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Full text of "Studien zur romanischen Wortschöpfung;"

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STUDIEN 



ZUR 



ROMANISCHEN WORTSCHÖPFUNG. 



STUDIEN 



ZUE 



ROMANISCHEN WORTSCHÖPFUNG 



VON 



CAROLINA MICHAELIS. 




LEIPZIG: 

F. A. BROCKHAUS. 
1876. 

SC 



Das Recht der üebersetzung ist vorbehalten. 




MEINEM FREUND UND LEHRER 



CARL GOLDBECK. 



i 



Vorwort. 

Dass dieses Büchlein denselben Titel trägt, den der 
Meister romanischer Philologie unlängst einer seiner kleinen 
Schriften gab, möchte, weil es einer Unbescheidenheit ähn- 
lich sieht , eine Rechtfertigung . verlangen. Ich kann nur 
die eine, doch wie ich glaube ausreichende geben, .dass die- 
ser Titel — und dieser Titel allein — wirklich zu meinem 
Werkchen passt und zwar nicht minder gut wie zu dem seinen, 
ob auch der Inhalt beider ein ganz verschiedener ist. 

Als ich die Ankündigung von Diez' „Romanischer 
Wortschöpfung" las, nachdem meine Arbeit im Manuscripte 
längst vollendet dalag, fürchtete ich halb, halb hoffte ich 
darin wiederzufinden was meine Studien über jenen Gegen- 
stand mir an Resultaten zugeführt hatten; jedoch vergeblich: 
die Punkte welche ich fixirte und um die ich Kreise zog, 
sind ganz andere, als diejenigen, welche sein Augenmerk 
auf sich lenkten. Die Selbsttätigkeit der romanischen 
Sprachen, die Art wie sie sich vom Lateinischen lossagten, 
um ihre eigenen Wege zu' wandeln und sich zu bereichern, 
gerade was also recht eigentlich romanische Wortschöpfung 
genannt zu werden verdient, Dinge die aber Diez, wie sein 
Vorwort noch ausdrücklich sagt, nicht in seiner Arbeit 
nachweist, hatte ich zum Gegenstand meiner Untersuchung 
gemacht. Freilich ist dieser damit nicht im entferntesten 
erschöpft. Ich weiss sehr wohl dass was ich biete nur 
Stückwerk ist, und dass dieses Stückwerk nicht einmal im- 
mer* so beschaffen ist, dass jes bei späteren, grösseren Bau- 
ten unverändert benutzt und verwertet werden dürfte; ich 
weiss dass hier zu wenig und dort zu viel geschehen ist. 
Darum setzte ich dem Titel „Romanische Wortschöpfung" 
ein beschränkendes „Studien zur" voran, hoffe aber trotz- 
dem, dass wenn ich nur einiges von dem vielen Neuen, das 
auf diesem Gebiete noch zu erforschen bleibt, gesehen und 



VIII 

recht erkannt habe, meine kleine Arbeit trotz ihrer Unfer- 
tigkeit nicht ganz verachtet werden wird. 

Ich weiss auch dass der Fehler, schon derer die ich 
selbst erkenne, manche da sind; z. 6. viele Einzelnheiten 
in der Anordnung der Listen. Der schlimmste aber wird 
in den Augen der meisten ein anderer sein, der nämlich, 
dass viele der Etymologieen die ich in den Listen der spa- 
nischen Scheideformen biete, ganz neu sind (vgl. S. 220) 
und dennoch hier ohne Beweisführung in die Reihen der 
unbestrittenen, längst anerkannten treten als stände das 
Factum auch ihrer Gültigkeit bereits unbestritten fest. Zwar 
sind nicht wenige davon für mich in der Tat sicher gestellt, 
für meine Leser können sie es jedoch nicht sein, da ich 
ihnen in dieser Arbeit das zu umfangreiche Beweismaterial 
nicht vor Augen führe, das ich für eine jede der aufgenom- 
menen Etymologieen gesammelt bereit habe um es einem 
der Vollendung entgegengehenden spanisch-portugiesischen 
Etymologicon einzufügen. Andere Etymologieen sind auch 
für mich noch nicht vollkommen gesichert. Dennoch konnten 
diese wie jene hier nicht gut in anderer Form als der der 
Behauptung auftreten, wollen und können aber trotzdem 
zunächst nur als Conjecturen und Hypothesen betrachtet 
sein. Vielleicht wäre es gut gewesen das Etymologische in 
einem Anhang beizubringen: ich tat es nicht weil mir sein 
Stoff unverhältnissmässig gross schien, bei der fast gleichen 
Form und dem fast gleichen Sinne mehrerer Scheideformen 
aber ein und dieselbe Herkunft auch dann schon anzuneh- 
men ist, wenn sie überhaupt noch für keine derselben mit 
Sicherheit ermittelt ist. 

Des Tadelnswerten, das ich nicht erkenne, wird noch 

ungleich mehr vorhanden sein; dafür erbitte ich als Gunst 

% eine recht eingehende und scharfe Kritik. Belehrt und 

unterwiesen zu werden, ist, selbst in den Augen mancher 

Dame, nur dankenswert und würdig. 

Berlin, im Mai 1876. 

Carolina Michaelis de Vasconcellos. 



Den Romanischen Sprachen ward und wird noch oft und 
ernstlich der Vorwurf der Armut gemacht: oft und ernstlich 
sahen sich daher die Freunde und Vertreter der Romania ge- 
zwungen als Verteidiger ihre Stimme für sie zu erheben, als 
ihre Ritter eine Lanze für sie einzulegen. So oft sie aber auch 
in diesem Kampfe schon glänzende Siege über ihre Gegner er- 
fochten haben, ich glaube dennoch dass die Waffen noch nicht 
ruhen dürfen, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen, dass 
noch manches Neue zu ihren Gunsten zu sagen ist, dass z. B. 
ihrer freien schöpferischen Tätigkeit noch eine grössere Würdigung 
als bisher zu Teil werden kann. Freilich muss man zuvor auf- 
hören in ungerechter Parteilichkeit mit dem umfassenden Familien- 
namen „romanisch" im Grunde nicht mehr als eine der latei- 
nischen Töchter zu meinen; den übrigen aber, welche die er- 
erbten Verwandtschaftszüge ungleich schärfer und treuer bewahrt 
haben als das Französische, zugleich aber ungleich freier, natür- 
licher und kühner in der Bahn ihrer Entwickelung vorwärts 
gingen, ihnen muss man mehr als einen beiläufigen, oberfläch- 
lichen Blick gönnen, und was von jener gilt nicht ohne weitere 
Prüfung auch auf die anderen übertragen. Dann wird man besser 
und in mannichfaltigerer Form als bisher sehen und zu beweisen 
vermögen dass, wenn man eine Parallele zwischen dem alten und 
dem neuen Römerreiche zieht, wenn man ein Mal die Masse der 
Begriffe abwägt, welche beider Sprachen überhaupt mit Worten 
zu decken wissen, ein anderes Mal die Art in der sie es tun, 
die Masse der Mittel, welche ihnen zu solcher Deckung über- 
kommener und zur Gestaltung neugeschaffener Begriffe zu Ge- 
bote stehen, dass dann zweifellos die mit schwerer Waare be- 

C. Michaelis. 1 



lastete Schale die des neuen Reiches ist. Was ciceronianische 
Beredsamkeit auch von dem Reichtum der stolzen lateinischen 
Sprache sagen mag, so donnernd sein ceterum censco latinam 
linguam non modo non inopem \d vülgo pidarent sed locuplc- 
tiorem etiam esse quam Graecam vielleicht noch in "einigen Ohren 
widerhallt, unwiderlegt wird doch bleihen was Lucretius in seinem 
unsterblichen Gedicht so oft als patrii scrmonis egestas (I, 832. 
III, 260. 1, 139) betrauert und was auch Seneca verlorum paupertas 
irnmo egestas (ep. 58.) nennt. 

Wohl ist es wahr dass die Tochtersprachen viel von der 
Eigentümlichkeit und der Schönheit des Lateinischen eingebüsst 
haben; doch fehlt ihnen darum nicht alle Eigentümlichkeit und 
Schönheit. Und ist es erlaubt den Satz nous avons tous les 
defauts de nos qualites umzudrehen und hier anzuwenden, so 
darf man sagen: was jenen an Strenge, Schärfe, Formvollkommen- 
heit und Klarheit verloren ging, das ersetzen sie durch grössere 
Freiheit und durch grössere Mannichfaltigkeit in der Verwendung 
ihrer Bildungsmittel: Vorteile die bei der unaufhaltsam weiter 
strebenden Geistesentwickelung unserer Zeit, bei dem steten Zu- 
strömen neuer Begriffe, Anschauungen, Vorstellungen und Ideen, 
die das Fleisch des Wortes anziehen wollen, bedeutend höher 
zu veranschlagen sind als die knappe Gesetzlichkeit, die lichtvolle 
Einfachheit der Antike. Weniger klar und schlicht als diese 
mögen sie sein, weniger reich sind sie in keinem Falle: ihr Wort- 
kapital ist bedeutend grösser als das der Muttersprache. Dem 
Deutschen gegenüber ist der Vorwurf der Armut freilich voll- 
kommen gerechtfertigt, doch berührt er die Schätzung ihres 
Wertes weniger nahe, und muss obenein natürlich, sobald die 
Einzelbeweise zusammengestellt werden, manche Beschränkung 
erleiden Jede Nation hat eben besondere Seiten in ihrem Cha* 
racter und in ihrem Leben ausgebildet wie ihr Land seine be- 
sonderen Früchte zeugt, und die Worte mit denen ihre Sprache 
beides zu malen meint, sind ihr gerade so eigentümlich wie 
.jene Früchte dem Boden ihres Landes. Sie können niemals von 
Fremdlingen treu und lebenswahr copirt werden. Auch die deutsche 
Sprache kann also nicht in allen Punkten die reichste sein: ihrer 
ausgebildeten und fein nüancirten Gefühlswelt rückt z. B. der 
Romane mit einer festen Phalanx ritterlicher und galanter Ge* 



sinnungen entgegen: beider Termini wird der gewissenhafte Geistes- 
dolmetsch für unübersetzbar erklären. Und so fort! Es ist jenem 
eben so unmöglich aus einer Sprache adäquat in die andere zu 
übertragen wie es der lebenden Sprache überhaupt unmöglich ist 
adäquat wiederzugeben was der Mensch denkt und fühlt. Ihre 
Ohnmacht dte leiseren Gedanken und Gefühlssphattirungen nach- 
zuzeichnen muss ein jeder unmutig nur allzuoft empfinden; ihre 
Unzulänglichkeit beklagt der moderne Dichter, und wir mit ihm, 
so oft er in nur scheinbar sinnlosem Pleonasmus Beiwort an 
Beiwort reiht, um dem blassen Schattenbild, das er von seiner 
Anschauung durch das Medium des Substantivs zu entwerfen ver- 
mochte, Strich für Strich durch angefügte Adjectiva die Farbe 
des Lebens anzupinseln und eine volle der inneren Wahrheit treu 
entsprechende Verkörperung derselben zu erzielen. Annähernd 
kann er es erreichen; ganz gelingt es ihm nie. Wie wäre es 
sonst möglich dass wir so selten einmütig ohne Frage und 
Zweifel zu behaupten wagten: dies oder das hat der Dichter ge- 
meint; und dass von hunderten jeder nach eigener Auffassung des 
Dichters Vorgedanken nachdenkt und auslegt? Das Wort ist 
ein so flüssiges, flüchtiges Element dass es sich ewig bewegt und 
umgestaltet: nicht zwei Mal taucht es aus den Wassern seines 
Lebens als dasselbe hervor; jeder Mensch fasst es so oft er es 
denkt und spricht in etwas anderem Sinne. In ein und derselben 
Form, äusserlich unverändert, muss es also den stets anders ge- 
faxten Inhalt eines Begriffes zur Darstellung bringen, da die 
Menge der Worte für die grössere Menge der Gedanken nicht 
ausreicht. Die Sprache muss sich damit begnügen mit einem 
Hauptmerkmal der Dinge ihr Wesen zu bezeichnen und es jedem 
Einzelnen überlassen aus der Erinnerung oder der Phantasie die 
Melodie zu vervollständigen deren ersten Ton allein sie anzu- 
stimmen vermag. Sie ist arm an Mitteln, dem Reichtum an 
Zwecken gegenüber, die sie mit diesen Mitteln erreichen soll. 
Mit einem unendlich kleinen Vorrat von Lauten muss sie hans- 
halten, unendlich wenig Elemente zu unendlich vielen Erschei- 
nungsformen verbinden. 

Als allgemein menschliches Mittel der Gedankenmitteilung 
betrachtet, ist die Sprache also wirklich arm. An dieser Armut 
haben alle einzelnen Sprachen Teil, folglich auch die romani- 

1* 



sehen. Ein Mangel aber, der allgemein und unabänderlich ist 
braucht keinem Einzelnen vorgeworfen zu werden. Ihn tadelnd 
immer wieder zu erwähnen, sein nie angezweifeltes Dasein immer 
wieder zu beweisen, ist ein unnützes, interesseloses Spiel. Und 
diese allgemeine Bedürftigkeit der Sprache fassen auch die Tadler 
der Romania nicht ins Auge, auch nicht ihr Verhältniss zum 
deutschen Reichtum; auf das Lateinische wird mit vollem Recht 
der eigentliche Nachdruck gelegt. Während sie aber in den 
beiden ersten Fällen ein Recht zu tadeln hätten, haben sie es 
gerade im dritten Falle nicht. Schon die Theorie aller Sprach- 
forschung, schon der Geist der sie belebt ; stellt dies fest noch 
ehe Praxis und Wirklichkeit die Erfahrungssätze geliefert haben 
aus denen die Theorie sich erst ergeben sollte, die' Theorie dass 
die Sprache allmählich wächst, dass sie versucht jenem ihr an- 
haftenden Mangel mehr und mehr abzuhelfen. Wie sie es zu 
Wege bringt und bis zu welchem Grade des Wohlstandes sie sich 
erhoben hat, das allein ist wertvoll und wissenswert. 

Wer nun mit der Absicht dies aufzuspüren dem allmählichen 
Wachsen der Sprachentwickelung in rückläufiger Bewegung bis 
zu ihren ersten Keimen folgt, wer sich von einem der grossen 
Sprachenkenner dieser Tage — mit denen zusammen zu leben 
und deren Forschungen nachzugehen mich glücklich macht — 
im Bilde die Urgeschichte der Menschheit, ihr erstes Erwachen 
zu Vernunft und Sprache weisen lässt, der sieht in wechselsei- 
tigem Wirken auf einander beide allmählich reifen, und vom ersten 
Erfassen bloss der'Extreme aller Beziehungen , des bloss sinnlich 
Greifbaren sich zu immer genauerem , feinerem Unterscheiden und 
Bezeichnen der Dinge und Gedanken hindurcharbeiten. Oder wer 
selbständig den Gang der Sprachentwickelung an einem Kinde 
oder an dem den Kindessinn am besten wahrenden Volksgeiste 
verfolgt, und an ihnen in grossen, vereinzelten Zügen noch ein- 
mal nachlebt was vor Jahrtausenden das Menschengeschlecht in 
seiner Jugendzeit durchlebte, der erkennt an der Naivetät des 
Kindes, dem z. B. noch jeder Mann Papa oder Onkel ist, jedes 
Tier ein Pferd oder Hund, jede Mehrzahl fünf, jede Farbe 
rot oder beliebige andere zuerst fixirte Farben, Zahlen oder 
Tiere — der erkennt daran das Verfahren der Sprache wieder, 
zuerst eine Fülle von in irgend einer augenfälligen Beziehung 



gleichen Dingen mit einander zu verwechseln und unter einen 
Begriff zusammen zu fassen, und erst nach und nach ihre Ver- 
schiedenheiten, ihre Gegensätzlichkeit in anderen Beziehungen zu 
bemerken und dem Bemerkten einen Ausdruck zu geben, das 
Verfahren vom Rohen, Groben, krass Geschiedenen zum Verstehen 
und Bezeichnen immer zarter feiner und schwächer betonter 
Unterschiede vorzugehen. Er lernt auf diese Weise dass die 
unendliche Mannichfaltigkeit der späteren Zeit immer auf wenige 
Einheiten der Vorzeit zurückweist; und vergleicht er dann z. B. 
die Fülle der Sprachen mit scharf ausgesprochenen individuellen 
Zügen welche sich aus der ursprünglichen indogermanischen Ein* 
heit entfaltet haben; und die Wortfülle der ganzen hohen Familie 
oder auch jedes einzelnen ihrer Glieder in seinem gegenwärtigen 
Bildungsstadium mit der kleinen Zahl ursprünglicher Elemente 
oder Urwurzeln aus denen sie aufwuchs: so kann er nicht ver- 
kennen dass, gleichwie der ganzen Natur, so auch ihrer vor- 
nehmsten Schöpfung, der Sprache, vor allem der Trieb zur 
Sonderung, Individualisirung, Specialisirung und Differenzirung inne- 
wohnt. Kurz er wird aufhören über die Armut der Sprache 
zu staunen und wird vielmehr über den Reichtum staunen, der 
aus solcher Armut emporbiühen konnte. Man staunt mit welcher 
Kunst die Sprache in bewusstloser Hingabe an jene geheimniss- 
voll bildenden Kräfte, die in ihr tätig sind, die Einheit einer 
Wurzel cL h. eines ersten bedeutungsvollen Lautcomplexes, der 
Grundform aller späteren Bildungen, vervielfältigt und wie sie es 
verstanden hat schon diese einfachsten und anscheinend unbeweg- 
lichen Lautverbindungen, ohne Hinzutritt fremder Elemente, durch 
blosse Veränderung innerhalb der sie bildenden Laute mehrfach zu 
spalten: entweder durch Schwächung in Vocal oder Consonant, oder 
durch Umstellung, oder durch Abfall des An- oder Auslauts, oder 
durch Einschub rein parasitischer Laute. Man staunt wie bewunde- 
rungswürdig sie nachher, als die erste schöpferische Fähigkeit 
der Wurzelbildung erloschen oder verbraucht war, mit dem fest 
constituirten Wurzeikapital geschaltet und wie sie es vergrössert 
hat, zuerst durch Aneinanderfügung gleicher oder ungleicher Wur- 
zeln; dann durch Herabdrückung einzelner, ursprünglich auch 
selbständiger Wurzeln zu blossen Beziehungslauten, als welche 
sie mit der herrschenden Wurzel zu einem unzertrennlichen Ganzen 



verschmolzen, das nun erneuter Zusammensetzung fähig war, er- 
neuter Vergrösserung durch Anfügung solcher wortbildenden Be- 
standteile (determinativer Suffixe). Man staunt, wie sie jede 
Regung einer Kraft benutzt, sie durch den Gebrauch gestählt, 
und ihr ein Ziel und einen bestimmten Wirkungskreis abgesteckt 
hat. Man staunt über die unbewusste Zweckmässigkeit ihres Ver- 
fahrens; man staunt darüber dass sie nichts umsonst bestehen, 
nichts umsonst vergehen lässt und alles Unnütze hasst und be- 
fehdet. Denn das tut sie in der Tat. So. oft es auch aussehen 
mag als gäbe sie zu dass Keime bald nach ihrem Aufspriessen 
grundlos wieder verdorren , als Hesse sie wie eine Verschwenderin 
launisch und leichtsinnig den Vorteil neuen Gewinnes oft unbe- 
nutzt vorübergehen, so kann man doch aus tausend Fällen, in 
denen wir ihr ihren Kunstgriff, ihr Verfahrungssystem abgesehen 
haben, auch auf die Mehrzahl der anderen, in denen sie uns ihr 
Geheimniss nicht verrät, den Schluss ziehen, dass auch in ihnen 
der grösseren Zweckdienlichkeit gemäss- verfahren ward, dass unter 
der scheinbaren Willkür sich Notwendigkeit versteckt, dass sie 
z. B. Keime nur dann vernichtet, wenn ihr Erblühen mehr Schaden 
als Vorteil bringen würde. So legt sie unter anderem mehr 
Wert darauf, den sicheren Nachteil der Undeutliehkeit und Ver- 
mengung zu vermeiden, als den problematischen Vorteil grosser 
Fülle zu erlangen und zerstört also — zweckgemäss — wo das 
erstere droht rücksichtslos manchen Wortkeim. Fast scheint es 
als sähe sie Ueberfluss im kleinen überhaupt nie als Vorteil an; 
sie schafft darum eigentliche Synonyma gar nicht, und lässt nur 
da eine Fülle von Worten für einen einheitlichen Begriff erstehen 
wo seine, des Begriffes, Art es mit sieh bringt auch weit und fein 
nüancirbar seine Einheit in eine Vielheit auseinanderzulegen, wo 
also die Schöpfung einer Fülle von Worten als Deckerin einer 
gleich grossen Fülle von Begriffen keine Vergeudung mehr ist. 
Im Allgemeinen verschwendet sie nicht. Eben so wenig aber geizt 
sie mit ihren Mitteln, die stets dazu ausreichen auch lautlich, 
zu trennen was sich begrifflich scharf gespalten hat Sie ist eine 
weise Haushälterin, die was der Zufall an Stoff bietet zu nutzen 
weiss, je nach dem Bedürfniss des Augenblicks. Sic hält sich 
nicht in der Reihenfolge und Ordnung eines vorgeschriebenen 
engen Repcrtoirs, tim ihre menus danach zusammenzusetzen; sie 



lässt nicht ausserordentliche Zufälle unbeachtet vorübergehen weil 
sie nicht wagt von dem althergebrachten Brauche, dem sie lange 
treu blieb, abzuweichen; sie mischt nicht stets die gleichen Be- 
standteile in gleicher Weise zu gleichem Zwecke zusammen, 
sondern kennt viele Wege um zu einem Ziel zu gelangen. Was 
sie aber besitzt und bildet, das weiss sie vor allem so zu ge- 
staltea und dem Ganzen so einzufügen, dass es wie ein not- 
wendiges Glied aussieht, aller Zufälligkeit bar scheint. 

So ungefähr verfährt die Sprache. Das sind die Grundregeln 
ihres Schaffens, die von der unendlichen Schaar.der Ausnahmen 
doch nicht umgestossen werden. 

Solch Spar- und Wuchersystem allein konnfe sie im Laufe 
der Zeiten reicher machen, und hat sie reich gemacht. Sie ist 
gewachsen. Quantitativ und qualitativ hat sie sich zum besseren 
gestaltet. Ihre Masse hat sich vergrössert trotzdem in den Um- 
gestaltungen der Laute, der eigentlichen Grundbestandteile aus 
denen sie aufgebaut ist, von Wachstum nicht die Rede sein 
kann, sondern nur von Verfall, Zerbröckelung, Verwitterung und 
Zusammenschrumpfen. Ihre Art hat sich veredelt trotzdem sie 
die Deutlichkeit des Ausdrucks eingebüsst hat Früher war jedes 
Wort eine jugendfrische, spiegelklare und spiegeltreue Repro- 
duction der Dinge und Vorgänge in der materiellen Welt. Der 
auf das Concreto , sinnlich Wahrnehmbare gerichtete Geist erfasste 
früher nur das in Auge und Ohr energisch einfallende; nur die 
Hauptmerkmale, das Wesentliche der Dinge kannte und nannte er; 
so oft er es aber tat, stand auch das Ganze zwar nur mit der 
beschränkten Zahl der an ihm erkannten Eigenheiten, aber doch 
lebensvoll, wie durch einen Zauberschlag aufgerufen, als inner- 
liches Denkbild vor der Seele. Die Sache und ihr Name deckten 
einander vollkommen! Stammt nicht selbst res von £so ab? — 
Jetzt aber, nach verflossener Jugend, ist die Zeit der leiblich 
sinnlichen Kraftentfaltung vorbei; eine geistige Kraft ist an ihre 
Stelle getreten; die characteristische Malerei hat aufgehört, die 
lebendige Bildlichkeit der Worte ist abgeblasst; sie sind zu 
kalten) farblosen Abstractionen herabgesunken. Wir erfassen an 
jedem Dinge nicht mehr nur einen einzigen Zug; wir kennen sie 
von allen Seiten, innen und aussen, wir kennen ihre Wandelbar- 
kcit, und umfassen im Gedanken nicht mehr das eine unwandcl- 



8 

bare Etwas, das sie gerade zu dem macht, was sie sind; wir 
knüpfen daran die ganze Reihe der vorübergehenden Zufälligkeiten 
die ihnen anhalten können. Für uns giebt es keine stehenden 
Epitheta mehr; uns ist die Erde nicht mehr, mit homerischer 
Objectivität nahruagsprossend und lebennährend, das Meer nicht 
öde und dunkel wogend, der Himmel nicht weit und ehern. Wir 
haben uns die freud- und leidvolle subjeetive Freiheit errungen 
in der ganzen Welt des eigenen einzelnen Ichs wechselnde Stim- 
mungen wiederzufinden,' für uns ist jedes Wort voll und über- 
laden, das Bild . welches das Sprachzeichen wachruft ist tmf ass- 
bar, unbestimmt. Das Wort deckt den Begriff nicht mehr; und 
doch muss es, man kann sagen unverändert denselben Sinn tragen 
der in der Antike in Wahrheit einer war, bei uns aber in 
eben so viel Gestalten lebt als Menschen leben und denken. Das 
Wort ist uns ein blosses Kleid geworden, in das wir beliebig 
grosse Gestalten hüllen, unbekümmert ob es ihnen weit oder eng 
anliegt, ein Rahmen dem wir beliebige Bilder einpassen. Ein 
jeder hat seinen eigenen Gott, seine eigene Welt, seine eigene 
Liebe und Freiheit. Diesen Verlust an Einfachheit und sinnlicher 
Durchschaulichkeit ersetzt aber die Sprache durch grösseren 
Reichtum. Was früher einseitig betrachtet und naiv und unbe- 
holfen auch nur einseitig nachgezeichnet wurde, das tritt jetzt 
vielfältig, vielseitig, vielgestaltig auf: nur materiell verkürzt,. geistig 
aber vervollständigt. Die Umgestaltungen, welche die Sprache 
erleidet, sind wohl Schmälerungen und Verkürzungen des Laut- 
gehaltes, der äusseren Körperlichkeit; doch sind sie nicht ein 
Wechsel vom Leben zum Tode zu nennen; beides fassen sie in 
sich als in einen kurzen Moment im ewigen Kreislauf der Natur- 
kräfte zusammen. Aus den modernden Resten des hinsterbenden 
Sommers blüht nach kurzer Winterrast ein neuer Frühling auf. 
Aus den Trümmern des alten indogermanischen Reiches erstehen 
neue Reiche mit neuen Sprachen. Aus dem Schutte der zu- 
sammenstürzenden Römerwelt erstehen die jungromanischen Reiche, 
sieben an Zahl: Frankreich und die Provence, Spanien und Por- 
tugal , Italien- und die ladinischen Gebiete und die vereinzelte 
Wallachei: anders, jedoch nicht schlechter als jene *. 



1 Zu dem was Curtius , Grundzüge , §. 32 , über den Begriff „ ro- 



Wenn nun diese Behauptungen wahr sind, die ich, wie 
jedermann weiss, nicht selbst aufstelle, sondern uns als Resultat 
aus den allgemein sprachwissenschaftlichen Arbeiten anderer Grösse- 
rer herausziehe, wenn der allgemeine Satz nicht trügt, dass im 
Grossen und Ganzen jede Sprachveränderung eine Entwickelung 
ist, ein Satz der darum richtig scheint, weil die Geistes -Ent- 
wickelung eine aufwärtssteigende ist, die Sprache aber genau in 
dem Yerhältniss wächst, in dem der Gedanke wächst; wenn es 
also wahr ist, dass die Sprachbildung ein fortdauernd zum Siege 
schreitender Kampf ist, in dem Tod und Verderben natürlich nicht 
ausbleiben, gänzliches Weichen und Verschwinden aber nur dem 
Einzelnen, Schwachen und Zweckwidrigen oder Zwecklosen vom 
Stärkeren und Zweckentsprechenden zu Teil wird, ob dieser ein- 
zelne Schwächling nun eine ganze Sprache oder nur innerhalb 
ihrer Grenzen ein einzelnes Wort ist; wenn das richtig ist, was 
folgender Satz Jakob Grimm's kurz in die Worte zusammenfasst: 
„Es ergiebt sich, dass die menschliche Sprache nur scheinbar und 
vom einzelnen aus betrachtet im Rückschritt, vom ganzen her immer 
im Fortschritt und Zuwachs ihrer inneren Kraft begriffen ange- 
sehen werden muss." Wenn es allgemein wahr ist, dass trotz des 
Sinkens der Laute die Sprache in dauernder organischer Weiter- 
bildung begriffen ist: so muss man es auch im Speciellen auf 
das Verhältniss der romanischen Sprachen zum Lateinischen an- 
wenden können und selbst, wie ich schon sagte, ohne positive 
Beweisführung darf man annehmen, dass die Tochtersprachen auf 
einer höheren Entwiekelungsstufe stehen als die Mutter oder wenn 
man es so nennen will, dass sie reicher sind als jene. 

Wie aber kamen sie zu diesem Reichtum? Wie war es 
ihnen möglich den Wortvorrat zu vergrössern, während sie 
die Laute stark abschwächten? Wissen wir nicht obenein noch, 
dass nicht einmal der ganze lateinische Wortschatz in die roma- 
nischen Sprachen überging, dass manches davon sich nicht er- 
hielt, sondern erstarb? nicht aus Zufall — den ja der Sprach- 



manische Tochtersprachen" im Vergleich zu den Töchtern der indo- 
germanischen Ursprache sagt, erlaube ich mir dasselbe Fragezeichen 
hinzuzusetzen , das alle Romanisten zu Steinthal's Behandlung dessel- 
ben Punktes gemacht haben. Siehe Herrig, XXXVI. 



10 

forscher nur kennt, um ihn zu leugnen — sondern von ehernen 
Gesetzen dazu gezwungen: entweder weil der Begriff, dessen Träger 
ein Wort war, abstarb; oder weil sein Lautbestand, nach Er- 
leidung der notwendigen Umwandelungen, zu dürftig "und haltlos 
gewesen wäre, oder weil es, wieder nach Erleidung der not- 
wendigen Umwandlungen, mit einem anderen Worte anderen Ur- 
sprungs und mit anderer Bedeutung zusammengefallen wäre. Erlitt 
die Sprache also gar noch Verluste, wie ersetzte sie sie? wie 
sorgte sie für Vermehrung? Raffte sie etwa nur von roher Not- 
wendigkeit getrieben ohne weitere Sichtung fremdes ' Gut aus 
fremden Sprachen auf, um so die entstandenen Lücken auszufüllen? 
Sollte. nicht was von den indogermanischen Sprachen galt auch 
hier gelten? Sollte nicht der Differenzirungstrieb, der den indo- 
germanischen Wortschatz durch Spaltung der Wurzeln vermehrte, 
auch lateinische Wurzeln oder Stämme oder Wörter zu organischer 
Fortentwickelung und Vermehrung gedrängt haben? Ob kein 
lateinischer Stamm sich verzweigt, ob niemals was als lateinische 
Einheit übernommen wurde sich zur romanischen Vielheit ge- 
staltete? -Es ist geschehen, und oft geschehen! — Ganz abge- 
sehen also von dem Zuwachs an erborgten Elementen, ganz ab- 
gesehen auch von der überaus grossen und wichtigen Erweiterung 
und Vervielfältigung lateinischer Worte kraft der Derivation und 
Composition hat der Sonderungstrieb auch hier sein Recht geltend 
gemacht und hat vielen Wörtern, ohne ihnen neue Bildungsele- 
mente zu präfigiren oder zu suffigiren durch innere Variation 
eine mehrfache Gestalt gegeben, die mehrfachen, sich allmählich 
aus ursprünglicher Einheit lösenden Inhalt verkörpern sollte. 

Dieser einen Art der Vervielfältigung auf den Grund zu 
kommen, dieser einen der Quellen nachzugehen, aus deren Zu- 
sammenfluss sich später der breite Strom der spanischen Rede 
einte, ist Zweck und Ziel dieser kleinen Arbeit. Sie ist also ein 
Beweisbeitrag zu dem Plaidoyer, welches die Romanisten gegen 
die Armut der romanischen Sprachen zusammenstellen. Und so 
bescheiden sie ist, ward sie mit Liebe und Fleiss gefertigt und 
ich hoffe dass meine männlichen Herrn Collegen ihr einen freund- 
lich beachtenden Blick schenken, ihr aber auch, wie ich herzlich 
bitte die schärfste Kritik nicht ersparen mögen, etwa aus Rück- 
sicht gegen weibliches Zartgefühl. Ich weiss, dass sie noch un- 



11 

vollkommen und unvollständig ist. So oft ich ein spanisches 
Bach zur Hand nehme, finde ich neuen Stoff zu neuen Erörte- 
rungen; wie sollten andere ihn nicht auch finden? Ich selbst 
sammle unermüdet weiter, und da mir nur die Sache und ihr 
Gedeihen am Herzen liegt, werde ich selbstverständlich jede Er- 
weiterung und jede Berichtigung mit Freude und aufrichtigem 
Dank entgegennehmen. 

Um aber genau zeigen zu können, wie und wo dieser Quell 
der Sprachbereicherung, die Differenzirung, zuerst entsprang, wie 
und wodurch er seine Wasser gemehrt hat, muss die innere und 
äussere Geschichte der spanischen Sprache flüchtigst skizzirt werden. 
Ich sage die innere Geschichte des Spanischen, bin mir aber' 
dessen wohl bewusst, dass wenig speciell Spanisches dabei zur 
Sprache kommt; nur ganz allgemeine Hauptzöge können ent- 
worfen werden die mit leisen Abweichungen, mit etwas stärke- 
rem oder schwächerem Druck hier und da, das Bild einer jeden 
der romanischen Sprachen ausmachen könnten: die feineren Linien 
sind für mein noch ungeübtes Auge unsichtbar. Ueberblickt 
man den Bau einer einzelnen Sprache, hier also der spanischen, 
als fertiges Ganze, so scheint es als hätte nur die grösste Ab- 
sichtlichkeit, nur ein einheitlich lenkender Wille, ein wirklich bis 
ins Kleinste vorgezeichneter Plan eine solche Einstimmigkeit aller 
Eiazeiglieder hervorbringen können. Es ist als hätte der Sprache 
ein festes Ziel, eine bestimmte Aufgabe vorgeschwebt, zu deren 
Lösung und Erreichung jeder kleinste Schritt hingestrebt haben 
müsste. Zerlegt man aber den Entwickelungsgang in seine ein- 
zelnen Schritte, sucht man den Einzelursachen auf die Spur zu 
kommen, so löst sich alles in zusammenhangslose Minima auf, 
in Lautveränderungen rein mechanischer Art ohne geistigen Zweck, 
in Bedeutungsveränderungen, die von höchst äusserlichen Veran- 
lassungen bedingt sind. Und ob eine allgemeine Richtung sich 
auch hier heraus erkennen lässt, ob selbst die Sonderrichtungen 
der Sprache sich in ihren Motiven noch nachweisen lassen, das 
bleibt doch undurchdringlich und unerklärlich, wie es der Natur 
möglich war, aus dem Zusammenwirken kleiner Mittelchen, aus 
einer Kette von Zufälligkeiten und Notwendigkeiten eine bestimmte 
Sprachindividualität und den Schein der höchsten Zweckmässigkeit 
heraus zu gestalten. Wie die Eigenartigkeit des „Spanischen" 



12 

entstand, bleibt ein rätselhaftes Geheimniss. Wie die Fäden 
als Aufzug und Einschlag ineinander greifen und das Sprachge- 
webe verflechten, lässt sich noch annähernd verfolgen: wie und 
von wem aber diese Fäden gesponnen wurden, das bleibt ver- 
borgen. Sehen wir uns- wenigstens das Gewebe etwas näher an. 
Wie alle romanischen Sprachen ist das Spanische die Frucht 
einer ungehindert und ununterbrochen Jahrhunderte lang fort- 
dauernden, naturgemässen Entwickelung und Weiterbildung des 
vom römischen Volke gesprochenen Yulgair-Lateinischen, sermo 
plebcius, lingua romana rustica, das Form und Inhalt, Laut 
und Begriff allmählich ganz modificirte. Seinen reichsten und ur- 
sprünglichsten Besitz hat das Spanische also in einem Grund- 
kapital lateinischer Wörter, denen sich schon frühzeitig fremde 
Elemente beigemischt hatten: ein kleiner Rest urspanischer ibe- 
rischer Wörter, einige hebräische, einige syrische, mehr griechi- 
sche Bestandteile, die alle nur durch ihre Aufnahme schon in 
das Lateinische dem Spanischen übermittelt wurden. Später drang 
in die schon romanisirte Sprache eine grössere Zahl neu iberi- 
scher d. h. baskischer Wörter, ein bedeutender Zusatz deutscher, 
noch später ein eben so reicher an arabischen Wörtern, welche 
beiden die Sieger des Landes, Gothen und Araber, der Sprache 
der Besiegten zuführten. Die höchste Lebenskraft unter den 
Fremdlingen haben die Deutschen, sie sind nicht minder produc- 
tionsfähig als die Lateinischen. Doch änderten sie, oder besser 
das ganze Einströmen der ausserlateinischen Elemente änderte 
an dem romanischen Charakter der Sprache wenig oder nichts: 
ein und dieselben Lautgesetze bedingten und regelten die Umge- 
staltung all der verschiedenartigen aus verschiedenen Ländern 
stammenden Bestandteile und formten sie zu einem einheitlichen 
Ganzen. Dies Ganze aber, zu gross und ausgedehnt um nicht 
neben den allgemeingültigen Gesetzen noch Einzelberechtigungen 
auf Grund der nicht überall gleichmässig vollzogenen Mischung 
zu erzwingen, zerfiel in Teile, ia drei Hauptgruppen: eine west- 
liche gallizische, eine östliche und nordöstliche katalanisch-valen- 
cianische, eine mittlere kastilianische. Der grössere Teil des 
westlichen Gebietes constituirte sich später zu einer eigenen 
selbständigen, der portugiesischen, Macht mit einer selbstän- 
digen Sprache; da er vom übrigen Spanien ganz losgelöst ist, 



13 

bleibt er hier unberücksichtigt. Die anderen zwei Gebiete aber, 
durch mehr als ein Mittelglied mit einander und mit dem Por- 
tugiesischen verbunden, bildeten eine nicht leicht zu fixirende 
Reihe von anfangs weniger scharf als heute geschiedenen Dia- 
lecten, die gleichberechtigt neben einander standen und wohl auch 
gleichmässig zu schriftlichen Aufzeichnungen von Urkunden, und 
zu volkstümlichen Liedern verwendet wurden, bis sie durch 
das politische und geistige Uebergewicht eines der Dialecte, des 
Kastilianischen , der im Centrum des Landes lebte, gezwungen 
wurden, ihre Selbständigkeit aufzugeben und unter seine Hege- 
monie zu treten. In ihr verblieben sie ohne jedoch auszusterben 
und spurlos zu verschwinden mehr oder minder, das Catalanische 
minder als alle übrigen. Die ersten erhaltenen Dokumente der 
spanischen Sprache, was wir gewohnt sind Altspanisch zu nennen, 
umfasst noch Schriftstücke verschiedener Dialecte: das Alexander- 
lied z. B. ist leonesisch, viele Lieder des Cancionero de Baena 
sind gallizisch, andere sind in einem halb gallizischen , halb ca- 
stilianischen Mischdialect geschrieben , in Berceo's Poesieen finden 
sich Provincialismen aus Rioja; das Fuero Juzgo ist castilianisch, 
wie die Mehrzahl der Documente, obwohl ihre Reinheit nicht 
immer eine ungetrübte ist. Sie stammen aus dem dreizehnten 
Jahrhundert. Um das dreizehnte Jahrhundert ist die erste Schö- 

f pfungsperiode also so gut wie vollzogen: eine neue lingua romana 
tönt auf Spaniens Boden. Doch wie verändert klang sie! Wie 
ist sie ihrer Mutter unähnlich geworden! Und wodurch? Nach 
welchen Gesetzen hatte sie sich gebildet? ' 

Zwei scharf mit einander contrastirende Bestrebungen haben 
ihrer Entwickelung die Richtung vorgeschrieben. Die erste, ein 

. natürlicher, vulgairer Instinct — den ich den ersten nenne weil 
er der vorherrschende war und blieb, so lange die erste, eigentlich 
populäre Schöpfungszeit der romanischen Sprachbildung dauerte — 
ist das Streben nach Bequemlichkeit, nach möglichst mühe- 
loser Arbeit der Organe. Seine Tätigkeit besteht im Abschwächen 
und Erweichen, im An- und Ausgleichen harter, aus feindlichen 
Elementen zusammengesetzter Lautverbindungen. Sie ist ganz 
äusserlicher Art; sie ändert an der Form ohne irgend welche 
Rücksicht auf den Sinn zu nehmen. In dem Bemühen mit Zeit- 
und Kraftersparniss die teils steifen, teils durch Vocalelision und 



14 

Zusammenstoss mehrerer Consonanzen rauh gewordenen latei- 
nischen Formen so schnell und so leicht als möglich von den 
barbarischen Zungen gleiten zu lassen, wurden viele Härten ge- 
glättet und abgeschliffen, vieles Nebensächliche, d. h. Acceptlose 
wurde verkürzt oder ganz abgeworfen: es kam ja nur darauf an, 
die Sprache geschmeidig und mundgerecht zu machen. Die Te- 
nues wurden zu Medien herabgedrückt; die Medien zu Halbvocalen 
erweicht oder ganz elidirt; Consonanten wurden in Vocale auf- 
gelöst, Muten neben Muten kaum geduldet; et pt st It es ps i*s 
ns sc nd gm gn mn cl pl ß etc. wurden einander assimilirt; 
der Hiatus durch Eintritt von Halbvocalen aufgehoben; i mit fol- 
gendem Vocale wurde palatisirt und verschmolz mit dem vorher- 
gehenden Consonanten zu n 11 y j ch z; mit den Liquiden wurde 
auf das freieste geschaltet; ganze Silben im An- In- oder Aus- 
laut fielen fort: kurz der Wortkörper wurde möglichst verkürzt 
und erweicht, quantitativ und qualitativ verringert; nur selten 
trat Erweiterung durch Prothesis oder Epenthesis ein, um schwie- 
rige Lautverbindungen leichter sprechbar zu machen. 

Solche rein formale Umgestaltung der Sprache blieb lange 
allmächtig; und ihr Ziel zu erreichen räumte und rückte sie 
jedes Hinderniss aus dem Wege. Gegen Deutlichkeit und Klar* 
heit blieb die Sprache so lange absolut gleichgültig; es kommt 
ihr nicht darauf an zwei, drei oder mehr in ihrer Urform durch- 
aus verschiedene Worte derartig in ihrem Lautbestande einzuengen, 
dass sie schliesslich, obwohl ganz sinnverschieden, doch in durch- 
aus gleichen Formen einhergehen. Der Lateiner überliefert fatum 
factum olf actum. Alle drei beschneidet der spanische Sprach- 
genius aus reiner Bequemlichkeit so dass nichts als fat übrig 
bleibt. Valencianisch Fellis und fidelis werden fiel; finis und 
finitus werden fin. Die Homonyma schaaren sich, wenig be- 
kümmert um das notwendige Eintreten einer chaotischen Wirr- 
niss, die aus so einseitiger Begünstigung eines Grundsatzes, mit 
Hintenansetzung aller weiteren, höheren Kücksichten erwachsen 
musste. Die Sprache versucht * alles möglichst einfach und gleich- 
artig zu behandeln. Anähnlichung, Vermengung tritt ein. Aus- 
gleich, Assimilation ist der Hauptvertreter ihrer bequemen Be- 
strebungen. 

Noch in anderer Weise und Richtung griff jedoch der Be- 



15 

quemlichkeitstrieb in die erste Gestaltung der Sprache ein. In- 
dem er alle fesselnden Gesetze und Schranken verachtet, lfisst er 
in wirklich zügellosser Willkür jede mögliche Lautveränderung 
Wirklichkeit werden und führt für ein lateiniches Wort sechs 
oder mehr spanische Stellvertreter ein : purpura porpura porpula 
porpora porpra porpla wechseln mit einander ab. Bei den meisten 
lateinischen Wörtern, bei fast allen denen, welche nicht in der 
einfachsten Verbindung von Voc. + Cons. oder Vocal -f- Cons. -f- 
Voc. oder allenfalls von Voc. -f- Muta cum Liquida -f- Vocal auf- 
treten, war für ihr Verbleiben auf spanischem Boden eine erleich- 
ternde Umgestaltung Bedingung. Dass sie stattfinden' musste, 
stand also fest, das wie aber war nicht mit gleicher Notwendig- 
keit vorgeschrieben. Fast jeder Laut und jede Lautverbindung 
konnte verschiedenartig vertreten werden. Der Sprachgeist musste 
also erst durch Erfahrung einsehen, welche Vertretung für die 
Oekcnomie seiner Mittel die zweckdienlichste war. Er probirte 
also an allen Worten mehrere seiner Künste; jedes Gesetz, dass 
im hispanischen Reiche überhaupt zu Recht bestand, versuchte 
sich geltend zu machen; und bis endlich der Stärkere siegte d. h. 
hier wer sein gutes Recht mit den meisten Präcedenz- oder Coin- 
cidenzfällen stützen konnte, behauptete auch der Nebenbuhler 
das Feld. Ferner war der Uebergang von der lateinischen bis 
zur modern spanischen Form fast nie mit einem Schritte voll- 
bracht; meist lässt sich an einer langen Reihe von Mittelstufen 
ihr allmähliches Werden nachweisen. Die jüngste Form absorbirt 
schliesslich alle älteren ; bis sie aber zur Herrschaft kommt streiten 
auch diese zahlreichen Repräsentanten eines lateinischen Chefs 
um den Vorrang mit einander. Es leben also in der alten 
Sprache zwei, drei oder mehr Formen eines Wortes in gleichen 
Functionen nebeneinander, zeitlich einander subordinirt oder räum- 
lich einander koordinirt. Lacerare tritt auf als lacerar lazrar 
lazdrar ladrar; iudicare als iudgar iulgar iuzgar; iudicium als 
iudicio iuicio juvicio; genuculum als genoio ginoio inoio inogo 
ienoio hinoio finojo; planus als piano lano lano llano) localis 
als local logal lugal logar lugar; fabtdare als fablar faular 
hallar hablar; parabola als parahla parabra paraitla paraulla 
palabra; nebula als nebla neula niula niebla; perictilicm als 
perfglo perigro pelfgro. Ein Blick in irgend welches alte Do- 



16 

kument genfigt, diese bequeme Vielheit zu erweisen. Wie bunt 
sieht hier alles aus, welche beunruhigende Mamiichfaltigkeit und 
Regellosigkeit! Die Bequemlichkeit verträgt sich schlecht mit 
der Ordnung und Klarheit. 

Das zweite spracbbildende Streben ist der höhere, geistigere 
Trieb nach Deutlichkeit, nach möglichst fester Abgrenzung des 
Gebietes, welches jedem Worte zukommt, nach möglichst genauer 
Deckung je eines Begriffes auch nur durch ein Wort, das Streben 
nach Schärfe, Präcision und Sonderung, der Drang nur dem 
Sinne nach Gleichartiges auch lautlich einander gleichzustellen, 
Ungleichartiges aber auch in seiner Lautgestalt von einander zu 
scheiden. In volle Herrschertätigkeit tritt dieser Trieb erst, 
wenn die Zeit natürlicher Entfaltung worüber ist und eine feste 
Constituirung und Uniformirung des Wortvorrats beginnt; wie- 
wohl er sich natürlich von Anfang an neben und gegen die Wir- 
kungen der Assimilation regte, so wie auch diese mit dem Ueber- 
gewicht des Gegners Dissimilation nicht plötzlich ganz ver- 
schwindet, sondern fortfährt den Versuch einer Beeinflussung zu 
wagen. So lange die Sprache nur gesprochen wird, ihr Klang 
also leicht verhallt, so lange erlaubt sie sich Freiheiten aller 
Art, die der zeitraubenderen, dauernderen Arbeit des Schreibens 
und der bewussteren des Lesens als hässliche Willkürlichkeiten 
ins Auge fallen müssen. Sobald sie aber beginnt litterarisch aus- 
gebildet zu werden., fängt der Sprachsinn des Volkes an, sich 
zu verfeinern; er abstrahirt unbewusst die Regeln und Gesetze 
ihrer Entwicklung und wendet sie wieder und weiter an; Er- 
scheinungen, die ihm als selten auffallen, vervielfältigt er wenn 
sie den Zusammenklang des Ganzen nicht stören, sonst vertilgt 
er sie; er legt der Sprache Beschränkungen auf, beseitigt Ueber- 
flüssiges und greift aus der bunten Mannichfaltigkeit der alten 
Sprachformen nur die heraus, welche eine characteristische Ge- 
stalt haben; nach ihrem Typus modelt er andere um, flüchtig 
entworfene Formen rundet er und individualisirt er; er räumt, 
lichtet und reinigt in dem wilden zu üppigen Urwaldsboden, dessen 
Kräfte erst durch die Cultur auf bestimmte Ziele hingeleitet und 
veredelt werden. Dabei aber verfährt er nicht willkürlich, er 
erfindet nicht etwa, sondern benutzt nur das Gegebene mit 
kluger Vorsicht. 



17 

Dissimilation und Differenzirung (und als Gegenstück 
dazu Analogisirung) sind die Kräfte, welche im Dienste des 
Deutlichkeitsbedürfnisses die zweite, künstlerische Gestaltungsepoche 
der Sprachbildung beherrschen. Sie äussern sich in mehr als einer 
Weise: sie heben innerhalb eines Wortes nichtssagenden Gleichklang 
auf, sie schränken den ebenso nichtssagenden Gleichklang der Ho- 
monyma so viel als möglich ein ; sie versuchen nur gleichartiges in 
gleiche Tracht zu kleiden ; sie klassificiren die Begriffe, das Klassi- 
ficirte aber uniformiren sie. Ihr Hauptprincip ist Ordnuug und Sich- 
tung; was keinem Zwecke dient, wird als unnütze Spreu hinfort gefegt. 

Die Schriftsprache duldet also erstens keinen sinnlosen 
Gleichklang innerhalb eines Wortes. Wie sie sich überhaupt 
scheut onomatopoietische Elemente als ererbtes Gut aufzunehmen, 
so hat sie auch eine starke Antipathie gegen jede wirkliche oder 
nur scheinbare Reduplication , aus der sie die Absicht der Ton- 
maierei nicht herauszulesen weiss. Sie hebt zufalligen oder zweck- 
los gewordenen Gleichklang zweier Silben auf: im Anlaut, indem 
sie den Härtegrad variirt, oder durch Aphäresis der ersten Silbe. 
Das eine in cogulla und cogujada; cogumela (italienisch stehen 
Formen in cog. neben anderen in coc.) cogombro aus cuculla, 
cucumella, cucumerem *), das andere in ceno Cilla aus cincinnus, 
Cecilia, ferner um Beispiele aus den anderen romanischen Spra- 
chen herbeizuziehen, im frz. courge und gourde aus Cucurbita 2 ; 
coule aus eucullus, ccnelle aus coccinella; im altfrz. falue neben 
fapfelue aus it. fanfaluca aus pompholgx; in soigne aus ciconia; 
im romagn. gömbar aus cucumerem; im wallon. ducasses für de* 
dicaces; im prov. paver für papaver, auch altit. pävero, frz. pavot; 
im ital. gozzo für gor gozzo von gurges; cenno aus cincinnus, 
giunare aus jejunare, zirlare aus zinzilulare; alt auch tavia für 
tuttavia; dilicamento für titillicamcnto ; vaccio für vivaccio. — Auch 
der Deutsche begnügte sich mit Kumme Kümmerling statt cucuma 
cucumerem, für cuculla sagt er Kogel. Das engl, gourd und coxvl 
ist französischen Ursprungs. — Im Inlaute tritt Syncope der accent- 



1 S. das venezianische cogo cogola cogoma cogomero oder citgu- 
maro = coquus cuculla cucuma cucumerem. 

2 Im Sanskrit stehen die einfache und die reduplicirte Form kar- 
bhata und kakarbhata neben einander. 

G. Michaelis. 2 



18 

losen Silbe ein, unbekümmert darum ob ihr Vocal lang oder 
kurz ist. Matutinus wird gemeinromanisch zu matinus contrahiert; 
idololatria zu idölatria ; malvaviscus zu malviscus ; im Französischen 
entsteht colimacm aus cocldolimax ; gaillet aus caiUelait ; fetedieu 
vertudieu cordieu für de Dieu; alt ypotame für hippopotamus; 
surgien für Chirurgien, nete für nettcte, chaste für chasteU; altit. 
filogo für filologo; avamo für avevamo; fostu für fostitu; sotterra 
für sottoterra; domattina für doman-mattina; cavalleggieri für 
cavalli leggieri ; calendi maggio für calendi di rnaggio ; neuit. ward 
sogar das seinem Begriff nach Reduplication sehr gut vertragende 
snb-titillicare, kitzeln in sotteticare vereinfacht; portugiesisch steht 
moganga neben mogiganga; mäleiteira für malaleiteira ; senoga 
für senagoga; ptdar für pttllularc; und im Spanischen — viel 
häufiger als bei den anderen Schwestern — steht ligamba neben 
ligagamba; miramolbi neben miramamolin ; usiria neben vosa- 
senoria, cejunto neben cejijunto; mogato neben mogigato; mar- 
tilogio neben martirologio ; olibano für otewm libani; edecan für 
aide de camp; fesomia für fisononiia (kat.) rf escondillas für a 
escondidillas. — Aus demselben Princip sagt der Spanier z. B. 
marmol für wanwor; ar&oZ für arbor; carcel für carcer; cor cd 
für corcer; grafiel für grafier; furriel für furrier; vergeh für 
verger; laurel für laurer; lebrel für lebrer; cuartel für cuarter; 
broqucl für broquer (d. i. bouclier buecularius) ; granel für graner; 
arrebot für rtt&or; a(/?/er für alfilel; ardü für ardid; adalid für 
adalil; der durch die Wiederkehr eines Consonanten zu eintönig 
und singsangartig gewordene Silbenbau konnte nicht gefallen 1 . 

Zum zweiten hebt die spanische Schriftsprache den nicht 
bloss sinnlosen, sondern sogar sinnverwirrenden Gleichklang der Ho- 
monyme so viel als möglich auf, indem sie entweder von zwei Worten, 
die ein und dieselbe Entwickelungsbahn betreten haben, eines in 
eine andere einlenkt, oder auf einer früheren oder späteren Stufe 
zum Stillstand zwingt, oder eins von ihnen aufgiebt, es ander- 
weitig ersetzend. Fiel war als Repräsentant von fidelis und fellis 



1 Ueber ital. Dissimilation, Analogie, Assimilation, Keduplication t 
Volksetymologie und andere in dieser Arbeit berührte Punkte ver- 
öffentlichte Boeben N. Gaix in der Bivista , II, 2; p. 71 ff., höchst 
interessante Notizen. 



19 

in der alten Sprache gäng und gäbe; die neue bewahrte es nur 
in der ersten Function in unveränderter Gestalt; wo es Galle be- 
deuten sollte wurde / zu h erniedrigt und also hicl gesagt. Fin 
Ende und fin fein sonderte man, indem man dem Auslaut des 
letzteren das übliche adjectivische o anhängte. Fato als fatum 
wurde zu hado erweicht; als factum gab man es ganz auf und 
suchte die durch Zurücklegung eines anderen Entwickelungsganges 
erreichte Form hecho an seine Stelle zu setzen. Gal wies an- 
fangs auf callis und calx zurück, erst später wurde für callis 
calle gesagt. Dies soll jedoch keineswegs helssen, in den erwähnten 
Fällen wurde die Scheideform neu erschaffen : sie wurde nur aus dem 
vorhandenen Vorrat üblicher Formen herausgegriffen und zur vor- 
herrschenden, später zur einzig üblichen gemacht; neben ,/feZ hatte 
schon hiel, neben fin schon fino, neben fato schon hccho, neben 
cal schon calle die gleiche Rolle oder Rollen gespielt. — Waren 
aber solche Doppelformen nicht vorhanden, so musste eins der 
Homonyme ganz weichen: ano stand im Altspanischen sowohl 
für annum Jahr, als auch für agnum Lamm 1 , wenigstens dürfen 
wir es aus seiner Aufbewahrung im Portugiesischen, Gallizischen 
und Asturischen entnehmen: schon frühe war'd es im Kastiliani- 
schen durch das volkstümliche cordero ersetzt, eine den Sinn 
verallgemeinernde, substantivirende* Ableitung vom Adjectivum 
chordus cordus. Das Altspanische kennt noch oli olio Oel; in 
weiterer Entfaltung hätte es mit ollo ojo, d. i. mit oculus zu- 
sammenfallen müssen, darum benutzte man die günstige Gelegenheit 
es kraft des importirten arabischen aceite ganz auszutreiben. Oleo, 
Kirchenöl, Maleröl, oliera und alioli. sind gelehrte Bildungen. — 
Das anfangs übliche cor cuero Herz wurde zu corazon augmentirt, 
weil es mit coro corro cuero d. h. mit chorus und corium in zu harte 
Collision geriet: kurz, dieselben Gründe welche den Uebergang 
oder NichtÜbergang lateinischer Wörter ins Spänische bestimmten, 
bestimmen jetzt ob und welche der umgestalteten, hispanisirten 
Formen aus der alten Volkssprache in die neue Schriftsprache 
aufgenommen werden sollten. Ganz ohne Homonyme ist jedoch 
keine Sprache«, und auch dem Spanischen gelang es nicht, den 



1 Ob in anqjo, einjähriges Lamm, agniculum oder anmcuhm 
fortbesteht, ist also nicht zu sagen. 

2* 



20 



vollen Sieg Ober diese Dunkelmänner davon zu tragen: cola gilt 
noch beut zu Tage für cauda und colla; pez für piscem und 
picem; era für aera und area; hinojo für genuculum und foeni~ 
culutn; calido für calidus und callidus; pceJto für pccius und 
pactus ; coro für cJiorus und cöwws ; cuesta für costa und quaesita ; 
haz für fascis und fades; hoz ist /««# und /ato; sofo 9fdtus und 
subtm etc. Wie viel es aber auch hierin der Vollkommenheit näher 
gekommen ist, zeigt ein Blick auf einen beliebigen der Dialecte, 
die man doch als erstarrtes Altspanisch anzusehen hat. Die fol- 
gende Liste greift aus dem Valencianischen Lexikon von Escrig 
(Valencia 71) einige Proben (131) heraus. 
Val. 



an eil : 


East. anillo 


und 


aÄeJo 


ara 


„ ara 


■ >» 


aÄorm 


arcä 


: „ arcano 


>> 


arcada 


arma • 


„ arma 


» 


* 

a7ma 


art 


„ arte 


>» 


arde 


bech 


„ pico 


» 


6cfto 


cel 


„ cielo 


V 


cefo 


coch ' 


„ coco 


» * 


lat. coqims 


conte 


„ conde 


• >» 


cuento 


cop 


„ copo 


>> 


golpe 


cor 


„ coro 


» 


corazon 


corb • 


: „ cuervo 


)> 


lat. cor5?s 


cort 


„ corte 


>? 


vwerdo 


cos 


„ corso 


» 


euerjpo 


Costa 


; „ costa 


»J 


cuesta 


coure 


: „ co&re 


J> 


correr 


creu 


: „ crws 


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cree > 


decä 


„ cfccawo 


J» 


rfecada 


delir 


„ delirio 


J» 


lat. delere 


delit 


„ deleite 


7» 


delito und lat. deletvm 


deu 


„ rfio« 


>» 


diez und rfe&e 


dia 


„ rfm 


>> 


tfect'a 


dit 


„ cfa'cÄO 


JJ 


dedo 


dö 


: „ dow 


»J 


donde und <fto 


dur 


„ dwro 


J? 


(ZuCM* 


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„ ese 


»» 


eje 


escot 


„ esco*e 


» 


anascote 


fart 


„ Aarfo 


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fardo 


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haces und haz (fascis) 


fat . : 


„ Aado 


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fatuo und o7/a£o 


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fe : 


„ /< 


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heno 



21 



Val. fei 


: Käst, fiel und kiel 


fem 


: „ fimo , 


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fer 


„ . fiero „ 


, Äacer 


fet 


„ hecho , 


, /«*o 


feu 


„ hez , 


, feudo 


fluix 


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, ,/?w#o 


foch 


„ fuego , 


, fue 


foixa • 


„ hoja „ 


, a?/q/a t 


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„ fondo , 


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fondo : 


„ fondo ,. 


, hondo 


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„ fondo , 


, fuente 


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, /tiero ' 


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„ forma „ 


, horma 


fos 


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, /uete 


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„ /iisco „ 


Ä05C0 


frau 


„ hoz ,. 


, fraude 


fus 


,, ÄMSO ,, 


, lat. /wsms v. fundere 


grau 


„ grave „ 


grado 


host : 


,, . hueste „ 


, huesped 


jove : 


„ joven „ 


Jove 


lent 


„ Zen^a „ 


, Zentfe 


lint 


„ finde „ 


, Ztn^o 


Hau 


„ Zawro ,j 


, aZaoo 


liest 


„ listo ,, 


, ZetYZo 


manar 


„ manar , 


, mandar 


mans ' 


„ mattes ,. 


, mafios 


mant 


„ manto ,. 


, mando 


nies 


: „ wes „ 


, mos und mefod und metido 


mill 


„ wm7 , 


, mijo . [(<*• *• missus) 


moch : 


„ moco ';, 


, muevo 


. % molt 


„ mucho „ 


molido 


mon 


,, mono „ 


, mundo mio mi 


mos 


: „ «o« „ 


, morso und mueao und mi* 


mur 


„ wtir , 


, t jiuro 


nat 


: „ nato , 


, narfo 


net 


: „ meto , 


, neto 


nou 


„ nweee ,. 


, ntiet?o und noce und no/o 


nuch 


„ nudo , 


, nodo 


08 


: „ oso ,3 


, Aweso und os und vos 


pd 


„ jpa« . ,, 


, para 


jparch 


• „ jpargwe , 


, parce 


part 


„ parte , 


, pardo 


pau 


: „ paz , 


, PaMo 


pich 


„ jnco , 


, ptgue 


pit 


; „ ptfo , 


, J5CCÄ0 



22 



Val. 



plä 


: Käst, 


piano 


und 


llano und plan 




pleg 


' n 


pliego 


11 


pKegue 




plmna 


» 


plomada 


ii 


plumada 




poch 


n 


poco 


ii 


pudo 




poJl 


• n 


pollo 


ii 


piojo 




pol8 


n 


puteo 


ii 


polvo 




por 


' ir 


poro 


ii 


pavor 




port 


; V 


porte 


ii 


puerto 


, 


pos 


• V 


poso 


ii 


pues 




post 


' ■ 11 


posto 


ii 


puesto 




pot 


' 11 


pote 


ii 


puede 




regä 


'' 1t 


regado 


ii 


regate 




remat 


' 11 


remado 


ii 


remat c 




renda • 


11 


renta 


ii 


rienda 




rentar 


11 1 


. renta 


»i 


.recentare 




rieh 


11 


rio (rido) 


ii 


rico 




robi 


11 


robin 


ii 


rubin 




roja 


' 11 


roya 


* 

ii 


rubia 




rom 


11 


ron 


ii 


romo 




ros 


jj 


rojo 


ii 


roce und rocio 




rot 


w 


roto 


ii 


eruto 




nach : 


11 


saco 


ii 


saque 




salt 


»> 


saldo 


ii 


salto 




seil : 


7» 


• sello 


ii 


cejo • 




set 


' » 


sed 


ii 


siete 




seu 


11 


sede 


ii 


8eo und sebo und 


suyo 


si 


11 


seno 


ii 


sino; se; si 




80 


' » 


sog 


n 


sehor; so (sub.) 




80l 


: 11 « 


sol 


ii 


solo; surfe, suelo 




sola 


: ?> 


solano 


ii 


solada 




som 


: 11 


somos 


11 


sueno 


• 


sort 


'' 11 


sordo 


ii 


suerte 




808 


11 


soso 


ii 


8U8 




sou 


' 11 


sueldo 


n 


8018 




suau 


' 11 


suave 


ii 


sudais 




sur 


11 


sur 


11 


suro 




tabach 


'• 11 


tabaco 


11 


tabaque 




tach 


11 


taco 


ii 


taque 




talch : 


« 


talco 


ii 


talque 




tall : 


11 


tallo 


ii 


tajo 




tapa 


11 


tapa 


ii 


estapa 




templ : 


11 


temple 


fi 


templo 




tern : 


11 


terno 


ii 


eterno 




ters : 


11 


terso 


ii 


tercio 




test : 


11 


tiesto 


ii 


texto 





/ 






23 



Val. 



tos 




Käst. 


tos 


und 


lat. tonsus 


tort 


• 
• 


»> 


lorrfo 


» 


tuerto 


trast 


• 
• 


V 


tröste 


?> 


trasto 


tri 


• 
• 


»J 


trio 


» 


trino 


vat 


• 


n 


vado 


J> 


vate 


vena 


• 
• 


» 


vena 


>> 


benda 


ver 


• 
• 


„lat 


.verus 


» 


lat. ver (verano) 


veu 


• 
• 


>» 


vez 


>> 


voz und veo 


viu 


• 
• 


« 


vivo 


11 


vive und vi 



Durch diese ersten beiden hier besprochenen Wirkungsweisen, 
durch das Eindämmen nichtssagenden Wortgeklingels und durch 
das Eindämmen der zu häufigen, weil zu verschiedenartigen, Ver- 
wendung eines Wortes hebt und fördert die Sprache auch ihren 
Wohllaut. Die Dissimilation wirkt hierin ebenso günstig wie vor- 
her die Assimilation, ja vielleicht noch günstiger; denn in der 
Natur beider Principien liegt es, dass die Wohllautsrücksichten 
das letztere nur in zweiter Liniö und von ohngefähr beeinflussen, 
mit dem ersteren hingegen so vollständig zusammenfallen, dass 
keine Dissimilationstätigkeit ohne Hebung des Wohllauts eintreten 
kann. Der Assimilation kommt es einzig darauf an, unmögliche, 
oder der Zunge missliebige Lautverbindungen möglich und leicht 
zu machen; die Dissimilation tritt ein, wenn dem Verlangen der 
Zunge bereits Genüge getan ist, kann und muss also sogleich und 
allein Rücksicht auf die Forderungen des Ohres nehmen. Assi- 
milation ist blosses Aufheben von Missklängen, die Dissimilation 
setzt positiven Wohlklang an ihre Stelle: sie ist Euphonie. Es 
soll z. B. das lateinische vervactum hispanisirt werden: das drin- 
gendste Bedürfniss ist act zu erweichen; und regelrecht, wie fac- 
tum zu hecho, pactum zu pecho; lactem zu lecke , wird vervactum 
zu vervecho assimilirt. Den üblen Gleichklang von ver und ve 
dissimilirt die Sprache erst später zu barbecho. — Natürlich fallen 
aber die Forderungen von Ohr und Zunge oft zusammen: so ist 
es ja nicht nur dem Ohre angenehmer, sondern auch der Zunge 
leichter vor folgendem r sein wahlverwandtes a ertönen zu lassen. 
A vor r entstand aus e z. B. in barrueco varraco marmello varbasco 
vardasca zarceta, aus i in maravilla zarcillo, aus o in maravedi 
tarta, tartaruga. Das bequemere ist wie hier so fast immer zugleich 
das wohllautendere; auch der assimilirende Trieb muss also den 
Klang der Worte bessern. Dass er es tut, ward schon zugegeben > 



24 

oft reicht seine umgestaltende Wirksamkeit vollkommen aus, und 
es bedarf keiner dissimNirenden mehr. Dass er aber nur einzelne 
Worte bessert und nicht, wie z. B. die Dissimilation beim Tilgen 
der Homonyme, auf ihr gegenseitiges Verhältniss zu einander 
achtet, das ist sein Mangel und seine Unzulänglichkeit. Den ein- 
zelnen Worten für sich erwirbt er einen gewissen Grad höherer 
Schönheit: ob sie jedoch in das Gesammtbild der Sprache hinein- 
passen, sich den herrschenden Sitten und Gebräuchen fügen und 
doch Originalität genug bewahren um eine bestimmte Eigenrolle 
zu spielen, das kann erst später die eine grössere Masse von 
Wörtern zusammenordnende und einander gegenüberstellende 
Schriftsprache zeigen und entscheiden. Die rechte Proportion, 
Harmonie, Symmetrie, so wie die wahre Euphonie kann erst die 
Schriftsprache und ihre Scheidekunst geben. Beruht ja doch auch 
der Rede Schönheit mehr auf Ungleichartigkeit, auf Sonderung 
und Trennung, mehr auf Abwechselung, auf Dissimilation als auf 
dem ewig wiederholten Einerlei der Assimilation. Alle Gleich- 
klänge, die der Zufall sinn- und zwecklos herbeiführt sind durch- 
aus unschön; ein unbewusster, absichtsloser Reim z. B. kann höch- 
stens lächerlich wirken, und die romanischen Sprachen, besonders 
das Spanische, erweist sich durch den grossen Spielraum den es 
der Lautdissimilation lässt als feinen Euphonisten. Etwas ganz 
anderes ist es natürlich wenn der Gleichklang in der Intention 
der Sprache oder des Sprechenden liegt; da bilden sie gern iu 
selbständiger Eigentümlichkeit Schallnachahmungen und Redu- 
plicationen; da sind auch die romanischen Sprachen nicht mehr 
Feindfe und Gegner jedes Gleichklanges von Silben oder Lauten 
innerhalb eines Wortes, da sind ganze und halbe Doppelungen auch 
ihnen willkommen. Wo der Begriff zu gleicher Zeit seine Inten- 
sivität oder seine Iteration bezeichnen will, oder wo Laute der 
Natur treu nachgeahmt werden, da bewahren jene entweder schon 
im Lateinischen vorhandene schallnachahmende oder reduplicirende 
Klänge unversehrt oder sie formen lateinische Wörter dergestalt 
um dass sie wie selbständige und ursprüngliche Begriffsmalereien 
und Lautnachahmungen aussehen, ob sie gleich auf ganz bestimmte 
feste Musterwörter als auf ihre Basis zurückzuführen sind; oder 
sie schaffen in Wirklichkeit aus eigener freier Kraft mannigfache 
Neubildungen. Da entwickeln sie, gerade aus dem Wesen der 



25 

Assimilation, zum höchsten Schmuck der Dichtersprache Assonanz, 
Allitteration und Reim und reimende, allitterirende oder asso- 
nirende Redensarten. ' Diese assimilirenden Wohllautsförderer 



1 Dass es den romanischen Sprachen an den verhältnissmässig mo- 
dernen Errungenschaften eigenst geschaffener Lautmalereien — die in 
den neuen Sprachen natürlich zahlreicher sein müssen als in den alten 
— wie ich oben behaupte durchaus nicht gebricht , dass volkstümliche 
Reduplicationen ihnen nicht fehlen; dass auch sie sprichwörtlich ge- 
wordene, reimende oder allitterirende Redeweisen oft und gern ver- 
wenden, dass derartiges poetisches Schmuckwerk in den Sprachen der 
Romanen, wenn auch nicht in so tausendfältiger Gestalt wie im Ger- 
manischen, aufzufinden ist, so doch viel mannigfacher als man ver-, 
mutet, wenn man von der französischen akademischen Schriftsprache 
aus ein Urteil fällt, oder die Romanen kurzweg. für nicht mehr als 
verarmte Epigonen der unpöetischen Lateiner erklärt, dass die Romanen 
also auch nach dieser Richtung hin durch Armut zu Reichtum ge- 
langt sind: das möchte eines gründlichen Nachweises noch bedürfen. 
Mir wenigstens ist nichts Ausführliches über dies interessante Kapitel 
bekannt, das helle Schlaglichter auf die Art und Weise, die Mittel und 
Wege der selbständigen Neugestaltung der romanischen Idiome werfen 
kann. Doch obwohl ich diesen Nachweis ohne viel Mühe führen könnte, 
darf ich mich hier nicht auf diesen breiten verlockenden Abweg wagen, 
da er mich sicherlich zur Yerdammniss führen würde. Ich begnüge 
mich daher mit einigen spärlichen Andeutungen und Proben. 

Schallnachahmungen , aus denen die Naturlaute noch deutlich* her- 
ausklingen — deren keine Sprache ganz entraten kann und die auch dem 
Lateiner nicht gänzlich fehlten — besitzen, wie gesagt, die romanischen 
Sprachen in reicher Menge. Zum Teil sind sie wirkliche Reproduc- 
tionen von Naturlauten, in der Minderzahl überkommen, in der Mehr- 
zahl eigenmächtig geformt, zum T^il lehnen sie sich an vorhandene 
Begriffswörter an und modeln diese naeh Willkür und Geschmack. 
Beispiele wären unnütz. Ich constatire also nur ihr Vorhandensein, mache 
auf die im Sp. zahlreichst vertretenen Familien der in ba-b bar-b bor-b 
bur~b, gar-g gor-g gur-g, mar-mmor-m mtir-m, fan-ffar-f tar-t zar-z 
anhebenden Onomatopoietika aufmerksam; erwähne, dass natürlich das 
llauptcharacteristicum dieser Tonmalereien, die Wiederholung derselben 
Laute, vollständige und partielle Doppelung ist (s. z. B. im Sp.: sumun, 
zonzon, sonson-ete-iche, runrun furfur dilindilin putput tactac faufau 
rorro chocho chaschas fofo checke caca-rear bisbis-ar re-funfmi-ar 
cliacha-rrear ; erinnere daran dass häufig diese Doppelungen durch Ablaut 
dissimilirt werden, nach Biez eine Nachahmung germanischer Sitte, z. B. in 
tripitrope chiquichaque ; nifinafe; ninanana tripürapc rifirrafe aretina* 



26 

sind vom Anfang der romanischen Sprachbildung an in Tätig- 
keit, wenn auch ihre volle Entwickelung natürlich erst mit der 



reton ziczaque ringorrango ringorrongo chischas catatuccatatac dindou 
frinfron flinflon criccrac ziszas niquinaque triquitraque friquifraque 
etc.), häufig auch durch Abschwächung der vollkommenen Gleichheit zu 
dem mildern Gleichklang des Keimes (tiquismiquis, churrigurri zurriburri 
.chorroborro chaquebarraque traquibarraque) und gehe zu den Fällen 
über, in denen die Reduplication nicht mehr dem Zwecke der Ton- 
malerei, sondern nur der scharfen Characterisirung dient. Auch in 
Betreff dieses Punktes vgl. die interessanten it. Beispiele, welche Caix 
gesammelt hat. Riv. II. 2. p. 75. Da seien nur die bekannten fran- 
zösischen Beispiele bebete pepere flo flotter bdbarbe Cocoche .fifile tour- 
tous (Hainaut Champagne) und Gozlan's Bribrise, wie er einmal scher- 
zend seine madame -de BriseviUe tauft, wieder hervorgeholt; die freie 
Umschaffung von Vornamen, wie sie aus dem spanischen Lola=Bolore8 ) 
Pepe = Josephus, aus dem italienischen Qigi = IAugi, iÄlla = Catnilla, 
Nanna = Giovanna ersehen wird, und schliesslich die im Spanischen sehr 
häufige Verdoppelung von Begriffswörtern (bullebulle tolletolle cojcoj 
ganagana pasapasa grisgris) behufs Bildung neuer secundärer Begriffe, 
sei flüchtig berührt. 

In Betreff breiterer Sprachformeln wiederhole ich das oft Gesagte, 
dass der Lateiner an solchen Schätzen Mangel leidet. Einige allitte- 
rirende Formeln leuchten freilich selbst aus den Classikern hervor. Doch 
scheint der grösste Teil dessen was Livius Lucan Sattust nach dieser 
Richtung hin bieten mit Künstlerabsicht gebildet, bisweilen aber auch 
sich rein zufällig eingemischt zu haben. Es wiederholt sich nicht, es sind 
lauter aica£ Xeyofxeva. Nur weniges — wie sanus salvusque, longe 
lateque, fundere et fugare, pudet pigetque, felix et faustus, tot tan- 
taqiie, maria montesque polliceri, oleum et operam perdere ward volks- 
tümlich und stehend. Im spät- und mittellateinischen mehren sich diese 
Formeln. Schon Augustinus hat Reime wie vintus et amictus, erroribus 
et terroribus. Das Altfrz. schafft auch in diesem Felde mit grosser 
Kühnheit, Selbständigkeit und Kraft, und zu den noch ungelösten 
Sprachrätseln gehört es, wie aus solcher Fülle und Freiheit, .was den 
Wort-, den Phrasen- den Metapher-reichtum und den Satzbau anbelangt, 
die Kargheit und Knappheit des Neufrz. hervorgehen konnte, aus der 
sich sein bewundernswerter, in seiner Einfachheit, Reinheit und Prä- 
cision unnachahmlicher und unübersetzbarer Prosastyl , als Gegenstück 
aber auch die ebenso unnachahmliche Nüchternheit seiner Poesie 
entwickelt hat. Aus dem Altfrz. lassen sich Allitterationen genug 
sammeln; in den späteren, klassischen Werken sind sie nur spärlich 
vertreten , und erst ganz moderne Schriftsteller haben sich wieder von 



27 

litterarischen Ausbildung der Sprache eintreten kann; die dissi- 
milirenden hingegen treten überhaupt erst mit dieser in Kraft! 



dem akademischen Kegelzwang, nach dieser wie nach allen Seiten hin, 
etwas emancipirt und haben aus der Volkssprache vieles in die 
Schriftsprache verpflanzt. Die übrigen romanischen Sprachen haben 
eine so crasse Sonderung des sermo plebeius und sermo urbanus nie 
gekannt: daher auch ihre Litteratur an populären Elementen auch in 
sprachlicher Beziehung reich ist. Besonders gilt dies von dem phrasen- 
und sprichwortreichen Spanisch. Ich lasse hier eine kleine Auszugs- 
liste reimender und allitterirender Sprachformeln folgen. Siebesteheu 
aus zweien durch bindende oder trennende Conjunctionen, oder durch 
Präpositionen aneinandergeknüpfte , oder ohne jedes Bindeglied zu Com- 
positis gefügten Gliedern : das erste und zweite , wenn übereinstimmende 
oder gegensätzliche Begriffe zu einer Einheit zusammengefasst werden 
sollen , das dritte wenn durch Umformung von Begriffsworten eine Wir- 
kung hervorgebracht werden soll, die der der Onomatopoietika nicht 
allzufern steht. In allen drei Fällen sind die betreffenden Wörter, den 
lautlichen Gleichklang abgerechnet, einander sowohl kraft des Klassen- 
begriffes (Subst., Adj., Verb.) verwandt, als auch oft kraft ihres Baues. 

1) Reimformeln: 

hecho y derecho ; de tomo y lomo; m reyni ley; sin ton nison; 
habet el oro y el moro ; nacer monda y redonda; decir unas 
veces cestas y otras ballestas; dar al diablo el hato y el gara- 
bato; conseguir una cosa por zancas y barrancas; naturaleza 
sana y pagana; vioir en haz y en paz; de koz y de coz; ni 
hablar ni pablar ; ni roso ni velloso; ä gatas y tatas, d gatas 
y patas; por arte 6 por parte; dar el consejo y el vencejo; ni 
piante ni mamante; venir de rocin ä ruin; entre cielo ysuelo; 
de cabo ä rabo; buen trozo de mozo; no hay miel sin fiel; no 
Kay atajo sin trabajo; mi gozo en elpozo; su ahna en supahna; 
andar de ceca en meca. Mit onomatopoietischen Elementen, 
z. B. in ni chistar ni mistar; sin decir ckus (tus) ni mus; sin 
äecir oste ni moste. 

2) Allitterirende Formeln. 

ni rey ni roque; cal y canto; hacer cala y cata; entre cuero y 
carne; d pelo y dpluma; sin fuste ni fundamento ; dar delpan 
y del palo. 

3) Unverbunden reimende Formeln. Die zu Grunde liegenden be- 
begrifflichen Elemente sind durchaus nicht immer leicht zu durch- 
schauen; selten liegen sie so klar auf der Hand wie in patazas ma- 
nazas , das sichtlich nichts als das augmentirte pata y mono ist , oder 
in cochite hervtte, an dem nichts als die Vergröberung des c zu ch zu 
bemerken ist , oder in tejemaneje , oder in iiramira, oder in caldibaldo, 



28 

Wenn man will, auch wieder ein Beweis dafür dass die Poesie 
früher zu blütenreicher Entfaltung kommt als die Prosa! — 

Wo es der Schriftsprache nun scheint als hätten die ersten 
volkstümlichen Umgestaltungen einem Worte eine vielleicht ganz 
wohlgebaute, dem Sprachganzen gegenüber aber nicht richtig pro- 
portionirte Gestalt gegeben, da greift sie abermals ändernd ein 
und entwickelt zum dritten, indem sie sich äusserlich bald an die 
Verfahrungsweise der Assimilation, bald an die der Dissimilation 
anlehnt, die weitgreifende Erscheinung der Analogie, welche 
nicht mehr einseitig die blosse Form berücksichtigt, sondern die 
Rücksicht auf Form und Inhalt zu vereinen weiss. Zum Beispiel: 
die alte Sprache hat aus dem lateinischen Verbvorrat die Mehrzahl , 
seiner unregelmässigen Verben und mit ihnen die Mehrzahl ihrer 
* stammbetonten Supina hinübergenommen. Wir finden also in ihr viele 
zweisilbige Participia in so und to, d. i. sus und tus^ daneben aber 
eine bedeutend grössere Zahl regelmässiger flexionsbetonter in ado, 
ido, udo. Die neue spanische Sprache, die sich vor allen anderen 
romanischen Sprachen durch grosse Einfachheit und strenge Gesetz- 
mässigkeit auszeichnet, — wie z. B. ihre einfache phonetische Ortho- 
graphie beweist, an der wenige Striche getan zu werden brauchten 



in dem man doch wohl calidus validus erkennen darf. Oft enthält 
wenigstens das zweite Glied eine willkürliche, nach Analogie des ersten 
wahren Begriffswortes geschaffene Bildung : in cachivache ist der erste 
Teil sicher cacho Scherbe; was aber ist vache? in ä trochemoche ist 
troohe sicher auf trocho-torcho-torctus zurückzuführen; in tollemolle, 
identisch* mit tolletolle, ist tolle der einfache lat.-sp. Imperativ von 
tollere; in mandilandil ist die erste Hälfte das bekannte arabische 
mandil ; in chirlomirlo ist der erste Teil sonnenklar ; ebenso in zanga- 
manga und chancharras mancharras, deren zweiter Bestandteil, manga 
und mancha zwar wohl bedeutungsvolle spanische Worte sind, jedoch 
in keinem andern erdenklichen Zusammenhange als dem lautlichen zu 
zanga und changa stehen. Gancha panza ward vielleicht aus hincha 
panza verderbt; aus ajilimöjiU neben ajüimöje kann ich nichts als den 
spanischen aji Pfeffer herausfinden. Oft ist sogar ursprünglich ein- 
fachen Worten durch Lautmodificationen nur der Schein einer Zu- 
sammensetzung zweier reimverbundner Teile gegeben. Pelarela ist 
eine Nebenform zu peladela, peladela eine Nebenform von pelad-era. 
Auch patarata möchte ich in den freilich unerklärten Stamm patr., 
der in patr-ana vorliegt und auf die Endung ata auflösen. 



29 

um sie zur ausnahmefreien Logik zu erheben; die Verwendung 
Ton haber für das Activum, von ser für das Passivum; die Un- 
veränderlichkeit des Participiums activer Verben, die Sonderung 
von ser und estar, die Nichtexistenz des Apostrophs, die Festig- 
keit der Accentuationsregeln , die edle Gebundenheit der Wortstel- 
lung die zwar mit dem Französischen verglichen noch -frei ist, neben 
dem künstlichen italienischen Einschachtelungssystem aber einen 
wohltuenden Ordnungssinn verrät, der nur in den italianisirenden 
Zeiten des Gongorismus die Grenzen der Schönheit überschritt; — 
diese gesetzestreue spanische Sprache sah auch in der Existenz 
schwacher und starker Participieri einen nutzlosen Reichtum den 
es gut schien aufzugeben. Sie nahm also den starken Supinis 
ihre Participialkraft, wohl auch darum weil sie ihr zu kurz, 
zu abgenutzt, zu sehr jedes sicheren gemeinsamen Merkmales 
beraubt däuchten um so wichtige Functionen wie die verbalen 
zu verrichten: als Adjectiva leben sie weiter, einige auch als 
Substantiv a. r An ihre Stelle traten, nach Analogie der herr- 
schenden Überzahl, Participien welche aus dem Stamm und der 
tontragenden Endung ado und ido und udo bestehen. Als Ausnahmen 
bleiben nur zwölf, eigentlich nur zehn stammbetonte sogenannte 
'unregelmässige Participien zurück: hecho dicho roto visto muerto 
puesto vuelto suelto abierto cubicrto und preso und escrito, welche 
zwei jedoch immer mehr und allgemeiner durch prendido und 
escribido vertreten und verdrängt werden, also auch im Absterben 
begriffen sind. Von den übrigen spielen die meisten ihre alte 
Rolle als Verbalformen in den Dialecten weiter, und haben, be- 
sonders im Katalanischen, sogar analoge Neuschöpfungen hervor- 



1 Die im Sp. n u r als Adjectiva oder Substantiva erhaltenen starken 
lat. Supina — wenn manche es auch nur als Composita sind — zählt 
die folgende Liste auf: Cinctum coctum doctum ductum finctum fric- 
tum lectum -rectum stinctum strictum structum tactum textum titictum 
torctumtractum unctummictum; -emptum -sorptum;-cretitm catt tum motu m 
-notum sertum surtvm tentum ventutn, casum cessum -clusum -cussum 
cursum divisum fixtm mansum morsitm pensum pulsum rasum risum 
rosum scen8um sensum sessum tensum tersitm versum libitum creditum 
• debitum domitum exitttm levitum perditum quisitinn reddititm solvitum 
tenditum rolvitwn. 



30 

gerufen. Im Französischen haben sich noch einundvierzig J er- 
halten, im Italienischen sogar mehr als hundert. (Ich kenne 
113 Simplicia.) 

Ein nicht weniger energisches Eingreifen der Analogie be- 
wirkte dass alle spanischen Infinitive in är er ir auslauten; eine 
andere Accentuation , der lateinischen dritten Gonjngation in ere 
entsprechend, — die in den übrigen romanischen Sprachen Ver- 
treter gefunden hat — duldet die spanische Schriftsprache nicht; 
im katalanisch-valencianisch-mallorkanischen besteht sie fort. Im 
Spanischen nur in einem einzigen Substantiv dem stets pluralisch 
gebrauchten viveres: Lebensmittel. Die Infinitive in ar bildeten 
stets und bilden noch jetzt ihre Participien ausschliesslich in ado, 
die in er uud ir, die in der alten Sprache fortwährend ihre Stelle 
miteinander vertauschten, bildeten sie daher auch beliebig wech- 
selnd bald in ido bald in udo. Dieselben Endungen, besonders 
ado und udo wurden noch anderweitig verwendet, nämlich um 
Substahtiva zu adjectiviren , um z. B. von barla Bart einen bar- 
bado oder barbudo einen Bebarteten abzuleiten. Die neue Sprache 
sichtete auch hier. Udo wurde seiner Tätigkeit als Participial- 
bildner ganz enthoben. Für alle Verba in er und ir — die ja 
überhaupt, den Infinitiv und die Infinitivbildung der im Spanischen 
noch heute trennbaren Futura und Conditionalia abgerechnet, bis 
auf zwei Formen : die erste und zweite Person Pluralis des Prae- 
sens Indicativi emos imos, eis is, ed id, vollkommen tmifornrirt 
sind — blieb ido als gemeinsamer Participialbildner bestehen. 
Udo aber ward, auf Grund einiger kümmerlicher lat. Vorbilder 
wie nasutus cornutus verutus astutus cinctutus versutus hirsutits 
actutum später auch canutus villutus, denen sich viele in itus 
wie auritus criniius pellitus turritus zugesellten, ausschliesslich 
an Substantiva und substantivirte Adjectiva gehängt. a Sein Amt 



1 Atteint ceint craint eteint empreint feint Joint oint peint plaint 
point restreint teint; faxt (fit, fi) trau brau bruit cuit -duit -struit 
nui; Ztit; dit beni(t) frit ecrit; ouvert couvert. offert souffert; mort; 
-sous; ne; -quis -eis mis pris sis, ri rais dos (clu(s). 

