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Full text of "Sud̈dentsche Klos̈ter vor hundert Jahren"

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IN COMMEMOÄ^TIQN OF THK VISIT OF 
ms ROVAi HIGHNESS 

PRINCE HENBV OF PRUSSIA 

i OK BEIIALF OF HIS MAJESTY 

THE GERMAN EMPEROR 




FROM THE LIBRARY OF PROFESSOR KONRAD VON 

OF MÜNICH. jr^ 



VONMMJRER 



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Sniilieiitfilie pfler m ^^mkü lalirrn. 

bc& P. flepomuf l)auntinger^ 0. S. B. 

Btbltotljefar von St. <5aIIen. 
^herausgegeben mit einer (Einleitung unb 2lnmer!ungen von 

P. (6a6riel naefer 

Stifts 'Bibliotl^cfar von (Einfiebeln. 




^dfll, 1889. 
Prud nnb <£ommifftons»DerIag von 3» P« Bad^em. 



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Harvard College Library 

Vou Maurer Collectlon 

Gia ot A. C. Coolldgö 

July 18, 1Ü04 

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V 



Einleitung V 

I. 5:1^ eil. ?Reije öon @t. hatten bis ÜJlündJen. 55om 12. bis 3um 20. 3uliuS 

1784 1 

IL %i^txl !Dlün(j^ens9l^mp^enburg unb i^re ^er!n)Urbig!eiien. ^er 21., 22. 

unb 23. 3uliuS 32 

IIL 5:^ eil. ^luflSburg, ^ommMf^ bis 9lcre§^eim. ®er 24. bis 30. 3uliuS.. 58 

IV. Xl^eil. ^ereSl^eim - Ulm — ^eimreife. Som 31. SuliuS bis aum 8. ?lugufl 85 




^tnl^tf ting. 



P. Sol^ann üoti 9?c|)omuf ^auntinflcr, bcr Scrfaffcr bcr nad^fol' 
genbcn JRcifcbcfd^rcibung, einer bcr tüd^tigftcti unb üerbienteften SStblto* 
tl^cfare üon ©t. ©allen, ift bii? je^t bcr geleierten SBeft oufeerl^alb feinci? 
Äfofter« nnr »enig befannt geworben. ÜJ^an pnbet feinen Flamen meber 
in ber ,,3UIgemetnen S)entfcieen SSiogra^jl^ie", nod^ in SSfltn]d^^ „©etel^rteni 
Sentfc^fanb", no^ ühtxffanpt in irgenb einem Sejtcon, mit Slugnal^me 
einer furjen SRotij in ,,2Rfiünen, ?ßrobromui^ einer S^weiäerifd^en 
^iftoriogra^jl^ie" ©. 33. So fe^en wir nn^ betreffe ber JKa^rtd^ten 
über fein Seben J^ouptfä^ti^ anf baä angewiefen, tva^ fein jüngerer 
5!Ritbrnber nnb Slad^fofger im Slmte eine§ JBibUotl^efari^, P. granj SBeib» 
mann, in feiner ^^Sefd^id^te ber 83ibüot^e! öon @t. ©allen" baf. 1841 
unb in ber ^^^efc^id^te be§ el^emaügen ©tifteS unb ber Sanbfd^aft @t. 
©aßen unter ben smeen lefeten gürftöbten/ ©t. ©aßen 1834 über il^n 
berietet. Sinige Tiad^rid^ten l^abe id^ au^ ungebrudten Cuellen, nament« 
(i^ aui^ bem SSriefwed^fel feinet 93ruberd gef^ö:pft. 

S)ie gamilie ^auntinger ftommte au8 93a^ern. P. Sol^onn yitpo* 
muf erwäl^nt in ber folgenben JReifebef^reibung, bafe feine ©rofeeltern in 
SRünd^en begraben finb. ©ein SSater war gactor in ber SSud^bruderei 
be§ Älofterg ©t. ©aßen, unb ^atte fid^ in bcr Ställe biefer ©tabt, 
in ©traubenjell , nicbergelaffen. $ier würbe ben 30. SUiai 1756 
Sol^onn 9?e|)omuI geboren. SBir wiffen nod^ öon jwei ©efd^wiftern; ein 
um fed^ä Saläre jüngerer 83ruber würbe ebenfalls S5cncbictiner, P. SSto» 
fiu3 in Sü^cinau, geboren 1762, geftorben 1826^); eine ©d^wefter, Vix^ 
fula, ftarb, 38 Sa^re alt, unöer^eirat^et am 15. 3uli 1798. 

Ueber P. SRe^jomuI'^ SSilbungSgang wiffen wir nic^ti^. SBal^rf^cin» 
lid^ l^at er an bcr feit taufenb Salären im filofter ©t. ©aßen beftel^enben 
©d^ute feine ©tubien gemalt. 3)ama(d iäl^Ite fic gewöl^nli^ nur 16 QbQ-- 
linge unb bilbete eine 8lrt ©eminar für bai^ felofter. @3 würbe ba^ 

*) ajlülincn, ?robrotnu§ 34. Ötnbncr im Sfrctburgcr 2)töccjan.?lrd^it) 14 (1881) 49. 



VI 

Sateinifd^e unb @xxtäfV\^t fammt tttoa^ ©efd^id^te unb @tb6efd^retbung 
flclcl^rt, üicl auf fd^riftltd^e Slufjäfec in ?ßrofa unb SScrfcn in latcint* 
jd^er Bpxaä)t gcl^altcn; »cntgcr ücricgte man [xäf auf bai^ 3)cutf^c^). 

@rft 16 3a]^rc alt erl^tclt bcr Süngling bai^ Drbcni^IIcib bei? l^ci* 
ügcn JBcncbict, unb an feinem 17. ®eburt«tag, bcn 30. SKai 1773, legte 
er bie Orben^gelübbe (^rofe^) ab unb »arb jum SWitglieb bei? ÄCofteri? 
aufgenommen. 3)abei erl^iett er ben ^lofternamen Sol^ann yizpomnt; 
ben Xaufnamen, ben er btd bal^in gefäl^rt, fonnte id^ nid^t me^r ermit- 
teln. Sie fed^i? Saläre bii? jur ^ßrieftermcil^e, im Saläre 1779, wibmete 
ber iunge 9R5nd^ Un t)]^iIofot)l^ifd^en unb tl^eologifd^en ©tubien. 

2)amald l^errfd^te im^Iofier @t. ©aßen ein reges mffenfd^aftlic^ed 
geben. 3m 3a^re 1758 ^atte »bt S5Ieftin 11,, früher felbft »iblio* 
tl^etar, ben S3au ber neuen SSibliotl^el begonnen, bei? ie^igen :präd^tigen 
©aoIeS mit ber bejeicftnenben 3nfd^rift über bem (Singang: VYXH2 
UTPEION''). ®r forgte avii:^ für bie »erme^rung ber »üd^er, wä^- 
renb ber geleierte SBibtiotl^etar P. $iud ^olb für bie Orbnung unb ISe^ 
nu^ung berfelben tl^ätig mar unb in itozx ^^oliobänben einen gef^ä^ten 
Katalog über bie ^anbfd^riften üeifagte. 

97id^t meniger ein SRäcenaS ber ©tnbien mar 9lbt ^iha Stngel^rn 
1767—1796, ber p(^ in ber ©ef^id^te ber Sibliot^ef \xAvixii einen 
un^erge^Iid^en ^tad^rul^m gefid^ert l^at, bajs er einen großen Xl^eil ber 
§anbfd^riften bed ©efd^id^tf^reibcrg SlegibiuS Sfd^ubi üon bef[en 9?ad^- 
tommen ermarb. Sluc^ für matl^ematif^e 3nftrumente unb ein SSloima» 
Iien«@:abinet üermanbte er grojse Summen. %{% unt^ergeglid^er S3eför« 
berer ber frönen fiünfte unb Sitteratur feiert il^n bie ©ef^id^te ber 
93iblioil^ef^), unb 3^U9tti§ '^i^^^i'n gibt aud^ bie nad^folgenbe ©c^rift, bie 
il^m gemibmet ift. 

3m 3al^re 1774 ernannte er ben P. SKagnuS ^ungerbül^Ier jum 
SSibliot^cfar, einen äWonn öon grünblid^em SBiffen, feinem fritijc^en 
©ef^madte aber anf^jrud&Iojem auftreten; ber bie grüd^te feinei? SSSiffenS 
unb feiner Unterfuc^ungen uneigennüfeig aud& Slnbern mittl^eilte. JBe- 
jonbere Slufmerljamleit üermanbte er auf bie unter feiner Dbl^ut fte^enben 
Unbfd^riftli^en ©d^äfee, bai? loftbarc (Srbe einer taujenbjäl^rigen SScr* 
gangenl^eit. @r fui^te bal^er aud^ feinen Jüngern SRitbrübern Sld^tung 
unb 3ntereffe l^ierfür einjuflblen, unb fanb befonberi? bei 2^m\tn cm^jfäng- 
lid^en Sinn, nämlid^ bei unferm P. iRe})omuI unb bem ein 3a^r nad(> 
biefem bem Älofteroerbanb beigetretenen P. 3IbeD^oni? üon Ärj, ber 

^) äOetOmann, (S^efd^td^ie b. el^emal. 6iifi8 9. 

') n'^mti für bie ©eele." S)cr öö^ptifd^e Äöntö Df^manbiaS fott bicjc SBorte über 
jetne ^üd^erjammlung ge{e^t l^aBen. 
^) aBetbmann a. a. D. @. 147. 



VII 

\p'dttx aU ®efd^td^tfd^ret6er be9 SantonS ®t. ©allen [xä) einen au§' 
gejetd^neten SRamen emar6^). (Sine ber erften unb üerbienfllid^ften %t^ 
beiten ber inngen ©e^ülfen beftanb barin, eine grofee Slnjal^I alter ^er- 
gamenie \)vn SBüd^eretnbänben abjuföfen, meldten bai^ für fo(d^e 2)inge 
üerftanbniglofe 15. Sal^rl^unbert leine Beffere 93efiimmung gu geben t^er« 
moii)t \)aüt. äßand^e intereffante @ntbedEung tvurbe l^tetbet gemad^t, ia 
üon biefen bis je^t menig bead^teten ISIättern ftd^ einige atö fel^r loft« 
bare Ueberrefte, jnm Xl^eil be§ l^öd^ften SHtertl^nrng, er»iejen. Am »id^«» 
tigjien finb barnnter Srnd^ftüdte öon Sirgir« 2lenei8, bie man a(9 äftepe 
no^ übrige ^anbfd^rtft btcjei^ 3)ici^ter^ in baS britte ober merte Sal^r* 
l^nnbert fefet*). .^ounttnger beabftd^tigte, eine eigene Äbl^anblnng barttber 
ju fd^reiben unb ^atte bereite ha^ SDlaterial baju gefammelt; man meig 
aber ni^t, toa^ baxan% gemorben ift. 

@d^on ein 3al^r nad^bem er ^riefter geworben, marb bem jungen 
SJeligiofen bie ©teile beg Sibliotl^elard übertragen. „3)cr 23. Dctober 
1780," fo fd^reibter jetbft, „toar ber mirunöergcp^ glüdlid^e 2;ag, an 
meld^em mir bie Obforge über eine SBibliotl^ef aufgetragen tt)urbe, bie 
feit unbcnlti^en Seiten unb bem grauen 3Htcrt^ume l^er, unter bie mer!* 
würbiglien S)eutf^Ianb^ gel^brt, unb ferner nod^ il^ren Siul^m htifanpUn 
lann. §eilig foÖ er mir öerbleiben, biefer für mid^ fo glüd!lid^e Sag!" 
3Rit einem fd^önen 3teid^t]^um öon SSorfenntniffen auiJgerüftet unb mit 
einer Slrt Don l^öl^erer äSeil^e unb Segeifterung trat ber nod^ mä)t2biaf)' 
rige bie n^id^tige ©teile an, toeld^er er eine lange 9ieil^e Don Salären 
@l^re gemad^t l^at. 9to^ ift bad ä^er^eid^niB ber S3ü^er üorl^anben, bie 
in bcn 13 erften 3al^ren feiner Smtffül^rung jur Sibliotl^ef l^inju- 
lamen*). 8lu§ bemfelben gel^t l^eröor, bafe binnen ber genannten Qtxt 
bie Sibliotl^ef um mel^r al^ 4000 S5änbe junal^m, worunter feltenc unb 
gefud&te SBerfe, 146 Sänbe §anbfd^riften, 335 3ncunobeln; ein S^^^^^, 
wie il^n bamaliS mol^t wenige iBibliotl^efen aufiitmeifen oermod^ten. 

^anpt[dd)lxd) um feine bibliotl^efarifd^en Äenntniffe ju erweitern, 
feigen wir P. ^Izpornnt im 3uli unb Sluguft 1784 auf einer öierwöd^ent* 
Krisen ütterarifdöen Steife in bie ba^erifd^en unb fd^wäbif^en Älöfter, bie 



*) ©. ajlc^cr Don Änonau, P. SlbefonS öon Wct;, ber ^cWtdJtfdJrciber bc8 dantonS 
6t. (StoKen. ^leujal^rSblatt bed ^tftor. Vereins bon 6i. fallen. 1874. 

') (Sobcs 9lr. 1394. I. ©d^cmr, «etacid^nife ber ^anbfd^riften ber ©tiftsbibltotl^e! 
t>on 6i. ^alKen, @. 456. ^IS P. grana llBetbntann im Saläre 1819 auf einer ^d\t na^ 
fRom bem bamaltgen ^IBItoil^efar ber ^mbtofiana in SRailanb unb j|>&iern (Sorbinal 
^Änflelo Ttai 3»ei S3l&tter biejer SBrudJfHlrfc aeigte, rief biefer öott freubiger Ueberrojdjung 
aus: quantum mihi gaudium, videre istum Virgilium! 

3) ßobej 1285. Slccejfion8«€atalog ber ©tiftSbibftotl^ef 1780-92. edjcncr a. a.D. 
@. 443. fß^L SBeibmann, ©efd^. b. SBibliotl^. 139—146. 



VIII 

ben ©cgcnftanb bicfcr ©d^rift bKbct unb ballet nod^ näl^cr ju bt]pxtä)tn 
fein »irb. 3)ie für bic SibHotl^cf nüfelid^ftc grud^t baüon toar bcr Sin* 
l^ang }ur 9{eife6ejd^reibung ober baS ..Serjet^ni^ einiger Sudler au§ 
allen klaffen, mel^e auf unferer 93ib(iotl^eI mangeln, meiftenS and ben 
S3ibIiotl^efen, ble id^ wäl^rcnb meiner Sieife gejel^en ..." 

SBie fleißig P. SWe^jomuf bie SSibliotl^ef benufete, beweifen bie öon 
il^m im folgenben ^at)xt tjerfafeten „Stu^juge an^ ben fünf erften S^^eiCen 
bed neuen bi:ptomati{^en Sel^rgebäubei^ ber ä3enebictiner Xouftain unb 
Saffin au^ ber SRauriner Kongregation" ^). 3)arin wirb öfter auf 
@t. ©allifd^e ^anbft^riften aU SBelege l^ingewiejen ; bie Slrbeit war fomit 
für bie @t. ©aÜifci^en äRitbrüber t^on befonberm äSertl^. @ie fd^eint 
aud^ mit SRüdfid^t auf ben ©ruber be3 SSerfaffer^, P. SlaftuS in Sil^einau, 
tjerfafet, loeld^er ber ©tubien wegen fi^ in @t. ©allen aufl^ielt unb im 
Saläre 1786 ba« ©anje für fid^ abfd^rieb- 3)iefe Kopie bepnbet fid& 
iefet in ber 83ibtiotl^e! t?on ©infiebeln ^). 

SBie eg ba^ Slmt einci^ SSibliotl^efarg mit fid^ bringt, l^atte P. Sie* 
:pomuf aud^ mit auswärtigen ©etel^rten ju üertel^ren unb il^nen man^* 
faltige Slufjd^Iüffe ju ertl^eilen, @o pnben wir il^n im Sriefwed^fel mit 
bem geleierten R Srubpert SReugart üon @t. Slafien*); bem $rior 
(Snbuber ju @t. ©mmeran in 9flegen§burg lieferte er ÜKaterial ju einer 
fritifd&en SluSgabe ber SBerle beg ai^abanug 3RauruS*). 3m Sa^re 1792 
öeröffentfid^te ^auntinger „groben ber aftj^odebcutfd^en Ueberfefeung ber 
Süangelien'^armonie au3 Codex S. Galli 56" in Sacob ^efe, Siblio* 
t^ef ber ^. Oejc^ic^te ^). 

93alb follte jebod^ bie frieblid^e wiffeufd^aftlid^e Sl^ätigleit unfereS 
geleierten Sibliot^efarg eine öerieöngnifeöofle Unterbred^ung erfal^^en. 3)ie 
ftürmifd^en SBeltereigniffe warfen il^^en ©d^atten au^ in bie ftitten SKauern 
ber Älöfter. 3n ©t. ®aKen entftanb eine innere ©äl^^ung, weld^e ju 
klagen gegen ben Slbt fül^rte, ber übrigen^ in 9lom fid^ red^tfertigte. 
S)ie Untertl^önen beS ©tifteg wollten nid^t mel^^ gern unter bem Ärumm== 
ftab leben unb beflagten fid^ über t?erf^iebene SJiifeftänbe ber SSerwattung. 
3)ie (greigniffe beS SluglanbeS f^ürten bie SKifeftimmung unb ermut^igten 
jum %vi^]ptt6)tn berjelben unb ju lautem Unwillen, „grei^eit" würbe 

*) ©obcE 1499. ©djcrrcr a. a. D. @. 488. SSgl. Söeibmann, ^ejd^id^te ber 55tbao= 
t^el 173. 

2) R. 99. «gl. aDßclbmann a. a. D. 173 ff. — «rt^iö b. ^ejcttWaft f. ölt. b. ®c= 
fd^tt^tSfunbc 1. (1820), 237—238. 

') aDßeibmann, ®cf^. b. «Bibl. 134. 

*) Äunftmonn in bcr Xübimtx ^eologijd^cn Ouartaljd^rift 1838 6. 431, unb ^ra= 
banu§ 50flaöncnttu§ SRauruS ©. 2. 

'^) Stanffurt unb Öcipatfl 1792.^8. %^. II. @. 544-571. 6ap. 147-152. ^Sgl. 
?Raumer, einiotrfunö be§ ß^rtftentl^umS auf bic altl^od^bcutjdje ©prad^c 37. 



IX 

baS Sofung^roort, bic gcjefefid^c Drbnung begann fid^ aufjulBfcn unb bic 
üäterüd^en SJta^nungen be^ milben %bM SBeba maren ntad^tlod J^iergegen. 
®§ würben U)m 1795 einunbfec^iJäig Älage* nnb JBittl)unfte öorgclegt, 
»etd^e ben ©tiföl^crren noc^ mel^r afe bem Sble mifepelen. @tner ber 
entfd^iebenften @egner ber ^oltdbemegung mar ^auntinger. fiebl^aften 
unb feuerigen £emt)eramented, eiferte er miinbK^ unb fd^riftüd^ gegen 
bie „SSoItet?erfü^rer", wie man fie nannte. 6r gab eine anonyme Sc* 
leud^tung ber einunbi^fed^jig ^Iage;punfte l^eraui^ unter bem S^itet: ,,3Bie 
entft^rec^en bie el^rerbietigen SJorfteQungen Dom 3. Suniu^ bem lanbe^» 
Dätertid^en S^^f^ ^^^ ^^' ^9^^^ ^"^ ^^^ 3)an{{agung9fcl^reiben aller 
®emeinben ber alten Sanbfd^aft an bie SanbeSI&ol^eit?" 3)ie ©d^rift er* 
lebte imei Sluflagen, war aber, wie fic^ benfen lägt, ol^ne nenneniSroert^en 
©rfolg. 2)ie ^Bewegung fdtiritt üorwärtg, namentli^ na^ bem S^obe beg 
Slbteg aScba, welcher im breifeigfien Saläre feiner Regierung, ben 19. äJiai 
1796, ftarb. 

3^m folgte am 1. Suni Slbt ^anfraj SSorfter, berjelbe, ber auf 
Ber aWün^ener SReije öor jroölf Salären ber ^Begleiter unjere^ P. ?iepo- 
muf gewefen war. ®eboren am 31. 3uli 1753 in ^tapd aU ber ©o^n 
eines OffijierS an^ bem @t. ©adifd^en @täbtc^en SB^l unb einer Dor^^ 
nel^men Stalienerin, war er frü^ in'S Ätoftcr getreten unb l^atte fic^ 
eifrig wiffenfc^aftlid^en ©tubien gewibmet, aud^ bie bfonomifc^en SSer^ält* 
niffe beS Stiftet aufmerfjom »erfolgt. „@r roar ein aJiann üon ge=» 
leierten ^enntniffen, tabeIlo)em SBanbel, ftreng möuc^ifc^er Stic^tung unb 
unbeugfamer SBillenSfraft" ^). Sefetcre Sigenjc^aft führte baju, ben 2^^^^ 
]pait jwifd^en ^ürft unb Untcrt^anen unl^eitbar ju mad^en. 2lm 25. ge* 
bruar 1798 würbe ber greil^eiti^baum in ®offau errid^tct unb bic Stepu^ 
blil aufgerufen. 

^auntingcr ^atte baS brol^enbc ©ewittcr üorau§gc}cl^en ; eg erj^ien 
il^m unmbgli^, baffclbe ju bejd^wörcn ober auf irgenb eine SBeije abju- 
leiten. @r war nur barauf htbaä)t, bie i^m anocrtrauten ä3ibliotl^ef« 
S^äfec Dor bem ©d^iPru^ ju retten. 83ereit3 im Sluguft 1797 l^atte 
er beSwegen angefangen, bic wid^tigften ©ad^en aber ben SBobenjec nad^ 
SRefirerau bei SSregcnj, bamalS nod^ Sencbictinerflofter, bringen ju laffcn, 
unb im gebruar 1798 war aUeS geborgen. 3n ben erften S^agcn bcS 
Sl^jril ging ^auntinger ebenfalls nad^ SRe^rerau, wä^renb Slbt 5ßan!raj, 
ber bis bal^in in ber SWä^e, auf ber ©t. ©attij^en Sefifeung Sflcu-3ta- 
öeuSburg fi^ aufgcl^alten l^atte, fid^ nad^ SBicn begab, wo er als 9ieid^S=« 
fürft am faiferli^cn §ofe ©d^ufe ju finbcn l^offtc. 



') 2)ieraucr, 3Küacr»Snebber0 €. 75. 



3nbcffctt l^atte man in bcr Sibliotl^cl in @t. ©allen bie leeren 
S3üd^erfd^ränte mit äRacuIaiur angefäÜt unb eine ffinfilid^e Unorbnung 
angeri^tet. 3lfe am 10. SWai bie granjofen in @t. ©allen einjogen, 
fanben fie ein Sl^ao^ öon alten $ßrebiflten unb anbern unnüfeen JBüd^ern. 
3)er Eommiffait ber l^etoetifd^en ^Regierung, ber Sierbraner ©riad^er, 
fanbte ben P. 3tbe})l^on§ nad^ äWel^tetau mit bem Auftrag, bie §anb«» 
jd^riften jurüdjuforbern, natürlid^ ol^negrfotg; fie toaren jefet unter lai* 
ferli(f|'l5niglid&em ©d^ufee. S)ie Sud^bruderei beS Älofteri^ warb als f)tU 
t^etijc^eiJ Staatsgut erWärt unb abgeführt unb ^auntinger'S alter SSater, 
ber 52 Qal^r im S)ienfte beS ÄlofterS geftanben, entlaffen. 

3)ie abenteuernden SBanberungen ber Sibliotl^ef unb il^reS treuen 
^fiterS lönncn wir l^ier nid^t in'S ©injelne Verfölgen. SBir feigen il^n öon 
SJiel^rerau auS in ßorrefponbenä mit bem ®ejd^i(^tfd^reiber Sol^anneS 
üon SWüHer, ber bamalg in SBien war^). Ql^m l^atte er eine in ber 
(Site gefd^riebene 93rofi)üre jur SSeurtl^eilung überfanbt unb öon Srjl^erjog 
Äarl bie (Srlaubnife be8 S)rudteg erl^alten. SBeitere« barüber erfal^ren 
wir nid^t. 

3m Sat)xt 1803 war in golge öon dlapoUon'^ ÜKebiation ber 
Santon @t. ©allen entftanben, unb biefer erl^ielt nun, toa^ bie l^elöetifd^e 
©inl^eitgregierung umfonft reclamirt l^atte, bie @t. ©allifd^e Sibliotl^e! 
unb baS S[rc^iö öon DefterreiA ausgeliefert. SßergebenS :t>toteftirte i)m^ 
gegen Slbt ^ßanfraj in einem lateini}^ unb beutfd^ abgefaßten ffiircutar 
öon ©bringen üom 26. 2)ecember 1803. „So feierten bann, ju unbe* 
f^reiblid^em 3nbel aBer greunbe beS SBaterlanbeS unb ber altern Sitte»» 
ratur, nad^ einer ©ntfernung öon fieben 3a]&ren bie SBerle ber gefeierten 
3Känner üon @t. ©allen aus bem äJHttelalter, auf bie glüdttic^fte SBeife 
oor ben ©türmen ber 9leüolution unb ben Unfäüen beS ÄriegeS ge- 
rettet, in i^r ftitteS ^eiligtl^um am glüfed^en ©teinad^ jurüdt" *). 

P. ^auntinger war fc^on üorl^er, am 4. Dctober 1802, wieber in 
©t. ©allen erfd^ienen. ©eine SBol^nung nal^m er in bem benad^barten 
grauetiflofter JlotferSegg, baS öftfi^ üon ber ©tabt ©t. ©aßen lieblic^ 
auf einer Slnl^öl^e gelegen ift unb wo er bis ju feinem @nbe, nod^ über 
20 3al^re, bie ©teBe eines 83eid^tigerS üerjal^. @r mußte weltfid^e Älei« 
bung tragen unb genoß bie 200 ©ulben jäl^rlic^e 5ßenfion, weld^e bie 
^Regierung il^m bejal^Ite. 3m 3anuar 1805 fonnte er üon l^ier auS mit 
bem %tU\tt>p bie Slbtragung beS Sl^urmeS üon ©alem feigen, ben er auf 
feiner 3leife üor 20 3al^ren bewunbert l^atte. 



*) ©riefe an Sol^onn ü. SÄüttcr. {^uppkmtnt ju bcjfcn jämmtlid^cn Söetfcn.) ^crauSg. 
ü. 3Raurcr=6onftont. ©d^aff^. 1840. S3b. 5, @. 385 ff. 
«) aOßcibmann, ^c^. b. SBtbliot^. 190. 



XI 

Untcrbeffcn toax btc SRegicrunfl mit ber fo leidet erworbenen S5i6Ho* 
tf)tt nur in JBerlegenl^eit ©2 fanb fic^ SRiemonb unter il^ren Octreuen, 
ber im ©taube gemefen märe, fic aufjujieHen unb cinjurid^ten, unb fo 
erging am 26. Ä^jril 1804 öon ber Siegierung bie (Sinlabung l^icrju 
„an ben l&o^üerbienten Sol^. SRepom. ^auntinger". d^ gereid^t il^m jur 
@l^re, baii er fi^ ni^t fd^moQenb gurüdgog, fonbern bem diufe folgte, 
©d^on jmei läge barauf, am 28. 8[})ri(, Begann bie 3lr6eit mit Slu^* 
:paden unb SBieberaufftellen. 9laäf einem 3ul^rc war biei^ gefd^el^en, 
mit $ülf e beS frühem Unterbibliotftelarg P. Sonrab ©d^errer ^). a»an 
wollte aber feinen Don biefen aU SBibliotl^efar anfteöen unb gab ben 
SSorjug einem Slnbcrn, bem jwar bie ^ö^ern Senntniffe für eine fold^e 
©tellung mangelten, ber bafür aber burrfi feine ^jolitifd^c ©efinnung bei 
ber ^Regierung beffer angefd^rieben ftanb. ^Su allgemeinem Sebaucrn 
ber greunbc ber ßitteratur, befonber^ ber altern, welken ba^ SBiebcr* 
aufblinken ber uralten el^rwürbigen Slnftalt am §erjen lag, traten bie 
beiben einfid^tööoÖen unb oerbientcn SDiänner ^auntinger unb fi. ©d&errer 
üon ber »ibliot^el l&inweg unb bulbeten gelaffen il^re Swi^ütlfefeung" ^). 

®rft mit bem ©l)ätja^r 1811 begannen für bie SBibliot^e! wieber 
fegen§reidf|c Saläre, ba ^auntinger auf's neue aU Sibliotl^efar berufen 
würbe. @ine beffere Drbnung warb burc^gefül^rt, feltene unb foftbarc 
Sucher unb ^anbfd^riften würben angefc^afft. 

3n ben folgenben Salären erl^ielt bie SBibliotl^ef wieberl^olt öor* 
nel^me SSefu^e. 8lm 11. 9?oüember 1813 ^atte ber Sibliot^efar „bie 
@l^re, aber nid^t baS Vergnügen", htm firon^^rinjen gerbinanb üon 
Defterreic^ bie 83ibliotl^eI ju geigen. 9lm 13. 3)ecember 1814 fam Äaifer 
granj öon Defterreid^ eine Heine l^albc ©tunbe auf bie SBibliotl^ef; 1815 
feine Jod^ter 3Karia Souife, ?lapoleon'S jweite ©ema^lin. 

greubiger will!ommen gel^eijgeh waren nad^ abgefd^loffencm ^rieben 
bie geleierten ^orf^er, weld^e aud ben ^anbfd^riften toftbare t^unbe 
l^oben. SSoran ftc^t Sofe:^]^ ®5rreS, Wetter 1820 mit feiner gamilie 
fid^ lurjc Qeit in ber ©d^weij aufl^ielt, mit bem greil^errn oon Safeberg 
Selanntfd^aft machte unb, wie biefer, für bie altbeutfd^e Sitteratur fam* 
melte. S)er grei^err üon ©tcin l^brte ©örreS' Siatl^ bei ber ©rünbung 
ber Monumenta Germaniae unb f^idtte in biefer Slngelegenl^eit im 
§erbfte 1819 »üc^ler unb S)ümge na^ ©t. ©atten. ©ie gebenfen 
neben Slbepl^onS öon Slrj in aner!ennenber SBeife au^ §auntinger'S ^). 

5Son Ätrd^bcrg im %omnhm%, geb. 1764, ^rofefe 1783, ^rteftcr 1788, 1 1838. 

*) Söeibmann, ®ejdj. b. SBibl. 195. 

') »3nt ©erfolge erhielten »tr auä^ bie ß^re bftern S3efud^e§ beS §erm P. Solfi. 
^ipomul ^aunttnger, ©ibliot^efar, welcher Jd^on 40 3a&re biejeS.^lmt üertoaltet unb mit 
QuSgebel^nten Äcnntniffen bieJeS 5ad^§ anä^ inSbejonbere bie grünbli#e drfol^renl^eit in 



XII 

S^ncn folgte 1823 5ßcrfe perföntid^. 3m ötcid&en 3a^rc entbcdte 
Jöartl^olb ®eorg 9iicbul^r auf bcr 9iudrcije üon Siom aä)t rcfcribirte 
Slöttcr mit Fragmenten beS SRerobaubeS, bic er fofort in @t. ©allen 
bruden (ieg unb ^auntinger unb üon %xi 2ueignete. 

^auntinger foflte ia^ ©nbc bieje^ Sa^re^ nic^t erleben. Slm 18. 2)e- 
cember 1823 enbete er fein üerbienftt?ofleg Seben. ©ein Sreunb unb 
CrbenSbruber P. Slbepl^onS öon Slrj, ber im fotgenben Sa^re aud^ fein 
SWati^fotger a(3 83ibtiotl&eIar tourbe, f)at jeinen 9lamen, einen ber Icfetcn, 
bem ©t. ©aller Xobtenbud^e beigefügt ^) unb in einer anbern ^anbf^rift 
einige pietätt^oQe SdUn über ßranf^eit unb Sob feinet greunbeg ein» 
gejeid^net *). 

SSon ^auntinger'g ©c^riften ift bereite im ^wf^mmen^ang mit 
feinem fiebenggangc bie SRebe geroejen. Sinige SBemerlungen über bie 
folgenbe ©d^rift bürften jum befferm Sßerftänbnife l^ier einen 5ß(afe pnben. 
25a§ ad^tje^nte Sa^r^unbert »ar bie Seit ber (itterariid^en SReijen ber 
Senebictiner. SWad^bem jd^on 1683 SWabillon jein Iter germanicum 
gemad^t, folgte i^m SKontfaucon mit feinem Diarium italicum, 
Ealmet mit bem Iter helveticum, SKartene unb 3)uranb mit ber Voyage 
littöraire, enblid^ g-ürft'Slbt SRartin ©crbert mit ben Itinera litte- 
raria. ^auntinger überjd^reibt jeinen SSerid^t »ie folgt: „Sleijebiarium 
burdi einen X^eil beg fd^wäbijd^en unb ba^erifd^en Äreijeg, mit SBemer* 
lungen ber an jebem Orte öorfommenben SRerfmürbigleitcn." Sr ücr» 
langt übrigeng, bafe man ieine 9ieije „ia m6)t als eine litterarijd^e 8?eije 
an jeinen toerbe", unb mir nel^men mit 2)anl alle bie so^lreid^en, {o t^er^ 
ic^iebenartigen 9?ebenumftänbe an, bie ber SSerfaffer un3 mitt^eilt. 3)a6 
ober ein 83ibliotl^e!ar ben Suchern unb miffenfc^aftlid^en ©egenfiänben jein 
^auptaugenmert jutoenbet, fönnen mir jum Dornl^erein ermarten. 

^auntinger'S SReijegefäljrten waren jmei Senebictiner; ber eine, 
P. ^ßanfraj SSorfter, ber nad^malige SIbt, ift un^ bereite befannt; weniger 
miffen mir über P. S3eba ^rad^er au3 bem Älofter 9?ere§^eim. @r mar 
alg junger Drben^profefe in ber ^^ilofop^ie üon P. 93enebict SBerfmeifter 
unterrid^tet roorben ^), 3m ^df)xt 1783 l^atte i^n jein Slbt jeinem SSer* 
manbten Sbt 83eba Slnge^rn üon ©t. (Saßen jugejanbt, um bie JBolfg* 
jd^ulen ju üerbeffern. 9?un trat er bie ^eimreije über 9)?ünc6en an. ©päter 



^anbjd^riften, babei eine jeltene 5Kuntcr!eit be§ ®cifte§ unb be§ i!örper§ öerbinbet" u. j. tp. 
Ird^tO b. (Sefettjd^aft f. ältere b. e^ejd^id^tSfunbe 1, 237. 

1) eobeg 1442 @. 121. ©d^errer, »ergeid^nife ©. 631. 

2) gobes 939 ©. 379. SBgl. ©(i^errer a. a. D. @. 353 unb 631. 

') %. ßinbner, 2)ie ©d^riftltetter be§ 53eneblctinersCrben§ in aOBürttemberg in ben 
„etubien unb SWitt^eilungen qu§ bem SBencbictiner^Drben" VI. 2, 19. dRa^gern 1885.) 



XIII 

mürbe er ju einem äl^ntid^en Qw^dt bem ^ergog Äart Sugcn üon SBttrt* 
temberg überladen unb toax julefet ®eneraImcariat8*9iotI| ju SRottenburg 

am Sledar^. 

2)ie 2lrt be8 JReifeni^ in bomatiger Qtit ergibt fit^ au8 ber 93e* 
id^reibung. SRan ful^r meift mit ©jtra'^oft, wobei bie 5ßferbe üon 
©tatton ju Station gewed^felt würben, ffiin ßiörde^SBebienter in ben 
garben beS gürftabteS öon @t. ©allen fu^r ate SSegteiter mit. S)er 
freunbtid)flen gaftfreien ?lufnal^me in allen fitöftern ift man öerpd^ert, 
unb wieberl^ott finb bie ®äfte gcnötl^igt, länger ju tjerweilen, ate il&nen 
ielbft lieb ift. äßan trifft aud^ in öielen Ä(öftcrn Jöefannte ober SBer- 
wanbte üon @t. @ oller 9Ritbrübern an. ©ewöl^nlid^ wirb SRorgeng in aßer 
grütie aufgebrod&en, wol^I aud^ ein Wal wäl^renb ber gangen 9?ad^t 
gefahren. 3)agegen fud^te man ?lbenb8 batb in'8 Quartier ju fommen. 
3)ann würben nod^ bie 9?otijen über bie Sinbrüde unb Srtebniffe bc« 
XagcS bem SJiorium (2;agebuA) anvertraut, wie e« öor ^unbert Sauren 
allgemein Sitte war. 

Slu§ fold^en Slufjeid^nungen entftanb ber öorliegenbe SBerid^t, ber 
t)om SSerfaffer nitä^t für ben 3)rutf befiimmt war, aber mel^rfad) abge* 
jd^rieben würbe, ©eine Slbfid^t ging l^auptfätä^Iid^ bal^in, bem Slbte 83eba 
einen Seweig ber ®rfenntli(^feit ju geben, wie bieS in ber S^J^ignung 
auSgejprod^en ift. SBor mir (iegt bie eigenl^änbige §anb|ci^rift be^ SSer^ 
faffer^, au^ fünf ^eften in Karton bcftel^enb, öon wetd^en jebeg einen 
2:^eil be3 3)iariumg entölt. 2lm ©d^Iuffe beg fünften ^efteg finbet fid) 
bie SSorrebe mit ber SBemerfung, fie fomme in ber Slbfd^rift an ben 
Slnfang be« erften %f)t\U^. hierauf folgt bie „^u^tpung an ©eine 
^od^fürftlid^en ®naben" unb ganj am ©^luffe fte^t: „Finis. 25. Sept. 
1784." Unb baneben ift nod^ bemerft: ,,®en 21. October 1784 mufe 
eg eingegeben werben.'* ^auntinger l^at atfo in ber furjen Qtxt üom 
8. Sluguft big 25. ©eptember bag ©ange ju Snbe gebrad^t. SBeibmann 
berid^tet üon il^m, er l^abe rajd^, wie aug einem ®uffe Kar unb beutfid^ 
gejd^rieben ^). 

dagegen nal^m er wol^I ju einer fremben §anb ^öPi^^tf «>" ^^^ 
für 2lbt 83eba beftimmte Sjcmplar ju f^reiben, unb barauf bejiel^t fid^ 
offenbar bie SBemerfung wegen ber ©ingabe am 21. October. 3Die SSor* 
rebe ift üon biejem 2!age batirt, an eben bem er öor Salären fein Slmt 



') Song, Äurgc ®e}iä^id(|tc be§ el^emaliöen ÄloftcrS unb 9leid^§ftift§ 9ierc§]^cim. 9lorbs 
lingcn 1839, ©. 41. 

^) (^z]ä)iä)k ber SBibliotl^cf 176. @r »cnbct ouf i^n ben ^oraatjdfien SBer§ an: 

In hora saepe ducentos 
.... versus dictabat stans pede in uno. 

Horat. Serm. Lib. I Sat. 4. 



XIV 

antrat. (SiS j|(i^eint, bafe in bcr ©tift^bibliotl^cl öon ©inftcbctn, bejcid^net 
mit 9ir. 464, fid^ ba^ ©Ecmpkr erl^attcn l^at, bai^ an jenem 2:age bem 
^bte S3eba überreid^t tpurbe. 36) {d^UeBe bied and bem loftbaren @in« 
banb oon braunem fieber mit reid^er äSergoIbung unb marmornem @d^nttt. 
SKie bie ^anbjd^rift nad^ ßinfiebeln lam, täfet fid^ tiid^t mel^r feftftetten; 
tt)a]^r(d^etn(id^ über 9i^einau, benn {d^on SBeibmann ^) tiermutl^et, ^aun« 
tinger l^abe bie fel^r gefd^äfetc SBefd^reibnng biefer Steife feinem Jöruber 
im Älofter St^einan, P. Stafinö §anntinger, ^interlajfen. ^ieraud 
erflärt fic^ aud^ am leid^teften ber Umftanb, bafe bie ^anbft^rift Sir. 464 
nid^t eine einfädle Stbfd^rift t>om ^utograpl^ bed SSerfafferd ift, fonbern 
"jal^treid^e ftiliftifd^e Slbweid^ungen l^at, bie roo^t öon P. SBIafiud^er* 
rül^ren bfirften. @r l^at ma^rfc^eintid^ ba3 SBerf fcineiS ©rubere für äbt 
93eba abgef^rieben unb l^ierbei, ol^ne am Snl^atte gu änbern, an ber 
gorm öfteri? bie i^m gut fc^einenben SSerbefferungen vorgenommen. 3)ie 
in ©t. ©allen befinbtic^e Sopie [tammt nad^ ©d^errer'g SSerjeid^nife*^) 
erft and bem 19. Sal^rl^unbert. ®efe^en l^abe id| fie nid^t. 

55ie ©prad^e §auntinger'g ift l^eute nad^ me^r benn ^unbert Salären 
bereite oeraltet. @r f^reibt: SBibtiotl^ete, jerf^ieben [tatt oerfd^iebcn, 
S^ufeet ftatt Sinfeenb, fommlid^ ^iatt bequem unb brandet bie SBörter oft 
in einer jefet ni^t mel^r geläufigen 83ebeutung, j. 83.: ein „fonberbared" 
®emä(be, menn bamit ein auj^gegeid^neted gemeint ift. (Sinige ÜJ{a(e f)aU 
xä) bie Drtl^ograp^ie ber mobernen angepaßt, bie Eigennamen audge* 
nommen; im Uebrigen l^abe ic^ mir feine äenberungen erlaubt, fon« 
bern ©afe für Safe bed Driginafe jum Slbörudte gebracht. SBeggelaffen 
bagegen mürben bie 3i^^^S^^^9 ^^ ^^^ ^^^^ ^^^ ^^^ SSormort, bie 
jefet gegenftanbdtog geworben finb, ferner ber Slnl^ang, ber fünfte Sl^eil 
bed 8fleife*S)iariumd, ober „SSerjeid^nife einiger 83üd^er auiS aKen klaffen, 
roetd^e auf unfeter Sibliotl^efe mangeln, meiftend an^ ben SSibliotl^efen, 
bie id^ mäl^renb meiner Steife gefeiten, unb bann aud^ nod^ aud einigen 
Äatalogen jufammengetragen, mit Slnmerfungen über bie ©tärfe ober 
©d^mäc^e, SSoßfommenl^eit ober Unüoßftänbigfeit eined jeben biejer ga^e (!) 
in Slüdfic^t auf unfere 83ibtiot]^eIe." 2luf biefen ansang öerroeidt jmar 
ber SScrfaffer einige äßale im SSerlaufe unb öieKeid^t mar er für il^n 
gerabeju bie ^auptfad^e. Sd mürbe aber bod^ feinen Qmd gel^abt 
l^aben, biejeS SSerjeid^nife oon äBerfen, bie jefet jum größten Steile oer* 
altet finb, mit abjubrudfen. einige« baüon pnbet man au^ bereit« 
in SBeibmann'« ©efc^id^te ber SSibliot^ef, ©. 140 unb 141. 

3)ie Slnmerfungen foßen entmeber bie DueQen angeben, mo über 
ba« im Jegt ®efagte näherer Slufjc^lufe ju finben ift, ober einjet^eiten 



^j ^t]^xd)k bcr »ibliotl^c! @. 140. - ^j 9lr. 1681, ©. 503. 



XV 

erläutern, bie l^eute nid^t mcl^r |o befannt ftnb, »ie t>or l^unbert Salären. 
9lur feiten l^atte i^ SSeranlaffung, eine Keine Ungenautgteit rid^tig ju 
Men. 

^a\)tx auf bie Sinjel^eiten ber 9ieife einjugel^en tt)irb nid^t nötl^ig 
fein. 3)ie einfaci^e aber treue Srgäl^lung gen^äl^rt einen intereffanten @in» 
blid in ben (Seift unb ba3 Seben ber Ätöfter öor l^unbert Salären. Ueber» 
aü feigen tt)ir lebl^afte Xl^ätigfeit auf ben t^erfc^iebenften (Gebieten ber 
Äunft unb SBiffenfdiaft, unb nid^t am roenigften in bem bamotö neu an* 
flcbauten ®ebiete ber 9?aturmiffeni(!^aften. SBen muß t^ nid^t fd^merj- 
lid^ berül^ren, ha^ fd^on jtoei Sal^rgel^ntc barauf aQe biefe Stätten freubi* 
gen ©d^affeng burd^ einen ©d^tag, ben 9iegenSburger 8?eid^gbet)utationi?» 
^auptfd^tufe öom 25. gebruar 1803 in SRuinen öer»anbelt finb. D^ne 
Siedet, ol^ne ju unterfd^eiben, mo ^ud^t unb SBiffenfd^aft blühte, tt)0 nid^t, 
t^ertrieb man bie OrbenSleute an^ 93efi^ unb ^eimftätte, gab fie beut 
Mangel preis, t>er»üftete, jerftörte Äird^en unb Äloftergebäube, öer* 
fd^Ieubertc bie SSibtiotl^efen unb lird^Iid^en Äunftmerle unb betrog juglcid^ 
ben Btaat um ben (SrIBS. SKöge bie 9?ad^»elt »enigftenö i^nen ein 
banibared ^nbenlen bewal^ren unb einftimmen in bie SQSorte beiS 3)id^terS 
öon „3)reije]^nünben" : 

^rct§ ben bratjcit \ä)toaxitn 9Jlönc§cn; 
$rci§ ben toadCern iluttcnlrägcrn , 

Srommen §ütcrn; treuen ^fleöcrn! 




mt^'''''^^ 



^tpit ©f|jil 




^t Valien l:tl* ptündj^en* 

Pom 12. bis jum 20. Sulius 1784. 

en 12. SuKug reiften toir, P. 5ßancraiiu& utib id^, in ©efcflfd^aft 
bc^. P. Scba t>on Sierc^l^cim auf 8florjc^acl^, mo ^err S3cba 
, bcm §errn Siattl^alter feine Slbfci&ieb^öifttc abftattete. @r »ar 
unid^Iüffig, ob er ba§ 9lämtid&e bei bem |)errn ?ßfarrer tl^un follte, üer* 
änbertc rtnigc SKoIe feine SRcinung über biefcn ^unlt unb cnbliti^ tourbc 
nid^tg baraug. SBir festen atfo unfcrc SRcife fort über Sioman^l^orn, 
mofelbft uns ber ^err Öberöogt mit einem SRittagSmo^t bemirt^ete, bei 
SWünfterlingen öorbci, burd^ ©onftanj in bog benad^barte Senebictiner« 
JReid^gftift ?ßeterg]^aufen. 3m ^ereinfal^ren in bie ©tobt Eonftanj geigte 
ung §err 5ßanfraj ba3 ^äuSd^en, in »etd^em man ^ufe jur ßdt ber 
bafe(bft gel^attenen ^ird^enoerjammlung in S3anbe legte. 

Qn $eterS]^aufen mürben toir, »elc^eS xd) jum Siu^me aKer 
fd^toäbijd^en Slbteien ein* für aQe ÜKal gcfagt l^aben toiU, mit aller er* 
finnlic^en ^öjlid^leit em)}fangen. SBir mad^ten fogleid^ bem gnäbigen 
$errn ®corg ^) unferc 2lufroartung, unb üon il^m bernal^mcn mir, bafe 
fid^ mirllid^ ber §err 9ieid^g)}rälat üon Smt^alUn^) in feinem ©tifte 
befinbe unb ben folgenben iag SSifitation Italien werbe. Slud^ biefera 
^Prälaten mad^ten mir unfer Kompliment. SDic übermäßige §ifee biejeS 
SageS mad^te auf ben P. SSeba f^limme SBirfungen; er mufete fogleic^ 
bie 2;afel üerlaffen unb fid^ jur SRul^e anfd^idten. 

3)en 13. SuliuS, meil mir SSormittagS in $eterg^aufen megen ber 
aSifitation nid^tg feigen tonnten, befud^ten mir frül&e fd^on bie SDomfird^e, 
ein alteS gotl^ifc^eä ®ebäube. SBir bemunberten ia^ l^errlid^e E^or, 
meld^eS ganj mit alabafternen ©teinen ßefleibet ift, ben filbernen, in an* 
tifem Qk]ä)mait erric{)teten ©)}eife*=Sltiar in ber SRitte beS ß^oreS, bie 

^) Slbt ©eorö ©troBl au§ ^futtcnborf, 1761 ertüä^It, rcfignirtc 1786 unb ftorb im 
3anuar 1787. 

2) Heber ^hi 9^icoIau§ bon gtoief alten ficl^e ben öicrten %^tii bicjer 9leHebe(d^reibung, 
wo öon jeinem Äfofter bie Siebe jcin tpirb. 

öörTcS^OJcf.. II. JöcrcinSfd^rtft für 1889. 1 



lünfttici^cn Sa^rcliefg an ben ß^orftül^ten im Qoti)x'\ä}tn &z\ä)madt, öicie 
l^erriid^c SKonumcntc unb ®rabftcinc ^), an^ »cld^cn fic^ jcncg bc8 üerftor* 
bcncn Earbinal^Sürftbifd^ofcS*) an ftunft, ®t\ä)mad unb ©d^önl&cit 
au^äeici^nct. @g ift au3 mcifegraucm 5Diarmor öerfertiflt unb ftcl^t red^t^ 
an bcr SRaucr einer ©eitenfapefle bei ben übrigen öon 9iobt'jd^en SWo* 
numcnten. S)tc Äird^cntl^ürcn ftcllen in l^atb erl&abener 2lrbeit bie ®e* 
l^eimniffe be8 SebeniS unjere§ $)tilanbt^ öor unb ftnb um 1460 üer* 
fertigt »orben^). S)en Äird^enJ^afe unb bie barin enthaltenen ©ettenl^eiten 
unb ^unfiftüde l^atte id^ fd^on ein anbermat gefeiten. SBir befuc^ten 
nod^ bie @t. ©tepl^an^ürd^e , anä) ein alte3, gotl^ijd^eg äRünfter, bie 
3)ominicanerfird^e unb bann ben ^^önen Sud^öertag beg §errn SBagner, 
au^ meld^em id^ mir einige ^^öne SBerfe anmerlte. §err SBagner l^atte 
bie §öpi^feit, un^ l^ernad^ auf bie Snjel ÜR ein au ju begleiten. SBir 
gelangten bal^in bur^ einen etn^a eine gute l^albe SSiertelftunbe langen 
@tcg über ben SSobenfee. 2)ie SBretter ftnb nur l^ergetegt, o^ne ba| 
man fie megen öfter aus^bred^enber ©türme feftmad^en bürfte. @ben 
barum ift auf ber einen @eite auc^ nur eine fd^mad^e Seltne angebrad^t, 
moran man fid^ ni^t feftl^alten fann. 

Ungefäl^r um bie 50?itte biefe^ ©tegei^ fie^t man im ©ee ein Äreuj- 
bilb, unb neben bemfelben eine SDiutter ®otteS unb einen @t. Sol^ann aug 
(Srj gegoffen. S)ie{e 93i(ber ftnb aui^ ben Kanonen tierfertigt morben, 
bie man ben ©d^»eben in biejer ©egcnb abgenommen l&at*). S)er beutfc^*» 
rittcrlid^e §err Äanjleitjermalter unb bcr ^err Slentmeifter begleiteten 
un§ mit vieler ^öfli^Ieit aller Orten l^in unb geigten und ben fd^önen 
©arten, »eld^cr prächtige Sllleen unb Smbu§*caben, baöon einige im 
l^oQänbifd^en ©efd^madEe angelegt finb, l^at, bann bie jd^önen S^ntmer 
unb ©äle, meldte bortrefflid^ mit @emälben audgejiert finb. 3)ad SSor« 
jimmer bei^ ^ommentl^uri^ entl^ält eine Gattung 93ilbergalerie , näm' 
lid^ 5ßortroit3 faft aller Offiziere beSjenigen öftcrreid^ijd^en 9ftegimented, 
toeld^ei? ber öerftorbene Äommentl^ur ®raf fiönigi^cdt innc f)atU. 3)ic 
in ben 3^^^^^" t^orl^anbenen Säften unb Sommoben, Don 9lofenl^ols 
t^erfertigt, bereu z^ eine 9J2enge gibt, finb tt)egen i^rem jeltenen ®emi{d^e 
öon Sorben für'd Sluge eben jo reijcnb, ate fie feiten unb foftbar ftnb. 

*) UcBcr ben 2)om öon ©onjlona ficl^c Dr. S- 3t. i!rauS, ®ie ÄunftbcnfmciCer bcS 
©rofe^craogtl^utnS SBabcn. S5cjd^rei6enbc .©tattftif . I. SBanb. ^eis ßonftang. TOt Sttuftr. 
unb Xafcin. Srciburg 1887. 

') Sranj Äonrab ö. 9lobt, ßeb. 1706, crtoä^lt 1750, (Sorbinal 1756, t ^775. 

') ©ic finb eine ^laci^bilbung ber JÜ^ürflüöel ®l^iberti'§ an ber 2:ouf!apcHe in 
Slorcng unb tragen bie Sal^rcSaa^I 1470. ©. 3Jlarmor, ©e^ici^tl. Zopo^xa)ßi)it ber @tabt 
©onftana, ©. 389—391, unb ©d^necganS, 2)er tpal^re 9lame be§ 53ilb]^auer§ ber (Jon* 
ftonjcr 2)omt§ürcn im ^tnjeißer für Äunbe ber beutfc^cn 55oraeit. 1858, ©. 76. 

♦) 3m 3a^re 1633. 



. 3 

Wan jcigtc un3 anä) in bem großen e«^i. ben Suftbatton, meieret in 
einigen Sagen barauf jum jweiten SKoIe eine 9ieifc vun xx^^i^xi ©tunben 
maä)tz, 3)ie iiird^e ober ^a)}elle ift nid^t unfein, unb bai gange übttB^ 
®e6äube ))rä(i^tig unb ft^mmetrifd^, aud^ ein 93i^d^en befeftigt, roeil ei^ 
mit einer SSormaucr unb einem ©raben öerfel^en ift. Sluf biefem Keinen 
(Silanbe, totl6)t^ etroa eine l^atbe ©tunbc lang jjein mag, toääj^t Äorn 
unb §abcr; man ^Pangt aud^ SIrauben unb unterl^dtt eine t5öi<^"Cttäii^tf 
wetd^e man frei auf bcr ganjen Snfel berumftreid&cn läfet^). 

Su 5IRittag l^atten »ir bie (Sl^re, ju $eter§^u{en am Sicgulartifc^e 
ju fpeifen. 3)ie 2;ijd^tection toar 1. au§ ber l^eiligen ©d^rift, 2. gleur^'^ 
Äird^engefd^id^tc, 3. ein bortreffüd^er neuer Hirtenbrief t>om Äurfttrften 
toon 2;rier. .9?ad^mittag3 bcjal^enioir in ber Slbtei, bereu SSorjtmmer 
eine Heine ©ammlung üon ©emälben entl^ält, bie berfil^mte U^x ^). @ie 
ftel^t auf einem gujsgeftette unb jeigt alle jage na* beS ÄoperniIu§ 
Softem alle Saufe unb bie SSeränberungen ber ^taneten; fie l^ot nebft 
biefem einen SRinuten«, SSiertelftunbcn? unb ©lunbcn*, Sag*, 3Ronat*, 
3a^r* unb Sal^rl^unbert'S^fl^t, unb bie ©d^iiefffeber. jum tefetern barf 
aud^ nur aQe l^unbert Saläre aufgejogen tuerben. Wlan lann ferner an 
biefer Ul^r. burd^ red^t gefd^winbe Jöewegung bie allgemeine SBettgejd^id^te 
tjon ber ©rjd^affung l^er bii^ auf unferc Seiten, bie größten Segebcnl^eiten 
ber Äird^e fotool^I aU be§ ©taateö, feigen unb t>on jebcm biejer SSorfätte 
miffen, in toag für einem Saläre er fid^ jugetragen l&abe. Slud^ fallen 
ti)ir bafelbft ein SKobeH öon einem ftiegenben ©arten. 

SSon Ätojier=« unb fiird^engebäuben fd^reibe id^ l^ier nid^t», »eil fie 
faft 3»ebem aud un^ jur ©enüge 'belannt finb. 92a(^mittag§, nad^bem 
tpir in fireuälingen eine lurge SBifite gemo^t l^atten, befallen mir bai^ 
berül^mte ^eteriSl^aufer 9!aturaliea-@abinet, ba^ fd^önfte meQeid^t, ba^ id^ 
meiner fiebtag feigen »erbe. ®^ ift in öier ungleid^ grofee ©äte abgetl^eilt; 
otte biefe finb mit Slbgüffen antifer gried^ifd^er unb römifd^er Äöpfe 
unb S3üften berül^mter äJ^änner an^ bem Slttertl^um, unb noc^ mit einer 
großen Slngal^I, tttoa 150, au3geftot)ften fremben SSögeln auSgejiert. 
9fiingi^^erum finb haften angebrad^t, aÜe mit ©(ai^t^ren berfd^Ioffen, 
unb in ber SKitte jebeg biefer ©äte ift eine Slrt großer, boppüttx 



^) ^ie 3n{el ^atnau tarn 1806 bei ber ^uf^ebung be§ 2)eut{4orben§ an ba§ igan^ 
tBaben. ^a§ ehemalige ^eutjd^orben3s@d^Ij)g ift je^t ein grogl^eraoglid^eS $alat§, unb bie 
Snfel, burd^ eine SBcüdfe mit bem gfeftlanbe k)erbnnben, fteigt in ib^Uifci^er 8(^5nl^eit ter^ 
taffenförmig au§ bem 6ee enH)or. 5BgL ß. ^tid), 2)ie 3njel SRainau. ÄarlSrul&e 1856. 

') 6ie toax ein ®ef(i^en! be§ gfürften Don iged^ingen gum ^an! fttr bie $f(eQe, toeld^e 
er erl^alten ^tte, al§ er Beim ^erauSfal^ren burd^ ba§ ^or ba§ Unglüc! l^otte, in ber 
^^dft \>a^ ^efid^t gu Derle^en unb bie ^älfte feiner 92afe au verlieren. 9leijebe{d^rei6ung 
t)on P. SBlafiuS §auntingcr. 



?ßultc l^ingejicat, ctroa iebp^ i<x oc^ül^e in bie Sänge unb 5 in bic 93reitc, 
alle mit ^^aoiaDen bii^ auf ben 193oben uerfel^en unb oben tokiti 
mit giä Jemen 3)e(fctn jugcjci^toffcn. 3n biefem SDrte, welcher gcwife weit 
über eine l^albe SJ^iflion einzelner Stttde in fic^ entl^aüen mu^, ftnben 
•fi^ meift üoKfontmene ©antmlungen folgenber 92 aturfeltenl^eiten : 1. SlUer 
9{atura(ien, S^ropffteine, Snltuftalionen unb SSerfteinerungen, n)e((i^e fic^ 
im Äari^bab unb in ben ©egenben um baffclbe pnben. 3)iefe Sammlung 
i[t bie DoUfommenfte unb eben ba|;um bie {eltenfte. @te ift n)ir!(ic^ 
burdi iai Sntfjnn \f)xn Sluffel^ey in einem gotiobanbe mit Su)}fern, 
naä) ber Statur iQuminirt, im 2)rud erjd^ienen ^). 2. (Sine ©ammlung 
aQer Gattungen üon äRarmor au9 ben )7er{(i^iebenften ©egenben. 3. (Sine 
Sammlung üetj^iebener fflgatfteine. 4. Sniruftationen. 5. §oIj* 
t)erfteinerungen aQet Slrtett, unb einige äJJale üon ungewöl^nlid^er ®rö|3e. 
6. ^a^ ganje ©teinretd^ nct^ feiner Sintl^eilung. 7. (Sine ©ammlung 
))erf^iebener (Sattungen ^olje^. 8. ©iegelerbe unb anbere ©attungen 
(Srbe. 9. Sludlänbif^e Slaritäten. 10. (Sin l^errUd^ei^ '@tufen*@:abinet 
t)on ®oIb, @i(ber, S3(ei, 3^^^/ ßu))fer, auc^ get^ad^fene^ ®oIb u. f. n?. 
aus ben bertt^mteften iBergmerten. 11. 9loä) eine Sammlung aQer 
Arten goflilien. 12. ©inige taufcnb Steine üerfd^iebener Slrt, »eld^e in 
ber 2)onau gefunben toerben, aQe auf ber einen Seite gef(!^liffen. 
13. @ine Sammlung tjon Sbelfteinraüttern *) : i)on ®rantt, ^oxpi)t)t, 
Granaten u. f. ts). 14. @in Sabinet Don SOteermufc^eln Don feltenen 
Stfiden unb meift ©oubletten. 15. SlmmonSl^ömer allerlei Slrten unb 
aud^ t?on ungemol&nter ©rbfee. 16. Steinmufc^eln. 17. Oeninger^) SSer* 
fteinerungen. 18. @\)p^ahbxMt Don Dielen taufenb SDlüngen unb 
ÜRebaiKen. 19. (Sine Sammlung Don Sd^metterßngen. 20. (Sine 
Sammlung audgeftopfter 93ögel. 21. (Sine nid)t unbebeutenbe ^niofjl 
eiserner ®öfeen unb gelben au0 bem Slltertl^um. 22. yio6) anbere 
SWatur* unb Äunftprobucte, bie id^ nid^t mel&r ^erjUjäl^Ien im Staube 
bin. (Sin (Sabinet alfo, toelc^eS Dielleid^t in ganj ©eutfd^tanb, befonberiJ 
in einigen göd^ern, wenige feinet ®(eic^en l^at. SBir l^ietten unS {o lange 
bar in auf, ba^ wir barüber bie 83tbIiotl^eI ganj Derga^en. Sßir mürben 

^) 6^ftcnT be§ ilarlSbaDer ©intcrS, unter SSorftettung ^d^öner unb Seltener ©tütfe, 
fammt einem SJerjud^ einer mincralijd^en (^t]ä)iäftt beffclbcn unb bal^in einjd^lagenben Se^rc 
übtx bie garben, oon Sronj Uebclarfer. 4 ^Ibtl^eilungen mit 39 ittum. Tupfern. 6r»* 
langen 1781—84. 

^) ©betfteinmutter, bie ^of)U ^otm, auS toeld^er ber ©belftein ou§öeBro<i^en ift. 

*) Oeningen im JBobiid^cn, am 3lu§fi(u6 be§ IRl^eineS au§ bem Untcrfec, unweit ber 
6tabt ©tcin, ift Befannt »egen jeiner @tcinbrüd^c mit 3a]^(rei<i^cn ^ftansen» unb ^^l^ier* 
Ueberreften. 3)aruntcr ift om befanntejien baS für ein menfd^üd^S gehaltene ©felett bcS 
9flie5cn=@a(amonber§ (Andrias Scheuchzeri). @. §ecr, Urtpett ber €<j^toei§. 3titid^ 
1865. 402. 



gemtg {d^öne SSetle, totläjt in bie 92atur]^tftorte etnjc^(agett, barauf 
gefunbcn l^aben. 2)er ^crr, »cld^er bicfcr ungemein raren Sammlung 
üorftel^t, bcfi^t na^ meiner geringen ©infid^t bie Äenntniffe biefeS %aä)tii 
toUIommen unb uerbinbet bamtt einen eifrigen $ang ju biefem fd^önen 
©tubium. S)iefe ©ammlung f)at S)ajein unb Qntoadi^ meifi bem ie^t 
jiemlid^ unglüdliti^en (SE*95enebictiner P. gronj Uebeiader, el^emaligen 
®nhpmx ju ^eteriJl^aufen, ju öerbanlen ^). 3n ber ^aui^tatjelle be8 
Prälaten fallen mir jmei filbeme Silber ber l^eitigen ©allu^ unb (Seb^arb, 
toeld^e unfer gürft Söernl^arb^) ber Somlirc^e ju Eonftanj bei ©elegenl^it 
bcg mit bem bortigen 83i{c^ofe abgefd^foflenen Soncorbate^ gefd^entt i)at 
Sie finb j|d^on eine geraume Qtit an ?ßeteriSl^aufen verlauft worben*). 

2)cn 14. SuIiuS reii^ten wir nad^ Stabe unb ließen \xn^ ba im 
Sd^iffe bei bem fd^önften lad^enben SBetter nad^ SJteräburg überfa^en, 
ein St&btd^en, ba^ am See (iegt unb meift an eine Slnl^ö^e l^ingebaut 
ift. SBir burc^gingen, »eil mir auf bie ^oftpferbe »arteten, ben Ort, 
befallen ba^ Sleußere ber bifd^öflic^en jRefiben} unb mad^ten bem 9iegeitd 
bed baftgen Sentinariumd, einem geleierten alten, freunblid^en unb red^t 
el^rmürbigen äRanne, einen S3efu(^. (£r fttl^rte und in aUtn 3immem beS 
weitläufigen ©ebäubei^ l^erum unb jeigte und aud^ eine ^audbibliotl^el, 
»eld^e fel^r orbentlic^ eingerid^tet wirb, unb auf antile 9rt audgejiert 
ift. 9)ie 9)ed(e biefed Saaled ift in f^redco gemalt, fiurj befallen wir 
nod^ ben Seminariumdgarten, bie Stubir« unb Sßol^nitmmer ber Semina« 
riften, meldte je^t, feitbem bie Defterreic^er bad greiburger für i^rc 
Untertl&anen txxiäfitt l^aben*), nic^t jal^lreid^ finb, bie ftapeUe u- f. »., 
unb ganj uergnfigt unb t)oQ ber ^^od^ad^tung für biefen »ürbigen Sllten 

*) 2)crfelbc würbe oon feinen Orben§QeIübben'biiJ}enfirt ühb l^iclt ftd^ jüerft in SBt^n, 
bann in Srciburg im SBrciSgau auf, too er öon einer bfierreid^ifci^en ^enfion lebte nnb eine 
@4tift gegen bie jllöfter l^erauSgab. !lReufeI; 2)a§ geleierte ^eutfc^lanb. g^orife^ng 
VIII. 153. Qtx \d)mlit 50 6iUä !DHneralien an baS (SaBinet beS J^IofterS ^t. ©aOen. 
Sßeibmann, ©cfdj. ber ^ibUotl^ef 138. 

'^) W>i 53ern]^arb II. SJlütter au§ Cd^fenl^aufcn in ©d^waben, geboren 1557, ertoä^lt 
1594, regierte rul^müott 36 Saläre lang, rcfignirte 13. %px\l 1630 unb f!arb am 
18. 2)ecembcr gleici^cn Sal^reS. 

') 2)a§ Älofter ^eterSl^aufen tourbe im Saläre 1802 Don S3aben in SSefi^ genommen; 
bie ©eiftUci^en tourben ^jenfionirt, bie SBibliotl^ef fam naci^ §eibelbcrg (^er^, ?lrdJio ber 
^efettfd^aft für ältere beutfd^c (Sejd^ic^tSfunbe 9, 579—580); bie iEird^e »urbe 1831 aU 
gebrod^en, baS berül^mte ^ortol berfelben »ar in bem ©arten be§ grofel^erjoglidjen ©d^IoffeS 
9leu8@ber|tein im ^Jlurgtl^al wieber aufgehellt worben unb befinbet fid^ je^t in ben Der* 
einigten Sammlungen in ÄarlSrul^e. ®aS Älojiergeböube ift im SBcfi^e beS grogl^eraogi 
lid^en ÄriegSminifteriumS unb bie ©arnijon ber ©tabt lagert ie^t in ben 9täumcn, wo 
über adfct Sal^rl^unt^crte lang bie 55encbictiner oon SßeterSl^aufen gewaltet. 

^) 3m Sabre 1783 warb in Sfreiburg ein 3ofe^)]^inifd^eS „©eneralfeminarium'^ er« 
tid^tet. ®. ^önig, ^Beiträge aur (&t^iä)it ber tl^eolog. gacultöt in Sreiburg. greiburger 
3)iöcej«m?lrd^it). 10, 251 fl. 



6 

füllten mir über fel^r angenel^me, abmeci^felungSrei^e ©egenben in ba^ 
t)räd^tigc afieid^Sftift ©alem. 

