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Full text of "Subjectlose Sätze"

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Miklosich,   Franz,   litter  von 
Subjectlose  Sätze.     2.   Aufl. 


Z6 


SÜBJECTLOSE  SÄTZE. 


VON 


FRANZ  MIKLOSICH. 


ZWEITE   AUFLAGE. 


WIEN. 

WILHELM     BRAUMÜLLE  R. 
1883. 


Bei 

Wilhelm  Braumüller,  k.  k.  Hof-  und  ÜBiversitätsbochhändlcr  in  Wien, 

sind  naclistehemle  Werke  zur  slavischen  Philologie  zu  haben: 


Miklosich,  Fr.,  Versleichende  grammatik  der  slavischen 
sprachen.  4  Bände. 

I.  Band.  Lautlehre.  Zweite  ausgäbe.  1879.  Preis:  20  M. 
II.  Band.  Starnmbildungslehre.   1875.        Preis:  15  M. 

III.  Band.  Wortbildungslehre.    Zweite  ausgäbe.    1876. 

Preis:  18  M. 

IV.  Band.  Syntax.    Vergriffen.    Eine    neue   ausgäbe    be- 
findet sieh  unter  der  presse. 

—  Altslovenische  fornienlehre  in  paradigmen  mit  texten  aus 

glagolitischen  quellen.   1874.  Preis:  5  31. 

—  Lexicon     palaeoslo-Tenico  -  graeco  -  latinum     emendatuni 

auetum.   1862—1865,  Preis:  27  M. 

—  Monuinenta    serbica    speetantia    historiam    Serlnae    Bosnae 

Bagusii.   1858.  Preis:  12  .1/. 

—  Apostolus  e  eodice  monastcrii  sisatovaeensis.  Mit  facsimile. 

1853.  Preis:  6  M. 

—  Chronica    Nestoris.     Vol.    I.     Textuin    russico-slovenicurn 

eontinens.   1860.  Preis:  6  M. 

—  Evangelium  S.  iMatthaei.  1856.  Preis:  3  M. 

—  Vita  S.  Methodii.  Russico-slovenice  et  latine.  1870. 

Preis:  1  M.  60  Pf . 

—  Slavische  bibliothek  oder  beitrage  zur  slavischen  philologie 

und  geschiehte.  2  Bände.   1851,   1858.  Preis:  a  6  M. 


Kopitar,  B.,  Kleinere  sehriften.  herausgegeben  v.  Fr.  Miklosich. 
I.   1857.  Preis:  3  M. 

Monuinenta  speetantia  ad  unionem  ecclesiarum  graepae  et 
romanae  edita  ab  A,  Theiner  et  Fr.  Miklosich.  Cum 
tabula.    1872.  Preis:  2  M. 


Druck  von  Adolf  Holzliavi^n. 

U.  k.  Hof-  nud  Uiuveraitüts-Buclidrucker  in  Wiou. 


SUBJECTLOSE  SÄTZE. 


VON 


m<\yV      FRANZ  MIKLOSICH, 


/tLibh. 


0 


ZWEITE   AUFLAGE. 


WIEN. 
WILHELM    BRAUMÜLLER. 

1883. 


Wz 


Diese  Schrift  ist  eine  Umarbeitung  meiner  im  XIV.  Bande  der  Denk- 
schriften der  philosophisch -historischen  Classe  der  kaiserlichen  Akademie  der 
Wissenschaften  gedruckten  Abhandlung:  „Die  Verba  impersonalia  in  den  slavi- 
schen  Sprachen". 


LIBRARY 

752757 

UNIVERSITY  OF  TORONTO 


EESTER  THEIL. 
Allgemeines. 


Die  nachstehende  Abhandlung-  hat  zunächst  die  subjectlosen 
Sätze  in  den  slavischen   Sprachen  zum  Gegenstande.    Bei  diesen 
Studien  konnte  ich  nicht  umhin  auf  analoge  Erscheinungen  anderer, 
namentlich  der  verwandten  Sprachen  Rücksicht  zu  nehmen.   Diese 
Studien  haben  mich  auch  veranlasst   bei   Philosophen   Belehrung 
zu   suchen:    die  Abhandlung   enthält   die  Antworten,    die  mir  auf 
meine  Fragen  geworden  sind.     Ich  habe  es  endlich   nicht  unter- 
lassen nachzuforschen,  wie  die  Frage  der  sogenannten  Verba  im- 
personalia  im   Laufe  von  mehr  als  anderthalb  Jahrtausenden  von 
den  Grammatikern  aufgefasst  worden  ist:  der  Theil  der  Abhand- 
lung, der  die  Geschichte  dieser  Frage  zum  Gegenstande  hat,  dürfte 
namentlich  dadurch  von  Interesse  sein,    dass   daraus   hervorgeht, 
welcher  Scharfsinn  vergeblich  aufgeboten  wurde  um   eine  unhalt- 
bare Theorie  zur  Geltung  zu  bringen.    Dieser  Theil  der  Abhand- 
lung,   verbunden    mit    der   Erkenntniss   der   Totalität    der   hieher 
gehörigen    Spracherscheinungen,    dürfte    mehr    als    irgend    etwas 
anderes    dazu   beitragen  der  richtigen  Auffassung  der  Sache  An- 
erkennung zu  verschaffen. 

Als  nothwendige  Bestandtheile  des  Satzes  erklärt  man  das 
Subject,  d.  i.  dasjenige,  von  dem  etwas  ausgesagt  wird,  und  das 
Prädicat,  d.  i.  dasjenige,  was  ausgesagt  wird.  Diese  Ansicht  ist 
in  der  Sprache  nicht  begründet,  indem  es  Sätze  gibt,  denen  das 
Subject  fehlt.  Dergleichen  Sätze  nennen  wir  subjectlos  und  fassen 
hier  das  Wort  Subject  im  grammatischen  Sinne  auf,  in  welchem  es 
mit  dem  Subject-Nominativ  zusammenfällt:  in  dem  Satze  „pluit" 
wird  das  Subject  nicht  nur  nicht  ausgedrückt,  sondern  nicht 
Snbjectlose  Sätze.  * 


einmal  gedacht.  Nach  einem  solchen  Subjecte  kann  nicht  gefragt 
werden,  und  die  Frage  kann  bei  solchen  Sätzen  nur  lauten:  was 
geschieht?  In  allen  solchen  Sätzen  wird  ein  Vorgang  ausgedrückt, 
ohne  dass  das  wirkende  Subject  genannt  wird:  das  Verbum  tritt 
völlig  subjectlos  auf.  Es  ist  daher  unrichtig,  wenn  man  meint, 
das  Subject  von  dergleichen  Verben  sei  unbestimmt,  wie  etwa 
von  den  Ausdrücken:  putant,  dieunt;  Xe^ougi,  oaci;  nsl.  mislijo; 
klruss.  de  prosaf,  de  kosaf  Nomis  13;  russ.  govorjatt,  govorili; 
pol.  kochaja;  man  sagt;  frz.  on  dit  uud  dergl.;  es  ist  ferner  un- 
richtig, wenn  man  den  Grund  der  Eigenthümlichkeit  von  der- 
gleichen Sätzen  in  dem  Verbum  sucht,  und  die  Verba  in  per- 
sonalia  und  impersonalia  scheidet;  es  ist  endlich  unrichtig,  wenn 
man  das  in  mehreren  Sprachen  die  sogenannten  Impersonalia 
begleitende  Pronomen  „es"  als  Subject  ansieht.  Bei  den  Aus- 
drücken putant,  dieunt  ist  allerdings  das  Subject  unbestimmt,  es 
kann  aber  bestimmt  werden,  während  bei  Ausdrücken  wie  „pluit" 
dies  nicht  möglich  ist:  zu  den  Sätzen  mit  unbestimmtem,  aber 
bestimmbarem  Subjecte  gehören  namentlich  die  Räthsel:  maleri- 
koje,  kryvenkoje,  vso  pole  slitaje  für  serp.  In  dergleichen  Sätzen 
hat  das  deutsche  „es"  einen  wirklichen  Inhalt,  nach  dem  eben 
gefragt  wird.  Wer  mit  Apollonios  Dyskolos  bei  äc^pdraai  das  Sub- 
ject Zeus  hinzudenkt,  verkennt  die  Eigenthümlichkeit  dieser  Aus- 
drucksweise ;  er  muss  consequent  Verba  wie  äc-pd^xe1.  aus  der  Zahl 
der  sogenannten  Impersonalia  ausscheiden,  und  wird  als  Imper- 
sonalia nicht  einmal  jene  gelten  lassen,  für  welche,  wie  für  piXet, 
ein  solches  Subject  nicht  einmal  fingiert  werden  kann,  und  bei 
denen  man  zu  einer  anderen  Fiction  seine  Zuflucht  nimmt,  indem 
man  dem  Satze  ^eXsi  den  Satz  jaeXtjSäv  km  substituiert.  J.  Grimm, 
Wörterbuch  3.  1112,  spricht  sich  darüber  folgendermassen  aus: 
„Nahe  gelegt  war  verschiedentlich  bei  „es  spukt,  es  raschelt,  es 
tagt"  u.  s.  w.  das  in  „es"  verblichene  Subject  aufzufrischen  und 
wieder  auszufüllen;  diesen  Weg  einschlagend  denkt  man  sich  zu 
pluit,  tonat  ein  Jupiter  oder  Zeus,  welchem  des  Regens,  Donners 
und  Blitzes  Ursprung  beigemessen  wird,  wie  auch  das  Volk  diese 
Naturerscheinungen  sich  daraus  deutet,  dass  der  alte  Vater  mit 
seinem  Wagen  über  die  Wolken  rolle  und  Feuer  schlage.  Die  Verba 
wie  „spukt"  lassen  sich  meist  auf  irgend  einen  Dämon  ziehen, 
dessen  heimliches  Nahen  auszusprechen  gemieden  wurde.  Allein 
es  hat  doch  Bedenken  mannigfalte  Phänomene  sämmtlich  auf  eine 
und  dieselbe  Gottheit  und   noch  mehr  die  einzelnen  auf  besondere 


Götter  zu  leiten:  welche  Subjecte  aber  gewinnen  wollte  man  für 
die  unpersönlichen  Verba,  wie :    „es  ist  einem  genommen ;  es  wim- 
mert; es  sei;  es  wird  dir  besser ?"    Lieber  erläutere  ich  die  ganze 
Form   aus   dem   Bereiche    der  Sprache   selbst.     Sie  bediente  sich 
dee    dem    Neutrum    überhaupt    eingepflanzten    Begriffes    der    Un- 
bestimmtheit,  um  das  nur   andeutbare,  unbekannte  oder  geheime 
zu    bezeichnen.     Der    Grund    dessen,    was  unser  Inneres  bewegt, 
erfreut  oder  traurig  macht,  kann  eben  so  versteckt  liegen  als  die 
Ursache   einer   äusseren  Naturerscheinung,    darum  sagt  dafür  ein 
leiser  unpersönlicher  Ausdruck  zu,  der  ganz  unterbleiben  könnte 
und  in  anderen  Sprachen  unterbleibt.    In  dem   „es"  ist  kein  leib- 
haftes Subject  gelegen,  nur  der  Schein  oder  das  Bild  davon.  Er- 
laugt  die  Vorstellung   mehr    Stärke   und  Festigkeit,  so  wird  das 
Verbum    persönlich,    und   statt    „es  regnet,    es   scheint"    heisst  es 
dann   „die  Wolke  regnet,  die  Sonne  scheint".    Beide  Redeweisen 
weichen  dennoch  von  einander   ab,   wesshalb    unrecht    wäre    dem 
unbestimmten   „pluit"  ein  bestimmtes  „deus  pluit"  gleichzusetzen 
oder   unterzulegen.     Obenhin   besagt   „es   zwingt  mich"  was  „die 
Noth    zwingt    mich";    genau    genommen   liegt  im   unpersönlichen 
Ausdruck  etwas  weniger.     Wenn  die  Annahme  Grund  hat,    dass 
im  lat.  „tonuit",  folglich  im  „tonat"   das  unbezeichnende  Neutrum 
stecke,    was    im    pol.    „grzmialo"  und    in    „es   donnerte"  sichtbar 
ist,  wie  Hesse   sich    der    männliche    Name    Jupiter    hinzudenken? 
Ihn   im  Sinne,   hätte  der  Pole   „grzmial",   der  Deutsche   „er  don- 
nerte" gesagt." 

Ich  habe  die  hier  behandelten  Sätze  subjectlos  genannt,  und 
zwar  nach  dem  Vorgange  K.  W.  Heyse's  und  in  Übereinstim- 
mung mit  Herbart  und  Trendelenburg,  abweichend  von  Stein- 
thal. Diese  Benennung  findet  ihre  Begründung  in  der  Ver- 
gleichung  dieser  nach  der  herrschenden  grammatischen  Doctrin 
unvollständigen  Sätze  mit  vollständigen,  welche  zeigt,  dass  das 
zur  Vollständigkeit  mangelnde  nur  das  Subject  sein  kann.  Ist 
aber  das  mangelnde  das  Subject,  so  muss  das  vorhandene  das 
Prädicat  sein;  man  kann  demnach  dergleichen  Sätze  auch  Prädicat- 
sätze  nennen:  im  ersten  Falle  benennt  man  die  Erscheinung  nach 
dem  fehlenden,  im  zweiten  nach  dem  vorhandenen.  Wenn  gegen 
den  Ausdruck  „subjectlose  Verba",  den  meines  Wissens  K.  W. 
Heyse,  Lehrbuch  der  deutschen  Sprache  1.  660.  System  401,  zuerst 
gebrauchte,  von  Steinthal  eingewandt  wird,  dass  ein  Verbum  ohne 
Subject  nicht  zu  denken  sei,  indem  die  Personalbezeichnung  nichts 


anderes  sei  als  die  Beziehung  auf  das  Subject,  so  scheint  die 
Einwendung  auf  der  von  demselben  Gelehrten  bekämpften  Ansicht 
von  dem  logischen  Charakter  der  Sprache  zu  beruhen.  Da  das 
Verbum  finitum  nothwendig  in  einer  der  drei  Personen  stehen 
muss,  so  folgt  daraus  nicht  das  Dasein  des  Subjectes:  die  Be- 
hauptung von  der  Subjectlosigkeit  mancher  Sätze  muss  so  lange 
aufrecht  erhalten  werden,    als  für  dieselben  Subjecte  nicht  nach- 


gewiesen sind. 


Dass  der  Grund  der  Eigentümlichkeit  von  dergleichen 
Sätze  nicht  im  Verbum  zu  suchen  ist,  erhellt  schon  daraus,  dass 
die  meisten  Verba  impersonalia  auch  mit  Subjecten  verbunden 
werden  können:  es  rauscht;  das  Laub  am  Baum  rauscht  ihm 
(dem  Bösewicht)  Entsetzen  zu.  Die  Construction  ist  es,  die  den 
Unterschied  begründet.  Was  den  Ausdruck  „unpersönlich"  anlangt, 
so  wäre  derselbe  unrichtig,  wenn  man  ihn  buchstäblich  auffassen 
wollte,  da  jedes  Verbum  finitum  in  einer  Personalform  stehen 
muss.  Lateinische  Grammatiker  haben,  allerdings  sonderbar  genug, 
die  significatio  impersonalis  damit  erklärt,  quod  sine  persona  in- 
telligi  non  potest:  pudet  illum  Diomedes  337,  während  J.  Grimm, 
Grammatik,  4.  227,  die  Benennung  durch  die  Bemerkung  zu 
rechtfertigen  sucht,  dass  das  unbestimmte  Neutrum,  in  welchem 
allein  die  dritte  Person  singularis  dieser  Verba  denkbar  ist,  alle 
wirkliche  Persönlichkeit  ausschliesse. 

Was  das  die  Verba  impersonalia  im  Deutschen  und  sonst  be- 
gleitende Pronomen  „es"  anlangt,  so  ist  vor  allem  anzuführen, 
dass  dasselbe  in  den  allermeisten  Sprachen  kein  Äquivalent  hat. 
Dieses  „es"  nimmt  nach  Heyse,  System  401,  nur  die  vacante 
Stelle  des  Subjectes  ein,  ohne  einen  wirklichen  Gegenstand  zu 
bezeichnen;  es  vertritt,  Lehrbuch  2.  16,  das  Subject  nur  formell 
als  ganz  inhaltsloses  Formwort,  während  es  nach  J.  Grimm,  Gram- 
matik 4.  227,  bestimmt  ist  alle  wirkliche  Persönlichkeit  auszu- 
schliessen;  es  ist  nach  der  Ansicht  desselben  Forschers  in  diesem 
„es"  kein  leibhaftes  Subject  enthalten.  Während  „es"  im  nhd. 
nur  unter  bestimmten  Umständen  fehlen  kann,  ist  es  im  ahd.  bei 
Otfrid  in  viel  engere  Grenzen  eingeschlossen  Erdmann  2.  61;  viel 
häufiger  ist  dessen  Anwendung  im  mhd.;  im  goth.  fehlt  es  ganz. 
Hinsichtlich  des  engl,  kann  Mätzner  2.  30,  35.  eingesehen  werden. 
In  den  romanischen  Sprachen,  die  in  diesem  Punkte  weit  entfernt 
sind  mit  einander  übereinzustimmen,  ist  die  Anwendung  des  „es" 
vom  Deutschen  e-anz  unabhäna-iff.   Das  afz.  kennt  es  nicht:  „Dans 


les  plus  anciens  monuments  de  la  langue  d'oil  on  ne  fcrouve  pas 
d'exemple  du  pronom  neutrc  il"  A.  Horning  249.  iu  E.  Boeh- 
mer's  Romanischen  Studien,  iv.  Das  nfz.  kann  das  dem  „es"  ent- 
sprechende ,,il"  mit  wenig  zahlreichen  Ausnahmen  nicht  entbehren: 
il  fait  chaud;  n'importe;  taut  s'en  taut.  Dem  prov.  ist  es  nicht 
wesentlich:  q'uant  vanra  au  paier;  no  y  a  arma;  im  ital.  kann 
es  mit  demselben  Rechte  gesetzt  wie  ausgelassen  werden:  tuona, 
egli  tuona;  das  span.  und  das  portug.  enthalten  sich  dieses  Pro- 
nomens durchaus:  ya  habia  asi  im  mos;  ha  boms  e  mäos  homems 
no  mundo.  Vergl.  Diez  3.  291.  Es  ist  nicht  richtig,  wenn  von 
einem  im  Griechischen  fehlenden  „es"  gesprochen  wird  Thucydides 
ed.  Krüger  326.  Von  den  slavischen  Sprachen  hat  sich  das  Nieder- 
serbische  diesen  Gebrauch  aus  dem  Deutschen  angeeignet,  indem 
es  nicht  nur  in  subjectloseu  Sätzen,  sondern  auch  für  das  als  Vor- 
bote eintretende  „es"  entweder  „vono",  asl.  ono,  oder  „to"  setzt: 
vono  se  blyska  es  blitzt,  vono  se  blyskalo.  vono  se  blyskoco.  vono 
jo  se  jomu  zekselo  spas  er  ist  schläfrig  geworden;  so  auch  vono 
juzo  beso  svetly  bely  zeii  es  war  schon  heller  lichter  Tag.  to  ma 
kuzdy  clovek  svoje  brachi  es  hat  jeder  Mensch  seine  Fehler. 
Im  Cechischen  findet  sich  bei  den  Schriftstellern  des  sechzehnten 
Jahrhunderts  dafür  manchmal  „ono":  a  ono  na  stfechu  buchä.  a  ono 
se  penez  ne  naslo  zadnych  es  fand  sich  kein  Geld  SvSd.;  so  auch: 
a  ono  ne  teklo  vody  nie  z  rybnika  es  floss  kein  Wasser  aus  dem 
Teiche  Sved.;  verschieden  ist:  a  to  se  svitlo,  a  to  se  zardelo 
Erb.  109.  Im  Neuslovenischen,  und  zwar  in  den  Schriften  von 
M.  Kastelec  liest  man:  ono  je  tudi  receno.  ono  bo  pak  en  brat  druziga 
v  smrt  izdal  es  wird  ein  Bruder  u.  s.  w.  In  Innerkrain  spricht  man: 
kako  je  ono  zagrmelo!  kako  je  ono  sladko!  Beachtung  verdient 
das  im  Chartkover  Gouvernement  vorkommende  ono  uze  svetaeta, 
es  tagt  schon  Popov  305.  In  den  anderen  slavischen  Sprachen 
findet  sich  nichts  dem  deutschen   „es"   entsprechendes. 

Wenn  man  die  enge  Verbindung  subjectloser  Sätze  mit  dem 
Genus  neutrum  erwägt,  so  wird  man  auf  den  Gedanken  geführt, 
dass  denjenigen  Sprachen,  welchen  das  Neutrum  fehlt,  weil  sie 
entweder  keinen  Genusunterschied  oder  nur  das  Genus  masculinum 
und  femininum  kennen,  subjectlose  Sätze  unbekannt  sein  müssen. 
Dem  widersprechen  jedoch  die  romanischen  sowie  die  semitischen 
Sprachen.  Dass  die  ersteren  subjectlose  Sätze  haben,  kann  nicht 
bezweifelt  werden:  sie  verdanken  jedoch  diesen  Besitz  möglicher- 
weise  dem    Fortwirken    des    lateinischen    Sprachgenius.     Ähnlich 


6 

ist  es  mit  dem  Lit.  und  Lett.  bestellt:  beide  Sprachen  haben  das 
Neutrum  in  ziemlich  später  Zeit  aufgegeben.  Uass  die  semitischen 
.Sprachen,  namentlich  die  hebräische,  die  arabische  und  die  äthio- 
pische, subjectlose  Sätze  kennen,  lehren  Gesenius,  Sacy  und  Dill- 
mann: man  darf  sich  dabei  an  Ewald's  Ansicht  erinnern,  der  zu 
Folge  das  Semitische  in  einer  Urzeit,  wo  es  noch  nicht  seine 
Eigentümlichkeit  ausgebildet  hatte,  auch  das  Unpersönliche  oder 
das  sogenannte  Neutrum  unterschieden  hat.  Ausführliches  Lehr- 
gebäude der  hebräischen  Sprache  440.  Was  soll  man  jedoch 
sagen,  wenn  man  wahrnimmt,  dass  auch  dem  Magyarischen,  dem 
der  Genusunterschied  unbekannt  ist,  der  hier  behandelte  Gebrauch 
zugeschrieben  wird?  Wenn  J.  Grimm,  Wörterbuch  3.  1106,  dem 
Magyarischen  und  den  finnischen  Sprachen  überhaupt  Verba  Im- 
personalia abspricht,  so  hat  er  diese  seine  den  Lehren  der 
magyarischen  Grammatiker  widersprechende  Ansicht  nicht  weiter 
begründet.  Es  scheint,  dass  auch  in  den  genuslosen  Sprachen 
subjectlose  Sätze  vorkommen ;  der  Gegenstand  bedarf  jedoch 
genauerer  Untersuchung. 

Man  könnte  versucht  sein  alle  subjectlosen  Sätze  als  Existen- 
tialsätze  aufzufassen,  indem  man  etwa  sagte:  es  friert  ist  so  viel 
als  Frieren  ist,  es  gibt  Frost;  bulg.  poledice  ima  es  gibt  Glatteis, 
es  glatteiset;  zimä  j  es  friert,  es  gibt  Frost;  mrum.  da  neao  es 
schneit,  eigentlich  es  gibt  Schnee  u.  s.  w.,  wobei  jedoch  zu  be- 
merken ist,  dass  ich  mrum.  das  Verbum  „da"  in  Existentialsätzen 
nicht  nachweisen  kann.  Es  lassen  sich  demnach  einige  Sätze, 
die  Naturerscheinungen  bezeichnen,  durch  Existentialsätzo  aus- 
drücken: ob  jedoch  alle  subjectlosen  Sätze  die  Form  von  Existen- 
tialsätzen annehmen  können,  ist  fraglich.  Gegen  diese  Ansicht 
lässt  sich  folgendes  anführen :  Man  sagt  nslov.  zima  je  bilo  es 
war  kalt:  wäre  nun  dieser  Satz  ein  Existentialsatz,  so  müsste 
derselbe  negativ  lauten:  zime  ni  bilo,  was  jedoch  nur  den  Sinn 
haben  kann :  „es  gab  keinen  Winter",  während  „es  war  nicht 
kalt"  durch  ni  bilo  zima  ausgedrückt  wird.  Im  allgemeinen  ist 
zu  bemerken,  dass  es  nicht  erlaubt  ist  ein  Merkmal  eines  eigens 
fingierten  Satzes  auf  einen  von  der  Sprache  anerkannten  Satz  zu 
übertragen. 

Das  Verbum  fiuitum  der  subjectlosen  Sätze  steht  in  der 
dritten  Person  des  Singulars,  und,  wo  die  Form  des  Genusunter- 
schiedes fähig  ist,  im  Neutrum,  daher  bylo,  pito,  daher  auch 
pugnatum  est.    Im  Masculinum  würden  diese  Ausdrücke  aufhören 


subjectlos  zu  sein,   und  ein  nicht  ausdrücklich  bezeichnetes  Subject 
müsste  nothwendig  hinzugedacht  werden. 

Dur  Streit  der  Grammatiker  über  das  Wesen  der  sogenannten 
Verba  Impersonalia  reicht  ins  Alterthum  zurück.    Quinctilian,  der 
um  die  Mitte  des  ersten  Jahrhunderts  nach  Christi  Geburt  lebte, 
fühlt  deu   Unterschied  zwischen   dem  persönlichen  und  unpersön- 
lichen   Ausdruck,    indem    er    sich    darüber    folgendei-massen    aus- 
spricht: Iam   „itur  in  antiquam  silvam"   nonne  propriao  cujusdam 
rationis  est?  nam  quod  initium  ejus  invenias?  cui  simile:  fletur; 
accipimus  aliter  ut  „panditur  interea  domus  omnipotentis  Olympi"; 
aliter  ut  „totis  usque  adeo  turbatur  agris",  an  welcher  Stelle  unter 
,  initium"    nur   der   Subject-Nominativ   verstanden   werden    kann, 
wie    schon   Perizonius  vermuthete:    Voluit  (Quinctilianus)  clarius 
probare    et    couhrmare,    impersonalem    (locutionem)    non    habere 
initium  h.  e.  vel  primam  verbi  personam :    eor,    fleor,    vel  potius 
noniiuativum,   unde   uaturaliter   initium    ducitur   omnis  locutionis. 
Ad  Sanctium  101,  während  Spalding   1.  84    und    Bonell   6.    428. 
initium  durch  Thema  erklären,    als  welches  ihnen  eor,  fleor  gilt. 
Die  ariechisehen  Grammatiker  waren   der  Ansicht,    dass   zu   den 
Verba  impersonalia  ein  Nominativ  hinzudenken  sei,  so  bei  «<npa7vcei 
Zeus,   weil   dergleichen   von  Zeus  herrühre:  xaOb  vj  toiauxr]  hio-^a 
i&ipiwq  xü  All  äva^qj-üciai,  wie  Apollonius,  aus  dem   Anfange   des 
zweiten  Jahrhunderts  nach  Christi  Geburt,  De  syntaxi  101,  sagt. 
Iu   der  That  findet  man  die  Verba  Bei,  ßpovm,  aoxpa-T£t  bei  Homer 
nur  mit  hinzugefügtem  Subjecte,  meist  Zeus  Krüger  2.  288.    Der- 
gleichen Verba    wurden    daher    von    einigen    griechischen    Gram- 
matikern Ma  '^(■■j.-j.'.-j.  genannt  Egger,  Apollonius  174.    Die  Lösung 
ist  bequem,  jedoch  nur  bei  den  Verben  wie  äcxpräTsi  anwendbar: 
Ausdrücke  wie  Set,   -/pö  fügten   sich  dieser  Erklärung  nicht,    und 
wurden  von  griechischen  Grammatikorn  als  Adverbia  angesehen, 
eine    Ansicht,    welche    von    Apollonius    bekämpft    wurde    Egger, 
Apollonius  174.  300.  Prisciau,  der  muthmasslich  in  der  ersten  Hälfte 
des    sechsten    Jahrhunderts    lebte,    schliesst    sich    den    Griechen 
an:    die    Verba    impersonalia,    bei    denen    „persona    sola   deficit" 
1.  41;;,    beziehen   sieh    auf    die    durch    das  Verbum    ausgedrückte 
Handlung:   Si  quis  impersonalia  velit  penitus  inspicere,    ad  ipsas 
res  verborum  referuntur  2.  230.    Diese   „res  verborum"   sind  nach 
Priscians    und    seines  Lehrers  Theoktist  Ansicht  Nominative    der 
mit    dem    Verbum    zusammenhangenden    Nomina:     Impersonalia 
similiter  omnia,  quibus  dos  frequenter  utimur,   quae  ipsa  quoque 


ab  hujusoemodi  verbis  graecorum,  id  est  jjusXsi,  Sei,  -/p/j,  accepimus, 
teste  sapieutissimo  domino  et  doctore  meo  Theoctisto,  quod  in 
iustitutione  artis  grammaticae  docet,  possunt  habere  intellectum 
nominativi  ipsius  rei,  quae  in  verbo  intellegitur  (Remarque  in- 
genieuse  Egger,  Apollonius  262.),  nam  cum  dico  „curritur",  cursus 
iutellego,  et  sedetur  sessio  et  ambulatur  ambulatio  et  evenit  eventus, 
sie  et  similia,  qnae  res  iu  omnibus  verbis  etiam  absolutis  necesse 
est  ut  intellegatur,  ut  vivo  vitam  et  ambulo  ambulationem  et  sedeo 
sessiouem  et  curro  cursum  2.  231.  Wenn  in  „bellatur  couiminus 
armis"  zu  bellatur  der  Nominativ  gens  hinzugefügt  werde,  so 
werde  aus  dem  Impersonale  ein  Passivum:  Si  addidero  nomi- 
nativum :  bellatur  gens,  transitio  fit  ab  alia  ad  aliam  personam, 
et  ineipit  esse  passivum  2.  231.  Dass  in  „legitur"  nur  die  Hand- 
lung ausgedrückt  werde,  lehrt  ein  anderer  lateinischer  Gram- 
matiker: Qui  dicit  legitur,  eurritur,  agitur,  impersonaliter,  non  id 
dicit,  quid  ille  aut  illa  aut  illud,  sed  rem  tantum  exprimere  con- 
tentus  praetermittit  personas,  apud  quas  officium  est  lectionis  aut 
cursus  aut  actionis.  Ineerti  fragmentum  de  verbo  in  Analecta  gram- 
matica  ed  I.  ab  Eichenfeld  et  St.  Endlicher  1(54.  Tb  uivov  äTroßeß7)*ivai 
xb  TCpäYj/a  Sewvutat  ibid.  166.  Flavius  Sosipater  Charisius,  aus  dem 
Ende  des  vierten  oder  dem  Anfange  des  fünften  Jahrhunderts, 
sagt:  Quaedam  (verba)  sine  persona  solain  rem  per  tempora  osten- 
dunt.  Maximus  Planudes,  aus  der  ersten  Hälfte  des  vierzehnten 
.Jahrhunderts,  dessen  Werk  als  eine  Rückübersetzung  des  Priscian 
gilt,  erkannte  den  Abgang  des  Subjeotes :  Etat  es  xiva  p^axa,  ä 
(jiY|Sa[i.ü?  i\).&aivv.  v.  xp;«07i0v,  y.  crt  jiat  ä-pöcwia  dwt)x\j.v/  övojjM^eiv, 
syp-ha  [xb>  ^apr/.xrjpa  xat  xutov  xpixou  TcpocÜTrou,  ovxa  3e  ouSevöq-  xoüxo  ik 
TcäcyTOuatv,  Sx:  \j.Tfik  ixpwxä  v.a\  Seixsp«  v/ir  vj  y^p  Sv,  ixs(vb>v  ovxwv,  x,at 
-yXiiy.  xpi'xov  evgfaivs  wpiaüwov'  moXwövtwv  5e,  v.y).  xauxa  xrjQ  s!xs(a;  EcxEpvjQyj 
xb  im  xw  wpoawTtü)  äuvä^.swc,  3  sy)  xal  aüxb  i-i.eY'2  ^p'5?  aapä<jxa<riv  xvjc 
acöövsiai;  xou  xpi'xou  ^posuTtou.  xauxa  or;  ip^cre«;  eivcu  tb.  3sT,  xo  jjpY]  x..  x.  e., 
a  xai  oxi  [j.rfiv/ic  egti  TipOGtiTcou,  y,dvxsü9ev  av  |j,a6oi;.  xoi  xpi'xos  itpoirüra«, 
ex  tcou  oy;  y,ai  xi  Siiicpa  xai  t3c  wpwxä  K|/,exaßäx(i)<;  äei  EÜÖEta  auvxcfocexae 
tutcxw  y^P  ^Yw  ^y«i).  xoixcov  os  si:'  ouBevi?  äuOsta  sy.iaivsr  sei  yäp  [j.ot 
yp/jjj.axwv  Xifou-ev,  ouxe  xou  [j.o!  cüxs  tcov  xpr;u,axü)V  euöefaq  ovtwv  fiept  Yp2!-'- 
jj.axix.iiq  StaXovoq  in  Baehmann's  Aueedota  graeca  2.  47.  Derselbe 
Plauudes  bemerkt  zu  w;  <yl-ßj.rtq  äTtsXau.TC'  Euy)-/.S3;  IL  22.  319:  oüy. 
v/u  xiva  EuOsav  sixe  sv  xw  Xöyw  eits  sqwöev  ::p;<7s/M<;  voou[j,svv;v  Xajj.- 
ßavexai  u.svxoi  otaXuöjj.evov  avxi  xou  Xa|Aro]5<»>v  e^ei  2.  147.  so  strahlte 
es  von  der  Lanzenspitze  sie  ab   liasta   (fulgor)  emicabat  peracuta. 


