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SYNOPSIS
\ITTELEUROPAISCHEN FLORA
DR. MED. ET PHIL.
PROFESSOR DER BOTANIK AN DER UNIVERSITÄT ZU BERLIN
UND
PAUL GRAEBNER
DE. PHiL.
ASSISTENT AM KGL. BOTANISCHEN MUSEUM ZU BERLIN
ERSTER BAND
EMBRYOPHYTA ZOIDIOGAMA. FIMBRYOPHYTA SIPHONOGAMA
(GYMNOSPERMAE. ÄNGIOSPERMAE |MonocoryLenpones
(PANDANALES. HeropıAe)])
LEIPZIG
VERLAG VON WILHELM ENGELMANN
1896— 98,
GARLDEIN
RRKAS|
BA
Es wurden ausgegeben: '
Bogen 1—5 am 1. Mai 1896
# 6—10 am 1. August 1896
„11-20 am 15. Juni 1897
„ .21—25 am 27, August 1897
Abgeschlossen Ende December 1897.
Druck der Königl. Universitäts-Druckerei von H. Stürtz in Würzburg.
IHREM FREUNDE UND GÖNNER
GEORG SCHWEINFURTH
GEWIDMET
VON DEN VERFASSERN.
Vorrede.
Seit dem Erscheinen von W. D. J. Koch’s klassischer Synopsis
der Deutschen und Schweizer Flora, deren zweite Auflage vor gerade
einem halben Jahrhundert!) vollendet war, hat sich mit jedem
- Jahrzehnt mehr das Bedürfniss nach einem umfassenden Werke
geltend gemacht, dessen Zweck es nicht nur ist, einen möglichst
erschöpfenden Ueberblick über die Pflanzenformen der Mittel-
europäischen Flora zu geben, sondern welches den Zweck verfolgt,
eine gedrängte und kritische Zusammenfassung der Forschungs-
resultate zu geben, die in zahllosen Abhandlungen, in Zeitschriften
und Lokalfloren niedergelegt, nur jenem kleinen Theile der Fach-
botaniker zugänglich sind, denen eine grosse Bibliothek zur Ver-
fügung steht. Das Werk soll so dem Ziele nachstreben, dem
Botaniker in kleineren Orten und dem weiteren Kreise der Freunde
der heimischen Flora ein treuer Rathgeber zu sein über den der-
zeitigen Stand der Kenntniss der heimischen Flora und soll ihm
zugleich die Lücken zeigen, in denen neue Forschungen einsetzen
können, um das Bild zu vervollständigen.
Wenn wir es unternommen haben, uns ein so hohes Ziel zu
stecken, so stand es ja von vornherein fest, dass wir uns dem-
selben nur in sehr bedinstem Maasse würden nähern können, das
übersteigt die Arbeit eines Menschenlebens. Der eine von uns,
welcher den grössten Theil seines Lebens für diese Aufgabe ge-
arbeitet und gesammelt hatte und welchem die Kgl. Preussische
Academie der Wissenschaften in Berlin in dankenswerthester Weise
im Jahre 1892 eine ansehnliche Geldsumme zur Bestreitung der
Vorarbeiten zugewandt hatte, hatte die Arbeit allein begonnen.
Schon nach wenigen Lieferungen sah er sich indess veranlasst, sich
die jugendlich rüstige Arbeitskraft des zweiten hinzuzugesellen, und
1) Lateinische Ausgabe 1844—45, Deutsche Ausgabe 1847.
VI Vorrede.,
hoffen wir so mit vereinten Kräften in absehbarer Zeit die Arbeit
zum Ziele zu führen.
Das Gebiet dieses Werkes ist bedeutend weiter bemessen als
das in Koch’s Synopsis und entspricht im ganzen dem der
Reichenbach’schen Flora germanica excursoria. Ausser dem
Deutschen Reiche, ganz Oesterreich-Ungarn mit Einschluss von
Bosnien und der Hercegovina, der Schweiz und dem Grossherzog-
thum Luxemburg umfasst dasselbe noch die Niederlande, Belgien,
das Königreich Polen, die französischen und italienischen Alpen
und Montenegro.
Die Beschreibungen der Arten und Formen wurden, soweit
irgend möglich, nach dem in unseren Herbarien und im Kgl. botani-
schen Museum zu Berlin vorliegenden Material angefertigt und
alsdann mit den in der Litteratur vorhandenen Beschreibungen
verglichen. Die Sammlungen des Museums wurden uns von Herrn
Geh. Reg.-Rath Prof. Dr. A. Engler in bereitwilligster Weise zur
Verfügung gestellt.
Bei der systematischen Anordnung der höheren Gruppen sind
die „Natürlichen Pflanzenfamilien“ von Engler und Prantl im
allgemeinen massgebend gewesen.
Bei den Eintheilungen systematischer Gruppen, welche in ihrer
dichotomischen Anordnung zugleich als Bestimmungsschlüssel dienen,
sind die leitenden Vorzeichen folgendermassen geordnet:
A.
I.
d.
Il.
Vorrede. VII
In der Auffassung des Artbegriffes waren wir bemüht, die
richtige Mitte zu halten zwischen übermässiger Zersplitterung
und widernatürlicher Vereinigung. Abweichenden Anschauungen
ist durch Einführung der Begriffe Gesammtart, Art, Unterart
Rechnung getragen.
Unter der Bezeichnung Gesammtart (species collectiva)
werden Gruppen nahe verwandter Arten (species) zusammengefasst,
die grösstentheils früher, z. B. von Linne, als Formen einer Art
betrachtet wurden und bei weiterer Fassung des Artbegrifts auch
jetzt noch dafür gelten könnten. Der Name derselben ist von der
Leitart (species typica), der am meisten verbreiteten (gewöhnlich
auch der am längsten bekannten und am frühesten benannten)
entlehnt. |
Unter Unterart (subspecies) verstehen wir eine systematische
Gruppe, die von der oder den nächst verwandten durch erhebliche
Merkmale, wie sie sonst zur Unterscheidung von Arten verwendet
werden, abweicht, mit denselben aber durch unverkennbare (nicht
hybride) Zwischenformen verbunden wird. Die Unterarten sind in
diesem Werke mit cursiven Capitälchen vorgezeichnet und ihre
Namen, wie die der Arten, mit dem Gattungsnamen verbunden.
Sind in einer Art oder Unterart zahlreiche Formen nach den
Abweichungen eines einzigen Merkmals, z. B. der Blattform unter-
schieden worden, so sind dieselben in dichotomischer Anordnung
(vgl. S. VI) aufgeführt. Wurden dagegen Formen nach verschie-
denen nicht correlativen Merkmalen getrennt, so sind dieselben
(wie dies wohl zuerst Otto Kuntze in seiner Taschenflora von :
Leipzig consequent durchgeführt hat) in Reihen geordnet, und zur
Bezeichnung die Buchstaben, Ziffern und Zeichen (vgl. S. VI) in
derselben Reihenfolge verwendet, z. B. A., B., (ev. auch Ü. etc.)
nach der Blattform, I., II, II.... nach der Bekleidung, a., b., e.
nach Merkmalen des Blüthenstandes u.s.w. Die Bedeutung von Com-
binationen wie A. II. a. leuchtet dann ohne Weiteres ein. Wenn
in einer dieser Reihen zahlreichere einander subordinirte Formen
vorkommen, so beginnt die weitere dichotomische Eintheilung erst
mit a., db. Wenn eine überwiegend häufigere typische Form vor-
handen ist (welche keineswegs als f. Zypica, legitima, genwina be-
mannt zu werden braucht, sondern sehr wohl mit dem zaz’ &Soyıv
gebrauchten Namen der nächst höheren Gruppe bezeichnet werden
kann), werden die abweichenden Formen als B, © oder II, III u. s. w.
VII ; Vorrede.
aufgeführt. Diese Bezeichnungsweise lässt sich auch in einem
referirenden Texte anwenden, z. B. Equisetum silvaticum Sp.st.
A. 1. polystachyum, wobei man eine präcise Bezeichnung erreicht,
ohne die schleppende Wiederholung der Namen superordinirter
Gruppen, hier also: f. praecox des sporentragenden Stengels, und
ohne die ebenso wenig empfehlenswerthe Hinzufügung des Gattungs-
namens zu der Bezeichnung der unerheblichsten Formen, welche
ausserdem- auch, nach dem von G. Beck von Mannagetta in
seiner sonst so vortrefflichen Monographie der Orobanchen gegebenen
Beispiele dazu nöthigt, für jede Form einen besonderen Namen zu
wählen (was in einer Gattung wie Hieracıum wohl sehr schwierig
sein dürfte) und es unmöglich macht, analoge Formen mit dem-
selben Namen zu bezeichnen.
l. bezeichnet eine Spielart (lusus), worunter wir eine indi-
viduelle Abänderung (Aberration) verstehen, welche vorübergehend
oder nur vereinzelt (bei den Farnpflanzen oft nur an einzelnen
blättern oder gar Blatttheilen) vorkommt, bei nahe verwandten
Formen aber normal sein kann (z. B. „varietates integrifoliae“ von
Arten mit gefiederten und laciniatae von solchen mit ungetheilten
Blättern). m. bezeichnet eine missbildete Form (monstrositas),
welche von dem normalen Typus der ganzen Gruppe abweicht, und
in der Regel ebenfalls nur vereinzelt vorkommt. Hierher gehören
z. B. Gabelungen der Blätter bei Farnpflanzen, Verbänderungen,
Formen mit gefüllten Blüthen, Rubus Idaeus obtusıfolius mit seinen
stets offenen Fruchtblättern.
Der grössere oder geringere taxonomische Werth ar Formen
wird durch folgende Abstufung angedeutet:
a) Rassen (proles), Formen, bei denen eine scharf ausgeprägte
geographische Verbreitung besondere klimatische oder phylo-
genetische Beziehungen andeutet, werden aus der sonst in
kleiner (Petit) Schrift gesetzten Darstellung der Formen
durch normale (Borgis) Schrift hervorgehoben.
b) Abarten (varietates), Formen von mittlerem Werthe
werden durch den Beginn einer neren Zeile ausgezeichnet,
während
c) Unterabarten (subvarietates), noch weniger wichtige,
wie die Spielarten und missbildeten Formen fortlaufend
gesetzt werden.
Vorrede, IX
In Bezug auf die im letzten Dezennium so vielfach und zum
Theil leidenschaftlich umstrittenen Nomenclaturfragen sind wir
mit der grossen Mehrzahl der ernsthaften Forscher auf dem Gebiet
der biologischen Systematik der Meinung, dass die Nomenclatur
stets nur als Mittel zum Zweck der Verständigung im möglichst
weiten Kreise, nicht aber als Selbstzweck betrachtet werden darf,
und dass es dabei nur Zweckmässigkeits-, nirgends aber
Rechtsfragen gibt. Wir betrachten daher im Allgemeinen die
Priorität bei den Artnamen als für die Annahme entscheidend,
falls dadurch nicht fundamentale Unzuträglichkeiten hervorgerufen
werden, wie etwa die Namen Abvies picea und Picea abies neben
einander (vgl. S. 191). — Die Doppelnamen wie Scolopendrium scolo-
pendrium, Larix larıx u. s. w. halten wir nach gründlicher Er-
“wägung der Umstände und nach dem Beispiele der Zoologen für
das „kleinere Uebel“. Bei den Gattungen halten wir die Annahme
einer Verjährungsfrist von 50 Jahren für das geeignetste Mittel
zur Hintanhaltung der Hekatomben unnöthiger „Uebertragungen“,
welche hauptsächlich und verdientermassen die Bestrebungen der
modernen „Revisoren“ in Misscredit gebracht haben.
Der Nachweis der Litteraturstelle, an der die in diesem Werke
angenommene Benennung einer Art, Unterart, Rasse oder Abart
zuerst vorkommt, oder die sogenannte Autoritätsbezeichnung erfolgt
nicht wie bisher üblich am Kopfe der betrefienden Beschreibung,
sondern da, wo sie begrifflich hingehört, in dem der Synonymie
gewidmeten Abschnitte. Mit Recht hat Ernst H. L. Krause
(Mecklenb. Flora S. V.) hervorgehoben, dass die bisherige „an sich
löbliche Gewohnheit ehrgeizige Leute verlockt hat, möglichst viel
neue Namen zu bilden, wodurch die Sicherheit der wissenschaft-
lichen Nomenclatur geschädigt wird“.
Die Schreibweise der substantivischen und adjektivischen Art-
namen haben wir in der Weise geregelt, dass wir mit möglichster
Anlehnung an den antiken Sprach-Gebrauch den grossen Anfangs-
buchstaben nur für die geographischen und von Personen abgeleiteten
Namen vorbehalten. Dass bei den nicht angenommenen sondern nur
in der Synonymie citirten Namen möglichst genau die Schreibweise
ihrer Autoren wiedergegeben wird, ist wohl selbstverständlich.
In den meisten Fragen befinden wir uns mithin in Ueberein-
stimmung mit den kürzlich veröffentlichten Berliner Nomenclatur-
regeln (Notizb. Bot. Garten u. Museum [1897)).
x Vorrede.
Häufiger vorkommende Abkürzungen:
ABZ. = Allgemeine Botan. Zeitschrift.
Ac. Sc. = Acadömie des sciences, Aca-
demie of Science.
BG. = Botanische Gesellschaft.
B. J. = Botanischer Jahresbericht.
BV. = Botanischer Verein.
BZ. — Botanische Zeitung.
D. —= Deutsch.
DBG. = Deutsche Botan. Gesellschaft.
DBM. = Deutsche Botan. Monatsschrift.
BL —= Flora.
N.F. = Neue Folge.
NG. = Naturforschende Gesellschaft.
NV. = Naturwissenschaftlicher Verein.
ÖBW. = Oesterr. Botan. Wochenblatt.
ÖBZ. = Oesterr. Botan. Zeitschrift.
PÖG. = Physikal.-Oekon. Gesellschaft.
SB. = Soeciete Botanique.
Schw. BG. — Schweiz. Bot. Gesellschaft.
Sp. pl. = Species plantarum.
VN. = Verein für Naturkunde bez.
Naturgeschichte u. s. w.
ZBG. —= Zoolog.-Botan. Gesellschaft.
ZBV. — Zoolog.-Botanischer Verein.
Bl. = Blüthezeit.
Fr. = Fruchtreife.
Sp.r. — Sporenreife.
© = einjährig.
@) = einjährig überwinternd.
OO = zweijährige.
2 = ausdauernd.
h > Strauch.
1 > Baun.
br. (hinter einem Autornamen) = brief-
liche Mittheilung.
h. = handschriftliche Bemerkung.
m, — mündliche Mittheilung.
l. bez. m. (vor einem Pflanzennamen)
= lusus bez. monstrositas
(s. S. VID).
Bei der Ankündigung des Werkes war beabsichtigt, jeden
Band 60 Bogen (also fast 1000 Seiten) stark zu machen, es sind
jedoch von verschiedenen Seiten Einwendungen dagegen erhoben
werden, deren Richtigkeit uns vollkommen einleuchtet. Bei einem
viel benutzten Buche von dieser Stärke ist es abgesehen von der
schwierigen Handhabung sehr störend, dass die Einbanddecken
sich durch das Gewicht des Papieres sehr bald zu lockern beginnen,
wie die Erfahrung z. B. bei Boissier, Fl. Orientalis zeigt. Wir
haben desshalb im Einverständniss mit dem Herrn Verleger be-
schlossen, die Zahl der Bogen in jedem Bande auf möglichst
zwischen 30 und 40 zu bemessen und am Ende einer natürlichen
Gruppe den Band zu schliessen. In den ersten Band konnten
die Gramina nicht mehr aufgenommen werden, da alsdann der
Umfang doch noch ein zu grosser geworden wäre und die Gräser
von den Uyperaceae hätten getrennt werden müssen; wir müssen
desshalb die Glumifloren in den zweiten Band aufnehmen.
ö Vorrede, XI
Bei der Bearbeitung dieses Bandes ist uns von Freunden und
Fachgenossen so viel freundliche Förderung zu theil geworden,
dass es uns unmöglich ist, hier jedem einzeln zu danken. Erst
. am Schlusse des Werkes wird eine Aufzählung aller derjenigen
folgen, die sich um die Kenntniss der Mitteleuropäischen Flora
verdient gemacht haben. Mögen alle Mitarbeiter an diesem Werke
unserer dauernden Dankbarkeit versichert bleiben.
Berlin und Friedenau, Ende December 1897.
P. Ascherson. P. Grsahret
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Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig.
ANKÜNDIGUNG
-..-
Im unterzeichneten Verlage erscheint:
Synopsis
der
_ Mitteleuropäischen Flora
Paul Ascherson,
Dr. med. et phil., Professor der Botanik an der Universität zu Berlin.
In 3 Bänden zu 60 Bogen. Gr. 8°.
Seit dem Erscheinen der zweiten Auflage von Koch’s Syn-
opsis, also seit einem halben Jahrhundert, haben wir wohl zahlreiche
vortreffliche Provinzial- und Landesfloren, sowie monographische
Bearbeitungen einheimischer Pflanzengruppen, niemals aber eine
kritische Durcharbeitung des gesamten floristischen Materials für
das deutsch-österreichische Florengebiet im weitesten Sinne erhalten.
Prof. P. Ascherson, der Verfasser der allgemein geschätzten
und auch jetzt noch nach einem Menschenalter als mustergiltig ange-
sehenen Flora der Provinz Brandenburg, hat die Herausgabe einer
derartigen kritischen Bearbeitung stets als das Ziel seiner wissen-
schaftlichen Thätigkeit betrachtet. -Er hat zu diesem Zwecke auf
zahlreichen Reisen einen grossen Teil des Gebietes aus eigener
‚Anschauung kennen gelernt und mit allen hervorragenden Fach-
genossen persönliche Beziehungen angeknüpft. Seine Bestrebungen
wurden von Seiten der kgl. preussischen Akademie der Wissen-
schaften zu Berlin durch eine Beihilfe anerkannt.
RER; WAR:
Das Gebiet dieses Werkes ist bedeutend weiter bemessen als
das in Koch’s Synopsis und entspricht im ganzen dem der
Reichenbach’schen Flora germanica excursoria. Ausser dem
Deutschen Reiche, ganz Österreich-Ungarn mit Einschluss von
Bosnien und der Herzegovina, der Schweiz und dem Grossherzog-
tum Luxemburg umfasst dasselbe noch die Niederlande, Belgien,
das Königreich Polen, die französischen und italienischen Alpen
und Montenegro.
Bei der systematischen Anordnung der höheren Gruppen sind
die „Natürlichen Pflanzenfamilien“ von Engler und Prantl im
allgemeinen massgebend gewesen. |
Der Verfasser hält bekanntlich in seiner Auffassung des Art-
begriffes die richtige Mitte zwischen übermässiger Zersplitterung und
widernatürlicher Vereinigung. Abweichenden Anschauungen ist
durch Einführung der Begriffe ‚Unterart‘ und ‚Gesamtart‘“ Rech-
nung getragen. Ebenso ist Verfasser bemüht gewesen, alle wirklich
wichtigen Formen zu berücksichtigen, ohne sich in das Chaos un-
bedeutender Abweichungen zu verlieren. Wie in der Flora von
Brandenburg war es sein Bestreben, die Bestimmung der Arten
und Formen durch eine übersichtliche, dabei aber den Forderungen
der Wissenschaftlichkeit nichts vergebende Anordnung zu er-
leichtern; daher wird in dem genannten Werke dem Bedürfnisse
des Anfängers durch praktische Hinweise auf die am leichtesten
aufzufassenden Merkmale Rechnung getragen werden.
In Bezug auf die jetzt so brennende Nomenclaturfrage huldigt
der Verfasser dem Prioritätsprincipe, ohne sich den von gewisser
Seite angestrebten grundstürzenden Neuerungen anzuschliessen.
Bei dem ungeheueren Umfange des zu bewältigenden Stoffes
ist es die Absicht des Verfassers, eine Anzahl besonders schwieriger
formenreicher Gattungen von bewährten Monographen bearbeiten
zu lassen; bis jetzt haben ihre Mitwirkung zugesagt:
J. Freyn-Prag (Thatictrum, Rannuculus),
Dr. P. Graebner-Berlin (Typha und Sparganıum),
Max Schulze-Jena (Rosa, Viola).
Prof. Dr. R. v. Wettstein-Prag (Sempervivum, Gentiana,
Euphrasia). |
N
Eine Satzprobe befindet sich auf der 4. Seite dieser Ankün-
digung.
Das Werk erscheint in Lieferungen und in Bänden.
Die Lieferungen werden je 5 Bogen umfassen; demnach je
12 Lieferungen einen Band ergeben.
Der Preis pro Bogen wird auf 40 Pfg. festgesetzt.
Um ein schnelles Erscheinen zu ermöglichen, ist die Ausgabe
von Doppellieferungen (ad 10 Bogen) vorgesehen.
Jährlich werden 6 einfache oder 3 Doppellieferungen er-
scheinen. Es ist daher zu erwarten, dass das Werk in 6 Jahren
abgeschlossen sein wird.
Einzelne Lieferungen und Bände werden nicht abgegeben.
Den Abschluss des ganzen Werkes wird ein ausführliches
Sachregister bilden.
Zu Bestellungen bitte ich sich des nachstehenden Bestellscheins
zu bedienen.
Leipzig, im April 1896. Wilhelm Engelmann.
Bestellschein.
u Wan: der’ Buchkandlung von... t-rr222
TRRE air sihestellesich
eh Ascherson, Synopsis der Mitteleuropäischen Flora.
Lieferung 1 und ft.
N Ascherson, Synopsis der Mitteleuropäischen Flora.
Band I und ft.
(Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig.)
Ort und Datum: Name:
Satzprobe.
Asplenum. ö3
vgl. Harati6 a. a. ©. 208 ff. und Sulla vegetazione dell’ isola di Lussin II.
(XIV. Progr. dell’ I. R. Scuola nautica di Lussinpiceolo 1895) 11 ff.
(Verbreitung des Typus: Portugal; Mittelmeergebiet von Spanien
bis Syrien, etwas verbreiteter in der Westhälfte, doch auch da nirgends
häufig.) | 5 1
9. ASPLENUM)).
(Asplenium L. Gen. pl. [ed. 1. 322] ed. 5. 485 (1754) veränd. Luerssen
Farnpfl. 148.)
(Franz.: Doradille,)
Vgl. S. 9, 48. Sori zur Seite des sie tragenden Nerven, selten
theilweise wie bei Athyrium über denselben hinübergreifend (S. athyrioidei),
oder zu beiden Seiten des Nerven Doppel-Sori, die einander die an-
gehefteten Ränder ihrer Schleier zuwenden (S. diplazioidei s. S. 10).
Schleier dem Sorus gleichgestaltet, den freien Rand fast immer dem
Mittelnerven des Abschnitts zuwendend (vgl. Nr. 32), selten rudimentär.
Mittelgrosse oder kleine Farne mit (bei unseren Arten) kurzer, dicht
spiralig beblätterter mehr oder weniger verzweigter Grundachse, aus der
sich ein meist dichter Büschel mehr oder weniger getheilter, meist über-
winternder Blätter entwickelt, deren Stiel von einem oder zwei (dann
sich meist noch unter der Spreite vereinigenden) Leitbündeln durch-
zogen wird. |
Die bisher allgemein angenommene Gattung Ceterach kann wegen ihres (nicht
einmal völlig) fehlenden Schleiers um so weniger von Asplenum getrennt werden,
als das mit wohl ausgebildetem Schleier versehene indisch- -abyssinische 4. alternans
Wall. unserem 25. nahe verwandt ist. Die Begründung einer diese Art einschlies-
senden Gattung Üeterach, wie sie Kuhn (v. d. Decken Reisen in Ost-Afrika III
36 [1879]) versprach (vgl. Luerssen Farnpfl. 286), ist bis jetzt nicht gegeben.
Etwa 260 Arten aller Klimate.
A. Oeterach?) (Willd. Sp. pl. V. XXXXVLH [1810]. Blätter
fiedertheilig, überwinternd. Leitbündel des Stiels bis zur Spreite ge-
trennt verlaufend. Sori anfangs unter der dichten Spreuhaarbe-
kleidung der Blattunterseite versteckt, mit rudimentärem (zu-
weilen fehlendem) Schleier.
25. (1.) A. eeterach. (Franz.: Doradille; ital.: Erba ruggine;
kroat.: Sljezenica, Zlatinjak.) 4. Grundachse mit schwarzen, ähnlich wie
ı) Vgl. $S. 50. Der Name stammt von orAnv die Milz, wegen Anwendung
gegen Krankheiten dieses Organs.
2) Zuerst bei Matthaeus Sylvaticus. Soll ein deutsches Wort sein und
„kKrätzig‘ bedeuten; wegen der Spreuhaarbekleidung.
A
III. Abtheilung ').
EMBRYOPHYTA” ZOIDIOGAMA?.
(Engler Syllabus Gr. Ausg. 43. [1892].)
(Archegoniätae *).)
Pflanzen, welche sich in zwei abwechselnden Generationen entwickeln:
die erste, pro&mbryale, trägt die männlichen Geschlechtsorgane, An-
theridien, in denen sich bewegliche Fäden, Spermatozoidien, aus-
bilden und die weiblichen, Archegonien, in denen die zu befruchtende
Eizelle durch die Auflösung der Canalzellen der Befruchtung zugänglich
wird. Nach der Befruchtung entsteht in der Eizelle durch Theilung
derselben der Keimling (Embryon) bez. die embryale Generation, die
von der pro@mbryalen noch längere Zeit ernährt wird. Die Pfl. lässt
ın der einen der beiden Generationen meist deutlich Achsen- (Stamm)
und Anhangs-Organe (Blätter) unterscheiden.
1. Unterabtheilung.
BRYOPHYTA”.
(Museinei) [Moose].)
Aus den Keimzellen (Sporae) der embryalen Generation entsteht
meist durch Vermittelung' eines Vorkeimes (Protonema) die meist be-
blätterte mit haarähnlichen, exogenen Wurzeln versehene pro&mbryale
Generation. Die embryale Generation stellt die meist gestielte
Sporenkapsel dar. Gewebe ohne wahre Leitbündel.
e
1) Die erste und zweite Abtheilung Myxothallöphyta und Euthallöphyta (vgl.
Engler.a.a. O. 1, 3) sind, wie auch die Bryophyta, in diesem Werke nicht be-
handelt. Ich verweise in Betreff derselben auf Rabenhorst’s Kryptogamen-Flora
von Deutschland, Oesterreich und der Schweiz, 2. Auflage, vollständig neu bearbeitet
von A. und E. Fischer, A.Grunow, F. Hauck, G. Limpricht, Ch. Luers-
sen, W. Migula, H. Rehm, P. Richter, G. Winter.
2) Von Zußpuov (die herkömmliche Latinisirung und Verdeutschung dieses
Wortes Embryo — onis und die davon abgeleiteten Formen sind unrichtig!) Keim-
ling und »urov Pflanze. |
3) Von Gwiötov Thierchen und yauzw ich heirathe (in der Pflanzenphysiologie
stets für „‚befruchten“ gebraucht) ; wegen der beweglichen, männlichen Befruchtungsfäden.
4) Wegen des charakteristischen weibliehen Geschlechtsorgans Archegonium,
von xpyn Anfang und yovn Erzeugung.
5) Von ßpuov»Moos und »urov.
6) Von muscus, Moos.
Ascherson, Synopsis. I. 1
2 Pteridophyta.
2. Unterabtheilung.
PTERIDOPHYTA».
(Cohn Hedwigia XI. 18. [1871.]).
| (Farnpflanzen.)
(Oryptögamae?) vasculäres Brongn. Hist. veg. foss. I. 97 [1828] [Ge-
fässkryptogamen.] C(ormöphyta?) A. Br. in Aschers, Fl. d. Prov. Brandenb.
I. 23. [1864)).
Aus den Sporen der embryalen Generation entwickelt sich der stets
lagerartige Vorkeim (Prothallium), der entweder zweigeschlechtlich
und dann ziemlich ansehnlich oder eingeschlechtlich und dann meist
wenig entwickelt ist. Die embryale Generation stets beblättert,
fast stets mit wahren, endogenen Wurzeln; die Sporen entwickeln sich
in an den Blättern oder am Grunde derselben befindlichen Behältern
(Sporangia. Gewebe mit geschlossenen Leitbündeln, deren
Tracheiden leiterförmige Verdickungen besitzen (früher Treppengefässe,
Vasa scalaria genannt). Eigentliche Gefässe finden sich unter den ein-
heimischen Arten nur bei Athyrium filix femina und bei Pteridium.
Uebersicht der Classen.
A. Blätter im Verhältniss zum Stamm ansehnlich, fast stets flach
(dorsiventral) (Ausnahme: Prlularia), oft getheilt, die Sporangien
meist auf der Unterseite tragend, in der Knospenlage meist spiralig
eingerollt. Die Sporangienbildung nicht auf eine bestimmte Region
des Stammes beschränkt. | Filieariae.
B. Blätter meist klein (wenn ansehnlich, stielrundlich: /soötes) oder
verkümmert.
I. Stamm gegliedert; Blätter quirlständig, die vegetativen zu ge-
zähnten Scheiden verbunden, die sporentragenden zu endstän-
digen Aehren (Blüthen Engler, Potoni@) zusammengestellt,
schildförmig, auf der Innen- (morphologischen Ober-) seite mehrere
Sporangien tragend. Equisetariae.
II. Stamm meist ungegliedert; Blätter meist spiralig, frei, die sporen-
tragenden meist zu endständigen Aehren zusammengestellt, auf
ihrer Oberseite am Grunde ein einzelnes Sporangium tragend.
Lycopodiariae.
1) Von rrtepı, der altgriechischen Bezeichnung der Farne, und »urov.
. 2) Von xpörntw ich verberge und yauzw. Linn& vereinigte in seiner 24. Classe
Cryptogamia sämmtliche wahre Blüthen entbehrende Gewächse, deren geschlechtliche
Fortpflanzung damals noch unbekannt war, Vasculum Deminutiv von vas Gefäss.
3) Von xopwüs Klotz, Stock (für Achse gebräuchlich) und purnv.
u)
Filieariae. Filices.
1. Classe.
FILICARIAE.
(Aschers. Syn. I. 3 [1896]. Filicinae Prantl Lehrb. d. Bot. 116 [1874].
Filicales Engl. Syll. Gr. Ausg. 94 [1892)).
Sporentragende und sporenlose Blätter bezw. Blatttheile gleich oder
verschieden gestaltet. Sporangien meist zu Gruppen (Sori) vereinigt.
Uebersicht der Unterelassen.
A.: Aus den sämmtlich gleichgestalteten, meist zahlreich in
den Sporangien sich bildenden Sporen entstehen verhältnissmässig
ansehnliche Vorkeime, auf denen sich beiderlei Geschlechtsorgane
bilden ; seltener sind die Vorkeime zweihäusig. Meist Land-
pflanzen, wenn auch Feuchtigkeit und Schatten liebend. Filices.
B. Sporen zweigestaltig; aus den grösseren (Makrosporen), die sich
einzeln in den Makrosporangien bilden, entsteht der weibliche, aus
den kleineren (Mikrosporen), die sich zahlreich (zu 64) in den Mikro-
sporangien bilden, der männliche Vorkeim; beiderlei Vorkeime
wenig entwickelt. Wasser- oder Sumpfpflanzen. Hydropterides.
1. Unterelasse.
FILICES.
(L. Syst. ed. 1. (1735) z. T. Willd. Bemerk. üb. selt. F arrenkr.
Nova Acta acad. Erfurti I 7 (1802).
(Farne, Farnkräuter; niederl. und vlaem.: Varens; dän.: Braegner; franz. :
Foug£res; ital.: Felei; poln.: Paprocie; wend.: Paprosy ; böhm.: Kaprady ;
russ.: TTanoporuukı; kroat., serb.: Paprati; litt.: Paparzei; ung.: Harasztok).
Meist krautige, ausdauernde Gewächse (so fast alle einheimischen
Arten), seltener einjährige oder (in den Tropen) Bäume. Stamm unge-
gliedert, bei den einheimischen Arten fast immer unterirdisch, meist
kriechend. Blätter fast immer getheilt.
In seltenen Ausnahmefällen (die bisher meines Wissens nur bei
den Hymenophyllaceen, Polypodiaceen und Osmundaceen beobachtet
wurden) geht der Wechsel der beiden Generationen auf abnorme Weise
vor sich:
1. Auf dem Vorkeim entwickeln sich zwar Geschlechtsorgane (zu-
weilen fehlen die Archegonien), aber die Befruchtung kommt
nicht zu Stande und die beblätterte Pflanze entsteht durch vege-
tative Sprossung: Zeugungsverlust, Apogamie vgl. A. de
Bary, Bot. Zeitung XXXVI 449 ff. (1878), in unserem Gebiet
beobachtet bei Aspidium filix mas und bei Pteris cretica.
2. An der beblätterten Pflanze kommt in den Sporangien keine
Sporenbildung zu Stande; dafür entstehen indess z. B. bei
1%
4 Filices,
Formen von Athyrium filix femina, bei Pteridium aquilınum
an den verkümmerten Sporangien, bei Aspidium aculeatum B.
angulare sogar ohne vorherige Bildung von solchen, Vorkeime,
aus denen durch normale Befruchtung eine beblätterte Pflanze
hervorgehen kann: Sporenverlust, Aposporie vgl. Druery,
Journ. Linn. Soc. Bot. XXI, 354 (1885); Bower, Trans. Linn.
Soc. 2 Ser. Vol. II. Part. 14. 301 (1887); Cohn, 66. Jahresh.
Schles. Ges. für 1888 157 (1889). — Bei allen sicher erkannten
Farn-Bastarden verkümmern mehr oder weniger die Sporen,
mitunter selbst die Sporangien.
Die Unterclasse zerfällt in die folgenden Reihen:
A. Vorkeim flach, grösstentheils einschichtig, meist oberirdisch.
Sporangien meist aus einer Epidermiszelle hervorgehend, mit ein-
schichtiger Wandung, von deren Zellen sich meist eine Gruppe
auszeichnet, durch welche zuletzt das Aufspringen erfolgt. Sporen-
urmutterzelle (Archesporium) tetra@drisch. Blätter in der Knospen-
lage meist schneckenförmig eingerollt. Planithallosae.
B. Vorkeim mehrschichtig, unterirdisch. Sporangien aus einer Zell-
gruppe hervorgehend, mit mehrschichtiger gleichmässiger Wandung.
Archesporium nicht tetraödrisch, die oberste Zelle der axilen Reihe
der Sporangium-Anlage darstellend. Blätter in der Knospenlage
nicht schneckenförmig emgerollt. Tuberithallosae.
1. Reihe.
PLANITHALLÖSAE!).
(Engler Syll. Gr. Ausg. 54 [1892].)
(Leptospor angiätae?) Goebel Bot. Zeit. XXXIX. 718. [1881] z. T.)
Debersicht der Familien.
A. Die unterschiedenen Zellen der Sporangium-Wandung einen deut-
lichen Ring bildend.
-I. Sporangien sitzend, mit einem vollständigen, horizontalen oder
schiefen Ringe, der Länge nach aufspringend. — Blattfläche
ausserhalb der Nerven fast stets einschichtig, ohne Spaltöffnungen.
Sori randständig, mit unterständigem, becher- oder röhrenförmigem,
oder zweitheiligem Schleier (Indusium), an dem über den Blatt-
rand verlängerten Ende des den Sorus tragenden (zuführenden)
Nerven (Receptaculum). Hymenophyllaceae.
II. Sporangien meist lang gestielt, mit an der Ansatzstelle des
Stieles unterbrochenem, verticalem Ringe, quer aufspringend.
1) Von planus flach und %aAXos eigentlich junger Zweig; dieser Terminus be-
zeichnet den auch „Lager“ genannten Körper der niederen Kryptogamen (,Thallo-
phyten‘“ vgl. S. 1), welche keine Differenzirung in Stamm und Blätter zeigen; hier
indess den Vorkeim.
2) Von kerrös dünn, wegen der einschichtigen Wandung der Sporangien.
-
Hymenophyllaceae. Hymenophyllum. 5
Blattfläche mehrschichtig, mit Spaltöffnungen. Sori meist auf
der Blattunterseite, mit verschiedenartig angeheftetem oder ohne
Schleier. Polypodiaceae.
B. Die unterschiedenen Zellen der Sporangium -Wandung diekwandig,
polygonal, eine unterhalb des Scheitels befindliche kleine Gruppe
bildend, von der aus das Sporangium an Scheitel und Bauch-
seite der Länge nach aufreisst. Blattfläche mehrschichtig, mit
Spaltöffnungen. Sporangien ohne Schleier (bei unserer Gattung
an parenchymfreien, rispenartig zusammengezogenen Blatttheilen).
Osmundaceae.
1. Familie.
HYMENOPHYLLÄCEAE.
(-eae Bory Diet. class. d’hist. nat. VIII. 457 [1825]. Luerssen Farnpfl. 29.)
Vgl. S. 4. Ausdauernde, moosähnlich zartblättrige Krautgewächse
von verhältnissmässig geringer Grösse (höchstens 60 em hoch), deren
Haare einfache Zellreihen darstellen. Stamm kriechend, mehr oder
weniger gestreckt, mit zweizeilig, seltener aufrecht mit spiralig gestellten
Blättern. Blätter einfach oder häufiger getheilt. Sporen kugeltetraödrisch
(radiär). Vorkeim längere Zeit hindurch confervenartige Fäden dar-
stellend, von denen sich erst später Zellflächen abzweigen. Die Arche-
gonien entstehen auf Zellkörpern (Archegoniophoren).
Etwa 250 fast ausschliesslich tropische Arten.
1. HYMENOPHYLLUM !).
(Sm. Mem. Acad. Turin. V. 418 [1793]. Luerssen Farnpfl. 33.)
Grundachse kriechend, meist sehr dünn, bewurzelt, mit 2-zeiligen,
einfachen bis vierfach fiederig getheilten Blättern. Schleier bis zum
Grunde 2-theilig oder doch über die Mitte hinaus 2-spaltig. Recepta-
culum kopfförmig bis fadenförmig, kürzer oder länger als der Schleier,
am Grunde zuweilen mit Paraphysen. |
Etwa 110 grösstentheils tropische Arten. In Europa ausser der folgenden
nur noch eine Art: H. peltatum (Poir.) Desv. (Britische Inseln, Norwegen), welche
sich von 1. durch die sämmtlich einseitigen Abschnitte und die ganzrandigen Schleier-
lappen unterscheidet.
h 1. H. Tunbrigense?). 9. Grundachse reich verzweigt, nur 0,2
bis 0,4 mm diek, dunkelbraun, in der Jugend nebst den Blättern bräun-
1) Von öpury dünne Haut und »uAkov Blatt, wegen der zarten Beschaffenheit
der Blätter.
2) Nach dem Städtehen Tunbridge (Grafschaft Kent, südöstlich von London), wo
diese Pflanze zuerst in England beobachtet wurde. Die Neueren (seit Sm.) schreiben
tunbridgense, aber mit Unrecht, da L. die bereits von Petiver um 1700 angewendete
Schreibweise beibehielt,
6 Hymenophpyllaceae,
lich behaart, zuletzt kahl. Blätter bei uns 2 bis höchstens 6 cm lang,
matt dunkelgrün. Stiel meist halb so lang als die länglich-eiförmige,
doppelt-fiedertheilige Spreite, oberwärts wie der Mittelstreif (Rhachis)
geflügelt. Abschnitte jederseits 7— 15, abwechselnd, genähert, dieunteren
beiderseits, die oberen nur auf der Vorderseite !) fiedertheilig; Zipfel
lineal-länglich, 1-nervig, zuweilen 2-spaltig, entfernt scharf gesägt, an der
Spitze gestutzt oder abgerundet. Sori meist nur an der oberen Blatthälfte,
den sehr kurzen untersten (vorderen) Seitennerven eines Abschnitts be-
schliessend. Lappen des Schleiers halbkreisrund bis verkehrt-eiförmig,
eingeschnitten gesägt. Receptaculum mit kurzen Paraphysen, nicht
über die Sporangien hinaus verlängert. Ring schief. — An feuchten,
beschatteten Sandsteinfelsen, zwischen Moosen und Lebermoosen kriechend,
zuweilen aber für sich grosse (ca. 1 m im Durchmesser haltende) Rasen
bildend. Bisher nur in der Sächsischen Schweiz: im Uttewalder Grund
1847 von Papperitz! entdeckt, später aber verschwunden; in der Nähe
„in der Umgegend von Wehlen“ 1885 von Schiller wieder aufgefunden,
1887 von Luerssen! beobachtet; ferner im Grossherzogthum Luxem-
burg in der Nähe von Echternach unweit der Schwarzen Ernz (Ehrems):
an einem von links einfliessenden Seitenbache gegen Befort (Beaufort)
hin, hier von Du Mortier und Michel 1823 entdeckt, 1872 von
K.oltz wiedergefunden (vgl. Rosbach, Verh. des Naturh. Ver. Rheinl.
Westf. XXXI Corr. 105 (1874); sowie in Seitenschluchten des rechten
Ufers unter Berdorf (Ratzbachheid, Aalbach, Heddersbach, Schnellert,
Sievenschlef). Koltz! F. Wirtgen! Dürer! Hauchecorne! Die An-
gabe bei Bollendorf in der Rheinprovinz (in der Nähe der Luxemburgi-
schen Fundorte) ist unrichtig; die Fundorte in den Belgischen Ar-
dennen bei Nisramont und Laroche neuerdings nicht bestätigt; die An-
gabe bei Artegna im Friaul sicher, die bei Fiume höchst wahrscheinlich
unbegründet. Sp.r. August (ist aber im Gebiet nur sparsam mit. Soris
beobachtet, Luerssen briefl, Hauchecorne!. — NH. t. Sm. and Sow.
Engl. bot. t. 162 (1794). Luerssen Farnpfl. 33, fig. 29, 33—40. Nyman
Consp. 869. Suppl. 348. Trichomanes t. L. Sp. pl. ed. 1. 1098 (1753).
Das zierliche Pflänzchen ist wegen seines moosähnlichen Ansehens unter den
Laubmoosen (Mnium) und Lebermoosen (Jungermannia), deren Gesellschaft es liebt,
leicht zu übersehen ; es findet sich vielleicht noch in den Vorbergen des nordwestlichen
Gebiets. Die zahlreichen abgestorbenen Blätter, die sich stets neben den frischen
finden, machen selbst die grossen Rasen unansehnlich.
(In Europa sonst nahezu auf die atlantischen Küstengebiete, die
Britischen Inseln, Nordwest-Frankreich und die westlichen Pyrenäen
beschränkt; ausserdem nur auf Corsica und in den Apuanischen Alpen
in Nord-Italien; Azoren; Madeira ; Canarische Inseln; Süd-Africa; Mittel-
und Süd-America; Australien, Neuseeland und Polynesien.) *|
1) Zur Herstellung einer kurzen und unzweideutigen Beschreibung nenne ich
an einem Blatt-Abschnitte (wie natürlich auch au dem ganzen Blatte) unten die
Richtung nach seiner Basis, oben die nach seiner Spitze; hinten dagegen an einem
Abschnitt erster Ordnung die Richtung nach der Blattbasis, vorn die nach der
Blattspitze; an einem Abschnitt zweiter Ordnung sieht die Vorderseite nach der
Spitze des betreffenden Abschnitts erster Ordnung, die Hinterseite nach dessen Basis.
DEE LEER
Polypodiaceae.
2. Familie.
POLYPODIÄCEAE.
(Martius Icon. select. crypt. Brasil. 83. (1828—34). Luerssen Farnpfl. 36.)
Vgl. S. 4, 5. Ausdauernde Krautgewächse, oft von -ansehnlicher
Grösse, sehr selten einjährige (Gymnogramme leptophylla). Grössere
Trichome einfache Zellreihen oder häufiger Zellflächen (Spreuhaare, un-
passend Spreuschuppen, Paleae genannt) darstellend. Stamm und Grund-
achse unter- oder oberirdisch kriechend, zuweilen (bei uns sehr selten)
an Baumstämmen klimmend, und dann öfter mit 2-zeiligen, oder auf-
steigend bis aufrecht mit spiralig gestellten Blättern. Blätter meist ge-
theilt. Vorkeim eine verkehrt-herzförmige Zellfläche darstellend, die Ge-
schlechtsorgane unterseits (die Archegonien auf einem longitudinalen
mehrschichtigen Gewebepolster) tragend, selten verzweigt (bei Gymno-
gramme leptophylla z. T. knollenförmig und unterirdisch, durch Adventiv-
sprosse ausdauernd).
Diese typischste und artenreichste, etwa 3000 Arten zählende Gruppe der Filices
ist über die ganze Erde verbreitet, doch innerhalb der Tropen am reichsten ent-
wickelt.
Uebersicht der Unterfamilien nach Prantl (Arb. aus dem
kgl. bot. Garten in Breslau I, S. 16, 17 [1892]).
A. Sorus auf einem Tracheiden führenden (über die Blattfläche hervor-
ragenden) Receptaculum, mit oder ohne Schleier. Aspidioideae.
B. Sorus ohne Receptaculum, oder höchstens auf einem Parenchym-
polster ohne Tracheiden.
I. Schleier von der Blattunterseite ausgehend, fast stets deutlich und
unbedeckt; grössere Trichome stets Zellflächen darstellend.
Asplenoideae.
II. Schleier fehlend oder rudimentär.
a. Sori randständig, seitlich verschmelzend, oder unterseits vom Ende
oder Rücken der Nerven entspringend, deren Leitbündel der
unterseitigen Epidermis dicht anliegen, häufig dem Rande ge-
nähert. Schleier, wenn vorhanden (Pteridium), rudimentär und vom
Blattrande bedeckt. Pteridoideae.
b. Sori ohne Schleier, meist unterseits (zuweilen (bei fremden Gattungen)
Sporangien über die ganze Unter- (oder auch Ober-) seite zerstreut).
Leitbündel der Nerven durch Parenchym von der unteren Epi-
dermis getrennt, oder zuweilen ein besonderes mit den Soris in
Verbindung stehendes Leitbündelnetz dicht unter der letzteren.
Polypodioideae.
Bei der aus dieser Uebersicht hinlänglich ersichtlichen grossen Schwierigkeit
einer natürlichen Anordnung der hieher gehörigen Formen gebe ich folgenden, nur
den: einheimischen Arten angepassten
8 Polypodiaceae.
Schlüssel zur Bestimmung der Polypodiaceen-Gattungen nach
leicht aufzufindenden Merkmalen.
A, Sporentragende Blätter oder Blatttheile auffällig verschieden von den sporenlosen
gestaltet.
I Sp.b. einfach gefiedert.
a. Fiedern der Frond. ungetheilt; die der Sp.b. flach ; Sori linealisch, zwischen
dem Mittelnerv und dem Rande. Schleier am Innenrande frei. Meist in
Nadelwäldern. Blechnum.
b. Fiedern der Frond. fiederspaltig bis -theilig; die der Sp.b. stielrundlieh-ein-
gerollt. Sori rundlich, dicht benachbart. Schleier am Aussenrande frei, hin-
fällig. An Waldbächen. Onoclea.
II, Sp.b. 3—4fach gefiedert. Abschnitte letzter Ordnung halbstielrundlich einge-
rollt. Sori rundlich, ohne Schleier. Subalpin bis alpin. Allosorus.
Vgl. Aspidium thelypteris.
B. Sp.b. und Frond. gleichgestaltet.
I. Schleier fehlend oder rudimentär.
a. Sori nicht randständig. i
1. Sori freiliegend.
a. Sori rundlich. ni
1. Blattstiel am Grunde abgegliedert. Blätter zweizeilig, fiedertheilig.
An schattigen Orten. Polypodium.
Vgl. Woodsia.
. Blattstiel nicht abgegliedert. Blätter Bpisalig, mit mindestens fieder-
pe Fiedern.
a. Blattstiel beträchtlich länger als die le welche am Grunde am
breitesten ist. 2 Arten auf frischem Waldboden, eine an Kalkfelsen
und Mauern. Aspidium sect. Phegopteris.
3. Blattstiel kürzer als die (meist nach dem Grunde verschmälerte)
Spreite. Subalpin und alpin. Athyrium alpestre.
b. Sori länglich bis lineal. Einjähriges Pflänzchen mit dreifach gefiederten
Blättern. An schattigen Orten des Mittelmeergebiets. @ymnogramme.
2. Sori durch die die Blattunterseite bekleidenden Spreuhaare verdeckt.
a, Blätter kurz gestielt, fiedertheilig. An mehr trocknen Felsen und Mauern
im wärmeren Theile des Gebiets. Asplenum ceterach.
b. Blattstiel so lang als die doppelt gefiederte Spreite. An trocknen steinigen
Orten und Felsen im südlichen und südöstlichen Gebiet. Notholaena.
b. Sori randständig oder doch dem Rande genähert. \
1. Sorustragende Nerven frei endigend. Einzel- Sori rundlich, aber zu einer dem
Rande genäherten Reihe seitlich verschmelzend. N
a. Blätter zart; letzte Abschnitte dünn und oft lang gestielt, am Grunde
keilförmig. Sorusreihen auf der Unterseite schleierartiger, birauner, zu-
letzt zurückgeschlagener Randlappen. An feuchten Orten des Mittel-
meergebiets, Adiantum.
b. Blätter derb; letzte Abschnitte sitzend. Sori anfangs getrennt, später
zu einem dem Blattrande parallelen Streifen verschmelzend, von den um-
gerollten Blatträndern bedeckt. An trocknen steinigen Orten .des Mittel-
meergebiets. Cheilanthes.
2. Zum Sorus führende Nerven durch eine rand- oder fast randständige, den
linealen Sorus tragende Anastomose verbunden.
a. Rbizom mit Spreuhaaren (Zellflächen) besetzt. Blätter einfach gefiedert.
Sorus nahe dem (zurückgerollten, ihn bedeckenden) Blattrande. An
schattigen Abhängen des Mittelmeergebiets. . Pteris.
b. Rhizom mit Gliederhaaren (einfachen Zellreihen) besetzt. Blätter 3- bis
4fach gefiedert. Sorus genau am Rande stehend, von zwei’ schmalen,
unterständigen Schleiern bedeckt, von denen der der Oberseite ange-
hörige zurückgerollt ist. In Wäldern und auf Oedländereien. Pteridium.
II. Schleier wohl entwickelt.
Vgl. Pteridium.
a.
b.
Aspidioideae. Aspidieae. 9
Sori lineal bis länglich.
1. Sori nur auf einer Seite des zuführenden Nerven.
a. Blätter ungetheilt; Sori zu 2 genähert, ihre Schleier sich die freien Ränder
zuwendend. An schattigen Orten, im nördlichen Gebiet öfter in offenen
Brunnen. Scolopendrium.
b. Blätter getheilt, klein oder mittelgross. Sori meist einzeln, wenn zu 2 ge-
nähert, ihre Schleier sich die angewachsenen Ränder zuwendend. Meist
an Felsen und Mauern, seltener an Erdabhängen. Asplenum (vgl. S. 8).
2. Sori länglich, oft über den zuführenden Nerven ungleich-hufeisenförmig hinüber-
greifend. Ansehnlicher Farn mit 2—3fach gefiederten Blättern, auf feuchtem
Waldboden. Athyrium Filix femina (vgl. S. 8).
Vgl. Asplenum sect. Athyrioides.
Sori rundlich, auf dem Rücken des zuführenden Nerven, an beiden Seiten des-
selben symmetrisch. Blätter getheilt.
1. Schleier oberständig, bei kreisrunden Soris schildförmig. bei nierenförmigen in
der Bucht angeheftet. Ansehnliche Farne, meist in Wäldern.
Aspidium (vgl. S. 8).
2. Schleier unterständig.
a. Blattstiel nicht abgegliedert, wenig kürzer oder länger als die Spreite.
Schleier nur auf der Innenseite des Sorus angeheftet, nach dem Blattrande
zu frei, stark gewölbt, zuletzt zurückgeschlagen. Mittelgrosse Farne, oft an
schattigen Abhängen. Cystopteris.
b. Blattstiel unter der Mitte gegliedert, kürzer als die Spreite. Schleier ringsum
angeheftet, in haarförmige Fransen getheilt und zurückgeschlagen. Kleine
Farne, an Felsen. Woodsia.
1. Unterfamilie.
ASPIDIOIDEAE.
(Aschers. Syn. I. 9 [1896]. Aspidieae Prantl a. a. O. 16 [1892].
Vgl. Luerssen Farnpfl. 293.
S. S. 7. Einzige einheimische Tribus:
ASPIDIEAE.
(Aschers. Syn. I. 9 [1896]. Aspedinae Prantl a. a. ©. [1892].)
Sorus auf der Blattunterseite, auf dem Rücken oder Ende des zu-
führenden Nerven. Sporen kugelquadrantisch (bilateral „bohnen- oder
nierenförmig“). Grössere Trichome Zellflächen darstellend, deren Zell-
wände gleichmässig zart und gleichfarbig sind (Paleae eystopteroideae).
A:
Uebersicht der Gattungen.
Sorus zur Seite des zuführenden Nerven (länglich, selten rundlich),
öfter hakenförmig über denselben herübergreifend oder zwei Sori
zu beiden Seiten des Nerven. Schleier dem Rücken des Nerven an-
geheftet, zuweilen rudimentär. Sp.b. und Frond. gleichgestaltet,
mit ungegliedertem Stiel. Athyrium (s. S. 8, 9).
Sorus dem Rücken oder dem Ende des ihn tragenden Nerven ent-
springend (meist rundlich).
10 Polypodiaceae.
I. Schleier der Spitze des Receptaculums eingefügt (oberständig),
bei kreisrunden Soris schildförmig, bei nierenförmigen in der Bucht
angeheftet, selten fehlend. Sp.b. und Frond. meist gleichgestaltet,
mit ungegliedertem Stiel. Aspidium (s. S. 8, 9).
II. Schleier unterständig.
a. Schleier einseitig angeheftet. Blattstiel ungegliedert.
1. Sp.b. und Frond. gleichgestaltet, langgestielt; an ersteren der
Blattrand nie eingerollt. Schleier am Innenrande angeheftet,
stark gewölbt, zuletzt zurückgeschlagen. Cystopteris (s. S. 9).
2. Abschnitte der Sp.b. mit bis zur Mittelrippe eingerollten, die
Sori versteckenden Rändern, dadurch von den flachen Frond.
sehr verschieden gestaltet; Blattstiel vielmal kürzer als die
Spreite. Schleier zuletzt verschrumpfend, sonst wie bei d. v.
Onoclea (s. S. 8).
b. Schleier rings um den Sorus angeheftet, bei unseren Arten in
haarförmige Fransen getheilt, welche in der Jugend den Sorus
spinnwebenartig bedecken. Blattstiel (bei unseren Arten) unter
der Mitte gegliedert. | Woodsia (s. S. 9).
2, ATHYRIUM!').
(Roth Tent. Fl. Germ. III. 58 (1800) verb. Luerssen Farnpfl. 129.)
Vel. S. 8 und 9. -Ansehnliche Farne des feuchten Wald-
bodens. Grundachse (unserer Arten) aufrecht, mit spiralig gestellten,
1—3fach gefiederten, den bekannten Trichter bildenden Blättern. Stiel
bauch- (ober-) seits (nebst dem Mittelstreif, auch an den Fiedern und Fieder-
chen) rinnig, von zwei plattenförmigen, oft nach innen convexen, oberwärts
zu einem im Querschnitt hufeisenförmigen (bauchseits offenen) sich ver-
einigenden Leitbündel durchzogen. Schleier der länglichen Sori (S. asple-
noidei) nach dem Mittelnerven des Abschnitts zu frei; bei den Doppel-
soris (S. diplazioidei) natürlich der freie Rand des einen nach dem Mittel-
nerven, der andere nach dem Rande sehend; die haken- oder hufeisen-
förmigen Sori (S.athyrioidei), die untersten der Abschnitte zweiter Ord-
nung; ihr längerer Schenkel nach hinten gerichtet. Bei der Art 2.
nimmt die Zahl der hufeisenförmigen Sori um so mehr zu, je kräftiger
und stärker getheilt das Blatt ist, so dass an der Form © oft nur gegen
die Spitzen der Abschnitte einzelne längliche Sori vorhanden sind.
Die systematische Stellung der beiden hieher gehörigen Arten ist von jeher
bestritten gewesen. Ungeachtet ihrer grossen, stets betonten Aehnlichkeit wurde
doch A. alpestre wegen des verkümmerten Schleiers zu Polypodium, noch 1856 von
Mettenius zu Phegopteris gestellt, nachdem schon 1844 Nylander ihre Zuge-
hörigkeit zu Athyrium angedeutet hatte (s. S. 14). 4. filiv femina wurde von
Bernhardi 1806 und später von Koch und Mettenius zu Asplenum, von Swartz
1801 zu Aspidium gestellt, eine Ansicht, die Döll 1857 energisch vertheidigt. 1866
wurde die Gattung Athyrium von Milde (Bot. Zeit. 373 ff.) auf den Leitbündelver-
lauf im Blattstiel und die Spreuhaare neu begründet, aber doch neben Asplenum
1) Von adögw ich spiele, ändere ab; wegen der mannichfaltigen Form der 'Sori.
=
Athyrium. 11
belassen. Luerssen (Farnpfl. 131) bemerkt mit Recht, dass die Bildung des Sorus
einen Uebergang von Asplenum zu Aspidium darstellt. In den vegetativen Merk-
malen stehen unsere Arten aber sicher letzterer Gattung nahe, weshalb ich aus
voller Ueberzeugung mich Prantl’s Meinung über die Stellung der Gattung an-
schliesse.
Etwa 110 Arten, über den grössten Theil der Erdoberfläche verbreitet. Die
Angabe Wikströms (nach Nyman Syll. Fl. Eur. 431) dass die einzige Art,
welche Europa ausser der unsrigen besitzt, A. erenatum (Sommerf.) Rupr., welche
in Skandinavien und Nordrussland vorkommt von Presl unter einem anderen
(welchem ?) Namen aus Ungarn angeführt sei, wird von keinem späteren Schriftsteller
bestätigt. Bei den zahlreichen Standorts-Verwechselungen Presls würde diese An-
gabe auch wenig Glauben verdienen. Bei uns nur die
Gesammtart A. filix femina.
2. (1). A. filix femina!). %. Grundachse kurz, mit dunkelbraunen
Spreuhaaren besetzt. Blätter nicht sehr zahlreich, meist gelbgrün, zart.
' Stiel am verbreiterten Grunde schwarzbraun, dort mit dunkelbraunen
oder braunen lanzettlichen Spreuhaaren dicht besetzt, nur !/s—!/a so
lang als die längliche, beiderseits verschmälerte, 2—3 fach gefiederte
Spreite, oberwärts sparsam spreuhaarig, wie der nur unterwärts spärlich
spreuhaarige Mittelstreif des Blattes und der (krautig-geflügelte) der
Fiedern bauchseits weitrinnig, gelblich, selten röthlich. Fiedern und Fieder-
chen abwechselnd, länglich bis lanzettlich, erstere jederseits bis etwa
40, zugespitzt, letztere spitz. Abschnitte länglich, stumpf. Soriansehn-
lich, aus zahlreichen Sporangien bestehend, mit bleibendem, ge-
wimpertem Schleier. Sporen hellgelbbraun, äusserst fein körnig-
warzig bis glatt. — In feuchten Wäldern und Gebüschen, von der
Ebene bis an die Baumgrenze, meist gemein; in der immergrünen Region
des Mittelmeergebietes selten, auch auf den Nordseeinseln nicht einheimisch.
Nicht selten als Zierpflanze in Gärten gezogen. Sp.r. Juli—Sept. — A. F'
f. Roth Tent. Fl. Germ. III 65 (1800) erw. Luerssen Farnpfl. 133
fig. 90—101. Nyman Consp. 864. Polypodium ,„F. femina“ und
P. rhaeticum (letzteres mit Ausschluss von Synonymen) L. Sp. pl. ed.
1. (1753) 1090, 1091. Asprdium F. f. Sw. in Schrad. Journ. 1800
II. 41. (1801). Asplenum F. f. Bernh. in Schrad. N. Journ. I. 2. Stück
26. (1806) Koch Syn. ed. 2. 981.
Unterscheidet sich von 10. und 12. durch die stärkere Theilung; von letzterein
auch durch den sehr spärlich spreuhaarigen Mittelstreif, von 15. B. durch die meist
viel kleineren Abschnitte und die nicht stachelspitzigen Blattzähne. Die Pflanze ist
äusserst veränderlich, doch lassen sich ihre sich verschiedenartig combinirenden
1) Diese Bezeichnung ‚„Farnweiblein‘“ im Gegensatz zu dem robusteren und
stärker behaarten „Farnmännlein‘“ (Aspidium filix mas) findet sich zuerst bei Fuchs.
Sie geht übrigens auf die gleichbedeutende YUnAurtzpis des Theophrastos und
Dioskorides (IV. 184) zurück, welche von Sprengel (Diose. II. 641) mit unserer
Art identifieirt wird, die allerdings auch in Griechenland vorkommt. Mit grösserem
Recht scheint mir Matthiolus (Comment. in Diose. Venet. 1565) die Thelypteris
(seine Filix femina) für 38. zu erklären; dafür spricht u. a., dass D. dieselbe höher
nennt als die rrepıs (IV. 183), welche eine Aspidium-Art sein mag, obwohl schwer-
lieh das von Sprengel dafür gehaltene 12.
12 Polypodiaceae.
Formen selten scharf abgrenzen. Zunächst ist ein Zustand zu erwähnen, der nament-
lich an langgestreckten Sp.b. kleinerer oder mittelgrosser Exemplare eintritt;
die Ränder der Abschnitte schlagen sich zurück, die Fiederchen biegen sich (oft
bis zur gegenseitigen Berührung) abwärts (ähnlich wie die Zweige an den Aesten
der Fichte), wobei die Mittelstreifen der Fiedern sich oft aufwärts krümmen: f. rhae-
ticum. Ath. F.f. var. r. Moore Ferns Gr. Brit. and Irel. Nature-Printed (ed. Lindley)
pl. XXX—XXXIV Text [S. 1] [1857]. Luerssen Farnpfl. 137. Polypodium r. L.
Sp. pl.ed.1 z.T. (vgl. S. 14). Athyrium r. Roth a.a.O. Aspl. F. f. var. plicatum
Bruhin Ber. Mus. :Vorarlb. VIII 56 (1865). 4A. F. f. sf. recurva Warnst. Naturw,
Ver. Harz VII 83 (1892). Nach der Grösse und dem damit in Verbindung
stehenden Grade der Theilung und der Zähnung der Blätter unterscheidet man fol-
gende Formengruppen:
A, dentätum. Blätter kleiner (bis 30 em), oft derber, doppelt ge-
fiedert, mit einfach gesägten Fiederchen. — So an jungen Stöcken und
an ungünstigen, trocknen und sonnigen Orten, z. B. Felsen und Mauern. — Ath. F.
f. d. Milde Fil. Eur. 50 (1867). Luerssen Farnpfil. 138. Asplenium F. f. d. Döll
Rhein. Flora 12 (1843). Hieher l. conflwens (Moore a. a. O0. Text [S. 6] [1857]
The octavo Nat.-Pr. Brit. Ferns II. pl. 53 fig. B, pl. 53 bis fig. A. Luerssen Farnpfl.
879). Spreite derb, lang und schmal (24 : 6—7 cm); Fiedern entfernt, besonders
die obersten öfter stumpf; Fiederchen (alle oder mit Ausnahme der untersten)
am Grunde durch einen vom Grunde nach der Spitze der Spreite an
Breite zunehmenden Parenchymsaum verschmolzen, bis zur theil-
weisen Deckung genähert. — Diese sonst aus Schottland bekannte Form wurde bei
Greiz von Ludwig beobachtet, vgl. Luerssen DBG. V (1887) 101; ferner gehört
hierher die von Andr&e einmal vor 1875 bei Hannover (im Süntel unweit Theensen !)
mit 10. und 11. beobachtete, im 24. Jahresb. der Naturh. Ges. Hann. 127, 128
als zweifelhafter Bastard dieser beiden Arten erwähnte Pflanze, welche Prantl in-
zwischen als zu 2. gehörig erkannt hat.
B. fissidens. Blätter grösser, bis 1 m lang, zarter, doppelt gefiedert,
mit fiederspaltigen Fiederehen; Abschnitte der letzteren an der
Spitze 2—3zähnig. — Die häufigste Form. — Ath. F. f. f. Milde a. a. O.
(1867). Luerssen Farnpfl. 139. [Aspidium F. f.] var. f. Döll (Fl. Bad. 24 (1857)).
Hierher gehören mehrere früher als Arten unterschiedene Typen: Polypodium molle
(Schreb. Spie. Fl. lips. 70 [1771] = Athyrium m. Roth a. a. O. 61), Polypodium
dentatum (Hoffm. Deutschl. Fl. II 7 [1795] = Ath. ovatum Roth a. a. O. 64),
Polypodium trifidum (Hoffm. a. a. ©. [1795] = Ath. trif. Roth a. a. ©. 68 [1800)).
C. multidentätum. Blätter noch grösser, bis 1,5 m lang, sehr zart, fast
Sfach gefiedert, mit zugespitzten Fiederchen; die Tertiärfiederchen bez,
Abschnitte der seeundären länglich, am ganzen Rande eingeschnit-
ten gesägt. — So an sehr schattigen und feuchten Orten. — Ath. F. f. m. Milde
a. a. O. (1867). Lwuerssen Farnpfl. 141. Aspl. F. f. m. Döll, Rhein. Fl. 12
(1843). Hieher die Formen: b. sublatipes (Luerssen Beitr. zur Kenntn. der
Fl. Ost- und Westpreuss. Bibl. bot. Heft 28, 21 [1894]). Blattstiel !/s—!/2 so
lang als die längliche oder länglich-eiförmige Spreite; unterste
Fiedern rechtwinklig abstehend, etwas (obwohl öfter nur wenig) kürzer als
die nächstfolgenden. -- So bisher beobachtet im Fichtel- und Erzgebirge so-
wie in Westpreussen bei Danzig (Lützow!) und Elbing. — Uebergangsform zur (und
mitunter sogar auf derselben Grundachse mit) c. Zatipes (Moore Nature-Printed
Br. Ferns II. 30 [1860], vgl. Luerssen a. a. O. S. 17 ff. Taf. VI, VO u. VIH,
IX). Blattstiel so lang oder wenig kürzer als die dreieckige
oder dreieckig-eifürmige Spreite, welche an Aspidium spinulosum dila-
tatum var. deltoideum erinnert. Untere Fiedern so lang oder fast so lang
als die nächstfolgenden, die mittleren einander deckend. — Diese früher nur aus
Nord-England bekannte Form wurde seit 1891 von. Luerssen sehr vereinzelt in
Westpreussen bei Elbing und Güldenboden beobachtet.
Durch die Behaarung zeichnet sich aus .die Form
I. pruinösum. Blattstiel (öfter geröthet) und besonders Mittel-
. streif der Spreite, weniger die Mittelstreifen der Fiedern bauchseits ziemlich
EEE EN
Athyrium. 13
dieht mit 1—2zelligen, oberseits verbreiterten und meist mehrzackigen Haaren
besetzt, die an der getrockneten Pflanze durch Verschrumpfen und Abbrechen meist
unkenntlich werden. — So bisher im Riesengebirge! in der Prov. Brandenburg
(Luckenwalde!!), in Tirol (am Fusse der Seiser Alp), Ungarn (Mätra), Siebenbürgen
. beobachtet, aber sicher weiter verbreitet, früher nur aus England und Schottland
bekannt. ./. var. p. Moore Ferns Gr. Br..a. a. O. [S. 7] (1857).
Luerssen Farnpfl. 142. Auch diese Form ist nicht scharf abgegrenzt. Warnstorf
(Naturw. Ver. Harz VII 83 [1892]) hat die bezeichneten Haare auch an der gewöhn-
lichen Pflanze (bei Neu-Ruppin i. d. Prov. Brandenburg) nie ganz vermisst.
Von missbildeten Formen, die auch öfter in den Gärten, der Farnliebhaber ge-
zogen werden, verdienen Erwähnung: m. mwultifidum (Moore a. a. O0. S. 11
[1857]. Luerssen a. a. ©.) mit wiederholt gegabelter Blattspitze und Fiedern.— Wild
bei Heidelberg, Baden-Baden und in der Oberlausitz bei Niesky. — m. laciniatum
(Moore a..a. O. [S. 9] [1857] Oet. Nat.-Pr. Br. Ferns II. pl. LIX. Luerssen a. a. O.)
mit mehr oder weniger verkürzten, oft grob gezähnten, häufig gespreizt gegabelten
Fiederchen, die das Blatt wie ausgefressen erscheinen lassen. — So z. B. bei Seis in
Tirol (zugleich pruinosum), bei Görlitz, im mährischen Gesenke am Leiterberge!!
und bei Gräfenberg (Baenitz nach Fiek ÖBZ. XLIV. 468).
Die Form m. elarissimum (Jones) wildwachsend nur in Süd-England (De-
"vonshire) beobachtet, ist als erstes bekannt gewordenes Beispiel der Aposporie (s. 8. 4)
bemerkenswerth.
Ueber Formen dieser Art ho noch Sanio, BV. rer XXIII, Abh. 64, 65
(1883) und Lange, Haandb. i. d. danske Flora A, Udg. 13 (1886).
(Ganz Europa, Nordatlantische Inseln, an West- und Nord-
Asien, Nord-America, vereinzelt in Peru und auf Java.) »
3. (2.) A. alpestre. %. Der Leitart sehr ähnlich, unterscheidet
sich aber durch Folgendes: (Blätter 6—16 dm, zuweilen 2 m lang).
Spreuhaare am Grunde des (14—40 cm langen) Blattstieles breiter,
länglich, hellbraun bis kupferfarben. Spreite länglich lanzettlich, oft
dunkelgrün, unterseits blässer, etwas straffer. Mittelstreif grünlich, zuletzt
strohgelb. (Untere Fiedern bis 22 cm lang, mit jederseits bis 16 Fieder-
chen). Letzte Abschnitte stumpfer, breiter und kürzer gezähnt als bei
d.v. Sori kleiner, aus weniger zahlreichen Sporangien bestehend,
nur in der Jugend die Hufeisen- oder längliche Form zeigend, später
ziemlich kreisrund. Schleier rudimentär, wenigzällig, mit einigen
ihm an Länge gleichkommenden oder ihn übertreffenden, an der Spitze
kugelig angeschwollenen Wimpern. Sporen dunkler braun, mit wenigen,
aber ziemlich hohen weitläufig netzmaschigen Leisten. — In der
subalpinen und alpinen Region der Mittel- und Hochgebirge 1400—1700 m,
selten bis 800 m herabsteigend, stellenweise, besonders zwischen Krumm-
holz und in der Ebereschen-Region des Gesenkes grosse Bestände
bildend, an der unteren Grenze ihres Vorkommens mit der vorigen Art
gemischt. Vogesen! Schwarzwald! Harz! Thüringer Wald in der Um-
gebung der Schmücke (Rosenstock, DBM. VL. 16); Frankenwald
bei Steben; Böhmerwald; Hohes Erzgebirge; Sudeten vom Iserkamm bis
zum Gesenke!! Beskiden! Tatra!! bei Winniki in der Nähe von Lemberg
(A. Weiss ZBG. Wien XV 454), unglaublich, obwohl richtig bestimmte
Exemplare nach Blocki OBZ. XXXI 221 vorliegen; für Sieben-
- bürgen sehr zweifelhaft (Simonkai 610). Jura. In den Alpen von Ponti
14 Polypodiaceae.
di Nava im oberen Tanaro-Thal (Strafforello nach Penzig Malpighia
III 282, 283) bis Nieder-Oesterreich, Ober-Steiermark : Rottenmanner Tauern
(Heimerl ZBG. Wien XXXIV 101) und Kärnten; Bosnien: Treskavica
bei Sarajevo (Beck Ann. Wien. Hofm. I. 323). Sp.r. Juli—Sept. (nach .
(Goeppert früher absterbend als 2... — A. a. Rylands in Moore Ferns
Gr. Brit. and Ir. Nat.-Pr. pl. VII Text [S. 1] [1857]. Luerssen
Farnpfl. 143 fig. 102. Nym. Consp. 864 Suppl. 346. Polypodium
rhaeticum L. Sp. pl. ed. 1. 1091 (1753) z. T., Villars voy. botan.
12 (1812). Aspidium alpestre Hoppe Bot. Taschenb, 1805. 210g,
Hoppe exs., vgl. Flora IV. 48 (1821) Spreng. Syst. Veg. IV. II 320
(1827). Koch Syn. ed. 2. 974. Pseudathyrium a. Newman Phyto-
logist IV 370 (1851). Phegopteris a. Mett. Fil. Hort. Lips. 83 (1856).
Asplenium a. Mett. Abh. Senckenb. Ges. III. 198 (1859). Aspl. rh.
Brügger Naturg. Beitr. Chur 47 (1874). Athyrium rh. Dalla Torre
Anl. wissensch. Beob. Alpenr. II 348 (1882). |
Aendert in Bezug auf Theilung und Zähnung analog der vorigen Art ab.
Aspl. :alp. f. monstrosa glomerata (Baenitz Herb. Europ. 7476 Prosp. 1893 8. 3) mit
eingerollt bleibender Blattspitze, in den Sudeten beobachtet, gehört zu den von
Luerssen in der S. 12 eitirten Abhandlung ausführlich geschilderten ‚Frostformen‘.
Bemerkenswerth ist die folgende (von Watson Comp. Cyb. Brit. 602 übrigens wohl
mit Recht für ‚eine Art Monstrosität‘“ erklärte) Form, deren Vorkommen in unse- -
rem Gebiet allerdings noch neuerer Bestätigung bedarf:
B. flexile. Klein; Blätter bis 26 em lang, schlaft; Stiel nur 1—2 cm lang
nebst dem unteren Theile des Mittelstreifs dicht spreuhaarig; Fiedern nur 31/„—4 em
lang, sehr kurz zugespitzt, mit jederseits nur 5—9 Fiederchen. — Diese sonst nur aus
Schottland bekannte, ausserdem auch aus Sibirien und (kaum glaubhaft!) aus Littauen
angegebene Pflanze liegt in einem von Bory stammenden Exemplare aus den
Vogesen im Berliner Herbar (Milde Fil. Eur. 53!) — A. alp. var. fl. Luerssen
Farnpfl. 146. Pseudathyrium f. Newman Phytologist IV 974 (1853). Polypodium
fl. Moore Handb. Brit. Ferns ed. 2 app. 225 [1853]. Polyp. a. var. fl. Moore
Ferns Gr. Brit. and Ir. Nat.-Pr. pl. VII Fig. D. E. Text [S. 1] [1857].
Der Name Polypodium rhaeticum L. kann nicht, wie seit Villars viele der
angesehensten Floristen u. a De Candolle, Fries, Ruprecht, Ledebour,
Grenier und Godron, Willkomm und Lange, Bertoloni, Cesati, Pas-
serini und Gibelli, Arcangeli und Kerner gethan haben, vorzugsweise auf
diese Art bezogen werden. Linn& hat allerdings die Benennung- von der Filix
rhaetica tenuissime dentata J. Bauh. Hist. pl. III 470 entlehnt, welche zu dieser
Art gehören dürfte. In seinem Herbar liegt aber unter diesem Namen nur ein von
Sauvages aus Montpellier erhaltenes Expl. von 2., auf das sich die Angabe „Gallia“
in Sp. pl. ed. 1 bezieht. Er hat also von Anfang an 3. mit weniger getheilten
Formen von 2. vermengt, während sein „Polypodium F, femina‘ die Formen B und
C von 2. umfasst. Die seit Moore 1860 in die Litteratur eingeführte Autoritätsbezeich-
nung „Nylander‘ für den Namen Athyrium alpestre statt des so ähnlich aussehen-
den Namen Rylands ist keineswegs begründet. Nylander sagt in seiner Dis-
sertation ,„Spicilegium plant. Fennic. Cent. II“ Helsingf. 1844, deren Einsicht ich
der Güte des Herrn Axel Arrhenius verdanke, p. 15 nur, dass Polyp. rhaeticum
HyiR Polypodii species, potius Athyrü“ und nicht von P. alpestre Hoppe verschie-
den sei. Er würde die Art also Athyrium rhaeticum genannt haben. Vgl. Ascher-
son ÖBZ. XLVI. 44 ff.
(Höhere Gebirge von Schottland und Uentral-Frankreich; Pyrenäen ;
Skandinavien; Russisch-Lappland; Kaukasus; Nordost-Kleinasien ; nord-
westl. Nord-America ?). x
. Cystopteris. 15
3. CYSTOPTERIS)).
(Bernhardi in Schrad. Neues Journ. 1806 I. 2 Stück 26.
Luerssen Farnpfl. 446.)
Vgl. S. 9, 10. Sori rückenständig. Enden der bis zum Rande
auslaufenden Nerven nicht verdickt. Mittelgrosse Farne mit spiralig
gestellten langgestielten, meist durchscheinenden, sommergrünen, zarten,
mehrfach gefiederten Blättern und kleinen Abschnitten. Spreuhaare zart-
häutig, nur an der Grundachse und am untersten Theile des zerbrech-
lichen, von zwei im Querschnitt ovalen nach der Rückenseite conver-
girenden Leitbündeln durchzogenen, oberseits wie der Mittelstreif bauch-
seits flachrinnigen Stiels bleibend.
10 Arten, über den grössten Theil.der Erde verbreitet, von welchen 4. das
Gesammtareal der Gattung bewohnt und unter allen Formen am weitesten gegen den
Nordpol vordringt. Die in unserem Gebiete vorkommenden 3 Arten vertreten in
der europäischen Flora ausschliesslich die Gattung.
A. Grundachse kurz, liegend, dicht beblättert; Blattstiel meist etwas
kürzer, selten etwas länger als die fast stets am Grunde etwas
verschmälerte Spreite. |
4. (1.) €. fräagilis. %; Blätter nicht zahlreich, einen Büschel
bildend. Stiel bs 2 mm dick, unterwärts, oft bis zur Spreite
kastanienbraun, sonst strohgelb. Spreite länglich eiförmig bis lanzettlich,
1—3fach gefiedert, mit fiedertheiligen Abschnitten, meist kahl. Fiedern
‚jederseits 7—18, kurzgestielt, länglich-eiförmig bis länglich, stumpflich
bis zugespitzt, etwas entfernt, besonders die unteren etwas abwärts ge-
richtet, diese gegenständig; die übrigen abwechselnd, horizontal ab-
stehend; das unterste Paar fast stets kürzer als das folgende.
Fiederchen meist länglich, stumpflich, das unterste hintere meist kürzer
als das folgende. Mittelstreif des Blattes und Mittelnerv der
Fiedern nach der Spitze zu geschlängelt. Abschnitte meist
stumpf gezähnt. Sori gesondert oder zusammenfliessend.. Sporen mit
spitzen Stacheln besetzt. (. f. Milde Fil. Eur. (1867) 147. Luerssen
Farnpfl. 449, fig. 154—160.
Zerfällt in 2 Unterarten:
A. ©. eu?)-fragilis. Blätter 1—5 dm, ihr Stiel bis 27 cm lang.
Spreite lebhaft bis gelb- selten dunkelgrün. Zähne der Abschnitte
meist ungetheilt;. die letzten Nervenäste in die Spitze der
‘ Zähne auslaufend. — Meist schattige, oft etwas feuchte Stellen
an Abhängen, Baumwurzeln, Felsen, Mauern, in tiefen Gräben; in den
Gebirgen verbreitet und gesellig, bis 1620 m aufsteigend, weniger häufig
im Flachlande; den Nordsee-Inseln fehlend. Sp.r. Juli— Sept. C. f. Bern-
hardiı a. a. O. 27 (1806). Koch Syn. ed. 2. 980. Nyman Consp. 867.
1) Von zuorıs Blase und rrepıs wegen des gewölbten Schleiers.
2) eü gut; bei der.Benennung systematischer Gruppen so viel als „typisch“.
16 Polypodiaceae.
Suppl. 347. Ü. f. genwina Bernoulli Gefässpfl. der Schweiz 42 (1857).
Luerssen Farnpfl. 451. Polypodium „HF. fragile“ [sic, wohl Schreib-
oder Druckfehler] L. Sp. pl. ed. 1 1091 (1753). P. f. L. Sp. pl. ed.
2. II 1553 (1763). Oyathea f. Sm. Me&m. Acad. Turin V 417 (1793).
Aspidium f. Sw. in Schrad. Journ. 1800 II 40 (1801).
Erinnert an kleine Formen von 2., von denen sie sich aber durch den länge-
ren Blattstiel, die meist stumpfen Zähne, die zartere Consistenz und den geschlängel-
ten Verlauf des Mittelstreifs ete. unterscheidet. Ist nicht minder formenreich als
2. und die Formen fast noch schwieriger abzugrenzen. Nach dem Theilungsgrade,
dem Umrisse des Blattes und seiner Theile unterscheidet man:
A. dentäta. Blätter bis 2, höchstens 3 dm lang, einfach gefiedert; Fiedern
nur fiedertheilig; Abschnitte genähert, mehr oder weniger seicht fiedrig
gelappt. — So an trockenen, sonnigen Orten. — Ü. f. d. Hook. Sp. Fil. I.
198 (1846), z. T. Luerssen Farnpfl. 455. fig. 155. Polypodium d. Diekson Pl.
Crypt. Brit. fase. III. 1. tab. VII fig. 1. (1793). Cyathea d. Sm. Fl. Brit.
III 1141 (1804). ©, f. var. lobulato-dentata Koch Syn. ed 2. 980 (1845).
B. pinnatipartita. Blätter bis 50 em lang, doppelt bis dreifach
gefiedert. C.f.p. Koch Syn. ed 2. 980 (1845). Hierher die Unterformen:
a. anthriscifölia. Fiedern meist spitz; Fiederchen locker, eiförmig,
meist stumpf, kurz gestielt, am Grunde abgerundet, tief fieder-
theilig. — Häufig. — C. f. p. a. Koch a.a.O. (1845). C. f. a. Luerssen
Farnpfl. 456. fig. 156, 157. Polypodium ca. Hoffm. Deutschl. Fl. II
9177997
. db. eynapiifölia. Fiedern und Fiederchen meist stumpf; letztere
länglich-eiförmig, oft locker, zuweilen vorwärts gerichtet, am
Grunde keilförmig, meist nur fiederspaltig mit keilf. verkehrt-eiför-
migen fast gestutzten Abschnitten. — Häufig. — Ü. f. p. e. Koch a.a. 0.
(1845). ©. f. ce. Luerssen Farnpfl. 458. fig. 158. Polypodium ce, Hoftm.
a. a. 0.
c. angustäta. Blätter sehr zart, dunkelgrün; Fiederchen sehr locker,
lanzettlich, spitz, tief fiedertheilig und länglichen bis lanzett-
lichen, spitzen, spitz gezähnten Abschnitten. — An nassen
' Felswänden, in tiefschattigen Schluchten. — (©. f. p. a. Koch a. a. 0.
(1845). ©. f. a. Luerssen Farnpfl. 459. Polypodium f. a. Hoffm. in
Roem. et Usteri Mag. IX Stück 11 Taf. [I] Fig. 14d (1790). P. tenue
Hoffm. Deutschl. Fl. II 9 1795. Cyathea regia Both Tent. fl. germ. III
96 (1800) nicht Forster. Uystea angustata Sm. Engl. fi. IV 288 (1828).
d. acutidentäta. Derber; Fiederchen spitz, kammförmig ein-
seschnitten-gezähnt; Zähne öfter ausgerandet. — Typisch meist auf
Kalk. Schweizer und Deutscher Jura; Kalkalpen in Tirol, Krain und
Kroatien. — (©. f. a. Döll Fl. Baden I. 43 (1857). Luerssen Farnpfl. 460.
fig. 159.
An diese Formen-Gruppe schliesst sich noch an:
C. deltoid&a. Unteres Paar der Fiedern das längste. (Nach
Luerssen Farnpfl. 459 findet sich dies Grössenverhältniss auch an Exem-
plaren von B. a und B. b.) — Nach Milde (Fil. Eur. 149) im Schlesischen
Gebirge und im Schweizer Jura am Creux du Van. — (. f. d. Shuitleworth
in Godet Fl. du Jura 856 (1853). Luerssen Farnpfl. 459.
Durch ihre Bekleidung zeichnet sich folgende Form aus:
IH. Hut&ri'). Blätter bis 18 cm lang; Stiel erheblich kürzer
1) Nach dem Entdecker Rupert Huter, * 1834, Pfarrer zu Ried bei Sterzing
in Tirol, dem rüstigen Erforscher seiner heimatlichen Alpen wie mancher Strecken
des Mittelmeergebietes in Spanien, Italien und Dalmatien; an einer Bereisung des
letzteren Landes (1867) hatte ich das Vergnügen, mich zu betheiligen. '
Cystopteris. 17
(oft nur !/s—!/s) als die längliche, doppelt gefiederte Spreite; letztere
besonders an Mittelstreif und Nerven mit gegliederten, in der Jugend
an der Spitze drüsigen Spreuhaaren und auf der Ober- und
Unterseite sowie besonders am Rande mit sehr kurzen ein-
zelligen Drüsenhärchen besetzt. Fiederchen fiederspaltig. So
nur am Mont-Cenis (Rostan und Beyer) und in den Dolomitalpen
Süd-Tirols vom Schlern bis Sexten. — Ü. f. H. Milde Fil. Eur. 149 (1867).
Luerssen Farnpfl. 459. ©. H. Hausmann exs.
Durch die Sculptur der Sporen weicht eine bisher in Europa nur in Nor-
wegen beobachtete Form ab, die wohl auch im Gebiet vorkommen könnte:
b. Baenitzii!), Sporen mit niedrigen, unregelmässig gelappten
Leisten versehen, sonst glatt. Die mir vorliegenden vom Entdecker
mitgetheilten Originalexemplare gehören nach ihrer Blattform zu B. b. cynapii-
Jolia, der Stiel ist höchstens halb so lang als die Spreite, zuweilen auch kürzer.