®3 liegt in einem %\)ai unb ob bcmfetben in einiger (Entfernung 
ha^ ®6)tv^ ^eiligenberg. S)aiS ganje ^loftergebäube befielet aud brei 93ier« 
eden, einei^ berfelben mad^t ba^ ^ofgeböube unb bie übtei, bie i^ei 
übrigen mad^en bai Sont^entgebäube au§. 3)er Umfang bed ^(ofterd 
ift t)on einer fel^r meiten @trede, unb bie Oelonomiegeböube, bie ®e« 
l^aufungen ber SJlinifteri^ (3)ienerfd^aft), bie eben )o Weitläufigen aU bnxdf 
x\)xt ©d^önl^eit reisenben ^avm*, ^räuter^ unb ä3(umengärten, bie Keinen 
äBeil^er ober ^^ifd^gruben, todäfti aQeS innert einer einjigen äßauer ein« 
gefd^Ioffen ift, geben bem Stifte \>on »eitern bog Slnfe^en einer Keinen 
©tabt. 3n bem ^ofgarten finb einige aufgeworfene ^erraffen mit großen 
geftridten 83(umenlörb(i^en nad^ ber neueften engUfd^en 9rt au^gefd^müdt. 
Slad^bem wir bem gnäbigcn ^errn 8ieic^S)}räIaten JRobert ^) unfere Suf* 
Wartung gemad^t l^atten, gingen wir in bie ^ird^e, ein aitt^, gotl^ijd^e§, 
maiefUitifc^ei^ äßünfter unb befa^en il^re gange innere SSeriierung, bie 
gewig üon jebem 3iif^^u^^ bewunbert ju werben uerbient. @ie l^at 
brei Steigen ®änge nebeneinanber, wie faft aKc got^ifd^en Äird^en, unb an 
ben Qm\ä)mp^tiUxn fowie ani) an ben $au:ptmauern finb gierlid^e 
aitärc, 27 an ber S(^% angebracht. Mt biefe äftäre finb »on «labafter* 
fteinen öerftrtigt. 3Kan fauftc biefe ©teine aui^ bem Oebiete ber dtt^ 
pubüf ©^aff^aufen bei ©d^teitl^eim, ben ßentner unbearbeitet für einen 
(Sulben 30 Sreujcr. ©ic finb weife mit grauen Äbern burd^Ireujt. 3)ie SSau- 
ort ber SUtäre ift ganj im fc^5nften antiten ®efd^made« ©ie l^aben 
öerj(^iebenc SJorftcßungen, j. S. eine^ fteßt eine Slrt Urne, ein anbere§ 
ein äßonument, eine ©))i^{äule, äSafen, ^Ibe unb ganje ©äulenwerle 
u. f. w. t)or Unb fo wed^feln fie immer anmutl^ig ab. 3)ie joge- 
nannten pfeifen ber ©äulen, bie fieud^ter, bie Äonöiöien, bie JRinge unb 
^anbl^aben ber SSajen finb attemat au8 Äut)fer verfertigt unb im geuer 
t)ergoIbet unb ma^en ^ebft bem, bafe fie bauerl^aft finb, ein red^t l^err* 
lid^ed S(nfel^en. 3)a§ Sl^orgitter ift nur etwa brei f^ujs l^od^, auc^ antit, 
unb auf bemfelben finb wieber l^errlid^e alabafternc SSafen aufgeftettt, 
weld^e trefpid^e l^alberl^obene Arbeit in fid^ entl^aften. 3)ie jwei galbi* 
ftorien finb ba8 ©d^önfte,' toa^ man t>on biefer Arbeit feigen fann. (SineS 
fteHt ein p^ramibalförmigeS SRonument üor, auf wetd^em eine Sobfd^rift 
auf ben Stifter biefeg Orte« entl^atten ift; bie Sud^ftaben finbimgeuer 
üergolbet unb bai» ganje 3Ronument mit fd^bnen ©tatuen gegiert, welche 

^) tRobert 'Bä^Uä^i au§ äßenbtng ober SBembingen im IRteg, jum ^t ertoäl^U ben 
4. 3um 1778, ßeftorben 3. m&x^ 1802, „ein 9Jiann öott SieBe, SKilbc unb (Süte ßcgen feine 
äJlitmenfd^en". «Staiger, €alem ober SalmanSmeiler, el^emaltgeS IRei^Sflofier (Stfteraten{ers 
DrbenS. 5:opOöra^)t)ifc^4ijiorijd^ auSfü^rlid^ bcjd^riebcn. ßonflana 1863, ©. 185. 



SScjug barouf l^aben. 5S)a^ anbete gegenüber tft boö ©robmonumcnt für 
alle ^ebte, n^ett e^ eben über il^re ®ruft ju [teilen lommt (Sin Sngel 
i)'Alt eine gro^e SEafel empor, tuorin aQe il^re 9!anien unb @terbeial^re 
mit go(benen 93ucl^ftaben eingezeichnet [teilen. SBeiter aujsen fielen no^ 
jwei berglei^en ^ßpramiben, toelt^e anberc SSorfteDungen l^aben. (Sin 
jjebe^ bie|er t>ier ©tüde ift nur au§ etma brei aufeinanber getl^ürmten 
großen Jltabafterf lumt)en öerfertigt unb in ber Äird^e felbft ausgearbeitet 
Würben. 3)ie Slltarblätter pnb nid^t ©cmfilbe, fonbern e3 ift l^alb* 
erhabene Slrbeit auS Sllabafter, wellige ettoa eine biblifd^e ®e]ä)id)tt ober 
fonft etmaS, baS fid^ ium ^ir^enbienfte ]d^\äi, uorfteQt. (Sinige 9Ra(e 
beftel^t ein $l(tarbtatt an^ l^alberl^abener Arbeit jur Sbmed^jelung au§ 
35tei gegoffen unb ganj öergolbet. 

2)er Ö^^oraltar fte^t am Stnfange beS (Sl^ored unb ift auf römifd^e 
%xi fo gebaut, bag man Don beiben @eiten jugteid^ äReffe barauf l^alten 
lann. S)ie gange aSerjierung aller Slltare ift auf ein Äreujbilb unb 
Seuc^ter eingefd^ränlt. %Ut SUtäre ftnb ftc^ ba§ gange Sal^r l^inburd^ 
immer g(eid^ ; nur an ^efttagen merben bie metallenen Seud^ter auf bem 
$au))tattare mit filbernen abgett?ed^jett. Slm @nbe be3 (S^orei^ ift ftatt 
be§ (S]^ortaberna!e(d eine fi(berne Dergolbete SBunbe^Iabe mit Sl^erubim 
angebrad^t unb bann eine gro^e 9%i{({|e in ber SRauer, morin Sejui^ am 
Sreuje gmifd^en gmei ^Rörbern fterbenb üorgeftellt ift, üon iBrud!er. 'S)a9 
(£^or felbft ift mit atten unb neuen SSaSreliefg öon ^oigarbeit gegiert^ 
toeld^e @e{d^id^ten t^orfteUen. S>ad S^or^9l(tarbIatt, baS am @nbe bed 
S^oreS ob ber oberwäl^nten 9iijd^c ftel&t, wirb gerabe entfernt unb 
man arbeitet fd^on je^t an einem anbern, meld^eS in l^alber^abener 
Sltabafterarbeit ba^ S^ämüc^e t^orfteUen wirb, wad baS ®emälbe entl^ätt. 
3)aS ©tüd ift tttüa wenigftenä 18 gufe lang unb fteCt bie ^immelfal^rt 
SßarienS t?or; ein gute« ©tüdf. S)er ©eitenattarc, an beiben ^anpU 
mauern ber ^ird^e angebracht, finb tttoa ad)t; in jebem ru^t ein l^eiüger 
Scib eine« römifd^cn SSlutgeugen unter bem Slttarfteine üerfd^toffen. 
3)iefe l^eitigen Seiber liegen nämlid^, ftatt eine« fogenannten Sintipen* 
bium«, in einem ©arge, unb öor biefcn ©argen finb lupfcrne üergolbete 
®itter angebrad^t, bag man nur bie ©arge unb nid^t bie ^eißgen ®e» 
beine fielet. SJa« SKtarblatt fteQt jebeSmat in alabafternen SSa«reIief« 
bie Wal^rfd^einKd^e SeibenSgefd^i^te be« barin rul^enben ^eiligen öor. 
Oben auf iebem Slltare fte^t bie ©tatue be« ^eiligen mit bem fiegenben 
5ßalmatoeigc in feiner Siedeten. (£« finb SBerfc üon ®eorg 3)ärr 0, 
einem iBilbl^auer, ber pd^ mit ben größten SKeiftern meffen lonnte unb 
fi^ burd^ ieine Äunftftüde aud^ in unferm (£^or, befonber« aber in ©alem 

^} 3o]^onrt ®corg 2)ürr (S)^rr) ou§ Södl^cim, »otfn^ajt in SRimmcnl^aujen, oottenbctc 
bie Elitäre in ben Sauren 1779 unb 1780. ©taigcr a, o. D. 39. 



ein ewigem, aber leiber nur oHäu frül^eg S)en!mal errtd^tete. 2)te ÄirdE)e 
enthält avLä) jmei pxaäjtiQe Orgeln, ©emälbe l^at fic leine, nur 5»ei 
«eine SWeben|)tafonb3 aufgenommen, totläjt SSruder in gre^co bearbeitet 
\)at SBom alten got^ifd^en ©til ift in biefer Ätrd^e, ba^ Oebäube j|elbft ah^ 
gered^net, nid^tg mel^r übrig aU baö fogenannte ©acramentSl^äu^d^en 
(hierotheca), tt)etd^e§ jefet auc^ no^ ju einem Xabernalel bient. @g 
fielet jur Knien Seite be3 6^ore3 unb fteHt einen fc^r lünftlic^ burc^* 
brod^enen gotl^ijd^en Stl^urm bor, toel^er faft bi« an ha^ Äird^engewötbe 
l^inaufreic^t, eine mü^eüollc unb in ^infic^t auf gotl^ifc^e ©c^bnl^eit 
|)ra(i^tt)oIIe Slrbeit. 

9iod^ befallen wir SSormittagS ben großen ©aal bei $ofe, welcher 
iur Stxt jeiner ©ntftel^ung meit uml^cr ber fd^önfte mag ge»e}en fein, 
allein er ift ju fcl^r mit fd^werer ©tudSatur unb riejenförmigen üergolbeten 
©tatuen überlaben; bann bie ©acriftei, wo fid^ ein rotl^fammtner, ganj 
nad^ antiler ßeid^nung mit @otb geftidtter Äird^enornat unb nod^ ein 
anberer bepnbet, ber au3 einem ®atal(eibe ber Jiocl^ter Äai|cr Sofepl^'iJ IL ^) 
üerfertigt »urbe. 3)a^ lafeljimmer ift aud^ ganj im antuen Oefd^mad^e 
mit SKarmor befteibet, unb weit e«, fo wie bic px&itÜQt ?ßrälatur, nur 
öon einer ©eite l^er wal^re genfter l^at, fo ift t^ auf ber anbem mit 
@t)iegenid^tern t>tt]ii)tn, weld^e gute SBirlung l^aben. 

9)en 9tad^mittag brad^te id^ gr5|tentl^etl§ bei meinem g^reunbe unb 
Sorrefponbenten P. Sa^par Oejle^), Dber*$luffe]^er über bie 83ibIiotl^eI 
unb ©ecretair beg gnäbigen ^crrn, auf bem Süd^erfaale ju. ©iefer 
©aal entl^ält auf ieber ©eite fieben genjier unb ift glei^ bem unferigen 
mit einer ®aleric berfel^en unb mit ©fiulenreil^en gejiert. @r mag tttoa 
100 Saläre alt fein, worauf leidet auf ben ©efd^madf ber übrigen 85au* 
art JU fd^Iiefeen ift. Oben auf ber ®alcrie finb jur SScrgierung fiö|)fe 
alter berühmter ®ried^en unb 9{5mer angebrad^t. S)te S)ed(e ift gematt 
unb bie Ääften alte mit ©laStl^ären üerfc^Ioffen. Unter ber JBibliotl^el 
ift nod^ ein gimmer üon ber nämtid^en ®rö^e, ganj mit SSttd^ern unb 
meift mit 3)oubIetten unb atten SJrudfbenfmalen, wetd^e ftarl an ber Qaifl 
unb fel^r beträd^ttid^ finb, angefüllt. Unter biefen le^tem finb aud^ auf 

*) ßaijcr Sojcp]^ II. ftarB erp 1790 ol^nc 9lad^!ommcrt. (&x ^atte eine 1770 im 
Filter öon fap 8 Salären geftorbenc 54)d&ter ^^^erejc, bie lool^l gemeint ift. 

*) P. (Ia§^)ar Ocgle »arb geboren ju ©d^bnberg in ©d^tooben ben 24. Sebrua 1752, 
ii)ai ben 21. üloöember 1771 ^rofefe, erl^ielt bie ^nepermeil^e ben 20. September 1778 
unb tt)urbe ben 11. Müxi 1802 jum ^lad^folger beS Wiit^ Stöbert ertoä^It. ©ti^on im 
September beS gleici^en 3a]^re§ erfolgte bie 3Cuf]^cbung be§ ÄlofterS; bem ^Prälaten tourbe 
ba§ Sd^Iofe iürd^berg am SBobcnjee überkffen, too er al§ wol^U^ätiger 3Jlenfd^enfreunb unb 
»der ber ?Crmen nod^ 16 ^al^re lang lebte, ßr ftarb am 21. 3uni 1820. S. aOBai^en« 
egger, (Selc^rtemßejicon ber beutjd^en fat^olifd^en ®eiftUd^!eit, II. 80—81. — ©taiger, 
©alem ober ©almanSweiler, 187—189. 



9 

Pergament gcbrudtc; SSon bcr ®a(cric au^' gcl^t man nod^ in brci anbete 
Qmnnx, baöon etne§ rcci^t geränmig ift; alle pnb mieber mit Sudlern 
angefaßt, nnb ba finben ^xä) bie )}räd^tigften, jene bejonber^, wetd^e in 
bie Sitteraturgcfc^id^te, Slltert^nm§!unbc, ?ßrofan* unb Äird^engejd^id^te unb 
in bie bcj^reibenbe SWatnrl^iftoric einfd^tagen. Unter ber öotigen 3iegierung 
toax bie{c Sammlung bie ?j|5cölatur*83ibKot]^ef, jefet aber finb biefe SBüd^er 
fewte bie übrigen aße gemeinnüfeig. 3)ie ganje ©ammlung erl^ält immer 
großen Smoaä)^, unb id^ lenne einen ^ud^^änbler, meld^er neuere f8üä)zx, 
wenn fie ton einiger Jöebeutung finb, unangefragt jur SSermel^rung ber* 
gelben l^infd^iden barf. 3d& l^abe mir l^ier, jo wie faft in aßen unten 
öorlommenbcn Sibliotl^efen einige ber fd^önften angemerft unb werbe fie 
jämmtlid^ am ®nit bed S)iarium^ in einer f^ftemotijd^en Drbnung an» 
fül^ren ; ba^ öer ftcl^t fid^ aber nur t>on jenen Söttd^ern, bie fid^ nid^t aud^ 
fc^on auf unferer Sibliotl^e! bepnben. ?lße bieje in fo öiete 3^^^^^* 
abgetl^eitten ^ttd^er fd^ä^e id^ fammt ben 3)oubIetten wenigften^ auf 
30 000 SBänbe. 

SSon ^anbjd^riften finb nebft anbern, bie man in SReifebefd^reibungen 
nad^fel^en lann, meriwürbig: ©ilbereijen'^, Slbti^ ju SBettingen^), ß^ronüen, 
bie S(cten be^ (SonciliumS t)on Sonftanj t7on 1492 mit ißuminirten 
fBappm] bie altern unb autograpl^if^en Kbfd^riften finb bem treuer ;um 
Staube geworben. 2)ie beften ^anbfd^riften enthalten SBerle ber ^ird^en* 
\)&tzx, ba§ Seben beS 1^. ®aßu§ üon SBatafrieb ©trabo, 83erno'3 $anb* 
mufil, ein ä3anb ©efd^id^ten aud bem jwbiften Sal^rl^unbert mit 89ilbern ; 
einige einl^eimifc^e Slutoren öon ©alem, bei benen bie Siebe auf eine Äu^* 
legung bcg ^ol^en Siebe« öerftet, wetd^e ber "äbt SSertl^otb öon ©alem*) 
üerfafetc. SDiefe Slu^lcgung ift in ©atem nid^t mel^r ju pnben, auf unferer 
Jöibliotbel aber ejiftirt fie nod^ in einem pa^jierenen ßoDej üom 15. Sa^r* 
^unbcrt unter 9ir. 939 »). 

SBir begaben un§ l^ernad^ in'3 t)]^iIofop]^if^e Strmarium. @3 beftcl^t 
au§ einem großem unb jwei Keinem 3*1"»"^^"; im erften finb meift 
matl^ematifd^e, geometrif^e unb jur ©tatif gel^örige Snftrumente. 3m 
^weiten o))tifd^e, bl^optrijd^e unb latoptrifd^e; befonber« ein fel^r fd^öner 
neuer a3rennf|)iegel üon großer ©tärle. 3m britten befinben fic^ Suft* 



*) ^l^riftop^ I. ©liberalen üon SBabeti, geboren 1542, ^Priclter unb Mt 1563, refig« 
tttrtc 1594, parb ben 21. 3uU 1608. SBcrülftmt ift bie t)on il^m öcrfafete unb mit jd^önen 
gcbergctd^nunöen auSgcftattetc ^ä^totiitt-^i^vomt. @. P. S)om. 3Qßifli bei SBrunner, ^iftcr« 
cienferbud^ 476. — ^tter, SBibliotl^ef bcr ©d^roeigcrgefd^id^te 3, 419 ernjöl^nt „eine ^Ib* 
fd^rift, ]d avL^ eine Urfd^rift 3u fc^n jd^eint, im Äiofter ©almanjd^tpeiler". 

2j sBertIdoIb II., ßeminnt 3u% (Xuj?), erwählt 1358, tefignirte 1373. 

^) SBgL ©d^crrer, SBerjeid^niB ber §anbjd^riftcn ber ©tiftgbibliotl^cf oon ©t. ©allen 
©. 352. — Gerbert, Iter Alleraannicum ed. II. p. 257. 



10 

pnmpzu, zUttxi]ä)t SSfla]ä)xnzn unb mec^antfd^e Btüdz, bejonberd ba$ 
üßobcH beg ©atemifc^cn Äirc^tl^urmcg. 

S)cn 15. SuIiuS bejahen »ir om SRorgen bcn Äirditl^unn. Sßati 
lann mol^t fagen, bog ganje äBä(ber baran finb t^erjd^menbet morben. 
(Sr ift ganj au3 ^otj verfertigt, unb man lann ol^ne alle ©efal^r einzelne 
fd^abl^afte S3alfen »egrüden unb neue ftatt biefer l^injefeen. S)er X^urnt 
ift nid^t öon ®runb au§ gebaut, fonbcrn er fielet über ben öier ^anpt^ 
Pfeilern beS Äird^engewölbei^ l^ingcpflanjt. ©eine SBauart ift »ebec 
antil nod^ mobern, er ift mcber Äu|)t)ei[tl^urm noc^ ganj ^^elmtl^urm, attcin 
jjein Slnjel^en ift nid^t^beftotoenigcr fel^r jierlid^ unb geftä^ntodüott ; er 
enthält 14—15 ®(oden, »eld^e gang l^armonifd^ finb unb einen öott* 
fommenen Slccorb au^mad^en. 35ie größte baoon »iegt 100 ßentner. 
S)er Sl^urm felbft ift ganj mit Äu)}fer unb JÖIei ausgefüttert, unb auf 
iebem ©todmerfc finb SBafferbel^ätter angcbraiä^t, um fic^ berfelben im 
Slotl^fane bebienen ju Ibnnen. ^ernad^ befallen »ir ba^ Staturaüen«» 
ßabinet, »el^eS im Äleinen faft ebenfo eingerid^tet ift, »ie baS ju 
^ßeterSl^aufeh. (£§ entl^ält nebft bem, mai^ man unter bem Kamen 
SJaturalien* unb SKufd^el * Sabinct öerftel^t, aud& eine Sammlung öon 
aSogeteiern, öerf^iebene SDiarmorarten, eine ret^t foftbare ©ammlung 
öieler ©attungen Sld^atfteine, eine traurige ©ammtung öon 93rob t)on 
1771—1772 t>on allerlei ®röJ3c unb greife au3 ben benad^barten Orten. 
3)ag gange ßabinet ift öon bem berül^mten Sapuciner P. Slnbrea« öon 
9Rard^tatt, el^ematigem marggräflid^ baben =» babifd^en §ofbeid^töater, 
gefammett »orben. (Sr l^at eS bem ©tifte ©alem für eine jd^Bne Slnjal^t 
S3üd^er, meldte fic in duplo befa^en, überlaffen. 3)iefer braue ßapuciner 
ift je^t 93icar gu äRarlborf; er l^at nod^ überbieS eine l^errlid^^, etma 
au§ 30—50 goliobänben beftel^enbe fiupferfammtung, bie üietteic^t aud^ 
einft biefem ©tifte ju Sl^eil mirb. 3d^ rcd^n.e c3 mir jur Sl^rc, mit 
biejem geleierten SKannc in Selanntfd^aft ju fein, unb üon il^m einige 
aSriefe er^Iten ju l^aben ^). 3)ai^ ©alemifc^e ßabinet erl^ält aud^ immer 
toidt)tigc 3w?öfee öon aKen Gattungen ©eltenl^eiten, inbem fogar big in 
baS entfernte ©t)anien Sefteßungen gemad^t »erben, um öon ba an^ 
einige Statur* unb ßanbeg-probucte ju erl^atten. SBon ben SSerfteinerungen 
mag mol^I baS öerfteinerte SSogelneft fammt ber brütenben alten unb 



*) §cutc löfet fid^ nid^t ein 3JlaI ntcl^r ber gamllienname bie^cS gcIeWen unb bc 
rmdmtcn (5o<)ucmcr§ fcjtfteaen. ©eine Altern, au§ ^odfiabcUöcm ®c](i)Ud)i, ftarben 1764 
3u "^atä^t^al @cut SBrubcr P. gibeliS, cbcnfaHS 6;apuctncr, feierte 1755 jeinc erftc 
]^. ^IJlcffe, unb P. 3lnbrea§, bamal§ ßector ber 5p§Uofortie/ l&ielt bie ^rimiaprebiöt, bie in 
Ulm gebrudCt würbe. (Später »ar er ^uarbian au Dberlird^, P. fJibeUS ©onntagSprebiöer 
gu engen. SBgl. P. 3. 53. SBaur, SBciträgc jur gl^roni! ber öorberöftcrreid^ijci^n ©opu* 
ciners^roöinj im greiburger 2)iöcefans^rdiio. SBb. 17, 6. 258. 



11 

bcn 8»et Sungcn, au6) üerfteinert, ba3 fcltenftc fein. §icr wirb antS) ein 
]ä)'int^ aRünj^Sabinct gejetgt, über mläft^ P. aRalad^ta« ^) bie Sluffic^t 
^at, »orin ftd| Sefonber3 ganjc golgen l^erjogtid^er unb fürjMid^er Käufer 
augjei^nen. S)iefe« 9iaturalieti% SKufd^el* unb äRebaiffcn-eabinet nimmt 
ein fel^r geräumige^ 3i»iJ"^^ ^i"^)- 

^oä) befallen »ir lurj bie fd^bnen aRarftäHe, bie pxaäftiQzn «utjd^en- 
remifen; bie f(]^önften ©efäl^tte barin finb aUt nat^ antilen SSorbilbcrn 
üerjicrt, untjcrgleiti^Ud^ bequem unb »erben in ©alem felbfi t)on einem 
filoperbruber angefertigt. SBir Sef(]^Ioffen enbli(]^ mit ?lnfel^ung be« Drte3, 
tt)o bie fd^bnen l^alberl^abencn Sflabaflcrarbciten tjerfertigt merben. 

S)er ®ifer, mit bem man ficf) l^icr auf bie ©tubien öertegt, ift eben fo 
grofe, atl bie Sorgfalt für bie Äloftcrjut^t, tt)el(]^e in biejem Stifte t)on jel^er 
berül^mt toar % P. girmug Slaibinl^aug, 5ßrofeffor ber ftir^engefd^id^te, 
P. ©ecretair, 5ßrofeffor unb Sibliotl^e^Oberauffel^er Sa8par Dcjle, P. SRa* 
laäjxa^, ^rofeffor ber Sl^eologie unb Dberauffel^er über bie SRaturalien* 
unb S0?änä*@ammIung, unb P. JBernl^arb, Sibliot^clar *), jeid^nen fid^ Seber 
in feinem t^ad^e au^. 2)ie Orientalia »würben el^ebem üon bem berül^mten 
Singuifien, bem ®j*3efuiten P. SBeitcnauer ^), gegeben, unb P. Sl^r^* 
foftomul, ein geborener ?(eg5pter auS Sllcairo, fc^t fie fort. 3)a3 
Slrabifd^e unb Sürüfd^e ift feine SRutterfprad^e; bag ©ried^ifd^e unb eine 

. ^) P. 9JloIod^ia§ ©ccleii^ncr »ort ©alaburg, ßcb. 1739, ^rofcfe 1758, ^tit^tx 1765, 
flarb ol§ SScid^toatcr in ^cgö^ad^ bcn 20. aWärj 1816. grctbö., S)töccfam«rd^tö 13, 263. 

2) S)ic 9iaturalicn»SammIunö fam nod^ ^tuftcbung bcS ÄlofterS mä) ÄorlSrul&c unb 
tourbe mit bem 9laiura(tem(Sabtnet be§ boriigen gtogl^erjogUd^en IRefiben^fc^loffeS t)ereimgt. 
8tai0cr, ©olcm 9. 

^) SSßl. SBc^rcibung bc§ ÄbftcrUbenS im Sicid^Sftiftc ©alem in ben legten Sauren 
feines Seftcl^enS. Sßon einem el^emalißen ßonöcntualen &o]tp^ 2)ion^S (Sht) m greiBur« 
ger ^iöcejans^lrd^iö, SBb. 6, ©. 219—230. 

*) P. SBernarb Sott, ©ol^n eines DffiaierS, tourbe am 7. 3uni 1756 ju ©tuttgart 
geboren unb t>on feinem S3ater ebenfalls jum ©olbaten beftimmt. ©eine eigene Steigung 
trieb il^n aum geiftiid^en ©tanbe. ^lad^bem er baS ^^mnaftum ber 3efuiten in Stotten» 
bürg befugt, trat er bei biefen 1772 in'S Sböigiat unb nad^ ber Sluf^ebung beS €rbenS 
1775 in ©alem ein. 3m folgenben ^af)xt legte er bie DrbenSgelübbe ab, tourbe 1780 ^riefter 
unb l^ierauf mit ber Orbnung unb jlatalogiftrung ber SBibliotl^e! betraut, ©eit 1789 
toar er ^ocent ber ^^l^eobgie unb nad^ ^lufl^ebung beS ßlofterS feit 1805 ?Jrofeffor ber 
$()ilojo^]^ie an ber Unit)erfit&t gfreiburg. 1809 »urbe er S)octor ber ^eotogie unb 
^ünfter^farrer unb am 21. ^ai 1827 als erfter (Srabifd^of Don greiburg ^r&« 
conifirt, am 21. Dctober intl^ronifirt. ßr ftarb am 6. SWära 1836. greiburger ©iöcefam 
^Ird^iö 13, 261; 16, 309. 

^) P. dgnaa SBeitenauer, geboren au Sngolftabt am 1. Dtotiember 1709, trat am 
3. Sdoöember 1724 in bie ®efellf*aft 3efu, leierte über 20 Saläre bie orientalifd&en 
©^)rad^en in 3nnSbrurf. Sr fam 1773 nad^ ©alem unb ftarb bafelbft ben 4. gebruar 
1783. P. SBadfer fül^rt 43 Söerfe öon i§m auf. Bibliotheque des ecrivains de la Com- 
pagnie de Jesus VI. 779—783. — 33gl. ©toiger, ©alem ©. 177. 



12 

äRcngc anbcrcr leScnber ®pxaäjtn ftnb bie grüdfite feiner iReifen. ©r 
»ar fd^on 38 Saläre alt unb fd|on 18 Saläre ^rieftet, el^e er ^ßrofeflion 
ablegte. 

§err ^ofmebicuS SHic^ael ^ornftein, unferer eJ^emaliger ©(i^uttamerab, 
ift l^ier bei SlHen »ol^Iangejel^en unb beliebt^). 

^aä)\mttaQ% ful^rcn mx über ©tabet, 50Jar!borf, SRatjen^burg, 
Slltborf in bie betül^mte )Benebictinec*9ieid^^abtei SB eingarten, »clc^e 
t}on »weitem fd^on ein l^errlid^e^ SCu^jel^en mad^t. äBir l^atten nur nod^ f o 
piel S^% ^^^ $errn ^rälaten 2)ominicu3, einem el^rioürbigen Sitten, 
öor bem Siadfitlpeilen unjere Slufwartung ju mad^en*). 

2)en 16. SuliuS befallen wir aßererft ben prächtigen lempel^), in 
beffen SRitte eine lid^te, mit gcnftern au^jiaffirte Düppel emporfteigt, 
tpetd^e nad^ meinem ^Begriffe bem ganjen ©ebäube mel^r äuBerlid^e $rad^t 
jubringt, aU fie innerlich jur SSerfd^önerung beiträgt. 2)ie gajabe jwifd^en 
ben jmei fd^önen Suppettl^ürmen ift einfad^ präd^tig. S)ie ^ird^engemälbe 
finb öom ba^erifd^en Hofmaler Slfam *) in gre^co. S)ie Slltarblätter jtnb 
faft burt^auS Äunjiftütfe öon ben beften äReiftern, bejonber^ ein 9lad^t* 
\täd, beffen Urheber mir entf äffen ift. 3)ie Slltäre felbft aber finb im 
moberncn, öor tttoa 30—40 Salären l^errfd^enben SDiufd^elgefd^mai ge- 
baut, wal^rfid^ leine ?lttäre öon ©alem. S)ie innerl^alb l^erumgejogene 
(Valerie mad^t bem ganzen ©ebäube ein eben fo fd^öneiS Slnfel^en, aU fie 
bequem ift. äBir l^atten aud^ bie ®elegenl^eit, ba^ l^ier aufbewahrte unb 



^) ^a§ ßloftcr ©alcttt »urbc im Solare 1803 aufgcl^obcn unb fiel ben springen unb 
^it!gtafen gfriebrici^ unb Submig üon SBaben al3 Apanage 3U. ^te l^iid^er »urben mit 
ber ^ctevSl^auJcr SSibliotl^c! öcrcinigt unb unter ©rofel^craog ßubtoig 1827 um 10 000 
©ulbcn an bie Uniöerfität §eibc(bcrg ücrfauft. 2)ie ^anbjd^riftcn finb jum 2:i&eil be« 
fd^riebcn bei SSortfdJ, flltbeuijd^e ^anbfdjriften ber UniöerfttätSslBibliotl^el in ^eibelberg. 
S)af. 1887, @. 201—207, unb bei *er^, %xä)x\) für ältere b. ®ejd^. 9, 580-587. 2)ie 
Beiben fdjönen SBüd^erfäle, bie lange leer unb öbe geftanben, tourben öor einigen Salären, 
^an! bem jlunftfinne beS ^orfgrafen ^a^imiüan t)on $aben, in eine freunblid^e ^emölbe« 
©alerie umgeftaltet. 2)ie Urfunben, bie Snc^flopäbic öon Ärilni^ unb ba§ SWünjcabinet 
famen nad^ JlarlSrul^e; ba§ pl^^füatifd^^allronomijd^e (Sabinei nebft bem t>on $eter§]^aufen 
unb ber baju gel^brigen »ibUotl^e! lam 1807 an bie Uniöerfität Srciburg. 2)ie Äirdje beS 
ÄlofterS tt)urbe ^farrfirdje, ba§ ^riorat bie SlBol^nung be§ fatlöolifd^en 5Pfarrer§, baS 
©ommerslRefectorium ift bie eöangelijci^e Sthä^t, bie übrigen Älofterröume finb ein grofes 
^eraoglidJeS @(i^lo6, öon Beamten unb im Sommer öon ber §err|(i^aft betüol^nt. 

2) 2)ominicu§ IL ©djnijer, geboren ju Stm)?ien (Söangen?) 1704, ^rofefe 1727, 
«Priefter 1731, aum ^hi ertoä^lt 9. 2)ecembcr 1745, ftarb ben 6. SDeccmber 1784. 
ßinbncr, ^ie 8d^riftpeffcr be§ SBenebictincr» €rben§ in SQßürttembcrg in ©tubien auS 
bem SBenebictiner^Drben III. (1882.) 2, 273. — 3reiburger 2)ibcefan*?lr(i^iü 18, 313. 

') ®g(. Änöpfler, SBonberung burd^ SQÖürttemberg'S le^tc Älofierbauten. $ift.»po(. 
«lätter. 102, 739—746. 

*) 6o§ma§ 2)amian ?(fam, geb. 1686, t 1742, berühmter greScomaler. ^tög. 
beutfd^. ©iogr. 1, 616. 



13 

in ciitcm golbeneti mit Sbelfteincn rcid^ bcfc^tcn (Sefä&e ücrjc^Ioflenc 
\). S3(ut unjered @r(ö{erd ju jel^eit unb unfere %nbaä)t babei 3U k7erri^ten ^). 
3n beut ^xtä)tn\d)a^t »erben nebft fd^öncn Äirc^en-Ornaten, rooruntec 
ein roeifeer mit ätumen unb ®otb geftidter bcr fd^bnflc ift, eine ÜRengc 
@iI6er;euged unb ber ganje fitbetne 1^. S3(ut'$lltar gejeigt. Ueberbied 
»erben l^ier noi^ einige Slltertl^fimer aufbehalten, j. 93. uralte SRefeleld^e 
mit filbernen Stö^rc^en, ia^ l^eilige ä3(ut bamit audjuf äugen; ein @)7Qn- 
geliarium ober Wlt^hnä), tttoa au^ bem IX. Sal^r^unbert, nod^ gwei anbere 
liturgif(^e föüä^tx, tttoa au§ bem XII. Sal^rl^unbert, mit @ilber, (SbtU 
fteinen, ©IfenSein unb ©d^meljarbeit (®mail) üerjiert. 3)ie l^od^mfirbigen 
Ferren maren auc^ fo gefällig, un^ bie berül^mte Orgel l^ören ju taffen. 
©ie befielet aui^ 76 Siegiftern; bie Sfaüc« (Saften) unb SRegifter finb tjon 
Slfenbein. Unter ben Siegiftern befinbet fid^ aud^ (ein )7oIItommened 
@IotIenf)}ieI, unb bie Drgel \oü glatt^in 6666 $ßfeifen ^aben*). 

Sefet !am bie SReil^e an'g 9iaturalien*6abinct, wetc^e^ burd^ feinen 
Dberauf feiger P. Seo % ber eben abmefenb »ar, fd^on ju einer anfel^nlid^en 
(Sröfee ange»ad^fen ift. @8 entl^ält an6) ein beträd^tlid^e« SRufd^el* 
Sabinct. §ier befinbet fid^ aud^ ein fleinei?, öon atterlei ©attungen 
Steinen, SJüneralien, goffilien, äJinjc^eln, Sorallen, Är^ftallen jufammen* 
gefe^ted ®rotten»ert, fomie auc^ einige au^Iänbifc^e ©eltenl^eiten. 9Son 
biejem ^iwiwer fommt man in'd )}^ilojop]^ij(^e Slrmarium, »orin bejonberi? 
einige l^t)broftatifd|e unb med^aniic^e 97{a{c^inen fel^en^märbig finb. SBir 

*) ®aS fieiligc S3(ut ift nad^ bcc Scgenbc am Ärcujc au8 bcr @cttc ©l^riftt ö^fföff«" 
auf ben Sanjcnjiid^ be§ Dberjicn SortfttnuS, tocld^cr bajfclbc jammcltc unb in 5Kantua öer« 
grub. 3n golgc einer Dtfenbarung toarb c§ 1048 roicber gefunben unb non $at)ft Seo IX. 
fcicrlid^ erlauben. Äaifer §einri(i^ III. crl^telt einen Jl^eil baöon unb ücrmad^tc il^n bei 
feinem ^obe 1056 bem ®rofen Salbuin üon glanbern. Söon biefem !am er an bie ein« 
jigc %o^kx Subita, bie ftd^ in jtoeiter (S^e mit bem fd^möbifd^en ^erjog äöelf IV. öer* 
mahlte. %l§ biefer im äa^re 1101 in'S l^eiliße Sanb 30g, fc^enftc er an ba§ Älofter 
aSeingarten, bie <S>rünbung feinet S3orfa]()ren, foflbarc ßird^engerötl^e, unb feine ©emal^lin 
fügte als toertl^öolle Sleliquie ba§ l^eUige ©lut l^ingu. e§ finbet fid^ in ber auSgebol^rten 
^öl^lung eines SBergfr^ftattS, meldten %U %lp^on§ II. 1736 in einem ®cfä6 aus pnxm 
®olb mit öielen @be(fteinen faffen liefe, ©ein Söert^ »urbc auf 60»— 70 000 ©ulben gefc^ä^t. 
De inventione et translatione sanguinis Domini. Mon. Germ. bist. SS. T. XV. 
921 — 923. — P. Augustin Haag, Sanguis Christi in terra vindicatus. •Constant. 
1758. — ©d^urer, S)aS i). 58lut in SOßeingarten. 1880. 

2) ®aS ^errlid^e Drgelmerf baute 3. ©abier 1736—50. «S l^at 12 SlaSbälge. SDic 
6^or*Drgel öon bemfelben ^eifter l^at 3383 pfeifen. „®ie grofee Orgel bel^crrfd^t ben 
SBau unb bie mädjtigcn 3nnenräume; fic ^urd^brauSt biefelben mit bem ©turmmnb il^rer 
SCöne unb mac^t fie jitterrt unter bem 9lotten il^rer Bonner unb füHt bie toeiten fallen 
an mit gRelobieen." Änbpfler, a. 0. D. 746. 

*) P. Seo ®imm^, geb. 1752 ju ©d^eer an ber S^onau, «Profefe 1771, «ßriefter 1777, 
ftarb ben 25. Dctober 1790. ©r befafe in ben !ßaturtDiffen(d^aften ausgebreitete Äcnntniffe 
unb begrünbete ein öufeerft reid^l^altigeS 9laturalien--©abinet. Sinbner, a. a. O. 275. 



14 

begaben unS öon ba au^ auf ben SSüd^crfaat, »eld^er fd^on a(t unb 
tt7egen ber äugern @d^önl^ett ntd^t merlmürbtg ift. ^ter unterl^telt mtd^ 
ber ^od^». P. 5ßrior ®er^arb ^efe ^) unb ber JBiSüotl^cfar (SualSert 
Sommer^) ettoa jioet ©tunbcn ted^t frcunbfd^aftfid^. S)ic SBtbltotl^cf 
befielet aug ättjct itbereinanbcr gebauten Siwtmern, mtä)t^ fel^r unbequem 
ift. Sui^ Siecbe ftnb on ben Säften ^ortroitg, olte SBaffen, türttfd^e 
©c^ilbe, ouSgcrüftcte 2;urmec)}ferbe im Äteineh unb anbete bergtcid^en 
ftrteg^mertieuse angebrad^t: bie ^tnterlaffenfd^aft etneg mUrttembergifd^en 
§ofbeamten, loeld^er in biefem Stifte bie fatl^otifd^e iReligion ange* 
nommen l^at. S)te Slf^anufcripte finb üon einem l^errlid^en Slltert^me^ 
et»a 500 bii? 600 an ber Qa^; bie beträd^tlid^flen [teilen in ben Sieife* 
befd^reibungen ber S3ibliogra)}l^en ^). JBefonbcrS merfmürbig finb einige 
Sßerld^en mit 9]?erot7ingifd^en 93ud^ftaben, meift üon Sird^enfa^ungen, 
Slbfd^riflen au^ SSSerlen l^ciliger SSäter auS bem IX. gal&r^unbert, ^aul'g be3 
3)ia!ong Historia Longobardica*). 2)a§ »id^tigfte entl^ätt bie Formulae 
Andegavenses, toclt^e ÜRabiKon ^ier gefunben unb feinen Slnalecten ein* 
öerlcibt l^at ^). 2)a§ ^Portrait unb nod^ mel^r bie erftaunlid^ öielen ^anb«» 
fd^riften beS gelehrten unb arbeitfamen P. ©abriel SBujlin ^) (elnei^ naiven 
aSetterg unfere» 9Jiarian SSujlin '^) mad^en biefen Ort auc^ berül^mt. Sitte 
Incunabula Typographiae finb l^ier in fotd^er 9Kenge ju feigen, bafe 



^) P. ©erorb §c6, geboren 3U Oberftettcn Bei Dd^Jcnl^aujcn 1731, tnad^tc 1752 
^ßrofefe unb »arb 1755 ?ßrtefter. @r toar ein um bie (Scjd^tc^te feines ÄlofterS l^od^üer« 
bienter SJlann. ©ein 2:obe§tag ift ber 4. 2)eccmber 1802. ßinbncr, 2)ic Sd^riftftetter 
be§ SBenebictinersOrbenS int l^cutigen Äönigreid^ aBürtcntbcrg in ©tubicn u. SKittl^eilungen 
au§ bem SBcnebictinetsDrbcn III. (1882) 2, 276. 

^) P. ®ual6crt SBommcr, geboren 3u fiubtoigSburg 1737, t^at 1759 ^rofeB, marb 
1765 ^tieftet, jiarb am 8. September 1785. Mn mürbigeS aJUtglieb be§ um Söijfen-- 
fci^aften unb ©elel^rfamfeit oerbienftöoKen SBcnebictinersOrbenS." ßinbner a. a. D. 274. 

') Mabillon, Iter germanicum ed. Fabritii, p. 43 — 44. — Gerbert, Iter Ale- 
mann, p. 235—239. — ©erden, Sicijen 1, 120—142. — Qapl ßitterar. Slcijcn. «rief 11. 
@. 7—9. S)erf., ^Reifen in einige Älöflcr Sd^toabenS. 11 ff. 

*) 3e^t in ©iefecn ^x, 688. Otto, Commentarii oritici, p. 25—28; 288—312. 

— Adrian, Catalogus p. 209 fe^t bie ^anbfd^rift gang unrid^tig in'§ 13. 3al&r]j|unbert. 

— SJgl. ?Pet^, ard^it» 3, 227; 7, 340. — «RcueS ?lrd^iü, 1, 555. — S)ie 3lu§gabc öon 
Söai^, Scriptores rerum Langobard. in ben Mon. Germ. p. 37. 2)afelbft S^ofel IV 
eine @d^rift^)robe. 

*) Analecta veterum ed. 1723, p. 388—398. 

®) P. Gabriel SBuceUn »urbe geboren am 29. 3)ecember 1599 ju ©iefeenl^ofen im 
2:^urgou, legte 1617 in SOßeingarten bie ©elübbe ah, warb 1624 ^ßriefler, »ar t»iele Saläre 
Sloöiaenmeifler unb 30 Sal&re ^xop^ gu ©t. Sol^ann in gelbfird^. ®r florb ben 9. 3um 
1681. 2)a§ SBergeidJnife feiner ©d^riftcn gibt Sinbner, ©tubien unb ajlittljeilungen 7. Sal^r« 
gang (1886), SBb. II, ©. 84—91. ©ein ^Portrait nad^ bem Original in SBeingartcn gibt 
8at)f, üleifcn in einige Älöfler Sd^roabenS, 1786, Xaf. VI. — Mgem. b. SBiogra^ie 3, 462. 

P. aWarianuS SBujlin t»on 6t. ^aUm ^arb ben 10. ^Roücmber 1648. 



15 

man ntd^t Salb an einem anbern Orte fo öiele unb rare finben »trb, 
worunter ftd^ aud^ gute biblifd^e feigen laffcn. 83on biefen alten ©rud* 
benfmalen finb bejonber^ einige ?lu§gaben öon guft felbft tjon 1460 bi« 
1465, bann einige pergamentene öon 5ßeter ©^öffcr loftbar, j. SB. bie 
ßlemcntinen öon 1460. Cicero de officiis 1465 öon guft, Augustinus 
De vita christiana; Institutiones Justiniani Imperatoris üon 1475 
öon $ßeter ©c^öffer unb nod^ anberc öon anbern berühmten alten 95uc^* 
brudern. Unter ben 9Ranufcri)}ten bemerlte id^ bejonberd jwei &itmpiaxt 
bed Sßörterbuc^ed ©alomon'd III., SSifd^ofd t}on Sonftan}, unb unfered 
Slbteg, in jmei goliobänben sub B, 9?r. 17, üon bem iä) mir einige 
älui^jüge mati^te, an^ metd^en id^ jegt erfe^e, bag ei^ mit bem unferigen 
aui? bem IX. Sal^rl^unbert überetnfommt. Unfer SRanufcript ift aCfo 
t}ielletc^t ungebrudft unb ol^ne 3^^if^( Original, aber bod^ nid^t bad 
eingige @£emplar biefeiS Sßerted, mie t^ bid bal^in (Einige glaubten ^). 93on 
bem aSerfaffer ift e3 nod^ nid^t ausgemacht, ob e§ ©alomon III. (üon 
SRamjc^roag) ober aber fein ßel^rmeifter , unjer P. g)jo jei. Unter 
neuern SBttd^ern fanb id^ unter anbern üon jenen, bie mir. ni^t l&aben: 
Scheidii Origines Guelphicae; Concilium generale Constantiense 
opera Hermanni van der Hardt. Ueber]^au))t ift baS |)atriftijc^e, tl^eo*» 
logifc^e, fd^olaftifd^e t^aö) unb bann einige SrotiQt ber ®e{d^id^te bad 
ft^önfte. S)od^ id^ merbe, mie id^ cS fc^on ein SKal angemerlt l^abe, 
unten über alle aufgeieid^neten SSüc^er, bie und mangeln, unb bie id^ 
batb ba, balb bort angetroffen l^abe, ein SSerjeid^ni^ anfül^ren. 3m 
Sintmer beS l^od^mürbigen P. ^rior« fallen mir ben berühmten Monachus 
Weingartensis ober baS Chronieon Weingartense, ein alteS SRanufcript, 
tt7eId^eS üon ben ebirten, mie man eS unS miei^, in t^erf^iebenen ©teilen 
abmeid^t ^). SRoc^ finb auf ber SBibüotl^ef brei bis üier Ääften anjutreffen, 
toorin oerft^iebene ©eltenl^eiten, meift öon SBaffen, aufbehalten werben, 
j. 85. beS ittn^znen Qx^ta®i)votit; ein anbereS, »orauf folgenbe SBorte 
eingegraben finb: Hie est gladius Petri gui amputavit auriculam 



^) 2)cr Vooabularius Salomonis tji eine UtaU^nt\^fiop&t>it in alrta^^tijd^er Orbnung, 
»eld^e ?lu§aüöe au§ jal^lreid^cn ^ilutoren cntlfiält unb no(^ mel^rfad^ in ^anbjd^riften öor* 
l^anben ift, 3. 33. in ©t. OJatten 905, ®infiebeln 293; in SWünd^en finb fünf ^anbidjriften 
biefeS SBerlcS. 3nt 15. Sal^rl^unbert crfd^icn aud^ eine ftebrutfte ?lu§gabe o^ne Ort unb 
Salfer (§Qin, Repertorium typographicum 14134), wal^rjd^inlic^ bei 6t. Ulrid^ in 
?luö§bur8. S)a6 Salomon, m öon ©t. Motten unb JBifd^of öon ©onftana (t 919), ber 
SSerfaifer fei, ift jcl&r jtoeifell^oft. P. «Reugart fßli 3io (^jo), einen berühmten Älofter* 
lel^rer, f 871, für ben SJerfaffer. Sgl. P. Gabriel 9Reier, ©ejd^ic^te ber @(^ule öon 
<St. (Satten im aWittelolter im Sa^rbud^ f. ©d^tociaeröeWic^te, SBb. X, @. 63—65. 

*) Anonymus Weingartensis, l^erauSgeg. ö. ^efe, Prodromus Monum. Gaelf. — 
9leue 9[u§gabe t>on 2. SBeilanb, Historia Welforam Weingartensis in Monumenta 
Germaniae Mstorica. Scriptores 21, 457 — 472. 



16 

Malchi (»er'g gerne ßlaubt!)^); aUcrl^anb iMx]6)t ^'öä)tx, Pfeile, ©treit* 
l^ämmer, @treito£te, ^affa-Sommanboftäbe t)vn @ilber mit verborgenen 
klingen u. \. f. ; SRartin ßut^er'^ jinnerne^ Irinlgefd^irr, befjcn er ft^ 
aU Slugufttner bebiente, unb toa& berlei QeviQ^ mel^r fein mag. 

äRetn $err College befal^ inbeg einige ötonomifd^e ®ebäube, unter 
metd^en bte W6m ®d^miebe, morin bie S3Iajebä(ge tyott SSaffer getrieben 
toerben, merlmürbtg fein foQ. Sd) bemerfe von biefem @ttfte noc^, baß 
bte ^ofgebäube äberl^aupt neu gebaut unb fel^r ptdäftiq, bte SSol^nungen 
l^ingegen ber Orbeni^geiftlid^en alt unb fel^r f^lec^t ftnb. SBenn einfi 
aud^ biefe nad^ bem l^orgelegten $(ane aufgefül^rt fein toerben, fo merben 
fie htm ganjen Orte, ber je^t fd^on wegen feiner erl^abenen Sage fid^ 
fd^ön aufnimmt, no^ größere Qxtxbt toerfd^affen. 

@onft fd^eint ^ier mirl(td) 2)i|)(omatiI, ®efd^id^te il^reS eigenen 
Äfofterg unb feiner Stifter, ber SBelfen, unb bann Unterfud^ung alter 
S)ru(!ben!male l^errfd^enbe^ @tubium ju fein. Ueber biefe^ le^te t^ad^ 
Ijai §err 85ibtiotl^eIar P. Sol^ann (Sualbert Sommer einen Äatalog 
in ber arbeit, unb in ben Übrigen gäd^ern gibt ber l^od^toürbige ^rior 
^efe, ber fid^ burd^ feinen ProdroniusMonumentorum Guelphicorum^) 
unb bie barauffolgenben SBerfe rül^mti^ befannt gemacht l^at, feinen 
SKitbrübern aßen SJorfd^ub. SSon Älofterbi^ciplin barf i^ nid^t« reben, 
inbem biefe^ ©tift barin tjon jel^er ben iRul^m l^at^). 

') 6§ ift BcmcTlenStDcrtl^, bafe bereits im Saläre 1067 em ©d^toert erwäl^nt toirb, mit 
tocld^em im Porten ^etl^fcmani boS O^x be§ aJlaldJuS abgel^auen mürbe. Pez, Codex 
diplomatico-epistolaris (Thesaur. Anecd. VI) I. 247. 

*) Hess, Prodromus monumentorum Guelficorum sive catalogus abbatum mo- 
nasterii Weingartensis. 4. Aug. Vind. 1781. 

'*) SQßeinßarten »or neben 6a(em bo§ reid^fte unb berü^mtcjte aller Jd^toäbi^d^en Älöftcr 
unb f>atte bei ber tojl^ebung ein ©ebiet öon (ed^§ Ouabratmeikn mit 11 000 ©intoo^s 
nern unb 100 000 ©ulben jä^rlid^er ^infünfte. e§ tourbe bem ^rbftattl^alter SBill^elm V. 
t)on Oronien außetoieien, ber fid^ 1806 mit Söürttemberg in ben S3efi^ tl^eilte. 3n Solge 
beffen monbertc ein S^l^eil ber 5BihIiotbef naä) Sfulba, ba§ ebenfoHS bem Oranier augefaHen 
war, namentlid^ bie älteften S)enfmäler ber (Sefd^ic^te be§ toelfijdjen §auje§, ber ?lnon^mu§ 
aSeingartenfiS u. |. ». (^ßer^, 3lrd^it), 7, 107; 8, 624—627). Slnbere famen nad^Öiefeen 
(Adrian, Catalogus oodicura manuscriptorum, p. 26), bie übrigen in bie f5nigli(fte 
^riüatbiWiotl^ef in Stuttgart, »o pdj 3. SB. bie meiften ^anbjd^riften öon P. ©abriet 
SBuccIin unb bi« berül^mte SOÖeingartener Sieberl^onbfdjrift befinben. S)ie Älojterfird^e mürbe 
^farrfird^e, ba§ ©onüentSgebäube @tabt|)farr]^au§. „2)ie §ou|)tbautcn jtnb je^t al§ (Sajemc 
öermenbet; in ben großen Älofterl^bfen medft ber jd^arfe $:on be§ (Sommanbo'S ein jettfameS 
(S^o, onjul^ören mie illogejeufaer ber möd^tigen 33auten unb §aHen über Den SÖe^fcl il^reö 
®e|djirfe§.^ ilnöpflcr, a. a. O. 743. 2)ie IReliquie be§ fojtbaren ©luteS mürbe ber ilird^e 
in (Snaben gelaffen, aber erji nad^bem man il^r bie mertl^öotte Qfaffung geraubt l^atte. 2)ie 
je^ige ift ber alten nad^gebilbet in öergolbetem ßu|)fer, unb nodj finbet bamit aUjäl^rlid^ 
om gfreitag nac^ ß^rifli ^immelfal^rt eine üielbejud^te ^roceffion gu ^ferbe, „ber SBlut^ 
ritt", ftatt. 



17 

Siad^mittag^ reisten wir über S3ainb (eine Sieid^Sobtei öon Sernl^arbiner** 
ßlojierfranen), Älofierreute, Slutenborf, ben ©ife beS faijerliti^en fd|mäbi|d^cn 
SanbtjogteS ®raf t?on Äönigäei unb Siattenft^manb anf bie ^rämonjira« 
tenfer*9iei(i^gabtet ©(i^uffenrieb. Qn Ätoflerreute l^ielten wir fülle unb be* 
fuc^ten bie 1^. ©tifabet^, welche man bie guteSctl^ nennt ^). 3)ag grauenftofter 
ift aufgel^oben, tie Äird^e aber ift uo6) im alten ©tanbe; mä) l^ängen 
barin unjöl^lbarc SSotitjtafeln l^erum. S^zx §erren üon SBalbfee (bai^ 
wir auf unferm SBege öon weitem fallen) unb unter il^nen ber el^rwürbige 
diu SSater 3ofep]^, ber fo üiel am 93eatipcation8proceffe arbeitete, geigten 
uns alles 9Kerfwärbige, baS alte ®rab, ben SSrunnen, ben ©arten unb 
ben ©tein, wo bie Selige il^r Änie eingebrüdt l^at. SBir öerriti^teten 
t?or il^rem 1^. ßeibe, ber im DrbenSl^abit gefaßt "ift, ein furjeS ®ebet 
unb trafen, wie fci^on gemelbet, in ©t^uffenricb ein, wo wir bem 
gnöbigen §errn ffteid^St^rälaten Sofe))!^ ^) unfer gewöl^nlit^eS Somptiment 
mad^ten. 2)enjelben Stbenb l^atten wir feine (Selegenl^eit mel^r, tttoa^ 
äu feigen. S)er P. Äoftner ©iarb'), ein S3ruber unjerS P. Utrid^, warb 
uns nebft aribern ^erren jur Slufwart gegeben. 

SJcn 17. 3nlinS befallen wir in ber g^rül^e bie Äird|e unb baS Sl^or; 
beibe finb alt unb t?on fetner befonbern ©d^önl^eit. Sin ben S^orftü^ten 
finb bie ©tatuen aller DrbenSftifter im Äleinen angebrad^t. SBenn bieS 
©tift einft bem fd^bnen ^lane naö), ben man unS öorgejeigt, ausgeführt 
wirb, fo muß eS eines ber l^errlid^ften in 3)eutid|tanb abgeben. 3n ber 
©acriflei, wo fid^ öiel ©ilberjeug fefien läßt, wirb ein S^eil üon 
©t. 50iangen*©tab, eine l^errlid^ unb reic^ gefaßte ^Reliquie öon ©t. Sol^ann 
öon 9?et)omuf, weld^e Äaifer Äarl VI. ba^in oerel^rtc, t?orgejcigt. 3)er 
©ibliotl^efjaat ift ber f^önfte, ben wir auf unfercr Steife geje^en ^aben*). 
(£r ift etwa fo groß, wie ber unferige, entl^ält aber nur einen einjigen 
^tafonb, öon ^ermann bem Sleltern in S^eSco gemalt; man fann aber 
fafl nid^t fing werben, was biefe SKalerei üorfteßen foH, weit barin gar 
}u t)tele ©egenftänbe nad^ unb nad^ wä^renb ber Arbeit eingefd^oben 



^HJobctl^a fdona, bie gute ©ctlj genannt, mürbe geboren in SBalbfee ben 25. ^o- 
üember 1386, trat um 1400 in ben brittcn Drbcn be§ f). granciScuS, Bejog 1407 mit 
t)ier anbcrn DrbenSjd^meftern ba§ neu gegrünbete Älojler in bleute unb jeid^netc fid^ burd^ 
tounberbare ®nabcn au§. 6ie ftarb ben 23. ^Roöemkr 1420 unb warb am 19. 3uni 
1766 felig gej^)ro(i^en. 3l^r Seben ift oft befd^rteben toorben, auerft öon il^rem SBeid^tüater 
Äonrab iHigelen, ^ro^)ft in Söalbfee. äBe^er u. SBcIte, Äird^enlejicon 2. %. IV. 390. 

*) Mtpf) Stxapl cttoä^lt ben 9. ^tpt 1775, geftorben 1792. 

«) ©iarb SBerd^t^olb, gum %U ertoä^U 3. 3)ecember 1791, geftorben 1816. 

*) ^r ift nod^ erl^alten, üiellcii^t bie geiftöollfte, feftlid^fte unb l^citerfte §aKe, meldte 
ber 3opfftil gejd^affen l^at. i^nöpfler a. a. O. 416. Sßon SJieifter 3acob (Smele üon 
9lo^)^)ert§mei(er, mit ©tuccaturen öon Jacob ©d^mor^mann üon gelbfird^ unb SfreSco» 
aJi'alereten üon S^^anj ^ermann oon Äcm^)ten. 

mvx^'(&iU II. Söcrcingfd^rift für 1889. 2 



18 

würben. Unten unb auf ber ©alerte ftnb in allem 66 Ääften angebrad|t, 
baöon fed^g nur jur ©^mmetrte ba finb unb jugleic^ bie JBibliot^eftl^ürcn 
au^mad^en» 2)ie Säften finb nur au^ t$ic^tenl^oIj mit ^^erlfarbe ange^ 
ftrid^cn unb mit ®oib üersiert, bie Äaftent^iiren mit ßeinmanb über- 
joflen, toorauf »ei& eingeSunbene S3üd^er mit rotl^cn liteln gemalt finb. 
Sluf betten @eiten be^ ©aalei^ ftel^en ber £änge nad^ Sieil^en t7on gips« 
alabafternen ©äutcn mit@tatuen, weld^e ju einanber :paffen, unb fic^ fo^ 
jujagcn mibcrjpred^en, j. S3. auf einer ©eite bie greigeifterei, fatjd^e 
^ßolitif, Srrle^rc mit il^ren Äcnnjeid^en, 2)eüifen, auc^ Silbern, toorauf 
SBoItaire, 9touffeau, 2Rarf)iat)eIIi ftel^t u. f. f., aud^ Sutl^er, ßaloin mit 
il^ren Sel^rfäfecn u. f. m., unb bann gegenüber bie ^taimn eines ^ro* 
Jpl^eten, S[pofteIg, Söangeliften, meiere bie öorigen mit ©d^rifttejten wiber- 
(egen. S)ad ift ein @eban!e, melc^er meiner SReinung nac^ an jebem 
anbern Orte beffer, aU auf einer Sibtiot^el ftünbc, benn ein SBttd^erfaal 
muß allen Oattungen Seute offen ftel^en, unb er ift bod^ Iraft feinet S)a* 
feinS ber Ort nid^t, mo man Sieligion^ftreitigfeiten mit einem burd^* 
reifenben fremben Oafte au^mac^t. 3e|t, ba biefe Qtatüm mit i^ren 
Snfd^riften nod^ nid|t üoöfommen aufgearbeitet finb, ließe ftd^ ba nod) 
SRatl^ fd^affeft. S)ie ©ibliot^el ift fonft bequem eingerid^tet ; ein jeber 
©darauf, wenn er aufgemad^t wirb, i)ält ein Meinet 5ßult unb einen @ife 
jum §erab(affen in fid^ unb l^inter jebem biefer ©^ränfe ift eine ^öl^Iung 
angebrod^t, worin fid^ für jeben eine Meine ©tiege befinbet. 9?ur fonnte 
i*, weil ber Sibliot^efar nic^t ju ^aufe war, nid^t wiffen, wol^in ber 
SocaHatoIog eine^ jeben gad^eS l^infommen follte. Die ganjc Sauart, 
bie l^eße ^erlfarbe, bag ^erau^blitfenbe ®oIb matten ber Sibliotl^ef ein 
ungemein lic^teg Slnje^en, unb ob fie gteic^ bei weitem nid^t mit fo !oft* 
barer $o(j* unb ^Journirarbeit au^gesiert ift, wie bie unjerige, fo fällt 
fie, wenn id^ nid^t irre, gewife eben fo fd^ön, wo ni^t .beffer in'3 Sluge. 
Sieben ber Sibtiot^ef wirb ein fel^r großem Simmer für ben Sluffe^er 
berfelben jugerii^tet. ^6) traf i^n wirfüd^ nic^t in ©c^uffenrieb an, er 
arbeitet an einem SibliotJ^ef^ftatotog, ben er brutfen ju laffen im ©inne 
l^at SBag ^anptxotxh üon tttoa^ ättern Sudlern finb, fo mag bie 
Sibliotl^ef Jo ein wenig t?ernad^fäffigt worben fein, aßein jefet wirb ba^ 
aUeg mit SBucfier er{efet. SWan wirb nid^t balb ein neues merfwürbigeS 
Sud) nennen, baS man fid) nid^t anjd^affte. Sluf einem S)e(fel eineS 
alten Sud^eS fanb id^ ein ©tütf aug SBalafrieb'g Miracula S. Galli, 
ungefäl^r au8 bem X. Sal^r^unbert. 

SBir befallen l^ernad^ ben fd^önen unb jiemlit^ großen ©arten, baS 
©ommer* unb SBinter:prtorat, bie SBobnungen ber ?ßatre§, bereu jeber 
ein SBol^ttjimmer mit einem eijernen Ofen, einen Sllcoüen unb ein foge* 
nanntet ©tubiot ober Sabinetdien jum ©tubiren inne l^at, atteg rein* 



19 

Ixä) unb fd^bn, ol^ne ^xad)t 2Ran fül^rte un^ auc^ in bie ©aftjimmer, 
tDorin jmei iürfifd^e, mit $ertenmutter, ©d^ilbttöten unb anbetn Steinen 
eingelegte Sifd^e, beten jeber 600 ©ulben gefd^äfet mirb, metftoürbig 
finb. ©ie pnb ein ©efd^enl eine« ©d^uffenrieberi^, toeld^er ^xäf fo weit 
crjd^toang, ba| er eine ber erften Jßebienungen am faiferli^en §ofe et* 
tangt. Wlxt fKüd^tigem Sluge butd^wanbetten ton je^t bie Oelonomie- 
geSäube, bie jc^önen Äotnjpeid^et, bie Äellet, bcn Äomöbienfaal, ba^ 
SRujäum, übet üielmel^t ben Ott bet geiftlid^en ffijetcitien, »eld^et ju*' 
gleid^ bet SiecteationSfaal ift. S)a2 SBtuftgetäfel ift batin fo poffenb 
eingetid^tet, bag man bataui^ etwa auf jeber ©eite 13 Keine iBetftäl^Ie 
auf einmal ettid^ten fann ; nad^ bem ®ebete obet geiftlid^en Sefung ft&|t 
man fie wiebet ol^ne Wtü^t unb ©eräufd^ ^ufammen unb nun fielet man 
z^ wiebet füt nid^t« mel^t unb nid^t§ wenigct al8 füt ein SBruftgetäfel 
an. 3m ^ofgatten wetben in eigenen baju beteiteten JBeeten öiele 
Slnana^ gepflegt. 9{ad^mittag^ butd^gingen mit nod^ bai» 9lefectorium, 
bie ©(^ulgebäube, meldte etlid^e ßi^^net entl^alten unb motin füt bie 
niebern klaffen ba§ @infieblet«3uftitut *) gegeben mitb *). 

Sßit nal^men l^ernad^ unfetn Sßeg übet ©teinl^aufen, wo eine fd^5ne 
SBaQfal^ttgfird^e ju feigen ift, bie mit im Sotbeigel^en aud^ bettad^teten. 
®ann gingi? übet Sngelbingen, einen Ott, bet bem Äloftet SBittingen 
gel^btt. 3)ie Sleid^i^ftabt ©ibetad^ tiefen mit linfö in einiget ©ntfetnung 
liegen unb fäumten un§, meil mit öon einem Ungemittct übetfatten mutbcn, 
ju Ul^menbotf, einet ?ßf(egfd^ft öon Od^fenl^aufen, wo un^ bet P. pfleget 
mit üielet §öflic^leit begegnete, 8luf ben Slbenb ttafen mit im JReid^g* 
ftifte Oc^fen^aufen ein, nad^bem mit butd^ einen äßdtft gleid^en 
SKamen^ butd^gefal^ten maten. (£§ ift eine l^ettlid^e ®egenb, wo gutct 
SBieämad^S mit nod^ fd^bnetn Äotnfelbetn abmed^felt. 3)et l^od^wütbige 
^ett 9ieid^§))tä(at 9lomuaIb^) nal^m und mit augetotbentUd^en ©naben« 

*) 3ft tool&I bie (ateinijld^e (Srammatif, ttjcld^c öon einem ©apituloren be§ fürjtUd^en 
@otie§f>aufe§ ^infiebcln 1783 in 2 58änben in atoeitcr öerBeffcrtcr Huftaec erjd^ien. Unter 
%U 3ojep§ ^atte ©(i^uffenricb ein gut geleitetes, üiel Bcf udJteS ©^mnafium. @in Sößünöbeffelben 
tt)ar unter anbern ber belannte ©ontponift Äonrabin Ä^reu^er, toeld^er tiox^tx jd^on bret 
Solare im l!lofter 8tt)ief alten jugebradjt l^atte. Srelburgcr ®i5cefansÄrd^iö 18, 246. 

^) 6d^uffenrieb mürbe mit SBei^enau burci^ ben 9iei<l^§beputQtion§s$auptjd^lug Dom 
25. gebruor 1803 bem ©rofen öon <Sternbergs5Wanbcrjci^eib als entj^äbigung augejprod^en ; 
im 3a^re 1806 lam e§ unter »ürttembergifd^e 2anbc§l>o^eit. ?Rac^bem ber ®raf fjrana 
äl§ le^ter mftnnlici^er grbe ben 8. Hpril 1830 geftorben »ar, öerlauften bie weiblid^n 
^rben 1834 ©c^uffenrieb unb SBeifeenau an ben 6toat. @rftere§ ift jeit 1872 SanbeS» 
Srrenonflalt. fjreiburger 2)iöcefam^rd^iö o. a. D. 245. 

*) W)i 9iomualb SQßeltin, geboren gu Dberjell auf ber iReid^cnau bcn 29. Sanuar 
1723, legte 1743 ^ßrofefe ab, feierte 1747 feine erfte 1&. «JÄeffe unb toaib jum %bi gc* 
Joöl^lt bcn 22. Dctober 1767. ^a^ ber 5lufl5jung öerliefe er, 80iä]^rig, fein ^lofter am 
1. «Wärj 1803 unb flarb am 19. 3anuar 1805. ((Seifenl^of) Äurje ©eji^ic^tc bc§ öor= 



20 

bcjcugungcn auf. @r untcrbtad^ fogar fein 9lad^tmal^l unb fagtc, er 
rooHtc e^ nun mit un8 cnbigcn. @r ßcfe un^ aljobalb, ba er erfüllt, 
bafe wir unter feinen Ferren SScfannte l^ätten, auf cine^ iebiocben SSer* 
langen, bcm §errn ^ßanlroj ben P. 3ofepl^ Angler^), bcm §errn S3eba 
einen feiner ©cfannten, unb mir meinen ßorrefponbenten, ben 5ßrofeffor 
ber 5ßl^itofo:p]^ic P* 5ßlacibu3 ©ermann^), lommen unb lünbete ung auf 
ben fotgcnben 2:ag (eg war ©ca)}uIierfonntag, einei^ ber ^au^jtfefle in 
Dd^fenl^aufen) ben ?lrreft an. Sluf ben Äbenb mad^ten »ir noc^ einen 
üergnüglid^en ©f^agiergang in ben großen ^ofgarten. 

®en 18. 3uliu3 braij^ten toir ben SBormittag, nad^bem mir wieber 
einmal ret^t au^gerul^t l^atten, mit Seien ju. SBtr bemerften bei Slnlafe 
ber^ßrebigt, ba^ ba« §ei(iggeiftKcb nid^t öom ganjen SSoIfe, fonbem nur 
öon ettoa a6)t Jungfern ä üier Stimmen in einer red^t angenel^men 3Re* 
lobie abgefungen würbe. — SBir waren am S0iorgen red^t betroffen, ba 
ber $err 5ßrälat, inbem wir nod^ nid^t im ©tanbe waren, il^n ju 
empfangen, in unferm SSorjimmer fd^on auf uni^ wartete, um un§ einen 
guten SWorgen fagen ju lönnen; fo weit trieb er feine aufeerorbentfid^en 
©nabenbejeugungen für uns. SSormittagd nod^ befallen wir bie je^t nod^ 
in öielen Si^i^'^i^" Maffenweife jerftreute JBibliot^e!. S)o§ l^iftorifd^e, 
Jpotriftifd^e, )}]^iloIogifd^e unb linguiftifd^e gad^ nimmt fic^ befonberg 
i^erou«. SBirKid^ baut man an einem neuen, ttroa 130 ©d^u^e langen 
Süc^erfaal, woju no^ ein mat^ematifd^eg Slrmarium fommt. 3n biefem 
»rmarium, wo^in unS ber gnäbige $err felbft fül^rte unb weld^e« ein 
äiemlid^ grofee« Simmer einnimmt, lonnten wir nid^t öiel feigen; ber 
5ßrofeffor ber SKatl^ematif unb Sibliot^efar P. JBafiliu« ^) war abwefenb 
unb l^atte ba3 SReifte eingejd|Ioffen. 3n einem anbern 3i"iwt^^ betrad^* 
teten wir bie olten S)rudEben!maIe, Worunter fid^ aud^ ein SBerlt^en üon 
guft'g Slrbeit bepnbet. SSon 9Konufcri)}ten gibt e« l^ier feine fonberlit^e 
Slnja^I. ein §cptatcud^ug öom 9. 3a^r]^unbert möd^te \>a^ wid^tigfte 
barunter fein*). 3"i>^wt gibt e« nod^ einige SBerle ber SSäter, j. 83. beg 

maltgcn 9lcici&§fttft§ Oä)\tn^avL]tn, Dttobcuren 1829, @. 191—206. ßinbncr a. o. O. 
VI. (1885) 1. 105-1Ö8. 