2 S. Corssen, Beiträge zur Lat. Formenlehre. Leipzig 1863. 
p. 513 u. 17. — Von wirklich in u auslautenden Verbal stammen exi- 
stiren q}s wirkliche Participien argutus acutus minutus. Nach ihrer # 
Analogie soll die im Texte citirte Reihe gebildet sein, jedoch nicht 



31 

wurde es auszusagen dass diesem Substantiv irgend eine Ab- 
normität anhaftet; besonders deutet es emphatisch, tadelnd, oder 
verspottend die übergrosse, unproportionirte Ausdehnung der ein- 
zelnen Körperteile, an Abstractis ihre Intensivität an: Aufgeblasen- 
heit Laune Trübsinn Phlegma Zorn Ahnenstolz Eigensinn. Will 
also der Romane mit einem Worte bezeichnen dass Jemand eine 
lange oder dicke Nase, grosse Zähne, einen vollen Bart, dichte 
Haare hat, will er Jemanden wie wir Pausback Dickwanst Schmeer- 
bauch Langohr Dickkopf tituliren, so hängt er als Spanier oder 
Portugiese ein einfaches udo, als Italiener uto als Franzose u als 
Provenzale und Katalane ul an die betreffenden Hauptwörter, und 
schafft so noch heut zu Tage immer neue Adjectiva, viele die 
noch kein Lexikon verzeichnet. Diez Gr. IL 557. nennt sie be- 
sitzanzeigende Adjectiva in participialer Form und tibersetzt die 
entsprechenden rom. Formen mit starkgliedrig starkarmig gross- 
äugig grossobrig grossnäsig dickköpfig hartköpfig heisshungrig etc. 
Die in die Anmerkung verwiesene Sammlung umfasst 144 spa- 
nische Beispiele, von denen jedoch sechs aragonesische und 17 ka- 
talanische als genau genommen nicht dazu gehörig gestrichen 
werden müssen: es bleiben also 121. Im Französischen ist ihre 
Zahl geringer, einmal weil die feine, aristokratische Sprache solche 
prägnante Kraftausdrücke nicht gerade liebt, dann aber auch weil 
u nicht allein diese Rolle zu spielen hat, sondern als wirkliche 
Participialendung der ganzen regelmässigen Conjugation in re, 
und vieler Verben in oir und ir tüchtig angestrengt % wird, wie 
freiljch auch im Italienischen. Ich habe bis jetzt nur 42 Beispiele 
gesammelt, zweifle aber keineswegs dass auch aus der Litterär- 
sprache noch manches zu ziehen ist und muss hier — wie bei 
jeder gesammtromanischen, und nur im Neufranzösischen schwach 
und kraftlos auftretenden Eigentümlichkeit — bemerken dass das 



unmittelbar von den Nominalstämmen naso cornu astu etc. „Der Idee 
nach liegen ihnen vielmehr denominativeVerba mit dem Charactervocal 
u von diesen Nominalstämmen zu Grunde , zu denen sie sich verhalten 
wie hastatus pilatus scutatus togatus braccatus palliatus barbatus zu 
Denominativen Verben der a Conjugation, wie facetus quietus zu denom. 
Verben der e Conj., wie vestitus anritas crittitus ignittis pellitus turri- 
*w* mellitus cerritus artitus maritus zu Verben der i Conj., wie aegrotus 
nodotu8 von denominativen Verben, deren Stämme auf o auslauten/' 



32 

Altfranzösische und Hand in Hand mit ihm die Dialecte eine reichere 
Ausbeute gewähren. Im vorliegenden Falle lohnt es sich auch 
über alles Erwarten das Feld der nomin a propria zu durchgraben: 
aus den Wohnungsanzeigern von Lyon, Marseille und Genf z. B. 
habe ich Verzeichnisse von nahezu hundert Familiennamen in u 
ud ut utz zusammengestellt, deren Etymologie mir freilich zum 
grössten Teile noch ungefunden ist, deren Zugehörigkeit zu der 
Klasse der hier besprochenen Participien jedoch bei einer be- 
trächtlichen Reihe ganz augenscheinlich ist. — Von portugiesi- 
schen Beispielen kann ich 80, von italienischen 108 geben. 1 — 



1 L Spanisch. Aluda. banyut (kat.) — baquetudo. barb. barrig. 
bez. boc. boz. braneutz (kat.) cabett. cabez. cabr. cachaz. cachet. calni. (arag.) 
campan. cantellut (kat.) can. capill. capot. caprich. carn. carranc. carrill. 
cascar. casc. casquet. caz. cej. cen. cerd. cernej. cicot. cogoll. colmill 
conch. concienz. copet. cop. coraj. com. corp. cortez. coscorr. costiU. erdb. 
crenut (kat.) chaparrut. (kat.) dent. eneuer. escam. espald. fald fej. (arag.)- 1 
felp. flem. forcej. forz. frent. oder front, gall. galtut (kat.) ganocut (kat.) 
garr. geperut(k9X)*. — gobern. (aräg.) gorjut (kat.) gran. granallut (kat.); 
gren. grojollut (kat.) 3 gruxut (kat.) 4 — guedej. herb, hocic. hoj. honr. 
jet. juanet. Um. llargarud (kat.) llengudo (arag.) lletrut (kat.) Unaj. loc. 
(ast.) lom. mant. melen. membr. mottet, mon. morr. morrocot. (arag.) 
mostach. narig. nerv. ojer. oj. ovej. os. oder hues. pacienz. pachorr. 

^pantorrill. panz. pap. pat. pellej. pel. penach. penc. person. peseoz. 
pestorej. pic. pinch. pingorot. planch. plom. porr. quijar. rab. rabassut 
(kat.) b rampettut (kat.) 6 — reboll. repoh respet. (arag.) rodill. saberut. (kat.) 

. ses. tall. testarado(?) tet. toz. trafagut (kat.) trassut (kat.) 7 trip. tronc. 
tronch. vedeg. oder vedej. vell. ventr. zamborot. zanc. zapat. zoquetudo. 
Zu den mit Zahlen versehenen Formen einige Bemerkungen. Erstens : 
fejudo fejudez und fejugo fejuguez stehen im Aragonischen für das 
kastilianische pesado pesadez, bedeuten also schwer, schwierig und 
Schwere. Es sind Ableitungen vom kat. fex d. i. fascis, Bündel, Pack, 
Last. Un hombre fejudo , ist einer der sein* Päckchen zu tragen hat. 
Udo und ugo könnten verschiedene Suffixe sein. Da aber der Wechsel 
von d und g im Romanischen mit einer genügenden Zahl von Beispielen 
zu belegen ist, scheint es geratener, auch dieses als eine neue Zugabe 
hinzuzutun. Ausser den bekannten spanischen Umwandlungen von da- 
sypos in gazapo von delfin dolfinia. golfin, von dragea: Tpa-pi^a™ zu 
gragea von damus zu gamo ist mir ein altsp. sigra für sidra , wal- 
cigheariu ein neusp. megano neben medano von meta; bielgo mielgo 
neben bieldo d. i. ventulm\ ein port. jaztga neben jazida; jurupango 
neben jurupando (Name eines asiatischen Schiffes), ein frz. (Berry) 
gendive aus gingiva bekannt, sowie die Verdrehungen von pardieu mordieu 



33 

Dieser natürliche Trieb sinnverwandte Begriffe nach ein und 
demselben, gewöhnlich vom Lateinischen ererbten Schema nmzu- 



tkedieu etc. zu pargue pargitemie parguienne morguientte tetigui tet'i- 
guierme tatigue tatig oin tastigue testigui testiguenne pahangue pal- 
sanguienne. — Zweitens: gepervt kommt von gep' d. h. von gibbus 
Über den hier vorliegenden unmotivirten Einschub von er ar or vergl. 
Biez Gr. II 282 u. 367. Zum it. nerboritto nodoritto ramoruto, welche 
nach Diez 1 Auffassung die alten Plurale nervora nodora ramora in sich 
enthalten, und denen noch pettoruto hinzugefügt werden könnte, tritt ein 
altitalienisches gomberuto = ungestaltet, krumm, das vielleicht wie das 
kat. gepernt, prov. gebervt auf gibbus gobbvs zurückweist; ferner 
twcchiorvto nocchieruto, knotig, knorrig, von nocchio (nucleus) und 
ccmteruto von Carito, bei denen allen eine derartige Auffassung eben 
so unmöglich ist wie beim prov. cambarut, beim occit. banarut, beim 
port. linguarudo, beim kat. llagarud (—largo) saberut, geperut, und 
testarud, käst. pg. testarudo. In dem letzteren dürfte mit gleichem 
Recht eine Composition von testa und rudus für rudis zu sehen sein; 
oder da die Nebenform testerudo existirt könnte es direct von testera 
herzuleiten -sein, wie auch testarada testerada. — Dass wir es nun 
mit ausseritalienischen Analogieen der vier vorerwähnten italienischen 
Formen zu tun haben sollten ist wohl kaum anzunehmen. Ich glaube, 
man tut besser in allen durch r erweiterten Participien in uto nichts als 
einfache Erweiterung nach Art der zahllosen Substantive in eria für 
einfaches ia, und der Diminutivbildungen in eruelo für blosses uelo zu 
erkennen. — Pas sp. ojerudo kommt nicht von ojo , sondern von ojera, 
quijarudo von qvijara für quijad-a, das it. zazzeruto von zazzera. — 
Drittens: grofollut bedeutet etwas grobes plumpes, woher es stammt, weiss 
ich nicht. — Viertens: gruxut ist von groseus herzuleiten. — Fünftens: 
rabassut *= torosus lacertosus kommt von rabassa -. stipes truncus, dem 
augmentirten rabue. — Sechstens : rampelhtt ist venatico ; rampell über- 
setzen die Lexika mit vena arranque impetu ; vielleicht liegt ihm rapere 
zu Grunde. — Siebentens: trassttt kommt von traza List. 

II. Portugiesisch: Abelhudo barbae, barb. barrig. beig. bicang. 
bicogross. bic. bochech. boj. brag. cabeg. cabell. canib. campan. capell. 
capribarb. carn. carranc. casc. cascalh. cebol. colmill. conch. coraz. 
com. chofr. chordent. espada. fag. felp. foeinh. galh. guedelh. gra. 
joelh. Jan. linguar. lomb. mam. mamalh. matäs. membr. mercat. miol. 
nadeg. narig. nerv. olh. orelh. oss. pantafag. pap. pat. parr. pell. penn, 
pern. pescog. pestart. polp. quartal. quartell. rab. ramalh. rechonch. 
repolh. sank. sede. sis. tal. test. testag. tet. topet. tromo. tronch. 
tropeg. var. vers. 

III. Italienisch. Barbuto bernoecol. bicorn. biforc. bitorzol. boz~ 
zacchi. bozzol. broecol. brocc. cagi. canttr. cantucci. canton. can 

C. Michaelis. 3 



Ol 

formen hat die Gestaltung der romanischen Sprachen ungemein be- 
einflusst, vor allem die Regulirung der einzelnen Conjugationen. 
Auch die Geschichte jedes überhaupt productionsfthigen Suffixes 
~ und sie sind es mit wenigen Ausnahmen so oft sie den Accent 
tragen und sich durch die Gewohnheit ein bestimmtes Begriffsgebiet 
angeeignet haben — kann hierzu die interessantesten Beispiele 
liefern. Und selbst das kommt vor, dass accentlose Suffixe, denen 
kein bestimmter, definirbarer Sinn iuwohnt, und die nur zu bestehen 
und verwendet zu werden scheinen um einen zu leeren Wortbau 
zu fallen und den Wohllaut zu heben, eigentlich fertigen Worten 
der verschiedensten Art die mit einander nichts als eine vague Klang- 
ähnlichkeit gemein haben, nach Belieben und zwar jso angefügt 
werden dass die echte und die erweiterte Form ruhig neben- 
einander hergehen, ohne jeden Unterschied des Sinnes. So ist es 
z. B. mit änus. In bdlano, huirfano, huergano örgano, lad-, 
laud-, Udano, libano, pldtano, täbano, trepano tuetano, rdbano 
war es lateinisches Erbteil. Der reine a Klang, der dem spa- 
nischen Ohre behagen musste, trieb dahin änus auch an Stelle 



capell capit. capocchi. cappell camacci. cam. ceff. cer cervell. 
cest. cheric oder cherc. cicci (vulg.) cigli. ciocc. cocci (vulg.) codacc. 
cod. copol. com. corpacci. corp. Cream, er est. crin. crost. ers. fianc. 
fiorvell fogh forcell. forc. forz. frond. fronz. gamb. gibb. gomber. 
gozz. labbr. lantern. lan. linguacci. litter. malizi. man. (vulg.) maz- 
zoGchi. membr. napp. nas. natic. nerbor. nerb oder nerv, nocchtor oder 
nocchier oder nocchiol oder nocchi. nocciol. noder. occhi. orecchi. 
organ. oss. paff. pale, pampan. panci. pannocchi. penc. penn, pettor. 
pinz. pipp. polpacci. polp. punt. ramor. ricci. sacci. sann. sap. sberr 
noecol. schien, scrign. sem. setol. sopross. spdll. spar, spicchi. tore. 
triforc. uncin. unghi. unicorn. teil. sann, zazzeruto. ' 

IV. Französisch. Barbu bec. Mg. boss. bourr. brauch, brochonn. 
charn. chen. chevel. com. corpor. coss. crep. croch. crott. dod. fafel. 
feuill. fich. goguell. goul. grapp. gren. griff, herb, jouffl. lipp. maffl. 
membr. mouss, moustach. pans. patt. pelä oder poil. point. pot. rabl. 
saugten, tet. trap. vel. 

Altfrz., z. B. beuiUu boch. cors. crepel. dent. dorch. durf.espirit. 
lan. lavr. letr. nerv. ram. 

Aus einer Blütenlese von 143 dialektischen und rotwäl sehen Formen 
wird sehr vieles als Nicht-Participialbildung auszurangiren sein. Dennoch 
wird ein hoher Rest zurückbleiben von Formen, wie: betassu broillu 
brossu chairu coeuru corsufiellu gambugavu grimelujambru mouflouramu. 



35 

von hxus und lnu$ und onus zu setzen, wie ebano ;pdmpano; cuebano ; 
drgano; abrötano; almuedano; diagano (Nebenform.) es beweisen. 
Neben Mfalo heisst es auch büfano, neben eimbalo eimbano, 
neben pi/aro pifano. Ganz frei aber angefügt ward ano in bu- 
zano, das neben buzo steht, in wedano meguno von meda, in 
sdtano von soto, tdngano von tango , trästano von /raste, zdngatto 
von muco, cardnibano\o\\ cdlamo. 

Fälle in denen die Analogie den Stamm selbst angreift, sind 
selten, doch kommen sie vor: im italienischen ^reve aus gravis 
nach Analogie von leve aus U ist es geschehen. Der Vene- 
zianer bildet zur Bezeichnung des Veilchens die Form vtolipan y 
solche Anziehungskraft übte iulipan aus; derselbe sagt auch 
lioncorno lionfante für unicorno elefante. Ich vermute, dass das 
unerklärliche spanische marfil für arfil und alfil Elephant steht, 
und dass ihm im Gedanken an tnarmol diese sonst unerklärliche 
Veränderung der ersten Silbe aufgezwungen ward. Dem in seinen 
Elementen nicht leicht verständlichen mariposa Schmetterling 
(s. jedoch weiter unten Anm.) bildete der Spanier ein selt- 
sames diabliposa nach, um damit die Ruhelosigkeit mephistophe- 
lischer Naturen zu bezeichnen. Adawaniis wurde im Romanischen 
zu diamante, dessen erste Silbe offenkundig der Erinnerung an 
diafano diadema diaspero (sp.) ihr Dasein dankt. Doch wozu 
Beispiele für ein so naturgemässes Verfahren wie das der Ana-, 
logie? Lehnte doch selbst der klassische Lateiner meridionalis 
an septentrionalis , architectura an pictura und sculptura an; in 
seiner Vulgärsprache steht octember für october, weil ein november 
und September, senexier für senester sinister weil dexter existirte. 1 
Formell ist das Verfahren der Analogie dem der Assimilation 
verwandt , ja man könnte sagen es sei nichts als vergeistigte 
Assimilation. Insofern sie aber überhaupt vergeistigt ist, und dem 
Ziele entgegenarbeitet, der Sprache Klarheit und Festigkeit zu 
geben, die geringe Unterscheidungsfähigkeit ihrer ersten Bildungen 
zu heben, und verwandte Begriffe mit verwandten Formen zu um- 
kleiden, insofern steht sie dem Dissimilationsdrange gleich. Dieser 
hebt äusserliche Gleichheit zwischen innerlich Verschiedenem auf; 



1 Jahrb. II. (XIV) p. 440 führt Scheler ein altfrz. orreste, eine 
Anbildung von orage an tempestas an. 

3* 



36 

die Analogie hebt äussere Verschiedenheit zwischen innerlich 
Gleichartigem auf: beide streben also danach nur geistig Ver- 
wandtes auch materiell mit einander zu verknüpfen. 

In der Ausübung dieser Kraft wird die Sprache allen ihren 
Trieben zu gleicher Zeit gerecht: was ist bequemer als die be- 
schränkte, von einem Accentuationsgesetz despotisch regierte Drei- 
teilung der spanischen Infinitive? was ist deutlicher als die Be- 
griffsspaltung starker und schwacher Supina in Adjective und 
wahre Participien? was ist zu gleicher Zeit euphonischer als 
dass beim Denken gleicher oder ähnlicher Gedanken auch gleiche 
oder ähnliche Töne an unser Ohr dringen? Wie man einen ein- 
zelnen Ton in Musik und Sprache wohl schön oder unschön nennt, 
von eigentlichem Wohlklang jedoch erst spricht, wenn die Ver- 
bindung mehrerer 'Harmonie oder Disharmonie erzeugt, so ist 
auch ein einzelnes Wort mehr oder weniger euphonisch, der 
eigentliche Wohllaut der Sprache aber tritt erst zu Tage, wenn 
sie ihre Worte zu Sätzen, und Satz an Satz zu fliessender Rede 
reiht. Vpcalisch auslautende Wörter hat jede Sprache; dass aber 
in der Italienischen ein jedes Wort mit einem Vocale endet, das 
giebt ihr jene weiche klangvolle Melodie, die keine andere Sprache 
erreicht. Die Stellung dös Einzelnen zum Ganzen, nicht das 
Einzelne als solches giebt uns den Massstab zu seiner Beurteilung : 
die Analogie arbeitet daran das Ebenmass der Sprachglieder her- 
zustellen, sie trägt also zur Erhebung und Vervollkommnung der 
Sprache bei. Indem die Schriftsprache also nach Deutlichkeit 
strebt, erreicht sie zugleich grössere Schönheit und trägt auch, 
was die Bequemlichkeit betrifft, den Sieg über ihre Vorgängerin 
davon. Denn was ist bequemer, klarer und schöner, die Ein- 
fachheit und Gesetzmässigkeit des neuen oder die wirre Fülle des 
alten Spanisch? 

Zum vierten bändigt auch die Schriftsprache die Wildheit 
der Volkssprache, sie beschränkt die Summe der Laut Varianten 
um ein bedeutendes : die dialektischen Formen werden vom Kasti- 
lianischen absorbirt. Wo z. B. das Leonesische d in l verwandelt 
hatte, das Kastilianische aber in z, da musste die Form in l der 
in z weichen, julgar vor juzgar, -algo vor azgo (aticus) ; und 
von den verschiedenen Bildungsstufen eines Wortes verschlang die 
jüngere alle übrigen; hatte man vorher bald codar oder coglar 



37 

bald coytar coitar cuetar cuitar coetar, bald coidar cuidar cuedar 
gesagt, so wird jetzt nur cuidar als Vertreter des lateinischen 
cogiiare anerkannt (S. jedoch unten): kurz alle überflüssige 
Vielheit wird abgeschnitten. Was keinen positiven Zweck hat 
stirbt dahin. 

Zum ersten, zweiten, dritten und vierten hat also die Schrift- 
sprache an der volkstümlichen Redeweise nur beschränkend, säu- 
bernd, ordnend, bindend, klassificirend und uniformisirend gewirt- 
schaftet. Bis jetzt sahen wir sie nur ausjäten was ihr Unkraut 
schien; wir sahen sie nur die Masse der entwicklungsfähigen 
Keime vermindern, den bleibenden aber eine so feste Gestalt 
geben, dass wir nicht wissen wie sie noch weiter sprossen sollen. 
Wenn wir also auch ohne weiteres zugaben , dass sie die Klarheit, 
die geistige Kraft mehrte, so können wir doch nicht leugnen, 
dass wir sie bisher von der Wortsumme nur subtrahiren und 
nichts hidzuaddiren sahen. Wie nun stimmt dies zu der Behaup- 
tung das Spanische sei reicher als das Lateinische? Soll sie etwa nur 
vom allerältesten variantenreichen Spanisch gelten, von dem wir 
wenig Proben haben? und ist dies wirklich reicher als seine neue 
Form? Haben Jahrhunderte nicht vermocht den etwa eingetretenen 
Wortverlust zu decken? Konnte eine Sprache stillstehen oder gar 
rückwärts gehen während die Nation, welche sie sprach , vorwärts 
ging und sich die Herrschaft der Welt errang? Es scheint un- 
möglich und ist unmöglich. Noch haben wir nicht alle Mittel, 
deren die Schriftsprache sich zu ihrer Veredelung bediente, er- 
wähnt: dasjenige wodurch sie auch die quantitative Grösse des 
spanischen Wortschatzes mehrte, das welches also für den Beweis 
den ich führen will: „dass die spanische Sprache wuchernd mit 
dem ihr anvertrauten Pfunde geschaltet hat", bei weitem das 
wichtigste ist, den Kernpunkt dieser kleinen Arbeit, berühre ich 
erst jetzt. Vorher aber will ich noch bemerken, dass der Schein, 
als hätten die bis jetzt erwähnten Beschränkungsmassregeln viel 
vom eigentlichen Wortvorrat genommen, die Sprache also viel 
ärmer gemacht, ein trügerischer ist; zumeist waren es ja nur 
Formen eines mehrfach vertretenen Wortes,' Duplicate die zerstört 
wurden (juzgar cuidar). Wo aber wirklich ein ganzes Wort bekriegt 
und besiegt ward, da war es stets ein die gleiche Stelle begeh- 
render Nebenbuhler, der den Todesstreich führte. Ano hätte 



38 

* ■ 

nicht aussterben können, da der Begriff Lamm nicht aasstarb, 
wenn nicht das Synonym cordero; olio nicht wenn nicht aceite 
dagewesen wäre: es hätte sich in diesem Falle die Sprache mit Homo* 
nymen behelfen müssen, wie sie es ja auch heut' zu Tage in nicht 
gerade seltenen Fällen immer noch tun muss (S. oben). Ver- 
nichtet hatte sie also nicht allzuviel: doch damit nicht zufrieden 
ihren alten Besitz bloss annähernd voll zu erhalten, hat die 
Sprache ihn gemehrt. Nachdem sie den Suffixen, die vorher be- 
liebigen Worten oft angefügt worden waren ohne ihre Bedeutung 
zu modificiren, rein um den Worten volleren Klang zu geben, 
eine feste Bedeutung untergeschoben, und sie mit dem Amte be- 
traut hatte, durch diese Bedeutung die Grundbedeutung der 
Stämme nach irgend einer Richtung hin zu nüänciren, entfalteten 
jene Suffixe erst ihre rechte Productionskraft und erweiterten also 
den Wortbesitz der Sprache.^ Z. B.: Nach Analogie des latei- 
nischen wortalis naturalis hatte die spanische eine ganze Schaar von 
Adjectiven gebildet, in denen al entweder, jedoch selten, genau wie 
in den obigen Fällen einen Substantivstamm adjectivirte [dealfebal], 
oder aber eine unnütze Erweiterung von schon fertigen Adjec- 
tiven war, wie in celestial divinal mundanal humanal libiah 
Diese letzte sinnlose Anfügung überwog bei weitem, ward aber, 
eben weil sie sinnlos war, bald wieder aufgegeben, und trat ir* 
dem Masse in den Hintergrund wie eine andere Art der Neu- 
bildung sich in den Vordergrund drängte. AI ward nämlich mehr 
und mehr dazu verwendet, um, an Pflanzennamen gefügt, den 
Ort zu bezeichnen wo diese Pflanzen in Menge wachsen: carrascal 
ist ein Eichenwald., hincjal ein Fenchelfeld, und in dieser Func- 
tion ist dem Suffixe al noch jetzt seine schöpferische Tätigkeit 
geblieben. Ob man den Ursprung dieses al im lateinischen alis 
sieht oder nicht, ist hierfür ganz gleichgültig. Davon später- 
Ebenso war es mit udo. — Das Kapitel der Ableitung wird immer 
von hervorragendster Grösse sein, so oft es sich darum han- 
delt der reichen Entfaltung lateinischer Keime auf romanischem 
Boden nachzuspüren. Da das jedoch nichts Neues ist, es viel- 
mehr der Theorie nach schon sehr oft erläutert ward, wenn auch 
die praktische Beweisführung noch nicht in genügender Breite 
durchgeführt ist, so beschränke ich mich darauf es zu erwäh- 
nen und lieber ein noch weniger bekanntes Verfahren genauer 



39 

zu charakterisiren, das die Sprache zur Vervielfältigung ihrer 
Saatkörner mit Kunst und Nutzen verwendet hat. Damit komme 
ich zum fünften Verfahren oder Streben der sich verfeinernden 
und bildenden Schriftsprache, 

Dies fünfte Streben, -das die Entwicklung der Schriftsprache 
lenkt und leitet, ist das der Differenz irung, die ich eine ver- 
geistigte Dissimilation nennen möchte, wie ich die Analogie eine 
vergeistigte Assimilation nannte. Denn beide wollen dasselbe: 
sinnlbsen Gleichklang meiden, das Gegenstück zu dem was die 
Analogie bezweckt, sinnvollen Gleichklang zu produciren. Wäh- 
rend die Dissimilation aber dabei stehen bleibt, ihn aufzuheben; 
während sie sich in einem engeren Kreise vollzieht, innerhalb 
eines Wortes (S. cogolla ligamba tnarmol); oder wenn sie einmal 
weiter greift , wie bei der Trennung von Homonymen, doch eigent- 
lich nicht mehr als ihre Pflicht tut; während sie nur nach Hecht 
und Gerechtigkeit verfährt, indem sie zwei grundverschiedenen 
Wörtern wie caUis und calx, cor und chorus, die durch ihre 
eigene Schuld, durch den assimilirenden Trieb der Sprache, ein- 
ander gleich gemacht worden waren, ihre alte Verschiedenheit 
zurückgiebt; während sie, sobald sie sich machtlos fühlt, es zu 
tun, einfach ihre Einheit negirt [ano-qjoj, eins davon zerstört, 
und es ruhig der Sprache überlässt anderweitig für Ersatz 
[cordero aceite] zu sorgen, tut die Differenzirung mehr und 
Feineres: sie spaltet ein Wort, dem mehrere verwandte Begriffe 
anhaften so, dass jeder Begriffsnüance eine eigene, nahe ver- 
wandte und doch deutlich unterschiedene Form entspricht; sie 
schafft also positiv Neues. Am Schaffen allein aber erkennen 
wir die geistige Kraft. 

Dass die überraschende Vielheit der Bildungen, welche das 
Altspanische vor dem Neuspanischen voraus hat, seit seiner litte- 
rarischen Ausbildung mehr und mehr vereinfacht wurde; dass von 
den Lautvarianten des Volksidioms ein grosses Quantum gänzlich 
schwand, ist schon gesagt worden. Ein nicht unbedeutender Teil 
blieb jedoch zurück und wird noch jetzt durch einen nur verhält- 
nissmässig kleinen Rest vertreten. So ist es in allen romanischen 
Sprachen, und selbst im Französischen bestehen, trotz der fast 
unantastbaren Strenge seiner Litterärsprache viele, sehr viele 
bloss orthographisch oder orthographisch und lautlich differirende, 



40 

dem Sinne nach absolut identische Formen ein und desselben 
Wortes gleicbmässig nebeneinander : hennc steht neben banne, 
her et neben berret, bar neben bard, aubin neben hobin; arga- 
neau neben organeau, ergot neben argot; bourdigue neben bor- 
diguc; bistarde neben bitarde; brayon- neben broyon; eclope neben 
esclopc; ecope neben escope; icarlinguc escarlingue neben carlingue. 
Im Italienischen heisst es bald esiglio bald esilio, uffieio und uffizio, 
ungola und ungula, uguanno, und unguanno; umbelico und umbilico, 
um i Utk und umiltä^ vagabondo und vagabundo, vaccarclla und vacchc- 
rella, vespcro und vespro, vessica und vescica^ biglictto und viglieito. 
Im Spanischen steht fumarada neben humarada, fondura neben 
hondura, faca neben ftaca, fontana neben hontana, ferida neben 
Jierida, horano neben hurano, borujo neben &ttrt<;0, gorrullo neben 
gurrullo, gorbion neben gurbion, golleria neben gtdleria, fo- 
mentar neben fumentar, bochin neben buchin, bordon neben fttir- 
d<w; böchornö neben buchorno, zorita neben zurita, zorrullo 
neben zurullo. Wollte nun aber Jemand nach- Analogie dieser 
Doppelformen bald broma bald bruma, bald ^ro^a bald bruza, 
bald fosco balifusco, bald forma bald horma^ bald ^Ja bald 
Ma setzen, kurz o und u, / und ä nach Belieben ihre Stellen 
wechseln lassen , so würde ihm ein Lächeln der Spanier über die 
Ungenauigkeit seiner Ausdrucksweise, oft auch ein herzliches 
Lachen wegen seltsamer Missverständnisse nicht erspart bleiben. 

Wohl dürfen o und w , h und / oft indifferent mit einander 
vertauscht werden; ebenso oft aber hat der Sprachgeist jedem der 
beiden Vocale und Consonanten einen bestimmten Wirkungskreis 
mit festen Grenzen umzogen. Solche fein modulirte Lautcontraste, 
von deren Entstehung oben die Rede war, benutzte die Sprache 
um sie an ebenso fein modulirte Bedeutungscöntraste zu knüpfen, 
die sich allmählich aus ihrem lebendigen Organismus zur Selb- 
ständigkeit entwickelt haben, und darum auch nur eine eigen ge- 
schaffene Form brauchen können. Eigentlich brauchte die Sprache 
für jede neue Begriffsnüance eine neue Form : dazu aber reicht ihre 
Gestaltungskraft nicht aus; ein Wort muss immer mehr als einem 
Zwecke dienen. Präfixe und Suffixe, die Derivationsmittel, helfen 
ihrer Not wohl tüchtig ab ; arm aber bleibt sie doch. — Verdiente 
sie aber noch den Namen einer guten Haushälterin, wenn sie, 
die durch Not verpflichtet ist, nach neuen Bildungsmitteln zu suchen, 



41 

ein natürliches Werkzeug, einen schon vorhandenen Bildungsstoff 
unbenutzt, unausgebildet bei Seite Hesse? Der Zufall bietet ihr 
zwei Formen für einen Begriff; dieser Begriff spaltet sich entzwei. 
Was liegt näher als dass vom Doppelbegriff und von der Doppel- 
form je zwei und zwei sich einen? äo kann ohne Aufwand 
von Kraft und Mitteln, durch blosse Benutzung der vorhandenen 
Elemente, krjtft der Differenzirung ein reicher Wortertrag erzielt 
werden. So kann die Sprache ihre Armut zu wahrem Reichtum 
umwandeln. Denn Reichtum besteht nicht in der festen Masse 
des Besitzes, vielmehr in kluger und zweckentsprechender Aus- 
nutzung, Disposition und Erweiterung desselben. Klüger und 
zweckentsprechender aber als das Lateinische haben die roma- 
nischen Sprachen mit dem Kraftmittel der Differenzirung ge- 
schaltet. Jene hat nur sechzig bis siebzig differenzirte Wörter, 
[s. Michel Breal im ersten Bande der Mhnoires de Lirtguistique] 
die Romanen haben Hunderte. — 

Wie weit nun in solchem Variiren ein bewusstes Schaffen 
liegt; ob stets die Abweichung und Spaltung des Lautes der Ab- 
weichung und Spaltung der Bedeutung vorherging, oder ob um- 
gekehrt eine verschiedenartige Bedeutung ein verschiedenartiges 
Aeussere erzengte, ob also Lautspaltung zum Zwecke und mit der Ab- 
siebt der Bedeutungssonderung überhaupt vorkommen oder ob je 
die Spaltung der Begriffe eine Lautveränderung hervorrufen konnte 
die noch nicht, frei und unbekümmert um den Begriff, vor sich 
gegangen und nicht durch die Natur der Laute vorgeschrieben 
war, das wagt man, in solcher Allgemeinheit gefragt, nicht ohne 
weiteres mit ja oder nein zu beantworten, obwohl es von vorn 
herein unausdenkbar scheint wie überhaupt das eine das andere, wie 
der Laut den Begriff oder der Begriff den Laut, wie der Geist die 
Materie oder die Materie den Geist aus sich entwickelt haben sollte. 

Eine notwendige Verknüpfung zwischen geistiger Begriffs- 
und materieller Lautentwickelung besteht jedenfalls nicht : unab- 
hängig von einander gehen beide ihre eigenen Wege. Die Laute 
eines Wortes können sich auf ihrer Reise durch weite Räume und 
Zeiten stark, bis zur Unkenntlichkeit verändern, während ihr Be- 
griffsgehalt unberührt bleibt; die Begriffe können sich ebenso 
stark, ja noch weit stärker, weil sprungweiser, verändern, so dass 
eine Reconstruction durch die einzelnen Übergangsstufen bis zur 



42 

■ 

Urbedeutung zurück nur annähernd und nur unter Beibringung 
von Einzelanalogieen für jede' Fortschrittsstufe möglich ist. Der 
Lautkörper aber kann dabei unangetastet bleiben. Oft freilich treten 
beide Veränderungen zu gleicher Zeit ein; verbindet sich dann mit 
der beiderseitigen Veränderung eine Scheidung, so lässt sich nicht 
einmal eine Reihenfolge von erstens und zweitens aufstellen. Und 
ist dies selbst in einzelnen Fällen möglich, kann ich auch nach- 
weisen, dass die formelle Scheidung die frühere ist, so habe ich 
damit noch keineswegs nachgewiesen, dass nun auch die andere 
auf ihr beruht, dass wirklich der ältere Lautwechsel den jün- 
geren Begriffs Wechsel aus sich producirte. 

Bei' neueren Sprachen, deren Bildung in eine so späte Zeit 
der Keife fällt, dass die Art ihres Entstehens sich nicht leicht 
mehr der Beobachtung entziehen kann, lässt sich auch diese Frage 
leichter lösen, als es für Primitivsprachen möglich ist. In ihrer 
speciellen Anwendung auf mein spanisches Gebiet will ich wenig- 
stens den Versuch einer Lösung wagen. Ich denke mir den 
Process der Differenzirung also so: ein beliebiges lateinisches — 
oder auch anderssprachiges — Wort geht in's Spanische über, 
seine Bedeutung war schon in der Sprache, der es entstammt, 
eine mehrfache, eine engere und eine weitere, eine* concrete und 
eine abstracte, eine geläufige und eine seltene, eine ältere und 
eine neuere, oder, sie entwickeln sich erst im Spanischen zu sol- 
chem Doppelgebrauch. Bringt nun die Gestalt des Wortes auch 
eine mehrfache Veränderungsfähigkeit mit sich und wird diese 
Fähigkeit Tat, so werden anfangs die verschiedenen Wortgestalten 
gleichgültig wechselnd für den ganzen vollen Umfang der Bedeutung 
und seine einzelnen Teile gebraucht werden. Es kann aber unmöglich 
ausbleiben, dass mit der Zeit der eine Sinn häufiger als der 
andere vorkommt, dass z. B. der eine, der concrete engere Sinn im 
Munde des Volkes, der andere abstracte weitere im Munde der 
Gebildeten vorwiegt. Ebenso wenig aber kann es ausbleiben, dass, 
wie der Doppelsinn, so auch die Doppelform in ihrer einen 
Hälfte , nämlich der stärkst Veränderten im Munde des Volkes po- 
pulär, die andere aber, die feinere, der klassischen Urform nähere, 
im Munde der Gebildeten die stehende wird. Und naturgemäss 
wird von der bestehenden Doppelbedeutung der engere populäre Teil 
sich in die populäre Form kleiden, der höhere sich in die feinere. 



43 

Nehmen wir z. B. das lateinische forma: es wird nach spa- 
nischem Brauch zu horma abgeschwächt; beim steten Wechsel 
von h und /, und / und h musste sich aber die echte lateinische 
Form unverändert daneben erhalten, und beide, horma so gut 
wie forma, dienten wechselnd dazu ideell und reell jede „Form", 
den ganzen möglichen Inhalt dieses Begriffes zu bezeichnen. Horma 
sagte der Mann des Volkes, forma der Gebildete, Latinist. Der 
eine aber führte es sicherlich öfter im Munde um von materiellen 
Formen zu reden, so wie er sie als Handwerker, als Hutmacher 
Schuster Maurer fortwährend zu benutzen hatte; der andere sprach 
als Künstler Gelehrter oder Hofmann mehr von den eleganten 
Formen in Sprache, Benehmen, Kleidung etc.; bequemte er sich 
aber einmal dazu die vulgären Handwerker-Formen in den Sinn 
zu nehmen, so nahm er gewiss auch die vulgäre Äorma-Form in 
den Mund, den gleichfalls populären Sinn damit zu decken. So 
kam es — nicht nach Willkür und Laune, aber auch nicht mit Zweck 
und Absicht — sondern nach notwendigen Naturgesetzen dahin, 
dass beide Formen sich nach und nach streng von einander 

schieden, sodass horma heut zu Tage nur auftritt als molde 
cn que sc fabrica 6 forma alguna cosa , s apatos sombreros etc., 

— forma aber ist vorzugsweise la hechura exterior de las cosas, 

h que determina la materia d ser tal 6 tal cosa, figura, modo 

de proceder, aptitud etc.: das eine hat reale, das andere ideale 

Bedeutung. S. das Diccionario der sp. Academie. 

Ein anderes Beispiel sei ladino latino. Beide gingen neben 
einander her und bezeichneten sowohl im eigentlichen Sinne einen 
Lateiner und lateinisch Redenden, als auch im übertragenen Sinn 
jeden klugen, gewandten, verschmitzten Burschen. Diese volks- 
tümliche Bedeutung allein erscheint jetzt noch in der volkstüm- 
lichen Form. Der gelehrten Welt muss also die Popularisirung 
des sacrosaneten Lateinisch, die Depressirung von latino zu la- 
dino für Blasphemie gegolten haben. Man benutzte die klas- 
sische Form wiederum ausschliesslich für die klassische Bedeutung. 
— Opera tritt anfangs als obra und huebra auf, welche Einzelbedeu- 
tung des vielsagenden Wortes auch gemeint war: 'später dient das 
volkstümlichere huebra nur noch dazu, die Ackerarbeit eines Tages zu 
kennzeichnen: lo que una yunta de bueyes puede labrar cn un dia. 

In dieser Weise entstanden, meiner Meinung nach, alle 



44 

Scheideformen des populären spanischen Wortschatzes. 
In der spanischen Sprache kommt es niemals vor, dass Scheide- 
formen, d.h. dass zwei oder mehr in Sinn und Form verschie- 
dene, ursprünglich aber in Sinn und Form identische Wörter 
oder Wurzeln sich aus einem Wort oder einer Wurzel kraft 
einer Lautspaltung entfalten, die "nicht auch ohne Spaltung des 
Sinnes hätte eintreten und also blosse Doppel formen, d. h. 
nur lautlich verschiedene, dem Sinne nach aber identisch geblie- 
bene Wörter hätte hervorbringen können , wie sie sie auch in der 
Tat vorher und gleichzeitig und nachher hervorgebracht hat und 
noch hervorbringt. Die lautliche Differenz ist also vorhanden, 
ehe die Sinndifferenz sich in ihr realisirt, oder sie liegt wenig- 
stens so auf der Hand und ist durch den Vorgang gleicher oder 
ähnlicher Veränderungen so selbstverständlich geworden, dass 
man sich nicht mehr erlauben darf, wenn z. B. zehn Fällen in 
denen / und h einen Sinncontrast anzeigen, ein elfter Fall neu 
zugesellt würde, von einer eigens zum Zwecke der Sinndifferenzi- 
rung erfundenen Lautdifferenzirung zu reden. Ich glaube also, 
dass im Spanischen der Begriff nicht in freier Schöpferkraft neue 
Formen für sich zu bilden, sondern nur die ganz unabhängig von 
seiner Entstehung gegebene Materie mit sich zu durchdringen 
weiss. Ich glaube auch, dass es überall so ist; selbst wo die 
rein künstliche Erfindung von Scheideformen deutlich zu Tage 
tritt, wie in der mittellateinischen Deutung von voluntas als gött- 
lichen, volumtas als menschlichen, voluptas als teuflischen Willen 1 , 
ist doch das tatsächliche Vorhandensein der Dreiheit der Form 
die Basis, auf der solche Spitzfindigkeiten sich aufbauen konnten. 
Ich glaube also, dass was vom Spanischen gilt, auf alle romani- 
schen Sprachen und weiter glaube ich, dass es auf alle neueren 
Sprachen und selbst auf die alten indogermanischen Primitiv- 



1 S. Schuchardt, V. V. I, p. 4: „Eine eigentümliche Sitte der 
Grammatiker ist es, verschiedenen Schreibweisen eines und desselben 
Wortes verschiedene Bedeutungen unterzulegen." Aus einem Com- 
mentar zur Eegula S. Benedicti Hildemar. (9 sacc.) hebt er folgende 
♦Stelle aus: Sunt multi qui distinguunt volimtatem per n attinere ad 
deum et volumtatem per m ad homtnem voluptatem vero per p ad 
didbohim ! 



45 

sprachen ausgedehnt werden darf. Denn überall, also aucb hier, 
sind die Lautveränderungen nichts weiter und nicht mehr, als 
ein mechanischer Vorgang 2 ; sie stürzen abwärts, und wirken 



1 Ausnahmen zu dieser Regel finden sich unter den sogenannten 
Volksetymologieen ; s. unten. Doch hebe ich gleich hervor, dass ich 
dennoch in der Tat 'der Ansicht bin, dass durchaus nicht alle sogenannten 
Volksetymologien derartige Ausnahmen bilden. Sehr oftliegt auchi hnen 
nichts anderes als ein absichts- und gedankenlos vor sich gegangene 
Lautveränderung zu Grunde, die nur zufällig zu dem Resultat einer 
sinnvollen Gestaltung kommt. Wenn dunkele, einer fremden Sprache 
entlehnte Wörter in ihrer Form und oft auch in der speciellen Ver- 
wendung ihres Sinnes heimischen, und in ihren Bestandteilen wenig- 
stens anscheinend klaren Worten angeähnelt werden, deren verwandter 
und dem Ohre vertrauter Klang dem Volke beim Aussprechen jener 
unbekannten Neulingsformen vorschwebt — und dies versteht man 
doch unter dem Begriff des volkstümlichen Etymologisirens — , so wird 
diesen sicherlich oft Gewalt angetan, sie müssen nicht nur gerecht- 
fertigte Schwächungen, sondern auch ungerechtfertigte Schwächungen 
und Verstärkungen erleiden. Der Willkür ist Tür und Tor geöffnet. 
Dennoch glaube ich, dass auch hier — bisweilen! — der erste Antrieb 
und Schritt zu scheinbar gesetzlosen Veränderungen ein streng gesetz- 
mässiger Jst, der unabhängig von allen Rücksichten auf den Sinn und 
auf Anähnlichung an ein bestimmtes Wort mit Notwendigkeit vor sich 
geht. Abrotänum wurde zu Eberraute, arcubalista zu Armbrust ver- 
deutscht! Ich muss bekennen, dass der Gleichklang der lateinischen 
und deutschen Wortformen für mein Ohr ein sehr schwacher und dass 
der Sprung vom einen zum andern für meine Phantasie noch ein wenig 
zu kühn ist. Abrotänum wird zu Eberraute heisst für mich: abrotä- 
num wird zu abrota apocopirt wie cydonium zu Quitte, coquina zu 
Küche, catena zu Kette, pulvinus zu Pfühl, propago zu Propf, sar- 
cophagus zu Sarg verkürzt ward, alle nachdem sie den Accent nach 
deutscher Art auf die erste Silbe, wie auf die Stammsilbe verlegt 
hatten. Abrota — das kastilianisch-kat alanisch in der Tat als bröida 
existirt, ward dann durch Epenthesis aberoda und Aberraute, eine Form, 
die noch jetzt vorhanden ist, und erst diese ward zur Eberraute um- 
gedeutet. — Auch arcubalista schrumpfte wohl erst naturgemäss zu 
arcbalista (arbalete) arcblista armblista zusammen, ehe der Anklang 
an Arm und Brust gefühlt und zu voller Gleichheit mit diesen beiden 
Bestandteilen gemacht wurde. So wird es auch in anderen Fällen 
gewesen sein. Erinnerte, wie es ja so oft geschah, das aufzunehmende 
Wort oder ein Teil desselben von vorn herein an dies oder das her- 
kömmliche, so konnte natürlich der Process des Verdeutschens und 



46 

desorganisirend, und erst wenn sie von der geistigeren Kraft der 
immer vorwärts strebenden Begriffsveränderung und -Spaltung 



Etymologisirens gleich beginnen und vorbereitende Um watidlun gen waren 
nicht nötig. Dann sind die Lautveränderungen in der Tat nicht mehr 
mechanische Vorgänge, dann binden sie sich an kein Gesetz; im Latei- 
nischen und Romanischen nicht mehr als im Deutschen. Was aber 
von abrotanum und arcubalista gilt, die Behauptung, die ersten Um- 
formungen seien doch notwendige oder wenigstens regelrechte, gilt 
noch häufiger von romanischen Wörtern. Wenn furunculys im kat. 
und pr. zu floronc, wenn pantofla zu plantofa (kat.) wird, wenn vulg. 
lat. amygdala zu amandola, Privilegium zu primilegium, fXuiu^piSa 
zu Hquiritia wird, wenn der Spanier bnttesco für grutesco, pldntano 
für plätano, der Portugiese tufäo für tifäo, der Italiener rubaldo für 
ribaldo, schiavino für scavino, inchiostro für incosto, brugno für 
prugno, tremuoto für terremoto sagt, so sind diese feinen Lautvaria- 
tionen fein gegenüber der Verdeutschung z. B. von valisia zu Fell- 
eisen, von ebenus zu Ebenholz, von hatnaca zu Hängematte, von Jörn- 
bardo zu Longobardo, von bugspriet zu buonpresso beaupri durchaus 
nicht gesetzwidrig. Sie hätten vor sich gehen können, auch wenn 
dem Kat kein flor, Blume, kein planta, Sohle, dem Lateiner kein 
primus, kein inandere, kein liquidus, dem Spanier kein brutto planta, 
dem Portugiesen kein tuf . . . , dem Italiener kein rtfbar e, kein schiato 
"und chiostro und pritno und tremere zu eigen gewesen wäre. Ver- 
setzung eines aus- oder inlautenden l in den Anlaut; Veränderung von 
gd durch gnd zu nd, und Vertretung eines griechischen u durch oiea 
(Schlich., II, 29, citirt unter anderen Vulg.- und mlat. Formen amigdola 
amecdula, amagdola, agmyndala) , ferner Vertauschung von v und m, 
und Abfall eines anlautenden g vor l sind dem Romanen ganz ver- 
traute, und dem Vulg.-Lat. nicht unbekannte Erscheinungen; ebenso 
wenig dem Spanier der Wechsel von b und g, und Epenthese eines n 
vor Dentalen; dem Port, und Ital. Wechsel von u und t, dem letzte- 
ren Einschub eines i, Wechsel von b und p und Elision des tonlosen 
Vocals der Anlautssylbe. Hingegen ist z. B. die Umgestaltung von 
us in Holz, .von lom in longo durch keine möglichen Gesetze irgend 
welcher Sprache vorgeschrieben. Ich meine also, dass in manchen für 
Volksetymologieen ausgegebenen Wortveränderungen diese aus rein me- 
chanischen Bewegungen hervorgegangen sind oder es wenigstens sein 
könnten; ich meine pantofla z. B. brauche nicht im Gedanken an 
planta, plantofa, furuncvlus nicht im Gedanken an flor floronc, gru- 
tesco nicht im Gedanken an brttto brutesco geworden zu sein; icb 
meine das ital. lucerta z. B. könne nicht aus lacerta heraus etymolo- 
gisirt sein, weil lac den Italiener nicht an lux erinnern konnte. In 



47 

durchdrungen und ihr dienstbar gemacht sind, setzt sich ihre 
mechanische Bewegung in eine dynamische um. Hierin, Jn der 
Benutzung vorliegender absichtsloser Lautverschiedenheiten ist 
alle Differenzirung, wann und wo sie auch auftritt, einander 
gleich: in einigen anderen Punkten aber unterscheidet sich die 
der alten Epoche von der der neueren, die indogermanische von 
der romanischen. 

Da nämlich die Differenzirung ein Trieb ist, den die Not, 
diese kluge Erfinderin, in der Sprache wachruft, ein Versuch 
ihrer Mittellosigkeit aufzuhelfen, so wird er um so, tatkräftiger 



lacerta, lacarta ward das tonlose a in den verschiedenen romanischen 
Sprachen zu e und i und o und w, selbstverständlich ohne bestimmte 
Absichten; so ist im ladinischen lugord der Anklang an lux ziemlich 
schwach, obwohl der ti- Vocal darin ist. Der Italiener mochte nachher 
den u-Klang, den er unabsichtlich geschaffen hatte, mit Vorliebe fest- 
halten, weil lue ein ihm wohlbekannter Stamm war, ich leugne nur, 
dass das Bewusstsein, dass also die Einmischung fremder Wörter stets 
der erste Beweggrund solcher Veränderungen sei: Capüolium wurde 
zuerst rein lautlich zu Campitoglio: die Umdeutung zu campidoglio 
ist seeundär. Delphinus wurde zuerst rein lautlich zu dalfin dolfin 
(it. — o), die Umdeutung zu golfin ist seeundär. Und so fort. — Schu- 
chardt führt einmal bei Gelegenheit solcher Volksetymologieen als Regel 
an — ich weiss nicht wo und mit welchen Worten — die Aussprache, 
d. h. der Lautgehalt eines Wortes würde einem anderen zu Liebe ab- 
geändert, und nennt es eine Ausnahme , wenn erst der Aussprache zu 
Liebe eine Ableitung, eine Beziehung zu diesem oder jenem Worte 
erfunden würde (wie z. B. in Sept — imber). Ihm ist also die Umdeu- 
tung Urheberin der Umformung! Dass ich für alle Fälle wirklicher 
Volksetymologisirung (Ebenholz, Longobarden) nur der gleichen Mei- 
nung sein kann, versteht sich von selbst, doch, meine ich, fast ebenso 
oft sei die Umformung Urheberin der Umdeutung, eine absichtslose 
Modifikation der Aussprache bringe die Möglichkeit dieses oder jenes Ety- 
mologisirens erst mit sich, das selbst Etymologisiren sei nur der letzte 
Saltimbancosprung einer bis dahin schrittweise naturgemäss vorwärts 
gegangenen Entwickelungsbahn. — Was Geschick oder Ungeschick 
an Worterklärungen dann einmal geschaffen hat, das hält dann frei- 
lich der wissens- und verständnissdurstige Geist unveräusserlich fest, 
so hochtrabend poetisch oder so verzwickt und unsinnig es auch sein 
mag. — S. weiter unten näheres über Volksetymologie. 

Nachträglich verweise ich noch auf Caix, Eivitttall, 2, p. 888, Cerchio- 
vito aus oder neben cercovito (cireuitus) ist ein Beleg für meine Annahme. 



48 

in die Sprachbildung eingreifen, je mehr diese noch in den An- 
fängen ihres Werdens steht, je ärmer sie ist, je kleiner die 
Summe der begriffsbezeichnenden Wurzeln, die sie geschaffen 
hat. Die indogermanischen Grundsprachen werden also frühe, 
gleich nach dem Abschluss der ersten Fundamentalschöpfung der 
Wurzeln, diese differenziren, um ihren Vorrat zu vervielfältigen, 
später aber wird diese Fähigkeit erlöschen und anderen den 
Platz räumen. Wo hingegen eine Sprache bereits einen langen 
Bildungsgang hinter sich hat, wo ihr Kreislauf fast vollbracht 
und sie im Verfall begriffen scheint, d. h. wo aus einer Primitiv- 
sprache sich secundäre Sprachen entfalten, welche Barbarenvölkern 
von einem herrschenden Culturvolke überbracht werden, wie den ro- 
manischen vom römischen Reiche geschah, wo ihnen also ein grosser 
Vorrat von fertigen Worten überliefert wird, da braucht von Vermeh- 
rung, da wird von scharfer Sonderung zuerst nicht die Bede sein, 
da gehen Laute und Begriffe aus ihren Grenzen nur heraus, um 
sich zu verflüchtigen, zu vermischen und in einander zu fliessen, 
nicht um sich zu verfeinern, zu spalten und zu vervielfältigen; 
in bequemer und sorgloser Nachlässigkeit wird mit dem ererbten 
Gute geschaltet. Und erst wenn Jahrhunderte des Gebrauchs 
und Verbrauchs vergangen sind, wenn das Gemisch aus lateini- 
schen und celtischen oder iberischen, griechischen, germanischen 
und arabischen Bestandteilen gehörig durch einander gerüttelt 
und das Andenken an die fremde Misch-Abkunft ganz verwischt 
ist, erst wenn alle jene Elemente unter einheitlich bindende Ge- 
setze gezwungen und so der Sprache Spuren eigener nationaler 
Tätigkeit und einer gewissen Eigenart aufgedrückt sind, erst dann 
beginnt man sie hochzuhalten und zu schonen und an ihrer Ver- 
vollkommnung zu arbeiten; erst dann kann ja auch von einer 
wirklichen Mehrung des Ideenvorraths die Rede sein. Das licht- 
volle Scheiden des Differenzirungstriebes tritt daher in den roma- 
nischen Sprachen erst später hervor, entfaltet sich dann aber mächtig 
und dehnt seine Herrschaft so lange mehr und mehr aus, so. lange 
die Bildung der Nation, also auch der Sprache im Steigen ist. Das 
ist der erste Unterschied. Der zweite ist noch wichtiger. 

Den Romanen ward weder ein blosser Wurzelvorrat, noch 
ein Wortvorrat von so sinnlich klarem Bau vererbt, dass die 
Wurzeln oder . Wortthemen und ihre Determinativ- und Flexions- 



49 

elernente sich immer leicbt von einander abheben lassen, wie es 
im Altindogermanischen der Fall ist; vielmehr war ihnen ein 
Grandstock von ganzen, in ihren Elementen fest aneinander oder 
unauflöslich in einander geschmolzenen, zum Teil schon etymo- 
logisch ganz verdunkelten Wörtern überkommen. Wo aber die 
Wurzel, oder da diese Bezeichnung jetzt kaum noch passt, wo 
der Stamm und seine Determinativbestandteile noch klar vor- 
liegen, ist doch ihre Form meist so abgenutzt und abgeschliffen, 
knapp und einfach, oder auch schon von den Primitivsprachen 
selbst mehrfach gespalten, kurz ihre Gestalt ist eine solche, dass 
eine der alten Wurzelvariatibn entsprechende Stammvariation 
gar nicht — oder sehr selten — eintritt. Die romanische Diffe : 
renzirung vollzieht sich also hauptsächlich an ganzen Worten 
mit rficksichts- und verständnissloser Verwischung oft des Stam- 
mes, oft der Suffixe. Bei ihr gilt also nicht, wie bei den indo- 
germanischen Sprachen als Kegel, differenzirte Wurzeln und Suf- 
fixe und als Ausnahme einige wenige differenzirte Wörter, son- 
dern als Kegel differenzirte Wörter, als Ausnahme differenzirte 
Stämme und Suffixe. Das ist der zweite Unterschied. 

Ausnahmen aber sind auch hier vorhanden : und das aus der 
Erfahrung, aus den bis jetzt erfahrenen und erkannten Erschei- 
nungen, abstrahirte Gesetz, dass secundäre Sprachen keiner Wurzel- 
und Stammbildung, keines Wurzelbewusstseins, also auch keiner 
Wnrzeldifferenzirung fähig sind, rouss, für die letzten beiden 
Punkte, eine kleine Einschränkung erfahren. 

Die eigene selbstschaffende Tätigkeit der romanischen Spra- 
chen, gerade in Betreff der Wortbildung, ist meines Erachtens 
überhaupt noch nicht genugsam gewürdigt worden, obwohl sie 
gerade in ihr mit voller Kraft wirkt und webt und neugestaltet; 
und absichtlich lege ich gleich in dieser kleinen Erstlingsarbeit 
einen acuten Accent darauf. Wie Entartungen und Entstellungen 
des Lateinischen, wie ein chaotisches Jargon, das durch eine 
weite Zeitkluft, die man früher durch Ausdrücke wie Barbarei 
und Sprachmischung characterisirte, von jenem geschieden ist, 
fasst jetzt wohl Niemand mehr die romanischen Sprachen auf, 
doch geht man, wie ich meine, auch dann noch fehl und urteilt 
schief, wenn man sie wie sklavische Nachahmerinnen im Grossen 

C. MlCHAfiliI8. 4 



50 

und Ganzen des Lateinischen, in einzelnen Fällen aber auch oller 
der Sprachen ansieht, ans denen sie überhaupt etwas schöpften. 
Es ist ein durchaus falsches Verfahren, für jedes romanische 
Wort, dessen Etymon nicht klar daliegt, nach einem festen 
Muster, einer festen Schablone zu suchen, von dem seine fertige, 
vorliegende Gestalt ein genauer Abdruck sein soll. Nicht ein- 
mal mit dem lateinischen Fonds wurde so umgegangen. Zwar 
fahrte das Lateinische zum grössten Teile schon zubereitete Waa- 
ren ein; oft aber wo die Gliederung in Stamm und Endung 
scharf ausgesprochen dalag, wurden diese wohl als Ganzes ver- 
einigt aber doch als noch lösbare und flüssige, frei verbrauch- 
bare Stoffe übernommen. So allein ward eine Entwickelung der 
Sprache mittelst der Derivation möglich und fruchtbar. Eigent- 
lichen Rohstoff jedoch , der ganz nach freiem Ermessen verarbeitet 
werden könnte, hatte die lateinische Sprache nicht zu vergeben. 
Wurzeln oder Stämme, die gleichsam noch in ungeformtem Zu- 
stand, also der Bildung und Vervielfältigung noch fähig waren, 
führten nur die germanischen Eroberer den Romanen zu. Die 
obige Regel, dass die romanischen Sprachen nur eine Wortdiffe- 
renzirung kennen, und als Ausnahme wenige Stammdifferenzirun- 
gen, kann also dahin präcisirt werden, dass wenigstens die 
germanischen Bestandteile oft als Stämme eingeführt, 
als Stämme erkannt und als Stämme differenzirt wur- 
den, die lateinischen aber nicht. 

Was den Romanen aus dem Munde der nordischen Eroberer 
fremdartig entgegentönte, war ihnen selten als Ganzes mund- 
gerecht; häufiger ging nur der wichtigere sinntragende Stamm, 
der durch die germanische Betonung leicht fassbar war, in ihren 
Wortbesitz über. Auch einige volle Suffixe — engo aldo ardo 
anda — wurden productionsfähig. Den Stamm allein abstrahirten 
sie also aus einer Menge ihnen vortönender germanischer Wörter, 
die ihn in sich enthielten. Da aber auch im Germanischen ein 
Wort gewöhnlich schon mehrfache Gestalten hatte, welche 'die 
verschiedensten Sinnnüanoen überkleideten, oder auch nur wie 
im Altspanischen überwuchernde Kraftproben , Luxusartikel waren, 
so ward beides, Form und Sinn, wie es scheint, nur in den all* 
gemeinsten Grundzügen aus der Menge der Bildungen und Be- 



51 

deutungen abstrahirt und vom Spanischen selbst erst wieder be- 
festigt und differenzirt. Doch exewplum doceat! 

Zu welcher Unzahl von lautlich geschiedenen Formen hatte 
sich z. B. die indogermanische Wurzel grb gespalten! [S. unter 
anderen Diefenbach.l Zu welcher Unzahl von sinnverschiedenen 
Worten! Der Romane abstrahirte aus dieser ganzen Fülle laut- 
lich nichts als die Dreizahl der Radicale, deren Character als 
Gutturalis, Liquida und Labialis, und das , Bindeelement des a- 
Vocals; sinnlich nichts als den breiten, gar nicht mehr mit einem 
Worte zu umfassenden Begriff der jede einzelne, energisch, nicht 
mit« flacher, sondern mit gekrümmter Hand vollzogene Bewegung 
benennt, ob sie sich nun zum graben oder greifen, zum rau- 
ben oder stehlen, oder zum kratzen und kritzeln, zum schreiben 
oder übertragen, zum Zickzackgehen, Winkelzüge machen, das 
Gesicht verzerren, Fallstricke* legen etc. etc. individualisirt hat. 
Grb mag schon im Deutschen alle diesö Einzelheiten benannt 
haben; schon im Deutschen mag grb, ganz wie im Romanischen, 
den ersten Radikal zu g oder Je, den zweiten zu r oder Z, den 
dritten zu b odef p oder f gespalten haben; die Liquida mag 
ihre Stelle hinter dem Guttural oder vor dem Labial einge- 
nommen; ein epenthetischer Yocai mag ihn von beiden getrennt 
hahen; die Labiale mögen einen parasitischen Nasal, b und p, 
ein »w, f ein n vor sich erzeugt, und so mag grb eine Fülle 
von Formen aus sich selbst geschaffen haben: die Deckung der 
Specialbegriffe durch diese oder jene der vorhandenen Formen 
wird sich dennoch in beiden Sprachgruppen nicht entsprechen, 
nicht lauter gleiche Formen werden in beiden wirklich geworden 
sein, ob auch die Möglichkeit ihrer Existenz in beiden gleich 
gross war. Nicht für jede Erscheinung der Wurzel grb im Spa- 
nischen oder in anderen romanischen Sprachen wird das Germa- 
nische ein Vjorbild aufweisen können, höchstens für ihre einfach- 
sten suffixlosen Repräsentanten; alle durch Anfügung von roma- 
nischen Präfixen und Suffixen hispanisirten Gestaltungen müssen 
für Originalbildungen erklärt werden, für selbständige, aus deut- 
schem Material gemeisselte Gebilde. Derselbe Stoff, jedoch ein 
anderer Schnitt: also doch ein anderes Gostüm. 

Ich sehe also im spanischen garbullo — an dessen Deu- 
tungsversuch durch unseren Meister, Diez, der Mangel der bis- 

4* 



52 

* 

herigen Methode recht ersichtlich ist und an dem der Nichtglaube 
an romanische Originalität sich rächt 1 — ich sehe 

in garbullo engarbullar garbear garbin, im it. garbtiglio, 

frz. garbouü garbouiller; npr. garbugi. 

in garfü garfaäa garfio garfiada garfear garfinar, pg. garfo 

in garabato* garabatada garabatear garabo garabero gd- 

rabeta garabatosa; pg. garabulho garabulJtento garavango 

garavanselo garavato engaravitado; it. garabullare. 

in garapacho garapina garapullo garapato;' pg. cngarapar 

garapito garrapatear garr apaton etc. 
in agarrafar engarrafar garrqfinar 
im Pg- gravato graveto gravatilho engravitar; frz. grabeau 



1 S. Diez, E. W., I, 201 und II, 328 und 332. Er erklärt hier 
garbullo für ein Compositum, dessen Elemente garrire und bullire 
wären, während er doch, Gr. 332, garbtiglio unter die italienischen 
Bildungen in uglio richtig einreiht. Seiner erst erwähnten Erklärung 
kann ich nicht zustimmen, weil eine gemeinromanische Composition 
dieser Art nicht ein einziges Mal vorkommt, das spanisch-portugiesi- 
sche Wort aber, wie seine zahlreichen Ableitungen beweisen J nicht erst 
dem Ital. entlehnt sein kann; ferner weil die Macht der Gewohnheit 
erfordert hätte, dass im Spanischen (und auch im Italienischen), 
wie in allen bekannten Imperativcompositionen so auch hier, der 
Bindevocal i eingeschoben würde. Garribulle würde ohne weiteres 
als pleonastische Zusammensetzung anerkannt werden,* garbtiglio gar- 
bouü aber um so weniger, als grabouil das häufigere zu sein scheint. 
Dem Stamme grab garb wurde das Suffix uglio angefügt, das im Ita- 
lienischen oft, ob seine Herkunft auch dunkel scheint (uculus?), be- 
nutzt wurde, wo Mischmasch und Wirrwar geschildert werden sollte. 
S. tafferuglio miscuglio sombuglio sobuglio scombuglio cespuglio bar- 
buglio pattuglia avanzuglio guazzdbuglio , in welchem letzteren, da 
nur ein guazza, kein guazzab existirt, in der Tat eine Zusammen- 
setzung mit buglio vorliegen könnte. Der toskanische Yulgairdialect 
bietet ferner noch canapuglio ciruglio rapuglio. Im Portugiesischen 
hat ulho die gleiche Bestimmung eine unordentliche Masse zu charakte- 
risiren. S. pedregulho graulho cascnlho cascabulho bar ulho bandulho 
bagülho. Und auch im Spanischen dient ullo vjo bisweilen diesem 
Zwecke, wiewohl es in den meisten Fällen , ich zähle 50, bedeutungs- 
loses Füllsuffix geworden ist. 

2 S. Diez, E. W., II, 135. Hier wird der Versuch gemacht auch 
garabato in zwei Teile zu zerlegen, oder ein arabisches Wort darin 
zu entdecken. 



53 

grabvge grabouil grabouillcr gravcr (sp. grabar) gravir 1 

graveler gravelin gravelet 
in grapa grapon, kat. grapinya, it. grappa y pr. graps, frz. 

grappe grappin grapignan etc., grapcile, kat. graponar 

(kriechen) 
in graf grafinar grafihar, it. graffio etc., pr. grafio, frz. 

agrafe graffin graffigner etc. 
in grampa grampon, pg. emgrampar engramponar, it. grampa 

aggrampare 
in garambaina 

im arag. garrampa, pg. engarampar etigarawpotiar 
in galfarro, pg. engälfinhar 
in galafate 
in galapago 
im pg. carrapato cncarrapitar earapeta carapinha carapita, 

it. carapignare. 
im frz. crajpattd^ 

im pg. carämpäo, it. (bresc. comask.) carampana 
im frz. crampe 
im sp. calambre 
im. sp. calapatillo, 



1 Siehe jedoch Diez II, 329. 

* 

2 S. Diez, E. W., II, 267. Ich vermute, dass erapaud, dialek- 
tisch auch grapaud, k&t.gripau, alt. grapalt grapaut mit dem spani- 
schen galapago und dem neukat. calapat (s. sp. calapatillo) identisch 
ist, und dass es weder von cr^jpare, noch vom ags. creopan als selt- 
sam vereinzelte Frucht übrigblieb, sondern zu dem reich vertretenen 
Stamme grb gehört, der, wenn ich nicht irre, auch "ein afrz. Verbum 
craper, kriechen (s. oben kat. graponar) aus sich abzweigte. Ob auch 
das it. carpare hierher zu ziehen ist? Dass Kröten und kriechendes Getier 
aller Art vom sogenannten krabbeln (Krabbe selbst kommt freilich von 
carabus) ihren Namen erhielten, ist sehr natürlich und kommt oft vor. 

Das kat. gripau führt zu einer zweiten Reihe romanischer Ver- 
treter des indogermanischen grb hinüber, die besonders in Frankreich als 
grif grip grimp keine unbedeutende Rolle spielen, von der wir aber 
hier absehen, da sie sich aus dem anderen Aste der schon im Deut- 
schen zweigespaltenen Wurzel : aus dem Urbild des modernen greifen 
und nicht dem des Grabens, von dem wir hier ausgingen, entwickelt 
haben. S. p. 61. 



54 

d. h. ich sehe in garb garab garav garap garrap, in garf 
garraf, galf galaf galap calap; in grab grav graf 
grap gramp garamp garramp garamb crap carap car- 
rap cramp caramp calamp und in der langen Reihe ihrer 
Ableitungen, von denen ich hier nur eine ganz kleine Probe 
.biete, und zu denen sich viele italienische Formen mit abgewor- 
fenem Guttural and andere, anch portugiesische, mit prostheti- 
schem $ hinzufügen lassen, ich sehe also in all diesen Stell- 
vertretern der Begriffe: Haken, Anker, Harpune, Kralle, Klaue, 
Nagel, Krampe, Klammer, Krampf, Klette, Netz, Schlinge, Fall- 
strick, Zickzacklauf des Krebses, kritzliche Handschrift, Gesichts- 
Verzerrung, etwas vor Kälte oder Alter Gekrümmtes, jede krause 
Speise, dann Krebs, Krabbe, Kröte, Schildkröte, Filzlaus, Dieb, 
Gauner, Häscher; ich sehe in fünfundzwanzig verschiedenen 
Stammformen virtuell ein und denselben Stamm und zwar die 
.durch deutsche Vermittelung überbrachte und auf romanischem 
Boden selbständig variirte, im Lateinischen in so einfacher Form 
und in dem Ursinn des Greifens und Fassens gar nicht erhaltene, 
den romanischen Sprachen aber ausserdem noch durch griechi- 
schen Einfluss als graphmm (frz. greffe, it, sgraffio etc.) mit- 
geteilte indogermanische Wurzel grb. Gewisse romanische Bil- 
dungen stehen gewissen deutschen näher als andere, einige lassen 
sich direct auf deutsche Etyma zurückführen, das frz. grauer auf 
grdban, crampe auf cramph, grappe auf chrapfo: trotzdem aber 
bleibt eine so bedeutende, was Wurzelditferenzirung anbelangt, 
vielleicht unübertroffene, Zahl verschiedener Gestaltungen eines 
Stammes übrig, dass es gestattet oder geboten ist, eine eigentüm- 
liche Schöpfung romanischer Sprachbildung, eine romanische 
Wurzel- oder Stammvariation darin zu erkennen. 

Zu hohem, wenn auch nicht gleichem Reichtum der Ent- 
faltung kam der Stamm skarb skarp % der unter anderem als 
„scharben, schärben" jedes zerschneiden, zerfetzen, kerben; als 
„schrapen, schrabben, schrafen" (mhd. schrapfen, schraven, bair. 
schrafen) jedes kratzen, ritzen, scharren, schaben bedeutet; als 
„Scharbe, Scherbe" einen Einschnitt im •Flossbaum, in welchen der 
Querbalken eingepasst wird, und in ausgedehnterem Sinne jede 
Fuge oder Kerbe, die zur Verbindung von Balken oder Brettern 
gemacht wird, und schliesslich diese Verbindung selbst. [S. Bobrick's 



65 

naut. Wörterb.]; als „Schärpe, Schärfe oder Scherf" einen ab- 
geschnittenen Zeugstreifen; als „ scharf " (skarp) alles spitz zu- 
laufende. In das römische Reich drangen, als unmittelbarer Aus- 
fluss dieser Formen und Deutungen, als Repräsentanten von 
Scharbe das spanische escarba escaraba und escarpe, pg. escar- 
va, frz. ecart ccarver ; als Repräsentant von Schärpe das frz» 
echarpe, woher/ sp. charpa, it. sciarpa; von scbrapen, icharper; 
als Repräsentanten von scharf erstens zahlreiche romanische Be- 
nennungen anfangs spitzgeschnäbelter, später aber beliebig ge- 
stalteter Schuhe: pg. escarpe(s), Eisenschuhe als Marterwerkzeug, 
it. scarpa, Schuh etc.; zweitens die Benennung steiler Böschun- 
gen, fr. escarpe, it. scarpa, sp. pg. .escarpa; drittens das kat. 
esquerp, scharf, rauh, hart; viertens das spanische escarbar, pg. es- 
carvar, scharren, kratzen, reiben; fünftens escarpar, poliren, glatt- 
reiben. Mittelbar stammen daher in allen romanischen Sprachen 
viele leicht erkennbare Ableitungen, die an den treu erhaltenen 
Stamm beliebig den Sinn modificirende Silben anfügten: zu Schärpe 
echarpe gehört das Diminutiv escarcelle, woher das ital. scarsella, 
pg. escarcella, sp. cscarcela; zu escarpa, Böschung, escarpado; zu 
escarpa, Schuh, das spanische escarpin, frz. escapin etc. Ferner 
aber existiren Ableitungen, die zugleich den Character des Stammes 
leise umgestalten sowohl im Italienischen wie im Portugiesischen und 
Spanischen; das Französische ist auch hier arm und karg. Zu 
escarba gehört die Nebenform escaraba und das kat. escarabat; 
escarapcla, Schleife, Bandkokarde — divisa que traen los sol- 
dados en el sombrero — schliesst sich an skarpa, das Etymon 
von icluxrpe, an; escaräbajo, pg. escaravalho' bezeichnet einen Riss 
oder Spalt, besonders in gegossenen Geschützen; so weit es Käfer 
bedeutet stammt es wie das pg. escaravelho escravelho, frz. escar- 
bot, kat. escarabat, it. scarafaggio, pr. escaravai vom lat. sca- 
rabaeus oder genauer von seiner vulgarisirten Form scarabaius 
(Schuch. V. V. III, 111); die Derivata escarabajear (sp.), scara- 
biliare scarabocchiare (it.), die Feder einen unsicheren kritzelnden 
Maikäfergang gehen lassen (kat. fer escarabats) könnten hingegen, 
wenn scarabaeus nicht existirte, ohne Mühe unter den romani- 
schen Abkömmlingen von grb eine Stelle finden, deren recht- 
mässige Besitznahme durch zahlreiche Analogieen für Sinn- und 
Formumdeutung bewiesen werden könnte. Escarbotar, das nur 



56 

zufällig an den frz. Käfer (escarbot) anklingt, ist nichts als ein 
Derivat von escarbar. Das gleichfalls katalanische esgarrapar, 
kratzen, zugleich aber grapsen, rauben, ungwtms arripere; esgar- 
raposy rauh, esgarrifiar oder escarrifar, vor Schrecken zusammen- 
schaudern, esgarrifs escarafalls, das sich Sträuben der Haare; das 
spanische escarapcla, pg. escarapella und das gleichbedeutende 
cscafapulla, Wirrwarr, Zank, Streit, Rauferei 1 ; das ital. scaraf- 



1 S. E. W., II, 128. Diez weist mit Recht die von Covarrubias 
versuchte Zerlegung des Wortes tscaraptlar in cara, Gesicht, und pelar, 
rupfen, zausen zurück, wonach die Substantiva escarapela und sogar 
escarapulla! erst später aus dem schönen Verbum ex-cara-pelare , die 
Haare aus dem Gesicht raufen, entnommen wären. Natürlich ist das 
Umgekehrte der Fall; das Substantiv ist das erstere, das Verbum das 
abgeleitete; und damit schwindet die Möglichkeit jener Composition 
von selbst. — Gesicht und Haar , wie sollen sie sich zum Begriff der 
Rauferei einen? und wie und. wozu verwischte man dies schöne Bild 
in pulla wieder? An die Stelle dieses Erklärungsversuches setzt Diez 
einen anderen, wie mir deucht, gleichfalls unhaltbaren. Er identifi- 
cirt es mit dem ital. scarpellare, das e^r mit zerkratzen übersetzt, fuhrt 
es also auf das lat. scalp ellum zurück. So weit diese Deutung esca- 
rop für den Stamm, ela ulla für Endungen erklärt, stimme ich ihr 
vollkommen bei , im Stamme selbst aber kann ich nicht das lat scalp, 
sondern ein variationsfähigeres ausländisches Etymon, das oben be- 
sprochene deutsche skarp erkennen. Ursprünglich mögen beide eins 
gewesen sein, wie sie auch in ihrer Bedeutung kratzen zusammen- 
fallen (vgl. 8caJpturio scalpurio); hier aber müssen sie von einander 
getrennt werden. Scalp wäre im Spanischen zu escop, cd durch au 
zu o geworden, wie es in seiner einzigen populären Gestaltung esco- 
plo, Meissel, auch in der Tat geschah. Escoplo, auch esclopo und 
cscopa, alt escopalo, pg. escopro, pr. escaupre, afrz. eschalpre escho- 
ple, nfr. echoppe, ist eine durchaus cofrecte Bildung, und ich begreife 
nicht weshalb Scheler (Dict. cPEtym. fr, 73) sagt: „Tesp. escoplo, pg. 
escopo doivent etre pris du frangais." — Escalpelo oder esöarpelo, 
welches nichts als das anatomische Zergliederungsmesser ist, erweist 
sich durch Form und Inhalt als gelehrte Bildung. Wie sollte von ihr 
das durchaus populaire escarapela ausgegangen sein? — Ein* gleiches 
aber kann nicht vom it. scarpello und nicht vom kat. escarpra escar* 
para qscarpa gelten, die ja auch beide den Meissel benennen. Das 
ital. ohne Zweifel davon abgeleitete sccirpeUare bedeutet ursprünglich 
und hauptsächlich ausmeissela; zu leuguen, dass es auch auskratzen 
bedeuten könne, ist kein Grund vorhanden, wiewohl es mir in dieser 
Tätigkeit noch nicht begegnet ist. 



57 

fare sgaraffarc, das pg. escarafuncfiar, mit den Nägeln oder 
Fingern alles durchstöbern [auch esgarafunhar esgaravunhar es- 
garavunchar]; esgaravitar oder esgravatar, kratzen, scharren, 
esgaravatil, esgarabulhar csgarabulhäo, in steter Unruhe sich 
wie ein Kreisel (carapeta escarapetear) hin und her drehen, 
lassen sich an skarp anschliessen , würden aber eben so gut zu 
grb passen. Ihr Etymon schwankt also zwischen beiden. Ich 
setze sie jedoch hierher, weil skarp vermöge seines .Anlauts noch 
näheres Anrecht darauf hat; möchte jedoch von den portugiesi- 
schen Formen wenigstens die auf ulho vnho uncho lieber zu 
grVs Vertreter garbuglio ziehen, da die Prosthese eines s 
hier zu den allergewöhnlichsten Erscheinungen gehört, und auch 
der Wechsel von Ih nh nch mehrfach zu belegen ist. — Skarb 
entwickelte sich also zu escarv escarb escarp escarab es- 
carap und dialektisch noch zu csgarrap esgarrif, vielleicht 
auch zu escaraf esgaraf esgarav und zu den französischen 
Producten escar und charp. 

Da aber alier guten Dinge drei sein müssen, soll noch eine 
dritte germanische Wurzel ihre spanischen Vertreter vorführen, 
um zu beweisen, dass sie sich auf romanischem Boden aus eige- 
ner Kraft vermehren konnten. Die Harfe, deren Herkunft all- 
gemein als germanisch anerkannt wird, obwohl ihr Name ziemlich 
vereinzelt dasteht — wenn es auch geraten scheint, ihn mit dem 
schwedischen harfwa, raifen, reissen, dem deutschen harfen, rut- 
schen, scharren als Bergmannsausdruck, dem bairischen härpfen, 
klettern, rutschen in Verbindung zu bringen — die Harfe ging mit 
ihrem nordischen Namen harpa in das Romanische über als harpa 
harpe arpa [s. Diez, E. W., I, 33]. Ihre hakenähnliche Gestalt 
brachte es mit sich, dass ihr Name auf andere hakenförmig ge- 
staltete Instrumente übertragen wurde: Kralle (kat. arpa), Ha- 
ken (sp. arpeo), Harpune (sp. arpon), Raubvogel (sp. arpella) etc.; 
arpar, zerreissen,, zerfetzen, zerkratzen, arpado etwas zerrissenes, 
zahnig gewordenes etc. [s. frz. Jierpe], und weiter hdrapo oder 
färapo, ein zerrissener Fetzen, farpa dasselbe, und eine spitz zu- 
geschnittene Fahne. — Bis hierher stimmt meine Ansicht mit 
der der meisten Komanisten überein und ich hoffe, dass sie mir 
auch weiter beistimmen werden, wenn ich die hispanischen For- 
men mit anlautendem s oder #, welche dieselben oder doch ver- 



58 

wandte Ideen wiedergeben, auch zu dem deutschen harp ziehe, 
das somit im Spanischen als arp harp farp harap farap 
zarp zarrap jerap und endlich durch Metathese gar als za- 
parr eine wichtige Rolle spielt. Der Wechsel von h und s, 
der im Indogermanischen, besonders aber auf griechisch -lateini- 
schem Gebiete eine ganz gewöhnliche Erscheinung ist, findet auch 
im Romanischen Statt. Und ich kann es daher nicht wie Diez [Gr. 
I, 285] seltsam finden, dass als katalanischer Repräsentant von 
foenum graecum (sp. heno griegö), ein sinigrec, für fibula fibella 
(sp. hebilla), ein sivella existirt. Der Spanier sagt hanscrito fttr 
sanscrito, sopalanda steht neben hopalanda, cosecha kommt von 
cohecha cogecha coliecha collecta; von brazo kommt br ahoner a; 
andalia steht - neben sandalia, neb'en herrojo cerrojo, ervato 
neben cervato von cervus, neben hafiz und haiz steht hasiz, ne- 
ben hinojo cenogil, neben imbornal cimbornal, neben jaharrar 
sajarrar, neben hiscal und jiscal ciscal, neben buitrera bueitrera, 
neben dem kastil. arda ardilla harda steht mallorkanisch sarda, 
neben dem kastil. rehen refen (arab.) das kastil. resen l etc. etc. 
Darum also, weil h und s oder g im Spanischen nicht selten ihre Stel- 
len mit einander vertauschen a , nehme ich an: erstens dass auch das 
Spanische zarpa, Klaue, Kralle, wofür ja der Katalane arpa sagt, 
germanischen Ursprungs ist (s. Diez, I, 365 u. sarpare); zwei- 
tens dass das spanische arpillera, grobes rauhes kratzendes Sack- 
tuch, mit seiner Nebenform harpillera, katalanisch sarpal- 
lera xarpellera, mallorkanisch serpellera, pg. serapilheira ser- 



1 Im kat. rahö rahün rehina sahö ist h ein späterer Einschub 
zur Tilgung des durch Ausfall von z entstandenen Hiatus. 

% 2 Das sp. pg. kat. herpe, Hautflechte weist durch die Nebenform 
herpete auf ein mlat. herpes herpetis, das wie so viele medicinische 
Termini dem Griechischen entnommen ward (epTctje); sonst hätte auch 
eine Nebenform zu serpe sierpe, Schlange, in ihm erkannt werden 
können. (Vgl. eerpigo, flechtenartiges Geschwür.) Vielleicht liegt 
wenigstens im spanischen sarampion, pg. sarampo sarampäo saram- 
petto sarampelo, welches die Masern und Rötheln benennt, eine volks- 
tümliche Umformung von serp, sich schlängeln, vor. Wie grb zu 
garamb garamp, so könnte auch srp sehr wohl einmal zu saramp er- 
weitert worden sein. 



59 

pillieira sarapilheira und der baskischen Form sarpillera, sowie 
mit dem entsprechenden französischen sexpillüre ] , englisch sar- 
plar, ans einer und zwar wieder . derselben Quelle floss, und 
dass auch das sp. jerapellina daher stamme, welches ein altes, 
zerrissenes, in Lumpen zerfallendes Kleid, wie Du Cange sagt vestes 
invcteratae, bezeichnet, mittelalterlich aber zu serapcllinae, seram- 
pelinae, xerampcllinae vestes latinisirt, und von einem Unkundi- 
gen, vielleicht auch von dem so gern etymologisirenden Volke 
auf pelles gegründet ward, und nun speciell veteres pelles, pelles 
parvi valoris benennen musste. Drittens nehme ich an, dass 
die bereits durch farpa farapo harapo und durch das eben er- 
wähnte Derivatum benannten Lumpen und Fetzen, für die im Spani- 
schen wohl zwanzig kräftige Namen vorhanden sind, noch einen ein 
und zwanzigsten tönenden, wichtigen Repräsentanten suchten und das 
weichere farap harap zu zarap zarrap zaparr verhärteten: zara- 
pallon ist ein in Lumpen gekleideter Mensch, zarrapastron das- 
selbe, zarpastroso zarrapastroso zaparrastroso das Adjectiv dazu. 
Viertens ziehe ich hierher auch die gemeinromanischen Schiffs- 
termini, welche das Lösen, das Loshaken des Ankers bezeichnen 
(S. Diez I, sarpare). Das ital. sarpare salpare sciarpcllarc, frz. 
sarper serper, sp. zarpar, pg. sarpar, m^ll. saupar, kat. sarpar 
führen auf ein mittellateinisches exharpare (s. unten Aphäresis), das 
katalanische gleichbedeutende arpar auf das einfache harpare, dies 
aber soll griechischen Ursprungs sein. Der Enterhaken selbst heisst 
ja spanisch auch arpeo. Weshalb aber soll man die romanischen 
Formen, in denen arp enthalten ist, auseinanderreissen ? wozu, da 
ihre ganze Schaar sich bequem aus einer Wurzel entwickeln lässt, 
zwei verschiedensprachige Etyma aufstellen und zum deutschen 
H$rfe noch die stammverwandten griechischen Formen apjtff) ap- 
Tuafstv ££ap7ua£eiv fügen. Aus ihm Hesse sich nur ein ganz be- 
schränkter Teil der romanischen Wörter erklären, aus dem 
Deutschen alle. Und da Differenzirung griechischer Stämme nicht 
vorkommt, sie sich an deutschem Stoffe aber so oft vollzieht, 
dass man als Regel aufstellen kann der Keim vielfältig variirter 
Worte, in denen ein lateinischer Stamm nicht klar zu Tage liegt, 



1 S. dagegen Lütre und Scheler. 



60 

sei auf deutschem Boden zu suchen, so glaube ich ohne Kühn- 
heit auch jene Schiffsausdrücke, also alle romanischen Formen, 
deren Kern arp bildet, als Ausflüsse des Deutschen betrachten 
zu können. l 

An diese drei, durch ihre Liquida flüssig gemachten Stämme, 
grb skrb Arp, lassen sich sicherlich manche andere reihen, denen 
ihr oft einfacher Bau vielleicht eine so vielfache Spaltung nicht 
gestattete, doch aber eine sparsame Mehrung nicht hinderte. 
Dahin rechne ich trap tramp trep; tap tamp zamp; rap ramp; 
wuf mof buf bof; mon boü muri bun; grat garat; bord brod; 
brot bort bret bert; broch bronch broz bronz; brig breg berg 
barg; drap trap und viele andere, deren Laufbahn ich noch 
nicht eifrig genug verfolgt habe, um hier authentischen Bericht 
darüber zu erstatten. 

Ich muss mich also damit begnügen, die Grundztige eines 
Planes anzugeben, auf dem sich möglicherweise später einmal 
ein grösserer nützlicher Bau erheben wird. Schon lange sammle 
ich aus allen romanischen Sprachen und Dialecten Material dazu. 
Und wenn nicht die Fülle dessen, was. ich bereits gefunden und 
aufgeschichtet habe, mir die Ueberzeugüng gäbe, dass mein Plan 
ein guter und erfolgreicher ist und dass ich über kurz oder lang 
mit tüchtigeren siegreichen Schwadronen ins Feld rücken werde, 
um für meine Ideen zu kämpfen, so würde ich es nicht wagen, 
hier einen Vorboten auszusenden um kurz anzusagen, was ich 
beabsichtige und meine. Was in diesem Schriftchen nur kurz 
angedeutet ist und darum noch unsicher scheinen mag, das hoffe 
ich später durch grössere Massenwirkung stützen zu können. Je 
me suis apercue — comme Napoleon — que la fortune favorise 
singulierement les plus gros bataillons, darum warte ich es ruhig 



1 Ich nehme also die von mir im 12. Hefte der Bibliographia 
Critica p. 382, No. 22 versuchte undeutliche Erklärung aller romani- 
schen Formen in arp erp harp farp herp sarp zarp, aus dem griech. 
apTc ganz zurück; und glaube mit der deutschen Herkunft die mir 
damals schon problematische Doppeldeutung nämlich des einen Teils 
der spanischen Wörter in arp (Harfe etc.) aus dem Deutschen, des 
anderen (Ankerlichten zarpar) aus dem Griechischen hiermit aufgehoben 
und vereinfacht zu haben. 



61 

m 
I 

ab, dass meine Troppen sich mehren. Eine künftige Sammlung 
nicht mehr germanischer Wörter, sondern germanischer Stämme 
in den romanischen Sprachen wird zeigen , wie die Romania kunst- 
voll den Wurzelvorrat der lateinischen Sprache erweitert hat, 
indem sie dem Germanischen vorzüglich, ja vielleicht ausschliess- 
lich solche Stammwörter entnahm, deren indogermanische Wurzel 
dem Lateinischen abhanden gekommen oder unproductiv ab- 
gestorben war. Schon an grb zeigte es sich, das, wie gesagt, 
im Lateinischen in der einfachen Urgestalt und mit dem ein- 
fachen Ursinn nicht weiterlebte, von Deutschland her aber den 
lateinischen Erben nicht nur wie bisher gesagt ward einfach als 
grab, sondern gleich in der Doppelgestalt des gothischen grab- 
an und greip-an als graben und greifen zu einem so reichen 
Geschenk gemacht ward, dass das griechische graphium nur eine 
verschwindend kleine Zugabe dazu ist. Greipan lebt im Ro- 
manischen in manchem Worte als grib grif grip grimp, also 
auch vierfach vertreten. — Jene Zukunftsarbeit wird zeigen, dass 
diese deutschen Einwanderer meist ganz populäre Verbalbegriffe 
von sinnlicher Bedeutung sind, wie fassen, stossen, stecken, 
stampfen, treten, schwellen, spriessen, kratzen, verstümmeln, zer- 
reissen, die das Lateinische nicht plastisch und derbe genug zu 
schildern wusste, und die den „barbarischen 1 , romanischen Volks- 
sprachen doch unentbehrlich waren. Sie wird, denke ich, einen 
nicht ganz verächtlichen Beitrag für die indogermanischen Lexika 
bieten, in denen wie bei Diefenbach, Pott, Curtius der Geschichte 
der einzelnen Wurzeln nachgegangen wird. Sie wird, besser als 
diese Arbeit, nachweisen, dass der Romane reicher als der La- 
teiner ist, dass noch sprachschöpferische Kraft in ihm lebt und wirkt. 
Von allem was die germanische Wurzel- oder Stamm- 
variation an Scheideformen hervorgebracht hat, sehe ich jedoch 
im Verlaufe dieser Arbeit ganz ab. In die zum Schlüsse ange- 
hängten Listen spanischer Wort Varianten, welche im Romani- 
schen die eigentlichen Vertreter des Differenzirungstriebes sind, 
nehme ich davon nur auf, was zu gleicher Zeit wirklich auch Wo rt- 
variation ist, z. B. grapa und grampa, escarpa und charpa, 
farpa und harpa und zarpa. Alles übrige gehört nicht in ihre 
Reihen: ich kann nicht zarapallon als Scheideform neben arpiU 
lera stellen, weil in beiden der Stamm harp enthalten ist. 