9 

Dasselbe  Verbum  ist  subjectiseb  II.  6.  295  u.  s.  w.  Den  Priscian 
bekämpfte  Augustinus  Saturnius  „in  suo  sophistico  Mereurio", 
wie  Sanctius  sagt,  iu  folgender  Weise:  Dii  te  eradicent,  Prisciane, 
cum  tua  ista  doctrina:  sie  euim  primum  tollis  omnia  Impersonalia 
passivae  terminationis,  nam  quibus  verbis  nomiuativus  ejusmodi 
intelligitur,  ea  manifeste  sunt  personalia;  deinde  sie  omuibus  pas- 
sivam  tribuis  significatiouem.  verum  enim  vero  ratio  tarnen  istbaec 
tua,  si  vera,  ea  per  totam  verbi  naturam  ac  declinationem  sub- 
intelligatur  oportet,  itaque  qui  nomiuativus  verbo  praesentis  tem- 
poris  per  te  intelligitur,  idem  per  totam  reliquam  ejusdem  verbi 
naturam  ac  declinationem  intelligatur  necesse  est.  quare  quum 
Tacitusait:  „procursum  est  ab  hoste",  hie  ego  te,  hie  te  appcllo, 
Prisciane,  die,  obsecro,  tuus  iste  nominativus  an  hujusmodi  verbis 
praeteriti  perfecti  temporis  recte  intelligi  potest?  age  periculum 
faciamus:  „procursum  est  procursus".  o  mentis  iuops,  qui  intellectus 
iste  tuus,  quae  dicendi  ratio  vel  potius  quae  insania!  Sanctii  Mi- 
nerva 305.  Die  gegen  Augustinus  Saturnius  von  Franciscus  San- 
ctius für  Priscian  vorgebrachten  Gründe  befriedigen  nicht:  er  lehrt, 
dass  es  im  Grunde  heisse  curritur  cursus  vel  potius  currere ;  itur 
iter;  fletur  fletus;  turbatur  turbatio;  trepidatur  trepidatio;  lectum 
est  legere;  pluit  pluvia  101.  304.  587.  593.  Perizonius  tritt  wieder 
dem  Sanctius,  dessen  Minerva  er  commentiert,  entgegen:  Sciendum 
non  tarn  verba  debere  dici  Impersonalia  quam  quasdam  verborum 
terminatioues  aut  construetiones.  eteuim  verba  vix  ulla  sunt,  quae 
non  admittant  aliquando  nominativum,  h.  e.  non  sint  aliquando 
personalia  ad  Sanctium  300;  und  au  einer  andern  Stelle:  A  nomi- 
nativo,  in  quo  iuest  persona,  non  videntur  regi  103.  Diejenigen, 
welche  der  hier  verfochteneu  Ansicht  beipflichten,  werden  von 
Gerardus  Ioaunis  Vossius  in  seinem  Aristarch  widerlegt,  allerdings 
auf  eigenthümliche  Weise:  Nee  verum  est,  quod  dieunt,  personalia 
esse,  quae  ante  se  obtinent  nomiuativum,  impersonalia,  quae  eo 
destituuntur.  quod  si  esset,  innominativa,  uou  impersonalia  dici 
debuissent;  sed  innominativorum  vox  inaudita  est,  nee  injuria, 
quando  impersonalia  quoque  tum  activae  tum  passivae  voeis  crebro 
ante  se  nomiuativum  habent  Hb.  5.  cap.  1.  Adde  quod,  cum 
nominativus  nullus  est,  band  diffiteri  possunt,  casum  obliquum 
recti  munia  praestare:  e.  g.  „miseret  me  tui"  idem  est  huic  „ego 
misereor  tui".  Quis,  nisi  Hypsala  caecior,  non  videt,  Statur  et 
vivitur  idem  esse  ac  stamus  et  vivimus?  in  curritur  cursus;  in 
itur  iter  vel   via;   in   sedetur   sessio  intelligitur.      non   tarnen   id   in 


10 

omnibus  Iocum  habet,  interdum  enim  contra  fit.  Cicero  in  Verrem: 
„non    est  ab    isto   perseveratum",  nam   „perseveratio  est  perseve- 
ratum"  latinum  non  est.  sie  cum  Tacitus  ait:  „procursum  est  ab 
hoste",  nominativus  „cursus"  subiutelligi  nequit,  etsi  recte  dicamus: 
„cursum  currere".  et  tarnen  in  bis  quoque  nominativus  potestate 
inest,  cum  prioris  loci  sententia  sit:   „istc  non  perseveravit" ;  poste- 
rioris:  „hostes  procurrerunt".  sunt  qui  et  alia  ratione  ostendere  sint 
conati,  in  hujuscemodi  nominativum  intelligi.  ajunt  enim,  per  iio  et 
nominativum  resolvi  posse,   quomodo:   „procursum  est"  significat: 
„cursus  est  factus".  interim  diffiteri  non  possuut,  quaedam  duriuscule 
isthoc  modo  resolvi.    sed   dixeris  parum  id  referre,  dum  res  ipsa 
clamet  posse  sie  resolvi.  est  interea  et  tertia  ratio,  qua  possit  nomina- 
tivus intelligi  vel  saltem  quod  nominativi  expleat  vicem,  nam  ut 
in  praesentibus,  praeteritis  imperfectis  et  futuris  verus  intelligitur 
nominativus,    ita  in   praeteritis   perfectis   et  plusquamperfectis  in- 
telligere   licet   infinitivum    pro    nomine   positum,    e.  g.    cum   dico: 
„pugnatur,  pugnabatur  et  piig-nabitur",  intelligitur  pugna;  at  in  illo: 
„pugnatum  fuit  vel  pngnatum  fuerat"  intelligere  licet  pugnare,  quod 
pro  pugna  positum  ea  ratione,  qua  scire  ponitur  pro  scientia.    ut 
igitur  neutro  genere  dicitur  „scire  tuum",  ita  eodem  genere  dicetur: 
„pugnare  est  pugnatum".    par  ratio  in  exemplis  antea  allatis,  nam 
„non  est  ab  isto  perseveratum"  integre  sit:  „perseverare  non  est 
perseveratum"  etc.    Ein  italienischer  Grammatiker,  Rinaldo  Corso, 
aus  dem  sechzehnten  Jahrhundert,  spricht  sich  über  diesen  Gegen- 
stand so  aus:   Impersonale  e  quel  verbo,  il  qualo  seco  non  com- 
porta   persona   alcuna  prima,    seconda,   ne  terza,  ma  col  suon  di 
(juesta  ultima  (quello  dico,  ch'  ella  suole  avere  nel  primo  numero) 
niostra  aleuni  effetti  cosi  generalmente:  piove,  tuona,  verna.    negli 
effetti  del  cielo  alcuna  volta  vi  s'aggiugne   la    persona   di   Giove, 
come  Giove  tuona,  Giove  piove.    aleun'  altra,  ciö  e  quando  niuna 
persona  vi  s'aggiugne,  usasi  cosi  dire:  egli  tuona,  e'   piove.     Le 
osservationi    della    lingua    volgare.     In   Venetia.    15G2.    8.     Parte 
quarta  365.    Nach  S.  Gorticelli,  Regole,  Bologna.   17G4.  158,  hat 
ein  Tbeil  der  Verbi  impersonali  weder  vor  noch  hinter  sieb  einen 
Casus,  worunter  offenbar  der  Nominativ  zu  verstehen  ist,  wie  aus 
der    Gegenüberstellung    einer    anderen  Kategorie    von  Verba  Im- 
personalia hervorgeht:    Alcuui    de'   suddetti    verbi  si   trovano    col 
nominativo    e    talvolta    ancora    con    altro    caso    dopo.     J.    Harris, 
Hermes  175,  Seite  144  der  deutschen  Uebersetzung,    leugnet  die 
Existenz    der    Verba    imporsonalia    überhaupt:    The    doctrine    of 


11 

impersonal  verbs  has  been  justly  rejected    by   the   best  gramma- 
rians,  both   aucient  and   modern;   bei  jedem  dieser  Verba  werde 
ein  eigener  Nominativ  ergänzt.     Sacy  nimmt  ein  dem  „commun 
des  hommes"  unbekanntes,  daher  nur  unbestimmt  ausgedrücktes 
Subject  an,  indem  er  sagt:    Les   verbes  impersonales  se    mettent 
(im  Arabischen)  ä  la  troisieme  personne  et  au  masculiu.    Ou  ne 
doit  pas  croire  que  ces  verbes  n'aient  pas  veritablement  de  sujet; 
car  il  serait  absurde  de  supposer  une  proposition  qui  exprimät  an 
attribut,  saus  relation  a  aucun  sujet.    II  y  a  donc  ici  une  cllipse. 
Pour   concevoir   la   raison   de   cette   ellipse   il   faut  faire  attention 
que  la  plupart  des  verbes  que  l'on  emploie  ainsi,  expriment  des 
effets  dont  les  causes  ne  sont  point  connues   au  moins  du  commun 
des  hommes.     Et  c'est  pour  cela  que  le  sujet  n'est  exprime  que 
d'uue    mauiere    iudcterminee.    Grammaire    arabe    2.    245.     Wenn 
man  zum  Verbum  impersonale   das  Subject   sucht,    so    muss    das 
Verbum  selbst  das  Prädicat  sein.     Die  prädicative  Function  des 
Verbum  impersonale  hat  zuerst  J.  S.  Vater  ausgesprochen.  „Verbum 
impersonale   ist   ein   Prädicat,  welches   zwar  von   einem    Subjecte 
ausgesagt  wird,  aber  von  einem  völlig  unbekannten  Gegenstande, 
z.  B.  es  donnert.  Verbum  impersonale  ist  also  ein  Verbum,  welches 
das   Neutrum    des   Pronomens    der   dritten    Person    zum    Subjecte 
hat."     Lehrbuch    der    allgemeinen  Grammatik.   Halle.   1805.   120; 
in  seinem  Versuch   einer    allgemeinen    Sprachlehre.    Halle.    1801. 
209,    meinte  Vater,    die  Ausdrücke  „man  geht''  und  „es  regnet" 
unterscheiden  sich  von  einander  dadurch,   dass  in  jenem  die  Sub- 
jectsperson,    in  diesem  die  Subjeetssaehe  unbestimmt  sei.     A.  F. 
Bernhardi    spricht    über    diesen   Gegenstand  Sprachlehre.    Berlin. 
1801.  1.  243  und  F.  A.  Wolf,  Eiue  allgemeine  Grammatik,  heraus- 
gegeben von  J.  D.  Gürtler,  Lnndshut.  1809.  38.  39.    K.  W.  Heyse 
hat  die  Ansicht  von   der  Subjeetlosigkeit  der  Verba  impersonalia 
in    dem    Lehrbuch    der    deutschen   Sprache  ausgesprochen,   indem 
er  sagt:  Wahrhaft  impersonal  ist  der  Ausdruck  nur  dann,  wenn 
das  mit  „es"   und  seinem  abhängigen  Casus  verbundene  Verbum 
ohne  Hinzufügung  oelur  Hiuzudeukung  eines  wirklichen   Subjcctes 
oder  Subjectsatzes    einen  vollständigen  Sinn   gibt:    es    ekelt    mir. 
Ausdrücke,  die  ohne  Hinzudenkung  eines  Subjectes  oder  Subject- 
satzes keinen  vollständigen  Sinn  geben,  hingegen  sind  nicht  im- 
personal:   es    ahndet    mir,    gefällt    mir    u.    s.    w.    2.    146.     Echte 
Impersonalia  sind  solche  Verba,  bei  denen  au  der  Stelle  des  „es" 
kein    bestimmtes    Subject    gedacht    werden    kann    1.  661.     In   „es 


12 

hungert  mich"  ist  logisch  betrachtet  das  in  abhängigem  Casus  hin- 
zugefügte Gregenstandswort  wahres  Subject;  seiner  grammatischen 
Form   nach   hingegen   ist  der  obige  Satz  nicht  minder  subjectlos 
als  die  durch  subjective  Impersonalia  gebildeten  Sätze  2.  17.  Die 
durch   objective   Impersonalia   gebildeten    Sätze   sind    formell    be- 
trachtet Existentialsätze,  in  denen  das  Sein  eines  Vorganges  oder 
Zustandes  (es  friert)  nur  durch  die  Beziehung   desselben  auf  ein 
Object    (mich)    näher    bestimmt    ist   2.    5.     Dieselbe  Ansicht    hat 
Heyse  in  seinem  System  der  Sprachwissenschaft  401.  festgehalten: 
Die   Verba    Impersonalia    würde    man    besser    subjectlose    Verba 
nennen.    Es  gibt  nämlich  zeitliche  Vorgänge  oder  Erscheinungen, 
die  ihrer  Natur  nach  keinem  Subjecte  angehören:  es  regnet.    Das 
„es"  nimmt  hier  nur  die  vacante  Stelle  des  Subjectes  ein,    ohne 
einen  wirklichen  Gegenstand  zu  bezeichnen.     Auch   andere  Vor- 
gänge,   welche    in  Wahrheit   ein   Subject  haben,    können   so  sub- 
jectlos   aufgestellt    werden:    es    schlägt    vier   (d.   i.    die  Uhr);    so 
besonders  passivisch:  es  wurde  gespielt.    Durch  den  subjectlosen 
Ausdruck  entsteht  die  einfachste,  unvollkommenste  Art  der  Sätze, 
eine    Form    des    Existentialsatzes,    welche    ein   blosses    Sein  oder 
Werden,  einen  Vorgang  ohne  Subject  darstellt.    Girault-Duvivier 
behauptet   gleichfalls   den  Mangel   des   Subjectes   in    den    hier   in 
Frage  stehenden  Sätzen:  Dans  les  verbes  unipersonnels  (jj.:vozp6cwTra, 
jj.ovoay_Y)!J.ä-i7Ta   Apollonius  Ks.pl   suipp-^j-aio?   541)   le   pronom   „il"  ne 
tient    la    place    d'aucuu    nom    et   n'est  pas  reellement  le  sujet  du 
verbe,    c'est   une  espece  de  mot  indicatif  qui  equivaut  a  ceci,  et 
qui    annouce    simplement    le   sujet   du   verbe.   vi.  ed.  505.     Nach 
einer  andern  Ansicht  ist  die  Vorstellung   der  durch  das  Verbum 
ausgedrückten  Handlung  oder  Erscheinung  das  Subject  des  Satzes: 
Le  sujet  de  cette  proposition  n'est  autre  quo  l'idee  d'uue  actum 
ou    d'un   phenomene   exprime    par   le   verbe;   so   stehe   ßpovtä   für 
ßpoviY]    -ffyve-iai;    tonat    für    tonitru    fit;    peccatur    für  peccatum  fit; 
pudet  für  pudor  habet.  Es  nehme  daher  gewissermassen  das  Nomen 
eine  Verbalendung  au  und  werde  conjugiert:    desshalb  habe  man 
die  Verba  impersonalia  sujets  conjugues  genannt,   und   diese  Be- 
nennung   werde    sieh   als  richtig  erweisen,  wenn  man  Ausdrücke 
vergleiche   wie   aväf/.v;   (sali)    mit  M,  opus  est  mit  oportet  Egger, 
Notions   elementaires   de    grammaire    comparec    84.     Nach    Butt- 
mann,   Griech.    Grammatik    361,    wird    bei    einigen   Impersonalia 
das  Subject  im  Dunkeln  gelassen:  Sei,  wobei  man  nicht  etwa  Zsu? 
als  ausgelassen  ansehen  müsse,  während  bei  andern  die   Handlung, 


13 

auf  die  sie  sich  bezichen,  sie  sei  durch  einen  Infinitiv-  oder  andern 
abhängigen  Satz  ausgedrückt,  das  wahre  Subject  sei:  !&<m  jaoi 
amevoti  d.  h.  to  «mev«  Ifcrrf  |xsi.  Die  Eigentümlichkeit  solcher 
Verba  bestehe  daher  darin,  dass  ihr  Subject  kein  Nomen  ist. 
K.  W.  Krüger  hat  sich,  wie  es  scheint,  nirgends  über  das  Wesen 
der  Impersonalia  ausgesprochen:  er  erkennt  in  Sätzen  wie  roi  £-/.[«; 
»tXoooipeiv  das  Nomen  4^  als  Prädicat  an  2.  105;  in  oioireov  tv 
wxv  sieht  er  die  unpersönliche  Construction  2.  230;  zu  Bei  er- 
gänzte nach  seiner  Ansicht  der  Grieche  Oöi?  oder  Zsu?  2.  259;  in 
andern  fehle  das  Subject  „es"  Thucyd.  326.  Nach  Schoemann, 
Die  Lehre  von  den  Redetheilen  29,  liegt  in  dem  Verbum  Bei  keines- 
wegs dies,  dass  die  Thätigkeit  von  irgend  einem  im  dritten 
Personenverhältnisse  stehenden  Dinge  ausgeübt  und  diesem  als 
Prädicat  zugeschrieben  werde,  sondern  der  Begriff  des  Subjectes 
und  der  Begriff  der  Thätigkeit  seien  eins  und  dasselbe. 

Die  Ansicht  von  der  Ursprünglichkeit  des  subjectlosen  Ge- 
brauches von  Verben  wie  illucescit  ist  in  Bezug  auf  die  indo- 
germanischen Sprachen  und  für  die  Phase  derselben,  die  wir  zu 
Überschauen  vermögen,  von  Tb..  Benfey  in  den  Göttingischen 
gelehrten  Anzeigen  1865.  1778—1792  in  einer  Kecension  der  ersten 
Auflage  dieser  Abhandlung  ausführlich  bekämpft  worden.  Eine 
genaue  Erwägung  der  Entwicklung  der  indogermanischen  Sprachen, 
sagt  der  hochverdiente  Sprachforscher,  und  Berücksichtigung  der 
historischen  Anhaltspunkte,  welche  sich  für  die  specielle  Geschichte 
der  subjectlosen  Verba  erkennen  lassen,  „scheinen  ihm  fast  mit 
Entschiedenheit"  gegen  die  Ursprünglichkeit  des  subjectlosen  Ge- 
brauchs von  Verben  zu  sprechen.  Benfey  gibt  ausdrücklich  zu, 
dass  in  Sätzen  wie  „es  donnert"  ein  von  nichts  anderem  aus- 
gehendes Geschehen  ausgesprochen  wird,  dass  demnach  diese  Sätze 
subjectlos  sind:  daraus  folge  jedoch  die  Ursprünglichkeit  dieser 
Auffassung  nicht;  diese  Auffassung  könne  sich  aus  einer  andern 
Wendung  hervorgebildet  und  dann  als  Kategorie  in  dem  ange- 
gebenen Sinne  befestigt  und  immer  weiter  verbreitet  haben.  Die 
Notwendigkeit,  Sätze  zu  sprechen,  denen  ein  Subject  im  logischen 
Sinne  fehlt,  sei  so  alt  wie  die  Sprache:  daraus  folge  jedoch  nicht, 
dass  in  bestimmten  Sprachen  oder  in  bestimmten  Phasen  derselben 
Sprache  das  Subject  auch  in  sprachlichem  Sinne  fehlen  konnte. 
Aus  dem  indogermanischen  Verbalsystem  in  der  uns  bekannten 
Phase  ergebe  sich,  dass  die  Verbalform  in  der  I.  und  II.  Person 
stets  ein  Subject  enthält,   in   der  III.  ein  solches  voraussetzt  und 


14 

zum  Verständniss  eines  Objectes  bedürfte:  es  könne  daher  der 
subjeetlose  Gebrauch  des  Verbum  schon  darum  in  dieser  Phase 
nicht  ursprünglich  gewesen  sein,  sondern  müsse  erst  einer  spätem 
Entwicklung  angehören.  Für  diese  Ansicht  spreche  die  Erscheinung, 
dass  in  den  früher  fixierten  indogermanischen  Sprachen  der  subjeet- 
lose Gebrauch  von  Verben  bei  weitem  weniger  entwickelt  sei  als 
in  den  später  fixierten.  In  dem  vielleicht  zuerst  fixierten  Sanskrit 
finde  sich  der  subjeetlose  Gebrauch  von  Verben  nur  in  dem  spät 
entwickelten  speciellen  Passiv  und  auch  hier  nur  in  dem  von 
intransitiven  Verben  wie  bhüjatc.  Selbst  die  Naturerscheinungen 
bezeichnenden  Verba  traten  fast  ohne  Ausnahme  nur  mit  Sub- 
jeeten  auf:  meghä  varsanti.  Benfey  erklärt,  ihm  seien  nur  vier 
Stellen  bekannt,  in  denen  vi  djötate  es  blitzt,  stanajati  es  donnert, 
und  varsati  es  regnet  impersonell  erscheinen,  und  selbst  in  diesen 
töne  ein  Subject  als  Urheber  dieser  Vorgänge  —  udgltha,  tedzas 
—  ziemlich  stark  durch.  Im  Zend  erinnert  sich  Benfey  nicht  irgend 
ein  eigentliches  Impersonale  gefunden  zu  haben;  die  Naturvorgäuge 
bezeichnenden  Verba  erscheinen  hier  zwar  ebenfalls  ohne  Subject, 
aber  in  der  III.  plur. :  värenti  es  regnet,  9naezhinti  es  schneit.  Im 
Griechischen  erscheine  schon  eine  beträchtliche  Anzahl  subjectlos 
gebrauchter  Verba,  allein  im  Homer  seien  die  Verba  der  Natur- 
erscheinungen wie  äcTpd-Tsi,  ßpovrä,  üst  noch  mit  einem  Subject  ge- 
braucht, gewöhnlich  mit  Zsuc.  Im  Lateinischen  sei  die  Zahl  noch 
grösser,  und  im  Deutschen  lasse  sich  die  Zunahme  in  den  einzelnen 
Stadien  der  Geschichte  der  deutschen  Sprache  verfolgen.  Benfey 
gibt  demnach  zu,  dass  Sätze  ohne  logisches  Subject  ebenso  alt 
seien  wie  die  Sprache,  meint  jedoch,  dass  in  den  indoeuropäischen 
Sprachen  ursprünglich  das  Subject  in  sprachlichem  Sinne  nicht 
fehlen  konnte,  und  dass  die  später  in  Menge  auftauchenden  subjeet- 
losen  Sätze  sich  aus  einer  ändern  Wendung  als  eine  eigene  Kategorie 
entwickelt  haben:  subjeetlose  Sätze  seien  entstanden  aus  Sätzen, 
deren  Subject  als  selbstverständlich  später  ausgelassen  wurde  wie 
Zeiq  aus  Sätzen,  deren  Subject  nichts  weiter  war  als  eine  Ableitung 
des  Verbum  selbst  wie  vidjut  Blitz  bei  vi  djötate  es  blitzt;  aus 
Sätzen,  deren  Subject  nur  durch  ein  Nomen  hätte  ausgedrückt 
werden  können,  welches  der  Bedeutung  nach  mit  einer  Ableitung 
des  Verbum  selbst  identisch  sein  würde,  wie  „es  wird  gegangen" 
wesentlich  nichts  anders  sei  als  „ein  Gang  wird  gegangen". 

Gegen  das  ursprüngliche  Fehlen  des  sprachlichen  Subjectes 
und  für  die  spätere  Entwicklung  des  subjeetlosen  Gebrauches  von 


15 

Verben  führt  Benfey  zwei  Gründe  an,  und  zwar:  1.  tritt  das  Verbum 
als  ein  durch  Subject  und  Object  bestimmtes  auf;  2.  ist  der  subject- 
lose  Gebrauch  des  Verbum  in  den  früher  fixierten  Sprachen   bei 
weitem  weniger  entwickelt  als  in  den  später  fixierten.     Was   den 
ersten    Grund    anlangt,    so   scheint   mir   die   dritte  Person  überall 
dort  einzutreten,  wo  weder  die  erste  noch  die  zweite  Anwendung 
findet,  dem  passend  sogenannten  Neutrum  vergleichbar.     Benfey 
selbst  statuiert  einen  Unterschied  zwischen  der  ersten  und  zweiten 
und  der  dritten  Person,  indem  jede  der  beiden  ersten  ein  Subject 
enthalte,    die   dritte   ein   solches  voraussetze.     Ich  kann  nicht 
umhin  hier  zu  bemerken,  dass  es  Sprachen  gibt,  die  zwar  Personal- 
suffixe der  ersten  und  zweiten  Person  besitzen,  denen  jedoch  ein 
Suffix  der  dritten  Person  des  Singulars  fehlt:  magy.  csalok,  csalsz, 
csal;  csaltam,  csaltil,  csalt  u.  s.  w.    Einen  Gegensatz  zwischen  der 
dritten   Person    und   den    andern    Personen  Sing,  wird    man  wohl 
auch    dann    zugeben,    wenn    man    csal,    csalt   als   Nomina    erkannt 
hat  Steinthal,   Charakteristik  194.     Es   scheint  mir  demnach  aus 
dem   Suffix  der  dritten  Person  Sing,    nicht    zu    folgen,    dass    der 
Satz  ein  Subject  haben  müsse.    Über  den  zweiten,  aus  der  Sprach- 
geschichte   hergeholten    Grund    ist    zu    bemerken,    dass    im    Alt- 
indischen die  Verba  vi  djötate  es  blitzt,  stanajati  es  donnert  und 
varsati  es  regnet  kein  Subject  haben,  ein    solches    nur   postuliert 
wird,  und  zwar,  wie  es  scheint,  gegen  die  Analogie,  da  ja  mit  dem 
Subject  der  Plural    eintritt:    megkä   varäanti    die  Wolken   regnen 
u.  s.  w.,  wie  dies  im  Zend  ohne  Subject  der  Fall  ist:  värenti  es 
regnet  u.  s.  w.    Wer  aind.  varsati  neben  itei,  pluit,  es  regnet  stellt, 
wird,    wenn    er    in  dem   griechischen,    lateinischen  und  deutschen 
Verbum  einen  subjectlosen  Satz  erkannt  hat,  einen  solchen  auch 
im  aind.  Verbum  erkennen:  das  mehreren  Sprachen  gemeinsame 
wird  in  andern  Dingen  als  das  alte   angesehen.     Der  Satz,    dass 
der  subjectlose  Gebrauch  von  Verben    im   Laufe   der  Zeit  immer 
häufiger  wird,   ist  nach   meiner  Ansicht  unbeweisbar;   eher  möchte 
derjenige,    der    etwa   Italienisch    mit    Lateinisch    vergleicht,    das 
Gegentheil  anzunehmen  geneigt  sein.  Benfey  meint,  im  Deutschen 
lasse  sich  die  Zunahme  der  subjectlosen   Sätze    in    den    einzelnen 
Stadien  der  Geschichte  der  Sprache  verfolgen.    Es  käme  auf  den 
Versuch  an,    der  jedoch  schwerlich   ein  zuverlässiges   Resultat  er- 
gäbe, da  uns  der  Thatbestand  in  den  jüngeren  Stadien  vollstän- 
diger  bekannt   ist    als   in    den  älteren.     Manche  subjectlose  Con- 
struetion  ist  der  Sprache  abbanden  gekommen,  wie  das  gothische 


16 

ni    vas    im    barne    lue.    1.    7.    jetzt    subjeetisch    wiedergegeben 
werden  muss:  sie  hatten  keiu  Kind.     „Im  nord.  wird  die  Imper- 
sonale Wendung    bei    Zuständen    und    Veränderungen,    die   nicht 
oder  nicht  allein  vom  handelnden  Menschen   abhangen,    der  per- 
sönlichen   in    einem    Umfange    vorgezogen,    dem    wir  nicht  nach- 
kommen können,  den  vielleicht  keine  alte  Sprache  theilt."  Dietrich, 
Zeitschrift   für    deutsches  Alter thum  vm.   23.     Die    germanischen 
and    slavischen    Sprachen    haben    die   subjectlosen  Fügungen   am 
reichsten  entwickelt,  und  hinsichtlich  der  letzteren  darf  behauptet 
verden,    dass  sie  an   solchen  Constructionen    desto    reicher    sind, 
je  mehr  sie  dem  Einfluss  des  von  den  classischen  Sprachen  mittel- 
bar und  unmittelbar  abhängigen  Europäismus  entzogen   sind,    so 
ist  Russisch   daran    reicher   als  Cechisch;    dass  ferner  die  Volks- 
literatur   der    slavischen   Sprachen  --  ähnliches  wird  auch  ander- 
wärts gelten  —  subjectlose  Sätze  viel  häufiger  gebraucht  als  die 
der   Einwirkung   fremder   Literaturen    ausgesetzte  Schriftsprache. 
In    manchen    Sprachen    ist    die  Häufigkeit,   des  subjectlosen  Aus- 
druckes in  Abnahme  begriffen:    so    bietet    das    Englische    in    der 
Bibelübersetzung  it  repented  the  Lord,  it  repenteth  me,  während 
es  heute  das  Verbum  to  repent  nur  subjeetisch  gebraucht;  ebenso 
frz.  je  me  repens,  it.  mi  pento  für  lat.  poenitet  me.  Der  subject- 
losen Ausdrucksweise   scheint   das   Griechische   wenig  geneigt  zu 
sein:  wenn  jedoch  Kühner  2.  33.  behauptet,  unpersönliche  Verba 
kenne   die   griechische  Sprache  nicht,  so  hat  er  allerdings  recht, 
allein   nur  hinsichtlich    der  von   ihm    angeführten    Beispiele.     Ich 
füge   hinzu,    dass   Prof.  Vahlen   im   Hermes   14.  210.  die  Ansicht 
geäussert  hat,  dass  eine  planmässig  angelegte  und  über  mehrere 
Autoren  erstreckte  Beobachtung  der  subjectlosen  Verba  noch  viel 
nützliches  zu  Tage   fördern    und    beispielsweise   ein    Schriftsteller 
wie  Herodot    reiche  Ausbeute   gewähren  würde.     Ausserdem  will 
ich  bemerken,  dass  nach  meiner  Ansicht  Benfey,  der  für  die  aller- 
älteste  Zeit  Sätze  (Urtheile)  ohne  logisches  Subject  zugibt,  auch 
Sätze    ohne    grammatisches    Subject   hätte    zugeben  sollen:    denn 
woher  nähme   die  Sprache   ihr   Subject,    wenn    ihr   der   Gedanke, 
das    Urtheil    kein    solches    böte?     Die   Schwierigkeit,    das    gram- 
matische Subject  in  Sätzen,  die  wir  für  subjectlos  halten,  zu  finden, 
muss  in  der  That  sehr  gross  sein,  wenn  es  wahr  ist,  dass  Schleier- 
macher einst  gesagt  hat,  in  solchen  Fällen  sei  das  Chaos  Subject. 
Der  Zusammenhang  zwischen  Urtheil  und  Satz  kann  überschätzt, 
er   darf  jedoch    nicht    geleugnet  werden.     Was    die   Wendungen 


17 


anlangt,  aus  denen  sich  die  subjectlosen  Sätze  entwickelt  haben 
sollen"  so  meint  Benfey,  bei  den  sogenannten  Verba  naturae  sei 
ursprünglich  Indra,  Ze6?  Subject  gewesen:  das  Neutrum  „es"  sowie 
das  slavische  grxmelo  je  es  (nicht  „er")  donnerte  habe  seinen  Grund 
darin,  dass  etwa  aind.  nicht  nur  das  masc.  Indra,  sondern  auch 
das  Neutrum  abhra  als  Subject  der  genannten  Verba  habe  ge- 
braucht werden  können,  und  dass  sich  daraus  das  Neutrum  erkläre, 
das  ja  als  Prädicat  auftrete,  wenn  das  Subject  durch  Nomina  von 
verschiedenem  Genus  gebildet  wird.  Diese  Deutung  scheint  mir 
allzu  gesucht  und  trotz  der  angeführten  Stelle  aus  dem  Veda  einer 
spätem  Zeit  angehörig.  Das  Neutrum  des  Verbums  kann  übrigens 
seine  Anwendung  auch  seiner  Stelluno-  unmittelbar  vor  einem 
Neutrum  verdanken. 

O.    Erdmann    spricht    sich    in    seiner    Preisschrift    „Unter- 
suchungen   über    die  Syntax    der  Sprache    Otfrid's"    2.   61.   über 
den  Gegenstand  dieser  Abhandlung  in  folgender  Weise  aus:   „Zu 
erinnern  ist,  dass  gerade  auch  im  Deutschen  nicht  selten  subject- 
lose  Sätze  für  den  Ausdruck  bestimmter  Handlungen  ausgebildet 
sind,    in    denen    eben    ein    in    dieser  Weise    thätiger    Gegenstand 
nicht  vorgestellt  wurde,    sondern    entweder   gar   kein  Nomen  mit 
dem  Verbum  verbunden  ist,  oder  nur  eines  im  Accus.,  bisweilen 
im  Dat.  einen  Gegenstand  (in  vielen  Fällen  eine  Person)  als  von 
der    Handlung   betroffen    oder    an  ihr  betheiligt  darstellt;  und  in 
verschiedenen  Stellen  Otfrid's  glaube  ich  Spuren  einer  in  früherer 
Zeit   noch  grösseren  Ausdehnung  und  kühneren  Anwendung  der 
subjectlosen  Sätze  gefunden  zu  haben."    Man  vergleiche  29—31. 
Von  Philosophen  des  Alterthums  haben  nach  Steinthal,  Ge- 
schichte   der    Sprachwissenschaft    bei   den  Griechen  und  Römern 
299.  XXI,  die  Stoiker  zuerst  die  Impersonalia  hervorgehoben;  die 
übrigen  Philosophen  scheinen  nur  dem  Existentialsatze  ihre  Auf- 
merksamkeit zugewandt  zu  haben.  Da  ich  im  Aristoteles  nicht  be- 
lesen bin,   mir  daher  das  Verständniss  dieses  Philosophen  abgeht, 
so  setze  ich  dasjenige  hieher,  was  ich  in  Prantl's  Geschichte  der 
Logik  1.  355.  über  die  betreffenden  Lehren   des  Aristoteles  und 
des   Eudemus   finde.     „Während    bei  Aristoteles  das  eoti  und  oux 
lori  jedem  andern  Verbum  gleichsteht  und  nur  in  Bezug  auf  die 
Stellung  der  Negation  Untersuchungen  nöthig  sind,  falls  das  „ist" 
mit  einem  anderweitigen  prädicativen  Worte  verbunden  wird  und 
das  Urtheil  dann  drei  Bestandteile  hat,  legte  Eudemus  einmahl 
ein  besonderes  Gewicht  darauf,  dass  in  dem  Existentialsatze  das 

Subjoctlose  Sätze.  " 


18 

EGTt  wirklich  selbst  schon  Prädicat  und  mithin  einer  der  beiden 
Termini  cpot  des  Urtheils  sei,  dann  aber  scheint  er  selbst  für  das 
aus  Subject,  Prädicat  und  Copula  bestehende  Urtheil  eine  ähnliche 
Ansicht  geltend  gemacht  zu  haben,  nämlich  dass  in  solchen  Sätzen 
das  &ro  nicht  bloss,  wie  Aristoteles  sich  ausdrückt,  als  dritter 
Bestandteil  im  prädicierenden  Urtheile  auftritt  (ipt-rov  T.poc-/.zx- 
v)YOp£rtaO,  sondern  dass  es  auch  da  irgendwie  als  ein  selbst  prä- 
diciertes  bezeichnet  werden  könne."  Die  Stelle  bei  Eudemus  lautet: 

\\-jZWjC,    OS    SV  XO)   TrptbtW    T.£.p\    AE^EUi;    OSl'/.V'JGl    StCt    wXsiÖVWV,    CTl    V3    EOTW    SV 

TaÜ?  aTcXcä;  ^poTäasci  xorc^Yopsixai  xai  opoq  artiv,  oiov  ~L(j>v.pävrtz  fori,  Sw/.paTr,; 
olw  Sau.    Man  vergleiche  Fr.  Brentano,  Psychologie  i.  281. 