1) P. Sojct)]^ i^ußlcr, geboren 1749, ^rofefe 1769, ?ßriefter 1774, ftorb al§ 5ßfarrcc 
in Ummenborf ben 30. S)eccmBer 1812. ©ctfenl^of bajelbft 211. ßinbncr a. a. O. 109. 

*) P. ^lacibuS ©ermann, geboren 1749, «ßrofefe 1769, «priefter 1774, «Profeffor ber 
^]^iIoJot)]^ic unb in bie 20 Jal^rc SSibliotl^elar, jtarb ben 24. ^ecentber 1803 in Dd^fen» 
l^aufen. (Seijenl^of a. a. O. 209. ßinbner o. a. O. VI. 1885, 1. 105. 

') P. SBoftl ?Jcrger (93erger), geb. ju ^rojfeg 12. 3um 1734, sprofefe 1755, ^ic» 
ftcr 1760, lehrte im Älofter ^l^ilolo^te, a:]&eoIogie, maif^maiit unb ^l^^fil. »om «btc 
tRomualb tourbe er mit ber (Sinrid^tung ber ©ternmarte, toefdje im Älofter errid^tet tourbc, 
betraut. @r uerfertigte aud^ jelbft öerfd^iebenc ^)]^^ftlalifd^c Snftrumcnte. @r flarb am 
7. SuU 1807. ßinbner a. a. O. 108. 

*) Gerbert, Iter aleman. 227. 



21 

f). ^ugufünuS, t)on einem fd^önen SlUertl^ume. 2)te 3^^^^^^ ^^^^ ^atred 
finb auf bic nämlid^e 3lrt »te ju ©d^uffcnrieb cingeri^tct, bie Meinen ßabi* 
netd^en im allgemeinen äJiujäum jtnb anäj mit Sl^firen gejd^toffen, unb 
bic Sonüentgebäube finb öon ben fd^önftcn, bie toix auf unferer Jfteife 
gefeiten l^aben. 9?ad^bem n^ir nad^ unferer ©emol^nl^eit nvä) bem f)vä)tD. 
P. ?ßrior unfere Slufioartung gemad^t l^attcn, begaben tt)ir un^ in'^ 
Stefectorium, mo in Slnfe^ung ber großen Slrbeit bcffelbcn Jage^ bifpen* 
firt (t)om @tillfc^meigen) mar. @^ ifi ein l^errlid^ auiSgejierter @aal unb feit 
ber legten geuer^brunft üon 1782 wieber fo l^ergefteßt, bafe man öon 
ben tJeuerüerl^eerungen leine Ueberbleibfel me^r jpürt. SSon ben ©tu- 
bien biefeg Orteg merle iä) nvä) an, ba^ üWatl^ematif, SDiec^anif unb 
befonberS orientalifc^e Singuiftif fel^r eifrig betrieben merben. 3m erftern 
gad^e ift ber P. SBibliotl^efar ©afitiu« unb im jtoeiten ber ^rofeffor 
^lacibui? ftarl. S)ie etmai^ alternbe Äird^e, »etd^c für ilire ©reite faft 
JU (ang fd^eint, l^at eine pxä(S)ÜQt tSa^abt, worauf jmei fc^öne eiserne 
©tatuen rul^en. 3n ber ©acriftei finb nebft anberm ©ilbergef^meibe 
jwei loloffale filberne Seuti^ter, eine SRonftranj mit guten ©teinen be- 
fe^t, ein golbener ^e(c^ mit golbenen äKeglSnn^en, eine uralte gotl^ifd^e 
SDionftranj unb einige anbere l^eilige ältertl^ümer merfmürbig ^). SRac^bem 
ic^ 9{ad^mittagd eine ©tunbe unter angenel^mem $(aubern bei meinem 
tJreunbe unb (£orref:ponbenten, bem 5ßrofeffor Pacibug, jugebrad^t l^atte, 
gingen wir ju ben Oefonomie*®ebäuben über. 

Um \x6) einen SSegriff üon ber weitläufigen Cefonomie biefei^ Orte^ 
3U machen, merle i^ nur, ba& fid^ im Sloftergebäube nebft einer ©ennerei, 
bem jal^lreid^en 3Jla\i\)itf), beffen man fic^ aud^ in unfern ®egenben nid^t 
fc^ämen bürfte, nur im SRarftaHe über 85 gug*, 8?cit*, Darren«* unb 
5ßoft-5ßferbe beRnben. SBir befallen bann bic fel^r fommlid^ eingerid^tete 
3Kül^le, bic SBaffermafd^inen, öcrmittelö weld^er man ba3 SB affer in eine 
anfel^nlidie ^öl^c l^inauf pumpt unb )7on ba aud in'd ganje ßlofter t)tx> 
tfftilt, eine $robe ber mec^anifc^en unb l^i^broftatifd^en (Sinfid^ten bt^ 
P. S3afitiu§, ber Jixt angelegt l^at. SBir waren fo neugierig, bafe wir öon 
ben S8affer)7entilen an burd^ einen mit ©teinen geioölbtcn bunleln ®ang 
bi« jum äöafferjammler hinaufgingen, wetd^cg eine jiemlid^e ©treie au^* 
mac^t. Sin bem ©ebäube fäQt ei^ fel^r ungelegen, ba^ bie $rälatur 
t)om übrigen ^ofgebäube ganj abgefonbert ift fo bag man oon ba aui^ 
burc^ feinen anbern SBeg, al^ bie öffentliche ©trafee fommen fann, wel^ 
ä)t^ bei fc^limmer SBitterung fel^r unbequem fallen mu|. S)ie ^rälatur 
felbft l^at einen fcl^r )}räd^tigen Eingang unb ©tiegenl^auS, bem aber baS 

*) .(Jtn 3utt)el ber geinfunji, eine SWonfttana auS bcftcr got^ijd^cr 3eit" erioöl^nt 
Änö^)flcr a. a O. 477. ,8ür bic Äunfigcjcl^id^tc t^ c§ ein totrüti^er ©ctötnn ju nennen, 
bo6 btejeS ^radjtjiürf ben klugen unb §änben ber ötelen gctnbe be§ ÄlofterS entging." 



^22 
Uebttee ntt^t am beften et.t|^ri.^t, Vem bie Simmer ie^rttttrefldmä^^ 

«inem offenen ©aale aU einem SlubienLimmet fltet(^ ©on^t mtb man 
mt fo Salb in einem Ätoftet fo öiele ^^¥ ®ematbj antreffen a 8 
an ©(^fen^aufen, nur Ottobeuren anggenomlltfn. »"« ^^'^ ^°^ ''"' 
fölgenben So« ba« ÜRerfroürbiflfte bemerfen roeÄÄ« )• . _ , , 

3)en 19 3uliu8 frü^ aKorgenä um 4 U^r^ten »« «.on D<^f n» 
r r V» I «y c m ixZ X ^^le tow bort acnojjen 

l^aujcn weg, ganj eingenommen üon ben ©utt^atcn, IKf jßerabetm unb 
Ratten, unb füllten auf einer rec^t reiäenben ©benc äbSML gg- j„ s. 
bann über bie 3Qer ju ber berühmten ©artl^aufe ÖUEJ^ein^^^ . , . 
bei ber Sont7ent:pforte t)on einem rec^t l^öflid^en SonüentHL ^ 

jelteneg 5ßl^änomenon), jd^abe, ba^ mir jein SRame entfallen, ^^fllLcxr rr 
®Uxä) trug er un8 aKe Slrten bon gröJ^ftüd an, unb wir en^E?^'v" 
un^ äu einem guten ©ujl^eimer 8ier. Die Ätoftergeböube finb WeitW^ ^' 
unb wir betrachteten fic in @ile, weil wir unS ba nic^t auf^oÄl 
woHtcn. SBir bejabcn bie &ixä)t, bie SBafferwerle, weld^e weit (ä)'d 
alg bie in Dd^jenl^aujen finb, bie fefir px'dä)txQt SKül^Ie, ben Sanal, v._ 
ücrfd^iebenen gifd^teid^c unb toa^ wir nur immer in fo furjer 3^1 
feigen lonnten. SBir würben auf unfer Verlangen, ob eS gtetd) nad^ ben 
Drbengbraud^e noä) nid^t an ber Qtxt fein mod^te, in bie Slaufur l^inein« 
gefül^rt. Sc^ glaube nid|l, baß bie Drben^sut^t in fold^en gätten, wo 
Öfterg bie Steifenben feine gelegenere Qtxt abwarten fönnen, ctwag unter j 
biefer S^ad^giebigleit Icibe. ®er P. SJoötjenmeifter üon ©ujl^eim waj 
anä^ unferer SKeinung; er üerUcfe fogleitf) feine gur JBetrat^tung öej 
fummelten Slotnjen, um un^ auf unfer Verlangen in ben SSüd^erfaalj 
fül^ren. @r ift jiemlid^ grofe,' fittfam auggejierf unb wegen ben alten S)f 
bcnfmaten einer ber berü^mteftcn in 2)eutfd^Ianb, Weil er burt^ befou^ 
gürforge aud^ bei Äricggjeiten immer unbefd^äbigt erl^alten würbe. 
E^Iograp^ifc^eg 3Berf(^en, bag Rationale Durandi öon 1459, ein iieji? 
oon 1460 tjon guft, öiele SBerfe üon ©d^oiffer üon 1466—1473, cin\ 
Cicero t?on Slbam 1472, bie frül^eften SluSgaben öon» 3enfon, S3ämler, 
©d^üfefer, Qamtx, ©d^bnfpcrger u. f. w. mad^cn bie SSibliotl^ef ju einer 
ber üorsüglic^ften. S)ic guftifdfte Sibet üon 1462, in brei goliobänben 
auf 5ßergament gebrudtt, mad^t bie fd^önfte ^i^^be biefeg gad^e« au§. 
SBir unterrebeten un8 nod^ einige äugcnbfidfe mit bem gnäbigcn §errn. 



*) 2)ic 5prä(atur tft je^t ^ßfarrl^auS, im obcrn ^auSgang mit \t^x tüd^tigcr caflcttirtcr 
§ol3bcc!c; ber SBibliotl^cfjaal ift eine übcrau? licBlid^c ^aUt be§ 33arorfftil§. i^nopft^r, 
0. a. O. 475. S)ic ^trd^c befielet nod^ oI§ ^farrürdjc fort. 2)cn gröfeten '^txl ber SB|e- 
fi^unjjen crl^iclt ber Surft Don SKetternid^sSOßinnenBurg, ber biefclben im Solare 1825 un 
1 200 000 (Bulben an bie Rxont äBüritemberg t)er!aufte. %bi Stomualb tourbe mit 75O0 
Bulben ^)enfionirt unb Bejog 1803 ba§ Sd^lofe gu ©ulmetingen, too er 1805 ftarb. 



23 

»cld^er unter bic 9TJci(]^S)}rätatcn gel^brt, einem öerel^tung^wärbiflen SKien, 
unb ful^cen ÜRemmtngen ju. 9iod^ muffen in SBujl^cim eine SRenge alter 
^olggemätbe an^ Sltbred^t ©ürer'S, |)oIjer'§ unb Sucag öon ^xam6)'» 
Reiten nit^t üergeffen toerben, bie an ben Äloftcrmauern l^cruml^ängen ^). 
SBenn man nal)c an 3Remmingen lommt, fo verliert man bie ©tabt 
üottfommen aug bem ®efid^t, toeiffie fo^ufagen ganj mit Hopfengärten 
umgeben ift. SBir burd^Iiefen bie @tabt, inbem mir bie $ßferbe ein 
menig auSraften tieften, unb befallen bie lutl&erifd^e §aui3tfir(i|e, toorin 
mir, einige alte ©tabfteine an^ bem 15. Sal^rl^unbert aufgenommen, 
nii^t mel 50ier!märbige3 fanben. (Serabe marb öon einem jungen S)iafon 
eine red|t orbentlic^e 5ßrebigt über bie Untjerföl^nlid^feit gegen g^einbe 
gel^alten, t?on bcr mir einen Keinen Sl^eil anl^örten. ®ie Sirene ift ein 
alter got^ift^er Xempel. ^ä) mufttc wol^t, bajs xä) auf ber ©tabt* 
bibliotl^ef unb bejonberl beim ^errn ©tabtbibliotl^efar ©(^e(l^orn^) öiel 
5DierImürbigeö feigen fönnte, aQein ba mufetc id^ e^ bei ben guten 
SBünfcfien bleiben laffen; mir mußten eilen, bdmit mir not^ big 50iittag 
im SReid^gftift Ottobeuren eintreffen lonnten. Stuf bemSBege fallen mir 
in einiger Sntfernung bie ftiftfem|)tifd^e ^ropftei ®rönenbad(|. S)ann 
ging ber 2Beg burc^ einen 2Balb, met^cr bag ©tift Ottobeuren bem 
JReifenben fo lange tjorentbäft, bi§ man faft an bem äJiarft, ber ben 
Qk\ä)tn 9Jamen l^at, angelommen ift. Sinfer ©eite täfet man bag 2)orf 
^amangen unb ba^ g^rauenltofter SBatb liegen. 

SBir trafen in bem ©tifte etma um l^alb 11 Ul^r ein unb l^atten alfobalb 
^ ©elcgenl^eit, bem §errn ffteid^gprälaten §onorat ^) unfere Slufmartung gu 
j^ mad^en. @r nabm ung mit aufterorbenttld^en (Snabenbejeugungen auf. ^a6) 
1 einem lurjen ®z\px'dä)t fül^rte un§ ber ^err ^rätat, unferer ©inmenbung 



I 



^) SBujl^ctm mürbe 1803 bem (Srofcn öon Oftein al§ ©ntfd^äbiöunö für feine ücr* 

lorenc üleid^Sl^crrfd^oft SJlillenbonf gegeben; Oefterrcid^ ober legte ©equefter barauf. ^aä)^ 

* l^er fam e§ an ben ©rafen aQ3albbott=S3affen!^cim. 2)ie reid^e SSibliot^ef mit etma 500 

§anbf(^riften unb 541 Sncunabeln, bod^ ol^ne bie obengenannten ^Prad^tftüde, bic Öierfen 

in feinen IReifcn (I, 188-193) auSfü^rlid^ befd^reibt, loarb im Btpkmbtt 1883 3U 

\ MMä)tn üerfteigert unb brad^te im ©an^en über 60 000 SJiarf auf. . ©entralblatt für 

r SBibliot^clStDejen I. (ßcipjig 1884.) 6. 38. 

2) gol^ann (Seorg ©d^el^orn, glcid^namig mit feinem SBater, geboren 1738, loarb, 

nad^bem er üerfd^icbenc 5Jfarr= unb Sel^rftellen bcüeibet l^atte, 1762 in ^ölemmingcn ange^ 

\ ftcKt, tüo er 1793 Su^jerintenbent tourbe unb 1802 ftarb. @r fd^rieb öerfd^iebene l^iftorifd^e 

{ 6d^rtften unb eine Einleitung für S5ibliot:^c!are unb ^rd^iüare. Htm 1788. 

k ^) ©onorat m% geboren au Smmenfiabt 1733, tl^at 1751 ^rofefe, toarb 1757 

] $Prteficr unb ben 13. «ölai 1767 jum mi getoö^lt. @r ftorb ben 17. 3uli 1802. Uebcr 

feine auSgejcid^netc IRcgierung ift ^u öergleid^en P. §. Äoncberg bei SBrunner, SBenebictinerbud^ 

I 524—527, ßinbner, S)ie Sd&riftfteUcr bc§ S8enebictiners€rbcnS im l^eutigcn Äonigreid^ 

53a^ern II, 87—92, unb fjfe^erabenb, S)cS el^emal. gieid^SftifteS Ottenbeure« in ©d^maben 

; fömmtl. Sa^rbüd^er, biplomatifd^, frittfd^ unb d^ronologifd^ bearb. SBb. IV, 122 ff. 



24 

ungeachtet, in eigener ^erfon erftlid^ in aQe feine SBol^ngimmer, bann 
in ben fogenannten ^rälatenjimmern ^erum. @ine^ baüon ift befonberS 
merfttjürbig, ganj mit ben au^gejud^teften ©emälben auggejiert. SJor 
biefen Sii«J"^^it beftnbet [\ä) ein großer (Sang, »eld^er üermittete an«» 
gebrachter Jl^üren in Heine Sabinete ober Sßoräimmer lann umgcänbcrt 
werben. ?lQe bieje SSorjäle mad^en ekie anfel^ntid^e Ocmälbegaterie au^, 
wo jtd^ fd&öne ©tüdc öon öerfd^iebcnen SReiftern, ©deuten unb Slrtcn, 
aud^ unter anbern fd^öne ^oljgemälbe finben. 2)ie @amm(ung l^at üon 
beut je^igen ^rälaten, toelt^er fid^ um aQe gä^er ber bitbenbcn fünfte 
fe^r interejftrt, ben mciften Olanj erl^atten. Son ber Slbtei aui^ gel^t 
eine l^eimtid^e Stiege big in bie unterften Äellergeioölbc l^in. SBir 
befallen liernacf) ben l^errti^en Äaiferjaal, bie ^offapette, gingen burd^ 
bie SSibliotl^ef in ben Sonöentbau, too ung eine graterjelle unb ein 
Simmer eine? ^ater3 geöffnet »arb, »eld^e faft auf eben bie ?lrt mie 
in Od^fenl^aufen eingerid^tct finb. SBir ftreiften nod^ burc^ alle ÄeHer, 
gifd^tcic^e, bie Äanjiei, ba§ l^crrlit^e Siefectorium l^inburd^. ®ag gange 
^(oftergebäube befielet, bie iDeIonomie«®ebäube unb bie SBol^nungen ber 
SRinifterg nit^t mitgcred^net, au§ jtoei großen, etioa 400 ©d^ul^e langen 
Quaree^, batjon einei^ »ieber mit einem S^^ifc^enftabe burd^freujt mirb, 
unb alfo eine^ ber jmei obgenannten großen abtänglic^ten fßmtdt in 
jwei gleid^e Sl^eile getl^eilt wirb, meiere nun mit bem nod^ übrigen un* 
abgctl^eilten SSieretfe brei ungleiche QuareeS geftatten. Sie Defonomie^ 
Oebäube finb öon einer oufeerorbentüd^en SBeitläufigleit unb finb t^eilg 
aufeer ben ©arten, tl^eilg aufeer bem SSorl^ofe l^ingefe^t. SSor unb an 
bem Äloftergebäube fommt bie prä^tige Äirc^e mit jmei fiu^):pelt]^ärmen 
gu ftel^en. 3n ben Konüentgcbäuben ift atte^ aui^gejiert, bie ^erift^tien 
finb fogar mit ©tuiatur üerfleibet. 2)ic ®emälbe, »etd^e ba in einer 
gewiffen Scjie^ung aufeinanber au^ bem neuen unb alten S5unbe an- 
gebraut finb, fönnen fommt il^rer (Srllärung in einem in 4® gebrutften 
S5ud^c nad^gefel^en toerben^j. 5)ie neue fünftlerifd^e unb babei fel^r ein* 
fad^e Sonöent-Ul^r üerbient auc^ bemerft gu werben. 2)ag allgemeine 
SRufäum unb über^auipt aQe @ebäube finb fo lommUd^ eingerid^tet, bag 
in biejem $ßunfte gewi§ nid^tg üergeffen tourbe, unb bie§ Älofter ju 
einem gormular einer red^t !ommüc^ einjurid^tenben SBol^nung bienen 
!ann. ©ie l^errtid^en ©tiegenl^äufer mad^en bem gangen Oebäube über* 
ifan^fi ein ))rad^töotte3 Slnfe^en. 3n ben §ofgebäuben finbet man über* 
bieg eine SÖienge fdbbner ©iatatn öon @t)p^ unb etwa 28—30 ©tü(f 
l^alber^abene wetfd^e Slrbeit aug fd^önem carrarifd^em 3Rarmor, weld^e 



') Pioturae conventus Ottoburani, quae utriusque Testament! Mysteria prae- 
cipua repraesentant, concordant et illustrant. MDCCLXXXIII. 28 ©citcn 4® mit 
3tt)ci Äupfcrtafeln. SBcrfajfer ift P. Äonrab iRcnj, t 1770. «S. fiinbncr a. a. D. ©. 80. 



25 

bic ©eJ^eimniffe bc^ Scbcn^ unb Scibcn^ unfereg ^cilanbc^ üorfteUcn, 
wa^re Äunfiftürfc ! Sie finb jum ^l^cif öor unb jum %i)txl in bcr 
§offa:pcIIe aufgehängt; anä) alte $oIj« unb Stein * 85a3relief§ trifft 
man l^in unb roiebcr an, toeld^e toegen il^rem Slltertl^um el^rtoürbig finb, 
aud^ tDixlüd) forgföltig oufbeioal^rt toerben» aSont SBinterd^ore, »etd^cr 
an bie Äird^e angebaut ift, !amen toix in bic Äirt^e, unb fingen mit 
S3etrad^tung ber ©acriftei an. 2)ic ftäftcn finb ganj üon fournictcr 
^oljarbeit, nid^t fo jxuf ©eratl^etool^I l^in, fonbcrn fic ftetten ganjc nad^ 
ber 9?atur gejeic^nete alte römifd^c unb anbere 2)enlmate t)ox, j. S. 
ben SRoIeS ^abriani, anbere alte römifd&e Sluinen, ben Xempel ©atomon'^ 
in einer jmeifad^en QzxöfmnQ u. f. f. S)ag S^orgeftül^I ift mit Bas- 
reliefs öon t)ergoIbetem ^olje auSgefd^müdft. S)er ganje Xzmptl ift mit 
äRarmor ge<}fl[aftert unb fann füglic^ in brei Äirc^en abgetl^eilt merben. 
3)ie Älrd^e beftel^t an^ bem Sl^orc, ber großen Äu)}pel, jmei Sieben* 
Iup<}eln, bereu jebe brei Slltäre in fid& I)ä(t, unb bann bemSd^iffe, unb 
nur im l^interften Steile ber Äir^e finb ©tül^Ic angebra^t. 3)ie 
(Semälbe finb öon geiler ^), bie ©tutfatur mit ®oIb überlaben. 3)aS Sl^or* 
gitter ift nur ätoa jtoei bis brei gufe iioä) unb mit ©tatuen befefet. 
2)ie Slltärc, bereu eS eine grofee SKenge gibt, finb aÖe im mobernen 
®ufto gebaut, unb einige baüon mit l^eiligen Seibern römift^er Slutjeugen 
gejiert, toefc^e foftbar gefaxt über benfelben ftel^en. S)er S^or^SKtar 
jeid^net fid^ bur^ feine ©d^önl^eit bcfonberS aus. SSor bem (Sljorgitter 
ift ein alteS, el^rtoürbigeS unb miraluIöfeS Äreujbilb ber Slnbad^t ber 
©laubigen auSgcfleQt. Sin einem ©eitenaltare einer 9?ebentu|)|)el geigt 
man baS §au)}t ber l^eiligen ÜRart^rin Sinofa, morin nod^ baS ©el^irn 
unb bie Swnge unöerfel^rt ju fe^en finb ; am l^intern Sl^eile bcS §au:ptcS 
fielet man nod^ bie SBunbe, bic burd^ einen ^feil öerurfod^t »orben^). 
©^abe, ba^ eS unS bie 3^^^ nid^t erlauben moQte, bieS ganjc ^lofter 
mit mel^r Slufmerlfamleit ju bctrad^ten. 

9?ad^ ber 3KittagStafel ful^r bcr gnäbigc §err mit unS in einer 
merfpännigen Sl^aife auf brei feiner ^öfe, »eld|e etma eine ©tunbe öom 
Älofter entlegen fein mögen. S)er erfte ift ber SlecreationSort für bie 
ßonöentl^crren ; er liegt an einem jiemlid^ einfamen Drte, gcrabe an ben 
®renjen eines SBalbeS, ber bem §od^ftifte Kempten gel^ört. üWan 
!ann l^ier ettoa 20 ^atreS commob logiren. Slud^ finb jtoci ÄapeÖen 
angebrad^t. Sluf biefem §ofc ift eine fd^bne ©tuterei angeftellt, unb 
auf bem jtoeiten §ofe eine aJiaultl^ieräud^t. Slad^bem toir nod^ ben 

^) 3ocob 3cilcr, ©r. fatjerltdicn ^Koicjtät afobcmifd^cr Main. ge^craBcnb, 3a6r= 
buchet IV, 94. 

^) 3ebcnfatt§ ift ^ßinnofa ober SBinnofo gemeint, bie unter beu 10 39eölciterinncn ber 
1^. Urfuk genannt wlrD. 5Bgl. 3. 33. ^Innolcn be§ ^ift. SBereinl für ben 9lieberrf»ein 26, 148. 



26 

brttten $of bur^gefal^ren Ratten, fo ging'd nun auf bie Oelonomte« 
gebäube loS. 3^^>^ ^^^^^^^ ^^^ ^i^ Hoffnung gemad^t^ ba| id^ einen 
Z\)t\i be^ dtad^mtttagiS in ber S3tbItot]^et jubringen tonnte, allein mein 
aSorl&aben unb bieg SSerj))rcd^en mürben ju nid^tö, unb »ir jal^cn bie 
S3ibIiot]^e{ nur fo mit, bag mir ein "Silal bnx6) fie l^in unb l^er gingen, 
tnbent mir bie @ont)entgebäube betrad^teten. SD^an jeigte uni^ alfo bie 
aRarftälle, bie öerfd^iebenen SBerfftätlen unb mag berglcid^en mel^r fein 
ntag. %on ben t^uttertrbgen ift a(g Seltenheit ju ermähnen, ba^ leber 
aug einem einjigen ©tein auggel^auen ift. ®ie 50iefege ift fe^r commobe 
in einem tiefen, falten ®emötte l^inplacirt. S)ie Bierbrauerei foH in 
il^rer guten @inrid^tung menige il^reg ®Ieid^en l^aben, bie 93äderei lommt 
gleid^ neben bie SÖJül^le ju [teilen, unb biefe felbft ift mit möglid^flcr 
^ommlid^!eit eingerid^tet unb l^at fünf ®änge. Oben finb bie Sornbe« 
l^älter, üon meldten bag ©etreibe in Kanälen auf bie Wtüf)U of)nt 3e* 
nmnbeg gutl^un l^erabfäÖt. (£ben mollten mir nod^ ben fd^önen ^of» 
garten befel^en, Q(g und ein bal^erbraufenbeg Ungemitier baran l^inberte, 
unb mir ung mit unferm l&ol^en Begleiter in'g Älofter jurüdbegaben. 
yiaä)btm ung ber ^err $rälat l)ier nod^ bag fd^ön eingerid^tete unb 
mit aQcr Sorgfalt miber bag geuer bemaffnete Slrc^iö unb ben l^err^ 
lid^en 3iefectoriumgfaaI noi^malg gejeigt l^atte, unterhielt ung ber §err 
Süd^enmeifter P. granj^) etma eine l^albe ©tunbe auf ber berül^mten 
Orgel, bie er meifterlid^ tractirt. ©ie l)at 74 Siegifter, alfo jmei minber 
olg jene in SBeingarten, allein ba^ $ebal unb ber Orgelbafe über^au|)t 
ift unöergleid^Iid^ ftär!er ^). ©d^on mar ber gnäbige $err mieber ba unb 
ftil^rtc ung in ben ©pcife^ ©tubir^ unb SBol^njimmern ber ©tubenten 
!^erum. S)er fd^öne ^omöbienfaal mit S3ogen, meld^er ganj nad^ bem 
©alburger Il^eater eingerid^tct ift, mofelbfi alle ©cenenöeränberungen 
mit 8iäbern fel^r gefd^minb bemirft merben, ift merfroürbig. ©ogar bie 
^üd^e üergag er und nid^t p jeigen, unb ju il^ren ^ommlid^teiten ge^ 
^5rt, bafe barin üiele S)ienftc mit SBafferräbcrn öerrid^tet merben, meldte 
fonft SDJenfd^enl^änbe forbern. 3lod) ein paar Slugenblide öor bem Slbenb* 
effcn brad^tcn mir in einem SWebcncabinete ber abteilid^en Qmmtx ju, 
mo ung bie großen Slbriffe ber bem ©tifte Ottobeuren jugel^örigen ^crr* 
fd^aft, meldte ber je^ige $rä(at erft tür5nc^ üon neuem aufnehmen lieg, 
t^orgemiefen mürben. Me biefe alten unb neuen 9iiffe mad^en jmei 
SSänbe in ©uperregalfolio aug. ^ier in biefem Qimmtx l^ätten mir ung 



^) P. 3ran3 Sd^m^cr, geboren ju 2öuraad^ 1740, ^rofefe 1760, ^rieftcr 1766, ftarb 
am 9. SJlat 1785, l^tnterlicfe eine grofec ^afje muftfamd^cr (Jompofitionen. ©. Sinbner 
a. a. O. II, 83—85. 

*) 9iad^ Äonebcrg (53enebtcttnerbud6, @. 532) f)ai fie 64 fünöenbc JRcgiftcr irnb 
foftctc 31 810 e^ulben. S)er Erbauer »or Äarl Slieaa. 



27 

an S)urd^fel^ung einer überaus jal^Ireid^en SRünienfammlung unb etned 
jel^r großen Äu:pferj'tid^*Sabtneteg nod^ lange nü^Iid^ unterl^alten fönnen, 
menn eg bie Qdt jugetaffen f)ättt, unb biefcn ©ac^en l^ättcn mir aud^ 
bie S3efid)ttgung ber Oetonomiegebäube l^erjüd^ gern aufgeopfert; nun 
aber war eg ju f<)ät, unb »ir mußten abbred^en. STOid^ wunberte e3 
fel^r, ba^ man un3 bicfe fd^5nen ©ad^en nur einige ?lugenblitfc fe^en 
liefe, ba e^ bo^ bie Siebünggfad^en beg gnäbigen $errn finb, unb er 
biefe ©ammtungen felbft angelegt l^at. Qnx äbenbtafel »urbe bie tjrau 
SRutter unfereg ^errn ©era))l^in3 unb fein ^err Sruber P. 3ofe))^ 
eingelaben. ©onft fa^en wir, ben P. Äüd^cnmeifter aufgenommen, aufeer 
im SSorbeigel^en feinen öon ben Sapitularen, unb bieg mag QtVLQe fein, 
ba^ man l^ier fe^r ftrenge auf S)i§ciplin l^alte, unb eben barum, weil 
id) Weber SSibliotl^e!, nod^ Siblioll^efar, nod^ 5ßrofefforen gefeiten l^abe, 
lann id^ oud^ nid^t wiffen, wie e3 l^ier in biefer ®ad)t ftel^c. S)er $err 
P. Ulrid^, ^^rofeffor ber ^^iIofo<)l^ic unb jugleid^ ©rofefeKner (jwei 
wunbcrlid^e ©egenftänbe in einem ©ubject bereinigt), l^at f\6) mit bzm 
glüdtli(!^en SSerfuc^ aerofiatifd^er 5Diafc^inen (bie erften, weld^e ben fd^wä* 
bifd^en ßuftlreiä betraten) einigen SRamen gemad^t^. 

Unter bem Sifd^gef))räd^e verfielen wir auf ben Sontrapunft, t?on 
weld^em ber ^err ?ßrälat fel^r eingenommen ift. SBeit wir, befonber^ 
ber ^err S3e&a, ein SSerlangen äufecrten, benfelben ju l^5ren, unb wir 
ung boc^ auf leine SBeife woHten ber eben laffen, länger l^ier ju toer» 
bleiben, fo mußten noc^ Äbenb^ um l^atb neun U^r ber ^err 5ßräfect 
mit einigen ©tubenten l^erlommen unb un^ eine 9Keffe oon ber Kompo«» 
fition beg P. Äüd^enmeifterg in einem fogenannten ®ontra))un!t pr 5ßrobe 
üorfingen. 2Die SKufil gefiel mir wol^t, bod^ weife id^ nid^t, ob man eg 
nid^t el^er giguralmufif o^ne Snftrumente, als Wal^ren ©onlra^)unft nennen 
iBnnte, weil befonberS bie l^öl^em ©timmen mit eigentlid^en ©olo, ©netto 
u. f. w. wed^feln. @in anberei^ ©tüdf, ein Salve Regina, fam einem 
6ontra))unIte näl^er. 3lad) biejem würben wir in'g fogenannte gürften* 
jimmer gefül^rt, unb ba bot ber ^err ^rälat nod^ einmal alle feine 
Sräfte auf, uni^ länger bei fid^ ju belialten. Slllein weit wir uns üer* 
nünftiger SBeiJe nid^t mel^r fäumen fonnten, unb il^m üorfteHten, ba^ wir 
wegen biefem ©tifte unS merllid^ üon unferm Sieifeplan entfernt l^ätten 



*) P. Ulrtd^ ©ti^icöö, TOtßUcb ber ?lfabemte ber Slöiffenjd^aften ju SKünd^en, ßcboreii 
3U (&o§M (SBürtiemkrö) 1752, ^rofefe 1771, «ßriefler 1775, liefe am 22. 3anuar 1784 
naä) einigen borl^ergcganflenen SSerfud^en ben erflcn grbfecm Öuftbaffon fteigen, ber nodj 
brci Stertclftunben »ieber fanft ^ur 6rbe fiel. Sfc^erabenb, Sa^rbUr^cr 4, 177. ©d^iegg 
bet^eiUgte \iä) mä) ^uf^cbung bc§ ÄlojtcrS an ber ÖanbcSöermeffttng unb flarb in SJHlnd^cn 
am 4. SKai 1810. ßinbner a. a. D. II, 98. — ©ein Portrait fielet im ©uljbati^cr 
Äalenber für fatl^. ©l^riften auf ba§ 3a]^r 1850, ©.71. 



28 

unb nod^ mcle anbete merf würbige Orte feigen ttjottten, \o fagte er, er 
toottte ung nid^t gtoingen, mir foHtcn am mä) einmal in feiner 816^ 
toejenl^eit barüber bebenfen unb il^m nod6, el^e er fid^ jur Slul^e begäbe, 
unfern Snifd^lufe »iffen laffen. SBtr ftaitteten xf)m alfo auf aßen SBor* 
fall l^in unfere ungel^eud^elte S)anffagung ah für bie aufeerorbentltd^en 
©nabenbejeugungen, unb entfd^toffen un^ fofort (e^ toax fd^on 10 U^r), 
ajforgeng frü^e um 3 Ul^r fortjureifen. SBir liegen biefen unfern @nt^ 
fd^Iufe nebft nod^maliger 2)anffagung bem gnäbigen ^errn angeigen. ffir 
»ünfd^te ung eine red^t glürflid^e 9?eife unb liefe un« fd^ergmeife anjeigen, 
bafe er ung jur mo^Iöerbienten Sufee unferer eilfertigen Slbreife mit 
SRauItl^ieren »oHte begleiten laffen, fonft »ürbe er ung mit $ßferben 
aufgewartet l^aben. 

SBenn immer eine SBefd^reibung meriwttrbiger 5)inge auf unferer 
9?eife Verworren ausfielet, fo ift e3 gewife biefe, bie \ä) jefet t?on Dtto* 
beureu l^ingefc^rieben l^abe. @g finb an biefem Orte ber merfmürbigen 
©a^en ju toiele, aU bafe man fie in einem l^alben S^age befel^en lönnte, 
unb eben barum, weil wir über aUe^ flüd^tig un§ l&inwegfefeen mußten, 
ift e§ eine notl^wenbige golge baöon, ia^ bie Sefd^reibung biefeg Drte^ 
nur unöoHfommen, nur obenl^in, unb üUxi)anpt fonnte ^ingefd^rieben 
werben. SRal^e am Älofier ftel^t nod^ ein px'dä)ixQt^ ©eböube, weld^e^ 
bie ^ofbeamten inne l^aben; ein jeber au§ il^nen l^at jugleid^ einen Stn* 
tl^eil an einem grofeen ©arten, gifd^teid^e u. f. w. S)a3 ganje Äfofter- 
gebäube, bie Äird^e unb jum Sl^eil aud^ bie Stürme finb au^ gebatfenen 
©teinen gebaut, weil eg in biefer ®egenb auf eine weite ©trerfe l^in 
feine eigentlid^en örud^fteine gibt, bereu man fid^ gu ©ebäuben bebienen 
fönnte^). 9?un jum ftörfften äWarf^e, ben wir auf unferer gangen 3leife 
gemad^t l^abcn; er beträgt etwa 24 ©tunben, üon Ottobeuren bi§ auf 
SWünd&en, 

"am 20. Snliu^, frül^e am SRorgen nxn 3 U^r, l^atten wir fd^on 
unfern SReifewagen beftiegen unb ful^ren mit unfern tangol^rigten ^ßferben 
über ©ontl^eim, ©tetten, Slofebad^ unb einige anbere Heine Orte auf 
JIRinbell^eim ju, ein ©täbtd^en, ha^, ob e3 gleid^ im fd^wäbifd^cn 
fireife liegt, befanntltd^ mit bem jugel&örigen Sanbe bem Äurfttrften in 

^) Ottobeuren, wegen fetner örofearttgcn Ö^eBöuIid^feiten ba§ jc^toäbtjd^c @§curtal Qt-- 
genannt, fam mit jcinem anjel^nlid^en ©ebtct in fjolge be§ JRcgenSBurger 9leid^§beputation§s 
$am)tfd^luf[e§ als ©ntjd^äbigungSsObiect an ÄurpfalaBa^crn unb »arb am 3. ©eptcmber 
1802 militairijd^ beje^t. S)ic iJbftcrfirdJe würbe ^ßfarrürd^e, Ibt unb Qf^onöent penfionirt, 
bie SBibltotl^ef unb ^xä)io nad^ SOWlnd^en übcrgefül^rt, unb bie fd^önen fallen be§ öerlaffenen 
ftloftcrS begannen gu öerbben. Äönig ßubwig I. erridjtetc 1834 bie SBencbictincrs^lblci 
@t. ©tepl^an ju Augsburg, bem Ottobeuren als ^ßriorat beigcorbnet würbe. Seit 1835 
finb wieber SBenebictiner bajelbjt, weld^e bie ^Pfarrei unb feit 1853 aud^ eine ^rgie^ungSs 
5lnftalt leiten. 



29 

SBa^crn jugcl^ört. 9lcd^tö jur Seite auf einer Änl^öl^c jetgt fid^ ein für» 
fürfllid^eg Sagbfd^lofe, »orin fid^ ber öerftorbene SRaj 3ofe))l^ ^) Jäl^riid^ 
jur Sagbjeit einige SBod^en aufjul^alten l^flegte. SEBir unterrebeten un8, 
wäl^renb bie ^ferbe eingef<)annt tourben, mit bem $ßoftmeifter über bie 
Slrt, toie biefcr Ort im legten Äriege ^) öon ben Defterreid^ern bejefet unb 
über bie gorm, »ie er bamaU regiert ttjurbc. Igr jeigte fid^, miber bie 
©emol&nl^eit anberer ba^erijd^er Untertl^anen, nid^t fel^r toon Defterreid^ 
abgeneigt unb fagte: @inen ^errn muffen wir bod^ l^aben, unb baran 
wirb julefet »enig liegen, roeld^er c3 fei; ber Äaifer bcfd^üfet bod^ feine 
Untertl^anen beffer, aU je ein anberer ^Regent. SSon 9Kinbetl^eim lommt 
man über ^ird^borf unb 9lieberbettltngen gur SBertad^ ober t)ie(me^r 
jum 9fiinn{a(, wo fonft bie SSertac^ fliegt, ein Keinem äSaffer, weld^e^ 
aber ben legten SBinter ungel^euere SSerwüftungen angerid^tet l^atte, t)on 
benen wir nod^ @))uren fallen; je^t aber war fie faft auiSgetrodnet unb 
laum ftd^tbar. 

S9alb trafen wir ju ^ud^loe, bem allgemeinen @ammzipla^t 
ber Ucbeltl&äter , weld^e im fd^wäbifd^en Äreife aufgel^oben werben, 
ein. (Sin jeber ^rei^ftanb contribuirt jäl^rlid^ tttoa^ gur Unterl^altung 
biefe^ Orte^, unb l^at bann ba^ 9ted^t, aQe feine ©algenüögel ober aud^ 
anbereg ©cfinbel bal^in ju liefern, wo man il^nen entweber unentgeltlid^ 
ben ^afö brid^t, ober fie jonft auf einige Stit im ßud^t* ober SlrbeitS«» 
§auje befd^äftigt. 9?od^ el^e man xn*2 S)orf ^inlommt, ifi'3 ein in ber 
Sl^at trauriger Slnblitf, fo öiele ungtüdlid^e @dölad^to<)fer ber ®ered^* 
tigfeit auf öerjd^iebene SBeife entleibt öor fid^ ju feigen. S)oci^ wir follten 
balb wieber tttoa^ gur l^eilfamen Srfd^ütterung bei^ ßtotiQ^tUt^ belom- 
men. Unfer SReijegefäl^rte ^err S3eba war burrf) biefeg gräfelid^c ©c^au* 
\)j>\d fo gerül^rt, bafe er un3 ermal^nte, ein De profundis für bie armen 
SBerblid^enen mit einanber abjubeten — unb aU e3 jur ßollecte tarn, 
fo httttt er in allem ©rnfte bie Dration: Deus veniae largitor . . . 
quaesumus, ut nostrae congregationis fratres, propinquos et bene- 
factores ad perpetuae beatitudinis consortium pervenire etc. SBir beibe 
proteftirten im 9tamen ber ganjen l^elüetifc^en Kongregation feierlich 
wiber fold^e 9Kitbrüber, unb nun war'3 gejc^e^en; lad^en mufeten wir, 
ol^ne mel^r auf einige Qtit an ha^ S3eten beulen ju fönnen. S33ir waren 
balb bei bem ©efängniffe, Slrbeitg* unb 8vi6)Ü)avi^ ju öud^loe. D^nel^in 
mußten wir bie $ferbe wed^feln, unb biefe l^albe @tunbe wollten wir 
ium 93ejuc^e ber befangenen jubringen. S)a6 aber ju biefem guten 
S93erte aud^ etwa eine Reine S)ofii^ üon 9!eugierbe mbd^te l^injugefd^lid^en 

^) iJurfürft ^ajimtltan III. ^o]tp^ bon S3a^ern, Qzh. 1727, f 30. S)cccmBer 1777. 
^) 3m SBa^crtfd^cn ßrbfolgefrieöc 1778—1779, fd^eratoctic auä) Äartoffelfrtcg genannt, 
unb am 13. ^ax 1778 burd^ ben grteben öon Xefd^en beigelegt. 



30 

\tm, ift and) möglich . SBir ttjurbcn öon ber SBad^c (ein SCl^eit bc§ 3let^3' 
conttngente^ it§ Sifd^ofg üon Sluggburg) gar gern eingctafjen unb trafen 
iuft ben ©rtminal-Slfjefjor S)ainiani, einen jungen, freunblid^en Wtann, an, 
todäftx nebft bent ©riminalrtc^ter bic erfte Obforge über aKeS \)at Sl&rc 
Unterbeamten finb ein Sud^tmeifter, ein SSerwalter, ein Sifenmetfier u. f. f. 
S)ag ©ebäube fteßt orbentlic^ ein Älofter t?or unb ift in'^ SSiereif 
gebaut. Sut unterften ©todmerfe finb bie 8lrreftanten, in geräumigen 
gemölbten 5£ammern, meldte reintid^ gel^alten unb oft auSgeräud^ert 
»erben. @3 finb il^rer 5—7 unb nod^ mel^rere beifammen; biejenigen, 
»etd^en ba2 Seben abgef))rod^en ift, finb an Letten gebunben; bie übri- 
gen fbnnen l^erumgel^en unb »erben oft auf einige Saläre in'2 obere 
©tocfroer! <)romomrt. SBirllid^ mod^ten ftd^ etwa 30 — 40 Slrreftanten 
barin aufl^alten. Su eben bem ©totfmerfe befinben fid) nod^ bie fd^red- 
lid^en JBIodl^äufer. Dberl^alb finb auf einer Sie bie SBeiber unb auf ber 
anbern bie SÖJänner unter il^ren Sluffel^ern mit Slrbeit öerfd^iebener Slrt 
befd^äftigt. 3n ber SWitte ift bie Äa))eHe, wo üon beiben Jl^eilen 5IReffc 
lann gel^ört werben, ol^ne bafe fie einanber aud^ nur feigen fönn<n. 
©egenüber finb bie SBol^nungen ber Beamten, unb weiter l^inweg nod^ 
bie fc^rerflid^e Slüftfammer, eine ©ad^e, bie man l^eute an üerfrfiiebenen 
Orten für jiemlic^ entbel^rlid^ anfielet, ^err S)amiani führte ung felbft 
aQer Orten l^erum, unb bie fjrau ©riminalric^terin (eine lod^ter beS 
toerftorbenen ^offanjlerg ®affer) mad^te un^ eine furje SBifite. 2)ag S5efte, 
wag mir l^ier gefiel, war, ba^ ber ^err ®riminaI==2lffeffor, fo toiel id& in 
fo furjer Qtxt bemerlen fonnte, fanft unb leutfelig mit biefen armen 
Seuten umgel^t unb il^nen baburd^ il^r Unglürf erträglid^er mad^t, 

SRac^bem wir jum Irofte biefer Slrmen unb jur 95ufee für unfere ^ttU' 
flierbe ein anfel^nltd^e« SHmofen l^interlaffen l&atten, ful^ren wir faft burd^ 
lauter SBälber auf Sanb^berg. S)a3 einzige 3)brfd^en ©ottSl^auS liegt am 
SB^ge. (Sin langweilige^ Salären, weld^eg aber burd^ aufeerorbentlid^ fd^önc 
^eerftrafeen erleid^tert wirb. 9Son Sud^Ioe ift nod^ ju merlen, ba^ um biefc 
®egenb ber berufene aBilbJd&üfec, ber fogenannte ba^erifc^e Riefet ^), ge* 
fangen worben. (Sf)t man auf SanbSberg lommt, mu^ man ben 2ed^ 
^jaffiren. Sanb^berg ift weber grofe nod& fd^ön, eg ift tttoa^ befeftigt, 
mit 500 SWann befefet unb faft ganj an einen S3erg l^inangebaut. S)a^ 
el^emalige Sefuiten^^SRoüigiat mad^t ju oberft auf bem Serge eine red^t 
fc^öne Sigur, aöetn fo fel^r man ung aud^ bieg ©ebäube anrül^mtc, fo 



*) ®cr „ba^crijd^c §iejcl\ im fübtocftl^cn S)cutfd^Ianb nod^ ^cule \topvilait, f)it^ 
«iQcntUd^ 5Watt^ta§ ilbftcrmaicr, »ar geboren 1738 a« ^Wng bei Sriebburg am ßcd^, 
bcrül^mtcr SBilbjd^ü^ unb jute^t auä) mnhtx, »arb 1771 gefangen unb in S)iHingcn 
l^ingerid^tct. ?5gl. ßeben bc§ SJlatl^iaS Älojterma^cr , genannt ber ba^erifd^c §ie{el. 
^annoöer 1797. 



31 

l^atten toxx n\ä)t 5IWu^e genug, cg in 8lugcnfd^cin ju ncl^mcn. Unfcr 
Slcifefoffcr lourbc ung l&ter toon einem SKautl^ner toexfiegelt unb für biegen 
S>tenft, beffen mir mol^I l^&tten entratl^en {önnen, mußten mir il^nt nod^ 
obenbrein 32 ^reujer jum fiol^ne geben. S)a mir eben gum meinen Stoffe 
neben ber $au))tlird^e logirten, fo ging ic^ in biefetbe. S)a0 ®ebäube 
ift ein atteg gotl^tfc^eS 3Jifinfter, unb au^ biefcm fäfet ftd^ leidet auf feine 
aJcrgicrung fd^Iiefeen. ®3 l^ängen barin toielc alte türüfd^e ÄriegSfal^nen 
l^erum, meld^e^ mir l^ernad^ aud^ in einigen SSird^en gu ^JJ2ünd^en felbft 
bemerften. Unter einigen ®rab'2Ronumenten ift jene« beg ß^riacu^ SBeber, 
Dr. med., ber üon 9Künd^en gebürtig mar unb 1575 in Sanb^berg ftarb, 
ba2 mcrimttrbigfte. @3 ftel^t l&inter bem S^oraltare gur redeten Seite in 
einer 92ifd^e, bie mit einem eifernen ®itter üermal^rt mirb. (£iS fteUt ein 
gange^ menfc^Iid^e^ £obtengeri)))}e t)ox unb ift au^ einem einzigen @teine 
au^gel^auen, ein Äunftfiürf, mclc^eS fo unbegreipic^ ift, bafe man nod^ 
an feinem S)afein gmeifeln möd^te, menn man e^ gleid^ mit Singen t?or 
fid^ fielet. 2)ie3 ©tüdf ift big je^t noc^ in fel^r gutem ©taube erhalten 
morben. S)er ©tcinl^aucr, mc(d^cr eg oerfertigte, ^ie& Sleid^el. 

SBir reiiSten nun bie ©tabt l^inauf, mo fie gegen bie Qanbfeite tttoa^ 
mel&r befeftigt ift; ia öffnet fid& öon bicfcr Slnl&öl^e bie fd^önfte ©ccnc 
etned ber gefegneteften fianbe, bie eiS nur geben !ann. S)ann aber folgen 
mieber ungebaute ®cgenben, fd^önfte SBälber öon ßaubl^olg, benn gid^ten« 
bäume gibt'g l^ier leine. 93on Sanb^berg aud Bid SD^ünd^en ftnb an ber 
^cerftrafee oHc SSiertelftunben ©teine gefegt, meldte anjeigen, mic öiele 
Siertelftunben man nod^ öon ber §au))tftabt entfernt fei. Ueber bie 
S)brfer Seffingcn unb SBinbac^ lommt man an ben Simmer* ober 8lm* 
))er«@ee, meld^er üon bem t^lü^d^en "ämptx, ha^ il^n burd^treuget, ben 
Siamen l^at. ^ier fie^t man ben 85erg Slnbed^g in einer Sntfernung t?on 
etlid^en ©tunben fel^r fd^ön. SEBir fa^en nod^ mel^rere anbere Orte unb 
filöfter, bie aber unfer 5ßoft!ned^t nid^t gu nennen mufete. Son 3nning 
ift nod^ eine boppelte $oft big äßünd^en, meldte aber nid^t gemed^felt 
mirb. 2luf itm SBege liegen bie 5)brfer Äaifer^borf, ^ergottSrieb, 5ßfaf» 
fenl^ofen. 3wci ©tunben üorl^er fielet man fd^on bag l^errlid^e SKünd^en 
e^c man ^inlommt. 9?t|m))]^enburg unb einige anbere furfürfttid^c ©d^lbffer 
geigen fid^ oon ferne. Sial^e an ber ©tabt finb eine äRenge (Särtcn, 
morin bie Sttrger i^re freien Äbenbftunben gubringen. @g mar ber 
fd^önfte Slbenb, unb bie legten ©onnenftral^len toergolbcten eben noc^ bie 
l^ol^en ©tiftgt^ürmc, aU mir in bie ©tabt l^ineinful^ren. SBir nal^mcn 
unfer Slbfteigcquartier beim ©aftl^aufe gum ft^margen Äbler in ber Äau* 
pnger ®affe beim §errn SRatl^g^errn Sllbert unb mir l^atten in ber Zi)at 
gut gemSl^lt. SBir l^ielten fogleid^ 9?ad^frage, ob fic^ nid^t ber §aupt^ 
mann 5ßrac6cr, ein ^albbruber beg ^errn 85eba, l^ier in ©arnifon be- 



32 

fänbc. aStr mad^tcn t^m unfcrc SBifitc, bejahen tiod^ in einem anitnzf)^ 
men ©pagtergange ba« Sleufecrc üon ben jd^önften ©ebäuben ber näd^ft* 
gelegenen ®aflen unb gingen jum ©aftl&ofe jurttcf, wo wir beim Slbenb* 
effen mit ßeuten öon üctfrfiiebenem ©tanbe, ^Rationen, ©l^aralter unb 
JBcftimmung, etwa 40 ^ßerfonen, Selanntfd^aft machten unb un^ mit 
SScrbannung aßeg Seremonien^aBefeng angcncl^m untcrl^ieltcn. 



üen 21., 22. unb 23. 3ttUu0. 

2)et 21. Suliug. S»«ift »^^bc id^ überl^au^jt öon biefer ^au<)tftabt 
rcben unb bann nur öon jenen SKerlroürbigfeiten, weld^e wir fclbft in 
ber furjen Qext bon brei Sagen, wäl^renb weld^en wir un8 barin auf«= 
l^ielten, in Slugenfd^ein genommen l^aben, etwa^ bemerten. 3ßan mä^te 
ganje 93äd^er fd^reiben, wenn man ^xä) auf aUt^ ©eltene, ^räd^tige unb 
Sffierfwürbige eintaffen woBte. SSon ber ®rö&e ber ©tabt, üon ber ?(n* 
jal^I unb 93ejd^affen]^eit ber @inwol)ner, üon ber grud^tbarteit beiS um« 
liegenben Sanbftrid^e^ unb einigen $riDat))er{onen follen am @nbe biefed 
Sl^eile^ einige Semcrfungen inm SSorfd^in lommen, ob fid^ gleid^ in fo 
furjer 3cit ^^^i oüt^ bemerfen liefe. 

SJiünd^en liegt am Sfarfluffe in einer faft unabweisbaren Sbene; nur 
fielet man in ber weiteften Entfernung bie X^roler unb bann bie ©alj« 
burger ®ebirge. ®egen Unterba^ern ift e3 mit Saubwölbern umgeben. 
S)iefe ©tabt fott eine ber fd^önften unb toollreid^ften ©tabte S)eutfd^Ianbg 
fein, ©ic l^at ivpptltt 5üiauern, welche mit einigen ^ornwerfen unb 
JRaöelin« au^gef^jirft finb, fd^öne SBätte, unb auf ber ßanbfeite einen 
breifad^en tiefen ®raben. S)ie ®affen finb breit, jene an ber ^au^Jtwad^e 
befonber^; e^ gibt fd^öne unb ühtxffanpt red^t grofee $I&ge barin, jenen 
befonber«, woran ha^ ^aM ber fianbfiänbe l^ingebaut ift. 2luf biefem 
$ßlafee, wo aud^ ber ®etreibemarft gel^alten wirb, fielet eine marmorne 
©äule üon beträd^tlid^er ^öl^e, mit einem eifernen ®itterwerl eingefaßt, 
worauf eine eiserne üergolbete ©tatue ber göttlid^en SKutter fid^ befinbet^). 

*) S)tc aWartenjäuIc auf bcm @d^rann€n^)la^ »urbc t)om Äurfürflcn SKajimiltan I. 
im 3a]^rc 1638 errtd^tet iut @rtnncrunö an Jemen @teg öom 7. ^loöember 1620 am 
toeifeen SBetge bei ^rag über ben Äurfürften Sriebrld^ V. tjon ber $fala, unb jum 3)an! 



33 

3)tc Käufer, bcjonbcr« bic an ber ^auptgaffc, finb fcl^r präd^tig unb 
aütmal t)xn ober fünf @todmerIe \)odi, and) lann man bei einigen fec^d 
©todwerfe jdl^Ien. (Sine grofee Slnja^C maieft&tifc^er Ztmptt, öffentlicher 
©ebäube, gräflid^er, frcil^errlic^er unb $riüat<)aläfte üerfd^önern bie ©tabt 
ungemein. SJal^in gei^ören ber glac^^Ianbifc^e, ©erjenl^eimifd^e, 9Äinuc* 
eifere, ®raf SJörring'fd^e unb ®raf ?ßrtJjftng'fd&e 5ßalaft, bie $öfe ber 
Älöfter u. f. ». 

SBir nahmen am äRorgen einen SeJ^n» ober £ol^n(aquaien^ beren ed 
in jebem ©aft^ofe genug gibt, ju unferm 2)ienft an, ber m^ an aOe bie 
Orte l^inffil^ren mugte, bie mir befel^en moQten. äBir fingen mit ber 
(£^orl6«ten-@tiftgfird^e ju Unferer Sieben ^xan an. (£g ift ein bunfler, 
got^ifd^er, breigängiger S)om mit jmei ^u)):|}e(tl^ärmen. 2>ie ^ird^e ift üon 
1468 bii^ 1488 fammt ben Stürmen an^ faft lauter gebadenen Steinen 
erbaut morben. S)ie Äird^e ift jufl fo lang ate bic Jl^firme fjod) finb, 
nömlid^ 336 ©d^ul^e, bie $au))tmauern ber S^l^ürme finb 11 ©d^ul^e 
bid^t; oben im Xl^urme l^fingt eine atteS^afel, toorin bied aOed nebft ber 
93ered^nung ber $&l^e anberer berül^mter Xl^ürme angefd^rieben ftel^t, 
meiere ic^, toeil id^ fie bort audgefd^rieben l^abe, aud^ ^ier anfe^e. 3)er 
fianb^l^uter beträgt 443, ber SBiener 464, ber ©trafeburger 578 ©d^ul^e 
in ber ^öl^e. @in jeber ber SOtfinc^ener l^at inioenbig 480 ©tufen. 
S)ie Äirc^e iiat 30 genfter, jebeS^ 70 ©d^ul^e l^od^, worunter fid^, foroie 
in allen alten ßirc^en, oiele auf ®la^ eingebrannte äRalereien befinben. 
S)ag ^^Jflaftcr ber Äird^e ift burc^au« oon a)iarmor, bie ©tü^le öon 
eichenem |)o(3e unb oberl^alb mit gelbem 3){effingbled^e befc^lagen. 3)ie 
Äird^e felbft ift oor einigen Salären, ma3 bie innere SSerjierung betrifft, 
au^gcbeffcrt unb geller gemad^t morben. SBenn man jum |)au))tporta(e 
l^ineintommt, fo jeigt man einen gemeinen 9}{anndfd^u^ in ba^ ^flafter 
einge^auen; menn man barin aufrecht fle^t, jo fielet man !ein ein^igei^ 
g^enfter in ber ganjen Äird^e. ©ie entl^ält etwa 30 2lltäre. 

äBir ftiegen bis jum ^öc^ften ^o))fe beiS einen ^irc^ent^urme^, um 
t7on ba aud bie gange ©tabt unb bie ^erumliegenbe ©egenb üoUtommen 
überfe^en ju !önnen, meld^eS ein in ber Sl^at ^errlid^er älnblid ift. äSir 
liegen uni^ ^ier bie ^ird^en, $aläfle unb $au|)tgebäube jeigen unb nennen, 
ftiegen ^erab unb bejal^en no(^ eine SBeile bie ^ird^e. 3)ie Slltarblätter 
finb meift Äunftftüde üon JRottcnl^ammer, ©d^toarj, Sot^ unb anbern 
beutjcfjen SKeiftern. S)aS ©d^bnfte, xoa^ man in biejer Äir^e feigen fann, 
ift ha^ berül^mte @rabmal ^aifer fiubmig lY., bed S3a^erS, meld|eS 

für Die Sr^altung t)cr ^urioürbc unb bie ?lbnjcnbung ber @efaf)r beim ^injug ber 
©d^tteben in ^Jlünd^en im Sa^re 16B2. %m Sonntag nad^ ^mer^eitigen 1638 würbe bic 
Söute feierlid^ eingcmeil^t unb galt jeitbem gleid^jam aU f&at^exnQ ^lattonal^eiligtl^um. 
S^ergt. St\% ^rlebnifje eine§ beutjd^cn gelbpatcrS, 3nn§bru(f 1888; 6. 287—292. 

0örreS.öef., II. ScrcinSfd^rift für 1889. 3 



34 

etne^ ber fd^önften in feiner 9lrt in ganj @uro))a fein foll. 3n ber %\^at 
ein tDdt)xz^ 5)enfmal ber "^xaäft unb be« guten ©ejd^macfeS ber alten 
83o^erfürfien. ®g ftel^t beim (Sintritt in ba^ ©l^or, unb l^ält in ber 
Sänge etwa 16, in bet SSreite 11 unb in ber §b]^e 13 gu^. S)cr 
haften ift üon meinem unb fd^ioarjem SOtarmor, unb bie l^erumftel^enben 
gtguren finb aöe in fieben^gröfee an^ @rj gcgofjen. S)te obern gigurett 
finb aßegorijti^, nämlirf) SBeigl^eit unb lapfcrfeit, bie Keinen aber, tt>dä)t 
innert bcm haften auf bcm loeifeen Steine angebrad^t finb, ftnb folgenbc: 
1, Subttjig, ber Saifer, in taiferlid^em Seremonien*$abite, licgenb, bcn 
8ieid^3a))fel unb ba§ ©cepter in feinen Rauben ; 2. ber f aiferlid^e SReid^g* 
abier mit bem ba^erifd^en SBap^)en auf izt ©ruft. Unten 3. bie Äaifertn 
SScatrij mit ©tepl^an, il^rera ©ol^ne. SSor bem SWonumente ftel^en bie 
^crjoge Sllbert V. unb SBill^elm V., ber gtomme, meiere bicS Monu- 
ment ju errid^tcn befal^ten, bann nod^ eine Äufftfirift, »eld^c beweist, 
ba^ 9Raj I. biefeg ®rabmal auf Sefel^I feiner SSoreltern »irflid^ errid^tcn 
liefe. 3n unb um bie Äird^e finb nod^ toicle ©terbemonumente üon ©rj, 
aWarmor unb ^olj, üon benen einige öicie Äunft öerratl^en, anbere aber 
il^rer ungewöl^nlid^en ©röge unb nod^ anbere il^reiS SlÜertl^umi^ megen 
berttl^mt finb. 

äEßir moUten nun Slbmed^felung l^aben unb begaben unS in bie 
diefibenj. S)ad iRefibens^^^ebäube mad^t üon aufeen bei meitem {eine 
fo |)räd^tige Slu^fid^t, alg e^ wol^l bie innere unglaubtid^ reid^e SSerjie- 
rung erl^eifd^te. ^a^ ©ebäube ift Weber in ganj antitem, noÄ in ganj 
mobernem ©tile gebaut; bennod^ läfet eg fel^r maieftätifd^ an. Uebcr 
ben jWei großen marmornen portalen finb eiserne allegorifd^e Figuren 
aufgefteUt, unten beim Eingänge Italien jierlid^e, au^ eben bem 3KetaII 
gegoffene ba^erifc^e Söwen bie Sßa:p))enfd^ilber, unb in btm äßittelabftanbe 
jwifc^en ben ^wei portalen ift bie Silbfäule ber göttlid^en ST^utter a(d 
Patrona Bavariae au8 bem nämlid^en SKetatte angefertigt ju feigen. Sßon 
l^ier lommt man in einen geräumigen Söorl^of, wo ein marmorner Srunnen 
ftel^t; i)kU metallene S^iguren befd^äftigen fid^ ba mit Slu^giefeung beS 
aSaffcriJ, auf eine Art, weld^e bag Sluge beg ^wfd&aueri^ angenel^m unter* 
l^ält. SSir gingen je^t burd^ eine 9{ebenftiege in bie fogenannten 
„fd^önen gimmer", burd^ einen SBorfaal, ber mit furfürftlid^en 2eib=* 
wad^en (Seibl^atfd^ieren) befe^t ift. Slttercrft lommen jwei Stubiensjimmer, 
ba^ erfte für fürftlid^e unb anbere ©efanbte üon geringem S^aralter, 
ba^ jweite, ba^ mit rotl^em ©ammet auSgefd^Iagen unb fd^ön gejiert ift, 
für löniglid^e unb faiferlid^e Sotfd^after. SDann folgen bie eigcntlid^en 
fogenannten rrf^öw^w gimmer"; e3 finb etwa fed^fe ^intereinanber, unb 
fie bienen bem Äurffirftcn jur SBol^nung. StÖe finb ]^au<)tfädölid^ mit 
ben fc^önften Driginalftüdfen ber größten SWaler au^gefd^müdt. dvpmn 



35 

gibt cg ba !einc. 2)ic übrigen SSerjicrungcn bcftel^en nebft bcn foftbarftcn 
in- unb au^Iänbifd^en Zapütn in einer aufeerorbentlid^ reid^en Samm- 
lung aller Slrten ©efd^irr, ©eröicen an^ ed^tem d^inefijd^em ^orgeKon, wobei 
eine Slrt oöaler, red^t großer Tdp^t bcjonber^ merfmürbig finb, nid^t nur 
il^rer feltenen ©röfee, fonbern aud^ il^rei^ bemunberungSwürbigen garben»«' 
jd^meljeS l^alber. S)ie ^anbl^aben, bic Oiinge unb (Sinfleibungen biefer 
©efäfee finb aÜemal maffiü ®oIb. $ier ift eine SRaffe üon ©))iege(n, 
iDeld^e btefen Zimmern eine ^u^fid^t üon einer erftaunltd^en Sänge unb @nt^ 
fernung geben, inbem fie gegen einanber paffen, unb alfo bie Dbjecte feftr 
öerfül^rerifc^ üerüiclfältigen. SJon ben Suftreg unb anbern golbenen 
Seud^tern werbe id| unten reben. S)ie Defen, tt)o e^ einige gibt, finb 
alle fo eingeMeibet, bafe man fie ni^t bemerft. (Siner fteßt j. 35. eine 
Sl^üre, ein onberer ein U^rgefteÖ u. f. w. öor. 2Die Äamine in aßen 
biejen gi^winern finb aufeerorbenttic^ ^jräd^tig, mit marmornen ®ötter* ober 
anbern fijmboüfd^en Figuren gegiert, unb bie baju notl^wenbigen Snftru« 
mente finb oft aug ®olb öerfertigt ober bod^ mit ®olb eingefleibet. S)ie 
Suftre^ ober fiampen finb meift ungel^euere Är^ftattmaffen; einige SBanb* 
leud^ter finb öon ®oIb, aud^ gibt e§ unter ben Seuc^tern gamilienftüde, 
weld^e öon ba^erijd^en fjürften ober il^ren l^ol^en Slnüerwanbten eigen* 
pnbig gearbeitet würben; ein ßeud^ter nämlid^ öom ßarbinal Jl^eobor 
toon 93a^ern ^), ben er fclbft aui^ ®oIb üerfertigte; ein anberer üom le^t« 
öerftorbenen Äurfürften SOiiaj Sofepl^ aug einem einjigen ©tüdE ®(fen« 
bein in l^alb erl^abener unb burc^brod^ener 2)red6§Ierarbeit, mit einer 9Kenge 
l^ertjorragenber iS^QVixtn, ein wa^rcg Äunftftüd!! Unter bcn fd^bnen 
3immern finb einige fleine ßabinete nid^t aufeer Sld^t ju laffen. Sd^ 
nenne nur jmei baüon: ba3 d^inefifd^e, weld^e§ gang mit aÖerfei c^ine- 
fijd^en Driginalgemälben bel^angen ift ; jwifd^en biefen ©emalben wed^feln 
öon unten big ju oberft allerlei Slrten d^inefifd^e ©eröice öon ed^tem 
^ßorjeÖan, auf Heine ©efteÖe poftirt. S)ie ©eltenl^eit wirb biejen d^ine* 
fifd^en ®emä{ben wol^t SRiemanb abfpred^cn, aber al^ 5ßrobucte ber Äunft 
betrad^tet, wirb fie SRiemanb bewunbern, ber nur einige ßenntnife t>on 
bilbenben fünften l^at, unb biefe ftolge Station, weld^e fo gern in jebem 
gad^e öor allen anbern SBeltbürgern obenan ftel^en möd^te, müfete er* 
rötl^en, wenn ©tüdfe europäifd^er ftünftler i^ren Schmierereien an bie 
©eite gefteÖt würben. ®ut alfo, bafe fie gang üon ben onbern entfernt 
ftel^en, wo fie ben Qn^ö^amt burdEi i^re 9ieuigfeit überrafd^en. Snbeffen 
finb bennod^ einige perfpectiüifd^e SSorftettungen gut, bie giguren aber, 
bie ^auptfad^e im ®emalbe, taugen meiner geringen Sinfii^t nad^ nid^tg. 



*) @o]^n be§ Äurfürften ajlajimilian 11. Immanuel, toax geboren 1703, SBifd^of bon 
9*eöen§burfl, fjretfmg unb ßüttid^, f 1763. 



36 

2)0« SRiniatur-ßabinct, and) ein fleincS Qimmtx, ba« ganj mit ben 
^etrüd^ften äRtniaturftüden uml^angen tft, nieift \d)'6nt (So))teen nad^ Stabend; 
ein ^pkknbtx Oxpf)tn9, mitten unter aOeriei arten üon Spieren, wetd^er 
aufeerorbentlid^ fein <)unf tirt ift, ift eine« ber fd^önften ; er ift ttxoa einen 
{(einen Sogen grog unb foll allein, mie un« ber S^^^^^^^^ ]^&^^^ 
14000 Oft. flclofiet ^aben. 