62 

Noch weniger erlaubt aber wäre es, wenn ich Doppelgestal- 
tungen lateinischer Stämme, ohne Rücksicht auf die Gleich- 
heit oder Ungleichheit ihrer Determinativbestandteile hinein- 
mischen und z. B. escoplo und escälpelo zu Scheideformen stem- 
peln wollte, weil ja in beiden der lateinische Stamm scalp ent- 
halten ist. Eine Loslösung des Wortstammes, wie sie bei 
germanischen Elementen tunlich, nötig und erspriesslich ist, wäre 
am lat. Teile vorgenommen, für den Zweck dieser Arbeit völlig 
unnütz, da es von vorn herein feststeht, dass lateinische Stämme 
nicht als solche, frei von allen Suffixen, in völliger Unabhängig- 
keit, unentfalteten Keimen gleich, in die romanischen Sprachen 
gesenkt wurden, dass eine productive Entwickelung blosser 
Stämme, im obigen Sinne also hier nicht zu erwarten ist. Das 
lateinische Wort wird als Ganzes aufgenommen > vorwiegend als 
Einheit gedacht und behandelt r und erleidet daher seine natur- 
gemässen Umgestaltungen nicht etwa separat an den Bedeutungs- 
elementen, den Stämmen, und separat an den Suffixen oder Prä- 
fixen, den Beziehungselementen. Das Erleicht erungsprincip greift 
vielmehr beide zugleieh an und desorganisirt und verwischt ihre 
Gliederung oft ganz und gar. Wie lassen porche = port-icus, 
,percha = pert-ica, mege -= med-icus sich noch in ihre Grund- 
bestandteile zerlegen? Wer erkennt in sombra sondar noch ohne 
weiteres sub-ombra sub-ondare? Wer nennt in ihnen noch ombr 
ond den Stamm? Wie kann von einer Spaltung der blossen 
Stämme port pert med gesprochen werden, wenn neben jene 
Bildungen andere, auch spanische Vertreter derselben, wenn por- 
tico pertiga medico neben sie gestellt werden? Im Allgemeinen 
lässt sich behaupten, wo -wir es mit Wörtern mit tonlosen Suf- 
fixen zu tun haben, sei das Bewusstsein von ihrer mehrteiligen 
Construction ganz geschwunden oder irregeführt, weniger wo 
wir es mit Wörtern jnit betonten und sehr gebräuchlichen Suf- 
fixen zu tun haben. Dass die Sprache von der bedingten Selbst- 
ständigkeit und dem bedingten Bedeutungsgehalt der Suffixe den- 
noch bisweilen eine Vorstellung hatte , beweist nächst der Derivation 
die häufige Umbildung und Vertauschung eines Suffixes mit einem 
andern (Analogie). Und dafür, dass sie auch vereinzelt ein Be- 
wusstsein von Stamm und Wurzel hatte, sprechen die seltenen Fälle, 
in denen ein lateinisches Derivatum auf sein wirkliches oder ver 1 



63 

meintliches Primitiv zurückgeführt wird. Vgl. z. B. Diez, E. W., II, 
a vinco II c. sap. — Im Grossen und Ganzen aber bleibt wahr, dass 
der Lateiner dem Romanen nur ganze Wörter, vermachte, dass 
von einer Differenzirung lateinischer Stämme also nicht die Rede 
sein kann. 

Noch weniger gerechtfertigt erschien es aber, wollte ich 
hier die Suffixe selbständig und allein betrachten. Die Um- 
gestaltungen, die sie erleiden, entspringen nicht aus ihrer In- 
dividualität, sondern werden von ihrem Verhältniss zum jedes 
Mal herrschenden Stamm bedingt. Gerade darum müssen sie 
freilich sehr mannigfach sein. Nehmen wir icus zum Beispiele. 
Der Regel nach müsste das tonlose * syncopirt und c zu g er- 
weicht werden: manica wird manga, serica wird sarga. Das 
hindert jedoch keineswegs, dass der Spanier oder das Spanische 
nicht auch einmal seiner Sympathie für Identität der Härte- 
grade innerhalb der Consonanten eines Wortes nachgäbe und * 
persicus, der anlautenden Tenuis wegen, zu prisco pesca statt 
zu prisgo pesga machen sollte (vgl. al-berch*go; freilich existirt 
auch pqego); oder dass ein ander Mal africus zu abrego würde 
oder werden müsste, weil frg eine unmögliche Consonantengruppe 
ist; oder dass der Guttural mit einem vorhergehenden Dental 
verschmölze, mit t zu ch, mit d zu j, wie in porche, tnege; 
oder dass der tonlose Vocal erhalten bliebe wie in clerigo, selbst 
mit Aufrechterhaltung der Tenuis, wie in den schon altspanischen 
Formen cdntico angelico (Berceo). 

Gewiss ist es vom höchsen Interesse und wird auch zu neuen 
Ergebnissen führen, wenn aus dem Abschnitt,, welchen unser 
Meister der Ableitung widmet, und der, wie alle Teile seines 
Werkes,- in grossartig einfachen und klaren Zügen skizzirt ist, 
einzelne der dankbaren Schüler die Hauptmerkmale zusammen- 
stellten, die für das Gesammtbild der Romania angegeben sind, 
sie in ihrem Wert und ihrer Anwendungsfähigkeit auf jede ein- 
zelne Sprache abwögen und demgemäss vervollständigten oder 
beschränkten. So weit ich es bisher für das Spanische getan, 
erwiesen sich die vorgezeichneten Umrisse, wie alles was eine 
Meisterhand entwirft, als unverrückbar; neue Linien, die Schatten 
und Licht abtönen und bestimmen, lassen sich aber natürlich dem 
Bilde noch reichlich einfügen, tfewiss ist es nicht wertlos ein 



64 

kurzes Wort des Meisturs zu verbreitern and zu erläutern; und 
z. B. bei dem Suffixe Idus aus den als Prämissen aufgestellten 
Sätzen: „Die Betonung des Stammes schadete dem Suffix welches 
häufig verstümmelt ward" und „Nachbildungen sind nicht zu er- 
warten" (Gr. II 320) die nötigen Schlüsse, so verkettet sie auch 
sein mögen, zu folgern. Gewiss ist es interessant zu sehen wie 
mannigfache Formen die scheinbar von einem einheitlichen Gesetze 
vorgeschriebene Entwickelung dieses Suffixes annehmen konnte. 
Man erfährt gern, dass von 94 lateinischen Vorbildern — ac. 
alb. alg* ar. cal; call. cand. cup. dol. ejunc. ferv. flacc. flamm, 
flav. flow. flor. flu. foet. form. frac. frig. fulg.fulv. l fum.fung. 
gel. grav. helv. herb. hisp. horr. hum. imbr. insip. oder insub. 
lab. langu. lep. limp. liqu. liv. lue. lur. mad. marc. morb. muc. 
murc. musc. ningu. nit. ol. paed. pall. pav. plac. put. putr. rab. 
ranc. rap. rav. rig. rose, oder ror. rub. ru. sap. scab. scabr. sol. 
sord. splend. spum. squal. stol. stup. sub. succ. tab. tep. Um. torp. 
torr. torv. trep. tum. turb. turg. uv. vol. vap. visc. viv. und vi- 
ridis. — 19 der ungebräuchlichsten, ganz und gar aus dem Ro- 
manischen schwanden , zumeist durch andere Adjectivformen des- 
selben Stammes, mit vollerer, tontragender Endung ersetzt, 
wie z. B u durch osus. Siehe im Komanischen die Stämme alb. 
dol. junc. flamm, flav. herb. fung. ol. scab. scabr. und spum. 
Bavidus wäre mit rab und rap zusammengefallen, torvidus mit 
turbidus. Ninguidus wurde durch niv- verdrängt. Form, als 
Verwandter von ferv [s. sp. formento und fermento] wäre mit 
form. Gestalt in Collision geraten. Helv. imbr. paed. sub. weichen 
mit ihrem ganzen grossen oder kleinen Gefolge kraft- und klang- 
volleren Synonymen. Man erfährt weiter, das 29 nur in unver- 
änderter klassischer Form im Munde der Dichter und Gelehrten 
weiter oder wieder auflebten. Alg. av. call, catid. a flor. flui 
foet. fulg. fulv. fum. gel. langu. lep. ligu. plac. putr. rose, 
ror. splend. stol. stup. tab. Um. trop. trep. tum. trug. val. vap. 



1 Fuji. fung. helv. sind spätlateinisch. 

2 Aus Herrn Caix hier mehrfach nachträglich erwähnten Aufsatze 
in der Kiv. II, 2. ersehe ich, dass das altital., die mir bisher nur als 
vulglat. durch Schuch. II 434 bekannte Form cando besessen hat; der 
unverändert erhaltenen Formen in idus sind also nur 28, der populären 
Umbildungen 47. 



65 

*?«;., dass also 46 populäre Umbildungen existiren müssen — 
ac? ar. cal. cup.ferv.flacc.flocc. frac. frig. grav. hisp. horr. hum. 
insip. oder sap. oder dissip. oder sap. lab, 1 ) limp. liv. lue. lur. 
ntad. tnarc. morb. muc. gemischt mit musc. murc. nit. pall. pav. 
put. rab. ranc. rap. rig. rub. ru. sap. sol. sord. sgual. suc. tep. torr. 
turb. uv.? visc. und viridis. — die natürlich nicht alle in allen roma- 
nischen Sprachen zu finden sind, ebenso wenig, wie dies bei den 
eben erwähnten Kunstwörtern der Fall ist. Wie diese volkstüm- 
lichen Formen nun entstanden, welche Veränderungen sie erfahren 
mnssten, um dem Volke genehm zu sein, auch das lässt sich 
durch ein allgemeines Gesetz nicht bestimmen. Der Gegensatz, 
in dem das Französische zu allen anderen romanischen Sprachen 
in Folge seines unitarischen Accentes steht, hat auch hier eine 
verschiedenartige Behandlungsweise des accentlosen Suffixes her- 
vorgerufen. *■ Das Französische, als die Sprache der Oxytona, 



1 Herrn Brache? 8 Arbeit* Du röle des voyelles atones dans les 
langues romdnes (Jahrbuch VII. 3.) nimmt leider gar keine Rücksicht 
auf diesen Kardinalunterschied. Sie bespricht nur die Atona vor der 
Accentsilbe, die nach Hörrn Brächet^ Ansicht von den romanischen 
Sprachen im Grossen und Ganzen gleich behandelt werden. Die atonen 
Silben, dagegen welche der tontragenden nachfolgen, werden unbeachtet 
bei Seite gelassen. Handelte es sich nur um das Französische, so könnte 
diese Unterlassungssünde entschuldigt werden, da sich hier in der Tat 
das ausnahmslose Grundprincip, nach dem verfahren wird, in die kurzen 
Worte drängen lässt: „Je groupe franco-provengal supprime toujours 
les finales latines ou les change en fr. en e muet, en pr. en a." 
Wenn uns aber* ein Überblick über die ganze Romania verheissen ist, 
so erwarten wir, dass gerade hier aus dem krassen Gegensatze, aus 
der Ausnahmestellung des Französischen den anderen romanischen 
Sprachen gegenüber, sich die reichsten, die eigentlich wertvollen Re- 
sultate ergeben sollen , und sehen etwas befremdet zu wie Herr Brächet 
hier beim Kern der Sache abbricht. — Eingehend wird überhaupt das 
Frz. allein behandelt; die anderen Geschwister spielen demütige Aschen- 
brödelrollen und dürfen ihre Selbständigkeit nicht zur Geltung bringen! 
| Was ihr Titel versprach, hält also die Arbeit nicht: nur eine Hälfte 
der Rolle wird aufgeführt und auch diese nur sehr fragmentarisch; 
nur in einer oder in zwei Sprachen — Frz. u. Pr. — lernen wir kennen 
was uns in sieben Sprachen oder, da Herr Brächet von vorn herein 
aar die fünf Haüptsprachen ins Auge gefasst hat, in fünf Sprachen ge- 
zeigt werden sollte: nicht die Romania, nur Gallien liegt dem Verfasser 
am Herzen. — Nach dieser allgemeinen Ausstellung einige Einzelnheiten. 

. C. Micha Blis. 5 



66 

musste die Doppelsilbe idus ganz entfernen, oder das consonan- 
tische Element d in die Tonsilbe hineinschweissen; vom voca- 
lischen durfte höchstens der leise Nachhall eines fast stummen e 



1) Partie I Chapitre I p. 303 heisst es : Breve atone occupant 
la premiere place du mot: Elle per stete toujours e.n roman qte 
la consonne midiane tombe ou subsiste und p. 312 heisst es Yon den 
langen: qu'eUes occupent la pr emier e place ou toute autre dam le tnot, 
elles persistent toujours en roman que la consonne mediane tombe 
ou subsiste. Stellt man nun das frz. mür sür rond sas seau äge chaine 
maitre neben die entsprechenden lateinischen Formen maturus securus 
rotundus setaceus sigiUum aetaticum catena magister, so sieht man, 
dass nächst der Mittelconsonanz auch der Vocal der ersten Silbe ver- 
schwunden ist. Wenn n^n auch kein Beispiel einfacher Syncope vorliegt, 
sondern der Vocal der ersten Silbe sich mit dem der zweiten, nach 
Ausfall der Consonanten zu einer einfachen Länge oder zu einem 
Diphthongen einte, so ist doch jedenfalls der Vocal der ersten Silbe 
nicht erhalten; es musste hier das Kapitel der Contraction erwähnt 
werden, wenn ihm auch kein weiterer Platz,- keine Ausführung gegönnt 
werden sollte. 

2) Diese selbe Erscheinung, die überhaupt in keiner romanischen 
Sprache ohne Beispiele ist, war ganz besonders bei der Formation des 
Port, tätig. Auch das hätte bemerkt werden müssen. Das Port, syn- 
copirt bekanntlich alle l n r die zwischen zwei Vocalen stehen, meist 
auch g und d. Verbanden diese Consonanten eine erste tonlose und 
eine zweite betonte oder unbetonte Silbe, so dass nach vollzogener 
Syncope zwei Vocale in unmittelbare Berührung mit einander treten, 
so verbinden sie -sich zu einem Laute: a und d zu a, e und e zu e, 
i und i zu t, a und e zu e, a und i zu e, a und ö zu o, d. h. der 
tonlose ward vom tontragenden absorbirt, oder falls beide tonlos sind 
absorbirt der zweite , der der Accentsilbe näher stehende , den ersten 
entfernteren: immer schwindet der Vocal der ersten Silbe-: 
gegen Brächet'* Subsistenzregel. Tonloses a ging verloren in paco padco 
palatium, in padapadda panata; in pafo paräfo parägraphus ; in co- 
nego canonicus, pombo palumbus; conha calumnia, molhp manolho ma- 
nopulus für manipulus; in quente calentem. Tonloses e in sestro seestro 
senester für sinister; lenda legenda; gerar generare; gerat generalis; 
crivel credibilis; lidimo legitimus, A und i verschmolzen zu e in setta 
sagitta; besta ballista; mestre magister. — 3) Auch die Ausnahmen zur 
ersten Kegel, d. h. die Fälle in denen ein kurzer oder langer tonloser 
Vocal der ersten Anlautssilbe einfach syncopirt ward , sind viel häufiger 
als Br.'s Arbeit glauben macht. Vervollständigung ist selbst dann noch 
möglich wenn man von p. 313 (P. I S. II) die romanischen Vertreter 
von directus, von p. 314 die von corrotulare perustulare be- 



67 

zurückbleiben. Solch ein Gesetz galt für die anderen Sprachen 
nicht; sie durften» in populären Bildungen idus erhalten oder ver- 



ryllare qutritare so wie Stenay, trivello und crucciare her- 
beiholt: Beispiele die durchaus hierher gehören, wenn auch die Silbe 
deren Vocal syncopirt wird nur mittelbar und nicht wie in den hier 
vom Verfasser erwähnten Fällen unmittelbar vor der Tonsilbe steht. 
Denn dieser Unterschied bedingt durchaus keinen Unterschied in der 
Behandlung: wer kann überhaupt sagen ob eigentlich oder zuerst qut- 
ritare oder quirüo verkürzt ward? Beide sind der gleichen Kegel unter- 
zuordnen, dass Frankreich und Italien die mula einer ersten tonlosen 
Silbe gern mit der liquida (r l) einer zweiten gleichfalls tonlosen zu 
einer Silbe einen. Der erste Consonant kann auch 8 der zweite t sein. 
Aus dem Frz. waren noch zu erwähnen f rette für f er rette aus 
ferrum; vrille aus veruilla; vreder aus veredus; piain oder plein 
neben und aus pelin pelain: ein Kübel, in dem die Lobgerber ihre 
Felle erweichen, von pellis, Fell ; [S. plainage pelanage piamag e pla- 
nier plamee planierte] ; ferner pluche eplucher für peluche von pilum 
Haar; und das ebendaher — vielleicht aus pilucus — stammende 
ploc ploque ploquer ein oder anplacken, d. h. den Schiffsboden mit 
Kuhhaar und beteertem Papier bekleben um die Schiffswürmer von 
den Flanken abzuhalten. Die Erfindung dieses Schiffsmanövers 
müsste freilich französischen Ursprungs sein, wenn diese so viel 
ich weiss von Scheler ersonnene Etymologie wirklich richtig wäre: 
doch ist es seltsam, einen terminus navticus von Frankreich nach 
Deutschland und Holland wandern zu lassen; und man ist vielmehr 
versucht im holl. in-plakken die Quelje des frz. und dtsch. Wortes zu 
vermuten; über seinen Ursprung weiss ich freilich nichts zu sagen. — 
Creux ist von Diez ganz vortrefflich aus dem pr. cros d. i. corrosus 
gedeutet worden, trailler steht neben und für tirailler; bluette für 
beUuette, ein Diminutiv von berlue = bis und luca $ux)\ brouette für 
berrouette bis und rotp; blottir könnte für ballotir stehen (Diez); für 
blouse sagte das Mittellateinische das unerklärte belosius; auch vrai = 
veracus (p. 313) muss hinzugezogen werden. Nächst cruna scure 
staccio triaca, die Br. hier aufzählt, und nächst brillare brttstolare 
gridare drüto % crollare crucciare und trivello die er später erwähnt, 
gehören aus dem Italienischen hierher bricco aus burricm; grascia 
aus (<x)Yopa£ia, grofano neben garofano aus cariophyllum ; pretto 
für puretto; staggio Stadt co statico aus obsidiaticum (ötage); 
stajo aus sextarium; tremoto neben terremoto; ferner alttosk. pri- 
icoloBO und das mail. vritä für verita. Der Spanier hat für der- 
artige Verhärtungen des Anlauts keinen Sinn. Er hat vom Basken und 
Mauren gelernt möglichst jede harte Consonantenverbindung durch 
Einschub eines Vocals, und zwar desjenigen Vocals zu lösen, der die 

5* 



6ä 

kürzen. Pallidus musste im Französischen zu pale werden, da 
-alVd nicht wie aVd der Lösung in -auä fähig war; dem Italiener 



Anlautssilbe beherrscht. Er wendet daher mit Vorliebe Epenthesis an 
und sagt daher statt grat garat, statt grab gar ab, statt scarb escarab 
etc., nach Analogie des baskischen boronte = frontem , kurvtze-a gu- 
rutze-a = crucem; apiril-a = aprilem; porogatcea —probare; pulum- 
patcea = plumbare\ peredicatcea = praedicare; pherestatcea =prae- 
stare; pherekatcea = fricare, so wie des maurisch-spanischen taraidor 
palanta falama garacioso faranco; perencipiar kereyencia teres; pi- 
rimera Mriatura; göloria toropel poromesa; ctirudo puluvia. Dass er 
diesem Gesetze consequent wieder entgegenarbeiten sollte, ist nicht 
anzunehmen; das Oberlässt er den Dialecten. Einzelne Ausnahmen aber 
mögen doch vorkommen. Ich kenne jiur eine : grifalto neben gerifalto, 
das obenein noch unter dem Einflüsse von grifo, Greif gebildet sein 
kann. Die Dialecte bieten z. B. oratio für veratto, asturisch ; grita für 
garita; Grau für Gerau (Gerald)] brenar für merendar; bremar für 
vendimiar katalanisch. Der Portugiese, der ein noch ausgesprochenerer 
Freund der Epenthese ist als der Spanier, verachtet trotzdem die Con- 
traction nicht; auch im Anlaut liebt er kraftvolle Doppelkonsonanzen 
die er durch Metathesis oft hervorbringt. Siehe cremesim vom arab. 
carmes; crestar von castrare; crosto aus costro colostro; fresta für 
festra aus fenestra; granzal durch grabanzal aus garbanzaV; trevas 
aus tebras teebras tenebras; trado aus tadro taadro taratrum für te- 
ratrvm. Durch Syncope entstand doppelconsonantischer Anlaut in 
crina für carina, welches Brächet erwähnt, dem jedoch querena als 
das üblichere zur Seite steht; auch crena kommt vor; bei theriaca 
war als pg. triaga anzuführen. Ausserdem steht neben veranda 
brau da; neben beringela bringela; für carabina clavina; für Corona: 
coronha cronha; peben coruja cruja; aus farasanga parasartga ward 
frasanga; aus feligres (filius ecclesiae) freguez; aus furunculus frun- 
cülo fruncho; neben garanhäo steht granhaö; neben perigalho steht 
prigalho; terra molhada wurde zu tramolhada; turibulum zu tribülo; 
tiricia d. i. hictericia zu trizia. Doch genug davon : ich will ja nur 
zeigen , dass Vervollständigung möglich ist ; hiermit soll sie keineswegs 
vollbracht sein. • . 

Zu diesem ersten Kapitel gehört noch eine Brachetfsche Anmer- 
kung, die mir nicht ganz gefällt: „dans tout le cours de cette etude je 
m'abstiem de parier des cos d'aphe'rese, ce travaü ayant ete fait d'une 
maniere excellente par M. Diez." Gewiss ist ohne Klausel zuzugeben 
dass was auf Seite 162 (in der dritten Auflage 174) der Romanischen 
Grammatik steht, ganz excellent ist; dass aber, was den Grenzen und 
Proportionen einer allgemein romanischen Grammatik, noch dazu der 
ersten, — so bahnbrechend und meisterhaft, jedes Lobeswort nachgerade 



69 



Spanier, Portugiesen und Wallachen aber stand es frei pallido zu 
sagen. Während also im Französischen ein erhaltenes und fälsch- 



verschmähend sie auch sein mag, — vollkommen angemessen war, für eine 
weiter gedehnte Specialarbeit nicht ausreichen kann , das ist gleichfalls 
ohne weiteres zuzugeben. Weiter zu arbeiten , kühn auf der Bahn 
vorwärts zu dringen , die der Meister geebnet hat , das ist doch sicher- 
lich die höchste Anerkennung, der beste Lohn, den wir ihm zahlen 
können. Und ich weiss, er wird sich auch über diese Scherflein freuen, 
die meine Hand zum Weiterbau seines Tempels beisteuern kann. 

Was die Accentverhältnisse herbeiführen mussten, trat ein: das 
Italienische drängt zum Hochton hin; alles was der Tonsilbe vorher- 
geht und seine Kraft beeinträchtigt, wird darum als störendes Element 
gern beseitigt : daher Contraction der ersten Silbe und Aphäresis. Das 
Französische hingegen gezwungen, den Hochton zum Wortende, zur 
Aasgangssilbe zu machen, ist gleichgültig gegen das was ihm folgt; 
daher vorzugsweise Apocope, oder Contraction alles dessen was der 
Tonsilbe folgt. Das Spanische nimmt auch hier die Mittelstellung ein, 
oder vielmehr die oben schon einmal berührte strenger klassische 
Haltung: wenig Aphäresis und wenig Apocope: die Worte behalten 
einen vollen, breiten Klang, eine schwere Wucht. Das Portugiesische 
kommt mir hier wie überall wie ein frei entwickeltes Altspanisch 
vor, das allen populären Instincten zügellos nachgegeben und alle 
damals keimenden Triebe entwickelt hat ohne den umfassenden Ueb er- 
blick über das Sprachganze und seine Bedürfnisse. Dialect artiger sieht 
es jedenfalls aus als das Französische, Spanische und Italienische. 
Aphärese ist nun im Port, häufiger als im Span.., häufiger auch als 
Apocope, doch beschränken sich die Hauptkürzungen, wie oben ange- 
deutet ward, auf das Innere des Wortkörpers. — Die folgenden Listen 
enthalten als Probe der Aphäresiserscheinungen Beispiele aus den 
vier Hauptsprachen: 2ll italienische 79 portugiesische nur 45 schrift- 
spanische ; nur 35 französische — ohne die Eigennamen hineinzurechnen. 
Alles ladinische, alles dialektische aus Frankreich und Italien, auch 
alles Wallachische habe ich trotz der grossen Summen die ich auch 
hiervon gesammelt habe, hinfortgelassen um die Lasten nicht unnütz 
zu erweitern. Es würde nur beweisen was so wie so feststeht: dass 
nämlich die Dialecte noch ungleich häufiger als die Schriftsprachen 
die populäre Aphäresis anwenden. 

Uebrigens mische ich in meinen Listen diejenigen Worte in welchen 
die verlorene Silbe der Tonsilbe unmittelbar vorhergeht und die, in 
welchen es nur mittelbar der Fall ist ruhig durcheinander, ganz wie 
ich oben bei den Contractionsbeispielen getan; während Brächet auch 
hier die eine Hälfte in P. I, die andere in P. II hätte einordnen 
müssen. Mir nämlich scheint es, dass diese ganze Scheidung in P. I und II 



70 

» 

lieh mit dem Accent versehenes (de das sichere Kennzeichen einer 
künstlichen latinisirenden Bildung ist, darf vom it, sp., pg., 



unnütz, weil resultatlos ist: denn für alle Atona an erster Stelle gilt 
das gleiche Gesetz, das wiederum hei allen, oh nur einen Schritt oder 
ob zwei Schritte Tom Accent entfernt, durch eine gleiche Reihe gleich- 
artiger Ausnahmen Beschränkung erleidet (Contraction und Aphäresis). 
Man vergleiche nur das P. I, S. I, Ch. I, p. 303 Gesagte mit dem in 
P. II, p. 314. 



I. Italienisch. 



1) Abfall von 
Lat. abbat . . . 
aboculus 
acacia 
aecusare 
acucüla 



bade8sa badia 
vocolo nb. av. 
gaggia 
cusare 
gucchia guglia 



apotheca bottega 
Apuglia Puglia 

arabesco nb. rabesco 
Aragon-anb. Ragona 
arancio nb. rancio 



aghirane it. 


ghirone 


aranea 


ragna 


(ahd. heigir) 




arena 


rena 


ayopaCia 


grascia 


Ariminum 


Bimini 


Agoßto 


G08tO 


aringhieranl 


uringhiera 


Agrigentum 


Girgenti 


arista 


resta 


aguanno it. 




Arra8 


razzo nb. arr. 


(hocanno) 


guanno 


ascensa 


sema 


alabarda 


• 


asparagus 


sparago spa- 


(mhd.) 


labarda 




gkero 


alambique 


lambieco Um- 


asphältum 


8palto 


(sp-ar.) 


bieco 


assassino nb. 


sa88inare 


alansa (ahd.) lesina 


astella 


alt Stella 


al-aud (sp.ar. 


) liuto 


astrologuß 


8trologo stro- 


alauda 


lodola alt loa 




lago 


amarus 


warasca-vhino 


astronomia 


stronomia stör- 


amaracum 


major an a mag- 




lotnia 




giorana 


astutia 


stuzia nb. ast. 


amatita (d. i. 


■ 


ab-ante . . . 


vanguardia 


haem.) 


tnatita 




vantaggio 


omicus 


mico 


avarie frz. 




amoro8U8 


moroso 


(hoU.haverij) varea 


amurca 


morcia 


avena 


vena 


Ana8tasius 


Nastagio 


avispa 


vespa 


anatomia 


notomia 


a(vi)s tarda 


starda 


Anna 


Nuccia 2. 


ae. Aegidius 


Giglio 


apicula 


pecchia 


Aegyptiu8 


Ghezzo 


apocalypsis 


pocalissi 


aequalis 


guale 



71 



wallachischen accentlosen ido nicht das Gleiche behauptet werden. 
Das Italienische ist die Sprache der sdrucäoli, der Proparoxytona; 





acramen 


ratne ramarro 






errativtw 

• 


ratio 




aeruginem 


ruggine 






eruca 


ruca 




aestatem 


State 






erysipula 


risipula 




aestimare 


stimare 






evangelium 


vangeh(io) 




aestivalis 


stivale 






evitare 


vitare 




aestivus 


stio 


5. 


• 
i. 


idiotaficus) 


zotico 




3. au. Aurelius 


Lelo 






iliceus 


Uccio 




auriculata 


recchiata 






imaginem 


mägine 




auscultare 


scolta 






inimicu8 


nemico 




4. e. ebriacuß 


briaco 






initiare 


ninzar alt 




eburneu8 


burneo 






Isaacco 


Sacco 




ecclesia 


chiesa 






iste ipse 


stessb 




ecclesiasticus clesiastico 


6. 


0. 


obliquus 


bieco 




eccoti etto 


cotesto 






occasionem 


cagione 


* 


„ hac 


qua 






olezzo(olor) 


lezzo 




„ hie 


gut 






Onofrius 


Nofri 




„ hoc 


eib 






onyx . 


nichetto nieco- 




„ hinece quinci 








Uno 




eeco ibi 


quivi 




» 


opacus 


baco(io) 




„ ülac 


eolä 






opprobrium 


brobbio 




„ illud 


quello 






oreganum 


rigano(amo) 




„ inde 


quindi 






orezzo 


rezzo 




„ tsfoc 


costä 






oryzum 


riso 




„ istud 


questo 


7. 


u. 


Ubaldo 


Baldo • 




edificium 


dificio 






unicornis 


licorno(io) lio- 




eltctionem 


lezione alt 








comio 


1 
1 

1 
! 


elemosyna 


limosina 
limogina 






upupa 
usber go 


bübba(ola) 
nb. sbergo 


i 




rimogira 


8. ha 


. hahe 


laccianh. dlac 


: 


elephantem 


leofante alt 








cia 


f 


Elisabettanb. Lisabetta 






halenafilran 


• lena 


♦ 


enanus 


nano 






heia 


. 




epaetae 


patta 






haquenee frz. 


chinea 


j 


epiphania 


pifania befaniad. hae. haemorrhoi- 








befana 






des 


morroide 




tpi8COpUS 


V68C0VQ 






haerentetn 


rente alt 




epistola 


pistola 






haeresia 


resia 


} 


epitaphium 


pitaffio pa- 






haereticus 


retico 


l 

! 




taffio 


10. he. hemicrania 


magrana 




epitima 


pittima 






hemina 


mina 




eremita 


romito 






heredem 


reda 



72 

das Spanische and Poitugiesische die der Faroxytona, deren 
Kraft durch die nicht seltene Unterbrechung durch Proparoxytona 



heretaticum 


retaggio 


historia storia 


hericius 


riccio 


hibtrionem strione 


11. hi. hibernia 


bernia 


l"2.hoJiomicida(ium) micida(io) 


hibernum 


verno 


hospitalem spedale 


hirundinem 


rondine 


13. hy. Hyacinthits Cintio 


Hispagnia 


Spagna 


hypoorisia pocrisia 



14. Vocalabfall nach Assimilation des folgenden mit ihm silbebildenden 

Consonanten an den nächst folgenden. 
abscondere scondere obscurus scuro 

abstinentia stinenza obsidiaticum statico staggio 

• abstractus stratto 

15. Halbväcal und Vocal abgeworfen nebst Assimilation des mit ihnen 

silbebildenden Consonanten an den nächstfolgenden. 
hebdomada domada alt 

16. Abfall von la oder l das als Artikel missverstanden ward. 



lamella 


niella alt 


lastrico it.(em 


- 


labellum 


uvello 


plastrum) 


aslrico 


labrusca 


abrostino am- 


latta ahd. 


ottone 




brostolo 


lauribacca 


orbacca(o) 


laburnum 


avorno avor- 


lazuli (lapis) 


azzurro 




nio 


hiBcinia 


ustgnuolo 


labyrinthum 


aberinto vulg. 




- 


17. Abfall von s impura. 


strick (dtsch. 


| trinca 


ostaga (it.) 


taga nb. 


8trippe(dt$ch.) trippa 


stag dtsch. 


staga 


btryx 


troscia nb. 


Stapel (dtsch.) tappa 




stroscia 

■ 


18. ex verliert den vocalischen Anlaut: 


x wird zu sex 


oder 8. 


axungia 


sungia mgna 


exemplum 


scempio 




songia 


exemptionem 


senzione 


exacquare 


sciacquare 


exhalare 


scialare 




sciaguaitare 


exharpare 


sarpare salpare 


exagium 


saggio 




sciarpellare 


exalbare 


scialbare 


expedire 


spedire 


examen 


sciame 


exsolvere 


sciolvere 


examplßre 


eciampare 


exsuccare 


sciugare 


cxancatus 


8ciancato 


exsuetm 


setutta 


^japuov 


8artie sartc 


exsuecus 


ßciocco 




sarchie 


exttrpare 


sterpare 


exaurare 


sciorare scio- 




- 




rinare 




- 



.J 



73 

nur gehoben wird. Im Ital. ist die Schaar der daktylisch be- 
tonten Worte Legion; bedeutend grösser als bei den west- 



sciapido 
8tribuire 
scordia 
screzio alt 



19) dis lässt nur Bein s als Anlaut für die folgende Silbe stehen. 

dis-dignum sdegno dissipidus scipido 

dispensa spesa dissapidus 

destructionem struzione alt distribuere 

disaptus sciatto discordia 

disoperare scioperare discretio 
dissipare scipare 

20) em oder in fällt ganz ab, oder bewahrt bei vocalischem Anlaut 
nur sein n. 

piastra lastrico 

nante 

fante 

folto 

noja 

stigare 

21. Vereinfachung scheinbarer Reduplication. 

cincinnus cenno papaverem 

titülicamento dilicamento tuttavia 

alt vicatcio 

gorgozzo nb. gozzo zinzilulare 

22. Aphäresis ganzer zum Stamm gehöriger Silben. 



emplastrum 

inante 

infantem 

infultus 

inodio 

instigare 



instinctum Stint o 
institutionem stüuzione 
instruere struere 
instrumentum stru- stur- stro- 

stormento 
subbio 



insululum 



pavero alt 
tavia vulg. 
vaccio alt 
zirlare 



Alberto Berto 

Äldobrandino Brandino 
Alessandro Sandro 
Ambro gio Brogio 
Ambrogiotto Giotto 
Anaatagio Stagio 
Andrea Drea 

Antonio Tonio 

BartololMneo Meo 



Fleonora 
Federigo 
Feiice 



Nora 
Ghigo 
Cice 



Battista 

Bernardo 

Bonifazio 

Camilla 

Caterina 

Gostanza 

Danietto 

Dionisio 

Domenico 



Tista 
Nardo 
Fazio 

Milla Lilla 
Nina 
Tancia 
Nello 

Nisio Nigio 
Menico Menco 



Ferdinando Nando 

Filippo Pippo 

Francesco Ceceo 

Giovanna Nanna 

Gregorio Goro 

Guglielmo Nelmo 
Hermenegildo Gildo 

Hieronimo Momo 
Hippolito 



Isidoms 
Jacopino 
Josephus 

Leonardo 
Leopoldo 



Polito 

Doro 

Pino 

Geppe Beppe 

Peppe 
Nardo 
Poldo 



74 

liehen Schwestern, die den Trochäus zu ihrem Charaktermaass er* 
wählt haben. Im Ital. wird es also am allerwenigsten gestattet 



Lucia 


Cia 


bombyc . . . 


bigatto 


Lucrezia 


Crezia 


delizia 


heia 


Maddalena 


Lena Nena 


diventare 


ventare alt 


Margarita 


Rita 


faginetta 


ginetta(?) 


Micaela 


Chella 


fanciulla 


ciulla 


Ottaviano 


Tano 


necromantia 


gramanzia 


Rafaello 


Fello Lello 


onoerotalus 


grotto 


Tommaso 


Maso 




agrotto 


Vicentius 


Cencio 


profundus 


fondo(?) 


etc. 


etc. 


rotundus 


tondo 


antistipsutn 


testesso 


secessus 


cesso 


argiglia 


giglia vulg. 


siphonia 


fogna 


armeniaca 


meliaca 


speeimentum 


eimento 




mtdiaca 


umbilico 


bilico bellico 


bilancem 


lance 


vereeundia 


gogna 


bombac . . . 


baco 




• 



IL Spanisch-Portu 

1. a. pg. bisweilen als Artikel aufgefasst 

badejo pg. kat. 
brotano sp. 
broida sp.kat. 
sorolla' mall. 
guclo astur. 
voengo pg. 
cantueso sp.' 
aeeipitrarius cetrero sp. 
citreiro pg. 



abbat . . . 
abrotanum 

acerola 
abuelo sp. 
aboUngo 
acanthus 



giesisch. 

alacran (ar.) lacräo pg. 
alambiqne{&r.)lambique pg. 
alameda sp. latneda pg. 
alansa ahd. lesna sp. 
alaqueca (ar.) laqueca pg. 
al-aud (ar.) laud sp. pg. -e 
aUerta (it.) lerta pg. 
aletria (ar.) letria pg. 
alicate (ar.) 2tca^ pg. 



acerttw» 


cer mall. 


alimentum 


lementagäo pg. 


acqua 


gomil vomil 


amapola 


mapola gall. 


• 


Pg. 




ast. 


identisch mit dem sp. agua- 


amaracum 


mayorana 


manil verderbt oder besser 




sp. pg. 


umgedeutet 


aus aquimindle 


amor. 


p'or mor de 


[Big. 33. 


10. 3.] 




yulgsp. 


aeueula 


guya astur. 


amurca 


morga sp. 


acumen 


gume pg. 


amygdala 


meüa mall. 


agaricus 


garzo sp. 


amylon 


ww'dö mall. 


Agatha 


Gadea sp. 


anatomia 


tomia kat. 


alabarda 


labarda 


annus novas 


nt'notf kat. 



75 

sein, die Formen in Ido ans der Reihe der Popularbildungen zu 
streichen, nnd auch im Spanisch -Portugiesischen, darf dies nicht 



* apelde (frz. 




Etnetherius 


Medel sp. Madi 


appel) 


hb.pelde sp. pg. 




kat. 


apicula 


beya begolmsM. 


eminencia 


minencia 




baytrola kat. 




vulgsp. 




belharuco 


emir 


mir pg. mira- 




melharucoyg. 




molin sp. 




jurugo sp. 


emmorado yp.namorado pg. 


apopiexia 


poplexia pg. 




vulgsp. 


aposttma 


po8tema sp. pg. 


enanus 


nano kat. na- 




i posterma kat. 




nico pg. 


H apostolus 


pOStolO YulgSp. 


episcopus 


bispe sp. 


apotheca 


botica bodega 




bispo pg. 




sp. pg. 




pwtfopaJ vulgsp. 


Apulia 


PuUa sp. 


epistolarium 


pestuleiro pg. 


aquilegia 


guilena sp. 


epitima 


6i>wa rt>ma 


Arunda 


Bonda 




et'bna sp. 


astrologus 


strolech kat. 




pilma arag. 


ategorayg.nh. tegora 




mall. 




(hasta ahora) 




tnwa pg. 


avispa 


bespa pg. 


errativus 


radio asp. 




vespa kat. 


eruca 


ruqueta sp. 


. avietarda 


betarda pg. 


erysipula 


risipola isi- 


azucena 


8ucena pg. 




pola sp. 


2. ae. Aegidiu8 


Cfil sp. pg. 




dissipola kat. 


Aegypt(i)anu8gitano sp. 




sipela mall. 




• cigano pg. 


eteruus 


lern kat. mall. * 


\ Aemilianm 


Millan sp. 4. eu 


Eulalia 


Fat/a gall. 


aeraminis 


lambre pg. 5) i. 


Ilerda 


Lerida sp. 


3. e. ebriacus 


briaga sp. 


Ilipla 


Niebla sp. 


' eboreus 


6ort vor» kat. 


illustrissimus lustrisimo vulg. 


ecclesiasticus crelegiastico pg. 




sp. 


ecclipsis 


clis cris pg. 


Ilorci 


Lorca sp. 


Eduarte 

i 


Vuarte pg. 


imaginäre 


maxinar gall. 


Egabrum 


Ca&ra sp. 


inimicus 


nimigalha pg. 


elemosyna 


limosna sp. 


habel 


Sabela gall. 


Emerita 


Merida sp. 


Italien 


TtoZca sp. 


6 o. pg. bisweilen als Artikel aufgefasst 






oboe sp. 


6oe pg. 


octavift 


chavo pg.galL 


oboedire 


6eir kat. 


odor. 


dornte pg. 


occasionem 


cey'do pg. 


ojeriza sp. 


geriza pg. 



76 

ohne weiteres geschehen. Wo der historische Nachweis nicht zu 
führen ist, müssen Bedeutung und Verwendung die Entscheidung 
treffen. Räpido pällido umido werden populär sein, splendido 
fervido gclido aber dichterische Schmuckworte. 



• 

oleandro 


loendro pg. 




stagnum 


tanque pg. 


Olysippo 


Lisboa pg. 




stanga (ahd. 


i tancar asp. kat. 


Onofriu8 


Jofre sp. 




strick (dtsch.) trinquete sp.pg. 


oppcrtunus 


partuno upg. 




«JWppe 


Jrtpa sp. pg. 


originalis 


rejinal pg. 




(dtsch.) 




ossifragu8 


xofrango pg. 




stultii8 


tocho sp. 


7) u. unicornis 


licorne pg. 


18) ex exacquare 


jaguar sp. 


upupa 


poupa pg. 






saguäo pg. 


8) ha. habitacula 


bitacora sp. 




exagium 


$a?ao pg. 


halec. 


ZacÄa andal. 




exaTbare 


jdlbegar sp. 


hcrfenafüLT an 


- 




examinare 


jaro&rar sp. 


heia 


Zewa kat. 




£5«pTlOV 


jarcia sp. 


hamaca sp. 


maca pg. 




e#Äarpare(?) 


zarpar sp. 


9)hae. haemorrhoides morroides sp. 






«arpar pg. 


10) he. hemicrania 


migrana sp. 


19) dis discipulus 


sepolo apg. 


hemina 


«nwa sp.pg. 


20) in emphyteusis 


fateosim pg. 


Eezeqtnel 


Zaquiel gall. 




enhorabuena 


norabuena sp. 


11) hi. hibernia 


bernia sp.pg. 




inodio 


wojo pg. 


12) ho homenagem 


■ 




in8aluber 


salobre pg. 


Pg. 


nh. menagem 




insania 


sana sp. «rtwÄa 


horoloyium 


relogio pg. 






Pg. 




refcy sp. 




instantia 


stanga pg. 


1 3)hy . Hyacin thus 


Chinto gall. 




insultfus* 


«050 sp. 


hydrop-isis 


tropezia pg. 




intermittere 


termetter apg. 


• 


tropigo (ego) 




interlocvto- 


trolocutor apg. 


Jiypotheca 


poteca vulgsp. 




rem 




15) Assimilation. 




21)Ke 


i- Cecilia 


CVWa sp. 


hebdomada 


doma pg. kat. 


dupl 


. cincinnus 


cewo sp. 


hictericia 


tiricia sp. pg. 


22)Sil 


,-arsenico 


seneca pg. 




trizia pg. 


ben 


Calaguris 


Loharre sp. 


16) 1. lazttli (lapis) 


asirf sp. "pg. 




diana 


ana akat. 


lonza (it.) 


oh£« sp. pg. 




gemcllicius 


mellizo sp. 


17) s. imp. 






germanus 


w*aNO pg. 


eslora sp. 


Zora pg. 




jugaria 


<jretra pg. 


es quin a 5p. 


gfti«a pg. 




Xeuxoiov 


^otro pg. 


slinga (ahd.) 


' linga pg. 




lucfyarniego$\).jarnego mall- 


spasmus 

• 


£*awnaf sp. pg 


■ 


nepotem 


6ot kat. 



77 

Ausser den rein und ungetrübt aus dem Lateinischen in das 
Italienische, Spanische und Portugiesische verpflanzten Adjectiven 
in ido, bei denen es also einem ersten flüchtigen, nur an dem 





nonplua ultra prosultavulgsp. 




profundus 


fondo sp. /ww 




onoerotahis 


groto sp. 






rfo pg. 






croto kat. 




recuperare 


cobrar sp.pg. 






crotalo pg. 




riparia 


fteira pg. 












vera sp.kat. 




III 

• 


. Französisch 


-Provenzalisch 


i. 


1) 


Abraham 


Bram frz. 


8) 


hemicrania 


migraine frz. 




btypio; 


griotte frz. 




hemina 


tnine frz. 




alauda 


lauzeta pr. 


9) 


hibemia 


fterne frz. 




amarus 


, marasquin frz. 




hilaris 


Jen pr. 




amaracum 


marjolaine frz. 




hirundo 


randola pr. 




amica 


wie frz. 


16) 


lazuli(lapis) 


a^ttr frz. 




Anatolia 


Natohe frz. 




labellum 


avel afrz. 




anniculus 


m'ße frz. 




lurts ndd. 


orse frz. 




apostema 


postema pr. 




?ow*a it. 


once frz. 


• 


apotheca 


boutique frz. 




esprelle afrz. 


prele frz. 




Apulia 


Pouitte frz. 


17) 


Spasmus 


jpdwier frz.ptas- 




Aquitania 


Guienne frz. 






mar pr. 




aranea 


ranha pr. 




spongia 


^on^er nb.ep cm - 




avalanchenb 


. lavanche frz. 






#er frz. 




avistarda 


bistarde bit. 
frz. 




"springstock 
(dtsch.) 


brind'estoc frz, 


2) 


Aegidürs 


(r«7Ze frz. 




steorbord(&gi 


i.)<n*ftordfl&.sJn- 




Aegyrtius 


Gers frz. 






fcord 


3) 


ecale nb. 


cöZe Yulg.fr. 




stricken dtsch. tricoter frz. 




ecclesia 


0#se afrz. 




sirigula 


tringle frz. 


• 




</Ze«sa pr. 




strippe dtsch 


. frtpe frz. 




emarcum 


wäre frz. 




stryken ndl. 


£ng«e frz. 




epiphania 


piphania pr. 


18) 


icapuov 


sarties afrz. 




episcopus 


vesque afrz. 




exharpare 


sarper frz. 


t 


eruca 


roquette frz. 


20) 


emphyteusis 


feihes pr. 






rwca pr. 




emplastrum 


jpZdfre frz. 




etain nb. 


Jatn vulg.frz. 




involare 


«oJer frz. 


4) 


ülahora 


Zors frz. 


21) 


ciconia 


soigne afrz. 


6) 


obonsier nb. 


bousier frz. 




coccinella 


cenelle frz. 




oryeum 


m frz.pr. 




cuculla 


cottfe frz. 


6) 


unicornis 


licorne frz. 




Cucurbita 


gourde courgea 


7) 


halenaanhelahna pr. 






frz. 



78 

Aeusseren haftenden Blicke zweifelhaft bleibt ob sie von den 
29 Kunstformen zu sondern und als populäres Oat zu betrachten 
sind oder nicht, giebt es andere die den daktylischen Accent 



dedicaces ducasses wal- papaver paver pr. 

Ion. 22) bombacinus basin frz. 

fanfaluca falue afrz. nepotem bot pr. 

Dies zu Kapitel I. 

Zu Kapitel II § 1 p. 304 bemerke ich, dass der Verfasser — in 
einer Anordnung deren Princip mir Mysterium geblieben ist, da der 
Versuch am abc festzuhalten nur stellenweise, eine Teilung nach Suf- 
fixen oder nach der Qualität und dem Character des ausfallenden Vo- 
cals noch seltene/ wahrzunehmen ist — 110, nutzlos in Subst. Adj. 
und Verba gespaltene Wörter, auffuhrt in denen der tonlose Vocal 
syncopiert sein soll und zwar wie er ankündigt dans t out es les lan~ 
gues romanes, sans exception, eine Behauptung die er p. 312 
wiederholt und in der Ueberschrift: Svppression generale de la 
voyelle noch einmal betont. Wie aber Herr Brächet die Begriffe 
„allgemein romanisch 1 ' und „einzelnen Sprachen eigentümlich" (sync. 
restreintes ä certaines langues §. 2) auffasst, das vermag gewiss mit 
mir Niemand zu definiren der da hört, dass zu den 110 lateinischen 
Wörtern die in 5 romanischen Sprachen reproduciert sein sollen und 
also die Summe von 5 mal 110 oder 550 Wörtern ergeben müssten, 
nur 323 hinzugestellt werden, dass also der geringe Rest von 227 For- 
men fehlt um Herrn Brachet's ausnahmslos tatsächlich zu bezeugen. 
Der Gedanke liegt nahe, er hätte es dem unterrichteten Leser über- 
lassen, den fehlenden Best aus eigenen Mitteln zu ergänzen. Doch 
muss ich bekennen, dass mir wenigstens eine solche Ergänzung nicht 
immer möglich gewesen ist; und auch Herr Brächet selbst kann an ihre 
ausnahmslose Möglichkeit nicht geglaubt haben , da er sich nicht scheut 
bald ein tnanque ailleurs, bald ein n'existe pas dans les autres langues 
neben die französische Sprachform zu setzen und so sein general eigen- 
händig umzustossen. Ganz abgesehen davon, dass an Vollständigkeit 
nicht zu denken ist und dass sowohl die gemeinromanischen als die 
einzelnen Sprachen eigentümlichen Syncopefälle bedeutend in ihrer 
Zahl erweitert werden können, finde ich unter den 110 aufgeführten 
Beispielen nur 18 richtige. D. h. nur 18 Mal steht ein lateinisches Grund- 
wort an der Spitze von 5 romanischen Formen die wirklich ihren ton- 
losen Mittel vocal eingebüsst haben: bei bonitatem civitatem calidarium 
cerevisia comitatus crudelitatem paraveredus septimana tiridarius 
heriberga belli tat em periculosus caballicare computare solidare vigi- 
lare vindicare amicitatem. Alle übrigen Beispiele sind ungenau be- 
handelt: es sind ihnen weniger als fünf Formen beigegeben. Entweder 
ist es nun möglich die Minderzahl zu vervollständigen, oder es ist 



79 

« 

beibehalten, trotzdem aber an anderen Umänderungen sofort als, 
Volkseigentum erkannt werden. Es sind folgende: das sp. pg. 
rispido, in dem ich gern eine Neubildung erkannt hätte, das 



unmöglich. Kann es geschehen, d. h. können überhaupt Vertreter der 
betreffenden Formen aus den fünf Sprachen herbeigeschafft werden, so 
wird diese Vervollständigung entweder die Regel bestätigen und die 
18 Beispiele vermehren oder sie wird sie widerlegen. Ist dies der 
Fall bo ist ihrer Allgemeingültigkeit sicherlich Abbruch getan. Ausser- 
dem bleibt noch die Möglichkeit, dass man unter Herrn Brächet' s 323 
romanischen Beispielen einige falsch etymologisirte findet. Und alle 
diese Möglichkeiten sind Wirklichkeit geworden. 

1) Proben möglicher Vervollständigung, die Herrn Brachet's Regel 
stützen : Zu puUicella gehört noch das sp. pulcela puncela pg. pon- 
cella^ welche jedoch nur die pucelle d'Orleans benennen, Zu singu- 
iaris gehört das sp. senero, das pg. sinreira senreira. In der käst. 
Schriftsprache bezeichnet es nicht den Eber, welchen diese, in ähn- 
licher Weise wie das it. frz. pr., als den einsamen, im Gebirge 
dschebel lebenden, durch das arab. jabäl-i characterisirt. Die Dia* 
lecte waren gegen den arab. Fremdling weniger gastlich: im Eat. 
heisst der Eber porch setglar oder senglar im mall, porc singlar. 
Im East. bedeutet senero nur das einem einzelnen zukommende. Im 
Pg. und Gall. wird sinreira zur Bezeichnung wilden Hasses benutzt. 
— Zu famicosus gehört sp. fangoso. Zu pediculosus sp. piojoso it. 
pidocchioso pg. piolhoso pr. pezoVios* Zu ungulata sp. tinada pg. 
unhada it. unghiata und auch pr. kommt von ungla ongla gewiss 
ein nur für mich unbelegtes onglada vor. Zu coagulare sp. cuajar 
pg. coalhar it. quagliare pg. cuälhar. Zu collöcare sp. pg. coZ- 
gar. Zu tribulare sp. trillar pg. trilhar it. tribbiare. Zu circulare 
sp. cerchar — an Stelle von cercar (s. u.). 

2) Proben möglicher Vervollständigung, welche Herrn Brachefs 
Regel stürzen : Dem frz-pr» fertatem steht it. feritä gegenüber. Sp. pg. 
Repräsentanten existiren überhaupt nicht. Antecessor in der Nomi- 
nativform kennt nur das Frz., die gelehrten Accusativ formen im It. 
Sp. Pg. bewahren aber selbstverständlich das tonlose e. Aripennis 
lautet sp. gewöhnlich arapende. Clericatus, so wie canonicatus 
manipulare medicare pampinatus baculare hat Brächet wohl 
nur ans Versehen, im Gedanken an die stammbetonten Grundformen 
der von ihm berücksichtigten Ableitungen hier eingereiht. Clericus 
canonicuß manipuhis medicus pampinus baculus, lauter 
Formen in denen die Atona der Tonsilbe folgen, die also erst in den 
nicht ausgeführten dritten Teil seiner Arbeit gehörten, erscheinen in 
der Tat, freilich nicht ausnahmslos aber doch hier und da, in syncopirter 



L. 



80 

aber wohl nichts als eine der vielen populären durch re ver- 
stärkten klassischen Formen, also re-hispidus ist it. nur ispido; 
das sp. enjabido insapidus , iL sciapido dissapidus; das it. ruvido 
aus ruidus, fragido aus fracidus, vincido aus viscidus, sardinisch 
bischidu; ferner das kat. terbol aus turbidus, das it. fradicio, 



Form, jene und alle anderen flexionsbetonten Derivata aber wo sie 
überhaupt existiren tun dies mit Ausschluss des fr. sp. Gebietes nie 
und nirgend. Meist sind sie Gelehrtenformen , also kaum verändert. — 
Clericus existirt im Spanischen als crego, im Fg. als crelgo, im 
It. als chercio, viel üblicher aber ist hier chierico, dort creligo 
clerigo und in Spanien clerigo: clericatus ward nirgends verkürzt. 
Um canonicu8 steht es noch schlimmer: der It. sagt nur canonico 
der Sp. gewöhnlich canonig o und calondrigo, seltener wie der 
Kat. canonge woher canongia; der Pg. sagt conego d. h. er 
stösst den Vocal der ersten tonlosen Silbe aus, den der zweiten um 
welchen es sich hier handelt, bewahrter treulich; canonicato sagen 
sie alle. Manipulus, richtiger manopulus existirt sp. als ma- 
nopla und manojo, pg. als manopla manolho molho 9 it. aber 
nur als manopola: manipulare blieb unverändert. Medieus war 
asp. und apg. mege, jetzt lautet es wie im It. nur medico; medicina 
ist pg. und it.; sp. melecina; medicare blieb unverändert. Pam- 
pinus ward sp. pg. it. pämpano: verkürzte Abweichungen sind dem- 
nach nicht nachzuweisen. B acutus entspricht it. bacchio, asp. 
blago pg. das selten gebrauchte bago: baculare hat nur im It. 
einen Vertreter: bacchiare. Auch von cubitus cubüata ist fast 
das gleiche zu sagen, sp. lautet es zwar codo; pg. aber covado 
covodo cotovello, und it. gomito gombito: cubitata ist daher 
im Sp. (und auch im Pg.) codada, it. aber go mit ata. 

Materiamen ist sp. maderamen, it. und pg. ist es gar nicht da. Arbo- 
reta ist it. alboreta albereto arboreto sp. arboreda pg. arvoredo. 
Artemisia ist sp. altamisa pg. artemija it. artemisia. Asperitatem sp. 
asperidad pg. asperidade. Pttritatem sp. puridad poridad it. pu* 
ritä pg. puridade. Marmoratns sp. marmolado it. tnarmorato pg. 
existirt überhaupt nur marmore. Blasphemare ist in der Form blas- 
mar im It. Pg. Sp. ein selten gebrauchtes französisches Lehnwort; 
die populären Bildungen sind bestemmiare (alt biastemmare) und lasti- 
mar kat. blastomar flastomar flestomar. Rwnigare ist it. rugumareep. 
rumiar. Adulterare ist nur im it. heimisch, und hier lautet es avolterare 
adulterare Minimare ist it. menomare minimare. Amaricare bleibt hier 
unverändert. Propaginare sp. provenar it. aber propagginare. Rotulare 
nodulare sind sp. pg. roldar moldar it. aber nur rotolare modolare. 
Duritatem it. duritä; sp. pg. gar nicht vorhanden. Animalia sp. ah- 



81 

sudicio und das kat. mustig welche drei durch Metathesis ihre 
Form erhielten. Mustig steht für muskit d. i. muscidus im Sinne 
von mucidus deren Formen in einander geflossen zu sein scheinen. 
— Ido seihst ; wurde nach vulgair-lateinischem Vorhilde zu edo 



mana pg. aUmaria. Merare sp. hedrar pg. r-edrar iU aher nur ite- 
rare etc. etc. 

3) Proben von „gemeinromanisch" syncopirten Wörtern, die weder 
im It., noch im Sp., noch im Pg. überhaupt vorhanden, sondern nur 
frz. oder pr. Bind: Amaritudinem amaritatem vitulinue vertecaritts 
lassitatem animarium domesticarius solitaneus cloppicare corrogata 
matricularius. Subitaneus ist überall nur in gelehrter Form vorhanden 
(nur asp. steht soptano neben dem üblicheren sopitano); columelhts 
foUkare sind nur sp. pg., pullicenue cerebella vanitare commundlitatem 
eiistiren wenigstens im Spanischen nicht. 

\) Proben falscher Etymologieen: Das sp. domar it. domare soll 
von domitare kommen wie das frz. dompter. Damisela y it. damigetta, 
ist keine volkstümliche sp. Eigenbildung; es wurde, wie auch ostal 
ostello, der Troubadoursprache entnommen. Die volkstümliche Hispa- 
nisirung von dominieetta lautet doncella. Besear pg. desejar soll von 
desiderare stammen, cercar von circülare dem doch nur cerchar ceUar 
entsprechen. 

Bisweilen berührt wenigstens das störend, dass Herr Brächet ver- 
schiedentlich suffigirte Wörter der einzelnen Sprachen einer anders 
ßuffigirten lat. Bildung gegenüberstellt, anstatt ihre Elemente nur in- 
soweit zu verzeichnen oder hervorzuheben als sie in alle romanischen 
Sprachen wirklich übergegangen sind: wie bei clericatve und canoni- 
eatus, dem das sp. canongia folgt, bei baculare und medicare ist es 
bei eupiditare der Fall, dem das frz. convoüer mit Recht, mit Un- 
genauigkeit aber die sp. pg. sibilirten Formen codiciar cubicar zur 
Seite gestellt sind. 

Zu § 2 bemerke ich, oder wiederhole ich, dass seine Trennung von 
§ 1 d. h. dass überhaupt die Scheidung zwischen gemeinromanischen 
und einzelnen Sprachen eigentümlichen, Formen unklar ist. Schon in 
§ 1 wichen, wie die Sprachgesetze es bedingen, die Formen der ita- 
lienischen Sprache fast immer von denen der andern Sprachen ab: sie 
bewahren den tonlosen Vocal — der nicht die erste Silbe bildet — 
n den meisten Fällen. Auch im § 2 bleibt dies Verhältniss bestehen: 
man braucht also nur die italienischen Ausnahmen zu subtrahiren, so 
bleiben gerade in § 2 viele Formen zurück die in den vier andern 
Sprachen gleichmässig der Syncope unterliegen, die also eher oder 
eben so gut die Bezeichnung gemeinromanischer Fälle verdienen wie 
^ele des ersten Paragraphen. Es sind episcopattts christiamtatetn 

C MichaSlis. (3 






82 

im Spanischen humedo, im Portugiesischen pallcdo, im Wallachi- 
schen limpcde reapede veasted (viscidus) umct urct fraget (dessen 
portugiesischer Repräsentant möglicherweise framino ist), im Mai- 
ländischen graved Hmped ümed tived [tosk. chiepido neap. tiepolo 
lad. (Fassa) tevec wie agord. ranzec.) und im Romagnolischen 
tseyed für dissapidus. Zu ito ward es, oder genauer mit ito vertauscht 
ward es im It. scipito dissipidus und im Arag. jauto insapidus; 
wogegen der Portugiese den Accent auf ido wie auf eine Parti- 
cipialbildung legt und enxabido sagt. — Elision jenes tonlosen 
zu e abgehlassten i trat gleichfalls schon im Vulgairlateinischen 
ein. Schuchardt belegt caldus fricdus soidus. So entstanden it. 



operarius pectorale litteratus aperire ingenerare judicare masticare 
recuperare sifilare tremulare decimare communicare excorticare ope- 
rare etc. Herr Brächet setzt hier wie auch sonst oft spanische ge- 
lehrte Formen hinzu. Selbst wenn volkstümliche Vertreter da sind, 
tut er es, und handelt also seiner selbstverständlichen p«>302 (Anm.) 
aufgestellten Theorie zuwider de n'avoir en vue que les seuU 
mots dt formation populaire et de rejeter absolument tous 
les mots de formation savante; oder er erwähnt überhaupt weder 
die einen noch die andern. Statt fabricar musste fraguar stehen; 
sifilare ward pg. silvar assobiar; nominare ist das sp. nombrar, 
temperare templar, delicatus delgado. Copulare und copula wurde in 
allen romanischen Sprachen um ihr u verkürzt denn sp. pg. existiren 
copla cobra und acoplar it. cöppia und acopiare. Cumulare hat im 
sp. die populäre Form colmar, mall, noch comlar. 

Doch nachdem ich nur noch zu P. II bemerkt habe, dass sich in 
ihm die in P. I -herrschende Unklarheit über den Begriff „gemein- 
romanisch" wiederholt, dass der Verfasser z. B. das nur frz -pr. sur- 
gien und das afrz.-pr. antecesor unter die exceptions sgstematiques 
Mmmunes ä toutes lei langues romanes rechnet, so wie auch corro- 
tulare perustulare die wenigstens nicht sp.-pg. sind, sei es end- 
lich genug, wiewohl ich das eigentliche Ende noch lange nicht er- ' 
reicht habe. 

Doch genügt das Gesagte wohl um klarzustellen, dass das stati- 
stische Resume, welches Herr Brächet auf p. 811 giebt, nur falsch 
sein kann. Ein genaueres an seine Stelle zu setzen bin ich nicht 
im Stande; dazu reicht die blosse Prüfung der vom Verfasser bei- 
gebrachten Beispiele nicht aus; eine sorgfältige Untersuchung aller be- 
treffenden Wörter darf aber hier nicht angestellt werden. Ich muss 
also abermals in die Zukunft weisen und hier wenn auch ungern mit 
einem hasta la vfsta abbrechen. 



83 

8p. pg. caldo pr. caut frz. chaud; it. soldo saldo soda frz. soudc 
sp. sueldo; it. Zordo frz. lottrd sp. pg. Jerdfo venez. lodro; it. 
orJo pr. afrz. ort ord; sp. vertfe frz. vert; sp. pardo; romagn. 
^r^t?d ruvd omd tevd trovd. Traten aber zwei incompatible Con«- 
sonanten unmittelbar an einander, so wurde entweder Assimila- 
tion angewendet: wie im it. freddo matto netto putto; oder 
Auflösung des Consonanten wie in friedus frig'dus frz. froid 
pr. frhid romagn. freids; rig'dus frz. roide raide; frac'dus lad. 
fred (Val Gardena); raUdus sp. raudo; sap'dus andalusisöh jaudo 
(arag. jauto) laVdus asp. laudo; oder Verdrängung deö ersten 
Consonanten wie im frz. rade sade^iede, venez. fredo sp. frido 
frio sp. lindo pg. udo(?); oder mundgerechte Veränderung 
des zweiten wie im pg. enxebrc aus insipidus. — D fiel aus, 
während i bestehen blieb oder mit vorhergehenden Sibilanten oder 
Dentalen verschmolz, im Sp. escalio lacio limpio livio lucio, welches 
auch pg. ist; mpudio it. puzzo; rancio venez. granzio kat. ranci pg. 
rango it. rancio; recio pg. rijo; sucio it. sozzo pg. styo; tibio 
venez. tivio lad. tievi; in turbio venez. forfoo turbio; it. frasio 
fracio (alt), vielleicht auch in rwWo, it. robbio, welches — wenn es 
populär ist — hierher und nicht zu rubeus gehört, dessen Ro- 
manisirung Palatalisirung des i und Verschmelzung desselben mit 
dem vorangehenden Labial erfordert hätte; meiner Ansicht nach 
auch in flojo it. fioscio pg. froixo, welcher Etymologie ich den 
Vorzug vor der üblichen aus dem Substantiv fluxus angesichts 
der sp. Derivata und ihrer Bedeutungen entschieden gebe (s. z. B. 
j flcjel Flocke Daune Flaumfeder) ; ferner in mustio (s. kat. mxtstig) 
[ it. moscio pr. afrz. mois kat. mox; in marclw it. marcio marzo 
( PS* ntacio, pr. aber marcit und neusp. nur diminuirt zu marchito ; 
im pg. murcho und nedio, lad. neidi; im venez. morbio und spavio; 
und etwa im it. lazzo aus aeidus. — Id fiel aus oder. ab im frz. 
rance pale put s$..puto; tpave flasque, mit dem das it. fiaeco 
sp. flaco kaum zu identificiren ist; (s. Diez E. W, I. fiaeco) in 
sol alt sott pr. sol sota und in net (pr.); im pr. tebe (afr?.) orre arre, 
afrz. are; cobe rans rege sabe sous; im pg. turbo it. torfco sp. 
fofoa torva tolvanera; in limpo, und im lad. fom und yiers 
(grödn.) so wie im Sp. cerdo für suerdo aus sordidus und 
nach p. 54, Anm. 2 auch im altit. cow^o, welche beiden als 
den Gleichklang von di-do aufhebend auch auf p. 18 eine Stelle 

6* 



J 



84 

einnehmen könnten. Interessant ist es auch zu sehen, dass nicht 
nur eine einzige romanische Nachbildung, wie Diez will, im it. 
ripido vorliegt, sondern dass sich wenigstens eine zweite hinzu- 
gefunden hat, das it. spurcido das doch wohl von porcus her- 
zuleiten ist? • 

Interessant und nicht wertlos! für den Zweck dieser Arbeit 
ist jedoch der ganze Excurs ohne Ergebniss; denn wenn man 
auch zugeben muss, dass eine Zusammenstellung aller verschie- 
denen Vertretungsw^isen des Suffixes idus auf spanischem Boden 
unleugbar nachweist dass eine ursprüngliche Einheit sich hier 
zu mehrfachen Gestaltungen ^entwickelt hat, und wenn man selbst 
diese mehrfach gestalteten Suffixe für Doppel formen gelten las- 
sen wollte, Scheideformen sind sie doch nicht, mit speciellen Be- 
deutungsverschiedenheiten sind sie nicht angefüllt: sie sind also 
von denjenigen differenzirten Formen, deren Erläuterung diese Ar- 
beit zur Aufgabe hat, weit unterschieden. Weder bei Idus noch bei 
irgend einem andern beliebigen tonlosen und unproductiven oder 
tontragenden und productiven Suffixe ist Differenzirung einge- 
treten. Ob \cem als z ce che ez oder iz> ob calicem als caz, sa&icem 
als sauce, cimicem als chinche, pomicem als pwnez, lapicem als lapiz 
auftritt; ob unea als ana ena aina ena, castanea als castana, 
colanea als colaina, terranea als tarrena, burranea als borrena; 
ob arius als ero aire er el ier ar al oder ario in prhnero co- 
laire mercader vergel frutier vivar fosal boticario ; ob acutus 
als ajo ällo .agro aculo; ob illus als el elo ü Mo; ob ationem 
als azon ason acion; ob torium als duero dero dor oder torio; 
ob aceus als az azo acho aceo; ob leus als che go co igo ico; 
ob antia als anza oder ancia, tcus als Igo ego iego ico auftritt, 
kurz ob auch ein jedes Suffix in mehr als einer Gestalt erschei- 
nen kann, es hat sich nicht an jede derselben eine bestimmte 
Bedeutungsausprägung angesetzt; ich könnte sie also nicht in 
meine Liste einreihen, selbst wenn ich über die einmal gesteckten 
Grenzen nur ganze Worte, und nicht Stämme und Endungen auf* 
zunehmen, hinaus gehen wollte. Denn meine Listen umfassen 
nur Scheideformen nicht Doppelformen. 

Ich verwende nämlich den Namen Seh ei deform ausschliess- 
lich da wo zwei oder mehr Begriffe, d. h. zwei Worte, aus einer 
Grundform, notwendig also auch aus einem, ursprünglich ein- 



85 

fachen Begriffe abzuleiten sind; wo hingegen für einen Begriff 
zwei oder mehre gleichfalls aus einer Grundform abzuleitende 
Worte vorhanden sind, nenne ich sie Doppelformen. Dass 
die Scheideformen materiell auf den Doppelformen als auf ihrer 
Basis beruhen, wurde schon einmal gesagt: im populären Wort- 
vorrat wären jene überhaupt nicht möglich wenn diese nicht exi- 
stirten. Ich werde in der zweiten Hälfte dieser Arbeit, der Liste 
aller bis jetzt von mir erkannten spanischen Scheideformen, für 
jeden einzelnen populären Fall den Nachweis führen, dass keine 
willkürlich ersonnenen unregelmässigen Umgestaltungen vorliegen) 
dass vielmehr der Sprachgeist, wie auch schon einmal gesagt 
ward, ( einem ökonomischen Zuge nachgebend, die tatsächlich 
vorhandene Formmannichfaltigkeit sinngleicher Worte benutzt hat 
um Sinnvariationen die gleichfalls tatsächlich vorlagen daran zu 
knüpfen. Will ich die Möglichkeit dartun, dass brocha und broncho, 
Zwillingskinder, Sprösslinge eines gemeinsamen Stammes sind, so 
werde ich als Zeugen einige Fälle analoger Bildungen auftreten 
lassen, in denen Epenthese oder Syncope eines n vor Sibilanten 
stattgefunden hat, in denen zwei verschieden gestaltete, aber gleich- 
bedeutende Formen zeitlich auf einander gefolgt sind, oder auch 
neben einander bestehen; und so fort Ihre Beihen werden von jedem 
der spanisch versteht mit Leichtigkeit erweitert werden können. 
Die Doppelformen ganzer Wörter machte die arme Sprache 
also zu Scheideformen. Dieselbe weise Ausnutzung unnützen Ueber- 
flusses konnte jedoch im Romanischen nicht — wie in der ersten Pe- 
riode indogermanischer Sprachbildung geschah — die Verwertung 
der Suffixe, der Beziehungselemente, getrennt von den Bedeutungs- 
elementen, bestimmen. War schon die Differenzirung von Stämmen 
auf romanischem Boden etwas Auffallendes und Seltenes, so ist 
die Differenzirung von Suffixen eine noch grössere Seltenheit. 
Ihre haltlose abgeschliffene Form, ihre geistige Unselbständigkeit, 
ihre dienende Stellung machte sie fast unmöglich. Scheideformen 
unter den blossen Suffixen kommen also der Regel nach nicht 
vor: aire modificirt die Bedeutung der Stämme nicht anders als 
ero und el und ar und al und ario; ana nicht anders als aina 
wa ena anea. So viel ich weiss ist eine strenge Sinnspaltung an 
spanischen Suffixen nur einmal eingetreten: oticus wurde durch 
tofao (algo) zu aego aber auch zu agc. Azgo dient einzig und 



86 

allein dazu Aemter and Würden — consulazgo mayorazgo me- 
sinzgo macstrazgo ßelazgo prebostazgo — und Zölle — pontäzgo 
mont. hutn. port. etil, serenazgo — zu benennen; age dagegen wird 
verschiedentlich, nie aber zu diesem Zweck verwendet. (S. Diez, 
Gr. II 273.) In anderen Suffixen ist das Streben nach einer Schei- 
dung wohl fühlbar, doch hat es sich nicht zu voller Klarheit und 
Bestimmtheit durchgearbeitet. Torium z. B. wird durch duero zu 
dero wenn es an Adjectiven das Verhältnis der Notwendigkeit 
oder Möglichkeit der im primitiven Yerb enthaltenen Tätigkeit 
ausdrückt, venidero casadero hacedero; oder wenn es substanti- 
virend ein Gerät bezeichnet mit dem die Tätigkeit des Primi- 
tivs vollführt wird, doladera podadera. Zu dor wird es wenn 
es, nach Analogie des lat. dormitorium auditorium etc. den Ort 
bezeichnet wo jene Tätigkeit vor sich geht: comedor lavador 
mirador obrador salador. Doch ward diese Regel nicht scharf 
durchgeführt: ero darf auch demselben Zwecke dienen wie dor. Ne- 
ben salador steht saladero ; lavadero ist ganz wie lavador der Ort 
wo gewaschen wird ; . nadadera der Ort wo geschwommen wird, 
labradero der Ort wo Handwerkerarbeiten betrieben werden, dor- 
midero (alt) der Ort wo geschlafen wird. — Arius arium aria 
wird durch airo zu ero era, (seltener zu aire — colaire pelaire 
canillaire albaire) und wird erstens substantivirend gebraucht um 
Personen zu benennen, welche sich mit dem Grundwort beschäf- 
tigen, mit ihm Handel treiben: carbonero ollero carnicero; zwei- 
tens um Sachen zu bezeichnen, welche das Grundwort in sich 
enthalten oder aus sich hervorbringen; daher Behälter, Gefasse 
Orte, wo etwas aufbewahrt wird, Orte wo Gegenstände, — Pflan- 
zen und Steine — sich in Massen befinden, sowie auch Bäumq und 
Sträucher, d. h. also Orte welche den durch das einfache Grund- 
wort bezeichneten Gegenstand welcher zumeist die Pflanze oder 
ihre Frucht ist, in sich enthalten. Die Form ero wird dann und wann 
zu er verkürzt (mercader neben mercadero) und in ähnlicher Weise 
wird, ehe das Umspringen des i zum a vollzogen ist, tum ius oft 
ganz abgeworfen, wie bei dor aus torium, so dass nur ar übrig 
bleibt vivar pomar habar. Und da ar und er ,dem Spanier vor- 
züglich als Infinitivendungen vertraut und genehm sind, da r 
überhaupt seine Rolle leicht mit l vertauscht, besonders wenn 
in der Nähe, inlautend, schon ein anderes r steht, so geschieht 



87 

es oft, dass er zu cl, und wie ich meine ar zu al wird. Laurel 
lebrel cuartel granel vergel jaquel broquel erklärt Diez — Gr. 
II 352 ff. — ohne weiteres für Abkömmlinge lateinischer Grund- 
formen in arius arium. AI aber, wo es den Sammlungsort des 
Primitivs, besonders den Ort bezeichnet, wo Pflanzen und Mine- 
ralien gesammelt stehen und liegen, wo es also als Ersatz des 
lat. etum gelten muss, stammt nach Diez von alis ab. (328.) 
Unter etum (361) giebt er freilich wieder zu, dass sowohl avium als 
alis seine Stelle im Romanischen vertreten. Ich aber bin anderer 
Ansicht und meine dass ausschliesslich arium dies tut, und dass 
die sämmtlichen spanischen Substantiva in al, welche Felder und 
Gärten und Wälder und Beete bezeichnen auf arium zurück 
weisen. Denn erstens ist kein Grund vorhanden eine Doppel- 
vertretung anzunehmen so lange eine einfache genügt. Gesteht 
man aber diese Einheit zu, so liegt dem Sinne und der Form 
nach arium näher ah alis. Zweitens ist ar das ältere, al das jüngere, 
das altspanische zeigt sehr wenig al, das neue hingegen fast nur al; 
ar einzig da wo ein euphonisches Bedürfniss es entschieden verlangt 
wie in ceböllar tomillar zarzaparillar melgar. Ueberhaupt wird ja 
im Spanischen r, besonders auslautend, viel häufiger zu l als l zu r. 
Drittens wechseln aber nicht nur ar und al mit einander, son- 
dern diese beiden werden in ganz beliebiger Weise auch mit el tind 
er und ero und ario vertauscht: alle sechs Endungen müssen also 
absolut gleich sein. Und nicht nur an sinnlich hier einschlägigen 
Wörtern geht dieser Wechsel vor sich; nicht allein arvejal steht neben 
arvejar, ' zumacal neben zumacar, brenal neben brenar, calcanar 
neben calcanal carcanal carcanar; manzanal neben tnanzanar,pla- 
tanal neben platanar; nogal neben nogucra, gamonal neben ga- 
monera, olioar neben olivera, ladrillal neben ladrillar und la- 
drillero; helechal heben helechar und helguera und falaguer (kat.); 
tnimbral neben mimbrero; castanar neben castanal und casta- 
nero; cedoario neben citoval; auch dromedal steht neben drome- 
dario, cerval neben cervario, centenal neben centenar und cen- 
tenario, vivar luganar lupanar lunar neben -ario; palomar neben 
palomero, fosal neben fosar und fosario, hontanal neben Äon- 
tanar, plantet neben plantario, timonel neben timonero, casoel 
neben casario, uval neben uvario etc. etc. Viertens verwendet auch 
der Italiener sein aja (abetaja giuncaja), der Franzose sein icr 



88 . 

ihre (riziere oignonniere) zu dem gleichen Zwecke, keine roma- 
nische Sprache aber benutzt alis dazu. — Aus arium haben sich 
also ero (er nnd el und aire) und ar al entwickelt, die letzteren 
dienen vorwiegend zur Ortsbezeichnung, die enteren und besonders 
ero zur Personalbezeichnung; ja die Grenzlinien sind ziemlich scharf 
gezogen; ich kenne keine einzige Personalbezeichnung in ar al. 
Da aber ero sich nicht die gleiche Beschränkung auf sein Gebiet 
auferlegt und sich Uebergriffe in das des Nachbarn erlaubt 
(s. die Beispiele oben), da ferner ario (und auch el) der neutrale 
Boden ist auf dem beide erscheinen dürfen, so ist eine ganz 
stricte Differenzirung auch von diesen Suffixdoubletten nicht aus- 
zusagen. — Es bleibt dabei, unter den Doppelgestaltungen wirk- 
lich hispanisirter Suffixe giebt es Scheideformen so gut wie nicht. 
Freilich liegt der trügerische Schein als wäre es dennoch 
der Fall oft hell und grell über der tatsächlichen Wahrheit. 
Man öffne nur die listen. Da stehen als Soheideformen neben- 
einander primero und primario, carnero und carnario, lunar und 
lunario, plantel und plantar io, corcel und corsario; curadero 
und curatorio, mandado und mandato, tenzon und tension, pun- 
zon und puncion, torzon und torsion, lucio und lucido, lauter 
Formen die auf einem Grundwort beruhen, dessen Stamm in 
beiden Vertretern unverändert blieb, deren Verschiedenheit also 
allein in der Verschiedenheit der Endungen liegt. Hat man 
da nicht das Recht anzunehmen, die Differenzirung sei auf Grund 
einer Spaltung der Suffixe vor sich gegangen? Sieht man jedoch 
näher zu, und fasst die Art ins Auge wie die Suffixe jedes Mal 
den Sinn des Stammes, also ihren Inhalt, modificiren, so bemerkt 
man, dass die Grundbedingung und das Hauptmerkmal aller 
Differenzirung, die Zweiheit des Sinns, der Zweiheit der Suffixe, 
wenn man sie getrennt betrachtet, gänzlich abgeht. Auch in 
den einschlägigen Worten sagt ario nichts anderes aus als ero 
el und ar; dero nichts anderes als torio, ado nichts anderes 
als ato; zon nichts anderes als cion, io nichts anderes als ido. 
Und wenn dennoch primero einen andern Sinn hat als primario, 
carnero einen anderen als carnario, mandado einen anderen 
als mandatOy so liegt dieser Unterschied daran, dass die erst 
genannten, von dem lateinischen Grundtypus primarium car- 
narium mandatum stärker abweichenden Wortbildungen selb- 



69 

ständig vom spanischen Sprachgenius auf natürlichem Wege be- 
wusstlos umgeschaffen nnd in Form and Sinn weiter entwickelt 
worden sind, während die letzteren, dem lateinischen Grund- 
typus ähnlichen, in fertigem Zustande, ihrer alten Form nnd 
ihrer alten Bedeutung treu, hewusst und absichtlich direct 
aus dem Lateinischen hinübergenommen, oder seinen Vorbildern 
künstlich nachgebildet sind. Die ersten sind spanische, die zwei- 
ten lateinische Schöpfungen, darum sind sie verschieden. Dass 
aber bei beiden der Stamm der gleiche ist, ist ein bedeutungs- 
loses Accidenz, die Folge des zufälligen Lautgehaltes der be- 
treffenden Worte : prim und carn und wand sind in allen spa- 
nischen, ob natürlichen, ob künstlichen Ableitungen unverändert 
geblieben, weil sie einer Veränderung nicht bedurften. Die ihnen 
anhaftenden Suffixe aber verlangten in Folge der Flüchtigkeit der 
sie bildenden Elemente (l r etc.) fast immer und gerade in den 
obigen Fällen eine Umbildung die sie deshalb erlitten haben. 
Wo auch der Stamm sie verlangt, ging sie in populären Wör- 
tern selbstverständlich an ihm ebenso gut wie an den Suffixen 
vor sich: carnero und carnariq, primero und primario stehen in 
demselben Verhäitniss zu 'einander wie letrero. zu Uterario, es- 
paldera -zu espatularia, ajera zu aliaria; qjera zu ocularia y 
llenero zu plenario, lenero zu lignario. In diesen wie in jenen 
Doppelungen handelt es sich nicht um eine Variation entweder 
von Suffixen oder von Suffixen und Stämmen, sondern um die 
Variation ganzer Worte. Auch hier haben wir also nicht selb- 
ständige Suffixscheidungen, sondern nur Wortscheidungen zu ver- 
zeichnen. Wollten wir sie allein und für sich betrachten, so 
würden wir sie Doppelformen nennen; Scheideformen nur azgo 
und qje und allenfalls dero und dor, ero und dl. 

Die hier vorgenommene Trennung und Gegenüberstellung 
einheimisch-spanischen und importirten lateinischen Gutes führt 
uns zu einer neuen zweiten Klasse von spanischen Scheideformen, 
die von den bisher erwähnten populären stark abweichen. 
Ihr Erstehen mitanzusehen, müssen wir den Ueberblick über das 
Entstehen der spanischen Sprache wieder aufnehmen. 

Aus den iberisch-griecMsch-lateinisch-germanisch-arabischen 
Elementen die nicht nur äusserlich über einander geschichtet, 
sondern innerlich mit einander verquickt waren, hatte sich die 



90 

altspanische Volkssprache entfaltet. Aus der Mitte ihrer anfangs 
gleichberechtigt neben einander gruppirten Dialecte hatte sich 
einer, der der politisch und geistig höchst stehenden Provinz, zum 
Herrscher über die anderen erhoben. Eastilien (Toledo), als das 
Herz des Landes, hatte seinen Dialect zur Schriftsprache gemacht 
und hatte die Grenzen seiner nicht sogleich allgemein anerkannten 
Macht allmählich weiter ausgedehnt (Alphons X.). Doch erst 
nach der Einigung des ganzen spanischen Gebietes unter eine 
Krone war auch die Einigung aller Dialecte unter die Gesetze 
einer einheitlichen Schriftsprache vollzogen, der Wetteifer auch 
Kataloniens und Valencias gebrochen; langsam und Schritt vor 
Schritt» war es vorwärts gegangen. Und ebenso allmählich hätte 
das castellano Licht in die Wirrniss des Altspanischen gebracht; 
der Geist der Ordnung und Beschränkung hatte naturgemäss seine 
ConstituiruUg bestimmt. Dissimilation, Analogie, Differenzirung 
und der Drang nach Euphonie hatten zwei Jahrhunderte lang 
1200 — 1400 vervollkommnend an ihr gewirkt bis auch hier, im 
Innern des äusserlich geeinten Gebietes, Gesetzmässigkeit Einig- 
keit und Klarheit siegten. Was bis dahin unbewusst und lang- 
sam vor sich gegangen war, das wurde von nun an durch die 
bewusste Arbeit namhafter Dichter und Denker fortgesetzt, die 
vom ersten Erblühen der mächtig aufstrebenden Kunstlitteratur 
an und dann in kaum unterbrochener Reihe schöpferisch auf- 
traten: wenn auch zeitlich von einander geschieden, so doch ver- 
bunden durch den gemeinsamen Gedanken die Sprache zu för- 
dern, zu bereichern und zu veredeln. 

Beherrscht vom Bequemlichkeitstriebe hatte der spanische 
Sprachgeist die Elemente aus denen ein noch nicht existirendes 
Spanisch zusammengeschweisst werden sollte einander assimilirt. 

Beherrscht vom Deutlichkeitstriebe hatte er die einan- 
der angeglichenen Elemente zu verschiedenen, scharf ausgespro- 
chenen und also leicht kenntlichen, individuellen Wortgruppen dis- 
similirt, hatte jedem lebenskräftigen Triebe ein weites, freies, 
wenn natürlich auch begrenztes Feld der Tätigkeit eröffnet auf 
dem er weiter wuchs und schaffte und sowohl durch Derivation 
als auch durch Differenzirung verwandter Begriffe zu Scheide- 
formen, den Sprachschatz vergrösserte. 

Doch damit nicht zufrieden suchte er jetzt, beherrscht vom 



91 

Bereicherüngstriebe, nicht mehr durch das ganze Volk, 
sondern durch einzelne Gebildete repräsentirt, in einer dritten 
Epoche der Sprachbildung, vor allem sein Gut durch äusseren 
Zuwachs noch zu mehren. Die volkstümliche Bereicherung durch 
Ableitung und durch Begriffsspaltung, die sich: in der zweiten 
Epoche d. h. sobald das gesprochene Wort geschrieben ward, 
ganz von selbst einstellte war, wie die erste assimilirende Um- 
gestaltung der Wortkörper, eine unbewusste Schöpfung der ganzen 
Nation, und wenn sie auch in der dritten Epoche ruhig fort- 
ging und gejra^e mit der zweiten Art ihres Schaffens, der Diffe- 
renzirung, manchmal erst sehr spät zum Abscl\luss kam, so dass 
sie zeitlich mit der bewussten Bereicherung durch gelehrte inten- 
tionell zugeführte Habe zusammenfällt, so ist sie doch sachlich 
von jener zu trennen und als ursprünglichere Schöpfung, wie wir 
getan, vor sie zu setzen. Was vom Prioritätsverhältniss der' As- 
similation vor der Dissimilation galt, gilt auch von dem der 
natürlichen vor der künstlichen Art der Bereicherung, die uns 
jetzt kurz beschäftigen soll. 

Nirgends ist dies Werk mit mehr Feinheit und Mühe und 
mit grösserem Erfolg vollendet worden als in Frankreich. Einen 
schärfer symmetrisch geordneten und in jedem dunkelsten Winkel 
noch vollendet stylvoll ausgearbeiteten Sprachgarten als den ' 
französischen giebt es nicht. Mit ihm verglichen erscheinen Spa- 
nien und Italien wie im Zustande natürlicher Wildheit, und doch 
hat auch hier die Hand des Gärtners kunstreich gewaltet. In 
Spanien können wir seine Tätigkeit minder eingehend . als in 
Frankreich, aber immerhin noch genau genug beobachten. 

