Miklosich, Franz, litter von
Subjectlose Sätze. 2. Aufl.
Z6
SÜBJECTLOSE SÄTZE.
VON
FRANZ MIKLOSICH.
ZWEITE AUFLAGE.
WIEN.
WILHELM BRAUMÜLLE R.
1883.
Bei
Wilhelm Braumüller, k. k. Hof- und ÜBiversitätsbochhändlcr in Wien,
sind naclistehemle Werke zur slavischen Philologie zu haben:
Miklosich, Fr., Versleichende grammatik der slavischen
sprachen. 4 Bände.
I. Band. Lautlehre. Zweite ausgäbe. 1879. Preis: 20 M.
II. Band. Starnmbildungslehre. 1875. Preis: 15 M.
III. Band. Wortbildungslehre. Zweite ausgäbe. 1876.
Preis: 18 M.
IV. Band. Syntax. Vergriffen. Eine neue ausgäbe be-
findet sieh unter der presse.
— Altslovenische fornienlehre in paradigmen mit texten aus
glagolitischen quellen. 1874. Preis: 5 31.
— Lexicon palaeoslo-Tenico - graeco - latinum emendatuni
auetum. 1862—1865, Preis: 27 M.
— Monuinenta serbica speetantia historiam Serlnae Bosnae
Bagusii. 1858. Preis: 12 .1/.
— Apostolus e eodice monastcrii sisatovaeensis. Mit facsimile.
1853. Preis: 6 M.
— Chronica Nestoris. Vol. I. Textuin russico-slovenicurn
eontinens. 1860. Preis: 6 M.
— Evangelium S. iMatthaei. 1856. Preis: 3 M.
— Vita S. Methodii. Russico-slovenice et latine. 1870.
Preis: 1 M. 60 Pf .
— Slavische bibliothek oder beitrage zur slavischen philologie
und geschiehte. 2 Bände. 1851, 1858. Preis: a 6 M.
Kopitar, B., Kleinere sehriften. herausgegeben v. Fr. Miklosich.
I. 1857. Preis: 3 M.
Monuinenta speetantia ad unionem ecclesiarum graepae et
romanae edita ab A, Theiner et Fr. Miklosich. Cum
tabula. 1872. Preis: 2 M.
Druck von Adolf Holzliavi^n.
U. k. Hof- nud Uiuveraitüts-Buclidrucker in Wiou.
SUBJECTLOSE SÄTZE.
VON
m<\yV FRANZ MIKLOSICH,
/tLibh.
0
ZWEITE AUFLAGE.
WIEN.
WILHELM BRAUMÜLLER.
1883.
Wz
Diese Schrift ist eine Umarbeitung meiner im XIV. Bande der Denk-
schriften der philosophisch -historischen Classe der kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften gedruckten Abhandlung: „Die Verba impersonalia in den slavi-
schen Sprachen".
LIBRARY
752757
UNIVERSITY OF TORONTO
EESTER THEIL.
Allgemeines.
Die nachstehende Abhandlung- hat zunächst die subjectlosen
Sätze in den slavischen Sprachen zum Gegenstande. Bei diesen
Studien konnte ich nicht umhin auf analoge Erscheinungen anderer,
namentlich der verwandten Sprachen Rücksicht zu nehmen. Diese
Studien haben mich auch veranlasst bei Philosophen Belehrung
zu suchen: die Abhandlung enthält die Antworten, die mir auf
meine Fragen geworden sind. Ich habe es endlich nicht unter-
lassen nachzuforschen, wie die Frage der sogenannten Verba im-
personalia im Laufe von mehr als anderthalb Jahrtausenden von
den Grammatikern aufgefasst worden ist: der Theil der Abhand-
lung, der die Geschichte dieser Frage zum Gegenstande hat, dürfte
namentlich dadurch von Interesse sein, dass daraus hervorgeht,
welcher Scharfsinn vergeblich aufgeboten wurde um eine unhalt-
bare Theorie zur Geltung zu bringen. Dieser Theil der Abhand-
lung, verbunden mit der Erkenntniss der Totalität der hieher
gehörigen Spracherscheinungen, dürfte mehr als irgend etwas
anderes dazu beitragen der richtigen Auffassung der Sache An-
erkennung zu verschaffen.
Als nothwendige Bestandtheile des Satzes erklärt man das
Subject, d. i. dasjenige, von dem etwas ausgesagt wird, und das
Prädicat, d. i. dasjenige, was ausgesagt wird. Diese Ansicht ist
in der Sprache nicht begründet, indem es Sätze gibt, denen das
Subject fehlt. Dergleichen Sätze nennen wir subjectlos und fassen
hier das Wort Subject im grammatischen Sinne auf, in welchem es
mit dem Subject-Nominativ zusammenfällt: in dem Satze „pluit"
wird das Subject nicht nur nicht ausgedrückt, sondern nicht
Snbjectlose Sätze. *
einmal gedacht. Nach einem solchen Subjecte kann nicht gefragt
werden, und die Frage kann bei solchen Sätzen nur lauten: was
geschieht? In allen solchen Sätzen wird ein Vorgang ausgedrückt,
ohne dass das wirkende Subject genannt wird: das Verbum tritt
völlig subjectlos auf. Es ist daher unrichtig, wenn man meint,
das Subject von dergleichen Verben sei unbestimmt, wie etwa
von den Ausdrücken: putant, dieunt; Xe^ougi, oaci; nsl. mislijo;
klruss. de prosaf, de kosaf Nomis 13; russ. govorjatt, govorili;
pol. kochaja; man sagt; frz. on dit uud dergl.; es ist ferner un-
richtig, wenn man den Grund der Eigenthümlichkeit von der-
gleichen Sätzen in dem Verbum sucht, und die Verba in per-
sonalia und impersonalia scheidet; es ist endlich unrichtig, wenn
man das in mehreren Sprachen die sogenannten Impersonalia
begleitende Pronomen „es" als Subject ansieht. Bei den Aus-
drücken putant, dieunt ist allerdings das Subject unbestimmt, es
kann aber bestimmt werden, während bei Ausdrücken wie „pluit"
dies nicht möglich ist: zu den Sätzen mit unbestimmtem, aber
bestimmbarem Subjecte gehören namentlich die Räthsel: maleri-
koje, kryvenkoje, vso pole slitaje für serp. In dergleichen Sätzen
hat das deutsche „es" einen wirklichen Inhalt, nach dem eben
gefragt wird. Wer mit Apollonios Dyskolos bei äc^pdraai das Sub-
ject Zeus hinzudenkt, verkennt die Eigenthümlichkeit dieser Aus-
drucksweise ; er muss consequent Verba wie äc-pd^xe1. aus der Zahl
der sogenannten Impersonalia ausscheiden, und wird als Imper-
sonalia nicht einmal jene gelten lassen, für welche, wie für piXet,
ein solches Subject nicht einmal fingiert werden kann, und bei
denen man zu einer anderen Fiction seine Zuflucht nimmt, indem
man dem Satze ^eXsi den Satz jaeXtjSäv km substituiert. J. Grimm,
Wörterbuch 3. 1112, spricht sich darüber folgendermassen aus:
„Nahe gelegt war verschiedentlich bei „es spukt, es raschelt, es
tagt" u. s. w. das in „es" verblichene Subject aufzufrischen und
wieder auszufüllen; diesen Weg einschlagend denkt man sich zu
pluit, tonat ein Jupiter oder Zeus, welchem des Regens, Donners
und Blitzes Ursprung beigemessen wird, wie auch das Volk diese
Naturerscheinungen sich daraus deutet, dass der alte Vater mit
seinem Wagen über die Wolken rolle und Feuer schlage. Die Verba
wie „spukt" lassen sich meist auf irgend einen Dämon ziehen,
dessen heimliches Nahen auszusprechen gemieden wurde. Allein
es hat doch Bedenken mannigfalte Phänomene sämmtlich auf eine
und dieselbe Gottheit und noch mehr die einzelnen auf besondere
Götter zu leiten: welche Subjecte aber gewinnen wollte man für
die unpersönlichen Verba, wie : „es ist einem genommen ; es wim-
mert; es sei; es wird dir besser ?" Lieber erläutere ich die ganze
Form aus dem Bereiche der Sprache selbst. Sie bediente sich
dee dem Neutrum überhaupt eingepflanzten Begriffes der Un-
bestimmtheit, um das nur andeutbare, unbekannte oder geheime
zu bezeichnen. Der Grund dessen, was unser Inneres bewegt,
erfreut oder traurig macht, kann eben so versteckt liegen als die
Ursache einer äusseren Naturerscheinung, darum sagt dafür ein
leiser unpersönlicher Ausdruck zu, der ganz unterbleiben könnte
und in anderen Sprachen unterbleibt. In dem „es" ist kein leib-
haftes Subject gelegen, nur der Schein oder das Bild davon. Er-
laugt die Vorstellung mehr Stärke und Festigkeit, so wird das
Verbum persönlich, und statt „es regnet, es scheint" heisst es
dann „die Wolke regnet, die Sonne scheint". Beide Redeweisen
weichen dennoch von einander ab, wesshalb unrecht wäre dem
unbestimmten „pluit" ein bestimmtes „deus pluit" gleichzusetzen
oder unterzulegen. Obenhin besagt „es zwingt mich" was „die
Noth zwingt mich"; genau genommen liegt im unpersönlichen
Ausdruck etwas weniger. Wenn die Annahme Grund hat, dass
im lat. „tonuit", folglich im „tonat" das unbezeichnende Neutrum
stecke, was im pol. „grzmialo" und in „es donnerte" sichtbar
ist, wie Hesse sich der männliche Name Jupiter hinzudenken?
Ihn im Sinne, hätte der Pole „grzmial", der Deutsche „er don-
nerte" gesagt."
Ich habe die hier behandelten Sätze subjectlos genannt, und
zwar nach dem Vorgange K. W. Heyse's und in Übereinstim-
mung mit Herbart und Trendelenburg, abweichend von Stein-
thal. Diese Benennung findet ihre Begründung in der Ver-
gleichung dieser nach der herrschenden grammatischen Doctrin
unvollständigen Sätze mit vollständigen, welche zeigt, dass das
zur Vollständigkeit mangelnde nur das Subject sein kann. Ist
aber das mangelnde das Subject, so muss das vorhandene das
Prädicat sein; man kann demnach dergleichen Sätze auch Prädicat-
sätze nennen: im ersten Falle benennt man die Erscheinung nach
dem fehlenden, im zweiten nach dem vorhandenen. Wenn gegen
den Ausdruck „subjectlose Verba", den meines Wissens K. W.
Heyse, Lehrbuch der deutschen Sprache 1. 660. System 401, zuerst
gebrauchte, von Steinthal eingewandt wird, dass ein Verbum ohne
Subject nicht zu denken sei, indem die Personalbezeichnung nichts
anderes sei als die Beziehung auf das Subject, so scheint die
Einwendung auf der von demselben Gelehrten bekämpften Ansicht
von dem logischen Charakter der Sprache zu beruhen. Da das
Verbum finitum nothwendig in einer der drei Personen stehen
muss, so folgt daraus nicht das Dasein des Subjectes: die Be-
hauptung von der Subjectlosigkeit mancher Sätze muss so lange
aufrecht erhalten werden, als für dieselben Subjecte nicht nach-
gewiesen sind.
Dass der Grund der Eigentümlichkeit von dergleichen
Sätze nicht im Verbum zu suchen ist, erhellt schon daraus, dass
die meisten Verba impersonalia auch mit Subjecten verbunden
werden können: es rauscht; das Laub am Baum rauscht ihm
(dem Bösewicht) Entsetzen zu. Die Construction ist es, die den
Unterschied begründet. Was den Ausdruck „unpersönlich" anlangt,
so wäre derselbe unrichtig, wenn man ihn buchstäblich auffassen
wollte, da jedes Verbum finitum in einer Personalform stehen
muss. Lateinische Grammatiker haben, allerdings sonderbar genug,
die significatio impersonalis damit erklärt, quod sine persona in-
telligi non potest: pudet illum Diomedes 337, während J. Grimm,
Grammatik, 4. 227, die Benennung durch die Bemerkung zu
rechtfertigen sucht, dass das unbestimmte Neutrum, in welchem
allein die dritte Person singularis dieser Verba denkbar ist, alle
wirkliche Persönlichkeit ausschliesse.
Was das die Verba impersonalia im Deutschen und sonst be-
gleitende Pronomen „es" anlangt, so ist vor allem anzuführen,
dass dasselbe in den allermeisten Sprachen kein Äquivalent hat.
Dieses „es" nimmt nach Heyse, System 401, nur die vacante
Stelle des Subjectes ein, ohne einen wirklichen Gegenstand zu
bezeichnen; es vertritt, Lehrbuch 2. 16, das Subject nur formell
als ganz inhaltsloses Formwort, während es nach J. Grimm, Gram-
matik 4. 227, bestimmt ist alle wirkliche Persönlichkeit auszu-
schliessen; es ist nach der Ansicht desselben Forschers in diesem
„es" kein leibhaftes Subject enthalten. Während „es" im nhd.
nur unter bestimmten Umständen fehlen kann, ist es im ahd. bei
Otfrid in viel engere Grenzen eingeschlossen Erdmann 2. 61; viel
häufiger ist dessen Anwendung im mhd.; im goth. fehlt es ganz.
Hinsichtlich des engl, kann Mätzner 2. 30, 35. eingesehen werden.
In den romanischen Sprachen, die in diesem Punkte weit entfernt
sind mit einander übereinzustimmen, ist die Anwendung des „es"
vom Deutschen e-anz unabhäna-iff. Das afz. kennt es nicht: „Dans
les plus anciens monuments de la langue d'oil on ne fcrouve pas
d'exemple du pronom neutrc il" A. Horning 249. iu E. Boeh-
mer's Romanischen Studien, iv. Das nfz. kann das dem „es" ent-
sprechende ,,il" mit wenig zahlreichen Ausnahmen nicht entbehren:
il fait chaud; n'importe; taut s'en taut. Dem prov. ist es nicht
wesentlich: q'uant vanra au paier; no y a arma; im ital. kann
es mit demselben Rechte gesetzt wie ausgelassen werden: tuona,
egli tuona; das span. und das portug. enthalten sich dieses Pro-
nomens durchaus: ya habia asi im mos; ha boms e mäos homems
no mundo. Vergl. Diez 3. 291. Es ist nicht richtig, wenn von
einem im Griechischen fehlenden „es" gesprochen wird Thucydides
ed. Krüger 326. Von den slavischen Sprachen hat sich das Nieder-
serbische diesen Gebrauch aus dem Deutschen angeeignet, indem
es nicht nur in subjectloseu Sätzen, sondern auch für das als Vor-
bote eintretende „es" entweder „vono", asl. ono, oder „to" setzt:
vono se blyska es blitzt, vono se blyskalo. vono se blyskoco. vono
jo se jomu zekselo spas er ist schläfrig geworden; so auch vono
juzo beso svetly bely zeii es war schon heller lichter Tag. to ma
kuzdy clovek svoje brachi es hat jeder Mensch seine Fehler.
Im Cechischen findet sich bei den Schriftstellern des sechzehnten
Jahrhunderts dafür manchmal „ono": a ono na stfechu buchä. a ono
se penez ne naslo zadnych es fand sich kein Geld SvSd.; so auch:
a ono ne teklo vody nie z rybnika es floss kein Wasser aus dem
Teiche Sved.; verschieden ist: a to se svitlo, a to se zardelo
Erb. 109. Im Neuslovenischen, und zwar in den Schriften von
M. Kastelec liest man: ono je tudi receno. ono bo pak en brat druziga
v smrt izdal es wird ein Bruder u. s. w. In Innerkrain spricht man:
kako je ono zagrmelo! kako je ono sladko! Beachtung verdient
das im Chartkover Gouvernement vorkommende ono uze svetaeta,
es tagt schon Popov 305. In den anderen slavischen Sprachen
findet sich nichts dem deutschen „es" entsprechendes.
Wenn man die enge Verbindung subjectloser Sätze mit dem
Genus neutrum erwägt, so wird man auf den Gedanken geführt,
dass denjenigen Sprachen, welchen das Neutrum fehlt, weil sie
entweder keinen Genusunterschied oder nur das Genus masculinum
und femininum kennen, subjectlose Sätze unbekannt sein müssen.
Dem widersprechen jedoch die romanischen sowie die semitischen
Sprachen. Dass die ersteren subjectlose Sätze haben, kann nicht
bezweifelt werden: sie verdanken jedoch diesen Besitz möglicher-
weise dem Fortwirken des lateinischen Sprachgenius. Ähnlich
6
ist es mit dem Lit. und Lett. bestellt: beide Sprachen haben das
Neutrum in ziemlich später Zeit aufgegeben. Uass die semitischen
.Sprachen, namentlich die hebräische, die arabische und die äthio-
pische, subjectlose Sätze kennen, lehren Gesenius, Sacy und Dill-
mann: man darf sich dabei an Ewald's Ansicht erinnern, der zu
Folge das Semitische in einer Urzeit, wo es noch nicht seine
Eigentümlichkeit ausgebildet hatte, auch das Unpersönliche oder
das sogenannte Neutrum unterschieden hat. Ausführliches Lehr-
gebäude der hebräischen Sprache 440. Was soll man jedoch
sagen, wenn man wahrnimmt, dass auch dem Magyarischen, dem
der Genusunterschied unbekannt ist, der hier behandelte Gebrauch
zugeschrieben wird? Wenn J. Grimm, Wörterbuch 3. 1106, dem
Magyarischen und den finnischen Sprachen überhaupt Verba Im-
personalia abspricht, so hat er diese seine den Lehren der
magyarischen Grammatiker widersprechende Ansicht nicht weiter
begründet. Es scheint, dass auch in den genuslosen Sprachen
subjectlose Sätze vorkommen ; der Gegenstand bedarf jedoch
genauerer Untersuchung.
Man könnte versucht sein alle subjectlosen Sätze als Existen-
tialsätze aufzufassen, indem man etwa sagte: es friert ist so viel
als Frieren ist, es gibt Frost; bulg. poledice ima es gibt Glatteis,
es glatteiset; zimä j es friert, es gibt Frost; mrum. da neao es
schneit, eigentlich es gibt Schnee u. s. w., wobei jedoch zu be-
merken ist, dass ich mrum. das Verbum „da" in Existentialsätzen
nicht nachweisen kann. Es lassen sich demnach einige Sätze,
die Naturerscheinungen bezeichnen, durch Existentialsätzo aus-
drücken: ob jedoch alle subjectlosen Sätze die Form von Existen-
tialsätzen annehmen können, ist fraglich. Gegen diese Ansicht
lässt sich folgendes anführen : Man sagt nslov. zima je bilo es
war kalt: wäre nun dieser Satz ein Existentialsatz, so müsste
derselbe negativ lauten: zime ni bilo, was jedoch nur den Sinn
haben kann : „es gab keinen Winter", während „es war nicht
kalt" durch ni bilo zima ausgedrückt wird. Im allgemeinen ist
zu bemerken, dass es nicht erlaubt ist ein Merkmal eines eigens
fingierten Satzes auf einen von der Sprache anerkannten Satz zu
übertragen.
Das Verbum fiuitum der subjectlosen Sätze steht in der
dritten Person des Singulars, und, wo die Form des Genusunter-
schiedes fähig ist, im Neutrum, daher bylo, pito, daher auch
pugnatum est. Im Masculinum würden diese Ausdrücke aufhören
subjectlos zu sein, und ein nicht ausdrücklich bezeichnetes Subject
müsste nothwendig hinzugedacht werden.
Dur Streit der Grammatiker über das Wesen der sogenannten
Verba Impersonalia reicht ins Alterthum zurück. Quinctilian, der
um die Mitte des ersten Jahrhunderts nach Christi Geburt lebte,
fühlt deu Unterschied zwischen dem persönlichen und unpersön-
lichen Ausdruck, indem er sich darüber folgendei-massen aus-
spricht: Iam „itur in antiquam silvam" nonne propriao cujusdam
rationis est? nam quod initium ejus invenias? cui simile: fletur;
accipimus aliter ut „panditur interea domus omnipotentis Olympi";
aliter ut „totis usque adeo turbatur agris", an welcher Stelle unter
, initium" nur der Subject-Nominativ verstanden werden kann,
wie schon Perizonius vermuthete: Voluit (Quinctilianus) clarius
probare et couhrmare, impersonalem (locutionem) non habere
initium h. e. vel primam verbi personam : eor, fleor, vel potius
noniiuativum, unde uaturaliter initium ducitur omnis locutionis.
Ad Sanctium 101, während Spalding 1. 84 und Bonell 6. 428.
initium durch Thema erklären, als welches ihnen eor, fleor gilt.
Die ariechisehen Grammatiker waren der Ansicht, dass zu den
Verba impersonalia ein Nominativ hinzudenken sei, so bei «<npa7vcei
Zeus, weil dergleichen von Zeus herrühre: xaOb vj toiauxr] hio-^a
i&ipiwq xü All äva^qj-üciai, wie Apollonius, aus dem Anfange des
zweiten Jahrhunderts nach Christi Geburt, De syntaxi 101, sagt.
Iu der That findet man die Verba Bei, ßpovm, aoxpa-T£t bei Homer
nur mit hinzugefügtem Subjecte, meist Zeus Krüger 2. 288. Der-
gleichen Verba wurden daher von einigen griechischen Gram-
matikern Ma '^(■■j.-j.'.-j. genannt Egger, Apollonius 174. Die Lösung
ist bequem, jedoch nur bei den Verben wie äcxpräTsi anwendbar:
Ausdrücke wie Set, -/pö fügten sich dieser Erklärung nicht, und
wurden von griechischen Grammatikorn als Adverbia angesehen,
eine Ansicht, welche von Apollonius bekämpft wurde Egger,
Apollonius 174. 300. Prisciau, der muthmasslich in der ersten Hälfte
des sechsten Jahrhunderts lebte, schliesst sich den Griechen
an: die Verba impersonalia, bei denen „persona sola deficit"
1. 41;;, beziehen sieh auf die durch das Verbum ausgedrückte
Handlung: Si quis impersonalia velit penitus inspicere, ad ipsas
res verborum referuntur 2. 230. Diese „res verborum" sind nach
Priscians und seines Lehrers Theoktist Ansicht Nominative der
mit dem Verbum zusammenhangenden Nomina: Impersonalia
similiter omnia, quibus dos frequenter utimur, quae ipsa quoque
ab hujusoemodi verbis graecorum, id est jjusXsi, Sei, -/p/j, accepimus,
teste sapieutissimo domino et doctore meo Theoctisto, quod in
iustitutione artis grammaticae docet, possunt habere intellectum
nominativi ipsius rei, quae in verbo intellegitur (Remarque in-
genieuse Egger, Apollonius 262.), nam cum dico „curritur", cursus
iutellego, et sedetur sessio et ambulatur ambulatio et evenit eventus,
sie et similia, qnae res iu omnibus verbis etiam absolutis necesse
est ut intellegatur, ut vivo vitam et ambulo ambulationem et sedeo
sessiouem et curro cursum 2. 231. Wenn in „bellatur couiminus
armis" zu bellatur der Nominativ gens hinzugefügt werde, so
werde aus dem Impersonale ein Passivum: Si addidero nomi-
nativum : bellatur gens, transitio fit ab alia ad aliam personam,
et ineipit esse passivum 2. 231. Dass in „legitur" nur die Hand-
lung ausgedrückt werde, lehrt ein anderer lateinischer Gram-
matiker: Qui dicit legitur, eurritur, agitur, impersonaliter, non id
dicit, quid ille aut illa aut illud, sed rem tantum exprimere con-
tentus praetermittit personas, apud quas officium est lectionis aut
cursus aut actionis. Ineerti fragmentum de verbo in Analecta gram-
matica ed I. ab Eichenfeld et St. Endlicher 1(54. Tb uivov äTroßeß7)*ivai
xb TCpäYj/a Sewvutat ibid. 166. Flavius Sosipater Charisius, aus dem
Ende des vierten oder dem Anfange des fünften Jahrhunderts,
sagt: Quaedam (verba) sine persona solain rem per tempora osten-
dunt. Maximus Planudes, aus der ersten Hälfte des vierzehnten
.Jahrhunderts, dessen Werk als eine Rückübersetzung des Priscian
gilt, erkannte den Abgang des Subjeotes : Etat es xiva p^axa, ä
(jiY|Sa[i.ü? i\).&aivv. v. xp;«07i0v, y. crt jiat ä-pöcwia dwt)x\j.v/ övojjM^eiv,
syp-ha [xb> ^apr/.xrjpa xat xutov xpixou TcpocÜTrou, ovxa 3e ouSevöq- xoüxo ik
TcäcyTOuatv, Sx: \j.Tfik ixpwxä v.a\ Seixsp« v/ir vj y^p Sv, ixs(vb>v ovxwv, x,at
-yXiiy. xpi'xov evgfaivs wpiaüwov' moXwövtwv 5e, v.y). xauxa xrjQ s!xs(a; EcxEpvjQyj
xb im xw wpoawTtü) äuvä^.swc, 3 sy) xal aüxb i-i.eY'2 ^p'5? aapä<jxa<riv xvjc
acöövsiai; xou xpi'xou ^posuTtou. xauxa or; ip^cre«; eivcu tb. 3sT, xo jjpY] x.. x. e.,
a xai oxi [j.rfiv/ic egti TipOGtiTcou, y,dvxsü9ev av |j,a6oi;. xoi xpi'xos itpoirüra«,
ex tcou oy; y,ai xi Siiicpa xai t3c wpwxä K|/,exaßäx(i)<; äei EÜÖEta auvxcfocexae
tutcxw y^P ^Yw ^y«i). xoixcov os si:' ouBevi? äuOsta sy.iaivsr sei yäp [j.ot
yp/jjj.axwv Xifou-ev, ouxe xou [j.o! cüxs tcov xpr;u,axü)V euöefaq ovtwv fiept Yp2!-'-
jj.axix.iiq StaXovoq in Baehmann's Aueedota graeca 2. 47. Derselbe
Plauudes bemerkt zu w; <yl-ßj.rtq äTtsXau.TC' Euy)-/.S3; IL 22. 319: oüy.
v/u xiva EuOsav sixe sv xw Xöyw eits sqwöev ::p;<7s/M<; voou[j,svv;v Xajj.-
ßavexai u.svxoi otaXuöjj.evov avxi xou Xa|Aro]5<»>v e^ei 2. 147. so strahlte
es von der Lanzenspitze sie ab liasta (fulgor) emicabat peracuta.