S)a« ©d^Iaf jimmer, wefd^e« mit etwa brei gnfe ^o^en Seud^tern unb 
anberm ®o(bgerätl^e augerorbent(id^, man möchte faft fagen, überlaben 
ift, ift auc^ je^r mertmürbig. 2)arin befinbet fic^ ba« ^arabebett, üiel» 
leicht ba« cinjige in feiner Art; bic Oberbedfe unb bie Uml^änge finb 
rotl^er ©ammct, fo fd^wer mit @olb geftidft, bafe fie fieben ffientner mögen 
unb (tpcnn man un« nic^t et»a« aufgebunbcn l^at) 800 000 g(. gcfoftet 
^aben foHen. ;&ier finb auc^ einige Meine mit @oIb gefticfte @effe(, eine 
Arbeit ber Äaijerin Stmalia ^). 

SBeiter befallen mir ben orbinären @^eijefaal mit einem Ord^efter, 
meld^er natärüd^er SBeife auc!^ ))rä(i^tig meubürt ift. Oben fd^on f)aht 
iä) angemer{t, bag in biefen 3^^^^^^^^ ^^^ äRiniatur^Sabinet in einem 
gewiffcn 3Serftanbe aufgenommen, nur bie beften Originalien berül^mter 
9KaIcr aufbcl^alten werben; id^ will ^ier nur einige baöon anführen: 
eine SInbetung ber brei Könige oon Stuben«, einige Portrait« üon t^m; 
einige $ortraite üon üan 2)^1, jwei S3ette(tinber oon äJ^uriKo, meldte 
grüd^te cflen, ganj 9?atur! fo bafe man fogar ben ©taub an il^ren gufe* 
folgten fo natürlich unterid^eibet, bafe man in SScrfuc^ung gerätl^, benfelben 
wegwifd^en ju wollen; eine SRutter ©otte« unb eine ^eiUge Slnna oon 
Sllbred^t S)ürer, bem SBieber^erfteller ber bitbenben Äünfte in S)eutfc^« 
(anb; oon äßanfrebo eine ©ejellfd^aft oon 3Rufitanten, bie man fojufagen 
fingen l^ört; eine 1^. ßecilia oon ^ouffin; ein öom Äreuje abgenommener 
ficib unjere« ^eifanbe«, wie er öon ben ©einigen betrauert wirb, t?om 
Stämlid^en. 2)od^ ic^ würbe an fein (Snbe tommen, wenn id^ and) nur 
bie auffattenbften ©tütfe trotfen l^ersäl^Ien woHte. 

Sßun ctroa« jur Slbwed^jelung oon ber Keinen ^o^lapelle, wdd)t 
in ber %\)at t)tn 9?amen „bie jd^5ne fia<)elle", wie fie genannt wirb, 
toerbient. ®(eid^ an^ ben „fd^önen äiw^^"^^"" t^i*^ w^^n in biefelbe 
hinein, ©ie ift eigentlid^ nid^t bie ^offapeHe, benn bie grofee ^o^taptüt 
iji gerabe unter ber fd^bnen unb l^at, ben labernafel öon ©itber unb 



^) 2)ie Äaijerin SKaria ?lmalta, bie nod^ wiebcrl^olt tx\oäi)ni tttrb, war bic jüngere 
5:o(i^ter ßaija 5oiep^)'§ I. unb 1722 mit ^axi %lbtxi bem Äronpringcn öon SBa^ern üer» 
mäf)lt ttjorben, welcher 1726 ^urfürft »urbc unb 1742—1745 a(§ iJarl VIT. bie beutjd^e 
^aijerfrone trug. Sie ftarb 11 Saläre nad^ i^rem ®ema^(, 1756. @§ »irb öon t^r 
erjä^U, bofe fie ben größten St^eil be§ ^^ageS ^nbad^tSübungen »ibmete. SSergl. ^Inbla», 
2)ie g-rauen in ber ©ejd^id^te. II 213. 



37 

®oIb unb einige ©emälbe auagcnommen, weiter nic^tö bejonberi? äKerl^ 
tpürbige^. 3)ie \ä)'6nt ÄapeHe ift \t^x enge, i^re ßoftbarfeiten finb 
faft unbefd^reiblid^, Sbelftetne, ©emmen, ^ßerlen finb über ba§ ®olb, 
ha^ aQer Orten l^ert^orglängt, gleid^jam au^gefäet; t)on @tlber trifft 
man l^ier ni^t^ an, auger nur, menn e^ auf eine rec^t fünftlid^e ^rt 
verarbeitet ift. S)er S3oben felbft ift üon lauter feltenen unb aui^ ;um 
Xl^eil öon ©belfteinen, j. 93. Slgat^, ßapislajuli, ®ranat, eingelegt. 3)ie 
SBänbe finb alle mit ber jierlidjfteu ©teinmofail auggejd^müit. 3)ie 
©eltenl^eiten biefei^ Drte3 entl^alten entweber l^eilige SWeliquien, reid^ 
gefafet, ober aber anbere Äunftftüde ; üon beiben melbe id^ tttoa^. Sieben 
bem Stitare, »eld^er ganj t>on ©benl^olj ift unb ein filbernel SKtarblatt 
l^at, ba§ bie ^reugigung üorfteKt, finb jmei @ärge üon Sbenl^olj auf* 
gcfteHt, barin fid^ jmei unfc^ulbige Äinber befinben. S)iefe Ääften finb 
mit einer fo unjäl^Ibaren SKengc alter gefd^nittener ®emmen iiberfäet, 
ba^ biefe allein fd^on ein ganjeiJ ©abinet formiren fönnten. S)ann folgt 
auf ber redeten ©eite ein haften, worin fid& bie ^änbe öon ©t. änna, 
©t. Sol^ann beg Säufer^, @t. e^rt)joftomu3, ©t. Äatl^arinen unb ©t. 
S)ion5^ üon Streo<)agui^ (üon jebem nämlid^ eine), aufi? })räd^tigfte ge* 
fafet, finben; eine SReliquie t?om f). Sol^ann üon 3le<)omuf, weld^e Äaifer 
Äarl vn. mit 141 SSriöanten befe^en lieg, üerfd^iebene anbere l^eifige 
©efäfee unb ©ad^en, weld^e unter beu Äunftftüdfen üorfommen foÖen; 
ber Äaften felbft ift mit Är^ftaügläfern üerfd^Ioffen, auf meldten l^err» 
lid^e giguren üon Sngeln unb ben öier (Süangeliften t?on einer fel^r 
fünfttid^en QtxdfmxiQ eingefd^nitten finb. SWeben bem Eingänge finb wie* 
ber jwei bergleid)en öon (Sbenl^olj mit ben loftbarften Sleliquieen, weld^e 
wieber auf eine 8lrt gefaxt finb, bie Serwunberung erwedEt. S)arin finb 
befonberg meriwürbig grofee Äreuj<)arti!el, ein ®iüd üom SRa^tmal^Itud^e, 
^anbfd^riften bed 1^. !Sgnatiu§ t)on So^ola, golbene Sreujbilber u. f. w. 
SSon ÄunftftüdEen melbe id^ nur jene, bie mir eben beifaÖen; man müfete 
fid& 5IKonate fang bal^infteHen, wenn man aÖe^ ©eltene aufmerfen woßte. 
^Sluf bem Slltare ift eine SD^onftranj üon ®oIb ganj mit ben fdtenften 
(Sbelfteinen unb ungel^euer großen perlen beje^t. S(uf bem 92eben!aften 
ein 9Kuttergotte§biIb, etwa 10 QoÜ ^oäi, weld^eg @t. ßuca§ gemalt 
l^aben foQ, weld^ei^ aber be§ tiefen Sllter^ l^alber ganj fd^warj unb 
fd^mierig au^fie^t; ein SRojenfranj t>on (Slfenbein, fo Hein »erarbeitet, 
bag man il^n mit genauer Slotl^ fie^t; mete ©efäfee mit ben fd^önften 
S3agreUefg; eine fleine l^öljerne Sugel in ber ®x'ö^t eine§ ifleinen 
Slpfel§, worin ju beiben Seiten bie Seiben^gejd^id^te unfereg ^eilanbeS 
in bie tiefen SHunbungen mit einer funftreid^en unb unglaublidf) arbeit* 
famen ^anb au§ einem ©türfe eingejc^nitten ift; ein fleineS Slltärd^en, 
auf bie 3lrt, wie fie im 14. unb 15. Sal^rl^unbert 9Kobe waren, wel* 



38 

ä)t^, »enn man bic ffcincn SRcbentl^ttxIcin öffnet, dtoa 4—5 QvU breit 
ift, üon foftbarer ©d^meljarbeit, eine Seite fteßt bie ®eburt unb bie 
anbcre bie ©rablegung S^rifti öor. S)a§ JIKittelfiüd l^abe id^ öergeffen. 
@g ift aUt^ bieS üon ber funftteid^en $anb beg $an« toon Steigen ^). ?tnbcre 
t?erf(!^iebene ?lrbeiten üon 93a^reliefg in®oIb unb ©über, anä) emaitttrt; 
eine äRutter ®ottei^ üon ßa))i3taäuli, noä) eine anbete fold^e SSifbfäule, 
»eld^e ganj aug üerfd^iebenen (Sbelfteinen üetfertigt ift; ba§ ©efid^t 
SKarien^ unb ba^ SejuSfinb ift ganj an^ bem fogenannten gleifd^fteine, 
bie Ärone öon öriKanten, ber 5IKantel unb bie Äfeibung an^ Sbelfteinen 
öerfd^iebener ffarbe verfertigt. ®egen bem ©eitenfaften über ftel&t eine 
f leine Drgel; i^re ÄlaüeS (2;aften) finb öon 5ßerlmutter, bie ^Pfeifen alle 
üon ©über, mit ®o(b unb ontilen ®emmen garnirt* 3)icfe ®emmen, 
bereu e3 an biejer Orgel roieber eine grofee SKenge gibt, finb tl^eilH 
gried^ifd^en, tlieilg römifd^en Urfprungeg, tl^eiU aud^ au^ bem Qtxi* 
punfte ber 3Jicbicäer, unb fteöen Megorieen, gabeln, ®efd^id^ten, ©inn* 
bilber, Äo<)fftücfe üor; bie meiften baöon finb On^jfteine. 

SBon ber ^aptUt lommt man burd^ einen bebecften ®ang, morauf über 
ben genftern bie 5ßortraitg ba^erifd^er SRegenten l^angen, in bie fügenann^^ 
ten faiferlid^en ^iwi^^'^r öjorin fid^ auc^ ber 5ßapft^) mäl^renb feinet 
S)afeing in äKünd^en aufl^ielt. Sie l^ei^en bie faiferlid^en Qmxntx, meit 
fie öon ber Äaiferin Slmalie betool^nt »urben. 2)iefer Sl^eil beg ^alafte^ 
befielt au3 einigen SJorjimmern, SBol^njimmern, Sabineten u. f. f., »etd^c 
aße »ieber mit Ir^ftaßenen fiüftern, ©<)iegeln, ®emälben, marmornen 
Kaminen, blauem japanefifd^em, fäd^fifd^em unb 9?^mp]&enburger $or* 
jeÖan gejiert finb* ®ineg baüon ift mit Haute-lice-2;apeten, »etd^e 
baijerifd^e ®efd^id^te üorfteÖen, bel^angen. ®benba l^ängt aud^ ein Portrait 
aKaj (Smmanuefä in Seben^gröfee, »oöon ia^ ®Iag, mit bem ba§ ®e- 
mälbe bebetft ift, 6000 gft. geloftet ^aben ]oü. ^izMäft bafe e« tr^- 
ftad ift; e§ beftel^t au8 einem einjigen ©tüdEe. S)ann jmei ©abinete, 
»orin eine fleinere S3ilbergalerie toon lauter tJöinilienportraitS, Äopf- 
unb Änieftücfe, aud^ einige in ßebenggröfee, ju feigen ift. 2luf bem ^aupt*» 
jimmer finb jttjei 95aIcone; einer toerfd^afft bie Slugfid^t auf einen ^la& 
in ber ©tabt, ber anbere auf einen ^ofplafe; auf biefem tl^eiltc ber 
^apft bie Senebiction an^. 2)ann folgt mieber ein Sieben jimmer, blau 
garnirt, »orin jioei Silber, eine 1^1. 2Raria unb @t. 3ofep]^ öon Haute- 
lice fo fd^ön verfertigt finb, bafe man fie für »irflid^e ®emälbe anfielet, 
^räd^tige Serjierungen, ©piegel, marmorne lifc^e, wie überaß, unb 



1) Sol^ann ö. ^(^tn, geb. ju Ä5ln 1562. t 3« *taö ö. Sanuar 1615. ^r »arb 
1590 üon ^craoß SBtll^cIm V. mä) SÄÜnd^cn berufen. Mgem. beutj^c ^togr. 1, 29. 

2) ?Ptu§ VI., ber im ^a^re 1782 au 3ojep^ II. nod^ SBten gereist toar; lehrte im 
?l|)rtl beffclbcn Sal^reS über 2Kün(i^en mä) Stalien gurüd. 



39 

bann im ©d^lafgimmet mieber ein 5ßarabebctt. 3n bicfcm (Sabincte ift 
eine gbttlid^e 9Jiuttcr mit i^rcm Äinbc jcl^cn^mcrt^. 

9?un gingen wir jurürf, bann burd^ bcn großen 8iitterfaal in ben 
fogcnannten ©d^immeljaat; er »irb* fo genannt, weil an ber ^anpt' 
berfe ^^öbug mit ben üier ©onnenpferben toon einem fiünftler fo gnt 
l^ingemalt worben ift, bafe bieje $ferbe, ber ^wf^ä^öuer mog fid^ l^infteßen, 
n?o er wiß, anf il^n äujuf))ringen fd&einen. 

33ie SBänbe biefe^ ©aale§ finb erft nod^ unter bem öcrftorBenen 
Äurfürften mit ben fd^önflen materijd^en 3Rofaif))rof<)ecten au^gejiert 
Worben, bie man faft nic^t genug anjel^en lann. S)a^ ^flafter ift, fo wie 
im ganjen ^alafte, üon 9Karmor. 

3e|t gelangten wir jum ^aiferfaale, weld^er aud^ mit ®emälben 
fel^r pv&äftxQ au^gejiert ift« S)ai^ Samin jeic^net fid^ barin befonberi^ 
au^, inbem barauf bie aUed fid^ unter]oc^enbe S^ugenb burd^ f^mbolifc^e, 
|)orp]^^rartige ^xiuxtn üorgefteßt ift. S)icfer ©aal, welcher jefet ju foge» 
nannten Slfabemiecn bei ^ofe gebrandet wirb — beren man juft jwet 
Sage Dor unferer Slnlunft bem gürfibifd^of öon D^nabrüdf ju (S^ren 
eine feierte — ift über bem äßarmor ganj nad^Iäffig mit S3rettern ge« 
btdt, mit einer äJienge ©^)idtifd6en unb einem Drd^efter für bie $of* 
mufif öcrfel^en. ^oä) ift ber ^erlulci^faal meriwürbig, t?on bem id^ 
nimmer weife, in welche ©egenb beg ^ßalafieij id^ i^n l^infefeen mufe. 
(Sr l^eifet ^erfulei^faal, weil biefer §elb, mit ber Äeule bewaffnet, oben 
auf bem marmornen Äamin ftel^t unb bie ^clbentl^aten ba^erifc^er Sie*' 
genten barin gemalt finb. 9Sor bem Äaifcrfaale befinbet fid^ bie $aupt* 
fiiege oon 56 ©tufen au3 rotl^em äWarmor, jebe ©tufe ift 14 ©c^ul^e 
lang unb au3 einem einjigen ©tüdEe l^erauägefd^nitten. Um biefe ©tiege 
unb bie 5ßortale be^ Äaiferfaate« fte^en ettid^e fd^öne 83itbfäulen unb 
83ruftbitber, wetd^c einige Äaifer üorfieÜen. 9Son biefem ©aale filierte 
man un^ burd^ einen bebedEten ®ang, ber mit äJialereien gejiert ift, in 
einen anbern langen, aber nid^t gar breiten ©aal l^inab, worin aQe 
^ortraitg ba^erifc^er Siegenten fammt il^ren ©emal^linnen üon Il^eobo 
an bi^ auf biefe Qtxt l^ängen, eine üoßfiänbige gamiliengalcrie; nod^ 
finb wirflid^ nid^t äße Silbniffe unb ^ortraitg mit il^rem SRamen be* 
jeic^net, inbem man eben an i^rer (Srric^tung begriffen ift. ©anj t?on 
ber ajienge biefer abwed^fclnben ©d^auf<)iele überfaßen, lehrten wir wie* 
ber 5um ^ofplafee jurücf, wo na£)e am obgefagten Srunnen ein orbcntlid^e^ 
©rottenwerf mit einigen ©tatuen ju feigen ift. 

hierauf gingen wir ebenen %\x^t^ oon bem .^ofpla^e in einen 
langen, fe^r einfad^ gebauten, mit einem feuerfeften ©croölbe öerfel^enen 
©aal, weld^er aud^ ganj mit äliarmor ge))flaftert ift; man l^eifet il^n 
ba^ Slntiquarium, weil bafclbft meiften^ nur gried^ifd^e unb römifd^e 



40 

Slltert^ümer aufbcl^alten wetbcti. SBenn man ^ineinlommt, fo ftcßt ftd^ 
Qkxä) anfangt pn marmofiKi^ mereäigeS S3niftgttter bar, worin {td^ nebft 
anbern SOtertmttrbtgletten ein %i^ä) befinbet, ber mit n^a^rer ©teinmofait, 
ba^ ift mit Ittuter guten unb feihnen ©teinen, }. 13. mit Slmetl^^ften, 
Sapi^lajult, ^a]Jp\^, ©a^J^jl^^rcn, ©ranatcn, Äd^atcn u. f. w. fel^r fünft* 
lid6 eingelegt ift; er ift jiemlid^ grofe unb fott 60 000 ©ulben gefoftct 
l^abcn. SBeiter ein anberer %\\ä) toon einem fcl^r l^ol^en Älter, auf bcffen 
platte ber ganje Äalenber fcl^r nett eingegraben ift. 3)iefen na^m man auf 
einer ©c^enlftube in einem S)orfe meg unb {e^te il^n l^ier ju anbern 
ältertpmern. 3cfet fteiget man einige ©tufcn l^erab, unb ba befinbet fidi 
eine erftaunlid^ grofee ©ammlung meift römijd^er Stttertl^ümer, üon ®öttcrn, 
Halbgöttern, ®öttinnen, gelben, Renaten, Äaifern, aDegorifd^en giguren, 
©innbilbern t?on gtüffen, in Äo^jfftücfen, Sruftbilbern, gansen ©tatuen 
öerfti^iebener, aud^ foloffaler ©röfee, üon SRarmor, Srj, Som))ofition u. f. w. 
S)ie meiften finb bei ber ©elegenl^eit, »o bie ^eibelberger ©ibliotl^ef nadi 
SRom fam ^), üon ba oui? an ben Äurfürften gejd^enlt »orben. ©ie fotien 
grö^tent^eil§ malere Originalien fein, unb einige baüon finb nid^t nur 
il^re« Slltertl&umg, jonbern aud^ aU ^robucte ber Sunft betrad^tet, fd^äfe* 
bar. SJie fd^önften barunter finb bie marmornen Ä5pfe ber ito'iVj alten 
römifd^en Äaifer, ein {d^worger äg^ptifc^er marmorner ®ofee, ein großer 
^an, S)ieje Slntiquitäten fiel^en t^eitö in eigenS baju angebrad^ten 
9ttf^en, t^eilä bie Stufen l^inunter, meldte an beiben ^au<)tmaucrn ju 
feigen finb, tl^eite aber liegen fie aud^ nur auf bem ^ftafter l^erum. 

Unjer forgfältiger gü^rer liefe ung jefet nod^ ba^ neue D^jern* 
1^ a u ^ , ju bem man burd^ ben 5ßalaft f ommcn fann, weifen. Sie Sogen 
finb burd^weg mit ^otjjd^nifewerfen gegiert unb reid^ öergolbet, welches 
beim Sid^tjd^eine unüergleid^üd^ fd^5n laffen mufe. Sie Sl^eatergemälbe 
unb bie ©inrid^tung ber ©ccnen finb funftreid^; l^ier werben orbentlid^ 
nid^tg benn €)ptxn aufgeführt. Ratten wir frül^er in äRünc^en einge* 
troffen, fo Ratten wir aud^ an fo einem ©d^aufpiele bei ber Änwefenl^eit 
beg 93if^of§ oon DSnabrüd tl^eilnel^men lönnen. Sunt @nbe biefe« SSor^ 
mittag« jeigte man un« nod^ etwa«, ba« in bie ©ebräud^e unb Suftbar- 
feiten ber lurniergeiten ^inge^ört, einen 3^2 Sentner fc^weren ©tcin, 
mit einer fiette an bie 9tefibenj angefd^miebet, ben nämlid^en, wetd^en 
^erjog e^riftop]^ 1489 üon freier Srbc aufgel^oben unb auf eine bc* 
trä^ttid&e SBeitc üon fic^ geworfen. 9lf)ä) fielet man bort brei grofee 
eiferne 9?ägel in bie Wantx eingef^Iagen, jum Slnbenfen, wie weit unb 
^od^ biefer Serjog fpringen fonnte. 35er l^öd^fte 9?agel ftedEt 12 ©d^ul^e 



') ma(^ ber Eroberung ^eibelbergS burd^ %xtit) im Sc^)tcntbcr 1623 jd^cnfte ber 
i!urfüvft «mapmiUart I. öon 53a^ern bie ^cibelbcrgcr lBiWtotf)c! bem ^apfte. 



41. 

I^od^ in bcr Mantx unb in biefcr ^'i\)t |(^tug i^n ber ^erjog mit ]zu 
ncm gufec l^crab. Sin atibcrer fprang 9^h unb nvä) einer 8V2 ©d^ul^e 
f)e6). SlKed bieS fann man in alten ißeimen l^ier lefen, unb an ber 
Safel ift bag SScrJ^}rcci^en angel^ängt, benjenigcn au^ nod^ befannt ju 
mad^en, bcr e^ biejcn brei Springern üort^un würbe. 92un gingen wir 
üom ©el^en ganj mübe jum SRittagipcifen, um neue Gräfte für ben 
92ac^mittag ju {d|öt)fen. 8Som SIntiquarium ift noci^ nad^ju^olen, bag 
fid^ barin ein l^öljerne^ ÜKobeß üon bcm ganjen SRefibenjgebäube be*» 
finbct. ÜKan !ann l^ier bicS unenblid^' weitläufige ®cbäube rul)ig auf 
einmal überfeinen, unb aQe bie ä33ege, bie man bi$ bal^in jurüdgelegt 
l^at, mit bem ©ebäd^tniffe burd^gel^en. S^gleic^ tann man aud^ fe^en, 
wie mel bicfer l^errlid^e Ort bei ber festen ^Jcuer^brunft jum unwieber* 
bringlid^en Schaben fo bieler babei ju Orunbe gegangener Sunftftüde 
gelitten l^abe. 

Stalle am ?lntiquarium liegt ber Sogenannte ©d^a^, ben wir aber 
nid^t fallen/ üon beffen ^riiialt ein im Saläre 1778 ^erau^gelommcneg 
SStic^teitt berid^tet, womit id^ meine JJeugierbe auf eine gcwiffe SBeife 
fd^ablo^ l^alten lonnte. 50lan mn^ üom Dberl^ofmeiftcr jelbft Srtaubnife 
l^aben, wenn man biejen fe^en will. 3)ieje Srlaubnife wirb jwar nid^t 
fo ungern ertl^eilt, allein wir vertieften un^ \o je^r in anbere ©ad^en, 
unb wir waren au^ in ber 2;^at mit fo vielen {eJ^enSwürbigen ®egen« 
ftänben bejd^äftigt, ia^ wir auf biejen ©d^afe am 6nbe gar vergafeen. Sr 
foll nebft ben im obgeba^ten 93ud^e üergeid^neten, in fieben Säften eingc^ 
tl^eitten aufeerorbentlid^en ©^äfeen an ®otb, Silber unb Suweten nod^ 
ein prä^tigeS äRünjcabinet in fid^ j^liefeen. ©inigc ©tüde von biejem 
©dba|e finb jefet in bie fd^bne Sapeße überfefet worben, j. S8. bie aug 
lauter (Sbelfteinen berfertigte ©tatue bcr SRutter ®ottc^, ba§ mit 141 
JBrittanten befegtc SReliquiar von ©t. Sol^ann Slepomuf. S)icjer ©c^a^ 
cntl^ält nur allein in ben fieben Säften unb ben jwei Sicbcnfäftlein 372 
©tfide, eben fo fünftli^ bearbeitet, aU reid) mit ffibelfteinen üersiert, 
t?on wcld^em nur ba^ ©t. ®corgcnbilb ju ^ferbe 2291 Srißanten, 406 
SRubinen unb 209 5ßerlen enthält. 2)ann eine ganjc ®arnitur öon 1610 
Sörißantcn, 1179 SRubinen, ferner ein elfenbeinerner Saften, mit 1309 
pur gotbnen Sütcbaißen befe|t. Mein id) bre^e ab, ©ad^cn au^ einem 
JBud^e J^crau^jufd^reiben, bie id^ nid^t felbft gcjetien l^abe. SBer über 
biefe ©d^äfee mel^r wiffen wiß, mog fid^ im obgcbad^tcn S3ü^lein ba* 
rüber ütatl^S crl^olen. 

9?ad^mittag§ mad^ten wir aßererft einen fleinen ©pajiergang in 
ben Stcfibenäl^ofgarten, welker jefet nid^t^ mel^r unb nid^t^ weniger 
aU ein ft^öner, reinlid^ geljaltcner öffentlicher ©pajiergang ift. Ser 
S3oben ift mit ©anb belegt unb burd^weg mit Sinben befe^t. 3n einiger 



.42 

@ntfcrnung üon cinanbcr jtnb ©))ringtoaffer angebrad^t. SSir gingen 
jcfet unter einem 800 ©d^ul^e langen ®ange big gn einer SBafjergrotte, 
unb bann lieber jn einem anbern bebeäten ®ange, meld^er IbOO ®ä)\ä) 
lang unb mit ©tatuen, bie bie ()erfulijd^en arbeiten öorfteHen, gejiert 
ift, in bie ©emälbegalerie. S)ie8 ©ebäube marb üom jefetgen ^r* 
fürften^) 1779 erbaut, unb nur öon ©d^Ieifel&eim würben 1050 ®tMt 
l^ier^er übertragen. 6§ ift in red^t öiele l^intcreinanber [tel^enbe ©äle 
abgetl^eitt, unb gegenmärtig finb fieben ungfeid^ grofee mit lauter fiunft- 
ftüden angefüllt. SSon üorne bepnben fic^ bie SBol^nungen ber Dberauf^ 
feiger, bie 3^i'i)nunggftü{fe für Sel^rlinge unb am @nbe einige 3i»i^ß^ 
für Sieb^aber, toeld^e ein Stüd co^}iren motten. 3)iefer pxääftxat 3;em^)el 
ber Äunft fielet immer unb Sebermann offen ; mer ein ©tüd co^jiren mU, 
!ann eg t)on feinem Orte l^erablangen unb fid^ bamit an feine Staffelei 
l^inbegeben, ol^ne oon Semanbem gel^inbert ju mcrben. SlUc (Semätbe 
finb in pxä6)t\Qt ©olbral^men eingefaßt unb bieg trägt jur SSerfd^bne* 
rung be» ©anjen ungemein bei. 8ln biefem Drte merben nebft btn ©e- 
mälben nod& jtoei anbere fel^r mcrimürbige Äunftftüde aufbemal^rt, bie 
id^ juerft bef^reiben miß, bamit id^ mid& fobann bei ben ©emälben 
beffer an einige Orbnung Ratten fann. @ineg ift eineßolumna Zxaian% 
fo mie fie in 9tom ejiftirt, im Steinen. S)ie ©äule ift öon Sal)iglaäuli, 
ol^ne bag ©efteH tttoa 4-5 gufe l^od^; bie barauf in Sa^reliefg ange* 
brachten giguren unb l^iftorifd^en SSorfteffungen finb öon ®ofb. 3)ie ©ante 
fte^t auf einem marmornen Sufegeftell, unb eine golbene Snfd^rift barauf 
fagt, bafe Äarl ^il^eobor, feiner Sägern eingeben!, il^nen biefclbe au3 dtom 
juf^idte. ©ie foK etma 6000 S)ucaten gefoftet l&aben unb ift bem Äur^ 
fürften, ba er fi^ in 9?om auffielt, com 5ßapfte üerel^ret »orben. 3)ag 
anbere ift eine aufeerorbentlid^ fünftlid^e Ul^r, ein SBerf beg ^oful^ren* 
ma^erg unb $of mec^anicug Slrfet, eine? ©d^meijerg aug bem Sl^urgau. S)iefe 
Ul^r entl^ält nebft anbern S'unftfad^en, an bie i^ mid^ nid^t mel^r er- 
innere, auf öier Ul^rblättern einige QÜQn, üermittelg melden man alle«' 
jeit unb auf einmal feigen !ann, mie ]pät eg in öerf^iebenen SBcIttl^ciIen 
ift. 9Son bem SKeifter »irb weiter unten mieber Süielbung öorfommen. 

9tun oon ber Orbnung ber Silbergalerie ütoa^, unb bann üon 
ben barin befinbli^en Oemälben eine turje SBefd^reibung. S)ie ®cmälbe 
finb überhaupt fo einget^eilt, ba^ bie Äunft öon ©aal ju ©aal jU 
madjfen unb fic^ gu oerooHfommnen fd^eint, unb ba8 Singe üon ©d^ritt 
JU ©^ritt, je me^r man in biefem jempel beg ©efc^madeg fortwanbelt, 
grojsereg SBergnügen finbet, unb öor 93emunberung ber immer fd^öncrn 



^) Äarl 5:§cobor, gcBoren 1724, folQie 1777 bem finbcrbten ilurfürit 9Äa jiniUton ITT. 
er ftarb ben 16. gfekuor 1799. 



43 

©tüdc, bic e^ anfielet, btc vorigen, bic c§ fd^on gcjcl^en l^at, angcnel^m 

öcrgifet. Sm erftcn ©aale befinben ftd^ nur gemalte Slumen unb ^rud^te, 

bann fommen ab»ed^felnb einige Si^icrftüde, Siliere im 3iifö»iw^^wl^öng 

unb Sagbftüdc. Sefet ftcigt bie Äunft vermittels trefflid^cr, rebenber 

^ortrattS, nun fommen l^iftorijd^e, fabell^afte, f^mbolifd^e unb aUegorifd^e 

3ufammenj|efeungen, enblic^ bie äftl^etijld^en ©tütfe, gleid^fam baS innere 

^eiügtl^um biejeä %tmpt% mo ber fanfte, rül^renbe ?lffect ftufenrocife 

bt§ jum auSfd^meifenbften ^atl^oS getrieben mirb, ©tüde, meldte man 

ftunben»eife onftaunt, ol^ne aÖeS ba^ ©d^bne cntberfen ju fönnen, baS 

bie frfjöpferifd^e Äunft barin üerfd^toenbet l^at. 3d^ melbc ie^t öon ben 

tornel^ften ©tüdfen biefer berül^mten ©alerie ein paax SBorte unb fange 

t}on ben öltefien an, meldte auf ^olj gemalt finb. SSon Sllbred^t 2)ürcr: 

bie 3l<}oftel ^ßetruS, $ßauIuS, So^annc«, 3Ratt^äu8 in Sebcnggröjse, 

eine au|erorbentIid^ fdE)öne Äreujtragung, einige ©tüdfe öon ^olbein (öon 

befjen ^anb mir einen S^riftuS im &xaht auf unferm Q3äd^erjaa(e 

bemunbern). SBon Sucag oon Ä'ranad^ aud^ öerjd^iebene ©tüdfe; eine 

l^eiKgc S^milie üon Goreggio mit Figuren über SebenSgröfee. SSon S)o* 

menid^ino ein j^iinnenber unb, fein ?ßenbant, ein rajenber ^erfuleä in 

einem gang begeifterten SluSbrudfc. SSon Soad^im ©anbrat %aQ unb 

SRad^t in aÖegorijd^en f^igurcn; oom 9?ämli^en bie jwölf SKonate tnit 

il^ren ©innbilbern unter ber ©eftalt alter Seute öorgefteÖt, morin feine 

üorjüglid^e ©tärfe beftanb. 3*^«^ ©tüde üon ^ranj ©d^nljberS, bem 

beften Jl^iermaler, mit Sömen, Seo|)arbcn, SSilbjd^toeinen, mel^e auf 

einander loäjiel^en; mel^r benn 60 ©tüdfe oon 9tuben§, morunter 

feine Sßmen, 85ären, Seiger unb nod^ eine anbere Sl^ierl^a^e; üier 

grofee (Btndt, unb bann ber bet^le^emitijc^e Sinbermorb, eincS feiner 

beften ©tüdfe; bie Slt>oftef ?ßeter unb $aut in Sebenägrßfec, feine 

©lijjen oon ber Sujemburger ©alerie. 23 ©tüdfe üon öan 35ljf, 

worunter eine l^eitige t^^milie, baS übrige meift Portrait«, in »et 

d^em ga^e er nocf) bis l^eute tjor aÖen ben SSorjug l^at. S)aS fd^önfte 

aus aßen ©tüdfen ftel^t am @nbe. beS legten BaaU^f ein SSefperbilb, 

weites man für ein SBerf beS füapifad üon Urbino l^ält, ein ©tüd 

t7on einem unbefd^reiblid^en äBertl^e; je länger man bie betrübte gött« 

Kd^e 3Hutter betrad^tet, befto mcl^r fc^eint fid^ il^r ©d^merj ju öer» 

gröjsern. S)iefe ©d^ilberung fteHt mit einem SBorte jenen ®rab beS 

inniglid^en ©d^merjeS tjor, welcher attju l^eftig ift, als bajs er burd^ 

SluSbrud^ ber Saffxz fi^ Sinberung fd^affen lönnte; eS ift jener ©dbmerj, 

ber aöe Sinberung üerfd^mä^t, ber fid^ mä)t befc^reiben läfet. SBenn \ä) 

mid^ in bie @rjäl^(ung ber übrigen ©tüdfe einlaffen modte, müJ3te id^ 

faft aKe berfil^mten 5Ö?eifter ber mälfd^cn, nicbcrlänbifc^en unb anbern 

©dfiulen l^infd^reiben, benn man mirb in biefer ©ammlung, befonberS 



44 

»cnn man Inc ©cmätbc in yit)mpf)enhviXQ unb bic in ber SRefibcnj baju 
iä^lt, tütnxQt ober gac feine berül^mten SKeiftet uetmiffen. S)od^ i(^ 
fd^rcibe nod^ bie öorne^mften, öon benen id^ nid^t jc^on SJielbung ^t-- 
maäft l^abe, nur bem Flamen naä) l^er. Q3üurbon, ©all^ator ^o]a, Sa« 
racci, %xtxan, Sintoretto, Saraüaggio, $o(ma, SSimen, $aoIo SSeroneje, 
Siibera, Sorbano, Samboccio, ÜRaratti, Signani, Saireffc, SRembranbt 
u. {. m. fßon Sabinet^ftüden 9Rieri$, Slaube fiorrain, dl^t]6^et, 933ou^ 
»ermann, ©egerS, ffin'g\ä), SWignorb, Sargilliere, SRottenlfeammer unb 
nod^ üiele üon ben 9?eucrn. SSem ei3 baran liegt, 5U wiffen, in mU 
ä)tm QxDtxQz ber Äunft fid^ icbmebcr biefer SRcifter l^erüorget^an l^abc, 
ber mag ben b'SlrgcnSöiKe ober ein anbereä fotd^eg SBud^ na^fc^Iagen; 
id^ fd^retbc l^ier feine ßobj:prüd^e auf berül^mte SWafer, fonbern crjä^le 
nur glattl^in, toa^ xä) gejel^en. ®g wäre Unbanf, wenn id^ nid^t not!^ 
am (Snbe ber l^öflid^en SBiKfäl^rigfeit unb ber guten 2)ien[tc beffen, ber 
uns l^erumfül^rte unb auf unfere fragen eben fo öerbinblid^ aU einfid^t^»* 
üoff antwortete, gebadete unb fie an^)rieje. S)ieje berühmte SBilbergaleric 
mag, wenn man il^re (Sntftel^ung betrad|tet, wol^I eine ber erften fein, 
meldte in 3)eutfd^Ianb gefamme(t worben finb. @d^on bie ^erjoge 
SMbert V. unb SBil^elm V. jammetten um bie SJütte bcS 16. Sa^r* 
l^uhbertg baran, unb feit biefer Qtxt i[t fie burd^ äw^'&ww ^^^ narfifot 
genben ba^erijd^en Stegenten ju ber jefeigen |)errlid^feit angewad^fen. 
^ier metbe x6) im SBorbeige^en, bafe eg ju biejer Qtxt ooHfommen un* 
möglid^ ift, bie furfürftlid^e Sibliotl^ef ju fe^en, meil fie ganj in Un^ 
orbnung untereinanbcr liegt, an oielen Orten jerftreut ift unb eben ftütf* 
weije, roie wir eS jelbft jal^en, an einen il^r angemeffenen ?ßlafe übcrfe^t 
wirb, ©d^abc, ia^ eS ia^ Unglüdf woöte, bafe bieS juft ju biefer S^^^ 
gejd^el^en mufete. 

SSon ber Silbergalerie wanbelt man über abl^ängige ^erraffen 
l^erab nadEi einem SBeil^er (aUeS nod^ im ^ofgarten), um welken roiebcr 
ein @:pa2iergang, unb baneben Stul^eorte &on 9iafen angebrad^t finb. 
3n ÜKitte biefeS SBeil^erS, weldier oon einer Slrt ©nten beoölfert ift bie 
l^ier il^re ^äuSd^en l^aben, ift eine angenel^me fleine iSnjet, Wölfin man 
vermittels einer ©d^iffbrüde, bic man an fid^ jiel^t, fommen fann. 35or 
ber}elben finb wieber einige metallene waffer}|)eienbe 2;^iere. 3n biefem 
©arten, welcher öon Sebermann bejud^t werben barf, ift man fel^r un* 
genirt; alle ßom))limente, Verbeugungen, ^utrüden, jelbft wenn man 
bem Äurfürften begegnet, finb ba »erboten. Siner vertreibt fid^ l^icr bie 
SBeile mit fiejen unter einem jd^attigen ©aume, ein Slnberer bejd^äftigt 
fid& mit etwas Slnberm, Seber nad^ jeincr Saune, ol^ne auf Scmanben, 
Weff ©tanbeS er fei, ju ad^ten; aud^ finb um biefe Sletiiere in eigene 
baju gewibmeten ^auSd^en immer aße (Gattungen ©rfrifd^ungen J« 



45 

f)ahzxi, beten mx aber feine notl^menbig l^atten. SSir :paffirten nun 
burd^ unterfd^iebüd^c Slbwcge unb Umgänge, üor ben furfürftlid^en SÄar* 
ftäQen, bie mir nic^t befallen, tot ber 9{ett|d^u(e, me(d^e einft ba^ 
Xournterl^aud mar, unb bie mir aud^ unangefod^ten liegen, vorbei. 

35ie JReil^e traf nun mieber Äirc^en, mit benen bicfe Siejtbenjftabt 
prangt. 93or aQen anbern liegen mir un^ bie berül^mte $of{ird^e 5U 
®t. W\ä)azi, bie üormalige Sefuiten« unb nunntel^r 9RaItl^efer'£^ir^e 
meifen. Wan tann e9 äberaQ lefen, bajs biefer Stempel einer ber fd^ön« 
ften in ganj S)eutj^lanb fei. @r marb um bie SWitte be^ XTI. Sal^r* 
l^unbert^ zxbamt ^ä) fage 5uerft üon feinem ?leufeern ctma^, ©eine 
Sänge beträgt 284 unb bie 95reite 114 ®d)\xt)t. S)ie ^auptportale unb 
ba§ Äirc^enpf(after finb au3 ÜKarmor. S)er obere S^eil ber g^Q^be ift 
mit einer SDflenge meigmarmorner ©tatuen in fieben^gröge befefet, ©tatuen 
ber ^eiligen, öon Äaifern unb ^erjogen ftel^en ba untereinanber öcrmijd^t; 
unter Slnbern bie Silbfäule SBil^elm'« V., be^ ©tifterS, meld^er bie Äird^e 
l^ölt. 3^if^^« ^^w i^^i ^auptpforten fielet man bie ©itbfäule be3 
©rjcngelä SKid^aet, mie er ben ©atan ftürjt, an^ Srj gegoffen. 3)iefc^ 
grogc ©ebäube l^at inmenbig nid^t einen einzigen Pfeiler, eä ift nur ein 
freiftel&enbeg @emö(be, über ben ^albjirfel gejogen — unb ba^ möd^te 
ba^ 9Äerfmürbigfte an bem ganjcn S3au fein. Ueber ben marmornen 
ßl^ortreppen fte^t eine eiserne ©tatue, meldte einen SBei^mafferfeffel l^ält, 
baneben ein ©itter t?on (Srj, morin ber ©rabftein be§ ©tifterS cinge- 
fd^loffen ift, auf meld^em folgenbe SBorte eingegraben finb: Commissa 
meapavesco, dum veneris judicare noli me condemnare! 2)er Äreuj* 
altar ift mit eisernen %[ilbern gejiert; bie Slltarblätter finb üon guten 
ttalienijd^en unb beutfd^en SJJeiftern; mir l^atten aber nid^t 9Äufee genug, 
fie red^t 5U betrad^ten, unb man jeigte unS in ber ©acriftei faft miber 
unfern aBillen aBe bie ©d^äfee oon ®olb, eine SRenge filberner ©tatuen, 
einen ganj filbernen Slltar unb nod^ einige ©tüdfe, meldte ber ©tifter 
felbft bal^in »ergabt, aud^ bie SBergabungi^tafet, mo er unb feine ©e* 
maljlin barauf gefd^ilbert finb. Sin Äunft unb ©ettenl^eit jugteid^ jeid^net 
fic^ nod^ ein Äreujbilb in ber ©acriftei auB, meld^eä, bie beiben Slrme 
aufgenommen, ganj aud einem einzigen ©tüde Elfenbein au^gefd^nitten 
unb etma 3 ©d^u^e unb einige Soll lang ift. 2)a3 SoHegiumS« ®ebäube 
befallen mir nid^t; bag ed aber eined ber präd^tigften mar, meld^ei^ bie 
Sefuiten inne Ratten, ift belannt, unb liefe fid^ fogar allein barau3 ab' 
nel^men, bag ber berül^mte STOcrian fd^on öor etma 150 Salären in feiner 
S^opograpl^ie, ba er üon Sßünd^en fd^reibt, nid^tg anbereS in Äupfer ge* 
brad^t l^at, al^ nur ba^ grauenftift, bie Stefibenj unb ba^ SefuitencoHegium. 

SBir famen nun jur Il^eatinerl^oflirdEie. 3l|r Slnblitf üon oujsen 
ift fe^r präd^tig, unb il^re brei Äuppelt^ürme, üon meldten ber mittlere 



46 

nur jur Qmbz bicnt, geben berfelben ein re^t tierrlid^eg 2luSjel^en. 
3)aiJ äußere, mit jd^öncn ®tatvLm versierte portal liefe bcr öerftorbene 
Äurffirft aWaj Sofepl^ au^fü^rcn. 3)ie Äird^e ift üon Snnen mit aflju 
öieler maffiücr, einfarbiger ©tuccatar fibcrlabcn, tDzl6)t^ H)x ein ge* 
brütftcg ^ntel^en gibt. 2)ie Slltarblätter jinb meift üon Stalienern. 
öufeer ben Sittären fielet man in biefer fiird^e nod^ üier 9icbenfa:peIIen, 
welche 3^>J9«^ öon ber Stnbad&t ber alten öaljerfürften finb, meldte ah 
l^eiligen Orte in il^rer ^offird^e bereinigt l^aben wollten; nämlid^ eine 
^a^pelle mit bem 93Ube ber Butter ®otte§ üon Soreto, toetd^e ganj 
nad^ bem Original ber fauretonijd^en Äa:peIIe txbani jein )oü; eine 
^eiliggrab*Sa}}eKe nad^ bem SSorbilbe jener ju Serujalem; eine anbete, 
»eld^e man Sancta Sanctorum l^eifet unb üon ber id^ nid^t mel^r wci^, 
toa^ fie t)orfteUt, unb bann nod^ eine marmorne @tiege nad^ bem Siifje ber 
l^eiligen ©ticge ju SRom. $ier ift audb bie britte gürftengruft ; bie jweite 
ift in ber ©t. ÜKid^aetefird^e unb bie erfte in Unfer Sieben fJraucn^Stifte. 
SBir befallen aud^ bie ©t. ?ßetergt)farr!ird^e, »orin ber ganj 
marmorne Gl^oraltar jel&engmürbig ift. S)iefe Äirc^e ift bie ältefte unb 
toax lange bie einjige in SKttnd^en. ©ie ift 1370 gebaut morben. SKan 
üerel^rt barin ein miracuIöjeS 9Ruttc3gotte§bitb, toeld^eä üor einiger ^ä 
(xi) glaube 1782), mie e3 üielc Slugenjeugen hzi)avipttn, bie Singen \ä 
gewenbet l^aben; Slnbere fd^reiben bie? natürlichen Urfad^en ober ier 
Sinbilbunggfraft ju, unb bie S5üd)Iein, bie barüber finb gefd^rieben toorben, 
finb befannt genug. 3)ie Äird^e jum §erjog3)>itaf, worin baS berül^mte 
unb red^t anmutl^igc SBunberbilb ber fc^merj^aften äßutter aufbehalten 
wirb, l^at brei Slltäre unb ift mit einer gal^ttojen ÜKenge SSotioen über* 
l^ängt; man weife nod^ ben SWamen unb fann nod^ baö SBilbnife be§ 
SBilbl^auerS fe^en, ber bieg SKarienbilb verfertigt l^at. ffir l^iefe SobiaS 
93aaber ^), eine ®aä)t, weld^e bei wunbertl^ötigen S3ilbern fel^r feiten ift. 
2)er Sürgerfaal ober ber S3erjammlung§ort für bie 95ürger*Songregation 
warb im Saläre 1710 fel^r präd^tig öon neuem txhanzt, ba^ ^lafonb* 
©emälbe (bie ^immelfal^rt SWariä) ift öom berül^mten SRartin Snotter ^) 
1775 in gre^co gemalt worben. 2)ie ganje ßänge biefeg ©aate^ be* 
trägt 160 unb bie Sreite 49 ©d^ul^e; er rul^t auf feinen ?ßfeilern unb 
ift nebft bem ^au^tgemälbc nod^ mit Dielen SWebenftüdCen au^gejiert. 
S[n beiben ©eitenwänben finb 13 berttl^mte baljerifd^e SBattfal^rtSortc im 
?ßrof<}ecte auf tafeln angebra^t. a)iefe Slrbeit öon Änoller ift bei 
Weitem nid^t fo l^errlid^, al^ jene, bie wir l^ernad^ öon feinem ?ßinfet in 
SWere^l^eim fallen, unb bieg gibt ©toff jum 9laci)finnen, inbem ba§ 



1) ©i^art, ®ejd^. b. bilt). ilünftc im ^5mör. SBa^crn 695. 

2) (geboren 3U ©teinad^ in Zixol 1725, f ju «Dlailanb 24. 3uli 1804. 



47 

fd^Bnfte ?ßtafonb ju SJiercSl^cim no^ üier Salute frül^er, alg bcr 93ürger= 
jaal in 3Ründ^en öcrfertigt würbe. Slöciti, wenn man weife, iai eben 
jur Seit, bo er am SBürgerjaale arbeitete, ber frül^e Job feinet einjigen 
®vf)nz^ \f)xt untröftlid^, unb nod^ anbere Umftänbc i^n unjufrieben mad^« 
tcn, fo wirb man eg leidet cntjiffern fönnen, warum bcr Unterfdiieb 
jwifd^en biefen beiben ©emälbcn fo fcl^r auffaßenb ift. 

B6)m ttJar eg 7 Ul&r SCbenbä, ba wir noä) einen angenel^men 
©^öjiergang jn ben öarml^erjigen SSrübern, etwa eine ftarfe 
SSiertelftunbe aufeer ber ©tabt mad^ten; wir würben gefäÖig aufgenommen, 
befallen bag grofee firanfenjimmer, wo in tttoa 60 ^i^tmerd^en Äranfe, 
ol^ne SRüific^t auf tva^ für eine Steligion, unentgeWid^ g^t^Pegt unb 
mit allen Slrten SDflebicinen unb Heilmitteln üerfc^en werben. 9Äan 
l^ält ia fel^r über 9teinlitf|leit unb gute Drbnung. 2)ie Smnnxäfzn, 
worin bie Letten ftel^en, finb faft auf bie Slrt unfere^ SJiufäum^ einge« 
rid^tct unb üermittel§ ber Uml^änge unb 3®ii<^^w"^änbe öon einanber 
abgetl^eilt. 2)ie Äircfie fowie ba§ ganje übrige ©ebäube ift Jjrad^töoö, 
aber nod^ nid^t öottenb^ ausgebaut, inbem it)r nod^ einige 3lttäre unb 
nod^ anbere ©ad^en mangeln ; üietteid^t, bafe fid^ aud^ jo gefdfiwinbe fein 
©uttl^äter l^erüortl^ut, benn, jo üerna^m id^ c§ unter ber ^anb, ob id| 
gleirf) für biefe SWad^rid^t nid|t gut ftel^e unb fogar wünfd^c, bafe fie 
falfd^ fei, biefe SBarml^erjigen SBtüber werben befd^ulbigt, bafe fie fictf 
juweilen öorl^inein erlunbigen, ob etwa i^re ÜJiül^e mödfite belol^net 
werben unb ba^ fie ba^ %a6) ber anftedenbcn Äranl^eiten, weld^e be« 
fannttid^ fraft be3 Snftitute^ öon i^ren ©|)itälern auögef^Ioffen finb, 
aÜju febr aui^bel^nen. SBir machten l^ierauf bem P. ^ßroöincial, wetd^er 
auf einem ^apxtd ^ier mit einigen au^Iänbifd^en ^rioren aus bem 9teid^e 
unb 5ßreuJ5ifd^*®d^Iefien anwefenb war, unfere Slufwartung; er fül^rte 
ung in'g atefectorium, um an il^rem Slbenbtrunle %ii)txi ju nel^men. 2)ie 
93arml^erjigen Srüber würben 1751 in SRünd^en eingefül^rt unb l^aben 
i^re Stiftung üom ®rafen öon^erufa, welcher auc^ bei il^nen begraben 
lieget, crl^alten. §ier trafen wir aud^ ben ^ofmecbanifer unb |)of* 
u^renmad^er $errn Slrfet, einen 2!l^urgauer, an, öon bem id^ fd^on oben 
bei ©elegenl^eit eine3 feiner Äunftftüde 90?elbung getl^an l^abe. SBir 
Utttcrl^ielten un^ einige Seit mit il^m, unb eg freute il^n fel^r, Sanb^Ieute 
angetroffen ju l^aben- Sinft l^at er in jeiner Sugenb in unferm Stifte 
äßiniftrantenbienfte getl^an, unb ie^t l^at er fid^ in SRünd^en ju einem 
anfel^nlid^en SSermögen erfcfjWungen. 

SBir gingen, nad^bem wir nod^ bie fd^Bne ^potifde biefeS ®pxtaU 
gefeiten l^atten, wieber unjerm $oteI ju. 3m SJorbeigel^en fallen wir 
nod^ bie ®t. Sol^dnn öon 9fie:pomul*Äird^e, fo öiet eg bie einbred^enbe 
9?ad^t anliefe. S)a§ 5ßortal ift öon einer px&äftxQzn SJlarmorarbeit unb 



48 

nebenl^crum finb ©teiniß fcljcnartig aufget^ürmt ©onft liefe ftdj niäft^ 
mc^r betrachten. S)ie @tabt mar ^eute ju yiaä)t (»le alle SRal, roenn 
fein ftarfer SKonbjIdiein leuchtet) mit Saternentic^tern beleud^tet, berer e8 
in ber gangen ©tabt 600 gibt, unb biefe ©elend^tung bient fomo^I jur 
©id^crl^eit aU jur Qkxht ber Btabt ungemein. 2)a8 Uebrigc »ic 
gcftcrn. Slm morgenben 2;age war in 9?^mt)l^enburg litularfeft (@t. 
äßagbalena); mir faxten alfo ben ^benb nod^ ben @ntfci^(ug', und morgen 
bal^in fül^ren ju laffen. 

2)en 22. SuliuS frül^e begab \ä) mx6) allein auf ben foge* 
nannten Unfer Sieben ?5rau«®ottga{fer, eine gilialfird^e üon Unjer Sieben 
fJraU'Stift. ®ie fu^rt ben ©atoatordtitel unb ift 1494 gebaut morben. 
Sie l^at nur brei 8C(tore. ^icr lad xä) für bie Äul^e meiner ®ro6eItem, 
meldte ^icr begraben finb, ba3 ^eilige 9Äefeo|)fcr bei ber fcf)merjl^aften 
äRutter, nal^e bei ber lettre, mo man in ben ^xtt)ti)ü^ ^inauSge^t, bc* 
fud^te l^ernac^ ben Ort il^rer ©rabftätte unb befal^ einige mcrfmürbigc 
SJionumente in unb aufeer ber Äird^e. $ier in biefem ©otteSaier ftel^t 
nod^ bie a(te 9iitterlapelle, morin üormafö bie @t. ®eorgenritter gefd^Iagen, 
unb a\x6) jum Il^eil bal^in begraben mürben; eS fann aljo \>a an mcrl« 
mürbigen alten 50Jonumenten nid)t feilten. 

^(d id^ burd) ben prächtigen $arabep(a^ mieber im ®a[tl^ofe an» 
lam, waxb eingeipannt, unb nun ful^ren mir 9lt)mp]^enburg }u. 9Bo 
jic^ auf bem SBege ba^in bie ^eerftrafee mit ber SW^mpl^cnburger ©trafec 
vereinigt, ift fie üon beiben Seiten mit SlÖeen umgeben. 3vLtx\t fommt 
man auf Jieul^aufen, ein S)orf, mo fid^ ein lurfürftlid^ed ©d^lofe unb 
Säger^auä bepnbet. S)a3 2)orf ftanb Sal^rl^unberte frül^er, el^c man 
eima^ oon SKünd^en mufete. @tma eine Heine ©tunbe, e^e man gu 
SW^mpl^enburg anfommt, fäl^rt man neben lauter Sldeen üon Sinben unb 
anbern Säumen jur Seite bed großen Sanaig, meld^er öom ©taren* 
berger* ober SBttrmfee l^ergeleitet mirb. S)et Sanal ift fd^iffbar unb 
gel^t burd^ ben gangen 9i^mpl^enburger (harten burd^. 2)er Slnblid ber 
©ebäube an biefem Orte ift außerorbentlid^ präd^tig. SlUe gufanumen 
genommen geftalten ein gang regulaired Slmp^itl^eater, meld^ed gang cm* 
nel^menb {d^ön läßt. 2)er ^la^ üor biefen ®ebäuben ift mit grüne^ 
Siafen, mit einem Meinen SSeil^er u. f. f. beje^t. 3n ber äßitte bicjfed 
Slmpl^itl^eaterd l^errfd^t ber l^errlid^e ^alaft meit über bie anbern (Sbr 
bäube ^inaud, gu meld^em man burd^ eine prad^tooüe marmorne, 
Satuftraben, SSafen unb Sömen üergiertc ©tiege öon gmei ©eiten 1^ 
lommen fann. Um biejen äRittelpunft gießen fiel) auf beiben Seiten 
t^orm eined ^atbgirtefö üerfd^iebene ®ebäube ^in, meldte man alle 
ein SRal gu ©efid^te belömmt, unb melclje einanber mit einer öoUfo 
menen ©Ijmmetrie entjpred^en. S)ie beträd^tlic^ften finb bie ©t. SKagb 




49 

fcnenfird^c, ha^ Äloftcr ber englifd^cn tjtäuicin üon 9?otrc*3)ame, ba^ 
^apüiinzx'^d'ipxixnm, bic ^ßorjcHanfabril, bic lurfürftlid^cti äRarftättc 
u. f. w. S)tc ganjc ©trcd e biefer ®cbäubc ift mit ölifeableitcrn ücrfcl^cn. 
3m aSorbcigcl^en mcrfe ic^ an, bafe ben atuöenblitf, ba »ir in Sliim^yl^en«» 
bürg eintrafen, ber ^ßrinj 2BiIl^c(m üon Sirfcnfclb bei ©elegenl^eit einc8 
nal^c bcüorftel^enben gcfteg bei §ofc in einem fed^^fpännißcn SBagen mit 
ber ^oji anfam. 

SBir mürben fogleid^ burd^ einen Äammerbebienten in bie Jpräd^tigen 
@äte, SBoJ^njimmer, Sabinetc u. f. to, eingeloffen, »eld^e äffe ]ä)ön 
auSgefd^müdt finb, bv6) \d, bag bie Siefiben; in 3)^ünd^en biejen unenb« 
li^ üiel üorau3 l^at. %nä) ben @}}ei}ejaal unb ba^ ®^}ieljimmer öer*» 
gafe man nid^t ung ju weifen. Sinigc bebedtc ®ängc finb mit jierlid^en 
©emälben au^gejieret, baöon finb jene für einen gi^emben merfwürbig, 
weld^e äffe larfürftlid^en ßuftl^aufer ber 9teil^e nad) in ^ßrofpecten öor* 
fteüen. S)ann befallen toir bie öi^iwi^^^f weld^e bie Äaiferin Slmalie be- 
wol^nte, wo man nod^ bie Meinen öerborgenen Qxmmtxäfen jeigt, mo fie 
ber älnbad^t oblag, ^ä) l^abe mic^ oben im äJiünd^ener ^alafie fo lange 
mit aSefd^reibnng ber gimmer aufgel^alten, bai iä) nid^t notl^menbig l^abe, 
l^ier SJieIed bat)on l^injufd^reiben. @^ ift genug, menn id^ überl^aupt 
bemerle, bag fie anmutl^ig abwed^fe(n, mit toftbaren in^ unb au^Iänbijd^en, 
aud^ d^inefifc^en %a\)ütn bel^angen, unb mit fc^önen Süftern, Äaminen, 
©<)iegeln, $or5effan=«©erüicen unb ©emälben gejiert finb. SBon ben 
lefetern finb gmei ©tüde rec^t fel^en^toertl^. @ineg öon Xenier ftefft bie 
ganje Sujemburger ®emälbe-®alerie in öier Siafeln perf<}ectimfd^ öor* 
3)aS anbere entl^ält auf jwei großem ©tütfen wenigften« 100 ^or* 
traitS be^ S3a^erijd^en unb 5ßfäl5ifd^en ^auje^ mit il^ren bamaligcn t?or* 
nel^mften ©taatsbebienten. 

35er SR^mpl^enburger ©arten, ben man üon aufeen nur in 
ütoa brei ©tunben umgel^en lann, läfet fid) faft in gar feine Sefd^rei- 
bung bringen. 35urd) einen 93ogen im mittlem ©ebäube unb burd^ 
©eitenöffnungcn, weld^e mit eijernen ®ittern üerfc^Ioffen werben fönnen, 
gelangt man bal^in, SBeld^ ein Slnblidf! Selben unb anftaunen fann 
man il^n, aber ^om Sejd^reiben läßt fid^ fein ed^ter Segriff babon mad^en. 
S)er ®arten ift in einem SBalbe angelegt, welc^ier fid^ aufeer ber ©arten* 
mauer wieber auf etlid^e ©tunben weit fortjiel^t. S)ie größere äu^* 
t^eilung biefeg Suftorte^ foff, wie man ung tjerfid^erte, nad^ jenem üon 
Sßerfaiffe« angelegt fein; er foff nad^ biefem einer ber p'räd^tigften ©uropa'g, 
unb unftreitig ber fd^önfte in ganj S)eut{d^lanb fein, ©r ift in grofee 
^artieen abgetl^eilt, unb biefe finb auf dütn ©eiten mit weiten Slffeen 
unb ®ängen burd^fd^nitten. S(m (Snbe ber ®änge ober Slffeen finb immer 
©tatuen, SSafferwerfe ober ®rotten angebrad^t. 2)a3 üorgüglid^fte bieje^ 

ÖJötrcä-Öcf., II. Seteittßfd^Ttft für 1889. 4 



\ 



50 

©artend befielet unftrcitig in bcn SBaffcrf}jic(en. S)ag SBoffcr »irb, wie 
fd^oti gejagt, üom SBürmfec l^crgclcitct, utib bcr ganjc ©arten iji mit 
ßanäten, Seid^cn, Meinen unb grojsen @<)ringtt)affcrn angefüllt. 93alb 
fd^änmen mäd^tige SDJaffer jaulen cnnjor, balb jjlätfd^ern Meine janfte S^jring* 
brunnen, balb tänbeln fie einjetn, balb arbeiten fie einanber in grofeer 
SWenge l^armonijci^ entgegen. 2)afe man auf bem großen ©anal ben ganjcn 
©arten bejd^iffen lann, \)ait xä) anä) fd^on gemefbet. 3n biefem ©anale 
fd^mimmen in abgetl^ei(ten Raufen ©c^mäne, t)on einem ©l^ore tl^rer 
3ungen begleitet, unb jeigen bem SBanberer, bcr über bie SBajferbrütfen 
fe§et, ftolj baS btenbenbe SBeifee il^re^ geberfd^mutfe« jur ©d^au. äulcr 
biefem ©anal, ben man auf allen ©eiten bt^ ©artend fielet, {ann man 
faum einige ©d^rtttc tl^un, ol^ne auf ©^jringbrunnen ju ftofeen, »el^c 
faft aflcjeit in Meinen Seid^en, bereu Wxtk mit bleiernen, »er« 
golbeten ©ötterbilbniffcn audgejiert ift, angetroffen werben. 2)a§ märe 
nun bie Sefd^rcibung biefeg ©arteniJ überl^au^Jt. SBir l^ielten und barin 
über brei tjofle ©tunbcn auf, gingen immer, ol^ne au^juru^en, barin 
l^erum, unb bod^ mujsten mir bie i^orfommenben älterfmürbigfeiten nod^ 
ftüd^tig genug befel^en, um bamit enblid^ ju einem @nbe ;u {ommen. 

Sinn tiefere id^ nod^ eine ctwag umftänblid^ere Sejd^reibung bcr 
barin entl^altenen 3RerIroürbig!citen. ©leit^ alfo, menn man in biefen 
©arten lömmt^ fielet man ein langet, meiteiJ SSieredf, beffen ©eitenallcen 
mit ^ol^en Säumen bejefet ftnb. 3u bcr äWitte ift ein großer, über 100 
©d^ul^e breiter Seic^, unb in beffen SOlittc fotoffale giguren, au« Slei 
gegoffen, meldte eine unglaubliche äßenge äBafferd üon fid^ fpri^en. 2)iefe 
giguren ftcÖeu äUaffergötter, Sß^m^jl^cu, ©cnien u. f. ro. üor. Sm näm* 
lid^en 2:eid^e finb nod^ anbere bergleid^en Figuren üon 2;ritonen, S)el* 
^jl^inen, unb um ben Seid^ l^erum eherne gröfd^e, meldte bie nämliche 
Slrbeit öerrid^ten. 2)er ganje Seid^ ift mit großen marmornen SSafen 
umgeben. 8ln beiben ©eiten ber SlÖeen finb jmifd^en ben grojsen Sau* 
men in allem 16 ©tatuen üon meijsem Sßarmor, jebe ac^t ©d^u^e l^od^, 
aufgefteÜt, meldje bie §au^}tgötter unb bie öornel^mften ©bttinnen 9tom'd 
oorbiiben. SBir nal^men l^ier einen gül^rer mit und, ber und alle merf* 
mürbigcn Orte in biefem ©arten, unb au^ bie SBege jetgen mufetc, ba* 
mit mir bie 3^^* wi^t «i'* unnü^em ^erumfd^meifen jerfplitterten. SBir 
gingen alfo unter ^nfül^rung eined ba^erifd^en 3)ragonerd burd^ berfd^ie- 
bene Um* unb Slbtoege, HHeen, ©ebüfd&e, SBälbt^en, SBafferbrüdJen, bei 
Seid^cn, ©pring«* ünb Sejirmäffern, Drangcriegärten, Srrgärten unb 
mie biefe ©ad^en alle l^eifeen mögen, öorbei in bie Alan fe, einen Ort, ber 
ganj üom ©etümmel entfernt, an eine ©eite bed ©artend l^ingebaut ift. 
(Sd ift ein grofeed ©ebäube, üon aufeen mit allem glcijse fo jugerid^tet, 
ba^ man im ©rufte meinte, bie SRauern l^ätten 9iiffe unb brol^ten ©in« 



51 

fturj. 2)ie SBol^nungen fallen mir mä)t, fonbern nur bte Stapzüt, meldte 
bret Sllt&re ^at unb jur (Sf)tt ber biigenben äRagbalena eingetoetl^t tft. 
@ie ift ganj mit lauter SRccrmuid^cIn, Äorattcn, ÜKccrfd^mämmcn unb 
anbern äRccrjjrobuctcn cingeMcibet, unb an^ bem nämfid^cn Stoffe finb 
and) bie ältäre verfertigt. Äuf'bem ^auptaltare ift bie Silbjöulc ber 
i^eiligen 3)^abgalena t^on weitem 9Rarmor gu feigen. 

^aä) einer beträt^tlid^en Streife fommt man nun auf ber näm* 
n^en Seite bed ©arteniS ju einem anbern ®ebäube, ba9 ^agobenburg 
i^et^t, toeil eis ganj auf bie S(rt einer d^inefifd^en $agobe gebaut ift. 
Unten in biefem ®ebäube ift ein @aal, ber ju einem S^^eifegimmer bient, 
im obern ©to(f»erle ein SSor5immer mit einem Salcon, ein ßabinet, ein 
©d^tafjimmer, affe3 auf d^inefijdie ärt prad^töoÖ gegiert. 2)a8 9WerI- 
nürbigfte an biefem ©ebäube ift, ba^ inwenbig bie ganje 9}!auermanb 
aÖerorten mit blaubemaftem ißorseHon eingelegt ift, fo ba^ man gar 
(ein Stüd einer 9Rauer feigen lann, fonbern tt)o man nur J^inblidt, $or- 
jellanmauern i)Ox fid^ l^at. 3e^t erl^ebet fid^ ber ©arten nad^ unb ttad^, 
man manbelt mieber burd^ ga^Ireid^e -abtoec^felnbe SQeen, burd^ beren 
äßitte koieber ein Sanal burd^fc^Ieid^et, ber fi^ am @nbe in einem %txäft 
fammelt unb bann im ^erabftürien einen |)räd^tigen SSafferfaH geftaltet; 
bie 5ßfKafter ober Sierraffen um biefe SaScabe unb tttoa brei bis üier erftaun* 
(id^ groge fbcäen, burd^ toetd^e bai äBaffer l^inabgütfd^t, finb burd^koeg 
t7on rotl^em äßarmor. Um biefe (SaScabe ^erum ftel^en koieber totx^t 
marmorne Statuen, »eld^e ^olbgötter, minbere ®öttinen unb bann bie 
glüffe 3)onau unb Sfar üorfteÖen. Sei ©elegenl^eit biefer Statuen be* 
nterle ict), ba^ fid^ oft aud^ in @ebttfd^en unb fiufttt)ä(bd^en einjelne 
Statuen unb S5ruftbilber unb eine SRenge ber (entern nal^e am Sd^Ioffe 
in einem üon bem großen abgefonberten Ileinern ©arten befinben. 

SBir l^atten l^ier eine Seite beS ©artend burc^gereifet unb fallen nun 
loieber t7on ferne bad am @nbe )}rangenbe ^alaftgebäube, t^on bem mir 
burd^ üerfd^iebene angenel^me Ummege l^ergetommen maren. SBir fd^Iugen 
nun auf bie anbere Seite um, bamit mir aud^ ba nod^ baiS äßerfmärbigfte 
iefel^en mod^ten. SBir {amen nad^ einigen Slbmed^jelungen, unter benen 
«in großer Seid^ mit SBaffermerfen, bie einen ungel^euer großen Stumen* 
bufd^ üorfteöen, unb ba^ SSaffcr eben fo l^od^ aU mannid^faltig auf* 
treiben, merfmfirbig ift, in ben fjafanengarten, mo bie ^ül^ner in eigene 
baiix eingerid^teten ^äuSd^en üon ^olg, ober aud^ nur üon Steijern, t^er^^flegt 
toerben. ?tIIeiS mimmelte auf einmal, ba il^nen in unjerer ©egenmart 
fjutter auSgeftreut mürbe, unb mir l^atten ©elegenl^eit genug, il^re unter- 
id^ieblid^en ?lrten ju betradjten. S)ann langten mir beim Sabl^aufe an, 
einem Meinen ^alaft mit vielen auggejd^müdten ßittimern ; ba« merlmür» 
i)igfte bavon ift ba^ SSabjimmer, bad gang mit äßarmor auSgetleibet 



52 

unb üon 06 cn mit einem marmornen 95raftgittcr öerfel^en ift. 3)ie{cr 
Ort ift jugleid^ bic ©d^mimmfd^ule für junge ^errjd^aften unb ßaüaliere. 