Unter  den  Philosophen  der  neuern  Zeit  war  Herbart  in  dem 
1813  zuerst  erschienenen  Lehrbuche  zur  Einleitung  in  die  Philo- 
sophie der  erste,  der  der  sogenannten  unpersönlichen  Ausdrucks- 
weise überhaupt  seine  Aufmerksamkeit  zugewandt  und  die  Subjeet- 
losigkeit  derselben  anerkannt  hat.  Auf  ihr  beruht  nach  Herbart 
ein  wesentlicher  Theil  der  Einsicht  in  die  Natur  der  Syllogismen, 
und  der  Gegenstand  hat  selbst  auf  Metaphysik  eine  wichtige  Be- 
ziehung. Diese  Ausdrucksweise  lässt  eine  gebildete  Sprache  nur 
in  seltenen  Fällen  deutlich  hervortreten;  sie  ist  jedoch  in  dem 
natürlichen  Gedankengange  psychologisch  gegründet  und  lässt 
sich  rein  logisch  aus  den  Verhältnissen  der  Begriffe  entwickeln. 
Sie  ist  der  Ausdruck  dessen,  was  unmittelbar  erscheint:  es  scheint; 
dass  sie  seltener  ist,  als  man  aus  dem  gesagten  folgern  möchte, 
kommt  daher,  dass  wir  gewohnt  sind  in  die  Auffassung  dessen, 
was  unmittelbar  erscheint,  unsere  früher  erlangten  Kenntnisse 
einzumengen  und  uns  dadurch  Subjecte  zu  verschaffen,  wo  das 
gegebene  keine  enthält:  die  Sonne  scheint.  Was  die  Entwicke- 
lung  dieser  Ausdrucksweise  aus  Begriffen  anlangt,  so  geht  Herbart 
von  dem  Satze  aus,  dass  in  jedem  Urtheile  das  Prädicat  allemahl 
in  beschränktem  Sinne  gedacht  wird,  nämlich  nur  in  so  ferne 
es  an  das  bestimmte  Subject  soll  angeknüpft  werden.  Die  Be- 
schränkung des  Prädicates  muss  daher  mit  dem  Subjecte  wachsen 
und  abnehmen.  Diese  Beschränkung  ist  aufgehoben,  wenn  der 
Inhalt  des  Subjectbegriffes  verschwindet:  das  Prädicat  wird  un- 
bedingt aufgestellt,  es  steht  für  sich  allein:  es  sind  Menschen. 
Das  Verbum  bezeichnet  hier  den  Begriff  „sein",  und  es  ist  un- 
richtig diesen  Begriff  für  das  ursprüngliche  Prädicat  zu  halten. 
Wichtig  für  unsere  Frage  ist  das  Resultat,  dass  es  Sätze  gibt,  die 
kein   Subject  haben.    In  ähnlicher  Weise  hat  sich  Trendelenburg 


19 


ausgesprochen:    nach    seiner  Ansicht   bildet    in    den   sogenannten 
anpersönlichen  Verben  die  Thatigkeit  allein  das  Urtheil.   In  diesen 
Urtheilen,    die  nicht  angeben,  woher   die  Thatigkeit   stammt,    ist 
der  Keim  der  weiteren  Bildung  zu  suchen.    Trendelenburg  scheidet 
unvollständige  (subjectlose)  Urtheile  von  den  vollständigen,  indem 
er  sagt:  Wenn  man  nur  die  vollständige  Form  des  Urtheiles  zum 
Massstab  nimmt,  so  wird   man  sich  dagegen  sträuben  das  subject- 
lose Urtheil  als  Urtheil  anzusehen.    Indessen  auch  im  vollständigen 
Urtheile    ist    das    Prädicat,    welches    die  Thatigkeit  darstellt,  der 
Hauptbegriff,    wie    die    vorwiegende    Betonung    das    Prädicat    zur 
lebendigen  Seele  des  Satzes  macht,     Wir  denken   in  Prädicateu. 
Dieser    Hauptbegriff   erscheint    im  Ursprünge  allein,    bis  die  Re- 
flexion   die  Ableitung    beginnt   und    Dinge    und    Thätigkeiten    in 
Verbindung  setzt.     Auch  an  einer  andern  Stelle  spricht  derselbe 
Philosoph  dem  subjectlosen  Urtheile  die  volle  Geltung  eines  Ur- 
theils  ab,  indem  er  bemerkt:  Auf  diese  Weise  (da  nämlich  jedem 
Begriffe    ein    Urtheil  vorangeht)    ist  das  Rudiment  eines  Urtheils 
das  erste:    es  blitzt.     Indem  es  sich    zum  Begriffe   fixiert:    Blitz, 
begründet  es  das  vollständige  Urtheil:  der  Blitz  wird  durch  Eisen 
geleitet.     Logische   Untersuchungen   n.    205  —  215.     Wichtig   für 
die  vorliegende  Frage  ist  der  Nachweis  von  der  Ursprünglichkeit 
subjectloser  Urtheile  und  subjectloser  Sätze.    Die  Ergebnisse  der 
Logik    scheint    die    Sprache    zu    bestätigen,  indem  die  Dinge  als 
Thätigkeiten   dargestellt  werden:  animus  und  a'vsp.o;  als    das  We- 
hende, woraus  folgt,  dass  die  Thätigkeiten  als  das  Ursprüngliche 
zu  denken  sind,  was  wieder  auf  den  Gedanken  von  der  Ursprüng- 
lichkeit   subjectloser    Sätze,    d.    h.   von  Thätigkeiten  ohne  Dinge 
führt,  ein  Gedanke,  den  man  abweist,  so  lauge  man  die  Ursprüng- 
lichkeit von  subjectlosen  Sätzen  mit  Steinthal  in  Abrede  stellt,  nach 
dessen  später  ausdrücklich  zurückgenommenen  Ansicht  (Grammatik, 
Logik  und  Psychologie  20G),-man  eher  gesagt  hat:  Zeus  oder  der 
Himmel  blitzt,  als:  es  blitzt,  indem  der  ursprüngliche  Mensch  un- 
fähig gewesen  sei    ein  subjectloses  Prädicat  zu  erfassen,   und    zu 
jeder  Thatigkeit  unmittelbar  ein  thueudes  Subject   hinzudichtete. 
Herbart' s  Ansichten  sind  von  Steinthal  in  dem  bezeichneten 
Werke  200— 211  scharfsinnig  bekämpft  worden.  Derselbe  sagt  204: 
Der  Unterschied  zwischen  subjectlosen  Sätzen  und  den  Sätzen  mit 
Subject  ist  ein  rein  grammatischer.    Alle  Sätze  sind  Existential- 
sätze;  die  subjectlosen  Sätze  (es  gibt,  also  deren)  aber  sind  zugleich 
Existentialuvtheile,  wiewohl  diese  auch  in  gewöhnlicher  Satzform 


2* 


20 

erscheinen.    In  der  Überzeugung,  dass  Steinthal  subjectlose  Sätze 
zugibt,   werden   wir   allerdings  wankend   gemacht  durch  folgende 
Bemerkung  211:    Es   friert   ist  bald   Qualitäts-,   bald  Existential- 
urtheil.     Grammatisch  genommen  bleibt  allemal,    in  diesem  oder 
jenem  Falle,  „es"  das  Subject,    „friert"   das  Prädicat  („es  friert" 
ist  demnach  kein  subjectloser  Satz).    Aber  die  Logik  muss  zwar 
in  dem  Falle,  wo  „es  friert"   ein  Qualitätsurtheil  ist,    in    „friert" 
ein  Prädicat  sehen;    in  dem    andern    Falle   aber,    im    Existential- 
urtheile,  muss  sie  darin  ein  Subject  erkennen,  dem  die  Existenz 
als  Prädicat  zugeschrieben  wird:  denn  „friert"  heisst  „Frieren  ist". 
Das     ist"  fehlt  aber.    Wir  hätten  also  in  den  Existentialurtheilen 
kein   absolutes    Prädicat,    sondern    ein    absolut  gesetztes  Subject, 
wie  z.  B.  auch  in  „es  sind  Menschen"  das  Subject  „Menschen"  ist, 
dem  das  Prädicat  der   Existenz   angeknüpft  wird;   denn   „es"  ist 
logisch  genommen  gar  nichts.    Es  will  uns  bedünken,  als  ob  „es" 
auch  grammatisch  nicht  jene  Bedeutung  hätte,  die  ihm  von  Stein- 
thal zugeschrieben  wird:  man  beachte  nur  den  bereits  angeführten 
Umstand,  dass  den  meisten  Sprachen  ein  Äquivalent  dafür  fehlt. 
Steinthal  bekämpft  in    seiner  Anzeige    der    ersten    Ausgabe 
dieser  Schrift  (Zeitschrift  für  Völkerpsychologie  [1866]  4.  235-242, 
Kleinere  Schriften  1.  421—428)  vor  Allem  die  Ansicht,    es  gebe 
subjectlose  Urtheile,    indem   das  Urtheil   eine  Verbindung   zweier 
Begriffe    in    der    Form    von   Subject  und  Prädicat  sei.     Im  soge- 
nannten Impersonale  hätten  wir  logisch  genommen  nicht  ein  sub- 
jectloses  Urtheil,  sondern  einen  absolut  gesetzten  Begriff,  der  als 
Subject    gelten    muss,    während    sein  Prädicat  nichts  anderes  ist, 
als   die   logische  Thätigkeit   der   absoluten   Setzung.     Schwieriger 
als    die   logische    sei    die    grammatische   Betrachtung.     Aus    dem 
Personalzeichen  des  Verbum  folge  das  Dasein  des  Subjectes,  und 
die  Anomalie  eines  Satzes  ohne  Subject  sei  daher  zurückzuweisen: 
das  Subject  sei  zu  suchen.   Ausgehend  von  der  Ansicht  J.  Grimm's 
über  die  Bedeutung  des  Neutrum    sagt  Steinthal:    „Die    Sprache 
erklärt  irgend   eine  Erscheinung,   einen  Vorgang  als  That  irgend 
eines  unbekannten  Subjectes,  eines  Subjectes,  das  als  geheimniss- 
voll   oder   unbekannt    nur  angedeutet  wird;    eines  Subjectes,  das 
man  nicht  denken  kann    oder    nicht    denken    soll.     Die    Sprache 
kann  nicht  anders  als  auch  in   solchen  Fällen   zur  Handlung  ein 
Subject  zu  setzen." 

Hinsichtlich  des  ersten  Punktes  habe  ich  Folgendes  zu  be- 
merken:    ich    kann    nicht    zugeben,    dass  die  logische  Thätigkeit 


21 


der  absoluten  Setzung-  eines  Begriffes  ein  Prädicat  dieses  Begriffes 
sei    und   kann    daher   in    Urthoilen,    in  denen  ein  Begriff  absolut 
gesetzt  wird,  nur  einen  Begriff  erkennen.     Ich  glaube  in   diesem 
Punkte  Kant  und  Herbart  auf  meiner  Seite  zu  haben.    Kant  sagt: 
Sein  ist  offenbar  kein  reales  Prädicat,  d.  i.  ein  Begriff  von  irgend 
etwas,    das    zu    dem   Begriffe   eines  Dinges  hinzukommen  könne. 
Es  ist  blos  die  Position  eines  Dinges  oder  gewisser  Bestimmungen 
an  sich  selbst."     Herbart,  Schriften  zur  Einleitung  in  die   Philo- 
sophie 104-106  zeigt,  dass,  wenn  der  Inhalt  des  Subjectsbegriffes 
verschwindet,  wenn  nicht  angegeben  wird,  was  friert,  das  Prädicat 
unbeschränkt,  unbedingt  aufgestellt  wird:    das  Prädicat  steht  für 
sich  allein  und  selbständig  da.    Es  hat  kein  Subject  und  ist  kein 
Subject.    Wenn  man  diesen  selbständig,  ohne  Subject  aufgestellten 
Begriff  ein  Prädicat  nennt,  so  geschieht  es,   weil  es  in  einem  zwei- 
gliedrigen Urtheile  Prädicat  wäre:  der  See  friert.  Andere  erkennen 
in   „es  friert"  eine  Aussage  schlechthin,  aber  kein  Prädicat,  weil 
ein'subject  fehle:  da  die  Aussage  ein  Urtheil  sein  muss,  so  haben 
wir  nach  der  Ansicht  dieser  Logiker  ein  Urtheil  schlechthin,  ein 
Urtheil,  dem  das  Subject  fehlt,    ein   Satz,    den  wir  ja  selbst  ver- 
teidigen.    Es   bedarf   wohl    nicht    besonders    hervorgehoben    zu 
werden,  dass  eingliedrige  Urtheile  zwar  auf  die  von  Herbart  dar- 
gestellte Weise  construiert  werden  können,  dass  sie  jedoch  auf 
diese  Weise  nicht  entstehen,  dass  sie  vielmehr,  wie  Herbart  selbst 
sagt,  „in  dem  natürlichen  Gedankengange  psychologisch  begründet" 
sind:  wir  nehmen  Erscheinungen  wahr  und  sprechen  unsere  Wahr- 
nehmungen   aus,    ohne    nach    dem    Urheber    der  Erscheinung    zu 
fragen:   „es  rauscht"  im  Gegensatze  zu  „der  Bach  rauscht".    Nun 
entsteht  die  Frage:   „kann  derjenige,  der  in  „es  rauscht"  nur  einen 
Begriff  erkennt,  diesen  Satz  als  Urtheil  anerkennen '?"  Nach  dem 
Sprachgebrauch  ist  „es  rauscht"  eben  so  gut  ein  Urtheil  wie  „der 
Bach  rauscht".    Dagegen  wird  behauptet,  in  „es  rauscht"  liege  ein 
primitives,  kein  völlig  entwickeltes  Urtheil,    überhaupt  nicht  das 
vor,   was  die  Logik  streng  genommen  ein   Urtheil   nennt;  Herbart 
sagt,  es  sei  kein  gewöhnliches  Urtheil.     Wenn    man   das  Urtheil 
auf  der  Verknüpfung  zweier  Begriffe  beruhen  lässt,  darf  man  „es 
rauscht"  gar  nicht  als  Urtheil,  auch  nicht  als  ein  ungewöhnliches 
anerkennen.     Wer  'fordert,    dass   die  Definition   des  Urtheils  alle 
Urtheile,  daher  auch  die  ungewöhnlichen  unter  sich  begreife,  wird 
sich  nach  einer  Definition  umsehen,  die  von  der  Zweigliedrigkeit 
absieht.    Die  Inconsequenz  Herbart's,  nach  dessen  Definition  das 


22 

Urtheil  zweigliedrig  ist,  Subject  und  Prädicat  enthält,  befremdet 
um    so    mehr,    als    nach   seiner  Lehre  auf  den  „ungewöhnlichen" 
eingliedrigen  Urtheilen    „ein  wesentlicher  Theil    der    Einsicht    in 
die  Natur  der  Syllogismen  beruht  und  der  Gegenstand  selbst  auf 
Metaphysik   eine   wichtige  Beziehung   hat."     Wenn   man  mit  Fr. 
Brentano,  Psychologie  i.  262,  sagt:   „Urtheilen  ist  etwas  (als  wahr) 
annehmen    oder    (als    falsch)  verwerfen",    so   hat  man  eine  adae- 
quate,    weil    alle,    auch    die    „ungewöhnlichen"    Urtheile    in    sich 
schliessende    Definition    des  Urtheils.     Das  Annehmen  oder  Ver- 
werfen geschieht  durch  Setzung  eines  Begriffes  oder  durch  Setzung 
zweier   sich   zu   einander  wie  Subject   und  Prädicat  verhaltenden 
Begriffe:  jenes  findet  statt  in  „es  rauscht",    dieses  in  „der  Bach 
rauscht".    Jenes  Urtheil  nenne  ich  eingliedrig,  dieses  zweigliedrig. 
Übrigens  steht  Herbart  mit  seiner  Lehre  von  Urtheilen  ohne 
Subjectbegriflf  nicht  allein.     Fr.  Brentano  hat  diesen  Gegenstand 
in  seiner  Psychologie  i.  276 — 306   ausführlich  behandelt  und   er- 
kannt,  „es  sei  unrichtig,  dass  bei  allem  Urtheilen  eine  Verbindung 
oder    Trennung    vorgestellter    Merkmahle    statt    habe;    auch    ein 
einzelnes  Merkmahl,    das   wir   vorstellen,    könne    anerkannt    oder 
verworfen  werden"  276.    Dies  geschehe  in  den  Existentialsätzen, 
deren  Geschichte  bis  Aristoteles  zurückreiche.    „Anklänge  an  die 
richtige  Auffassung  derExistentialsätze,"  sagt  Brentano  281,  „finden 
sich  schon  bei  Aristoteles.    Doch  scheint  er  noch  nicht  zu  voller 
Klarheit   über   sie   gelangt  zu  sein.     In  seiner  Metaphysik   0,  10 
lehrt    er,    dass,    da    die  Wahrheit    dos   Denkens    in    seiner  Über- 
einstimmung mit  den  Dingen  bestehe,  die  Erkeuutniss  einfacher 
Gee-enstände  im  Gegensätze  zu  andern  Erkenntnissen  nicht  eine 
Verbindung  oder  Trennung  von  Merkmahlen,    sondern  einfaches 
Denken,    ein  Wahrnehmen    (er   nennt    es    Berühren,    Q'.fsiv)    sein 
müsse.     In   der  Schrift  „De  interpretatione",    cap.  in,    spricht  er 
klar    aus,    dass    das    „Sein"   der  Copula    nicht  etwas  für  sich  be- 
deute wie  ein  Name,    sondern  nur  den  Ausdruck    eines    Urtheils 
ergänze,    und  von  diesem    „Sein"    der   Copula  hat  er  das  „Sein" 
im  Existentialsatze  nie  als  etwas  wesentlich  anderes  und  als  etwas, 
was  schon  für  sich  eine  Bedeutung    habe,    unterschieden.    Zeller 
sagt   mit   Recht:    „Dass  jeder    Satz,    selbst    der    Existentialsatz, 
logisch  betrachtet  aus  drei  Bestandtheilen  besteht,  sagt  Aristoteles 
nirgends".     Und    er    macht    darauf   aufmerksam,    wie    vielmehr 
manches   eine   entgegengesetzte  Ansicht  bei  Aristoteles  erkennen 
lasse.    Philosophie  der  Griechen  n.  2.  158.    Wäre  dies  richtig,  so 


23 


würde  Aristoteles  hiedurch  nicht  hinter  der  Lehre  der  gewöhnlichen 
späteren  Logik  zurückstehen,  wie  Zeller  zu  glauben  scheint,  son- 
dern im  Gegentheile  hier  wie  in  manchem  andern  Punkte  eine 
richtigere  Anschauung  antieipiert  haben.  Man  vergleiche  auch  die 
Reproduction  der  Aristotelischen  Lehre  bei  Thomas  von  Aqu.n: 
Summa  theologiae  P.  I.  G.  85.  A.  5."  Wer  das  hier  über  das 
Wesen  des  Urtheils  vorgetragene  als  richtig  anerkennt,  wird  an 
die  Stelle  von  Kant's  Ansicht,  die  Logik  habe  seit  Aristoteles 
keine  Fortschritte  gemacht,  die  Ansicht  setzen,  sie  habe  seit 
jenem  grossen  Denker  Rückschritte  gemacht.  _ 

Ich  habe  diesen  Gegenstand  behandelt,  weil  ich  in  der  rich- 
tigen Auffassung  vom  Wesen  des  Urtheils  eine  Stütze  für  meine 
Darstellung  der  subjectlosen  Sätze  gefunden  zu  haben  glaube. 
Die  früher  sehr  überschätzten  Wechselbeziehungen  zwischen  Logik 
und  Grammatik  werden  nun,  wie  mir  scheint,  mit  Unrecht  gänz- 
lich abgeleugnet  auf  Grund  der  Darlegungen  Steinthal's  m  seinem 
Buche:  „Grammatik,  Logik  und  Psychologie"  1855,  womit  das 
in  „Charakteristik  der  hauptsächlichsten  Typen  des  Sprachbaues 
1860.  92—105  gesagte  zu  vergleichen  ist. 

Was  Steinthal's  grammatische  Einwendungen  anlangt,  so 
habe  ich  meine  Ansicht  über  den  Zusammenhang  zwischen  der 
dritten  Person  und  dem  Subjecte  schon  oben  ausgesprochen  und 
bemerke  hier,  dass  der  Aufforderung  das  Subject  der  von  mir 
subjectlos  genannten  Sätze  zu  suchen  von  den  Grammatikern  mit 
eben  so  grossem  Eifer  als  geringem  Erfolge  entsprochen  worden 
ist.  Und  wenn  gesagt  wird,  eine  Erscheinung  werde  von  der 
Sprache  als  That  irgend  eines  unbekannten  Subjects  erklärt,  so 
darf  darauf  hingewiesen  werden,  dass  es  sich  in  einer  grossen 
Anzahl  von  subjectlosen  Sätzen  gar  nicht  um  Thaten,  sondern 
um  Zustände  handelt,  und  dass  man  in  Sätzen  wie  „es  geht  mir 
gut"  nicht  von  der  Wirkung  irgend  eines  Subjectes,  einer  causa 
oeculta  spricht.  In  dem  Satze  „es  fehlt  an  Geld"  soll  logisch 
entschieden  „Geld"  das  Subject  sein,  was  vielleicht  nicht  alle 
Logiker  zugeben  werden,  grammatisch  hingegen  ein  angedeutetes, 
aber  als  undenkbar  angedeutetes  etwas.  Wir  werden  wohl  nicht 
zu  viel  sagen,  wenn  wir  behaupten,  mit  undenkbarem  operiere  die 
Grammatik  nicht  und  der  Satz  sei  grammatisch  subjectlos. 

Wie  die  Schulmeister  den  angeführten  Satz  mit  ihrer  auch 
für  die  „gewöhnlichen"  Urtheile  falschen  Trinitätslehre  „Subject, 
Copula,  Prädicat"  in   Einklang  bringen,    ist   mir   unbekannt:    ich 


24 

denke  mir,  dass  die  Denkenden  unter  ihnen  sieh  in  einiger  Ver- 
legenheit befinden.  Von  meinem  Staudpunkte  aus  ist  zu  sagen:  der 
Satz  „es  fehlt  mir  an  Geld"  ist  subjectlos,  das  Verbum  „es  fehlt" 
bezeichnet  einen  Zustand,  die  von  diesem  Zustande  betroffene 
Person  wird  durch  ein  Nomen  im  Dativ,  die  Sache  durch  ein 
Nomen  mit  einer  Präposition  ausgedrückt;  in  „mich  dürstet"  be- 
zeichnet „dürstet"  gleichfalls  einen  Zustand,  die  Person  steht  im 
Accus.;  ebenso  ist  pudet  me  zu  erklären;  das  gleiche  gilt  von 
aliqua  consilia  reperiendum  est.  In  „il  m'en  cuit"  ist  „il  cuit" 
das  den  Zustand  bezeichnende,  durch  „me"  wird  die  Person,  durch 
„en"  die  Sache  ausgedrückt.  Es  will  mich  bedünken,  dass  die  rich- 
tige Erklärung  von  dergleichen  Sätzen  den  Schülern  leichter  bei- 
gebracht werden  könnte  als  die  Entstehung  von  wxrpccai  für  itatpaci 
aus  patrsi. 

In  C.  L.  Kannegiesser's  Dissertation  „De  verbis  imper- 
sonalibus"  Vratislaviae.  1823,  einer  Schrift,  die  ungewöhnlich  viel 
richtiges  enthält,  wird  ein  neuer,  wie  mir  scheint,  verzweifelter 
Versuch  gemacht,  für  die  sogenannten  Verba  Impersonalia  ein 
Subject  zu  gewinnen.  „Sed  quamvis,"  heisst  es  daselbst  34,  „haec 
explicatio  de  substantivo  verbi  ipsius  actionem  indicante  (d.  i.  cursus 
curritur)  vel  de  infinitivo  (d.  i.  ib  currere  curritur)  vel  de  incerta 
aliqua  causa  tanquam  subjecto  impersonalium  probabilis  videatur 
et  aliquam  speciem  prae  se  ferat,  accuratius  tarnen  fortasse  sub- 
jectum  constituemus,  quando  ad  ea  tempora  respicimus,  quae  par- 
ticipio  et  verbo  auxiliari  iiunt  es.  c.  pugnatum  est.  Nonne  par- 
ticipium  in  hoc  tempore  verum  subjectum,  verbum  auxiliare  autem 
non  copula,  sed  praedicatum  vel  verbum  substantivum  est,  ita  ut 
locutio  ita  interpretanda  sit:  -b  pugnatum  est,  i.  e.  adest,  existit, 
das  Gestrittene  ist  vorhanden.  Inde  si  Sanctius  addit  et  explet 
locutionem  cursum  est  per  to  currere  cursum  est,  equidem  in  ipsis 
his  duabus  vocibus  agnoseo  subjectum,  scilicet  participium  cursum. 
Hac  explicatione  lux  affertur  et  constructioni  nominativi  gerundii 
latini  et  verbalium  graecorum  in  tö;  atque  -zioq.  Nam  -wiy;t£ov  iav. 
vel  faciendum  est  nihil  aliud  est  nisi  xo  faciendum  est  vel  adest 
alicui  vel  ab  aliquo,  das  zu  thuende,  etwas  zu  tlmendes  i.  e.  die 
Handlung  des  ThunmMsse/ns,  die  Nothwendigkeit  des  Handelns  ist  da, 
scilicet  für  Jemanden.  Quod  autem  de  temporibus  eompositis 
passivi,  id  de  simplicibus  valet ;  si  vero  pugnatur  in  participium 
cum  est  solvere  non  possumus,  participio  praesentis  passivi  latini 
deticiente,  confugiamus  ad  graecorum  linguam  participiis  scatentem 


25 

et  solvamus  iinpersonale  iroXe^eTat  in  itoXsjwl&tsvov  ^™,  l-  e-  M> 
quod  pugnatur,  est  vel  actio,  ex  qua  pugnatur,  adest.  Sed,  per  äeos 
immortales,  quid  prohibet,  quo  minus  hanc  explicatioucm  ad  im- 
personalia  reflexiva  quoque  vel  media  (cum  media  passivis  tarn 
similia  sint,  ut  utraque  praesens,  imperfeetum  aliaque  tempora 
communia  habeant,  nam  Xoustch  vel  Xouöu,evov  ectiv  utrumque  esse 
potest  et  lavatwr  et  lavat  se,  i.  e.  id,  quod  lavatur  vel  id,  quod  se 
lavat,  est,  adest)  et  vero  ad  activa  transferamus,  ita  ut  subjeetum 
in  impersonalibus  tonat,  il  y  a,  es  sticht  mich  nihil  aliud  sit  nisi 
partieipium,  id,  quod  tonat,  quod  habet,  quod  me  pungit,  adest,  existit. 
Fortasse  objiciet  quispiam  verbis  neutris  partieipium  deesse  vel 
sensu  carere,  ex.  c.  dormitum  est,  das  Geschlaf ene  ist  vorhanden; 
sed  ipsa  Lingua,  qua  nunc  utor,  ipsum  dormitum,  est,  dormiendum 
est,  optima  est  defensio  et  refutatio.  Ita  profecto  non  ad  hoc 
illudve  subjeetum  impersonalium  anxie  circumspicere  opus  est, 
sed  omnium  impersonalium  unum  idemque  habemus  subjeetum, 
scilicet  partieipium  ipsius  temporis  verbi.  Ita  quaestionem  pro- 
positam  solvisse  mihi  videor." 

Die  subjectlosen  Sätze  sind  dem  Gesagten  zufolge  Sätze, 
die  nur  aus  dem  Prädicate  bestehen,  aus  dem,  was  in  einer 
grossen  Anzahl  von  Sätzen  in  der  natürlichen  Gedankenbildung  als 
das  Prius  anzusehen  ist,  wozu  das  Subject  gesucht  werden  kann, 
aber  nicht  gesucht  werden  muss.  Wird  es  nicht  gesucht  oder 
zwar  gesucht,  jedoch  nicht  gefunden,  dann  kann  nur  das  Prädicat 
gedacht  und  ausgesprochen  werden,  und  wir  erhalten  ein  subjeet- 
loses  Urtheil,  einen  subjectlosen  Satz,  wofür  man  auch  Prädicats- 
urtbeil,  Prädicatssatz  sagen  könnte :  es  rauscht,  der  Bach  rauscht. 
Im  subjectlosen  Satze  gelangt  ein  Vorgang  oder  ein  Zustand  zum 
Ausdrucke  ohne  Bezeichnung  des  wirkenden  Gegenstandes.  Diese 
Bezeichnung  unterbleibt,  weil  mau  den  wirkenden  Gegenstand 
nicht  kennt  oder  weil  man  sich  damit  begnügt,  die  wahrgenom- 
mene Erscheinung  zum  Ausdrucke  zu  bringen.  Entscheidend  ist 
hiebei  das  Bewusstsein  des  Sprechenden:  ist  sich  dieser  des  Ur- 
hebers der  Erscheinung  nicht  bewusst,  so  muss  der  Satz  als  sub- 
jectlos  gelten,  wenn  es  auch  dem  Scharfsinne  gelingen  sollte  ein 
Subject  zur  Stelle  zu  schaffen,  und  wenn  auch  der  Nachweis  ge- 
liefert werden  könnte,  der  nun  subjectlose  Satz  habe  sich  aus 
einem  subjeetischen  entwickelt,  was  in  einigen  Fällen  gelingt. 
Die  gilt  z.  B.  vom  russ.  tarnt,  voditt  dort  spukt  es,  das  auf  dem 
Satze  domovoj   vodiU  sja  beruht;    vom  bulg.  vali  es  regnet,  das 


26 

dxzd  vali  voraussetzt;  vom  magy.  esik  es  regnet,  das  neben  dem 
tautologischen  esö  esik  besteht  u.  s.  w.  Es  wird  erzählt:  Bienen, 
Wespen  und  Hummeln  summten  im  Gärtchen,  und  später  fort- 
gefahren: es  summte  ohne  Unterlass  in  das  Zimmer  hinein.  Hier 
begnügt  sich  der  Erzähler  mit  dem  Ausdrucke  des  gehörten, 
ohne  sich  der  summenden  Thierchen  bewusst  zu  sein. 

Die  Möglichkeit  der  Loslösung  des  Prädicates  vom  Subjectc, 
genauer:  die  Fähigkeit  absoluter  Setzung-  des  Prädicates  erscheint 
mir  geradezu  als  ein  Vorzug  der  Sprache,  dessen  sich  entfernt 
nicht  alle  Sprachen  rühmen  können.  Mir  scheint  der  Ausdruck 
„auf  dem  Meer  ist's  ruhig",  mhd.  „es  gruonet  an  den  esten",  der 
Phantasie  einen  weitem  Spielraum  zu  gewähren  als  der  Ausdruck: 
„das  Meer  ist  ruhig",  „die  Äste  grünen".  Der  Unterschied  beruht 
darauf,  dass  im  subjectlosen  Satze  das  Prädicat  unbeschränkt, 
absolut  auftritt,  während  im  subjeetischen  Satze  das  Prädicat  durch 
das  Subject  beschränkt,  nur  in  Beziehung  auf  das  Subject  aus- 
gesagt wird.  „Die  Verba  impersonalia  sind  von  vorzüglicher  sinn- 
licher, plastischer  Kraft,  für  welche  die  Sprachen  allmählich  das 
Verständniss  verlieren."    Steinthal. 

In  manchen  subjectlosen  Sätzen  liegt  —  und  dies  möchte 
ich  hervorheben  —  etwas  anderes  als  in  den  mit  den  subject- 
losen für  identisch  gehaltenen  subjeetischen:  jene  bezeichnen  die 
unwillkürlichen,  diese  die  absichtlichen  Äusserungen  der  Lebens- 
thätigkeit.  Der  slovakische  Schullehrer  wird,  wenn  er  meiut, 
ein  Schüler  habe  um  den  Unterricht  zu  stören  das  Geräusch  des 
Niesens  nachgeahmt,  fragen:  „kdo  je  kychol?quis  ster-nutavit?  wer  hat 
geniest?"  Die  Frage:  „Jcomu  sa  je  kychlo?"  wörtlich:  „cni  sternutabwm 
est?-'  würde  nicht  gethan  werden,  da  dieselbe  das  unabsichtliche 
Niesen  zum  Gegenstande  hätte.  Der  Unterschied  beruht  darauf,  dass 
in  „quis  slernutavitP1  das  Niesen  als  vom  Subject  beabsichtigt,  als 
seine  That  dargestellt,  während  es  in  „cui  sternwtatum  est?"  als  ein 
Vorgang  an  dem  Subjecte  aufg-efasst  wird.  Dieselbe  Bewandtniss 
hat  es  wohl  auch  mit  dem  slovak.  „ndsmu  cloveku  vzdychlo  sa  tu  z 
lüboka  er  seufzte  unwillkürlich" .  Ebenso  zu  beurtheilen  ist  russ. 
„dumdlo  sb  emu,  tehe  vzdumalu  si,"  tibi  (apud  te)  cogitatum  est  neben 
„dumafo,  ty  vzäumah;'  tu  cogitasti.  Nach  einem  russischen  Gram- 
matiker, N.  Nekrasovt,  besteht  der  Unterschied  zwischen  „ja  cltocii" 
und  „mne  choceto  sja"  darin,  dass  in  jenem  Ausdrucke  igraett 
glavnuju  rolt  lico,  predmett  dejstvujuseij,  a  vi.  drugomT.  —  samö 
dejstvie  296.   Bei  dem  durch  „dumalo  sb  emy,"  bezeichneten  Denken 


27 

im  Gegensätze  zu  dem  durch  „dwmah"  ausgedrückten  darf  an 
Lichtenberg' s  Wort:  „es  denkt"  sollte  man  sagen,  so  wie  man 
sagt:  „es  blitzt"  erinnert  werden,  womit  das  zu  vergleichen  ist, 
was  Steinthal,  Charakteristik  92,  lehrt.  Bei  absichtlichem  Er- 
leiden des  Frostes  sagt  der  Litauer  subjectisch:  „Mm  tu  lauke 
Mi?"  was  frierst  du  draussen?  Kurschat,  Deutsch-lit.  Wörterbuch 
s.  v.  frieren.  Dasselbe  findet  wohl  in  allen  Sprachen  statt,  die  beide 
Redewendungen  besitzen.  „Ich  friere11  muss  angewandt  werden, 
wenn  das  Frieren  oder  Nichtfrieren  von  mir  abhängt;  dasselbe 
gilt  von  „man  friert" :  das  Subject  ist  hier  unbestimmt,  weil  man 
es  nicht  bestimmt,  obgleich  man  es  bestimmen  könnte.  „Mich  friert11 
kann  nicht  angewandt  werden,  wenn  ich  mich  freiwillig  dem  Froste 
aussetze.     „Es  friert1'  hat  keine  Beziehung  zu  einer  Person. 

Den  subjectlosen  Sätzen,  welche  Vorgänge  der  Natur  be- 
zeichnen, wohnt  dadurch,  dass  sie  die  wahrgenommene  Erscheinung 
und  nur  diese  zum  Ausdruck  bringen,  eine  grössere  sinnliche 
Kraft  inne  als  den  subjectischen.  Sie  sind  dadurch  in  der  Poesie 
von  besonderer  Wirkung.  Um  dies  zu  zeigen,  führe  ich  aus 
Schiller's  Taucher  eine  grössere  Anzahl  von  subjectlosen  Sätzen 
im  deutschen  Original  und  in  französischer,  cechischer  und  pol- 
nischer Übersetzung  vor. 

1.  Und  es  wallet  und  siedet  und  brauset  und  zischt. 

2.  Und  schwarz  aus  dem  weissen  Schaum  |  klafft  hinunter  ein 
(filmender  Spalt,  j  grundlos,  als  ging's  in  den  Höllenraum. 

3.  Und  stille  wird's  über  dem  Wasser  Schlund,  |  in  der  Tiefe 
nur  brauset  es  hohl. 

4.  Mich  gelüstete  nicht  nach  dem  theuren  Lohn. 

5.  Und  sieh!  aus  dem  finster  fluthenden  Schooss,  !  da  hebet 
sieh's  schiraw-nweiss. 

6.  Es  riss  mich  hinunter  blitzesschnell. 

7.  Und  wie  einen  Kreisel,  mit  schwindelndem  Drehen  \  trieb 
i, lieh's  um,  ich  konnte  nicht  widerstehen. 

8.  Denn  unter  mir  lag's  noch  bergetief  in  purpurner  Finster- 
niss  da,  |  und  ob's  hier  dem  Ohre  gleich  ewig  schlief,  j  das  Auge 
mit  Schaudern  hinunter  sah,  j  wies  von  Salamandern  und  Molch  n 
und  Drachen      sieh  regt'  in  dem  furchtbaren   Höllenrachen. 

9.    Und  schaudernd  dacht'   ich's,   da  kroch's  heran. 
10.  Da  ergreift  's  ihn  mit  Himmelsgewalt,  |  und  es  blitzt  aus 
den  Augen  ihm  kühn. 


28 

11.  Da  treibt  's  ihn  den  köstlichen   Preis  zu  ericerben. 

12.  Da  bäckt  sich  's  hinunter  mit  liebendem.  Blick. 

Franz.  1.  Et  le  gouffre  ondoie,  houillonne,  et  gronde,   et  siffle. 

2.  Et,  noire  ä  trauers  la  blanche  ecume,  s'ouvre  wie  feilte  beante 
et  sans  fond:  on  dirait  quelle  va  jusqu'au  sejour  infernal. 

3.  Et  le  silence  regne  au-dessus  de  l'abime;  au  fond  seulement 
britit  un  creux  murmure. 

4.  Une  si  preckuse  recompense  ne  me  tenterait  pas. 

5.  Mais,  voyez!  du  sein  des  sombres  vagues,  s'eTeve  un  objet  blanc 
comme  un  cygne. 

6.  Comme  je  descendais,  entmine  avec  la  pmmptitude  de  l'eclair, 
soudain  .  .  . 

7.  Et  me  tordant,  en  proie  au  vertige,  me  J 'alt  pirouetter  comme 
une  toupie  :  je  ne  pouvais  resister. 

8.  Gar  sous  moi,  dans  une  obscurite  pourpree,  le  vide  s'enfon- 
cait  encore,  profond  comme  du  haut  d'une  montagne;  et,  epioique  tout 
dormit  pour  l'oreille  dans  un  eternel  silence,  l'ceil  voyait  en  bas  avec 
eff'roi  comme  l'eau  grouillait  de  visqueux  reptiles,  de  salamandres, 
de  dragons,  dans  cette  gueule  terrible  des  enfers. 

9.  Je  frissonnais  ä  ces  pensees,  quand  je  vis  cent  Joint ures  se 
mouvoir,  ramper  vers  moi. 

10.  Älors,  wie  Celeste  force  sensit  son  äme;  de  ses  yeux  jaillit 
un  e'clair  plein  d'audace. 

11.  Alors,  il  se  sent  entraine  ä  conquerir  la  precieuse  recompense. 

1 2.  Alors  eile  sepenche  sur  le  gouffre,  avec  un  regardplein  d'amour. 

Aus  Poesies  de  Schiller.  Traduction  uouvelle  par  Ad.  Regnier. 
Paris.  1859.  I.  Seite  219. 