©. f. var. B. Warnstorf in Aschers. Syn. I 17 (1896). ©. B. Dörfler in Bae-
nitz Herb. Europaeum No. 6510 Prosp. 1891 4. Samzelias in Bot. Not.
1891 17. In der Beschaffenheit der Sporen entspricht diese Form der gleich-
falls früher speeifisch getrennten (Ü. Dickieana (Sim Gardeners’ Journ. (1848.
308), die bisher nur in einer Höhle bei Aberdeen in Schottland beobachtet
wurde. Luerssen {(Farnpfl. 466) bestreitet, wie schon Moore und Milde
das Artrecht dieser von Watson (Comp. Cyb. Brit. 599) wohl mit Recht
für Erzeugniss des abnormen Standorts erklärten Form (welche von Milde
[Fil. Eur. 151] und Luerssen zur Unterart B [deren Indigenat für Gross-
Britannien nach Watson a. a. O. zweifelhaft ist], von Moore (Handb. Brit.
Ferns ed. 1. 81 [1848]) und Babington (Man. ed. 3. 412 [1851]) zu A gezogen
wird), da auch bei der typischen Ü. regia mitunter einzeln oder zahlreich
ähnliche warzige Sporen vorkommen. Ich würde daher, wie A. Blytt
(Christ. Vidensk. Selsk. Forh. 1892 No. 3. 5) und Warnstorf Ü. Bae-
nitzu nur für eine Form der eu-fragilis halten, hätte die Untersuchung
der Originalprobe auch nicht das Vorhandensein einzelner normal bestachel-
ter Sporen ergeben.
(Ganz Europa incl. Spitzbergen und Nowaja Semlja; Asien bis zum
Himalaja; Nord-Africa; Capverden; Nord-America inel. Grönland; Chile;
Neu-Seeland; Tasmania; Kerguelen.) *
. B. ©. regia. Blätter 7—38 cm lang; ihr Stiel 21/o—16 cm lang,
meist erheblich kürzer (bis nur !/s) als die doppelt bis dreifach
gefiederte Spreite. Fiederchen (bez. Abschnitte) dritter Ordnung
aus keilförmigem Grunde eiförmig bis schmal länglich, einge-
schnitten-gezähnt bis fiedertheilig; die Zähne meist an der
stumpfen oder gestutzten Spitze ausgerandet bis eingeschnit-
ten; die letzten Nervenäste in die Buchten auslaufend.
Felsspalten und Geröll der subalpinen und alpinen Region.
1260—2529 m (Kerner h.), nur im Alpen- und Karpatensystem.
Im Schweizer Jura; Alpen (besonders Kalkalpen) von der Dau-
1) Nach dem Entdecker Dr. Karl Gabriel Baenitz, * 1837, Subrector a. D.
jetzt in Breslau, welchem die Flora Norddeutschlands, Norwegens, der Alpen- und
har
Karpatenländer manchen schönen Fund verdankt. Ausserdem hat sich derselbe, wie
. Pfarrer Huter, durch die seit mehreren Decennien fortgesetzte Verbreitung vieler
seltener Pflanzen durch Verkauf und Tausch verdient gemacht.
IL
an
a
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Ascherson, Synopsis. I. 2
18 | Polypodiaceae.
phin& bis Nieder-Oesterreich und von Val Stura (Cottische Alpen)
bis Krain, Kroatien, Dalmatien (Velebit, Dinara, Orjen!!), Bosnien,
Hercegovina und Montenegro. Tatra; Siebenbürgische Karpaten
bis zum Banat. Sp.r. Juli, August. — (©. f. r. Bernoulli Gefäss-
erypt. d. Schweiz 44 (1857). O. r. Presl Tent. Pteridogr. 93
(1836). Koch Syn. ed. 2. 980. Nyman Consp. 867. Suppl. 347.
Ö. alpina Link Hort. Berol. II 130 (1833). CO. f. Alp. Milde
Sporenpfl. 68 (1865). Luerssen Farnpfl. 463 fig. 160.
Zerfällt in zwei Hauptformen:
A. fumariiförmis. Fiederchen dritter Ordnung eiförmig
bis länglich; Zähne kurz, gedrängt. — Ü. r. fum. Koch
a. a. ©. (1845). Polypodium r. L. Sp. pl. ed. 1. 1091 (1753).
Oyathea r. Forster in Symons Syn. pl. 194 (1798). Aspidium
r. Sw. in Schrad. Journ. 1800 Il. 41 (1801). Cystopteris r.
Desv. Ann. Soc. Linn. Paris VI 264 (1827). C. frag. A. r. Milde
Sporenpfl. 69 (1865). Luerssen Farnpfl. 466 fig. 160 a.
B. alpina. Fiederchen dritter Ordnung länglich bis
schmal länglich, die linealen Zähne entfernter gestellt. —
Hochalpenform. — (0. f. r. a. Bernoulli a. a. ©. (1857). C. r.
a. Koch a a. O. (1845). Polypodiıum a. Wulfen in Jacgq. Collect.
II 171 (1788). Oyathea a. Roth Tent. Fl. germ. III 99 (1800).
Aspidium a. Sw. a. a.0. 42 (1801). Uystopteris a. Desv.a.a.O.
(1827). CO. f. A. a. Milde Sporenpfl. 69 (1865). Luerssen Farnpfl.
467 fig. 160 b—d.
Sehr bemerkenswerth (vielleicht Bastard von 4. BD. und 5.?) ist die Form
C. deltoid&a. Unteres Paar der Fiedern das längste; sonst wie
B. B. — So nur in den Dolomit-Alpen Süd-Tirols: in der Schlern-
klamm und auf der Alp Innerfeld bei Sexten. — C©. a. d. Milde
ZBG. Wien XIV 10 (1864).
(England (ob einheimisch ?); Nord-Schweden ; Herjedalen ; Pyrenäen;
Gebirge des Mittelmeergebietes in Europa und Vorder-Asien bis Kurdi-
stan. Ausserdem in sehr abweichenden Formen in Schottland (C.
Dickieana Sim s. jedoch S. 17) und (var. Canariensis (Willd.) Milde Fil.
Eur. 152) mit drüsigem Schleier) in Asturien, Galicien, Portugal, auf
den Azoren, Madeira, den Canarischen Inseln, in Abyssinien, Kilimand-
jaro, Maskarenen, Capland, Süd-Amerika.) *|
b. Grundachse schlank, kriechend, entfernt beblättert. Blattstiel meist
viel länger als die Spreite, deren unterstes Fiederpaar beträchtlich
länger ist als die folgenden. (Vgl. 4. B. C.)
(esammtart C. montana.
5. (2.) C. montäna. 4. Grundachse dunkelbraun, fast glanzlos, bis
2 dm lang und bis 4 mm dick; Blätter bis 42 cm lang, lebhaft- bis dunkel-
grün. Stiel bis 27 cm lang, 1,5 mm dick, unterwärts dunkelbraun, ober-
Cystopteris. 19
wärts strohgelb. Spreuhaare aus sehr dünnwandigen Zellen, am Rande
drüsig. Spreite dreieckig bis dreieckig-eiförmig, rasch abnehmend
3—4fach gefiedert, unterseits besonders auf Mittelstreif und Nerven spär-
lich bis reichlich kurz- und kleindrüsenhaarig. Fiedern jederseits bis etwa 13,
abwechselnd, oder die untersten fast gegenständig, die grösseren zuge-
spitzt, nach aufwärts gerichtet, oft etwas gekrümmt; die untersten sehr
ungleichhälftig-eiförmig; die hinteren Fiederchen derselben grösser,
das unterste länger als die folgenden, an Grösse und Thei-
lung der 3.—4. Fieder des Blattes entsprechend. Die übrigen
Fiedern fast gleichhälftig, die obersten kleineren stumpflich. Fiederchen
dritter Ordnung fiedertheilig, mit gezähnten Abschnitten, bis einge-
schnitten gezähnt. Zähne kurz, oft ausgerandet, mit in die Bucht ver-
laufendem Nervenende. Sori klein, zuletzt entfernt oder genähert.
Schleier kahl oder sparsam drüsig. Sporen mit kurzen, stumpfen, dicken
Warzen besetzt. — An schattigen, feuchten, steinigen Plätzen in Wäl-
dern oder an Felsen von der höheren montanen bis in die alpine Re-
‚gion aufsteigend, 975 —2240 m, nur ausnahmsweise tiefer; fast stets
auf Kalk; liebt die Gesellschaft von 8. Französischer, Schweizer! und
Schwäbischer Jura (Pletten- und Dielinger Berg, 850 m, ©. A. Spaichingen
Hegelmaier!) Alpen von der Dauphin& bis Nieder-Oesterreich! und vom
Val Giaveno (Cott. Alpen) bis Krain, Kroatien, Dalmatien (Prolog).
Tatra!! nordöstliche und südliche Siebenbürgische Karpaten. Sp.r. Juli, Aug.
— C. m. Link Hort. Berol. II. 131 (1833, vgl. Bernhardi a. a. O.
26 ff. [1806]). Luerssen Farnpfl. 468 fig. 161. Koch Syn. ed. 2. 981.
Nyman Consp. 867 Suppl. 347. Polypodium m. Lam. Fl. france. I.
(23) (1778) nicht Vogler. P. Myrrhidifolium Vill. Fl. delph. in Gilibert
Syst. pl. Eur. I. 114 (1785). Oyathea mont. Sm. Mem. Ac. Roy.
Turin V. 417 (1793). Aspidium mont. Sw. in Schrad. Journ. 1800
II. 42 (1801). |
(Schottland ; Pyrenäen; Toskanische Apenninen; früher in Däne-
mark (Knapstrup auf Seeland); Skandinavien; Nord-Russland; Kam-
tschatka; Nord-America.) *
6. (3.) C. Sudetica. 4. Der Leitart sehr ähnlich, unterscheidet sich
durch Folgendes: Spreuhaare am Rande meist drüsenlos; ihre Zellen mit
etwas derberen Wandungen. Spreite eiförmig bis dreieckig-eiförmig;
unterste Fiedern länglich bis länglich-eiförmig, weniger un-
gleichhälftig; das unterste hintere Fiederchen derselben
kürzer (oder doch nicht länger) als die folgenden; an Grösse
und Theilung der 6.-—7. Fieder des Blattes entsprechend.
Fiederchen dritter Ordnung fiederspaltig bis gezähnt. Zähne aller Ab-
schnitte ausgerandet mit in die Bucht verlaufenden Nervenenden. Schleier
dichtdrüsenhaarig. Sporen kurz-diek-und stumpfstach-
lig, selten warzig. — Schattige humose Wälder der montanen Re-
gion, nur in den östlichen Sudeten und den Karpaten, ca. 500—700 m;
meist auf kalkarmem Substrat, aber auch mit 5. auf Kalk. Gesenke!!
Tatra!! nördliche! nordöstliche! und Siebenbürgische Karpaten! Biharia.
2*
ai
20 Polypodiaceae.
Die Angaben im Flachlande (Zawadow bei Lemberg Weiss ZBG.
Wien XV. 454 auch nach Milde Fil. Eur. 147) und „Polon. Krupa
1882“ (Nyman Suppl. 347) wohl sehr zweifelhaft. Sp.r. Juli, August.
— (0. s. A. Br. et Milde 33. Jahresber. Schles. Gesellschaft 1855.
92. Luerssen Farnpfl. 475 fig. 162. Nyman Consp. 867 Suppl. 347.
Aspidium montanum Scholtz Enum. Filie. Siles. 43 (1836) nicht Sw. (©.
alpina Wimm. Fl. v. Schles. 2. Aufl. 505 (1844) nicht Desv. ©. montana
Wimm. a. a. ©. 3. Aufl. 19 (1857) nee Link. (. leucosoria Bohne
ÖBZ. VII (1858) 328.
(Nord-Russland in den Gouv. keit und Perm;; westl. Kaukasus:
Tjeberda-Thal (Levier A ravers le Oauc. 244); am oberen Wilui (östl.
Nebenfluss der Lena) in Ost-Sibirien.) I#+
4. ASPIDIUM)).
(Sw. in Schrad. Journ. 1800 IT 4, 19 (1801) veränd. Luerssen Farnpfl. 309.)
Vgl. S. 8, 9. Mittelgrosse oder ansehnliche Farne. Grundachse
kriechend, mit entfernten oder aufsteigend bis aufrecht und dicht ge-
drängten Blättern; diese spiralig gestellt, meist (bei unseren Arten stets)
ein- bis vierfach gefiedert. Blattstiel wenigstens im oberen Theile bauch-
seits nebst dem Mittelstreif (auch der Fiedern und Fiederchen) rinnig.
Enden der Nerven nicht verdickt.
Die formelle Einbeziehung der bisherigen Gattung Phegopteris kann weniger
befremden, als die Thatsache, dass dieselbe nicht längst erfolgt ist. Das Vorhanden-
sein oder Fehlen des Schleiers kann in manchen Fällen nicht einmal als Artmerk-
mal gelten. So erklärt Christ (Schw. BG. III 37 [1893] Polypodium ( Pheg.)
platyphyllum Hook. und P. rigidum Hook. et Grev. für schleierlose Formen unseres
einheimischen A. aculeatum B. angulare. Umgekehrt hat Sadebeck (DBG. XIII
(1895) 23 tab. III fig 3 bei P. (Pheg.) sparsiflorum Hook. einen zwar rudimentären
(unterständigen!) Schleier nachgewiesen, der immerhin noch ansehnlicher als der von
3 ist und von ihm selbst mit dem einiger von Mettenius deshalb zu Aspidium ge-
stellten früheren Polypodium-Arten verglichen wird. Abgesehen von dem Vorgange
von Roth (1800), Bory (1826) und Baumgarten (1846) hat Kuhn diese Vereinigung
(schon in seiner Dissertation 1867) befürwortet, und in der Botanik der v.d.Decken-
schen Reise (III. 337 [1879]) ausgeführt, ohne aber die nöthigen Namensänderungen
vorzunehmen. Die Trennung von Nephrodium (inel. Phegopteris, entsprechend der ur-
sprünglichen Gattung Lastrea Bory 1826) und Aspidium, wie sie Prantl (Excur-
sionsflora f. Bayern 24 [1884]) durchführt, scheint mir nicht natürlicher als die
herkömmliche zwischen Phegopteris und Aspidium. Luerssen, der schon in den
Farnpfl. 295 diese Verschmelzung beider als gerechtfertigt bezeichnet, erklärt sich
in einem Briefe vom Januar 1895 mit derselben einverstanden.
Etwa 600 Arten, über den grössten Theil der Erdoberfläche verbreitet. In
Europa ausser den bei uns vorkommenden 12 Arten nur noch eine: A. aemulum
(Ait.) Sw. (Nephrodium foenisecii Lowe), zunächst mit 15. verwandt, auf den Bri-
tischen Inseln und in N.W. Frankreich.
1) Von asrıs, Schild, wegen des bei Nr. 16—18 schildförnig angehefteten
Schleiers.
Aspidium. 21
A. Phegöpteris!) (Fee Gen. fil. 242 [1850]). Schleier fehlend.
Grundachse unserer Arten kriechend. Blätter sommergrün, Blatt-
stiel lang, mit 2 im Querschnitt ovalen Leitbündeln, die sich
oberwärts zu einem im Querschnitt hufeisenförmigen vereinigen.
I. Blätter schnell abnehmend doppelt gefiedert, das unterste
Fiederpaar viel grösser als die übrigen. Sporangien kahl.
Gesammtart A. dryoöpteris?).
7. (1.) A. dryöpteris. 9%. Grundachse dünn, schwarz, glän-
zend. Blätter 8 cm bis 5 dm lang. Blattstiel strohgelb, nur ganz
am Grunde zerstreut spreuhaarig, sonst kahl, 2—3 mal so lang als die
fast horizontal übergebogene, in Umriss 3eckige, kahle, zarte, leb-
haft grüne Spreite. Fiedern jederseits 6—9, die unteren entfernt,
gegenständig, die 2 untersten Paare. gestielt, die folgenden sitzend, die
obersten zusammenfliessend. Jede der untersten (an der lebenden
Pflanze abwärts geneigten) Fiedern fast so gross als der Rest
der Spreite ausser dem untersten Paare. Fiederchen läng-
lich bis länglich-lanzettlich, an dem untersten Paare fiederspal-
tig, an den übrigen nur eingeschnitten bis gekerbt; die untersten
Fiederchen des untersten Paares gestielt, das vordere länger als die übrigen
vorderen, das hintere an Grösse und Theilung etwa der
dritten Fieder des ganzen Blattes entsprechend. Letzte
Abschnitte länglich, ganzrandig oder gekerbt, flach. — Schattige etwas
feuchte Wälder, seltener an Felsen und Mauern, zerstreut bis nicht
‚selten ; am häufigsten in der montanen Region der Gebirge, bis 2000 m auf-
steigend; im südlichsten Gebiet selten, der immergrünen Region des
Mittelmeergebiets und den Nordseeinseln fehlend. Sp.r. Juli, Aug. —
A. D. Baumg. En. Transs. IV. 29 (1846). Polypodium D. L. Sp.
pl. ed. 1. 1093 (1753). Koch Syn. ed. 2. 974. Polystichum D. Roth
Tent. fl. germ. III 80 (1800). Nephrodium D. Michaux Fl. bor. am.
II 270 (1803).. Zastrea D. Newman Natur. Alm..15 (1844, vgl. Bory
Diet. class. d’hist. nat. IX 233 [1826]). Phegopteris D. Fee Gen. fil.
243 (1850). Luerssen Farnpfl. 300 fig. 133. Nyman Consp. 868
Suppl. 347.
Schur (ÖBZ. VIII 139) gibt Polypodium disjunetum (Rupr. Distr. erypt. vasc.
Ross. Beitr. z. Pflanzenk. d. Russ. Reichs. 3. Lief. 52 [1845]) in Siebenbürgen bei
Kronstadt an. Nach Simonkai (605) gehört die Schursche Pflanze zu 8., kann
also unmöglich mit der Ruprechtschen identisch sein, die eine sehr zartblättrige
Biesenform von 7 ist, bei der die untersten Fiedern mit Ausschluss des 4 cm langen
Stiels bis 15 em‘lang und ihre untersten 2—3 Abschnitte dritter Ordnung durch
6—9 mm weite Zwischenräume getrennt, sowie deren Seitennerven fiedrig verzweigt
1) Won pnyos, von den modernen Schriftstellern fälschlich — dem latein.
fagus für Buche gebraucht und rripız s. 8. 2, von L. nach Analogie des folgenden
Namens gebildet.
2) öpuortepig,.bei Dioskorides (IV. 186) Namen eines auf, alten, en (ep%s)
wachsenden. ‚Farns (etwa Asplenum. Adiantum nigrum?). EL ER, SER vn
BD Polypodiaceae.
(nicht wie bei 7. einfach) sind. Ob die von Borbäs (ZBG. Wien XXV. 788)
bei Ipoly-Litke im Neograder Comitat Ungarns unter diesem Namen angegebene
Pflanze mit der Ruprechtschen sonst nur im Territorium Alaska des westlichen
Nord-America und in Kamtschatka gefundenen Form übereinstimmt, lasse ich, da
ich sie nicht gesehen habe, dahingestellt. Die Angabe des „Polypodium vulgare
disjunetum Rupr.‘“ [sie] bei Lemberg durch Weiss (ZBG. Wien XV 454) dürfte
sich wohl auf die Schursche Pflanze beziehen, zumal 8. von demselben Fundorte
angeführt wird.
(In Nord- und Mitteleuropa verbreitet, in Südeuropa und Nordost-
Kleinasien nur auf Gebirgen; Nord-Asien bis Japan; N.W. Himalaja;
gemässigtes Nord-America.) *
8. (2.) A. Robertianum '. 9} Unterscheidet sich von der ähn-
lichen Leitart durch Folgendes: Grundachse kürzer, holziger, dunkel-
braun, glanzlos. Blattstiel kürzer, nur 11/2 mal so lang als die Spreite,
oberwärts nebst dem Mittelstreif und der Unterseite der auf-
rechten im Umriss dreieckig-eiförmigen, derberen, gelblich-grünen Spreite
mit kurzen Drüsenhaaren besetzt. Jede der untersten Fie-
dern kleiner als der Rest der Spreite über dem untersten
Fiederpaar. Fiederchen stumpf.. Von den untersten Fiederchen der unteren
Fiedern das vordere meist nicht länger als die übrigen vordern, das
hintere der vierten Fieder des ganzen Blattes entspre-
- chend. Letzte Abschnitte länglich-lanzettlich, zuletzt an den Rändern
zurückgerollt. Sori mitunter (an kräftigen Exemplaren) bis zur Berüh-
rung genähert. — Kalkhold. Felsen, sonnige, steinige Abhänge, oft
zwischen Gebüsch, lichte Wälder, Mauern, sehr selten auf kalkarmem
Waldboden oder auf Erlenstümpfen; im südlichen Gebiet häufig, bis
über 2000 m aufsteigend, im mittleren zerstreut, im nördlichen Flach-
lande nur vereinzelt und grösstentheils wohl nur mit Bruchsteinen ein-
geschleppt: in Anhalt: Wörlitz!! und den Provinzen Brandenburg!! Posen:
Paradies bei Meseritz (Janisch DBG. IX (167)!) Argenauer Forst
am Canal bei Seedorf (Dabrowski und Spribille BV. Pos. II 46);
Westpreussen: Schloppe am Fliess bei der Salmer Glashütte (Ruhmer
PÖG. Königsb. XIX 57. Sitzb. Bot. V. Brand. XX 113) und Graudenz
an Festungsmauern (Rosenbohm a. a. O. XIX 78); in Polen: Warschau:
Bielany (Kamienski Pam. Fiz. V 110); Galizien: Lemberg: Brzucho-
wice (Weiss ZBG. Wien XV 454 s. oben) und Schlesien: Sprottau
und Karlsruhe! Sp.r. Juli, Aug. — A. R. Luerssen in Aschers. Syn.
I. 22 (1896). Polypodium R. Hoffm. Deutschl. Fl. II 20 (1795).
Koch Syn. ed. 2 974. P. calcareum Sm. Fl. Brit. 1117 (1804). Lastrea c.
Newman a. a. OÖ. 17 (1844, vgl. Bory a. a. O. [1826]). Aspidium
c. Baumg. a. a. O. (1846). Phegopteris c. F&e Gen. fil. 243 (1850).
Nyman Consp. 868. Suppl. 347. Ph. Robertiana [um] A. Br. in Aschers.
Fl. Brand. II 198 (1859). Luerssen Farnpfl. 303 fig. 134. Nephro-
dium R. Prantl Exe.fl. f. Bayern 24 (1884).
1) Wegen des eigenthümlichen, von den Drüsenhaaren herrührenden Geruches,
der von Hoffmann mit dem des Geranium Robertianum verglichen wurde.
Aspidiuni, 2}
(England; Frankreich; Pyrenäen Arragoniens; Italien; Balkanhalb-
insel bis Thessalien; Island; südlicheres Skandinavien bis Dalarne;
Finnland; Russische Ostseeprovinzen; Littauen; Tula; Rumänien ;
Afghanistan ; gemässigtes Nord- America.) *
Angebliche Bastarde von 7. und 8. sind vom Süntel bei Hannover (Focke
Pflanzen-Mischlinge 425) und aus Luxemburg bei Kopstal (Koltz M&m, Soc. bot. Lux.
IV. V.1877/8 188 [1880]) angezeigt. Letztere Pflanze habe ich so wenig als Luerssen
(Farnpfl. 306) gesehen und erlaube mir daher kein Urtheil über dieselbe. Erstere
Angabe bezieht sich auf eine am Bakeder Berge 1875 von Haussknecht be-
obachtete Form, von der mir Andr&e eine Probe mittheilte, Dieselbe zeigt zwar
taube Sporangien, ist aber von 8. durch kein erhebliches Merkmal verschieden
und deshalb als Bastard sehr zweifelhaft.
II. Blätter gefiedert,: mit fiederspaltigen Fiedern; «das unterste
Fiederpaar kaum oder nicht grösser als die folgenden. Spo-
rangien auf dem Scheitel ein kurzes Drüsenhaar und eine
viel längere spitze Borste tragend.
9. (3.) A. phegöpteris!). 9. Grundachse etwas dicker als bei 7.
und 8. Blätter bis 54 cm lang. Blattstiel öfter gebogen, strohgelb,
meist wie der Mittelstreif zerstreut spreuhaarig, meist beträchtlich länger
als die herzförmig-längliche, lang zugespitzte, hellgrüne, zarte, unterseits
kurzhaarige, oberseits und am Rande zerstreut langhaarige Spreite. Fie-
dern jederseits 12—20, ziemlich genähert, gegenständig; das unterste
Paar derselben meist abwärts gerichtet, die übrigen an der
Spitze aufwärts gebogen; alle lanzettlich, zugespitzt. Die unter-
sten Abschnitte der beiderseitigen Fiedern, mit Ausnahme
des untersten oder der 2 untersten Paare, zu einer viereckigen
- Fläche verschmolzen, von welcher ein schmaler Saum am Mittel-
'streif bis zur nächstunteren herabläuft; in der oberen Blatthälfte diese
Vierecke zusammenfliessend. Abschnitte länglich, stumpf, ganzrandig oder
gekerbt, selten grob und stumpf gezähnt (f. obtusidentata Warnstorf-
Nat. Ver. Harz VII 83 [1892]). Sori oft bis zur Berührung genähert.
— Standort und Verbreitung wie bei 7., nur noch mehr Feuchtigkeit
liebend, gern an quelligen Orten bis 2400 m ansteigend (Kerner h.), in
der Ebene etwas seltener als 7. Sp.r. Juli, Aug. — A. Ph. Baumg. a.
a. 0. 28 (1846). Polypodium Ph. L. Sp. pl. ed. 1. 1089 (1753). Koch
Syn. ed. 2. 974. Pölystichum Ph. Roth Tent. fl. germ. III 72 (1800).
Lastrea Ph. Newman a. a. O. 17 (1844, vgl. Bory a. a. O. [1826]).
Ph. polypodioides Fee Gen. fil. 243 (1850) nec Mett. Luerssen Farnpfl.
296. fig. 131, 132. Nyman Consp. 867. Suppl. 347. Ph. vulgaris
‚Mett. Fil. Hort. Lips. 83 (1856). Nephrodium Ph. Prantl Exe. fl. f.
Bayern 23 (1884). .
Wird zuweilen mit 10. verwechselt, wovon 9. aber durch die starke Behaarung
und die gegenständigen Fiedern leicht zu unterscheiden ist.
(Nord- und Mittel-Europa; Pyrenäen Cataloniens ; Corsica ; Apenni-
nen; Serbien; nordöstl. Kleinasien; Kaukasus; nordwestl. Himalaja;
Nord-Asien bis Japan ; Nord-America.) ui
1) 8.8521.
24 Polypodiaceae. ;
B. Schleier vorhanden (vgl. 10. und 11.).
I. Lästrea!) (Bory Diet. class. d’hist. nat. VI 588 [1824] und
IX 232 [1826]). Sori meist rückenständig. Schleier nieren-
förmig, in der Bucht dem Scheitel des Receptaculums und
den Seiten des zuführenden Nervenasts eingefügt.
a. Blattstiel mit 2 bandförmigen Leitbündeln. Blätter sommer-
grün, gefiedert mit fiederspaltigen Fiedern ; beide Gabeläste
der Seitennerven des Abschnitts einen Sorus tragend; Schleier
klein, hinfällig, drüsig-gezähnelt. y
10. (4.) A. thelypteris?. 2. ET kriechend,
schwarz, mit entfernten 15 cm bis 1 m langen Blättern. Blattstiel
beim Frond. meist etwas länger, beim Sp.b. so lang als die
Spreite, nur am Grunde sparsam spreuhaarig; Leitbündel im Quer-
schnitt oval, sich oberwärts zu einem im Querschnitt hufeisenförmigen
verbindend. Spreite länglich bis lanzettlich, am Grunde nicht
oder wenig verschmälert, hellgrün, meist zart, unterseits in der
Jugend spärlich mit weisslichen kurzen 1-zelligen Haaren und gelb-
lichen Drüsen besetzt. Fiedern jederseits 10—30, etwas entfernt, ab-
wechselnd, oft z. T. paarweise genähert, seltener genau gegenständig,
fast sitzend, lineal-lanzettlich. Abschnitte länglich, ganzrandig
oder schwach gezähnelt, stumpf bis spitzlich. Sori in der
Mitte zwischen Mittelnerv und Rand, zuletzt bis zur Berüh-
rung genähert, meist den ganzen, zuletzt durch Zurückrollung des
Randes dreieckig oder sichelförmig werdenden Abschnitt be-
deckend.. — Moore, Sumpfwiesen, Waldsümpfe, meist sehr gesellig,
aber oft mit spärlichen Sp.b.; in der Ebene meist häufig, seltener im Ge-
birge (nur bis 860 m aufsteigend). Sp.r. Juli—Sept. — Asp. Th. Sw.
in Schrad. Journ. 1800 II. 40 (1801). Luerssen Farnpfl. 360. Nyman
Consp. 866 Suppl. 367. Acrostichum Th. L. Sp. pl. ed. 1 1071 (1753).
Polypodium Th. L. Mant. II 505 (1771). Polystichum. Th. Roth
Tent. fl. germ. III 77 (1800). Koch Syn. ed. 2. 977. Lastrea Th.
Presl Tent. Pter. 76 (1836, vgl. Bory Diet. class. VI 588 [1824]).
Nephrodium Th. Desv. Ann. Soc. Linn. Par. VI 257 (1827).
Aendert wenig ab. Eine Form des Sp.b. und eine des Frond. sind mit Namen
belegt worden, die aber nach Luerssen (Farnpfl. 365) und Warnstorf (BV.
Brand. XXXV. 128) öfter auf einer Grundachse vorkommen und als üppige Form
schattiger Standorte (Erlenbrücher ete.) anzusehen sind. Bei der ersten, Sp.b. B.
Rogaetzianum?) (Bolle BV. Brand. I 1859 73 [1860]) sind die Abschnitte am
Rande nicht oder kaum umgerollt und die Sori bedecken nur einen Streifen zwi-
schen Mittelnerv und Rand; bei der zweiten, Frond. B. incisum (Aschers. Fl.
Brand. I 922 (1864) = var. pinnatifidum Milde Sporenpfl. 61 (1865) sind die Ab-
1) Nach Charles Jean Louis Delastre 7 1859, Verfasser einer Flore du
departement de la Vienne 1842. |
2) 8.8. 11.
3) Nach dem zuerst festgestellten Fundort, Rogätz bei Magdeburg.
„
>
Aspidium, 25
‚schnitte wenigstens theilweise eingeschnitten-gekerbt. Bei Sp.b. 1. distans (Warnstorf
BV. Brand. XXXV 1894 128 (1895) sind die Abschnitte weit von einander ent-
fernt, am breiten Grunde dreieckig, spitz, an den unteren Fiedern stark umgerollt,
an den oberen flach. — So in der Prov. Brandenburg bei Neu-Ruppin.
(Fast ganz Europa, im Mittelmeergebiet wenig verbreitet; Algerien;
Transkaukasien ; Turkestan; Nord-Asien bis Japan; Himalaja; Nilger-
ries; Nord-America. Die stärker spreuhaarige var. sguamuligerum
Schlechtendal im tropischen und Süd-Africa und auf Neu-Seeland.) *
11. (5.) A. montänum. %. Grundachse kurz, aufste igend,
mit dicht gedrängten, einen Trichter bildenden 6 dm bis 1 m
langen Blättern. Blattstiel kurz (6—24 cm) nebst dem unteren
Theile des Mittelstreifs sparsam spreuhaarig; seine Leitbündel bis zur
Spreite getrennt verlaufend, im Querschnitt leicht Sförmig gekrümmt.
Spreite länglich lanzettlich, beiderseits verschmälert, weich, gelb-
grün, unterseits mit gelben Drüsen und weissen kurzen einzelligen
Härchen bestreut. Fiedern jederseits 18—30, fast sitzend, die untersten
kurz, dreieckig, die übrigen lanzettlich, zugespitzt, ziemlich genähert,
die unteren gegenständig, dis oberen abwechselnd. Abschnitte länglich,
stumpf, flach oder wenig zurückgerollt, ganzrandig oder schwach
ausgeschweift, seltener deutlich gekerbt (var. crenatum Milde
Sporenpfl. 60 [1865]. Sori nahe dem Rande, unter sich, aber
nicht bis zur Berührung, genähert. — Schattige und lichte Wälder,
gern an feuchten Orten, oft gesellig; häufiger im Gebirge (bis 1738 m
[Kerner h.] aufsteigend) als in der Ebene, auf den Nordsee-Inseln,
der Ungarischen Ebene, in der immergrünen Region des Mittelmeer-
gebiets fehlend. Sp.r. Juli—Sept. — A. m. Aschers. Fl. Brand. III 133
(1859). Luerssen Farnpfl. 366. Polypodium m. Vogler Diss. inaug. Giess
(1781) nicht Lam. P, Oreöpteris!) Ehrh. erypt. n. 22 Willd. Prod. 292
(1787) vgl. Beitr. IV 44 (1789). P. limbospermum Bellardi in All. Auct.
Fl. ped. 49 (1789). Polyslichum m. Roth Tent. Fl. germ. III 74
(1800). Aspidium OÖ. Sw. Schrad. Journ. 1800 II 35 (1801). Nyman
Consp. 866 Suppl. 347. Polystichum OÖ. Lam. et D.C. Fl. franc. U
563 (1805). Koch Syn. ed. 2. 978. Lastrea O0. Presl Tent. Pier. 76
(1836, vgl. Bory Diet. class. VI 588 [1824]). Nephrodium m. Baker
in Hook. et Bak. Syn. fil. 271 (1874).
Dieser schöne Farn, von angenehm aromatischem Geruch, unterscheidet sich
von 12,., mit dem er öfter verwechselt wird, durch die drüsigen, meist völlig oder
nahezu ganzrandigen Abschnitte und die randständigen Sori.
Ueber den hypothetischen ‚Bastard 10 x 11 s. S. 12.
- (Britische Inseln; Frankreich; Nord-Spanien; Madeira; Üorsica;
Ober- und Mittel- Dali an, nordöstl. Kleinasien ; FEN Bude
land; südl. Skandinavien ; Dänemark). | *
1) Von öpog Berg und reipız s. S. 2.
26 Polypodiaceae.
b. Blattstiel mit 5-- 18 Leitbündeln. Blattabschnitte stets gezähnt;
meist nur der vordere Gabelast der Seitennerven der Abschnitte
einen Sorus tragend. Schleier bleibend. Grundachse kurz,
aufsteigend, mit dicht gedrängten Blättern.
1. Blattstiel kräftig, mehrmals kürzer bis höchstens halb so
lang als die Spreite (vgl. 13), nebst dem Mittelstreif meist
dicht braun-spreuhaarig (vgl. 12).
(6.) A. filix mas). (Wurmfarn, niederl. und vlaem. Mannetjes
Varen, Varen Manneke; dän.: Hanbraegne; franz.: Fougere mäle;
ital.: Felee maschia; rumän.: Nawalnik; poln.: Paprotnik samega;
böhm.: Kaprad samec; wend.: Papröd; russ.: Iamopons ; litt.: Papartis;
ung.: Päpräg.). 4. Blätter einen Trichter bildend, 0,3—1,4 m lang,
meist sommergrün. Stiel 6—30 cm lang, bis 5 mm dick, gelb-
lich, schwach rinnig, mit 6—8 Leitbündeln, mehrmal kürzer als die
längliche, nach der Spitze allmählich, weniger aber doch deutlich
nach dem Grunde verschmälerte, gefiederte, derbe, oberseits
dunkelgrüne, kahle, unterseits blässere, spreuhaarige Spreite.
Fiedern jederseits 20 — 35, abwechselnd, sehr kurz gestielt, zugespitzt,
tief fiederspaltig oder unterwärts gefiedert, die unteren
und mittleren oft etwas aufwärts gekrümmt. Blattzähne nicht
stachelspitzig. Sori nur am oberen Theile des Blattes, am unteren
Theile der Abschnitte 2reihig, dem Mittelnerven näher, oft bis zur
Berührung genähert, aber meist ‚nicht zusammenfliessend. Schleier (bei
uns) meist kahl. — Wälder, steinige Abhänge, durch das Gebiet meist
häufig bis gemein, bis 2400 m (Kerner h.) aufsteigend; selbst auf
den Nordsee-Inseln Föhr, Juist und Borkum (auf letzteren beiden wohl
nur angepflanzt; auch anderwärts häufige Zierpflanze). Sp.r. Juli— Sept. —
A.F. M. Sw. in Schrad. Journ. 1800 II. 38 (1801). Luerssen Farnpfl. 372
fig. 136. Nyman Consp. 865. Suppl. 346. Polypodium „F. mas‘
L. Sp. pl. ed. 1.1090 (1753). Polystichum F. m. Rth. Tent. fl. germ.
III 82 (1800). Koch Syn. ed. 2. 978. Nephrodium F. m. Rich. Cat.
med. Paris 129 (1801). Lastrea F. m. Presl Tent. Pterid. 76 (1836).
Dieser stattliche Farn ist nicht minder als 2. reich an Formen, die aber eben-
falls (mit Ausnahme von 12 B) eine continuirliche durch Uebergänge verbundene
Reihe bilden. Die wichtigeren dieser Formen sind nach Milde (Fil. Eur. 119 ff.)
und Luerssen folgende:
A. Schleier flach, mit den Sorus nicht von unten umfassendem Rande (kahl),
bis zuletzt ungetheilt.
a. Blätter 4—6 dm lang; Fiedern tief-federspaltig, Abschnitte länglich, bis
zur stumpfen oder ‚gestutzten Spitze fast gleich breit.
Il. subintegrum.‘ Blattstiel' nebst dem Mittelstreif des Blattes und der
lineal-lanzettlichen Fiedern dicht spreuhaarig. Abschnitte am Seiten-
rande fast oder völlig ganzrandig, nur an der Spitze gezähnt. — An
trocknen, steinigen Orten, seltner als die folgende. — A. F. m. var. s.
Döll Fl. Bad. 27 (1857). Luerssen Farnpfl. 379. A. F. m. forma genuina
BB U
„; :Aspidium. 27
Milde Nova Acta Leop. Carol. XXVI. II. 508 (1858). Polyst. F. m.
rupicolum Schur ÖBZ. VIII 322 (1858) (nur 23 em hohe Felsenform).
2. erenätum. Abschnitte am Seitenrande gesägt, an der Spitze
gesägt-gezähnt, sonst w. v.'— So am häufigsten. — A. F. m. var e.
Milde a.a. O. (1858). A. F. m. var. typica Luerssen Farnpfl. 377 (1886).
P Var. Barnesii!) (Moore nach Lowe Native Ferns I. 272 fig. 222
[1867]. Luerssen Farnpfl.386) scheint mir ein unvollkommener Zustand von
A.a. 2. mit ca. 3 dm langen, mit Ausnahme der Basis des Blattstieles
spärlich spreuhaarigen Blättern. Fiedern jederseits etwa
13, die unteren dreieckig-eiförmig, stumpf, die mittleren
verlängert- dreieckig, die oberen lanzettlich. Abschnitte ringsum (die
untersten am Grunde verschmälerten eingeschnitten-) gekerbt- gesägt.
Von dem ähnlichen 14. durch den kurzen Blattstiel und die nicht
stachelspitzigen Blattzähne sofort zu unterscheiden. — Bisher (wie es
scheint, nur Frond.) in der Rheinprovinz und im Riesengebirge bei
Krummhübel (Milde Fil. Eur. 121).
b. Blätter 6—12 dm lang; Fiedern am Grunde gefiedert, gegen die Spitze
tief fiederspaltig.
1. deorsi-lobätum. Blätter meist straff. Stiel und Mittelstreif des
Blattes und der Fiedern dicht spreuhaarig; untere Fiedern
“ länglich-, obere lineal-lanzeitlich ; Fiederchen stumpf, eingeschnitten-
gekerbt bis tief fiederspaltig, mit kerbig gesägten Abschnitten, von
denen die untersten (wenigstens der hintere, dem Mittelstreif des
Blattes zugewandte) ohrförmig vorgezogen sind; Sori gross,
zuletzt dicht gedrängt. — Trockne Stellen der Gebirgswälder,
seltener im nördlichen Flachlande. — A. F. m. var. d. Milde Fil. Eur.
120 (1867). Luerssen Farnpfl. 380. Lastrea F. m. var. d. Moore Ferns
Gr. Br. and Ir. Nat.-Pr. pl. XIV— XVII Text [S. 7] (1857). A. Mildeanum
Göppert Denkschr. Schles. Gesellsch. 50jähr. Besteh. (1853) 193. A. F'
m. var. incisa Milde Nova Acta XXVI. 2. 509 (1858) nicht Döll. A. F.
m. B Veselskii?) Hazslinszky Ejsz. Magy. viränya (1864) 349.
. affine. Blätter schlaff; Stiel ziemlich lang, dicht-, Mittelstreif
(wie der der Fiedern) spärlich-spreuhaarig; untere Fiedern
länglich, Fiederchen länglich bis lanzettlich, stumpf bis spitzlich, unten
tief fiederspaltig bis fast gefiedert; ihre Abschnitte länglich, ringsum
gesägt, die untern nicht grösser als die folgenden. Sori
klein, bis zuletzt von: einander entfernt. — An feuchten
schattigen Orten, seltener als die vorige Form. — 4. f. m. a. Aschers.
Syn. I. 27. 4. afine Fisch. et Mey. in Hohenack. en. Talüsch. 10
(1838). A. caucdsicum A. Br. in Flora XXIV 707 (1841). Lastrea
F. m. var. incisum Moore Phytol. III 137 (1848). A. F. m. var. i. Döll.
Fl. Bad. 27 (1857). Luerssen Farnpfl. 383.
Ebenfalls ein unvollkommener Zustand (ob wirklich immer von A.
b. 2. wie Borbäs ZBG. Wien XXV 791 [1875] meint, lasse ich dahin-
gestellt) ist die fast stets als Frond. (vgl. var. Barnesii) oder höchstens mit
einzelnen Soris, öfter mit anderen Formen auf einer Grundachse (nach
Luerssen Farppfl. 385) beobachtete var. heleopteris?) (Milde Nova Acta
XXVI 2. 510 [1858] Luerssen Farnpfl. 384 — Polypodium H. Borck-
hausen in Roemers Archiv I Stück 3 319 [1798]). Blätter bis 8 dm lang,
NG
1) Nach dem Entdecker Barnes, der diese Form in der englischen Graf-
‘schaft Westmoreland auffand.
2) Nach Friedrich Veselsky, 7 1866 als Kreisgerichts-Präsident zu Kutten-
berg in Böhmen, einem um die Flora mehrerer Kronländer Oesterreich-Ungarns
verdienten Beobachter.
3) Von Eos Sumpf und rtepıs 5. 8. 2.
28 | Polypodiaceae,
schlaff, mit blassgrünem, spärlich spreuhaarigem Mittelstreif,
mit fiedertheiligen Fiedern bis doppelt-gefiedert mit fiederspaltigen Fieder-
chen; Fiedern gedrängt, sich theilweise deckend; Fiederchen oder
untere Abschnitte der. Fiedern dreieckig, von einander entfernt, die
folgenden oft länglich, doppelt-gekerbt-gesägt bis fiederspaltig, am hin-
teren Rande ganzrandig, keilförmig herablaufend, am vorderen bogig;
abgerundet-stumpf. — In feuchten Wäldern, wohl nicht allzu selten.
B. Schleier gewölbt, mit seinen abwärts umgebogenen Rändern den Sorus von
unten umfassend (kahl), zuletzt 2—3lappig vom freien Rande nach der An-
heftungsstelle einreissend. (Untergattung Dichasium A. Braun in Flora XXIV
710 [1841)).
paleäceum. Blätter 1—1,6m lang; Stielund Mittelstreif
des oft überwinternden Blattes und der Fiedern dicht
mit oft am Grunde oder ganz braunschwarzen Spreu-
haaren besetzt. Fiedern fiederspaltig bis am Grunde gefiedert;
oft nahezu oder völlig gegenständig.: Abschnitte länglich, gestutzt,
nur an den Seiten oder auch oben ganzrandig. — Diese tropische,
mediterrane und atlantische Form bisher im Gebiet nur in Süd-
Tirol bei Bozen beobachtet; angeblich auch in Schleswig bei Husum
(Lange Danske Fl. 4. Ude. 17) [?- A. F. m. var. p. Mett. Abh.
Senckenb. Ges. II 55 (1856). Luerssen Farnpfl. 386. A. palea-
ceum. Don Prodr. fl. Nepal. 4 (1825). Lastrea F. m. var. ».
Moore Ferns Gr. Br. and Ir. Nat.-Pr. pl. XIV—XVI Text
[S. 1] pl. XVII A [1857].
Von Formen mit drüsig behaartem Schleier wird in unserem Gebiete an-
gegeben:
II. abbreviätum. Blätter selten über 3 dm lang, in der Jugend
.drüsig, Fiedern am Grunde gefiedert; Fiederchen bez. Abschnitte gross,
kurz, an der Spitze kerbig-gelappt, mit gezähnten Lappen. — Diese
aus England und Frankreich bekannte Form soll sich nach Borbäs (ZBG.
Wien XXV 791) im subalpinen Walde auf dem Berge Kunt bei Neu-Szädova
im Banat finden. — A F.m. var. a. Borbäsa.a.O. (1875)? Luerssen Farnpfl.
388. Lastrea F. m. var. a. Babingt. Man. Brit. bot. 3° ed. 410 (1851).
Polystichum a. Lam. et D.C. Fl. franc. II 560 (1805). Aspidium a. Poir.
Ene. Suppl. IV 516 (1816).
| Auf das bisher nur von den Hochgebirgen Corsicas und Barkiintihe bekannte
III. glandulösum (Milde Fil. Eur. (1867) (123) mit nur 3 dm langen, unterseits
reichlich drüsigen Blättern wäre in den See-Alpen zu achten.
Von missbildeten Formen, die gleichfalls öfter cultivirt werden, verdienen Er-
wähnung: m. polydactylum!) (L. F. m. 11 p. Moore a.a. 0. [S. 8] pl. XVI. B.
[1857]). Blattspitze wiederholt gegabelt, ebenso die nicht verkürzten, an der Spitze
plötzlich verschmälerten Fiedern. So wild beobachtet bei Visegräd in Ungarn
(Bo rbäs ZBG Wien XXV. 791). Die analoge nach Moore zu paleaceum gehörige,
in England einheimische, bei uns nur cultivirte Form m. cristatum (L. F. m. 3 ce.
Moore a. a. O. [S. 6] Pl. XVI A [1857]). bei welcher der gegabelte Theil der
Fiedern im Verhältniss viel ansehnlicher, bei den unteren Fiedern grösser als der
ungetheilte stielartige Theil ist, ist sehr bemerkenswerth je von A.deBary
(Bot. Zeit. XXXVI [1878] 470) beobachtete Apogamie (s. S Auf dem Vor-
keime bilden sich nicht einmal Archegonien. Dieselbe recahläne beobachtete
übrigens neuerdings Kny nicht selten an einzelnen Vorkeimen der Hauptform (unter
,
EEG
1) Von roAu; viel und Sdaxtuiog Finger.
Aspidium. 29
zahlreichen theils diklinischen, theils monoklinischen normalen). Vgl. Botan. Wand-
tafeln €. 1895. Ferner: m. erösum (Döll Rhein. Flora 16 (1843 = A. erosum und
A. depästum Schk. Krypt. Gew. 1 46 Tab. 45, 41 [1809]).. Einzelne oder viele Fiedern
und Abschnitte verkürzt, letztere häufig tief und unregelmässig eingeschnitten; mit oder
ohne Sori, dann der Schleier öfter ähnlich wie bei B. gelappt. Diese vielfach be-
obachtete Form geht seltner aus der var. crenatum, als aus den var. deorsi-lobatum,
affine und namentlich der Form heleopteris hervor. Ueber die Frostformen dieser
Art vgl. Luerssen Beitr. zur Kenntn. der Fl. v. Ost- u. Westpr. Bibl. Bot. Heft 28
S. 31 f#. Taf. V Fig. 4 und X—XXXIII [1894]. Zu diesen gehört auch die var.
diversiloba (Warnstorf Naturw. Ver. Harz VII 84 [1892]).
Off. Rhizoma Filicis, Radix Fil., Rad. Fil. Maris Ph. Austr.,
Belg., Gall., Germ., Helv., Hung., Neerl., Ross.
(Ganz Europa; Madeira; Algerien; Vorder- und Nord-Asien bis
Japan; Turkestan; Himalaja; Java; Reunion; Madagaskar; Nord-
Ameriea; Mexico; Venezuela bis Peru.) *
13. (7.) A. rigidum. %. Blätter einen dichten Büschel oder
Triehter bildend, 25—45 cm lang, sommergrün. Stiel 6—15 cm lang,
bis 3,5 mm dick, blassgrünlich, mit 5—6 Leitbündeln, in der Regel
höchstens halb so lang, selten so lang (var. faliax Milde ZBG. Wien XIV.
Sitzb. 12 [1864]) als die länglich-lanzettliche, doppelt-gefiederte,
etwas derbe, am Grunde wenig verschmälerte beider-(besonders
unter-)seits gelblich-drüsenhaarige Spreite. Spreuhaare heller als bei
d. v., am Stiel und Mittelstreif des Blattes dicht stehend, an dem der Fie-
dern spärlich. Fiedern jederseits 17—25, abwechselnd oder die untersten
gegenständig, sehr kurz gestielt, horizontal abstehend, die unteren etwas
entfernt, dreieckig-eiförmig, kurz-, die folgenden länglich-lanzettlich, länger
zugespitzt. Fiederchen länglich-lanzettlich, die unteren tief fieder-
spaltig (bis fast gefiedert), die folgenden weniger tief eingeschnitten,
die sbersten am Grunde zusammenfliessend. Abschnitte halbkreisrund
bis j&nglich, mit wenigen kurzen und breiten, besonders an den Spitzen
der Fiedern und Fiederchen meist kurz-stachelspitzigen Sägezähnen.
Sori verhältnissmässig gross, oft nur am oberen Theile des Blattes, auf
den Fiederchen 2reihig, den Einschnitten genähert. Schleier drüsig,
meist flach. — Felsen und Geröll besonders in der subalpinen Region
des Alpensystems, kalkliebend, 1170—2150 m, selten bis 500 m herab-
steigend. Im Französischen und Schweizer Jura. In der Alpenkette von
den See-Alpen bis Nieder-Oesterreich (Dürrenstein) und Kroatien [an-
geblich in Slawonien auf dem kaum 1000 m hohen Papuk]; Bosnien
(Treskavica bei Sarajevo); Hercegovina; Montenegro. [Für die südl.
Siebenbürgischen Karpaten zweifelhaft Simonkai 608]. Sp.r. Juli, August.
— A. r. Sw. Schrad. Journ. 1800 II 37 (1801). Luerssen Farnpfl. 403
fig. 147—150. Nyman Consp. 866. Suppl. 347. Polypodium fragrans
Vill. Hist. pl. Dauph. III 843 (1789) nec L. P. rig. Hoffm. Deutschl.
Fl. II 6 (1795). Polystichum r. Lam. et D.C. Fl. frane. II 560 (1805)
Koch Syn. ed. 2. 979. Nephrodium r. Desv. Ann. Soc. Linn. Paris VI
261 (1827). Lastrea r. Presl Tent. Pteridogr. 77 (1836).
Von 12 durch die stärkere Theilung des Blattes bei geringerer Grösse der
Fiederchen, von 15. durch die starke Bekleidung mit Spreuhaaren, von allen Arten
30 Polypodiaceae.
»
der Gattung (ausser den ganz unähnlichen 10. und 11. durch die drüsige Behaarung
und den von derselben herrührenden Wohlgeruch zu unterscheiden. Auch diese
Art ist ziemlich formenreich. Der hier. beschriebene Typus wird von Milde (Fil.
Eur. 127 |1867!) als b) pinnatisecta f. germanica bezeichnet; hiervon unterscheidet sich
die in Krain, Istrien, Kroatien (Velebit) und auf der Insel Lesina Dalmatiens (in
tieferen Lagen) beobachtete var. meridionalis {Milde a. a.0. — Hypodematium
californieum Fee Gen. fil. (1850)) durch straffere Blätter mit länger gestielten, am
Grunde herzförmigen untersten Fiedern mit nicht stachelspitzigen Zähnen. Sie
nähert sich in der Tracht der var. B. Die Var. A. Nevadense Boiss. mit nur fieder-
theiligen Fiedern ist bisher nur in Süd-Spanien und. auf Sardinien, aber nicht im
Gebiet gefunden, wohl aber die Var.
B. austräle. Blätter noch straffer, hellgrün, fast lederartig,
überwinternd, bis 65 em lang. Stiel ziemlich lang (bis 26 em). Untere
Fiedern etwas länger gestielt. Fiederchen deutlicher gestielt, tiefer ein-
geschnitten, die untersten unterwärts gefiedert, am Grunde
herzförmig. Blattzähne länger und daher im Verhältniss
schmäler. Sori auch an den untersten Tertiär-Fiederchen 2reihig. Schleier
am Rande abwärts gebogen. — Diese im Mittelmeergebiet (auch in der
unteren Region) verbreitete Form findet sich an der Mittelmeerküste
der Provence, in Kroatien, Dalmatien!! Hercegovina und Montenegro.
Sp.r. Mai— Juli. — A.r. var. a. Ten. Atti Ist. Incor. Napol. V. 144.
tab. 2 fig. 4 B. (1832). Luerssen Farnpfl. 411 fig. 150 b. ec. Ne-
phrodium pallidum Bory Exped. More 287 tab. 36 (1832). Aspi-
dium p. Lk. Sp. fil. 107 (1841). Nyman Consp. 866. Suppl. 347.
A. affine Rehb. nach Kunze Bot. Zeit. 1844. 278 nicht Fisch. et Mey.
A. r. forma tripinnatisecta Milde Fil. Eur. 127 (1867).
Diese Form erinnert an 2., unterscheidet sich aber sofort durch die derbe
Consistenz, stärkere Bekleidung” und die geringe Verschmälerung der Spreite am
Grunde. Bemerkenswerth die Unterform
II. cuneiloba (Borb. in Luerssen Farnpfl. 411 fig. 151 [1886|). Untere Fiederchen
der unteren Fiedern am Grunde keilförmig. So in Kroatien im schattigen
Bergwald am Mali Samar bei Bru$ani.
(Norwegen zweifelhaft; Nord-England selten; Pyrenäen; Bulgarien;
Mittelmeergebiet Europas und Africas (Algerien, Tunesien) bis Klein-
asien, Cypern und Syrien; Afghanistan ; Kalifornien.) I*
2. Blattstiel meist dünn, zerbrechlich, mindestens halb lang bis so
lang als die abnehmend gefiederte Spreite, oberwärts nebst dem
Mittelstreif spärlich spreuhaarig (vgl. 15 B); untere Fiedern ge-
stielt. Blattzähne stachelspitzig. Frond. oft überwinternd.
Gesammtart A. spinulöosum.
4. (8.) A. eristätum. %. Blätter einen lockeren Büschel bildend,
hellgrün, oft ziemlich derb, gefiedert mit fiedertheiligen (bis
-spaltigen) Fiedern. Stiel strohgelb oder grünlich, seltner gelb-
braun, tief rinnig, am Grunde 5—7, oberwärts 3—5 peripherische stiel-
runde Leitbündel zeigend. Frond. auswärts abstehend, 30 bis 45 cm
lang, ihr Stiel nur halb so lang als die schmal längliche, am Grunde
.. Aspidium. 31
wenig verschmälerte, flach ausgebreitete Spreite. Fiedern jederseits 17
bis 20, abwechselnd oder die untersten gegenständig, stumpf, meist ge-
nähert, nur das unterste oder die 2 untersten Paare entfernt; diese aus
herzförmigem Grunde dreieckig, beiderseits mit 5—7 sehr ge-
näherten Abschnitten, von denen die hinteren länger als die vorderen
sind; die folgenden Fiedern länglich, jederseits mit 8—10 stumpfen Ab-
schnitten. Sp.b. bis I m lang, steif aufrecht; ihr Stiel bis fast so lang
als die noch mehr verlängerte, meist derbere Spreite. Zahl, Gestalt und
Theilung der Fiedern wie bei den Frond., aber die oberen, Sori tragen-
den Fiedern durch Drehung der Stiele rechtwinklig gegen die
Blattfläche gestellt, häufig ihre Unterseite nach oben
wendend, aufrecht abstehend. Sori gross, zuletzt bis zur Be-
rührung genähert. Schleier ganzrandig, drüsenlos. — Bebuschte
Moore, Waldsümpfe, im nördlichen Flachlande, besonders nach Osten,
ziemlich verbreitet, seltener in den mitteldeutschen Gebirgen und auf
‚der süddeutschen und Schweizer Hochebene, noch seltener in den Alpen;
selten in Tirol: Kitzbüchel (?); Salzburg: Mittersill, Zell a. S.; Kärn-
ten: Fellach (?); Steiermark: Cilli (?); Piemont: Oropo oberhalb Biella;
Provinzen Bergamo und Verona; fehlt in der Ungarischen Ebene, in
Siebenbürgen und weiter südlich; für Belgien jetzt zweifelhaft. Sp.r.
Juli— Sept. A. ec, Sw. in Schrad. Journ. 1800 II. 37 (1801). Luerssen
Farnpfl. 412 fig. 152. Nyman Consp. 865. Suppl. 346. Polypodium
c. L. Sp. pl. ed. 1. 1090 (1753) z. T. P. Callipteris!) Ehrh. Hannov.
Mag. 1784 8,9 Stück 127, 138. vgl. Beitr. III. 77. Polyst. c. Roth Tent.
fl. germ. III 84 (1800). Koch Syn. ed. 2 978. Nephrodium c. Michxz.
Fl. bor. americ. II 269 (1803). Lastrea c. Presl Tent. pterid. 77.
(1856).
Durch die kurzen unteren Fiedern und die eigenthümliche Stellung der Sori
tragenden oberen Fiedern sehr ausgezeichnet. An der Spitze zwei- und mehrspaltige
Blätter sind bei dieser Art verhältnissmässig häufig; sehr selten die missbildete Form
m.erösum (Milde Nova Acta XXVI 2 518 [1858]) mit z. T. verkürzten, unregel-
mässig eingeschnittenen Abschnitten, so bei Sommerfeld in der Prov. Brandenburg
und bei Ransern unweit Breslau,
(Nord- und Mitteleuropa, im nördlichen Skandinavien, Nord-Russ-
land und im Mittelmeergebiet fehlend (die Angaben von Nord-Spanien
und Griechenland sehr zweifelhaft); Kaukasus; West-Sibirien ; Ööstliches
Nord-America.) *
15. (9.) A. spinulosum. %. Blätter einen dichten Büschel bildend.
abnehmend- (am Grunde doppelt- bis vierfach-) gefiedert. Stiel
tief rinnig, am Grunde 5—11, oberwärts 3—6 Leitbündel zeigend.
Fiedern jederseits 15--25, zugespitzt, die unteren gegenständig,
ungleichhälftig eiförmig bis eilanzettlich (die hinteren Fiederchen
länger als die vorderen), die oberen länglich-lanzettlich, meist abwechselnd.
Fiederchen etwas entfernt, länglieh (nur die untersten hinteren
1) Von xaikı- in der Zusammensetzung schön- und rrepıs 8. 8. 2, also:
Schönfarn.
32 Polypodiaceae.
der untersten Fiedern länglich-lanzettlich), schon an den untersten
Fiedern jederseits 10—15. Abschnitte (bez. Fiederchen) dritter Ord-
nung länglich, genähert, mindestens eingeschnitten gesägt. A. s. Sw. in
Schrad. Journ. 1800 II 38 (1801). Luerssen Farnpfl. 429. Polystichum
s. (Lam. et D.C. Fl. france. II 561 (1805) erw.) Koch Syn. ed. 2.
978 (1845).
Zerfällt in zwei Unterarten:
A. A. eu ’)-spinulösum. Blätter 6—9 dm lang, aufrecht, etwas
derb, hell- oder gelblich grün, kahl. Blattstiel dünn, grünlich bis stroh-
gelb, unterwärts dicht, oberwärts nebst dem Mittelstreif spärlich mit hell-
braunen Spreuhaaren besetzt, etwa so lang als die längliche
unten doppelt gefiederte, wie die Fiedern kurz zugespitzte
Spreite. Die untersten 1—2 Fiederpaare abgerückt, eilanzettlich,
meist ohne Sori; ihre Fiederchen fiederspaltig, spitzlich, das unterste
vordere länger als diefolgenden. Abschnitte flach. Sori auf den
Fiederchen (bez. grösseren Abschnitten derselben) 2reihig, dem Mittelnerven
genähert, ziemlich klein. Schleier gezähnelt, meist drüsenlos. — Wälder
und Gebüsche, Moore, besonders an Baumstümpfen, in der Ebene und
in der montanen Region der Gebirge fast überall verbreitet und häufig,
selbst auf den Nordseeinseln; in der immergrünen Region des Mittel-
meergebietes fehlend. Sp.r. Juli, Aug. — A. e. Aschers. Syn. I 32.
A. s. Sm. Fl. Brit. 1124 (1804). Nym. Con. 866. Sup. 347. A.s. genuinum
Milde Fil. Eur. 132 (1867). Luerss. Farnpfl. 433. Polypodium_ eri-
statum L. a. a. ©. (1753) z.T. P. Filix femina y spinosa Weis pl.
erypt. Götting. 316 (1770). P. spinul. Müller Fl. Dan. XI. 7 t. 707 (1777),
vgl. Fl. Fridrichsd. 193 fig. II (1767). Polystichum spinosum Roth Tent.
fl. germ. III (1800). Polyst. spinul. Lam. et D.C. Fl. france. II 561 (1805).
Polyst. s. « vulgare Koch Syn. ed. 2. 979. Nephrodium s. Strempel
Syn. Fil. Berol. 30 (1824). N. s. genwinum Roeper Zur Fl. Meckl. I
93 (1843).
Aendert nach Milde (Fil. Eur. 132, 133) und Luerssen (Farnpfl. 437 und
438) in der Textur und Umriss ab: A. exaltatum (Lasch Verh. BV. Brand. II 1860
79 [1861]). Blätter gross, länglich, weicher, dunkler grün; Fiederchen etwas ent-
fernt. Hierzu II latifrons (Warnst. Naturw. Ver. Harz VII 1892 85). Blatt-
stiel oberwärts und Mittelstreif fast oder völlig kahl. Spreite breit
länglich ; die untersten Fiedern kürzer als die beiden folgenden, nur diese länger zu-
gespitzt. B. elevätum (A. Br. in Döll Rhein. Flora 18 [1843]). Luerssen a. a. O.
A. Callipteris Wilms Rhein.-Westf. Verein IX. 577 [1852]). Blätter sehr schmal läng-
lich, straff, hellgrün; Fiederchen gedrängt. Ferner in der Behaarung: II. glan-
dulosum (Milde bei Luerssen a. a. O. 438). Blattstiel, Mittelstreif, und die Spreite
am Rande und unterseits mit kurzen, einzelligen Drüsenhärchen. Dies Merkmal
sehr selten bei typischen _A., häufiger au Uebergangsformen oder Mischlingen mit
B (zu letzteren gehört wohl die von Luerssen a. a. O. erwähnte Pflanze vom Keil-
berge im Erzgebirge).
Missbildete Formen mit unregelmässig eingeschnittenen und verkürzten Fieder-
chen (m. erösum Lasch Verh. Bot. Ver. Brand. II 82 [1861]) finden sich bei dieser
1) 8. 8. 15.
'Aspidium. 393
Unterart wie bei B. Ueber die Formen beider Unterarten vgl. Lasch a.a. ©,
77 ff. und Sanio a.a. O. XXV (1883) S. 65 ff. Allerdings ist es mir so wenig
wie Luerssen (Farnpfl. 433) gelungen - mein Material, unter dem sich zahlreiche
Sanio’sche Originale befinden, nach der von diesem Schriftsteller gegebenen Anordnung
befriedigend unterzubringen.
(Mittel- und Nord-Europa, ausser in dem nördlichsten Theile Skandi-
naviens und Russlands, Ober-Italien; Corsica; Bulgarien; Nord-Asien
bis zur Mandschurei, gemässigtes Nord-America.) *
B. A. dilatäatum. %. Blätter bis 1,5 m lang, schlaff, über-
hängend, dunkelgrün, mit gelblichen Drüsenhärchen besetzt.
Blattstiel bis 5 mm dick, strohgelb bis hellgelb-braun, nebst dem
Mittelstreif dichter als bei A. mit in der Regel in der Mitte dunkler als
an den Rändern gefärbten Spreuhaaren besetzt, meist erheblich
kürzer als die eiförmig-längliche (var. oblöngum Milde
Sporenpfl. 57 [1865]) bis dreieckige (var. deltoideum Milde a. a. O.
Lastr. d. 4. deltoidea Moore Ferns Gr. Br. and Ir. Nat.-Pr. pl.
XXU-—XXVI Text [S. 8] [1855]) am Grunde 3—4fach gefiederte,
wie die Fiedern lang-zugespitzte Spreite Fiedern sämmtlich
senähert oder nur das unterste Paar abgerückt. Das unterste
vordere Fiederchen kürzer als die folgenden. Abschnitte oft
am Rande zurückgerollt. Sori meist auf allen Fiedern, meist grösser als
bei A. Schleier besonders am Rande drüsig. — Schattige Wälder, be-
sonders in höheren Gebirgen bis 2200 m (Kerner h.) verbreitet, weniger
häufig im nördlichen Flachlande. Sp.r. Juli, Aug. — A. d. Sm. Fl.
Brit. 1125 (1804). Nyman Consp. 866. A. s. var. bez. subsp. dilatatum
Sw. Syn. fil. 54 (1806). Luerssen Farnpfl. 439. Polypodium d. und
P. tanacetifolium Hoffm. Deutschl. Fl. II 7, 8 (1795). Polystichum
multiflörum Roth Tent. fl. germ. III 87 (1800). P. d. D.C. Fl. france.
V 241 (1815). P. s. var. d. Koch Syn. ed. 2. 975 (1845). Nephro-
dium d. Desv. Ann. Soc. Linn. Paris VI 261 (1827). Lastrea d. Presl
Tent. Pteridogr. 77 (1836). N. s. var. d. Roeper, Zur Fl. Meckl. I
93 (1843).
Diese Form kommt oft durch die Kleinheit der letzten Abschnitte 2. nahe,
unterscheidet sich aber durch den beträchtlich längeren Stiel und die am Grunde
nicht verschmälerte Spreite, fast immer auch durch die stachelspitzigen Zähne. Eine
sehr abweichende Form ist B. müticum (A. Br. in Döll Rhein. Fl. 18 [1843].
Luerssen Farnpfl. 444). Spreuhaare ohne dunkeln Mittelstreif; Blattzähne stumpf,
nicht stachelspitzig. So nur in Baden im Schwarzwald. Die von Winter
(Mitth. Bad. Bot. V. I 133 [1884]) bei Herrenwies und Sasbachwalden unweit Achern:
angegebene Pflanze ‚hat sich leider im Laufe der Jahre in die var. dilatatum ver--
wandelt“ (Winter a.a. O. III. 322 [1895]). Weitere nennenswerthe Formen sind:
II. dumetorum (Milde Fil. Eur. 138 (1867). Luerssen Farnpfl. 445). Lastrea dil. var..
dum. Moore Ferns Gr. Br. and Ir. Nat.-Pr. pl. XXII—-XXVI Text [S. 1] pl. XXV
[1855]. 4. d. Sm. Engl. Fl. IV 281 (1828). Blätter nur 35 em lang, doppelt:
gefiedert; Fiedern stumpf, auch die untersten kaum ungleichhälttig; Spreu--
haare gleichfarbig. II. Chanteriae!) (Milde Fil. Eur. 139 Luerssen a. a. OÖ.
!) Nach Mrs. Chanter, welche mit ihrem Gatten, dem Rev. J. M. Chanter,
diese Form bei Hartland (Devonshire) in Süd-England zuerst auffand.
Ascherson, Synopsis. I. 3
w
34 Polypodiaceae.
Lastrea d. var. Ch. Moore a. a. O. [S. 2] pl. XXIV [1855]). Blätter bis 65 em.
lang; Spreite länglich-lanzettlich bis lanzettlich, nur doppelt-gefiedert; Fiedern
schmal, wie die Fiederchen entfernt. — So in Böhmen bei Tetschen. — IV. re-
curvatum (Lasch Abh. Bot. Ver. Brandenb. II 80 (1861). Luerssen a. a. O. Spitze
der Fiederchen zweiter und dritter Ordnung zuweilen selbst der Fiedern nach
unten gebogen oder die ganzen Fiederchen nach unten zusammengelegt.
(Fast ganz Europa; nordöstl. Klein-Asien; Nord-Asien; Nord-America;
weiter nach Norden und in den Gebirgen auch weiter nach Süden
(Portugal, Spanien, Unter-Italien, Macedonien) gehend als A.) *
Bastarde.
B. I. b. 2. 14. X 15. (10). A. eristatum X spinulosum. 2%.
Blätter einen lockeren Büschel bildend, hellgrün, schlaff, bis 8 dm lang.
Stiel zerbrechlich, bräunlich gelb bis blassgrün, nebst dem Mittelstreif
spärlich spreuhaarig, tief-rinnig, halb so lang bis so lang als die
länglich-lanzettliche, doppelt- (dann mit fiedertheiligen Fieder-
chen) bis dreifach gefiederte, am Grunde gleichbreite oder nur
wenig verschmälerte Spreite. Fiedern jederseits bis 20, die unteren
gegenständig, obere abwechselnd, alle meist kurz, seltener länger
zugespitzt, an den Frond. genähert, an den Sp.b. entfernt; die
untersten auf herzförmigem Grunde dreieckig bis eiförmig,
ungleichhälftig, jederseits mit 7—8 Fiederchen meist ohne Sori.
Fiederchen alle genähert, abgerundet-stumpf bis spitzlich. Sori ziemlich
gross, auf den Abschnitten zweireihig, mehr den Mittelnerven genähert,
zuletzt oft sich fast berührend. Sporen z. T. auch die Sporangien fehl-
schlagend. — Bebuschte Moore, Erlenbrücher zwischen den Eltern, im nörd-
lichen Flachlande zerstreut, selten im mittleren und südlichen Gebiete:
Bonn: Siegburg, Wahn; Helmstedt: Walbecker Moor; Oschersleben: Ader-
stedter Busch; Leipzig: Polenz; Theising in Böhmen ; Offenbach; Unter-
Essendorf in Württemberg; im Liptauer Comitat Ober-Ungarns. Sporan-
gien Juli, Aug. — A. s. X‘c. Lasch nach Milde 33. Jahresb. Schles.
Ges. 1855. 94. Lasch Bot. Zeit. 1856. 435. A.s. X ce. und A.c.Xs.
Milde Nova Acta XXVI. IH 533 (1858). A. uliginosum Nyman
Consp. 866 (1884). Suppl. 347. Polypodium c. L. z. T. nach Newman
Hist. Brit. Ferns 163 (1854). Lastrea uliginosa Newman Phytol. III
679 (1849). L. cristata 8 u. Moore Phyt. IV 150 (1851) Trans. Bot.
Soc. Edinb. IV 109 (1853). A. Boottii!) Tuckerman nach A. Gray
Manual ed. 2 598 (1856)? (vgl. Luerssen Farnpfl. 428). Luerssen
Farnpfl. 421 fig. 153. A. s. var. B. A. Gray a. a. O. (1856). Aspe-
dium ce. var. u. Lowe Ferns Brit. et For. VI 62 (1857). A.s. subsp.
BD. Milde Sporenpfl. 55 (1865). A. s.c) Tauschii ?) Gel. Prodr. Fl. Böhmen
10 (1869). |
1) Nach Franeis M. B. Boott, * 1792 + 1863, einem Botaniker, der sich
besonders durch sein grosses Abbildungswerk über Carex (1858—1867) verdient ge-
macht hat.
2) Nach Ignaz Friedrich Tausch, * 1792 + 1848, Professor der Botanik in
Prag, kritischem Schriftsteller über eine grosse Anzahl einheimischer und fremder
Aspidium. 35
Erinnert in der Tracht an 14., von dem es sich durch die stärkere Theilung
und die Zuspitzung der unteren Fiedern unterscheidet. Diese Form wurde zuerst
von Lasch und Mildea.a.O. als Bastard erkannt, welcher letztere sie aber trotz-
dem in den Sporenpfl. (1865) a. a. O. für ein Verbindungsglied zwischen 14. und
15. (welehe Arten schon Roeper 1843 vereinigt hatte) und in den Filices Europ.
(1867). für eine Varietät von 14. erklärte, wogegen sie A. Gray zu 15. zog.
(Frankreich: Paris; England; Dänemark; Norwegen; Finnland;
Kurland; Sibirien ; Nord-America.) *]|
B. I. b. 12. X 15. (11.) A. filix mas X spinulösum. %. Blätter
einen Büschel bildend, 33—80 cm lang. Stiel kräftig, 10—24 cm
lang, bis 5 mm dick, strohgelb, rinnig, nebst dem Mittelstreif des Blattes
dicht (die. der Fiedern spärlicher) blass-kupferbraun-spreuhaarig,
!/2 bis !/s so lang als die länglich lanzettliche, doppelt-
gefiederte, am Grunde meist weniger verschmälerte, lang. zugespitzte,
derbe, hellgrüne, unterseits blässere, drüsenlose Spreite. Fiedern
jederseits 16—27, abwechselnd, seltener fast gegenständig, die unteren
bis 6 mm lang gestielt, entfernt, etwas ungleichhälftig, dreieckig-,
die folgenden länglich- bis lineal-lanzettlich. Fiederchen
länglich, fiedertheilig bis fiederspaltig, nur die untersten gestielt, die
folgenden durch einen schmalen Flügelsaum des Mittelstreifs verbunden.
Abschnitte länglich, mit kurz stachelspitzigen Sägezähnen. Sori
mittelgross, auf den Fiederchen bez. deren Abschnitten 2reihig, näher
den Mittelnerven. Schleier drüsenlos, leicht ausgefressen gezähnelt. Sporen
fehlschlagend. — Feuchte Waldstellen, zwischen den Eltern, sehr selten.
Bisher nur: Elsass: Hohwald bei Barr sehr zahlreich (Hauchecorne!)
Baden: Oberried bei Freiburg (Klein-Seubert Exc.fl. Baden 8); bei
(seroldsau unweit Baden-Baden (A. Braun 1834!), dort durch eine Ab-
rutschung vernichtet. Rheinprovinz: Aachener Busch (A. Braun 1859!).
Die durch häufiger gegenständige Fiedern und breitere gröber gezähnte
Fiederchen verschiedene var. subalpinum (Borb. ZBG. Wien XXV
791 (1875) in Tirol bei Rattenberg an 4 Stellen (Woynar! vgl. Luerssen
DBG. IV 422 ff. (1886) und V 103 (1887)); wahrscheinlich auch
am Achensee und bei Gastein (Hauchecorne); in Kroatien an den
Seen zu Plitvica (Borbäs); in Siebenbürgen am Bache Zsiec bei Petro-
szeny (Borbäs) und in der Bukowina am Isvorbache bei Gura Humora
(Dörfler ÖBZ. XL 272). Die von Fiek (Fl. v. Schlesien 554 1881)
als A. f. m. y remotum „A. Br. als Art“ aufgeführte Pflanze schemt
in der That zu den Formen von 12. zu gehören (vel. Borbäs a. a. O.).
Sporangien Juli, Aug. — A. f. m. X s. A. Braun in Döll Fl. Bad.
30 (1857). A. rigidum var. remötum A. Braun in Döll Rhein. Fl. 16
(1843). A. remötum A. Br. Verjüngung 329 (1850). Luerssen Farnpfl.
394 fig. 144—146. Nyman Consp. 865. Suppl. 347. Lastrea r.
Moore Nat.-Print. Brit. Ferns II 350 (1860). Nephrodium s. y re-
motum Baker in Hooker et Baker Syn. Filic. 275 (1874). A. carthu-
Pflanzen (Hortus Canalius 1823) und verdienstvollem Erforscher der Flora Böhmens,
aus der er werthvolle Sammlungen getrockneter Pflanzen herausgegeben hat.
Bu
36 Polypodiaceae.
sianum!) Sanio BV. Brand. XXV 84 (1883), aber wohl kaum Poly-
podium ce. Vill. Hist. pl. Dauph. III 842 (1789), eine bisher nicht
aufgeklärte Pflanze.
Unterscheidet sich von 12. durch den längeren Blattstiel, die breitere Spreite,
die entfernten, mehr oder weniger dreieckigen, unteren Fiedern, die stachelspitzigen
Blattzähne; von 15. durch den kürzeren Blattstiel, die schmälere Spreite, die
schmäleren, weniger getheilten Fiedern und die kürzer gespitzten Blattzähne; von
13., mit der diese Form mehr in technischen Merkmalen als in der Tracht über-
einstimmt, durch grössere Abschnitte und den Mangel der Drüsenbekleidung.
(Nord-England: Windermere.)
1
II. Hypopeltis?) (Michaux Fl. bor. amer. II 266 [1803]). Schleier
kreisrund, schildförmig dem Scheitel des Receptaculums einge-
fügt. — Grundachse unserer Arten kurz, einen Büschel kurz-
gestielter, stachlig-gesägt-gezähnter oder gesägter Blätter tragend.
a. Blätter einfach gefiedert. Längste Fiedern von !/ıa—!/o der
Spreitenlänge.
16. (12.) A. lonchitis®). %. Blätter bis 60 cm lang, sehr derb
lederartig, überwinternd. Stiel 2—7 cm lang, grünlich bis strohgelb,
unten mit 2—3, oberwärts mit 3—6 Leitbündeln, wie der untere Theil
des oberwärts rinnigen Mittelstreifs bauchseits flach, wie dieser und
die Unterseite der Fiedern braun-spreuhaarig. Spreite 6—10mal so
lang als der Stiel, lanzettlich, beiderseits stark verschmälert.
Fiedern jederseits 30—50, abwechselnd, die untersten kurz-dreieckig
(breiter als lang) bis eiförmig, die folgenden aus ganzrandigen,
hinten keilförmigem, vorn spitz geöhrtem ganzrandigem
Grunde lanzettlich, spitz, sichelförmig nach vorn gekrümmt,
ziemlich dicht stachlig-gesägt-gezähnt, an der Spitze eine Stachelborste
tragend. Sori meist nur an der oberen Blatthälfte, rückenständig, gross,
beiderseits etwa in der Mitte zwischen Mittelnerv und Rand der Fiedern
und Oehrchen einreihig, zuletzt zusammenfliessend. Schleier unregel-
mässig schwach-gezähnt. — An steinigen Abhängen und Felsen der
Hochgebirge zwischen 900 und 2100 m (Kerner h.) verbreitet und häufig,
seltener in den Mittelgebirgen, zuweilen selbst in die Ebene (z. B. bei
München) herabsteigend; an letzteren Fundorten öfter vereinzelt und
unbeständig, so dass zuweilen schwer zu entscheiden, ob natürliche Ver-
breitung oder Anpflanzung durch Liebhaber vorliegt. Belgien (Pro-
vinz Lüttich) früher bei Hevremont; im Rheinischen Schiefergebirge
1) Nach dem von Villars angegebenen Fundorte Grande Chartreuse (Car-
thusia) bei Grenoble, bekanntlich dem Stammsitz des Karthäuser-Ordens.
2) Von ört unten und rzirn kleiner, runder Schild.
3) Aoyyirıs, bei Dioskorides (III 150, 151) Name zweier ganz verschiedener
Pflanzen. Die Aoyyitıs erzpu oder rpaysia, welche mit ozoAortvöpıov (s. 8. 50) ver-
glichen wird, ist offenbar ein Farn, vielleicht unsere Art. Die in Cap. 150 be-
schriebene Pflanze ist eine Orchidee, deren Früchte mit einer Lanze (Aoyyn) ver-
glichen werden; Sprengel erklärt sie für Serapias.
Eu
ur
Aspidium. 37
(neuerdings überall vergeblich gesucht F. Wirtgen br.); Vogesen;
Jura! ÖOberbaden; Stuttgart und Esslingen (früher); Etzelwang bei
Hersbruck in Mittelfranken; Rhön (früher); Vogelsberg; Fichtelgebirge;
Thüringen ; Harz; Erzgebirge (Pöhlberg bei Annaberg); Böhmische Schweiz :
Dittersbach ; Görlitz; Riesengebirge! Gesenke! Böhmen (vereinzelt auch
im niedrigen Berglande bei Humpolec, Pfybislau und Königinhof), Ojeöw
in S.W.Polen; Tatra!! und sonst in den nördlichen! nordöstlichen und
Siebenbürgischen Karpaten; Banat. Im nördlichen Flachlande bei Dreb-
kau! Eberswalde!! und Prenzlau! wohl nur angepflanzt. Alpen von den
Seealpen bis Niederösterreich ! Steiermark! Kroatien ; Dalmatien (Biokovo);
Bosnien! Hercegovina! Montenegro. Sp.r. Aug., Sept. — A. L. Sw.
in Schrad. Journ. 1800 II 30 (1801). Luerssen Farnpfl. 324. Koch
Syn. ed. 2. 976. Nyman Consp. 865. Suppl. 346. Polypodium L.
L. Sp. pl. ed. 1. 1088 (1753). Polystichum L. Roth Tent. Fl. germ.
III 71 (1800).
(Fast ganz Europa, auch in den Gebirgen der drei südlichen
Halbinseln, Corsica, Sieilien und Kreta; Kleinasien; Kaukasus; Sibirien;
Turkestan ; Himalaja; Nord-Amerieca; Grönland.) *
b. Blätter doppelt- bis fast dreifach gefiedert. Längste Fiedern
von !/s—!/5 der Spreitenlänge.
Gesammtart A. aculeatum.
17. (13.) A. aculeätum. %. Blätter bis 1 m lang, meist über-
winternd. Stiel mit 3—5 Leitbündeln, nebst den Mittelstreifen des
Blattes und der Fiedern mit grösseren und dazwischen kleineren kupfer-
braunen Spreuhaaren besetzt, mehrmal kürzer als die dunkelgrüne,
unterseits blässere, spreuhaarige (im Alter kahl werdende) lang zuge-
spitzte Spreite. Fiedern jederseits 45 und mehr, abwechselnd oder die
untersten gegenständig, zugespitzt, die untersten abwärts gerichtet, die
folgenden horizontal, die Mehrzahl aufwärts gerichtet oder sichelförmig
nach oben gekrümmt. Fiederchen jederseits bis zu 20, aus
ganzrandigem, vorn gestutztem, öfter geöhrtem, hinten keilförmigem
Grunde trapezoidisch eiförmig bis länglich, stachlig- oder stachel-
borstig-gesägt, an der Spitze eine Stachelborste tragend. Sori meist nur
an der oberen Blatthälfte, auf den. Fiederchen 2reihig. A. a. Döll
Rhein. Fl. 20 (1843). Koch Syn. ed. 2. 976. Milde Fil. Europ. 104
z. T. Polypodium a. L. Sp. pl. ed. 1. 1090 (1753). A. lobatum
Mettenius Fil. hort. Lips. 88 (1856). Luerssen Farnpfl. 330.
Ueber diese Art und die verwandten Formen vgl. Christ Schw. BG. III
26 f. (1893).
Zerfällt in zwei Unterarten:
4A. A.lobätum. Blattstiel 6—20 cm lang, bis 7 mm dick. Spreite
lanzettlich bis fast lineal-lanzettlich, nach dem Grunde
deutlich verschmälert, öfter etwas gelbgrün, derb lederartig, ober-
38 Polypodiaceae.
seits etwas glänzend. Spreuhaare am Mittelstreif ziemlich locker.
Fiedern länglich-lanzettlich bis lanzettlich., Fiederchen 8—15 mm
lang, vorwärts geneigt, meist sitzend oder nur die untersten
breit gestielt, spitz, meist nur die untersten geöhrt, seltener fiederig
eingeschnitten; das unterste vordere deutlich grösser als das
folgende, dem Mittelstreif angedrückt. Blattzähne kräftig stachlig. Sori
gross, auf den zuführenden Nerven meist rückenständig, zuletzt
oft zusammenfliessend. Schleier derb, bleibend. — Gebirgswälder,
gern an steinigen Abhängen, über die Baumgrenze bis 2160 m auf-
steigend, verbreitet; im nördlichen‘ Flachlande selten. Auch als Zier-
pflanze in Gärten. Sp.r. Juli— Oct. — 4. I. Sw. in Schrad. Journ.
1800 II 37 (1801). Nyman Consp. 865. Suppl. 346. A. I. genuwinum
Luerssen Farnpfl. 331 fig. 135, 138. Polypodium a. L. a. a. O.
z. T. (1753). P. lobatum Huds. Fl. angl. ed. 1. 469 (1762). Poly-
stichum a. Roth Tent. Fl. germ. III 79 (1800). Aspidium a. a) vul-
gare Döll Rhein. Flora 20 (1843). Koch Syn. ed. 2. 976.
Christ a. a. O. I. 85 unterscheidet nur eine bemerkenswerthe Varietät:
B. aristatum. Mittelstreif diehter spreuhaarig. Spreite verhält-
nissmässig schmal, weniger derb lederartig, unterseits (wie 18.) weiss spreu-
haarig. Fiedern und Fiederchen sehr gedrängt, letztere höchstens 7 mm
lang, tief und lang-stachelborstig-gesägt; das unterste vordere nicht so
auffällig grösser als die folgenden. — In der montanen Region des Alpensystems.
Bisher beobachtet: See-Alpen: Certosa di Pesio; Schweiz; auch im Jura (Christ
a.a.0.I 85, III 31); Untersberg bei Salzburg (Funck!) Reichenhall (A. Braun!).