9
Dasselbe Verbum ist subjectiseb II. 6. 295 u. s. w. Den Priscian
bekämpfte Augustinus Saturnius „in suo sophistico Mereurio",
wie Sanctius sagt, iu folgender Weise: Dii te eradicent, Prisciane,
cum tua ista doctrina: sie euim primum tollis omnia Impersonalia
passivae terminationis, nam quibus verbis nomiuativus ejusmodi
intelligitur, ea manifeste sunt personalia; deinde sie omuibus pas-
sivam tribuis significatiouem. verum enim vero ratio tarnen istbaec
tua, si vera, ea per totam verbi naturam ac declinationem sub-
intelligatur oportet, itaque qui nomiuativus verbo praesentis tem-
poris per te intelligitur, idem per totam reliquam ejusdem verbi
naturam ac declinationem intelligatur necesse est. quare quum
Tacitusait: „procursum est ab hoste", hie ego te, hie te appcllo,
Prisciane, die, obsecro, tuus iste nominativus an hujusmodi verbis
praeteriti perfecti temporis recte intelligi potest? age periculum
faciamus: „procursum est procursus". o mentis iuops, qui intellectus
iste tuus, quae dicendi ratio vel potius quae insania! Sanctii Mi-
nerva 305. Die gegen Augustinus Saturnius von Franciscus San-
ctius für Priscian vorgebrachten Gründe befriedigen nicht: er lehrt,
dass es im Grunde heisse curritur cursus vel potius currere ; itur
iter; fletur fletus; turbatur turbatio; trepidatur trepidatio; lectum
est legere; pluit pluvia 101. 304. 587. 593. Perizonius tritt wieder
dem Sanctius, dessen Minerva er commentiert, entgegen: Sciendum
non tarn verba debere dici Impersonalia quam quasdam verborum
terminatioues aut construetiones. eteuim verba vix ulla sunt, quae
non admittant aliquando nominativum, h. e. non sint aliquando
personalia ad Sanctium 300; und au einer andern Stelle: A nomi-
nativo, in quo iuest persona, non videntur regi 103. Diejenigen,
welche der hier verfochteneu Ansicht beipflichten, werden von
Gerardus Ioaunis Vossius in seinem Aristarch widerlegt, allerdings
auf eigenthümliche Weise: Nee verum est, quod dieunt, personalia
esse, quae ante se obtinent nomiuativum, impersonalia, quae eo
destituuntur. quod si esset, innominativa, uou impersonalia dici
debuissent; sed innominativorum vox inaudita est, nee injuria,
quando impersonalia quoque tum activae tum passivae voeis crebro
ante se nomiuativum habent Hb. 5. cap. 1. Adde quod, cum
nominativus nullus est, band diffiteri possunt, casum obliquum
recti munia praestare: e. g. „miseret me tui" idem est huic „ego
misereor tui". Quis, nisi Hypsala caecior, non videt, Statur et
vivitur idem esse ac stamus et vivimus? in curritur cursus; in
itur iter vel via; in sedetur sessio intelligitur. non tarnen id in
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omnibus Iocum habet, interdum enim contra fit. Cicero in Verrem:
„non est ab isto perseveratum", nam „perseveratio est perseve-
ratum" latinum non est. sie cum Tacitus ait: „procursum est ab
hoste", nominativus „cursus" subiutelligi nequit, etsi recte dicamus:
„cursum currere". et tarnen in bis quoque nominativus potestate
inest, cum prioris loci sententia sit: „istc non perseveravit" ; poste-
rioris: „hostes procurrerunt". sunt qui et alia ratione ostendere sint
conati, in hujuscemodi nominativum intelligi. ajunt enim, per iio et
nominativum resolvi posse, quomodo: „procursum est" significat:
„cursus est factus". interim diffiteri non possuut, quaedam duriuscule
isthoc modo resolvi. sed dixeris parum id referre, dum res ipsa
clamet posse sie resolvi. est interea et tertia ratio, qua possit nomina-
tivus intelligi vel saltem quod nominativi expleat vicem, nam ut
in praesentibus, praeteritis imperfectis et futuris verus intelligitur
nominativus, ita in praeteritis perfectis et plusquamperfectis in-
telligere licet infinitivum pro nomine positum, e. g. cum dico:
„pugnatur, pugnabatur et piig-nabitur", intelligitur pugna; at in illo:
„pugnatum fuit vel pngnatum fuerat" intelligere licet pugnare, quod
pro pugna positum ea ratione, qua scire ponitur pro scientia. ut
igitur neutro genere dicitur „scire tuum", ita eodem genere dicetur:
„pugnare est pugnatum". par ratio in exemplis antea allatis, nam
„non est ab isto perseveratum" integre sit: „perseverare non est
perseveratum" etc. Ein italienischer Grammatiker, Rinaldo Corso,
aus dem sechzehnten Jahrhundert, spricht sich über diesen Gegen-
stand so aus: Impersonale e quel verbo, il qualo seco non com-
porta persona alcuna prima, seconda, ne terza, ma col suon di
(juesta ultima (quello dico, ch' ella suole avere nel primo numero)
niostra aleuni effetti cosi generalmente: piove, tuona, verna. negli
effetti del cielo alcuna volta vi s'aggiugne la persona di Giove,
come Giove tuona, Giove piove. aleun' altra, ciö e quando niuna
persona vi s'aggiugne, usasi cosi dire: egli tuona, e' piove. Le
osservationi della lingua volgare. In Venetia. 15G2. 8. Parte
quarta 365. Nach S. Gorticelli, Regole, Bologna. 17G4. 158, hat
ein Tbeil der Verbi impersonali weder vor noch hinter sieb einen
Casus, worunter offenbar der Nominativ zu verstehen ist, wie aus
der Gegenüberstellung einer anderen Kategorie von Verba Im-
personalia hervorgeht: Alcuui de' suddetti verbi si trovano col
nominativo e talvolta ancora con altro caso dopo. J. Harris,
Hermes 175, Seite 144 der deutschen Uebersetzung, leugnet die
Existenz der Verba imporsonalia überhaupt: The doctrine of
11
impersonal verbs has been justly rejected by the best gramma-
rians, both aucient and modern; bei jedem dieser Verba werde
ein eigener Nominativ ergänzt. Sacy nimmt ein dem „commun
des hommes" unbekanntes, daher nur unbestimmt ausgedrücktes
Subject an, indem er sagt: Les verbes impersonales se mettent
(im Arabischen) ä la troisieme personne et au masculiu. Ou ne
doit pas croire que ces verbes n'aient pas veritablement de sujet;
car il serait absurde de supposer une proposition qui exprimät an
attribut, saus relation a aucun sujet. II y a donc ici une cllipse.
Pour concevoir la raison de cette ellipse il faut faire attention
que la plupart des verbes que l'on emploie ainsi, expriment des
effets dont les causes ne sont point connues au moins du commun
des hommes. Et c'est pour cela que le sujet n'est exprime que
d'uue mauiere iudcterminee. Grammaire arabe 2. 245. Wenn
man zum Verbum impersonale das Subject sucht, so muss das
Verbum selbst das Prädicat sein. Die prädicative Function des
Verbum impersonale hat zuerst J. S. Vater ausgesprochen. „Verbum
impersonale ist ein Prädicat, welches zwar von einem Subjecte
ausgesagt wird, aber von einem völlig unbekannten Gegenstande,
z. B. es donnert. Verbum impersonale ist also ein Verbum, welches
das Neutrum des Pronomens der dritten Person zum Subjecte
hat." Lehrbuch der allgemeinen Grammatik. Halle. 1805. 120;
in seinem Versuch einer allgemeinen Sprachlehre. Halle. 1801.
209, meinte Vater, die Ausdrücke „man geht'' und „es regnet"
unterscheiden sich von einander dadurch, dass in jenem die Sub-
jectsperson, in diesem die Subjeetssaehe unbestimmt sei. A. F.
Bernhardi spricht über diesen Gegenstand Sprachlehre. Berlin.
1801. 1. 243 und F. A. Wolf, Eiue allgemeine Grammatik, heraus-
gegeben von J. D. Gürtler, Lnndshut. 1809. 38. 39. K. W. Heyse
hat die Ansicht von der Subjeetlosigkeit der Verba impersonalia
in dem Lehrbuch der deutschen Sprache ausgesprochen, indem
er sagt: Wahrhaft impersonal ist der Ausdruck nur dann, wenn
das mit „es" und seinem abhängigen Casus verbundene Verbum
ohne Hinzufügung oelur Hiuzudeukung eines wirklichen Subjcctes
oder Subjectsatzes einen vollständigen Sinn gibt: es ekelt mir.
Ausdrücke, die ohne Hinzudenkung eines Subjectes oder Subject-
satzes keinen vollständigen Sinn geben, hingegen sind nicht im-
personal: es ahndet mir, gefällt mir u. s. w. 2. 146. Echte
Impersonalia sind solche Verba, bei denen au der Stelle des „es"
kein bestimmtes Subject gedacht werden kann 1. 661. In „es
12
hungert mich" ist logisch betrachtet das in abhängigem Casus hin-
zugefügte Gregenstandswort wahres Subject; seiner grammatischen
Form nach hingegen ist der obige Satz nicht minder subjectlos
als die durch subjective Impersonalia gebildeten Sätze 2. 17. Die
durch objective Impersonalia gebildeten Sätze sind formell be-
trachtet Existentialsätze, in denen das Sein eines Vorganges oder
Zustandes (es friert) nur durch die Beziehung desselben auf ein
Object (mich) näher bestimmt ist 2. 5. Dieselbe Ansicht hat
Heyse in seinem System der Sprachwissenschaft 401. festgehalten:
Die Verba Impersonalia würde man besser subjectlose Verba
nennen. Es gibt nämlich zeitliche Vorgänge oder Erscheinungen,
die ihrer Natur nach keinem Subjecte angehören: es regnet. Das
„es" nimmt hier nur die vacante Stelle des Subjectes ein, ohne
einen wirklichen Gegenstand zu bezeichnen. Auch andere Vor-
gänge, welche in Wahrheit ein Subject haben, können so sub-
jectlos aufgestellt werden: es schlägt vier (d. i. die Uhr); so
besonders passivisch: es wurde gespielt. Durch den subjectlosen
Ausdruck entsteht die einfachste, unvollkommenste Art der Sätze,
eine Form des Existentialsatzes, welche ein blosses Sein oder
Werden, einen Vorgang ohne Subject darstellt. Girault-Duvivier
behauptet gleichfalls den Mangel des Subjectes in den hier in
Frage stehenden Sätzen: Dans les verbes unipersonnels (jj.:vozp6cwTra,
jj.ovoay_Y)!J.ä-i7Ta Apollonius Ks.pl suipp-^j-aio? 541) le pronom „il" ne
tient la place d'aucuu nom et n'est pas reellement le sujet du
verbe, c'est une espece de mot indicatif qui equivaut a ceci, et
qui annouce simplement le sujet du verbe. vi. ed. 505. Nach
einer andern Ansicht ist die Vorstellung der durch das Verbum
ausgedrückten Handlung oder Erscheinung das Subject des Satzes:
Le sujet de cette proposition n'est autre quo l'idee d'uue actum
ou d'un phenomene exprime par le verbe; so stehe ßpovtä für
ßpoviY] -ffyve-iai; tonat für tonitru fit; peccatur für peccatum fit;
pudet für pudor habet. Es nehme daher gewissermassen das Nomen
eine Verbalendung au und werde conjugiert: desshalb habe man
die Verba impersonalia sujets conjugues genannt, und diese Be-
nennung werde sieh als richtig erweisen, wenn man Ausdrücke
vergleiche wie aväf/.v; (sali) mit M, opus est mit oportet Egger,
Notions elementaires de grammaire comparec 84. Nach Butt-
mann, Griech. Grammatik 361, wird bei einigen Impersonalia
das Subject im Dunkeln gelassen: Sei, wobei man nicht etwa Zsu?
als ausgelassen ansehen müsse, während bei andern die Handlung,
13
auf die sie sich bezichen, sie sei durch einen Infinitiv- oder andern
abhängigen Satz ausgedrückt, das wahre Subject sei: !&<m jaoi
amevoti d. h. to «mev« Ifcrrf |xsi. Die Eigentümlichkeit solcher
Verba bestehe daher darin, dass ihr Subject kein Nomen ist.
K. W. Krüger hat sich, wie es scheint, nirgends über das Wesen
der Impersonalia ausgesprochen: er erkennt in Sätzen wie roi £-/.[«;
»tXoooipeiv das Nomen 4^ als Prädicat an 2. 105; in oioireov tv
wxv sieht er die unpersönliche Construction 2. 230; zu Bei er-
gänzte nach seiner Ansicht der Grieche Oöi? oder Zsu? 2. 259; in
andern fehle das Subject „es" Thucyd. 326. Nach Schoemann,
Die Lehre von den Redetheilen 29, liegt in dem Verbum Bei keines-
wegs dies, dass die Thätigkeit von irgend einem im dritten
Personenverhältnisse stehenden Dinge ausgeübt und diesem als
Prädicat zugeschrieben werde, sondern der Begriff des Subjectes
und der Begriff der Thätigkeit seien eins und dasselbe.
Die Ansicht von der Ursprünglichkeit des subjectlosen Ge-
brauches von Verben wie illucescit ist in Bezug auf die indo-
germanischen Sprachen und für die Phase derselben, die wir zu
Überschauen vermögen, von Tb.. Benfey in den Göttingischen
gelehrten Anzeigen 1865. 1778—1792 in einer Kecension der ersten
Auflage dieser Abhandlung ausführlich bekämpft worden. Eine
genaue Erwägung der Entwicklung der indogermanischen Sprachen,
sagt der hochverdiente Sprachforscher, und Berücksichtigung der
historischen Anhaltspunkte, welche sich für die specielle Geschichte
der subjectlosen Verba erkennen lassen, „scheinen ihm fast mit
Entschiedenheit" gegen die Ursprünglichkeit des subjectlosen Ge-
brauchs von Verben zu sprechen. Benfey gibt ausdrücklich zu,
dass in Sätzen wie „es donnert" ein von nichts anderem aus-
gehendes Geschehen ausgesprochen wird, dass demnach diese Sätze
subjectlos sind: daraus folge jedoch die Ursprünglichkeit dieser
Auffassung nicht; diese Auffassung könne sich aus einer andern
Wendung hervorgebildet und dann als Kategorie in dem ange-
gebenen Sinne befestigt und immer weiter verbreitet haben. Die
Notwendigkeit, Sätze zu sprechen, denen ein Subject im logischen
Sinne fehlt, sei so alt wie die Sprache: daraus folge jedoch nicht,
dass in bestimmten Sprachen oder in bestimmten Phasen derselben
Sprache das Subject auch in sprachlichem Sinne fehlen konnte.
Aus dem indogermanischen Verbalsystem in der uns bekannten
Phase ergebe sich, dass die Verbalform in der I. und II. Person
stets ein Subject enthält, in der III. ein solches voraussetzt und
14
zum Verständniss eines Objectes bedürfte: es könne daher der
subjeetlose Gebrauch des Verbum schon darum in dieser Phase
nicht ursprünglich gewesen sein, sondern müsse erst einer spätem
Entwicklung angehören. Für diese Ansicht spreche die Erscheinung,
dass in den früher fixierten indogermanischen Sprachen der subjeet-
lose Gebrauch von Verben bei weitem weniger entwickelt sei als
in den später fixierten. In dem vielleicht zuerst fixierten Sanskrit
finde sich der subjeetlose Gebrauch von Verben nur in dem spät
entwickelten speciellen Passiv und auch hier nur in dem von
intransitiven Verben wie bhüjatc. Selbst die Naturerscheinungen
bezeichnenden Verba traten fast ohne Ausnahme nur mit Sub-
jeeten auf: meghä varsanti. Benfey erklärt, ihm seien nur vier
Stellen bekannt, in denen vi djötate es blitzt, stanajati es donnert,
und varsati es regnet impersonell erscheinen, und selbst in diesen
töne ein Subject als Urheber dieser Vorgänge — udgltha, tedzas
— ziemlich stark durch. Im Zend erinnert sich Benfey nicht irgend
ein eigentliches Impersonale gefunden zu haben; die Naturvorgäuge
bezeichnenden Verba erscheinen hier zwar ebenfalls ohne Subject,
aber in der III. plur. : värenti es regnet, 9naezhinti es schneit. Im
Griechischen erscheine schon eine beträchtliche Anzahl subjectlos
gebrauchter Verba, allein im Homer seien die Verba der Natur-
erscheinungen wie äcTpd-Tsi, ßpovrä, üst noch mit einem Subject ge-
braucht, gewöhnlich mit Zsuc. Im Lateinischen sei die Zahl noch
grösser, und im Deutschen lasse sich die Zunahme in den einzelnen
Stadien der Geschichte der deutschen Sprache verfolgen. Benfey
gibt demnach zu, dass Sätze ohne logisches Subject ebenso alt
seien wie die Sprache, meint jedoch, dass in den indoeuropäischen
Sprachen ursprünglich das Subject in sprachlichem Sinne nicht
fehlen konnte, und dass die später in Menge auftauchenden subjeet-
losen Sätze sich aus einer ändern Wendung als eine eigene Kategorie
entwickelt haben: subjeetlose Sätze seien entstanden aus Sätzen,
deren Subject als selbstverständlich später ausgelassen wurde wie
Zeiq aus Sätzen, deren Subject nichts weiter war als eine Ableitung
des Verbum selbst wie vidjut Blitz bei vi djötate es blitzt; aus
Sätzen, deren Subject nur durch ein Nomen hätte ausgedrückt
werden können, welches der Bedeutung nach mit einer Ableitung
des Verbum selbst identisch sein würde, wie „es wird gegangen"
wesentlich nichts anders sei als „ein Gang wird gegangen".
Gegen das ursprüngliche Fehlen des sprachlichen Subjectes
und für die spätere Entwicklung des subjeetlosen Gebrauches von
15
Verben führt Benfey zwei Gründe an, und zwar: 1. tritt das Verbum
als ein durch Subject und Object bestimmtes auf; 2. ist der subject-
lose Gebrauch des Verbum in den früher fixierten Sprachen bei
weitem weniger entwickelt als in den später fixierten. Was den
ersten Grund anlangt, so scheint mir die dritte Person überall
dort einzutreten, wo weder die erste noch die zweite Anwendung
findet, dem passend sogenannten Neutrum vergleichbar. Benfey
selbst statuiert einen Unterschied zwischen der ersten und zweiten
und der dritten Person, indem jede der beiden ersten ein Subject
enthalte, die dritte ein solches voraussetze. Ich kann nicht
umhin hier zu bemerken, dass es Sprachen gibt, die zwar Personal-
suffixe der ersten und zweiten Person besitzen, denen jedoch ein
Suffix der dritten Person des Singulars fehlt: magy. csalok, csalsz,
csal; csaltam, csaltil, csalt u. s. w. Einen Gegensatz zwischen der
dritten Person und den andern Personen Sing, wird man wohl
auch dann zugeben, wenn man csal, csalt als Nomina erkannt
hat Steinthal, Charakteristik 194. Es scheint mir demnach aus
dem Suffix der dritten Person Sing, nicht zu folgen, dass der
Satz ein Subject haben müsse. Über den zweiten, aus der Sprach-
geschichte hergeholten Grund ist zu bemerken, dass im Alt-
indischen die Verba vi djötate es blitzt, stanajati es donnert und
varsati es regnet kein Subject haben, ein solches nur postuliert
wird, und zwar, wie es scheint, gegen die Analogie, da ja mit dem
Subject der Plural eintritt: megkä varäanti die Wolken regnen
u. s. w., wie dies im Zend ohne Subject der Fall ist: värenti es
regnet u. s. w. Wer aind. varsati neben itei, pluit, es regnet stellt,
wird, wenn er in dem griechischen, lateinischen und deutschen
Verbum einen subjectlosen Satz erkannt hat, einen solchen auch
im aind. Verbum erkennen: das mehreren Sprachen gemeinsame
wird in andern Dingen als das alte angesehen. Der Satz, dass
der subjectlose Gebrauch von Verben im Laufe der Zeit immer
häufiger wird, ist nach meiner Ansicht unbeweisbar; eher möchte
derjenige, der etwa Italienisch mit Lateinisch vergleicht, das
Gegentheil anzunehmen geneigt sein. Benfey meint, im Deutschen
lasse sich die Zunahme der subjectlosen Sätze in den einzelnen
Stadien der Geschichte der Sprache verfolgen. Es käme auf den
Versuch an, der jedoch schwerlich ein zuverlässiges Resultat er-
gäbe, da uns der Thatbestand in den jüngeren Stadien vollstän-
diger bekannt ist als in den älteren. Manche subjectlose Con-
struetion ist der Sprache abbanden gekommen, wie das gothische
16
ni vas im barne lue. 1. 7. jetzt subjeetisch wiedergegeben
werden muss: sie hatten keiu Kind. „Im nord. wird die Imper-
sonale Wendung bei Zuständen und Veränderungen, die nicht
oder nicht allein vom handelnden Menschen abhangen, der per-
sönlichen in einem Umfange vorgezogen, dem wir nicht nach-
kommen können, den vielleicht keine alte Sprache theilt." Dietrich,
Zeitschrift für deutsches Alter thum vm. 23. Die germanischen
and slavischen Sprachen haben die subjectlosen Fügungen am
reichsten entwickelt, und hinsichtlich der letzteren darf behauptet
verden, dass sie an solchen Constructionen desto reicher sind,
je mehr sie dem Einfluss des von den classischen Sprachen mittel-
bar und unmittelbar abhängigen Europäismus entzogen sind, so
ist Russisch daran reicher als Cechisch; dass ferner die Volks-
literatur der slavischen Sprachen -- ähnliches wird auch ander-
wärts gelten — subjectlose Sätze viel häufiger gebraucht als die
der Einwirkung fremder Literaturen ausgesetzte Schriftsprache.
In manchen Sprachen ist die Häufigkeit, des subjectlosen Aus-
druckes in Abnahme begriffen: so bietet das Englische in der
Bibelübersetzung it repented the Lord, it repenteth me, während
es heute das Verbum to repent nur subjeetisch gebraucht; ebenso
frz. je me repens, it. mi pento für lat. poenitet me. Der subject-
losen Ausdrucksweise scheint das Griechische wenig geneigt zu
sein: wenn jedoch Kühner 2. 33. behauptet, unpersönliche Verba
kenne die griechische Sprache nicht, so hat er allerdings recht,
allein nur hinsichtlich der von ihm angeführten Beispiele. Ich
füge hinzu, dass Prof. Vahlen im Hermes 14. 210. die Ansicht
geäussert hat, dass eine planmässig angelegte und über mehrere
Autoren erstreckte Beobachtung der subjectlosen Verba noch viel
nützliches zu Tage fördern und beispielsweise ein Schriftsteller
wie Herodot reiche Ausbeute gewähren würde. Ausserdem will
ich bemerken, dass nach meiner Ansicht Benfey, der für die aller-
älteste Zeit Sätze (Urtheile) ohne logisches Subject zugibt, auch
Sätze ohne grammatisches Subject hätte zugeben sollen: denn
woher nähme die Sprache ihr Subject, wenn ihr der Gedanke,
das Urtheil kein solches böte? Die Schwierigkeit, das gram-
matische Subject in Sätzen, die wir für subjectlos halten, zu finden,
muss in der That sehr gross sein, wenn es wahr ist, dass Schleier-
macher einst gesagt hat, in solchen Fällen sei das Chaos Subject.
Der Zusammenhang zwischen Urtheil und Satz kann überschätzt,
er darf jedoch nicht geleugnet werden. Was die Wendungen
17
anlangt, aus denen sich die subjectlosen Sätze entwickelt haben
sollen" so meint Benfey, bei den sogenannten Verba naturae sei
ursprünglich Indra, Ze6? Subject gewesen: das Neutrum „es" sowie
das slavische grxmelo je es (nicht „er") donnerte habe seinen Grund
darin, dass etwa aind. nicht nur das masc. Indra, sondern auch
das Neutrum abhra als Subject der genannten Verba habe ge-
braucht werden können, und dass sich daraus das Neutrum erkläre,
das ja als Prädicat auftrete, wenn das Subject durch Nomina von
verschiedenem Genus gebildet wird. Diese Deutung scheint mir
allzu gesucht und trotz der angeführten Stelle aus dem Veda einer
spätem Zeit angehörig. Das Neutrum des Verbums kann übrigens
seine Anwendung auch seiner Stelluno- unmittelbar vor einem
Neutrum verdanken.
O. Erdmann spricht sich in seiner Preisschrift „Unter-
suchungen über die Syntax der Sprache Otfrid's" 2. 61. über
den Gegenstand dieser Abhandlung in folgender Weise aus: „Zu
erinnern ist, dass gerade auch im Deutschen nicht selten subject-
lose Sätze für den Ausdruck bestimmter Handlungen ausgebildet
sind, in denen eben ein in dieser Weise thätiger Gegenstand
nicht vorgestellt wurde, sondern entweder gar kein Nomen mit
dem Verbum verbunden ist, oder nur eines im Accus., bisweilen
im Dat. einen Gegenstand (in vielen Fällen eine Person) als von
der Handlung betroffen oder an ihr betheiligt darstellt; und in
verschiedenen Stellen Otfrid's glaube ich Spuren einer in früherer
Zeit noch grösseren Ausdehnung und kühneren Anwendung der
subjectlosen Sätze gefunden zu haben." Man vergleiche 29—31.
Von Philosophen des Alterthums haben nach Steinthal, Ge-
schichte der Sprachwissenschaft bei den Griechen und Römern
299. XXI, die Stoiker zuerst die Impersonalia hervorgehoben; die
übrigen Philosophen scheinen nur dem Existentialsatze ihre Auf-
merksamkeit zugewandt zu haben. Da ich im Aristoteles nicht be-
lesen bin, mir daher das Verständniss dieses Philosophen abgeht,
so setze ich dasjenige hieher, was ich in Prantl's Geschichte der
Logik 1. 355. über die betreffenden Lehren des Aristoteles und
des Eudemus finde. „Während bei Aristoteles das eoti und oux
lori jedem andern Verbum gleichsteht und nur in Bezug auf die
Stellung der Negation Untersuchungen nöthig sind, falls das „ist"
mit einem anderweitigen prädicativen Worte verbunden wird und
das Urtheil dann drei Bestandteile hat, legte Eudemus einmahl
ein besonderes Gewicht darauf, dass in dem Existentialsatze das
Subjoctlose Sätze. "
18
EGTt wirklich selbst schon Prädicat und mithin einer der beiden
Termini cpot des Urtheils sei, dann aber scheint er selbst für das
aus Subject, Prädicat und Copula bestehende Urtheil eine ähnliche
Ansicht geltend gemacht zu haben, nämlich dass in solchen Sätzen
das &ro nicht bloss, wie Aristoteles sich ausdrückt, als dritter
Bestandteil im prädicierenden Urtheile auftritt (ipt-rov T.poc-/.zx-
v)YOp£rtaO, sondern dass es auch da irgendwie als ein selbst prä-
diciertes bezeichnet werden könne." Die Stelle bei Eudemus lautet:
\\-jZWjC, OS SV XO) TrptbtW T.£.p\ AE^EUi; OSl'/.V'JGl StCt wXsiÖVWV, CTl V3 EOTW SV
TaÜ? aTcXcä; ^poTäasci xorc^Yopsixai xai opoq artiv, oiov ~L(j>v.pävrtz fori, Sw/.paTr,;
olw Sau. Man vergleiche Fr. Brentano, Psychologie i. 281.
Unter den Philosophen der neuern Zeit war Herbart in dem
1813 zuerst erschienenen Lehrbuche zur Einleitung in die Philo-
sophie der erste, der der sogenannten unpersönlichen Ausdrucks-
weise überhaupt seine Aufmerksamkeit zugewandt und die Subjeet-
losigkeit derselben anerkannt hat. Auf ihr beruht nach Herbart
ein wesentlicher Theil der Einsicht in die Natur der Syllogismen,
und der Gegenstand hat selbst auf Metaphysik eine wichtige Be-
ziehung. Diese Ausdrucksweise lässt eine gebildete Sprache nur
in seltenen Fällen deutlich hervortreten; sie ist jedoch in dem
natürlichen Gedankengange psychologisch gegründet und lässt
sich rein logisch aus den Verhältnissen der Begriffe entwickeln.
Sie ist der Ausdruck dessen, was unmittelbar erscheint: es scheint;
dass sie seltener ist, als man aus dem gesagten folgern möchte,
kommt daher, dass wir gewohnt sind in die Auffassung dessen,
was unmittelbar erscheint, unsere früher erlangten Kenntnisse
einzumengen und uns dadurch Subjecte zu verschaffen, wo das
gegebene keine enthält: die Sonne scheint. Was die Entwicke-
lung dieser Ausdrucksweise aus Begriffen anlangt, so geht Herbart
von dem Satze aus, dass in jedem Urtheile das Prädicat allemahl
in beschränktem Sinne gedacht wird, nämlich nur in so ferne
es an das bestimmte Subject soll angeknüpft werden. Die Be-
schränkung des Prädicates muss daher mit dem Subjecte wachsen
und abnehmen. Diese Beschränkung ist aufgehoben, wenn der
Inhalt des Subjectbegriffes verschwindet: das Prädicat wird un-
bedingt aufgestellt, es steht für sich allein: es sind Menschen.