Die Sprache, die bisher im rauhen Streit der Tage nur den 
Zwecken des gewöhnlichen Lebens dienen konnte oder sich höch- 
stens zu einfacher, durchweg schlichter Prosa in Gesetzbüchern, 
Verordnungen und Chroniken oder zu volkstümlichem Sauge 
in epischer Nationaldichtung aufgeschwungen, sich in beiden 
aber mit den vorhandenen, dem Schoosse des Volkes entstamm- 
ten Gedanken und Worten begnügt hatte, sie sollte nun in 
ruhigeren Zeiten, im verfeinerten Hof leben auch den gebildeten 
und die grosse Masse ihres Volkes und ihre Zeit weit überragen- 
den einzelnen Dichtern und Gelehrten Werkzeug und Medium 
eigener und neuer Gedanken und Gefühle sein. Wie musste sie 



92 



ihm dürftig, unzureichend und ungelenk erscheinen! Wie roh 
und unedel klangen ihm die Worte die unaufhörlich der Mund 
auch jedes Ungebildeten aussprach! Da er Neues und Feineres 
dichten wollte, musste er auch seine Sprache in neue und feinere 
Formen kleiden: alles gewöhnliche, wild und frei aufgesprossene 
Kraut deucnte ihm Unkraut, das auszujäten aus dem Garten seiner 
Poesieen und durch seltnere ausländische Gewächse zu ersetzen 
ihm heiligste Pflicht schien. Diejenigen Mittel der Veredelung 
und Bereicherung deren die populäre Sprache sich bedient hatte, 
konnten ihm nichts nutzen, erstens weil er ihr geheimes Wirken 
nicht kannte noch verstand, und es auch nicht anerkannt son- 
dern verschmäht und seine Ergebnisse als niedrige Verunstal- 
tungen seines klassischen Ideals zurückgewiesen hätte selbst wenn 
es ihm durchschaulich gewesen wäre; zweitens weil es ihm doch 
weniger darauf ankam dem vorhandenen vulgairen Begriffsfonds 
andere verwandte synonyme Begriffe hinzuzufügen, wie sie sich 
aus ihm ja selbständig, ohne Zutat und bewusste Nachhülfe ent- 
falten und abfliessen konnten, als darauf ganz andere, unähnliche, 
neue, seltene Originale zu finden; drittens weil jene Mittel nicht 
acute waren, nicht plötzlich, sondern langsam in stiller orga- 
nischer Umgestaltung wirkten, und vielleicht zu seiner Zeit noch 
' gar nicht einmal Blüte und Frucht hervorgetrieben hatten. Seine 
Bedürfnisse aber verlangten schleunige Hülfe: die ideell fertigen 
neuen Begriffe und Gedanken die er den immer noch halb bar- 
barischen Mischvölkern einimpfen wollte, verlangten sich sofort 
zu realen Gestalten zu verkörpern. Fertige Worte mussten her- 
beigeschafft werden. Da geschah was innerhalb aller Sprach- 
geschichte immer zu geschehen pflegt: — wer die, doch immer nur 
relativ neue, Idee gab, gab auch die Mittel zu ihrer Realisation; 
das Volk dem eine Sache, eine Einrichtung, eine Erfindung, eine 
Entdeckung, eine Anschauung, eine Neuerung irgend welcher 
materieller oder geistiger Art abgeborgt oder abgelauscht ward, 
borgte oder teilte zugleich den Namen dafür mit. 

Die Muttersprache, das Lateinische, oder besser das ganze 
römisch-griechische Altertum, welches Spanien, Italiens Vorbild 
nachahmend, als Quelle der Bildung und als höchstes Lebensideal 
zu verehren begann, und aus dessen Studium ihm die besten und 
meisten Offenbarungen kamen, gab auch die meisten und besten 



93 

Elemente für den neuen Wortvorrat her. Natürlich ward aber 
auch sein nutzbarer Gedanken- und Wortkreis, aus dem zuerst 
mit vollen Händen gegriffen ward, endlich einmal erschöpft: für 
die wachsenden Erweiterungen im Gebiete positiver wissenschaft- 
licher und industrieller Erfindungen und Entdeckungen reichte er 
nicht mehr aus. Zahllose zeitgemässe Neuerungen, zahllose in 
ihrer Art doch auch einzige und wunderbare Gebilde mittelalter- 
licher und moderner Cultur verlangten den Einlass, der ihnen 
nicht versagt werden durfte, und der zeitweise sogar den Einfluss 
und Zauber der Antike brach. Aus der Provence und aus Italien 
kamen durch Yillena und Santillana 1400 — 50 manche Be- 
reicherungen nach Spanien ,* auch kannten und nannten diese beiden 
wenigstens schon Virgil Ovid Lucan. Der erste jedoch der direct 
und kühn aus dem Lateinischen selbst schöpfte war Juan de Mena 
am Hofe des ritterlichen und gelehrten Juan II. 1411 — 56. 
Vieles von dem was er in den Heimatboden verpflanzte, ver- 
dorrte freilich fruchtlos und erstarb gleich wieder. Das Beispiel 
aber war gegeben und je höher die Bildung und die Eenntniss des 
wiedererwachten Altertums nun stiegen, um so eifriger mühte man 
sich ihm gleichzukommen an Gehalt und Form. Seit jenen ersten 
Sprachneuerern hat kaum ein Kunstdichter im höheren Styl ge- 
schrieben ohne, stolz auf sein klassisches Wissen, dem Lateinischen 
und Griechischen dies oder jenes neue Wort zu entnehmen, oder, 
stolz auf seine zeitgemässe, zunächst italienische Bildung, deren 
Einfluss durch den innigen Verkehr mit Italien, besonders unter 
der hundertjährigen spanischen Herrschaft über Neapel, immer 
frisch und lebendig erhalten ward, bei den Italienern, indirect 
also wieder bei Rom und Hellas, in die Lehre zu gehen. Unter 
Karl V. -als Spaniens Weltherrschaft ihm zu dem italienischen 
auch deutschen Boden unterworfen hatte, als Amerika neue Welten 
eröffnete, als ein ununterbrochener positiver und geistiger Verkehr 
Spanien mit allen civilisirten Nationen Europas in Berührung 
brachte, da strömten ihm auch deutsche, holländische, englische, 
französische und amerikanische, besonders mexikanische Worte 
2 u. Am nachhaltigsten blieb jedoch nächst dem Lateinischen 
stets der Einfluss des naheverwandten Italien. 

Das 16. Jahrhundert, die Blüte der Litteratur, die Blüte 
Spaniens in jeder Beziehung war auch für die Entwickelung der 



94 

Sprache eine Epoche hoher ja höchster Blütenentfaltung. Von 
der Erstarkung aller geistigen nnd materiellen Kräfte gab auch 
sie ein treues Abbild. Guevara Mendoza Coloma Urrea Er- 
cilla Boscan Garcüaso, vor allem aber Herrera und Cervantes 
versetzten die Sprache, die einen mit deutschen und holländischen, 
die anderen mit italienischen, die meisten mit lateinischen und 
griechischen Wörtern und mehrten ihren Vorrat an Worten, 
Phrasen und Constructionen ganz erheblich. Erschien das Alt* 
spanische mit dem Lateinischen verglichen, nach und trotz seiner 
ersten Läuterung durch schriftliche Fixirung, arm barbarisch 
ungelenk wüst und zerrissen, so erscheint das Spanische des 
16. Jahrhunderts dem alten gegenüber reich fein gewandt klar 
einig kraftvoll hochtönend und doch wohllautend. Und dem 
Lateinischen gegenüber verdient es in der Tat den Vorwurf der 
Armut nicht mehr! — Im späteren Verlauf aber stieg nun ihr 
Wachstum immer mehr: die Dichter des 17. Jahrhunderts hand- 
habten die Sprache mit noch grösserer. Kühnheit, oft jedoch ohne 
Kraft und Glück; die Sucht nach ausländischer Fremdheit, oder 
nach reiner Latinität brachte gezierte und geschraubte künstlich 
pathetische Gestaltungen in Wort und Satzbau hervor und ward 
als Latiniparla Culteranismo Gongorismo mit Eecht verspottet. 
Von Gongora's, CalderorCs und ihrer Schüler Neuerungen ward 
vieles wieder verworfen; vieles Gute blieb dennoch auch davon 
zurück. — Im 18. Jahrhundert erlahmten die schaffenden Kräfte. 
Di£_, 1714 gegründete Akademie, deren Zweck Ausbildung und 
Feststellung der Reinheit der castilischen Sprache war, estudlo y 
conservacion de la pureza del idioma castellano konnte nichts 
tun als die tatsächlich eingeführten Neuerungen gutheissen oder 
verdammen; sie konnte nicht hindern, dass der Einfluss Frank- 
reichs der sich einseitig beschränkend in der Bildung des ganzen 
Landes fühlbar machte auch Litteratur und Sprache fasst all- 
mächtig beherrschte. Erst nach langer Knechtschaft gelang es 
der Sprache die drückenden Fesseln wieder abzustreifen und 
wieder freies volkstümliches Spanisch zu werden. — Im 19. Jahr- 
hundert musste sich mit der steten Erweiterung der internatio- 
nalen Beziehungen auch die Zahl der Fremdwörter für alle euro- 
päischen Sprachen unaufhörlich mehren. Spanien aber, das sich 
unter allen romanischen Ländern wohl am consequentesten von 



95 

der grossen Culiurbewegung der letzten Jahrzehnte ausgeschlos- 
sen hat, hat sich daher bis jetzt auch nur den kleinsten Teil 
jener notwendigen, wenn auch unschönen Neologismen ange- 
eignet, kann ihnen jedoch von dem Augenblick an, wo es ver- 
sucht z. B. in industrieller Beziehung den anderen Nationen gleich- 
zukommen, den Eingang nicht versagen. Zur Bildung dieser 
Neologismen wird ganz besonders der griechische Stoff von neuem 
verwertet, o 

War nun auch das sechzehnte Jahrhundert für die spanische 
Sprache das reichste und blühendste Zeitalter, das ihr die meisten 
fremdartigen Producte zuführte, so war sie doch nie, weder vor- 
her noch nachher, ganz auf sich selbst gewiesen, ganz nach aussen 
abgeschlossen. Durchweg originell und selbständig ist eben keine 
Nation^ weder in ihrem' inneren noch in ihrem äusseren Leben: 
ein wechselseitiger Einfluss kettet die einzelnen Völker so an 
einander, dass an der Spitze herrschend stets als mächtigstes 
Glied der materiell und geistig stärkste steht. Diese Oberherr- 
schaft aber bleibt nicht dauernder Besitz ein und desselben Landes, 
und selbst so lange sie bei ihm ausdauert, erstreckt sie ihre 
Macht nicht über alle Gebiete der Existenz, in vielen Punkten 
können die unterworfenen höher stehen als die Sieger. Hier ist 
die Organisation der Kirche, hier Staats- hier Kriegswesen aus- 
gebildeter, hier Rechte, hier Handel und Gewerbe, hier Schiff- 
fahrt, hier Ackerbau, hier Kunst, hier Wissenschaft: denn es bildet 
ja jede Nation ihre Kräfte nach bestimmten von der Natur und 
Lage ihres Landes vorgeschriebenen Richtungen hin aus. In 
welchem Felde sie aber sachlich die Hegemonie führt, in dein 
führt sie sie auch sprachlich. Mit den Dingen wandern die Worte. 
Gerade so viel Originalbegriffe und Anschauungen als eine Nation 
der andern überbringt, gerade so viel Originalworte überbringt 
sie ihr: es müssen sich also in jeder Sprache sämmtliche Cultur- 
einflüsse abspiegeln die ihre Trägerin im Laufe der Zeiten er- 
fahren, und eine ins Einzelnste geführte Sprachgeschichte wäre 
fasst identisch mit der Culturgeschichte eines Volkes. Am Spa- 
nischen d. h. am Spanischlateinischen sehen wir, dass einen 
wirklich tief greifenden Einfluss allein das Deutsche ausgeübt hat; 
Abstracta, Verben, Formwörter schuldet sie ihm fasst ausschliess- 
lich; ausserdem Wörter aus dem Kriessleben und dem Rechts- 



1 



96, 



wesen, Tiex- und Pflanzennamen, Bezeichnungen für Spiele und Ge- 
räte; Arabien und alle anderen Länder brachten nur eine Bereiche- 
rung an Substantiven, dies für Zoll- und Steuerwesen, für Maasse 
und Gewichte, Verwaltung, Ackerbau, Garten- und Baukunst, Astro- 
nomie und Mathematik; das Baskische und die altiberischen ins 
Lateinische und aus dem Lateinischen ins Spanische geflossenen 
Wörter beschreiben Land und Leute, sind Terrainbezeichnungen, 
Namen für einheimische Producte und Fabrikate, Nationalcostume 
und einige Nationaleigenschaften. Das Hebräische und Griechi- 
sche beherrschen, durch lateinische Vermittelung, die kirchlichen 
Einrichtungen, das Griechische auch einen Teil des Seewesens, 
das sonst unter holländischer und englischer Macht stand. Frank- 
reich regelt die Moden und die Küchenzettel; Italien verwaltet 
alle Künste besonders Musik und Poesie, ausserdem die Kauf- 
und Wechselgeschäfte; Amerika liefert zumeist Pflanzen* und 
Tiernamen ; für Ess waaren und Stoffe, für Nahrung und Kleidung 
sorgen sie jedoch alle um die Wette; auch einige wenige slavische und 
ungrische, und mehrere portugiesische Wörter wurden importirt: 
alle zusammen ergeben eine ganze Schaar fremder, d. h. zunächst 
nichtlateinischer Wörter, welche Diez auf 4 /io Zusatz zu 6 /io la * 
teinischen Gutes abschätzt. 1 ) 

Eine Sprache in der von zehn Wörtern nur sechs heimisch 
harmonisch, vier aber fremdartig klingen, müsste einen hässüch 
bizarren Eindruck machen. Nun ist aber im Spanischen von 
diesen minderten und tausenden fremder Worte zum Glück nur 
ein verschwindend kleiner Teil wirklich Fremdwort gebliehen. 
Nur ein verschwindend kleiner Teil fällt noch heute seiner Ab- 
sonderlichkeit wegen auf, geht noch heute in so seltsam aus- 
ländischer Tracht- steif und starr einher, dass man ihn sofort 
vom ureigenen als fremd aussondern kann. Alle übrigen müssen 
— da wir der blossen Theorie nach auch ohne praktischen Naco- 



*) Eine genaue statistische Uebersicht über die einzelnen Ele- 
mente der spanischen Sprache vermag ich noch nicht zu geben, doch, 
arbeite ich sie im Anschluss an mein Etymologisches Wörterbuch aus 
und komme, soviel ich bis jetzt ersehen kann, zu ganz anderen Ergeb- 
nissen als sie bisher durch Sarmiento, Marina, Amador de los Bios etc. 
erzielt worden sind. 




■hnittes sein, 

Und in 

jUalieni sehen 

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109 



deckt , kennzeichnen sie sich selbst scharf genug. Wo eine freiere 
Umgestaltung jedoch nur aus dem Bedürfniss nach heimischem 
Klange hervorgeht und nicht mehr unverkennbare Wiederholun- 
gen bestimmter Worte, sondern nur ungefähre Anklänge an dies 
oder das zu spüren sind, bemerkt sie das fremde Ohr in vielen 
Fällen vielleicht gar nicht, und man sucht nach strengen und 
genauen Regeln, die die Sprache befolgt haben könnte um sich 
die mögliche Urgestalt, das Etymon eines Wortes zurecht zu con- 
struiren, während die Sprache sich über alle Regeln hinweggesetzt 
hat. — Ob nicht z. B. in dem vielbesprochenen spanischen Mari- 
posa, Schmetterling, eine solche ungefähre schwache Mahnung an 
den Stamm Maria liegt? Im Sardischen lautet er noch maniposa 
und solches konnte die Urform sein, die im Spanischen dialek- 
tisch oder altspanisch vielleicht noch aufzufinden sein möchte. Man-y- 
posa, bleib und ruhe dich! ist ein nicht unpassender imperativi- 
scher Anruf an den ewig flatternden beweglichen Schmetterling 
(borboleta), wie er ja auch im portugiesischen unter die poeti- 
schen Formeln zu rechnenden pousalousa vorliegt (s. oben p. 28). 
Diese Art der Composition ist im Spanischen so üblich, dass 
jeder Beleg überflüssig ist: wer denkt nicht an die Türklinke va- 
y~ven % die Troddelquaste quiia-y-pon und an den Krug cant-i(m)- 
plora ? — Marter, manida ist altspanisch noch ganz üblich, jetzt nur 
das erweiterte remanecer. Maniposa nun kann der Spanier , der den 
Namen der Jungfrau Maria gewiss nicht selten im Munde führt, der 
Eigennamen gern zu Appellativen macht, der andere Compositionon 
und Ableitungen von mari besitzt (gleichviel ob diese mari wirklich 
Maria wie in marisaUdillas und wohl auch in marimorena mari- 
zapalos marimanta ist [s. auch mariquita marica maricon wa- 
rimarica maritornes mariqueta] oder mas maris, wie z. B. in 
marimacho) , und der auch keineswegs der einzige Europäer wäre, 
der den Namen Marie geflügelten Thieren zuerteilt hätte — ma- 
niposa kann der Spanier, meiner Meinung nach, zu Mari-posa um- 
gedeutet haben. Stände Mariaposa neben der sardischen Form , so 
würde Niemand diese Volksetymologie verkennen. Da nur Mari- 
josa existirt, sind andere Auslegungen möglich. — 

Doch diese Auslegung sei falsch oder richtig, die ganze 
Reihe ähnlicher Deutungen, die ich noch versuchen möchte, sei 
selbst falsch, jedenfalls genügen die sprechenderen charakteristi- 



•*i , ¥ii»l'Ä'i!s 

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künstlich ent- 
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erstens ganz 
ieini sehen voll- 
iassisch nieder 
Gebiet durch 
isgedehnt hat; 
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idrichtung des 
erschiede ver- 
ni allge- 
;iculationskraft 

und kein gn 

'«v&icalcn Tenues 



gs$§*. «B^*ft" *+ 



113 

sagt. Mit Hülfe dieses Signalements lassen sich beider Spuren 
im Spanischen auffinden, ihr Wandel und Handel lässt sich ver- 
folgen, ihre Unterschiede, ihr Zahl- und Wertverhältniss, ihre 
Rollen und ihr Verdienst um die Bereicherung des Sprachschatzes 
lassen sich feststellen. Hier sei es kurz versucht. Ich wiederhole 
zu diesem Zwecke, dass alle beide, das Fremd- und das Lehnwort, 
einander ursprünglich ganz gleich, dass beide nichts sind, als aus 
einer beliebigen Sprache in eine andere verpflanzte Worte, gleich- 
viel ob diese Sprache ihr heimisches Gut selbsterschaffen hat 
oder ob es ihr von einer älteren, ihrer Muttersprache, vererbt 
ward. Beide müssen also zu Anfang den Eingeborenen in gleich 
seltsam, eigentümlicher Gestalt , beide in fremder Tracht und mit 
fremdartigen Gewohnheiten gegenübertreten, beide stehen einsam, 
verwandtschaftslos in Mitten eines grossen Kreises gleichartiger, 
von gleichen Gesetzen, gleichen Bräuchen, gleichen Zwecken be- 
herrschter, eng verbrüderter Genossen. Sie sind Fremde. Be- 
harren sie nun in dieser Sonderstellung, schliessen sie sich von 
allem Verkehr mit diesen Eingeborenen aus, legen sie ihre Na- 
tionaltracht nicht ab, lernen sie nicht sich in die Art und Weise 
des neu betretenen Landes zu schicken, so kann es ihnen nie 
zur zweiten Heimat werden, sie bleiben ihm ewig fremd und 
stehen nach Jahrhunderten dem Volke noch eben so unvermittelt 
gegenüber als am ersten Einwanderungstage. Tun sie aber das 
Gegenteil, mischen sie sich unbefangen unter das Volk, selbst 
vergessend, dass sie nicht zu ihm gehören, verbinden sie sich 
mit ihm, gründen sie ein eigenes Haus, bilden sie eigene Fa- 
milien, schleifen sie alle Unebenheiten ihres Wesens ab, werden 
sie durch lange gründliche und allgemeine Bekanntschaft mit 
den Eingeborenen ihnen wirklich gleich, so werden sie nicht 
mehr als Fremdlinge erkannt und behandelt, sie werden mit allen 
Bürgerrechten und -pflichten betraut, werden naturalisirt, po- 
pularisirt und nationalisirt. Es ergiebt sich also, dass ein jedes 



edes h zur Kehlaspirata j wird — woher der Andalusier seinen Spitz- 
amen jäfiäalo hat — , so haben wir es überall in diesen Hauptmerk- 
nalen vulgairdialektischer Ausspracheweise, mit einem Verstummen von 
Buchstaben oder einer Herabsetzung ihres Stärkegrades zu tun, überall 
nit einem einseitigen Begünstigen des Bequemlichkeitstriebes. 

C. MlCHAftLIB. 8 



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115 



Höhe und Ablegenheit, dem Volke fern. Im Munde der Ge- 
lehrten bleiben aber die importirten Namen ewig dieselben, nur 
der Volksboden ist ein Feld freier, naturgemässer organischer 
Entwickelung. Es hängt von der Form des Wortes ab; ist sie 
sehr hart und rauh, zu originell, um eine genaue Wiedergabe mög- 
lich zu machen, so ist Umformung Gesetz. Es hängt schliesslich 
von den Gebilden und Hauptgesetzen, von der Assimilationskraft 
der neuen Sprache ab. Es hängt also sowohl von Zeit und Ka- 
tion, als auch von Bedeutung und Form ab, und es sind unter 
diesen bestimmenden Gründen bei weitem die wichtigsten Zeit und 
Bedeutung. Doch sind auch diese Kriterien durchaus nicht untrüg- 
lich; sie collidiren mit einander und heben sich wechselseitig auf. 
Nicht jedes Wort, das frühzeitig eingeführt ward, ist in 
Wahrheit Lehnwort, nicht jedes späte Fremdwort, denn auch das 
früh eingeführte könnte ja einem abstracten Gebiete seltenen 
Wissens angehören, das späte hingegen allgemein verständlich 
sein. Nicht jeder Ausdruck aus höheren Sphären muss unpopu- 
lär sein: Astronomie, Medicin, Rechtswissenschaft und Kirchen- 
wesen umschliessen eine grosse Zahl doch einfacher und all- 
gemein verständlicher Grundbegriffe: kurz eine einzelne jener 
Bedingungen wird nie genügen, um allein und unwidersprechlich 
darüber zu entscheiden, ob ein Wort starres und unveränder- 
liches Fremdwort bleiben wird oder nicht. Eine jede Regel hat 
Ausnahmen und mehrere müssen zusammenwirken, wenn so zu 
sagen a priori auch nur bis zur Wahrscheinlichkeit voraus- 
gesagt werden soll ob dies oder das geschieht. Es wirken aber 
in der Tat zwei dieser Regeln, die Avichtigsten zwei, fast be- 
ständig zusammen: Zeit und Bedeutung gehen Hand in Hand. 
Fremde Worte, die frühzeitig in eine Sprache dringen, decken 
notwendig noch solche Begriffe, die wirklich nötig und daher 
einem jeden fasslich und für jeden brauchbar sind; ein fremdes 
Wort, das erst spät, in den Zeiten höherer Bildung Eintritt be- 
gehrt, gehört dagegen auch schon in Sphären höheren, selt- 
™ren und weniger allgemeineren Wissens. Die Sprache im all- 
meinen schafft nicht, und eine einzelne Sprache übernimmt 
id reproducirt nicht zuerst das unnütze, entbehrliche, son- 
ftn hilft zu Anfang nur den grössten Bedürfnissen ab. Die 
sten Fremdwörter werden also in Gebiete gehören, die wahr- 

8* 



lliliMii 




117 

lichten möchten, da werden wir zunächst einerseits seine Form, 
d. h. die einzelnen Buchstabenverbindungen, und andererseits 
werden wir seinen Inhalt beachten und aus beiden auf Grund 
allgemeiner Kenntnisse, die Hypothese ziehen, es stamme aus 
dieser oder jener Sprache: diese Hypothese aber kann nur durch 
genauen Nachweis der historisch- geographischen Einflüsse zur 
Gewissheit erhärtet werden. — Von diesem jedoch müssen wir hier 
natürlich ganz absehen, und da auch über die Begriffssphären, 
welche einzelne Nationen besonders reich entwickelt und deren 
Inhalt sie über die Welt verbreitet haben, bereits kurz die Rede 
war, so sollen hier nur mit Bezugnahme auf die äusseren Form- 
kennzeichen die Zusatzelemente durchmustert werden , welche sich 
dem vulgair-lateinischen Grundstock der spanischen Sprache bei- 
gemischt haben. Sie sollen als fremd vom Nationalgut ausge- 
schieden werden, um hernach in die beiden Klassen der eigent- 
lichen und der uneigentlichen Fremdwörter eingeordnet zu wer- 
den, beides nur skizzenhaft wie der Plan und Zweck dieses Ver- 
suches es erfordert. 

Dass die Summe der eigentlichen krass ausgesprochenen 
Fremdwörter im Spanischen verhältnissmässig gering ist, habe ich 
schon angedeutet: ich könnte 400 aufzählen, die jedoch sicher- 
lich noch nicht den ganzen Bestand bilden: 400 krass ausge- 
sprochene, die sich durch ihren Klang sofort verraten, daneben 
aber viele andere minder scharf gekennzeichnete, die man allen- 
falls, wenn man nichts als die Form betrachtet, für spanisches 
Gut halten könnte, die aber ihres Sinnes, ihrer beschränkten 
Verwendung und ihrer Unfähigkeit wegen neue Bildungen aus 
sich abzuleiten, doch zu den Fremdwörtern geschlagen ^werden 
müssen. Wie fein und allmählich das Fremdwort sich zum Lehn- 
wort abstuft, berühre ich nachher noch einmal. 

Diesen 400 Originalen begegnet man in der Schriftsprache 

nicht gar zu oft; wo man ihnen aber begegnet, erkennt man sie, 

wie gesagt, sofort an ihrem Aeusseren als Ausländer: entweder sie 

^aben einen ganz eigenen Klang der nicht in Spanien, sondern in 

anz andern Ländern zu Hause ist; oder es fehlt ihnen wenigstens 

iejenige eigentümliche Lautgestalt, welche ein direct aufspanischem 

Joden erwachsener Spross sicher angenommen hätte. Zum Bei-. 

piel: kein spanisch -lateinisches Wort tönt, wenn es mehrsilbig 



120 

am deutschen fenin = Pfenning, f erlin = Yierling, chelin esche- 
lin Schilling, richedal risdal Reichstaler, langraco margrave 
burgrave; twaguemestre Wagenmeister, reitre Reiter, estocfis esto- 
cafris Stockfisch, escalvis Schellfisch, broqucn Brockenstein, colsä 
colsd colsdt colsdte Kohlsaat; lansquencte lasquencte Lanzknecht; 
ornabeque Hornwerk, potasa Pottasche, nagelfluo tafeldespata 
Tafelspat, feldespato Feldspat, calspato Ealkspaat, hcrnuta Herren- 
huter, rü rüs Russ etc.; im englischen caucho cautcJwuc(o) Kaut- 
schuk, penique Penny, draubal draubac = drawback; cok = coaks 
bolingrin = bowling green etc.; am griechisch -lateinischen seudo 
für pscudo, tisana für ptisana, tisis für ftisis, nomon für gtto- 
mon % ismo für isthmus etc. 

Es gehört in der Tat wenig Scharfsinn dazu, all dieser 
Fremdlinge Heimatland zu nennen! So lange sie ihre Bedeutung 
gar nicht verändern und auch den Lauten nur so geringen Ab- 
bruch tun, wie in den obigen Fällen, ist ihnen das Zeichen 
ihrer Herren so deutlich aufgebrannt, dass für Verwechselungen 
und Zweifel kaum Raum gelassen ist. Es kann jedoch, wie ge- 
sagt, vorkommen, dass ein Wort, wenn man nur seinen Klang 
beachtet, vollkommen spanisch scheint und doch nicht spanisch 
ist. Besonders bei denjenigen Wörtern, welche der Spanier vom 
Italiener borgt, begünstigt der Gleichklang beider Sprachen solch 
ein Verkennen. Man muss dann die alleinige Rücksicht auf die 
Form selbstverständlich fahren lassen und nächst ihr auch den 
Inhalt und die Stellung des Wortes innerhalb der ganzen Sprache 
ins Auge fassen, wenn auf den Entdeckungsreisen nach dem Ur- 
sprung der Wörter nicht hin und her irrlichtelirt werden soll. 
Es existirt z. B. — um das einfachste Beispiel herbeizuziehen — 
im Spanischen das Wort piano oder pian, leise. Betrachten wir 
die blosse Form, ohne uns um ihren Inhalt zu kümmern, so ist nichts 
unspanisches an ihr: p-i-a existiren als anlautende Buchstaben ja 
auch erstens in pia selbst, d. i. spechtfarbenes Pferd, Schecke, 
dann in piada piador piar, piepen, einer onomatopoietischen Bil- 
dung, in piara piaricgo, welches von pccuaria kommen soll, in .] 
piadoso für piedoso = pietosus. Einem Unkundigen brauchte sie 
also nicht aufzufallen. Betrachten wir aber seine Einzelstellung 
innerhalb des Spanischen, d. h. seine Ableitungslosigkeit, die un- 
veränderliche Einheit seines Sinnes, seine ausschliessliche Ver- 



■Fl 



r 



121 



wendang in der musikalischen Kunstsprache, merken wir dass 
in ganz Europa ein und dasselbe Wort und zwar überall in ein 
und derselben Form dazu verwendet wird , auch ein und den- 
selben Begriff in steifer Unveränderlichkeit zn bezeichnen; be- 
sinnen wir uns, dass Italien das Land des Gesanges und dass 
alle termini technici der Musik *on dorther kommen (sp. da 
capo duo dueto alcgro andante tenor diletante cantata etc.), so 
werden wir unsere Reise nach Italien richten und uns hier ge- 
nauer umsehen. Und da müssen wir entdecken, dass wir an 
einem Ziele, dem richtigen, angekommen sind, dass in Italien, 
und hier allein, piano nicht vereinzelt starr und unfruchtbar da- 
steht, sondern in plana planare pianatojo pianatore pianatura 
pianeggiare pianella pianellajo pianura planus zo pianellata 
pianer otto pianezza und anderen Sprösslingen sich einer reichen 
Nachkommenschaft fühmen kann, deren verschiedenartiger Wert 
und Sinn auf eine gleichfalls in Italien allein vorhandene Mehr- 
deutigkeit und Beweglichkeit des einfachen Grundwortes piano 
schliessen lässt. Die Wörterbücher lehren denn auch piano könne 
als Adjectivum eben, gleich, glatt, flach, deutlich, sanft, freund- 
lich, leise, still, geräuschlos, langsam bedeuten, und als Substantiv 
Ebene, Fläche, Plan, Riss, Entwurf, Durchschnitt, Stockwerk und 
Resonanzboden: fürwahr, ein reiches Ergebniss! Auf einer die- 
ser Bedeutungen, die in dem Begriff des ebenen ihren Mittel- 
punkt und ihre Grundlage haben, gehen alle Ableitungen zurück. 
Eben, flach heisst im Lateinischen planus. Und in dem italie- 
nischen piano den Vertreter dieser lateinischen Form und in die- 
sem piano den Quell des europäischen Kunstausdrucks zu er- 
kennen, brauchen wir nun nicht länger anzustehen! Nachträglich, 
nachdem wir sein Etymon und dessen Entwickelungsgang kennen, 
I wird denn auch die Gestalt des spanischen Wortes, das wir deuten 
wollten, seine Italianität bekunden. PI pflegt nämlich der Ita- 
liener stets durch pl wiederzugeben , wie plaga = plaga , pianta 
= pianta; pianto = planctum; plegare = plicare; pioggia = 
pluvia es bezeugen. Die spanische Volkssprache hingegen er- 
eicht pl zu W, wie die entsprechenden Formen llaga Hanta 
Ortito Ueno llegar lluvia es bezeugen: piano müsste also im 
panischen llano und nicht piano lauten, und da solch ein llano 
i der Tat vorhanden ist und mit der fast vollzähligen Reihe 



122 



der im Italienischen an piano haftenden concreten und abstracten 
Bedeutungen und mit einer eben so grossen Reihe von Ableitun- 
gen auftritt, so erkennen wir in llano den volkstümlichen spani- 
schen Repräsentanten des lateinischen planus. Nur die Bedeu- 
tung Plan, Entwurf, welche das italienische piano unter anderen 
trägt, drückt der Spanier nicht durch llano, sondern durch plan 
aus. Die Bedeutung Schub, die der Italiener an pianella knüpft, 
giebt der Spanier durch chanela wieder; und flach, eben, im con- 
creten Sinne und in specieller Anwendung auf Geometrie und 
Militärwissenschaft bezeichnet er mit piano (s. plana -mayor^ 
planoplano), variirt also den lateinischen Stamm in mannich- 
f acher Weise, während der Italiener bis auf die eine dem Gr.- 
lat. direct entnommene Composition planimetria durchweg die 
populäre Richtung innehält. Dies piano stempelt der unassimi- 
lirbare Anlaut und der rein wissenschaftliche' technische Sinn zum 
lateinischen Lehnwort. Plan weist durch seine Einsilbigkeit als 
kurzes Oxyton nach Frankreich : denn hier bleibt pl, wie in kei- 
nem anderen romanischen Lande unverändert; s. plaie plante 
plaint plein plier pluic. Chanela aber, d. h. nach abgezogener 
Deminutivendung chana chano kann nur in Portugal, oder in 
dem grossen altspanischen Reiche Gallizien geboren sein, denn 
nur hier entspricht dem lateinischen pl ein ch; s. chaga ckanta 
chanto cheio chegar chuga. — Piano llano piano chano plan ein- 
zeln betrachtet, könnten für echt spanische Schöpfungen gelten, 
denn weder pi, noch ch, noch pl sind ganz unspanische Lautbil- 
dungen und pl steht oft genug selbst in populären Schöpfungen, 
in denen wir 11 erwarten sollten, s. plaza planta planir playa 
pleito plomo , sogar in einer Ableitung von planus in plancha = 
planula; im Hinblick darauf jedoch, dass allen fünf ein Etymon 
zu Grunde liegt, das lateinische planus, und im Hinblick auf die 
verschiedenen grossen oder kleinen Rollen, die sie spielen, er- 
giebt sich, dass nur llano ein echt volkstümliches Gebilde ist: 
die Form in pi ist italienisches, die in ch portugiesisches, die in 
pl lateinisches, die andere französisches Fremdwort. Alle Formen, 
in denen also pi als Stellvertreter eines lateinischen pl auftril , 
können nur italienisch sein, solche in denen ch nur portugiesisc , 
solche in denen pl nur lateinisch oder französisch oder allenfal 



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123' 



spanisch; wo U steht aber dürfen wir immer spanische Volks- 
formen vermuten. 

Nur wo ein ganz eigentümlicher Klang, ganz eigentümliche 
Lautverbindungen mit Sicherheit hier oder dorthin weisen, ist das 
Vaterland eines Wortes leicht zu erkennen, wo diese nicht vor- 
liegen, wo fremde Wörter von selbst ein heimisches Aussehen 
haben, oder es durch ganz unwesentliche Aenderungen erlangen, 
da giebt es kein äusseres Kennzeichen, nichts als den histori- 
schen Nachweis. Nur wo ein Wort wirkliches Fremdwort ge- 
blieben ist, wo das tatsächliche Ergebniss dieser Fremdheit eine 
absonderliche Form ist, die uns wechsellos immer in derselben 
Gestalt und mit demselben Sinn, und zwar mit einem hohen ge- 
lehrten Sinn begegnet, wird ein Schluss auf ausländische Her- 
kunft oder gar auf eine bestimmte Herkunft zutreffen. Die 
Aeusserlichkeiten trügen leicht: darum von ihrer Wirklichkeit 
zum Geiste der Sache! zu den inneren Vorbedingungen, welche 
die Stellung und Verwertung der einzelnen Elemente bestimmen 
und regeln. 

Alles dasjenige soll fremder Besitz sein, was nicht der Hei- 
matsprache entstammt. Das hiesse denn, auf das spanische an- 
gewandt, alles, was nicht lateinisch ist, ist Fremd- oder Lehn- 
wort? alles Lateinische aber ist heimisches Gut und in dieser 
Anwendung kann jener allgemeine Satz durchaus nicht genügen. 
Es hiesse Wörter, die vielleicht vor wenigen Jahren durch 
einen beliebigen Gelehrten einer beliebigen Fakultät aus dem la- 
teinischen Wortkapital entnommen und unverändert dem engen 
Kreise der Fachsprache zugeführt wurden (z. B. virus sanguis) 
mit solchen in eine Linie stellen, die etwa zur Zeit der Renais- 
sance entlehnt, und, ein wenig verändert, der Gesammt spräche, 
oder wenigstens der Sprache der gesammten schönen Literatur 
einverleibt wurden; es hiesse beide Spätlinge auch jenen Alten 
gleichstellen, welche in den ersten Jahrhunderten der Sprach- 
bildung stark verändert und zum Gemeingut des ganzen Volkes 
wurden. Es hiesse, was wir eigentlich scharf geschieden den 

< ei Kategorien der heimischen, entlehnten, und fremden Wörter 

< aordnen müssten, nur darum so auffassen als wäre es unter-: 
: ,hiedslos und gleich geartet, weil es ja lateinisch ist, und weil 

as Lateinische den Nationalbestand des Romanischen ausmacht. 



124 

Affuera, ein Bewässerungsgraben, acuario das Sternbild des Was- 
sermanns, und acuarium, ein bis jetzt in Spanien nur wenigen 
gebildeten Reisenden vollkommen verständlicher Begriff, pez und 
piscis, sangre und scwguis, cuerpo und corpus, dlbo und album 
würden also in einer Klasse als gleichartige nebeneinander stehen! 
Dass solche sinnlose Auffassung im Ernste Niemand hegt, braucht 
nicht erst gesagt zu werden. Diez hat sie ein für alle Mal ver- 
nichtet: nur alte, populaire Wörter, wie aguera, pez, seungre, 
cuerpo nennt er „den neuen Sprachen unbedingt angehörig". 
Hingegen „vieler lateinischer Wörter bedienen sie sich nur als 
poetischer Ausdrücke und diese sind meist auf rein litterärischera 
Wege hereingekommen". „Eben so wenig wie diese aber, können 
zahlreiche technische Ausdrücke als wahre Bestandteile jener 
Sprachen angesehen werden; sie sind lateinisch und werden 
auch in den Wörterbüchern gewöhnlich als solche bezeichnet." — 
Nicht alles Lateinische ist also, selbst nach Diez, lateinisches 
Gut, die erste Hälfte des obigen Satzes ist also falsch und mnss 
Beschränkungen erleiden. 

Ebenso aber die zweite. Alles Nicht-lateinische wäre wirk- 
lich fremdes Gut? Und was versteht man denn unter diesem 
Nichtlateinisch? Wo fängt sein Gebiet an? Wo hört es auf? 
Sollen wir schon die Hunderte von Wörtern, die der Lateiner 
z. B. aus griechischer Quelle schöpfte, sorgfältig aus dem eigent- 
lich lateinischen Wortreichtum aussondern? Oder sollen wir 
Nicht-lateinisch nur dasjenige nennen, was der Lateiner nicht be- 
sessen, was den Spaniern nicht der Römermund überlieferte? Und 
ist es denn überhaupt möglich und stets ausführbar festzustellen, 
ob ein griechisches oder ein iberisches Wort direct in die schon 
spanisch angehauchte romana rtistica, oder ob es viel früher in die 
klassische Schriftsprache überging; ob es also Fremdwort oder, 
weil schon lateinischer Besitz, heimisch zu nennen ist? Äbaä ist 
syrisch, ging von Syrien nach Griechenland, von Griechenland 
kam es durch die Vermittelung des Neuen Testamentes nach Rom, 
und von Rom aus ward es weiter versandt. Weil es nun aus 
Rom nach Spanien kam, muss es darum hier für lateinisches Gut 
gelten, ob es auch aus Syrien stammt? Und soll ebenso alles, 
was Hebräer, Iberer, Celten, Germanen und Griechen durch la- 
teinische Vermittelung zur romanischen Ausstattung beisteuern 



J 



125 

konnten, lateinisches Heimatsrecht beanspruchen dürfen? Wird 
diese Frage bejaht, und ich glaube sie wird es, nun so müsste 
die obige Definition darauf beschränkt werden, dass nur dasjenige 
was sich aus anderen Sprachen dem Lateinischen während und 
nach seiner Romanisirung beimischte fremd ist; da aber eine sichere 
Linie den Ausgang und Anfang dieses Processes, die Grenzscheide 
zwischen Lateinisch und Romanisch nicht bezeichnet, so bliebe 
auch diese Bestimmung wenig genau und wenig befriedigend. 

Weiter aber und gleichviel wie diese Frage beantwortet 
wird, will man derartige nicht lateinische Wörter auch nicht 
heimisch nennen: die eine Einschränkung muss unbedingt gemacht 
werden, dass sie wirkliche Fremdwörter niemals bleiben können, 
ob sie der klassischen, oder ob sie der romanischen Epoche an- 
gehören, sie würden mindestens Lehnworte werden. Denn schon 
im Lateinischen und noch mehr im Romanischen w T erden sie 
formell umgestaltet, den echten Sprossen ganz ähnlich gemacht. 
Welcher Teil sämmtlicher im Laufe der Jahrhunderte eindringen- 
der Worte sich in Spanien einbürgern sollte und welcher nicht, 
das muss ja, so sagte es die allgemeine Regel aus, von der Zeit 
der Einwanderung abhängen. Alles was bis zur einheitlichen 
Ausbildung der kastilianischen Schriftsprache in sie eindrang 
hatte aber gewiss Zeit und Gelegenheit genug heimisch zu werden 
und ward es auch. Fremdwörter kann es also bis zu jenem 
Augenblick gar nicht geben. Natürlich walten aber auch hier 
in Betreff des Grades der Nationalisirung einige Unterschiede. 
Am frühesten nach der Romanisirung der hispanischen Lande, 
im Jahre 410, kamen die Westgothen hierher: ihre Sprache übte 
die einschneidendste Wirkung, erfuhr den vollkommensten Aus- 
gleich, erstens weil sie die erste war, welche den Sprachstoff 
mehrte, darum also auch die wichtigsten der mangelnden Begriffe 
ergänzte, zweitens weil sie als indogermanische Urverwandte die 
Römerzunge leichter beeinflussen konnte, als hernach die Sprache 
der jener ganz fernstehenden Basken und Araber und drittens 
w eil sie allein noch unfertige unentwickelte Gebilde als blosse 
latt- und bltitenlose Stämme in den spanischen Boden pflanzte, 
•täinme die auch im Deutschen ihrer Entwickelung und Reife 
om Gothischen zum Althochdeutschen, vom Althochdeutschen 
um Mittelhochdeutschen, und vom Mittelhochdeutschen zum Neu- 






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127 



in verschiedenen Graden. Was z. B. der lateinischen Mutter- 
sprache und der italienischen Schwestersprache angehört, konnte 
leichter an- und ausgeglichen werden als das deutsche, hollän- 
dische, englische oder gar dasjenige was den verschiedenen Ein- 
geborenen Amerikas angehört hatte. Was den heiden erstgenann- 
ten angeborgt ward, wird in den seltensten Füllen fremd scheinen, 
selbst wenn es in ganz unverändertem Zustande herübergenommen 
ist, weil es erstens verwandten Klang hatte, zweitens aber regel- 
mässig Wörter desselben Stammes vorfand mit denen es sich 
selbst für das ungeübteste Laienauge zu einer Gruppe verband. 
Zum Beispiel: fatal und naial holte im 16. Jahrhundert der 
Verfasser des an Wortneuerungen reichen Lamrillo de l'ormes 
aus Italien. Das altspanische hatte nadal besessen und wieder 
verloren, ob auch hadal fadal kann ich nicht sagen, es nur ver- 
muten. Beide Italianismen *) lehnen sich aber an einen nicht 
unbedeutenden Bestand volkstümlicher — und lateinelnder — 
Bildungen an, wenn sie selbst ihn auch nicht schufen und stehen 
also nicht wie Fremdwörter vereinsamt da. Selbst wenn sie aber 
vereinzelt dastehen , d. h. wenn die betreffende Form in ihrem 
lateinischen Costüm von dem vulgairspanischen so abweicht, oder 
in Italien so verändert ward, dass der Laie — und auf ihn allein 
kommt os an — der nur in vollkommener Identität der Stämme 
Gleichheit zu sehen vermag, sie für zusammenhangslos und ver- 
einzelt ansieht wie z. B. in centinela carabina cupola torso, so 
tragen sie darum noch keineswegs unspanisches fremdartiges Ge- 
präge. Denn auch im Spanischen selbst würden sie nicht anders 
geformt worden sein oder hätten es wenigstens nicht zu sein 
brauchen; und auch ganz vereinsamte und unveränderliche 
Gebilde giebt es selbst im Popularbestand genug. Beides Ver- 
einsamung und Unveränderlichkeit des Sinnes das den französi- 
schen und deutschen Zusätzen natürlich noch ungleich stärker 
eigen ist, genügt also der absolut spanischen Form allein gegenüber 
nicht ihnen die Möglichkeit der Akklimatisirung bis zum Lehn- 
w ort streitig zu machen, sie nähert sie aber der Kategorie der 
^entliehen Fremdwörter an oder entfernt sie wenigstens weit 



') Dass es Italianismen und nicht Latinismen sind, kann frei« 
:h nur der historische Nachweis sagen. 



128 



von den fruchtbaren Schösslingen des 5. bis 15. Jahrhunderts. 
Von allen Eigenschaften des Lehnwortes haben diese einen Ueber- 
schuss der sie den eigentlich spanisch-lateinischen Volksschöpfungen 
ganz gleich stellt. Wenn wir daher auch jede von beiden Klassen 
einzeln betrachtet, wohl von Rechts wegen Lehnwörter nennen 
könnten, so ist es da beide existiren , nicht zulässig beide auf eine 
Rangstufe zu stellen; die spätere Art aber beansprucht angesichts 
der spätesten für die es keinen andern Namen als den der Fremd- 
wörter giebt, den der Lehnwörter; für die früheste muss also ein 
anderer gesucht werden. Wir kommen abermals darauf zurück, dass 
diese Dreiteilung nicht gerade vollkommen ausreichend erscheint, 
dass die Grenzen, welche Volkstümliches von Entlehntem, und Ent- 
lehntes von Fremdem trennen sollen, sich fortwährend verrücken 
und verschieben, kurzum dass sie in der bisherigen Weise über- 
haupt noch nicht richtig gezogen sein können, dass die Sonde- 
rung in heimische und Lehn- und Fremdwörter die für das 
Deutsche ausgezeichnet passt, wenn sie auf die romanischen Lande 
übertragen werden soll, schlecht angebracht ist, dass es also auch 
in dieser Beziehung nicht geraten ist, an das Spanische oder 
überhaupt an Secundär- oder Tochtersprachen wie die romani- 
schen es sind, denselben Massstab zu legen, wie an Primitiv- 
sprachen. Ihre Basis ist eben keine einfache mehr: was wir 
spanische Nation nennen, ist eine Mischung von Völkern, was 
wir spanische Sprache nennen, eine wenn auch nicht so glücklich 
vollzogene Mischung von Sprachen. Ihr erstes Grundelement ist 
freilich ein einfaches doch dass auch dieses nicht ganz rein war, 
sondern selbst schon vermischt auftrat, sahen wir bereits. Und 
was zu diesem Grundbestand noch als wirkliches Constitutiv-Ele- 
ment hinzutrat, was auf hispanischem Boden selbst, durch directe 
äussere Verbindung, durch unmittelbare lebendige Berührung von 
Mann und Mann, und von Volk und Volk in dies Grundelement 
einschmolz und sich mit ihm verquickte noch ehe der erste Zeit- 
raum des Werdens bis zu seinem Ahschiuss — der Befestigung 
der Sprache durch die Schrift — gekommen war, was also wirk- 
lich bildend und schaffend in die Formirung der Sprache ein 
griff, was unbefangen vom Volke aufgenommen und in den mächti, 
vorwärts brausenden Strom der eigenen Entwickelung hineii 
gezogen ward, das Deutsche und Arabische, und einiges Grie 



129 

chische und iberisch-baskische, das dürfen wir, meine ich, nicht 
als fremd dem Lateinischen gegenüber und nicht in eine Reihe 
mit den viel späteren Zusätzen stellen, selbst nicht so, dass wir 
diese Ausschliessung vom wirklich Nationalen dadurch mildern 
dass wir es nur entlehnt nennen; warum auch dies nicht, ward 
schon oben gesagt. Wenige lateinische Ahnen können sich solcher 
Nachkommenschaft rühmen, wie viele Deutsche, wie z. B. grb 
(s. oben) oder um ein neues aufzuführen wie das deutschend. 1 ) 

Gewiss, genau und dem Wortlaut nach genommen, ist in den 
romanischen Tochtersprachen alles fremd d. h. eben nur Nicht- 
lateinisch, was nicht lateinisch ist. So gut es aber — wenn man 
nicht aller Ordnung ins Gesicht schlagen will — absolut geboten 
ist, den ganzen lateinischen Bestand in heimisches d. h. volks- 
tümliches und in entlehntes und fremdes zu zerlegen (s. oben) 
so gut ich llano heimisch, piano entlehnt, planum fremd nennen 
müsste; so gut ich ferner was in diesem lateinischen Bestand 
schon an griechischen iberischen hebräischen Teilchen amalgamirt 
ruht, noch echt volkstümlich nenne, so gut ist es auch erlaubt 
z. B. vom deutschen Reichtum einen Teil volkstümlich, einen 
andern entlehnt, einen dritten fremd zu nennen, und den arabi- 
schen ganz dem Volksbesitze beizurechnen. Oder wir müssten 
nichts von alle dem zugeben und statt dreier fünf Lagerungen 
anerkennen und die echt lateinischen Wörter von den lateinischen 
Fremdwörtern, und diese wieder von den romanischen erster, 
zweiter und dritter Klasse absondern : eine ungefüge Teilung weil 
innerhalb der Gesetze, welche die Gestaltung der Worte regieren 
nur eine Dreiteilung wahrzunehmen ist. 

Ich denke also man bleibt bei der Zergliederung in drei 
Teile stehen, die sogar dem Namen nach mit den deutschen 
Teilen zusammen fallen könnten (s. unten), der Sache nach aber 
nicht. — Volkstümlich ist nämlich im Deutschen nur echt und 



! ) Siehe dbandalizar abanderado ab an der ar abändertet abanderiza- 
dor abanderizar äbandonar abandono ; abanete abanicamiento abanicar 
tanieazo dbanico abano (kat vano, gall. ran ban) abanillo abanillazo 
>anino abaniqueo abaniquero ban da bandada bandado bandarria 
indeado bandear bandejador bandejar banderola bandido baudir 
*wdo bandolero ban der a banderado bander eta banderia bander ica 
vnderüla banderülear banderülero bano etc. 

C MlCRAfiLIS. 9 



130 

rein Deutsches, während im Spanischen der Name volkstümlich 
alles das zusammenfassen müsste was bis zur litterarischen Aus- 
bildung der Sprache Eingang in ihre Mitte fand, also schon 
dem Ursprünge nach Fremdes in sich schliesst. Im Deutschen 
giebt es demnach schon von Anfang an d. h. schon ins Gotische 
eingeflosene, also 1000 Jahre alte Fremd- und Lehnwörter, im 
Spanischen in seinen ersten Sprachdenkmalen, im eige&ik&en Alt- 
spanischen nicht. Entlehnt ist vor allem das mit Be#usstsein 
und Absicht vom 15. Jahrhundert an besonders dem Lateinischen 
und Lateinisch-griechischen und dem Italienischen Entnommene. 
Fremd hauptsächlich das was an Namen für seltene Waaren mit 
ihnen zugleich aus aller Herren Länder importirt oder was an 
Moden, wissenschaftlichen Neuerungen etc. internationales Gemein- 
gut, und also auch Besitz der Spanier ward. Sie entstammen 
der neuesten Zeit, dem 18. und 19. Jahrhundert, natürlich sind 
aber auch aus etwas früheren Jahrhunderten Fremdwörter er- 
halten z. B. die Amerikanismen des 16. Jahrhunderts. — Dass 
jede dieser drei Hauptgruppen die erste so gut wie die zweite 
und dritte aus Einzelfiguren zusammengesetzt ist, dass diese Haupt- 
teilung noch Unterabteilungen zulässt, dass besonders der volks- 
tümliche Teil wieder schärferer Zerlegung in lateinischen, deut- 
schen, arabischen, griechischen, baskischen Stoff fähig ist, ist nun 
wohl oft genug gesagt. Jede Einteilung hat ihre Mängel und 
auch diese ist nicht vorwurfsfrei. Für den Zweck meiner Arbeit 
aber überwiegt der Vorteil der Uebersichtlichkeit den unvermeid- 
lichen Nachteil leiser Ungenauigkeit und stellenweisen Verschwim- 
mens der Grenzlinien so sehr, dass ich dankbar und anerkennend 
die von Herin Auguste Brächet 's Vorarbeit, seinem allbekannten 
Dictionnaire des Doublets, zum ersten Male klar vorgenommene 
und praktisch verwertete, und nach ihm allgemein gewordene 
Sonderung des französischen Sprachgutes in einen fonds d'ori- 
gine populaire, einen fonds d'origine savante und einen fonds 
d'originc Urangere auch auf das Spanische übertrage und nunmehr 
von volkstümlichem gelehrtem und fremdem Wortreichtum spre- 
chen, und das nicht ganz exacte Lehnw r ort also durch Gelehrten 
wort ersetzen werde. Doch davon später. 

Vergleicht man nun den Fonds der romanischen Gelehrte! 
worte und den Fonds der romanischen Fremdwörter untereinande 1 



i 



131 

und dann mit den entsprechenden deutschen Kategorieen, so muss 
es auffallen, dass im Deutschen die Fremdwörter nach Tausenden, 
die Lehnwörter nur nach Hunderten (500—600) zu berechnen 
sind, worunter noch viele langst verschollene, während in Spa- 
nien und im ganzen romanischen Reiche die Lehnwörter d. i. 
| die Gelehrtenwörter die Mehrzahl, die Fremdwörter nur die 
| Minderzahl bilden. Dies ist um so auffallender als schon eine un- 

i 

geheure Summe spanischer Lehnwörter nämlich die volkstümlich 
gewordenen deutsch-arabisch-griechisch-baskischen schon hinweg- 

, genommen und der ersten Kategorie eingereiht sind, wir also mehr 
Fremd- als Lehnwörter, also das directe Gegenteil des wirklichen 
Sachverhalts, erwarten müssten. Dieser Gegensatz nun beruht 
zum Teil auf der grossen Assimilationsfähigkeit des Romanischen 
— doch daran hatte z. B. das Französische einen nur sehr ge- 
ringen, das Italienische und Spanische den erheblichsten Anteil — ; 
zum grössren Teil liegt es daran dass die Nation und Sprache, 
deren mächtigen Cuitureinflüssen ganz Europa, vor allem aber 
Deutschland sich Jahrhunderte lang mit schuldiger Achtung und 
Bewunderung beugte, dass Rom und die römische Sprache, den 
Romanen Mutter, mit dem Deutschen aber doch sehr viel entfernter 
verwandt war; daran also, dass ein grosser, ja ohne Zweifel der 
grösste Teil, nicht dessen was den Germanen frühe durch die 
Einführung des Christentums, sondern dessen was ihnen und den 
Romanen zur Zeit des Wiedererwachens der Antike an griechisch- 

i lateinischer Nahrung gebracht ward und auch ein grosser Teil 
der Worte weiche solche Begriffe decken, kraft deren eine der 

i romanischen Schwestern, erst das Provenzalische durch seinen 

i Minnesang, dann Italien durch seine Kunst, dann Frankreich durch 
seine hohe Bildung und Wissenschaft im 18. Jahrhundert, die gei- 
stige Suprematie über Europa gewonnen hatte; dass alle diese 
sowohl alten als neuen romanischen Eindringlinge in Deutschland 
fremd waren und zumeist als Fremdwörter auftreten mussten; im 
römischen Lande aber, weil sie stammverwandte waren, als Lehn- 
wörter. Von den 550 Lehnwörtern des Deutschen sind 440 la- 
teinischen (griech., iat.* rom.) Ursprungs und bei den Fremd- 
wörtern stellt das Verhältniss sich mindestens eben so günstig für 
Rom. Neun und neunzig Hundertstel dieser Fremdlinge aus Rom 

9* 



132 

oder Roms Colonieu nach Spanien wandernd, traten hier gleich 
mit dem Anspruch auf Nationalisirung auf. 

Die, wie gesagt, schon von Natur zwischen lateinischen und 
spanischen, und italienischen und spanischen Wörtern bestehende 
Aehnlicbkeit wurde natürlich leicht noch vergrössert. Und wenn 
trotzdem die deutschen Lehnwörter oft den lateinischen weniger 
ähnlich sehen, in stärker veränderter Form erscheinen, also an- 
scheinend besser verdeutscht vorliegen als die romanischen ruma- 
nisirt, so ist es oben nur Anschein, und liegt daran, dass der 
Deutsche sich gezwungen sah, starke Lautumgestaltungen vor- 
zunehmen wenn er ein Wort aufnehmen wollte, während im Ro- 
manischen ein lateinisches Wort oft ganz unverändert bleiben 
konnte oder kaum verändert zu werden brauchte, was denn 
nicht bloss bei entlehnten, sondern auch bei ererbten Wörtern 
der Fall war. Lateinische Wörter, die nach Spanien viel früher als 
nach Deutschland kamen, erfuhren dennoch hier stärkere Umwand- 
lungen als dort. Sagt der Spanier porta, so sagt der Deutsche 
Pforte; jener arca, dieser Arche,- jener cadena, dieser Kette; 
jener pr ebenda, dieser Pfründe ; jener catino, dieser Kessel ; jener 
comino, dieser Kümmel; jener cupa, copa, dieser Kufe, Kopf; 
jener falso, dieser falsch; jener febre, dieser Fieber; jener feria, 
dieser Feier; jener, menta, dieser Münze; jener mulo, dieser 
Maulesel; jener palo, dieser Pfahl; jener papa, dieser Pfaffe; 
jener torre, dieser Turm; jener luna, dieser Laune; jener pruno, 
dieser Pflaume; jener bucena, dieser Posaune; jener dos, dieser 
Daus; jener patena, patcra, dieser Pfanne und so fort. 

Ich sagte ein lateinisches Wort könne unverändert ins Spa- 
nische übergehen und doch durchaus volkstümlich sein — z. B. 
pluma — stiess also damit die Gültigkeit des allgemeinen Satzes 
dass Unverändertheit das Characteristikum nur aller Fremdwörter 
sei fürs Spanische um: sie ist nicht einmal ein sicheres und 
ausreichendes Characteristicum für Lehnwörter, wenigstens nicht 
für lateinische. Es fällt also diejenige Aeusserlichkeit, welche das 
Erkennen ausserlateinischer Fremdlinge noch einigermassen er- 
leichtert, den lateinischen Spätlingen gegenüber auch noch fori 
so dass es bei einer Zerlegung der spanischen Sprache in ihn 
Bestandteile nach äusserlichen Kennzeichen, das schwerste Stücl 
sein wird die lateinischen Lehnwörter mit Sicherheit zu erkennen 






A 



133 

sie vom ureignen ererbten Volkstümlichen zu scheiden, oder, was 
dasselbe sagen will, dem Verfahren aller Sprachbereicherer und 
Spracbkünstler von Juan de Mena bis in die neueste Zeit hin auf 
die Spur zu kommen. — Versuchen wir wenigstens die Haupt- 
richtung ihres Verfahrens anzugeben. 

Als Mena und andere gelehrte Dichter des 15. Jahrhunderts 
den Versuch wagten, durch bewusste Aenderungen die Sprache 
umzuarbeiten, da kam es ihnen nicht bloss darauf an ihr Gut 
zu mehren, es zu veredeln lag ihnen ebenso sehr am Herzen. 
Mit dem Bossirstabe kneteten sie an dem noch weichen Thon 
der Volkssprache; vom Sprachbaum schnitten sie alle unnützen, 
dürren, blütenlosen, schwanken Zweige ab und pfropften an ihrer 
Statt edlere Reiser kunstvoll ein. Die Sprache zu ergründen, zu 
regeln und zu runden, der Sprache Gut zu mehren, zu bessern und 
zu klären, der Sprache Form und Zier bestimmen und gestalten, 

— was Uhland von der neuen deutschen Sprachgesellshaft rühmt — 
das war schon ihr Ziel und ihr Streben, das sie natürlich nur in be- 
schränktem Grade und nicht ohne Fehlgriffe und -schnitte erreichten. 

Sie besserten, halb absichtsvoll, halb absichtslos indem 
sie mehr und mehr die Homonymität vermieden, mehr und mehr 
analogisirten , kurz alle die Erscheinungen begünstigten, die 
wir gleich beim ersten dichterischen Erwachen der Volksseele als 
Sprachbildner und Förderer ihrer Klarheit und Feinheit auftreten 
sahen. Ganz absichtsvoll aber gingen sie als Kenner des Latei- 
nischen in diesen Tendenzen noch bedeutend weiter als das Volk 
es vermocht hatte. In den Umgestaltungen welche dieses an 
solchen Worten vollbracht hatte, deren einfacher Bau es den Sprach- 
kenntnissen jener neuerer Dichter gestattete die lateinischen Etyma 
herauszuerkennen, sahen sie nichts als arge heillose Verstümme- 
lungen der klassischen Formen, die sie gern vom Spiachbaum 
völlig abgeschüttelt hätten. Daher restaurirten sie sie wenigstens, 
d. h. sie gaben den frei hispanisirten Römlingen ihre echte strenge 
Form so weit als irgend möglich zurück. Sagte das Altspanische 

— und sagt also noch heute sein moderner Vertreter, der Dia- 
lect — mege und menge oder meige, so trat jetzt das lateinische 
me'dko wieder in Ehren, blago ward wieder baculo; ochubre wie- 
der oetobre, meto wieder medio; melecina wieder medicina, plo* 
resia pleuresia; sopitano subitaneo, nue nube; puagra podagra; 



134 

ncmbro miembro; sofraja sufragio; leicion leccion; viesso verso; 
punar pugnar; dino digno; mono magno; doto docto; egieiano 
egipciano; ccettiar cxccptuar; acctar aceptar; adotar adoptar; 
letura lectura ; dctrator detractor\ cclise eclipse; cloaga cloaca 
und so ins Weite fort. Ableitungen die man nicht erkannte, be- 
wahrten die gleichen Stämme populär in ihrer Umänderung z. ß. 
vom letzt genannten Worte das Derivat clataguera. 

So näherten Hand und Mund des gelehrten Dichters viele 
der durch den Gebrauch abgeschliffenen Formen ihrer ursprüng- 
lichen Gestalt wieder an; und oft erzielten sie so in der Tat grösseren 
Wohllaut, oft grössere Deutlichkeit. Zum Beispiel : Wörter deren 
Begriff es ihnen auferlegte die ganze gebildete abendländische 
Welt zu durchwandern und überall sesshaft zu werden, dabei 
aber und eigentlich wohl darum doch nur als Erbteil der Ge- 
bildeten die ihren Ursprung kennen und ehren und nicht zu ver- 
wischen trachten, die wünschen wir auch in Spanien unverändert 
wiederzufinden und hören also lieber neuspanisch vom verso 
als altspanisch vom viesso reden. 

Eine viel grössere Menge von Wörtern konnte aber nicht 
von der unedlen Vulgärform zum Adel der Klassicität erhoben 
werden, weil ihre Herkunft, ihr lateinisches Musterbild nicht so 
leicht erkennbar war, oder auch weil sie fest und treu — der Form 
nach — ihrem Urbiide gleichgeblieben waren. Solche Wörter 
denen die gelehrte Form also nicht mehr angepasst werden konnte 
oder brauchte, wurden wenn ihr Sinn ein edler reiner war, na* 
türlich beibehalten, waren sie aber von Anfang an aus dem Vulgair- 
latein mit vulgairer Roh- und Rauhheit im Sinne überbracht, 
oder hatte ihre Bedeutung sich erst in Spanien nach dieser Rich- 
tung hin erweitert oder vergröbert, so werden sie aus der Schrift- 
sprache ausgemärzt und durch andere neue Latinismen ersetzt. 
Für roh galt z. B. alles Technische innerhalb der Poesie. War 
es begrifflich aber doch einmal innerhalb der Poesie unumgänglich, 
so musste ein ungewöhnlicher Ausdruck den verpönten Begriff 
adlen: Umschreibungen, Metaphern aller Art drängten sich ein. 
Musste er jedoch in seiner einfachen Nacktheit und Kürze wirken 
so konnte man nicht umhin ihn wenigstens wenn das oben be- 
sprochene Verfahren anwendbar war, zu latinisiren, ihn der sonst 
gang und gäben Form etwas zu entfremden. Wir reden uih 



y 



135 

hören auch im höchsten Fluge der Poesie ohne zu stutzen von 
Anker und Deck; der Spanier sagt sobald er dichtet ancora und 
prora das er im gewöhnlichen Leben nicht im Munde hat, denn da 
sagt er ancla und proa. — Doch das ist immer noch nichts anderes 
als ein Aufputzen schon dem Altspanischen angehöriger Worte. 
Viel wichtiger aber als das Bessern war das Bereichern, war es 
dass das also dem Sprachschatz ganz neue, bislang noch gar nicht 
dagewesene Worte zugeführt wurden, entweder blofcse wohltönende 
Schmuckworte für welche schon Synonyma da waren, oder ganz 
unbekannte substantielle die als Hülle ganz frischer bis dahin 
gleichfalls unbekannter Gedanken eindrangen. Diese Arbeit der 
Entlehnung nun übte der eine Dichter mit mehr, der andere mit 
weniger Geschick: immerhin aber behielt die Wahl der entlehn- 
ten Wörter etwas Willkürliches, vom Geschmacke und der augen- 
blicklichen Wortnot des Einzelnen bedingtes. Ob die ganze Sprache 
sie genehmigen oder verwerfen wollte, das freilich ward nicht 
von der Willkür und Not des Einzelnen und nicht im Augenblick 
entschieden; im Laufe der Zeit musste sich erst erweisen ob der 
Geschmack und das Bedürfniss des Einzelnen auch wirklich Ge- 
schmack und Bedürfniss der Nation waren, ferner ob es brauchbar 
und nützlich war und ob sein unveränderlicher fertiger Bau ohne 
Mühe und ohne die Symmetrie zu stören dem Sprachganzen ein- 
gefügt werden konnte. War keins von beiden der Fall, so 
erstarb es sogleich wieder. War es nur ein wohltönendes 
Schmuckwort, ein entbehrlicher Luxusartikel — der freilich auch 
in der Sprache chose si necessaire ist — so erhielt es sich jedoch 
einsam in den ätherischen Luftschichten der Dichtersprache. Fu- 
ribundo rubicundo moribundo meditabundo cogitabundo liorrisono s 
unisono altisono mortifero aligero flamigero fulgureo purpureo 
aureo etereo esplendido fulgureo longanimo longevo wären im 
Munde des Volkes ebensoviel Di|harmonieen. 

War hingegen beides der Fall so trat es productionskräftig und 

nahezu gleichberechtigt den heimischen zur Seite auf den festen 

Boden der Tagesrealität, erlangte volles Bürgerrecht, kursirte durch 

Ue Schichten der Bevölkerung wie sie: es ward Lehnwort. Und 

och trennt eine Scheidewand, wie schon ein Dutzend Mal gesagt 

ard, diese von jenen. 

Nicht mehr das Volk nahm sie auf, denn seinen Bedtirf- 



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137 

stolz und eigenartig in derselben einen Weise einher. — Ein 
volkstümliches Gewand weiss der Kenner ohne Zögern als ital., 
span., port, frz. zu erkennen; ob aber ein aristokratischer 
Frack ans Italien, Spanien, Portugal oder Frankreich, herrührt ist 
schwerer ja unmöglich zu sagen: Das Französische erkennt man 
auch hier am leichtesten. 

Wohin couple, copla, cobra, coppia gehört, lehrt ein flüchtiger 
Blick; ob aber copula spanisch, portugiesisch oder italienisch ist, 
kann nicht das schärfste mikroskopische Glas mir sagen, es ist 
eben weder dies noch das noch jenes: es ist ja lateinisch. Wie 
verschieden sind cmxego (pg.); caldndrigo canonigo (sp.); canonge, 
canorgue (pr. kat.); chanoine (frz.); canönico (it.)! wie originell 
das frz. clerc (dial. der dar, engl, clark.) und clerge, das it; 
chierico cherrio (dial. ceregh dergh) das span. derigo (dial. dergue 
crego creiro) das pg. creligo derigo crego; das prov. kat. dergue 
clerge. Und wie ermüdend eintönig klingt im frz. clcricat, im pr* 
elericaty im kat. clericat, im it. clericato, im span. clericato, im pg. 
clericato; im pg. sp. it. eewomeato; im fr. pr. kat. canonicat. Der 
Portugiese sagt bago, der (Alt-) Spanier blago, der Italiener baedrio, 
baculo sagen sie alle drei. Aus episcopus machte der Italiener 
vescovo, der Spanier obispo, der Portugiese bispo, der Franzose 
evcque (vesque) eviche: bei dem gelehrten Machwerk blieb die 
ganze Boniania ängstlich an episcopatus kleben. Aus davicula 
machte das italienische Yolk cavicchia und caviglia und copiglia; 
das französische cheville; das provenzalische cavilla, das spanische 
davija cabija cavija cavilla; das portugiesische davilla davüha 
cravilha cavilha cravija chavelha caravclha escaravellia escravelJia, 
das katalanische davilla clavia; der it. frz. pr. sp. port. kat. 
Gelehrte machte nichts als davicula clavicule daraus. — Wo 
also alle romanischen Schwestern ein Wort gleichlauten lassen, 
da kann keine, oder da könnte höchstens eine die Schöpferin 
dieser Form sein; gewöhnlich aber werden sie allesammt dem 
Mutterlatein entnommen sein; gewöhnlich werden wir also alle 
solche Wörter Lehnwörter nennen können. Und copula davicula 
Ist in der Tat auch überall gelehrte Form; canonico hingegen 
ist es im Italienischen nicht. Dies fasst überhaupt zahlreiche latei- 
nische Formen unverändert in sich die dennoch nicht Gelehrten- 
sondern echte Volksbildungen sind. Von der dies begründenden 






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1* 




139 

die man ja auch bei dem einfachsten Mann des Volkes nicht vermissen 
soll, giebt auch seiner Rede einen hochtönenden Klang, seinen 
Worten einen stolzen Character der sich von dem Klang der Schrift- 
sprache nicht scharf sondert. Die französischen Gelehrten- oder 
Kunst- oder aristokratischen Worte, wie man sie nun nennen 
mag, weichen von den it. sp. pg. erstens in der Ortho- 
graphie ab, dann durch die übliche Erniedrigung des Auslauts- 
vokales zu e, durch die Französirung des w-Lautes, vor allem aber 
durch die not gedrungene Französirung des Accentes. Cöpula 
canönico clavicula werden im Frz. copule canoniqne clavicule. 
Dieser letzte Zug, die Versetzung des lateinischen Accentes, schei- 
det sie auch von den volkstümlichen Worten so scharf, dass ein 
Verkennen wie im Ital. Span. Port gar nicht möglich ist. 

Was ich zumeist Lehnwörter genannt habe — alle gelehrten, 
willkürlichen, von einzelnen Sprachkennern dem Lateinischen und 
Griechischen abgeborgten Wörter der liomania — nennt Biez 
geborgte Wörter (G. I 46) oder jüngeres Element dem älteren 
volksmässigen nationalen gegenüber (G. I 145), oder Kunstpro- 
ducte den Naturproducten gegenüber; Mätzner (Gr. pr.) spricht 
von unassimilirten Wörtern, Scheler von mots de facture, andere 
von mots scolastiques als Gegensatz zu den mots dewotiques; all- 
gemein acceptirt aber ist seit 1868 die als termivus unbedingt 
allen anderen vorzuziehende Bezeichnung mots savants, die 
schon ScMegel angewendet hat, die aber nun erst, seit dem Er- 
scheinen von Brächet'* trefflicher Monographie in der zum ersten 
Male eine wirklich eingehende Charakteristik der Gelehrtenworte 
gegeben ist, zu Ehren und Würden kam. Dass dies auf- 
klärende Werk mir den stärksten Antrieb dazu gegeben hat, für 
das Spanische durchzuführen, was für das französische schon ge- 
leistet war, liegt auf der Hand. Trotzdem, trotz meiner Nach- 
achtung, brauche ieh nicht zu fürchten unter der imitatorum ser- 
vile pecus gerechnet zu werden. Der Differenzen und des Eigen- 
artigen ist genug da. 

Fassen wir nun die mots savants des Spanischen im Speciellen 
Lwas schärfer ins Auge. In dieser Sprache nehmen sie darin dem 
opulären Gut gegenüber eine Ausnahmestellung ein — ich darf wohl 
lagen leider keine absolute! — dass ihre Lautverhältnisse unberührt 
nd den lateinischen treu verbleiben ; darin also stehen sie einem Teil, 



141 

für cl z. B. clavija; fürfl z. B. flcjo, für pl. z. B. plomo. Im 
Volke wird also cl fl pl der Regel nach assimilirt, als Ausnahmen 
verbleiben einige Formen unassimilirt. Die Gelehrten aber assi- 
miliren nie. Die Mehrzahl der Fälle in denen cl fl pl erhalten 
bleibt und die dem spanischen Ohre also doch nicht ganz fremd 
nnd unangenehm klingen konnten, wird entlehntes Gut sein, na- 
türlich nnr wenn keine sonstigen Umänderungen des Wortkörpers 
wie in clavija aus clavicula in flqjo aus floccidus (oder fluxus) 
in plomo aus plumhim eingetreten sind die ihre Popularität 
bezeugen. — Ohne ewige allerdings leidige Restrictionen und 
Ausnahmen geht es bei Sprachgesetzen nicht ab. — Inlautendes 
et in oetavo oetobre efecto etc. weist immer auf lateinische Ent- 
lehnung hin. 

Da die beiden hier erwähnten Punkte, sowohl die Gleichheit 
der it. pg. sp. und frz. Lehnwörter als auch die ungewöhnliche 
Härte und Steifheit der Lautverbindungen im zweiten Teile dieser 
Arbeit der nun bald erreichten Liste der spanischen Scheideformen 
genügende Bestätigung durch praktischen Nachweis finden werden, 
so unterlasse ich hier die Aufzählung überflüssiger Beispiele. 

Und auch die allgemeine Characteristik eines lateinisch- 
spanischen Gelehrtenwortes darf ich kurz fassen da sie nicht viel 
anders ausfallen kann als die schon gegebene generelle eines 
Gelehrten- oder Lehnwortes überhaupt , und da sie überdies noch 
so viele Einschränkungen durch Ausnahmezüge erleiden muss 
dass sie kein sicheres Mittel ist in der Praxis das lat. Lehnwort 
nun auch wirklich aus der Mitte der spanischen Volksschöpfungen 
herauszuerkennen. Ueberall kann man nur sagen: so kann es 
sein, niemals so muss es sein. Nur wo ein spanisch-lateinisches 
Lehnwort Specialeigentum der Dichter und Gelehrten bleibt, denen 
es anfangs mit derselben Ausschliesslichkeit angehört mit der 
jedes nicht lateinische Lehnwort zuerst nur Fremdwort sein muss; 
nur wo sein Sinn der grossen Masse des Volkes unverständlich 
oder wenigstens zum gewöhnlichen Gebrauch zu schwerfällig oder 
hochtrabend ist — siehe horrisono! furibundo! sitibundo! erra* 
undo! — ; und wo in Folge dieses geringen Gebrauchs der 
ömische Abkömmling innerlich und äusserlich Jahrhunderte 
sing von den wechselnden Einflüssen der Zeit unberührt bleibt, 
o die Form streng lateinisch, der Sinn streng lateinisch, ohne 



142 

jegliche Nebenform, und ohne jegliche Ableitung unbeweglich 
feststeht; nur wo ein absoluter Stillstand vorliegt, ein doppelter, 
ein formeller und ein ideeller, ein Stillstand den die in Frei- 
heit und Ungebundenheit ewig werdende, wachsende, wechselnde, 
sich entwickelnde Volkssprache nicht kennt, da dürfen wir auf 
Knechtschaft, Zwang, Künstlichkeit, gewollte und beabsichtigte 
Erhaltung und Gestaltung schliessen, da dürfen wir ohne Schwan- 
ken und Wanken behaupten, wir hätten es mit einem lateinischen 
Lehnworte zu tun. — Aber auch da allein. Und was nützt uns 
das? was nützt diese ganze Schaar vaguer Floskeln zur Erkenntniss 
der wahren Lehnwörter die ja doch heimisch klingen und 
die ja dem Volkstümlichen fast gleichen sollen, sowohl in ihrer 
Tracht als in ihren Functionen? An welche heimischen Bil- 
dungen lehnt horrisono, lehnt nauseabundo, lehnt purpttreo, lehnt 
mortifero, lehnt aligero sich an? giebt es überhaupt in 
der Volkssprache ein einziges ähnlich gebildetes Wort? Sind 
jene eigentlich mehr als einsame verwandtschaftslose untätige 
Fremdwörter? verdienen sie den Namen Lehnwörter? Ziemlich 
verdienstlos tragen sie ihn: nur verwandtschaftlicher Rücksichten 
wegen, weil sie Lateiner sind. Denn ein lateinisches Wort ist 
im Romanischen nur in einem äussersten Notfalle Fremdwort zu 
nennen, d. h. nur wenn bei absoluter Unverändertheit die unver- 
änderte Form keine Analogie unter den populären Bildungen 
vorfindet, wenn etwas durchaus unmögliches ihr anklebt In ton- 
losem is es us um endigt kein volkstümliches Wort aus, und da 
die Lehnwörter den heimischen formähnlich sind auch kein 
Lehnwort: piscis sanguis Herpes virus sind unbedingt Fremd- 
wörter, in allen romanischen Sprachen, selbst wenn der Sinn ein 
gemeinverständlicher ist. Giebt man für das Französische die 
Existenz von Fremdwörtern überhaupt zu, ohngeachtet der Mund 
des Franzosen nie umhin kann, den Accent auf die letzte Silbe 
zu verschieben, ein m oder n zu nasaliren, u wie ü zu sprechen, 
meint also mit französischen Fremdwörtern schriftlich unver- 
ändert gelassene, so müssen auch aquarium angelus sinus chorus 
pensam decorum factum medium papyrus magister album qua 
tuor tibia speculum, welche alle Herr Brächet unter die tnoi 
savants setzt, nach meinem Ermessen, den Fremdwörtern* zi 
rangirt werden. Psalterion dicton söpia mimero sind es nicl 



^~ 



143 



mehr, dem on trat an Stelle des um und das e ward mit einem acccnt 
aigu versehen. Aus denselben Gründen sind auch nauseabundo 
mortffero etc. es nicht. Es ward ja das u$ zu o hispanisirt. — * 
Diese und ähnliche bilden also eigentlich eine schmale Zwischen- 
stufe zwischen den Fremdwörtern und den wirklichen beweglicheren 
Lehnwörtern, müssen aber, wo geteilt wird, den letzteren beige- 
ordnet werden. Diese, ob ihre Form gleich bisweilen eine 
ebenso treue Copie des lateinischen Originals sein kann, ein Zug 
der ja selbst bei echten Spaniern vorkommt, ob also auch in 
ihrer Form ein Stillstand vorliegt, stehen dennoch nicht ganz 
still, ihr Sinn wenigstens entwickelt sich, sie bilden auch neue 
— spärliche und gelehrte — Zweigformen durch Präfixe und 
Sufixe. Horrisono bleibt horrisono und damit basta. Baculo 
kann doch beliebig diminuirt und augumentirt werden; es wird 
auch bacultfero baculometria etc. von den Gelehrten geformt; de- 
ricato macht erstens doch den Versuch sich zu clericado zu po- 
pularisiren, zweitens mit ihm zugleich dringt das Adjectiv clerical 
ein, es entwickelt sich drittens daraus clericatura und viertens 
findet es den clericus schon populär durch clerigo crego clerecia 
clerigalla cleriguezca cleriguillo clerizon clerizonte vertreten. 
Von Einsamkeit ist also in keiner Weise mehr die Rede. 

Wie aber wenn nichts ein sicheres Kriterium ist? wenn 
weder die Stabilität der Form noch Stabilität des Sinnes, weder 
die Einsamkeit eines Wortes noch die Unassimilirtheit alier über- 
haupt assimilirbaren Lautverbindungen ein fester Anhaltepunkt 
für Sichtung des entlehnten vom heimischen ist? wenn alle diese 
Merkmale da sein können, und ein Wort trotzdem vom ersten 
Erscheinen der litterarischen Denkmäler an Gemeingut der Nation 
war? Tütnulo z. B. ist das treue Abbild des lateinischen tumit- 
Ins; es bedeutet wie dort nichts als einen Grabhügel; nur ein 
ganz spät eingeführtes Lehnwort ein Derivat seines Stammes 
mildert seine Einsamkeit tumulario; es hat seine Gestalt nicht 
verändert wie z. B. cumulo das ganz denselben Bau zeigt und 
durch, comlo colmo ersetzt ward; im Hinblick darauf wären wir 
berechtigt in einer Volksschöpfung dieselbe Umänderung zu tomlo 
tolmo zu suchen, und die Versuchung läge nahe tumulo für einen 
auf gelehrtem Wege spät eingeführten Latinismus zu halten, 
wüssten wir nicht dass schon Berceo es kennt, dass es also po« 



00,1 



:«I3PM»}lfr: 




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'SaST» it lÜ^jH&t'CEäJ^jlSi genaue Wiedergabe 



sich tragen, 
izelnes Mal sondern 
.Äieder andere Worte 
opularität durch 
ilire Form trotz 



Sg| 'Öäi Mc^jityijiljjtAidheit: plttma und 
'l|^iiig^XlE9jI^tt' ie ^ lldeu Zaul der 




■"Kurz ein Wort für 
I Zustand betrachtet, 
sicheren Aufschlug 
s der einzige end 
wenn ich wirklich 
[taucht erst spät d. li. 
Schriftsteller zum 
Abdruck eines la(. 
Form ohne Neben- 
ich mit Sicherheit 
sr, oder doch zur 
{■ So lange noch 
.nden ist, so lange 
von solcher Treff- 
Nation geschenkt 
ijicht das dürftigste 
;istirt, müssen alle 
itehung hispanischer 
behalten, so lange 
;eben werden. Ist 
'man in der Classi< 
nicht mehr fehl- 
.11 ch dann kaum ein 
aus der geringeren 



i 



145 

Summe der schon klaren Tatsachen, die in Ermangelung des 
historischen Nachweises zunächst der Vergleich sicher stellen muss 
— so weit als ehen möglich. Vergleich nun ist möglich entweder mit 
Erscheinungen der eigenen Sprache, wenn nämlich ein Wort in 
zwei- oder mehrfacher Gestalt vorhanden ist. Steht nehen ca- 
nonigo canonge calondrigo noch canonico in leise ahweichender 
Bedeutung, neben llano noch piano, neben Ueno pleno, neben llave 
clave, neben mege medico, neben blago baculo, so ist es nicht 
schwer an ihrer mehr oder minder starken Veränderung zu sehen, 
welche von beiden die ältere volkstümliche, und welche die jüngere 
gelehrte ist. Oder aber wenn nur eine Form existirt, ist der Vergleich 
mit den entsprechenden Formen der anderen romanischen Schwe- 
stern möglich. Setzt man zu pluma das pg. pruma, das it. piiima, 
das frz. plume, zu clavo, das pg. cravo, das it. chiavo, das frz. 
clou y so kann man sicher annehmen, dass auch die spanischen 
Formen trotz ihrer unregelmässigen Latinität auf demselben po- 
pulären Wege wie in jenen drei Ländern eingedrungen seien, 
eine Annahme die von den zahlreichen Ableitungen mittelst volks- 
tümlicher Endungen bestätigt wird, die schon an und für sich 
für diese Sache entscheidend hätten sprechen dürfen. Siehe plu- 
mada plumado plumaje plumajear plumajeria plumajero plu~ 
mazo plumazon plumeada plumear plumco plumero plumica 
plumista plumon plumoso. Clavado clavadura claväl clavar 
clavazon clavel clavelina clavellina clavera clavete clavetear. 

Mit einem allgemein massgebenden Grundsatze der alle 
Einzelerscheinungen umfassen sollte und sie doch nicht umfasst, 
wird sich auch dann als äusseres Unterscheidungszeichen zwischen 
heimischem und entlehntem Gute nichts weiteres angeben lassen, als 
jetzt, als dass nämlich den heimischen Producten ein höherer Grad 
von Veränderung und Veränderlichkeit in Form und Sinn und 
Ableitung eigen ist als den spät zugeführten Klassicismen , und 
dass ein Wort, welches in allen romanischen Sprachen in voll- 
kommen gleicher Form auftritt mit derselben Sicherheit für ein 
Lehnwort erklärt werden kann mit der ich ein in allen oder 
mehreren romanischen Sprachen verschieden gefärbtes, also dem 
lateinischen entfremdetes Wort für volkstümlich 'erkläre. Dieser 
ziemlich vague, das ganze Gebiet der lateinischen Lehnwörter 
im Romanischen umfassende Grundsatz kann also nur mit Hülfe 

C. MlCHAÄLIB. 10 



146 

des oben erwähnten Doppelvergleiclies Anwendung finden. Ohne 
solchen Vergleich, in den Grenzen einer einzelnen Sprache, für 
ein nicht mehrfach vertretenes Wort nützt er nichts. 

Für das Französische allein giebt es noch einen anderen, 
und zwar einen untrüglichen Grundsatz, ein unverkennbares 
äusseres Merkmal, welches erlaubt einen grossen Teil der fran- 
zösisch-lateinischen Wörter, auch allein und für sich betrachtet, 
ohne weiteren Vergleich mit Worten der eigenen oder der an- 
deren Sprachen, im blossen Hinblick auf ihr Etymon, ohne 
Zögern und Bedenken zu einer der beiden Wortschichten der 
Sprache zu rechnen: ein Merkmal, welches das Französische vor 
der Dreieinigkeit der italienischen, der spanischen und der por- 
tugiesischen Sprache voraus hat, dessen Anlass und Urheber also 
wohl ein und derselbe sein wird wie der welcher alle übrigen 
französischen Eigenheiten, seine grössere schärfer ausgeprägte 
Individualität und seinen originellen Klang, kurz seinen Gegen- 
satz zu jenen dreien bedingt. Es ist die unveränderlich mo- 
notone Art und Stellung seines Accentes die hier noch einmal 
mit den bekannten Diez'&chen Worten: „im Französischen hat 
jedes zwei- oder mehrsilbige Wort den Accent auf der letzten 
Silbe; das berühmte lateinische Dreisilbengesetz ist hier zum 
Einsilbengesetz geworden" hervorgehoben werden muss. Die 
volkstümlichen Wörter lassen den lateinischen Accent unver- 
rückt an der Stelle bestehen die er im Lateinischen inne hatte; 
war sie die vorletzte so ging es leicht an; war sie die drittletzte 
so behandelte die Sprache die beiden tonlosen Silben (s. z. B. 
oben %dus) mit vollkommener Gleichgiltigkeit als wären sie 
unnützer Ballast, Hess sie entweder ganz abfallen, oder synco- 
pirte den Vocal der vorletzten Silbe und verschmolz dann das 
konsonantische Element beider Atona zu einer einzigen Silbe 
deren vocalisches Element natürlich auch nichts weiter als e muet 
sein durfte. S, Diez Gr. I, 145 176 186 508. Man denke an 
lai aus laicus; glas aus classicus; an amande bourbe charme darse 
datte herpe herse inde lampe lame lärme marne muge orgue page 
prince pontife rüste terme tränet etc. Die gelehrten Wort 
bildner hingegen die nicht nachsprachen, was das Ohr hörte 
sondern nachschrieben was das Auge sah und die in ihrer Suchl 
nach Neuerungen besonders zu jenen ihnen neu und fremd dün- 



J 



147 

kenden Proparoxytonis griffen, die sie in dem Besitztum der 
eigenen Sprache nicht zu erkennen vermochten, sie gaben ihren 
Buchstabengehalt mit grösster Genauigkeit wieder, den Klang 
aber und sein Hauptmoment den Accent änderten sie den Be- 
dürfnissen des französischen Sprachorganismus gemäss um, d. h. 
sie verschoben den Hochton von der drittletzten auf die vorletzte, 
eigentlich letzte Silbe. War clässicus früher glas geworden, so 
ward es jetzt classique; war latcus lai geworden, so ward es 
jetzt la'ique. Jedes lateinische Proparoxyton das im Französi- 
schen seine Drei- oder Mehrsilbigkeit bewahrt, den Accent aber 
verschoben hat, ist ein Gelehrtenwort. Der formelle Unterschied 
in- der Bildung der Worte alter und neuer Zeit tritt also im 
Französischen deutlich ans Tageslicht und sie können daher in 
ihm besser als in den anderen romanischen Sprachen heraus- 
erkannt werden. 