Nieder-Oesterreich: Schneeberg!! Bosnien (Christ a. a. O. III 31). — A. |, var.
aristata Christ a. a. O. I 85 (1891). Polystichum |. var. microlobum Christ a. a. O.
III 30 (1893) nicht Milde. Diese Form, die sich in Tracht und Merkmalen der Unter-
art B. nähert, unterscheidet sich von ihr durch die am Grunde stärker verschmälerte
Spreite, die nicht so deutlich gestielten Fiederchen, die grösseren Sori.
Weniger erhebliche Formen: C. umbraticum (Kunze Flora XXX1I 375 (1848).
Luerssen a. a. O. fig. 138 g). Blätter gross; unterstes vorderes Fiederchen doppelt
so gross als das folgende. D. subtripinndtum (Milde Nova Acta XXVI. II 494
(1858). Luerssen a. a.O. fig. 138 k). Blätter gross; die meisten Fiederchen gestielt; das
unterste vordere fiederig eingeschnitten. E. lonyilobum (Milde a.a.O. (1858). Luerssen
a. a. O.). Blätter bis 6 dm lang; Fiederchen oft gestielt, vom Grunde an rasch ver-
schmälert. F. aurieulatum (Luerssen a. a. O. 336 fig. 138h [1886]). Blätter bis
7 dm lang; Fiederchen fast gestielt, meist geöhrt. G. mierolobum') (Milde a. a.
O. 495 (1858). Luerssen a. a. O.). Blätter 35 cm lang, fast lineal-lanzettlich ; Fiederchen
jederseits nur 5, bis 5 mm lang. Jugendformen mit einfach gefiederten Blättern sind
als var. Plukenetii?) (Polypodium P. Loisel. Notice 146 (1810). Polystichum P.
Duby Bot. gall. I 538 (1828)) unterschieden worden. Sie werden öfter mit 16. ver-
wechselt; solche Blätter sind aber meist lauggestielt, und tragen häufig keine Sori,
die meist weniger zahlreichen Fiedern tiefer eingeschnitten (die Lappen gesägt) oder
doch gröber gesägt, mit spitzen Buchten (also nicht gezähnt-gesägt). Ueber die
Unterschiede von 16. X 17. vgl. S. 42.
(Im grössten Theile Europas, mit Ausnahme Nord-Skandinaviens,
des grössten Theils von Russland [dort nur in den Ostseeprovinzen
und im Südwesten] und der Inseln des Mittelmeeres; findet sich auch
1) Von utxpoc klein und Aoßsc Lappen.
2) Nach Leonard Pluc’net (Plukenet), * 1642 + 1706, Arzt in London.
Seine botanischen Hauptwerke sind: Phytographia 1691—1696 und Almagestum 1696.
Aspidium. 39
in Kleinasien, den Kaukasusländern, Nordpersien. Abweichende Formen
(nach Christ a.a. O. III 31 £f.) in Vorder- und Hinter-Indien; Japan ;
Hawai-Inseln; Neu-Seeland ; Capland; Kalifornien.) *
B. A. angulare. Blattstiel bis 30 cm lang und bis 5 mm dick.
Spreite länglich-lanzettlich, weniger nach dem Grunde ver-
schmälert, öfter graugrün, weniger derb als bei A., glanzlos. Spreu-
haarbekleidung auch am Mittelstreif dicht. Fiedern lineal-lanzettlich.
Fiederchen kleiner als bei A. (höchstens 1 cm), rechtwinklig ab-
stehend, sämmtlich kurz gestielt, am Grunde geöhrt, das
unterste vordere in der unteren Blatthälfte nicht oder wenig
grösser als das folgende, häufig, wie auch die nächstfolgenden
fiederig-eingeschnitten. Blattzähne und die stumpfe Spitze der Ab-
scehnitte und Fiederchen plötzlich in eine Stachelborste zusammen-
gezogen. Sori kleiner, meist endständig. Schleier zarter als bei
4. — An ähnlichen Orten wie A., aber nur in tieferen Lagen der Ge-
‚birge im westlichen und südlichen Gebiet, auch dort wenig verbreitet
(die Angaben im Gesenke bei Zuckmantel und in den Schlesischen Kar-
paten bei Ustron werden sich wohl trotz der Autorität von Milde und
Niessl auf Formen von A. beziehen; Süd-Polen? das Vorkommen in
Galizien bezweifelt schon R. v. Uechtritz [ÖBZ. XXIII 31] mit Recht).
Belgisches Bergland; Dielingen an der Sauer in Luxemburg; Rhein-
provinz im Neanderthale bei Düsseldorf! Rheineck! Hönningen ; im Idar-
wald, Marienburg bei Bullay a. d. Mosel und Possbach-Thal bei Binger-
brück (Geisenheyner br.); auch bei Leichlingen unw. Solingen und
Cornelimünster bei Aachen angegeben ; Iberg! und Gunzenbacher Thal
(Christ a. a. O. I. 83) bei Baden-Baden, Güntersthal und Rosskopf
bei Freiburg i. Br. (Christ! a.a. O.). In der südlichen Schweiz bei Locarno
(Christ!! a. a. OÖ.) und bei Carona unw. Lugano (Christ a.a. O. 84).
Provence. Venetianische Alpen; Kroatien; Bosnien; Hercegovina; Dal-
matien. Banat! Siebenbürgen. Sp.r. Juli, Aug, im Süden Juni, Juli. —
A. ac. b) ang. A. Br. in Döll Rhein. Fl. 21 (1843). A. ang. Kit.
in Willd. Sp. pl. V. 257 (1810). Polypodium aculeatum L. z. T.
Huds. Fl. angl. ed. 1. 459 (1762). A. ac. Sw. in Schrad. Journ.
1800 II 37 (1801). Nyman Consp. 865. Suppl. 346. A. ac. Pß.
Swartzianum Koch Syn. ed. 2. 976 (1845). A. lobatum ß. angulare
Metten. Fil. hort. Lips. 88 (1856). Luerssen Farnpfl. 343 fig. 139, 140.
A. ac. ac. Milde Nova Acta XXVI. 2. 501 (1858). 4A. [.Braumii var.)
bosniaca Formänek ÖBZ. XXXVIII 243 (1888).
Bemerkenswerthe Formen: B. hastulatum (Kunze Flora XXXI 360 (1848).
‘ Luerssen Farnpfl. 349 fig. 139 ce). A. h. Ten. Atti Istit. Incoragg. Nap. V. 149
tav. IV fig. 7A, b (1832). Untere Fiederchen am Grunde fiedertheilig bis gefiedert,
namentlich das Oehrchen bis zunı Mittelnerven gelöst. — Slawonien anı Papuk und
Kroatien am Klek bei Ogulin. — C. mierolobum (Warnstorf in Aschers. Syn. I. 39
[1896] vgl. Luerssen Farnpfl. fig. 139 d). Spreite verhältnissmässig schmal; Fieder-
chen 4—6 mm lang. — So beobachtet am Iberg bei Baden-Baden (Zieckendrath!
mitgeth. von Warnstorf). Locarno!! Banat.
m. pulcherrimum (Wilson), wildwachsend nur in England gefunden, ist als Bei-
spiel von Aposporie bemerkenswerth (s. S. 4).
40 Polypodiaceae.
(England; Irland; Frankreich; Nord-Spanien; Portugal; Serbien:
Belgrad Bornmüller! Mittelmeergebiet; Madeira; Canarische Inseln ;
Fernando Pö6o; Kamerun-Gebirge; Abyssinien; Kilimandjaro; Capland;
Comoren; Klein-Asien ; Transkaukasien ; Persien; Himalaja. Abweichende
Formen nach Christ (a. a. OÖ. III 36 ff.) in Süd- und Öst-Asien,
Kalifornien, im tropischen und Süd-America (vgl. auch 8. 19)) %
18. (14.) A. Braunii!). %. Blätter bis 8 dm lang, sommergrün.
Stiel 2—15 em lang, bis 5 mm dick, mit bis 5 Leitbündeln, blass-
grün, am Grunde schwarzbraun, nebst dem Mittelstreif des Blattes und
der Fiedern mit glänzenden, ungleich grossen, gelblichen bis kupfer-
braunen Spreuhaaren sehr dicht besetzt, vielmal kürzer als die länglich-
lanzettliche, nach dem Grunde stark verschmälerte, dop-
pelt bis dreifach gefiederte, dünne, schlaffe, oberseits dunkel-
grüne, frisch etwas glänzende, unterseits blässere, weiss-spreuhaarige
Spreite. Fiedern jederseits bis 30 und mehr, abwechselnd oder die
untersten gegenständig, meist rechtwinklig abstehend, die unteren etwas
locker stehend, allelänglich, die unteren stumpflich, die oberen
kurz zugespitzt. Fiederchen jederseits bis zu 15, fast rechtwinklig
abstehend, sehr kurz gestielt, aus ganzrandigem, vorn gestutztem und stumpf
geöhrtem, hinten keilförmigem Grunde trapezoidisch-länglich, stumpf,
aufgesetzt-stachelborstig, anliegend kerbig-weichstachlig-gesägt; die
untersten vorderen besonders in der unteren Blatthälfte nicht oder
nur wenig grösser als das folgende, öfter fiederig eingeschnitten
bis fiedertheilig (var. subtrininnätum Milde Nova Acta XXVI 2.
501 (1858). Sori an der oberen Blatthälfte, auf den Fiederchen 2 reihig,
bis zuletzt getrennt, gross, meistendständig. Schleier zart, hin-
fällige. — Gebirgswälder, auch an steinigen Abhängen, bis 1600 m auf-
steigend, wenig verbreitet und meist spärlich. Vogesen. Südlicher Schwarz-
wald: Höllen-!, St. Wilhelmer-! und Zastler-Thal! Württemberg: Unter-
Essendorf (Probst nawhı Christa. a. O. III. 41). Odenwald: Franken-
stein. Seesteine am Meissner (Gothe und Zabel DBG. XI 138).
Sächsische Schweiz! Lausche; Isergebirge; Hohe Eule; Klessengrund
bei Landeck! Gesenke verbreitet und reichlich! Mährische, Schlesische
(reichlich)! nördliche (incl. Tatra), nordöstliche und südliche Karpaten !
Süd-Böhmen; Passau. Schweiz: Engelberg; Schächen-Thal (Christ a.
a. O. I. 87). Oberbayern: Hinterstein; Ammergau. Tirol: Zillerthal
(Kerner h.); Meran; Fleimser Thal (Gelmi Prosp. 196); Pusterthal!
Kärnten! Mte. Sernio bei Pontebba (Trevisan nach Vis. Sacc. 275). Salz-
burg. Steiermark. N.-Oest.: Kranichberg; Aspanger Klause. Kroatien. Bosnien:
Mosor gegen Gudja Gora, im Vranji dol und Gujni dol am Vlasi@ bei
1) Nach Alexander Braun, * 1805, + 1877, Professor der Botanik in Karls:
ruhe, Freiburg, Giessen und (seit 1851) in Berlin; einem der hervorragendsten Morpho-
logen und dabei gründlichen Kenner der mitteleuropäischen Flora, meinem unver-
gesslichen Lehrer, der diese Art 1823 mit Spenner im Höllenthale bei Freiburg
entdeckte.
Aspidium, 41
Travnik (Brandis nach Freyn ZBG. Wien XXX VIII. 638). Montenegro.
Sp.r. Juli, Aug. — A. B. Spenn. Fl. Friburg. I. 9 tab. 2 (1825).
Luerssen Farnpfl. 350 fig. 141, 142. A. angulare Kit. a. a. OÖ. (1810)
z.T.? Nyman Consp. 865. Suppl. 346. A. ac. ec) B. Döll Rhein. Fl.
21 (1843). A. ac. e. B. Koch Syn. ed. 2. 977 (1845). A. pilosum
Schur Siebenb. Ver. II. 168 (1851).
Unterscheidet sich von beiden Unterarten von 17. durch das weiche, schlaffe
Laub, die stumpflichen unteren Fiedern und die geringere Zahl der Fiederchen;
von A. noch durch die deutlich gestielten Fiederchen, den viel geringeren Grössen-
unterschied zwischen den untersten vorderen Fiederchen, und den folgenden; von
B. auch durch die grösseren Fiederchen.
(Franz. Lothringen; Dänemark; südliches Skandinavien; Russland:
Moskau (Dr. E. Zieckendrath 1894! mitgetheilt von Warnstorf);
Kaukasus; Amur; Nord-America; Hawai-Inseln (Christ a. a. ©. III 41).)
w Hi
Bastarde.
B. I. b. 17. A. x 18. (15.) A. Zobatum X Braunii. 2%.
Blätter bis 1 m lang. Stiel 12—20 cm lang und bis 7 mm dick,
wie der Mittelstreif dicht und ungleich braun spreuhaarig, mehrmal kürzer
als die länglich lanzettliche, am Grunde deutlich verschmä-
lerte, dünn lederartige, oberseits (trocken) glanzlose oder schwach
glänzende, dunkelgrüne, unterseits blässere, spreuhaarige Spreite. Fie-
dern jederseits 25—35, meist gedrängt, abwechselnd, oder die unteren
kürzeren etwas lockeren Fiedern fast gegenständig, die übrigen länglich
bis länglich-lanzettlich, dieunteren spitz, die oberen mittellang zu-
gespitzt. Fiederchen jederseits bis 16, meist deutlich gestielt, am
ganzrandigen Grunde vorn gestutzt und oft geöhrt, hinten keilförmig, an
den unteren Fiedern untere fast rechtwinklig abstehend, stumpflich,
ziemlich plötzlich stachlig gespitzt, die oberen vorwärts gerichtet, spitz,
alle stachlig-kerbig-gesägt; vorderes unterstes Fiederchen in der
unteren Blatthälfte nur wenig oder deutlich grösser als das
folgende. Sori nur an der oberen Blatthälfte, auf den Fiederchen
2reihig, getrennt, ziemlich gross. Schleier bleibend. Sporen meist fehl-
schlagend. — Schattige Bergwälder mit den Eltern, öfter ziemlich zahl-
‚reich. Sudeten: Hohe Eule; Gesenke bei Gräfenberg! am Rothen Berge
und im Kessel. Czantory bei Ustron in den Schlesischen Karpaten.
Bukowina: am Isvor-Bache bei Gura -Humora (Dörfler ÖBZ. XL 227).
Tirol: Pusterthal bei Lengberg, Nikolsdorf und Chrysanthen (Ausser-
dorfer nach Dörfler a.a.O. 271); Kärnten: Plecken (Ausserd. a. a. ©.)
und Heiligenstadt. Sporangien Juli, Aug. — A. 1. X B. Luerssen Farnpfl.
357 fig. 143. A. Luerssenii!) Dörfler a. a. ©. 227 (1890). [x]
Die mir vorliegenden Blätter erinnern in der unteren Hälfte mehr an 18,,
in der oberen an 17. A.
1) Nach Christian Luerssen * 1843, Professor der Botanik in Königsberg,
dem hervorragendsten Kenner und sorgfältigen Monographen der mitteleuropäischen
Pteridophyten, dessen Darstellung ich selbstverständlich in diesem Werke gefolgt bin.
42 Polypodiaceae.
B. IH. 16. x 17. A. (16.) A. lonchitis x Zobatum. %.
Blätter bis 29 em lang, derb lederartig, überwinternd. Stiel bauchseits
wie der untere Theil des Mittelstreifs seicht rinnig, 5—6 mal kürzer
als die einfach gefiederte lanzettliche, beiderseits stark ver-
schmälerte, unterseits wie Mittelstreif und Stiel spreuhaarige Spreite.
Fiedern abwechselnd, genähert, rechtwinklig abstehend oder etwas
sichelförmig aufwärts gekrümmt, die längsten von !/Jıo—!/s der Spreiten-
länge, die untersten dreieckig (so lang als breit oder
wenig länger), die folgenden aus ganzrandigem, vorn spitz geöhrtem
hinten keilförmigem Grunde lanzettlich, kurz-zugespitzt, unterwärts fiedrig
eingeschnitten (besonders das Oehrchen durch einen oft den Mittel-
nerven erreichenden Einschnitt gelöst), oberwärts eingeschnitten-stachlig-
gesägt. Seitennerven jederseits 13—15. Abschnitte gesägt. Obere Fiedern
fast ungetheilt, auch die Oehrchen auf grosse Zähne reducirt. Sägezähne
nicht so kräftig als bei 16, kräftiger als bei 17. Sori meist nur am oberen
?/s—!/3 des Blattes, zuletzt zusammenfliessend; Sporen fehlschlagend. —
Mit den Eltern sehr selten und einzeln ; bisher nur im Alpengebiet be-
obachtet: Algäu: am Aufstieg von der Käser-Alpe im Oythal gegen
den Aelple-Pass; vielleicht auch am Einödsbach 1893 (Haussknecht
Mitth. Bot. V. Thür. N. F. VI. 29). Nieder-Oesterreich: Gippel 1890
(Murbeck Lund Univ. Ärsskrift XXVII. 19); Kroatien: Risnjak,
Pliegevica bei Korenica, Visenura bei Medak (von Borbäs 1875 ÖBZ.
XLI 354 (1891) angegeben); Hercegovina: Suha Gora am Aufstieg
vom Gendarmerieposten Suha auf den Volujak ca. 1200 m. 1889
(Murbeck a. a. O. 18). Sporangien Juli, Aug. — 4. lonch. X lob.
Aschers. Syn. I. 42 (1896). 4A. lobatum x Lonchitis Murb. a. a. O.
16 (1891). 4A. Illyrieum (Borbäs a. a. ©. (1891)). ? #1
Von 16. durch die stärkere, von 17. durch die geringere Theilung der Fiedern
leicht zu unterscheiden; von gleich stark getheilten Jugendformen des letzteren
(A. Plukenetii vgl. S. 38) durch absolut und relativ grössere Länge der allmählicher
nach dem Grunde verschmälerten Spreite, kürzeren Blattstiel, sowie durch die höhere
Zahl der Seitennerven der Fiedern (bei diesen Jugendformen beiderseits nur 8—11).
5. ONOCLEA).
(L. [Dissert. L. J. Chenon Nov. pl. gen. 1751]. Gen. plant. ed. 5.
484 [1754] em. Luerssen Farnpfl. 480.)
Vgl. S. 8, 10. Sori rückenständig. Enden der sie tragenden
Nerven sehr wenig verdickt. Ansehnliche Farne. Blätter spiralig ge-
stellt. Frond. nicht überwinternd. Im Blattstiel zwei nach der Rücken-
seite convergirende Leitbündel.
Nur drei Arten in der nördlichen gemässigten Zone. Unsere Art die einzige
in Europa vorkommende.
1) ovnzisın. bei Dioskorides (IV. 23) und Galenos Synonym der Pflanze
dyyouca, jedenfalls einer Borraginacee.
Onoelea. 43
19. 0. struthöpteris )). 4. Grundachse kurz, aufrecht, etwas über
den Boden hervortretend, neben den Blattansätzen schlanke, kriechende,
schwarze mit spiralig gestellten, entfernten Niederblättern besetzte, bis
6 dm lange, 8 mm dicke unterirdische Ausläufer treibend, die
an der Spitze über den Boden tretend einen neuen Stock bilden. Frond.
einen Trichter bildend; in dessen Mitte die viel kürzeren, steif auf-
rechten Sp.b. Die überwinternde Gipfelknospe von Niederblättern um-
hüllt. Frond. bis 1,7 m lang, wie die Sp.b. kurzgestielt, gefiedert. Stiel
und Mittelstreif breit und flach rinnig; ersterer bis 12 cm lang und
5 mm dick, am breiteren schwarzbraunen Grunde spreuhaarig; letzterer
besonders an der Einfügung der Fiedern braun filzig, zuletzt meist ganz
kahl. Spreite der Frond. länglich, sehr stark nach dem Grunde
verschmälert, kurz und plötzlich zugespitzt, hellgrün. Fiedern
jederseits bis 30—70, abwechselnd, fast sitzend, lanzettlich bis
lineal-lanzettlich, zugespitzt, fiederspaltig bis -theilig. Ab-
schnitte länglich, stumpf oder gestutzt, ganzrandig oder undeutlich
-ausgeschweift, der erste hintere über die Oberseite, der vordere über
die Unterseite des Mittelstreifs herübergreifend. Sp.b. bis 6 dm lang,
anfangs grünlich, zuletzt dunkelbraun, lineallanzettlich, ebenso wie die
Frond. kurz zugespitzt und allmählich nach dem Grunde verschmälert.
Fiedern steif, anfangs eylindrisch zusammengerollt, holperig,
an den Rändern durchscheinend-häutig, zuletzt sich aufrollend und lappig
einreissend. Sori zu 3—5 auf den Tertiärnerven je eines Secundär-
nerven, zuletzt zusammenfliessend. Schleier unregelmässig zerschlitzt. —
Am Ufer grösserer Gebirgs- und Waldbäche, seltner auf feuchten Wiesen,
sehr gesellige. Durch das Bergland zerstreut, nur stellenweise häufiger ;
scheint auf kalkreichem Boden mindestens seltener vorzukommen. Er-
reicht in Belgien (häufig an der Ambleve unterhalb Aywaille; Ourthe-
thal bei Colonstere unweit Tilff) und am Monte Viso der Cottischen
Alpen nahezu die Westgrenze des Gebiets; fehlt aber auf weite Strecken
z. B. in der ganzen Schweiz ausser Tessin, in den Vogesen?), im Ge-
senke; in Bayern mit Sicherheit nur im Fichtelgebirge und Bayrischen
Wald; fehlt in der ungarischen Ebene; im nördlichen Flachlande nur
im östlichsten Theile: östlichste Ober- und Nieder-Lausitz, Nieder-Schlesien,
Hinterpommern, West- und besonders Ostpreussen sowie in Nord-Schles-
wig: Bjerninger Wald bei Hadersleben (Hansen nach Prahl br.).
Scheint die Nordwestgrenze der Fichte nur in Dänemark beträchtlich zu
überschreiten. Häufig in Gärten, wo sie wegen der wuchernden Aus-
- läufer leicht eine unausrottbare Plage wird; zuweilen verwildert. Sp.r. Juni
bis Aug. — 0. $. Hoffm. Deutschl. Fl. II 12 (1795). Luerssen Farnpfl.
482. fig. 163, 164. Osmunda 8. L. Sp. pl. ed. 1. 1066 (1753).
Struthiopteris germanica Willd. Sp. pl. V. 288 (1810). Koch Syn.
1) Zuerst bei Cordus, welcher, wie alle Späteren, unrichtig Struthiopteris
schreibt, von stpnuN5s oder s-onS9n<, Sperling, [Vogel] Strauss, und rrip:z s. 8. 2.
wegen der Aehnlichkeit der fruchtbaren Blätter mit einer Straussenfeder.
2) Bei Bruytres (Franz. Lothringen) und Strassburg nur angepflanzt!
44 Polypodiaceae.
ed. 2. 986. Nyman Consp. 860. Suppl. 345. $. pensylvanica Willd.
a. a. ©. 289. |
Einer der stattlichsten der einheimischen Farne ; kommt öfter auf weite Strecken
nur mit Frond. vor und wird dann zuweilen mit 11. und 12. verwechselt; ist von
beiden durch das abweichende Verhältniss der Verschmälerung nach dem Grunde
und der Spitze sowie das eigenthümliche Uebergreifen der untersten Fiederabschnitte,
von 11. ausserdem durch die fehlende Drüsenbekleidung, von 12. durch die mangeln-
den Spreuhaare und die meist ganzrandigen Fiederabschnitte zu unterscheiden.
Variirt wenig; erwähnenswerth die Form B. serrata (Baenitz Abh. BV. Brand.
III, IV. 235 [1862]) mit gesägten Abschnitten. — Sachsen bei Löbau und in
Tirol: Meran.— Dagegen sind Missbildungen verhältnissmässig häufig; m. daedala!)
(Sauter) mit wiederholt gegabelter Spitze des ganzen Blattes und der Fiedern (Frond.)
wurde im Salzburgischen, m. furcäta (Baenitz a. a. O.) mit einfach gegabelter
Blattspitze (was wohl bei allen Farnen gelegentlich vorkommt) an beiderlei
Blättern bei Löbau im Königreiche Sachsen und Liebsgen bei Sommerfeld in
der Prov. Brandenburg beobachtet. Von besonderem Interesse sind indessen die
Uebergänge von Sp.b. zu Frond., welcbe nach Goebel (DBG. V.LXIX) z. T. künst-
lich dureh Entfernung der Frond. im Anfang der Vegetationszeit hervorgerufen
werden können. Auf diese Art erhielt er l. epiphyllodes?) (Aschers. Fl. Brand. 1.
930 (1864) mit unterwärts sorustragenden, oberwärts laubigen Blättern; auch
der umgekehrt sich verhaltende 1. hypophyllodes?) (Baenitz a. a. 0. [1862]) ist
beobachtet. An den Uebergangsstellen bilden sich Sori auf flachen Fiedern, an
denen der sonst so versteckte Schleier frei liegt.
(Dänemark; Skandinavien; Russland bis zur Steppengrenze; Ober-
Italien; Sieilien; Kleinasien; Kaukasus; Sibirien bis Kamtschatka und.
Sachalin und Amurgebiet; östliches Nord-America.) |*
6. WOODSIA®).
(R. Br. Trans. Linn. Soc. XI 170 (1815). Luerssen Farnpfl. 495.)
Vgl. S. 9, 10. Sori rückenständig. Enden der sie tragenden Nerven
zuweilen etwas keulenförmig verdickt. Grundachse kurz kriechend oder
aufsteigend, rasenförmig verzweigt, dicht spiralig beblättert. Kleine Farne
mit büschelig gestellten, sommergrünen, einfach gefiederten Blättern mit
fiederspaltigen, am Grunde zuweilen fast gefiederten, mindestens grössten-
theils gegenständigen Fiedern. Blattstiel oberwärts wie der Mittelstreif
tief rinnig. Abgliederungsstelle unter der Mitte als ein feiner oft schief
verlaufender Ringwulst sichtbar.
16 Arten, über die ganze Erde zerstreut. Im Gebiet nur die
1) daedalus, a, um bedeutet als Adjeetiv: bunt geschmückt; Daedäleus (oder
@us) dagegen, auf den bekannten kretensischen Künstler Daidalos bezüglich. Die
herkömmliche Schreibweise daedalea ist daher unrichtig.
2) Von ert über (oben) und YuAAwöns — yurrsewöng einem Blatte (hier Laub-
blatt) ähnlich.
3) Von ur6 unter (unten) und gurrwöng.
4) Nach Joseph Woods, * 1776 r 1864, Verfasser von The Tourist’s Flora
.. . of the British Islands, France, Germany, Switzerland, Italy and the Italian
Islands. 1850. |
n
Woodsia. 45
Gesammtart W. Ilvensis.
20. (1.) W. Ilvensis!). 4%. Grundachse dicht mit Blattstielstümpfen
besetzt; Blätterin allen Theilen mit Spreu- und Gliederhaaren,
ausserdem noch wenigstens in der Jugend mit kurzen, einzelligen Här-
chen besetzt. Blattstiel meist deutlich kürzer, selten so lang als die
Spreite, glänzend rothbraun, am Grunde mit zwei getrennten, im
Querschnitt länglichen Leitbündeln, die sich bald zu einem im Quer-
schnitt nieren- bis hufeisenförmigen vereinigen. Spreite dünn oder etwas
derb krautig, kurz und stumpf zugespitzt oder völlig stumpf.
Untere Fiedern etwas entfernt. Sori meist dem Rande genähert, zu-
letzt zusammenfliessend. — W. i. Bab. Man. of Brit. Bot. ed. 1. 384
(1843). W. hyperbörea?) Koch Syn. ed. 2. 975 (1845). Luerssen Farnpfl.
501 fie. 165— 168.
Zerfällt in 2 Unterarten:
A. W. rufidula. Grundachse kräftig und viel- (bis 20-) köpfig;
Blätter bis 20 cm lang, in allen Theilen mit bleibenden, ziemlich
diehten Spreu- und Gliederhaaren; dafür spärlicher kurzhaarig. Stiel
bis 11 em lang und 1 mm dick, meist kürzer, zuweilen so lang als die
lanzettliche oft bräunlich grüne Spreite. Fiedern jederseits 8—20, die
unteren kurz gestielt, meist alle eiförmig-länglich oder seltner die
untersten kürzer. Abschnitte derselben länglich, stumpf, jeder-
seits 5—8, meist genähert, besonders am vorderen Rande deut-
lich, mitunter fast fiederspaltig-gekerbt. Nervenenden gewöhnlich
deutlich verdickt. — Sonnige Felsen und Geröllhalden der Mittelgebirge,
nicht sehr verbreitet; in den Alpen viel seltener als D.; gern auf Basalt
und Phonolith, sonst auf Schiefer, Granit und Gneiss, sehr selten auf
Kalk. Im nördlichen Flachlande nur bei Kl. Massowitz unweit Rum-
melsburg in Hinterpommern! gefunden, ob ursprünglich einheimisch ?
Hirschensprung bei Freiburg i. Br.! Harz: Oker- und Bodethal! Nieder-
hessen: Burghasunger Berg bei Wolfshagen! Rhön! südöstl. Thüringen
bei Ebersdorf und Burgk an der Saale. Kgr. Sachsen bei Rochsburg;
Heckstein in der Sächs. Schweiz; Hochwald und Lausche bei Zittau.
Schlesien im Weistritzthale! Böhmen, besonders in den Basalt- und
Phonolithbergen des nördlichen Theiles!! Mähren im Gesenke an der
Brünnelheide und bei Iglau. Westliche Karpaten, z. B. Schemnitz! im
Wagthale bei Rutka! im Svidova-Thale bei Malusina in der Niedern
1) Nach Ilva, dem antiken Namen der Insel Elba, wo allerdings unsere Pflanze
nicht vorkonımt. Linn& entlehnte den Namen dem irrthümlich hierhergezogenen
Synonym Lonchitis aspera ilvensis Barrelier’s, welches zu 44. gehört ; die Verwechs-
lung dieser beiden Farne ist in der älteren Litteratur häufig und hat noch in der
neueren ihre Spuren hinterlassen. )
2) ümspßopeos (auch -ztos) hyperböreus, ‚„übernördlich‘“, halbmythische Bezeich-
nung des hohen Nordens (Bopeas, Nordwind) bei den BEIRRIUR OBER. und. römischen
Schriftstellern.
46 Polypodiaceae.
Tatra (Pax br. vgl. Kionka Nat. u. Offenb. XXXVIII 517 [1892]
' und im Mlinica-Thale der Hohen Tatra (Schneider u. Sagorski II. 583),
Eperies-Tokaj-Ungsches Trachytgebirge(H azslinszky Ejsz.Magy.vir.350);
Bukowina; Südliche Siebenbürgische Karpaten. Savoyen: Chamounix-
Thal; Unter-Engadin: Süs, gegenüber Lavin und Sürön d’Ardez (Kil-
lias 211); Veltlin: angeblich bei Ardenno zw. Morbegno und Sondrio;
Tirol: Lengenfeld und Vonhausen im Oetzthale; Steierm.: Aflenz
(Kerner br.); Kroatien. Sp.r. Juli, Aug. — W. I. r. Aschers. Syn. I
45 (1896). Acrostichum i. L. Sp. pl. ed. 1. 1071 (1753). Polypodium
arvönicum‘*) Withering Bot. arrangement ed. 3 III. 774 (1796) nicht
Sm. nach Moore. Nephrodium rufidulum Michaux Fl. bor. am. II 269
(1803). Aspidium r. Sw. Syn. filie. 58 (1806). W.i. R. Br. a. a.
O. 173 (1815). Nyman Consp. 868 Suppl. 347. W. hyperbörea ß. ru-
Fidula Koch Syn. ed. 2. 975 (1845). Luerssen Farnpfl. 507. fig. 168.
Erinnert einigermassen an kleine Exemplare von 44., mit dem es von einigen
älteren Schriftstellern verwechselt wurde, unterscheidet sich aber durch die viel
weniger dichte Bekleidung der Blattunterseite, die die grüne Farbe des Blattes und
die Sori erkennen lässt.
(Island; Grossbritannien ; Skandinavien ; Finnland ; Insel Hochland
im Finn. Meerbusen ; Nord-Russland ; Kleinasien; Süd- und Ost-Sibirien,
Amurgebiet; kälteres Nord-America bis Grönland.) *
B. W. alpina. Schwächer und zarter, weniger dicht rasig als A.
Blätter 2 weniger dicht behaart, öfter im Alter
fast kahl werdend. Stiel ” mm bis 7 cm lang, !/.—1 mm dick, meist
viel kürzer als die längliche oder schmal längliche, gelbgrüne
Spreite. Fiedern jederseits 8—14, die unteren rundlich bis dreieckig-
eiförmig, die folgenden dreieckig-eiförmig bis eiförmig
länglich, abgerundet-stumpf, mit jederseits 1—2, höchstens
3—4 keilförmig-verkehrt-eiförmigen ganzrandigen oder
höchstens wellenförmig ausgeschweiften Abschnitten. Ner-
venenden meist unverdickt. Sori kleiner als an A. — An ähnlichen
Standorten wie A., auf Urgestein, sehr selten auf Basalt oder gar Kalk,
in den Hochgebirgen 660—2600 m (Kerner h.). Sudeten im Riesen-
gebirge am Basalt der Kleinen Schneegrube! (angeblich auch noch in
der Melzergrube) und im Gesenke: Kessel! Tatra: Alt-Walddorfer Fels-
wand (Hazslinszky Ejssz. Magy. vir. 350). In den Seealpen: Val
Casterino bei Tenda (Raap nach Penzig mündl.), den Alpen der
Dauphine, Savoyens, Piemonts, der Schweiz! Tirols!! (ziemlich ver-
breitet), Salzburgs! und Kärntens! Sp.r. Aug., Sept. — W. alp. Gray
Nat. arrang. II 17 (1821) z. T., Tausch in Flora XXII 480 (1839)
erw. Newman Nat. Alman. 13 (1844). Acrostichum alp. Bolton Fil.
brit. 76 (1790). A. hyperböreum Läiljeblad Acta Holm. 1793. 201.
Polypodium arvönıcum Sm. Fl. Brit. III 1115 (1804). P. h. Sw. in
!) Arvonia, modern lateinische Bezeichnung des nordwestlichen Wales, wo der
zuerst bekannt gewordene Fundort, der Berg Snowdon, in der Grafschaft Carnarvon
gelegen ist (K. Schumann mündl, Mitth.).
Woodsia. 47
Schrad. Journ. 1800 II 27 (1801). W. h. R. Br. a. a. O. 173 (1815).
Nyman Consp. 868 Suppl. 347. W. h. « arv. Koch Syn. ed. 2. 975
(1845). Luerssen Farnpfl. 502. fig. 165, 167.
(Grossbritannien; Pyrenäen; Skandinavien; Nord-Russland; Ural;
Nord- und nördliches Central-Asien ; nordöstliches Nord-America.) *
21. (2.) W. glabella. 9. Unterscheidet sich von der Leitart durch
Folgendes: Noch zarter und schmächtiger als 20 B.; Blätter 2—11,5cm
lang, nur am Grunde des Stieles spreuhaarig, sonst anscheinend
kahl, wenn auch häufig mit einzelligen Härchen besetzt. Blattstiel
1/o—3 cm lang, höchstens !/a mm dick, über dem schwarzbraunen
Grunde meist strohgelb, vom Grunde an von nur einem im Quer-
schnitt trapezoidischem Leitbündel durchzogen, meist erheblich kürzer
als die lineal-lanzettliche, allmählich scharf zugespitzte,
durchscheinend dünnhäutige Spreite. Fiedern jederseits 6—16, die
unteren rundlich eiförmig, die folgenden aus hinten keilförmi-
gem Grunde schief eiförmig-rhombisch (ihre Vorderhälfte grösser),
alle stumpf oder stumpflich, am Grunde fast gefiedert, mit keil-
förmig-verkehrt-eiförmigen bis länglichen meist nur an der
abgerundeten Spitze gekerbten Abschnitten. Nervenenden
meist unverdickt. Sori in der Mitte zwischen Mittelnerv und Rand oder
dem letzteren genähert. — Bisher nur im Dolomitgebiet der Südalpen,
1600—2060 m. Tirol: Seiser Alp, Schlernklamm, Ratzes! Prags! Am-
pezzo (Huter Fl. v. Höhlenstein 62); Sexten-Thal! Tauernthal bei Win-
disch-Matrei; Venetien: Lago di Feltre(?) Kärnten: Plecken; Valentini-
Thal im Gailthale; Raibl; in der Göttering bei Weissbriach zwischen
Hermagor und Greifenburg 1893 (Preissmann br.). Sp.r. Juli, Aug.
— W. g. R. Br. in Richardson Narr. of a journey etc. 754 (1823).
Luerssen Farnpfl. 511 fig. 169. Nyman Consp. 868. Suppl. 347. W.
Hausmannidna*!) Milde 1855 br. W. pulchella Bertol. Fl. Ital. erypt.
I. 111 (1858).
Gleicht eher einer kleinen Cystopteris als 20., (obwohl die Schleierfransen die
Ptl. sofort als Woodsia charakterisiren) und mag, da sie im Ganzen spärlich und
zuweilen in Cystopteris-Rasen versteckt vorkommt, noch öfter übersehen sein. Sie
wurde zuerst 1848 von Tschurtschenthaler am Kreuzberge bei Sexten für die
Alpen entdeckt.
(Nördliches Skandinavien; Russisches Lappland; Gouv. Perm;
Baikalgebiet; Kamtschatka; nordöstliche Vereinigte Staaten, subarktisches
und arktisches Nord-America; Spitzbergen.) Ix*
1) Nach Franz Freiherrn von Hausmann, * 1810 + 1878, Gutsbesitzer in
‚Bozen, dem verdienstvollen Erforscher und Bearbeiter der Tiroler Flora. (Flora von
Tirol 1848—1854.)
48 Polypodiaceae.
2. Unterfamilie.
ASPLENOIDEAE.
(Aschers. Syn. I. 48 (1896). Asplenieae Prantl Arb. Bot. Garten
Breslau I. 16 (1892).
Vgl. S. 7. Einzige einheimische Tribus:
ASPLENEAE.
(Aschers. Syn. I. 48 (1896). Aspleniinae Prantl a. a. O.)
Sorus auf der Blattunterseite, seitlich von dem zuführenden Ner-
ven entspringend. Sporen kugelquadrantisch.h — Sori unserer Arten
länglich bis linealisch. Blattstiel nicht abgegliedert.
Uebersicht der Gattungen.
A. Sp.b. und Frond. (unserer Art) verschieden gestaltet. Zellwände
der Spreuhaare gleichmässig zart und gleichfarbig (Paleae cysto-
pteroideae). Blechnum (vgl. S. 8).
B. Sporentragende und sporenlose Blätter und Blatttheile gleich ge-
staltet. Seitenwände der Zellen der Spreuhaare stärker verdickt und
dunkler gefärbt als die obere und untere Wand (Paleae clathratae),
Spreuhaare zuweilen mit einen mittleren dunkeln Längsstreifen(Schein-
nerven) versehen. (Ueber den lange streitig gewesenen Bau dieses
Scheinnerven vgl. Luerssen Farnpfl. 152 fig. 105. Die Spreu-
haare sind, soweit sich derselbe erstreckt, zweischichtig und die
inneren einander zugekehrten, der Fläche der Haare parallelen Zell-
wände stark verdickt und dunkel gefärbt).
I. Sori paarweise genähert; der eine an dem vorderen Aste eines
Secundärnerven, der andere an dem hinteren des nächsten; ihre
Schleier sich die freien Ränder zukehrend.
Scolopendrium (vgl. S. 9).
II. Sori (bei unseren Arten) grösstentheils oder alle einzeln.
Asplenum (vgl. S. 9).
7. BLECHNUM!).
(L. [Sp. pl. ed. 1. 1077 (1753) ohne Charakter.| Gen. pl. ed. 5 485 (1754)
veränd. Sm. Mem. Acad. Turin V. 411 (1793). Luerssen Farnpfl. 109).
Vgl. S. 8 und 48. Sorus auf der inneren Seite eines durch Anasto-
mose der Secundärnerven gebildeten zwischen Rand und Mittelnerv
der Fiedern des Sp.b. ihm parallel verlaufenden Nerven; Schleier gleich-
gestaltet, aussen angeheftet. — Kleinere oder ansehnliche Farne mit
dieker Grundachse und dicht spiralig gestellten, meist einfach fieder-
1) Srüjyvov, bei Dioskorides (IV. 183) Synonym von rrepıs (vgl. 8. 2).
Blechnum, 49
theiligen bis gefiederten Blättern. Nerven der Frond. meist frei. Blatt-
stil von zwei grösseren Leitbündeln durchzogen, von denen sich ein
bis mehrere schwächere abzweigen, die in dem Zwischenraum verlaufen.
Etwa 60 Arten in tropischen und gemässigten Klimaten. Einzige europäische Art:
22. B. spieant!). 9. Grundachse schief, oberwärts dicht spreu-
haarig. Frond. bis über 5 dm lang, meist horizontal abstehend, über-
winternd. Stiel bis 15 cm lang, dunkelbraun, am Grunde spreu-
haarig, bauchseits wie der in seiner unteren Hälfte oft gleichfalls braune
Mittelstreif rinnig, meist mehrmal kürzer als die lanzettliche, beiderseits
verschmälerte, lebhaft grüne, oberseits etwas dunklere, glänzende, kahle
Spreite. Abschnitte jederseits 30—60, kammartig genähert, oft etwas
sichelförmig, schmal-länglich, am Grunde, besonders an der Vorder-
seite, etwas verbreitert bis schwach geöhrt, bis zu der mit schief aufge-
setzter Stachelspitze versehenen, oft stumpflichen Spitze gleich breit (die
untersten halbkreis- bis eiförmig), ganzrandig, am Rande schwach zurück-
gerollt, mit gegabelten Secundärnerven, die vor dem Rande mit
einer etwas verdickten durchscheinenden Spitze aufhören. Sp.b. in der
Mitte der von den Frond. gebildeten Rosette, aufrecht, sommergrün,
meist viel länger als die Frond. (bis 75 cm). Stiel (bis 3 dm) wie
der Mittelstreif braun. Abschnitte entfernt, aus breiterem Grunde
schmal linealisch, mit Ausnahme der Spitze ganz von den Soris be-
deckt. — Schattige, etwas feuchte Stellen, meist in Wäldern, besonders
unter Nadelholz, durch den grössten Theil des Gebietes verbreitet, im
Berglande (bis 2400 m [Kerner h.] aufsteigend) häufiger als in der Ebene,
aber selbst auf den Nordsee-Inseln Sylt und Röm. Fehlt in der immer-
grünen Region des Mittelmeergebiets und im Ungarischen Tieflande;
sehr selten in Polen und Ostpreussen. Sp.r. Juli— Sept. — B. $. Withering
Arrangement ed. 3. III 765 (1796). Luerssen Farnpfl. 113. fig. 84—86.
Koch Syn. ed. 2. 984. Nyman Consp. 862 Suppl. 345. Osmunda $.
L. Sp. pl. ed. 1. 1066 (1753). B. boreale Sw. Schrad. Journ. 1800
II 75 (1801). Lomäria $. Desv. Mag. Ges. Naturf. Freunde Berlin V.
325 (1811).
Von 46. abgesehen von dem ganz verschiedenen Wuchs und den Sp.b. durch
den kurzen Stiel und die viel zahlreicheren Abschnitte der Frond. zu unterscheiden.
- Variirt verhältnissmässig nur wenig. Milde und Luerssen erwähnen ein B.
_ latifolium (Milde Nova Acta XXVI. II. 615 [1858]. Luerssen Farnpfl. 116)
mit über 6 mm breiten Abschnitten der Laubblätter und wiederholt gabligen
Nerven, und ein C. angustatum (Milde und Luerssen a. a. O.), bei der die
- unter der Mitte 6 cm breiten Frond. sich über der Mitte ziemlich rasch auf 3 cm
verschmälern; beide nur selten beobachtet. Schärfer charakterisirt ist D. imbri-
_ edtwm (Moore Nat.-Print. Brit. Ferns II. 219 (1860). Luerssen a. a. O.), bei der
die Abschnitte der meist kleinen Frond., namentlich im unteren !/3 oder !/a des Blattes
am hinteren Rande abgerundet zusammengezogen sind, so dass derselbe auf der
Blattoberseite über den Vorderrand des nächst unteren Abschnittes übergreift (‚‚unter-
_ schlächtige‘“ Deckung). So nicht allzu häufig. Selten sind I. serrdtum (Wollaston
in Moore Ferns Gr. Br. and Ir. Nat.-Pr. pl. XLIIIe Text [S. 3] [1856]. Luerssen
1) Zuerst bei Bock; soll ein deutscher Name sein.
Ascherson, Synopsis. I. 4
50 Polypodiaceae.
a. a. O. 117) mit (auch an den Sp.b.) besonders am Hinterrande unregelmässig ge-
sägten Abschnitten. — Nur zw. Homberg und Waldmohr in der Bayr. Pfalz und
im Riesengebirge an der Kesselkoppe 1884 (Fiek!). — 1. incisum (Warnstorf
Naturw. Ver. Harz VII. 82 (1892). Abschnitte der Frond. oft bis zur Mitte der
Spreite deutlich geöhrt, an den unteren die Oehrchen durch einen bis zum Miittel-
nerv gehenden Einschnitt gelöst. — Prov. Brandenburg: Luckau: Höllenberge bei
Langengrassau (Scheppig!). — Mittelformen zwischen Frond. und Sp.b. kommen in
ähnlicher Vertheilung der Sori wie bei 19. vor, auch finden sich Frond. und Sp.b.
zuweilen gleich gross und letztere mit nur wenig schmäleren Abschnitten als erstere.
Vgl. Luerssen Farnpfl. 111.
(Westliches und Nord-Europa (in Russland nur in Aland, Lit-
tauen [Pinsk Twardowska 1895! mitgeth. v. Lehmann] und im
Südwesten); Gebirge des Mittelmeergebietes bis Marokko, Syrien, Klein-
asien, Kaukasus; Nord-Atlantische Inseln (ausser Capverden); Kam-
tschatka; Japan; westliches Nord-America.)
| 8. SCOLOPENDRIUM'!). |
(Sm. Mem. Acad. Turin. V. 410 [1793]. Luerssen Farnpfl. 117.)
(Hirschzunge; niederl.: Hertstong; vlaem.: Tongvaren; dän.: Hjortetunge;
franz.: Scolopendre, Langue de cerf; ital.: Lingua cervina, Lingua da
pozzi; poln.: Jezyczyca; böhm.: Jeleni jazyk; kroat.: Trava slezena;
ung.: Gimnyely.)
Vgl. S. 9, 48. Mittelgrosse oder ziemlich kleine Farne mit
büschlig gestellten, überwinternden, ungetheilten, höchstens fieder-
lappigen Blättern, deren Stiele am Grunde zwei Leitbündel aufnehmen,
die sich schon in geringer Höhe zu einem im Querschnitt viereckigen
mit eingebuchteten Seiten („schmetterlingsförmigen“) vereinigen. Spreu-
haare ohne Scheinnerv, am Rande mit einigen langen, fadenförmigen,
eine Drüsenzelle tragenden Wimpern, mit einer solchen endigend.
Nur die beiden im Gebiet vertretenen sehr nahe mit einander verwandten Arten:
Gesammtart S. seolopendrium.
23. (1.) S. scolopendrium. %. Grundachse aufrecht oder aufsteigend,
bis 6 cm lang, dicht spreuhaarig. Blätter bis 6 dm, selten bis 1 m und
darüber lang. Stiel meist kürzer, selten länger als !/s der Spreite,
grün bis purpurbraun, bis 6 mm dick, bauchseits flach oder schwach
gewölbt, unterwärts dicht, oberwärts wie der Mittelnerv unterseits locker
spreuhaarig. Wimpern der Spreuhaare wenige, leicht abbrechend. Spreite
aus tief herzförmigem Grunde länglich- bis lineal-lanzettlich,
stumpf bis kurz zugespitzt, meist ganzrandig, nahe über dem Grunde oft
etwas verschmälert, krautig-lederartig, schwach glänzend, unterseits wenig-
stens in der Jugend zerstreut fein-spreuhaarig. Secundär-Nerven schräg
1) 50K0rivÖpınv, bei Dioskorides (III 141) Synonym von &srı.nvow, worunter
ohne Zweifel 25. zu verstehen ist; die Blätter werden mit dem Thiere oxnAarevipa
(Tausendfuss) verglichen.
ul 1 a ae te u Be ur a
De Ds u FL a LE Ale ne Eu 2
A
BZ
Scolopendrium. ol
verlaufend, 2—3mal gegabelt (die erste Gabelung nahe dem Mittel-
nerven); die Aeste meist ohne Anastomosen, mit plötzlicher Ver-
diekung vor dem Rande endigend. Sori linealisch, schräg zum
Mittelnerven, oft längere und kürzere abwechselnd, die längeren meist
mehr als die Hälfte der Breite der Blatthälfte durchziehend. — An
feuchten, schattigen Felsen und in steinigen Wäldern, kalkliebend,
öfter in Steinritzen offener Brunnen; so ausschliesslich im westlichen
Theile des nördlichen Flachlandes und zwar selten; fehlt in der Ebene
östlich der Elbe (das Vorkommen auf Rügen nach Lucas bei Bolle
Zeitschr. f. allg. Erdk. Berlin XVII. 263 (1864) neuerdings nicht be-
stätigt) und im ungarischen Tieflande, selten auch im östlicheren Berg-
lande (Nord-Bayern, Thüringen, Sachsen, Böhmen, Schlesien ! Süd-Polen !
Mähren); zerstreut im karpatischen und westlichen Berglande; im Alpen-
gebiete verbreitet, bis in die alpine Region auf- und bis fast zum Mittel-
und Adria-Meer herabsteigend. In Gärten häufig gepflanzt, zuweilen
verwildert. Sp.r. Juli—Sept. — S. 8. Karsten Deutsche Flora 278
(1880— 1883). Asplenium S. L. Sp. pl. ed. 1. 1079 (1753). $. vul-
gare Sm. a. a. OÖ. 421 (1793). Luerssen Farnpfl. 118 fig. 78, 88.
Nyman Consp. 862 Suppl. 345. 5. officinarum Sw. in Schrad. Journ.
(1800) II. 61 (1801). Koch Syn. ed. 2. 984.
In den Gärten in mannichfachen monströsen Formen, so aber nur sehr selten
wild beobachtet. So: m. erispum (Willd. Spec. pl. V. 349 (1810). Luerssen Farnpfl.
122). Blätter breit, meist nur Frond., mit stark welligen, oft gekerbten Rändern.
— Wild in Luxemburg, bei Düsseldorf, am Schneeberge in Nieder- Oesterreich
und in der venetianischen Provinz Treviso. — m. daedaium!) (Willd.a. a. ©. [1810]
erw., Döll Flora Bad. I. 20 (1857). Luerssen a. a. O.). Spreite einfach oder wieder-
holt 2- bis vielspaltig.. — Wild: Rheinprovinz, Canton Waat und Süd-Tirol. —
m. cornütum «Moore Ferns Gr. Brit. and Ir. Nat.-Pr. pl. XLII. Text [S. 1]
[1856]). Mittelnerv unter der Spitze hornartig austretend. — Wild bei Verona auf dem
Monte Pastello (Goiran NGBI. XXII 43). — Von andern Missbildungen be-
sonders bemerkenswerth die noch nicht wild gefundenen Formen: m. mar ginatum
(Moore Handb. of Brit. Ferns 2 ed. 174 [1853]). Blätter unterseits mit dem
Rande parallelen beiderseits Sori tragenden Emergenzen und m. suprasori-
ferum (Lowe Native Ferns II. 329 tab. 56 A [1867]) mit Soris auf beiden
Blattflächen.
(Britische Inseln; Norwegen: Varald-Ö; Insel Lilla Karlsö bei
Gothland; Dänische Insel Möen; Azoren und Madeira; Mittelmeer- und
unteres Donau-Gebiet (Serbien, Bulgarien, Rumänien); Südwest-Russland;
Kaukasus; Armenien; Persien; Nord-Turkestan; Japan; Nord-America;
Mexico.) *
24.(2.)S.hemionitis?). 9. Unterscheidet sich von 23. durch Folgen-
des: Grundachse kurz und dick. Blätter selten über 3 dm lang, oft
viel kleiner, Spreuhaare mit zahlreicheren, meist bleibenden Wimpern.
Blattstiel länger und schlanker, halb so lang bis länger als die oft
1) 8.8. 44.
2) nuiovirıs, bei Dioskorides (III. 142) Name eines Farnkrautes, möglicherweise
dieser, auch in Griechenland, Kleinasien und Syrien vorkommenden Art; von qulovog
- Maulesel, weil vermuthlich in Krankheiten dieser Thiere gebraucht.
4*
52 Polypodiaceae.
dünnhäutige, in der Gestalt bei den häufig vorhandenen jungen Stöcken
von der der ausgewachsenen sehr verschiedenen Spreite; diese bei ersteren
($. breve Bertol. Misc. bot. XVIII. 20. tab. 5 [1858]) aus herz-nieren-
förmigem Grunde eiförmig, stumpf, bei letzteren aus tief herz-
spiessförmigem Grunde länglich lanzettlich, stumpflich bis zu-
gespitzt; die Spiesslappen abgerundet oder stumpf, öfter noch mit je
einem abwärts gerichteten Lappen. Seeundärnerven weiter von einander
entfernt, mit nicht verdickten Enden und häufigeren Anastomosen ;
Sori länglich, selten mehr als !/s der Blatthälfte durchziehend. —
Schattige feuchte Felsen und Mauern, öfter am Eingange von. Höhlen,
nur in der immergrünen Region des Mittelmeergebiets.. Provence und
Riviera selten: Marseille! Toulon! Antibes; sehr selten an Küstenfelsen
bei Mala zwischen Monaco und Eze. Sp.r. Mai, Juni. — $. H. Lagasca,
Garcia und Clemente in Anales de ciencias nat. V. 549 tab. 41,
Fig. 2 (1802). Luerssen Farnpfl. 128. Nyman Consp. 862. $. sagit-
tatum D.C. Fl. franc. V. 238 (1815).
Zu dieser Art glaube ich die folgende, halb monströs erscheinende und bis
jetzt nur in einem äusserst beschränkten Wohngebiet beobachtete Form vorläufig
als Unterart stellen zu sollen:
B. S. hybridıum. Unterscheidet sich von der typischen Art
durch die nur bis 16—19 cm langen Blätter mit bis 1 dm langem
Stiel, deren derb lederartige, glanzlose, stumpfliche Spreite meist in
ihrer unteren Hälfte oder bis über die Mitte unregelmässig fieder-
lappig eingeschnitten, oberwärts aber nur am Rande wellig oder
ganzrandig ist. Lappen jederseits 1—7. — Bisher nur auf der Insel
Lussin im Quarnerischen Meerbusen der Adria; 1862 von Reichardt
in nur einem Stock an Weinbergsmauern bei Porto Cigale entdeckt, seit
1889 von Haractiä dort und bei VelastraZa, Bocca falsa! Velopin, Slatina
und Val d’arche wiedergefunden. — $. h. Milde Abh. ZBG. Wien XIV 325
Taf. 18 (1864). Luerssen Farnpfl. 125 fig. 89. Nyman Consp. 862.
Milde erklärte diese Pflanze für einen Bastard von 25., in dessen Gesellschaft
sie vorkommt und dem (auf den Quarnerischen Inseln gar nicht vorhandenen!) 23.
Luerssen, der die Pflanze nicht gesehen hatte, machte trotzdem auf Grund der
Mildeschen Beschreibung und Abbildung erhebliche Bedenken gegen diese Meinung
geltend und wies auf die nähere Verwandtschaft mit 24 hin. Nach ihrer Wiederauf-
findung hat dann Heinz (Abh. DBG. X (1892) S. 413—421 Taf. XXI) die Un-
haltbarkeit der Hybriditäts-Hypothese und die Uebereinstimmung der Pflanze in
allen wichtigeren Merkmalen mit 24. nachgewiesen. Ich kann desshalb seine An-
sicht, dass hier eine eigene Art vorliege, nicht theilen, da die Unterschiede vom
Typus nur in der (zumal äusserst veränderlichen und unregelmässigen) Blattform
bestehen und nicht so bedeutend sind als die mancher Gartenformen von 23. Wie
schon Luerssen bemerkt, findet man übrigens an der Pflanze von Lussin öfter ein-
zelne Blätter, die nicht vom Typus zu unterscheiden sind. Noch näher der Stamm-
Art kommt eine Kümmerform, die Haraöi@ nur in wenigen Stöcken auf dem Lussin
benachbarten Felseninselchen (Scoglio) Osiri beobachtet hat: 1. lobatum (Haralie
Abh. ZBG. Wien XLIII 212 Taf. III fig 2 [1843]). Blätter nur 7—8, ihr Stiel
nur 2 cm lang; letzterer- nebst dem Rande und der-Unterseite der oft bis zur
Spitze, aber dann nur seicht kerbig-gelappten, weniger lederartigen
Spreite dichter spreuhaarig. Ueber das Vorkommen von Scolopendrium hybridum
Asplenum. 89
vel. Haratic a. a. O. 208 ff. und Sulla vegetazione dell’ isola di Lussin IIT.
(XIV. Progr. dell’ I. R. Scuola nautica di Lussinpiccolo 1895) 11 ff.
Verbreitung des Typus: Portugal; Mittelmeergebiet von Spanien
8 il g 8 iu
bis Syrien, etwas verbreiteter in der Westhälfte, doch auch da nirgends
häufig.) [#1
9. ASPLENUM').
(Asplenium L. Gen. pl. [ed. 1. 322] ed. 5. 485 (1754) veränd. Luerssen
Farnpfl. 148.)
(Franz.: Doradille.)
Vgl. S. 9, 48. Sori zur Seite des sie tragenden Nerven, selten
theilweise wie bei Athyrıum über denselben hinübergreifend (S. athyrioidei),
oder zu beiden Seiten des Nerven Doppel-Sori, die einander die an-
gehefteten Ränder ihrer Schleier zuwenden (S. diplazioidei s. S. 10).
Schleier dem Sorus gleichgestaltet, den freien Rand fast immer dem
Mittelnerven des Abschnitts zuwendend (vgl. Nr. 32), selten rudimentär.
Mittelgrosse oder kleine Farne mit (bei unseren Arten) kurzer, dicht
spiralig beblätterter mehr oder weniger verzweigter Grundachse, aus der
sich ein meist dichter Büschel mehr oder weniger getheilter, meist über-
winternder Blätter entwickelt, deren Stiel von einem oder zwei (dann
sich meist noch unter der Spreite vereinigenden) Leitbündeln durch-
. zogen wird.
nn I 1 a BZ
a EAIETTNTRE
FE
EI nn li Zn
Die bisher allgemein angenommene Gattung Ceterach kann wegen ihres (nicht
einmal völlig) fehlenden Schleiers um so weniger von Asplenum getrennt werden,
als das mit wohl ausgebildetem Schleier versehene indisch-abyssinische 4. alternans
Wall. unserem 25. nahe verwandt ist. Die Begründung einer diese Art einschlies-
senden Gattung Üeterach, wie sie Kuhn (v. d. Decken Reisen in Ost-Afrika III
36 [1879]) versprach (vgl. Luerssen Farnpfl. 286), ist bis jetzt nicht gegeben.
Etwa 260 Arten aller Klimate.
A. Ceterach?) (Willd. Sp. pl. V. XXXXVII [1810]. Blätter
fiedertheilig, überwinternd. Leitbündel des Stiels bis zur Spreite ge-
trennt verlaufend. Sori anfangs unter der dichten Spreuhaarbe-
kleidung der Blattunterseite versteckt, mit rudimentärem (zu-
weilen fehlendem) Schleier.
25. (1.) A. eeterach. (Franz.: Doradille; ital.: Erba ruggine;
kroat.: Sljezenica, Zlatinjak.) 4. Grundachse mit schwarzen, ähnlich wie
bei 23. und 24. gewimperten und fadenförmig zugespitzten Spreuhaaren
ohne Scheinnerv bedeckt. Blätter dicht rasig, 6—20 cm (selten noch
kürzer, bis 1 cm) lang. Stiel kürzer als die Spreite (bis 6 em), meistens
am Grunde schwarzbraun, wenigstens unterwärts mit schwarzen, (denen
ı) Vgl. S. 50. Der Name stammt von szAnv die Milz, wegen Anwendung
gegen Krankheiten dieses Organs.
2) Zuerst bei Matthaeus Sylvaticus. Soll ein deutsches Wort sein und
„krätzig‘“ bedeuten; wegen der Spreuhaarbekleidung.
54 Polypodiaceae.
der Grundachse), dazwischen mehr oder weniger dicht mit (denen
der Spreite gleichenden) herzeiförmigen, zugespitzten, buchtig-gezähnten,
anfangs silberglänzenden, zuletzt hellbraunen, ebenfalls nicht mit einem
Scheinnerv versehenen Spreuhaaren besetzt. Spreite lineallanzett-
lich, stumpf, lederartig, oberseits graugrün, glanzlos, (bis auf Mittel-
und an jüngeren Blättern auch die Secundärnerven) kahl, unterseits mit
dachziegelartig sich deckenden, am Blattrande wimperartig hervorragenden
Spreuhaaren bedeckt. Abschnitte jederseits 9—12, abwechselnd, länglich
(var. stenöloba!) Geisenheyner in Aschers. Syn. I. 54 [1896]) bis
halbkreisrund (var. platyloba?) Geisenheyner in Aschers. Syn. I.
54 [1896]) ganzrandig, durch öfter ebenso breite Zwischenräume von
einander gesondert, die untersten völlig von einander getrennt, wäh-
rend bei den. übrigen der Hinterrand bogenförmig bis zum Vorder-
rande des nächst unteren herabläuft. Nerven mehrmal gegabelt, die
Zweige z. T. anastomosirend, schwach verdickt vor dem Rande endigend.
Sori lineal bis länglich, auf den Abschnitten 2reihig schräg zum Mittel-
nerv, demselben meist genähert. — Trockne, sonnige Felsen und alte
Mauern, einigermassen - verbreitet nur in den Süd- und West-Alpen
und im Rheingebiet bis Düsseldorf, meist nur in der Region des Wein-
baues, doch an der Bernina-Strasse bis fast 2000 m und an der Stilfser
Joch-Strasse unter den Lawinen-Schutzdächern bis 2500 m aufsteigend;
im mittleren westlichen Berglande (bis Böhmen) selten; die sicher fest-
gestellten, wenn auch z. T. nicht mehr bestehenden Fundorte, an denen
die Pflanze ihre Polargrenze erreicht, sind: In Belgien bei Bouillon
und Grimberghen. Minkenstein bei Hameln! Höxter: Albaxen. Hessen:
Holzhausen in Reinhardswalde bei Kassel, Amöneburg, Bilstein beim
Meissner! zwischen Morles und Schwarzbach bei Hünfeld. Trotha bei
Halle a. S. 1846! zwischen Triptis und Roda in Thüringen; Staffels
beim Heinrichstein unw. Ebersdorf in Reuss!.Schreckenstein bei Aussig
und Georgsberg bei Raudnitz in Böhmen. Im nördlichen Flachlande
vereinzelt und wohl nur eingeschleppt in Westpreussen an Festungs-
mauern in Graudenz (Peil 1883!) und angeblich früher in den Nieder-
landen bei Groningen und in Polen bei Warschau. In Oesterreich-Ungarn
ausser Böhmen (und bei Bregenz) nur in Süd-Tirol! Küstenland! Krain,
Untersteiermark : Koteönik bei Libofe (Kocbek ÖBZ. XL 132);
Kroatien ; Dalmatien!! auch in Bosnien ! Hercegovina, Montenegro! Ungarn
bis Budapest, der Mätra und R&v (Biharer Comitat), und im wärmeren
Siebenbürgen. Sp.r. im Süden Mai, Juni, im Norden Juli, Aug. — A. (.
L. sp. pl. ed. 1 1080 (1753). Grammitis 0. Sw. Syn. Fil. 23 (1806).
Koch Syn. ed. 2. 974. C. offieinarum Willd. Sp. pl. V. 136 (1810).
Luerssen Farnpfl. 287 fig. 128—130. Nyman Consp. 868. Suppl. 347.
Variirt, wie alle systematisch isolirt stehenden Formen, sehr wenig; die be-
schriebenen Formen haben meist den Charakter von Spielarten und Missbildungen.
Im südlichen Gebiete sind die Abschnitte an meist grossen Blättern öfter grobge-
1) Von otevos schmal und Xoßcs Lappen.
2) Von rkarig breit und Aoßo:.
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en Zu rad Ds En a a
Asplenum. 55
kerbt, zuweilen nur an einzelnen Blättern oder selbst an einzelnen (dann mitunter auf
Kosten der benarhbarten vergrösserten) Abschnitten. Diese Form (zuweilen m)
B. crenatum (©. o. c. Moore F. Gr. Br. Ir. Nat.-Pr. pl. XLIII A. fig. 3, 4. Text
[S. 2] [1856]. Luerssen Farnpfl. 290. C.o. undulatum Bolle Zeitschr. allg. Erdk.
Berlin XVII 258 [1864] ) kommt sehr selten auch nördlich von den Alpen vor: Gressier
Ct. Neuchätel A. Braun! Heidelberg, Würzburg, Kreuznach: Rheingrafenstein
(alles nach Geisenheyner Jahresber. Ver. Naturk. Nassau XXXIX 52, 53
Taf, I Fig. I. [1886]. Norheim gegenüber (Geisenheyner br... — Die Form
C.acütum (Borbäs ZBG. Wien XXV. 788 (1875). Luerssen a. a. OÖ.) mit ‚weniger
stumpfen‘‘ Abschnitten bisher nur bei Mehadia in Süd-Ungarn. — Den Formae erosae
der Athyrium- und Aspidium-Arten entspricht m. depauperatum (Wollaston bei
Moore a. a. O. [1856]. Luerssen Farnpfl. 883). An den kleinen und kümmerlichen
Blättern (3-5 em, mit jederseits 7—9 Abschnitten) sind die Abschnitte unregel-
mässig, bald klein, sogar fast fehlend, bald vergrössert und dann eingeschnitten ge-
kerbt. — Nur in Nassau an Grauwackenfelsen oberhalb Lorch a. Rh. (Geisen-
heyner!a..a. O. 51—54, Taf. I. Fig. II.)
(Britische Inseln; Frankreich; Portugal; Nordatlantische Inseln;
"Mittelmeergebiet von Spanien bis Syrien und der Krim; Serbien;
Bulgarien; Rumänien ; Kaukasus; Armenien; Persien; Turkestan; Afghani-
stan; Himalaja.) *
B. Blätter ein- bis vierfach gefiedert, selten 3 zählıg, unterseits grün;
die Sori stets freiliegend. Schleier deutlich ausgebildet.
I. Blattstiel kürzer als die Spreite. Schleier ganzrandig
oder schwach gekerbt, selten gezähnelt.
a. Trichomanoides') (Aschers. Fl. d. Prov. Brandenb. I. 913
[1854]. Blätter einfach gefiedert; ihr Stiel von einem
einzigen Leitbündel durchzogen.
1. Blätter lineal-lanzettlich oder lineal, kahl oder höchstens
am Stiel und Mittelstreif mit einzelnen Spreuhaaren oder
die meist nur gekerbten Fiedern unterseits mit zerstreuten
Härchen.
Gesammtart A. triehomanes.
a. Blattstiel und Mittelstreif beiderseits mit einem schmalen
(anfangs grünen, später hellbraunen) Flügelsaum.
26. (2.) A. trichömanes ). (Steinfeder; niederl. und vlaem.: Steen-
breek ; franz.: Capillaire; ital.: Erba rugginina; poln.: Zanokeica skalna;
russ.: Poca kamennasn; kroat.: Papratka mala.) 9. Grundachse dick,
mit lanzettlichen, borstenförmig zugespitzten und gewimperten, meist
mit einem Scheinnerven versehenen Spreuhaaren besetzt.
Blätter dicht rasig, überwinternd, 5—-32 cm lang. Blattstiel
1) Von tptyouavss (s. Fussnote 2) und -zıönc, -ähnlich.
2) tpryonavss,. bei Theophrastos und Dioskorides Name von Farnkräutern
mit glänzenden, schwarzen (haarähnlichen) Blattstielen ; bei letzterem Schriftsteller
(IV. 135) ist unsere Art deutlich beschrieben Der Name (von Inte Haar und uatvonat
ich rase) bedeutet eine Pflanze, die unsinnig viel Haare hat.
6 | Polypodiaceae.
selten bis 7 cm lang, wie der ganze Mittelstreif glänzend roth-
bis schwarzbraun, elastisch gebogen, zuletzt meist kahl, auf
der Bauchseite flach oder etwas gewölbt, von einem stielrundlichen
Leitbündel mit im Querschnitt 3- (nur ganz unterwärts 4-)schenk-
ligen Holzkörper durchzogen. Fiedern jederseits 15—40, alle
ziemlich in einer Ebene stehend, abwechselnd oder paarweise
genähert, sehr kurz oder kurzgestielt, zuletzt einzeln von dem zahn-
artig stehen bleibenden Stielgrunde abfallend, ungleichseitig, (die
Vorderhälfte grösser), stumpf kerbzähnig, die untersten meist deutlich
kleiner, die unteren mehr rundlich, die oberen aus keilförmigem Grunde
länglich, alle lebhaft bis dunkelgrün, derb krautig, oberseits kahl, uuter-
seits meist zerstreut kurzhaarig. Secundärnerven vorn 5—6, hinten 3, ge-
gabelt, (die untersten wiederholt), die meist unverdickten Enden in die
Kerbzähne auslaufend aber vor dem Rande aufhörend. Sori länglich,
auf den unteren Gabelästen, vom Mittelnerven bis zum Rande ziehend,
zuletzt zusammenfliessend. Sporen hellbraun, mit ziemlich zarten, nicht
gezähnten, ein unregelmässiges Maschennetz bildenden, zuweilen ganz
vereinzelten Exosporleisten. — Felsen, Mauern, Abhänge, im Berglande
meist häufig (bis 1600 m [Kerner h.] aufsteigend), im Flachlande seltener,
doch selbst auf der niederländischen Nordseeinsel Texel. Sp.r. Juli, Aug. —
A. T. L. sp. pl. ed. 1. 1080 (1753) (mit Ausschluss der var. # ), Huds.
Fl. Angl. ed. 1. 385 (1762). Luerssen Farnpfl. 184 fig. 105, 111
II, 112, 113. Koch Syn. ed. 2. 982. Nyman Consp. 863 Suppl. 346.
. Die auffallende, zierliche Pflanze hat einen eigenthümlich aromatischen Geruch.
Der auch im Herbar nicht ganz zu bewältigenden Biegung des Blattstiels und
' Mittelstreifs verdankt sie den alterthümlichen, aber jetzt wohl nirgends mehr ge-
bräuchlichen Namen Widerthon (aus Missverständniss Widertod). Von den meist
seltenen abweichenden Formen sind einige wohl von Standortseinflüssen bedingt, so:
B. umbrosum (Milde Nova Acta XXVI. I. 577 [1858]. Luerssen Farnpfl. 190).
Blätter schlaff, fast niederliegend; Fiedern länglich, grob gekerbt, mit jederseits
höchstens zwei kurzen Soris. — An sehr schattigen Orten. —C. rotundatum (Milde Fil.
Eur. 64 [1867]. Luerssen a. a. O.). Pflanze hoch (22 cm), mit rundlichen Fiedern ;
Secundärnerven vorn 6—7, hinten 5—6. — Tirol. — D. microphüyllum!) (Milde
a.a.O. 65. Luerssen a. a. OÖ. 190, 191. _A. m. Tineo in Guss. Fl. Sie. Prod. II. 2. 884
[1828]. A. Pechuelüi?) O. Kuntze Flora LXIII 303 [1880]). Zwergform, mit länglichen,
kleinen (4:8 mm) Fiedern und jederseits 3 Seceundärnerven. — Süd-Tirol, aber auch
anderwärts an dürren, sonnigen Orten. — Andere Formen sind mehr oder weniger
als Spielarten zu betrachten, selten an allen Blättern und Fiedern gleichmässig aus-
gebildet: l.ine?si-crendtum (Aschers. Syn. I. 56 [1896]). Fiedern tief (bis Ya—!/s
ihrer Breite) gekerbt. — Görlitz: Obermühlberge (Baenitz!! vgl. Abh. BV. Brand.
II. 88 1860). — 1. auriculätum (Milde Nova Acta XXVI. II. 577 (1858).
Luerssen Farnpfl. 188). Fiedern vorn, selten hinten oder beiderseits geöhrt. —
Thüringen ; Schlesien; Mähren; Vorarlberg: Walser Thal (Bruhin Ber. St, Gallen
65/66 217); Tirol; Ungarn. — 1.:Harovii?) (Milde Sporenpfl. 39 (1865). Luerssen
a.a.0. A. H. [Godron] Haro Proc. Linn. Soc. I 159 [1843] Ann. and Mag. of Nat.
1) Von utzpcg klein und zuAAnv Blatt.
2) Nach Dr. Eduard Pechuöl-Lösche, * 1840, Professor der Geographie
in Erlangen, der auf seinen Reisen in Africa (Loango, Kongogebiet, Deutsch Süd-
west-Afrika) auch die Pflanzenwelt eingehend berücksichtigte.
3) Nach dem Entdecker, Dr. A. Haro in Metz.
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Kan
Asplenum. 57
Hist. XI 237 [1843]). Fiedern am Grunde spiessförmig, oberwärts meist einge-
schnitten gekerbt. — Lothringen: Metz! Baden: Istein; Württemberg: Unter-Essen-
dorf; Tirol: Ratzes; Prags; Trient; Ungarn: Kazan-Thal. — Il, lobati-cerendtum
Lam. et D.C. Fl. france. II 554 (1805). Luerssen Farnpfl. 189). Fiedern gelappt bis
fiederspaltig; Abschnitte zwei- bis dreikerbig. — Nassau! Fichtelgebirge; Tirol;
Ungarn. — 1. incisum (Moore Ferns of Great Britain and Ireland Nat.-Pr.
pl. XXXIX D. E. Text [S. 1] [1556]. Luerssen a. a. O.). A. sazxatile $. ineisum
Gray Nat. Arr. Brit. Pl. II. 13 (1821) nach Moore. Fiedern fiederspaltig bis
fiedertheilig, bei uns fast immer ohne Sori. — Hamburg: Volksdorf; Württemberg:
Unter-Essendorf; .Rheinprovinz: Gerolstein in der Eifel; Thüringen: Kösen zw.
Rudelsburg und Saaleck; Roda; Sachsen: Aue; Herrnhut; Schweiz: Bex; Platten-
berg bei Glarus; Tirol: Bozen (Sadebeck Just Jahresb. IV. 1876 349); Ungarn:
Banat zw. Plavisevica und Dubova.
(Europa ; Nord-Africa; Nord-Atlantische Inseln ; West-Asien ; Hima-
laja; China; Japan; Neuholland; Tasmania; Neuseeland; Hawai-Inseln ;
America von Canada bis Peru; Capland; Madagaskar.) *
A. trichomanes X septentrionale s. 8. 75 Nr. 15.
A. trichomanes X rulta muraria s. S. 79 Nr. 16.
A. trichomanes X adiantum nigrum s. S. 80 Nr. 17.
b. Blattstiel und. Mittelstreif ungeflügelt.
27. (3.) A. adulterinum. %. Unterscheidet sich von der Leitart
durch Folgendes: Blätter bis 22 cm lang. Stiel steif, wie der ober-
wärts (selten bis zur Mitte der Spreite herab) grüne und weiche Mittel-
streif auf der Bauchseite seicht-rinnig. “Leitbündel unterwärts mit
im Querschnitt 4schenkligem Holzkörper, der erst im unteren Theile
des Mittelstreifs 3schenklig wird. Fiedern jederseits bis etwa 20,
oberseits gewölbt, horizontal und unter einander parallel ge-
stellt, daher mit der Ebene des Mittelstreifs sich rechtwinklig kreuzend,
mit deutlichem grünen Stiel, die untersten kaum kleiner. Sori meist
nicht den Rand erreichend. — Serpentin-Felsen und Geröll, sehr selten
an Mauern, im östlichen Mitteldeutschland und in den östlichsten Alpen;
an den meisten tiefer gelegenen Fundorten mit 26, selten (an einigen
der höheren) mit 28, fast überall mit 37 A. Fichtelgebirge: bei Kupfer-
berg! und Schwarzenbach. Böhmen: Einsiedel bei Marienbad! Kgr. Sachsen:
Kiefernberg bei Hohenstein selten; Zöblitz häufig!! Schlesien: Kupfer-
berg: Röhrichtsklippe bei Jannowitz. Zobtengebirge: Költschenberg, be-
sonders gegen Goglau! von dort verschleppt auch an Festungsmauern in
Schweidnitz, früher auch auf einer Mauer in Bögendorf; Geiersberg.
Eulengebirge bei Stein-Kunzendorf und Köpprich ; Frankenstein: Groche-
berg. Otterstein unter dem Glatzer Schneeberge 1100 m. Gesenke:
Altvater-Wald (Formänek ÖBZ. XXXVII 236); zwischen Grumberg
und Nickles (Öborny 67) und am Zdiar bei Eisenberg unweit Schön-
berg in Mähren. Steiermark: Leoben: in der Gulsen bei Kraubath;
Pernegg: Trafössberg bei Kirchdorf (Preissmann ÖBZ. XXXV 262);
Windisch-Feistritz (Glowacki in Baenitz Herb. europ. 3756!). Ungarn:
Eisenburger Comitat: Bernstein: am Kienberge bei Stuben und am Fusse
des Gaisriegels bei Schlaining (Borbäs Vasvärmegye növ. &s floräja 151).
53 Polypodiaceae.
Spr.r. Juli, Aug.. — A. a. Milde Sporenpfl. 40 (1865). Luerssen Farnpfl.
165 fig. 108—110. 111 II. Nyman Consp. 863. A. viride fallax
Heufl. Abh. ZBV. Wien VI 347 (1855). A. viride c. ad. Wünsche
Fil. Sax. 1. Aufl. 9 (1871). #1
Diese Pflanze war länger als ein Jahrzehnt nur in einem einzigen, mit der
sehr ungenauen Fundortsangabe ‚„‚Nordböhinen‘ versehenen Herbarfragment bekannt,
das von Heufler vermuthungsweise, von Milde (Sporenpfl. a a. OÖ. und Fil. Eur. 66)
mit Bestimmtheit für einen Bastard von 26. und 28. erklärt wurde. Nachdem die-
selbe 1867 und 1868 in Mähren, Böhmen, Sachsen und Schlesien zahlreich be-
obachtet worden war, gelangte Milde (Botan. Zeitung XXVI 201, 209, 449—455,
882—884 [1868]) zu dem Ergebnisse, dass eine constant auf Serpentin vorkommende
in ihren Merkmalen zwischen beiden genannten Arten stehende, indessen doch eher
28. unterzuordnende Form vorliege, die mit 28. an den gemeinsamen Fundorten
(Zöblitz und Kraubath) durch Uebergänge verbunden sei. Zu derselben Ansicht
kam Sadebeck, der früher (Abh. Bot. V. Brand. XIII 78—97 Taf. I. [1871]) die
Selbstäudigkeit der Art verfochten hatte, auf Grund von langjährigen Aussaatver-
suchen auf serpentinfreiem Substrat. In der fünften Generation ging 27. in 28.
(ebenso in der sechsten 37. A. in 37. B.) über. Der umgekehrte Versuch, durch
generationsweise wiederholte Aussaaten auf Serpentinboden 28. in 27. und 37. B.
in 37 A. überzuführen, hatte bis dahin kein Ergebniss geliefert. Vgl. Sitzungsb.
Gesellschaft für Botanik zu Hamburg III. 74 ff. (1887). „Obgleich damit die
Frage bezüglich der Zugehörigkeit des A adulterinum zu A. viride erledigt zu sein
scheint, wären wiederholte Experimente in dieser Richtung doch sehr erwünscht.‘
(Luerssen Farnpfl. 881). Um so mehr, als 27. doch in dem Grade in den Merk-
malen sich an 26. annähert, dass bei seiner Einziehung die Trennung von 26. und
28. kaum haltbar erscheint. Die in neuester Zeit bekannt gewordenen Beobachtungen
Hofmanns (ABZ..I. 217 [1895]) über die Zöblitzer ‚„Uebergangsform‘“ machen
vielmehr deren schon von Luerssen (Farnpfl. 175) hypothetisch ausgesprochene
Deutung als Bastard nahezu zweifellos (vgl. S. 59). Die Angabe von A. adulterinum
in Kärnten an einer Mauer zwischen Tarvis und Raibl mit 26. und 28. (Gusmus
nach Pacher Jahrb. Landes-Mus. Kärnten XXII 28 [1893]) scheint wenig glaub-
würdig, um so weniger, als dieser Beobachter seine Pflanze als hybrid und 26. nahe-
stehend bezeichnet. Wie Fritsch (br.) wohl mit Recht vermuthet, liegt hier wohl
die von Luerssen (Farnpfl. 176) angedeutete Täuschung durch noch nicht ganz
ausgewachsene Blätter von 26. vor, an denen der obere Theil des Mittelstreifs noch
grün ist.
28. (4.) A. viride. 9. Unterscheidet sich von den beiden vorher-
gehenden Arten durch Folgendes: Blätter meist nicht überwin-
ternd, bis 20 em lang. Spreuhaare meist ohne Scheinnerv.
Blattstiel bis 6 cm lang, meist nur unterwärts glänzend roth-
bis purpurbraun, oberwärts wie der Mittelstreif grün und
weich, auf der Bauchseite ziemlich tief rinnig, mit wulstigen
Rändern, in der Rinne öfter gekielt. Leitbündel mit im Querschnitt
4schenkligem Holzkörper, der erst im obersten Theile des Mittelstreifs
3schenklig wird. Fiedern jederseits bis 30, meist in einer Ebene liegend,
deutlich grün gestielt, nicht vom Mittelstreif abfallend, hellgrün,
kahl, die untersten meist kaum kleiner als die folgenden. Sori dem
Mittelnerven genähert, vom Rande entfernt. Sporen dunkelbraun, mit
hohen, unregelmässig gezähnelten, ein ziemlich regelmässiges Maschennetz
einschliessenden Exosporleisten. — DBeschattete Felsen, Mauerritzen,
seltener an Baumwurzeln oder Grasabhängen, besonders auf Kalk, im
mitteleleutschen Berglande sehr zerstreut, im Nordwesten selten (äusserste
Asplenum. 59
Fundorte: Aalbach und Berdorf im Grossh. Luxemburg; Trier; Eupen ;
Brilon! Ramsbeck! und Rüthen! Hameln: Ith von Koppenbrügge bis
Brunkensen! Seesen : Münchhof ; Harz bei Goslar! Rübeland! und Wende-
furt; weiter östlich noch an den äussersten Vorposten festen Gesteins:
Dessau: Golpaer Mühle! und Boleslaw bei Olkusz im südwestlichen
Polen! häufig in den Karpaten und Alpen (bis 2700, ausnahmsweise
an der Gefrorenen Wand im Duxer Thale Tirols 3289 m [Kerner h.]
aufsteigend) von den See-Alpen bis Dalmatien! Bosnien! Hercegovina,
Montenegro! Sp.r. Juli, Aug. — A. v. Huds. Fl. Angl. ed. 1. 385
(1762). Luerssen Farnpfl. 159 fig. 106, 111 I. Koch Syn. ed. 2. 982.
Nyman Consp. 863. Suppl. 346. A. Trichomanes ß. L. Sp. pl. ed. 1
1080 (1753).
Aendert hauptsächlich nur (öfter an einzelnen Blättern oder Fiedern) in dem
Grade der Kerbung bez. Theilung ab. An der typischen Pflanze sind die Fiedern
einfach bis fast doppelt-gekerbt. Bei B. inceisi-cerendtum (Milde Nova Acta XXVI.
II 582 [1858]. Luerssen Farnpfl. 161) sind sie bis !/s oder !/a der Fiederhälfte ein-
geschnitten. — Viel seltener als die typische Art. — Bei C. sectum (Milde a. a. O.
Luerssen Farnpfl. 162) sind sie tief-fiederspaltig bis am Grunde gefiedert; beoabachtet:
Gesenke: Lindewiese; Appenzell! Süd-Tirol: Ratzes. Bei l. bipinnatum (Clowes in
Moore Ferns of Gr. Brit. and Ir. Nat.-Pr. pl. XL. Text [S. 2] 1856) sind (entsprechend
25. 1. ineisum) die Fiedern, besonders in der oberen Hälfte der Blätter fiedertheilig
bis gefiedert. — Tirol: Seehof am Achensee 1895 (Hauchecorne!); annähernd
Rovereto: Val Ronchi an den Bocchette di Rivolta (Bolle!). Sonst nur in Nord-
England (Lancashire) beobachtet. — Gegabelte Blätter treten mitunter zahlreich und
einigermaassen beständig auf. So beobachtete sie Sadebeck an drei auf einander
folgenden Jahrgängen (DBG. XII 345—350).
(Mittel- und Nord-Europa; Hochgebirge des Mittelmeergebiets in
. Süd-Europa, Kleinasien; Kaukasus; Sibirien ; gemässigtes Nord-America.)
*
Bastard.