Das Verbum bezeichnet hier den Begriff „sein", und es ist un-
richtig diesen Begriff für das ursprüngliche Prädicat zu halten.
Wichtig für unsere Frage ist das Resultat, dass es Sätze gibt, die
kein Subject haben. In ähnlicher Weise hat sich Trendelenburg
19
ausgesprochen: nach seiner Ansicht bildet in den sogenannten
anpersönlichen Verben die Thatigkeit allein das Urtheil. In diesen
Urtheilen, die nicht angeben, woher die Thatigkeit stammt, ist
der Keim der weiteren Bildung zu suchen. Trendelenburg scheidet
unvollständige (subjectlose) Urtheile von den vollständigen, indem
er sagt: Wenn man nur die vollständige Form des Urtheiles zum
Massstab nimmt, so wird man sich dagegen sträuben das subject-
lose Urtheil als Urtheil anzusehen. Indessen auch im vollständigen
Urtheile ist das Prädicat, welches die Thatigkeit darstellt, der
Hauptbegriff, wie die vorwiegende Betonung das Prädicat zur
lebendigen Seele des Satzes macht, Wir denken in Prädicateu.
Dieser Hauptbegriff erscheint im Ursprünge allein, bis die Re-
flexion die Ableitung beginnt und Dinge und Thätigkeiten in
Verbindung setzt. Auch an einer andern Stelle spricht derselbe
Philosoph dem subjectlosen Urtheile die volle Geltung eines Ur-
theils ab, indem er bemerkt: Auf diese Weise (da nämlich jedem
Begriffe ein Urtheil vorangeht) ist das Rudiment eines Urtheils
das erste: es blitzt. Indem es sich zum Begriffe fixiert: Blitz,
begründet es das vollständige Urtheil: der Blitz wird durch Eisen
geleitet. Logische Untersuchungen n. 205 — 215. Wichtig für
die vorliegende Frage ist der Nachweis von der Ursprünglichkeit
subjectloser Urtheile und subjectloser Sätze. Die Ergebnisse der
Logik scheint die Sprache zu bestätigen, indem die Dinge als
Thätigkeiten dargestellt werden: animus und a'vsp.o; als das We-
hende, woraus folgt, dass die Thätigkeiten als das Ursprüngliche
zu denken sind, was wieder auf den Gedanken von der Ursprüng-
lichkeit subjectloser Sätze, d. h. von Thätigkeiten ohne Dinge
führt, ein Gedanke, den man abweist, so lauge man die Ursprüng-
lichkeit von subjectlosen Sätzen mit Steinthal in Abrede stellt, nach
dessen später ausdrücklich zurückgenommenen Ansicht (Grammatik,
Logik und Psychologie 20G),-man eher gesagt hat: Zeus oder der
Himmel blitzt, als: es blitzt, indem der ursprüngliche Mensch un-
fähig gewesen sei ein subjectloses Prädicat zu erfassen, und zu
jeder Thatigkeit unmittelbar ein thueudes Subject hinzudichtete.
Herbart' s Ansichten sind von Steinthal in dem bezeichneten
Werke 200— 211 scharfsinnig bekämpft worden. Derselbe sagt 204:
Der Unterschied zwischen subjectlosen Sätzen und den Sätzen mit
Subject ist ein rein grammatischer. Alle Sätze sind Existential-
sätze; die subjectlosen Sätze (es gibt, also deren) aber sind zugleich
Existentialuvtheile, wiewohl diese auch in gewöhnlicher Satzform
2*
20
erscheinen. In der Überzeugung, dass Steinthal subjectlose Sätze
zugibt, werden wir allerdings wankend gemacht durch folgende
Bemerkung 211: Es friert ist bald Qualitäts-, bald Existential-
urtheil. Grammatisch genommen bleibt allemal, in diesem oder
jenem Falle, „es" das Subject, „friert" das Prädicat („es friert"
ist demnach kein subjectloser Satz). Aber die Logik muss zwar
in dem Falle, wo „es friert" ein Qualitätsurtheil ist, in „friert"
ein Prädicat sehen; in dem andern Falle aber, im Existential-
urtheile, muss sie darin ein Subject erkennen, dem die Existenz
als Prädicat zugeschrieben wird: denn „friert" heisst „Frieren ist".
Das ist" fehlt aber. Wir hätten also in den Existentialurtheilen
kein absolutes Prädicat, sondern ein absolut gesetztes Subject,
wie z. B. auch in „es sind Menschen" das Subject „Menschen" ist,
dem das Prädicat der Existenz angeknüpft wird; denn „es" ist
logisch genommen gar nichts. Es will uns bedünken, als ob „es"
auch grammatisch nicht jene Bedeutung hätte, die ihm von Stein-
thal zugeschrieben wird: man beachte nur den bereits angeführten
Umstand, dass den meisten Sprachen ein Äquivalent dafür fehlt.
Steinthal bekämpft in seiner Anzeige der ersten Ausgabe
dieser Schrift (Zeitschrift für Völkerpsychologie [1866] 4. 235-242,
Kleinere Schriften 1. 421—428) vor Allem die Ansicht, es gebe
subjectlose Urtheile, indem das Urtheil eine Verbindung zweier
Begriffe in der Form von Subject und Prädicat sei. Im soge-
nannten Impersonale hätten wir logisch genommen nicht ein sub-
jectloses Urtheil, sondern einen absolut gesetzten Begriff, der als
Subject gelten muss, während sein Prädicat nichts anderes ist,
als die logische Thätigkeit der absoluten Setzung. Schwieriger
als die logische sei die grammatische Betrachtung. Aus dem
Personalzeichen des Verbum folge das Dasein des Subjectes, und
die Anomalie eines Satzes ohne Subject sei daher zurückzuweisen:
das Subject sei zu suchen. Ausgehend von der Ansicht J. Grimm's
über die Bedeutung des Neutrum sagt Steinthal: „Die Sprache
erklärt irgend eine Erscheinung, einen Vorgang als That irgend
eines unbekannten Subjectes, eines Subjectes, das als geheimniss-
voll oder unbekannt nur angedeutet wird; eines Subjectes, das
man nicht denken kann oder nicht denken soll. Die Sprache
kann nicht anders als auch in solchen Fällen zur Handlung ein
Subject zu setzen."
Hinsichtlich des ersten Punktes habe ich Folgendes zu be-
merken: ich kann nicht zugeben, dass die logische Thätigkeit
21
der absoluten Setzung- eines Begriffes ein Prädicat dieses Begriffes
sei und kann daher in Urthoilen, in denen ein Begriff absolut
gesetzt wird, nur einen Begriff erkennen. Ich glaube in diesem
Punkte Kant und Herbart auf meiner Seite zu haben. Kant sagt:
Sein ist offenbar kein reales Prädicat, d. i. ein Begriff von irgend
etwas, das zu dem Begriffe eines Dinges hinzukommen könne.
Es ist blos die Position eines Dinges oder gewisser Bestimmungen
an sich selbst." Herbart, Schriften zur Einleitung in die Philo-
sophie 104-106 zeigt, dass, wenn der Inhalt des Subjectsbegriffes
verschwindet, wenn nicht angegeben wird, was friert, das Prädicat
unbeschränkt, unbedingt aufgestellt wird: das Prädicat steht für
sich allein und selbständig da. Es hat kein Subject und ist kein
Subject. Wenn man diesen selbständig, ohne Subject aufgestellten
Begriff ein Prädicat nennt, so geschieht es, weil es in einem zwei-
gliedrigen Urtheile Prädicat wäre: der See friert. Andere erkennen
in „es friert" eine Aussage schlechthin, aber kein Prädicat, weil
ein'subject fehle: da die Aussage ein Urtheil sein muss, so haben
wir nach der Ansicht dieser Logiker ein Urtheil schlechthin, ein
Urtheil, dem das Subject fehlt, ein Satz, den wir ja selbst ver-
teidigen. Es bedarf wohl nicht besonders hervorgehoben zu
werden, dass eingliedrige Urtheile zwar auf die von Herbart dar-
gestellte Weise construiert werden können, dass sie jedoch auf
diese Weise nicht entstehen, dass sie vielmehr, wie Herbart selbst
sagt, „in dem natürlichen Gedankengange psychologisch begründet"
sind: wir nehmen Erscheinungen wahr und sprechen unsere Wahr-
nehmungen aus, ohne nach dem Urheber der Erscheinung zu
fragen: „es rauscht" im Gegensatze zu „der Bach rauscht". Nun
entsteht die Frage: „kann derjenige, der in „es rauscht" nur einen
Begriff erkennt, diesen Satz als Urtheil anerkennen '?" Nach dem
Sprachgebrauch ist „es rauscht" eben so gut ein Urtheil wie „der
Bach rauscht". Dagegen wird behauptet, in „es rauscht" liege ein
primitives, kein völlig entwickeltes Urtheil, überhaupt nicht das
vor, was die Logik streng genommen ein Urtheil nennt; Herbart
sagt, es sei kein gewöhnliches Urtheil. Wenn man das Urtheil
auf der Verknüpfung zweier Begriffe beruhen lässt, darf man „es
rauscht" gar nicht als Urtheil, auch nicht als ein ungewöhnliches
anerkennen. Wer 'fordert, dass die Definition des Urtheils alle
Urtheile, daher auch die ungewöhnlichen unter sich begreife, wird
sich nach einer Definition umsehen, die von der Zweigliedrigkeit
absieht. Die Inconsequenz Herbart's, nach dessen Definition das
22
Urtheil zweigliedrig ist, Subject und Prädicat enthält, befremdet
um so mehr, als nach seiner Lehre auf den „ungewöhnlichen"
eingliedrigen Urtheilen „ein wesentlicher Theil der Einsicht in
die Natur der Syllogismen beruht und der Gegenstand selbst auf
Metaphysik eine wichtige Beziehung hat." Wenn man mit Fr.
Brentano, Psychologie i. 262, sagt: „Urtheilen ist etwas (als wahr)
annehmen oder (als falsch) verwerfen", so hat man eine adae-
quate, weil alle, auch die „ungewöhnlichen" Urtheile in sich
schliessende Definition des Urtheils. Das Annehmen oder Ver-
werfen geschieht durch Setzung eines Begriffes oder durch Setzung
zweier sich zu einander wie Subject und Prädicat verhaltenden
Begriffe: jenes findet statt in „es rauscht", dieses in „der Bach
rauscht". Jenes Urtheil nenne ich eingliedrig, dieses zweigliedrig.
Übrigens steht Herbart mit seiner Lehre von Urtheilen ohne
Subjectbegriflf nicht allein. Fr. Brentano hat diesen Gegenstand
in seiner Psychologie i. 276 — 306 ausführlich behandelt und er-
kannt, „es sei unrichtig, dass bei allem Urtheilen eine Verbindung
oder Trennung vorgestellter Merkmahle statt habe; auch ein
einzelnes Merkmahl, das wir vorstellen, könne anerkannt oder
verworfen werden" 276. Dies geschehe in den Existentialsätzen,
deren Geschichte bis Aristoteles zurückreiche. „Anklänge an die
richtige Auffassung derExistentialsätze," sagt Brentano 281, „finden
sich schon bei Aristoteles. Doch scheint er noch nicht zu voller
Klarheit über sie gelangt zu sein. In seiner Metaphysik 0, 10
lehrt er, dass, da die Wahrheit dos Denkens in seiner Über-
einstimmung mit den Dingen bestehe, die Erkeuutniss einfacher
Gee-enstände im Gegensätze zu andern Erkenntnissen nicht eine
Verbindung oder Trennung von Merkmahlen, sondern einfaches
Denken, ein Wahrnehmen (er nennt es Berühren, Q'.fsiv) sein
müsse. In der Schrift „De interpretatione", cap. in, spricht er
klar aus, dass das „Sein" der Copula nicht etwas für sich be-
deute wie ein Name, sondern nur den Ausdruck eines Urtheils
ergänze, und von diesem „Sein" der Copula hat er das „Sein"
im Existentialsatze nie als etwas wesentlich anderes und als etwas,
was schon für sich eine Bedeutung habe, unterschieden. Zeller
sagt mit Recht: „Dass jeder Satz, selbst der Existentialsatz,
logisch betrachtet aus drei Bestandtheilen besteht, sagt Aristoteles
nirgends". Und er macht darauf aufmerksam, wie vielmehr
manches eine entgegengesetzte Ansicht bei Aristoteles erkennen
lasse. Philosophie der Griechen n. 2. 158. Wäre dies richtig, so
23
würde Aristoteles hiedurch nicht hinter der Lehre der gewöhnlichen
späteren Logik zurückstehen, wie Zeller zu glauben scheint, son-
dern im Gegentheile hier wie in manchem andern Punkte eine
richtigere Anschauung antieipiert haben. Man vergleiche auch die
Reproduction der Aristotelischen Lehre bei Thomas von Aqu.n:
Summa theologiae P. I. G. 85. A. 5." Wer das hier über das
Wesen des Urtheils vorgetragene als richtig anerkennt, wird an
die Stelle von Kant's Ansicht, die Logik habe seit Aristoteles
keine Fortschritte gemacht, die Ansicht setzen, sie habe seit
jenem grossen Denker Rückschritte gemacht. _
Ich habe diesen Gegenstand behandelt, weil ich in der rich-
tigen Auffassung vom Wesen des Urtheils eine Stütze für meine
Darstellung der subjectlosen Sätze gefunden zu haben glaube.
Die früher sehr überschätzten Wechselbeziehungen zwischen Logik
und Grammatik werden nun, wie mir scheint, mit Unrecht gänz-
lich abgeleugnet auf Grund der Darlegungen Steinthal's m seinem
Buche: „Grammatik, Logik und Psychologie" 1855, womit das
in „Charakteristik der hauptsächlichsten Typen des Sprachbaues
1860. 92—105 gesagte zu vergleichen ist.
Was Steinthal's grammatische Einwendungen anlangt, so
habe ich meine Ansicht über den Zusammenhang zwischen der
dritten Person und dem Subjecte schon oben ausgesprochen und
bemerke hier, dass der Aufforderung das Subject der von mir
subjectlos genannten Sätze zu suchen von den Grammatikern mit
eben so grossem Eifer als geringem Erfolge entsprochen worden
ist. Und wenn gesagt wird, eine Erscheinung werde von der
Sprache als That irgend eines unbekannten Subjects erklärt, so
darf darauf hingewiesen werden, dass es sich in einer grossen
Anzahl von subjectlosen Sätzen gar nicht um Thaten, sondern
um Zustände handelt, und dass man in Sätzen wie „es geht mir
gut" nicht von der Wirkung irgend eines Subjectes, einer causa
oeculta spricht. In dem Satze „es fehlt an Geld" soll logisch
entschieden „Geld" das Subject sein, was vielleicht nicht alle
Logiker zugeben werden, grammatisch hingegen ein angedeutetes,
aber als undenkbar angedeutetes etwas. Wir werden wohl nicht
zu viel sagen, wenn wir behaupten, mit undenkbarem operiere die
Grammatik nicht und der Satz sei grammatisch subjectlos.
Wie die Schulmeister den angeführten Satz mit ihrer auch
für die „gewöhnlichen" Urtheile falschen Trinitätslehre „Subject,
Copula, Prädicat" in Einklang bringen, ist mir unbekannt: ich
24
denke mir, dass die Denkenden unter ihnen sieh in einiger Ver-
legenheit befinden. Von meinem Staudpunkte aus ist zu sagen: der
Satz „es fehlt mir an Geld" ist subjectlos, das Verbum „es fehlt"
bezeichnet einen Zustand, die von diesem Zustande betroffene
Person wird durch ein Nomen im Dativ, die Sache durch ein
Nomen mit einer Präposition ausgedrückt; in „mich dürstet" be-
zeichnet „dürstet" gleichfalls einen Zustand, die Person steht im
Accus.; ebenso ist pudet me zu erklären; das gleiche gilt von
aliqua consilia reperiendum est. In „il m'en cuit" ist „il cuit"
das den Zustand bezeichnende, durch „me" wird die Person, durch
„en" die Sache ausgedrückt. Es will mich bedünken, dass die rich-
tige Erklärung von dergleichen Sätzen den Schülern leichter bei-
gebracht werden könnte als die Entstehung von wxrpccai für itatpaci
aus patrsi.
In C. L. Kannegiesser's Dissertation „De verbis imper-
sonalibus" Vratislaviae. 1823, einer Schrift, die ungewöhnlich viel
richtiges enthält, wird ein neuer, wie mir scheint, verzweifelter
Versuch gemacht, für die sogenannten Verba Impersonalia ein
Subject zu gewinnen. „Sed quamvis," heisst es daselbst 34, „haec
explicatio de substantivo verbi ipsius actionem indicante (d. i. cursus
curritur) vel de infinitivo (d. i. ib currere curritur) vel de incerta
aliqua causa tanquam subjecto impersonalium probabilis videatur
et aliquam speciem prae se ferat, accuratius tarnen fortasse sub-
jectum constituemus, quando ad ea tempora respicimus, quae par-
ticipio et verbo auxiliari iiunt es. c. pugnatum est. Nonne par-
ticipium in hoc tempore verum subjectum, verbum auxiliare autem
non copula, sed praedicatum vel verbum substantivum est, ita ut
locutio ita interpretanda sit: -b pugnatum est, i. e. adest, existit,
das Gestrittene ist vorhanden. Inde si Sanctius addit et explet
locutionem cursum est per to currere cursum est, equidem in ipsis
his duabus vocibus agnoseo subjectum, scilicet participium cursum.
Hac explicatione lux affertur et constructioni nominativi gerundii
latini et verbalium graecorum in tö; atque -zioq. Nam -wiy;t£ov iav.
vel faciendum est nihil aliud est nisi xo faciendum est vel adest
alicui vel ab aliquo, das zu thuende, etwas zu tlmendes i. e. die
Handlung des ThunmMsse/ns, die Nothwendigkeit des Handelns ist da,
scilicet für Jemanden. Quod autem de temporibus eompositis
passivi, id de simplicibus valet ; si vero pugnatur in participium
cum est solvere non possumus, participio praesentis passivi latini
deticiente, confugiamus ad graecorum linguam participiis scatentem
25
et solvamus iinpersonale iroXe^eTat in itoXsjwl&tsvov ^™, l- e- M>
quod pugnatur, est vel actio, ex qua pugnatur, adest. Sed, per äeos
immortales, quid prohibet, quo minus hanc explicatioucm ad im-
personalia reflexiva quoque vel media (cum media passivis tarn
similia sint, ut utraque praesens, imperfeetum aliaque tempora
communia habeant, nam Xoustch vel Xouöu,evov ectiv utrumque esse
potest et lavatwr et lavat se, i. e. id, quod lavatur vel id, quod se
lavat, est, adest) et vero ad activa transferamus, ita ut subjeetum
in impersonalibus tonat, il y a, es sticht mich nihil aliud sit nisi
partieipium, id, quod tonat, quod habet, quod me pungit, adest, existit.
Fortasse objiciet quispiam verbis neutris partieipium deesse vel
sensu carere, ex. c. dormitum est, das Geschlaf ene ist vorhanden;
sed ipsa Lingua, qua nunc utor, ipsum dormitum, est, dormiendum
est, optima est defensio et refutatio. Ita profecto non ad hoc
illudve subjeetum impersonalium anxie circumspicere opus est,
sed omnium impersonalium unum idemque habemus subjeetum,
scilicet partieipium ipsius temporis verbi. Ita quaestionem pro-
positam solvisse mihi videor."
Die subjectlosen Sätze sind dem Gesagten zufolge Sätze,
die nur aus dem Prädicate bestehen, aus dem, was in einer
grossen Anzahl von Sätzen in der natürlichen Gedankenbildung als
das Prius anzusehen ist, wozu das Subject gesucht werden kann,
aber nicht gesucht werden muss. Wird es nicht gesucht oder
zwar gesucht, jedoch nicht gefunden, dann kann nur das Prädicat
gedacht und ausgesprochen werden, und wir erhalten ein subjeet-
loses Urtheil, einen subjectlosen Satz, wofür man auch Prädicats-
urtbeil, Prädicatssatz sagen könnte : es rauscht, der Bach rauscht.
Im subjectlosen Satze gelangt ein Vorgang oder ein Zustand zum
Ausdrucke ohne Bezeichnung des wirkenden Gegenstandes. Diese
Bezeichnung unterbleibt, weil mau den wirkenden Gegenstand
nicht kennt oder weil man sich damit begnügt, die wahrgenom-
mene Erscheinung zum Ausdrucke zu bringen. Entscheidend ist
hiebei das Bewusstsein des Sprechenden: ist sich dieser des Ur-
hebers der Erscheinung nicht bewusst, so muss der Satz als sub-
jectlos gelten, wenn es auch dem Scharfsinne gelingen sollte ein
Subject zur Stelle zu schaffen, und wenn auch der Nachweis ge-
liefert werden könnte, der nun subjectlose Satz habe sich aus
einem subjeetischen entwickelt, was in einigen Fällen gelingt.
Die gilt z. B. vom russ. tarnt, voditt dort spukt es, das auf dem
Satze domovoj vodiU sja beruht; vom bulg. vali es regnet, das
26
dxzd vali voraussetzt; vom magy. esik es regnet, das neben dem
tautologischen esö esik besteht u. s. w. Es wird erzählt: Bienen,
Wespen und Hummeln summten im Gärtchen, und später fort-
gefahren: es summte ohne Unterlass in das Zimmer hinein. Hier
begnügt sich der Erzähler mit dem Ausdrucke des gehörten,
ohne sich der summenden Thierchen bewusst zu sein.
Die Möglichkeit der Loslösung des Prädicates vom Subjectc,
genauer: die Fähigkeit absoluter Setzung- des Prädicates erscheint
mir geradezu als ein Vorzug der Sprache, dessen sich entfernt
nicht alle Sprachen rühmen können. Mir scheint der Ausdruck
„auf dem Meer ist's ruhig", mhd. „es gruonet an den esten", der
Phantasie einen weitem Spielraum zu gewähren als der Ausdruck:
„das Meer ist ruhig", „die Äste grünen". Der Unterschied beruht
darauf, dass im subjectlosen Satze das Prädicat unbeschränkt,
absolut auftritt, während im subjeetischen Satze das Prädicat durch
das Subject beschränkt, nur in Beziehung auf das Subject aus-
gesagt wird. „Die Verba impersonalia sind von vorzüglicher sinn-
licher, plastischer Kraft, für welche die Sprachen allmählich das
Verständniss verlieren." Steinthal.
In manchen subjectlosen Sätzen liegt — und dies möchte
ich hervorheben — etwas anderes als in den mit den subject-
losen für identisch gehaltenen subjeetischen: jene bezeichnen die
unwillkürlichen, diese die absichtlichen Äusserungen der Lebens-
thätigkeit. Der slovakische Schullehrer wird, wenn er meiut,
ein Schüler habe um den Unterricht zu stören das Geräusch des
Niesens nachgeahmt, fragen: „kdo je kychol?quis ster-nutavit? wer hat
geniest?" Die Frage: „Jcomu sa je kychlo?" wörtlich: „cni sternutabwm
est?-' würde nicht gethan werden, da dieselbe das unabsichtliche
Niesen zum Gegenstande hätte. Der Unterschied beruht darauf, dass
in „quis slernutavitP1 das Niesen als vom Subject beabsichtigt, als
seine That dargestellt, während es in „cui sternwtatum est?" als ein
Vorgang an dem Subjecte aufg-efasst wird. Dieselbe Bewandtniss
hat es wohl auch mit dem slovak. „ndsmu cloveku vzdychlo sa tu z
lüboka er seufzte unwillkürlich" . Ebenso zu beurtheilen ist russ.
„dumdlo sb emu, tehe vzdumalu si," tibi (apud te) cogitatum est neben
„dumafo, ty vzäumah;' tu cogitasti. Nach einem russischen Gram-
matiker, N. Nekrasovt, besteht der Unterschied zwischen „ja cltocii"
und „mne choceto sja" darin, dass in jenem Ausdrucke igraett
glavnuju rolt lico, predmett dejstvujuseij, a vi. drugomT. — samö
dejstvie 296. Bei dem durch „dumalo sb emy," bezeichneten Denken
27
im Gegensätze zu dem durch „dwmah" ausgedrückten darf an
Lichtenberg' s Wort: „es denkt" sollte man sagen, so wie man
sagt: „es blitzt" erinnert werden, womit das zu vergleichen ist,
was Steinthal, Charakteristik 92, lehrt. Bei absichtlichem Er-
leiden des Frostes sagt der Litauer subjectisch: „Mm tu lauke
Mi?" was frierst du draussen? Kurschat, Deutsch-lit. Wörterbuch
s. v. frieren. Dasselbe findet wohl in allen Sprachen statt, die beide
Redewendungen besitzen. „Ich friere11 muss angewandt werden,
wenn das Frieren oder Nichtfrieren von mir abhängt; dasselbe
gilt von „man friert" : das Subject ist hier unbestimmt, weil man
es nicht bestimmt, obgleich man es bestimmen könnte. „Mich friert11
kann nicht angewandt werden, wenn ich mich freiwillig dem Froste
aussetze. „Es friert1' hat keine Beziehung zu einer Person.
Den subjectlosen Sätzen, welche Vorgänge der Natur be-
zeichnen, wohnt dadurch, dass sie die wahrgenommene Erscheinung
und nur diese zum Ausdruck bringen, eine grössere sinnliche
Kraft inne als den subjectischen. Sie sind dadurch in der Poesie
von besonderer Wirkung. Um dies zu zeigen, führe ich aus
Schiller's Taucher eine grössere Anzahl von subjectlosen Sätzen
im deutschen Original und in französischer, cechischer und pol-
nischer Übersetzung vor.
1. Und es wallet und siedet und brauset und zischt.
2. Und schwarz aus dem weissen Schaum | klafft hinunter ein
(filmender Spalt, j grundlos, als ging's in den Höllenraum.
3. Und stille wird's über dem Wasser Schlund, | in der Tiefe
nur brauset es hohl.
4. Mich gelüstete nicht nach dem theuren Lohn.
5. Und sieh! aus dem finster fluthenden Schooss, ! da hebet
sieh's schiraw-nweiss.
6. Es riss mich hinunter blitzesschnell.
7. Und wie einen Kreisel, mit schwindelndem Drehen \ trieb
i, lieh's um, ich konnte nicht widerstehen.
8. Denn unter mir lag's noch bergetief in purpurner Finster-
niss da, | und ob's hier dem Ohre gleich ewig schlief, j das Auge
mit Schaudern hinunter sah, j wies von Salamandern und Molch n
und Drachen sieh regt' in dem furchtbaren Höllenrachen.
9. Und schaudernd dacht' ich's, da kroch's heran.
10. Da ergreift 's ihn mit Himmelsgewalt, | und es blitzt aus
den Augen ihm kühn.
28
11. Da treibt 's ihn den köstlichen Preis zu ericerben.
12. Da bäckt sich 's hinunter mit liebendem. Blick.
Franz. 1. Et le gouffre ondoie, houillonne, et gronde, et siffle.
2. Et, noire ä trauers la blanche ecume, s'ouvre wie feilte beante
et sans fond: on dirait quelle va jusqu'au sejour infernal.
3. Et le silence regne au-dessus de l'abime; au fond seulement
britit un creux murmure.
4. Une si preckuse recompense ne me tenterait pas.
5. Mais, voyez! du sein des sombres vagues, s'eTeve un objet blanc
comme un cygne.
6. Comme je descendais, entmine avec la pmmptitude de l'eclair,
soudain . . .
7. Et me tordant, en proie au vertige, me J 'alt pirouetter comme
une toupie : je ne pouvais resister.