3n biejem ®cbäube (ober in 8lmalien&urg, id^ lann e8 nimmer ent* 
fd^eibcn) ftnb bie Originale ber antifen fiöpfe j»öff alter römifd^er fiaifer, 
toeld^e jur SJerjierung be^ untern ©aale^ in SWifd^en angebrad^t finb, 
fel^r fel^en§»ert]^ ; fie finb au^ meijsem 3Rarmor. SSon ferne 5eigten fic^ 
un^ jmei grofee SBaffert^ürme, morin fidE) bie ?ßump»erfe befinben; bic 
grojse geräumige äBol^nung bed ^ofgärtner^ unb feiner untergebenen 
®artenbebienten, ba^ Sreib^ou^ unb alle bie ©ebäube bie jum ® arten - 
bienfte gel^ören, unb n)ir lamen enblid^ über einen fteinen SßafferfaQ bei 
bem legten ^atafte bieje^ ©artend, ber Slmalienburg l^eifet, an. 2)er 
untere ©aal ift ganj mit ©piegeltoerfen üerjiert; aU ©eltenl^eiten jeigt 
man l^ier bie Äüd^e, worin bie S'aiferin Slmalie gefod^t, unb ein t)oti^ 
fommene^ Süd^en^Sermce üon aKer möglid^en ßubel^örbe, aix^ Srbc öer* 
fertigt. 3)ie SJergierungen ber 3*"^"^^^ beftel^en meift au3 ba^erifd^cn 
Sagbfeftiüitäten, 5ßortrait§ unb üerfd^ienen ^rojpecten be§ SR^mpl^enburgec 
®arten3. 3m Sejirfe bieje^ ©artend ift nod^ ein ©emilbgarten, worin 
^irf^e, Sielte u. f. w. eingefangen finb. SBir gingen üorbei, weil wir 
wußten, ba^ wir feit Worts auf unferer Stüdfal^rt nad^ ÜKünd^en einen 
weit fd^önern SBifbfang antreffen würben. SBir gingen aljo, ganj öon bem 
?lnnel^mlid^en unb $räd^tigen biefeS DrteS eingenommen, jurüd unl> 
fd^idten unS, nad^bem wir bie fd^öne im mobernen ®ejd)madfe auSgejierte 
^offapeöe befel^en l^atten, jur jRüdffal^rt nad^ SRünd^en an. 

Um biefe 9teüiere finb (nal^e bei einem ber ©aftl^äufer) große mit 
83aum-8lIIeen iz\z^it unb öor ber brennenben ÜKittagSjonne gejd^üfete 
^^läfee, wo bei fd^önem SBetter ganje ©eJeUfd^aften unter freiem ^immel 
i^r ÜRittaggmal^I l^altcn, unb anbere fidö im ©d^atten mit allerlei ®at* 
tungen ber @^}iele bei felbftgewäl^Iten (Srfrijdfjungen ergöfeen. 35a§ Sin* 
jige, toa^ einem gremben in 9?^m^}]^enburg fel^r ungelegen fällt, ift eine 
unjäl^Iige SDflenge Settler, weld^e (Sinem jeben ©d^ritt SBegeg burd^ il^r 
Ungeftüm ftreitig mad^en, unb oft in einer SSiertelftunbe wol^I brei bis öier 
3KaI bei ber nämlid^en 5ßerfon um ein Sltmofen anl^alten. ®aS möchte wol^I 
feine $robe üon einer guten ^olijeiorbnung fein, ba firf) biefe Utiorb* 
nungen gerabe üor bem 5ßalafte unb im SCngefic^te be§ Surfürften ju* 
tragen. 3m ©arten unb im ^alafte felbft muß man cS fid^ jum ®Iüi 
anred^nen, baß man ungefd^oren fortlommt. 

3m atüdwege auf ÜKünd^en ließen wir unS ju bem nal^e gelegenen 
SBilbfange fül^ren. (Ss ift ein jum Sl&eil auSgel^auener ^ox% worin 
ztvoa 120 ©tüd ber größten ^irfd^e, SRel^e u. f. w. eingefperrt finb. 
Sin i^erfc^iebenen Orten biefeS SSalbeS finb an ^ütten, 3ägerl^äufern unl> 
©taugen l^errli^ am geuer oergolbete ©pi^en ober Än5pfe angebrad^t,. 



53 

an bcrcn ®lan5c, »cnn bie ©onnc barauf fd^eint, \xä) btcfc Spiere er* 
gö^ett unb baburd^ t^r natütlid^ fd^eueS SSefen üerderen utib gefelliger 
tDerben. SKan tt)te$ unS aud^ einen Keinen umjd^(offenen Ort, toü fid^ 
ein ^irfd^ ober ein anbere^ X^ier, wenn e^, mie e^ fe^r leidet gejd^iel^t, 
bal^in getrieben wirb, üermittete eines ©d^neHgitterS ober einer gaÖc 
?eIBft fangen unb einj|)erren mufe. Ungefähr in ber SKitte biefe« SBalbeS 
i[t ein jiemlid^ grofeeS |)äu3d^en an^ Satten, burd^fid^tig toie ein SSoget- 
fäfig gebaut^ »ol^in man fid& l^infteHt, wenn man alle 2;i^iere au3 bem 
gangen SBalbe jufammenfommen läßt. ®a§ ßeid^en 5U biefer gafammen* 
fünft »irb entmeber bnrd^ Sog&rennung einer glinte, ober aber, tt)ic e3 
bei uns geid^fl^, niit Säutung eines ®(ödfIeinS gegeben, unb ben Singen* 
hüd brängen fid^ aQe ^l^iere auS ben entfernten @egenben beS SSalbeS 
bem ^äuSd^en ju, fo bag nid^t eines bat^on gurädCbleibt. 9Ran gibt 
il^nen fobann jum fiol^ne il^reS ©e^orfamS in bie ringS um ben Ääfig 
gejogenen Xröge eine (Sattung Sattelf örner, nad^ »eld^en fie fel^r lilftern 
finb. äBäl^renb il^reS Slaf^enS l^at man 9Ru^e genug, fie anguguden 
unb felbft bie jäl^mern ju ftreid^eln, unb biefe %i)mt finb bie fd^önften 
unb größten, »eil, fie eigens auS ben gorften baju auSgemäl^It werben, 
Sl&iere, bie tieinen ^ferben an ©röfee nid&t üiel nad^geben, unb Oemeil^e 
t?on jeltener ©röjse tragen. S)ann fommen nod^ mel^rere fleine Sin- 
fange, einer, worin man unS als etwas fel^r Seltenes jwei junge ©em* 
fen geigte, benen man gu i^rer Suft fleine geljengebirge aufgetürmt. 

3n einem anbern ©ingange ift ein ^olggarten angelegt; man trifft 
barin eine fel^r grofee SÖJenge öerfd^iebener ©rbegattungen unb aöe ©or* 
ten ©efeünge üon SBalbl^olg in abgefonberten Seeten an, mit weld^en 
man Serfud^e mad^t, in we(d^ einer @rbe eine jebe ©attung $oIg am 
beften unb gejd^winbftcn gebei^e. SJian bebient fid^ l^ernad^ ber gemadjten 
Söemerfungen mit üielem 9?u^en, wenn eS auf Slnlegung unb SSerbefferungen 
ber SBälber ober aud^ SlHeen unb (Sebüfd^e anfommt. 

Unb nun wieber in SWünd^en bei ^errn SWicIaS 5ßrad^er, einem an* 
bem ^albbruber P. Seba'S, wctd^er bie ©teile eines ©ecretairS bei 
bem ^offammerbifafterium befleibet, ein re^t feiner, aufgeräumter SDiann, 
ein Siebl^aber ber Seetüre unb SRufif. @r lie^ unS freunbfd^aftlid^ gu 
feinem SKittagSmal^Ie einlaben unb würbe eS ungern genommen l^abcn, 
wenn wir il^m nid^t barin entj:prod|en l^ätten. SBir l^atten bei il^m ®e* 
legenl^eit, mit einem K^orl^crrn üom gtauenftifte befannt gu werben, ein 
gej^jräd^iger, öerbinblid^er ^err, ben er als einen feiner beften g^eunbe 
and) gu fid^ gebeten l^atte. 

2Bir l^atten unS entfd^loffen, unjere öerfiegelten SReiSfoffer nid^t öffnen 
gu laffen, bis wir in SlugSburg eintreffen würben. SBir bejorgten, eS 
möd^te uns etwa l^on einem SDJautner eine S^icone gefpielt werben, weil 



54 

^err S3eba in unferm gemeinfci^aftlici^eit ^ieifegepääe i^etfd^iebene @)efd^ente 
mit fid^ filierte, mdd^c un3 ba^ Anfeilen t>on Sontrcbanbicr^ geben, nnb 
un^ in einige SJerlegenl^cit l^ättcn fefecn lönnen. SBir müßten aber bei 
unferm längern Sufentl^alte in 97{&n(^en unfern @ntjci^Iug anbern. äBir 
liefen einen el^rlid^en SÖJautner mit einer alten ©tod^jerrütfe fommen, 
toeld^er bie feierlid^e Zeremonie ber Sntfiegelung unb S)ur(l^fu(l^ung unfere^ 
9teijegepö(feg öerrid^ten mujste unb un§ für eine Selol^nnng bie ge* 
bruffte ^erfid^erung gab, ia^ toir nur bie notl^menbigften SReifemaaren 
mit ung filierten, unb fo fonnten »ir nun, »enn »ir Qtxt gel^abt l^ätten^ 
in ganj^a^ern al^ el^rlid^e Seute l^erumfd^toeifen. 

Stad^mittag^ mad^ten toir bem auf ber ^aviptmaä)t l^eute commanbi- 
renben Hauptmann ^ßrad^er eine SBifite. 2)iefer SRann ift ganj ©olbat, immer 
ernftl^aft unb in biejem ©tüde ber toal^re %ntxpobt feiner Ferren SSrübcr. 
SBeil n^ir juft üon @o(baten ^Reibung madien, fo mug id^ eS gum Slul^me 
ber ba^erif^en 3;ru^)^)en, bie wir l^ier in SÖJünd^en, in Sanb^berg unb 
S)onautt)örtl^ gefeiten l^aben, anmerfen, bafe fie meift au§ jungen, wol^I* 
getoad^fenen unb reinli^ geKeibeten ©olbaten beftel^en. 3n SWünd^cn 
liegen üier Stegimenter ju gufe unb ein ®aüalerie*9iegiment, ju Sanb^berg 
unb Sonaumörtl^ an jebem Orte 500 SRann. 

S)ie noc^ brei übrigen ©tunben be§ finicnben 2;age3 üerbradötc 
einer mit Sefud^en, einer mit ©c^Iafen unb id^ mit — SRic^t^tl^un. 
2Rein äBunfd^ »ar, bie berül^mte Äuguftiner*S5ibIiot]^eI ju befudEien. 3d^ 
toax fd^on im Slnjuge bal^in, al3 fid^ ber ©ol^n be§ §errn Sllbert fetbfi 
erbot, mit mir ju gelten, meil er ba mit einem geleierten 3Ranne S3e- 
fanntfd^aft ^ätte; aÖein er gauberte üon einer l^alben ©tunbe gur anbern, 
unterl^ielt mid^ erft mit Silcurfen, unb bann auf einem Slügel, ben er 
meifterfid^ tractirt; bie Slnftänbigfeit »oUte e§ inbeffen aud^ nid^t erlau* 
ben, mit ®etoalt fortjubringen. 91m toax eg Slad^t, unb nun »arb mein 
ganger ^lan, üon bem id^ mir im litterarif^cn fjad^e feinen unbebeu* 
tenben Siufeen t)tx\pxaä), ju nid^tg. Sluf ben Slbenb entfd^Ioffen toir un§, 
ben folgenben Sag um ad^t Ul^r unfere Steife bis SlugSburg fortjufefecn. 
2)ie ^oft fäumte uniJ faft eine ©tunbe, unb inbeffen überrebete unS unfet 
©aftgeber, nod^ einen ZaQ in SRünd^en ju verbleiben, toeil er eben Seit 
l^ätte, ung nod^ unterl^altenbe unb nüfeli^e Singe gu geigen. ®3 toarb 
alfo auggefpannt, unb mir entfd^loffen un§, l^au^^tfäd^lidi ber Somöbic 
megen, no^ einen 2;ag l^ier gugubringen. 

S)er 23. SuliuS. Sltfo auf biefen ©ntfd^lufe ^in führte un§ ^err 
?llbert gum ^aufe beS berül^mten ^rofefforS SBeftentieber ^), um unS mit 



*) Sorena d. äöcftcnriebcr, S)omcapltu(ar au SJlünd^cn, ^th. bajelbft 1754, f 15. 3Kära 
1829. 



55 

il^m bcfannt ju mad^cn; er mar aber jum JBerbruffe für un^ eben öer« 
reiR Seim 5ßrofeffor unb 95u(f|]^änbler ©trobP) waren mir gtütflid^er; 
mir unterrcbeten un3 eine Qdt lang mit il^m unb befud^ten bann bie 
^autlice* ober Xa^jetenfabrif, bcren $robucte gemife bem fd^önften ®t^ 
mätbe an bie Seite [teilen, nnb menn öom Solorite bie SRebc ift, bie 
©ernälbe meit äurütflaffen. @in artiger g^anjofe, §r. ©lebeöiHe, berfid^ 
fc^on feit ad^t Salären in SÖJttnd^en aufhält unb nod^ nid^t§ SJeutJd^i f^^rid^t, 
l^at bie Sluffic^t barttber unb nimmt bie gtemben mit einer befonbern, 
nur ben tJ^^anäofen eigenen ärt ber ^öflid^feit auf. S)ag ©eltenfte bei 
biefer SBebefunft ift, ba^ berjenige, meld^cr baran arbeitet, nit^t fielet, 
mag er arbeitet; er ftel^t gmifd^en htm ®emälbe, ba§ er co:piren miÖ, 
unb bem SBebeftul^I, moran bie ^au:pt* ober groben ®runbfäben be« 
merbenben ©tiideö angef^jannt finb, mie eingefd^Ioffen, unb l^at nur immer 
bie innere falfd^e Seite be^ ©tüde^ ober bie Stüdmanb beffelben üor 
fid^. ©egenmärtig Verarbeitet er ©tüde au3 ber SRömer»®ejd^i^te (menn 
mid^ mein ©ebäd^tni^ nid^t trügt) für bie Äaiferjimmer in ber äRünd^e»» 
ner Stefibenj. ©eine ©ejeÖen finb 3)eutf^e, unb öon itn Sel^rfingen 
bepnbcn fid^ fd^on einige auf furfürftlid^e Soften auf SWciJen. 

^err ?Hbert fül^rte ung bann in ein ®ebäube öon fünf ©totfmerfen, 
ba§, menn e§ auSgemad^t ift, einem ^alafte, in'3 ©etiierte gebaut, äl^n* 
lid^ fein mirb. @3 mirb unter feiner S)irection aufgefül^rt, unb man ift 
unfd^Ififfig, ob man bie barin angebrad^ten Eommobitäten, bereu mol^( feine 
oergeffen mürbe, ober feine ©auerl^aftigfeit, ober jeine einfad^ majeftä« 
tifd^e ^rad^t mel^r bemunbern {oÖ. Qix totlä) einem Snbc bie« ®ebäube 
einft bienen foff, mar für ung ein ®e]^eimnife, ia^ er un« nid^t entJ^üQte. 
3Wit affebem foftete e§ big bal^in fammt bem Slnlauf breier großer bt^ 
nad^barten Käufer nur 70 000 gl, eine geringe ©umme, menn man be* 
trad^tet, mie tl^euer ber SKnfauf ber Käufer in einer §aupt- unb Stefi«» 
benjftabt ju ftel^en lommen muffe. 

S)ann führte er ung noc^ in ein anbereg i^m jugel^brigeg $aug, 
morin mal^rl^aft üerunglüdJte ^ßerfonen, bie fid^ fonft untabel^aft aufge^ 
fül^rt, einen ^»Pii^t^ö'^t ^ai^n unb auf eine Qzxt bem @<)otte beg $u* 
blicumg entriffen merben, big fie burd^ mol^Itl^ätigeg 8«*^«n ßiner d^rift» 
lid^en 2Renfd^enIiebe anbergmo el^rlid^ untergebrad^t merben. 

@g fei mir ^ier ertaubt, etmaS jum Stul^me biejeg roacfern 3Ranneg 
anjubringen. ©r mar einft ?ßrofeffor ber S^irurgie unb ®eburtg]^ilfe an 
ber Slfabemie 5U Sngolftabt, ift jefet einer ber angefel^enften fRatl^gl^erren in 
SWünd^en unb 3uf))ector ber Bierbrauerei in bafigem 5ßfieggeri(i)te. (Sr 
mar einer ber ©rften, meldte grofee ©treden bber, moofiger Orte mit un^ 



*) 3o§. SBapt. 6troB( jiarb im 9lot). 1805. gKcujcl a. a. O. VII, 707; XII, 386. 



56 

crmübctcm ^kx^t unb großen Äoficn urbor mad^en tiefe, bo| jcfet bort 
fjrüd^tc flebcil^en unb beut SBanbcrcr l^olb entgegen lad^en, too man 
tf)t^m nur unnüfee, unfruchtbare SBüfteneien \af). @r toax ber @rfie, bcr 
SWautbecrbäume pPanjte unb baburd^ bie ©eiben»ürmer«'3ud^t einführte; 
ber (grfte, »efd^er eine naä) ©efefeen l^onbelnbe SSienengefeQfd^aft in feinem 
SJaterlanbe oufleben mad^te, Stn^tn genug üon feiner Snbuftrie. @r ift 
(unb biei^ maäft if)m aU äßenfd^ unb ßl^rift mel^r @l^re) ber ^auptftifter ber 
neu errid^teten Slrmcnonfiolt, ju bereu SBol^t er eine anfel^ntid^e ®cfeH* 
fd^aft üon (Suttl^ätern, rotläft monotlid^e Slbgoben ju biejem (£nbe entrid^tett, 
auferttjetlet i)at Ueberbie^ l^at er aud^ feine Solente unb ©infid^ten in ber 
SRe^anif bur^ ©rfinbung nüfelid^er SRojd^inen für Äronle, ^Bettlägerige 
unb Hebammen gejeigt. (£r befifet oud^ ein ©el^eimnife, ba^ er felbft 
erfunben, aöe ©attungen ©etreibe, ol^ne ba^ man fte nur ein äßal x&f)^ 
ren barf, fo longe aU man toiU, frifd^ unb üon Ungejiefer unangetoftet 
JU erl^olten, unb ift erbötig, baffelbe nad^ gemad^ter ?ßrobe für eine an* 
ftänbige SSelol^nung ju eröffnen. @r ift fomit ein 3Äann, beffen Um* 
gang einem Steifenben mid^tiger a(^ ba^ ^nfd^auen aller üorfommenben 
©eltcnl^eiten fein mufe. (£r pit in jeinem ^aufe fel^r ftrenge über gute 
Drbnung, 2lrbeit}am!eit, ^ünftlid^feit, toeld^eS in einem fo großen ®aft* 
l^ofe fe^r notl^tocnbig fein mufe. 

8ln ber ©eite biefe§ mürbigen Mannte gingen »ir Siad^mittagg in 
bag 95itterid^*9?eget]^au§, ba§ öon ber gamilie S3itterid^, bie e3 ge* 
ftiftet, jo genannt mirb, »ofelbft bie bafigen ßlariffinnen bie Siormalfd^ule 
geben unb baju in einem babei gelegenen 3iointer nod^ anbere SRäbd^en 
im ^af)m, ©triefen u. f. ». unterrid^ten. ^err ©ofmann, ein ©clel^rter 
unb einer ber ^aupttel^rer ber SRormate, fül^rte un« bal^in, unb ba ging'§ 
nun an'S äRanöüeriren, 6ii^ ba^ ganje 9?ormaI*(£jercitium fertig toar. 
(£ine Slrt gemiffer Oabetrutl^en, »oran man öerfd^iebene Snbfilben ber 
SBorte bcfeftigt, unb bamit einem SSSorte im SlugenblidEe eine anbere ®e* 
ftalt geben fann, trägt bei ben Äinbern üiet jur fjertigfeit im Scjen bei. 
Sine 2lrt üon ©efetafeln, »orauS bie Äinber bie in il^re gäd^er abge* 
fonberten SBuc^ftabcn felbft l^crau^ttaubcn muffen, um bie aufgegebenen 
SBorte barau^ ju geftatten, lel^rt fie praltifd^ bie ©ud^ftaben lennen, tä)t 
bud^ftabiren unb, wa^ bie ^auptfad^e ift, ortl^ograpl^ifd^ fd^reiben, unb 
erleid^tert bem Se^rer feine äßttl^e um SSieIe§. ®ieje SSortl^eilc liefeen 
ft^ aud^ fel^r leicht bei unjerer SRormalfd&ute gebrauchen. 2)ic Slrt, wie 
§err ^ofmann bei einigen SBorten ba^ SBud^ftabiren einrid^ten mö^te, 
l&at etma§ SefonbereS, unb eg ärgert il^n fel^r, bafe er, feiner ®rünbe un* 
gead^tet, nid^t bamit burc^bringen !ann. @ben mit feine 3(rt fonberbar 
ift, fo fefee id^ ein Seijpiel baüon l^iel^er. S)ie Steuerung, bie er ein* 
fül^ren mö^tc, beträfe nur jene 3Borte, bie au^ mel^rern jufammengefefet 



57 

finb, unb batin bettO(^tet er brei ©ac^cn: bog §auptmort, bie B^f^m- 
OTcnfcfeung unb bie Snbung, 5. S. folltc bag SBort 9)?enf^werbung aljo 
nad^ feiner äReinung bud^fiabirt »erben: SRenfd^«» werb- ung, »eil ung, 
feit, l^eit, leit u. f. f. untrennbare ©nbfilben »ären, »eld^e nie an ein 
anbereg SBort im ^ud^ftabiren foQten angel^ängt »erben. @r mag 9ie^t 
l^aben, xä) jiel^e meine ^thtx üon biefem grammätifalifd^en Streite weg, 
unb bemerle, »a? »ir nod^ weiter fa^en. 

SBir gingen {ämmtlid^ burd^ bie äBill^elminifd^e ober ^er^ogmagifd^e 
Sieitbenä, weld^e j|e|t öon ber t?erwittweten ^erjogin S^arlotte bemol&nt 
»irb, auf bai^ Sanbgut ber Ferren ©ebrüber üon ^tpp, um ben ©eiben* 
bau ju feigen. 2)ie ©eibenwürmer würben in unferer ©egenwart in einen 
fod^enben Äeffel geworfen, unb bann mit unglaublid^er ©ejd^winbigfeit 
abgefponnen, wobei ju bewunbern ift, bafe bie !aum fid^tbaren ©eiben* 
faben üon einer fo mäd^tigen unb gef(^winben SBemegung nid^t jerreifeen. 
SDJan war fo gütig unb »erel^rte un§ ein 2)u|enb ber fc^önfien biefer 
©eibenroürmer, unb $err 85eba, ber fie einftweiten aufbel^atten fottte, 
öerlor fie glüdEfid^ aöe. 3)er ^err ^ofmeifter 5eigte nn^ nod^ bie fd^önen 
3tmmer biefeg Sanbl^aufeg. 

2)er lefete Ort, ben wir in 3Rttnd^en befid^tigten, war ia^ Sanb* 
l^au^, ober oielmel^r ber biefem ©ommerpalafie ber öerwittweten $er* 
jogin jugel^örige ©arten, welcher mit frönen ©tatuen, Slöeen u. f. f. 
gegiert ift. SBir fallen ba eine 19 ©d^ul^e l^ol^e %lüü, wetd^e eben jU 
blül^en anfing, eine feltene Srfd^einung. Slbenb^ befugten wir htn So* 
möbienfaal. @3 warb ein ganj neueg ©tüi aufgeführt : 2)a3 SSerbrcd^en 
au3 Sl^rfu^t ^). 3)ie Slcteur^ fpietten il^re SioHen überl^aupt trefflid^ unb 
ba^ ©tütf, üott launiger ©atire unb aud^ fd^önen moraüfd^en 8lnwen* 
bungen, warb mit lautem SBeifaÖ aufgenommen. 2)ag ^aUtt eineg ÜRa* 
trofen^ore§ mit Sitjmpl^en war nett, unb bie äRufif jur Äomöbie unb 
SBatteie, wie man fie öon biefem berül^mten Drd^efier erwarten mufete. 
t^ier l^atten wir ©etegenl^eit, ben Äurfürften, ben ^rinj SSSill^elm oon 
S3irfenfelb, ben SKattl^efer-örofeprior ber baljerifd^en SnnQZ, üon SBregen»* 
l^eim, ben üon glad^^fanb, ben englifd^en Ocfanbten, oerfd^iebene ®raf en 
unb SDlinifier ju feigen. 9?ad^t3 um 10 Ul^r reiften wir, nad|bem wir 
üon unjerm braoen 2Birtl^e Urlaub genommen Ratten, burd^ ia^ SReuJ^aufer»» 
tl^or öon äRünd^en weg. ISinige Semerfungen über biefen Ort werbe id^ 
noc^ im näd^ften X^eite anjufüi^ren mir öorbel^olten. 



») SSon luöujt mmm Sfftanb, geB. 1759, f 1814. SDa§ obiöc ©tüd, ba§ 
3fflanb'§ Ittterarijd^cn 9luf bcörllnbctc, »ar am 9. SJlärj 1784 3U ^Olannl^cim jum crften 
3Jial oufgefü^rt toorben. 



58 



Per 24. bis 30. Julius. 

Sg inod^tc ctma 12 Ul^r fein, ai^ tt)ir bei 3)ac^au anfongten. $ier 
ifi »iebetum ein furfütftti^e^ ©d^Iofe, ba^ mx aber notürlid^er SBeife, 
ba cg eine bunfele, rcgnerif^e 9iod^t war, nid^t jel^en fonnten. ©3 liegt 
auf einer Stnl^ö^e. Sinn nel^mc id^ mir bie greil^eit, nod^ einige SSemcr*» 
fungen über 9Ründ^en unb ben Meinen ©trid^ Sa^erni?, ben »ir burd^* 
wanbert l^aben, ju mad^en^). SSom Siationafd^arafter eine^ JBoHeS läfet 
fid^ ni^t »iel fagen, »cnn man nur einige 3;age in einer ^auptftabt 
Sugebrati^t, unb nur mit einigen ?ßerfonen Umgang gepflogen l^at. 3ieife* 
befc^reibungen über biefen ©toff copiren unb üon einer Station üom 
^brenfagen urtl^eilen, beibe§ ifi ungered^t. 2)a6 bie SaJjern überhaupt 
feine greunbe ber Defterreicf)ei; finb, ba^ merft man il^nen auS jeber 
9iebe an, n?enn man mit il^nen über biejen ©egenftanb fprid^t, unb fie 
mögen ju biefer Slbneigung Urfad^e genug l^aben; benn nur in biefcm 
Sal^rl^unbert l^at Defterrei^ il^nen fo berbe ©treibe »erfefet, »oran fie 
nod^ lange »erben ju benfen l^aben; eben bie^ mag a\xä) 3^ttfl^ f^i^r 
mie fel^r ber S3aJjer Patriot ift; ber Stuglänber ift fonft bei i^nen tDof)i 
gelitten. SBir mürben aud^ öon furfürfifi^en SBebienten, »enn tt?ir fie 
nötl^ig l^atten, allemal l^öftid^ bel^nnbett; bafefi^ ober, no^bem fie einige 
3eit mit SBeifung ber ©eltenl^eiten bei einem gremben jugebrad^t-l^aben, 
auf eine Setol^nung l^arren, ba3 ärgert gemife SKiemanben; aber grobe 
Begegnung (mie eg an einem anbern beutfd^en $ofe gefd)el^en foÜ) ber 
Sebienten nod^ belol^nen muffen, ba§ »äre mir ärgerlid^- ®er SBa^er 
ift aud^ in ben geringften ©a^en feiner 9ieligion eifrig unb gegen jebe 
Slufl^ebung einer Sieben jad^e barin unbeugfam; SSerorbnungen, wetrfie 
nad^ feinem Segriffe ber ^Religion ju nal^e fämen, möd^ten ba mol^I mit 
Oewalt bur^gejeßt »erben muffen. Sin SBeifpiel baüon liefee fid^ üon 
ber Slbfd^affung ober üielmel^r Umfd^affung beg SBcttertäuten« anführen. 

S)ie Äleibung ifi, »ag bk ©auptfiabt anbetrifft, bei iungen §errd^en 
fo wie aüer Orten abwec^fetnb unb unbeftimmt. Salb bel^agt e§ il^nen, 
englänbifd^ einiger ju gelten, unb bann äffen fie wieber anbere Stationen 

^) 3« öeröletd^en ift l&tcr, iebo(!^ mit SBorfid^t, eine culturl^iftorijd^e ©fisje: ^olj- 
S3o^ern öegen ^nbe be§ 18. 3al^r]^unbert§ in 9iaumer'§ §iftor. Stafd^enbud^. SBierte golgc 
6ec(i§tcr »ol^röonö (1865), ©. 362 ff. 



59 

nod^. S)er ältere SSürgcr unb bet 85auer bleiben in bicfcm »ie im 
Uebrigen allem gerne beim Sllten. 

S33ai^ Snbuftrie im gelbbouc anbelangt, fo ift'^ in ber Z^at fd^abe, 
bafe fo ein Sanb, mlä)t^ oöe grüd^te l^erüorbringen fönnte, menn man 
nur tooUte, in öielen »eitfäupgen ©treden ungebaut baliegt. 9Kan lann 
batjon üornel^mlid^ 5mei Urfad^en angeben: bie übertriebenen Slbgaben 
finb eine baöon; fte ftnb fo übertrieben, bafe man un3 öerftd^ertc, ei^ 
lägen, id^ meig nid^t mie üie( Saufenb ganje Sauernl^öfe mirflid^ barum 
öbe, ol^ne baß fid^ Semanb barum bewerben fottte, meil SRicmanb im 
iStanbe »äre, bie ©efd^merniffe unb 8lbgaben baüon ju ertragen. Sin 
ganjcr Sauer l^ei^t in Sägern ein 83auer, »elc^er fo mel ju bearbeiten 
l^at, ba^ er ju feinem 3)ienfte »enigfteng 10 unb aud^ 18 big 24 ^ferbe 
brausen mu|. 2)ie jtt?eite Urfad^e ift, weil feine grojse Slufmunterung 
5ur gnbuftrie ba ift; man mag fid^ für ba^ SSaterlanb intereffiren ober 
nid^t, cg gilt gleid^üiel; ber Untl^ätige unb berjenige, ber fidb um ba^ 
aSBol^I feinet SSaterlanbe^, feinet Siäd^ftcn unb für Slufnal^me nüfelid^er 
5ßrobucte bewirbt, beibe finb gleid^ angefel^en. @o fagtcn mir einfid^tige 
(Sl^renleute, wel^e an^ ber Srfa^rung öon ber @a^e reben fonnten. 
©ie finb l^in, fuljrenfie fort, bie Reiten be3 beftcn 9JiaE Sofepl^, wo man 
auf biefe @ad|en Sebad^t nal^m unb bie Snbuftrie tl^älig unterftüfete. 
2)al^er mag eS meHeid^t !ommen, ba§ man mitten in äRün^en, unb fo ju 
fagen unter ben Singen beg §ofc§, aud^ öon braöen äRännern nid^t bie beften 
S3emertungen über bie je^ige Üiegierung mad^en l^ört unb aud^ überl^aupt 
bei bem SSoIfe nidfjt met)r jene feuerige Slnl^ängli^feit ju feinem SRegenten 
üerfpürt, weld^e fonft big ba^in aUejeit ber augjei^nenbc ßl^arafter ber 
Sägern in 9tüdffid^t auf il^re tJürften war. SSieUcid^t, ba^ bie SScför* 
berung t?k(er, befonberg abeliger augtänbifd^en gamilien, weld^e fi^ bei ber 
©etegenl^cit, ba ber jefeige Äurfürft jur 9flegierung fam, in SBatjern taub* 
fäffig mad^ten, ben S3a^ern nid^t am beften gefäüt, weil fie fid^ lieber 
üon il^ren eigenen Sanbgicuten unb nid^t con Slugtänbern, befonberg 
5Pfätjern, gegen wetd^e fte überl^aupt eine eingewurjette natürlid^c Slb^ 
neigung liegen, regieren liefen. Sic gittern, wenn fie baran beulen, 
ba^ bei ber nä^ften.Siegierunggüeränberung eine nod^ fo gro^e ^njal^I 
gremblinge unb Sluglänbcr anrüdfen wirb, um ben (gingeborenen bag 
gelt i^rer @rbe, worauf fie öon bem präfumtiüen Srbe fd^on Slnwart* 
fd^aft l^aben, wegäufd^noppen. 

Sitterarifd^e 83emerfungen fann id^ l^ier an^ Srfal^rung feine ma^en. 
9Kan weife überl^aupt, bafe ber üerftorbene Äurfürft fel^r auf Verbreitung 
ber fd^önen unb nüfeüd^en SBiffenfd^aften ^ie(t. 2)ie befonberS auf SSa* 
terlaubg^'Oefd^i^te abjielenbe, öon il^m errid^tete ba^erif^e Slfabemie er* 
l^ölt fid^ nod^. Unfer üerbienftüoHer unb nur aUäu frül^ üerftorbener S3i- 



"^■■TM 



60 



bfiot^elar P. 5ßiuj^ Äo(b ^ toax bcfonntlid^ ein aRitglicb bcrjelbcn, 
2)cr l^errjd^cnbc ©efd^matf bcg jefeigen SRegcntcn finb bic bilbcnbcn 
Äünftc: Opern, SRuftf u. f. ro. 3)ie l^öl^ern unb niebern ©tubien auf 
bem lurfürfilid^en S^ceum in SRünd^en »erben meift üon reguKrten 
(S^orl^erren unb Xl^eatinern gegeben, meldte man ju biefem @nbe au3 
üerfd^iebenen ha\)txi\^tn &Vb\Uxn unb (SoQegien audl^ebt. 92ebft biefen 
ftnb in SRünd^en nod^ einige »eltlid^e ^Jrofefjoren angejießt. Ueber]^au|)t 
merben aQe ba^ertfd^en @tubien feit einigen 3al^ren Don OrbenSgeiftlid^en 
üerjd^iebener Äföfier auf il^re eigenen Soften bcjorgt. 

SRünd^en l^at in feinem Umfange 5800 gemeine Bä)xxtk; barin 
finb 1488 unb mit ben Sorftäbten 1676 Käufer, unb in attem 8829 
geuerl^erbe. 2)ie Änjal^I aller ^erfoncn, fo nad^ SRün^en gel^örtcn, 
war im Sa^re 1783 40379 ©eelen, »ooon aber roirflid^ nur 37 840 
bamal^ in Wnnäjtn wohnten. 2)aj^ ^ßerfonal be^ ^ofei^ unb feiner 
3)iener aÖcin mad^t jd^on 4100 ©eelen au8. SSon jeber geuerfieCle 
besal^fte man früher unter bem Sitel ^erbfieuer 25 Äreujer; unter ber 
jefeigen gnäbigfien Siegierung barf man üon jebem gcuerl^erbe nur 50, 
fage fünfsig Ärcujer abgeben. SBoÖte man, fagt SBeftenricber, auf jeben 
biejer fjeuerl^erbe fünf ©eefen ncl^men, fo müfeten 44145, red^nete man 
aber nur öier, fo würben in allem 35316 ©eeten l^erauSlommen, unb 
aud^ jo wäre SÄünd^en im SSerl^äUnife ' mit anbern ©täbten gleid^en Um- 
'tange^ nod) ftarl beüötfert, weil bie weitläufigen Äird^en unb Äloftcr* 
gebäube wenigften^ ben fünften 3;i^eU ber ©tabt einnel^men. 

Unb nun genug t?on äKünd^en; iä) fal^re mit ©rjäl^tung unferer 
9?a^treife wicber fort. S33ir reiften bie ganje lange Siad^t über ©d^wab* 
l^aufen unb anbere Orte fort unb tamen am fotgenben äRorgen gu 
griebberg, bem legten baJjerifd^en Orte, an. 2)a§ ©täbtd^en ift etwa§ 
befeftigt unb liegt an einer siemtid^ fteiten än^öl^e, Wölfin man bie $ferbe, 
Wenn fie mit einer Saft befd^wert finb, nur mit überfefetem SSorfpann 
unb wütl^enbem Sumutte l^inaufbringt. 3Bir fallen 18 big 20 $ferbe 
eine nid^t befonbcrg grojse Saft l^inaufarbeiten. Sluf ber Sed^brüdte 
ftatteten wir ber ba^erifd^en ^ol^eit bie (e^te ©ebül^r ab unb übergaben 
jugleidi bag ßertificat unferer Sl^rfid^f eit , ba^ ung ein SRautl^ner in 
SDlünd^en mitgab, feinem l^ier lauernben ÜRitbruber roieber. 

SBir lamen nun burd| unb jwifc^cn lauter SBaffcrcanälen unb un* 
gebauten 3Roofen burd^'j^ rotl^e %f)ox in ia^ fd^önc Slug^burg, weldj^eS 
oon ferne fd^on einen l^errfic^en Slnblitf bietet. SJor ber ©tabt jcigt 



^) P. ?iu§ mh, öeb. 3U Süffen am 2cä) 1712, »arb 1731 ßapitular öon ©t. 
©atten, 1739 ^rtcftcr, 1748 SBtbltotl^cfor unb ftarb om 22. 3lpnl 1762. SBcibmann, 
^. b. SBibliot^c! ö. ©t. ©atten, 219-359. 



61 

ftd^ bie berttl^mtc gabri! bc§ ^ctrn üon ©d^ül^Iin, ein ®ebäubc, ba^ 
bcm jc^önftcn gürficnpolafte an ^xad)t nid^tg nad^gibt. S)ie @tabt f)at 
\ä)'önt SBäöc unb einige geftungStoerfe, bie nid^t ju öerad^tcn finb. SBir 
üefeen un^ foglcid^ jum $crrn ^crjog fül^rcn, um il^m SSifite ju mad^en. 
@r ift ©tubcnnieifter ober einer ber SSorftel^cr bcr Saufmannjld^oft, 
©tabtrid^ter unb ein betül^mter SBanquier unb Soufl^err. S)a3 $uuS, 
bag er betool^nt, toax einft ber @ife ber flügger t?on SBeöenburg unb 
^at gegen bem ^aupteingange f^öne alte ®emä(be. ^err ©erjog läfet 
gerabe jur SSerüoHfommnung be§ Snnern ftarl baran bauen; bag ganje 
©ebäube ift in'§ Oeüierte, wie ein Äfofter, gebaut unb l^at einen geräu* 
migen ^ofplafe. @r nal^m un§ mit aQer nur mögtid^en gteube unb 
^öffid^feit auf unb jtoang uns nad^ einigem SBiberfianbe öon unferer 
Seite, bei il^m ju verbleiben. 3)ie ©tabt liegt auf einer Meinen ©r* 
l^öl^ung unb ift ringS uml^er mit einigen Slöeen üon SBeiben umgeben; 
bai fte bie fd|önfte unb größte ©tabt in ©d^waben fei, ift befannt, unb 
baS »iffen aud^ bie SlugSburger gar gut. ©ic ift aber nid^t fo fel^r 
beüöifcrt wie SDlün^en, ob fie g(eid^ baffelbe an SBeittäufigteit be§ Um* 
fanget übertrifft. 2)ie üielen Oärten, bie innert ber ©tabtmauer 
liegen, tragen öiefeS jur SBergröfeerung bei. 

S)ie ^aupt' ober SBeingaffe t?om ©t. Ulrid^Sftifte meg bis jum 
Siatl^l^aufe ift öon beiben ©eiten mit ben präd^tigften ©ebäuben auSge* 
gieret, fel^r breit unb gewife eben fo fd^ön, als ie eine ^auptgaffe in 
50länd^en. 2)ie fd^önften unter biefen ©ebäuben finb: ba^ SRatl^l^auS 
felbft, unb üon ^articularl^äufern baS berül^mte $oteI ju ben brei 3Kol^* 
ren, bie Käufer ber Ferren öbwe^er, 93anquierS, beS ^errn ÄobreS 
u. a. ©d^abe, ba^ ber fogenannte SBeinftabel, ber mitten burd^ biefe 
©äffe gebaut ift unb eine anfel^nlid^e ©tredte einnimmt, ben ganjen 
^rofpect öerbirbt; fd^on 10 Saläre beratl^en fi^ bie SSäter im l^ol^en 
SRatl^l^aufe über feine SBegfd^affung unb nod^ ftreut ber ®eniuS beS 
©igennu^eS ßmietrad^t über biefen ^^unft unter il^nen auS. 8ln biefer 
®affe ftel^en jtoei fd^öne JBrunnen, malere S)enlmä(er ber ?ßrad^t unb 
beS el^emaligen guten ©efcfimatleS biefer ©tabt unb il^rer Dberl^äupter. 
2)er fd^önfte ftel^t üor'm SRatl^l^aufe unb ift bem Äaifer StuguftuS, bem 
öermutl^Iid^en ©rbauer biefer ©tabt, gemibmet. 2)er (SrunnenO Äaften 
ift aus äKarmor, mit unöergleid^tid^en metallenen ©tatuen üerfd^iebener 
®ötter, 3)elp]^inen unb glufebilbern gejiert, »etd^e fid^ aÖe mit äuS' 
fprifeung bcS SBafferS befd^äftigen. SluguftuS' 93ilbfäute ftel^t oben im 
römif^en ^ßalubamente (tjefbl^errenmantet) auS bem nämlid&en 9)?etaÖe. 
S)aS SBaffer, wetd^eS bie ©tatuen auSfprifeen, freujet fid) auf eine fel^r 
fünftlid^e S33eife bur^einanber. 35er jroeite fielet an ber SBeingaffe, 
oben bie ©tatue beS §ercuIeS, mie er mit be.r Äeule baS neunföpfige 



62 

Ungel^cuer bciriegt; bic brei ©rajien an^ SSronjc üerfcrtigt, tDa]ä)tn [xdf 
am ]^etabi)}ri^enben äBaffer. ^er haften ift mieber t^on 3){armor. S)te 
©tabtppcgcr Sol^ann unb SRarj SBcIfcr, Äcl&ltnger u. f. »., auf bcren 
Sutl^utt bteje ^unftbrunnen aufgefieHt »urben, l^aben \xä) bahnxä) ein 
cn>iflc3 S)cnfmal gcftiftct. 

SBir gingen bann in ^Begleitung bc^ Dberfd^rciberS bei §errn 
^erjog in bie SBaffermecIe, t^ermitteli^ welcher ganj Slug^burg mit 
aSaffer üerfel^en »irb. Sie jtnb bei jmei Il^ürmen beim totl^en Il^ore 
angebrad^t, baüon toir in bcr tJoIge einen befiicgen. SBir befid^tigten 
aöererft bie ?ßump»crfe, toefd^e an einem au§ bem Sed^fluffe l^ergeleiteten 
©anale angebrod^t finb. 2)a8 SBaffer »irb an einem Orte mit 8 unb 
an einem anbern mit 16 pumpen aufgefangen, unb burd^ tupferne 
3iöl^ren in eine ^bl^e üon ttma 200 ©d^ul^e getrieben; bie ^umpwerfe 
felbfi »erben üon SRül^I' ober SBaffer- fRäbcrn bewegt. 2)ie Äolben unb 
bie Sibl^ren, tt)orin bie ^o(ben laufen, finb üon (Srj, unb bie ©taugen 
boran üon @ifen. Unten an ben großen Siöl^ren finb ISentUe, burd^ 
bereu ?lufl^ebung ba^ SBaffer l^ineinbringt unb bann üon ber ©eroalt bc8 
allerorten l^ermetifc^ f^Iiefeenben unb nicbcrbrüticnben ÄoIbenS in bic 
^öl^e getrieben ujirb. Auf jeben S)rud toirb ein gaujer Simer SBaffer 
in bie ©öl^e getrieben. 2)ie 3iö]^ren unb Äolben, bereu immer üicr 
neben einanber ftel^en unb üom nämtid^en dtait getrieben »erben, med^feln 
termittcl^ ber !ttnfilid^ angebrad^ten eifernen ©taugen alfo ab, ia^ baüon 
immer einer SBaffer brütit, unb bie übrigen fid^ injtt?ifd^en ba5U üor- 
fcereiten, in il^rer SReil^e ha^ 9?ämli(^e ju t^un, fo ha^ ol^ne Unterbred^ung 
SBaffer in ben ©ammler fäQt. SBir beftiegen einen ber nal^egelegenen 
SBaffertl^ürme, meld^er ettoa 200 ©d^ul^e l^od^ fein mag ; er ift ganj üon 
unten bii^ jum oberften ©todttt?erIe mit lauter SHiffen, bie jum SBaffer- 
merl gel^ören, unb mit einer unenblidien SRenge aQer Slrten med^anifier 
IKobeHe öon SBaffcrgebäuben auggejd^müd^t. ^ier lanu man aljo üorerft 
bie ganje Slrt ber auggburgifd^en SBafferloerfe im Steinen feigen, bann 
fommen SKobette t?on aUertei (Sattungen t?on äRül^Ien, ©tampfen, SBalfen, 
gabrifen u. f. f., unb befonberS jeid^net fid^ ein äRobeÖ au^, »orauf 
ein t?oÜfommenei^ ©aljttjerf, ober beffer, bie SBeife, baffefbe ju treiben, 
torgefteHt »irb, ein SBerl öon einer erftaunlid^en ©tretfe unb SDtand^* 
faltigleit, unb babei öon einer bemunbcrung^wfirbigen Seid^tigleit, baffclbc 
in ®ang ju bringen. S)ie meiften biejer SKobeÜe finb im Orofeen auiJ* 
gefül^rt »orben. 9ldt)t am oberften ©totlwerfe biefeg innerlid^ fel^r 
geräumigen S^i^urmeg ift ber SBafjerfammler, ein gro|e§ 93affin üon 
Äujjfer, unten 5ur Steinigung be§ SBafferg mit einem ©iebe üerfel^en, 
unb öon biefem »irb ia^ SBaffer burc^ metallene SRöl^ren in düt ©egenben 
unb SSrunnen ber ©tabt geleitet; f oftbarer Slufroanb, »eld^er bcnnod^ 



63 

i?on ben benachbarten f8a\)txn fönnte unnu^e gemad^t merben, menn fie 
ben Slng^butgern bie SSSaffercanäle, »eld^e au^ bem baJjerijd^en SCerritorium 
muffen l^etgelettct »erben, \ptxxtn, 3)tefer SBaffertl^urm f)at ftatt eineg 
3)ac^eS ein flad^e^, ttroa^ abl^ängtgeS, mit Tupfer Uhtätt^ (Sftrid^, ba^ 
mit fteinernen örufin^el^ren üerfel^en ift, fö bafe man barauf commob l^erum* 
fljajieren unb einen großen Xl^eil ber ©tabt unb ber l^erumliegenben 
@egenb überfeinen lann. Sßir gingen bucd^ ein anberei^ ©eböube, ba^ 
toxtbtx ganj mit SRobellen öon Srütlen u. f. f. befefet ift, l^erab. ®in 
Äenner ber SBafferbauIunft I&nnte ba mod^enweife öerweilen, unb fänbe 
für feine ^unft Stal^rung genug, menn er fie aQe betrachten moHte. 

^aä) einer furjen SSifite im SReid^gftift @t. Ulrid^, üon bem id^ 
auf ben fotgenben Sag ba§ aWerlmürbigfie liefern werbe, begaben mir 
uni^ auf ba^ berübmte Siatl^l^aui? 0- ®^ ift ein l^errüd^ei^, majeftätifd^eS 
®ebäube, mürbig, üon einem gried^ifd^en JBaumeifter aufgefül^rt ju fein. 
3n ber SRitte ift e3, ol^ne bie girften mitjured^nen, fed^i? ©toimerfe ober 
genfter i)oä). alle S3öben finb mit SÄarmor gejjflaftert. S33enn man 
burd^ bie marmorne Pforte l^ineinlömmt, fo ftellt fid^ ein groger $Ia^ 
bar mit marmornen borifd^en ©äulen, bereu f^uggeftell unb 6a|)itäle au^ 
@rj gegoffen finb. Sinfer §anb ift bie SRatl^gftube. Sinige ©d^ilbe» 
rungen berül^mter SWater, j. SB. ein jüngfieS ©erid^t, ein ©tüd üon 
Sllbred^t S)ürer auf $oIj, mad^en ba bie fdf)önfte SSerjierung au3. S)er 
Ofen ift mitten in ber SRatl^Sftube, aber ein ©totimerl tiefer, unb mx^ 
breitet bie ^i|e burd^ eine öergitterte Deffnung l^inauf. Sied^tcr ^anb 
ift ber Ort, mo fid^ ba^ ©tabtgerid^t öerjammelt. Dberl^atb finb auf 
jeber ©cite jwei fogenannte gürftenjimmer, präd^tig, aber nic^t gefd^mad* 
üoll, bod^ aber aud^ mit einigen fd^önen (Semäfben gegiert. S)ie Defen 
barin finb mit einer aufeerorbentlid^en Äunft, mit ©tatuen, Saubwerlen, 
aber ottju unförmig, nad^ ber bamal^J l^errfd^enben 5üfanier gebaut. Sd^ 
meife ni^t mebr, meld^ eine ungel^euere Summe jebmeber baoon foH 
gefoftet l^aben. 2)ie SJcden in allen biefen S^öii^^^^n finb, fowie aud^ 
ba^ ®etäfel, üon §oIj, meber antif, nod^ moberu, auf eine 2lrt, bie 
un3 groteSfe vorfällt. 3)er golbene ©aal ift öon einer erftaunlid^en 
©röfee unb nimmt in ber ^öl^e jwei ©todEmerfe ein; feine ganje Sänge 
beträgt 110, bie Sreite 85 unb bie ^'6f)t 59 ©d^ul^e. Qvl feiner Qtit 
mag er ein SBunbcr ber ©d^önl^eit getoefen fein, jefet aber mirb er, feine 
Äoftbar!eit, Oröfee unb einige ©d^ifbereien weggered^net, inegen feiner 
fd^wermütl^igen Slugjierung menig d'xQnx mad^en. Sluf beiben Seiten bicfeg 
©aale^ finb Statutn l^cibnifc^er unb d^riftlid^er Äaifer aufgefteHt; aud^ 
ift einft l^ier eine Äaifermal^I gehalten tporbcn. 9Äan ma^te barin eben 



') W' StflT&art, ©cjd^. b. Bilb. fünfte im Kontor, «a^crn 688. 



64 

in unferer ©egenmart }um nal^e beüorftel^enben 2Bal^(tag ber Ferren 
©tablppegcr Slnftaften. 

SRoc^ am SSormittoße maä)kn wir bcn ^errcn ©cbrüberti unb 
Sud^l^änblcrn SScitl^ ^) eilten S3efud^, in ber 8l6fici^t, i|re berül^mte ganiilien* 
bibliotl^el ju feigen. Slöein »eil fie im S)i^curfe feine äRelbung baüon 
mad^ten, unb id^ fie eben barum nid^t bitten woQte unb wir nod^ baiü 
nxä)t öiefe Seit erübrigen fonnten, ]o blieb eä eine leere SSifite. 

SRod^ mittägig begaben wir un§ aöererft jum SWed^anifer ^errn 
^öfd^el, einem Xod^termann beg berül^mten S3ranber ^), unb befallen un§ 
feinen fd&önen unb mand^fattigen SSerlag geometrifd^er, afironomifd^er 
unb anberer matl^ematifd^er unb pl^Jjfilalifd^er SBerfjeuge. Ueber feine 
@infid^ten in biefeS §ad^ fann id) nid^t urtl^eilen, weil ed ba$ meinige 
gar nid^t ift; bieg aber ift gewiß, ba| §err ^öjc^el nod^ 3iiefenfd&rittc 
äu mad^en l^at, wenn er feinem üerftorbenen @dt|Wiegerüater bie SRennbal^n 
ablaufen will. 

3efet wieber JU @t. Ulrid^, wo wir bem $errn 9teid^g})rälaten 
^ßl^ilit)^) ^^^ ^^wt <)atriäijd^en ©efd^Ied^te öon Sangenmantel *) unferc 
Slufwart mad^ten. Um 4 Ul^r begleitete un3 ber P. Äanjieibirector 
unb el^emafiger öffentlid^er Seigrer an ber Uniüerfität ju ©aljburg, 
P. SBifterp*), ein eben fo gelel&rter al^ freunblid^er SRann, ber unS mit 
aQer 5IRül^e in feinem ©tifte bel^alten wollte, in bie ©tabtbibliotl^ef 
bei ©t. Slnna. 3)er berül^mte §err Slector 3)?erten§ ^) ftel^t berfelben mit 
üieler ©infi^t öor. (£r nal^m un§ mit aufeerorbentlid^er fjreunblid^feit 
auf unb unterl^ielt un2 etwa jwei ©tunben auf eine red^t ebele Slrt. S)er 
Sibliotl^efjaat mad^t burd) fein äufeerlid^eS SBefcn feine ^Sx&^^i ^^ ift 
alt unb, wie e^ no^ an üielen ©täbten ju fel&en ift, nic^t ju biefcm 
@nbe erbaut, fonbern nur fpäter ju einem SBüc^erfaate umgefd^affen 



') SSeitl^, granj ^nton, SBud^^önbkr (f 13. 3Äärj 1796), öerfafetc ein S3cr3cid&niB 
5lu3§burötjd^cr ©(^rififteHer unter bem 5:ltel Bibliotheca Augustana. 12 '^U, 3luö§= 
bürg 1786-96. — Sorena ^txii), Sejuit (t 7. Cd. 1796), lehrte in »ngolftabt unb 
?(uö§burö unb gob jol^lreid^e tl^ebloötjd^e Söerfe l^erauS. Sadcr, 1. c. I. 776. 

^) ©corg Sriebrid^ SBronbet, geb. 1713, t 1- ^^^^il 1783, berühmter ^öled^anifer. 
TOg. beutfd^e SBtogr. 3, 2^0. 

^) Geboren 1710, jum ?lbt emäl^lt 1753, t 1790. Seine 9legierung mx für ba§ 
mofter nid^t öon Sßortl^etl. Äalenber f. iaif). ©Triften. Sulabad^ 1873, ©. 109. 

*) P. SQßifterp ©runbner, geb. au Augsburg 30. @ept. 1744, t^at 1765 ^rofeft, 
marb 1769 ^riefter unb oni 11. ^Kärg 1790 sunt UU öon ©t. Ulrid(i erujä^It, 
6r ftarb ben 22. Sanuar 1795. 6r toat ein greunb unb Gönner ber ©elel^rten. ßinbner, 
2)ie Sd^riftftetter b. 93enebtct.=Drb. im Äönigr. öa^ern, II. 122. 

*) §ieront)mu§ ?lnbrea§ 9Jlerten§, geb. gu 3lug§burg 1743, »arb 1773 ?Rector, unb 
ftarb ben 17. 3anuar 1799. S)a§ SSerjeic^nife feiner ©d^riften ift fel^r umfangreid(|. SBeint 
SBejud^e $iu§ VI. empfing er benjelben Inieenb mit einer loteinifd^en ^nrebe. 



65 

morbcn. SSor bcr Stiege ift eine altt römifd^e Slufid^tift auf einem 
Steine ju fe^en, weld^et einfi ein ©tabmat cjen?efen. SDie Sibliotl^ef ift 
mit ^orttaitg meift geleierter Slugi^burgcr gejiert. aRarj SBelfer, ?ßeu* 
tingcr, ^bfd^el, SBoIf n. f. f. finb bic berül^mteften. Unter ben Wlam^ 
fcripten finb jene gried^ifd^en bie fel^en^märbigflen, meldte ber diat^ einem 
gried^ifd^en SBtfd^of für 800 3)ucaten abgefauft f)at darunter befinben 
ftc^ SBerfc öom ^. ©l^rJjfoftomui?, einige gried^ifd^e Äfoffifer; befonberi^ 
merttt)ttrbig ift ein (Süangelium mit yiottn, mit Uniialbud^ftaben, mtä)t^ 
§err äRerteng in'3 8. Sal^rl^unbert fcfet. 83on neuern Sßanufcripten 
jeid^nen ftd^ SBelfer'i^, SBoIfen^, ^öfd^erg unb ^eutinger'3 feine au«. 
Slud^ totxbm ba einige fd^öne 9lntilen t)on Sr} unb anberer äRaterie 
aufgel^oben, baüon noc^ einige nid^t belannt genug finb. (£« gibt meldte 
barunter, bie in ber @egenb t?on Slug^burg gefunben n)urben. äBa« bie 
©rucfbcnimale angelet, fo fielet man ^ier' ben Gicero „SSon ben ^ßfüd^ten" 
öon ^n^t auf ?ßergament gebrucft, 1466; ?ßeter ©d^oiffer'S Epistolae 
S. Hieronymi, 1470; ein Ileinei^ Süd^Iein i)on Sllbu« SRonutiu«, aud^ 
auf ?ßergament. Unter bem biblifd^en gad^e l^abe id^ enblid^ einmal 
nebft öielem ölten bie Biblia polyglotta complutensia üon 1515, weld^e 
it^t faft nimmer ju feigen ift, anjutreffen bai? @iüä gel^abt. ®3 ift bie 
erfte ?ßoI^g(otte, meldte ba^ Sid^t erblidte, unb ber berül^mte ft^anifd^e 
ßarbinaf Simene«, auf beffen Sutl^un fte J^erauSlam, l^at fid^ baburd^ 
ein toürbigeS 3)enfmal geftiftet. ©onft ift l^ier nod^ eine fd^öne Samm- 
lung jener SBttd^er ju feigen, »eldie in ber berül^mten SBelfer'fdfien JBud^* 
brutferei „ad insigne pinus" mit ben jierlid^ften Settern l^erau^gegeben 
mürben, unb bic man mit Siedet ben nieblid^en Slui?gaben ber ©tepl^anu«, 
SWoretu«, Sfjeöir, Sllbul, ?ß(antin, ®reif, JRapl^alengtu« an bie Seite 
fe^en !ann« Unfere SBibliotl^et entl^ätt aud^ einige ber ^anpttotxtt biefer 
Sammlung. iS)ie Sammlung ber gebrudEten SSüd^er ift fel^r jal^Ireid^ unb 
aud^ mit neuen t^räd^tigen SBerfen üerfe^en. S3on biefen nenne id^ nur bie 
berül^mte 3)actijtiot^eI be§ ^errn Sippert, ein S33erl, bo« in jeber SRüdEft^t 
Sld^tung üerbient, unb öon bem l&ier eine Heine Sejd^reibung nid^t am 
unred^ten Orte ftel^en bürfte^). SJiei^ SBerl gleid^t t)on aufeen einem 
ungel^euern gofiobanbe üon atlantifd^er gorm, bcftel^t bi« jefet in jtoei 
bii^ brei Sänben unb »irb fortgefe^t. (£3 entl^ält inwenbig in Der^» 
fd^icbcnen Keinen Sd^ublaben eine Sammlung unb SBefd^reibung aöer 
big bal^in befannten gried^ifd^en unb römifd^en Slntifcn, ©emmen, Siegel» 



*) ^l^tltpp 2)anicl ßippcrt, flcboren in SKcifecn 1702, »arb 1764 ^rofcffor bcr 
3lnii!e an bcr 5l!abemic bcr ßünpc in 2)rc§bcn, ftarb bajelbft 1785. 1755—1762 öer« 
öffentlid(ltc er Daotyliothecae universalis Chilias, bann Milliarium seoundum unb 
tertium, in aHem 3000 ^bbrütfc in einer bon ijm erfunbenen tocifecn SWaffe, bie er mit 
einer iä(!^fiHen 5ta«erbe oermiWie. TOg. beutjdje SBiogr. 18, 736. 

Ö5rrelf.Ölcf., II. aJercinSfjä^rift für 1889. 5 



66 

ringe u. f. n?., fic mögen nun eingegraben ober üon crl^abener Slrbeit, 
mit ober ol^ne 2luffd^rift fein. S)ie Slbbilbungcn ftnb nid^t in Tupfer 
geftod^en, fonbern fie pnb ben ed^ten Driginalien ocrmittelS einet 
gel^eimen, nur ^errn Qxppext belannten Gompofition nod^gearbeitet, in 
ber nämlid^en Oröfee, toie bie Driginalftüde. Sic gleicf)en an ber garbc, 
bic nämtid^, tt>tlä)t \6) \af), einem On^j; id^ weife aber nid^t mel^r, ob 
fid^ nid^t aud^ nod^ anberc görben anberer Sbelfieine babei finben. 3)ic 
9Raterie ift wäl^renb ber Slrbeit »eid^ »ie fE&aä)^, unb bann »erl^ärtet 
fie fid^ gum Steine. SBtrflid^ cntl^ält biefe Sammlung etma 4000 ©tüil. 
(S$ ift ein äBerl, bur^ weld^e^ man auf einmal alle @emmen ber fd^önften 
befannten (Sabinete fammt i^rer 93efd^reibung, il^rem ©tanborte unb 
Semerfungen barüber um einen Keinen ^rei^ in einem ed^ten Slbbrui 
erl^ält, unb baüon aöen ben SWufeen eines Driginal»®abinetg l^at, ol^ne 
an bie ungel^euern Soften beffelben fid^ l^alten ju muffen, inbem orbent- 
lid^er äBeife eine eingige f^öne ®emme l^öl^er aU ba^ ganje Sippert^fd^e 
SBerl JU [teilen läme, unb in biefer JRüdffid^t nenne id^ ben?ßreis biejeS 
^auptwerfeS Hein. 

3lm waren fc^on faft über jwei ©tunben üerfloffen, unb nod^ mx 
ber gefällige SRann erbötig, mel^r Seit auf mein SScrgnügen ju tjer^ 
wenben; id^ fanb eS aber unbillig, il^m feine einjigen (SrquidEungSfiunbcn 
wegjuftel^Ien, unb beurlaubte mid^ bei i^m auf baS räl^renbfte. Sä) fagt, 
feine einjigen @rquidEungSftunben, benn ber äßann ift bei feinem S)ienft 
aufeerorbentfid^ ftrappajirt. 2!äglid^ mufe er ad^t öotte ©tunben ©^ul* 
ftaub in fid^ fd^tudfen ; er gibt überbieS ' jtt?ei SRebenftunben für feine 
jungen äRitbürger im granjöfifd^en unb Oried^ifd^en; ba^ Uebrtge feiner 
Seit mufe er für ben Süd|erfaal öerwenben, für beffen Seforgung i^m 
ber l^od^eble unb wol^rweife äRagiftrat jäl^rlid^ bie l^errfid^c ©ummetjon 
— 12 Oulben gnäbig unb grofemütl^ig jufommen Iä|t. 3)anf olfo bem 
brauen Sibliotl^efar, weld^er, ob eS gleid^ il^m t)ielleid|t am toenigftcn 
mod^te gelegen fein, jwei feiner 9?ul^efiunben meiner Srgö^ung fd^enfte. 

3<^ ging jefet, nad^bem \ä) mxä) anä) öom P. SBüterp beurlaubt 
l^atte, in ^Begleitung jweier ©tubenten üon ©t. ^eterjeU, weld^e un§ 
ben gangen Jiad^mittag fel^r üerbinblid^ jur Slufwart waren, jum ^errn 
^erjog, bann auf eine Heine SSifitc jum JRatl^Sl^errn unb Suc^l^änbler 
SEBolf unb cnblid^ jum ©t. ©alöatorS Sj*3efuiten-6oßegium, Wölfin fic^ 
meine JReifefameraben fd|on oorl^er verfügt l^atten. 2)a lernte id^ bie 
Ferren S)omprebiger P. 8lIoiS SDterj^) unb Stiller unb ben berül^mten 



P. lIoi§ gjiera loar geboren ben 27. gebruar 1727 ju 2)on§borf in ©d^ttjaben, 
trot 1744 in ba§ Dflooisiat ber ©cfenjd^dft Sefu unb toar 20 3a^re f)inburd^ S)om^)ret)iöcr 
in ^lugSburg, aU todä)tx er [\ä) burd^ jetne polcmifd^en ©d^riftcn grofeen 9lul^m erwarb. 



67 

unb geleierten ^ßrofeflor SaUxnQtx^) fennen. S)ie beiben äßongolbe ^), ben 
(£j»5ßromnciaI unb ben Siector, fonntc iä) nid^t feigen, »eil fie eben ju 
Sif^e »aren. (Jlüd^tig befolgen mir ben ßongregatioh^faat, einige 
©lüde beS ßollegiumj^gebäubeg unb befud^ten nod^ bie l^eifige Ärcuj* 
fird^e, »ofelbft jene berül^nttc l^eilige $oftie aufbemol^rt »irb, bie jd^on 
öor 600 Salären eine blutige garbe on fid^ genommen f)aL S)ie ®e» 
fd^id^te biefeg ©reigniffe^ ift an beiben Seiten be8 ßl^ore^ in ©emätben 
üorgefieKt unb tann in SBüd^ern nad^gefc^fagen werben ^). @3 l^ängen eine 
SKenge Sofeln au^ ©ammt mit ftlbernen l^atb er^benen Sis^ten l^erum, 
jum Slnbenlen ber l^ier erl^altenen ©uttl^aten. SBeit iä) \)m juft üon 
SSotiöen rebe, fo merfe ic^ nod^ an, ba^ toir in SKünd^en in üerf^iebenen 
Äird^en bereu einige gefeiten, bie fel^r auffaßenb pnb. @ie beftel^en 
g(attl)in au3 einem pat^iernen QthM, »orauf oft mit ber efenbeften 
^anbjd^rift ber Umftanb erjäl^It mirb, warum man biefen SSoti^äebbel 
aufgel^ängt; juweifen ftel^t nod^ ber 9iame beSienigen barunter, ber biejen 
gebbel l^in^d^rieb. S)ie regulirten Sl^orl^erren waren fo gütig, un^ biejen 
@^o|, ob e§ gteid^ jel^r fpät war, ju jeigen, unb wir beteten ben barin 
unter SSrob^geftalten verborgenen ^eilanb mit Sl^rfur^t an* 

S)en 25. SuIiuS befud^te ^err 5ßanlraj bie ©omfird^e unb wol^ntc 
ba einer Sßrebigt be§ §errn P. äjierj unb bem übrigen ©ottegbienfte bei. 
Sm SSorbeigel^en bemetfe id^, bafe nad^ bem 3^ii9"i& ^^^ ^errn ^erjogg 
ber SRad^mittagi^prebiger im 2)om, §r. S^^^^h ^^^ ^iw (££»3e{uit, feiner 
®eutti(f|feit unb f^önern Slu^brüdEe l^alber üon ben Slug^burgern mit 
flrö|erm SBeifaH gel^ört wirb, al§ ^err P. äßerj, bem wir aber burd^ 
biefe 9?ote im geringften nid^tg wollen benommen l^aben. Oben i)aht iä) 
öergeffen ansugeigen, ia^ wir aug äRangel an Seit bie berül^mte Sötte* 
flium§*93ibtiot^ef, wetd^e etwa 30 000 S3änbe JBüd^er meift t^eologif^en 
unb ^)oIemifdeen Snl^alteS in fidf) f^Iiejsen fott, nid^t feigen fonnten. 

^ä) Verfügte mid^ nun meinem, bem P. SBifterp gegebenen SScr* 
fpred^en gemäfe in bag ©t. Ulric^gftift, Ia§ SReffe unb befal^ bann 



er ftorb i>en 8. Dctober 1792. Backer, Bibliotheqae II, 411. — S3raun, 93ijd^öfc öon 
mugSburfl IV, 656. 

') 3acoB ^nton 3oIItnöer, ö^^- 3U OSo^en 1735, trat 1753 in bie ©ejcttjd^aft 3eju, 
lehrte ^f)ilojortic unb ^^toloc^k unb na^ ?luf Hebung bc§ DrbcnS canomWcS fRcd^t in 
^UflSburg. @r ftarb ben 11. (16.) Sanuar 1813. Backer, Bibliotheque IV, 747. — 
^raun, S3ijd^öfc öon ^lluflSburg IV, 656. 

^) SJlanflolb 3oicp^, geboren 1716 3u 9l^clinöen in €d^toaben, toax ber le^te fRector 
be§ ©onegiumS in Augsburg, ©ein 93ruber 5!Jlajtmul, geboren 1722, iif)xit in Sngols 
ftabt unb toar ber le^te ^ßrotoincial ber oberbeutjdden ^rotoinj bor ber ?luf^ebung be§ 
£)rben§. (5r ftarb in ^Augsburg am 23. gjlärj 1797. Backer, Bibliotheque III, 480. 

^) S3gl. ^a§ töuuberbarlidde ®ut bei 1^1. Äreua in ?lug§burg in 6t. S8enebict§= 
stimmen (1879) III, <B. 36 ff. 