B. I. a. 1.b. 27 x 28 (5). A. adulterinum X viride 2%.
Unterscheidet sich von 27. durch den nur unterwärts (etwa !/g—!/3
seiner Länge) braunen und elastisch-steifen Mittelstreif der bis
15 cm langen Blätter, welcher auf der Bauchseite wie bei 28. eine
ziemlich tiefe Rinne mit wulstigen Rändern und auf dem
Grunde derselben einen (wenig hervorragenden) Kiel zeigt, durch die
gelbgrüne Farbe der nicht abfallenden Fiedern. Von 28. weicht
die Pflanze durch die meist mit Scheinnerven versehenen Spreu-
haare, die braune Farbe des ganzen Blattstiels und des unteren
Theils des Mittelstreifs, durch den schon etwas über dessen Mitte
3schenklig werdenden Holzkörper des Leitbündels, von den meisten
Formen von 28. auch (nur gerade nicht von den am Fundorte vor-
kommenden Exemplaren) durch die „treppen förmige“ Stellung der
Fiedern, von beiden durch die grösstentheils fehlschlagenden (wenn
ausgebildet mehr wie bei 28. beschaffenen) Sporen. — Bisher nur im
Kgr. Sachsen auf Serpentin-Geröllhalden bei Ansprung unweit Zöblitz
(Poscharsky 1864, Wünsche 1871! Hofmann) mit den Eltern
ziemlich zahlreich; nach Milde auch in Steiermark in der Gulsen bei
60 Polypvdiaceae.
Kraubath. Sporangien Juli, Aug. — A. viride b. fallax Wünsche Fil.
Sax. 2. Aufl. 14 (1878) nicht Heufler. A. viride subsp. adulterinum
var. Poscharskyänum!) Hofmann ABZ. I 234 (1895) Pl. Sax. erit.
no. 25 (1895). 1*]
2. Blätter länglich-lanzettlich, mehr oder weniger dicht-
drüsenhaarig.
29. (6.) A. Peträrchae?). 9. Grundachse mit schwarzen, bis auf
die Basis und den sehr schmalen Saum undurchsichtigen Spreuhaaren.
Blätter überwinternd, selten bis 12 cm lang. Stiel (selten bis 3 em
lang) fast stielrund, wie der halbstielrunde auf der Bauchseite gefurchte
untere (grössere) Theil des Mittelstreifs glänzend-schwarz-
purpurn, ungeflügelt. Leitbündel mit zwei getrennten, im
Querschnitt halbmondförmigen Holzkörpern, die erst im unteren
Theile des Mittelstreifs zu einem einzigen im Querschnitt
vierschenkligen zusammentreten. Fiedern jederseits 5—14,
gegenständig oder abwechselnd, zuletzt abfallend, aus meist ungleich-
seitigem Grunde eiförmig bis länglich, stumpf, eingeschnitten
gekerbt bis fiedertheilig, dünn- bis derbhäutig, trüb-dunkelgrün.
Abschnitte oben abgerundet oder gestutzt und daselbst gekerbt. Sori
kurz länglich, dicht am Mittelnerven, mit ausgefressen-gezähneltem Schleier,
zuletzt zusammenfliessend. — Sonnige und beschattete Kalkfelsen der
Mittelmeerküsten selten. Vaucluse bei Avignon! (am weitesten landein-
wärts); Aix! Toulon! Antibes; Nizza! Riviera bei Eze! und Mentone!
Bei Fiume von Hirc 1878 auf der Turcina bei Buccari und 1884 an.
der Lokvica-Höhle bei Buccarica aufgefunden; Carlopago (Rossi nach
Borbäs ÖBZ. XLI 354). Sp.r. April— Juni. — A. P. DC. Fl. franc.
V 238 (1815). Luerssen Farnpfl. 194 fig. 114. Nyman Consp. 863.
Suppl. 346. Polypodium P. Guerin Deser. de la font. Vauel. I 124
(1804). Aspl. glandulosum Loisel. Not. 145 (1810). A. Vallis-clausae
Requien in Gu£rin Deser. ete. ed. 2. 239 (1813). A. Trichomanes
ß. pubescens Godr. et Gren. Fl. France III 636 (1856).
(Küsten des westlichen Mittelmeerbeckens: Spanien, Languedoc
(Montpellier), Sicilien, Balearen, Algerien). =]
A. marinum L. mit einfach gefiederten, ansehnlichen länglich-lanzettlichen,
kahlen Blättern, deren doppelt gekerbte Fiedern bis 3 cm lang werden, an den
atlantischen Küsten Europas und im südlichen Mittelmeergebiet (von Corsica an)
besonders auf Granit vorkommend, wird von Nyman Consp. Suppl. 345 in „Ligur.
occ. (r.) ex Penzig‘‘ angegeben, jedenfalls irrthümlich, da weder Prof. Penzig,
noch Herrn E. Burnat, dem vorzüglichsten Kenner der Flora der See-Alpen, etwas
davon bekannt ist.
1) Nach dem Finder Gustav Adolf Poscharsky, * 1832, Garteninspector a. D.
in Laubegast bei Dresden.
2) Zuerst in dem von Petrarca im 14. Jahrhundert besungenen Felsthale
Vaucluse (Vallis clausa) bei Avignon aufgefunden.
Asplenum. 61
b. Athyrioides!) (Aschers. Syn. I. 61 [1896]. Blätter
doppelt gefiedert, überwinternd; ihr Stiel von 2 getrennten
Leitbündeln durchzogen.
30. (7.) A. lanceolätum. %. Grundachse kriechend, oberwärts dicht
mit braunen, lanzettlichen, borstenförmig zugespitzten Spreuhaaren be-
setzt. Blätter bis 40 cm (bei uns kaum halb so) lang. Stiel 4—14 cm
lang, bis 2 mm dick, wie der untere Theil des Mittelstreifs
glänzend rothbraun, wie dieser halbstielrund, schwach gekielt-be-
randet und wenigstens an jüngeren Blättern zerstreut spreuhaarig, etwas
kürzer als die dunkelgrüne, länglich- bis eiförmig-lanzettliche,
lang zugespitzte, am Grunde kaum verschmälerte Spreite.
Fiedern jederseits bis 18, abwechselnd oder fast gegenständig, sehr kurz
gestielt, eiförmig-länglich bis ei-lanzettlich, stumpflich, die unteren ent-
fernt, die untersten nur wenig kleiner. Fiederchen genähert, kurz-
gestielt, aus schief keilföürmigem Grunde rundlich- bis länglich-
‚verkehrt-eiförmig, stumpf. Sori kurz-länglich bis eiförmig, einige
der untersten zuweilen athyrioid, alle dem Rande genähert. — A. !.
Huds. Fl. Angl. ed. 1 454 (1762). Luerssen Farnpfl. 204. fig. 116.
Nyman Consp. 863. Suppl. 346. Athyrium I. Heufler ZBV. Wien VI
345 (1856).
Zerfällt in zwei Hauptformen:
A. typicum. Fiederchen stachelspitzig gesägt bis (die untersten)
fast fiederspaltig. — Schattige Felsen, meist auf kieselhaltigen Gesteinen.
Im Gebiet bisher sicher nur an Felsen des Vogesensandsteins in der
Bayerischen Pfalz nahe der Elsass-Lothringer Grenze zwischen Fisch-
bach und Steinbach (westlich von Weissenburg)! die Angabe Hohstaufen
bei Sulzbach im Oberelsass (Triess 1852 nach Kirschleger Flore
d’Alsace II 396 neuerdings nicht bestätigt. Sp.r. Juli—Sept. A. 1.
forma Zypica Luerssen Farnpfl. 204 fig. 116 a. b. A. billöthi?) F.
Schultz Flora XX VIII 735 (1845). Aspl. cuneatum F. Schultz Flora
XXVII 807 (1844) nicht Lam.
B. obovätum. Fiederchen kerbig-gezähnt, oder fast ganzrandig.
— So im Mittelmeergebiet an den Küsten der Provence: Ioulon; Hyeres,
z. B. De du Levant (J. Müller!) Fr&jus; nördlich von Cannes (Burnat
Bull. soc. dauph. d’ech. 340 (1881) u. br.). Seealpen bei Ormea im
oberen Tanäro-Thal (Penzig mündl). A. I. var. o. Moore Ind. filic.
140 (1859). Luerssen Farnpfl. 204 fig. 116 ce. A. o. Viv. Fl. Lib.
Spec. 68 (1824). Athyrium o. F&e Gen. fil. 186 (1850). '
30. unterscheidet sich von allen Formen von 37. durch das wenn nicht am
Grunde etwas verschmälerte doch im unteren Theile gleichbreite, nicht aber am
Grunde verbreiterte Blatt.
1) Wegen der mitunter vorkommenden Sori athyrioidei (vgl. S. 10, 53).
2) Nach Paul Constant Billot, * 1796 + 1863, Professor in Hagenau, welcher
sich Verdienste um die Flora des Unter-Elsass erwarb und Centurien deutscher und
französischer Pflanzen nebst Erläuterungen (Annotations A la Flore de France et
d@’Allemagne 1855—1862) herausgegeben hat.
62 Polypodiaceae.
(Atlantisches und Mittelmeergebiet: Irland, südliches und westliches
England, West- und Mittel-Frankreich, Spanien und Portugal, Azoren,
Madeira, Canarische Inseln, St. Helena; Mittelmeergebiet von Süd-Europa
(bis zu den Euganeen bei Padua und den griechischen Inseln) und
Nord-Africa (dort wohl meist var. B.).) 5]
31. (8.) A. fontäanum. %. Grundachse schief oder aufsteigend,
mit dunkelbraunen lanzettlichen, borstenförmig zugespitzten Spreuhaaren
besetzt. Blätter bis 22 cm lang, meist kahl. Stiel nur am Grunde
schwarzbraun, unterwärts (seltener bis zur Spreite) purpurbraun
überlaufen, 1—8 cm lang, 1 mm dick, stets viel kürzer als die lan-
zettliche bis lineal-lanzettliche am Grunde stark verschmälerte, hell-
grüne Spreite. Mittelstreif meist grün, wie der Stiel halbstielrund, auf
der Bauchseite gewölbt, schmal flügelig-berandet. Fiedern jederseits bis 24,
gegenständig oder abwechselnd, sehr kurz gestielt, die untersten entfernt
und kleiner, eiförmig, nur 3theilig, die übrigen eiförmig länglich. Fieder-
chen gedrängt. Sori kurz. dem Mittelnerven genähert, die unter-
sten öfter athyrioid oder diplazioid. — Schattige Felsen, seltener Mauern,
vorzugsweise auf Kalk, im Schweizer Jura und den benachbarten Alpen
des oberen Rhonethals häufig, sonst in den Alpen sehr zerstreut, im
übrigen Gebiete sehr selten. Belgien: Prov. Hennegau: Bois de St.
Denis (de Martinis 1858; ob noch jetzt und ob ursprünglich ein-
heimisch ?) Belfort: Fort de la Justice! An einer Mauer bei Rheinweiler
in Oberbaden nördlich von Basel; Hirschensprung im Höllenthal bei
Freiburg i. Br. Schwäbischer Jura an der „Jungfrau“ bei Ueberkingen
unw. Geislingen! See-Alpen! Alpen der Dauphing, Piemonts und Savoyens;
am Rigi; am Wallensee zwischen Wallenstatt und Quinten! Tessin:
Ronco! und Brissago (Franzoni!) am Lago maggiore. Alle östlicher
und nördlicher angegebenen Fundorte zweifelhaft. Tirol im Sölden-
thal? und am Baldo? In Kärnten an der Leiter bei Heiligenblut (Sieber!)
und bei Rottenmann in Ober-Steiermark (Zahlbruckner) seit einem
halben Jahrhundert nicht wieder beobachtet. Angeblich vor langen
Jahren bei Marburg in Kurhessen; das Vorkommen bei Trier nicht be-
glaubigt; die Angaben bei Pressburg (dort seit fast einem Jahrhundert
vergeblich gesucht (Bäumler briefl.)), bei Skole am Fusse der östlichen
Karpaten (Weiss ZBG. Wien XV 4514), obwohl von letzterem nach
Milde Fil. Eur. 70 und Blocki ÖBZ/ XXXIII 39 Belegexemplare
vorhanden, unglaubwürdig; die in Siebenbürgen nach Simonkai (609)
unrichtig. _An den Taluttmauern des Sanssouci-Parks bei Potsdam ist
dieser Farn angepflanzt!! ob noch vorhanden? Spr.r. Juli— Sept. —
A. f. Bernhardi in Schrad. Journ. 1799 I. 314. Luerssen Farnpfl. 199
fig. 115. Nyman Consp. 863. Suppl. 346. Polypodium f. L. Sp. pl.
ed. 1. 1089 (1753). A. Halleri!) Koch syn. ed. 2. 982 (1845).
1) Nach Albrecht von Haller, * 1708 + 1777, dem hervorragenden Physio-
logen, Botaniker und Dichter, der diese Pflanze in seiner Flora Helvetica be-
schrieben hat.
4
a
%
.. Asplenum. _ 63
Zerfällt in 2 Hauptformen:
A.pedicularifölium. Fiederchen 4—8jochig; eiförmigbislänglich-eiförmig,
" fiederspaltig bis fiedertheilig, mit meist 2 jochigen länglichen bis dreieckig-
..
u 1 dr u 0 SE Se
eiförmigen, stachelspitzigen, seltener 2—3zähnigen Abschnitten. — Form tieferer
und geschützterer Standorte, im Jura und den Waatländer und Walliser Alpen wohl
vorwiegend. A. f. p. Aschers. Syn. I 63 (1896). Polypodium p. Hoffm. Fl. germ. II
10 (1795). Athyrium Halleri Roth Tent. fl. germ. III 60 (1800). Aspidium f.
Sw. Schrad. Journ. 1800 I. 40 (1801). A. F. Willd. Sp. pl. V. 274 (1810). Aspl.
H. DC. Fl. frane. V. 240 (1815). A. H. a. p. Koch Syn. ed. 2. 982 (1815). A.
f. var. H. Mett. Abh. Senckenb. Ges. III. 184 (1859). Luerssen Farnpfl. 203-
fig. 115 e. d. ;
B. angustätwm. Fiederchen 2—-4jochig, die untersten aus keilförmigem
Grunde rundlich bis verkehrteiförmig, nur oben mit wenigen (3—5) stachel-
spitzigen Zähnen. A. f. a. Aschers. Syn. I 63 (1896). Athyrium fontanum Roth
Tent. fl. germ. III. 59 (1800). Aspidium f. Willd. Sp pl. V. 272 (1810). Aspl. Hal-
lerı 3. a. Koch Syn. ed. 2. 982. 4A. f. forma typica Luerssen Farnpfi. 202 fig.
115 a. b. (1885).
Diese Pflanze, namentlich die var. A. hat die Tracht von 4 B, von der sie
‚sich ausser dwrch die diekere Consistenz sofort durch die stachelspitzigen Blattzähne
unterscheidet.
(West-Europa: England sehr selten, ob einheimisch ? Mittel- und
Süd-Frankreich; Pyrenäen; nördliches und östliches Spanien; Majorca.)
*|
lI. Blattstiel länger als die Spreite (vgl. 34, 37).
a. Acröpteris!) (Lk. Hort. Berol. II 56 [1833]). Blätter über-
winteind, gegabelt, hand- oder fast fiederförmig in wenige
(meist 2—3, höchstens 5) aufrechte bis 'aufrecht-abstehende
Abschnitte getheilt (vgl. auch 26. X 32.). Blattstiel von
nur einem Leitbündel durchzogen, '/a mm dick.
32. (9.) A. septentrionale. 9. Grundachse kurz kriechend, ober-
wärts mit schwarzbraunen, borstenförmig zugespitzten, öfter gewimperten
Spreuhaaren ohne Scheinnerv besetzt. Blätter bis 17 cm lang. Stiel
bis 12 cm lang, gerade, mehrmals länger als die Spreite, nur ganz
am Grunde glänzend rothbraun, besonders unterwärts mit nur dem be-
waffneten Auge sichtbaren einzelligen Härchen besetzt, auf der Bauch-
seite und an den Seitenflächen gefurcht. Holzkörper des Leitbündels
ım Querschnitt dreischenklig. Spreite ungleich-gabeltheilig oder
meist abwechselnd 3zählig gefiedert, lederartig, schwach glän-
zend, dunkelgrün, kahl. Fiedern keilförmig-lineallanzettlich,
meist gestielt, die unterste, selten auch die obere seitliche an ihrem vor-
deren Rande ein (kleineres) Fiederchen tragend, alle mit verdicktem .
Rande, oben etwas verbreitert, in 2—4 (die meist mit einem Seiten-
abschnitt versehene Endfieder in 4—6) lineal-lanzettliche zuge-
spitzte Zähne ausgehend. Mittelnerv undeutlich. Sori verlängert
lineal, theils über theils neben einander, die ganze Unterseite bedeckend
1) Von axgov, Gipfel. Link definirt die von ihm aufgestellte Gattung: Sori
® .. . in apice rhacheos frondis non foliaceae.
64 Polypodiaceae.
und nebst dem zurückgeschlagenen ganzrandigen Schleier über dem
Rand hervorragend. — Felsspalten, Mauern, oft an sonnigen Stellen, .
fast nur auf kalkarmem Gestein, im Berglande meist verbreitet, bis
2000 m ansteigend; in der immergrünen Region des Mittelmeergebiets
und im Tieflande Ungarns fehlend, in der nördlichen Ebene selten,
meist auf Geschiebemauern: Holstein; Mecklenburg; Rügen! Prignitz!
Ukermark! Dessau!! Niederlausitz! Westpreussen! (in Polen nur in dem
südlichen felsigen Hügelgebiet). Sp.r. Juli, August. — A. s. Hoffm.
Deutschl. Fl. II 12 (1795). Luerssen Faärnpfl. 209 fig. 118. Koch
Syn. ed. 2. 983. Nyman Consp. 864. Suppl. 346. Acrostichum s.
L. Sp. pl. ed. 1. 1068 (1753). Acropteris s. Lk. a. a. ©. (1833).
Wie Döll (Rhein. Flora S. 9, Fl. von Baden 15 Anm.) und Mettenius
(Fil. Hort. Lips. 76) treffend ausführten, stellen die End-Zähne der Fiedern und
ihrer Seiten-Abschnitte die freien Spitzen ebenso vieler grösstentheils verschmolzener
Abschnitte höherer Ordnung dar. Hierdurch erklärt es sich, dass in dem gemein-
samen Theile ein Sorus, der einem dieser erst weiter oben frei werdenden Seiten-
abschnitte angehört, und den freien Rand der Mittellinie desselben Zuwendet, auf
die Fieder bezogen den angewachsenen Rand deren Mittellinie zukehren kann. In
Wirklichkeit stimmt also die Orientirung der Sori mit dem in der Gattung gelten-
den Gesetze überein und die auf die nur scheinbare Abweichung begründete generische
Trennung von Acropteris ist unhaltbar. Diese versteckte stärkere Theilung tritt
auch in den neuerdings so vielseitig besprochenen Bastarden von 32. mit 26. her-
vor, wodurch sich, wie Stenzel (70. Jahresber. Schles. Ges. 1892) andeutet, die
auffällige Thatsache erklärt, dass der Bastard 26. X 32. anscheinend stärker ge-
theilte Blätter zeigt als beide Stammarten.
(Mittel- und Nord-Europa; Gebirge des Mittelmeergebiets (auch
Aetna, Algerien, Kleinasien); Kaukasusländer; Altai; Alatau, Himalaja;
Neu-Mexico.) *
A. trichomanes X. septentrionale s. S. 75 Nr. 15.
4A. septentrionale X ruta muraria s. 8. 75.
33. (10.) A. Seelosii!). 4. Grundachse kurz, kriechend, oberwärts
mit glänzend schwarzbraunen, borstenförmig zugespitzten, kurz gewim-
perten Spreuhaaren besetzt. Blätter bis 10 cm lang, Stiel bis 85 mm lang,
mehrmal bis vielmal so lang als die Spreite, nach auswärts gekrümmt,
so dass die Spreiten rosettenartig ausgebreitet oder selbst zurückge-
schlagen sind, nur am Grunde glänzend rothbraun ; besonders oberwärts
zerstreut-abstehend-gliederhaarig, bauchseits rinnig. Holzkörper des Leit-
bündels dreischenklig. Spreite lederartig, glanzlos, dreispaltig (so
besonders an jungen Pflanzen, var. fridactylıtes Bolle in Bonplandia.
IX 22 [1861]) bis (in der Regel) gefingert- oder abwechselnd gefiedert-
3zählig, beiderseits und am Rande drüsig-gliederhaarig.
Blättchen sitzend oder kurz gestielt, aus keilförmigem Grunde rhom-
bisch-länglich, gesägt-gekerbt, das mittlere etwas grösser, öfter
2- oder 3spaltig. Mittelnerv undeutlich. Sori 3—5, breit lineal, schräg
1) Nach dem zweiten Entdecker der Pflanze, Gustav Seelos, is 1832 ‚-Ober-
Ingenieur a. D. in Brixen (briefliche Mitth. des Herrn Landschaftsmalers Gottfried S.
in Wien).
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Asplenum. 65
nach dem Rande verlaufend, zuletzt die Unterseite bedeckend. Schleier
ausgefressen-gezähnelt. — Nur auf Dolomit, gern in Ritzen und
Grübchen unter überhängenden Felswänden, von 200 bis 2000 m an-
steigend; oft mit 36. In der Osthälfte der Alpen, fast ausschliesslich
im südlichen Dolomit-Gebiet: Westufer des Garda-Sees in der Prov.
Brescia. Am verbreitetsten in Süd-Tirol: Judicarien: zw. Cingol Rosso
und Tombea nördl. vom Idro-See; Val di Non: S. Romedio bei Cles;
Salurn (schon Bartling 1843)!! Castel Pietro; Trient; Primiero ; Vette
di Feltre; Cimolais (Huter mündl.); Schlerngebiet!! (von Bartling
1843 und zum zweiten Male von Seelos 1854 entdeckt); Pusterthal
und in dessen südlichen Seitenthälern an mehreren Stellen bis jenseits
der Kärntner Grenze; Küstenland (Görzer Gebiet): am westlichen Fels-
rande des Tribusa-Thals (Krasan 1867); Krain: an der Mitala gegen-
über der Eisenbahn-Station Trifail, hier und an der vorigen Stelle mit
Heliosperma Veselskyi Janka (Descehmann 1883). Ganz vereinzelt
in Nieder-Oesterreich am Göller über St. Egid am Neuwald (Obrist 1880).
Sp.r. Juli, Aug. — A. $. Leybold Flora XXXVII 81, 348 Taf. XV
(1855). Luerssen Farnpfl. 214 fig. 119. Nyman Consp. 864. Suppl.
346, 377. A. tridactylites Bartl. h. Acropteris S. Heufler ZBV.
Wien VI 345 (1856). 1]
Ueber die Entdeckungsgeschichte dieser ausgezeichneten, unserem Gebiet eigenen
Art, des „Benjamin der europäischen Farnkräuter“ vgl. Bolle Bonplandia IX S. 2 ff.
18 ff. (1861); über die bis jetzt neuesten Funde Fehlner ÖBZ. XXXIII 353 bis
356 (1883).
b. Ruta muräria!) (|Tourn. Inst. I. 53. 1700] Neilreich Fl.
Nied.-Oesterr. 15 [1859] z. T.). Blätter abnehmend doppelt bis
Afach gefiedert, mit zahlreichen Abschnitten, die untersten
Fiedern länger (oder doch nicht viel kürzer) als die folgenden,
alle abstehend.
1. Schleier (wenigstens zuletzt) gekerbt oder ausgefressen-
gezähnelt bis gefranst. Spreite glanzlos. Blattstiel von nur
einem Leitbündel durchzogen, nicht über 1 mm dick.
a. Blätter 3—4fach gefiedert; die Spreite länglich bis lan-
zettlich. Zipfel keilförmig-linealisch, selten länglich. Spreu-
haare der Grundachse mit Scheinnerv. Schleier an-
fangs ganzrandig, zuletzt unregelmässig gekerbt.
4. (11.) A. fissum. 9. Grundachse ziemlich lang kriechend, ober-
E; mit dunkelbraunen bis schwärzlichen, lanzettlichen bis eiförmigen,
_ unregelmässig gezähnten, borstenförmig zugespitzten Spreuhaaren besetzt.
Ei Blätter 9—26 cm lang, überwinternd, starr, zerbrechlich, zuletzt
=
2
R 5
E.
kahl. Stiel 31/e—15 em lang, meist länger, seltener nur so lang oder
selbst kürzer als die Spreite, unterwärts glänzend rothbraun,
1) Schon bei Brunfels Name von 36., wegen der Aehnlichkeit der Blätter
5 mit den Ruta-Arten und des Vorkommens an Mauern,
-
Ascherson, Synopsis. I. ie)
66 Polypodiaceae.
bauchseits gefurcht. Leitbündel ohne vorgelagertes Skleren-
chym, am Grunde mit 2, sich in seiner Mitte zu einem einzigen vier-
schenkligen vereinigenden Holzkörpern. Spreite dünnkrautig, aber nicht
durchscheinend, mit oberwärts (wie die der Fiedern) geschlängeltem
Mittelstreif. Fiedern jederseits 5-—12, besonders die unteren etwas ent-
fernt, abwechselnd, gestielt, eiförmig, stumpf, die unteren mit jederseits
3—6 doppelt gefiederten Fiederchen. Letzte Abschnitte keil-
förmig, in 2—3 meist lineale, am gestutzten Vorderrande 2—3-
kerbige Zipfel gespalten. Sori auf den letzten Abschnitten 1—3,
länglich-linealisch, zuletzt nebst dem zurückgeschlagenen Schleier weit
über den Rand hervorragend. — Felsen und Geröll der Kalkalpen, bis
2000 m ansteigend, wenig verbreitet. Nördliche Alpen: Bayern: Kien-
berg bei Ruhpolding unweit Traunstein; Watzmann (Funck 1797,
neuerdings nicht wiedergefunden). Oberösterreich: am Traunstein! Win-
disch-Garsten am Südabhange des Hohen Nock! Poppenalm im Stoder
(Dürrnberger DBG. VI. CLVIII). Niederösterreich: Essling-Alpe
bei Gr. Höllenstein (Grimburg nach Neilreich Nachtr. zu Maly 332);
Oetscher; Dürrnstein (Haläcsy u. Br.13). Steiermark: Mariazell; Eisenerzer
Höhe! Seealpen: Colle di Guiraccio zw. Limone und Pesio (Boissier
und Reuter)! Burnat; oberes Pesio- und Ellero-Thal (Burnat 1880
Soc. Dauphin. 340 [1881], derselbe und Bicknell br... Süd-Tirol:
Val Ronchi; Vallarsa. Venetianische Alpen: Pass La Lora bei Recoaro ;
Val di Zelline zwischen Cimolais und Bareis, Prov. Udine. Krain: In
der Wochein am Fusse des Berges Prav und bei Feistritz! Crna Prst!
Loibl! Unter-Steiermark: Sannthaler Alpen bei der Okresel- Hütte
(Krasan NV. Steierm. XXXILLXXXII). Kroatien. Dalmatien: Velebit;
Dinara; Orjen (Huter!) Bosnien: Treskavica bei Sarajevo; Hercego-
vina; Montenegro. Du Angulon im Banat und in Siebenbürgen sind
unrichtig. Sp.r. Juli—Sept. — A. f. Kit. in Willd. Sp. pl. V. 348 (1810).
Luerssen Farnpfl. 234 fig. 121. Koch Syn. ed. 2. 983. Nyman Consp. 86
Suppl. 346. Aspidium cuneatum Schkuhr krypt. Gew. 198 I Taf. 56 b.
(1808) (ein wegen der älteren Aspl. c. Lam. (1786) unanwendbarer
Name). A. Trettenerianum Jan Flora XVII 32 (1835). Athyrıum
c. Heufl. ZBV. Wien VI 346 z. T. (1856).
Auch diese seltene Art erinnert in der Tracht an 4 B., von welcher sie sich
aber durch die keilförmigen 2—3spaltigen Abschnitte leicht unterscheidet; sehr auf-
fällig ist auch das weite Hervorragen der Sori über den Blattrand. Ueber die Ver- .
breitung vgl. Heufler ZBG. IX 310, 311 (1859).
(Gebirge Süd-Italiens: Abruzzen; Majella; Schar-Dagh (Scardus)
an der Grenze von Albanien und Macedonien.) [*]
b. Blätter 2—3fach gefiedert; die Spreite mehr oder weniger
dreieckig; Abschnitte keilförmig-verkehrt-eiförmig, seltener
länglich. Spreuhaare der Grundachse ohne Scheinnery.
Schleier gefranst.
35. (12.) A. lepidum. %. Grundachse kurz kriechend, wenig ver- b
zweigt, oberseits mit schwärzlichen, lineal-lanzettlichen, zugespitzten Spreu-
Asplenum. 67
haaren besetzt. Blätter dicht gebüschelt, 4—9 (selten bis 13) em lang,
trotz ihrer Zartheit überwinternd, an allen Theilen mit einzel-
ligen drüsigen Härchen besetzt. Stiel nur !/’v mm dick, so
lang oder länger als die Spreite, nur am Grunde hellbraun, halbstiel-
rund, bauchseits mit schmaler tiefer Furche. Leitbündel ohne ven-
trale Furche und vergelagertes Sklerenchym, unten mit 2
Holzkörpern, die sich zu einem ungleich vier- weiter oben dreischenkligen
vereinigen. Spreite dreieckig bis breit-eiförmig, sehr dünnhäutig,
durchscheinend. Fiedern jederseits 3—5, etwas entfernt, abwechselnd, -
die unteren langgestielt, eiförmig, einfach bis doppelt gefiedert, die
folgenden kürzer gestielt, einfach gefiedert. Fiederchen bez. letzte
Abschnitte oben abgerundet, 3lappig, stumpf gekerbt bis einge-
schnitten gekerbt; je 2 Kerbzähne höher hinauf verbunden. Sori auf
den letzten Abschnitten 2--6, dem Mittelnerven genähert, von ihm spitz-
winklig abstehend, lineal. Sporen hellbraun, auf dem optischen Durch-
schnitt mehr oder weniger dicht stachlig erscheinend. — Kalkfelsen der
27
x
ZEITEN ER
Nach
07
montanen Region, besonders am Eingange von Höhlen, in den Süd-
alpen und südöstlichen Karpaten, selten, aber wohl mehrfach übersehen.
Süd-Tirol: Val di Non bei Tuenno (1000 m) und Pontalto (600 m)
unweit Cles (Loss 1866, von Luerssen erst 1885 als zu dieser Art
gehörig erkannt); Trient: im Buco di Vela (Gelmi NGBI. XXIII 28).
Istrien: Grotte von Ospo bei Muggia (Beyer 1890! ÖBZ. XLIV 167).
Banat: Golumbater Höhle bei Coronini (V. v. Janka!), hier wohl
schon von Rochel gesammelt, und in den Höhlen Gaura Ponjikova
bei Plavisevica (A. v. Degen); Gaura Haidusaska bei Neu-Moldova
(Vidakovich nach A. v. Degen ÖBZ. XXXIX 137); Biharia: Thal
der Schnellen (Sebes) Körös bei Rev und Sonkolyos im Comitat Bihar
(Freyn!) bei Ceucsa im Koloser Comitat (Siebenbürgen). Sp.r. Juli,
Aug. — A. I. Presl Verh. Vaterl. Mus. Prag 1836 65 Taf. 3 fig. 1,
mit Ausschluss des Fundortes „Böhmen“, der auf Verwechselung mit
sieillianischen Exemplaren beruhen dürfte. Luerssen Farnpfl. 228 fig. 120.
Nyman Consp. 864. Suppl. 346. A. brachyphyllum Gasparrini Rendice.
R. Acc. Se. Napoli III 108 (1845). A. fissum b. latifolium Rabenh.
Krypt. fl. II. IIL. 315 (1848) z. T. Athyrium cuneatum var. lep. Heufl.
ZBV. Wien VI 346 (1856). Aspl. f. lepidum Moore Ind. Fil. 150
(1859) Heufler ZBG. IX 310 (1859). A. f. Metten. Abh. Senckenb. Ges.
III 143 (1859) z. T. A. anaumiense‘) Loss Voce Cattolica 1872 n. 90
vgl. Gelmi 1. c.
Von 36. schon durch die zarte Beschaffenheit des Laubes und die Behaarung
leicht zu unterscheiden. Mit 34., mit der sie viele Schriftsteller vereinigten, hat
sie wenig Aehnlichkeit. Dagegen erinnert sie an 45., von der sie sich durch die
ausdauernde Grundachse und den grösstentheils grünen Blattstiel sofort unterscheidet.
(Nördliche Abruzzen: Mte. Vettore; Castellamare bei Neapel;
' Castelgrande in Basilicata (Lucanien); Madonie (Nebroden) in Sicilien ;
Serbien.) | E
1) Von Anaunia, Name von Cles zur Römerzeit; später auf das ganze Val di
.Non übertragen (Prof. v. Dalla-Torre br., dem ich auch das obige Citat aus der
Zeitschrift ‚La Voce Cattolica‘“ verdanke).
Rn 5*
68 Polypodiaceae.
36. (13.) A. ruta muräria!). (Mauerraute, niederl. und vlaem.:
Muurruit, Steenruit; dän.: Murrude; franz.: Rue de muraille; ital.: Ruta
di muro; poln.: Zanokeica wlasciwa; böhm.: Routicka zedni; russ.:
JReHcKIi BOAOCK BIBABIN; ung.: Köruta.) 4. Grundachse kriechend, ober-
wärts mit schwarzbraunen, lineal-lanzettlichen, borstenförmig zugespitzten
Spreuhaaren besetzt. Blätter 10 (seltener bis 25) em lang, überwinternd.
Stiel bis 18 cm lang, meist beträchtlich länger als die Spreite, nur am
Grunde dunkelbraun, (wie der Mittelstreif) bauchseits gefurcht, von einem
‚Leitbündel durchzogen, dessen bauchseitiger Rinne innerhalb des
braunen Grundtheils des Stiels ein Strang dunkel-, fast schwarz-
wandiger Sklerenchymzellen vorgelagert ist. Holzkörper in
diesem Theile des Stiels 2, im Querschnitt halbmondförmig, sich weiter
oben zu einem „schmetterlingförmigen“, unterhalb der Spreite dreischenk-
ligen vereinigend. Spreite dreieckig bis eiförmig, seltner länglich bis
lanzettlich (an jungen Stöcken rundlich nierenförmig oder 3zählig), derb
krautartig, trüb dunkel graugrün, anfangs wie der Stiel zerstreut
spreuhaarig und mit fast sitzenden blasigen Drüsen besetzt, später
fast oder völlig kahl. Fiedern jederseits 4—5, abwechselnd oder
seltener gegenständig, etwas von einander entfernt, gestielt; einfach- (selten
2—3fach) gefiedert, die obersten ungetheilt. Fiederchen gestielt, aus
keilförmigem Grunde meist rhombisch-verkehrteiförmig, seltener länglich-
keilförmig, oben meist abgerundet, gekerbt oder gezähnt, durchscheinend
gesäumt. Sori auf den Fiederchen jederseits 1—3, spitzwinklig bis fast
parallel zum Mittelnerven gestellt, Iineal (die unteren zuweilen diplazioid),
zuletzt die ganze Unterseite bedeckend. Sporen dunkelbraun, grösser
als bei 35., wegen der unregelmässigen oft kurzen Exosporleisten auf
dem optischen Durchschnitt grobstachlig erscheinend. — Felsen, besonders
auf Kalkgestein, sehr häufig in Ritzen von (mitunter schon ziemlich
neuen) Mauern, in den Berggegenden häufig oder gemein, bis 2000 m
aufsteigend, in der Ebene (nur an Mauern) zerstreut, im Nordwesten
selten, doch noch auf den Nordsee-Inseln Texel, Ameland und Föhr.
Sp.r. das ganze Jahr hindurch. — A. R. m. L. Sp. pl. ed. 1. 1081
(1753). Luerssen Farnpfl. 218. Koch Syn. ed. 2. 983. Nyman Consp. 864.
Suppl. 346. |
Eine ziemlich vielgestaltige Art, die namentlich im Grade der Theilung, in
der Form der Spreite und der Fiederchen beträchtlich abändert. Von den von
Heufler (ZBV. Wien VI 335 ff.), Milde (Fil. Europ. 76, 77) und Luerssen
(Farnpfl. 222—227) aufgeführten Formen sind etwas zweifelhaft: heterophylium’?)
(Heufler ZBV. Wien VI. 335 (1856). Luerssen a. a. ©. 223). Sporentragende
Blätter theils doppelt gefiedert, theils 3zählig. — So bisher nur beobachtet in
Böhmen bei Deutsch-Brod. — Ferner caleäreum (Becker Naturh. Ver. Rheinl. Westt.
XXXIV. Abh. 68 [1877]. Luerssen a, a. O.). Blätter nicht über 5 cm, mit gegen-
ständigen, theils ungetheilten, kurzgestielten, rundlich-nierenförmigen, theils gefiedert-
3zähligen Fiedern. — Eifel auf Dolomit im Kylithale bei Gerolstein. — Die übrigen
gliedern sich folgendermassen :
1) 8.8. 65.
2) Von rspos, einer von zweien, verschieden und xuAAny Blatt.
ei RER
Samui EV ACER NY
. „Asplenum. 69
A. Blätter meist nicht über 6 cm lang, im Umriss meist kurz 3-eckig; Fiederchen
1—1!/, mal länger als breit.
I. Fiederchen oben abgerundet.
a. Brunfelsii!). Fiederchen oben gekerbt. — So mehr im mittleren und
nördlichen Gebiet” — A. R. m. var. B. Heufler a. a. 0. 335 (1856). Luerssen
a. a. OÖ. 222. Hierher gehören als Unterformen die von Wallroth (Fl.
erypt. I. 22 [1831]) unterschiedenen Varietäten (au.y): 2.macrophyllum?).
Blätter und Fiederchen grösser als ia der gewöhnlichen Form. — An
schattigen Orten. — 3. mierophyllum?). Blätter kleiner und zarter; Fie-
derchen kleiner (nur 3 mm lang) und zahlreicher. Uebergang zu B. II.a.1.
— In engen Felsspalten. — Die Form $. heterophyllum (Wallr. a. a. ©.
[1831]) mit theils ungetheilten, theils eingeschnitten-gelappten Fiederchen
verdient wohl kaum aufrecht erhalten zu werden; ich wollte deshalb auch
nicht die (ohnehin problematische) gleichnamige Heufler’sche Form um-
taufen. A. R. m. var. heterophyllum (Opiz in Kratos 1826 17) ist nach
Heufler a. a. OÖ. ein Jugendzustand mit theilweise ungetheilten, nieren-
förmigen Blättern.
b. Matthioli*). Fiederchen fast ganzrandig. — So mehr im südlichen Ge-
biet. — A. R. m. var. M. Heufler a. a. O. 336 (1856). Luerssen a. a. O.
A. M. Gasparrini Progr. delle Sceienze ete. IV, VIII (1842).
iI. Fiederchen oben gestutzt, kammförmig gezähnt.
brevifölium. So bisher nur an wenigen Orten des Gebiets beobachtet:
Oldenburg, Böhmen, Mähren, Kärnten. — A. R. m. var. b. Heufler a. a. O.
335 (1856). Luerssen a. a. O. 223. Scolopendrium alternifolium 5. b. Roth
Tent. Fl. Germ. III 54 (1800).
B. Blätter meist 10 em und darüber lang, meist 3fach gefiedert, im Umriss häufig
verlängert; Fiederchen mindestens 1!/amal so lang als breit.
I. Fiedern entfernt.
pseudo-Germänicum. Blätter bis’ 10 cm lang, mitunter auch noch länger,
2—3fach gefiedert; Fiederchen meist zu 3 genähert, schmal-rhombisch oder
keilförmig, eingeschnitten-schmal-gezähnt. — So Oldenburg: Zwischenahn
(Magnus DBM.X.66. Geisenheyner a.a. OÖ. XI. 33) und Wildeshausen
(Magnusa..a. O.); Baden; Sachsen; Böhmen; Schweiz; Tirol; Provinz
Treviso; Nieder-Oesterreich ; Kärnten ; Bosnien; Banat. — A. R. m. var. p.
Heufler a. a. ©. 338 (1856). Luerssen a. a.O. 4A. R. m. var. cuneätum
Moore Ferns Gr. Br. and Ir. Nat.-Pr. pl. XLI A. Text [S. 2] (1856) Oct. Nat.-Pr.
Brit. Ferns II 124 pl. 79 Fig. A. A. germanicum Böckel Oldenb. erypt. Gefässpfl.
(1853) nicht Weis. A. g. var. y. polyphyllum Saccardo Comment. Fauna etc.
Venet. Trent. No. 4. 195 (1868) z. T. Die Vermuthung Luerssens (Farnpfl. 257),
dass der von Kickx in Bull. ac. Bruxell. 1839 angegebene, von ihm an der
Kirchhofsmauer von Schaerebeek bei Brüssel beobachtete angebliche Bastard
von A. ruta muraria und A. Germanicum zu dieser (oder einer anderen) Form
von 36. gehört, hat sehr viel für sich. A. Germanicum ist nur in den Ge-
birgsgegenden Belgiens, 32. in der Ebene äusserst selten beobachtet. Jeden-
falls ist mir noch kein Beispiel eines Tripelbastardes unter den Farnen be-
kannt.
II. Fiedern mehr genähert.
1) Nach Otto Brunfels, * um 1488 7 1534, Lehrer in Strassburg, später
Arzt in Bern, einem der ältesten unter den „Vätern der Botanik“, der diese Form
. zuerst abgebildet hat.
2) Von paxpos lang, gross und »uAAov Blatt.
3) Von wtroog klein und YuAAov Blatt.
4) Nach Pierandrea Mattioli (Matthiolus), * 1500 7 1577, Leibarzt des
Kaisers Maximilian II., einem der bedeutendsten unter den Botanikern des 16. Jahr-
hunderts (Comment. in Dioscoridem Venet. 1565).
70 Polypodiaceae.
a. Fiederchen ungefähr in der Mitte am breitesten.
1. leptophyllum!'). Blätter bis 12 em lang. Fiederchen schmal rhom-
bisch, schwach bis deutlich gekerbt. — So im mittleren und südlichen,
selten im nördlichen Gebiet — A. R. m. 6. l. Wallr. a. a. O. 22 (1831).
Luerssen a. a. O. 224. .
2. elätum. Blätter oft bis 25 em lang, hellgrün. Fiederchen rhombisch
bis schmal rhombisch, eingeschnitten gezähnt, öfter zum Theil oder selbst
grösstentheils (var. Zoliense °) (Kit. ms.) Heufler a. a. 0. 338) «keilförmig,
oben gestutzt. — So mehr im südlichen Gebiete. — A. R. m. ß. e. Läng
Syll. pl. nov. Ratisb. 188 (1824). Heufler a. a. O. 336 (1856). 4. multi-
cattle Presl Verh. Vaterl. Mus. Prag 1836. 63. Taf. 3 fig. 2. A. R. m. 4.
var. pseudo-serpentini Milde Fil. Eur. 77 (1867) [-um Sporenpfl. 31 (1865)
als Synonym]. Luerssen a. a. O. 225.
b. Fiederchen keilförmig, an der Spitze am breitesten (vgl. elatum).
1. pseudo-nigrum. Blätter über 15 cm lang, 3fach gefiedert; Fiederchen
verlängert keilförmig, eingeschnitten-schmal gezähnt. — So in der Pro-
vinz Como und bei St. Gotthard in Steiermark. — A. R. m. var. p.
- Heufler a. a. OÖ. 338 (1856). Luerssen a. a. O. 224.
2. tenuifölium. Blätter bis 17 cm lang, 3—4fach gefiedert; Fiederchen
sehr klein, keilförmig bis lineal-keilförmig, oben gestutzt oder abgerundet
und kerbig gezähnt. — Sehr selten: Schlesien: Quarklöcher am Glatzer
Schneeberg. Mähren: Ruine Brünnles bei Rohle (Oborny ÖBZ. XL 205).
Tirol: Meran; Salurn am Wasserfall! Banat: Kazan-Thal. — A. R. m.
var. t. Milde Nova Acta XXVI. II ‚593 (1858). A. tenuifolium Nees h.
A.R.m. var. pseudofissum Heufl. in Milde Sporenpfl. 32 (1865). Luerssen a.
a.0.227. Manche dieser Formen erinnern, wie schon die Namen andeuten,
an benachbarte Arten und Bastardfurmen; so pseudo-Germanteum an
26x32, pseudo-nigrum an 37, elatum an 37 A., tenuifolium an 34.
Sie sind aber stets durch den grösstentheils grünen Blattstiel und den
gefransten Schleier, meist auch durch die trüb dunkelgrüne Farbe des
Laubes zu unterscheiden.
ge
(Fast ganz Europa; Nord-Africa; Asien bis zum Himalaja;
mässigtes Nord-America.) *
A. trichomanes X ruta muraria s. S. 79 Nr. 16.
A. septentrionale X ruta muraria s. S. 75.
?? A. ruta muraria X Germanicum =. 8. 69.
2. Schleier eanzrandig, selten mit welligem bis fast ge-
kerbtem Rande. Blattstiel 2 mm dick.
37. (14.) A. adiantum ?) nigrum. %. Grundachse kriechend oder '
aufsteigend, meist stark verzweigt, oberwärts mit schwarzbraunen schmal-
lanzettlichen, borstenförmig zugespitzten, meist ganzrandigen Spreu-
haaren ohne Scheinnerven besetzt. Blätter dicht büschlig bis
rasig, bis 45 cm lang. Stiel so lang oder länger, selten kürzer als die
Spreite, dunkelbraun bis schwarz-purpurn, seltener oberwärts
1) Von Xertos dünn (hier: schmal) und purkov Blatt.
2) Nach dem Fundort im Sohler Comitat (C. Zoliensis) in Ungarn.
3) dölayrov (von a privativum und ötalvo ich benetze, also unbenetzt weil
Wasser an der Pflanze nicht haftet) classischer Name von 41.; u. a. bei Theo-
phrastos Hist. pl. VII. 14 und Dioskorides (IV. 134); adiantum nigrum findet
sich bei Plinius (XXII. 30) ob für 37. oder 26?
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Asplenum. 71
grün, bauchseits wie der häufig auf der Rückenseite unterwärts noch
braun gefärbte Mittelstreif flach rinnig, am bis zu 5 mm verdickten
Grunde von zwei Leitbündeln durchzogen, die sich in veränderlicher
Höhe zu einem einzigen vereinigen, dessen Holzkörper im Querschnitt
trapezoidisch (selten schon unterhalb der Spreite 3schenklig) ist. Spreite
dreieckig-eiförmig bis lanzettlich, doppelt- bis vierfach-gefiedert, kurz
oder lang zugespitzt, selten stumpf. Fiedern jederseits bis 15,
abwechselnd, seltener z. T. fast oder völlig gegenständig, die unteren
gestielt, die obersten sitzend. Unterste Fiederchen meist kurz gestielt.
Letzte Abschnitte eiförmig bis lineal-keilförmig, stumpf- bis stachelspitzig
gezähnt. Sori jederseits meist nur 2—3, mehr oder weniger verlängert,
die untersten zuweilen diplazioid oder athyrioid. — A. A. n. und A.
Onöpteris!) L. Sp. pl. ed. 1. 1081 und Acrostichum pulchrum L. a. a. O.
1072 (1753). A. A. n. L. Sp. pl. ed. 2. II 1541 (1763). Luerssen
Farnpfl. 260. fig. 2, 125—127. Koch Syn. ed. 2. 983. Nyman Consp.
863. Suppl. 346.
Zerfällt in folgende 3 Unterarten :
A. Blätter meist nicht überwinternd, glanzlos.
A. A. cuneifölium. DBlattstiel oberwärts bauchseits (zuweilen
beiderseits) grün. Spreite meist dreieckig-eiförmig, kurz zugespitzt oder
stumpflich, 3—4 fach gefiedert. Fiedern meist gerade, abstehend,
selten etwas aufwärts gebogen. Letzte Abschnitte keil-
förmig bis keilförmig-verkehrt-eiförmig, oben gestutzt
oder rhombisch, seltener fast lineal, öfter 3-lappig bis -spaltig, an der
unteren Hälfte ganzrandig (bei Rückwärtskrümmung_ einseitig-
oder beiderseits concav), in der oberen stumpflich bis spitz ge-
zähnt. — An Felsen, Geröll und an steinigen Abhängen, fast aus-
schliesslich auf Serpentin, meist verbreiteter als 27. Fichtelgebirge !
Einsiedel bei Marienbad! Sächsisches Erzgebirge! Schlesien, besonders
- im Zobten- und Eulengebirge mehrfach! Mähren : Mohelno bei Namiest;
Pernstein; Zdiar bei Eisenberg a. d. March; zw. Grumberg und
Nickles. Südöstl. und Süd-Böhmen: bei Kreuzberg zw. Deutsch-Brod
und Hlinsko (Gelakovsky Böhm. Ges. Wiss. 1888 501); Blansker
Wald, hier bei Adolfsthal auch auf Granulit. Nieder-Oesterreich : Steinegg
am Kamp bei Horn im Waldviertel; zw. Oberholz a. Elsarn am Manharts-
berge (Baumgartner ÖBZ. XLI 251 [1892]); Gurhofgraben bei
Aggsbach! und Hausenbach in der Gegend von Melk; am Zusammen-
fluss des Kl. und Gr. Isper im Bezirk Persenbeug (Baumgartner ÖBZ.
XLV. 286). Ungarn: Eisenburger Comitat: Bernstein! Steiermark: In der
Gulsen bei Kraubath (St. Michael) (Breidler! Preissmann br.); Pernegg;
Windisch-Feistritz. Angeblich in Kärnten am Millstätter See (Gus-
mus Jahrb. Land. Mus. XXII 27 [1893]). Banat: Plavievica. Sieben-
1) Von 6vos Esel und TeEpıS S. 2. Der Name findet sich zuerst bei Taber-
naemontanus.
72 Polypodiaceae.
bürgen: angeblich unter der Alp Päreng bei Petrozseny. Nördl. Bosnien.
Sp.r. Juli, Aug. — A. cumeıfolium Viv. Fl. It. fragm. I. 16 (1806).
A. Forsteri!) Sadl. diss. maug. 29 (1820). A. Ruta muraria ß. elä-
tum Läng exs. z. T. nach Milde Fil. Eur. 77. A. multicadle
Scholtz Enum. Fil. Sil. 48 (1836) nicht Presl. A. Serpentini Tausch
Flora XXI 477 (1859). Nyman Consp. 863. Suppl. 346. A. fissum Wimm.
Fl. Schles. 2. Aufl. 500 (1844) nicht Kit. A. Ad. n. var. bez. subsp.
Serpentini Koch Syn. ed. 2. 983 (1845). Luerssen Farnpfl. 275.
fig. 126, 127 a—f. A.A.n. ß. angustisectum Neilreich Fl. N.-Oest. 17
(1859).
Aeusserst vielgestaltig. Als Festpunkte der Formenreihe werden seit Milde
unterschieden :
A. Spreite dreieckig-eiförmig.
I. genuinnm. Letzte Abschnitte der Blätter keilförmig-ver-
kehrteiförmig, oben gestutzt oder abgerundet, meist 3lappig,
meist nur kerbig gezähnt. — Die häufigste Form. — 4. c. g. Aschers.
Syn. I 72 (1896). A. A. n. Serp. var. genuina Milde Bot. Zeit. 915 (1853).
Luerssen Farnpfl. 277 fig. 126.
I. ineisum. Letzte Abschnitte meist rhombisch; Zähne verlängert,
lineal, nicht selten auswärts gebogen. -— Weniger verbreitet als d. v. —
A. c. i. Aschers. Syn. I. 72 (1896). A. i. Opiz in Kratos 1826 17.
A. A. n. Serp. var. incisa Milde a. a. O. (1853). Luerssen Farnpfl. 278.
fig. 127 a—t.
B. Spreite lanzettlich.
anthriscifölium. Fiedern spitzwinklig vorwärts gerichtet.
Letzte Abschnitte schmal, bis lineal, öfter 2--3spaltig, kerbig-
gezähnt. — So selten: Sachsen: Hohenstein-Ernstthal; Reichenbach bei St.
Egidien. Schlesien: Geiersberg im Zobtengebirge; Grocheberg bei Franken-
stein. — 4. c. a. Aschers. Syn. I. 72 (1896). A.a.n. Serp. var. a. Milde
a. a. OÖ. (1853). Luerssen Farnpfl. 280.
Ueber die von Sadebeck unternommenen Aussaaten auf serpentinfreiem Sub-
strat und deren Ergebniss vgl. oben S. 58. Neuerdings hat dieser Forscher, wie er
mir mündlich mittheilte, schon an den vom natürlichen Standorte entnommenen und
in gewöhnlicher Gartenerde weiter cultivirten Stöcken eine grössere Neigung zum
Ueberwintern der Blätter wahrgenommen; sie haben (nach übersandten Proben) den
strengen Winter 1894/5 unbeschädigt überstanden.
(Schottland: bei Aberdeen ; Central-Frankreich; Serbien; Apenninen ;
auch in den Enganeen und auf Corsica angegeben.) *]
B. Blätter überwinternd, mehr oder weniger lederartig, silberglänzend.
B. A. nigrum. Spreite eiförmig bis lanzettlich. Fiedern ge-
rade, abstehend, selten schwach aufwärts gekrümmt. Letzte Ab-
schnitte eiförmig bis breitverkehrteiförmig, aufrecht abstehend oder am
Grunde schwach aufwärts gekrümmt. — Felsen, zuweilen an Baum-
wurzeln, selten auf Kalk, (nur ausnahmsweise über die montane Region
ansteigend, an der Bernina-Strasse zw. 1700 und 2000 m. Graf Solms-
Laubach nach Bolle Zeitschr. allge. Erdkunde XVII 273), im west-
1) Nach dem Entdecker Apotheker Karl J. Forster, 1818 in Schlaining
(Eisenburger Comitat), später in Makö (Csanader Comitat).
?
Asplenum. 73
lichen und südlichen Gebiet verbreitet, nach Norden und Osten ab-
nehmend; die früher in Deutschland in der nördlichen Ebene ange-
gebenen Fundorte (Dötlingen in Oldenburg ; Potsdam! Golssen und zw.
Luckau und Sonnewalde in der Nieder-Lausitz neuerdings nicht bestätigt.
Die nördlichsten bez. nordöstlichsten sichern Fundorte im Gebiet sind:
Belgien: Loupoigne; Ways; Heverle; Löwen; Boitsfort und Linkebeek.
Niederlande: Wageninger Berg und Osterbeek bei Renkum. Rheinprovinz:
Siebengebirge; Erkrath; Kettwig a. d. Ruhr. Westfalen: Hohen-Syburg;
"Waldeck: Rhoden !! Hannover: Eckberg bei Bodenwerder. Harz: Blanken-
burg! Gernrode. Halle a. S.! Gera: Wünschendorf (F. Naumann!)
Kgr. Sachsen: Lössnitz bei Dresden! Weissenberg: Krischa. Preuss.
Ober-Lausitz: Landskrone bei Görlitz!! Schlesien: Goldberg; Zobten-
gebirge; Ostry bei Lischna, Kr. Teschen. (Für Polen, Galizien und Buko-
wina sehr zweifelhaft). Mähren: Grumberg und Vsetin ; Wien: Sievering ;
Ungarn: Pressburg; Budapest; Hegyalja bei Tokaj; Siebenbürgen : Borszek.
Sp.r. Juli, Aug. — A. A. n. subsp. nigrum Heufler ZBV. Wien VI
310 (1856). Luerssen Farnpfl. 270. A. A. n. L. Sp. pl. ed. 1. 1081
(1753). Nyman Consp. 863. Suppl. 346. A. A. n. a. latisectum
Neilreich Fl. N.-Oest. 17 (1859).
Ebenfalls sehr vielgestaltig; es. werden folgende Formen unterschieden:
A, Blattstiel so lang oder länger als die Spreite.
I. Spreite schmal- bis eiförmig-lanzettlich. Abschnitte spitz gezähnt.
a. laneifölium. Spreite schmal-bis länglich-lanzettlich, 2—3fach
gehiedert. Letzte Abschnitte am Grunde verschmälert, länglich bis eiförmig.
— Die am meisten verbreitete Form. — A. A.n. subsp. nigrum, var. lancı-
Jolia Heufler a. a. ©. 310 (1856). Luerssen Farnpfl. 270. Phyllitis I. Mnch.
Meth. Suppl. 316 (1802).
b. argütum. Spreite eiförmig-lanzettlich, meist 3fach gefiedert, meist
dünnhäutiger und stärker glänzend als bei d. v. Letzte Abschnitte breit-
eiförmig, mit zugespitzten bis stachelspitzigen Zähnen. — So seltener; zu-
weilen auf Serpentin, so in Schlesien. — A. A. n. subsp. n. var. a. Heufler
a. a. O. (1856). Luerssen Farnpfl. 270 fig. 125 a. z.T. A. argutum Kaulf.
Enum. fil. 176 (1824).
II. Spreite eiförmig-lanzettlich bis breit-eiförmig (2—3fach gefiedert). Letzte Ab-
schnitte verkehrt-eiförmig, kurz und stumpflich gezähnt. (Die Zähne
mitunter nur an der Spitze der Abschnitte deutlich).
obtusum. — Seltener; in Schlesien auf Serpentin. — A. A. n. subsp.
n. var. o. Milde Sporenpfl. 26 (1865). Luerssen Farnpfl. 271. A. obtusum Kit.
In Willd. Spec. pl. V. 341 (1810).
B. Blattstiel kürzer als die doppelt-fiederspaltige Spreite.
melan!). Letzte Abschnitte breit-eiförmig, stumpf gezähnt. — So in
Böhmen: Leitmeritz: Triebsch angegeben, — A. _A.n. subsp. n. var. melaenum
Heufler a. a. ©. 310 (1856). Luerssen Farnpfl. 272.
(Südliches Schweden und Norwegen; Britische Inseln; Frankreich ;
Mittelmeergebiet ; Serbien, Bulgarien, Rumänien; Kaukasusländer; Persien,
3 Afghanistan, Himalaja ; Africanische Inseln; Hochgebirge des tropischen
ee, = Ten e
Africa; Capland.)
1) uekas schwarz; die von Heufler gewählte Form ist grammatisch unrichtig!
74 Polypodiaceae.
0. A. onöpteris'). Fiedern aufwärts gekrümmt und
zusammenneigend. Letzte Abschnitte meist länglich oder schmal länglich
(vgl. A... A. A. n. subsp. o. Heufl. a. a. OÖ. 310 (1856). Lwuerssen
Farnpfl. 281. A. 0. Nyman. Consp. 863.
Hierher folgende Formen:
A. Blattstiel kürzer als die Spreite.
davallioides?). Spreite eiförmig, zugespitzt, derb-lederartig. Fiedern
gedrängt, die unteren stark verlängert, stumpflich. Letzte Abschnitte
am Grunde verschmälert, eiförmig, sparsam lang-gezähnt. — Nur am Wein-
berge bei Zobten von Milde angegeben. Sp.r. Juli, Aug. — 4.4. n. subsp..
O. var. d. Heufler a. a. ©. 310 (1856). Luerssen Farnpfl. 282. A.d. Tausch
Flora XXII 479 (1839).
(Apulien am Monte Gargano.) #1
B. Blattstiel so lang oder kürzer als die Spreite.
I. Silesiacum?). Spreite dick-lederartig, wie die entfernt gestellten Fie-
dernstumpf zugespitzt. Letzte Abschnitte ziemlich klein, schmal
länglich bis oval, stumpflich bis stumpf, am verschmälerten Grunde
ganzrandig, sonst eingeschnitten - gezähnt; untere Zähne kurz und
stumpf, obere spitz. — Auf Serpentin, nur in Schlesien im Zobten-
gebirge: Weinberg bei Zobten und am Költschenberge (K. Helmrich 1856!)
Sp.r. Juli, Aug. A. A. n. subsp. o. var. s. Milde Fil. Eur. 88 (1867).
Luerssen Farnpfl. 282 fig. 127g. 4A. s. Milde 33. Jahresb. Schles. Ges.
93 (1855). 1]
II. acütum. Blätter bis 45 cm lang. Spreite dünn-lederartig, wie
die Fiedern lang und scharf zugespitzt. Letzte Ab-
schnitte länglich bis fast linealisch, grannenartig
zugespitzt, eingeschnitten-gezähnt bis fiederspaltig, die langen,
zugespitzten Zähne stachelig-begrannt. — So im Mittelmeer-
gebiet verbreitet; in unserem Gebiete: Provence! Riviera; Bellaggio
am Comer See(G.v.Martens!) Süd-Tirol bei Meran! Bozen! Torri
di Benäco am Gardasee! Triest: Miramar! Istrien. Kroatien. Dal-
matien: z. B. Ragusa! ‘Cattaro!! Hercegovina. Auch im Banat bei
Mehadia angegeben. Sp.r. Mai—Juli. — A. A. n. subsp. 0. var.
a. (inel. var. Vergiliı) Heufler a. a. O. 310 (1856). Luerssen
Farnpfl. 281 fig. 125 b. A. Onopteris L. Sp. pl. ed. 1. 1081
(1753). A. a. Bory in Willd. Sp. pl. V 347 (1810). A. Vergilii %)
Ei As Moree III 289 (1832).
BR,
2) a REN mit Davallia Canariensis (L.) Sm., einem auf den
Nord-Atlantischen Inseln, Marocco und auf der Iberischen Halbinsel vorkommenden
Farn. Die zu den Davallieae, einer zweiten Tribus der Asplenoideae gehörige
Gattung Davallia Sm. ist dem Andenken des englischen Botanikers Edmund Davall,
* 1763 7 1798 als Forstmeister in Orbe im späteren Canton Waat gewidmet und ge-
hört mit der Asplenee Woodwardia Sw. und der Hymenophyllacee Trichomanes
(L. z. T.) Sm. zu der Dreizahl europäischer Farnpflanzen-Gattungen, die in unserem
Gebiet nicht vertreten sind.
: 3) Silesiacus, schlesisch.
4) Diese (von acutum nicht zu trennende) Form wurde zuerst auf dem angeb-
lichen Grabe des Vergilius bei Neapel beobachtet.
FR
|
[er 1
Asplenum.
(Mittelmeergebiet; Portugal; Irland; Bulgarien; Nord-Atlantische
Inseln ; Portorico; Hawai-Inseln.) *]
A. trichomanes X adiantum nigrum s. S. 80 Nr. 17.
Bastarde.
B. II. 32. X 36. A. septentrionäle X ruta muräria. 9]. Grundachse ver-
zweigt, oberwärts mit schwarzbraunen, schmal lanzettlichen, borstenförmig zugespitzten,
drüsig-gezähnten Spreuhaaren ohne Scheinnerv besetzt. Blätter überwinternd,
6—13 cm lang. Blattstiel bis Scm lang, 1'/» bis doppelt so lang als die Spreite,
nur ganz am Grunde glänzend schwarzbraun, unterwärts spärlich be-
haart, auf der Bauchseite und (seicht) an den Seitenflächen gefurcht, von einen
Leitbündel durchzogen, dessen Bauchseite innerhalb des braunen Grundtheils
des Stiels einige fast schwarzwandige Sklerenchym-Zellreihen vorge-
lagert sind. Holzkörper am Grunde des Stiels 2, sich weiter oberhalb zu einem
dreischenkligen vereinigend. Spreite eiförmig bis 3eckig eiförmig, ab-
nehmend doppelt gefiedert, graugrün, zuletzt fast oder völlig kahl. Fiedern
abwechselnd, jederseits meist 2, die beiden unteren gestielt. Letzte Abschnitte
schmal keilförmig, seltener verkehrt- eiförmig, oft etwas sichelförmig ge-
krümmt, oben eingeschnitten-schmal- und spitz-gezähnt. Sori jederseits 1—3, lineal,
fast parallel dem (undeutlichen) Mittelnerven. Schleier fast ganzrandig. Sporen in
der Mehrzahl fehlschlagend, die nicht ganz spärlichen vollkommenen mit netz-
förmigen Exosporleisten. — Bisher nur in Schweden auf dem Gräberg bei Gefle
gefunden, dürfte indess auch in unserem Gebiete vorkommen, wo allerdings das
kalkscheue 32. und das kalkholde 36. nur verhältnissmässig selten zusammen ange-
troffen werden. — A. s. X r. m. Aschers. Syn. I. 75 (1896).., A. Buta muraria
X septentrionale Murbeck Tvenne Asplenier. Lunds. Univ. Arsskr. XXVH (1892)
36. Tab. I. fig. 4, 9, 14, 19, II. A. Murbeckii Dörfler ÖBZ. XLV 223 (1895).
B. 26. x. 32. (15.) A. trichomanes X septentrionale. 9. Grund-
‚achse verzweigt, einen dichten Rasen überwinternder, bis 17 cm langer
fast oder völlig kahler Blätter tragend, oberwärts mit dunkelschwarz-
braunen, schmal- bis lineal-lanzettlichen, lang zugespitzten, drüsig ge-
wimperten Spreuhaaren ohneScheinnerv besetzt. Blattstiel bis 10cm
lang, so lang oder etwas länger als die Spreite, bis zu seiner Mitte
(selten bis an die Spreite) elä änzend-kastanienbraun, bauchseits
(wie der grüne (selten am Grunde der Spreite braune) Mi ttelstrei f)
gefurcht, ungeflügelt, von einem Leitbündel mit 3schenkligem Holz-
_ körper durchzogen. Spreite breit- bis schmal-lanzettlich, stumpf-
lich, einfach- oderam Grunde doppelt-gefiedert, freudig grün, glanzlos.
Fiedern jederseits 2—5, abwechselnd oder fast gegenständig, die
unteren 1—2 Paare weit von einander entfernt, kurz gestielt, häufig
gefiedert-2—3zählig, die folgenden öfter vorn mit einem linealen Fieder-
FREE UNIERNTUCE. NEN EELUNG. .
a
R
- lappen, die übrigen oder alle ungetheilt. Letzte Abschnitte sitzend,
41—1,5 em: lang, lineal-keilförmig bis keilförmig, oft etwas
© sichelförmig einwärts gekrümmt, an der stumpfen, abgerundeten, seltner
y gestutzten Spitze stumpf- bis ein geschnitten- -gekerbt, dieobersten 3—5 zu
4 einem linealen, fiederspaltigen Endblättchen zusammenfliessend.
Son jederseits 1 2 lineal, fast parallel dem (undeutlichen) Mittelnerven.
x Schleier ganzrandig. Sporen häufig, (zuweilen selbst die Sporan-
# gien) völlig“ fehlschlagend, wenn ausgebildet, meist ohne Inhalt, fast
er
16 Polypodiaceae.
kugelig mit unregelmässig netzförmigen Exosporleisten, sehr selten an-
scheinend gut ausgebildet. — Felsspalten, seltener an Mauern, auf kalk-
armem Gestein, mit den Eltern, nahezu ebenso verbreitet wie 32. aber
viel seltener, meist nur in wenigen oder einzelnen Stöcken, selten in
grösserer Anzahl. Im nördlichen Flachlande bisher nur in Mecklenburg:
Parchim Brinkmann! und zwischen Friedland und Bresewitz sowie
in der Ukermark: Strassburg: Amalienhof Pintschovius, vor 1855
Gerhardt! (ob auch jetzt?) beobachtet. Sporangien Juli, Aug. —
A. t. x s. Aschers. Syn. I. 75 (1896). A. septentrionale X Tricho-
manes Murbeck Tv. Aspl. Lu. Un. Arsskr. XXVII35(1892). A. germäni-
cum Weis Pl. erypt. fl. Gotting. 299 (1770). Luerssen Farnpfl. 238.
fie. 122. Nyman Consp. 864. A. Breyjmii!) Retz. Observ. bot. I.
32 (1774). Koch Syn. ed. II. 983. A. alternifolium Wulf. in Jacg.
Miscell. II. 53 (1781).
Der Grad der Theilung steht im Allgemeinen mit der Grösse der Biätter in
Correlation ; die Form mit (meist grossen) doppelt gefiederten Blättern (A. Breynit)
ist von Milde (Sporenpfl. 33) als f. montana, die mit (kleinen) einfach gefiederten
(A. alternifolium) als f. alpestris unterschieden worden; doch macht Luerssen
(a. a. OÖ. 242) darauf aufmerksam, dass beide Formen auf derselben Grundachse und
sowohl in hohen als niederen Lagen vorkommen. — Dieser Farn ist der erste, für
den von Bory de St. Vincent (Voyage souterrain 271 [1821]) hybride Ab-
stammung vermuthet wurde, eine Ansicht, die durch Heufler (1856), der das
Fehlschlagen der Sporen als allgemeine Erscheinung nachwies, eine wichtige Stütze
erhielt. Beide Forscher erkannten 32. als den einen Erzeuger; hinsichtlich des
anderen liessen sie sich durch die (mitunter, bei der Form pseudo-Germanicum aller-
dings täuschende) äussere Aehnlichkeit von 36. auf eine falsche Spur bringen; diese
unrichtige Ansicht (das wirkliche A. septentrionale X ruta muraria wurde erst von Mur-
beck nachgewiesen s. S. 75) wurde noch 1883/4 von Nyman und 1891 von A. Kerner
v. Marilaun (Pflanzenleben II. 574) wieder vorgebracht, nachdem die richtige
Deutung längst gegeben war. Ich habe zuerst 1864 (Fl. d. Prov. Brand, I. 916)
den anderen Componenten in 26. vermuthet. Obwohl der damals als erster Kenner
der europäischen Pteridophyten anerkannte Milde 1865 diese Meinung zurück-
gewiesen (Sporenpfl. 34), auch noch 1867 (Fil. Eur. 83) die hybride Abstammung
des 4. germanicum bestritten hat (welche sogar noch 1881 Prantl [Unters.
Morphol. Gefässerypt. II. 56] bezweifelte), so hat sich die Deutung dieser Pflanze
als A. trichomanes X septentrionale doch allmählich allgemeinere Geltung verschafft.
Unter den mehr oder weniger rückhaltlos zustimmenden Forschern nenne ich
Cr&pin 1866 (Man. Fl. Belg. 2° ed. 364), Rosenstock 1887 (DBM. VII. 168),
Dörfler 1890 (ÖBZ. 301), Stenzel 1892 (70. Jahresb. Schles. Ges. Naturw.
Abth. 47), Magnus 1892 (DBM. X 67), R.v. Wettstein und J. Bäumler 1893
(ÖBZ. XLII. 67), Gareke 1895 (Flora v. Deutschl. 17. Aufl. 723), vor Allen
aber Luerssen 1885, der in Farnpfl. 243—246 zwar kein entscheidendes Urtheil
abgeben will, aber das Uebergewicht der Gründe für obige Meinung hervortreten
lässt und Murbeck 1892, der nach einer mit musterhafter Gründlichkeit durch-
geführten Untersuchung (Tvenne Asplenier, deras affiniteter och genesis. un Univ.
Ärsskr. XXYVII) dieselbe entschieden vertritt.
Uebrigens ist A. Germanicum nicht die einzige hybride Zwischenform EN. j
26. und 32, Schon 1859 äusserte Reichardt (ZBG. Wien IX 9) bei Aufstellung
1) Nach Jakob Breyne, * 1637 7 1697, Kaufmann in Danzig, welcher in
seiner Centuria exoticarum aliarumque minus cognitarum plantarum Gedani 1678
100 einheimische und ausländische Pflanzen, darunter auch unsere Pflanze, die noch
jetzt bei Danzig so reich vertretenen Botrychien u. a. vortrefflich beschrieb und’
abbildete.
FAR Kreie A Di a Ju
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Asplenum. ER
seines A. Heufleri!) die Vermuthung, dass dasselbe einer Kreuzung von A. Ger-
_ manicum mit A. trichomanes seinen Ursprung verdanke. Die Beschreibung des-
selben folgt hier:
A. per-triehomanes x septentrionale. %. Unterscheidet sich
von A. Germanicum durch Folgendes: Spreuhaare zuweilen mit Schein-
nerv. Blattstiel oft nur so lang als die Spreite, ganz und der Mittel-
streif bis an oder über die Mitte der Spreite kastanienbraun,
wie bei 26. auch gepresst sich elastisch aufwärts krümmend. Fiedern
jederseits 3—7, häufiger fast gegenständig. Letzte Abschnitte
keilförmig-verkehrt-eiförmig bis rhombisch. Schleier öfter
gekerbt. A. p.-t. X s. (A. Heuflerı Reichardt a. a. O. erw.) Aschers,
Syn. I. 77 (1896).
. Hieher 2 Formen, die sich ungefähr verhalten wie die ‚f. montana“ und
f. alpestris von A. Germanicum, an den wenigen bisher bekannten Fundorten, an
denen in der Regel nur je ein Stock bemerkt wurde, aber getrennt beobachtet
worden:
A. Baumgartneri?). Spreite schmal lanzettlich, am Grunde dop-
pelt gefiedert. Untere 1—2 Paare der Fiedern gefiedert-3zählig oder -3 theilig.
— Bisher nur in Thüringen auf Porphyr am Öttilienstein des Domberges bei Suhl
(Schliephacke 1880 vgl. Dörfler OBZ. XLV. 224); in Nieder-Oesterreich auf
Gneis am Rothenhof bei Stein a. Donau: (J. Baumgartner 1894); in Ungarn
im Spitaler Wald bei Pressburg (Bäumler 1894!). Sporangien Juli, Aug. —
A. B. Dörfler ÖBZ. XLV (1895) 169 Taf. IX.
B. Heufl&ri. Spreite fast gleich breit-linealisch, einfach ge-
fiedert. Unterste Fiedern rhombisch, oft mit einem vorderen Seitenlappen. —
Rheinprovinz: auf Devonschiefer des Ahrthales an der Saffenburg (P. Dreesen 1868)
und der Ahrburg (Ph. Wirtgen!) Nassau: Auf Schiefer bei Gräveneck unw. Weil-
burg (F. Wirtgen vgl. Garcke Fl. Deutschl. 17. Aufl. 723). Harz: Steinbruch
' Waidmannsheil bei Goslar auf Thonschiefer (Fritz Wilde 1895 nach Luerssen br.).
Kgr. Sachsen: Thal der Wilden Weisseritz bei Tharand (Seidel 1867). Mähren:
Schloss Eichhorn (Niessl 1863); Tirol: Zell am Ziller an einer alten Mauer
(Woynar 1885); Meran: Zwischen Mölten und Vilpian, 1100 m, an einer Mauer
von Granitgestein, hier 1858 von L. von Heufler! zuerst aufgefunden; Wasser-
mauer bei Gratsch (Hauchecorne 1891!); Felsen über Algund (Rosenstock 1887
DBM. VII [188%] 168). Sporangien Juli, Aug. — A. H. Reichardt a, a. O. (1859).
Luerssen Farnpfl. 250 fig. 123. Nyman Consp. 864.
Diese Form darf nicht mit jungen Exemplaren von .A. Germanicum ver-
wechselt werden, deren einfach gefiederte Blätter breitere Abschnitte zeigen ; diese
haben gerade sehr lange, weit herab grüne Blattstiele (Luerssen a. a. O. 243).
Ueber den Ursprung dieser Formen sind neuerdings Zweifel entstanden. Da
bei Zell [wie auch neuerlich bei Goslar] A. Germanicum nicht in unmittelbarer
Nähe des A. Heufleri, sondern nur 26. und 32. beobachtet wurden (die Pflanze von
Suhl wurde später als A. Baumgartneri erkannt; an ihrem Fundorte kam übrigens
A. Germanieum früher häufig, und kommt noch jetzt einzeln vor Rosenstock
a. a. O. 167) warf Luerssen (DBG. IV. 430, Farnpfl. 882) die Frage auf, ob
nicht A. Heufleri aus direeter Kreuzung von 26. und 32. hervorgehen könne und
1} Nach dem Entdecker Ludwig Freiherrn von Hohenbühel genannt
Heufler zu Rasen, * 1817 + 1885, zuletzt Präsident der statistischen Central-
_ Commission in Wien, welcher sich durch seine Untersuchungen über die Milzfarne
Europas (ZBV. Wien VI [1856]) unvergängliche Verdienste um die Kenntniss der
europäischen Asplenum-Arten erworben hat.
2) Nach dem Entdecker Julius Baumgartner, * 1870, k. k. Finanz-Concepts-
Praktikant in Wien.
“
78 Polypodiaceae.
ob sich nicht vielleicht die Verschiedenheit dieser Form von A. Germanieum da-
durch erkläre, dass die eine aus 26. Z' und 32. ©, die andere aus 32. 5' und
26. Q hervorgehe. Diese letztere Vermuthung, die einer direeten experimentellen
Prüfung kaum unterworfen werden kann, muss nach Analogie der Siphonogamen-
Bastarde (vgl. Focke Pflanzen- Mischlinge 470 ff.) als unwahrscheinlich bezeichnet
werden. Neuerdings hat nun Dörfler in dem oben eitirten Aufsatze in ÖBZ. XLV
behauptet, dass, da er niemals vollkommene Sporen bei A. Germanicum gefunden,
eine Kreuzung dieser Form mit einer der Stammarten unmöglich sei. Er betrachtete
daher A. Germanicum, Baumgartneri und Heufleri sämmtlich als aus direeter
Kreuzung von 26. und 32. hervorgegangen und zwar die erste als eine Form, in
der der Typus von 32., die letzte als eine, in der der von 26. überwiegt; A. Baum-
gartneri soll dagegen die intermediäre Form darstellen. Es wäre indess sehr sonderbar,
wenn bei gleichem Ursprunge aller dieser Formen die eine goneiklinische Form
verhältnissmässig häufig, die andere und die intermediäre Form dagegen ausser-
ordentlich selten vorkäme. Ich halte es daher a priori für viel wahrscheinlicher, dass
nur A. Germanicum aus directer Kreuzung der Stammarten hervorgeht, A, Heuferi
und Baumgartneri, welches letztere mir auch nach seinen Merkmalen keineswegs
32. näher zu stehen scheint als das erstere, und an dessen sämmtlichen Fundorten
auch A. Germanicum vorkommt, dagegen aus der Kreuzung desselben mit 26. ent-
standen sind. Die Seltenheit dieser secundären Bastarde erklärt sich dann durch
die Seltenheit vollkommener Sporen bei A. Germanicum, deren wenn auch aus-
nahmsweises Vorkommen von so gewissenhaften Beobachtern wie Luerssen (Farnpfl.
245) und Murbeck (a. a. 0. 35) ausdrücklich bezeugt wurde. Gegen die Richtigkeit
der Dörfler’schen Deutung spricht übrigens auch die bisher nicht bekannt gewesene
Existenz der folgenden Form, die jedenfalls zwischen A. Germanicum und 32. steht
und aus der Kreuzung dieser beiden hervorgegangen sein dürfte:
A. triehomanes X per-septentrionäle. 4. Unterscheidet sich
von A. Germanicum durch Folgendes: Stiel des an dem vorliegenden
Exemplare bis 15 cm langen Blattes bis 9 cm lang, nur im unteren
Drittel seiner Länge glänzend braun. Fiedern jederseits
nur 2—3, meist abwechselnd, die untersten bis 2 cm lang, lineal-
keilförmig, wie das keilförmige endständige Blättchen, wel-
ches entweder von den Seitenfiedern getrennt bleibt oder
höchstens mit den 1—2 obersten verschmolzen ist, an der
Spitze mit 2—6 länglichen, spitzlichen Zähnen versehen. Auf dem
Endblättchen zuweilen ein wie bei 32. scheinbar verkehrt orientirter, die
angewachsene Seite des Schleiers nach der Mittellinie wendender Sorus.
— Bisher nur in der Sächsischen Ober-Lausitz an Phonolith-Felsen des
Schülerberges bei Zittau mit 26., 32. und A. Germanicum (W. Hans
1870!). Sporangien Juli, Aug. — A.t. x p.-s. [A. Hänsir!)] Aschers.
Syn. J. 78 (1896).
Die von Döll (Fl. v. Baden I. 16) erwähnte Form von A. Germanieum vom
Belchen im südlichen Schwarzwald mit keilig-linienförmigen bis linienförmigen Blätt-
chen gehört nieht, wie man nach dieser Andeutung wohl vermuthen könnte, hieher;
die ganzen Blattstiele sind braun gefärbt und das Endblättchen besteht aus 4—5 ver-
schmolzenen Fiedern. Da anscheinend eine Anzahl normaler Blätter auf derselben-
Grundachse sich befindet, dürfte Döll’s Vermuthung, dass hier nur die Wirkung
der abnormen Witterung eines Jahrganges vorliegt, zutreffend sein. Herrn L. Baum-
gartner in Freiburg i. Br. bin ich für Uebersendung des Döll’schen Exemplares
zu Dank verpflichtet.
1) Nach dem Finder Wilhelm Hans, 7 1896, Kunst- und Handelsgärtner
in Herrnhut, einem guten Kenner der mitteldeutschen Gebirgsflora.
BE Le a
Asplenum. 19
(Verbreitung des A. Germanicum: Südliches Finnland; Skandi-
navien mit Ausnahme des nördlichsten Theils; Gross-Britannien ; Frank-
reich; Portugal; Serbien; Bulgarien.) *|
?? A. ruta muraria X Germanicum s. S. 69.
B. 26. X 36. (16.) A. trichomanes X ruta muräria. U. Grund-
achse dick, vielköpfig, oberwärts mit schwarzbraunen, lineal-lanzettlichen,
borstenförmig zugespitzten und gewimperten, an der Spitze der Wimpern
eine kugelförmige Drüse tragenden Spreuhaaren besetzt. Spreuhaare
ohne Scheinnerv, aber die Wände der mittleren Zellen stärker ver-
diekt als die der seitlichen. Blätter dicht rasig, überwinternd, 6—10 cm
lang. Stiel mindestens grösstentheils glänzend rothbraun,
elastisch gebogen, bauchseits rinnig, ungeflügelt, am Grunde
anfangs spreuhaarig, oberwärts wie die Spreite anfangs mit blasigen
Drüsen besetzt, zuletzt kahl, von einem Leitbündel durchzogen,
dessen bauchseitiger Fläche im Grundtheile des Stiels ein
Strang fast schwarzwandiger Sklerenchymzellen vorgelagert
ist. Holzkörper in diesem Theile des Stiels 2, im Querschnitt fast
nierenförmig, die sich weiter oben zu einem im Querschnitt dreischenk-
ligen vereinigen. Spreite länglich-lanzettlich bis lanzettlich,
bis über die Mitte fast gleich breit, oben allmählig zugespitzt, gefiedert,
derb krautartig, glanzlos. Fiedern abwechselnd oder die untersten fast
gegenständig, die unteren etwas entfernt, gefiedert 3-zählig bis
-theilig oder -spaltig, mit verkehrt-eiförmigen Seiten- und
keilförmig-rhombischem Endabschnitt; die folgenden Fiedern
öfter spiessförmig-3lappig, die obersten länglich, ungetheilt,
wie die Abschnitte stumpf, durchscheinend gesäumt. Sori auf den
Abschnitten bez. obersten Fiedern jederseits 1—3, selten 4, schräg gegen
den Mittelnerven gestellt, länglich-lineal, zuletzt die ganze Unterseite
bedeckend. Schleier unregelmässig ausgefressen-geschweift
bis kurz fransig. Sporen, wenn nicht gänzlich fehlgeschlagen, ge-
schrumpft, mit einzelnen Exosporleisten. — Mauern und. Kalkfelsen,
mit den Eltern. Sporangien Juli, Aug. — A.T. x R.m. (A. Preiss-
manni!) [Aschers. et Luerssen ABZ. I. 222 (1895) ohne Beschreibung]
erw. Aschers. Syn. I. 79 [1896)). #1
Der elastisch sich von der Unterlage abbiegende, mindestens bis fast zur Spreite
braun gefärbte Blattstiel, die langgestreckte Form der Spreite, die Zahl der Fiedern
und die Form der obersten Fiedern erinnern ebenso unverkennbar an 26., als die
Gestalt und Theilung der unteren Fiedern, die Spreuhaare und der anatomische
Bau des Blattstiels und die Berandung des Schleiers an 36. Von A. Heufleri,
welches in der Tracht den Formen A und B nicht unähnlich ist, unterscheidet sich
dieser Bastard sofort durch die minder langgestreckten Fiedern, von 26. X 37. durch
die nicht spitz gezähnten Abschnitte und Fiedern, von beiden durch den gefransten
1) Nach dem Entdecker Ernst Preissmann, * 1844, k, k. Aich-Ober-
Inspektor in Graz, einem um die Erforschung der östlichen Alpenländer hochver-
dienten Beobachter, dem ich viele werthvolle Mittheilungen verdanke.
80 Polypodiaceae.
Schleier. Die Deutung dieses Bastardes, welcher sich bei- der weiten Verbreitung
und dem häufigen Zusammenvorkoınmen der Eltern wohl noch öfter finden dürfte,
ist daher wohl keinem Einwande unterworfen. Dagegen ist das ebenso gedeutete
A. Geisenheyneri Kobbe von Rüdesheim a. Rh. (Geisenheyner BV. Brand. XXXIII
1891 140 [1892]) von G. selbst für eine verkrüppelte Form von 4. erklärt worden
(DBG. X. 1892 [136]).
Die bisber bekannt gewordenen drei Stöcke sind unter sich beträchtlich ver-
schieden, weshalb sie vorläufig, da eine genetische Deutung noch verfrüht sein
würde, als Formen unterschieden werden mögen:
A. Reicheliae!). Der ganze Stiel und der Mittelstreif bis zum
2. oder 3. Fiederpaar (rückenseits höher hinauf) braun, nur !/s—!s so
lang als die lanzettliche, am Grunde wegen Kleinheit der untersten nur
3theiligen Fiedern deutlich verschmälerte Spreite. Fiedern jeder-
seits 9—12, sehr kurz gestielt, die obersten sitzend, in der Mehrzahl unge-
theilt, alle kerbig gezähnt, freudig-grün. — Nur in einem Stocke in
Nieder-Oesterreich an der Friedhofsmauer zu Unter-Aspang bei Gloggnitz am 2. Sept.
1895 von Frl. M. Reichel! gefunden und als 26. X 36. erkannt. — A.1.X nr.
m. R. Dörfler u. Aschers. BV. Brand. XXXVII 1895. XLVII (1896).