Denn Italien Spanien Portugal (und auch die Wallachei) 
stehen dem Lateinischen auch hierin — oder vielleicht nur hierin 
und in den daraus resultirenden Folgen — näher als Frankreich : 
Italien und Spanien am nächsten. Zahlreiche mittelalterliche 
Kunstsückchen wagten den Versuch spanische (auch it. und pg.) 
Gedichte zu schreiben, die zu gleicher Zeit, für Auge und Ohr, 
für lateinische Poesie ausgegeben werden konnten. So wertlos 
sie an und für sich sind, so kennzeichnen sie doch Frankreichs 
Ausnahmestellung, die dergleichen Spielereien absolut unmöglich 
macht, da kaum ein französisches Wort echt lateinischen Bau 
und Klang hat, in Italien und Spanien hingegen unendlich viele, in 
Portugal schon viel weniger. Der Hauptunterschied bleibt, dass in 
ihnen daktylischer Tonfall möglich ist. — Die Stellung des 
Accentes kann also in diesen Sprachen über den Ursprung eines 
Wortes nichts Entscheidendes lehren. Und wenn es sich selbst 
hernach zeigen sollte, dass ein grosser Teil der Gelehrtenworte 
im Spanischen den Hochton auf der drittletzten Silbe trägt, wenn 
eine kräftig ausgesprochene Vorliebe der Lateinler für ihn durch- 
aus nicht geleugnet werden kann, die ja sogar wie ich zeigte 
yncopirten Formen des Altspanischen ihre volle Länge wieder 
zurückgaben wie in midico bdculo; wo die Wahl zwischen grie- 
chischem und lateinischem Accente gelassen war, häufig den 
griechischen d. h. den daktylischen dem lat. trochäischen vor- 

10* 



148 

zogen, wie in acönito pardsito oxydo; und gar an lateinischen 
und anderen Worten Accentfälschung übten, wie in pelicano 
övalo öpalo rubrica impüdico jenizaro, — abusus optimi pessi- 
musl — so ist dennoch diese Accentstellung nichts den Lehn- 
wörtern speciell und ausschliesslich Eigentümliches, kann also 
ein vollgültiges Erkennungszeichen nicht sein wie im Frz. die 
Fälschung des Accentes. 

Damit zusammen hängt es, dass auch ein zweites Merk- 
zeichen französischer mots savants, der Ausfall jedes tonlosen 
Vocals unmittelbar • vor der Tonsilbe, in Spanien Italien und 
Portugal nicht stichhaltig ist. Ich brauche hier nicht näher da- 
rauf einzugehen, denn in der Anmerkung zu Herrn Brachefs 
„Atones" ist hinlänglich nachgewiesen worden, dass auch hierin 
die französische Regelmässigkeit und Beschränktheit der sp. it. 
pg. Freiheit ziemlich schroff gegenübersteht. — Und ein drittes 
Characteristikum, der Ausfall vocalumschlossener Medien findet 
gleichfalls nur auf Frankreich eine so vielfältige Anwendung, 
dass man eine Regel daraus formuliren kann, wie sie bei 
Brächet Dictionnaire des Doublets p. 16 und Biez Gr. I 145 
steht. 

Die drei Brächet 1 scheu, für die Sichtung des französischen 
Wortschatzes so trefflich verwertbaren Principien, sind also für 
die anderen Sprachen nicht massgebend. So einfach und regel- 
recht wie auf französischem Boden geht es bei ihnen nicht zu. 
Doch lassen sich natürlich auch für jede der anderen romanischen 
Sprachen einzeln betrachtet, überhaupt Grundsätze aufstellen, die 
rechtskräftig sind, unter denen denn auch die Brächet' sehen als 
wichtigst figuriren, und die nur daran leiden, dass ihrer sehr 
viele sind 1 ), dass sie keine solche Allgemeingültigkeit und Aus- 
nahmslosigkeit wie in Frankreich haben und nicht unter ein, 
zwei, oder drei Grundgesetze subsummirt werden können. Man 
findet sie indem man all die Gesetze beachtet und formulirt, 
kraft deren der Bequemlichkeitstrieb die Erleichterung und Um- 
gestaltung jeder einzelnen lateinischen Lautverbindung regelt: 



1 Herrn Coelho's port. formes divergentes d'origine savante sind 
zu 15 Gruppen geordnet, Brächet'* nur zu fünf, die noch dazu nicht 
aus einem Princip heraus aufgestellt sind. 



149 

was sich diesen, die Volkssprache beherrschenden Gesetzen nicht 
fügt , gehört in unseren Augen nicht in ihr Bereich und ihm 
dürfen wir es erst wieder beirechnen und einfügen wenn auf 
anderem Wege der Beweis, wo möglich der historische, dafür 
geführt ist dass ein Wort trotz seiner Gesetzwidrigkeit nicht 
aus der Reihe jener gehorsamen Vollstrecker des Gesetzes ent- 
fernt werden darf. Siehe pluma clavo! — Haben wir z. B. die 
Regel aufgefunden, dass jedes tonlose i ante vocalem palatalisirt 
wird, oder seinen Platz wechselt, so werden wir Fälle in denen dies 
nicht geschehen ist, unpopulär nennen : Wörter mit der Endung anea 
inea onea werden wir also als savants den populären in ana äina 
ena ena ina oha gegenüberstellen; ario dem veränderten ero er el 
aire; cion dem zon; aceo iceo dem azo izo etc. etc. Wenn es Regel 
ist, dass in den Suffixen die Tenues zu Medien erweicht werden, so 
werden wir ato von ado, aco von ago, ico von igo etc. wie ge- 
lehrte von volkstümlichen Bildungen sondern, — freilich wenn 
dies unser einziger Massstab bleibt nicht ohne fasst ebenso oft 
zu irren wie zu treffen. In allem Sprachlichen windet sich die 
Wahrheit der Regel nur als ein dünner Faden durch das Laby- 
rint der Ausnahmen hindurch, für den Sprachforscher oft ein 
bitteres cr&ve-coeur, und doch der hohe Zauber jeder Natur- 
macht. 

Was wir hier aufzuklären versuchen, wie dürftig und unter- 
geordnet ist es! welch Miniaturbruchstückchen aus dem grossen 
Ganzen des Sprachbaues und doch will auch dieses sich nicht 
einmal abgrenzen und durchdringen lassen. Die Natur lässt sich 
nicht fassen. Fortwährend glauben wir einen festen Punkt ge- 
funden zu haben, in den wir den ersten Pflock zu unserem Bau 
einrammen könnten und immer wieder fühlen wir ihn wanken; 
das Tcavxa (Sei der Sprache lässt uns zu keiner Ruhe kommen. 
Es ist kein armer Mechanismus dem wir bald auf die Spur 
kommen könnten. Wir mögen beginnen wo wir wollen, wir 
mögen jede beliebige Regel prüfen, nirgends lässt die Sprache 
sich von einem kategorischen Imperative meistern. Haben wir 
99 Fälle aufgefunden in denen sie nach einem '■ und demselben 
Grundsatz verfährt, so verfährt sie doch vielleicht ein hundertstes 
Mal anders als wir erwarten zu dürfen wähnten weil sie ja 
99 Mal gleich gehandelt hat. Die Endung da tia wird zu za 



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Einheitliche, unumstössliche, ausnahmslose Gesetze, rein durch- 
geführte Kegeln erkennt die Sprache nirgend an, und man sollte 
sich wundern, dass sie sich auch für die Sonderung des heimi- 
schen Sprachgutes vom erborgten nicht finden lassen wollen? 

Der vergebliche Versuch sie aufzujagen, hat uns unvermerkt 
über die Grenzen des Gebietes hinausgeführt, dass dieser Arbeit 
zugewiesen ist. Nicht um die Definition und Erkenntniss aller 
dem Lateinischen von Spaniern abgeborgten Lehnwörter han- 
delt es sich, sondern nur um diejenigen, welche zwei Mal in 
verschiedener Form und mit verschiedenem Sinne vorhanden sind, 
erstens in einer volkstümlichen Form, die in früher Zeit aus der von 
den Römern selbst nach Spanien gebrachten Grundform heraus- 
gearbeitet ward und zweitens in einer gelehrten Form, welche die Spa- 
nier im 15. Jahrhundert und später aus der erstarrten lateinischen 
Schriftsprache herholten. Nur um die Scheideformen handelt 
es sich. Diejenige Art der Sprachbereicherung wollten wir in ihrem 
Verfahren kennen und verstehen lernen, welche aus der bewuss- 
ten Arbeit Einzelner als unbewusstes absichtsloses Resultat her- 
vorging. Dass wir hier auf festeren Boden kommen; dass der 
genaue Vergleich jener beiden zu verschiedenen Zeiten und von 
verschiedenen Schöpfern verschieden geschaffenen Geschöpfe, wie 
jeder Vergleich fruchtbar für die Bestimmung und Erkenntniss 
beider sein wird ; dass wir, wenn llano und piano, copla und co- 
pula, cäbildo und capiiulo mit einander confrontirt werden kön- 
nen, die Wahrheit ihres gegenseitigen Verhältnisses durchschauen, 
die einzelnen Bildungsgesetze deren Befolgung und Nichtbefol- 
gung den Grund ihrer Verschiedenheit ausmachen, mit geringer 
Mühe auffinden und zu formuliren, und ihnen die Fälle unterzu- 
ordnen lernen werden auf die sie Anwendung haben; dass alles 
klar wird, weil es positiv wird; dass wenn zwei ziemlich stark 
von einander abweichende Formen, die gemeinsamen Ursprungs 
sind, von denen die eine jedoch durch den Abfall tonloser Silben, sei 
es im Anfang , in der Mitte oder im Ausgang eines Wortes ver- 
kürzt, oder durch Erweichung von Tenues zu Medien, von Me- 
dien zu Halbvocalen geschwächt ist, während die andere keine 
dieser Umgestaltungen erlitten hat, sondern der ungetrübte Ab- 
glanz der lateinischen Form ist, wir in der ersteren an der Ein- 
wirkung des Bequemlichkeitstriebes die Volksschöpfurig, in der 



152 

zweiten an ihrer Unversehrtheit die künstlich erhaltene Schöpfung 
erkennen, das hat schon alles Vorangegangene gesagt, und das 
folgende wird es noch schärfer zeigen. Sollte nun Jemand, ge- 
täuscht durch die langen einfachen nnd durchschaulichen Beweis- 
listen, welche hier nachfolgen, der Meinung sein, die Trennung 
zwischen Volks- und Gelehrtenwerk sei doch ganz klar und durch- 
sichtig, so muss ich dagegen zum Schaden dieses Buches prote- 
stiren und darauf aufmerksam machen dass die Erklärung der 
Scheidewörter ja nur einen Teil aller Lehnwörter berücksich- 
tigt, dass es noch viele Wörter gieht, die nur einmal, nur in 
einer Form vorhanden sind und zwar in einer, von der wir nicht 
zu sagen wissen oh sie denn eigentlich volkstümlich ist oder 
nicht, oh also was von jenen Scheideformen gilt, auch auf die 
anderen alleinstehenden übertragen werden kann. Oft wird es 
der Fall sein, doch immer lässt es sich nur mit Wahrscheinlich- 
keit, nie mit Gewissheit annehmen. Gilt z. B. die Kegel, dass 
wenn von zwei Scheideformen die eine daktylisch in fco abfällt und 
die andere nicht, die letztere mot populaire, die erstere mot so- 
vant ist, so darf ich dies Gesetz nicht dahin verallgemeinern, 
dass jedes in ico abfallende Wort, auch wenn kein populäres 
Gegenstück dazu existirt, ein Latinismus ist. Wie steht es z.B. 
mit püblico? Ist es mot savant? Ist es Volks wort? Ist es wie 
medico eine nur erneute, nicht ganz neu eingeführte Bildung? 
Lautete es früher pvbligo publego? Ist es Berceo's fisico apo- 
stolico clerico zur Seite zu stellen? und ist es also eine Ausnahme, 
ein wie ein Gelehrten wort aussehendes Eigentum des Volkes? 
Für seine Popularität spricht das altitalische pmvico, das pg. 
provico pulvigo pulvego pulgcco neben publico, auch das- gallizi- 
sche provicar prubicar; für späte Einführung könnte das accent- 
versetzende frz. public-que sprechen, das Froissart im 13. Jahr- 
hundert zum ersten Male benutzt. Acus kann aco bleiben, ocus 
wird ueco, ucus bleibt uco, warum nicht auch icus ico? Solche 
Fragen knüpfen sich an viele allein stehende Wörter. Und nur 
die Geschichte kann Aufschluss darüber geben. Ich bekenne nicht 
zu wissen, wann und wo publico zum ersten Male vorkommt. 
Daher meine Fragen. 

Doch lassen wir endlich die Fragen, die wir nicht zu be- 



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153 



antworten wissen; laufen wir endlich in den sichern ruhigen Hafen 
der Wirklichkeit ein! Zeigen wir endlich, welche Lehnwörter 
als Duplicat zu Volkswörtern vorhanden sind und wie sie sich 
von jenen Vorgängern unterscheiden. Gehen wir endlich zu den 
Listen und ihren Commentaren über. 

Vorher nur noch wenige Worte über die Entstehung der- 
jenigen Sorte von Scheideformen, denen wir bei unserer Cha- 
rakterisirung der Lehnwörter schon oft begegneten, jedoch ohne 
bisher viel Rücksicht auf diese ihre Eigenschaften und Func- 
tionen zu nehmen, auf die es uns doch hauptsächlich an- 
kam, und um derentwillen überhaupt nur jener Geschichte ver- 
folgt ward. 

Was der Dichter Neues einführte, gelangte nicht immer zu 
allgemeinem Gebrauch: was er aus seiner Sprache als unedel ver- 
bannte, war darum nicht immer sofort tot; im Schoosse des Vol- 
kes, das gern der Weise der Väter treu bleibt und alles Alte 
mit Pietät pflegt, lebten viele der Geächteten ungestört weiter, 
und arbeiteten sich später in minder streng klassificirenden 
Zeiten unter dem Schutze volkstümlicher Dichter wieder zu An- 
sehen und einer Stellung in der Litteratur empor: viele freilich 
blieben und bleiben immer ausschliesslich Volkseigentum. Manches 
altspanische volkstümliche Wort, das in der Blüte der Litteratur 
verschwand, latinisirenden Stellvertretern den Platz räumend, und 
dem wir daher in modernen Schriftwerken nicht begegnen, finden 
wir durch einen glücklichen Zufall einmal unvermutet im Munde 
eines Handwerkers oder Bauern, oder was dasselbe sagen will in 
technischen Speciallexicis, kurz wir finden es im Volksmunde 
wieder, oder auch als Orts- oder Familienname, vielleicht manch- 
mal in etwas verändertem Sinne, jedoch so, dass es auch noch 
durch ihn an seine Abkunft erinnert. Dann leben also im Spani- 
schen zwei unterschiedene Formen eines Wortes, die eine in der 
Vulgairsprache, die andere in der Schriftsprache. Manches an- 
dere, von dem was Kunst und Wissenschaften als Neuerung ein- 
zuführen gedachten, lebte vor und mit ihnen zusammen, nur 
ihnen unbekannt, schon einmal in der Schriftsprache: dann also 
waren in der Schriftsprache selbst zwei Repräsentanten eines 
Chefs. Es geschah gar nicht selten, dass stolze Neulinge in das 
bispanische Reich eindrangen, ohne zu ahnen, dass schon ältere 



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155 



Sinne kann jedes geistige, Bau-, oder Schriftwerk, über- 
haupt jede Arbeit, Handlung oder Wirkung bezeichnen; das' 
zweite vulgärere begnügt sich damit, die Ackerarbeit eines Tages 
zu benennen. Nun wird opera noch einmal unverändert dem 
Lateinischen entnommen, um von langwierigen und verwickelten 
Arbeiten körperlicher oder geistiger Art zu sprechen, und in der- 
selben Form überbrachte es dann noch Italien mit dem Einzel- 
sinn einer Oper, eines Singspiels. Tunica wird tonga und be- 
deutet jede Decke und Hülle, jeden Umschlag, jede Lage und 
Schicht materieller Stoffe, kurz ganz dasselbe wie capa, nur 
nicht den wirklichen Mantel capa als Kleidungsstück; tunica da- 
gegen wird durch Gelehrte durch Archäologen, Historiker, Bo- 
taniker und Anatomen eingeführt um das alte Römerkleid und 
später ein Mönchskleid zu bezeichnen, ferner ein kleines deckendes 
Häutchen, das Kerne und Keime umgiebt etc. etc. Fdbrica um- 
gestellt zu frabica, ward fragua und benennt jetzt nichts weiter 
als eine Schmiede; erst das lateinische fdbrica war berufen, die 
ganze Fülle seiner wirklichen und geistigen Bedeutungen wieder 
aufzunehmen. Titulus ward tilde, änderte aber den ursprüng- 
lichen Sinn, Ueberschrift dahin ab, dass man jede über einen 
Buchstaben als Schriftzeichen gesetzte Ueberschrift damit meinte, 
später, da Spanien nur ein derartiges Zeichen bewahrte, nur 
dieses eine, den Mouillirungsstrich über dem n (n), und von sei- 
ner Kleinheit ausgehend figürlich jede unbedeutende, winzige 
Kleinigkeit; Titulo brachte mit der lateinischen Form auch die 
lateinische Bedeutung wieder. Solidus soldus ward sueldo, 
Sold; die ursprüngliche Form solido mit dem ursprünglichen 
Sinne „fest" kehrt erst im 16. Jahrhundert zurück. Und so fort! 
Die ganze zweite Klasse der Scheideformen, in denen ja ein 
vulgär -römisches Wort einem klassisch -lateinischen gegenüber- 
steht, könnte in dieser Weise erläutert werden. Mit der latei- 
nischen gelehrten Lehnform verbindet sich auch gelehrter lateini- 
scher Sinn, mit der frei entwickelten volkstümlichen Form auch 
frei entwickelter volkstümlicher Sinn. 

Was mit den spät entlehnten lateinischen Worten ge- 
schah, konnte natürlich auch geschehen, wenn sie nicht aus Rom, 
sondern anderswoher kamen. Ein Wort kann lateinischen Ur- 
sprungs und früh nach Spanien gekommen sein, kann hier seine 



156 

Form abgeschliffen und erleichtert, seinen Sinn ausgedehnt und 
übertragen, kurz sich verändert haben; und in einer anderen ro- 
manischen Sprache kann das gleiche nur in anderer Richtung 
vor sich gegangen sein. Aus dieser kann es nun nachher noch 
einmal auswandern und in Spanien einwandern; es kann direct 
hierhergehen, oder von Volk zu Volk verschlagen erst nach lan- 
ger Irrfahrt dort ankommen, so verändert, dass keine deutliche 
Spur seines Ursprungs mehr sichtbar ist. Auch sie sind dann im 
heutigen Sprachzustande doppelt oder mehrfach vorhanden in 
volkstümlicher und in fremder oder auch in entlehnter und in 
fremder Gestalt, oder gar dreifach in volkstümlicher und ent- 
lehnter und in fremder Gestalt. Wie dem auch sei, sie bilden 
eine dritte Klasse von Scheideformen: Scheideformen aus- 
ländischen Ursprungs. 

Zum Beispiel: zum doppelten populären obra und huebra 
und zum lateinischen opera tritt noch, wie oben gesagt, 
eine italienische, also fremde Form, die dies Mal freilich zu- 
fällig mit der lateinischen ganz tibereinstimmt: opera, Oper. — 
Wählen wir also ein besseres Beispiel: Zu fragua und fabrica 
tritt noch das französische forge als forja ; es kann wie fragua 
die Schmiede bezeichnen, ausserdem aber noch den Windofen 
eines Goldschmiedes. Zu sueldo und solido tritt der italienische 
Kaufmannsausdruck saldo , Rechnungsabschluss. Facticius war 
im Spanischen substantivirt zu hechizo, Zauber geworden; als 
Adjectiv, facticio künstlich, kam es später von Neuem in die 
Schriftsprache. In Portugal war es zu feitigo, Zauber, Amulett, 
popularisirt worden, dies gestaltete sich in Frankreich zu fetiche 
und in dieser Gestalt verbreitete es sich weiter, auch über Spa- 
nien, wo es jetzt mit hispanisirter Endung feticho heisst. Das 
wären dreifach, d. i. dreisprachig vertretene lateinische Formen. 
Die zweisprachigen sind aber natürlich zahlreicher. Vom latei- 
nischen gelare, sp. helar hielar yelar kommt das Participialsub- 
stantiv helada, Eis; ihm entspricht im Frz. gelee, das besonders 
für gefrorene Süssigkeiten gebraucht wird. In diesem Sinne über- 
nimmt es der Spanier vom Franzosen als gelea jalea. Cophi- 
nus war im Spanischen cuebano geworden, im frz. coffre, Koffer; 
in dieser Form und dieser Bedeutung (cofre) ging es ins Spani- 
sche über. Fortis lautet im Spanischen fuerte; im Italieni- 



157 

sehen forte , und als musikalischer Gegensatz zu piano wanderte 
es von Italien aus auch nach Spanien. Polire kam in der 
Form pulir nach Spanien; der Portugiese, der jedes l zwischen 
Vocalen vernichtet, sprach poir boir buir, und in dieser letzten 
Form ging es wieder nach Spanien. Der Deutsche überhrachte 
den Romanen den Stamm band, der in dieser einfachen Gestalt 
im Französischen bau lautet, in Spanien bando; bw zu bano 
hispanisirt, mit der Specialbedeutung Heiratsaufgebot, erhielt der 
Spanier vom Franzosen. Euphorbium euphorbia, der grie- 
chisch-lateinische Name der Wolfsmilchpflanze, ward den Arabern, 
wie viele andere Pflanzennamen — pistacium zizyphum satureia 
— von den Lateinern, vielleicht gar erst während ihres Ver- 
weilens auf hispanischem Boden?? überbracht und al-forbiyün, 

dl forbiyön ^yksjhi] gesprochen, diese Form erhielt sich im 

portugiesischen alforbion, alforvion, alforfiäo, alfervion, algor- 
viäüy algordiäo, im Spanischen fiel dl fort und nur gurvion blieb 
stehen: so sagt das Volk, die Botaniker in Spanien kennen nur 
euforbio. H Ebenso ging es mit pistacium: es ward mit abgewor- 
fenem tum zu {JJXwwJÜf al-f-st-q, nach Dozy zu alfostac alfostoc 

vocalisirt; im Katalanischen ward es festug, im Port, alfocigo dl- 
fostigo alfonsigo und fistico; im Spanischen alfonsigo alfoncigo 
alfocigo alhocigo alhostigo fistigo, der Botaniker gebraucht auch 
hier natürlich nur das lateinische pistacio. 

Ein und dasselbe Wort kann also im Spanischen in latei- 
nisch-spanischer Tracht und in französischer oder italienischer, 
oder portugiesischer Tracht einhergehen; manchmal auch in la- 
teinisch-spanischer und deutscher oder englischer; oder auch in 
französischer und italienischer etc. etc. Es kann auch arabisch- 
lateinisch (-griechisch) und rein lateinisch sein. 

Wie also in den romanischen Sprachen drei Wortschichten 
über einander lagern, wie sich auf einer volkstümlichen Grund- 
lage eine Schicht gelehrter griechisch -lateinischer Bildungen er- 
hebt und darüber wieder eine dritte Schicht ausländischer Fremd- 
wörter, die jedoch nicht wirklich ganz und gar über den an- 
deren liegt und sie deckt, sondern nur zu einem Teil eine Zufuhr 
ist welche die letzten beiden Jahrhunderte über die beiden an- 
deren gehäuft haben, die zum anderen Teil aber die Lehnwörter- 



158 

Schicht mannichfach durchschneidet und durchbricht, so lässt sich 
auch der ganze Reichtum an Scheideformen in drei Klassen ein- 
teilen, deren Aufeinanderfolge auch nur ungefähr eine zeitliche 
Nacheinanderfolge aussagen kann. Die erste Klasse umfasst alle 
Scheideformen volkstümlichen Ursprungs, die zweite alle Scheide- 
formen gelehrten Ursprungs, die dritte alle Scheideformen aus- 
ländischen Ursprungs. Sie tragen also den gleichen Namen wie 
jene Wortschichten; bedürfen aber dennoch einer kleinen Special- 
erklärung. 

Was Scheideformen volkstümlichen Ursprungs sind, ward 
schon ausführlich besprochen: beide müssen vom spanischen Volke 
selbständig als Vertreter eines und desselben Grundwortes ge- 
bildet sein. Dies Grundwort kann lateinisch, kann deutsch, kann 
arabisch sein. Es könnte auch baskisch oder griechisch sein, 
doch kommen in der beschränkten Zahl ihrer Bildungen nicht 
noch Doppelungen vor. Beide, gehören also ausnahmslos einer 
Sprache an. 

Was Scheideformen gelehrten Ursprungs sind, ward gleich- 
falls schon erläutert. Zu der populären abgeschliffenen Form eines 
Wortes als Trägerin eines gleichfalls populären, dem ganzen 
Volke verständlichen Sinnes, das in allmählicher Entwickelung 
aus den im Anfang der spanischen Sprachschöpfung in den Boden 
gesenkten Trieben aufblühte, tritt erst später im 15. oder 16. 
Jahrhundert dasselbe Wort noch einmal, an Gestalt und Bedeutung 
dem Vorläufer in der Ursprache ganz nahe stehend, an Gestalt und 
Bedeutung dem volkstümlichen Vorläufer ganz unähnlich. Zu den 
wild aufgewachsenen Naturproducten wurden künstlich gezogene 
Treibhauspflanzen hinzugesetzt. Mit Wissen und Wollen ward haupt- 
sächlich das Griechische und Lateinische zur Fundgrube neuer 
Wörter ausersehen. Die betreffenden Scheideformen werden also 
lateinisch (griechisch-lateinisch) sein; sie könnten auch deutsch 
sein; doch sind die neueren Importationen deutscher Stämme 
überhaupt selten und betreffen nur vereinzelte seltene Gegen- 
stände oder Bräuche. In meinen Listen ist kein deutsches Bei- 
spiel. — Arabische Worte werden überhaupt nicht mehr einge- 
führt. — In jedem Falle müssen aber auch diese Scheideformen 
ein und derselben Sprache angehören. 

Von den Scheideformen ausländischen Ursprungs war noch 



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159 

wenig die Rede, besser hiessen sie vielleicht doppelsprachige, 
denn man fasst darunter alle diejenigen zusammen, welche dem 
Spanischen von zwei Sprachen zugeführt wurden, ohne Rücksiebt 
darauf zu welcher Zeit es geschah und ob eine der Formen 
etwa populär und die andere entlehnt ist oder ob beide Lehn- 
wörter, ob eine Lehn-, eine Fremdwort, oder ob beide Fremd- 
wörter sind. Gewöhnlich aber ist eine der Formen volkstümlich 
und zwar lateinisch, selten deutsch oder arabisch. Zu der lateini- 
schen kann dann eine frz., it., pg., prov. oder auch eine eng- 
lische oder deutsche als Repräsentant desselben Wortes treten. 
Zur deutschen tritt meist eine französische Umformung. Zur 
arabischen . eine lateinische oder griechisch -lateinische, die nicht 
etwa eine Wiedergabe des arabischen, sondern umgekehrt ihr 
Etymon ist. Trotzdem ist in solchen Fällen die volkstümliche 
Form arabisch, die lateinische dagegen mot savant. In der 
ersten Klasse müssen beide Formen volkstümlich sein. In der 
zweiten muss die eine volkstümlich, die zweite ein entlehntes Ge- 
lehrtenwort sein. In der dritten muss die eine Fremdwort sein, 
die andere kann volkstümlich oder Lehnwort, oder auch selbst 
Fremdwort sein. Auch das kann vorkommen, dass ein Wort in 
zwei Eategorieen gehört; dass opera lateinisches Lehnwort und 
italienisches Fremdwort war, sahen wir ja schon. 

Die erste Klasse ist die wichtigste, weil sie für die Freiheit 
und die Schöpferkraft der romanischen Sprachen und gegen ihre 
geistige Armut an Bildungsmitteln spricht und ich stelle sie an 
die Spitze. Die zweite ist die reichhaltigste. Die dritte, die an 
Zahl und Wert unbedeutendste, ist dennoch gerade im Spanischen 
nicht ohne Interesse, weil zu den in den übrigen romanischen Spra- 
chen vorhandenen Arten noch die arabisch -lateinische oder ara- 
bisch-griechische hinzukommt. Bisweilen führte nämlich der Araber 
den Spaniern und durch ihre Yermittelung auch dem übrigen 
Europa Worte zu, die keineswegs semitischen Ursprungs waren, die er 
selbst vielmehr dem Griechischen entlehnt und den arabischen Laut- 
gesetzen gemäss umgestaltet hatte. Sie wurden im Spanischen ganz 
populär und stehen also den späteren gelehrten Bildungen, ob diese 
ihnen gleich durch die Yermittelung der lateinischen Muttersprache 
zugingen, so gegenüber als wären diese fremde Eindringlinge, sie 
aber echte Eingeborene. (S. oben euphorbim pistacium.) 



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161 

dass diese im noch frischen Bewusstsein ihrer Abstammung, und 
in dem Bewusstsein dass das was das Volk sprach ein chaoti- 
sches Durcheinander und ein wirklich verderbtes Latein war, sich 
eifrigst bemühten so weit ihre Mittel reichten, die Kluft zwischen 
dem vulgairen Romanisch und dem ihnen eigenen minder ent- 
arteten Latein möglichst auszufüllen, die lateinischen Worte mög- 
lichst wenig umzugestalten, ist nichts als die natürliche Folge 
ihrer Bildung. Es ist nicht Zufall, dass Berceo der gelehrte 
Weltgeistliche, der erste namhafte hispanische Dichter geistliche* 
Lieder, so viel gebildete lateinisch klingende Worte in seine 
Dichtungen verwebt, es ist nicht Zufall dass bereits das Eulalia- 
lied ein Mal nach Art der mols savants in einem im Lateini- 
schen daktylisch accentuirten Worte den Ton nach vorn vor- 
schiebt: raneiet=r£negat, und dass der Psautier d? Oxford das gleiche 
in cdlice und espirit und cnlumine tut Die Kirche barg in sich in 
jenen Zeiten die einzigen Gebildeten der Nation; die Kirche also war 
es welche, dem unermüdlichen scheinbar ziel- und zwecklosen Vor- 
wärts der Yulgairsprache gegenüber, einem starren Stillstandsprincip 
huldigte, innerhalb der fliessenden Wasser der Sprache eine kleine 
Sprachinsel baute die unverrückt feststand. Während ganz im 
Anfang die erstehende altchristliche Kirche das Fortschrittsprincip, 
die Anerkennung alles Volkstümlichen vertrat, während sie in 
Itala und Vulgata und den Kirchenvätern Volkstümliches in 
reicher Masse in das klassische Latein hineinmischte, während 
sie z. B. mit ihren Heiligen zugleich deren volksübliche Namen 
kanonisirte, aus Sextus einen Sixtus*,' aus Callistos einen Calixtus y 
aus Melchiades einen Miliiades, aus Berenice eine Veronica, aus 
Egnativs einen Ignatius machte, — siehe Schuchardtl 59 — , hat sie 
in späterer Zeit, stehen bleibend bei dem einmal Renovirten, sowohl 
dies im Laufe der Zeit nun auch Veraltete, als auch anderes rein Klas- 
sisches dem neuen immer weiter schreitenden Volksgeiste gegenüber 
beschützt und den geglückten Versuch gemacht wenigstens in der 
Kirchensprache einen mehr lateinischen Sprachkern festzuhalten. 
Der clerico oder go und der canönigo, apostoligo oder co, angelico, 
catvlico etc. etc. sind uns schon oft begegnet; als Proparoxytona, 
und als fast unveränderte Latinismen und doch uralt spanisch, 
machten sie uns schon mehrmals stutzen. — Aehnlich ist es mit 
Miz cdlice Abendmahlskelch, den natürlich Berceo schon kennt 

C. MlCHAÖLIS. 11 



*(!«l8r>OH|l i ß ■ ||jIR H'Ä«Wfem cake caucc 

t(®#Ä**^iH^Jgt hier, eine Sc&eide- 







163 

eu belegen ist als die verkürzte, und da man Wörter, welche 
auch der Laie tagtäglich aussprechen hörte und nachsprechen 
musste, nicht Worte eines beschränkten Volkskreises nennen darf; 
da sie also zum notwendigen Bestand des Wortkapitals gehören, 
und da ferner zum Teil starke und populäre Ableitungen und 
Nebenformen in ihrem Gefolge auftreten, hinter clerigo clerigalla 
clerigueäca clerizon clerizonte; neben capiiidth capitol und nach 
ihnen capitula capitulacion capHulado capitulador capititlante ca- 
pitulero; hinter catedra catedral catedralidad catedrante catcdrear 
catedrüla etc. — , so dürfen sie vom ideellen Standpunkte aus 
betrachtet, nicht unvolkstümlich, nicht mots savants genannt wer- 
den. Wir sind nicht berechtigt was 500 Lebensjahre und noch dazu 
Jahre kirchlichen Lebens hinter sich hat, fremd oder entlehnt zu 
nennen und es aus dem Volksgute auszuscheiden. Ideell gesehen 
muss man es zum Volksbesitze zählen, warum sollte es formell 
nicht auch statthaft sein? um so mehr als sich so wie so, auch 
ohne sie, für die volkstümlichen Scheideformen eine Klasse ergiebt 
in welcher eine der Scheideformen sich von der anderen durch 
Syncope eines tonlosen Vocals unterscheidet? Dass die Scheide- 
formen gelehrten Ursprungs eine ungleich reichere Schaar derarti- 
ger Beispiele bieten und jenes Unterscheidungsmerkmal ihnen ganz 
besonders eigen ist, kann jenes nicht verhindern. Wo ein durchaus 
und rein gelehrter Sinn noch neben dem kirchlichen hergeht, wie 
in cdliz, ordne ich das betreffende Wort in beide Kategorien 
ein; bei calonge calöndrigo canönigo canötiico werden 1, 2, 3 
unter die populären, 1 und 3 noch einmal unter die gelehrten 
gesetzt. 

So wenig richtig es also wäre, diese alten Kirchenlatinismen den 
späteren Gelehrtenworten des 16. Jahrhunderts gleich zu setzen, eben- 
sowenig exact wäre es freilich sie für rein volkstümliche Bildungen 
zu erklären. Jene Proparoxytona kirchlichen Gepräges sind gleich- 
sam Uebergangsstufen von der ersten zur zweiten Kategorie. Sie 
sind eigentlich mots savants, sind lateinelnde Formen und stehen 
doch mitten unter den abgenutzten Volksbildungen, sind eben 
so viel verwendet wie diese, aber mit Vorsicht und Absicht 
sauber gehaltene, und nicht jedem zu beliebiger Verwendung in 
die Hand gegebene Münzen die, wohl geschont und geschützt, 
ihr Gepräge und ihren Stempel ungetrübt bewahrten, im Gegen- 

11* 



164 



satze zu der -kleinen abgegriffenen Ausdrucksmünze des gewöhn- 
lichen Lebens. 

Man hätte also vielleicht nicht Unrecht wenn man den Terminus 
„Gelehrtenwort" etwas dehnen, und unter dem Namen Gelehrten- 
wort nicht nur die Römlinge verstehen wollte, welche durch 
Kunst und Wissenschaft in später Zeit nach vollendeter Sprach- 
schöpfung als fertige Ganze mit der bestimmten Absicht von 
Einzelnen eingeführt wurden, den Sprachschatz zu bereichern 
und zu veredeln und die sich daher nicht ebenso verbreiteten 
und verzweigten wie die natürlich erwachsenen Pflanzen, sondern 
nur an bestimmten Flecken in wissenschaftlichen und künst- 
lerischen Kreisen einen günstigen Boden fanden, sondern wenn 
man auch alle diejenigen hinzurechnen wollte, welche schon vor 
dieser Zeit vermöge ihres Sinnes, oder eines bestimmten Teiles 
ihres Sinnes dazu berufen und angelegt waren Specialeigentum 
nur der gebildeten Stände zu sein und erst von diesen dem Volke 
als solche, unter der Bedingung des Schönens und Intacterhal- 
tens überliefert und desshalb weniger vom nagenden Zahn der Zeit 
geschädigt wurden — clerigo canönigo — , und weiter alle diejenigen, 
welche ganz frühe weil sie doppelsinnig und doppelformig waren zu 
Scheideformen wurden, von denen immer eine dem Urbild näher 
stehen und also „gelehrter* aussehen muss, als die andere. — > 
Jedoch damit wäre die bequeme Dreiteilung des Sprachschatzes 
aufgehoben: und ich meinerseits, die Mangelhaftigkeit und das 
Unzulängliche jener Teilung wohl einsehend und beklagend, je- 
doch unfähig sie zu heilen, halte die Ungenauigkeit, eigentlich 
nur die Unbequemlichkeit, welche daraus hervorgeht wenn man 
die termini ecclesiae zum fonds populaire rechnet, sie darin be- 
sonders signalisirend, für weniger erheblich als die Confusion, 
welche eintreten muss, wenn man jene zum fonds d'origine sa- 
vante hinzuschlägt. Gewiss, überall wo ein einheimisches Wort 
in zwei oder in mehrere auseinandergeht, wird eines vor dem 
anderen den Namen der relativ „gelehrteren" Form voraus haben 
haben können; den sonstigen absolut gelehrten Formen gegen- 
über aber wird seine Volkstümlichkeit doch fast immer so oder 
so ans Licht treten. Wenn sich ein auf gleiche Weise charac- 
terisirter Scheideprocess nun auch im ersten und im zweiten 
Abschnitte wiederholt, wenn sowohl das Volk als die Gelehrten 






f&lSpPBBoiien Vereiden 
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Wji*aH^gJfJ| die Gelehrten 

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i haben. Wir 

| (bleiben aber 

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167 

sie nicht nur zwei sondern eine beliebige Zahl von Wörtern be- 
zeichnen kann, und weil sie uns gestattet den dann verworfenen 
Namen Doppelform für diejenigen Wörter zurückzubehalten, 
welche eine Einheit des Sinnes durch eine bunte Mehrheit der 
Form wiedergeben, die also wirklich Doppelgänger oder Duplicate 
Doubletten sind. (S. oben p. 40 u. 44.) — Auch Diez mischt beide 
Sorten noch zusammen: p. 173 (186) führt er durcheinander, 
italienische Doppelformen wie esiglio esilio, aggia abbia, saccia 
sappia, und Scheideformen wie foja furiä; vajo, vario, luglio 
Giuglio auf. Welchen Namen man aber für jene ersten be- 
nutzen will, wenn man die zweiten doublets nennt, weiss ich in 
der Tat nicht ; zwei in ihrer Art und besonders in ihrem Werte 
so durchaus verschiedene Erscheinungen aber, wie die der sinn- 
losen und sinnvollen Doppelungen auch in ihrem Namen zu 
dissimiliren ist, meiner Meinung nach, notwendig. Wer stellt 
eine Doppelung wie ufficio uffizio mit der Scheideform viaggio 
viatico in eine Reihe? — Die französische Uebersetzung der 
Duschen Grammatik giebt die Bezeichnung der 50. Seite auf p. 46 
mit bifurcation frequente (Fun mot en deux wieder, die der 173. 
auf p. 134 mit mots ä doubles formes, die Scheideformen der 273. 
nennt sie auf p. 272 formes distinctives. Wenn man diese letz- 
tere oder vielleicht noch besser die von Herrn Coelho Momania IL 
p. 281 angewandte Uebersetzung »formes divergentes" dem deut- 
schen „Scheideform" in meinem Sinne entsprechen lässt, den 
Namen doublets aber nur das Gegenstück zur deutschen Doppel- 
form sein lässt, so wäre dem Wortmangel wenigstens notdürftig 
abgeholfen. Eine Einwendung kann freilich immer noch ge- 
macht werden: es könnten ja auch von den Formen, welche nur 
lautlich und nicht sinnlich unterschieden sind, einige mehr als 
zwei Gestalten haben, ufficio könnte ja z. B. neben uffizio noch 
ufficio oder officio oder offizio tönen; der Name Doppelform 
doublet wäre denn auch hier so ungenau und unpassend wie Herr 
Brächet es oben an der Bezeichnung bifurcation rügte. Dieser 
Einwand ist vollkommen berechtigt: und einen treffenderen Na- 
men würde ich gerne anerkennen und an Stelle dieses alten 
setzen; solange er jedoch nicht da ist, benutze ich jenen. Es 
überwiegen übrigens — wie freilich auch bei den Scheideformen 
— in der neuen Sprache diejenigen Fälle in denen nur eine 



168 

Zweiheit der Form da ist die noch mehrfacher variirten bei 
weitem; von der Mannichfaltigkeit der alten, wie in cuidar 
Purpura, ist wenig übrig geblieben; und dann ist bei einer 
untergeordneten, und für die Mehrung und Klärung der Sprache 
in keiner Hinsicht tätigen Wortklasse eine solche Ungenauigkeit 
immerhin noch besser angebracht, als bei der der wichtigen, die Ord- 
nung und Fülle der romanischen Sprachen so bedeutend heben- 
den Scheideformen. 

Der zweite Punkt, in dem ich ein wenig anders denke und 
verfahre als Herr Brächet , und der einige vorläufige Behaup- 
tungen dieser Scheidearbeit rectificiren, und einschränken, und 
zu ihren Kegeln einige Ausnahmen hinzufügen muss, ist folgender. 
Ich habe bis zu diesem Augenblick behauptet: bei Scheideformen 
müsse sich zu einem Formunterschied ein Bedeutungsunterschied hinzu- 
gesellen, habe also dasselbe gesagt was Herr Brächet im Eingangssatze 
seines Dictionnaire sagt: on appelle doublets les doubles derivations 
d'un minie mot qui repondent d'ordinaire ä deux dges differents 
dans Vhistoire de notre langue et au x quell es Vusage a attri- 
bue tnalgrt leur communaute d'origine des sens dis- 
tinets et speciaux, dasselbe was M. Brial, Memoires de 
Linguist ique I p. 62 bei Gelegenheit der lateinischen Scheide- 
formen bemerkt: il faut que les deux mois aient pris dans Zus- 
age des significations diffirentes. Jetzt möchte ich die 
Auffassung des Wortes „Bedeutung" ein wenig über ihre recht- 
mässigen Grenzen ausdehnen, und unter Scheideformen nicht nur 
solche zwei Worte verstehen, die in ihrem Brauch gar nicht, in 
keinem Punkte ihres logischen Begriffskreises, zusammenfallen 
können, von denen also ein jedes einen ihm eigentümlichen und dem 
andern ganz fremden Sinn hat, sondern alle diejenigen bei welchen 
eine Sonderung und Differenzirung überhaupt an irgend einer 
Stelle eingetreten ist, wäre sie auch nur der allerfeinsten, kaum 
merklichsten Art; alle diejenigen welche in zweifacher Form erstens 
dasselbe sagen können, von denen zweitens die eine aber ausserdem 
noch andere Nebenbedeutungen aus sich entwickelt hat, an denen die 
andere keinen Anteil hat, oder diejenigen welche das gleiche sagen, 
die eine aber im wirklichen Sinne, die andere im bildlichen, alle die- 
jenigen welche das gleiche sagen, die eine aber im Munde und 
Sinne des Dichters, die andere in gewöhnlicher Prosarede, alle 



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niederl. um- 
i cabilland, 
der Spanier 
titnlirt, zu- 
dem Fran- 
dem Mittel- 
i baccalaris 
■alaureo be- 
baccaiaureo 

V 




ein Zwerg- 

■adillo und 

; also, wie 

und epis- 

m obispo(a) 

weiter, zum 

ijerene Matze 



170 

Mitglied der unterseeischen Kirche. Acebo und aeuifoliö, 
trebol und trifolio, crebol und acrifolio bezeichnen ein und die- 
selbe Pflanze, ebenso biznaga und pasdnaca; ajedrea und sa~ 
tureya; codeso und citiso; eilantro culantrö und coriandro; gi- 
rofle und cariofilo, enebro und junipero; codono und eidonio; 
gurvion und euforbio; alhostigo alfocigo und pistacio. Bei ihrer 
verhältnissmässig seltenen Verwendung in der Schriftsprache, ver- 
bunden mit den ungenauen Angaben der Wörterbücher und bei 
dem Wechsel und Schwanken gerade in Bedeutung und Gestalt 
der Pflanzennamen, lässt sich auch dies nicht einmal mit Be- 
stimmtheit aussagen. Wie dem aber auch sei, ihre Verwen- 
dung ist eine doppelte und in ziemlich feste Grenzen gebannte, 
kaum greift eine dieser Formen in das der andern zugewiesene 
Gebiet hinüber. Die im Volksmunde stark verletzten und zer- 
setzten Namen benutzen Landleute und Gärtner, die latinisirenden 
nur die Botaniker. Spricht der erstere den Namen acebo aus, 
so denkt er an die undurchdringlichen Hecken von ledernen 
starren dornigen Blättern mit röthlichen Beeren, welche seine 
Gärten umgeben; spricht er von eilantro, so denkt er an das 
aromatische Kraut dessen Früchte er sammelt und zum Apotheker 
oder Conditor bringt um sie überzuckert als Aniskörnchen ein- 
zuhandeln. Spricht der Botaniker von acuifolio oder coriandro, 
so denkt er an Ordnung so und so, Klasse so und so des Linn6'- 
schen oder des natürlichen Systems. Zwei verschiedene An- 
schauungen werden mit verschiedenen Wörtern gedeckt: warum 
sollten sie den Namen Scheideformen nicht verdienen? In 
ähnlicher Weise werden viele Eigennamen — Personennamen — 
verschiedentlich verwendet; eine festere treuere Form wird in 
allen acten- und "statutenmässigen Verordnungen als Tauf- oder 
als Heiligennamen verbrieft und versiegelt, also unverletzlich 
aufbewahrt; das Volk und die Familie aber verkürzten und er- 
weichten die Namen ihrer Lieblinge. So steht Gil, der Bauer, 
neben dem Heiligen Egidio = Aegidius, Mingo neben Domingo 
= Dominicas. — Mit den unveränderten Taufnamen stehen auf 
einer Stufe die Familiennamen, welche sich von Geschlecht zu 
Geschlecht unverändert fortpflanzen, also eine altertümliche Form 
in die neuesten Zeiten hineintragen. Liegt ihnen ein Appella- 
tivum zu Grunde, so werden diesem die Umformungen nicht er- 



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abweicht 




173 

ohne weitere Erläuterungen weil sie zumeist aus Diez', Littre's und 
Scheler's etymologischen Werken gezogen sind. 

Aus demPortugies. hat Herr A* Cotlho — Bomania II, p. 281 — 94 
Formes divergentes demots portugais — 282 doppelt oder mehrfach 
vertretene lateinische Etyma gesammelt, die zusammen 578 Scheide- 
formen ergeben, ich füge 305 neue hinzu. Bei beiden Nachträgen 
wende ich der Bequemlichkeit halber, und um einen zweiten In- 
dex zu sparen die alphabetische Reihenfolge an, deren einzelne 
Glieder in die von beiden Verfassern aufgestellten Kategorieen mit 
Leichtigkeit einzuordnen sind. Das in solchen Arbeiten fast un- 
mögliche Lob der Vollständigkeit beanspruchen weder diese fran- 
zösischen und portugiesischen, noch auch die spanischen Listen. 

Die italienischen lasse ich darum ganz bei Seite weil die 
Bivista di Filologia Bomanza ein Studio sulle dittologie o 
forme dopple della lingua italiana verheisst. Nach allem aber 
was ich daraus zusammengestellt habe, scheint die italienische 
Ernte die wenigst ergiebige zu sein, wohl weil die italienische 
Sprache diejenige unter den romanischen ist, welche die Haupt- 
charakterzüge der Muttersprache am treuesten bewahrt hat, weil ihr 
durch ihre Vorliebe für Proparoxytona eine der Hauptklassen der 
französischen, portugiesischen und spanischen Scheideformen fast 
ganz entging. Doch kann ich mich leicht darin irren. Irrt ja auch 
der Meister wenn er glaubt keine der romanischen Sprachen sei 
dazu geeignet so reichliche Resultate zu liefern wie Herr BracheVs 
treffliche Monographie sie liefert. Und doch bot diesem das 
Französische beim ersten und zweiten Sichelschnitt nur eine Garbe 
von elf hundert Aehren, mir das Spanische beim ersten eine von 
beinahe viertausend. 



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177 

steht nicht eine volkstümliche einer gelehrten Bildung gegenüber; 
hier stehen zwei volkstümliche Bildungen neben einander mit 
gleichen Functionen und gleichem Wirkungskreise. Ich frage wie 
unterscheiden diese sich von dem was Brachit selbst (p. 10) 
simples variUis orthographiques nennt? von dem was ich p. 40 
als solche d. h. als Doppelformen bezeichnete? Jene erstgenannten 
hatten zwar auch einige gemeinsame Eigenschaften, jedoch auch 
einige Verschiedenheiten; wo flber steckt bei diesen irgend welche 
Verschiedenheit?- Doch eben nur in der Orthographie. Und 
ferner frage ich, wie verhält sich taire zu taisir? ardre zu ar- 
doir? querre zu querir? palpre zu paupiere? menois zu twc- 
nisque? entait zu int ad? souef zu suave? deuge zu delie? Wie 
verhalten sich die 42 altfranzäsischen Formen, welche Herr 
Brächet in den Text des zweiten Teiles verwebt hat 1 zu dem 
was er ausdrücklich I 9 hervorhebt: dass er nämlich nur modern 
französisches anerkennen will. Selbst den Fall gesetzt, sie hätten 
im Altfranzösischen etwas anderes bedeutet als ihre neufranzö- 
sischen Vertreter heute bedeuten, ist es doch' nicht statthaft 
Worte die nicht Zeitgenossen sind als Scheideformen, als Resultat 
des Differenzirungstriebes anzusehen. Zusammen aber haben jene 
nie gelebt „ils n'ont point coexistS dans la langue"; die modernen 
ihnen entsprechenden Volksbildungen sind Fortentwickelungen 
(naget z. B. aus navier), die gelehrten Neulinge Vertreter, beide 
aber Verdränger und Ersatzsteller jener alten Formen, darum 
aber auch zumeist ein genauer Ersatz auch ihrer Bedeutung. Jener 
Fall anderen Inhalts trifft bei den wenigsten zu; höchstens haben 
die modernen ihn, wie die alten bei Weiterexistenz auch getan 
hätten, etwas erweitert: selbst als Zeitgenossen ständen sie also 
zu einander nur in dem Verhältniss in welchem antienne zu an- 
tiphone, biton zu bitume, doyennb zu decanat stehen; ohne dies 
aber sind sie weit selbst von diesen unvollkommensten Scheide- 
formen entfernt. Und dass keine Specialbezeichnung für die 
Doppelformen zur Trennung von den Scheideformen für Herrn 
Brächet existirt, dass beide ihm doublets sind, rächt sich hier; 
was im ersten Teile nur in den Anmerkungen und als mit den 



1 Ich bezeichne der Kürze wegen das Bictionnaire als ersten, das 
ßctpplemtnt (Paris 71) als zweiten Teil oder dies als II, jenes als I. 

€. Michaelis. 12 



178 

im Texte stehenden Duplicaten durchaus nicht gleichartig an alt- 
französischen Populärformen verzeichnet war, geht weil es dort 
ja doublets hiess, im zweiten Teil ruhig unter die Textdoubletten 
über. Anmerkungen wie sie I p. 13 — 14; 16 und 18. stehen, 
Hesse man sich, die ungenaue Confrontirung von lecteur facteur 
und litre faitre (als dessen Etymon natürlich nur in Folge eines 
Druckfehlers fadorem statt fdctor angesetzt ist) sehr gerne, be : 
sonders in erweiterter, möglichst vollständiger Sammlung ge- 
fallen; es ist höchst interessant dem Grunde des Absterbens so 
überaus vieler altfranzösischer Popularbildungen nachzuspüren; 
nur dass sie im Supplemente in den Text erhoben und anter 
die Doublets gereiht sind, dass in Folge davon z. B. anti und 
antif, zwei verlorene altfranzösische Formen, mit antiqiie, also 
mit einer bestehenden neufranzösischen Form, unter den formes 
triples, also als dreifach gespaltenes antiquus figuriren, kann ich 
weder billigen noch nachahmen. Meiner Ansicht nach müssten 
aus diesem Grunde von den dreifach vertretenen Doublets die 
folgenden zehn auf zweifach vertretene reducirt werden: aqua- 
ticus eithara communicare canonicus custodem delicatus factictus 
mansus navigare Spiritus und folgende 32 sind überhaupt gänz- 
lich zu streichen: antiquus scholasticus arsenicum nuhilis fistula 
glandula originem orbita tenuis adversarius rogationes avarus 
suavis intactus imperatricem meniscus tacere lucere nocere or- 
dere movere licere mauere palpebra cicer deexrationare ciconia 
quaerere rememorare radicem fremere. Ich also nehme von alt- 
' spanischen Doublettenhälften wie blago und mege es z. B. sein 
würden, das ersere gar nicht, das letztere nur darum auf weil es 
sich doch als Familienname erhalten hat. 

Fünftens: Sind lerner doublets wirklich und durchaus ein 
und demselben Worte entsprossen, und auch das verlangt 
Herr Brächet mehrmals ausdrücklich (I 9 derivations d'un mime 
mot ; origine idcntique), so müssen manche andere Formen als diesem 
Erforderniss eines vollkommen gleichen Etymons nicht entspre- 
chend gestrichen werden. Wenn volatile und volatile, animal 
und aumaille, ancttre und anUcesseur nicht berechtigt sind 
doublets zu heissen, weil den erstgenannten die Singulare vola- 
tilis und animal und der Nominativ antecessor, den letztgenannten 
dagegen die Pluralia volatilia und ammalia und der Accusativ 



179 

antecessorcm zu Grunde liegen (I 9), so müssen selbstverständlich 
auch die mit „Restes de Vancienne d&clinaison" überschriebenen 
Paragraphen I 30 und II 10 ohne Weiteres weichen. Auch das 
giebt Herr Brächet zu, denn er sagt II 31 von maire majeur 
moindre mineur, sire seigneur etc. „ils nc formcnt point de 
doublets veritables". Wozu aber dann (I 14 Anm.) facteur und 
faitre, lecteur und Iure Doublets nennen, wozu trotzdem wenige 
Zeilen später pätre ausdrücklich als mit pasteur dem Ursprünge 
nach nicht identisch bezeichnen, sie p. 31 aber dennoch wieder 
einander gegenüberstellen? wozu komme und on, und noch dazu 
nicht einmal an der rechten Stelle die doch unter jenen Decli- 
nationsresten gewesen wäre (auf p. 34), unter den formations 
inconnues aufzählen? wozu II 13 vase und gazon die sich ganz 
wie bau und baleon aus ahd. Nom. und Acc. entwickelten, auf- 
führen? wozu maire und major , das doch wohl wie majeur aus 
majorem stammt, auf p. 15 erwähnen? Erwähnung freilich 
verdienen sie unbedingt; nur Einordnung und Zahlwert durfte 
ihnen eben so wenig wie ancetre und antecesseur, und eben so 
wenig wie den afr. Formen zu Teil werden. Ich gönne ihnen 
den Platz nicht, den auch Herr Coelho ihnen einräumt: sonst 
würde die Zahl spanischer Wörter in denen ungleichsilbige Sub- 
stantive dritter lateinischer Declination verschiedenartige Ver- 
treter ihrer Nominative und Accusative hinterlassen haben, die 
Summe der Scheideformen bedeutend vermehren können : Zu ihnen 
gehörten Herren und farrago; pelambre und pelamen; horambre 
und foramen; enjambre und examen; atlan/e und atlas; artete 
und aries; jiride und tri«; virtud und virto; preste und pres- 
bitero; muchedumbre und multitud; fortidumbre und fortitud; 
gigänte, Japan und gigas; gincro und geno; dracon und drago; 
huesped und hoste (veraltet); prenda und peno; dacion und dacio; 
prtfaciorijm&prefacio; destrozo und destruceion : hollin und fuligo; 
ca/iwa und caligo; indice und index; drden und ordo; tizon tizne und 
üeo ; vierven und verme; vir gen und virgo ; serpiente und sierpe; yerro 
und error; duelo und dolor; crema und cremor, und das deutsche balco 
baleon. — Eben so wenig wie aumaille animal; volaille volatile 
dürfen aber auch z. B. bras d. i. brachium und brasse d. i. brachia als 
Doublets mitzählen. Im Spanischen lasse ich darum weder alimana 
und animal; noch pölvora und polvo; noch duena dona und don 

12* 



180 

noch bigornia und bigome (welohes letztere Herr Coelho gelten 
lässt) bestehen d. h. ich lasse keine Farmen bestehen deren einer 
ein Singular, deren anderer ein Plural zu Grunde liegt. 

Und ebenso wenig kann ich mich darin mit Herrn Brächet 
einverstanden erklären, dass pou und pidicule (I i8) Doublets, 
Sprösslinge des einen beigesetzten Etymons peduculum genannt 
werden dürfen, dass parpalllot und pavillon und papillon (II 2 
und 11) von einem Grundwort papilionem; filon mit filateur 
und fileur von filatorem (II 4 u. 11); porteur und porteux von 
portatorcm ; faucheur und faucheux von falcatorem kommen ; ga~ 
beleur und gabclottx, violonnetir und violonneux Zwillinge sind; 
noch darin dass ecrouclle und scrofule einen identischen Ursprang 
(scrophula I 19) haben; noch darin dass hongre und Hongrie, 
hermine und Armenie (H 13) je Doublets sein könnten. Pou 
d. h. peducnlum und pedicule d. h. pediculum haben nicht mehr 
und nicht weniger Anrecht darauf als Zweieinigkeit aufgefasst 
zu werden, als z. B. vrillc d. h. verriculum und verrou d. h. 
verrucatum, Formen die Brächet nur im Texte des ersten Teiles 
anerkennt, in der Anmerkung dazu für eigentlich uneins (p. 32 
A. 4) und im zweiten Teile (p. 11) für unvereinbar proklamirt, 
freilich in einer Form die es einem nicht im Superlativ auf- 
merksamen Leser unmöglich macht zu verspüren dass es sich 
hier um die Correction eines im ersten Bande gemachten Ver- 
sehens handelt. Herr Brächet sagt nur „on ne peut joindre 
verrou de verruculum avec vrille de vericla." , Und die übrigen 
oben genannten Formen stehen mit nicht grösserem Anrecht unter 
den Doublets als z. B. cottrbure und eourbature; cliantre und 
chanteur; muguet und muscat; pritre und presbytere; censier 
und censitaire; croissant und crescendo, die im zweiten Teile 
von Rechts wegfen ihrer ihnen früher zugewiesenen Functionen 
wieder enthoben werden. Denn Herr Brächet stimmt in Aner- 
kennung des Gesetzes vollkommen mit mir überein, dass im 
allergeringsten verschiedenartig suffigirte Wörter, gleichviel ob 
beide Reproductionen lateinischer Vorbilder sind, wie vrille verrou; 
pou pedicule; pretre presbytere, oder ob eines oder die einen, wie 
muscat; pavillon papillon directe Nachkommen solcher sind 
(muscatum papilionem) während das zweite oder dritte, wie 
muguet und parpaillot durch Abstraction des Stammes und An- 



181 

ftigung einer neuen die Bedeutung modificircnden Endung auf 
französischen) Boden erst entstanden, nicht Doublets sind und 
dass auch ein zwei Mal gleichartig suffigirtes Wort, \venn nur 
das eine Mal die Bildung auf lat., das zweite Mal aber auf 
romanischem Boden vor sich ging, es nicht sein kann. Und 
ich handle durchaus in seinem Sinne, wenn ich die obigen Bei- 
spiele verschiedentlich suffigirter Worte streiche und weiter, 
seinem richtigen Vorgange gemäss, auch comble cumul; dette 
debit; decor decorum; labeur labour zu entfernen, weil nur die 
erstgenannten Nachbildungen lat. Vorbilder, die letztgenannten 
aber frei französische Abziehungen des Substantivs aus den ent- 
sprechenden Infinitiven sind; affermer affirmer weil nur dieses das lat. 
affermare repräsentirt, jenes aber selbständig von ferme abgeleitet 
wurde, ferner chainon chignon weil nur dieses Vertreter von catenionem, 
jenes- aber eine neufrz. Augmentati vbildung von chaine ist; ferner 
dioci&me und dteime weil nur dieses auf deeimus basirt jenes aber von 
dix derivirt ward, — wenn ich diesem richtigen Vorgange folgend auch 
aiglon als frz. Derivat von aigle nicht mit dem wirklich frzAsiL aquilon 
gleichsetze, nicht ecorcer mit ccorcher da nur dieses- dem lat. 
exeorticare entspricht, jenes aber von ecorce herrührt und wenn ich 
auch aus meinen spanischen Listen Duplicate beider hier erwähnten 
Arten verbanne; einerseits weder calumbre und calina d. h. 
caluginem und edliginem ; noch panojo und paniculo d. h. panu- 
cttlum und paniculum; noch manojo manopla und mawipulo 
d. h. manopulum und manipulum; andererseits weder agujon 
und aguijon d. h. weder ein spanisches augmentirtes aguja d. i. 
aeueula und ein dem spätlateinischen aciculioneni entsprechendes 
d. h. ein augmentirtes acicula; noch vencejo und vineulo d. h. 
vinciculum und vinculum als ein Paar anerkenne. Von hier bis 
zur Einfügung nicht nur von Wort- sondern auch von blossen* 
Stammvarianten wäre der Sprung nicht sehr gross: stellt Herr 
Brächet chamada (pg.) und rtclamee zusammen, so dürfen sp. 
zurcir und resarcir; rolle und zurullo (sub-rotulum) eingefügt 
werden; so gut wie victuaille und vitaille, das nur in ravitaüler 
existirt dürften trigo und tritic . . . das nur in triticeo existirt, 
boreas und borrasca, tili . . . und ceja etc. etc. Geltung haben. 
Dass aber nur volle Wortdoubletten, Stamm doubletten selbst ohne 
Ausnahmestellung deutscher Wurzeln nicht in meiner Arbeit be- 



182 . 

rücksichtigt werden sollen, steht bereits im vorangegangenen 
Texte auf Seite 61. Ein Vergleich aller durch Hinzutritt ver- 
schiedener Vor- und Endsilben verschieden gestalteter Vertreter 
eines Stammes wäre ein ergebnissreiches Studium eigener 
Art, jedoch mehr ein Resume der notwendigen Lautresultate 
aneinanderstossender Lautcomplexe als ein Resum6 der Resultate 
des freien Differenzirungstriebes wie diese Arbeit es geben will. 
Daher bleibt es, so nahe es auch angrenzt, hier ungetan. 

Noch weniger als in allen bisher erwähnten Punkten teile ich 
Herrn Brächet^ Ansicht darin dass recueitti und recollet (I 22) von 
recollectus ausgehen. Cueilli ist eine Neubildung durch Analogie, 
wie deren so viele in allen romanischen Sprachen vorhanden sind, 
z. B. die Mehrzahl aller spanischen Participien in ido, die ich mir 
nicht erlaube ihren als Adjectiva fortexistirenden lateinischen vorma- 
ligen Vertretern als Doublettenhälften an die Seite zu stellen. Cocho 
und coeido, cöntento und contenido, confuso und confundido, correcto 
und corregido, distinto und distinguido, diverso und divertido, injerto 
und injerido sind nimmermehr Scheideformen. (S. oben p, 29.) 

Am allerwenigsten aber darf ich mir gestatten, was auch 
Herr Brächet sich nur ohne Willen und Wissen, aus Versehen 
gestattet, nämlich ursprünglich ganz verschiedene und nur zufällig 
gleich oder beinahe gleich lautende Worte, also eigentlich Ho- 
monyme als Scheideformen aufzuführen. Er selbst streicht ajouter 
und ajuster denn dies beruht auf justum jenes auf juxta\ seine 
eigene Anmerkung II 6 legt ferner klar, dass ätre welches 
vom deutschen Astrich Estrich und astre welches vom lat. astrum 
stammt, unmöglich als identischen Ursprungs ausgegeben werden 
können, folglich aus dem Texte in den er sie unbegreiflicher 
Weise doch einrangirt, vertrieben werden müssen; und seine 
'eigene Berichtigung der Behauptung enfetmer und infirmer, an- 
douille und induetile seien Doubletten dahin, dass sie es nicht 
sind weil in den ersten Formen die Präposition in, in den 
letzteren die Negation in liegt, gestattet mir auch die Doublette 
endroit und indirect mit gleicher Begründung zu annulliren. 
Dass auch tnie mica (II 6) welche beide das Resultat eines lat. 
mica sind, demnach nicht Doublets sein können weil beider 
Stämme wiewohl gleichlautend doch ganz verschieden sind, füge 
ich hinzu ohne dass Herr Brächet es mir direct in den Mund 



183 

legte; ebenso dass cnjambe und ingambe nicht gleicher Herkunft 
sind: das erstere ist ingambo ingambat, das zweite in gambä. 

Sechstens: Es scheint vielleicht als ob ich noch manches 
streichen müsste, was dennoch bei Herrn Brächet und bei mir er- 
halten bleibt, wenn ich mit absoluter Treue und Genauigkeit an 
jener Definition haften bleiben wollte, dass ein und dasselbe Wort 
ohne jeden Unterschied Etymon der Scheideformen sein muss. Doch 
es ist in der Tat anders. Alle diejenigen Doublets deren Glieder 
einander darin unähnlich sind, dass das eine in männlicher das 
andere in weiblicher oder in neutraler Gestalt oder auch das 
eine im Singular das andere im Plural vorhanden ist, dürfen be- 
stehen bleiben. Dass ich männliche Formen in o anderen weib- 
lichen in a gegenüberstelle d. h. solche in ario ado und torio 
anderen in era ada (ea) und dera dora, mit der Voraus- 
setzung dass ein jeder die kleine Gedankenoperation sich daran 
zu erinnern dass jede dieser Formen wenn Adjectiv an und 
für sich doppelgeschlechtig ist und wenn Substantiv in jedem 
Augenblick adjectivirt . also doppelgeschlechtig gemacht werden 
kann, selbst vornehmen wird, das ist kein Fehler und keine 
Ungenauigkeit, sondern nichts als ein gerechtfertigter Vor- 
behalt den ich mir mache, es ist die einzige jener II 18 von 
Herrn Brächet erwähnten abbreviations iUtnentaires deren er sich 
so viele erlaubt. Ich schliesse mich ihnen nur in diesem ein- 
sigen Falle an, und heisse jene Gegenüberstellung nur unter 
zwei Bedingungen gut, erstens wenn ein Suffix sowohl Adjectiven 
als Substantiven anhaften kann (wie ado ero) und zweitens wenn bei 
suffixlosen die lateinische oder anderssprachige Vorform nachweisbar 
nur eingeschlechtig war oder wenigstens ihr ganzer Sinn ungeteilt, 
nach Belieben zwischen zwei Geschlechtern hin und herschwanken 
im Romanischen aber nur ein Geschlecht für einen ganz bestimm- 
ten Teil des Sinnes, ein anderes für einen anderen fixirt ward. 
Wenn candelcro und candelaria, wenn sellado und sigilata, wenn 
tronadera und tronatorio einander gegenüberstehen, so ist das 
keineswegs mit dem vorerwähnten Falle, mit der fälschlichen 
Copfrdntirung von animal und alitnana von bras und brasse 
in eine Reihe zu setzen; und auch blosse doppelgeschlechtige 
Substantive wie el cuenco und la cuenca> el cuerpo und la corpa, 
el hormigo und la hormiga sind davon zu sondern. Cuenco und 



184 

cuenca, cuerpo und corpa, candelero und candelaria, tronadera 
und tronatorio brauchten und haben zum Etymon nur eine 
Grundform ; das Abzweigen der zweiten aus der ersten, oder das 
Sprossen der zweiten mit oder nach der ersten, jedoch unabhängig 
von ihr, machte die Sprache zum Zweck der Differenzirung selbst: 
jene aber — animal alimana — wären ohne Specialvorbild für 
beide niemals zu Stande gekommen. Ich behaupte keineswegs 
dass jenes tiberall wo die Sprache eine Mascuiin- und eine 
Femininform desselben Wortes besitzt der Fall gewesen ist: oft 
bot das Lateinische das Muster für jede derselben wirklich dar; 
und dass z. B. leno und lena, cuerno und cuerna, grano und 
grana sich nur durch den Endungsvocal; animal sich aber von 
alimana^ animal sich von aumaille und bras sich von brasse 
noch anderweitig unterscheiden, räumt jenen keine anderen Rechte 
ein als diesen: sie alle beruhen auf einer Doppelbasis: die männ- 
liche Form auf der Einzahl eines Neutrius, die in a auf der 
Mehrzahl desselben. Ich trenne vielmehr diejenigen Beispiele in 
denen zwei durch Geschlechtsunterschied individualisirte roma- 
nische Formen nichts als getreue Nachzeichnungen zweier latei- 
nischer Vorformen sind, von denen welche von einer selbst- 
ständigen schöpferischen Tätigkeit der Tochtersprachen, so gering 
sie hier auch sein mag, Zeugniss ablegen, und rechne nur diese 
letztere zu den Scheideformen. Dabei ist es gleichgültig ob nur 
der Artikel, oder .ob Artikel und Auslaut, differenzirt sind: le 
memoire und la memoire , le garde und la garde, le mode und 
la mode, le poste und la poste; el justicia und 4a justicia, el 
corbata und la corbata , el vista und la vista, el cura und la 
cura, el golilla und la golilla, el lengua und la lengua ver- 
dienen den Namen differenzirter Scheideformen eben so gut wie 
madero und madera, huerto und huerta, ramo und rama, modo 
und moda, grado und grada, fruto und fruta, Uno und linea. 
Die blosse Verschiedenheit des Geschlechtes genügt sie von ein- 
ander zu scheiden. Wenn sich mit diesem Merkmale nun noch 
andere Lautverschiedenheiten verbinden, wenn z. B. ein lat. Ad- 
jectiv als frz. oder sp. Adjectiv eine bestimmte (im Auslaut na- 
türlich variirende) Gestalt annahm oder beibehielt; und substantivirt 
(natürlich mit Geschlechtseinheit) einen anderen abweichenden Laut- 
körper bildete, wie es z. B. im frz. ventose vcntouse und dem 



185 

Adjectiv venteux venteuse oder in pelouse und pileux pileuse der 
Fall ist, oder im spanischen candelera candelaria, tronadcra 
tronatorio, so ist die Selbsttätigkeit des Romanischen natürlich 
besser und schärfer ausgedrückt Aeusserlich weniger scharf ge- 
kennzeichnet ist sie wieder da wo der Plural eines Wortes sich 
einen Specialsinn noch über den Allgemeinsinn von Singular und 
Plural hinaus vorbehalten hat. Anima animas heisst Seele, 
Seelen, animas aber überdies noch Nachtgeläute; vispera vis- 
peras Vorabend Vorabende, visperas überdies noch Vespergebet; 
parte partes Teil Teile, partes überdies noch gute Eigenschaften; 
barredura barreduras die ein- oder mehrmalige Handlung des 
Kehrens, barreduras überdies noch Kehricht etc. etc. Zu diesen 
Klassen von Scheideformen, die wie gesagt in meinen Augen das 
vollste Recht hätten, Aufnahme zu verlangen, gebe ich nur drei 
oder vier Probebeispiele, da jede Grammatik ihre Vervollstän- 
digung nahe legt. Ich wiederhole, dass ich meines Teils jedoch 
nur das was die Bomania selbst geschaffen hat, anerkenne, das 
aber alles; von den anderen Formen keine. Darum verwarf ich 
animal aumaüle, bras brasse; erkenne auch töte d. i. testa und 
tet test d. i. testum; aube d. i. alba und album d. i. album; 
datne dubgne d. i. domina und dorn d. i. dominus nicht an; 
würde auch cerveau d. i. cerebellum und cervelle d. i. cerebella 
streichen; hingegen die Zusammenstellung von mis mise und 
messe, von arc und arche, von banc und banque, von reseau und 
resille, von venteux und ventose ventouse, von meulüre und molaire, 
von saliere und salaire, von muscat und muscade, von oublic und 
oblat y von hier und aiguihre nicht tadeln. Herr Brächet schwankt 
auch hier von einer Meinung und Ansicht zur andern. Man sehe 
seine Anmerkung I 14 zu aube; 1 32 zu cerveau; II 18 zu aiguihre. 
Vollkommene Einheit und Gleichheit der den Scheideformen 
zu Grunde liegenden wortbildenden Elemente ist absolutes Er- 
forderniss für sie, und die von mir gesammelten spanischen For- 
men entsprechen ihm unbedingt. Auch cuenco cuenca, modo 
moda etc. sind keine Ausnahmen, sie entspringen eben einer Grund- 
form. Eben so wenig stossen Formen mit prosthetischem es- en- 
oder al~ 3 wie der Spanier es so unendlich oft aus Analogie zu den 
arabischen Bestandteilen seiner Sprache auch den Wörtern des latei- 
nischen Fonds vorsetzte, jene Regel um. Jene Vorsilben sind ein 



186 

unterscheidendes Merkmal das er selbst einer von zwei Scheide- 
formen angefügt hat; dem Etymon haftet es nicht an, dieses 
war für beide, für die durch Prosthese vergrößerte und für die 
nicht vergrößerte Form durchaus ein und dasselbe: comtnu- 
nautd d'origine, sens distinct et special ist da, genug um sie zu 
Scheideformen zu machen! Keineswegs muss jedes Wort latei- 
nischen Ursprungs das im modernen Spanisch durch dl verän- 
dertes, arabisches Aussehen erhielt, auch wirklich noch von ara- 
bisch redendem Munde so zugestutzt und von ihm in dieser er- 
neuten Form dem spanisch redenden Volke überliefert worden 
sein. Gerade als ob es keine Analogie gäbe! Als ob die Sprache 
so unendlich arm wäre! und nicht einmal über dies armselige 
Mittel verfügen könnte. Oft war es zwar in der Tat der Araber 
der griechisch- lateinisches Gut, Namen aus den drei Reichen der 
Natur an denen es ihm gebrach, diesem selbst oder den Spaniern ab- 
borgte^um es ihm später wiederum neu bekleidet zurückzugeben: 
das gab ich selbst ja p. 157 zu, und das findet weiter unten 
im fremdsprachigen Teile der Scheideformen noch positive Be- 
stätigung, aber nicht immer war- es so, nicht immer tragen die 
mit dl versehenen Worte Spuren eines Durchgangs durch arabi- 
schen Mund an sich. Jedoch gleichviel, in beiden Fällen, auf 
beide Weisen entstanden Scheideformen. Ich begreife daher auch 
in meine Nachrechnung der von Herrn Brächet aufgefundenen 
Doublets, die ich zum Zwecke eines Vergleiches des spanischen 
und französischen Reichtums an Scheideformen angestellt habe, 
coton und hoqueton d. i. auqueton al-eoton, abricot und pr&coce, 
alffuazil argousin und vizir, ulfange und cangiar ohne weiteres 
mit ein, und würde auch alcade und caid mit einbegreifen, wenn 
sie in Wahrheit einer arabischen Urform entstammten. Aleade 
aber ist der arabische Ehadi oder Richter ^äläjf; cmd aber ein 
Herrscher Chef oder Gouverneur JuU ; das erstere das spanische 
alcade alcalde das zweite das spanische älcaide. Und zwar 
tue ich es mit demselben Recht mit dem Herr Brächet auriole 
und loriot; eldorado und dorade dorke zusammenstellt d. h. For- 
men mit agglutinirtem Artikel für populär erklärt, und es mir 
zugestehen wird auch z. B. das dem französischen Vaube ent- 
lehnte spanische loba mit el alba zusammen als ein Doubletten- 



187 

paar aufzuführen. Was die zu alcade hoqueton alguazil etc. 
gemachte Bemerkung »dans ces limites toute la lawgue francaise 
passer ait dans le present dictionnaire" bedeuten soll (II 12 Anm.), 
ißt mir nicht ersichtlich: wenig derartige Beispiele wären auf- 
zufinden, allenfalls Vile und Lille. 

Wozu überhaupt die Grenzen möglichst eng stecken? 
genau so weit wie sie wirklich reichen meine ich. Auch ist mir 
unbekannt, dass Herr Brächet hier oder sonst irgend wo die 
Grenzen mit scrupulöser Gewissenhaftigkeit innehält. Hier in 
diesem Punkte und in einigen anderen, weiter unten zu erwäh- 
nenden Einzelnheiten ziehe ich die meinen etwas weiter als er; 
die einmal gesteckten aber überschreite ich nicht; ich halte mich 
fest an das Princip dass Scheideformen auf einer Grundlage 
ruhen müssen. Zur Vermeidung von Mißverständnissen sage ich 
jedoch dass ich mir hingegen in den Doppelformen, welche jenen 
als Zeugen vorausgehen, die hier nicht schädliche Freiheit er- 
laube auch verschieden suffigirtes zusammenzustellen, so wie auch 
altes mit neuem zu durchmischen, während meine Scheideformen 
auch natürlich nur durchaus Neues, noch Existirendes umfassen. 
Hier kommt es auf Zusammenleben an, dort nur darauf, dass 
irgend ein Lautübergang einmal gewisse Wirklichkeit geworden 
ist. Dass überhaupt einmal b und m, d und r, g und b mit 
einander wechselten, dass aus verminem vierven (verme) aus vi- 
minem mimbre ward, dass neben molinete auch bolinete, neben 
benjui auch menjui steht, dass vagabundo in vaga mundo um- 
gedeutet wurde, dass der Gubaner statt flebotomia flomotomia 
sagt; dass neben dragea gragea, neben gratil dratil, egredon 
neben edredon steht; dass panadizo aus panartcium entstand, 
porfido aus porphyrum, dass sequedal neben sequeral, acidate 
neben acirate existirt, dass der Andalusier statt seguidilla se- 
guirilla, Garitana statt Gaditana sagt, genügt vollkommen um 
zu beweisen, dass br abernte und bramante, muermo und morbo r 
bandöla und mandola, mandibula und bandibula; grivar und 
derivar; disipula und erisipula, mentira und mentida aus einem 
Etymon hervorgegangen sein können. Ob jene Zeitgenossen sind 
oder eine Form nur alt, eine andere nur neu, die eine nur la- 
teinisches Grundwort, die andere ihr Product, die eine nur in 



188 

einem Dialect, die andere in einem anderen vertreten ist, ist 
Nebensache. Doih genug davon. 

Siebentens weiche ich von Herrn Brächet 's Vorbilde 
darin ab, dass ich, wie p. 124 schon andeutete, auch in den ro- 
manischen Sprachen lateiniscbe Fremdwörter neben den 
volkstümlichen und gelehrten zu erkennen glaube, und daher 
alle ohne Buchstabenveränderung ins Komanische übergegangenen 
Latinismen, die bei volkstümlicher Importation oder bei der gewöhn- 
lichen Art der Gelehrtenworte unbedingt Umgestaltungen 'erlitten 
hätten, wenn sie Scheideformen sind in die dritte Klasse der 
doppelsprachigen einordne. Mit aquarium diluvium dccorum 
factum medium album peiysum angelus chorus papyrus sittus 
sepia salvia tibia quatuor major mag ist er placet und z. B. auch 
mit dem deutschen Blockhaus und Ranz würde ich so verfahren 
(S. oben p. 142). Herr Brächet selbst nennt sie mots latins, 
ordnet sie aber unter die Gelehrtenworte was sie ja selbstver- 
ständlich auch sind wie alle Fremdwörter, die aber trotzdem 
eine selbständige dritte Ordnung bilden. 

Achtens: Die Eigennamen, die ich nicht so ängstlich wie 
Herr Brächet und keineswegs principiell ausschliesse , konnten 
nicht zusammen in eine der drei Klassen eingeordnet werden, in 
allen dreien finden sich einige davon verstreut. Auf die Tat- 
sache ob ein nomen proprium, gewöhnlich der Name einer Per- 
son oder eines Volkes, auf Appellativa übertragen ward wie 
in tosco moro esclavo corbata armino galgo etc. oder ob um- 
gekehrt ein Appellativum Eigenname, nämlich Ortsname ward, 
was viel seltener, jedoch z. B. in Leon-legion , in Abla-aiba, in 
Gällego-galico geschah, oder ob ein Personenname eine Doppel- 
gestalt, eine populäre und eine gelehrte tragen kann, wie Jdime 
Jdume Jdgo (Sant-iago) neben Jacöbo, Isidro neben Isidöro etc. 
kommt es dabei gar nicht an, nur auf die Form. Fast überall 
aber steht eine populäre Form einer gelehrten gegenüber; so in 
allen bisher - erwähnten Worten. Doppeltpopulär aber ist z. B. 
payo Pelayo, Mingo Domingo. Fremd aber sind die gar nicht 
nationalisirten Ortsnamen fremder Länder die dem Bestand der 
Sprache ausserdem mit irgend einer Waare eine populäre Um- 
formung dieses Namens brachten z. B. granoble und Grenoble, 
gante und Guente. (S. oben p. 171). — Ich sehe keinen Grund 



189 

sie auszulassen; sie gehören zum Sprachganzen eben so gut wie 
alle anderen Worte und können oft durch ihre conservative 
Haltung dankenswerten Aufschluss über die sonst unbekannte 
Vergangenheit mancher Sprachbildungen geben. Und wenn Ich 
nur so spärliche Proben doppelt vertretener Eigennamen ein- 
schalte, so geschieht es nicht absichtlich: wären mir mehr be- 
kannt gewesen, so hätte ich sie ohne Zögern benutzt. Dass ich ; 
sie nicht kenne, ist in meinen Augen ein Mangel und Fehler; 
könnte ich sie aufführen, es wäre ein Vorzug. Herr Brächet 
will sie nicht aufführen er sagt es I 9, I 23, II 13. Wozu 
dann aber grüche grecque I 22, piche persique II 3, epagneul 
espagnol I 43, Jockey Jacques II 45 aufnehmen? Worin unter- 
scheiden sie sich von dem II 13 verworfenen crävaie Croate, 
casaque Cosaque, ladre Lazare? 

Neuntens: In einem dritten Punkte verfahre ich freier als 
Herr Brächet. Ich verbiete mir nämlich nicht ausser den Ra- 
dicalen auch ihre Derivata anzuführen und wo sie fehlen, fehlen 
auch sie nicht „pour ne point grossir cette liste outre mesure", 
denn ich denke je grösser je besser, je ausführlicher und genauer, 
desto brauchbarer. Die Existenz der einen bürgt ja durchaus 
nicht für die der anderen; Doppelderivata ohne doppelte oder 
selbst einfache Simplicia, Simplicia ohne Derivata können vor- 
kommen und kommen vor, oder es können auch beide ganz ver- 
schiedenen Sinn haben: die Aufführung aller ist also durchaus 
kein entbehrlicher Luxus. Wo sie bei mir fehlen, da kannte 
ich sie einfach nicht. Auch bei Herrn Brächet sind sie natürlich 
dann und wann da. 

Elftens: Composita denen zwei Einzel worte entsprechen, 
zähle ich nicht mit, schliesse also scorzonera und ccorce naire (??) 
benir und biendire, rosbif und boeuf roti, verdict und voiredit, 
belladonna und belle dame, belvedere und beau voir und auch 
maussade insipide aus. 

Kurzum ich bemühe mich in meiner Arbeit Theorie und 
Praxis in noch grösseren Einklang mit einander zu bringen als 
der ist in dem sie bei Herrn Brächet stehen: ich suche zu ver- 
meiden, dass nur ein Teil der Beispiele die für ihre Gesammt- 
heit aufgestellten Regeln und Gesetze bestätigt, ein anderer aber 
ihnen widerspricht; ich beeile mich Herrn Brächet den Dank 



190 

dafür dass er mir manchen Fehltritt erspart hat, den ich als 
erster Bahnbrecher auch getan hätte, dadurch abzutragen, dass 
ich an seinem Werke weiter arbeite. Nunquam retrorsum steht 
ja- auf dem Werke das hier mein Vorbild war. Ich wäre zu- 
frieden wenn mir gelungen wäre was ich bezwecke, wenn ich 
alle die kleineren Mängel die das Dictionnaire des doublets ent- 
stellen, vermieden hätte. Dahin gehört noch dass vieles voll- 
gewichtige Gold (s. p. 17 Anm. 3) grundlos in Anmerkungen 
verwiesen ist. Dahin gehört dass so manche Anmerkung vor- 
wärts weisend aufhebt was man später doch noch im Texte mit 
lesen muss, oder angiebt was man noch hinzufügen soll. Wenn 
mir auf p. 2 1 einfiele dass cursaritts dem Französischen erstens die 
populäre Form coursier gegeben hat, zweitens aber durch Ver- 
mittelung des it. corsare oder corsaro noch corsaire, so würde 
ich es nicht sofort auf 21 als Anmerkung niederschreiben, son- 
dern es p. 41 noch in den Text unter die Doublets d'origine 
italienne schieben. Dahin gehört dass in dem bei derartigen 
Werken unumgänglichen Supplement nicht einfach und elementar 
genug verfahren wird. Dieses entbehrt durchaus der klaren 
Durchschaulichkeit und Sachlichkeit die wenigstens für Anfänger 
wie ich es bin die schönste und mit dem verdientesten Danke 
aufgenommene Mit gäbe und Empfehlung jeglichen Werkes ist. 
Was im ersten Hefte den Text bildete, wird hier in Anmer- 
kungen besprochen d. h. widerlegt oder bestätigt; was dort in 
Anmerkungen versteckt stand, wird hier im Texte besprochen 
d. h. auch widerlegt oder bestätigt; das afrz. z. B. wird ihm 
teilweis eingefügt. Beides müsste doch wenigstens nicht ohne 
jede hinweisende Angabe der Seite etc. geschehen. Was dort 
Irrtümliches stand, wird einmal als solches erwähnt und ver- 
bessert, ein ander Mal aber stillschweigend berichtigt und so 
unter neue Beispiele gesetzt, als wenn es selbst neues wäre (S. 
oben vrille). Manches was im ersten Teile nicht gerade fälschlich, 
wohl aber schlecht in eine nicht passende' Kategorie gefügt stand, 
wird hier gleichfalls ohne Umstände in eine neue, die richtige, 
gesetzt, mitten unter eine Reihe, stets mit den Worten ,,o» peut y 
ajouter", „nous pouvons ajouter" oder „citons encore" eingelei- 
teter, wirklicher Additionen. Im ersten Teile p. 22 stand bitume 
als gelehrte Form; II 14 steht es als prov., I 43 war muscade 



191 

it., II 14 ist es prov., I 43 war cadhxt sp., II 14 ist es prov., 
I 20 war viguier sp., II 14 ist es prov., I 29 war carogne dia- 
lektisch, II 14 ist es it., I 32 war solder verschiedenen Alters 
als souder, II 14 ist es it., salata war I 43 it., II 15 ist es sp. 
Unbedingt ist jede Berichtigung gerne gesehen. Doch darf man 
wohl Niemanden, oder doch nicht einem Jeden ein solch treff- 
liches Gedächtniss zutrauen dass es, selbst nach genauester ein- 
gehendster, mehrfach wiederholter Durchmusterung eines aus mehr 
als achthundert kleinen Stücklein mosaikartig zusammengesetzten 
Werkes jedes einzelne kennen und sich also sofort darauf be- 
sinnen sollte dass wenn z. B. im Supplement 14 § 2 unter fünf- 
zehn anderen neuen Doublets (d'origine italienne) solidare: sou- 
der solder (it. soldare) steht, dieses selbe Wort I 32 als frz. 
Vorfahre von sonder stand, dass man es also hier mit einer 
Rectification und nicht wie in 14 anderen Fällen mit einer Neu- 
erung zu tun hat. Ich meines Teils wenigstens vermag es nicht 
und wäre Herrn Brächet noch viel dankbarer gewesen, als ich 
es bin, wenn er mir den in der jetzigen Gestalt doch unendlich 
mühevollen Gebrauch seines reichen Werkchens etwas erleichtert 
hätte. Und ist es nicht etwas ungerecht anderen so viel mehr 
Gedächtnisskraft zuzutrauen und zuzumuten als er selbst besitzt? 
Denn sein Gedächtniss ist fehlbar wie alle anderen. Ist es doch 
z. B. I p. 43 zu schwach ihn in dem Augenblicke wo er cama- 
rode unter die Doublets spanischen Ursprungs setzte daran zu 
erinnern, dass es eine Seite früher schon unter die italienischen 
gestellt war. Freilich in der Anmerkung dazu steht ja schon 
vorbereitend „es sei vielmehr spanisch als italienisch". Also trägt 
hier vielleicht Bequemlichkeit mehr als Vergesslichkeit die Schuld 
daran? Ein unbedingtes Vergessen aber ist es wenn I 31 (§3) 
unter „Confusions grammaticales" steht: placere: plaire plaisir; 
in der Anmerkung dazu aber: je passe sous silence les formes 
du vieux francais: taire taisir; plaire plaisir, und wenn im 
zweiten Teile (p. 10) dieselbe Doublette noch einmal in ganz 
derselben Rubrik wie vorher steht; wenn er ferner II 5 bei er- 
neuter Erwähnung von sucon suction nicht mehr weiss dass auf 
p. 64 des ersten Teiles neben diesem noch exhalaison exhalation, 
livraison liberation standen und mit just so viel Recht wie jenes 
hier Erwähnung verdienten; wenn er ferner I 22 musculus: 



192 

mottle musclc; foris: fors hors; missa: messe mise als doubltts 
d'origine savante qui ne rentrent pas dans les catcgories preee- 
dentes aufführt und II 6 das erste unter demselben Titel, II 12 
die beiden anderen unter einem ähnlichen wiederholt; I 32 
palus: pal picii unter den doublets qui coexistefit ä un degre 
de maturite et pour ainsi dire d'äge diff&rent und in der An- 
merkung dazu I 64 auch martellus: martel marteau, II 11 die- 
selben beiden aber unter derselben Benennung von neuem er- 
wähnt; I 35 «nd 36 gemelli: gcmeaux jumeaux; hominem: 
komme on; illc: il le als formations inconnues, II 6 aber das 
erste unter denen die in keine Kategorie passen, was ziemlich 
dasselbe sagen will, das zweite II 10 richtiger unter den Resten- 
altfrz. Declination, und das dritte unter den accentversetzenden 
grammatikalischen Unregelmässigkeiten citirt. Grüche und grecque 
welches I 22 im Texte; ladre Lazare, calicot Calicut welche 
I 23 in der Anmerkung standen, werden II 13 noch einmal 
citirt. 

