caz, sa&icem
als sauce, cimicem als chinche, pomicem als pwnez, lapicem als lapiz
auftritt; ob unea als ana ena aina ena, castanea als castana,
colanea als colaina, terranea als tarrena, burranea als borrena;
ob arius als ero aire er el ier ar al oder ario in prhnero co-
laire mercader vergel frutier vivar fosal boticario ; ob acutus
als ajo ällo .agro aculo; ob illus als el elo ü Mo; ob ationem
als azon ason acion; ob torium als duero dero dor oder torio;
ob aceus als az azo acho aceo; ob leus als che go co igo ico;
ob antia als anza oder ancia, tcus als Igo ego iego ico auftritt,
kurz ob auch ein jedes Suffix in mehr als einer Gestalt erschei-
nen kann, es hat sich nicht an jede derselben eine bestimmte
Bedeutungsausprägung angesetzt; ich könnte sie also nicht in
meine Liste einreihen, selbst wenn ich über die einmal gesteckten
Grenzen nur ganze Worte, und nicht Stämme und Endungen auf*
zunehmen, hinaus gehen wollte. Denn meine Listen umfassen
nur Scheideformen nicht Doppelformen.
Ich verwende nämlich den Namen Seh ei deform ausschliess-
lich da wo zwei oder mehr Begriffe, d. h. zwei Worte, aus einer
Grundform, notwendig also auch aus einem, ursprünglich ein-
85
fachen Begriffe abzuleiten sind; wo hingegen für einen Begriff
zwei oder mehre gleichfalls aus einer Grundform abzuleitende
Worte vorhanden sind, nenne ich sie Doppelformen. Dass
die Scheideformen materiell auf den Doppelformen als auf ihrer
Basis beruhen, wurde schon einmal gesagt: im populären Wort-
vorrat wären jene überhaupt nicht möglich wenn diese nicht exi-
stirten. Ich werde in der zweiten Hälfte dieser Arbeit, der Liste
aller bis jetzt von mir erkannten spanischen Scheideformen, für
jeden einzelnen populären Fall den Nachweis führen, dass keine
willkürlich ersonnenen unregelmässigen Umgestaltungen vorliegen)
dass vielmehr der Sprachgeist, wie auch schon einmal gesagt
ward, ( einem ökonomischen Zuge nachgebend, die tatsächlich
vorhandene Formmannichfaltigkeit sinngleicher Worte benutzt hat
um Sinnvariationen die gleichfalls tatsächlich vorlagen daran zu
knüpfen. Will ich die Möglichkeit dartun, dass brocha und broncho,
Zwillingskinder, Sprösslinge eines gemeinsamen Stammes sind, so
werde ich als Zeugen einige Fälle analoger Bildungen auftreten
lassen, in denen Epenthese oder Syncope eines n vor Sibilanten
stattgefunden hat, in denen zwei verschieden gestaltete, aber gleich-
bedeutende Formen zeitlich auf einander gefolgt sind, oder auch
neben einander bestehen; und so fort Ihre Beihen werden von jedem
der spanisch versteht mit Leichtigkeit erweitert werden können.
Die Doppelformen ganzer Wörter machte die arme Sprache
also zu Scheideformen. Dieselbe weise Ausnutzung unnützen Ueber-
flusses konnte jedoch im Romanischen nicht — wie in der ersten Pe-
riode indogermanischer Sprachbildung geschah — die Verwertung
der Suffixe, der Beziehungselemente, getrennt von den Bedeutungs-
elementen, bestimmen. War schon die Differenzirung von Stämmen
auf romanischem Boden etwas Auffallendes und Seltenes, so ist
die Differenzirung von Suffixen eine noch grössere Seltenheit.
Ihre haltlose abgeschliffene Form, ihre geistige Unselbständigkeit,
ihre dienende Stellung machte sie fast unmöglich. Scheideformen
unter den blossen Suffixen kommen also der Regel nach nicht
vor: aire modificirt die Bedeutung der Stämme nicht anders als
ero und el und ar und al und ario; ana nicht anders als aina
wa ena anea. So viel ich weiss ist eine strenge Sinnspaltung an
spanischen Suffixen nur einmal eingetreten: oticus wurde durch
tofao (algo) zu aego aber auch zu agc. Azgo dient einzig und
86
allein dazu Aemter and Würden — consulazgo mayorazgo me-
sinzgo macstrazgo ßelazgo prebostazgo — und Zölle — pontäzgo
mont. hutn. port. etil, serenazgo — zu benennen; age dagegen wird
verschiedentlich, nie aber zu diesem Zweck verwendet. (S. Diez,
Gr. II 273.) In anderen Suffixen ist das Streben nach einer Schei-
dung wohl fühlbar, doch hat es sich nicht zu voller Klarheit und
Bestimmtheit durchgearbeitet. Torium z. B. wird durch duero zu
dero wenn es an Adjectiven das Verhältnis der Notwendigkeit
oder Möglichkeit der im primitiven Yerb enthaltenen Tätigkeit
ausdrückt, venidero casadero hacedero; oder wenn es substanti-
virend ein Gerät bezeichnet mit dem die Tätigkeit des Primi-
tivs vollführt wird, doladera podadera. Zu dor wird es wenn
es, nach Analogie des lat. dormitorium auditorium etc. den Ort
bezeichnet wo jene Tätigkeit vor sich geht: comedor lavador
mirador obrador salador. Doch ward diese Regel nicht scharf
durchgeführt: ero darf auch demselben Zwecke dienen wie dor. Ne-
ben salador steht saladero ; lavadero ist ganz wie lavador der Ort
wo gewaschen wird ; . nadadera der Ort wo geschwommen wird,
labradero der Ort wo Handwerkerarbeiten betrieben werden, dor-
midero (alt) der Ort wo geschlafen wird. — Arius arium aria
wird durch airo zu ero era, (seltener zu aire — colaire pelaire
canillaire albaire) und wird erstens substantivirend gebraucht um
Personen zu benennen, welche sich mit dem Grundwort beschäf-
tigen, mit ihm Handel treiben: carbonero ollero carnicero; zwei-
tens um Sachen zu bezeichnen, welche das Grundwort in sich
enthalten oder aus sich hervorbringen; daher Behälter, Gefasse
Orte, wo etwas aufbewahrt wird, Orte wo Gegenstände, — Pflan-
zen und Steine — sich in Massen befinden, sowie auch Bäumq und
Sträucher, d. h. also Orte welche den durch das einfache Grund-
wort bezeichneten Gegenstand welcher zumeist die Pflanze oder
ihre Frucht ist, in sich enthalten. Die Form ero wird dann und wann
zu er verkürzt (mercader neben mercadero) und in ähnlicher Weise
wird, ehe das Umspringen des i zum a vollzogen ist, tum ius oft
ganz abgeworfen, wie bei dor aus torium, so dass nur ar übrig
bleibt vivar pomar habar. Und da ar und er ,dem Spanier vor-
züglich als Infinitivendungen vertraut und genehm sind, da r
überhaupt seine Rolle leicht mit l vertauscht, besonders wenn
in der Nähe, inlautend, schon ein anderes r steht, so geschieht
87
es oft, dass er zu cl, und wie ich meine ar zu al wird. Laurel
lebrel cuartel granel vergel jaquel broquel erklärt Diez — Gr.
II 352 ff. — ohne weiteres für Abkömmlinge lateinischer Grund-
formen in arius arium. AI aber, wo es den Sammlungsort des
Primitivs, besonders den Ort bezeichnet, wo Pflanzen und Mine-
ralien gesammelt stehen und liegen, wo es also als Ersatz des
lat. etum gelten muss, stammt nach Diez von alis ab. (328.)
Unter etum (361) giebt er freilich wieder zu, dass sowohl avium als
alis seine Stelle im Romanischen vertreten. Ich aber bin anderer
Ansicht und meine dass ausschliesslich arium dies tut, und dass
die sämmtlichen spanischen Substantiva in al, welche Felder und
Gärten und Wälder und Beete bezeichnen auf arium zurück
weisen. Denn erstens ist kein Grund vorhanden eine Doppel-
vertretung anzunehmen so lange eine einfache genügt. Gesteht
man aber diese Einheit zu, so liegt dem Sinne und der Form
nach arium näher ah alis. Zweitens ist ar das ältere, al das jüngere,
das altspanische zeigt sehr wenig al, das neue hingegen fast nur al;
ar einzig da wo ein euphonisches Bedürfniss es entschieden verlangt
wie in ceböllar tomillar zarzaparillar melgar. Ueberhaupt wird ja
im Spanischen r, besonders auslautend, viel häufiger zu l als l zu r.
Drittens wechseln aber nicht nur ar und al mit einander, son-
dern diese beiden werden in ganz beliebiger Weise auch mit el tind
er und ero und ario vertauscht: alle sechs Endungen müssen also
absolut gleich sein. Und nicht nur an sinnlich hier einschlägigen
Wörtern geht dieser Wechsel vor sich; nicht allein arvejal steht neben
arvejar, ' zumacal neben zumacar, brenal neben brenar, calcanar
neben calcanal carcanal carcanar; manzanal neben tnanzanar,pla-
tanal neben platanar; nogal neben nogucra, gamonal neben ga-
monera, olioar neben olivera, ladrillal neben ladrillar und la-
drillero; helechal heben helechar und helguera und falaguer (kat.);
tnimbral neben mimbrero; castanar neben castanal und casta-
nero; cedoario neben citoval; auch dromedal steht neben drome-
dario, cerval neben cervario, centenal neben centenar und cen-
tenario, vivar luganar lupanar lunar neben -ario; palomar neben
palomero, fosal neben fosar und fosario, hontanal neben Äon-
tanar, plantet neben plantario, timonel neben timonero, casoel
neben casario, uval neben uvario etc. etc. Viertens verwendet auch
der Italiener sein aja (abetaja giuncaja), der Franzose sein icr
88 .
ihre (riziere oignonniere) zu dem gleichen Zwecke, keine roma-
nische Sprache aber benutzt alis dazu. — Aus arium haben sich
also ero (er nnd el und aire) und ar al entwickelt, die letzteren
dienen vorwiegend zur Ortsbezeichnung, die enteren und besonders
ero zur Personalbezeichnung; ja die Grenzlinien sind ziemlich scharf
gezogen; ich kenne keine einzige Personalbezeichnung in ar al.
Da aber ero sich nicht die gleiche Beschränkung auf sein Gebiet
auferlegt und sich Uebergriffe in das des Nachbarn erlaubt
(s. die Beispiele oben), da ferner ario (und auch el) der neutrale
Boden ist auf dem beide erscheinen dürfen, so ist eine ganz
stricte Differenzirung auch von diesen Suffixdoubletten nicht aus-
zusagen. — Es bleibt dabei, unter den Doppelgestaltungen wirk-
lich hispanisirter Suffixe giebt es Scheideformen so gut wie nicht.
Freilich liegt der trügerische Schein als wäre es dennoch
der Fall oft hell und grell über der tatsächlichen Wahrheit.
Man öffne nur die listen. Da stehen als Soheideformen neben-
einander primero und primario, carnero und carnario, lunar und
lunario, plantel und plantar io, corcel und corsario; curadero
und curatorio, mandado und mandato, tenzon und tension, pun-
zon und puncion, torzon und torsion, lucio und lucido, lauter
Formen die auf einem Grundwort beruhen, dessen Stamm in
beiden Vertretern unverändert blieb, deren Verschiedenheit also
allein in der Verschiedenheit der Endungen liegt. Hat man
da nicht das Recht anzunehmen, die Differenzirung sei auf Grund
einer Spaltung der Suffixe vor sich gegangen? Sieht man jedoch
näher zu, und fasst die Art ins Auge wie die Suffixe jedes Mal
den Sinn des Stammes, also ihren Inhalt, modificiren, so bemerkt
man, dass die Grundbedingung und das Hauptmerkmal aller
Differenzirung, die Zweiheit des Sinns, der Zweiheit der Suffixe,
wenn man sie getrennt betrachtet, gänzlich abgeht. Auch in
den einschlägigen Worten sagt ario nichts anderes aus als ero
el und ar; dero nichts anderes als torio, ado nichts anderes
als ato; zon nichts anderes als cion, io nichts anderes als ido.
Und wenn dennoch primero einen andern Sinn hat als primario,
carnero einen anderen als carnario, mandado einen anderen
als mandatOy so liegt dieser Unterschied daran, dass die erst
genannten, von dem lateinischen Grundtypus primarium car-
narium mandatum stärker abweichenden Wortbildungen selb-
69
ständig vom spanischen Sprachgenius auf natürlichem Wege be-
wusstlos umgeschaffen nnd in Form and Sinn weiter entwickelt
worden sind, während die letzteren, dem lateinischen Grund-
typus ähnlichen, in fertigem Zustande, ihrer alten Form nnd
ihrer alten Bedeutung treu, hewusst und absichtlich direct
aus dem Lateinischen hinübergenommen, oder seinen Vorbildern
künstlich nachgebildet sind. Die ersten sind spanische, die zwei-
ten lateinische Schöpfungen, darum sind sie verschieden. Dass
aber bei beiden der Stamm der gleiche ist, ist ein bedeutungs-
loses Accidenz, die Folge des zufälligen Lautgehaltes der be-
treffenden Worte : prim und carn und wand sind in allen spa-
nischen, ob natürlichen, ob künstlichen Ableitungen unverändert
geblieben, weil sie einer Veränderung nicht bedurften. Die ihnen
anhaftenden Suffixe aber verlangten in Folge der Flüchtigkeit der
sie bildenden Elemente (l r etc.) fast immer und gerade in den
obigen Fällen eine Umbildung die sie deshalb erlitten haben.
Wo auch der Stamm sie verlangt, ging sie in populären Wör-
tern selbstverständlich an ihm ebenso gut wie an den Suffixen
vor sich: carnero und carnariq, primero und primario stehen in
demselben Verhäitniss zu 'einander wie letrero. zu Uterario, es-
paldera -zu espatularia, ajera zu aliaria; qjera zu ocularia y
llenero zu plenario, lenero zu lignario. In diesen wie in jenen
Doppelungen handelt es sich nicht um eine Variation entweder
von Suffixen oder von Suffixen und Stämmen, sondern um die
Variation ganzer Worte. Auch hier haben wir also nicht selb-
ständige Suffixscheidungen, sondern nur Wortscheidungen zu ver-
zeichnen. Wollten wir sie allein und für sich betrachten, so
würden wir sie Doppelformen nennen; Scheideformen nur azgo
und qje und allenfalls dero und dor, ero und dl.
Die hier vorgenommene Trennung und Gegenüberstellung
einheimisch-spanischen und importirten lateinischen Gutes führt
uns zu einer neuen zweiten Klasse von spanischen Scheideformen,
die von den bisher erwähnten populären stark abweichen.
Ihr Erstehen mitanzusehen, müssen wir den Ueberblick über das
Entstehen der spanischen Sprache wieder aufnehmen.
Aus den iberisch-griecMsch-lateinisch-germanisch-arabischen
Elementen die nicht nur äusserlich über einander geschichtet,
sondern innerlich mit einander verquickt waren, hatte sich die
90
altspanische Volkssprache entfaltet. Aus der Mitte ihrer anfangs
gleichberechtigt neben einander gruppirten Dialecte hatte sich
einer, der der politisch und geistig höchst stehenden Provinz, zum
Herrscher über die anderen erhoben. Eastilien (Toledo), als das
Herz des Landes, hatte seinen Dialect zur Schriftsprache gemacht
und hatte die Grenzen seiner nicht sogleich allgemein anerkannten
Macht allmählich weiter ausgedehnt (Alphons X.). Doch erst
nach der Einigung des ganzen spanischen Gebietes unter eine
Krone war auch die Einigung aller Dialecte unter die Gesetze
einer einheitlichen Schriftsprache vollzogen, der Wetteifer auch
Kataloniens und Valencias gebrochen; langsam und Schritt vor
Schritt» war es vorwärts gegangen. Und ebenso allmählich hätte
das castellano Licht in die Wirrniss des Altspanischen gebracht;
der Geist der Ordnung und Beschränkung hatte naturgemäss seine
ConstituiruUg bestimmt. Dissimilation, Analogie, Differenzirung
und der Drang nach Euphonie hatten zwei Jahrhunderte lang
1200 — 1400 vervollkommnend an ihr gewirkt bis auch hier, im
Innern des äusserlich geeinten Gebietes, Gesetzmässigkeit Einig-
keit und Klarheit siegten. Was bis dahin unbewusst und lang-
sam vor sich gegangen war, das wurde von nun an durch die
bewusste Arbeit namhafter Dichter und Denker fortgesetzt, die
vom ersten Erblühen der mächtig aufstrebenden Kunstlitteratur
an und dann in kaum unterbrochener Reihe schöpferisch auf-
traten: wenn auch zeitlich von einander geschieden, so doch ver-
bunden durch den gemeinsamen Gedanken die Sprache zu för-
dern, zu bereichern und zu veredeln.
Beherrscht vom Bequemlichkeitstriebe hatte der spanische
Sprachgeist die Elemente aus denen ein noch nicht existirendes
Spanisch zusammengeschweisst werden sollte einander assimilirt.
Beherrscht vom Deutlichkeitstriebe hatte er die einan-
der angeglichenen Elemente zu verschiedenen, scharf ausgespro-
chenen und also leicht kenntlichen, individuellen Wortgruppen dis-
similirt, hatte jedem lebenskräftigen Triebe ein weites, freies,
wenn natürlich auch begrenztes Feld der Tätigkeit eröffnet auf
dem er weiter wuchs und schaffte und sowohl durch Derivation
als auch durch Differenzirung verwandter Begriffe zu Scheide-
formen, den Sprachschatz vergrösserte.
Doch damit nicht zufrieden suchte er jetzt, beherrscht vom
91
Bereicherüngstriebe, nicht mehr durch das ganze Volk,
sondern durch einzelne Gebildete repräsentirt, in einer dritten
Epoche der Sprachbildung, vor allem sein Gut durch äusseren
Zuwachs noch zu mehren. Die volkstümliche Bereicherung durch
Ableitung und durch Begriffsspaltung, die sich: in der zweiten
Epoche d. h. sobald das gesprochene Wort geschrieben ward,
ganz von selbst einstellte war, wie die erste assimilirende Um-
gestaltung der Wortkörper, eine unbewusste Schöpfung der ganzen
Nation, und wenn sie auch in der dritten Epoche ruhig fort-
ging und gejra^e mit der zweiten Art ihres Schaffens, der Diffe-
renzirung, manchmal erst sehr spät zum Abscl\luss kam, so dass
sie zeitlich mit der bewussten Bereicherung durch gelehrte inten-
tionell zugeführte Habe zusammenfällt, so ist sie doch sachlich
von jener zu trennen und als ursprünglichere Schöpfung, wie wir
getan, vor sie zu setzen. Was vom Prioritätsverhältniss der' As-
similation vor der Dissimilation galt, gilt auch von dem der
natürlichen vor der künstlichen Art der Bereicherung, die uns
jetzt kurz beschäftigen soll.
Nirgends ist dies Werk mit mehr Feinheit und Mühe und
mit grösserem Erfolg vollendet worden als in Frankreich. Einen
schärfer symmetrisch geordneten und in jedem dunkelsten Winkel
noch vollendet stylvoll ausgearbeiteten Sprachgarten als den '
französischen giebt es nicht. Mit ihm verglichen erscheinen Spa-
nien und Italien wie im Zustande natürlicher Wildheit, und doch
hat auch hier die Hand des Gärtners kunstreich gewaltet. In
Spanien können wir seine Tätigkeit minder eingehend . als in
Frankreich, aber immerhin noch genau genug beobachten.
Die Sprache, die bisher im rauhen Streit der Tage nur den
Zwecken des gewöhnlichen Lebens dienen konnte oder sich höch-
stens zu einfacher, durchweg schlichter Prosa in Gesetzbüchern,
Verordnungen und Chroniken oder zu volkstümlichem Sauge
in epischer Nationaldichtung aufgeschwungen, sich in beiden
aber mit den vorhandenen, dem Schoosse des Volkes entstamm-
ten Gedanken und Worten begnügt hatte, sie sollte nun in
ruhigeren Zeiten, im verfeinerten Hof leben auch den gebildeten
und die grosse Masse ihres Volkes und ihre Zeit weit überragen-
den einzelnen Dichtern und Gelehrten Werkzeug und Medium
eigener und neuer Gedanken und Gefühle sein. Wie musste sie
92
ihm dürftig, unzureichend und ungelenk erscheinen! Wie roh
und unedel klangen ihm die Worte die unaufhörlich der Mund
auch jedes Ungebildeten aussprach! Da er Neues und Feineres
dichten wollte, musste er auch seine Sprache in neue und feinere
Formen kleiden: alles gewöhnliche, wild und frei aufgesprossene
Kraut deucnte ihm Unkraut, das auszujäten aus dem Garten seiner
Poesieen und durch seltnere ausländische Gewächse zu ersetzen
ihm heiligste Pflicht schien. Diejenigen Mittel der Veredelung
und Bereicherung deren die populäre Sprache sich bedient hatte,
konnten ihm nichts nutzen, erstens weil er ihr geheimes Wirken
nicht kannte noch verstand, und es auch nicht anerkannt son-
dern verschmäht und seine Ergebnisse als niedrige Verunstal-
tungen seines klassischen Ideals zurückgewiesen hätte selbst wenn
es ihm durchschaulich gewesen wäre; zweitens weil es ihm doch
weniger darauf ankam dem vorhandenen vulgairen Begriffsfonds
andere verwandte synonyme Begriffe hinzuzufügen, wie sie sich
aus ihm ja selbständig, ohne Zutat und bewusste Nachhülfe ent-
falten und abfliessen konnten, als darauf ganz andere, unähnliche,
neue, seltene Originale zu finden; drittens weil jene Mittel nicht
acute waren, nicht plötzlich, sondern langsam in stiller orga-
nischer Umgestaltung wirkten, und vielleicht zu seiner Zeit noch
' gar nicht einmal Blüte und Frucht hervorgetrieben hatten. Seine
Bedürfnisse aber verlangten schleunige Hülfe: die ideell fertigen
neuen Begriffe und Gedanken die er den immer noch halb bar-
barischen Mischvölkern einimpfen wollte, verlangten sich sofort
zu realen Gestalten zu verkörpern. Fertige Worte mussten her-
beigeschafft werden. Da geschah was innerhalb aller Sprach-
geschichte immer zu geschehen pflegt: — wer die, doch immer nur
relativ neue, Idee gab, gab auch die Mittel zu ihrer Realisation;
das Volk dem eine Sache, eine Einrichtung, eine Erfindung, eine
Entdeckung, eine Anschauung, eine Neuerung irgend welcher
materieller oder geistiger Art abgeborgt oder abgelauscht ward,
borgte oder teilte zugleich den Namen dafür mit.
Die Muttersprache, das Lateinische, oder besser das ganze
römisch-griechische Altertum, welches Spanien, Italiens Vorbild
nachahmend, als Quelle der Bildung und als höchstes Lebensideal
zu verehren begann, und aus dessen Studium ihm die besten und
meisten Offenbarungen kamen, gab auch die meisten und besten
93
Elemente für den neuen Wortvorrat her. Natürlich ward aber
auch sein nutzbarer Gedanken- und Wortkreis, aus dem zuerst
mit vollen Händen gegriffen ward, endlich einmal erschöpft: für
die wachsenden Erweiterungen im Gebiete positiver wissenschaft-
licher und industrieller Erfindungen und Entdeckungen reichte er
nicht mehr aus. Zahllose zeitgemässe Neuerungen, zahllose in
ihrer Art doch auch einzige und wunderbare Gebilde mittelalter-
licher und moderner Cultur verlangten den Einlass, der ihnen
nicht versagt werden durfte, und der zeitweise sogar den Einfluss
und Zauber der Antike brach. Aus der Provence und aus Italien
kamen durch Yillena und Santillana 1400 — 50 manche Be-
reicherungen nach Spanien ,* auch kannten und nannten diese beiden
wenigstens schon Virgil Ovid Lucan. Der erste jedoch der direct
und kühn aus dem Lateinischen selbst schöpfte war Juan de Mena
am Hofe des ritterlichen und gelehrten Juan II. 1411 — 56.
Vieles von dem was er in den Heimatboden verpflanzte, ver-
dorrte freilich fruchtlos und erstarb gleich wieder. Das Beispiel
aber war gegeben und je höher die Bildung und die Eenntniss des
wiedererwachten Altertums nun stiegen, um so eifriger mühte man
sich ihm gleichzukommen an Gehalt und Form. Seit jenen ersten
Sprachneuerern hat kaum ein Kunstdichter im höheren Styl ge-
schrieben ohne, stolz auf sein klassisches Wissen, dem Lateinischen
und Griechischen dies oder jenes neue Wort zu entnehmen, oder,
stolz auf seine zeitgemässe, zunächst italienische Bildung, deren
Einfluss durch den innigen Verkehr mit Italien, besonders unter
der hundertjährigen spanischen Herrschaft über Neapel, immer
frisch und lebendig erhalten ward, bei den Italienern, indirect
also wieder bei Rom und Hellas, in die Lehre zu gehen. Unter
Karl V. -als Spaniens Weltherrschaft ihm zu dem italienischen
auch deutschen Boden unterworfen hatte, als Amerika neue Welten
eröffnete, als ein ununterbrochener positiver und geistiger Verkehr
Spanien mit allen civilisirten Nationen Europas in Berührung
brachte, da strömten ihm auch deutsche, holländische, englische,
französische und amerikanische, besonders mexikanische Worte
2 u. Am nachhaltigsten blieb jedoch nächst dem Lateinischen
stets der Einfluss des naheverwandten Italien.
Das 16. Jahrhundert, die Blüte der Litteratur, die Blüte
Spaniens in jeder Beziehung war auch für die Entwickelung der
94
Sprache eine Epoche hoher ja höchster Blütenentfaltung. Von
der Erstarkung aller geistigen nnd materiellen Kräfte gab auch
sie ein treues Abbild. Guevara Mendoza Coloma Urrea Er-
cilla Boscan Garcüaso, vor allem aber Herrera und Cervantes
versetzten die Sprache, die einen mit deutschen und holländischen,
die anderen mit italienischen, die meisten mit lateinischen und
griechischen Wörtern und mehrten ihren Vorrat an Worten,
Phrasen und Constructionen ganz erheblich. Erschien das Alt*
spanische mit dem Lateinischen verglichen, nach und trotz seiner
ersten Läuterung durch schriftliche Fixirung, arm barbarisch
ungelenk wüst und zerrissen, so erscheint das Spanische des
16. Jahrhunderts dem alten gegenüber reich fein gewandt klar
einig kraftvoll hochtönend und doch wohllautend. Und dem
Lateinischen gegenüber verdient es in der Tat den Vorwurf der
Armut nicht mehr! — Im späteren Verlauf aber stieg nun ihr
Wachstum immer mehr: die Dichter des 17. Jahrhunderts hand-
habten die Sprache mit noch grösserer. Kühnheit, oft jedoch ohne
Kraft und Glück; die Sucht nach ausländischer Fremdheit, oder
nach reiner Latinität brachte gezierte und geschraubte künstlich
pathetische Gestaltungen in Wort und Satzbau hervor und ward
als Latiniparla Culteranismo Gongorismo mit Eecht verspottet.
Von Gongora's, CalderorCs und ihrer Schüler Neuerungen ward
vieles wieder verworfen; vieles Gute blieb dennoch auch davon
zurück. — Im 18. Jahrhundert erlahmten die schaffenden Kräfte.
Di£_, 1714 gegründete Akademie, deren Zweck Ausbildung und
Feststellung der Reinheit der castilischen Sprache war, estudlo y
conservacion de la pureza del idioma castellano konnte nichts
tun als die tatsächlich eingeführten Neuerungen gutheissen oder
verdammen; sie konnte nicht hindern, dass der Einfluss Frank-
reichs der sich einseitig beschränkend in der Bildung des ganzen
Landes fühlbar machte auch Litteratur und Sprache fasst all-
mächtig beherrschte. Erst nach langer Knechtschaft gelang es
der Sprache die drückenden Fesseln wieder abzustreifen und
wieder freies volkstümliches Spanisch zu werden. — Im 19. Jahr-
hundert musste sich mit der steten Erweiterung der internatio-
nalen Beziehungen auch die Zahl der Fremdwörter für alle euro-
päischen Sprachen unaufhörlich mehren. Spanien aber, das sich
unter allen romanischen Ländern wohl am consequentesten von
95
der grossen Culiurbewegung der letzten Jahrzehnte ausgeschlos-
sen hat, hat sich daher bis jetzt auch nur den kleinsten Teil
jener notwendigen, wenn auch unschönen Neologismen ange-
eignet, kann ihnen jedoch von dem Augenblick an, wo es ver-
sucht z. B. in industrieller Beziehung den anderen Nationen gleich-
zukommen, den Eingang nicht versagen. Zur Bildung dieser
Neologismen wird ganz besonders der griechische Stoff von neuem
verwertet, o
War nun auch das sechzehnte Jahrhundert für die spanische
Sprache das reichste und blühendste Zeitalter, das ihr die meisten
fremdartigen Producte zuführte, so war sie doch nie, weder vor-
her noch nachher, ganz auf sich selbst gewiesen, ganz nach aussen
abgeschlossen. Durchweg originell und selbständig ist eben keine
Nation^ weder in ihrem' inneren noch in ihrem äusseren Leben:
ein wechselseitiger Einfluss kettet die einzelnen Völker so an
einander, dass an der Spitze herrschend stets als mächtigstes
Glied der materiell und geistig stärkste steht. Diese Oberherr-
schaft aber bleibt nicht dauernder Besitz ein und desselben Landes,
und selbst so lange sie bei ihm ausdauert, erstreckt sie ihre
Macht nicht über alle Gebiete der Existenz, in vielen Punkten
können die unterworfenen höher stehen als die Sieger. Hier ist
die Organisation der Kirche, hier Staats- hier Kriegswesen aus-
gebildeter, hier Rechte, hier Handel und Gewerbe, hier Schiff-
fahrt, hier Ackerbau, hier Kunst, hier Wissenschaft: denn es bildet
ja jede Nation ihre Kräfte nach bestimmten von der Natur und
Lage ihres Landes vorgeschriebenen Richtungen hin aus. In
welchem Felde sie aber sachlich die Hegemonie führt, in dein
führt sie sie auch sprachlich. Mit den Dingen wandern die Worte.
Gerade so viel Originalbegriffe und Anschauungen als eine Nation
der andern überbringt, gerade so viel Originalworte überbringt
sie ihr: es müssen sich also in jeder Sprache sämmtliche Cultur-
einflüsse abspiegeln die ihre Trägerin im Laufe der Zeiten er-
fahren, und eine ins Einzelnste geführte Sprachgeschichte wäre
fasst identisch mit der Culturgeschichte eines Volkes. Am Spa-
nischen d. h. am Spanischlateinischen sehen wir, dass einen
wirklich tief greifenden Einfluss allein das Deutsche ausgeübt hat;
Abstracta, Verben, Formwörter schuldet sie ihm fasst ausschliess-
lich; ausserdem Wörter aus dem Kriessleben und dem Rechts-
1
96,
wesen, Tiex- und Pflanzennamen, Bezeichnungen für Spiele und Ge-
räte; Arabien und alle anderen Länder brachten nur eine Bereiche-
rung an Substantiven, dies für Zoll- und Steuerwesen, für Maasse
und Gewichte, Verwaltung, Ackerbau, Garten- und Baukunst, Astro-
nomie und Mathematik; das Baskische und die altiberischen ins
Lateinische und aus dem Lateinischen ins Spanische geflossenen
Wörter beschreiben Land und Leute, sind Terrainbezeichnungen,
Namen für einheimische Producte und Fabrikate, Nationalcostume
und einige Nationaleigenschaften. Das Hebräische und Griechi-
sche beherrschen, durch lateinische Vermittelung, die kirchlichen
Einrichtungen, das Griechische auch einen Teil des Seewesens,
das sonst unter holländischer und englischer Macht stand. Frank-
reich regelt die Moden und die Küchenzettel; Italien verwaltet
alle Künste besonders Musik und Poesie, ausserdem die Kauf-
und Wechselgeschäfte; Amerika liefert zumeist Pflanzen* und
Tiernamen ; für Ess waaren und Stoffe, für Nahrung und Kleidung
sorgen sie jedoch alle um die Wette; auch einige wenige slavische und
ungrische, und mehrere portugiesische Wörter wurden importirt:
alle zusammen ergeben eine ganze Schaar fremder, d. h. zunächst
nichtlateinischer Wörter, welche Diez auf 4 /io Zusatz zu 6 /io la *
teinischen Gutes abschätzt. 1 )
Eine Sprache in der von zehn Wörtern nur sechs heimisch
harmonisch, vier aber fremdartig klingen, müsste einen hässüch
bizarren Eindruck machen. Nun ist aber im Spanischen von
diesen minderten und tausenden fremder Worte zum Glück nur
ein verschwindend kleiner Teil wirklich Fremdwort gebliehen.
Nur ein verschwindend kleiner Teil fällt noch heute seiner Ab-
sonderlichkeit wegen auf, geht noch heute in so seltsam aus-
ländischer Tracht- steif und starr einher, dass man ihn sofort
vom ureigenen als fremd aussondern kann. Alle übrigen müssen
— da wir der blossen Theorie nach auch ohne praktischen Naco-
*) Eine genaue statistische Uebersicht über die einzelnen Ele-
mente der spanischen Sprache vermag ich noch nicht zu geben, doch,
arbeite ich sie im Anschluss an mein Etymologisches Wörterbuch aus
und komme, soviel ich bis jetzt ersehen kann, zu ganz anderen Ergeb-
nissen als sie bisher durch Sarmiento, Marina, Amador de los Bios etc.
erzielt worden sind.
■hnittes sein,
Und in
jUalieni sehen
,fcj&ijjj£gendei) , im
■ Bächen Auslauts
. .„.Jllü'8 11 character-
'wi§i& S t £<£^'
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fegtet;
Rissen beide
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fttr erkennt,
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iheit Leim-
ten Sprache
und Fremd-
em Fremd-
ler weicht in
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doch nur zur
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'Wll&'lwll B 1 ' Glaube an
■nie Form mit
_J^gifliid in der-
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Jljti Wort nicht
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ursprüng-
weil ihre
Il'lichkeit am-
i ^, k Ä ,, ft , wa , a , -l i i8» t
leten Volks-
SÄen sich den
rselben unter
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ganz uuwill-
liinheitsmässig
klar deucht,
ünde fahren,
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igie fremder,
Mann des
ten bedeute
rde, da also
fsmittel ver-
vorzüglich
rseits kein
It ganz neu
da vielmehr
•oder minder
^P^^5t?^^^^^%i : ^^^*^'S^| , "^^ ld scheinbar
mtcs:
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.'••«•■■s"j»
,. p -_. J(q1f*g(fBlersinnig oder
Äift'S'ÄwIMf 1 dabei den "
£fö'äfl£ffjftB|& Lautkörper
uBiU'ÄtewFi-^^irJfj^'iu Heimisch-
• &t fc-ifft , immer
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kSdit sich von
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äjjÄSujrifnMMStfie ronmni-
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|J|R?. .
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109
deckt , kennzeichnen sie sich selbst scharf genug. Wo eine freiere
Umgestaltung jedoch nur aus dem Bedürfniss nach heimischem
Klange hervorgeht und nicht mehr unverkennbare Wiederholun-
gen bestimmter Worte, sondern nur ungefähre Anklänge an dies
oder das zu spüren sind, bemerkt sie das fremde Ohr in vielen
Fällen vielleicht gar nicht, und man sucht nach strengen und
genauen Regeln, die die Sprache befolgt haben könnte um sich
die mögliche Urgestalt, das Etymon eines Wortes zurecht zu con-
struiren, während die Sprache sich über alle Regeln hinweggesetzt
hat. — Ob nicht z. B. in dem vielbesprochenen spanischen Mari-
posa, Schmetterling, eine solche ungefähre schwache Mahnung an
den Stamm Maria liegt? Im Sardischen lautet er noch maniposa
und solches konnte die Urform sein, die im Spanischen dialek-
tisch oder altspanisch vielleicht noch aufzufinden sein möchte. Man-y-
posa, bleib und ruhe dich! ist ein nicht unpassender imperativi-
scher Anruf an den ewig flatternden beweglichen Schmetterling
(borboleta), wie er ja auch im portugiesischen unter die poeti-
schen Formeln zu rechnenden pousalousa vorliegt (s. oben p. 28).
Diese Art der Composition ist im Spanischen so üblich, dass
jeder Beleg überflüssig ist: wer denkt nicht an die Türklinke va-
y~ven % die Troddelquaste quiia-y-pon und an den Krug cant-i(m)-
plora ? — Marter, manida ist altspanisch noch ganz üblich, jetzt nur
das erweiterte remanecer. Maniposa nun kann der Spanier , der den
Namen der Jungfrau Maria gewiss nicht selten im Munde führt, der
Eigennamen gern zu Appellativen macht, der andere Compositionon
und Ableitungen von mari besitzt (gleichviel ob diese mari wirklich
Maria wie in marisaUdillas und wohl auch in marimorena mari-
zapalos marimanta ist [s. auch mariquita marica maricon wa-
rimarica maritornes mariqueta] oder mas maris, wie z. B. in
marimacho) , und der auch keineswegs der einzige Europäer wäre,
der den Namen Marie geflügelten Thieren zuerteilt hätte — ma-
niposa kann der Spanier, meiner Meinung nach, zu Mari-posa um-
gedeutet haben. Stände Mariaposa neben der sardischen Form , so
würde Niemand diese Volksetymologie verkennen. Da nur Mari-
josa existirt, sind andere Auslegungen möglich. —
Doch diese Auslegung sei falsch oder richtig, die ganze
Reihe ähnlicher Deutungen, die ich noch versuchen möchte, sei
selbst falsch, jedenfalls genügen die sprechenderen charakteristi-
•*i , ¥ii»l'Ä'i!s
#M|{ w e.B'ä' Sil
■^B l ftJS».®'fflr 6 ' Ci " on studio
>*<SteJ4*Ä'freien Stand-
SlffeSflililcUriftsprache
w^Ä'Äiif cr aLsicl,t -
}ÜlM)f^H-'G9't Fremdlinge
fi0$i}iS|ignil9 auszustellen,
'88'i3"2l'Wwie der reine
|Tf dem Stand-
■i'&feitus und an-
83'il dialektische
iJS^jäl'r eigentlichen
ilichkeitstriebe
und sich
als jene; dass
Wohllaut nnd
Jungen, wie sie i
"ipraehe einge-
tden; dass die
künstlich ent-
gute Gelegen-
lei spielen aus
lien Dialecten
lien, in Astu-
erstens ganz
ieini sehen voll-
iassisch nieder
Gebiet durch
isgedehnt hat;
oducirt , doch
idrichtung des
erschiede ver-
ni allge-
;iculationskraft
und kein gn
'«v&icalcn Tenues
gs$§*. «B^*ft" *+
113
sagt. Mit Hülfe dieses Signalements lassen sich beider Spuren
im Spanischen auffinden, ihr Wandel und Handel lässt sich ver-
folgen, ihre Unterschiede, ihr Zahl- und Wertverhältniss, ihre
Rollen und ihr Verdienst um die Bereicherung des Sprachschatzes
lassen sich feststellen. Hier sei es kurz versucht. Ich wiederhole
zu diesem Zwecke, dass alle beide, das Fremd- und das Lehnwort,
einander ursprünglich ganz gleich, dass beide nichts sind, als aus
einer beliebigen Sprache in eine andere verpflanzte Worte, gleich-
viel ob diese Sprache ihr heimisches Gut selbsterschaffen hat
oder ob es ihr von einer älteren, ihrer Muttersprache, vererbt
ward. Beide müssen also zu Anfang den Eingeborenen in gleich
seltsam, eigentümlicher Gestalt , beide in fremder Tracht und mit
fremdartigen Gewohnheiten gegenübertreten, beide stehen einsam,
verwandtschaftslos in Mitten eines grossen Kreises gleichartiger,
von gleichen Gesetzen, gleichen Bräuchen, gleichen Zwecken be-
herrschter, eng verbrüderter Genossen. Sie sind Fremde. Be-
harren sie nun in dieser Sonderstellung, schliessen sie sich von
allem Verkehr mit diesen Eingeborenen aus, legen sie ihre Na-
tionaltracht nicht ab, lernen sie nicht sich in die Art und Weise
des neu betretenen Landes zu schicken, so kann es ihnen nie
zur zweiten Heimat werden, sie bleiben ihm ewig fremd und
stehen nach Jahrhunderten dem Volke noch eben so unvermittelt
gegenüber als am ersten Einwanderungstage. Tun sie aber das
Gegenteil, mischen sie sich unbefangen unter das Volk, selbst
vergessend, dass sie nicht zu ihm gehören, verbinden sie sich
mit ihm, gründen sie ein eigenes Haus, bilden sie eigene Fa-
milien, schleifen sie alle Unebenheiten ihres Wesens ab, werden
sie durch lange gründliche und allgemeine Bekanntschaft mit
den Eingeborenen ihnen wirklich gleich, so werden sie nicht
mehr als Fremdlinge erkannt und behandelt, sie werden mit allen
Bürgerrechten und -pflichten betraut, werden naturalisirt, po-
pularisirt und nationalisirt. Es ergiebt sich also, dass ein jedes
edes h zur Kehlaspirata j wird — woher der Andalusier seinen Spitz-
amen jäfiäalo hat — , so haben wir es überall in diesen Hauptmerk-
nalen vulgairdialektischer Ausspracheweise, mit einem Verstummen von
Buchstaben oder einer Herabsetzung ihres Stärkegrades zu tun, überall
nit einem einseitigen Begünstigen des Bequemlichkeitstriebes.
C. MlCHAftLIB. 8
0.
1
ä 1
n
-.fäll.
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i
115
Höhe und Ablegenheit, dem Volke fern. Im Munde der Ge-
lehrten bleiben aber die importirten Namen ewig dieselben, nur
der Volksboden ist ein Feld freier, naturgemässer organischer
Entwickelung. Es hängt von der Form des Wortes ab; ist sie
sehr hart und rauh, zu originell, um eine genaue Wiedergabe mög-
lich zu machen, so ist Umformung Gesetz. Es hängt schliesslich
von den Gebilden und Hauptgesetzen, von der Assimilationskraft
der neuen Sprache ab. Es hängt also sowohl von Zeit und Ka-
tion, als auch von Bedeutung und Form ab, und es sind unter
diesen bestimmenden Gründen bei weitem die wichtigsten Zeit und
Bedeutung. Doch sind auch diese Kriterien durchaus nicht untrüg-
lich; sie collidiren mit einander und heben sich wechselseitig auf.
Nicht jedes Wort, das frühzeitig eingeführt ward, ist in
Wahrheit Lehnwort, nicht jedes späte Fremdwort, denn auch das
früh eingeführte könnte ja einem abstracten Gebiete seltenen
Wissens angehören, das späte hingegen allgemein verständlich
sein. Nicht jeder Ausdruck aus höheren Sphären muss unpopu-
lär sein: Astronomie, Medicin, Rechtswissenschaft und Kirchen-
wesen umschliessen eine grosse Zahl doch einfacher und all-
gemein verständlicher Grundbegriffe: kurz eine einzelne jener
Bedingungen wird nie genügen, um allein und unwidersprechlich
darüber zu entscheiden, ob ein Wort starres und unveränder-
liches Fremdwort bleiben wird oder nicht. Eine jede Regel hat
Ausnahmen und mehrere müssen zusammenwirken, wenn so zu
sagen a priori auch nur bis zur Wahrscheinlichkeit voraus-
gesagt werden soll ob dies oder das geschieht. Es wirken aber
in der Tat zwei dieser Regeln, die Avichtigsten zwei, fast be-
ständig zusammen: Zeit und Bedeutung gehen Hand in Hand.
Fremde Worte, die frühzeitig in eine Sprache dringen, decken
notwendig noch solche Begriffe, die wirklich nötig und daher
einem jeden fasslich und für jeden brauchbar sind; ein fremdes
Wort, das erst spät, in den Zeiten höherer Bildung Eintritt be-
gehrt, gehört dagegen auch schon in Sphären höheren, selt-
™ren und weniger allgemeineren Wissens. Die Sprache im all-
meinen schafft nicht, und eine einzelne Sprache übernimmt
id reproducirt nicht zuerst das unnütze, entbehrliche, son-
ftn hilft zu Anfang nur den grössten Bedürfnissen ab. Die
sten Fremdwörter werden also in Gebiete gehören, die wahr-
8*
lliliMii
117
lichten möchten, da werden wir zunächst einerseits seine Form,
d. h. die einzelnen Buchstabenverbindungen, und andererseits
werden wir seinen Inhalt beachten und aus beiden auf Grund
allgemeiner Kenntnisse, die Hypothese ziehen, es stamme aus
dieser oder jener Sprache: diese Hypothese aber kann nur durch
genauen Nachweis der historisch- geographischen Einflüsse zur
Gewissheit erhärtet werden. — Von diesem jedoch müssen wir hier
natürlich ganz absehen, und da auch über die Begriffssphären,
welche einzelne Nationen besonders reich entwickelt und deren
Inhalt sie über die Welt verbreitet haben, bereits kurz die Rede
war, so sollen hier nur mit Bezugnahme auf die äusseren Form-
kennzeichen die Zusatzelemente durchmustert werden , welche sich
dem vulgair-lateinischen Grundstock der spanischen Sprache bei-
gemischt haben. Sie sollen als fremd vom Nationalgut ausge-
schieden werden, um hernach in die beiden Klassen der eigent-
lichen und der uneigentlichen Fremdwörter eingeordnet zu wer-
den, beides nur skizzenhaft wie der Plan und Zweck dieses Ver-
suches es erfordert.
Dass die Summe der eigentlichen krass ausgesprochenen
Fremdwörter im Spanischen verhältnissmässig gering ist, habe ich
schon angedeutet: ich könnte 400 aufzählen, die jedoch sicher-
lich noch nicht den ganzen Bestand bilden: 400 krass ausge-
sprochene, die sich durch ihren Klang sofort verraten, daneben
aber viele andere minder scharf gekennzeichnete, die man allen-
falls, wenn man nichts als die Form betrachtet, für spanisches
Gut halten könnte, die aber ihres Sinnes, ihrer beschränkten
Verwendung und ihrer Unfähigkeit wegen neue Bildungen aus
sich abzuleiten, doch zu den Fremdwörtern geschlagen ^werden
müssen. Wie fein und allmählich das Fremdwort sich zum Lehn-
wort abstuft, berühre ich nachher noch einmal.
Diesen 400 Originalen begegnet man in der Schriftsprache
nicht gar zu oft; wo man ihnen aber begegnet, erkennt man sie,
wie gesagt, sofort an ihrem Aeusseren als Ausländer: entweder sie
^aben einen ganz eigenen Klang der nicht in Spanien, sondern in
anz andern Ländern zu Hause ist; oder es fehlt ihnen wenigstens
iejenige eigentümliche Lautgestalt, welche ein direct aufspanischem
Joden erwachsener Spross sicher angenommen hätte. Zum Bei-.
piel: kein spanisch -lateinisches Wort tönt, wenn es mehrsilbig
120
am deutschen fenin = Pfenning, f erlin = Yierling, chelin esche-
lin Schilling, richedal risdal Reichstaler, langraco margrave
burgrave; twaguemestre Wagenmeister, reitre Reiter, estocfis esto-
cafris Stockfisch, escalvis Schellfisch, broqucn Brockenstein, colsä
colsd colsdt colsdte Kohlsaat; lansquencte lasquencte Lanzknecht;
ornabeque Hornwerk, potasa Pottasche, nagelfluo tafeldespata
Tafelspat, feldespato Feldspat, calspato Ealkspaat, hcrnuta Herren-
huter, rü rüs Russ etc.; im englischen caucho cautcJwuc(o) Kaut-
schuk, penique Penny, draubal draubac = drawback; cok = coaks
bolingrin = bowling green etc.; am griechisch -lateinischen seudo
für pscudo, tisana für ptisana, tisis für ftisis, nomon für gtto-
mon % ismo für isthmus etc.
Es gehört in der Tat wenig Scharfsinn dazu, all dieser
Fremdlinge Heimatland zu nennen! So lange sie ihre Bedeutung
gar nicht verändern und auch den Lauten nur so geringen Ab-
bruch tun, wie in den obigen Fällen, ist ihnen das Zeichen
ihrer Herren so deutlich aufgebrannt, dass für Verwechselungen
und Zweifel kaum Raum gelassen ist. Es kann jedoch, wie ge-
sagt, vorkommen, dass ein Wort, wenn man nur seinen Klang
beachtet, vollkommen spanisch scheint und doch nicht spanisch
ist. Besonders bei denjenigen Wörtern, welche der Spanier vom
Italiener borgt, begünstigt der Gleichklang beider Sprachen solch
ein Verkennen. Man muss dann die alleinige Rücksicht auf die
Form selbstverständlich fahren lassen und nächst ihr auch den
Inhalt und die Stellung des Wortes innerhalb der ganzen Sprache
ins Auge fassen, wenn auf den Entdeckungsreisen nach dem Ur-
sprung der Wörter nicht hin und her irrlichtelirt werden soll.
Es existirt z. B. — um das einfachste Beispiel herbeizuziehen —
im Spanischen das Wort piano oder pian, leise. Betrachten wir
die blosse Form, ohne uns um ihren Inhalt zu kümmern, so ist nichts
unspanisches an ihr: p-i-a existiren als anlautende Buchstaben ja
auch erstens in pia selbst, d. i. spechtfarbenes Pferd, Schecke,
dann in piada piador piar, piepen, einer onomatopoietischen Bil-
dung, in piara piaricgo, welches von pccuaria kommen soll, in .]
piadoso für piedoso = pietosus. Einem Unkundigen brauchte sie
also nicht aufzufallen. Betrachten wir aber seine Einzelstellung
innerhalb des Spanischen, d. h. seine Ableitungslosigkeit, die un-
veränderliche Einheit seines Sinnes, seine ausschliessliche Ver-
■Fl
r
121
wendang in der musikalischen Kunstsprache, merken wir dass
in ganz Europa ein und dasselbe Wort und zwar überall in ein
und derselben Form dazu verwendet wird , auch ein und den-
selben Begriff in steifer Unveränderlichkeit zn bezeichnen; be-
sinnen wir uns, dass Italien das Land des Gesanges und dass
alle termini technici der Musik *on dorther kommen (sp. da
capo duo dueto alcgro andante tenor diletante cantata etc.), so
werden wir unsere Reise nach Italien richten und uns hier ge-
nauer umsehen. Und da müssen wir entdecken, dass wir an
einem Ziele, dem richtigen, angekommen sind, dass in Italien,
und hier allein, piano nicht vereinzelt starr und unfruchtbar da-
steht, sondern in plana planare pianatojo pianatore pianatura
pianeggiare pianella pianellajo pianura planus zo pianellata
pianer otto pianezza und anderen Sprösslingen sich einer reichen
Nachkommenschaft fühmen kann, deren verschiedenartiger Wert
und Sinn auf eine gleichfalls in Italien allein vorhandene Mehr-
deutigkeit und Beweglichkeit des einfachen Grundwortes piano
schliessen lässt. Die Wörterbücher lehren denn auch piano könne
als Adjectivum eben, gleich, glatt, flach, deutlich, sanft, freund-
lich, leise, still, geräuschlos, langsam bedeuten, und als Substantiv
Ebene, Fläche, Plan, Riss, Entwurf, Durchschnitt, Stockwerk und
Resonanzboden: fürwahr, ein reiches Ergebniss! Auf einer die-
ser Bedeutungen, die in dem Begriff des ebenen ihren Mittel-
punkt und ihre Grundlage haben, gehen alle Ableitungen zurück.
Eben, flach heisst im Lateinischen planus. Und in dem italie-
nischen piano den Vertreter dieser lateinischen Form und in die-
sem piano den Quell des europäischen Kunstausdrucks zu er-
kennen, brauchen wir nun nicht länger anzustehen! Nachträglich,
nachdem wir sein Etymon und dessen Entwickelungsgang kennen,
I wird denn auch die Gestalt des spanischen Wortes, das wir deuten
wollten, seine Italianität bekunden. PI pflegt nämlich der Ita-
liener stets durch pl wiederzugeben , wie plaga = plaga , pianta
= pianta; pianto = planctum; plegare = plicare; pioggia =
pluvia es bezeugen. Die spanische Volkssprache hingegen er-
eicht pl zu W, wie die entsprechenden Formen llaga Hanta
Ortito Ueno llegar lluvia es bezeugen: piano müsste also im
panischen llano und nicht piano lauten, und da solch ein llano
i der Tat vorhanden ist und mit der fast vollzähligen Reihe
122
der im Italienischen an piano haftenden concreten und abstracten
Bedeutungen und mit einer eben so grossen Reihe von Ableitun-
gen auftritt, so erkennen wir in llano den volkstümlichen spani-
schen Repräsentanten des lateinischen planus. Nur die Bedeu-
tung Plan, Entwurf, welche das italienische piano unter anderen
trägt, drückt der Spanier nicht durch llano, sondern durch plan
aus. Die Bedeutung Schub, die der Italiener an pianella knüpft,
giebt der Spanier durch chanela wieder; und flach, eben, im con-
creten Sinne und in specieller Anwendung auf Geometrie und
Militärwissenschaft bezeichnet er mit piano (s. plana -mayor^
planoplano), variirt also den lateinischen Stamm in mannich-
f acher Weise, während der Italiener bis auf die eine dem Gr.-
lat. direct entnommene Composition planimetria durchweg die
populäre Richtung innehält. Dies piano stempelt der unassimi-
lirbare Anlaut und der rein wissenschaftliche' technische Sinn zum
lateinischen Lehnwort. Plan weist durch seine Einsilbigkeit als
kurzes Oxyton nach Frankreich : denn hier bleibt pl, wie in kei-
nem anderen romanischen Lande unverändert; s. plaie plante
plaint plein plier pluic. Chanela aber, d. h. nach abgezogener
Deminutivendung chana chano kann nur in Portugal, oder in
dem grossen altspanischen Reiche Gallizien geboren sein, denn
nur hier entspricht dem lateinischen pl ein ch; s. chaga ckanta
chanto cheio chegar chuga. — Piano llano piano chano plan ein-
zeln betrachtet, könnten für echt spanische Schöpfungen gelten,
denn weder pi, noch ch, noch pl sind ganz unspanische Lautbil-
dungen und pl steht oft genug selbst in populären Schöpfungen,
in denen wir 11 erwarten sollten, s. plaza planta planir playa
pleito plomo , sogar in einer Ableitung von planus in plancha =
planula; im Hinblick darauf jedoch, dass allen fünf ein Etymon
zu Grunde liegt, das lateinische planus, und im Hinblick auf die
verschiedenen grossen oder kleinen Rollen, die sie spielen, er-
giebt sich, dass nur llano ein echt volkstümliches Gebilde ist:
die Form in pi ist italienisches, die in ch portugiesisches, die in
pl lateinisches, die andere französisches Fremdwort. Alle Formen,
in denen also pi als Stellvertreter eines lateinischen pl auftril ,
können nur italienisch sein, solche in denen ch nur portugiesisc ,
solche in denen pl nur lateinisch oder französisch oder allenfal
*J
r
123'
spanisch; wo U steht aber dürfen wir immer spanische Volks-
formen vermuten.