B. Hauchecörnei?). Der ganze Stiel und der untere Theil des
Mittelstreifs (rückenseits öfter bis über die Mitte hinaus) braun, bis etwa
!/, so lang als die länglich-lanzettliche, am Grunde nicht ver-
schmälerte Spreite. Fiedern jederseits bis 9, kurz, die oberen sehr kurz
gestielt, die untersten 3zählig (selten fast 5zählig), in der Mehrzahl ungetheilt,
alle seieht gekerbt, graugrün. — Nur in einem Stocke in Tirol in der Burg
Rafenstein bei Bozen im Sept. 1891 von Hauchecorne! gefunden, aber erst im
Dee. 1895 erkannt. A. t. X r. m. H. Aschers. Syn. 1. 80 (1896).
C. Preissmänni. Stiel bauchseits bis einige mm unterhalb der
Spreite, rückenseits öfter bis über das unterste Fiederpaar hinaus braun, von
!/ bis nahezu eben so lang als die länglich-lanzettliche, am Grunde
nieht verschmälerte Spreite. Fiedern jederseits 6—8, sämmtlich kurz
gestielt, die untersten 3zählig, in der Mehrzahl getheilt, alle seicht ge-
kerbt, graugrün. Nur in einem Stocke in Steiermark im Bärenschützgraben
bei Mixnitz an einem Kalkblocke in etwa 700 m Meereshöhe am 13. Juni 1895
von E. Preissmann gefunden und als 26. X 36. erkannt. — A.1.Xr. m.
Preissm. br. A. P. Aschers. und Luerssen a. a. O. (1895) NV. Steierm. XXXI
118 mit Abbildung (1896) BV. Brand. XXXVII a. a. OÖ. XLVI (1896).
.
B. 26. X 37. (17.) A. triehomanes X adiantum nigrum. %.
Grundachse schief, oberwärts mit schwarzbraunen, schmal-lanzettlichen,
borstenförmig zugespitzten Spreuhaaren ohne Scheinnerv besetzt.
Blätter überwinternd, bis 10 em lang. Blattstiel viel kürzer als
die Spreite, bis 3 cm lang, 1 mm dick, wie die. untere Hälfte
des Mittelstreifs (diese wenigstens auf der Rückenseite) schwarz-
braun glänzend, auf der Bauchseite gefurcht, ungeflügelt, von einem
1) Nach der Entdeckerin Frl. Marie Reichel in Wien, * 1876, der Braut
des geschätzten Farnkenners und botanischen Reisenden Ign. Dörfler.
2) Nach dem Entdecker Dr. Wilhelm Hauchecorne, * 1828, Geh. Ober-
Bergrath und Director der Berg-Akademie in Berlin, einem eifrigen Sammler und
vorzüglichen Kenner der einheimischen Farne, von denen er eine sehr reiche Samm-
lung im Garten des von ihm geleiteten Instituts zusammengebracht hat, wo sich auch
der oben beschriebene Stock noch lebend befindet.. Ich bin dem Genanuten für die
selbstlose Mittheilung seines Materials und seiner Erfahrungen zu herzlichstem Danke
verpflichtet.
Asplenum. Pteridoideae. 8
Leitbündel mit 2 getrennten halbmondförmigen oder einem 4schenkligen
Holzkörper durchzogen. Spreite breit-lanzettlich, vom Grunde
bis zur Spitze allmählich verschmälert, ziemlich spitz, einfach ge-
fiedert, lederartig, glanzlos. Fiedern jederseits etwa 10,
abwechselnd, die untersten etwas entfernt, sehr kurz (grün) gestielt, nicht
sich abgliedernd, die unteren eiförmig, am ‚Grunde fiederspaltig oder
-theilig, die oberen länglich eiförmig, ungetheilt, alle kurz und spitz
sezähnt. Sori jederseits 1—3, spitzwinklig gegen den deutlichen
Mittelnerven gestellt, vom Rande etwas entfernt, länglich lineal. Schleier
meist ganzrandig. Sporen, öfter auch die Sporangien, fehlschlagend. —
Bisher nur ein Exemplar unter den Eltern in Süd-Tirol am Küchelberge
bei Meran in etwa 500 m Meereshöhe 1863 von Milde gefunden. —
4.t. x a. n. Aschers. Syn. I. 80 (1896). A. dolösum (Adianto-
nigro — Trichomanes) Milde ZBG. Wien XIV 165 Taf. 4 (1864).
Luerssen Farnpfl. 257 fig. 124. Nyman Consp. 863.
Tracht von A. trichomanes 1. Harovii, aber durch den ungeflügelten Blattstiel
und Mittelstreif, den grünen Stiel der sich nicht abgliedernden Fiedern und die
spitzen Zähne derselben verschieden.
3. Unterfamilie.
PTERIDOIDEAE.
(Aschers. Syn. I. 81 [1896]. Pierideae Prantl Arbeit. Bot. Garten
Breslau I. 17 [1892)).
Vgl. S. 7. Blattstiel nicht abgegliedert.
Uebersicht der Tribus.
A. Sori genau randständig. Sporen kugeltetraödrisch (radıär, so bei
unserer Gattung) oder kugelquadrantisch (bilateral). Grössere
Trichome einfache Zellreihen (Gliederhaare).
Lonchitideae.
B. Sori rückenständig, ohne wahren Schleier. Sporen stets kugel-
tetra&drisch.
I. Sori vom Ende des sie tragenden Nerven sich verschieden weit
rückwärts erstreckend, .von dem zurückgeschlagenen Blattrande
anfangs bedeckt oder auf zurückgeschlagenen Läpp-
chen desselben. Grössere Trichome stets Zellflächen
(Spreuhaare). Pterideae.
II. Sori auf dem Rücken des nicht verdiekten Nerven, das Ende
‚freilassend, stets unbedeckt. Grössere Trichome einfache Zell-
reihen oder Zellflächen. Gymnogrammeae.
Ascherson, Synopsis. I, 6
”
82 Polypodiaceae.
. Tribus.
LONCHITIDEAE').
(Aschers. Syn. I. 82 [1896]. Lonchitidinae Prantl a. a. ©. [1892]).
Y
S. S. 81. Bei uns nur die Gattung:
10. PTERIDIUM?)
((Gleditsch in Boehmer Fl. Lips. ind. 295 1750] Kuhn Botanik v. Ost-
Africa in v.d. Decken Reise III 3. 11 [1879]. Luerssen Farnpfl. 100).
Vgl. 8. 8. Sorus auf einer genau randständigen, nur den sporen-
tragenden Blattabschnitten eigenen Nerven-Anastomose, mit 2 unter-
ständigen Schleiern, von denen der der Blattoberseite angehörige (äussere)
zurückgerollt, der untere (innere) viel schmäler, fast rudimentär- ist.
Sporen kugeltetraädrisch. — Grundachse weit kriechend, mit Glieder-
haaren bedeckt. Blätter zweizeilig, sommergrün, abnehmend- 2—3fach
gefiedert. Blattstiel von 8—20 (bei tropischen Formen bis 40) Leit-
bündeln durchzogen, die namentlich auf einem etwas schief durch die
Basis geführten Querschnitt die bekannte einem Doppeladler ähnliche
Figur darstellen. Sporentragende und sporenlose Blatttheile fast gleich
gestaltet.
Ich entscheide mich für den von Kuhn, der die Gattung neuerdings auf
wichtige Merkmale begründete, wieder aufgenommenen, seitdem fast allgemein an-
genommenen Namen. Allerdings würde durch die in Genua 1892 angenommenen und
in Wien von der internationalen Nomenclatur-Commission vorgeschlagenen Regeln
die Priorität der Gleditsch’schen, ohnehin sehr mangelhaft begründeten Gattung hin-
fällig werden und alsdann Eupteris?) Newman (1845) den Vorzug vor Pteridium
Kuhn (1879) erlangen. Ich betrachte indess die aus Eu und einem gebräuchlichen
Gattungsnamen zusammengesetzten Namen als ebenso unzulässig zur Bezeichnung
einer Gattung als die mit -oides endigenden. Es ist doch sicher widersinnig, dass
der durch die Benennung (in Widerspruch mit der von Newman gegebenen Begrün-
dung von Eupteris!) als rmeehele) Fteris gekennzeichnete Art aus dieser Gattung
ausgeschlossen wird.
Nur eine Art:
38. P. aquilinum. (Adlerfarn %); niederl.: Adelaars-Varen; vlaem.:
Adelvaren; dän.: @rnebraegne; franz.: Fougere imperiale, Grande
fougere; ital.: Felce aquilina, F. da ricotte, F. nr ; poln.: Zgasiewka
orlica; böhm.: Hasivka orlici; wend.: Papros; russ.: OP.IARB, RPBLIBHUK® ;
kroat.: Veli paprat, Paprat dubuja; ung.: Ölyvharaszt.) 4. Grundachse
verzweigt, wie die Aeste jährlich nur ein Blatt (von 15 em—4 m Länge)
1) Nach der tropisch-africanischen und süd-amerieanischen Gattung Lonchitis
L. (über den Namen s. S. 36).
2) mreptöiov, Deminutiv von rrepıs S. 2).
3) Von eu s. S. 15 und rrepıs =. $.
4) Wegen der durch den Leitbündel. a dem Querschnitt des- Blattstiels ge-
bildeten Figur; ebenso in den meisten übrigen Sprachen.
=
u a
Pteridium. 83
entwickelnd. Blattstiel bis 2 m lang, so lang oder etwas länger, selten
mehrmal kürzer, als die Spreite, bis 1 cm diek, aufrecht, nur an dem
schwärzlichen, verdickten Grundtheil braunwollig, sonst kahl, gelblich,
bauchseits seicht rinnig, neben der Rinne mit zwei Leisten. Spreite
bogenförmig geneigt, öfter fast horizontal, dreieckig-eiförmig, derb kraut-
artig, hellgrün. Fiedern meist genähert, gegenständig, länglich, zuge-
spitzt, die unteren gestielt, die oberen wie die abwechselnden lanzett-
lichen Fiederchen und die abwechselnden kammförmig gedrängten läng-
lichen, stumpfen meist (wenigstens im unteren Theile des Blattes) am
Grunde geöhrten oder fiederig gelappten bis fiederspaltigen, sonst ganz-
randigen Abschnitte letzter Ordnung (letztere meist mit breitem Grunde)
sitzend. Beide Schleier gewimpert. — Trockne lichte oder mässig feuchte
Wälder, uncultivirte (meist wohl früher bewaldet gewesene) Strecken,
oft grosse Bestände bildend, durch das Gebiet, auch an den dürren Küsten
des Mittelmeers gemein ; auf der Nordseeinsel Sylt beobachtet (Prahl br.);
bis 1700 m aufsteigend. Sp.r. Juli—Sept. — P. a. Kuhn a. a. O.
(1879). Luerssen Farnpfl. 104 fig. 80—83. Pteris a. L. Sp. pl. ed. 1.
1075 (1753). Koch Syn. ed. 2. 984. Nyman Consp. 861 Suppl. 345.
Ehpteris a. Newman Phytol. II. 278 (1845).
Aendert vielfach ab, doch lassen sich scharf begrenzte Formen nicht unter-
scheiden. Im Umriss der ganzen Spreite weicht ab: B. gracile (Beck ZBG. Wien
XLIV Sitzb. 44 [1894]). Spreite lJänglich-lanzettlich (zugleich dünnhäutig
[vgl. 2.], ohne Sori), das zweite und dritte Paar der entfernt gestellten Fiedern
das längste. — Rekawinkel in Nieder-Oesterreich; wohl auch anderwärts. — Die
Abschnitte letzter Ordnung sind zuweilen sämmtlich ungetheilt: II. integerrimum
(Luerssen Farnpfl. 107 [1884]. Pteris a. 1. i. Moore Ferns Gr. Brit. and Ir. Nat.-Pr.
pl. XLIV Text [S. 3] [1856]) oder fiedertheilig: III. pinnatifidum (Warns-
torf Naturw. V. Harz VII 82 [1892]). Die Spreite ist meist kahl oder auf den
Nerven unterseits zerstreut behaart: a. glabrum (Luerssen a. a.O. [1884]. Pterıs
a. g. Hook. Spee. fil. II. 196 [1858]), nieht selten (besonders im südlichen Gebiet)
aber unterseits kurzhaarig bis seidig-wollig: b. lanuginösum (Luerssen a. a. OÖ.
[1884]. Pteris a. l. Hook. a. a. O. [1858]. Pteris I. Bory in Willd. Spec. pl. V.
403 [1810]). An schattigen Orten ist das Blatt dünnhäutig: 2. umbrosum (Luers-
sen a. a. OÖ. 107 [1884]. Meist nur an jugendlichen Pflanzen oder auf magerem,
sonnigem Boden sind die Blätter klein und kurz gestielt (die Spreite dieht über dem
Boden beginnend): b. brevipes (Luerssen a. a. O. [1884]. Pteris br. Tausch Flora
XIX 427 [1836]). Zu den Missbildungen gehört m. irreguläre (Beck a. a. ©. [1894]).
Fiederchen entweder völlig ungetheilt und dann zugespitzt und etwas sichelförmig
oder kerbig eingeschnitten, einzelne Lappen 2—3 und so lang als die übrigen. —
Bisher nur in Nieder-Oesterreich bei Rekawinkel. — Ein auf der Blattunterseite nicht
selten auftretender, dem Nervenverlauf folgender, schwarze Streifen bildender
Pilz, Oryptomyces Pteridis (Rebent.) Rehm darf nicht mit den (randständigen!)
Soris verwechselt werden.
(Ueber einen grossen Theil der Erde verbreitet; fehlt nur in den
Polarländern [schon in Lappland und Nord-Finnland] und in eigent-
lichen Xerophyten-Gebieten [Wüsten und Steppen].) *
6*
54 Polypödiaceae.
2." Pripus.
PTERIDEAE
(Aschers. Syn. I. 84 [1896]. Ptieridinae Prantl Arb. Bot. Garten
Breslau I. 17 [1892].)
Uebersicht der Gattungen.
A. Die zum Sorus führenden Nerven durch eine dem Blatt-
rande genäherte, den linealen Sorus tragende Anastomose
verbunden, Blätter (unserer Art) einfach gefiedert, die sporentragen-
den und sporenlosen Theile fast gleich gestaltet. Rand der ersteren
anfangs den Sorus bedeckend, später sich aufrollend und denselben
frei lassend. Pteris (vgl. S. 8).
B. Sorus tragende Nerven frei endigend. Sori rundlich bis länglich.
I. Nerven an dem den Sorus tragenden Ende nicht merklich
verdickt.
a. Sp.b. und Frond. auffallend verschieden gestaltet, an
ersteren die Abschnitte anfangs durch den zurückgerollten,
(die Sori völlig bedeckenden (später sich aufrollenden und die
Sori frei lassenden) Rand halbstielrund, kurz und dick (grün)
gestielt. Allosorus (vgl. S. 8).
Sporenlose und sporentragende Blatttheile gleich gestaltet ;
letzteAbschnitte dünn und meist lang (glänzend schwarz-
braun) gestielt. Sori auf der Unterseite brauner,. zuletzt
schleierartig zurückgeschlagener Randlappen.
Adiantum (vgl..S. 8).
II. Sorus tragende Nerven am Ende deutlich verdickt. Sporen-
tragende und sporenlose Blatttheile gleich gestaltet; letzte Ab-
schnitte sitzend. Sori anfangs getrennt, später zu einer dem
Blattrande paralleleu Reihe verschmelzend, von dem schleierartig
umgerollten Blattrande bedeckt. Cheilanthes (vgl. S. 8).
=
11. PTERIS.
(L. Gen. pl. [ed. 1. 322] ed. 5. 484 [1754] z. T. Luerssen Farnpfl. 92.)
Vgl. S. 8, 84. Grundachse kriechend, mit spiralig gestellten meist
langgestielten, meist 1—3fach gefiederten Blättern.
Etwa 120 fast ausschliesslich auf die Tropen und subtropischen Zonen be-
schränkte Arten.
39. P. Cretieca. %9. Grundachse an der Spitze einige dicht ge-
stellte überwinternde bis 1 m lange Blätter tragend. Blattstiel bis
6 dm lang, 2—3 mm dick, so lang bis 3mal so lang als die
Spreite, strohgelb, nur am Grunde bräunlich, nur ganz am Grunde
EEE EEE.
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ei ee a Be a a a Tr u a kann Ü0I HERE Aral ln Blue Bali Du a AU dis dn dl ua una dan a a nn al in
Pteris, 3
mit Spreuhaaren, sonst kahl, halbeylindrisch, von zwei unterhalb der
Mitte sich zu einem rinnenförmigen vereinigenden Leitbündeln durch-
zogen. Spreite länglich-eiförmig, grösstentheils einfach gefiedert,
dünn lederartig, freudig grün, etwas glänzend, unterseits besonders
anfangs zerstreut behaart, sonst kahl. Fiedern jederseits 2-—9,
gegenständig, entfernt, miit keilförmigem Grunde sitzend, lang zugespitzt,
die untersten am Grunde hinten mit je einem ihnen an
Grösse fast gleichkommenden Fiederchen (also anscheinend
2 spaltig), die obersten kurz herablaufend ; die sporenlosen breit linealisch,
am knorplig-verdickten Rande scharf gesägt, die sporentragenden schmäler,
soweit der (vor der Spitze aufhörende) Sorus reicht, ganzrandig. Sporen
rothbraun, mit unregelmässigen, groben, warzigen oder leistenförmigen
Exospor-Verdickungen. — Bewaldete und schattige felsige Abhänge,
nur an der Mittelmeerküste und im Insubrischen Gebiet. Erreicht
innerhalb unseres Gebietes die Polargrenze der Gattung. Umgebung
_ von Nizza! Am Westufer des Lago Maggiore bei Oggebbio und Cannero ;
“Locarno: Val Tazzino!! und Val Verzasca; am Luganer See bei Gan-
dria; am Comer See: Como (Villa Pliniana!) westl. Ufer bei Brienno! und
östliches bei Lezzeno; am Wasserfall bei Piuro (Plurs) oberhalb Chia-
venna [46° 20°] (Killias!) Garda-See: am Westufer bei Gargnano! und
am Südufer zwischen Sermione und Peschiera (Trevisan nach Visiani und
Saccardo Atti Ist. Ven. III. Ser. XIV. 1760). Sp.r. Juni, Juli. — P. c.L.
Mant. I. 130 (1767). Luerssen Farnpfl. 94 fig. 79. Nyman Consp. 861
Suppl. 345. P. oligophylla Viv. Annal. bot. II. 189 (1804).
In biologischer Hinsicht durch die von Farlow an dieser Art zuerst ent-
deckte Apogamie (s. S. 3) sehr bemerkenswerth ; bisher ist die geschlechtliche Ent-
stehung der beblätterten Generation noch nicht beobachtet worden.
(Oestliches Mittelmeergebiet von Ligurien und Corsica an; Kaukasus;
Nord-Persien; Süd- und Ost-Asien; Hawai-Inseln; Ost- und Süd-Afrieca
nebst den Inseln; wärmeres America. *
P. longifolia L. (vgl. Luerssen Farnpfl. 98), an deren Blättern der mit Spreu-
haaren bekleidete Stiel viel kürzer ist als die länglich-lanzettliche aus zahlreichen
oft abwechselnden Fiedern zusammengesetzte Spreite und gelblichen, grobnetzigen
Sporen soll nach Hooker (Syn. Fil. II 157) von Dr. Alexander in Dalmatien
gefunden sein. Eine neuere Bestätigung dieser Angabe fehlt, und es ist wahrschein-
lich, dass dieselbe irrthümlich ist. Der beste Kenner der dalmatischen Flora,
Visiani, übergeht diese Art mit Stillschweigen, obwohl er in den von ihm und
Saccardo herausgegebenen Katalog der Gefässpflanzen Venetiens (Atti Ist. Ven.
III. Serie XIV 82, 83) erwähnt, dass sie an Mauern des Bot. Gartens in Padua
(mit der chinesisch-japanischen und südafricanischen P. serrulata L. fil.) verwildert
vorkommt. Sichere Fundorte der P. longifolia sind nachgewiesen im südlichen
Mittelmeergebiet (Süd-Spanien, Algerien, Unter-Italien, Griechenland, Klein-Asien,
Syrien); ferner auf den Nord-Atlantischen Inseln und im tropischen America, Africa
und Asien.
86 Polypodiaceae.
12. ALLOSORUS'),
(Bernhardi in Schrad. N. Journ. I. 2. Stück. 30 [1806].
Vgl. Luerssen Farnpfl. 73.)
Vgl. S. 8, 84. Grundachse kriechend. Blätter spiralig gestellt,
2—4fach gefiedert, Blattstiel von einem Leitbündel durchzogen.
4 (oder nach anderer Auffassung 2) sehr nahe verwandte, von Manchen nur
als Formen einer Species betrachtete, jedenfalls nur eine Gesammtart bildende Arten
der nördlichen gemässigten Zone (an der Ostgrenze Europas ausser dem in unserem
Gebiet vorkommenden noch der in Nord-America und Nord-Asien verbreitete 4.
Stelleri (S. G. Gmel.) Rupr.). Ausserdem nur noch eine von Manchem zu einer
eignen Gattung, Llavea Lagasca, gerechnete Art in Mexico.
40. A. erispus. %. Grundachse verzweigt, spreuhaarig, einen
dichten Büschel sommergrüner, zarter, gelbgrüner, fast kahler, lang ge-
stielter, 3—4 fach gefiederter Blätter entwickelnd, von denen die unteren
(äusseren) Frond., die oberen (inneren) Sp.b. sind. Frond. bis 25 cm
lang. Blattstiel oft geschlängelt, so lang oder länger als die eiförmige,
stumpfliche Spreite, blassgrün, nur am Grunde spreuhaarig. Fiedern,
Fiederchen und letzte Abschnitte abwechselnd, gedrängt, erstere jeder-
seits 5—9, eiförmig, stumpf. Letzte Abschnitte keilförmig verkehrt-
eiförmig, oben 3—4spaltig, mit stumpflichen Zipfeln. Sp.b. bis 35 cm.
Stiel mindestens doppelt so lang als die Spreite, die wegen der mehr
vorwärts gerichteten Fiedern schmäler erscheint. Letzte Abschnitte
lineal-länglich, stumpf, am eingerollten Rande schwach wellig. Sori
kurz elliptisch. Sporen blassgelb, mit rundlichen, flachen Warzen be-
deckt. — Im Steingeröll, seltener an Felsen oder auf begrasten Boden
der subalpinen und alpinen Region, stets auf kalkarmem Gestein, bis
2200 m auf-, selten unter 1000 m herabsteigend (bei Ponte Brolla un-
weit Locarno im Canton Tessin (Bolle!) höchstens 300 m). In den Alpen
häufig, sonst meist selten. In den Ardennen bei Laroche, Chiny und bei
La Reid zwischen Spa und Theux früher; Schieferbrüche bei Viel Salm
(Prov. Lux.) (Troch SB. Belg. XXXIV. II. 146); Grossh. Luxemburg:
Schainschloss bei Rambruch. Südl. Hoch-Vogesen! Südl. Schwarzwald: zw.
St. Wilhelm und Hofsgrund! Harz: Königskutsche bei Goslar, wohl seit 1853
nicht wieder beobachtet. Bayr. Wald: Keitersberg (Sendtner 396). Riesen-
gebirge!! Alpen von den See-Alpen bis Steiermark! und Kärnten (für
Nieder-Oesterreich [Wechsel ?| sehr zweifelhaft). Siebenbürgische Karpaten.
. Sp.r. Aug., Sept. — A. c. Bernhardi a. a. ©. (1806). Koch Syn. ed. 2.
985. Nyman Consp. 860 Suppl. 345. Osmunda c. L. Sp. pl. ed. 1.
1067 (1753). Pteris c. All. Fl. ped. II. 284 (1785). Uryptogramme c.
R. Br. in Franklin Journey 767 (1823). Luerssen Farnpfl. 74 fig. 72— 74.
Uebergänge zwischen Sp.b. und Frond. (vgl. Luerssen a. a. ©. 76, 77) scheinen
nicht allzu selten vorzukommen.
1) Von aikos der andere und scpos Sorus, wegen der in der Form so ab-
weichenden Sporenblätter. Die Schreibart Allosurus ist durchaus unrichtig.
Allosorus. Adiantum. 87
(Nördliches Russland; Ural (?); Skandinavien; Britische Inseln ;
Central-Frankreich; Pyrenäen und Gebirge Spaniens bis zur Sierra Nevada;
Corsica; Apenninen; Bulgarien; nördl. Kleinasien; Afghanistan.) *
13. ADIANTUM!).
((Tourn. Inst. 543 L. Gen. pl. ed. 1. 322] ed. 5. 485 [1754].
Luerssen Farnpfl. 78.)
Vgl. S. 8, 84. Sori rundlich (bei ausländischen Arten auch länglich
bis linealisch). Grundachse kriechend, meist mit dunkeln Spreuhaaren
besetzt. Blätter spiralig oder zweizeilig gestellt, ihr Stiel nebst dem:
Mittelstreif und dessen Verzweigungen glänzend schwarzbraun, zerbrechlich.
Etwa 120 Arten, grösstentheils im wärmeren bez. tropischen Gürtel der Erde.
41. A. capillus Veneris?). (Frauenhaar, franz.: Capillaire de Mont-
pellier; ital.: Capelvenere ; kroat.: Paprat vodeni, Paprieza vodena, Ottoka
mala.) %. Blätter zweizeilig, dicht gestellt, zart, aber doch meist über-
winternd, fast kahl, bis 5 dm lang. Stiel bis 20 cm lang, meist nicht
über 1 mm dick, so lang oder etwas kürzer als die Spreite, nur am
Grunde spreuhaarig, halbstielrund oder oberwärts seicht rinnig, von zwei
sich in seiner Mitte zu einem vereinigenden Leitbündeln durchzogen.
Spreite eiförmig bis länglich-eiförmig, 2—4fach gefiedert,
hellgrün. Fiedern {wie die Fiederchen und letzten Abschnitte) ab-
wechselnd, dünn und lang gestielt. Letzte Abschnitte haardünn ge-
stielt, aus schief keilförmigem Grunde rhombisch-verkehrt-
eiförmig, am oberen Rande mehr oder weniger handförmig ge-
lappt, und falls sporenlos, kerbig-gezähnt, an den Seiten ganzrandig.
Sorus tragende Randläppchen fast quadratisch bis nieren-
oder halbmondförmig, zuletzt dunkelbraun, am hellen Saume ganz-
randig oder ausgeschweift. Sporen mit glattem Exospor. — Charakter-
pflanze überrieselter, besonders. mit Tuff bedeckter Felsen des Mittel-
1) S. S. 70. Die Eigenschaft der Unbenetzbarkeit theilt unsere Art mit ihren
nächsten Verwandten, wogegen z. B. das nordamericanische u. ostasiatische A. pedatum L.
benetzt wird (Graebner!!). Die Angabe des Plinius (XXII. 30): aquas respuit,
perfusum mersumve sieco simile est ist insofern nicht ganz grundlos, als 41. durch
Bespritzen leidet (Graebner mündl.). Der Gegensatz zwischen dieser Wasser-
feindlichkeit und dem feuchten Standort wird von Plinius.a. a. O. in folgender
Schilderung hervorgehoben, die in einer lateinisch geschriebenen Flora wörtlich Auf-
nahme finden könnte: Umbrosas petras, parietumque aspergines [feuchte Mauern],
ac fontium maxime specus sequitur et saxa manantia; quod miremur, cum aquas
non sentiat.
2) So schon bei Apulejus. Die Blattstiele von 41. (und 26, vgl. S. 55)
wurden schon von den Alten mit dunkeln Frauenhaaren verglichen, und diesen
Pflanzen nach der Lehre von der Signatura rerum Heilkräfte zur Beförderung des
Haarwuchses bezw. Erhaltung von deren dunkler Farbe zugeschrieben ; daher
auch die Synonyme zaAAttpıyov, roAurpıyov und Capillaris (letzteres von 26. nach
Dioskorides IV. 135).
88 Polypodiaceae.
meergebiets, an Quellen, in Brunnen; an den nördlichsten und höchsten
Fundorten in Grotten Schutz suchend; an einzelnen Stellen bis weit in
die Alpenthäler eindringend, so an der Rhone bis Martigny, im Aosta-
Thale, an den warmen Quellen von Bormio im Veltlin (1300 m)!! im
Etschthale bis Meran; in Kärnten angeblich am Karlsteig bei Tarvis;
in der Provence! an der Riviera!! an den Seen des Insubrischen Gebiets!!
im österreichischen! und kroatischen Küstenlande, in Istrien! und Dal-
matien!! häufig; Hercegovina und Montenegro. Diesseit der Alpen nur
in den Grotten von St. Aubin am Neuenburger See!; in Kroatien und
in Bosnien: Banjaluka: Gorni Seher (Hofmann ÖBZ. XXX] 258); sehr
selten und vorübergehend verwildert beobachtet: an Mauern bei Maas-
tricht und im Park von Buchwald bei Schmiedeberg in Schlesien. Sp.r.
Juni— Sept. — A. ©. ve. [sie!] L. Sp. pl. ed. 1. 1096 (1753). Luerssen
Farnpfl. 80 fig. 75, 76. Koch Syn. ed. 2. 985. Nyman Consp. 861
Suppl. 345.
Die Form mit tiefer eingeschnittenen Abschnitten, bei der die Sori tragenden
Läppchen einen schmäleren Grund haben (A. trifidum Willd. herb. No. 20108!
Bolle Bonpl. III 121 [1855]. A. ©. V. var. Visianis!) Schloss. et Vuk. Fl. ceroat.
1319 [1869] findet sich besonders an sehr schattigen und nassen Standorten, so zw.
Salö und Maderno am Garda-See (Schramm!) in Süd-Tirol, auf den Inseln Veglia
(Borbäs!), Arbe (Staub!) und Pago (Vis. Fl. Dalm. I. 42), Kroatien: Slun£ica-
Fälle bei Sluin (Schloss. u. Vuk. Fl. Croat. 1319) und wohl noch anderwärts,
Off. Frondes s. Herba Capillorum Veneris, Folia Capilli s. Adianti,
Capillus Veneris Ph. Austr., Belg., Croat., Helv., Hung., Ross.
(Atlantische Küsten Europas, von der Insel Man an südlich;
Mittelmeergebiet; Transkaukasien; Africa nebst den dazu gehörigen
Inseln (selbst in der Kleinen Oase der Libyschen Wüste!!) Kaukasus-
länder; Süd- und Ost-Asien ; Polynesien; wärmeres America, südlich
bis Columbien.) | 7
14. CHEILÄNTHES?).
(Sw. Syn. fil. 126 [1806]. Luerssen Farnpfl. 84.)
Vgl. S. 8, 84. Grundachse kriechend oder aufsteigend, dicht spreu-
haarig. Blätter spiralig (so bei unseren Arten) oder 2zeilig gestellt.
Etwa 60 Arten des wärmeren Erdgürtels, die Hälfte in America. Kleinere
Farne trockener, felsiger Standorte. In Europa ausser den beiden folgenden, einer
Gesammtart angehörigen Species nur noch ©. Hispanica Mett. in Spanien und Sicilien,
durch die dreieckige Blattspreite sofort zu unterscheiden. (Ob die nord- und ost-
asiatische C. argentea (Gmel. jun.) Kze. im Ural die Grenzen Europas erreicht,
scheint zweifelhaft.)
Gesammtart C. fragrans.
42. (1.) C. fragrans. 4. Grundachse einen dichten Büschel über-
winternder, bis 12 (selten bis 20) em langer Blätter entwickelnd. Spreu-
1) Nach Roberto de Visiani, * 1800 7 1878, Professor der Botanik in Padua,
dem hochverdienten Verfasser der Flora Dalmatica.
2) Von yeikog Lippe, Rand, Saum und -zvöns -blühend, wegen der rand-
ständigen Sori. :
I“ -
ie
‘
a Ze A a ir ren nn 1 2 En Dad nn ad m ln nn Pt FE a nn ze
.
Adiantum. Cheilanthes. 89
haare derselben rothbraun, ihre Zellen dünnwandig. Stiel so lang
oder etwas länger oder kürzer als die Spreite, roth- bis kastanienbraun,
glänzend, spreuhaarig, im Alter kahl werdend, stielrund, nur dicht
unter der Spreite auf der Bauchseite abgeflacht oder (wie
der Mittelstreif und deren ebenfalls glänzend braune Verzweigungen)
seicht gefurcht, von einem Leitbündel durchzogen. Spreite eiförmig
bis länglich, 2—3 fach gefiedert, dunkelgrün, lederartig, unterseits öfter
drüsig-behaart. Fiedern jederseits bis 9, (wenigstens die unteren) gegen-
ständig, kurz gestielt. Letzte Abschnitte schmal-länglich bis rundlich,
stumpf. Schleierartiger Rand derselben ununterbrochen oder
häufiger unterbrochen, krautig oder dünnhäutig (weisslich, im Alter
bräunlich), ganzrandig oder kurz und unregelmässig ausge-
schweift und kurz gewimpert. Sorus stets aus mehreren
Sporangien bestehend. — Trockene, sonnige Felsen der Mittelmeer-
küsten und (sehr selten) in den Thälern der westlichen Südalpen. Er-
reicht bei uns für Europa die Polargrenze der Gattung. Provence! und
Riviera! Piemont: Susa! Aosta-Thal! im Toce-Thale zwischen Domo
- d’Ossola und Villa (46° 5°). Im Canton Tessin neuerdings nicht mehr
- beobachtet. Dalmatien: auf den Inseln Lesina, Meleda, TZupana!! und
‘- in und um Ragusa!! Hercegovina: Trebinje. Sp.r. Juni, Juli. — ©. f.
Webb et Berth. Hist. nat. Canar. III. 452 (1849). Luerssen Farnpfl. 86
- fig. 77, 78. Polypodium f. L. Mant. II. 307 (1771), [nicht Sp. pl.
ed. 2. (1763)1)]. Cheilanthes odöra Sw. Syn. fil. 127 (1806). Nyman
Consp. 861.
Besitzt (wie die folgende Aıt) besonders getrocknet einen angenehmen Geruch
nach Coumarin.
(Nord-Atlantische Inseln; Portugal; Südwest-Frankreich; Mittel-
meergebiet; West-Asien bis Afghanistan, Beludschistan und den west-
lichen Himalaja.) ET
43. (2.) C. Persiea. 9. Unterscheidet sich von der vorhergehenden
Leitart durch Folgendes: Spreuhaare schmäler, dunkel-schwarzbraun ;
‚ihre Zellen diekwandig. Blattstiel nebst dem Mittelstreif der Spreite
_ und der Fiedern stielrund, auch im Alter meist ziemlich dicht rost-
- roth-spreuhaarig. Spreite 3—4fach gefiedert; Fiedern bis 13. Schleier-
artiger Blattrand plötzlich in einen dünnhäutigen dicht- und
lang-gewimperten Saum übergehend, die gekräuselten Wimpern
die Blattunterseite mit einem spinnwebenartigen, anfangs weissen, später
‚rostfarbigen Ueberzuge bedeckend. Sori nur aus wenigen, oft aus
nur einem Sporangium bestehend. — An ähnlichen Orten wie 42.,
mit Sicherheit nur in Süd-Dalmatien und der Hercegovina, öfter mit 42.,
dort aber verbreiteter als diese Art. In den Süd-Alpen am Monte Baldo
‘von Tonini bei Bertoloni Fl. Ital. erypt. I. 35 (1858) angegeben,
aber seitdem nicht wieder beobachtet. Dalmatien: Inseln Lesina und
1) Da die letztere sibirische Art, Aspidium f. Sw., zu einer anderen Gattung
: jBehört, muss der Speciesname auch bei der Cheilanthes "beibehalten werden.
90 Polypodiaceae.
Zupana; Brozzo im Canale di Based und bei Stagno piccolo!! Ragusa
im oberen Ombla-Thale (Bornmüller ÖBZ. XXXIX 337) auf Lapad!
bei Giunchetto! Breno;- Cattaro (Huter! Pichler!); Hercegovina; im
Narenta-Thale bei Mostar und Buna (Murbeck Beitr. Lunds Univ.
Arskr. XXVII 1891. 15) bei Trebinje und Pridvoree. Sp.r. Juni, Juli.
— (0. p. Mett. nach Kuhn Bot. Zeit. XXVI 234 (3. Apr. 1868) und
Fil. Afr. 73 (1868). Notholaena p. Bory in Belanger Voy. Ind. Or. II.
Crypt. 21 (1833 vgl. Kuhn a. a. O.). Cheilanthes Szovitsiit) Fisch.
et Mey. Bull. Soc. Imp. Moscou VI 260 (1833, der blosse Name),
a.a.O. III 241 (1838). C. fimbrridta Vis. Fl. Dalm. I. 42. tab. I (1842).
Acröstichum microphyllum Bert. in G. Bertoloni Propag. agrie. VI 343
(1856) ?). Oeosporängium Sz. Vis. Atti Ist. Ven. III. ser. XII 663 (1867).
0. pers. Vis. Mem. Ist. Ven. XVI 44 (1872).
(Algerien; Monte Mauro bei Imola in der Romagna; Peloponnes;
Klein-Asien; Armenien; Transkaukasien; Mesopotamien; Turkestan ;
Afghanistan; Beludschistan ; westl. Himalaja.) | #]
3. Tribus.
GYMNOGRAMMEAE.
(Aschers. Syn. I. 90 (1896). Gymnogramminae Prantl a. a. O.)
Vgl. S. 81. Sorus tragende Nerven am Ende nicht oder kaum
verdickt.
Uebersicht der Gattungen.
A. Sori (bei unserer Art) seitlich genähert, in einiger Entfernung von
dem schwach umgerollten Rande zu einem demselben parallelen
Streifen zusammentliessend, öfter dem ganzen Verlauf des sie tragen-
den Nerven folgend und dann schliesslich die ganze Unterseite
des Abschnittes bedeckend. Unsere Art mittelgross, ausdauernd.
Grundachse und Blattunterseite dicht mit Spreuhaaren (Zellflächen)
bedeckt. Notliolaena (vgl. S. 8).
B. Blattrand völlig.flach. Sori wenigstens anfangs von einander ge-
trennt. Unsere Art klein, überwinternd-einjährig.. Grundachse
mit Gliederhaaren (einfachen Zellreihen). Blätter fast kahl.
(Gymnogramme (vel. S. 8).
*
1) Nach Josef Szovits, 7 1831, Mag. pharm., welcher in Ungarn, Galizien,
Südrussland und zuletzt in den Kaukasusländern und Nord-Persien erfolgreich bo-
tanisch sammelte.
2) Ich verdanke den Nachweis des Citats aus dieser ausserhalb des Verlags-
ortes kaum vorzufindenden Zeitschrift der Güte des Prof. O. Mattirolo in Bologna.
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Cheilanthes. Notholaena. 91
15. NOTHOLAENA!').
(R. Br. Prodr. Fl. Nov. Holl. 145 [1810]. Luerssen Farnpfl. 67.)
Vgl. S. 8, 90. Diese Gattung ist von Cheilanthes nur schwierig
(wenn überhaupt) durch die unverdickten Nervenenden und die unbe-
deckten Sori zu trennen.
Etwa 40 Arten im wärmeren Erdgürtel, besonders in America. In Europa
(ausser der folgenden nur noch eine Art, N. vellea (Ait.) R. Br.) im südlichsten
Mittelmeergebiet.
44. N. Maräntae?). %. Grundachse verzweigt, mit schmal lanzett-
lichen, zuletzt rostrothen Spreuhaaren bedeckt. Blätter dicht zweizeilig
gestellt, überwinterd, 35 cm (selten bis 5 dm) lang. Blattstiel un-
gefähr so lang oder länger als die Spreite, wie der Mittelstreif
glänzend dunkelbraun, zerstreut spreuhaarig, stielrund, öfter wellenförmig
| gebogen, wie 26. elastisch aufstrebend, am Grunde his 3 mm dick, von
_ einem rinnenförmigen Leitbündel durchzogen. Spreite schmal-länglich,
zugespitzt, doppelt-gefiedert, derb-lederartig, oberseits dunkel-
grün, nur auf dem Mittelstreif der Fiedern spreuhaarig, unter-
seits dicht mit glänzenden, anfangs weisslichen, später kupferrothen
Spreuhaaren bedeckt, welche die Sori anfangs völlig verbergen.
Fiedern jederseits bis 20, gegenständig, die unteren kurz gestielt,
alle eiförmig bis schmal-länglich, stumpf. Fiederchen länglich bis
lineal länglich, vorn abgerundet, die untersten geöhrt oder fieder-
‘ lappig. Sori bei schwacher Entwicklung nur gegen Ende des frucht-
- baren Nerven, öfter nur aus einem Sporangium bestehend, bei stärkerer
einen grösseren Theil desselben oder den ganzen Nerven einnehmend.
| — An trocknen (sonnigen, felsigen oder steinigen) Abhängen, seltner
- an Mauern, besonders in den Südalpen, nicht über 650 m (Kerner h.),
- sonst nur an wenigen Fundorten des südöstlichen Gebiets; gern (so aus-
schliesslich an den nördliehsten Fundorten) auf Serpentin. Erreicht
- innerhalb unseres Gebietes die Polargrenze der Gattung. Mähren: Spaleny
i mlyn bei Pernstein (Serp., 49° 15‘); Mohelno im Iglava-Thale bei
Fr (Serp.)! Nieder-Oesterreich: Gurhofgraben bei Aggsbach unw.
Melk (Serp.). Steiermark: Im Murthale in der Gülsen bei Kraubath
oberhalb St. Michael (Serp.)! Provence: Toulon! Esterel-Gebirge und bei
Antibes. Dep. Dröme: St. Vallier; Piemont: Susa! Aosta-Thal! Ivrea;
Davedro und Alp Colla bei Domo d’ Ossola (Rossi und Malladra!)
_ Canton Tessin: Cavigliano bei Locarno! Como! Veltlin: Ardenno (vel.
8. 46). Süd-Tirol: bei Bozen!! und Meran! häufig, im Vintschgau bei
_ Castelbell und Latsch; Brixen. Venetianische Alpen: Mte. Montalone
1) Von vodos unecht und Yaiva — yAaiva (lat. laena) Oberkleid, Mantel, wegen
des zurückgerollten, einigermassen einen Schleier ersetzenden Blattrandes.
h 2) Nach Bartolommeo Maranta, + nach 1559, Arzt in Venedig, der in
seinem Methodus cognose. simpl. Venet. 1559 diese Art zuersi aus den Euganeen
bei Padua beschrieb.
32 Polypodiaeeae.
bei Bassano (Parolini nach Visiani und Saccardo Atti Ist. Ven.
III. ser. XIV. 85). Kroatien. Slavonien: Sirmien: Berg Gradae beim
Kloster Rakovac. Bosnien: nördl. v. Maglaj auf Serp. (Sen dtner!' Flora
XXXII. 1849. 9. Blau! Reisen in Bosn. 139) südl. v. Zepte auf Melaphyr
(Blau! a. a. O. 138); Vranduk (Sendtner a. a. O.)! In den Donau-
engen bei Virciorova unterhalb Alt-Orsova. Sp.r. Juni, Juli. — N. M.
R. Br. a. a. ©. (1810). Luerssen Farnpfl. 68. fig. 70, 71. Koch Syn.
ed. 2. 985. Nyman Consp. 861 Suppl. 345. Acrostichum m. |sie] L.
Sp. pl. ed. 1. 1071 (1753). Gymnogramme M. Mett. Fil. hort. Lips.
43 (1856).
(Nord-Atlantische Inseln; Portugal; südwestl. Frankreich ; Mittel-
meergebiet; Serbien; Bulgarien ; Dobrudscha; Abyssinien ; Südwest-Asien
bis zum Himalaja.) x]
16. GYMNOGRÄMME')
(Desv. Mag. Ges. Naturf.-Fr. Berlin V. 305 (1811) veränd.
Luerssen Farnpfl. 61.)
Vgl. S. 8, 90. Blätter spiralig gestellt.
Etwa 40 Arten des wärmeren Erdgürtels, grösstentheils in Süd-America.
45. 6. leptophylla?’). @), dagegen der verzweigte Vorkeim durch
Adv entivsprosse ei an demselben bilden sich auf einem knollen-
förmigen, z. T. Initeeiehierken „Fruchtspross“ die Archegonien und an
dessen Basis und in dessen Nachbarschaft die Antheridien (vgl. Goebel
Botan. Zeitung 1877 671 ff... Grundachse sehr kurz, einige dicht ge-
drängte bis 25 em lange, grösstentheils kahle Blätter entwickelnd.
Blattstiel an den vollkommenen Blättern so lang oder länger als
die Spreite, glänzend, unten dunkel-, weiter oben hellbraun oder röth-
lich, unter der Spreite, besonders an jüngeren Blättern, strohgelb oder
erün, nur ganz am Grunde gliederhaarig, auf der Bauchseite
schmal rinnig, von einem im Querschnitt am Grunde rundlichen, oben
quer breiteren Leitbündel durchzogen. Spreite sehr dünnhäutig,
dunkelgrün, an den gleichzeitig vorhandenen Blättern sehr verschieden:
an den unteren rundlich nierenförmig, handförmig eingeschnitten, an den
folgenden eiförmig (öfter am Grunde herzförmig), kürzer und oft grössten-
theils grün gestielt, einfach bis doppelt gefiedert, mit schmäleren Ab-
schnitten, an den grössten eiförmig bis länglich-lanzettlich, 3fach
gefiedert, stumpf. Fiedern jederseits bis 7, eiförmig bis dreieckig-
eiförmig, stumpf, die unteren gestielt. Letzte Abschnitte keilförmig-
verkehrt-eiförmig, öfter gelappt, eingeschnitten gekerbt oder gezähnt.
Sori länglich, dem Rande genähert, falls dem Nerven weit nach abwärts
1) Von yupvog nackt und ypapım Schriftzug, d. h. mit unbedeckten Soris,
2) S. S. 70; hier bedeutet das Wort Asnrog wirklich ‚dünn‘,
Notholaena. Gymnogramme. Polypodium, 93
folgend, zuletzt den ganzen Abschnitt bedeckend. Sporen dunkelbraun,
ausgeprägt kugeltetraödrisch, die Tetraöderkanten wie die die Kugelfläche
begrenzende Ringkante durch Doppelleisten bezeichnet, auf den Flächen
unregelmässig netzförmig verdickt. — An feuchten und schattigen Felsen
und Abhängen unter Hecken, in Hohlwegen, öfter mit Selaginella
denticulata (L.) Lk., nur im Mittelmeergebiet, an wenigen vereinzelten
Fundorten weit bis in das Innere der Süd-Alpen vordringend. Mittel-
meerküste der Provence! und Riviera! Die Angabe „hinter den Salöve
bei Genf“ neuerlich nicht bestätigt. Aosta-Thal! Meran in kleinen ge-
schützten Felshöhlen (Glimmerschiefer), neben den Waal (Wasserleitung)
über dem Dorfe Algund von Bamberger 1853 entdeckt (vgl. Milde!
Bot. Zeit. XX 1862 Sp. 44) Dalmatien: Ragusa: Halbinsel Lapad!!
@. 1. Desv. a. a. O. (1811). Luerssen Farnpfl. 63. fig. 34, 68, 69.
Nyman Consp. 858. Suppl. 347. Polypodium 1. L. Sp. pl. ed ı.
1092 (1753). Grammaitis I. Sw. Syn. -Fil. 218 (1806).
(Mittelmeergebiet; atlantisches Küstengebiet bis zur Insel Jersey ;
Nord-Atlantische Inseln; Capland; Madagaskar; Abyssinien; Ostindien ;
Neuholland; Tasmania; Neuseeland; wärmeres America von Mexico bis
Argentinien.) *]
4. Unterfamilie.
POLYPODIOIDEAE.
(Aschers. Syn. I. 93 [1896]. Polypodieae Prantl a. a. ©. 17 [1892].)
S. S. 7. Einzige einheimische Tribus:
POLYPODIEAE.
(Aschers. Syn. I. 93 [1896]. Polypodünae Prantl a. a. 0. 17 [1892].)
Sori auf den Nerven. Sporen kugelquadrantisch, seltner tetraödrisch.
Blatt-Epidermis ohne Sklerenchymfasern. Grössere Trichome Zellflächen.
17. POLYPODIUM?).
([Tourn. Inst. 540. L. Gen. pl. ed. 1. 322] ed. 5. 485 [1754] z. T.
Luerssen Farnpfl. 52.)
Vgl. S. 8. Sori auf dem verdickten Ende oder Rücken freier
oder anastomisirender Nerven, zwischen dem Mittelnerven des Blattes
oder seiner Abschnitte und dem Rande eine oder mehrere Reihen bildend,
selten unregelmässig zerstreut. Sporen kugelquadrantisch. — Grund-
achse kriechend, zweizeilig beblättert, oder aufrecht mit spiralig gestellten
Blättern. Blattstiel abgegliedert. |
Etwa 530 Arten, über den grössten Theil der Erde verbreitet, von sehr ver-
schiedener Tracht. In Europa nur:
1) roAurcö:ov, Name eines Farnkrautes bei Theophrastos; von roAu: viel und
ro3ıov Füsschen.
94 Polypodiaceae.
46. P. vulgare. (Engelsüss; niederl. und vlaem.: Boomvaren,
Engelzoet; dän.: Engelsed; franz.: Reglisse sauvage; ital.: Felce dolee,
Erba radioli; rumän.: Jarva duke de munte; poln.: Paprotka; böhm.:
Osladi@; russ.: MHoroHo@ka; kroat.: Sladka paprat; ung.: Päfräny.)
4. Grundachse dicht unter oder über der Bodenfläche weit
kriechend, auf dem Rücken 2zeilig beblättert, dicht mit braunen
lanzettlichen, borstenförmig zugespitzten, unregelmässig ausgefressen-ge-
zähnten Spreuhaaren besetzt. Blätter steif aufrecht, kahl, bis 6 dm
lang. Blattstiel strohgelb oder grünlich, meist kürzer als die Spreite,
bis 3 mm dick, auf dem Rücken stärker, auf der Bauchseite flacher
gewölbt und schmal flügelrandig, von 2 bauchseitigen und 2 schwächeren
rückenseitigen Leitbündeln durchzogen, die sich aufwärts zu einem ein-
zigen mit 3schenkligem Holzkörper vereinigen. Spreite tief fieder-
theilig, am breiten Grunde gestutzt, lederartig, unterseits heller. Ab-
schnitte jederseits bis 28, meist abwechselnd, lineal-länglich,
meist klein-gesägt. Secundärnerven 1—4mal gegabelt, der unterste
vordere Ast auf seinem (wie bei den übrigen Aesten) kolbenförmig ver-
diekten Ende den meist rundlichen Sorus tragend. Sori einreihig. —
Meist schattige Abhänge, Felsen, seltener an Mauern oder auf flachem
Waldboden, im Süden und in den Küstengegenden zuweilen auf den
Stämmen oder selbst in den Kronen der Bäume (vgl. Prahl Krit. Fl.
v. Schl.-Holst. II. 280); durch das Gebiet meist häufig, auch auf den
Nordsee-Inseln; bis 2200 m aufsteigend. Sp.r. Aug., Sept. — P. v.
L. Sp. pl. ed. 1. 1085 (1753). Luerssen Farnpfl. 53. fie. 66, 67. Koch
Syn. ed. 2. 974. Nyman Consp. 867 Suppl. 347.
Im Umriss der Spreite sowie in Form und Berandung der Abschnitte sehr
veränderlich; die Formen sind indess oft nicht scharf getrennt, selbst an einem
Stocke oder sogar an einem Blatte die Merkmale mehrerer zu finden. So sind
häufig die unteren Abschnitte stumpfer als die oberen. Folgendes sind die wich-
tigsten grösstentheils schon von Milde (Fil. Eur. 18, 19) und Luerssen (Farnpfl.
56—61) aufgezählten Formen:
A. Nördliche Formen mit immergrünen Blättern, Spreite meist läng-
lich-lanzettlich, vom Grunde bis über die Mitte ziemlich gleich breit,
plötzlich zugespitzt (vgl. jedoch die Formen pygmaeum, auritum und pin-
natifidum). Abschnitte mit meist 2 mal gegabelten Seeundärnerven (vgl. I. b.
1. d. II.). Leitbündel sich meist schon in der unteren Hälfte des Blattstiels
vereinigend (vel. I. b. 1. b.).
I. Secundärnerven 2 mal gegabelt.
a. Abschnitte bis fast zur Spitze ziemlich gleich breit.
1. rotundätum. Abschnitte vorn abgerundet, fast ganzrandig. — In
typischer Ausbildung bisher nur in der Bayr. Pfalz bei der Ebernburg
(Geisenheyner br.), in Schlesien! Tirol und Ungarn beobachtet. —
P. v. var. r. Milde Nova Acta XXVI 2. 631 (1858). Luerssen Farnpfl. 56.
2. ecommüne. Abschnitte plötzlich kurz zugespitzt, besonders vorn gesägt.
— Die am meisten verbreitete Form. — P. v. var. c. Milde a. a. O.
630 (1858). Luerssen a. a. OÖ
b. Abschnitte vom Grunde an verschmälert, spitz.
Il. attenuätum. Abschnitte am ganzen Rande gesägt. — Ziemlich ver-
breitet. — P. v. var. a. Milde a. a. O. (1858). Luerssen a. a. O. 57.
Hierzu b. prionodes!) (Aschers. Syn. I. 94 [1896]. P. v. 11. serratum
1) rptovwöng sägeähnlich.
Polypodium. 9
Wollaston in Moore Ferns Gr. Brit. and Ir. Nat.-Pr. pl. I-III. Text [S. 5]
pl. II. B. (1855). Luerssen Farnpfl. 59 z. T., 878). Blätter sehr gross
(bis 7 dm lang). Leitbündel erst in der. oberen Hälfte des Blattstiels
sich.vereinigend (was übrigens zuweilen auch bei typischem b. 1. vorkommt).
Abschnitte tief und scharf gesägt, mit öfter 3 mal gegabelten
Secundärnerven. Sori öfter länglich. — Bisher nur in Luxemburg (Sieben-
schluff bei Echternach F. Wirtgen!), der Rheinprovinz (Rothenfels
bei Saarbrücken F. Wirtgen! Schloss Dhaun im Nahe-Thale Geisen-
heyner!), am Schlossberge bei Nassau (Geisenh.!) und in der Sächsi-
schen Schweiz bei Königstein (Krieger nach Luerssen DBG. IV 430
[1886]). — Nähert sich durch die angegebenen Merkmale der Rasse B.,
mit der sie Luerssen a. a. O. vereinigt, und zu der bei Schloss Dhaun
in Formen mit kürzerer und breiterer Spreite noch weitere Annäherungen
von Geisenheyner! beobachtet wurden. Dennoch scheint es mir
wegen der biologischen Eigenthümlichkeiten und der charakteristischen
geographischen Verbreitung der letztgenannten Form rathsam, die hier
beschriebene Form, welche Luerssen (DBG. IV. 432) wohl mit Recht
aus kräftigerer Ausbildung von attenuatum hervorgegangen betrachtet,
von serratum zu trennen. Aehnliche Annäherungen der typischen Form
attenuatum (mit kleinen Sägezähnen) an die Rasse B. beobachtete F. Wirt-
gen auch bei Arnstein zw. Nassau und Diez im Lahnthale! und am
Schloss Wasserburg bei Münster im Elsass! hierher gehören auch nach
Christ br. die wie die Wasserburger in Schw. BG. I. 89 als v. australe
erwähnten Exemplare aus dem Gunzenbacher Thale bei Baden-Baden.
2. acütum. Abschnitte ganzrandig. — Diese Form ist mir aus dem Ge-
biete noch nicht bekannt, könnte aber wohl gefunden werden. — P. v.
1. a. (Wallr. Fl. erypt. Germ. 12 [1831] z. T.?) Wollaston a. a. O.
[S. 4] pl. T-E.
II. Seeundärnerven meist nur einmal gegabelt.
angüstum. Spreite auffällig schmal (bis 48 em lang, aber nur 2!»
bis 6 cm breit). Abschnitte wie bei I. a. 2. oder I. b. 1. — Scheint selten.
Bisher beobachtet: Rheinprovinz: Saarbrücken Winter! Koblenz. Kgr.
Sachsen: Waldheim. Mährisches Gesenke. Süd-Tirol: Meran; Bozen! Banat:
Donauengen bei 'Vireiorova. Siebenbürgen: Petrozseny. — P. v. var. a.
Hausm. herb. bei Milde a. a. O. (1858). Luerssen a. a. O.
Ausser diesen als typische Abarten anzusehenden Formen sind noch
mehrere andere in der Litteratur verzeichnet, die ich theils für Kümmer-
formen, theils für Spielarten halte. Zu den ersteren gehören: f. brevipes
(Milde a. a. ©. [1858]. Luerssen a. a. ©.) Blatt klein, mit auch verhältniss-
mässig kurzem (zuweilen nur 1 em langem) Stiele. So z. B. in der Rheinpro-
vinz: Koblenz; Kreuznach: Rheingrafenstein, (zugleich pinnatifidum Geisen-
| heyner!). Sächsische Schweiz. Mährisches Gesenke. Meran. Bosnien : Sarajevo
im Vogoseca-Thale (Beck Ann. Wien. Hofm. IV. 370). Ferner: f.pygmacdum')
(Schur En. Transs. 830 [1866]. p&ümilum Hausm. h. in Luerss. Farnpfl.58 [1884]).
“ (Oft reichlich sporentragende!) Zwergform sonniger Felsen; Blätter 1'/2 bis
höchstens 7 cm lang, oft im Umriss eiförmig oder dreieckig, in andern nur mit
jederseits 2—3 Abschnitten. — Beobachtet: Rheinthal bei Assmannshausen ;
Nahe-Thal von Kreuznach bis Dhaun (Geisenheyner!) Harz: Guckansthal
bei Sachsa (Graebner!) Fichtelgebirge: Kössein (A. Winkler!) Sächsische
Schweiz. Böhmen: Milleschauer. Mähren: Budwitz (Oborny OBZ. XL. 205).
Ober-Ungarn. Siebenbürgen. Tirol: Bozen! Insel Lussin: Monte Ossero
(Haratis ZBG. Wien XLIII. 208). Die am meisten verkümmerte Form ist:
f. integrifolium (Geisenheyner DBG. X 138. [1892] ohne Beschreibung.
Aschers. Syn. I. 95 [1896]). Blätter bis 1 dm lang. Spreite länglich-lan-
zettlich, am Grunde verschmälert, völlig ungetheilt oder unregelmässig ge-
ne
1) Ioynaio: (eine Faust lang), Name eines mythischen Zwergvolkes.
96
Polypodiaceae.
lappt, zuweilen mit einzelnen verlängerten Abschnitten. Rheinprovinz: Hutten-
Thal bei Kreuznach (Geisenheyner 1891!). Zu den Spielarten rechne ich:
l. auritum (P. v. y. a. Wallr. Fl. erypt. Germ. 12 [1831]. Luerssen a. a. O0. 58.
Koch Syn. ed. 2. 974. P. a. Willd. Sp. pl. V. 173 [1810]). Fiedern, be-
sonders der untersten Abschnitte vorderseits, selten beiderseits, noch seltner
hinterseits geöhrt. — So nicht selten. — Weniger häufig erreicht diese Bildung,
mit der eine Neigung zur Verkürzung der Spreite, die dann dreieckig-eiförmig
wird und öfter gegabelte Secundärnerven besitzt, höhere Grade, indem neben
den grundständigen Oehrchen noch weitere Seitenlappen an den Abschnitten
auftreten. Meist sind nur die unteren Abschnitte eingeschnitten bis fieder-
spaltig (ohne Sori), die oberen Sori tragenden normal. Dies ist 1. pinnat:-
fidum (P. v. e. p. Wallr. a. a. ©. [1831] nicht Milde. P. v. semildcerum
Link Fil. sp. 127 [1841]. P. v. =. bipinnatifidum Roeper Z. Fl. Meckl. 1.
61 [1843]. P. v. lobatum Lowe Nat. F. I. 40. fig. 20 [1867]). Luerss. F. 58. — Be-
obachtet: Mecklenburg: Doberan (Roeper seit 1818! Bolle!) Parchim
(Thede in hb. Detharding nach Prahl br.). Prov. Braüdenburg: Potsdam :
Kl. Glienicke (Kuhn!) Spandau: Kladow (Prager!) Ostpreussen : Gausup-
schlucht im Samlande (Baenitz!) Rheinprovinz: Kreuznach: Rheingrafen-
stein; Kirn (Geisenheyner!) Remagen (F. Wirtgen!) Nassau: Arnstein im
Lahnthale (F. Wirtgen!) Sehr selten dagegen ist 1. omniladcerum (Moore
Nat.-Pr. Brit. Ferns I. 69 [1860]). P. v. c) dentätum Lasch in Aschers.
Fl. Brand. I. 910 [1864]. Abbildung bei Bolle, Deutscher Garten I. 271).
Abschnitte (sporenlos) länglich, eiförmig (2!/z : 1 cm), beiderseits verschmälert,
unregelmässig eingeschnitten-gezähnt, die untersten zuweilen mit (gleichfalls
gezähnten) Oehrchen. — Prov. Brandenburg an den Kollätschteichen bei
Griesel unweit Krossen (Golenz 1862!) und angeblich bei Driesen. — Ich
kann mich, trotz der Meinung von Milde (BV. Brand. VII. 202) und
Luerssen (Farnpfl. 60) nicht entschliessen, diese Form mit dem zu B, ge-
hörigen P. Cambricum (s. S. 97) zu identifieiren, da sie keineswegs den
für die letztere charakteristischen dreieckigen Umriss der Spreite zeigt, auch
darch die Kleinheit und den Umriss der Abschnitte der genannten Form
durchaus unähnlich ist.
Von Missbildungen der Formenreihe A. erwähne ich ausser der nicht
allzu seltenen m. furcatum (Milde Nova Acta XXVI. II 632 [1858]. Luerssen
Farnpfl. 60) mit an der Spitze gegabelten Blatte (zuweilen betrifft diese
Gabelung schon den Blattstiel, der dann zwei völlig ausgebildete Spreiten
trägt (m. gemindtum Lasch in Aschers. Fl. Brand. I. 910 [1864])) zunächst
eine vielleicht der m, /aciniatum (Wollaston a. a. ©. [S. 5] [1857]) zuzu-
rechnende Form, bei der die z. T. an der Spitze verbreiterten und unregel-
mässig grob gekerbten Abschnitte durch einzelne tiefe und enge Einschnitte
unregelmässig getheilt sind. — Rheinpr. Dhaun Geisenheyner! — Bei
m. daedalum'!) (Milde a. a. O. 633 [1858]. Luerssen Farnpfl. 61) sind
einzelne Abschnitte verkürzt, andere verlängert, öfter auch eingeschnitten, ge-
gabelt oder vielspaltig.. — Prov. Brandenburg: Driesen (Lasch a. a. ©.).
Rheinpr.: Kreuznach; Kirn (Geisenheyner!) Remagen (F. Wirtgen!) Mähri-
sches Gesenke. — Bei m. bifidum (Wollaston a. a. O. [1857]. Luerssen
Farnpfl. 60. P. v. furcatifidum Lasch a. a. O.) sind einzelne oder alle unteren
Abschnitte 2spaltig oder bis fast am Grunde 2theilig. — Beobachtet: Schleswig-
Holstein: Kuden in Süder-Ditmarschen; Hadersleben (Prahl Krit. Flora
Schl.-Holst. II. 280). Brandenburg: Potsdam: Kl. Glienicke (Kuhn!) -Driesen
(Lasch). Rheinpr.: Dhaun (Geisenheyner!). Thüringen: Eichicht im
Loquitz-Thale (Rosenstock br.). Schlesien: Löwenberg ; Gesenke. — Jugend-
liche sporenlose Exemplare sind wegen der kurzen Grundachse und der z. T.
(bei Verschmälerung der Spreite nach dem Grunde) kurzen Blattstiele schwieriger
als die ausgewachsenen von 22. zu unterscheiden ; die stets deutlichen Blatt-
1) 8. S. 44.
Polypodium. 97
zähne bieten ein sicheres Merkmal. Manche Formen erinnern selbst durch
. die eingeschnittenen Abschnitte und die Zartheit der Textur an 4., sind aber
durch die breit aufsitzenden Abschnitte und die vor dem Rande aufhörenden
Nerven leicht von dieser Art zu trennen.
B. Südliche Rasse mit im Hochsommer absterbenden Blättern
(vgl. Bolle Zeitschr. Ges. Erdk. Berlin I. 230!!). Spreite drei-
eckig, allmählich spitz zulaufend. Abschnitte mit 3—4mal
gegabelten Secundärnerven. Leitbündel bis über die Mitte des
Blattstieles hinaus getrennt, oft erst im Mittelstreif sich vereinigend.
serrätum. Spreite am Grunde bis 15 cm breit. Abschnitte
meist schmal lanzettlich, oft von der Mitte oder ?/s der Länge an
spitz zulaufend, meist (nach Christ br. besonders an schattigen Stand-
orten) stark bis grob gesägt. Sori oft etwas länglich. — Bei uns nur
im südlichen Gebiete beobachtet: Provence: Le Luc, Var (Hanry! in
Schultz Herb. norm. n. ser. 972!); Cannes (Christ br.); Monaco (Mez!)).
Südwestl. Schweiz: S. Triphon bei Aigle. Lugano: Gandria (Mari nach
Christ br.); Melide; Isola Madre im Lago Maggiore (F. v. Tavel nach
Christ Schw. BG. I. 89). Tirol: Prags im Pusterthal (Mettenius!)
Brixen; Bozen! Meran. Isola di Garda. Istrien: Villanova (Marchesetti
Atti Mus. Trieste VIII. 116), zw. Rovigno und dem Canal di Leme (Freyn
OBZ. XL. 378). Dalmatien: Ragusa: Lapad Bornmüller! an der
Ombla (Weiss ZBG. Wien XVII. 757). — P. v. y. P. s. Willd. Sp.
pl. V. 173 (1810). P. canariense Willd. herb. No. 19647! Presl Tent.
Pter. 179 ohne Beschreibung (1836). P.v. s. Webb et Berthel. Phytogr.
III. 453 (1849). Luerssen Farnpfl. 59 z. T. Koch Syn. ed. 2. 974
[z. T.?. P. v. 13. ovatum und 14. crenatum W ollaston a. a. O. [S. 5].
(1855). P.v. grändifrons Lange Pug. in NF. Kiebenh. 2 Aart. II 1860 21
(1861). P. v. var. can. Bolle a. a. O0. 229 (1866). P. v. meridionäle
F. W. Schultz herb. norm. (1881). P. v. austräle Christ Schw. BG.
I. 88 (1891).
Es scheint mir nicht zweifelhaft, dass Willdenow unter seinem P., serratum
wenigstens vorwiegend diese von ihm damals noch nicht gesehene Form verstanden
hat, die in der von ihm eitirten Barrelier’schen Abbildung (Polypodium majus
serrato folio Plant. Gall. Ital. ie. 38) ziemlich kenntlich dargestellt ist (P. majus
acuto folio Viterbiense!) a. a. O. ie. 1110), unterscheidet sich nur durch nicht so
stark gesägte, wohl unrichtig völlig ganzrandig gezeichnete Abschnitte; unsere Form
(mit gesägten Abschnitten!) wurde noch in der Mitte dieses Jahrh. unter dem Namen
Viterbiense mit der Autorität „H. Berol.“ in den botanischen Gärten ceultivirt. Später,
nachdem Willdenow Exemplare dieser Form erhalten, bezeichnete er dieselbe
allerdings in seiner Sammlung als eine neue Art. Indess stellt die var. serratum
bei Webb und Berthelot und bei Milde (Sporenpfl. 8, Fil. Eur. 18) ausschliess-
lich unsere Form dar. für welche ich daher den überwiegend für dieselbe gebräuch-
lichen Namen beibehalte. Ueber das Verhältniss zu A. I. b. 1. 5. prionodes vgl. S. 95.
1) Nach dem Fundorte in der Nähe der bekannten Stadt Viterbo in Mittel-
italien.
Ascherson, Synopsis. I. 7
98 Polypodiaceae. Osmundaceae.
Zu B. gehört, wie bemerkt, eine dem 1. pinnatifidum analoge, seit zweihundert
Jahren in den botanischen Gärten eultivirte Spielart: 1. Cambricum!) (P.v.e.P. e.
Willd. Spec. pl. V. 173 [1810]. P. e. L. sp. pl. ed. 1. 1086 [1753]. P. canar.
var. c. Willd. herb. No. 19648). Abschnitte bis 1 dm lang und 3 cm breit, läng-
lich eiförmig, zugespitzt, am Grunde (bei den unteren fast stielartig) verschmälert,
in der Mitte unregelmässig fiederspaltig bis -theilig, mit lineal-länglichen bis linealen.
zuweilen selbst spatelförmigen, ganzrandigen oder gesägten Abschnitten zweiter Ord-
nung. Diese Form trägt in ihrer typischen Ausbildung fast nie Sori. Bilden sich
solche aus, so erscheinen sie oft nur an den oberen, dann mehr normalen, nur ein-
geschnitten-gesägten Abschnitten, wodurch das Blatt eine mehr verlängerte Gestalt
erhält. Diese Form ist als P. australe (Fee Gen. fil. I. 236 [1850]. P. v. var.
hibernicum Moore Handb. Brit. ferns ed. 2. 44 [1853]. P.v. 16. semildcerum Wol-
laston a. a. ©. [S. 6] pl. II. A. [1855] nicht Link. P. v. var. pinnatifidum Milde
Sporenpfl. 8 [1865] nicht Wallr.) unterschieden worden. — Provence: Cannes (Christ
br.); Riviera: Mentone (Milde Fil. Eur. 19 als Cambrieum); Fontan im Roja-Thale
(Reverchon nach Burnat br.); Castello d’Andora zw. Andora und Alassio (Gen-
nari Atti Accad. Torino 1859 174 als P. v. serratum nach Burnat br.); Schweiz:
Chillon am Genfer See (Burnat br.). Sie ist nach Visiani (Mem. Ist. Ven. XII
42 [1872]) von Vodopic in Dalmatien: Lapad bei Ragusa gesammelt worden,
doch werden das Blatt und die Abschnitte erster und zweiter Ordnung als stumpf
bezeichnet.
(Verbreitung der Art: Nördliche gemässigte Zone bis jenseit des
Polarkreises; Mexico; Hawai-Inseln; Kerguelen; Süd-Africa. Die Varietät
B. findet sich im Mittelmeergebiet, in den Atlantischen Küstenländern
Europas bis zu den Britischen Inseln, auf den Azoren, Madeira und
den Uanaren.) *
3. Familie.
OSMUNDAÄCEAR.
(Brongniart Hort. v&g. foss. I. 144 [1828]. Luerssen Farnpfl. 517.)
Vgl. S. 5. Ausdauernde Krautgewächse mit kurzer, aufrechter
Grundachse, selten kleine Bäume, ohne Spreuhaare, mit dicht spiralig
gestellten, meist grossen Blättern. Blattstiel nicht abgegliedert, von
einem kräftig entwickelten rinnenförmigen Leitbündel durchzogen. Spreite
einfach bis vierfach gefiedert. Sporen kugeltetraödrisch. Vorkeim wie
bei den Polypodiaceae (vgl. S. 7), aber bandartig verlängert und das
die Archegonien tragende Gewebepolster (nach Art eines Mittelnerven)
deutlicher abgesetzt.
Drei Gattungen mit 11 Arten, über die ganze warme und die gemässigten
Zonen verbreitet. In Europa nur die folgende Gatiung (und Art):
1) Cambria, lateinischer Name von Wales, wo diese Pflanze (P. cambrobritan-
nicum lobis foliorum profunde dentatis Morison 1699) zuerst wildwachsend beobachtet
wurde. Sie ist auch neuerdings in England und besonders in Irland gefunden worden.
Polypodium. Osmunda, 99
18. OSMUNDA!').
L. [Gen. pl. ed. 1. 322]. ed. 5. 484 [1754] z. T. Luerssen Farnpfl. 519.
pP pP )
'Sp.b. und Frond. oder (bei unserer Art) spörentragende und sporer-
lose Blatttheile sehr verschieden gestaltet; in den ersteren (welche meist
1—2 Grade weiter getheilt sind als die letzteren) die Sporangien sorus-
artig geknäuelt, an der Ober- und Unterseite und am Rande der zu-
sammen eine Art Rispe darstellenden Abschnitte. Ausdauernde Kraut-
gewächse mit unterirdischer Grundachse. Blätter einfach oder doppelt
gefiedert, mit zuletzt sich abgliedernden Fiedern und Fiederchen.
6 Arten, über das Gebiet der Familie (mit Ausnahme Australiens) verbreitet.
47. 0. regälis?). (Königsfarn, niederl. und vlaem.: Koningsvaren ;
dän.: Kongebraegne; ital.: Felce florida; poln.: Dlugosz; böhm.: Podezren.)
%. Grundachse verzweigt, jährlich eine Anzahl 6 bis 16 dm (selten bis
4 m) langer, sommergrüner, anfangs besonders am Grunde und an der
Einfügung der Fiedern braunwolliger, zuletzt völlig kahler Laubblätter
und über denselben einige die Endknospe im Winter einhüllende Nieder-
blätter entwickelnd. Stiel kürzer als die Spreite, am verbreiterten Grunde
1 cm, sonst bis 6 mm dick, wie der Mittelstreif bräunlich strohgelb,
bauchseits rinnig. Spreite eiförmig bis länglich-eiförmig, doppelt-
gefiedert. Fiedern am sporenlosen Blatte jederseits 7—9 (am sporen-
tragenden bis 11) wie die beiderseits zu ”—13 vorhandenen Fiederchen kurz
gestielt, paarweise genähert oder gegenständig. Fiederchen länglich,
bis 8 cm lang, am Grunde schief gestutzt, besonders hinten öfter
geöhrt, stumpflich, zuweilen am Grunde seicht gelappt, stumpf, meist ober-
wärts stumpf-klein-gesägt. Secundärnerven schon am Grunde gegabelt, die
Gabeläste meist wieder: gegabelt, die Aeste in die Zahnbuchten aus-
laufend. Endblättchen des (sporenlosen) Blattes und der Fiedern bis
zum nächsten Fiederpaare, mitunter noch weiter herablaufend. An den
sporentragenden Blättern mit 1—5 (meist 2—3) unteren sporenlosen
Fiederpaaren meist nur die 5—9 oberen (viel kürzeren, aufrechten)
Fiederpaare an den fiederspaltigen Fiederchen mit zuletzt
braunen Sporangien besetzt. Sporen grün. — Feuchte, schattige
Stellen in Wäldern, Gebüsche, seltener unter Hecken, oft auf moorigem
Boden, im nördlichen und westlichen Gebiete mehr oder weniger ver-
breitet, sonst selten und auf weite Strecken fehlend. In der nördlichen
Ebene, besonders im Westen, ziemlich häufig (auch auf der Nordsee-
Insel Sylt), in Westpreussen und Polen selten, in ÖOstpreussen fehlend.
Im Berglande nur im Rheingebiete verbreitet (in der Schweiz diesseit
der Alpen nur im Aargau und am Genfer See bei Villeneuve), im öst-
lichen Mitteldeutschland viel seltener, im diesrheinischen Bayern und
1) Der Name kommt zuerst bei de l’Obel vor und soll deutschen Ursprungs sein.
2) regalis, königlich, wegen des stattlichen Aussehens der Pflanze, die unter
den einheimischen Farnen wohl der ansehnlichste ist.
ar
100 ÖOsmundaceae.
im grössten Theile von Oesterreich-Ungarn fehlend (diesseit der Alpen
nur in Nord-Böhmen (früher), Galizien, Kroatien); am Süd-Abhang der
Alpen von der Provence bis Venetien. Sp.r. Ende Juni— Juli. —
O. r. L. Sp. pl. ed. 1. 1065 (1753). Luerssen Farnpfl. 522 fig. 33,
170—174. Koch Syn. ed. 2. 973. Nyman Consp. 869 Suppl. 348.
Von den für unser Gebiet angegebenen Formen kann ich nur die folgenden
beiden für erheblich halten:
B. acuminäta. Fiederchen länglich bis lanzettlich, spitz bis zugespitzt,
deutlich klein gesägt, mit in dieZähne auslaufenden Seceundärnerven.
Beobachtet in der Rheinprovinz (Siegburg Everken!), der Provinz Sachsen,
Brandenburg, Schlesien und Posen, also wohl weiter verbreitet. — 0. r. var. a.
Milde Sporenpfl. 78 (1865). Luerssen Farnpfl. 530.
C. Plumierii!). Fiederchen länglich-lanzettlich bis lanzettlich, dicht
und scharf klein gesägt. — Im Canton Tessin bei Locarno:
Arcegno (Milde Fil. Eur. 176) und Pönte Brolla (Jäggi!) — O.r.
var. P. Milde a. a. OÖ. 0. P. Tausch Flora XIX 426 (1836).
Die übrigen Abarten sind theils Kümmerformen: pümila (Milde Nova Acta
XXVI. II. 650 [1858]. Luerssen a. a. O.). Blätter nur 2—3 dm, Fiederchen nur
3 em lang; theils zeigen sie Abweichungen in der normalen Vertheilung der Sporan-
gien. An den Japanischen (und zum Theil Südafricanischen) Pflanzen sind sämmt-
liche Fiedern der Sp.b. mit Sporangien besetzt; eine Annäherung hieran beobachtete
P. Magnus unweit des Finkenkruges bei Nauen (Prov. Brandenburg); an einem
Blatte war nur das unterste Fiederpaar und auch dies nur grösstentheils sporenlos
geblieben (C. Müller BV. Brand. X VIII. Sitzb. 124). Einzelne grösstentheils sporenlose
(meist am Grunde Sporangien tragende) Fiederchen kommen am Grunde der unteren
sporentragenden Fiedern sehr häufig vor. Nicht allzu selten ist auch 1. interrüpta
Milde (Nova Acta a. a. O. 649 [1858]. Luerssen a. a. O. 529), bei der nur die
mittleren Fiedern durchweg Sporangien tragen, die unteren und oberen aber nicht
oder nur theilweise. Bei dem von Luerssen bei Bremen beobachteten 1. mirabilis
(Farnpfl. 528 [1887]) ist von den unteren Fiedern nur am Grunde und meist nur
hinten ein Fiederchen gesondert, im übrigen sind sie unten fiederspaltig bis gelappt,
oben nur gesägt; die oberen Fiedern sind völlig ungetheilt; Sporangien finden sich
nur spärlich am Grunde oder auf der Unterseite einiger Fiedern. Von Missbildungen
erwähne ich m. furcata (Milde Nova Acta a. a. O0. 652 [1858]. Luerssen a. a. O.) mit
gegabeltem Blatte, m. erispa (Willd. Spee. pl. V. 97 [1810]. Luerssen a. a.0.) mit ge-
gabelten Fiedern und Fiederchen, m. erösa Milde (Nova Acta a. a. 0. 652 [1858].
Luerssen a. a. O.) mit ausgefressen gezähnten Fiedern und Fiederchen (die ersteren
ausserdem oberwärts sehr schmal).
(Fast ganz Europa [fehlt im nördlichen Skandinavien und ist für
das Europ. Russland ausser Polen sehr zweifelhaft]; Klein-Asien, Syrien,
Transkaukasien, Süd- und Ost-Asien; Nord- und Süd-Africa, Angola,
Abyssinien nebst den Östafricanischen Inseln und den Azoren; America
von Canada bis Uruguay.) |
1) Nach Charles Plumier, * 1646 7 1704, Franciscaner, Erforscher der
Flora des tropischen America und besonders seiner Farne, welche er meisterhaft ab-
gebildet hat. Die Tausch’sche Art ist auf Plumier’s Osmunda regalis s. Filix
florida foug. d’Amer. 35 t. B. fig. 4 begründet.
Ophioglossaceae. 101
2. Reihe.
TUBERITHALLOSAE)).
(Engler Syll. Gr. Ausg. 56 [1892].)
(Eusporangidtae?) Goebel‘ Bot. Zeit. 1881 718 veränd.)
Vgl. S. 4. Hierher nur:
- 4. Familie.
OPHIOGLOSSÄCEAE.
(R. Brown Prodr. Fl. Nov. Holl. 163 [1810]. Luerssen Farnpfl. 534.)
Ausdauernde meist niedrige Krautgewächse, mit (bei unseren Gat-
tungen) sehr kurzer, aufrechter, fast stets unverzweigter Grundachse.
Blätter etwas fleischig, in der Knospenlage aufrecht oder an der Spitze
hakenförmig eingekrümmt oder mit zurückgebogener Spreite, die Sp.b.
in einen die Sporangien tragenden (eine gestielte Aehre oder Rispe dar-
stellenden) vorderen und einen laubigen hinteren Theil geschieden.
Sporangien mit mehrschichtiger Wand, ohne Ring, mit einer zur Achse
des Blattabschnittes quer gestellten Spalte (bei unseren Gattungen) halb
2klappig aufspringend. Sporen kugeltetraödrisch.
Mindestens 16 (nach anderer Auffassung viel zahlreichere) Arten, über den
grössten Theil der Erdoberfläche verbreitet.
‘Uebersicht der Gattungen.
A. Sporenloser Blatttheil (bez. Frond.) (bei unseren Arten) unge-
theilt, mit netzförmig verbundenen Nerven. Sporangien an beiden
Seiten des Mittelnerven des sporentragenden Blatttheiles, durch
Parenchym verbunden, eine von vorn und hinten zusammenge-
drückte, lineale Aehre darstellend. Ophioglossum.
B. Sporenloser Blatttheil (bez. Frond.) fast immer getheilt, die
Abschnitte mit wenigstens in den letzten Verzweigungen gabligen
Nerven. Sporangien auf der Unterseite der sehr schmalen Ab-
schnitte des sporentragenden Blatttheils, frei, eine (nur sehr selten
auf eine Aehre reducirte) mehr oder weniger verzweigte Rispe dar-
. stellend. Botrychium.
1) Von tuber Knolle und YarXcs (s. S. 4.)
2) Von sd gut, wegen der diekwandigen Sporangien.
102 Ophioglossaceae.
19. OPHIOGLOSSUM!) _
((Tourn. Inst. 548. L. Gen. pl. ed. 1. 322] ed. 5. 484 [1754]. Luerssen
Farnpfl. 540.)
Vgl. S. 101. Grundachse meist unterirdisch, sehr kurz, selten ver-
zweigt, mit zahlreichen fleischigen, unverzweigten, z. T. Adventivsprosse
treibenden Wurzeln (vgl. Stenzel Stamm und Wurzel von O. vulg.
Nova Acta XXVI I. 771 tab. 37). Blätter dicht spiralig gestellt,
in der Knospenlage aufrecht (der sporenlose Theil [bez. Frond.] an den
Rändern eingerollt); jährlich 1—3 über den Boden tretend, jedes nach
der Fruchtreife absterbend (das einzelne oder das oberste nebst den
schon beträchtlich entwickelten nächstjährigen) von einer scheidenartigen,
am Rande ihrer engen (später durchbrochenen) Mündung behaarten (nach
Prantl Ber. DBG. I. 156 trichomatischen) Hülle umgeben.
5—8 (nach Prantl.a. a. O. 350 ff. 29!) Arten, welche sich im gesammten
Wohngebiet der Familie finden. Bei uns nur zwei zu der
Gesammtart O0. vulgätum
gehörige Formen:
48. (1.) 0. vulgätum. (Natterzunge; niederl.: Addertong; vlaem.:
Slangetong; dän.: Slangetunge; franz.: Langue de serpent; ital.: Erba
Luceia; poln.: Nasiezrzal; böhm.: Hadijazyk; russ.: Vxosuukp; 9. Blatt
meist einzeln, selten zu 2, bis 3 dm lang, kahl; Stiel etwa so lang
als die Spreite, weit über den Boden hervortretend, am Grunde (unter
dem Boden) von der oben unregelmässig zerschlitzten braunen Hülle
umgeben, von fünf bis acht in einen Kreis gestellten Leitbündeln
durchzogen. Spreite gelbgrün, fettglänzend. Sporenloser Blatt-
theil (bez. Frond.) eiförmig bis länglich, selten lanzettlich, am
Grunde kurz scheidenförmig herablaufend und den dort ent-
springenden sporentragenden umfassend, stumpf oder mit einem
Spitzchen, ganzrandig, ohne Mittelnerv; die Netzmaschen ein
feineres Adernetz mit theilweise frei endigenden Zweigen
einschliessend. Sporangienähre den sporenlosen Blatttheil meist.
weit überragend, 2—5 em lang und 3—4 mm breit, mit jederseits
12—40 (selten bis 52) reif gelben Sporangien, in eine stielrundliche
sporangienlose Spitze ausgehend. Sporen in Masse gelblich. — Frucht-
bare, etwas feuchte Wiesen, meist mit Orchis-Arten, besonders 0. mili-
taris, grasige Triften und Abhänge, Waldsümpfe, in der Ebene und
in der Waldregion der Gebirge bis 1000 m ansteigend, zerstreut durch
das Gebiet (auch auf den Nordsee-Inseln und an der Mittelmeerküste,
in der Grossen Ungarischen Ebene aber fehlend. Sp.r. Juni, Juli. —
O0. v. L. Sp. pl. ed. 1. 1062 (1753). Luerssen Farnpfl. 542 fig. 175.
Koch Syn. ed. 2. 973. Nyman Consp. 870 Suppl. 348.
1) Zuerst bei Bock; von ösıg Schlange und yA®ssa Zunge, wegen der Form
des sporentragenden Blatttheils.
Ophioglossum. Botrychium. 103
Sehr selten in unserem Gebiet ist die Abart:
B. polyphyllum. Blätter viel kleiner, nur 4—10 cm lang,
meist zu 2—3. Sporenloser Blatttheil (bez. Frond.) meist lan-
zettlich, zugespitzt. Aehre jederseits mit 7—13 Sporangien. Bis-
her nur an einem sonnigen, steinigen Abhange bei Gräfenberg in Oesterr.-
Schlesien. Sonst nur in Frankreich, England, auf den Nord-Atlantischen
Inseln, in Nubien, Abyssinien und Arabien beobachtet. OÖ. v. var. ».