Wäre es nicht ein kleines gewesen die wirklichen Aende- 
rungen als Corrections zusammenzustellen, ihnen die Additions 
nachzuschicken, und die am Anfange des Supplementes stehende 
Liste der drei- oder vierfach vertretenen Doublets erst an das 
letzte Ende als Facit und Resumä alles Vorhergegangenen zu 
setzen so dass der falsche Schein als könnten in ihnen noch 
Neuerungen zu dem in den Specialkategorien enthaltenen Be- 
stände hinzugefügt werden vermieden bliebe? In der jetzigen 
Anordnung ist es mehr als Schein: vieles was erst hinterher er- 
klärt und aufgeführt wird, steht hier zu früh weil noch unmo- 
tivirt. Anderes ward übersehen. Unter den triples formes fehlt 
queux gucux und coq; scier soyer und seyer; soc socque souche; 
aus den dreifachen müssten in die vierfachen übergehen equerr* 
escadrc Square escouade, hinzuzufügen sind charger carguer 
charroyer charrier ; als fünffache müssten peche presse perse pers 
persique, und sou sol soude soda solide genannt sein. Lauter 
Kleinigkeiten! und doch hätten sie die Arbeit ungleich brauch- 
barer gemacht. Ich weiss wol, dass Wiederholungen vorkommen 
müssen, denn ich habe es selbst ordnend genugsam erfahren; 
mehrere Lautumgestaltungen können an einer Form vor sieh ge- 
gangen sein und jede einzelne erlaubt oder zwingt sie in eine 



193 

besondere Kategorie zu setzen. Wiederholungen jedoch wie ich 
sie hier erwähnte, waren unnütz. Ebenso solche wie der Index 
sie zahlreich bietet: er wiederholt oftmals dasselbe Wort, zuerst 
eine falsche, nachher die richtige Seitenzahl beifügend. Siehe 
de digital dilater direct maire disque dit gueule penser pigment 
pitie poison und souche. Hingegen wiederholt er nicht wo eine 
zweifache Setzung bei zwei Mal existirender Scheideform vorzu- 
ziehen wäre z. B. bei maille = macüla und metallea, bei moule 
= modtrtus und musculus. Nicht alles was das Buch enthält, 
verzeichnet der Index; dafür aber manches was im Text gar 
nicht aufzufinden ist z. B. cancel chancel; cavalerie chevalerie; 
commandeur commodere (?); dit dito; haut; rtflexion reflection; 
seculier seculaire\ solder, tencon, teuer (?). Mindestens sehr schwer 
zu finden sind, weil mit falschen Ziffern versehen, chartere auf 
p. 26; Cochenille auf 41 (43); indure auf 21 (22); ladre auf 
22 (23); medaille auf 40 (42); pal auf 30 (32). Fälschlich 
kursiv gedruckt d. h. doch wohl als altfranzösiseh bezeichnet, 
sind aecolee affaiter agrier courre empreindre engigner (d. h. 
engeigner) epreindre estree feal feaute gaudir geindre lai lambel 
olifant pourvoyance senestre, fälschlich nicht durch den Druck 
markirt ist z. B. lunage etc. etc. etc. Durch Druckfehler verfälscht 
sind deintet flagelle dispenser marche marque etc. 

Das sind in Kürze die Hauptausstellungen die ich zu machen 
habe, und die Hauptunterschiede die meine Arbeit von der seinen 
trennen. Theoretisch habe ich ni chts erneuert, sondern nur einer- 
seits exaeter und consequenter durchgeführt was Herr Brächet 
geplant hatte, andererseits die Grenzen ein wenig weiter gedehnt 
als er getan. Schriebe ich also sein Werk so würde ich dem 
hier Auseinandergesetzten zufolge alles was ich für irrig und 
nicht gültig halte, selbstverständlich fortlassen d. h. abgesehen 
von allem was er selbst für null und nichtig erklärt, alles Alt- 
französische, alle Declinationsreste, alle Composita und die ein- 
zelnem hier erwähnten Irrtümer. Statt dessen aber würde ich 
ans den Anmerkungen viel Material verwerten; nicht alles, doch 
riel von dem was Brächet selbst noch für fraglich erklärt z. B. 
}ois buche; buter bouter; itain tain; chaire chaise; mie amie; 
mrt par; bruire rttgir; tourte tarte. Anderes freilich, sogar in 
len Text verwebtes, das- ihm sicher scheint, würde ich als mir 

C. Michaelis. 13 




S: •«- 



195 



assignare: assener assigner 
assopire: assouvir assoupir 
augurium: heur augurt 
augustus: aoüt auguste 
aureola: lortot aureole 
auricülarius : oreiller auriculaire 
auscultare: ecouter ausculter 
axillai aisselle axille 
baeca: baie bague 
badantem: bayant beant 
balneum: bain bagne 
bancus: baue banque 
bandaria: banniere bandiere 
banditus: bannt bandit 
barcarolla: barquerolle barcaroüe 
barica: bärge barque 
bastita: bätie bastide 
bastonnata: bätonnee bastonnee 
bellum: beau bei 
ben edicttis : benet benit beni benoit 
bilancem: bälance bilan 
birrettum: barrette beret 
bttumen: beton bitume 
blanka-etta (dtsch.) : blanchette 

blanquette 
blaaphemare: bldmer blasphenier 
blockhaus (dtsch): blocus block- 

ham. 
bor den (dtsch.): broder border 
bözen (dtsch.): buttr bouter 
brigata: briguee brigade 
bulgetta: bougette budget 
bulla: boule bulle bill 
buwisc (dtsch.): bois buche 
buwisc-etta (dtsch): bouqnetbos- 

quet 
bot . . . bod . . . bondin pudding 
caballarias: Chevalier cavalier 
caballicata : chevauchee cavalcade 
zaballu8: cheval cavale 
zadtntiai chance cadence 
zälcare: cächer cdlqiter 
calceus: chausson calecon 
Calicut: calicot Calicut 
calJosns: galeux callenx 



calmare : chömer cahner 
camerarius: chambriere camerier 
camerata: chambree camarade 
camerare: cambrer chambrer 
campania : campagn e champagn e 
Campus: champ camp 
canacula: Canaille chiennaille 
canalis: chenal canal 
Cancer: chancre cancre Cancer 
canicula: chenille canieüle 
canonicus: chanoine canoniqite 
cantata: chantee cantate 
capanna: cabane cabine Cha- 

vannes 
capitale: capital captal cheptel 
capitaneus: capitaine capitan 
capitellus: cadeau chapiteau 
capitulare: chapitrer capituler 
capitulum: chapitre capitoul ca- 

pitüle 
caponem: chapon capon 
cappa: cappe chappe 
capreolus: chevreuil capreole 
capsa: caisse chdsse casse 
captivu8: chetif captif 
caput: chef cap 
carbonata: charbonnee carbonnade 
carbonem: charbon carbon 
carbunculus : escarboucle car- 

bouele 
caritatem: cherte charite 
camarium: chamier camier 
caronia: charogne carogne 
carricare : charger carguer char- 

rier charroyer 
cartularium : ehartrier cartulaire 
casa: chez case 
castellettum : chalet chdtelet 
castellum: chäteau castel 
castratus: chatre castrat 
catafalcus: echafaud catafalque 
catena: chaine cadbie 
cathedra : chatre chaise 
causa: chose cause 
cavea: cage gabie 

13* 




fireper cruiper 

"Ö^*tl**w" 1 *« croate 
"eiatkJBtkroiaie eroisadt 

&«<Rcdm CO« COM 
•rÄlugli^l gourde od- cOMfA 
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~_TCmmMm* cumt<Ier 
£§sJoMpofe cwpufe 



coar»ier e> 
_..£ coZandre cyKnirc 
JiSgrdaHe dactyle 
T '* a 'dorie dorade eldorade 
dichiance decadena 
\Hichtt deckoit 
doyemie dicanat 
dedicaces ducatsti 
: devier dtvoytr 

deleclant dilti tanli 
dilti dilieat 
denier denairt 

... dentier dentairc 

&<&*■&: dinue äenude 
pSto*f5' dipriser dijyriciet 
"'**"'*- designer demnet 
'• decsein dessin 
■C dicton 
digitale 
■ di di>igt 
&hJ£«K!£ dilayer diiattr 
fs'diluge diluvium 



197 



diouann: divan douane 
directus: droit direct 
discus: dais disqtie 
dispensare: depenser dispenser 
districtus: detroit district 
diurnäle: Journal diurnal 
diurnum: jour diurne 
divinus: dtvin divin 
divisare: deviser diviser 
domin a: dame duegne 
dominicella: demoiseüe donzeih 
dominus: dame dorn 
dotare: douer doter 
draconem: estragon dragon 
ducatus: ducke ducat 
ducem: duc doge 
ductilis: douitte ductil 
duo: deux duo 
elephantem: olifant elephant 
episcopatus: evechi episcopat 
epistolarium: epistolier episto- 

laire 
ericius: kirisson oursin 
exaltiare: exaucer exhausser 
examen: essaim examen 
excappata: echappee escapade 
exfoliare: effeuiller exfolier 
exhalationem: exhalaison exha- 

lation 
explicatus: eploye explique 
explicitus: exploit explicite 
expressus: expresi express 
exprimere: epr^indre exprimer 
exquadra: equerre escadre es- 

couade Square 
exsuccare: essuyer essucquer 
fabrica: *forge fabrique 
facticius: faßtise f Stiche 
factionem : fa$on facHon fashion 
factum : fait factum 
fagina: faine fouine 
falcare : faucher falquer 
fäller e : faillir fattoir . 
fatuus: fade fat . 
feria : fofa ferie 



ferocem: farouche ftroce 
fidelis: feal fidele 
fidelitatem: f haute fidtliU 
filatorem: fileur filateur 
fUtrum : feutre filtre 
flagellum: fleau flageUt 
flagrare: flairer fleurer 
flammantem: ' flambant flammant 
flebilis: faible flebile 
florere: fleurir florir 
fluctuationem : flottaison fluctua- 

tion 
focacia: fouace fougasse 
f Ollis: fou fol 
foras: fors hors 
formatus: forme format 
fortiatus : force forcat 
forum: für for 
fragilis: freie fragile 
frictionem: frisson frictum 
frisk (ahd.) : frais fresque 
fuga: fuie fugue 
fusionem: foison fusion 
gabala: cabale gab eile 
gab ata: jatte joue 
gaudere: jouir gaudir 
gaza: gaze Gaza 
gehenna: gene gehenne 
gemelli : jumeaux gemeaux 
gemere: geindre gemir 
graecas: grieches gregnes grec- 

ques 
granata: grenee grenade 
gravis : grief grave 
güla: gueule goule 
hebdomadarius : hebdommadier 

hebdömmadaire 
hecticus: hectique etique 
hemina: mine hemine 
heredictarius : heritier Mredi- 

taire 
hispaniolus: epagneul espagnol 
hominem: homme hombre 
hora: or heure 
hospitale: hotel höpital 



:•-•: 
* 




|iBߧKS!?w Uvraison libhralim 
'tt'^^.^ISien Haue 

I Ca(«i™»«i haison ligatim 
ulmJ^ 15*"" Ugatmn 

§m_ß^k*?t>>: laiche liehe 




-»Öi>:^'®r.ä-:. 




tnocufc 
jjiai tre magieter 
■«" "b 1 " " w flt ' s '*' ' «lOäfi'eiraJ 

"'"" *" '"■M^r mande Mandat 
*:3jj3emeÄe tnani'gue 

.) : marcft« matjut 
marfeau martd 
mäcker mattiquer 
iadere mattere 

marguülier matri- 
eulaire 
mächelier maxiHairt 
mögen median 

(Bit medium 
liae mense 

mercuriel metwrial 
")naille midaitle 

millieme millisime 

meneetrel iiiimsU- 

riel 
mitier minütere 
_ te mirntie 

ZiffisMifijg'mcta mü mesg man 
t"S**^5*^(iHWe mobile 
Z*fjjti2g§8~-&»'Oule tiioä'tffe 




199 



molaris: meüliere molaire 
mollis: mou mol 
monasterium: montier monastere 
morsellus: morceau museau 
movere: mouvoir mouver 
muscata: musquee muscade 
musculw: moule muscle 
natalis: noel natal 
nativus : natf natif 
navigare: nager naviguer 
niger: noir negre 
novella: nouvelle riovelle 
numerariu8 : nombrier numkraire 
numerus: nombre numero 
nutritionem: nourrisson nutrition 
nyck (dtsch.): niche nique 
oblata: oublie oblat 
officiälis: ofßeiel officiäl 
opera: oeuvre opera 
operare: ouvrer operer 
orbitaria: orniere orbitaire 
Organum: orgue organe 
ossifraga: orfraie ossifrague 
ovum: oeuf ove 
pala : pale pelle 
palatinus: paladin palatin 
palma: paume pälme 
palus: pieu pal 
panata: panee panade 
pannum: pan pagne panne 
papilionem: pavillon papillon 
papyrus: papier papyrus 
parabola: parole parabole 
paragraphus : parafe paragraphe 
parata: paree parade 
paradisus: parvis paradis 
partem : par part 
partialis: partiel partial 
passata: passee passade 
pastillus : pastel pastille 
patella: poele patelle 
pauset: pose pause 
pedonem: peon pion pedon 
pensare: pariser peser penser 
pensum : poids pensum 



persicum : presse peche per 8 perse 

persique 
pe alum: poele petale 
Petronilla: perronnelle Petronille 
phantasticus: fantasque fantas- 

tique 
pietatem : piete pitie 
pigmentum: piment pigment 
pilata: pelee pelade 
piperata: poivree puree poivrade 
pituita: pepie pituite 
placere: plaire plaisir 
placet: platt placet 
placitum: plaid placite 
plana: plaine plane 
planus: piain plan piano 
plata : plie pl'ate 
platanus: plan platane 
plicare: plier ployer 
podagrum: pouacre podagre 
polypticum: pouille polyptique 
polypus: poulpe pieuvre polype 
pommata: pomw.ee pommade 
porticus: porche portique 
potionem: poison potion 
praebenda : prebende provende 
praedicatorem: precheur predi- 

cateur 
praestus: pret preste 
precaria: priere precaire 
prellender e: prendre prehender 
prehension em : prison prehension 
presidentia : presiance presidence 
primarium: pr emier primaire 
probabilis: probable prouväble 
procuratoremt promreur procu- 

rateur 
Providentia : pourvoyan ce provi- 

dena 
provincialis: provengal provincial 
psalterium: psautier psalterion 
p ulsativ um : po ussif p ulsatif 
punetionem: poincon punetion 
puncluare: pointer ponetuer 
pyxidem: boite buste 



201 



species: epxce espece 
speculum: speculum espiegle 
spinula: epingle spinule 
spiritus: esprit spirite 
stagnantem: Uanchant etagnant 
stagnum: etain tain 
stallum: Hau Hai stalle 
staticum: Hage stage 
stipuia: Heule stipule 
stipulare: Hioler sttpuler 
strata: estree estrade 
strictus: itroit stricte 
stuppa: Hoffe etouppe 
subvenire: souvenir subvenir 
suctionem: sucon stiction 
summarium: sommier sommaire 
summutn: son somme 
super anus: souverain soprane 
superearrica : surcharge subre- 

cargue 
superfinus: surfin superfin 
8upersaUus: sursaut soubresaut 
Burgere: sourdre surgir 
suspicionem: soupcon suspicion 
tabula: töle table 
tac ... : attaquer aitacher 
tactus: tac tact 
täleata: taillie taxilade 
top... : tapon tampon 
taxare: tdcher taxer 
temperare: tremper temperer 
tenorem: teneur tenor 
tensionem: tenson tension 
tepidw. tiede tepide 
Territorium: terroir territoire 
tJieriaca: triaque theriaque 
thyrsum: trou thorse thyrse 
tibia : tige tibia 
tin . . . : tonneau lunnel 



tympanum: 

umbilicus: 
ungulatu8 : 



toeare: toucher toquer 
tonsionem: toison tonsion 
torcta: tourte tarte 
torgoman (ar.) : drogman truche- 

ment 
tostus: tot toast 
traditionem: trahison tradition 
Troja: trtue Trme 
trovatorem: trouveur troubadour 
timbre timbale tym- 

pan 
nombril ombilic 
ongle ongule 
unionem: oignon union 
ttpupa: houppe huppe 
vagina: gaine vagin 
valentem: vaillant valant 
vallis: vau val 
Variola: virole variole 
ventosa: venteuse ventose ven- 

tottse 
vermicelli : vermisseau vermiß 

celles 
viaticum: voyage viatique 
vicarium: viguier vicaire 
vidua: vide veuve 
vigilantem: veillant vigilant 
vigilia: veille vigile 
viTla: ville vitta 
vipera: guivre vipbre 
virga: verge vergue 
virtuosus : vertueux virtuose 
vitrum: verre vitre 
vocalis: voyelle vocal 
voluta (volvita) : voüte volte 
votare: vouer voter 
votum: voeu vote 
warantus: garant Warrant 



Nachträge zu den B r ach ef sehen Doubletten. 

ique abacus abaco 

ouber a- od. en- dauber 
icher affiquer 

iu acut 



aise 


agxo 


allig ator 


le lezard 


altier 


autel 


arsenal 


darse od. dar sine 



I 



202 



asti od. astic ei teque estache esta- 

que 
asteile atelle esteille Helle 



aval 

avis 

avit8ter 

azimut 

balustre 

bard 

bärge 

basin 

beige 

besaigüe 

btssetre 

bitarde 



a vau 

aviso 

ajuster 

eenit 

balauste 

biere 

berge 

bombasin 

bis 

bisaigle 

bissexte 

outarde 



bol zu boule etc. 



boucke 

bout 

boute 

boutee 

braques 

bref 

brier 

brille 

broquette 

brosser 



bouque 
but 
botte 
boutade 
brasses 
brief 
broyer 
berylle 
hrochette 
brousser broncher 



brou (alt brovst) brosse 
bruit rat 

brusc rucke rouche 

büffle bubale 

busc zu bois etc. 



cahute 


cajute 


caillou 


calcul 


cal 


calus 


calee 


calade 


calibre 


garbe galbe 


cantonnee 


cantonnade 



cape zu cappe etc. 
capse zu caisse etc. 
carapa^e caparacon 
carbouille zu carboncle 
carnaire zu carnier 
carme (alt carne) zu cahier 
carre cadre cadrat 
casson caisson 



catel zu capital 
catir 

icatir 
chäble 
chableau 
chair 
chamarre 



cacher 

icacher 
cdble 
combleau 
carne 
cimarre samarre st« 



chanceau 

chand 

chane 

chassee 

chevalerie 

chever 

chiche 

choc 



marre 

chancel cancel 

marchand 

canne 

chassade 

cavalerie 

caver 

chique 

chouq 
ceintre cintre chaintre 
ceintrer ceinturer 

ceneJle zu Cochenille etc. 
censal od. sens. od. sans.; censuel 
cerche od. cerce; sarche cercle 
cepe ceps zu cep etc. 
cloitre clostre 

coucourde zu cöurde etc. 
coude cubitus 

couffe couffin zu coffre 
courte couette coutil 

coule cuculle 

coulon colon colombe 
couteau coutel coutiUe 
cramaillier cremailliere 

grampe grappe 

scrcclle (sarcelle) 

crido 

groupe 
cruzade zu croisee etc. 
delivrer deliberer 

duit doit duis 

echandole essandole escandok 
echappade zu escapade 
echaume echome escaume; scafo 
echee escape 

ecoue ecatide 

ecoute escot 

ecroter ecroüter 



crampe 
crecelle 
crois 
Croupe 



r^ 



203 



embrassee 
embücher 



embrassade 
embusquer 



encoquer 


eneocher 


gambade 


jambee 


euere 


encaustique 


gambe 


jambe 


enduisson 

i 


induction 


gargouille 


gringole 


enfeutrer 


infiUrer 


gargousse 


cartouche 


enfilee 


enfilade 


garite 


guerite 


engurer 


enjouer 


gave 


cave 


kpais 


spisse 


givre vivevivre vouivre zu guter e 


epuchette 


epuiseite 


glai 


glaive 


erene 


esrene 


glaieul 


gladiole 


erigne od 


• 


gorge 


gour 


erine 


araigne 


greguesque gregeois gregou grigou 


crisson zu 


heiisson etc. 




grisou grieu 


erree 


errata 


gresil 


groisil 


errer 

i 


iterer 


grisiller grediller zu griller etc. 


e8cabeau 


8cabellon 


griffee 


griffade 


escope ecope escoupe echope 


grille 


gril 


espar espart epart od. epare od. 


griper 


grimper ramper 


■ 


epars 


grogner 


gronder 


€8quiere zu equerre etc. 


grou 


gru 


estagnon zu etain tain 


groom 


gourme 


estaim od. 


etaim, estame, estrain 


grvmel 


grumeau 


, estan od. 


estant Haut 


guerlande 


guirlande 


estan gue od. que estangue etrangue 


guimaux zu 


jumeaux etc. 


I 


stangue 


häbler 


fabuler 


L e*ter od. 


estere od. esterre zu 


harde 


farde 


euer 


harpe 


herpe 


estere 


störe 


hirondelle 


arondelle 


esioc etoc estau Hau 


hotte 


hutte 


? estou od. 


Uou zu etal Hau 


houatte 


ouate 


\ estriviere 


ttriviere 


houle houille oule oille 


itampe 


stampe 


houx 


housse 


etamper 


estamper 


immeüble 


immobile 


etance estance estan da 


infibuUr 


affubler 


etoupee 


etoupade 


intriguer 


entriquer 


üoujfee 


et ou ff ade estouffade 


ivraie 


imbriaque 


fanse 


fasce 


jalet 


galet 


fetue 


fetuque 


jaseran 


algerien 


~ feu 


fougue 


jujube 


gingeole 


zelle 


finchelle 


jotte zu jatte joue 


oche 


floc 


laburne 


aubour 


WCC8 


forpex 


lame 


lamne lamine 


risque zu 


fresque frais 


lame 


lamine 


tmer 


humer 


lamper 


laper 



fumeur zu humeur etc. 
galantine gelatine 



Ilf«' 






«igfra 



;i;j. •• 



I 



:li:l: 



205 



payelle zu poek 

p eigne pectini 

pilerin pirigrin 

pelu poilu 

pene pele 

pennonceau ptnoncele panonceau 



penon 

piffre 

pileux 

pinceau 

pincee 

plant ee 



pennon 

fifre 

peloux 

pbiicille 

pincade 

plantade 



platte, piastre emplätre 
pH plique 

pluche peluche 

poche poque 

pochte pochade 

poix pegle 

ponceau poncel pontustau 
potiger iponger 

ponte point 

preux prou 

quennon canon 

rat rais rate radius 
rate rate 

raire rader 

raire braire 

rais zu ras rez 
reoours rebrousse 



recevant 


rieipient 


recueillir 


recolliger 


ricolte 


recollet 


redorte riorte retorte 


refui 


refuge 


rigalee 


rigalade 


relayer 


relaisser 


revenger 


revendiquer 


ridieule 


riticule 


rincer 


rechinser 


langer 


ruminer 


Aier 


sabulaire 


Ido zu 


solide 


mglee 


sanglade 


•tinie 


satinade 


ilUe 


sigiTlee 



secouie secouade 

seculier siculaire 

serge sirique 

serin guc springe 

Service servis 

seul solo 

sifflie sifflade 

sigle seille sceau 

singler zu cingler? od. silier? 

sor säur 

sort sorte 

soufletie soufletade 

tablier tabulaire 

tdche taxe tasque taux 

tacque taque tache 

taie theque 

targe tarque 

taule zu table 

taupier talpier 

tausser zu taxer tacher 

tinie tinia 

terrie terrade 

titre tilde 

tirie tirade 

toillette tellette 

toit tet 

toquie toccate 

torche torque 

tordre torquer 

tordu tortu 

torsee torsade 

torser trousser 

tout totbn 

trailler tirailler 

trangle tringle itringle 

transe transit 

trimie tremue 

tronc tronce tronche 

trop troupe 

trottee trottade 

tronille truil 

tuile teuque od- tuque tigide 

tulipe turban 

turbe toitrbe turf 

vaguer vaquer 



207 



covado 


cubito 


lindar 


limitar 


craveja 


caravelha zu cavilha 


lista 


listra 




clavicvJa 


loncainha 


loucania 


cris 


eclipsis 


lua 


luna 


cronha zu 


coroa coronha 


luar 


lunar 


cunho 


euneo 


lugar 


local 


curtello 


cutel 


mandado 


man dato 


chaca 


caca 


margear 


marginar 


chapa 


champa 


matinas 


matutinas 


degredo 


decreto 


medrar 


melhorar 


desar 


desaire 


menestrel 


ministril 


desfeito 


desfecho 


menfesto 


manifesto 


dicha 


dita 


mester zu mister ministerio 


facha 


facula 


mestrado 


wagistrado 


facha 


faz 


mi8to 


mixto 


Fagundo 


facundo 


mochar 


mxitüar 


fäina 


fachina od. f angin a 


moganga 


mogiganga 


farrä o&.ferrä od.farrem,farragcm 


molho 


manolho manojo 


febre 


flebil 


molleza 


mollicie 


fecho zu feito facto 


moto 


movito 


feicäo 


faccäo 


muslo 


musculo 


feita 


fecha 


noas 


nonas 


feitico 


facti cio 


nö 


nodo 


fevera zu . 


febra fibra 


obrea 


oblata 


feveroso 


fibroso 


orago 


oraculo 


fieldade 


ßdelidade 


ordenhar 


ordenar od. ordinc 


filtro 


feltro 


orclha 


orilha 


fita 


finta 


ornado 


ornato 


fiux 


fluxo 


pasquin 


pasquino 


fragoa zu 


forja fäbrica 


patroa 


patrona 


furna 


forno 


paräo 


parano 


gema 


gemma 


paoio zu papel papyro 


gemeo 


gemino 


paxoeiro 


passionarto 


gola gutta 


gula goles 


pelcgrime 


peregrino 


guarida guarita od. gurita gorita 


penäo 


pendäo 


guimalda 


grinalda 


pendencia 


penüencia 


gnme 


acumen 


pesebre 


presepio 


hombreira 


himerario 


pevide 


pituita 


intrigar 


intrincar 


plazo prazo 


pleito placito 


iardo 


jaldc 


pocäo 


peconha 


xdinho zu ladin o latim 


polpo poUo 


polypo 


vgoa 


lacuna 


porea 


piverada 


iame 


ligainen 


potro 


poldra 


iar 


ligar 


poupar 


palpar 


itnoada 


limonada 


p msar 


pansar 






208 



pritiga 


pertiga 


sengo 


seneea 


quadrilha 


quadrioula 


senhor 


senior 


ralar 


ralhar 


singel 


singelo 


ranco 


rancido 


telha ' 


tecla 


ras 


raso 


tomoro od. 




redondüha 


redondella 


tomboro 


tumulo 


relha 


regra 


trebelho 


trabalho 


revesso 


reverso 


trato tracto traut a od. treita trecho 


rölo zu rolho roiulo 




treta traue 


salgueira 


salicaria 


unha 


ungulq 


sarrilha 


serrilha 


vagem od. bagetn od. bage. barnha 


sartä od. sai 


täa sartaem od. sar- 




vagina 




tagem sartem 


magern 


viatico 


seio 


seno 


vigoso 


vicioso 



Aus dem spanischen Wortschatze habe ich, wie schon ge- 
sagt ward, gegen 4000 Scheideformen aufgesammelt, denen un- 
gefähr 1700 Etyma entsprechen: die genaue Zahlenangabe kann 
ich, da auf dem Felde der Etymologie, auf dem diese Aufstel- 
lung und Anordnung der Scheidetruppen vor sich geht, jeder 
Schritt ein unsicherer ist, da man fortwährend gezwungen ist 
umzuändern, sowohl vermindernd als vermehrend 1 , erst ganz am 
Schlüsse, wenn weiteres Aendern mir unmöglich ist, in einem zur 
leichteren Orientirung und Uebersicht alphabetisch geordneten 
Verzeichniss aller vorher genannten Scheideformen geben. Dass 
nun ihre Zahl selbst die der französischen so bedeutend überragt, 
möchte meinen Kritikern zunächst, wie auch mir selbst, als Folge 
einer zwar verzeihlichen weil unvermeidlichen, jedoch tatsäch- 
lichen Parteilichkeit, als Folge eines zum Zwecke dieser Einzel- 
arbeit vorgenommenen tieferen Versenkens in nur einen, den 
spanischen, Teil der Romania erscheinen. Jedoch, da der Unter- 
schied in dem durch Differenzirung erworbenen. Besitze beider 
Sprachen so gross ist dass der spanische fast zwei Mal so schwer 
wiegt als der französische, so möchte das jetzige Verhältniss, 
wenn es natürlich auch nicht ganz unverändert bleibt, es doch 
in dem Hauptpunkte bleiben dass das spanische ein plus vor 
dem Französischen voraus hat. Die vom Volke ausgeübte 
Differenzirung, überhaupt seine ganze Selbsttätigkeit ist von 
der spanischen Scriftsprache mehr respectirt und anerkannt 
worden als von der französischen die des alten Populären noch 
ungleich mehr als schon das Spanische verworfen hat; hin- 



209 

gegen, oder gerade darum, ward das Französische viel reicher 
als das Spanische mit mots savanis versehen. Die Klasse welche 
sich nur aus populärem Eigentum zusammensetzt, ist also hier 
die reichere; die welche durch gelehrte Einführungen entstand, 
ist es dort. Uebrigens muss man annehmen dass auch im Fran- 
zösischen die populären Zwillingsbrüder sehr vieler bis jetzt nur 
in ihren gelehrten Vertretern bekannter Worte noch in ablegneren 
Winkeln, im Munde der Handwerker und Bauern, fortleben. Die 
Summe der wirklich verlorenen Latinismen wäre sonst unver- 
hältnissmässig gross. Jene aber werden mit den sie ersetzenden 
mots savants noch manches 'Scheidepaar ergeben. 

Was die Einteilung und Anordnung meiner 4000 spanischen 
Formen betrifft, so entspricht sie, wie aus den obigen Auseinander- 
i Setzungen erhellt, in ihrem Grundzuge d. h. in der Sonderung 
und Gruppirung aller Beispiele zu drei Hauptschichten Herrn 
Brochetfs System. 

Die erste dieser Hauptmassen umfasst mehr als 1500 in 
zwei oder mehrfacher Gestalt vom Volksmunde aus einem Etymon 
heraus entwickelte Formen, ist also nicht nur wie ich früher 
sagte qualitativ, sondern auch quantitativ die reichste. Scheid e- 
formen volkstümlichen Ursprungs, 

Die zweite umfasst gegen 1500 Beispiele in denen eine oder 
mehrere populäre Formen einer anderen gelehrten gegenüber-» 
stehen. Scheideformen gelehrten Ursprungs. 

Die dritte umfasst zwischen 500 und 700 Beispiele in denen 
eine fremdsprachige Form einer oder mehreren Popularbildungen 
oder einer gelehrten Bildung gegenübersteht. Scheide formen 
ausländischen Ursprungs. S. oben p. 118. 

Die Specialeinteilung dieser drei Arten von Scheideformen aber 
ist bei mir eine ganz andere und musste eine ganz andere sein. 
S. oben p. 146 ff. Sie ist sehr viel mannichfacher, sehr viel mühsamer. 
Denn während sich im Dictionnaire des Doublets die erste Klasse 
(meiner zweiten entsprechend) auf vier Unterabtheilungen beschrän- 
ken konnte (§ 1 Persistance de VAccent laiin. § 2 Suppression de la 
Voyelle breve. § 3 Chute de la Consonne mediane. § 4 Suß 
fixes latins); die zweite auf eben so wenige (§ 1 Debris des an- 
dern Dialectcs. § 2 Bestes de la d&clinaison fran$aise. § 3 Con- 
fusions grammaticales. § 4 Formations inconnues), die dritte auf. 

C. Michaelis. 14 



210 

drei (§ 1 Douldeis d'originc italienne. § 2 Doublets d'origine 
espagnole. § 3 Doublets d'origine anglaise), musste ich um der 
bunten vielfarbigen Realität treu nachzugehen, wozu die Exempli- 
ficirung durch Doppelformen mich zwang, die erste Klasse in 
58, die zweite in 45, die dritte in 7 kleinere wieder in sich 
mehrfach geschiedene Ganze zerlegen. Und mit dem Auffinden neuer 
Beispiele werden sich noch neue Paragraphen ergeben, da noch durch- 
aus nicht für alle Arten, von Doppel formen die kraftvolle Nach- 
kommenschaft derScheideformen nachgewiesen ist. Herr Coclhohti 
bereits, indem er 600 port Formen in 14 Rubriken einordnete, 
als Mittler gezeigt dass jene frz. Kategorien für eine der an- 
deren romanischen Sprachen nicht ausreichten. Ich meines Teils 
zeige dass sie für eine weitere auch nicht passen, und bin der 
Ansicht dass sie für keine als nur die frz. ausreichen. Die 
Trias Italien, Spanien, Portugal steht auch hier geeinigt Frank- 
reich gegenüber. 

Das Princip meiner Klassification erklärt das Folgende: 
Wenige Wörter bleiben auf ihrer räumlichen Wanderung 
von Nation zu Nation, oder auf ihrer zeitlichen von Jahrhundert 
zu Jahrhundert unangetastet; die meisten müssen Umgestaltungen 
erfahren; uud nur in diesem letzteren Falle ist doppelte oder 
mehrfache Vertretung möglich. Die vom Grundtriebe aller Sprach- 
entwickelung, vom Bequemlichkeitstriebe, der Lust die Arbeit des 
Sprechens zu erleichtern, bestimmte Grundrichtung aller Umge- 
staltungen ist Erleichterung, Schwächung, Trübung, Verwitterung 
der Laute, durch das Erschlaffen der Articulation hervorgerufen. 
Der normale Lautwandel wird also überall Erweichung, Verflüch- 
tigung, Schwinden der Laute, kurz eine Herabsetzung des mate- 
riellen Wortwertes erzeugen. Jeder Wandel aber welcher durch 
tatsächliche Verstärkung und Hinzufügung von Lauten, durch 
Vergrösserung also des materiellen Wortwertes, den Schein auch 
einer Erstarkung der Articulation, einer Bewegung der Sprache 
in entgegengesetzter Richtung hervorruft, gilt für abnorm. Schein 
ist dieses Erstarken zumeist: das Verfahren der Prothesis und 
Epenthesis z. B. beruht in Wahrheit fast immer auf dem Ver- 
suche schwere Lautverbindungen leichter sprechbar zu machen 
und ist also nichts anderes als eine verschiedene Aeusserung jenes 
selben Bequemlichkeitstriebes. Oft hingegen kann der Deutlichkeits- 



211 

oder Differenzirungst rieb (s.p. 16), der dem Bequemlichkeitstriebe ent- 
gegenarbeitet, stärker als dieser sein und wirklich positive Kräf- 
tigungen der Articulation , positive Lautsteigerungen und Wort- 
vergrösserungen hervorrufen. Die altindogermanischen Sprachen 
sollen von solchem Wachstum nichts wissen (s. z. B. Curtius^ 
Grandzüge, Schlusskapitel); die romanischen wissen unbedingt 
davon. Dass z. B. eine Media Tenuis wird, ist wenn auch nichts 
häufiges, so doch nichts unerhörtes. 'Und wer will behaupten es 
sei blosse Verwitterung und blosse Bequemlichkeit wenn der 
Spanier von coro (chorus) das cierto nümero de gentc que se 
Junta para cantar, regocijarse, alabar 6 celebrar alguna cosa 
bedeutet, corro abzweigt um ein grösseres und lärmenderes Zu- 
sammenlaufen von Menschen, el cerco que forma la gente para 
kablar, zu bezeichnen? Aehnlich wird pandura panduria zu pan- 
durria. Wer kann leugnen dass es ein mit Erstarkung des 
Sinnes verbundenes Erstarken der Laute ist? Ebenso die Pro- 
thesis z. B. eines b vor r, die Verwandlung von raucus in bronco ? 
oder der Einschub von r nach g und b wie in gröndola, bre» 
iönica brüjula? oder auch diejenige Art der Metathesis welche 
ein r des Inlauts in den Anlaut verlegt wie z. B. in brivisco 
für biblisco, in brimbillada für brimillada aus mermelada (von 
melimelum), in trueno estruendo aus tonitrum? Nicht nur ma- 
terielles Erschlaffen der Laute, und ideelles Erschlaffen des Sinnes, 
sondern Erstarken beider kommt vor; nicht nur der Bequemlich- 
keitstrieb, auch der Deutlichkeitstrieb, nicht nur Assimilation, 
auch Dissimilation spielte bei der Gestaltung der romanischen 
Sprachen eine Rolle. Die entgegengesetztesten Lautwandlungen 
kommen vor, ja man kann sagen dass wenn ein Laut sich nach 
einer Richtung hin, die naturgemäss die Richtung abwärts zur Schwä- 
chung hin ist, bewegt, auch nach entgegengesetzter Seite hin ein natür- 
lich viel spärlicher betretener Weg gebahnt wird. Man braucht 
nur Schuchardfs VoJcalismus des Vulgairlateins zu öffnen um 
dies bewahrheitet zu sehen. Von zwei von einem Punkte aus- 
gehenden Richtungen kann aber nur die eine vorwärts die an- 
dere rückwärts gehend genannt werden. Und wer also zugiebt 
dass der Ausfall von n und r vor s, oder von r hinter jeder 
anderen Consonanz , dass der Uebergang von b zu m, von b zu v, dass 
der Abfall eines h vor Vocalen, der Abfall von b und g vor r 

: 14* 



212 

oder Z, und von s vor jeder Muta, dass derEinschub von parasiti- 
schen Lauten z. B. von b nach rw, von d nach l oder n eine 
Erleichterung für das Sprechen ist, der muss zugeben, dass dann 
das Umgekehrte, der Einschub von n vor s, oder von r an jeder 
beliebigen Stelle im Worte, dass der Uebergang von m zu &, 
von v zu b, dass Prothesis eines k vor Vocalen, Prothesis von 
b oder g vor r, von 5 vor einer Muta, dass das Ausstossen 
eines b nach tw, eines d nach Z eine Erschwerung für das 
Sprechen ist. Was die Organe einmal vermeiden weil es Mühe 
kostete, können sie doch ein ander Mal nicht darum suchen weil 
es keine Mühe kostet. Ist es eine Erleichterung für den Spanier 
statt lumbus lombus lomo zu sagen, so ist es keine Erleichte- 
rung für seine Organe statt domus dombo zu sagen. Ist es eine 
Erleichterung statt pennula (von penna) pindola zu sagen, so 
kann es keine sein, wenn statt petidol d. i pendulus penol gesagt 
wird. Pcsar aus pensar ist eine Erleichterung. So muss wohl 
zonzo aus soso (d. i. insulsus) Erschwerung sein. V steht als 
Halbvocal unbedingt unter b ; die zahllosen Fälle in denen latei- 
nisches v im Spanischen zu b ward (balumba volamen; boda vota; 
bclorta vilorta; barrena aus verrina veruina; barmcco aus Ver- 
ruca ; bcleno aus vencnum etc. etc.), haben hierin also Erstarkung 
erfahren; kurzum, von zwei derartigen Lautübergängen ist nur 
einer wirklich dasjenige w T ofür man beide erklären möchte, der 
andere das directe Gegenteil — , wenigstens mit alleiniger Rück- 
sicht auf den vereinzelten, Einmaligen, dabei vollzogenen Actus 
der Organe. Das Entstehen all jener erhärteten oder erschwerten 
Formen, z. B. das Entstehen von dombo zu einer Zeit wo man 
noch neben lomo lombo, neben limo limbo sagte, mag in seinen 
letzten und eigentlichen Motiven auf Bequemlichkeit, auf träges 
Verwechseln, auf irrtümlich an falsche Stellen gesetztes Hervor- 
bringen der so und so oft nach lateinischem Vorbilde recht be- 
nutzten Lautverbindung mb zurückzuführen sein; die Tätigkeit 
der Analogie (s. oben p. 28) mag angesehen werden als diene 
sie durch Mehrung der Deutlichkeit doch eigentlich nur der Be- 
quemlichkeit : trotzdem bleibt es wahr, dass die Articulation 
nur im einen der beiden Fälle erleichtert, im andern erschwert, 
dass also Verwitterung etc. etc. nur im einen und nicht im an- 
deren konstatirt sein kann. Zugegeben dass der innere Grund 



^ 



213 

stets jener eine ist, muss ich dennoch, da wir hier nur seine 
äusseren Folgen zu betrachten haben, sagen, dass die ver- 
schiedenen Umgestaltungen welche die Wörter bis zu ihrer voll- 
kommenen Hispanisirung erfuhren, die Quantität des Materials 
aus dem sie gebildet sind — wenn es erlaubt ist Zahl und Summe 
der einzelnen Buchstaben als solches zu kennzeichnen — entweder 

I. unverändert liessen; oder 
IL sie verringerten; oder 
III. sie vergrößerten. 

In die letzten beiden Fälle ist eine Veränderung, Erniedri- 
gung oder Erhöhung, des Wertes und Gewichtes, der Qualität 
des Wortganzen mit einbegriffen; in den ersten nicht unbedingt, 
obwohl sie mit der Veränderung der einzelnen Buchstaben Hand 
in Hand zu gehen pflegt. 

Im ersten Falle (I), d. h. wenn die Zahl der konstituiren- 
den Buchstaben dieselbe bleibt , können diese durch andere .Laute 
auch dergestalt vertreten werden, dass a) ihr Gesammtwert trotz 
des eingetretenen Stoffwechsels dennoch derselbe bleibt; oder b) 
so dass er herabgesetzt; oder c) so dass er erhöht wird. Das 
erstere ist sehr selten; doch kommt es vor, so dass die Worte 
welche ohne Abzug und Zusatz von Lauten, Veränderungen er- 
fuhren, wiederum in drei getrennte Ableitungen zerfallen. Quan- 
tität nebst Qualität bleiben dieselben wo die Elemente der Mi- 
schung dieselben blieben und nur in der Art der Mischung d, h. 
in der Aufeinanderfolge der Buchstaben irgend eine Neuerung 
eintrat, also bei Metathesis; und würden auch da dieselben 
bleiben wo blosse Accentversetzung einträte. Doch begnügt sich 
mit ihr allein die Sprache selten; fasst überall wo sie stattfindet, 
bedingt sie anderweitige Wandlungen, oder wird noch häufiger 
erst von ihnen bedingt, während Buchstabenversetzung nicht selten 
zur Popularisirung eines Wortes ausreicht. Quantität und Qua- 
lität bleiben auch da so gut wie unverändert, wo der tonlose 
Auslautsvoeal, der oft zwischen o und e, und a und e hin und her 
schwankt, mit jedem von diesen zweien einen bestimmten Sinn 
in Einklang gebracht hat. Die Versuchung liegt nahe zu den 
wenigen diese drei Paragraphen fallenden Worten noch viele von 
denen als an Wert unverändert, hinzuzuzählen welche sich durch 
weiter nichts als durch verschiedene accentlose oder accentuirteVocale» 



214 

oder durch verschiedene, jedoch nah verwandte Consonanten von 
einander unterscheiden; die Versuchung liegt nahe den Wechsel 
von a und e, a und o, e und i und ie, o und u und tte; von r und l und 
n und m, von s und *, von z und,;, von j und cä, vonj und y und j 
und ZI, von Z/ und n, d. h. den Wechsel von Bachstaben die in 
der Tat fast gleichgewichtig sind, noch heute vom Munde des 
gewöhnlichen Spaniers mit schrankenloser Willkür durcheinander- 
geworfen werden, und sich so nahe stehen dass sie eben nur 
oder doch hauptsächlichst eine volkstümliche Form vor einer 
anderen volkstümlichen, nie oder sehr selten aber eine volkstümliche 
vor einer gelehrten kennzeichnen, für einen solchen zu erklären 
der Gewicht und Wert des Wortes gar nicht modificirt (§ 5 — 30). 
Genau genommen ist das aber nicht richtig: sowohl die Yocale 
als die Consonanten bilden unter sich eine Skala, weder hier 
noch dort existiren zwei welche vollkommen gleichgewichtig 
wären. A ist mehr als e und i und o und u; jede Verände- 
rung von a her ist also Schwächung; jede Veränderung zu a 
hin ist Steigerung; r ist stärker als l; m ist stärker als n; ein 
explosiver Momentanlaut ist mehr als ein fricativer Dauerlaut, 
darum ist es Schwächung wenn k zu g, wenn g zu j und y und 
ä, wenn t und d zu z oder s, wenn b zu v oder m wird. Ein 
Guttural ist mehr als ein Palatal Lingual Dental und Labial, 
darum ist es Schwächung wenn Je zu ch oder f, g zu d oder b 
wird; Teaues sind mehr als Medien, darum ist es Schwächung 
wenn ifc zu #, t zu d y p zu b und / werden. Das umgekehrte 
ist natürlich Steigerung; von Gleichgewicht nicht die Rede. Und 
wenn auch die oben genannten Laute (s und £, j und tf, 11 und 
n) an Wert einander ähnlicher sind, so sind sie doch nicht ganz gleich. 
Aller Buchstaben aus tausch muss also in die mit b und c bezeich- 
neten Eategorieen fallen; in a wie gesagt nur Geschlechts- und Aus- 
lautsveränderungen, Metathesis und kaum einige Accentversetzungs- 
ftlle. — Doch selbst die Trennung von diesen b und <?, von 
Schwächungen und Steigerungen, ist schwierig. Der Wert aller 
Buchstaben, allein und für sich betrachtet, mag festzusetzen sein, 
obwohl ich bekenne nicht sicher darum zu wissen und viele 
Fragen aufwerfen zu können nach deren Beantwortung ich bisher 
vergeblich gesucht habe; die Aufstellung einer alle Laute um~ 
schließenden Skala, welche freilich die Antwort auf noch mehr 



215 

Fragen als Realität und Praxis wachrufen, in sich enthielte, mag 
möglich sein, die Realität wird dennoch complicirtere Fälle bie- 
ten, welche mit einem allgemeinen Satze nicht zu lösen sind; und 
selbst die minutiöseste Genauigkeit würde mit einem widerspruchs- 
losen Ordnen der durch blosse Buchstabenvertretung charakteri- 
sirten Scheideformen in jene drei oder zwei Klassen nicht zu 
Stande kommen; oder wenigstens auf sehr viele Hindernisse stossen. 
Der Uebergang von e zu a ist eine Steigerung; trotzdem aber 
kann er, da er zumeist vor r stattfindet d. h. von diesem ihm 
wahlverwandten Consonanten hervorgerufen wird, vor dem er 
also leichter als jeder andere zu sprechen ist, zu gleicher Zeit 
als Erniedrigung und Erschlaffung angesehen werden. Ihn un- 
bedingt unter die Steigerungsfälle zu stellen wäre also nur relativ 
richtig; ein abermaliges Sortiren je nach der Umgebung daher 
eigentlich geboten. 

Darum aber weil mit jedem Buchstabenaustausch ein mehr 
oder minder grosser Qualitätswechsel verbunden ist, versuche ich es 
nicht die oben als a bc angegebene Dreiteilung durchzuführen; und 
darum weil die Grenze zwischen Wert-herabsetzung und Wert- 
erhöhung schwer zu bestimmen ist und oft oder immer die be- 
sprochene Entwickelung eines Lautes nach zwei entgegengesetzten 
Seiten hin, im Grunde, was ihr inneres Motiv anbetrifft, gar nicht 
eine zweifache sondern eine einfache ist, so versuche ich es auch 
nicht die oben angegebene Zweiteilung (b c) durchzuführen. D. h* 
ich ordne nicht unter eine bestimmte Ueberschrift diejenigen Bei- 
spiele in welchen Entwertung augenscheinlich ist, und nicht unter 
eine andere diejenigen in welchen Erhöhung augenscheinlich ist, 
sondern ich lasse z. B. alle diejenigen in welchen a und e oder 
o und u, oder m und b } oder b p und/, oder s und e mit 
einander wechseln ungetrennt beisammen, gleichviel welcher von 
beiden Lauten der ursprüngliche und welcher der erneute Laut 
ist. Einer von beiden Wegen, der zur Schwächung hin, bleibt 
in allen vorkommenden Fällen natürlich der meist, bisweilen 
sogar, wenigstens so weit die vorhandenen Fälle einen Platz unter 
den Scheideformen verdienten, der einzig betretene. Um welchen 
von beiden es sich aber handelt, und welche von den sich ge- 
genüberstehenden Formen die älteste ist, ergiebt sich schon aus 
der Anordnung; die an erster Stelle stehende ist hier immer die am 



216 

stärksten veränderte, die au letzter die dem Etymon nächst- 
stehende. Dass in dem „Wechsel von b und «*", überschrie* 
benen Paragraphen in mandola, bandola bandurria panduria; 
mevgala bengala; mielgo bielgo; vedcja madeja; loma loba m aas 
2>, in bandibula mandibula aber b aus m entstand, ist also nicht 
zu verkennen. 

Im zweiten Falle (II), bei Verringerung der Quantität, 
d. h. der Buchstabenzahl, haben wir zu unterscheiden ob sie durch 
gänzliches Fortfallen von Lauten oder durch Verschmelzung meh- 
rerer Laute zu einem hervorgerufen wird. 

Geschieht das erstere, schwinden einzelne Laute gänzlich 
ohne irgend eine Spur von sich zu hinterlassen, so kann diese 
Kürzung dem Anlaut, dem Inlaut oder dem Auslaut widerfahren. 

Das Abwerfen des Anlauts, Aphäresis, ist entweder voca- 
lisch, oder consonantisch, oder betrifft Vocal und Consonant, ist 
also syllabisch (S. oben p. 69.)* ' 

Das Wegwerfen des Inlauts ist gleichfalls entweder conso- 
nantisch oder vocalisch oder syllabisch. Das Schwinden eines 
Gonsonanten besteht entweder in Vereinfachung ursprünglicher 
Gemination; oder der fortfallende einfache Consonant steht zwi- 
schen zwei Vocalen (idus zu io; ivus zu io s. Ausfall von Me- 
dien oder Halb vocalen); oder er stand nach einem Vocal vor 
einem Consonanten (S. dr gr zu r etc.: cadera aus caiedra en- 
tero aus integro), oder nach einem Consonanten vor einem Vocal 
(s. cavilla aus clavija; fehle aus fleble). Vocale welche schwin- 
den, können erstens zur Vermeidung des Hiatus vor anderen 
Vocalen getilgt werden; uarius wird gewöhnlich arius, ero; uns 
statt uo nur o. Zweitens können sie zwischen Consonanten ge- 
standen haben. Dieser Ausfall tonloser Vocale, Syncope, dem ent- 
weder Ausfall eines Consonanten, oder Umstellung, oder Ver- 
schmelzung der oft feindlichen und so in unmittelbare Berührung 
gebrachten umgebenden Consonanten folgt, ist bei der Neugestal- 
tung der romanischen Sprachen von grösster Wichtigkeit gewesen 
(S. oben p. 63). Dem Ausstoss eines Consonanten zwischen 
Vocalen folgt oft Elision des tonlosen Vocals oder Contraction 
desselben mit dem betonten (ronda aus reonda redonda rotunda; 
mtustro aus maestro magist r um). Das Resultat ist dann dasselbe 
wie in den beiden letzterwähnten Fällen, nämlich Verkürzung des 



v 217 

Wortes um eine ganze Silbe. Alle drei Arten den Inlaut um 
eine Silbe zu verkürzen können daher unter die eine Ueberschrift 
„Ausfall tonloser Vocale" subsummirt werden. Diejenigen 
Fälle hingegen, in welchen Gemination vereinfacht, oder ein 
Consonant, dem ein betonter Yocal vorangeht und ein tonloser 
Yocal folgt, getilgt, oder eine Hälfte einer Doppelkonsonanz der 
anderen assimilirt oder einfach gestrichen wurde, bilden, weil 
von keiner Veränderung in der Silbenzahl des Wortes die Rede 
ist, je eine Klasse für sich. 

Das Wegwerfen des Auslauts, Apocope, ist gleichfalls das 
Aufgeben entweder eines oder zweier Vocale (o a e oder io ia ie), 
oder eines Gonsonanten, oder einer ganzen tonlosen Silbe. 

Geschieht das letztere, verschmelzen zwei Laute mit einander, 
so sind drei Möglichkeiten vorhanden: erstens die dass Yocal und 
Yocal mit einander verschmelzen, gewöhnlich nachdem sie erst 
durch Metathesis (Attraction) , oder auch durch Ausfall einer 
Media oder eines Halbvocals, in unmittelbare Berührung mit 
einander gekommen sind, wovon schon die Rede war, bis- 
weilen aber auch da wo der Hiatus schon aus dem Lateinischen 
stammt (lego aus latcus). A und i 7 a und e werden zu e, arius 
zu ero er el, affine zu en; o und i, u und i zu ue oder e, torio 
zu duero dero, uolo zu uelo. Auch hier ist Verlust einer Silbe 
notwendiges Resultat. Die so an Stamm oder Endung verän- 
derten Worte stehen daher zwar nicht unter den Syncopefällen, gehen 
ihnen aber wenigstens unmittelbar voran. Zweitens können Yocal 
und Consonanz zu einem neuen Laute verschmelzen di ti ci zu 
z etc. etc., d. h. der Consonant wird durch i (oder u) afficirt, 
palatisirt, assibilirt. Drittens verschmilzt ein Consonant mit 
einem andern, entweder so dass der eine den andern, der zweite 
den ersten in sich aufnimmt, sich ihn assimilirt (gn zu n; ns 
rs es zu s etc.), oder so dass aus der Vereinigung beider ein 
neuer Laut entsteht : cl fl gl pl werden 11 oder ch ; et U werden 
eh; st wird z; nd wird n; es wird j; al durch au wird o etc. 
Näher kann ich auf das Einzelne . nicht eingehen. Was bei der 
Differenzirung zu , Scheideformen eine Rolle spielte, wird untea 
durch die Beispiele selbst genügend erläutert; das übrige ver- 
dient hier keine Stelle. 

Im dritten Falle, (III) bei Vermehrung der Quantität der Buch- 



218 

staben, werden erstens, jedoch sehr selten, die vorhandenen Ele- 
mente durch Verdoppelung verstärkt (corro pandurria); oder 
zweitens ganz neue Elemente werden, ohne Sinn und Bedeutung 
irgend wie zu modificiren, hinzugetan. Diese können wie die 
Verminderungen Anlaut Inlaut oder Auslaut betreffen. Dem 
Anlaut wird ein vocalisches a (aldbar) oder ein Consonant 
vorgesetzt, vor Vocalen ein h oder l oder b, vor den Liquiden 
l und r ein g oder b; oder eine ganze Silbe wie es en dl, oder 
eine Reduplicationssilbe (cencerrion tartaruga): Prothesis. Dem 
Inlaut werden Consonanten oder Vocale eingefügt: Epenthesis; 
Vocale um die Doppelconsonanzen fl gr Ir mp rz (s. oben p. 68), 
Consonanten (v g h y) entweder um Hiatus zu vermeiden, also 
zwischen zwei Vocalen, oder vor wahlverwandten Consonanzen, 
z. B. m vor b oder p, oder b nach m; d vor l oder n (die 
eigentlich parasitischen Laute), ferner aber die Liquida r und l 
ohne jedes zwingende Bedürfniss und an jeder Stelle des Wort* 
körpers. Dem Auslaut wird aus Analogie oder aus Wohllauts- 
bedürfniss ein Buchstabe oder eine Silbe angefügt: Epithesis; 
z. B. te nach n (esperonte), do nach r (husärdo), que an vielen 
deutschen Worten; doch ist sie im Ganzen selten. Ich würde auch 
das früher besprochene Anfügen von äno (älo ägo) (S. oben p. 34), 
kurz das Anfügen aller tonlosen Suffixe denen kein Sinn inne- 
wohnt hinzurechnen, doch kenne ich bisher nur Doppelformen 
nicht Scheideformen dieser Art z. B. soto sötano gorfe guerfago. 
Wie ich nun aber oben erklärte innerhalb der die Zahl der 
Buchstaben unverändert erhaltenden Formen nicht diejenigen 
welche den Wert der einzelnen Buchstaben herabsetzen von denen 
trennen zu können welche ihn erhöhen, so muss ich hier er- 
klären II und III aus praktischen Gründen nicht von einander 
trennen zu wollen. So wie im Wechsel von a und e und e und 
a, von b und m und m und 5, von d und l und l und d, von 
s und z und z und s das eine Verfahren nichts als die Kehr- 
seite und das Gegenstück zum anderen ist, so ist auch Prothesis 
nichts als das Gegenstück zur Aphäresis, Epenthesis das Gegenstück 
zur Contraction, Epithesis das Gegenstück zur Apocope, ohne 
dass freilich einem jedem Einzelmittel das i zum Verringern dient 
eins das zum Erhöhen dient, entsprechen müsste; Analogie aber 
ist die Mittlerin zwischen beiden. Wie ich nicht mandola ban- 



219 

dola von bancUbula tnandibula losriss, beide in verschiedene 
Fächer einrangirend, so darf ich auch nicht lomo lombo von dombo 
domo, nicht galan galante von esperonte esperon; nicht quina 
esquina von cscarear castrar ganz loslösen, weil ein entgegen- 
gesetztes Verfahren sie hervorgebracht hat. Hier wie dort lasse 
ich sie dicht bei einander, beim blossen Lautwechsel stehen sie 
sogar durch einander gemischt und nur durch ihre Anordnung, 
durch das Vorangehen des meist Veränderten, kenntlich gemacht; 
m den sonstigen Fällen folgt eines wenigstens direct dem andern, der 
Aphäresis Prothesis etc. Hier wie dort aber ordne ich alle die 
Einzelparagraphen systematisch so dass ich mit den unbedeutend- 
sten Unterschieden beginne, und zu den grössten am Schlüsse 
gelange; von den zweifach vertretenen welche blosser Buchstaben- 
wechsel unterscheidet, ausgehend und zu denen übergehend welche 
unbedingt und einseitig erniedrigt sind ohne dass das Gegenstück 
der Erhöhung auch nachweisbar wäre, und von diesen zu denen in 
welchen beide SeitenVertreter gefunden haben, komme ich zuletzt zu 
denen, in welchen unbedingte und einseitige Vergrösserung vorliegt. 
Die jedem Paragraphen zugehörigen Fälle zerfallen selbst- 
verständlich in drei, den drei Hauptteilen der volkstümlichen, 
der gelehrten, und der ausländischen Scheideformen zuzuwei- 
sende Gruppen. Nicht an allen, aber doch an vielen haben alle drei 
einen bald grösseren bald geringeren Anteil; manche Lautver- 
bindungen sind hingegen einer Klasse ausschliesslich eigen; 
andere zweien. Accentversetzung z. B. kennzeichnet das doppelt 
volkstümliche Paar batil und bdilc aus bajulus, trueno und es- 
truendo aus tonitrum; sowie das volkstümlich gelehrte cadera 
cdtcdra oder enter o integro; und das volkstümlich ausländische 
brüjula busala (frz.); Wechsel von ns und s oder s(s) und ns, 
das doppeltvolkstümliche soso zonzo sowohl als das volkstümlich 
gelehrte tiesö tenso und das französisch-spanische casar cansar. 
Hingegen sind Formen in ario torio z. B. stets gelehrte Latinis- 
men; und in ato ata können sowohl gelehrte als italienische Bil- 
dungen endigen , volkstümliche aber nicht. Bei der dritten Abtei- 
lung, den Scheideformen ausländischen Ursprungs, ist eine Son- 
derung nach äusseren Formverschiedenheiten nur vereinzelt tun- 
lich ; übrigens auch, da ja nur die eine Hälfte sich den für spani- 
sche Bürger existirenden Gesetzen bequemen muss, ziemlich unnütz. 



220 

Wie schwer die Scheidung des volkstümlichen uud des auf 
gelehrte Weise herbeigeschafften Gutes ist, habe Ich schon auf 
p. 145 ff. geklagt; und so sorgsam ich auch versucht habe nicht 
zu irren, werden sich dennoch Ungenauigkeiten eingeschlichen 
haben. Ohne historisches Wörterbuch ist Sicherheit in vielen 
Fällen unerreichbar. • 

Dass ich innerhalb jedes einzelnen Paragraphen der ersten 
Klasse, also innerhalb der vom Volksmunde selbst differenzirten 
Wortformen, auch eine andere noch mögliche Spaltung nicht 
vorgenommen habe, und zwar um nicht lauter Splitter zu bieten, 
und auch weil sie doch nur stellenweise anwendbar war, wird kaum 
getadelt werden. Ich meine die von Herrn Coelho angewendete 
Spaltung in fortnes paralleles und formes secondaires der for- 
mes divergentes d'origine populaire. Die beiden Scheideformen 
können nämlich zeitlich einander gleich und nur räumlich d. b. 
dialektisch von einander geschieden, oder die eine kann zeitlich 
der anderen vorhergegangen sein, die andere sich also aus ihr 
als secundäre Bildung entwickelt haben. Taleare wird taliare 
tallar, dies erst tajar und erat daraus entsteht tarjar; vier ver- 
schiedene Altersstufen. Aus tallar wird andererseits auch tdlar. 
Taxare wird im Munde des einen tascar, im Munde des anderen 
taisar tasiar tajar tachar, ohne dass wir bei solchen Verschie- 
denheiten gleich dialektisch scharf gesonderte Formen anzunehmen 
haben. Sehr oft wird dies der Fall sein, und nur die geringe 
Kenntniss spanischer Dialekte hindert bisher daran es zu tun. 
Oft aber ist es nicht der Fall. Wer z. B. wird in der bunten 
Mannichfaltigkeit der schon erwähnten altspanischen Vertreter von 
cogitare und purpura lauter dialektisch getrennte Bildungen er- 
kennen? 

Auch dass ich es unterlassen habe stets zu den einander 
gegenübergestellten Formen das Etymon hinzuzusetzen, wird ge- 
billigt werden, denn tiberall da habe ich nicht verfehlt es anzu- 
führen, wo es nicht ganz klar aus jenen selbst hindurch leuchtet, 
(wie z. B. doch in allen Scheideformen gelehrten Ursprungs un- 
bedingt der Fall ist), besonders also auch da nicht wo meine Ansicht 
von der bisherigen, speciell also von Biez abweicht. Auf aus- 
führliche Beweise für meine Etymologieen aber näher einzugehen, 
musste ich mir versagen; sie überhaupt angeführt zu haben, 



221 



musste mir hier genügen; nur hier uncPda ist das notwendigste 
Material zur Bewahrheitung eingeschaltet worden. Dunkelheit 
über meine Ansicht aber kann nirgends geblieben sein: stehen 
dejar und lasar lascar laxar bei einander, so heisst das eben» 
dass auch für mich die von Biez versuchte Herleitung aus desinere 
unhaltbar ist; die jenes begleitenden Doppel- und Scheideformen 
aber in welchen l zu d ward, enthalten ja den Beweis für die 
Möglichkeit der Herleitung aus laxar e. Ein drittes aber, nicht dass 
ich dieselben Worte oft in so und soviel Kategorieen wiederholen 
musste, weil so und so viel Lautübergänge an ihnen stattgefunden 
haben, sondern dass ich nicht selten diese Wiederholung unter- 
lassen und manches Wort nur da eingeordnet habe wohin die 
auffallendste seiner Umgestaltungen es ruft, unbedeutendere aber 
unberücksichtigt Hess, das muss ich zu verzeihen bitten. 

Eine Uebersicht über die nach den besprochenen Principien 
angelegte Ordnung folgt nun. 

I. Scheideformen volkstümlichen Ursprungs. 



§ 1. Veränderungen in Ge- 
schlecht, Zahl und Aus- 
lautsvocal. 

1) Durch nichts als das 
Geschlecht geschiedene 
Scheideformen. 

2) Durch Geschlecht undAus- 
lautsvocal geschiedene. 

3) Durch Auslautsvocal ohne 
Geschlechtsunterschiede. 

4) Pluralia mit Specialbedeu- 
tungen. 

5) Substantivirte ] Adjectiva 
und Participien. 

§ 2. Accentveränderungen 

§ 3. MetathesisvonConsonanten 

§ 4. Metathesis von i 

§ 5. Vocalveränderungen : 

1) a—e 

2) e—i 

3) o— u 

4) e — ie 

5) i— f e 



6) o—ue od. o—hue 

7) m — ue 

8) ue (o od. w) — e 

9) a— o 

10) a— % 

11) o(u)—i 

12) e—u 

13) c—o 

14) ai~ei 

15) ei— e 

16) ei— i 

17) a—o (au) 

18) au — a 
Consonantenvertauschungen 

6. r—l 

7. n—l 
§ 8. r—n 
§ 9. b— v 
§ 10. f—h 
§ IL 0-h 
§ 12. h-j 

§ 13. g-y(j) 
§ 14. j—y 



222 



§ 15. z—ch 
§ 16. *— eh 
§ 17. j-s(z) 
§ 18. z-Xi (j) 

§ 19. 8-Z (Q) 
§ 20. h(f)-s(z) 
§ 2f. cä— j 
§ 22. H— j 
§ 23. II— n 
§ 24. m—b 
§ 25. df-7(V) 
§ 26. b(v)-g 
§ 27. iar— ^ 
§ 28. b—d 
§ 29. k—ch 
§ 30. fc— f 

% 31. 6—/ 

Tenues werden Medien: 

§ 32. fc— g 
§ 33. *— <* 
§ 3 t. p-& 
§ 35. f-p 
§ 36. Z — Z? 
§ 37. n—n 
§ 38. 1) ft—ll 

2) $rJ-W 

3) jpZ — ?2 

§ 39. Vocalauflösung von Conso- 
nänten : 

1) l—u 

2) &— w 

3) r-i 

§ 40. 1) et durch # ti zu cä 
2) c$ assimilirt zu £ 

cä— «r^ 

cä— it 
t—ü 

§ 41. jp* zu trt und < 

§ 42. Assibilation ist eingetreten 
od. vernachlässigt 

§ 43. Medien od. Halbvocale fal- 
len aus: 
1) b 



2) d 

3) 9 
4)Äj 
5) v 

§ 44. Syncope tonloser Vo- 

cale 
§ 45. Contraction von ae zu a 
§ 46. Verschmelzung von a-i zu e 
eingetreten oder vernach- 
lässigt: 
ero — aire 
§ 47. Epenthesis von Vocalen 
§ 48. Hiatustilgung durch 6 od. g 

§ 49. Apocope 

1) des auslautenden Vocals 
nach l nr s zyjkx 

2) von io ia ie nach l n rz 

3) von io in dem aus avium 
stammenden ar 

ar — ero 

4) in dem aus ario entstan- 
denen er 

er— ero 

5) in el aus avium 
* el — ero 

6) in al aus arium 

dl — ero 

7) in dor aus toriim 

dor — dero 

8) eines auslautenden Conso- 
nanten (n 8) 

9) Apocope ganzer Silben 

§ 50. n eingeschoben oderausge- 
stossen 

§ 51. d nach l oder n eingescho- 
ben oder ausgestossen 

1) d nach l eingeschoben 

2) d nach n eingeschoben 

3) d nach n ausgefallen 

4) de oder te apocopirt 

5) Epithesis von te 

§ 52. b nach m eingeschoben oder 
ausgestossen 



223 



§ 53. Epenthesis oder Aasfall von 

r oder 7 
§ 54. Aph&resis: 

1) von muta vor liquida 

2) von 8 vor muta 

3) von Halbvocalen (j v h) 

4) des als Artikel missver- 
standenen l 

5) von d 

6) von Vocalen 

7) >Von ganzen Silben. 
§ 55. Prothesis 

1) von h 



2) von l 

3) von ,; 

4) von b vor r 

5) von es 

6) von g 

7) von dl 

8) von en 

9) von in 

§ 56. Erhärtung von Vocalen zn 
Consonanten: von t zu g 
§ 57. Epenthesis von g vor na 
§ 58. Unklas sificirbare Scheide- 
formen. 



IL Scheideformen gelehrten Ursprungs. 



§ 1. Accentveranderungen 
§ 2. Metathesis 

1) von es zu sc 

2) anderweitige Umstel- 
lungen 

3) Umstellung d. Erweichung 
§ 3. Vocalveränderungen : 

1) t-e 

2) o—u 

3) e—ie 

4) i—ie 

5) o — MC 
o—hne 

6) a—o 

7) a— u 

8) a— i 

9) «— t 

10) o— t 

11) o—e 

12) et*-— o 

13) attfaJ)— o 

14) a«(a7)— a 

15) «o—o 
Consonantenveränderungen : 
§ 4. T-l 

§ 5. n — r 
§ 6. 6— ff 
§ 7. /-A 
§ 8. s-j 



od. cA 



§ 9. m — b 
§ 10. g—v 
§ 11. d— s 
§ 12. /-& 

§ 13. f-p 
§ 14. 77-7 
§ 15. n — n 
§ 16. k-g 
§ 17 t—d 
§ 18. j>— & 
§ 19. cc—c 
§ 20. anl. cl—ll 

gl— 11 
fl—ll 

pl-ll) 
§ 21. inl. bl—ll 
pl-ll 

fl-ll 

§ 22. Vocalauflösung von Conso- 
nanten: 

1) p b zu u 

2) l—u 

3) c— u 

4) c— i in <ctf durch ü ti zu cä 

5) ut—ct 
b) it — et 

7) U zu «* (ti) ch 

8) # zu j (durch is si) 
§ 23« et zu £ assimilirt 



od. ch 



224 



§ 24. 8t zu z 
§ 25. gn zu n 

tig zu fi 

gn zu n 

f?^r zu n (durch n) 
§ 2H. #* zu t 
§ 27. c* zu * 
§ 28. lg fe zu f s j 

J98 zu ä 

6* zu j 

fr dr gr tr vr zu r 

bl zu l 
§ 29. rs— * 

§ SO. n ausgefallen oder einge- 
schoben: 

1) vor * 

2) vor anderen Consonanten 
§ 31. Medien o der Halbvocale aus- 
gefallen : 

2) d 
3)i 

5)/ 
6) v 

§ 32. I ausgefallen durch Dissi- 
milation 
§ 33. Assibilation: 

1) ci zu z 

2) 8% zu j 

3) dt zu s ; y U 

4) Ä;t zu z 

5) |)t zu cä 

6) ft zu J y H 

7) m zu n 

8) im zu n 

§ 34. Attraction von ? an a: 

1) ero — ario 

2) dero — torio 

III. Scheideformen au 

§ 1. Spanisch-lateinische 
§ 2. Spanisch-katalanische 
§ 3. Spanisch-portugiesische 
§ 4. Spanisch italienische 



3) ero—orio 

4) anderweitige AUractions- 
fälle 

v § 35. ero**uario 
§ 36. Syncope von w oder v nach 

o oder vor o und a 
§ 37. Syncope atoner Vocale 
§ 38. Apocope 

1) eines auslautenden Vocals 
nach n r d k x 

2) von io ie 

3) ar aus ario 

4) äl aus arto 

5) eZ aus ario 

6) er aus ario 

7) <?or aus fon'o 

8) ganzer Silben 
§ 39. Epenthesis von b nach m 
§ 40. Epenthesis von d nach l 
§ 41. Consonantenverdoppelung 

r zu rr 
§ 42. Epenthesis von Vocalen 
§ 43. Epenthesis von h 
§ 44. Aphäresis 

1) von 1 

2) J 

3) s 

4) f g b vor Z 

5) von Vocalen oder von 
Vocal und Halbvocal 

6) ganzer Silben 
§ 45. Prothesis 

1) von h 

2)i 

3) s 

4) a 

5) al 

6) en 

7) Reduplicationssilben 

sländischen Ursprungs. 

I § 5. Spanisch-französische 

§ 6. Spanisch-englische 

§ 7. Spanisch-arabiscne 



225 



I. Scheideformen volkstümlichen Ursprungs. 



§ 1. Veränderungen in Geschlecht 


Zahl und Auslautsvocal. 


1) Durch 


nichts als das Ge- 


schlecht geschiedene Formen sind 


z. B.: 




el clave 


la clave 


el corbata 


la corbata 


el cura 


Ja cura 


el goliüa 


1a golilla 


el justtcia 


la justtcia 


el lengua 


la lengua 


el vista 


la vista 


2) Durch 


Geschlecht und zu- 


gleich durch den dasselbe charac- 


terisirenden Auslaut unterscheiden 


sich z. B. : 


• 


cejo 


ceja 


cuenco 


cuenca 


cuerpo 


corpa 


flauto 


flavta 


fruto 


fruta 


grado 


grada 


hormigo 


hormiga 


huerto 


huerta 


läbio 


labia 


Uno 


liha 


macle 


macla 


madero 


madera 


modo 


moda 


porro 


porra 


ramo 


rama etc. etc. 



3) Durch den Auslaut unter- 
scheiden sich, ohne Geschlechtsver- 
änderung damit zu verbinden: 



basa 


base 


cabe 


cabo 


corche , 


corcho 


despliegue 


despliego 


domine 


domin o 


duende 


duendo (dornt tum) 


escarpe 


escarpa 


especia 


especie 


C. MlCHAfiLIg. 



floje 

frise 

jugite 

lastre 

mache 

maese 

maestre 

plasta 

pliegue 

quite 

revogue 

tolle 

talque 

tinte 

trape 

trastrueque 

trueque 



flojo 
friso 

jugo (succum) 
lastro lasto 
macho 
maeso 
maestro 

plaste (implastrum) 
pliego 
quito 
revoco 
tallo 
talco 
tinto 

trapo drapo 
trastrueco 
trueco 

4) Im Plural haftet eine andere 
Bedeutung als die der Singular- 
Pluralform ist z. B. an 

änimas 

barreduras 

esposas 

partes 

visperas etc. etc. 

5) Viele substantivirte Adjectiva 
und Participien haben neben dem 
unveränderlichen Auslaut des Sub- 
stantivs für die Adjectivbedeutung 
den in o und a wechselnden bei- 
behalten z. B. : 

casta casto (a) 

manida manido (a) 

tarde tardo (a). 

§ 2. Accentveränderungen. 
In der Kegel behauptet der 
Accent im Spanischen die ihm ur- 
sprünglich eigene Stelle*, dennoch 
kommen einzelne Versetzungen 
durch den Volksmund vor. Von 
ihnen aber werden die meisten so 
allgemein durchgeführt, dass ein 
Schwanken zwischen dem alten und 

15 



226 



neuen und ein daraus resultirendes 
Diiferenziren sehr selten ist. Es 
liegt vor in: 
baul baue aus bäjulus 
colcedra colcha aus cülcita 
frisolfrixol frisuelo aus phasid- 

lum für phaseolum 
higado higäte aus ficätum 
pago aus pagado aus pagatum 
pezuelo aus peciolo aus pediculum 
soez und sucio aus sucidus 1 
tizne und tizon aus titionem 
trueno ) und tronido aus to- 
estruendo ] nitrum * 

§ 3. Metathesis wie sie die 
Doppelformen brebaje berbaje; 
bregantin bergantin; brevete ber- 
vete; brezal berzal; bribia biblia; 
bri gante bergante; brodio bodrio ; 
brulote burlote; cloque colque; 
crancelin cancerlin; drogue dogre; 
drumon durmon; granato gar- 
nato; pretil aus petril; estropar 
aus estoprar; agranguenado agan- 
grenado; ferner adarmaga adar- 
gama; aguaja ajuaga ; aguinaldo 
aguilando ; albahaca alhabaca ; 
alboheza alhobeza; albohol alho- 
bol; dlharmaga alhargama; alho- 
mada almohada) azulaque älu- 
zaque; carapuza caperuza; centi- 
donia centinodia; esquüena esqui- 
nela; hacerir zaherfr; mällugar 
magullar; peraile pelaire; pecilgo 



iAnm. Soet entstand durch Metathe- 
sis, die jft auch im It., in sudicio, statt- 
fand. Wie «o« B ' ehlt im vorangegange- 
nen Exkurse über die romanischen Ver- 
treter der lat. Adjeativa in idus (8. p. 64 ff.) 
das span. virio aus viridis. Enjabido, das 
den Accent im Sp. wie im Fort, versetzte,' 
muss von p. 80 fort und in p. 82 ein- 
gefügt werden. 

2 Anm. Tronido, dem das prov. tonedre 
frz. tonerre entspricht, steht für tonidro 
der Romane nahm wie so oft pcsitio debi' 1 . 
Us für volle an. Der Asturier sagt troaidu 4 
der Prov. auch iünet. 



pellizco; zahanoria zanahoria auf- 
weisen, hat eine Sinnspaltung be- 
gleitet in: 
Abla alba 

aguaje ajuaga (aquaticus) 

bazucar zabucar (za aus sub) 

bizna binza od. bienza 

venza 

brinza brincia 

bronce (brunüius) 

carapachon 

(dtsch. grb) 
cabrion 

cernada (cinerata) 
censual 

corchete (ndl. krok) 
foguete (focus) 
crusta 
cancro 
clerigo 
pobo (popülus) 

zarco (arab.) 
gozne 

zähen (arab.) 
membrillo (melime- 

lum) 
niel (v. niger) 

huerco orco 

plafon (frz.) 
derredor (diretrum) 
sucio (sucidus) 
batahola 

chaton (dtsch. platt) 
torcha (torcta) 
torche torculo (tot- 

culu) 
torzal (torquere) 
trenzar (V. trichia) 
tropa (troppus) 
turba turma (tu- 

&er\ . .) 
zafre (arab.) 



brezna) 
briznay 
brozno) 
bruzno) 
caparazon 

caviron 

cendrada 

cenosal 

cloquete 

cohete 

costra 

cranco 

crego 

chopo 

garzo 
gonce 

hacen 
marmello 

neila 

ogro 

paflon 

rededor 

soez 

tabaola 

tachon 

trocha 

trocla 

trozal 
treznar 
turba 
trufa 






eafir 



227 



j zarrapastroso od. 
«Varra.fr««> j Mrp ^ roso 

(dtsch. harp) 
§ 4. Metathesis von i. 
cuino cuno (cuneutn) 

ludia leudo (levitum) 

nuevo novio 

cvja cuera (coria), 

§ 5. Vocalvertauschungen. 
1) a — e Doppelformen: 
barbecho aus vervactum; bar- 
niz berniz; barraco verraco; ber- 
nabita barnabita; bracelete braza- 
Jete; cerracina sarracina; dalfin 
delfin; entruejo antruejo; je&able 
janable; gelea jalea; lagana le- 
gana; lanteja lenteja; lantisco 
lentisco; latrina letrina; madeja 
aus metaxa; päjaro aus passer; 
taladro aus teretmm etc. 

Scheideformen: 
antenallas entenallas (tenacu- 

las) 



marchante 

mdrfaga 

menear 

regalo 

sargento 

sarga 

tarraja 

tarrina 

trabajo 

trattzadera 

vardasca 

zalama 

zarcillo 



merchante 

mdrfega 

manear 

regeJo 

serjente 

sirga sergo 

terraja (falatrum) 

terrina 

trebejo 

trenzadera 

verdasco (v. viridis) 

zaJema oder celema 



cercillo 
2) e—i Doppelformen: 
botica aus apotheca; corregir 
neben corrigir; cedebon cedibon; 
chimenea chiminea; envidia aus 
invidia; helecho von filicem; leti- 
gio litigio; trineo treneo; ordinär 
ordenar; tristiga tristega; terliz 
aus trilicem; silla aus sella; vespa 
aus avispa etc. 

Scheideformen : 



arveja 


ervitta 


armella 


armilla 


asperon 


esperon (dtsch. 


berbiqui 


birbiqui (frz. vile- 




sporn) 




brequin) 




esperonte 


brezna 


brizna 


aspleno 


esplin 


burel 


buril 


barrueco 


Verruga 


ceguinola 


cigonuela 


branä 


brena 


cicion 


cesion 


cemadero 


cernedero 


cilla cija 


cella od. celda 


darsena \ 




criazon 


creacion 


atarazana \ 


tercena 


criar 


crear 


arsenal ) 




criatura 


creatura 


ensartar ) 
enjaretar ) 


engertar ensertar 


erezneja 
cueta 


crizneja 
euita 


escalin 


esquelin 


cuetar 


cuitar cuidar 


esprilla 


asprilla 


devino gew. 


divin o 


jalde oder jaldo ) _ ? ^_ 


adevino 




jaldre 


> ycwrc 


envidar od. 


embidar invitar 


jarifo 


jerifo 


envite 


invito 


jazarina 


jacerina 


espeto 


e$pito 


lantejuela 


lentejuela 


espleque 


esplinque 


maletia 


mdlatia 


esquena 


esquina 


mamaluco 


mameluco 


estebado 


estivado 



15* 



228 



estepa 


estipa 


corto 




curto 


estrenque 


estrinque 


corva 




curva ^ 


free freso 


friso 


fonda 




funda 


gratel 


gratü 


fondo 




fundo 


hirviente 


ferviente 


gromo 




grumo 


jetar 


jitar (jactare) 


molla 




muUa (mollis) 


lendel 


lindel dintel (limi- 


mondo 




mundo 




tarius) 


morcillo 




murciUo (murecil- 


lesto 


listo 


• 




tum) 


mantel 


mantiUa 


munider 




monidor 


menestril 


ministril 


nodo 




wu&o 


mesta 


misto 


orchiUa 




urchilla 


quedo 


quito 


ostaga 




ustaga 


quisto 


cuesta 


pelosa 




pelusa 


remesa 


remisa 


plomazon 




plumaeon 


sergo sarga 


sirgo 


rt8orte 




resurte 


timpmo 


timpano 


soma 




suma 


vedija 


vedeja (tnetaxa) 


toba (o) 




tubo 


venza 


binza 


tobillo 




tubiüo 


3) 


o— u D.: 


tordiga 




turdiga 


almo&a almuna; broma bruma; 


torniUo 




turnülo 


boj aus buxus; mosto aus mustum; 


Ironeo 




trunco 


olmo aus ulmus; iorre turrem; 




4) 


e—ie D.: 


gota aus gutta; boUir nb. bullir 


festafiesta ; feltrefieltre ; merda 


gustar gostar; burchaca bolsaca ; 


mierda; ' 


merla mierla etc. etc. 


turpe torpe 


etc; etc. 




' 


Seh.: 




Seh.: 


entriega 




entrega 


aborujar 


aburujar 


liento 




lento 


alborno 


alburno 


miente 




mente 


bofete 


bufete 


quedo 




quieto ' 


boj 


buje (buxus) 


Sierra 


- 


cerro 


bola- 


bula 


siesta m 




sesta 


bolero 


bulero 


tieso 




teso 


bolla 


- bulla 


tiesta 




testet* 


boleto 


buleto 


yesca 




esca • 


bollon 


bullon 




5) 


i—ie Seh.:. 


broma 


bruma 


caramiello 


earamiUo calamilh 


broza 


bruza > 


fiel 




fil . 


brozno 


bruzno 


fieltro 




filtro 


coca 


cuca 


quitar 




. quietar 


cojo 


cuja (coxa) 


quito 




quieto 


condido 


cundido 


riesgo 




risco 


condimiento 


cundimiento 




6) 


o—ue D.: 


C0S0 i 




fönte fuente; fora fuera; dl- 


corso \ 


curso 


börbola albutrbola; coroo cuervo. 



229 



almuerta 

cuelmo 

duena 

duena 

dueno 

fuelle 

huelga 

hueUa 

huerca 

luenga 

mueble 

muelle 

puesta 

redruejo 

repuesto 

rueca 

rueda 

ruello 

sueldo 

sueno 

tuerca 

tuerto 

zueco 



Seh.: 

almorta 

colmo 

dona 

dona 

don 

fol 

folga 

fßUa 

forca 

longa 

moble od. mövil 

moje 

posta 

redrojo 

reposte 

broca 

roda 

röllo 

soldo • 

ton 

torga 

torta 



zoco 

o—hue D.: 
hueso von 08; huerfano orpha- 
num; huevos opus. 

Seh. : 
huebra obra 

huebrar obrar 

huebrero obrer o 

huerco ogro (orco gel.) 

huesa osa 

7) u—ue D.: 
fusta fuesta; fulano fuelano; 
tutano tuetano. 

Seh.: 

> 

luenga lunga 

vueUo bulto 

8) ue (o od. u) — e D. : 
afruenta afrenta; combluezo com- 
blezo; curuena curena; fruente 
frente; estuera estera; fleco 
flueco. 



Seh.: 
almSdano almuedano 
frentero frontero 

lerdo (luerdo) lurido 
pes pues pos 

9) a—o D.: 
ab ejarueo obejarueo ; alcaravea. 
alcorovea ; barrumbada borrum- 
bada; chacolotear chocolotear; 
calostro aus colustrutn; navaja 
aus novacula; notomia aus ana- 
totnia. 





Seh.: 


alguarin 


älgorin 


arbollon 


albaüal 


armüla od. 


ormiUa 


abnilla 




carcomer 


concomer 


eopela 


capella 


escarba 


escorbä 


ganfalon 


gonfalon 


lambrija 


lombrie 


tarazon 


torozon (toretionem) 


tarta 


torta 

• 


zanco 


zoco 



10) a— % D. : 
alcatara alquitara; andorina 
andolina aus hirundinem; barro- 
cho birhcho; chaleco gileco; cha- 
nela chinela; jaloque giroque 8\- 
roco; guarlanda guirlanda; lan~ 
terna linterna; tiburon taburon; 
trinchete tranchete. 

Seh. : 
barrete birrete 

quijera cajera (capsaria) 

tabäl atabdl timbal 

ll)o(w)— iD.i 
mostacho aus mystax; tomillo 
thymus; serpol aus serpyllum; 
citano zutano; cirujano eurujano ; 
chirimbela ehurumbela; alföcigo 
alfistigo ; trtizco almizch und mus- 
cato moscada. 



230 







Seh.: 


algibe 




aljube 


cimbel 




zumbet 


cinchar 




sunehar 


cincho 




zuncho 


chiflar 




chuflar od. chufar 


sipia 




zupia 


quijote 




cojote 




12) 


e — u Seh.: 


jumelas 




gemelas 


pulican 




pelican 


zumaca 




semaca 


zuno 




ceno 



13) e-o D.: 
escuro nb. oscuro; hermoso for- 
mosus; hespital Hospital; reloj 
horologium; rendon rondon; se- 
crestar soerestar; esternudo estor- 
nudo. 

Seh. : 



gulleria 




gulloria 


rebosar ) 
rebozar ] 




revesar 

9 


torrontera 


terrontera 


torzuelo 




terzuelo 




14) 


ai—ei D.: 


teimado 


taimado 






Seh. : 


freue 




fraile 


frey 




fray 




15) 


ei— e Seh.: 


seiseno ) 
seisen ) 




sesen seceno 




16) 


et— t Seh.: 


seid 




cid 



17) a—o (aus au) Seh.: 
chaple * escoplo (scälprum) 
calzar cocear 

18) au — a Seh.: 
engace engaste encausto 
flato flauto 

saz sauce 



Anl. lambel 
lista 
blezo 

Inl. äramo 



Consonantenvertauschungen. 

§6. rlD.: 

frete flete; flecha frecha\ fla- 
nela franela; bledo bredo; pala- 
maTla paramaUa; cornalina cor' 
narina; andolina andorina ; pek- 
grino peregrino ; sirguero silguero; 
sarpuUido salpüllido ; ingre ingle; 
fosar fosäl; furrter furriel; al- 
banal albanar; cabial cabiar. Der 
Stammvarianten galap garap, gdlf 
garf geschieht hier keine weitere 
Erwähnung. 

Seh. : 

arambel 

ristra 

brezo 

alamo 
caramllo - iello ca lamilh 
calapatQ garapato od. cara~ 

pato 
carato quilate 
espolon esperon 
freue fraile freire 
jabari jabali 
rälo raro 
albidrado arbitrado 
albirar arbiträr 
almilla armilla 
avgra angla 
arbollon albanal 
almario armario 

carc f\ galets 
garces) * 

cobra copla 

euleusido corcusido 

gorfe golfo 

jorco holgo 

roble robra 

sarguera salguera 

tolva torva (turbidus) 

§ 7. n— l D. : 

anequin alequin; milgrana 

mingrana; punzö pulzö; sanco* 



231 



char salcoehar; büfano bäfalo; 
gdmbano gämbalo. 



dlguazil 

beleno 

alatron 



Seh. : 

aguzino 
veneno 
anatron l 



§ 8. r—n D.: 
marganesa manganesa ; pifano 
pifaro; alcareil alcancih 



escolar 
carcomer 
careava 
patena 



Seh. : 

escolan 

concomer 

coneava 

patera 



§ 9 6— v. 
Der Wechsel dieser beiden 
Consonanten ist so gewöhnlich, 
dass ich es mir ersparen kann Bei- 
spiele aufzuzählen. Scheideformen 
sind: 



jel ) 
jillo (a) ) 



abezado 

abieso 

bajel 

bajillo 

baron 

bedija j 

bedilla ) 

bellosa 

betida 

besque 

bicho 

binza 

böveda bulto 

embelenar 

embalumar 

embestir 



avezado (vieem) 
avie80 

vqjillavasiflo vasija 
varon 

vedija 

vellosa 

venda 

visco 

vichas 

venza 

vuelto 

envenenar 

envalumar 

envestir 



1 Ob biet der Wechsel von l und n 
im Arab. oder im Span, vor sieb ging, 
musB dahingestellt bleiben; jedenfalls 
aber ist das beiden zu Grunde liegende 
Etymon ein und dasselbe. 



rebosar 
rebeza 



revesar 
revesa 



§ 10. /— h D. : 
faba haba; faca haca; farto 
harto; fato hato ; fembra hembra ; 
ferirherir;fezhez;fidalgo kidälgo ; 
figo higo; formiga hormiga; fu- 
lano hulano; — tahur tafur; ta- 
hulla tafulla; alfena älhena; al- 
foja alhoja. 