68 

jcinc SRctfioürbiflIettcn, 2)ic Äird^e glcid^t einem alten S)om ^), unb ift 
ganj im gotl^tfd^en ®t\ä)mad gebaut; fte ftel^t am erl^abenften Orte ber 
gansen @tabt^ auf einer iiemlid^en 'änf)'6^t, unb ift über 300 @d^u]^e 
lang. S)cr S^urm ^ält in ber ^öl^e 320 ©d^u^e unb gibt bie fd^önfte 
Äugft^t auf ben größten Zfftii ber ©tabt, auf bie beno^barten ©egen* 
ben, ben Sed^fKug unb ba^ beriil^mte fied^felb, too bie n^ilben ^unnen 
im 10. iSäculum auf'3 ^aupt gefd^Iagen »urben. SSom Il^urme ftieg 
iä) »ieber in bie ©acriftei l^inab, »orin üorn ein Altar 5tt feigen ift, in 
meld^em ha^ ^euj be^ 1^. Ulrid^ t^erfd^Ioffen ift, iai nämUd^e, ha^ il^nt 
ein (Sngel üor ber ermäl^nten ©d^Iad^t jum Qtxijtn be^ @iege^ fiber* 
brachte. Sefet ift e2 in ®otb eingefaßt unb mit ben prad^tigften ®bel- 
fteinen befefet. Um biejen SHtar ftel^en üier 1^. ßeiber berül^mter Sug^* 
burgifd^er ^ifd^öfe, bereu bie meiften aud^ in ben ©efd^id^ten unfere§ 
©tifteS t)ortommen, SBitter)?, tt)eld^er bem i). äßagnoalb ^rlaubnig gab, 
t^üffen 3U erbauen, 3:offo, meld^er auf Slnratl^en bt^ nämßd^en SOtag« 
noalb jum SSifd^of erwäl^it mürbe, 9?ibgariu3, üormafö ?Cbt in Ottobeuren, 
3lbaIbero, ein Setter beS 1^. Ulric^ unb unfer Frater conscriptus, üon 
beffen Zitaten unjere alten S^rcniften mögen nac^gefd^Iagen merben ^). 
3n ber SRitte liegt ber Seib ber 1^. 3)igna an% ber ©efeöfd^dft ber 1^. 
Slfra. S)er ^. ©impert l^at eine eigene Äapette, too feine 1^. Ucbcr« 
bleibfet rul^en. S)er Äird^enfd^afe ift fel^r reid^, obgleid^ einige ber beften 
©aAen wegen mifelid^er Umftänbe öeräufeert ober »erpfänbet würben. 
SWan fielet nod^ eine überaus grofee 9Renge fitberner SSilbfäuIen, 85ruft» 
bilber, Seud^ter, großer unb Ileinerer Sampen l^ier; eine tjon biefen left» 
tern ift mit etüd^en ®ngeföftatuen unb in ber SKitte mit ber großen Silb* 
faule ber 1^. Äfra gejiert. ffion Ucberbleibfeln beS 1^. Ulrid^ finb nebft oben 
erwäl^ntem Äreuje nod^ ju feigen: fein fifberner SÄeßleld^, SKeßgewonb, 
©tola, SRanipef, S)almatif; fein unb beS 1&. Äonrab Äömmc üon ®U 
fenbein unb fein ©d^weifetud^ ^). SSon ber (Sröfee feiner Äteibung auf feine 
©tatur ju fd^Iießen, muß man annel^men, baß er tjon einer außerorbent» 
(id^en SeibeSgröße muffe gewejen fein, lieber bie Äämme wirb fid^ Siiemanb- 
wunbern, wetd^er weiß, ba^ bie 5ßriefter fid^ üor Reiten berfelben, gerabc el^e 
fic SReffe l^ielten, nad^ ber SSorfd^rift bt^ Siituale bebienen mußten. 9loc^ 
finb öon biefem ^eiligen brei l^bljerne ©d^üffeln öorl^anben, bereu er 
fic^ beim ©peifen bebiente unb in welchen wirllic^ noc^ am ©t. U(ri^9tage 
bem Sifd^ofe ober feinem ©teHoerwatter unb bann einem 3iat^8^errn an 
beS ^aiferS ©tatt ©peijen aufgetragen werben. SBenn man jur ©acriftei 

^) ©iöiart, ®ejd&, b. bilb. Äünfte im Äöniör. ©a^ern 459. 
2) Slbalbcro, IBi^of bon ?luö§biirg 887 bis 910. (5. Öffc^art Casus S. Gallig 
cap. 4. 7. 50. Ed. 5Wc^er ö. Stnomu pp. 16. 18. 191. 

'j 2)cr Stamm beS 1^. Ulrid^ abgebilbet hti ©ig^art a. a. C. 108. 



69 

l&eraui^fömTnt, fo ift gleid^ beim näd^ftcn SKtore bic ßonfcffio ober bet 
SScgräbtti|ort bcr 1^. Slfro, »cld^e in Sluggburg mit no(^ üicicn Slnbcrn 
ju 2)tocIctian'^ Seit (im Solare 303) burd^'i? tJeuer bie ÜRart^rerpalme 
errang, ©egenüber fielet bcr 2Wtar bcS 1^. Ulrid^, bei tDtlä)tm man 
burt^ eine Xieppt in eine Heine ©ruft l^inabfteigt. ®ort ifi bai^ alte 
©rabmonument biefei^ ^eiligen, ein meiner Stein, über weld^em ber 
^eilige im bifc^Bpic^en Ornate liegenb üorgefteÜt toirb. S)ai3 S3i(b unb 
ber untere Stein ift nur ein ©tütl, unb unter bemfelben ift fein l^eifiger 
Seib l^ingelegt unb bie Itjüre baju mit bem boppelten Sieget be3 S)om- 
ftifte^ fotool^l a{§ be3 Sonöentg ju ©t. Ulrit^ öerfd^Ioffen, fo bafe feine 
Partie ol^nc bie anbere biefei^ ®rab öffnen fann. 

^ä) lieg mid^ l^ernad^ in bie S3ibIiotl^ef fitl)ren, morin fd^ä^bare 
2)rudbenlmale t)on jenen S3üc^ern, befonberB meiere in biefem ©tifte 
beim Slnfange ber Slug^burgcr S)ru(!erei finb ausgegeben »orben, t?or» 
Ijanben finb. "änä) finbet man in anbern ^ä^ern gute unb foftbare 
Sudler, allein jefet finb bie Umftänbe biefeS ©tifteS befanntlid^ in leiner 
fold^en Sage, bag man mirKid^ mel barauf t)ertpenben lönnte. S)ie Wta- 
nufcripte finb meift auS jüngerer ßeit unb auf 5ßapier gefd^rieben. 8luf 
ber ffianjiei aber l^abe i^ ein fel^r wichtiges, auf ?ßergament gefd^riebe* 
neS altei^ S)iptomatarium ober Codex traditionum tjon biefem ©tifte 
bemerft. S)od^ pnben fi^ unter ben Sibliotl^el-^anbfdiriften aud^ gute, 
auf ^ßapier gejd^riebene l^iftorif^e SSerle eines einl^eimifd^en ©crtbenten, 
tpeld^e jur Slufttärung ber $[ugSburgifd()en, fd^mäbifc^en unb überl^aupt 
ber beutfd^en ©efc^id^te meteS Sid^t verbreiten fönnten. SSiele taufenb 
tlluminirte SBappenf^itbe, bie barin üorfommen, fönnten nod^ als 93ei» 
träge jur ^eralbif mand^en SRufeen f^affen. ©d^abe, ba| mir ber 9?ame 
biefeS arbeitfamen mürbigen DrbenSmanneS, ber bieS unb nod^ mel^rere 
anbere SBerfe fd^rieb, entmifdit ift ^). Slud^ »eifet man nod^ einen ?ßerga- 
mentbanb auS iem 16. 3a|rl^unbert, üon einem bafigen SKönd^e ge* 
fd^rieben, »eld^er 100 Slrten lateinifd^er SSorfd^riften entl^äft; biefer 
3Könd^ l^eifet Seonl^arb SBirftlin, unb baS SBud^ ift bem ftaifer SJiaji* 
milian bebicirt worben; bie ©d^riften finb eben fo gut burd^ il^re 9?ieb* 
lid^feit als bie Slbroed^felung merfroürbig. %uä) merben auf ber SSibliotl^ef 
terfd^iebene ©eltenl^eiten, als 3wf^^J"^«fßfeiiwfl^tt öon SRufd^eln, ©amen* 
förnern unb anbere bergteid^en ©ad^en aufbehalten. Unter ben großen 
S3üd^ern fanb id^ ben unenblid^en, in, »aS mei| id^ mie mefen golio* 
bänben beftel^enben Oceanus Juris, unb unter ben fel^r fcitenen bieOri* 
ginalauSgabe beS berül^mten JBud^eS, welches Sl^euerbanf l^eifet. (SS ift 



*} (5§ bürfte ölettc^t ©tgntunb SJlcifterltn gemeint fein, ber ctroa öon 1420—1490 
leBte unb bebeulenbe Ijiftorifci^e 2öcr!e Derfafete. 



70 

üon 1517, nid^t mit bctoeglid^cn 85u(^fto6cn gebrudt, fonbcrn ganj in 
Sofeln eingcfd^nittcn, »ic eine ^up^txplattt. Sg cntl^ält in alten beut* 
fc^en Steinten unter bem Scheine cineg JRomonS unb unter erbiete* 
ten 9?ainen bie Sl^oten ffiaifer SKaEimilian'g I., ber barin unter bem 
Siamcn „ber blanfe ÄBnig" üor!ommt. einige jd^reiben c8 biefem 
fiaifer afö Slutor üelbfi ju, anbere aber, bie c§ beffer ujiflen »otten, 
geben anbere Statoren an, mit bem Si^föfe^f ^^^ ^^^ Äaifer in jeinen 
Oejpräd^en ben ©toff ju biefen SReimen l^ergcgeben unb anbere biejelben 
aufgearbeitet l^aben. SnUi^t befal^ id^ noc^ bie Äloftergeböube, eine SBo^« 
nung einei? 5ßater^, bie fianglei, ba^ 9tefectorium, bie ?ßerift\jlien, »o 
man nod^ einige f^öne unb mid^tige a(te ©rabmonumente feigen fann, 
aUe^ lauter alte ©ebäube, feft, bunlel, unlömmlic^, üon fd^ted^tem SluS* 
feigen, mit Sinem SBorte ©ebäube, fo mie fie im lieben Sltertl^ume SIRobc 
maren. 2ln einer @dfe be3 SSorl^ofeS fielet eine feit ettt?a 260 Salären 
unau^gearbeitete ©tatue ju $ferbe; fie »ar bem Äaifer 9Kaj L gewib- 
met, »el^er 1517 ©t. Utri^ in Slug^burg befud^te. Äurj beüor btc 
S3ilbiäule, bie aui^ einem einjigen ungel^euern ©teine befielet, an bem 
©tanborte aufgearbeitet mar, entfianben bie SieformationStroubten in 
Slug^burg; ba^ Ätofter mürbe beftürmt, unb bie ©tatue blieb fobann 
jum Slnbenfen big auf ben l^eutigen Sag unau^gearbettet ^). 

Slud^ id^ befugte nod^ bie 2)omIird^e, meiere bei »eitem nid^t fo 
fd^ön ift, aU anbere Oebäube öon biefer Slrt 5u fein t)flegen. 3)ie 93ag* 
reliefS aber, meiere über unb um bie jwei ©eitenpforten unb um baS 
^auptportal angebrad^t finb, finb fel^enSmertl^e ^'unftftücfe gotl^ifd^er 
burd^brod^ener Slrbeit. ©onft ift biefe Äir^e, ein paar f^öne bifd&öflic^c 
©terbemonumente am Slnfange bed (Sl^oreS aufgenommen, eine alte, auc^ 
in 9iüdtftd^t auf gotl^if^e ©d^ön^eiten, fel§r mittelmäßige 2)omIird^e mit 
jmei §elmtl^ürmen, meldte il^r gar fein ft^öneg Slnfel^en geben. S)er 
eonftanjer S)om ift meit majeftätifd^er mb^pxääftxQtx. 9?od^ eine SSifitc 
bei ben Ferren JBud^l^änblern Stieger, »eld|e fid^ burd^ il^re ©ebetbttc^er 
unb 5ßrebigten nad^ unb nod^ ba^ SBürgerred^t, etlid^e ?ßaläfte unb einen 
fd^önen SSertag, ber in tttoa 8—10 ©cmölben ru^et, ju ©taube gebrad^t 
^aben. Sei ©elegenl^eit biefer SSifite fal^ unb l^örte id| arme ©tubenten 
öon beiben SReligion^parteien üor ben Käufern üornel^mer 93ürger Sieber 
abfingen, ©ie erl^atten bafür ein jäl^rlid^eg Sltmofen. 3cl| für meinen 
Il^eit gäbe il^nen gern etmaS, menn fie mir nur fd^wiegen, fo unl^armo«» 



^) 6rft ol§ Sägern ba§ Äloftcr in eine ®a|crne nmWuf, »urbe bic§ SÄonument 
entfernt unb an einen ©teinntc^ öerlauft. i^olenber f. taif), ßl^riften; 1873. ©uls^od^ 
6. 103. — 2)ie @tift§fir(!^e ift nodj fotl^oUfd^e tpfarrürd^e unb »urbe öor einem ^^t- 
3cl^nt renoöirt. 



71 

nifd^ fiel mir il^r ®e{ang (6efonber^ ber ^falntton ber einen) in ntetne 
an bieje Strt äßuftt ungeroöl^nten O^ren. 

SRad^bem ton nod^ öon unferm ©uttlfeäter Slbfci^teb genommen unb 
und für bie melen empfangenen ^öflici^teiten bebanit l^atten, nal^men 
mir unfern SBeg über Dberl^aufen, Sangweiben, §ermet|d^l)ofcn, üo^xi^ 
borf, XxtxSfitim, äßertingen auf 2)onau»ört]^. Sluf btm SBege fallen »ir 
bad fd^öne grauenflofter §oljcn unb bie ba^erijd^e Slbtei Sll^ierl^aupten. 
Qu Xreidl^eim jäumten wir und bei einem Sämmerer eined 9luralcapiteld 
in 9iüÄfid^t auf ben ^errn SSeba fo lange, bafe »ir erft jpät in 2)o^ 
naumörtl^ eintrafen. äBir n>oUten ba unfern SRitbrübern beim 1^. ^reuje 
fo fpät nimmer befd^werlid^ fallen unb nahmen unfer Slbfteigequartier 
jur Ärone, »ofelbft ber an Äinbern gefegnete SBirtl^ fel^r gut mit Sonto* 
mad^en umgel^en lann. 

ffil^e id^ öon 2)onautt)ört]6 etwad fage, tt>itt id^ nod^ einige 95emer* 
tungen über ^ugdburg mad^en. Srft t^on ben Sinwol^nern überl^aupt, 
bann bon ber ^Religion unb bcm litterarifd^cn unb aud^ üom Äunft* 
iuftanbe. 2)en eigentlid^en ©eüölferungdftanb !onnte id^ nid^t erfragen; 
ber ©tabtmagiftrat »ei^ il^n felbft nid^t pünltüc^, »eil ficfi barin eine 
grofee SKenge bifd^bflid^er unb bomcapitelfd^er Untertl^anen aufhält, »eld^e 
nid^t gejault »erben. 3^ glaube ni^t, ba^ iä) Äugdburg Unred^t t^ue, 
wenn id^ bie Slnjal^I feiner ©inipol^ner et»a auf 30000 l^erabfefee unb 
alfo einige Xaufenb weniger aU für SKünd^en anfefee. 2)er ©tabtmogi- 
ftrat ift l^ier, fo wie aUed Uebrige, befanntlid^ |)aritätifd^. 2)ie ^ßatricier 
foHen, wie man fagt, über il^re anbern SJiitbürger ein 95ifed^en mel^r ver- 
mögen, aU toa^ Slriftotratie l^ei^t; bo^ fagt man il^nen auc!^ gum Sfiul^me 
nad^, ba^ fie biefe ©ewalt nid^t mißbrauchen ober überf|)annen. 2)ie 
fatl^olifd^en ?ßatricier ftel^en, etwa jwei aufgenommen, nid^t am beften, 
unb bie $roteftantifd^en l^aben ed il^nen an @Iüddgütern weit jui^or, 
l^ingegert finb mel^r wid^tige SSed^fel- unb ^anbeldl^äufer auf ber latl^o* 
lif«|en ©eite, unb biefe lejjtern finb aud^ bie ftärfern on ber S^^l- ^ud^ 
in ber ^Religion ift bie öollfommene 5ßarität eingefül^rt, bod^ l^abcn beibe 
^Parteien gewiffe fftec^te gegeneinanber, weld^e auf eine 2lrt ben wed^fel* 
feitigen ©ottedbienft ftören unb mit beiberfeitiger Einwilligung wol^t 
möchten gehoben werben ^). S)en Äat^olifd^en ift j. 95. erlaubt, wäl^renb 
bem ©efange ober 5ßrebigt ber ^ßroteftanten mitten burd^ i^re Äird^e, 
bie an ©t. Utrid^ angebaut ift unb aud^ öor Qexttn biefem ©tifte ge* 
l^örtc, burd^jugel^en, um ein Äinb jur Saufe ju tragen, ober au^ wie- 
ber l^eimiubringen, obgleid^ fie burd^ einen anbern SBeg eben fo ge- 
legentlich jur Xaufla^jctte l^infommen fönnten. S)ie ^ßroteftanten l^in* 

$qI. 9lte]^r§ ^ugSburger ^aritötSsSd^ilberung in „ (Kultur ftubien au§ brei dal^r» 
^unbcrten" 317-330. 



72 

gegen l^aben ba^ fRed^t, mitten unter ber 1^. 5IReffc mit Äörben, ^anb* 
meTfd^Snfttumenten, ^ijd^en u. bergt, burd^ bte S)omItrd^e, gleid^ ald 
eine öffentltd^e @tra^e einzeln ober tru)}pmetfe burd^juipa^ieren, meldte 
S)inge notl^menbig beiberlei 9{eItgtond)7ermanbten befd^werHd^ faQen müfjen. 
©onft Jollen fie, jo jagten mir gloubmürbige S^VLQtn, fid^ in biefeni 
$unfte jel^r )7erträg(id^ miteinanber aup^ren, ob man gleid^ in ben 
neueften ^eijebefd^reibungen ba^ SBiberfpict tieW. Sa8 bie ©tubienber 
Äatl^olifen angelet, fo »erben biefelben öon ben (Es^Sefuiten nod^ immer 
auf il^rem alten @^mna{tum gegeben, unb bie ^roteftanten merben auf 
ber ©t. Ännafd^ule geleiert, über »elc^e ^err SRector äRertenö bie Ober» 
auffid^t l^at. SBad übrigen^ bie fiitteratur betrifft, fo mirb l^eutigen Xaged 
9?iemanb in SCugi^burg SBe({er, S93oIf, $eutinger meber fud^en nod^ finben, 
unb fatl^olifd^er ©eits, einige Sj«3efuiten, befonber« ben P. Sallinger, 
ben bijd^öffid^en Sibliotl^elar Dblaben *) unb bie ©ebrüber SSeitl^ »eg* 
gered^net, merben bie Sitteratoren balb gejdl^U fein. SSon ^roteftanten 
finb mir in biefem x5(i^^ nw^ ^^^t ^aul bon ©tetten ber Süngere, §err 
fßector SÄerten« unb ber ^ol\)Qvap^ 3öpf ^)» ^^^ ^i^I iJrojectirt unb oiel* 
leidet menig gu ©tanbe bringen mxb unb fid^ nod^ obenbrein mit frem* 
ben gebern ein jierlid^e^ Slnfel^en marfien wiÖ, befannt; man müfete 
benn auc^ ben SKed^anifer $öjd^el in biefeij gad^ einfetteten »ollen. 
5?or einigen Salären erfd^iencn etlid^e $efte einer Äug^burgifd^en SKo» 
natgjd^rift, allein einige üßonate, unb fie »ar nid^t me^r. Ob nun bie 
Stutoren, ober bie Sefer, ober bie S)rudfer baron fd^utb finb, lann i^ 
eigentttc^ nid^t bcftimmen. 

Se^t nod^ ein SSJort t7on ben bilbenben fünften. 3Ran meig, ba^ 
Augsburg öor Qt'xUn in bicjem gad^e bie S)ictatur in 2)eutfd^Ianb mit 
mtä)t ausübte. Düffel, Äuftog, »auer, ^erj, ^eife, »iibinger, SBotfgang, 
ftittan, aud^ ®öfe, Slauber unb Slnbere; t?on Sßalern aber ^olbein ber 
Sleltere, aScrgmüHer, ®5fe u. \. ». geben nod^ S^wgwife baoon. 9Ran »eife 
aber anii), toie tief eg ^txnaä) in ben fogenannten SRufc^elgefd^madf l^intb- 
gefunfen ift ; je^t aber fd^eint bie Äunft aud^ l^ier — einige Äu^jferftcd^er, 
bie alle Sage il^r S3rob ^erauiJfted^en muffen unb bie l^albe äBelt mit 
©reüierbilbern öerfel^en, aufgenommen — il^r ftolje^ ^aupt »ieber ju er- 

') $eter Cblabcn, ßeb. gu ^lugSburg 1717, ßeft. ba|cl6ft 18. ^Cug. 1801, ein fru*t= 
barer Ueberfe^er, ber einige ber beffern aultänbifd^en Sr^ieologcn, 3. 95. Siguori, bem fatl^o« 
lijt^en S)eutf(iöIonb jugänglic^ mad^tc. ?iagem. beutfc^e SBiogr. 24, 113. 

*) Oeorg Söil^elm Sm, geb. ju «Rörblingcn 1747, feit 1773 9iotar in ^Augsburg, 
1786 furfürftlid^ mainaij:^er ©c^cimratb, mad^tc öerfd^icbcne litter orifd^c 9ieifen unb gob 
anl^lreid^e bibliograpl^ifd^e 2öer!e l^crauS. ^r ftarb am 29. 2)ecember 1810. SWc^er üon 
^nonou toirft Sapf öor, er i)aht bie ^onbjd^riften öon P. SKoria §ol^enboum öan ber 
^eer „in unöerjiiöämt Iügnerij(^er ^Inmafeung eigennü^ig gegen oÜeS Utä^i ausgebeutet''. 
Fingern, beutle Söiograp^ie 12, 658. 



73 

lieben unb ftd^ in il^rem alten Sßol^nft^e (E^re }u machen. 3d| mürbe 
Unred^t tl^un, »enn td^ l^ter nic^t t^otiüglid^ ben Sol^ann @Itad ^axb^) 
nennte, ber fid^ in ber fogenannten ©d^toarjlunft mit iebem (Snfllänber 
meffen lann. ^ud^ mirb ^ter, maS ®oIb{d^miebe«$(rbeit ift, nid^t mel }u 
rügen fein, t^orandgefe^t, »enn man fid^ um gute äßeifter audfiel^t ; benn 
$fufd^er gibt t^ bod^, gleid^ ben^nfecten, überall, unbnadi biejen mirb 
Siiemanb Vernünftiger eine Äunft beurtl^cilen wollen. 

3e$t nad^ S)onaun)ört]^. 9335rtl§ ift eigentlid) ber 9?ame biefei^ 
©täbtd^end, meld^ed an ber 2)onau, bie ^ier bie SEBerni} in fid^ aufnimmt, 
liegt. ®^ ift meber grog nod^ feft, ob ed gleid^ einige S3efa^ung l^at. 
@^ema(^ mar ed eine 9ieid^iSftabt; nun ftel^t ed unter ba^erifd^er ^otmä^ig« 
feit, unb ?ßfaläba^ern contribuirt an feiner Statt ju 9teid^3« unb Ärei«* 
Slnfd^Iägen. ^ir befallen nod^ baiS ^engere biefer (Stabt unb mad^ten 
bei bem laifer^l^eimfd^en Oberbeamten eine Keine SSifite. (Ed ift ein feiner 
üKann, ber uni^ in Siüdfic^t auf ben SBetter be« P. fötba öiele ^o^xäj^ 
feiten ermiel. 

S)en 26. Suliu^ befud^te id^ bie bafige ^farrfird^e, ein gotl^ifd^ed 
©ebäube, mo id^, einige äßonumente unb ba^ ©acramentiSl^äudd^en ^) an^* 
genommen, nid^t« SKerfwürbigei^ fanb. S)er faiferl^eimfd^e ©eamte batte 
bie ®üte, uni^ in baS SBenebictinerflofter gum 1^1. ^reuj gu fül^ren, mo 
mir t7om$erm$rä(aten ®a(Iui^^) fel^r t)erbinblid^ aufgenommen mürben. 
3)ad ^lofter liegt ganj am @nbe ber @tabt, nod^ innerl^alb unb bid^t 
an xt)xtn Stauern; e^ })at aber feinen eigenen Sludgang aU nur burd; 
bie ©tabt, bereu Sl^ore jiemlid^ meit bai^on entlegen finb, meld^ei^ bem 
Älofter fel^r unbequem fallen mufe. S)a8 ®ebäube ift überhaupt neu, unb 
fo t)iel z9 ber 9iaum }ulägt, regulair gebaut unb bie nid^t unfeine ^ird^e 
mit einer ®alerie üerfel^en. 3n einer alten Äapeffe mirb bie groj^e 
Äreuj^jartifel nod& in eben jener Raffung aufbel^alten, in meld^er fie bie 
Stifter biefei^ Drteg l^ierl^er üerel^rt l^aben*). ffig ift l^alb erl^abene Arbeit 
tjon öergolbetem ©über im got^ifd^en ©efd^made. $ier ift an^ ber 
S9cgräbni6ort ber Äcbte. S)er berül^mte 5ßrofeffor S3eba SWaljr^) mürbe 



^) ©cboren 1739, gcft. 1809. ^Ißßcm. b. SBiogr. 10, 379. 

'-*) ©tgl^Qrt, (Scf*. b. bilb. ßünftc 465, 519. 

8) m>i ©aüuS ^omtncrl, geb. a« ^onautoört^ 8. 5ult 1730, ^rofcfe 24. Cct. 1751, 
^rieftet 29. <Btpi. 1755, gum TO criuä^tt 3. Suli 1776, ftorb ben 18. 9Wat 1793. 
fiinbner, bie ©d^riftfl. b. SBen.^Orb. im Ägr. SBa^ern II, 136. 284. 

*) SSon ®raf QRongolt im 3a^rc 1030 au§ bem Oriente gebröci^t. ©igl^art a. a. 
O. 132. 

^) P. SBebQ 5Wo^r, geb. ju ^aiting 1742, mod^tc ^rofefe 1762, (q§ bie crfte 1^1. 
^cffc ben 6. Sonuor 1766, toax »i-rofcffor ber 5:^eoIogie, löibliotl^cfQr unb ?Prior unb 
ftorb ben 28. %pxii 1794. 6. ßinbncr, ®ic ©d^riftpcfler b. 93enebict.*Orb. im i!önigr. 
«a^ern II, 137 bi§ 141. 



74 

fofllcid^ auf unfer Segcl^rcn un3 üorgcfül^rt, ber un8 bonn in bcn Sfid^er* 
faa(, ber nod^ neu tft unb aud^ eine ©alerie f)at, begleitete. 2)ie äulere 
SSerjierung ift nidbt fonberbar, bod^ ift bie Sibliotlfeef nett unb orbentliti^, 
unb e§ werben ani^ nad^ unb naä) alle Gattungen SBüd^er angefc^aftt, 
fo bafe fid^ fd^on einige klaffen gut anSel^en (äffen. S^ gibt baruntcr 
aud^ einige alte S)rudbentniale ; t)m 3J!anufcripten aber lägt fid^ nid^t^ 
Seträd^tlid^eä fagen ; geuerSbrünfte, Kriege unb anbere Soffitte f)aUn ftc 
ben SBünfd^en ber SRad^Iommen entriffen. 3m matJ^ematifd^en unb )}l^5ftlalt=' 
fd^en äRufeum finb bie opti{d^en Sttftrumente bie ftäriften ; in ber tleincn 
9?aturalienfammtung finbet fid^ aud^ eine Sammlung aller Arten S5aum« 
blätter ^). 

9?ac^mittag3 ful^ren »ir mit ben ?ßferben be^ faifer^l^eimfd^en Ober* 
beamten nad^ ber berühmten Kiftercien|er«8lbtei Äaifer^l^eim, tt>eld^c 
ettoa eine ©tunbe üon 3)onauiPörtl^ entfernt fein mag, beren Slnblid burd^ 
einen SBalb bem SReifenben fo lange üorentl^alten wirb, big er foft an 
il^re aJiauern l^infommt. Stuf bem SBege betrad^teten »ir ben ung nal^c 
jur Siedeten gelegenen ©d^edenberg, me(d^er megen ber 9lieber(age ber 
granjofen im Slnfange biefeS ©acutum^ berühmt »urbe. S)ie 8ieid^3* 
abtei Saifer^l^eim liegt jmar eigentlid^ im ^erjogtl^um 9?euburg, fie gc* 
l^ört aber bennod^ gum jd^mäbijd^en Greife, wol^in aud^ ber ^err Prälat 
aU ein freier SReid^Sftanb ©ife unb ©timme auf bem ^rälaten^Sottegium 
bat. SBir »urben öon il^m auf eine red^t einne^menbe Slrt aufgenommen. 
®teid& waren bie^ßferbe umgefpannt, unb roir in einer angenel^men ®c* 
feUfd^aft üon etipa fieben Sapitularen auf einer SBurft^) in bie jtoci 
©tunben baüon entlegene ©ommercamjjagna l&ingefttl^rt. S)er Suftort 
tieifet Seitl^eim unb liegt über ber S)onau auf einer Slnl^Bl^e. S)a§ 
(Sebäube ift fd^ön unb gleid^t einem ?ßalafte, aud^ ift eS ring« l^erum 
mit fd^önen ®ärten, SBeinbergen u. f. f. umgeben, unb il^m jur ©eitc 
ift eine grofee ^aptUz angebaut. S)ie ©emälbe be« ?ßatafte3 unb aHc 
Seien be« 5ßalafte8 ühzxfjanpt finb üon ber gefd^idten ^anb be« alten 
®öfee tjon Slug^burg in ^J^^ei^co auggefül^rt. S)ie ?lu3fid^t ift fd^ön ab^ 
med^Jetnb unb üielleid^t bie fd^önfte in biefen ©egenben ; aber mit fd^mei- 
jerifd^en 95ergponoramen lann fid^ biefer Drt gCeid^rool^t nid^t meffen. 
9Son ©täbten fielet man l^ier Nienburg, bie ^auptftabt ber obern ^ßfalj, 
Slug^burg u. f. ». SSon anbern Drten, bie »ir l^ier fallen, finb Sed^iJgmfinb 
unb Äreifpad^, jmei alte JBurgen, beren eine f aft ganj jerf aßen ift, . merfwür* 
big. @8 waren einft bie ©tammfifee ber ©tifter üon Äaiferi^l^eim. Sd^ 

^) ^a§ jllofter S)onauiDört]^ tourbe 1803 aufgehoben unb tarn an ben dürften 
OettinöemSßatterftctn. Seit 1876 bcpnbct ftd^ barin ba§ Mannte ©aHianeum bc§ 
SDircctorS S. ?luer. ^ie el^entoliße ßloftcrbtbliotl^e! ift in SJioil^ingcn. 

*) SBurft, ein offenes, fd^maleS, öicrtäberiöcS gul^mer!. 



75 

bäd^tc ivä), ]o ein ücrmöglid^cr Ort tote Äaijergj^eim joHte bie 35enf- 
ntale feiner ©nttl&äter nid^t im ©taube ntobern laffen. ^ier in ßeitl^cim 
unb nod^ an üerfd^iebenen Orten fallen mx bie traurigen Siefte ber int 
üertoidbenen ^ornung ausgetretenen S^ffe nod^ lenntüd^. 

yiai) unferer SRfiifunft l^atten »ir eben norf) ein paar Stugenbliie 
übrig, bie ^loftergebäubc, bie iuft üor unferin 3^1""^^^ I^S^tt, mit flüd^*' 
tigem 2luge ju überfeinen. Sei ber Slbenbtafel l^atten »ir ©elegenl&eit, 
ben berufenen ^rofeffor Ulrid^ 9Ra^r ^) fennen ju lernen, ber megen feiner 
gelobe mit ben römifdien S3üd)ercenforcn fid^ befannt gemad^t l^at. @r 
üertl^eibigte einige anftbfeige ©äfee^), er foffte öffentlid^ unb fd^riftlid^ 
wiberrufen, allein fein ?ßrä(at unb fetbft ber §of öon äRannl^eim nal^men 
fid^ feiner an, bie ®aä)^ btieb ftill, unb er bei feiner ©teile unange« 
fod^ten. SJiefe ©ejd^it^te trug fid^ on einem Orte ber obern 5PfaIj ju, 
»0 er aU 5ßrofeffor angefteHt »ar. ©eine ©tärle befielet im ^Jad^e ber 
Sird^engefdiid^te, »orin er iefet roirflid^er ?ßrofeffor im Slofter ift. 

$ier rüdfe td^ eine Meine Sefd^reibung üon bem Äloftergebäube ein, 
f üiel id^ in fo furjer 3eit bemerlen fonnte. ®ag ®ebäube fiberl^aupt ift 
jenem üon ©alem giemlid^ gleid^ unb aud^ eben fo weitläufig. S)ie ®aft* 
äimmer, ber grofee ©aal, bie ©tiegenl^äufer ftnb aufeerorbentlid^ l^töd^tig, 
mit fd^önen weitläufigen ©arten, in meldten aud^ eine Slrt üon SReitbal^n ange* 
bradt)t ift. 2)ie SBol^nung beS §errn Steid^Sprätaten ift mit aßen Oattungen 
ber foftbarften SReubleg, üon etma 7—9 SRepetirul^ren, ©loienfpielen, 
^orjeHan^Siguren, ©erüicen unb anbern feltenen Oerätl^en auSgefd^müdt 
unb überl^äuft, eine ^iad^laffenfd^aft be3 öerftorbenen Sorfal^rS '), »etd^er 
fel^r öiel auf ^rad^t l^ielt; er war mirllid^er ^ßfaljbaperifd^er gel^eimer 
Siatl^, unb beS Slifabetl^^OrbenS ©rofe^'Sllmofenpfleger — unb biefe fd^önen 
Xitel unb bie bamit öerbunbenen foftfpieligen 9lei5en unb Slufentl^alt in 
51Rünc^en unb äßannl^eim lamen bem ©tifte tl^euer ju ftel^en. ©onft ift 
er nod^ als ein fel^r freigebiger unb freunblid^er §err befannt unb »irb 
oud^ nad^ feinem erfolgten unüermutl^eten Zoit jefet nod^ geliebt unb 
bebauert. SRod^ fei eS il^m jum JRul^me gefagt, ba^ er grofee ©ummen 
für litterarijd^e fienntniffc unb Slnjd^affung ber auSgemäl^Iteften Sudler 



^) Geboren ju Stixdfytm bei ^örbUngcn 1743, wor SBibliot^efor in Stax]tx§f)tm, 
aud^ ^offo^Ian bc§ ^erjogS öon aBürttcmbcrß, worb 1798 Pfarrer gu ^Htingen in ber 
Ocjicrreic^ijd^en (Örafjd^oft ^ol^enbcrg. 

*) gtoei 2)ijf criationen : De nexu historiae litterariae cum studio theologico unb 
De nexu statisticae ecclesiasticae cum iurisprudentia ecclesiastica, Nordl. 1773. 

') %hi ©ölcftin II. ^Ingelfprurfer, geboren ju ^lugSburg 1726, aum W)i crtoft^lt 1771, 
tjom 6d^Iag getroffen om 26. Btpkmhtx 1783. IReitl^ofer, ^ie legten 31 Solare t)on 
ÄQiferS^eim. ÜWünd^en 1817, 6. 5 ff. 



76 

öewenbete. 3)er icfeige ^ßrolat^) mad^t anfcl^nlid^c fRcbuctionen in feinem 
Staate, unb nur in feinem ^offtaffe mußten über 70?ßferbe feinen 5lo- 
nomifd^en ®eift burd^ il^rc Snttaffung fül&len. Um ba^ ganje Älofter* 
gebäube tft eine SJiauer mit einem bebedten ®ange aufgefäl^rt, auf mU 
ä)tm man um bad ganje ®eMube l^erumgel^en tann. 

S)en 27. SuHuiS befallen mir bie ^ird^e, ein fdiöneS gotl^ifd^e^ 
50iünfter, »efd^ei^ öon Slufeen ein meit fd^önereg Slnfel^en geminnt, al§ 
jene^ üon ©alem. ffi« ift ganj mit lafirlen S^^i^^^ bebedt unb ent* 
\)ixlt 20 SWtäre. Einige ^oljgemätbe öon $o(bein (üermutpd^ bem 
altern, ber in 2lug3burg »o^nte), bie an ber ©eitenmauer bei ber Sa» 
criftei l^ängen, finb red^t fd^ön; bie Slltäre empf elften fid^ burd^ i^re 
ßunft ober guten ©efd^mad teineSmegiS. 9?ur mu^ man ba eine 9u^» 
nal^me mit jenem Äftar mad^cn, ber am SRüdfen be3 6l^ora(tare§ ftel&t, 
unb auf meld^em ia^ l^eilige Sacrament gur immermäl^renben Slnbetung 
au^geftettt ift; er ift fel^r jierlid^ au« !oftbarem Sbenl^olje üerfertigt unb 
mit Silber uerjiert, ein gciftüd^eS S)enfmQl ber ?ßrad^t be8 ©erftorbenen 
Prälaten, mefd^e in aKen feinen Unternehmungen l^erüorftratjlte. 

SSir l^atten nod^ einige geit übrig, unb bie mufete auf bie Siblio^ 
tl^el üertoenbet »erben. Sie ftel^t in einem großen Saale; bie Säften 
finb, »ie bei unS, mit l^artem $oIje fournirt. Sd}abe, bafe biefer Saaf 
nur üon einer Seite b^r fiid^t l^at, unb aud^ nur auf einer Seite mit 
einer l^alben ©alerie üerfel^en werben lonnte. 3)er SluSwal^I unb ber 
ÜRenge ber Sudler nad^ ju redinen, mufe Stubiren l^ier fcl^r 9D?obe fein. 
9Äan »irb nid^t balb, befonberg im gad^e ber ©efd^id^te, ein merlroür* 
bigeS SBud^ nennen, ha^ man l^ier nid^t anträfe. S)ie SoÜectionen t7on 
©efd^id^t^fd^reibern gonjer Stationen finb befonber§ ftorf, unb im l^ifto* 
rifd^en tJarfie ift l^ier fo ipie in einigen anbern Älöftern Sd^waben« ein 
eigener Seljrer aufgeftettt. 3)q« antiquarifd^c ^Jad^ unb bie SRaturl^iftorie 
tt>aren bie Sieblinggfäc^er bc^ tjerftorbenen 5ßrälaten, unb ba ift bie 
Sammlung alfo fel^r üottftänbig; man barf nur nid^t fragen, ob ßinn^, 
fReaumur, SRöfel, SSuffon, Rätter, ber SRaturforfd^er u. f. ». l^ier finb. 
Äurj, in biefem gad^c befonber« fann man fid^ nid^t mel mel^r l^inju 
»ünfd^en. Slud^ ber jefeige §err 5ßrälat l^at fd^on »äl^renb feiner !ur5en 
^Regierung eine 95ibIiotl^c! meift l^iftorift^en unb littcrarifd^en Snl^alt« 
anlaufen laffen, »efd^e gegenwärtig in Drbnung gebracht wirb. P. SRid^ael 



*) Sranj BtaDcr ÜWütter, geboren ju SQßeft^auJen im eHwonöiWen 1741, ^rofcfe 1764, 
^ricftcr 1767, gum 5lbl txtoSi)li ben 23. October 1783. (9leit§ofer q. o. O. ©. 13 ff.) 
@r crl^ielt bei ber ^luf^cbung be§ i^IofterS im 3al^rc 1802 eine ^enfion unb ba§ Suft* 
fc^löfed^en Seiten. 3n ben ^loftergebäuben tourbe 1816 ein ©trofarbeit^l^ouS eingerid^tet. 
©elbft ber ^amt »orb neänbert unb forton Äai§l^eim oejt^rieben. %bt granj Xaüer fiorb 
om 4. ^o\). 1817. SBgl. Äalenber f. taif), S^rijten 1872. BvLi]ha^ ©. 85—93. 



77 

fielet biefer ganjen @amm(ung üor unb befi^äftigt ftd^ auf'i^ neue bamit, 
biefcn jd^önen ©d^ofe in eine nod^ fommlid^cre Drbnung ju bringen. 
3Rtt SRi^üergnügen t^erlieg id^ biefen Ort, mo id^ mir mit guter SJ^ujse 
fo öielei^ jur ©riüeiterung meiner geringen litterarifd^en Äenntniffe l^ättc 
merlen f önnen. 2)ie Sage biefe« DrteS ift aud^ barum merlroürbig, »eil er an 
ben ©rengen jmeier SStdtl^ttmer liegt, fo ha^ ein %f)t\i ber ßloftergebäube 
}ur Slug^burger unb ein anberer Xl^eil, meld^er mit ber gleid^en äJJauer um« 
Jd^Ioffen ift, jur 9iegen8burger 3)iöce5e gel^ört. 2ln 5ßroceffen fotten biefe 
Ferren, me id^ üermutl^e, (einen äJJangel l^aben, benn il^re weitläufigen 
93efifeungen finb »enigften« in fünf ©iMl^ümern, bem ÄugSburgifd^en, Son» 
ftanjifd^en, SBürsburgifd^en, Sambergifdien, fRegenSburgifd^en unb nod^ 
einem anbern SSiiJtl^ume jerftreut, ol^ne öon »eltlid^en ©ouüerainen ju reben, 
in bereu ^ol^eit il^re fiänbereien liegen. S)ie S3eobad^tung ber SDi^cipIin 
foÖ l^ier unter htm öerftorbenen ^errn nid^t ik befte getoefen fein, 
morüber id^ mand^ei^ particulair bemerten tonnte, bad id^ über biefen 
^^untt in 9lered]^eim üernal^m ; ie^t aber mirb nad| unb nad^ aUeS mieber 
bur(^ bic guten ©nrid^tungen be^ iefeigen Prälaten Xaoer, ber fid^ burd^ 
feine l^errlid^en Sigenf haften in fo furjer ßtit großen Stul^m crroorben 
f)at, in'§ ®eleife gebrad^t. 

SRun famen mir über SSerg, ©bermergen in'2 fürftlid^ SBaffcrftei« 
nifd^e. ^artburg ift l^ier ein wenig merf würbig. ®8 ift ein jicmKd^ 
großer SRarft, an einem gelfen, ber alle Stugenblide Sinfturj ju brol^en 
fc^eint, l^ingebaut, an einer jiemlid^ fd^malen Straße, neben welker 
unten bie SBernife üorbeirinnt unb bic fonft milbe Oegenb burd^fd^Iängelt. 
^aS möd^te wol^^ ber fd^Ied^teft gebaute Ort fein, ben bie liebe @onne 
anblicft, fo elenb, fo unreinlid^ fielet aUed ba aui^. 9uf bem )s8erge fte^t 
ein l^errfd^aftlid^eiJ ©d^Ioß. 3efet eröffnet fid^ ba^ fd^önc fogenannte 
untere 9iie8, eine unüberfebbare ©bene mit ben fd^önften 2)örfern, 
ÜRärften überfäet unb bem fd^on reifen Satire^jegen öergolbet, in ber 
gerne ber l^ol^e SRörblinger Zijnxm, üon bem man über 90 2)orffd^aften 
unb einige ©tobte überfeinen !ann. @l&e man in biefe alte finftere 
Sieid^^ftabt (9lörb(ingen) tommt, fäl^rt man bid^t an btm berül^mten 
©d^tac^tfelbe üorbei, wo bie jum Sntfafee biefer ©tabt eitcnben ©d^weben 
einft eine ^auptfd^lappe friegten ^). 3)ie ©tabt ift titoa^ befeftigt, jiem* 
lid^ groß, aber nid^t^ weniger at^ fd^ön. S^x Ärone, wo man feljr gut 
bebient ift, nal^men wir unfere Slbfteigel^erberge, befugten ben SSud^« 
l^änbter Sei, weld^er einen jiemli^en SSertag unterl^ält. ^ier läßt fic^ 
eben paffenb anmerfen, ba^ fi^ nid)t weit öon biefer ©tabt auf bem 



^) @tc0 ber Äaiferlid^cn unter Äönig gerbinanb unb (SattaS Ü6er Sernt^arb öon 
Söetmar unb ©uflaö §orn 5. unb 6. (gept. 1634. 



78 

£anbe unter fürftltd^ äBaQerftetnifd^em @d^u^e ber berufene ©atirüer 
S93e(ferUn aufhalte. @r ift burd^ feine (£^rono(ogen, burd^ fein grauet 
Oejpenft unb bie ©d^riften über ben ©larner ^ejenprocefe unb noc^ 
borum befanttt, bog bie Ferren ®(arner auf {einen närrijd)en £o|)f 
100 neue %\)aUx ju fefeen beliebten, ©onft ift er ein 9Kann üon 
fd^lec^tem S^aralter, ber fid^ mit 95üd^leinfd^mieren @oIb mad^t, e? »er* 
4)ra6t unb bann, »enn fid^ ber junger melbet, »ieber fd^miert, unb üor 
beffen geber felbft feine beftcn greunbe leinen Stugenbüd fidler finb. 
3)od^ mirb man feinen ^robucten iaS SBi^ige unb fiaunige gemig nid^t 
«bfpred^en ^). ^err Sed roar fo gefällig, un3 bie SRünfterlird^e jeigen 
^u laffen. SBieber ein gotl^ifdieg SBefen, inroenbig ganj mit alten ^olj* 
flemälben überl^ängt, an allen ?ßfeilern unb ©eitenmauern mit ©terbe- 
monumenten bejefet. 3)a^ 3Kerfn?ürbigfte baüon beftel^t in golgcnbem: 
SSor bem ßl^ore fte^t nal^e am ©peijeti)d|e eine ©attung eineg Keinen 
^Itare^, »eld^en man, wie e3 toor altem SÖiobe roar, aufmad^en fann. 
Stuf ben innern ©eiten ber Xl^ürlein finb ber Äönig 3)aüib unb ber 
Slpoftel ?ßautu3 l^ingemalt. S)a3 SRittelftüdf ift eine ©rablegunfl ß^rifti, 
l^errtid^e unb rec^t forgfähig aufbemal^rte ©tüdfe i^on ber ^JReifter^anb 
'Sllbre^t 3)ürer'^ ^). ©ie »erben nur an gefttagen geöffnet. 3)ie übrigen 
meiften ®emälbe finb öon ^ang ©c^äuffelin, einem ber beften Sel^rUnge 
S)ürer'^, unter weirfien fid^ bie an ber Siüdroanb be3 §od^altare0 ange* 
brad^ten ®el^eimniffe be^ SebenS unjere^ ^eitanbe^ üorne^mlic^ an^^ 
^eid^nen. 2)er S^oraltar ift mit Seuc^tern unb einem großen Äreujbilbe 
gegiert, unb auf {einen @nben fte^en nod^ bie Btat\xtn ©t. Sorgend unb 
©t. aJiagbalenen, ber öormatigcn ^ßatrone biefer Äirdie. 3n unb um 
ben E^or finb wichtige ©rabfteine; einige finb nod^ öor ber 9iefor' 
mationSgeit l^ergetegt morben, unb uon biejen ift ber ©rabftein be^ festen 
iatl^olifd^en 5ßfarrer2 am Snbe be3 S^oreS jur linfen ©eite, wenn man 



^) SBil^clm ßubtDiö Sßccferlin (3öc!f)rlin), ßc^orcn 1739 gu «otönang im 2öürttcm= 
bcröijd^cn, flubtrtc in Mbingcn bie Siebte, ßinQ 1777 nod^ 2Bicn, würbe ober öon bort 
ipcgen einer ©d^tnä](|)ci^rift öermiejen unb lebte jeitbem ol§ Sournalift in tRegenSburg, Sluö§= 
Jburg, S'lörblingen unb bem »aller jicini jd^en 2)orfe SBolbingen. ^r würbe 1788 öerl^aftet 
unb ftarb ben 24. ^Roöember 1792. — 2)er le^te ^ejenproccfe fanb 1783 in rcformirt 
^Iaru§ ftatt, wo eine ?lnna ®ölbin mit einer SJlel^rl^eit öon stoei Stimmen öerurt^)eilt 
unb l^ingerid^tct würbe. ©loruS erntete bamit öiel ©d^impf unb 6pott. @o Don aBecIcr= 
lin in ben 6]()ronologen X, 213—224. ®laru§ liefe bieje (Sd^rift burd^ §en!er§]^onb 
öcrbrennen unb auf be§ SSerfafferS ^opf einen ^rei§ öon 100 frongöfijd^en 2oubt§alcm 
je^cn. SQßederlin antwortete barauf fc^r beifeenb in jeinem „®rouen Ungeheuer" 1784 
3lpril. 127—136. ^otter, SBibliot^e! ber ed&weiaers^ejci&id^te 6, 1508. 

*'') P. ©all 9RoreI bemerft in einer 9tanbnote ju biefer Stelle, bafe ba§ ©emälbe Don 
^ürer'§ Sdjjülcr 6d^äuffelin jtamme unb bie ^a^xp^i 1521 mit bem 9Jlonogramm ISI 
irage. SSgl. aud^ Sigl^art o. a. D. 607. 



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79 

ijzxan^tfjt, einer ber fd^önften; er ift aud augerorbentlid^ l^artem 9Rar« 
mor mit einer SWön^Sf^rift umgeben. Slud^ ftnb l^ier eine SRenge Dtfi=* 
jicre, bie im treffen auf bem ©d^eÖcnberg geblieben, begraben, üon 
weld^ctt einige ©robfteine 5U iel^en finb. 3m ©acrifteigcwölbe geigte 
man uni^ nod^ alle ktlä)^, einige filberne ©ej^irre, berer man fid^ jum 
Saufen bebiente, neue filberne Äeld^e jum ©ebroud^e beim Slbenbma^te, 
bai^ man l^ier alle Sonntage nad^ öor^ergegangener SSeid^te empfangen lann. 
S)ieie äSeit^te ift in eine gemiffe gormel gebrad^t, bie unferer offenen 
©c^ufb gleid^ fielet, unb ber Seic^tenbe cntrid^tet, wenn er bie Slbfotution 
em^}fängt, feinem $errn ^ßaftor ben fogenonnten JBeid^tpfennig. 2)a3 
^benbmal^I mirb aud^ ben Traufen in einer filbernen ^apjel gebrad^t, 
unb bie Dblaten finb, »ic bei un^, au§ ungejäuertem 95robe unb ben 
unferigen an il^rer äufeerli^en ©eftalt uoßfommen äl^nlid^. 2)er Slufjug 
ber STOefener ift l^icr ganj aujserorbentlid^ ; man l^ätte SSerfud^ung, fie für 
geiftlirfi ju Ijalten. S^re Äleibung ift ganj fd^roarj, unb aud^ bie l^erab«» 
^dngenben fogenannten SKofe^täfetd^en »ergeffen fie nic^t mitjunel^men, 
wenn fie Semanbem bie Äird^c jeigen. ©ie mad^en ein red^t ernftl^aft 
gele^rte^ Stuäfel^en unb bann einen fd^ulmeifter'f^en ©d^arrfufe, menn 
fie ein jc^öneS Srinigelb erl^olten. 3)er Äirc^tl^urm ift aufecrorbentlid^ l^od^. 

9lidE)t gar meit üon ^ier liegt ba3 SenebictinerMofter S)e(Iingcn 
(S)cggingen), ha^ roir nic^t befuc^ten. SBir l^atten aud^ im ©inn, ben l^iefigen 
geleierten ©u^jerintenbenten ju fprec^en, aÜein er liegt franf barnieber, 
unb JBefuc^e finb felbft feinen beften greunbcn »erboten, tt>ei( i^m bei 
feinen Umftönben atteS ©efpräd) jur goßer wirb. S)ie ganje ©tabt ift 
proteftantifd^, baS ^ßoftl^auS, SJeutj^orbenSl^au^ unb ein paax §öfe, 
n^eld^e ^(öftern gel^ören, aufgenommen. 3)ie ^aiferSl^eimer l^aben in 
il^rem $ofe ba3 Siecht, on ©onn^ unb geiertagen, aber nur für ba8 
^au^gefinbe, ©otte^bienft ju l^alten, unb ber mol^lmeije SRagiftrat pnbet 
cg au(f| l^eute nod^ für gut, an biefen lagen eine ©olbatenmad^e l^in 
JU poftiren, bamit Ja 9?iemanb bie fd^redlid^e ©ünbe begel^en fönne, bie 
Sßeffe anjul^ören. Unüergleid^Iid^ frf)5n. 3)a3 Sürgerred^t mufe l^ier in 
biefer reidi^freien ©tabt nid^t öiel ju fagen l^aben, ober bie ©tabt mufe 
fel^r im SerfaÜe fein, ober eS mufe fid^ oieffeid^t SRiemanb barum be- 
werben. 2)er ganje Slufmanb, ben §err S3edf barauf ju öermenben l^atte, 
waren — 40 QL, unb t)a^ Heihe ©täbtdjen SB^t »ergibt boc^ fein 
SBürgerred^t al^ grofee ©nabe einem SKanne, oon bem eg fid^ SSort^eit 
öerfpred^en fann, nid^t unter 1000 baaren ©ulben. 

SRad^mittagS über ©aüingcn unb ©olbberg^^aufen in bie Sifter« 
cienferfrauen*8lbtei Äircf|ieeim, wo brei Ferren öon Äaifergl^eim bie 
?ßfarrbienfte öerfel^en. 2)a^ l^iefe einige ©rfiritte jurücfgel^en. ^err 
S3eba l^atte l^ier SSerWanbtc, unb mir wollten il^m bie greube, fie 



80 

befud^ett ;u fönnen, nic^t mißgönnen. 9luf bem ^tax]ä)t liegen mir ben 
SRarft unb ba^ Sicfibcnji^Iol SBaflcrftein, ba^ auf einem öerge l^inge* 
baut i% liegen. S)ie gnäbige grau Slebtiffin SSioIantia na^m un^ mit 
äffen ^öflici^IeitSbejeugungen auf. 

2)en 28. Suliu^ brachten mir ben SSormittag mit 93efel^ung ber 
SRerfmürbigfeitcn in unb aujser ber Slaujur ju. 35ai? (Sebäube ift meit* 
fdöi^tig, üermorren, 3leuei^ unb 2llte3 in* unb burd^einanber. S)od^ trifft 
man l^ier eine red|t merfmürbige 9Renge ©tatuen, ©rabmonumente, 95ag= 
relief^ unb ^oljgematbe aui^ bem fünfjel^nten, fec^Sjel^nten unb fogar nod^ 
aui^ bem merje^nten Sa^irl^unbert an. 3d^ miff einige ber fonberbarften 
aujeigen. 3n ber fel^r tief gelegenen unb eben barum aud^ fel^r feud^ten 
Äird^e ftel^en um ben ^od^altar ju beiben Seiten bie SKonumente be3 
©tifteriJ, feiner ©emal^lin unb eine§ feiner SRad^Iömmlinge; ©tatuen a\i^ 
@inem ©tüde au^ge{)auen in fieben^gröge unb ber $rad^t, bie bamal^ 
beim Slbel l^errj^enb mar. SRel^rere bergleid^en finb auf btm tJre^tl^ofe 
unter ben (Srabmonumenten aüer Slebtiffinen, im Sapitell^aufe unb in 
nod^ einer anbern Äapefle. 3n einer britten ober jogenannten alteit 
Äapefle ift in einem 9lebenäimmer fojufagen ein ganje^ ©abinet öon 
äffen Slrten S3a3relief§, Oemdtben unb ©tatuen in biefem Oefd^matfc. 
SSor anbern ift ein ungel^euer großer ®rabftein fel^euSmertl^, morauf ^mei 
Älofterfrauen eingel^auen finb; fie marcn ©d^meftern, unb bie§ mar il^r 
gemeinfd^afttid^er ©rabftein. Sie Umfcf)rift gibt i^re Flamen an. 3m ©apitef- 
liauje ift ba^ ganje Seben be^ §eilanbe§ auf öielen Safein in alter, l^alb* 
erl^abener Strbeit ju feigen. Slnbere ©tüde, melcf)e jerftreut balb ba, halb 
bort tjorfommen, übergel^e id^, \o mie aud^ bit ©tücfe, mel^e in ber alten 
Äapeffe felbft aufbel^alten merben, be^gteid^en bie ^oljgemärbe, bie l^ier 
nicf)t feiten finb. Slu3 einer nal^e an ber alten ÄapeÜe angebrad^ten 
Sa^re^jal^I pnbet fid^, ba| biefe Äapeffe 1490 eingemcil^t mürbe, unb an- 
einer SÄauer fieljt man noc^ bie 3^^^ ^on taufenb brei l^unbert, ba« 
Ucbrige ift untefertid^. S)ie Stbtei ift neu gebaut, fd^ön geräumig unb 
nimmt ein ganjeg ©todmerl ber Sänge nac^ ein. Sftod^ befallen mir 
bie übrigen ©ebäube unb afferlei ®attungen ber ©arten, ©in groger 
aSrunnen, beffen Saffin ganj an^ gegoffenen eijernen "ißlatten berfertigt 
ift, lann auf gemiffe 8lrt anä) ju ben fettenen ©ad^en gel^ören. 

aSalb fuhren mir burd^ bie aÜerelenbeften ©tragen, bie man fid^ 
auf bem lieben ®otte3erbboben nur benfen mag, über 5|Jfermtodö, ©ter* 
meningen, Ul^menl^eim auf ba« 9ieid^3ftift SlereSl^eim unb erreichten 
nad^ fo üielen Umfd^meifen enblic^ bo§ Sxd unferer 5ßilgerjd^aft. S)a2 
Älofter liegt auf einem erl^abenen ^ügel unb l^at üon meitem fd^on ein 
artige« Stugjel^en. 3d^ merbe bie umftänblid^e 93efc^reibung unten liefern. 



81 

2)cr $crr Slcid^gprälot Scncbict ÜKoria^) »or eine ©tunbc juöor auf 
ein Sanb^au3 (9?ictl^eim) abgereiiJt, unb wir »urben mit lebl^aften greu« 
bcnbescuflungcn aufgenommen, fjlüd&tig übctflingen »ir baS fd^bne Sir* 
d^engebäube unb ein ©jcpreffe »urbc nod^ biefen Äbenb an ben gnäbigen 
^errn abgefd^idt, i^m unfere 9lntunft anjuseigen unb feine S3efel^(e un^ 
baräber jurädjubringen. 

3)en 29. Suliu« reiften toir auf Sefel^I ©einer ^od^würben unb 
©naben auf ha^ Sanbl^auS SWietl&eim unb mad^ten ba i^m unjere erfte 
Slufmartung. S(uf bem äEBege l^ielten mir bei izm neuen @teinbrud^ 
ftiU unb befallen i^n. S)iefe Steine befleißen in einer ®attung farbigen 
SKarmorg, mit einigen Streifen; er mirb in ungel^euern äRaffen ausge- 
graben, ift fel^r l^art unb mirb im näd^ft babei erbauten ^aufe gefd^Iiffen. 
SKan verfertigt Xrep^jenftufcn, 5ßPafterftüde, portale ju eigenem @e- 
braud^e barauS unb (ä^t fie aud^ anbern gegen SSejal^lung jufommen. 
SSir fallen einige Xage l^ernad^ ha^ Sird^en|)ortaI ju @((^ingen auS eben 
biejem 50iarmor J^crgefteöt. 

SRietl^eim felbft ift ein je^r nieblid^er neu angeregter $of mit or* 
bentUii^ länblid^en 3int^^^n auSgerid^tet, in einer angenel^men Sage na^e 
an einem fiaubmalbe, beffen O^orftred^t \>tm ^erjog bon äBärtemberg 
gel^ört, etma 2—3 ©tunben Dom ©tift entlegen. S)ie obern ©toiroerfe 
finb ber ^errfd^aft vorbehalten, bie untern unb bie SRebengebäube aber 
bem fiel^nbauer angewiejen. 2)en 3lad^mittag ocrbrad^ten mir mit an* 
genel^men @efpräd^en, SurjmeU unb ©d^iegen: aud^ id^ l^atte ba^ &lüd, 
unter ]tä)^ @ci|üffen ein ganje« äRal bie Meine ©^eibe ju treffen. 8lud^ 
l^atten mir ba^ 33ergnügen, ben P. ?ßrofcffor Äarl unb brei junge gratreS 
lennen ju lernen, meldte ber $err ^ßrälat nad^ feinem ©ebraud^e me^fef* 
meife auf einen S^ag ju fid^ tommen (ä^t, um fie burd^ biefe Meinen @r* 
göfeungen befto el^er mieber ju i^ren Strbeiten unb ©tubien borjubereiten. 
Sluf ben 9benb trug man uns nod^ eine Heine ©pajierfal^rt an, ba^ 
(Sewilb, ba» ju biefer geit feine bttftern ^öl^Ien üertäfet, l^erumftrci^en 
3U feigen; aQein ein ©turmminb, meld^er eben bal^erbrauSte, vereitelte 
benfelben. 

3)en 30. SwIiuS rietl^ unS ber ^err ?ßrä(at, bie berühmte Sifen«* 
fd^melge ju SönigSbrunn anjufel^en, meldte nur etma jmei ©tunben von 

^) SBcncbkt SKarto ?lnöcrn (^Ingcldrn), geboren 1720 ju ^aöenwU, einem <BancU 
©Qllijd^en 2)orfc an ber ©renjc bc§ 6'ontonS %f)\xxQan, war ein 53cr»anbter be§ fünf 
5a§re iüngern ^6te§ SBcba ^Ingel^rn öon ©t. (^aUtn. ©rft 35 Saläre alt unb ber öorle^tc 
unter ben ^riefiern, tourbe er 1755 aum %U öe»äl)It. dr fiarb ben 24. 3utt 1787. Ueber 
feine au§öC3eid^nete iReöierunö toirb unten no(^ ö^^Ötinbelt, unb ift 3U uergleid^en : 3leid^§= 
jtift 5flere§^eim. eine hirge ÖJefd^id^te biefer Senebictiner^mtei, 1792, ©. 105-114. — 
Sang, ßurje ©efd^id^te be§ 9leid^§ftiftc§ ^ftereS^eim @. 38—44. — fiinbner a. a. O. IV 
(1885) 2. 14. 

®örtcg.Öcf., II. »etctngfd^rift für 1889. 6 



82 

92iet^etm entfernt ift. Sßir liegen un§ al\v über S^tngen baffm fahren. 
SönigSbrunn liegt jwifc^en ^eiben^eim unb Äalen in einer mit ®c* 
birgen umgebenen @bene, am Ursprünge ber SBrenje. Sl^emaU 'mar 
eg eine nid^t unbebeutenbe Sifteriienfer*?lbtei, nun aber ein l^eriogüd^» 
mürtembergifd^e» Amt. S)a^ Sloftergebäube ftel^t nod^, ift nod^ mit einer 
SKauer umgeben, unb mirb üon einem proteftantifd^en ©eiftlicften, ber 
ben Xitel eined ^btt^ fäl^rt, mit feiner g^amitie bemol^nt. S)ie Pfarre 
mirb tjon einem anbern öerfel^en, unb fo eine Slbtei ift orbentlid^er SBeije 
ein 9lu]^efife emeritirter ?ßrofcfforen, ob gteid^ fie nur ein gewiffe« üon 
ben abteilid^en SRentcn begießen, unb ba^ Uebrige bem $erjog, ber ^ict 
feine SSbgte l^at, l^eimfättt. 3m Älofterl^ofe fielet ein eiferner JBrunnen 
mit bem S3ilbniffe eineiS föbnigS auf bemfelben, oon meld^em ber ganje 
Ort feinen 9?amen befommt. 2)er babei gelegene gleden ift megen feiner 
©d^önl^eit nid^t merlmürbig, einige Käufer aUiSgenommen, unter meldten 
fid^ jene^ be^ ^errn JBIefeinger öorjüglid^ ou^jeid^net, unb an (Srbfee 
faft einem ^ßalafte gleid^t. 2)iefer SKann iff^, meld^er bie Sifenminen, 
bie ^ammerfd^miebe unb bie (Sifenfd^melje aU 95eftönber beftfeet, unb 
für alleg ba^ bem §erjoge aU fielen unb Seftanbfd^itting 30,000 ®ulben 
iäl^rlid^ erlegt. ®r ift bei §ofe tooi)l gelitten, unb mirb fogar oft jur 
j^erjoglid^en Xafet gejogen. @r empfing ung auf bie leutfeligftc äfrf 
unb gab und foglei^ feinen Sied^nungdreüijor mit, meld^er und alles 
SKertmürbige jeigen mugte. @r l^at nod^ fo eine ^ammerfd^iebe unb, menn 
mir red^t ift, aud^ bie S>ral^tfabrit ju ^eibenl^eim. Um fid^ üon bie)er (Sijen« 
fd^melje einen Segriff ju matten, mu§ man miffen, bafe er jäl^rlid^ nur für 
Äönigdbrunn 800 000 ®ulben ausgibt, unb baburd^ 2000 5Utenjd^en SIrbeit 
unb ©rob öerfd^afft. 9?un eine lurje Sejd^reibung baüon. S)ie @ifen* 
fd^miebe liegt laum etliche Schritte öom Ursprünge ber ©rense entfernt, 
meldte ba aud einem felfigen 93erge eben fo unmerÜid^ ate mafferreid^ 
l^eröorquiUt. S)ad Slinnfal, worin bad SBaffcr bicfcd ^luffed aufgefangen 
toirb, unb bad faft fo lang ate ba^ baran ftofeenbe ©ebäube jelbft ift, 
unb folglid^ natürlidier SBeife jel^r (ang unb breit fein muJ5, biefed SRinn* 
fal, fage id^, ift üon lauter ungel^euer großen ©tüden gegoffenen Sifcnd 
tjerfextigt unb mit ©ittertoerfen eingefd^loffen, morauf ©tatuen unb 
SBoppcn ju ftel^en fommen. S)ie ©d^aufetn ber SBafferräber finb alle* 
mal üon ber nämUd^en 9Raterie. Einige 3)2a(e finb aud^ bie 2Benbe(bäume 
t7on (Sifen, unb ed gibt fogar ganse groge 9iäber, meldte üoQftänbig nur 
aud @ifen beftel^en; bie SRenge biefer großen äiäber lonnte id^ nic^t 
jäl^Ien. Sinige baöon treiben bie JBIadbärge, einige bemegen ungel^eucre 
§ämmer öon 7 bid 10 Sentner. 3Ran fann biejc Jammer fadste, gc- 
fd^ttjinb nnb am fd^nettften üermitteld biefer SRäber arbeiten laffen, je 
nad^bem ed bie Umftänbe forbern. Sefet mad^ten und bie K^flopen i^rc 



d 



83 

SKanöücr. Sic nal^mcn einen gonj glül^enbcn SifenHumpen tjon etlid^en 
©entnern mit foloffalen Sangen auS bem l^öflifc^en fjeuer, liefen einen 
ber größten Jammer auf il^n (oS — einige SRinuten, unb er l^attc eine ganj 
anberc ©eftalt angenommen, kleine Äinber üerrid^ten bo, öon ber ®e* 
toalt bed SBafferiS unterftü^t, 2)inge, tt7e(d|e ftarte %rme eined ®xtoaä)^ 
fenen ol^ne biefelbe »ergeben« üerjut^en würben. Auf ber anbern ©eite 
be3 3iinnfaleg ift nod^ ein ©ebäube, wo bejonberg gtofee ©ifenftangen fo 
ju jagen Slugenbßcfd t)erbünnt unb in Keine ©tänglein umgemanbelt »er* 
ben. 2)ie Drbnung, »ie einer ben anbern, ber fd^toä^ere bett ftärfern 
ablöfet, unb mie ein @tttd @i{en burd^ berfd^iebene ^änbe gel^t, bid t^ 
feine gigur befommt, ift fd^ön onjufel^en, unb wirb |)ünftlic& befolgt. 
SBir gingen jum ©c^meljgebäube über, üor weld^em grofee Raufen eifen- 
l&altiger Steine, SSo^nenerj unb Sifeufd^Iaien liegen. 2)er Ofen ift ein 
ungel^euere« ©ebäube, welci^e« ungefäl^r ein unb ein ^atbeS 3al^r l^inter* 
einanber mit geuer unterl^alten wirb. 3)ie glamme, bie man bei einem 
Keinen ©eitenlod^e feigen fann, gibt ba einen SBieberfd^ein, ben ©onncn- 
ftral^Ien äl^nlic^, bag man e«, ol^ne geblenbet ju werben, unmöglid^ lange 
au^l^alten lann. 2)ie SÄaterie wirb üon obenl^er in ben Dfen ^erob* 
gelaffen, unb bie Qk^ti, ober el^er bie ©ede be0 2)ad&e« ift auc^ üon 
©ifenftüden, auf eiferne Satten aufgetragen. SBir befallen jwar bie in 
ben ©anb gebrudten 51RobeIIe, worin fid^ ber feuerige ©ifenflufe ftürjen 
mufete, wir l^atten aber nid^t üuft nod^ brei ©tunben auf feinen Slu^brud^ 
ju warten. SBir fonnten uu« einen Segriff baoon moc^en, ba wir üon 
3eit ju Qtxt bie ©d^Iadfen wie ein Heine« gtüfec^en l^erau«rinnen jal^en. 
®cr Öfen muß täglich brei bi« öier SKal au«ge(affen, in anbertl^alb Salären 
abgebrod^en unb ein neuer an jeine ©teQe gefefet werben. SBir nahmen 
t)ün ben Sifenminen, Sol^nenerj unb ©d^fadten einige ©tüdfe mit. @in 
Sl^eil ber äRineti ift nid^t weit üon ÄönigSbrunn gelegen. 2:ie eijen»' 
l^attigen ©teine muffen juerft gepoi^et, ba^ ift gcjd^Iagcn werben, el^e 
mon fie in'« geuer wirft, unb bie« gejd^iel^t mit l^öljernen jammern. 
Sieben ber ©d^melje ift eine ©tüdgiefeerei, wo Äanonen, 3K5rjer u. f. w. 
au« @ifen oerfertigt werben. Slud^ l^ier nal^men wir alle« SJierfwürbige 
in Slugeufdiein, unb ließen un« ein SKobeÜ eine« SKörjer« aufjd^neiben, 
um un« baüon einen üollfommeneu Segriff ju mad^en. ^ernad) befud^ten 
wir ben ©ifenüerlag be« §errn SSIefeinger, wo allerlei ©orten eiferner 
Defen in antitem unb mobernem @efd^madE, üon t)erfd^iebener ®röge, 
fjarbe u. f. w. ju feigen finb, nur bie gejd^liffenen mangelten wirftic^. 
?ln einem anbern Drte werben öon eben bem ©toffe alle ©orten üon 
^üd^engefd^irr unb anbern 9Robilien aufbewal^rt. ^an t^ertauft aQe« 
im ßentner. 3c^ erinnere mid^ nid^t mel^r, xoa9 ein ©entner eigentlidb 
foftet; nur weife id^ noc^, ia^ ein Keiner Dfen üon üier bi« fünf Sentner 



84 . , 

tttoa auf 40 @ulben ;u ftel^en lommt. S)er ^attbel it^ $etrn $B(e^inger 
ift in feinem ^ad^e fel^r aui^gebreitet; er i)at fogar ©pebitionen bid mdf 
gfranlreid^ 3U machen. %nf bem atädmege ju feinem $aufe befallen lotr 
nod^ bie SBoage, mo bie mit Sifenfteinen unb S3ol^nenerj belabenen WaQtn 
abfletoogen »erben. Snft »og mon einen t?on ettoo 35 Sentnern unb 
für jeben ©entner bcfommt bcr SSouer eine fogenannte fianbmflnje jum 
f^ul^rlol^ne. (Sine Sonbmfinie ift etwa 10 bi9 12 Pfennige. 9ßo man 
immer l^ingel^t, fielet man fieute, bie fid^ für bcn §errn Slefeingcr bc* 
fd^äftigen. 35ie ©trafen finb alle auf eine »eite ©trecfc mit @ifen=« 
fd^taien beftreut, unb üon ben immer l^in* unb l^erfal^renben Äol^Ien- 
wagen ganj gefc^ipärjt. SBir erftaunten fel^r, al9 wir bei unferer ?Rüd* 
fünft in ^errn ©(efeinger'g ^an^ unS üon il^m gebrängt fallen, allerlei 
$(rten )7on fd^on für und juberetteten (Srfrifd^ungen ju nel^men. @r 
unterl^iett und babei fammt feinem $errn ©o^ne mit angenel^men 2)ig* 
curfen, jeigte und eigenl^änbige ©riefe bed ^crjogd an il^n, unb wir 
mußten nod^ frol^ fein, ha^ er und nid^t mit ®ewalt bid nad^ bem 
SRittageffen bei fic^ bel^ielt. SBirflid^ verfertigte er eiferne fflöben unb 
Grippen für bie SffiarftäKe feined §erjogd. 3Kan bcfd^enlte enblid^ nod^ 
einen jeben t7on und nad^ bem Sanbedgebrau^e mit einem frifd^en 
83(nmenftrau|e. SBir fonnten unfere ©rfenntlid^feit für fo öiele ^öflic^^ 
leiten nid^t anberd, ald mit aufriditigem warmen 35anf unb mit einer ©in* 
labung erwibern, und einft l^ier mit einem ®egenbc}ud^c ju becl^rcn, 
weld^en Eintrag er eben nid^t ganj öerwarf. 