Im  frz.  finden  sich  alle  subjectlosen  Sätze  durch  subjee- 
tische  wiedergegeben,  und  die  französische  Sprache,  welcher  Nie- 
mand den  unschätzbaren  Vorzug  der  limpide  nettete  streitig 
machen  wird,  ist  durch  die  nothwendige  Ersetzung  der  subject- 
losen Sätze  durch  subjeetische  gegen  das  Deutsche  entschieden 
im  Nachtheil. 

Cechisch.  1.    Voda  siSi,  vlni  se,  vre  klokotem. 

2.  Z  pe~ny  belave  kalotmavg,  \  bezedny,  jako  do  pekla  icchod, 
rozestoupne  nor  se  poziravy. 

3.  Ticho  nad  vodovirem  teil  panuje,  \  Jen  z  hloubi  chrapoti  jek. 

4.  0  krusnou  bych  odmenu  mdlo  stdl._ 


29 

5.  A  cd,  ve  nurti  kalotmcwe  \  belä  tarn  cos  lohnt!. 

6.  Dolü  mne  koapem  to  hrouzilo. 

7.  A  v  zävrate,  jakkoli  jsem.  se  opiral,  |  co  samrhu  do  kolä 
vir  mne  nabiral. 

8.  Hör  s  vpsi  pode  mnou  to   Udo,  \  ve  propasti  se  imivalo; 

i  aS  ucho   ni  poäeptu   neslySelo,  \  pfedc  oho  tarn  s  Masern  ziralo,  j 
jak  chomolem  jeSterä,  drakü  i  Hifu,  \  hemzl  ve  pekelnem  to  Mtanevirw. 

9.  An  to  vse  rozjimdm  v  ustrnuü,  \  tu  cos,  na  sta  pohybaje 
null,      po  mne  rhiiape  se  plize. 

10.  Dusi  vdseü  pojme  mu  zevfelou,  |  ctnd  odvaha  v  oku  se  sikvi. 

11.  Slibene'ko  tu  di/ehte  si  Malta  dobijti. 

12.  Tu  Moni  se  milostny  k  hlubine  Med. 

Aus  V.  A.  Svoboda,  Vybor  bäsni  Fr.  Schillera.  V  Piaze. 
1847.  Seite  51. 

Selbst  das  Cech.  gibt  nur  einen  Satz,  in  8,  subjectlos  wieder; 
in  5.  und  9.  muss  cos  „etwas"  und  in  6.  und  8.  to  „dies"  als 
Subject  eintreten.  Das  sonst  an  subjectlosen  Sätzen  so  reiche 
Slavisch  muss,  so  scheint  es,  einigemahle  der  Anwendung  des 
subjectlosen  Satzes  entsagen,  wo  das  Deutsche  wegen  seines  „es" 
ihn  gebrauchen  kann.  In  der  kühnen  Anwendung  der  Subject- 
losigkeit  in  12.  würde  selbst  eine  slavische  Prosaübersetzung  dein 
Originale  nicht  folgen  können. 

Polnisch.   1.  I  wre  i  kipi  i  huczy  i  pryska. 

2.  A  z  biatej  piany,  razem,  niespodzianie,  rozzieioa  paszcze 
czarna  rospadlina  i  bezdenna,  jak  by  szla  n:  piekiel  otchlanie. 

3.  Wraz  na  poicierzchni  panuje  müczenle,  '  pod  wodq  tylko 
steka  buk  d(deki. 

4.  Ja  bym  tak  drogiej  icyrzekl  sie  nagrody. 

5.  I  oto  z  ciemnijeh  nurtöw  topieliska  |  cos  sie  wybija  bielszego 
od  iniegu. 

6.  Gdy  rnie  wir  chwycil,  piorunem  lecialem. 

7.  I  bystrym  pedem,  wylejäego  strackem  |  krecihj  w  koto  po- 
teznym  zamachem. 

8.  Bo  jeszcze  bardzo  glefiokie  przestrzenü   kryia  podemnq  szkar- 
latna  poxcloka,  \  a    clioc    tu   loiecznie   mieszkalo   uspienie,  \  przecieZ 
icidziatem  z  wstretem,  mego  oka,  \  ze  smoki,  zmije  i  rözne  poczwary 
w  ipiekielnej  paszczy  snuiy  sie  jak  mary. 

9.  Tak  zostawdtem  «■  okropnej  obaivie:  |  az  tu  eoi  pelznie,  sto 
pomyka  czionköw. 


30 

10.  To  go  przenika  ndk  by  blyskawica,  z  6cz  mu  sie  iskrzy, 
odicagq  goreje. 

11.  PUficnos'6  nagrody  wzmaga  w  nim  zadanie. 

12.  Kröleicna  z  izami  schyla  sie  i  czeka. 

Aus  Pienia  lyriczne  Fr.  Szyllera  przelossyl  A.  Bielowski. 
Lwöw.  1866.  Seite' 23. 

Auch  das  Polnische  drückt  sich  nur  in  1.  und  10.  subjectlos 
aus;    in    5.  und  9.  muss  co§  „etwas"  aushelfen. 

Es  gibt  eine  grosse  Anzahl  von  Ausdrücken,  die  von  den 
meisten  Grammatikern  als  Impersonalia  angesehen  werden,  die 
jedoch  keine  subjectlosen  Sätze  bilden:  die  Untersuchung,  ob  sie 
mit  Recht  zu  den  Impersonalia  gezählt  werden,  darf  hier  unter- 
lassen werden,  da  der  Begriff  eines  Impersonale  in  hohem  Grade 
schwankend,  Impersonale  daher  ein  wissenschaftlich  unbrauchbarer 
Ausdruck  ist.  Es  ist  räthlich  eine  Anzahl  von  Ausdrücken  auf- 
zuführen, die  als  Impersonalia  gelten,  die  jedoch  nicht  subjectlos 
sind.  Subjectlos  ist  der  Satz  nur  dann,  wenn  er,  wie  oben  gesagt 
wurde,  ohne  Hinzudenkung  eines  Subjectes  oder  Subjectssatzes 
einen  vollständigen  Sinn  gibt.  Das  richtige  ist  von  einzelnen 
Gelehrten  schon  längst  erkannt  worden;  so  sagt  Sauctius  in 
der  Minerva:  Accidit,  contingit,  evenit,  liquet  etc.  cur  dicautur 
impersonalia,  non  video,  quando  quidem  nunquam  supposito  care- 
bunt.  An  obscurum  est  infinitum  vel  totam  orationem  sumi  pro 
supposito?  res  quoque,  casus  vel  eventus  plerumque  subaudiri 
posse?  sed  accipe  clara  supposita:  „mox  ubi  creverunt,  naturaque 
mitior  illis  contigit;  nee  contigit  ullum  vox  mea  mortalem".  Ut  igitur 
dieimus:  accidit  aegritudo,  calamitas,  mors,  ita  dieimus:  accidit, 
ut  ille  veniret.  (Hinsichtlich  des  Ausdruckes  Suppositum  ist  zu 
bemerken,  dass  im  Mittelalter  derselbe  das  grammatische  Subject, 
Oppositum  das  grammatische  Prädicat  bezeichnete:  die  Ausdrücke 
Subjectum  und  Praedicatum  waren  der  Logik  vorbehalten).  Auch 
Ph.  Buttmann  sagt  vollkommen  richtig,  die  Eigentümlichkeit 
der  gewöhnlich  sogenannten  Impersonalia  bestehe  blos  darin,  dass 
ihr  Subject  nicht  in  ein  Nomen  gefasst  ist:  s;sct!  \>.-s.  feisvai;  von 
dieser  Art  seien  3sT,  -/pij,  xizo-/jpih  SoxeT,  reps^s-.,  hfoiyexM  u.  s.  w., 
daher  auch  ganze  Phrasen  wie  e/st  Xö^ov  consantaneum  est.  Freilich 
den  Inf.  unter  allen  Umständen  als  Nominativ  gelten  zu  lassen, 
geht  wohl  nicht  an:  man  vergleiche  iüßouAiai;  ZiX  und  osi  Ypässtv, 
wo    Ypotastv    den    gen.    vertreten     kann.      Wer    in    ost    nach   dem 


31 

aind.  das  die  Vorstellung  „es  fehlt"  erkennt,  wird  lii  ypc&psw  wie 
frz.  il  faut  ecrire  durch  „schreiben  fehlt"  erklären,  und  in 
EußouXi'ai;  Sei  eine  analoge  Construction  erblicken.  Weniger  zu 
billigen  ist  die  Ansicht  von  C.  Gr.  Zumpt  225,  der  zufolge  der- 
gleichen Verba  „in  der  dritten  Person  unpersönlich  gebraucht 
werden",  und  der  Unterschied  zwischen  dem  subjectlosen  miseret 
u.  s.  w.  und  dem  subjectischen  accidit,  das  ja  auch  kein  persön- 
liches Subject  hat,  u.  s.  w.  schwindet.  „Es  ist  möglich"  gibt, 
allein,  keinen  vollständigen  Sinn,  ist  daher  kein  subjectloser  Satz. 

Hier  weiden  aus  den  in  dieser  Abhandlung  in  Betracht 
kommenden  Sprachen  mehrere  als  unpersönlich  geltende  Ausdrücke 
aufgezählt,  die  keinen  subjectlosen  Satz  darstellen. 

Slavisch.  Aslov.  unje  be  melius  foret,  praestaret.  blazenomu 
ivzoli  se  na  goru  vziti  vysoku.  Nslov.  mi  Se  presSda  es  ist  mir 
schon  zu  viel.  Bulg.  volno  mi  je  mihi  licet,  drdgo  mi  je  es  ist 
mir  lieb  cank.  Mino,  milo  mi  je  es  thut  mir  leid  cank.  na  Radka 
stanalo  krivo  dem  Kadko  that  es  leid,  lici,  mni  se,  strüva  se,  cini 
se  es  scheint  cank.  prilica  es  schickt  sich.  Serb.  utvorilo  mi  se 
ich  glaubte  zu  sehen,  es  erschien  mir  (als  Gespenst).  Russ. 
znatno  il  est  evident.  kazetz  sja  es  scheint,  nadobno,  nado  il  faut: 
nado  zz  rann  daU  otdochnuU.  slysno,  cto  om  prodaeto  svoi  imenija. 
slucalo  sh,  cto  .  .  .  mne  dolzno  razorvatb  vse  svjazi  sz  proSedSimz  ich 
nniss  alle  Bande  zerreissen.  Saninu  prislo  Sb  izumitb  sja.  In  dem 
Satze:  ne  chotclo  Sb  emu  vozvratitb  sja  domoj  er  hatte  keine  Lust 
nach  Hause  zurückzukehren,  vertritt  der  Inf.  einen  casus  obliquus, 
das  Verbum  wird  daher  subjectlos  gebraucht.  Cech.  deje  se. 
pfilidzi  se.  stdvä  se.  slovak.  pekny  sen  sa  mi  snival.  Poln.  zdaje 
mi  s/V-,  Se  blyska.  nalezy.  zalehj. 

Deutsch.  Nhd.  es  ahnt  mir.  es  gelingt,  es  gebührt  mir.  es  ge- 
hört sich,  es  geschieht,  es  reut  mich,  es  scheint,  es  schreckt  mich,  es 
steht  mi)'  an.  es  trägt  sich  zu.  es  verhält  sich  so.  es  ziemt  mir.  es 
zweifelt  mir.  Vergl.  Grimm,  Wörterbuch  3. 1110.  es  träumt  mir  kann 
in  verschiedener  Bedeutung  subjeetisch  und  subjectlos  sein,  wie 
kommt's,  dass  du  so  traurig  bist?  es  war  mir,  als  müssf  ich  sterben. 

Lat. constat.  licet,  liquet.  lubet.  praestat.  aequum.  cerimm,  darum, 
dulce  est.  accidit.  accedit.  contivgit  u.  s.  w.  Zumpt  225.  Das  mit 
opus  zusammenhangende  oportet  für  oporitet  (vergl.  poenitet), 
mlat.  oportum  est,  ist  mir  zweifelhaft. 

Roman.  It.  c  vero.  pare.  si  crede  u.  s.  w.  Diez  3.  291.  293. 
gj  scrive  bedeutet  als  subjectloser  Ausdruck:   man  ist  mit  Schreiben 


32 


OOSCI 


bäftigt;  si  wi  ist  notwendig-  subjectlos:  der  Unterschied  liegt 
in  der  transitiven  und  intransitiven  Bedeutung-  der  Verba.  Fj-z. 
iL  faut:  ü  me  faut  un  habit,  eig.  es  fehlt  mir.  il  faut  partir. 
Ruraun.  mruni.  Upseashte  Xewrec,  wpeiret:  Xsfeet  hat  mit  BeÜ  und  faut 
dieselbe  Grundbedeutung,    unzeashte-  äpy-oCm  bo.   107. 

Magy.  Idtszik  es  scheint,  tetszik  es  beliebt,  törtenik  es  ereignet 
sich  u.  s.  w.  Toepler  188. 

Keines  der  angeführten  Verba  gibt  ohne  Ergänzung-  einen 
vollständigen  Sinn:  „es"  kann  durch  ein  Subject  ersetzt  werden. 

Dass  Sätze  mit  dem  Subjecte  „etwas,  das"  u.  s.  w.  nicht 
subjectlos  sind,  ist  klar,  ein  so  geringer  Unterschied  auch  zwischen 
ihnen  und  den  subjectlosen  bestehen  mag:  klruss.  colka  sSo§  vse 
da  Tisu  (ahne  den  Wolf  zieht  immer  etwas  zum  Walde  poslov.  IG. 
russ.  cto-to  temnoe  probezalo  po  eja  glazamz  turg.  was  soll  das  geben? 
da  lief  mir  was  durch's  ganze  Blut.  Diesen  Sätzen  liegt  der  Ge- 
danke zu  Grunde,  das  „etwas"  sei  bestimmbar,  wenn  auch  der 
Versuch  es  zu  bestimmen  meist  misslingen  dürfte. 

O.  Erdmann,  Untersuchungen  2.  61,  ist  geneigt  das  grie- 
chische. Neutrum  plur.  beim  sing,  verbi  als  Accus,  in  subjectlosen 
Sätzen  aufzufassen.  Gegen  diese  Ansicht  ist  mehreres  einzuwenden. 
Es  überrascht  nämlich  bei  dieser  Auffassung-,  dass  der  sing,  verbi 
nur  mit  dem  Neutrum,  nicht  auch  mit  dem  masc.  und  fem.  plur. 
verbunden  wird.  Es  ist  ferner  zu  bedenken,  dass  jene  griechische 
Construction  bei  allen  Verben  eintritt,  während  der  hier  in  Frage 
kommende  subjectlose  Ausdruck  nicht  bei  allen  Verben  statt- 
findet. Hiebei  ist  Folgendes  zu  beachten:  wenn  man  sagt:  „es 
webt  einen  ungestümen  Wind",  und  wenn  man  nach  diesem  Typus 
sich  zu  sagen  gestattet:  „es  weht  ungestüme  Winde",  so  ist  „weÄt" 
kein  transitives  Verbum,  was  daraus  hervorgeht,  dass  der  Versuch 
der  Verkehrung  in's  Passivum  bei  dem  angeführten  Satze  miss- 
lingt,  sondern  es  ist  zu  dem  subjectlosen  „es  weht"  näherer  Be- 
stimmung wegen  ein  Accus,  hinzugetreten.  Es  müsste  demnach 
jedes  Verbum,  das  mit  dem  Neutrum  plur.  verbunden  wird,  ausser 
dieser  Verbindung  einen  subjectlosen  Satz  bilden,  was  nicht  der 
Fall  ist.  Die  griechische  Fügung  bleibt  ein  Räthsel,  und  es  ist  daher 
nicht  zu  verwundern,  wenn  man  sie  in  der  Noth  „aus  dem  feinern 
Ton  des  gesellschaftlichen  Atticismus  entspringen  lässt". 


ZWEITER  THEIL. 
Specielles. 


-IM  ach  diesen  allgemeinen  Betrachtungen  muss  zur  Darlegung 
der  Arten  der  subjectlosen  Sätze  und  zur  Eiutheilung  derselben 
geschritten  werden. 

Wer  auf  die  syntaktischen  Verhältnisse  mit  Rücksicht  nimmt, 
wird  die  folgende  Eiutheilung  der  subjectlosen  Sätze  für  einiger- 
massen  entsprechend  erachten.  Vollkommen  entsprechen  wird  sie 
nicht,  weil  sie  auf  einem  zweifachen  Eintheilungsgrunde  beruht, 
von  denen  der  eine,  der  formale,  den  Gliedern  I — IV,  der  andere, 
materielle,  den  Gliedern  1 — 8  zu  Grunde  liegt.  Die  Correction 
dieses  Mangels  wird  darin  zu  suchen  sein,  dass  die  Glieder  IL, 
III.  und  IV.  in  1  —  8  untergebracht  werden,  indem  die  Sätze, 
die  Naturerscheinungen  bezeichnen,  aus  IL,  III.,  IV.  unter  1. 
gestellt  werden  usw.  Der  Satz  beruht  auf  einem  Verbum  oder  auf 
einem  Nomen  mit  Verbum :  es  regnet,  es  ist  kalt.  Das  Verbum 
ist  activ,  reflexiv  oder  passiv:  es  blitzt,  hier  sitzt  sich's  gut,  es  tvird 
getanzt.  Die  subjectlosen  Sätze  mit  einem  Verbum  activum  sind 
sehr  zahlreich;  es  empfiehlt  sich  daher  dieselben  in  Unterab- 
theilungen zu  bringen :  als  Eintheilungsgrund  darf  der  Inhalt 
dienen.  Wir  haben  demnach  /.  Subjectlose  Sätze  mit  einem  Verhaut 
activum.  Diese  zerfallen  in  folgende  Unterarten:  1.  Sätze,  die  die 
Existenz  eines  Gegenstandes  ausdrücken:  es  ist  ein  Gott,  es  gibt  einen 
Gott.  'J.  Sätze,  die  eine  Naturerscheinung  ausdrücken  (verba  naturae): 
es  donnert.  3.  Sätze,  die  Affeet&onen  des  Leibes  oder  der  Seele  aus- 
drücken: es  schwindelt  nur.  ex  jammert  mich  des  Volkes.  4.  Sätze, 
die  Sin  nesem  pji  udungen  ausdrucken  :  es  riecht  nach  Rosen,  es  rauscht. 
5.  Sätze,  die  eine  Gewalt  durcli  ihre  Wirkung  ausdrücken:  es  würgt 
mich  (beim  Brechreiz).    6.  Sätze,  die  das  Geheimnissvolle,  Gespenstige 

Subjectlose  Sätze.  3 


34 

ausdrücken:  es  spukt.  7.  Sätze,  die  die  Vorstellung  des  Mangels  und 
des  Gcgentlieils  ausdrücken:  es  mangelt  an  Soldaten.  8.  Sätze,  welche 
abstracte  Verhältnisse  ausdrücken:  es  geht  mir  gut.  II.  Subjectlose 
Sätze   mit    einem  Verbum    reßexivum:    des    Morgens   geht    sich's   gut. 

III.  Suhjectlose  Sätze  mit  einem  Verhum  passivum:   es  wird  gelocht. 

IV.  Sidjjectlose  Sätze  mit  einem  Nomen  und  Verhum:  es  ist  lieiss. 

Wenn  man  diese  Classen  der  subjectlosen  Verba  übersieht, 
so  begreift  man,  wie  es  kommt,  dass  die  Subjectlosigkeit  in  so 
vielen  Fällen  eintritt:  es  werden  seelische  und  leibliche  Zustände 
bezeichnet,  die  wir  nicht  machen,  die  über  uns  kommen;  Natur- 
erscheinungen, deren  Urheber  uns  unbekannt  ist  usw.  Man  wird 
sich  unter  diesen  Umständen  vielleicht  wundern,  wie  Herbart 
sagen  konnte,  dass  eine  gebildete  Sprache  die  Subjectlosigkeit 
nur  in  seltenen  Fällen  deutlich  hervortreten  lasse :  man  kann  in 
mehreren  Sprachen,  unter  andern  in  der  deutschen,  längere  Ge- 
spräche ohne  Subject  führen. 

I.  Subjectlose  Sätze  mit  einem  Verhum  activum. 

1.    Sätze,   die    die   Existenz    eines   Gegenstandes 
ausdrücken. 

Existentialsätze  sind  Sätze,  welche  die  Existenz  (das  Dasein) 
eines  Gegenstandes  aussae-en.  Sie  kommen  nicht  nur  dann  zur 
Anwendung,  wenn  es  sich  um  die  Existenz  im  absoluten  Sinne 
handelt :  es  gibt  einen  Gott,  sondern  auch  dann,  wenn  die  Exi- 
stenz eines  Gegenstandes  an  einem  bestimmten  Orte,  zu  einer 
gewissen  Zeit  ausgesagt  wird:  in  diesem  Garten,  jetzt  gibt  es  viele 
Rosen. 

Die  Existenz  wird  ausgedrückt  durch  die  Verba  esse,  habere, 
dare.  Dass  bei  den  Verba  habere  und  dare  der  existierende  Gegen- 
stand im  Accus,  steht,  ist  natürlich:  es  hat,  gibt  hier  Linden.  Beim 
Verbum  esse  ist  die  Fügung  eine  zweifache  :  in  den  meisten 
Sprachen  folgt  sie  stets  den  subjeetischen  Sätzen :  ,.es  ist  ein 
Gott",  zu  vergleichen  mit  den  subjeetischen  Sätzen:  „Gott  ist 
allmächtig,  Gott  hat  die  Welt  erschaffen."  In  „es  ist  ein  Gottu  wird 
der  Begriff  „Gott"  absolut,  ohne  Subject  aufgestellt;  ebenso:  „es 
sind  Götter".  Das  „ist"  des  Existentialsatzes  tritt  an  die  Stelle 
der  sogenannten  Copula  „ist",  die  in  vielen,  bei  weitem  nicht  in 
allen  Sprachen,    zur  Aussage    unentbehrlich,    dieselbe    Bedeutung 


35 

hat,  wie  die  Personalen  düng  der  Verba  finita,  wie  „es  ist  Sommer, 
es  ist  Nacht"  neben  „es  sommert,  es  nachtet-   deutlich  zeigen.    „Ist" 
ist  demnach  kein  Praedicat.    Nach  der  andern  Fügung  kann  der 
existierende  Gegenstand   im  Accus,  stehen:    nslov.  po  vseh  pötih 
jö  je,  wörtlich:    in  omnibus  viis  eam  est.     Diese  Ausdrucksweise 
ist  nun  sehr  selten;    dass    sie   ehedem  häufig  war,   lässt  sich  aus 
einer  Eigentümlichkeit  der  slavischen  und  einiger  andern  Sprachen 
erschliessen.    Wie  bekannt,   hat   im   slavischen   die  Negation   die 
Wirkung,  dass  beim  Verbum  transitivum  der  Accus,  durch  den  Gen. 
ersetzt  wird :    mazi,  zenq  ljubitz  maritus   uxorem    amat   lautet   ne- 
gativ:   mqzb   zeny   ne   ljubitz    maritus    uxorem  (uxoris)  non  amat. 
Wenn    es    nun    heisst:    sestry    nesti,    dornet    soror  (sororis)  non  est 
domi,    so  sind   wir  zum  Schlüsse    berechtigt,    man    habe    ehedem 
affirmativ  gesagt:  sestrq ■  jesti.  eloma  soror  (sororem)  est  domi.    Ich 
habe  früher   diesen  Accus,    durch    die  Annahme    einer   ursprüng- 
lichen transitiven  Bedeutung  des  Verbum   esse  erklären  zu  sollen 
geglaubt,  halte  jedoch  jetzt  diese  Ansicht  für  unrichtig  und  meine, 
dass    in    subjectlosen  Sätzen  jesti,   (ist)  einen  Zustand   bezeichnet 
und  dass  in  solchen  Sätzen  die  von  dem  Zustande  afficierte  Person 
oder  Sache  als  Complement  in  den  Accus,  zu  stehen  kommt,  wie 
dies  in  „mich,  dürstet"  im  Gegensatze  zu  „ich  dürste"  der  Fall  ist 
Benfey,  Göttingische  gelehrte  Anzeigen  1865.  1792.    Die  Erkennt- 
niss  dieses    Satzes    ist    für   die    Einsicht    in    die    eigenthümlichen 
Fügungen  der  subjectlosen  Sätze  von  Bedeutung.    Diese  auf  einer 
grossen  Anzahl    von    Erscheinungen    fussende   Theorie    wird    von 
jenen  bekämpft  werden,   welche  aus  der  Construction  der  Verba 
transitiva  die  Urbedeutung  des  Accus,   erschlossen  haben.   Zu  den 
vielen  Functionen  des  Accus,  tritt  nun  eine  neue  hinzu:  der  Accus, 
des  Zustandes.    Ein  solcher  Accus,  findet  sich  in  „mich  dürstet";  in 
„nunc   pacem    orandwm";    in    „oioreov  -r?/   tj-/_y;v";    im    got.  „kar-ist 
inau,  wörtlich:   cura  est  eum  usw.     Den  Gen.  in  negativen  Exi- 
stentialsätzen  kennen  auch  das  lit.,   lett.  und  got.:  lit.  n  era  bro- 
laco  nestb  bratet  das  Brüderchen  ist  nicht  da.     Lett.  teis  grämatas 
für  ndu    das  Buch    ist   nicht  da.     Got.   ni  vas   im   harne  es  waren 
bei  ihnen  keine  Kinder,  Vergl.  Grammatik  4.  355.  501,  Construc- 
tionen,    aus  welchen  wir  denselben  Schluss    ziehen    wie    aus  dem 
aslov.  sestry  nestb  domo.    Im  ir.  hat  „is  est"  das  Personalpronomen 
in    der   sonst   für  den  Accus,  geltenden  Form  neben  sich:    is  thu 
du  bist  (es  ist  dich).    Im  kelt.  wie  in   den   slav.  Sprachen  hat  diese 
Füsuno-   die  Grenzen    des    Existentialsatzes    überschritten :    ni  me 


36 

as  beo  non  ego  sum  vivus,  wörtlich :  non  me  est  vivum,  aslov.  nestb 
niene  (me)  ziva  Leo,  Ferienschriften  1.  117.  118.  119.  Zeuss  1. 
476  ;  2.  894.  Im  slav.  bat  auch  sonst  die  subjectlose  Redeweise 
die  subjectische  verdrängt:  nslov.  kramlate  z  memo,  de  si  ravno 
me  ni  nar  manji  vase  dekle  obgleich  ich  nicht  die  geringste  eurer 
Mägde  bin.  Serb.  njegova  se  kuca  ugasila,  u  nju  ne  ce  kokota  po- 
jati  sein  Haus  ist  erloschen,  in  ihm  wird  kein  Hahn  mehr  krähen 
gorski  vijenac  67.  Cech.  neni  te  s  to  du  bist  dem  nicht  gewachsen 
kom.    Poln.  ani  ich  z  to  bedzie  koch.  3.  55. 

a)  Esse. 

vSlavisch.  Aslov.  ne  be  ima  ceßa  ok  y)v  aurot?  texvov  ostrom., 
genau:  bei  ihnen  gab  es  kein  Kind,  ne  li  junotz  m  vasz?  nonne 
sunt  juvenes  inter  vos?  sup.  22.  28.  nikakoze  beaSe  vody  fitijeje 
(richtig  pitije)  es  gab  kein  trinkbares  Wasser  430.  29.  Minder 
richtig:  ne  bqdi  kz  semu  plodz  otz  tebe  255.  22.  Mit  dem  Local- 
adverb  tu:  ne  (ne)  tu  za  to  epitomije  non  est  pro  hac  re  poeniten- 
tia  nom.-bulg. :  nur  an  dieser  Stelle  nachgewiesen.  Durch  das 
Localadverb  wird  das  esse  der  Existenz  von  dem  der  Copula 
geschieden:  dieselbe  Aufgabe  hat  „da"  (daher  Dasein),  „there"  usw. 
Nslov.  Affirmativ  mit  dem  Accus. :  po  vseh  potih  jo  je,  koder  bi 
vtegnil  priti  sie,  die  Frau  des  Tobias,  ist  auf  allen  Wegen  usw. 
ravn.  1.  278,  eigentlich:  in  omnibus  viis  eam  est  usw.  Negativ 
mit  dem  Gen. :  doma  ni  mladga  Marko,  zdaj  domi  non  est  juvenis 
Marcus  nunc  volksl.  2.  38.  möka,  kakSe  je  nej  Klo  cruciatus, 
qualis  non  fuit  hung.-slov.  saj  v  örni  gori  ni  zverin  in  silva  nigra 
non  sunt  ferae  volksl.  2.  84.  ljubezen  je  bila,  ljubezen  se  bo,  ko  mene 
in  tebe  na  svetu  ne  bo  3.  128.  Man  merke  v  njem  resnica  ni  lv  toütw 
r]  ah-tfina  oüx  £Gitv  epist.  ioan.  I.  2.  4.  neben  pohujSanja  tri  v  njem 
cy.dvo«Aov  ev  auxw  oh%  Ictiv  I.  2.  10.  Mit  tu:  Mandaleni  nit  traga 
nit  glasa  Magdalenae  non  est  vestigium  usw.  prip.  23.  Hie  und  da 
finden  sich  Redeweisen  wie  ni  ga  jezika,  ni  je  besede  non  est  lingua, 
non  est  verbum,  es  gibt  keine  Sprache  usw.  ravn.  1.  151.  ne  ga 
toga,  ki  je  nihao  hizo  hung.-slov.  Abweichend  davon  ist  na  steblu 
ni  jedne  hruike  ne  ga,  wofür  man  ne  je  (aslov.  jeje)  erwartet:  auf 
dem  Baume  gibt  es  keine  einzige  Birne  prip.  22.  Selten  ist  ne  ga 
ausser  dem  Existentialsatze :  da  brat«  nigdo  nihil  ne  ga  23.  Die 
subjectlose  Constructionsweise  findet  man  auch  in  Sätzen,  in  denen 
je  Copula.  ist:  cista  dobrota  ga  je  er  ist  lauter  Güte  ravn.  1.  316. 


37 


für  cista  dobrota  je  on.  gola  nedoUnost  j6  je  sie  ist  lauter  Unschuld 
1    303    für   gola  nedolznost  je  ona.    do  vsih  Vjudi  ga  je  bdo  polno 
ljubezni  gegen  alle  Menschen  war  er  voll  Liebe  ravn.   Vergl.  Gram- 
matik 4  357.  Wenn  man  meint,  im  Praet.  heisse  es  cista  dobrota 
qa  je  bila,  nicht  bilo,  so  ist  dies  irrig,  denn  dieser  Satz  folgt  dem 
Typus  skrb  me  je,  skrb  me  je  bilo.    Bulg.  Hieher  rechne  ich  na  me, 
eto  qo  hier  bin  ich,  hier  ist  er.    Kroat.  nece  bit  cid  toga  boja,  m  petali, 
ni  razmirja  hoga  es  wird  darum  keinen  Kampf  geben  usw.  lue.  39. 
jarma  nikadar  na  njemu  joSnebi  80.    Mit  tu:  stanja,  kojimekmca 
nit  budin.  92:   netu,       Serb.  od  Tcaho  je  svijeta  seitdem  die  Welt 
steht    dokle  dnevl  polomnu  bdo  als  es  Mittag  war  volksl.     Ebenso 
eto  na  te  bosanskog  vezira:  den  Accus,  sehen  manche  als  Adv.  an. 
da  ti  nije   mene  bilo   nisi  ego   fuissem   prip.  125.    ne  cudi  se,  jer 
iuda  n!je  pjes.  5.  23.       Klruss.  jest  lüde  es  gibt  Leute  nom.  49. 
6y  je  de  Ovitovy  Mne6,  Zy  nema?   gibt  es   irgendwo  ein  Ende  der 
Welt  oder  nicht?  rozm.  59.    ne  Stuka  daty,  koly  je,  z  Uky  braty 
wenn  es  etwas  gibt,   woher  man  es  nehmen  kann  posl.  87.    bido 
,,,,  jisty  es  gab  etwas  zu  essen.    Mit  tu:  Aidu   AÜu  es  gibt  keine 
Spur  nom.  302.  na  tych  i  Sersty  nit  33.  ne  bude  nas  po  nas  spnehw. 
jak  ne  bude  Iran,,,  to  ne  bude  pana  pryp.   116.     Ebenso   ne  bude 
z  toj  muh/  chliba  aus  diesem  Mehl   wird  kein  Brot  werden,  wort- 
lich ■  wird  es  kein  Brot  geben,  neben  zpolovy  byc  ne  bude  poslov.  4t. 
de    voda,   tarn    verba    nom.  243.       Russ.    est,  kogo  sprosit,  es  gibt 
jemand,  den  usw.  estb  gde  ostanoviU  sja  es  gibt  (einen  Ort),  wo  usw. 
est*  u   menja  dva  ljuti  psa  es  gibt  bei  mir,    d.  i.  ich  habe  zwei  böse 
Hunde  var.  67.  zuby  estb,  da  neeego  (aslov.  ne.  Sego  aus  nest:,  SegoJ 
est,,   est,   u    vas?,  teetki?    gibt   es   bei  euch  Bürsten?    namz  nejeuda 
(aslov    ne  kqde  aus  nest,  kade)  speSitb.  na  dtomz  bau  vasz  ne  budetz. 
Subjectisch:    byli  minuty  es  gab  Minuten.    Das  uuvolksthümliche 
suSSestvovaU  (aslov.  sqStbStvo  ou<j£«)  entspricht  dem  gleichfalls  unvolks- 
thümlichen  deutsehen    „existieren«:    suteestweto    U   ledjanoj   dorn* 
m  PeterburgW  dl  ja  vasz  ne  suMestvuete  opasnoxü  für  euch  existiert 
keine  Gefahr.    meUv.  nami   ne   dolzno   susSestvovaü   nedorazwmenij 
zwischen  uns  darf  es  keine  Missverständnisse   geben,    ne  6utb  on 
n'entend    rien    ist  wohl  nest,  c,so  cuti.     Mit  dem  Localadverb  tu, 
woraus  meist  U:  ne  tu  za  to  opitermja  es  gibt  dafür  keine  Busse 
pam.  20.  podobnago  u  nicTa  nttu  turg.    u  kogo  n§t*  clwth  by  kaph 
nadeUy.     menja  dorm  »et?,  ich  bin  nicht  zu  Hause,  was  sich  mit 
„es  gibt"  nicht  übersetzen  lässt.   Vostokovi  92.  und  Buslaevi,  2. 
158.  meinen,  neh  stehe  für  nestb.      Cech.  byla  vdova.  lidu  (parti- 


38 

tiver  Gen.)  tu  bylo  dobr.  285.  prom&ny  nun/'  v  bohu  stit.  rekl  bldzen: 
neni  boha  br.  jineho  ndpoje  ne  bylo  bäj.  Mit  statt  für  esse:  kdo 
vi,  steine  li  t.&  do  veceraf  koni.  Subjeetisch :  neni  tu  tva  Katerina 
sus.  90.  Slovak.  o  sinoch  he  bolo  aül  chiru  ani  slichu.  Mit  tu: 
ziadnej  pomoci  nieto.  febe  pdru  na  svefe  njet.  Poln.  bylo  ckwile, 
jalc  by  smlerc  pomata  es  gab  einen  Augenblick  usw.  laz.  299. 
■/est  u  mnie  pare  osöb  ib.  bylo  jeszcze  troche  miodu  es  war  noch 
ein  wenig-  Honig  da  ib.  jest  tarn  boze  drzewko.  Jasi&fJca  nie  bedzie. 
na  Podolu  bialy  kamleü  volksl.  wtdztalem  ja,  wlasnie  godzlne,  temu 
bedzle  il  j  aura  im  au  ib.  C.  W.  Smith's  Ansicht  183,  pare  sei 
zum  Adverb  geworden,  lässt  sich  nicht  rechtfertigen,  nie  bylo 
ojea.  Das  ältere  Polnisch  bietet  nie  für  niema:  nie  (aslov.  nestu) 
boga  non  est  deus  malg.  Latinisierend :  w  jlchze  nie  jest  rozum 
malg.  Oserb.  ludzo  su,  kiz  usw.  es  gibt  Leute,  die  usw.  sunt 
honiines  usw. 