Nur wo ein ganz eigentümlicher Klang, ganz eigentümliche
Lautverbindungen mit Sicherheit hier oder dorthin weisen, ist das
Vaterland eines Wortes leicht zu erkennen, wo diese nicht vor-
liegen, wo fremde Wörter von selbst ein heimisches Aussehen
haben, oder es durch ganz unwesentliche Aenderungen erlangen,
da giebt es kein äusseres Kennzeichen, nichts als den histori-
schen Nachweis. Nur wo ein Wort wirkliches Fremdwort ge-
blieben ist, wo das tatsächliche Ergebniss dieser Fremdheit eine
absonderliche Form ist, die uns wechsellos immer in derselben
Gestalt und mit demselben Sinn, und zwar mit einem hohen ge-
lehrten Sinn begegnet, wird ein Schluss auf ausländische Her-
kunft oder gar auf eine bestimmte Herkunft zutreffen. Die
Aeusserlichkeiten trügen leicht: darum von ihrer Wirklichkeit
zum Geiste der Sache! zu den inneren Vorbedingungen, welche
die Stellung und Verwertung der einzelnen Elemente bestimmen
und regeln.
Alles dasjenige soll fremder Besitz sein, was nicht der Hei-
matsprache entstammt. Das hiesse denn, auf das spanische an-
gewandt, alles, was nicht lateinisch ist, ist Fremd- oder Lehn-
wort? alles Lateinische aber ist heimisches Gut und in dieser
Anwendung kann jener allgemeine Satz durchaus nicht genügen.
Es hiesse Wörter, die vielleicht vor wenigen Jahren durch
einen beliebigen Gelehrten einer beliebigen Fakultät aus dem la-
teinischen Wortkapital entnommen und unverändert dem engen
Kreise der Fachsprache zugeführt wurden (z. B. virus sanguis)
mit solchen in eine Linie stellen, die etwa zur Zeit der Renais-
sance entlehnt, und, ein wenig verändert, der Gesammt spräche,
oder wenigstens der Sprache der gesammten schönen Literatur
einverleibt wurden; es hiesse beide Spätlinge auch jenen Alten
gleichstellen, welche in den ersten Jahrhunderten der Sprach-
bildung stark verändert und zum Gemeingut des ganzen Volkes
wurden. Es hiesse, was wir eigentlich scharf geschieden den
< ei Kategorien der heimischen, entlehnten, und fremden Wörter
< aordnen müssten, nur darum so auffassen als wäre es unter-:
: ,hiedslos und gleich geartet, weil es ja lateinisch ist, und weil
as Lateinische den Nationalbestand des Romanischen ausmacht.
124
Affuera, ein Bewässerungsgraben, acuario das Sternbild des Was-
sermanns, und acuarium, ein bis jetzt in Spanien nur wenigen
gebildeten Reisenden vollkommen verständlicher Begriff, pez und
piscis, sangre und scwguis, cuerpo und corpus, dlbo und album
würden also in einer Klasse als gleichartige nebeneinander stehen!
Dass solche sinnlose Auffassung im Ernste Niemand hegt, braucht
nicht erst gesagt zu werden. Diez hat sie ein für alle Mal ver-
nichtet: nur alte, populaire Wörter, wie aguera, pez, seungre,
cuerpo nennt er „den neuen Sprachen unbedingt angehörig".
Hingegen „vieler lateinischer Wörter bedienen sie sich nur als
poetischer Ausdrücke und diese sind meist auf rein litterärischera
Wege hereingekommen". „Eben so wenig wie diese aber, können
zahlreiche technische Ausdrücke als wahre Bestandteile jener
Sprachen angesehen werden; sie sind lateinisch und werden
auch in den Wörterbüchern gewöhnlich als solche bezeichnet." —
Nicht alles Lateinische ist also, selbst nach Diez, lateinisches
Gut, die erste Hälfte des obigen Satzes ist also falsch und mnss
Beschränkungen erleiden.
Ebenso aber die zweite. Alles Nicht-lateinische wäre wirk-
lich fremdes Gut? Und was versteht man denn unter diesem
Nichtlateinisch? Wo fängt sein Gebiet an? Wo hört es auf?
Sollen wir schon die Hunderte von Wörtern, die der Lateiner
z. B. aus griechischer Quelle schöpfte, sorgfältig aus dem eigent-
lich lateinischen Wortreichtum aussondern? Oder sollen wir
Nicht-lateinisch nur dasjenige nennen, was der Lateiner nicht be-
sessen, was den Spaniern nicht der Römermund überlieferte? Und
ist es denn überhaupt möglich und stets ausführbar festzustellen,
ob ein griechisches oder ein iberisches Wort direct in die schon
spanisch angehauchte romana rtistica, oder ob es viel früher in die
klassische Schriftsprache überging; ob es also Fremdwort oder,
weil schon lateinischer Besitz, heimisch zu nennen ist? Äbaä ist
syrisch, ging von Syrien nach Griechenland, von Griechenland
kam es durch die Vermittelung des Neuen Testamentes nach Rom,
und von Rom aus ward es weiter versandt. Weil es nun aus
Rom nach Spanien kam, muss es darum hier für lateinisches Gut
gelten, ob es auch aus Syrien stammt? Und soll ebenso alles,
was Hebräer, Iberer, Celten, Germanen und Griechen durch la-
teinische Vermittelung zur romanischen Ausstattung beisteuern
J
125
konnten, lateinisches Heimatsrecht beanspruchen dürfen? Wird
diese Frage bejaht, und ich glaube sie wird es, nun so müsste
die obige Definition darauf beschränkt werden, dass nur dasjenige
was sich aus anderen Sprachen dem Lateinischen während und
nach seiner Romanisirung beimischte fremd ist; da aber eine sichere
Linie den Ausgang und Anfang dieses Processes, die Grenzscheide
zwischen Lateinisch und Romanisch nicht bezeichnet, so bliebe
auch diese Bestimmung wenig genau und wenig befriedigend.
Weiter aber und gleichviel wie diese Frage beantwortet
wird, will man derartige nicht lateinische Wörter auch nicht
heimisch nennen: die eine Einschränkung muss unbedingt gemacht
werden, dass sie wirkliche Fremdwörter niemals bleiben können,
ob sie der klassischen, oder ob sie der romanischen Epoche an-
gehören, sie würden mindestens Lehnworte werden. Denn schon
im Lateinischen und noch mehr im Romanischen w T erden sie
formell umgestaltet, den echten Sprossen ganz ähnlich gemacht.
Welcher Teil sämmtlicher im Laufe der Jahrhunderte eindringen-
der Worte sich in Spanien einbürgern sollte und welcher nicht,
das muss ja, so sagte es die allgemeine Regel aus, von der Zeit
der Einwanderung abhängen. Alles was bis zur einheitlichen
Ausbildung der kastilianischen Schriftsprache in sie eindrang
hatte aber gewiss Zeit und Gelegenheit genug heimisch zu werden
und ward es auch. Fremdwörter kann es also bis zu jenem
Augenblick gar nicht geben. Natürlich walten aber auch hier
in Betreff des Grades der Nationalisirung einige Unterschiede.
Am frühesten nach der Romanisirung der hispanischen Lande,
im Jahre 410, kamen die Westgothen hierher: ihre Sprache übte
die einschneidendste Wirkung, erfuhr den vollkommensten Aus-
gleich, erstens weil sie die erste war, welche den Sprachstoff
mehrte, darum also auch die wichtigsten der mangelnden Begriffe
ergänzte, zweitens weil sie als indogermanische Urverwandte die
Römerzunge leichter beeinflussen konnte, als hernach die Sprache
der jener ganz fernstehenden Basken und Araber und drittens
w eil sie allein noch unfertige unentwickelte Gebilde als blosse
latt- und bltitenlose Stämme in den spanischen Boden pflanzte,
•täinme die auch im Deutschen ihrer Entwickelung und Reife
om Gothischen zum Althochdeutschen, vom Althochdeutschen
um Mittelhochdeutschen, und vom Mittelhochdeutschen zum Neu-
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127
in verschiedenen Graden. Was z. B. der lateinischen Mutter-
sprache und der italienischen Schwestersprache angehört, konnte
leichter an- und ausgeglichen werden als das deutsche, hollän-
dische, englische oder gar dasjenige was den verschiedenen Ein-
geborenen Amerikas angehört hatte. Was den heiden erstgenann-
ten angeborgt ward, wird in den seltensten Füllen fremd scheinen,
selbst wenn es in ganz unverändertem Zustande herübergenommen
ist, weil es erstens verwandten Klang hatte, zweitens aber regel-
mässig Wörter desselben Stammes vorfand mit denen es sich
selbst für das ungeübteste Laienauge zu einer Gruppe verband.
Zum Beispiel: fatal und naial holte im 16. Jahrhundert der
Verfasser des an Wortneuerungen reichen Lamrillo de l'ormes
aus Italien. Das altspanische hatte nadal besessen und wieder
verloren, ob auch hadal fadal kann ich nicht sagen, es nur ver-
muten. Beide Italianismen *) lehnen sich aber an einen nicht
unbedeutenden Bestand volkstümlicher — und lateinelnder —
Bildungen an, wenn sie selbst ihn auch nicht schufen und stehen
also nicht wie Fremdwörter vereinsamt da. Selbst wenn sie aber
vereinzelt dastehen , d. h. wenn die betreffende Form in ihrem
lateinischen Costüm von dem vulgairspanischen so abweicht, oder
in Italien so verändert ward, dass der Laie — und auf ihn allein
kommt os an — der nur in vollkommener Identität der Stämme
Gleichheit zu sehen vermag, sie für zusammenhangslos und ver-
einzelt ansieht wie z. B. in centinela carabina cupola torso, so
tragen sie darum noch keineswegs unspanisches fremdartiges Ge-
präge. Denn auch im Spanischen selbst würden sie nicht anders
geformt worden sein oder hätten es wenigstens nicht zu sein
brauchen; und auch ganz vereinsamte und unveränderliche
Gebilde giebt es selbst im Popularbestand genug. Beides Ver-
einsamung und Unveränderlichkeit des Sinnes das den französi-
schen und deutschen Zusätzen natürlich noch ungleich stärker
eigen ist, genügt also der absolut spanischen Form allein gegenüber
nicht ihnen die Möglichkeit der Akklimatisirung bis zum Lehn-
w ort streitig zu machen, sie nähert sie aber der Kategorie der
^entliehen Fremdwörter an oder entfernt sie wenigstens weit
') Dass es Italianismen und nicht Latinismen sind, kann frei«
:h nur der historische Nachweis sagen.
128
von den fruchtbaren Schösslingen des 5. bis 15. Jahrhunderts.
Von allen Eigenschaften des Lehnwortes haben diese einen Ueber-
schuss der sie den eigentlich spanisch-lateinischen Volksschöpfungen
ganz gleich stellt. Wenn wir daher auch jede von beiden Klassen
einzeln betrachtet, wohl von Rechts wegen Lehnwörter nennen
könnten, so ist es da beide existiren , nicht zulässig beide auf eine
Rangstufe zu stellen; die spätere Art aber beansprucht angesichts
der spätesten für die es keinen andern Namen als den der Fremd-
wörter giebt, den der Lehnwörter; für die früheste muss also ein
anderer gesucht werden. Wir kommen abermals darauf zurück, dass
diese Dreiteilung nicht gerade vollkommen ausreichend erscheint,
dass die Grenzen, welche Volkstümliches von Entlehntem, und Ent-
lehntes von Fremdem trennen sollen, sich fortwährend verrücken
und verschieben, kurzum dass sie in der bisherigen Weise über-
haupt noch nicht richtig gezogen sein können, dass die Sonde-
rung in heimische und Lehn- und Fremdwörter die für das
Deutsche ausgezeichnet passt, wenn sie auf die romanischen Lande
übertragen werden soll, schlecht angebracht ist, dass es also auch
in dieser Beziehung nicht geraten ist, an das Spanische oder
überhaupt an Secundär- oder Tochtersprachen wie die romani-
schen es sind, denselben Massstab zu legen, wie an Primitiv-
sprachen. Ihre Basis ist eben keine einfache mehr: was wir
spanische Nation nennen, ist eine Mischung von Völkern, was
wir spanische Sprache nennen, eine wenn auch nicht so glücklich
vollzogene Mischung von Sprachen. Ihr erstes Grundelement ist
freilich ein einfaches doch dass auch dieses nicht ganz rein war,
sondern selbst schon vermischt auftrat, sahen wir bereits. Und
was zu diesem Grundbestand noch als wirkliches Constitutiv-Ele-
ment hinzutrat, was auf hispanischem Boden selbst, durch directe
äussere Verbindung, durch unmittelbare lebendige Berührung von
Mann und Mann, und von Volk und Volk in dies Grundelement
einschmolz und sich mit ihm verquickte noch ehe der erste Zeit-
raum des Werdens bis zu seinem Ahschiuss — der Befestigung
der Sprache durch die Schrift — gekommen war, was also wirk-
lich bildend und schaffend in die Formirung der Sprache ein
griff, was unbefangen vom Volke aufgenommen und in den mächti,
vorwärts brausenden Strom der eigenen Entwickelung hineii
gezogen ward, das Deutsche und Arabische, und einiges Grie
129
chische und iberisch-baskische, das dürfen wir, meine ich, nicht
als fremd dem Lateinischen gegenüber und nicht in eine Reihe
mit den viel späteren Zusätzen stellen, selbst nicht so, dass wir
diese Ausschliessung vom wirklich Nationalen dadurch mildern
dass wir es nur entlehnt nennen; warum auch dies nicht, ward
schon oben gesagt. Wenige lateinische Ahnen können sich solcher
Nachkommenschaft rühmen, wie viele Deutsche, wie z. B. grb
(s. oben) oder um ein neues aufzuführen wie das deutschend. 1 )
Gewiss, genau und dem Wortlaut nach genommen, ist in den
romanischen Tochtersprachen alles fremd d. h. eben nur Nicht-
lateinisch, was nicht lateinisch ist. So gut es aber — wenn man
nicht aller Ordnung ins Gesicht schlagen will — absolut geboten
ist, den ganzen lateinischen Bestand in heimisches d. h. volks-
tümliches und in entlehntes und fremdes zu zerlegen (s. oben)
so gut ich llano heimisch, piano entlehnt, planum fremd nennen
müsste; so gut ich ferner was in diesem lateinischen Bestand
schon an griechischen iberischen hebräischen Teilchen amalgamirt
ruht, noch echt volkstümlich nenne, so gut ist es auch erlaubt
z. B. vom deutschen Reichtum einen Teil volkstümlich, einen
andern entlehnt, einen dritten fremd zu nennen, und den arabi-
schen ganz dem Volksbesitze beizurechnen. Oder wir müssten
nichts von alle dem zugeben und statt dreier fünf Lagerungen
anerkennen und die echt lateinischen Wörter von den lateinischen
Fremdwörtern, und diese wieder von den romanischen erster,
zweiter und dritter Klasse absondern : eine ungefüge Teilung weil
innerhalb der Gesetze, welche die Gestaltung der Worte regieren
nur eine Dreiteilung wahrzunehmen ist.
Ich denke also man bleibt bei der Zergliederung in drei
Teile stehen, die sogar dem Namen nach mit den deutschen
Teilen zusammen fallen könnten (s. unten), der Sache nach aber
nicht. — Volkstümlich ist nämlich im Deutschen nur echt und
! ) Siehe dbandalizar abanderado ab an der ar abändertet abanderiza-
dor abanderizar äbandonar abandono ; abanete abanicamiento abanicar
tanieazo dbanico abano (kat vano, gall. ran ban) abanillo abanillazo
>anino abaniqueo abaniquero ban da bandada bandado bandarria
indeado bandear bandejador bandejar banderola bandido baudir
*wdo bandolero ban der a banderado bander eta banderia bander ica
vnderüla banderülear banderülero bano etc.
C MlCRAfiLIS. 9
130
rein Deutsches, während im Spanischen der Name volkstümlich
alles das zusammenfassen müsste was bis zur litterarischen Aus-
bildung der Sprache Eingang in ihre Mitte fand, also schon
dem Ursprünge nach Fremdes in sich schliesst. Im Deutschen
giebt es demnach schon von Anfang an d. h. schon ins Gotische
eingeflosene, also 1000 Jahre alte Fremd- und Lehnwörter, im
Spanischen in seinen ersten Sprachdenkmalen, im eige&ik&en Alt-
spanischen nicht. Entlehnt ist vor allem das mit Be#usstsein
und Absicht vom 15. Jahrhundert an besonders dem Lateinischen
und Lateinisch-griechischen und dem Italienischen Entnommene.
Fremd hauptsächlich das was an Namen für seltene Waaren mit
ihnen zugleich aus aller Herren Länder importirt oder was an
Moden, wissenschaftlichen Neuerungen etc. internationales Gemein-
gut, und also auch Besitz der Spanier ward. Sie entstammen
der neuesten Zeit, dem 18. und 19. Jahrhundert, natürlich sind
aber auch aus etwas früheren Jahrhunderten Fremdwörter er-
halten z. B. die Amerikanismen des 16. Jahrhunderts. — Dass
jede dieser drei Hauptgruppen die erste so gut wie die zweite
und dritte aus Einzelfiguren zusammengesetzt ist, dass diese Haupt-
teilung noch Unterabteilungen zulässt, dass besonders der volks-
tümliche Teil wieder schärferer Zerlegung in lateinischen, deut-
schen, arabischen, griechischen, baskischen Stoff fähig ist, ist nun
wohl oft genug gesagt. Jede Einteilung hat ihre Mängel und
auch diese ist nicht vorwurfsfrei. Für den Zweck meiner Arbeit
aber überwiegt der Vorteil der Uebersichtlichkeit den unvermeid-
lichen Nachteil leiser Ungenauigkeit und stellenweisen Verschwim-
mens der Grenzlinien so sehr, dass ich dankbar und anerkennend
die von Herin Auguste Brächet 's Vorarbeit, seinem allbekannten
Dictionnaire des Doublets, zum ersten Male klar vorgenommene
und praktisch verwertete, und nach ihm allgemein gewordene
Sonderung des französischen Sprachgutes in einen fonds d'ori-
gine populaire, einen fonds d'origine savante und einen fonds
d'originc Urangere auch auf das Spanische übertrage und nunmehr
von volkstümlichem gelehrtem und fremdem Wortreichtum spre-
chen, und das nicht ganz exacte Lehnw r ort also durch Gelehrten
wort ersetzen werde. Doch davon später.
Vergleicht man nun den Fonds der romanischen Gelehrte!
worte und den Fonds der romanischen Fremdwörter untereinande 1
i
131
und dann mit den entsprechenden deutschen Kategorieen, so muss
es auffallen, dass im Deutschen die Fremdwörter nach Tausenden,
die Lehnwörter nur nach Hunderten (500—600) zu berechnen
sind, worunter noch viele langst verschollene, während in Spa-
nien und im ganzen romanischen Reiche die Lehnwörter d. i.
| die Gelehrtenwörter die Mehrzahl, die Fremdwörter nur die
| Minderzahl bilden. Dies ist um so auffallender als schon eine un-
i
geheure Summe spanischer Lehnwörter nämlich die volkstümlich
gewordenen deutsch-arabisch-griechisch-baskischen schon hinweg-
, genommen und der ersten Kategorie eingereiht sind, wir also mehr
Fremd- als Lehnwörter, also das directe Gegenteil des wirklichen
Sachverhalts, erwarten müssten. Dieser Gegensatz nun beruht
zum Teil auf der grossen Assimilationsfähigkeit des Romanischen
— doch daran hatte z. B. das Französische einen nur sehr ge-
ringen, das Italienische und Spanische den erheblichsten Anteil — ;
zum grössren Teil liegt es daran dass die Nation und Sprache,
deren mächtigen Cuitureinflüssen ganz Europa, vor allem aber
Deutschland sich Jahrhunderte lang mit schuldiger Achtung und
Bewunderung beugte, dass Rom und die römische Sprache, den
Romanen Mutter, mit dem Deutschen aber doch sehr viel entfernter
verwandt war; daran also, dass ein grosser, ja ohne Zweifel der
grösste Teil, nicht dessen was den Germanen frühe durch die
Einführung des Christentums, sondern dessen was ihnen und den
Romanen zur Zeit des Wiedererwachens der Antike an griechisch-
i lateinischer Nahrung gebracht ward und auch ein grosser Teil
der Worte weiche solche Begriffe decken, kraft deren eine der
i romanischen Schwestern, erst das Provenzalische durch seinen
i Minnesang, dann Italien durch seine Kunst, dann Frankreich durch
seine hohe Bildung und Wissenschaft im 18. Jahrhundert, die gei-
stige Suprematie über Europa gewonnen hatte; dass alle diese
sowohl alten als neuen romanischen Eindringlinge in Deutschland
fremd waren und zumeist als Fremdwörter auftreten mussten; im
römischen Lande aber, weil sie stammverwandte waren, als Lehn-
wörter. Von den 550 Lehnwörtern des Deutschen sind 440 la-
teinischen (griech., iat.* rom.) Ursprungs und bei den Fremd-
wörtern stellt das Verhältniss sich mindestens eben so günstig für
Rom. Neun und neunzig Hundertstel dieser Fremdlinge aus Rom
9*
132
oder Roms Colonieu nach Spanien wandernd, traten hier gleich
mit dem Anspruch auf Nationalisirung auf.
Die, wie gesagt, schon von Natur zwischen lateinischen und
spanischen, und italienischen und spanischen Wörtern bestehende
Aehnlicbkeit wurde natürlich leicht noch vergrössert. Und wenn
trotzdem die deutschen Lehnwörter oft den lateinischen weniger
ähnlich sehen, in stärker veränderter Form erscheinen, also an-
scheinend besser verdeutscht vorliegen als die romanischen ruma-
nisirt, so ist es oben nur Anschein, und liegt daran, dass der
Deutsche sich gezwungen sah, starke Lautumgestaltungen vor-
zunehmen wenn er ein Wort aufnehmen wollte, während im Ro-
manischen ein lateinisches Wort oft ganz unverändert bleiben
konnte oder kaum verändert zu werden brauchte, was denn
nicht bloss bei entlehnten, sondern auch bei ererbten Wörtern
der Fall war. Lateinische Wörter, die nach Spanien viel früher als
nach Deutschland kamen, erfuhren dennoch hier stärkere Umwand-
lungen als dort. Sagt der Spanier porta, so sagt der Deutsche
Pforte; jener arca, dieser Arche,- jener cadena, dieser Kette;
jener pr ebenda, dieser Pfründe ; jener catino, dieser Kessel ; jener
comino, dieser Kümmel; jener cupa, copa, dieser Kufe, Kopf;
jener falso, dieser falsch; jener febre, dieser Fieber; jener feria,
dieser Feier; jener, menta, dieser Münze; jener mulo, dieser
Maulesel; jener palo, dieser Pfahl; jener papa, dieser Pfaffe;
jener torre, dieser Turm; jener luna, dieser Laune; jener pruno,
dieser Pflaume; jener bucena, dieser Posaune; jener dos, dieser
Daus; jener patena, patcra, dieser Pfanne und so fort.
Ich sagte ein lateinisches Wort könne unverändert ins Spa-
nische übergehen und doch durchaus volkstümlich sein — z. B.
pluma — stiess also damit die Gültigkeit des allgemeinen Satzes
dass Unverändertheit das Characteristikum nur aller Fremdwörter
sei fürs Spanische um: sie ist nicht einmal ein sicheres und
ausreichendes Characteristicum für Lehnwörter, wenigstens nicht
für lateinische. Es fällt also diejenige Aeusserlichkeit, welche das
Erkennen ausserlateinischer Fremdlinge noch einigermassen er-
leichtert, den lateinischen Spätlingen gegenüber auch noch fori
so dass es bei einer Zerlegung der spanischen Sprache in ihn
Bestandteile nach äusserlichen Kennzeichen, das schwerste Stücl
sein wird die lateinischen Lehnwörter mit Sicherheit zu erkennen
A
133
sie vom ureignen ererbten Volkstümlichen zu scheiden, oder, was
dasselbe sagen will, dem Verfahren aller Sprachbereicherer und
Spracbkünstler von Juan de Mena bis in die neueste Zeit hin auf
die Spur zu kommen. — Versuchen wir wenigstens die Haupt-
richtung ihres Verfahrens anzugeben.
Als Mena und andere gelehrte Dichter des 15. Jahrhunderts
den Versuch wagten, durch bewusste Aenderungen die Sprache
umzuarbeiten, da kam es ihnen nicht bloss darauf an ihr Gut
zu mehren, es zu veredeln lag ihnen ebenso sehr am Herzen.
Mit dem Bossirstabe kneteten sie an dem noch weichen Thon
der Volkssprache; vom Sprachbaum schnitten sie alle unnützen,
dürren, blütenlosen, schwanken Zweige ab und pfropften an ihrer
Statt edlere Reiser kunstvoll ein. Die Sprache zu ergründen, zu
regeln und zu runden, der Sprache Gut zu mehren, zu bessern und
zu klären, der Sprache Form und Zier bestimmen und gestalten,
— was Uhland von der neuen deutschen Sprachgesellshaft rühmt —
das war schon ihr Ziel und ihr Streben, das sie natürlich nur in be-
schränktem Grade und nicht ohne Fehlgriffe und -schnitte erreichten.
Sie besserten, halb absichtsvoll, halb absichtslos indem
sie mehr und mehr die Homonymität vermieden, mehr und mehr
analogisirten , kurz alle die Erscheinungen begünstigten, die
wir gleich beim ersten dichterischen Erwachen der Volksseele als
Sprachbildner und Förderer ihrer Klarheit und Feinheit auftreten
sahen. Ganz absichtsvoll aber gingen sie als Kenner des Latei-
nischen in diesen Tendenzen noch bedeutend weiter als das Volk
es vermocht hatte. In den Umgestaltungen welche dieses an
solchen Worten vollbracht hatte, deren einfacher Bau es den Sprach-
kenntnissen jener neuerer Dichter gestattete die lateinischen Etyma
herauszuerkennen, sahen sie nichts als arge heillose Verstümme-
lungen der klassischen Formen, die sie gern vom Spiachbaum
völlig abgeschüttelt hätten. Daher restaurirten sie sie wenigstens,
d. h. sie gaben den frei hispanisirten Römlingen ihre echte strenge
Form so weit als irgend möglich zurück. Sagte das Altspanische
— und sagt also noch heute sein moderner Vertreter, der Dia-
lect — mege und menge oder meige, so trat jetzt das lateinische
me'dko wieder in Ehren, blago ward wieder baculo; ochubre wie-
der oetobre, meto wieder medio; melecina wieder medicina, plo*
resia pleuresia; sopitano subitaneo, nue nube; puagra podagra;
134
ncmbro miembro; sofraja sufragio; leicion leccion; viesso verso;
punar pugnar; dino digno; mono magno; doto docto; egieiano
egipciano; ccettiar cxccptuar; acctar aceptar; adotar adoptar;
letura lectura ; dctrator detractor\ cclise eclipse; cloaga cloaca
und so ins Weite fort. Ableitungen die man nicht erkannte, be-
wahrten die gleichen Stämme populär in ihrer Umänderung z. ß.
vom letzt genannten Worte das Derivat clataguera.
So näherten Hand und Mund des gelehrten Dichters viele
der durch den Gebrauch abgeschliffenen Formen ihrer ursprüng-
lichen Gestalt wieder an; und oft erzielten sie so in der Tat grösseren
Wohllaut, oft grössere Deutlichkeit. Zum Beispiel : Wörter deren
Begriff es ihnen auferlegte die ganze gebildete abendländische
Welt zu durchwandern und überall sesshaft zu werden, dabei
aber und eigentlich wohl darum doch nur als Erbteil der Ge-
bildeten die ihren Ursprung kennen und ehren und nicht zu ver-
wischen trachten, die wünschen wir auch in Spanien unverändert
wiederzufinden und hören also lieber neuspanisch vom verso
als altspanisch vom viesso reden.
Eine viel grössere Menge von Wörtern konnte aber nicht
von der unedlen Vulgärform zum Adel der Klassicität erhoben
werden, weil ihre Herkunft, ihr lateinisches Musterbild nicht so
leicht erkennbar war, oder auch weil sie fest und treu — der Form
nach — ihrem Urbiide gleichgeblieben waren. Solche Wörter
denen die gelehrte Form also nicht mehr angepasst werden konnte
oder brauchte, wurden wenn ihr Sinn ein edler reiner war, na*
türlich beibehalten, waren sie aber von Anfang an aus dem Vulgair-
latein mit vulgairer Roh- und Rauhheit im Sinne überbracht,
oder hatte ihre Bedeutung sich erst in Spanien nach dieser Rich-
tung hin erweitert oder vergröbert, so werden sie aus der Schrift-
sprache ausgemärzt und durch andere neue Latinismen ersetzt.
Für roh galt z. B. alles Technische innerhalb der Poesie. War
es begrifflich aber doch einmal innerhalb der Poesie unumgänglich,
so musste ein ungewöhnlicher Ausdruck den verpönten Begriff
adlen: Umschreibungen, Metaphern aller Art drängten sich ein.
Musste er jedoch in seiner einfachen Nacktheit und Kürze wirken
so konnte man nicht umhin ihn wenigstens wenn das oben be-
sprochene Verfahren anwendbar war, zu latinisiren, ihn der sonst
gang und gäben Form etwas zu entfremden. Wir reden uih
y
135
hören auch im höchsten Fluge der Poesie ohne zu stutzen von
Anker und Deck; der Spanier sagt sobald er dichtet ancora und
prora das er im gewöhnlichen Leben nicht im Munde hat, denn da
sagt er ancla und proa. — Doch das ist immer noch nichts anderes
als ein Aufputzen schon dem Altspanischen angehöriger Worte.
Viel wichtiger aber als das Bessern war das Bereichern, war es
dass das also dem Sprachschatz ganz neue, bislang noch gar nicht
dagewesene Worte zugeführt wurden, entweder blofcse wohltönende
Schmuckworte für welche schon Synonyma da waren, oder ganz
unbekannte substantielle die als Hülle ganz frischer bis dahin
gleichfalls unbekannter Gedanken eindrangen. Diese Arbeit der
Entlehnung nun übte der eine Dichter mit mehr, der andere mit
weniger Geschick: immerhin aber behielt die Wahl der entlehn-
ten Wörter etwas Willkürliches, vom Geschmacke und der augen-
blicklichen Wortnot des Einzelnen bedingtes. Ob die ganze Sprache
sie genehmigen oder verwerfen wollte, das freilich ward nicht
von der Willkür und Not des Einzelnen und nicht im Augenblick
entschieden; im Laufe der Zeit musste sich erst erweisen ob der
Geschmack und das Bedürfniss des Einzelnen auch wirklich Ge-
schmack und Bedürfniss der Nation waren, ferner ob es brauchbar
und nützlich war und ob sein unveränderlicher fertiger Bau ohne
Mühe und ohne die Symmetrie zu stören dem Sprachganzen ein-
gefügt werden konnte. War keins von beiden der Fall, so
erstarb es sogleich wieder. War es nur ein wohltönendes
Schmuckwort, ein entbehrlicher Luxusartikel — der freilich auch
in der Sprache chose si necessaire ist — so erhielt es sich jedoch
einsam in den ätherischen Luftschichten der Dichtersprache. Fu-
ribundo rubicundo moribundo meditabundo cogitabundo liorrisono s
unisono altisono mortifero aligero flamigero fulgureo purpureo
aureo etereo esplendido fulgureo longanimo longevo wären im
Munde des Volkes ebensoviel Di|harmonieen.
War hingegen beides der Fall so trat es productionskräftig und
nahezu gleichberechtigt den heimischen zur Seite auf den festen
Boden der Tagesrealität, erlangte volles Bürgerrecht, kursirte durch
Ue Schichten der Bevölkerung wie sie: es ward Lehnwort. Und
och trennt eine Scheidewand, wie schon ein Dutzend Mal gesagt
ard, diese von jenen.
Nicht mehr das Volk nahm sie auf, denn seinen Bedtirf-
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137
stolz und eigenartig in derselben einen Weise einher. — Ein
volkstümliches Gewand weiss der Kenner ohne Zögern als ital.,
span., port, frz. zu erkennen; ob aber ein aristokratischer
Frack ans Italien, Spanien, Portugal oder Frankreich, herrührt ist
schwerer ja unmöglich zu sagen: Das Französische erkennt man
auch hier am leichtesten.
Wohin couple, copla, cobra, coppia gehört, lehrt ein flüchtiger
Blick; ob aber copula spanisch, portugiesisch oder italienisch ist,
kann nicht das schärfste mikroskopische Glas mir sagen, es ist
eben weder dies noch das noch jenes: es ist ja lateinisch. Wie
verschieden sind cmxego (pg.); caldndrigo canonigo (sp.); canonge,
canorgue (pr. kat.); chanoine (frz.); canönico (it.)! wie originell
das frz. clerc (dial. der dar, engl, clark.) und clerge, das it;
chierico cherrio (dial. ceregh dergh) das span. derigo (dial. dergue
crego creiro) das pg. creligo derigo crego; das prov. kat. dergue
clerge. Und wie ermüdend eintönig klingt im frz. clcricat, im pr*
elericaty im kat. clericat, im it. clericato, im span. clericato, im pg.
clericato; im pg. sp. it. eewomeato; im fr. pr. kat. canonicat. Der
Portugiese sagt bago, der (Alt-) Spanier blago, der Italiener baedrio,
baculo sagen sie alle drei. Aus episcopus machte der Italiener
vescovo, der Spanier obispo, der Portugiese bispo, der Franzose
evcque (vesque) eviche: bei dem gelehrten Machwerk blieb die
ganze Boniania ängstlich an episcopatus kleben. Aus davicula
machte das italienische Yolk cavicchia und caviglia und copiglia;
das französische cheville; das provenzalische cavilla, das spanische
davija cabija cavija cavilla; das portugiesische davilla davüha
cravilha cavilha cravija chavelha caravclha escaravellia escravelJia,
das katalanische davilla clavia; der it. frz. pr. sp. port. kat.
Gelehrte machte nichts als davicula clavicule daraus. — Wo
also alle romanischen Schwestern ein Wort gleichlauten lassen,
da kann keine, oder da könnte höchstens eine die Schöpferin
dieser Form sein; gewöhnlich aber werden sie allesammt dem
Mutterlatein entnommen sein; gewöhnlich werden wir also alle
solche Wörter Lehnwörter nennen können. Und copula davicula
Ist in der Tat auch überall gelehrte Form; canonico hingegen
ist es im Italienischen nicht. Dies fasst überhaupt zahlreiche latei-
nische Formen unverändert in sich die dennoch nicht Gelehrten-
sondern echte Volksbildungen sind. Von der dies begründenden
r-g's'-T.w.'s - "am---
Vi-
I
1*
139
die man ja auch bei dem einfachsten Mann des Volkes nicht vermissen
soll, giebt auch seiner Rede einen hochtönenden Klang, seinen
Worten einen stolzen Character der sich von dem Klang der Schrift-
sprache nicht scharf sondert. Die französischen Gelehrten- oder
Kunst- oder aristokratischen Worte, wie man sie nun nennen
mag, weichen von den it. sp. pg. erstens in der Ortho-
graphie ab, dann durch die übliche Erniedrigung des Auslauts-
vokales zu e, durch die Französirung des w-Lautes, vor allem aber
durch die not gedrungene Französirung des Accentes. Cöpula
canönico clavicula werden im Frz. copule canoniqne clavicule.
Dieser letzte Zug, die Versetzung des lateinischen Accentes, schei-
det sie auch von den volkstümlichen Worten so scharf, dass ein
Verkennen wie im Ital. Span. Port gar nicht möglich ist.
Was ich zumeist Lehnwörter genannt habe — alle gelehrten,
willkürlichen, von einzelnen Sprachkennern dem Lateinischen und
Griechischen abgeborgten Wörter der liomania — nennt Biez
geborgte Wörter (G. I 46) oder jüngeres Element dem älteren
volksmässigen nationalen gegenüber (G. I 145), oder Kunstpro-
ducte den Naturproducten gegenüber; Mätzner (Gr. pr.) spricht
von unassimilirten Wörtern, Scheler von mots de facture, andere
von mots scolastiques als Gegensatz zu den mots dewotiques; all-
gemein acceptirt aber ist seit 1868 die als termivus unbedingt
allen anderen vorzuziehende Bezeichnung mots savants, die
schon ScMegel angewendet hat, die aber nun erst, seit dem Er-
scheinen von Brächet'* trefflicher Monographie in der zum ersten
Male eine wirklich eingehende Charakteristik der Gelehrtenworte
gegeben ist, zu Ehren und Würden kam. Dass dies auf-
klärende Werk mir den stärksten Antrieb dazu gegeben hat, für
das Spanische durchzuführen, was für das französische schon ge-
leistet war, liegt auf der Hand. Trotzdem, trotz meiner Nach-
achtung, brauche ieh nicht zu fürchten unter der imitatorum ser-
vile pecus gerechnet zu werden. Der Differenzen und des Eigen-
artigen ist genug da.
Fassen wir nun die mots savants des Spanischen im Speciellen
Lwas schärfer ins Auge. In dieser Sprache nehmen sie darin dem
opulären Gut gegenüber eine Ausnahmestellung ein — ich darf wohl
lagen leider keine absolute! — dass ihre Lautverhältnisse unberührt
nd den lateinischen treu verbleiben ; darin also stehen sie einem Teil,
141
für cl z. B. clavija; fürfl z. B. flcjo, für pl. z. B. plomo. Im
Volke wird also cl fl pl der Regel nach assimilirt, als Ausnahmen
verbleiben einige Formen unassimilirt. Die Gelehrten aber assi-
miliren nie. Die Mehrzahl der Fälle in denen cl fl pl erhalten
bleibt und die dem spanischen Ohre also doch nicht ganz fremd
nnd unangenehm klingen konnten, wird entlehntes Gut sein, na-
türlich nnr wenn keine sonstigen Umänderungen des Wortkörpers
wie in clavija aus clavicula in flqjo aus floccidus (oder fluxus)
in plomo aus plumhim eingetreten sind die ihre Popularität
bezeugen. — Ohne ewige allerdings leidige Restrictionen und
Ausnahmen geht es bei Sprachgesetzen nicht ab. — Inlautendes
et in oetavo oetobre efecto etc. weist immer auf lateinische Ent-
lehnung hin.
Da die beiden hier erwähnten Punkte, sowohl die Gleichheit
der it. pg. sp. und frz. Lehnwörter als auch die ungewöhnliche
Härte und Steifheit der Lautverbindungen im zweiten Teile dieser
Arbeit der nun bald erreichten Liste der spanischen Scheideformen
genügende Bestätigung durch praktischen Nachweis finden werden,
so unterlasse ich hier die Aufzählung überflüssiger Beispiele.
Und auch die allgemeine Characteristik eines lateinisch-
spanischen Gelehrtenwortes darf ich kurz fassen da sie nicht viel
anders ausfallen kann als die schon gegebene generelle eines
Gelehrten- oder Lehnwortes überhaupt , und da sie überdies noch
so viele Einschränkungen durch Ausnahmezüge erleiden muss
dass sie kein sicheres Mittel ist in der Praxis das lat. Lehnwort
nun auch wirklich aus der Mitte der spanischen Volksschöpfungen
herauszuerkennen. Ueberall kann man nur sagen: so kann es
sein, niemals so muss es sein. Nur wo ein spanisch-lateinisches
Lehnwort Specialeigentum der Dichter und Gelehrten bleibt, denen
es anfangs mit derselben Ausschliesslichkeit angehört mit der
jedes nicht lateinische Lehnwort zuerst nur Fremdwort sein muss;
nur wo sein Sinn der grossen Masse des Volkes unverständlich
oder wenigstens zum gewöhnlichen Gebrauch zu schwerfällig oder
hochtrabend ist — siehe horrisono! furibundo! sitibundo! erra*
undo! — ; und wo in Folge dieses geringen Gebrauchs der
ömische Abkömmling innerlich und äusserlich Jahrhunderte
sing von den wechselnden Einflüssen der Zeit unberührt bleibt,
o die Form streng lateinisch, der Sinn streng lateinisch, ohne
142
jegliche Nebenform, und ohne jegliche Ableitung unbeweglich
feststeht; nur wo ein absoluter Stillstand vorliegt, ein doppelter,
ein formeller und ein ideeller, ein Stillstand den die in Frei-
heit und Ungebundenheit ewig werdende, wachsende, wechselnde,
sich entwickelnde Volkssprache nicht kennt, da dürfen wir auf
Knechtschaft, Zwang, Künstlichkeit, gewollte und beabsichtigte
Erhaltung und Gestaltung schliessen, da dürfen wir ohne Schwan-
ken und Wanken behaupten, wir hätten es mit einem lateinischen
Lehnworte zu tun. — Aber auch da allein. Und was nützt uns
das? was nützt diese ganze Schaar vaguer Floskeln zur Erkenntniss
der wahren Lehnwörter die ja doch heimisch klingen und
die ja dem Volkstümlichen fast gleichen sollen, sowohl in ihrer
Tracht als in ihren Functionen? An welche heimischen Bil-
dungen lehnt horrisono, lehnt nauseabundo, lehnt purpttreo, lehnt
mortifero, lehnt aligero sich an? giebt es überhaupt in
der Volkssprache ein einziges ähnlich gebildetes Wort? Sind
jene eigentlich mehr als einsame verwandtschaftslose untätige
Fremdwörter? verdienen sie den Namen Lehnwörter? Ziemlich
verdienstlos tragen sie ihn: nur verwandtschaftlicher Rücksichten
wegen, weil sie Lateiner sind. Denn ein lateinisches Wort ist
im Romanischen nur in einem äussersten Notfalle Fremdwort zu
nennen, d. h. nur wenn bei absoluter Unverändertheit die unver-
änderte Form keine Analogie unter den populären Bildungen
vorfindet, wenn etwas durchaus unmögliches ihr anklebt In ton-
losem is es us um endigt kein volkstümliches Wort aus, und da
die Lehnwörter den heimischen formähnlich sind auch kein
Lehnwort: piscis sanguis Herpes virus sind unbedingt Fremd-
wörter, in allen romanischen Sprachen, selbst wenn der Sinn ein
gemeinverständlicher ist. Giebt man für das Französische die
Existenz von Fremdwörtern überhaupt zu, ohngeachtet der Mund
des Franzosen nie umhin kann, den Accent auf die letzte Silbe
zu verschieben, ein m oder n zu nasaliren, u wie ü zu sprechen,
meint also mit französischen Fremdwörtern schriftlich unver-
ändert gelassene, so müssen auch aquarium angelus sinus chorus
pensam decorum factum medium papyrus magister album qua
tuor tibia speculum, welche alle Herr Brächet unter die tnoi
savants setzt, nach meinem Ermessen, den Fremdwörtern* zi
rangirt werden. Psalterion dicton söpia mimero sind es nicl
^~
143
mehr, dem on trat an Stelle des um und das e ward mit einem acccnt
aigu versehen. Aus denselben Gründen sind auch nauseabundo
mortffero etc. es nicht. Es ward ja das u$ zu o hispanisirt. — *
Diese und ähnliche bilden also eigentlich eine schmale Zwischen-
stufe zwischen den Fremdwörtern und den wirklichen beweglicheren
Lehnwörtern, müssen aber, wo geteilt wird, den letzteren beige-
ordnet werden. Diese, ob ihre Form gleich bisweilen eine
ebenso treue Copie des lateinischen Originals sein kann, ein Zug
der ja selbst bei echten Spaniern vorkommt, ob also auch in
ihrer Form ein Stillstand vorliegt, stehen dennoch nicht ganz
still, ihr Sinn wenigstens entwickelt sich, sie bilden auch neue
— spärliche und gelehrte — Zweigformen durch Präfixe und
Sufixe. Horrisono bleibt horrisono und damit basta. Baculo
kann doch beliebig diminuirt und augumentirt werden; es wird
auch bacultfero baculometria etc. von den Gelehrten geformt; de-
ricato macht erstens doch den Versuch sich zu clericado zu po-
pularisiren, zweitens mit ihm zugleich dringt das Adjectiv clerical
ein, es entwickelt sich drittens daraus clericatura und viertens
findet es den clericus schon populär durch clerigo crego clerecia
clerigalla cleriguezca cleriguillo clerizon clerizonte vertreten.
Von Einsamkeit ist also in keiner Weise mehr die Rede.
Wie aber wenn nichts ein sicheres Kriterium ist? wenn
weder die Stabilität der Form noch Stabilität des Sinnes, weder
die Einsamkeit eines Wortes noch die Unassimilirtheit alier über-
haupt assimilirbaren Lautverbindungen ein fester Anhaltepunkt
für Sichtung des entlehnten vom heimischen ist? wenn alle diese
Merkmale da sein können, und ein Wort trotzdem vom ersten
Erscheinen der litterarischen Denkmäler an Gemeingut der Nation
war? Tütnulo z. B. ist das treue Abbild des lateinischen tumit-
Ins; es bedeutet wie dort nichts als einen Grabhügel; nur ein
ganz spät eingeführtes Lehnwort ein Derivat seines Stammes
mildert seine Einsamkeit tumulario; es hat seine Gestalt nicht
verändert wie z. B. cumulo das ganz denselben Bau zeigt und
durch, comlo colmo ersetzt ward; im Hinblick darauf wären wir
berechtigt in einer Volksschöpfung dieselbe Umänderung zu tomlo
tolmo zu suchen, und die Versuchung läge nahe tumulo für einen
auf gelehrtem Wege spät eingeführten Latinismus zu halten,
wüssten wir nicht dass schon Berceo es kennt, dass es also po«
00,1
:«I3PM»}lfr:
;|fcSISI<S|I l |^§^3Sl«o»!0 flj^oJo und
'SaST» it lÜ^jH&t'CEäJ^jlSi genaue Wiedergabe
sich tragen,
izelnes Mal sondern
.Äieder andere Worte
opularität durch
ilire Form trotz
Sg| 'Öäi Mc^jityijiljjtAidheit: plttma und
'l|^iiig^XlE9jI^tt' ie ^ lldeu Zaul der
■"Kurz ein Wort für
I Zustand betrachtet,
sicheren Aufschlug
s der einzige end
wenn ich wirklich
[taucht erst spät d. li.
Schriftsteller zum
Abdruck eines la(.
Form ohne Neben-
ich mit Sicherheit
sr, oder doch zur
{■ So lange noch
.nden ist, so lange
von solcher Treff-
Nation geschenkt
ijicht das dürftigste
;istirt, müssen alle
itehung hispanischer
behalten, so lange
;eben werden. Ist
'man in der Classi<
nicht mehr fehl-
.11 ch dann kaum ein
aus der geringeren
i
145
Summe der schon klaren Tatsachen, die in Ermangelung des
historischen Nachweises zunächst der Vergleich sicher stellen muss
— so weit als ehen möglich. Vergleich nun ist möglich entweder mit
Erscheinungen der eigenen Sprache, wenn nämlich ein Wort in
zwei- oder mehrfacher Gestalt vorhanden ist. Steht nehen ca-
nonigo canonge calondrigo noch canonico in leise ahweichender
Bedeutung, neben llano noch piano, neben Ueno pleno, neben llave
clave, neben mege medico, neben blago baculo, so ist es nicht
schwer an ihrer mehr oder minder starken Veränderung zu sehen,
welche von beiden die ältere volkstümliche, und welche die jüngere
gelehrte ist. Oder aber wenn nur eine Form existirt, ist der Vergleich
mit den entsprechenden Formen der anderen romanischen Schwe-
stern möglich. Setzt man zu pluma das pg. pruma, das it. piiima,
das frz. plume, zu clavo, das pg. cravo, das it. chiavo, das frz.
clou y so kann man sicher annehmen, dass auch die spanischen
Formen trotz ihrer unregelmässigen Latinität auf demselben po-
pulären Wege wie in jenen drei Ländern eingedrungen seien,
eine Annahme die von den zahlreichen Ableitungen mittelst volks-
tümlicher Endungen bestätigt wird, die schon an und für sich
für diese Sache entscheidend hätten sprechen dürfen. Siehe plu-
mada plumado plumaje plumajear plumajeria plumajero plu~
mazo plumazon plumeada plumear plumco plumero plumica
plumista plumon plumoso. Clavado clavadura claväl clavar
clavazon clavel clavelina clavellina clavera clavete clavetear.
Mit einem allgemein massgebenden Grundsatze der alle
Einzelerscheinungen umfassen sollte und sie doch nicht umfasst,
wird sich auch dann als äusseres Unterscheidungszeichen zwischen
heimischem und entlehntem Gute nichts weiteres angeben lassen, als
jetzt, als dass nämlich den heimischen Producten ein höherer Grad
von Veränderung und Veränderlichkeit in Form und Sinn und
Ableitung eigen ist als den spät zugeführten Klassicismen , und
dass ein Wort, welches in allen romanischen Sprachen in voll-
kommen gleicher Form auftritt mit derselben Sicherheit für ein
Lehnwort erklärt werden kann mit der ich ein in allen oder
mehreren romanischen Sprachen verschieden gefärbtes, also dem
lateinischen entfremdetes Wort für volkstümlich 'erkläre. Dieser
ziemlich vague, das ganze Gebiet der lateinischen Lehnwörter
im Romanischen umfassende Grundsatz kann also nur mit Hülfe
C. MlCHAÄLIB. 10
146
des oben erwähnten Doppelvergleiclies Anwendung finden. Ohne
solchen Vergleich, in den Grenzen einer einzelnen Sprache, für
ein nicht mehrfach vertretenes Wort nützt er nichts.
Für das Französische allein giebt es noch einen anderen,
und zwar einen untrüglichen Grundsatz, ein unverkennbares
äusseres Merkmal, welches erlaubt einen grossen Teil der fran-
zösisch-lateinischen Wörter, auch allein und für sich betrachtet,
ohne weiteren Vergleich mit Worten der eigenen oder der an-
deren Sprachen, im blossen Hinblick auf ihr Etymon, ohne
Zögern und Bedenken zu einer der beiden Wortschichten der
Sprache zu rechnen: ein Merkmal, welches das Französische vor
der Dreieinigkeit der italienischen, der spanischen und der por-
tugiesischen Sprache voraus hat, dessen Anlass und Urheber also
wohl ein und derselbe sein wird wie der welcher alle übrigen
französischen Eigenheiten, seine grössere schärfer ausgeprägte
Individualität und seinen originellen Klang, kurz seinen Gegen-
satz zu jenen dreien bedingt. Es ist die unveränderlich mo-
notone Art und Stellung seines Accentes die hier noch einmal
mit den bekannten Diez'&chen Worten: „im Französischen hat
jedes zwei- oder mehrsilbige Wort den Accent auf der letzten
Silbe; das berühmte lateinische Dreisilbengesetz ist hier zum
Einsilbengesetz geworden" hervorgehoben werden muss. Die
volkstümlichen Wörter lassen den lateinischen Accent unver-
rückt an der Stelle bestehen die er im Lateinischen inne hatte;
war sie die vorletzte so ging es leicht an; war sie die drittletzte
so behandelte die Sprache die beiden tonlosen Silben (s. z. B.
oben %dus) mit vollkommener Gleichgiltigkeit als wären sie
unnützer Ballast, Hess sie entweder ganz abfallen, oder synco-
pirte den Vocal der vorletzten Silbe und verschmolz dann das
konsonantische Element beider Atona zu einer einzigen Silbe
deren vocalisches Element natürlich auch nichts weiter als e muet
sein durfte. S, Diez Gr. I, 145 176 186 508. Man denke an
lai aus laicus; glas aus classicus; an amande bourbe charme darse
datte herpe herse inde lampe lame lärme marne muge orgue page
prince pontife rüste terme tränet etc. Die gelehrten Wort
bildner hingegen die nicht nachsprachen, was das Ohr hörte
sondern nachschrieben was das Auge sah und die in ihrer Suchl
nach Neuerungen besonders zu jenen ihnen neu und fremd dün-
J
147
kenden Proparoxytonis griffen, die sie in dem Besitztum der
eigenen Sprache nicht zu erkennen vermochten, sie gaben ihren
Buchstabengehalt mit grösster Genauigkeit wieder, den Klang
aber und sein Hauptmoment den Accent änderten sie den Be-
dürfnissen des französischen Sprachorganismus gemäss um, d. h.
sie verschoben den Hochton von der drittletzten auf die vorletzte,
eigentlich letzte Silbe. War clässicus früher glas geworden, so
ward es jetzt classique; war latcus lai geworden, so ward es
jetzt la'ique. Jedes lateinische Proparoxyton das im Französi-
schen seine Drei- oder Mehrsilbigkeit bewahrt, den Accent aber
verschoben hat, ist ein Gelehrtenwort. Der formelle Unterschied
in- der Bildung der Worte alter und neuer Zeit tritt also im
Französischen deutlich ans Tageslicht und sie können daher in
ihm besser als in den anderen romanischen Sprachen heraus-
erkannt werden.
Denn Italien Spanien Portugal (und auch die Wallachei)
stehen dem Lateinischen auch hierin — oder vielleicht nur hierin
und in den daraus resultirenden Folgen — näher als Frankreich :
Italien und Spanien am nächsten. Zahlreiche mittelalterliche
Kunstsückchen wagten den Versuch spanische (auch it. und pg.)