Seh. : 



farpa 

hacia 

hacina 

halca 

halcon 

halconete 

hälda 

harnero od. 
arnero 
harinal 
harinero 

haz 

hecha 

hecho 

henir 

herrar 

hervor 

hierro 

hilo 

hiloan 

hincar 

hirmar 

hirviente 

hita 

hito 

ho ja 

honda 

hondo 

horambre 

hortna 

hormilla 

hosco 

huesa 



harpa od. arpa 

facha 

fagina 

falca 

fälcon 

fälconete 

falda 

[fartiero farinal 
farinero 

fajo 
fecha 

fecho 

fingir 

ferrar 

fervor 

fierro 

filo 

filvan 

fincar 

firmar 

ferviente 

fita 

fito. 

foja 

fonda 

fondo 

forambre 

forma 

formilla 

fusco (fosco) 

fosa 



232 



huso fuso 

buharda od. boarda bufarda 
dehe8<x defensa 

vaho bafo 

§ 10. g-h. 
Gerade wo es darauf ankommt 
nur eine oder zwei Scheide- 
formen annehmbar zu machen, biete 
ich mehr Beispiele von Doppe- 
lungen als da wo ihre eigene Masse 
an sich schon dazu ausreicht- 
Darum hier cacahual und caca- 
gual; galocha und haloza; gudl- 
drapa und haldrapa; guanaco 
und huanaco; guirnalda und huir- 
nalda; guisopillo und hisopillo; 
güero und huero; pihüela und 
pigüela; rehiltte und reguilete; 
vihuela und vigüela. Der ge- 
meine Mann spricht gütso gües- 
ped güevo statt hueso huesped 
huevo; der Asturier sagt nie an- 
ders als gueyu (ojo) güertu (huerto) 
etc.; und die Diminutivendung 
-uela wird beliebig wechselnd 
als kuela und giiela an ein doppel- 
vocalisch auslautendes Wort ge- 
setzt; das letztere ist jedoch häufi- 
ger: sarao saragüete; aldea aide- 
güela; Lucia Lucigüela. — So 
differenzirte sich augurium (au- 
gurio agüero) zu 

agur ahur 
und für hueca gueca darf man bei 
der Verwandtschaft ihres Sinnes 
wohl auch ein Etymon, wenn auch 
ein unbekanntes, ansetzen. 

§ 12. h- j D.: 
hastial jastial; hentil gentil; 
Audio judio ; buhio bujio ; pehugal 
d.i. pejugal neben pegujal; hisca 
neben jisca. 

Seh.: 
haca jaca 



hermano germatio 

hiniestra genitia 

holgo jorco 

§13. g-y (od. j) D.: 
alilungo alilonjo; adraguea 
adrajea: arrebugar arrebujar; 
garifo jarifo; gerifäUe gart falte; 
magujo mayujo majujo. 

Seh.: 



baya 


baga 


playa 


plaga 


sayo 


{sago) saco 


jaldo 


gualdo 


jaletina od. 


) 


gelatina od 


. \ gualatina 


heladina 


) 


lonja (Leine) longa (s. frz. lonpe) 


§■ 


14. j—y D- : 


abqja abeya; aconsejar acon- 


seyar etc. < 


etc. 




Scb.: 


aymtar 


ajustar 


leyenda 


legen da 


mayo 


tnajo 


yema 


gemma 


ytrto 


jertas 


yogar 


jugar 


yunta 


Junta 



§ 15. z— ch D.: 
aguazar aguachar; derechera 
derecera; encapuzar encapuekar; 
eozeucho aleuzeuz; ronzar ran- 
char; ruiponee rtponche repon- 
cho; sacabuche saedbuzon; chan- 
cha chanza; eharro zarro; ehin- 
fonia sinfonia; chumaya zumaya. 

Seh. : 
chamarra zamarra 
chanco zanco 

chocar zoear 

ehoclo socio 

choque zoco zueco 

chuzo(chuzon) zuzo (zuzon) suiso 



233 



aeonchar 

brocha 

buche 

capacho 

capucho 

fachenda 

haleche 

lapachar 

mocho 

piche 

pinchar 

punchar 

troncho 



acunzar 

broza 

buce 

capaz 

cäpuz 

hacienda 

alece 

lapazar 

mozo 

pez (picem) 

pinzar 

punzar 

tronzo 
§ 16. 8— eh. 
chupar sopar 

bohhaca bursaca 

(burch-) (burj-bttj-) 

tachar tasar (taxare) 

§ 17. j-s (*) D.: 
jamttga setmuga; jantolina 
santolina; jaramago zaramago; 
jastre sastre; jeta seta; jijaUo si- 
sallo; jüguero silguero; jirnio si- 
mio; jurel sur eller a; r— almarraja 
almarraza; almofrej cümofrez; 
ajenjo ensensio (absgnthium) ; buso m 
bujo; buseria bvjeria; cornija cor- 
nisa\ carcaj careaza; ca/cara alt, 
casr.ara neu; celojia celosia gelö- 
st*; evjalmo salmo; majorcama- 
eorca ; palijandro palisandro etc. 

Seh.: 

jable sable 

jaco saco 

ja da azada (v. axis) 

jalma salma soma 

jaloque siroco 

jarcia, sarcia 

jarabe I . 

stropo 



jarope 
jerga 
jerpa 
jerpear 
jervilla 



ser ga sarga sirgo 
serpa 
serpear 

serviüa salvilla 
od. asalvilla 



jeta 


seda (seta) 


juarda 


suarda 


amajar 


amasar 


bajillo 1 




bajel > 


vasillo vasija 


vajilla ) 




bajo 


baso 


cajon 


cazon 


eejar 


cesar 


erigido ) 
er guido ] 


ereido ^ 


faj* 


haza 


fajo 


faz haz 


fagina 


hacina 


margajita 


marquesita 


mejido 


meeido 


mortaja 


mordaza (-aceus?) 


peje^ 


pez (piscem) 


rUfjiar 


ruciar (rociar v. ros- 




eidus) 


sursida 


surgida 


tajo 


tas 


§ 18. 


z—U (aus ,;). 


tenallon 


tenazon 


§ 19. 


s—z (g) D.: 


abezana 


abesana; bosa boza; 


balisa baliza 


; zahumar sahumar; 


zandia sandia; zahorra zorra 


sorra (saburra); zotna soma; zutno 


sumo. 






Seh.: 



eerrar serrar 

cicion eesion 

zahina saina 

zdlama zalema saloma 

zaque sayo od. sago 

zaquear saquear 

cincho ) 

zuncho \ 

zonzo soso insulso 

zueco soco 

zuela azuela suela (asciola) 

zupia sipia (sepia) 

zurdo sordo 

zuzo (chuzo) suizo 



suncho ' 



234 



• rebeza revesa 
rebosar rebozar 

§20. A (/)_*(*). 
Um zu beweisen dass nach- 
stehende Formen aas einem Ety- 
mon entsprungen sein können, führe 
ich, auf p. 58 zurückweisend, noch 
einmal an dass neben buitrera 
(von buitre d. i. vültur) bucitrera 
d. i. buhitrera, neben henojil ceno- 
gil (v.geniculum) ; neben hopalanda 
sopalanda-, neben cervato ervato; 
neben cerrojo errojo; neben san- 
dalia andalia; neben imbornal 
cimbornal; neben sanscrito han- 
scrito\ neben jaharrar sajarrar 
(Jiajarrar, durch Metathesis) ; neben 
sagerida (aus satureia) ajedrea; 
neben hisca hiscal cisca steht; 
dass dem käst, sofocar sufocar, 
kat. ofegar entspricht. 
arpa zarpa 

cosecha cohecho (collecta) 

tarafana atarazana 

§ 21. ch— j D.: 
burchaca burjaca; acije aceche; 
jabequin chambequin ;jaqueta cha- 
queta; jarretera charretera; mor- 
cajo morcacho; jamuscar cha- 
muscar. 

Seh.: 
jaleco o&.gileco chaleco 
juzbarba chubarba 

barijel barrachel 

etijutar chotar 

lonja loncha 

• trujiman truchaman 

§ 22. ll-j. 
Wie für abeja abella; für ma- 
jada mallada; für ahijar qfillar; 
für allanar ajanar; für ahinojar 
agenoflar vom vulgären Spanier 
gesagt wird, wie neben bandutto 
bandujo, neben barallar barajar, 



bedilla 



neben earvalledo carvajal, neben 
mollar mojar, neben toaXla toaja 
steht, so stehen einander nur mit 
differenzirtem Sinne gegenüber 

abrojo äbrollo 

arveja erviUa 
bedija ) 
vedija I 

cadejo cadiUo 

cija cilla 

clavijero cabillero 

cogidor cuUidor 

detajo detalle , 

hojada follada 

hojar follar od. foliar 

hornija hornilla 

manija manilla 

tn(i8cujar mascullar 

meaja medalla 

moje mojo moUa 

navaja navaUa 

neguijon neguillon 

platija platilla 

ruejo ruello 

tajar iallar, talear 

vasijo vasitto vajillo 

§ 23. II— n. 
Escana (aus escanda) und escalla 
stehen als D. neben einander. 
Ebenso domenar domellar. Scb. 
sind: " 

aJbandl arbollon 

empena empeüa 

n — y. rona roya (rubiginetn) 

§ 24. ro-fc. 
Dieser durchaus normale Laut- 
wandel ist im Romanischen nicht 
selten. Der Spanier sagt, sowohl 
bambü als mambü; sowohl benjui 
als menjui; sowohl ajtnojama als 
almojäba; sowohl alboronia als dl- 
moronia; ahnondina und edaban- 
dina; vqnguardia und manguar- 
dia; bajoca und majoca; bochin 



235 



und mochin; alböndiga und al- 
mondiga; mogig anga und bogt- 
ganga; melgado und belgado; me- 
sana und besana; megambre und 
begambre vegambre vedegambre 
verdegambre (pg. bedegar.); desbo- 
ronado und desmoronado; matala- 
hua und batafalua ; muega u. buega ; 
mimbre und vitnbre (viminem); mi* 
Jano und vilano; milocha undw- 
locha; milhafre und bilafre bu- 
lafre (alles aus müuus milua- 
nus herzuleiten); milano vilano 
von vittus; er machte canamo aus 
cannabis, vierten aus verminem; 
aus märmor mdrbol das wieder 
verloren ging ; aspamiento (Haspel) 
deutete er zu aspaviento espa- 
viento um ; in ber engen a glaubte der 
Italiener mel mehim zu hören und 
verwandelte es in melanzana. — 
Der Cubaner sagt molondron y der 
Castilianer bolondron; dieser fco- 
niga jener moniga, dieser buniato 
jener muniato etc. etc. Es können 
daher gleichen Ursprungs sein: 



bandibula 


mandibula 


mandola 


bandola bandurria 




pandurria 


mengala 


bengala 


mielgo 


bielgo (bieldo vieldo 




viendro d.i. venti- 


- 


Jus von ventilare; 




hispanisirt zu a- 




bieldar al-beldar 




dblentar bieldar) 


vedija 




bedija 


[ madeja (mataxafiXr 


guedeja od. 


i metaxa) 


gadeja 




loma 


loba (aus lumbus) 



§ 25. d-J (r). 
Ob ein Uebergang von l und r 
zu dem ihnen verwandten d, und 



umgekehrt von d zu Z oder r, ohne 
weiteres vor sich gehen konnte, 
wird von manchem Indogerma- 
nisten noch bezweifelt, und er gilt 
auch noch nicht unter allen Roma- 
nisten für eine so ausgemachte 
Tatsache wie er im Romanischen 
wirklich ist. (S. Kuhn XIII 79; 
Eomania II 243 u. 480; Mussafia: 
Bomagn.bl, Schuck. 1 14 1 , Flechia 
Ascoli etc.) Diez, Gr. 1 223 citirt 
als Beispiele für den, hier freilich 
nur durch das Streben nach Dis- 
similationhervorgerufenen, Eintritt 
von d für r die italienischen For- 
men armadio Bieda chiedere con- 
tra diare fieder e intridere porfido 
proda, zu denen noch prüdere 
und conquidere gefügt werden 
können; p. 202 als Beispiele für 
den Eintritt von d für l das ge- 
meinromanische amylum und als 
vereinzelte Fälle it. sedano pr. 
udolar; 235 als Beispiele für den 
Eintritt von l für d zwölf roma- 
nische Fälle , zu denen noch 
von p. 98 die leonesischen julgar 
vilva selmana gezogen werden 
können; als Beispiele für den Ein- 
tritt von r für d: it. tniroUa neap. 
rurece sp. lampara wal. armg- 
8<xriu. — Als einzelnen sp. Fall für 
d aus r steht im Diez panadizo 
aus panaricium; ich füge hinzu 
porfido rado (alt.) disipula (ery- 
sipula) polvareda neben und aus 
polvorera; aeidate neben acirate; 
sequeddl secadal neben und aus 
sequeral; cubanisch molledo für 
mollero; baskisch amodio für amo- 
rio; pg. martidio für martirio. 
ViUadiego aus villariego ist voll- 
kommen normal. Als einzelnen sp. 
Fall für d aus l citirt er monipodio 
aus monopoHum; ich füge hinzu 



dintel neben Iwtelaus limitarius; 
vulgär diquid für Uquidar; ada- 
hd aus adalil; atfid ans cUfil; *en- 
4o« aus 6tn(£u)7otf ; pg. padejar für 
palejar; padesada für paüsada; 
escada für escala; yor allem aber 
jfcjar aus fejar d.i. laxare; saca- 
lina socalina aus sacadina soca- 
dina. 

Zu den Fällen in denen d zu J 
ward (cota eauda; esquela sehe- 
dula; homeeiUo homieidium; Ma- 
drihnovoiiMadrid; melecinamedi« 
eina; mielgamedica; nalganatica; 
CHI Aegidius; leonesisch julgar 
vilva selmana) füge ich hinzu pön- 
al neben poneidre (pomutn citrus) 
dehna (alt.) für dedma d.i. dezma 
und ialmia taemia; beblado 
alt neben bebdado von bebdo 
d. i. bibitu8; comilon für com»" 
don; xilma bilma d. i. bidtna 
(bizma) aus epitima; zäbila aus 
sabida ; fraile aus /rade ; ardt'J aus 
ardid; calamitia aus cadmia; al- 
mul aus almud; pielgo nuzpiedgo 
(piezgo) d. i. pedicutn ; marzalgo 
neben marzadgo marzazgo d. i. 
. . . aticutn; cicala woraus chigarra 
ans etearia; mielga aus medica; ah 
nado aus adnado aus andnado d. i. 
antenatus (gewöhn!, andado)] cal~ 
nado aus eadnado (candado) d. i. 
catenatus; pg. malga aus madiga 
d. i. tnagidem; calueo aus cadueo; 
albanisch t>eZ-ay für vedahi, aJ- 
mtrar almitir alvertir für admirar 
admitir advertir; baskisch langer 
aus frz. danger. 

Zu dem einen Falle in dem (2 zu r 
wurde (fampara) füge ich hinzu ceri- 
fom neben cedibon; bereu gen a aus 
arabischem badindjan; quijarudo 
von quijada) mdtl.siguirilla = se- 
guidüla; Garifana = Gaditana; 



cubanisch wv'a =* vtdija; rech' 
rar resertor « declarar desertor; 
baskisch galzara neben gaUada 
aus cahada; muruht *>* modiolus; 
auch rechne ich hierher das sp. 
pelarela das aus peladela welches 
aus peladera entstand; menftra 
das ich als differenzirtes mottoia 
ansehe. — An das lateinische 
lingua lacryma malus (madidus 
bei Petronius 4) calamitas capi- 
tolium meridies; an das sicilia- 
nische dd für U stidda nuddu 
oceddu cappidi, und an pararim 
rormiri rui ririri etc. (s. Pitrb 
720 734 775 etc.) brauche ich nicht 
zu erinnern, noch daran dass odo- 
rem und olorem im Span, sich zu 
olor einten. Von den obigen For- 
men differenzirten sich also 
alnado entenado 

bilma od.) ... 
vilma j btzma e ^ tma - 
calamina cadmia 
cola eauda 

chicharr a cicada 
dejar lasar laxar 

dintel lintel lendel lindero 

disipula erisipula 

fraile frade 

melecina medicina 

mentira mentida 

mielga mkdica 

pelarela peladera 

polvareda poloorero 
sacalina sacadina socadiha 

sendos singulos 

§ 26. b (i>) — g. 
Ein nicht gerade seltener Laut- 
übergang. Aus segusius entstand 
sagüeso (astur.), doch ist sabueso 
üblicher; von jagum (haya) ward 
fdbueo statt fagueo dissimilirend 
abgeleitet: marabuto und mara- 
gutOj algaida und albaida, cala* 



J 



237 



bozo und calagozo 1 jabega und 
jabebcty gurujo and bwujo,galgana 
und galbana, gomitar and fomttar 
gehen neben einander her; ferner 
gramido bratnido, gramil bramil, 
grugidor brugidor, grunir brufür, 
grufto brutto pruno, grutesco 
brutesco ; gurö ist das franz. 
bourreau. — Der Asturier sagt 
gut für buey, fuebu für fuego, der 
Andalasier abujero für agujero, 
agüelo für abuelo, caoga für caoba, 
enhoragüena für enhorabuena; 
gofetä für bofetada; gorracho für 
borracho; groma für broma; gu- 
nuelo für bunuelo; gurro für ftwrro. 
Der Aragonese fagüeno für /a- 
fcwewo = favonins. 

Scheideformen sind : der anda- 
lusische Scheidegrass 
dbur für agur agüero 

boardilla od.) ,.„ 

buaräüla \ 9****« 
regüeldovfoneben auch ) 

revüeldo rebüeldo und [ revuelto 

astar. nur bueldo J 
entrevar entregar enter gar 

gastar vastar 

guedeja vedija 

§ 27. g-d. 
Diese beiden Buchstaben wer- 
den häufiger als man meint ver- 
tauscht, und zwar nicht nur wo 
sie von r begleitet auftreten, wenn 
auch dies am häufigsten der Fall 
ist. Neben dragea sagt der Spanier 
gragea und auch ragea (alt adra- 
guea, pg. gragea grangea grangeia, 
mall, retgeya, kat drageya); von 
varenga wird varendaja neben 
varengaja abgeleitet; bieldo lautet 
auch bielgo, edredon auch egre- 
don agredon; gratil draiil; grapa 
drapo; derrama garrama; adraja 
adaraja agraja; almadana alma- 



gana; davieie gaviete; redrüej* 
regruejo; moguUlonmodiUon; cer- 
nadero cernaguero — der bekann- 
ten Beispiele golfin gazapo nicht 
zu gedenken. Wie diese aus For- 
men mit d entstanden so entstand 
grivar aus drivar derivar 
surdir aus surgir 

§ 28. b-d. 
Da ich für den Wechsel von 
p und t oder b und d aus dem 
Spanischen kein Beispiel aufrühren 
kann, wage ich nur zu fragen 
ob endrina und enebrina nebrina, 
ob die schwarze Wacholder- und 
die. schwarze Schlehenblüte beide 
von junip'erus (zinebro zimbro ; gi- 
nebra enebro) herstammen können ? 

§ 29. *— ch D.: 
chamelote camelote; boquin 
bochin; broqueta brocheta ; chaos 
caos; chimera quimera; cherubin 
querubin; chapirote capirote; or~ 
chüla orquilla etc. 
Seh.; 
buche buque 

niachina maquina 

troncho tronco 

§ 30. *— c D.: 
catecismo catequismo ; culantro 
eilantro; zumaya comaya; per* 
venca pervenza; embaucador em- 
bauzador. 

Seh. : 
eima quima 

g und g 
codice cödigo 

ercer erguir 

§ 81. &-/. 
Wie im Vulgairspanischen ah 
cafaz aleahaz neben alcabaz; ah 
gebena neben aljofaina; befre 
neben bibaro; estovar estobar 
neben estofar; falfald neben fah 



238 



bald; algarroba neben algarrofa\ 
tafanario neben täbanario und 
z. B. im Kat flastomar flestomar 
für bla8femar steht, so stehen im 
Schriftspanischen einander als 
Scheideformen gegenüber: 
balsopeto falsopeto fdtseto 

od. farseto 
cuebano cofin 

escobina escofina 

besque hisca (aus viseum) 

in welchem letzteren v zu. b, b 
zu /, / zu h ward. 

Tenues werden Medien. 



§ 32. k-g. S 

abogacion 

algodon 

barriga 

borrego 

botiga 

gacho gajo 

gdlibo 

garces od. 

gälces 
gobelete 
gonfälon 
hurgon 
margajita 
rasgar 
rengo 

sago oA.sayo 
sagramiento 
torga 



§ 33. t- 

algodon 

bodega 

cuida 

cuidado 

cuidar 

darsena(l) 

drapo 

envidar 

esteba 

estribar 



d. 



Diez Gr. I p. 244. 

avocacion 

coion 

barrica 

borrico 

botica 

cacho 

calibre 

carcaj 

carquesio (gel.) 
cubüete 
confalon 
horcon 
marquesita 
rascar 
renco 
saco 

sacramento 
tuerca 

S. Diez Gr. p 226. 

coton 

botiga botica 

cuita 

cuitado 

cuitar 

tereena atarazana 

trapo 

invitar 

estepa 

estripar 



estribo 

fadiga 

grida 

higado 

madriz 

wandil 

mordaza 

nada 
padron 



tripas 
fatiga 
grita 
higäte 
matriz 

mantel mantülo 
mortaja (Zapfen- 
loch) 
nato 
patron 



pedrel pedrero petrero 
quedar 



guedo 
redro 
sueldo 

tan da 

§ 34. p-b. 

abenola 

albudeca 

bala 

baliza 

balota 

balurdo 

bandola 

bandurria 

belitre 

cobra 

desbulhar 

escarba 

jarobe 

pabilo 

preboste 

rebollo 



quietar quitar 

quieto quito quite 

retro 

suelto (gediegenes 

Metall) 
tanta 

S. Diez Gr. I p 277. 
penola 

pateca od. badea 
pella 
paliza 
pelota 
palurdo 
pandora 
pandurria 
pelitre od. piretro 
copla 
despojar 
escarpa 
jarape 
papel 
prepuesto 
repollo 



§35. /-*. 
Wie asfalto aspaUo; esfera 
esper a; esfinge espinge; alfic^Z 
alpicoz; filipodio poKpodio; ga- 
zapaton gazafaton als Doppel- 
formen neben einander stehen, 
stehen einander als Scheideformen 
gegenüber: 

hinojo punilla (d. i. foeni- 

culum) 






239 



§ 36. Erweichung von l zu IL 
Doppelformen des Altspani- 
schen sind apostelar cpostillar; 
ballesta balista; balestrinque bah 
lestrinque; calamandra calleman- 
dra; calentar callentar; denteJado 
dentellado; falecer fallecer; ga~ 
Jarin gallarin; morela morella 
etc. etc. 

Seh. : 



Uapa 


lapa 


Uares 


lares 


llatir 


latir (glatire) 


llevar 


levar 


amartülado 


amartelado 


ballestero 


balistero 


bolla 


bola 


bollero 


bolero 


bulla 


büla 


callar 


calar 


capellan 


capelan 


detalle 


detal 


fallible 


falible 


fallimiento 


falimento 


fallir 


falir 


fillo 


filo 


hollar 


folar 


gallega 


galega 


gamella 


gamela 


golla 


gola gula goles 


manuella 


tnanuela 


molla 


mole (mollis) 


muelle 


mole (moles) 


tallar 


talar (aus taleare) 



§ 37. Erweichung von n zu n. D. : 

menique* menique ; almona al- 
mona; acena acena; anacea ana- 
cea «tc. 

Seh.: 



beleno 
cana 
comuna 
dornen ar 



veneno 
cana 
comuna 
dominar 



encanar 


encanar 


munidor 


monidor 


ordenar 


ordinär 


pano 


pana 


entrepano 


entrepan 


pena 


pena 



§ 38. Erweichung von 
fl zu 11 sollamar soflamar 
gl zu 11 lleira glerao&.glarea 
pl zu 11 Wanten . plantaje 

llecho pleita (plicita) 

§39. 

Vokalauflösung von Con- 
sonanten. Pbv so wie auch g 
und / und ausnahmsweise auch c 
werden beim Zusammenstoss mit 
nachfolgendem Consonanten im 
Spanischen fast immer zu u, das 
mit vorhergehendem a leicht zu o 
verschmilzt. P wurde durch b zu 
u in bautizar baptizare; caudal 
capital; caudillo capitellum; cau- 
tivo captivus; Ceuta septum;jaudo 
jauto sapidus; laudo alt. labidus; 
lauda lapida; raudo rdbidus ra- 
pidus; b ward u in ausencia 
absentia; beodo bibitutn; deuda 
debitum; leudo levitum; so wie 
in dem populären laurente für 
labrante von laborare; v ward u 
in dem frz. cheuron neben chevron 
von caprimiem; g ward u in launa 
laganum u. in somasagma; l ward 
u in cauce calicem; sauce salicem 
so wie in faraute haraute aus 
einem deutschen Stamm mit der 
Endung aldus, und ferner in eoz 
calcem; escoplo scalprum; hoz 
falcem; otero altarium; otro älter; 
popar palpare; soto saltum; topo 
talpa. C ward u in Jaume Jaco- 
bus; auto aetfm; pauta pactum. 
Zu i lösten sich g und c, biswei- 



240 



len auch 7- und dialektisch auch 
r: g z. B. in reino; c in Jaime 
in seis in afeitar und deleitar, 
vor allem aber in der aus et durch 
it ti entstandenen Verbindung ch 
wie in pecho pectus ; lecho lectum. 
Jenes t, wo es vor seiner Meta- 
thesisein a berührt, verschmilzt mit 
diesem zu c wie in htcho pecho fre- 
eho hechizo ; bei acs geschieht bis- 
weilen dasselbe z. B. in tejo taxus 
und in dejar alt Jejar aus laxare. 
L wird im Altsp. sehr oft zu i, 
ein Zug der sich im Westen, in 
Portugal und Gallizien, festgesetzt 
und dort eine allgemeine Vorliebe 
für i statt u als Consonantenlöser 
hervorgerufen hat. Neuspanisch ist 
nur buitre vultur und muy multum; 
Umstellung wie bei dem aus et 
hervorgegangenen it zu ti d. h. zu 
ch ist häufiger. Wie l ward auch 
r zu i: der Andalusier sagt baico 
statt bar co; beigantin statt ber~ 
gantin; caigä statt cargar; gaivo 
statt garbo; laigd statt largar; 
poique statt porque; im Pg. stehen 
gundra und gundia visagra und 
visagia, veiza und versa; im Spa- 
nischen algebia algebra; balaustia 
und balaustra; cabio und cabro 
cabrio; eimbia und eimbra und 
eimbria; labio und labro; ostia 
und OÄfra nebeneinander; auch 
crisopasio und ertsopraso. Und 
wie i und w in ihrer Function als 
Consonantenlöser überhaupt ihre 
Stellen leicht mit einander ver- 
tauschen ward nach g auch r zu u, 
(und da der umgekehrte Gang in 
allenLautveränderungen vorkommt 
auch u [und i] zu r): in flagranti 
ward sp. en flagrante, en fra- 
gt ante und enfraguante; in sangre 
halte ich das r für ein Resultat 



des u und nicht deB n von san- 
guinem; sanguata und sangraza 
gehen übrigens neben einander 
her; wie auch grija und gtftja 
guija; alquinal und algrinal (S. 
.fiomam'a II 240 u. 478). 
/ Die meisten durch Vocalisirang 
y<m Consonanten entstandenen 
Scheideformen sind gelehrten Ur- 
sprungs; populär sind nur: 

1) l u faraute heraldo 

2) b u laurente labrante 

3) r i algebia algebra 

cabio cabra 

eimbia eimbra (aus 
cymbalum) 

§'40. 
C durch tt ti zucä, oder as- 
similirt zu t Ct bleibt in keiner 
Popularbildung unangetastet, doch 
kann es auf verschiedene Weise 
erweicht werden: entweder das e 
wird vocalisirt zu t, selten zu u\ 
u. bleibt in dieser Gestalt, wie im 
Port, immer, bestehen, oder tritt 
hinter das t, mit dem es dann zu 
ch verschmilzt, oder es wird c 
dem t assimilirt. 

Wo beides geschah entstanden 
in der alten Sprache Doppelungen 
wie fruto frueho, otubre ochubre, 
bendicho bendito, punto puncho, 
noturno nochwmo (s. nocherniego, 
jiochuerniego), dicho dito, pecha 
peto, duecho doto (doctus), ducho 
düto (duetus) etc. etc., von denen 
folgende sich zu Scheidefonnen 
gestalteten : 
1) ch-t {d) 

aderecho adrede 

antorcha entuerto 

bendicho bendito Benito 

conducho • conduto 

contrecho contraio 



241 



echar jetar jitar 

entorchar entortar 

lucha luto 

puncha punto [täl) - 

pecho peto (petril) (pre- 

reducho reduta 

retrechero retreiera 

torcha ) . . . . . . 

torta tuerto tarta 



irato 



pleita (plcctus) 



troche 
trecho 

2) cä— ü 

llecho 

3) t-it 

emplenta empleita (impli- 

cite) 
§ 41. Pt zu ut und t. 
Pt ward gewöhnlich zu t; selten 
löste sich p durch b zu «; 
seto " C6«ta 
§ 42. Assibilation tritt ein 
oder tritt nicht ein. 
Sie wird nur bei Wörtern in 
da cio deren es eine ganze Schaar 
im Volksbesitze giebt, vernach- 
lässigt; in populären Worten sonst 

nie. 

brtnza brincia 

ensuzado ensuciado 
esquizado esquiciado 
estanza . estancia 

lazar gew. lacear 

enlazar 
tnazar macear 

riza(T) ricial 

% 43. Medien oder Halb- 
vocale fallen aus. 

1) b prio8te preboste 

taurete taburete 

2) d meaja medalla 

peana peldano (peda~ 

neuß) 
riorta retuerta 
sepais sepaded 
virio verde 

3) g rua ruga 

C. MlCHAfiLIS. 



4) hj boarda 
faena 
niel \ 
neila ] 
ruido 
saina 
traina 



bufarda 
fagina hacina 



nigela 

rugido 

zahina (sagina) 
trajino trahino 
5) v aduana divan 

duela dovela 

recua recova 

recuero recovero 

viandero viv ander o 

§ 44. Syncope tonloser Vo- 

cale. 

Ueber Atona s. oben p. 45 ff. 

und 146, so wie Diez Gr. I 176 

und 197. Weitere Beispiele sind 

unnütz. Nur einige Ortsnamen 

mögen zeigen wie volkstümlich 

diese Art der Veränderungen ist: 

Adra ist Abdera; Arga Aragus; 

Bierzo Bergidum; Bribiesca Vi- 

rov esca ; Brimieda Vimin eta ; 

Cerdana Ceretania\ Ebro Iberus; 

Elche Ilici; Huelva Onoba; Jor- 

quera Soricaria; Manresa Mi- 

nor%8a; Pisuerga Pisorica; Se- 

gre Sicoris; Sitnancas Septiman- 

ca8 etc. 

Seh.: 



abrojo 
adrede 


äbreojo 
aderecho 


adrizar 


aderezar 


alarbe 


drohe 


älga 
andado od. 

älnado od. 

anado 


dlaga 

1 antenado od. en- 
( tenado 


antojos 
arnero etc. 


anteojoß 

harinero etc. [tare) 


arrendar 


arremedar (re-imi- 


canonge 


calöndrigo 


colcha 


canönigo 
colcidra 


conde 


cömitre 




16 



242 



coraznada 


corazotiada 


cornado 


coronado 


crego 


clerigo 


desabrido 


desaborido 


drecera 


derecera 


drezar 


derezar od. aderezar 


estruendo 


\ i 


(oMestrondol . ., 


atrueno) 




trueno 




farseto 


falsopeto balsopeto 


galgo 


Gdllego 


jaudo 


enjabido 


labrero 


laborero 


medrar 


mejorar 


nino 


menino 


payo 


Pelayo 


pebete 


pabilete 


pe8C(T 


alber chigo od. alper- 




sico 


ponce 


pömez 


titnbre 


tempano timpano 


tisia 


vuestra senoria 


usted 


vuestra merced 



§ 46. Contraction von a — e zu a 

maese mase 

maestro mastro 

§ 45. Verschmelzung rona — % 

zu e einmal eingetreten, einmal 

nicht, (ero — aire) 
albaire albero 

canillaire canillero 
colaire colero 

pelaire pelero 

talpaire topero 

§47. Epenthesis. vonVocalen, 
die schon oben p. 68 besprochen 
ward, fand statt z. B. in: ada- 
'raja aus adraja, adarame aus 
adarme; coronica aus cronica; 
filiboteausflibotG ;filibustier neben 
flibustier; garamon ms Garmond; 
gurullada aus grullada; gurumete 
aus grumete; gurupa grupa ; In- 
galaterra neben Inglaterra, roa- 



daraza aus madraza, tnagarazo 
neben magarzo. Der mehrfach ver- 
tretenen Stämme garb skarb harp, 
in ihren Vertretern garab garap 
garraf garamb gdlaf gälap ear- 
rap calap und escarab esearap 
escaraf esgaraf esgarav und 
harap farap zarrap jarap den 
kürzeren garb garfgalf grab grav 
grap und escarb escarp und harp 
arp zarp gegenüber, so wie des 
Stammes grat der auch als garat 
auftritt, nicht zu gedenken, haben 
sich durch Epenthesis geschieden: 
calambre crampa 
enjaretar ensartar 
esparavel esparvel 
färrapa farpa 

härapo arpa 

gurullada grullada 
taravilla travilla 
tulipan (dul- turbante 

ban) 
§ 48. Hiatustilgang durch 
b oder g. 
Hiatus, gegen den die Ko- 
manen eine starke Abneigung ha- 
ben, wird zumeist durch Einschub 
von b v oder g getilgt; sehr oft 
aber auch durch Ausstoss vocal- 
umgebener Medien und Halbvo- 
cale erst hervorgerufen und dann 
gewöhnlich unbeanstandet gelas : 
sen. Der Italiener tilgt den über- 
lieferten zumeist durch v: s. ca- 
volo continovo Genova Giovanna 
Giovacchino manovaldo manovale 
menovare mentovare navolopaüo- 
vire pedovare pingovino t rovano 
smenovito vedova vettovaglia vi- 
vuolo zetovano; durch g in do- 
gana nugolo pagolino ragunare. 
Der Franzose durch v z. B. in 
emblaver manovelle (aus manwtk) 
pivoine tartevelle vertevelle. Der 



243 



Spanier durch v z. D. im asp. 
judivo juvicio ; im neusp. casobar 
citoval botava nb. botua, in Val- 
devino8 aus Bdlduinos, in vovedo 
aus frz. vouede gaede. Scheide- 
formen sind nur 
corbata Cr o ata 

mgüela oder 

vihuela viola 
diabar loar (laudare) 

Ohne das prothetische a wäre 
älabar in seinem. Werte fast un- 
verändert zu nennen, da b ja das 
verlorene d ersetzt. 

§ 49. Apocope 

1) des auslautenden Vocals 
nach l n r s z y j k; 



l. 



fil 

pal 

papel 

tranquil 

vil 

viril 

detal 

val 

bajel 

caseabel 

crisol 



filo 

palo 

pabilo 

tranquilo 

vüo 

brillo (berilo) 

detalle 

volle 

bajillo 

cascabillo 

crisuelo 



mandil maniel mantillo 



n. 



centen 

cerajin 

collarin 

destin 

escolan 



gdlan 

len 

man 

patron 

seisen 

tercer 

ton 

trajin 

un 

v einten 



centeno 

cerajino 

collarino 

destino 

escolano 

espina 

galano 

lene 

mano 

patrono 

seiseno 

tercero 

tono 

trajino 

uno 

veinteno 



r. 



cofin 

pdmpol 

son 

tron 

cuchar 



nacar 
«od. cas 
z. diz 

envas 

fres 

ras 

reve8 

tez 

trasdos 

traves 

faz 

tas 

eaz 
yo&.ensay 
j 1>oj 
Je vivae 



cuebano 
pämpano 
sueno 
trueno 
euchara (coclea- 

ria) 
näcara 
casa 
dice 
envast 
freso 
raso 

revieso (reversus) 
terso 
trasdoso 
travieso 
fajo (fascü) 
tajo 
calce 
ensayo 
buje 
vivaque 



2) von io ia ie nach rlno&.z 



agtir 

facistol 

desden 

Iladon 

hat 

prez 



agüero 

fäleistorio 

desdeno 

lodono 

hacia 

precio 



3) von io in dem aus arium 
entstandenen ar. 
ar — ero. 



er- 



balsar 

cebollar 

epistolar 

membrülar 

palmar 

palomar 

tablar 

tejar 

telar 

vivar 

4) in er aus 
-ero 

traveßer 



balsero 
eebollero 
epistolero 
membrillero 
palmero 
palomero 
tablero 
tejero 
telero 
vivero 
arium 

travesero 



16 



* 



244 



5) in el ans arium 
el-ero 

cintrel 
cuartel 
dintel od. 
Untel ' 
graticl 
lebrel 
pedrel 
puntel 
timonel 

6) in al ans arium 
al—ero 

clavdl 

cuadernäl 

cuarial 

cucharal 

fosäl 

harnal od. 

harinal 

farinal 

temporal 

visal 

7) in dor ans torium 
dor—dero 

cebador 

cenador 

colador 

comedor 

corredor 

matador 

oledor 

pudridor 

salador 

surgidor 

tomador 

varador 



cinturero 

cuartero 

lindero 

graner o 
lebrero 

pedrero petrero 
puntero 
tinionero 



ctavero 

cuadernero 

cuartero 

cucharero 

fosero 

harinero 

harnero od. 

arnero 

temporero 

visera 




cebadero 

cenadero 

coladero 

comedero 

corredero 

matadero 

qledero 

pudridero 

saladero 

surgidero 

tomadero 

varadero 

8) Apocope eines auslautenden 
Consonanten (n s) 

aljonjoli gergelin(o) 
derrame derramen 
holli hollin 

londo Londres 

9) Apocope ganzer Silben 
cumpä compadre 



fraile freue 

mucho 

pagado [trum) 
estruendo (tont- 
§ 50. N eingeschoben oder aus- 
gestossen; s. Biez I 361- 

ataeär 

atracar 

enjunque 

bfoche 

brocha 

cuenca conca, 

concha 

zoclo 

emplenta 

erizar 

entrincar ifitrincar 



atancar 

atrancar 

ayunque 

bronche 

broncha 

coca 

eoeka 

chanclo 

etnpleita 

enrizar 

entricar 

intricar 

intrigar 

esplinque 

flanco 

gringo • 

laneha 

menjurge 

parangon 

rendar 

renglon 

ringla 

tanca 

zonzo 



esplique 

flaco ^ 

griego 

laja (laxus) 

mejurge (v. miscere) 

paragon 

redrar (reiterare) 

reglon 

regia 

taca 

soso (insulso) 
Ich zähle hierher auch» lejos 
das durch lungo longo lonja Jen- 
jos luenjos aus longus entstand. 
Die Form lenjos steht z. B. noch 
in Mayans y Siscar. Sämmtliche 
dialektische Formen, das altsp. 
luene (noch im D. Quijote) gall. 
longe astur. Uone lluene it. llttny 
mall, lluny pg. longe, so wie lyo 
das neben lejano lejania lejura 
lejuelos steht, sprechen für diese 
Etymologie. Ein Analogon zn 
laxus, das Biez in lejos erkennen 



245 



will, ist dagegen nirgends im Ro- 
manischen aufzufinden*. 

§ 51. D nach l oder n einge- 
schoben oder ausgestossen. 
Apocope odjer Epithesis von 
do—te. 

Der Einschub von d nach 
l und n und r ist nicht 
-weniger bekannt als der von b 
nach m oder von m vor b und p. 
In umgekehrter Entwickelung 
schwand auch da wo Id nd rd 
oder nt etymologisch begründet 
sind oft das d t, freilich dann stets 
so dass auch der auslautende 
Vocal schwand und wund {nun im 
Auslaut standen ; r verwandelt sich 
in diesem Falle in l. 

Eingeschoben ward d nach l 
in apelde lapelde pelde von ape~ 
Jar; in bulda bulla; celda cella$ 
humilde humüis; rebelde rebellis 
Joldo tholus; in rivalde neben 
rivdl; in codecfldo neben code- 
cillo; l hingegen im arabischen 
aWayalde alcalde arrabalde; in 
eneldo aus anethum; in peldano 
aus pedanßus. Aus tl entstand 
durch Metathesis Id, durch Assi- 
milation 11: Fälle wie cabildo ca- 
bitto; espalda espalla; und arab. 
balle bdlde gehören daher nicht 
hierher. Nach n trat d ein in 
pendola aus pennula ; in amerin- 
dar (alt) von merino= maiorinus ; 
in avecindar von vicinus ; in ara- 
pende neben arapenne; es ging 
verloren in escana von escanda. 
Abgeworfen ward de te in acuen 
daquen alen neben acuende da- 
quende allende ; in adö d. i. adon 
neben adon de; davan neben da- 
vante, arrel neben arrelde, mer- 
chan neben merchante, fuen ne- 



ben fuente; milor neben milorde; 
tnonfor neben monforte 9 Bemal 
neben Bernardo; angefügt in 
husardo nebQn husar; turbante 
neben turban; in jaguardo cu- 
guardo neben Jaguar euguar; im 
kat. mirobolante, käst, mirabolano 
aus {AUpoßaXavo?. 

Scheideformen nun sind: 
1) durch eingeschobenes rfnach 7 
apelde od. 



lapelde od. 


\ apelo 


peZrfe 




buldero 


bulero 


celda 


cüla 


enceldar 


enceUar 


peana 


peldano (pedaneus). 



Espaldera espalera 
rolde rollo rol 

sind wie jene zwar Scheideformen, 
doch ist weder Einschub noch 
Ausfall von d in ihnen vor sich 
gegangen : Id und 11 sind verschie- 
denartige Vertretungen von - tl: 
espatularia rotulus. 

2) durch eingeschobenes d nach n 

P Zbe a nola\ * endola ( von P ennä > 

3) durch ausgefallenes d nach n 
jpenoZ pendol (y. pendulus) ; 

4) durch Assimilation von nd zu 
n wie sie z. B. in canado neben 
candado, anado neben andado = 
catenatus antenatus und escana 
neben escanda vorliegt 

jpenoZ pendol (pendulo) 

5) durch Apocope von d e od. £ e 
ar<7en argente od. argento 
den ciento 

clerizon clerizonte 

galan • galante 

gran grande 

iman diamante 

holan holando 



246 



san santo 

segun segun do 

3) durch Epithesis von te 
esper on esper onte 

§ 52. b nach m ausgestossen 
oder eingeschoben. 

Der Labial m erzeugt so- 
wohl wo er in Mitten zweier 
Tocale steht als da wo er 
einem andern Consonanten, vor 
allem einer verwandten Liquida, 
vorhergeht, hinter sich gern ein 
parasitisches b; und andererseits 
erzeugen b und p vor sich gern 
ein parasitisches m : eine Erschei- 
nung für welche wohl eine jede 
Sprache Beispiele liefern kann, 
die aber gerade im Romanischen 
und speciell wieder im Spanischen 
sehr häufig ist. Der Franzose 
schiebt m in cambuse gingembre 
lambruche lambrusque; b in 
chambre comb Je concombre flam- 
beau humble ein; der Portugiese 
b in pälomba; der Italiener b in 
rombice rimburchiare ; m in ram- 
ponsola; der Spanier m z. B. 
überall wo sub vor ein mit 6 oder 
p anlautendes Wort tritt, wie in 
zambucar zambullir zampuzar 
sompesar; ferner in bompres lam- 
brusca lamparon lampsana; in 
pampirolada neben papirolada; 
€8trimbote neben estribote, trom- 
pezar neben tropezar etc. etc.; b 
in der ganzen Reihe der aus 
lat. Wörtern in amine inline 
umine udinem hervorgegange- 
nen, oder kraft der Ana- 
logie ihnen nachgebildeten Sub- 
stantive in ambre imbre umbre, 
so wie in einer minder langen 
Reihe von Arabismen in welchen 
m mit l oder r in unmittelbare 



Berührung kam. Die arabischen 
sind alharribra alfombra alutnbre 
azumbre rambla zambra nnd kat. 
adzemble neben käst, acemila. 
Nicht jene Endungen sind ambre 
embra imbre ombre ambre in 
hambre aus famin em fär famem; 
kembra = femina; mimbre vim- 
bre «* vimine; hombre hominem; 
nonibrenotninem; cogombro cucu~ 
merem; cumbre eülminem; lutnbre 
lumine; auch sembrar seminar; 
remembrar rememorar; hombro 
humerum sind besonders zu er- 
wähnen. Amine aber ward ambre 
in arambre aeramine; cor ambre 
cor amine; enjambrar exami- 
nare; estambre st amine; hör ambre 
forambre for amine; pelambre 
pelamine; raigambre radicam- 
ine; velambre velamine; darnach 
cinorambre cochambre colambre, 
fiambre friambre, jarciambre os- 
ambre vegedambre od. vedeg od. 
veg. od. beg. od. meg. od. verdeg- 
ambre; ordimine ward urdimbre 
urdiembre. Neubildungen sind 
cur timbre Lederwaaren von curtir, 
escurrimbres Neige von escurrir 
von correre. Timbre entstand aus 
umine nur in legumbre legumine, 
salumbre salumine, herrumbrefer- 
rumine und techumbre tectumine 
für tegumine; aus udinem in as- 
per edumbre certidumbre costumbre 
dulcedumbre espesedumbre firme- 
dumbre fortedumbre gravedumbre 
salsedumbre solidumbre tnanse- 
dumbre muchedumbreservidumbre. 
Neubildungen waren die asp. cor- 
redumbre escuredumbre und die 
neusp. franquedumbre feadumbre 
libredumbre limpiedumbre pesa- 
dumbre poquedumbre pudredum- 
bre quejumbre reciedumbre suce- 



247 



dumbre undumbre. Mit den mots 
savants welche jenen entsprechen 
können sie keine Scheideformen 
bilden, da die ersteren aus der 
Hominativform gebildet werden. 
Sie endigen auf ud und amen 
imen umen. 

Scheideformen, unter die ich 
die verschiedenen Vertreter des 
deutschen Stammes grb nicht 
aufnehme, noch die zahlreichen 
des lat. Stammes lamb (lecken) 
(lab. lam lamb. lap lamp) sind: 
atambal 



timbal ) 


atabal 


atrampar 

aeumbre 

bombasi 


atrapar 
tomin \\J+2) 
boboci 


cambron 


crabron(crabronem) 


crampon 
dombo 


grapon 
domo 


flambante 


ftamante 


grampa 

jamon 

limo 


grapa 

jambon gambon 

limbo 


lomo \ 




loma ( 


lombo 


loba ) 




rumo 


rumbo 


trampa 


trapa 


zompo 


zopo 



§ 53. Epenthesis von r od. L 
l — r. Einschub Ausstoss und 
Versetzung des flüchtigen r wie l 
sind im Romanischen etwas sehr 
gewöhnliches. Versetzungsbeispiele 
aus dem Spanischen stehen bereits 
oben. Beispiele für Einschub von 
r nach anlautenden b und g und 
/ und p und es, der sehr beliebt 
ist, sind bretonica aus betonica; 
brüjüla von buj d. i. pyxis; frisol 
frisuelo aus phaseolum ; grondola 
aus gondola; pringue mspingue, 
estrella aus Stella. Neben ein- 



ander stehen fruslera und fuslera; 
brusela und bucela; broslar und 
boslar; graznar und gaznar, graz- 
nido und gaznido ; estepa und es- 
trepa; estallido und estrallido; 
estopajo und estropajo; estamena 
und estramena; estrangurria und 
estangurria; estrave und estave. 
— Im Auslaut und Inlaut steht 
ein eingefügtes r in adelantre 
hiniestra buenamientre pedestral 
(tiiTpedestal),petrimetre ; in marjo- 
leta von majuelo ; in engarzar aus 
engazar encastar encaustar; in al- 
verja neben alveja = ervilia; in 
areidriche aus ajedrez. Ausfall fand 
statt z. B. in sacho sarculo, macho 
tnarculo, cirujano aus cirurjano, 
bujaca aus burjaca von byrsa etc. 
etc. L fiel aus z. B. in carbunco aus 
carbunculum, gilofe neben gilofle 
girqfle; und ward eingesetzt z. B. in 
adufle atifle altramuz maldltia etc. 
Seh. entstanden auf diese Weise in 
r calibre calibo od. galibo 

celestre Celeste 

jaldre jalde 

lacre laca 

lastre lasto 

ledro ledo 

mucre muco 

neguitta negriüa 

noere noque 

quemar cremar 

brinza binza 

estribo entibo (aus stipes) 

tröste tasto 

engarzado engastado 

nb.engazado 

patruüar patullar 

tarja taja 

tarjar tajar 

l ward eingeschoben nur in 

espliego aus espiga 
und fiel aus durch Dissimilation in 



248 



cäbilla clavija 
cabillero clavijero 

§ 54. Aphäresis. 
Ich brauche nur auf p. 74 
zurückzuweisen. Dass die dort 
angeführten spanischen Beispiele 
eben so wenig vollzählig sind wie 
die der übrigen Sprachen, ward 
bereits gesagt. Jetzt kann ich das 
veraltete letuario für electuario it. 
lattovaro; lopicia für a/opt et a(sonst 
auch alpez); londiga für dlhondiga 
hinzufügen; und von modern 
spanischen morela von amor, suela 
zuela aus azuela (asciola), gorbion 
gufbion arabisirtes euphorbium, 
gujams agvja, lastra plasta plaste 
aus emplastOy yunque aus ayunque 
d. i. incudine, nebrina neben ene- 
brina von juniperum. Die altsp. 
Formen kernen cia für vehemencia, 
hucia für fiducia können durch 
CoDtraction eben so gut wie durch 
Aphäresis entstanden sein. 

Scheideformen entstanden durch 
das oben nicht berücksichtigte 
Schwinden der ersten Hälfte einer 
Konsonantenverbindung, d. h. der 
muta welcher eine Liquida folgt, 
oder des 8 welchem eine muta 
folgt. Doppelt populär sind davon. 
1 ) chaple(&lt escaple, das also durch 
die nicht nachweisbaren Mittel- 
formen esclaple claple hindurch 
gegangen sein wird.) escoplo 

(scalprum) 
lastra plasta plaste (im- 

plastrum) 
quina esquina 

rampa crampa 

trinque trin- es trinque estrenque 

quete 
tripa eßtribo 

2) durch das gleichfalls nicht 
berücksichtigte Schwinden der 



enebro 
v impla 
h(f) arnero 
arpa 



Halbvocale j und v, so wie des 
Hauchlauts h 
j echar jetar (jactare) 

ginebra \wimpel) 
grimpola (dtsch. 
harinäl farinal 
harpa hdrapo 
arpado farpado 
ora hora 

3) durch Abfall des als Artikel 
missverstandenen l nur in 

azul lazuli {Japis) 

4) durch den, in almatica aus 
dalmatica; amacena aus dama- 
cena; anta aus danta (arab. 

U t <) bezeugten Abfall von d nur 

in: 

ar8enäl ar- darsena 
sena tercena 

atarazana 

5) durch Abfall des Anlauts- 
vocals in: 

embriago 
aguja 

azada 

eminencia 

amorgado 

apelo 

erizar 
suelo od. zuela azuela 
yunque ayunque * 

6) durch Abfall ganzer Silben in 
fondo profondo 
juruco od. ju- abejaruco 

rugo 
mingo domingo 

plasta 

plaste 

lastro 



briaga 
guja 

jada 

minencia 

morgado 

pelde 

rizar 



emplasto 



vera 



ribera 



§ 55. Prothesis. 
Sie ist nichts als das Gegen- 
stück zur Aphäresis, und geht 
dem Verfahren dieser ziemlich 



249 



genau Schritt vor Schritt nach: 
Beispiele von Prothesis denen 
nicht ein entgegengesetztes Bei- 
spiel von Aphäresis entspräche, 
kommen gar nicht vor. Denn jene 
ist im Grande 'nur durch Analogie 
zu dieser entstanden. ' Diejenigen 
Bestandteile eines Wortes welche 
man wechselnd bald an, diesem 
oder jenem Worte hörte, bald 
aber nicht hörte, wurden einer wei- 
teren Anzahl von klangverwandten 
Worten beliebig wechselnd ange- 
fügt und wieder entzogen. Streicht 
.man bisweilen ein Auslaqts-Z, so 
fügt man es bisweilen auch grund- 
los an: este und teste; alba und 
loba sind die einzigen so entstan- 
denen Scheideformen des Span, 
welches, weil es Elision des Ar- 
tikelvocals vor Anlautsvocalen nicht 
kannte, jene Doppel erscheinung 
nicht begünstigen konnte. Fällt 
das fast stumme h oft hinfort wie 
in ora arpa, in arropea aus har- 
ropea herropea ferropea; in 
arenga etc., so wird es oft auch 
fälschlich angefügt wie in hazada 
neben azada von axis; in henchir 
aus implere ; in hedrar aus iterare*; 
in hiedra für yedra aus edera; in 
hiero für yero ervum; in hinchar 
aus inflar, in hullera für ojera alt 
ollera ocularia; in huevo huerco 
huerfano huergano huebra hueso 
aus ovum orcum orphanum Orga- 
num opera und os. — Fiel j einige 
Mal fort, so trat es auch einige 
Male wie in jdndalo jiride hinzu 
und tritt im Munde des Andalu- 
siers vor jeden Anlautsvocal: er 
sagt jesto jeso jescribano jarti- 
culo etc. — Wie d dann und wann 
verloren ging, und im Munde des 
Andalusiers fast ausnahmslos da 



wo es etymologisch begründet ist, 
verloren geht, so erschien es dann 
und wann wo es nicht hingehört; 
es und des vertauschen ihre Stel- 
len ganz willkürlich, für üquierdo 
hört man auch desquierdo und 
gerade der Andalusier ist es wie- 
derum der statt alguno aqui en- 
trar equilibrio ir und umforme 
dalguno daqui dentrar dequilibrio 
dir und deniforme zu sagen pflegt ; 
ursprünglich vielleicht nur da wo 
sonst das Vorangehen eines voca- 
lisch endenden Wortes Hiatus er- 
zeugt hätte, jetzt jedoch auch wo 
solches nicht der Fall ist. Aus 
dem vulg. Ital. ist diese Prpsthesis 
übrigens bekannt. — Auch v (b g) 
dient oft dazu bedeutungslos, le- 
diglich um lautlicher Zwecke wil- 
len, den Wörtern vorzutreten: der 
Altspanier sagte vuedia für hoy- 
dia, und der Katalane sagt heute 
noch vuy dafür; ferner vuytanta 
für uytanta oitanta octanta oc- 
tuaginta; vora für ora Ufer Band; 
gosar für osar /lern auch das 
mail. volzä entspricht. In Friaul 
heisst der incubus vencul\ mail. 
u.bresc.ist bomborin bombolin um- 
bilicülus; vulg. vito vire iüritoire; 
venez. vovo für uovo; vovarolixa 
ovarol, während im Allgemeinen 
gerade in diesem Dialecte der 
Abfall von v vor dem wahlver- 
wandten o und w, aber auch vor 
i das übliche ist : oladega ist vol- 
atica; ose voce; idole vidole etc. 
Aus dem Spanischen kann ich nur 
Doppelformen anführen ohne stets 
sagen zu können welche die ur- 
sprüngliche d. h. welches das 
Etymon ist. In buraco das ne- 
ben huraco furaco juraco ho- 
raco auftritt und von forare 



250 



stammt, kann&direct auf/ zurück- 
weisen; im altsp. valcavera (Ale- 
xand. 117) für alcavera alcavela 
alcabela ist es unbedingt prosthe- 
tisch ; ebenso in bujier neben ujier 
hüjier frz. huissier; ebenso in 
bucha neben hucha; unbedingte 
Aphäresis liegt vor in onar für 
ganar guanar. Bei barloar har- 
loar; bei barenga varenga orenga 
so wie bei orujo borujo; und on- 
cejo vencejo weiss ich nicht zu 
sagen was primär und was secun- 
där ist. Vencejo könnte vincicu- 
lum sein'; und da der Aragonese 
einerseits fencejo; der Kastilianer 
honcejq oncejo N sagt, könnte man 
versucht sein ein unbewiesenes 
huencejo dazwischen zu schieben 
und eine, freilich seltsame, rück- 
läufige Bewegung von e zu ue 
und o anzunehmen, wäre sie eben 
nicht gar zu seltsam. Besser könnte 
oncejo das auch Nagel ungula be- 
deutet, auf unciculum für uncinum 
beruhen und beide also von einan- 
der zu trennen sein. Garbanzow&gQ 
ich, trotz Dies* entschiedener Ab- 
weisung (II c. s. y.), angesichts der 
pg. Formen ervango hervango, auf 
den in orobacia orobanche wie- 
derkehrenden gr. Stamm £peß <5poß 
(Erbse) zubasiren. — In batdW&tt- 
rock das mit huata ein Scheide- 
paar ausmacht, ist b nichts als 
konsonantirtes u, wenn es nicht 
gar aus Italien eingeführt ward 
und also durch Aphäresis des o 
von ovata entstand. Prothesis von« 
ist im Span, ziemlich häufig wenn 
auch lange nicht so wie im Ita- 
lienischen. Formen wie escam- 
bron escofia escomenzar escontra 
esgambete estropezar etc. etc. wa- 
ren im Altspanischen sehr häufig. 



Zu Scheideformen wurden escar- 
zar aus castrare, estruendo aus 
tonitrum. Entsprechend der schon 
belegten Aphäresis von f b g vor 
r. tritt Prosthesis von b z. B. im 
venez. brica für rica erica; von 
/ in frambola aus romba ; von g 
in granzio, neap. granceto aus 
rancidu8 ein. Spanisch ist nur 
die Prothesis von b welche die 
unten erwähnten Scheideformen 
brusco rusco (lat. ruscum) broca 
rueca (dtsch. Rocken) und bronco 
ronco für roco aus raucus ergab. 
Durch a und dl wurden so un- 
endlich oft und so unendlich viele 
sp. Wörter erweitert, dass. Bei- 
spiele unnütz wären. Ich nehme 
dennoch das Lexikon und setze 
einige hierher abonanza acipres 
agengibre alaton dlacayo; alcoce- 
tra altnena alcayoba. S. Diez 
Gr. II p. 420 u. 437. Von hierher 
gehörigen Scheideformen stehen 
amortiguar apaciguar atestiguar 
averiguar aderezar adevino atara- 
zana arambel acimboga atribular 
bereits in anderen Teilen der Lis- 
ten ; ebenso die mit en erweiterten 
enclenque endeble endilgar enaje- 
nar enlazar engendrador. Wenig 
neue kommen hinzu. 

Erweiterung 1) durch h 
huebra obra 

kuerco ogro 

huergano ärgano 
hullera ojera 

2) durch l 
leste este 

3) durch ,; 
jändalo andaluz 

4) durch b 
broca rueca 
bronco ronco 
brusco • rusco 



251 



tenaza 



5) durch s 
estruendo truenö 

6) durch a 
aduana divan 
diabar loar 
arruga ruga 
atabal timbal tabal 
azimut cenit 

7) durch al (s. ob. p. 158 ff.) 
alarbe drabe 

alcuba cuba 

alera era 

algodon coton 

alhoja foja od. flog a(fulica) 

8) durch en 
embojo boj buje 
enser ser 
entenalla ) 
antenalla ) 

9) durch m aus umdeutender 
Analogie zu mdrtnol in 

marfil alfil 

§56. Erhärtung von Vocalen 

zu Consonanten 
■wie z. B. von i zu g in vengo 
tengo salgovalgo, fand zum Zwecke 
oder mit dem Resultat der Diffe- 
renzirung nur statt in: 

IL Scheideformen 
§ 1. Accentveränderungen. 
Wo dasspanischeVolk schwache 
Position für voll angesehen hatte 
(alegre culebra tinieblas) wo es 
iolus zu iölus uelo gemacht hatte 
(hijuelo lenzuelo viruelas); wo es 
unbetonte Ableitungssilben nach 
Analogie anderer gleichgestalteter 
aber betonter accentuirt hatte 
(tdus zu ido ; mus zu ino: cedrino 
enjabido)-, oder umgekehrt beton- 
ten ihren x Accent nahm (finitum 
cordätum dativus); oder ohne 
sichtbaren Grund sonstige Accent- 
veränderungen vornahm, aus Paro- 



compango compano 
saborgar saborear 

u ward b in 
bata huata 

§57. Epenthesis \ong\OTua : 
mangual manual 

menguar minuar 
§ 58. Unklassificirbare Scheide- 
formen volkstümlichen Ursprungs 
sind die aus oticus auf verschie- 
denem Wege entstandenen 
montaje montazgo » 

villaje villazgo 

das aus aginem entstandene 
llanten plantage 

das aus iculum entstandene 
piezgo- pezuelo peciolo (pe- 

diculum) und 
plazo pleito (placitum) 

ceUo cercho (circulum) 

mallo *macho (marcülum) 

cabal caudal (capitalem) 

lindo limpio (limpidus) 

puelo pueblo (populum) 

viejo viedro (vetulum; nur 

in Ortsnamen üb- 
lich) 
manqjo manopla (manopu- 

, tum) 

gelehrten Ursprungs. 

xytonis Proparoxytona machend \ 
wo es in lat. gr. Wörtern der lat. 
Betonung vor der griech. den Vor- 
zug gegeben hatte (zampona; par- 
rocha; degana), da überall stellte 
der gelehrte Spanier den alten 
unveränderten Zustand wieder her. 
So entstanden die Scheideformen: 
acibo acuifolio 

albedrio arbitrio l 

albedro (od. 

ervedo) ärbuto 
cadera cätedra 

1 Arbütum der Erdbeerbaum trägt 
im Spanischen in den verschiedenen 



252 



citola citara 

cuerdo 

dddiva 

degana 

enjabido 

enteco 

entero 

fwo 

frisuelo od. 

fresuelo 

frezuelo 
hoyuela 
Isidro 
Jaime • 

Jaume 

Jago 

löbrego 
majuelo 
manso 
tnenino 
nino 
nieto 
pdtera 
pulicdn 



trebol 
treudo 
zampoha 



guitdrra 

corddto 

dativo 

decania [sipido 

iti8dpido gew. in- 

hectico 

integro 

finito 

fastolo 

fovMa 
Isidöro 

Jacöbo 

lugübre 
maleolo 
tnatisuUo 

minimo 

nepote 

patena 

pelicano (durch fal- 
sche Gelehrsamkeit 
producta) 

trifolio 

tributo 

sinfonia l 



Provinzen sehr verschieden aufsehende 
Namen die jedoch alle auf einem Etymon 
beruhen. Der Asturier sagt albidro, der 
Gallizier Srvedo, der Kastilianer alborto, 
alborzo alborto, der Biscayer borto borta 
bortal, der Katalane arbos arbosser, der 
Mallorkaner arbossa, der Aragonese al- 
borocera; der Portugiese sagt ervodo, der 
Franzose arbouse arbousier, der Englän- 
der arbute. — Arbutum ergab davon er- 
vedo erbedo irvodo; es zu abutrum um- 
setzend und in Folge davon den Accent 
verändernd, entwickelte der Asturier 
durch abuidro und albuedro albedro. Aus 
einer anders gearteten Metathesis, aus 
aburtum entstand das käst, alborto, das 
biskayische borto. Aus dem Adj. arbu- 
teus das kat. -mall, arbos etc. und das 
frz. arbouse. Aus aburteus käst, aborzo 
alborto ; aus abroteus arag. albrocera albo- 
rocera. Nur das englische hat die ge- 
lehrte Form benutzt. 

i Suelta und vuelta und böveda bilden 
mit soluta voluta keine Scheidepaare, da 



§ 2. Metathesis. 

1) es zu «c. 
escamar examinar 
lascar laxar 
tascar taxar 
nesgo nexo 

2) anderweitige Umstellungen: 
encostrar encrustar 

lasca laxo 

entregar entergar integrar 
escarzar castrar 

escupir cuspir (conspuere) 

escudrino escrttlinio 
floja foja focha: fulica 
löbrego lugubre 

orondado undulado 

crepar 

secuestrar 

torso 

3) Metathesis der Erwei- 
chung wie z. B. das asp. Uno 
Teno neben llano Ueno sie auf- 
weisen, hat eine Scheideform pro- 
ducirt in dem im Asp. nur solle- 
var lautenden 
8oliviar sublevar 

§ 3. Vocalveränderungen. 
1) t-e 



quebrar 

secrestar 

trozo 



astitta 

belorta 

cardenäl 

cebo 

cedo 

cepo 

cerca 

cerco 

cerro 

cesta 

contenencia 

huergano 

huevo 

conteniente 



astela 

vilorta 

cardinal 

cibo 

cito 

cipo 

circa 

circo 

cirro 

cista 

continencia 

örgano 

ove 

continente 



die syncopirten Formen (nebst böveda) 
auf solvita volvita beruhen. 



253 



crespo 


crispo 


mötilo 


mütilo 


er est a 


crista 


odrero 


utrero 


destellar 


destilar 


orea 


urca 


encausto 


incausto 


övulo 


öbolo 


enciso 


. ineiso 


pulienta 


polenta 


enfermo 


infirmo 


redonda 


rotunda 


engrasar 


incrasar 


rotura 


ruptura 


enhiesto 


infie8to 


tornar 


tumar 


entre 


inter ... 


torno 


turno 


entredos 


intrados 


tremolär 


tremular 


hebra 


fibra 


virote 


viruta 


hiniestra 


genista 


volcan 


vulcan 


lengua 


lingua 


3) e— ie 




lesion 


lision 


cayente 


cadente 


letania 


litania 


eimiento 


eimento 


mar g mar 


marginar 


durmiente 


durmente 


menar 


mitiar 


entendiente 


intendente 


menester 


tninisterio 


hierro fierro 


ferro 


menestra 


ministra 


mor diente 


mordente 


menoria 


minoria 


poniente 


ponente 


mesta 


mixta 


pudiente 


potente 


mestttrar 


mixturar 


solviente 


solvente 


pestillo 


pistilo 


taniente 


tangente 


revendicar 


revindicar x 


tendiente 


tendente 


selva 


süva 


4) »— ie 




seno sien 


sino 


ariesta 


arista 


senar 


signar 


fiemo 


fimo 


sexio 


Sixio 


siesta 


Sixto 


sipia jibia 


sepia 


yerto 


hirto 


verga 


virga 


5) o— ue 




2) o—u 




cuenca 


conca 


albur 


albor 


cuerna 


corna 


copa 


cupa 


fuego 


foco 


embustero 


impostor 


fuero 


foro 


encostrar 


encrustar 


grueso 


groso 


fistola 


fistula 


huesa 


fosa 


flotar 


fluetuar 


huesped 


hospite 


fosco h08C0 


fusco 


hueste 


hoste 


gordo 


gurdo 


impuesta 


imposta 


gropo 


grupo 


lueJlo 


lolio (joyo) 


hongoso 


fungoso 


mueble 


tnövü 


Korea 


furca 


retuerta 


retorta 


hostigar 


fustigar 


tuero 


toro 


lunga 


longa 


5) o—hue 




mocoso 


mueoso 


huerco 


orco 



254 



7) a—ö 




tesoro 


tesauro 


drgano 


örgano 


topo 


talpa 


balume 


volumen 


" toro 


tauro 


casaca 


Cosaca 


* 15) aw(aZ)- 


-a 


cava 


cova 


agosio 


augusio 


corcova 


concava 


agüero 


augurio 


langosta 


locu8ta 


cacera 


caucera 


8) a—u 




cativo 


cautivo 


anguarina 


hungarina 


caz 


cauce 


9) a—i 




engaste \ 
engace / 


incausto 


balance 


bilance 




calandra 


cilindro 


fasto 


fausto 


canasta 


canistro 


recado 


recaudo 


salvaje 


silvatico 


saz . 


sauce 


10) u—i 




16) MO— 




ginehra ) 
zimbro) 


junipero 


cota cuota 

Consonantenveränderungen 


gruta 


cripta 


§ 


4. r— l 


tufo 

-4 H \ •* 


Ufo 


Auslautend 


l 


11) 0-t 




atnbol 


ambar 


codeso 
codono 


cüiso 
cidonio 


azur 


azul 


cilantro od. 


coriandro 


Inlautend 




cülantro 




citola 


citara 


colindrate 




lugar 


local 

m m 


12) o— e 




platicar- 


practicar 


redonda 


rotunda 


§ 


5. n—r. 


13) ew — o 


• 


curtido 


contrito 


romadizo 


reumatismo 


§ 


6. &— v. 


14) aw(aZ) 


zu 


balume 


volumen 


coZa coda 


cauda 


belorta 


vilorta 


cosa 


causa 


ho da 


voto 


coto 


cauto 


äbogacion 


advocacion 


hoz 


falce 


viril 


berilo (beryUus) 


hoz 


fauces 


§ 


7. /-Ä. 


llosa 


clausa 


haces 


fasces 


(choza?) 




hacia 


fade 


moro 


mauro 


hecho 


facto 


nocher od. 


J 


hembra 


femina 


nochel od. 


) nauclero 


horno 


fumo 


nochelo 


1 


horca 


furca 


otero 


altario 


enhiesto 


infiesto 


popar 


palpar 


§ 


8. s—j< 


posa 


pausa 


jabonera 


saponaria 


sorna 


salmajalma (sagma) 


jaco 


saco . 



255 



jetne 




semis 


pella 


pila 


serga etc 


>• 


serico 


pestillo 


pi8tilo 


jeringa 




siringa 


postilla 


pustela 


jibia 




sepia \ 


§ 


15. n — «. 


jujubo 




zizifo 


anada 


anata 


jugo 




8UC0 


§ 


16. g— Tc. 


dejenjo 




descenso 


äbrego 


äfrico 


fajos 




fasces 


aguaducho 


acueducto 


hacina 




fdgma 


dlaga 


älica 


itijerir 




inserir 


baga 


baca 


pejego 




per8tco 


canönigo 


canönico 


pejigucra 




per8%caria 


doblegar 


duplicar 


tieft ga 




vesica 


engrasar 


. incrasar 




§ 


9. tn—b. 


enjugar 


exsucar 


bramante 




brabante 


* fregar 


fricar 


fleme 




flebötomo 


fuego 


foco 


Jaume 
Jaime 


! 


Jacobo 


Gällego 
graso 


gälico 
craso 


muermo 




\ 


griego 


gringo 


(frz. morve 


'{ morbo 


indigo 


indico 


kat. vorm] 


\ 


lango&ta 


locusta 


trementina 


terebentina (pg. zu 


logro 


lucro 


tormentina 


\ umgedeutet) 


lugar 


local 


turma 


turba ) 


pejego 


persico 


turmoso 


tuberoso \ < au8 * u5er > 


alberchigo 






§ 


10. v—g. 


pertiga 


pertica 


levistico 




ligüstico 


plegar 


plicar 




§ 


11. d — s. 


plegaria 


precaria 


Siehe juzgar aus judicare und 


pliego 


plica 


azgo aus 


aticum 


replegar 


replicar 


losa 




laude 


sagra 


sacro 


tnoznar 




mutilar 


segundar 


secundar 




§ 


12. /-&. 


siegante 


secante 


äbrego 




äfrico 


vagar 


vacar 


acebo 




acuifolio 


vejiga 


jiesica 


creböl 




acrifolio 


§ 


17. t-d. 


Luzbel 




lucifero 


boda 


voto 


trebol 




trifolio 


bodeguero 


apotecario 




§ 


13. f-p. 


cedo 


cito 


orespe 




orifice od. aurifice 


cuaderna 


cuaterna 


8oplar 




suflar (rechußar) 


cuadernero 


cuaternario 


zampoiiä 




sinfonia 


cuadrilla gra 


- 




§ 


14. 11— l 


dilla 


cuatrilla 


destellar 




destilar 


dädiva 


dativo 


müella 




mole 


greda 


creta 



256 



hado 


fato 


ladino 


latin latino 


madera 


materia 


madrana • 


matrona 


menudo 


minuto 


meda 


meto, 


monidor 


monitor 


mudar 


mutar 


odrero 


utrero 


pdladin 


Palatino 


podar 


potar 


pudiente 


potente 


recudir 


recutir 


redonda 


rotunda 


roda 


rota 


rodar 


rotar 


seda 


seta 


vedo 


veto 


vidrio 


vitrio 


anada 


anata 


aparado 


aparato 


caminada 


caminata 


carbonado 


carbonata 


cegado 


cegato 


condonado 


condonato 


cornudo 


cornuta 


curado 


curato 


dado 


dato 


disparado 


disparate 


errada 


errata 


falcado 


falcato 


favorido 


favorito 


fogada 


focata 


granado 


granate 


guarida 


guarita 


horcado 


horcate 


lobado 


lobato 


mandado 


mandato 


mediado 


mediafo 


moscada 


muscato 


oblada 


oblato 


ordenado 


ordenato 


omado 


ornato 


pacado 


pacato 



pegado pegata 

publieado publicata 
quesado caseato 

regada regata 

sellado sigilado sigilata 
serrado serrato 

silbado silbato 

vülgada vulgata 

§ 18. p—b. 



cuba 
doblo 
embustero 
espiga 



cupa 
duplo 
impostor 
espica 



pabeUonado papiUonado 



pabilo 
,rabo 
recibiente 
roba 
soberano 
sobre 
trebedes 



paptro 

rapo 

recipiente 

ropa 

superano (soprano) 

super od. supra 

tripode 

u ward t?, v ward 0, b ward p 
in unregelmässiger Steigerang in 
pepita pituita 

§ 19. cc—c. 
Vereinfachung der Gemination 
cc die in lecion oder licion neben 
leccion oder liccion, in dicion 
neben diccion, in facion neben 
faccion, in ficion neben ficeion, 
in infleccion neben ivflecion etc. 
vorliegt, hat nur eine Scheideform 
ergeben 

aficion afeccion 

§ 20. cl gl fl pl zu II oder ch 
erweicht. 



cl 



91 

fl 
pl 



llamar 

llave 

llosa 

lleira 

llartia 

llaga 

llana 

llano 

dllanar 



clamar 

clave 

clausa 

glarea 

flama 

plaga 

plana 

piano 

aplanar 



[glera) 
(auch 



257 



Hanta 


plant a 


llanten 


plantaje 


llanto 


plant o 


llegar plegar plicar 


allegar 


apltcar 


Ilehero 


plenario 


Ueno 


pleno 


Uorar 


plorar 


Uuvioso 


pluvioso 


cl chaveta 


claveta 


chueca 


clueca 


pl chato 


plato 


§ 21. Erweichung von inl 


bl pl fl 


zu U oder eh. 


söllevar 


sublevar 


resollar 


resoplar 


chittar 


chiflar silbar (sibi- 




lare) 


hinchar 


inftar 



§ 22. Vocalauflösung 
Consonanten. 

. 1) p b zu M 



von 



[pido) 
v. rä- 



caudal 

caudillo 

deudo 

jaudo 

raudo 

2) l zu u 
cauce* 
hoz 
otero 
popar 
top er a 

3) c zu u 
Jaume Jaeobo 

4) c zu i in et durch it ti zu ch 
aguaducho aeuedueto 

coacto 

condueto 

contracto 



capital 
capitel 
debito 
insipido • 
tdbido (od. 

caliz 

falce 

altario 

palpar 

talpario 



cacho 
conducho 
contrecho 
cosecha 

cohecha od. 

cogecha od. 

coniecha 

C. MiCHAßLIS. 



coleeta 



dechado 

derechero 

derecho 

dicha 

dotor 

ducho 

duchö 

echar 

echura 

estrecho 

hechizo 

hecho 

hechor 

hechura 

hechuria 

lechero 

ochavo 

peckar 

pecho 

prehecho 

provecho 

sospecha 

techo 

trecho 

5) ut—ct 
auto 
pauta 

6) it— et 
afeitar 
deleitacion 
pleito 



dietado 

directorio 

directo 

dieta 

doctor 

docto 

dueto 

ja dar 

jactura 

estricto 

facticio 

facto 

factor 

factura 

facturia 

lactario 

oetavo 

paetar 

pacto 

prefecto 

provecto 

suspecto 

tecto 

tracto 

acto 
pacto 

afeetar 

delectacion 

pläcito 



7) It zu it (ti) ch 
bochorno vulturno 
mucho 



muy 
tocho 



multi . . . 

estulto 

8) x zu j durch is si 
anejo 



ejido 

fijo 

fleje 

floje 

laja 

tujacion 



anexo 

exido 

fixo 

flexo 

fluxo (?) 

laxa 

luxaeion 

17 



258 



mit anderen Veränderungen ver- 
bunden ist dies der Fall in 
dejar laxar 

fresno fräxino 

madeja metaxa 

mejilla maxila 

§ 23. et zu t assimilirt 
cogeta (reco- colecta' 

Uta) 
conduta condueta 

condutal cqnductal 

contrato contractu 

dita dieta 

enteco heetico 

fito fiäo 

flotacion fluetuacion 

flotar fluetuar 

jetar jaetar 

lutoso luctuosa 

olfatorio olfactorio 

platicar practicar 

plätico prdetico 

pretal pectoral 

respetar respeetar 

respeto respecto 

retratar retraetar 

retrato tetracto 

§24. 8t-rZ. 

Wenn ich auch nicht alle die 
Fälle in welchen Scheler (Biet, 
d'fitym. fr. s. v. saison) Ueber- 
gang von 8t zu s annehmen zu 
müssen glaubt, für schon genü- 
gend beglaubigt halte (sabliere 
sabot saccade saisir souche) so 
würde ich sie keineswegs darum ver- 
werfen, weil mir dieser Lautwan- 
del unglaublich scheint, sondern 
nur weil eine andere Etymologie 
mir in jenen Fällen näher zu 
liegen scheint. Spanien und Por- 
tugal können Beispiele genug auf- 
weisen bei denen ein Zweifel nicht 
möglich ist. An erster Stelle 
möge das pg. amizade sp. ami- 



stad stehen, ferner päcigo Weide 
in dem der Stamm past liegt; das 
sp. Baza aus Basti; Ecija aus 
Astigia; Cazlona aus Castulonem; 
Ezla aus Ästura; Zuniga aus 
Estuniga; almäciga neben almä- 
stiga (arabisirtes mastyx) alföcigo 
neben alföstigo alßstigo (arabi- 
sirtes pistacium); filaciga neben 
filastica; pues pes pos aus post; 
vueso nueso aus vuesto nuesto 
vuestro nuestro; uce voace neben 
usted etc.; azor aus astur; de- 
muesa alt für demuestra; almueza 
(almuerza) neben dlmuesta dl- 
mosta; cerrion aus stirria (nach 
Diez) ; biznaga aus pastinaca etc. 
etc.; broza aus ahd. brosta 
brusta Borste Bürste, etc. etc. 
zol . . in zolocho aus stultus; aci- 
pado aus stipare; mozardbe aus 
arab. mostarabe; azaguan aus 
arab. ostowän. 

Scheideformen sind: 
boeezar bostezar 

engace (wor- 

ausen^arce) [(incaustum) 

aus engaste od. encaste 

engazar engastarod. eneastar 

(incaustare) 
maesa maestra 

maese mase maestro 
sazon estacion 

biznaga pastinaca 

escarzar eastrar 

plazo pläcito l 

rezar recitar 

trance , tränsito 

mzo ostio 



i Placitum könnte freilich auf drei 
Weisen entstanden sein: 

1) placitum placidum placium plazo 

2) placitum plastum plazo 

3) plakitum plactum plaitum platium 
plazo, doch prodneirte die leUte 
Reihe pleito. 



259 



alföcigo pistacio 

busto buz (bruce8) 

§25. 

1) gn assimilirt zu n 
cunado cognato 
desinar designar 
diseno designio 
endenado indignado 
ensena insignia 
lenero lignario 
sena signo 
senar signar 

2) ng assimilirt zum 
heüir fingir (wie im asp. 

junir zu yungir 
juncir von jüngere) 

3) ng zu n 
malina maligna 
sino • signo 

4) ni durch n zu n 
delinar delinear 
escalona (ne- Ascalonia 

ben escalona 

§ 26. pt assimilirt zu t. 
acatar . ffcoptar 
atar aptar 

catar captar 

rato rapto 

receta recepto 

rotura ruptura 

§27. cs(x) wird durch Assi- 
milation zu s. 
lasar laxar 

laso laxo 

lasitud laxitud 

mesta mixta 

st est a Sixto 

tasar taxar 

sesma sexma 

§ 28. Assimilation 

1) von Is zu 8 j 

soso insulso 

pujar pulsar 

2) von ps zu 8 
yeso gipso 



3) b8 zu j 

ajenjo absintio 

4) fr dr gr tr vr zu r bl zu l 
cero cifra 

cadera cätedra 

entero integro 

enterar integrar 

fala (Kabla) fdbüla 

albirar arbiträr 

yero ervo 

soliman sublimado(Yo\kset.) 

§ 29. r8-s. 
Die Syncope der Liquida r vor 
s ist aus dem Lat. selbst und aus 
den rom. Sprachen so vielfach be- 
legt und bekannt, dass ich mir 
den Beweis durch Beispiele sparen 
kann. S. Biez Gr. I 225. Je- 
doch um die Richtigkeit einiger 
der von mir unter jene Rubrik 
gestellten Scheideformen darzu- 
legen, muss ich die Art und Weise 
durchmustern in welcher die Ro- 
manen wenigstens ein hierher ge- 
höriges lat. Wort umgestaltet ha- 
ben. Ich meine versus, das mit 
seinen Ableitungen auf rom. Boden 
eine sehr zahlreiche und ziem- 
lich mannich faltig individualisirte 
Nachkommenschaft begründet hat. 
Schon das Lat. bot eine Doppel- 
basis versus und vorsus. Eine 
dritte, durch i erweiterte (versius) 
anzunehmen ist nicht durchaus 
geboten ; vielmehr ist es sogar er- 
laubt selbst jene doppelte wie eine 
einfache anzusehen und die auf ihr 
entsprossenen Formen für dem 
Ursprünge nach identisch zu er- 
klären, da der Uebergang von e 
zu o oder u unter dem Einflüsse 
eines vorangehenden Labials ein 
echt romanischer Vorgang ist, 
der ohne Vorbild des Lat. an der 

17* 



260 



ganzen Gruppe der versus in sich 
enthaltenden Wörter vor genommen 
werden konnte und an den meisten 
Derivaten auch ohne solches vor- 
genommen ward; ob selbständige 
oder nachahmende Neugestalten 
ist nicht immer zu bestimmen. 

Die rom. Formen entstanden 
in ihrer Verschiedenheit durch 
Assimilation des r an «, durch 
Verwandlung von r zu l, durch 
Metathesis des r (vrosum) durch 
Erhärtung des v zu 5, durch 
Diphthongirung des e zu »e, durch 
Apocope des Auslautsvocales, 
durch Vergröberung des * zu z 
und zu it. «et* (frz. ch) (falls dieses 
letztere nicht aus dem Einfluss 
eines eingefugten i zu deuten ist), 
so wie durch populäre Verände- 
rung der Vorsilben a zu am; in 
zu em; re zu ri ro ru ra ar; 
trans zu tras tra tar. 

Wo versus unverändert ge- 
blieben ist, haben wir es fast im- 
mer mit gelehrten Formen zu tun; 
dahin gehören frz. averse adverse 
divers divers travers pervers in- 
verse ; sp. und pg. averso adverso 
diverso converso inverso perverso 
rever so transverso. Populär sind 
jedoch frz. envers ranverser pg. 
anverso sp. anverso od. amberso it. 
riverso scioverso nb. soverscio so- 
verso (also wohl subversus); dial. re- 
versu (sard. gen.) riversu, sie. rover- 
so (venez.). — Apocopirt ohne ander- 
weitige Aenderungen sind travers 
(lad. Sopra Selva) traviers tar- 
viers entraviers avers (lomb.) re- 
vers (crem.); mit Diphthongirung 
verbunden lad. tar viers friaul. 
roviers ruviers ruviars. Assimi- 
lation trat ein im sard. rebessu 
pg. revesso revessa revessar arre- 



vesar avesso vesano vessada ves- 
sadoiro äs vessas ; im Sp. mit 
Diphthongirung verknüpft in avieso 
revieso travieso u. revesar kat. ves- 
sar; mit Apocope verbunden im pg. 
reves enves convez traves kat. 
reves perves enves enreves sp. 
reves traves, woher baskisch tre- 
ves; und mit Erhärtung des v zu 
b in combes. Diese trat ausser 
in dem bereits genannten sp. am- 
berso und combes nebst sard. re- 
bessu im pg. rebegar bolgar abor- 
gar so wie im sp. rebosar rebozar 
bosar rebeza oder rebesa; und im 
frz. rebours rebrousser ein. Die- 
sen Formen in o (von denen bol- 
car bufvolsus; reboursaborgar auf 
vorsus rebosar rebozar bosar auf 
vossus beruht) gesellt sich noch 
das ladinische davos (de-a-vorsus) 
nächst anavos (in-a-vorsus) zu. 
Das 8 wandelten in z g pg. re- 
begar rebez convez bolgar abor- 
gar; sp. rebozar rebeza wozu 
noch pg. arrevezar und kat. ra- 
vegar sowie pg. revez revezo neap. 
revierzo romagn. riverzo gehört- 
zu sei wurde es im it. re-ri-ren- 
rin- rovescio sovescio (rovesciare 
rivesciare rovescino marrovescio) 
sard. revesciu arrevesciu; river- 
scio riversciare soverscio; ren- 
rinvercio. Aus rivescio stammt 
das frz. reveche das der Spanier 
möglicherweise zu rebeco umge- 
formt aufgenommen haben könnte. 
Fraglich möchten unter diesen 
Formen, wenn man auf ihren sehr 
verschiedenen Sinn achtet, viel- 
leicht im ersten Augenblicke die- 
jenigen erscheinen, welche vomi- 
tare bedeuten. Es wären pg. 
bolgar aborgar rebegar revessar 
arrebessar, sp. revesar rebosar 



261 



rebozar alt auch bosar, u. kat. rabe- 
$ar; beachtet man aber die anderen 
ähnlichen Bedeutungen die ihnen 
anhaften, z. B. überströmen, in 
Tadel ausbrechen, und erinnert 
man sich dass im pg. wie im sp. 
reverter dasselbe wie die obigen 
Formen bedeutet, so ist wohl zu 
zweifeln ferner nicht mehr die 
Pflicht eines guten Romanisten. 
Alle ihnen sonst eigenen Bedeu- 
tungen, Rückprall der Wellen, 
Gegenstrom , störrischer Sinn, wi- 
derspänstig, knorrig, gekrümmt, 
stürmisch etc. begegnen sich sehr 
gut im ursprünglichen Sinn von 
reversu8. Das sp.-pg. revezar ab- 
lösen, umwechseln geht auf vez 
vicem natürlicher zurück. 

Fraglich möchte auch das bis- 
her ganz anders erklärte frz. re- 
bours rebourser rebrousser er- 
scheinen. Mich aber däucht meine 
Erklärung aus revorsum viel na- 
türlicher als die freilich von Diez 
Scheler und Littr6 befürwortete 
aus einem mlat. reburrus rebur- 
sus (das in meinen Augen wie tau- 
send Mal nichts als eine künst- 
liche Latinisirung altfrz. oder pr. 
Worte ist) welches aus re und 
dem das deutsche Borste Bürste 
vertretenden Substantive bursus 
zusammengesetzt sein soll. Der 
Sinn contrepoil widerhaarig wäre 
demgemäss der ursprüngliche ; 
contrepied, le contraire de ce 
quHl faut wäre der abgeleitete 
Sinn, wogegen nichts einzuwenden 
ist. Dass aber die umgekehrte 
Bedeutungsentwickelung eben so 
wahrscheinlich ist und dass en- 
tendre au rebours y arriver au 
rebours eben so gut den rechten 
Sinn' darbieten können, ist ange- 



sichts der mannichfachen Sinn- 
specialisirung die reversum im 
Rom. erfahren, wohl nicht an- 
stössig. Und der Wechsel von 
v und b ist wahrlich selbst für 
das Franz. doch nicht auffallend 
genug, um allein den Glauben an 
die Identität von rebours und 
revorsum zu erschüttern. 