8. Gar sous moi, dans une obscurite pourpree, le vide s'enfon-
cait encore, profond comme du haut d'une montagne; et, epioique tout
dormit pour l'oreille dans un eternel silence, l'ceil voyait en bas avec
eff'roi comme l'eau grouillait de visqueux reptiles, de salamandres,
de dragons, dans cette gueule terrible des enfers.
9. Je frissonnais ä ces pensees, quand je vis cent Joint ures se
mouvoir, ramper vers moi.
10. Älors, wie Celeste force sensit son äme; de ses yeux jaillit
un e'clair plein d'audace.
11. Alors, il se sent entraine ä conquerir la precieuse recompense.
1 2. Alors eile sepenche sur le gouffre, avec un regardplein d'amour.
Aus Poesies de Schiller. Traduction uouvelle par Ad. Regnier.
Paris. 1859. I. Seite 219.
Im frz. finden sich alle subjectlosen Sätze durch subjee-
tische wiedergegeben, und die französische Sprache, welcher Nie-
mand den unschätzbaren Vorzug der limpide nettete streitig
machen wird, ist durch die nothwendige Ersetzung der subject-
losen Sätze durch subjeetische gegen das Deutsche entschieden
im Nachtheil.
Cechisch. 1. Voda siSi, vlni se, vre klokotem.
2. Z pe~ny belave kalotmavg, \ bezedny, jako do pekla icchod,
rozestoupne nor se poziravy.
3. Ticho nad vodovirem teil panuje, \ Jen z hloubi chrapoti jek.
4. 0 krusnou bych odmenu mdlo stdl._
29
5. A cd, ve nurti kalotmcwe \ belä tarn cos lohnt!.
6. Dolü mne koapem to hrouzilo.
7. A v zävrate, jakkoli jsem. se opiral, | co samrhu do kolä
vir mne nabiral.
8. Hör s vpsi pode mnou to Udo, \ ve propasti se imivalo;
i aS ucho ni poäeptu neslySelo, \ pfedc oho tarn s Masern ziralo, j
jak chomolem jeSterä, drakü i Hifu, \ hemzl ve pekelnem to Mtanevirw.
9. An to vse rozjimdm v ustrnuü, \ tu cos, na sta pohybaje
null, po mne rhiiape se plize.
10. Dusi vdseü pojme mu zevfelou, | ctnd odvaha v oku se sikvi.
11. Slibene'ko tu di/ehte si Malta dobijti.
12. Tu Moni se milostny k hlubine Med.
Aus V. A. Svoboda, Vybor bäsni Fr. Schillera. V Piaze.
1847. Seite 51.
Selbst das Cech. gibt nur einen Satz, in 8, subjectlos wieder;
in 5. und 9. muss cos „etwas" und in 6. und 8. to „dies" als
Subject eintreten. Das sonst an subjectlosen Sätzen so reiche
Slavisch muss, so scheint es, einigemahle der Anwendung des
subjectlosen Satzes entsagen, wo das Deutsche wegen seines „es"
ihn gebrauchen kann. In der kühnen Anwendung der Subject-
losigkeit in 12. würde selbst eine slavische Prosaübersetzung dein
Originale nicht folgen können.
Polnisch. 1. I wre i kipi i huczy i pryska.
2. A z biatej piany, razem, niespodzianie, rozzieioa paszcze
czarna rospadlina i bezdenna, jak by szla n: piekiel otchlanie.
3. Wraz na poicierzchni panuje müczenle, ' pod wodq tylko
steka buk d(deki.
4. Ja bym tak drogiej icyrzekl sie nagrody.
5. I oto z ciemnijeh nurtöw topieliska | cos sie wybija bielszego
od iniegu.
6. Gdy rnie wir chwycil, piorunem lecialem.
7. I bystrym pedem, wylejäego strackem | krecihj w koto po-
teznym zamachem.
8. Bo jeszcze bardzo glefiokie przestrzenü kryia podemnq szkar-
latna poxcloka, \ a clioc tu loiecznie mieszkalo uspienie, \ przecieZ
icidziatem z wstretem, mego oka, \ ze smoki, zmije i rözne poczwary
w ipiekielnej paszczy snuiy sie jak mary.
9. Tak zostawdtem «■ okropnej obaivie: | az tu eoi pelznie, sto
pomyka czionköw.
30
10. To go przenika ndk by blyskawica, z 6cz mu sie iskrzy,
odicagq goreje.
11. PUficnos'6 nagrody wzmaga w nim zadanie.
12. Kröleicna z izami schyla sie i czeka.
Aus Pienia lyriczne Fr. Szyllera przelossyl A. Bielowski.
Lwöw. 1866. Seite' 23.
Auch das Polnische drückt sich nur in 1. und 10. subjectlos
aus; in 5. und 9. muss co§ „etwas" aushelfen.
Es gibt eine grosse Anzahl von Ausdrücken, die von den
meisten Grammatikern als Impersonalia angesehen werden, die
jedoch keine subjectlosen Sätze bilden: die Untersuchung, ob sie
mit Recht zu den Impersonalia gezählt werden, darf hier unter-
lassen werden, da der Begriff eines Impersonale in hohem Grade
schwankend, Impersonale daher ein wissenschaftlich unbrauchbarer
Ausdruck ist. Es ist räthlich eine Anzahl von Ausdrücken auf-
zuführen, die als Impersonalia gelten, die jedoch nicht subjectlos
sind. Subjectlos ist der Satz nur dann, wenn er, wie oben gesagt
wurde, ohne Hinzudenkung eines Subjectes oder Subjectssatzes
einen vollständigen Sinn gibt. Das richtige ist von einzelnen
Gelehrten schon längst erkannt worden; so sagt Sauctius in
der Minerva: Accidit, contingit, evenit, liquet etc. cur dicautur
impersonalia, non video, quando quidem nunquam supposito care-
bunt. An obscurum est infinitum vel totam orationem sumi pro
supposito? res quoque, casus vel eventus plerumque subaudiri
posse? sed accipe clara supposita: „mox ubi creverunt, naturaque
mitior illis contigit; nee contigit ullum vox mea mortalem". Ut igitur
dieimus: accidit aegritudo, calamitas, mors, ita dieimus: accidit,
ut ille veniret. (Hinsichtlich des Ausdruckes Suppositum ist zu
bemerken, dass im Mittelalter derselbe das grammatische Subject,
Oppositum das grammatische Prädicat bezeichnete: die Ausdrücke
Subjectum und Praedicatum waren der Logik vorbehalten). Auch
Ph. Buttmann sagt vollkommen richtig, die Eigentümlichkeit
der gewöhnlich sogenannten Impersonalia bestehe blos darin, dass
ihr Subject nicht in ein Nomen gefasst ist: s;sct! \>.-s. feisvai; von
dieser Art seien 3sT, -/pij, xizo-/jpih SoxeT, reps^s-., hfoiyexM u. s. w.,
daher auch ganze Phrasen wie e/st Xö^ov consantaneum est. Freilich
den Inf. unter allen Umständen als Nominativ gelten zu lassen,
geht wohl nicht an: man vergleiche iüßouAiai; ZiX und osi Ypässtv,
wo Ypotastv den gen. vertreten kann. Wer in ost nach dem
31
aind. das die Vorstellung „es fehlt" erkennt, wird lii ypc&psw wie
frz. il faut ecrire durch „schreiben fehlt" erklären, und in
EußouXi'ai; Sei eine analoge Construction erblicken. Weniger zu
billigen ist die Ansicht von C. Gr. Zumpt 225, der zufolge der-
gleichen Verba „in der dritten Person unpersönlich gebraucht
werden", und der Unterschied zwischen dem subjectlosen miseret
u. s. w. und dem subjectischen accidit, das ja auch kein persön-
liches Subject hat, u. s. w. schwindet. „Es ist möglich" gibt,
allein, keinen vollständigen Sinn, ist daher kein subjectloser Satz.
Hier weiden aus den in dieser Abhandlung in Betracht
kommenden Sprachen mehrere als unpersönlich geltende Ausdrücke
aufgezählt, die keinen subjectlosen Satz darstellen.
Slavisch. Aslov. unje be melius foret, praestaret. blazenomu
ivzoli se na goru vziti vysoku. Nslov. mi Se presSda es ist mir
schon zu viel. Bulg. volno mi je mihi licet, drdgo mi je es ist
mir lieb cank. Mino, milo mi je es thut mir leid cank. na Radka
stanalo krivo dem Kadko that es leid, lici, mni se, strüva se, cini
se es scheint cank. prilica es schickt sich. Serb. utvorilo mi se
ich glaubte zu sehen, es erschien mir (als Gespenst). Russ.
znatno il est evident. kazetz sja es scheint, nadobno, nado il faut:
nado zz rann daU otdochnuU. slysno, cto om prodaeto svoi imenija.
slucalo sh, cto . . . mne dolzno razorvatb vse svjazi sz proSedSimz ich
nniss alle Bande zerreissen. Saninu prislo Sb izumitb sja. In dem
Satze: ne chotclo Sb emu vozvratitb sja domoj er hatte keine Lust
nach Hause zurückzukehren, vertritt der Inf. einen casus obliquus,
das Verbum wird daher subjectlos gebraucht. Cech. deje se.
pfilidzi se. stdvä se. slovak. pekny sen sa mi snival. Poln. zdaje
mi s/V-, Se blyska. nalezy. zalehj.
Deutsch. Nhd. es ahnt mir. es gelingt, es gebührt mir. es ge-
hört sich, es geschieht, es reut mich, es scheint, es schreckt mich, es
steht mi)' an. es trägt sich zu. es verhält sich so. es ziemt mir. es
zweifelt mir. Vergl. Grimm, Wörterbuch 3. 1110. es träumt mir kann
in verschiedener Bedeutung subjeetisch und subjectlos sein, wie
kommt's, dass du so traurig bist? es war mir, als müssf ich sterben.
Lat. constat. licet, liquet. lubet. praestat. aequum. cerimm, darum,
dulce est. accidit. accedit. contivgit u. s. w. Zumpt 225. Das mit
opus zusammenhangende oportet für oporitet (vergl. poenitet),
mlat. oportum est, ist mir zweifelhaft.
Roman. It. c vero. pare. si crede u. s. w. Diez 3. 291. 293.
gj scrive bedeutet als subjectloser Ausdruck: man ist mit Schreiben
32
OOSCI
bäftigt; si wi ist notwendig- subjectlos: der Unterschied liegt
in der transitiven und intransitiven Bedeutung- der Verba. Fj-z.
iL faut: ü me faut un habit, eig. es fehlt mir. il faut partir.
Ruraun. mruni. Upseashte Xewrec, wpeiret: Xsfeet hat mit BeÜ und faut
dieselbe Grundbedeutung, unzeashte- äpy-oCm bo. 107.
Magy. Idtszik es scheint, tetszik es beliebt, törtenik es ereignet
sich u. s. w. Toepler 188.
Keines der angeführten Verba gibt ohne Ergänzung- einen
vollständigen Sinn: „es" kann durch ein Subject ersetzt werden.
Dass Sätze mit dem Subjecte „etwas, das" u. s. w. nicht
subjectlos sind, ist klar, ein so geringer Unterschied auch zwischen
ihnen und den subjectlosen bestehen mag: klruss. colka sSo§ vse
da Tisu (ahne den Wolf zieht immer etwas zum Walde poslov. IG.
russ. cto-to temnoe probezalo po eja glazamz turg. was soll das geben?
da lief mir was durch's ganze Blut. Diesen Sätzen liegt der Ge-
danke zu Grunde, das „etwas" sei bestimmbar, wenn auch der
Versuch es zu bestimmen meist misslingen dürfte.
O. Erdmann, Untersuchungen 2. 61, ist geneigt das grie-
chische. Neutrum plur. beim sing, verbi als Accus, in subjectlosen
Sätzen aufzufassen. Gegen diese Ansicht ist mehreres einzuwenden.
Es überrascht nämlich bei dieser Auffassung-, dass der sing, verbi
nur mit dem Neutrum, nicht auch mit dem masc. und fem. plur.
verbunden wird. Es ist ferner zu bedenken, dass jene griechische
Construction bei allen Verben eintritt, während der hier in Frage
kommende subjectlose Ausdruck nicht bei allen Verben statt-
findet. Hiebei ist Folgendes zu beachten: wenn man sagt: „es
webt einen ungestümen Wind", und wenn man nach diesem Typus
sich zu sagen gestattet: „es weht ungestüme Winde", so ist „weÄt"
kein transitives Verbum, was daraus hervorgeht, dass der Versuch
der Verkehrung in's Passivum bei dem angeführten Satze miss-
lingt, sondern es ist zu dem subjectlosen „es weht" näherer Be-
stimmung wegen ein Accus, hinzugetreten. Es müsste demnach
jedes Verbum, das mit dem Neutrum plur. verbunden wird, ausser
dieser Verbindung einen subjectlosen Satz bilden, was nicht der
Fall ist. Die griechische Fügung bleibt ein Räthsel, und es ist daher
nicht zu verwundern, wenn man sie in der Noth „aus dem feinern
Ton des gesellschaftlichen Atticismus entspringen lässt".
ZWEITER THEIL.
Specielles.
-IM ach diesen allgemeinen Betrachtungen muss zur Darlegung
der Arten der subjectlosen Sätze und zur Eiutheilung derselben
geschritten werden.
Wer auf die syntaktischen Verhältnisse mit Rücksicht nimmt,
wird die folgende Eiutheilung der subjectlosen Sätze für einiger-
massen entsprechend erachten. Vollkommen entsprechen wird sie
nicht, weil sie auf einem zweifachen Eintheilungsgrunde beruht,
von denen der eine, der formale, den Gliedern I — IV, der andere,
materielle, den Gliedern 1 — 8 zu Grunde liegt. Die Correction
dieses Mangels wird darin zu suchen sein, dass die Glieder IL,
III. und IV. in 1 — 8 untergebracht werden, indem die Sätze,
die Naturerscheinungen bezeichnen, aus IL, III., IV. unter 1.
gestellt werden usw. Der Satz beruht auf einem Verbum oder auf
einem Nomen mit Verbum : es regnet, es ist kalt. Das Verbum
ist activ, reflexiv oder passiv: es blitzt, hier sitzt sich's gut, es tvird
getanzt. Die subjectlosen Sätze mit einem Verbum activum sind
sehr zahlreich; es empfiehlt sich daher dieselben in Unterab-
theilungen zu bringen : als Eintheilungsgrund darf der Inhalt
dienen. Wir haben demnach /. Subjectlose Sätze mit einem Verhaut
activum. Diese zerfallen in folgende Unterarten: 1. Sätze, die die
Existenz eines Gegenstandes ausdrücken: es ist ein Gott, es gibt einen
Gott. 'J. Sätze, die eine Naturerscheinung ausdrücken (verba naturae):
es donnert. 3. Sätze, die Affeet&onen des Leibes oder der Seele aus-
drücken: es schwindelt nur. ex jammert mich des Volkes. 4. Sätze,
die Sin nesem pji udungen ausdrucken : es riecht nach Rosen, es rauscht.
5. Sätze, die eine Gewalt durcli ihre Wirkung ausdrücken: es würgt
mich (beim Brechreiz). 6. Sätze, die das Geheimnissvolle, Gespenstige
Subjectlose Sätze. 3
34
ausdrücken: es spukt. 7. Sätze, die die Vorstellung des Mangels und
des Gcgentlieils ausdrücken: es mangelt an Soldaten. 8. Sätze, welche
abstracte Verhältnisse ausdrücken: es geht mir gut. II. Subjectlose
Sätze mit einem Verbum reßexivum: des Morgens geht sich's gut.
III. Suhjectlose Sätze mit einem Verhum passivum: es wird gelocht.
IV. Sidjjectlose Sätze mit einem Nomen und Verhum: es ist lieiss.
Wenn man diese Classen der subjectlosen Verba übersieht,
so begreift man, wie es kommt, dass die Subjectlosigkeit in so
vielen Fällen eintritt: es werden seelische und leibliche Zustände
bezeichnet, die wir nicht machen, die über uns kommen; Natur-
erscheinungen, deren Urheber uns unbekannt ist usw. Man wird
sich unter diesen Umständen vielleicht wundern, wie Herbart
sagen konnte, dass eine gebildete Sprache die Subjectlosigkeit
nur in seltenen Fällen deutlich hervortreten lasse : man kann in
mehreren Sprachen, unter andern in der deutschen, längere Ge-
spräche ohne Subject führen.
I. Subjectlose Sätze mit einem Verhum activum.
1. Sätze, die die Existenz eines Gegenstandes
ausdrücken.
Existentialsätze sind Sätze, welche die Existenz (das Dasein)
eines Gegenstandes aussae-en. Sie kommen nicht nur dann zur
Anwendung, wenn es sich um die Existenz im absoluten Sinne
handelt : es gibt einen Gott, sondern auch dann, wenn die Exi-
stenz eines Gegenstandes an einem bestimmten Orte, zu einer
gewissen Zeit ausgesagt wird: in diesem Garten, jetzt gibt es viele
Rosen.
Die Existenz wird ausgedrückt durch die Verba esse, habere,
dare. Dass bei den Verba habere und dare der existierende Gegen-
stand im Accus, steht, ist natürlich: es hat, gibt hier Linden. Beim
Verbum esse ist die Fügung eine zweifache : in den meisten
Sprachen folgt sie stets den subjeetischen Sätzen : ,.es ist ein
Gott", zu vergleichen mit den subjeetischen Sätzen: „Gott ist
allmächtig, Gott hat die Welt erschaffen." In „es ist ein Gottu wird
der Begriff „Gott" absolut, ohne Subject aufgestellt; ebenso: „es
sind Götter". Das „ist" des Existentialsatzes tritt an die Stelle
der sogenannten Copula „ist", die in vielen, bei weitem nicht in
allen Sprachen, zur Aussage unentbehrlich, dieselbe Bedeutung
35
hat, wie die Personalen düng der Verba finita, wie „es ist Sommer,
es ist Nacht" neben „es sommert, es nachtet- deutlich zeigen. „Ist"
ist demnach kein Praedicat. Nach der andern Fügung kann der
existierende Gegenstand im Accus, stehen: nslov. po vseh pötih
jö je, wörtlich: in omnibus viis eam est. Diese Ausdrucksweise
ist nun sehr selten; dass sie ehedem häufig war, lässt sich aus
einer Eigentümlichkeit der slavischen und einiger andern Sprachen
erschliessen. Wie bekannt, hat im slavischen die Negation die
Wirkung, dass beim Verbum transitivum der Accus, durch den Gen.
ersetzt wird : mazi, zenq ljubitz maritus uxorem amat lautet ne-
gativ: mqzb zeny ne ljubitz maritus uxorem (uxoris) non amat.
Wenn es nun heisst: sestry nesti, dornet soror (sororis) non est
domi, so sind wir zum Schlüsse berechtigt, man habe ehedem
affirmativ gesagt: sestrq ■ jesti. eloma soror (sororem) est domi. Ich
habe früher diesen Accus, durch die Annahme einer ursprüng-
lichen transitiven Bedeutung des Verbum esse erklären zu sollen
geglaubt, halte jedoch jetzt diese Ansicht für unrichtig und meine,
dass in subjectlosen Sätzen jesti, (ist) einen Zustand bezeichnet
und dass in solchen Sätzen die von dem Zustande afficierte Person
oder Sache als Complement in den Accus, zu stehen kommt, wie
dies in „mich, dürstet" im Gegensatze zu „ich dürste" der Fall ist
Benfey, Göttingische gelehrte Anzeigen 1865. 1792. Die Erkennt-
niss dieses Satzes ist für die Einsicht in die eigenthümlichen
Fügungen der subjectlosen Sätze von Bedeutung. Diese auf einer
grossen Anzahl von Erscheinungen fussende Theorie wird von
jenen bekämpft werden, welche aus der Construction der Verba
transitiva die Urbedeutung des Accus, erschlossen haben. Zu den
vielen Functionen des Accus, tritt nun eine neue hinzu: der Accus,
des Zustandes. Ein solcher Accus, findet sich in „mich dürstet"; in
„nunc pacem orandwm"; in „oioreov -r?/ tj-/_y;v"; im got. „kar-ist
inau, wörtlich: cura est eum usw. Den Gen. in negativen Exi-
stentialsätzen kennen auch das lit., lett. und got.: lit. n era bro-
laco nestb bratet das Brüderchen ist nicht da. Lett. teis grämatas
für ndu das Buch ist nicht da. Got. ni vas im harne es waren
bei ihnen keine Kinder, Vergl. Grammatik 4. 355. 501, Construc-
tionen, aus welchen wir denselben Schluss ziehen wie aus dem
aslov. sestry nestb domo. Im ir. hat „is est" das Personalpronomen
in der sonst für den Accus, geltenden Form neben sich: is thu
du bist (es ist dich). Im kelt. wie in den slav. Sprachen hat diese
Füsuno- die Grenzen des Existentialsatzes überschritten : ni me
36
as beo non ego sum vivus, wörtlich : non me est vivum, aslov. nestb
niene (me) ziva Leo, Ferienschriften 1. 117. 118. 119. Zeuss 1.
476 ; 2. 894. Im slav. bat auch sonst die subjectlose Redeweise
die subjectische verdrängt: nslov. kramlate z memo, de si ravno
me ni nar manji vase dekle obgleich ich nicht die geringste eurer
Mägde bin. Serb. njegova se kuca ugasila, u nju ne ce kokota po-
jati sein Haus ist erloschen, in ihm wird kein Hahn mehr krähen
gorski vijenac 67. Cech. neni te s to du bist dem nicht gewachsen
kom. Poln. ani ich z to bedzie koch. 3. 55.
a) Esse.
vSlavisch. Aslov. ne be ima ceßa ok y)v aurot? texvov ostrom.,
genau: bei ihnen gab es kein Kind, ne li junotz m vasz? nonne
sunt juvenes inter vos? sup. 22. 28. nikakoze beaSe vody fitijeje
(richtig pitije) es gab kein trinkbares Wasser 430. 29. Minder
richtig: ne bqdi kz semu plodz otz tebe 255. 22. Mit dem Local-
adverb tu: ne (ne) tu za to epitomije non est pro hac re poeniten-
tia nom.-bulg. : nur an dieser Stelle nachgewiesen. Durch das
Localadverb wird das esse der Existenz von dem der Copula
geschieden: dieselbe Aufgabe hat „da" (daher Dasein), „there" usw.
Nslov. Affirmativ mit dem Accus. : po vseh potih jo je, koder bi
vtegnil priti sie, die Frau des Tobias, ist auf allen Wegen usw.
ravn. 1. 278, eigentlich: in omnibus viis eam est usw. Negativ
mit dem Gen. : doma ni mladga Marko, zdaj domi non est juvenis
Marcus nunc volksl. 2. 38. möka, kakSe je nej Klo cruciatus,
qualis non fuit hung.-slov. saj v örni gori ni zverin in silva nigra
non sunt ferae volksl. 2. 84. ljubezen je bila, ljubezen se bo, ko mene
in tebe na svetu ne bo 3. 128. Man merke v njem resnica ni lv toütw
r] ah-tfina oüx £Gitv epist. ioan. I. 2. 4. neben pohujSanja tri v njem
cy.dvo«Aov ev auxw oh% Ictiv I. 2. 10. Mit tu: Mandaleni nit traga
nit glasa Magdalenae non est vestigium usw. prip. 23. Hie und da
finden sich Redeweisen wie ni ga jezika, ni je besede non est lingua,
non est verbum, es gibt keine Sprache usw. ravn. 1. 151. ne ga
toga, ki je nihao hizo hung.-slov. Abweichend davon ist na steblu
ni jedne hruike ne ga, wofür man ne je (aslov. jeje) erwartet: auf
dem Baume gibt es keine einzige Birne prip. 22. Selten ist ne ga
ausser dem Existentialsatze : da brat« nigdo nihil ne ga 23. Die
subjectlose Constructionsweise findet man auch in Sätzen, in denen
je Copula. ist: cista dobrota ga je er ist lauter Güte ravn. 1. 316.
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für cista dobrota je on. gola nedoUnost j6 je sie ist lauter Unschuld
1 303 für gola nedolznost je ona. do vsih Vjudi ga je bdo polno
ljubezni gegen alle Menschen war er voll Liebe ravn. Vergl. Gram-
matik 4 357. Wenn man meint, im Praet. heisse es cista dobrota
qa je bila, nicht bilo, so ist dies irrig, denn dieser Satz folgt dem
Typus skrb me je, skrb me je bilo. Bulg. Hieher rechne ich na me,
eto qo hier bin ich, hier ist er. Kroat. nece bit cid toga boja, m petali,
ni razmirja hoga es wird darum keinen Kampf geben usw. lue. 39.
jarma nikadar na njemu joSnebi 80. Mit tu: stanja, kojimekmca
nit budin. 92: netu, Serb. od Tcaho je svijeta seitdem die Welt
steht dokle dnevl polomnu bdo als es Mittag war volksl. Ebenso
eto na te bosanskog vezira: den Accus, sehen manche als Adv. an.
da ti nije mene bilo nisi ego fuissem prip. 125. ne cudi se, jer
iuda n!je pjes. 5. 23. Klruss. jest lüde es gibt Leute nom. 49.
6y je de Ovitovy Mne6, Zy nema? gibt es irgendwo ein Ende der
Welt oder nicht? rozm. 59. ne Stuka daty, koly je, z Uky braty
wenn es etwas gibt, woher man es nehmen kann posl. 87. bido
,,,, jisty es gab etwas zu essen. Mit tu: Aidu AÜu es gibt keine
Spur nom. 302. na tych i Sersty nit 33. ne bude nas po nas spnehw.
jak ne bude Iran,,, to ne bude pana pryp. 116. Ebenso ne bude
z toj muh/ chliba aus diesem Mehl wird kein Brot werden, wort-
lich ■ wird es kein Brot geben, neben zpolovy byc ne bude poslov. 4t.
de voda, tarn verba nom. 243. Russ. est, kogo sprosit, es gibt
jemand, den usw. estb gde ostanoviU sja es gibt (einen Ort), wo usw.
est* u menja dva ljuti psa es gibt bei mir, d. i. ich habe zwei böse
Hunde var. 67. zuby estb, da neeego (aslov. ne. Sego aus nest:, SegoJ
est,, est, u vas?, teetki? gibt es bei euch Bürsten? namz nejeuda
(aslov ne kqde aus nest, kade) speSitb. na dtomz bau vasz ne budetz.
Subjectisch: byli minuty es gab Minuten. Das uuvolksthümliche
suSSestvovaU (aslov. sqStbStvo ou<j£«) entspricht dem gleichfalls unvolks-
thümlichen deutsehen „existieren«: suteestweto U ledjanoj dorn*
m PeterburgW dl ja vasz ne suMestvuete opasnoxü für euch existiert
keine Gefahr. meUv. nami ne dolzno susSestvovaü nedorazwmenij
zwischen uns darf es keine Missverständnisse geben, ne 6utb on
n'entend rien ist wohl nest, c,so cuti. Mit dem Localadverb tu,
woraus meist U: ne tu za to opitermja es gibt dafür keine Busse
pam. 20. podobnago u nicTa nttu turg. u kogo n§t* clwth by kaph
nadeUy. menja dorm »et?, ich bin nicht zu Hause, was sich mit
„es gibt" nicht übersetzen lässt. Vostokovi 92. und Buslaevi, 2.
158. meinen, neh stehe für nestb. Cech. byla vdova. lidu (parti-
38
tiver Gen.) tu bylo dobr. 285. prom&ny nun/' v bohu stit. rekl bldzen:
neni boha br. jineho ndpoje ne bylo bäj. Mit statt für esse: kdo
vi, steine li t.& do veceraf koni. Subjeetisch : neni tu tva Katerina
sus. 90. Slovak. o sinoch he bolo aül chiru ani slichu. Mit tu:
ziadnej pomoci nieto. febe pdru na svefe njet. Poln. bylo ckwile,
jalc by smlerc pomata es gab einen Augenblick usw. laz. 299.