Gedichte zu schreiben, die zu gleicher Zeit, für Auge und Ohr,
für lateinische Poesie ausgegeben werden konnten. So wertlos
sie an und für sich sind, so kennzeichnen sie doch Frankreichs
Ausnahmestellung, die dergleichen Spielereien absolut unmöglich
macht, da kaum ein französisches Wort echt lateinischen Bau
und Klang hat, in Italien und Spanien hingegen unendlich viele, in
Portugal schon viel weniger. Der Hauptunterschied bleibt, dass in
ihnen daktylischer Tonfall möglich ist. — Die Stellung des
Accentes kann also in diesen Sprachen über den Ursprung eines
Wortes nichts Entscheidendes lehren. Und wenn es sich selbst
hernach zeigen sollte, dass ein grosser Teil der Gelehrtenworte
im Spanischen den Hochton auf der drittletzten Silbe trägt, wenn
eine kräftig ausgesprochene Vorliebe der Lateinler für ihn durch-
aus nicht geleugnet werden kann, die ja sogar wie ich zeigte
yncopirten Formen des Altspanischen ihre volle Länge wieder
zurückgaben wie in midico bdculo; wo die Wahl zwischen grie-
chischem und lateinischem Accente gelassen war, häufig den
griechischen d. h. den daktylischen dem lat. trochäischen vor-
10*
148
zogen, wie in acönito pardsito oxydo; und gar an lateinischen
und anderen Worten Accentfälschung übten, wie in pelicano
övalo öpalo rubrica impüdico jenizaro, — abusus optimi pessi-
musl — so ist dennoch diese Accentstellung nichts den Lehn-
wörtern speciell und ausschliesslich Eigentümliches, kann also
ein vollgültiges Erkennungszeichen nicht sein wie im Frz. die
Fälschung des Accentes.
Damit zusammen hängt es, dass auch ein zweites Merk-
zeichen französischer mots savants, der Ausfall jedes tonlosen
Vocals unmittelbar • vor der Tonsilbe, in Spanien Italien und
Portugal nicht stichhaltig ist. Ich brauche hier nicht näher da-
rauf einzugehen, denn in der Anmerkung zu Herrn Brachefs
„Atones" ist hinlänglich nachgewiesen worden, dass auch hierin
die französische Regelmässigkeit und Beschränktheit der sp. it.
pg. Freiheit ziemlich schroff gegenübersteht. — Und ein drittes
Characteristikum, der Ausfall vocalumschlossener Medien findet
gleichfalls nur auf Frankreich eine so vielfältige Anwendung,
dass man eine Regel daraus formuliren kann, wie sie bei
Brächet Dictionnaire des Doublets p. 16 und Biez Gr. I 145
steht.
Die drei Brächet 1 scheu, für die Sichtung des französischen
Wortschatzes so trefflich verwertbaren Principien, sind also für
die anderen Sprachen nicht massgebend. So einfach und regel-
recht wie auf französischem Boden geht es bei ihnen nicht zu.
Doch lassen sich natürlich auch für jede der anderen romanischen
Sprachen einzeln betrachtet, überhaupt Grundsätze aufstellen, die
rechtskräftig sind, unter denen denn auch die Brächet' sehen als
wichtigst figuriren, und die nur daran leiden, dass ihrer sehr
viele sind 1 ), dass sie keine solche Allgemeingültigkeit und Aus-
nahmslosigkeit wie in Frankreich haben und nicht unter ein,
zwei, oder drei Grundgesetze subsummirt werden können. Man
findet sie indem man all die Gesetze beachtet und formulirt,
kraft deren der Bequemlichkeitstrieb die Erleichterung und Um-
gestaltung jeder einzelnen lateinischen Lautverbindung regelt:
1 Herrn Coelho's port. formes divergentes d'origine savante sind
zu 15 Gruppen geordnet, Brächet'* nur zu fünf, die noch dazu nicht
aus einem Princip heraus aufgestellt sind.
149
was sich diesen, die Volkssprache beherrschenden Gesetzen nicht
fügt , gehört in unseren Augen nicht in ihr Bereich und ihm
dürfen wir es erst wieder beirechnen und einfügen wenn auf
anderem Wege der Beweis, wo möglich der historische, dafür
geführt ist dass ein Wort trotz seiner Gesetzwidrigkeit nicht
aus der Reihe jener gehorsamen Vollstrecker des Gesetzes ent-
fernt werden darf. Siehe pluma clavo! — Haben wir z. B. die
Regel aufgefunden, dass jedes tonlose i ante vocalem palatalisirt
wird, oder seinen Platz wechselt, so werden wir Fälle in denen dies
nicht geschehen ist, unpopulär nennen : Wörter mit der Endung anea
inea onea werden wir also als savants den populären in ana äina
ena ena ina oha gegenüberstellen; ario dem veränderten ero er el
aire; cion dem zon; aceo iceo dem azo izo etc. etc. Wenn es Regel
ist, dass in den Suffixen die Tenues zu Medien erweicht werden, so
werden wir ato von ado, aco von ago, ico von igo etc. wie ge-
lehrte von volkstümlichen Bildungen sondern, — freilich wenn
dies unser einziger Massstab bleibt nicht ohne fasst ebenso oft
zu irren wie zu treffen. In allem Sprachlichen windet sich die
Wahrheit der Regel nur als ein dünner Faden durch das Laby-
rint der Ausnahmen hindurch, für den Sprachforscher oft ein
bitteres cr&ve-coeur, und doch der hohe Zauber jeder Natur-
macht.
Was wir hier aufzuklären versuchen, wie dürftig und unter-
geordnet ist es! welch Miniaturbruchstückchen aus dem grossen
Ganzen des Sprachbaues und doch will auch dieses sich nicht
einmal abgrenzen und durchdringen lassen. Die Natur lässt sich
nicht fassen. Fortwährend glauben wir einen festen Punkt ge-
funden zu haben, in den wir den ersten Pflock zu unserem Bau
einrammen könnten und immer wieder fühlen wir ihn wanken;
das Tcavxa (Sei der Sprache lässt uns zu keiner Ruhe kommen.
Es ist kein armer Mechanismus dem wir bald auf die Spur
kommen könnten. Wir mögen beginnen wo wir wollen, wir
mögen jede beliebige Regel prüfen, nirgends lässt die Sprache
sich von einem kategorischen Imperative meistern. Haben wir
99 Fälle aufgefunden in denen sie nach einem '■ und demselben
Grundsatz verfährt, so verfährt sie doch vielleicht ein hundertstes
Mal anders als wir erwarten zu dürfen wähnten weil sie ja
99 Mal gleich gehandelt hat. Die Endung da tia wird zu za
'.g^gt*
«IL
«Still
m**rr^
151
Einheitliche, unumstössliche, ausnahmslose Gesetze, rein durch-
geführte Kegeln erkennt die Sprache nirgend an, und man sollte
sich wundern, dass sie sich auch für die Sonderung des heimi-
schen Sprachgutes vom erborgten nicht finden lassen wollen?
Der vergebliche Versuch sie aufzujagen, hat uns unvermerkt
über die Grenzen des Gebietes hinausgeführt, dass dieser Arbeit
zugewiesen ist. Nicht um die Definition und Erkenntniss aller
dem Lateinischen von Spaniern abgeborgten Lehnwörter han-
delt es sich, sondern nur um diejenigen, welche zwei Mal in
verschiedener Form und mit verschiedenem Sinne vorhanden sind,
erstens in einer volkstümlichen Form, die in früher Zeit aus der von
den Römern selbst nach Spanien gebrachten Grundform heraus-
gearbeitet ward und zweitens in einer gelehrten Form, welche die Spa-
nier im 15. Jahrhundert und später aus der erstarrten lateinischen
Schriftsprache herholten. Nur um die Scheideformen handelt
es sich. Diejenige Art der Sprachbereicherung wollten wir in ihrem
Verfahren kennen und verstehen lernen, welche aus der bewuss-
ten Arbeit Einzelner als unbewusstes absichtsloses Resultat her-
vorging. Dass wir hier auf festeren Boden kommen; dass der
genaue Vergleich jener beiden zu verschiedenen Zeiten und von
verschiedenen Schöpfern verschieden geschaffenen Geschöpfe, wie
jeder Vergleich fruchtbar für die Bestimmung und Erkenntniss
beider sein wird ; dass wir, wenn llano und piano, copla und co-
pula, cäbildo und capiiulo mit einander confrontirt werden kön-
nen, die Wahrheit ihres gegenseitigen Verhältnisses durchschauen,
die einzelnen Bildungsgesetze deren Befolgung und Nichtbefol-
gung den Grund ihrer Verschiedenheit ausmachen, mit geringer
Mühe auffinden und zu formuliren, und ihnen die Fälle unterzu-
ordnen lernen werden auf die sie Anwendung haben; dass alles
klar wird, weil es positiv wird; dass wenn zwei ziemlich stark
von einander abweichende Formen, die gemeinsamen Ursprungs
sind, von denen die eine jedoch durch den Abfall tonloser Silben, sei
es im Anfang , in der Mitte oder im Ausgang eines Wortes ver-
kürzt, oder durch Erweichung von Tenues zu Medien, von Me-
dien zu Halbvocalen geschwächt ist, während die andere keine
dieser Umgestaltungen erlitten hat, sondern der ungetrübte Ab-
glanz der lateinischen Form ist, wir in der ersteren an der Ein-
wirkung des Bequemlichkeitstriebes die Volksschöpfurig, in der
152
zweiten an ihrer Unversehrtheit die künstlich erhaltene Schöpfung
erkennen, das hat schon alles Vorangegangene gesagt, und das
folgende wird es noch schärfer zeigen. Sollte nun Jemand, ge-
täuscht durch die langen einfachen nnd durchschaulichen Beweis-
listen, welche hier nachfolgen, der Meinung sein, die Trennung
zwischen Volks- und Gelehrtenwerk sei doch ganz klar und durch-
sichtig, so muss ich dagegen zum Schaden dieses Buches prote-
stiren und darauf aufmerksam machen dass die Erklärung der
Scheidewörter ja nur einen Teil aller Lehnwörter berücksich-
tigt, dass es noch viele Wörter gieht, die nur einmal, nur in
einer Form vorhanden sind und zwar in einer, von der wir nicht
zu sagen wissen oh sie denn eigentlich volkstümlich ist oder
nicht, oh also was von jenen Scheideformen gilt, auch auf die
anderen alleinstehenden übertragen werden kann. Oft wird es
der Fall sein, doch immer lässt es sich nur mit Wahrscheinlich-
keit, nie mit Gewissheit annehmen. Gilt z. B. die Kegel, dass
wenn von zwei Scheideformen die eine daktylisch in fco abfällt und
die andere nicht, die letztere mot populaire, die erstere mot so-
vant ist, so darf ich dies Gesetz nicht dahin verallgemeinern,
dass jedes in ico abfallende Wort, auch wenn kein populäres
Gegenstück dazu existirt, ein Latinismus ist. Wie steht es z.B.
mit püblico? Ist es mot savant? Ist es Volks wort? Ist es wie
medico eine nur erneute, nicht ganz neu eingeführte Bildung?
Lautete es früher pvbligo publego? Ist es Berceo's fisico apo-
stolico clerico zur Seite zu stellen? und ist es also eine Ausnahme,
ein wie ein Gelehrten wort aussehendes Eigentum des Volkes?
Für seine Popularität spricht das altitalische pmvico, das pg.
provico pulvigo pulvego pulgcco neben publico, auch das- gallizi-
sche provicar prubicar; für späte Einführung könnte das accent-
versetzende frz. public-que sprechen, das Froissart im 13. Jahr-
hundert zum ersten Male benutzt. Acus kann aco bleiben, ocus
wird ueco, ucus bleibt uco, warum nicht auch icus ico? Solche
Fragen knüpfen sich an viele allein stehende Wörter. Und nur
die Geschichte kann Aufschluss darüber geben. Ich bekenne nicht
zu wissen, wann und wo publico zum ersten Male vorkommt.
Daher meine Fragen.
Doch lassen wir endlich die Fragen, die wir nicht zu be-
.J
r^
153
antworten wissen; laufen wir endlich in den sichern ruhigen Hafen
der Wirklichkeit ein! Zeigen wir endlich, welche Lehnwörter
als Duplicat zu Volkswörtern vorhanden sind und wie sie sich
von jenen Vorgängern unterscheiden. Gehen wir endlich zu den
Listen und ihren Commentaren über.
Vorher nur noch wenige Worte über die Entstehung der-
jenigen Sorte von Scheideformen, denen wir bei unserer Cha-
rakterisirung der Lehnwörter schon oft begegneten, jedoch ohne
bisher viel Rücksicht auf diese ihre Eigenschaften und Func-
tionen zu nehmen, auf die es uns doch hauptsächlich an-
kam, und um derentwillen überhaupt nur jener Geschichte ver-
folgt ward.
Was der Dichter Neues einführte, gelangte nicht immer zu
allgemeinem Gebrauch: was er aus seiner Sprache als unedel ver-
bannte, war darum nicht immer sofort tot; im Schoosse des Vol-
kes, das gern der Weise der Väter treu bleibt und alles Alte
mit Pietät pflegt, lebten viele der Geächteten ungestört weiter,
und arbeiteten sich später in minder streng klassificirenden
Zeiten unter dem Schutze volkstümlicher Dichter wieder zu An-
sehen und einer Stellung in der Litteratur empor: viele freilich
blieben und bleiben immer ausschliesslich Volkseigentum. Manches
altspanische volkstümliche Wort, das in der Blüte der Litteratur
verschwand, latinisirenden Stellvertretern den Platz räumend, und
dem wir daher in modernen Schriftwerken nicht begegnen, finden
wir durch einen glücklichen Zufall einmal unvermutet im Munde
eines Handwerkers oder Bauern, oder was dasselbe sagen will in
technischen Speciallexicis, kurz wir finden es im Volksmunde
wieder, oder auch als Orts- oder Familienname, vielleicht manch-
mal in etwas verändertem Sinne, jedoch so, dass es auch noch
durch ihn an seine Abkunft erinnert. Dann leben also im Spani-
schen zwei unterschiedene Formen eines Wortes, die eine in der
Vulgairsprache, die andere in der Schriftsprache. Manches an-
dere, von dem was Kunst und Wissenschaften als Neuerung ein-
zuführen gedachten, lebte vor und mit ihnen zusammen, nur
ihnen unbekannt, schon einmal in der Schriftsprache: dann also
waren in der Schriftsprache selbst zwei Repräsentanten eines
Chefs. Es geschah gar nicht selten, dass stolze Neulinge in das
bispanische Reich eindrangen, ohne zu ahnen, dass schon ältere
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155
Sinne kann jedes geistige, Bau-, oder Schriftwerk, über-
haupt jede Arbeit, Handlung oder Wirkung bezeichnen; das'
zweite vulgärere begnügt sich damit, die Ackerarbeit eines Tages
zu benennen. Nun wird opera noch einmal unverändert dem
Lateinischen entnommen, um von langwierigen und verwickelten
Arbeiten körperlicher oder geistiger Art zu sprechen, und in der-
selben Form überbrachte es dann noch Italien mit dem Einzel-
sinn einer Oper, eines Singspiels. Tunica wird tonga und be-
deutet jede Decke und Hülle, jeden Umschlag, jede Lage und
Schicht materieller Stoffe, kurz ganz dasselbe wie capa, nur
nicht den wirklichen Mantel capa als Kleidungsstück; tunica da-
gegen wird durch Gelehrte durch Archäologen, Historiker, Bo-
taniker und Anatomen eingeführt um das alte Römerkleid und
später ein Mönchskleid zu bezeichnen, ferner ein kleines deckendes
Häutchen, das Kerne und Keime umgiebt etc. etc. Fdbrica um-
gestellt zu frabica, ward fragua und benennt jetzt nichts weiter
als eine Schmiede; erst das lateinische fdbrica war berufen, die
ganze Fülle seiner wirklichen und geistigen Bedeutungen wieder
aufzunehmen. Titulus ward tilde, änderte aber den ursprüng-
lichen Sinn, Ueberschrift dahin ab, dass man jede über einen
Buchstaben als Schriftzeichen gesetzte Ueberschrift damit meinte,
später, da Spanien nur ein derartiges Zeichen bewahrte, nur
dieses eine, den Mouillirungsstrich über dem n (n), und von sei-
ner Kleinheit ausgehend figürlich jede unbedeutende, winzige
Kleinigkeit; Titulo brachte mit der lateinischen Form auch die
lateinische Bedeutung wieder. Solidus soldus ward sueldo,
Sold; die ursprüngliche Form solido mit dem ursprünglichen
Sinne „fest" kehrt erst im 16. Jahrhundert zurück. Und so fort!
Die ganze zweite Klasse der Scheideformen, in denen ja ein
vulgär -römisches Wort einem klassisch -lateinischen gegenüber-
steht, könnte in dieser Weise erläutert werden. Mit der latei-
nischen gelehrten Lehnform verbindet sich auch gelehrter lateini-
scher Sinn, mit der frei entwickelten volkstümlichen Form auch
frei entwickelter volkstümlicher Sinn.
Was mit den spät entlehnten lateinischen Worten ge-
schah, konnte natürlich auch geschehen, wenn sie nicht aus Rom,
sondern anderswoher kamen. Ein Wort kann lateinischen Ur-
sprungs und früh nach Spanien gekommen sein, kann hier seine
156
Form abgeschliffen und erleichtert, seinen Sinn ausgedehnt und
übertragen, kurz sich verändert haben; und in einer anderen ro-
manischen Sprache kann das gleiche nur in anderer Richtung
vor sich gegangen sein. Aus dieser kann es nun nachher noch
einmal auswandern und in Spanien einwandern; es kann direct
hierhergehen, oder von Volk zu Volk verschlagen erst nach lan-
ger Irrfahrt dort ankommen, so verändert, dass keine deutliche
Spur seines Ursprungs mehr sichtbar ist. Auch sie sind dann im
heutigen Sprachzustande doppelt oder mehrfach vorhanden in
volkstümlicher und in fremder oder auch in entlehnter und in
fremder Gestalt, oder gar dreifach in volkstümlicher und ent-
lehnter und in fremder Gestalt. Wie dem auch sei, sie bilden
eine dritte Klasse von Scheideformen: Scheideformen aus-
ländischen Ursprungs.
Zum Beispiel: zum doppelten populären obra und huebra
und zum lateinischen opera tritt noch, wie oben gesagt,
eine italienische, also fremde Form, die dies Mal freilich zu-
fällig mit der lateinischen ganz tibereinstimmt: opera, Oper. —
Wählen wir also ein besseres Beispiel: Zu fragua und fabrica
tritt noch das französische forge als forja ; es kann wie fragua
die Schmiede bezeichnen, ausserdem aber noch den Windofen
eines Goldschmiedes. Zu sueldo und solido tritt der italienische
Kaufmannsausdruck saldo , Rechnungsabschluss. Facticius war
im Spanischen substantivirt zu hechizo, Zauber geworden; als
Adjectiv, facticio künstlich, kam es später von Neuem in die
Schriftsprache. In Portugal war es zu feitigo, Zauber, Amulett,
popularisirt worden, dies gestaltete sich in Frankreich zu fetiche
und in dieser Gestalt verbreitete es sich weiter, auch über Spa-
nien, wo es jetzt mit hispanisirter Endung feticho heisst. Das
wären dreifach, d. i. dreisprachig vertretene lateinische Formen.
Die zweisprachigen sind aber natürlich zahlreicher. Vom latei-
nischen gelare, sp. helar hielar yelar kommt das Participialsub-
stantiv helada, Eis; ihm entspricht im Frz. gelee, das besonders
für gefrorene Süssigkeiten gebraucht wird. In diesem Sinne über-
nimmt es der Spanier vom Franzosen als gelea jalea. Cophi-
nus war im Spanischen cuebano geworden, im frz. coffre, Koffer;
in dieser Form und dieser Bedeutung (cofre) ging es ins Spani-
sche über. Fortis lautet im Spanischen fuerte; im Italieni-
157
sehen forte , und als musikalischer Gegensatz zu piano wanderte
es von Italien aus auch nach Spanien. Polire kam in der
Form pulir nach Spanien; der Portugiese, der jedes l zwischen
Vocalen vernichtet, sprach poir boir buir, und in dieser letzten
Form ging es wieder nach Spanien. Der Deutsche überhrachte
den Romanen den Stamm band, der in dieser einfachen Gestalt
im Französischen bau lautet, in Spanien bando; bw zu bano
hispanisirt, mit der Specialbedeutung Heiratsaufgebot, erhielt der
Spanier vom Franzosen. Euphorbium euphorbia, der grie-
chisch-lateinische Name der Wolfsmilchpflanze, ward den Arabern,
wie viele andere Pflanzennamen — pistacium zizyphum satureia
— von den Lateinern, vielleicht gar erst während ihres Ver-
weilens auf hispanischem Boden?? überbracht und al-forbiyün,
dl forbiyön ^yksjhi] gesprochen, diese Form erhielt sich im
portugiesischen alforbion, alforvion, alforfiäo, alfervion, algor-
viäüy algordiäo, im Spanischen fiel dl fort und nur gurvion blieb
stehen: so sagt das Volk, die Botaniker in Spanien kennen nur
euforbio. H Ebenso ging es mit pistacium: es ward mit abgewor-
fenem tum zu {JJXwwJÜf al-f-st-q, nach Dozy zu alfostac alfostoc
vocalisirt; im Katalanischen ward es festug, im Port, alfocigo dl-
fostigo alfonsigo und fistico; im Spanischen alfonsigo alfoncigo
alfocigo alhocigo alhostigo fistigo, der Botaniker gebraucht auch
hier natürlich nur das lateinische pistacio.
Ein und dasselbe Wort kann also im Spanischen in latei-
nisch-spanischer Tracht und in französischer oder italienischer,
oder portugiesischer Tracht einhergehen; manchmal auch in la-
teinisch-spanischer und deutscher oder englischer; oder auch in
französischer und italienischer etc. etc. Es kann auch arabisch-
lateinisch (-griechisch) und rein lateinisch sein.
Wie also in den romanischen Sprachen drei Wortschichten
über einander lagern, wie sich auf einer volkstümlichen Grund-
lage eine Schicht gelehrter griechisch -lateinischer Bildungen er-
hebt und darüber wieder eine dritte Schicht ausländischer Fremd-
wörter, die jedoch nicht wirklich ganz und gar über den an-
deren liegt und sie deckt, sondern nur zu einem Teil eine Zufuhr
ist welche die letzten beiden Jahrhunderte über die beiden an-
deren gehäuft haben, die zum anderen Teil aber die Lehnwörter-
158
Schicht mannichfach durchschneidet und durchbricht, so lässt sich
auch der ganze Reichtum an Scheideformen in drei Klassen ein-
teilen, deren Aufeinanderfolge auch nur ungefähr eine zeitliche
Nacheinanderfolge aussagen kann. Die erste Klasse umfasst alle
Scheideformen volkstümlichen Ursprungs, die zweite alle Scheide-
formen gelehrten Ursprungs, die dritte alle Scheideformen aus-
ländischen Ursprungs. Sie tragen also den gleichen Namen wie
jene Wortschichten; bedürfen aber dennoch einer kleinen Special-
erklärung.
Was Scheideformen volkstümlichen Ursprungs sind, ward
schon ausführlich besprochen: beide müssen vom spanischen Volke
selbständig als Vertreter eines und desselben Grundwortes ge-
bildet sein. Dies Grundwort kann lateinisch, kann deutsch, kann
arabisch sein. Es könnte auch baskisch oder griechisch sein,
doch kommen in der beschränkten Zahl ihrer Bildungen nicht
noch Doppelungen vor. Beide, gehören also ausnahmslos einer
Sprache an.
Was Scheideformen gelehrten Ursprungs sind, ward gleich-
falls schon erläutert. Zu der populären abgeschliffenen Form eines
Wortes als Trägerin eines gleichfalls populären, dem ganzen
Volke verständlichen Sinnes, das in allmählicher Entwickelung
aus den im Anfang der spanischen Sprachschöpfung in den Boden
gesenkten Trieben aufblühte, tritt erst später im 15. oder 16.
Jahrhundert dasselbe Wort noch einmal, an Gestalt und Bedeutung
dem Vorläufer in der Ursprache ganz nahe stehend, an Gestalt und
Bedeutung dem volkstümlichen Vorläufer ganz unähnlich. Zu den
wild aufgewachsenen Naturproducten wurden künstlich gezogene
Treibhauspflanzen hinzugesetzt. Mit Wissen und Wollen ward haupt-
sächlich das Griechische und Lateinische zur Fundgrube neuer
Wörter ausersehen. Die betreffenden Scheideformen werden also
lateinisch (griechisch-lateinisch) sein; sie könnten auch deutsch
sein; doch sind die neueren Importationen deutscher Stämme
überhaupt selten und betreffen nur vereinzelte seltene Gegen-
stände oder Bräuche. In meinen Listen ist kein deutsches Bei-
spiel. — Arabische Worte werden überhaupt nicht mehr einge-
führt. — In jedem Falle müssen aber auch diese Scheideformen
ein und derselben Sprache angehören.
Von den Scheideformen ausländischen Ursprungs war noch
JiM
159
wenig die Rede, besser hiessen sie vielleicht doppelsprachige,
denn man fasst darunter alle diejenigen zusammen, welche dem
Spanischen von zwei Sprachen zugeführt wurden, ohne Rücksiebt
darauf zu welcher Zeit es geschah und ob eine der Formen
etwa populär und die andere entlehnt ist oder ob beide Lehn-
wörter, ob eine Lehn-, eine Fremdwort, oder ob beide Fremd-
wörter sind. Gewöhnlich aber ist eine der Formen volkstümlich
und zwar lateinisch, selten deutsch oder arabisch. Zu der lateini-
schen kann dann eine frz., it., pg., prov. oder auch eine eng-
lische oder deutsche als Repräsentant desselben Wortes treten.
Zur deutschen tritt meist eine französische Umformung. Zur
arabischen . eine lateinische oder griechisch -lateinische, die nicht
etwa eine Wiedergabe des arabischen, sondern umgekehrt ihr
Etymon ist. Trotzdem ist in solchen Fällen die volkstümliche
Form arabisch, die lateinische dagegen mot savant. In der
ersten Klasse müssen beide Formen volkstümlich sein. In der
zweiten muss die eine volkstümlich, die zweite ein entlehntes Ge-
lehrtenwort sein. In der dritten muss die eine Fremdwort sein,
die andere kann volkstümlich oder Lehnwort, oder auch selbst
Fremdwort sein. Auch das kann vorkommen, dass ein Wort in
zwei Eategorieen gehört; dass opera lateinisches Lehnwort und
italienisches Fremdwort war, sahen wir ja schon.
Die erste Klasse ist die wichtigste, weil sie für die Freiheit
und die Schöpferkraft der romanischen Sprachen und gegen ihre
geistige Armut an Bildungsmitteln spricht und ich stelle sie an
die Spitze. Die zweite ist die reichhaltigste. Die dritte, die an
Zahl und Wert unbedeutendste, ist dennoch gerade im Spanischen
nicht ohne Interesse, weil zu den in den übrigen romanischen Spra-
chen vorhandenen Arten noch die arabisch -lateinische oder ara-
bisch-griechische hinzukommt. Bisweilen führte nämlich der Araber
den Spaniern und durch ihre Yermittelung auch dem übrigen
Europa Worte zu, die keineswegs semitischen Ursprungs waren, die er
selbst vielmehr dem Griechischen entlehnt und den arabischen Laut-
gesetzen gemäss umgestaltet hatte. Sie wurden im Spanischen ganz
populär und stehen also den späteren gelehrten Bildungen, ob diese
ihnen gleich durch die Yermittelung der lateinischen Muttersprache
zugingen, so gegenüber als wären diese fremde Eindringlinge, sie
aber echte Eingeborene. (S. oben euphorbim pistacium.)
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161
dass diese im noch frischen Bewusstsein ihrer Abstammung, und
in dem Bewusstsein dass das was das Volk sprach ein chaoti-
sches Durcheinander und ein wirklich verderbtes Latein war, sich
eifrigst bemühten so weit ihre Mittel reichten, die Kluft zwischen
dem vulgairen Romanisch und dem ihnen eigenen minder ent-
arteten Latein möglichst auszufüllen, die lateinischen Worte mög-
lichst wenig umzugestalten, ist nichts als die natürliche Folge
ihrer Bildung. Es ist nicht Zufall, dass Berceo der gelehrte
Weltgeistliche, der erste namhafte hispanische Dichter geistliche*
Lieder, so viel gebildete lateinisch klingende Worte in seine
Dichtungen verwebt, es ist nicht Zufall dass bereits das Eulalia-
lied ein Mal nach Art der mols savants in einem im Lateini-
schen daktylisch accentuirten Worte den Ton nach vorn vor-
schiebt: raneiet=r£negat, und dass der Psautier d? Oxford das gleiche
in cdlice und espirit und cnlumine tut Die Kirche barg in sich in
jenen Zeiten die einzigen Gebildeten der Nation; die Kirche also war
es welche, dem unermüdlichen scheinbar ziel- und zwecklosen Vor-
wärts der Yulgairsprache gegenüber, einem starren Stillstandsprincip
huldigte, innerhalb der fliessenden Wasser der Sprache eine kleine
Sprachinsel baute die unverrückt feststand. Während ganz im
Anfang die erstehende altchristliche Kirche das Fortschrittsprincip,
die Anerkennung alles Volkstümlichen vertrat, während sie in
Itala und Vulgata und den Kirchenvätern Volkstümliches in
reicher Masse in das klassische Latein hineinmischte, während
sie z. B. mit ihren Heiligen zugleich deren volksübliche Namen
kanonisirte, aus Sextus einen Sixtus*,' aus Callistos einen Calixtus y
aus Melchiades einen Miliiades, aus Berenice eine Veronica, aus
Egnativs einen Ignatius machte, — siehe Schuchardtl 59 — , hat sie
in späterer Zeit, stehen bleibend bei dem einmal Renovirten, sowohl
dies im Laufe der Zeit nun auch Veraltete, als auch anderes rein Klas-
sisches dem neuen immer weiter schreitenden Volksgeiste gegenüber
beschützt und den geglückten Versuch gemacht wenigstens in der
Kirchensprache einen mehr lateinischen Sprachkern festzuhalten.
Der clerico oder go und der canönigo, apostoligo oder co, angelico,
catvlico etc. etc. sind uns schon oft begegnet; als Proparoxytona,
und als fast unveränderte Latinismen und doch uralt spanisch,
machten sie uns schon mehrmals stutzen. — Aehnlich ist es mit
Miz cdlice Abendmahlskelch, den natürlich Berceo schon kennt
C. MlCHAÖLIS. 11
*(!«l8r>OH|l i ß ■ ||jIR H'Ä«Wfem cake caucc
t(®#Ä**^iH^Jgt hier, eine Sc&eide-
163
eu belegen ist als die verkürzte, und da man Wörter, welche
auch der Laie tagtäglich aussprechen hörte und nachsprechen
musste, nicht Worte eines beschränkten Volkskreises nennen darf;
da sie also zum notwendigen Bestand des Wortkapitals gehören,
und da ferner zum Teil starke und populäre Ableitungen und
Nebenformen in ihrem Gefolge auftreten, hinter clerigo clerigalla
clerigueäca clerizon clerizonte; neben capiiidth capitol und nach
ihnen capitula capitulacion capHulado capitulador capititlante ca-
pitulero; hinter catedra catedral catedralidad catedrante catcdrear
catedrüla etc. — , so dürfen sie vom ideellen Standpunkte aus
betrachtet, nicht unvolkstümlich, nicht mots savants genannt wer-
den. Wir sind nicht berechtigt was 500 Lebensjahre und noch dazu
Jahre kirchlichen Lebens hinter sich hat, fremd oder entlehnt zu
nennen und es aus dem Volksgute auszuscheiden. Ideell gesehen
muss man es zum Volksbesitze zählen, warum sollte es formell
nicht auch statthaft sein? um so mehr als sich so wie so, auch
ohne sie, für die volkstümlichen Scheideformen eine Klasse ergiebt
in welcher eine der Scheideformen sich von der anderen durch
Syncope eines tonlosen Vocals unterscheidet? Dass die Scheide-
formen gelehrten Ursprungs eine ungleich reichere Schaar derarti-
ger Beispiele bieten und jenes Unterscheidungsmerkmal ihnen ganz
besonders eigen ist, kann jenes nicht verhindern. Wo ein durchaus
und rein gelehrter Sinn noch neben dem kirchlichen hergeht, wie
in cdliz, ordne ich das betreffende Wort in beide Kategorien
ein; bei calonge calöndrigo canönigo canötiico werden 1, 2, 3
unter die populären, 1 und 3 noch einmal unter die gelehrten
gesetzt.
So wenig richtig es also wäre, diese alten Kirchenlatinismen den
späteren Gelehrtenworten des 16. Jahrhunderts gleich zu setzen, eben-
sowenig exact wäre es freilich sie für rein volkstümliche Bildungen
zu erklären. Jene Proparoxytona kirchlichen Gepräges sind gleich-
sam Uebergangsstufen von der ersten zur zweiten Kategorie. Sie
sind eigentlich mots savants, sind lateinelnde Formen und stehen
doch mitten unter den abgenutzten Volksbildungen, sind eben
so viel verwendet wie diese, aber mit Vorsicht und Absicht
sauber gehaltene, und nicht jedem zu beliebiger Verwendung in
die Hand gegebene Münzen die, wohl geschont und geschützt,
ihr Gepräge und ihren Stempel ungetrübt bewahrten, im Gegen-
11*
164
satze zu der -kleinen abgegriffenen Ausdrucksmünze des gewöhn-
lichen Lebens.
Man hätte also vielleicht nicht Unrecht wenn man den Terminus
„Gelehrtenwort" etwas dehnen, und unter dem Namen Gelehrten-
wort nicht nur die Römlinge verstehen wollte, welche durch
Kunst und Wissenschaft in später Zeit nach vollendeter Sprach-
schöpfung als fertige Ganze mit der bestimmten Absicht von
Einzelnen eingeführt wurden, den Sprachschatz zu bereichern
und zu veredeln und die sich daher nicht ebenso verbreiteten
und verzweigten wie die natürlich erwachsenen Pflanzen, sondern
nur an bestimmten Flecken in wissenschaftlichen und künst-
lerischen Kreisen einen günstigen Boden fanden, sondern wenn
man auch alle diejenigen hinzurechnen wollte, welche schon vor
dieser Zeit vermöge ihres Sinnes, oder eines bestimmten Teiles
ihres Sinnes dazu berufen und angelegt waren Specialeigentum
nur der gebildeten Stände zu sein und erst von diesen dem Volke
als solche, unter der Bedingung des Schönens und Intacterhal-
tens überliefert und desshalb weniger vom nagenden Zahn der Zeit
geschädigt wurden — clerigo canönigo — , und weiter alle diejenigen,
welche ganz frühe weil sie doppelsinnig und doppelformig waren zu
Scheideformen wurden, von denen immer eine dem Urbild näher
stehen und also „gelehrter* aussehen muss, als die andere. — >
Jedoch damit wäre die bequeme Dreiteilung des Sprachschatzes
aufgehoben: und ich meinerseits, die Mangelhaftigkeit und das
Unzulängliche jener Teilung wohl einsehend und beklagend, je-
doch unfähig sie zu heilen, halte die Ungenauigkeit, eigentlich
nur die Unbequemlichkeit, welche daraus hervorgeht wenn man
die termini ecclesiae zum fonds populaire rechnet, sie darin be-
sonders signalisirend, für weniger erheblich als die Confusion,
welche eintreten muss, wenn man jene zum fonds d'origine sa-
vante hinzuschlägt. Gewiss, überall wo ein einheimisches Wort
in zwei oder in mehrere auseinandergeht, wird eines vor dem
anderen den Namen der relativ „gelehrteren" Form voraus haben
haben können; den sonstigen absolut gelehrten Formen gegen-
über aber wird seine Volkstümlichkeit doch fast immer so oder
so ans Licht treten. Wenn sich ein auf gleiche Weise charac-
terisirter Scheideprocess nun auch im ersten und im zweiten
Abschnitte wiederholt, wenn sowohl das Volk als die Gelehrten
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167
sie nicht nur zwei sondern eine beliebige Zahl von Wörtern be-
zeichnen kann, und weil sie uns gestattet den dann verworfenen
Namen Doppelform für diejenigen Wörter zurückzubehalten,
welche eine Einheit des Sinnes durch eine bunte Mehrheit der
Form wiedergeben, die also wirklich Doppelgänger oder Duplicate
Doubletten sind. (S. oben p. 40 u. 44.) — Auch Diez mischt beide
Sorten noch zusammen: p. 173 (186) führt er durcheinander,
italienische Doppelformen wie esiglio esilio, aggia abbia, saccia
sappia, und Scheideformen wie foja furiä; vajo, vario, luglio
Giuglio auf. Welchen Namen man aber für jene ersten be-
nutzen will, wenn man die zweiten doublets nennt, weiss ich in
der Tat nicht ; zwei in ihrer Art und besonders in ihrem Werte
so durchaus verschiedene Erscheinungen aber, wie die der sinn-
losen und sinnvollen Doppelungen auch in ihrem Namen zu
dissimiliren ist, meiner Meinung nach, notwendig. Wer stellt
eine Doppelung wie ufficio uffizio mit der Scheideform viaggio
viatico in eine Reihe? — Die französische Uebersetzung der
Duschen Grammatik giebt die Bezeichnung der 50. Seite auf p. 46
mit bifurcation frequente (Fun mot en deux wieder, die der 173.
auf p. 134 mit mots ä doubles formes, die Scheideformen der 273.
nennt sie auf p. 272 formes distinctives. Wenn man diese letz-
tere oder vielleicht noch besser die von Herrn Coelho Momania IL
p. 281 angewandte Uebersetzung »formes divergentes" dem deut-
schen „Scheideform" in meinem Sinne entsprechen lässt, den
Namen doublets aber nur das Gegenstück zur deutschen Doppel-
form sein lässt, so wäre dem Wortmangel wenigstens notdürftig
abgeholfen. Eine Einwendung kann freilich immer noch ge-
macht werden: es könnten ja auch von den Formen, welche nur
lautlich und nicht sinnlich unterschieden sind, einige mehr als
zwei Gestalten haben, ufficio könnte ja z. B. neben uffizio noch
ufficio oder officio oder offizio tönen; der Name Doppelform
doublet wäre denn auch hier so ungenau und unpassend wie Herr
Brächet es oben an der Bezeichnung bifurcation rügte. Dieser
Einwand ist vollkommen berechtigt: und einen treffenderen Na-
men würde ich gerne anerkennen und an Stelle dieses alten
setzen; solange er jedoch nicht da ist, benutze ich jenen. Es
überwiegen übrigens — wie freilich auch bei den Scheideformen
— in der neuen Sprache diejenigen Fälle in denen nur eine
168
Zweiheit der Form da ist die noch mehrfacher variirten bei
weitem; von der Mannichfaltigkeit der alten, wie in cuidar
Purpura, ist wenig übrig geblieben; und dann ist bei einer
untergeordneten, und für die Mehrung und Klärung der Sprache
in keiner Hinsicht tätigen Wortklasse eine solche Ungenauigkeit
immerhin noch besser angebracht, als bei der der wichtigen, die Ord-
nung und Fülle der romanischen Sprachen so bedeutend heben-
den Scheideformen.
Der zweite Punkt, in dem ich ein wenig anders denke und
verfahre als Herr Brächet , und der einige vorläufige Behaup-
tungen dieser Scheidearbeit rectificiren, und einschränken, und
zu ihren Kegeln einige Ausnahmen hinzufügen muss, ist folgender.
Ich habe bis zu diesem Augenblick behauptet: bei Scheideformen
müsse sich zu einem Formunterschied ein Bedeutungsunterschied hinzu-
gesellen, habe also dasselbe gesagt was Herr Brächet im Eingangssatze
seines Dictionnaire sagt: on appelle doublets les doubles derivations
d'un minie mot qui repondent d'ordinaire ä deux dges differents
dans Vhistoire de notre langue et au x quell es Vusage a attri-
bue tnalgrt leur communaute d'origine des sens dis-
tinets et speciaux, dasselbe was M. Brial, Memoires de
Linguist ique I p. 62 bei Gelegenheit der lateinischen Scheide-
formen bemerkt: il faut que les deux mois aient pris dans Zus-
age des significations diffirentes. Jetzt möchte ich die
Auffassung des Wortes „Bedeutung" ein wenig über ihre recht-
mässigen Grenzen ausdehnen, und unter Scheideformen nicht nur
solche zwei Worte verstehen, die in ihrem Brauch gar nicht, in
keinem Punkte ihres logischen Begriffskreises, zusammenfallen
können, von denen also ein jedes einen ihm eigentümlichen und dem
andern ganz fremden Sinn hat, sondern alle diejenigen bei welchen
eine Sonderung und Differenzirung überhaupt an irgend einer
Stelle eingetreten ist, wäre sie auch nur der allerfeinsten, kaum
merklichsten Art; alle diejenigen welche in zweifacher Form erstens
dasselbe sagen können, von denen zweitens die eine aber ausserdem
noch andere Nebenbedeutungen aus sich entwickelt hat, an denen die
andere keinen Anteil hat, oder diejenigen welche das gleiche sagen,
die eine aber im wirklichen Sinne, die andere im bildlichen, alle die-
jenigen welche das gleiche sagen, die eine aber im Munde und
Sinne des Dichters, die andere in gewöhnlicher Prosarede, alle
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relehrten die
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ein Zwerg-
■adillo und
; also, wie
und epis-
m obispo(a)
weiter, zum
ijerene Matze
170
Mitglied der unterseeischen Kirche. Acebo und aeuifoliö,
trebol und trifolio, crebol und acrifolio bezeichnen ein und die-
selbe Pflanze, ebenso biznaga und pasdnaca; ajedrea und sa~
tureya; codeso und citiso; eilantro culantrö und coriandro; gi-
rofle und cariofilo, enebro und junipero; codono und eidonio;
gurvion und euforbio; alhostigo alfocigo und pistacio. Bei ihrer
verhältnissmässig seltenen Verwendung in der Schriftsprache, ver-
bunden mit den ungenauen Angaben der Wörterbücher und bei
dem Wechsel und Schwanken gerade in Bedeutung und Gestalt
der Pflanzennamen, lässt sich auch dies nicht einmal mit Be-
stimmtheit aussagen. Wie dem aber auch sei, ihre Verwen-
dung ist eine doppelte und in ziemlich feste Grenzen gebannte,
kaum greift eine dieser Formen in das der andern zugewiesene
Gebiet hinüber. Die im Volksmunde stark verletzten und zer-
setzten Namen benutzen Landleute und Gärtner, die latinisirenden
nur die Botaniker. Spricht der erstere den Namen acebo aus,
so denkt er an die undurchdringlichen Hecken von ledernen
starren dornigen Blättern mit röthlichen Beeren, welche seine
Gärten umgeben; spricht er von eilantro, so denkt er an das
aromatische Kraut dessen Früchte er sammelt und zum Apotheker
oder Conditor bringt um sie überzuckert als Aniskörnchen ein-
zuhandeln. Spricht der Botaniker von acuifolio oder coriandro,
so denkt er an Ordnung so und so, Klasse so und so des Linn6'-
schen oder des natürlichen Systems. Zwei verschiedene An-
schauungen werden mit verschiedenen Wörtern gedeckt: warum
sollten sie den Namen Scheideformen nicht verdienen? In
ähnlicher Weise werden viele Eigennamen — Personennamen —
verschiedentlich verwendet; eine festere treuere Form wird in
allen acten- und "statutenmässigen Verordnungen als Tauf- oder
als Heiligennamen verbrieft und versiegelt, also unverletzlich
aufbewahrt; das Volk und die Familie aber verkürzten und er-
weichten die Namen ihrer Lieblinge. So steht Gil, der Bauer,
neben dem Heiligen Egidio = Aegidius, Mingo neben Domingo
= Dominicas. — Mit den unveränderten Taufnamen stehen auf
einer Stufe die Familiennamen, welche sich von Geschlecht zu
Geschlecht unverändert fortpflanzen, also eine altertümliche Form
in die neuesten Zeiten hineintragen. Liegt ihnen ein Appella-
tivum zu Grunde, so werden diesem die Umformungen nicht er-
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173
ohne weitere Erläuterungen weil sie zumeist aus Diez', Littre's und
Scheler's etymologischen Werken gezogen sind.
Aus demPortugies. hat Herr A* Cotlho — Bomania II, p. 281 — 94
Formes divergentes demots portugais — 282 doppelt oder mehrfach
vertretene lateinische Etyma gesammelt, die zusammen 578 Scheide-
formen ergeben, ich füge 305 neue hinzu. Bei beiden Nachträgen
wende ich der Bequemlichkeit halber, und um einen zweiten In-
dex zu sparen die alphabetische Reihenfolge an, deren einzelne
Glieder in die von beiden Verfassern aufgestellten Kategorieen mit
Leichtigkeit einzuordnen sind. Das in solchen Arbeiten fast un-
mögliche Lob der Vollständigkeit beanspruchen weder diese fran-
zösischen und portugiesischen, noch auch die spanischen Listen.
Die italienischen lasse ich darum ganz bei Seite weil die
Bivista di Filologia Bomanza ein Studio sulle dittologie o
forme dopple della lingua italiana verheisst. Nach allem aber
was ich daraus zusammengestellt habe, scheint die italienische
Ernte die wenigst ergiebige zu sein, wohl weil die italienische
Sprache diejenige unter den romanischen ist, welche die Haupt-
charakterzüge der Muttersprache am treuesten bewahrt hat, weil ihr
durch ihre Vorliebe für Proparoxytona eine der Hauptklassen der
französischen, portugiesischen und spanischen Scheideformen fast
ganz entging. Doch kann ich mich leicht darin irren. Irrt ja auch
der Meister wenn er glaubt keine der romanischen Sprachen sei
dazu geeignet so reichliche Resultate zu liefern wie Herr BracheVs
treffliche Monographie sie liefert. Und doch bot diesem das
Französische beim ersten und zweiten Sichelschnitt nur eine Garbe
von elf hundert Aehren, mir das Spanische beim ersten eine von
beinahe viertausend.
3V
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177
steht nicht eine volkstümliche einer gelehrten Bildung gegenüber;
hier stehen zwei volkstümliche Bildungen neben einander mit
gleichen Functionen und gleichem Wirkungskreise. Ich frage wie
unterscheiden diese sich von dem was Brachit selbst (p. 10)
simples variUis orthographiques nennt? von dem was ich p. 40
als solche d. h. als Doppelformen bezeichnete? Jene erstgenannten
hatten zwar auch einige gemeinsame Eigenschaften, jedoch auch
einige Verschiedenheiten; wo flber steckt bei diesen irgend welche
Verschiedenheit?- Doch eben nur in der Orthographie. Und
ferner frage ich, wie verhält sich taire zu taisir? ardre zu ar-
doir? querre zu querir? palpre zu paupiere? menois zu twc-
nisque? entait zu int ad? souef zu suave? deuge zu delie? Wie
verhalten sich die 42 altfranzäsischen Formen, welche Herr
Brächet in den Text des zweiten Teiles verwebt hat 1 zu dem
was er ausdrücklich I 9 hervorhebt: dass er nämlich nur modern
französisches anerkennen will. Selbst den Fall gesetzt, sie hätten
im Altfranzösischen etwas anderes bedeutet als ihre neufranzö-
sischen Vertreter heute bedeuten, ist es doch' nicht statthaft
Worte die nicht Zeitgenossen sind als Scheideformen, als Resultat
des Differenzirungstriebes anzusehen. Zusammen aber haben jene
nie gelebt „ils n'ont point coexistS dans la langue"; die modernen
ihnen entsprechenden Volksbildungen sind Fortentwickelungen
(naget z. B. aus navier), die gelehrten Neulinge Vertreter, beide
aber Verdränger und Ersatzsteller jener alten Formen, darum
aber auch zumeist ein genauer Ersatz auch ihrer Bedeutung. Jener
Fall anderen Inhalts trifft bei den wenigsten zu; höchstens haben
die modernen ihn, wie die alten bei Weiterexistenz auch getan
hätten, etwas erweitert: selbst als Zeitgenossen ständen sie also
zu einander nur in dem Verhältniss in welchem antienne zu an-
tiphone, biton zu bitume, doyennb zu decanat stehen; ohne dies
aber sind sie weit selbst von diesen unvollkommensten Scheide-
formen entfernt. Und dass keine Specialbezeichnung für die
Doppelformen zur Trennung von den Scheideformen für Herrn
Brächet existirt, dass beide ihm doublets sind, rächt sich hier;
was im ersten Teile nur in den Anmerkungen und als mit den
1 Ich bezeichne der Kürze wegen das Bictionnaire als ersten, das
ßctpplemtnt (Paris 71) als zweiten Teil oder dies als II, jenes als I.
€. Michaelis. 12
178
im Texte stehenden Duplicaten durchaus nicht gleichartig an alt-
französischen Populärformen verzeichnet war, geht weil es dort
ja doublets hiess, im zweiten Teil ruhig unter die Textdoubletten
über. Anmerkungen wie sie I p. 13 — 14; 16 und 18. stehen,
Hesse man sich, die ungenaue Confrontirung von lecteur facteur
und litre faitre (als dessen Etymon natürlich nur in Folge eines
Druckfehlers fadorem statt fdctor angesetzt ist) sehr gerne, be :
sonders in erweiterter, möglichst vollständiger Sammlung ge-
fallen; es ist höchst interessant dem Grunde des Absterbens so
überaus vieler altfranzösischer Popularbildungen nachzuspüren;
nur dass sie im Supplemente in den Text erhoben und anter
die Doublets gereiht sind, dass in Folge davon z. B. anti und
antif, zwei verlorene altfranzösische Formen, mit antiqiie, also
mit einer bestehenden neufranzösischen Form, unter den formes
triples, also als dreifach gespaltenes antiquus figuriren, kann ich
weder billigen noch nachahmen. Meiner Ansicht nach müssten
aus diesem Grunde von den dreifach vertretenen Doublets die
folgenden zehn auf zweifach vertretene reducirt werden: aqua-
ticus eithara communicare canonicus custodem delicatus factictus
mansus navigare Spiritus und folgende 32 sind überhaupt gänz-
lich zu streichen: antiquus scholasticus arsenicum nuhilis fistula
glandula originem orbita tenuis adversarius rogationes avarus
suavis intactus imperatricem meniscus tacere lucere nocere or-
dere movere licere mauere palpebra cicer deexrationare ciconia
quaerere rememorare radicem fremere. Ich also nehme von alt-
' spanischen Doublettenhälften wie blago und mege es z. B. sein
würden, das ersere gar nicht, das letztere nur darum auf weil es
sich doch als Familienname erhalten hat.
Fünftens: Sind lerner doublets wirklich und durchaus ein
und demselben Worte entsprossen, und auch das verlangt
Herr Brächet mehrmals ausdrücklich (I 9 derivations d'un mime
mot ; origine idcntique), so müssen manche andere Formen als diesem
Erforderniss eines vollkommen gleichen Etymons nicht entspre-
chend gestrichen werden. Wenn volatile und volatile, animal
und aumaille, ancttre und anUcesseur nicht berechtigt sind
doublets zu heissen, weil den erstgenannten die Singulare vola-
tilis und animal und der Nominativ antecessor, den letztgenannten
dagegen die Pluralia volatilia und ammalia und der Accusativ
179
antecessorcm zu Grunde liegen (I 9), so müssen selbstverständlich
auch die mit „Restes de Vancienne d&clinaison" überschriebenen
Paragraphen I 30 und II 10 ohne Weiteres weichen. Auch das
giebt Herr Brächet zu, denn er sagt II 31 von maire majeur
moindre mineur, sire seigneur etc. „ils nc formcnt point de
doublets veritables". Wozu aber dann (I 14 Anm.) facteur und
faitre, lecteur und Iure Doublets nennen, wozu trotzdem wenige
Zeilen später pätre ausdrücklich als mit pasteur dem Ursprünge
nach nicht identisch bezeichnen, sie p. 31 aber dennoch wieder
einander gegenüberstellen? wozu komme und on, und noch dazu
nicht einmal an der rechten Stelle die doch unter jenen Decli-
nationsresten gewesen wäre (auf p. 34), unter den formations
inconnues aufzählen? wozu II 13 vase und gazon die sich ganz
wie bau und baleon aus ahd. Nom. und Acc. entwickelten, auf-
führen? wozu maire und major , das doch wohl wie majeur aus
majorem stammt, auf p. 15 erwähnen? Erwähnung freilich
verdienen sie unbedingt; nur Einordnung und Zahlwert durfte
ihnen eben so wenig wie ancetre und antecesseur, und eben so
wenig wie den afr. Formen zu Teil werden. Ich gönne ihnen
den Platz nicht, den auch Herr Coelho ihnen einräumt: sonst
würde die Zahl spanischer Wörter in denen ungleichsilbige Sub-
stantive dritter lateinischer Declination verschiedenartige Ver-
treter ihrer Nominative und Accusative hinterlassen haben, die
Summe der Scheideformen bedeutend vermehren können : Zu ihnen
gehörten Herren und farrago; pelambre und pelamen; horambre
und foramen; enjambre und examen; atlan/e und atlas; artete
und aries; jiride und tri«; virtud und virto; preste und pres-
bitero; muchedumbre und multitud; fortidumbre und fortitud;
gigänte, Japan und gigas; gincro und geno; dracon und drago;
huesped und hoste (veraltet); prenda und peno; dacion und dacio;
prtfaciorijm&prefacio; destrozo und destruceion : hollin und fuligo;
ca/iwa und caligo; indice und index; drden und ordo; tizon tizne und
üeo ; vierven und verme; vir gen und virgo ; serpiente und sierpe; yerro
und error; duelo und dolor; crema und cremor, und das deutsche balco
baleon. — Eben so wenig wie aumaille animal; volaille volatile
dürfen aber auch z. B. bras d. i. brachium und brasse d. i. brachia als
Doublets mitzählen. Im Spanischen lasse ich darum weder alimana
und animal; noch pölvora und polvo; noch duena dona und don
12*
180
noch bigornia und bigome (welohes letztere Herr Coelho gelten
lässt) bestehen d. h. ich lasse keine Farmen bestehen deren einer
ein Singular, deren anderer ein Plural zu Grunde liegt.