A. Br. in Seubert Fl. Azor. 17 (1844). Luerssen Farnpfl. 543 fig. 175.
Durch das Adernetz des sporenlosen Blatttheils sofort von 49 zu unterscheiden.
(Verbreitung der typischen Art: Im grössten Theile Europas bis
Island (im Russischen Steppengebiet fehlend); West-, Nord- und Ost-
Asien; Nord-America.) *
49. (2.) 0. Lusitänicum. %. Unterscheidet sich von der Leitart
durch Folgendes: Blätter meist zu 2—3, 15 mm bis 8, selten 10 cm
lang. Stiel grösstentheils unterirdisch, von 4—5 Leitbündeln durch-
zogen. Sporenloser Blatttheil (bez. Frond.) lanzettlich, oft
spitz, am Grunde stielartig zusammengezogen. Netz-
maschen derselben ohne feineres Adernetz und fast
ohne freie Nervenendigungen. Sporangienähre 5—15 mm lang,
1!/s—2 mm breit, mit jederseits 3—12 Sporangien. — An grasigen
Orten des Mittelmeergebiets, oft gesellig, aber mitunter mit nur spär-
lichen Aehren. Provence; Süd-Istrien! Dalmatien. Die Angabe auf
der Quarnero-Insel Lussin beruht auf einer Verwechselung derselben
mit der dalmatischen Insel Lesina (Marchesetti Atti Mus. Stor. nat.
Triest. IX 111 [1895]). Sp.r. Nov. bis März; die Blätter erscheinen im
Herbst und sterben im Frühjahr ab. — 0. !. Sp. pl. ed. 1. 1063 (1753).
Luerssen Farnpfl. 549 fig. 177, 178. Koch Syn. ed. 2. 973. Nyman
Consp. 870 Suppl. 348.
(Mittelmeergebiet, östlich bis Griechenland; Atlantische Küsten bis
zur Canal-Insel Guernsey; Nord-Atlantische Inseln; St. Helena; Angola.)
*|
20. BOTRYCHIUM!).
(Sw. in Schrad. Journ. 1800 II. 8, 110 [1801]. Luerssen Farnpfl. 551.)
Vgl. $S.101. Grundachse unterirdisch, aufrecht, meist kurz, selten
_ verzweigt, mit zahlreichen, fleischigen, oft verzweigten aber keine Ad-
ventivknospen tragenden Wurzeln. Blätter dicht gestellt, mehrzeilig-
spiralig oder zweizeilig, in der Knospenlage selten aufrecht (53.), meist
der sporentragende und sporenlose Theil mit hakig abwärts gekrümmter
Spitze oder beide zurückgeschlagen. Jährlich entwickelt sich meist nur
ein Blatt, welches mit seinem scheidenartigen, meist völlig geschlossenen
1) Borpsytov, Deminutiv von Borpuyos, Traubenstiel.
104 Ophioglossaceae.
(nur bei 55. durch eine senkrechte Spalte geöffneten) Grunde die
folgenden einschliesst. Die braunen, faserigen Reste einer oder zweier
Blattstielscheiden vorangegangener Jahre umhüllen das diesjährige Blatt.
11 (nach Prantl a. a. O. 16) Arten, über den grössten Theil der Erdober-
fläche (mit Ausschluss von Africa) verbreitet.
A. Eubotrychium!) (Prantl a. a. O. 348 (1885). Blätter jährlich
einzeln sich entwickelnd, sommergrün, stets kahl. Sporenloser
Blatttheil selten ungetheilt, meist einfach oder doppelt ge-
fiedert, beiderseits mit Spaltöffnungen. Blattstiel im
grössten Theile seiner Länge von 2 Leitbündeln durchzogen.
I. Blätter mehrzeilig. Sporenloser Blatttheil sitzend oder kurz ge-
stielt, in oder über der Mitte der Blattlänge sich von
dem sporentragenden trennend, einfach- bis doppelt ge-
fiedert.
a. Sporentragender Blatttheil meist langgestielt, den
sporenlosen weit überragend; Fiedern des letzteren mit
fächerförmiger Benervung (ohne Mittelnerven).
50. (1.) B. Junaria?). (Mondraute; niederl.: Druifkruid, Maankruid;
dän.: Maanerude; ital.: Erba Lunaria; pol.: Podejzrzon; böhm.: Vra-
tiöka; kroat.: Mje$inac; russ.: Tposıoskurs; ung.: Holdruta.) 4. Blatt
meist bis 30 cm lang, gelbgrün, fettglänzend. Stiel meist grün, bis
15 cm lang, bis 5 mm dick, ungefähr so lang oder etwas kürzer oder
länger als der sporentragende Blatttheil (incl. Stiel). Sporenloser Blatttheil
länglich, oben abgerundet oder gestutzt, meist höchstens den Grund der
Rispe erreichend. Fiedern jederseits 2—9, abwechselnd, meist sich
deckend, fast oder völlig sitzend, aus keilförmigem Grunde schief
trapezoidisch, mit halbmondförmig ausgeschnittenem Hinter-,
oft fast geradem Vorder- und kreisbogenförmigem, ganzrandigem
1) zU vgl. S. 15.
2) Lunaria minor wird unsere Art schon von Fuchs und Mattioli genannt.
Bereits die Alten (Hermes Trismegistos vgl. E. Meyer Gesch. der Bot. II 344),
welche, wie das auch später geschah, geheime Beziehungen zwischen den Kräutern
und Gestirnen annahmen, fabelten von einem „Kraut des Mondes“, dem allerlei
Wunderkräfte, z. B. die Eigenschaft Nachts zu leuchten, unedle Metalle in edle zu
. verwandeln oder letztere, wo sie verborgen sind, anzuzeigen, zugeschrieben wurden.
Diese Traditionen haben sich dann bei den Alchymisten des Mittelalters weiter fort-
gepflanzt, und waren noch im 16. Jahrhundert so geläufig, dass Konrad Gesner
es angezeigt fand, 1555 eine eigene Schrift: De raris et admirandis herbis, quae
sive quod noctu luceant, sive alias ob causas lunariae nominantur zu veröffentlichen,
in der $. 30 auch unsere Pflanze als Lunaria petraea aufgeführt ist. Statt der
etwas gesuchten Erklärung, die dieser Vater der Naturgeschichte von den Bezieh-
ungen dieser Pflanze zum Monde gibt, indem er die zufällig eingekrümmte Spitze
der Rispe mit den Hörnern der Mondsichel vergleicht, liegt es wohl näher, an die
Halbmondform der Blattabschnitte zu denken, die eine sehr nahe liegende „signa-
tura rerum“ darstellen. Noch jetzt werden übrigens den Botrychien und namentlich
50., der bei Weitem häufigsten Art, im Volksglauben Zauberkräfte beigelegt.
Botrychium. 105
oder gekerbtem Aussenrande. Sporentragender Blatttheil (Rispe)
2—3fach gefiedert, zuletzt zusammengezogen. Sporangien zuletzt gelb-
bis zimmtbraun; Sporen in Masse schwefelgelb. — Trockene Wiesen,
grasige lichte Wälder und Hügel, Heiden, von der Ebene bis in die
alpine Region (2400 m) ansteigend, durch das Gebiet verbreitet, aber
nur stellenweise; auch auf den Nordsee-Inseln; an der Mittelmeerküste
und in der Grossen Ungarischen Ebene fehlend; an vielen Orten wie
die übrigen Arten nur einzeln und öfter bei ungünstiger Witterung
(Frühjahrsdürre) ausbleibend. Sp.r. Juni— Aug. — B. L. Sw. a. a. 0.
110 (1801). Luerssen Farnpfl. 555 fig. 176. Koch Syn. ed. 2. 972.
Nyman Consp. 870 Suppl. 348. Osmanda L. «. L. PR: pl. ed. 1.
1064 (1753).
Aendert namentlich in der Beschaffenheit des Aussenrandes der Fiedern ab.
Derselbe zeigt bald seichte Einschnitte: B. subincisum (Roeper Zur Fl. Meckl.
I. 111 [1843]. Luerssen a. a. O. 558 fig. 176 ce); bald sind die Fiedern bis über
die Mitte handförmig gespalten: C. ineisum (Milde Monogr. Ophiogl. [1856] 5.
Luerssen a. a. O. fig. 176 b. nicht Roeper); so seltener. Eine Kümmerform scheint
mir II. ov&dtum (Milde a. a.O. Luerssen a. a. O.). Sporenloser Blatttheil eiförmig,
die Fiedern nach oben sehr stark abnehmend, So selten; beobachtet in Mecklen-
burg, Brandenburg, Sachsen, Schlesien.
Bemerkenswerth ist 1. eristatum (B. L. v. e. Kinahan Proc. Dublin Nat,
Hist. Soc. 1855—1856 26. tab. 5. B.L. v. tripartitum Moore Nat.-Print. Brit.
Ferns II. 124. 332 (1860). Luerssen a. a. O. 559). Die beiden untersten Fiedern
des (mithin 3zähligen) sporenlosen Blatttheils öfter deutlich gestielt, dem Reste der
letzteren ähnlich ‚getheilt. So beobachtet in Pommern: Boschpol bei Lauenburg
Lützow 1883! in Brandenburg, den Sudeten und Kärnten.
Ausserdem sind zahlreiche missbildete Formen beobachtet, an denen die sehr
verschiedengradige Umwandlung des sporenlosen Blatttheils in einen sporentragenden
das grösste Interesse bietet. Vgl. Luerssen a. a. O. 559, 560.
(Europa; West- und Nord-Asien; nördliches Nord-America; Pata-
gonien; südöstliches Neuholland und Tasmania.) *
b. Sporentragender Blatttheil kurz oder sehr kurz ge-
stielt, den sporenlosen meist wenig überragend oder
selbst kürzer als derselbe Fiedern des letzteren mit deut-
lichem Mittelaerven.
Gesammtart B. ramosum.
51. (2.) B. ramösum. %. Blatt bis 20 cm lang, öfter graugrün.
Stiel oft unterwärts braunroth überlaufen, bis 12 cm lang, bis 4 mm
(öfter unverhältnissmässig) dick, meist mehrmal länger als der sporen-
tragende Blatttheil. Sporenloser Blatttheil eiförmig bis länglich,
stumpf oder gestutzt, doppelt fiedertheilig oder fiedertheilig, mit fieder-
- spaltigen Abschnitten. Abschnitte erster Ördnung;jederseits 2—6, meist
gegenständig, von einander entfernt, rechtwinklig- bis aufrecht-abstehend,
meist länglich, stumpf. Abschnitte zweiter Ordnung rundlich
bis länglich, stumpf oder gestutzt, an der Spitze oft kerbig 2—3-
lappig. Sporentragender Blatttheil 2—3fach gefiedert. Sporangien und
106 Ophioglossaceae.
Sporen w. v. — Lichte, trockene Wälder, Heiden, Hügel, w. v. und
oft mit derselben, aber viel weniger verbreitet (nicht über 1600 m be-
obachtet) und oft spärlicher; am meisten verbreitet im östlichen Theile
des nördlichen Flachlandes, viel seltener und nur an vereinzelten Fund-
orten im Nordwesten (auch auf Norderney, aber aus den Niederlanden
und Belgien nicht bekannt), in Mittel- und Süddeutschland, den Alpen
und Karpaten. Sp.r. Juni, Juli. — B. r. Aschers. Fl. Brand. I. 906
(1864). Osmunda Lunaria y. L. Fl. Suec. ed. 2. (1755). O. Z. ß. Willd.
Prodr. fl. Berol. 288 (1787). O0. ramösa Roth Tent. fl. germ. I. 444
(1788). O. L. £. r. Roth a. a. OÖ. III 32 (1800). B. rutäceum Willd.
Sp. pl. V. 62 (1810) z. T. Fr. Nov. Fl. Suec. (1814) 16. B. matri-
cariaefölıum A. Br. in Döll Rhein. Flora (1843) 24 als Synonym. Koch
Syn. ed. 2. 972 (1845). Luerssen Farnpfl. 569 fig. 180. Nyman
Consp. 869- Suppl. 348 nicht Fries. BD. L. b) m. Döll a. a. O. (1843).
b. L. y. var. incisa und d. var. rutaefolia Roeper Zur Fl. Meckl.
I. 111 (1843). BD. (Lunaria) lanceolätum Rupr. Distr. erypt. vasc.
imp. Ross. 33 (1845) z. T. nicht Ängstr. B. tenellum Ängström Bot.
Not. 1854. 69. B. L. $. ram. F. Schultz Pollichia XX u. XXL
286 (1863).
Diese Art hat wegen des dicken Blattstiels gewissermassen ein monströses An-
sehen und neigt auch mehr als alle übrigen zu Missbildungen, weshalb ihr Artrecht
nicht nur von vielen früheren Schriftstellern (selbst noch von einem so guten Kenner
der Gattung wie Roeper Zur Flora Meckl. I. 111 (1843), sondern noch 1857 von
Döll (Fl. Bad. I. 51) bezweifelt wurde. Es haben auch vielfach Verwechselungen
mit missbildeten oder verkümmerten Formen von 50. stattgefunden. Kümmer- und
Jugendformen mit fast rhombischen, ganzrandigen oder wenig eingeschnittenen Ab-
schnitten des sporenlosen Blatttheils stellen B. suböntegrum (B.,m. var. s. Milde
Monogr. der deutsch. Ophiogl. 14 [1856], B. Lunaria var, rhombeum Ängström 8.2.0:
70 [1854]), üppig entwickelte dagegen C. palmdtum (B. m. var. p. Milde a.a.O.
var. partita Milde Sporenpfl. 85 [1865]) und D. compositum (B. m. var. ce. Milde
Nova Acta XXVI. II. 690 (1858) tab. 51 fig. 188) dar; bei der ersten sind die
2—3 untersten Abschnittpaare des sporenlosen Blatttheils beträchtlich länger, dieser
daher im Umriss rundlich oder dreieckig, bei letzterer entsprechen, wie bei dem |.
eristatum von 50., die beiden untersten Abschnitte im Theilungsgrad und annähernd
auch in der Grösse dem Reste des Blatttheils. Aber auch die Exemplare, die diesen
Formen nicht unterzuordnen sind, sind in der Grösse und dee beider Blatt-
theile sehr veränderlich.
In Folge des Schwankens in der Beurtheilung des Artrechts ist die Synonymie
äusserst verwickelt. An dem 1864 von mir aufgestellten Namen B. ramosum muss
ich nach erneuter Prüfung der Sachlage festhalten, obwohl auch dieser bei Milde
(Sporenpfl. 86 u. and. O.) lebhaften Widerspruch und wohl in Folge desselben bis-
her wenig Anklang gefunden hat. Milde begründet diesen Widerspruch durch die
von Roth 1800 zu seiner Osmunda Lunaria ß. ramosa eitirte Camerarius’sche
Abbildung, die eine missbildete Form von 50. darstellt. Indessen'aus diesem Citat
folgt keineswegs, dass, wie Milde (vgl. auch Index Botrychiorun ZBG. Wien XVIII
516) behauptet, Roth diese ihm nur aus dieser Abbildung bekannt gewesene Miss-
bildung ausschliesslich oder auch nur vorzugsweise unter obigem Namen, sowie unter
der 1788 von ihm benannten O. ramosa verstanden habe. Letztere gründet sich,
wie aus der Diagnose und dem zuerst genannten , ‚Fundorte Berlin zu ersehen, und
wie Roth 1800 ausdrücklich bestätigt, in erster Linie auf ©. Lunaria 'ß. spieis
lateralibus, frondibus geminatis bipinnatis: pinnis ineisis Willd. ‚Prodr. fl. Berol.
288 (1787). Dass unter dieser letzteren 51. zu verstehen, ist nach der Diagnose
und dem im Hb. Willd. Nr. 19446 (als B. rutaceum) aufbewahrten Exemplar nicht
Botrychium 107
zweifelhaft, obwohl auch W. die auf die oben erwähnte Camerarius’sche Abbildung
begründete ZLunaria racemosa ramosa major Bauhin Pin. 355 eitirt und seine Mei-
nung, dass diese Form eine eigene Art darstelle, mit der zu Unrecht verallgemeinerten
Thatsache motivirt, dass er diese Form nur auf feuchtem, beschatteten Boden be-
obachtet hat. Roth’s O.ramosa von 1788 ist also mindestens ganz überwiegend 51.,
und nach meiner Ansicht gilt dies auch z. T. von der 1800 aufgeführten O. Lu-
naria 6. ramosa. R. sagt, dass er die Pflanze inzwischen kennen gelernt habe und
sie nur als Varietät von 50. betrachten könne. In seinem mir durch die Güte des
Dr. Martin aus dem Grossh. Museum in Oldenburg zur Ansicht übersandten Herbar
findet sich ein 1792 von Timm als O. Lunaria ß. mitgetheiltes Exemplar von 51.,
welches auch Roth später als B. rutaceum bezeichnet hat. Der Name B. ramosum
hat: vor allen übrigen für diese Art angewendeten Benennungen den Vorzug, dass
er wenigstens nach Linn& niemals auf eine andere Art angewendet worden ist. Ueber
die Verwirrungen, denen der nächst B. ramosum älteste und von der Mehrzahl
der Schriftsteller bisher angenommene Name B. rutaceum unterworfen war, vgl. u. a.
Milde und Ascherson BV. Brand. IlI. IV. 292—294. Dies Schicksal ist selbst
dem neuerdings vielfach üblich gewordenen Namen B. matricariaefolium nicht er-
spart geblieben, da Fries unter Bezugnahme auf dieselbe Breyne’sche Figur ihn
für 52. gebraucht hat. Noch ausführlicher habe ich diese Nomenclaturfrage in BV.
Brand. XXXVIIl. 64 ff. besprochen.
(Centralfrankreich und Vogesen auf französ. Gebiet; Nord-England
und Schottland ; Skandinavien; Nord- und Mittel-Russland; Unalaschka ;
Lynn-Canal an der Westküste Nord-America’s; Canada; Staat New-York.)
*
52.(3.) B. lanceolatum. %. Unterscheidet sich von der Leitart durch
Folgendes: Blatt bis 23 cm lang. Stiel bis 18 cm lang, grün. Sporen-
loser Blatttheil eiförmig bis dreieckig-eiförmig, spitz, ein-
fach bis doppelt-fiedertheilig, dünner fleischig, getrocknet etwas durch-
scheinend, gelbgrün. Abschnitte erster Ordnun g jederseits 3—4,
aufrecht abstehend, länglich-lanzettlich bis lanzettlich, oft beider-
seits verschmälert, spitz, gesägt bis fiedertheilig, mit länglichen bis
lanzettlichen, spitzen Abschnitten zweiter Ordnung. — Bis
jetzt nur auf trocknen Grasabhängen der westlichen Alpen an wenigen
Orten: Montblane; Col de Balme. S. Bernardino (Franzoni nach
F. v. Tavel in DBG. IX [172]); Pontresina. Süd-Tirol: Alp Malgazza
bei Cles ca. 1600 m mit 50. 51. und 54! Sp.r. Juli, Aug. — B. I.
Angström Bot. Not. 1854 68 nicht Rupr. Luerssen Farnpfl. 567
fig. 179. Nyman Consp. 869 Suppl. 348. Osmunda 1. Gmel. Nov.
Comment. Acad. Petrop. XII 516 (1768). B. matricariaefölium Fr.
Summa Veg. I 252 (1846) nicht A. Br. B. palmätum Presl Tent.
Pterid. Suppl. 43 (1847).
(Island; Skandinavien; nördl. Russland ; Sibirien; Sachalin; Una-
laschka; nordöstl. Vereinigte Staaten; Grönland.) I*
II. Blätter zweizeilig. Sporenloser Blatttheil meist deutlich
- gestielt, -weit unter der Mitte der Blattlänge sich von
dem sporentragenden trennend.
53. (4.) B. simplex. 4. Blatt bis 8, selten bis 15 cm lang, gelb-
grün. Stiel 0,5—1,5, höchstens 2,5 cm lang, oft grösstentheils von den
abgestorbenen Scheiden der Blätter früherer Jahre umhüllt. Sporen-
108 Ophioglossaceae.
loser Blatttheil oben abgerundet, rundlich bis verkehrt-eiförmig
oder eiförmig, ungetheilt oder verschiedenartig getheilt, ziemlich dünn-
fleischig; sporentragender meist lang gestielt und den sporen-
losen weit überragend, einfach bis doppelt gefiedert, selten eine ein-
fache nur aus 5—12 Sporangien bestehende Aehre darstellend. Sporan-
gien gelb-, zuletzt rothbraun. — Grasige Triften, besonders an Seeufern,
kurzgrasige, seltener feuchte Wiesen, selten; etwas verbreiteter nur im
nordöstlichen Gebiet, sonst nur vereinzelt im Nordwesten und in den
Alpen, dort bis 2300 m ansteigend. Ostpreussen: Kr. Memel (von hier
zuerst 1852 aus dem Gebiete nachgewiesen); Ragnit!- Neidenburg und
Ortelsburg. Westpreussen: Zw. Zoppot und Glettkau bei Danzig! am
Wongorziner See im Kr. Karthaus; Kr. Schwetz und Strassburg. Pom-
mern: Stolpmünde. Mecklenburg: Rostock. Nordsee-Insel Norderney
(Rutenberg nach Buchenau NV. Bremen XII 94 [1891]). Magde-
burg: Burg (Schneider Fl. v. Magd. II. 322). Brandenburg: Neu-
ruppin; Treuenbrietzen (H. Pauckert 1866!) Schwiebus! Neudamm!
Arnswalde! Posen: Meseritz. Schlesien: Grünberg: Ochelhermsdorf
(Schröder! vgl. Fiek und Schube 69. Jahresber. Schles. Ges. II. 179.
Kr. Freistadt: Hartmannsdorf (Schrödera.a.O.); Gesenke bei Linde-
wiese. Polen: Ojcöwer Thal b. Krakau (Fritze BV. Brand. XII. 1869.
136). Thüringen: Kloster Lausnitz zw. Jena und Gera (Haussknecht
1892 Mitth. Thür. Bot. Ver. III. IV. 17); Schweiz: Engelberg im Canton
Unterwalden. Süd-Tirol: Windisch-Matrei! Prägraten. Sp.r. Mai, Juni,
in den Alpen Juli. — B. s. Hitchcock in Silliman Americ. Journ. of
Sciencee and Arts VI. 103 Tab. 8 (1823). Luerssen Farnpfl. 576
fig. 181. Nyman Consp. 869 Suppl. 348. B. Lumaria cordatum Fr.
Summa Veg. I. 251 (1846). BD. Kannenbergii!) Klinsmann Bot. Zeit.
X. 378 Tab. VI Fig. A. (1852). B. virginidnum? var. simplex Asa
Gray Manual of the Bot. North. U. S. ed. 4. 602 (1864).
Eine lange verkannte, erst von Lasch (Bot. Zeit. XIV 606—608 [1856]) in
ihrer Vielgestaltigkeit nachgewiesene von Milde (Nova Acta XXVI. II. tab. 49, 50
[1858]) durch treffliche Abbildungen erläuterte Art. Die mangelhafte Kenntniss
ihres Formenkreises verschuldete, dass sie lange für eine Form von 50. galt; mit
55. hat sie allerdings nichts gemein; mit 54. ist sie analog, aber keineswegs näher
verwandt. Je nach der Grösse bilden die Hauptformen, die sich namentlich durch
die Form und Theilung des sporenlosen Blatttheils unterscheiden, folgende Reihe:
A. simplieissimum. Blatt 1,75—4, selten 6 cm lang. Sporenloser Blatttheil
rundlich bis verkehrt-eiförmig, ungetheilt, in den Stiel ver-
schmälert (sehr selten sitzend); sporentragender meist eine Aehre
darstellend. B.s. simplieiss. Milde a. a. ©. 666 (1858). Luerssen a.a. 0.
579 fig. 181 a—f. B. Kannenb. s. Lasch a. a. O. 607 (1856).
B. cordätum. Blatt 5—9 em lang. Sporenloser Blatttheil gestielt,
herzeiförmigoderrundlich, 3—7zählig fiederspaltig bis -theilig;
Abschnitte gegenständig, sich berührend, schief-verkehrt-eiförmig
bis länglich. Sporentragender Blatttheil meist einfach gefiedert, mit en
Fiedern, seltener ährenförmig. B. s. ce. Aschers. Syn. I. 108 (1896). B ee
naria cord. Fr. a. a. O. (1846). B. K. simplex Lasch a. a. O. (1856).
ineisum Milde a. a. OÖ. (1858). Luerssen a. a. O. fig. 181 g—k.
1) Nach dem Entdecker im Gebiet, Apotheker Karl Wilhelm Friedrich Kannen-
berg, * in Thorn 1797 + in Pelplin in Westpreussen 1853 (Abromeit br.).
Botrychium. 109
C. subeompösitum. Blatt 5—9, selten bis 15 cm lang. Sporenloser
Blatttheil gestielt, 3—7zählig gefiedert, die 2untersten Fie-
dern etwas entfernt, am Grunde verschmälert, zuweilen eingeschnitten,
die übrigen (wenn vorhanden) genähert. Sporentragender Blatttheil einfach
bis doppelt gefiedert. BD. s. sube. Milde a. a. O, 667 (1858). Luerssen a.a.O.
580 fig. 181 l—n. B.K. s. Lasch a. a. O. (1856).
D. compösitum. Blatt bis 15 em lang. Sporenloser Blatttheil sitzend,
3zählig; jedes Blättehen aber gestielt, dem ganzen sporenlosen
Blatttheile der Abart B. mehr oder weniger entsprechend. Sporen-
tragender Blatttheil einfach- bis doppelt gefiedert. B. s. c. Milde a. a. ©.
667 (1858). Luerssen a. a.0. fig. 181 p—r. B.K. c. Lasch a. a. O. (1856).
Von kleinen Formen von 50. können die am häufigsten vorkommen-
den Abarten B. und C. in der Regel durch den deutlich gestielten, tief ab-
gehenden, sporenlosen und den spärlich verzweigten sporentragenden Blatt-
theil unterschieden werden.
Missbildungen sind auch bei dieser Art häufig.
(Skandinavien; Livland; Nord-Russland (Gouv. Wologda); Nord-
America.) I*
B. Phyllobotrychium') Prantl a.a.0.349 (1883). Blätter minde-
stens im unentfalteten Zustande behaart. Sporenloser Blatt-
theil dreieckig, meist breiter als lang, 2—4fach gefiedert,
nur unterseits mit Spaltöffnungen. Mindestens Fiedern
und Fiederchen mit deutlichem Mittelnerven.
54. (5.) B. matrieariae. 4. Blätter zweizeilig, jährlich oft 2
(zuweilen 5—4) sich entwickelnd, von denen aber meist nur eins
einen sporentragenden Theil besitzt (oft wird die Zahl der gleichzeitig
vorhandenen Blätter noch durch Ueberwintern namentlich einzelner
sporenloser Blätter vermehrt). Sp.b. bis 26, Frond. meist nur bis
10 cm lang; beide vor der Entfaltung dicht mit gegliederten Haaren
besetzt, ausgewachsen mit spärlichen Resten derselben. Blattstiel bis
zur Trennung der beiden Theile nur 1—4 cm lang, oft ganz von
Scheidentheilen der Blätter früherer Jahre umhüllt. Sporenloser
Blatttheil bis 6 cm lang gestielt; sein Stiel (wie der der sporen-
losen Blätter) halbeylindrisch, oft roth überlaufen, von nur einem Leit-
bündel durchzogen. Spreite fast 3zählig-abnehmend 2—3fach ge-
fiedert, diek-fleischig, gelbgrün. Fiedern jederseits 2—6, meist fast
oder völlig gegenständig, die unteren gestielt, die oberen sitzend, die
untersten dem Reste des Blatttheils völlig oder annähernd entsprechend.
Letzte Abschnitte kurz gestielt bis sitzend, rundlich- bis länglich-
- eiförmig, an der Spitze abgerundet oder gestutzt, ganzrandig oder
schwach gekerbt. Sporentragender Blatttheil lang gestielt, den sporen-
losen weit überragend, 2—3fach gefiedert. Sporangien gelb-, zuletzt
rothbraun. — Kurzgrasige Wiesen, grasige Abhänge, lichte Wälder, oft
nit 50. und 51., doch meist viel seltener als diese (zuweilen in einzelnen
1) Von »uAkoy Blatt, wegen der stärker getheilten sporenlosen Blatttheile
und Frond.
110 Ophioglossaceae.
Exemplaren), bis etwa 1600 m ansteigend; am meisten verbreitet im
östlichen Gebiete, westlich und südlich bis Mecklenburg, Brandenburg,
Ost-Thüringen, Böhmen, Mähren und längs den Karpaten bis Sieben-
bürgen [und Rumänien]; sonst sehr vereinzelt: Nordsee-Insel Norderney ;
südliche Vogesen; Württemberg: früher bei Ellwangen! Bayern: nur
bei Regensburg; Nieder-Oesterreich im Waldviertel bei Weitra (J. Jahu
ÖBZ. XLV. 286); an vereinzelten Orten der Alpen von Savoyen bis
Steiermark . (für die Alpen Nieder-Oesterreichs zweifelhaft). Sp.r. Juli,
Aug., im Hochgebirge bis Sept. — B. M. Spr. Syst. Veg. IV. 23
(1825). Osmunda Lunaria d. L. Fl. Suee, ed. 2. 369 (1755). O.L.
var. Daeckeäna L. Pandora et flora Rybyensis (1771) [ohne Beschreib-
ung!]. O. Matricäriae Schrank Baier. Flora II. 419 (1789). Botry-
chium rutäceum Sw. in Schrad. Journ. II. 1800 111 (1801) mit.
Ausschluss einiger (zu 51. und 52. gehöriger) Synonyme. B. matri-
carioides Willd. Sp. pl. V. 62 (1810). B. rutaefölium A. Br. in Döll
Rhein. Fl. 24 (1843). Luerssen Farnpfl. 582 fig. 182. Koch Syn.
ed. 2. 972. Nyman Consp. 869 Suppl. 348. B. ternätum A. Euro-
paeum Milde Bil, Eur. 199 (1867).
Die Pflanze steht jedenfalls dem Ostasiatischen und Australischen B. ternatum
(Thunb. 1784) Sw. sehr nahe; ich bin Luerssen in der Abtrennung der euro-
päischen Art von dieser und den viel weiter abweichenden Nordamericanischen
Formen gefolgt. Unsere Pflanze variirt nur in der Grösse und dem davon ab-
hängigen Theilungsgrade der Blätter; doch lassen sich die danach unterschiedenen
var. campestris [gross] und montäna [klein] (Milde Fil. Eur. 200 [1867]) un-
möglich von einander trennen. Missbildungen sind selten.
(Dänemark; Skandinavien; Nord- und Mittel-Russland; Serien
Sibirien; nach Milde [a. a. O. 200] auch in Japan und Nord- - America.)
|*
55. (6.) B. Virginiänum. %. Blätter mehrzeilig; jährlich nur
eins sich entwickelnd. Blatt 16 bis 80 cm lang, sommergrün,
vor der Entfaltung dicht mit Gliederhaaren besetzt, ausgewachsen oft
völlig kahl. Stiel bis 36 cm lang, so lang oder etwas länger als
(der sporentragende Blatttheil (incl. Stiel), bis 3 mm dick, oft röthlich
bis rothbraun überlaufen, von 3—10 Leitbündeln durchzogen. Sporen-
loser Blatttheil fast sitzend, dreieckig, oft breiter als lang, spitz,
abnehmend 2—4fach gefiedert, ziemlich dünnhäutig, zuweilen fast
durchscheinend. Fiedern jederseits 7—14, gegenständig oder abwechselnd,
die unteren kurz gestielt, die oberen sitzend, die untersten öfter so gross,
dass die Spreite 3 zählig erscheint. Abschnitte letzter Ordnung läng-
lich, eingeschnitten-gezähnt bis fiederspaltig; Zipfel spitz oder .
stumpf gezähnt. Sporentragender Blatttheil verhältnissmässig klein,
langgestielt, den sporenlosen oft weit überragend, 2—3fach gefiedert.
Sporangien zuletzt rothbraun. — Schattige Wälder, Wald- und Berg-
wiesen, in den Alpen (bis über die Waldgrenze ansteigend) sehr zer-
streut, sowie an vereinzelten Punkten Süd-Ungarns und der nordöst-
lichen Ebene; zuweilen sehr spärlich und, da alle Angaben erst in dem
letztverflossenen halben Jahrhundert erfolgten, wohl noch an manchen
Botrychium. 111
Orten übersehen. Schweiz: Glarus: Sachberg (Gehring nach Christ
und Jäggi DBG. IX [1891] [231]); Graubünden: am Flimser See
(G. Klebs nach Gremli Neue Beitr. V. 81 und Christ Schw. BG.
I. 89, A. v. Degen!) Bad Serneus im Prätigau. Süd-Tirol: Kersch-
baumer Alp bei Lienz (Pichler nach A. Engler! vgl. ÖBZ. XLIN.
189 [1893]). Baiern:: Steinberg bei Ramsau unweit Berchtesgaden. Steier-
mark: am Pyhrn über Lietzen an der Grenze Ober-Oesterreichs (hier
zuerst für das Gebiet von Presl aufgefunden). Nieder-Oesterreich :
Schneeberggebiet: 'Thalhofriese bei Reichenau und Plateau des Saurüssels.
Banat: Donauthal: Karlsdorf bei Neu-Moldova .im Eichenwalde
(A. v. Degen 1887! vgl. ÖBZ. XXXVII. 231 [1888]). Galizien:
Lemberg: Derewacz; Jarina bei Janow. ÖOstpreussen: Kr. Neidenburg:
Forstrevier Korpellen (Kiefern- und Fichtenbestand) und am Schweden-
wall zw. Zimnawodda und Wallendorf (Kiefernwald); Kr. Ortelsburg:
Puppener Forst (Abromeit PÖG. Königsb. XXVII. 50, 54). Spır.
Juni— Aug. — B. v. Sw. in Schrad. Joum. 1800 II. 111 (1801).
Luerssen Farnpfl. 588 fig. 183. Nyman Consp. 849 Suppl. 348.
Osmunda v. L. Spec. pl. ed. 1. 1064 (1753). B. virginicum Willd.
Sp. pl. V. 64 (1810). B. anthemoides Presl Abh. Böhm. Ges. Wiss.
V. Ser. V. 323 (1848, kleine Form subalpiner Standorte).
Die stattlichste einheimische Art dieser Familie, von Fries nicht unpassend
mit 5. verglichen.
(Schweden; nördliches und mittleres Russland; Sibirien; Japan;
China; America von Canada bis Brasilien.) x
2, Unterelasse.
HYDROPTERIDES).
(Willd. Bemerk. üb. selt. Farrenkr. (Acta Acad. Erfurti I. 8 [1802]
excl. /soetes). Luerssen Farnpfl. 593.)
(Rhizocarpae?) Batsch Tab. affin. regn. veg. 261 [1802] excl. /soötes.)
Vgl. S. 3. Mittelgrosse oder kleine, krautige, ausdauernde oder
seltener einjährige Gewächse. Stengel ungegliedert, oberirdisch kriechend
oder schwimmend. Sporangiengruppen (Sori) in fruchtähnliche Hüllen
(Conceptacula, Sporocarpia) eingeschlossen. Sporangien mit einschichtiger
Wand, ohne Ring. Männlicher Vorkeim ohne Chlorophyll, aus einer
vegetativen Zelle und einem zweizelligen Antheridium bestehend. Weib-
licher Vorkeim chlorophyllhaltig, den 3klappig geöffneten Scheitel der
. Makrospore ausfüllend.
1) Von Vöwp Wasser und rripıs (8. 8. 2).
2) Von gı&a Wurzel und zapröc Frucht, wegen der in der-Nähe der Wurzeln
stehenden Sporenhüllen (vgl. jedoch Salvinia).
112 Salviniaceae.
Uebersicht der Familien.
A. Meist kleine oder sehr kleine, zarte, meist einjährige, schwim-
mende Wasserpflanzen. Blätter in der Knospenlage einfach
längs gefaltet. Sporenhüllen einfächerig, eingeschlechtlich,
die einen einen aus zahlreichen Mikrosporangien, die anderen einen
aus einer viel geringeren Zahl von Makrosporangien oder nur einem
bestehenden Sorus enthaltend. Salviniaceae.
B. Kleine oder mittelgrosse ausdauernde Sumpf- oder Ufer-
pflanzen mit kriechendem, auf der Rückenseite 2zeilig beblätter-
ten, auf der Bauchseite verzweigte Wurzeln treibenden Stengel.
Blätter in der Knospenlage spiralig eingerollt. Sporenhüllen
mehrfächerig, zweigeschlechtlich, jede Mikro- und Makro-
sporangien enthaltend. Marsiliaceae.
5. Familie,
SALVINIACEAE.
(Du Mortier Anal. des Fam. 67 [1829]. Luerssen Farnpfl. 595.)
Vgl. oben. Die Wand der (bis auf Azolla Q) mit säulenförmigem Recep-
taculum versehenen Sporenhüllen entspricht dem Schleier der Farne. Sie
wird erst bei der Keimung von den Vorkeimen durchbrochen. Mikro-
sporen in schaumig erhärtetes Protoplasma eingebettet; eine gleiche
Masse ist auch der Makrospore als Epispor aufgelagert. Weiblicher
Vorkeim mit mehreren Archegonien.
Uebersicht der Gattungen.
A. Pflanze ohne Wurzeln. Stengel spärlich fiederig verzweigt.
Blätter in abwechselnden Quirlen; auf der Rückenseite je 2
ungetheilte, schwimmende Luftblätter, auf der Bauch-
seite ein untergetauchtes, wurzelähnlich verzweigtes
Wasserblatt. Sporenhüllen zu 2 oder mehreren zweizeilig oder
geknäuelt am Grunde des Wasserblattes. Mikrosporangien an
verzweigten Stielen, die letzten Verzweigungen derselben nur eine
Zellreihe darstellend.. Makrosporangien gestielt, bis zu 25, an
der Spitze des Receptaculums der Sporenhülle. Salvinia.
B. Stengel reich verzweigt (einer Jungermannia ähnlich), auf der
Bauchseite Wurzeln, auf der Rückenseite zweizeilige
bis zum Grunde zweitheilige Blätter tragend. Der
obere Abschnitt der letzteren schwimmend, der untere untergetaucht.
Sporenhüllen zu 2 oder 4 an dem untergetauchten Blattabschnitt.
des untersten Blattes eines Sprosses. Mikrosporangien an unver-
zweigten, aus zwei Zellreihen bestehenden Stielen. Makrosporangium
einzeln, die betr. Sporenhülle ganz ausfüllend. Azolla.
Salvinia. 113
21. SALVINIA!)
([Micheli Nova plant. gen. 109). All. Fl. Ped. II. 289 [1785].
Luerssen Farnpfl. 598.)
Vgl. S.112. Stengel eylindrisch, gliederhaarig, mit schwachem, centralem
Leitbündel und peripherischen Luftgängen. Luftblätter dicht gedrängt,
sich deckend, fast rinnig gefaltet, mit deutlichem, fiederig verzweigtem
Mittelnerven. Sporenhüllen sämmtlich gleich gross, zartwandig, zuletzt
verwesend. Makrosporangien ganz von schaumigem Protoplasma aus-
gefüllt. Weiblicher Vorkeim in zwei lang herabhängende Lappen aus-
wachsend; Keimling mit schildförmigem Keimblatt.
13 Arten der gemässigten und Tropenzone; in Europa nur die folgende Art:
56. 8. natans. (ital.: Erba-pesce). © Stengel höchstens 20 cm
lang, bis etwas über 1 mm dick. Schwimmblätter bis 13 mm
lang, sehr kurz gestielt, aus schwach-herzförmigem Grunde
elliptisch, stumpf oder schwach ausgerandet, unterseits dicht behaart,
zuletzt braun oder geröthet, oberseits bläulich-grün, mit in schräge Zeilen
geordneten, eim Büschel kurzer, zuletzt brauner Haare tragenden Warzen
besetzt. Wasserblätter kurz gestielt, ihre 9—13 bis 6 cm langen Ab-
schnitte mit langen Haaren besetzt. Sporenhüllen zu 3—8 ge-
knäuelt, abgeplattet-kugelig, mit 9—14 hohlen, sich berührenden
Längsrippen, behaart, die untersten 1—2 Makro-, die übrigen Mikro-
sporangien enthaltend. Mikro- und Makrosporen gelblich weiss. — Auf
stehenden und langsam fliessenden Gewässern, gern zwischen Rohr und
Flossholz, in Altwässern der grösseren Flüsse oft massenhaft, nur in
den Ebenen und auch dort nicht allgemein verbreitet; öfter unbe-
ständig. Erreicht in unserem Florengebiete die Polargrenze der Gattung.
Am häufigsten in Brandenburg!! und Schlesien!! seltner im nördlichen
Mähren (Ostrau), Galizien und Polen! (vgl. Rostafinski Pam. Fiz.
VI. 249, Blonskia a. OÖ. XI. III 130). Im Weichselthale West-
preussens! In Pommern bei Stettin! und Putbus. Früher bei Lübeck !
Längs der Elbe bei Torgau (Egeling!)? von Wörlitz! bis Magdeburg!!
und von Lauenburg bis Stade. Niederlande: bei Zwolle und Maastricht.
Belgien: Lanaeken in der Campine? (nach Cr&pin 5. dit. 461 ist dieser
Fund etwas verdächtig). Ober-Rheinfläche von Karlsruhe! bis Offenbach.
Piemont: Aosta-Thal. Halbinsel Sermione im Garda-See (Rigo!) Etsch-
thal von Burgstall unterhalb Meran bis Verona. Kroatien. Slavonien,
Ungarn! Siebenbürgen. Sp.r. Aug. —Oct. — $.n. All. Fl. Ped. II. 289
(1785). Luerssen Farnpfl. 600 fig. 184—186. Koch Syn. ed. 2. 968.
Nyman Consp. 871 Suppl.349. Marsilea n. L. Sp. pl. ed. 1. 1099 (1753).
(Südliches Frankreich; nordöstliches Spanien (Rosas Willkomm
Prodr. Suppl. 3); Italien (südlich noch im Lago di Fondi); Macedonien ;
1) Nach Antonio Maria Salvini, * 1633 r 1729, Professor der griechischen
Sprache in Florenz.
Ascherson, Synopsis. I. 8
.
114 Salviniaceae. Marsiliaceae.
Serbien; Bulgarien; Rumänien; mittleres und südliches Russland; Kau-
kasusländer; südöstl. Kleinasien (Marasch); Nord-Persien; Amurgebiet;
Japan; China; Algerien.) | | =
+ AZOÖLLA!).
(Lam. Eneyel. I. 343 [1783].)
Vgl.S. 112. Der oberseits papillös behaarte durchscheinend einschichtig gesäumte
obere Blattabschnitt enthält eine nach unten geöffnete von Nostochaceen- (Anabaena-)
Colonien bewohnte Höhlung. Der etwas grössere untere Blattabschnitt bis auf einen
mehrschichtigen, grünen Mittelstreifen einschichtig, farblos. Sporenhüllen unter sich
verschieden, die die Mikrosporangien enthaltenden grösser, kugelig, die das Makro-
sporangium enthaltenden kleiner, eiförmig, alle am Scheitel oder in der oberen
Hälfte verholzt, welcher festere Theil bei der Keimung als Deckel abgesprengt wird.
Protoplasmamasse des Mikrosporangiums in 2—8 Klumpen (Massulae) getheilt, von
welchen (bei unserer Art) haarähnliche, an der Spitze ankerartige Fortsätze (Glochiden)
ausgehen. Makrosporangium nur in seiner unteren Hälfte mit schaumigem Proto-
plasma erfüllt; die Makrospore am Scheitel 3 oder 9 kleinere Ballen derselben Masse
(Schwimmkörper) tragend. Weiblicher Vorkeim 3lappig. Keimblatt eine nach vorn
geöffnete Scheide darstellend.
4 Arten der Tropen- und wärmeren gemässigten Zonen, von denen ausser der
folgenden noch eine, die süd- und tropisch-americanische A. filieuloides Lam. in
Europa (West- und Nord-Frankreich) verwildert gefunden wurde. Sie unterscheidet
sich von A. C. ausser ihrer beträchtlicheren Grösse durch fiederige Verzweigung
und den stumpferen oberen Blattabschnitt, dessen Trichome einzellig sind.
+ A. Caroliniäna. (ital.: Grassa di guano). — 2] (ob gelegentlich ©) ?).
Stengel mit seinen gabligen Verzweigungen einen Raum von 7—15 mm
Durchmesser bedeckend. Wurzeln einzeln, mit abstehenden zarten Haaren bedeckt;
Blätter bis 1/2 mm lang, lebhaft grün, oberseits oft geröthet, am unteren Theile der
Zweige etwas entfernt, gegen die Zweigspitzen kätzchenartig gedrängt. Oberer Ab-
schnitt derselben länglich-rhombisch, stumpf. Papillenartige Triehome der Öber-
seite desselben oft 2zellig. Mikrosporenklumpen dicht mit quer gefächer-
ten Glochiden besetzt. Makrosporen mit 3 Schwimmkörpern. — Diese jiım wär-
meren America (nördlich bis zum Ontario-See) einheimische Pflanze wurde seit 1872
in die botanischen Gärten Europas eingeführt, wo sie sich bald auch im Freien
enorm vermehrte. Schon 1878 konnte A. de Bary auf der Naturforscher-Versanım-
lung zu Kassel (Tageblatt S. 50) über das Wachsthum dieser „neuen Wasserpest*
interessante Mittheilungen machen. Dies Wachsthum wurde auch ausserhalb der
Gärten auf stehenden und langsam fliessenden Gewässern beobachtet, wohin die
Pflanze absichtlich versetzt wurde oder zufällig gelangte. So in den Niederlanden:
Leijden (Brasch!) z. B. in Gräben der Strasse nach Katwijk 1885 (Magnus!)
Boskoop, wo sie die Gräben nach drei Jahren mit einer 12 cm dicken Schicht be-
deckte (Kittel Gartenflora 1885 88); Bonn: Poppelsdorfer Schlossgraben früher;
Giessen (Dosch und Seriba Exe.fl. Hessen 3. Aufl. 24); Strassburg: Gräben am
Metzgerthore 1885!! beim „Fuchs am Buckel“ in der Nähe der Ill-Mündung weite
Strecken bedeckend (A. de Bary 1885 mündl.); Berlin: Ausstellungspark (Luerssen
Farnpfl. 598 [1887]. Böhmen: Tümpel am Beraunflusse unterhalb Pilsen 1895
(Celakovskf br.). Aehuliches wurde auch in England um London, in Frankreich
um Bordeaux und in Italien um Chioggia, Rovigo, Ferrara, Pisa (Rossetti! vgl.
auch Arcangeli Ric. e Lavori Ist. bot. Pisa 1886 28) und Massa ducale (Levier
Boll. Soc. Bot. It. 1892 101) beobachtet. Stellenweise wurden einheimische Wasser-
pflanzen durch die wuchernde Azolla verdrängt, so in England Lemna, bei Bordeaux
1) Der Name ist a. a. OÖ. vom Autor nicht erklärt; möglicher Weise ein will-
kürlich gebildetes Wort ohne Bedeutung.
Azolla. 115
die verwandte Salvinia; doch nur an dem letzteren Orte wurde meines Wissens
im Freien Sporenbildung beobachtet), An allen übrigen Orten muss die Pflanze,
die z. T. strenge Winter überdauerte, im Freien perennirt haben, was auch in den
botanischen Gärten sowie in Nord-America direct beobachtet wurde. Dagegen ist
nicht festgestellt, ob sie auch nach der Bildung der Sporenhüllen durch vegetative
Vermehrung ausdauerte.e An den meisten Orten scheint sie später wieder ver-
schwunden zu sein; so hat sie der eifrige Erforscher der Elsasser Flora, H. Petry,
bei Strassburg neuerdings nicht beobachtet. Vgl. auch Saccardo Atti R. Ist.
Veneto ser. VII. tom. III. 833—836. Es ist daher auch nicht festgestellt, dass sich
die Pflanze dauernd in unserem Gebiet eingebürgert hat. Sp.r. Aug., Sept. — A4.c.
Willd. Sp. pl. V. 541 (1810). Nyman Consp. Suppl. 349.
6. Familie.
MARSILIACEAE.
(S. F. Gray Nat. Arrang. II. 24 [1821]. Luerssen Farnpfl. 606.)
Vgl.S. 112. Die dieke und harte Wandung der Sporenhülle geht
aus einem (zuweilen in die Achsel des sporenlosen Blatttheils herabge-
rückten) Blattabschnitte hervor, in welchem die Fächer als anfangs offene,
später sich schliessende Aushöhlungen entstehen. Die Hüllen springen
zuletzt durch das Aufquellen des eingeschlossenen gallertartigen Gewebes
mehrklappig auf. Auch das Epispor der Mikro- und Makrosporen
gallertartig, durch sein Aufquellen die Sporangienwandung sprengend.
Weiblicher Vorkeim mit nur einem Archegonium. Keimling mit 1—2
fadenförmigen Keimblättern.
Uebersicht der Gattungen.
A. Blätter langgestielt; Spreite 2-jochig-4-zählig mit sehr kurzem
Mittelstreif. Sporenhüllen 1 oder mehrere am oder über dem
Grunde des Blattstiels, mit jederseits 2—12 horizontalen über
einander gestellten je einen Mikro- und Makrosporangien ge-
mischt enthaltenden Sorus einschliessenden Fächern, zu-
letzt longitudinal 2klappig aufspringend und einen Gallertring ent-
lassend, dem die Sori in eine zarte Membran gehüllt seitlich an-
haften. Marsilia.
B. Blätter stielrundlich, zuweilen fadendünn. Sporenhülle
stets einzeln in ihrer Achsel, mit 2—4 longitudinal neben
einander gestellten je einen am Grunde meist Makro-, oberwärts
meist Mikrosporen enthaltenden, Sorus einschliessenden Fächern,
zuletzt mit so viel Klappen als Fächer aufspringend, und die in
einen Gallerttropfen eingebetteten frei werdenden Sporangien ent-
lassend. Pilularia.
1) Dagegen wurde bei der neuerlich eingeführten A. filieuloides in mehreren
botanischen Gärten, selbst noch in Königsberg i. Pr.!! Bildung der Sporenhüllen
reichlich beobachtet.
s*+
116 Marsiliaceae.
-22. MARSILIA').
(Baumgarten Enum. pl. Transs. IV. 8 [1846]. Luerssen Farnpfl. 607.
Marsilea [L. Gen. pl. ed. 1. 326] ed. 5. 485 [1754] z. T.)
Vgl. 8.115. Pflanze in der Jugend behaart, ausgewachsen oft kahl.
Stengel weithin kriechend, ziemlich dünn, verzweigt, mit centralem hohl-
cylindrischem Leitbündel und peripherischen Luftgängen. Blätter ge-
drängt oder entfernt, mit dünnem, von einem im Querschnitt abgerundet-
3-seitigen Leitbündel durchzogenem Stiele und quirlartig ausgebreiteten
Fiedern, deren unteres Paar das obere in der Knospenlage deckt. Fiedern
am Grunde keilförmig, oben abgerundet, gestutzt, gekerbt oder aus-
gerandet, mit fächerförmiger Nervatur, bei den Landformen beiderseits
mit Spaltöffnungen, an den meist keine Sporenhüllen entwickelnden
Wasserformen schwimmend. Bei diesen legen sich die Fiedern beim
Herausnehmen aus dem Wasser fast augenblicklich rückwärts dem Stiele
an, während die Luftblätter Schlafbewegungen zeigen.
Ueber 50 Arten, über die Tropen- und einen grossen Theil der gemässigten
Zonen verbreitet. In Europa ausser der folgenden noch 2—3 Arten: die mediterrane
M. pubescens Ten., von der M. strigosa Willd. (an der unteren Wolga) wohl nur
als Unterart zu trennen ist, und M. Aegyptiaca Willd. bei Astrachan.
57. M. quadrifolia. (ital.: Quadrifoglio, Trifoglio dei laghi.) 2%.
Stengel bis 50 em, an Wasserformen über 1 m lang, spärlich ver-
zweigt, wie die bis 12 (an Wasserf. 50) cm langen Blätter ausge-
wachsen kahl. Fiedern breit-keilförmig bis 12 (an Wasserf. 30) mm
lang und breit, oben abgerundet. Sporenhüllen 2—3, seltener
1 oder 4, dem Blattstiel weit über seinem Grunde eingefügt,
auf aufrechten, meist theilweise verwachsenen, die Hülle etwa
3mal an Länge übertreffenden Stielen, ca. 6 mm lang, bohnen-
förmig, seitlich kaum zusammengedrückt, auf dem Rücken am
Grunde mit 2 fast gleich grossen, niedrigen, stumpfen Zähnen,
bei der Reife fast oder völlig kahl, schwärzlich; ihre Nerven mit
bis zum Bauchrande getrennt verlaufenden Aesten. Sori jeder-
seits 7—9. — In Sümpfen, Teichen und Gräben, Lehmgruben und
Flachsröthen, auf nassen Triften, meist auf zuletzt austrocknendem Boden
. (nur so ihre Sporenhüllen reifend), meist nur in den Ebenen, im süd-
licheren Gebiete sehr zerstreut aber gesellige. Erreicht in unserem
Florengebiete die Polargrenze der Gattung. Ober-Rheinfläche! von
Hüningen bis Astheim oberhalb Mainz (früher). Bonfol bei Pruntrut
im Canton Bern. Am Genfer See bei Villeneuve! und Bouveret. Ober-
bayern: zw. Rosenheim und Kloster Rott im.Innthale. Schlesien: Ham-
1) Nach dem Grafen Luigi Ferdinando Marsigli in Bologna, * 1658 + 1730;
schrieb u. a. De fungorum generatione Romae 1714 und gab im VI, Bande seines
Prachtwerkes Danubius Pannonico-Mysicus Hagae et Amstel. 1726 S. 49 ff. ein
Verzeichniss der an den Ufern der Donau vorkommenden Pflanzen. Die Schreib-
weise Marsiglia und Marsigliaceae, die Trevisan (Atti Soc. It. Se. nat. XIX.
475 [1877] vorschlägt, ist ebensowenig gerechtfertigt als die Linn&@’sche Marsilea.
(vermuthlich nur Wiederholung eines Druckfehlers bei Micheli [Kanitz br.]).
2 ne
Marsilia. Pilularia. 117
merteich bei Rybnik!! Steiermark: Podwinzen bei Pettau! Kärnten:
Klagenfurt! Waidmannsdorf. Kroatien. Slavonien! Grosse Ungarische
Ebene! Siebenbürgen : Mezöseg: Vasas-Sz. Ivän im Com. Szolnok-Doboka.
Marseille. Die Angabe bei Lemberg scheint unrichtig. Sp.r. Sept., Oct. —
M. q. L. Spee. pl. ed. 1. (1753) 1099. Koch Syn. ed. 2. 968. Nyman
Consp. 870. Suppl. 348. M. quadrifoliata L. a. a. O. ed. 2. 1563
(1763). Luerssen Farnpfl. 613 fig. 187, 188.
Durch die Tracht einer 4blättrigen Kleepflanze sehr ausgezeichnet.
(Frankreich; Portugal und Spanien; Italien; Serbien; Rumänien;
an der unteren Wolga; West-Sibirien; Kaukasusländer; Afghanistan;
Nord-West-Indien ; China; Japan; Nord-America: Connecticut.) _*_
-23. PILULÄRIAY),
([Vaillant Bot. Paris 159. L. Meth. sex. 21.] Gen. pl. ed, 5. 486
[1754]. Luerssen Farnpfl. 616.)
Vgl. S. 115. Wuchsverhältnisse der vorigen Gattung; Stamm und
Blätter ausgewachsen völlig kahl, beide mit centralem, cylindrischem
Leitbündel und peripherischen Luftgängen. Sporenhüllen dicht glieder-
haarig, zuletzt fast kahl.
6 Arten; in Europa ausser der folgenden noch die mediterrane P, minüdta
Durieu; ausserdem je zwei Arten in America und Australien.
58. P. globulifera. (ital.: Pepe di padule.) 4. Stengel bis 50 cm
weit kriechend, höchstens 1,5 mm dick, spärlich verzweigt. Blätter dicht
gedrängt, dunkelgrün, pfriemenförmig-zugespitzt, 3—10 em lang und bis
1 mm dick, oder an Wasserformen, die keine Sporenhüllen tragen (P.natans
M£rat Fl. Paris ed. 2. 11. 283 [1821]), bis 20 cm lang und sehr zart. Sporen-
hülle kugelig, meist 3 mm im Durchmesser, meist auf !/a—!/s ihrer
Länge messendem, aufrechtem, radial angesetztem Stiel, anfangs
mit anliegenden, nur an der Spitze abstehenden Haaren dicht besetzt,
anfangs gelbgrün, zuletzt schwarzbraun, 4fächerig. — An zeitweise
unter Wasser stehenden Orten, schlammigen, moorigen, seltener sandigen
Ufern von Seen und Teichen, in Gräben, Torfstichen, seltener auf nassen
Heidestellen, oft sehr gesellig, aber nur stellenweise verbreitet; meist in
den Ebenen. Am häufigsten in den norddeutschen Heide-Gebieten
westlich von der Elbe!! incl. Schleswig-Holstein! (auch auf den Nordsee-
Inseln Terschelling und Föhr) und in der Nieder-!! und Ober-Lausitz!!
Findet sich im Flachlande östlich bis Nieder-Schlesien (Bunzlau, Haynau
und Freistadt (Schröder nach Fiek und Schube 69. Ber. Schles. Ges.
II. 179), dem mittleren und nördlichen Brandenburg (Frankfurt a. O.
. früher! Fürstenwalde!! Berlin früher!! und Templin!) und Hinterpommern :
Stolp! Kr. Lauenburg: Sauliner See (Graebner!! vgl. BV. Brandenb.
XXXVYV. 1893. L, LD); in Posen, West- und Östpreussen noch nicht
1) Von pilula Pille, wegen der Aehnlichkeit der Sporenhüllen mit einer solchen.
N
118 Marsiliaceae. Equisetariae. Equisetaceae.
beobachtet, für Polen und Galizien sehr zweifelhaft. Ausserdem nur
vereinzelt: Ardennen. Rheinisches Schiefergebirge: Malmedy; Koblenz;
Seeburger Weiher bei Freilingen im Westerwalde. Ober-Rheinfläche von
Freiburg! bis Frankfurt a. M.! Hanau! Kahl bei Aschaffenburg.
Pfälzisch-Lothringer Bergland bei Kaiserslautern! und Bitsch (früher).
(Dep. Haut-Rhin: Giromagny! und Delle). Berner Jura: Bonfol bei
Pruntrut. Franken: Dinkelsbühl; Erlangen! Thüringen: Schleusingen.
Kgr. Sachsen: Chemnitz; Pirna; Königsbrück. Allgäu: Werdensteiner
Meer bei Immenstadt (Seb. Mayer! Naturw. V. Augsb. XXXI. 248
[1894]). In der Provinz Brescia. Im Küstenlande zwischen Görz und
Sempas (Schönpass) (Krasan OBZ. XIII 361 und br, Marchesetti
1869!) als einziges sicheres Vorkommen in Oesterreich-Ungarn, da die
Pflanze für Böhmen, Mähren und Siebenbürgen jetzt sehr zweifelhaft
ist und die Angabe für Ungarn (Debreezin in- jetzt nicht mehr vor-
handenen Sumpflöchern 1848) jetzt von ihrem Urheber selbst bezweifelt
wird (Hazslinszky br.). Sp.r. Juli—Sept. — P. g. L. Sp. pl. ed. 1.
1100 (1753). Luerssen Farnpfl. 619 fig. 190—192. Koch Syn. ed. 2.
968. Nyman Consp. 870. Suppl. 349.
Ueberzieht wie die in der Tracht ähnlichen Seirpus acieularis L. und Juneus
supinus Much., mit denen die Pflanze öfter gemeinsam vorkommt, oft beträchtliche
Strecken. Die Blätter lassen sich von denen der letzteren und den Stengeln der
ersteren Art sofort dadurch unterscheiden, dass sie in der Jugend an der Spitze
uhrfederartig eingerollt sind; auch entfaltet sind sie häufig noch etwas gewunden
und ausserdem viel dicker als die erwähnten Vergleichsgegenstände.
(Frankreich; Britische Inseln; Dänemark; südliches Skandinavien ;
mittleres und südliches Russland; Corfu; Ober- und Unter-Italien ;
Portugal.) *k
2. Classe.
EQUISETARIAE.
(Aschers. Syn. I. 118 [1896]. Eguwisetinae Prantl Lehrb. d. Bot. 116
[1874]. Luerssen Farnpfl. 622. Equisetäles Trevisan Bull. Soe. It.
Se. nat. XIX. 476 [1877]. Engl. Syll. Gr. Ausg. 57 [1892]).
S. S. 2. Bei uns und in der Jetztwelt!) überhaupt nur die
1. Unterelasse.
ISÖSPORAR?).
(Engl. a. a. ©. [1892]. Gonopterides Willd. in Rebentisch Prodr. F].
Neom. IX [1804|.)
Sporen gleich. Hieher nur die
1) Die zweite hieher gehörige Unterclasse Heterösporae Engl. a. a. O. wird
von der vorweltlichen Familie der Calamäriae (Calamiten) gebildet.
2) Von !sog gleich und srop# eigentlich das Säen, die Abstammung; in der
neusprachlichen Terminologie seit Hedwig allgemein für die Keimzellen der Krypto-
gamen gebräuchlich.
“
Pilularia. Equisetum. 119
7. Familie.
EQUISETÄCEAE.
(L. C. Rich. in Michaux Fl. bor. amer. II. 281 [1803]. Luerssen
Farnpfl. 622.)
Einzige Gattung:
24. EQUISETUM)!).
((Tourn. Inst. 532 L. Gen. pl. ed. 1. 322] ed. 5. 484 [1754|].
Luerssen Farnpfl. 622.)
(Schachtelhalm ; niederl.: Hermoes, Roebel; vlaem.: Paardestaart; dän.:
Padderokke; franz.: Prele; ital.: Coda di cavallo, Brusca; rumän.: Cöda
calului; poln.: Skrzyp; wend.: Praskac; böhm.: Pfeslicka; ıuss.: Xsomp;
litt.: Kresesos; ung.: Zsurlö.)
Ausdauernde, mittelgrosse, selten (bei uns) bis 2 m hohe Kraut-
gewächse meist feuchter oder nasser Standorte. Grundachse sehr tief
(bis über 1 m) liegend, meist schwarz, reich verzweigt; einzelne Ver-
zweigungen derselben bei einer Anzahl von Arten (beobachtet bei 59.,
61.—63., 62. X 64., 66.) zu rundlichen oder birnförmigen, rosenkranz-
artig aneinandergereihten Knollen verdickt, die erst nach längerer Ruhe
austreiben. Aeste der Grundachse aufrecht, meist erst dicht unter der
Bodenfläche zahlreiche Stengel treibend (daher das dichte Bestände
bildende Auftreten der meisten Arten). Wurzeln einzeln an den Knoten
der unterirdischen Achsen, reich verzweigt. Die stark verkieselte Ober-
haut ohne eigentliche (unverkieselte) Haare, aber oft mit mannichfacher
Seulptur versehen. Schliesszellen der Spaltöffnungen von einem zweiten
Zellpaare (Nebenzellen) bedeckt, deren untere Wände von der Spalte
ausstrahlende, in die Zellhöhle hineinragende, verkieselte Leisten tragen.
Stengel meist gerippt, die Rippen (carinae) jedes Stengelgliedes in die
Zähne der an seinem oberen Ende befindlichen Blattscheide auslaufend;
die der auf einander folgenden Glieder mit einander abwechselnd. Jedes Glied
zunächst dem (bei 69. u. zuw. bei 68. fehlenden) Central-Luftgang von einem
Kreise von den Rippen gegenüberliegenden, auf der centralen Seite einen
(Carinal-) Luftgang enthaltenden Leitbündeln durchzogen, welche ent-
weder eigene geschlossene Schutzscheiden (64.) oder häufiger eine ge-
meinsame äussere (50.—63., 69), oder ausserdem noch eine innere Schutz-
scheide (65.—68.) besitzen. Ausserhalb der Leitbündel finden sich den
1) Bei Plinius (XXV]I. 83) Name einer verzweigten zu dieser Gattung ge-
hörigen Art; Uebersetzung des griechischen zuerst bei Demokritos vorkommenden
irrouptc. Dieser Autor motivirt, wie Plinius, kurz die Benennung wegen der
Aehnlichkeit mit einem Pferde- (!inrog, equus) Schweif (oupa, seta). Bei Dios-
korides (IV. 47) kommt auch eine unverzweigte Art (Inruupts Ertpa) muthmasslich
65. vor.
120 Equisetaceae.
Furchen (valleculae) des Stengelgliedes gegenüber liegende grössere
(Vallecular-) Luftgänge. Das chlorophyllhaltige Gewebe vorzugsweise
unter den Furchen (in Anschluss an die dort ausschliesslich vorhandenen
Spaltöffnungen), das Unterhaut-Sklerenchym hauptsächlich in den Rippen
entwickelt. Bei den mit äusserer gemeinsamer Schutzscheide versehenen
Arten lässt sich das Gewebe meist durch tangentiale Zerreissung derselben
an den welligen Stellen der Zellen („dunkler Punkt“) in einen äusseren
und einen inneren Cylinder trennen. Scheiden glatt oder häufiger ge-
furcht (ausser den zwischen den Zähnen verlaufenden (Commissural-)
Furchen sind öfter auch auf dem Rücken der Rippen [Carinal-] Furchen
vorhanden), nur aussen mit Spaltöffnungen. Zähne meist bleibend, oft
am Rande oder völlig trockenhäutig, verschieden gefärbt. Aeste, wenn
vorhanden, aus den Furchen des Scheidengrundes hervorbrechend, meist
viel schwächer und mit weniger Rippen als die Stengel. Unterste Blatt-
scheide des Astes (Asthülle, ochreola) mit aus dem Scheidengrunde
hervorbrechend, von den folgenden verschieden. Sporangien-Aehre meist
die oberste Blattscheide weit überragend, meist unter den Sporangien
tragenden Blättern mit 1-—2 verkümmerten Scheiden („Ringen“). Sporan-
gienträger meist 6eckig, nur aussenseitig mit Spaltöffnungen, je 5—6
Sporangien tragend, die aus einer Gruppe von Oberhautzellen entstehen
und deren einschichtige, ringlose Wand nach dem Stiel zu mit einem
Längsriss sich öffnet. Sporen chlorophylihaltig; ihre äussere Haut sich
abhebend und in 2 an den Enden spatelförmig verbreiterte Spiralbänder
zerreissend, die den Innenhäuten als sehr hygroskopische, sich in der
Feuchtigkeit einrollende, in der Trockenheit streckende Elat&ren!) an-
haften. Vorkeime meist 2häusig, die männlichen kleiner, weniger reich
verzweigt, die weiblichen bis 1 cm lang. Keimling mit 2 Keimblättern,
welche mit der ersten Blattscheide zu einer gemeinsamen Scheide ver-
wachsen.
Die anatomischen Merkmale scheinen in dieser Gattung beständiger zu sein
als die morphologischen ; indess möchte der taxonomische Werth der letzteren von
den neueren Schriftstellern doch wohl unterschätzt sein. Ich ziehe daher die von
A. Braun und Milde vorgenommene Anordnung der Phaneropora vor. Die Be-
handlung der Formen bereitet besondere Schwierigkeiten, da sie meist nicht auf
ihre Beständigkeit am Fundorte (bei der tiefen Lage der Grundachse ist es schon
nicht leicht festzustellen, ob alle Verzweigungen derselben gleich beschaffene Stengel
treiben ; zuweilen ist das Gegentheil bewiesen!), noch weniger aber durch die (sehr
schwierige) Cultur geprüft wurden. Die Grenzen zwischen typischer Abänderung
und Missbildung sind ebenfalls oft schwer zu ziehen; vgl. Milde’s sehr treffende
Bemerkung (Sporenpfl. 102) über das Verhalten der Fornı polystachyum, die bei 59,
61. und 62. als Spielart, bei 63. und 64. als Abart auftritt.
24 Arten, über den grössten Theil der Erdoberfläche (mit Ausschluss des Sahara-
Gebiets und Neuhollands) verbreitet. In Europa nur unsere 11 Arten.
1) eIarnp der Treiber, von crasvo, welches Zeitwort in erster Linie „fort-
bewegen‘ bedeutet. Die Zerstreuung der Sporen wird durch die hygroskopischen
Bewegungen der Elateren befördert.
Equisetum, 121
A. Equiseta phaneröpora') (Milde 39. Jahresb. Schles. Ges. 1861
138 [1862]. Spalte der Spaltöffnungen unmittelbar nach
aussen mündend. Nebenzellen derselben in gleicher Höhe
mit den übrigen Oberhautzellen; ihre Unterwände mit 7—14
oft gegabelten Leisten. — Sommergrüne Arten mit glatten oder
wenig rauhen Stengeln und meist stumpfen Aehren.
I. E. heterophyädica?) (A. Br. in Flora XXII 305 [1839)]).
Sp.st. und Frond. verschieden, die ersteren wenigstens
anfangs undeutlich gefurcht, ohne Spaltöffnungen, Skleren-
chym und Chlorophyll, die letzteren stets mit Aesten; diese
ohne Central-Luftgang. Leitbündel des Stengels mit äusserer
Gesammtschutzscheide. Aehre meist hell- oder dunkelbraun.
a. E.metäbola°) (subvernälia) (A. Br. a. a.0.[1839]. E. stichö-
pora*) Milde a. a. ©. [1862]). Sp.st. gleichzeitig mit Frond. er-
scheinend, anfangs astlos, gefärbt, glatt, ohne Spalt-
öffnungen und Sklerenchym, letztere nach der Sp.r.
sich an dem grün und etwas rauh werdenden Stengel
entwickelnd, der somit den Frond. ganz ähnlich wird, auch
wie diese Aeste entwickelt. Achse der Aehre markig. Spalt-
öffnungen in 2 durch einen weiten Zwischenraum getrennten
Reihen am Rande der Furchen;; jede Reihe aus 1—2 (selten 3)
Linien bestehend.
59. (1.) E. silvaticum. (ital.: Rasperella.) 4. Sp.st. mit bis 2,5 cm
langen°) bauchigen Scheiden und später in ihrer ganzen Länge die
Beschaffenheit der Frond. annehmenden Gliedern. Frond. 6 (selten 8) dm
hoch, bis 5 mm dick, mit glockenförmigen, bis 1,5 cm langen, ober-
wärts mit kürzeren Scheiden. Beiderlei Stengel (die Sp.st. erst nach
der Sp.r.) in dem oberen ®/a—!/a ihrer Länge reich beästet, mit 10—18
2kantig abgeflachten Rippen. Kanten von 1—2 Reihen sprei-
zender Stachelzellen rauh. Scheiden unterwärts grün, ohne
Carinal-, mit schwachen Commissural-Furchen, oberwärts roth-
braun, trockenhäutig; ihre Zähne so lang als die Röhre, zu 3—4
lanzettlichen, stumpflichen Lappen verbunden. Aeste oft
bogenförmig aufsteigend und zuweilen an der Spitze überhängend, sehr
lang und dünn, 4—5rippig, verzweigt, mit ärippigen, öfter
noch einmal verzweigten Aestchen; ihr unterstes Glied am unteren Theile
des Stengels meist kürzer, am oberen länger als die zugehörige Stengel-
scheidee Asthüllen fuchsroth, Zähne der Ast- und Aestchen-
scheiden lanzettlich, pfriemenförmig-fein zugespitzt. — Schat-
1) Von v»avepös offenbar und ropos (eigentlich Gang), Spaltöffnung.
2) Von Erepog, einer von zweien, vgl. S. 68 und o»n Wuchs, Tracht.
3) neraßoAog veränderlich, von usraßziru.
4) Von otiyog Reibe und ropos.
5) Im Folgenden ist bei den Angaben über die Länge der Scheiden stets die-
selbe mit Einschluss der Zähne verstanden.
122 r Equisetaceae.
tige, meist etwas feuchte Wälder und Gebüsche, auch auf Waldwiesen,
in Acker verwandeltem Waldboden ausharrend (dann aber kleiner und
gelbgrün, mit dichter stehenden diekeren Aesten: f. arvense [Baenitz
herb. eur.!]), im nördlichen Gebiet meist nicht selten, im mittleren und
besonders südlichen mehr und mehr auf die Gebirge beschränkt; bis
1650 m ansteigend, fehlt auf den Nordsee-Inseln und im eigentlichen
Mittelmeergebiet. Sp.r. Mai. — E. sylv. L. Sp. pl. ed. 1. 1061 (1753).
Luerssen Farnpfl. 648 fig. 195 C, D, 198—200. Koch Syn. ed. 2.
964. Nyman Consp. 859 Suppl. 344.
Durch die gruppenweise zusammenhängenden Scheidenzähne und die langen,
feinen, verzweigten Aeste leicht kenntlich. Im Ganzen wenig veränderlich.
Sp.st. entweder beim (etwas früheren) Erscheinen rothbraun, weich und glatt,
1—3 dm hoch, 3—5 mm dick, ihre Scheiden genähert, die oberen oft in einander
steckend, die grössere Aehre kurz gestielt, die Aeste erst nach oder kurz vor dem
Ausstreuen der Sporen hervorbrechend: f. praecox (Milde Nova Acta XXVI. II.
433 [1858]. Luerssen Farnpfl. 655) oder (etwas seltener) wenn etwas später er-
scheinend, schon grün, rauh und ästig, 3—5 dm hoch, mit entfernteren Scheiden
und kleinerer, länger gestielter Aehre: B. serotinum (Milde und Luerssen a. a. O.).
Eine sehr seltene Abnormität, in den beobachteten Fällen meist der letzteren Form
angehörig, ist das Auftreten oft recht zahlreicher aber viel kleinerer Aehren an den
Spitzen der Aeste: ]. polystächyum!) (Milde Sporenpfl. 107 [1865]. Luerssen
Farnpfl. 656). — Bisher angetroffen: Oldenburg: Jever (nur hier A.). Mecklenburg:
Rostock! Prov. Brandenburg: Königswalde! Westpreussen: Neustadt! Elbing! Ost-
preussen : Braunsberg. Augsburg. Vgl. Luerssen Beitr. zur Kenntn. der Fl. Ost-
und Westpreuss. Bibl. bot. Heft 28 3 ff. 53, 54. Taf. I—V. fig. 1. (1894.)
Vom Frond. wurden folgende Formen unterschieden:
B. capilläre. Stengel bis 8 dm hoch. Aeste locker, sehr fein, horizontal
abstehend. — Häufig. — E.s.c. Milde Nova Acta XXVI. II. 433 (1858). Luerssen
Farnpfl. 654. E. cap. Hoffm. Deutschl. Flora II. 3 (1795).
C. pyramidäle. Stengel schon am Grunde beästet, die Aeste dicht, von
unten nach oben an Länge abnehmend. — Selten. Östpreussen : Königsberg (Baenitz!).
Schlesien. Sachsen. Baden. — E. s. var. p. Milde a. a. O. (1858). Luerssen a. a. 0.
D. gräcile. Stengel bis 35 em hoch, nur 1,25—2 mm dick, nur 5—8-
rippig, vom Grunde an beästet; die Aeste bis zur Mitte oder ”/3 der Stengellänge
an Länge zunehmend, von da an allmählich kürzer. — Bisher nur auf Ackerrainen
am Fusse des Pöhlberges bei Annaberg im Sächs. Erzgebirge beobachtet. E. s. e. gr.
Luerssen a. a. O. (1888).
Von Abnormitäten verdienen noch die durchwachsenen Aehren (l. prolviferum
Milde Nova Acta XXVI. II. 434 Taf. 34 fig. 37 [1858]) Erwähnung. Vgl. auch 8. 124.
(Nord- und Mittel-Europa; Nord-Spanien; Serbien; Bulgarien;
Rumänien; Thracien ; Cypern ; Nord-Asien ; kühleres Nord-America.) *
60. (2.) E. pratense. %. Sp.st. (an manchen Orten nur spärlich
erscheinend) mit trichterförmigen bis 1,5 cm langen Scheiden; ihre
Glieder nur unterwärts die Beschaffenheit der Frond. annehmend, ober-
wärts mit einer nur unvollkommen ergrünenden, die ursprüngliche Textur
fast völlig beibehaltenden Zone. Frond. bis 5 dm hoch, bis 3 mm dick,
mit cylindrisch -glockenförmigen bis 8 mm langen, oberwärts kürzeren
Scheiden. Beiderlei Stengel (die Sp.st. erst nach der Sp.r.) oft
1) Von roAö; viel und stayus Aehre.
Equisetum. 123
nur in der oberen Hälfte beästet, mit 8-20 gewölbten von 1—2-
fächerigen „Kiesellappen“ (Querreihen stark vorgewölbter, ver-
kieselter Oberhautzellen) rauhen Rippen. Scheiden mit undeut-
lichen Carinal- und engen, scharfen Commissural-Furchen,
bläulich-grün, oberwärts oft mit einem auf den Rippen bogig ansteigen-
den, dort einen gleichfarbigen Mittelstreifen in die trockenhäutigen, sonst
hellbraunen Zähne entsendenden, dunkelbraunen Querstreifen. Zähne
so lang als die Scheidenröhre, breit-lanzettlich, kurz zugespitzt,
nur an den Spitzen frei. Aeste 3- (selten 4—5-)rippig, meist
nicht verzweigt, ziemlich fein, horizontal abstehend oder überhängend,
ihr unterstes Glied meist etwas kürzer als die zugehörige Stengelscheide.
Asthüllen hellbraun. Zähne der Astscheiden eiförmig, spitz.
— An ähnlichen Orten wie 59. und öfter in dessen Gesellschaft, aber
viel seltener; gleichfalls an sonnigen Stellen eine niedrige, gelbgrüne
Form mit fast schwarzstreifigen Scheiden (f. apriöcum Aschers. Fl. Brand. I.
[1864]) darstellend. Am meisten verbreitet im östlichen Theile der nörd-
lichen Ebene, aber rasch nach Westen und Süden abnehmend, nur in
den deutschen Mittelgebirgen bis über den Rhein und Main vordringend;
erreicht die Grenze in Schleswig-Holstein (noch Albersdorf in Ditmarschen),
Sachsenwald; Mecklenburg (noch Grabow); Brandenburg (noch Rheins-
berg!! Friesack!) Prov. Sachsen (Acken, Barby!), Harz! Hannover
(Pferdethurm); "Westfalen (nur Münster); Rheinprovinz: mit Sicherheit
nur in der Eifel! bei Gerolstein [auch der von Bogenhard in Döll’s
Rhein. Flora 29 angegebene Fundort in der Bayr. Pfalz bei Duchroth im
Nahethale ist unrichtig](F.Wirtgen briefl.); Darmstadt: Arheiligen ; Oden-
wald: am Frankenstein, bei Zwingenberg und Heubach; Thüringen:
Erfurt und Jena; Oberfranken: Gefrees und Baireuth! [Pappenheim
a. d. Altmühl? Niederbayern: Deggendorf?] Böhmen (noch Goldenkron
a. d. oberen Moldau); Mähren (noch Thajathal bei Hardegg und Znaim);
Karpatengebiet in Ungarn!! und Galizien. Tritt dann in den mittleren
und östlichen Alpen wieder auf, dort bis 1660, vereinzelt bis 2150 m
(v. Hausmann) ansteigend: Wallis; Unter-Engadin! Prov. Bergamo;
Tirol; Salzburg!! Venetien ; Görz (Scholz!) Kärnten; Steiermark; Kroatien.
Sp.r. April, Mai. — E. p. Ehrh. Hannov. Magazin 1784 9. Stück. 138.
Luerssen Farnpfl. 660 fig. 201, 202. Nyman Consp. 859 Suppl. 344.
E. umbrosum J. G. F. Meyer in Willd. Enum. hort. Berol. 1065 (1809).
Koch Syn. ed. 2. 965.
Durch den schlanken Wuchs und die zierlichen bunten Scheiden, meist auch
die Zahl der Astrippen leicht von 62. zu unterscheiden. Ebenso formenarm als 59.
Die Mehrzahl der unterschiedenen Formen ist den gleichnamigen von 59. analog,
so dass eine Beschreibung nieht nöthig ist.
So werden vom Sp.st. A. praecox und B. serötinum (Milde Nova Acta
XXVI. II. 439 [1858]. Luerssen a. a. ©. 66) unterschieden, erstere mit bräunlich-
weissem, gelbem oder rothbräunlichem Stengel. Wenn bei dieser Form die Zähne
. von den mit dem dunkelbraunen Streifen umsäumt stehen bleibenden Scheiden ab-
fallen, entsteht die bisher nur in Brandenburg und Schlesien beobachtete Form
A.II.sphacelätum!) (Milde a.a.O. 441. Luerssen a.a.0.667). B.II.ramosissimum
1) Von opazzkos, Brand [Krankheit].
:124 Equisetaceae.
(Mildea.a.0.440 [1858]. Luerssen a. a.O. 667) ist ein zartes nur 2 dm hohes serotinum
mit 9rippigem, vom Grunde an ästigem Stengel, oft mit wenigstens rudimentären
Aestchen versehenen Aesten und sehr kleiner (nur 2—4,5 mm langer) auch bei d. Sp.r.
grüner Aehre. — So bisher nur im Odenwald am Frankenstein und in Schlesien.
Von Frond. unterscheidet man
B. ramulösum. Aeste öfter 4furchig, (meist nur spärlich) verzweigt. —
Bisher nur bei Baireuth, in Brandenburg, Schlesien, Ost- und Westpreussen be-
obachtei. E. p. r. Rupr. Distr. erypt. vasc, imp. Ross. 22 (1845). Luerssen
Farnpfl. 665. Hierzu die Form:
II. pyramidäle (vgl. S. 122). Untere Aeste verzweigt. — Bisher nur im
Odenwald und in Schlesien beobachtet. E. p. p. Milde a. a. O. 441 (1858).
Luerssen a. a. ©. 665.
| C. nanum (Milde Sporenpfl. 105 [1865]. Luerssen a. a. O. 666) ist eine
alpine bisher nur im Pusterthale Tirols am Haller See bei Antholz (ca. 2150 m)
beobachtete Kümmerform mit nur 5—12 cm hohem 9-rippigem Stengel; die untersten
Aeste zuweilen verzweigt.
Unter den Spielarten verdienen am meisten Beachtung diejenigen Störungen
der normalen Metamorphose, welche, worauf Potoni&@ in der Februarsitzung 1894
des BV. Brand. hinwies, an die fossile (triasische und jurassische) Gattung Phyllo-
theca de Zigno erinnern, bei welcher (vgl. z. B. die Figur 17 B. 8. 184 in Solms-
Laubach Einl. in die Paläophytologie) an den Sp.st. Aehren mit vegetativen Scheiden
abwechselten. Den ersten Schritt zu dieser Bildung zeigen die durchwachsenen Aehren
(l. proliferum Milde N. A. XXVL. II. 443 [1858]). Luerssen a. a.0.668; dann folgen
Vermehrung der normalen „Ringe“ am Grunde der Aehre, die Einschaltung ähnlicher
Bildungen zwischen vegetative Scheiden des Sp.st., in beiden Fällen ohne oder mit
Bildung von Sporangien auf den Ringen, sowie Auftreten von Uebergängen zwischen
Ringen und Scheiden (l. annuläatum Milde a. a.0.[1858]. Luerssen a. a. O. 667);
endlich Bildung von zwei (oder einmal selbst drei) öfter durch mehrere mit Ringen
oder Scheiden versehene Glieder getrennten Aehren übereinander (l. distächyum
und tristachyum') Milde a. a. O. 442, 443 [1858]. Luerssen a. a. O. 667, 668).
Von Missbildungen zu erwähnen m. spiräle (Luerssen a. a. O. 668 [1888]
vgl. Milde a. a. ©. 444) mit mehreren zu einem fortlaufenden den Stengel (im be-
obachteten Falle Frond.) spiralig umziehenden Bande vereinigten Scheiden. Eine
sehr auffällige, vermuthlich auf Einwirkung von Spätfrost zurückzuführende Er-
scheinung beobachtete Graebner 1894 in Pommern (Kolberg: Kaemitz!). An
den Aesten war nur das unterste Glied normal ausgebildet, die übrigen unentwickelt
gehlieben, stellen eine schopfartige Knospe dar.
(Britische Inseln; Nord- und östlicheres Mitteleuropa; Kaukasus;
Sibirien; Nord-America südlich bis Canada und Wisconsin.) *
E. maximum Sp.st. E. frondescens s. S. 127.
E. arvense Sp.st. irriguum s. 8. 129.
E. heleocharis B. 1. metabolon s. S. 136.
b. E. ametäbola?) (vernalia) (A. Br. Flora XXII. 305 [1839].
E. anomöpora?) Milde 39. Jahresb. Schles. Ges.1861.138[1862]).
Sp.st. früher als Frond. erscheinend, in der Regel ungefurcht
und astlos, ohne Chlorophyll, Spaltöffnungen und
1) Von öis doppelt und pi; dreifach und stayus Aehre.
2) Von o. privativum und neraßaiog s. S. 121, also: „ohne Verwandlung“.
3) Von a privativum, vouos Gesetz und ropog (s. S.121), also: „Spaltöffnungen
ohne Gesetz vertheilt‘“.
Equisetum. 125
Sklerenchym, nach der Sp.r. absterbend. Spaltöffnungen
am Frond. in 2 durch einen engen Zwischenraum getrennten,
jede aus 2—5 unregelmässigen Linien bestehenden Reihen,
am grössten Theile des Stengels von 61. meist fehlend.