■/est u mnie pare osöb ib. bylo jeszcze troche miodu es war noch
ein wenig- Honig da ib. jest tarn boze drzewko. Jasi&fJca nie bedzie.
na Podolu bialy kamleü volksl. wtdztalem ja, wlasnie godzlne, temu
bedzle il j aura im au ib. C. W. Smith's Ansicht 183, pare sei
zum Adverb geworden, lässt sich nicht rechtfertigen, nie bylo
ojea. Das ältere Polnisch bietet nie für niema: nie (aslov. nestu)
boga non est deus malg. Latinisierend : w jlchze nie jest rozum
malg. Oserb. ludzo su, kiz usw. es gibt Leute, die usw. sunt
honiines usw.
Lit. lr rugiu es ist Roggen da Schleicher 274. Negativ:
n' era brolaco das Brüderlein ist nicht da ib. n' er memo jaunös
duhreles da ist nicht meine junge Tochter volksl. Lett. väl
ju'ms lr teva (Gen.)? habt ihr einen Vater? biel. 280. Negativ:
vecdku vairs ndu die Eltern sind nicht mehr 281.
Deutsch. Nhd. es Ist ein Gott, es war einmal ein König. Mit
dem Localadverb: nhd. dass er (Schiller) in dieser Welt nicht mehr
da ist (Goethe). Ahd. dö dar niwiht ni /ras. Engl. Mit dem Local-
adverb: ivhere there Is wlt, there is pride. Giere was once a hing.
Got. ni vas Im barne (plur. gen.) oüx ■fjv auiou Tr/.vov, aslov. ne be
ima ceda lue. 1. 7. Vergl. Grammatik 4. 501.
Lat. Das Existentialverbum ist esse: sunt homtnes, qui usw.
Roman. It. son glä sett' annt. Mit dem Localadverb : lefoglie
che c' e su Tommaseo, Canti 1. 97. quanta gente e' ene 21. Fz. il
est certalnes feuplades, qui usw. Afz. il estoit jadls uns rois.
Manche halten im ml in il Halt un roi für einen Accus., was
durch jene afz. Denkmähler, die Nom. und Accus, scheiden, nicht
bestätigt wird.
Alb. nuh iste neri il n'y a personne.
Griech. Das Existentialverbum ist sivai: ihbt oi5 iVciv o? usw.
Zig. asti es gibt as. ehi gädze es gibt Menschen pu. ndnaj
rnanrö non est panis pa. näne fäiii es gibt kein Wasser karp.
tokhe hl clrlkles? estne tibi avis? für tukke hi cirihlo? also Accus,
statt des Nomin.
Magy. hat keine Copula, wohl aber ein Existentialverbum: van.
39
6) Habere.
Slav. Nslov. Selten, da nema oni kuei trüca ni dni&ca prip.
211 Bulg. ima niva na hraj ptib est ager ad viam bulg.-lab.:
„n» ist ideell ein Accus, ima hora es gibt Leute, dnes ni ima,
utre ni nhna heute sind, morgen sind wir nicht col. 152. ima me
ich bin kljuö 13, wörtlich: „es hat mich", das eben so wenig
wie „es gibt mich" gesagt wird, mladost je kato rosica, zaran jq
ima, "dene ja nema la jeunesse est pareille ä la rosee, ä Taube eile
est, au jour eile n'est plus volksl. sega ima tri godini. ima jedm
bog. poledica ima es hat Glatteis cank. 38. kadegod za ima marSa
wo immer es ein Aas geben wird ev. jedno vreme imalo zmejeve
einst gab es Schlangen, nema go tuha ille non est hie, wörtlich:
ihn hat es nicht hier, nejmdlo 6Üi es gab keinen Regen Vinga.
nemaSe mnogo pnst es gab nicht viel Erde, das auch anders erklärt
werden kann: griech. Aye. nema da vlezete non intrabitis. Kroat.
komu odpoöala nima se spomena lue. 86: se kann fehlen. Serb.
gde ima duU ubi est quercus mon.-serb. u svijetu ima zlijeh zr/e-
rova prip. 1. bez muhe nema nauke posl. 11. bez druStva nema
junaStva ib. In u onoj rekaviä imaju tri Siblfike prip. 62. ist tri
Hbljike Nomin. und wird imaju als mitjesu gleichbedeutend gebraucht:
dasselbe findet statt in « onom jezeru ima jedna azdaja prip. 57.
Klruss nema kraSoji taj vod nasoji es gibt keine schönere als
die unsrige pis. 1. 11. nyma ho doma 1. 90. v mene nema zonky
apud me non est uxor 2. 86. takych slonov ne maje na seifi solche
Elefanten gibt es nicht auf Erden rozm. 16. bez muky nema na-
uky sprichw. nema vod joho ni vistky ni cutky nijakoi. velykyj toit,
ta nema de dÜy sa non est (locus), ubi usw. nom. 42. hde nas nema
ubi nos non sumus prip. Man vergleiche, nymal moho pana pfi.
2 5 Russ. Selten, u nicht, takovogo ne imeetz sja turg. Poln.
nie ma go tarn wiela pies. 18. nie ma und nie masz brata, tu niema
co robie. nie ma w domu meza. choe by bylo eo je§6, niema w czem
zgotowac.
Deutsch. Nhd. es hat grosse Bäume, es hat an dem Orte schone
Pferde. .
Lat, Spät, habet ibi silva daselbst gibt, hat es einen Wald.
habet „„„ns quindeeim, ex quo usw. il y quirize aus usw. Historia
Apollonii regis. tabellionum um, habetur penwria.
Roman, lt. mit dem Loealadverb: molti cittadini v' avea.
Subjectisch: v anno molti cantori Fortis, Viaggio 1. 92. Sp. anos
40
ha. Fz. Mit dem Localadverb : il y a des femmes gut usw.
Afz. ohne y: que mult a entre fere e dire. il y a deux ans que
mo7i ph'e est mort heisst nach der Ansicht einiger : es (das die
Zeit schaffende) hat dort (auf der Welt) zwei Jahre seit meines
Vaters Tode, „es gibt" hiess ursprünglich at habet, dann i at ibi
habet, zuletzt il y a illud ibi habet. Mrum. tu tsira aista are
leamne bune dans ce pays il y a du bon bois. are de tine med
vvrtos il y a plus fort que toi. n are jearbe, wörtlich : non habet
herbam, drum : nu este jearbe Mostre n. 58. 142. 143.
Zig. nana terela asavke chulane mands il n'y a pas de parcils
seigneurs pa., wörtlich: es hat nicht solche Herren.
Chinesisch. Verba mit der Haupt- oder Nebenbedeutung
„wahrnehmbar werden, in Erscheinung treten" stehen mehr oder
weniger oft vor dem Substantive, welches — wenigstens nach
unsern Begriffen — ihr Subject ist. Bei i/eü haben in der Be-
deutung „es gibt" liegt offenbar ein echtes Objectsverhältniss
vor; bei andern ist aber eine Inversion des Subjectes ebenso
wahrscheinlich, wo nicht wahrscheinlicher. Unpersönliches yeü es
gibt, wü es gibt nicht steht regelmässig voran. G. v. d. Ciabe-
lentz, Chinesische Grammatik 144. Wenn man die angeführten
Beispiele vom Standpunkte der hier vorgetragenen Theorie be-
trachtet, so möchte man geneigt sein die Stellung des Verbum
vor dem als Subject geltenden Nomen daraus zu erklären, dass
das Nomen das Object bezeichnet, wie die Stellung dies andeutet.
c) Dare.
Deutsch. Nhd. es gibt T<ei7ie7i Trost für ihn. heuer gab es guten
Wem. Diese Ausdrucksweise, noch im sechzehnten Jahrhundert
selten, wird von Grimm, Grammatik 4. 230, mit dem „datur" der
Juristen verglichen : sie findet sich in passivischer (reflexivischer)
Form im schwed. und im dän.
Es wird vielleicht überraschen zu vernehmen, dass das mrum.
dieselbe subjectlose Ausdrucksweise in etwas anderer Anwendung,
nämlich zum Ausdruck von Naturerscheinungen, kennt: da ploae
ßpr/o'. es regnet, wörtlich: es gibt Regen.
Um der Entstehung dieser Redewendung näher zu kommen,
ist es zweckmässig an Phrasen mit setzen, absetzen zu denken : es
hat keinen ge7'inge7i Schrecken gesetzt, es setzt wunderliche Reden ah.
„es gibt etwas1' glaubt man erklären zu können durch „eine unbe-
41
kannte oder unbestimmte, nur in ihrer Wirkung erkennbare Kraft
gibt etwas, diese Kraft erzeugt, bewirkt etwas, lässt es in's Dasein
treten, vorhanden sein". Nach Bolzano's Wissenschaftslehre ist
der Satz „es gibt ein A" gleich dem Satze „die Vorstellung des
A hat Gegenständlichkeit".
Den Existentialsätzen mit esse scheinen folgende Ausdrucks-
weisen mit andern Verben analog zu sein:
Slav. Aslov. da ne ostanetb sleda ilu, ne maneat eoruni vesti-
gium exod. 10. 26. Nslov. na nagli postane z angelom vojske ne-
beske lue. 2. 13-küzm. v gojzdu ne raste druziga wächst nichts
anderes volksl. 1. 6. nikar zeleniga listika ne ostane kein grünes
Blatt bleibt übrig ravn. 1. 89. ni nikar kaplje kanilo kein Tropfen
fiel 1. 222. Kroat. ne ostalo ni kuce ni zvonika lue. 106. Serb.
dokle teklo, traje sunca i mjececa so lange Sonne und Mond dauern
pjes. 4. 237. da se take (djevojke) radjalo nije, niti ce se radjati
dass ein solches Mädchen nicht geboren wurde prip. 130. da
junaka boljega ne nastade dass kein besserer Held erstand gjuris. 16.
da od vraga na ostaje traga pjes. njemu dana ne svice bijela ihm
glänzt kein lichter Tag lazni car 58. Klruss. öy vuz (vöz) bylo,
ey lopatu, hj sco drulie war es ein Wagen usw. juzn.-skazky
1. 74. Vergl. Grammatik 4. 357. soho ne moze staty s das kann
nicht geschehen, nikoly ne javylo s takolio v Izraü'i matth. 9. 33.
na jomu nüoho ne horyt auf ihm brennt nichts rozm. 32. i rvha
suchoho na jomu ne ostalo s noin. 13. mynuto dva tyzni es ver-
giengen zwei Wochen rozm. 7. Russ. vezde icln (nasekomycln)
kismja kisitz es wimmelt von ihnen (den Insecten) bus. 2. 159.
bylo sotnju oven. ostalo sb meru pSenicy. nateklo Sasku vody
A. V. Popovi» 123. menja stanetz na sto delo 128. ne sleduetz za
dtymö glasnymz nikakogo zvuka hanc vocalem nullus sonus sequitur.
mSsjaca ne projdetz kein Monat wird vergehen. Sasu elce ne pro-
tvklo eine Stunde war noch nicht vergangen. niSego eire ne pro-
palo. ej nilego podobnago m golovu ne prichodilo. veceronn ne pro-
izoslo niSego utesitehnago. pomosci ne prichodilo auxilium non venit
bus. 2. 179. zvezdz ne sverkalo na nebe stellae non fulgebant in
caelo 2. 160. niüego ne m'dnelo sb i ne belelo. nieego by stogo ne slu-
cilo sb dergleichen hätte sich nicht ereignet, m hrikachi ne sly-
§alo si, uvleSenija. takichz ljudej na svSte bohse ne vstrecaeh sja
dergleichen Leute linden sich nicht mehr auf der Welt, odakogo
skota eUe ne rodilo sr, talis peeus nondum nata est bus. 2. 160.
In den letzten Sätzen treten Verba reflexiva auf: vergl. II.
4L'
CecL pokudz mne stdvd so lange ich bin. dokudz mesice, nebes
stdvd. dokudz Samuele stdvalo. kdyz nds nestane. Daneben subjee-
tisch : dokudz svet tento staue so lauge diese Welt besteht; ebenso
pokud co rodu toho stdvd. ne zustalo ani jednoho ne unus quidem
remansit. sledu ne zustane. Poln. pöki striata stanze so lange die
Welt steht koch. 2. 146. umarl Maciek, juz ei go nie staje. gdy
Macka nie stalo. zostcdo jeszcze kosz irina es blieb noch ein Korb
Wein übrig- laz. 299. zostalo kopq jablek ib. sierici Lydia nie,
zostaio szym. reszty dnia zeszlo na przygotowaniu do podrözy laz.
zgineio mi pare poiiczoch ib. Den Accus, in diesen Sätzen erklären
andere als den Accus, des Maasses; ebenso nsl. bilo je silo Ijud-
stva. tri voze se je peljalo ljudi. ccl voz je bilo ranjenih. eno kopo,
stiri kope je bilo orShov Vergl. .Grammatik 4. 390.
Wer aus der Gesammtheit der hier betrachteten Erschei-
nungen die ursprünglichen Ausdrucksweisen zu erschliessen unter-
nimmt, wird vielleicht zu folgenden Resultaten gelangen: die
Verba der Existenz und die Verba analoger Bedeutung wie etwa
bleiben, entstehen, sind der subjeetischen und der subjektlosen
Construction fähig; im ersteren Falle steht der existierende Gegen-
stand im Nom., im letzteren im Accus., Geh., daher aslov. affir-
mativ 1. byli sato junaci es hat Helden gegeben, 2. bylo jestb
junaky und negativ 3. ne sqtz byli junaci, 4. nestb bylo junakz.
Von diesen Wendungen ist die zweite nicht häufig, sie liegt jedoch
der ganz gewöhnlichen vierten zu Grunde. Serb. 1. podigli se
junaci es haben sich Helden erhoben, 2. podiglo se junake, 3. ne
podigli se junaci, 4. ne podiglo se junaka. Die zweite Redeweise
ist ungebräuchlich: sie ist jedoch in Übung mit dem partitiven
Gen.: jwdiglo se junaka. Häufig ist der vierte Ausdruck: Skan-
darijo -eudjo^si propala, u tebe se ne diglo junakah ! in dir mögen
keine Helden erstehen ! pjes.
Existentialsätze scheinen auch jene Sätze zu sein, in denen
das Verbum esse mit einem Inf. zum Ausdrucke bald der Mög-
lichkeit, bald der Notwendigkeit verbunden wird.
Slav. Aslov. jestb videti est videre, eigentlich : es gibt ein
Sehen, d. i. man kann sehen, nestb obixsti c'jy. Izzvi sipslv hom.-mih.
ideze nestb braii imenija ubi non licet colligere facultates ib. vsemb
ny jestb otiti otb sudu omnibus nobis hinc abeundem est sabb.-viud.
Nslov. slisaf ni zvonova volksl. Serb. da je tebi stuti pogledati
pjes. 4. 76. Klruss. mrut l'udy, i nam- bude (umerty) sprichw.
43
brecKtyvu sobahu dateko cuty spriehw. bez praä ne jisty JcotaSy
sprichw. ahi vydkom ne vydaty, ani buthom ne cuvaty. Russ. cto
bylo emu delatb? was war für ihn zu thun? huda vamz spUiUl
ne viäatb to neun sveta belago wir sollen die lichte Welt nicht
sehen ryb. 1. 156. toej Icrovi tebe na pith budeto bus. 2. 147. aclvb
kakö mne, tichu Donu, ne mutnomu tecl! wie sollte ich, stiller Don,
nicht trübe fliessen ! bus. 2. 166. kaU ej bylo ne zanemo&f
Cech. ne jednu pani bieSe videti slziece kat. z Betlema jest jemu
vyniti jez.-ml. vSechnSm jest jednou nmriti vel. Poln. byc mu
10 okowach koch. 3. 52. nie bylo grad. slychac go z daleka. Oserb;
telw Sloveka je vidzic dieser Mensch ist zu sehen.
Lett. tev bus divu nület du sollst Gott lieben biel. 146.
Lat. est rüdere. Griech. oux &rcw eupew ßiov aXwcov cuSevi.
2. Sätze, die Naturerscheinungen ausdrücken.
Die Sätze, die Naturerscheinungen, einen Zustand, Vorgang-
in der Natur bezeichnen, sind nicht selten subjectisch: es wellt,
der Wind weht. Mit dem subjectlosen Verbum kann ein Accus.
verbunden werden : es weht einen ungestümen Wind.
Slav. Aslov. rositb rorat. dzzditb pluit; daneben bogt, oblafo
d^zdit^. gnmite. Nslov. grmi. dans He bo previselo heute wird es
noch aushalten met. 271. Reflexivisch: bliska se. zori se; daneben
subjectisch dez, stieg, toSa gre, ide. toöa bije nieg. zorja je sve-
tala prip. 24. Man merke vedri nie, zavedrilo me je ich habe mich
verspätet. ßulg. Häutig reflexivisch, bliska se cank. razvideljuva
se, razvideli se es wird Licht, tagt cank. grvmi, grimne. valjalo je
es hat geregnet, d^zdi. vrinet: xai ßzpvr/r 6eXe! ßpsrs'. dan. zazoreva
se, zazori se das Morgenroth scheint, ogreva die Sonne kommt
hervor cank. izjasneva se es wird heiter cank. leti pluit. mnzne,
zamnznuva, zamrzzva es friert, mnkne, zarnnkne, smrikne, mnknuva
se, zamnceva se, smnceva se es wird dunkel, imgli se. zaobldcjuva
se es umwölkt sich cank. svetka s^, svetne se. simne se (Urform
svbtneh), simnuva se, osvmne, rasimne se, rasimnuva se es tagt.
tvmneje se, zatwuni se, zatbmne'va se es dunkelt, zahladeva se, za-
hl,idi se es wird heiter cank. Daneben vali drehen grad, vali gvahol
il gresille bog. ide, vali grad es hagelt, dzzd vali, leti, vnne
es regnet, pdda rosa, sland es thaut, reift cank. pole'dica, sneg
ide, vali es schneit, es glatteist cank. zora se zazorüa. vali und
das oben angeführte vrinet für es „regnet1' setzen subjeetische
44
Wendungen voraus. Serb. dazdi. kiH. §i$i. grmi. sijeva. Daneben
sijeva, mece svjetlica. ide, nalazi, pada kisa. grad, led, magla, mraz,
rosa pada. dazd, snijeg ndfiodi. grad bije. kad jutro osvanulo pjes.
4. 76. Klruss. blyskaje. hremyt. dnije es tagt, rozvydnilo sa. ivita.
zamerzto. Subjectisch: dose ide, lle. hracl, snih ide. ivit svytaje.
Russ. gremite. zavesnjaeto (stanzte vesna) es lenzt, razsvetaeth. raz-
svelo es ward Licht, sverkaebb, sverknulo, wobei Vostokovx hinzu-
fügen möchte neSto, cto-to. svetaete lucescit. temneefo. livmja heh
und dozdh livmja hete es giesst. vyzvezdilo die Sterne fiengen an
zu glänzen TurgenevL, Vesnija vody xx. brezzifo sja, zabrezzitb
sja es wird Licht, Tag. dozditz. projasnelo. morozitz es friert, mo-
■rositz il bruine. mariti es ist drückend heiss: volksthümlich. Sub-
jectisch: idebi dozdz, gradz, snegz. molnija sverkaetz, blistaetz. rosa
padaetz. gromz zagremelz var. 84. gromz gremitz. dozditz in gospodb
dozditz na nivy ist transitiv. Cech. pr§i, poprchdvd. mzi. snezi.
Mo. z cista jasna uhodilo. svitd. rozednivd se. seri se. hrmi. blpkd
se. Subjectisch: velici hromove hrimali cap. hrom z Sista jasna
uhodil us. prseli husti desfove vel. svitd svitänicko erb. 118. Slovak.
zbriezdilo sa. rozjasni sa. bo sa uz rozvidnievalo. uz sa bolo ztmilo.
zveöerilo sa. k veceru sa chylilo. Poln. grzmi. blyska. dzdzy. mzy.
marznie. dnieje. taje. smta, hdtalo. tarn sie pochmuralo, kedy Switac
mialo. dolineezkq wymoklo volksl. wieje es weht, zmierzcha sie. dymi
sie. Iah. zanosi sie na deszcz. plynie na grzeszne sidla pluet laqueos
malg. Subjectisch: deszcz pada. leje, pada setzen eine subjec-
tische Wendung voraus. Oserb. (vom) rima, rimoce tonat. vone
se btöska es blitzt, vone se mröSi es umwölkt sich, (vone) merzne
es friert. Subjectisch: deScik, sneli dzo. krupö du es hagelt.
Lit. griduja es donnert, svinta es wird hell, aüsta der Tag
bricht an. Uja es regnet, birro l'tjusi es hatte geregnet, sninga es
schneit, zailnlja es blitzt, tviska. Subjectisch: ledal krirdn es
hagelt. Lett. dust es tagt, list es regnet, milst es wird finster.
snlg es schneit. Subjectisch : dina aust es tagt, litus list es regnet.
snlgs snig es schneit.-
Deutsch. Nhd. es abei/dct, blitzt, donnert, dunkelt (ist dunkel),
eist, ßsset (regnet dünn), friert, giesst, glatteist, graut (der Tag
graut), grommelt tonat, grünt, hagelt, heitert sich auf, herbstet, laubt,
lichtet, maiet, märzt (in den April, es aprilt in den März), mhd. mor-
genet. nachtet, nebelt, regnet (einen starken Guss), reift, schattet (wirft
Schatten), scheint (Sonne, Mond), schlägt ein, schlägt aus, schlosst,
schmilzt, schneit (tiefen Schnee), sommert, staubt, stürmet, tagt diescit
45
(ahd. iz wirtit zi taga), thaut rorat, engl, it dews, (haut auf il degele,
engl it thaws, trieft, weht (es weht der 117//-/. es weht einen, ungestümen
Wind), wetterleuchtet, wintert, bewölkt sich, „es schneit" ist nach
Bolzano's Wissenschaftslehre eigentlich: „Die Vorstellung- von
einem Schneefalle in der jetzigen Zeit hat Gegenständlichkeit".
Nicht hieher gehört es jähret. Got. rignida svibla jah funin pluit
sulfure et igne.
Lat. lucescit. düuculat. gelat. rorat (imbrem). pluit (sanguinem,
lapidibus). ningit. grandinat. lapidat es regnet Steine, fulgurat.
fidget es blitzt, fulminat. tonat. lucet es ist Tag. lucescit. vespera-
scit. Einigen von diesen Verben findet man manchmahl deus,
coelum hinzugefügt.
Roman. It. halena. grandina. nevica. piove, ha piovuto. era
nevicato, mit und ohne egli. come la renn, quando a turho spira
wenn es wirbelartig weht Dante. Fz. iL gtie, neige, pleut. il a
gele, neige, plu, jetzt stets mit il. Humum tune tonat. ftildZere
es blitzt, buredze es reift, nindze es schneit, plodo es regnet, in-
noptedze, mrum. iwpteadz§ mostre n. 18. es nachtet, se ins§nine es
heitert sich auf. insedre, se fdtse sedre. vesperascit. innoredz§ es
umwölkt sich, ingjedtse es friert. Mrum. bumbunedze es donnert.
nourdz§ es umwölkt sich, skdpire es blitzt bo. 106. bumbuneadze,
sfuldzereadze mostre n. 105. Mau vergleiche se fdtse zi, se r§vdrs§
de zi es tagt. Mvnm. f§kundu-se sedre indem es Abend wurde ev.
Griech. ßpsvrä. Bei. orarpMrei. vüpet. aeiei. ytiii.xCu. cr,|j.atv£i (ixew-
ßoXv] xoü xipoc, ffyvsTat). b Beb? uet herod. mwxOT<££ovTOq tou Qssu polyb.
Ngriech. evta-cwers. ap^ics va XaP^Tl: tla^er ta /apccv|j.axa die Morgen-
dämmerung, oaov va s>e§»], ^Y)[*£p(i)OY] bis es tagt volksl.
Aind. vidjötate es blitzt, stanajati es donnert, varsati es regnet.
In diesen Verben tönt nach Benfey das Subject ziemlich stark
durch. Der zend. Ausdruck värenti es regnet beruht, wie der
Plur. zeigt, auf einer subjectischen Wendung. Zig. bliskiiwl es
blitzt slav. hrminel es donnert slav. : rodal ist dunkel, chdrasil
es tagt: yapä^i. strafil es blitzt griech.; in passivischer Form:
biavelkmel vesperascit, disjola diescit. paghosdilo-tar es fror: ena-
■(MGi. ardXovel, rafol es nachtet.
Magy. esik. es regnet, szemzik es rieselt, havaz, havazüc es
schneit, villdmlik es blitzt, hajnalodik, hajnallik es dämmert, die
Morgenröthe bricht au. nappalodik es tagt, reggelik, reggeledik es
wird Morgen, estellik, esteledik es wird Abend, harmatozik es
thaut usw. Subjectisch: es5 est'Ä es regnet, pluvia cadit. hd esik
46
es schneit, feg esik es hagelt Toepler 188. ik ist ein Reflexiv-
Suffix Müller, Grundriss 2. 2. 226.
Vergl. F. A. Pott, Zeitschrift 2. 431. Zeitschrift für Völker-
psychologie 3. 339. 342. 343. 345. 347. 348. 349.
3. Sätze, die Affectionen des Leibes oder der Seele
ausdrücken.
Das Verbum bezeichnet körperliche oder Gremüthsziistände
(Verba sensuum et affectuum). Mit demselben wird der Accus.
oder Dat. der afficierten Person und der Gen. der Sache ver-
bunden.
Slav. Nslov. odleglo mu je es ist ihm leichter geworden, srbi
me es juckt mich, zeja me mich dürstet, skrbi me. zebe me es
friert mich, meni se vnoza: mhd. mich bevilt. Bulg. pripdda mi
ich werde ohnmächtig-, snbi me. mnzi me ich bin faul, verdriesslich.
dosrameje, dosrameva me ich schäme mich cank., das wohl nicht
mit dem Subjectnomin. verbunden wird, ce si im je natezalo mil. 51.
pomile mu za teil illorum eum misertum est. na Marka je mnogo
donnenelo slav. 6. se nazali Patrone mil. 61. nemu ne mu j baS za
usce te er kümmert sich nicht um die Schafe. Ebenso zal mi je za
narod. zarad tnj mi j zalno Vinga. Janki (Dat.) se zalba nazalilo,
Hga naHzüo Janka würde es traurig, wehmüthig volksl. ist nur
durch die Annahme erklärbar, dass zalba, Uga in der Function
des Instr. aufzufassen seien. Serb. odmah bi mu odlahnulo.
Klruss. poiehSato, poTipsalo bafku nom. 35. hde koho ne sverbyt,
tarn Sa ne cuhraja sprichw. jemu ne do soly posl. 38. Russ. menja
mutitb j'ai des nausees. esli vann ne do menja wenn euch an mir
nichts liegt. Ebenso sah mne sego naroda. Cech. Slovak. jej
odlaMelo. bacovi odl'ahlo na srdei: ziabe mä. Pohl, iwierzbi mir.
Lett. man (Dat.) sldpsi mich dürstet, man nes mich juckt
es biel. 330.
Deutsch. Nhd. mich dürstet, mich hungert, mich schläfert, mich
essert. mich gelüstet, mich erbarmet seines Elends. Gott (Accus.)
erbarm's. es schicindelt mir: engl. I am giddy, fz. la tete me tourne.
es schwindet mir (ich werde ohnmächtig), es behagt, gefällt mir
dort, fz. subjeetisch: je me plais usw. es juckt mich, es friert mich,
es brennt mich, dem Vater grauset's, mir erinnert, gedenkt dessen,
dem Schiffe gedachte seit 1804. Wenn Sätze wie „diese jammerte
<las (/ross Elend in Juda" als subjectlos augesehen werden, so
47
ist dies offenbar ein Irrthum : anders ist es bestellt mit „es jammert
mich des Volks"; „dem Rauher jammerte den armen Teufels"; mild.