Reveche nennt Brächet ohne 
weiteres it. Ursprungs während 
bei Scheler und Littre, welche 
rivescio als Equivalent des frz. 
Wortes anführen, unklar bleibt, 
ob sie in beiden Formen zwar 
gleiche aber dennoch selbststän- 
dige, oder in der frz. wirklich 
erst das Resultat der it. sehen. 
Ich stimme Herrn Brächet ange- 
sichts der Vereinzelung der frz. 
Formen und der reichen Schaar 
it. Mittelformen unbedingt bei. 

Versus als vers bers vies bies 
ves bes bez bos boz ergiebt nun 
im Spanischen die nachfolgenden 
Scheideformen gelehrten Ur- 
sprungs. Als doppelt populär sind 
bereits in die Abteilungen in 
welche sie gehören verstreut: re- 
ves und revieso; revesd rebeza; 
traves travieso; travesia tras- 
vesia; abieso un&avieso; revesar 
und rebosar; rebozar und rebosar. 
In den Nachträgen zu Coelho sind 
vergessen worden : .arrevessado 
und arrevezado; revez reverso; 
convez converso. 

Seh.: 



abieso ) 
avieso ) 


averso 


amberso 


adverso 


combes 


converso 


enves 


inverso 


envesado 


inversado 



262 



reves 

reboso 

revieso 

rebeza 

revesar 

m 

rebo8ar 

rebozar 

traves 

travieso 

Anderweitige 

cosario coser. 

dosel 

pesca 

pqego 
pejiguera 
tez 
uz huz 



reverso 



reversar 

traversa transverso 

tra€ver80 
Scheideformen sind : 
corsario 
dof8ario 

persico 

persicaria 

terso 

urce 



§ 30. JVvör andern Gonsonanzen 
gewöhnlich ausgefallen, seltener 
eingeschoben. 
1) vor 8 

condensar 

constar 

defensa 

manso (mansus von 

manere) 
mensura 
mensurar 
pensar 
senso 



condesar 
costar 
deheßa 
mos 



mesura 

tne8urar 

pesar 

seso 

teso 

tieso 

trasverso 



tenso 
transverso 



2) vor anderen Consonanzen 



cohonder 

enteco 

fincanza 

finta 

fonsadera 

gringo 

lonja 

mandrial 

ponzona 



confundir 

hectico 

ficancia 

ficta 

fosataria 

greco 

logia 

madrigdl 

pocion 



§ 31. Medien oder Halbvo- 
cale ausgefallen. 
D. : b: 8auco=8dbucu$; sorra 
=saburra; bua = buba; d: aha 
aloeta nb. aloda; caer creer ver 
=' cadere credere vedere; oir 
audire; prea preda; feo foedus; 
frio frigidu8. g: aJbiense neben 
albigense; peujal nb. pegujal; 
eleir alt nb. elegir etc. etc. 

Seh.: - 

1) b 

HO 86 

treudo 

2) d 
confiante ■ 
confianza 
ereencia 
creo 
deseo 
embair 



nosabo 
tributo 

confidente 

confidencia 

credencia 

credo 

desidio 

invadir 



engreyente v. engreir ingrediente 



escalio 

fieldad 

hastio 

lacio 

limpio 

livio 

loa 

lucio 

luir 

meollo 

oidor 

oidoria 



peal 

peana 

porfia 

raigar 

roela 

tea 

traicion 

turbio 

viente 



escudlido 

fidelidad 

fasUdio 

fldeeido 

limpido 

livido . 

laude (a) 

lücido 

ludir 

medulla 

auditor 

auditoria 

padella 

pedal 

pedanea 

perfidia 

radicar 

rodela 

teda 

tradicion 

lürbido 

vidente 



zua öd. azua zuda od. azuda 



263 



3)3 




maestral 


magistral 


saeta 


sagita 


vaina 


vagina 


4) 9 (*) 




aliar 


aligar 


dean 


decano 


desliar 


desligar 


emplear 


implicar 


launa 


lägano 


leal 


legal 


Leon 


legion 


Ha 


liga 


liar 


ligar 


lidiar 


litigar 


real 


regal 


zamboa 


acimboga 


5)/ 


■ 


tarea 


tarifa 


6) v 




blao 


blavo. 


grao 


grava 


nao 


nave 


donadio 


donativo 


estio 


estivo 


natio 


nativo 



§ 32. I ausgefallen (durch 

Dissimilation). 
fehle flebil 



§33. 

1) von ci 
aguzar 
cedazo 
cedizo 
croza 
onza 
panizo 
potenza 
provenzal 
veza 
vezo 



Assibilation. 

zu z 

acuciar 

setacco 

cedicio 

crucea 

uncia 

paniceo 
. potencia 

provincial 



vicia 

vicio 
eza — icia icie 
blandeza blandicie 
careza caricia 



franqueza 
justeza 
llaneza 
maleza 
per eza 



franquicia 
ju8ticia 
planicia 
malicia 
pigricia 
zon — cion 






arcazon arcuacion 

castrazon castracion 
criazon creacion 

enclavazon enclavacion 

hinchazon Inflation 

ligazon ligacion 

ponzona pocion 

punzon puncion 

razon raeion 
sazon estacion 

tenzon tension 
torzon torsion 

2) si zu j 

lijar lisiar 

3) ti zu z oder j. 
lienzo linteo 
loza lutea 
plaza platea 
pozal puteal 
uzo ostio 
ajenjo dbsintio 
angoja gew. 

congoja angustia 
antruejo intröito 

(Metathesis von i ging hier y oran.) 

4) di zu z j y 11 
gozo gaudio 
rayo radio 
jornal diurnal _ 
joijoso gaudioso 
meya media 
moyo modio 
poyo podio 
seyente sediente 
homecillo s homicidio 

5) ki zu z. 
pedazo petequia 

6) bi und vi zu j oder y 
alijar aliviar 



264 



eange 


cambio 


hoyuela 


foveola 


roya 


rubio 


sarjento 


sirviente 


Üja 


tibia 


7) pi zu 


eh. 


ancho 


amplo od. 


reproche 


repropio 


8) U zu 


j y u. 



to 



abaUar 

ahijar 

ajera 

eoncejo 

despojo 

enajenar 

hojar 



abalear 

afiliar 

aliaria 

concilio 

espolio 

alienar 

foUar o&.foliar 



joyo od. Juello Mio 



majuelo 

tneaja 

mijo 

pegujdl 

medalla 

9) ni zu n. 

aHinar 

arana 

armino 

codono 

euno 

degana 

delinar 

engeno 

escrino 

escudrino 

fabueno 

lino(a) 

manego 

peaha pel- 

dano 
senor 
tina 
zampona 



mdliolo od. mäleolo 

metallea 

milio 

peculiar 

metallea 

alinear 

aranea 

armenio 

cidonio 

ctmeo 

decania 

delinear 

ingenio 

escrinio 

e8crutinio 

favonio 

linea 

maniego 

pedaneo 

senior 

tinea 

sinfonia 



§ 34. Attraction von i an a. 

1) ero — ario. 
agüera acuario 

ajera aliaria 

armero armario 

arnero od.har-\ 
«erood./ar- farinario 
nerohartne-K 
ro farinerO' 
balancero balaneario 
banguero bancario 
bodeguero od. 

botiguero apottcario boticario 
bolero boller o) 
bülero od.> bülario 
buldero ) 
bolsero bursario 

eajero qui- capsario 
jera 

ealdaria 

eampanario 

candelaria 

carbonario 

carnario 

cartulario 



caldera 

campanero 

eandelero 

carbonero 

carnero 

eartelero 

cibera od. 

eebera 
clavero 
cuadernero 



cibario 
elavario 

cuadernario euater- 
cuartero cuar- cuartario [nario 
tel 



10) nu zu n. 
ensenar insinuar 



cuchiUero 

dadero 

dentera 

dinero 

doctrinero 

epistolero 

espadero 

espaldera 

estacionero 

fonsadera 

fosero 

granero gra- 

nel 
herbero 



cutelario 

datario 

dentaria 

denario 

doctrinario 

epistolario 

espatario 

espatularia 

estacionario 

fosataria 

fosario 

granario 
herbario 



265 



hoguera focaria 

kormiguero formicario 

hospitalero hospitalario 

ho stier o hostiario 

j aboner a saponaria 

laminero laminario 

lanera lanario 

lechero lactario 

lenero lignario 

letrero Uterario 

linera linario 

lumbrera Jumbraria 

llenero plenario 

madriguera matricaria 

monedero monetario 

misero misario 

obrero hue- operario 
brero 

ojera oculurio 

overo ovario 

pälmero palfnario 
pejiguera od. persicaria 

preseguera 

pensionero pensionario 

plumero plumario 

pritnero primario 

recetero recetario 

rimero 4 rimario 

rosero rosario 

rutinero rutinario 

saetero sagitario 

secretero secretario 

8emanero semanario 

silenciero silenciario 

somero sumario 

tdblero tdbulario 

temporero • temporario 
top er a tal- 

paire talpario 

vivero vivario 

vocero vozario 

voltero voltario 
Balanzario boticario cuadcmario 

estacionario lumbraria recetario 

sind obwohl sie die lat. Endung 



an pop.-sp. Stämme setzen, von 
Gelehrten gebildet worden. 

2) ero — ario von anderen 
Verschiedenheiten begleitet. 
cendrera cineraria 
espejero especulario 
helguera (fa- filicaria 

laguer) 

heredero hereditario 

lumbrera lumin aria 
soltero • solitario 

3) dero—torio. 

cobradero cobratorio (popul. 

Stamm) recupera- 
curadero curatorio [torio 
derechero directorio 
dormidero dormitorio 
enjatnbradera examinatorio 
envoltero envoltorio 
juradero juratorio 
labradero läboratorio 
lavadero lavatorio 
mandadero mandatorio 
monedera monitoria 
nadadero natatorio 
tronadera tronatorio 
venadero venatorio 

4) ero—orio. 
pulsero " puhorio 
sisero cisorio (?) 

5) Anderweitige Attractionsfälle. 
agüero augurio 

codena cutanea 

cuino cuneo 

era area 

est er a estorea 

lego läico 

quesado caseato 

suelo soleo 
vero (viruela8)vario 

§ 35. ero — uario. 

arquero arcuario 

estero estuario 

'"Zehne \f ruct ^<> 



266 



ribera 

santero 

vestero 



ripuano 

santuario 

vestuario 



§36. 
Syncope von u oder v nach 
b oder vor o oder a ist sehr häu- 
fig. Batualia ward batalla; cuasia 
casia. Neben gentualla steht gen- 
talla; antigo antiguo; cuestoso 
cuestuoso; casi cuasi ; ßatoso fla- 
tuoso; galardon gualardon; gara- 
non guaranon; garniel guarniel; 
gargarismo guargarismo ; hali- 
toso halituoso ; inicuo inico ; mae- 
stoso tnaestuoso; müfla muflw, 
monstro monstruo; propincopro- 
pincuo; puntoso puntuoso und 
viele andere gehen neben einan- 
der her. 



§37. Syncope atoner Vocale. 
S. ob. p. 45 ff. so wie Dies I 176 
u. 197. 



atrever 

arcar. 

arcazon 

censäl 
od. Sensal 
od. sesal 

contino 

escalio 
• estero 

flotar 

frutero 

hadero 

Ueor 

lutoso 

puntacion 

puntal 

puntar 

puntosidad 

respetoso 

ribera 

senoso 

vaco 

vestero 

yero 



Seh. : 

atribuir 

arcuar 

arcuacion 

censual 

(cenosaJ) 

continuo 

escudlido 

estuario 

fiuetuar 

fruetuario 

fatuario * 

lieuor 

luctuosa 

puntuacion 

puntual 

puntuar 

puntuosidad 

respetuoso 

ripuario 

sinuoso 

vacuo 

vestuario 

ervo 



acebo 
acelga 
adrado 
adral od. 

ttadral 
aguaje 
ajuaga 
alerce 
alga 
aliento od. 

eneldo 
alma 
almendra 
amargante 

amblar 

ancla 

angla 

angra 
aprender 
apuesto 
arrendar 
artejo 
asmar 



aeuifolio 
sicülo 
alterado 
lateral 

aeudtico 

lärice 

älica 

anhelito 

änima 

amigdala 

dmaricante 

ambular 

dneora 

ängulo 

aprehender 

apösito 

reimitar 

articülo 

estimar 



aspriUa 
esprilla 
atäblado . 
behetria 
benito bendito 

bendicho 
berza 
bieldar od. 

vieldar od. 

viendrar 
bizma 
bilma 
biznaga 
brillo 
cabildo 
cdbillo 
cabillar 



asperilla 

atabolado 

benefactoria 

benedicto 

bräsica 

ventilar 

epitima 

pastinaca _ 
berilo viril 

capitulo 
clavicular 



267 



cabildada 


capitulada 


colmar 


cumular 


cabildante 


capitulante 


colmo ) 


cümülo 


cacho 


coacto 


cuelmo ] 


cadalso 


(cadahalso cada- 


comprar 


comparar 




fälso) catafalco 


compuesto 


compösito 


calce 


\ 


comulgar 


comunicar 


cauce 


1 


conde 


cömite 


caz 


/ cäliz 


confianza 


cofifidencia 


cauch—il. 


1 


contar 


computar 


caldo 


cdlido 


corbilla 


curvicüla 


cdlina 


caligine 


corlar 


colorar 


calnado od. 


cadenado 


Corte 


cohorte 


eandado 




crebol 


acrifolio 


calonge od. 


\ - • 


cuadrilla 


cuadricula 


canonge 


[ canomco 


cuajar 


ooaguJar 


cargadura 


earicatura 


cuaresma 


cuadragmma 


caudäl ) 


■ 


cuidar \ 




cabal [ 


capital 


cuitar \ 


cogitar 


capto! ' 


■% 


cuetar \ 




cauditto 


capitel 


cumbrado 


cülminado 


cenacho 


cendculo 


cutio 


cuotidie 


cendrera 


cineraria 


cutir 


competir 


(cern...) 




chanclo J 




cerchar 


circülar 


choclo > 


zöcalo 


cercho ) 




zoclo ) 




cello \ 


circulo 


chiUante 


\ 


9 

cerdo 


sördido 


chiflante 


j 


cerneja ) 


crinicula (od. v. cer- 


chuflante 


oder [ ., ., . 
> sibtlante 


crencha j 


nicula) 


chufante 


cierne 


cercen 


silbante 


\ 


cimbra cimbia cimbalo 


a — sobiante ) 


cincho od. i 


zincho ) 


dedal 


digital 


suncho od. 


zuncho 1 cm 9 ul ° 


dedo 


digito 


clauca 


clavica 


delgado 


delicado 


clavija 




delibrar 


deliberar 


cavilla od 


' ( clavicula 

i 1 


dengue 


deniego (?) 


cabilla od. 


denuesto 


deshonesto (?) 


cäbija 


/ 


depuesto 


depösito 


cobra j 




desmedrar 


desmejorar 


copla \ 


cöpula . 


deudo 


debito 


cobre \ 




dezmar 


decimar 


cobrar 


recuperar 


diezma 


decima 


codo 


cübito 


domingo min 


- dominico 


coger 


colegir 


go Mingi 





colgar 


colocar 


Mengo 





268/ 



dort dueno 
dona duena 
doncella 

drivar od. 
grivar od. 
gribar 

dudo 

empeine 
empena 
empella 

empleita 
emplenta 

encambrar 

enclenque 

endeble 

endilgar 

enebro 
zimbro 
ginebra] 

enjanibrar 
escamar 
enjambrazon 

engendrador 
entar 
entildar 
ercer od. 

erguer od. 

erguir 

ermita 

escalio 

escorchado 

espalda 

espaldera 

espejar 

espejero 

espiche 

espuesto 

esquela 

estragar 

feble • 
fieldad 
fleme 
floronco 



dömino domine 

dömina 

dominicela 

derivar 

dübito 

impigen 



implicita 

incamerar 

clinico 

debil 

delegar 

■ 

junipero 



examin ar 

examinacion 

gener ador 

imputar 

intitular 

erigir 

eremita 

escuälido 

escorticado 

e&pätula 

espatularia 

especular 

especulario \uela) 

espicula (esping . . . 

espösito 

cedula 

estravagar 

flebil 

fidelidad 
fleb6tomo 
furwnculo 






focha od. 

foja od. 
floja od. 

alfoja 
fonil 
fragua 
fremo 
frio 
gälgo 
galta 
garbanzo 
garzo 
gradilla ' 

cuadriUa 
habla fdla 
hacha 
hedrar 
heja 
helguera 

(falaguer) 
hembra 
heredero 
hereje 
herrenoso 
hollejo 
hollin 

holli 
hombro 
hon rar 
hostal 
hurano 
impostor 

(embustero) 
ingle 
isla 
jaudo od.) 

jauto ) 
jerga 

serga od. 

sarga 

sirgo 
juzgar 
labrante ) 

laurente j 
lacio 



fülica 

fundibulo 

fäbrica 

fräxino 

frigido 

gälico 

gdbata 

orobanche 

agdrico 

cuadricula 

fäbula 

fäcula 

iterar 

ferula 

filicaria 

femina 

hereditario 

heretico 

farraginoso 

foliculo 

fuligine 

hümero 

honorar 

hospital 

foräneo 

itnp08itor 

anguina 
insula 

insäpido insipido 



sertco 

judicar 

laborante 
fldccido 



269 



lama 

lana 
landra 
lauda 
launa 
lazrar 
lealtad 
lenteja 

lanteja 
Jerdo 
letrado 
lindano 
lindar 
linde 
lindeza 

limpieza 
livio 
lucio 
lumbrera 
Luzbel 

macho 
mache 
maslo 
macla 
mach 
malla 
' mancha 
(manc-illa)] 

maitin 

Mallorca 

manjar 

mascar 

maznar 

Meje .(Name) 

melga od. 

mielga od. 

melca 
menestral 
merla 
mcrmar 
mezclar 
mochar ) 

moznar) 
mojon 



lämina 

gländula 

läpida 

lägano 

lacerar 

legdlitad 

lenticula 

lürido 

literato 

limüaneo 

limitar 

limite 

limpideza (selten) 

livido 
lücido 
luminaria 
lucifero Lücifer 

mäsculo 



mdcula 



matutino 

majörica 

manducar 

masticar 

macin ar 

medico 

medica 

ministerial 
merula 
minimar 
mescolar 

mutilar 
motilon 



mocho i 
mozo | 
molde 
motte ja 
monje 
monjil 
mortandad 
mortiguar 



mötilo mutilo 

mödulo 

moUcula 

Mönago (Name) 

monacillo 

mortalidad 

mortificar 



gew. amortiguar 
muchiguar muUiplicar 



mövü 

mureciUo 

müsculo 

nitido 

menino minimo 

nominar 

nümero 

nömino 

episcopato 

opera 



mueble 
murciUo od. 

morcillo 
muslo 
neto 
nino 
nombrar 
nombre 
nombre 
obispado 
obra ) 

huebra j 
obrero 

huebrero j * m,n0 
ojera hullera oculario 
ombligo umbiliculo 

opuesto oposüo 

orinoso selten eruginoso oder ru- 

für oriniento ginoso 
oreja auricula 

orespe (orive aurifice(orepecesAt.) 

orece alt) 
pablo pdbulo 

paciguar ) 

gew. apaciguar P ac% fi ca r 



palabra 
pardo 
pdrrafo 
partija 



pardbola 

pdlido 

pardgrafo 

particula 

pacificado 



pazguate 
peciolopezue-) ,, , 
lopiezgo |i>«* JC «to 
pelleja pelicula 

pendencia penitencia 
percha t pertiga pertica 



270 



perldtico 
pesca s. 
prisco i 
alberge) 



paralitico 



per8ico 



petral oder j ^^ 



pretal 
pincel 
piojoso 
plazo 

pleito 
poblacho 



penicillo 
pediculosb 

pldcito 
popülacho 



(pueblo puelo) 



porche 

postura 

preboste 

prepuesto 

•priste 
prision 
propuesto 
puesta 

p08tU 

pulpo 
raudo 



pörtico 
positura 

prepösito 

prehension 
proposito 

pösito 

pölipo 
räbido (od. v. 



ra- 



recio {rijo pg.) rigido 
redrar ) 
rendar \ 
regia 



[pido) 



reiterar 



ringla 
reglar 
reja 
renda • 
requesta 
retar 



regüla 

regulär 

reticula 

redita 

requisito 

reputar 



(alt reptar reutar) 
recitar 
ricino 



rezar 

rezno 

robin 
rona 
roya 

roblar 

rolde 
rollo 
ruello 
ruejo 

salvaje 



r obigine od. rubigine 



roborar 



rötulo 



silvdtico 



santiguador 

8antiguar 

sarguera 

salguera 

sargal 
seglar 
seUar 
seUo 
semblar 
sembrar 
senciUo 
sendo(s) od. 

seno 

(senlo alt) 
senero oder 

sendero 
senal ) 

senuelo j 
sobrar 
soldar 
soltero 



sor 



seor 



santißcador 
santificar 

salicario 

secülar 

sigüar 

sigilo 

simülar od. similar 

Seminar 

8implecillo 

singulo 

Singular 



signäculo 

superar 
solidar 
solitario 

senior (senor pop.) 



stur 
sueldo 

suelto 

soldo 

(soda und 

saldo it.) 
suro 
tablar 
tejar 
temblar 
templadura 
templar 
testiguar od. 

atestiguar 
tibio 
lüde 
tonga 
tonto 
torche 

trocla 

truja 
tosco 



sölido 



suber(o) - 
tabulario 
tegular 

tremolar tremular 
temperatura 
temperar 
testißcar 

tepido 
titulo 
tünica 
atonito 

törcula 

tudesco 



271 



tränce 


transito 


trementina 


terebentina 


trillar 


tribular od. atri- 




bular 


trujal 


torcular 


turbio J 


• 


tolva } 


türbido 


torva ' 




turmoso 


tuberoso 


vascuence 


va8cönico 


velar 


vigilar 


vengar 


vindicar 


vergüenza 


verecundia 


veriguar gew. 
averiguar 


> verificar 


verja 


virgüla 


vermejo 


vermiculo 


viaje 


vidtico 


zacre (oxizacr 


e) sdcaro azücar 



§ 38. Apocope. 

1) Apocope eines au.sl. Vo- 
cals nach n r d k x. 

latin latino 

paladin pdlatino 

Lücifer lucifero 

ab ad abate 

flux fluxo 

2) Apocope von io ie. 
äbur ) 



agur j 
caices od. 

galces od. 

garces 
carcaj 
creböl 
faz j 

haz j 
menester 
tribol 



augurio (agüero) 

carquesio 

acrefolio 
fade 

tninisterio 
trifolio 



3) ar—ario 
epistolar epistolario 
lagunar lacunario 

lunar lunario 

palmar palmario 



vtvar 


vivarto 


4) al- 


-ario 


centetial 


centenario 


claval 


clavario 


cuartäl 


cuartario 


fosal 
harnal \ 


fosario 


harinall 
farindl \ 
temporal 


farinario 
temporario 



5) el—ario 
coronel coronario 
granel granario 
plantel plantario 

6) er — ario 
beguer vicario 

coser corsario (cosario) 

7) dor—torio 
entonador entonatorio 
mirador miratorio 

8) Apocope ganzer Silben. 
cuerdo cordato 

fino finito 

§ 39. mb aus m f 
amberso adverso 

balumba volumen 



pildora 
toldo 



§ 40. ld aus l. 
pilüla 
Mo 



§ 41. Consonantenverdoppelung 
hat nur die folgenden zwei Scheide- 
formen producirt: 
corro coro 

pandurria panduria 

§ 42. Epenthese v. Vocalen, 
calamina cadmia 

calavera calvario 

tarazon 
torozon 



torsion 



§ 43. Epenthese von h. 
barahustado balaustrado 

§ 44. Aphäresis 1) von h 
adral lateral 



272 



2) des 


Halbvocals j (S. 


§ 45. Pro 


thesis. 


uncir unir 


= jüngere; enero = 


1) h hedrar 


iterar 


januarius) 




hinchar 


inflar 


ayuno 


jejuno 


huevo 


ove 


echar 


jaetar 


huz 


urce 


encia 


gingiva 


2) j jiride 


iride 


enebro 


junipero 


3) s escarzar 


castrar 


Jllan 


Julian 


4) a acelga 


siculo 


3) des Sibilanten s 


adartne 


draema 


pasmo 


espasmo 


atnortiguar 


tnortificar 


tocho 


estulto 


apaciguar 


paeificar 


4) von f g b vor l 


atestiguar 


testificar 


lacio 


flaeeido 


averiguar 


verificar 


lande 


glande 


b)al alberchigo 


) 


landra 


gländula 


alprisco 


> persico 


luten 


gluten 


alberge 


) 


lastimar 


blasfemar 


alföcigo od. 


\ „.•*#„*.-* 


5) eines Vocales, der von 


alfistigo 


j ptstacto 


h eingeleitet sein kann 


almeja 


tnitulo (nicho 


bernia 


hibernia 




ital.) 


bitäcora 


habitdeulo 


almizcle 


mosco 


bizma ) 


epitima 


8)cn encajenar 


alienar 


vilma | 


enclenque 


clinico 


creböl 


acrefolio 


endeble 


debil 


garzo 


agdrico 


engendrador 


gener ador 


Gil 


Egidio 


endilgar 


delegar 


gitano 


egipeiano 


engrudo 


gluten 


migrana 


hemicrania 


enruna od. 


ruina 


MiUan 


Emiliano 


enrona 




mina 


hemina 


7) Ungefähre Wiederholung der 


risipula od. 


j 


Anlautssilbe 




disipula od 


.( erisipula 


cencerrion • 


cerrion 


isipula 


\ 


tartaruga 


tortuga 


ruginoso 


eruginoso 






6) ganzer 


Silben 


Unklassificirbar sind: 


groto 


onoerötalo 


bacallao bacalaureo 


sana 


insania 


esclavo eslavo 


soso 


insulso 


gerifalte od.) 


m j» m 


tiricia 


hietericia 


grifalte \ 9 eu "J<*™ 


Seh 


eideformen ausU 


Indischen Ursp 


rungs. 


§ 1. Spanisch-lateinische 


M 

albo nUmm 


agüera ) 
acuario \ 


acuarium 


cuerpo corpus 
fuerte fortis 



273 



frente 
gSmino 
mdximo 
pee 
sangre 
va 

vertne (alt 
vierven) 



frontis 

geminis 

mdximum 

piscis 

sanguis 

vade 

verminis 



§ 2. Spanisch-katalanische. 
cuartal cortan 

fonil ) fonevol 
fundibulo) fandofla 
hinojo genol (genuculum) 

§ 3. Spanisch-portugiesische. 

borona 
hiniestra ) 

genist a ) 
Jana 
polir 
reales 
recio ) 

rigido ] 

8OX0 

secaria 
sede 
soledad 
velar 
vigilar 



broa 

gesta 

laya (pg. lata) 

buir 

reis 

rijo 

seso (pg. seixo) 
geera 

860 

saudade 
vigiar 



§ 4. Spanisch-italienische. 



alegre 

bailada 

cargaremos 

creciendo 

cruzado 

ereer 

deleitante 

dos 

fuerte 

intermedio 

llano 



alegro 

bxdata 

cargaremo 

crescendo 

cruchato 

credire 

diletante 

duo 

forte 

entretnes 



piano 
mitulo almeja nicho 
mona aus mona (d. i. monna 

madonna) 



muriendo 
obra 
oval 
pixide 



plasta 
plaste 
emplasto 
redonda 
serenada 
soberano 
sonada 
sueldo 

teja 
tocada 
trozo l 
tirso ) 



morendo 

opera 

övalo 

busto (woraus buz 

(bruces) populari- 

sirt ward.) 

piastra 

rotonda 
serenata 

9 

soprano 

sonata 

saldo 

so da 

tecla 

tocata 

tofso 



§ 5. Spanisch-französische. 

Ihre Zahl und ihre Eigentüm- 
lichkeiten würden es erlauben sie 
zu Gruppen zu ordnen, deren 
Characteristika ein betonter Aus- 
lautsvocal, Einsilbigkeit, Accent- 
verschiebung auf die letzte Silbe, 
ea für ada ado 9 er ier für ero; 
ch für k; an für en oder tew, 
und andere Vocalveränderungen 
wären. Ein ziemlich grosser un- 
klassificirbarer Best bliebe trotz- 
dem zurück, weshalb ich die al- 
phabetische Ordnung vorziehe. 

abertura obertura 



acrece 

agro 

alba 

älbutn 
andarse 
ambiguo 
astillero 
bacaUao 

balanzado 



C. Michaelis. 



acroy 
acte (ager) 

loba 

alarse 
ambigü 
taller (atelier) 
bachiller (bacala- 

ritts) 
balance 

18 



274 



bando 
berbiqui ) 

birbiqui] 
billarda 
bJoca 
boleto 

buleto 
boscaje 
brujula 
buriel 

cabellado 
cabo ) 
cäbe ) 
cadencia 
cämara 
camarlengo 
caminata 
campana 
cancion 
canehdo 
camar 
cantar 
capa 
capelo, 
capriolado 
cariofilo 
caudiUo 
caviron 

caza 

chamarrado 

ciudadano 

cobre 

colgante 

comitado 

compuesto 

conopeo 

con8ejero 

contrecho 

corpete 

crespon 

cuaderna 

cuadro 

cuchillo 



bano (ban) 
aus vilebrequin 

biliar 

buch (buceuJa) 

bittete 

bocaje 

busala (frz.-it.) 

bureo 

burö 

chevelado 

jef' 

chanza 

chambra 

chamberlan 

cheminea 

champana 

chanzon 

canele 

casar 

chantar 

chapa 

chapeo 

cabrwle 

girofle 

chapitel od. chapiteo 

chevron od. cheu- 

ran 
chaza 
chamarre 
citoyen 

cofre (cuprum) 
cuchente 
cotniU 
compota 
canape 
consiller 
contrete 
corse 
crepon 
caserna 
catre 
cutö 



cuibano 

cöfino 
cuerpo 
delfin od.) 

golfin j 
dentelado 

descartado 



cofre 
corps 

dofina 

danchado od. 

dantelado 

ecarte 



deshabülado desabille 



desirve 

dominio 

doncella 

duena 

ensamblada 

escalfeta 

escalona 

4 

Ascalonia 



deser 
domanio 

damisela (frz.-pr.) 
dama (frz.-pr.) 
asatriblea 
chofeta 

chdlota 



escantülon chantillon 
escarapela od.] 
escarpela I 



escarcela 



escarpa 

escarpin 

eecudero 

espiritu 

fimbria 

flotar ) 

fluctuar) 
focil 
fragua 

fäbrica \ 
frutero fructuario frutier 



charpa 
chapin 
escuyer 
esprito 
franja 

frotar 

fusil 

forja 



gamba 
gayola 
gigante 
gola 

(jolla 

gula 
golpado od. 

colpado 
golpon 
granoble 
grueso 
grupera 
hechizo 
helada 



Jamba t 

jaula (caveolä) 
jayan (geant) 

gul€8 (gueules) 

cupe 

cupö od. cupon 
Grenobles 
grö gros 
gurupie 

feticho (frz.-pg.) 
gelea od. jalea 



275 



honda Fronda 

hospital hostal hotel 
huella 



I 



folla 
hurgon 
jaquel 
juiz 
lacayo 
lastimar 5 __ 

blasfemar I Uasmar 



fola (foule) 

furgon 
echiquier 
yuje 
laque 



levante 

lirio 

lisonjn 
Uvrada 

llano 

maestro 

mansion 

tnareada 

niordiente 

mordente 
necesario 
oblada . 

oblato \ 
orlan 
ostiario 



palabra 

pata 

pebrado 

peregrino 

picado 

potajero 

pulcela 

pülpito 

rapado 

redencion 

redonda 

relevado 

relievo 

resurte 

retrato 

revendicar 

revindicar 
rolde etc. 



levente 

l%8 

lo8anje 

livrea 

plan 

metre 

meson 

marea 

\ tnordante 
neceser 

oblea 

Orleans 
x ujür od. hujier od. 

laujier 
parola 
parla 
pate 
pure 
pelerina 
pique 
potajier 
pucela 
pupitre 
rape 
ranzon 
ronda 
relevi 
relief 
resorte 
retrete 



\ revanchar 
rol 



igilo } 8i 9 U ( frz --dtsch.) 



rondel 

rota 

salsa 

sälsero 

secuencia 

sello 

sigilo 
sirviente 

sargento] 
sobretodo 
talento 
tejido 
teniente 
tieso \ 

tensol 
traina 
trajin 
trata 

trecho 

tuson tonsion 
vidrado od. 
vidriado 
voluntario 



rondö 
rata 

808a 

sausier 
seeansa 



serjente 

sortü 
talante 
tisü 
tenante 

toesa (toise) 

trena 

tren 

treta 
Urete 
hraite 

toison 

vitrS 

volonter 



§ 6. Spanisch-englische. 
bola bill bol 

monedas mortis (moneys) 

rota rauta 

tonel tunel 

§ 6. Spanisch-arabische. 

Wie schon mehrfach gesagt 
ward, eigneten sich die Araber 
eine nicht kleine Schaar griech.- 
lat. Wörter an, die sie späterhin 
in arabisirter Gestalt den Spaniern 
überbrachten. So tj \uyurn\ als 
almagestOf Sepjjioc als atramuz, 
.^T)ptaxT) als atriaca 9 frqpiov als 
elixir, ocVßt? als alambique, jxaa- 
TVfji als almastiga almdciga, xtcr- 
aoc als cazuz, 90XX1S als fohiz, 
SpoW»} als adarme, xaXxavxo; als 
colcotar; euphorbium als alfor- 

18* 



276 



fion alfervion forvion gurbion; 
satureia als ajedrea; zizyphum 
als azufaifa; pistacium als ah 
höstigo alföcigo alfönsigo alfi- 
stigo; ebenus als äbenuz; sinapis 
als ajenabe; pastinaca als biz- 
nag a; muria als almori. Von 
solchen Wörtern gingen manche 
den Spaniern noch einmal, durch 
gelehrte Vermittelung, in unver- 
änderter griech.-lat. Gestalt zu, 
so dass Scheidepaare entstanden. 
Ich kann nennen: , 
adartne dracma 

ajedrea satureya od. pop. 

sagerida 
alcartaz carta (xap-nqs) 



alcaudon 


caudon Augm. von 




cauda 


alföcigo od. 


pistacio 


alßstigo 




älgez 


gipso yeso 


alhöndiga 


fündago 


almori 


muria (muera nur 


» 


in salmuera) 


arrebol 


rubor 


azucar 


säcaro (zacre nur 




in oxizacre) 


azufaifa 


zizifo jujübo 


azufre 


sulfur 


biznaga 


pastinaca 


colcotar 


calcanto (xaXxavro;) 


foluz 


foUe (<poXXt;) 


gurvion 


. euforbio 



Einige erst nach Abschlags des Druckes voll mir aufgefundene Irr- 
tümer und Lücken der vorstehenden Listen verbessere und ergänze 
ich hier. 

Es fehlen: auf p. 225 (8) Ugustre ligustro; p. 229 (6) cueva 
cova cavn; p. 230 (§ 6) pretear pleitepr (v. pleito d. i. placitum) ; 
p. 231 (§ 10) haz faz (facies) und sobrehaz sobrefaz\ p. 239 
(§ 36) bei muelle mole (aus moles) noch muela; p. 260 als § 8, d. h. 
als „Spanisch-deutsche Scheideformen" galdre güelde und gante 
einerseits, und .Gueldre oder Ghieldres und Gttente andererseits. 

Manche andere nur an einer Stelle- eingefügte Wörter hätten an 
verschiedenen stehen müssen. Gonfalon ganfalon, socaliha sa- 
calina noch auf p. 229 (9); penol penol (pendulus) noch p. 239 
(§37); man cha mall a,maslo macho, rayo raza noch p. 251 (§58). 

Ganz fälschlich stehen machina in ä quin a p. 236 (§ 29), d. h. 
unter den Scheideformen volkstümlichen Ursprungs; machina ist, wie 
die Accentversetzung ziemlich sicher beweist, frz. Herkunft; jener Platz 
ist also in § 5 der dritten Abteilung. 

Entre und inter...; muy mucho und multi . ., sobre und 
supra . . . super .. . gehören eigentlich, da die gelehrten Formen 
nur unselbständige Wortteile sind, gar nicht hierher; ebensowenig gi- 
tano und egipciano da ersteres nicht aus letzterem . sondern aus 
aegyptanus entstand. 

An unrechterStelle stehen: p. 230 carcava concava; 236 ca- 
lamina cadmia, cola cauda, disipula erisipula, mielga 
medica, die nicht der ersten sondern der zweiten Klasse (Seh. gel. 
Ur.) zukommen; p. 254 (15) cacera caucera, cativo cautivo, 
caz cauce, recado recaudo, saz sauce; § 4 daselbst: azur 
azul, p. 257 (21) chillar chiflar silbar; von p. 258. 24 die 
ersten sechs und das letzte Paar, welche alle volkstümlich sind, also 
aus der zweiten in die erste Klasse versetzt werden müssen. Von 
derselben Seite sind biznaga pastinaca und alföcigo pistacio 
in die dritte zu verweisen. 

Im Ganzen nun bietet diese Arbeit 1409 zwiefach; 219 dreifach; 
57 vierfach; 20 fünffach und 12 sechsfach vertretene Formen, nebst 
einer 7fach und einer 8fach repräsentirten. Sie zeigt also wie sich 
im Spanischen 1719 Grundformen zu 3890 neuen entwickelten, oder will 
man die oben erwähnten nicht ganz correcten 7 abziehen, wie 1716 zu 
3883 wurden. Sie folgen hier in alphabetischer Reihenfolge. 



Alphabetisches Verzeichniss aller bisher bekannten 

spanischen Scheideformen. 



abad 


abate 


ajenjo 


absintio 


abaUar 


abalear (v. pala) 


ajera 


aliaria 


abertura 


obertura 


alabar 


loar 


abezado 


avezado (vicem) 


alarbe 


drabe 


abieso 


avieso .averso 


alatron 


anatron 


Abla 


albo albutn loba 


albedrio 


. arbitrio 


abogacion 


ayocacion 


albedro 


ärbuto 


aborujar 


aburujar 


albero 


albaire 


äbrego 


äfrico • 


albidrado 


arbitrado 


abrojo 


abrollo obre -ojo 


albirar. 


arbiträr 


abur 


ahur agur aguero 


albor 


albur 


« 


augurio 


alborno 


alburno 


acatar 


acaptar 


albudeca 


badea od. pateca 


acebo 


acuifolio 


alegre 


alegro 


acelga 


siculo 


alerce 


lärice 


aconchar 


aconzar 


alga 


dlaga dlica 


acrece 


acroy 


algebra 


algebia 


adrado 


alterado 


algibe 


aljube 


adral od. lladral lateral 


algodon 


coton 


adrede 


aderecho 


alguacil 


arguzino 


adrizar od. 


drizar aderezar 


alguarin 


algorin 


afeitar 


afectar 


aliar 


aligar 


aficion 


afeccion 


aliento od. 


eneldo anhelito 


agosto 


augusto 


alijar 


aliviar 


agro 


acre 


alinar 


alinear 


aguaducho 


acueducto 


aljonjoli 


gergelino 


aguaje 


ajuaga acuätico 


altna 


dnima dnimas 


agüera 


acuario acuarium 


almedano 


almuedano ' 


aguzar 


acuciar 


altneja 


mitulo nicho 


ahijar 


afiliar 


almendra 


amigdala 



280 



almilla 


armilla od. ormilla 


arnero od. 


harnero od. f arnero; 


almizcle 


mosco 


harinero ; 


farinero; harinäl; 


almuerta 


almorta 


faiinario 




alnado od. 


andado od. anado; 


arpa od. harpa; farpa; zarpa; 


. 


antenado od. ente- 


hdrapo; m 


fdrrapa 




nado 


arquero 


arnuario 


aJlanar 


aplanar 


arrebol 


rubor 


allegar 


aplicar(aplegar alt) 


arrendar 


arremedar od.rewe- 


amajar 


amasar 


• 


dar (re-imitare) 


amar gante 


amaricante 


artejo 


articulo 


amartillado 


amartelada 


arveja 


ervilla 


ämbar 


ämbol 


asmar 


estimar 


amberso 


adverso 


asperon 


esperon espolon es- 


ambiguo 


ambigü 




peronte 


amblar 


ambular 


aspleno 


esplin 


ancla 


äncora 


asprilla 


espriUa asperilla 


ancho 


amplo od. amplio 


astilla 


astela 


andarse 


alarse 


astiUero 


toller 


anejo 


anexo 


atablado 


atabolado 


angoja od. 


gew. congoja an- 


atambal od, 


, timbal tabal 




gustia 


atäbal 




angra 


angla dngulo 


atancar 


atacar 


anguarina 


hungarina 


atar 


aptar 


antenattas 


entenallas tenazas 


atarazana; 


ddrsena od. darcena 




(tenaculas) 


od. drsena; arsenal od. darse- 


antojos 


ante-ojos 


nal; tercena; tarafana 


antorcha 


entuerto 


atrampar 


atrapar 


antruejo 


introito 


atrancar 


atracar 


anada 


anata 


atrever 


atribuir 


aparado 


aparato 


auto 


acto 


apelde od. 


lapelde od. pelde; 


ayuno 


jejuno 




apelo 


ayustar 


ajustar 


aprender 


aprehender 


azimut 


cenit 


apuesto 


apösito 


azuela 


zuela od. suela 


äramo 


dlamo 


azufaifa 


yuyubo zizifo (zy~ 


arana 


ardnea 




zyplwrn) 


arbollon 


albanal 


azufre 


sülfur 


arcar 


arcuar 


azül 


azur; lazuli (lapis) 


arcazon 
drgano 


arcuacion 
huergano drgano 


azumbre 


tomin (^*S) 


argen 


argente od. argento 


bacallao bacalaureo bachiUer 


ariesta 


arista 


bailatfa 


balata 


armella 


armilla 


bajillo od. bajilla; bajel; vasitio; 


armero 


almario armario 


vajüla vasija- (vascellum) 


armino 


armenio 


bajo 


baso 



281 



bälance bilance 

balancero bdlanzario 
balanzado bälance 
baUero balsar 

bdlumba od. balume volumen 
ballest ero hältst er o 
bandibüla mandibula 
bando bano 

banquero bancario 
barahustado balaustrado 
bartjel barrachel 

baron varon 

barredura • barreduras 
barrete birrete 

barriga barrica * 

barrueco Verruga 

basa base 

bata huata (Watte) 

baul baue (bajulus) 

baya baga baca 

bazucar zabucar (zu=süb.) 

bedija; bediJla; vedijia; guedeja 

od. gadeja od. vedeja; madejaj 
' metaxa 

beguer od. veguer; vicario 
behetria benefactoria 

beleno veneno 

bellosa vellosa (villoms) 

belorta vilorta 

benda venda (dtsch. binde) 

benito bendito bendicho bene- 

dicto 
berbiqui birbiqui vilebrequin 

(frz.) 
bernia Hibernia 

berza brdsica 

besque hisca visco (vis- 

bicho vichas [cum) 

bieldar od. vieldar od. viendrar 

ventilar 
biliar biliar da 

binza od. bienza; venza; bizna 

(s. u. brizna) 
bitdcora hdbitdculo 

bizma; vilma od. bilma; epitima 



biznaga 
blandeza 
blao 
blezo 
bloca 
bocezar 
bochorno 
boda 
• bodega 



pastinaca 

blandicia 

blavo 

brezo 

bucle (buccula) 

bostezar 

vultumo 

voto • 

botiga botica 



bodeguero od. botiquero; botica- 
rio\ apotecario 

bofete bufete 

boj buje embojo (buxis) 

bola; bolla; bula; bulla; bill; bol 

bolchaca bursaca od. burjaca 

od. bujaca od. bur- 
chaca (v. byrsa) 

boler o bollero bulero od. buldero 
bulario 

boleto buleto billete 

bollon bullon 

bolsero bursario 

bombasi boboci 

borona broä 

borregö borrico ' 

boscaje bocaje 

böveda bulto o&.vulto ; vuel- 

to (volvitus) 

bramante br ab ante 

brana brena 

briaga embriago (ebriacus) 

brillo viril berilo 

brizna brezna brinza brincia 

broca rueca 

brocha broza bruza broncha 

brocke bronche 

broma bruma 

bronco ronco (raucus) 

brozno bruzno bronce (bru- 

nitim) 

britjula busola 

brusco rusco 

buche buce buque 

buharda od. boarda bufarda 

burel buril 



282 



buriel 
buz 



bureo*burö 
bruceg 



eabal caudal capial capital 
cabe eabo jefe (capufj 
cabeUado chevdado 
cabildada capitulada 
cabildante capitulante 
cabildo cabiüo captoulo 
cabifla od. caviUa od. cabija; 

clavija elavtcula 
cabiUar clavicular 

cabiUcro clavijero 

cabio eabra 

cabrion eaviron chevron od. cheu- 

ron 
cacera caucera (v. calicem) 

cacho gacho{gajo?)coacto 

cadaUo (cadahaUo cadafaUo alt) 

catafalco 
cadcjo cadiUo 

cadencia chanza 
cadera cdtedra 



cajera 

cajon 

calamina 

cdlandra 

calavera 

cälce 

caldera 

cäldo 

caUbre 

cdlina 



quijera capsario 

cazon (t. capsa) 

cadmia 

cilindro 

caivario 

tauet caz edlis 

caldaria 

cdlido 

calibo od. galibo 

ealigine 



calöndrigo; canonge od. calonge; 

canönigo; canönico 
calzar cocear 

caUar • calar 

cämara chambra 

camarlengo chambelan 
cambron crabron 
candado od. calnado cadenado 

(catenatutn) 
caminada caminata cheminea 
campanero campanario 
campana champana 



eanasta 

cancion 

candclero 

canelado 

cange 

caniüero 

cansar 

cantada 

cantar 

eana 

capa 

capacho 



canistro 

ehanzon 

eandelario 

canete 

cambio 

eaniüaire 

easar 

camtata 

chantar 

eana 

chapa 

eapas 



caparazon carapazon od. -chon 

(angin, y. coro- 
pacho) 
eapelo chapeo 

capeüan eapelan 

capriolado cabrioU 
capucho capuz 

caramiJlo caramieUo calamiüo 
carapato od. garapato; calapato 
carato guttäte 

carbonado carbonata 
carbonero carbonario 
carcaj; gdlcei od. garces od. calcts ; 

carquesio .(xocpxqaiov) 
carcomer concomer (con- co- 

medere) 
cardenal cardinal 

eareea caricie 

cargadura caricatura 
cargaremo8 eargaremo 
cariofilo girofle 

carnero carnario 

carta alcartaz (/apra;) 

cartelero cartulario 
cas casa 

casaca Cosaca 

cascabel cascabMo 

casta casto-a 

castrazon castracion 
catar captar 

cativo cautivo 

caudiUo; capitel; chapiteo od. 

chapitel 



283 



caudon od. codon (augm. v. cauda 

% coda) alcaudon 

cayente cadente 

caza chaza 

cebadero cebador 

cebo cibo 

cebollero cebo llar (v . caepulla) 

cedazo setdceo 

cedizo cedicio 

cedo cito 

cegado cegato 

ceguinola cigonuela (v. cico- 

nia) 
cejar cesar 

cejo ceja (cilium) 

celda od. ceUa cija cilla (cella) 
celestre Celeste 

cenacho cendcülo 

cenadero cenador 
cencerrion cerrion (stirria?) 
cendrada cernada (cinerata) 
cendrera cintraria 
censal cenosal censual 

centen centeno 

centenal centenario 

cepo cipo 

cerajin cerajino 

cerca circa 

cerco circo 

cerchar drcülar 

cercho cello circulo 

cerdo sördido 

cernadera cernedero (v. cer- 

nere) 
cerneja crinicula (od. v. cer- 

nicüla v. cer- 

nere) 
cero cifra 

cerrar serrar 

cerro cirro 

cesta cista 

dbera od. cebera cibario 
cicion cesion 

Cid ' seid 

den ciento 



cierne circen 

cilantro od. culantro coriandro 

(abg. colindrate) 
cima quima 

cimbel zumbel 

cimbia , cimbra cimbalo 

cimiento cimento / 

cinchar cingular 

cincho süncho zuncho cm- 

gulo 
cintrel cinturero 

citara citola guitarra 

ciudadano citoyen 
clauca clavica 

clavero claval clavario 

clerizon clerizonte 

cloquete corchete (ndl. krok) 

cobradero cobratorio rccu- 

, peratorio 
cobrar recuperar 

cobre cofre (cuprutn) 

coca cuca cocha conca 

cuenca cuenco 

concha (concha) 
codena cutanea 

codeso ciüso 

cödice cödigo 

coto cnbito 

codono cidonio 

coger colegir 

cogidor cullidor 

cohete foguete (v. focus) 

cohonder confundir 
cojo cuja (coxa) 

cojote quijote (v. coxa) 

colaod.coda cauda 
coladero colador 

colcha colcidra (cülcita) 

colcotar calcanto (xaXxavxo) 

colero colaire 

colgante cuchente 

colgar collocar 

collarin collartno 

colmar cumülar 

colmo cuehno cümulo 



284 



colpado od. golpado cupe 



combis 

comedero 

comitado 

compango 

comprar 

compto 

compuesto 

comulgar 

comuna 

concejo 

conde 

condesor 

condido 



converso 

comcdor 

comiti 

compano 

cömparar 

cömputo 

compösito compota 

comunicar 

comuna 

concilio 

cömitre cömite 

condensar 

cundido 



condimiento cundimiento 
condonado condonato 



conducho 

eonduta 

condutal 

confalon 

cotifiante 

confianza 

conopeo 

consejero 

contar 

conteniente 

continencia 

contino 

contrato 

copa cuba 

copela 

copla 

coraznada 

corbata (el) 

corbilla 

corcoffa 

corcusido 

corche 

corlar 

cornado 

cornudo 

coranel 

corpete 



conduto conducto 

conducta 

conductal 

gonfalon ganfalon 

confidente 

confidencia 

canape 

consiller 

computar 

continente 

contenencia 

continuo 

contrecho contracto 

contrete 
alcuba cupa 
capella 

cobra cobre cöpula 
corazonada 
corbata (la) Croata 
curvicula 
concava 
culcusido (v. con- 

euere) 
corcho 
colorar 
coronado 
cornuto 
coronario 
corse 



corredero 

corro 

corte 

corto 

corva 

cosa 

C08echa 

coser 

C080 

costar 

costra 

cota 

coto 

crampa 

crampon 

cranco 

erebol 

creciendo 

creencia 

creer 

crego 

creo 

Crespo 

crespon 

cresta 

crezneja 

criar 

criatura 

criazon 

crisol 

croza 

cruzado 

cuaderna 

cuadernero 



cuadrilla 

cuadro 
cuajar 
cuaresma 
cuartel 

cubilete 



corredor 

coro 

cohorte 

curto 

curva 

causa 

cohecho od. cogecho; 

cogeta; coleeta 
co8ario corsario 
corso curso 
constar 
crusta 
cuota 
cauto 

ratnpa calambre 
grapon 
cancro 
acrifolio 
crescendo 
credencia 
credire 
clerigo 
credo 
crispo 
crepon 
crista 
crizneja 
crear 
creatura 
creacion 
crisuelo 
crucea 
cruchato 

cuaterna caserna 
cuademal cuader- 

nario cuater- 

nario 
gradiUa cttatriUa 

cuadricula 
catre (frz. cadre) 
coagülar 
cuadragesima 
cuartero cuartdl 

cuartario cortan 
gobelete 



285 



cttchar 


cuchara 


dean 


decano 


cucharero 


cucharal 


dechado 


diotado 


cuchillero 


cutelario 


deddl 


digital 


cuchillo 


cutö (cultellum) 


dedo 


digito 


cuebano 


cofin cofre (cophi- 


degana 


decania 




nus) 


dehesa 


defensa 


cuerdo 


cordato 


dejar lasar 


Tascar laxar 


cuerna 


cuerno 


dejenjo 


descenso 


cuerpo 


corpa corps corpus 


deleitacion 


delectacion 


cueva 


cova cava 


deleitante 


diletante 


cuida 


cueta cuita 


delfin od. golfin dofina 


cuidado 


cuetado cuitado 


delgado 


delicado 


euidar 


cuetar cuitar cogi- 


delibrar 


deliberar 




tar 


delinar 


delinear 


cuja 


cuera (coria) 


dengue 


deniego 


cumbrado 


culminado 


dentelado 


danchado od. dan- 


cumpd 


compadre 




telado 


cunado 


cognato 


dentera 


dentario 


cuno 


cuino cuneo 


denuesto 


deshonesto 


eura (eT) 


cura (la) 


depuesto 


depösito 


curadero 


curatorio 


derechero 


directorio 


curado 


curato 


derecho 


directo 


curtido 


contrito (v. con- 


derrame 


derramen 




terere) 


desabrido 


desaborido 


cutio 


cuotidie 


descartado 


ecarte 


cutir 


competir 


desden 


desdeno 


chamarra 


zamarra 


deseo 


desidio 


chamarrado 


chamarre 


deshabillado 


desabitte 


chato 


plato 


desmar 


designar 


chaveta 


claveta 


desirve 


deser 


chicharra 


cicada 


desliar 


desligar 


chillante 


chiflante; chußante 


desmedrar 


desmejorar 


o&.chufante silbcmte asobiante 
sibilant e 


desphegue 
despojar 


despltego 
desbüllar (spoliare) 


chocar 


zocar 


despojo 


espolio 


choclo zoclo 


chanclo zöcalo 


destellar 


destilar 


choque zueco 


zoco zanco chanco 


desttn 


destino 


aAi 


soco (soccus) 


detajo 


detalle detal (v. ta- 


chueca 


clueca 




leare) 


chupar 
chueo(n) 


sopar 
zuzo(n) suizo 


deudo debito 
devino od. adevino divino 
dezmar decimar 


dadero 


datario 


dicha 


dita dicta 


dddiva 


dativo 


diezma 


decima 


dado 


dato 


dinero 


denario 



286 



dintel od. linteU endel lindero [limi- 


empeine 


empena empellaim- 




. tarius) 


1 4 


pigen (impigi- 


diseno 


designio 




wem) 


disipuJa od. 


risipula od. isvpula; 


empla8to 


plaste plasia lastra 




ermpula 




piastra 


di&parado ' 


disparate 


emplear 


implicar 


diz 


dice 


empleita 


emplenta implkita 


doblegar 


duplicar 


enajenar 


alienar 


doblo 


duplo 


encambrar 


incamerar 


doctrinero 


doctrinario 


encanar 


encanar 


dombo 


domo 


enceldar 


enceUar 


dotnenar 


dominar 


encia 


gingiva 


domingo mingo Mingo od. Mengo 


enciso 


inciso 




dotninico 


enclavazon 


enclavacion 


dotninio 


domanio 


enclenque 


clinico 


don dueno 


dömine dömino 


encostrar 


incrustar 


dona 


duena 


endebte 


debil 


dona duena 


dömina datna 


endenado 


indignado 


donadio 


donativo 


endilgar 


ddegar 


doncella 


dominicela dami- 


endrina 


nebrina (v. junipt* 




sela 




rus) 


dormidero 


dormitorio 


enebro od. zimbro ginebrajunipero 


dos 


duo 


enfermo 


infirmo 


dosel 


dorsario 


engace od. < 


tngarce; engaste od. 


dotor 


doctor 


encaste; encausto; incausto 


dracma 


adarme 


engazar od. 


engarzar; engastar; 


drapo 


trapo trape 


incaustar 


• 


drecera 


derecera 


engendrador 


generador 


ducho 


docto 


engeno 


ingenio 


ducho 


dudo 


engerir od. ingerir ; enserir od. in- 


dudo 


dübito 




serir (inserere) 


duela 


dovela 


engrasar 


incrasar 


duende 


duendo 


engreyente 


ingrediente 


durmiente 


durmente 


enhiesto 


infiesto 






enjambradera examinatoria 


echar 


jetar jitar jactar 


enjambrar 


escamar examinar 


echura 


jactura 


enjambrazon 


examinacion 


ejido 


exido 


enjaretar ensartar engertar enser- 


embair 


invadir 




tar (v. insertum) 


embalumar 


envalumar (v. Volu- 


enjugar 


exsucar 




men) 


enjunque 


ayunque yunque 


embelenar 


envenenar 




(incudinem) 


embe8tir 


investir 


enjutar 


chotar 


embidar od. envidar invitar 


enruna od. enrona ruina 


embustero 


impostor impositor 


ensamblada 


asamblea 



287 



ensay 

ensena 

ensenar 

enser 

ensuzado 

entar 

enteco 



ensayo 

insignia 

insinuar 

ser 

ensuciado 

imputar 

hectico 



entendien te tutenden te 

enterar entrevar entregar enter- 
gar integrar 

enter o entegro entriega entrega 
integro 

en tibo estribo estipe (ßtipes) 

entildar intitular 

entonador entonatorio 

entorchar entortar 

entre tnter ... 

entredos intrados 

entrepano entrepan 

entricado . entrincado intri- 

gado intricado 
intrincado 



envas 
enves 



envase 
inverso 



envoltero 
epistolero 
era 
ercer 



involtorio 

epistolar epistolario 
area alera 
• erguer od. erguir 
erigir 
enrizar rizar (v. eri- 

cius) 
eremita 
errata 
chofeta 

esquelin (dtsch. 
Schilling) 
escalio escudlido 

escalona od. escalona; Ascalonia; 

chalota 
escantillon chantillon 
escarapela od. escarpela; escar- 

cela (skarp-iceUa v. skarp) 
escarpa; escarba od. escdraba; 
escorba; escarpe (dtsch. skarp) ; 
charpa 



ertear 

ermita 
errada 
escalfeta 
escalin 



escarpin 


chapin 


escarzar 


castrar 


esclavo 


Eslavo 


escobina 


escofinä 


escolar 


escolan escolano 


escoplo 


chaple (scalprum) 


escorchado 


escorticado 


escrifio 


escrinio 


escudero 


escuyer 


escudrino 


escrutinio 


escupir 


cuspir (conspuere) 


espadero 


espatario 


espalda 


espdtüla 


espaldera 


espalera espatu- 




lario 


esparavel 


esparvel (dtsch. 




sperber) 


especia 


espede 


espejar 


especular 


espejero 


especulario 


espeto 


espito 


espiche 


espicüla 


espiga 


espique espliego 


v 


espica 


espin 


espina 


espleque od. 


espeque; esplinque 


od. esplique 


espiritu 


esprito 


esposa 


esposas 


espuesto 


eocpösito 


esquela 


cidula 


esquena 


esquina quina 


esquizado 


esquiciado 


estacionero 


estacionario 


estanza 


estaneia 


estebado 


estivado 


estepa 


esteba estipa 


estera 


estorea 


estero 


estuario (aestua- 




rium) 


estio 


estivo (aestivus) 


estragar 


extravagar 


estrecho 


estricto 


estrenque estrinque trinque (trin* 




quete) 



288 



estribar 


estripar 


fonil fundibulo fonevol fandöfla 


estribo 


tripas 


fonsadera 


f08ataria 






fosero 


fosal fosario 


fäbueno 


favonio 


frade 


fraile freue freire 


facistol 


falcistorio 




fray od. frafrey 


fachenda 


hacienda 


fragua 


fdbrica forja 


fadiga 


fatiga 


franquiza 


franquicia 


faena 


hacina fagina 


fregar 


fricar 


faja 


haza (fascia) 


frente 


frönti8 


falcado 


faleato 


frentero 


frontero 


faUible 


falible 


fresno 


fräxino 


fällimiento 


falimiento 


frio 


frigido 


fallir 


fahr 


frise friso 


freso fres 


farpado 


ärpado zarpado 


frisuelo od. 


frezuelo; frisol od. 


farßeto od.fdlseto;fal8opeto balso- 


frixol; faseolo (phaseohtm) 




peto 


fruto 


fruta 


fasto 


fausto 


frutero 


fruetuario frutier 


favorido 


favorito 


fuego 


foco 


feble 


flebil 


fueUe 


fol (foUis) 


fieldad 


fidelidad 


fuero 


foro 


fieltro 


filtro 


fuerte 


forte fortis 


fiemo 


fimo 


fündago 


alhöndiga 


fijo 


fixo 






fimbria 


franja 


galan 


galano galante 


fincanza 


fincancia 


galdre 


guelde Grueldre od. 


fino 


finito 




Gtieldres 


finta 


ficta 


gallega 


galega 


fistola 


fistula 


galgo 


Gallego gälico 


flambante 


flamante 


gaUa 


gdbata 


flanco 


flaco 


gamba 


Jamba 


flauto 


flautet flato 


gamella 


gatnela 


fleje 


.flexo 


garbanzo 


orobanche 


fleme 


flebotomo 


gastar 


vastar 


floje 


flojo (vielleicht auch 


garzo 


zarco 




fluxo flux) 


garzo 


agdrico 


floronco 


furüneulo 


gayola 


jaula (eaveola) 


flotacion 


fluetuacion 


gemino 


geminis 


flotar 


fluetuar frotar 


gerifalte 


geriofalco od. gri- 


flux 


fluxo 




falco 


focil 


fU8Ü 


gi gante 


jayän 


focha od. /( 


oja od. floja; alhoja 


Gil 


Egidio . 




od. älfoja; fülica 


gitano 


egipeiano 


fogada 


focata 


golilla (el) 


golilla (la) 


folle 


foluz feoXXts) 


golpon 


cupö 


fondo 


fundo 


golla gola 


gula goles 



289 



gonce 


gozne 


haleche 


alece 


gordo 


gurdo 


hastio 


fastidio 


gorfe 


golfo 


haz 


faz hacia facie 


gozo 


g audio 


% 


facha (fades) 


grado 


grada 


hebra 


fibra 


gran 


grande 


hecha 


fecha 


granado 


granate 


hechizo 


facticio feticho 


granoble 


Grenobles 


hecho 


fecho facto 


granel 


granero granario 


hechor 


factor 


grao 


grava 


hechura 


factura 


grapa 


grampa 


hechuria 


facturia 


graso 


CTO80 


hedrar 


iterar 


gratel 


gratil 


heja 


ferula 


greda 


creta 


helada 


jalea od. gelea 


grida 


grita 


helguera od 


.falaguer filicaria 


gringo 


griego greco 


hembra 


femin a 


grivar od. 


gribar od. drivar de- 


henir 


finjir 


rivar 




heraldo 


faraute 


gromo 


grumo 


herbero 


herbario 


gropo 


grupo 


heredero 


hereditario 


gruta 


cripta 


hereje 


heretico 


groto 


onocrötalo 


hermano 


germano 


grueso 


gros gro groso 


herrar 


ferrar 


grüllada 


guruUada 


herrenoso 


farraginoso 


grupera 


gurupie 


hervor 


fervor 


guardiUa 


bohardüla od. boar- 


hierro 


ßerro ferro 




dilla buardilla 


higado 


higdte 




(von ~buf) 


Mio 


fiel fil fillo filo 


guarida 


guarita 


hilvan 


filvan 


guja 


aguja (acucula) 


hincar 


fincar 


gullerta 


guüoria 


hinchar 


inflar 


gurvion 


gurbion od. fervion 


hinchazon 


inflacion 




euforbio 


hiniestra 


gtnista gesta 






hinojo 


punilla (foeniculum) 


häbla 


fala fäbula 


hinojo 


genol (genuculum) 


haca 


jaca 


hirmar 

4 


firmar 


hacha 


fdcula 


hirviente 


ferviente 


haces 


fasces 


hita 


fita 


hacen 


zähen 


hito 


fito ficto 


hadero 


fatuario 


hoguera 


focaria 


hado 


fato 


hoja 


foja 


halca 


falca 


hojada 


follada 


halcon 


falcon 


hojar 


foUar od. foliar 


halconete 


fdlconete 


holan 


holan do 


halda 


falda 


holgo 


jorco 


C. Michaelis. 




19 



290 



hollar 


folar 


impla 


grimpola 


hollejo 


foliculo 


imposta 


impuesta 


hollin 


holli fuligine 


indigo 


indico 


hombro 


hümero 


ingle 


anguina 


homeciUo 


homicidio 


inUrmedio 


entreme8 


hon da 


fonda funda 


Jsidro 


Isidoro 


hon da 


Fronda 


isla 


insula 


hondo 


fondo projondo 






honrar 


honorar 


Jabali 


jabari 


horambre 


forambre 


jable 


säble 


horcado 


horcate 


j ' aboner a 


saponaria 


. horma 


forma 


jada 


azada (v. axis) 


hormigo 


hormiga 


Jaime (Jaume Jago) Jacöbo 


hormiguero 


formicario 


jaldo jalde jaldre gualdo geldre 


hormilla 


formilla 


jaleco od. gileco chaleco 


horno 


furno 


jaletina 


gelatina od. hela- 


hosco 


fosco fasco 




dina gualatim 


ho8pitalero 


hospitalario 




(v. gelare) 


hostal 


hospital hotel 


jalma od. 


enjalma salma 


hostiero 


hostiario 


t 


8oma sagma 


hostigar 


fustigar 


jaloque 


siroco 


hoyuela 


foveola 


jamon 


jambon od. gambon 


hoz 


fquces 


jdndalo 


andaluz 


hoz 


falce 


jaquel 


echiquier 


huebra 


obra opera 


jarcia 


% sarcia 


huebrar 


obrar operar 


jarifo 


jerifo 


huebrero 


obrero operario 


jarope 


jarabe siropo 


hueca 


gueca 


' 


(sorb-ete) 


huelga 


folga 


jaudo od. jauto ; enjabido insd- 


huella 


folla fola 




pido odr insipido 


huerca 


horca od. forca 


jazarino 


jacerino 




furca 


jeme 


8emi semis 


huerco 


ogrp horco 


jerga; serga 


od. sarga; sirgo; se- 


huesa 


fosa 


jeringa 


ßiringa [rico; 


huesa 


osa 


jerpa 


serpa 


huerto 


huerta 


jerviUa 


servilla salviUa od. 


huesped 


höspite " 




asalvilla 


hueste 


hoste 


jibia 


sipia zupia sepia 


huevo 


ove 


jiride 


iride 


hurano od. 


horano foräneo 


jirpear od. 


jerpear (wie p. 233 


hurgon 


horcon furgon 


• 


steht) serpear 


huso 


fu»0 


jornal 


diurnal 






joyo od. 


loyo lutllo lolio 


Ulan 


Julian 


joyoso 


gaudioso 


iman 


diamante 


juarda 


suarda 



291 



jugo 


jugue suco 


lechero 


lactario 


juiz * 


yuje 


ledro 


ledo 


jumelas 


gern das 


lego 


laico 


juradero 


juratorio 


Ujos 


luenga Ion ja loncha 


jurugo od. 


juruco abejaruco 




longa lunga 


justeza 


justicia (el) justi- 


len 


lene 




cia (la) 


lengua (el) 


lengua (la) lingua 


juzbarba 


chubarba (JQvis 


lenteja 


lanteja lenticula 




barba) 


lenero 


lignario 


juzgar 


judicar 


leon 


legion 


*v , 




lerdo (altd. luerdo) lürido 


labio 


labia 


lesion 


lision 


labradero 


laboratorio 


leste 


este 


läbrante 


laurente laborante 


lesto 


listo 


labrero 


laborero 


letania 


litania 


lacayo 


laque 


letrado 


literato 


lacio 


fldccido 


letrero 


literario 


lacre 


laca 


Uuda 


ludia lezda (levi- 


ladino 


latin latino 




tum) 


lagunar 


lacunario 


levfetico 


ligüstico 


laja lasa lancha lasca laxa 


leyenda 


legenda 


lambel 


arambel 


lia 


liga 


lambrija 


lombriz 


liar 


ligar 


laminero 


laminario 


licor 


licuor 


Jana 


laya (pg. lata) 


lidiar 


lüigar 


laria 


lama lämina 


liento 


lento 


lande 


glande 


lienzo 


linteo 


landra 


gldndüla 


ligazon 


ligacion 


lanera 


lanario 


ligustre 


ligustro 


langosia 


locusta 


lijar 


lisiar 


lantejuela 


lentejucla (v*. lenti- 


limo 


limbo 




cüla) 


lindano 


limitdneo 


lapachar 


lapazar 


lindar 


limitar 


lasitud 


laxitud 


lindeza 


limpieza limpideza 


laso 


ICbXO 


linde 


Umite 


lastimar 


blasfemar blasmar 


lindo 


limpio limpido 


lastre 


lastro od. lasto 


linera 


linario 


lauda 


lapida 


lina 


Uno linea 


launa 


lagano 


lirio 


lis 


lavadero 


lavatorio 


lisonja 


losanje (landemia) 


lazar od. enlazar lacear 


lista 


ristra 


lazrar 


lacerar 


livio 


livido 


leal 


legal 


livrada 


livrea 


lealtad 


legalidad 


loa 


laude losa 


lebrel 


lebrero 


lobado 


lobato 



19 



292 



löbrego 


lugubre 


macho 


mache maslo mos- 


logro 


lucro 




culo 


lomo 


loma loba lombo 


tnadera 


madero materia 




(lumbus) 


madrigal 


mandrial 


londo 


Umdrts 


madriguera 


matricaria 


lonja 


logia (dtsch. laubja) 


madriz 


matriz 


loza 


lutea 


madrona 


matrona 


lucha 


luto (luctus) 


maesa 


maestra 


lucio 


lücido 


maese 


maezo mase maestro 


lugar 


local 


* 


maestre mastro 


luir 


ludir 




tnagistro metre 


lujacion 


luxacion 


maestral 


magiatral 


lumbrera 


lumbraria lumi- 


maitin 


matutino 




naria 


majuelo 


maleolo od. maliolo 


lunar 


lunario 


maletia 


malatia 


lüten 


engrudo glüten 


rnaleza 


malicia 


lutoso 


luctuosa 


malina 


maligna 


Luzbel 


lücifer lucifero 


mallo 


macho (marculus) 




. 


Mallorca 


majörica 






mamalueo 


mameluco 


Iladon 


lodono 


man 


mano 


llaga 


plaga 


mancha 


malla macla mach 


llama 


flama 




mäcula 


llamar 


clamar 


mandadero 


mandatorio 


llana 


plana 


mandado 


mandato 


llaneza 


plant et e 


mdndola 


bändola bandurria 


Uano 


piano plan piano 




pandurria pan- 


Hanta 


planta 




duraod.pandora 


Hauten 


plantaje (plantagi- 




panduria 


• 


nem) 


mangual 


manual 


llanto 


planto 


manido 


manida (v. manere) 


Uapa 


lapa 


manija 


manilla 


llares 


lares 


manjar 


manducar 


llatir 


latir (glatire) 


manojo 


manopla 


llave 


clave (el) clave (la) 


mansion 


meson 


llecho 


pleita (plicita) 


manso 


mansueto 


llegar 


plegar plicar 


mantel 


mandil mantiUa 


lleira 


glera od. glarea 


manuella 


manuela 


llenero 


plenariö 


manego 


maniego 


Ueno 


pleno 


mdquina 


machina 


Uevante 


levante levente 


marchante 


merchante 


ttevar 


levar 


mareada 


marea 


llorar 


plorar 


märfaga 


märfega 


llosa 


clausa 


marfil 


alfil od. arfil 


lluvioso 


pluvio80 


margojüa 


marquesita 



293 



margenar 


marginar 


mielgo bielgo 


od. bieldo od. vieldo 


tnarmeUo 


tnembriUo (melime- 




od. viendro (ven- 




lutn) 




tilus) 


ma8 


manso (mansus) 


miente 


mente 


mascar 


masticar 


migrana 


hemieränia 


mascujar 


mascullar 


mijo 


milio 


matadero 


matador 


MiJlan 


Emiliano 


mayo 


majö 


mina 


hemina 


mazar 


macear 


minencia 


eminencia 


maznar 


macinar 


mirador 


miratorio 


mäxitno 


mäximum 


misero 


misario 


meaja 


medalla metälea 


mochar 


moznar mutilar 


meda 


meta 


mocho 


mozo mötilo mütilo 


mediado 


mediato 


mocoso 


.muco so 


medrar 


tnejorar 


moda 


modo 


Meje 


medico 


mojo moje 


molla muelle (a) 


mejido 


mecido 




mole mulla {mo~ 


mejilla 


maxila 




llis) 


melecina 


medicina 


molde 


mödulo 


membrillero 


membrülar 


molleja 


molecula 


menar 


minar 


mondo 


mundo 


menear 


manear (v. manus) 


monedas 


moniß 


menester 


ministerio 


monedero 


monetario 


menestra 


mini8tra 


monedera 


monetoria 


menestral 


ministeriell 


monje 


Mönago 


men€8tril 


ministril 


monjil 


monacillo 


mengala 


bengala 


mona 


mona (it. monna) 


menguar 


minuar 


montaje 


montazgo (montati- 


menjurge 


mejurge ( v. mis- 




cum)- 




cere) 


morcillo 


murcillo murecillo 


menoria 


minoria 


mordaza 


mortaja 


mentira 


mentida 


mordiente 


mordente mordante 


menudo 


minuto minuta 


morgado 


amorgado (von 


meollo 


medula 




amurca) 


merla 


merula 


moro 


mauro 


mermar 


minimar 


mortem dad 


mortalidad 


mesta 


mista mixta 


moscada 


muscato 


mesturar 


misturar od. mix- 


mortiguar od. amortiguar morti- 




turar 




flear 


mesura 


mensura 


moyo 


modio 


mesurar 


mensurar 


mucre 


muco 


meya 


media 


muchiguar 


multiplicar 


mezclar 


mescolar 


mudar 


mutar 


mielga od. 


melga od. melca me- 


mueble 


movil od. mobil 




dica 


muelle muela mole (moles) 



294 



muermo 


morbo 


orchilla 


urchiUa 


munidor 


monidor monitor 


ordenado 


ordenato 


muria (salmuera) almori 


ordenar 


ordinär 


muri endo 


morendo 


oreja 


auricula 


muslo 


müsculo 


orinoso 


ruginoso eruginoso 


muy 


mucho müUi . . . 


orespe 


aurifice 






orlan 


Orleans 







ornado 


ornato 


nacar 
nada 


nacar a 
nato (natus) 


orondado 


undulado 


nadadero 


natatorio 


ostaga 


ustaga 


nao 


nave 


ostiario 


ujier od. hujier od. 


natio 


nativo 




lujier od. laujier 


navaja 

• 


navalla (novacula) 


otero 
oval 


altario 
övalo 


necesano 


neceser 




• 


neguijon 


neguillon (v. niger) 


overo 


ovario 


neguilla negrilla (v. niger) 
neüa od. nijela niel (t. niaer) 


pabellonado 


papiUonado 


V 

nesgo 
neto 


nexo 
nitido 


pablo 
pacado 


pdbulo 
pacato 


nieto 


nepote 


paciguar od. 


apaciguar pacißcar 


nino menino 


minimo (minimum) 


padron 


patron patrono 


nocher 


nauclero 


paflon 


plafon 


nocre 
nodo 


noque 
nudo 


pago 
paila 


pagado 
padella 


nombrar 


nomin ar 


pal 


palo 


nombre 


nümero 


pdlabra 


parabola paröla 


no se 


no sabo 




parla 


nuevo 


novio 


paladin 


palatino 






paUza 


baliza 




9 


palmero 


palmar palmario 


obispado 


episcopado 


palomar 


palomero 


oblada 


oblato oblea 


palurdö 


balurdo 


öbolo 


ovüla 


pämpano 


pämpol 


ochavo 


octavo 


panizo 


paniceo 


odrero 


utrero 


pano 


pana 


otdor 


auditor 


papel 


pabilo papiro 


oidoria 


auditoria 


parangon 


paragon (para-con) 


ojera 


hullera oculario 


pardo 


pälido 


oledero 


oledor 


pdrrafo 


parrdgrafo 


olfatorio 


olfactorio 


parte 


partes 


onibligo 


umbiliculo 


partija 


particula 


onza 


uncia 


pasmo 


espasmo 


opuesto 


opösito 


pata 


pate 


ora 


hora 


patena 


pätera 


orca 


urca 


patrullar 


patullar 



295 



payo 
pazguate 



Pelayo 

apaciguado {päd' 
ficatum) 
peäl pedal 

peana od. peana; peldano; pe- 

däneo 
pebete pabilete 

pebrado puri 

pechar pactar 

pecho peto 

pecho pauta pacto 

pedazo petequias 

pedrero pedrel petrero 

pegado pegata 

pegujal od. peujal; peculiar 
peje pez piscis 

pejiguera persicaria 
pelarela peladero 

pelero peraile od. pelaire 

pelitre od. piretro belitre 
peloßa pelusa 

pelota balota 

pella bala pila 

pelleja % peliculo 

pena pena (penna) 

pendencia penitencia 
pendula pinola abenola 

(pennula) 
pensionero pensionario 
penol penol pendol pen- 

dula 
percha pertiga pertica 

peregrino pelerina 
pereza pigricia 

perlätico paralitico 
pes-pues pos (post). 
pesar pensar 

pesoa; prisco od. alprisco; alber- 
chigo od. alpersico; alber ge; 
pejego; persico 
pe8tillo pi8tilo 

pezuelo peciölo piezgo pe- 

diculo 
picado pique 

piche pez (picem) 



pildora 


pilula 


pincel 


peniciUo 


pinchar 


pinzar 


piojoso 


pediculoso 


pistacio 


alföcigo od. ah 




fistigo ' 


pixide 


busto (woraus buz 




bruces s. oben) 


plantel 


plantario 


platicar 


practicar 


pldtico 


präctico 


platija 


platilla 


playa 


plaga 


plaza 


pldtea • 


plazo 


pleito pldcito 


plegar 


plicar 


plegaria 


precaria 


pleitear 


preiear (v. pleito) 


pliegue 


pliego plica 


plomazon 


plumazon 


plumero 


plumario 


poblacho 


pöpülacho 


pobo 


chopo {pöpulus) 


podar 


potar 


polir 


buir 


polvareda 


polvorero 


ponce 


pötnez 


poniente 


ponente 


ponzona 


• pocion 


popar 


palpaf 


porche 


portico 


porfia 


perfidia 


porro 


porra 


posa 


pausa 


postilla 


pustela 


postura 


positura 


potajero 


potajier 


potenza 


potencia 


poyo 


podio 


pozal 


puteal 


preboste prioste prepuesto prepo- 


sito 




prehecho 


prefecto 


pretal od. 


petral pectoral 


prez 


precio 



296 



prtmero * 


primario 


real 


regal 


prision 


prehension 


reales 


reis 


propuesto 


propösito 


rebollo 


repollo (v. ptdülare) 


provecho 


provecto 


recado 


recaudo (v. recapi- 


provenzal 


provincial 




tare) 


publicado 


publicata 


receta 


recepto 


pudiente 


potente 


recetero 


recetario 


pudridero 


pudridor 


recibiente 


recipiente 


puelo 


pueblo pöpulo 


recio 


rigido rijo 


puesto 


posta pösito 


recua 


recova (arab.) 


pujar 


pulsar 


recuero 


recovero (arab.) 


pulcela 


pucela 


recudir 


recutir 


pulican 


pelican pelicano 


rededor 


derredor (v. dire- 


pulienta 


polenta 




trum) 


pülpito 


pupitre 


redondo 


rotunda rotonda 


pulpo 


pölipo 




ronda 


pulser o 


pulsorio 


redencion 


ranzon 


puncha 


punta 


redro 


retro 


punchar 


punzar 


redrar 


rendar retterar 


puntacion 


puntuacion 


redruejo 


redrojo 


puntal 


puntual 


reducho 


reduta 


puntar 


puntuar 


regada 


regata 


puntel 


puntero 


regalo 


regelo 


puntosidad 


puntuosidad 


reglar 


regulär 


punzon 


puncton 


regüeldo od. revueldo od. rebüeldo 




/ 


od. bueldo 


; revuelto 


quebrar 


crepar 


reja 


reticula 


quedar 


quitar quietar 


relevado 


releve 


quedo 


quito quitt quieto 


relievo 


relief 


quemar 


cremar 


remesa 


remisa 


quesado 


caseato 


renda 


redita 


quibto 


cuesta 


renglon 


reglon 






rengo 


renco 


rabo 


rapo 


replegar 


repUcar 


raigar 


radicar 


reproehe 


repropio 


ralo 


raro 


repuesto . 


reposte 


ramo 


rama 

m 


requesta 


requisito 


rapado 


rape 


resollar 


resoplar (v. suflar) 


rato 


rapto 


resurte 


resorte 


raudo 


rdbido (od. v. rä- 


respetar 


respectar 




pido) 


respeto 


respecto 


ras 


raso 


respetoso 


respetuoso 


rasgar 


rascar 


retar 


reputar 


rayo 


raza radio 


retratar 


retraetar 


razon 


racion 


retrato 


retracto retrete 



297 



retrechero 


retretera 


saina 


zahina (sagin a) 


retuerto 


riorta retorta 


saladero 


salador 


revendicar 


revindicar revan- 


salguera 


sarguera sargal sa- 


' 


char 




licario 


reves 


revieso reboso re- 


saloma; zaJema od. celema; za- 




verso 




lama (fiL*) 


revesa 


rebeza (v. reversus) 


salsa 


sosa 


revesar 


rebosar rebozar re- 


salsero 


sausier 




versar 


salvaje 


selvdtico 


revoque 


revoco 


san 


santo 


rezar 


recitar 


sangre 


san gut s 


rezno 


ricino 


santero 


santuario 


ribera 


vera ripuario 


santiguador 


8antificador 


riesgo 


risco 


santiguar 


santificar 


rimero 


rimario 


sana 


insania 


ringla 


regia regula 


sargento 


sirviente serjente 


rizal 


riciäl 


80X0 


seso (Stein pg. seixo) 


robin 


rona roya r obigine 


sayo od. sago; zaque; jaco; saco 


röblar 


roborar (v. robur) 




(8alicem) 


roble 


robra (t. robur) 


saz 


sauce 


rodar 


rotar 


sazon 


estacion 


roela 


rödela (v. rota) 


secaria 


gtera (pg.) 


rolde ruejo 


ruello rollo rötulo rol 


seceno ; seiseno; sesen od. seiseti 


romadizo 


reumaiismo 


secrestar 


secuestrar 


rondel 


rondö 


secretero 


secretario 


ropa 


roba 


secuencia 


secansa 


rosero 


roßario 


seda 


jeta seta 


rota 


ruta rauta 


sede 


seo 


rotura 


ruptura 


8eglar 


secular 


roya 


rubio 


segun 


segundo 


rua 


arruga ruga 


segundar 


secundar 


rueda 


roda rota 


sellado 


sigilado sigilata 


ruido 


rugido 


sellar 


sigilar 


rujiar 


ruciar od. rociar (v. 


sello 


sigilo sigla 




rocio d. i. roscidus) 


selva 


silva 


rumo 


rumbo 


semanero 


semanario 


rutinero 


rutinario 


semblar 


8imilar od. simidar 


, 




sembrar 


seminar 


saborgar 


saborear 


sencillo 


simphcillo 


sacalina 


sacadina socadina 


sendos 


singulos 


saeta 


sagita 


seno 


sien sino 


saetero 


sagitario 


senoso 


sinuoso 


sagerida od. 


satureya ajedrea 


sena 


sino signo 


sagra 


sacro 


serial 


senuelo signdculo 


sagramiento 


sacramento 


senar 


signar 


C. Michaelis. 




20 



298 



senero od. sendero Singular 

senor seor sor siur senior 

sepais sepades 

serenada serenata 

serrado serrato 

sesma sexma 

seso senso 

seto Ceuta (saeptum) 

seyente sediente 

8i e gante secante 

Sierra cerro 

siesta sesto Sixto 

silenciero silenciario 

sisero eisorio 

soberano superano od. «o- 

prano 
sobrar superar 

sobre supra . . . (od. su- 

per . . . 
sobrehaz sobrefaz 

sobretodo * sortü 
soez sueio (sucidus) 

soldar solidar 

soledad saudade 

soliman subhmado 

soliviar (alt sublevar 

sollevar) 
soltero solitario 

solviente solvente 

sollamar soflamar 

sorna suma 

somero sumario 

sonada sonata 

soso zonzo insulso 

sospecha suspecto 

sueldo suelto (gediegenes Metall) 

soldo sölido saldo soda 
suelo söleo 

sueno son 

surgidero surgidor 
suro suber 

surdir surgir 

sursida surgida 



tabaola 



batahola 



tablero tablar tabulario 

tachon chaton (y. dtsch. 

platt) 
taimado temado (pg. u. altsp. 

teimado) 
tajo tas 

talento talante 

talque talco 

tallar talar tajar tarjar talear 
falle tallo 

tanca faca 

tanda tanta 

taniente tangente 

taravilla travilla 
tarde tardo(a) 

tarea tarifa 

tarja taja (v. täleare) 

tarraja terraja (v. teretrum) 

tarrina terrina 

tartaruga tortuga 
tasar tachar tascar taxar 
taurete täburete (v. tambur) 

tea teda 

techo tecto 

teja teguja tecla 

tejero tejar tegular 
tejido tisu 

telero telar 

temblar tremolar tremular 

templadura temperatura 
templar temperar 

temporero temporal tempo- 

rario 
tenällon tenazon (v. tena- 

cula) 
tendiente tendente 
teniente tenante 

tenzon tension 

tercer tercero 

terrontera torrontera 
terzuelo « torzuelo 
tesoro tesauro 

testiguar od. atestiguar testi- 

ficar 
tez terso 



299 



tibio tepido 

tieso teso tenso toesa 

tiesta testa 

tija tibia 

tilde titulo 

timbre tempano timpano 

timonel iimonero 

tina tinea 

tinte . tinto 

ttrida , hictericia 

tizne tizon (titionem) 

toba (Distel- tubo 

Stengel) 

tobillo tUbillo 

tocada tocata 

tocho estulto 

toldo tolo (tholus) 

tomadero tomador 

tan tono 

tonel tunel 

tonga tünica 

tonto atönito 

topera tajpaire talpario 

topa tälpa 
torcha trocha tuerto tarta torto 

torche truj trocla törculo 

tordiga turdiga 

torga tuerca 

tornar turnar 

tornillo tumillo 

tarno twrno 

toro tauro 

torzon od. torozon; tarazon; tor- 

sion 

tosco tudesco 

trabajo trebejo 

traicion tradicion 

traina trena 
trajin trajino trahino tren 

trampa trapa 

trance tränsito 

tranquil tranquilo 

tranzadera trenzadera 

trasdos trasdcmo 

traste tasto 



trastrueque trastrueco 

traves travieso traversa trasves 

transverso 
traveser travesero 

trebedes tripode 

trebol trifolio 

trecho trato tracto trete traite 
trementina terebentina 
treta trata 

treudo tributo 

treznar trenzar (v. triehia) 

trillar tribular od. atri- 

bular 
tronco troncho tronzo trunco 
tronadera tronatorio 
trozal torzal (v. torquere) 

trozo tirso torso 

trueno estruendo tron tronido 

(tonitrum) 
trueque trueco 

trufa turma turba (v. tu- 

ber) 
trujal torcular 

trujiman truchaman 

tuero toro 

tufo tifo 

tulipan turbante (ar.-pers.) 

turba tropa (tropus) 

turbio tolva torva turbido 
turmoso tuberöso 

tuson tonsion totson 



un 




uno 


usia 




vuestra senoria 


usted 




vuestra merced 


uz od. 


huz 


urce 


uzo 




ostio % 


va 




vade 


vaco 




vacuo 


vagar 




vacar 


vaho 




bafo 


vaina 




vagina 


val 




valle 


varadero 


varador 



300 



vardasca 


verdasco (v. viridio) 


ukpera 


visperas 


vascuence 


vascönico 


vista (el) 


vista (la) 


vedo 


veto 


vivac 


vivaque 


v einten 


veinteno 


vivero 


vivar vivario 


vejiga 


vesica 


vocero 


vozario 


velar 


vigilar vigiar 


vqlcan 


vulcan 


venadero 


venatorio 


voltero 


voltario 


vengar 


vindicar 


voluntario 


volonter 


verde 


virio viride 


vulgada 


vulgaia 


verga 


virga 






vergüenza 


verecundia 


yema 


getna 


veriguar od. 


averiguar verificar 


yero 


ervo 


verja 


virgüla 


yerto 


jertas hirto 


v ernte 


verminis 


yesca 


esca 


vermejo 


vermiculo 


yeso 


gipso algez 


vero 


vario 


yogar 


jugar 


vestero 


vestuario 


yunta 


Junta 


veza 


vicia 






vezo 


vicio 


eacre (oxi-zaere) säcaro azücar 


viaje 


vidtico 


zafre 


zafir (arab.) 


viandero 


vivandero 


zamboa 


acimboga (arab.) 


vidrado od. 


vidriado vitre 


zampona 


sinfonia 


vidrio 


vitreo 


zaquear 


saquear 


viejo 


viedro (Murviedro 


zarcillo 


cercillo (circellutn) 


■ 


etc. vetulus) 


zarrapastroso od. zarpastroso za 


viente 


vidente 


parrastroso (dtsch. harp) 


villaje 


villazg o (vill - ati- 


zopo 


zompo 




cum) 


zua od. zu da 


i; azua od. azuda 


vil 


vilo 


zumaca 


semaca 


viola 


viguela 


zuno 


ceno (cincinnus) 


virote 


viruta 


zurdo 


sordö. 


visera 


visal 







Druck von F. A. Brockhaus in Leipzig.