61. (3.) E. maximum. %. Sp.st. (an manchen Orten nur spärlich
erscheinend) bis 25 (selten 50) cm hoch, bis 13 mm dick, saftig, elfenbein-
weiss oder selten schwach grünlich, mit ca. 12 genäherten bis 4 cm
langen, am Grunde hell- sonst dunkelbraunen, anfangs cylindrischen,
zuletzt trichterförmigen Scheiden, welche 20—35 breite flache Rippen
mit undeutlicher Carinalfurche und sehr enge, scharfe Commissuralfurchen
zeigen. Zähne 1/s—!/s so lang als die Scheidenröhre, lanzettlich-
pfriemenförmig, öfter zu 2—3 zusammenhängend. Aehre mit hohler
Achse. Frond. bis 12 dm (seltner 2 m) hoch, bis 10 (seltner 15) mm
dick, in den oberen ®/—?/s ihrer Länge beästet, bis auf die dünne,
astähnliche Spitze meist elfenbeinweiss und unterwärts ohne,
oberwärts meist mit spärlichen Spaltöffnungen, mit 20—40 sehr
undeutlich gewölbten Rippen. Scheiden 1,5 bis 2,5 em lang,
eylindrisch, sonst wie die des Sp.st., aber am Grunde weisslich. Zähne
so lang als die Scheiden-Röhre, mit dunkelbraunem Mittelstreif und
hellerem, dunkler gestricheltem Saume; ihre pfriemenförmigen Spitzen
leicht abbrechend. Aestegrün, meist unverzweigt (seltener und
dann meist spärlich verzweigt: f. ramulösum Aschers. Syn. I. 125 [1896].
E.T.r. Milde Sporenpfl. 101 [1865]. Luerssen a. a. O. 679), 4—5rippig,
wegen der tiefen Carinalfurche der Rippen 8- oder 10kantig.
Kanten von feinen Zähnchen (Auswüchsen an der Grenze zweier über
einander liegender Oberhautzellen, daher 2fächerig) aufwärts rauh. Erstes
Glied des Astes kürzer als die zugehörige Stengelscheide. Asthüllen
hellbraun, am Grunde meist glänzend schwarzbraun. Astscheiden
mit lanzettlich-pfriemenförmigen Zähnen, deren Spitze bald
abbricht. — Auf feuchtem, besonders quelligem Lehm- und Mergelboden,
in Waldsümpfen (selten (Bonn!) in 1—2 dm tiefem Wasser; dann die unter-
getauchten Stengelglieder schwarz [oder am Sp.st. hellgrün] gefärbt und die
Scheiden anliegend, nur etwa 16 zähnig: f. agudaticum F.Wirtgen in Aschers.
Syn. I. 125 [1896]), besonders gern an Abhängen, selbst an Strassen- und
Eisenbahn-Einschnitten und -Dämmen, im Mittelmeergebiet, im Alpen-
und Karpatengebiet (nicht über 1360 m ansteigend) und im mittel-
deutschen Berglande zerstreut, stellenweise häufig, streckenweise fehlend
(auffallend selten am Harz: nur bei Seesen und Osterode (Beling
DBM. VII 14) und in Thüringen: nur bei Jena; im Böhmen nur in
der nördlichen Hälfte, in Mähren nur im Nordosten); in der nörd-
lichen Ebene im Osten sehr zerstreut, westlich von der Bober-Oder-Linie
nur bei Eberswalde!! Stettin!! Rügen: Strandabhänge der Kreide auf
Jasmund!! längs der Ostseeküste in Mecklenburg und Schleswig-Holstein,
landeinwärts bis Malchin! Güstrow, Ratzeburg und Hamburg! Westfalen
im Münster’schen Becken! Niederlande: nur bei Nimwegen und in Nieder-
Limburg; im Belgischen Flachlande Die nördlichsten Fundorte in
126 Equisetaceae.
[Kurland: Windau-Ufer bei Piese-dange unter Schleck 57° 5° N. Br.
(Kupffer 1895! vgl. E. Lehmann FI. v. Poln.-Livl. (431).] Polen:
Kalwarya unw. Suwalki (Rostafinski Pam. Fiz. VI. III. 242). Ost-
preussen: Stallupönen: an der Dobuppe bei Galkehmen 1894 (Rosikat
nach Abromeit PÖG. Königsb. XXXVI. 50); Darkehmen; Heiligen-
beil: Maternhöfen (Seydler a. a. OÖ. XXXII 58). Westpreussen :
Elbinger Höhe!! Putzig: Forst Darslub 1895 Graebner! Neustadt:
Gossentin Caspary PÖG. Königsb. XXIX. 86). Pommern: Bütow!!
Bublitz: Gramenz (Winkelmann DBG. X. 137); Stettin; Rügen
bilden einen Theil der Polargrenze dieser Art, die von dort nach der
Dänischen Insel Moen überspringt, Seeland, Fühnen und Jütland und
die Küsten Schottlands bei Aberdeen und der Insel Skye durchschneidet.
Sp.r. April, Mai, viel seltener Aug.— Oct. oder (so Sp.st. F.) Juni— Aug.
E. m. Lam. Fl. france. I. (7) (1778). E. Telmateia') Ehrh. Hannov.
Mag. 1783 18 Stück 287. Luerssen Farnpfl. 673 fig. 194, 203—205.
Koch Syn. ed. 2. 964. Nyman Consp. 859. Suppl. 344. E. ebürneum
Schreb. in Roth Catal. bot. I. 128 (1797. Verf. beschreibt, worauf
Duval-Jouve in Bull. Soc. bot. Fr. VIII. 639 [1861] aufmerksam
macht, als Sp.st. die Form Sp.st. E.). EP. fluviätile Gouan Fl. Monsp.
439 (1765), Smith Fl. Brit. 1104 (1804) Willd. Spec. plant. V. 2
(1810) nicht L.
Gegen die von Duval-Jouve (a. a. O. 640) vorgeschlagene, von mir in
meiner Flora der Prov. Brandenburg, von Garcke (Fl. v. N.- u. Mitt.-Deutschl.
seit der 6. Aufl.) und vielen späteren Floristen acceptirte Wiederaufnahme des
Lamarck’schen Namens hat Milde (seit Sporenpfl. 103) geltend gemacht, dass
die Lamarck’sche Diagnose kein einziges charakteristisches Merkmal enthalte,
ebenso gut auch z. B. auf 62. Frond. B. a. passe, dass dieser Mangel auch durch
kein Originalexemplar ersetzt werde, da dieser Name in Lamarck’s Herbar nicht
vorkomme und dass Letzterer wie seine Landsleute und Zeitgenossen dessen Namen
später nicht beachtet haben; Luerssen (Farnpfl. 673) stimmt diesen Gründen zu.
Hiergegen bemerke ich, dass eine unbefangene Würdigung des Lamarck’schen
Textes es wohl nicht zweifelhaft lässt, dass dieser Schriftsteller nur diese bei Paris
sehr häufige Art gemeint haben kann; E. arv. nemorosum hat doch niemals (ab-
gesehen von den schon von Duval-Jouve hervorgehobenen dicken, fusshohen
Sp.st.) 20—40-zählige Astquirle. Lamarck hielt seine Art, wie sein Landsmann
Gouan und viele Schriftsteller bis fast zur Mitte des 19. Jahrh. irrthümlich für
identisch mit E. fluviatile L. (unter welchen Namen sie auch nach Milde’s Zeugniss
zweimal in seinem Herbar vertreten ist), dem er nur einen passenderen Namen zu
substituiren sich für berechtigt hielt. Dieser Umstand erklärt, wie Duval-Jouve
treffend ausführt, hinreichend die spätere Zurückstellung des Namens zu Zeiten, in
denen man die Priorität in der Nomenclatur höher zu schätzen anfing. Vgl.
Ascherson ÖBZ. XLVI. 6 ff, 201 ff.
Diese besonders durch den weissen Frond. leicht kennitliche, grösste und
stattlichste einheimische Art der Gattung ist allerdings formenreich, die abweichen-
den Formen aber meist verhältnissmässig wenig beachtet.
Vom Sp.st. sind folgende Abarten unterschieden: Eine Kümmerform, nur
1—2 dın hoch, mit 5—6 entfernten etwa 16-zähnigen Scheiden ist: B. minus
1) Von vehnarelos (überliefert ist nur rzAnarızios!), zum Sumpfe gehörig. Die
Erklärung von Gras (Bull. Soc. bot. Fr. IX. 525 [1862]) von rzrua Sumpf und
eız (neutr. plur.) gleich dem homerischen n7:a Reisekost, Spreu, erscheint mir doch
gar zu gekünstelt.
Equisetum, 127
(Lange NF. Kieb. 2 Aart. II. 1860 19 [1861] z. T. [Sp sst.]. — Bisher nur be-
obachtet: Bonn (F. Wirtgen!). — Von 62. durch die Form und Farbe der Scheiden
und ihrer Zähne verschieden. Die Frond. derselben Grundachse entsprechen aller-
dings annähernd Frond. D. Ferner mit sonst normalen niedriger bleibenden Sp.st.
(13,5 em), mit sich grösstentheils deekenden Scheiden, so bes. im Herbst erscheinend:
C. hümile (Aschers. Syn. I. 127 [1896]. E. T. h. Milde Denkschr. Schles.
Ges. 187 [1853]. Luerssen Farnpfl. 682). — Bonn! Schlesien: Neisse! -— Bei
der Form D. elätius (Ascherson a. a. O. [18:6]. 2. T. e. Milde a. a. O. [1853].
Luerssen a. a. O.) gleichen die unteren Scheiden des bis 46.cm hohen schlanken,
auch getrocknet weiss bleibenden, meist astlosen Sp.st. denen des normalen völlig,
die oberen wenigstens in der Farbe. — Bonn! Schlesien: Neisse! und in Ober-
Oesterreich bei Niederbrunn unw. Ried (Dörfler ZBG. XXXIX, 39). — Ziemlich
selten stirbt der Sp.st. nach der Spr. nicht ab, sondern entwickelt, wie normal bei
59. und 60. (jedoch meist kurz bleibende) Aeste: E frondescens (Aschers. a.a.O.
[1896]. E. eb. f. A. Br. in Silliman’s Amer. Journ. XLVI. 84 [1844]. Vgl.
Flora XXI. 30 [1839]. E. T. f. Milde Sporenpfl. 101 [1865]. Luerssen a. a. O.
E. ebürneum Schreb. a.a.O. [in Betreff der Beschreibung des Sp.st. s. S. 126]. Viel
häufiger finden sich Aehren an Stengeln, die den Frond. sonst völlig gleichen und
gleichzeitig mit denselben erscheinen: F.conforme (F. Wirtgen in Aschers. Syn. I.
-127 [1896]. E. T. 6. c. Schmitz et Regel Fl. Bonn. 1i [1841]. E. eb. serötinum
(A. Br. a. a. O. [1844]. Vgl. Flora a. a. OÖ. E.T. s. Milde Denkschr. Schles Ges.
187 [1853]. Luerssen a. a. ©. 679). Zu dieser Form gehören 5 Unterformen:
II. macrostächyum!') (F. Wirtgen a. a. O. [1896]. E. T. s. mac. Milde Nova
Acta XXVI. II. 426.[1858]. Luerssen a. a. O.). Stengel oft niedrig (mitunter nur
10 em), bis zur ansehnlichen (bis 4,5 em langen) Aehre gleich dick; mehrere der
obersten Scheiden denen des normalen Spsst. ähnlich und astlos, öfter die Aeste
überragend III. intermedium (F. Wirtgen a. a. O. [1896]. E. T. s. i. Luerssen
a. a. OÖ. [1888]). Stengel verlängert, bis zur ansehnlichen (?2—4, selten 5,5 em
langen) Aehre gleich diek; nur die unmittelbar unter der letzteren stehende Scheide
auffällig grösser und astlos. IV. microstachyum?) (F. Wirtgen a. a. ©. [1896].
E. T. s. mic. Milde a. a. O. [1858]. Luerssen a. a. O.). Stengel verlängert, ober-
wärts verdünnt, nur die unmittelbar unter der öfter nur 5 mm langen Aehre stehende
Scheide etwas grösser. — Diese Form scheint häufiger als II. u. III. V. patens
(F. Wirtgen a. a. O. [1896]. E. T. s. p. Dörfler ZBG. Wien XXIX. Abh. 37 [1889)).
Aeste wenig zahlreich, lang, abstehend oder überhängend. — Bonn (F. Wirtgen!)
Oberösterreich: Ried. — VI. brevisimile (F. Wirtgen a. a. ©. [1896]. E.T. s. b.
Dörflera.a.0.38[1889]). Combination mit Frond. D. — Beobachtet: Bonn! Schleswig;
Schlesien: Bayern (Luerssen bei Dörfler a.a. O); Oberösterreich. Die Abart F.
findet sich noch in folgenden Spielarten: 1. polystachyum?) (F. Wirtgen
a. a. O. [1896]. E. T. p. Schmitz und Regel a. a. O. [1841]. E. T. s. p. Milde
Sporenpfl. 102 [1865]. Luerssen a. a. O. 680). E. T. 3. pleiostachyum Kugler
Schles. Tauschverein. Lange Haandb. danske Flora 4. Udg. 5 [1886]. Aeste (kleinere,
meist durchwachsene) Aehren tragend. — Beobachtet: in Württemberg; Bonn! Born-
hausen unweit Seesen am westlichsten Harz (Beling!) Hadersleben; Stettin
(Seehaus nach Prahl krit. Fl. Schl. Holst. II. 273); Elbing (Luerssen POG.
Königsberg XXXIIT. 116); Schlesien : Neisse; Bern; Ober-Oesterreieh : Ried; Gmunden
(Dörfler a. a. O0. 38). — I. proliferum (F. Wirtgen a. a. O. [1896]. ET. p.
Milde Nova Acta XXVI. II. 429 [1858]. Luerssen a. a.O. 681) mit durchwachsener
Endähre. — Bonn! Schlesien: Neisse. — l. comigerum (Aschers. Syn. I. 127 [1896].
E T. s. comösum (Milde a. a. O. [1858]. Luerssen a. a. O.). Sporenträger im unteren
oder mittleren Theile der Endähre Uebergänge zu vegetativen Scheiden zeigend.
— Schlesien: Neisse und Ober-Oesterreich: Gmunden. — l. distächyum*) (Dörfler
1) Von uaxpos lang und. sräyus Aehre,
2) Von utzpös klein und crayur.
3) 8. 8. 192.
4) 8. 8. 124.
128 Equisetaceae.
"a. a.0. 38 Taf. I [1889]) mit zwei übereinander gestellten Aehren. — Bonn (Wirt-
gen!). Ober-Oesterreich: Gmunden (Dörfler a. a. O. vgl. Sitzb. 90).
Von Frond. unterscheidet man folgende Formen:
B. comösum. Aeste nur in der oberen Hälfte des Stengels, aufrecht abstehend.
— Selten. Schlesien! Ungarn, Siebenbürgen und Montenegro (Pantvesek
VNH. Presb. N.F. II. 10). E. m. c. Aschers. Syn. I. 128 (1896). E.T. ce
Milde Denkschr. Schles. Ges. 188 [1853]. Luerssen a. a. O. 679.
C. compösitum,. Stengel etwa 3 dm hoch, vom Grunde an ästig; Aeste auf-
recht, die der unteren Quirle stengelartig (obwohl viel dünner), so lang als
der Hauptstengel, wie dieser vom Grunde an mit Spaltöffnungen versehen,
dicht quirlig verzweigt. — Bonn: Römlinghoven ; Lannesdorf (F. Wirtgen!)
Ober-Oesterreich: Ried am Dürnberger Holze 1888 (Dörfler). — E m. ce.
Ascherson a. a. O. (1896). E. T. forma c. Luerssen et Dörfler bei Dörfler ZBG.
Wien XXXIX. 33 (1889). Luerssen a. a. O. 886.
Weniger erheblich, weil augenscheinlich durch äussere Einflüsse hervorgerufen,
scheinen mir folgende Formen: D. breve (Aschers. Fl. Brand. I. [1864]. E.T. b,
Milde Denkschr. Schles. Ges. 188 [1853]. Luerssen a. a. O. 679. E. T. $. minor
Lange NF. Kiobenh. 2 Aart. II. 1860. 19 [1861] z. T. |Frond.]). Stengel niedrig
(18—30 em), vom Grunde ästig (nach Dörfler ZBG. Wien XXXIX. 32) mit zahl-
reichen Spaltöffnungen. — An trocknen, sonnigen Orten. — E. caespitösum (Aschers.
Syn. I. 128 [1896]. Milde a. a. ©. [1853]. Luerssen a. a. O. 678). Stengel nieder-
liegend, bis 30 em lang, am Grunde mit stengelähnlichen, weissen, aber deutlicher als
der Hauptstengel gefurchten, rauhen, reichl. mit Spaltöffnungen versehenen, 7—12rip-
pigen Aesten. — Bisher nur in Schlesien bei Neisse (annähernd auf Rügen) be-
obachtet. — F. gräcile (Aschers. Syn. I. 128 [1896]. E. T. g. Milde Bot. Zeit. XXIII
[1865] 365. Luerssen a. a O.). Stengel (durch Verkümmerung des Haupttriebes)
zu 4—7 hervortretend, etwas rauh, bis etwa 3 dm lang, 2—3 mm dick, hellgrün,
mit reichl. Spaltötfnungen u.6—7 deutlichen, eine Carinalfurche besitzenden Rippen. —
Westpreussen: Elbing: Dörbecker Schweiz "(Luerssen PÖG Königsb. XXXIH. 116).
Schlesien: Breslau bei Heidewilxen und Obernigk ! Zobtenberg. Gräfenberg (Baenitz
Herb. eur. 7485). Bonn (F. Wirtgen!). Ober-Oesterreich: Ried (Dörflera.a.O. 34
Vierhapper!!). Tumeltsham (Vierhapper a.a. 0. IX [171]). Bukowina: Czerno-
witz: Cecina (Dörfler ÖBZ. XL. 197).
Auf die Rasse (oder wohl richtiger Unterart) E. Braüni!) (Milde ZBG.
Wien XII [1862] 515) mit grünen, rauhen, gefurchten, mit Spaltöffnungen ver-
sehenenı Hauptstengel und einfarbig hellbraunen Asthüllen, welche in Kalifornien,
aber auch in Schottland (Forfar) beobachtet wurde, ist auch in unserem Gebiet zu
achten.
Von Missbildungen wurde auch bei dieser Art die m. spiräle (in einem Falle
combinirt mit Gabeltheilung des Frond. m. furedtum vgl. Milde Nova Acta XXVI.
l{. 429) wiederholt beobachtet. Auch die Aehre bez. der Sp.st. finden sich einmal
oder wiederholt gegabelt: m. furedtum und digitätum Luerssen a.a. O. 683[1888].
(Europa, mit Ausschluss von Skandinavien und des grössten Theiles
von Russland (dort ausser Kurland nur im Südwesten und auf der
Krim), West-Asien bis West-Sibirien und Persien, westliches Nord-Africa;
Nord-Atlantische Inseln ausser den Capverden; westliches Nord-America.)
*
62. (4.) E. arvense. (Kannenkraut, Zinnkraut; niederl.: Katten-
staart; rumän.: Cöda calului; poln.: Koniogon; wend.: Cho$et, Hus6,
Rogac; kroat.: Konj$ep ; litt.: Essai, Essakai.) 4. Sp.st. bis 20 (selten 40) cm
1) Vgl. 8.40.
Equisetum. 129
hoch, 3—5 mm dick, saftig, hellbraun oder röthlich, mit etwa 5
meist von einander entfernten bis 2 cm langen, bauchigen, glocken-
oder trichterförmigen, weisslichen Scheiden, welche 8—12 schmale Com-
missural- und oberwärts deutliche Carinal-Furchen zeigen. Zähne so lang
als die Scheidenröhre, lanzettlich zugespitzt, schwarzbraun, öfter
zu 2—3 zusammenhängend. Aehre gestielt, bis 3,5 cm lang, mit
markiger Achse. Frond. meist nicht über 5 dm hoch (vgl. B.) und
nicht über 3 mm dick, meist mit astlosem, die oberen Aeste weit über-
ragendem Gipfeltheile, Jebhaft- oder hellgrün (selten fast weiss),
deutlich 6—19rippig. In den Furchen, deren Oberhaut-
zellen quer gestellte Reihen von Kieselhöckerchen zeigen,
2 aus 2—5 unregelmässigen Linien bestehende Reihen von Spalt-
öffnungen. Scheiden 5—12 mm lang, oberwärts meist etwas ab-
stehend, hellgrün, mit schwachen Carinal- und Commissural-Furchen.
Zähne halb so lang als die Scheidenröhre, dreieckig-lanzettlich,
schwärzlich, weiss berandet. Aeste meist 4—5- (selten 6-) rippig,
meist aufrecht-abstehend, meist verzweigt. Rippen ohne Carinal-
Furche, von wie bei 61. gebauten, aber verhältnissmässig längeren
Zähnchen rauh. Erstes Glied des Astes viel länger als die zugehörige
Stengelscheide Asthüllen grünlich bis braun, meist matt. Zähne
der Astscheiden abstehend, 3eckig, lang zugespitzt. —
Aecker, besonders auf feuchtem, lehmigem Sandboden, oft als lästiges
Unkraut, auch auf uncultivirtem Boden, auf Wiesen, seltener in Wäldern
durch das Gebiet (auch auf den Nordsee-Inseln, selbst auf Helgoland!)
meist gemein, in den Alpen bis 1800 m ansteigend. Sp.r. März, April
(selten an den normalen völlig gleichen Sp.st. [f. aestiväle Warnstorf
a. a. ©. 75] im Hochsommer, sowie in den Formen B.—E. von Mai
bis Sept... — E. a. L. Sp. pl. ed. 1. 1061 (1753). Luerss. Farnpfl. 687
fig. 206—208. Koch Syn. ed. 2. 964. Nyman Consp. 859. Suppl. 344.
Frond. ist nieht immer auf den ersten Blick von 63. zu unterscheiden; die
Farbe der Asthüllen und die Beschaffenheit (gewöhnlich auch die Zahl) der Ast-
scheidenzähne sind leichte und fast stets sichere Trennungs-Merkmale.: Von 61. könnte
höchstens Frond. F. Schwierigkeiten machen; die Carinalfurchen der Aeste sowie die
Stengelscheiden machen diese Art leicht kenntlich, die auch zu beachten wären, falls
sehr grosse Exemplare von 62. Frond. B. a. Anlass zu Zweifeln geben sollten.
Ueber die Unterschiede von 60. vgl. S. 123.
62. ist besonders als Frond. sehr veränderlich. Folgende Formen sind vom
Sp.st. unterschieden:
B. nanum (A. Br. in Döll Fl. Bad. 59 [1855]). Sp.st. nur 7,5 em hoch,
mit 5zähnigen Scheiden (auch die dazu gehörigen Frond. entsprechend zart, 4—6-
rippig). — Savoyen: Lärchenwald bei Tignes in Tarentaise 1500 m! — C. irri-
guum (Milde Bot. Zeit. IX. 847 [1851]. Luerssen a. a. O. 696. E. a. frondescens
Döll Fl. Bad. I. 58 [1855]). Sp.st. im Frühjahr erscheinend, nach der Sp.r.
(bis auf den oberen Theil) nieht absterbend, sondern mehr oder weniger ergrünend,
'Spaltöffnungen und Sklerenchym ausbildend, sowie am unteren oder am mittleren
Theile bis 6 em lange Aeste entwickelnd, die zuweilen kleine, meist durchwachsene
Aehren tragen: l. polystächyum') (vgl. 61. Sp.st. E.).. — So an ziemlich
zahlreichen Fundorten, besonders auf. überschwemnmt gewesenen Boden beobachtet
1) 8. 8. 122.
Ascherson, Synopsis. I. 9
130 Equisetaceae,
(von Goebel künstlich durch reichliene Wasserzufuhr hervorgerufen). — Sp.r. Mai.
D. rivulare (Huth Mitth. Nat. V. Frankfurt a. O. III. 109 [1885] nicht Flora v.
Frankf. 1882). E. a. campestre Milde (Bot. Zeit. IX. 848 [1851]. Luerssen a. a. O.
700 z. T.?). Sp.st. im Spätsommer erscheinend, unterwärts grün, mit bis 1 dm
langen, horizontal abstehenden Aesten, oberwärts dem normalen Sp.st. ganz ähnlich,
mit ansehnlicher Aehre. — So auf überschwemmt gewesenen Aeckern bei Frank-
furt a. ©. (mit Uebergängen zu E.)! und wohl auch in Schlesien (die „zuerst als
fleischrother Fruchtspross erscheinenden‘ Exemplare Milde’s) beobachtet. — Sp.r.
Sept. Diese Form stellt, wie Luerssen (a. a. O. 701) treffend bemerkt, einen Ueber-
gang zwischen C. und E. dar, indem sie mit ersterer morphologisch, mit letzterer
biologisch übereinstimmt. Hierzu und nicht (wie Milde u. Luerssen meinen) zu B.
gehört wohl die Form II. riparium (Milde Sporenpfl. 99 (1865). Luerssen a. a. O.
699). E. r. Fr. Nov. Fl. Suee. mant. III. 167 [1843] Sp.st. nur 4—7,6 em
hoch, wie die dazu gehörigen Frond. 4—5rippig; das die Aehre tragende Glied
[ob immer?] auch nach der Sp.r. aufrecht bleibend und nicht wie bei B. schlaff
herabhängend. — Nordische und alpine Form (vgl. B.), bisber nur in Graubünden im
Rheinwald-Thale bei Nufenen (1660 m)! beobachtet. — E. campe&stre (Milde [1851]
u. Luerssen a. a. OÖ. mindestens zum grössten Theil). E.c.F. W. Schultz Prodr. Fl. Starg.
Suppl. I. 59 [181°]. E. a. serötinum G. F. W. Meyer Chloris Han. 666 [1836].
Koch Syn. ed. 2. 964. E.a. rivuläre Huth Fl. v. Frankfurt 1. Aufl. (1882). 159. Sp.st.
mit den Frond. gleichzeitig erscheinend und diesen völlig ähnlich, nur eine Aehre
tragend (vgl.-61. Sp.st. F.). — An ziemlich zahlreichen Orten im nördlichen, mitt-
leren und südlichen Gebiet beobachtet. — Sp.r. Juni, Juli. Hierzu die Unterformen
II. nudum (Milde Denkschr. Schles. Ges. 186 [1853]. Luerssen a. a. OÖ. 701).
Stengel ganz oder fast völlig astlos. — Brandenburg: Neu-Ruppin (Warnstorfa.a.0.76).
Schlesien: Breslau: Kosel. — III. sphacelätum!) (Milde Bot. Zeit. IX. 848 [1851].
Luerssen a. a. O.). Stengel reich beästet. Spitzen der Scheidenzähne weiss, leicht
abbreehend. — Prov. Brandenburg: Driesen. Schlesien: Breslau: Sandberg. —
Ausserdem die Combination mit Frond. II. Breslau: Sandberg, sowie l. proli-
ferum und ]. polystächyum?) (Milde Nova Acta XXVI II. 424 [1858]). Letztere
bei Berlin: Lichterfelde; Driesen (Lasch!!) und bei Breslau beobachtet. — Vgl.
auch Frond. B. a.
Die Anordnung der Formen des Frond. bietet viele Schwierigkeiten, da sich
die verschiedenen Merkmale in der mannichfaltigsten Weise combiniren. Vgl. auch
Warnstorf Naturw. Ver. Harz VII (1892) 73 ff., mit dem ich darin überein-
stimme, dass der taxonomische Werth der (an demselben Exemplar veränderlichen)
Rippenzahl der Aeste weit überschätzt worden ist. Ruprecht (Distr. erypt. vasc.
imp. Ross. 19) versteht unter E. boreale offenbar alle (im Norden allerdings vor-
herrschenden) Formen der Art mit 3rippigen Aesten. Bei uns variiren besonders die
Formen der Reihe B. an demselben Fundort ja auf einem Exemplar mit 3- und 4-
rippigen Aesten (vgl. Warnstorf BV. Brand. XXIII. 118). Ich unterscheide
folgende Haupt-Formenreihen :
A. Formen sonniger Standorte. Stengel den meist straffen Aesten gleich-
farbig, lebhaft grün.
a. agreste. Stengel aufrecht, 9—13rippig, im unteren !/;—!/a seiner Länge
astlos; Aeste unverzweigt, in der Regel 4rippig, aufrecht, selten 20 cm
lang. — Gemein. — E. a. a. Klinge Arch. Nat. Liv- Ehst- u. Curland
2. Ser. VIII. 372 (1882). Luerssen a. a. OÖ. 693. Hierzu die Unterabarten:
2.compdetum (Klinge a.a. 0.[1882]. Luerssen a.a.O.). Aeste fest angedrückt,
dicht gedrängt. — Häufig. — 3. obtusdtum (Warnstorf a.a.0.[1892]). Spross-
gipfel die obersten Aeste nicht überragend. — Wohl nicht selten. — 4.boreäle
(Milde Sporenpfl. 98 [1865]. Luerssen a. a. OÖ. 695.) E. b. Bongard Me&m.
Acad. Petersb. 4 ser. II. 174 (1831). Stengel bis 70 cm hoch, meist dünn
(2 mm), unterwärts oft bis zur Mitte astlos. Aeste 3rippig, meist aufrecht-
#
Equisetum, 131
abstehend bis 10 (selten 25) cm lang. — Ost- und Westpreussen ! in Süd-
Tirol: Meran in einer kalten Felshöhle.
b. ramulösum. Aeste verzweigt. E.a.r. Rupr. a.a.O. 19 (1845). Zer-
fällt in die Unterabarten : I. erdetum (Klinge a. a. O. 371 [1882]. Luerssen
a. a. O.). Stengel aufrecht, meist vom Grunde an reich beästet. — Häufig,
— 2. decümbens (G. F. W. Meyer Chloris Han. 666 [1836]. Luerssen
a.a.0.). Stengel niederliegend oder aufsteigend (f. ascendens Klinge a. a. O.
[1882]), Aeste einseitig; Aestchen oft noch einmal verzweigt. — Die ge-
meinste Form auf Aeckern. — Hierzu als fast ausschliesslich alpine Zweıg-
form: 8. alpestre (Wahlenb. Fl. Lappon. 296 [1812]. Luerssen a. a. O.
Koch Syn. ed. 2. 964.). Stengel bis 16 (selten 24) cm lang, 5—9rippieg.
So ausserhalb der Alpen und Karpaten bisher nur bei Neu-Ruppin (Warns-
torfa.a, 0.73), bei Altdöbern in der Niederlausitz und bei Wien beobachtet.
Eine noch zartere Kümmerform mit nur 3rippigem meist verstümmeltem
Stengel und bis 1 dm langen einzelnen oder zu 2 stehenden Aesten, wohl
zu ;. supinum (Klinge a. a. O. 374 [1882]) gehörig, sammelten P. Magnus-
am Elbufer bei Pirna im Kgr. Sachsen! und Milde bei Breslau!
B. Schattenformen. Stengel blässer grün als die mehr oder weniger schlaffen
Aeste, zuweilen fast elfenbeinweiss, aufrecht, in der unteren Hälfte meist astlos.
a. Aeste 4- oder 3rippig (wenn letzteres der Fall E. a. boreale Aschers.
Fl. Brand. I. 897 [1864] nicht Milde), unverzweigt oder spärlich
verzweigt.
nemorösum. Stengel bis 1 m hoch, kräftig, mit 12—16 schwächer
gewölbten Rippen. Aeste bis 3 dm lang, meist horizontal abstehend
oder überhängend. — Nicht selten. — #. a. n. A. Br. in .Döll Rheinische
Flora 27 (1843). Luerssen a. a. OÖ. 695. Koch Syn. ed. 2. 964. Aeusserst
selten mit einer Aehre beobachtet: Nürnberg (F. W. Sturm Flora XXXI.
1848. 404). Hierzu die Unterabart 2. comosum (Woerlein Ber. Bayer.
BG. Ill. 183 [1893]. Aeste aufrecht, die unteren sehr lang. —
Wohl nicht selten; nachgewiesen aus der Schweiz (Lausanne!), Baden! in
Oberbayern, dem Harz! Kgr. Sachsen! Schlesien! Pommern! Westpreussen !
Polen!
b. Aeste oft 5rippig, reichlich verzweigt, mit 3—4 Aestehen im Quirl.
pseudosilvätieum. Stengel bis 7,5 em hoch. Aeste bis 22 em lang,
horizontal abstehend. — Nicht häufig. — E. a. p. Milde Sporenpfl. 97 (1865).
Luerssen a. a. OÖ. 694.
Ausgezeichnet durch die abweichende Farbe des Stengels ist die Form
II. varium (Milde Sporenpfl. 98 [1865]. Luerssen a. a. O. 696). Frond. bis 5 dm
hoch, meist dünn (2 mm), die Glieder nur unterwärts grün, oberwärts nebst den
Scheiden ziegelroth. Aeste bis 6 (selten 12) em lang, unverzweigt, aufrecht ab-
stehend. — So nicht häufig. — III. sanguineum (Luerssen in Baenitz Herb.
eur. 7982 [1894]. Schube in 72. Jahresb. Schles. Ges. II. 101 [1895]. Ganzer Frond.
roth überlaufen. — Breslau (Baenitz).
Auch von dieser Art findet sich m. spirale (vgl. S. 124) sowie eine Form,
an der die Scheide in einzelne Blätter gespalten ist (vgl. Milde Monogr. 220).
(Europa; Asien südlich bis zum Himalaja und Nord-China; Nord-
Africa; Canarische Inseln; Capland; Nord-America südlich bis 36 °.)
’ *
60. x 62. E. pratense x arvense? Für diese Combination hielt Sanio
(BV. Brand. XXV. 62 [1883| Sp.st., die er am 20. Mai 1871 in Östpreussen bei
Lyck zwischen 60. und 62. sammelte und die ihm in der Tracht zwischen beiden
die Mitte zu halten schienen. Sie unterschieden sich von 60. durch schwächere Aus-
prägung der Furchen und breiteren dunkelbraunen Mittelstreifen sowie schmäleren
Hautrand der Scheidenzähne. Ich habe die Pflanze nicht gesehen und betrachte sie
mit Luerssen (Farnpfl. 704) als zweifelhaft.
9*
132 Equisetaceae.
62. x 64. E. arvense X heleocharis s. S. 136.
E. palustre B. b. 1. f. pallidum s. S. 133.
II. E. aestivälia (A. Br. in Flora XXI. 305 [1839]. (E.
homophyädica!) (A. Br. a. a. O. z. T.). Sp.st. und Frond.
gleichgestaltet, von Anfang an grün, mit Spaltöff-
nungen, welche in den Furchen ein breites aus zahlreichen
Linien bestehendes Band bilden, und Sklerenchym. Aeste,
wenn vorhanden, mit einem centralen Luftgange. Aehre schwarz.
63. (5.) E. palüstre. (Katzenstert, Duwock; ital.: Erba cavallina;
poln.: Geguzie; kroat.: Konjski rep.) %. Stengel bis 5 dm (selten
1 m) hoch und bis 3 mm dick, tief 4—12 (meist 6—10) furchig,
mit (von Ausstülpungen der einzelnen Oberhautzellen) feinhöckerigen
oder querrunzligen, wenig rauhen Rippen. Üentral-Luftgang
nicht weiter oder enger als die Vallecular-Luftgänge. Leit-
bündel mit gemeinsamer Schutzscheide versehen. Scheiden
bis 12 mm lang, grün, eylindrisch, oberwärts trichterförmig, mit deut-
lichen Commissural- und schwachen Carinal-Furchen. Zähne etwa so
lang als ?/s3 der Scheidenröhre, dreieckig-lanzettlich, spitz, grün,
oberwärts schwarzbraun mit breitem, weissem Hautrande. Aeste,
wenn vorhanden, aufrecht-abstehend, meist unverzweigt, 5- (selten 6—7-)
rippig; das unterste Glied kürzer als die zugehörige Stengelscheide.
Asthüllen meist glänzend schwarz. Zähne der Astscheiden breit-
ei-Janzettlich, aufrecht. Aehre mit hohler oder markiger Achse. —
Sümpfe, nasse Wiesen (verhasstes Unkraut!), feuchte Triften, Ufer, durch
das Gebiet meist häufig, auch auf den Nordsee-Inseln; in den Alpen
bis 2160 m aufsteigend; im Mittelmeergebiet weniger verbreitet, fehlt.
in Istrien südlich vom Quieto (Marchesetti briefl.). Sp.r. Juni—Sept.
— E. p. L. Sp. pl. ed. 1. 1061 (1753). Luerssen Farnpfl. 7u4
fig. 209—211. Koch Syn. ed. 2. 965. Nyman Consp. 860 Suppl. 344.
Ueber die Unterschiede von 62. vgl. S. 129, von 62. X 64. vgl. S. 137.
65., welches in älteren Florenwerken Süd-Europa’s öfter als 63. aufgeführt wurde,
unterscheidet sich ausser den Gruppenmerkmalen (den spitzen Aehren, dem ana-
tomischen Bau des Stengels, den Bau und .der Anordnung der Spaltöffnungen) durch
die mit viel kürzeren, in der Regel theilweise abfälligen, oft deutlich 3furchigen
Zähnen versehenen Stengelscheiden. Aendert nach Verzweigung und Richtung der
Stengel in 2 Formenreihen ab:
A. Stengel beästet.
vertieillätum. — Verbreitet. — E. p. v. Milde Nova Acta XXVI. I.
460 [1858].
Zerfällt in folgende Formen:
a. Aeste keine Aehren tragend.
I. Stengel aufrecht. Aeste allseitig.
o. Aeste aufrecht-abstehend, meist unverzweigt.
$ Asthüllen glänzend schwarz. Hieher: % breviramosum (Klinge
a. a. O. 401 [1882]. Luerssen a. a. O. 709). Aeste bis 5 em lang, der
!) Von öpcg ähnlich, gleich, derselbe und @un Wuchs.
Equisetum. 133
obere astlose Theil des Stengels öfter sehr verlängert: (++ elon-
gatum Sanio BV. Brand. XXYV. 63 [1883]. — Häufig. — x x longi-
ramosum (Klinge a. a. O. 402 [1882]. Luerssen a. a. O.). Aeste bis
3 dm lang. — Nicht selten. — x % pauciramosum (Bolle BV,
Brand. I. 70[1860]. Luerssen a. a. O.). Aeste in unvollständigen Quirlen,
nur zu 2—4. Uebergang zu B. — Nicht selten. —
SS Asthüllen braun oder bleich, nur am Grunde schwarz: Jallax (Milde
BV. Brand. VI. 191 [1864]. Luerssen a. a. O.). — Bisher nur in der
Prov. Brandenburg: Neu-Ruppin (Warnstorf a.a.O. 77) und Lychen
(Heiland!) sowie am Kreidestrande Rügens auf den Halbinseln Jasmund
und Wittow, z. T. im Meerwasser wachsend ! aber wohl weiter verbreitet.
— E. Telmateja X palustre Zabel Arch. Naturg. Meckl. XIII. 268 (1859).
$. Aeste schlaff überhängend. Hierher gehören die Unterabarten: Sarceuätum
(Milde a. a. O. 461 [1858]. Luerssen a. a. O, 710). Stengel vom Grunde an
ästig, Aeste unverzweigt, die untersten bis 11 cm lang, nach oben
allmählich kürzer. — Schattenform, nicht häufig. — $$ ramulosum
(Milde Sporenpfl. 109 [1865]. Luerssen a. a. Ö.). Stengel bis fast 1 m hoch,
meist nur oberwärts dicht beästet; Aeste bis 35 cm lang, öfter mit
einzelnen kurzen Aestehen. — Bisher nur bei Bremen, Berlin
(Wannsee, Conrad und Prager BV. Brand. XXXVI [1894] 64), in
Württemberg und Ungarn beobachtet.
2. Stengel niederliegend, einseitig aufrecht-beästet: deeumbens (Klinge
a. a. O. 404 [1882]). — So auf feuchten Aeckern mit 62. Frond. A. b. 2.
— Hierher die Unterform ß. procümbens (Aschers. Syn. I. 133 [1896].
E. p. longir. decümbens Luerssen a. a. O [1889] nicht Klinge). Aeste bis
3 dm lang. — Auf Sumpfboden, nicht häufig.
d. Aeste eine Aehre tragend: polystächyum') (Weigel Fl. Pomer. Rug. 187[1 769].
Luerssen a a. ©. 711). — Nicht selten, besonders im Frühjahr an nassen
später trocken werdenden Stellen, an Ufern, in austroeknenden Sümpfen u.s. w.
— Findet sich in folgenden Unterformen: I. racemosum (Milde Sporenpfl.
110 [1865]. Luerssen a. a. O.). Stengel reich verzweigt; ährentragende Aeste
unter sich gleich lang, die Aehren traubig angeordnet. 2. corymbosum
(Milde a. a. O, [1865]. Luerssen a. a. O). Untere Aeste länger, alle unge-
fähr dieselbe Höhe erreichend, die Aehren daher doldenrispig angeordnet,
sonst w. v. 3. multicaüle (Baenitz Herb. eur. 2299! Prosp. 1875 S. [3]
[1874]). caespitösum (Luerssen a. a, O. 712 [1889]). Stengel oberwärts ast-
los oder verkümmert, unterwärts mit langen, gleich hohen Aesten und oft
von ebenso hohen Nebenstengeln umgeben.
B. Stengel fast oder meist völlig astlos, zuweilen am Grunde mit stengelähnlichen
Aesten (vgl. A. b. 3.).
simplicissimum. — Etwas weniger verbreitet als A. — E. p. s. A.
Br. in Sillim. Amer. Journ. XLVI. 85 (1844). Luerssen a, a. O. 712. E. p
simplex Milde Nova Acta XXVI. II 460 (1858) erw. Zerfällt in folgende
Unterabarten:
a. Stengel S—11rippig, aufrecht: nudum (Duby in DC. Botan. Gall. I, 535
(1828). Luerssen a. a O. E. p. auctumnäle Körnicke BV. Brand. I. 1859
69 [1860]. E. prosträtum Hoppe exs. z. T.). — Nicht selten.
d. Stengel höchstens Srippig. x
1. Stengel 5—8rippig. Hierher gehören die folgenden Unterabarten: v. tenue
(Döll Rhein, Flora 29 [1843]. Luerssen a. a. O.). Stengel aufrecht. —
Zerstreut. — Zu dieser Form gehört wohl als bleichsüchtiger Zustand f£.
paällidum (Bolle BV. Brand. I. 1859 18 [1860]. Luerssen a. a. O. 713).
Stengel bleichgelb, Scheiden grün. — Vom Autor nur einmal 1859 bei
Berlin an einem‘ später gänzlich ‘veränderten Fundorte, 1891 von Warns-
torf (a. a.0. 78) bei Neu-Ruppin zahlreich unter der gewöhnlichen Form
1) 8. 8. 122.
134 Equisetaceae.
(nach der Sp.r. absterbend) beobachtet. — ?. prosträtum (Hoppe exs.
z. T., Koch Syn. ed. 2. 965 [1845]. Aschers. Fl. Brand. I. 901 [1864]. Luerssen
a. a O. 713). Stengel niederliegend. — Mit Sicherheit nur in Nieder-
schlesien am sandigen Ufer der Briesnitz bei Naumburg am Bober!! und
in Kärnten bei Heiligenblut (Hoppe!), aber sicher weiter verbreitet. —
Es lässt sich doch wohl annehmen, dass der Name E. prostrdtum Hoppe
ursprünglich eine niederliegende Form bezeichnete.
2. Stengel 4—5rippig: nanum (Milde ZBG. Wien XIV. 13 [1864]. Luerssen
a. a. O.). Stengel mehrere aus einem Rhizomast, bis 16 em lang, liegend
oder aufsteigend, ohne Aehre. — Kümmerform, meist in der subalpinen
und alpinen Region beobachtet. Sudeten: Kessel des Gesenkes. Tirol:
Im Kiese des Fretschbaches bei Ratzes. Bosnien: Gipfelkamm der Treskavica
südlich von Sarajevo (Beck Ann. Wien. Hof-Mus. I. 322). Findet sich
indess auch in der Ebene: Neu-Ruppin (Warnstorf! a. a. O. 78) und
vielleicht anderwärts.
Auch von dieser Art wurde eine Farbenabänderung II. varium (Aschers.
Syn. I. 134 [1896]) beobachtet und zwar bisher nur an der Form A. b. Stengel-
glieder ganz oder nur oberwärts rostroth. — Rothwasser bei Görlitz (1895 Rakete!).
Wohl auch anderwärts.
Von Abnormitäten wurden auch an dieser Art u.a. 1. prolvferum Milde Nova
Acta XXVI. II. 461 [1858] (Luerssen Farnpfl. 714) und m. spirdle Aschers.
Syn. I. 134 [1896] beobachtet, vgl. Milde a. a. O. u. Monogr. Equis. 165.
(Europa ausser Süd-Spanien und Sicilien; Kleinasien; Cypern;
Kaukasusländer; Nord-Asien; Japan; nördliches Nord-America.) *
64. (6.) E. heleöocharis!). (Plattdeutsch: Hollrusch, Bräkbeen;
niederl.: Breekebeen, Holpijp; wend.: Kisale, Praskac.) %. Stengel bis
1,5 m hoch und bis 8 mm dick, glatt, grün (im untergetauchten
Theile oft rothbraun), von 9—30 (selten nur 6—8) wenig hervor-
ragenden Rippen nur weisslich gestreift. Füurchen undeutlich.
Central-Luftgang sehr weit. Vallecular-Luftgänge weit, tangential
verlängert, zuweilen fehlend. Jedes Leitbündel mit eigener
Schutzscheide, daher das Gewebe des Stengels nicht in einen inneren
und äusseren Cylinder trennbar. Scheiden bis I cm lang, eng an-
liegend (nur die oberste abstehend), alle glänzend, wie lackirt,
die untersten schwarz, genähert, die oberen grün, entfernt. Zähne
etwa 1/3 so lang als die Scheidenröhre, Beckig-pfriemenförmig,
schwarz mit sehr schmalem, weissem Hautrande. Aeste,
wenn vorhanden, stumpf 4—I1rippig, fast glatt; ihr unterstes Glied
etwas kürzer als die zugehörige Stengelscheide Asthüllen glänzend
dunkelbraun. Zähne der Astscheiden pfriemenförmig, aufrecht. Aehre
kurz und dick gestielt, mit hohler Achse. — Sümpfe, an Ufern der Seen
und Flüsse bis zu einer Wassertiefe von 2 m (Mac Millan Botanical
Gaz. XVIII. 316), Gräben, im grössten Theile des Gebiets, in den
Ebenen und Hauptthälern meist gemein, auch auf den Nordsee-Inseln, im
Gebirge weniger verbreitet, aber an geeigneten Standorten in den Alpen bis
1700 (ja bis 2400) m (Kerner) aufsteigend; in dem innerhalb unserer
1) Von &Xos Sumpf und yapıs Anmuth, Schönheit — also: ‚„Sumpfzierde“.
- Equisetum. 135
Grenzen fallenden eigentlichen Mittelmeergebiet nur in Montenegro (Beck
und Szyszyl. 43). Sp.r. Mai, Juni. — E. H. Ehrh. Hannov. Mag.
1783. 286. E. Aluviätile und limösum L. Sp. pl. ed. 1. 1062 (1753).
E. fluviatite G. F. W. Meyer Chloris Han. 667 (1836). Nyman
Consp. 859. Suppl. 344. E. limosum Willd. Sp. pl. V. 4 (1810).
Luerssen Farnpfl. 715. Koch Syn. ed. 2. 965.
Die Beibehaltung des Ehrhart’schen Namens empfiehlt sich nicht nur aus
dem Grunde, weil dieser scharfsichtige Forscher zuerst die beiden Linne’schen
Arten (an deren Verschiedenheit der grosse schwedische Botaniker allerdings selbst
(Fl. Suec. ed 2. 368) Zweifel ausgesprochen hatte, und von denen die eine von den
Zeitgenossen und Nachfolgern desselben fast allgemein irrig zu 61. gezogen wurde)
vereinigt hat, sondern auch deshalb, weil die Wahl zwischen den beiden Linn ®-
schen Namen nur mit einiger Willkür zu treffen ist und stets anfechtbar bleibt.
Für E. limosum hat sich zwar die Mehrzahl der späteren Schriftsteller entschieden,
doch spricht für E. fluviatile, welches die neueren skandinavischen Floristen vor-
ziehen, nicht nur der Unistand, dass Linn& es zuerst aufführt, sondern der schon
von G.F. W. Meyer geltend gemachte, dass es die typischer entwickelte Form ist.
Vgl. Ascherson ÖBZ. XLVI. 3 ff. — Die einzige Art der Gattung, die wegen
ihres geringeren Gehalts an Kieselsäure einigen Werth als Futterpflanze besitzt
(Schramm Fl. v. Brandenb. 196.).
Zerfällt in zwei denen von 63. analoge Formenreihen :
A. Stengel beästet. |
fluviätile. — Verbreitet, wenn auch meist nicht so häufig als B. E.H.
b. f. Aschers. Fl. Brand. I. 900 (1864). E. f. L. a. a O. (1753). E. limosum
vertieillatum Döll Fl. Bad. I. 64 (1855). Luerssen a. a. ©. 720.
I. Aeste keine Aehre tragend.
a. Stengel unter der Aehre nicht verdünnt. Hierher gehören die
Unterabarten: 1. brachycladon!) (Aschers. a. a. ©. [1864]. E. I.
b. Döll Rhein. Flora 30 [1843]. Luerssen a. a. O.). Aeste meist nur am
oberen Theile des Stengels, kurz, meist nur 1,5—3 cm lang, 6—11rippig.
— Gemein. — 2, leptöcladon (Aschers. a a. O. [1864]. EL. I.
Döll a. a. ©. [1843]. Luerssen a. a. O.). Aeste meist bis zur Mitte des
Stengels herabreichend, bis 20 cm lang, öfter spärlich verzweigt, meist
dunn, 4—6rippig; zuweilen an den unteren Stengelknoten einzelne mehr
oder weniger stengelähnliche Aeste sowie am Grunde des Stengels dünnere
Nebenstengel (wie bei b. 3.). — Besonders in Waldsümpfen häufig. —
Hierher die Unterform 5b. ramulosum (Aschers. Syn. I. 135 [1896].
E. lim. lept. r. Prager bei Warnstorf BV. Brand. XXXVIl. 47 [1896)]).
Aeste reichlicher verzweigt. — So bisher nur in der Provinz Branden-
burg bei Rathenow von Prager beobachtet.
b. Stengel oberwärts astlos, unter der (kleinen) Aehre stark verdünnt,
oder falls nicht ährentragend, ruthenförmig spitz zulaufend: attenuad-
tum (Klinge Fl. Est. Liv. u. Curl. 7 [1882]. E. I. a. Milde Nova Acta
XXV1. 11. 448[1858]. Luerssen a. a. O.). Stengel bis 1,5 m hoch, meist nur in
der Mitte kurzästig. — Nicht selten. — Die Form 2. deelinätum (Klinge
Arch. Nat. Liv-, Ehst- u. Curl. 2 Ser. VIII 413 [1882]. Luerssen a. a. O.)
mit bis20 cm langen, dünnen, abwärts gebogenen, zuweilen verzweigten
Aesten, im Gebiet nicht beobachtet. Hierher noch 3. caespitans
(Aschers a.a. O0. [1896]. E.!.c. Warnstorf BV. Brand. XXXVII. 47 [1896]
vgl. XXXVI 64 [1894]). Stengel unterwärts mit stengelähnlichen, z T.
verzweigten Aesten, die nach oben allmählich kürzer werden. — So bis-
her nur in der Prov. Brandenburg bei Spandau: Kladcw von Prager
beobachtet.
1) Von 3payus kurz und xraöoc Ast.
2) Von kentos dünn und xAaöce.
136 - Equisetaceae.
II. Aeste eine Aehre tragend: polystäachyum!) (Aschers. a. a. ©. [1864|].
E. p. Brückner Fl. Neobrand. Prodr. 63 [1803]. E. !. p. Lejeune Fl. Spa I.
274 [1813]. Luerssen a.a. O.). — Nicht häufig. — Findet sich, wie die ent-
“sprechende Form von 63. (s. S. 133) in 2 Unterformen a. racemosum
und b. corymbosum (Milde Nova Acta XXVI. II. 449 [1858]).
Von der Form A. beobachtete Luerssen einmal in einem ausgetrock-
neten Teiche des Botanischen Gartens zu Leipzig einen 1. nanum (Aschers,.
Syn. I. 136 [1896]. E. I. n. Luerssen a. a. O. 721 [1889]). Stengel mit
Aehre nur 11,3 cm hoch, die drei vorhandenen Scheiden mit Quirlen bis
13 em langer Aeste, die mithin die Aehre meist weit überragen.
B. Stengel fast oder völlig astlos.
limösum. — Gemein. — E. H. |. Aschers. a. a. O. (1864). E.1.L.
a. a. 0. (1753). E. I. Linnaednum?) Döll a. a. O. (1855). Luerssen a. a. O. 718.
Von dieser Abart sind noch folgende Unterabarten unterschieden : II. virgatum
(Sanio BV. Brand. XXV. 63 [1883]. Luerssen Farnpfl. 718). Stengeloberwärts
verdünnt, mit kleiner Aehre, wie bei A. I. b. — Bisher nur in Brandenburg
bei Neu-Ruppin (Warnstorf a. a. O. 79) und in Ostpreussen bei Lyck! be-
obachtet. — III. uliginosum (Aschers. a. a. O. [1864]. E. u. Mühlen-
berg in Willd. Sp. pl. V. 4 [1810]. E. !. u. Milde Sporenpfl. 112 [1865].
E. I. minus A. Br. in Sillim. Amer. Journ. XLVI. 86 [1844]. Luerssen a. a. 0.719).
Stengel höchstens 5 dm hoch und 2,5 mm dick, meist 9—11rippig. — Kümmer-
fornı, nicht häufig an trockneren Standorten, wohl auch mindestens z. T. jugend-
liche Stöcke darstellend. — Sehr bemerkenswerth ist die nur einmal, aber zahl-
reich im April 1865 im Waschteich bei Breslau von Milde! (Bot. Zeit. XXIII. 241
vgl. Luerssen a. a. ©. 717) beobachtete Form, die ich als !.metabolon?) (Aschers.
Syn. I. 136 [1896]) bezeichnen möchte. Die bereits ährentragenden Stengel waren
rothbraun, ohne Spaltöffnungen, Sklerenchym und Aeste, welche (letztere wenig-
stens an vielen Exemplaren) sich nachträglich ausbildeten, so dass im Juni der
Teich den gewöhnlichen Anblick darbot. Eine Annäherung hierzu stellt mög-
licherweise die Form mit hoch hinauf in ihrem oberen Theile rothen Stengel-
gliedern dar, die Sanio (a.a. O.) bei Lyck in Ostpreussen beobachtete.
Auch von dieser Art sind l. comösum, proliferum und distächyum‘)
(Milde Nova Acta XXVI. II. 449 [1858] vgl. S. 124, 127) sowie m. spirale
(Milde a. a. O. 450) beobachtet.
(Nord- und Mittel-Europa, im Süden im engeren Mittelmeergebiet
selten, in Italien südlich von der Arno-Linie und auf der Haemus-
Halbinsel südlich vom Balkan ganz fehlend; Nord-Asien und Nord-
America.) *
Bastard.
A. 62. X 64. (7.) E. arvense X heleocharis. 4. Sp.st. (ziemlich
spärlich, an manchen Orten gar nicht erscheinend) und Frond. gleich-
gestaltet, niederliegend bis aufrecht, beästet (stets mit Ausnahme der
obersten Glieder) oder astlos, selten über 8 dm lang und bis 5 mm
dick, grün, von ähnlichen 2fächerigen Zellausstülpungen wie bei 62.
schwach-querrunzlig-rauh, 7—16- (in der Regel 12— 14-)rippig.
1) 8. S..122.
2) Nach Karl von Linn&, Professor der Botanik in Upsala, * 1707 r 1778,
‚dem grossen Systematiker und Schöpfer der binären Nomenclatur für die biologischen.
"Wissenschaften.
3,8... 121,
1) 8, 8..124,
Equisetum. 137
Furchen meist mit zahlreichen, unregelmässig gestellten, selten in 2 aus
je 2—3 Linien bestehenden Reihen geordneten Spaltöffnungen. Central-
Luftgang weniger weit als bei 64. Vallecular-Luftgänge stets vorhanden.
Jedes Leitbündel mit eigener Schutzscheide. Scheiden bis
12 mm lang, am unteren Theile des Stengels meist eylindrisch,
anliegend, nach oben allmählich mehr trichter- und die
obersten glockenförmig, mit schwachen Commissural-
und meist nur die oberen mit deutlichen Carinal-Furchen. Zähne
!is—!/2 so lang (nur an den obersten Scheiden ebenso lang) als die
Scheidenröhre, dreieckig-pfriemenförmig, nur oberwärts ganz
bräunlich bis schwarz, sonst meist mit schmalem, weissem Haut-
rande. Aeste fast stets unverzweigt 3—7-(in der Regel 4—5-)
kantig, die 5—7rippigen meist mit einem Central-Luftgang, die mit
weniger Rippen versehenen manchmal ohne einen solchen; ihr unterstes
Glied meist etwas kürzer als die zugehörige Stengelscheidee Asthüllen
hell- bis dunkelbraun. Zähne der Astscheiden pfriemen-
förmig, aufrecht. Aehre lang und dünn (röthlich) gestielt oder
in der obersten Scheide sitzend, klein (2—4,5, selten bis 15 mm lang),
gelblich, stets geschlossen bleibend, mit engröhriger Achse. Sporen
klein, ‘verkümmert, fast immer ohne Elateren und niemals Chlorophyll
enthaltend (Warnstorf a. a. OÖ. 81). — Auf feuchten Aeckern, Dämmen,
sandigen und sumpfigen Ufern, in Sümpfen, in der Nähe der Stamm-
arten, oft mit ihnen vergesellschaftet, wohl ziemlich verbreitet. In den
meisten Einzelgebieten beobachtet, bisher aber noch nicht aus Belgien,
den Niederlanden, den Nordsee-Inseln, Westfalen, dem Harzgebiet,
Thüringen, Polen, Mähren, Württemberg, Süd-Bayern und den südlichen
Alpenländern nachgewiesen. Sporangien Mai—Juli. — E.a. x H.
Aschers. Fl. Brand. I. 901 (1864). E. litor ale Kühlewein in Rupr. Fl.
Petr. diatr. Beitr. Pflanzenk. Russ. Reichs IV. 91 (1845). Luerssen
Farnpfl. 722. Nyman Consp. 859 Suppl. 344. E. inundatum Lasch
in Rabenh. Bot. Centralbl. 25 (1846). E. arvensi X limosum Lasch
Bot. Zeit. 1857. 505.
Ziemlich veränderlich, bald mehr 62., bald mehr 64. ähnlich, von ersterem
durch den anatomischen Bau des weiter röhrigen, nicht in zwei Cylinder trennbaren
Stengels und die aufrechten Astzähne, von letzterenı durch den deutlich gefurchten
Stengel und die abstehenden oberen Scheiden zu unterscheiden; erinnert in der
Tracht oft an 63, ist aber davon gleichfalls durch die Anatomie des Stengels, ferner
durch die längeren und schmäleren Zähne der Ast- und Stengelscheiden (welche
letzteren nur an den obersten Gliedern eine Carinalfurche erkennen lassen) sowie
die hellere Farbe der Asthüllen verschieden. Das Vorkommen mit 62. und 64. und
das Fehlschlagen der Sporen lassen die von Milde zuerst vermuthete (später von
ihm selbst mit Unrecht in Zweifel gezogene) hybride Abstammung wohl mit Sicher-
heit annehmen. Die den Stammeltern zuneigenden Formen deuten sogar auf das
Vorkommen seceundärer Kreuzungen. Wie bei 64. unterscheidet man zwei Haupt-
Formenreihen:
A. Stengel beästet.
vertieillätum. — Verbreiteterr. — E. a. X h.v. Aschers. Syn. I.
137 [1896]. Hierher: I. vulydre (Milde Denkschr. Schles. Ges. 191 [1853].
Luerssen a. a. O. 727). Tracht von 62. (besonders Spst. D.). Stengel auf-
steigend oder aufrecht, bis 48 cm hoch, in der unteren Hälfte beästet.
138 Equisetaceae.
Scheiden grün. — Die am meisten verbreitete Form, meist auf Aeckern. —
Sp.r. Anfang Juni. II. eldtiws (Milde a. a. O. 190 [1853]. Luerssen a.a.O,
728). Tracht von 64. Stengel aufrecht, bis 1 m hoch, nach oben ruthen-
förmig verdünnt, nur in der Mitte beästet. Aeste in Gebüschen lang, hori-
zontal abstehend, in Sümpfen kurz, mehr aufrecht. Scheiden oberwärts roth-
braun. — Seltnere Form, bisher in Östpreussen: Königsberg: Pregel-Insel
(Abromeit POG. Königsb. XX’V. 161 [1894]) u Ibenhorster Forst am Kurischen
Haff (Luerssen a. a. OÖ. XXXI. 32 [1890]), Brandenburg, Schlesien und
Siebenbürgen beobachtet. Sp.r. Juli. Hierher die Unterform b. ramulosum
(Warnstorf Naturw. Verein Harz VII. 81 [1892]). Aeste spärlich verzweigt;
Aestchen kurz. — Brandenburg: Neu-Ruppin (Warnstorf aa. a. O.).
B. Stengel (bis 32 cm lang) fast oder völlig astlos.
simplieissimum. — Weniger verbreitet. — E”a. X h. s. Aschers.
Syn. I. 138 [1896]. Hierher: I. hümile (Milde a. a. O. [1853]. Luerssen
a. a.0. 727). Stengel ziemlich dick, liegend oder aufsteigend. Scheiden ober-
wärts rothbraun. — In Östpreussen : Königsberg: Pregel-Insel(Abromeita.a.O.),
Brandenburg, Schlesien und Vorariberg beobachtet. II. gracile (Milde a.a.O.
191 [1853]. Luerssen a. a. ©. E. Kochidnum!) Böckel Oldenb. erypt. Ge-
fässpfl. 30 [1853]). Stengel sehr dünn. oft nur Ärippig, aufsteigend oder auf-
recht, oft gelbgrün. Scheiden grün, öfter gelblich oder röthlich überlaufen.
Zuweilen die ganze Pflanze rostroth (b. ferrugineum Milde a. a. OÖ. [1853].
Luerssen a. a. O.). — II. bisher nur beobachtet: Grossh. Oldenburg. Prov.
Brandenburg. Schlesien.
Auch von diesem Bastarde sind verschiedene Spielarten beobachtet: 1. poly-
stachyum, distächyum, proliferum, comosum [vgl. S. 122, 124, 127]
(Milde Nova Acta XXVI. II. 454, 455 [1858]. Luerssen a. a. O. 728). Von Miss-
bildungen u. a. m. spirdle und tortuösum (Milde Monogr. Equis. 366 [1865]);
bei letzterem fast alle Stengelglieder bogenförmig gekrümmt.
(Süd- und Nord-Frankreich; England; Norwegen; Schweden;
St. Petersburg; Livland; Bulgarien; Canada; Champlain-See im Staate
New-York.) | *|
| B. E.eryptöpor.a?)(Milde 39. Jahresb. Schles.Ges.1861.138[1862].
Luerssen Farnpfl. 730. E. homophyädıca hiemalia A. Br. in Flora XXI.
305 [1839]. Selerocatlon?) Döll Fl. Baden I. 65 [1855]. Gattung Arp-
pochaete*) Milde Botan. Zeit. 1865. 297). Spalte der Spaltöff-
nungen in einen durch (verkieselte) Fortsätze der Wände der
Nachbarzellen grösstentheils überdeckten, durch eine unregel-
mässige quer längliche Oeffnung nach Aussen geöffneten Vorhof
mündend. Neben- und Schliesszellen am Boden dieses Vorhofes,
also tief unter das Niveau der Nachbarzellen eingesenkt.
Unterwände der ersteren mit 16—24 meist einfachen Leisten. — Stengel
meist sehr rauh. Spaltöffnungen in den Furchen in 2 sehr regelmässigen
Reihen, je 2 durch eine quadratische Oberhautzelle getrennt. Leitbündel
!) Nach Dr. Heinrich Koch, * 1805 + 187, Privatgelehrten in Jever, zu-
letzt in Bremen, einem vielseitig gebildeten Botaniker (vgl. Buchenau NV. Bremen
X. 45), welcher diese Pflanze bei Jever selbständig unterschied.
2) Von zourto; verborgen und r’ro: (s. $. 121).
3) Von szınrus hart und xauXo- Stengel.
*) Von trru; Pferd und yairn langes Haar, Mähne; Anklang an Equisetum.
Equisetum. 139
meist mit einer inneren (nur bei 69. fehlenden) und stets mit einer
äusseren Gesammt-Schutzscheide. Aehren spitz.
Gesammtart E. hiemale.
I. E. ambigua (Milde Sporenpfl. 96 [1865]. Luerssen a. a.O. 731).
Stengel sommergrün, oft beästet, mit gewölbten (nicht
kantigen) Rippen. Stengelscheiden trichterförmig er-
weitert. Reihen der Spaltöffnungen von 1—4 (bei uns meist
nur 1, seltner 2, vgl. 65. B. II. a. 2. b.) Linien gebildet. Uentral-
Luftgang weit. Leitbündel mit innerer Gesammt-Schutzscheide.
65. (8.) E. ramosissimum. %. Stengel liegend bis aufrecht, bei
uns selten über 1,5 m lang und bis 9 mm dick, oberwärts öfter deutlich
verdünnt, 6— 26rippig, meist graugrün. Glieder meist 3—10 cm
lang. Rippen von zuweilen 2theiligen, meist mit Kieselhöckern be-
setzten Querbändern oder Buckeln rauh. Scheiden bis 22 mm lang,
oberwärts erweitert, unter den Zähnen (an der lebenden Pflanze)
oft etwas verengert, mit meist deutlich 1- oder 3-furchigen Rippen
und schmalen aber deutlichen Commissuralfurchen, grün. Zähne etwa
1/3 so lang als die Scheidenröhre; ihr in der Regel stehen bleiben-
der dreieckiger Grundtheil schwarzbraun, meist weiss
'berandet, die pfriemenförmige, weisse Spitze zuletzt wie verbrannt,
gekräuselt und meist abfallend. Aeste am oberen Theile des Stengels
meist, seltener überhaupt fehlend, bis 25 em lang, meist unverzweigt,
5—-9rippig; ihre Glieder meist nur 3 cm lang, das unterste meist sehr
kurz, höchstens halb so lang als die zugehörige Stengelscheide. Aehre
bis 22 mm lang, mit markiger Achse, sehr kurz gestielt, der Stiel vor der
Sp.r., meist die oberste glockenförmige Stengelscheide nicht überragend. —
Auf trockenem oder etwas feuchtem Sandboden, öfter in Kiefernwäldern,
an steinigen Abhängen, oft an ‚Fluss- und Bachufern, seltener auf
Sumpfwiesen. Im Mittelmeergebiet die am meisten verbreitete Art der
Gattung, auch in den Thälern des Alpengebiets von den See-Alpen bis
Nieder-Oesterreich und Kroatien und in denen der Karpaten, wie in der
Ungarischen Ebene ziemlich verbreitet; längs des Rheins bis Duisburg
(F. Wirtgen br.); Mähren!! Böhmen! Kgr. Sachsen: an der Elbe bei
Dresden! Oppa-Ufer bei Jägerndorf; im nördlichen Flachlande fast nur
längs der Elbe: Dornburg bei Magdeburg! Oder (Breslau!) und Weichsel
(Plock Zaleski Fl. Polon. exs. 300!) weit nach Norden vordringend;
. ausserdem bei Neustrelitz (ob noch ?) und bei Szklo westl. von Lemberg.
Die Angabe bei Hamburg ist unrichtig! wahrscheinlich auch die bei
Halle a. S. Spr.r. im Mittelmeergebiet Mai, im sonstigen südlichen
Gebiet Juni, im nördlichen Juli. — E. r. Desf. Fl. Atl. II. 398 (1800).
Luerssen Farnpfl. 731 fig. 212. 213. Nyman Consp. 860 Suppl. 344.
E. ramösum DC. Syn. pl. fl. Gall. 118 (1806). Koch Syn. ed. 2. 966.
E. elongätum Willd. Sp. pl. V. 8 (1810). E. multiföorme Vaucher
Monogr. des preles 51 (1822) z. T.
140 Equisetaceae.
Von der folgenden Art durch den nicht überwinternden, weicheren, meist
weniger rauhen Stengel, die stets nach oben erweiterten Scheiden, den in der Regel
bleibenden Grundtheil der Zähne und die wenigstens vorwiegend vorhandenen Aeste
verschieden. Ueber die Unterschiede von 63. vgl. S. 132. Eine auch bei uns
(mehr noch ausserhalb des Gebiets) ziemlich formenreiche Art. Milde und
Luerssen unterscheiden:
"A. Scheiden kurz (11 mm), glockenförmig.
campanulätum. Stengel nicht viel über 3 dm hoch, meist astlos.
Rippen der Scheiden undeutlich gefurcht. — Bisher nur in Piemont i im Aosta-
Thale. — E. r. e. Aschers. Syn. I. 140 (1896). E. multiforme e. c. Vaucher
Monogr. pr. 53 (1822). E. c. Poir. Encyel. V. 613 (1804) z. T. E. ramosiss.
scabrum Milde Sporenpfl. 118 (1865). Luerssen Farnpff. 736.
B. Scheiden verlängert, eylindrisch-trichterförmig.
I. Pfriemenförmige Spitze der Scheidenzähne bleibend, schwarz-
braun, nicht weiss gerandet.
€elegans. Stengel bis 32 cm hoch und 1,6 mm dick, 6rippig; „Kiesel-
Rosetten“ (näpfehenähnliche Erhebungen der Aussen-Zellwände mit gekerbten
Rändern, die etwa die Breite einer Zelle einnehmen) einzeln neben den
Spaltöffnungen. — Bisher nur bei Genf. — E.r. 7. e. Milde Sporenpfl. 118
(1865). Luerssen Farnpfl. 738.
II. Pfriemenförmige Spitze der Scheidenzähne oft abfallend, weiss
berandet oder ganz weiss.
a. Scheiden grün.
1. Stengel höchstens 5 dm hoch, bis 2,5 mm dick, 5—11rippig. Hierher:
a. Pannonicum!) (Aschers. Syn. I. 140 (1896). E.p. Kit. bei Willd.
Sp. pl. V. 6 (1810). E. ramosum b. virgatum A. Br. in Flora XXI.
308 (1839). E ramosiss. 8. v. Milde Höhere Sporenpflanzen 118 (1865).
Luerssen Farnpfl. 736). Stengel astlos oder nur mit einzelnen Aesten.
Stengelfurchen mit zahlreichen Rosetten. — Verbreitet. — b. gräcile
(Milde a. a. ©. 117 (1865). Luerssen Farnpfl. 738. E. ramosum e. g.
A. Br. a. a. O. (1839). Stengel mit regelmässigen, mindestens 2—3-
zähligen Astquirlen. — Ziemlich verbreitet.
2. Stengel 8 dm bis 1 m hoch, bis 5 mm dick, 8—16rippig. Hierher:
a. simplex (Milde a a. O. 118 (1865). Luerssen Farnpfl. 737. E. el.
s. Döll Fl. Bad. I. 66 (1855). Stengel astlos oder mit vereinzelten
Aesten. — Weniger häufig. — b. procerum (Aschers. Syn. I. 140
(1896). E p. Pollini Hort. Veron. 28 (1816). E. ramosum a. sub-
verticillatum A. Br. a. a. OÖ. (1839). E. ramosiss. s. Milde a. a. O.
117 (1865). Luerssen Farnpfl. 739). Stengel mit meist 3—8zähligen
Astquirlen. Reihen der Spaltöffnungen zuweilen auf kurze Strecken
aus 2 Linien bestehend. — Nicht häufig. — Von dieser Form er-
wähnt Luerssen (Farnpfl. 740) einen Il. polystächyum?) mit ähren-
tragenden Aesten, in Böhmen und Süd-Tirol beobachtet.
b. Untere Scheiden in ihrer ganzen Länge, mittlere oberwärts fuchsroth.
altissimum. Stengel bis 2 m hoch und his 6 mm dick, 14—26-
rippig, reich beästet, freudig grün. Scheidenzähne meist schwarzbraun
oder schwarz, selten weissrandig, meist abfallend. — In Mähren, Ungarn,
der südlichen Schweiz (Misox) und Süd-Tirol beobachtet. — E. ramosiss,
a. A. Br. in Milde Sporenpfl. 117 (1865). Luerssen Farnpfl. a. a. O.
E. elong. v. ramosissimum Milde ZBG. Wien XIV. Abh. 13 (1864). Auch
bei dieser Form nach Luerssen Farnpfl. a. a.0. ein 1. polystächyum ?)
beobachtet.
1) Von Pannonia, dem antiken Namen Süd-West- Ungarns (und z. T. Nieder-
Oesterreichs) ; die Form wurde zuerst in Ungarn a
2) 8. S. 122.
Equisetum. 141
(Fär-&er; Mittelmeergebiet; unteres Donau-Gebiet; Süd-Russland ;
Asien von Süd-Sibirien bis Persien, Nilgerris und China; im grössten
Theile von Africa (incl. Madagaskar); America von British Columbia
bis Chile.) Fr
HU. E.monösticha')(Milde 39. Jahresb. Schles. Ges.1861 138[1862].
[Luerssen Farnpfl. 743 erw.].. Stengel meist überwinternd,
meist astlos, mit zweikantigen Rippen. Reihen der Spalt-
öffnungen stets nur aus einer Linie gebildet.
a. E. hiemälia (Milde Nova Acta XXXI. 173. 510 [1866].
Luerssen Farnpfl. 743). Stengel kräftig, mit schmalen, zwi-
schen den Kanten flachen oder wenig vertieften Rippen.
Furchen ohne oder mit undeutlichen Rosetten (s. S. 140). Central-
Luftgang weit (?/3 des Stengel-Durchmessers). Leitbündel mit
innerer Gesammt-Schutzscheide. Scheiden durch den Grund-
theil der frühzeitig grösstentheils abfallenden Zähne meist
kurz- und stumpf-gekerbt.
66. (9.) E. hiemäle. (Schachtelhalm, Schaftheu; niederl.: Schaaf-
stro, Schrijnmakersbiezen ; dän.: Skavgraes; ital.: Asprella, Pincheri de’
legnaiuoli.) 4. Stengel meist aufrecht, bis 15 dm hoch und bis 6 mm
dick, dunkel- oder etwas graugrün. Glieder meist 3—9 (selten bis 18) cm
lang. Rippen 8—34, stumpf- bis scharfkantig, von zwei Reihen ge-
trennter oder öfter zusammenfliessender oder zu buckelförmigen Quer-
bändern verschmolzenen Kieselhöckern, sehr rauh. Scheiden (incl.
Zähne) bis 15 mm lang; ihre Röhre etwa so langals breit,
meist zweifarbig, weisslich oder fuchsroth, am Grunde und am
Saume mit schwarzbrauner bis schwarzer Querbinde, selten gleichfarbig;
ihre Rippen meist flach, schwach 3furchig. Commissuralfurchen sehr
schmal; die Scheiden zuletzt längs derselben einreissend. Zähne lineal
pfriemenförmig, oft zu 2—4 zusammenhängend, schwarzbraun, weiss
berandet, nur an den obersten Scheiden öfter bleibend. Aehre
am Grunde von der obersten glockenförmigen Scheide umschlossen, mit
engröhriger Achse. — Sandige, beschattete Abhänge, etwas feuchte
Wälder, Ufer, seltner auf trocknen Wiesen, besonders Waldwiesen,
stellenweise häufig, oft gesellig; im Süden mehr in höheren Lagen, bis
2300 ja ausnahmsweise 2600 m ansteigend; in der immergrünen Region
des Mittelmeergebiets und auf den Nordsee-Inseln fehlend. Sp.r. der
überwinternden Stengel Mai, Juni, der diesjährigen (auch bei den über-
winternden Formen) Juli, Aug. — E. hye. L. Sp. pl. ed. 1. 1062.
(1753). Luerssen Farnpfl. 743 fig. 214. 215. Koch Syn. ed. 2. 966.
Nyman Consp. 860 Suppl. 344.
Die einzige in ausgedehntem Maasse technisch verwendete Art; wie die oben
mitgetheilten Namen andeuten, bedienen sich ihrer besonders die Tischler beim
!) Von uovns einzeln und oriyos Reihe.
142 Equisetaceae. _
Poliren der Möbel und Parquetfussböden. Kann auch zum Radiren benutzt werden,
Eine gleichfalls vielgestaltige Art, von der sich die Abart A. II. b. 67, B. La.
und b. 65. nähern, von denen die äussersten Formen nicht immer leicht zu scheiden
sind. Ob aber, wie Milde annimmt, wirkliche Uebergänge, oder ob vielleicht an
gemeinsamen Fundorten Bastarde vorkommen, ist nicht hinlänglich festgestellt,
Hauptformen nach Milde (Fil. Eur. 243—245) und Luerssen (a. a. O. 748— 754):
A. Scheiden eng anliegend. Stengel überwinternd.
I. Zähne der Stengelscheiden grösstentheils oder sämmtlich frühzeitig abfallend.
a. genuinum. Stengel 3—12 dm hoch, normal astlos. Rippen 18—34,
meist mit 2 öfter zusammenfliessenden Reiken von runden Kieselhöckern
besetzt. — Die am meisten verbreitete Form. — E.h.y. A. Br. in Flora
XXII. 308 (1839). Luerssen Farnpfl. 748. E. h. vulgäare Döll Rhein.
Fl. 30 (1843). Hierzu die Unterabart 2. minus (A. Br. in Milde
Sporenpfl. 120 (1865). Luerssen a. a. O. 749. Stengel niederliegend bis
aufsteigend, nur bis 25 cm lang, 11—15rippig. — Seltener. — Ferner
l. polystäehyum') (Milde Nova Acta XX VI. II. 464 (1858). Luerssen
a. a. Ö.). Stengel an den obersten 1—6 Scheiden (meist bei verletzter,
selten unversehrter Spitze) mit kurzen, ährentragenden Aesten. — Nicht
allzu selten.
b. ramigerum. Stengel bis 13 dm hoch, an den mittleren Scheiden mit
regelmässig 2—Ö5zähligen Quirlen bis 25 cm langer, 8 -10-
rippiger Aeste. Rippen des Stengels 15—24, mit 2 unregelmässigen
Reiher von runden Kieselhöckern besetzt. Zähne der Astscheiden meist.
bleibend. — Bisher nur Brandenburg: Potsdam : Baumgartenbrück ; Kladow
(Prager BV. Brand. XXXVI. 64). Schlesien: Breslau. Baden: Karlsruhe:
Knielingen ; Pbilippsburg: zw. Graben und Liedolsheim! Verona: Pestrino.
— E.h. 3. var. r. A. Br. bei Milde BV. Brand. V. 1863. 235 (1864).
Luerssen a. a. OÖ. 751. Von 65., in dessen Gesellschaft diese Form an
mehreren Fundorten beobachtet wurde, durch die kantigen Rippen und
die anliegenden Scheiden zu unterscheiden.
II. Zähne der Stengelscheiden (besonders an den oberen) grösstentheils bleibend.
a. viride. Stengel bis 6 dm hoch, auch getrocknet lebhaft grün. Rippen
13—16, schmal, mit 2 unregelmässigen Reihen von runden Kieselhöckern.
Furchen mit undeutlichen Rosettenbändern. Rippen der Scheiden 3 furchig.
Zähne glatt, ungefureht. — Bisher nur in Brandenburg bei Potsdanı:
Kladow (Prager a.a. O. 63.) und Berlin: Gesundbrunnen ehemals!! —
E. h. 4. var, v. Milde BV. Brand. V. 1863 236 (1864). Luerssen a. a. O.
750. Hierzu gehört eine Unterabart 2. caespitosum (Warnstorf bei
Prager a. a. O. (1894). Stengel dichtrasig, sowie l. ramosum (Milde
a. a. ©. [1864]) mit einzelnen Aesten.
b. Doellii?). Unterscheidet sich von der vorigen Abart durch breitere
schwach concave Rippen des bis 8 dm hohen Stengels und etwas
rauhe, gefurchte Zähne. -- Bisher mit Sicherheit nur auf der Ober-
Rheinfläche von Neu-Breisach bis Mainz; angeblich bei Dresden. — E.h.
var. D. Milde Ann. Mus. Lugd. Bat. I. III 69 (1863). Luerssen a.a. 0.
749: E. h. b. paledceum Döll Rhein. Fl. 31 (1843) nicht E. p. Schleich. .
Nähert sich durch die angegebenen Merkmale 67., mit dem es öfter zu-
sanımen vorkommt, und welches sich durch noch breitere Ripper, deut-
liche Rosetten und stärker rauhe Zähne (ob immer sicher?) unterscheidet.
B. Scheiden oberwärts abstehend. Stengel nicht überwinternd.
1) 8.:8.-122.
2) Nach Johann Christoph Döll, * 1808 r 1885, Geh. Hofrath und Ober-
bibliothekar in Karlsruhe, verdienstvollem Morphologen und Floristen des oberen
Rheingebiets (Rheinische Flora 1843. Flora des Grossherzogthums Baden 1857—1862).
Equisetum. 143
I. Scheidenröhre 6—14 mm lang. Zähne wenigstens zum Theil bleibend.
a. Moörei!). Stengel 2 dm bis 1 m hoch, schmutzig- oder graugrün:
Rippen 8—18, mit 2 oft verschmelzenden Reihen runder Kieselhöcker
oder mit breiten Querbändern besetzt. Furchen meist ohne Ro-
setten. Scheiden verlängert, gleichfarbig grün oder fuchsroth, am
Grunde und Saum mit schwarzer Querbinde. Zähne besonders an den
oberen Scheiden bleibend, nicht gefurcht, glatt, braun, weissberandet.
Sporen meist fehlschlagend. — Ziemlich verbreitet. — E. h. M. Aschers.
Syn. I. 143 (1896). E.M. Newman Phytol. V. 19 (1854). E. paledceum
Schleich. exs. z. T. E. h. Schleicheri?) Milde Ann. Mus. Lugd. Bat. I.
III. 68 (1863). Luerssen a. a. O. 751. E. trachyodon Milde Nova Acta
XXVI. II. 465 (1858) nicht A. Br. Diese Form wurde früher mehrfach
(sogar von A. Braun) mit 67. verwechselt, das sich durch die regel-
mässig 2reihigen Kieselhöcker, die anliegenden Scheiden und die rauhen,
gefurchten Zähne unterscheidet. Von 65. (ob immer sicher?) durch die
kantigen Rippen zu trennen. Milde unterscheidet (BV. Brand. V. 237)
eine Form a. minus mit 8—12 und b. majus mit 14—18rippigem
Stengel, die aber wohl kaum scharf zu trennen sind; Ferner (ec) l. ra-
mosum. Stengel (auch unversehrt) mit einzelnen Aesten und (d.) 1. poly-
stäachyum?). Stengel (meist nur, wenn an der Spitze verstümmelt), mit
ährentragenden Aesten.
b. Rabenhörstii®). Unterscheidet sich von der vorigen Form durch den
aufsteigenden, bis 3 dm langen, bis 15rippigen Stengel mit deutlichen
Rosettenbändern indenFurchen Scheiden stets grün, gleich-
farbig. Zähne bleibend, grösstentheils weisslich, gekräuselt. — Bisher nur
am steilen Elb-Abhang bei Arneburg in der Altmark!! und bei Darm-
stadt. — E. h. R. Milde Ann. Mus. Lugd. Bat. I. III. 69 (1863). Luerssen
a. a. O. 754. E. h. paledceum Babenh. Krypt. fl. Deutschl. II. III. 336
(1846). Erinnert noch mehr als die vorige Abart an 65.
II. Scheidenröhre höchstens 5,5 mm lang. Zähne abfallend.
fallax. Stengel aufsteigend, bis 4 dnı lang, 10—12rippig. Furchen
ohne Rosetten. Scheiden gleichfarbig grün. — Bisher nur im Canton Bern
bei Burgdorf! — E. h. f. Milde a. a. O. I. VIII. 246 (1864). Luerssen
Farnpfl. a. a. O.
Von Missbildungen beobachtete Luerssen (a. a. 0.753) eine m. spirale der
Form B. I. a. am Weichselufer bei Dirschau in Westpreussen.
(Europa mit Ausschluss des eigentlichen Mittelmeergebiets; Nord-
Asien; Turkestan; Japan; Nord- America.) *
1) Nach dem Entdecker David Moore, * 1807 + 1879. Curator des Botanischen
Garten zu Glasnevin bei Dublin, einem um die Flora Irlands verdienten Botaniker.
2) Nach Johann Christoph Schleicher, * zu Hofgeismar (Prov. Hessen-
Nassau) 1768, * zu Bex (Canton Waat) 1834. (R. Buser br.) Derselbe hat sich
durch Erforschung der Schweizer Flora und der angrenzenden Theile Ober-Italiens
sowie durch Verbreitung seltener und kritischer Formen, u. a. auch von Equisetum
und Salix, durch Verkauf und Tausch verdient gemacht. Sein Catalogus plantarum
in Helvetia eis- et transalpina sponte nascentium ist in 4 Auflagen 1800, 1807,
1815 und 1821 erschienen.
3) 8. 8. 122.
4) Nach dem Entdecker Gottlieb Ludwig Rabenhorst, * 1806 7 18831,
Apotheker in Luckau, seit 1840 Privatgelehrten in Dresden, seit 1875 in Meissen,
verdient durch seine Flora Lusatica 1839, durch seine zahlreichen Schriften über
Kryptogamen (namentlich Deutschlands Kryptogamenflora [1844—1853], Krypto-
gamenflora von Sachsen [1863. 1870] und Flora Europaea. Algarum aquae duleis
et submarinae [1864—1868]) noch mehr aber durch seine ausgedehnten Exsiccaten-
Sammlungen, die sich auf alle Gruppen der Kryptogamen erstrecken.