„nach denselben dingen jämert mich". Seltsam ist mich fürchtet fiir
ich fürchte Grimm, Wörterbuch 4. 704. Ahnlieh ist „es schwitzt
mich" bei F. A. Wolf für „ich schwitze1'. Ahd. mih langet desi-
dero. mih lustet. mih sldphdt dormiturio. in th.ir gilicheta mir in te
complaeuit mihi marc. 1. 11. Mhd. mich graset, mich betraget.
Engl, it remembreth me upon mt/ youih Fiedler und Sax 2. 115.
Aengh me ihursteth. me hungreth: jetzt I am thirsty, hungry. Ags.
me thyrst. me hyngradh. Goth. mih gredoth. mit huggreüh. mih
thaurseith.
Lat. miseret. piget. poenitet. pudet. taedet mit dem Accus, der
Person und dem Gen. der Sache. Hieher gehören auch interest
und refert.
Roman. It. ricorditi di Pier da Mediana Dante, di ehiamarmi
a se non le ricorda Petrarca, se ti cal di me. a niuno caglia }nit
di me che a me. Fz. il lui demange. il m'en cuit. il m'en souvient
neben dem subjectischen je m'en souviens. il ne me chaut de cela.
Afz. il ne lui ehalt, de quel mort nous mourions.
Griech. OsoTciv ei Sixirj? piXst, etwa: wenn den Göttern der
Gerechtigkeit gedenkt. piXsTai [j.oi zvioq- subjeetisch: avSpcireoioi
[jiXio, etwa: ich bin den Menschen im Gedächtnisse: [xeX, aind.
smar, gedenken. Man beachte it. -griech. me difsäi Sitjia, me pindi
Tcetvä, me riäi pif« mich dürstet, mich hungert, mich friert Mo-
rosi 177.
Bei pudet und den andern lat. Verba derselben Construc-
tion musste nach der Ansicht einiger Grammatiker ursprünglich
deutlich ein Subject ausgedrückt sein und pudet den Accus, re-
gieren, wofür auf das plautiuische me quidem haec condicio nunc
non poenitet und auf non te haec pudent? bei Terenz und ähnliche
Kühnheiten hingewiesen wird. Dabei wird an die subjectischen
deutschen Verba wie „mich schmerzt, quält, peinigt" usw. erinnert.
Dagegen darf vor allem eingewandt werden, dass die Form der
traglichen lat. Verba uns kaum berechtigt sie für Transitiva zu
halten, dass die Form uns in denselben eher solche Verba er-
kennen lässt, die einen Zustand bezeichnen, die daher mit den
Verba wie hungern, schläfern usw. in mich hungert, mich schläfert
usw. zusammengestellt werden müssen. Die syntaktische Regel
wird etwa so lauten: die einen Zustand bezeichnenden Verbahaben
die von diesem Zustande afficierte Person im Accus, neben sieh
48
Benfey, Götting. gel. Anzeigen 1865. 1792. Dasselbe gilt vom
o-ot. kara ist mik und vom slav. strah, me jestb, wörtlich : timor
me est, in welchen Sätzen kara und strahl zwar Nomin., jedoch
nicht Subjecte sind, sondern zum Praedicat gehören, wie sich
aus dem slav. strah, me jestb bylo, nicht etwa straln me jesth byh
klar ergibt. Vergl. Leo Meyer in den Verhandlungen der xx. Philo-
logen-Versammlung 120.
4. Sätze, die Sinnesempfindungen ausdrücken.
Das Verbum bezeichnet einen Zustand oder Vorgang, einen
erschallenden Laut, einen Geruch, eine Lichterscheinung. Die
meisten der hier verzeichneten Verba können durch Vorsetzung
von „etwas" subjectisch werden: dieses „etwas" ist genauer Be-
stimmung fähig. Bei einem gewissen Scheine am Nachthimmel
ruft man „es brennt": subjectlos. Der nächste Tag berichtet,
dass „ein Haus brannte": subjectisch. Dies ist unanwendbar bei
„es regnetu usw.
a) Slav. Klruss. v joho vuchach zadzvenUo j zaSwmito i za-
setesfito. Russ. devjatb casovi esce ne probilo. Sumitb m usach,.
Cech. kficelo, ze liofi. volalo. Slovak. viac ani ne Suchlo. zahuSalo
v povetri.
Deutsch. Nhd. es knistert, murmelt, raschelt, rauscht, saust,
säuselt, toset; es krächzt, summt, zirpt; es wird geblasen, es läutet,
es platscht, es klatscht, posaunt, ruft, schlägt, schreit, trommelt; es
hat trompetet, buccinatum est. loenn's von allen Zweigen schallt.
Roman. Rumun. strige, strige; tsine strige? übrige George es
ruft; wer ruft? volksl.
In Sätzen wie arjuaivst, sxi5pu£e wird ein unbestimmtes Sub-
ject angenommen; dasselbe wird von cv^yavro; behauptet: wenn
man jedoch «üaarpxfc oder irijpuE hinzudenkt, dann ist das Subject
nicht" mehr unbestimmt. Die Sätze werden richtig so gedeutet
wie das deutsche „es trompetet", sind daher subjectlos. Anders
ist zu beurtheilen nslov. zvonil je, Mied je, (leset je odbila, alles
subjectisch, dagegen po uSesih mi je zvonilo subjectlos.
b) Slav. Nslov. po rozoh disi es riecht nach Rosen. Bulg.
miriie na frolet es riecht nach dem Frühling. Russ. m vozducM
pachlo rezedoj es roch nach Reseden, dijmkonn popachivaetz. oti
rozu vejalo druginn, esce bolee tonkirm zapachonn,. smoriekh, oft ko-
torago otdavalo postnyim maslonn. izb razselim kamnej Mio krepkoj
49
svesestyu. zapachomt hamfory i mitskusa neslo otz vsej osoby starika
nach Kampher und Moschus roch die ganze Persönlichkeit des
Greises. Metaphorisch: povejalo na nego stepnoju ghihju. Sub-
jeetisch: Zenskij zapachb povejah na nego barg.
Deutsch, es brenzelt, muffelt.
c) Sla.v. Cccli. kdy& v mesti h>>ii. u sousedu hoH. püno mu,
jakoby Imri'.hi. Poln. na ogien ukazujqc mowil: tum gora. gwaita!
göre! Deutsch, es brennt, da flackert, es flimmert mir na- den
Augen, in den Augen schimmerte es nass.
5. Sätze, welche eine Gewalt durch ihre Wirkung
ausd rücken.
Das Verbuni dieser Sätze ist transitiv, die Sache wird daher
durch den Accus, bezeichnet: es schüttelt mich ; dazu tritt in vielen
Fällen ein Instrumental, der dasjenige ausdrückt, was unserem
schulniässig gedrillten Verstände als Subject erscheint: es trug
mich mit dem Sturmwinde fürt, wofür wir sagen : der Sturmurind
trug mich fort. Mau spricht hier von einer causa oeculta, während
man von einer causa sprechen sollte , deren mau sich nicht
bewusst ist: darauf kommt es an.
Slav. Nslov. bode me es sticht mich, po vsi-h udih me je
trgalo es riss mich in allen Gliedern met. 284. Bulg. tresi me
es schüttelt mich cank. Klruss. u vzdusi ne trjase j ne podky-
daje rozm. 25. jak ich sudna porozbyvato j potopyto o mori wie es
ihre Fahrzeuge zerschlug usw. ftot tureckyj roznesto p<> morju die
türkische Flotte zerstreute es usw. Mucyk vychopylo u mene z ruf:
das Schlüsselchen riss es mir aus den Händen rozm. 11. u Petra
auch zachopylo u. grudjach. sco b o£ej ne derlo nom. 6. vychrom
mene poneslo es trug mich mit dem Sturmwinde fort rozm. 28.
sco b tele horoju ptdnalo! nom. 72. Kuss. menja trjdsefo, tja-
■neth. menja tosnztb, u menja tosnota, poln. mie teszno pop. 152. menja
rvetb, ja rvu vomo ib. ego weh, zelcbju il vomit de la bile : rrati,
rumpere. u nego skreblo na duSe. po selonn dula.e podralo es riss
Bäume um chron. vynjalo inj dusewbku tn sachamy usta, poloSüo
h, duSenhku na peleny, podnjalo by dusenhku na nebesi, polozilo
In duSemku na presvMyj raj es nahm das Seelcben in den zucker-
süssen Mund, legte das Seelcben auf die Windeln, trug das Seel-
cheu in den Himmel, legte das Seelchen in das liebte Paradies
bezs. 1. 49. na more korablikz ponosilo, ko Rymu ko gradu pnmy-
Subjectlosc Salze "*
50
kalo bus. 2. 159. ehvostb ego i primorozilo skaz. 1. 2. cto In tja pri-
strelo! dass es dich träfe! bus. 2. 153. si tonka zavevaly vetry
bujnye, muravu-iravu vsju razmuravilo var. 97. ponimala st pogo-
duSkaso vichoremz, razneslo peski krutozeltye 104. sanina slegka pokoro-
bilo turg. Richmana gromorm ubilo es hat den Richman mit dem
Blitz erschlagen bus. 2. 159. na okonnicacln steklo uzorami zavo-
loiklo es hat in den Fenstern das Glas mit Figuren überzogen ib.
cholodnoj drozbju zlodejku obdalo ib. bureju korabh razbilo es hat
das Schiff mit dem Sturm zerschmettert ib. vPtroim to derevco
s/t, mihi es hat mit dem Wind den Baum gebrochen ib. ne dozzi-
konn beloe lico smocüo, smoSilo heim liöiko slezami nicht mit Regen
hat es sein weisses Antlitz benetzt, es hat sein weisses Antlitz
mit Thränen benetzt- ib. Cech. Jiazalo nim po kostete es schleu-
derte ihn in der Kirche herum sus. 28. Slovak. a by ta poran-
talo! mladenca ztriaslo od l'aku. srdce jej stislo. div mu ruku ne
odtrhlo. et ju do povetria uehytilo. materi spat' ne dalo. Polu. ra-
zilo go piorunem.
Lit. man ävi pävoge es hat mir den Schlaf gestohlen Kur-
schat 3G1.
Deutsch. Nhd. es packt, rüttelt, reitet mich, es treibt ihn fort.
es hat mich gewürgt (beim Brechreiz), es hat die Thüren auf- und
zugeworfen, es macht, legt, setzt einen tiefen Schnee, es hat Eis gemacht,
es setzt Eis. es hat einen Kracher gemacht: dial. es setzt einen Raub.
es setzt heute Schläge ab. Hieher gehört nhd. es macht Wetter.
mhd. ez tuot iceter, wie fz. il faxt beau temps. da ergreift's ihm die
Seele mit Himmelsgewalt Schiller, unterdessen packte es mich mit
etwas Unruhe und Ungeduld Lang 1. 212. And. hönum skaut skelk
i bringu es schoss ihm einen Schrecken in die Brust, her hefr up
sögu hier beginnt es die Sage, wörtlich: hie ineipit fabulam Grimm,
Wörterbuch 3. 1111. snve leggr es legt den Schnee, lagdhi <i nor-
rstnur ok thokur es legte Nordwinde und Nebel auf. kastadhi thä
enn hreggi imoti theim es warf da noch Platzregen ihnen entgegen.
eu thä rak vestr es verschlug sie westlich, laust thä eldinum ifidhri
es schlug mit Feuer in's Gefieder. Mitgetheilt von K. Tomaschek
aus Dietrich's and. Lesebuche.
Roman. Fz. il fit un grand coup de tonnerre. Hieher gehören
eigentlich Phrasen wie ilfait beau, die unter IV. angeführt werden;
ebenso nhd. es macht Wetter.
51
6. Sätze, die das Geheimnissvolle, Gespenstige
ausd rücken.
Slav. Cech. zde strasi. Polu. straszy. Russ. tarnt voditb,
tamz zavodito, da spukt es bus. 2. 153. Subjectisch: domovoj sa-
li.lh, vodith sja. certi vodjatt sja.
Deutsch. Nhd. es spukt (subjectisch: im Hirn spukt mir ein
Märchen), es geht, wandert um. es geht irre im Haus, da kam's hervor
wie Menschenhand. Ebenso : hier ist's nicht geheuer nach IV.
7. Sätze, die einen Mangel oder das Gegentheil
ausdrücken.
Das Verbum bezeichnet einen Zustand oder Vorgang; der
davon Betroffene wird durch den Dativ, die Sache slavisch durch
den Gen. bezeichnet.
Slav. Aslov. da (je)mu otb Sisla ne ubudetb, nb pribudetb dass
er an Zahl nicht abnehme usw. hom.-mih. sjaknuü naeatb vody
VJX<movoik3 -b uowp gen. 8. 3. Nslov. ne zmanjka ne möke ne olja es
fehlt weder an Mehl noch an <)1 ravn. 1. 221. Ziveza Jim primanjka.
Serb. da im blaga ne bi primanjkalo pjes. Klruss. syty dobuvaje die
Kraft nimmt zu pryp. 25, wörtlich: an Kraft nimmt es zu. hde roz-
iimii ne staje. daly chliba, koly zub ne stalo wo die Zähne fehlen
sprichw. Russ. säuSki n nicht ne umenbSilo sb exercitus eorum non
imminutus est ryb. 1. 161. znanija emu ne dostavalo es fehlte ihm an
Kenntniss. le&uci u Tibi vtroe sily pribylo die Kraft vermehrte sich
bus. 2. 331. Cech. ubyvd dne der Tag nimmt ab stit. teSkostipH-
byvd br. v starosti rozumu a pameti uchdzi kom. Slovak. ndm
sadla pribudlo. Poln. a % ku zlotu zlota przybywato koch. 1. 84.
bogactw przybywa, cnoty ubywa knap. brakuje koni es fehlt au
Pferden laz. 291. zbywa mipieniqdzy, na pieniqdzach. co ty poczniesz,
jdk mnie nie stanie? wenn ich nicht mehr sein werde mal. 442.
Lett. trukst mdizes um dränu es fehlt an Brot und Kleidern
biel. 281.
Deutsch. Nhd. es gebricht mir daran, es mangelt an Gehl, ich
muss schauen, woran es fehlt, verschieden von was fehlt, nun bedurfte
es keines Kampfes, für den Poeten bedarf s nur euern Witz und Wein.
(i riech, oöcs v. as -/pYj toöttj? fypooüviji; nee quiequam tibi opus
(est) hac dementia, iL 7. 109'. |/.u6ifaeai orcec 5£ /pvi loqueris, quid
tibi onus (sit) od. 1. 124. süßouXia? Zv- ^/yr,; Sit tu jxeXXovti
i*
52
Speev. Sei hängt mit aind. das, upadas versiegen, ausgehen, mangeln,
fehlen zusammen.
8. Sätze, die abstracte Verhältnisse ausdrücken.
Die Verhältnisse werden durch die einen Vorgang oder einen
Zustand bezeichnenden Veflba „gehen, stehen, sein" usw. aus-
gedrückt.
Bulg. da mit odlehne dass es ihm leichter wird. Klruss.
ide i) horlo posl. 48. o naSuju to skoru chodyt 91. ne k rdzdvu jde
nom. 12. Russ. koli na to poSlo. Cech. Jim o statky a hrdlo
bezelo vel. na tom stanulo dabei blieb es. Slovak. lebo mi ilo o
hanbu. Polu. idzie im o rzecz. chodzi o to es handelt sich darum.
Lett. man labbi kldjas mir geht es gut biel. 347. 348: kldjas
es fügt sich.
Deutsch. Mit der Sage hat es, suhjectisch: die Sage hat diese
Bewandtniss. es geht ihm um den Kopf, es geht mit dieser Sache wie
mit der andern, auch fz. subjectlos: il en va de cette affaire-lä
comme de l'autre. wie geht es mit deiner Gesundheit? fz. subjeetisch:
comment va votre sante? damit wird es nicht so gehen cela n'ira pas.
nenn ex nach seinem Sinne geht, in Zucker geht es still il y a peu
de debit en sucre. es geht gegen den Morgen, draussen gieng's Thür
auf Thür zu. es geht an. wie wird es mir ergehen? que deviendrai-je?
da giengs recht feierlich zu. Gegen die Subjectlosigkeit von „es
geht" wird bemerkt: „es" in „es geht" ist oft nicht eigentlich das
allgemeine Subject, das als unbestimmter Begriff doch so Be-
stimmtes zu leisten hat, sondern der Vertreter eines im Zusammen-
hange ausgesprochnen oder verborgnen Begriffes, der das Subject
darstellt, so z. B. daz spil get und ez get. so weit ist es mit mir
nicht gekommen, es steht damit besser, es gelte den Versuch, mit mir
ist's aus. es zuckte dunkel durch mein Hirn. Man füge hinzu wimmeln,
sich lebhaft durch einander bewegen: es wimmelt von Ungeziefer,
in den Strassen wimmelt es von Menschen neben dem subjeetischen :
die Strassen wimmeln von Menschen, heut' geht's auf's Eis. wo
geht's nach Weimar? immer stärker drängte es hinein. Kühn ist,
wie mir scheint, folgendes: ich ziehe hin, wo wild es von Rossen
stumpft Bodcnstedt, Die poetische Ukraine 42.
II. Subjectlosc Sätze mit einem Verbuni reflexivum.
Das Verbum bezeichnet absolut einen Vorgang oder Zu-
stand: it. si va itur, oder mit Beziehung auf eine Person und
53
eine Sache. Die Person wird durch den Dativ, die Sache durch
den Genetiv bezeichnet: nslov. dremalo se mi je, wörtlich: mihi
dormitabatur. poln. ehce mi sie tego, wörtlich: eupitur mihi hujus
rei. In vielen Fällen bezeichnen die hier angeführten Sätze un-
willkürliche Lebensäusserungen.
Slav. Aslov. ne ugodilb se vamt oüx vkly. Izw. u(«v num. 40. 41 :
zweifelhaft ist eimb osolitb se? ev tivi i'/.'-^-i-.y.: ; mattli. 5. 13. kako
li se tbStitb? hom.-mih. Nslov. zori se. s eim se b6de solilo? wo-
mit wird man salzen? \mo%a se mi mhd. mih bevilt. dremalo se
mi je dormitabam. svinjine se mi je zazelelo mich verlangt nach
Schweinefleisch, zeha se mi oscito, eig. oscitatur mihi, kolca se mi
rueto. meni se domu mudi il ine tarde. polzi se nogam pedes vestigio
f'alluntur lex. po Jclobasah se mu riga. konj se mi je smililo equorum
sum misertus, wofür, wie man meint, gebräuchlicher konj se mi
je Skoda zdelo. tözi se mi ich bin unaufgelegt, verdriesslich, eigent-
lich: mihi lugetur. po druzih jedeh se Jim tbzi alios eibos cupiunt
ravn. 1. 114. hoce, noce se mi (cesa). pisaveem se ne vjhna die
Schriftsteller sind nicht einig, dobro se ti bb postreglo. dobro ti
se je es schmeckt dir hrvatske nar. pjesnie 3. 20, wörtlich: bene
tibi editur. ce meni, da se sme komu privico prizad&d, ber. 8. 153.
boljsiga dam (Gen. für den Accus.) bi se ne moglo dati ranjeneu
melius donum dari non posset ravn. 2. 124. Man hört kniete se
vidi na polji in jih se je videlo und sieht hierin eine Nachahmung
des It., wie mir scheint, mit Unrecht, wie die andern slav. Sprachen
zeigen: kmefje se vidijo kann als Reflexiv aufgefasst werden; jenes
ist passiv-reflexiv. Bulg. bhska se. zazoreva se. mrbknuva se. sizm-
nüo se il fit obscur. zaoblaei se es hat sich bewölkt. piSe se man
schreibt. s-t,s leak-vo da se sollt 'spi se, liodi se dormitur, ambulatur.
mzSno mi se stajase prav ich stand mit Mühe aufrecht manö. 87.
meni mi se dodremalo mich schläferte, tem se dreme neben tii
drembt, mit einem leisen Unterschiede, hodi, jede, pije, spi mi se
ich habe Lust zum Gehen, Essen, Trinken, Schlafen, späh mi
se be. smejte se, dorde n se smeje lachet, so lange ihr Lust zum
Lachen habt col. 223. igraje li ei se? habt ihr Lust zu Spielen?
na kozeh t se püo voda den Bock dürstete nach Wasser manc. 40.
düma mi se ich möchte reden, ne mi se sedi ich mag nicht sitzen
manc. 112, eigentlich: mihi non sedetur. basta mi, na kogo f<< mu
se iSte, da hortuva SbS ras mein Vater, der mit euch sprechen
möchte col. 132. poiskalo se u nej sie wollte manc. '21. mi se sie
ich will, /niste, posteva (*pofa>tevajefo) mi se ich habe Lust cank.
54
na Stojunca se pristelo Stojanöo verlangte manc. 1<>: diese, mit isfcg
und böte zusammenhangenden Verba sind subjectlos, weil sie buli;'.
ideell mit einem casus obliquus verbunden werden, ne mi se trvpi
il nie tarde bog. nernu mu se j nazalüo. porevnuva mi se icb habe
Lust cank. putride, potrisjuva mi se ich empfinde Eckel cank.,
eigentlich: es schüttelt mich. Ob wohl ijn/'di se es bilden sich
Läuse bedeutet? Im bejahenden Falle wäre gnidi se ein Seiten-
stück zu XiOouxat für At'Qo^ YiyvsTai. Die subjeetische Wendung be-
ruht wohl auf der Declinationslosigkeit: uz mu se ne jadjat cere§i
er will nicht mehr Kirschen essen manc. 73. Kroat. zaja mi se
sitio hung. meni se ne grusti lue. 11. nje mi se li Mise nur nach
ihr verlangte mich 29. zrtva, ke hroju konea se ne da je cujus nu-
meri iinis non datur budin. 10. nit se vidi leonja ni junaka man
sieht weder Ross noch Held volksl. kad ga. (zeca) se ulovi, lead se
<jn (srnjaka) nastrieli hrvatske narodne pjesme VI. 55. Serb.
n-d vi se. magli se. ohlaci se. rosi se. ide se itur. i do sad se je dje-
verivalo posl. 96. za onu se devojku proeuje do cara das Gerücht
gelangte bis zum Zaren prip. 178. e se hoee jutros umirati pjes. 5. 94.
jednom se radja, a jednom se umire posl. 113. razali se slugama
prip. 165. jednako joj se lioce svatova posl. 72. za cara malo mu
se muri er kümmert sich wenig um den Zaren pjes. pueu puske,
broja se ne znade, wörtlich: numerum non scitur pjes. da se iz-
misli silu drugijeh umjestva vladis. 130. Klruss. smerkaje sa.
chmaryt sa. de 4a dvom varyt, tretyj &a pozyvyt ubi duobus coqui-
tur usw. pryp. 25. tomu lehie zdychaje der athmet leichter nom. 30,
wo man 4a erwartet, zaclitüo mu 4a r petrövku zmerzloho 35. naj 4a
tobi ne bazyt pe&enoho chliba verlange nicht nach usw. posl. 73.
hadaio 4a myni 3. tak dumaio sei myiii ita mihi cogitabatur 20.
6y junui ne dobre doma zyio saf ei bene vivebatur. Dunkel sind
ri/dno, vydko 4a, dymno ia: man erklärt diese Ausdrücke durch
oydyt sa. dymyt sa und vergleicht poln. widac sie Archiv 6. 109.
Dazu kommt temno sa (jak v rözi) posl. 117. Russ. spih> sja. za-
sntdo sb sladko bus. 2. 154. icetz sja s?> golodu, a drozito sja sa
eholodu ib. ikaetz sja mne j'ai le hoquet. umnuzilo sja bratbi fratres
multiplicati sunt chron. taln voditb sja vt svete das ist der Lauf
der Welt, mne dumaeto sja neben ja dumaju: jenes ist mihi cogi-
tatur, dieses ego cogito. emu ne citalo sh il lui fut impossiblo de
lire. pejett sja mne, poju, ne veselo, molSu, d. i. wohl : wenn ich
Lust zu singen habe usw. pelo sja solovbjusku vk ros&ice vesnoj
canebatur lusciniae usw. die Nachtigall sang usw. bus. 2. 154.
55
lisice" ne t/iif,, sja vulpi non dormitur skaz. 1. 6. emu po&udilo sb.
zackotelo st mne mjasa lebedinago concupivi carnem cygni ryb.
1. 204: der Int. nach chotGth sja ist demnach Vertreter eines
Gen. tvoej ;:mr udolzüo sja karamz. 2. 332. tutt dostaefo sja i gni-
lomu zapadu da bekommt's auch der faule Westen. niÜego eS£e ne
vyjasnilo sb. stoskovalo sja u molodca po svoju rodimuju storonusku
es verlangte den Helden nach seinem Heimatslande ryb. 2. 265.
takuHrn IjiaJij na svetS bohse ne vstrecaetb sja solche Leute rindet
man nicht, mehr usw. u nego stogo niSego ne imeefa sja bei ihm
kommt dergleichen nicht vor. ne mozeh, sja cela va mal. ne zdo-
rovifo sja emu il est indispose. kaki ej ziretb sja? quomodo ei
vivitur? „Russkij glagota sann, soboju, sagt N. Nekrasovb 28,
bezi> pomosci razuychi. mestoimenij stoiti neredko vt reci kak'b
podlezascee i skazuemo vi. nieste; napr.: zilo sb, zalomilo sb,
ehudoboju vi> mir-b pustilo Sb. cto zilo sb? cto zalomilo sb? cto
pustilo sb? podobnye voprosy zdesb ne imejutb smysla?" Nach
meiner Ansicht sollte in dieser Darstellung- podlezascee fehlen,
wie schon daraus hervorgeht, dass nach dem Snbjecte nicht gefragt
werden kann, während die Frage nach dem Pfädicate gestellt
werden kann: was geschieht? Cech. svitd se. rozednilo se. sefi
se. blyskalo se. vSudy se tmelo. ze se od hör mraSi. pije, ji se. srpem
se zne, a kosou se seid kom. dobremu se odplaty primnozi jungm.
toho se mi zzelelo darnach verlangte ich. k noci se schyluje, noc se
(lila vel. zzddalo se jemu viry Mestanske" er sehnte sieh nach dem
Christenglauben pass. slituj se tobe toho hart, dostane se mi toho
kom. musi doslati se Jim odplaty. velmi se Jim styskalo bfez. rhee
tmt se chväly sveta toho to bart. zodneclitelo mi se toho kom. a by se
ijednej skody ne stalo kat. ne nalezd sc müosrdneho. chteßcimu se
zddne hriuly ne deje volenti non fit injuria, a ono se penez ne
naülo zailmjch es fand sieh kein Geld sved. ne bere se z jednoho
vola dvou kozi dobr. tvoji zene zle'ho se ne stane sus. 10. jak se mu
rede? wie geht's ihm? Slovak. na pol rnile sa mi od tej vöni
kychlo. ndsmu cloveku vzdychlo sa tu z hlboka. böi'OüiöM sa mu
glglo. dobre sa mi vodüo es ist mir gut gegangen, fak to povodüo
sa mim. za&alo sa mu driemaf. ved sa mi tak dobre spalo. zacheelo
sa je] jdhdd. dostalo sa Jim po tisic zlattfch. ozvalo sa jej tarn z tych
temni/ck smreUn. troeha rozbriezdüo sa Jim. Poln. wichr.ii/ sie. ipi
sie,, tedy sie idzie do Krakowa hac itur usw. z Madkiem sie pijato,
■pöki piwa stalo pies. 5(i. dzieje mi sit nad moje zaslugi koch. 1.