Und ebenso wenig kann ich mich darin mit Herrn Brächet
einverstanden erklären, dass pou und pidicule (I i8) Doublets,
Sprösslinge des einen beigesetzten Etymons peduculum genannt
werden dürfen, dass parpalllot und pavillon und papillon (II 2
und 11) von einem Grundwort papilionem; filon mit filateur
und fileur von filatorem (II 4 u. 11); porteur und porteux von
portatorcm ; faucheur und faucheux von falcatorem kommen ; ga~
beleur und gabclottx, violonnetir und violonneux Zwillinge sind;
noch darin dass ecrouclle und scrofule einen identischen Ursprang
(scrophula I 19) haben; noch darin dass hongre und Hongrie,
hermine und Armenie (H 13) je Doublets sein könnten. Pou
d. h. peducnlum und pedicule d. h. pediculum haben nicht mehr
und nicht weniger Anrecht darauf als Zweieinigkeit aufgefasst
zu werden, als z. B. vrillc d. h. verriculum und verrou d. h.
verrucatum, Formen die Brächet nur im Texte des ersten Teiles
anerkennt, in der Anmerkung dazu für eigentlich uneins (p. 32
A. 4) und im zweiten Teile (p. 11) für unvereinbar proklamirt,
freilich in einer Form die es einem nicht im Superlativ auf-
merksamen Leser unmöglich macht zu verspüren dass es sich
hier um die Correction eines im ersten Bande gemachten Ver-
sehens handelt. Herr Brächet sagt nur „on ne peut joindre
verrou de verruculum avec vrille de vericla." , Und die übrigen
oben genannten Formen stehen mit nicht grösserem Anrecht unter
den Doublets als z. B. cottrbure und eourbature; cliantre und
chanteur; muguet und muscat; pritre und presbytere; censier
und censitaire; croissant und crescendo, die im zweiten Teile
von Rechts wegfen ihrer ihnen früher zugewiesenen Functionen
wieder enthoben werden. Denn Herr Brächet stimmt in Aner-
kennung des Gesetzes vollkommen mit mir überein, dass im
allergeringsten verschiedenartig suffigirte Wörter, gleichviel ob
beide Reproductionen lateinischer Vorbilder sind, wie vrille verrou;
pou pedicule; pretre presbytere, oder ob eines oder die einen, wie
muscat; pavillon papillon directe Nachkommen solcher sind
(muscatum papilionem) während das zweite oder dritte, wie
muguet und parpaillot durch Abstraction des Stammes und An-
181
ftigung einer neuen die Bedeutung modificircnden Endung auf
französischen) Boden erst entstanden, nicht Doublets sind und
dass auch ein zwei Mal gleichartig suffigirtes Wort, \venn nur
das eine Mal die Bildung auf lat., das zweite Mal aber auf
romanischem Boden vor sich ging, es nicht sein kann. Und
ich handle durchaus in seinem Sinne, wenn ich die obigen Bei-
spiele verschiedentlich suffigirter Worte streiche und weiter,
seinem richtigen Vorgange gemäss, auch comble cumul; dette
debit; decor decorum; labeur labour zu entfernen, weil nur die
erstgenannten Nachbildungen lat. Vorbilder, die letztgenannten
aber frei französische Abziehungen des Substantivs aus den ent-
sprechenden Infinitiven sind; affermer affirmer weil nur dieses das lat.
affermare repräsentirt, jenes aber selbständig von ferme abgeleitet
wurde, ferner chainon chignon weil nur dieses Vertreter von catenionem,
jenes- aber eine neufrz. Augmentati vbildung von chaine ist; ferner
dioci&me und dteime weil nur dieses auf deeimus basirt jenes aber von
dix derivirt ward, — wenn ich diesem richtigen Vorgange folgend auch
aiglon als frz. Derivat von aigle nicht mit dem wirklich frzAsiL aquilon
gleichsetze, nicht ecorcer mit ccorcher da nur dieses- dem lat.
exeorticare entspricht, jenes aber von ecorce herrührt und wenn ich
auch aus meinen spanischen Listen Duplicate beider hier erwähnten
Arten verbanne; einerseits weder calumbre und calina d. h.
caluginem und edliginem ; noch panojo und paniculo d. h. panu-
cttlum und paniculum; noch manojo manopla und mawipulo
d. h. manopulum und manipulum; andererseits weder agujon
und aguijon d. h. weder ein spanisches augmentirtes aguja d. i.
aeueula und ein dem spätlateinischen aciculioneni entsprechendes
d. h. ein augmentirtes acicula; noch vencejo und vineulo d. h.
vinciculum und vinculum als ein Paar anerkenne. Von hier bis
zur Einfügung nicht nur von Wort- sondern auch von blossen*
Stammvarianten wäre der Sprung nicht sehr gross: stellt Herr
Brächet chamada (pg.) und rtclamee zusammen, so dürfen sp.
zurcir und resarcir; rolle und zurullo (sub-rotulum) eingefügt
werden; so gut wie victuaille und vitaille, das nur in ravitaüler
existirt dürften trigo und tritic . . . das nur in triticeo existirt,
boreas und borrasca, tili . . . und ceja etc. etc. Geltung haben.
Dass aber nur volle Wortdoubletten, Stamm doubletten selbst ohne
Ausnahmestellung deutscher Wurzeln nicht in meiner Arbeit be-
182 .
rücksichtigt werden sollen, steht bereits im vorangegangenen
Texte auf Seite 61. Ein Vergleich aller durch Hinzutritt ver-
schiedener Vor- und Endsilben verschieden gestalteter Vertreter
eines Stammes wäre ein ergebnissreiches Studium eigener
Art, jedoch mehr ein Resume der notwendigen Lautresultate
aneinanderstossender Lautcomplexe als ein Resum6 der Resultate
des freien Differenzirungstriebes wie diese Arbeit es geben will.
Daher bleibt es, so nahe es auch angrenzt, hier ungetan.
Noch weniger als in allen bisher erwähnten Punkten teile ich
Herrn Brächet^ Ansicht darin dass recueitti und recollet (I 22) von
recollectus ausgehen. Cueilli ist eine Neubildung durch Analogie,
wie deren so viele in allen romanischen Sprachen vorhanden sind,
z. B. die Mehrzahl aller spanischen Participien in ido, die ich mir
nicht erlaube ihren als Adjectiva fortexistirenden lateinischen vorma-
ligen Vertretern als Doublettenhälften an die Seite zu stellen. Cocho
und coeido, cöntento und contenido, confuso und confundido, correcto
und corregido, distinto und distinguido, diverso und divertido, injerto
und injerido sind nimmermehr Scheideformen. (S. oben p, 29.)
Am allerwenigsten aber darf ich mir gestatten, was auch
Herr Brächet sich nur ohne Willen und Wissen, aus Versehen
gestattet, nämlich ursprünglich ganz verschiedene und nur zufällig
gleich oder beinahe gleich lautende Worte, also eigentlich Ho-
monyme als Scheideformen aufzuführen. Er selbst streicht ajouter
und ajuster denn dies beruht auf justum jenes auf juxta\ seine
eigene Anmerkung II 6 legt ferner klar, dass ätre welches
vom deutschen Astrich Estrich und astre welches vom lat. astrum
stammt, unmöglich als identischen Ursprungs ausgegeben werden
können, folglich aus dem Texte in den er sie unbegreiflicher
Weise doch einrangirt, vertrieben werden müssen; und seine
'eigene Berichtigung der Behauptung enfetmer und infirmer, an-
douille und induetile seien Doubletten dahin, dass sie es nicht
sind weil in den ersten Formen die Präposition in, in den
letzteren die Negation in liegt, gestattet mir auch die Doublette
endroit und indirect mit gleicher Begründung zu annulliren.
Dass auch tnie mica (II 6) welche beide das Resultat eines lat.
mica sind, demnach nicht Doublets sein können weil beider
Stämme wiewohl gleichlautend doch ganz verschieden sind, füge
ich hinzu ohne dass Herr Brächet es mir direct in den Mund
183
legte; ebenso dass cnjambe und ingambe nicht gleicher Herkunft
sind: das erstere ist ingambo ingambat, das zweite in gambä.
Sechstens: Es scheint vielleicht als ob ich noch manches
streichen müsste, was dennoch bei Herrn Brächet und bei mir er-
halten bleibt, wenn ich mit absoluter Treue und Genauigkeit an
jener Definition haften bleiben wollte, dass ein und dasselbe Wort
ohne jeden Unterschied Etymon der Scheideformen sein muss. Doch
es ist in der Tat anders. Alle diejenigen Doublets deren Glieder
einander darin unähnlich sind, dass das eine in männlicher das
andere in weiblicher oder in neutraler Gestalt oder auch das
eine im Singular das andere im Plural vorhanden ist, dürfen be-
stehen bleiben. Dass ich männliche Formen in o anderen weib-
lichen in a gegenüberstelle d. h. solche in ario ado und torio
anderen in era ada (ea) und dera dora, mit der Voraus-
setzung dass ein jeder die kleine Gedankenoperation sich daran
zu erinnern dass jede dieser Formen wenn Adjectiv an und
für sich doppelgeschlechtig ist und wenn Substantiv in jedem
Augenblick adjectivirt . also doppelgeschlechtig gemacht werden
kann, selbst vornehmen wird, das ist kein Fehler und keine
Ungenauigkeit, sondern nichts als ein gerechtfertigter Vor-
behalt den ich mir mache, es ist die einzige jener II 18 von
Herrn Brächet erwähnten abbreviations iUtnentaires deren er sich
so viele erlaubt. Ich schliesse mich ihnen nur in diesem ein-
sigen Falle an, und heisse jene Gegenüberstellung nur unter
zwei Bedingungen gut, erstens wenn ein Suffix sowohl Adjectiven
als Substantiven anhaften kann (wie ado ero) und zweitens wenn bei
suffixlosen die lateinische oder anderssprachige Vorform nachweisbar
nur eingeschlechtig war oder wenigstens ihr ganzer Sinn ungeteilt,
nach Belieben zwischen zwei Geschlechtern hin und herschwanken
im Romanischen aber nur ein Geschlecht für einen ganz bestimm-
ten Teil des Sinnes, ein anderes für einen anderen fixirt ward.
Wenn candelcro und candelaria, wenn sellado und sigilata, wenn
tronadera und tronatorio einander gegenüberstehen, so ist das
keineswegs mit dem vorerwähnten Falle, mit der fälschlichen
Copfrdntirung von animal und alitnana von bras und brasse
in eine Reihe zu setzen; und auch blosse doppelgeschlechtige
Substantive wie el cuenco und la cuenca> el cuerpo und la corpa,
el hormigo und la hormiga sind davon zu sondern. Cuenco und
184
cuenca, cuerpo und corpa, candelero und candelaria, tronadera
und tronatorio brauchten und haben zum Etymon nur eine
Grundform ; das Abzweigen der zweiten aus der ersten, oder das
Sprossen der zweiten mit oder nach der ersten, jedoch unabhängig
von ihr, machte die Sprache zum Zweck der Differenzirung selbst:
jene aber — animal alimana — wären ohne Specialvorbild für
beide niemals zu Stande gekommen. Ich behaupte keineswegs
dass jenes tiberall wo die Sprache eine Mascuiin- und eine
Femininform desselben Wortes besitzt der Fall gewesen ist: oft
bot das Lateinische das Muster für jede derselben wirklich dar;
und dass z. B. leno und lena, cuerno und cuerna, grano und
grana sich nur durch den Endungsvocal; animal sich aber von
alimana^ animal sich von aumaille und bras sich von brasse
noch anderweitig unterscheiden, räumt jenen keine anderen Rechte
ein als diesen: sie alle beruhen auf einer Doppelbasis: die männ-
liche Form auf der Einzahl eines Neutrius, die in a auf der
Mehrzahl desselben. Ich trenne vielmehr diejenigen Beispiele in
denen zwei durch Geschlechtsunterschied individualisirte roma-
nische Formen nichts als getreue Nachzeichnungen zweier latei-
nischer Vorformen sind, von denen welche von einer selbst-
ständigen schöpferischen Tätigkeit der Tochtersprachen, so gering
sie hier auch sein mag, Zeugniss ablegen, und rechne nur diese
letztere zu den Scheideformen. Dabei ist es gleichgültig ob nur
der Artikel, oder .ob Artikel und Auslaut, differenzirt sind: le
memoire und la memoire , le garde und la garde, le mode und
la mode, le poste und la poste; el justicia und 4a justicia, el
corbata und la corbata , el vista und la vista, el cura und la
cura, el golilla und la golilla, el lengua und la lengua ver-
dienen den Namen differenzirter Scheideformen eben so gut wie
madero und madera, huerto und huerta, ramo und rama, modo
und moda, grado und grada, fruto und fruta, Uno und linea.
Die blosse Verschiedenheit des Geschlechtes genügt sie von ein-
ander zu scheiden. Wenn sich mit diesem Merkmale nun noch
andere Lautverschiedenheiten verbinden, wenn z. B. ein lat. Ad-
jectiv als frz. oder sp. Adjectiv eine bestimmte (im Auslaut na-
türlich variirende) Gestalt annahm oder beibehielt; und substantivirt
(natürlich mit Geschlechtseinheit) einen anderen abweichenden Laut-
körper bildete, wie es z. B. im frz. ventose vcntouse und dem
185
Adjectiv venteux venteuse oder in pelouse und pileux pileuse der
Fall ist, oder im spanischen candelera candelaria, tronadcra
tronatorio, so ist die Selbsttätigkeit des Romanischen natürlich
besser und schärfer ausgedrückt Aeusserlich weniger scharf ge-
kennzeichnet ist sie wieder da wo der Plural eines Wortes sich
einen Specialsinn noch über den Allgemeinsinn von Singular und
Plural hinaus vorbehalten hat. Anima animas heisst Seele,
Seelen, animas aber überdies noch Nachtgeläute; vispera vis-
peras Vorabend Vorabende, visperas überdies noch Vespergebet;
parte partes Teil Teile, partes überdies noch gute Eigenschaften;
barredura barreduras die ein- oder mehrmalige Handlung des
Kehrens, barreduras überdies noch Kehricht etc. etc. Zu diesen
Klassen von Scheideformen, die wie gesagt in meinen Augen das
vollste Recht hätten, Aufnahme zu verlangen, gebe ich nur drei
oder vier Probebeispiele, da jede Grammatik ihre Vervollstän-
digung nahe legt. Ich wiederhole, dass ich meines Teils jedoch
nur das was die Bomania selbst geschaffen hat, anerkenne, das
aber alles; von den anderen Formen keine. Darum verwarf ich
animal aumaüle, bras brasse; erkenne auch töte d. i. testa und
tet test d. i. testum; aube d. i. alba und album d. i. album;
datne dubgne d. i. domina und dorn d. i. dominus nicht an;
würde auch cerveau d. i. cerebellum und cervelle d. i. cerebella
streichen; hingegen die Zusammenstellung von mis mise und
messe, von arc und arche, von banc und banque, von reseau und
resille, von venteux und ventose ventouse, von meulüre und molaire,
von saliere und salaire, von muscat und muscade, von oublic und
oblat y von hier und aiguihre nicht tadeln. Herr Brächet schwankt
auch hier von einer Meinung und Ansicht zur andern. Man sehe
seine Anmerkung I 14 zu aube; 1 32 zu cerveau; II 18 zu aiguihre.
Vollkommene Einheit und Gleichheit der den Scheideformen
zu Grunde liegenden wortbildenden Elemente ist absolutes Er-
forderniss für sie, und die von mir gesammelten spanischen For-
men entsprechen ihm unbedingt. Auch cuenco cuenca, modo
moda etc. sind keine Ausnahmen, sie entspringen eben einer Grund-
form. Eben so wenig stossen Formen mit prosthetischem es- en-
oder al~ 3 wie der Spanier es so unendlich oft aus Analogie zu den
arabischen Bestandteilen seiner Sprache auch den Wörtern des latei-
nischen Fonds vorsetzte, jene Regel um. Jene Vorsilben sind ein
186
unterscheidendes Merkmal das er selbst einer von zwei Scheide-
formen angefügt hat; dem Etymon haftet es nicht an, dieses
war für beide, für die durch Prosthese vergrößerte und für die
nicht vergrößerte Form durchaus ein und dasselbe: comtnu-
nautd d'origine, sens distinct et special ist da, genug um sie zu
Scheideformen zu machen! Keineswegs muss jedes Wort latei-
nischen Ursprungs das im modernen Spanisch durch dl verän-
dertes, arabisches Aussehen erhielt, auch wirklich noch von ara-
bisch redendem Munde so zugestutzt und von ihm in dieser er-
neuten Form dem spanisch redenden Volke überliefert worden
sein. Gerade als ob es keine Analogie gäbe! Als ob die Sprache
so unendlich arm wäre! und nicht einmal über dies armselige
Mittel verfügen könnte. Oft war es zwar in der Tat der Araber
der griechisch- lateinisches Gut, Namen aus den drei Reichen der
Natur an denen es ihm gebrach, diesem selbst oder den Spaniern ab-
borgte^um es ihm später wiederum neu bekleidet zurückzugeben:
das gab ich selbst ja p. 157 zu, und das findet weiter unten
im fremdsprachigen Teile der Scheideformen noch positive Be-
stätigung, aber nicht immer war- es so, nicht immer tragen die
mit dl versehenen Worte Spuren eines Durchgangs durch arabi-
schen Mund an sich. Jedoch gleichviel, in beiden Fällen, auf
beide Weisen entstanden Scheideformen. Ich begreife daher auch
in meine Nachrechnung der von Herrn Brächet aufgefundenen
Doublets, die ich zum Zwecke eines Vergleiches des spanischen
und französischen Reichtums an Scheideformen angestellt habe,
coton und hoqueton d. i. auqueton al-eoton, abricot und pr&coce,
alffuazil argousin und vizir, ulfange und cangiar ohne weiteres
mit ein, und würde auch alcade und caid mit einbegreifen, wenn
sie in Wahrheit einer arabischen Urform entstammten. Aleade
aber ist der arabische Ehadi oder Richter ^äläjf; cmd aber ein
Herrscher Chef oder Gouverneur JuU ; das erstere das spanische
alcade alcalde das zweite das spanische älcaide. Und zwar
tue ich es mit demselben Recht mit dem Herr Brächet auriole
und loriot; eldorado und dorade dorke zusammenstellt d. h. For-
men mit agglutinirtem Artikel für populär erklärt, und es mir
zugestehen wird auch z. B. das dem französischen Vaube ent-
lehnte spanische loba mit el alba zusammen als ein Doubletten-
187
paar aufzuführen. Was die zu alcade hoqueton alguazil etc.
gemachte Bemerkung »dans ces limites toute la lawgue francaise
passer ait dans le present dictionnaire" bedeuten soll (II 12 Anm.),
ißt mir nicht ersichtlich: wenig derartige Beispiele wären auf-
zufinden, allenfalls Vile und Lille.
Wozu überhaupt die Grenzen möglichst eng stecken?
genau so weit wie sie wirklich reichen meine ich. Auch ist mir
unbekannt, dass Herr Brächet hier oder sonst irgend wo die
Grenzen mit scrupulöser Gewissenhaftigkeit innehält. Hier in
diesem Punkte und in einigen anderen, weiter unten zu erwäh-
nenden Einzelnheiten ziehe ich die meinen etwas weiter als er;
die einmal gesteckten aber überschreite ich nicht; ich halte mich
fest an das Princip dass Scheideformen auf einer Grundlage
ruhen müssen. Zur Vermeidung von Mißverständnissen sage ich
jedoch dass ich mir hingegen in den Doppelformen, welche jenen
als Zeugen vorausgehen, die hier nicht schädliche Freiheit er-
laube auch verschieden suffigirtes zusammenzustellen, so wie auch
altes mit neuem zu durchmischen, während meine Scheideformen
auch natürlich nur durchaus Neues, noch Existirendes umfassen.
Hier kommt es auf Zusammenleben an, dort nur darauf, dass
irgend ein Lautübergang einmal gewisse Wirklichkeit geworden
ist. Dass überhaupt einmal b und m, d und r, g und b mit
einander wechselten, dass aus verminem vierven (verme) aus vi-
minem mimbre ward, dass neben molinete auch bolinete, neben
benjui auch menjui steht, dass vagabundo in vaga mundo um-
gedeutet wurde, dass der Gubaner statt flebotomia flomotomia
sagt; dass neben dragea gragea, neben gratil dratil, egredon
neben edredon steht; dass panadizo aus panartcium entstand,
porfido aus porphyrum, dass sequedal neben sequeral, acidate
neben acirate existirt, dass der Andalusier statt seguidilla se-
guirilla, Garitana statt Gaditana sagt, genügt vollkommen um
zu beweisen, dass br abernte und bramante, muermo und morbo r
bandöla und mandola, mandibula und bandibula; grivar und
derivar; disipula und erisipula, mentira und mentida aus einem
Etymon hervorgegangen sein können. Ob jene Zeitgenossen sind
oder eine Form nur alt, eine andere nur neu, die eine nur la-
teinisches Grundwort, die andere ihr Product, die eine nur in
188
einem Dialect, die andere in einem anderen vertreten ist, ist
Nebensache. Doih genug davon.
Siebentens weiche ich von Herrn Brächet 's Vorbilde
darin ab, dass ich, wie p. 124 schon andeutete, auch in den ro-
manischen Sprachen lateiniscbe Fremdwörter neben den
volkstümlichen und gelehrten zu erkennen glaube, und daher
alle ohne Buchstabenveränderung ins Komanische übergegangenen
Latinismen, die bei volkstümlicher Importation oder bei der gewöhn-
lichen Art der Gelehrtenworte unbedingt Umgestaltungen 'erlitten
hätten, wenn sie Scheideformen sind in die dritte Klasse der
doppelsprachigen einordne. Mit aquarium diluvium dccorum
factum medium album peiysum angelus chorus papyrus sittus
sepia salvia tibia quatuor major mag ist er placet und z. B. auch
mit dem deutschen Blockhaus und Ranz würde ich so verfahren
(S. oben p. 142). Herr Brächet selbst nennt sie mots latins,
ordnet sie aber unter die Gelehrtenworte was sie ja selbstver-
ständlich auch sind wie alle Fremdwörter, die aber trotzdem
eine selbständige dritte Ordnung bilden.
Achtens: Die Eigennamen, die ich nicht so ängstlich wie
Herr Brächet und keineswegs principiell ausschliesse , konnten
nicht zusammen in eine der drei Klassen eingeordnet werden, in
allen dreien finden sich einige davon verstreut. Auf die Tat-
sache ob ein nomen proprium, gewöhnlich der Name einer Per-
son oder eines Volkes, auf Appellativa übertragen ward wie
in tosco moro esclavo corbata armino galgo etc. oder ob um-
gekehrt ein Appellativum Eigenname, nämlich Ortsname ward,
was viel seltener, jedoch z. B. in Leon-legion , in Abla-aiba, in
Gällego-galico geschah, oder ob ein Personenname eine Doppel-
gestalt, eine populäre und eine gelehrte tragen kann, wie Jdime
Jdume Jdgo (Sant-iago) neben Jacöbo, Isidro neben Isidöro etc.
kommt es dabei gar nicht an, nur auf die Form. Fast überall
aber steht eine populäre Form einer gelehrten gegenüber; so in
allen bisher - erwähnten Worten. Doppeltpopulär aber ist z. B.
payo Pelayo, Mingo Domingo. Fremd aber sind die gar nicht
nationalisirten Ortsnamen fremder Länder die dem Bestand der
Sprache ausserdem mit irgend einer Waare eine populäre Um-
formung dieses Namens brachten z. B. granoble und Grenoble,
gante und Guente. (S. oben p. 171). — Ich sehe keinen Grund
189
sie auszulassen; sie gehören zum Sprachganzen eben so gut wie
alle anderen Worte und können oft durch ihre conservative
Haltung dankenswerten Aufschluss über die sonst unbekannte
Vergangenheit mancher Sprachbildungen geben. Und wenn Ich
nur so spärliche Proben doppelt vertretener Eigennamen ein-
schalte, so geschieht es nicht absichtlich: wären mir mehr be-
kannt gewesen, so hätte ich sie ohne Zögern benutzt. Dass ich ;
sie nicht kenne, ist in meinen Augen ein Mangel und Fehler;
könnte ich sie aufführen, es wäre ein Vorzug. Herr Brächet
will sie nicht aufführen er sagt es I 9, I 23, II 13. Wozu
dann aber grüche grecque I 22, piche persique II 3, epagneul
espagnol I 43, Jockey Jacques II 45 aufnehmen? Worin unter-
scheiden sie sich von dem II 13 verworfenen crävaie Croate,
casaque Cosaque, ladre Lazare?
Neuntens: In einem dritten Punkte verfahre ich freier als
Herr Brächet. Ich verbiete mir nämlich nicht ausser den Ra-
dicalen auch ihre Derivata anzuführen und wo sie fehlen, fehlen
auch sie nicht „pour ne point grossir cette liste outre mesure",
denn ich denke je grösser je besser, je ausführlicher und genauer,
desto brauchbarer. Die Existenz der einen bürgt ja durchaus
nicht für die der anderen; Doppelderivata ohne doppelte oder
selbst einfache Simplicia, Simplicia ohne Derivata können vor-
kommen und kommen vor, oder es können auch beide ganz ver-
schiedenen Sinn haben: die Aufführung aller ist also durchaus
kein entbehrlicher Luxus. Wo sie bei mir fehlen, da kannte
ich sie einfach nicht. Auch bei Herrn Brächet sind sie natürlich
dann und wann da.
Elftens: Composita denen zwei Einzel worte entsprechen,
zähle ich nicht mit, schliesse also scorzonera und ccorce naire (??)
benir und biendire, rosbif und boeuf roti, verdict und voiredit,
belladonna und belle dame, belvedere und beau voir und auch
maussade insipide aus.
Kurzum ich bemühe mich in meiner Arbeit Theorie und
Praxis in noch grösseren Einklang mit einander zu bringen als
der ist in dem sie bei Herrn Brächet stehen: ich suche zu ver-
meiden, dass nur ein Teil der Beispiele die für ihre Gesammt-
heit aufgestellten Regeln und Gesetze bestätigt, ein anderer aber
ihnen widerspricht; ich beeile mich Herrn Brächet den Dank
190
dafür dass er mir manchen Fehltritt erspart hat, den ich als
erster Bahnbrecher auch getan hätte, dadurch abzutragen, dass
ich an seinem Werke weiter arbeite. Nunquam retrorsum steht
ja- auf dem Werke das hier mein Vorbild war. Ich wäre zu-
frieden wenn mir gelungen wäre was ich bezwecke, wenn ich
alle die kleineren Mängel die das Dictionnaire des doublets ent-
stellen, vermieden hätte. Dahin gehört noch dass vieles voll-
gewichtige Gold (s. p. 17 Anm. 3) grundlos in Anmerkungen
verwiesen ist. Dahin gehört dass so manche Anmerkung vor-
wärts weisend aufhebt was man später doch noch im Texte mit
lesen muss, oder angiebt was man noch hinzufügen soll. Wenn
mir auf p. 2 1 einfiele dass cursaritts dem Französischen erstens die
populäre Form coursier gegeben hat, zweitens aber durch Ver-
mittelung des it. corsare oder corsaro noch corsaire, so würde
ich es nicht sofort auf 21 als Anmerkung niederschreiben, son-
dern es p. 41 noch in den Text unter die Doublets d'origine
italienne schieben. Dahin gehört dass in dem bei derartigen
Werken unumgänglichen Supplement nicht einfach und elementar
genug verfahren wird. Dieses entbehrt durchaus der klaren
Durchschaulichkeit und Sachlichkeit die wenigstens für Anfänger
wie ich es bin die schönste und mit dem verdientesten Danke
aufgenommene Mit gäbe und Empfehlung jeglichen Werkes ist.
Was im ersten Hefte den Text bildete, wird hier in Anmer-
kungen besprochen d. h. widerlegt oder bestätigt; was dort in
Anmerkungen versteckt stand, wird hier im Texte besprochen
d. h. auch widerlegt oder bestätigt; das afrz. z. B. wird ihm
teilweis eingefügt. Beides müsste doch wenigstens nicht ohne
jede hinweisende Angabe der Seite etc. geschehen. Was dort
Irrtümliches stand, wird einmal als solches erwähnt und ver-
bessert, ein ander Mal aber stillschweigend berichtigt und so
unter neue Beispiele gesetzt, als wenn es selbst neues wäre (S.
oben vrille). Manches was im ersten Teile nicht gerade fälschlich,
wohl aber schlecht in eine nicht passende' Kategorie gefügt stand,
wird hier gleichfalls ohne Umstände in eine neue, die richtige,
gesetzt, mitten unter eine Reihe, stets mit den Worten ,,o» peut y
ajouter", „nous pouvons ajouter" oder „citons encore" eingelei-
teter, wirklicher Additionen. Im ersten Teile p. 22 stand bitume
als gelehrte Form; II 14 steht es als prov., I 43 war muscade
191
it., II 14 ist es prov., I 43 war cadhxt sp., II 14 ist es prov.,
I 20 war viguier sp., II 14 ist es prov., I 29 war carogne dia-
lektisch, II 14 ist es it., I 32 war solder verschiedenen Alters
als souder, II 14 ist es it., salata war I 43 it., II 15 ist es sp.
Unbedingt ist jede Berichtigung gerne gesehen. Doch darf man
wohl Niemanden, oder doch nicht einem Jeden ein solch treff-
liches Gedächtniss zutrauen dass es, selbst nach genauester ein-
gehendster, mehrfach wiederholter Durchmusterung eines aus mehr
als achthundert kleinen Stücklein mosaikartig zusammengesetzten
Werkes jedes einzelne kennen und sich also sofort darauf be-
sinnen sollte dass wenn z. B. im Supplement 14 § 2 unter fünf-
zehn anderen neuen Doublets (d'origine italienne) solidare: sou-
der solder (it. soldare) steht, dieses selbe Wort I 32 als frz.
Vorfahre von sonder stand, dass man es also hier mit einer
Rectification und nicht wie in 14 anderen Fällen mit einer Neu-
erung zu tun hat. Ich meines Teils wenigstens vermag es nicht
und wäre Herrn Brächet noch viel dankbarer gewesen, als ich
es bin, wenn er mir den in der jetzigen Gestalt doch unendlich
mühevollen Gebrauch seines reichen Werkchens etwas erleichtert
hätte. Und ist es nicht etwas ungerecht anderen so viel mehr
Gedächtnisskraft zuzutrauen und zuzumuten als er selbst besitzt?
Denn sein Gedächtniss ist fehlbar wie alle anderen. Ist es doch
z. B. I p. 43 zu schwach ihn in dem Augenblicke wo er cama-
rode unter die Doublets spanischen Ursprungs setzte daran zu
erinnern, dass es eine Seite früher schon unter die italienischen
gestellt war. Freilich in der Anmerkung dazu steht ja schon
vorbereitend „es sei vielmehr spanisch als italienisch". Also trägt
hier vielleicht Bequemlichkeit mehr als Vergesslichkeit die Schuld
daran? Ein unbedingtes Vergessen aber ist es wenn I 31 (§3)
unter „Confusions grammaticales" steht: placere: plaire plaisir;
in der Anmerkung dazu aber: je passe sous silence les formes
du vieux francais: taire taisir; plaire plaisir, und wenn im
zweiten Teile (p. 10) dieselbe Doublette noch einmal in ganz
derselben Rubrik wie vorher steht; wenn er ferner II 5 bei er-
neuter Erwähnung von sucon suction nicht mehr weiss dass auf
p. 64 des ersten Teiles neben diesem noch exhalaison exhalation,
livraison liberation standen und mit just so viel Recht wie jenes
hier Erwähnung verdienten; wenn er ferner I 22 musculus:
192
mottle musclc; foris: fors hors; missa: messe mise als doubltts
d'origine savante qui ne rentrent pas dans les catcgories preee-
dentes aufführt und II 6 das erste unter demselben Titel, II 12
die beiden anderen unter einem ähnlichen wiederholt; I 32
palus: pal picii unter den doublets qui coexistefit ä un degre
de maturite et pour ainsi dire d'äge diff&rent und in der An-
merkung dazu I 64 auch martellus: martel marteau, II 11 die-
selben beiden aber unter derselben Benennung von neuem er-
wähnt; I 35 «nd 36 gemelli: gcmeaux jumeaux; hominem:
komme on; illc: il le als formations inconnues, II 6 aber das
erste unter denen die in keine Kategorie passen, was ziemlich
dasselbe sagen will, das zweite II 10 richtiger unter den Resten-
altfrz. Declination, und das dritte unter den accentversetzenden
grammatikalischen Unregelmässigkeiten citirt. Grüche und grecque
welches I 22 im Texte; ladre Lazare, calicot Calicut welche
I 23 in der Anmerkung standen, werden II 13 noch einmal
citirt.
Wäre es nicht ein kleines gewesen die wirklichen Aende-
rungen als Corrections zusammenzustellen, ihnen die Additions
nachzuschicken, und die am Anfange des Supplementes stehende
Liste der drei- oder vierfach vertretenen Doublets erst an das
letzte Ende als Facit und Resumä alles Vorhergegangenen zu
setzen so dass der falsche Schein als könnten in ihnen noch
Neuerungen zu dem in den Specialkategorien enthaltenen Be-
stände hinzugefügt werden vermieden bliebe? In der jetzigen
Anordnung ist es mehr als Schein: vieles was erst hinterher er-
klärt und aufgeführt wird, steht hier zu früh weil noch unmo-
tivirt. Anderes ward übersehen. Unter den triples formes fehlt
queux gucux und coq; scier soyer und seyer; soc socque souche;
aus den dreifachen müssten in die vierfachen übergehen equerr*
escadrc Square escouade, hinzuzufügen sind charger carguer
charroyer charrier ; als fünffache müssten peche presse perse pers
persique, und sou sol soude soda solide genannt sein. Lauter
Kleinigkeiten! und doch hätten sie die Arbeit ungleich brauch-
barer gemacht. Ich weiss wol, dass Wiederholungen vorkommen
müssen, denn ich habe es selbst ordnend genugsam erfahren;
mehrere Lautumgestaltungen können an einer Form vor sieh ge-
gangen sein und jede einzelne erlaubt oder zwingt sie in eine
193
besondere Kategorie zu setzen. Wiederholungen jedoch wie ich
sie hier erwähnte, waren unnütz. Ebenso solche wie der Index
sie zahlreich bietet: er wiederholt oftmals dasselbe Wort, zuerst
eine falsche, nachher die richtige Seitenzahl beifügend. Siehe
de digital dilater direct maire disque dit gueule penser pigment
pitie poison und souche. Hingegen wiederholt er nicht wo eine
zweifache Setzung bei zwei Mal existirender Scheideform vorzu-
ziehen wäre z. B. bei maille = macüla und metallea, bei moule
= modtrtus und musculus. Nicht alles was das Buch enthält,
verzeichnet der Index; dafür aber manches was im Text gar
nicht aufzufinden ist z. B. cancel chancel; cavalerie chevalerie;
commandeur commodere (?); dit dito; haut; rtflexion reflection;
seculier seculaire\ solder, tencon, teuer (?). Mindestens sehr schwer
zu finden sind, weil mit falschen Ziffern versehen, chartere auf
p. 26; Cochenille auf 41 (43); indure auf 21 (22); ladre auf
22 (23); medaille auf 40 (42); pal auf 30 (32). Fälschlich
kursiv gedruckt d. h. doch wohl als altfranzösiseh bezeichnet,
sind aecolee affaiter agrier courre empreindre engigner (d. h.
engeigner) epreindre estree feal feaute gaudir geindre lai lambel
olifant pourvoyance senestre, fälschlich nicht durch den Druck
markirt ist z. B. lunage etc. etc. etc. Durch Druckfehler verfälscht
sind deintet flagelle dispenser marche marque etc.
Das sind in Kürze die Hauptausstellungen die ich zu machen
habe, und die Hauptunterschiede die meine Arbeit von der seinen
trennen. Theoretisch habe ich ni chts erneuert, sondern nur einer-
seits exaeter und consequenter durchgeführt was Herr Brächet
geplant hatte, andererseits die Grenzen ein wenig weiter gedehnt
als er getan. Schriebe ich also sein Werk so würde ich dem
hier Auseinandergesetzten zufolge alles was ich für irrig und
nicht gültig halte, selbstverständlich fortlassen d. h. abgesehen
von allem was er selbst für null und nichtig erklärt, alles Alt-
französische, alle Declinationsreste, alle Composita und die ein-
zelnem hier erwähnten Irrtümer. Statt dessen aber würde ich
ans den Anmerkungen viel Material verwerten; nicht alles, doch
riel von dem was Brächet selbst noch für fraglich erklärt z. B.
}ois buche; buter bouter; itain tain; chaire chaise; mie amie;
mrt par; bruire rttgir; tourte tarte. Anderes freilich, sogar in
len Text verwebtes, das- ihm sicher scheint, würde ich als mir
C. Michaelis. 13
S: •«-
195
assignare: assener assigner
assopire: assouvir assoupir
augurium: heur augurt
augustus: aoüt auguste
aureola: lortot aureole
auricülarius : oreiller auriculaire
auscultare: ecouter ausculter
axillai aisselle axille
baeca: baie bague
badantem: bayant beant
balneum: bain bagne
bancus: baue banque
bandaria: banniere bandiere
banditus: bannt bandit
barcarolla: barquerolle barcaroüe
barica: bärge barque
bastita: bätie bastide
bastonnata: bätonnee bastonnee
bellum: beau bei
ben edicttis : benet benit beni benoit
bilancem: bälance bilan
birrettum: barrette beret
bttumen: beton bitume
blanka-etta (dtsch.) : blanchette
blanquette
blaaphemare: bldmer blasphenier
blockhaus (dtsch): blocus block-
ham.
bor den (dtsch.): broder border
bözen (dtsch.): buttr bouter
brigata: briguee brigade
bulgetta: bougette budget
bulla: boule bulle bill
buwisc (dtsch.): bois buche
buwisc-etta (dtsch): bouqnetbos-
quet
bot . . . bod . . . bondin pudding
caballarias: Chevalier cavalier
caballicata : chevauchee cavalcade
zaballu8: cheval cavale
zadtntiai chance cadence
zälcare: cächer cdlqiter
calceus: chausson calecon
Calicut: calicot Calicut
calJosns: galeux callenx
calmare : chömer cahner
camerarius: chambriere camerier
camerata: chambree camarade
camerare: cambrer chambrer
campania : campagn e champagn e
Campus: champ camp
canacula: Canaille chiennaille
canalis: chenal canal
Cancer: chancre cancre Cancer
canicula: chenille canieüle
canonicus: chanoine canoniqite
cantata: chantee cantate
capanna: cabane cabine Cha-
vannes
capitale: capital captal cheptel
capitaneus: capitaine capitan
capitellus: cadeau chapiteau
capitulare: chapitrer capituler
capitulum: chapitre capitoul ca-
pitüle
caponem: chapon capon
cappa: cappe chappe
capreolus: chevreuil capreole
capsa: caisse chdsse casse
captivu8: chetif captif
caput: chef cap
carbonata: charbonnee carbonnade
carbonem: charbon carbon
carbunculus : escarboucle car-
bouele
caritatem: cherte charite
camarium: chamier camier
caronia: charogne carogne
carricare : charger carguer char-
rier charroyer
cartularium : ehartrier cartulaire
casa: chez case
castellettum : chalet chdtelet
castellum: chäteau castel
castratus: chatre castrat
catafalcus: echafaud catafalque
catena: chaine cadbie
cathedra : chatre chaise
causa: chose cause
cavea: cage gabie
13*
fireper cruiper
"Ö^*tl**w" 1 *« croate
"eiatkJBtkroiaie eroisadt
&«<Rcdm CO« COM
•rÄlugli^l gourde od- cOMfA
■ " /:j: cifCMt-Wte
~_TCmmMm* cumt<Ier
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_..£ coZandre cyKnirc
JiSgrdaHe dactyle
T '* a 'dorie dorade eldorade
dichiance decadena
\Hichtt deckoit
doyemie dicanat
dedicaces ducatsti
: devier dtvoytr
deleclant dilti tanli
dilti dilieat
denier denairt
... dentier dentairc
&<&*■&: dinue äenude
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digitale
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&hJ£«K!£ dilayer diiattr
fs'diluge diluvium
197
diouann: divan douane
directus: droit direct
discus: dais disqtie
dispensare: depenser dispenser
districtus: detroit district
diurnäle: Journal diurnal
diurnum: jour diurne
divinus: dtvin divin
divisare: deviser diviser
domin a: dame duegne
dominicella: demoiseüe donzeih
dominus: dame dorn
dotare: douer doter
draconem: estragon dragon
ducatus: ducke ducat
ducem: duc doge
ductilis: douitte ductil
duo: deux duo
elephantem: olifant elephant
episcopatus: evechi episcopat
epistolarium: epistolier episto-
laire
ericius: kirisson oursin
exaltiare: exaucer exhausser
examen: essaim examen
excappata: echappee escapade
exfoliare: effeuiller exfolier
exhalationem: exhalaison exha-
lation
explicatus: eploye explique
explicitus: exploit explicite
expressus: expresi express
exprimere: epr^indre exprimer
exquadra: equerre escadre es-
couade Square
exsuccare: essuyer essucquer
fabrica: *forge fabrique
facticius: faßtise f Stiche
factionem : fa$on facHon fashion
factum : fait factum
fagina: faine fouine
falcare : faucher falquer
fäller e : faillir fattoir .
fatuus: fade fat .
feria : fofa ferie
ferocem: farouche ftroce
fidelis: feal fidele
fidelitatem: f haute fidtliU
filatorem: fileur filateur
fUtrum : feutre filtre
flagellum: fleau flageUt
flagrare: flairer fleurer
flammantem: ' flambant flammant
flebilis: faible flebile
florere: fleurir florir
fluctuationem : flottaison fluctua-
tion
focacia: fouace fougasse
f Ollis: fou fol
foras: fors hors
formatus: forme format
fortiatus : force forcat
forum: für for
fragilis: freie fragile
frictionem: frisson frictum
frisk (ahd.) : frais fresque
fuga: fuie fugue
fusionem: foison fusion
gabala: cabale gab eile
gab ata: jatte joue
gaudere: jouir gaudir
gaza: gaze Gaza
gehenna: gene gehenne
gemelli : jumeaux gemeaux
gemere: geindre gemir
graecas: grieches gregnes grec-
ques
granata: grenee grenade
gravis : grief grave
güla: gueule goule
hebdomadarius : hebdommadier
hebdömmadaire
hecticus: hectique etique
hemina: mine hemine
heredictarius : heritier Mredi-
taire
hispaniolus: epagneul espagnol
hominem: homme hombre
hora: or heure
hospitale: hotel höpital
:•-•:
*
|iBߧKS!?w Uvraison libhralim
'tt'^^.^ISien Haue
I Ca(«i™»«i haison ligatim
ulmJ^ 15*"" Ugatmn
§m_ß^k*?t>>: laiche liehe
-»Öi>:^'®r.ä-:.
tnocufc
jjiai tre magieter
■«" "b 1 " " w flt ' s '*' ' «lOäfi'eiraJ
"'"" *" '"■M^r mande Mandat
*:3jj3emeÄe tnani'gue
.) : marcft« matjut
marfeau martd
mäcker mattiquer
iadere mattere
marguülier matri-
eulaire
mächelier maxiHairt
mögen median
(Bit medium
liae mense
mercuriel metwrial
")naille midaitle
millieme millisime
meneetrel iiiimsU-
riel
mitier minütere
_ te mirntie
ZiffisMifijg'mcta mü mesg man
t"S**^5*^(iHWe mobile
Z*fjjti2g§8~-&»'Oule tiioä'tffe
199
molaris: meüliere molaire
mollis: mou mol
monasterium: montier monastere
morsellus: morceau museau
movere: mouvoir mouver
muscata: musquee muscade
musculw: moule muscle
natalis: noel natal
nativus : natf natif
navigare: nager naviguer
niger: noir negre
novella: nouvelle riovelle
numerariu8 : nombrier numkraire
numerus: nombre numero
nutritionem: nourrisson nutrition
nyck (dtsch.): niche nique
oblata: oublie oblat
officiälis: ofßeiel officiäl
opera: oeuvre opera
operare: ouvrer operer
orbitaria: orniere orbitaire
Organum: orgue organe
ossifraga: orfraie ossifrague
ovum: oeuf ove
pala : pale pelle
palatinus: paladin palatin
palma: paume pälme
palus: pieu pal
panata: panee panade
pannum: pan pagne panne
papilionem: pavillon papillon
papyrus: papier papyrus
parabola: parole parabole
paragraphus : parafe paragraphe
parata: paree parade
paradisus: parvis paradis
partem : par part
partialis: partiel partial
passata: passee passade
pastillus : pastel pastille
patella: poele patelle
pauset: pose pause
pedonem: peon pion pedon
pensare: pariser peser penser
pensum : poids pensum
persicum : presse peche per 8 perse
persique
pe alum: poele petale
Petronilla: perronnelle Petronille
phantasticus: fantasque fantas-
tique
pietatem : piete pitie
pigmentum: piment pigment
pilata: pelee pelade
piperata: poivree puree poivrade
pituita: pepie pituite
placere: plaire plaisir
placet: platt placet
placitum: plaid placite
plana: plaine plane
planus: piain plan piano
plata : plie pl'ate
platanus: plan platane
plicare: plier ployer
podagrum: pouacre podagre
polypticum: pouille polyptique
polypus: poulpe pieuvre polype
pommata: pomw.ee pommade
porticus: porche portique
potionem: poison potion
praebenda : prebende provende
praedicatorem: precheur predi-
cateur
praestus: pret preste
precaria: priere precaire
prellender e: prendre prehender
prehension em : prison prehension
presidentia : presiance presidence
primarium: pr emier primaire
probabilis: probable prouväble
procuratoremt promreur procu-
rateur
Providentia : pourvoyan ce provi-
dena
provincialis: provengal provincial
psalterium: psautier psalterion
p ulsativ um : po ussif p ulsatif
punetionem: poincon punetion
puncluare: pointer ponetuer
pyxidem: boite buste
201
species: epxce espece
speculum: speculum espiegle
spinula: epingle spinule
spiritus: esprit spirite
stagnantem: Uanchant etagnant
stagnum: etain tain
stallum: Hau Hai stalle
staticum: Hage stage
stipuia: Heule stipule
stipulare: Hioler sttpuler
strata: estree estrade
strictus: itroit stricte
stuppa: Hoffe etouppe
subvenire: souvenir subvenir
suctionem: sucon stiction
summarium: sommier sommaire
summutn: son somme
super anus: souverain soprane
superearrica : surcharge subre-
cargue
superfinus: surfin superfin
8upersaUus: sursaut soubresaut
Burgere: sourdre surgir
suspicionem: soupcon suspicion
tabula: töle table
tac ... : attaquer aitacher
tactus: tac tact
täleata: taillie taxilade
top... : tapon tampon
taxare: tdcher taxer
temperare: tremper temperer
tenorem: teneur tenor
tensionem: tenson tension
tepidw. tiede tepide
Territorium: terroir territoire
tJieriaca: triaque theriaque
thyrsum: trou thorse thyrse
tibia : tige tibia
tin . . . : tonneau lunnel
tympanum:
umbilicus:
ungulatu8 :
toeare: toucher toquer
tonsionem: toison tonsion
torcta: tourte tarte
torgoman (ar.) : drogman truche-
ment
tostus: tot toast
traditionem: trahison tradition
Troja: trtue Trme
trovatorem: trouveur troubadour
timbre timbale tym-
pan
nombril ombilic
ongle ongule
unionem: oignon union
ttpupa: houppe huppe
vagina: gaine vagin
valentem: vaillant valant
vallis: vau val
Variola: virole variole
ventosa: venteuse ventose ven-
tottse
vermicelli : vermisseau vermiß
celles
viaticum: voyage viatique
vicarium: viguier vicaire
vidua: vide veuve
vigilantem: veillant vigilant
vigilia: veille vigile
viTla: ville vitta
vipera: guivre vipbre
virga: verge vergue
virtuosus : vertueux virtuose
vitrum: verre vitre
vocalis: voyelle vocal
voluta (volvita) : voüte volte
votare: vouer voter
votum: voeu vote
warantus: garant Warrant
Nachträge zu den B r ach ef sehen Doubletten.
ique abacus abaco
ouber a- od. en- dauber
icher affiquer
iu acut
aise
agxo
allig ator
le lezard
altier
autel
arsenal
darse od. dar sine
I
202
asti od. astic ei teque estache esta-
que
asteile atelle esteille Helle
aval
avis
avit8ter
azimut
balustre
bard
bärge
basin
beige
besaigüe
btssetre
bitarde
a vau
aviso
ajuster
eenit
balauste
biere
berge
bombasin
bis
bisaigle
bissexte
outarde
bol zu boule etc.
boucke
bout
boute
boutee
braques
bref
brier
brille
broquette
brosser
bouque
but
botte
boutade
brasses
brief
broyer
berylle
hrochette
brousser broncher
brou (alt brovst) brosse
bruit rat
brusc rucke rouche
büffle bubale
busc zu bois etc.
cahute
cajute
caillou
calcul
cal
calus
calee
calade
calibre
garbe galbe
cantonnee
cantonnade
cape zu cappe etc.
capse zu caisse etc.
carapa^e caparacon
carbouille zu carboncle
carnaire zu carnier
carme (alt carne) zu cahier
carre cadre cadrat
casson caisson
catel zu capital
catir
icatir
chäble
chableau
chair
chamarre
cacher
icacher
cdble
combleau
carne
cimarre samarre st«
chanceau
chand
chane
chassee
chevalerie
chever
chiche
choc
marre
chancel cancel
marchand
canne
chassade
cavalerie
caver
chique
chouq
ceintre cintre chaintre
ceintrer ceinturer
ceneJle zu Cochenille etc.
censal od. sens. od. sans.; censuel
cerche od. cerce; sarche cercle
cepe ceps zu cep etc.
cloitre clostre
coucourde zu cöurde etc.
coude cubitus
couffe couffin zu coffre
courte couette coutil
coule cuculle
coulon colon colombe
couteau coutel coutiUe
cramaillier cremailliere
grampe grappe
scrcclle (sarcelle)
crido
groupe
cruzade zu croisee etc.
delivrer deliberer
duit doit duis
echandole essandole escandok
echappade zu escapade
echaume echome escaume; scafo
echee escape
ecoue ecatide
ecoute escot
ecroter ecroüter
crampe
crecelle
crois
Croupe
r^
203
embrassee
embücher
embrassade
embusquer
encoquer
eneocher
gambade
jambee
euere
encaustique
gambe
jambe
enduisson
i
induction
gargouille
gringole
enfeutrer
infiUrer
gargousse
cartouche
enfilee
enfilade
garite
guerite
engurer
enjouer
gave
cave
kpais
spisse
givre vivevivre vouivre zu guter e
epuchette
epuiseite
glai
glaive
erene
esrene
glaieul
gladiole
erigne od
•
gorge
gour
erine
araigne
greguesque gregeois gregou grigou
crisson zu
heiisson etc.
grisou grieu
erree
errata
gresil
groisil
errer
i
iterer
grisiller grediller zu griller etc.
e8cabeau
8cabellon
griffee
griffade
escope ecope escoupe echope
grille
gril
espar espart epart od. epare od.
griper
grimper ramper
■
epars
grogner
gronder
€8quiere zu equerre etc.
grou
gru
estagnon zu etain tain
groom
gourme
estaim od.
etaim, estame, estrain
grvmel
grumeau
, estan od.
estant Haut
guerlande
guirlande
estan gue od. que estangue etrangue
guimaux zu
jumeaux etc.
I
stangue
häbler
fabuler
L e*ter od.
estere od. esterre zu
harde
farde
euer
harpe
herpe
estere
störe
hirondelle
arondelle
esioc etoc estau Hau
hotte
hutte
? estou od.