SBir trafen um bie SJüttagdgcit wieber in SRictl^eim ein, unb freuten 
und, ba§ wir unfern SSormittag fo gut unb aucf| auf eine Slrt nüfelic^ 
jugebra^t Ratten. 9?ad^mittagd fuhren wir über tjerfc^iebene $öfe^ 
weld^e bem 92eredl^eimerftifte gugel^ören, unb meift üom je^igen ^errn 
^Prälaten angelegt würben, wiebcr SReredl^eim ju. SBir l^atten wol^I 
öier ©tunben ju fal^ren, ob man fonft gleich öon Slietl^cim in etwa Vk 
©tunben bal^in fal^ren tann. (Siner biefer S3auernl^öfe ift augerorbentlid^ 
grofe unb wirft bem ©tifte iäl^rlid^ tttoa 2400 (Sulben SJortl^eil ab. S)er 
^err 5ßrälat fül^rte und in bcn ßonoentgarten, weld^cr je^t, nad^bem 
man einen jiemlid^en fflerg abgetragen l^at, nod^ einSKal fo grofe wirb, 
ald er el^cbem war. Stuf ber einen 3lebenfcite ift bad ^ofjl^aud, unb 
auf ber anbern wirb bie StbKotl^cI l^ingebaut werben: ein feltfamer Son- 
traft. SBir gingen bie ^ird^e ju befid^tigen, bereu SRertwürbigleiten id^ 
auf ben morgigen Xag üerfpare, weit id) fie ba mit me^r Slufmerlfam« 
feit befal^. S)ie üßanier, mit ber man bie SKonftranj in bie ^öl^e treibt 
unb wieber l^erabläit, ift merfwürbig: bie 9Rafd|ine ift eine Gattung 
Ul^rwerf mit einer immer l^erumgel^enben ©c^raube. 



85 

2)te W)tt\, bie mir l^eute jum erften äRale fallen, ift alt, an ftd^ felbft 
uncommob, f)at anä) eine Aute ttui^jid^t, adein \)om (Son)7eittgeb&ube ju fel^ 
entfernt, unb bal^er unbequem. 93on äugen gleid^t fie, megen ber {(einen 
Srtertl^ärme, einem alten ©d^Ioffe. 2)er ®:peifefaat ift mit lauter 
$ortrait^ jener türfifd^n SRinifter aulgeiiert, meldte jur felben Q^xt am 
©taati^ruber fafeen, aU ber §lbt ©imbert öon Sfterei^l^eim, aU erfter $of» 
taptan ober praelatus domesticus cinei^ ®rafen öon SBaÖerftein unb 
faiferli^en JBotfc^after^ ju Äarlomife, 1699 unb 1700 in ffionftantino^jel 
meilte. ©ein Portrait ift aud^ im orientalijc^en Slufjuge unter ben übrigen 
5u feigen ^). 



|t«r«0l7«im — Ulm — ^^imr^if^* 

Pom 31. 3uitu$ bt0 fum 8. Hugull« 

S5en 31. Suliug. S)iefcn ganjen Sag brauten mir mit Sefid^tigung 
ber Äloftermerlmürbigfeiten in 31 er e 31^ eint 5U, nad^bem »ir am 50ior* 
gen unfere ^nbad^t ju 3R ari ab udi, einem berttl^mten äBaßfal^rti^orte, 
öerrid^tet l^attcn. 2)iejer Ort ift eine Heine l^olbe ©tunbe öom Älofter 
entfernt; man fommt, eine Meine ©treie aufgenommen, burd^ eine fd^öne 
öon ber 9?atur l^ingepftanjte ?lttee eine^ 95ud^enwä(bc^eng, burd^ toeld^e« 
je^t ein SBeg auSgel^auen ift, b^l^in: ein l^errli^cr ©pojiergang, ben ber 
^err 5ßrälat mit ©clegenl^cit bi§ jum Sonöentgarten fortjiel^en »iH 
3n ber auf moberne 9lrt gejierten, mit jmei Äuppettl&ürmen unb brei 
Slttären öerje^enen Äird^c fte|t nod^ l^inter bem ßl^oraltare bie öcrborrte 
S3uc^e unb barauf ba^ 9)?uttergotte$biIb, meld^ei^ in berfelben gefunben 
worben. 

3d^ bejd^reibe jefet bie 9?erc3]^eimer SWerlroürbigfeiten nad^ ber Drb* 
nung, »ie id^ fie geje^cn l^abe. ^nm erften a(jo bie Sibliotl^el. ©ie l^at 
gmei bis brei SSorjimmer, »clc^e meift mit S)oubIettcn unb alten S)rud' 
benfmalen befefet finb. 2)ann folgt ber jiemlid^ grofee Sibliot^elfaal 

^) %U ©imbert Sliggl öon ©d^toongou in SBotjern, cmäl^lt 1682, würbe faijerlid^er 
aiatl^unberb!o:j)Ian((gr3fQpIan?), refiönirtc 1706 unb ftarb 1711. 3m3a^re 1699na]^m i^n 
ber fatferlid^e ©rofebotfd^oftcr an ber ottomanijd^en Pforte, (Öraf SBolfgang öon Dettingen« 
SBatterftein, ot§ §au§^3rftlot mit fid^ nod^ eonjianttnopcl. ^m 12. TOra 1701 tarn er 
pixM unb l^ielt in türfijd^er illcibung feinen feierltd^cn ©injug im Älofter. Wn]. Song, 
l^urje ^ef^id^te be§ el^emaligen JllofierS unb 9ieiti^§fiifte3 9lere§l^eim. 9l5rbltngen 1839. 
S. 32. ff. 



86 

felbft, toorin ei9 in jebem t^aci^e nfl^ßd^e unb ani) px'aäftxQt SEBerle gibt. 
3)ic Slnjal^t bcr Süd^cr ift jicmti^ gtojs, unb bic l^iftorifd^cn ©d^rift- 
fteÖer, bcfonbcrg über ©d^ioabcn, mbd^tcn ba wol^t ncbft bcn Xl^eotogcn 
unb Sanoniften bie Hauptrolle \puUn, $on ben jtoei legten ß(affen 
mangeln faft gar leine neuern SSfic^er. Sluc^ ))]^i(ofo))l^if(f|e, befonberd 
pf^c^ologifc^e unb ntoraI<)]^iIojo|)]^ifd^e Sudler ftnb l^ier fel^r »iHfornmen, 
unb neuere werben, »a§ bie Keinem betrifft, öon ben Ferren felbft in 
9){enge angefc^afft. ä$on äßanufcripten fo^ id^ gar teinei?, weil mein 
S(ufwärter feine @d^Iüffe( baju l^atte, aOein ic^ mei| ei9 überl^aupt, bajs 
fte Weber jal^Ireic^ nod^ befonber^ merfwürbig finb. S)ie SSerjierung ber 
Sibliotl^el ift nid^t fd^ön; fie beftel^t auS Safetn, worauf l^eilige SBene* 
bictiner-Oelel^rte l^ingemalt finb. Äurj, man barf eS ftc^ nid^t reuen 
laffen, eine neue ju bauen, weld^ed au^ in^urgem gefdiel^en wirb. SEBir 
gingen l^erna^ in ia^ fogenannte Slrmarium, welc^e^ man aucf| mit 
3iecf|t Slrmamentarium nennen fbnnte, inbem faft ba§ ÜKeifte barin auf'§ 
SriegSwefen l^inauiJläuft. S)iefe§ ÄriegSgejeuge ift einem Dberingenieur 
ber SReid^gftabt Ulm abgefauft worben. ®i^ entl^ölt üornel^mlid^ alle 
®attungen öon ^aubifeen, SJop^jell^aden, Sanonen, 9Jii5r{ern, Somben* 
feffeln mit aller QnQtf)'iiie, bann alle 8lrten öon tJetbgerätl^e, gelb- 
mül^Ien, ©c^mieben, gourage^ unb ^lunbcrwagen, 3^^*^ w. f. f. im 
Steinen ; weiter afle geftunggwerfe ber ©tabt Ulm in harten, aud^ auS* 
gef^nitten in ^0(5; bann einige auglänbijd^e ©eltenl^eiten, wie ÜRu* 
fd^eln, eine Sammlung ©aljburger unb ^ertfetber ÜKarmor, tJl^^fifa* 
lij^e, matl^ematijd^e, eleftriji^e, optifd^e, geometrifd^e unb l^^braulifd^e 
Snftrumente, aud^ einige ©tüde üom 2!^ierreid^e in SBeingeift aufbe* 
l^atten, worunter ein fe^r wo^Ier^altener ©mbr^o einer ^irjd^ful^ re^t 
merfwürbig ift. 

3um britten Wlah ging id^ jefet in bie Äird^e, weit id^ mic^ an 
biefem l^errlid^en unb geJdimadooHen (Sebäube nirf)t fatt feigen fonnte. 
S)er Sl^urm ift alt, jd^ön, l^o^ unb aufeerorbentlic^ feft; üor einigen 
Salären lieg man bie ©pi^e ber Su)))}e( baüon abtragen, um baburd^ 
ba^ jc^äb(id^e (Sinfd^agen be$ Ungewitter^ ju l^emmen. S)ie Sird^e l^at 
eine präd^tige, jel^r einfad) {d^öne, öon Öuaberfteinen aufgearbeitete 
t^agabe, worin an einem ©d^ilbe bie äBorte mit golbenen ISuc^ftaben 
cingel^auen finb: Haec est Domus D E J! SBenn man jur %^vixt l^in«» 
ein tommt, fielet man auf jeber ©eite ein altei^ @rabmonument liegen; 
eineg fteHt einen ®rafen üon ©illingen, ben jweiten ©tifter be3 Drte^ 
oor: ungel^euere ©teinmaffen mit eifernen (Sitterwerfen umgeben. 2)ie 
Sird^e ift überl^aupt üon einer aujserorbentUc^ jc^onen Slrc^iteftur, fie 
entl^ätt für ba^ ©djiff jwei ^lafonb^, bann eine knpptl mit jwei ©ei* 
tenfup<)cln unb wieber jwei ^lafonb^, baüon ber erfte ben Sl^or au3* 



87 

maä)t @ic f)at (bic Äu<)<)cln aufgenommen) eine ®alerie, unb big pr 
©alerie ift fic mit majorer ©tudatur in antifem ©efd^marfe öerfel^en. 
Oben auf ben Sßfeilergcpmjen fann man auc^ jel^r commob J^erumfjjajieren 
unb bie ganje ^ird^e umgel^en, bie ®em5Ibegemälbe in einer (Entfernung 
üon nur etma 10 ©d^ul^en betrad^ten. 25cr SRaum ift l^ier oft 8—16 
unb öfters aber aud^ nur 4— 6@d^u^e breit, ol^nc ©alerie, unb l^ier ift 
nur gemalte ©tudatur angebracht, aber fo öerfül^rerifd^ gemalt, ba& man 
aud^ in ber SKöl^e SSerfud^ung befommt, fie anjutaftcn. S)ie ganje 9Ka* 
lerei ift öom berül^mten äRartin ÄnoDer auS Sirol ^), ber jefet in SRom 
beS berül^mten SRapl^acI SDtcngg ©teile öertritt, al fresco auf naffen 
Äalf aufgetragen. 2)ieS ©emälbe, mag man nun S^i^wung, ßolorit, 
Haltung, geinl^eit u. f. f. betraci^ten, mufe in jcbem gatte beiounbert 
»erben. S)icfer 9Kann ift fo äWcifter über bie ojjtifd^e ^crfpectiüe, ia^ 
aÖe feine $ßer{onen, menn man fie ju untcrft in ber fiird^e betrad^tet, 
ntd^t größer unb nid^t Keiner f^eincn, aU fic roirflic^ am Pafonb an^ 
gebracht finb. ©eine ©efid^ter finb üott Slffect unb äftl^etifd^en 9lu2«» 
brucfeS. 

3^ a6)tt eS ber 9Kül^e mertl^, alle PafonbS ber Drbnung naä) f)n^ 
maf)Un. S)ag Kl^orgewölbe ftettt ein fd^öneS Slbeubmal^I mit f^iSnen 
SWebenbecorationen öor, unb ber Sl^riftuS, welcher ba angebrad^t ift, ift 
fid& immer in allen übrigen ©emälben, too er toieber öorfommt, in feiner 
©efid^tsbilbung glei^. 2)a§ jmeite öor ber Äu^^^pel fteÖt ben über %Ux\d), 
©atan unb Job trium<)]^irenben auferftel^enben ^eilanb üor. aKajeftät 
©ottcg unb Sieblic^feit beS (SrtöjerS ift auSjeid^nenber K^arafter feinet 
Stngefid^tS. 2)iefer 5ßtafonb ift, au§ tt>aS für einem SSerjel^en »eife id^ 
nid^t, nic^t gemölbt; bo^ ba^ mufe man erft öon Slnbern inne »erben, 
ber jauberijc^e Äünfticr mad^tc ni^t nur biefen tJ^l^ler gut, fonbern er 
matte eben ba nod^ in einen ganj Packen ^lofonb einen gerab auf* 
ftcl^cnben ^eilanb l^in, ein ©tüdE, fo bafe ÄnoDer felbft für mürbig fanb, 
feinen 9iamen unb bie Sal^reSjal^I 1771 l^insufefeen, unb öon bem er 
fd^on oft geftanb, ba^ er nimmermel^r fo ein ©tüdf verfertigen fönnte. 
3)ie grofee änppd fteflt bic im ^immel l^errfc^enben ^eiligen öor, aud^ 
l^crrlid^ unb im fd^bnften ©efd^madE. 3n ber 9?ebenfu<)pel jur (Spifteljeitc 
ift bie Slufo<)ferung beS ^cilanbeS im 3;empel: bic l^eitige ©infatt, bie 
järtlid^e Siebe, bie greube unb monneüollc Slnbad^t beS alten ©imeon, 
ber Slnna, bie 3Robeftie bet göttlid^en SJhjtter finb l^ier ganj SRatur. 
2Iuf ber cntgcgcngejcfeten ©eite ift bic Xaufe ß^rifti, eine ©d^ilberung, 
bie man nid^t fc^öner benfcn fönnte, mit bem naiöeften SBeiwerf üer- 
jiert. S)er erfte Pafonb im ©d^iffe fteßt ben im Sempel tel^renben §ei=» 



^) @. oben 6. 46. 



88 

ianb t)dx. aRajeftätifd^ öffnet ftc^ bai» ®eroö(6e bei» fd^önen Zmptl» 
naif unb naäf, fielet offen unb fd^ßegt fid^ aam&ßg loteber, tote ei» bte 
©tcKc bc« 3ttfc^eri» forbert, eine malere «rd^itcltur. S)ie ftarren aiitfc 
auf ben ßötttid^en 5ßrebifler, aSewunberung, Sefc^amunfl, SReue ftel^en 
auf bcm «ntlifee ücrfd^iebencr feiner S^¥^^t^* Am lefeten ?ßIafonb jagt 
ber aufgebrad^te $ei(anb bie Käufer unb SSertäufer au§ bem %tmpd. 
&mixä) erl^abencr Qoxn bliftt aus feinem antlifte, bie ftrafenbe ©ei^cl 
in feiner {Redeten, unb ängftlic^e gurd^t l^errfd^t auf jeber ©time ber 
©d^utbigen. S)a3 ®emälbe ift übtrlfaupt fo fein, al« »enn e« mit Del- 
färbe aufgetrogen »äre. SRereSl^eim barf ftolj borauf fein, unb ftnoDer 
l^ot fid^ bo ein toürbigeS S)en!moI geftiftet. 

S>ai» Sl^or ift aud^ ä Tantique gebaut; bie ©tfil^Ie finb ol^ne totu 
tere SSeriierung an^ l^artem ^ol^e, unb über benfelben finb auf beibeit 
©eiten bie iDrgelfäften aufgefteÖt. S)ie äUäre finb aui» SWarmor, ben 
man aa^ bem äBflrttembergifd^en unb oon t^üffen lommen lägt, aud^ in 
antilem &t\d)maäe gebaut, ißocfi finb nid^t mel^r benn brei baüon aui»^ 
gemad^et. 3)ie ©tcine büniten mid^ fc^öner, aU jene in ©atem. 3)ic 
©a(emitauifd^en Slltäre aber finb in einem b^eit beffern @t\d)mad ge- 
baut, u^enn iä) m\ä) nid^t fel^r irre, aU bie oon yitxz^fftm. 3n ©alem 
ift bai» 9Raieftätif(^e, bai» (Sl^rfurd^termedenbe bei» {(ntiten mit einer 
gett^iffen gefälligen, nid^t tänbeinben, fonbern red^t männlichen Slrtigteit 
öerbunben. SSon ben SRerei^l^eim'ic^en bünft ei» mid^, fie üerfatten ju 
fel^r in'^ ^oloffatifd^e, gar gu nadte unb gegierte SSlntilen, meld^e^ id^ 
befonberi» üom Sl^oraltare unb bem barauf ftel^enben offenen 2iabernate(, 
ber auf oier maffioen ©äulen rul^t unb mit einem grojsen runben $ute ge« 
bedt ift, üerftanben l^aben miU. 9[uc^ bie matt t)ergoIbeten, ungel^euer 
großen SSafen, meldte bei ben ^u:p))ela(tären auf eben fo lo(ogförmigen 
abgeftumpften ©äulen fte^en, ma^en bei meitem leine fold^e SBirtung, 
aU bie t)ergo(bete ^upferarbeit in ©alem, unb fie finb noc^ überbiei» 
2U menig abmed^felnb. 2)er Sl^oraltar ftel^t am Slnfange bei» Sl^orei», ift 
\>op\>dt, »ie in ©atetn, unb am @nbe bei» ßl^orcS l^ängt ein am Äreujc 
fterbenber $eilanb aus l^alberl^abenem meigß^tem ®9pSalabafter. S)ie 
S3(ätter ber 9tebena(täre finb aui» ber nämlichen äJiaterie auf bie näm» 
lid^e Slrt bearbeitet. (Sinei» fteUt bie ^eiligfte S)reieinigteit unb baS an« 
bere ben englijd^en ®ruJ3 bor. ®egentoärtig ift man mit 93earbeitung 
ber jmei ^riefterfi^e bejc^äftigt. ©ie belommen bie ®efta(t eines alU 
mobifd^en Xl^roneS, »erben aud^ auS 9Jiarmor oerfertigt, in ber 9D?itte 
beS crften ein SaStelief oon ®ljpSaIabafter, welcher ben erften ©tifter 
Sl^affito oorfteÖt. a)aS j»eite wirb oermut^Iid^ bem jweiten ©tifter jur 
S^re aud^ mit feinem SBilbniffe gejiert »erben. S)er ®ebanle boüon ift 
gemein unb bie ©rfinbung babei lommt ben ©alemifd^en g^tbiftoricn an 



89 

av^Qito&fjUttm ®t\i)mad bei weitem nici^t na^t, unb aud) biefe bunten 
mid^ ju lotofefbrmtfl. ^otff id) \)bxt anf, eine ©ad^e gu Iritiftren, »orin 
id^ melletd^t nic^t SSeurtl^eilnngdhaft genug beft^e; id^ l^abe nur meine 
unöorgreipid^en ©ebanlen l^ingefd^rieben, ein (Jinfid^t^üottcr mag urtl^ei» 
len, ob unb n^ie t)te( ^d^ in meinem Uril^eile Siic^tigeiS finbe. Sluf bet 
<£|)ificlfeite mußten tttoa jtoei ©piegetfenfter, ftatt mal^ter Siebter, jur 
^rl^aUung ber Symmetrie angebrad^t »werben, toei( ba9 batanftogenbe 
^ebäube i^ nid^t anberS jugeben n^oQte. 

Sei einem ©eitenaltare auf ber ©Dangelienfeite »irb l^ier ber 1^. Seib 
bed römifd^en 93(ut{eugen unb Knaben Urbicud aufbel^alten ; man tann 
babei feine originelle ©rabf^rift lefen, meiere in einen tleinen meinen 
©tein mit gried^ifd^en Uncial« ober gar SapitatJBud^ftaben in lateinifd^er 
©pra(^e eingeäfeet ift. ©ie l&eifet öon Sud^ftaben ju 85ucf|ftaben fo: 

EYnOPOZ OYPBIKSl <PJMSl BENE MEPENTJ <PHK1T, 

%(x% ift: Euporos ürbico filio bene merenti fecit. Unten ift jur Sßer- 
jierung ein Sogel eingegraben, »elc^er metteid^t eine f^mbolifd^e 83e* 
beutung l^aben mag. SJiefe Snfd^rift bient fo ein menig jur Sefettigung 
bei? grofeen grammalilaüfd^en Äriegei? ilber bie 8u8f<)rad^e be3 Sta ober 
^ia. ÄuiJ bem SBorte fecit in biefer Sluffd^rift erließt, bajs bie SRömer 
jur felben ßeit ben Suc^ftaben H (7), ber l^ier in biefem SBorte er* 
fc^eint, für ein langet E unb nic^t für ein / auSgef<)roc^en l&aben. S)enn 
bei lurjen E finb in biefer Snfc^rift immer E\pila ju feigen, nur beim 
fecit ein n, tt?o bod^ gemiß Siiemanb ficit ftatt fecit lefen mirb. 3d^ 
l^abe biefe Suffc^rift mit |)ünttli(^er Streue copirt, unb eben biefe Streue 
forbert öon mir, bajs id^ eS anjeige, ba& ber ©nbbud^ftabe T (tau) t)om 
SBorte qP'yx* (feci) mangelt; bod^ mirb »ol^I SRiemanb jroeifeln, bafe bieS 
SBort nic^ti^ anberei^ a(^ fecit l^ei^en lann, ober man muffe annehmen, bajs 
l^icr ber SBater beS jungen Slutjeugen in eigener ?ßerfon rebe, ober mol^I 
gar biefe Snfd^rift eigenl^änbig verfertigt l^abe, unb bann l^eijst e« natür* 
lid^er SBeife feci. 9Som gricc^ifd^en K mirb eS Siiemanb anftreiten moÖen, 
ba^ eS oft in ein Iateinifd^e§ C üermanbelt merbe, unb biei^ fönnte 
attenfaHi^ l^anbgreiflid^ genug ermiefen loerben. Unb jefet genug üon ber 
l^errtid^en Äircf|e, meldte unftreitig im ©angen genommen bie fdjönfte ift, 
bie mir mäl^renb unferer SReife gefeiten l^aben^). ßroar fallen mir einige, 
mo ®oIb jur SSerjierung l^ingefäet »orben, allein id^ öerftel^e malere, 
männliche ©c^önl^eit, bem ^aufe ©otteS angemeffene ©d^önl^eit — nid^t 
©c^minle, ©piegelmerfe, für I^eaterlogen ^jaffenb. 



*) ®te Ätrd^c BlicB nad^ ber ^luf^cbung öon 1802 ^Pfarrlird^c ber obcrn ®cmcinbc, 
ba§ Äloftcr »urbe in ein fürftlid^ XojiS'jd^cS Sd^lofe öcrmonbclt. SBgl. Äcppicr, §ijl.=pol. 
SBl. 102, 654—658. 



90 

Sinn ju ben Äloftcrgcbäubcn. 2)ic bop<)eUc Jrept)c jum ^offlc* 
bäube ift anfel^nlid^, bie ®e6äube toeber fd^Iec^t nod^ augerorbentlid^ 
prächtig, anä) mä)t gar alt. 3)ic ^i^^wtcr bcr ^atn^ ftnb anftänbig, 
rcinlit^, prac^tlo^ unb je eineg mit einem Ofen öetfel^en. 2)a^ alte 
@(f|ulgebäube, eine malere ^aferne, mirb unb ift auc^ fd^on innetlid^ fo 
erneuert, ba^ man el auf'^ fünftige ©d^uljal^r fd^on bejiel^en lonn. S)ie 
^immerd^en ber ©tubenten ftnb je^t fel^r nett eingerid^tet, unb bie mei- 
ften baüon mit Keinen eifernen Defen öerjel^en. SDlan gibt l^ier bie latei'» 
nifd^en Slnfang^grfinbe normalmäfeig, oui^ l^ält man btn (gletoen nebft 
ber ©eograpl^ie, ©ef^id^te unb toa9 fonft aßer Orten gegeben mirb, 
Sßorlefungen über ^faturCel^re, ein fd^öner ®ebanle! ©d^abe, ia^ für 
bie§ aUe^ nur jmci Selirer angeftellt finb, meldte meines ©rad^tenS nid^t 
»ol^l QÜeS öerftel^en fönnen. 

3efet nod^ etmaS öom (Srunb unb Soben biefeS Sanbftrid^eS, üon 
ben SSeranftaltungen be§ jcfeigen gnäbigen $errn unb bann ^unftum. 
S)iefe ©trede SanbeS wirb nid^t »ergebend ^ertfelb genannt. (SS ift in 
ber 2!l^at ein l^arter Ort, ein Ort, üon meinem e§ fd^einen möd^te, bafe 
ber gtud^ ber ftiefmütterlic^en Statur bejonberS barauf l^afte, unb biefe 
ganje ©trede jd^eint auf etli(^e ©tunben ^in nur ein einjiger gelfen 
ju jein. 2)em iefeigen ^räloten mar cg öorbel^atten, biefe rollen ©tein* 
flit)<)en, meldte aKer SWül^e ju trofecn fd^ienen, in ergiebige gelber m* 
jujd^affen. ©eine SBeife, einen 83oben urbar ju mad^en, ift folgenbe. ®c 
baut an jenen Ort, bem er feine SD?ül^e miH angebei^en lafjen, aöererft 
ein $aug, eine ©c^eune, fu^t fi^ einen el^rlid^en unb arbeitfamen Äerl 
l^erauS, unb gibt il^m auf gemiffe Saläre l^in aÖe§ unentgeltli^ über. 
3)abei läfet er'S bemenben, bt§ fid^ ber Ort in frud^tbarem ©tanbc be* 
finbet, unb bann jieljt er au^ biKig fein ©eJ^örige« baöon. Sluf biefe 
SBeije finb fd^on üiele beträd^tlid^e Sanbftrid^c umgemanbelt worbcn, fo 
bafe man mitten au§ einem ganj peinigten ®runbe fegenöoDe ^xnäftt 
emporfteigen fielet, ©agjenige, ma§ il^n in feinem ©tifte unüerge^Iid^ 
ma^en wirb, ift, ba& er fid^ bie 3?eid^§immebietät erworben, unb je^t 
eigener unabl^ängiger ^err für fid^ ift. 3m Oefonomiewcfen befolgt er 
eigene (Srunbfäfec, unb fd^lagt einen SBeg ein, weld^er nod| üon feinem 
anbern Älofter betreten worben ift. S)a6 er barin glüdflid^ ift, weife 
Sebermann, ob aber biefe SBeife jU wirtl^fd^aften, aud^ anbern Orten ge* 
beil^lid^ fein würbe, wirb ein Problem bleiben, ©eine §au<)töfonomie^ 
SRegel l^eifet: ®ut roirtl^fd^aften für ein fitofter l^eifet, gerabe fo toiel eS 
fein fann, feine eigene SBirtl^fc^aft fül^ren, fonbern alleS baar einfaufcn, 
unb fic^ aud^ adeS an baarem ®elbe auSja^Ien laffen unb babei bleibt 
er pünftlid&. gteifd^, 85rob fogar, unb aKer übrige SebenSunterl^alt wirb 
auf jebe SBod^e im Saben aufgefauft; bei il^m t^ut biefe SBeife rcd^t 



i 1 



91 

gut, unb er fann md)t uml^in, ein grofee^ Sefremben ju jeigen, toenti 
anbete Seute in S»cifel fefeen, bafe bieje SBeife aud^ anbcr^mo im ©rbfeern 
aSortl^eil bringen foDte. 3n jeinem Sejirfe i[t ®affenbcttel öetboten, ber 
SRüjstge befommt Slrbeit, unb ber mal^rl^aft 3)ürftige tl^ätige Unterftüfeung. 
Slug ber nämticfien Urfac^e fd^affte er bie SluSt^eilung beg ÄlofterbrobeS 
ab, unb nun finb bafür anbete Änftatten jum SBol^I bet 9ltmutl| ge- 
ttoffen. i^üx bie ©tubien, aud| füt bie nicbtigfien Älaffen betfelbcn 
interejfttt et ftd^ jel^t. Oft übetfäKt et Seiltet unb Sel^rlinge mit jeinet 
unöetmutl^eten ®egen»att, unb nionatUd^ mctben ^tüfungen barübet ge*» 
l^alten, bencn et audi, »enn e^ bie ©ejdjäftc jugeben, betrool^nt, bie 
jungen SIeöen jum ©tubium ermuntert unb aud^ bie SSctbienten belol^net. 
9luf Dtben^bigcipUn bei feinem Sonöent, unb ouf Dtbnung beim ®e« 
finbe l^ölt et fel^r ftreng, o^ne begmegen SKi^ontl^tot) ju fein; et mci^ 
bieje ©enauigfeit butd^ gefällige §etablaffung unb au^ butc^ SBetgüU" 
ftigung el^tbatet Seluftigungen gu milbetn unb babutd^ feinen Untet* 
gcotbneten ba3 3oc^ be§ ©eJ^orfam« gu crleid^tetn. 83eim ^etjog öon 
SBüttembetg ftel^t et in üoßet (Sunft, ob il^m biefetbe gfeid^ äu»etlen 
aud^ ein fc^öne^ D^jfet loftet, unb et erfi feit furger geit feinen beften 
SRann, ben P. S3enebict SBerf mcifter ^) il^m einftweilen in feine 2)ienfte 
auf Stuttgart überlaffen mu^te. ©ein S^ralter i[t Seutfeligfeit unb 
l^erablaffenbeS SBefen gegen Sebermann, im Umgänge SRunterfcit mit 
Srnft gemifdjt, tiefe Äenntnife beS ©taat§red|t§ beg SRömifd^en 9teid^e<^, 
unöetbtoffene Sltbeit unb unmibetftel^lid^eS SBeftteben füt ba^ SBol^I feineS 
©tifteg, ®aben, »eld^e i^n einft üetemigen »etben. @t ftel^t gegen- 
märtig feinem Älofter ütoa 30 ^dtjxt toor unb SRcd^tfd^affene münjd^en, 
nod^ 30 unter fo einem Dberl^aupte ju ftelien. 

3lüä) biefen Slbenb nal^men mir itn rü^renbften Slbfd^ieb öon il^m, 
noeil wir am äJJorgen in aller Srül^e über Sauingen, S)ilingen unb ®üng* 
bürg burd^ einen Umroeg auf (Sld^ingen reifen mollten. 9laä) öielen 
3)ebatten mujsten mir unS enblid^ ba^in öerfte^en, erft um 10 Ul^r fort« 
gureifen, unb alfo einen fürgern SBeg cingufd^lagen. SWad^ einer nodi* 
maligeu S3eurtaubung alfo oerliefeen wirbieS ©tift unb unfern SReifegefäl^rten, 
ben P. S3eba, ber bi§ ba^in nod^ immer bei un§ öerblieb, unb ful^rcn ben 
1. Sluguft meg, burc^ noc^ einige Umf^weife unfere ^eimreife angutreten. 
®Ieid^ aufeerl^alb be§ Äloftert^oreS finb etma 16—20 fd^öne Käufer l^in*' 
gebout, alle bem ©tifte gugel^örig, unb meift öom ie^igen Prälaten auf* 



P. SBencbtct aöetimciftcr, geboren ju güffcn 1745, i^Qt 1765 ^Jrofcfe, worb 1769 
^Priefter, erhielt 1784 öom ^erjog Äorl ton äBürttembctö ben 9luf oI§ fat^olijd^cr §ofs 
^[)rebißer nodö ©tuttgort; trat 1790 mit pä|)ftlt(iicr ©enel^miöung in ben 2Bcltprie|ler|lanb 
unb ftorB in etuitöort 16. 3uU 1823. Sinbncr o. q. O. VI. (1885) 2, 19. — SQßat^cn* 
cQQer; ©clc^rtcn« unb ©d^riftpcHcr^Sejicon ber bculj(ä§cn fatl^. ©ciftlid^fcit, 2, 500—505. 



92 

gefül^ri Unten im 3:i^ale liegt ha^ ti^injige ©täbtd^en 9{eredl^eim, 
tüelc^ei^ nic^t üom ©tifte, fonbern t)om f^ärften üon SßaQetftein ob^fingt, 
nur ber ^irc^enfa^ gel^ört bem $rä(aten. (£d ift ein Keiner unanfel^n«» 
lici^er Ott, unb jugteid^ bte ^auptftabt beiS äBaQerftetn'fc^en ^ntfftxU^. 
S)et $err $rä(at lieg uni9 hx^ ^eibenl^eim mit feinen eigenen $ferben 
fül^ren. @r l^atte noc^ bie ®äte, einen (Silboten ju $ferbe bal^in )oov* 
augjufd^iden, nm ^ferbe für nn^ auf jutreiben, unb überbieS l^atte er auäf 
{(i^on ba^ ^oftgelb bis (Sld^ingen für uniS üoraudgal^Ien laffen. (£S freute 
uns rec^t fel^r, ba^ mir eine Heine (Selegenl^eit l^atten, il^m ein geringe^ 
Qix6)tn unjerer 3)anf6arleit erjcigen ju lönnen. $err Slngel^rn^), fein 
Sieffe, em<)fa]^( fid^ bei uns mit eben biefer ©elegenl^eit in fein SBater* 
tanb l^eimjureifen, unb mit biefer t^reube tt^tÖtgten mir in fein ®t\vii). 2)er 
erfte Ort, ben mir im mürttemberger Sonbe betröten, l^iefe Statten. 3)ann 
folgte ^eiben^eim, ein f (eines ©täbtci^en an ber SSrenje, mit einem l^ol^en 
l^erjogUd^en ©ergfc^toffe. $ier ift eine 3)ra]^tfabri!, bie mir aber, mcil 
es ©onntag mar, nici^t befe^en lonnten. ^aä) einigen fd^önen abme^* 
feinben ©egenben lamen mir auf ^erbred^tingen, ein S)orf fammt einer 
el^emaligen Äuguftinerpropftei, bie jefet einem tutl^erifd^en 5ßro|)ft jur 
SSßol^nung bient. SSon meitem fa^en mir nod^ ^nl^aufen, eine el^emalige 
Sifterjienfer'^lbtei im SBürtembergifc^en, bie je^t mit öielcn anbern hüS 
nämlid^e @d^id(fa( mie ^erbred^tingen unb ^önigSbrunn l^at. 3e|t tam 
bie l^errlid^e ®egenb unb (Sbene um Sangenau im Ulmifd^en, ganj mit 
bem fd()önften ©etreibe oergolbet. 2)er t^lzdtn ift Don einer aufeerorbent« 
liefen Sänge ; er möd^te fid^ mol^I auf eine l^a(be @tunbe auSbel^nen, l^at 
brei 5ßfarrfird^en : je eine beim Slnfange, in ber SWitte unb am Snbe beS 
DrteS. S)aS SBeben im SBinter unb ber ^Jelbbau im ©ommer fd^afft 
ben (Sinmol^nern Unterl^alt. ©cmeiniglidfe fagt man, bafe l^ier 400 SBeber 
mol^nen, metd^e mit 700 ^Pflügen in'S gelb fahren. S)ie ^pfige finb l^ier 
unb aud^ in Sägern öiel (eid^ter unb gefd^meibiger alS bei unS; aud^ 
mirb bie ffirbe nid^t fo tief geädert, unb überl^aupt.ber Slderbau leidster 
bel^anbelt. 3n biefer Oegenb bejiel&t ber ^erjog öon SBürtemberg in 
?ln{el^ung ber brei oben angejogenen unb noc^ anberer laffirter Älöfter 
aufeerorbentü^ reid^e ijel^nten, unb bie äJiarffteine, bie man runb um 
biefen ©trid^ l^erumfiel^t, finb beSmegen fel^r oft mit einem Slbbatialftabc 
bejeid^net. 

©nblid^ famen mir über baS S)orf Unteretd^ingcn, »eld^eS bem ©tiftc 
gel^brt, im Älofter Sterin gen an. ®S fte^t auf einer fd^önen Slnl^öl^e 

*) 9lun ©tQbtpfartcr au Si4t«nfteiö 1795. (^nmcrfung öon fpötcrcr §anb.) Sol^. 
SB(afiu§ ^nge^rn ton *B\\^o^^tU mar Pfarrer in ©ä^toil oon 1791—1794; harter in 
ßi(jjtcnfteiö 1794—1800. (Gütige 3Jlitt^ciIutt8 üom §o4to. §crm !ßfarrcr %xmp in 
ßi^ienftcig.) 



93 

unb i[t ganj mit ben jcgcnüoKftcii Slcdcrn umfci^Ioffcn. SBir »urbcn 
öom l^od^würbigcn ^ctrn P. ^rior 9Ketnrab^) jel^r gütig aufgenommen, 
unb nur mit öieler 5IRü^e fonntcn »ir il^n bal^in bringen, bafe er un^ 
julieg, il^m unfere S(uftoartung in feinem äBol^nsimmec machen ju bUrfen. 
3)er ^crr Mt\ä)^pxlHat ^) mar abmefenb, mir l^atten i^n in Slug^burg ge- 
feiten, m er über ba^ 9ieid|Sftift @t. Utri^ bie Slbminiftration fül^rt, 
nad^bem ber ^err ?ßrätat öon SiereSl^eim fici^ enblid^ biefer iSteße, bie 
er einige 3a^re jum großen SSortl^eile biejeiS (Sottedl^aufe^ betletbet 
\)at, mit faiferlidiem ßonfen^ begeben l^atte. S)ie ©afigebäube beS Älofierg 
finb neu unb px&ä)txQ, bie (Sonuentgebäube aber a(t unb fc^ted^t Qthant 
^ä) merbe bie Urfad^e baüüu meiter unten anfül^rcn. a)aä Älofter mar 
nod^ üor einiger Qtit in feiner ^errfc^aftlau§übung fel^r cingefd^ränft. 
2)ie Sieid^i^ftabt U(m l^atte nod^ jängftl^in anfel^nüc^e ^tä)tt über baffelbe, 
meldte il^m fel^r unbequem faQen mußten. S)a^ ^(ofter aber f)at \xä) bei 
ben fdilimmen De!onomie*Umftänben biefer SReid^^ftabt burd^ eine fti^öne 
Summe (Selbes vm biefen Siedeten öofliommen Io3gejäl^Ict unb ifi nun 
tjoHlommen über feinen SBejirl Sffieifier. 

S)ie ÄirdEie l^at brei ©c^iffe, ift an fid^ felbft alt, aber neu auSgejiert, 
mit @olb unb anbern Sierratl^en über unb über gefc^mücft. SBal^rlid^ 
feine SJiereSl^eimer Äirc^e ! a)ie ©emälbc finb öom Äurtrierft^en Hofmaler 
S^d^), bie $aupt<)lafonbS finb fc^ön, bod^ bei meitcm nit^t bie beften 
©tüdte biefeg SKeifier«, unb von einigen ©eitengemälben ift t^ meiner 
@ittftci|t nad^ fidler, bafe fie gar ni^tS taugen. SBirflic^ liegen audi biefe 
©eitcngänge fel^r tief; esf ift alfo fein SBunber, menn biefe Slrt in greSco 
ju malen fd^led^te SBirfung gemacht l^at. S)er neue ßj^or^ailtar ift in 
öoHer Sltbeit, unb ber ß^or fo öiel mie ausgebaut. 2)ie l^öläernen 
ßl^orftü^le finb alabafterartig balieret unb mit ®olb auÄgefd^mütft, Sluf 
ber einen ©eite über biefen ©tül^len finb bie Orgelfäften im nämlid^en ®e* 
fd^mode, unb auf ber anbern finb Ääften mit falfd^en 5ßfeifen jur Sr* 
Haltung ber ©^mmetrie l^ingefe^t. Unter ben (Sont)entgebäuben ift bai^ 
S)ormitorium befonberg merfmürbig, meil e8 ein S)enfmat ber red^t öfo«» 
nomifdben JBauart ber 9leid^^fiabt Ulm ift. S)ie Ferren üon Ulm liefen 
es fi(^ einft in einem gemiffen $aroEt)SmuS beifommen, ba^ gan5e ^lofter 



') P. mtmxa\> SGßibmann, ^tK ju Q^ntnöcn 1733, !ßrofc6 1754, ^ßricfter 1760, 
t 25. m^n 1793. ßinbner o. o. O. 2, 162. 

2) P. gioBcrt ÄoI6, geB. au 2)eö8in0en 1736, ?Profe6 1755, ?Prieftcr 1761, tourbc 
6. man 1766 3^«»l Wt ßctoä^lt, t 25. 5Wör3 1793. „Sr mad^te fid^ in öiclfad^cr §tn= 
ftd^t um jctn IReid^Sftift öerbtcnt, ]o bafe man i^m ben clfirenöottcn ^M eine§ SQßicbcr» 
l^crftcIIerS bcjfclbcn BcUcötc." Sinbner a, a. O. 286. 

') 3anuartu§ 3t(f, geboren ju SÄünd^cn 1733, tt)urbe 1761 ivitx^]ä)tx Hofmaler in 
Äoblena, t 1797. mMtr, Äünftler aller Seiten 3, 921. 



94 

abjubrcnncn ; fie tourben öom Äaifcr angcmiefcn, ein ncucS ouf i^rc Soften 
an ben namnd^en Ort l^tnjuftellen, unb nun ging e^ red^t l^audl^äUertjd^ 
ju. S)ie äBo^njimmer mürben aQe in einem einjigen eben nid^i großen 
®ang jujammengebrängt. Sin beiben Seiten biejei? Qm]ä)tx\QanQt^ [teilen 
alfo 3iJ«"i^^f ö6^^ ^^^«" 5ßrad^t anä) ber launigfte äWöndigfeinb toof)i 
nid^tg ju fatirifiren müjste; oben ift ju beiben ©eiten ein l^ötjerne^ 
83ruftgitter mit einem jc^molen ®önglein, unb ba [teilen eben fo üiele 3^Ö^^# 
furj, gmei 9iei^en öon 3i«^»i^^" o^^^ ^'"^^ S^^ii^cnboben. 

3)ie Sibliotl^ef beftel^t in einem ffcincn ©aole, ber ein reguläres 
SSiered auSmad^t, mit einer ©alerie unb Slu^jierungen oon (S^ronograpl^en 
unb onbern bergteid^en QtUQZ am ben Dlim^jeiten öerfel&en. 3d^ meig 
nid^t, ob bie Süd^erf darauf e beStoegen äße mit faljd^en SSüd^errüden üer* 
fd^loflen finb, »eil man eg nic^t anfeilen laffen miff, einen unbeträd^t* 
lid^en Süd^eröorratl^ gu ^aben, ober aber, ob fie nur ganj aßein jur 
S)ecoration bienen muffen. SSon SRanuJcripten ift ein einjiger Sobej 
aug bem 14. ober 15. Sal^rl^unbert merfmürbig; er enthält ba§ berühmte 
Sunfttoerf be8 SRl^obanu^ De S. Cruce unb ein Speculum humanae 
salvationis mit gisuren. 3d^ fragte einigen SBerfen nac^, üon benen 
man mir bejal^ete, bafe fie fid^ auf ber Sibliotl^ef befänben, aber pnben 
fonnte fie ber ^err 93ibliotl^e!ar trofe aÖer angemanbten 3Wül&e feftfJ 
nid^t. S)a3 tl^eologifd^e unb patriftifd^e ^aä) fielet fo jiemlidi gut au^; 
üon biefem ^abe id^ mir bie Opera S. Leonis Magni in jmei goliobänbcn 
SRom 1755 gemerft. (Stma 20 Duartbänbe üon SKuratorifc^en SReben* 
SBerfen laffen fid^ aud^ nict)t übel feigen. 3m Uebrigen gibt man ben 
SSerl^eerungen beg fJ^uer^ ©d^ulb, ba^ fidb l^ier im Silterarifd^en fo »enig 
finben läfet; ob fid^ aber biefer ©d^aben auf irgenb eine SBeife erfefeen 
liefee, barüber mögen Slnberc urtl^eilen. 5Wod^ jeigte man ung ein paar 
au3gefto|)fte Äro^^fgänfe, bie jum Slnfang ber fiebenjiger 3a]^re in ganj 
S)eutjd^Ianb jur ©d^au l^erumreisten. 

®en näi^ften 2!ag (ben 2. Sluguft) öerrid^teten wir bei bem (Snoben* 
bilbe ber fd^merj^aften 5Kutter unfere Slnba^t unb genoffen nod^, fo 
öiel eg bie trübe SBitterung juliefe, ben l^errlid^en 5ßroji<)ect biefe^ Drteg ; 
Ulm, SBiblingen, Sirc^berg, bag ©tammj^lofe ber 1^1. 3tta, bereu SBol^n* 
jimmer nod| barin gejeigt wirb, ©ünjburg, Seipl^eim, Ailingen, Sau* 
ingen, ©öflingen unb eine SKenge anberer Orte ftel^en ba im (Sefic^t. 
SBir ertunbigten un^ ba auc^ um ba^ @d^idE|aI be^ SSlaUx^ SBannemad^er 
unb feinet ©o^ne«, unjereg el^emaligen ©d^ulf ameraben ; beibe unglüdflid^ 
unb beibe jd^on im ®rabe. 3df| merfe im SSorbeigel^en nod^ an, bafe 
^err ©uljer in feiner SJeifebefd^reibung bem SJeid^gftifte ©Id^ingen öer* 
mut^lid^ bamit ein fd^tec^te^ Som<)liment gemod^t l^at, ia^ er bie« ©tift 
barin ju einem faiferlid^en Ätofter umfc^uf. S)ie (Sld^finger l^aben jwar 



95 

anfel^nlid^e ®ütcr in ber faijcrüd^cn SWarfgraffd^oft fflurgau, formircn 
aber einen freien Sieic^gfianb. 'änä) mbd^tc bie kxt, »elc^c ^err ©uljer 
angibt, bie ©elel^rtl^eit einci^ Ätoper^ abjumefjen, mol^I nid^t iibetaH 
SeifaUi finbcn. (Sr jagt ganj fategorijd^, man müfle, nm bie Sitteratur 
eines Älofterg ju beurtl^eilen, nur fragen, ob eg faifertic^ ober ober ein 
9ieid^3[ianb fei. 3m erftern Satte bürfe man üon ber ®ele^rtl^eit ber 
©intool^ner feinen ä^^if^I ^cgcn; im j»eiten gatte aber märe in biefem 
gad^e, etlid^e Orte aulgenommen, nid^t öiel ju erl^olen. 3c^ glaube bod^ 
nid^t, ba^ bie{e ?lrt öon Sitteraturmeffern aud| nur fo gut aU ia^ 
elenbeftc S3arometer in feinem gad^c fei, unb eS mödjte ©utjer J^art 
anlommen, bemonflratiüijd^e groben üon feiner Slugfage ju matten ^). 

lieber bie S)onau unb Seiningen fomen mir bei Ulm an. ®§ ift 
eine Sieid^gftabt, meldte einft üieler fi^önen ©ad^en megen, unb jefet 
nod^ megen bem Kreistage, bem fd^önen SRünfter, bem Sifed^en Seinmanb«« 
l^anbel unb nod| mel^r megen i^rem jefeigen SSerfatte unb innern Q^n&U 
tungen berül^nit ift. @ie liegt befanntlid^ an ber 2)onQU, ift a(t, 
jiemlid^ grofe, eben nid^t jrfjön, feft, mit guten SBällen, Safiionen unb 
^ornmerlen öerfel^cn, morauf bie Äanonen immer aufge^jfianjt ftel^en. 
©ir l^ielten unl ba nxä)t auf; mir nal^men unl nur fo öiel Qt\t, bem 
äöud^l^änbler SBol^ler eine Sßifite ju machen, unb biejer öerjc^affte unS 
©elegenl^eit, bal berül^mte 5Kiinfter auf eine fteine SBeile anjufel^en. S)ie 
83efd^reibung batoon ift in einem Meinen Quartbanbe l^erauggefommen, 
morin man nad^fel^en fann, menn man fid^ einen öottfommenen Segriff 
öon biefem ©ebäube mad^en mitt. 3d^ füi^re nur einige ^au))t}üge 
baöon an. 

S)iefe§ ®ebäube liegt faft mitten in ber ©tabt unb ift ganj öon 
Duaberftcimn erbaut, bercn einige fogar bis t?on 9iorfd^ad| l^ergefül^rt 
mürben. S)ie Äirc^c l^ält in ber Sänge 377 ©c^ul^e, ol^ne bal (£^or, 
meld^el 100 ©d^ul^e lang unb 52 breit ift. ^ie SBreite ber Äird^e be* 
trägt 166 SBcrlf^ul^e. S)er 5IKünftertl^urm, ber noc^ nid^t auggebaut 
ift, ^ätt big jur ©pifee 337 unb feine »reite beträgt 69 ©d^u^e. S)er 
©runbfiein marb 1377 gelegt unb in 111 Salären bag ganje ©cbäube 
üottenbet. ®er 2:]^nrm l^ätte menigftenS nod^ um 100 ®ä)nf)t l^iSl^er merben 
fotten. 2)ag Äird^enjd&iff l^at inmenbig öier Sicil^en üon ©äulen ober 
fünf ®änge neben einanber; ia^ l^öd^fte ©emölbe ift 141 V2, bag Kl^or- 
gemötbe 90 unb bie ©eitengeroölbc 10^h®ä)üf)t öon ber ®rbe erl^oben. 
Äird^en^jortalc finb fed^g, atte fe^r lünftlid^ gearbeitet. S)ic Äanjel, ber 



^) i&lä)xr\%tn tuarb Qm 4. ©cpt. 1802 QufQe^obcn. 2)ic ©ttftsürd^c bicnt al§ $farr= 
ürd^c; bie illoftctöebäubc ftnb gänaUd^ abQebrod^en ttjorben. 3tt)ci(!) ^anbjd^riften famen 
in bie ÜWünd^encr ©taatSbibliotl^e! Clm 6106 unb 6107. 



96 

Siauffletn mit 93tuft&i(bern unb ia^ fc^öne ©acramentdl^äuSc^en, ba^ 
über 90 ®(i)nf)t \)oä) \% ganj öon burc^btöd^ener ©teinarbctt, pnb fcl^r 
fc^cn^mctt^. 8Son 51 aUären, meldte man cinft l^ier jäl^Itc, ftcl^cn gc* 
rabc nod^ jmei, einer an bcn &ioxtxt\)ptn, tozliftv jum ffim}}fan8e bc3 
^Äbenbma^Ie^ bient. 2)ie Drgel iji aud^ berühmt «n ben Pfeilern ber 
ftird^e finb lauter S93a))))en ulmifc^er f$amt(ien unb ©terbemonumente 
angebrad^t, worunter ft^ ein ^raftijd^ed burd^ ^(tertl^um unb aud^ anbete 
burd^ guten ©ejd^mad auj^jei^nen. 'S)a^ Äraftifc^e ift jenem SBürger* 
meifter au8 ber gamilie gefegt, metd^er ben ©runbftein jum SWünfter 
legte. S)ic Äird^e l^at in oHem 61 genficr, moöon bie größten 60 ©d^ul^c 
l^od^ j^inb. 2)ie neun ß^orfenfter finb gonj mit gemalten ©d^eiben bcfefet, 
»eld^e biblifd^e ®efcf|i(i^ten öorfteßen unb l^etrlic^ anjufel^cn finb. S)tc 
l^artl^bljetnen ßl^orftül^Ie ftnb mit öicien Sruftbilbern l^eiliger SRanng* 
unb $raueH§|)erfonen, ©ibt^Qen, aud^ 9[b6i(bungen berühmter Reiben ge^ 
jiert. Auf bem ßl^orpflafter finb merfroürbige ®rabfteine, faft alle au8 
bem 3«itötter ber Sleformation, ju feigen. S)ie ©acriftei entl^ält ein 
SWonument, ba^ öietfeid^t ba^ einjige in feiner Slrt ift: ein eijerner 
Ofen, in bem man ben §erren ?ßaftoren, »eldEie ba jur Seid^te fifeen, 
einl^eiit, unb jugfeid^ ©terbemonument einer ßonfular^perfon, »etd^e biefe 
milbe Stiftung mad^te, »ie e§ bie öorbere Dfenptatte mit il^rer Suf fdjrift 
bemeigt ®ie graüitätijcfien SRefener geigten un^ ba an filbernen alten 
unb neuen ©efäfeen nid^ts me^r unb nid^t§ meniger, als maS mir fd^on 
einmal in 9iörblingen gefeiten l^atten, inbem bie gotteäbienftlid^en Sere« 
monien biefer jttjei Orte mit einonber übereinftimmen. 2)a^ Sefte, tüa^ 
an biefem Orte gejeigt »irb, ift ein Keinei? ®emälbe üon aiottenl^ammer % 
eine ©eburt ©l^rifti, »eld^e unter bem ?ßortraite eines ©uperintenbenten 
jU l^ängen fommt. 2)iefe ©acriftei ift an ber mittägigen Seite be§ 
Kl^oreS ; an ber mitternäd^tigen ift bie SReibl^artijd^e unb auf n^ii einem 
gtedte ber jüblid^en Seite bie »efferifd^e Äa<)clle. 3n ber SReib^atti^djeti 
ÄapeKe geigt man no^ einige atte Slttäre, alte SBitbniffe öon ^etltgen, 
aud^ biblifd^e Oefc^id^ten in l^alberl^abener Slrbeit, ^oljgemälbc u. \. ro. 
Unten ftnb Segräbnifegruften, unb neben ber aKünfterlird^e geigt man 
nod^ einen Oelberg, »elc^er im gotl^iji^en ©ejc^macfe auS lünftlid^ burc!^» 
brod^enen ©teinen gebaut ift. ©o toiel üon bem l^errlic^en aRünfter. 
®ut, bafe eS fd^on ba fielet ; l^eutigen SageS liefen eS bie Ulmer wo^l 
bleiben, fo ein fofti'picligeS ®ebäube aufgufül^ren. 

S)ie ©tabt ^at ein nid^t unbebeutenbeS Territorium unb fotglid^ 
aud^ nic^t ft^led^te Sinlünfte ; aÖein l^äuSlic^e ^önf ereien beS SJiagiftrateS 



3o]^. IRottcnl^ammcr, gcB. au SÄünd^cn 1564, t 3« ^uöSburg 1628. SEflMtv a. 
0. O. 364. 



97 

mit ber Surgerjd^aft, bie noä) lein (Snbc nel^mcn, unb bie baraug cnt« 
ftanbcncn Unorbnuttgen ^dbzn fie in fo mifelid|c Umftänbc öerfefet, bafe 
fic üor einiger ßeit il^re Utxää)tl\ä)tn SRed^te auf @I(f)ingen unb baS 
(£Iariffinnen!Io[ter ©bflingen um ein @tüd (Selb fal^ren liefen. SKitten 
in ber ©tabt, beim SBegfal^ren, ftür jtc unfcr ft^utfd^er fammt bem ©ottel* 
:pferbe auf einem abl^ängigen ^flafter, ber cinjige Meine Unfiern, ben 
mir auf unferer gansen Steife au^juftel^en' l^atten, unb ber, ®ott fei 
S)an!, gar feine fd^Iimmen golgen, meber für un§, nod^ für ben Sutfc^er, 
noä) für ia^ ^ferb l^atte. 

aaSir ful^ren nun längg ber S)onau in bag nal^e gelegene öfter- 
rcid^ijd^e Ätofier SBiblingen. 6^ liegt nal^e om 3«fömmcnfluffc ber 
SUcr unb ber 2)onau, unb ift eineS ber nieblid^ften Äloftergebäube, bie 
man nur in S)eutfd^tanb feigen fann. S)er ^err 5ßralat 8ioman ^) nal^m 
ung mit üielen unb aufeerorbenttic^en ©l^rbejeugungen auf, unb mir 
mürben gteid^ in bie l^errlid^e Äird^e geführt, mit beren innerer Slu3« 
jierung man noc^ befcf|äftigt ift. (SS ift ein fd^öne^ ©ebäube mit jmei 
Äu<)pelt]^ürmett, ha^ htm ©cfd^made be§ 93aumeiftcr3 ^) ®^re mad^t. S)ie 
^itci^e l^at runb uml^er eine ©alerie, morauf bie ©tatucn ber 12 3l))ofteI 
alabafierartig eingefleibet ftel^en ; aud^ ftnb nod^ auf biefer l^ol^en ®alerie 
gmeiSlItäre angebrad^t, beren einer bem l^eiligen gibel öon ©igmaringcn 
gemibmet ift, mit bem ber §err ^rätat bieSl^re l^at, in Sßermanbtf^aft 
gu ftel^en. 3)ie Sirene ift grofe, auf antue 8lrt eingefleibet, bie SlUäre 
aud^ in antifem ©efd^madEe gebaut unb mit fd^bnen alabafterartigen 
©tatuen befefet, SlHeg antif, nur ba^ bie Seiber ber l^eiligen SKart^rer 
nid^t nad^ bem riSmifd^en Oebrauc^e unter, fonbern in moberner tJaffung 
über ben Slltären liegen. ®er ©^oraltar jcid^net fid^ befonbcr^ burc^ 
feine Sauart, l^errlid^e ©tatuen ber oier ©üangeliften unb üor aÖem 
burd) fein funftreid^eg Ältarblatt öor ben übrigen meit au§. SBor bem 
Sl^ore ftel^t ber Äreujaltar, morin in einem Sabernafel ber grojse Äreuj** 
paxtiM aufbel^atten mirb. ®r ift in ein put golbeneg Äreuj eingefofet, 
baran ba« SBilbnife beg ©rlöferS öom nömlid^en Wlttaüt l^ängt. S)ie 
grofee Drgel ift nod^ nid^t aufgefteHt unb mirb ungemeine ©ummen foften. 
3)ic gregco*®emälbe in ber großen Äu|)|)e(, in ben Jicbcnfapetten, bem 
6^orc unb bem Sangl^aufe, furj, aÖe ©emälbe in ber Äird^e finb aud^ l^ier 
t?om f urtrierifd^en Hofmaler Stfd ; allein fie finb unöergleid^lic^ fc^öner al8 
bie in ©Ic^ingen, unb red^t funftreid^ unb gefc^madöotl. S)a3 6^or* 
gemölbe ftellt ba^ Slbenbmal^t öor, ein l^errlid^eg ©tüdf. Slllein ber 

^) fRoman grl^r. öon fiaupl^ctm, Q,iboxtn ben 15. 3uU 1728, würbe ben 5. 3uU 
1768 jum W)i ^tM^i, ftarb ben 21. ^loöemkr 1798. SBraig, ^nx^z ©efd^id^e ber 
^Btei SöiBltnöen 310—351. 

2) Sol^onn ©eorg ^)ßt^i au§ SSregenj. 

ej5rtc§.©ef., II. S5«eitt8fe^tft für 1889. 7 



tiämltd^e ©egenftanb, t7on ^noUer im 9{ere9]^etmer S^ote bearbeitet, 
wäre mir rcijenber. SSon ben übrigen ©tütfen meife ic^ nur noc^, ba6 
cine^ baüon ben jum ©erid^tc fommenben ^eilanb öorfteQt. Sin ben 
®dtn be^ großen ^u)})?e(gemölbei^ finb bie $ortraite be^ Prälaten, beS 
P. ^riorg unb beg SWalcr^ in ©ill^ouetten ober ©d^attenriffen ju feigen. 
3)ie S^orftUI^Ie finb t)on l^artem ^olje unb oberl^a(b mit fdiönen S3a^« 
SRetiefSftüden, meldte matt tjergolbct finb, auSgejd^müdt. 2)iefe ©tüdc 
fteden ©ejd^id^ten auS bem a(ten unb neuen S3unbe unb aud^ au^ bec 
alten 9Rön^^l^iftorie üor. 2)at)on ift eine^, baS einen Sem^jcl, bcr thtn 
gebaut »irb, unb ein anberei^, \>a^ ein offenei^ gotl^ifd^e^ SKünfter per* 
jpectiöifd^ öorbilbet. 2)iej[e j»ei BiMt finb üon einer red^t befonbcrn 
^unft. Slllein man mug fid^ merten, ia^ fie nur aui^ ®t)p^ unb nid^t 
aus $oIj, mie eS ein gemiffer SReifebefc^reiber l^aben mü, öerfertigt finb. 
Saft alles (auter SBerle eines bafigen SaienbruberS, ber baS SBeifte beim 
neuen Äird^enbau bejorgt ^at ^). 

2)ie SBibüotl^ef ift ein fd^iSner ©aal, üon bem eS jd^eint, bafe bie 
Ferren öon ©d^uffenrieb baS SKobeÜ jum irrigen möd^ten genommen 
l^aben; fd^ön, maS SRalerfunft, SBilbl^auerei, Slrd^itcftur unb baS Sleufeer- 
lic^e üUx^anpt betrifft. SSon ber SBü^erfammlung finb bie ÜKeinungen 
nid^t gleich; (Sinige fagen, ba^ fie fe^r anfel^nlic^ jei, Slnbcrc »offen 
wiffen, bafe man in biejem 5ßun!tc aHju l^auSl^älterijdi ju SBerfc gc^e, 
als ba^ biejc ©ammtung jä^rlid^ einen mit^tigen Qntoaä)^ befommen 
{oßte, unb baran fott baS fd^öne Sird^engebäube f^ulb jcin. SSon ber 
(Srfal^rung lann ic^ ba nid^t \px^d)tn ; eS war unS unmbglid^, unS länger 
als einige SBinuten an biejem Orte aufjul^alten, unb bie tJuftifd^e Sibel- 
auSgabe öon 1462 (bie id^ auf meiner SReife baS britte SKal l^ier \a^) 
ausgenommen, bcmerftc ic^ weiter ni^tS. ©onft wirb l^ier anä) ein in 
ben Salären 1384 unb 1385 abgef^riebeneS SRad^foIgungS - ©l^rifti«' 
Süc^tein gejeigt, worin obgebac^te Sa^rjal^Ien brei bis toier Wal öor* 
lommen. (SS ift bieS ein S3ud^, über beffen Slutor fid^ bie ©elel^rten 
fd^on lange jantten; wenn biefe Sal^rjal^Ien aut^entifc^ finb, fo ift bem 
©treite balb abgel^olfen. Stomas üon Sem))en ift erft 1379 geboren, 
unb er wirb bod^ bieS 83üc^Iein, baS fo öoß wahrer ©albung ift, nid^t 
als ein Äinb t>on fünf bis jed^S Salären ju ©taube gebrad^t l^aben. 
S)aS S3üd^lein fetbft üergafe id^ mir jeigen ju loffen, unb biefe SRote 
l^abe i^ auS beS gürft ©erbert SReifebefc^reibung geborgt^). 



I 



1) maxixn S)rc^cr (1748 -1795). ©. über i^n ^rd^tö für d^riftt. Äunft 1883, 
(5. 84. UeBer ben Äird^enbau ögl. ^e^plcr, SOßanbcrung u. j. lo. §iit.=^)ol. S5I: 102, 
273-278. 

*) Ed. sec. pag. 210. S)ie äBtblinöer §anbjd^rift l^at in ber ©treitfrQQe üBer ben 
SSerfaffer ber S^ad^folge (li)xi\ü nid^t öertnge aSebeutung. SSgl. SB. ifteifer in ber 2:üBin0. 



99 

SBiblitigctt ift fonji eine ßolonte üon @t. SBIoften; il^r erfter Slbt 
mar ber felige SBernl^er, ein (Sbler öon (&Utxbaä), ein ©t. Slafifd^er 
Wl'dnä). ©ein SBegräbnijs toax jd^on lange betül^mt, allein ber wallte 
Ort feiner ©rabfiätte ift öor wenigen Sagten entbecft toorben, nnb bie 
banfbaren SBiblinger l^aben il^m ju ©l^ren auf ber (Söangelienfeit'e be§ 
neuen 2;empel8, gerabe öor ber großen Äup<)el, an einem ©eitcn<)feiler, 
mit ©enel^ml^altung il^re^ Sifd^ofeS ein fd^bneS SRonument mit ber \ä)on 
unbenfüd^en ^Benennung eineg ©cligen errid^tet. SSon SBiblingen l^abe 
id^ nod^ gu fagen, bajs unter unferm Slbte Sagpar^) öon bal^er einige 
ÜWönd^e in unfer ©tift berufen würben, bie öerfaKene 3ud^t mieber in 
Drbnung ju bringen. 3d^ fage öon il^rem SSerbienftc nid^t§, id^ fül^re 
nur bie, obgleid^ nidE|t gar beutlid^ jufammenl^ängenben SBorte eineg nn* 
ferer SKanufcripte an, ba3 unter 3lx. 448 auf unferm 9RanufcriptenfaaI 
aufbel^alten mirb unb im 15. Sal^rl^unbert gefd^rieben mürbe. 3)er Slutor 
erjöl^lt juerft, bafe man bie SJeformatoren öon ^ir^felb (ein el^ematige^ 
Slofter, nid^t meit üon fjulba) jurütfgefd^itft l^abe, .meit fie ni^t Do- 
minum, fonbcrn Dominium gejud^t l^ötten. 2)ann jagt er, bafe bie 
SRegeln unb ©tatuten ber fafteHenfifd^en SJeformation, meldte bod^ gut 
gewefen mären, nur brei Saläre gebauert l^ätten. 2)ag Älofter Äafiett 
mar eine Slbtei in ber obern ^falj, im (Serid^te Slmberg, l&ernad^ ein 
Defonomiel^auS ber 3efuiten, jefet üermutl^Iid^ ein SKaltl^ejer^SRittergut. 
^ernad^ fäl^rt er p. 36 col. 2 post medium alfo fort: Mortuo vero 
Abbate Eglolpho et Caspar de Landenberg electo, hie venire rogavit 
quosdam fratres de Wiblingen, qui quibusdam caeremonüs italicis 
informati reformaverunt et suas consuetudines et ritus instituerunt, 
et minus secundum regulam introduxerunt ; quae adhuc particula- 
riter, quamdiu nescitur, perdurare valent, eo quod nuUa observantia 
tum dictorum cum alia concordet, cum tamen unius sub legis latore 
incumbamus. Unten ftel^t nod^: Sic Gallus^) senior hujus monasterii 
coenobita, qui praescripta omnia vidit et practicavit, nee ad eflfectum 
pervenit. @o meit unfer 9J?anufcript öon ber SBiblinger ^Reformation ^). 