165. kiedy sie ludzi skrzetnych namnozylo 3. 18, niegdys', pieJcna
56
chwalo, za toba sie tt<j<ii>itil<> ehedem jagte man dir nach brodz.
dobrze sie jadalo kasze r. smalcem Üustq, wortlieh : bene edebatur
(edebat sc) pultein usw. pies. 196. ze si§ jej nudzi dass sie Lange-
weile hat. spato mi sie mal. 2. 441. zacheiewa, chee mi sie czego.
zdrzymnelo mi sie mal. 2. 444. kiedy sie zna autora. kupuje sie
czesto takick rzeczy usw. kiedy sie nie ma pieniedzy. powaza si§
cnotliwych, tu sie szyje hielizne neben tu sie nie szyje bieliczny mal.
Oserb. jemu so pravje stet ihm geschah recht, tu so tebi zle kleci
hier kniest du schlecht, po vami so mi styskase um euch war mir
bange, mi chee so rybov ich habe Appetit auf Fische, tu so mi
vostudzi hier habe ich lange Weile, dyz so ci dere dze wenn es
dir gut geht seil, tu so dere sejdzi hier sitzt sich's gut. mi so zecne
ich wurde ohnmächtig schneid. Nserb. vono se btyska, blyskoco.
oono se grimoco es donnert anhaltend, vono se pogrima zwahr.
Deutsch. Nhd. hier schläft sich's angenehm, es sitzt sich hier
schlecht, mit ihm spricht sich's gut. des Morgens geht sich's gut, auch
fz. subjectlos: il faxt bon marcher le matin. es gibt sich leicht,
wenn man reich ist. Altnord, wird gesagt: mir versteht sich, es ver-
irrt sich mir des Weges, mir icird umgesehen für ich verstehe, verirre
mich, sehe mich zufällig (oder vielleicht unabsichtlich) um Zeitschrift
für deutsches Alterthum viu. 52.
Lat. und grieeh. kennen diese Redewendung nicht. Hinsicht-
lich der Construction kann verglichen werden tota mihi dormitur
hiems und xzhrßkq avOpwwiGtv ol>y_ Euptaxetat.
Roman. It. non vuol che 'n sua cittä per ine si vegna dass ich
komme ut a me veniatur Dante inf. 126. si viene. si vive. si era
vivuto B. Btiommattei. vivesi qui, ma non si vien satollo. per me si
ra nella cittä dolente. vuolsi cosl colä dove si /mute eib che si vuole.
non altrimenti si curava degli uomini usw. a quanti pericoli si <
esposti, quando s' e in un postö piu sublime. Sp. se anda. se viene.
sc. vive. se puede ser hohrado. no se es senipre criminal por pare-
cerlo. liiumm. se doarme. se intuneke es wird finster.
Wenn es im Italienischen heisst: qui si taglia capelli, G. Gal-
vani, Archivio Storieo 14. 372, so scheint mir dies in Überein-
stimmung mit den bereits untersuchten Erscheinungen zu stehen,
indem ich meine, dass der Satz subjectlos und capelli der Accu-
sativ ist. So erkläre ich auch folgende Sätze : del sico legno (dul
bosso) si fa ottimi jiettini cresc. quanto piu semi si giugne insieme.
quivi ore e campane non s' udiva Blaue 312. dove si vende le can-
dele Vasari. per gentilezza le piefre si «iMO»e Tommaseu Canti 1. 55.
57
si ama la mrtü amatur virtus ist dein lateinischen vitam irivitur
an die Seite zu stellen, lo si loda man lobt ihn, wörtlich: eum
laudatur. Wenn die beiden zuletzt angeführten Ausdrucksweisen
von den italienischen Grammatikern als incorrect bezeichnet
werden, so können wir für ihre Richtigkeit ausser dem bisher
Dargelegten nichts besseres anführen, als was G. Galvani dar-
über sagt: „De' quali modi, tuttoche vivi e verdi tra noi, non
avendo trovato sin qui i grammatici una ragione sufficente, hanno
avuto rieorso a giudicarli irregolarita ed anomalie popolari, piutto-
stoche proprietä intime del linguaggio bisognevoli d' essere eer-
cate nella genesi del medesimo." Nach G. Gherardini, Appendice
alle grammatiche italiane 168, sind in den oben angeführten Bei-
spielen pettini, candele usw. allerdings als Accusative und nicht
als Nominative aufzufassen, allein bei Gherardini hängt diese
Ansicht mit der ganz unhaltbaren zusammen, „si" in diesem Falle
sei aus dem lat. Pronomen „isu durch Umstellung der Buch-
staben hervorgegangen. Auch im Spanischen begegnen wir nach
derselben Theorie gebildeten Sätzen : nmy pocos reynos se halla
man findet sehr wenige Reiche, dese d Ceuta man übergebe
Ceuta. se le enterrd man begrub ihn. avisarse puede d Carlos,
se ofende ä Bios Diez 3. 295. se le ha muerto er ist getödtet
worden. Wenn Diez bemerkt, dass nur der Spanier in dergleichen
Sätzen das Nomen von dem Verbum abhängig zu machen sich
nicht scheut, indem er das richtige Gefühl für die Fügung, nach
welcher in si vedono molte cose das Nomen Subject, nicht Object
sei, verloren habe, so erinnern wir an die oben citierten Worte
Galvani's und berufen uns auf die hier vorgetragene Lehre über-
haupt. Die Unterscheidung des wahren Reflexivs (egli si loda)
von dem Passiv-Reflexiv (lo si loda, vi si prega) ist im Auge
zu behalten : jenes erfordert den Nomin., dieses den Accus. Die
spanischen Grammatiker erkennen dergleichen Sätze als correct
an: „Cuando la sentencia (die III. singularis mit „se") toma el
caräeter de impersonal, sc coloca el verbo en el singular, y lo,
que es objecto de su accion, va regido de la preposicion ä, verbi
gratia: se atropella d los desvalidos. se detesta d los malmdos"
Salvä, Gramätica Paris. 1846. 49. „Las frases de este giro pasivo,
cuya explicacion gramatical ofrece mayor diticultad, son aquellas,
en que, ä mas de no aparecer, quien produce la accion, la per-
sona, que la reeibe, se halla regida por la ä, contra el prineipio
sentado en la pägina 109, de que nunca lleva el noininativo
58
preposicion alguna; y ora sea aquella del m'imero Singular, ora
de! plural, esta siempre el verbo en el Singular, <lo niodo que la
oracion tiene todo el caräcter de inipersonal. Muestranlo asi los
siguientes ejemplos: .se me iusca d mi. se nos pregunta ä nosotros
por el correo. se procesa d los criminelles 159. se me hacia recio
creerlo Baralt 599. se ama poco d quien no se atreve d amar d
nadie'' 603. Eben so portugiesisch : se söa os grandes feitos man
verkündet die grossen Thateu Diez 3. 295. Deus quer, que so a
eile se «»je. ninguem se deve amar, se ndo a um senhor tdo pode-
roso Paiva, Serin. 1. bei A. de Moraes Silva, Epitoine da grama-
tica portugueza XV. vor dessen Diccionario. Lisboa. 1858. Die
Frage, ob im Französischen il se trouve des royaumes das Nomen
im Accusativ steht, wird von manchem Grammatiker vielleicht
verneint werden. Eigenthümlich ist spanisch: se me ha olvidado
la leccion ich habe die Lection vergessen. „AI decir: se me ha
olvidado la leccion, bien se ve, que la leccion es la olvidada, y
que yo soi el que la he olvidado'' Salvä. 159. La leccion ist ein
Accus. Der Satz erinnert, abgesehen vom Accus., an russ. mne
dumaetb sja mihi eogitatur für ja dv/maju.
Zig. ne sovel pc mande ne spava mi sc non dormitur mihi.
III. Niihjectlose Sätze mit einem Verbum passirum.
Das Verbum bezeichnet absolut einen Vorgang oder Zustand:
bulg. spano je dormituni est, oder mit Beziehung auf eine Person
oder eine Sache: die Person wird meist durch den Dativ, russ.
durch den Gen. mit u, die Sache durch den Accus, bezeichnet:
ii rrienja chozeno apud me (a nie) ibatur. eonsilia reperiendum est.
Klruss. osukano rnene deeeptus sum, wörtlich: deeeptum est me.
Slav. Aslov. be ugobizeno vjv yj eüSyjvise. glasi truby uslysano
budetb GxkT:r(-(c; bmvy] axoutrrov sarai esai. 18. 3. vybirano strohi eli-
gebantur lineae sbor.-kir. 24. kjelie ucisteno georg.-mon. niebsoze
dostojno (-na) swrvnti sztvoroio estb o nenn oüBev ä'ijtsv Oavarsu soxi
KeitpaY^vov stuxro lue. 23. 15. Man vergleiche razwmno by&tb Saiäu
svetb ihh ifvöioÖY] T<;> SaüXtp yj sxißouAY) ainwv act. 9. 24.-slepö. neben
razumbnb usw. sis. Nslov. dobro ti bo postrezeno. dobro ti ho po-
stlano. Bulg. spano je dormitum est. pisano je man hat sich mit
Schreiben beschäftigt, dzid zadzklano liest man mit Befremden
in einem Volksliede per.-spis. ix. x. 87. . Klruss. pryvodSeno do
59
neho r.sidi nedu&nych adducti sunt ad eum omnes aegroti, wörtlich:
adductum est ad cum omnes aegrotos. zapsovano nebohu. vkynuto
tele v temnydu. zasypano karyj' o£y obruti sunt nigri oculi pis.
2. 148. za moje Zyto See mene byfo sprichw. koneS seiet zabyto oola
maetatus est bos pryp. 123. jestli by jemu spravedtyvosty ne vSy-
neno stat.-lit. 379. Man vergleiche pramdy ne vydko posl. 23. ne
vydko dorohy die Strasse ist unsichtbar 103. butno buto r Rami
hoios. do Peremylla slysno ves. 110. Svitu bozoho ne vydno nom. 14.
Wruss. .- togo dereva kryzy stavljano aus diesem Holzo setzte man
Kreuze bus. 2. 161. Russ. bSgano fugiebatur. ideno ibatur. pla-
kano flebatur. haki m> Caregradb naechano ryb. 1. 90. si molodu
bito mnogo, grableno, podz starosth nado duSa spasti bus. 2. 156.
samoljubiju ego bylo pohsceno. po kolem bylo u buruska vz zerrdju
zaroSSeno bus. 2. 160, d. i. bwruslco vz zemlju zarosz. takoj kraca-
vicy ne vidano i ne slychano eine solche Schönheit ward nicht
gesehen usw. 17b. 1. 37. evetnago platbja im wnoseno bus. 2. 155.
u menja druUny ne privedeno a me socii non adducti sunt ryb.
1. 249, wörtlich: apud me socios non adductum est. u menja za
malemka bylo chozeno, wörtlich: apud me ambulatum est, d. i.
ambulavi bus. 2. 282. Hieher gehört das passive Partie, mit so
für sja: u menja tri goda kakz sosvatano st bus. 2. 282, d. i. ja
sosvatah sja. u menja za malemka da bylo boroto sb ryb. 2. 55,
etwa: von mir wurde sieh geschlagen. Die Adj. vidno, slt/,in<>
haben passivische Bedeutung: vidno gorodz urbs videri potesi 1ms.
2. 160. slylino muziku ib. ne slysno ni pisku ne veresku neque si-
bilus neque planetus audiri potest var. 174. Subjectisch: oidenz
gorodb, slySna muzika. Cech. mesto, v nünti bydh.no b<jl>> br. nebo
bylo na n zaloväno pass. spravedlivemu na zemi odplacovdno btfvd
br. te noci mdlo spdno bylo jungm. zädneho 'lila im bude <lrl<in<>
r tech dnech br. pavezy, ani k<<\>i ne byla vidino rnezi nimi ib. Slow
ftdcTca ci<ln<i in' bolo pov. 1. 23. Poln. spano. siedziono. dopomozono.
ziewano. odpoozeto. bano sie. najedzono sie. obzarto sie. moZono im
sechzehnten Jabrhuudert mal. 2. .446. jüz davmo na obiad dzwo-
niono skarb. czego mi czynic nie miano koch. 1. 138. tak dziano
kroleumie sie nominabatur regis filia 3. 83. pospolu je pochoteano
simul sepulti sunt ehwal. 1. 19. zwierz pochylym stworzöno koch.
3. 20. mieeze na lemiesze kowano '■>. 92. z tego drzewa krzyze ro-
biono. piedziesiqt dziewczqt turezynowi dano. przywieziono nam ziele
(Accus.) od Wegier volksl. wstepu do miasta (im) zabroniono laz.
293. skonezono rzeczjakq neben nie czyniono rzeezyjakiej mal. 2. 445.
60
Lett. ist zu vergleichen im ir dtfosgan dussits nun ist genug;
geruht worden, tur nein, riss' bnts dort ist man nicht gewesen.
Dunkel ist jdmirst moriendum est biel. 130. 346. jdmazgdjas es
muss sich gewaschen werden 345.
Deutsch. Nhd. es wird gegangen, gelacht, geliebt. Gott sei's
gedankt, stets geforscht und stets gegründet, nie geschlossen, oft ge-
rundet, es ist gestirnt es stehen Sterne am Himmel, ahd. so iz
kest i niet ist stellatum est Grimm, Wörterbuch 3. 1108. es ist um
die Freuden gethan actum est. da war's um. ihn geschehen, es wird
gebadet, gewaschen, geschlagen, es war darauf zu rechnen. Mhd. ez
was sehs mdnöt ungeregent so lange hatte es nicht geregnet. Engl.
Man merke: thou knowst, what has been warned us Miltou, Para-
dise lost 9. 253. Fiedler und Sachs 2. 117, wörtlich: scis, quanto-
pere monitum sit nos. Got. bajothum gabairgada ä|j.cp:Tepa cuvty)-
pouvtai matth. 9. 17.
Lat. curritur. itur. statu/r. caletur. editur man ist mit P]ssen
beschäftigt, mauebitur. nubilabitur. crjnsurgitur. ventum erat ad
Urnen, egetur atque amatur plaut. aneipiti hello turbatur utrimgue
liieret, turbatum est domi terent. actum est de nie. Hieher gehört
das Partie, auf ndu. dessen Neutrum mit dem Accus, verbunden
wird : aliqua consilia reperiendum est plaut. habendum est compedes
terent. canes paueos et acres habendum varro. objiciendum farinam
hordeaceam ib. rejpudiandwni est artes ib. perdomandum feroces ani-
mos esse liv. aetemas poenas in morte timendum liieret. Vergl. Ana-
lecta ed. I. ab Eiehenfeld et St. Endlicher 168. Im Mittelalter
tindet man auch Matthaeum legitur, psahnos erat ante legendurn
Doctrinale des Alexander de Villa Dei. quod de provisione sua
talern operam adhibeatur Venet. Urkunde 1463. Glasnik 15. 148.
Alt ist praeter propter vitam vivitur Ennius ed. Vahleu 121. Hier
mag auch der Inf. fut. pass. Erwähnung finden. Darüber sagt
Gellius x. 14: Sicut „contumeliam factum iri" significat „iri ad
contumeliam faciendam" id est „operam dari, rpio Hat contumelia1',
ita „contumelia mihi factum ituru, casu tantum immutato idem
dicit. Der Satz „puto mihi contumeliam factum iri" setzt den
Satz voraus: „puto quod mihi contumeliam factum itur", fz. etwa:
je crois qu'on va me faire une injure. Aus der subjectlosen Con-
struetion ist eine subjeetische hervorgegangen. Plaut. Rudens 1242:
mi istaec videtur praeda praedatum irier. Quintil. vim. 2, 88 : reus parri-
eidii damnatum iri ridebaiur. Cic. ad Att. xi. 13, 4: eist tum meliore
loco erant res nostrae neque tarn mihi desperatum iri videbantwr.
61
Roman. It. dato fu la guardia. dato era la mancia Ariosto.
non fu mai visin guerra cosi strana bei'n. cos\ va giuocato so wird
gespielt, fu preso la briglia Pulci: in diesen Sätzen ist. man geneigt,
la guardia usw. für Accus, zu halten, eine Ansicht, gegen die
mau jedoch misstrauisch gemacht wird durch Sätze wie stato saria
la cosa occulta Ariosto. Dergleichen erinnert an Tommaseo's scon-
cordauze eleganti: s' e adirato il mare e la marina, e s'e adirato
le stelle col sole Canti 1. 249. dentro ei sta due colombelle a" oro 44.
Bei manchem vorausgeschickten Singular des Verbums mag der
Sprechende an den Numerus des folgenden Subjectes nicht gedacht
haben. Sp. es anochecido. Fz. il a ete daiise. il fut bien vi de
l'aventure. Afz. il est anuite, aseri, aviespri. Über die Erklärung
von il a ete rendu campte, il lui fut paye une somme importante,
il est arrive trois dames dans cette voifure herrscht Zweifel.
Griech. ü? Ss ssi Bie-re-taxo herod. 6. 112. icsicaurcai \»£tpwaq vjfjiiv.
eTistOT, aÜTOt? icapeoxeüaoro es war gerüstet thuc. 1. 4G. 1. ö-ctspw;
Sarai, ev äoYJXio xivBuveüeirai 1. 78. umjpxxo autou (toü IIeipatü)<;) Tcpötepov
es war augefangen 1. 93. 2. ei? oi'av tocK&növtfa «povuo ventum erat,
ixava toT<; ■soXeu.i'oi? euu^Tj-tai 1. 77. für umnSx; oi tcoXsjjlioi Euxu^xaciv
Matthiae 596. -/.a/.w; ä'v cot äx£X£/.pixo. Krüger's Ansicht 2. 52.
3. 6, dass Aiisdrücke wie curritur, veuitur im Griechischen nicht
üblich seien, ist demnach unrichtig. Dieselbe Lehre findet sich
schon bei einem alten Grammatiker: hanc impersonalium speciem
(curritur, currebatur) graecus sermo penitus ignorat Analecta ed. 1.
ab Eichenfeld et St. Endlicher 167. H. Bonitz, Zeitschrift für
die österr. Gymnasien 1866. 744 — 748, sagt: „Den impersonalen
Gebrauch des Passivs, wie im Lateinischen curritur, veuitur, will
Krüger, Griech. Gramm. 62. 3. 6, aus dem griechischen Sprach-
gebrauche so gut wie ganz ausschliessen. Schon bei den Bei-
spielen, auf die er selbst sich bezieht (Krüger zu Thuc. 1. 73. 2)
wird zu xivSuveüeTai nur mit grosser Härte und Unwahrschein-
lichkeit ein Subject ausfindig gemacht, während die Voraussetzung
des impersonalen Gebrauches die Stelleu einfach verständlich
macht. Dass der Impersonale Gebrauch des Passivs dem Grie-
chischen keineswegs fremd ist, mögen ein paar, wie es scheint,
bisher nicht beachtete Fälle aus Aristoteles zeigen. De coelo,
[i 6. 289". 3 ei oüv tjut' i.urfii;, oüx, av ew] aei irj-y.z'.z v'ctz z*piz, ei
Be |xy; eitaaaii;, oüS' äveat<; ■ ou,oi'ü)<; -yäp ä'jjwpio i.-j). Sarepsv, eraep tw aütü
t£ eiriTEivetai ~xy_n t, \).vZo-r. -i.-j\ feeipov /pcviv, liier ist zu eiriTciveTai
ein Subject weder vorhanden noch zu ergänzen möglich, sondern
62
ETrtxeivETat kommt einem rj i-.hxa; 71'Yvsxa'. gleich. Meteor, ß 5.
36V'. 28 SXw? os Y'YV0VTOl °" vvjvsiAt'ai S'.a B6' aixi'ai; ■ ^ Y"P ^'* '^7.°^
MtOffßevvu^evYji; xv;; ävaG'jjj.ia«w; — , at 8s xXEicxai -/.a: b> xaT? ava jascov
wpai; $i x<7> jj.r(rai> ava6oj;.iac9at vj tw $JSy] s;;sXv)Xu6svat Tijv äva9u[;.ia<7iv,
es wäre eine unnütze Mühe, zu ava6u(Mao6at ein Subject zu suchen,
sondern man muss anerkennen, dass waüüy.<.äxai ohne Subject heisst:
es verdunstet, wie 5s i es regnet. Meteor, a 6. 343b. 7 xarrai xcgiQ-
tov avaxXaaÖTJvai xal aüxol xöiv äcuväxuv stvat tpaaiv, gewöhnlich finden
wir bei äva*Xäc6at ein bestimmtes Subject, avaxXvrat vj ciitc, üva-
xXwvxai a! axxtvsq, aber hier wird ein solches durch den nächsten
Zusammenhang so wenig dargeboten, dass wir werden anerkennen
müssen, ävaxXarot ist inipersonal gebraucht in dem Sinne : „es
findet eine Reflexion statt." Hiezu kommt XiOoüxai, worüber Bonitz
im Index aristotelicus bemerkt: impersonaliter videtur usurpatum
esse: Xt8st yvfiimai.
Das Neutrum der Formen auf xso, aind. tavja, kann mit
dem Accus, verbunden werden : (scoxy;tsov scti xvjv apsr^v. üsaxntt r)(/.w
EOoi;s -paxxeov eivai; daneben subjectisch: ot wmmyjh eöeXovtsi; eu
xottj-reoi. Über den Unterschied zwischen der subjectlosen und sub-
jectischen Ausdrucksweise handelt Krüger 56. 18. Man vergleiche
aus der späteren Graecität va 3o6y) ei? xcv pr(6svxa xootv oio xpnrf?
Acta 3. 261.
Kelt. Über die keltischen Sprachen äussert sich Zeuss fol-
gendermassen: „Flexionis personalis (passivae) nullum amplius
superest vestigium in lingua britannica. Invenitur sola imperso-
nalis, sola forma scilicet tertiae personae, quae infixis pronomi-
nibus etiam inservit siguificandis ceteris personis 1. 523. Fle-
xionis impersonalis, quae in recentioribus dialectis, imprimis in
gaelica, omne fere verbum pervadit, initia jam sunt in vetusta
hibernica in quibusdam verbi substantivi formis, praesertim autem
in verbo passivo. In hoc enim lingua primam et secundam per-
sonam utriusque numeri designare consuevit per unam formam
tertiae personae singularis, ita scilicet, ut infigerentur utriusque
personae pronomiua, tarn singularis quam pluralis, inter parti-
culas no et ro verbales praefigendas et verbum, si simplex, vel
inter praepositionem et verbum, si compositum est: no m glantar
emungor. no m thachtar augor 1. 474. Flexio impersonalis solam
formam tertiae personae singularis cujusque temporis adhibet,
eademque etiam ceteras persouas significat addendis earum pro-
nominibus pei'sonalibus. Fit. hoc infigendo in vetusta lingua et in
63
passivo tantuin (in hibernica etiam in verbi substantivi formis
quibusdam), qua signiiicatione personarum peculiari jam destrui-
tur flexio primitiva personalis hujus generis tarn in vetusta hiber-
nica, quae juxta tertiam singularis numeri tertiam pluralis, sed
non ceteras in communi usu servavit, quam in cambrica, quae
solam tertiam singularis agnoscit; recentior lingua addens formas
pronominum absolutas ad verbum tertiae personae, idque non solum
in passivo sed etiam in activo, omnis flexionis personalis plus vel
minus obliviscitur" 1. 412.
Im Irischen wird das Passivum mit dem Accusativ des ac-
tiven Ohjectes subjectlos gebraucht: glantar me, wörtlich: lavatur
me ; glantar tu, lavatur te; glantar e, lavatur eum ; glantar sinn,
tun, lavatur nos; glantar sibh, ibh, lavatur vos ; glantar lad, lava-
tur eos für lavor, lavaris usw. O'Donovan 183. 184. Zeuss 1.474. von
der Gabelentz 506. moltar int', laudor. Das passive Genus hat keine
synthetischen Formen, und wenn die Personalpronomina das Subject
dazu bilden, stehen sie, wie bei dem Hilfszeitworte is, immer in
der sonst gewöhnlich aecusativisch verwendeten Form, ohne darum
wirkliche Accusative dem Begriffe nach vorstellen zu können Leo,
Ferienschriften 2. 129. 130. Dieselbe Kegel gilt in den meisten
übrigen keltischen Sprachen: im Gaelischen: Munro, Grammarl38.
von der Gabelentz 500 ; im Bretonischen : me a zo Luret, me ama-
tur es wird mich geliebt Rostrenen 125. Dumoulin 109. Lego-
nidec 98. von der Gabelentz 505; im Wäliseheu : Richards, Anti-
quitatum brit. thesaurus introd. 27. Zeuss 1. 49(J. von der Gabe-
lentz 505; im Cornischen: die Passivform kommt nur in der
dritten Person vor, wobei das Pronomen, welches das Subject
des Passivum sein sollte, im Objectscasus steht Norris, The ancient
Cornish drama 2. 271. 277. von der Gabelentz 505. Schuchardt,
Zeitschrift für roman. Philologie iv. 152. Das Manks macht eine
Ausnahme Leo, Ferienschriften 1. 168. von der Gabelentz 506.
Aind. Die in den epischen und dramatischen Sanskritwerken
vorkommenden Imperative passiver Form von Verba neutra wie
ägamjatäm adeatur. upägamjatäm. samsadyatäm considatur fehlen
den Vedeu. Urdu: us-ne ghore-kö märä, wörtlich: ab eo equum
percussum est Fr. Müller, Orient und Occident 2. 581. Sindhi
Stack, Grammar 67. von der Gabelentz 509. Zig. astardö i ciri-
kla ta Sindo la |ia., wörtlich: captum est gallinam et dissectum eam.
Finnisch und Esthnisch gebraucht seine Passiva nur sub-
jectlos (impersonell) von der Gabelentz 507. tulla an yenitur
(14
Boller. Fin n. rakastetaan minua amatur me Fr. Müller, Grundriss
2. 2. 233. Eine dem venitur entsprechende Form fehlt im Magya-
rischen Boiler.
Khasia: la bindi ia u non-thuh inclusurn est furem Fr. Müller
2. 2. 386.
Ein Beispiel aus dem Hebräischen führt Fr. Müller an in
Orient und Oceident 2. 581. Dieselbe Ausdrucksweise kennt das
Äthiopische Dillmann 387.
Die gleiche Erscheinung- bieten australische Sprachen: näte
lak-in köi/e durch mich wird gemacht den Korb a me fit corbem
Fr. Müller, Grundriss der Sprachwissenschaft 2. 1. 58. a pisca-
tore capitur piscem 2. 1. 2.
Dasselbe gilt von amerikanischen Sprachen : Guaraui bietet
Sätze vom Typus „docetur me" für „doceor" von der Gabelentz 504;
so auch das Mexicanische, das Pochonchi 505; die Yarura- und
Betoisprache 504.
In allen diesen Fällen betrachte ich den Ausdruck als sub-
jectlos und den Accus, als Complement.
IV. Subjectlose Sätze mit einem Nomen nnd dem Verbum esse.
Nomen und Verbum bezeichnen einen Vorgang oder Zustand
a) absolut: es ist kalt; oder mit Beziehung auf eine Person oder
Sache: die Person wird b) durch den Dativ oder e) durch den
Accus, ausgedrückt: mir ist kalt. Nslov. mene je strah bilo, wört-
lich: me timor fuit. strah, m. ist zwar Nomin., jedoch nicht Subject,
wie das Neutrum bilo zeigt. Die Sache wird meist durch den
Gen. bezeichnet.
a) Slavisch. Aslov. veSen, bymSju StWa; fetapsn)?; marc. 6.