Uou zu etal Hau
houatte
ouate
\ estriviere
ttriviere
houle houille oule oille
itampe
stampe
houx
housse
etamper
estamper
immeüble
immobile
etance estance estan da
infibuUr
affubler
etoupee
etoupade
intriguer
entriquer
üoujfee
et ou ff ade estouffade
ivraie
imbriaque
fanse
fasce
jalet
galet
fetue
fetuque
jaseran
algerien
~ feu
fougue
jujube
gingeole
zelle
finchelle
jotte zu jatte joue
oche
floc
laburne
aubour
WCC8
forpex
lame
lamne lamine
risque zu
fresque frais
lame
lamine
tmer
humer
lamper
laper
fumeur zu humeur etc.
galantine gelatine
Ilf«'
«igfra
;i;j. ••
I
:li:l:
205
payelle zu poek
p eigne pectini
pilerin pirigrin
pelu poilu
pene pele
pennonceau ptnoncele panonceau
penon
piffre
pileux
pinceau
pincee
plant ee
pennon
fifre
peloux
pbiicille
pincade
plantade
platte, piastre emplätre
pH plique
pluche peluche
poche poque
pochte pochade
poix pegle
ponceau poncel pontustau
potiger iponger
ponte point
preux prou
quennon canon
rat rais rate radius
rate rate
raire rader
raire braire
rais zu ras rez
reoours rebrousse
recevant
rieipient
recueillir
recolliger
ricolte
recollet
redorte riorte retorte
refui
refuge
rigalee
rigalade
relayer
relaisser
revenger
revendiquer
ridieule
riticule
rincer
rechinser
langer
ruminer
Aier
sabulaire
Ido zu
solide
mglee
sanglade
•tinie
satinade
ilUe
sigiTlee
secouie secouade
seculier siculaire
serge sirique
serin guc springe
Service servis
seul solo
sifflie sifflade
sigle seille sceau
singler zu cingler? od. silier?
sor säur
sort sorte
soufletie soufletade
tablier tabulaire
tdche taxe tasque taux
tacque taque tache
taie theque
targe tarque
taule zu table
taupier talpier
tausser zu taxer tacher
tinie tinia
terrie terrade
titre tilde
tirie tirade
toillette tellette
toit tet
toquie toccate
torche torque
tordre torquer
tordu tortu
torsee torsade
torser trousser
tout totbn
trailler tirailler
trangle tringle itringle
transe transit
trimie tremue
tronc tronce tronche
trop troupe
trottee trottade
tronille truil
tuile teuque od- tuque tigide
tulipe turban
turbe toitrbe turf
vaguer vaquer
207
covado
cubito
lindar
limitar
craveja
caravelha zu cavilha
lista
listra
clavicvJa
loncainha
loucania
cris
eclipsis
lua
luna
cronha zu
coroa coronha
luar
lunar
cunho
euneo
lugar
local
curtello
cutel
mandado
man dato
chaca
caca
margear
marginar
chapa
champa
matinas
matutinas
degredo
decreto
medrar
melhorar
desar
desaire
menestrel
ministril
desfeito
desfecho
menfesto
manifesto
dicha
dita
mester zu mister ministerio
facha
facula
mestrado
wagistrado
facha
faz
mi8to
mixto
Fagundo
facundo
mochar
mxitüar
fäina
fachina od. f angin a
moganga
mogiganga
farrä o&.ferrä od.farrem,farragcm
molho
manolho manojo
febre
flebil
molleza
mollicie
fecho zu feito facto
moto
movito
feicäo
faccäo
muslo
musculo
feita
fecha
noas
nonas
feitico
facti cio
nö
nodo
fevera zu .
febra fibra
obrea
oblata
feveroso
fibroso
orago
oraculo
fieldade
ßdelidade
ordenhar
ordenar od. ordinc
filtro
feltro
orclha
orilha
fita
finta
ornado
ornato
fiux
fluxo
pasquin
pasquino
fragoa zu
forja fäbrica
patroa
patrona
furna
forno
paräo
parano
gema
gemma
paoio zu papel papyro
gemeo
gemino
paxoeiro
passionarto
gola gutta
gula goles
pelcgrime
peregrino
guarida guarita od. gurita gorita
penäo
pendäo
guimalda
grinalda
pendencia
penüencia
gnme
acumen
pesebre
presepio
hombreira
himerario
pevide
pituita
intrigar
intrincar
plazo prazo
pleito placito
iardo
jaldc
pocäo
peconha
xdinho zu ladin o latim
polpo poUo
polypo
vgoa
lacuna
porea
piverada
iame
ligainen
potro
poldra
iar
ligar
poupar
palpar
itnoada
limonada
p msar
pansar
208
pritiga
pertiga
sengo
seneea
quadrilha
quadrioula
senhor
senior
ralar
ralhar
singel
singelo
ranco
rancido
telha '
tecla
ras
raso
tomoro od.
redondüha
redondella
tomboro
tumulo
relha
regra
trebelho
trabalho
revesso
reverso
trato tracto traut a od. treita trecho
rölo zu rolho roiulo
treta traue
salgueira
salicaria
unha
ungulq
sarrilha
serrilha
vagem od. bagetn od. bage. barnha
sartä od. sai
täa sartaem od. sar-
vagina
tagem sartem
magern
viatico
seio
seno
vigoso
vicioso
Aus dem spanischen Wortschatze habe ich, wie schon ge-
sagt ward, gegen 4000 Scheideformen aufgesammelt, denen un-
gefähr 1700 Etyma entsprechen: die genaue Zahlenangabe kann
ich, da auf dem Felde der Etymologie, auf dem diese Aufstel-
lung und Anordnung der Scheidetruppen vor sich geht, jeder
Schritt ein unsicherer ist, da man fortwährend gezwungen ist
umzuändern, sowohl vermindernd als vermehrend 1 , erst ganz am
Schlüsse, wenn weiteres Aendern mir unmöglich ist, in einem zur
leichteren Orientirung und Uebersicht alphabetisch geordneten
Verzeichniss aller vorher genannten Scheideformen geben. Dass
nun ihre Zahl selbst die der französischen so bedeutend überragt,
möchte meinen Kritikern zunächst, wie auch mir selbst, als Folge
einer zwar verzeihlichen weil unvermeidlichen, jedoch tatsäch-
lichen Parteilichkeit, als Folge eines zum Zwecke dieser Einzel-
arbeit vorgenommenen tieferen Versenkens in nur einen, den
spanischen, Teil der Romania erscheinen. Jedoch, da der Unter-
schied in dem durch Differenzirung erworbenen. Besitze beider
Sprachen so gross ist dass der spanische fast zwei Mal so schwer
wiegt als der französische, so möchte das jetzige Verhältniss,
wenn es natürlich auch nicht ganz unverändert bleibt, es doch
in dem Hauptpunkte bleiben dass das spanische ein plus vor
dem Französischen voraus hat. Die vom Volke ausgeübte
Differenzirung, überhaupt seine ganze Selbsttätigkeit ist von
der spanischen Scriftsprache mehr respectirt und anerkannt
worden als von der französischen die des alten Populären noch
ungleich mehr als schon das Spanische verworfen hat; hin-
209
gegen, oder gerade darum, ward das Französische viel reicher
als das Spanische mit mots savanis versehen. Die Klasse welche
sich nur aus populärem Eigentum zusammensetzt, ist also hier
die reichere; die welche durch gelehrte Einführungen entstand,
ist es dort. Uebrigens muss man annehmen dass auch im Fran-
zösischen die populären Zwillingsbrüder sehr vieler bis jetzt nur
in ihren gelehrten Vertretern bekannter Worte noch in ablegneren
Winkeln, im Munde der Handwerker und Bauern, fortleben. Die
Summe der wirklich verlorenen Latinismen wäre sonst unver-
hältnissmässig gross. Jene aber werden mit den sie ersetzenden
mots savants noch manches 'Scheidepaar ergeben.
Was die Einteilung und Anordnung meiner 4000 spanischen
Formen betrifft, so entspricht sie, wie aus den obigen Auseinander-
i Setzungen erhellt, in ihrem Grundzuge d. h. in der Sonderung
und Gruppirung aller Beispiele zu drei Hauptschichten Herrn
Brochetfs System.
Die erste dieser Hauptmassen umfasst mehr als 1500 in
zwei oder mehrfacher Gestalt vom Volksmunde aus einem Etymon
heraus entwickelte Formen, ist also nicht nur wie ich früher
sagte qualitativ, sondern auch quantitativ die reichste. Scheid e-
formen volkstümlichen Ursprungs,
Die zweite umfasst gegen 1500 Beispiele in denen eine oder
mehrere populäre Formen einer anderen gelehrten gegenüber-»
stehen. Scheideformen gelehrten Ursprungs.
Die dritte umfasst zwischen 500 und 700 Beispiele in denen
eine fremdsprachige Form einer oder mehreren Popularbildungen
oder einer gelehrten Bildung gegenübersteht. Scheide formen
ausländischen Ursprungs. S. oben p. 118.
Die Specialeinteilung dieser drei Arten von Scheideformen aber
ist bei mir eine ganz andere und musste eine ganz andere sein.
S. oben p. 146 ff. Sie ist sehr viel mannichfacher, sehr viel mühsamer.
Denn während sich im Dictionnaire des Doublets die erste Klasse
(meiner zweiten entsprechend) auf vier Unterabtheilungen beschrän-
ken konnte (§ 1 Persistance de VAccent laiin. § 2 Suppression de la
Voyelle breve. § 3 Chute de la Consonne mediane. § 4 Suß
fixes latins); die zweite auf eben so wenige (§ 1 Debris des an-
dern Dialectcs. § 2 Bestes de la d&clinaison fran$aise. § 3 Con-
fusions grammaticales. § 4 Formations inconnues), die dritte auf.
C. Michaelis. 14
210
drei (§ 1 Douldeis d'originc italienne. § 2 Doublets d'origine
espagnole. § 3 Doublets d'origine anglaise), musste ich um der
bunten vielfarbigen Realität treu nachzugehen, wozu die Exempli-
ficirung durch Doppelformen mich zwang, die erste Klasse in
58, die zweite in 45, die dritte in 7 kleinere wieder in sich
mehrfach geschiedene Ganze zerlegen. Und mit dem Auffinden neuer
Beispiele werden sich noch neue Paragraphen ergeben, da noch durch-
aus nicht für alle Arten, von Doppel formen die kraftvolle Nach-
kommenschaft derScheideformen nachgewiesen ist. Herr Coclhohti
bereits, indem er 600 port Formen in 14 Rubriken einordnete,
als Mittler gezeigt dass jene frz. Kategorien für eine der an-
deren romanischen Sprachen nicht ausreichten. Ich meines Teils
zeige dass sie für eine weitere auch nicht passen, und bin der
Ansicht dass sie für keine als nur die frz. ausreichen. Die
Trias Italien, Spanien, Portugal steht auch hier geeinigt Frank-
reich gegenüber.
Das Princip meiner Klassification erklärt das Folgende:
Wenige Wörter bleiben auf ihrer räumlichen Wanderung
von Nation zu Nation, oder auf ihrer zeitlichen von Jahrhundert
zu Jahrhundert unangetastet; die meisten müssen Umgestaltungen
erfahren; uud nur in diesem letzteren Falle ist doppelte oder
mehrfache Vertretung möglich. Die vom Grundtriebe aller Sprach-
entwickelung, vom Bequemlichkeitstriebe, der Lust die Arbeit des
Sprechens zu erleichtern, bestimmte Grundrichtung aller Umge-
staltungen ist Erleichterung, Schwächung, Trübung, Verwitterung
der Laute, durch das Erschlaffen der Articulation hervorgerufen.
Der normale Lautwandel wird also überall Erweichung, Verflüch-
tigung, Schwinden der Laute, kurz eine Herabsetzung des mate-
riellen Wortwertes erzeugen. Jeder Wandel aber welcher durch
tatsächliche Verstärkung und Hinzufügung von Lauten, durch
Vergrösserung also des materiellen Wortwertes, den Schein auch
einer Erstarkung der Articulation, einer Bewegung der Sprache
in entgegengesetzter Richtung hervorruft, gilt für abnorm. Schein
ist dieses Erstarken zumeist: das Verfahren der Prothesis und
Epenthesis z. B. beruht in Wahrheit fast immer auf dem Ver-
suche schwere Lautverbindungen leichter sprechbar zu machen
und ist also nichts anderes als eine verschiedene Aeusserung jenes
selben Bequemlichkeitstriebes. Oft hingegen kann der Deutlichkeits-
211
oder Differenzirungst rieb (s.p. 16), der dem Bequemlichkeitstriebe ent-
gegenarbeitet, stärker als dieser sein und wirklich positive Kräf-
tigungen der Articulation , positive Lautsteigerungen und Wort-
vergrösserungen hervorrufen. Die altindogermanischen Sprachen
sollen von solchem Wachstum nichts wissen (s. z. B. Curtius^
Grandzüge, Schlusskapitel); die romanischen wissen unbedingt
davon. Dass z. B. eine Media Tenuis wird, ist wenn auch nichts
häufiges, so doch nichts unerhörtes. 'Und wer will behaupten es
sei blosse Verwitterung und blosse Bequemlichkeit wenn der
Spanier von coro (chorus) das cierto nümero de gentc que se
Junta para cantar, regocijarse, alabar 6 celebrar alguna cosa
bedeutet, corro abzweigt um ein grösseres und lärmenderes Zu-
sammenlaufen von Menschen, el cerco que forma la gente para
kablar, zu bezeichnen? Aehnlich wird pandura panduria zu pan-
durria. Wer kann leugnen dass es ein mit Erstarkung des
Sinnes verbundenes Erstarken der Laute ist? Ebenso die Pro-
thesis z. B. eines b vor r, die Verwandlung von raucus in bronco ?
oder der Einschub von r nach g und b wie in gröndola, bre»
iönica brüjula? oder auch diejenige Art der Metathesis welche
ein r des Inlauts in den Anlaut verlegt wie z. B. in brivisco
für biblisco, in brimbillada für brimillada aus mermelada (von
melimelum), in trueno estruendo aus tonitrum? Nicht nur ma-
terielles Erschlaffen der Laute, und ideelles Erschlaffen des Sinnes,
sondern Erstarken beider kommt vor; nicht nur der Bequemlich-
keitstrieb, auch der Deutlichkeitstrieb, nicht nur Assimilation,
auch Dissimilation spielte bei der Gestaltung der romanischen
Sprachen eine Rolle. Die entgegengesetztesten Lautwandlungen
kommen vor, ja man kann sagen dass wenn ein Laut sich nach
einer Richtung hin, die naturgemäss die Richtung abwärts zur Schwä-
chung hin ist, bewegt, auch nach entgegengesetzter Seite hin ein natür-
lich viel spärlicher betretener Weg gebahnt wird. Man braucht
nur Schuchardfs VoJcalismus des Vulgairlateins zu öffnen um
dies bewahrheitet zu sehen. Von zwei von einem Punkte aus-
gehenden Richtungen kann aber nur die eine vorwärts die an-
dere rückwärts gehend genannt werden. Und wer also zugiebt
dass der Ausfall von n und r vor s, oder von r hinter jeder
anderen Consonanz , dass der Uebergang von b zu m, von b zu v, dass
der Abfall eines h vor Vocalen, der Abfall von b und g vor r
: 14*
212
oder Z, und von s vor jeder Muta, dass derEinschub von parasiti-
schen Lauten z. B. von b nach rw, von d nach l oder n eine
Erleichterung für das Sprechen ist, der muss zugeben, dass dann
das Umgekehrte, der Einschub von n vor s, oder von r an jeder
beliebigen Stelle im Worte, dass der Uebergang von m zu &,
von v zu b, dass Prothesis eines k vor Vocalen, Prothesis von
b oder g vor r, von 5 vor einer Muta, dass das Ausstossen
eines b nach tw, eines d nach Z eine Erschwerung für das
Sprechen ist. Was die Organe einmal vermeiden weil es Mühe
kostete, können sie doch ein ander Mal nicht darum suchen weil
es keine Mühe kostet. Ist es eine Erleichterung für den Spanier
statt lumbus lombus lomo zu sagen, so ist es keine Erleichte-
rung für seine Organe statt domus dombo zu sagen. Ist es eine
Erleichterung statt pennula (von penna) pindola zu sagen, so
kann es keine sein, wenn statt petidol d. i pendulus penol gesagt
wird. Pcsar aus pensar ist eine Erleichterung. So muss wohl
zonzo aus soso (d. i. insulsus) Erschwerung sein. V steht als
Halbvocal unbedingt unter b ; die zahllosen Fälle in denen latei-
nisches v im Spanischen zu b ward (balumba volamen; boda vota;
bclorta vilorta; barrena aus verrina veruina; barmcco aus Ver-
ruca ; bcleno aus vencnum etc. etc.), haben hierin also Erstarkung
erfahren; kurzum, von zwei derartigen Lautübergängen ist nur
einer wirklich dasjenige w T ofür man beide erklären möchte, der
andere das directe Gegenteil — , wenigstens mit alleiniger Rück-
sicht auf den vereinzelten, Einmaligen, dabei vollzogenen Actus
der Organe. Das Entstehen all jener erhärteten oder erschwerten
Formen, z. B. das Entstehen von dombo zu einer Zeit wo man
noch neben lomo lombo, neben limo limbo sagte, mag in seinen
letzten und eigentlichen Motiven auf Bequemlichkeit, auf träges
Verwechseln, auf irrtümlich an falsche Stellen gesetztes Hervor-
bringen der so und so oft nach lateinischem Vorbilde recht be-
nutzten Lautverbindung mb zurückzuführen sein; die Tätigkeit
der Analogie (s. oben p. 28) mag angesehen werden als diene
sie durch Mehrung der Deutlichkeit doch eigentlich nur der Be-
quemlichkeit : trotzdem bleibt es wahr, dass die Articulation
nur im einen der beiden Fälle erleichtert, im andern erschwert,
dass also Verwitterung etc. etc. nur im einen und nicht im an-
deren konstatirt sein kann. Zugegeben dass der innere Grund
^
213
stets jener eine ist, muss ich dennoch, da wir hier nur seine
äusseren Folgen zu betrachten haben, sagen, dass die ver-
schiedenen Umgestaltungen welche die Wörter bis zu ihrer voll-
kommenen Hispanisirung erfuhren, die Quantität des Materials
aus dem sie gebildet sind — wenn es erlaubt ist Zahl und Summe
der einzelnen Buchstaben als solches zu kennzeichnen — entweder
I. unverändert liessen; oder
IL sie verringerten; oder
III. sie vergrößerten.
In die letzten beiden Fälle ist eine Veränderung, Erniedri-
gung oder Erhöhung, des Wertes und Gewichtes, der Qualität
des Wortganzen mit einbegriffen; in den ersten nicht unbedingt,
obwohl sie mit der Veränderung der einzelnen Buchstaben Hand
in Hand zu gehen pflegt.
Im ersten Falle (I), d. h. wenn die Zahl der konstituiren-
den Buchstaben dieselbe bleibt , können diese durch andere .Laute
auch dergestalt vertreten werden, dass a) ihr Gesammtwert trotz
des eingetretenen Stoffwechsels dennoch derselbe bleibt; oder b)
so dass er herabgesetzt; oder c) so dass er erhöht wird. Das
erstere ist sehr selten; doch kommt es vor, so dass die Worte
welche ohne Abzug und Zusatz von Lauten, Veränderungen er-
fuhren, wiederum in drei getrennte Ableitungen zerfallen. Quan-
tität nebst Qualität bleiben dieselben wo die Elemente der Mi-
schung dieselben blieben und nur in der Art der Mischung d, h.
in der Aufeinanderfolge der Buchstaben irgend eine Neuerung
eintrat, also bei Metathesis; und würden auch da dieselben
bleiben wo blosse Accentversetzung einträte. Doch begnügt sich
mit ihr allein die Sprache selten; fasst überall wo sie stattfindet,
bedingt sie anderweitige Wandlungen, oder wird noch häufiger
erst von ihnen bedingt, während Buchstabenversetzung nicht selten
zur Popularisirung eines Wortes ausreicht. Quantität und Qua-
lität bleiben auch da so gut wie unverändert, wo der tonlose
Auslautsvoeal, der oft zwischen o und e, und a und e hin und her
schwankt, mit jedem von diesen zweien einen bestimmten Sinn
in Einklang gebracht hat. Die Versuchung liegt nahe zu den
wenigen diese drei Paragraphen fallenden Worten noch viele von
denen als an Wert unverändert, hinzuzuzählen welche sich durch
weiter nichts als durch verschiedene accentlose oder accentuirteVocale»
214
oder durch verschiedene, jedoch nah verwandte Consonanten von
einander unterscheiden; die Versuchung liegt nahe den Wechsel
von a und e, a und o, e und i und ie, o und u und tte; von r und l und
n und m, von s und *, von z und,;, von j und cä, vonj und y und j
und ZI, von Z/ und n, d. h. den Wechsel von Bachstaben die in
der Tat fast gleichgewichtig sind, noch heute vom Munde des
gewöhnlichen Spaniers mit schrankenloser Willkür durcheinander-
geworfen werden, und sich so nahe stehen dass sie eben nur
oder doch hauptsächlichst eine volkstümliche Form vor einer
anderen volkstümlichen, nie oder sehr selten aber eine volkstümliche
vor einer gelehrten kennzeichnen, für einen solchen zu erklären
der Gewicht und Wert des Wortes gar nicht modificirt (§ 5 — 30).
Genau genommen ist das aber nicht richtig: sowohl die Yocale
als die Consonanten bilden unter sich eine Skala, weder hier
noch dort existiren zwei welche vollkommen gleichgewichtig
wären. A ist mehr als e und i und o und u; jede Verände-
rung von a her ist also Schwächung; jede Veränderung zu a
hin ist Steigerung; r ist stärker als l; m ist stärker als n; ein
explosiver Momentanlaut ist mehr als ein fricativer Dauerlaut,
darum ist es Schwächung wenn k zu g, wenn g zu j und y und
ä, wenn t und d zu z oder s, wenn b zu v oder m wird. Ein
Guttural ist mehr als ein Palatal Lingual Dental und Labial,
darum ist es Schwächung wenn Je zu ch oder f, g zu d oder b
wird; Teaues sind mehr als Medien, darum ist es Schwächung
wenn ifc zu #, t zu d y p zu b und / werden. Das umgekehrte
ist natürlich Steigerung; von Gleichgewicht nicht die Rede. Und
wenn auch die oben genannten Laute (s und £, j und tf, 11 und
n) an Wert einander ähnlicher sind, so sind sie doch nicht ganz gleich.
Aller Buchstaben aus tausch muss also in die mit b und c bezeich-
neten Eategorieen fallen; in a wie gesagt nur Geschlechts- und Aus-
lautsveränderungen, Metathesis und kaum einige Accentversetzungs-
ftlle. — Doch selbst die Trennung von diesen b und <?, von
Schwächungen und Steigerungen, ist schwierig. Der Wert aller
Buchstaben, allein und für sich betrachtet, mag festzusetzen sein,
obwohl ich bekenne nicht sicher darum zu wissen und viele
Fragen aufwerfen zu können nach deren Beantwortung ich bisher
vergeblich gesucht habe; die Aufstellung einer alle Laute um~
schließenden Skala, welche freilich die Antwort auf noch mehr
215
Fragen als Realität und Praxis wachrufen, in sich enthielte, mag
möglich sein, die Realität wird dennoch complicirtere Fälle bie-
ten, welche mit einem allgemeinen Satze nicht zu lösen sind; und
selbst die minutiöseste Genauigkeit würde mit einem widerspruchs-
losen Ordnen der durch blosse Buchstabenvertretung charakteri-
sirten Scheideformen in jene drei oder zwei Klassen nicht zu
Stande kommen; oder wenigstens auf sehr viele Hindernisse stossen.
Der Uebergang von e zu a ist eine Steigerung; trotzdem aber
kann er, da er zumeist vor r stattfindet d. h. von diesem ihm
wahlverwandten Consonanten hervorgerufen wird, vor dem er
also leichter als jeder andere zu sprechen ist, zu gleicher Zeit
als Erniedrigung und Erschlaffung angesehen werden. Ihn un-
bedingt unter die Steigerungsfälle zu stellen wäre also nur relativ
richtig; ein abermaliges Sortiren je nach der Umgebung daher
eigentlich geboten.
Darum aber weil mit jedem Buchstabenaustausch ein mehr
oder minder grosser Qualitätswechsel verbunden ist, versuche ich es
nicht die oben als a bc angegebene Dreiteilung durchzuführen; und
darum weil die Grenze zwischen Wert-herabsetzung und Wert-
erhöhung schwer zu bestimmen ist und oft oder immer die be-
sprochene Entwickelung eines Lautes nach zwei entgegengesetzten
Seiten hin, im Grunde, was ihr inneres Motiv anbetrifft, gar nicht
eine zweifache sondern eine einfache ist, so versuche ich es auch
nicht die oben angegebene Zweiteilung (b c) durchzuführen. D. h*
ich ordne nicht unter eine bestimmte Ueberschrift diejenigen Bei-
spiele in welchen Entwertung augenscheinlich ist, und nicht unter
eine andere diejenigen in welchen Erhöhung augenscheinlich ist,
sondern ich lasse z. B. alle diejenigen in welchen a und e oder
o und u, oder m und b } oder b p und/, oder s und e mit
einander wechseln ungetrennt beisammen, gleichviel welcher von
beiden Lauten der ursprüngliche und welcher der erneute Laut
ist. Einer von beiden Wegen, der zur Schwächung hin, bleibt
in allen vorkommenden Fällen natürlich der meist, bisweilen
sogar, wenigstens so weit die vorhandenen Fälle einen Platz unter
den Scheideformen verdienten, der einzig betretene. Um welchen
von beiden es sich aber handelt, und welche von den sich ge-
genüberstehenden Formen die älteste ist, ergiebt sich schon aus
der Anordnung; die an erster Stelle stehende ist hier immer die am
216
stärksten veränderte, die au letzter die dem Etymon nächst-
stehende. Dass in dem „Wechsel von b und «*", überschrie*
benen Paragraphen in mandola, bandola bandurria panduria;
mevgala bengala; mielgo bielgo; vedcja madeja; loma loba m aas
2>, in bandibula mandibula aber b aus m entstand, ist also nicht
zu verkennen.
Im zweiten Falle (II), bei Verringerung der Quantität,
d. h. der Buchstabenzahl, haben wir zu unterscheiden ob sie durch
gänzliches Fortfallen von Lauten oder durch Verschmelzung meh-
rerer Laute zu einem hervorgerufen wird.
Geschieht das erstere, schwinden einzelne Laute gänzlich
ohne irgend eine Spur von sich zu hinterlassen, so kann diese
Kürzung dem Anlaut, dem Inlaut oder dem Auslaut widerfahren.
Das Abwerfen des Anlauts, Aphäresis, ist entweder voca-
lisch, oder consonantisch, oder betrifft Vocal und Consonant, ist
also syllabisch (S. oben p. 69.)* '
Das Wegwerfen des Inlauts ist gleichfalls entweder conso-
nantisch oder vocalisch oder syllabisch. Das Schwinden eines
Gonsonanten besteht entweder in Vereinfachung ursprünglicher
Gemination; oder der fortfallende einfache Consonant steht zwi-
schen zwei Vocalen (idus zu io; ivus zu io s. Ausfall von Me-
dien oder Halb vocalen); oder er stand nach einem Vocal vor
einem Consonanten (S. dr gr zu r etc.: cadera aus caiedra en-
tero aus integro), oder nach einem Consonanten vor einem Vocal
(s. cavilla aus clavija; fehle aus fleble). Vocale welche schwin-
den, können erstens zur Vermeidung des Hiatus vor anderen
Vocalen getilgt werden; uarius wird gewöhnlich arius, ero; uns
statt uo nur o. Zweitens können sie zwischen Consonanten ge-
standen haben. Dieser Ausfall tonloser Vocale, Syncope, dem ent-
weder Ausfall eines Consonanten, oder Umstellung, oder Ver-
schmelzung der oft feindlichen und so in unmittelbare Berührung
gebrachten umgebenden Consonanten folgt, ist bei der Neugestal-
tung der romanischen Sprachen von grösster Wichtigkeit gewesen
(S. oben p. 63). Dem Ausstoss eines Consonanten zwischen
Vocalen folgt oft Elision des tonlosen Vocals oder Contraction
desselben mit dem betonten (ronda aus reonda redonda rotunda;
mtustro aus maestro magist r um). Das Resultat ist dann dasselbe
wie in den beiden letzterwähnten Fällen, nämlich Verkürzung des
v 217
Wortes um eine ganze Silbe. Alle drei Arten den Inlaut um
eine Silbe zu verkürzen können daher unter die eine Ueberschrift
„Ausfall tonloser Vocale" subsummirt werden. Diejenigen
Fälle hingegen, in welchen Gemination vereinfacht, oder ein
Consonant, dem ein betonter Yocal vorangeht und ein tonloser
Yocal folgt, getilgt, oder eine Hälfte einer Doppelkonsonanz der
anderen assimilirt oder einfach gestrichen wurde, bilden, weil
von keiner Veränderung in der Silbenzahl des Wortes die Rede
ist, je eine Klasse für sich.
Das Wegwerfen des Auslauts, Apocope, ist gleichfalls das
Aufgeben entweder eines oder zweier Vocale (o a e oder io ia ie),
oder eines Gonsonanten, oder einer ganzen tonlosen Silbe.
Geschieht das letztere, verschmelzen zwei Laute mit einander,
so sind drei Möglichkeiten vorhanden: erstens die dass Yocal und
Yocal mit einander verschmelzen, gewöhnlich nachdem sie erst
durch Metathesis (Attraction) , oder auch durch Ausfall einer
Media oder eines Halbvocals, in unmittelbare Berührung mit
einander gekommen sind, wovon schon die Rede war, bis-
weilen aber auch da wo der Hiatus schon aus dem Lateinischen
stammt (lego aus latcus). A und i 7 a und e werden zu e, arius
zu ero er el, affine zu en; o und i, u und i zu ue oder e, torio
zu duero dero, uolo zu uelo. Auch hier ist Verlust einer Silbe
notwendiges Resultat. Die so an Stamm oder Endung verän-
derten Worte stehen daher zwar nicht unter den Syncopefällen, gehen
ihnen aber wenigstens unmittelbar voran. Zweitens können Yocal
und Consonanz zu einem neuen Laute verschmelzen di ti ci zu
z etc. etc., d. h. der Consonant wird durch i (oder u) afficirt,
palatisirt, assibilirt. Drittens verschmilzt ein Consonant mit
einem andern, entweder so dass der eine den andern, der zweite
den ersten in sich aufnimmt, sich ihn assimilirt (gn zu n; ns
rs es zu s etc.), oder so dass aus der Vereinigung beider ein
neuer Laut entsteht : cl fl gl pl werden 11 oder ch ; et U werden
eh; st wird z; nd wird n; es wird j; al durch au wird o etc.
Näher kann ich auf das Einzelne . nicht eingehen. Was bei der
Differenzirung zu , Scheideformen eine Rolle spielte, wird untea
durch die Beispiele selbst genügend erläutert; das übrige ver-
dient hier keine Stelle.
Im dritten Falle, (III) bei Vermehrung der Quantität der Buch-
218
staben, werden erstens, jedoch sehr selten, die vorhandenen Ele-
mente durch Verdoppelung verstärkt (corro pandurria); oder
zweitens ganz neue Elemente werden, ohne Sinn und Bedeutung
irgend wie zu modificiren, hinzugetan. Diese können wie die
Verminderungen Anlaut Inlaut oder Auslaut betreffen. Dem
Anlaut wird ein vocalisches a (aldbar) oder ein Consonant
vorgesetzt, vor Vocalen ein h oder l oder b, vor den Liquiden
l und r ein g oder b; oder eine ganze Silbe wie es en dl, oder
eine Reduplicationssilbe (cencerrion tartaruga): Prothesis. Dem
Inlaut werden Consonanten oder Vocale eingefügt: Epenthesis;
Vocale um die Doppelconsonanzen fl gr Ir mp rz (s. oben p. 68),
Consonanten (v g h y) entweder um Hiatus zu vermeiden, also
zwischen zwei Vocalen, oder vor wahlverwandten Consonanzen,
z. B. m vor b oder p, oder b nach m; d vor l oder n (die
eigentlich parasitischen Laute), ferner aber die Liquida r und l
ohne jedes zwingende Bedürfniss und an jeder Stelle des Wort*
körpers. Dem Auslaut wird aus Analogie oder aus Wohllauts-
bedürfniss ein Buchstabe oder eine Silbe angefügt: Epithesis;
z. B. te nach n (esperonte), do nach r (husärdo), que an vielen
deutschen Worten; doch ist sie im Ganzen selten. Ich würde auch
das früher besprochene Anfügen von äno (älo ägo) (S. oben p. 34),
kurz das Anfügen aller tonlosen Suffixe denen kein Sinn inne-
wohnt hinzurechnen, doch kenne ich bisher nur Doppelformen
nicht Scheideformen dieser Art z. B. soto sötano gorfe guerfago.
Wie ich nun aber oben erklärte innerhalb der die Zahl der
Buchstaben unverändert erhaltenden Formen nicht diejenigen
welche den Wert der einzelnen Buchstaben herabsetzen von denen
trennen zu können welche ihn erhöhen, so muss ich hier er-
klären II und III aus praktischen Gründen nicht von einander
trennen zu wollen. So wie im Wechsel von a und e und e und
a, von b und m und m und 5, von d und l und l und d, von
s und z und z und s das eine Verfahren nichts als die Kehr-
seite und das Gegenstück zum anderen ist, so ist auch Prothesis
nichts als das Gegenstück zur Aphäresis, Epenthesis das Gegenstück
zur Contraction, Epithesis das Gegenstück zur Apocope, ohne
dass freilich einem jedem Einzelmittel das i zum Verringern dient
eins das zum Erhöhen dient, entsprechen müsste; Analogie aber
ist die Mittlerin zwischen beiden. Wie ich nicht mandola ban-
219
dola von bancUbula tnandibula losriss, beide in verschiedene
Fächer einrangirend, so darf ich auch nicht lomo lombo von dombo
domo, nicht galan galante von esperonte esperon; nicht quina
esquina von cscarear castrar ganz loslösen, weil ein entgegen-
gesetztes Verfahren sie hervorgebracht hat. Hier wie dort lasse
ich sie dicht bei einander, beim blossen Lautwechsel stehen sie
sogar durch einander gemischt und nur durch ihre Anordnung,
durch das Vorangehen des meist Veränderten, kenntlich gemacht;
m den sonstigen Fällen folgt eines wenigstens direct dem andern, der
Aphäresis Prothesis etc. Hier wie dort aber ordne ich alle die
Einzelparagraphen systematisch so dass ich mit den unbedeutend-
sten Unterschieden beginne, und zu den grössten am Schlüsse
gelange; von den zweifach vertretenen welche blosser Buchstaben-
wechsel unterscheidet, ausgehend und zu denen übergehend welche
unbedingt und einseitig erniedrigt sind ohne dass das Gegenstück
der Erhöhung auch nachweisbar wäre, und von diesen zu denen in
welchen beide SeitenVertreter gefunden haben, komme ich zuletzt zu
denen, in welchen unbedingte und einseitige Vergrösserung vorliegt.
Die jedem Paragraphen zugehörigen Fälle zerfallen selbst-
verständlich in drei, den drei Hauptteilen der volkstümlichen,
der gelehrten, und der ausländischen Scheideformen zuzuwei-
sende Gruppen. Nicht an allen, aber doch an vielen haben alle drei
einen bald grösseren bald geringeren Anteil; manche Lautver-
bindungen sind hingegen einer Klasse ausschliesslich eigen;
andere zweien. Accentversetzung z. B. kennzeichnet das doppelt
volkstümliche Paar batil und bdilc aus bajulus, trueno und es-
truendo aus tonitrum; sowie das volkstümlich gelehrte cadera
cdtcdra oder enter o integro; und das volkstümlich ausländische
brüjula busala (frz.); Wechsel von ns und s oder s(s) und ns,
das doppeltvolkstümliche soso zonzo sowohl als das volkstümlich
gelehrte tiesö tenso und das französisch-spanische casar cansar.
Hingegen sind Formen in ario torio z. B. stets gelehrte Latinis-
men; und in ato ata können sowohl gelehrte als italienische Bil-
dungen endigen , volkstümliche aber nicht. Bei der dritten Abtei-
lung, den Scheideformen ausländischen Ursprungs, ist eine Son-
derung nach äusseren Formverschiedenheiten nur vereinzelt tun-
lich ; übrigens auch, da ja nur die eine Hälfte sich den für spani-
sche Bürger existirenden Gesetzen bequemen muss, ziemlich unnütz.
220
Wie schwer die Scheidung des volkstümlichen uud des auf
gelehrte Weise herbeigeschafften Gutes ist, habe Ich schon auf
p. 145 ff. geklagt; und so sorgsam ich auch versucht habe nicht
zu irren, werden sich dennoch Ungenauigkeiten eingeschlichen
haben. Ohne historisches Wörterbuch ist Sicherheit in vielen
Fällen unerreichbar. •
Dass ich innerhalb jedes einzelnen Paragraphen der ersten
Klasse, also innerhalb der vom Volksmunde selbst differenzirten
Wortformen, auch eine andere noch mögliche Spaltung nicht
vorgenommen habe, und zwar um nicht lauter Splitter zu bieten,
und auch weil sie doch nur stellenweise anwendbar war, wird kaum
getadelt werden. Ich meine die von Herrn Coelho angewendete
Spaltung in fortnes paralleles und formes secondaires der for-
mes divergentes d'origine populaire. Die beiden Scheideformen
können nämlich zeitlich einander gleich und nur räumlich d. b.
dialektisch von einander geschieden, oder die eine kann zeitlich
der anderen vorhergegangen sein, die andere sich also aus ihr
als secundäre Bildung entwickelt haben. Taleare wird taliare
tallar, dies erst tajar und erat daraus entsteht tarjar; vier ver-
schiedene Altersstufen. Aus tallar wird andererseits auch tdlar.
Taxare wird im Munde des einen tascar, im Munde des anderen
taisar tasiar tajar tachar, ohne dass wir bei solchen Verschie-
denheiten gleich dialektisch scharf gesonderte Formen anzunehmen
haben. Sehr oft wird dies der Fall sein, und nur die geringe
Kenntniss spanischer Dialekte hindert bisher daran es zu tun.
Oft aber ist es nicht der Fall. Wer z. B. wird in der bunten
Mannichfaltigkeit der schon erwähnten altspanischen Vertreter von
cogitare und purpura lauter dialektisch getrennte Bildungen er-
kennen?
Auch dass ich es unterlassen habe stets zu den einander
gegenübergestellten Formen das Etymon hinzuzusetzen, wird ge-
billigt werden, denn tiberall da habe ich nicht verfehlt es anzu-
führen, wo es nicht ganz klar aus jenen selbst hindurch leuchtet,
(wie z. B. doch in allen Scheideformen gelehrten Ursprungs un-
bedingt der Fall ist), besonders also auch da nicht wo meine Ansicht
von der bisherigen, speciell also von Biez abweicht. Auf aus-
führliche Beweise für meine Etymologieen aber näher einzugehen,
musste ich mir versagen; sie überhaupt angeführt zu haben,
221
musste mir hier genügen; nur hier uncPda ist das notwendigste
Material zur Bewahrheitung eingeschaltet worden. Dunkelheit
über meine Ansicht aber kann nirgends geblieben sein: stehen
dejar und lasar lascar laxar bei einander, so heisst das eben»
dass auch für mich die von Biez versuchte Herleitung aus desinere
unhaltbar ist; die jenes begleitenden Doppel- und Scheideformen
aber in welchen l zu d ward, enthalten ja den Beweis für die
Möglichkeit der Herleitung aus laxar e. Ein drittes aber, nicht dass
ich dieselben Worte oft in so und soviel Kategorieen wiederholen
musste, weil so und so viel Lautübergänge an ihnen stattgefunden
haben, sondern dass ich nicht selten diese Wiederholung unter-
lassen und manches Wort nur da eingeordnet habe wohin die
auffallendste seiner Umgestaltungen es ruft, unbedeutendere aber
unberücksichtigt Hess, das muss ich zu verzeihen bitten.
Eine Uebersicht über die nach den besprochenen Principien
angelegte Ordnung folgt nun.
I. Scheideformen volkstümlichen Ursprungs.
§ 1. Veränderungen in Ge-
schlecht, Zahl und Aus-
lautsvocal.
1) Durch nichts als das
Geschlecht geschiedene
Scheideformen.
2) Durch Geschlecht undAus-
lautsvocal geschiedene.
3) Durch Auslautsvocal ohne
Geschlechtsunterschiede.
4) Pluralia mit Specialbedeu-
tungen.
5) Substantivirte ] Adjectiva
und Participien.
§ 2. Accentveränderungen
§ 3. MetathesisvonConsonanten
§ 4. Metathesis von i
§ 5. Vocalveränderungen :
1) a—e
2) e—i
3) o— u
4) e — ie
5) i— f e
6) o—ue od. o—hue
7) m — ue
8) ue (o od. w) — e
9) a— o
10) a— %
11) o(u)—i
12) e—u
13) c—o
14) ai~ei
15) ei— e
16) ei— i
17) a—o (au)
18) au — a
Consonantenvertauschungen
6. r—l
7. n—l
§ 8. r—n
§ 9. b— v
§ 10. f—h
§ IL 0-h
§ 12. h-j
§ 13. g-y(j)
§ 14. j—y
222
§ 15. z—ch
§ 16. *— eh
§ 17. j-s(z)
§ 18. z-Xi (j)
§ 19. 8-Z (Q)
§ 20. h(f)-s(z)
§ 2f. cä— j
§ 22. H— j
§ 23. II— n
§ 24. m—b
§ 25. df-7(V)
§ 26. b(v)-g
§ 27. iar— ^
§ 28. b—d
§ 29. k—ch
§ 30. fc— f
% 31. 6—/
Tenues werden Medien:
§ 32. fc— g
§ 33. *— <*
§ 3 t. p-&
§ 35. f-p
§ 36. Z — Z?
§ 37. n—n
§ 38. 1) ft—ll
2) $rJ-W
3) jpZ — ?2
§ 39. Vocalauflösung von Conso-
nänten :
1) l—u
2) &— w
3) r-i
§ 40. 1) et durch # ti zu cä
2) c$ assimilirt zu £
cä— «r^
cä— it
t—ü
§ 41. jp* zu trt und <
§ 42. Assibilation ist eingetreten
od. vernachlässigt
§ 43. Medien od. Halbvocale fal-
len aus:
1) b
2) d
3) 9
4)Äj
5) v
§ 44. Syncope tonloser Vo-
cale
§ 45. Contraction von ae zu a
§ 46. Verschmelzung von a-i zu e
eingetreten oder vernach-
lässigt:
ero — aire
§ 47. Epenthesis von Vocalen
§ 48. Hiatustilgung durch 6 od. g
§ 49. Apocope
1) des auslautenden Vocals
nach l nr s zyjkx
2) von io ia ie nach l n rz
3) von io in dem aus avium
stammenden ar
ar — ero
4) in dem aus ario entstan-
denen er
er— ero
5) in el aus avium
* el — ero
6) in al aus arium
dl — ero
7) in dor aus toriim
dor — dero
8) eines auslautenden Conso-
nanten (n 8)
9) Apocope ganzer Silben
§ 50. n eingeschoben oderausge-
stossen
§ 51. d nach l oder n eingescho-
ben oder ausgestossen
1) d nach l eingeschoben
2) d nach n eingeschoben
3) d nach n ausgefallen
4) de oder te apocopirt
5) Epithesis von te
§ 52. b nach m eingeschoben oder
ausgestossen
223
§ 53. Epenthesis oder Aasfall von
r oder 7
§ 54. Aph&resis:
1) von muta vor liquida
2) von 8 vor muta
3) von Halbvocalen (j v h)
4) des als Artikel missver-
standenen l
5) von d
6) von Vocalen
7) >Von ganzen Silben.
§ 55. Prothesis
1) von h
2) von l
3) von ,;
4) von b vor r
5) von es
6) von g
7) von dl
8) von en
9) von in
§ 56. Erhärtung von Vocalen zn
Consonanten: von t zu g
§ 57. Epenthesis von g vor na
§ 58. Unklas sificirbare Scheide-
formen.
IL Scheideformen gelehrten Ursprungs.
§ 1. Accentveranderungen
§ 2. Metathesis
1) von es zu sc
2) anderweitige Umstel-
lungen
3) Umstellung d. Erweichung
§ 3. Vocalveränderungen :
1) t-e
2) o—u
3) e—ie
4) i—ie
5) o — MC
o—hne
6) a—o
7) a— u
8) a— i
9) «— t
10) o— t
11) o—e
12) et*-— o
13) attfaJ)— o
14) a«(a7)— a
15) «o—o
Consonantenveränderungen :
§ 4. T-l
§ 5. n — r
§ 6. 6— ff
§ 7. /-A
§ 8. s-j
od. cA
§ 9. m — b
§ 10. g—v
§ 11. d— s
§ 12. /-&
§ 13. f-p
§ 14. 77-7
§ 15. n — n
§ 16. k-g
§ 17 t—d
§ 18. j>— &
§ 19. cc—c
§ 20. anl. cl—ll
gl— 11
fl—ll
pl-ll)
§ 21. inl. bl—ll
pl-ll
fl-ll
§ 22. Vocalauflösung von Conso-
nanten:
1) p b zu u
2) l—u
3) c— u
4) c— i in <ctf durch ü ti zu cä
5) ut—ct
b) it — et
7) U zu «* (ti) ch
8) # zu j (durch is si)
§ 23« et zu £ assimilirt
od. ch
224
§ 24. 8t zu z
§ 25. gn zu n
tig zu fi
gn zu n
f?^r zu n (durch n)
§ 2H. #* zu t
§ 27. c* zu *
§ 28. lg fe zu f s j
J98 zu ä
6* zu j
fr dr gr tr vr zu r
bl zu l
§ 29. rs— *
§ SO. n ausgefallen oder einge-
schoben:
1) vor *
2) vor anderen Consonanten
§ 31. Medien o der Halbvocale aus-
gefallen :
2) d
3)i
5)/
6) v
§ 32. I ausgefallen durch Dissi-
milation
§ 33. Assibilation:
1) ci zu z
2) 8% zu j
3) dt zu s ; y U
4) Ä;t zu z
5) |)t zu cä
6) ft zu J y H
7) m zu n
8) im zu n
§ 34. Attraction von ? an a:
1) ero — ario
2) dero — torio
III. Scheideformen au
§ 1. Spanisch-lateinische
§ 2. Spanisch-katalanische
§ 3. Spanisch-portugiesische
§ 4. Spanisch italienische
3) ero—orio
4) anderweitige AUractions-
fälle
v § 35. ero**uario
§ 36. Syncope von w oder v nach
o oder vor o und a
§ 37. Syncope atoner Vocale
§ 38. Apocope
1) eines auslautenden Vocals
nach n r d k x
2) von io ie
3) ar aus ario
4) äl aus arto
5) eZ aus ario
6) er aus ario
7) <?or aus fon'o
8) ganzer Silben
§ 39. Epenthesis von b nach m
§ 40. Epenthesis von d nach l
§ 41. Consonantenverdoppelung
r zu rr
§ 42. Epenthesis von Vocalen
§ 43. Epenthesis von h
§ 44. Aphäresis
1) von 1
2) J
3) s
4) f g b vor Z
5) von Vocalen oder von
Vocal und Halbvocal
6) ganzer Silben
§ 45. Prothesis
1) von h
2)i
3) s
4) a
5) al
6) en
7) Reduplicationssilben
sländischen Ursprungs.
I § 5. Spanisch-französische
§ 6. Spanisch-englische
§ 7. Spanisch-arabiscne
225
I. Scheideformen volkstümlichen Ursprungs.
§ 1. Veränderungen in Geschlecht
Zahl und Auslautsvocal.
1) Durch
nichts als das Ge-
schlecht geschiedene Formen sind
z. B.:
el clave
la clave
el corbata
la corbata
el cura
Ja cura
el goliüa
1a golilla
el justtcia
la justtcia
el lengua
la lengua
el vista
la vista
2) Durch
Geschlecht und zu-
gleich durch den dasselbe charac-
terisirenden Auslaut unterscheiden
sich z. B. :
•
cejo
ceja
cuenco
cuenca
cuerpo
corpa
flauto
flavta
fruto
fruta
grado
grada
hormigo
hormiga
huerto
huerta
läbio
labia
Uno
liha
macle
macla
madero
madera
modo
moda
porro
porra
ramo
rama etc. etc.
3) Durch den Auslaut unter-
scheiden sich, ohne Geschlechtsver-
änderung damit zu verbinden:
basa
base
cabe
cabo
corche ,
corcho
despliegue
despliego
domine
domin o
duende
duendo (dornt tum)
escarpe
escarpa
especia
especie
C. MlCHAfiLIg.
floje
frise
jugite
lastre
mache
maese
maestre
plasta
pliegue
quite
revogue
tolle
talque
tinte
trape
trastrueque
trueque
flojo
friso
jugo (succum)
lastro lasto
macho
maeso
maestro
plaste (implastrum)
pliego
quito
revoco
tallo
talco
tinto
trapo drapo
trastrueco
trueco
4) Im Plural haftet eine andere
Bedeutung als die der Singular-
Pluralform ist z. B. an
änimas
barreduras
esposas
partes
visperas etc. etc.
5) Viele substantivirte Adjectiva
und Participien haben neben dem
unveränderlichen Auslaut des Sub-
stantivs für die Adjectivbedeutung
den in o und a wechselnden bei-
behalten z. B. :
casta casto (a)
manida manido (a)
tarde tardo (a).
§ 2. Accentveränderungen.
In der Kegel behauptet der
Accent im Spanischen die ihm ur-
sprünglich eigene Stelle*, dennoch
kommen einzelne Versetzungen
durch den Volksmund vor. Von
ihnen aber werden die meisten so
allgemein durchgeführt, dass ein
Schwanken zwischen dem alten und
15
226
neuen und ein daraus resultirendes
Diiferenziren sehr selten ist. Es
liegt vor in:
baul baue aus bäjulus
colcedra colcha aus cülcita
frisolfrixol frisuelo aus phasid-
lum für phaseolum
higado higäte aus ficätum
pago aus pagado aus pagatum
pezuelo aus peciolo aus pediculum
soez und sucio aus sucidus 1
tizne und tizon aus titionem
trueno ) und tronido aus to-
estruendo ] nitrum *
§ 3. Metathesis wie sie die
Doppelformen brebaje berbaje;
bregantin bergantin; brevete ber-
vete; brezal berzal; bribia biblia;
bri gante bergante; brodio bodrio ;
brulote burlote; cloque colque;
crancelin cancerlin; drogue dogre;
drumon durmon; granato gar-
nato; pretil aus petril; estropar
aus estoprar; agranguenado agan-
grenado; ferner adarmaga adar-
gama; aguaja ajuaga ; aguinaldo
aguilando ; albahaca alhabaca ;
alboheza alhobeza; albohol alho-
bol; dlharmaga alhargama; alho-
mada almohada) azulaque älu-
zaque; carapuza caperuza; centi-
donia centinodia; esquüena esqui-
nela; hacerir zaherfr; mällugar
magullar; peraile pelaire; pecilgo
iAnm. Soet entstand durch Metathe-
sis, die jft auch im It., in sudicio, statt-
fand. Wie «o« B ' ehlt im vorangegange-
nen Exkurse über die romanischen Ver-
treter der lat. Adjeativa in idus (8. p. 64 ff.)
das span. virio aus viridis. Enjabido, das
den Accent im Sp. wie im Fort, versetzte,'
muss von p. 80 fort und in p. 82 ein-
gefügt werden.
2 Anm. Tronido, dem das prov. tonedre
frz. tonerre entspricht, steht für tonidro
der Romane nahm wie so oft pcsitio debi' 1 .
Us für volle an. Der Asturier sagt troaidu 4
der Prov. auch iünet.
pellizco; zahanoria zanahoria auf-
weisen, hat eine Sinnspaltung be-
gleitet in:
Abla alba
aguaje ajuaga (aquaticus)
bazucar zabucar (za aus sub)
bizna binza od. bienza
venza
brinza brincia
bronce (brunüius)
carapachon
(dtsch. grb)
cabrion
cernada (cinerata)
censual
corchete (ndl. krok)
foguete (focus)
crusta
cancro
clerigo
pobo (popülus)
zarco (arab.)
gozne
zähen (arab.)
membrillo (melime-
lum)
niel (v. niger)
huerco orco
plafon (frz.)
derredor (diretrum)
sucio (sucidus)
batahola
chaton (dtsch. platt)
torcha (torcta)
torche torculo (tot-
culu)
torzal (torquere)
trenzar (V. trichia)
tropa (troppus)
turba turma (tu-
&er\ . .)
zafre (arab.)
brezna)
briznay
brozno)
bruzno)
caparazon
caviron
cendrada
cenosal
cloquete
cohete
costra
cranco
crego
chopo
garzo
gonce
hacen
marmello
neila
ogro
paflon
rededor
soez
tabaola
tachon
trocha
trocla
trozal
treznar
turba
trufa
eafir
227
j zarrapastroso od.
«Varra.fr««> j Mrp ^ roso
(dtsch. harp)
§ 4. Metathesis von i.
cuino cuno (cuneutn)
ludia leudo (levitum)
nuevo novio
cvja cuera (coria),
§ 5. Vocalvertauschungen.
1) a — e Doppelformen:
barbecho aus vervactum; bar-
niz berniz; barraco verraco; ber-
nabita barnabita; bracelete braza-
Jete; cerracina sarracina; dalfin
delfin; entruejo antruejo; je&able
janable; gelea jalea; lagana le-
gana; lanteja lenteja; lantisco
lentisco; latrina letrina; madeja
aus metaxa; päjaro aus passer;
taladro aus teretmm etc.
Scheideformen:
antenallas entenallas (tenacu-
las)
marchante
mdrfaga
menear
regalo
sargento
sarga
tarraja
tarrina
trabajo
trattzadera
vardasca
zalama
zarcillo
merchante
mdrfega
manear
regeJo
serjente
sirga sergo
terraja (falatrum)
terrina
trebejo
trenzadera
verdasco (v. viridis)
zaJema oder celema
cercillo
2) e—i Doppelformen:
botica aus apotheca; corregir
neben corrigir; cedebon cedibon;
chimenea chiminea; envidia aus
invidia; helecho von filicem; leti-
gio litigio; trineo treneo; ordinär
ordenar; tristiga tristega; terliz
aus trilicem; silla aus sella; vespa
aus avispa etc.
Scheideformen :
arveja
ervitta
armella
armilla
asperon
esperon (dtsch.
berbiqui
birbiqui (frz. vile-
sporn)
brequin)
esperonte
brezna
brizna
aspleno
esplin
burel
buril
barrueco
Verruga
ceguinola
cigonuela
branä
brena
cicion
cesion
cemadero
cernedero
cilla cija
cella od. celda
darsena \
criazon
creacion
atarazana \
tercena
criar
crear
arsenal )
criatura
creatura
ensartar )
enjaretar )
engertar ensertar
erezneja
cueta
crizneja
euita
escalin
esquelin
cuetar
cuitar cuidar
esprilla
asprilla
devino gew.
divin o
jalde oder jaldo ) _ ? ^_
adevino
jaldre
> ycwrc
envidar od.
embidar invitar
jarifo
jerifo
envite
invito
jazarina
jacerina
espeto
e$pito
lantejuela
lentejuela
espleque
esplinque
maletia
mdlatia
esquena
esquina
mamaluco
mameluco
estebado
estivado
15*
228
estepa
estipa
corto
curto
estrenque
estrinque
corva
curva ^
free freso
friso
fonda
funda
gratel
gratü
fondo
fundo
hirviente
ferviente
gromo
grumo
jetar
jitar (jactare)
molla
muUa (mollis)
lendel
lindel dintel (limi-
mondo
mundo
tarius)
morcillo
murciUo (murecil-
lesto
listo
•
tum)
mantel
mantiUa
munider
monidor
menestril
ministril
nodo
wu&o
mesta
misto
orchiUa
urchilla
quedo
quito
ostaga
ustaga
quisto
cuesta
pelosa
pelusa
remesa
remisa
plomazon
plumaeon
sergo sarga
sirgo
rt8orte
resurte
timpmo
timpano
soma
suma
vedija
vedeja (tnetaxa)
toba (o)
tubo
venza
binza
tobillo
tubiüo
3)
o— u D.:
tordiga
turdiga
almo&a almuna; broma bruma;
torniUo
turnülo
boj aus buxus; mosto aus mustum;
Ironeo
trunco
olmo aus ulmus; iorre turrem;
4)
e—ie D.:
gota aus gutta; boUir nb. bullir
festafiesta ; feltrefieltre ; merda
gustar gostar; burchaca bolsaca ;
mierda; '
merla mierla etc. etc.
turpe torpe
etc; etc.