Lit.  lr  rugiu  es  ist  Roggen  da  Schleicher  274.  Negativ: 
n'  era  brolaco  das  Brüderlein  ist  nicht  da  ib.  n'  er  memo  jaunös 
duhreles  da  ist  nicht  meine  junge  Tochter  volksl.  Lett.  väl 
ju'ms  lr  teva  (Gen.)?  habt  ihr  einen  Vater?  biel.  280.  Negativ: 
vecdku  vairs  ndu  die  Eltern  sind  nicht  mehr  281. 

Deutsch.  Nhd.  es  Ist  ein  Gott,  es  war  einmal  ein  König.  Mit 
dem  Localadverb:  nhd.  dass  er  (Schiller)  in  dieser  Welt  nicht  mehr 
da  ist  (Goethe).  Ahd.  dö  dar  niwiht  ni  /ras.  Engl.  Mit  dem  Local- 
adverb: ivhere  there  Is  wlt,  there  is  pride.  Giere  was  once  a  hing. 
Got.  ni  vas  Im  barne  (plur.  gen.)  oüx  ■fjv  auiou  Tr/.vov,  aslov.  ne  be 
ima  ceda  lue.   1.  7.  Vergl.  Grammatik  4.  501. 

Lat.  Das  Existentialverbum  ist  esse:  sunt  homtnes,  qui  usw. 

Roman.  It.  son  glä  sett'  annt.  Mit  dem  Localadverb :  lefoglie 
che  c'  e  su  Tommaseo,  Canti  1.  97.  quanta  gente  e'  ene  21.  Fz.  il 
est  certalnes  feuplades,  qui  usw.  Afz.  il  estoit  jadls  uns  rois. 
Manche  halten  im  ml  in  il  Halt  un  roi  für  einen  Accus.,  was 
durch  jene  afz.  Denkmähler,  die  Nom.  und  Accus,  scheiden,  nicht 
bestätigt  wird. 

Alb.   nuh  iste  neri  il  n'y  a  personne. 

Griech.   Das  Existentialverbum  ist  sivai:  ihbt  oi5  iVciv  o?  usw. 

Zig.  asti  es  gibt  as.  ehi  gädze  es  gibt  Menschen  pu.  ndnaj 
rnanrö  non  est  panis  pa.  näne  fäiii  es  gibt  kein  Wasser  karp. 
tokhe  hl  clrlkles?  estne  tibi  avis?  für  tukke  hi  cirihlo?  also  Accus, 
statt   des  Nomin. 

Magy.  hat  keine  Copula,  wohl  aber  ein  Existentialverbum:  van. 


39 


6)   Habere. 

Slav.    Nslov.    Selten,   da  nema  oni  kuei  trüca  ni  dni&ca  prip. 
211      Bulg.  ima  niva  na  hraj  ptib   est   ager  ad   viam    bulg.-lab.: 
„n»   ist   ideell  ein  Accus,     ima  hora  es  gibt  Leute,     dnes  ni  ima, 
utre  ni  nhna  heute  sind,  morgen  sind  wir  nicht  col.  152.  ima  me 
ich   bin  kljuö  13,    wörtlich:     „es    hat    mich",    das    eben   so  wenig 
wie  „es  gibt  mich"   gesagt  wird,    mladost  je  kato  rosica,  zaran  jq 
ima,  "dene  ja  nema  la  jeunesse  est  pareille  ä  la  rosee,    ä  Taube  eile 
est,  au  jour  eile  n'est  plus  volksl.    sega  ima  tri  godini.    ima  jedm 
bog.  poledica  ima  es  hat  Glatteis  cank.  38.  kadegod  za  ima  marSa 
wo  immer  es  ein  Aas  geben  wird  ev.    jedno   vreme  imalo  zmejeve 
einst  gab  es  Schlangen,    nema  go  tuha  ille  non  est  hie,  wörtlich: 
ihn   hat   es  nicht  hier,    nejmdlo  6Üi  es  gab  keinen  Regen  Vinga. 
nemaSe  mnogo  pnst  es  gab  nicht  viel  Erde,  das  auch  anders  erklärt 
werden  kann:   griech.  Aye.   nema   da  vlezete  non  intrabitis.     Kroat. 
komu  odpoöala  nima  se  spomena  lue.  86:    se  kann  fehlen.      Serb. 
gde  ima  duU   ubi  est  quercus  mon.-serb.  u  svijetu  ima  zlijeh  zr/e- 
rova   prip.   1.    bez    muhe   nema  nauke  posl.  11.    bez   druStva   nema 
junaStva  ib.     In  u  onoj  rekaviä  imaju  tri  Siblfike  prip.  62.  ist  tri 
Hbljike  Nomin.  und  wird  imaju  als  mitjesu  gleichbedeutend  gebraucht: 
dasselbe  findet  statt  in  «  onom  jezeru  ima  jedna  azdaja  prip.  57. 
Klruss    nema    kraSoji   taj   vod   nasoji   es    gibt   keine   schönere  als 
die  unsrige  pis.   1.   11.    nyma  ho  doma  1.  90.    v  mene  nema  zonky 
apud   me  non  est  uxor  2.  86.  takych  slonov  ne  maje  na  seifi  solche 
Elefanten  gibt  es  nicht  auf  Erden  rozm.   16.    bez  muky  nema  na- 
uky  sprichw.  nema  vod  joho  ni  vistky  ni  cutky  nijakoi.  velykyj  toit, 
ta  nema  de  dÜy  sa  non  est  (locus),  ubi  usw.  nom.  42.  hde  nas  nema 
ubi   nos   non  sumus  prip.    Man  vergleiche,  nymal  moho  pana  pfi. 
2    5       Russ.    Selten,    u  nicht,  takovogo  ne  imeetz  sja  turg.       Poln. 
nie  ma  go  tarn   wiela  pies.  18.  nie  ma  und  nie  masz  brata,  tu  niema 
co  robie.    nie  ma  w  domu  meza.  choe  by  bylo  eo  je§6,   niema  w  czem 

zgotowac. 

Deutsch.  Nhd.  es  hat  grosse  Bäume,   es  hat  an  dem  Orte  schone 

Pferde.  . 

Lat,  Spät,  habet  ibi  silva  daselbst  gibt,  hat  es  einen  Wald. 
habet  „„„ns  quindeeim,  ex  quo  usw.  il  y  quirize  aus  usw.  Historia 
Apollonii  regis.  tabellionum  um,  habetur  penwria. 

Roman,  lt.  mit  dem  Loealadverb:  molti  cittadini  v'  avea. 
Subjectisch:  v  anno  molti  cantori  Fortis,  Viaggio  1.  92.     Sp.  anos 


40 

ha.  Fz.  Mit  dem  Localadverb  :  il  y  a  des  femmes  gut  usw. 
Afz.  ohne  y:  que  mult  a  entre  fere  e  dire.  il  y  a  deux  ans  que 
mo7i  ph'e  est  mort  heisst  nach  der  Ansicht  einiger :  es  (das  die 
Zeit  schaffende)  hat  dort  (auf  der  Welt)  zwei  Jahre  seit  meines 
Vaters  Tode,  „es  gibt"  hiess  ursprünglich  at  habet,  dann  i  at  ibi 
habet,  zuletzt  il  y  a  illud  ibi  habet.  Mrum.  tu  tsira  aista  are 
leamne  bune  dans  ce  pays  il  y  a  du  bon  bois.  are  de  tine  med 
vvrtos  il  y  a  plus  fort  que  toi.  n  are  jearbe,  wörtlich :  non  habet 
herbam,  drum :  nu  este  jearbe  Mostre  n.  58.   142.   143. 

Zig.  nana  terela  asavke  chulane  mands  il  n'y  a  pas  de  parcils 
seigneurs  pa.,  wörtlich:  es  hat  nicht  solche  Herren. 

Chinesisch.  Verba  mit  der  Haupt-  oder  Nebenbedeutung 
„wahrnehmbar  werden,  in  Erscheinung  treten"  stehen  mehr  oder 
weniger  oft  vor  dem  Substantive,  welches  —  wenigstens  nach 
unsern  Begriffen  —  ihr  Subject  ist.  Bei  i/eü  haben  in  der  Be- 
deutung „es  gibt"  liegt  offenbar  ein  echtes  Objectsverhältniss 
vor;  bei  andern  ist  aber  eine  Inversion  des  Subjectes  ebenso 
wahrscheinlich,  wo  nicht  wahrscheinlicher.  Unpersönliches  yeü  es 
gibt,  wü  es  gibt  nicht  steht  regelmässig  voran.  G.  v.  d.  Ciabe- 
lentz,  Chinesische  Grammatik  144.  Wenn  man  die  angeführten 
Beispiele  vom  Standpunkte  der  hier  vorgetragenen  Theorie  be- 
trachtet, so  möchte  man  geneigt  sein  die  Stellung  des  Verbum 
vor  dem  als  Subject  geltenden  Nomen  daraus  zu  erklären,  dass 
das  Nomen  das  Object  bezeichnet,  wie  die  Stellung  dies  andeutet. 

c)  Dare. 

Deutsch.  Nhd.  es  gibt  T<ei7ie7i  Trost  für  ihn.  heuer  gab  es  guten 
Wem.  Diese  Ausdrucksweise,  noch  im  sechzehnten  Jahrhundert 
selten,  wird  von  Grimm,  Grammatik  4.  230,  mit  dem  „datur"  der 
Juristen  verglichen :  sie  findet  sich  in  passivischer  (reflexivischer) 
Form  im  schwed.  und  im  dän. 

Es  wird  vielleicht  überraschen  zu  vernehmen,  dass  das  mrum. 
dieselbe  subjectlose  Ausdrucksweise  in  etwas  anderer  Anwendung, 
nämlich  zum  Ausdruck  von  Naturerscheinungen,  kennt:  da  ploae 
ßpr/o'.   es  regnet,  wörtlich:  es  gibt  Regen. 

Um  der  Entstehung  dieser  Redewendung  näher  zu  kommen, 
ist  es  zweckmässig  an  Phrasen  mit  setzen,  absetzen  zu  denken :  es 
hat  keinen  ge7'inge7i  Schrecken  gesetzt,  es  setzt  wunderliche  Reden  ah. 
„es  gibt  etwas1'  glaubt  man  erklären  zu  können  durch  „eine  unbe- 


41 

kannte  oder  unbestimmte,  nur  in  ihrer  Wirkung  erkennbare  Kraft 
gibt  etwas,  diese  Kraft  erzeugt,  bewirkt  etwas,  lässt  es  in's  Dasein 
treten,  vorhanden  sein".  Nach  Bolzano's  Wissenschaftslehre  ist 
der  Satz  „es  gibt  ein  A"  gleich  dem  Satze  „die  Vorstellung  des 
A  hat  Gegenständlichkeit". 

Den  Existentialsätzen  mit  esse  scheinen  folgende  Ausdrucks- 
weisen mit  andern  Verben  analog  zu  sein: 

Slav.  Aslov.  da  ne  ostanetb  sleda  ilu,  ne  maneat  eoruni  vesti- 
gium  exod.  10.  26.      Nslov.  na  nagli  postane  z  angelom  vojske  ne- 
beske  lue.  2.  13-küzm.    v  gojzdu   ne    raste    druziga    wächst  nichts 
anderes   volksl.    1.  6.    nikar  zeleniga  listika  ne  ostane  kein  grünes 
Blatt  bleibt  übrig  ravn.  1.  89.   ni  nikar  kaplje  kanilo  kein  Tropfen 
fiel  1.  222.      Kroat.  ne  ostalo  ni  kuce  ni  zvonika  lue.  106.      Serb. 
dokle  teklo,  traje  sunca  i  mjececa  so  lange  Sonne  und  Mond  dauern 
pjes.  4.  237.    da  se  take  (djevojke)  radjalo  nije,    niti  ce  se  radjati 
dass    ein    solches    Mädchen    nicht    geboren    wurde   prip.   130.    da 
junaka  boljega  ne  nastade  dass  kein  besserer  Held  erstand  gjuris.  16. 
da  od  vraga  na  ostaje  traga  pjes.    njemu  dana  ne  svice  bijela  ihm 
glänzt  kein  lichter  Tag  lazni  car  58.       Klruss.  öy  vuz  (vöz)  bylo, 
ey    lopatu,   hj    sco   drulie   war    es    ein  Wagen    usw.  juzn.-skazky 
1.  74.    Vergl.  Grammatik  4.  357.    soho  ne  moze  staty  s  das  kann 
nicht  geschehen,   nikoly  ne  javylo  s  takolio  v  Izraü'i  matth.  9.  33. 
na  jomu  nüoho  ne  horyt    auf  ihm  brennt  nichts  rozm.  32.   i  rvha 
suchoho    na  jomu    ne  ostalo  s  noin.   13.     mynuto  dva  tyzni  es  ver- 
giengen  zwei  Wochen  rozm.  7.       Russ.    vezde   icln    (nasekomycln) 
kismja   kisitz    es    wimmelt   von  ihnen  (den  Insecten)  bus.  2.   159. 
bylo    sotnju    oven.      ostalo    sb    meru   pSenicy.     nateklo    Sasku    vody 
A.  V.  Popovi»  123.     menja  stanetz  na  sto  delo  128.     ne  sleduetz  za 
dtymö  glasnymz  nikakogo  zvuka  hanc  vocalem  nullus  sonus  sequitur. 
mSsjaca  ne  projdetz  kein  Monat  wird  vergehen.    Sasu  elce  ne  pro- 
tvklo  eine  Stunde  war  noch  nicht   vergangen.     niSego  eire  ne  pro- 
palo.   ej  nilego  podobnago  m  golovu  ne  prichodilo.    veceronn  ne  pro- 
izoslo  niSego  utesitehnago.  pomosci  ne  prichodilo  auxilium  non  venit 
bus.  2.   179.    zvezdz  ne  sverkalo  na  nebe  stellae    non    fulgebant    in 
caelo  2.  160.  niüego  ne  m'dnelo  sb  i  ne  belelo.  nieego  by  stogo  ne  slu- 
cilo  sb  dergleichen  hätte  sich  nicht   ereignet,    m  hrikachi   ne  sly- 
§alo  si,  uvleSenija.    takichz  ljudej  na   svSte   bohse    ne    vstrecaeh   sja 
dergleichen  Leute  linden   sich  nicht  mehr  auf  der  Welt,    odakogo 
skota   eUe    ne   rodilo  sr,   talis  peeus  nondum   nata  est  bus.  2.  160. 
In    den    letzten    Sätzen    treten    Verba    reflexiva    auf:     vergl.    II. 


4L' 

CecL  pokudz  mne  stdvd  so  lange  ich  bin.  dokudz  mesice,  nebes 
stdvd.  dokudz  Samuele  stdvalo.  kdyz  nds  nestane.  Daneben  subjee- 
tisch :  dokudz  svet  tento  staue  so  lauge  diese  Welt  besteht;  ebenso 
pokud  co  rodu  toho  stdvd.  ne  zustalo  ani  jednoho  ne  unus  quidem 
remansit.  sledu  ne  zustane.  Poln.  pöki  striata  stanze  so  lange  die 
Welt  steht  koch.  2.  146.  umarl  Maciek,  juz  ei  go  nie  staje.  gdy 
Macka  nie  stalo.  zostcdo  jeszcze  kosz  irina  es  blieb  noch  ein  Korb 
Wein  übrig-  laz.  299.  zostalo  kopq  jablek  ib.  sierici  Lydia  nie, 
zostaio  szym.  reszty  dnia  zeszlo  na  przygotowaniu  do  podrözy  laz. 
zgineio  mi  pare  poiiczoch  ib.  Den  Accus,  in  diesen  Sätzen  erklären 
andere  als  den  Accus,  des  Maasses;  ebenso  nsl.  bilo  je  silo  Ijud- 
stva.  tri  voze  se  je  peljalo  ljudi.  ccl  voz  je  bilo  ranjenih.  eno  kopo, 
stiri  kope  je  bilo  orShov  Vergl.  .Grammatik  4.  390. 

Wer  aus  der  Gesammtheit  der  hier  betrachteten  Erschei- 
nungen die  ursprünglichen  Ausdrucksweisen  zu  erschliessen  unter- 
nimmt, wird  vielleicht  zu  folgenden  Resultaten  gelangen:  die 
Verba  der  Existenz  und  die  Verba  analoger  Bedeutung  wie  etwa 
bleiben,  entstehen,  sind  der  subjeetischen  und  der  subjektlosen 
Construction  fähig;  im  ersteren  Falle  steht  der  existierende  Gegen- 
stand im  Nom.,  im  letzteren  im  Accus.,  Geh.,  daher  aslov.  affir- 
mativ 1.  byli  sato  junaci  es  hat  Helden  gegeben,  2.  bylo  jestb 
junaky  und  negativ  3.  ne  sqtz  byli  junaci,  4.  nestb  bylo  junakz. 
Von  diesen  Wendungen  ist  die  zweite  nicht  häufig,  sie  liegt  jedoch 
der  ganz  gewöhnlichen  vierten  zu  Grunde.  Serb.  1.  podigli  se 
junaci  es  haben  sich  Helden  erhoben,  2.  podiglo  se  junake,  3.  ne 
podigli  se  junaci,  4.  ne  podiglo  se  junaka.  Die  zweite  Redeweise 
ist  ungebräuchlich:  sie  ist  jedoch  in  Übung  mit  dem  partitiven 
Gen.:  jwdiglo  se  junaka.  Häufig  ist  der  vierte  Ausdruck:  Skan- 
darijo  -eudjo^si  propala,  u  tebe  se  ne  diglo  junakah !  in  dir  mögen 
keine  Helden  erstehen !  pjes. 

Existentialsätze  scheinen  auch  jene  Sätze  zu  sein,  in  denen 
das  Verbum  esse  mit  einem  Inf.  zum  Ausdrucke  bald  der  Mög- 
lichkeit, bald  der  Notwendigkeit  verbunden  wird. 

Slav.  Aslov.  jestb  videti  est  videre,  eigentlich  :  es  gibt  ein 
Sehen,  d.  i.  man  kann  sehen,  nestb  obixsti  c'jy.  Izzvi  sipslv  hom.-mih. 
ideze  nestb  braii  imenija  ubi  non  licet  colligere  facultates  ib.  vsemb 
ny  jestb  otiti  otb  sudu  omnibus  nobis  hinc  abeundem  est  sabb.-viud. 
Nslov.  slisaf  ni  zvonova  volksl.  Serb.  da  je  tebi  stuti  pogledati 
pjes.  4.  76.       Klruss.    mrut    l'udy,    i   nam-  bude  (umerty)   sprichw. 


43 

brecKtyvu  sobahu  dateko  cuty  spriehw.  bez  praä  ne  jisty  JcotaSy 
sprichw.  ahi  vydkom  ne  vydaty,  ani  buthom  ne  cuvaty.  Russ.  cto 
bylo  emu  delatb?  was  war  für  ihn  zu  thun?  huda  vamz  spUiUl 
ne  viäatb  to  neun  sveta  belago  wir  sollen  die  lichte  Welt  nicht 
sehen  ryb.  1.  156.  toej  Icrovi  tebe  na  pith  budeto  bus.  2.  147.  aclvb 
kakö  mne,  tichu  Donu,  ne  mutnomu  tecl!  wie  sollte  ich,  stiller  Don, 
nicht  trübe  fliessen  !  bus.  2.  166.  kaU  ej  bylo  ne  zanemo&f 
Cech.  ne  jednu  pani  bieSe  videti  slziece  kat.  z  Betlema  jest  jemu 
vyniti  jez.-ml.  vSechnSm  jest  jednou  nmriti  vel.  Poln.  byc  mu 
10  okowach  koch.  3.  52.  nie  bylo  grad.  slychac  go  z  daleka.  Oserb; 
telw  Sloveka  je  vidzic  dieser  Mensch  ist  zu  sehen. 

Lett.  tev  bus  divu  nület  du  sollst  Gott  lieben  biel.  146. 

Lat.  est  rüdere.       Griech.  oux  &rcw  eupew  ßiov  aXwcov  cuSevi. 

2.   Sätze,   die  Naturerscheinungen  ausdrücken. 

Die  Sätze,  die  Naturerscheinungen,  einen  Zustand,  Vorgang- 
in der  Natur  bezeichnen,  sind  nicht  selten  subjectisch:  es  wellt, 
der  Wind  weht.  Mit  dem  subjectlosen  Verbum  kann  ein  Accus. 
verbunden  werden :  es  weht  einen  ungestümen  Wind. 

Slav.  Aslov.  rositb  rorat.  dzzditb  pluit;  daneben  bogt,  oblafo 
d^zdit^.  gnmite.  Nslov.  grmi.  dans  He  bo  previselo  heute  wird  es 
noch  aushalten  met.  271.  Reflexivisch:  bliska  se.  zori  se;  daneben 
subjectisch  dez,  stieg,  toSa  gre,  ide.  toöa  bije  nieg.  zorja  je  sve- 
tala  prip.  24.  Man  merke  vedri  nie,  zavedrilo  me  je  ich  habe  mich 
verspätet.  ßulg.  Häutig  reflexivisch,  bliska  se  cank.  razvideljuva 
se,  razvideli  se  es  wird  Licht,  tagt  cank.  grvmi,  grimne.  valjalo  je 
es  hat  geregnet,  d^zdi.  vrinet:  xai  ßzpvr/r  6eXe!  ßpsrs'.  dan.  zazoreva 
se,  zazori  se  das  Morgenroth  scheint,  ogreva  die  Sonne  kommt 
hervor  cank.  izjasneva  se  es  wird  heiter  cank.  leti  pluit.  mnzne, 
zamnznuva,  zamrzzva  es  friert,  mnkne,  zarnnkne,  smrikne,  mnknuva 
se,  zamnceva  se,  smnceva  se  es  wird  dunkel,  imgli  se.  zaobldcjuva 
se  es  umwölkt  sich  cank.  svetka  s^,  svetne  se.  simne  se  (Urform 
svbtneh),  simnuva  se,  osvmne,  rasimne  se,  rasimnuva  se  es  tagt. 
tvmneje  se,  zatwuni  se,  zatbmne'va  se  es  dunkelt,  zahladeva  se,  za- 
hl,idi  se  es  wird  heiter  cank.  Daneben  vali  drehen  grad,  vali  gvahol 
il  gresille  bog.  ide,  vali  grad  es  hagelt,  dzzd  vali,  leti,  vnne 
es  regnet,  pdda  rosa,  sland  es  thaut,  reift  cank.  pole'dica,  sneg 
ide,  vali  es  schneit,  es  glatteist  cank.  zora  se  zazorüa.  vali  und 
das    oben  angeführte  vrinet    für    es   „regnet1'    setzen    subjeetische 


44 

Wendungen  voraus.  Serb.  dazdi.  kiH.  §i$i.  grmi.  sijeva.  Daneben 
sijeva,  mece  svjetlica.  ide,  nalazi,  pada  kisa.  grad,  led,  magla,  mraz, 
rosa  pada.  dazd,  snijeg  ndfiodi.  grad  bije.  kad  jutro  osvanulo  pjes. 
4.  76.  Klruss.  blyskaje.  hremyt.  dnije  es  tagt,  rozvydnilo  sa.  ivita. 
zamerzto.  Subjectisch:  dose  ide,  lle.  hracl,  snih  ide.  ivit  svytaje. 
Russ.  gremite.  zavesnjaeto  (stanzte  vesna)  es  lenzt,  razsvetaeth.  raz- 
svelo  es  ward  Licht,  sverkaebb,  sverknulo,  wobei  Vostokovx  hinzu- 
fügen möchte  neSto,  cto-to.  svetaete  lucescit.  temneefo.  livmja  heh 
und  dozdh  livmja  hete  es  giesst.  vyzvezdilo  die  Sterne  fiengen  an 
zu  glänzen  TurgenevL,  Vesnija  vody  xx.  brezzifo  sja,  zabrezzitb 
sja  es  wird  Licht,  Tag.  dozditz.  projasnelo.  morozitz  es  friert,  mo- 
■rositz  il  bruine.  mariti  es  ist  drückend  heiss:  volksthümlich.  Sub- 
jectisch: idebi  dozdz,  gradz,  snegz.  molnija  sverkaetz,  blistaetz.  rosa 
padaetz.  gromz  zagremelz  var.  84.  gromz  gremitz.  dozditz  in  gospodb 
dozditz  na  nivy  ist  transitiv.  Cech.  pr§i,  poprchdvd.  mzi.  snezi. 
Mo.  z  cista  jasna  uhodilo.  svitd.  rozednivd  se.  seri  se.  hrmi.  blpkd 
se.  Subjectisch:  velici  hromove  hrimali  cap.  hrom  z  Sista  jasna 
uhodil  us.  prseli  husti  desfove  vel.  svitd  svitänicko  erb.  118.  Slovak. 
zbriezdilo  sa.  rozjasni  sa.  bo  sa  uz  rozvidnievalo.  uz  sa  bolo  ztmilo. 
zveöerilo  sa.  k  veceru  sa  chylilo.  Poln.  grzmi.  blyska.  dzdzy.  mzy. 
marznie.  dnieje.  taje.  smta,  hdtalo.  tarn  sie  pochmuralo,  kedy  Switac 
mialo.  dolineezkq  wymoklo  volksl.  wieje  es  weht,  zmierzcha  sie.  dymi 
sie.  Iah.  zanosi  sie  na  deszcz.  plynie  na  grzeszne  sidla  pluet  laqueos 
malg.  Subjectisch:  deszcz  pada.  leje,  pada  setzen  eine  subjec- 
tische  Wendung  voraus.  Oserb.  (vom)  rima,  rimoce  tonat.  vone 
se  btöska  es  blitzt,  vone  se  mröSi  es  umwölkt  sich,  (vone)  merzne 
es  friert.   Subjectisch:  deScik,  sneli  dzo.  krupö  du  es  hagelt. 

Lit.  griduja  es  donnert,  svinta  es  wird  hell,  aüsta  der  Tag 
bricht  an.  Uja  es  regnet,  birro  l'tjusi  es  hatte  geregnet,  sninga  es 
schneit,  zailnlja  es  blitzt,  tviska.  Subjectisch:  ledal  krirdn  es 
hagelt.  Lett.  dust  es  tagt,  list  es  regnet,  milst  es  wird  finster. 
snlg  es  schneit.  Subjectisch :  dina  aust  es  tagt,  litus  list  es  regnet. 
snlgs  snig  es  schneit.- 

Deutsch.  Nhd.  es  abei/dct,  blitzt,  donnert,  dunkelt  (ist  dunkel), 
eist,  ßsset  (regnet  dünn),  friert,  giesst,  glatteist,  graut  (der  Tag 
graut),  grommelt  tonat,  grünt,  hagelt,  heitert  sich  auf,  herbstet,  laubt, 
lichtet,  maiet,  märzt  (in  den  April,  es  aprilt  in  den  März),  mhd.  mor- 
genet.  nachtet,  nebelt,  regnet  (einen  starken  Guss),  reift,  schattet  (wirft 
Schatten),  scheint  (Sonne,  Mond),  schlägt  ein,  schlägt  aus,  schlosst, 
schmilzt,  schneit  (tiefen  Schnee),  sommert,  staubt,  stürmet,  tagt  diescit 


45 

(ahd.  iz  wirtit  zi  taga),  thaut  rorat,  engl,  it  dews,  (haut  auf  il  degele, 
engl  it  thaws,  trieft,  weht  (es  weht  der  117//-/.  es  weht  einen,  ungestümen 
Wind),  wetterleuchtet,  wintert,  bewölkt  sich,  „es  schneit"  ist  nach 
Bolzano's  Wissenschaftslehre  eigentlich:  „Die  Vorstellung-  von 
einem  Schneefalle  in  der  jetzigen  Zeit  hat  Gegenständlichkeit". 
Nicht  hieher  gehört  es  jähret.  Got.  rignida  svibla  jah  funin  pluit 
sulfure  et  igne. 

Lat.  lucescit.  düuculat.  gelat.  rorat  (imbrem).  pluit  (sanguinem, 
lapidibus).  ningit.  grandinat.  lapidat  es  regnet  Steine,  fulgurat. 
fidget  es  blitzt,  fulminat.  tonat.  lucet  es  ist  Tag.  lucescit.  vespera- 
scit.  Einigen  von  diesen  Verben  findet  man  manchmahl  deus, 
coelum  hinzugefügt. 

Roman.  It.  halena.  grandina.  nevica.  piove,  ha  piovuto.  era 
nevicato,  mit  und  ohne  egli.  come  la  renn,  quando  a  turho  spira 
wenn  es  wirbelartig  weht  Dante.  Fz.  iL  gtie,  neige,  pleut.  il  a 
gele,  neige,  plu,  jetzt  stets  mit  il.  Humum  tune  tonat.  ftildZere 
es  blitzt,  buredze  es  reift,  nindze  es  schneit,  plodo  es  regnet,  in- 
noptedze,  mrum.  iwpteadz§  mostre  n.  18.  es  nachtet,  se  ins§nine  es 
heitert  sich  auf.  insedre,  se  fdtse  sedre.  vesperascit.  innoredz§  es 
umwölkt  sich,  ingjedtse  es  friert.  Mrum.  bumbunedze  es  donnert. 
nourdz§  es  umwölkt  sich,  skdpire  es  blitzt  bo.  106.  bumbuneadze, 
sfuldzereadze  mostre  n.  105.  Mau  vergleiche  se  fdtse  zi,  se  r§vdrs§ 
de  zi  es  tagt.  Mvnm.  f§kundu-se  sedre  indem  es  Abend  wurde  ev. 
Griech.  ßpsvrä.  Bei.  orarpMrei.  vüpet.  aeiei.  ytiii.xCu.  cr,|j.atv£i  (ixew- 
ßoXv]  xoü  xipoc,  ffyvsTat).  b  Beb?  uet  herod.  mwxOT<££ovTOq  tou  Qssu  polyb. 
Ngriech.  evta-cwers.  ap^ics  va  XaP^Tl:  tla^er  ta  /apccv|j.axa  die  Morgen- 
dämmerung, oaov  va  s>e§»],  ^Y)[*£p(i)OY]  bis  es  tagt  volksl. 

Aind.  vidjötate  es  blitzt,  stanajati  es  donnert,  varsati  es  regnet. 
In  diesen  Verben  tönt  nach  Benfey  das  Subject  ziemlich  stark 
durch.  Der  zend.  Ausdruck  värenti  es  regnet  beruht,  wie  der 
Plur.  zeigt,  auf  einer  subjectischen  Wendung.  Zig.  bliskiiwl  es 
blitzt  slav.  hrminel  es  donnert  slav. :  rodal  ist  dunkel,  chdrasil 
es  tagt:  yapä^i.  strafil  es  blitzt  griech.;  in  passivischer  Form: 
biavelkmel  vesperascit,  disjola  diescit.  paghosdilo-tar  es  fror:  ena- 
■(MGi.  ardXovel,  rafol  es  nachtet. 

Magy.  esik.  es  regnet,  szemzik  es  rieselt,  havaz,  havazüc  es 
schneit,  villdmlik  es  blitzt,  hajnalodik,  hajnallik  es  dämmert,  die 
Morgenröthe  bricht  au.  nappalodik  es  tagt,  reggelik,  reggeledik  es 
wird  Morgen,  estellik,  esteledik  es  wird  Abend,  harmatozik  es 
thaut  usw.     Subjectisch:  es5  est'Ä  es  regnet,  pluvia  cadit.    hd  esik 


46 

es  schneit,    feg   esik  es  hagelt  Toepler  188.     ik   ist   ein  Reflexiv- 
Suffix  Müller,  Grundriss  2.  2.  226. 

Vergl.  F.  A.  Pott,  Zeitschrift  2.  431.  Zeitschrift  für  Völker- 
psychologie 3.  339.  342.  343.  345.  347.  348.  349. 

3.     Sätze,    die   Affectionen    des    Leibes    oder    der    Seele 

ausdrücken. 

Das  Verbum  bezeichnet  körperliche  oder  Gremüthsziistände 
(Verba  sensuum  et  affectuum).  Mit  demselben  wird  der  Accus. 
oder  Dat.  der  afficierten  Person  und  der  Gen.  der  Sache  ver- 
bunden. 

Slav.  Nslov.  odleglo  mu  je  es  ist  ihm  leichter  geworden,  srbi 
me  es  juckt  mich,  zeja  me  mich  dürstet,  skrbi  me.  zebe  me  es 
friert  mich,  meni  se  vnoza:  mhd.  mich  bevilt.  Bulg.  pripdda  mi 
ich  werde  ohnmächtig-,  snbi  me.  mnzi  me  ich  bin  faul,  verdriesslich. 
dosrameje,  dosrameva  me  ich  schäme  mich  cank.,  das  wohl  nicht 
mit  dem  Subjectnomin.  verbunden  wird,  ce  si  im  je  natezalo  mil.  51. 
pomile  mu  za  teil  illorum  eum  misertum  est.  na  Marka  je  mnogo 
donnenelo  slav.  6.  se  nazali  Patrone  mil.  61.  nemu  ne  mu  j  baS  za 
usce  te  er  kümmert  sich  nicht  um  die  Schafe.  Ebenso  zal  mi  je  za 
narod.  zarad  tnj  mi  j  zalno  Vinga.  Janki  (Dat.)  se  zalba  nazalilo, 
Hga  naHzüo  Janka  würde  es  traurig,  wehmüthig  volksl.  ist  nur 
durch  die  Annahme  erklärbar,  dass  zalba,  Uga  in  der  Function 
des  Instr.  aufzufassen  seien.  Serb.  odmah  bi  mu  odlahnulo. 
Klruss.  poiehSato,  poTipsalo  bafku  nom.  35.  hde  koho  ne  sverbyt, 
tarn  Sa  ne  cuhraja  sprichw.  jemu  ne  do  soly  posl.  38.  Russ.  menja 
mutitb  j'ai  des  nausees.  esli  vann  ne  do  menja  wenn  euch  an  mir 
nichts  liegt.  Ebenso  sah  mne  sego  naroda.  Cech.  Slovak.  jej 
odlaMelo.    bacovi  odl'ahlo  na  srdei:  ziabe  mä.       Pohl,  iwierzbi  mir. 

Lett.  man  (Dat.)  sldpsi  mich  dürstet,  man  nes  mich  juckt 
es  biel.  330. 

Deutsch.  Nhd.  mich  dürstet,  mich  hungert,  mich  schläfert,  mich 
essert.  mich  gelüstet,  mich  erbarmet  seines  Elends.  Gott  (Accus.) 
erbarm's.  es  schicindelt  mir:  engl.  I  am  giddy,  fz.  la  tete  me  tourne. 
es  schwindet  mir  (ich  werde  ohnmächtig),  es  behagt,  gefällt  mir 
dort,  fz.  subjeetisch:  je  me  plais  usw.  es  juckt  mich,  es  friert  mich, 
es  brennt  mich,  dem  Vater  grauset's,  mir  erinnert,  gedenkt  dessen, 
dem  Schiffe  gedachte  seit  1804.  Wenn  Sätze  wie  „diese  jammerte 
<las   (/ross  Elend    in   Juda"    als    subjectlos    augesehen   werden,    so 


47 

ist  dies  offenbar  ein  Irrthum  :  anders  ist  es  bestellt  mit  „es  jammert 
mich  des  Volks";  „dem  Rauher  jammerte  den  armen  Teufels";  mild. 
„nach  denselben  dingen  jämert  mich".  Seltsam  ist  mich  fürchtet  fiir 
ich  fürchte  Grimm,  Wörterbuch  4.  704.  Ahnlieh  ist  „es  schwitzt 
mich"  bei  F.  A.  Wolf  für  „ich  schwitze1'.  Ahd.  mih  langet  desi- 
dero.  mih  lustet.  mih  sldphdt  dormiturio.  in  th.ir  gilicheta  mir  in  te 
complaeuit  mihi  marc.  1.  11.  Mhd.  mich  graset,  mich  betraget. 
Engl,  it  remembreth  me  upon  mt/  youih  Fiedler  und  Sax  2.  115. 
Aengh  me  ihursteth.  me  hungreth:  jetzt  I  am  thirsty,  hungry.  Ags. 
me  thyrst.  me  hyngradh.  Goth.  mih  gredoth.  mit  huggreüh.  mih 
thaurseith. 

Lat.  miseret.  piget.  poenitet.  pudet.  taedet  mit  dem  Accus,  der 
Person  und  dem  Gen.  der  Sache.  Hieher  gehören  auch  interest 
und  refert. 