St^cotog. Cuarialjd^r. 50 (1868), @. 670—673. — Äcpplcr baf. 62 (1880), S. 67 bi§ 
68: »2)iefcr o^e Streif cl wid^iiöftc (Sobeg be§ cinftiöcn ÄbfterS äöibltnöcn l^at fid^ in 
neuerer geh in einem öfterreid^ifdöen ©tift tt)ieberöefunbcn, tDof)\n Vornan Söngerle, ©rcgor 
Sieglcr u. ?l. tl^n nad^ ^uf^cbung be§ ^lofterS a(§ „palladium veluti e Trojae ignibus 
ereptum« 1817 fd^enften/ @§ ift bo§ «enebictinerftift 6t. ^aul in Äörntl^en. W- 
P. eöleftin SöoIfSflruber, (Sioüanni Werfen, togSburg 1880, ©. 235—236. 

^) ?lbt Q,a§pax t)on ber ^Bretten ßanbenberg folgte auf @gblf ^laarer ben 18. 3uni 
1442, reftgntrte ben 25. gjlärg 1463 bie ^btei unb ftarb ben 21. ^pril 1467. 

'^) P. ©alluS Stmlx, t VLxti 1477. 

^) Ueber btefe ift au öergleid^en 3. t). ^n, ®t\ä)xä)k b. (SantonS @t. ®aUtn, 2, 
247-250. - Um ben 33eft^ be§ ßlofterg SBiblingen entftonb nod^ ber befc^bffenen tof« 



100 

Utiferc 9?ctfc ging jefet über Regungen, (Stba^, etn frci^crtli(i^c8 
©d^tofe unb gledcn an bcr S)onau, bann auf S)onauric% ©ammetä«» 
\d)toani, Untcrfird^cn auf 9Kod^ent]^aI. 3n btefer ®egcnb finb tDof)i bic 
elenbeften SSrflden über bie 2)onau, bie man \xä) immer nur benten 
fann. Sinige ^oljblöde in'§ SBaffer geftedt unb biefe mit JRctfern, 
Sanb unb Srettcrn belegt, ol^ne ^aä), ol^nc ©eitenmänbe, mit einem 
SBorte, ein großer lüberlic^er ©tceg unb eine Srüde finb l^ier ©ijnonime. 
©ir ful^ren burd^ öerfd^iebencn gräfUd^en, freil^errlic^en, jefet württem* 
bergifd^en unb bann mieber öfterreid^ifd^en ®runb unb 83oben ; ber 
württembergif^e unterfd&eibet fid^ aÖemal baburd^, ba^ auf ber ^eer* 
ftrafee 95aum*SKeen, öon 12 ju 12 @d)ul^e nämlidi je ein 83aum, 
ge^^flanjt ift. Sinen einzigen Ort fallen mir, ber ba ein JÖifed^en 
merlmürbig ift, ndmiidi bie öfterreid^ifd^ * burgauif^e ©tabt ©l^ingen, 
too bie Ferren t)on S^i^f^I^^" ^i^ tateiniid^en ©c^ulen auf bem il^nen 
jufte^enben ©^mnafium geben. (Stma um l^alb 8 Ul^r tamen mir 
enblic^ ju SKoc^entl^al, einer 5ßro<)ftei üon Qtok^dlUn, an. 3)er Ort 
]^at eine angenel^me Sage an einem SBalbe, bie @ebäube finb meit^ 
f^id^tig, meil bieS ber SRecrcation^ort ber Ferren öon 3tt>iefalten ifi 
(gr liegt etma eine Heine ©tunbe öon ÜRarc^taK, ba^ [xd) l^ier fel^r gut 
repräjentirt. ®er ^err 5ßro<)fi, ber biefen Ort ganj allein mit ber 
jal^lreic^en il^m untergebenen 2)ienerfc!^aft bemol^nt, nal^m un^, ob toir 
gleid^ jo ]\)'at anlangten, mit red^t oufeerorbentHd^er ^öflid^feit auf. 6t 
ift ein liebenSmürbiger, öenerabler alter SRann, ber feinem ©tifte mid^tige 
S)ienfte geleiftet l^at; ber SluSfauf be^ ©tifte^ unb ber baüon ab^ 
gängigen jmiefaltifc^en ^errfd^aft Don ber ji^aftenoogtei äBürttemberg 
ging meift burd^ feine $änbe. 

3)en 3. Sluguft ^atte e^ frül^ Sffiorgen^ um 4 Ul^r jiemlic^ gefä^r* 
lid^eS Ungemitter, unb ein ©d^äfer l^atte ba^ Unglüd, öon einem SBetter* 
fd^lagc unter einem 83oume, mol^in er fic^ üor bem Siegen Püd^tetc, 
erjc^lagen gu merben. S)er Ort, mo fid^ ber Unfall ereignete, ift nur 
eine ^albe SBiertelftunbc üom ©d^loffe SIRod^entl^al entfernt. 

SBir moKten nun, meil mir fo nal^e baran maren, bie berül^mte 
^4Jrämonftratenjer*Slbtei 2Rard|iall aud^ mitnel^men unb ful^ren unjerm 



^cbung ein Äampf aimjd^en 53oben, SBürttcmBcrQ unb SBa^crn unb am 31, STecembcr 
18«)5 entjpann ftd^ barob ein ©efeti^t im illoflcr. 3m folgcntjcn So^re tarn baffelbe an 
SBürttemberg. 3)te ^loftergeböube finb nad^ mand^faltigen @d(|i(i{alen, je^t (^ajerne, mit 
?lu§nal&me cine§ Keinen jum ?Pfarr]^au§ eingerid^teten ^l^eileS. 2)ie SBibliot^e! ift in 
Stuttgart. (S§ üerbient nod^ emöl^nt gu toerben, bag ^toei el^emalige äBiblingifd^e (S>apu 
tuloren öfterreid^ifd^e SBijd^ofSpl^lc beftiegen, nämlid^ Tregor 8tcöl«r, t 16- ^pril 
1852 als «ifd^of t>on Sing, unb iRomangängerle, t 27. ^pril 1848 aU gfürftbifd^of 
öon ©edtou. greiburg, 2)i5cefan=^rd^iö 19, 217—226. 



101 

(gntjd^Iuffc pfotgc über bie S)onau unb bag. S)orf Unter mard^taU auf 
bie^ jjd^bne @tift l^in. S)a^ ©tift liegt auf einem l^ol^en Reifen, gerabe 
neben ber S)t)nau, bie fanft in ber Siefe vorbeifliegt, l^ot l^errlid^e ®e* 
bäube, bie aber jum S^eite fd^on eine jiemlid^e ßeit unDoHenbet ba* 
flehen, unb n)irb runb ^erum üon einem überaus großen ©arten um«' 
fangen. Der ©arten felbft wed^ielt auf bie angenel^mfte 8lrt mit SBaffer, 
ba^ burc^ eigene S)ru(froerfe üon ber S)onau l^tnaufgetrieben mtrb, mit 
SlQeen unb ©ebüfd^en t?on großen S3uc^§mänben, mit SSaumfd^uIen, fiuft« 
l^äu^d^cn, Slumen» unb firäuter*^articen ah. Unten ^art an ber S)onau 
ift ein arttgei^ ^id^tenmälbd^en unb ringd um^er groge @))ajiergänge, 
metd^e mit boppütm Sldeen gebadeter 99äume beje^t finb; eine reijenbe 
Sinfamteit, um fd^öne ©ebanfen auiSjutod^en unb ftd^ in eine angenehme 
Wdanifolk ju öertiefen. 2)iefer niebrige Ort l^at bei ber testen Ueber* 
fd^memmung aud^ etma^ gelitten. Die 3i^t^^^ ^^i $^f^ f^"^ foftbar 
unb bie Sage beS ganjcn Drte^ ift ungemein reijenb: auf ber einen 
@eite bie fid^ j^Iangenartig mäljenbe Donau unb auf ber anbern fd^öne 
gelber, gorftc u. f. f. SRad^bcm mir bem $errn 9ieid^Sl)räIatcn ^aulu3 *) 
unjere Slufmartung gemad^t Ratten, bejud^ten mir ben P. ®nbpxm unb 
93ibIiotl^eIar oon ©d^uffenrieb, P. Xaüeriu^, wctd^er fid^ bei ©etegenl^eit 
einer Disputation l^ier einfonb. 3d^ fanb an il^m wirllid^ alleS ba«, 
toa^ bie neuern Steifebejd^reiber oon il^m 9lul^mmärbiged fagen. Se^t 
ging'S »ieber l^inter einige ©ebäube l^er, mie immer. DaS Sai)itell^auS 
ift einem geräumigen ©l^ore gteid^, »o an ben ©tül^Ien fd^öne Arbeit 
iu fe^en ift. Da finben fid^ aud) einige abteilid^e ©rabmonumente. Die 
Äird^e mit ben jwei Äui)i)elt]^ürmen ift mittelmäßig jd^ön in einem ttwa^ 
alternben ©efd^made erbaut, mit einer ganzen Oalerie ; fie mirb gegenwärtig 
fammt bem Sl^ore, fo t?iel eS fid^ tl^un läßt, nad^ bem l^errfd^enben ®ef(^mad(e 
öerjiert. Die jmei Orgeln, bie größere befonberS, meldte ^crr |)oljl^a^ 
eben auffefet, finb unüergteid^lid^ jc^ön, unb bie SnnQtn unb bie glbten- 
toerle barin mögen mo^l il^reS ©teic^en jud^en. 8lud^ l^ält fid^ l^ier ein 
83ilbt;Quer auf, öon beffen Slrbeit i^ einige in ©tein auSgel^auene ©rab* 
monumente gefeiten l^abe, meldte it;rer ejpreffiöen g^inl^eit l^alber SSer» 
munberung erregen. 

3m ^ird^enfd^a^e jeigte man unS nebft jenen ©ad^en, meldte 
fid^ ba aDer Orten igleid^ finb, etwas, baS Srftaunen erwedten würbe, 
wenn eS fid^ bamit fo öerl^ielte, wie eS unS oon ben bafigen 
Ferren erjä^lt würbe. SKan jcigt nämlid^ l^ier jwei runbe, 5 bis 

*) ^au(u§ ©d^mib, geboren in ^Ofinnberünöen ben 8. $)eccm6er 1729, tl^at 1748 
$rofe6, las ben 1. 2Rai 1753 bie crfte l^. 3Jleffe, toarb ben 8. ^Ipril 1772 jum mt er» 
»ä^lt unb ftarb ben 20. 3uU 1796. @ie^e: ßurje ©cjd^id^tc öon Obermard^taH öon 
einem aRitgliebc biejeS Stiftes. (J^ingen 1835. 



102 

6 QoU im Dur(|mcffct l^altcnbc ^ap\tln, »eld^e einft öor Sal^tl^un»» 
betten bem baftgen Prälaten ju ^ectoralen gebtent I^a6en; eine ba^ 
öon ift mit einer unBcfannten 8lrt öon Steinen befefet, »elci^e folgenbe 
äBirtung l^eroorbtingen foDen. 9Benn Semanb in ber S)onau ertrinit, 
unb man nid^t »iffen tann, mo ber ^ör47er l^ingelommen, fo lägt man 
biefe ^a:pfet auf einem 93rette ober fonft einem baju tauglid^en fHätxt* 
jeuge bie 2)onau l^inabjd^wimmen unb bie barauf befinblid^en ©tcine 
laben bie äBirlung, bie ganje S:ap]el an jenem Drte ftel^eu ju mad^ett, 
mo fid^ ber erblaßte Seid^nam befinbet. 3d^ für meinen Il^eil bin in 
fold^en @ad^en gerne mit meinem S3etfaQe jurfidl^altenb, aQein man 
üerfid^erte mid^, bag biefer (Srfolg burd^ n)irtlid^e bamit angefteHte 93er« 
judie bemiefen merbe, unb nun mugte id^ ed auf ba§ (S^renmort biefer 
Ferren glauben, ol^ne eben bie Urfac^e biefer mäd^tigen ©^m^jatl^ie mifjen 
JU fbnnen. Sin ^^ilojopl^ mag barüber nac^benfen ^). Sefet üom litte 
rarifd^en ^ad^e ztxoa^. 2)ie 93ibIiot]^e! ift bem 9(eugerlid^en nad^ meber 
fd^ön nod^ gar grofe. ®ie nimmt ein 3^1"»»^^^ ^on fünf fjenftern ein 
unb jott mit guter SKufee aud^ einft eine beffere SSerforgung friegen. 
©ie entl^ätt aud^ unter anberm eine Heine Äu^jferfammlung, mit ber ic^ 
mid^ nid^t abgab. Die je SBibliotl^el enthält, wie alle anbern, gute, mittel^ 
mäßige unb fc^Ied^te Sü^er; ein gadf), baS fid^ bejonber^ auSjeid^netc, 
fanb id^ feinet, unb einjelne Sudler, bie id^ ba aufjeic^nete, werben 
unten im Sln^ange üorfommen. ©onft foll ba3 83üd^erlaufen l^ier, be* 
fonberg wag neuere SBerfe betrifft, nid^t fonberlid^ SRobe fein, unb wenn 
man e^ 8lnbern nadfjfagen mufe, fo ift ^au^öfonomie eines ber erften 
göd^er, worauf man fic!^ öertegt. 9iod^ fallen wir ben ©igputirfaal, wo 
man, wie aQer Orten, fid^ einige @tuuben ^erumjd^tägt unb bamit fo 
oiel ausmacht, aU fd^on öor^in war; bie Äanjiei, bie abteilid^en 

1) ^t^nMtQ crjä^It- bereits bie gimmer'jd^e ß^roni! (51u§ö. ö» SSararf, Stuttgart, 
Sttt. SBerein 1869) II, 405 öon einer l^blaernen ©d^eibe im @t. ^eoröSfird^lein gu Söeilcr : 
„$)icfc atd^ene fd^eiben l^at biefe d^raft unb aigenjd^aft ^ti^api, fo ettoan ain tnentfd^ in 
ber 2:onott) ertrunfen unb gu boben gefallen, ba§ man ben leib nit finben finben, fo l^at 
man iej ernemt>te fd^eiben im SBeiler gel^ottet unb biefelbig an ba§ ort, bo ber mentfd^ 
ertrunfen, in bie 2:onott) getoorfen, fo ift bann bie fd^eiben bem toaffer nad^ gefd^women, 
bife on bo§ ort, bo ber cörpel gelegen. ?ll§bann ift fie nit fortgangen, fonber ftd^ öilmals 
in aim tourbel umbfert. S)afelb§ l^aben bann bie öifd^er gefud^t unb ben tobten mentfd&en 
getoifelid^ gefunben. ®a§ ift hti ben alten öilmalS probiert »orSen, aud^ bei unfern jciten 
l^at e§ fidj alfo »arl^aftigdid^en fein befunben. Unongefel^en beffen ift bie fd^eib Ui ber 
feltgamen, abenteurlid^en IfiauSl^altung öerlorcn toorbcn unb ](iingangen, »ie anberS mel^r, 
ba§ nicmanbS waist, »al^in. 5Wan fagt aud^, e§ follen beren fd^eiben nod^ mel^r an ber 
Xona» fein, bie ain gleid^förmige d^raft l^aben, fonberlid^en aber bei benen fird^en, fo in 
ber e^r be§ lieben l^ailigen ritterS @. Jörgen feien getoei^et. SBa§ bie urfad^ fold&cr 
gel^aimnuS unb tounbcrtourbigen tourfung in benen fd^eiben, ba§ ift bem, fo nid^S bers 
borgen, bewuft." 



103 

©cbäube, bic ^o\laptUt, bcn neuen großen ©oat, barüber ben Ort, 
»0 t^teQeid^t in l^unbett Salären bie S3ibIiot]^et j^tnlo^nmen foQ, unb bann 
unten im nämlid^en (Sebäube ben Siefectoriumi^iaol, tt?o wir ba^ SRittog* 
mal^I einnol&men. S)icfer g^jnge Ort ift mit ©cmälben eines 3taliencr§ 
mit üergolbeter ©tudatur, unb biefc mit etfid^en l^unbert Keinen ®pit* 
geln auSgefd^müdt, ein ©efd^mad, ber üor 30 biiS 40 Salären in S)eutf(i^« 
lanb {el^r miKtommen mar unb fici^ fogar in'd ^eiUgtJ^um ber ^rd^en 
einjjd^Ud^, mie j. 93. in ßmiefalten, unb je^t unter ba^ tänbeinbe Flitter« 
wer! gejefet wirb* S)iejer ©aal ift nur für ©ommerSjeit ju einem SRe- 
fectorium angemicjen unb im 8EBintcr ftel^t ein anberer ju SDienften. Sluf 
bic SRufif wirb l^ier jjel^r ftarf gejel^en, wie benn biejer Ort in biejem 
t^ad^e üon jel^er berül^mt war unb aud^ gute S^onfe^er t)on ba be!annt 
jtnb. S)ie Safelmufil war gut bejefet unb unter^altenb. S)ic 93Ia8« 
inftrumente aller Slrt jcid^neten fid^ bejonberS auS, gaben bzm gaujen 
©tüdte angcncl^me ßebl^aftigfeit, unb alle bicjje Snftrumente waren nur 
üon (£a:pitularen befe^t. ^ier ju Sanbe mug aljo bie Uebung in SSlafi« 
inprumenten berSSruft nid^t fd^äblic^ fein ober ber Älofter^SleiJcuIai) mug 
immer tüchtige Gegenmittel bawiber bei Rauben l^aben. $ier fragten 
wir, ba üon ben Ferren oon SRard^taH eben baöon SWetbung gefd^al^, 
ber Sage jener Crte nad^, wetc^e SWar^tall öon unferm ©tifte ju Selben 
l^at, unb 9iad^ mittags ful^ren wir nid^t weit baüon öorbei. Sluf ber 
S3ibIiot^ef werben aud^ einige ©adien gegeigt, wetd^e bem befannten 
P. ©ebaftian ©a^Ier^) jugel^örten. 

9{a(^mittagS tamen wir fel^r jeitlid^ burd^ ©tabtl^aufen unb S^k* 
faltenborf im ©tifte 3 wie falten an. a)er $err 9fieid^Sl)rätat Slicolau« ^), 
ben wir auf biefer unferer JReije ju ^eterSl^aufen, ©alem, ©eingarten unb 
Dt^fenl^aufen angetroffen l^atten, lub unS ein, auc^ feinem ©tifte einen 
SBefuc^ JU mad^en, unb biefer ®nabe wollten wir nun entf^^red^en. 2)aS 
filofter Reifet eigentlid^ S^^^^olt^^ä) (aquae duplices), weil fid^ ba jwei 
Heine Slad^en ober glttfed^en bereinigen. 6S liegt am gufee ber fogc* 
nonnten fd^wäbifd^en Sllpen in einem 2;^ale, ba^ gang mit ©ebirgen 
umgeben ift, nur ben tleinen 3u8^^9 aufgenommen. S)ie ©ebirge finb mit 
l^ol^en Sannen bewad^fen. S)aS 2:^al ift nid^t einmal eine ^albe SSiertel« 
ftunbe breit, unb bie ganj einfame Sage lönntc für ftilleS Älofterteben 
nid^t beffer gewählt werben. S)ieS ©tift liegt eigcnttid^ in bem württem* 

^) P. Seba^on 6ailcr, geb. gu aBcifecn^orn 1714, t 7. SWärj 1777, berühmter 
^prebißcr unb ^iä)kx, namentlid^ öon fomifi^cn @tüdcn im {d^ioäbijd^en SHaIcct, «. a. 
bie ©d^bpfung, ber engelltura. S5gl. Sfr. Sinber im „^eut^en $au§jd^a^% 3. Salftrö. 
(1877), 6. 667 ff. 

*) !»icoIau§ II. ©d^mibler, geb. ju SQöalbfec 1723, ^rofefe 1740, ^ßriefter 1747, jum 
mt ertofi^lt am 29. 3uli 1765, ftarb am 12. Sebruar 1787. ßinbncr a. a. O. IV. 
(1883) 1, 277. 



104 

bergiid^cn , SBejirfc Suftingen, aQcin ^$ f)at pd^ cor etwa 33 Salären 
t)on bem ©d^irm* unb SSogtrcd^tc bt^ ^er5ogiJ mit bcm D<)fer ctlid^cr 
3)örfcr unb einer ©umme Oelbei^ aui^gefauft, unb jefet ift e« ^err für 
ftd^. ©8 bepfet eine ^errfd^aft t)on etwa 17 J)brfern. "S^a^ Slofter* 
gebäube ift Jd^bn, unb bie Äirdie (obgleid^ feine ?ßforre, weldjeS id^ üon 
ben meiften fc^mabifd^en Älöftern l^ätte anmerfen fönnen) ift weitläufig 
unb foftbar. Sie l^at jwei ^nppzttif&xmt, beren Slrd^iteftur fo wie jene 
ber Äirc^e überl^aui)t redit jd^ön ift. SSon ben ©emätben l^at mir ber 
^err ©ubl)rior felbft foIgenbcS Urtl^eil eine^ italienijd^en Äenner^ er*» 
jäl^It: S)ie ®emölbe finb üon jwei öerfc^iebenen SÄeiftcrn; ein ^^eil 
baöon üon einem gemiffen SSogel unb ba§ Uebrige üon einem anbern aud^ 
beutjd^en 50ieifter. ©iner wollte unb lonnte nid^t, unb bem anbern fielet 
man e§ an, bafe er l^ötte fi'unftftüdte liefern fönnen, wenn e3 i^m nur 
nic^t am SBitten gefel^It l^ätte. ©o l^iefe ba^ Urtl^eil beS Äenner^. 3)ic 
Äird^e, mit einer falben ®alerie berjel^en, unb ba^ S^or löfet au« Ur* 
jad^e ber fteinen genfter jiemlic^ bunfel. S)ie ©tudatur ift in mober- 
nem ÜDfujd^elgeJdimatfe mit ®oIb überfdf)miert unb fogar mit fleincn 
©l)iegeldf)en üerfefet. ^a^ mag gefaflen, wem e§ ba will. 2)ie Elitäre 
finb üon gefd&Iiffenem ®^pje, öicHeid^t wol^t gar au^ ^Kabafterftüdfen 
jufammenge^ja^t; id^ erinnere mid^ nid^t mel^r fo <)ünftli(f|, atte im mo* 
bernen ®oüt. 

S)ie Sirene l&at nebft bem Sangl^auje, ßl^or unb großen Äuppet 
noc^ jwei 9Jebenfui)petn, unb fielet in ber ^Bauart jener üon Dttobeuren 
fo jiemlid^ glcid^. 2)er Äanjet gegenüber ftel^t, um bie ©^mmetrie nid^t 
ju beleibigen, ein anbereS ®ebäube, ba§ einer Sanjel gleid^t unb aud^ 
auf bie SSerfttnbigung be§ SBortei? ©otteS Sejug ^at ; eS fteHt ben 5ßro- 
p^ttzn ©jec^iet üor, wie er mit ®otteg SRad^tworte bie morjd^en ®e- 
beine aufleben ma^t. S)ie meiften öeid^tftül^Ie finb jo oerfertigt, ba^ 
man fie nac^ ^Belieben jufommenlegen fann unb bann in einer SWinute 
finb fie wieber aufgebaut. 2)a§ SRittelftürf be§ ^jröd^tigen S^orgitter^, 
weld^eg ganj öon ©d^miebearbeit ift, fteQt einen gangen Slltar in pn* 
fpectioifd^er 9lrdf)iteftur bor, unb wirflid^ ift auc^ in aWitte biejer ^xäju 
teftur ein Slltar angebaut. 3)a§ Sl^or ift üon fd^önem l^arten ^olje auf- 
gearbeitet, unb über ben ©tül^Ien finb fd^bne, ^alberl^abene SBilbl^auer* 
Slrbeiten ju feben, faft wie in unferm S^ore; aDein biefe finb üie( flei* 
ner unb gang mit mattem ®otbe überjogen. Ueber ben jwei SRcben- 
t{)üren, welche jebe ©eite beg El^ore^ in jwei X^eile obt^eilt, finb bie 
Sruftbilbniffe ber jwei ©tifter unb 83rüber ®rafen üon Slrfjalm au§ ber 
nämlid^en SKaterie unb auf bie nämliche Slrt verfertigt. Sine biefer 
5t^üren fü^rt jur SBegräbni^gruft, bit anbere jur ©acriftei. 3n biefer 
finb ber gro^e fireujpartüel, eine ^anb be3 (£rjmart^rer§ ©tepl^anu^, 



105 

eine l^errlid^e, rcid& mit ©betfteinen unb ?ßcrlen befcfete SWonftranj fel^eni^* 
totxtf). Sin biefer SKonftranj l^ängt eine ungewöl^nlid^ grofee ^4?erlc, »eld^c 
einem S)ra(i^ento))fe ä^nUd^ ift. ^a^ eine Sluge unb fogar ganje Stetigen 
Saline ftnb an biefer brad^entö47figen ^erle ju unierfd^eiben, unb bad 
atteg fott laut ber alten Ucberliefetung bie einbtlbcrifd^e SRatur ol^ne 
aQeiS Sutl^un ber Sunft gemirft l^aben; boci^ bringt man aber biefen 
Slrtüel Sliemanbem ein ©laubenSbefenntnife ah. Unter ben Äird^enflei- 
bungen jeid^net fid^ ber roll&fammctne Drnat nid^t nur burd^ feinen aufeer*» 
orbentli^en Sleic^tl^um an ®olb, jonbern nod^ t?iel mel^r burd^ bie fd^öne 
ßeid^nung biefer ©titferei öor onbern quS. 8lud^ lann man l^ier einen 
ßird^enornat, ber au^ einem ®ala!leibe einer mttrttembergifd^en ^erjogin 
ober ^ßrinjeffin üerfertigt »orben iji, feigen, ^laä) flüd^tiger Ueberfel^ung 
einiger Äloftcrgebäube gingen wir in ben SBüdjerfaal. ©d^ön ift er nid^t, 
bod^ jo jiemli^ geräumig; bie barin bcpnblid^en 3RanuJcrit)te finb be* 
fonber3 im l&iftorijd^en unb <)atrifti)d^en gad^e merlmiirbig; meift finb 
fie ou8 bem XII. Sal^rl^unbcrt. ©inige gehören in'^ IX. unb finb alfo 
faft 300 Sa^re älter aU ba3 ©tift felbft. SSon neuern aRanufcripten 
mufe eine SBibel nid^t üergeffen werben, weld^e SBill^elm ^erjog in ©ad^* 
fen im Sa^re 1576 mit eigener ^anb gefd^rieben l^at. SSon biblifd^en 
SBerfen finb bcfonbcrS brei SluSgaben fe^r feiten. Sine fel^r alte, o^ne 
Ort, 2)ru(f er unb 3a^r jaulen, bann bie Stuggburgifd^e 1477 unb bieSRürn* 
bergifd^e üon Slnton ^oburger 1483, bem OeburtSjal^re Sutl^er'§, welche 
beibe fid^ and& auf unferer S5ibliot^ef pnben. S)ie übrige Slnjal^l ber 
SBüd^er ift jiemlid^ ftarl, unb boS l^iftorifcfte unb ^)atriftifd^e gad^ wirb 
ba wol^l bie befte fjigur madfjen. SBon 9iaturalien unb 5IRilnäen pnbet 
man l^ier fowie in ben übrigen Älöftern, roo id| nid^t au^brüdElid^e ^Kel* 
bung bat)on mad^e, nid^tg. Unter ber l^eiligcn ©efd^id^te ift Raderi Ba- 
varia sacra et pia au3 ber fd^önen SBelfer'fd^en ?ßreffe mit brauen 
Äu^jfern, eine Batavia sacra, bie fe^r rar ju merben beginnt, unb, wenn 
mir red^t ift, ba3 feltene Monasticon Anglicanum nid^t ju öergeffen. 
S)er SBibliotl^efar war jum Unglürfe juft abwefenb, id^ würbe fonft me^«» 
rere 5Üier!roürbigIciten anführen fönnen. SBttd^er öon unb über 9iatur* 
l^iftorie fanb id) l^ier feine, ein g^l^ler, ben mon in ben meiften ftlofter* 
S3ibliot]^eIen rügen !ann, ber aber aud^ bei Dielen fid^ auf einige SBeife 
entfd^ulbigen lägt, menn man nur bieS f^öne ^ad^ nid^t gar 5be liegen 
lägt. S)ie orientalifd^en ®pxaä)^n finb l^ier fel^r im ©c^wange. 2)er für 
bie ©tubien fe&r mad^fame unb für Singuiftif eingenommene §err 
?ßrälat lieg ben berül;mten SBenebictiner P. SanceHot üon ^45ari3 lom- 
men ^), bie ©))rad&en in feinem ©tifte aufleben ju mad^en. 9lud^ Slra* 

*) $)om Äarl Soncciot, ^rofcfe öon @t. ^(^rc im 3a^r 1733, cmäfjiit Lama, 
Bibliotheque des ecrivains de la Congr6gation de Saint-Maur p. 191. 



106 

bifc^cS ift l^ier ju ^aujc, unb jefet »erben öon beitod^barten ftlbftern 
junge ®t\\tl\ä)t f)mi)tx gefd^tdt, in biefent gad^e Untertid^t ju nel^men. 
Äürjüd^ woren aud^ brei öon SRere^l^eim, P. ©eorg ^), iefeigcr ?ßrofeffor 
in bet ?ß^itofoi)^ic, P. 2;]^affiIo ^ unb noc^ ein anbetet, in biefer ab- 
ftd^t l^iet. P. libetiuS ©attot^ *), ein ^albbtubet be« ^tälaten üon 
SBeifeenau, meldtet fid^ auf feinen SReifen nac^ Sßenebig, ?ßarii^ u. f. f. 
anfel^nlid^e Äenntniffe etwotben l^at, Ift bet befte Singuift SwiefaltenS, 
unb P. @ttpi)ar\ §aib*) gibt auf bet gteibutgct Unioetfität ba3 ®tic* 
d^ifc^e. ©eine Sel^tatt, bie im S)tutfe etfd^icnen ift, l^at fold^cn 83eifoff 
etl^alten, bai fte auf ben 5ftetteid^ifd^en ©deuten ttaffifd^ gemotben ift. 
aSot einigen Saluten fd^lug l^ict ein SBettetfttal^I in bie ßitd^e, watf 
einige ^atteS in Dl^nmad^t, mad^tc im JRefectotium einige SSettoüftungen 
unb üerfc^manb enblid^ ol^ne befonbern ©cj^aben. 92od^ jeigt man im 
(S^ote ^intet bem ^auptaltat ©^juten bat^on. 2)ie S)idci)^Iin biefei^ 
©tiftei^ ift üon jel^et bctül^mt gewefen, unb tt?a§ bie ©tubien bettifft, 
l^at man fid^ batin feit einigen Saluten fo l^etüotgetl^an, bafe man baöon 
jc^on in bffentlid^en ©d^tiften tttl^mlic^e ?lntegung finbet. 3n htm füt 
unfet ©tift trautigen 3«itpunft oon 1712—1718 fanben tttoa 6—8 
unfetet $atte8 unb Sonüerfcn eine red^t brüberlid^e SSer^jflegung; man 
jeigte unS no^ einige Slrbeiten eine§ Saienbrubeti^ üot. S)an! fei bem 
tü^mlid^en ©tifte bafüt ^). 

S)en 4. Suguft frül^ um 5 U^r reiften tt?ir üon 3"^i^f<^tten weg, 
meil mir nod^ am nämlid^en 2;age ju SBeifeenau eintreffen moKten. S)et 



*) P. ^corg 6d^af^äutlc, geboren ju 2:^iengen im ©d^toarattjaft) 1758, ^rofefe 1776, 
^tieftet 1781, loar in SlcreS^eim ^ofeffor ber ^^ilofortie unb ber orientalifd^cn 
©prad^en. &x ftarb am 19. «Wftra 1800. ßinbner a. a. O. VI. (1885) 2, 16. 

2) P. 3:^aPo aWoUtor, geboren ju SÖßüraburg 1754, «ßrofefe 1776, ^riefter 1781, 
»ar 1792—96 ^rofcffor ber SHoral gu ©alaburg unb ftarb in SQöüraburg am 14. 5e* 
bruar 1806. ßinbner a. a. D. 

') P. 2:iberiu§ ©artori (©d^neiber), geb. ju ^aiingen 1747, ^ßrofefe 1766, ^eftcr 
1773. ©r »ar 5Director ber iilcrüer unb lehrte biejelben ©ried^ifd^, ^ebräifd^, Äird^ens 
geWid^te u. f. ». Unter jeincn ^u^^örern l^attc er burd^ brei 3a]^re öier iReligiojen auS 
bem Stifte 9lere§^eim. 53om Saläre 1790—95 leierte er an ber Uniöerfität ©aljburg 
St^eologie. gr ftarb am 13. 2)ecember 1798. ßinbner a. a. O. IV. (1883) 1, 279. 

*) P. ^kpi)an ^a^b, geb. au ^llbertoeiler 1744, ^rofefe 1762, ^rie^er 1768, »urbe 
1774 nad^ grciburg berufen, öerliefe 1784 bie Uniöerfität unb ftarb alS ^rd^iöar am 
19. 5December 1802. ßinbner a. a. O. 280. 2Reujel, 3)aS gelehrte SCeutfd^lanb, 3, 130. 
2)ie l^ier erwäl^nte „ßel^rart" finbe id^ aber nirgenbs ertoäl^nt. 

^) Ueber Swiefßlten ift a« öergleid^en: Dr. St. ^ola^err, ©efd^id^tc ber el^emaligcn 
©enebictiner« unb iReid^S^^lbtci gmiefalten in Oberjt^toaben. Stuttgart 1882. gerncr 
SBanotti im Sreiburger 2)iöceian»?lrd^iö 19, 226—248. — SttppUx in ben §ift.spol. ©l. 
102, 321—331. — Ueber bie SBibliotl^ef, bie nad^ ber ^lufftebung nad^ Stuttgart !am, 
5JleraDorf im Serapeum 20 (1859), @. 1 ff. S)a§ illofter ift je^t eine 3rrenanftalt. 



107 

flnäbtge ^crr war fo l^crablaffcnb, un« nod^ cinmat beim grül^ftüdett 
mit feinem S3e{ud^e ju beeilten. @iS war ein nebtic^ter SOtorgen, ber und 
bie SluSftd^t wegftal^I. 2)ie 9leife ging über SKebüngen, ein öfterreid^ifd^ei^ 
©täbtd^en in ber ©raffc^aft Slltborf, mo wir bie S)onau jum legten 
SKale überjefeten, nac^ ^^eufrad^^^eutingtn, 5Wengen, eine ©tobt im Defter- 
reic^ifci^'SRetteburgifd^en, wo bad ©tift @t. SSlafien ein ^riorat l^at, 
unb ba war ed, ha^ wir auf unferer ganjen Steife jum erften SRale ben 
SBeg Derfel^tten; wir mußten etwa wieber um eine ©tunbe jurttd unb 
fo l^otten wir im^in* unb ^erfal^ren eine gange ^oft öerf^jlittert. $er* 
nad^ lamen wir über ^ermetingen nad^ ©ulgau (©aulgen in ber 2anbt^^ 
f^jrad^e), ben ©tammort beS ^l. SReinrab ober SKeginl^arbt, ber aud^ 
^4Jatron biefeg öfterreid^ijd^en ©täbtd^en« ift'). 9?od^ eine ^oftftation, 
unb nun waren wir bei ber fianbcommenbe äUl^aufen. ^a$ ©c^lo^ 
bed ^Sanbcommentl^urS ift, üom öugerttd^en ^nfel^en }u urtl^eilen, px&d)^ 
tig ; aud^ foQ biefe Sanbcommenbe eine jal^Ireic^e unb wo^t auiSgewäl^Ite 
SJibüotl^e! befifeen. 3n ber 9lä^e be3 ©d^toffeiJ finb einige SEBeil^er, 
wel^e gegen bie fcfiönen Äornfelber unb SBätber gut abfte^en. S)er 
i^feifl^ ^«w Sanbcommentl^ur ift ber üottfommene Slntit)obe feine« SSor- 
fal^rcn. (£r mad^t burd^ feine orbentlid) eingerid^tete ©parfamteit aflcd 
basf wicber gut, toa^ berfelbe burdj übertriebene ^rad^t, SJiufil u. f. f. 
mit beträd^tlic^em SSerfatte ber Sanbcommenbe üernad^läffigt l^at. @r 
ift juglcic^ Somment^ur auf ber Snfel 50iainau, begnügt fid^ mit ben 
mäßigen ®infünften berfelben, unb wenbet alle Sinfünfte ber Sanbcom- 
menbe ganj jur Tilgung ber Drbcn^fd^ulDen an. Mein er wirb bem 
ungead^tet feine Sommenbe üerlaffen unb fid^ au« ber Sanbcommenbe er- 
jaulten muffen. SJie jungen Ferren S)eutfd^ritter, weldien ber S^arafter 
eine« @jf<)ectanten lange fd^on jur Saft geworben, mbd^ten au^ einmol 
gerne am Srette fifeen unb i^re latente, bie fie im bfonomifd^en gad^e 
unb in ber SRegierung^funbe ju befifeen glauben, an ben 2:ag legen; ber 
Sanbcommenbe mag bann aufhelfen, wer ba lann unb äJJufee unb oben- 
brein nod^ ben SBiUen baju l^at. 9tad&bem wir und ^ier wegen ber 
watfern SJorforge ber gnäbigen grau ?ßoftmeifterin faft ju Sobe auf 
$oft<jferbe gewartet Ratten, festen wir unfere Steife erftlid^ auf einer 
l^errlic^en ©trafee, ganj mit ben f^önften Slttcen befe^t, bur^ einen an* 
genel^men an einem äBei^er gelegenen SBalb, unb bonn bei ©t)ifereutl^e 

*) ^aä) P. ^axl SSranbcS, ßeben unb SBirfen bcS 1^1. SKeinrob, (Sinfiebcln 1861 »at 
bie §cimat§ beS ^cilißcn uielmcl^r ©iUd^cn, ein ic^t obgeganöener Drt in ber ©egenb 
be§ jc^igcn Stottenburg am «Redar. (grft in ]päUtn 3a^rt)unbettcn entftonb bie irrtße «n= 
nal^me öon ber faulgouifc^en §er!unft; bajcr in ber ©tabtfirt^e ju ©t. Solftann ein ?lltar 
beS ^eiligen SKeinrab; au^ eines ber je^t abgebrochenen ©tobtt^ore mx früher na^ bem 
^eiligen benannt unö §atte ein ©tanbbilb bcffelben getragen. 



108 

über eine grofee, jel^r fteite Steige l^erab fort, unb nun wieber baiJ pt&äf^ 
tige SBeingarten im Slngeftd^te. SBir Ite§en eiS, obgleid^ l^eute ber 
9lameniStag bed ^errn Prälaten war, naä) einiger ^erfud^ung liegen 
unb famen nun über ?lItborf gum jweiten SDiale jur JReid^Sftabt dtatyen^^ 
bürg, unb bamit wir ba« ^^ßflaftergelb nid^t, toit ba^ erfte SKal öergebenS 
bejal^Ien bürften, füllen ton mit allem t^Ieige burd^ einen %iit\l ber 
©tabt, morin ber bcrül^mte 3urift §err bon 85edf SBürgermeifter ift. S)ie 
@tabt ift überhaupt fd^Ied^t gebaut, Weber grog nod^ feft, unb inm Z^txl 
an einen $ügel l^ingeftredtt. 8Bir famen noc^ gur redeten Qtxi in bem 
^rämonftratenfer JReid^gftifte SBeifeenau (Augia alba, suevica, minor) 
an, unb mad^ten bem gnäbigen ^errn ^arP), wetd^er eben t)on SSetn« 
garten jurüdtgefommen war, unjer Somptiment, ba8 er fel^r gefällig bc* 
antwortete. 

a)ie 9lbtei liegt an bem glüfed^en ©djufe. S)ie ©ebäube finb nid^t 
neu, bod^ f^mmetrijd^ unb 47räc^tig genug, ^uf ben Slbenb ftunben wir 
an, ob wir ntd^t nod^ (weil wir nod^ Qtxt l&atten) über SBangen nad^ 
ber ©tabt unb Slbtei S^n^ einen 9{ebenf47rung mad^en wollten, aQein 
auf bie SSorflellung, bafe wir ba mö)t oicl SKcrfrottrbige^ feigen würben 
unb aud^ weil wir un^ für bie^mal red^t fatt an ^(öftern gefeiten l^atten, 
liegen wir uniS auf bie bringenbe (Sinlabung unferer ©aftgeber balb ba«' 
l^in bringen, ben folgenben ZaQ l^ier Siafttag p l^alten, weld^ed un3 
aud^ in ber tJotge ni^t reute. Slber wir l^atten uns feit einigen 2;agen 
ben ©c^Iaf abgebrod^en, unb biejem Hebet fteucrten wir Jefet jucrft. 

2)ann befallen wir ben folgenben 9Jiorgen, ben 5. Sluguft, nad^bem 
wir unferer Slnbac^t ge^jflogen l^atten, bie ^irc^e, ein mittelmäßige^ @e* 
bäube mit jWei jiertid^en Äui)t)eltl^ürmcn. Unter ben Slftären ift ber einjige 
©peifealtar, ber üorne am Sl^ore ftel^et, merfwttrbig, gang aui^ Sllabafter im 
l^errlid^ften antifcn ©ejd^madfe gebaut, eine gtüdflid^e 9iad&al^mung ber 
Slltäre beS benad^barten ©alem. 3)ie Äird^e l^at eine ®aferie, eine 
©ad^e, weld^e Jel^r bequem ift, unb bie id^ be^wcgen, wo id& fie fanb, 
bemerft l^abe. Sefet wieber Eonüentgebäube, ©tubirjimmer, ©aftgimmer, 
©äle u. f. w., aÖeS wie in anbern filöftern; l^ernad^ eine SBifite bei 
meinem SorrejiJonbenten ^err Sibliotl^efar Sonaüentura 93rem*) im 
ffiüd^erjaale. SDiefer ©aal ftel^t an einem fel^r jd^önen, auSfid^treid^en 
Orte; er ift jiemlid^ groß, ol^ne ©alerie, unb aljo nur einftödfig. Unter 
ben SRanujcri^jten, beren Slngal^I nid^t gering ift, mag ein 85anb ale* 
mannifd^er Oejefee oom IX. ober X. Sal^rl^unbert ber merfwürbigfle Jein. 
Ueber biefeS älter erl&ebt fid^ fein Sobcj an^ aßen übrigen SKanufcripten, 

») %b\ Statt, crtöä^a ben 17. 3onuar 1784. Srciburgcr ^iöccjam^r^io 18, 254. 
2) 5Dcr Ic^tc m>i bc§ 5lloftcr§, cmft^lt 1794, gcftorben in SQöciBcnau 4 ^lug. 1818. 
gfrctbuxöcr $)iöce{ans?lrd^iö a. a. O. 



109 

bic meipcn ftnb üom 12.— 13. ©occulum, übcrl^au^jt üon t^eologtjc^cm 
3n]^alt, unb bann Scgcnbcn unb Slfcelen. Slu^ bcr jal^Ircitä^cn unb in 
bcr 2:^at foftbaren ©ommlung alter 2)ru(fbenfmale ift befonbcr^ ein 
Keiner atter ^fattcr in 8^ mib nod^ anbere SBerfe üon guft, and) anf 
?ßcrgament gebrndtte, merfroürbig, unb id^ mufe bieje Sammlung afö eine 
bcr üottjä^Iigften rühmen, bie x6) auf unferer JReije gefe^en ^aht, Uebcr- 
l^au^Jt aber, bieje klaffe meggered^net, jeid^net fid^ bie Sibltot^ef in 
feinem ga^e befonberg aus, obglei^ in jebem gute SBüd^er onäutreffen 
finb. ©a§ IitterariJc^«l)^iIotogijd^e gac^ liegt l^ier, fo mie in mel^rern 
bcrgleic^en SBibliotl^efen, fo äiemlid^ bbe, allein bafür gibt eg bcjto mel^r 
alte Suriften, X^eologen, Slfccten, ©d^otaftifer, $ßoIemifer unb alte Sßifi^ 
U\op\)tn, momit man gemcinigtid^ on biejen Orten »ol^I üerje^en ift. 
Sßon SSerfen, roeldje in bie Äird^engcfc^ic^te einjdilagen, l^abe id^ mir 
beg ßoHetuS Adparatus Conciliorum in XXV Vol. in folio, Venetiis, 
unb öon ber fd^tt)äbifd|en ©ej^id^te be§ Wegelini Dissertationes de 
rebus Suevicis in öier goliobänben, Lindoviae, 1755 unb bann nod^ bic 
rare Sammlung jt)anijc^er ©cjd^id^tfd^reiber in fünf goüobänben gemerft. 
9?od^ anbere gute aBerle, bie bie§ Stift mit anbcrn gemein l^at, lommen 
unten üor. 

SKittagS fpeiSten mir im JRefectorium, tt)o in Slnfe^ung unfcr bi§* 
<)cnfirt *) mar. 3)cr Ort ift jc^ön, unb wir mürben mit einer netten 2;afel* 
mufi! ergöfet. SBir trafen ^ier einen burd^marfc^irenben ßaiJUjiner üon 
SBongcn an, bcr fid^ burd^ feinen l^eiligen Sifer öon üerfd^iebenen Orten, 
unb auc^ Don biejer berül^mten beS l^eiUgen ^lömifd^en äieid^eS freien 
Stabt megge^)rebigct f)at SSieüeid^t, bafe er nod^ einige bergleid^en 
apoftolijd^e SBanberungen mad^en mirb. 2)en 9iac^mittag brad^ten mir 
burc^ bie gnäbige Dbforge beS $errn SReid^gprätaten * red^t üergnügt ju. 
aaSir ful^ren nämtic^ in ©efeßfc^aft bei? ^errn Strd^iüarS ^cter, eineg 
fe^r feinen gelehrten SKanneS, unb bann beg ^errn S3ibIiotl^efar3 an 
b^n Ort, ber SR alte l^eifet unb nur tttoa eine t;atbe Sßicrtelftunbe öom 
Ätofter entfernt ift. @in toal^rer Ort ber unjd^ulbigften Srgö^ung. Oben 
auf bem ^ügel ift ein fd^bneg, mcitläufigeä ®ebäube mit orbent« 
lid^en 3iJ"Riern länblid^ aulgejiert, ba§ ben ^erren öon SBeifeenau jum 
JRecreationSorte bient. 2)aneben finb nod^ ücrjc^iebene Oefonömiegebäube, 
j. 8. eine Bierbrauerei, eine Sennerei u. f. m. ongel^ängt, totl6)t fämmt* 
lid^ ein jc^bneS SluSje^en mad^en. 3)en großen ®arten, ber um bieS 
©ebäube l&crumgejogen ift, unb fid^ auf ber einen Seite bi« in bie @bene 
über ben SBerg ^erabjie^t, fönnte man faft 9i^m<)l^enburg im kleinen 
nennen, jo nieblic^ unb gefc^matfDott med^felt l^ier atteg ah. Sinft mar 



*) üom 6ttlljd^tt)cigcn unb ber Xij(^Ic)img. 



HO 

CS eine öbe SBiefe, unb ein ?ßrälat liefe c8 jur 3^'* ^^«^^ Il^eucrung 
jum ?ßarabieje umfd^affen, unb üerfd^affte baburd^ feinen batan arbei* 
tcnbcn Utttertl^anen 8rob, feinen SRitbrübern unb Sötttmenfci^en, benn 
biefec Ort batf üon Sebermann bejud|t werben, eine Srgöfeung, unb fid^ 
fetbft ein rül^mtici^cS Slnbenfen. 3efet eine furje SBefd^reibung baüon. Unten 
an ber Sbene ift burc^ bie gange ©trecfe biefc« OattenS mit üieler SRül^e 
ein Heiner @ee ausgegraben, ben man mit einem eigenS bagu auSge« 
rüfteten Keinen ©d^iffe befal^ren fann. 8luf biefem @ce ift, nebft einigen 
SBafferfpielen, eine Meine Snfel angelegt, worauf fic^ ein Blumengarten 
unb ein Keines ßuft^äuSd^en befinbet, 2)ie @rbe, weld^e man, um biefcn 
©ee ju bitben, ausgegraben l^at, ift ju einem Keinen Serge aufget^ürmt 
Worben, unb auf biefem §üget ftel^t wieber ein nieblid^eS ^äuSd^cn, 
woju man burd^ fd^öne grüne SBruftwänbc l^inanfteiget. Sieben biefem 
SSergc ift eine ^fitte, worin baS ©c^iff gleidf) als in einem fidijcrn ^afen 
cingej^Ioffen, immer im SBaffer ftc^en bleibt. 9ln biefer ©d^iffftcHe be«* 
fd^äftigen fid^ jwci Stmmerleute, gonj nad^ ber 9latur, mit ^otjfägcn, 
unb eine oben jum genfter l^erauSgucfenbe t^xQVix gibt bem l^erannalöen* 
ben 3ufd^Quer mit bem Äopfe gewiffe 3ci^«n ; aQe biefe tJipten werben 
öon SBafferräbern getrieben unb l^abcn ein fo natürlid^cS "ausfeilen, ha^ 
il^nen fd^on üicie grembe bon ferne jutiefen, mit il^ncn ju reben, weld^eS 
auc^ einem üon unferer ©efeDf^aft begegnete. @twa 12 anbere ©iJring* 
waffer, SlHeen üon Seberbäumcn, liftig verborgene unb auf einmal über* 
rafc^enbe SSejirwaffer mad^en eine angenel^mc ?l6wed^felung. SWod^ finb 
befonberS ein ©rottenwerf unb ein ©iJringwaffer nid^t ju ttbergel^en. 
Sluf bem ©pringbrunnen laufen an einem Äreife bie jwBlf B^i^^w beS 
SobiacuS in ununterbrochener gj^tge l^erum. 2)aS fd^bne unb jiemlid^ 
grofee ©rottenwer! ift mit aQem 3«9^^ör gegiert, unter anberm aud^ mit 
Silbern unb giguren aUertei Slrten ®ewilbeS, weld^e auf einanber ju« 
fal^ren unb SBaffcr freien, mit ©d^üfeen, weld^c SBaffer fd^iefeen, mit 
anbern jufammengefe^ten Sigwren, welche vermittels beS SBafferS aller» 
l^anb f(f|auerige 2)inge üerrid^ten, g. 83. ein ©d&teifer, ber feinem Äame» 
raben bie 9?afe wegfd^leift, ein ©d^ü^e, ber eine ^i^fl^^i^^^ ^^ 3^^^^ 
l^erumfd^iefet, unb waS bergleid^en S^H wtel&r fein mag. Sluf bem 
Serge hinter bem großen ®ebäube ift eine fc^öne ©olitübe angebracht, 
©ie beftel^t auS einem Srrgarten, ber auS lauter SBänben toon leben* 
bigen Stannenrcijern geftaltet, unb aud^ l^in unb wieber mit gröfeern 
2;annen unb anbern Säumen befefet ift. 3n ber SRitte biefeS SrrgartenS 
ftel^t eine Eremitage, bereu unterfteS ©todtwerf mit ©tatuen alter Siu' 
fiebler auSgefd^mücft unb bie SBänbe alle mit Sinfen beKeibet finb. 3n 
ber äRitte biefer QtUt ift wieber ein artiges ©rotten* unb SBafferwerl, 
mit äRufd^eln, Korallen u. f. f. üerfefeet üon einem geiftlid^en ®egen* 



111 

ftanbc. S)a3 obere Stodroer! biefer Sinftebelet bient ju einem ßiift* 
l&äu^d^cn. S)er ganjc ©arten fc^üefet ftd^ enbltd^ mit einem SBalbe ^). 

S)en 6. $luguft üerKe^en wir frill^e 9Korgen3 etroa um öier Ul^r SBei* 
fecnau, nal^men ju Settnang bie ^oft unb füllten über bie mijerabelften 
Sngftrafeen über 2;anne.n, S)op<)eljd^wei(er, bie ^flegclbergerbrüie, mo 
mon noc^ ben elenben SBeg unb ^affirung ber 93rä(fe bejal^Ien mufe, 
auf bag ©d^Iofe Sleuraüeu'^burg^), wo un^ unjer Oberüogt mit oieter 
greubc aufnal^m. 2)er ?ßrof<)ect ift ha^ ©d^bnfte an biefem ©ci^Ioffe, baS 
bod^ eben nid^t bie fd^Ied^tefte gigur mad|t, unb auf einem jiemlid^en 
93erge liegt. 5ü?an fielet einen S^eit ber Sieic^gflabt SBangen, ober öiel^ 
mcl^r einige S)äd6er öon ben äu^erften Käufern, bie SBergfd^föffer Sld^berg, 
^omburg unb, wenn'S red^t l^eß ift, aud^ bie 2;i^urmi[pifeen üon @t. ©allen. 
5D?erfrottrbigc^ wirb ^ier Siiemanb fud^en, wenn man nid^t ben 150 ©d^u^e 
tiefen ©^lo^brunnen, wo ba^ SBaffcr mit einem SRabe mufe J^eraufgetretcn 
werben, ebenfaD^ in Slbgang anberer ©ad^en bal^in redbnen wiß. S)ie 
Untertl^anen jd^eincn mit bem gänjlic^en Slu^faufe öon Oefterreid^ aufeer« 
orbentlid^ jufrieben ju jein. 3)er ^err Dberüogt liefe un3 nadb SKittag 
über SioggeujeH, Sinbau, Sregcnj auf bie üorberöfterreic^i{d^e Söenebicti- 
ner^Stbtei äßeJ^rerau (Augia maior, brigantina) führen. Q\x Sinbou 
mad^ten wir ein wenig ^alt. S)ie gauje ©tabt ift eine Snjel, welche 
burdö eine 350 ©d^ritte lange Sörüdte mit bem feften Sanbe üerbunben 
ift. S33ir mad^ten nur einen ©pajiergang burd^ bie ©tabt unb um einige 
geftungSwerfe l^erum, weit wir e§ nid^t mel^r an ber Qtxt l^atten. 2)a^ 
fürftüd^e S)amenftift ift mit einer eigenen 5D?auer umgeben. 3^ l^atte 
ein anber SDlal ©elcgenl^eit, bie nid^t unfeine ©tiftgfird^e, bie ^jroteftan* 
tifd^e ^au^jtfird^e, ein alte§, neuau^gerüfteteg ©ebäube mit einer ^err* 
lid^en ^^a^abt, unb aud^ bie ©tabtbibliot^e!, welcher ber §err ©tabt* 
Ijforrcr ^ßojäeliu^, ein geleierter, alter unb öerbinblid^er ^err üorftel^t, ju 
befel^en. 2)ie SBüi^erfammlung ift nid^t fd^Ied^t unb bie gäd^er ber ©efd^id^te 
unb beg ©taati^red^teg für SJeutfd^lanb jeid^nen fid^ burd^ eine SKenge 
ber jc^önften, größten unb aud^ neueften Slutoren red^t gut au§. ^anb- 
fd^riften l^at fie, einige linbauifd^e Sj^ronifen auiJgenommen, leine. Wxd) 
bfinft, ia^ in Sinbau bie ?ßoIijeiorbnung fel^r ftreng auggeübt unb aud^ 
gut eingerid^tet fein muffe, unb ba§ ift üon einer freien Sieidi^ftabt rül^m«» 
Kd^ unb fetten genug. SBir trafen in unb aud^ aufm Sanbe aufeer ber 



*) ^a§ $rämonftratcnjcr!(oftcr aOScifecnou, jo genannt öom »eifecn ©emanbe ber W6nä)z, 
1145 öcftiftct, toaxt> 1802 aufgcl^obcn unb bie ©ebäulid^feiten für eine Slppreturanftalt, 
neucftenS für ^ufnal^me öon (öeifteSfranfen öermenbet; bie Älofterfirdbc tourbc jur ^farr« 
fird^e beftimmt. SBgt. ^ift.=pot. »I. 102, 658—661. — greiburgcr ^Diöcejam^rd^it) 18, 
247—254. 

^) ^leurabenSburg war eine ^Befi^ung bc§ Ä(ofter§ @t. ©allen. 



112 

©tabt öffentUd^ aufgej^ängte 2;afclu an, worauf mit Subitalfractur^SBuci^s 
fiabcn gejd^rieben fielet: ©affenbctteln unb g^d^ten (mit bcm ^utc) ift 
bei Sud^tJ^auSftrafe üerbotcn, unb mer Semanb einliefert, erl^ält 15 Äreu- 
jer 93eIol^nung. @l^e man auf Sregenj fommt, mufe man bie on bic 
©ebirge angelegten brei Älaujen iJaffircn. S)ie mittlere jog fici^ burd^ 
SWebcnmcrfe bi§ l^od^ auf bic ©ebirge, unb gegenwärtig ift mdn mit il^rer 
S)cmolirung befd^äftigt. 

93regenj mar fd^on ju ber Siömer 3«'*^« befannt; bermalcn ip; 
eg ein unanfel^nlid^cr Ort, unb taujenb JReijenbe gelten burd^ bie SSor- 
ftäbte üorbei, ol^ne nur bie eigentlid^ fogenannte unb auä etmeld^en 
Käufern beftel^enbe ©tabt bemerft ju l^aben. Sial^c babei ift ber ^ßfan* 
nenberg, ber ©eburtSort bc§ 1&. conftanjifd^en Sijc^ofg (Sebel^arb. SBag 
uni^ betrifft, jo finb l^ier noc^ einige Slnbenfcn unferer erften SSoröäter 
JU feigen: ein gufetritt, üon bem bie Ucbcrlieferung jeuget, bafe e8 jener 
be§ ^. 9Saterg ®allug fei, na^e an ber ju feiner S^re l^ier erbauten 
Äa<)eße; ber Drt, roo ber 1^. SKagnoalb einem Slinben bag ©efid^t ge* 
geben, unb bal^er auc^ jum 2:^eil ben SWamen STOagnu^ befam. 

S)ag nal^e an SBregcnj gelegene Ätofter SJfel^rcrau ift feit einigen 
Salären üon ®runb au§ neugebaut, unb mad^t ein gute§ Slnfel^en. SRod^ 
arbeitet man an bem geräumigen Eonüentgarten. 2)er ^err 5ßrälat ^) war 
eben in feine SSatcrftabt ^Ricblingen abgereist, unb wir würben l^ier, wie 
immer, brüberlid^ aufgenommen. SBir befallen nod^ bie fel^r orbentlidfje, 
im mobernem ©efc^madfe gebaute Äird^e. 2)ie in SebcnSgröfee au3 einem 
Stein verfertigte ©tatue beg jweiten ©tifterg, eineiJ ©rafen öon SRont- 
fort, ift merfwürbig; fie fnieet an einem ©eitenaltare an ber ®öangelien« 
feite. 9?a^e babei ift bag ®rab ber feiigen ^abcrilia, einer 1^. Sung* 
frau, weld^c üon bem 1^. ®attu^ ben ©c^leier empfangen fiaben foö. 
9Ran fann in baffelbe l^inabfteigen, unb e^ wirb anbad^t^l^atber üon 
SSielen befud^t. SJie Sl^orftül^Ie finb mit fd^bnen geäßten unb mit ©äften 
bemalten gournirarbetten eingelegt, weld^e bie SBilbniffe jener ^eiligen 
unb ©eligen üorftellen, bie einft biefen Drt mit i^rer ®egenwart be* 
rü^mt gemacht ^aben. SJian fann biefeg uralte Älofter al3 unfern erften 
©tammort betrachten, weil ftd^ ber 1^. ®allu§ einige 3eit mit feinem Slbte So»» 
lumban ba aufgehalten l^at, el^e er biefe SBilbni^ bejog. Sin jeber ©eitc 
ber S^ormauer ift ein 5Konument angebracht, eine3 auf unfern ru^m« 
würbigen Slbt Äilian^), weld^er in biefer ®egenb in ber Slad^ ha^ Un* 



') JBcncbict 3Jlarttm, mi fcH 1782, t 24. Sunt 1791, 42 Solare alt. 3. SBcrö« 
mann, Necrologium Augiae Maioris, S. 46. (®en!j(^riftcn b. rtU.s^ift. €(. b. faif. 
5lfab. «Bb. 5. Söien 1853.) 

2) m>i mian ©erman, ßcboren 1487, crmäl^« ben 25. ^äxi 1529, öcftorbcn ben 
30. ?lu0uft 1530. et ertranf mit feinem ?Bfcrbc in ber öom ^Regen ^od^ angefd^toottencn 
SBregenaer ^ä). 



113 

glüd ju crtrinfcn ^atk, ba er eben mit feuerigem Sifer für bie bebräng* 
ten Siedete unfereg ©tifteg fod^t unb fd^on gute gortjdjritte gemaci^t l^atte. 
(Sr rul^e fanft, unb ein jeber bieberer 9iad^fömmling »eine i^m eine 
ünblid^e i^räne nacä^! S)a0 anbcre ift bem Slnbenfen bc3 gärften Seo» 
begar gefefet, weld^er im jweiten S)ecennium biejeg Sal^rl^unberfö auf bem 
©d^toffe ÜtaüenSburg im ®(enbe ftarb unb l^ier feine Slul^eftätte fanb^). 
yioä) mit einem flüd^tigen 85li(fe befallen mir bie ®ebäube, toeld^e be* 
quem, nett, jäuberlid^, bod) ol^ne $rad^t, unb bem 9ieIigiofenftanbe red^t 
ongemeffen finb. S)ie (Sinwol^ner finb feit einiger 3^it f^^^ gufammen« 
gefd^molsen; jwar ^aben fie öon einem Slufl^ebung^becrete nici^t mel^r 
Diel 5U fürd)ten, aQein, wenn fie nid^t burd^ gute t^reunbe e§ burd^fe^en 
mögen, unb ©rtaubnife erl^alten, neue Zöglinge aufsunel&men, fo »ütl^et 
ein anbereS Sluf^ebung^becret fd^on in il^rem eigenen Singeweibe, beffen 
fie fid^ nid^t crwel^ren fönnen. ®g finb il^rer noc^ 14—15; etwa öier 
bei bem Delonomie^SBefen ober fonft frdnflid^, tttoa fünf ouf ®j<)ofituren 
auggefefet, unb auf ba§ übrige ^äufd^en fallen nun aQe ©efd^werben 
jurüdt % @ben einige 2;age üorl^er, el^e wir l^infamen, war bcr neue SBi* 
jd^of beg JU errid^tenben SBi^t^umS Sregenj l^ier gegenwärtig unb bejal^ 
bie ©egenben feines fünftigen fiird^enf^jrengelg. @g iftfotoiet als gewife, 
unb man fann eS fogar fd^on gebrudEt (ejen, ba^ biefe feine @rl^ebung 
jum 93iStl^um an biefcm entfernten Orte eine (Sattung einer SSerweifung 
ift, bie er fid^ burd^ feine unjertrennlid^e 8ln]§änglid^leit an ben ©arbinal- 
@r jbijd^of SKiga J5i ^) jugejogen l^at ; er felbft foH bief eS mit feiner SluSfage 
beftätigt l^aben. 

S)en 7. Sluguft ful^ren wir über bie unenblid^e Sregenjer S3rüdfe 
Suftenau ju, liegen uns ba, bem gefäl^rUd^en SO^onbfteine gegenüber, über 
ben Sil^ein fal^ren, unb nun ging ber 2Beg gerabe auf 21 Itft übten ju. 
SBir überrajd^ten ba unfern ^errn SKitbruber P. ^lacibuS*), wetdtier einige 



^) ^ht ßeobcgar ©ilröifecr au§ 2ujcrn, geboren 1640, ^tofefe 1657, tiM^i ben 
10. 3anuar 1696, »arb im Stoggenburöer i^riege 1712 öoit ben iReformirtcn au§ feinem 
Sanbe vertrieben unb ^oif) mä) 9leu=9iaöen§burg, too er ben 28. Stoöember 1717 ftarb. 

'^) 5Q^e]^rerau »urbe, nad^bem SSorarlberg on SBa^ern gefoHen »ar, 1807 oufgel^oben, 
bie ^ixc^t abgebrochen, ber 5:^urm umgeworfen, ba§ Ätofter üermietl^et, bi§ 1854 ba§ 
aufgel^obene ©iftcrcienjerftoftcr SQöcttingen barin eine neue §eimatl^ fanb unb nod^ l^eute 
fortbm^t. 

*) (J^riftort S3art^oIomäu§ ^nton ®raf TOga^ji, geboren ju 3nn§bru(I 1714, toarb 
1756 erabijd^of oon Söien, 1761 ©arbinal, toar juerft SBeförberer ber 9leuerung unter 
3ojep§ IL, jpäter i^r ©egner, t 8U SQöien 15. Wpril 1803. Söurgbad^, SBiogr. ße^icon 
b. ilaifert^. Defterreid^ 18, 248 ff. 2)ie crtoä^nte ^rrid^tung eines ©iSt^umS SBregenj 
fom nid^t ju @tanbc. 

*) P. ^tacibuS ©tabelmonn öon 2Rörf(^tt)ir, 6t. ÖJatten, geb. 1749, ^ßrofefe 1766, 
^riefter 1773, t 1815. 

05rrc8.Öcf., II. »etetnöfd^nft fftr 1889. 8 



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S^agc öorl&ct bicfe ?ßfarrc crl^alten l^attc unb am fotgcnbcn ^Sag feine 
Sinftanbl)Tebi9t l^altcn mufete. @3 war tl^m ouffaHenb, einen SBagen 
mit mer ^ferben bejpannt, mit einem @t. ©attifci^en unb nod^ einem 
anbern £it7ree«S3ebienten jaft um äRittagSjett ju feinem oltüäierifd^en 
^ataft J^inroHen ju feigen. S)ie Ferren üon SKel^rerau lie&en un3 mit 
ii^ren 5ßferben ba^in führen, eine ^bfli^feit, bie un^ in aütn IJiBftern 
wiberful^r unb ^on ber ici^ nod) am (Snbe btefeS 2)ianumd ban!bare 
SöWbung mad^en tt)oDte. 9?un, bag meife ja Sebermann, toa^ Slltjiätten 
iji! SBir mad^ten bem ^errn SBeid^tüater in ber Ätaufe^) eine SSifite 
unb herbrachten ben SRad^mittag unter angenel^mem ©epiauber beim §errn 
^faljratl^ ®erid&t§mann ®Jd^menb. Sluf ben Slbenb nod^ ein Keiner 
@f)a3iergang auf eine Keine ^nf)'d^e, ba@ ausgebreitete 93aurieb, ben 
grauen majeftätifd^en ^arnor unb ben fd)Iangenartigen St^ein ju fd^auen. 
SBir »oütcn bem armen ncuangeftebetten Pfarrer leine Siiffe mel^r in 
feine öfonomifd^cn Sonce^jte mad^en. 2)cr ^err öeid^töater trug nun für 
uns brüberlid^e ©orge, unb ein Il^eil ber 9lad^t üerfd^wanb nod^ unter 
freunbjcfiafttid^en ©efpräd^en. 9iun rüdEte eS enbtid^ mit mäd^tigen ^Riefen* 
fd^riiten l^eran, ha§ 3^^^ unferer 9{eife, bat^or unS aud^ nid^t bange toax, 
inbem wir gerne wicber unfere JRul^eftätte feigen wollten. 

3)en 8. Slugufi !amen wir, nad^bem wir baS ^jarabiefifd^e JR^eintl^al 
burd^fal^ren l^atten, um SRittagSjeit in 9iorfd^ad^ an, unb l^atten ba^ 
@i&ä, ba unfern gnäbigften dürften ücrel^ren ju !önnen. ^oä) einige 
©tunben, unb wir begleiteten ^öd^ftbenfetben in unfer Stift. SBir ftatte* 
ten ben näd^ftlommenbcn 2;ag unfere j)an!fagung für biefe unüerbient 
erl^altene augerorbentüd^e ®nabe ab, unb wir wünfd^en am (Snbe, bag 
wir aus unferer 9ieife jenen Slufeen mögen gejogen l^aben, ben man beS«^ 
wegen üon unS mit SRed^t forbern !ann. 

^) 3ni Siaucnflofter Waxia IqUI 5föna§cancr=0vbcn§, mo ein 6a^itu(or üon 6t. 
hatten bic Stelle be§ ^Seid^tigerS öcrja^. 




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