'
Seh.:
Seh.:
entriega
entrega
aborujar
aburujar
liento
lento
alborno
alburno
miente
mente
bofete
bufete
quedo
quieto '
boj
buje (buxus)
Sierra
-
cerro
bola-
bula
siesta m
sesta
bolero
bulero
tieso
teso
bolla
- bulla
tiesta
testet*
boleto
buleto
yesca
esca •
bollon
bullon
5)
i—ie Seh.:.
broma
bruma
caramiello
earamiUo calamilh
broza
bruza >
fiel
fil .
brozno
bruzno
fieltro
filtro
coca
cuca
quitar
. quietar
cojo
cuja (coxa)
quito
quieto
condido
cundido
riesgo
risco
condimiento
cundimiento
6)
o—ue D.:
C0S0 i
fönte fuente; fora fuera; dl-
corso \
curso
börbola albutrbola; coroo cuervo.
229
almuerta
cuelmo
duena
duena
dueno
fuelle
huelga
hueUa
huerca
luenga
mueble
muelle
puesta
redruejo
repuesto
rueca
rueda
ruello
sueldo
sueno
tuerca
tuerto
zueco
Seh.:
almorta
colmo
dona
dona
don
fol
folga
fßUa
forca
longa
moble od. mövil
moje
posta
redrojo
reposte
broca
roda
röllo
soldo •
ton
torga
torta
zoco
o—hue D.:
hueso von 08; huerfano orpha-
num; huevos opus.
Seh. :
huebra obra
huebrar obrar
huebrero obrer o
huerco ogro (orco gel.)
huesa osa
7) u—ue D.:
fusta fuesta; fulano fuelano;
tutano tuetano.
Seh.:
>
luenga lunga
vueUo bulto
8) ue (o od. u) — e D. :
afruenta afrenta; combluezo com-
blezo; curuena curena; fruente
frente; estuera estera; fleco
flueco.
Seh.:
almSdano almuedano
frentero frontero
lerdo (luerdo) lurido
pes pues pos
9) a—o D.:
ab ejarueo obejarueo ; alcaravea.
alcorovea ; barrumbada borrum-
bada; chacolotear chocolotear;
calostro aus colustrutn; navaja
aus novacula; notomia aus ana-
totnia.
Seh.:
alguarin
älgorin
arbollon
albaüal
armüla od.
ormiUa
abnilla
carcomer
concomer
eopela
capella
escarba
escorbä
ganfalon
gonfalon
lambrija
lombrie
tarazon
torozon (toretionem)
tarta
torta
•
zanco
zoco
10) a— % D. :
alcatara alquitara; andorina
andolina aus hirundinem; barro-
cho birhcho; chaleco gileco; cha-
nela chinela; jaloque giroque 8\-
roco; guarlanda guirlanda; lan~
terna linterna; tiburon taburon;
trinchete tranchete.
Seh. :
barrete birrete
quijera cajera (capsaria)
tabäl atabdl timbal
ll)o(w)— iD.i
mostacho aus mystax; tomillo
thymus; serpol aus serpyllum;
citano zutano; cirujano eurujano ;
chirimbela ehurumbela; alföcigo
alfistigo ; trtizco almizch und mus-
cato moscada.
230
Seh.:
algibe
aljube
cimbel
zumbet
cinchar
sunehar
cincho
zuncho
chiflar
chuflar od. chufar
sipia
zupia
quijote
cojote
12)
e — u Seh.:
jumelas
gemelas
pulican
pelican
zumaca
semaca
zuno
ceno
13) e-o D.:
escuro nb. oscuro; hermoso for-
mosus; hespital Hospital; reloj
horologium; rendon rondon; se-
crestar soerestar; esternudo estor-
nudo.
Seh. :
gulleria
gulloria
rebosar )
rebozar ]
revesar
9
torrontera
terrontera
torzuelo
terzuelo
14)
ai—ei D.:
teimado
taimado
Seh. :
freue
fraile
frey
fray
15)
ei— e Seh.:
seiseno )
seisen )
sesen seceno
16)
et— t Seh.:
seid
cid
17) a—o (aus au) Seh.:
chaple * escoplo (scälprum)
calzar cocear
18) au — a Seh.:
engace engaste encausto
flato flauto
saz sauce
Anl. lambel
lista
blezo
Inl. äramo
Consonantenvertauschungen.
§6. rlD.:
frete flete; flecha frecha\ fla-
nela franela; bledo bredo; pala-
maTla paramaUa; cornalina cor'
narina; andolina andorina ; pek-
grino peregrino ; sirguero silguero;
sarpuUido salpüllido ; ingre ingle;
fosar fosäl; furrter furriel; al-
banal albanar; cabial cabiar. Der
Stammvarianten galap garap, gdlf
garf geschieht hier keine weitere
Erwähnung.
Seh. :
arambel
ristra
brezo
alamo
caramllo - iello ca lamilh
calapatQ garapato od. cara~
pato
carato quilate
espolon esperon
freue fraile freire
jabari jabali
rälo raro
albidrado arbitrado
albirar arbiträr
almilla armilla
avgra angla
arbollon albanal
almario armario
carc f\ galets
garces) *
cobra copla
euleusido corcusido
gorfe golfo
jorco holgo
roble robra
sarguera salguera
tolva torva (turbidus)
§ 7. n— l D. :
anequin alequin; milgrana
mingrana; punzö pulzö; sanco*
231
char salcoehar; büfano bäfalo;
gdmbano gämbalo.
dlguazil
beleno
alatron
Seh. :
aguzino
veneno
anatron l
§ 8. r—n D.:
marganesa manganesa ; pifano
pifaro; alcareil alcancih
escolar
carcomer
careava
patena
Seh. :
escolan
concomer
coneava
patera
§ 9 6— v.
Der Wechsel dieser beiden
Consonanten ist so gewöhnlich,
dass ich es mir ersparen kann Bei-
spiele aufzuzählen. Scheideformen
sind:
jel )
jillo (a) )
abezado
abieso
bajel
bajillo
baron
bedija j
bedilla )
bellosa
betida
besque
bicho
binza
böveda bulto
embelenar
embalumar
embestir
avezado (vieem)
avie80
vqjillavasiflo vasija
varon
vedija
vellosa
venda
visco
vichas
venza
vuelto
envenenar
envalumar
envestir
1 Ob biet der Wechsel von l und n
im Arab. oder im Span, vor sieb ging,
musB dahingestellt bleiben; jedenfalls
aber ist das beiden zu Grunde liegende
Etymon ein und dasselbe.
rebosar
rebeza
revesar
revesa
§ 10. /— h D. :
faba haba; faca haca; farto
harto; fato hato ; fembra hembra ;
ferirherir;fezhez;fidalgo kidälgo ;
figo higo; formiga hormiga; fu-
lano hulano; — tahur tafur; ta-
hulla tafulla; alfena älhena; al-
foja alhoja.
Seh. :
farpa
hacia
hacina
halca
halcon
halconete
hälda
harnero od.
arnero
harinal
harinero
haz
hecha
hecho
henir
herrar
hervor
hierro
hilo
hiloan
hincar
hirmar
hirviente
hita
hito
ho ja
honda
hondo
horambre
hortna
hormilla
hosco
huesa
harpa od. arpa
facha
fagina
falca
fälcon
fälconete
falda
[fartiero farinal
farinero
fajo
fecha
fecho
fingir
ferrar
fervor
fierro
filo
filvan
fincar
firmar
ferviente
fita
fito.
foja
fonda
fondo
forambre
forma
formilla
fusco (fosco)
fosa
232
huso fuso
buharda od. boarda bufarda
dehe8<x defensa
vaho bafo
§ 10. g-h.
Gerade wo es darauf ankommt
nur eine oder zwei Scheide-
formen annehmbar zu machen, biete
ich mehr Beispiele von Doppe-
lungen als da wo ihre eigene Masse
an sich schon dazu ausreicht-
Darum hier cacahual und caca-
gual; galocha und haloza; gudl-
drapa und haldrapa; guanaco
und huanaco; guirnalda und huir-
nalda; guisopillo und hisopillo;
güero und huero; pihüela und
pigüela; rehiltte und reguilete;
vihuela und vigüela. Der ge-
meine Mann spricht gütso gües-
ped güevo statt hueso huesped
huevo; der Asturier sagt nie an-
ders als gueyu (ojo) güertu (huerto)
etc.; und die Diminutivendung
-uela wird beliebig wechselnd
als kuela und giiela an ein doppel-
vocalisch auslautendes Wort ge-
setzt; das letztere ist jedoch häufi-
ger: sarao saragüete; aldea aide-
güela; Lucia Lucigüela. — So
differenzirte sich augurium (au-
gurio agüero) zu
agur ahur
und für hueca gueca darf man bei
der Verwandtschaft ihres Sinnes
wohl auch ein Etymon, wenn auch
ein unbekanntes, ansetzen.
§ 12. h- j D.:
hastial jastial; hentil gentil;
Audio judio ; buhio bujio ; pehugal
d.i. pejugal neben pegujal; hisca
neben jisca.
Seh.:
haca jaca
hermano germatio
hiniestra genitia
holgo jorco
§13. g-y (od. j) D.:
alilungo alilonjo; adraguea
adrajea: arrebugar arrebujar;
garifo jarifo; gerifäUe gart falte;
magujo mayujo majujo.
Seh.:
baya
baga
playa
plaga
sayo
{sago) saco
jaldo
gualdo
jaletina od.
)
gelatina od
. \ gualatina
heladina
)
lonja (Leine) longa (s. frz. lonpe)
§■
14. j—y D- :
abqja abeya; aconsejar acon-
seyar etc. <
etc.
Scb.:
aymtar
ajustar
leyenda
legen da
mayo
tnajo
yema
gemma
ytrto
jertas
yogar
jugar
yunta
Junta
§ 15. z— ch D.:
aguazar aguachar; derechera
derecera; encapuzar encapuekar;
eozeucho aleuzeuz; ronzar ran-
char; ruiponee rtponche repon-
cho; sacabuche saedbuzon; chan-
cha chanza; eharro zarro; ehin-
fonia sinfonia; chumaya zumaya.
Seh. :
chamarra zamarra
chanco zanco
chocar zoear
ehoclo socio
choque zoco zueco
chuzo(chuzon) zuzo (zuzon) suiso
233
aeonchar
brocha
buche
capacho
capucho
fachenda
haleche
lapachar
mocho
piche
pinchar
punchar
troncho
acunzar
broza
buce
capaz
cäpuz
hacienda
alece
lapazar
mozo
pez (picem)
pinzar
punzar
tronzo
§ 16. 8— eh.
chupar sopar
bohhaca bursaca
(burch-) (burj-bttj-)
tachar tasar (taxare)
§ 17. j-s (*) D.:
jamttga setmuga; jantolina
santolina; jaramago zaramago;
jastre sastre; jeta seta; jijaUo si-
sallo; jüguero silguero; jirnio si-
mio; jurel sur eller a; r— almarraja
almarraza; almofrej cümofrez;
ajenjo ensensio (absgnthium) ; buso m
bujo; buseria bvjeria; cornija cor-
nisa\ carcaj careaza; ca/cara alt,
casr.ara neu; celojia celosia gelö-
st*; evjalmo salmo; majorcama-
eorca ; palijandro palisandro etc.
Seh.:
jable sable
jaco saco
ja da azada (v. axis)
jalma salma soma
jaloque siroco
jarcia, sarcia
jarabe I .
stropo
jarope
jerga
jerpa
jerpear
jervilla
ser ga sarga sirgo
serpa
serpear
serviüa salvilla
od. asalvilla
jeta
seda (seta)
juarda
suarda
amajar
amasar
bajillo 1
bajel >
vasillo vasija
vajilla )
bajo
baso
cajon
cazon
eejar
cesar
erigido )
er guido ]
ereido ^
faj*
haza
fajo
faz haz
fagina
hacina
margajita
marquesita
mejido
meeido
mortaja
mordaza (-aceus?)
peje^
pez (piscem)
rUfjiar
ruciar (rociar v. ros-
eidus)
sursida
surgida
tajo
tas
§ 18.
z—U (aus ,;).
tenallon
tenazon
§ 19.
s—z (g) D.:
abezana
abesana; bosa boza;
balisa baliza
; zahumar sahumar;
zandia sandia; zahorra zorra
sorra (saburra); zotna soma; zutno
sumo.
Seh.:
eerrar serrar
cicion eesion
zahina saina
zdlama zalema saloma
zaque sayo od. sago
zaquear saquear
cincho )
zuncho \
zonzo soso insulso
zueco soco
zuela azuela suela (asciola)
zupia sipia (sepia)
zurdo sordo
zuzo (chuzo) suizo
suncho '
234
• rebeza revesa
rebosar rebozar
§20. A (/)_*(*).
Um zu beweisen dass nach-
stehende Formen aas einem Ety-
mon entsprungen sein können, führe
ich, auf p. 58 zurückweisend, noch
einmal an dass neben buitrera
(von buitre d. i. vültur) bucitrera
d. i. buhitrera, neben henojil ceno-
gil (v.geniculum) ; neben hopalanda
sopalanda-, neben cervato ervato;
neben cerrojo errojo; neben san-
dalia andalia; neben imbornal
cimbornal; neben sanscrito han-
scrito\ neben jaharrar sajarrar
(Jiajarrar, durch Metathesis) ; neben
sagerida (aus satureia) ajedrea;
neben hisca hiscal cisca steht;
dass dem käst, sofocar sufocar,
kat. ofegar entspricht.
arpa zarpa
cosecha cohecho (collecta)
tarafana atarazana
§ 21. ch— j D.:
burchaca burjaca; acije aceche;
jabequin chambequin ;jaqueta cha-
queta; jarretera charretera; mor-
cajo morcacho; jamuscar cha-
muscar.
Seh.:
jaleco o&.gileco chaleco
juzbarba chubarba
barijel barrachel
etijutar chotar
lonja loncha
• trujiman truchaman
§ 22. ll-j.
Wie für abeja abella; für ma-
jada mallada; für ahijar qfillar;
für allanar ajanar; für ahinojar
agenoflar vom vulgären Spanier
gesagt wird, wie neben bandutto
bandujo, neben barallar barajar,
bedilla
neben earvalledo carvajal, neben
mollar mojar, neben toaXla toaja
steht, so stehen einander nur mit
differenzirtem Sinne gegenüber
abrojo äbrollo
arveja erviUa
bedija )
vedija I
cadejo cadiUo
cija cilla
clavijero cabillero
cogidor cuUidor
detajo detalle ,
hojada follada
hojar follar od. foliar
hornija hornilla
manija manilla
tn(i8cujar mascullar
meaja medalla
moje mojo moUa
navaja navaUa
neguijon neguillon
platija platilla
ruejo ruello
tajar iallar, talear
vasijo vasitto vajillo
§ 23. II— n.
Escana (aus escanda) und escalla
stehen als D. neben einander.
Ebenso domenar domellar. Scb.
sind: "
aJbandl arbollon
empena empeüa
n — y. rona roya (rubiginetn)
§ 24. ro-fc.
Dieser durchaus normale Laut-
wandel ist im Romanischen nicht
selten. Der Spanier sagt, sowohl
bambü als mambü; sowohl benjui
als menjui; sowohl ajtnojama als
almojäba; sowohl alboronia als dl-
moronia; ahnondina und edaban-
dina; vqnguardia und manguar-
dia; bajoca und majoca; bochin
235
und mochin; alböndiga und al-
mondiga; mogig anga und bogt-
ganga; melgado und belgado; me-
sana und besana; megambre und
begambre vegambre vedegambre
verdegambre (pg. bedegar.); desbo-
ronado und desmoronado; matala-
hua und batafalua ; muega u. buega ;
mimbre und vitnbre (viminem); mi*
Jano und vilano; milocha undw-
locha; milhafre und bilafre bu-
lafre (alles aus müuus milua-
nus herzuleiten); milano vilano
von vittus; er machte canamo aus
cannabis, vierten aus verminem;
aus märmor mdrbol das wieder
verloren ging ; aspamiento (Haspel)
deutete er zu aspaviento espa-
viento um ; in ber engen a glaubte der
Italiener mel mehim zu hören und
verwandelte es in melanzana. —
Der Cubaner sagt molondron y der
Castilianer bolondron; dieser fco-
niga jener moniga, dieser buniato
jener muniato etc. etc. Es können
daher gleichen Ursprungs sein:
bandibula
mandibula
mandola
bandola bandurria
pandurria
mengala
bengala
mielgo
bielgo (bieldo vieldo
viendro d.i. venti-
-
Jus von ventilare;
hispanisirt zu a-
bieldar al-beldar
dblentar bieldar)
vedija
bedija
[ madeja (mataxafiXr
guedeja od.
i metaxa)
gadeja
loma
loba (aus lumbus)
§ 25. d-J (r).
Ob ein Uebergang von l und r
zu dem ihnen verwandten d, und
umgekehrt von d zu Z oder r, ohne
weiteres vor sich gehen konnte,
wird von manchem Indogerma-
nisten noch bezweifelt, und er gilt
auch noch nicht unter allen Roma-
nisten für eine so ausgemachte
Tatsache wie er im Romanischen
wirklich ist. (S. Kuhn XIII 79;
Eomania II 243 u. 480; Mussafia:
Bomagn.bl, Schuck. 1 14 1 , Flechia
Ascoli etc.) Diez, Gr. 1 223 citirt
als Beispiele für den, hier freilich
nur durch das Streben nach Dis-
similationhervorgerufenen, Eintritt
von d für r die italienischen For-
men armadio Bieda chiedere con-
tra diare fieder e intridere porfido
proda, zu denen noch prüdere
und conquidere gefügt werden
können; p. 202 als Beispiele für
den Eintritt von d für l das ge-
meinromanische amylum und als
vereinzelte Fälle it. sedano pr.
udolar; 235 als Beispiele für den
Eintritt von l für d zwölf roma-
nische Fälle , zu denen noch
von p. 98 die leonesischen julgar
vilva selmana gezogen werden
können; als Beispiele für den Ein-
tritt von r für d: it. tniroUa neap.
rurece sp. lampara wal. armg-
8<xriu. — Als einzelnen sp. Fall für
d aus r steht im Diez panadizo
aus panaricium; ich füge hinzu
porfido rado (alt.) disipula (ery-
sipula) polvareda neben und aus
polvorera; aeidate neben acirate;
sequeddl secadal neben und aus
sequeral; cubanisch molledo für
mollero; baskisch amodio für amo-
rio; pg. martidio für martirio.
ViUadiego aus villariego ist voll-
kommen normal. Als einzelnen sp.
Fall für d aus l citirt er monipodio
aus monopoHum; ich füge hinzu
dintel neben Iwtelaus limitarius;
vulgär diquid für Uquidar; ada-
hd aus adalil; atfid ans cUfil; *en-
4o« aus 6tn(£u)7otf ; pg. padejar für
palejar; padesada für paüsada;
escada für escala; yor allem aber
jfcjar aus fejar d.i. laxare; saca-
lina socalina aus sacadina soca-
dina.
Zu den Fällen in denen d zu J
ward (cota eauda; esquela sehe-
dula; homeeiUo homieidium; Ma-
drihnovoiiMadrid; melecinamedi«
eina; mielgamedica; nalganatica;
CHI Aegidius; leonesisch julgar
vilva selmana) füge ich hinzu pön-
al neben poneidre (pomutn citrus)
dehna (alt.) für dedma d.i. dezma
und ialmia taemia; beblado
alt neben bebdado von bebdo
d. i. bibitu8; comilon für com»"
don; xilma bilma d. i. bidtna
(bizma) aus epitima; zäbila aus
sabida ; fraile aus /rade ; ardt'J aus
ardid; calamitia aus cadmia; al-
mul aus almud; pielgo nuzpiedgo
(piezgo) d. i. pedicutn ; marzalgo
neben marzadgo marzazgo d. i.
. . . aticutn; cicala woraus chigarra
ans etearia; mielga aus medica; ah
nado aus adnado aus andnado d. i.
antenatus (gewöhn!, andado)] cal~
nado aus eadnado (candado) d. i.
catenatus; pg. malga aus madiga
d. i. tnagidem; calueo aus cadueo;
albanisch t>eZ-ay für vedahi, aJ-
mtrar almitir alvertir für admirar
admitir advertir; baskisch langer
aus frz. danger.
Zu dem einen Falle in dem (2 zu r
wurde (fampara) füge ich hinzu ceri-
fom neben cedibon; bereu gen a aus
arabischem badindjan; quijarudo
von quijada) mdtl.siguirilla = se-
guidüla; Garifana = Gaditana;
cubanisch wv'a =* vtdija; rech'
rar resertor « declarar desertor;
baskisch galzara neben gaUada
aus cahada; muruht *>* modiolus;
auch rechne ich hierher das sp.
pelarela das aus peladela welches
aus peladera entstand; menftra
das ich als differenzirtes mottoia
ansehe. — An das lateinische
lingua lacryma malus (madidus
bei Petronius 4) calamitas capi-
tolium meridies; an das sicilia-
nische dd für U stidda nuddu
oceddu cappidi, und an pararim
rormiri rui ririri etc. (s. Pitrb
720 734 775 etc.) brauche ich nicht
zu erinnern, noch daran dass odo-
rem und olorem im Span, sich zu
olor einten. Von den obigen For-
men differenzirten sich also
alnado entenado
bilma od.) ...
vilma j btzma e ^ tma -
calamina cadmia
cola eauda
chicharr a cicada
dejar lasar laxar
dintel lintel lendel lindero
disipula erisipula
fraile frade
melecina medicina
mentira mentida
mielga mkdica
pelarela peladera
polvareda poloorero
sacalina sacadina socadiha
sendos singulos
§ 26. b (i>) — g.
Ein nicht gerade seltener Laut-
übergang. Aus segusius entstand
sagüeso (astur.), doch ist sabueso
üblicher; von jagum (haya) ward
fdbueo statt fagueo dissimilirend
abgeleitet: marabuto und mara-
gutOj algaida und albaida, cala*
J
237
bozo und calagozo 1 jabega und
jabebcty gurujo and bwujo,galgana
und galbana, gomitar and fomttar
gehen neben einander her; ferner
gramido bratnido, gramil bramil,
grugidor brugidor, grunir brufür,
grufto brutto pruno, grutesco
brutesco ; gurö ist das franz.
bourreau. — Der Asturier sagt
gut für buey, fuebu für fuego, der
Andalasier abujero für agujero,
agüelo für abuelo, caoga für caoba,
enhoragüena für enhorabuena;
gofetä für bofetada; gorracho für
borracho; groma für broma; gu-
nuelo für bunuelo; gurro für ftwrro.
Der Aragonese fagüeno für /a-
fcwewo = favonins.
Scheideformen sind : der anda-
lusische Scheidegrass
dbur für agur agüero
boardilla od.) ,.„
buaräüla \ 9****«
regüeldovfoneben auch )
revüeldo rebüeldo und [ revuelto
astar. nur bueldo J
entrevar entregar enter gar
gastar vastar
guedeja vedija
§ 27. g-d.
Diese beiden Buchstaben wer-
den häufiger als man meint ver-
tauscht, und zwar nicht nur wo
sie von r begleitet auftreten, wenn
auch dies am häufigsten der Fall
ist. Neben dragea sagt der Spanier
gragea und auch ragea (alt adra-
guea, pg. gragea grangea grangeia,
mall, retgeya, kat drageya); von
varenga wird varendaja neben
varengaja abgeleitet; bieldo lautet
auch bielgo, edredon auch egre-
don agredon; gratil draiil; grapa
drapo; derrama garrama; adraja
adaraja agraja; almadana alma-
gana; davieie gaviete; redrüej*
regruejo; moguUlonmodiUon; cer-
nadero cernaguero — der bekann-
ten Beispiele golfin gazapo nicht
zu gedenken. Wie diese aus For-
men mit d entstanden so entstand
grivar aus drivar derivar
surdir aus surgir
§ 28. b-d.
Da ich für den Wechsel von
p und t oder b und d aus dem
Spanischen kein Beispiel aufrühren
kann, wage ich nur zu fragen
ob endrina und enebrina nebrina,
ob die schwarze Wacholder- und
die. schwarze Schlehenblüte beide
von junip'erus (zinebro zimbro ; gi-
nebra enebro) herstammen können ?
§ 29. *— ch D.:
chamelote camelote; boquin
bochin; broqueta brocheta ; chaos
caos; chimera quimera; cherubin
querubin; chapirote capirote; or~
chüla orquilla etc.
Seh.;
buche buque
niachina maquina
troncho tronco
§ 30. *— c D.:
catecismo catequismo ; culantro
eilantro; zumaya comaya; per*
venca pervenza; embaucador em-
bauzador.
Seh. :
eima quima
g und g
codice cödigo
ercer erguir
§ 81. &-/.
Wie im Vulgairspanischen ah
cafaz aleahaz neben alcabaz; ah
gebena neben aljofaina; befre
neben bibaro; estovar estobar
neben estofar; falfald neben fah
238
bald; algarroba neben algarrofa\
tafanario neben täbanario und
z. B. im Kat flastomar flestomar
für bla8femar steht, so stehen im
Schriftspanischen einander als
Scheideformen gegenüber:
balsopeto falsopeto fdtseto
od. farseto
cuebano cofin
escobina escofina
besque hisca (aus viseum)
in welchem letzteren v zu. b, b
zu /, / zu h ward.
Tenues werden Medien.
§ 32. k-g. S
abogacion
algodon
barriga
borrego
botiga
gacho gajo
gdlibo
garces od.
gälces
gobelete
gonfälon
hurgon
margajita
rasgar
rengo
sago oA.sayo
sagramiento
torga
§ 33. t-
algodon
bodega
cuida
cuidado
cuidar
darsena(l)
drapo
envidar
esteba
estribar
d.
Diez Gr. I p. 244.
avocacion
coion
barrica
borrico
botica
cacho
calibre
carcaj
carquesio (gel.)
cubüete
confalon
horcon
marquesita
rascar
renco
saco
sacramento
tuerca
S. Diez Gr. p 226.
coton
botiga botica
cuita
cuitado
cuitar
tereena atarazana
trapo
invitar
estepa
estripar
estribo
fadiga
grida
higado
madriz
wandil
mordaza
nada
padron
tripas
fatiga
grita
higäte
matriz
mantel mantülo
mortaja (Zapfen-
loch)
nato
patron
pedrel pedrero petrero
quedar
guedo
redro
sueldo
tan da
§ 34. p-b.
abenola
albudeca
bala
baliza
balota
balurdo
bandola
bandurria
belitre
cobra
desbulhar
escarba
jarobe
pabilo
preboste
rebollo
quietar quitar
quieto quito quite
retro
suelto (gediegenes
Metall)
tanta
S. Diez Gr. I p 277.
penola
pateca od. badea
pella
paliza
pelota
palurdo
pandora
pandurria
pelitre od. piretro
copla
despojar
escarpa
jarape
papel
prepuesto
repollo
§35. /-*.
Wie asfalto aspaUo; esfera
esper a; esfinge espinge; alfic^Z
alpicoz; filipodio poKpodio; ga-
zapaton gazafaton als Doppel-
formen neben einander stehen,
stehen einander als Scheideformen
gegenüber:
hinojo punilla (d. i. foeni-
culum)
239
§ 36. Erweichung von l zu IL
Doppelformen des Altspani-
schen sind apostelar cpostillar;
ballesta balista; balestrinque bah
lestrinque; calamandra calleman-
dra; calentar callentar; denteJado
dentellado; falecer fallecer; ga~
Jarin gallarin; morela morella
etc. etc.
Seh. :
Uapa
lapa
Uares
lares
llatir
latir (glatire)
llevar
levar
amartülado
amartelado
ballestero
balistero
bolla
bola
bollero
bolero
bulla
büla
callar
calar
capellan
capelan
detalle
detal
fallible
falible
fallimiento
falimento
fallir
falir
fillo
filo
hollar
folar
gallega
galega
gamella
gamela
golla
gola gula goles
manuella
tnanuela
molla
mole (mollis)
muelle
mole (moles)
tallar
talar (aus taleare)
§ 37. Erweichung von n zu n. D. :
menique* menique ; almona al-
mona; acena acena; anacea ana-
cea «tc.
Seh.:
beleno
cana
comuna
dornen ar
veneno
cana
comuna
dominar
encanar
encanar
munidor
monidor
ordenar
ordinär
pano
pana
entrepano
entrepan
pena
pena
§ 38. Erweichung von
fl zu 11 sollamar soflamar
gl zu 11 lleira glerao&.glarea
pl zu 11 Wanten . plantaje
llecho pleita (plicita)
§39.
Vokalauflösung von Con-
sonanten. Pbv so wie auch g
und / und ausnahmsweise auch c
werden beim Zusammenstoss mit
nachfolgendem Consonanten im
Spanischen fast immer zu u, das
mit vorhergehendem a leicht zu o
verschmilzt. P wurde durch b zu
u in bautizar baptizare; caudal
capital; caudillo capitellum; cau-
tivo captivus; Ceuta septum;jaudo
jauto sapidus; laudo alt. labidus;
lauda lapida; raudo rdbidus ra-
pidus; b ward u in ausencia
absentia; beodo bibitutn; deuda
debitum; leudo levitum; so wie
in dem populären laurente für
labrante von laborare; v ward u
in dem frz. cheuron neben chevron
von caprimiem; g ward u in launa
laganum u. in somasagma; l ward
u in cauce calicem; sauce salicem
so wie in faraute haraute aus
einem deutschen Stamm mit der
Endung aldus, und ferner in eoz
calcem; escoplo scalprum; hoz
falcem; otero altarium; otro älter;
popar palpare; soto saltum; topo
talpa. C ward u in Jaume Jaco-
bus; auto aetfm; pauta pactum.
Zu i lösten sich g und c, biswei-
240
len auch 7- und dialektisch auch
r: g z. B. in reino; c in Jaime
in seis in afeitar und deleitar,
vor allem aber in der aus et durch
it ti entstandenen Verbindung ch
wie in pecho pectus ; lecho lectum.
Jenes t, wo es vor seiner Meta-
thesisein a berührt, verschmilzt mit
diesem zu c wie in htcho pecho fre-
eho hechizo ; bei acs geschieht bis-
weilen dasselbe z. B. in tejo taxus
und in dejar alt Jejar aus laxare.
L wird im Altsp. sehr oft zu i,
ein Zug der sich im Westen, in
Portugal und Gallizien, festgesetzt
und dort eine allgemeine Vorliebe
für i statt u als Consonantenlöser
hervorgerufen hat. Neuspanisch ist
nur buitre vultur und muy multum;
Umstellung wie bei dem aus et
hervorgegangenen it zu ti d. h. zu
ch ist häufiger. Wie l ward auch
r zu i: der Andalusier sagt baico
statt bar co; beigantin statt ber~
gantin; caigä statt cargar; gaivo
statt garbo; laigd statt largar;
poique statt porque; im Pg. stehen
gundra und gundia visagra und
visagia, veiza und versa; im Spa-
nischen algebia algebra; balaustia
und balaustra; cabio und cabro
cabrio; eimbia und eimbra und
eimbria; labio und labro; ostia
und OÄfra nebeneinander; auch
crisopasio und ertsopraso. Und
wie i und w in ihrer Function als
Consonantenlöser überhaupt ihre
Stellen leicht mit einander ver-
tauschen ward nach g auch r zu u,
(und da der umgekehrte Gang in
allenLautveränderungen vorkommt
auch u [und i] zu r): in flagranti
ward sp. en flagrante, en fra-
gt ante und enfraguante; in sangre
halte ich das r für ein Resultat
des u und nicht deB n von san-
guinem; sanguata und sangraza
gehen übrigens neben einander
her; wie auch grija und gtftja
guija; alquinal und algrinal (S.
.fiomam'a II 240 u. 478).
/ Die meisten durch Vocalisirang
y<m Consonanten entstandenen
Scheideformen sind gelehrten Ur-
sprungs; populär sind nur:
1) l u faraute heraldo
2) b u laurente labrante
3) r i algebia algebra
cabio cabra
eimbia eimbra (aus
cymbalum)
§'40.
C durch tt ti zucä, oder as-
similirt zu t Ct bleibt in keiner
Popularbildung unangetastet, doch
kann es auf verschiedene Weise
erweicht werden: entweder das e
wird vocalisirt zu t, selten zu u\
u. bleibt in dieser Gestalt, wie im
Port, immer, bestehen, oder tritt
hinter das t, mit dem es dann zu
ch verschmilzt, oder es wird c
dem t assimilirt.
Wo beides geschah entstanden
in der alten Sprache Doppelungen
wie fruto frueho, otubre ochubre,
bendicho bendito, punto puncho,
noturno nochwmo (s. nocherniego,
jiochuerniego), dicho dito, pecha
peto, duecho doto (doctus), ducho
düto (duetus) etc. etc., von denen
folgende sich zu Scheidefonnen
gestalteten :
1) ch-t {d)
aderecho adrede
antorcha entuerto
bendicho bendito Benito
conducho • conduto
contrecho contraio
241
echar jetar jitar
entorchar entortar
lucha luto
puncha punto [täl) -
pecho peto (petril) (pre-
reducho reduta
retrechero retreiera
torcha ) . . . . . .
torta tuerto tarta
irato
pleita (plcctus)
troche
trecho
2) cä— ü
llecho
3) t-it
emplenta empleita (impli-
cite)
§ 41. Pt zu ut und t.
Pt ward gewöhnlich zu t; selten
löste sich p durch b zu «;
seto " C6«ta
§ 42. Assibilation tritt ein
oder tritt nicht ein.
Sie wird nur bei Wörtern in
da cio deren es eine ganze Schaar
im Volksbesitze giebt, vernach-
lässigt; in populären Worten sonst
nie.
brtnza brincia
ensuzado ensuciado
esquizado esquiciado
estanza . estancia
lazar gew. lacear
enlazar
tnazar macear
riza(T) ricial
% 43. Medien oder Halb-
vocale fallen aus.
1) b prio8te preboste
taurete taburete
2) d meaja medalla
peana peldano (peda~
neuß)
riorta retuerta
sepais sepaded
virio verde
3) g rua ruga
C. MlCHAfiLIS.
4) hj boarda
faena
niel \
neila ]
ruido
saina
traina
bufarda
fagina hacina
nigela
rugido
zahina (sagina)
trajino trahino
5) v aduana divan
duela dovela
recua recova
recuero recovero
viandero viv ander o
§ 44. Syncope tonloser Vo-
cale.
Ueber Atona s. oben p. 45 ff.
und 146, so wie Diez Gr. I 176
und 197. Weitere Beispiele sind
unnütz. Nur einige Ortsnamen
mögen zeigen wie volkstümlich
diese Art der Veränderungen ist:
Adra ist Abdera; Arga Aragus;
Bierzo Bergidum; Bribiesca Vi-
rov esca ; Brimieda Vimin eta ;
Cerdana Ceretania\ Ebro Iberus;
Elche Ilici; Huelva Onoba; Jor-
quera Soricaria; Manresa Mi-
nor%8a; Pisuerga Pisorica; Se-
gre Sicoris; Sitnancas Septiman-
ca8 etc.
Seh.:
abrojo
adrede
äbreojo
aderecho
adrizar
aderezar
alarbe
drohe
älga
andado od.
älnado od.
anado
dlaga
1 antenado od. en-
( tenado
antojos
arnero etc.
anteojoß
harinero etc. [tare)
arrendar
arremedar (re-imi-
canonge
calöndrigo
colcha
canönigo
colcidra
conde
cömitre
16
242
coraznada
corazotiada
cornado
coronado
crego
clerigo
desabrido
desaborido
drecera
derecera
drezar
derezar od. aderezar
estruendo
\ i
(oMestrondol . .,
atrueno)
trueno
farseto
falsopeto balsopeto
galgo
Gdllego
jaudo
enjabido
labrero
laborero
medrar
mejorar
nino
menino
payo
Pelayo
pebete
pabilete
pe8C(T
alber chigo od. alper-
sico
ponce
pömez
titnbre
tempano timpano
tisia
vuestra senoria
usted
vuestra merced
§ 46. Contraction von a — e zu a
maese mase
maestro mastro
§ 45. Verschmelzung rona — %
zu e einmal eingetreten, einmal
nicht, (ero — aire)
albaire albero
canillaire canillero
colaire colero
pelaire pelero
talpaire topero
§47. Epenthesis. vonVocalen,
die schon oben p. 68 besprochen
ward, fand statt z. B. in: ada-
'raja aus adraja, adarame aus
adarme; coronica aus cronica;
filiboteausflibotG ;filibustier neben
flibustier; garamon ms Garmond;
gurullada aus grullada; gurumete
aus grumete; gurupa grupa ; In-
galaterra neben Inglaterra, roa-
daraza aus madraza, tnagarazo
neben magarzo. Der mehrfach ver-
tretenen Stämme garb skarb harp,
in ihren Vertretern garab garap
garraf garamb gdlaf gälap ear-
rap calap und escarab esearap
escaraf esgaraf esgarav und
harap farap zarrap jarap den
kürzeren garb garfgalf grab grav
grap und escarb escarp und harp
arp zarp gegenüber, so wie des
Stammes grat der auch als garat
auftritt, nicht zu gedenken, haben
sich durch Epenthesis geschieden:
calambre crampa
enjaretar ensartar
esparavel esparvel
färrapa farpa
härapo arpa
gurullada grullada
taravilla travilla
tulipan (dul- turbante
ban)
§ 48. Hiatustilgang durch
b oder g.
Hiatus, gegen den die Ko-
manen eine starke Abneigung ha-
ben, wird zumeist durch Einschub
von b v oder g getilgt; sehr oft
aber auch durch Ausstoss vocal-
umgebener Medien und Halbvo-
cale erst hervorgerufen und dann
gewöhnlich unbeanstandet gelas :
sen. Der Italiener tilgt den über-
lieferten zumeist durch v: s. ca-
volo continovo Genova Giovanna
Giovacchino manovaldo manovale
menovare mentovare navolopaüo-
vire pedovare pingovino t rovano
smenovito vedova vettovaglia vi-
vuolo zetovano; durch g in do-
gana nugolo pagolino ragunare.
Der Franzose durch v z. B. in
emblaver manovelle (aus manwtk)
pivoine tartevelle vertevelle. Der
243
Spanier durch v z. D. im asp.
judivo juvicio ; im neusp. casobar
citoval botava nb. botua, in Val-
devino8 aus Bdlduinos, in vovedo
aus frz. vouede gaede. Scheide-
formen sind nur
corbata Cr o ata
mgüela oder
vihuela viola
diabar loar (laudare)
Ohne das prothetische a wäre
älabar in seinem. Werte fast un-
verändert zu nennen, da b ja das
verlorene d ersetzt.
§ 49. Apocope
1) des auslautenden Vocals
nach l n r s z y j k;
l.
fil
pal
papel
tranquil
vil
viril
detal
val
bajel
caseabel
crisol
filo
palo
pabilo
tranquilo
vüo
brillo (berilo)
detalle
volle
bajillo
cascabillo
crisuelo
mandil maniel mantillo
n.
centen
cerajin
collarin
destin
escolan
gdlan
len
man
patron
seisen
tercer
ton
trajin
un
v einten
centeno
cerajino
collarino
destino
escolano
espina
galano
lene
mano
patrono
seiseno
tercero
tono
trajino
uno
veinteno
r.
cofin
pdmpol
son
tron
cuchar
nacar
«od. cas
z. diz
envas
fres
ras
reve8
tez
trasdos
traves
faz
tas
eaz
yo&.ensay
j 1>oj
Je vivae
cuebano
pämpano
sueno
trueno
euchara (coclea-
ria)
näcara
casa
dice
envast
freso
raso
revieso (reversus)
terso
trasdoso
travieso
fajo (fascü)
tajo
calce
ensayo
buje
vivaque
2) von io ia ie nach rlno&.z
agtir
facistol
desden
Iladon
hat
prez
agüero
fäleistorio
desdeno
lodono
hacia
precio
3) von io in dem aus arium
entstandenen ar.
ar — ero.
er-
balsar
cebollar
epistolar
membrülar
palmar
palomar
tablar
tejar
telar
vivar
4) in er aus
-ero
traveßer
balsero
eebollero
epistolero
membrillero
palmero
palomero
tablero
tejero
telero
vivero
arium
travesero
16
*
244
5) in el ans arium
el-ero
cintrel
cuartel
dintel od.
Untel '
graticl
lebrel
pedrel
puntel
timonel
6) in al ans arium
al—ero
clavdl
cuadernäl
cuarial
cucharal
fosäl
harnal od.
harinal
farinal
temporal
visal
7) in dor ans torium
dor—dero
cebador
cenador
colador
comedor
corredor
matador
oledor
pudridor
salador
surgidor
tomador
varador
cinturero
cuartero
lindero
graner o
lebrero
pedrero petrero
puntero
tinionero
ctavero
cuadernero
cuartero
cucharero
fosero
harinero
harnero od.
arnero
temporero
visera
cebadero
cenadero
coladero
comedero
corredero
matadero
qledero
pudridero
saladero
surgidero
tomadero
varadero
8) Apocope eines auslautenden
Consonanten (n s)
aljonjoli gergelin(o)
derrame derramen
holli hollin
londo Londres
9) Apocope ganzer Silben
cumpä compadre
fraile freue
mucho
pagado [trum)
estruendo (tont-
§ 50. N eingeschoben oder aus-
gestossen; s. Biez I 361-
ataeär
atracar
enjunque
bfoche
brocha
cuenca conca,
concha
zoclo
emplenta
erizar
entrincar ifitrincar
atancar
atrancar
ayunque
bronche
broncha
coca
eoeka
chanclo
etnpleita
enrizar
entricar
intricar
intrigar
esplinque
flanco
gringo •
laneha
menjurge
parangon
rendar
renglon
ringla
tanca
zonzo
esplique
flaco ^
griego
laja (laxus)
mejurge (v. miscere)
paragon
redrar (reiterare)
reglon
regia
taca
soso (insulso)
Ich zähle hierher auch» lejos
das durch lungo longo lonja Jen-
jos luenjos aus longus entstand.
Die Form lenjos steht z. B. noch
in Mayans y Siscar. Sämmtliche
dialektische Formen, das altsp.
luene (noch im D. Quijote) gall.
longe astur. Uone lluene it. llttny
mall, lluny pg. longe, so wie lyo
das neben lejano lejania lejura
lejuelos steht, sprechen für diese
Etymologie. Ein Analogon zn
laxus, das Biez in lejos erkennen
245
will, ist dagegen nirgends im Ro-
manischen aufzufinden*.
§ 51. D nach l oder n einge-
schoben oder ausgestossen.
Apocope odjer Epithesis von
do—te.
Der Einschub von d nach
l und n und r ist nicht
-weniger bekannt als der von b
nach m oder von m vor b und p.
In umgekehrter Entwickelung
schwand auch da wo Id nd rd
oder nt etymologisch begründet
sind oft das d t, freilich dann stets
so dass auch der auslautende
Vocal schwand und wund {nun im
Auslaut standen ; r verwandelt sich
in diesem Falle in l.
Eingeschoben ward d nach l
in apelde lapelde pelde von ape~
Jar; in bulda bulla; celda cella$
humilde humüis; rebelde rebellis
Joldo tholus; in rivalde neben
rivdl; in codecfldo neben code-
cillo; l hingegen im arabischen
aWayalde alcalde arrabalde; in
eneldo aus anethum; in peldano
aus pedanßus. Aus tl entstand
durch Metathesis Id, durch Assi-
milation 11: Fälle wie cabildo ca-
bitto; espalda espalla; und arab.
balle bdlde gehören daher nicht
hierher. Nach n trat d ein in
pendola aus pennula ; in amerin-
dar (alt) von merino= maiorinus ;
in avecindar von vicinus ; in ara-
pende neben arapenne; es ging
verloren in escana von escanda.
Abgeworfen ward de te in acuen
daquen alen neben acuende da-
quende allende ; in adö d. i. adon
neben adon de; davan neben da-
vante, arrel neben arrelde, mer-
chan neben merchante, fuen ne-
ben fuente; milor neben milorde;
tnonfor neben monforte 9 Bemal
neben Bernardo; angefügt in
husardo nebQn husar; turbante
neben turban; in jaguardo cu-
guardo neben Jaguar euguar; im
kat. mirobolante, käst, mirabolano
aus {AUpoßaXavo?.
Scheideformen nun sind:
1) durch eingeschobenes rfnach 7
apelde od.
lapelde od.
\ apelo
peZrfe
buldero
bulero
celda
cüla
enceldar
enceUar
peana
peldano (pedaneus).
Espaldera espalera
rolde rollo rol
sind wie jene zwar Scheideformen,
doch ist weder Einschub noch
Ausfall von d in ihnen vor sich
gegangen : Id und 11 sind verschie-
denartige Vertretungen von - tl:
espatularia rotulus.
2) durch eingeschobenes d nach n
P Zbe a nola\ * endola ( von P ennä >
3) durch ausgefallenes d nach n
jpenoZ pendol (y. pendulus) ;
4) durch Assimilation von nd zu
n wie sie z. B. in canado neben
candado, anado neben andado =
catenatus antenatus und escana
neben escanda vorliegt
jpenoZ pendol (pendulo)
5) durch Apocope von d e od. £ e
ar<7en argente od. argento
den ciento
clerizon clerizonte
galan • galante
gran grande
iman diamante
holan holando
246
san santo
segun segun do
3) durch Epithesis von te
esper on esper onte
§ 52. b nach m ausgestossen
oder eingeschoben.
Der Labial m erzeugt so-
wohl wo er in Mitten zweier
Tocale steht als da wo er
einem andern Consonanten, vor
allem einer verwandten Liquida,
vorhergeht, hinter sich gern ein
parasitisches b; und andererseits
erzeugen b und p vor sich gern
ein parasitisches m : eine Erschei-
nung für welche wohl eine jede
Sprache Beispiele liefern kann,
die aber gerade im Romanischen
und speciell wieder im Spanischen
sehr häufig ist. Der Franzose
schiebt m in cambuse gingembre
lambruche lambrusque; b in
chambre comb Je concombre flam-
beau humble ein; der Portugiese
b in pälomba; der Italiener b in
rombice rimburchiare ; m in ram-
ponsola; der Spanier m z. B.
überall wo sub vor ein mit 6 oder
p anlautendes Wort tritt, wie in
zambucar zambullir zampuzar
sompesar; ferner in bompres lam-
brusca lamparon lampsana; in
pampirolada neben papirolada;
€8trimbote neben estribote, trom-
pezar neben tropezar etc. etc.; b
in der ganzen Reihe der aus
lat. Wörtern in amine inline
umine udinem hervorgegange-
nen, oder kraft der Ana-
logie ihnen nachgebildeten Sub-
stantive in ambre imbre umbre,
so wie in einer minder langen
Reihe von Arabismen in welchen
m mit l oder r in unmittelbare
Berührung kam. Die arabischen
sind alharribra alfombra alutnbre
azumbre rambla zambra nnd kat.
adzemble neben käst, acemila.
Nicht jene Endungen sind ambre
embra imbre ombre ambre in
hambre aus famin em fär famem;
kembra = femina; mimbre vim-
bre «* vimine; hombre hominem;
nonibrenotninem; cogombro cucu~
merem; cumbre eülminem; lutnbre
lumine; auch sembrar seminar;
remembrar rememorar; hombro
humerum sind besonders zu er-
wähnen. Amine aber ward ambre
in arambre aeramine; cor ambre
cor amine; enjambrar exami-
nare; estambre st amine; hör ambre
forambre for amine; pelambre
pelamine; raigambre radicam-
ine; velambre velamine; darnach
cinorambre cochambre colambre,
fiambre friambre, jarciambre os-
ambre vegedambre od. vedeg od.
veg. od. beg. od. meg. od. verdeg-
ambre; ordimine ward urdimbre
urdiembre. Neubildungen sind
cur timbre Lederwaaren von curtir,
escurrimbres Neige von escurrir
von correre. Timbre entstand aus
umine nur in legumbre legumine,
salumbre salumine, herrumbrefer-
rumine und techumbre tectumine
für tegumine; aus udinem in as-
per edumbre certidumbre costumbre
dulcedumbre espesedumbre firme-
dumbre fortedumbre gravedumbre
salsedumbre solidumbre tnanse-
dumbre muchedumbreservidumbre.
Neubildungen waren die asp. cor-
redumbre escuredumbre und die
neusp. franquedumbre feadumbre
libredumbre limpiedumbre pesa-
dumbre poquedumbre pudredum-
bre quejumbre reciedumbre suce-
247
dumbre undumbre. Mit den mots
savants welche jenen entsprechen
können sie keine Scheideformen
bilden, da die ersteren aus der
Hominativform gebildet werden.
Sie endigen auf ud und amen
imen umen.
Scheideformen, unter die ich
die verschiedenen Vertreter des
deutschen Stammes grb nicht
aufnehme, noch die zahlreichen
des lat. Stammes lamb (lecken)
(lab. lam lamb. lap lamp) sind:
atambal
timbal )
atabal
atrampar
aeumbre
bombasi
atrapar
tomin \\J+2)
boboci
cambron
crabron(crabronem)
crampon
dombo
grapon
domo
flambante
ftamante
grampa
jamon
limo
grapa
jambon gambon
limbo
lomo \
loma (
lombo
loba )
rumo
rumbo
trampa
trapa
zompo
zopo
§ 53. Epenthesis von r od. L
l — r. Einschub Ausstoss und
Versetzung des flüchtigen r wie l
sind im Romanischen etwas sehr
gewöhnliches. Versetzungsbeispiele
aus dem Spanischen stehen bereits
oben. Beispiele für Einschub von
r nach anlautenden b und g und
/ und p und es, der sehr beliebt
ist, sind bretonica aus betonica;
brüjüla von buj d. i. pyxis; frisol
frisuelo aus phaseolum ; grondola
aus gondola; pringue mspingue,
estrella aus Stella. Neben ein-
ander stehen fruslera und fuslera;
brusela und bucela; broslar und
boslar; graznar und gaznar, graz-
nido und gaznido ; estepa und es-
trepa; estallido und estrallido;
estopajo und estropajo; estamena
und estramena; estrangurria und
estangurria; estrave und estave.
— Im Auslaut und Inlaut steht
ein eingefügtes r in adelantre
hiniestra buenamientre pedestral
(tiiTpedestal),petrimetre ; in marjo-
leta von majuelo ; in engarzar aus
engazar encastar encaustar; in al-
verja neben alveja = ervilia; in
areidriche aus ajedrez. Ausfall fand
statt z. B. in sacho sarculo, macho
tnarculo, cirujano aus cirurjano,
bujaca aus burjaca von byrsa etc.
etc. L fiel aus z. B. in carbunco aus
carbunculum, gilofe neben gilofle
girqfle; und ward eingesetzt z. B. in
adufle atifle altramuz maldltia etc.
Seh. entstanden auf diese Weise in
r calibre calibo od. galibo
celestre Celeste
jaldre jalde
lacre laca
lastre lasto
ledro ledo
mucre muco
neguitta negriüa
noere noque
quemar cremar
brinza binza
estribo entibo (aus stipes)
tröste tasto
engarzado engastado
nb.engazado
patruüar patullar
tarja taja
tarjar tajar
l ward eingeschoben nur in
espliego aus espiga
und fiel aus durch Dissimilation in
248
cäbilla clavija
cabillero clavijero
§ 54. Aphäresis.
Ich brauche nur auf p. 74
zurückzuweisen. Dass die dort
angeführten spanischen Beispiele
eben so wenig vollzählig sind wie
die der übrigen Sprachen, ward
bereits gesagt. Jetzt kann ich das
veraltete letuario für electuario it.
lattovaro; lopicia für a/opt et a(sonst
auch alpez); londiga für dlhondiga
hinzufügen; und von modern
spanischen morela von amor, suela
zuela aus azuela (asciola), gorbion
gufbion arabisirtes euphorbium,
gujams agvja, lastra plasta plaste
aus emplastOy yunque aus ayunque
d. i. incudine, nebrina neben ene-
brina von juniperum. Die altsp.
Formen kernen cia für vehemencia,
hucia für fiducia können durch
CoDtraction eben so gut wie durch
Aphäresis entstanden sein.
Scheideformen entstanden durch
das oben nicht berücksichtigte
Schwinden der ersten Hälfte einer
Konsonantenverbindung, d. h. der
muta welcher eine Liquida folgt,
oder des 8 welchem eine muta
folgt. Doppelt populär sind davon.
1 ) chaple(< escaple, das also durch
die nicht nachweisbaren Mittel-
formen esclaple claple hindurch
gegangen sein wird.) escoplo
(scalprum)
lastra plasta plaste (im-
plastrum)
quina esquina
rampa crampa
trinque trin- es trinque estrenque
quete
tripa eßtribo
2) durch das gleichfalls nicht
berücksichtigte Schwinden der
enebro
v impla
h(f) arnero
arpa
Halbvocale j und v, so wie des
Hauchlauts h
j echar jetar (jactare)
ginebra \wimpel)
grimpola (dtsch.
harinäl farinal
harpa hdrapo
arpado farpado
ora hora
3) durch Abfall des als Artikel
missverstandenen l nur in
azul lazuli {Japis)
4) durch den, in almatica aus
dalmatica; amacena aus dama-
cena; anta aus danta (arab.
U t <) bezeugten Abfall von d nur
in:
ar8enäl ar- darsena
sena tercena
atarazana
5) durch Abfall des Anlauts-
vocals in:
embriago
aguja
azada
eminencia
amorgado
apelo
erizar
suelo od. zuela azuela
yunque ayunque *
6) durch Abfall ganzer Silben in
fondo profondo
juruco od. ju- abejaruco
rugo
mingo domingo
plasta
plaste
lastro
briaga
guja
jada
minencia
morgado
pelde
rizar
emplasto
vera
ribera
§ 55. Prothesis.