Roman.  It.  ricorditi  di  Pier  da  Mediana  Dante,  di  ehiamarmi 
a  se  non  le  ricorda  Petrarca,  se  ti  cal  di  me.  a  niuno  caglia  }nit 
di  me  che  a  me.  Fz.  il  lui  demange.  il  m'en  cuit.  il  m'en  souvient 
neben  dem  subjectischen  je  m'en  souviens.  il  ne  me  chaut  de  cela. 
Afz.  il  ne  lui  ehalt,  de  quel  mort  nous  mourions. 

Griech.  OsoTciv  ei  Sixirj?  piXst,  etwa:  wenn  den  Göttern  der 
Gerechtigkeit  gedenkt.  piXsTai  [j.oi  zvioq-  subjeetisch:  avSpcireoioi 
[jiXio,  etwa:  ich  bin  den  Menschen  im  Gedächtnisse:  [xeX,  aind. 
smar,  gedenken.  Man  beachte  it. -griech.  me  difsäi  Sitjia,  me  pindi 
Tcetvä,  me  riäi  pif«  mich  dürstet,  mich  hungert,  mich  friert  Mo- 
rosi  177. 

Bei  pudet  und  den  andern  lat.  Verba  derselben  Construc- 
tion  musste  nach  der  Ansicht  einiger  Grammatiker  ursprünglich 
deutlich  ein  Subject  ausgedrückt  sein  und  pudet  den  Accus,  re- 
gieren, wofür  auf  das  plautiuische  me  quidem  haec  condicio  nunc 
non  poenitet  und  auf  non  te  haec  pudent?  bei  Terenz  und  ähnliche 
Kühnheiten  hingewiesen  wird.  Dabei  wird  an  die  subjectischen 
deutschen  Verba  wie  „mich  schmerzt,  quält,  peinigt"  usw.  erinnert. 
Dagegen  darf  vor  allem  eingewandt  werden,  dass  die  Form  der 
traglichen  lat.  Verba  uns  kaum  berechtigt  sie  für  Transitiva  zu 
halten,  dass  die  Form  uns  in  denselben  eher  solche  Verba  er- 
kennen lässt,  die  einen  Zustand  bezeichnen,  die  daher  mit  den 
Verba  wie  hungern,  schläfern  usw.  in  mich  hungert,  mich  schläfert 
usw.  zusammengestellt  werden  müssen.  Die  syntaktische  Regel 
wird  etwa  so  lauten:  die  einen  Zustand  bezeichnenden  Verbahaben 
die  von   diesem  Zustande   afficierte  Person   im   Accus,  neben   sieh 


48 

Benfey,  Götting.  gel.  Anzeigen  1865.  1792.  Dasselbe  gilt  vom 
o-ot.  kara  ist  mik  und  vom  slav.  strah,  me  jestb,  wörtlich :  timor 
me  est,  in  welchen  Sätzen  kara  und  strahl  zwar  Nomin.,  jedoch 
nicht  Subjecte  sind,  sondern  zum  Praedicat  gehören,  wie  sich 
aus  dem  slav.  strah,  me  jestb  bylo,  nicht  etwa  straln  me  jesth  byh 
klar  ergibt.  Vergl.  Leo  Meyer  in  den  Verhandlungen  der  xx.  Philo- 
logen-Versammlung 120. 

4.  Sätze,  die  Sinnesempfindungen  ausdrücken. 

Das  Verbum  bezeichnet  einen  Zustand  oder  Vorgang,  einen 
erschallenden  Laut,  einen  Geruch,  eine  Lichterscheinung.  Die 
meisten  der  hier  verzeichneten  Verba  können  durch  Vorsetzung 
von  „etwas"  subjectisch  werden:  dieses  „etwas"  ist  genauer  Be- 
stimmung fähig.  Bei  einem  gewissen  Scheine  am  Nachthimmel 
ruft  man  „es  brennt":  subjectlos.  Der  nächste  Tag  berichtet, 
dass  „ein  Haus  brannte":  subjectisch.  Dies  ist  unanwendbar  bei 
„es  regnetu  usw. 

a)  Slav.  Klruss.  v  joho  vuchach  zadzvenUo  j  zaSwmito  i  za- 
setesfito.  Russ.  devjatb  casovi  esce  ne  probilo.  Sumitb  m  usach,. 
Cech.  kficelo,  ze  liofi.  volalo.     Slovak.  viac  ani  ne  Suchlo.  zahuSalo 

v  povetri. 

Deutsch.  Nhd.  es  knistert,  murmelt,  raschelt,  rauscht,  saust, 
säuselt,  toset;  es  krächzt,  summt,  zirpt;  es  wird  geblasen,  es  läutet, 
es  platscht,  es  klatscht,  posaunt,  ruft,  schlägt,  schreit,  trommelt;  es 
hat  trompetet,  buccinatum  est.  loenn's  von  allen  Zweigen  schallt. 

Roman.  Rumun.  strige,  strige;  tsine  strige?  übrige  George  es 
ruft;  wer  ruft?  volksl. 

In  Sätzen  wie  arjuaivst,  sxi5pu£e  wird  ein  unbestimmtes  Sub- 
ject  angenommen;  dasselbe  wird  von  cv^yavro;  behauptet:  wenn 
man  jedoch  «üaarpxfc  oder  irijpuE  hinzudenkt,  dann  ist  das  Subject 
nicht"  mehr  unbestimmt.  Die  Sätze  werden  richtig  so  gedeutet 
wie  das  deutsche  „es  trompetet",  sind  daher  subjectlos.  Anders 
ist  zu  beurtheilen  nslov.  zvonil  je,  Mied  je,  (leset  je  odbila,  alles 
subjectisch,  dagegen  po  uSesih  mi  je  zvonilo  subjectlos. 

b)  Slav.  Nslov.  po  rozoh  disi  es  riecht  nach  Rosen.  Bulg. 
miriie  na  frolet  es  riecht  nach  dem  Frühling.  Russ.  m  vozducM 
pachlo  rezedoj  es  roch  nach  Reseden,  dijmkonn  popachivaetz.  oti 
rozu  vejalo  druginn,  esce  bolee  tonkirm  zapachonn,.  smoriekh,  oft  ko- 
torago  otdavalo  postnyim  maslonn.  izb  razselim  kamnej  Mio  krepkoj 


49 

svesestyu.  zapachomt  hamfory  i  mitskusa  neslo  otz  vsej  osoby  starika 
nach  Kampher  und  Moschus  roch  die  ganze  Persönlichkeit  des 
Greises.  Metaphorisch:  povejalo  na  nego  stepnoju  ghihju.  Sub- 
jeetisch:  Zenskij  zapachb  povejah  na   nego  barg. 

Deutsch,  es  brenzelt,  muffelt. 

c)  Sla.v.  Cccli.  kdy&  v  mesti  h>>ii.  u  sousedu  hoH.  püno  mu, 
jakoby  Imri'.hi.  Poln.  na  ogien  ukazujqc  mowil:  tum  gora.  gwaita! 
göre!  Deutsch,  es  brennt,  da  flackert,  es  flimmert  mir  na-  den 
Augen,   in  den   Augen  schimmerte   es  nass. 

5.   Sätze,  welche  eine  Gewalt  durch   ihre  Wirkung 
ausd  rücken. 

Das  Verbuni  dieser  Sätze  ist  transitiv,  die  Sache  wird  daher 
durch  den  Accus,  bezeichnet:  es  schüttelt  mich ;  dazu  tritt  in  vielen 
Fällen  ein  Instrumental,  der  dasjenige  ausdrückt,  was  unserem 
schulniässig  gedrillten  Verstände  als  Subject  erscheint:  es  trug 
mich  mit  dem  Sturmwinde  fürt,  wofür  wir  sagen :  der  Sturmurind 
trug  mich  fort.  Mau  spricht  hier  von  einer  causa  oeculta,  während 
man  von  einer  causa  sprechen  sollte ,  deren  mau  sich  nicht 
bewusst  ist:   darauf  kommt  es  an. 

Slav.  Nslov.  bode  me  es  sticht  mich,  po  vsi-h  udih  me  je 
trgalo  es  riss  mich  in  allen  Gliedern  met.  284.  Bulg.  tresi  me 
es  schüttelt  mich  cank.  Klruss.  u  vzdusi  ne  trjase  j  ne  podky- 
daje  rozm.  25.  jak  ich  sudna  porozbyvato  j  potopyto  o  mori  wie  es 
ihre  Fahrzeuge  zerschlug  usw.  ftot  tureckyj  roznesto  p<>  morju  die 
türkische  Flotte  zerstreute  es  usw.  Mucyk  vychopylo  u  mene  z  ruf: 
das  Schlüsselchen  riss  es  mir  aus  den  Händen  rozm.  11.  u  Petra 
auch  zachopylo  u.  grudjach.  sco  b  o£ej  ne  derlo  nom.  6.  vychrom 
mene  poneslo  es  trug  mich  mit  dem  Sturmwinde  fort  rozm.  28. 
sco  b  tele  horoju  ptdnalo!  nom.  72.  Kuss.  menja  trjdsefo,  tja- 
■neth.  menja  tosnztb,  u  menja  tosnota,  poln.  mie  teszno  pop.  152.  menja 
rvetb,  ja  rvu  vomo  ib.  ego  weh,  zelcbju  il  vomit  de  la  bile :  rrati, 
rumpere.  u  nego  skreblo  na  duSe.  po  selonn  dula.e  podralo  es  riss 
Bäume  um  chron.  vynjalo  inj  dusewbku  tn  sachamy  usta,  poloSüo 
h,  duSenhku  na  peleny,  podnjalo  by  dusenhku  na  nebesi,  polozilo 
In  duSemku  na  presvMyj  raj  es  nahm  das  Seelcben  in  den  zucker- 
süssen  Mund,  legte  das  Seelcben  auf  die  Windeln,  trug  das  Seel- 
cheu  in  den  Himmel,  legte  das  Seelchen  in  das  liebte  Paradies 
bezs.   1.  49.    na  more  korablikz  ponosilo,  ko  Rymu  ko  gradu  pnmy- 

Subjectlosc  Salze  "* 


50 

kalo  bus.  2.  159.  ehvostb  ego  i  primorozilo  skaz.  1.  2.  cto  In  tja  pri- 
strelo!  dass  es  dich  träfe!  bus.  2.  153.  si  tonka  zavevaly  vetry 
bujnye,  muravu-iravu  vsju  razmuravilo  var.  97.  ponimala  st  pogo- 
duSkaso  vichoremz,  razneslo  peski  krutozeltye  104.  sanina  slegka  pokoro- 
bilo  turg.  Richmana  gromorm  ubilo  es  hat  den  Richman  mit  dem 
Blitz  erschlagen  bus.  2.  159.  na  okonnicacln  steklo  uzorami  zavo- 
loiklo  es  hat  in  den  Fenstern  das  Glas  mit  Figuren  überzogen  ib. 
cholodnoj  drozbju  zlodejku  obdalo  ib.  bureju  korabh  razbilo  es  hat 
das  Schiff  mit  dem  Sturm  zerschmettert  ib.  vPtroim  to  derevco 
s/t, mihi  es  hat  mit  dem  Wind  den  Baum  gebrochen  ib.  ne  dozzi- 
konn  beloe  lico  smocüo,  smoSilo  heim  liöiko  slezami  nicht  mit  Regen 
hat  es  sein  weisses  Antlitz  benetzt,  es  hat  sein  weisses  Antlitz 
mit  Thränen  benetzt- ib.  Cech.  Jiazalo  nim  po  kostete  es  schleu- 
derte ihn  in  der  Kirche  herum  sus.  28.  Slovak.  a  by  ta  poran- 
talo!  mladenca  ztriaslo  od  l'aku.  srdce  jej  stislo.  div  mu  ruku  ne 
odtrhlo.  et  ju  do  povetria  uehytilo.  materi  spat'  ne  dalo.  Polu.  ra- 
zilo  go  piorunem. 

Lit.  man  ävi  pävoge  es  hat  mir  den  Schlaf  gestohlen  Kur- 
schat 3G1. 

Deutsch.  Nhd.  es  packt,  rüttelt,  reitet  mich,  es  treibt  ihn  fort. 
es  hat  mich  gewürgt  (beim  Brechreiz),  es  hat  die  Thüren  auf-  und 
zugeworfen,  es  macht,  legt,  setzt  einen  tiefen  Schnee,  es  hat  Eis  gemacht, 
es  setzt  Eis.  es  hat  einen  Kracher  gemacht:  dial.  es  setzt  einen  Raub. 
es  setzt  heute  Schläge  ab.  Hieher  gehört  nhd.  es  macht  Wetter. 
mhd.  ez  tuot  iceter,  wie  fz.  il  faxt  beau  temps.  da  ergreift's  ihm  die 
Seele  mit  Himmelsgewalt  Schiller,  unterdessen  packte  es  mich  mit 
etwas  Unruhe  und  Ungeduld  Lang  1.  212.  And.  hönum  skaut  skelk 
i  bringu  es  schoss  ihm  einen  Schrecken  in  die  Brust,  her  hefr  up 
sögu  hier  beginnt  es  die  Sage,  wörtlich:  hie  ineipit  fabulam  Grimm, 
Wörterbuch  3.  1111.  snve  leggr  es  legt  den  Schnee,  lagdhi  <i  nor- 
rstnur  ok  thokur  es  legte  Nordwinde  und  Nebel  auf.  kastadhi  thä 
enn  hreggi  imoti  theim  es  warf  da  noch  Platzregen  ihnen  entgegen. 
eu  thä  rak  vestr  es  verschlug  sie  westlich,  laust  thä  eldinum  ifidhri 
es  schlug  mit  Feuer  in's  Gefieder.  Mitgetheilt  von  K.  Tomaschek 
aus  Dietrich's  and.    Lesebuche. 

Roman.  Fz.  il  fit  un  grand  coup  de  tonnerre.  Hieher  gehören 
eigentlich  Phrasen  wie  ilfait  beau,  die  unter  IV.  angeführt  werden; 
ebenso   nhd.    es  macht   Wetter. 


51 


6.  Sätze,   die   das    Geheimnissvolle,   Gespenstige 

ausd  rücken. 

Slav.  Cech.  zde  strasi.  Polu.  straszy.  Russ.  tarnt  voditb, 
tamz  zavodito,  da  spukt  es  bus.  2.  153.  Subjectisch:  domovoj  sa- 
li.lh,  vodith  sja.  certi  vodjatt  sja. 

Deutsch.  Nhd.  es  spukt  (subjectisch:  im  Hirn  spukt  mir  ein 
Märchen),  es  geht,  wandert  um.  es  geht  irre  im  Haus,  da  kam's  hervor 
wie  Menschenhand.  Ebenso :  hier  ist's  nicht  geheuer  nach  IV. 

7.  Sätze,    die   einen    Mangel   oder   das    Gegentheil 

ausdrücken. 

Das  Verbum  bezeichnet  einen  Zustand  oder  Vorgang;  der 
davon  Betroffene  wird  durch  den  Dativ,  die  Sache  slavisch  durch 
den  Gen.  bezeichnet. 

Slav.  Aslov.  da  (je)mu  otb  Sisla  ne  ubudetb,  nb  pribudetb  dass 
er  an  Zahl  nicht  abnehme  usw.  hom.-mih.  sjaknuü  naeatb  vody 
VJX<movoik3  -b  uowp  gen.  8.  3.  Nslov.  ne  zmanjka  ne  möke  ne  olja  es 
fehlt  weder  an  Mehl  noch  an  <)1  ravn.  1.  221.  Ziveza  Jim primanjka. 
Serb.  da  im  blaga  ne  bi  primanjkalo  pjes.  Klruss.  syty  dobuvaje  die 
Kraft  nimmt  zu  pryp.  25,  wörtlich:  an  Kraft  nimmt  es  zu.  hde  roz- 
iimii  ne  staje.  daly  chliba,  koly  zub  ne  stalo  wo  die  Zähne  fehlen 
sprichw.  Russ.  säuSki  n  nicht  ne  umenbSilo  sb  exercitus  eorum  non 
imminutus  est  ryb.  1.  161.  znanija  emu  ne  dostavalo  es  fehlte  ihm  an 
Kenntniss.  le&uci  u  Tibi  vtroe  sily  pribylo  die  Kraft  vermehrte  sich 
bus.  2.  331.  Cech.  ubyvd  dne  der  Tag  nimmt  ab  stit.  teSkostipH- 
byvd  br.  v  starosti  rozumu  a  pameti  uchdzi  kom.  Slovak.  ndm 
sadla  pribudlo.  Poln.  a  %  ku  zlotu  zlota  przybywato  koch.  1.  84. 
bogactw  przybywa,  cnoty  ubywa  knap.  brakuje  koni  es  fehlt  au 
Pferden  laz.  291.  zbywa  mipieniqdzy,  na  pieniqdzach.  co  ty  poczniesz, 
jdk    mnie    nie    stanie?    wenn  ich  nicht    mehr  sein   werde  mal.  442. 

Lett.  trukst  mdizes  um  dränu  es  fehlt  an  Brot  und  Kleidern 
biel.  281. 

Deutsch.  Nhd.  es  gebricht  mir  daran,  es  mangelt  an  Gehl,  ich 
muss  schauen,  woran  es  fehlt,  verschieden  von  was  fehlt,  nun  bedurfte 
es  keines  Kampfes,  für  den  Poeten  bedarf  s  nur  euern  Witz  und  Wein. 

(i  riech,  oöcs  v.  as  -/pYj  toöttj?  fypooüviji;  nee  quiequam  tibi  opus 
(est)  hac  dementia,  iL  7.  109'.  |/.u6ifaeai  orcec  5£  /pvi  loqueris,  quid 
tibi    onus    (sit)    od.    1.    124.     süßouXia?    Zv-     ^/yr,;    Sit    tu    jxeXXovti 

i* 


52 

Speev.  Sei  hängt  mit  aind.  das,  upadas  versiegen,  ausgehen,  mangeln, 
fehlen  zusammen. 

8.   Sätze,   die  abstracte  Verhältnisse  ausdrücken. 

Die  Verhältnisse  werden  durch  die  einen  Vorgang  oder  einen 
Zustand  bezeichnenden  Veflba  „gehen,  stehen,  sein"  usw.  aus- 
gedrückt. 

Bulg.  da  mit  odlehne  dass  es  ihm  leichter  wird.  Klruss. 
ide  i)  horlo  posl.  48.  o  naSuju  to  skoru  chodyt  91.  ne  k  rdzdvu  jde 
nom.  12.  Russ.  koli  na  to  poSlo.  Cech.  Jim  o  statky  a  hrdlo 
bezelo  vel.  na  tom  stanulo  dabei  blieb  es.  Slovak.  lebo  mi  ilo  o 
hanbu.       Polu.  idzie  im  o  rzecz.    chodzi  o  to  es  handelt  sich  darum. 

Lett.  man  labbi  kldjas  mir  geht  es  gut  biel.  347.  348:  kldjas 
es  fügt  sich. 

Deutsch.  Mit  der  Sage  hat  es,  suhjectisch:  die  Sage  hat  diese 
Bewandtniss.  es  geht  ihm  um  den  Kopf,  es  geht  mit  dieser  Sache  wie 
mit  der  andern,  auch  fz.  subjectlos:  il  en  va  de  cette  affaire-lä 
comme  de  l'autre.  wie  geht  es  mit  deiner  Gesundheit?  fz.  subjeetisch: 
comment  va  votre  sante?  damit  wird  es  nicht  so  gehen  cela  n'ira  pas. 
nenn  ex  nach  seinem  Sinne  geht,  in  Zucker  geht  es  still  il  y  a  peu 
de  debit  en  sucre.  es  geht  gegen  den  Morgen,  draussen  gieng's  Thür 
auf  Thür  zu.  es  geht  an.  wie  wird  es  mir  ergehen?  que  deviendrai-je? 
da  giengs  recht  feierlich  zu.  Gegen  die  Subjectlosigkeit  von  „es 
geht"  wird  bemerkt:  „es"  in  „es  geht"  ist  oft  nicht  eigentlich  das 
allgemeine  Subject,  das  als  unbestimmter  Begriff  doch  so  Be- 
stimmtes zu  leisten  hat,  sondern  der  Vertreter  eines  im  Zusammen- 
hange ausgesprochnen  oder  verborgnen  Begriffes,  der  das  Subject 
darstellt,  so  z.  B.  daz  spil  get  und  ez  get.  so  weit  ist  es  mit  mir 
nicht  gekommen,  es  steht  damit  besser,  es  gelte  den  Versuch,  mit  mir 
ist's  aus.  es  zuckte  dunkel  durch  mein  Hirn.  Man  füge  hinzu  wimmeln, 
sich  lebhaft  durch  einander  bewegen:  es  wimmelt  von  Ungeziefer, 
in  den  Strassen  wimmelt  es  von  Menschen  neben  dem  subjeetischen : 
die  Strassen  wimmeln  von  Menschen,  heut'  geht's  auf's  Eis.  wo 
geht's  nach  Weimar?  immer  stärker  drängte  es  hinein.  Kühn  ist, 
wie  mir  scheint,  folgendes:  ich  ziehe  hin,  wo  wild  es  von  Rossen 
stumpft  Bodcnstedt,  Die  poetische  Ukraine  42. 

II.  Subjectlosc  Sätze  mit  einem  Verbuni  reflexivum. 

Das  Verbum  bezeichnet  absolut  einen  Vorgang  oder  Zu- 
stand:   it.  si  va   itur,    oder    mit  Beziehung    auf  eine   Person    und 


53 

eine  Sache.  Die  Person  wird  durch  den  Dativ,  die  Sache  durch 
den  Genetiv  bezeichnet:  nslov.  dremalo  se  mi  je,  wörtlich:  mihi 
dormitabatur.  poln.  ehce  mi  sie  tego,  wörtlich:  eupitur  mihi  hujus 
rei.  In  vielen  Fällen  bezeichnen  die  hier  angeführten  Sätze  un- 
willkürliche Lebensäusserungen. 

Slav.  Aslov.  ne  ugodilb  se  vamt  oüx  vkly.  Izw.  u(«v  num.  40.  41 : 
zweifelhaft  ist  eimb  osolitb  se?  ev  tivi  i'/.'-^-i-.y.:  ;  mattli.  5.  13.  kako 
li  se  tbStitb?  hom.-mih.  Nslov.  zori  se.  s  eim  se  b6de  solilo?  wo- 
mit wird  man  salzen?  \mo%a  se  mi  mhd.  mih  bevilt.  dremalo  se 
mi  je  dormitabam.  svinjine  se  mi  je  zazelelo  mich  verlangt  nach 
Schweinefleisch,  zeha  se  mi  oscito,  eig.  oscitatur  mihi,  kolca  se  mi 
rueto.  meni  se  domu  mudi  il  ine  tarde.  polzi  se  nogam  pedes  vestigio 
f'alluntur  lex.  po  Jclobasah  se  mu  riga.  konj  se  mi  je  smililo  equorum 
sum  misertus,  wofür,  wie  man  meint,  gebräuchlicher  konj  se  mi 
je  Skoda  zdelo.  tözi  se  mi  ich  bin  unaufgelegt,  verdriesslich,  eigent- 
lich: mihi  lugetur.  po  druzih  jedeh  se  Jim  tbzi  alios  eibos  cupiunt 
ravn.  1.  114.  hoce,  noce  se  mi  (cesa).  pisaveem  se  ne  vjhna  die 
Schriftsteller  sind  nicht  einig,  dobro  se  ti  bb  postreglo.  dobro  ti 
se  je  es  schmeckt  dir  hrvatske  nar.  pjesnie  3.  20,  wörtlich:  bene 
tibi  editur.  ce  meni,  da  se  sme  komu  privico  prizad&d,  ber.  8.  153. 
boljsiga  dam  (Gen.  für  den  Accus.)  bi  se  ne  moglo  dati  ranjeneu 
melius  donum  dari  non  posset  ravn.  2.  124.  Man  hört  kniete  se 
vidi  na  polji  in  jih  se  je  videlo  und  sieht  hierin  eine  Nachahmung 
des  It.,  wie  mir  scheint,  mit  Unrecht,  wie  die  andern  slav.  Sprachen 
zeigen:  kmefje  se  vidijo  kann  als  Reflexiv  aufgefasst  werden;  jenes 
ist  passiv-reflexiv.  Bulg.  bhska  se.  zazoreva  se.  mrbknuva  se.  sizm- 
nüo  se  il  fit  obscur.  zaoblaei  se  es  hat  sich  bewölkt.  piSe  se  man 
schreibt.  s-t,s  leak-vo  da  se  sollt  'spi  se,  liodi  se  dormitur,  ambulatur. 
mzSno  mi  se  stajase  prav  ich  stand  mit  Mühe  aufrecht  manö.  87. 
meni  mi  se  dodremalo  mich  schläferte,  tem  se  dreme  neben  tii 
drembt,  mit  einem  leisen  Unterschiede,  hodi,  jede,  pije,  spi  mi  se 
ich  habe  Lust  zum  Gehen,  Essen,  Trinken,  Schlafen,  späh  mi 
se  be.  smejte  se,  dorde  n  se  smeje  lachet,  so  lange  ihr  Lust  zum 
Lachen  habt  col.  223.  igraje  li  ei  se?  habt  ihr  Lust  zu  Spielen? 
na  kozeh  t  se  püo  voda  den  Bock  dürstete  nach  Wasser  manc.  40. 
düma  mi  se  ich  möchte  reden,  ne  mi  se  sedi  ich  mag  nicht  sitzen 
manc.  112,  eigentlich:  mihi  non  sedetur.  basta  mi,  na  kogo  f<<  mu 
se  iSte,  da  hortuva  SbS  ras  mein  Vater,  der  mit  euch  sprechen 
möchte  col.  132.  poiskalo  se  u  nej  sie  wollte  manc.  '21.  mi  se  sie 
ich  will,    /niste,  posteva  (*pofa>tevajefo)  mi  se   ich  habe  Lust  cank. 


54 

na  Stojunca  se  pristelo  Stojanöo  verlangte  manc.  1<>:  diese,  mit  isfcg 
und  böte  zusammenhangenden  Verba  sind  subjectlos,  weil  sie  buli;'. 
ideell  mit  einem  casus  obliquus  verbunden  werden,  ne  mi  se  trvpi 
il  nie  tarde  bog.  nernu  mu  se  j  nazalüo.  porevnuva  mi  se  icb  habe 
Lust  cank.  putride,  potrisjuva  mi  se  ich  empfinde  Eckel  cank., 
eigentlich:  es  schüttelt  mich.  Ob  wohl  ijn/'di  se  es  bilden  sich 
Läuse  bedeutet?  Im  bejahenden  Falle  wäre  gnidi  se  ein  Seiten- 
stück zu  XiOouxat  für  At'Qo^  YiyvsTai.  Die  subjeetische  Wendung  be- 
ruht wohl  auf  der  Declinationslosigkeit:  uz  mu  se  ne  jadjat  cere§i 
er  will  nicht  mehr  Kirschen  essen  manc.  73.  Kroat.  zaja  mi  se 
sitio  hung.  meni  se  ne  grusti  lue.  11.  nje  mi  se  li  Mise  nur  nach 
ihr  verlangte  mich  29.  zrtva,  ke  hroju  konea  se  ne  da  je  cujus  nu- 
meri  iinis  non  datur  budin.  10.  nit  se  vidi  leonja  ni  junaka  man 
sieht  weder  Ross  noch  Held  volksl.  kad  ga.  (zeca)  se  ulovi,  lead  se 
<jn  (srnjaka)  nastrieli  hrvatske  narodne  pjesme  VI.  55.  Serb. 
n-d vi  se.  magli  se.  ohlaci  se.  rosi  se.  ide  se  itur.  i  do  sad  se  je  dje- 
verivalo  posl.  96.  za  onu  se  devojku  proeuje  do  cara  das  Gerücht 
gelangte  bis  zum  Zaren  prip.  178.  e  se  hoee  jutros  umirati  pjes.  5.  94. 
jednom  se  radja,  a  jednom  se  umire  posl.  113.  razali  se  slugama 
prip.  165.  jednako  joj  se  lioce  svatova  posl.  72.  za  cara  malo  mu 
se  muri  er  kümmert  sich  wenig  um  den  Zaren  pjes.  pueu  puske, 
broja  se  ne  znade,  wörtlich:  numerum  non  scitur  pjes.  da  se  iz- 
misli  silu  drugijeh  umjestva  vladis.  130.  Klruss.  smerkaje  sa. 
chmaryt  sa.  de  4a  dvom  varyt,  tretyj  &a  pozyvyt  ubi  duobus  coqui- 
tur  usw.  pryp.  25.  tomu  lehie  zdychaje  der  athmet  leichter  nom.  30, 
wo  man  4a  erwartet,  zaclitüo  mu  4a  r  petrövku  zmerzloho  35.  naj  4a 
tobi  ne  bazyt  pe&enoho  chliba  verlange  nicht  nach  usw.  posl.  73. 
hadaio  4a  myni  3.  tak  dumaio  sei  myiii  ita  mihi  cogitabatur  20. 
6y  junui  ne  dobre  doma  zyio  saf  ei  bene  vivebatur.  Dunkel  sind 
ri/dno,  vydko  4a,  dymno  ia:  man  erklärt  diese  Ausdrücke  durch 
oydyt  sa.  dymyt  sa  und  vergleicht  poln.  widac  sie  Archiv  6.  109. 
Dazu  kommt  temno  sa  (jak  v  rözi)  posl.  117.  Russ.  spih>  sja.  za- 
sntdo  sb  sladko  bus.  2.  154.  icetz  sja  s?>  golodu,  a  drozito  sja  sa 
eholodu  ib.  ikaetz  sja  mne  j'ai  le  hoquet.  umnuzilo  sja  bratbi  fratres 
multiplicati  sunt  chron.  taln  voditb  sja  vt  svete  das  ist  der  Lauf 
der  Welt,  mne  dumaeto  sja  neben  ja  dumaju:  jenes  ist  mihi  cogi- 
tatur,  dieses  ego  cogito.  emu  ne  citalo  sh  il  lui  fut  impossiblo  de 
lire.  pejett  sja  mne,  poju,  ne  veselo,  molSu,  d.  i.  wohl :  wenn  ich 
Lust  zu  singen  habe  usw.  pelo  sja  solovbjusku  vk  ros&ice  vesnoj 
canebatur   lusciniae    usw.    die  Nachtigall    sang  usw.    bus.    2.   154. 


55 

lisice"   ne  t/iif,,  sja  vulpi  non  dormitur  skaz.  1.  6.   emu  po&udilo  sb. 
zackotelo  st    mne   mjasa    lebedinago   concupivi    carnem    cygni    ryb. 

1.  204:  der  Int.  nach  chotGth  sja  ist  demnach  Vertreter  eines 
Gen.  tvoej  ;:mr  udolzüo  sja  karamz.  2.  332.  tutt  dostaefo  sja  i  gni- 
lomu  zapadu  da  bekommt's  auch  der  faule  Westen.  niÜego  eS£e  ne 
vyjasnilo  sb.  stoskovalo  sja  u  molodca  po  svoju  rodimuju  storonusku 
es  verlangte  den  Helden  nach  seinem  Heimatslande  ryb.  2.  265. 
takuHrn  IjiaJij  na  svetS  bohse  ne  vstrecaetb  sja  solche  Leute  rindet 
man  nicht,  mehr  usw.  u  nego  stogo  niSego  ne  imeefa  sja  bei  ihm 
kommt  dergleichen  nicht  vor.  ne  mozeh,  sja  cela  va  mal.  ne  zdo- 
rovifo  sja  emu  il  est  indispose.  kaki  ej  ziretb  sja?  quomodo  ei 
vivitur?  „Russkij  glagota  sann,  soboju,  sagt  N.  Nekrasovb  28, 
bezi>  pomosci  razuychi.  mestoimenij  stoiti  neredko  vt  reci  kak'b 
podlezascee  i  skazuemo  vi.  nieste;  napr.:  zilo  sb,  zalomilo  sb, 
ehudoboju  vi>  mir-b  pustilo  Sb.  cto  zilo  sb?  cto  zalomilo  sb?  cto 
pustilo  sb?  podobnye  voprosy  zdesb  ne  imejutb  smysla?"  Nach 
meiner  Ansicht  sollte  in  dieser  Darstellung-  podlezascee  fehlen, 
wie  schon  daraus  hervorgeht,  dass  nach  dem  Snbjecte  nicht  gefragt 
werden  kann,  während  die  Frage  nach  dem  Pfädicate  gestellt 
werden  kann:  was  geschieht?  Cech.  svitd  se.  rozednilo  se.  sefi 
se.  blyskalo  se.  vSudy  se  tmelo.  ze  se  od  hör  mraSi.  pije,  ji  se.  srpem 
se  zne,  a  kosou  se  seid  kom.  dobremu  se  odplaty  primnozi  jungm. 
toho  se  mi  zzelelo  darnach  verlangte  ich.  k  noci  se  schyluje,  noc  se 
(lila  vel.  zzddalo  se  jemu  viry  Mestanske"  er  sehnte  sieh  nach  dem 
Christenglauben  pass.  slituj  se  tobe  toho  hart,  dostane  se  mi  toho 
kom.  musi  doslati  se  Jim  odplaty.  velmi  se  Jim  styskalo  bfez.  rhee 
tmt  se  chväly  sveta  toho  to  bart.  zodneclitelo  mi  se  toho  kom.  a  by  se 
ijednej  skody  ne  stalo  kat.  ne  nalezd  sc  müosrdneho.  chteßcimu  se 
zddne  hriuly  ne  deje  volenti  non  fit  injuria,  a  ono  se  penez  ne 
naülo  zailmjch  es  fand  sieh  kein  Geld  sved.  ne  bere  se  z  jednoho 
vola  dvou  kozi  dobr.  tvoji  zene  zle'ho  se  ne  stane  sus.  10.  jak  se  mu 
rede?  wie  geht's  ihm?  Slovak.  na  pol  rnile  sa  mi  od  tej  vöni 
kychlo.  ndsmu  cloveku  vzdychlo  sa  tu  z  hlboka.  böi'OüiöM  sa  mu 
glglo.  dobre  sa  mi  vodüo  es  ist  mir  gut  gegangen,  fak  to  povodüo 
sa  mim.  za&alo  sa  mu  driemaf.  ved  sa  mi  tak  dobre  spalo.  zacheelo 
sa  je]  jdhdd.  dostalo  sa  Jim  po  tisic  zlattfch.  ozvalo  sa  jej  tarn  z  tych 
temni/ck  smreUn.  troeha  rozbriezdüo  sa  Jim.  Poln.  wichr.ii/  sie.  ipi 
sie,,  tedy  sie  idzie  do  Krakowa  hac  itur  usw.  z  Madkiem  sie  pijato, 
■pöki  piwa  stalo  pies.  5(i.  dzieje  mi  sit  nad  moje  zaslugi  koch.  1. 
165.    kiedy   sie   ludzi  skrzetnych   namnozylo  3.   18,    niegdys',   pieJcna 


56 

chwalo,  za  toba  sie  tt<j<ii>itil<>  ehedem  jagte  man  dir  nach  brodz. 
dobrze  sie  jadalo  kasze  r.  smalcem  Üustq,  wortlieh :  bene  edebatur 
(edebat  sc)  pultein  usw.  pies.  196.  ze  si§  jej  nudzi  dass  sie  Lange- 
weile hat.  spato  mi  sie  mal.  2.  441.  zacheiewa,  chee  mi  sie  czego. 
zdrzymnelo  mi  sie  mal.  2.  444.  kiedy  sie  zna  autora.  kupuje  sie 
czesto  takick  rzeczy  usw.  kiedy  sie  nie  ma  pieniedzy.  powaza  si§ 
cnotliwych,  tu  sie  szyje  hielizne  neben  tu  sie  nie  szyje  bieliczny  mal. 
Oserb.  jemu  so  pravje  stet  ihm  geschah  recht,  tu  so  tebi  zle  kleci 
hier  kniest  du  schlecht,  po  vami  so  mi  styskase  um  euch  war  mir 
bange,  mi  chee  so  rybov  ich  habe  Appetit  auf  Fische,  tu  so  mi 
vostudzi  hier  habe  ich  lange  Weile,  dyz  so  ci  dere  dze  wenn  es 
dir  gut  geht  seil,  tu  so  dere  sejdzi  hier  sitzt  sich's  gut.  mi  so  zecne 
ich  wurde  ohnmächtig  schneid.  Nserb.  vono  se  btyska,  blyskoco. 
oono  se  grimoco  es  donnert  anhaltend,  vono  se  pogrima  zwahr. 