47-zogr. Nslov. bilo je'vruce es war heiss prip. 4. na Um strani
je manj skalovito links ist es weniger felsig ber. 8. 172. ziraa,
tema, mraz je bilo. kadar je bilo red h Kaipü trüb, preden je bilo
pol noci bevor es Mitternacht war volksl. Bulg. po poleta ta
biva toplo. kogi je bilo vecer als es Abend war kl. 87. stava videlo
es wird Licht manc. göre je goresto ib. goreltind j es ist heiss
cank. grehotd j es ist Schade cank. jesen nastana es ward Herbst
manc. kisno je cank. stana kbsno es wurde spät, homa stdna mir
es wurde allsogleich stille, stava her mrak il s'obscurcit bog. stana
pladne es ward Mittag, zimd je. beie sHdeno. jedno leto stanalo
65
suäa. po pitja t bUe tvmno auf dem Wege war es dunkel, ste stane
toplo es wird warm werden, kak je hubavo! wie es schon ist!
kl. 7:"). je suSa, je prah, je shnce. je rmgla bedeutet nicht, dass
es eine Wolke gibt, dass eine Wolke existiert, sondern dass sich
der Himmel bewölkt, golema je stud eivai ii.eyd'kr, <J*6xPa ist vel'"
schieden vom subjectischen stud je golema vj döy.pa eivac \xs^£kt\.
shbpo je e!vat äv.?i$iv ist nicht subjectlos. stana drago po livadi es
ward lieblich auf den Wiesen. Was das Verbum stana anlangt,
so vergleiche man mit den angeführten subjectlosen Sätzen die
subjectischen 6ifut5e stava htlgarce der Jude wird ein Bulgare
milad. 108. zena mu kamik stamla sein Weib wurde Stein, ver-
steinert 137. zena na kamzk da stane ib. Klruss. tak pusto v seli,
choö holyj bizy es ist so wüst, leer im Dorfe usw. sprichw. i cho-
iodno i holodno, i do domu daleko es ist, herrscht Kälte und
Hunger usw. sprichw. v pjaty zymno poslov. 28. teplo, jak v hany
117. s~a in temno sa jak v rozi ib. ist nicht aufgeklärt. Subjectisch:
jak to hörko! Russ. estb vdvoenn görazdo veselee es ist lustiger usw.
na dvore bylo zarko es war heiss usw. mracno il fait sombre. polno
oto stonvb genug davon, pora kofe pitb es ist Zeit Kaffee zu trinken.
uz.% pozdno es ist schon spät, tepen eSÖe rano es ist noch früh.
kato tanvi dolzno bytb svezo pod^ deremjarni! wie muss es da frisch
sein! vi karete bylo temno. zdist bitdefo udobnee. zdesb ocent cho-
roSo hier ist es sehr schön. Cech. dnes je posmoumo a teplo.
jeste tma bylo br. : unrichtig ist das nur subjectisch zulässige byla
tma br. zima bylo br. i bylo veSer br. jiz veta po mne bylo vel.
tfeba, skoda, beda bylo. tarn jest plytko dort ist es seicht. Poln.
bylo cieplo, goraeo. juz ciemno. bedzie w nocy Üizko. straszno v sta-
rym dworze laz. 175. Unrichtig ist szkoda by byla jadw. 70.
Oserb. mröz jo es reift.
Lit. jau tamsu. buva silta, karsta. sendien salta heute ist es
kalt, grazu yr es ist schon. Statt des Adj. tritt in manchen
Fällen das Adv. ein Schleicher 257. Kurschat 366.
Deutsch. Nhd. es wird Abend, Morgen, Nacht, Tag, was Grimm,
Wörterbuch 3. 1 108, als eine Umschreibung von mhd. ez abendet,
morgenet, nahtet, es tagt ansieht, es wird Frühling, Sommer, Herbst,
Winter neben es sommert, wintert, herbstet, es ist dunkel, es dunkelt,
da war es besser, da ist es so 'luftig und warm. Frühling ist es. da
ist's gut. nirgends icar's geheuer, da ist 's gespenstisch, heller ward's,
so kalt um/ frisch es ist. im Kopfe icar's ruhig, es ist so still und
dunkel, es war grausig still im /.immer, zum Bühl ist's nneh trocken.
Snbjectlose Sätze. 'ö
6(5
es ist noch nicht Zeit. Neben still war's auf dem Meere, in der
Nackt war es kalt und stumm heisst es subjectisch das Meer war
still, die Nacht nur kalt und stumm.
Roman. It. egli e caldo. e motte, i' giä tardi. tempo e di ra-
gionar. si fa sera. eglieora. Fz. il est temps de — . il fait chaud,
froid ist subjectlos, il est chaud, froid subjectisch. Ebenso il ne
fait jxis encore jour. il fait und il est nuit. il fait de l'orage, de la
pluie, de la crotte, il fait de g rundes chaleurs, il fait bien cläir
dans cette eglise, il fait des eclairs, il fait beaü, vilain, mauvais
temps, il fait grand vent usw. il n'y fait pas sur es ist da nicht
sieher. il y fait bon vivre da lebt sieh's gut. il fait eher vivre
en ce pays-lä usw. Mit den fz. Sätzen mit faire vergleiche man
nhd. es macht Wetter, mhd. 8z tuot weter Grimm, Wörterbuch 8.
1108. Rutmm. ij Jcald es ist wann. Mrum. da ploae, neao, gran-
dine es regnet, schneit, hagelt bo. 106. 107, wo da vielleicht nicht
wie deutsch es gibt, sondern wie fz. il fait aufzufassen ist.
Zig. kere/a sil pa. ist buchstäblich il fait froid. da hat in
den folgenden Ausdrücken wohl die Bedeutung „fallen": brisin
dela pluvia cadit pa. del jiü cadit nix immun, dela Tcukudi cadit
grando pa. dela ohne brisin pluit pa., doch auch dela o düchos
es webt pa. Daneben jir perel nix cadit karp. märel <■ valvdl,
wörtlich: es schlägt der Wind immun, sil hi frigus est ung.
Im Kanuri, einer Sprache Centralafrika's, wird dem Nomen
das Verbalsuffix der dritten Person sing, tsi augefugt: binemtsi
it is the cold season. magaribütsi it is evening. tsimtsi it is bitter
S. W. Koelle, Grammar of the Bornu or Kanuri language 45.
Dem lat. hiemat es ist winterlich stellt das slav. im nslov.
zimaje (hiems est), das griech. ■/j.<.[j.iCei, das deutsche es ist Winter
und es wintert entgegen (Sätze, welche allerdings dem Sinne nach
nicht vollkommen übereinstimmen): wo also das lat., das griech.
und das deutsche ein Verbalthema bilden und den Gedanken
durch die III. sing, desselben ausdrücken, behilft sich das slav.
mit einer eigentümlichen syntaktischen Verbindung des zima
mit esse: zima ist der Nominativ, tritt jedoch hier nicht als Sub-
jeet auf, was daraus hervorgeht, dass das Verbum im Neutrum
steht : zima je bilo hiemavit, es hat gewintert, zima vertritt daher
hier den thematischen Bestandteil in hiemat und in wintert. Es
wird durch das Verbum esse als absolutes, von einem Subject
unabhängiges Prädicat hingestellt: zima je, zima je bilo, zima böde
darf demnach eiu conjugiertes Prädicat, predicat eonjugue genannt
67
werden, was französische Grammatiker als sujet conjugue ansehen.
zima je bilo ist wörtlich hiems factum est: zima jebüa, wörtlich:
hiems facta est, ist ein Existentialsatz : es gab einen Winter.
Wie schon oben bemerkt wurde, ist die Negation von zima je
bilo — ni Wo zima, während die Negation von zima je bila —
zime ni bilo lautet. Die Vergleichung von es ist Frost und es friert
zeigt, dass ist in jenem Satze keine andere Bestimmung hat als
in dem Satze die Nacht ixt dunkel: in beiden Sätzen dient es der
Prädication bei nominalen Ausdrücken. Gäbe es nur verbale
Themen, wäre ist überflüssig; man würde sagen: die Nacht dunkelt,
wie man es dunkelt neben es ist dunkel sagt. Der Ausdruck copula
ist irreführend und sollte von der Logik und der Grammatik über
Bord geworfen werden. Man vergleiche Fr. Brentano, Psycho-
logie i. 282.
b) Slavisch. Aslov. da blago budett vamt dass euch wohl sei
sabb.-vind. sknbbno mijesth ib. tesno mi by bus. ehrist. 414. tezzko mi
jesti, ßapivonai supr. 243: grave mihi est. tuga mijesth coarctor leont.:
angor mihi est. Nslov. mi je znoj ich schwitze, konjem je zima bilo
prip. 4. vse zivo jih (zab) je bilo ravn. 1. 88. ist subjectisch. tega
ni treba bilo. komu ni britko ravn. 2. 275. tega mi ne mar. mu je
bilo dolg ins er hatte Langeweile met. Bulg. blast ti! wohl dir!
cank. gorkd! weh! cank. wohl mit Auslassung des Dat. gladnö
mu je er ist hungrig Morse 85. za da ti fode dobro damit es dir
wohl sei manc. nemu ne mu je zedno er hat keinen Durst col.
zlS mi je j'ai mal au coeur. maranja mi j es ist mir heiss cank.
nanu je veselo, nemu je lose neben toj je vesel, toj je boten, mih
mi je za tos (tozi) narod es thut mir leid um dieses Volk ev. ako
ti je studeno wenn dir kalt ist manc. da l ti je tezko za domaf
sehnst du dich nach Hause? milad. 20. tescind mi j ich fühle
eine Beschwerde cank. Serb. bijaie mi dobro pjes. 4. 38. meni
(ja je milo. zalije ga nama nego jima pjesm. Befremdend: zalije
mu snahin vjenac bilo nego glavu svog sina vergl. Daniö. sint. 407.
Klruss. buh mi/ni tak veselo ta, lubo rozm. 15. dosadno myni, zro-
bylo ia 20. v chlivdi polno ovec. ne treba roboty, koty j tak rodyt
sprichw. dobre bulo kalynoj6i pis. 2. 166. öohoi my tjaSenko rus. 30.
tak meni toskno 33. zal bohatomu korabla sprichw. baba z voza, ko-
byli lehce sprichw. vZe meni v pekli hörie ne bude sprichw. Russ.
otib togo-to mne veselo. zdSsb mni oSem prijatno i veselo. gadko i
stydno emu. gonko stalo emu. mar i d nicht, nudeh, dostatocno mir
genügen auch nur zwei Wochen. Saniwu dosadno s/a)n>rih, st es
68
verdross Sanin. vserm bylo zarko i tomvo. zalko stalo emu. mne zah
toj devuiki. legSe li Irinef ist es Irenen leichter? emu bylo nelovko
ihm war es unbequem zu Muthe. mne gorazdo luSse mir ist viel
besser, morkotno mne es ist mir traurig- zu Muthe. mne nikogo
ne nuzno ich brauche niemand; subjeetisch: mne sto nuzno. mne
sovestno vas^ bezpokoitb j'ai conscience de vous importuner. Saninu
bylo nemnozko sovestno i stydno. sovestno stanovilo sb emu i sladko
i zutko. stydno emu stalo öuzago celoveka. mne nedosuzno ich habe
keine Müsse. Icakb ej ne stydno! wie schämt sie sich nicht! mne
ocenb skucno sdelalo st. emu budetb s^ neju skucno. mne ocem tja-
zelo. cholodno emu stalo. u nej (für den Dat.) ne choroso na duse
ihr ist nicht wohl zu Muthe. mne zah. idvze ne be proehodno
polku lavr. emu bylo ocenb choroso. vidno mne neh spasenija mir
ist keine Rettung sichtbar, ne nado toj postyloj svobody. odnogo
uvazenija ne dostatocno die blosse Achtung genügt nicht. Cech.
mne" je teplo mir ist warm, ceho koü potfeba bylo k oprave chrämu
br. : nach Juugmann wird hier, wohl wegen bylo, potfeba adver-
bial gebraucht, wobei bemerkt werden mag, dass griech. Gram-
matiker Set und xpyj als Adverbia ansahen, po vsi rovlne plno
koni cyr. skoda toho druha dobreho dalem. ne melo li byti tobe toho
zel? bud toho bohu zel stit. tech darüv ndm treba neni br. jest mi
toho velmi lifo haj. bvda mne sedin otce meho jungm. blaze bude
jemu kat. 131. Slovak. bolo mu jej luto. jej clivo (cech. tesklivo:
Hsk) bolo samotnej po trne. Polu. zimno mi. czy panu tak pilnol
szkoda bylo takiego nakladu laz. 299. wszedy pelno eiebie koch. 1. 78.
pelno nas, a jako by nikogo nie bylo 1. 180. wszedzie mi icesoto
piek. 228. zal mi bylo tego. zal mi de koch. 1. 94. teskno, tesno
mi Linde, przykro mi bylo. Oserb. vam je kozdeho noveho peneza
zel a skoda bylo seil. 130. Vergl. Grammatik 4. 464.
Lit. man Salt mir ist kalt, man ger mir ist wohl, ar tav
gaila vainikeliof ist dir leid ums Kränzchen'? volksl. iskada to
zmogaus Schleicher 273.
Deutsch. Nhd. es ward mir ganz ängstlich, mir ist bange, mir
bangt, es wird dir wieder besser, mir ist ernst damit, mhd. mir ist
es ernest. mir war's gebunden vor der Stirn Goethe, mir ist nicht
rechthaberisch und streitsüchtig zu Muthe. mir ward vor dem Auge
so trüb, es fieng mir an ganz wunderlich und kleinmiithig zu werden,
warum ist dir so weh? drum ist's so wohl mir in der Welt, wie's
Fischlein ist so wohlig auf dem Grund. Mhd. du la dir ruht ze
we sin nach dem guote, lä dir'z ouch niht z unmsere sin. mir wirt
69
buoz. wir ist (jach, ger, leit, reit, swtere, Uwe, zorn Grimm, Gram-
matik 4.236. Heyse 2. 148. Altnord. sagt man: mir ist gesund,
krank, warm, kalt, ruhig usw. Got. ainis ihm ran ist vi soi üatspel
marc. 10 21.
Lat. dure nobis opus est, nslov. vojvodeje nam treba. Rumun.
Mi-um. atieU, t'se le erd reu jene, denen es übel war ev. drum.
ini j uri't. tsij greü. ij reu mir ist. langweilig-, dir ist es un-
gelegen, ihm, ihr ist schlecht.
Die hieher gehörigen Sätze mit einem inf. sind teils sub-
jeetisch, theils subjectlos.
a) Subjectisch:
Slavisch. Aslov. nelepo mi jestb mlbcati non decorum mihi
est tacere sabb.-vind., -wo mhSati einen Nomin. vertritt, daher
etwa: mhcanije nelepo mi jestb. Nslov. groza je bilo vidit boja es
war ein Graus den Kampf zu sehen volksl. Klruss. vobio bohu,
sco chofity, tu Synyty sprichw. panam trudno pravdu kazaty sprichw.
i dychaty ne mozna (aus mozno). Russ. vanib veselo verchonn ezditb?
ist es euch angenehm zu reiten? vozmozno li emu veritbf kann
man ihm glauben? ne legko ej bylo razorvatt svjazb sb Litvinorm
es war ihr nicht leicht zu zerreissen usw. i varm i mne nehzja
medlitb ihr und ich dürfen nicht zaudern, eigentlich: non facile
est usw. nado (nadobno) bylo ispolnitb obes&anie. stydno vavn fintttb.
mne bylo by oeewb bohno, esli Irt sto ne udalo sb. Das Inf.-Subject
ist zu ergänzen: esli tebe mo&no, prichodi ko mne. mne uuzno kt
nemu ich niuss zu ihm. Cech. smrti ji ne Ize bude zbyti dalem.
dobre jest nam tuto byti br. Poln. moina iic.
Deutsch, zu lieblich ists ein wort zu brechen Goethe.
Roman. Fz. il est beau de perir pour sauver Vinnocence.
Griech. s;saTi [Mt äiueva'. das Weggehen steht mir frei, ßapßapwv
'üj^xxc, ap/siv £ixi; euryp.
ßj Subjectlos:
Slavisch. Nslov. je bilo Sas dnarje jeinuti. ravn. 1. 235.
Klruss. hj sucho do neho zajty? posl. 128. Russ. pora namz vi,
l>atb iti bezs. 1. 20. Cech. jiz cas jest mn& vSicku (Uli) oypiti
dalem. Griech. ep.oi oc/eT cü-/v töpa eivat ü|*iv y.aösuäsiv xen. In wpa
iov. iktdvai ist auch nach Krüger 2. 105. wpa Prädicat, der Satz
demnach subjectlos, da man nicht sagen kann to cratevai iopa lattv.
In manchen Fällen ist es zweifelhaft, ob man es mit einem
subjeetischen oder einem subjectlosen Satze zu thun hat. I >ies
gilt von den Sätzen mit treba und hoteti se. Nsl. ne li Kristusu
70
bilo tega trpeti treba.f ravn. Klruss. treba umerty. treba svojim
jihihnm Oraty. Cecli. ne bude ho pobizeti treba kom. Ebenso rviss.
zachotilo sb erwu namjati Seju naglecu. Der Grund des Zweifels
liegt darin, dass treba und hoteti se meist mit dem Gen. verbunden
werden. Ahnlich verhält es sich mit yp/\: £0: y_prt (|j.apvac78ai) od. 9. 50.
c) Slavisch. Nslov. ne bo vas groza smrti es wird euch vor dem
Tode nicht grauen, wörtlich: non erit vos horror mortis ravn.
1. 122. groza vas i/a je bilo es graute euch vor ihm, wörtlich:
horror vos ejus erat 2. 170. konj se mi je skoda zdelo mir that
es um die Pferde leid, kteriga teh dreh izgledov vas je misel po-
snematif welches von diesen zwei Beispielen gedenket ihr nach-
zuahmen? wörtlich: utrum horum duorum esemplorum vos est
voluntas imitari? 1. 164. pravice vas bödi skrb sorget für Ge-
rechtigkeit, wörtlich: justitiae vos sit cura 1. 244. toliko ga je.
bilo sram ko volka strah er schämte sich so wie der Wolf fürchtet,
d. i. gar nicht, wörtlich: tantum eum erat pudor quantum lupum
timor. vas bodi cudo bozje prijaznosti bewundert die göttliche
Milde ravn. 1. 101. gotovo je ras zelja, da ljuhi.cn dobote sicher
sehnet ihr euch darnach die Geliebte zu bekommen levst. 39.
malo ga je zasramovavcov mar er kümmert sich wenig um die
Spötter ravn. 2. 173. Mit vtraga me je bilo vergleiche man mhd.
mich betraget. Der Gen. steht für den Accus, in zenski.h je skrb
snage die Frauen sorgen für Reinlichkeit met. 237. Niniv bo konec
Ninive wird ein Ende nehmen ravn. 1. 240. mesta jih je bilo konec.
Bulg. gnev me j es thut mir leid, wörtlich: ira me est cank. grize
me j ich kümmere mich, wörtlich: cura me est cank. i malki te
deca ne gi bilo griza ot neja (zima) selbst die kleinen Kinder
kümmerten sich nicht um ihn (den Winter) manc. grozd me j
es graut mir cank. gidel me j es kitzelt mich cank. jad me j
es thut mir leid cank. sramb go bese bulg.-lab. stram je bilo ju-
naka der Held schämte sich milad. 87: daneben sramotd mi j es
ist mir eine Schande cank. strah me j ich fürchte mich cank.
Kroat. bude me stidi sram ich werde mich schämen lue. 9. «I
te je od toga strah i sram 35. ni me ce biti strah ich werde mich
nicht fürchten bud. 70. Serb. briga me je samu angor sola (quando
sola sum) reljk. sto je njega volja was er zu thun willens ist
dosen, ako te. j' boja zelja wenn du nach Kampf verlangst gund.
vse senice, da te je müinä lauter Weizenäcker, dass du eine Freude
daran hast danic. 407. red je mene, da ja progovorim die Reihe
ist an mir, dass ich rede pjes. 5. 544. aije ga skrb vuk. sram
71
vas bilo schämet euch dosen, sramota ga bilo er soll sich schämen
danic. 406. strah ga od straSne smrti nije gund. divojak nije stid
pivati die Mädchen scheuen sich nicht zu singen reljk.: der Gen.
für den Accus, da je nije hroz goricu tuga dass es ihr durch den
Wald nicht hange wird danic. 406. jad me je ich habe Kummer
kove. 110. Kaum richtig- ist der Dativ in dvije ti volje, a Setiri
Cudi poslov. : in dvije te volje hielt Vuk ti für passender, mit Un-
recht. In ne lila ras vaSeg Inda zelja ist hilo allein zu billigen.
Ahnlich sind Fügungen wie stade piska jadne kaludzere, wörtlich:
facta est sibilatio miseros monachos scep. sta ju cika kako zmije
ljute. sta cika ludoga Jovana pjes. 2. 20; 2. 33. stani smijeh oezirske
ridzale scep. Klruss. zmyja stydno staio pered. Jim k. 2. 71.
Cech. ne lud tele jio tom tuha kat. 3070. co mia velce hauba bude
sus. 89. to f me" jest divno flas. Poln. ze mir wstyd pouriada6,
wörtlich: me pudor (est) dicere koch. 1. 97. wstyd mie Lylo mucz.
welmi mie tyga po tobte, wörtlich: valde me (est) desiderium tui.
az i sluchac strach czlowieka, wörtlich: etiam audire terror (est)
hominem koch, teskno mie jest es ist mir bange troe. teszno liylo
pomorzan z pokojem byc biel. 69. jak tarn pyszneyo teskno bedzieWujek.
C. W. Smith's 202. Ansicht, der Gen. sei später mit dem Accus,
verwechselt worden, ist unrichtig-. Oserb. ne je vas hamba bylo?
habt ihr euch nicht geschämt'? seil. 130. Vergl. Grammatik 4. 367.
Deutsch. Got. ni kar-ist lua tMze lambe cü [jiXei xjtü rapt xwv
^poßaiwv io. 10. 13, wörtlich: non cura est eum ovium, was nslov.
etwa so lauten würde: ni ga skrb ovdc. ni iheei Ina thize thar-
bane kara vesi cj/_ oti rcept töv ^rrw/wv EU.eA.ev gcütü 12. 6. niu kara
thuk ihizei fragistnam o:j (AsXst cot, Ott ti«toXX6|jt,s6« marc. 4. 38. wa
kara uusis! t! irpb? r^xäz; matth. 27. 4, wörtlich: quid cura nos
(est)'? ni kara thuk manshun i:j \j£lv. ao>. itepi oüSevöq marc. 12. 14,
wörtlich: non cura (est) te cujusquam. Ahd. in (den Nero) was
furewizze allSro iro Udo (seiner Mutter Glieder), mih ist es niot,
mih niotdt ich sehne mich danach, mih ist es wuntar ich wundere
mich darüber. Mhd. mich ist fürwitz. Daneben den künec nam
di:s iimnder. mich nvmi es hsale ich halte es geheim, wunder mich
c/«':.s hat. Nhd. dessen nimmt mich Wunder, mich gibt Wunder.
Grimm, Grammatik 4. 703. meint, da ein Accus, weder von „ist",
noch weniger von dem dazu gestellten Nomen abhangen könne,
so scheine es misslich ihn aus ihrer Vereinigung zu erklären:
weil es hiess mih wuntardt, habe man auch gesagt: mih ist wuntar;
aus dem got. mik ist kara Hesse sich ein mik karaith folgern. In
72
kar-ist ina cura est enm ist kara der Nomin., jedoch nicht das
Subjeet, wie aus dem wörtlich genau entsprechenden slav. skrb
ga je hervorgeht, das im Prät. skrb ga je hilo lautet, nicht skrb
ga je bila, ungeachtet skrb fem. ist.
Griech. Das Slav. und Deutsche erschliesst uns das Ver-
ständniss der Fügung- des griech. /peü bei Homer, das wie g-ot.
kara und die analogen Wendungen im kSlav. die Person im Accus.,
den Gegenstand im Gen. bei sich hat. Bei /psü wie bei kara
kann esse fehlen, xi Sc es XP£^ s^0; quid autem tibi opus est
me? iL 11.606. k\).k oe -/psw f'YveTa! «"'"K C^S ''rtö m'm vero
opus est illa (navi) od. 4. 634. cücs xi p.v> yj=£w Sera' TUjxßoxoijq nee
quiequam ei opus erit humatione iL 21. 322. y.psio ßouXvj; ep.s xai
7£ opus (est) consilio mihi et tibi iL 10. 43. |J.aXa 8e XP£" ^ävTac
d/aio;j; ecOX-i;; y.cd icuxiv^i; valde enim opus (est) omnibus aehivis
(consilio) bono et prudenti iL 9. 75. Ebenso iL 9. 607. od. 9. 136.
Ohne Bezeichnung- der Person und des Gegenstandes steht zpiu>
in rj ti \j.d\a xp£^ certe aliqua magna necessitas adest iL 9. 197. Der
Gegenstand wird durch einen Infinitiv ausgedrückt: xw xea es Btoau-
y.e[j.£V cutt jJiaXa xpsw ideoque te docere nequaquam multum opus est
iL 23. 308. Eine andere Bedeutung kommt dem Inf. zu in ewtoxs 8'
au-sx?^0 £H-^° T£vylTal ästv-ea Xoifbv äpjvai toi; aXXots si unquam posthac
opus me fuerit ad indignam pestem arcendam a ceteris iL 1. 340.
Im Got. ist kara ist, im Slav. skrb je und im Griech. xp£ü
eexiv der Ausdruck eines Zustande»: die dadurch betroffene Person
wird durch den Accus., die Sache durch den Gen. bezeichnet.
In sram me je, wörtlich: pitdor me est, ist sram zwar Nominativ,
jedoch nicht Subjeet, sondern im Sinne des allgemeinen Theiles
Prädicat, wie das Neutrum in sram me je Mio zeigt: sram je
drückt wie pudet einen Zustand aus.
•Zu Seite 62. 'AX&c-exac in Soph. Oed. Col. v. 1065. kann nicht
auf Kreon bezogen werden, wie man meinte, weil Kreon, der mit
Theseus gegangen ist, sich ja in dessen Gewalt befindet; auch
nicht auf die Begleiter des Kreon, da es sonst äXwoovrai heissen
müsste. Es bleibt also, wenn mau nicht eine Corruptel annehmen
will, nur die Erklärung- „Es wird ein Fang- g-ethan werden" übrig-.
Übrigens erscheint alpelv und sein Passivum aXi'cy.eaQai absolut
gebraucht in Redensarten, wie 6 Xö-fos alpei, äXoüaa oiy.rj. (Vergl.
die Anmerkung Nauck's zu der Stelle.) Aus einer brieflichen Mit-
theilung des Herrn Prof. K. Schenkl.
u>
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INHALT.
Seite
Erster Theil. Allgemeines 1
Zweiter Theil. Speeielles 33
I. Snbjectlose Sätze mit einem Verbum activum 34
1. Sätze, die die Existenz eines Gegenstandes ausdrücken .... 34
2. Sätze, die Naturerscheinungen ausdrücken 43
3. Sätze, die Affectionen des Leibes oder der Seele ausdrücken . 46
4. Sätze, die Sinnesempfindungen ausdrücken 48
5. Sätze, die eine Gewalt durch ihre Wirkung ausdrücken ... 49
6. Sätze, die das Geheimnissvolle, Gespenstige ausdrücken ... 51
7. Sätze, die einen Mangel oder das Gegentheil ausdrücken ... 51
8. Sätze, die abstracte Verhältnisse ausdrücken 52
II. Subjectlose Sätze mit einem Verbum reflexivum 52
III. Subjectlose Sätze mit einem Verbum passivum 58
IV. Subjectlose Sätze mit einem Nomen und dem Verbum esse ... 64
73
Literatur
Druck von Adolf Hol/.hausen in Wien.
PG
225
M6
1883
Miklosich, Franz, Ritter von
Subjectlose SSttse. 2. Aufl.
PLEASE DO NOT REMOVE
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