Sie ist nichts als das Gegen-
stück zur Aphäresis, und geht
dem Verfahren dieser ziemlich
249
genau Schritt vor Schritt nach:
Beispiele von Prothesis denen
nicht ein entgegengesetztes Bei-
spiel von Aphäresis entspräche,
kommen gar nicht vor. Denn jene
ist im Grande 'nur durch Analogie
zu dieser entstanden. ' Diejenigen
Bestandteile eines Wortes welche
man wechselnd bald an, diesem
oder jenem Worte hörte, bald
aber nicht hörte, wurden einer wei-
teren Anzahl von klangverwandten
Worten beliebig wechselnd ange-
fügt und wieder entzogen. Streicht
.man bisweilen ein Auslaqts-Z, so
fügt man es bisweilen auch grund-
los an: este und teste; alba und
loba sind die einzigen so entstan-
denen Scheideformen des Span,
welches, weil es Elision des Ar-
tikelvocals vor Anlautsvocalen nicht
kannte, jene Doppel erscheinung
nicht begünstigen konnte. Fällt
das fast stumme h oft hinfort wie
in ora arpa, in arropea aus har-
ropea herropea ferropea; in
arenga etc., so wird es oft auch
fälschlich angefügt wie in hazada
neben azada von axis; in henchir
aus implere ; in hedrar aus iterare*;
in hiedra für yedra aus edera; in
hiero für yero ervum; in hinchar
aus inflar, in hullera für ojera alt
ollera ocularia; in huevo huerco
huerfano huergano huebra hueso
aus ovum orcum orphanum Orga-
num opera und os. — Fiel j einige
Mal fort, so trat es auch einige
Male wie in jdndalo jiride hinzu
und tritt im Munde des Andalu-
siers vor jeden Anlautsvocal: er
sagt jesto jeso jescribano jarti-
culo etc. — Wie d dann und wann
verloren ging, und im Munde des
Andalusiers fast ausnahmslos da
wo es etymologisch begründet ist,
verloren geht, so erschien es dann
und wann wo es nicht hingehört;
es und des vertauschen ihre Stel-
len ganz willkürlich, für üquierdo
hört man auch desquierdo und
gerade der Andalusier ist es wie-
derum der statt alguno aqui en-
trar equilibrio ir und umforme
dalguno daqui dentrar dequilibrio
dir und deniforme zu sagen pflegt ;
ursprünglich vielleicht nur da wo
sonst das Vorangehen eines voca-
lisch endenden Wortes Hiatus er-
zeugt hätte, jetzt jedoch auch wo
solches nicht der Fall ist. Aus
dem vulg. Ital. ist diese Prpsthesis
übrigens bekannt. — Auch v (b g)
dient oft dazu bedeutungslos, le-
diglich um lautlicher Zwecke wil-
len, den Wörtern vorzutreten: der
Altspanier sagte vuedia für hoy-
dia, und der Katalane sagt heute
noch vuy dafür; ferner vuytanta
für uytanta oitanta octanta oc-
tuaginta; vora für ora Ufer Band;
gosar für osar /lern auch das
mail. volzä entspricht. In Friaul
heisst der incubus vencul\ mail.
u.bresc.ist bomborin bombolin um-
bilicülus; vulg. vito vire iüritoire;
venez. vovo für uovo; vovarolixa
ovarol, während im Allgemeinen
gerade in diesem Dialecte der
Abfall von v vor dem wahlver-
wandten o und w, aber auch vor
i das übliche ist : oladega ist vol-
atica; ose voce; idole vidole etc.
Aus dem Spanischen kann ich nur
Doppelformen anführen ohne stets
sagen zu können welche die ur-
sprüngliche d. h. welches das
Etymon ist. In buraco das ne-
ben huraco furaco juraco ho-
raco auftritt und von forare
250
stammt, kann&direct auf/ zurück-
weisen; im altsp. valcavera (Ale-
xand. 117) für alcavera alcavela
alcabela ist es unbedingt prosthe-
tisch ; ebenso in bujier neben ujier
hüjier frz. huissier; ebenso in
bucha neben hucha; unbedingte
Aphäresis liegt vor in onar für
ganar guanar. Bei barloar har-
loar; bei barenga varenga orenga
so wie bei orujo borujo; und on-
cejo vencejo weiss ich nicht zu
sagen was primär und was secun-
där ist. Vencejo könnte vincicu-
lum sein'; und da der Aragonese
einerseits fencejo; der Kastilianer
honcejq oncejo N sagt, könnte man
versucht sein ein unbewiesenes
huencejo dazwischen zu schieben
und eine, freilich seltsame, rück-
läufige Bewegung von e zu ue
und o anzunehmen, wäre sie eben
nicht gar zu seltsam. Besser könnte
oncejo das auch Nagel ungula be-
deutet, auf unciculum für uncinum
beruhen und beide also von einan-
der zu trennen sein. Garbanzow&gQ
ich, trotz Dies* entschiedener Ab-
weisung (II c. s. y.), angesichts der
pg. Formen ervango hervango, auf
den in orobacia orobanche wie-
derkehrenden gr. Stamm £peß <5poß
(Erbse) zubasiren. — In batdW&tt-
rock das mit huata ein Scheide-
paar ausmacht, ist b nichts als
konsonantirtes u, wenn es nicht
gar aus Italien eingeführt ward
und also durch Aphäresis des o
von ovata entstand. Prothesis von«
ist im Span, ziemlich häufig wenn
auch lange nicht so wie im Ita-
lienischen. Formen wie escam-
bron escofia escomenzar escontra
esgambete estropezar etc. etc. wa-
ren im Altspanischen sehr häufig.
Zu Scheideformen wurden escar-
zar aus castrare, estruendo aus
tonitrum. Entsprechend der schon
belegten Aphäresis von f b g vor
r. tritt Prosthesis von b z. B. im
venez. brica für rica erica; von
/ in frambola aus romba ; von g
in granzio, neap. granceto aus
rancidu8 ein. Spanisch ist nur
die Prothesis von b welche die
unten erwähnten Scheideformen
brusco rusco (lat. ruscum) broca
rueca (dtsch. Rocken) und bronco
ronco für roco aus raucus ergab.
Durch a und dl wurden so un-
endlich oft und so unendlich viele
sp. Wörter erweitert, dass. Bei-
spiele unnütz wären. Ich nehme
dennoch das Lexikon und setze
einige hierher abonanza acipres
agengibre alaton dlacayo; alcoce-
tra altnena alcayoba. S. Diez
Gr. II p. 420 u. 437. Von hierher
gehörigen Scheideformen stehen
amortiguar apaciguar atestiguar
averiguar aderezar adevino atara-
zana arambel acimboga atribular
bereits in anderen Teilen der Lis-
ten ; ebenso die mit en erweiterten
enclenque endeble endilgar enaje-
nar enlazar engendrador. Wenig
neue kommen hinzu.
Erweiterung 1) durch h
huebra obra
kuerco ogro
huergano ärgano
hullera ojera
2) durch l
leste este
3) durch ,;
jändalo andaluz
4) durch b
broca rueca
bronco ronco
brusco • rusco
251
tenaza
5) durch s
estruendo truenö
6) durch a
aduana divan
diabar loar
arruga ruga
atabal timbal tabal
azimut cenit
7) durch al (s. ob. p. 158 ff.)
alarbe drabe
alcuba cuba
alera era
algodon coton
alhoja foja od. flog a(fulica)
8) durch en
embojo boj buje
enser ser
entenalla )
antenalla )
9) durch m aus umdeutender
Analogie zu mdrtnol in
marfil alfil
§56. Erhärtung von Vocalen
zu Consonanten
■wie z. B. von i zu g in vengo
tengo salgovalgo, fand zum Zwecke
oder mit dem Resultat der Diffe-
renzirung nur statt in:
IL Scheideformen
§ 1. Accentveränderungen.
Wo dasspanischeVolk schwache
Position für voll angesehen hatte
(alegre culebra tinieblas) wo es
iolus zu iölus uelo gemacht hatte
(hijuelo lenzuelo viruelas); wo es
unbetonte Ableitungssilben nach
Analogie anderer gleichgestalteter
aber betonter accentuirt hatte
(tdus zu ido ; mus zu ino: cedrino
enjabido)-, oder umgekehrt beton-
ten ihren x Accent nahm (finitum
cordätum dativus); oder ohne
sichtbaren Grund sonstige Accent-
veränderungen vornahm, aus Paro-
compango compano
saborgar saborear
u ward b in
bata huata
§57. Epenthesis \ong\OTua :
mangual manual
menguar minuar
§ 58. Unklassificirbare Scheide-
formen volkstümlichen Ursprungs
sind die aus oticus auf verschie-
denem Wege entstandenen
montaje montazgo »
villaje villazgo
das aus aginem entstandene
llanten plantage
das aus iculum entstandene
piezgo- pezuelo peciolo (pe-
diculum) und
plazo pleito (placitum)
ceUo cercho (circulum)
mallo *macho (marcülum)
cabal caudal (capitalem)
lindo limpio (limpidus)
puelo pueblo (populum)
viejo viedro (vetulum; nur
in Ortsnamen üb-
lich)
manqjo manopla (manopu-
, tum)
gelehrten Ursprungs.
xytonis Proparoxytona machend \
wo es in lat. gr. Wörtern der lat.
Betonung vor der griech. den Vor-
zug gegeben hatte (zampona; par-
rocha; degana), da überall stellte
der gelehrte Spanier den alten
unveränderten Zustand wieder her.
So entstanden die Scheideformen:
acibo acuifolio
albedrio arbitrio l
albedro (od.
ervedo) ärbuto
cadera cätedra
1 Arbütum der Erdbeerbaum trägt
im Spanischen in den verschiedenen
252
citola citara
cuerdo
dddiva
degana
enjabido
enteco
entero
fwo
frisuelo od.
fresuelo
frezuelo
hoyuela
Isidro
Jaime •
Jaume
Jago
löbrego
majuelo
manso
tnenino
nino
nieto
pdtera
pulicdn
trebol
treudo
zampoha
guitdrra
corddto
dativo
decania [sipido
iti8dpido gew. in-
hectico
integro
finito
fastolo
fovMa
Isidöro
Jacöbo
lugübre
maleolo
tnatisuUo
minimo
nepote
patena
pelicano (durch fal-
sche Gelehrsamkeit
producta)
trifolio
tributo
sinfonia l
Provinzen sehr verschieden aufsehende
Namen die jedoch alle auf einem Etymon
beruhen. Der Asturier sagt albidro, der
Gallizier Srvedo, der Kastilianer alborto,
alborzo alborto, der Biscayer borto borta
bortal, der Katalane arbos arbosser, der
Mallorkaner arbossa, der Aragonese al-
borocera; der Portugiese sagt ervodo, der
Franzose arbouse arbousier, der Englän-
der arbute. — Arbutum ergab davon er-
vedo erbedo irvodo; es zu abutrum um-
setzend und in Folge davon den Accent
verändernd, entwickelte der Asturier
durch abuidro und albuedro albedro. Aus
einer anders gearteten Metathesis, aus
aburtum entstand das käst, alborto, das
biskayische borto. Aus dem Adj. arbu-
teus das kat. -mall, arbos etc. und das
frz. arbouse. Aus aburteus käst, aborzo
alborto ; aus abroteus arag. albrocera albo-
rocera. Nur das englische hat die ge-
lehrte Form benutzt.
i Suelta und vuelta und böveda bilden
mit soluta voluta keine Scheidepaare, da
§ 2. Metathesis.
1) es zu «c.
escamar examinar
lascar laxar
tascar taxar
nesgo nexo
2) anderweitige Umstellungen:
encostrar encrustar
lasca laxo
entregar entergar integrar
escarzar castrar
escupir cuspir (conspuere)
escudrino escrttlinio
floja foja focha: fulica
löbrego lugubre
orondado undulado
crepar
secuestrar
torso
3) Metathesis der Erwei-
chung wie z. B. das asp. Uno
Teno neben llano Ueno sie auf-
weisen, hat eine Scheideform pro-
ducirt in dem im Asp. nur solle-
var lautenden
8oliviar sublevar
§ 3. Vocalveränderungen.
1) t-e
quebrar
secrestar
trozo
astitta
belorta
cardenäl
cebo
cedo
cepo
cerca
cerco
cerro
cesta
contenencia
huergano
huevo
conteniente
astela
vilorta
cardinal
cibo
cito
cipo
circa
circo
cirro
cista
continencia
örgano
ove
continente
die syncopirten Formen (nebst böveda)
auf solvita volvita beruhen.
253
crespo
crispo
mötilo
mütilo
er est a
crista
odrero
utrero
destellar
destilar
orea
urca
encausto
incausto
övulo
öbolo
enciso
. ineiso
pulienta
polenta
enfermo
infirmo
redonda
rotunda
engrasar
incrasar
rotura
ruptura
enhiesto
infie8to
tornar
tumar
entre
inter ...
torno
turno
entredos
intrados
tremolär
tremular
hebra
fibra
virote
viruta
hiniestra
genista
volcan
vulcan
lengua
lingua
3) e— ie
lesion
lision
cayente
cadente
letania
litania
eimiento
eimento
mar g mar
marginar
durmiente
durmente
menar
mitiar
entendiente
intendente
menester
tninisterio
hierro fierro
ferro
menestra
ministra
mor diente
mordente
menoria
minoria
poniente
ponente
mesta
mixta
pudiente
potente
mestttrar
mixturar
solviente
solvente
pestillo
pistilo
taniente
tangente
revendicar
revindicar x
tendiente
tendente
selva
süva
4) »— ie
seno sien
sino
ariesta
arista
senar
signar
fiemo
fimo
sexio
Sixio
siesta
Sixto
sipia jibia
sepia
yerto
hirto
verga
virga
5) o— ue
2) o—u
cuenca
conca
albur
albor
cuerna
corna
copa
cupa
fuego
foco
embustero
impostor
fuero
foro
encostrar
encrustar
grueso
groso
fistola
fistula
huesa
fosa
flotar
fluetuar
huesped
hospite
fosco h08C0
fusco
hueste
hoste
gordo
gurdo
impuesta
imposta
gropo
grupo
lueJlo
lolio (joyo)
hongoso
fungoso
mueble
tnövü
Korea
furca
retuerta
retorta
hostigar
fustigar
tuero
toro
lunga
longa
5) o—hue
mocoso
mueoso
huerco
orco
254
7) a—ö
tesoro
tesauro
drgano
örgano
topo
talpa
balume
volumen
" toro
tauro
casaca
Cosaca
* 15) aw(aZ)-
-a
cava
cova
agosio
augusio
corcova
concava
agüero
augurio
langosta
locu8ta
cacera
caucera
8) a—u
cativo
cautivo
anguarina
hungarina
caz
cauce
9) a—i
engaste \
engace /
incausto
balance
bilance
calandra
cilindro
fasto
fausto
canasta
canistro
recado
recaudo
salvaje
silvatico
saz .
sauce
10) u—i
16) MO—
ginehra )
zimbro)
junipero
cota cuota
Consonantenveränderungen
gruta
cripta
§
4. r— l
tufo
-4 H \ •*
Ufo
Auslautend
l
11) 0-t
atnbol
ambar
codeso
codono
cüiso
cidonio
azur
azul
cilantro od.
coriandro
Inlautend
cülantro
citola
citara
colindrate
lugar
local
m m
12) o— e
platicar-
practicar
redonda
rotunda
§
5. n—r.
13) ew — o
•
curtido
contrito
romadizo
reumatismo
§
6. &— v.
14) aw(aZ)
zu
balume
volumen
coZa coda
cauda
belorta
vilorta
cosa
causa
ho da
voto
coto
cauto
äbogacion
advocacion
hoz
falce
viril
berilo (beryUus)
hoz
fauces
§
7. /-Ä.
llosa
clausa
haces
fasces
(choza?)
hacia
fade
moro
mauro
hecho
facto
nocher od.
J
hembra
femina
nochel od.
) nauclero
horno
fumo
nochelo
1
horca
furca
otero
altario
enhiesto
infiesto
popar
palpar
§
8. s—j<
posa
pausa
jabonera
saponaria
sorna
salmajalma (sagma)
jaco
saco .
255
jetne
semis
pella
pila
serga etc
>•
serico
pestillo
pi8tilo
jeringa
siringa
postilla
pustela
jibia
sepia \
§
15. n — «.
jujubo
zizifo
anada
anata
jugo
8UC0
§
16. g— Tc.
dejenjo
descenso
äbrego
äfrico
fajos
fasces
aguaducho
acueducto
hacina
fdgma
dlaga
älica
itijerir
inserir
baga
baca
pejego
per8tco
canönigo
canönico
pejigucra
per8%caria
doblegar
duplicar
tieft ga
vesica
engrasar
. incrasar
§
9. tn—b.
enjugar
exsucar
bramante
brabante
* fregar
fricar
fleme
flebötomo
fuego
foco
Jaume
Jaime
!
Jacobo
Gällego
graso
gälico
craso
muermo
\
griego
gringo
(frz. morve
'{ morbo
indigo
indico
kat. vorm]
\
lango&ta
locusta
trementina
terebentina (pg. zu
logro
lucro
tormentina
\ umgedeutet)
lugar
local
turma
turba )
pejego
persico
turmoso
tuberoso \ < au8 * u5er >
alberchigo
§
10. v—g.
pertiga
pertica
levistico
ligüstico
plegar
plicar
§
11. d — s.
plegaria
precaria
Siehe juzgar aus judicare und
pliego
plica
azgo aus
aticum
replegar
replicar
losa
laude
sagra
sacro
tnoznar
mutilar
segundar
secundar
§
12. /-&.
siegante
secante
äbrego
äfrico
vagar
vacar
acebo
acuifolio
vejiga
jiesica
creböl
acrifolio
§
17. t-d.
Luzbel
lucifero
boda
voto
trebol
trifolio
bodeguero
apotecario
§
13. f-p.
cedo
cito
orespe
orifice od. aurifice
cuaderna
cuaterna
8oplar
suflar (rechußar)
cuadernero
cuaternario
zampoiiä
sinfonia
cuadrilla gra
-
§
14. 11— l
dilla
cuatrilla
destellar
destilar
dädiva
dativo
müella
mole
greda
creta
256
hado
fato
ladino
latin latino
madera
materia
madrana •
matrona
menudo
minuto
meda
meto,
monidor
monitor
mudar
mutar
odrero
utrero
pdladin
Palatino
podar
potar
pudiente
potente
recudir
recutir
redonda
rotunda
roda
rota
rodar
rotar
seda
seta
vedo
veto
vidrio
vitrio
anada
anata
aparado
aparato
caminada
caminata
carbonado
carbonata
cegado
cegato
condonado
condonato
cornudo
cornuta
curado
curato
dado
dato
disparado
disparate
errada
errata
falcado
falcato
favorido
favorito
fogada
focata
granado
granate
guarida
guarita
horcado
horcate
lobado
lobato
mandado
mandato
mediado
mediafo
moscada
muscato
oblada
oblato
ordenado
ordenato
omado
ornato
pacado
pacato
pegado pegata
publieado publicata
quesado caseato
regada regata
sellado sigilado sigilata
serrado serrato
silbado silbato
vülgada vulgata
§ 18. p—b.
cuba
doblo
embustero
espiga
cupa
duplo
impostor
espica
pabeUonado papiUonado
pabilo
,rabo
recibiente
roba
soberano
sobre
trebedes
paptro
rapo
recipiente
ropa
superano (soprano)
super od. supra
tripode
u ward t?, v ward 0, b ward p
in unregelmässiger Steigerang in
pepita pituita
§ 19. cc—c.
Vereinfachung der Gemination
cc die in lecion oder licion neben
leccion oder liccion, in dicion
neben diccion, in facion neben
faccion, in ficion neben ficeion,
in infleccion neben ivflecion etc.
vorliegt, hat nur eine Scheideform
ergeben
aficion afeccion
§ 20. cl gl fl pl zu II oder ch
erweicht.
cl
91
fl
pl
llamar
llave
llosa
lleira
llartia
llaga
llana
llano
dllanar
clamar
clave
clausa
glarea
flama
plaga
plana
piano
aplanar
[glera)
(auch
257
Hanta
plant a
llanten
plantaje
llanto
plant o
llegar plegar plicar
allegar
apltcar
Ilehero
plenario
Ueno
pleno
Uorar
plorar
Uuvioso
pluvioso
cl chaveta
claveta
chueca
clueca
pl chato
plato
§ 21. Erweichung von inl
bl pl fl
zu U oder eh.
söllevar
sublevar
resollar
resoplar
chittar
chiflar silbar (sibi-
lare)
hinchar
inftar
§ 22. Vocalauflösung
Consonanten.
. 1) p b zu M
von
[pido)
v. rä-
caudal
caudillo
deudo
jaudo
raudo
2) l zu u
cauce*
hoz
otero
popar
top er a
3) c zu u
Jaume Jaeobo
4) c zu i in et durch it ti zu ch
aguaducho aeuedueto
coacto
condueto
contracto
capital
capitel
debito
insipido •
tdbido (od.
caliz
falce
altario
palpar
talpario
cacho
conducho
contrecho
cosecha
cohecha od.
cogecha od.
coniecha
C. MiCHAßLIS.
coleeta
dechado
derechero
derecho
dicha
dotor
ducho
duchö
echar
echura
estrecho
hechizo
hecho
hechor
hechura
hechuria
lechero
ochavo
peckar
pecho
prehecho
provecho
sospecha
techo
trecho
5) ut—ct
auto
pauta
6) it— et
afeitar
deleitacion
pleito
dietado
directorio
directo
dieta
doctor
docto
dueto
ja dar
jactura
estricto
facticio
facto
factor
factura
facturia
lactario
oetavo
paetar
pacto
prefecto
provecto
suspecto
tecto
tracto
acto
pacto
afeetar
delectacion
pläcito
7) It zu it (ti) ch
bochorno vulturno
mucho
muy
tocho
multi . . .
estulto
8) x zu j durch is si
anejo
ejido
fijo
fleje
floje
laja
tujacion
anexo
exido
fixo
flexo
fluxo (?)
laxa
luxaeion
17
258
mit anderen Veränderungen ver-
bunden ist dies der Fall in
dejar laxar
fresno fräxino
madeja metaxa
mejilla maxila
§ 23. et zu t assimilirt
cogeta (reco- colecta'
Uta)
conduta condueta
condutal cqnductal
contrato contractu
dita dieta
enteco heetico
fito fiäo
flotacion fluetuacion
flotar fluetuar
jetar jaetar
lutoso luctuosa
olfatorio olfactorio
platicar practicar
plätico prdetico
pretal pectoral
respetar respeetar
respeto respecto
retratar retraetar
retrato tetracto
§24. 8t-rZ.
Wenn ich auch nicht alle die
Fälle in welchen Scheler (Biet,
d'fitym. fr. s. v. saison) Ueber-
gang von 8t zu s annehmen zu
müssen glaubt, für schon genü-
gend beglaubigt halte (sabliere
sabot saccade saisir souche) so
würde ich sie keineswegs darum ver-
werfen, weil mir dieser Lautwan-
del unglaublich scheint, sondern
nur weil eine andere Etymologie
mir in jenen Fällen näher zu
liegen scheint. Spanien und Por-
tugal können Beispiele genug auf-
weisen bei denen ein Zweifel nicht
möglich ist. An erster Stelle
möge das pg. amizade sp. ami-
stad stehen, ferner päcigo Weide
in dem der Stamm past liegt; das
sp. Baza aus Basti; Ecija aus
Astigia; Cazlona aus Castulonem;
Ezla aus Ästura; Zuniga aus
Estuniga; almäciga neben almä-
stiga (arabisirtes mastyx) alföcigo
neben alföstigo alßstigo (arabi-
sirtes pistacium); filaciga neben
filastica; pues pes pos aus post;
vueso nueso aus vuesto nuesto
vuestro nuestro; uce voace neben
usted etc.; azor aus astur; de-
muesa alt für demuestra; almueza
(almuerza) neben dlmuesta dl-
mosta; cerrion aus stirria (nach
Diez) ; biznaga aus pastinaca etc.
etc.; broza aus ahd. brosta
brusta Borste Bürste, etc. etc.
zol . . in zolocho aus stultus; aci-
pado aus stipare; mozardbe aus
arab. mostarabe; azaguan aus
arab. ostowän.
Scheideformen sind:
boeezar bostezar
engace (wor-
ausen^arce) [(incaustum)
aus engaste od. encaste
engazar engastarod. eneastar
(incaustare)
maesa maestra
maese mase maestro
sazon estacion
biznaga pastinaca
escarzar eastrar
plazo pläcito l
rezar recitar
trance , tränsito
mzo ostio
i Placitum könnte freilich auf drei
Weisen entstanden sein:
1) placitum placidum placium plazo
2) placitum plastum plazo
3) plakitum plactum plaitum platium
plazo, doch prodneirte die leUte
Reihe pleito.
259
alföcigo pistacio
busto buz (bruce8)
§25.
1) gn assimilirt zu n
cunado cognato
desinar designar
diseno designio
endenado indignado
ensena insignia
lenero lignario
sena signo
senar signar
2) ng assimilirt zum
heüir fingir (wie im asp.
junir zu yungir
juncir von jüngere)
3) ng zu n
malina maligna
sino • signo
4) ni durch n zu n
delinar delinear
escalona (ne- Ascalonia
ben escalona
§ 26. pt assimilirt zu t.
acatar . ffcoptar
atar aptar
catar captar
rato rapto
receta recepto
rotura ruptura
§27. cs(x) wird durch Assi-
milation zu s.
lasar laxar
laso laxo
lasitud laxitud
mesta mixta
st est a Sixto
tasar taxar
sesma sexma
§ 28. Assimilation
1) von Is zu 8 j
soso insulso
pujar pulsar
2) von ps zu 8
yeso gipso
3) b8 zu j
ajenjo absintio
4) fr dr gr tr vr zu r bl zu l
cero cifra
cadera cätedra
entero integro
enterar integrar
fala (Kabla) fdbüla
albirar arbiträr
yero ervo
soliman sublimado(Yo\kset.)
§ 29. r8-s.
Die Syncope der Liquida r vor
s ist aus dem Lat. selbst und aus
den rom. Sprachen so vielfach be-
legt und bekannt, dass ich mir
den Beweis durch Beispiele sparen
kann. S. Biez Gr. I 225. Je-
doch um die Richtigkeit einiger
der von mir unter jene Rubrik
gestellten Scheideformen darzu-
legen, muss ich die Art und Weise
durchmustern in welcher die Ro-
manen wenigstens ein hierher ge-
höriges lat. Wort umgestaltet ha-
ben. Ich meine versus, das mit
seinen Ableitungen auf rom. Boden
eine sehr zahlreiche und ziem-
lich mannich faltig individualisirte
Nachkommenschaft begründet hat.
Schon das Lat. bot eine Doppel-
basis versus und vorsus. Eine
dritte, durch i erweiterte (versius)
anzunehmen ist nicht durchaus
geboten ; vielmehr ist es sogar er-
laubt selbst jene doppelte wie eine
einfache anzusehen und die auf ihr
entsprossenen Formen für dem
Ursprünge nach identisch zu er-
klären, da der Uebergang von e
zu o oder u unter dem Einflüsse
eines vorangehenden Labials ein
echt romanischer Vorgang ist,
der ohne Vorbild des Lat. an der
17*
260
ganzen Gruppe der versus in sich
enthaltenden Wörter vor genommen
werden konnte und an den meisten
Derivaten auch ohne solches vor-
genommen ward; ob selbständige
oder nachahmende Neugestalten
ist nicht immer zu bestimmen.
Die rom. Formen entstanden
in ihrer Verschiedenheit durch
Assimilation des r an «, durch
Verwandlung von r zu l, durch
Metathesis des r (vrosum) durch
Erhärtung des v zu 5, durch
Diphthongirung des e zu »e, durch
Apocope des Auslautsvocales,
durch Vergröberung des * zu z
und zu it. «et* (frz. ch) (falls dieses
letztere nicht aus dem Einfluss
eines eingefugten i zu deuten ist),
so wie durch populäre Verände-
rung der Vorsilben a zu am; in
zu em; re zu ri ro ru ra ar;
trans zu tras tra tar.
Wo versus unverändert ge-
blieben ist, haben wir es fast im-
mer mit gelehrten Formen zu tun;
dahin gehören frz. averse adverse
divers divers travers pervers in-
verse ; sp. und pg. averso adverso
diverso converso inverso perverso
rever so transverso. Populär sind
jedoch frz. envers ranverser pg.
anverso sp. anverso od. amberso it.
riverso scioverso nb. soverscio so-
verso (also wohl subversus); dial. re-
versu (sard. gen.) riversu, sie. rover-
so (venez.). — Apocopirt ohne ander-
weitige Aenderungen sind travers
(lad. Sopra Selva) traviers tar-
viers entraviers avers (lomb.) re-
vers (crem.); mit Diphthongirung
verbunden lad. tar viers friaul.
roviers ruviers ruviars. Assimi-
lation trat ein im sard. rebessu
pg. revesso revessa revessar arre-
vesar avesso vesano vessada ves-
sadoiro äs vessas ; im Sp. mit
Diphthongirung verknüpft in avieso
revieso travieso u. revesar kat. ves-
sar; mit Apocope verbunden im pg.
reves enves convez traves kat.
reves perves enves enreves sp.
reves traves, woher baskisch tre-
ves; und mit Erhärtung des v zu
b in combes. Diese trat ausser
in dem bereits genannten sp. am-
berso und combes nebst sard. re-
bessu im pg. rebegar bolgar abor-
gar so wie im sp. rebosar rebozar
bosar rebeza oder rebesa; und im
frz. rebours rebrousser ein. Die-
sen Formen in o (von denen bol-
car bufvolsus; reboursaborgar auf
vorsus rebosar rebozar bosar auf
vossus beruht) gesellt sich noch
das ladinische davos (de-a-vorsus)
nächst anavos (in-a-vorsus) zu.
Das 8 wandelten in z g pg. re-
begar rebez convez bolgar abor-
gar; sp. rebozar rebeza wozu
noch pg. arrevezar und kat. ra-
vegar sowie pg. revez revezo neap.
revierzo romagn. riverzo gehört-
zu sei wurde es im it. re-ri-ren-
rin- rovescio sovescio (rovesciare
rivesciare rovescino marrovescio)
sard. revesciu arrevesciu; river-
scio riversciare soverscio; ren-
rinvercio. Aus rivescio stammt
das frz. reveche das der Spanier
möglicherweise zu rebeco umge-
formt aufgenommen haben könnte.
Fraglich möchten unter diesen
Formen, wenn man auf ihren sehr
verschiedenen Sinn achtet, viel-
leicht im ersten Augenblicke die-
jenigen erscheinen, welche vomi-
tare bedeuten. Es wären pg.
bolgar aborgar rebegar revessar
arrebessar, sp. revesar rebosar
261
rebozar alt auch bosar, u. kat. rabe-
$ar; beachtet man aber die anderen
ähnlichen Bedeutungen die ihnen
anhaften, z. B. überströmen, in
Tadel ausbrechen, und erinnert
man sich dass im pg. wie im sp.
reverter dasselbe wie die obigen
Formen bedeutet, so ist wohl zu
zweifeln ferner nicht mehr die
Pflicht eines guten Romanisten.
Alle ihnen sonst eigenen Bedeu-
tungen, Rückprall der Wellen,
Gegenstrom , störrischer Sinn, wi-
derspänstig, knorrig, gekrümmt,
stürmisch etc. begegnen sich sehr
gut im ursprünglichen Sinn von
reversu8. Das sp.-pg. revezar ab-
lösen, umwechseln geht auf vez
vicem natürlicher zurück.
Fraglich möchte auch das bis-
her ganz anders erklärte frz. re-
bours rebourser rebrousser er-
scheinen. Mich aber däucht meine
Erklärung aus revorsum viel na-
türlicher als die freilich von Diez
Scheler und Littr6 befürwortete
aus einem mlat. reburrus rebur-
sus (das in meinen Augen wie tau-
send Mal nichts als eine künst-
liche Latinisirung altfrz. oder pr.
Worte ist) welches aus re und
dem das deutsche Borste Bürste
vertretenden Substantive bursus
zusammengesetzt sein soll. Der
Sinn contrepoil widerhaarig wäre
demgemäss der ursprüngliche ;
contrepied, le contraire de ce
quHl faut wäre der abgeleitete
Sinn, wogegen nichts einzuwenden
ist. Dass aber die umgekehrte
Bedeutungsentwickelung eben so
wahrscheinlich ist und dass en-
tendre au rebours y arriver au
rebours eben so gut den rechten
Sinn' darbieten können, ist ange-
sichts der mannichfachen Sinn-
specialisirung die reversum im
Rom. erfahren, wohl nicht an-
stössig. Und der Wechsel von
v und b ist wahrlich selbst für
das Franz. doch nicht auffallend
genug, um allein den Glauben an
die Identität von rebours und
revorsum zu erschüttern.
Reveche nennt Brächet ohne
weiteres it. Ursprungs während
bei Scheler und Littre, welche
rivescio als Equivalent des frz.
Wortes anführen, unklar bleibt,
ob sie in beiden Formen zwar
gleiche aber dennoch selbststän-
dige, oder in der frz. wirklich
erst das Resultat der it. sehen.
Ich stimme Herrn Brächet ange-
sichts der Vereinzelung der frz.
Formen und der reichen Schaar
it. Mittelformen unbedingt bei.
Versus als vers bers vies bies
ves bes bez bos boz ergiebt nun
im Spanischen die nachfolgenden
Scheideformen gelehrten Ur-
sprungs. Als doppelt populär sind
bereits in die Abteilungen in
welche sie gehören verstreut: re-
ves und revieso; revesd rebeza;
traves travieso; travesia tras-
vesia; abieso un&avieso; revesar
und rebosar; rebozar und rebosar.
In den Nachträgen zu Coelho sind
vergessen worden : .arrevessado
und arrevezado; revez reverso;
convez converso.
Seh.:
abieso )
avieso )
averso
amberso
adverso
combes
converso
enves
inverso
envesado
inversado
262
reves
reboso
revieso
rebeza
revesar
m
rebo8ar
rebozar
traves
travieso
Anderweitige
cosario coser.
dosel
pesca
pqego
pejiguera
tez
uz huz
reverso
reversar
traversa transverso
tra€ver80
Scheideformen sind :
corsario
dof8ario
persico
persicaria
terso
urce
§ 30. JVvör andern Gonsonanzen
gewöhnlich ausgefallen, seltener
eingeschoben.
1) vor 8
condensar
constar
defensa
manso (mansus von
manere)
mensura
mensurar
pensar
senso
condesar
costar
deheßa
mos
mesura
tne8urar
pesar
seso
teso
tieso
trasverso
tenso
transverso
2) vor anderen Consonanzen
cohonder
enteco
fincanza
finta
fonsadera
gringo
lonja
mandrial
ponzona
confundir
hectico
ficancia
ficta
fosataria
greco
logia
madrigdl
pocion
§ 31. Medien oder Halbvo-
cale ausgefallen.
D. : b: 8auco=8dbucu$; sorra
=saburra; bua = buba; d: aha
aloeta nb. aloda; caer creer ver
=' cadere credere vedere; oir
audire; prea preda; feo foedus;
frio frigidu8. g: aJbiense neben
albigense; peujal nb. pegujal;
eleir alt nb. elegir etc. etc.
Seh.: -
1) b
HO 86
treudo
2) d
confiante ■
confianza
ereencia
creo
deseo
embair
nosabo
tributo
confidente
confidencia
credencia
credo
desidio
invadir
engreyente v. engreir ingrediente
escalio
fieldad
hastio
lacio
limpio
livio
loa
lucio
luir
meollo
oidor
oidoria
peal
peana
porfia
raigar
roela
tea
traicion
turbio
viente
escudlido
fidelidad
fasUdio
fldeeido
limpido
livido .
laude (a)
lücido
ludir
medulla
auditor
auditoria
padella
pedal
pedanea
perfidia
radicar
rodela
teda
tradicion
lürbido
vidente
zua öd. azua zuda od. azuda
263
3)3
maestral
magistral
saeta
sagita
vaina
vagina
4) 9 (*)
aliar
aligar
dean
decano
desliar
desligar
emplear
implicar
launa
lägano
leal
legal
Leon
legion
Ha
liga
liar
ligar
lidiar
litigar
real
regal
zamboa
acimboga
5)/
■
tarea
tarifa
6) v
blao
blavo.
grao
grava
nao
nave
donadio
donativo
estio
estivo
natio
nativo
§ 32. I ausgefallen (durch
Dissimilation).
fehle flebil
§33.
1) von ci
aguzar
cedazo
cedizo
croza
onza
panizo
potenza
provenzal
veza
vezo
Assibilation.
zu z
acuciar
setacco
cedicio
crucea
uncia
paniceo
. potencia
provincial
vicia
vicio
eza — icia icie
blandeza blandicie
careza caricia
franqueza
justeza
llaneza
maleza
per eza
franquicia
ju8ticia
planicia
malicia
pigricia
zon — cion
arcazon arcuacion
castrazon castracion
criazon creacion
enclavazon enclavacion
hinchazon Inflation
ligazon ligacion
ponzona pocion
punzon puncion
razon raeion
sazon estacion
tenzon tension
torzon torsion
2) si zu j
lijar lisiar
3) ti zu z oder j.
lienzo linteo
loza lutea
plaza platea
pozal puteal
uzo ostio
ajenjo dbsintio
angoja gew.
congoja angustia
antruejo intröito
(Metathesis von i ging hier y oran.)
4) di zu z j y 11
gozo gaudio
rayo radio
jornal diurnal _
joijoso gaudioso
meya media
moyo modio
poyo podio
seyente sediente
homecillo s homicidio
5) ki zu z.
pedazo petequia
6) bi und vi zu j oder y
alijar aliviar
264
eange
cambio
hoyuela
foveola
roya
rubio
sarjento
sirviente
Üja
tibia
7) pi zu
eh.
ancho
amplo od.
reproche
repropio
8) U zu
j y u.
to
abaUar
ahijar
ajera
eoncejo
despojo
enajenar
hojar
abalear
afiliar
aliaria
concilio
espolio
alienar
foUar o&.foliar
joyo od. Juello Mio
majuelo
tneaja
mijo
pegujdl
medalla
9) ni zu n.
aHinar
arana
armino
codono
euno
degana
delinar
engeno
escrino
escudrino
fabueno
lino(a)
manego
peaha pel-
dano
senor
tina
zampona
mdliolo od. mäleolo
metallea
milio
peculiar
metallea
alinear
aranea
armenio
cidonio
ctmeo
decania
delinear
ingenio
escrinio
e8crutinio
favonio
linea
maniego
pedaneo
senior
tinea
sinfonia
§ 34. Attraction von i an a.
1) ero — ario.
agüera acuario
ajera aliaria
armero armario
arnero od.har-\
«erood./ar- farinario
nerohartne-K
ro farinerO'
balancero balaneario
banguero bancario
bodeguero od.
botiguero apottcario boticario
bolero boller o)
bülero od.> bülario
buldero )
bolsero bursario
eajero qui- capsario
jera
ealdaria
eampanario
candelaria
carbonario
carnario
cartulario
caldera
campanero
eandelero
carbonero
carnero
eartelero
cibera od.
eebera
clavero
cuadernero
cibario
elavario
cuadernario euater-
cuartero cuar- cuartario [nario
tel
10) nu zu n.
ensenar insinuar
cuchiUero
dadero
dentera
dinero
doctrinero
epistolero
espadero
espaldera
estacionero
fonsadera
fosero
granero gra-
nel
herbero
cutelario
datario
dentaria
denario
doctrinario
epistolario
espatario
espatularia
estacionario
fosataria
fosario
granario
herbario
265
hoguera focaria
kormiguero formicario
hospitalero hospitalario
ho stier o hostiario
j aboner a saponaria
laminero laminario
lanera lanario
lechero lactario
lenero lignario
letrero Uterario
linera linario
lumbrera Jumbraria
llenero plenario
madriguera matricaria
monedero monetario
misero misario
obrero hue- operario
brero
ojera oculurio
overo ovario
pälmero palfnario
pejiguera od. persicaria
preseguera
pensionero pensionario
plumero plumario
pritnero primario
recetero recetario
rimero 4 rimario
rosero rosario
rutinero rutinario
saetero sagitario
secretero secretario
8emanero semanario
silenciero silenciario
somero sumario
tdblero tdbulario
temporero • temporario
top er a tal-
paire talpario
vivero vivario
vocero vozario
voltero voltario
Balanzario boticario cuadcmario
estacionario lumbraria recetario
sind obwohl sie die lat. Endung
an pop.-sp. Stämme setzen, von
Gelehrten gebildet worden.
2) ero — ario von anderen
Verschiedenheiten begleitet.
cendrera cineraria
espejero especulario
helguera (fa- filicaria
laguer)
heredero hereditario
lumbrera lumin aria
soltero • solitario
3) dero—torio.
cobradero cobratorio (popul.
Stamm) recupera-
curadero curatorio [torio
derechero directorio
dormidero dormitorio
enjatnbradera examinatorio
envoltero envoltorio
juradero juratorio
labradero läboratorio
lavadero lavatorio
mandadero mandatorio
monedera monitoria
nadadero natatorio
tronadera tronatorio
venadero venatorio
4) ero—orio.
pulsero " puhorio
sisero cisorio (?)
5) Anderweitige Attractionsfälle.
agüero augurio
codena cutanea
cuino cuneo
era area
est er a estorea
lego läico
quesado caseato
suelo soleo
vero (viruela8)vario
§ 35. ero — uario.
arquero arcuario
estero estuario
'"Zehne \f ruct ^<>
266
ribera
santero
vestero
ripuano
santuario
vestuario
§36.
Syncope von u oder v nach
b oder vor o oder a ist sehr häu-
fig. Batualia ward batalla; cuasia
casia. Neben gentualla steht gen-
talla; antigo antiguo; cuestoso
cuestuoso; casi cuasi ; ßatoso fla-
tuoso; galardon gualardon; gara-
non guaranon; garniel guarniel;
gargarismo guargarismo ; hali-
toso halituoso ; inicuo inico ; mae-
stoso tnaestuoso; müfla muflw,
monstro monstruo; propincopro-
pincuo; puntoso puntuoso und
viele andere gehen neben einan-
der her.
§37. Syncope atoner Vocale.
S. ob. p. 45 ff. so wie Dies I 176
u. 197.
atrever
arcar.
arcazon
censäl
od. Sensal
od. sesal
contino
escalio
• estero
flotar
frutero
hadero
Ueor
lutoso
puntacion
puntal
puntar
puntosidad
respetoso
ribera
senoso
vaco
vestero
yero
Seh. :
atribuir
arcuar
arcuacion
censual
(cenosaJ)
continuo
escudlido
estuario
fiuetuar
fruetuario
fatuario *
lieuor
luctuosa
puntuacion
puntual
puntuar
puntuosidad
respetuoso
ripuario
sinuoso
vacuo
vestuario
ervo
acebo
acelga
adrado
adral od.
ttadral
aguaje
ajuaga
alerce
alga
aliento od.
eneldo
alma
almendra
amargante
amblar
ancla
angla
angra
aprender
apuesto
arrendar
artejo
asmar
aeuifolio
sicülo
alterado
lateral
aeudtico
lärice
älica
anhelito
änima
amigdala
dmaricante
ambular
dneora
ängulo
aprehender
apösito
reimitar
articülo
estimar
aspriUa
esprilla
atäblado .
behetria
benito bendito
bendicho
berza
bieldar od.
vieldar od.
viendrar
bizma
bilma
biznaga
brillo
cabildo
cdbillo
cabillar
asperilla
atabolado
benefactoria
benedicto
bräsica
ventilar
epitima
pastinaca _
berilo viril
capitulo
clavicular
267
cabildada
capitulada
colmar
cumular
cabildante
capitulante
colmo )
cümülo
cacho
coacto
cuelmo ]
cadalso
(cadahalso cada-
comprar
comparar
fälso) catafalco
compuesto
compösito
calce
\
comulgar
comunicar
cauce
1
conde
cömite
caz
/ cäliz
confianza
cofifidencia
cauch—il.
1
contar
computar
caldo
cdlido
corbilla
curvicüla
cdlina
caligine
corlar
colorar
calnado od.
cadenado
Corte
cohorte
eandado
crebol
acrifolio
calonge od.
\ - •
cuadrilla
cuadricula
canonge
[ canomco
cuajar
ooaguJar
cargadura
earicatura
cuaresma
cuadragmma
caudäl )
■
cuidar \
cabal [
capital
cuitar \
cogitar
capto! '
■%
cuetar \
cauditto
capitel
cumbrado
cülminado
cenacho
cendculo
cutio
cuotidie
cendrera
cineraria
cutir
competir
(cern...)
chanclo J
cerchar
circülar
choclo >
zöcalo
cercho )
zoclo )
cello \
circulo
chiUante
\
9
cerdo
sördido
chiflante
j
cerneja )
crinicula (od. v. cer-
chuflante
oder [ ., ., .
> sibtlante
crencha j
nicula)
chufante
cierne
cercen
silbante
\
cimbra cimbia cimbalo
a — sobiante )
cincho od. i
zincho )
dedal
digital
suncho od.
zuncho 1 cm 9 ul °
dedo
digito
clauca
clavica
delgado
delicado
clavija
delibrar
deliberar
cavilla od
' ( clavicula
i 1
dengue
deniego (?)
cabilla od.
denuesto
deshonesto (?)
cäbija
/
depuesto
depösito
cobra j
desmedrar
desmejorar
copla \
cöpula .
deudo
debito
cobre \
dezmar
decimar
cobrar
recuperar
diezma
decima
codo
cübito
domingo min
- dominico
coger
colegir
go Mingi
colgar
colocar
Mengo
268/
dort dueno
dona duena
doncella
drivar od.
grivar od.
gribar
dudo
empeine
empena
empella
empleita
emplenta
encambrar
enclenque
endeble
endilgar
enebro
zimbro
ginebra]
enjanibrar
escamar
enjambrazon
engendrador
entar
entildar
ercer od.
erguer od.
erguir
ermita
escalio
escorchado
espalda
espaldera
espejar
espejero
espiche
espuesto
esquela
estragar
feble •
fieldad
fleme
floronco
dömino domine
dömina
dominicela
derivar
dübito
impigen
implicita
incamerar
clinico
debil
delegar
■
junipero
examin ar
examinacion
gener ador
imputar
intitular
erigir
eremita
escuälido
escorticado
e&pätula
espatularia
especular
especulario \uela)
espicula (esping . . .
espösito
cedula
estravagar
flebil
fidelidad
fleb6tomo
furwnculo
focha od.
foja od.
floja od.
alfoja
fonil
fragua
fremo
frio
gälgo
galta
garbanzo
garzo
gradilla '
cuadriUa
habla fdla
hacha
hedrar
heja
helguera
(falaguer)
hembra
heredero
hereje
herrenoso
hollejo
hollin
holli
hombro
hon rar
hostal
hurano
impostor
(embustero)
ingle
isla
jaudo od.)
jauto )
jerga
serga od.
sarga
sirgo
juzgar
labrante )
laurente j
lacio
fülica
fundibulo
fäbrica
fräxino
frigido
gälico
gdbata
orobanche
agdrico
cuadricula
fäbula
fäcula
iterar
ferula
filicaria
femina
hereditario
heretico
farraginoso
foliculo
fuligine
hümero
honorar
hospital
foräneo
itnp08itor
anguina
insula
insäpido insipido
sertco
judicar
laborante
fldccido
269
lama
lana
landra
lauda
launa
lazrar
lealtad
lenteja
lanteja
Jerdo
letrado
lindano
lindar
linde
lindeza
limpieza
livio
lucio
lumbrera
Luzbel
macho
mache
maslo
macla
mach
malla
' mancha
(manc-illa)]
maitin
Mallorca
manjar
mascar
maznar
Meje .(Name)
melga od.
mielga od.
melca
menestral
merla
mcrmar
mezclar
mochar )
moznar)
mojon
lämina
gländula
läpida
lägano
lacerar
legdlitad
lenticula
lürido
literato
limüaneo
limitar
limite
limpideza (selten)
livido
lücido
luminaria
lucifero Lücifer
mäsculo
mdcula
matutino
majörica
manducar
masticar
macin ar
medico
medica
ministerial
merula
minimar
mescolar
mutilar
motilon
mocho i
mozo |
molde
motte ja
monje
monjil
mortandad
mortiguar
mötilo mutilo
mödulo
moUcula
Mönago (Name)
monacillo
mortalidad
mortificar
gew. amortiguar
muchiguar muUiplicar
mövü
mureciUo
müsculo
nitido
menino minimo
nominar
nümero
nömino
episcopato
opera
mueble
murciUo od.
morcillo
muslo
neto
nino
nombrar
nombre
nombre
obispado
obra )
huebra j
obrero
huebrero j * m,n0
ojera hullera oculario
ombligo umbiliculo
opuesto oposüo
orinoso selten eruginoso oder ru-
für oriniento ginoso
oreja auricula
orespe (orive aurifice(orepecesAt.)
orece alt)
pablo pdbulo
paciguar )
gew. apaciguar P ac% fi ca r
palabra
pardo
pdrrafo
partija
pardbola
pdlido
pardgrafo
particula
pacificado
pazguate
peciolopezue-) ,, ,
lopiezgo |i>«* JC «to
pelleja pelicula
pendencia penitencia
percha t pertiga pertica
270
perldtico
pesca s.
prisco i
alberge)
paralitico
per8ico
petral oder j ^^
pretal
pincel
piojoso
plazo
pleito
poblacho
penicillo
pediculosb
pldcito
popülacho
(pueblo puelo)
porche
postura
preboste
prepuesto
•priste
prision
propuesto
puesta
p08tU
pulpo
raudo
pörtico
positura
prepösito
prehension
proposito
pösito
pölipo
räbido (od. v.
ra-
recio {rijo pg.) rigido
redrar )
rendar \
regia
[pido)
reiterar
ringla
reglar
reja
renda •
requesta
retar
regüla
regulär
reticula
redita
requisito
reputar
(alt reptar reutar)
recitar
ricino
rezar
rezno
robin
rona
roya
roblar
rolde
rollo
ruello
ruejo
salvaje
r obigine od. rubigine
roborar
rötulo
silvdtico
santiguador
8antiguar
sarguera
salguera
sargal
seglar
seUar
seUo
semblar
sembrar
senciUo
sendo(s) od.
seno
(senlo alt)
senero oder
sendero
senal )
senuelo j
sobrar
soldar
soltero
sor
seor
santißcador
santificar
salicario
secülar
sigüar
sigilo
simülar od. similar
Seminar
8implecillo
singulo
Singular
signäculo
superar
solidar
solitario
senior (senor pop.)
stur
sueldo
suelto
soldo
(soda und
saldo it.)
suro
tablar
tejar
temblar
templadura
templar
testiguar od.
atestiguar
tibio
lüde
tonga
tonto
torche
trocla
truja
tosco
sölido
suber(o) -
tabulario
tegular
tremolar tremular
temperatura
temperar
testißcar
tepido
titulo
tünica
atonito
törcula
tudesco
271
tränce
transito
trementina
terebentina
trillar
tribular od. atri-
bular
trujal
torcular
turbio J
•
tolva }
türbido
torva '
turmoso
tuberoso
vascuence
va8cönico
velar
vigilar
vengar
vindicar
vergüenza
verecundia
veriguar gew.
averiguar
> verificar
verja
virgüla
vermejo
vermiculo
viaje
vidtico
zacre (oxizacr
e) sdcaro azücar
§ 38. Apocope.
1) Apocope eines au.sl. Vo-
cals nach n r d k x.
latin latino
paladin pdlatino
Lücifer lucifero
ab ad abate
flux fluxo
2) Apocope von io ie.
äbur )
agur j
caices od.
galces od.
garces
carcaj
creböl
faz j
haz j
menester
tribol
augurio (agüero)
carquesio
acrefolio
fade
tninisterio
trifolio
3) ar—ario
epistolar epistolario
lagunar lacunario
lunar lunario
palmar palmario
vtvar
vivarto
4) al-
-ario
centetial
centenario
claval
clavario
cuartäl
cuartario
fosal
harnal \
fosario
harinall
farindl \
temporal
farinario
temporario
5) el—ario
coronel coronario
granel granario
plantel plantario
6) er — ario
beguer vicario
coser corsario (cosario)
7) dor—torio
entonador entonatorio
mirador miratorio
8) Apocope ganzer Silben.
cuerdo cordato
fino finito
§ 39. mb aus m f
amberso adverso
balumba volumen
pildora
toldo
§ 40. ld aus l.
pilüla
Mo
§ 41. Consonantenverdoppelung
hat nur die folgenden zwei Scheide-
formen producirt:
corro coro
pandurria panduria
§ 42. Epenthese v. Vocalen,
calamina cadmia
calavera calvario
tarazon
torozon
torsion
§ 43. Epenthese von h.
barahustado balaustrado
§ 44. Aphäresis 1) von h
adral lateral
272
2) des
Halbvocals j (S.
§ 45. Pro
thesis.
uncir unir
= jüngere; enero =
1) h hedrar
iterar
januarius)
hinchar
inflar
ayuno
jejuno
huevo
ove
echar
jaetar
huz
urce
encia
gingiva
2) j jiride
iride
enebro
junipero
3) s escarzar
castrar
Jllan
Julian
4) a acelga
siculo
3) des Sibilanten s
adartne
draema
pasmo
espasmo
atnortiguar
tnortificar
tocho
estulto
apaciguar
paeificar
4) von f g b vor l
atestiguar
testificar
lacio
flaeeido
averiguar
verificar
lande
glande
b)al alberchigo
)
landra
gländula
alprisco
> persico
luten
gluten
alberge
)
lastimar
blasfemar
alföcigo od.
\ „.•*#„*.-*
5) eines Vocales, der von
alfistigo
j ptstacto
h eingeleitet sein kann
almeja
tnitulo (nicho
bernia
hibernia
ital.)
bitäcora
habitdeulo
almizcle
mosco
bizma )
epitima
8)cn encajenar
alienar
vilma |
enclenque
clinico
creböl
acrefolio
endeble
debil
garzo
agdrico
engendrador
gener ador
Gil
Egidio
endilgar
delegar
gitano
egipeiano
engrudo
gluten
migrana
hemicrania
enruna od.
ruina
MiUan
Emiliano
enrona
mina
hemina
7) Ungefähre Wiederholung der
risipula od.
j
Anlautssilbe
disipula od
.( erisipula
cencerrion •
cerrion
isipula
\
tartaruga
tortuga
ruginoso
eruginoso
6) ganzer
Silben
Unklassificirbar sind:
groto
onoerötalo
bacallao bacalaureo
sana
insania
esclavo eslavo
soso
insulso
gerifalte od.)
m j» m
tiricia
hietericia
grifalte \ 9 eu "J<*™
Seh
eideformen ausU
Indischen Ursp
rungs.