Deutsch.  Nhd.  hier  schläft  sich's  angenehm,  es  sitzt  sich  hier 
schlecht,  mit  ihm  spricht  sich's  gut.  des  Morgens  geht  sich's  gut,  auch 
fz.  subjectlos:  il  faxt  bon  marcher  le  matin.  es  gibt  sich  leicht, 
wenn  man  reich  ist.  Altnord,  wird  gesagt:  mir  versteht  sich,  es  ver- 
irrt sich  mir  des  Weges,  mir  icird  umgesehen  für  ich  verstehe,  verirre 
mich,  sehe  mich  zufällig  (oder  vielleicht  unabsichtlich)  um  Zeitschrift 
für  deutsches  Alterthum  viu.  52. 

Lat.  und  grieeh.  kennen  diese  Redewendung  nicht.  Hinsicht- 
lich der  Construction  kann  verglichen  werden  tota  mihi  dormitur 
hiems  und  xzhrßkq    avOpwwiGtv  ol>y_  Euptaxetat. 

Roman.  It.  non  vuol  che  'n  sua  cittä  per  ine  si  vegna  dass  ich 
komme  ut  a  me  veniatur  Dante  inf.  126.  si  viene.  si  vive.  si  era 
vivuto  B.  Btiommattei.  vivesi  qui,  ma  non  si  vien  satollo.  per  me  si 
ra  nella  cittä  dolente.  vuolsi  cosl  colä  dove  si  /mute  eib  che  si  vuole. 
non  altrimenti  si  curava  degli  uomini  usw.  a  quanti  pericoli  si  < 
esposti,  quando  s'  e  in  un  postö  piu  sublime.  Sp.  se  anda.  se  viene. 
sc.  vive.  se  puede  ser  hohrado.  no  se  es  senipre  criminal  por  pare- 
cerlo.     liiumm.  se  doarme.  se  intuneke  es  wird  finster. 

Wenn  es  im  Italienischen  heisst:  qui  si  taglia  capelli,  G.  Gal- 
vani,  Archivio  Storieo  14.  372,  so  scheint  mir  dies  in  Überein- 
stimmung mit  den  bereits  untersuchten  Erscheinungen  zu  stehen, 
indem  ich  meine,  dass  der  Satz  subjectlos  und  capelli  der  Accu- 
sativ  ist.  So  erkläre  ich  auch  folgende  Sätze :  del  sico  legno  (dul 
bosso)  si  fa  ottimi  jiettini  cresc.  quanto  piu  semi  si  giugne  insieme. 
quivi  ore  e  campane  non  s'  udiva  Blaue  312.  dove  si  vende  le  can- 
dele  Vasari.  per  gentilezza  le  piefre  si  «iMO»e  Tommaseu  Canti  1.  55. 


57 

si  ama  la   mrtü   amatur   virtus   ist  dein  lateinischen   vitam   irivitur 
an  die  Seite  zu  stellen,    lo  si  loda  man  lobt  ihn,   wörtlich:   eum 
laudatur.    Wenn  die  beiden  zuletzt  angeführten  Ausdrucksweisen 
von    den    italienischen    Grammatikern    als     incorrect    bezeichnet 
werden,    so   können   wir   für    ihre   Richtigkeit   ausser   dem  bisher 
Dargelegten   nichts    besseres    anführen,    als   was   G.  Galvani  dar- 
über  sagt:    „De'  quali  modi,   tuttoche  vivi  e   verdi    tra    noi,    non 
avendo  trovato  sin  qui  i  grammatici  una  ragione  sufficente,  hanno 
avuto  rieorso  a  giudicarli  irregolarita  ed  anomalie  popolari,  piutto- 
stoche   proprietä   intime   del  linguaggio  bisognevoli  d'  essere  eer- 
cate  nella  genesi  del  medesimo."    Nach  G.  Gherardini,  Appendice 
alle  grammatiche  italiane  168,  sind  in  den  oben  angeführten  Bei- 
spielen  pettini,    candele  usw.    allerdings   als  Accusative  und  nicht 
als    Nominative    aufzufassen,    allein    bei    Gherardini    hängt    diese 
Ansicht  mit  der  ganz  unhaltbaren  zusammen,  „si"  in  diesem  Falle 
sei    aus    dem    lat.    Pronomen    „isu    durch    Umstellung    der   Buch- 
staben hervorgegangen.    Auch  im  Spanischen  begegnen  wir  nach 
derselben  Theorie   gebildeten  Sätzen :    nmy  pocos   reynos   se   halla 
man    findet    sehr    wenige   Reiche,     dese    d    Ceuta    man    übergebe 
Ceuta.     se  le  enterrd  man  begrub   ihn.     avisarse   puede  d   Carlos, 
se    ofende    ä  Bios  Diez    3.    295.     se    le    ha    muerto   er  ist  getödtet 
worden.    Wenn  Diez  bemerkt,  dass  nur  der  Spanier  in  dergleichen 
Sätzen    das  Nomen    von    dem  Verbum   abhängig  zu  machen  sich 
nicht  scheut,  indem  er  das  richtige  Gefühl  für  die  Fügung,  nach 
welcher  in  si  vedono  molte  cose  das  Nomen  Subject,  nicht  Object 
sei,   verloren   habe,    so  erinnern  wir  an  die  oben  citierten  Worte 
Galvani's  und  berufen  uns  auf  die  hier  vorgetragene  Lehre  über- 
haupt.    Die  Unterscheidung    des    wahren  Reflexivs    (egli  si  loda) 
von    dem  Passiv-Reflexiv    (lo  si   loda,    vi    si  prega)    ist   im  Auge 
zu  behalten :  jenes  erfordert  den  Nomin.,  dieses  den  Accus.     Die 
spanischen  Grammatiker   erkennen    dergleichen   Sätze  als  correct 
an:    „Cuando  la  sentencia    (die  III.  singularis   mit  „se")  toma  el 
caräeter    de    impersonal,    sc  coloca  el  verbo  en  el  singular,    y  lo, 
que  es  objecto  de  su  accion,  va  regido  de  la  preposicion  ä,  verbi 
gratia:    se    atropella    d   los  desvalidos.    se  detesta  d   los   malmdos" 
Salvä,  Gramätica  Paris.  1846.  49.   „Las  frases  de  este  giro  pasivo, 
cuya  explicacion  gramatical  ofrece  mayor  diticultad,  son  aquellas, 
en  que,  ä  mas  de  no  aparecer,    quien  produce  la  accion,   la  per- 
sona, que  la  reeibe,  se  halla  regida  por  la  ä,  contra  el  prineipio 
sentado    en    la   pägina    109,    de    que    nunca    lleva    el    noininativo 


58 

preposicion  alguna;  y  ora  sea  aquella  del  m'imero  Singular,  ora 
de!  plural,  esta  siempre  el  verbo  en  el  Singular,  <lo  niodo  que  la 
oracion  tiene  todo  el  caräcter  de  inipersonal.  Muestranlo  asi  los 
siguientes  ejemplos:  .se  me  iusca  d  mi.  se  nos  pregunta  ä  nosotros 
por  el  correo.  se  procesa  d  los  criminelles  159.  se  me  hacia  recio 
creerlo  Baralt  599.  se  ama  poco  d  quien  no  se  atreve  d  amar  d 
nadie''  603.  Eben  so  portugiesisch :  se  söa  os  grandes  feitos  man 
verkündet  die  grossen  Thateu  Diez  3.  295.  Deus  quer,  que  so  a 
eile  se  «»je.  ninguem  se  deve  amar,  se  ndo  a  um  senhor  tdo  pode- 
roso  Paiva,  Serin.  1.  bei  A.  de  Moraes  Silva,  Epitoine  da  grama- 
tica  portugueza  XV.  vor  dessen  Diccionario.  Lisboa.  1858.  Die 
Frage,  ob  im  Französischen  il  se  trouve  des  royaumes  das  Nomen 
im  Accusativ  steht,  wird  von  manchem  Grammatiker  vielleicht 
verneint  werden.  Eigenthümlich  ist  spanisch:  se  me  ha  olvidado 
la  leccion  ich  habe  die  Lection  vergessen.  „AI  decir:  se  me  ha 
olvidado  la  leccion,  bien  se  ve,  que  la  leccion  es  la  olvidada,  y 
que  yo  soi  el  que  la  he  olvidado''  Salvä.  159.  La  leccion  ist  ein 
Accus.  Der  Satz  erinnert,  abgesehen  vom  Accus.,  an  russ.  mne 
dumaetb  sja  mihi  eogitatur  für  ja  dv/maju. 

Zig.    ne   sovel  pc   mande  ne  spava  mi  sc  non  dormitur  mihi. 


III.  Niihjectlose  Sätze  mit  einem  Verbum  passirum. 

Das  Verbum  bezeichnet  absolut  einen  Vorgang  oder  Zustand: 
bulg.  spano  je  dormituni  est,  oder  mit  Beziehung  auf  eine  Person 
oder  eine  Sache:  die  Person  wird  meist  durch  den  Dativ,  russ. 
durch  den  Gen.  mit  u,  die  Sache  durch  den  Accus,  bezeichnet: 
ii  rrienja  chozeno  apud  me  (a  nie)  ibatur.  eonsilia  reperiendum  est. 
Klruss.  osukano  rnene  deeeptus   sum,    wörtlich:    deeeptum  est  me. 

Slav.  Aslov.  be  ugobizeno  vjv  yj  eüSyjvise.  glasi  truby  uslysano 
budetb  GxkT:r(-(c;  bmvy]  axoutrrov  sarai  esai.  18.  3.  vybirano  strohi  eli- 
gebantur  lineae  sbor.-kir.  24.  kjelie  ucisteno  georg.-mon.  niebsoze 
dostojno  (-na)  swrvnti  sztvoroio  estb  o  nenn  oüBev  ä'ijtsv  Oavarsu  soxi 
KeitpaY^vov  stuxro  lue.  23.  15.  Man  vergleiche  razwmno  by&tb  Saiäu 
svetb  ihh  ifvöioÖY]  T<;>  SaüXtp  yj  sxißouAY)  ainwv  act.  9.  24.-slepö.  neben 
razumbnb  usw.  sis.  Nslov.  dobro  ti  bo  postrezeno.  dobro  ti  ho  po- 
stlano.  Bulg.  spano  je  dormitum  est.  pisano  je  man  hat  sich  mit 
Schreiben  beschäftigt,  dzid  zadzklano  liest  man  mit  Befremden 
in   einem  Volksliede  per.-spis.    ix.   x.  87.  .    Klruss.  pryvodSeno  do 


59 

neho  r.sidi  nedu&nych  adducti  sunt  ad  eum  omnes  aegroti,  wörtlich: 
adductum  est  ad  cum  omnes  aegrotos.  zapsovano  nebohu.  vkynuto 
tele  v  temnydu.  zasypano  karyj'  o£y  obruti  sunt  nigri  oculi  pis. 
2.  148.  za  moje  Zyto  See  mene  byfo  sprichw.  koneS  seiet  zabyto  oola 
maetatus  est  bos  pryp.  123.  jestli  by  jemu  spravedtyvosty  ne  vSy- 
neno  stat.-lit.  379.  Man  vergleiche  pramdy  ne  vydko  posl.  23.  ne 
vydko  dorohy  die  Strasse  ist  unsichtbar  103.  butno  buto  r  Rami 
hoios.  do  Peremylla  slysno  ves.  110.  Svitu  bozoho  ne  vydno  nom.  14. 
Wruss.  .-  togo  dereva  kryzy  stavljano  aus  diesem  Holzo  setzte  man 
Kreuze  bus.  2.  161.  Russ.  bSgano  fugiebatur.  ideno  ibatur.  pla- 
kano  flebatur.  haki  m>  Caregradb  naechano  ryb.  1.  90.  si  molodu 
bito  mnogo,  grableno,  podz  starosth  nado  duSa  spasti  bus.  2.  156. 
samoljubiju  ego  bylo  pohsceno.  po  kolem  bylo  u  buruska  vz  zerrdju 
zaroSSeno  bus.  2.  160,  d.  i.  bwruslco  vz  zemlju  zarosz.  takoj  kraca- 
vicy  ne  vidano  i  ne  slychano  eine  solche  Schönheit  ward  nicht 
gesehen  usw.  17b.  1.  37.  evetnago  platbja  im  wnoseno  bus.  2.  155. 
u    menja    druUny    ne   privedeno  a  me  socii  non  adducti  sunt  ryb. 

1.  249,  wörtlich:  apud  me  socios  non  adductum  est.  u  menja  za 
malemka  bylo  chozeno,  wörtlich:  apud  me  ambulatum  est,  d.  i. 
ambulavi  bus.  2.  282.  Hieher  gehört  das  passive  Partie,  mit  so 
für  sja:  u  menja  tri  goda  kakz  sosvatano  st  bus.  2.  282,  d.  i.  ja 
sosvatah  sja.  u  menja  za  malemka  da  bylo  boroto  sb  ryb.  2.  55, 
etwa:  von  mir  wurde  sieh  geschlagen.  Die  Adj.  vidno,  slt/,in<> 
haben  passivische  Bedeutung:  vidno  gorodz  urbs  videri  potesi  1ms. 

2.  160.  slylino  muziku  ib.  ne  slysno  ni  pisku  ne  veresku  neque  si- 
bilus  neque  planetus  audiri  potest  var.  174.  Subjectisch:  oidenz 
gorodb,  slySna  muzika.  Cech.  mesto,  v  nünti  bydh.no  b<jl>>  br.  nebo 
bylo  na  n  zaloväno  pass.  spravedlivemu  na  zemi  odplacovdno  btfvd 
br.  te  noci  mdlo  spdno  bylo  jungm.  zädneho  'lila  im  bude  <lrl<in<> 
r  tech  dnech  br.  pavezy,  ani  k<<\>i  ne  byla  vidino  rnezi  nimi  ib.  Slow 
ftdcTca  ci<ln<i  in'  bolo  pov.  1.  23.  Poln.  spano.  siedziono.  dopomozono. 
ziewano.  odpoozeto.  bano  sie.  najedzono  sie.  obzarto  sie.  moZono  im 
sechzehnten  Jabrhuudert  mal.  2.  .446.  jüz  davmo  na  obiad  dzwo- 
niono  skarb.  czego  mi  czynic  nie  miano  koch.  1.  138.  tak  dziano 
kroleumie  sie  nominabatur  regis  filia  3.  83.  pospolu  je  pochoteano 
simul  sepulti  sunt  ehwal.    1.    19.     zwierz  pochylym  stworzöno  koch. 

3.  20.  mieeze  na  lemiesze  kowano  '■>.  92.  z  tego  drzewa  krzyze  ro- 
biono.  piedziesiqt  dziewczqt  turezynowi  dano.  przywieziono  nam  ziele 
(Accus.)  od  Wegier  volksl.  wstepu  do  miasta  (im)  zabroniono  laz. 
293.  skonezono  rzeczjakq  neben  nie  czyniono  rzeezyjakiej  mal.  2.  445. 


60 

Lett.  ist  zu  vergleichen  im  ir  dtfosgan  dussits  nun  ist  genug; 
geruht  worden,  tur  nein,  riss'  bnts  dort  ist  man  nicht  gewesen. 
Dunkel  ist  jdmirst  moriendum  est  biel.  130.  346.  jdmazgdjas  es 
muss  sich  gewaschen  werden  345. 

Deutsch.  Nhd.  es  wird  gegangen,  gelacht,  geliebt.  Gott  sei's 
gedankt,  stets  geforscht  und  stets  gegründet,  nie  geschlossen,  oft  ge- 
rundet, es  ist  gestirnt  es  stehen  Sterne  am  Himmel,  ahd.  so  iz 
kest i niet  ist  stellatum  est  Grimm,  Wörterbuch  3.  1108.  es  ist  um 
die  Freuden  gethan  actum  est.  da  war's  um.  ihn  geschehen,  es  wird 
gebadet,  gewaschen,  geschlagen,  es  war  darauf  zu  rechnen.  Mhd.  ez 
was  sehs  mdnöt  ungeregent  so  lange  hatte  es  nicht  geregnet.  Engl. 
Man  merke:  thou  knowst,  what  has  been  warned  us  Miltou,  Para- 
dise  lost  9.  253.  Fiedler  und  Sachs  2.  117,  wörtlich:  scis,  quanto- 
pere  monitum  sit  nos.  Got.  bajothum  gabairgada  ä|j.cp:Tepa  cuvty)- 
pouvtai  matth.  9.   17. 

Lat.  curritur.  itur.  statu/r.  caletur.  editur  man  ist  mit  P]ssen 
beschäftigt,  mauebitur.  nubilabitur.  crjnsurgitur.  ventum  erat  ad 
Urnen,  egetur  atque  amatur  plaut.  aneipiti  hello  turbatur  utrimgue 
liieret,  turbatum  est  domi  terent.  actum  est  de  nie.  Hieher  gehört 
das  Partie,  auf  ndu.  dessen  Neutrum  mit  dem  Accus,  verbunden 
wird  :  aliqua  consilia  reperiendum  est  plaut.  habendum  est  compedes 
terent.  canes  paueos  et  acres  habendum  varro.  objiciendum  farinam 
hordeaceam  ib.  rejpudiandwni  est  artes  ib.  perdomandum  feroces  ani- 
mos  esse  liv.  aetemas  poenas  in  morte  timendum  liieret.  Vergl.  Ana- 
lecta  ed.  I.  ab  Eiehenfeld  et  St.  Endlicher  168.  Im  Mittelalter 
tindet  man  auch  Matthaeum  legitur,  psahnos  erat  ante  legendurn 
Doctrinale  des  Alexander  de  Villa  Dei.  quod  de  provisione  sua 
talern  operam  adhibeatur  Venet.  Urkunde  1463.  Glasnik  15.  148. 
Alt  ist  praeter  propter  vitam  vivitur  Ennius  ed.  Vahleu  121.  Hier 
mag  auch  der  Inf.  fut.  pass.  Erwähnung  finden.  Darüber  sagt 
Gellius  x.  14:  Sicut  „contumeliam  factum  iri"  significat  „iri  ad 
contumeliam  faciendam"  id  est  „operam  dari,  rpio  Hat  contumelia1', 
ita  „contumelia  mihi  factum  ituru,  casu  tantum  immutato  idem 
dicit.  Der  Satz  „puto  mihi  contumeliam  factum  iri"  setzt  den 
Satz  voraus:  „puto  quod  mihi  contumeliam  factum  itur",  fz.  etwa: 
je  crois  qu'on  va  me  faire  une  injure.  Aus  der  subjectlosen  Con- 
struetion  ist  eine  subjeetische  hervorgegangen.  Plaut.  Rudens  1242: 
mi  istaec  videtur  praeda  praedatum  irier.  Quintil.  vim.  2, 88 :  reus  parri- 
eidii  damnatum  iri  ridebaiur.  Cic.  ad  Att.  xi.  13,  4:  eist  tum  meliore 
loco  erant  res   nostrae   neque   tarn    mihi   desperatum   iri   videbantwr. 


61 

Roman.  It.  dato  fu  la  guardia.  dato  era  la  mancia  Ariosto. 
non  fu  mai  visin  guerra  cosi  strana  bei'n.  cos\  va  giuocato  so  wird 
gespielt,  fu  preso  la  briglia  Pulci:  in  diesen  Sätzen  ist.  man  geneigt, 
la  guardia  usw.  für  Accus,  zu  halten,  eine  Ansicht,  gegen  die 
mau  jedoch  misstrauisch  gemacht  wird  durch  Sätze  wie  stato  saria 
la  cosa  occulta  Ariosto.  Dergleichen  erinnert  an  Tommaseo's  scon- 
cordauze  eleganti:  s'  e  adirato  il  mare  e  la  marina,  e  s'e  adirato 
le  stelle  col  sole  Canti  1.  249.  dentro  ei  sta  due  colombelle  a"  oro  44. 
Bei  manchem  vorausgeschickten  Singular  des  Verbums  mag  der 
Sprechende  an  den  Numerus  des  folgenden  Subjectes  nicht  gedacht 
haben.  Sp.  es  anochecido.  Fz.  il  a  ete  daiise.  il  fut  bien  vi  de 
l'aventure.  Afz.  il  est  anuite,  aseri,  aviespri.  Über  die  Erklärung 
von  il  a  ete  rendu  campte,  il  lui  fut  paye  une  somme  importante, 
il  est  arrive  trois  dames  dans  cette  voifure  herrscht  Zweifel. 

Griech.  ü?  Ss  ssi  Bie-re-taxo  herod.  6.  112.  icsicaurcai  \»£tpwaq  vjfjiiv. 
eTistOT,  aÜTOt?  icapeoxeüaoro  es  war  gerüstet  thuc.  1.  4G.  1.  ö-ctspw; 
Sarai,  ev  äoYJXio  xivBuveüeirai  1.  78.  umjpxxo  autou  (toü  IIeipatü)<;)  Tcpötepov 
es  war  augefangen  1.  93.  2.  ei?  oi'av  tocK&növtfa  «povuo  ventum  erat, 
ixava  toT<;  ■soXeu.i'oi?  euu^Tj-tai  1.  77.  für  umnSx;  oi  tcoXsjjlioi  Euxu^xaciv 
Matthiae  596.  -/.a/.w;  ä'v  cot  äx£X£/.pixo.  Krüger's  Ansicht  2.  52. 
3.  6,  dass  Aiisdrücke  wie  curritur,  veuitur  im  Griechischen  nicht 
üblich  seien,  ist  demnach  unrichtig.  Dieselbe  Lehre  findet  sich 
schon  bei  einem  alten  Grammatiker:  hanc  impersonalium  speciem 
(curritur,  currebatur)  graecus  sermo  penitus  ignorat  Analecta  ed.  1. 
ab  Eichenfeld  et  St.  Endlicher  167.  H.  Bonitz,  Zeitschrift  für 
die  österr.  Gymnasien  1866.  744 — 748,  sagt:  „Den  impersonalen 
Gebrauch  des  Passivs,  wie  im  Lateinischen  curritur,  veuitur,  will 
Krüger,  Griech.  Gramm.  62.  3.  6,  aus  dem  griechischen  Sprach- 
gebrauche so  gut  wie  ganz  ausschliessen.  Schon  bei  den  Bei- 
spielen, auf  die  er  selbst  sich  bezieht  (Krüger  zu  Thuc.  1.  73.  2) 
wird  zu  xivSuveüeTai  nur  mit  grosser  Härte  und  Unwahrschein- 
lichkeit  ein  Subject  ausfindig  gemacht,  während  die  Voraussetzung 
des  impersonalen  Gebrauches  die  Stelleu  einfach  verständlich 
macht.  Dass  der  Impersonale  Gebrauch  des  Passivs  dem  Grie- 
chischen keineswegs  fremd  ist,  mögen  ein  paar,  wie  es  scheint, 
bisher  nicht  beachtete  Fälle  aus  Aristoteles  zeigen.  De  coelo, 
[i  6.  289".  3  ei  oüv  tjut'  i.urfii;,  oüx,  av  ew]  aei  irj-y.z'.z  v'ctz  z*piz,  ei 
Be  |xy;  eitaaaii;,  oüS'  äveat<;  ■  ou,oi'ü)<;  -yäp  ä'jjwpio  i.-j).  Sarepsv,  eraep  tw  aütü 
t£  eiriTEivetai  ~xy_n  t,  \).vZo-r.  -i.-j\  feeipov  /pcviv,  liier  ist  zu  eiriTciveTai 
ein  Subject  weder  vorhanden   noch  zu  ergänzen  möglich,  sondern 


62 

ETrtxeivETat  kommt  einem  rj  i-.hxa;  71'Yvsxa'.  gleich.  Meteor,  ß  5. 
36V'.  28  SXw?  os  Y'YV0VTOl  °"  vvjvsiAt'ai  S'.a  B6'  aixi'ai;  ■  ^  Y"P  ^'*  '^7.°^ 
MtOffßevvu^evYji;  xv;;  ävaG'jjj.ia«w;  — ,  at  8s  xXEicxai  -/.a:  b>  xaT?  ava  jascov 
wpai;  $i  x<7>  jj.r(rai>  ava6oj;.iac9at  vj  tw  $JSy]  s;;sXv)Xu6svat  Tijv  äva9u[;.ia<7iv, 
es  wäre  eine  unnütze  Mühe,  zu  ava6u(Mao6at  ein  Subject  zu  suchen, 
sondern  man  muss  anerkennen,  dass  waüüy.<.äxai  ohne  Subject  heisst: 
es  verdunstet,  wie  5s i  es  regnet.  Meteor,  a  6.  343b.  7  xarrai  xcgiQ- 
tov  avaxXaaÖTJvai  xal  aüxol  xöiv  äcuväxuv  stvat  tpaaiv,  gewöhnlich  finden 
wir  bei  äva*Xäc6at  ein  bestimmtes  Subject,  avaxXvrat  vj  ciitc,  üva- 
xXwvxai  a!  axxtvsq,  aber  hier  wird  ein  solches  durch  den  nächsten 
Zusammenhang  so  wenig  dargeboten,  dass  wir  werden  anerkennen 
müssen,  ävaxXarot  ist  inipersonal  gebraucht  in  dem  Sinne :  „es 
findet  eine  Reflexion  statt."  Hiezu  kommt  XiOoüxai,  worüber  Bonitz 
im  Index  aristotelicus  bemerkt:  impersonaliter  videtur  usurpatum 
esse:  Xt8st  yvfiimai. 

Das  Neutrum  der  Formen  auf  xso,  aind.  tavja,  kann  mit 
dem  Accus,  verbunden  werden :  (scoxy;tsov  scti  xvjv  apsr^v.  üsaxntt  r)(/.w 
EOoi;s  -paxxeov  eivai;  daneben  subjectisch:  ot  wmmyjh  eöeXovtsi;  eu 
xottj-reoi.  Über  den  Unterschied  zwischen  der  subjectlosen  und  sub- 
jectischen  Ausdrucksweise  handelt  Krüger  56.  18.  Man  vergleiche 
aus   der  späteren  Graecität  va  3o6y)  ei?  xcv    pr(6svxa   xootv    oio    xpnrf? 

Acta  3.  261. 

Kelt.  Über  die  keltischen  Sprachen  äussert  sich  Zeuss  fol- 
gendermassen:  „Flexionis  personalis  (passivae)  nullum  amplius 
superest  vestigium  in  lingua  britannica.  Invenitur  sola  imperso- 
nalis,  sola  forma  scilicet  tertiae  personae,  quae  infixis  pronomi- 
nibus  etiam  inservit  siguificandis  ceteris  personis  1.  523.  Fle- 
xionis impersonalis,  quae  in  recentioribus  dialectis,  imprimis  in 
gaelica,  omne  fere  verbum  pervadit,  initia  jam  sunt  in  vetusta 
hibernica  in  quibusdam  verbi  substantivi  formis,  praesertim  autem 
in  verbo  passivo.  In  hoc  enim  lingua  primam  et  secundam  per- 
sonam  utriusque  numeri  designare  consuevit  per  unam  formam 
tertiae  personae  singularis,  ita  scilicet,  ut  infigerentur  utriusque 
personae  pronomiua,  tarn  singularis  quam  pluralis,  inter  parti- 
culas  no  et  ro  verbales  praefigendas  et  verbum,  si  simplex,  vel 
inter  praepositionem  et  verbum,  si  compositum  est:  no  m  glantar 
emungor.  no  m  thachtar  augor  1.  474.  Flexio  impersonalis  solam 
formam  tertiae  personae  singularis  cujusque  temporis  adhibet, 
eademque  etiam  ceteras  persouas  significat  addendis  earum  pro- 
nominibus  pei'sonalibus.    Fit.  hoc  infigendo   in   vetusta  lingua   et  in 


63 

passivo  tantuin  (in  hibernica  etiam  in  verbi  substantivi  formis 
quibusdam),  qua  signiiicatione  personarum  peculiari  jam  destrui- 
tur  flexio  primitiva  personalis  hujus  generis  tarn  in  vetusta  hiber- 
nica, quae  juxta  tertiam  singularis  numeri  tertiam  pluralis,  sed 
non  ceteras  in  communi  usu  servavit,  quam  in  cambrica,  quae 
solam  tertiam  singularis  agnoscit;  recentior  lingua  addens  formas 
pronominum  absolutas  ad  verbum  tertiae  personae,  idque  non  solum 
in  passivo  sed  etiam  in  activo,  omnis  flexionis  personalis  plus  vel 
minus  obliviscitur"    1.  412. 

Im  Irischen  wird  das  Passivum  mit  dem  Accusativ  des  ac- 
tiven  Ohjectes  subjectlos  gebraucht:  glantar  me,  wörtlich:  lavatur 
me  ;  glantar  tu,  lavatur  te;  glantar  e,  lavatur  eum  ;  glantar  sinn, 
tun,  lavatur  nos;  glantar  sibh,  ibh,  lavatur  vos ;  glantar  lad,  lava- 
tur eos  für  lavor,  lavaris  usw.  O'Donovan  183. 184.  Zeuss  1.474.  von 
der  Gabelentz  506.  moltar  int',  laudor.  Das  passive  Genus  hat  keine 
synthetischen  Formen,  und  wenn  die  Personalpronomina  das  Subject 
dazu  bilden,  stehen  sie,  wie  bei  dem  Hilfszeitworte  is,  immer  in 
der  sonst  gewöhnlich  aecusativisch  verwendeten  Form,  ohne  darum 
wirkliche  Accusative  dem  Begriffe  nach  vorstellen  zu  können  Leo, 
Ferienschriften  2.  129.  130.  Dieselbe  Kegel  gilt  in  den  meisten 
übrigen  keltischen  Sprachen:  im  Gaelischen:  Munro,  Grammarl38. 
von  der  Gabelentz  500 ;  im  Bretonischen :  me  a  zo  Luret,  me  ama- 
tur  es  wird  mich  geliebt  Rostrenen  125.  Dumoulin  109.  Lego- 
nidec  98.  von  der  Gabelentz  505;  im  Wäliseheu  :  Richards,  Anti- 
quitatum  brit.  thesaurus  introd.  27.  Zeuss  1.  49(J.  von  der  Gabe- 
lentz 505;  im  Cornischen:  die  Passivform  kommt  nur  in  der 
dritten  Person  vor,  wobei  das  Pronomen,  welches  das  Subject 
des  Passivum  sein  sollte,  im  Objectscasus  steht  Norris,  The  ancient 
Cornish  drama  2.  271.  277.  von  der  Gabelentz  505.  Schuchardt, 
Zeitschrift  für  roman.  Philologie  iv.  152.  Das  Manks  macht  eine 
Ausnahme    Leo,    Ferienschriften   1.   168.    von  der  Gabelentz  506. 

Aind.  Die  in  den  epischen  und  dramatischen  Sanskritwerken 
vorkommenden  Imperative  passiver  Form  von  Verba  neutra  wie 
ägamjatäm  adeatur.  upägamjatäm.  samsadyatäm  considatur  fehlen 
den  Vedeu.  Urdu:  us-ne  ghore-kö  märä,  wörtlich:  ab  eo  equum 
percussum  est  Fr.  Müller,  Orient  und  Occident  2.  581.  Sindhi 
Stack,  Grammar  67.  von  der  Gabelentz  509.  Zig.  astardö  i  ciri- 
kla  ta  Sindo  la  |ia.,  wörtlich:  captum  est  gallinam  et  dissectum  eam. 

Finnisch  und  Esthnisch  gebraucht  seine  Passiva  nur  sub- 
jectlos   (impersonell)    von    der   Gabelentz    507.    tulla    an    yenitur 


(14 

Boller.  Fin n.  rakastetaan  minua  amatur  me  Fr.  Müller,  Grundriss 
2.  2.  233.  Eine  dem  venitur  entsprechende  Form  fehlt  im  Magya- 
rischen Boiler. 

Khasia:  la  bindi  ia  u  non-thuh  inclusurn  est  furem  Fr.  Müller 
2.  2.  386. 

Ein  Beispiel  aus  dem  Hebräischen  führt  Fr.  Müller  an  in 
Orient  und  Oceident  2.  581.  Dieselbe  Ausdrucksweise  kennt  das 
Äthiopische  Dillmann  387. 

Die  gleiche  Erscheinung-  bieten  australische  Sprachen:  näte 
lak-in  köi/e  durch  mich  wird  gemacht  den  Korb  a  me  fit  corbem 
Fr.  Müller,  Grundriss  der  Sprachwissenschaft  2.  1.  58.  a  pisca- 
tore  capitur  piscem  2.   1.  2. 

Dasselbe  gilt  von  amerikanischen  Sprachen :  Guaraui  bietet 
Sätze  vom  Typus  „docetur  me"  für  „doceor"  von  der  Gabelentz  504; 
so  auch  das  Mexicanische,  das  Pochonchi  505;  die  Yarura-  und 
Betoisprache  504. 

In  allen  diesen  Fällen  betrachte  ich  den  Ausdruck  als  sub- 
jectlos  und   den   Accus,  als  Complement. 


IV.  Subjectlose  Sätze  mit  einem  Nomen  nnd  dem  Verbum  esse. 

Nomen  und  Verbum  bezeichnen  einen  Vorgang  oder  Zustand 
a)  absolut:  es  ist  kalt;  oder  mit  Beziehung  auf  eine  Person  oder 
Sache:  die  Person  wird  b)  durch  den  Dativ  oder  e)  durch  den 
Accus,  ausgedrückt:  mir  ist  kalt.  Nslov.  mene  je  strah  bilo,  wört- 
lich: me  timor  fuit.  strah,  m.  ist  zwar  Nomin.,  jedoch  nicht  Subject, 
wie  das  Neutrum  bilo  zeigt.  Die  Sache  wird  meist  durch  den 
Gen.  bezeichnet. 

a)  Slavisch.  Aslov.  veSen,  bymSju  StWa;  fetapsn)?;  marc.  6. 
47-zogr.  Nslov.  bilo  je'vruce  es  war  heiss  prip.  4.  na  Um  strani 
je  manj  skalovito  links  ist  es  weniger  felsig  ber.  8.  172.  ziraa, 
tema,  mraz  je  bilo.  kadar  je  bilo  red  h  Kaipü  trüb,  preden  je  bilo 
pol  noci  bevor  es  Mitternacht  war  volksl.  Bulg.  po  poleta  ta 
biva  toplo.  kogi  je  bilo  vecer  als  es  Abend  war  kl.  87.  stava  videlo 
es  wird  Licht  manc.  göre  je  goresto  ib.  goreltind  j  es  ist  heiss 
cank.  grehotd  j  es  ist  Schade  cank.  jesen  nastana  es  ward  Herbst 
manc.  kisno  je  cank.  stana  kbsno  es  wurde  spät,  homa  stdna  mir 
es  wurde  allsogleich  stille,  stava  her  mrak  il  s'obscurcit  bog.  stana 
pladne  es    ward  Mittag,    zimd  je.    beie  sHdeno.   jedno  leto  stanalo 


65 

suäa.  po  pitja  t  bUe  tvmno  auf  dem  Wege  war  es  dunkel,  ste  stane 
toplo  es  wird  warm  werden,  kak  je  hubavo!  wie  es  schon  ist! 
kl.  7:").  je  suSa,  je  prah,  je  shnce.  je  rmgla  bedeutet  nicht,  dass 
es  eine  Wolke  gibt,  dass  eine  Wolke  existiert,  sondern  dass  sich 
der  Himmel  bewölkt,  golema  je  stud  eivai  ii.eyd'kr,  <J*6xPa  ist  vel'" 
schieden  vom  subjectischen  stud  je  golema  vj  döy.pa  eivac  \xs^£kt\. 
shbpo  je  e!vat  äv.?i$iv  ist  nicht  subjectlos.  stana  drago  po  livadi  es 
ward  lieblich  auf  den  Wiesen.  Was  das  Verbum  stana  anlangt, 
so  vergleiche  man  mit  den  angeführten  subjectlosen  Sätzen  die 
subjectischen  6ifut5e  stava  htlgarce  der  Jude  wird  ein  Bulgare 
milad.  108.  zena  mu  kamik  stamla  sein  Weib  wurde  Stein,  ver- 
steinert 137.  zena  na  kamzk  da  stane  ib.  Klruss.  tak  pusto  v  seli, 
choö  holyj  bizy  es  ist  so  wüst,  leer  im  Dorfe  usw.  sprichw.  i  cho- 
iodno  i  holodno,  i  do  domu  daleko  es  ist,  herrscht  Kälte  und 
Hunger  usw.  sprichw.  v  pjaty  zymno  poslov.  28.  teplo,  jak  v  hany 
117.  s~a  in  temno  sa  jak  v  rozi  ib.  ist  nicht  aufgeklärt.  Subjectisch: 
jak  to  hörko!  Russ.  estb  vdvoenn  görazdo  veselee  es  ist  lustiger  usw. 
na  dvore  bylo  zarko  es  war  heiss  usw.  mracno  il  fait  sombre.  polno 
oto  stonvb  genug  davon,  pora  kofe  pitb  es  ist  Zeit  Kaffee  zu  trinken. 
uz.%  pozdno  es  ist  schon  spät,  tepen  eSÖe  rano  es  ist  noch  früh. 
kato  tanvi  dolzno  bytb  svezo  pod^  deremjarni!  wie  muss  es  da  frisch 
sein!  vi  karete  bylo  temno.  zdist  bitdefo  udobnee.  zdesb  ocent  cho- 
roSo  hier  ist  es  sehr  schön.  Cech.  dnes  je  posmoumo  a  teplo. 
jeste  tma  bylo  br. :  unrichtig  ist  das  nur  subjectisch  zulässige  byla 
tma  br.  zima  bylo  br.  i  bylo  veSer  br.  jiz  veta  po  mne  bylo  vel. 
tfeba,  skoda,  beda  bylo.  tarn  jest  plytko  dort  ist  es  seicht.  Poln. 
bylo  cieplo,  goraeo.  juz  ciemno.  bedzie  w  nocy  Üizko.  straszno  v  sta- 
rym  dworze  laz.  175.  Unrichtig  ist  szkoda  by  byla  jadw.  70. 
Oserb.  mröz  jo  es  reift. 