§ 1. Spanisch-lateinische
M
albo nUmm
agüera )
acuario \
acuarium
cuerpo corpus
fuerte fortis
273
frente
gSmino
mdximo
pee
sangre
va
vertne (alt
vierven)
frontis
geminis
mdximum
piscis
sanguis
vade
verminis
§ 2. Spanisch-katalanische.
cuartal cortan
fonil ) fonevol
fundibulo) fandofla
hinojo genol (genuculum)
§ 3. Spanisch-portugiesische.
borona
hiniestra )
genist a )
Jana
polir
reales
recio )
rigido ]
8OX0
secaria
sede
soledad
velar
vigilar
broa
gesta
laya (pg. lata)
buir
reis
rijo
seso (pg. seixo)
geera
860
saudade
vigiar
§ 4. Spanisch-italienische.
alegre
bailada
cargaremos
creciendo
cruzado
ereer
deleitante
dos
fuerte
intermedio
llano
alegro
bxdata
cargaremo
crescendo
cruchato
credire
diletante
duo
forte
entretnes
piano
mitulo almeja nicho
mona aus mona (d. i. monna
madonna)
muriendo
obra
oval
pixide
plasta
plaste
emplasto
redonda
serenada
soberano
sonada
sueldo
teja
tocada
trozo l
tirso )
morendo
opera
övalo
busto (woraus buz
(bruces) populari-
sirt ward.)
piastra
rotonda
serenata
9
soprano
sonata
saldo
so da
tecla
tocata
tofso
§ 5. Spanisch-französische.
Ihre Zahl und ihre Eigentüm-
lichkeiten würden es erlauben sie
zu Gruppen zu ordnen, deren
Characteristika ein betonter Aus-
lautsvocal, Einsilbigkeit, Accent-
verschiebung auf die letzte Silbe,
ea für ada ado 9 er ier für ero;
ch für k; an für en oder tew,
und andere Vocalveränderungen
wären. Ein ziemlich grosser un-
klassificirbarer Best bliebe trotz-
dem zurück, weshalb ich die al-
phabetische Ordnung vorziehe.
abertura obertura
acrece
agro
alba
älbutn
andarse
ambiguo
astillero
bacaUao
balanzado
C. Michaelis.
acroy
acte (ager)
loba
alarse
ambigü
taller (atelier)
bachiller (bacala-
ritts)
balance
18
274
bando
berbiqui )
birbiqui]
billarda
bJoca
boleto
buleto
boscaje
brujula
buriel
cabellado
cabo )
cäbe )
cadencia
cämara
camarlengo
caminata
campana
cancion
canehdo
camar
cantar
capa
capelo,
capriolado
cariofilo
caudiUo
caviron
caza
chamarrado
ciudadano
cobre
colgante
comitado
compuesto
conopeo
con8ejero
contrecho
corpete
crespon
cuaderna
cuadro
cuchillo
bano (ban)
aus vilebrequin
biliar
buch (buceuJa)
bittete
bocaje
busala (frz.-it.)
bureo
burö
chevelado
jef'
chanza
chambra
chamberlan
cheminea
champana
chanzon
canele
casar
chantar
chapa
chapeo
cabrwle
girofle
chapitel od. chapiteo
chevron od. cheu-
ran
chaza
chamarre
citoyen
cofre (cuprum)
cuchente
cotniU
compota
canape
consiller
contrete
corse
crepon
caserna
catre
cutö
cuibano
cöfino
cuerpo
delfin od.)
golfin j
dentelado
descartado
cofre
corps
dofina
danchado od.
dantelado
ecarte
deshabülado desabille
desirve
dominio
doncella
duena
ensamblada
escalfeta
escalona
4
Ascalonia
deser
domanio
damisela (frz.-pr.)
dama (frz.-pr.)
asatriblea
chofeta
chdlota
escantülon chantillon
escarapela od.]
escarpela I
escarcela
escarpa
escarpin
eecudero
espiritu
fimbria
flotar )
fluctuar)
focil
fragua
fäbrica \
frutero fructuario frutier
charpa
chapin
escuyer
esprito
franja
frotar
fusil
forja
gamba
gayola
gigante
gola
(jolla
gula
golpado od.
colpado
golpon
granoble
grueso
grupera
hechizo
helada
Jamba t
jaula (caveolä)
jayan (geant)
gul€8 (gueules)
cupe
cupö od. cupon
Grenobles
grö gros
gurupie
feticho (frz.-pg.)
gelea od. jalea
275
honda Fronda
hospital hostal hotel
huella
I
folla
hurgon
jaquel
juiz
lacayo
lastimar 5 __
blasfemar I Uasmar
fola (foule)
furgon
echiquier
yuje
laque
levante
lirio
lisonjn
Uvrada
llano
maestro
mansion
tnareada
niordiente
mordente
necesario
oblada .
oblato \
orlan
ostiario
palabra
pata
pebrado
peregrino
picado
potajero
pulcela
pülpito
rapado
redencion
redonda
relevado
relievo
resurte
retrato
revendicar
revindicar
rolde etc.
levente
l%8
lo8anje
livrea
plan
metre
meson
marea
\ tnordante
neceser
oblea
Orleans
x ujür od. hujier od.
laujier
parola
parla
pate
pure
pelerina
pique
potajier
pucela
pupitre
rape
ranzon
ronda
relevi
relief
resorte
retrete
\ revanchar
rol
igilo } 8i 9 U ( frz --dtsch.)
rondel
rota
salsa
sälsero
secuencia
sello
sigilo
sirviente
sargento]
sobretodo
talento
tejido
teniente
tieso \
tensol
traina
trajin
trata
trecho
tuson tonsion
vidrado od.
vidriado
voluntario
rondö
rata
808a
sausier
seeansa
serjente
sortü
talante
tisü
tenante
toesa (toise)
trena
tren
treta
Urete
hraite
toison
vitrS
volonter
§ 6. Spanisch-englische.
bola bill bol
monedas mortis (moneys)
rota rauta
tonel tunel
§ 6. Spanisch-arabische.
Wie schon mehrfach gesagt
ward, eigneten sich die Araber
eine nicht kleine Schaar griech.-
lat. Wörter an, die sie späterhin
in arabisirter Gestalt den Spaniern
überbrachten. So tj \uyurn\ als
almagestOf Sepjjioc als atramuz,
.^T)ptaxT) als atriaca 9 frqpiov als
elixir, ocVßt? als alambique, jxaa-
TVfji als almastiga almdciga, xtcr-
aoc als cazuz, 90XX1S als fohiz,
SpoW»} als adarme, xaXxavxo; als
colcotar; euphorbium als alfor-
18*
276
fion alfervion forvion gurbion;
satureia als ajedrea; zizyphum
als azufaifa; pistacium als ah
höstigo alföcigo alfönsigo alfi-
stigo; ebenus als äbenuz; sinapis
als ajenabe; pastinaca als biz-
nag a; muria als almori. Von
solchen Wörtern gingen manche
den Spaniern noch einmal, durch
gelehrte Vermittelung, in unver-
änderter griech.-lat. Gestalt zu,
so dass Scheidepaare entstanden.
Ich kann nennen: ,
adartne dracma
ajedrea satureya od. pop.
sagerida
alcartaz carta (xap-nqs)
alcaudon
caudon Augm. von
cauda
alföcigo od.
pistacio
alßstigo
älgez
gipso yeso
alhöndiga
fündago
almori
muria (muera nur
»
in salmuera)
arrebol
rubor
azucar
säcaro (zacre nur
in oxizacre)
azufaifa
zizifo jujübo
azufre
sulfur
biznaga
pastinaca
colcotar
calcanto (xaXxavro;)
foluz
foUe (<poXXt;)
gurvion
. euforbio
Einige erst nach Abschlags des Druckes voll mir aufgefundene Irr-
tümer und Lücken der vorstehenden Listen verbessere und ergänze
ich hier.
Es fehlen: auf p. 225 (8) Ugustre ligustro; p. 229 (6) cueva
cova cavn; p. 230 (§ 6) pretear pleitepr (v. pleito d. i. placitum) ;
p. 231 (§ 10) haz faz (facies) und sobrehaz sobrefaz\ p. 239
(§ 36) bei muelle mole (aus moles) noch muela; p. 260 als § 8, d. h.
als „Spanisch-deutsche Scheideformen" galdre güelde und gante
einerseits, und .Gueldre oder Ghieldres und Gttente andererseits.
Manche andere nur an einer Stelle- eingefügte Wörter hätten an
verschiedenen stehen müssen. Gonfalon ganfalon, socaliha sa-
calina noch auf p. 229 (9); penol penol (pendulus) noch p. 239
(§37); man cha mall a,maslo macho, rayo raza noch p. 251 (§58).
Ganz fälschlich stehen machina in ä quin a p. 236 (§ 29), d. h.
unter den Scheideformen volkstümlichen Ursprungs; machina ist, wie
die Accentversetzung ziemlich sicher beweist, frz. Herkunft; jener Platz
ist also in § 5 der dritten Abteilung.
Entre und inter...; muy mucho und multi . ., sobre und
supra . . . super .. . gehören eigentlich, da die gelehrten Formen
nur unselbständige Wortteile sind, gar nicht hierher; ebensowenig gi-
tano und egipciano da ersteres nicht aus letzterem . sondern aus
aegyptanus entstand.
An unrechterStelle stehen: p. 230 carcava concava; 236 ca-
lamina cadmia, cola cauda, disipula erisipula, mielga
medica, die nicht der ersten sondern der zweiten Klasse (Seh. gel.
Ur.) zukommen; p. 254 (15) cacera caucera, cativo cautivo,
caz cauce, recado recaudo, saz sauce; § 4 daselbst: azur
azul, p. 257 (21) chillar chiflar silbar; von p. 258. 24 die
ersten sechs und das letzte Paar, welche alle volkstümlich sind, also
aus der zweiten in die erste Klasse versetzt werden müssen. Von
derselben Seite sind biznaga pastinaca und alföcigo pistacio
in die dritte zu verweisen.
Im Ganzen nun bietet diese Arbeit 1409 zwiefach; 219 dreifach;
57 vierfach; 20 fünffach und 12 sechsfach vertretene Formen, nebst
einer 7fach und einer 8fach repräsentirten. Sie zeigt also wie sich
im Spanischen 1719 Grundformen zu 3890 neuen entwickelten, oder will
man die oben erwähnten nicht ganz correcten 7 abziehen, wie 1716 zu
3883 wurden. Sie folgen hier in alphabetischer Reihenfolge.
Alphabetisches Verzeichniss aller bisher bekannten
spanischen Scheideformen.
abad
abate
ajenjo
absintio
abaUar
abalear (v. pala)
ajera
aliaria
abertura
obertura
alabar
loar
abezado
avezado (vicem)
alarbe
drabe
abieso
avieso .averso
alatron
anatron
Abla
albo albutn loba
albedrio
. arbitrio
abogacion
ayocacion
albedro
ärbuto
aborujar
aburujar
albero
albaire
äbrego
äfrico •
albidrado
arbitrado
abrojo
abrollo obre -ojo
albirar.
arbiträr
abur
ahur agur aguero
albor
albur
«
augurio
alborno
alburno
acatar
acaptar
albudeca
badea od. pateca
acebo
acuifolio
alegre
alegro
acelga
siculo
alerce
lärice
aconchar
aconzar
alga
dlaga dlica
acrece
acroy
algebra
algebia
adrado
alterado
algibe
aljube
adral od. lladral lateral
algodon
coton
adrede
aderecho
alguacil
arguzino
adrizar od.
drizar aderezar
alguarin
algorin
afeitar
afectar
aliar
aligar
aficion
afeccion
aliento od.
eneldo anhelito
agosto
augusto
alijar
aliviar
agro
acre
alinar
alinear
aguaducho
acueducto
aljonjoli
gergelino
aguaje
ajuaga acuätico
altna
dnima dnimas
agüera
acuario acuarium
almedano
almuedano '
aguzar
acuciar
altneja
mitulo nicho
ahijar
afiliar
almendra
amigdala
280
almilla
armilla od. ormilla
arnero od.
harnero od. f arnero;
almizcle
mosco
harinero ;
farinero; harinäl;
almuerta
almorta
faiinario
alnado od.
andado od. anado;
arpa od. harpa; farpa; zarpa;
.
antenado od. ente-
hdrapo; m
fdrrapa
nado
arquero
arnuario
aJlanar
aplanar
arrebol
rubor
allegar
aplicar(aplegar alt)
arrendar
arremedar od.rewe-
amajar
amasar
•
dar (re-imitare)
amar gante
amaricante
artejo
articulo
amartillado
amartelada
arveja
ervilla
ämbar
ämbol
asmar
estimar
amberso
adverso
asperon
esperon espolon es-
ambiguo
ambigü
peronte
amblar
ambular
aspleno
esplin
ancla
äncora
asprilla
espriUa asperilla
ancho
amplo od. amplio
astilla
astela
andarse
alarse
astiUero
toller
anejo
anexo
atablado
atabolado
angoja od.
gew. congoja an-
atambal od,
, timbal tabal
gustia
atäbal
angra
angla dngulo
atancar
atacar
anguarina
hungarina
atar
aptar
antenattas
entenallas tenazas
atarazana;
ddrsena od. darcena
(tenaculas)
od. drsena; arsenal od. darse-
antojos
ante-ojos
nal; tercena; tarafana
antorcha
entuerto
atrampar
atrapar
antruejo
introito
atrancar
atracar
anada
anata
atrever
atribuir
aparado
aparato
auto
acto
apelde od.
lapelde od. pelde;
ayuno
jejuno
apelo
ayustar
ajustar
aprender
aprehender
azimut
cenit
apuesto
apösito
azuela
zuela od. suela
äramo
dlamo
azufaifa
yuyubo zizifo (zy~
arana
ardnea
zyplwrn)
arbollon
albanal
azufre
sülfur
arcar
arcuar
azül
azur; lazuli (lapis)
arcazon
drgano
arcuacion
huergano drgano
azumbre
tomin (^*S)
argen
argente od. argento
bacallao bacalaureo bachiUer
ariesta
arista
bailatfa
balata
armella
armilla
bajillo od. bajilla; bajel; vasitio;
armero
almario armario
vajüla vasija- (vascellum)
armino
armenio
bajo
baso
281
bälance bilance
balancero bdlanzario
balanzado bälance
baUero balsar
bdlumba od. balume volumen
ballest ero hältst er o
bandibüla mandibula
bando bano
banquero bancario
barahustado balaustrado
bartjel barrachel
baron varon
barredura • barreduras
barrete birrete
barriga barrica *
barrueco Verruga
basa base
bata huata (Watte)
baul baue (bajulus)
baya baga baca
bazucar zabucar (zu=süb.)
bedija; bediJla; vedijia; guedeja
od. gadeja od. vedeja; madejaj
' metaxa
beguer od. veguer; vicario
behetria benefactoria
beleno veneno
bellosa vellosa (villoms)
belorta vilorta
benda venda (dtsch. binde)
benito bendito bendicho bene-
dicto
berbiqui birbiqui vilebrequin
(frz.)
bernia Hibernia
berza brdsica
besque hisca visco (vis-
bicho vichas [cum)
bieldar od. vieldar od. viendrar
ventilar
biliar biliar da
binza od. bienza; venza; bizna
(s. u. brizna)
bitdcora hdbitdculo
bizma; vilma od. bilma; epitima
biznaga
blandeza
blao
blezo
bloca
bocezar
bochorno
boda
• bodega
pastinaca
blandicia
blavo
brezo
bucle (buccula)
bostezar
vultumo
voto •
botiga botica
bodeguero od. botiquero; botica-
rio\ apotecario
bofete bufete
boj buje embojo (buxis)
bola; bolla; bula; bulla; bill; bol
bolchaca bursaca od. burjaca
od. bujaca od. bur-
chaca (v. byrsa)
boler o bollero bulero od. buldero
bulario
boleto buleto billete
bollon bullon
bolsero bursario
bombasi boboci
borona broä
borregö borrico '
boscaje bocaje
böveda bulto o&.vulto ; vuel-
to (volvitus)
bramante br ab ante
brana brena
briaga embriago (ebriacus)
brillo viril berilo
brizna brezna brinza brincia
broca rueca
brocha broza bruza broncha
brocke bronche
broma bruma
bronco ronco (raucus)
brozno bruzno bronce (bru-
nitim)
britjula busola
brusco rusco
buche buce buque
buharda od. boarda bufarda
burel buril
282
buriel
buz
bureo*burö
bruceg
eabal caudal capial capital
cabe eabo jefe (capufj
cabeUado chevdado
cabildada capitulada
cabildante capitulante
cabildo cabiüo captoulo
cabifla od. caviUa od. cabija;
clavija elavtcula
cabiUar clavicular
cabiUcro clavijero
cabio eabra
cabrion eaviron chevron od. cheu-
ron
cacera caucera (v. calicem)
cacho gacho{gajo?)coacto
cadaUo (cadahaUo cadafaUo alt)
catafalco
cadcjo cadiUo
cadencia chanza
cadera cdtedra
cajera
cajon
calamina
cdlandra
calavera
cälce
caldera
cäldo
caUbre
cdlina
quijera capsario
cazon (t. capsa)
cadmia
cilindro
caivario
tauet caz edlis
caldaria
cdlido
calibo od. galibo
ealigine
calöndrigo; canonge od. calonge;
canönigo; canönico
calzar cocear
caUar • calar
cämara chambra
camarlengo chambelan
cambron crabron
candado od. calnado cadenado
(catenatutn)
caminada caminata cheminea
campanero campanario
campana champana
eanasta
cancion
candclero
canelado
cange
caniüero
cansar
cantada
cantar
eana
capa
capacho
canistro
ehanzon
eandelario
canete
cambio
eaniüaire
easar
camtata
chantar
eana
chapa
eapas
caparazon carapazon od. -chon
(angin, y. coro-
pacho)
eapelo chapeo
capeüan eapelan
capriolado cabrioU
capucho capuz
caramiJlo caramieUo calamiüo
carapato od. garapato; calapato
carato guttäte
carbonado carbonata
carbonero carbonario
carcaj; gdlcei od. garces od. calcts ;
carquesio .(xocpxqaiov)
carcomer concomer (con- co-
medere)
cardenal cardinal
eareea caricie
cargadura caricatura
cargaremo8 eargaremo
cariofilo girofle
carnero carnario
carta alcartaz (/apra;)
cartelero cartulario
cas casa
casaca Cosaca
cascabel cascabMo
casta casto-a
castrazon castracion
catar captar
cativo cautivo
caudiUo; capitel; chapiteo od.
chapitel
283
caudon od. codon (augm. v. cauda
% coda) alcaudon
cayente cadente
caza chaza
cebadero cebador
cebo cibo
cebollero cebo llar (v . caepulla)
cedazo setdceo
cedizo cedicio
cedo cito
cegado cegato
ceguinola cigonuela (v. cico-
nia)
cejar cesar
cejo ceja (cilium)
celda od. ceUa cija cilla (cella)
celestre Celeste
cenacho cendcülo
cenadero cenador
cencerrion cerrion (stirria?)
cendrada cernada (cinerata)
cendrera cintraria
censal cenosal censual
centen centeno
centenal centenario
cepo cipo
cerajin cerajino
cerca circa
cerco circo
cerchar drcülar
cercho cello circulo
cerdo sördido
cernadera cernedero (v. cer-
nere)
cerneja crinicula (od. v. cer-
nicüla v. cer-
nere)
cero cifra
cerrar serrar
cerro cirro
cesta cista
dbera od. cebera cibario
cicion cesion
Cid ' seid
den ciento
cierne circen
cilantro od. culantro coriandro
(abg. colindrate)
cima quima
cimbel zumbel
cimbia , cimbra cimbalo
cimiento cimento /
cinchar cingular
cincho süncho zuncho cm-
gulo
cintrel cinturero
citara citola guitarra
ciudadano citoyen
clauca clavica
clavero claval clavario
clerizon clerizonte
cloquete corchete (ndl. krok)
cobradero cobratorio rccu-
, peratorio
cobrar recuperar
cobre cofre (cuprutn)
coca cuca cocha conca
cuenca cuenco
concha (concha)
codena cutanea
codeso ciüso
cödice cödigo
coto cnbito
codono cidonio
coger colegir
cogidor cullidor
cohete foguete (v. focus)
cohonder confundir
cojo cuja (coxa)
cojote quijote (v. coxa)
colaod.coda cauda
coladero colador
colcha colcidra (cülcita)
colcotar calcanto (xaXxavxo)
colero colaire
colgante cuchente
colgar collocar
collarin collartno
colmar cumülar
colmo cuehno cümulo
284
colpado od. golpado cupe
combis
comedero
comitado
compango
comprar
compto
compuesto
comulgar
comuna
concejo
conde
condesor
condido
converso
comcdor
comiti
compano
cömparar
cömputo
compösito compota
comunicar
comuna
concilio
cömitre cömite
condensar
cundido
condimiento cundimiento
condonado condonato
conducho
eonduta
condutal
confalon
cotifiante
confianza
conopeo
consejero
contar
conteniente
continencia
contino
contrato
copa cuba
copela
copla
coraznada
corbata (el)
corbilla
corcoffa
corcusido
corche
corlar
cornado
cornudo
coranel
corpete
conduto conducto
conducta
conductal
gonfalon ganfalon
confidente
confidencia
canape
consiller
computar
continente
contenencia
continuo
contrecho contracto
contrete
alcuba cupa
capella
cobra cobre cöpula
corazonada
corbata (la) Croata
curvicula
concava
culcusido (v. con-
euere)
corcho
colorar
coronado
cornuto
coronario
corse
corredero
corro
corte
corto
corva
cosa
C08echa
coser
C080
costar
costra
cota
coto
crampa
crampon
cranco
erebol
creciendo
creencia
creer
crego
creo
Crespo
crespon
cresta
crezneja
criar
criatura
criazon
crisol
croza
cruzado
cuaderna
cuadernero
cuadrilla
cuadro
cuajar
cuaresma
cuartel
cubilete
corredor
coro
cohorte
curto
curva
causa
cohecho od. cogecho;
cogeta; coleeta
co8ario corsario
corso curso
constar
crusta
cuota
cauto
ratnpa calambre
grapon
cancro
acrifolio
crescendo
credencia
credire
clerigo
credo
crispo
crepon
crista
crizneja
crear
creatura
creacion
crisuelo
crucea
cruchato
cuaterna caserna
cuademal cuader-
nario cuater-
nario
gradiUa cttatriUa
cuadricula
catre (frz. cadre)
coagülar
cuadragesima
cuartero cuartdl
cuartario cortan
gobelete
285
cttchar
cuchara
dean
decano
cucharero
cucharal
dechado
diotado
cuchillero
cutelario
deddl
digital
cuchillo
cutö (cultellum)
dedo
digito
cuebano
cofin cofre (cophi-
degana
decania
nus)
dehesa
defensa
cuerdo
cordato
dejar lasar
Tascar laxar
cuerna
cuerno
dejenjo
descenso
cuerpo
corpa corps corpus
deleitacion
delectacion
cueva
cova cava
deleitante
diletante
cuida
cueta cuita
delfin od. golfin dofina
cuidado
cuetado cuitado
delgado
delicado
euidar
cuetar cuitar cogi-
delibrar
deliberar
tar
delinar
delinear
cuja
cuera (coria)
dengue
deniego
cumbrado
culminado
dentelado
danchado od. dan-
cumpd
compadre
telado
cunado
cognato
dentera
dentario
cuno
cuino cuneo
denuesto
deshonesto
eura (eT)
cura (la)
depuesto
depösito
curadero
curatorio
derechero
directorio
curado
curato
derecho
directo
curtido
contrito (v. con-
derrame
derramen
terere)
desabrido
desaborido
cutio
cuotidie
descartado
ecarte
cutir
competir
desden
desdeno
chamarra
zamarra
deseo
desidio
chamarrado
chamarre
deshabillado
desabitte
chato
plato
desmar
designar
chaveta
claveta
desirve
deser
chicharra
cicada
desliar
desligar
chillante
chiflante; chußante
desmedrar
desmejorar
o&.chufante silbcmte asobiante
sibilant e
desphegue
despojar
despltego
desbüllar (spoliare)
chocar
zocar
despojo
espolio
choclo zoclo
chanclo zöcalo
destellar
destilar
choque zueco
zoco zanco chanco
desttn
destino
aAi
soco (soccus)
detajo
detalle detal (v. ta-
chueca
clueca
leare)
chupar
chueo(n)
sopar
zuzo(n) suizo
deudo debito
devino od. adevino divino
dezmar decimar
dadero
datario
dicha
dita dicta
dddiva
dativo
diezma
decima
dado
dato
dinero
denario
286
dintel od. linteU endel lindero [limi-
empeine
empena empellaim-
. tarius)
1 4
pigen (impigi-
diseno
designio
wem)
disipuJa od.
risipula od. isvpula;
empla8to
plaste plasia lastra
ermpula
piastra
di¶do '
disparate
emplear
implicar
diz
dice
empleita
emplenta implkita
doblegar
duplicar
enajenar
alienar
doblo
duplo
encambrar
incamerar
doctrinero
doctrinario
encanar
encanar
dombo
domo
enceldar
enceUar
dotnenar
dominar
encia
gingiva
domingo mingo Mingo od. Mengo
enciso
inciso
dotninico
enclavazon
enclavacion
dotninio
domanio
enclenque
clinico
don dueno
dömine dömino
encostrar
incrustar
dona
duena
endebte
debil
dona duena
dömina datna
endenado
indignado
donadio
donativo
endilgar
ddegar
doncella
dominicela dami-
endrina
nebrina (v. junipt*
sela
rus)
dormidero
dormitorio
enebro od. zimbro ginebrajunipero
dos
duo
enfermo
infirmo
dosel
dorsario
engace od. <
tngarce; engaste od.
dotor
doctor
encaste; encausto; incausto
dracma
adarme
engazar od.
engarzar; engastar;
drapo
trapo trape
incaustar
•
drecera
derecera
engendrador
generador
ducho
docto
engeno
ingenio
ducho
dudo
engerir od. ingerir ; enserir od. in-
dudo
dübito
serir (inserere)
duela
dovela
engrasar
incrasar
duende
duendo
engreyente
ingrediente
durmiente
durmente
enhiesto
infiesto
enjambradera examinatoria
echar
jetar jitar jactar
enjambrar
escamar examinar
echura
jactura
enjambrazon
examinacion
ejido
exido
enjaretar ensartar engertar enser-
embair
invadir
tar (v. insertum)
embalumar
envalumar (v. Volu-
enjugar
exsucar
men)
enjunque
ayunque yunque
embelenar
envenenar
(incudinem)
embe8tir
investir
enjutar
chotar
embidar od. envidar invitar
enruna od. enrona ruina
embustero
impostor impositor
ensamblada
asamblea
287
ensay
ensena
ensenar
enser
ensuzado
entar
enteco
ensayo
insignia
insinuar
ser
ensuciado
imputar
hectico
entendien te tutenden te
enterar entrevar entregar enter-
gar integrar
enter o entegro entriega entrega
integro
en tibo estribo estipe (ßtipes)
entildar intitular
entonador entonatorio
entorchar entortar
entre tnter ...
entredos intrados
entrepano entrepan
entricado . entrincado intri-
gado intricado
intrincado
envas
enves
envase
inverso
envoltero
epistolero
era
ercer
involtorio
epistolar epistolario
area alera
• erguer od. erguir
erigir
enrizar rizar (v. eri-
cius)
eremita
errata
chofeta
esquelin (dtsch.
Schilling)
escalio escudlido
escalona od. escalona; Ascalonia;
chalota
escantillon chantillon
escarapela od. escarpela; escar-
cela (skarp-iceUa v. skarp)
escarpa; escarba od. escdraba;
escorba; escarpe (dtsch. skarp) ;
charpa
ertear
ermita
errada
escalfeta
escalin
escarpin
chapin
escarzar
castrar
esclavo
Eslavo
escobina
escofinä
escolar
escolan escolano
escoplo
chaple (scalprum)
escorchado
escorticado
escrifio
escrinio
escudero
escuyer
escudrino
escrutinio
escupir
cuspir (conspuere)
espadero
espatario
espalda
espdtüla
espaldera
espalera espatu-
lario
esparavel
esparvel (dtsch.
sperber)
especia
espede
espejar
especular
espejero
especulario
espeto
espito
espiche
espicüla
espiga
espique espliego
v
espica
espin
espina
espleque od.
espeque; esplinque
od. esplique
espiritu
esprito
esposa
esposas
espuesto
eocpösito
esquela
cidula
esquena
esquina quina
esquizado
esquiciado
estacionero
estacionario
estanza
estaneia
estebado
estivado
estepa
esteba estipa
estera
estorea
estero
estuario (aestua-
rium)
estio
estivo (aestivus)
estragar
extravagar
estrecho
estricto
estrenque estrinque trinque (trin*
quete)
288
estribar
estripar
fonil fundibulo fonevol fandöfla
estribo
tripas
fonsadera
f08ataria
fosero
fosal fosario
fäbueno
favonio
frade
fraile freue freire
facistol
falcistorio
fray od. frafrey
fachenda
hacienda
fragua
fdbrica forja
fadiga
fatiga
franquiza
franquicia
faena
hacina fagina
fregar
fricar
faja
haza (fascia)
frente
frönti8
falcado
faleato
frentero
frontero
faUible
falible
fresno
fräxino
fällimiento
falimiento
frio
frigido
fallir
fahr
frise friso
freso fres
farpado
ärpado zarpado
frisuelo od.
frezuelo; frisol od.
farßeto od.fdlseto;fal8opeto balso-
frixol; faseolo (phaseohtm)
peto
fruto
fruta
fasto
fausto
frutero
fruetuario frutier
favorido
favorito
fuego
foco
feble
flebil
fueUe
fol (foUis)
fieldad
fidelidad
fuero
foro
fieltro
filtro
fuerte
forte fortis
fiemo
fimo
fündago
alhöndiga
fijo
fixo
fimbria
franja
galan
galano galante
fincanza
fincancia
galdre
guelde Grueldre od.
fino
finito
Gtieldres
finta
ficta
gallega
galega
fistola
fistula
galgo
Gallego gälico
flambante
flamante
gaUa
gdbata
flanco
flaco
gamba
Jamba
flauto
flautet flato
gamella
gatnela
fleje
.flexo
garbanzo
orobanche
fleme
flebotomo
gastar
vastar
floje
flojo (vielleicht auch
garzo
zarco
fluxo flux)
garzo
agdrico
floronco
furüneulo
gayola
jaula (eaveola)
flotacion
fluetuacion
gemino
geminis
flotar
fluetuar frotar
gerifalte
geriofalco od. gri-
flux
fluxo
falco
focil
fU8Ü
gi gante
jayän
focha od. /(
oja od. floja; alhoja
Gil
Egidio .
od. älfoja; fülica
gitano
egipeiano
fogada
focata
golilla (el)
golilla (la)
folle
foluz feoXXts)
golpon
cupö
fondo
fundo
golla gola
gula goles
289
gonce
gozne
haleche
alece
gordo
gurdo
hastio
fastidio
gorfe
golfo
haz
faz hacia facie
gozo
g audio
%
facha (fades)
grado
grada
hebra
fibra
gran
grande
hecha
fecha
granado
granate
hechizo
facticio feticho
granoble
Grenobles
hecho
fecho facto
granel
granero granario
hechor
factor
grao
grava
hechura
factura
grapa
grampa
hechuria
facturia
graso
CTO80
hedrar
iterar
gratel
gratil
heja
ferula
greda
creta
helada
jalea od. gelea
grida
grita
helguera od
.falaguer filicaria
gringo
griego greco
hembra
femin a
grivar od.
gribar od. drivar de-
henir
finjir
rivar
heraldo
faraute
gromo
grumo
herbero
herbario
gropo
grupo
heredero
hereditario
gruta
cripta
hereje
heretico
groto
onocrötalo
hermano
germano
grueso
gros gro groso
herrar
ferrar
grüllada
guruUada
herrenoso
farraginoso
grupera
gurupie
hervor
fervor
guardiUa
bohardüla od. boar-
hierro
ßerro ferro
dilla buardilla
higado
higdte
(von ~buf)
Mio
fiel fil fillo filo
guarida
guarita
hilvan
filvan
guja
aguja (acucula)
hincar
fincar
gullerta
guüoria
hinchar
inflar
gurvion
gurbion od. fervion
hinchazon
inflacion
euforbio
hiniestra
gtnista gesta
hinojo
punilla (foeniculum)
häbla
fala fäbula
hinojo
genol (genuculum)
haca
jaca
hirmar
4
firmar
hacha
fdcula
hirviente
ferviente
haces
fasces
hita
fita
hacen
zähen
hito
fito ficto
hadero
fatuario
hoguera
focaria
hado
fato
hoja
foja
halca
falca
hojada
follada
halcon
falcon
hojar
foUar od. foliar
halconete
fdlconete
holan
holan do
halda
falda
holgo
jorco
C. Michaelis.
19
290
hollar
folar
impla
grimpola
hollejo
foliculo
imposta
impuesta
hollin
holli fuligine
indigo
indico
hombro
hümero
ingle
anguina
homeciUo
homicidio
inUrmedio
entreme8
hon da
fonda funda
Jsidro
Isidoro
hon da
Fronda
isla
insula
hondo
fondo projondo
honrar
honorar
Jabali
jabari
horambre
forambre
jable
säble
horcado
horcate
j ' aboner a
saponaria
. horma
forma
jada
azada (v. axis)
hormigo
hormiga
Jaime (Jaume Jago) Jacöbo
hormiguero
formicario
jaldo jalde jaldre gualdo geldre
hormilla
formilla
jaleco od. gileco chaleco
horno
furno
jaletina
gelatina od. hela-
hosco
fosco fasco
dina gualatim
ho8pitalero
hospitalario
(v. gelare)
hostal
hospital hotel
jalma od.
enjalma salma
hostiero
hostiario
t
8oma sagma
hostigar
fustigar
jaloque
siroco
hoyuela
foveola
jamon
jambon od. gambon
hoz
fquces
jdndalo
andaluz
hoz
falce
jaquel
echiquier
huebra
obra opera
jarcia
% sarcia
huebrar
obrar operar
jarifo
jerifo
huebrero
obrero operario
jarope
jarabe siropo
hueca
gueca
'
(sorb-ete)
huelga
folga
jaudo od. jauto ; enjabido insd-
huella
folla fola
pido odr insipido
huerca
horca od. forca
jazarino
jacerino
furca
jeme
8emi semis
huerco
ogrp horco
jerga; serga
od. sarga; sirgo; se-
huesa
fosa
jeringa
ßiringa [rico;
huesa
osa
jerpa
serpa
huerto
huerta
jerviUa
servilla salviUa od.
huesped
höspite "
asalvilla
hueste
hoste
jibia
sipia zupia sepia
huevo
ove
jiride
iride
hurano od.
horano foräneo
jirpear od.
jerpear (wie p. 233
hurgon
horcon furgon
•
steht) serpear
huso
fu»0
jornal
diurnal
joyo od.
loyo lutllo lolio
Ulan
Julian
joyoso
gaudioso
iman
diamante
juarda
suarda
291
jugo
jugue suco
lechero
lactario
juiz *
yuje
ledro
ledo
jumelas
gern das
lego
laico
juradero
juratorio
Ujos
luenga Ion ja loncha
jurugo od.
juruco abejaruco
longa lunga
justeza
justicia (el) justi-
len
lene
cia (la)
lengua (el)
lengua (la) lingua
juzbarba
chubarba (JQvis
lenteja
lanteja lenticula
barba)
lenero
lignario
juzgar
judicar
leon
legion
*v ,
lerdo (altd. luerdo) lürido
labio
labia
lesion
lision
labradero
laboratorio
leste
este
läbrante
laurente laborante
lesto
listo
labrero
laborero
letania
litania
lacayo
laque
letrado
literato
lacio
fldccido
letrero
literario
lacre
laca
Uuda
ludia lezda (levi-
ladino
latin latino
tum)
lagunar
lacunario
levfetico
ligüstico
laja lasa lancha lasca laxa
leyenda
legenda
lambel
arambel
lia
liga
lambrija
lombriz
liar
ligar
laminero
laminario
licor
licuor
Jana
laya (pg. lata)
lidiar
lüigar
laria
lama lämina
liento
lento
lande
glande
lienzo
linteo
landra
gldndüla
ligazon
ligacion
lanera
lanario
ligustre
ligustro
langosia
locusta
lijar
lisiar
lantejuela
lentejucla (v*. lenti-
limo
limbo
cüla)
lindano
limitdneo
lapachar
lapazar
lindar
limitar
lasitud
laxitud
lindeza
limpieza limpideza
laso
ICbXO
linde
Umite
lastimar
blasfemar blasmar
lindo
limpio limpido
lastre
lastro od. lasto
linera
linario
lauda
lapida
lina
Uno linea
launa
lagano
lirio
lis
lavadero
lavatorio
lisonja
losanje (landemia)
lazar od. enlazar lacear
lista
ristra
lazrar
lacerar
livio
livido
leal
legal
livrada
livrea
lealtad
legalidad
loa
laude losa
lebrel
lebrero
lobado
lobato
19
292
löbrego
lugubre
macho
mache maslo mos-
logro
lucro
culo
lomo
loma loba lombo
tnadera
madero materia
(lumbus)
madrigal
mandrial
londo
Umdrts
madriguera
matricaria
lonja
logia (dtsch. laubja)
madriz
matriz
loza
lutea
madrona
matrona
lucha
luto (luctus)
maesa
maestra
lucio
lücido
maese
maezo mase maestro
lugar
local
*
maestre mastro
luir
ludir
tnagistro metre
lujacion
luxacion
maestral
magiatral
lumbrera
lumbraria lumi-
maitin
matutino
naria
majuelo
maleolo od. maliolo
lunar
lunario
maletia
malatia
lüten
engrudo glüten
rnaleza
malicia
lutoso
luctuosa
malina
maligna
Luzbel
lücifer lucifero
mallo
macho (marculus)
.
Mallorca
majörica
mamalueo
mameluco
Iladon
lodono
man
mano
llaga
plaga
mancha
malla macla mach
llama
flama
mäcula
llamar
clamar
mandadero
mandatorio
llana
plana
mandado
mandato
llaneza
plant et e
mdndola
bändola bandurria
Uano
piano plan piano
pandurria pan-
Hanta
planta
duraod.pandora
Hauten
plantaje (plantagi-
panduria
•
nem)
mangual
manual
llanto
planto
manido
manida (v. manere)
Uapa
lapa
manija
manilla
llares
lares
manjar
manducar
llatir
latir (glatire)
manojo
manopla
llave
clave (el) clave (la)
mansion
meson
llecho
pleita (plicita)
manso
mansueto
llegar
plegar plicar
mantel
mandil mantiUa
lleira
glera od. glarea
manuella
manuela
llenero
plenariö
manego
maniego
Ueno
pleno
mdquina
machina
Uevante
levante levente
marchante
merchante
ttevar
levar
mareada
marea
llorar
plorar
märfaga
märfega
llosa
clausa
marfil
alfil od. arfil
lluvioso
pluvio80
margojüa
marquesita
293
margenar
marginar
mielgo bielgo
od. bieldo od. vieldo
tnarmeUo
tnembriUo (melime-
od. viendro (ven-
lutn)
tilus)
ma8
manso (mansus)
miente
mente
mascar
masticar
migrana
hemieränia
mascujar
mascullar
mijo
milio
matadero
matador
MiJlan
Emiliano
mayo
majö
mina
hemina
mazar
macear
minencia
eminencia
maznar
macinar
mirador
miratorio
mäxitno
mäximum
misero
misario
meaja
medalla metälea
mochar
moznar mutilar
meda
meta
mocho
mozo mötilo mütilo
mediado
mediato
mocoso
.muco so
medrar
tnejorar
moda
modo
Meje
medico
mojo moje
molla muelle (a)
mejido
mecido
mole mulla {mo~
mejilla
maxila
llis)
melecina
medicina
molde
mödulo
membrillero
membrülar
molleja
molecula
menar
minar
mondo
mundo
menear
manear (v. manus)
monedas
moniß
menester
ministerio
monedero
monetario
menestra
mini8tra
monedera
monetoria
menestral
ministeriell
monje
Mönago
men€8tril
ministril
monjil
monacillo
mengala
bengala
mona
mona (it. monna)
menguar
minuar
montaje
montazgo (montati-
menjurge
mejurge ( v. mis-
cum)-
cere)
morcillo
murcillo murecillo
menoria
minoria
mordaza
mortaja
mentira
mentida
mordiente
mordente mordante
menudo
minuto minuta
morgado
amorgado (von
meollo
medula
amurca)
merla
merula
moro
mauro
mermar
minimar
mortem dad
mortalidad
mesta
mista mixta
moscada
muscato
mesturar
misturar od. mix-
mortiguar od. amortiguar morti-
turar
flear
mesura
mensura
moyo
modio
mesurar
mensurar
mucre
muco
meya
media
muchiguar
multiplicar
mezclar
mescolar
mudar
mutar
mielga od.
melga od. melca me-
mueble
movil od. mobil
dica
muelle muela mole (moles)
294
muermo
morbo
orchilla
urchiUa
munidor
monidor monitor
ordenado
ordenato
muria (salmuera) almori
ordenar
ordinär
muri endo
morendo
oreja
auricula
muslo
müsculo
orinoso
ruginoso eruginoso
muy
mucho müUi . . .
orespe
aurifice
orlan
Orleans
ornado
ornato
nacar
nada
nacar a
nato (natus)
orondado
undulado
nadadero
natatorio
ostaga
ustaga
nao
nave
ostiario
ujier od. hujier od.
natio
nativo
lujier od. laujier
navaja
•
navalla (novacula)
otero
oval
altario
övalo
necesano
neceser
•
neguijon
neguillon (v. niger)
overo
ovario
neguilla negrilla (v. niger)
neüa od. nijela niel (t. niaer)
pabellonado
papiUonado
V
nesgo
neto
nexo
nitido
pablo
pacado
pdbulo
pacato
nieto
nepote
paciguar od.
apaciguar pacißcar
nino menino
minimo (minimum)
padron
patron patrono
nocher
nauclero
paflon
plafon
nocre
nodo
noque
nudo
pago
paila
pagado
padella
nombrar
nomin ar
pal
palo
nombre
nümero
pdlabra
parabola paröla
no se
no sabo
parla
nuevo
novio
paladin
palatino
paUza
baliza
9
palmero
palmar palmario
obispado
episcopado
palomar
palomero
oblada
oblato oblea
palurdö
balurdo
öbolo
ovüla
pämpano
pämpol
ochavo
octavo
panizo
paniceo
odrero
utrero
pano
pana
otdor
auditor
papel
pabilo papiro
oidoria
auditoria
parangon
paragon (para-con)
ojera
hullera oculario
pardo
pälido
oledero
oledor
pdrrafo
parrdgrafo
olfatorio
olfactorio
parte
partes
onibligo
umbiliculo
partija
particula
onza
uncia
pasmo
espasmo
opuesto
opösito
pata
pate
ora
hora
patena
pätera
orca
urca
patrullar
patullar
295
payo
pazguate
Pelayo
apaciguado {päd'
ficatum)
peäl pedal
peana od. peana; peldano; pe-
däneo
pebete pabilete
pebrado puri
pechar pactar
pecho peto
pecho pauta pacto
pedazo petequias
pedrero pedrel petrero
pegado pegata
pegujal od. peujal; peculiar
peje pez piscis
pejiguera persicaria
pelarela peladero
pelero peraile od. pelaire
pelitre od. piretro belitre
peloßa pelusa
pelota balota
pella bala pila
pelleja % peliculo
pena pena (penna)
pendencia penitencia
pendula pinola abenola
(pennula)
pensionero pensionario
penol penol pendol pen-
dula
percha pertiga pertica
peregrino pelerina
pereza pigricia
perlätico paralitico
pes-pues pos (post).
pesar pensar
pesoa; prisco od. alprisco; alber-
chigo od. alpersico; alber ge;
pejego; persico
pe8tillo pi8tilo
pezuelo peciölo piezgo pe-
diculo
picado pique
piche pez (picem)
pildora
pilula
pincel
peniciUo
pinchar
pinzar
piojoso
pediculoso
pistacio
alföcigo od. ah
fistigo '
pixide
busto (woraus buz
bruces s. oben)
plantel
plantario
platicar
practicar
pldtico
präctico
platija
platilla
playa
plaga
plaza
pldtea •
plazo
pleito pldcito
plegar
plicar
plegaria
precaria
pleitear
preiear (v. pleito)
pliegue
pliego plica
plomazon
plumazon
plumero
plumario
poblacho
pöpülacho
pobo
chopo {pöpulus)
podar
potar
polir
buir
polvareda
polvorero
ponce
pötnez
poniente
ponente
ponzona
• pocion
popar
palpaf
porche
portico
porfia
perfidia
porro
porra
posa
pausa
postilla
pustela
postura
positura
potajero
potajier
potenza
potencia
poyo
podio
pozal
puteal
preboste prioste prepuesto prepo-
sito
prehecho
prefecto
pretal od.
petral pectoral
prez
precio
296
prtmero *
primario
real
regal
prision
prehension
reales
reis
propuesto
propösito
rebollo
repollo (v. ptdülare)
provecho
provecto
recado
recaudo (v. recapi-
provenzal
provincial
tare)
publicado
publicata
receta
recepto
pudiente
potente
recetero
recetario
pudridero
pudridor
recibiente
recipiente
puelo
pueblo pöpulo
recio
rigido rijo
puesto
posta pösito
recua
recova (arab.)
pujar
pulsar
recuero
recovero (arab.)
pulcela
pucela
recudir
recutir
pulican
pelican pelicano
rededor
derredor (v. dire-
pulienta
polenta
trum)
pülpito
pupitre
redondo
rotunda rotonda
pulpo
pölipo
ronda
pulser o
pulsorio
redencion
ranzon
puncha
punta
redro
retro
punchar
punzar
redrar
rendar retterar
puntacion
puntuacion
redruejo
redrojo
puntal
puntual
reducho
reduta
puntar
puntuar
regada
regata
puntel
puntero
regalo
regelo
puntosidad
puntuosidad
reglar
regulär
punzon
puncton
regüeldo od. revueldo od. rebüeldo
/
od. bueldo
; revuelto
quebrar
crepar
reja
reticula
quedar
quitar quietar
relevado
releve
quedo
quito quitt quieto
relievo
relief
quemar
cremar
remesa
remisa
quesado
caseato
renda
redita
quibto
cuesta
renglon
reglon
rengo
renco
rabo
rapo
replegar
repUcar
raigar
radicar
reproehe
repropio
ralo
raro
repuesto .
reposte
ramo
rama
m
requesta
requisito
rapado
rape
resollar
resoplar (v. suflar)
rato
rapto
resurte
resorte
raudo
rdbido (od. v. rä-
respetar
respectar
pido)
respeto
respecto
ras
raso
respetoso
respetuoso
rasgar
rascar
retar
reputar
rayo
raza radio
retratar
retraetar
razon
racion
retrato
retracto retrete
297
retrechero
retretera
saina
zahina (sagin a)
retuerto
riorta retorta
saladero
salador
revendicar
revindicar revan-
salguera
sarguera sargal sa-
'
char
licario
reves
revieso reboso re-
saloma; zaJema od. celema; za-
verso
lama (fiL*)
revesa
rebeza (v. reversus)
salsa
sosa
revesar
rebosar rebozar re-
salsero
sausier
versar
salvaje
selvdtico
revoque
revoco
san
santo
rezar
recitar
sangre
san gut s
rezno
ricino
santero
santuario
ribera
vera ripuario
santiguador
8antificador
riesgo
risco
santiguar
santificar
rimero
rimario
sana
insania
ringla
regia regula
sargento
sirviente serjente
rizal
riciäl
80X0
seso (Stein pg. seixo)
robin
rona roya r obigine
sayo od. sago; zaque; jaco; saco
röblar
roborar (v. robur)
(8alicem)
roble
robra (t. robur)
saz
sauce
rodar
rotar
sazon
estacion
roela
rödela (v. rota)
secaria
gtera (pg.)
rolde ruejo
ruello rollo rötulo rol
seceno ; seiseno; sesen od. seiseti
romadizo
reumaiismo
secrestar
secuestrar
rondel
rondö
secretero
secretario
ropa
roba
secuencia
secansa
rosero
roßario
seda
jeta seta
rota
ruta rauta
sede
seo
rotura
ruptura
8eglar
secular
roya
rubio
segun
segundo
rua
arruga ruga
segundar
secundar
rueda
roda rota
sellado
sigilado sigilata
ruido
rugido
sellar
sigilar
rujiar
ruciar od. rociar (v.
sello
sigilo sigla
rocio d. i. roscidus)
selva
silva
rumo
rumbo
semanero
semanario
rutinero
rutinario
semblar
8imilar od. simidar
,
sembrar
seminar
saborgar
saborear
sencillo
simphcillo
sacalina
sacadina socadina
sendos
singulos
saeta
sagita
seno
sien sino
saetero
sagitario
senoso
sinuoso
sagerida od.
satureya ajedrea
sena
sino signo
sagra
sacro
serial
senuelo signdculo
sagramiento
sacramento
senar
signar
C. Michaelis.
20
298
senero od. sendero Singular
senor seor sor siur senior
sepais sepades
serenada serenata
serrado serrato
sesma sexma
seso senso
seto Ceuta (saeptum)
seyente sediente
8i e gante secante
Sierra cerro
siesta sesto Sixto
silenciero silenciario
sisero eisorio
soberano superano od. «o-
prano
sobrar superar
sobre supra . . . (od. su-
per . . .
sobrehaz sobrefaz
sobretodo * sortü
soez sueio (sucidus)
soldar solidar
soledad saudade
soliman subhmado
soliviar (alt sublevar
sollevar)
soltero solitario
solviente solvente
sollamar soflamar
sorna suma
somero sumario
sonada sonata
soso zonzo insulso
sospecha suspecto
sueldo suelto (gediegenes Metall)
soldo sölido saldo soda
suelo söleo
sueno son
surgidero surgidor
suro suber
surdir surgir
sursida surgida
tabaola
batahola
tablero tablar tabulario
tachon chaton (y. dtsch.
platt)
taimado temado (pg. u. altsp.
teimado)
tajo tas
talento talante
talque talco
tallar talar tajar tarjar talear
falle tallo
tanca faca
tanda tanta
taniente tangente
taravilla travilla
tarde tardo(a)
tarea tarifa
tarja taja (v. täleare)
tarraja terraja (v. teretrum)
tarrina terrina
tartaruga tortuga
tasar tachar tascar taxar
taurete täburete (v. tambur)
tea teda
techo tecto
teja teguja tecla
tejero tejar tegular
tejido tisu
telero telar
temblar tremolar tremular
templadura temperatura
templar temperar
temporero temporal tempo-
rario
tenällon tenazon (v. tena-
cula)
tendiente tendente
teniente tenante
tenzon tension
tercer tercero
terrontera torrontera
terzuelo « torzuelo
tesoro tesauro
testiguar od. atestiguar testi-
ficar
tez terso
299
tibio tepido
tieso teso tenso toesa
tiesta testa
tija tibia
tilde titulo
timbre tempano timpano
timonel iimonero
tina tinea
tinte . tinto
ttrida , hictericia
tizne tizon (titionem)
toba (Distel- tubo
Stengel)
tobillo tUbillo
tocada tocata
tocho estulto
toldo tolo (tholus)
tomadero tomador
tan tono
tonel tunel
tonga tünica
tonto atönito
topera tajpaire talpario
topa tälpa
torcha trocha tuerto tarta torto
torche truj trocla törculo
tordiga turdiga
torga tuerca
tornar turnar
tornillo tumillo
tarno twrno
toro tauro
torzon od. torozon; tarazon; tor-
sion
tosco tudesco
trabajo trebejo
traicion tradicion
traina trena
trajin trajino trahino tren
trampa trapa
trance tränsito
tranquil tranquilo
tranzadera trenzadera
trasdos trasdcmo
traste tasto
trastrueque trastrueco
traves travieso traversa trasves
transverso
traveser travesero
trebedes tripode
trebol trifolio
trecho trato tracto trete traite
trementina terebentina
treta trata
treudo tributo
treznar trenzar (v. triehia)
trillar tribular od. atri-
bular
tronco troncho tronzo trunco
tronadera tronatorio
trozal torzal (v. torquere)
trozo tirso torso
trueno estruendo tron tronido
(tonitrum)
trueque trueco
trufa turma turba (v. tu-
ber)
trujal torcular
trujiman truchaman
tuero toro
tufo tifo
tulipan turbante (ar.-pers.)
turba tropa (tropus)
turbio tolva torva turbido
turmoso tuberöso
tuson tonsion totson
un
uno
usia
vuestra senoria
usted
vuestra merced
uz od.
huz
urce
uzo
ostio %
va
vade
vaco
vacuo
vagar
vacar
vaho
bafo
vaina
vagina
val
valle
varadero
varador
300
vardasca
verdasco (v. viridio)
ukpera
visperas
vascuence
vascönico
vista (el)
vista (la)
vedo
veto
vivac
vivaque
v einten
veinteno
vivero
vivar vivario
vejiga
vesica
vocero
vozario
velar
vigilar vigiar
vqlcan
vulcan
venadero
venatorio
voltero
voltario
vengar
vindicar
voluntario
volonter
verde
virio viride
vulgada
vulgaia
verga
virga
vergüenza
verecundia
yema
getna
veriguar od.
averiguar verificar
yero
ervo
verja
virgüla
yerto
jertas hirto
v ernte
verminis
yesca
esca
vermejo
vermiculo
yeso
gipso algez
vero
vario
yogar
jugar
vestero
vestuario
yunta
Junta
veza
vicia
vezo
vicio
eacre (oxi-zaere) säcaro azücar
viaje
vidtico
zafre
zafir (arab.)
viandero
vivandero
zamboa
acimboga (arab.)
vidrado od.
vidriado vitre
zampona
sinfonia
vidrio
vitreo
zaquear
saquear
viejo
viedro (Murviedro
zarcillo
cercillo (circellutn)
■
etc. vetulus)
zarrapastroso od. zarpastroso za
viente
vidente
parrastroso (dtsch. harp)
villaje
villazg o (vill - ati-
zopo
zompo
cum)
zua od. zu da
i; azua od. azuda
vil
vilo
zumaca
semaca
viola
viguela
zuno
ceno (cincinnus)
virote
viruta
zurdo
sordö.
visera
visal
Druck von F. A. Brockhaus in Leipzig.