Lit.  jau  tamsu.  buva  silta,  karsta.  sendien  salta  heute  ist  es 
kalt,  grazu  yr  es  ist  schon.  Statt  des  Adj.  tritt  in  manchen 
Fällen  das  Adv.  ein  Schleicher  257.  Kurschat  366. 

Deutsch.  Nhd.  es  wird  Abend,  Morgen,  Nacht,  Tag,  was  Grimm, 
Wörterbuch  3.  1 108,  als  eine  Umschreibung  von  mhd.  ez  abendet, 
morgenet,  nahtet,  es  tagt  ansieht,  es  wird  Frühling,  Sommer,  Herbst, 
Winter  neben  es  sommert,  wintert,  herbstet,  es  ist  dunkel,  es  dunkelt, 
da  war  es  besser,  da  ist  es  so  'luftig  und  warm.  Frühling  ist  es.  da 
ist's  gut.  nirgends  icar's  geheuer,  da  ist  's  gespenstisch,  heller  ward's, 
so  kalt  um/  frisch  es  ist.  im  Kopfe  icar's  ruhig,  es  ist  so  still  und 
dunkel,  es  war  grausig  still  im  /.immer,  zum  Bühl  ist's  nneh  trocken. 
Snbjectlose  Sätze.  'ö 


6(5 

es  ist  noch  nicht  Zeit.  Neben  still  war's  auf  dem  Meere,  in  der 
Nackt  war  es  kalt  und  stumm  heisst  es  subjectisch  das  Meer  war 
still,  die  Nacht  nur  kalt  und  stumm. 

Roman.  It.  egli  e  caldo.  e  motte,  i'  giä  tardi.  tempo  e  di  ra- 
gionar.  si  fa  sera.  eglieora.  Fz.  il  est  temps  de — .  il  fait  chaud, 
froid  ist  subjectlos,  il  est  chaud,  froid  subjectisch.  Ebenso  il  ne 
fait  jxis  encore  jour.  il  fait  und  il  est  nuit.  il  fait  de  l'orage,  de  la 
pluie,  de  la  crotte,  il  fait  de  g rundes  chaleurs,  il  fait  bien  cläir 
dans  cette  eglise,  il  fait  des  eclairs,  il  fait  beaü,  vilain,  mauvais 
temps,  il  fait  grand  vent  usw.  il  n'y  fait  pas  sur  es  ist  da  nicht 
sieher.  il  y  fait  bon  vivre  da  lebt  sieh's  gut.  il  fait  eher  vivre 
en  ce  pays-lä  usw.  Mit  den  fz.  Sätzen  mit  faire  vergleiche  man 
nhd.  es  macht  Wetter,  mhd.  8z  tuot  weter  Grimm,  Wörterbuch  8. 
1108.  Rutmm.  ij  Jcald  es  ist  wann.  Mrum.  da  ploae,  neao,  gran- 
dine es  regnet,  schneit,  hagelt  bo.  106.  107,  wo  da  vielleicht  nicht 
wie  deutsch  es  gibt,  sondern   wie  fz.   il  fait  aufzufassen  ist. 

Zig.  kere/a  sil  pa.  ist  buchstäblich  il  fait  froid.  da  hat  in 
den  folgenden  Ausdrücken  wohl  die  Bedeutung  „fallen":  brisin 
dela  pluvia  cadit  pa.  del  jiü  cadit  nix  immun,  dela  Tcukudi  cadit 
grando  pa.  dela  ohne  brisin  pluit  pa.,  doch  auch  dela  o  düchos 
es  webt  pa.  Daneben  jir  perel  nix  cadit  karp.  märel  <■  valvdl, 
wörtlich:  es  schlägt  der  Wind   immun,  sil  hi  frigus  est  ung. 

Im  Kanuri,  einer  Sprache  Centralafrika's,  wird  dem  Nomen 
das  Verbalsuffix  der  dritten  Person  sing,  tsi  augefugt:  binemtsi 
it  is  the  cold  season.  magaribütsi  it  is  evening.  tsimtsi  it  is  bitter 
S.  W.  Koelle,    Grammar    of   the  Bornu    or  Kanuri    language  45. 

Dem  lat.  hiemat  es  ist  winterlich  stellt  das  slav.  im  nslov. 
zimaje  (hiems  est),  das  griech.  ■/j.<.[j.iCei,  das  deutsche  es  ist  Winter 
und  es  wintert  entgegen  (Sätze,  welche  allerdings  dem  Sinne  nach 
nicht  vollkommen  übereinstimmen):  wo  also  das  lat.,  das  griech. 
und  das  deutsche  ein  Verbalthema  bilden  und  den  Gedanken 
durch  die  III.  sing,  desselben  ausdrücken,  behilft  sich  das  slav. 
mit  einer  eigentümlichen  syntaktischen  Verbindung  des  zima 
mit  esse:  zima  ist  der  Nominativ,  tritt  jedoch  hier  nicht  als  Sub- 
jeet  auf,  was  daraus  hervorgeht,  dass  das  Verbum  im  Neutrum 
steht :  zima  je  bilo  hiemavit,  es  hat  gewintert,  zima  vertritt  daher 
hier  den  thematischen  Bestandteil  in  hiemat  und  in  wintert.  Es 
wird  durch  das  Verbum  esse  als  absolutes,  von  einem  Subject 
unabhängiges  Prädicat  hingestellt:  zima  je,  zima  je  bilo,  zima  böde 
darf  demnach  eiu  conjugiertes  Prädicat,  predicat  eonjugue  genannt 


67 

werden,  was  französische  Grammatiker  als  sujet  conjugue  ansehen. 
zima  je  bilo  ist  wörtlich  hiems  factum  est:  zima  jebüa,  wörtlich: 
hiems  facta  est,  ist  ein  Existentialsatz :  es  gab  einen  Winter. 
Wie  schon  oben  bemerkt  wurde,  ist  die  Negation  von  zima  je 
bilo  —  ni  Wo  zima,  während  die  Negation  von  zima  je  bila  — 
zime  ni  bilo  lautet.  Die  Vergleichung  von  es  ist  Frost  und  es  friert 
zeigt,  dass  ist  in  jenem  Satze  keine  andere  Bestimmung  hat  als 
in  dem  Satze  die  Nacht  ixt  dunkel:  in  beiden  Sätzen  dient  es  der 
Prädication  bei  nominalen  Ausdrücken.  Gäbe  es  nur  verbale 
Themen,  wäre  ist  überflüssig;  man  würde  sagen:  die  Nacht  dunkelt, 
wie  man  es  dunkelt  neben  es  ist  dunkel  sagt.  Der  Ausdruck  copula 
ist  irreführend  und  sollte  von  der  Logik  und  der  Grammatik  über 
Bord  geworfen  werden.  Man  vergleiche  Fr.  Brentano,  Psycho- 
logie i.  282. 

b)  Slavisch.  Aslov.  da  blago  budett  vamt  dass  euch  wohl  sei 
sabb.-vind.  sknbbno  mijesth  ib.  tesno  mi  by  bus.  ehrist.  414.  tezzko  mi 
jesti,  ßapivonai  supr.  243:  grave  mihi  est.  tuga  mijesth  coarctor  leont.: 
angor  mihi  est.  Nslov.  mi  je  znoj  ich  schwitze,  konjem  je  zima  bilo 
prip.  4.  vse  zivo  jih  (zab)  je  bilo  ravn.  1.  88.  ist  subjectisch.  tega 
ni  treba  bilo.  komu  ni  britko  ravn.  2.  275.  tega  mi  ne  mar.  mu  je 
bilo  dolg  ins  er  hatte  Langeweile  met.  Bulg.  blast  ti!  wohl  dir! 
cank.  gorkd!  weh!  cank.  wohl  mit  Auslassung  des  Dat.  gladnö 
mu  je  er  ist  hungrig  Morse  85.  za  da  ti  fode  dobro  damit  es  dir 
wohl  sei  manc.  nemu  ne  mu  je  zedno  er  hat  keinen  Durst  col. 
zlS  mi  je  j'ai  mal  au  coeur.  maranja  mi  j  es  ist  mir  heiss  cank. 
nanu  je  veselo,  nemu  je  lose  neben  toj  je  vesel,  toj  je  boten,  mih 
mi  je  za  tos  (tozi)  narod  es  thut  mir  leid  um  dieses  Volk  ev.  ako 
ti  je  studeno  wenn  dir  kalt  ist  manc.  da  l  ti  je  tezko  za  domaf 
sehnst  du  dich  nach  Hause?  milad.  20.  tescind  mi  j  ich  fühle 
eine  Beschwerde  cank.  Serb.  bijaie  mi  dobro  pjes.  4.  38.  meni 
(ja  je  milo.  zalije  ga  nama  nego  jima  pjesm.  Befremdend:  zalije 
mu  snahin  vjenac  bilo  nego  glavu  svog  sina  vergl.  Daniö.  sint.  407. 
Klruss.  buh  mi/ni  tak  veselo  ta,  lubo  rozm.  15.  dosadno  myni,  zro- 
bylo  ia  20.  v  chlivdi  polno  ovec.  ne  treba  roboty,  koty  j  tak  rodyt 
sprichw.  dobre  bulo  kalynoj6i  pis.  2.  166.  öohoi  my  tjaSenko  rus.  30. 
tak  meni  toskno  33.  zal  bohatomu  korabla  sprichw.  baba  z  voza,  ko- 
byli  lehce  sprichw.  vZe  meni  v  pekli  hörie  ne  bude  sprichw.  Russ. 
otib  togo-to  mne  veselo.  zdSsb  mni  oSem  prijatno  i  veselo.  gadko  i 
stydno  emu.  gonko  stalo  emu.  mar  i  d nicht,  nudeh,  dostatocno  mir 
genügen    auch  nur   zwei   Wochen.     Saniwu  dosadno  s/a)n>rih,  st  es 


68 

verdross  Sanin.  vserm  bylo  zarko  i  tomvo.  zalko  stalo  emu.  mne  zah 
toj  devuiki.  legSe  li  Irinef  ist  es  Irenen  leichter?  emu  bylo  nelovko 
ihm  war  es  unbequem  zu  Muthe.  mne  gorazdo  luSse  mir  ist  viel 
besser,  morkotno  mne  es  ist  mir  traurig-  zu  Muthe.  mne  nikogo 
ne  nuzno  ich  brauche  niemand;  subjeetisch:  mne  sto  nuzno.  mne 
sovestno  vas^  bezpokoitb  j'ai  conscience  de  vous  importuner.  Saninu 
bylo  nemnozko  sovestno  i  stydno.  sovestno  stanovilo  sb  emu  i  sladko 
i  zutko.  stydno  emu  stalo  öuzago  celoveka.  mne  nedosuzno  ich  habe 
keine  Müsse.  Icakb  ej  ne  stydno!  wie  schämt  sie  sich  nicht!  mne 
ocenb  skucno  sdelalo  st.  emu  budetb  s^  neju  skucno.  mne  ocem  tja- 
zelo.  cholodno  emu  stalo.  u  nej  (für  den  Dat.)  ne  choroso  na  duse 
ihr  ist  nicht  wohl  zu  Muthe.  mne  zah.  idvze  ne  be  proehodno 
polku  lavr.  emu  bylo  ocenb  choroso.  vidno  mne  neh  spasenija  mir 
ist  keine  Rettung  sichtbar,  ne  nado  toj  postyloj  svobody.  odnogo 
uvazenija  ne  dostatocno  die  blosse  Achtung  genügt  nicht.  Cech. 
mne"  je  teplo  mir  ist  warm,  ceho  koü  potfeba  bylo  k  oprave  chrämu 
br. :  nach  Juugmann  wird  hier,  wohl  wegen  bylo,  potfeba  adver- 
bial gebraucht,  wobei  bemerkt  werden  mag,  dass  griech.  Gram- 
matiker Set  und  xpyj  als  Adverbia  ansahen,  po  vsi  rovlne  plno 
koni  cyr.  skoda  toho  druha  dobreho  dalem.  ne  melo  li  byti  tobe  toho 
zel?  bud  toho  bohu  zel  stit.  tech  darüv  ndm  treba  neni  br.  jest  mi 
toho  velmi  lifo  haj.  bvda  mne  sedin  otce  meho  jungm.  blaze  bude 
jemu  kat.  131.  Slovak.  bolo  mu  jej  luto.  jej  clivo  (cech.  tesklivo: 
Hsk)  bolo  samotnej  po  trne.  Polu.  zimno  mi.  czy  panu  tak  pilnol 
szkoda  bylo  takiego  nakladu  laz.  299.  wszedy  pelno  eiebie  koch.  1.  78. 
pelno  nas,  a  jako  by  nikogo  nie  bylo  1.  180.  wszedzie  mi  icesoto 
piek.  228.  zal  mi  bylo  tego.  zal  mi  de  koch.  1.  94.  teskno,  tesno 
mi  Linde,  przykro  mi  bylo.  Oserb.  vam  je  kozdeho  noveho  peneza 
zel  a  skoda  bylo  seil.   130.  Vergl.  Grammatik  4.  464. 

Lit.  man  Salt  mir  ist  kalt,  man  ger  mir  ist  wohl,  ar  tav 
gaila  vainikeliof  ist  dir  leid  ums  Kränzchen'?  volksl.  iskada  to 
zmogaus  Schleicher  273. 

Deutsch.  Nhd.  es  ward  mir  ganz  ängstlich,  mir  ist  bange,  mir 
bangt,  es  wird  dir  wieder  besser,  mir  ist  ernst  damit,  mhd.  mir  ist 
es  ernest.  mir  war's  gebunden  vor  der  Stirn  Goethe,  mir  ist  nicht 
rechthaberisch  und  streitsüchtig  zu  Muthe.  mir  ward  vor  dem  Auge 
so  trüb,  es  fieng  mir  an  ganz  wunderlich  und  kleinmiithig  zu  werden, 
warum  ist  dir  so  weh?  drum  ist's  so  wohl  mir  in  der  Welt,  wie's 
Fischlein  ist  so  wohlig  auf  dem  Grund.  Mhd.  du  la  dir  ruht  ze 
we  sin  nach  dem  guote,   lä  dir'z  ouch  niht  z    unmsere  sin.    mir  wirt 


69 

buoz.  wir  ist  (jach,  ger,  leit,  reit,  swtere,  Uwe,  zorn  Grimm,  Gram- 
matik 4.236.  Heyse  2.  148.  Altnord.  sagt  man:  mir  ist  gesund, 
krank,  warm,  kalt,  ruhig  usw.  Got.  ainis  ihm  ran  ist  vi  soi  üatspel 
marc.  10   21. 

Lat.  dure  nobis  opus  est,  nslov.  vojvodeje  nam  treba.  Rumun. 
Mi-um.  atieU,  t'se  le  erd  reu  jene,  denen  es  übel  war  ev.  drum. 
ini  j  uri't.  tsij  greü.  ij  reu  mir  ist.  langweilig-,  dir  ist  es  un- 
gelegen,    ihm,  ihr  ist  schlecht. 

Die    hieher    gehörigen  Sätze    mit   einem  inf.   sind   teils  sub- 
jeetisch,  theils  subjectlos. 
a)   Subjectisch: 

Slavisch.  Aslov.  nelepo  mi  jestb  mlbcati  non  decorum  mihi 
est  tacere  sabb.-vind.,  -wo  mhSati  einen  Nomin.  vertritt,  daher 
etwa:  mhcanije  nelepo  mi  jestb.  Nslov.  groza  je  bilo  vidit  boja  es 
war  ein  Graus  den  Kampf  zu  sehen  volksl.  Klruss.  vobio  bohu, 
sco  chofity,  tu  Synyty  sprichw.  panam  trudno  pravdu  kazaty  sprichw. 
i  dychaty  ne  mozna  (aus  mozno).  Russ.  vanib  veselo  verchonn  ezditb? 
ist  es  euch  angenehm  zu  reiten?  vozmozno  li  emu  veritbf  kann 
man  ihm  glauben?  ne  legko  ej  bylo  razorvatt  svjazb  sb  Litvinorm 
es  war  ihr  nicht  leicht  zu  zerreissen  usw.  i  varm  i  mne  nehzja 
medlitb  ihr  und  ich  dürfen  nicht  zaudern,  eigentlich:  non  facile 
est  usw.  nado  (nadobno)  bylo  ispolnitb  obes&anie.  stydno  vavn  fintttb. 
mne  bylo  by  oeewb  bohno,  esli  Irt  sto  ne  udalo  sb.  Das  Inf.-Subject 
ist  zu  ergänzen:  esli  tebe  mo&no,  prichodi  ko  mne.  mne  uuzno  kt 
nemu  ich  niuss  zu  ihm.  Cech.  smrti  ji  ne  Ize  bude  zbyti  dalem. 
dobre  jest  nam  tuto  byti  br.       Poln.  moina  iic. 

Deutsch,  zu  lieblich  ists  ein  wort  zu  brechen  Goethe. 
Roman.  Fz.  il  est  beau  de  perir  pour  sauver  Vinnocence. 
Griech.  s;saTi  [Mt  äiueva'.  das  Weggehen  steht  mir  frei,  ßapßapwv 
'üj^xxc,  ap/siv  £ixi;  euryp. 
ßj   Subjectlos: 

Slavisch.  Nslov.  je  bilo  Sas  dnarje  jeinuti.  ravn.  1.  235. 
Klruss.  hj  sucho  do  neho  zajty?  posl.  128.  Russ.  pora  namz  vi, 
l>atb  iti  bezs.  1.  20.  Cech.  jiz  cas  jest  mn&  vSicku  (Uli)  oypiti 
dalem.  Griech.  ep.oi  oc/eT  cü-/v  töpa  eivat  ü|*iv  y.aösuäsiv  xen.  In  wpa 
iov.  iktdvai  ist  auch  nach  Krüger  2.  105.  wpa  Prädicat,  der  Satz 
demnach  subjectlos,  da  man  nicht  sagen  kann  to  cratevai  iopa  lattv. 
In  manchen  Fällen  ist  es  zweifelhaft,  ob  man  es  mit  einem 
subjeetischen  oder  einem  subjectlosen  Satze  zu  thun  hat.  I  >ies 
gilt  von  den  Sätzen   mit  treba  und  hoteti  se.     Nsl.    ne  li  Kristusu 


70 

bilo   tega   trpeti   treba.f   ravn.     Klruss.   treba   umerty.     treba   svojim 
jihihnm  Oraty.     Cecli.  ne  bude  ho  pobizeti  treba  kom.     Ebenso  rviss. 
zachotilo    sb    erwu    namjati  Seju  naglecu.     Der  Grund  des  Zweifels 
liegt  darin,   dass  treba  und  hoteti  se  meist  mit  dem  Gen.  verbunden 
werden.   Ahnlich  verhält  es  sich  mit  yp/\:  £0:  y_prt  (|j.apvac78ai)  od.  9.  50. 
c)  Slavisch.  Nslov.  ne  bo  vas  groza  smrti  es  wird  euch  vor  dem 
Tode    nicht    grauen,    wörtlich:    non    erit  vos    horror  mortis  ravn. 
1.  122.    groza   vas  i/a   je   bilo    es    graute    euch  vor    ihm,    wörtlich: 
horror  vos  ejus  erat  2.  170.    konj    se  mi  je  skoda   zdelo    mir  that 
es    um    die  Pferde  leid,    kteriga  teh  dreh  izgledov  vas  je  misel  po- 
snematif   welches  von  diesen   zwei  Beispielen    gedenket  ihr  nach- 
zuahmen?   wörtlich:    utrum    horum    duorum    esemplorum  vos  est 
voluntas    imitari?    1.  164.    pravice    vas   bödi   skrb    sorget   für    Ge- 
rechtigkeit,  wörtlich:   justitiae  vos    sit    cura  1.  244.    toliko   ga  je. 
bilo  sram  ko  volka  strah  er  schämte  sich  so  wie  der  Wolf  fürchtet, 
d.   i.   gar  nicht,   wörtlich:  tantum  eum  erat  pudor  quantum  lupum 
timor.      vas    bodi   cudo    bozje   prijaznosti    bewundert    die    göttliche 
Milde  ravn.  1.  101.    gotovo  je   ras  zelja,    da    ljuhi.cn    dobote    sicher 
sehnet    ihr    euch    darnach    die   Geliebte    zu    bekommen    levst.  39. 
malo    ga    je    zasramovavcov    mar    er    kümmert  sich  wenig  um  die 
Spötter  ravn.  2.  173.     Mit  vtraga  me  je  bilo  vergleiche  man  mhd. 
mich  betraget.    Der  Gen.  steht  für  den  Accus,  in  zenski.h  je  skrb 
snage  die  Frauen  sorgen  für  Reinlichkeit  met.  237.    Niniv  bo  konec 
Ninive  wird  ein  Ende  nehmen  ravn.  1.  240.    mesta  jih  je  bilo  konec. 
Bulg.  gnev  me  j  es  thut  mir  leid,  wörtlich:  ira  me  est  cank.    grize 
me  j  ich  kümmere  mich,   wörtlich:    cura    me   est  cank.  i  malki  te 
deca    ne    gi    bilo    griza    ot    neja    (zima)    selbst    die  kleinen  Kinder 
kümmerten    sich    nicht    um    ihn    (den  Winter)  manc.    grozd  me  j 
es  graut  mir  cank.     gidel    me  j    es    kitzelt    mich  cank.    jad  me  j 
es  thut  mir  leid  cank.    sramb  go  bese  bulg.-lab.     stram  je  bilo  ju- 
naka  der  Held  schämte  sich  milad.  87:    daneben  sramotd  mi  j  es 
ist    mir    eine  Schande    cank.  strah    me  j    ich    fürchte    mich  cank. 
Kroat.  bude    me    stidi  sram    ich  werde    mich    schämen  lue.  9.     «I 
te  je  od  toga  strah  i  sram  35.     ni  me  ce  biti  strah  ich  werde  mich 
nicht  fürchten  bud.  70.      Serb.  briga  me  je  samu  angor  sola  (quando 
sola    sum)    reljk.     sto  je    njega    volja  was    er    zu    thun  willens   ist 
dosen,    ako  te.  j'  boja  zelja  wenn  du  nach  Kampf  verlangst  gund. 
vse  senice,  da  te  je  müinä  lauter  Weizenäcker,  dass  du  eine  Freude 
daran  hast  danic.  407.    red  je  mene,    da  ja  progovorim  die  Reihe 
ist    an    mir,    dass    ich    rede  pjes.  5.  544.     aije   ga    skrb  vuk.   sram 


71 

vas  bilo  schämet  euch  dosen,    sramota  ga  bilo  er  soll  sich  schämen 
danic.  406.    strah  ga  od  straSne  smrti  nije  gund.    divojak  nije  stid 
pivati  die  Mädchen  scheuen  sich  nicht  zu  singen  reljk.:   der  Gen. 
für  den  Accus,    da  je  nije  hroz  goricu  tuga  dass  es  ihr  durch  den 
Wald  nicht  hange  wird  danic.  406.    jad  me  je  ich  habe  Kummer 
kove.  110.    Kaum  richtig-    ist    der  Dativ  in  dvije  ti  volje,   a  Setiri 
Cudi  poslov. :  in  dvije  te  volje  hielt  Vuk  ti  für  passender,  mit  Un- 
recht.   In  ne  lila   ras    vaSeg  Inda  zelja  ist  hilo  allein  zu  billigen. 
Ahnlich  sind  Fügungen  wie  stade  piska  jadne  kaludzere,  wörtlich: 
facta  est  sibilatio  miseros  monachos  scep.    sta  ju  cika  kako  zmije 
ljute.    sta  cika  ludoga  Jovana  pjes.  2.  20;  2.  33.    stani  smijeh  oezirske 
ridzale   scep.       Klruss.    zmyja    stydno    staio    pered.  Jim    k.    2.  71. 
Cech.  ne  lud  tele  jio  tom  tuha  kat.  3070.    co  mia  velce  hauba  bude 
sus.  89.    to   f  me"  jest   divno  flas.       Poln.  ze    mir   wstyd  pouriada6, 
wörtlich:  me  pudor  (est)  dicere  koch.  1.  97.    wstyd  mie  Lylo  mucz. 
welmi  mie  tyga  po  tobte,    wörtlich:    valde   me  (est)  desiderium  tui. 
az  i  sluchac  strach  czlowieka,    wörtlich:    etiam    audire    terror   (est) 
hominem  koch,    teskno  mie  jest  es  ist  mir  bange  troe.    teszno  liylo 
pomorzan  z  pokojem  byc  biel.  69.  jak  tarn pyszneyo  teskno  bedzieWujek. 
C.  W.  Smith's  202.  Ansicht,  der  Gen.  sei  später  mit  dem  Accus, 
verwechselt  worden,   ist  unrichtig-.      Oserb.  ne  je   vas  hamba   bylo? 
habt  ihr  euch  nicht  geschämt'?  seil.  130.  Vergl.  Grammatik  4.  367. 
Deutsch.  Got.   ni  kar-ist  lua  tMze  lambe  cü  [jiXei  xjtü  rapt  xwv 
^poßaiwv  io.  10.  13,   wörtlich:   non   cura  est  eum  ovium,  was  nslov. 
etwa    so    lauten   würde:    ni   ga    skrb    ovdc.     ni  iheei  Ina  thize  thar- 
bane  kara   vesi  cj/_  oti  rcept   töv   ^rrw/wv  EU.eA.ev  gcütü   12.  6.     niu  kara 
thuk   ihizei  fragistnam    o:j  (AsXst  cot,    Ott  ti«toXX6|jt,s6«  marc.  4.  38.    wa 
kara    uusis!    t!  irpb?   r^xäz;    matth.  27.  4,    wörtlich:    quid    cura   nos 
(est)'?    ni  kara  thuk  manshun  i:j  \j£lv.  ao>.  itepi  oüSevöq   marc.  12.  14, 
wörtlich:   non   cura  (est)  te  cujusquam.       Ahd.   in  (den  Nero)  was 
furewizze    allSro    iro    Udo  (seiner  Mutter  Glieder),    mih  ist  es  niot, 
mih  niotdt  ich   sehne  mich  danach,    mih  ist  es  wuntar  ich  wundere 
mich    darüber.       Mhd.  mich  ist  fürwitz.     Daneben  den  künec  nam 
di:s  iimnder.     mich  nvmi  es  hsale  ich   halte  es  geheim,     wunder  mich 
c/«':.s    hat.       Nhd.    dessen    nimmt    mich    Wunder,     mich    gibt    Wunder. 
Grimm,   Grammatik  4.  703.   meint,   da  ein  Accus,  weder  von  „ist", 
noch   weniger  von   dem   dazu    gestellten  Nomen   abhangen   könne, 
so  scheine    es   misslich    ihn    aus    ihrer  Vereinigung    zu    erklären: 
weil  es  hiess  mih  wuntardt,  habe  man  auch  gesagt:   mih  ist  wuntar; 
aus  dem  got.   mik  ist  kara  Hesse  sich  ein  mik  karaith  folgern.  In 


72 

kar-ist  ina  cura  est  enm  ist  kara  der  Nomin.,  jedoch  nicht  das 
Subjeet,  wie  aus  dem  wörtlich  genau  entsprechenden  slav.  skrb 
ga  je  hervorgeht,  das  im  Prät.  skrb  ga  je  hilo  lautet,  nicht  skrb 
ga  je  bila,  ungeachtet  skrb  fem.  ist. 

Griech.  Das  Slav.  und  Deutsche  erschliesst  uns  das  Ver- 
ständniss  der  Fügung-  des  griech.  /peü  bei  Homer,  das  wie  g-ot. 
kara  und  die  analogen  Wendungen  im  kSlav.  die  Person  im  Accus., 
den  Gegenstand  im  Gen.  bei  sich  hat.  Bei  /psü  wie  bei  kara 
kann  esse  fehlen,  xi  Sc  es  XP£^  s^0;  quid  autem  tibi  opus  est 
me?  iL  11.606.  k\).k  oe  -/psw  f'YveTa!  «"'"K  C^S  ''rtö  m'm  vero 
opus  est  illa  (navi)  od.  4.  634.  cücs  xi  p.v>  yj=£w  Sera'  TUjxßoxoijq  nee 
quiequam  ei  opus  erit  humatione  iL  21.  322.  y.psio  ßouXvj;  ep.s  xai 
7£  opus  (est)  consilio  mihi  et  tibi  iL  10.  43.  |J.aXa  8e  XP£"  ^ävTac 
d/aio;j;  ecOX-i;;  y.cd  icuxiv^i;  valde  enim  opus  (est)  omnibus  aehivis 
(consilio)  bono  et  prudenti  iL  9.  75.  Ebenso  iL  9.  607.  od.  9.  136. 
Ohne  Bezeichnung-  der  Person  und  des  Gegenstandes  steht  zpiu> 
in  rj  ti  \j.d\a  xp£^  certe  aliqua  magna  necessitas  adest  iL  9.  197.  Der 
Gegenstand  wird  durch  einen  Infinitiv  ausgedrückt:  xw  xea  es  Btoau- 
y.e[j.£V  cutt  jJiaXa  xpsw  ideoque  te  docere  nequaquam  multum  opus  est 
iL  23.  308.  Eine  andere  Bedeutung  kommt  dem  Inf.  zu  in  ewtoxs  8' 
au-sx?^0  £H-^°  T£vylTal  ästv-ea  Xoifbv  äpjvai  toi;  aXXots  si  unquam  posthac 
opus  me  fuerit  ad  indignam  pestem  arcendam  a  ceteris  iL  1.  340. 

Im  Got.  ist  kara  ist,  im  Slav.  skrb  je  und  im  Griech.  xp£ü 
eexiv  der  Ausdruck  eines  Zustande»:  die  dadurch  betroffene  Person 
wird  durch  den  Accus.,  die  Sache  durch  den  Gen.  bezeichnet. 
In  sram  me  je,  wörtlich:  pitdor  me  est,  ist  sram  zwar  Nominativ, 
jedoch  nicht  Subjeet,  sondern  im  Sinne  des  allgemeinen  Theiles 
Prädicat,  wie  das  Neutrum  in  sram  me  je  Mio  zeigt:  sram  je 
drückt  wie  pudet  einen  Zustand  aus. 

•Zu  Seite  62.  'AX&c-exac  in  Soph.  Oed.  Col.  v.  1065.  kann  nicht 
auf  Kreon  bezogen  werden,  wie  man  meinte,  weil  Kreon,  der  mit 
Theseus  gegangen  ist,  sich  ja  in  dessen  Gewalt  befindet;  auch 
nicht  auf  die  Begleiter  des  Kreon,  da  es  sonst  äXwoovrai  heissen 
müsste.  Es  bleibt  also,  wenn  mau  nicht  eine  Corruptel  annehmen 
will,  nur  die  Erklärung-  „Es  wird  ein  Fang-  g-ethan  werden"  übrig-. 
Übrigens  erscheint  alpelv  und  sein  Passivum  aXi'cy.eaQai  absolut 
gebraucht  in  Redensarten,  wie  6  Xö-fos  alpei,  äXoüaa  oiy.rj.  (Vergl. 
die  Anmerkung  Nauck's  zu  der  Stelle.)  Aus  einer  brieflichen  Mit- 
theilung des  Herrn  Prof.  K.   Schenkl. 


u> 


73 


Literatur. 

Acta  et.  diplomala  graeca  medii  aevi.     Ed.  Fr.  Miklosich  et  J.  Müller. 

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Prip.:  Vuk  Stef.  Karadzic,  Srpske  narodne  pripovijetke.  U  Becu.  1853. 
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Berlin.   1864. 
Stein thal,  H.,  Grammatik,  Logik  und  Psychologie.  Berlin.    1855. 
'Über    die    unpersönlichen    Zeitwörter.     Zeitschrift    für  Völker- 
psychologie. I. 

Charakteristik    der    hauptsächlichsten  Typen    des   Sprachbaues. 

Berlin.    1860. 

Geschichte     der     Sprachwissenschaft     bei     den     Griechen     und 

Römern.  Berlin.   1863. 

Gesammelte  kleine  Schriften.  Berlin.  I.   1880. 

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Toepler,  G.  E.,    Theoretisch- practische  Grammatik    der  ungarischen 

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(Canti  toscani.)   Venezia.   1841. 
Trendelenburg,     A.,    Logische    Untersuchungen.     Zweite    Ausgabe. 

Leipzig.   1862. 
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Varencov,    V.,    Sbornik    russkich    duchovnych    stichov.     Sanktpeter- 

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Vladisavljevic,  D.,  Priprava  za  istoriju  svega  svijeta.  U  Becu.   1864. 


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Vybor  z  literatury  ceske.  Dil  prvni.  Od  nejstarsich  casfiv  az  do  po- 

ßätku  XV.  stoleti.  V  Praze.   1845. 
Wypisy   polskie.   W   Lwowie.    1854. 
Zeuss,   J.   C,   Grammatica  celtioa.   Lipaiae.    1853. 

Zikmund,  V.,   Skladba  jazyka  ceskeho.    V  Litomysli   a  Praze.   (1863.) 
Zwahr,    J.   C.   F.,    Niederlausitz-wendisch-deutsches  Handwörterbuch. 

Spremberg.   1847. 


INHALT. 

Seite 

Erster  Theil.    Allgemeines 1 

Zweiter  Theil.    Speeielles 33 

I.    Snbjectlose  Sätze  mit  einem  Verbum  activum 34 

1.  Sätze,  die  die  Existenz  eines  Gegenstandes  ausdrücken  ....  34 

2.  Sätze,  die  Naturerscheinungen  ausdrücken 43 

3.  Sätze,  die  Affectionen  des  Leibes  oder  der  Seele  ausdrücken       .  46 

4.  Sätze,  die  Sinnesempfindungen  ausdrücken 48 

5.  Sätze,  die  eine  Gewalt  durch  ihre  Wirkung  ausdrücken       ...  49 

6.  Sätze,  die  das  Geheimnissvolle,  Gespenstige  ausdrücken       ...  51 

7.  Sätze,  die  einen  Mangel  oder  das  Gegentheil  ausdrücken    ...  51 

8.  Sätze,  die  abstracte  Verhältnisse  ausdrücken 52 

II.  Subjectlose  Sätze  mit  einem  Verbum  reflexivum 52 

III.  Subjectlose  Sätze  mit  einem  Verbum  passivum 58 

IV.  Subjectlose  Sätze  mit  einem  Nomen  und  dem  Verbum  esse     ...  64 

73 
Literatur    


Druck  von  Adolf  Hol/.hausen  in  Wien. 


PG 
225 
M6 
1883 


Miklosich,  Franz,  Ritter  von 
Subjectlose  SSttse.     2.  Aufl. 


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