144 Equisetaceae.
b. E. trachyodönta (Milde Nova Acta XXXII 173, 555
[1866]. Luerssen Farnpfl. 761). Stengel meist überwinternd,
mit breiten, zwischen den Kanten meist deutlich ver-
tieften Rippen (vgl. 68B.). Furchen mit deutlichen Rosetten-
bändern besetzt. Zähne der Stengelscheiden wenigstens in
ihrer unteren Hälfte bleibend, rauh. ”
1. Stengelscheiden eng anliegend. Zähne lanzettlich-
pfriemenförmig. Central-Luftgang !/a—!/s des Stengel-
durchmessers einnehmend. Leitbündel mit innerer Gesammt-
Schutzscheide. |
67.(10.) E.trachyodon !). 4. Stengel meist rasig, aufsteigend bis auf-
recht, bei uns bis 45 em hoch und bis 3 mm dick, bleich- oder grau-
grün. Glieder 2—5 cm lang. Rippen 7—14, !/s—!/2 so breit als
die Furchen, mit deutlicher Carinalfurche, an den Kanten von regel-
mässig einreihigen runden Kieselhöckern sehr rauh. Scheiden
(mit Einschluss der der Röhre an Länge gleichkommenden Zähne) 5,5
bis 8 mm lang, die unteren ganz schwarz, die oberen am Saume mit
schwarzer Querbinde, mit 3furchigen Rippen, an denen die tiefere
Mittelfurche sich in die der Stengelrippen und auf die Zähne
fortsetzt. Zähne schwarzbraun, unterwärts weiss berandet, rücken-
seits rauh und am Rande oft stachlig gezähnelt. Aehre am Grunde
von der obersten glockenförmigen Scheide umschlossen, mit sehr eng-
röhriger Achse. Sporen meist fehlschlagend. — Auf trocknem, schwach
begrastem, sandig-kiesigem Boden, seltner auf Sumpfwiesen (Kneucker
br.), bisher nur auf der Ober-Rheinfläche von Strassburg bis Mainz
stellenweise, meist nahe am Strome; nach Döll h. auch im Wollmatinger
Ried bei Constanz (Zahn BV. Baden III. 268 [1895]). Sporangien
der überwinternden Stengel April, der diesjährigen Juli, Aug. — E.t.
A. Br. in Flora XXII. 305 (1839; a. a. O. XXI. 160 [1838] wird
der blosse Name und zwar irrthümlich als dDrachyodon erwähnt). Luerssen
Farnpfl. 761 fig. 216, 217. Koch Syn. ed. 2. 967. Nyman Consp. 860.
E. hiemäle 8. Mackäii?) Newman Phytol. I. Nr. XVI. 305 [Sept. 1842].
E. M. Newman in Babington Man. Brit. bot. 381 (1843). (Die von
mir Fl. v. Brand. I. 903 ausgesprochene Identification dieser Pflanze
mit 66. B. I. a. nehme ich hiermit zurück.) E. h. D. . A. Br. in
Döll Rhein. Fl. 32 (1843).
Ueber die Unterschiede dieser seltenen Form von 66., namentlich den Ab-
arten A. II. b. und B. I.a. s. S. 142 und 143. Warnstorf (h.) spricht die
bei den intermediären Merkmalen und dem Fehiseblagen der Sporen nahe liegende
Vermuthung einer hybriden Abstammung von 66. und 68. aus. Dieselbe wird aber
durch das Vorkommen nicht unterstützt, da die Pflanze nur ausnahmsweise mit 68.,
häufiger dagegen mit 66., zuweilen auch ganz allein vorkommt (Kneucker br.).
1) Von Tony rauh und vönys Zahn.
2) Nach dem Entdecker James Townsend Mackay, * 1775? 7 1862, Curator
des Botanischen Gartens des Trinity College in Dublin, einem um die Flora Irlands
hochverdienten Botaniker (Flora Hibernica 1836).
Equiseturn, 145
Das Fehlschlagen der Sporen wurde übrigens auch bei 66. B. I. a. festgestellt, das
an zahlreichen Fundorten besonders in Nord- und Mitteldeutschland, auch sonst im
nördlichen Europa beobachtet wurde, wo 65., an welches man allein in Betreff
etwaiger hybrider Abkunft denken könnie, in weitem Umkreise fehlt.
(Schottland bei Aberdeen; Irland bei Belfast.) ET
2. Stengelscheiden oberwärts abstehend.. Zähne aus breiterem
Grunde plötzlich in eine später abfallende pfriemenförmige
Spitze verschmälert.
68. (11.) E. variegatum. 2%. Stengel oft dicht-rasig, niederliegend bis
aufsteigend, seltener aufrecht, I—3 dm lang, selten länger, bis 2 (sel-
ten 3) mm dick, am Grunde mit stengelähnlichen Aesten, oberwärts
meist astlos, meist grasgrün. Glieder 1—3 (selten 6) em lang. Rippen
4—12, etwa halb so breit als die Furchen, meist von Kiesel-
höckern oder Querbändern rauh. Central-Luftgang !/—!/3 des Stengel-
durchmessers einnehmend, selten sehr eng oder selbst fehlend (A. I. b.).
Leitbündel mit innerer Gesammt-Schutzscheide. Scheiden kurz-
glockenförmig oder verlängert, am Saume mit schwarzer Querbinde oder
in ihrer oberen Hälfte (selten fast ganz) schwarz; ihre Rippen mit tiefer
Carinalfurche und jederseits 1 (selten 2) seichteren Nebenfurchen. Zähne
aus bleibendem, eiförmigem bis länglich-lanzettlichem ganz
weissem oder häufig von einem braunen oder schwarzen Mittel-
streifen durchzogenen Grundtheile grannenartig zugespitzt; die
rauhe Spitze später abfallend. Aehre mit hohler Achse. — Feuchte,
sandige, kiesige oder moorige Plätze, an Ufern, öfter an neu entstandenen
Standorten, wie in Ausstichen, auf versandeten Wiesen auftretend und
durch Veränderung der Oertlichkeit wieder verschwindend, seltener in
Gebüschen; besonders in den Thälern des Alpen- und Karpatengebiets
verbreitet (bis 2300 m aufsteigend, von den Gebirgsflüssen oft bis in
die Ebene herabgeführt), seltener im Süd- und Mitteldeutschen Berg-
lande und im Norddeutschen Flachlande Alpen von Dauphin& und
Piemont bis Nieder-Oesterreich, Steiermark! und Kroatien. Nördliche!
und südliche Karpaten ! Siö-Fok am Plattensee, Koroncö bei Raab und
Wolfsthal bei Pressburg (Neilreich Ungarn 2., Nachtr. 1). Ober-Rhein-
fläche! Lothringen: Bitsch. Württemberg. Oberbayern!! Nürnberg:
am Canal zwischen Steinach und Kronach (Schwarz! vgl. DBM. VI.
193). Thüringen: Kahla: Gumperda (Schmiedeknecht! BV. Thür. V.
59 [1887]. Harz: Innerste zwischen Wildemann und Lautenthal früher!
Altenau; Wernigerode: Veckenstedter Teiche (Forceke nach E. Schulze
Naturw. V. Harz V. 10). Böhmen! Nördliches Flachland : Nordsee-Dünen
in Belgien! den Niederlanden und auf der Insel Borkum; früher auf
den Wällen von Ypern; bei St. Trond (Cr&pin Man. 2 ed. 273). Branden-
burg: Potsdam: Thongruben bei Werder früher!! Frankfurt a. O.:
Buschmühle (Rüdiger seit 1887!! vgl. Monatl. Mitth. V. 119).
Schlesien: Breslau: bei Karlowitz! und Kattern früher! Rybnik: Aus-
stich bei Przegedza Fritze!! Galizien: Am Dunajee bei Tarnöw; Janöw
bei Lemberg (Rehmann!). Westpreussen: Löbau: Wiszniewo! Schwetz:
Ascherson, Synopsis. I. 10
146 | Equisetaceae.
Stelchno-See bei Laskowitz. ÖOstpreussen: Kr. Ortelsburg: Lehleskener
See bei Passenheim; Gumbinnener Fichtenwald. Sp.r. April — Aug. —
E. v. „All.“ Schleicher Catal. pl. helv. ed. 2. 27 (1807, blosser Name).
Weber u. Mohr Bot. Taschenb. 1807 60, 447. Luerssen Farnpfl. 765
fig. 218, 219. Koch Syn. ed. 2. 967. Nyman Consp. 860. Suppl. 345.
E. hiemale A) tenellum Liljeblad Utkast til en svensk Flora 384
(1798) z.T. E. reptans ß. variegatum Wahlenb. Fl. lapp. 298 (1812).
E. tenue Hoppe! Flora II. 229 (1819, blosser Name, vgl. Koch Syn. a. a. O.).
E. hiemale $. v. Newman Phytol. I. 337 (1842). E. tenellum Krok in
Hartm. Handb. Skand. Fl. 12 Uppl. 25 (1889).
Diese durch die dünnen Stengel und den Farben -Contrast zwischen der schwarzen
Querbinde der Scheiden und den weissen Zähnen in der Regel leicht kenntliche
Art unterscheidet sich von dem robusteren 67. durch die nach oben erweiterten
Scheiden und von dem meist viel zarteren 69, durch die Rippen, die schmäler als
die Furchen sind. Sie ist nicht minder vielgestaltig als 65. und 66. Milde (Fil.
Eur. 247—249) und Luerssen (Farnpfl. 769—775) unterscheiden:
A. Rippen scharf zweikantig, mit deutlicher Carinalfurche.
I. Scheiden kurz-glockenförmig.
a. Stengel 6—12rippig.
1. Scheiden mit schwarzbrauner Querbinde am Saume.
a. Rippen der Scheiden 3furchig. Hierher die folgenden Unterabarten:
l. caespitosum (Döll Fl. Baden I. 71 [1855]. Luerssen Farnpfl. 769).
Stengel bis 25 cm hoch, 5—9- (meist 6—7-) rippig, mit grund-
ständigen, ebenso dicken, bogenförmig aufsteigenden Aesten. Spalt-
öffnungsreihen durch 4—6 Zellreihen getrennt. — Die häufigste
Form, besonders im mittleren und nördlichen Gebiete. — 2. vir-
gatum (Döll a. a. O. [1855]. Luerssen a. a. O.). Stengel über dem
Grunde mit einzelnen Aesten, sonst w. v. — Weniger häufig. —
3. elätum (Rabenhorst Krypt. fl. II. III. 336 [1848]. Luerssen
a. a. O. 770). Stengel bis 6 dm hoch, 9—12rippig. Spaltöffnungs-
reihen durch 5—10 Zellreihen getrennt. — Ziemlich selten.
b. Rippen der Scheiden 5 furchig.
Heufleri!). Stengel über 3 dm hoch, 8Srippig. Spaltöffnungs-
reihen durch 8 Zellreihen getrennt. — So bisher nur in Nord-Tirol
im Hinterau-Thale bei Scharnitz. E.v. 4. H. Milde Ann. Mus.
Lugd. Bat. I. III. 70 (1863). Luerssen a. a. O.
2. Scheiden ganz schwarz.
alpe&stre. Stengel nicht über 16 cm lang, 6—9rippig, mit
meist hin und her gebogenen Gliedern. — Im Alpengebiet wohl nicht
allzu selten. — E. v. 6. a. Milde a. a. ©. VIII. 247 (1864). Luerssen
a. a. OÖ. E. Riönii?) Christ br. nach Milde a. a. O.
b. Stengel nur 4- (selten 5-) rippig.
anceps. Zwergform. Stengel aufsteigend, bis 15 (selten 30) em hoch,
meist nur !/»—®/s mm diek, meistohne Central-Luftgang. Scheiden
mit schwarzer Querbinde am Saume. Zähne oft ganz weiss. — Bisher
nur beobachtet in Tirol; Salzburg! Kärnten ; Prov. Verona und Vicenza:
Lessinische Alpen (Trevisan Atti Ist. Ven. Ill. ser. XIV. 1758); Tatra:
Im Kiese der Javorinka bei Podspady (Ilse!). — E. v. a. Milde a.a.O.
III. 71 (1863). Luerssen a. a. OÖ. 771. Der folgenden Art täuschend
N.
2) Nach Alphonse Rion, * 1809 7 1856, Domherrn in Sion, der sich um
die botanische Erforschung von Wallis Verdienste erwarb.
Equisetum. 147
ähnlich, mit der diese Abart auch durch den Mangel des Central-Luft-
gangs übereinstimmt, von der sie aber durch das Verhältniss der Rippen
und Furchen und durch das Vorhandensein der inneren Schutzscheide
sicher zu unterscheiden ist.
II. Scheiden verlängert (bis 9 mm lang).
pseudo-elongätum. Stengel bis 5 dm lang, 6—10rippig, meist
spärlich beästet. Spaltöffnungsreihen durch 7 Zellreihen getrennt. Scheiden
meist gleichfarbig grün. Zähne oft ganz weiss. — So bisher nur in
der Schweiz bei Zug und am Genfer See! eine vielleicht nahestehende Form
bei Bozen im Sande der Talfer! — E. v. 10. p. Milde a. a. O. 70 (1863).
Luerssen a. a. OÖ. 772. Erinnert an dürftige Formen von 65., von denen
sich diese Abart aber durch die scharfkantigen Rippen sicher unterscheidet.
B. Rippen stumpf zweikantig, mit schwacher Carinalfurche, oder flach bis sogar
convex.
I. Scheiden kurz, glocken- oder kreiselförmig.
a. laeve. Stengel bis 3 dm lang, 7—8rippig, oberwärts unbeästet. Rippen
ganz glatt, ohne Kieselhöcker. — So mit Sicherheit nur in
Siebenbürgen am Altflusse (Aluta) bei Talmäcs und am Büdös im Szekler-
lande! Angeblich auch in Kärnten bei Deutsch-Bleiberg und Heiligen Geist
(Maruschitz nach Pacher Jahrb. Landes-Mus. Kärnten XXII. 32).
— E.v. 8. l. Milde Sporenpfl. 126 (1865). Luerssen a. a. O. 773. E:
serötinum Schur En. pl. Transs. 822 (1866). EZ. lätidens Schur exs.
b. Wilsöni!). Stengel aufrecht, bis 1 m hoch, 8—12 rippig, spärlich und
unregelmässig beästet. Rippen ziemlich glatt, mit unregelmässig an-
.geordneten Kieselbuckeln. Scheiden kreiselförmig, schmal schwarz
gesäumt. Zähne fünffurchig, schwarzbraun, weiss berandet. —- Sehr selten;
bisher nur in Baden: Neuenburg; Karlsruhe: Maximiliansau. — E.v.W..
Milde Ann. Mus. Lugd. Bat. I. III. 70 (1863). Luerssen a. a. O. 775. E.W.
Newman Hist. brit. ferns 2. ed. 41 (1844). E. v. d. cöncolor Döll Fl.
Baden I. 71 (1855).
II. Scheiden verlängert (bis 10 mm).
a. Scheiden ganz oder grösstentheils grün.
1. Scheiden gleichfarbig grün.
ceöncolor. Stengel bis 6 dm hoch, 6—9rippig, spärlich und
kurz beästet. Rippen der Scheide mit 2 Nebenfurchen, die lanzettlich-
pfriemenförmigen schwarzbraunen, weissberandeten Zähne nur mit
Carinalfurche. — Sehr selten, nur in der Schweiz am Neuenburger
See und in Steiermark an der Mur bei Graz! Uebergangsformen zu
B. II. a. 2. a. in Süd-Tirol. — E. v. c. Milde a. a. O. (1863) vgl.
a. a. OÖ. VIII. 247 (1864) nicht Döll. Luerssen a. a. ©. 773,
2. Scheiden mit schwarzer Saumbinde.
a. arenärium. Stengel aufsteigend, bis 45 em hoch, Rippen 6—-9,
mit Kiesel-Querbändern besetzı. Zähne länglich - pfriemenförmig,
schwarzbraun, weiss berandet. — Sandiges Ufer des Neuenburger!
und Genfer Sees! — E. v. 13. a. Milde a. a. ©. VIII. 247 (1864).
Luerssen a. a. OÖ. Hierzu die Form 2. pallidum (A. Br. bei Milde
a. a. O. [1864]. Luerssen a. a. O.). Scheiden mit breitem, bleichem
Rande.
db. meridionäle. Stengel nicht überwinternd, aufrecht, bis
i m hoch oft bis zur Spitze mit einzelnen oder zu 2 stehenden
Aesten. Rippen 8—12, mit 2 Reihen öfter zu Querbändern ver-
1) Nach William Wilson, * 1799 + 1871, Verfasser des hochgeschätzten
Werkes Bryologia Britanniea. London 1855.
10*
148 Equisetaceae. Lycopodiariae. Lycopodiaceae.
schmelzenden Kieselbuckeln besetzt, rauh-, Zähne länglich-lanzettlich,
ganz weiss bis schwarzbraun, mit schmalem, weissem Hautrande. —
Bisher nur in Süd-Tirol bei Meran! — E.v. var. m. Milde Bot.
Zeit. XIX. 458 (1862). Luerssen a. a. 0? 774.
b. Scheiden fast ganz schwarz.
affine. Stengel bis 3 dm hoch, unbeästet Rippen 8—9, mit
breiten Kiesel-Querbändern besetzt, fast glatt. Zähne eilanzettlich bis
lanzettlich, 3furchig, schwarz, weissrandig. — Canton Waat bei Coneise
am Neuenburger See und bei Bex. Süd-Tirol: Ratzes! Karpaten. —
E. v. a. Milde Ann. Mus. Lugd. Bat. I. III. 70 (1863). Luerssen a. a. O.
Von abnormen Formen verdient Erwähnung ein 1. proliferum (Luersser
a.a. O. 775 [1889]). Statt einer Aehre geht aus der glockigen Scheide am Gipfel eines
Sprosses eine mit verkürzten Gliedern beginnende vegetative Fortsetzung hervor.
— Östpreussen: Gumbinnen.
(Nord- und Mittel-Europa (fehlt im eigentlichen Mittelmeergebiet,
in den unteren Donauländern und im europäischen Russland mit Aus-
nahme von Finnland, der Ostseeprovinzen und (?) Mohilew; fehlt auch
in Dänemark). Sibirien. Nord-America, südlich bis 43° N. Br) *_
69. (12.) E. seirpoides. %. Stengel dicht rasig, niederliegend bis auf-
steigend, bis 2 dm lang, 1—1,5 mm dick, meist unbeästet, lebhaft
grün. Glieder bis 1,25 em lang. Rippen 3—4, von zwei weit von ein-
ander entfernten Reihen von Kieselhöckern rauh, so breit als die
Furchen, die nicht tiefer als die Carinalfurchen der Rippen
sind; der Stengel daher gleichmässig 6—8kantig. Central-
Luftgang und innere Gesammt-Schutzscheide fehlen. Scheiden
meist kurz-kreiselförmig, ganz schwarz oder mit schwarzer Saumbinde;
ihre Rippen 3 furchig mit breiter Carinalfurche. Zähne aus bleibendem,
breiteiförmigem, weissem, auf dem schwarzbraunen Mittelstreifen rücken-
seits rauhem Grunde pfriemenförmig zugespitz. Aehre am Grunde
von der obersten glockenförmigen Scheide umhüllt oder ganz in dieselbe
eingeschlossen. — Bisher mit Sicherheit nur in Kärnten auf feuchten
Wiesen an der Möll bei Heiligenblut von Wulfen gesammelt; neuer-
dings nicht wieder beobachtet. Sp.r. Mai—Juli. — E. s. Michaux Fl.
bor. amer. II. 281 (1803). Luerssen Farnpfl. 779 fig. 220, 221. Nyman
Consp. 860 Suppl. 345. E. hiemale A) tenellum Liljebl. Utkast u.s.w.
384 z. T. (1798). E. reptans Wahlenb. Fl. Lapp. 398 (1812) z. T.
E. tenellum Ledeb. h. nach Milde Nova Acta XXXII. 596. E. t.
= sc. Krok in Hartman Handb. Skand. Fl. 12 Uppl. 25 (1889).
(Island ; Bären-Insel ; Spitzbergen ;" Skandinavien (südlich bis Süd-
Norwegen und nördl. Upland); nördliches Russland (südlich bis Livland,
Onega, Olonetz, Wologda, Perm). Sibirien. Nord-America südlich bis zum.
40° N. Br.) ix
Equisetum. 149
3. Classe.
LYCOPODIARIAE.
(Aschers. Syn. 1.149 [1896]. Zycopodinae Prantl Lehrb. d. Bot. 116 [1874].
Luerssen Farnpfl. 781. Lycopodidles Engl. Syll. Gr. Ausg. 58 [1892]).
Vgl. S.2. Wurzeln gablig verzweigt, sehr selten (bei der tropischen
Gattung Psilötum Sw.) fehlend. Sporangien aus einer Gruppe von
Epidermiszellen hervorgehend, mit mehrschichtiger Wand, ohne Ring.
Unsere Arten ausdauernde Krautgewächse oder Halbsträucher, welche
getrocknet fast immer einen sehr charakteristischen süsslich-urinösen Ge-
ruch besitzen. Blätter ungestielt.
Uebersieht der Unterelassen.
Blätter ohne Ligula. Aus den gleichgestalteten Sporen ent-
wickelt sich ein weit aus denselben hervortretender, verhältnissmässig
ansehnlicher einhäusiger Vorkeim. Isosporae.
Blätter mit Ligula. Aus den zweigestaltigen Sporen ent-
wickeln sich nur wenig aus denselben hervortretende eingeschlechtliche
Vorkeime; namentlich der männliche nur aus dem Antheridium und einer
grundständigen, kleinen, linsenförmigen, vegetativen Zelle bestehend,
sehr klein. Heterosporae.
1. Unterelasse.
ISOSPORAE'),
(Prantl a. a. O. [1874]. Luerssen a. a. O. 782.)
S. oben. Bei uns nur die
8. Familie. -
LYCOPODIACEAE.
([L. C. Richard in Lamarck u. DC. FI. france. U. 571 (1805) z. T.]
Mettenius Fil. Hort. Bot. Lips. 16 [1856]. Luerssen a. a. OÖ.)
Alle Blätter ungetheilt. Sporangien einzeln einem Blatte dicht
über dessen Grunde eingefügt, durch einen Querspalt zweiklappig auf-
springend. Sporen in jedem Sporangium sehr zahlreich, kugeltetraädrisch.
Bei uns nur die Gattung
1) 8. S. 118.
150 Lycopodiaceae.
25. LYCOPÖDIUM'!).
([Dillen. hist. musc. 441 erweitert. L. Gen. pl. ed. 1. 323] ed. 5. 486
[1754] z. T. Brongniart Hist. vög. foss. II. 1 [1828]. Luerssen Farnpfl. 783.)
(Bärlapp; niederl. u. vlaem.: Wolfsklauw; dän.: Ulvefod; ital.: Erba
strega; poln.: Widlak; böhm.: Plavun; russ.: Ilıays#s; ung.: Korpafü.)
Bei uns mittelgrosse Halbsträucher oder ziemlich kleine Kräuter,
meist kriechend, von meist monopodialem Aufbau aber gabliger Verzweigung,
abgesehen von den haarförmigen Spitzen der Blätter mancher Arten
kahl. Stengel von einem mächtigen Leitbündel mit plattenförmigen radial
oder unregelmässig anastomosirenden Holzkörpern durchzogen. Blätter
dicht gestellt, verhältnissmässig klein. Sporangien nierenförmig, bei der
Reife meist gelb gefärbt, auf abweichend gestalteten Sp.b. zu endstän-
digen, cylindrischen Aehren vereinigt, seltener (70.) auf den Frond. völlig
gleichgestalteten Blättern, keine Aehren bildend. Vorkeim (zuerst 1872
von Fankhauser [Bot. Zeit. XXXL Sp. 1] an 71, 1884 von Goebel
[Bot. Zeit. XLV. 161 (1887)] an 73., an javanischen Arten seit 1884 von
Treub [Ann. jard. Buitenzorg IV. 105 V. 87] entdeckt, bei den übrigen
einheimischen Arten noch unbekannt) mit eingesenkten Antheridien und
nur mit dem Halse hervorragenden Archegonien, entweder völlig unter-
irdisch, knollenartig, ohne Chlorophyll (71) oder nur theilweise unterirdisch,
knollenartig, chlorophylifrei oder -arm, oberirdische chlorophyllreiche
Lappen ausbildend (nach Goebel von der Gestalt einer jungen Runkel-
rübenpflanze im Kleinen) (73), (bei-javanischen Arten strangartig ver-
zweigt, chlorophyllfrei, zwischen den Borkenschuppen von Bäumen vor-
kommend). Keimling aus dem knollenartigen z. T. im Vorkeim stecken-
den Grundtheile (Fuss), dem einzelnen Keimblatte und der seitlichen
Stammknospe bestehend. Die erste (endogen entstehende) Wurzel tritt
am Grunde des Keimblatts hervor.
Etwa 100 Arten, an mässig feuchten oder trockenen Standorten, fast stets auf
kalkarmem Boden, oft in Wäldern, über den grössten Theil der Erdoberfläche ver-
breitet, die Mehrzahl innerhalb der Tropen. Ausser den 6 Arten unseres Gebietes
findet sich in Europa keine weitere,
A. L.komoeophylla?) (Spring in Mart. et Endl. Fl. Bras. I. II. 109
[1840] erw. Aschers. Syn. I. 150 [1896]). Frond. (bei 70. alle
Blätter) gleichgestaltet, spiralig oder stellenweise in 4-—8 zähligen
Quirlen angeordnet. Sporen hellgelb.
I. Selägines(Hook. et Greville Bot. Miscell. II. 36 [1831]. Selägo°)
Rupp. Fl. Jen. ed. 1. 330). Sp.b. den Frond. völlig gleichge-
1) Zuerst bei Tabernaemontanus; von Auxos Wolf und roöıtoy Füsschen ;
Uebersetzung eines deutschen Namens. N
2) Von öynorog ähnlich und »uAr.ov Blatt,
3) Bei Plinius (XXIV, 62) Name einer der herba Sabina ähnlichen Pflanze.
Die schon von Hooker gewählte Pluralform habe ich angenommen, um die Homo-
nymie mit der südafricanischen Siphonogamen-Gattung Selago L., dem Typus einer
Lycopodium. 151
staltet, auf bestimmte Regionen des Stengels beschränkt, die aber
äusserlich nicht von den vegetativen Strecken zu unterscheiden sind.
70. (1.) L. selägo. (Tangelkraut, Lauskraut; niederl.: Glimkruid ;
dän.: Kragefod; poln.: Morzybab [daher (wie 71.) noch deutsch in Ost-
preussen: Mirsemau, Mirzemau]; russ.: Bapanenes.) % Dunkel-, an
sonnigen Stellen gelbgrün (dann meist kleiner), fettglänzend. Stengel
bis 2 (selten 3) dm hoch, aufsteigend (an älteren kräftigen Stöcken am
Grunde niederliegend), gewöhnlich gablig verzweigt. Aeste genähert,
oft dichte Büschel bildend, gleich hoch. Blätter bis 9 mm lang, meist
8reihig, meist aufrecht sich dicht deckend, lineal-lanzettlich, zu-
gespitzt, ganzrandig oder sparsam gezähnelt. Sp.b. in der Mitte
jedes Jahrestriebes.. Sporangien mit einer über den Scheitel
laufenden Querspalte aufspringend. — Schattige etwas feuchte
Wälder, gern an Abhängen und (besonders in Brüchen) an Baum-
stümpfen, namentlich oberhalb der Waldgrenze (bis 2750 m [Kerner h.]
aufsteigend), auch an Felsblöcken und steinigen Gehängen; in den Ge-
birgen meist verbreitet, weniger häufig im Norddeutschen Tieflande, doch
auch auf den Nordsee-Inseln Juist, Norderney und Spieker Ooge
(Buchenau Fl. Nordwestd. Tiefl. 34); fehlt in der immergrünen Region
des Mittelmeergebiets und in der Ungarischen Ebene. Sp.r. Juli—Okct.
— L. 8. L. Sp. pl. ed. 1. 1102 (1753). Luerssen Farnpfl. 788. Koch
Syn. ed. 2. 96%. Nyman Consp. 873 Suppl. 350. |
Bildet sehr häufig an den Spitzen der Aeste, oft einseitig (an der Stelle von
Blättern vgl. Hegelmaier Bot. Zeit. XXX. 841. Luerssen a. a. 0. S. 790 fig. 223)
Brutknospen in Form kleiner beblätterter Sprosse, durch deren Abfallen und rasches
An- und Auswachsen die Pflanze sich reichlich vermehrt. Diese Art ändert fast
nur in der Länge und Richtung der Blätter ab; die Formen kommen indess zu-
weilen an einem Stock, ja an einem Spross zusammen vor. Man unterscheidet
B. appressum (Desv. Ann. Soc. Linn. Paris VI. 180 [1827] Luerssen Farnpfl. 792).
L. S. brevifolium Warnstorf BV. Brand. XXIII. 118 [1882] nach dem Verf. selbst [h.].
Blätter kurz, angedrückt. C. dubium (Sanio BV. Brand. XXV. 60 [1883]. Luerssen
a. a. O.). Untere Blätter länger, abstehend; obere kürzer, angedrückt. D. lazum
(Desv. a. a. ©. [1827]. Luerssen a. a. O.). Blätter mässig lang, aufwärts gekrümmt.
E. patens (Desv. a. a. OÖ. [1827]. Luerssen a.a. O.). Blätter ungleich abstehend,
flacher, feiner zugespitzt. F. recürvum (Desv. a. a. O. [1827]. L. r. Kit. in
Willd. Sp. pl. V. 50 [1810]. Luerssen a. a. OÖ. 791). Astspitzen öfter zurückge-
krümmt. Blätter horizontal abstehend oder abwärts gerichtet. So gewöhnlich an
hohen, kräftigen Stöcken. Auch diese Art wird, obwohl seltener als 71., 72. und 74.,
zu Todtenkränzen benutzt und zu diesem Zwecke öfter auf ziemlich weite Ent-
fernungen versandt (s. Reinhardt BV. Brand. I. 100).
(Nord- und Mittel-Europa (in Süd-Europa nur.spärlich auf den
Gebirgen); Nord-Kleinasien; Kaukasus; Nord-Asien; Japan; Azoren;
bekannten Sympetalen-Familie zu vermeiden. Auf 70. wurde der Name schon von
Thal übertragen, weil neben der äusseren Aehnlichkeit mit Nadelhölzern, ihr ähn-
liche Wirkungen wie der Sabina offieinalis zugeschrieben wurden. Dass sie pharma-
kologisch nicht indifferent ist, beweisen auch neuerliche Erfahrungen in der thier-
ärztlichen Praxis. (Sabatzky nach Wittmack BV. Brand. XXXIII. XV.)
152 Lycopodiaceae.
Madeira; St. Helena; Tristan d’Acunha; Nord-America; Peru; Brasilien ;
Falklands-Inseln; Neuseeland; Tasmania.) . ER
II. Lepidötis!) (P. B. Prodr. 5. et 6. fam. de l’Aetheogamie.
101 [1805] z. T. Aschers. Syn. I. 152). Sp.b. von den Frond.
verschieden, zu endständigen Aehren vereinigt. — Stengel über
der Erde kriechend.
a. Sp.b. kürzer als Frond. Sporangien mit einer über den
Scheitel laufenden Querspalte aufspringend. — Stengel spärlich
bewurzelt.
71. (2.) L. annotinum. (Schlangenmoos, in Ostpreussen Mirzemau
s. 8. 151; poln.: Morzybab zeezyzna; russ.: lapına, Cerennka.) y Leb-
haft grün. Stengel bis über 1 m lang, mit aufrechten, bis 3 dm hohen,
öfter wiederholt gegabelten Aesten. Frond. bis 7 mm lang, locker
gestellt, 5- (selten 8-) reihig horizontal abstehend oder abwärts
geneigt, lineal-lanzettlich, in eine stechende Spitze verschmälert, aber
nicht haarspitzig, meist fein-gesägt, mit unterwärts vorspringendem
Nerven. Blattkissen stark hervorragend. Aehren sitzend, einzeln,
bis 4 cm lang und 3 mm dick. Sp.b. bis 3 mm lang und breit, rundlich-
eiförmig, am trockenhäutigen Rande gezähnelt, mit kurzer, zuletzt
zurückgekrümmter Spitze, mehr als doppelt so lang als das Sporangium,
gelblich, zuletzt bräunlich. — Standort und Verbreitung wie bei 70.,
doch ohne die ausgesprochene Vorliebe dieser Art für Abhänge, meist
verbreiteter und geselliger als diese; bis 1800 (ausnahmsweise 2400) m
ansteigend (Kerner h.); fehlt auf den Nordsee-Inseln. Sp.r. Aug,,
Sept. — L. a. L. Sp. pl. ed. 1. 1103 (1753). Luerssen Farnpfl. 809
fie. 222 B. Koch Syn. ed. 2. 970. Nyman Consp. 872 Suppl. 350.
Von dieser Art sind bisher bei uns nur zwei Abarten unterschieden: B.pungens
(Desv. a. a. O. 182 [1827]. Luerssen a. a. O. 810). Blätter nur 5 mm lang, aufwärts
gekrümmt, mit knorpliger Spitze. — Arktische Form, bei uns bisher beobachtet:
Tirol: Graun bei Bozen, 2000 m. Auch in Östpreussen bei Lyck und im Mährischen
Gesenke bei Wiesenberg und Goldenstein (Oborny OBZ. XL. 205) angegeben.
C. integrifolium (Schube 70. Jahresb. Schles. Ges. f. 1892 II. 89 [1893]). Blätter
z. T. ganzrandig. — Schlesien : Heuscheuer.
Von abnormen Bildungen wurde ein 1. proliferum (Milde Nova Acta XXVI.
II. 402 [1858]) mit durchwachsener Aehre aufgezeichnet.
Ein Kranz von „Schlangenmoos“‘ wird im Riesengebirge den Touristen „zur
Erinnerung‘ aufgedrängt.
(Nord- und Mittel-Europa; Alt-Castilien; nördliche Apenninen ;
Nord-Asien; Himalaja; Nord-America.) *
72. (3.) L. elavätum. (Schlangenmoos, Gürtelkraut, Wolfsranke,
Blitzkraut; franz.: Jalousie; ital.: Erba strega, Stregonia ; rum.: Chedieutid ;
poln.: Sw. Jana pasz., Uzelzanka; russ.: Iaryus, sepesa.) fh Lebhaft-
oder gelbgrün. Stengel bis über 1 m lang, mit kriechenden Haupt-
und unregelmässig verzweigten aufrechten (ohne Aehren) bis 5 (selten
15) cm hohen Nebenästen. Frond. vielzeilig, an den kriechenden Achsen
1) Von kerıöwrög beschuppt, wegen der schuppenähnlichen Sp.h.
2
Lycopodium. 153
von der Erde abgewendet (negativ-geotropisch); an den aufrechten auf-
wärts gekrümmt, dicht anliegend, 3—4 mm lang, die unteren
gezähnelt (besonders auffällig bei der bisher nur in Schlesien beachteten
Form serrulatum (Hellwig bei Schube 70. Jahresb. Schl. Ges. [I.89[1893]),
die oberen meist ganzrandig, in eine ungefähr ebenso lange farblose,
gezähnelte zuletzt gekräuselte Borste zugespitzt. Aehren meist zu 2—3,
seltener 1 oder 4--5, von einem bis 18 cm langen, mit gezähnelten, gelb-
grünen, sonst den Frond. ganz ähnlichen Hochblättern locker besetzten
Achsentheile getragen (gewissermassen gestielt), bis 6 cm lang und
3 mm dick. Sp.b. 2—3 mm lang, bis 2 mm breit, eiförmig, in eine
ungefähr ebenso lange farblose Borste zugespitzt, ausgefressen-gezähnelt,
unterwärts gekielt, gelbgrün, zuletzt hellgelb, mehr als doppelt so lang
als das gedunsene Sporangium. — Heiden, an trockenen Stellen der
Moore, Bergabhänge, buschige trockene Wiesen, Wälder, meist unter
Nadelholz, meist häufig und gesellig, auch auf den Nordsee-Inseln ; bis
2000 (ausnahmsweise 2:00) m ansteigend (Kerner h.); fehlt in der
immergrünen Region des Mittelmeergebiets und im Ungarischen Tief-
lande. Sp.r. Juli, Aug. — Z/. c. L. Sp. pl. ed. 1. 1101 (1753). Luerssen
Farnpfl. 818 fig. 222 A. Koch syn. ed. 2. 970. Nyman Üonsp. 872
Suppl. 350.
Die Endknospen der Seitenzweige schliessen sich im Spätsommer durch die
am Grunde verwachsenen äusseren Blätter als Winterknospen ab (Hegelmaier
a. a. OÖ. 837). Bemerkenswerth sind folgende, allerdings nicht scharf abgegrenzte
Formen: B. monostächyum!) (Desv. a. a. ©. 184 [1827]. Luerssen Farnpfl. 821).
Blätter mehr abstehend und stärker gekrümmt. Aehre einzeln, kurz gestielt oder unge-
stielt (v. curtum Zabel VN. Meckl. XIII. 97 [1859]). — Seltener. — C. tristüachyum’)
(Hook. Fl. N.-Am. II. 267 [1840]. Luerssen a. a. OÖ. E. t. Nuttall Gen. N.-Am.
pl. II 247 [1818]). Kräftiger. Blätter oft weit abstehend. Aehren zu 3 und
mehr. — Stellenweise häufig. — Beide Formen erinnern, die erste durch den Aehren-
stand, die zweite durch die abstehenden Blätter an 71., von dem sie sich (die
letztere wenn ohne Aehren) leicht durch die borstenförmige Blattspitze unterscheiden.
Von abnormen Bildungen sind zu erwähnen: ]. remotum (Luerssen a. a. O.
[1889]). Eine einzelne Aehre seitlich am Grunde oder bis zur halben Höhe des
„Aehrenstiels‘‘ eingefügt. 1. frondescens (Luerssen a. a. O. [1889]). Ein Laub-
spross an derselben Stelle. Aehre zweispaltig. 1. proliferum (Luerssen a. a. O.
[1889]) s. S. 152. m. furedtum (Luerssen a. a. ©. [1889]).
Off. Lycopodium, Sporae Lycopodiü Ph. Austr., Belg., Dan., Gall., Germ.,
Helv., Hung., Neerl., Ross., das als Streupulver für kleine Kinder und
zu physikalischen Versuchen (auch zu Theaterblitzen, daher u. a. Blitz-
kraut) benutzte „Hexenmehl“, |
(Ganz Europa, mit Ausnahme der Steppengebiete (im Süden auf
den Gebirgen). In z. T. etwas abweichenden Abarten in einem grossen
Theile von Asien und America; Gebirge des tropischen Africa: Kili-
mandjaro; Ruansori! Süd-Africa; Ostafrieanische Inseln; Marianen;
Hawai-Inseln.) *
!) Von woveg einzeln und oräyus Aehre.
2) 8. S. 124.
154 Lycopodiaceae.
b. Sp.b. so lang oder etwaslänger als Frond. Sporangien
vorn über dem Grunde aufspringend. — Stengel durch zahl-
reiche Wurzeln an den Boden geheftet,
73. (4.) L. inundatum. (Wend.: Certowy pazory). %. Hell- später
gelbgrün. Stengel höchstens 10 (selten 15) cm lang, jährlich nur einen,
seltener mehrere sich aufrichtende und mit einer Aehre abschliessende
Sprosse entwickelnd.. Frond. bis 7 mm lang, am kriechenden Stengel
von der Erde abgewandt, an dem aufrechten, dem „Aehrenstiele“ von
72. entsprechenden Theile allseitig abstehend, alle lineal-pfriemen-
förmig, stumpflich, am Rande durchscheinend, ganzrandig. Aehre
bis 5 cm lang, oberwärts verschmälert, meist etwas kürzer als der sie
tragende aufrechte Achsentheil. Sp.b. bis 8,5 mm lang, aus eiförmigem
gezähneltem, unterseits mit einer kielartigen Querleiste versehenem Grunde
in eine abstehende, zuletzt aufwärts gebogene lanzettliche ganzrandige
Spitze übergehend, mehrmal länger als dies querovale Sporangium. —
Auf feuchtem, sandig-moorigem oder moorigem Boden, oft sehr gesellig,
nicht selten in frischen Ausstichen ete. in Menge erscheinend und bei
Veränderung des Standortes wieder verschwindend, oft in Gesellschaft
von Drosera rotundifolia und D. intermedia. Am häufigsten im den
nordwestdeutschen und Lausitzer Heidegebieten (auch auf den Nordsee-
Inseln), nach Osten seltener werdend, im Süden meist in gebirgigen
Lagen (bis 2200 m aufsteigend); aus dem eigentlichen Mittelmeergebiet,
Bosnien-Hercegovina, Montenegro und dem Ungarischen Tieflande nicht
bekannt. Sp.r. Aug. —Oct. — L. ı. L. Sp. pl. ed. 1. 1102 (1753). Luerssen _
Farnpfl. 799. Koch Syn. ed. 2. 970. Nyman Consp. 872 Suppl. 350.
Der normalen Keimpflanze sehr ähnliche Adventivsprosse wurden auf abge-
rissenen Blättern (vielleicht den Keimblättern) bisher nur von Goebel (a. a. O. 186
Taf. 2 fig. 32) beobachtet. Von missbildeten Formen ist nur Theilung des Aehren-
sprosses in verschiedenen Graden zu erwähnen m. biceps und triceps (Milde
Nova Acta XXVI. II. 389 [1858] Luerssen Farnpfl. 802). Aehre bis zur Mitte 2—3-
spaltig. m. distachyum!) (Milde a. a. ©. [1858]. Luerssen a. a. O.). Zwei Aehren
neben einander auf einem aufrechten Spross. m. furcdtum (Milde a. a. O. [1858].
Luerssen a. a. Ö.). Aufrechter Spross in der Mitte gegabelt, jeder Theil eine Aehre
tragend.
(Nord- und Mittel-Europa, südlich bis zu den Pyrenäen und Öber-
Italien [Mantua]; [in den unteren Donauländern und im russischen
Steppengebiet fehlend. Nord-America.) *
B. L. heterophylla?) (Spring in Mart. et Endl. Fl. Bras. I. II. 109
1840). Frond. an dem kriechenden Stengel und den Hauptästen
spiralig, gleichgestaltet, an den mehr oder weniger flach zusammen-
gedrückten Zweigen (welche mit ihren Blättern auffällig an Sabina
oder T’hyra erinnern) gekreuzt-gegenständig, 4zeilig, die der zwei
kantenständigen Zeilen gekielt, die zwei der flächenständigen un-
Lyeopodium. 155
gekielt. Auch die Rücken- und Bauchseite des Zweiges verschieden,
erstere dunkler grün, mit grösseren Flächenblättern. Sp.b. zu
Aehren zusammengestellt. Sporangien am Scheitel aufspringend.
. Sporen bräunlich gelb.
Gesammtart L. complanätum.
74. (5.) L. eomplanatum. }, Stengel meist unterirdisch
(selten tiefer als 5 cm), bis über 1 m lang, spärlich bewurzelt, wie (die
locker gestellten öfter gezähnelten Niederblätter chlorophyllfrei, zahl-
reiche bis 4 dm hohe aufrechte, vom Grunde an wiederholt gegabelte, über
den Boden nebst den ganzrandigen Frond. grüne Aeste treibend. Spiralig
gestellte Blätter bis 3 mm lang, lineallanzettlich, spitz, frei, die ge-
kreuzten bis 4 mm lang, lanzettlich, zugespitzt, bis zum nächst unteren
herablaufend. Aehrenstiele bis 12 cm lang, locker mit lineal-
lanzettlichen Hochblättern besetzt. Aehren zu 2—6, selten
einzeln, bis 25 mm lang und 3 mm dick. Sp.b. bis 3 mm lang,
2 mm breit, eiförmig, scharf abgesetzt-kurz gespitzt, zuletzt hell-
bräunlich, am Rande fein gezähnelt, nur I!/amal so lang als das
Sporangium. — Wälder, besonders Nadelwälder, Heiden, zerstreut
oder sehr zerstreut durch den grössten Theil des Gebiets, im Alpengebiet
weniger verbreitet, bis 1600 m ansteigend, aus Bosnien und der Hercego-
vina noch nicht nachgewiesen; fehlt auch auf den Nordsee-Inseln, im
Ungarischen Tieflande und in der immergrünen Region des Mittelmeer-
gebiets. Sp.r. Aug., Sept. — L. c. L. Sp. pl. ed. 1. 1104 (1753). Luerssen
Farnpfl. 822.
Zerfällt in zwei in der Regel auffällig verschiedene, aber durch
stellenweise nicht seltene Mittelformen verbundene Unterarten :
A. L. anceps. Pflanze meist grösser und kräftiger, lebhaft
grün. Aufrechte Aeste ziemlich locker, fächerförmig verzweigt;
ihre Verzweigungen einen Trichter bildend; der Mitteltrieb der
Aeste meist unbeschlossen, nur Seitenzweige die Aehren tragend. Zweige
bis 3 mm breit, rückenseits schwach gewölbt, bauchseits etwas vertieft.
Kantenständige Blätter im oberen Drittel frei, abstehend, auf-
fällig breiter als die angedrückten flächenständigen, von
denen die bauchseitigen auffällig kleiner als die rückenseitigen und nur an
‚ihrer Spitze frei sind. — Im Nordosten des Gebietes, auch in Mähren
verbreiteter als D., sonst meist seltener als letztere Unterart und auf
weite Strecken fehlend.. So im Oberrhein-Gebiet nur bei Darmstadt!
auch für die Schweiz und die südwestlichen Alpen zweifelhaft. — Z. a.
Wallr. Linnaea XII. 676 (1840). ZL. c. var. bez. subsp. a. Aschers.
Fl. v. Brand. I. 894 (1864). Luerssen Farnpfl. 824. L. c. Koch Syn.
ed. 2. 97i (1845). Nyman Consp. 872 Suppl. 350. L. c. a. flabel-
latum Döll Fl. Bad. I. 79 (1855).
156 Lycopodiaceae.
(England sehr selten ; für Frankreich zweifelhäft; Dänemark ; Skandi-
navien; Nord- und Mittel-Russland ; Apenninen ; Moldau; Kamtschatka;
arktisches und westliches Nord-America.) *
B. L. chamaeceyparissus'!). Pflanze oft kleiner und schwäch-
licher, (besonders an den frischen Trieben) graugrün. Aufrechte Aeste
gleich hoch, dicht büschlig verzweigt; ihr Mitteltrieb Aehren tragend.
Zweige nur 1!'2 mm breit, rückenseits stark gewölbt, bauchseits flach oder
schwach gewölbt, zuweilen fast 3kantig.. Kantenständige Blätter
nicht auffällig breiter als die weniger ungleichen flächenständigen,
wie diese angedrückt. — Im östlichen Gebiete seltener, sonst ver-
breiteter als A. — L. ©. A. Br. bei Mutel Fl. franc. IV. 192 (1837).
Koch Syn. ed. 2. 970. Nyman Consp. 872 Suppl. 350. ZL. c. var.
bez. subsp. ©. Döll Fl. Bad. I. 80 (1855). Luerssen Farnpfl. 825.
L. compl. Poll. Fl. Palat. IH. 27 (1777), Wallr. a. a. ©. (1840).
L. sabinaefolium Homann Fl. v. Pomm. III. 93 (1835) Rupr. Distr.
crypt. vasc. Ross. Beitr. z. Pflanzenk. Russ. Reich. III. 30 (1845)
nicht Willd. Spec. pl. V. 20 (1810; die Nordamericanische Pflanze des
Letzteren ist eine Unterart von 75. mit meist „gestielten“ Aehren).
(Nord- und Mittel-Europa [in Russland nur im Westen]; Apenninen;
nordöstl. Kleinasien.) ’
Von weiteren Unter- (oder vielleicht Ab-) arten findet sich L. digitatum A.
Br. in Nord- und L. thyioides Humb. et Kunth im Tropischen America; L. Wightianum
Wall. im tropischen Asien und Indischen Archipel bis Neu-Caledonien. Auch die
von Milde (Fil. Afr. 257) zu A. gezogene Pflanze von Madeira scheint mir etwas
abzuweichen.
Diese Art ist durch ihren Wuchs bemerkenswerth, Die kriechenden Stengel
verbreiten sich radial von dem Punkte, wo die junge Pflanze gestanden hat, aus,
wodurch eine Art von „Hexenringen‘ entsteht (nach Lützow [BV. Brand. XXI. 172]
Kreise von bis 70 m Durchmesser, in denen nur ein 1,5 m breiter peripherischer
Streifen von den frischen Aesten bedeckt ist). _ Von abnormen Formen sind ver-
zeichnet: Im Stande der Aehren: 1. fallax (('el. Prodr. Fl. Böhm. I. 14 (1869).
Aehre einzeln oder zu 2—3 auf mit Frond. besetzten Zweigen. Von 75. durch die
Form der Frond. und Sp.b. zu unterscheiden. 1. fasciceuläatum (Luerssen Farnpfl.
827 [1889]). Aehrenstiel schon am Grunde unmittelbar über den letzten Frond.
verzweigt, daher 2—4 Aehren jede auf einem eignen anscheinend unverzweigten Stiel.
l. pseudoverticillatum (Luerssen a. a. O. [1889]). Unter einer grösseren end-
ständigen Aehre befinden sich 3 kleine nahezu quirlig gestellte und dazwischen
auch eine mittelgrosse. 1. proliferum (vgl. S. 152). So u. a. an der Unterart
A. bei Lyck von Sanio! zahlreich und mehrere Jahre hinter einander beobachtet.
Eine Anzahl Uebergänge zwischen vegetativen Achsen und Aehrenständen und selbst
zwischen Frond. und Sp.b. sind als 1. frondescens (Luerssen a. a. O. [1889])
zusammengefasst. Endlich ist auch bei dieser Art m. biceps-triceps (Milde
Noya Acta XXVI. II. 407 [1858]) (s. S. 154) beobachtet.
75. (6.) L. alpinum. %. Unterscheidet sich von 74. durch Folgen-
des: Gelb- oder graugrün. Stengel bis 6 dm lang, meist ober-
1) Bei Plinius (XXIV. 86) Name einer Arzneipflanze, wohl von Achillea
chamaecyparissus; für unsere Pflanze zuerst von Tabernaemontanus gebraucht;
von yanaı am Boden und zumapıscos Cypresse, wegen der oben hervorgehobenen
Aehnlichkeit der flachen Zweige mit Cupressineen, auch wit Cupressus selbst.
Lyeopodium. 157
irdisch kriechend, wie seine Blätter grün (wenn streckenweise
unterirdisch, mit den Blättern chlorophyllfrei). Aufrechte Aeste gleich-
hoch-büschlig-verzweigt, meist nur 8 (selten bis 15) em hoch, unterwärts
oft mit abwechselnden 3zähligen Quirlen von Frond. besetzt. Flach-
gedrückte Zweige 1,5—2 mm breit, rückenseits stark gewölbt, bauch-
seits durch die Umbiegung der Kiele der kantenständigen Blätter zwei-
rinnig. Kantenständige Blätter scharf gekielt, mindestens in ihrer oberen
Hälfte frei und etwas sichelförmig aufwärts gebogen, nicht auffällig
breiter als die flächenständigen, von denen auch die bauchseitigen nicht
erheblich kleiner als die rückenseitigen und grösstentheils frei sind.
Aehren einzeln, bis 15 mm lang, auf etwas die Lanbzweige über-
ragenden genähert-gegabelten Zweigen, deren meist in abwechselnden
3zähligen Quirlen angeordnete, den flächenständigen Frond. ähnliche
Blätter ziemlich dicht gedrängt sind, weshalb diese Zweige nicht als
„Aehrenstiele“ erscheinen. Sp.b. oft in abwechselnden 3 zähligen Quirlen,
allmählich in eine stumpfliche zuletzt weit abstehende Spitze
verschmälert, mehr als doppelt so lang als das Sporan-
gium. — Grasige und steinige Triften der Alpen, Karpaten und Sudeten!!
über der Waldgrenze ca. 1300—2400 m (Kerner), selten in die
Waldregion herabsteigend; viel seltener auf den höchsten waldfreien
Gipfeln der andern Mittelgebirge. Ardennen zw. Odeigne und der Barraque
de Fraiture, 650 m, neuerdings nicht mehr. Vogesen! Schwarzwald:
Feldberg! Sauerland: Kahle Astenberg 800—900 m! bei Hallenberg,
Langewiese und Elsoff. Rhön! Harz: Brocken!! Victorshöhe (E. Schulze
Naturw. V. Harz V. 11). Höchstes Erzgebirge. Böhmer und Bayrischer
Wald. Riesengebirge!! Gesenke!! Nördliche! nordöstliche! und südliche
Karpaten. Jura. Alpen von Dauphin& und Piemont bis Nieder-Oster-
reich, Steiermark und Hercegovina. Sp.r. Aug., Sept. — L. a. L. Sp.
pl. ed. 1. 1104 (1753). Luerssen Farnpfl. 838. Koch Syn. ed. 2. 970.
Nyman Consp. 872 Suppl. 350.
Ueber die Verschiedenheit dieser Art von der vorigen sind die Acten noch
nicht geschlossen. Die als Hauptmerkmale angegebenen Unterschiede in dem Ver-
halten des Stengels (ob ober- oder unterirdisch) und der Aehren (ob „gestielt‘‘ oder
„sitzend‘“) sind nicht in allen Fällen entscheidend ; einerseits kommt bei 74, die
Form fallax mit sitzenden Aehren vor, andererseits findet sich 75. zuweilen mit
wenn auch meist kurzen, locker beblätterten Achsentheilen unter der Aehre. Eine
in Nord-America (nach Milde Sporenpfl. 134 auch in den Sudeten) beobachtete Form
mit ziemlich langgestielten Aehren ist L. sabinaefolium Willd. Sp. pl. V. 20 (1810)
(vgl. S. 156). Zuverlässiger scheinen die Unterschiede in der Beschaffenheit der
flachgedrückten Zweige und in der Form und Länge der Sp.b.
Von abnormen Formen ist nur eine m. furcatum (Luerssen Farnpfl. 844
[1889]) mit gegabelten Aehren erwähnt.
(Grossbritannien; Skandinavien; Nord-Russland; Pyrenäen; Apen-
ninen ; Gebirge Kleinasiens ; Nord-Asien ; nördliches Nord-America.) *
153 Selaginellaceae.
2. Unterelasse.
HETERÖSPORAE!'),.
(Prantl Lehrb. d. Bot. 116 [1874]. Luerssen Farnpfl. 844.)
S. 8. 149.
Uebersicht der Familien,
Landpflanzen meist schattiger Standorte Stengel gestreckt,
bei gabliger Verzweigung monopodial aufgebaut, meist dorsiventral, mit
kleinen, flachen Blättern. Sporangien in der Blattachsel an-
gelegt, später mit dem Blattgrunde verbunden, zuletzt kapselartig auf-
springend, einfächerig. Beiderlei Sporangien ährenartig zusammenge-
stellt, die Mikrosporangien zahlreiche Mikrosporen, die —4knöpfigen
Makrosporangien meist 4 Makrosporen enthaltend. Weiblicher
Vorkeim nur am Scheitel der Makrospore, welche unterhalb desselben
ein zur Ernährung des Keimlings dienendes Gewebe enthält.
| Selaginellaceae.
Untergetauchte Wasser- oder Sumpfpflanzen, oder doch wenigstens
(bei uns) an periodisch nassen Standorten vorkommend. Stamm kurz,
knollenartig, unverzweigt, 2—3lappig, mit spiralig gestellten, langen,
meist halbstielrunden (binsenähnlichen) Blättern. Sporangien
am Grunde laubartiger Blätter, sich durch Fäulniss öffnend, gleichgestaltet,
durch von der Rücken- zur Bauchseite verlaufende Zellfäden und -platten
(Trabeculae) unvollkommen gefächert, die äusseren zahl-
reiche Makrosporen, die inneren noch zahlreichere Mikrosporen
enthaltend. Weiblicher Vorkeim die Makrospore ganz ausfüllend.
Iso@taceae.
9, Familie.
SELAGINELLAÄCEAER.
(Mettenius Fil. Hort. Bot. Lips. 16 [1856] exel. /soötes. Kanitz A term.
növenyrendszer ättekintese 9 [1874]. Luerssen Farnpfl. 862. Selagi-
nelleae A. Br. in Aschers. Fl. Brand. I. 25 [1864]. Selaginellacees
Roze S. B. France XIV. 179 [1867].)
S. oben. Hierher nur die Gattung:
26. SELAGINELLA?).
((P. B. Prodr. des 5 et 6 familles de l’Aethöogamie 101 (1805) erw.]
Spring Flora XXI. 148 [1838]. Luerssen Farnpfl. 863.)
. Charakter der Familie. Zarte ausdauernde Krautgewächse. Stengel
schlank, oft zerbrechlich, meist reich verzweigt, bei unseren Arten kriechend,
1) Von Zrepog verschieden und osropd 8. S. 118.
2) Deminutiv von Selago (s. S. 150).
Selaginella. 159
an den Verzweigungsstellen einfache oder häufiger wiederholt gegabelte
Wurzeln entwickelnd, von einem centralen oder 2—12 von einem von
radialen Zellfäden durchsetzten Luftgange umgebenen Leitbündeln durch-
zogen. Blätter meist dicht gestellt, moosähnlich zart, 1 nervig, über
dem Grunde (die Sp.b. über dem Sporangium) oberseits mit einer oft früh-
zeitig vertrocknenden Ligula. Sp.b. in endständigen, öfter von dem
Laubstengel durch einen abweichend beblätterten Achsentheil getrennten
(„gestielten“) Aehren vereinigt. Mikro- und Makrosporangien meist in
derselben Aehre, die letzteren in geringerer Zahl, zuweilen nur einzeln
am Grunde derselben, entweder 3knöpfig (am Scheitel durch 3 Sporen
seitlich ausgebaucht und zwischen denselben 3klappig aufspringend,
während die vierte am Grunde des Sporangiums liegt) oder 4knöpfig (mit
2 unteren quer und 2 oberen median neben einander liegenden Sporen,
durch eine über den Scheitel verlaufende Querspalte, mit der sich jeder-
seits über den unteren Sporen eine kurze Spalte rechtwinklig kreuzt,
sich öffnend). Mikrosporangien kleiner als die Makrosporangien, kugel-
bis gedunsen-nierenförmig, auf dem Scheitel quer aufspringend. Beiderlei
Sporen kugeltetraödrisch. Keimling von dem schlauchförmigen Träger
in das Nährgewebe hineingeschoben, ausser dem Fusse (wie bei den
meisten Siphonogamen) aus einer primären Wurzel, einem hypokotylen
Gliede und zwei den Vegetationskegel einschliessenden Keimblättern
bestehend.
3—400 Arten (je nach der oft schwierigen Begrenzung) über den grössten
Theil der Erdoberfläche verbreitet, die Mehrzahl in den Waldgebieten innerhalb der
Tropen. In Europa nur die 3 in unserem Gebiete einheimischen Arten.
A. S.homoeophyllae!) (Spring in Mart. et Endl. I. II. 118 [1840].
Homötropae?) A. Br. Ind. sem. h. Berol. 1857 app. 11 [1858)).
Blätter sämmtlich gleichgestaltet, allseitig abstehend.
76. (1.) 8. selaginoides°®). %. Stengel kurz (höchstens 5 cm weit)
kriechend, fadenförmig, mit seinen Verzweigungen kleine lockere Rasen
bildend. Blätter vielreihig-spiralig, stellenweise quirlig, locker,
nur an den Enden der nächstjährigen Aehrentriebe dicht gestellt, 1—3 mm
lang, lanzettlich bis eiförmig-lanzettlich, spitz, mit wenigen
abstehenden fransenähnlichen Zähnen, öfter jederseits nur
1zähnig, dunkelgrün, etwas glänzend, nur die der aufrechten bis 12,
selten 20 cm hohen heurigen Aehrentriebe gelblich. Aehre einzeln,
bis 3 (selten 5) cm lang, diek-eylindrisch. Sp.b. bis 5 mm lang,
mit zahlreicheren und längeren Zähnen, sonst wie die Frond. Makro-
sporangien mehrere oder ziemlich zahlreich, 4 knöpfig, wie die fast nieren-
förmigen Mikrosporangien gelb oder hellbräunlich. Makrosporen ?/3 mm
1). 8. 8. 150.
2) Von öuöog ähnlich, gleich und rperw ich wende, kehre, wegen der Anord-
nung der Blätter.
3) Von Selago (s. S. 150) und sıöng ähnlich; allerdings eine hybride Wort-
bildung. Bei Dillenius (Hist. musc. 460) als Gattungsname.
160 Selaginellaceae.
im Durchmesser, gelblich-weiss, dicht mit kleinen halbkugel- oder stumpf-
kegelförmigen Warzen besetzt. Mikrosporen schwefelgelb, locker mit
stumpf-kegelförmigen Stacheln besetzt. — Grasige, steinige und felsige
Abhänge der subalpinen und alpinen Region höherer Gebirge (bis 2630 m
Kerner h.), auf kalkreichen und -armen Gesteinen, seltener in die
Waldregion, ausnahmsweise bis in die Ebene herabsteigend; im nörd-
lichen Flachlande sehr selten und neuerdings nicht bestätigt. In den
Alpen von den See-Alpen bis Nieder-Oesterreich, Ober-Steiermark, Ober-
Kärnten. Friaul, Bosnien (Beck Ann. Wien. Hofm. IV. 372, Mur-
beek Beitr. 20) und Montenegro (Riblje Jezero unter dem Mali Dur-
mitor Pantocsek VN. Presb. N. F. II. 12). In die Oberbayrische Hoch-
ebene bis München! und Augsburg herabsteigend. Französischer und
Schweizer Jura. Schwarzwald: Feldberg! Harz: Brocken (ob neuerdings?) ;
Königsberg und Ahrensklint bei Schierke (E. Schulze NV. Harz V. 10
ebenfalls ohne neuerliche Bestätigung). Thüringen: Jena: Zeitzgrund
angeblich einmal. Hohes Erzgebirge, neuerdings nicht bestätigt. Riesen-
gebirge!! und Gesenke!! häufig. Tatra!! Nördliche und südliche Kar-
paten. Auf einem Moore bei Reinbek unweit Hamburg 1860 von Kohl-
meyer! gesammelt, neuerdings vergeblich gesucht. Sp.r. Jan.— Aug. —
S. s. Lk. Fil. sp. h. Berol. 158 (1841). ZLycopodium 8. L. Sp. pl. ed. 1.
1101 (1753). Lye. eiliatum Lam. Fl. franc. I. (32) (1778). Selaginella
spinösa Pal. B. a. a. ©. 112 (1805). Luerssen Farnpfl. 867. 8. cılıata
Öpiz Böheims phänerog. [sie!] u. erypt. Gew. 114 (1823). S. spinulösa
A. Br. in Döll Rhein. Flora 38 (1843). Koch Syn. ed. 2. 971. Nyman
Consp. 873 Suppl. 350. |
Tracht von 73., von dem 76. durch die zarteren, fransig-gezähnten Blätter
auch abgesehen von den Makrosporangien leicht zu unterscheiden ist. Von abnormen
Formen finde ich nur eine m. fwrcata (Luerssen a. a. O. 869 [1889]) mit ge-
gabelter Aehre verzeichnet.
(Island; Fär- er; Britische Inseln; Jütland! (ein Vorkommen,
welches das bei Hamburg und in Kurland wahrscheinlicher macht);
Skandinavien ; Nord-Russland; Kurland; Central-Frankreich; Pyrenäen ;
Kaukasus; Baikal-See; Aleuten; Canada; Grönland.) *
B. S. heterophyllae!) (Spring a. a.0.[1840]. Dichötropae?) A. Br.
a.a. ©. 11 [1858]). Frond. in 2zähligen sich schief kreuzenden
Quirlen, die beiden eines jeden Quirls ungleich. Auf der Rücken-
seite des dorsiventralen,' in einer Ebene verzweigten (bei unseren
Arten kriechenden, überall wurzelnden) Stengels genähert zwei
Zeilen meist kleinerer Oberblätter, seitlich abstehend zwei solche
meist grösserer Unterblätter. Sp.b. (unserer Arten) gleich-
gestaltet.
I. Stengel spärlich verzweigt, lockere Rasen bildend, an der Spitze
wie die oberen Aeste eine Aehre tragend. Frond. auffällig
ungleichseitig (die nach der Achsenspitze sehende [Vorder-]
Seite grösser). Ä
178.8: ‘08,
2) Von öiya, in zwei Theile getheilt, und rperw s. 8. 159.
RN
Selaginella. 161
+ 8. apus!). 2\. Stengel bis 15 em lang. Blätter unterwärts locker, ober-
wärts gedrängt, lebhaft grün, mit undeutlichem hyalinem Saum, unter starker Ver-
grösserung fein gesägt. Unterblätter rechtwinklig abstehend oder etwas rückwärts
. geneigt, bis 2 (selten 3) mm lang, bis 1'/s mm breit, schief breit-länglich,
spitzlich, die vordere Seite fast doppelt so breit als die hintere, am
Grunde abgerundet; ihr Nerv unter der Spitze erlöschend, bauchseits schwach kiel-
artig hervorragend. Oberblätter nur !s—!s so gross, dem Stengel ange-
drückt und wenig von einander abstehend, schief länglich, zugespitzt, mit aus-
laufendem, oberseits stärker hervorragendem Nerven. Aehren bis3 cm lang, un-
mittelbar über den Laubachsen beginnend. Sp.b. 2 nım lang, abstehend,
aus eiförmigem Grunde allmählich zugespitzt. Makrosporangien meist 3knöpfig,
gelbbraun. Makrosporen !/s mm im Durchmesser, gelblichweiss, grob netzig-höckerig.
Mikrosporangien nierenförmig, rothbraun. Mikrosporen bräunlich-fuchsroth, mit
niedrigen Höckern. — In Nord-America von Canada bis Texas einheimisch ; bei
uns (ausser wie zahlreiche andere Arten der Gattung in Gewächshäusern) auch
auf Teppichbeeten eultivirt und hie und da auf Grasplätzen von Gärten und Parks
verwildert. Schwerin (Meckl.): Grünhausgarten seit langer Zeit (Brockmüller
VN. Meckl. XXXIV. 6 [1870]. Kalb und F. Klett 1896!). Berlin: Borsigscher
Garten seit etwa 1860 (Magnus, Kuhn!! BV. Brand. XIX. 166). Potsdam:
Glienicker Park seit 1870 (Egeling! a. a. ©. 164). Sp.r. ? — S. a. Spring in
Martius et Endl. Fl. Brasil. I, 2. 119 (1840) z. T. Baker Fern Allies 71 (1887).
Lycopodium äpodum L. Sp. pl. ed. 1. 1105 (1753). S. denticuläta Brockmüller a. a. O.
(1880) nicht Lk.
II. Stengel reichlich verzweigt, dichte Rasen bildend. Aehren auf
Seitenzweigen endständig. Blätter wenig ungleichseitig.
Gesammtart 8. denticulata.
(Spring Monogr. Lycop. II. [M&m. Acad. Belg. XXIV.] 82 [1849].)
77. (2.) S. denticulata2). %. Stengel bis 20 em lang. Blätter
gedrängt, sich öfter (unterschlächtig) deckend, zugespitzt, mit unter
der Spitze erlöschendem Nerven, ziemlich dicht kleingesägt, lebhaft- und
etwas bläulich-grün, im Alter fast ziegelroth (auch die Wurzeln geröthet).
Unterblätter etwas nach vorn abstehend, bis 2,5 mm lang und 2 mm
breit, eiförmig bis breiteiförmig, mit kurzer zurückgekrümmter
Spitze. Oberblätter dem Stengel locker anliegend, von einander
wenig abstehend, etwa °/a der Unterblätter messend, etwas
schmäler und länger zugespitz. Aehren einzeln oder zu zweien, bis
1,5 (selten 2) cm lang, fast ceylindrischh von dem Laubtheile der
sie tragenden Achse nicht deutlich geschieden, indem die obersten
Unterblätter schon Sporangien tragen. Sp.b. den Oberblättern ähnlich.
Makrosporangien mehrere, meist 4knöpfig, gelbbraun. Makrosporen ?/s mm
im Durchmesser, gelblich, dieht mit niedrigen, stumpfen Warzen besetzt.
Mikrosporangien nierenförmig, braunroth. Mikrosporen ziegelroth, dicht
1) Lyeopodioides dentieulatum pulchrum repens, spieis apodibus Dillenius
Hist. muse. 467. Von rous Fuss und a privativum ; wegen der „ungestielten‘ Aehren.
2) Museus dentieulatus minor €. Bauhin Pin. 360. während 78. a.a O. als
M. d. major aufgeführt ist. Die Bemerkung Bolle’s (Zeitschr. Ges. Erdk. I. 284)
dass dieser Name sich nicht auf die mit blossem Auge nicht wahrnehmbaren Zähne
des Blattes beziehe, ist mithin begründet; die „dentieuli“ sind die Blätter selbst.
Ascherson u. Graebner, Synopsis. 1. 11
162 x Selaginellaceae. Iso&taceae.
mit ganz niedrigen Warzen besetzt. — Beschattete, oft etwas feuchte
Abhänge, auf steinigem oder erdigem Boden, auf Mauern, öfter weite
Strecken bedeckend, in der Nähe der Mittelmeerküsten. Provence!
Riviera! Dalmatien!! angeblich auch in Kroatien im Velebit. Die be-
reits von Willdenow (Sp. pl. V. 34) gemachte Angabe in Polen ist
schwerlich richtig, obwohl Expl. von Bory! mit der Bezeichnung „bois
d’Ustanow, 8 lieues de Varsovie“ im Hb. Willd. Nr. 19377 vorliegen.
Sp.r. Mai, Juni; nach derselben stirbt die Pflanze fast völlig ab, um
erst im Herbst neu zu ergrünen. — 5. d. Link Fil. sp. h. Berol. 159
(1841) mit Anschluss der damals im Berliner Garten unter diesen
Namen eultivirten in Süd-Africa auf Madeira und den Azoren ein-
heimischen $. Kraussiana Kunze (= 8. hortensis Mettenius) vgl. A.
Br. a. a. OÖ. 13 und ausführlich Monatsb. Berl. Akad. 1865 195 ff.
Luerssen Farnpfl. 875. Koch Syn. ed. 2. 971. Nyman Consp. 873.
Suppl. 350. Lycopodium d. L. Sp. pl. ed. 1. 1106.
(Mittelmeergebiet; Madeira; Canarische Inseln ausser Lancerote und
Fuertaventura.) I]
78. (3.) 8. Helvetiea'). 9. Unterscheidet sich von der Leitart
durch Folgendes: Blätter lockerer gestellt, stumpf oder stumpflich,
mit spärlicheren und kleineren Sägezähnen, glänzend grasgrün. Unter-
blätter rechtwinklig abstehend oder etwas rückwärts geneigt, nur bis
1,5 mm breit, länglich-eiförmig. Oberblätter nur halb so
gross als die Unterblätter, dem Stengel angedrückt, eiförmig-
lanzettlich, oft an der Spitze einwärts gebogen. Aehren „gestielt“,
d.h. von den Laubachsen durch einen aufrechten, einfachen
oder 1—3mal gegabelten, locker mit sich kreuzenden Paaren
gleich gestalteter, länglich-eiförmiger, stumpflicher Blätter be-
setzten Achsentheil getrennt, von letzterem nicht scharf ge-
schieden, bis 3 em lang. Sp.b. unterwärts locker, oberwärts gedrängt,
eiförmig, zugespitzt. Makrosporangien meist nur im unteren Theile der
Aehre, oft einseitig übereinander. Mikrosporangien mehr gedunsen.
Mikrosporen sehr kleinwarzig oder glatt. — Abhänge, Strassenböschungen,
Felsen ohne Unterschied des Substrats, Mauern, Grasplätze, zuweilen
selbst auf Brachäckern, oft weite Strecken überziehend, in der Wald-
region der Alpen und z. T. der Karpaten verbreitet, bis 1600 m (Kerner h.)
auf-, in die benachbarten Ebenen hinabsteigend, sonst nur ganz ver-
einzelt und meist zweifelhaft. Alpengebiet von den See-Alpen bis Nieder-
Oesterreich, Steiermark, Kroatien, Bosnien (Beck, Ann. Wien. Hofmus.
IV. 372); in Bayern nördlich bis Augsburg, Deggendorf und Passau;
Donau-Auen bei Wien und Pressburg (in der Po-Ebene bis Vercelli!!).
In den südlichen Karpaten verbreitet, spärlicher in den nördlichen.
Belgien: Go& Provinz Lüttich (Förster Fl. Aachen 420, von Durand
SB. Belg. XVII. II. 80 wohl mit Recht bezweifelt). Hohe Veen zw.
Eupen und Malmedy ca. 600 m (Jean Chalon 1869 nach Thielens
I) Helveticus, schweizerisch.
Selaginella. Isoätes, 163
SB. Belg. XII. 186, seitdem nicht bestätigt). Fichtelgebirge: an einem
Granitfelsen zw. Schneeberg und Rudolfstein vielleicht von Funck vor
mehr als einem halben Jahrhundert angepflanzt (Kaulfuss 1888! vgl.
Bayr. BG. II. 52). (Preussisch-)Oberschlesien: Jägerndorf: Oppa-Auen
bei Branitz und Bleischwitz; Troppau: Mora-Auen bei Kommerau (Hein
1860); bisher im benachbarten Gesenke, auch in den Karpaten Mährens
und Schlesiens nicht beobachtet. Sp.r. Juni, Juli. — $. h. Link Fil.
sp. h. Berol. 159 (1841). Luerssen Farnpfl. 871 fig. 225. Koch Syn.
ed. 2. 971. Nyman Consp. 873 Suppl. 350. Lycopodium h. L. Sp.
pl. ed. 1. 1104. L. radicans Schrank Baier. Fl. II. 493 (1789).
(Serbien; Kleinasien; Kaukasusländer; Amur-Gebiet; Mandschurei ;
Japan. I
10. Familie.
ISOETÄCEAR.
(Trevisan Herb. crypt. Trevis. I. 16 [1851] nach Trevisan Bull. Soc.
It. Sc. nat. XIX. 1876. 475 [1877]. Luerssen Farnpfl. 845. Isoöteae
Bartling Ord. nat. plant. 16 [1830)).
S. S. 158. Hierher nur die Gattung:
27. ISÖETES!).
(L. [Skanska Resa 420.] Gen. plant. ed. 5. 486 [1754]. Luerssen
Farnpfl. 845).
(Brachsenkraut; dän.: Brasenurt; poln.: Poryblin; böhm.: Sidlatka.)
Stamm unterirdisch, unverzweigt, kugel- bis fast scheibenförmig,
mit dunkelbrauner bis schwärzlicher Rinde (das stärkereiche Gewebe auf
den Schnittflächen weiss), in der Mitte der schwach vertieften Oberseite
den Vegetationskegel tragend, während in den auf der Unterseite sich
vereinigenden die (bei zunehmendem Alter immer stärker hervortretenden)
Lappen trennenden Furchen die spärlich bis reichlich gablig verzweigten
(zuletzt dunkel gefärbten) Wurzeln sich entwickeln. Nur ein senkrechtes
centrales, nach unten in 2 oder 3 den Furchen entsprechende Zweige
getheiltes Leitbündel. Das Rindengewebe der Lappen wird in der Regel
zuletzt abgeworfen. Blätter mehr oder weniger zahlreich, dicht gedrängt,
den grössten Theil der Oberfläche des Stammes bedeckend, mit den
1) Bei Plinius (XXV. 102) als Synonym zu aizoon minus, jedenfalls einer
Sedum-Art, aufgeführt. Dieser Schrifsteller gebraucht das Wort als Neutrum, das
. also griechisch tooetzg zu schreiben ist. Vergl. St. Lager, Cat. fl. bass. Rhöne 839
(1882). Da Plinius den Namen aizoon mit den Worten „quoniam semper viret‘“
erläutert und als weiteres Synonym sempervivum anführt, so hat der Name isoetes
vermuthlich ebenfalls „das [ganze] Jahr (£tos) gleich (üoos)‘“ bedeutet, obwohl in der
griechischen Litteratur ısoerng nur in der Bedeutung „gleich viele Jahre alt“ über-
liefert ist.
21?
164 Iso&taceae,
scheidenartig verbreiterten, rückenseits gewölbten Grundtheilen sich um-
fassend und so oft über dem Stamme eine Art geschlossener Zwiebel
bildend ; dieser Scheidentheil dreieckig-eiförmig, am Rande durchscheinend-
häutig, welche Hautränder sich auch am unteren Theile der meist halb-
stielrunden, von einem centralen Leitbündel und 2 bauchseitigen und
2 rückenseitigen, unregelmässig quergefächerten Luftgängen durchzogenen
Spreite hinaufziehen. Der Scheidentheil zeigt bei der Mehrzahl der
Blätter am Grunde eine von einem ‚meist deutlichen Streifen lufthaltigen
weisslichen Gewebes, dem Hofe (Area) umgebene längliche Grube
(Fövea), in welche das nur auf der Rückseite in einem schmalen, etwa
?/s seiner Länge einnehmenden Streifen angewachsene Sporangium ein-
gesenkt ist. Der Rand der Grube ist häufig in eine dünnhäutige die
Grube theilweise oder völlig bedeckende Membran, das Segel (Velum)
vorgezogen. Ueber dieser Grube befindet sich, durch den Sattel
(Sella) getrennt, eine Querspalte, das Grübchen (Fovöola), deren
unterer Rand, die Lippe (Läbium) mehr oder weniger vorgezogen ist.
Aus dem Grübchen tritt die herzförmige, aus zartem, kleinzelligem Ge-
webe bestehende Zunge (Ligula) hervor, die sich nach innen in einen
cylindrischen, hufeisenförmig gekrümmten Körper, den Zungenfuss
(Glossopödium) fortsetzt, aus dessen nach oben und bauchseits gewendeter
concaver Seite sie entspringt. Die äusseren Blätter jedes Jahrganges
tragen Makro-, die folgenden Mikrosporangien; die innersten besitzen
an ihrem weniger entwickelten Scheidentheil keine Sporangien und sind
meist etwas kleiner als die Sporangien tragenden. Bei einigen Arten
(bei uns nur bei 82, sowie bei J. hystrix) gestalten sich dieselben zu
Niederblättern, bei denen der Scheidentheil eine zuletzt pergamentartig
verhärtete, schwarz gefärbte Schuppe darstellt, die Spreite aber fast
völlig verkümmert. Bei denselben Arten bleibt auch der Grundtheil
der übrigen Blätter als ebenso verhärteter und gefärbter Blattfuss
(Phyllopödium) stehen, während bei den übrigen Arten die Blätter sich
zuletzt vollständig vom Stamme ablösen. Mikrosporangien durch die
durchscheinenden Ansatzstellen der Trabekeln (s. S. 158) punktirt.
Mikrosporen fast kugelquadrantisch, mit schärferer fast geradliniger Bauch-
und zwei stumpfen, öfter ganz verwischten Seitenkanten. Makrosporan-
gien nahezu von der Form und Grösse der Mikrosporangien, zuletzt
durch die kugeltetraödrischen Makrosporen höckerig. Keimling ohne
Träger, aus dem Fusse, der Hauptwurzel und nur einem Keimblatte
bestehend.
Bis zum Jahre 1840 galt diese Gattung für nahezu monotypisch, indem von
angesehenen Botanikern das Artrecht der beiden einzigen bis dahin von 79. ge-
trennten Species, des Südfranzösischen I. setaceum Bose (zu welchem alle an ver-
einzelten Orten des Mittelmeergebiets beobachteten Formen gezogen wurden) und
des Ostindischen I. Coromandelinum Willd. bezweifelt wurde. Da erregte die unter
ungewöhnlichen Umständen am 28. März 1842 erfolgte Entdeckung einer in Algerien
weit verbreiteten, trockne Standorte bewohnenden Art, des /. hystrix, durch den da-
maligen Hauptmann Durieu de Maisonneuve (derselbe hatte den Stamm mit
den stachligen Blattresten ein Vierteljahr früher in dem Kropfe eines Rebhuhns
angetroffen!) berechtigtes Aufsehen, und führte rasch zum Nachweis mehrerer, z. T.
auch im Europäischen Mittelmeergebiet verbreiteter Arten. Ausser dem Veteranen
Isoetes. 165
Bory de St. Vincent betheiligte sich an der Untersuchung derselben hauptisäch-
lich mein unvergesslicher Lehrer A. Braun, der die Algerischen Arten auf mehreren
leider ohne Text veröffentlichten Tafeln der Exploration scientifigue de l’Algerie
abbildete. 1861 wies dann Durieu, der inzwischen seinen Abschied genommen
und zum Direetor des Botanischen Gartens zu Bordeaux ernannt worden war, nach,
dass auch der bisher für einheitlich gehaltene Typus Mittel- und Nord- „Buröpas.
I. lacustre, in zwei wohl geschiedene Arten (79 und 80) zerfalle.. Diese zweite
Entdeckung Durieu’s war fast noch einflussreicher als die erste, indem sie A. Braun
veranlasste, seine Studien der Gattung mit erneutem Eifer wieder aufzunehmen,
Unterstützt von dem verdienten Morphologen und Systematiker Jacques Gay (wel-
eher trotz seiner vorgerückten Jahre die Verbreitung beider Arten in Central-
Frankreich und Wales, in welchem letzteren Gebiete die Gattung zuerst gegen Ende
des 17. Jahrhunderts wissenschaftlich festgestellt worden war, untersuchte) und durch
G. Engelmann, der die Iso&tes-Flora Nord-Amerikas gründlich erforschte, haben
dann die beiden befreundeten Forscher in den folgenden beiden Decennien ein ausser-
ordentlich reiches Material zusammengebracht. A. Braun hat die Ergebnisse seiner
Studien in mehreren meisterhaften Abhandlungen niedergelegt, von denen sich die
beiden folgenden hauptsächlich auf die Arten unseres Gebiets beziehen: Zwei deutsche
Isoetes-Arten nebst Winke zur Auffindung derselben BV. Brand. III. IV. 299 ft.
(1862) und: Ueber die /soetes-Arten der Insel Sardinien nebst allgemeinen Bemerk-
ungen über die Gattung Isoetes. Monatsb. Kgl. Akad. Wiss. Berlin Dec. 1863
554 ff. Es ist zu bedauern, dass Durieu ausser einigen kurzen Notizen nichts
veröffentlicht hat. Seine hinterlassenen Aufzeichnungen und Abbildungen verleihen
der (vielfach mangelhaften, in den Standorten und Citaten von Fehlern wimmelnden)
Monographie der Isoeteae von L. Motelay und Vendry2s (Soe. Linn. de Bordeaux
XXXVI. 309 ff.) ihren hauptsächlichen Werth. Die neueste Aufzählung der Arten,
‚deren Zahl über 50 gestiegen ist, welche über den grössten Theil der Erdoberfläche
verbreitet sind, giebt Baker (Fern-Allies 123 ff. [1887]). Es finden sich in Europa
ausser den hier aufgeführten 6 Arten noch 9—10 weitere, sämmtlich im Mittelmeer-
gebiet sowie im Atlantischen Gebiete Spaniens und Frankreichs, und fast alle zu
der Section A. II. Amphibia gehörig. Die weiteste Verbreitung unter denselben
besitzt I. velätum A. Br. (ausser in Algerien) in Mittel-Italien, Sieilien, Sardinien!!
Corsieca, Minorea und Nordwest-Spanien; das oben erwähnte I. setdceum Bose ist in
Süd-Frankreich!! Spanien und Griechenland, I. Boryanum Durieu in Westfrankreich
und im inneren Spanien (Sierra de Gredos) gefunden. Dagegen kennt man die den
]. velatum sehr nahe stehenden Formen I. dübium Gennari nur von der kleinen
Insel Maddalena zwischen Sardinien und Corsica, I. Tegulense Gennari nur aus Süd-
Sardinien!! Das ungenügend bekannte /. Baeticum Willk. Süd-Spaniens ist viel-
leicht mit I. Teg. identisch. I. Heldreichii Wettst. kommt in Nord-Griechenland
(Thessalien) vor, I. tenwissimum Bor. in West-Frankreich, wo sich auch I. Viollaei
Hy an einer einzigen Oertlichkeit findet (s. S. 171). Die sect. A. I. Aquatica zählt
nur eine weitere Art, /. Brochöni Motelay, 80. sehr nahe stehend, in einigen Ge-
birgsseen der östlichen Pyrenäen.
A. Luftgänge der sich zuletzt vollständig ablösenden meist
(bei unseren Arten stets) sämmtlich laubartigen Blätter weit,
aussen mit Einschluss der Oberhaut von 2—3 Zellschichten
begrenzt. Scheidentheil rückenseits glatt, seicht gefurcht. Seiten-
theile des Hofs hinter dem Sporangium zusammenhängend. Wurzeln
spärlich behaart.
I. Aguätica |s. Submersa] (A. Br. in Gren. et Godr. Fl.
France III. 650 (1856). BV. Brand. III. IV. 304 (1862).
Pflanze (normal) stets untergetaucht, ununterbrochen vegetirend.
Blätter bei uns stets ohne Spaltöffnungen und Unterhaut-
Sklerenchymbündel. — Stamm unserer Arten 2- (sehr
selten 3-) lappig.
166 Iso6&taceae.
Gesammtart I. lacustre.
79. (1.) I. lacustre. 9. Stamm niedergedrückt-kugelig, bis 2,5 cm
diek. Abstossungsflächen der Lappen mit 3—5 (selten 7) Längs-
furchen. Blätter bis 70 (selten 200), meist bis 16 (seltener 30 oder
selbst 47) em lang, bis 2,5 mm breit, bauchseits flach rinnig, an den
Rändern abgerundet, oberwärts fast stielrund, kurz zugespitzt, ziem-
lich steif, dunkelgrün, wenig durchscheinend. Scheidentheile sich nur
locker deckend, 1,5 em lang, 1 cm breit, hellbraun. Segel etwa das
obere Drittel der Grube deckend. Ligula kaum länger als
ihre Breite. Lippe fast geradlinig gestutzt. Sporangien weisslich.
Makrosporen etwa 0,5—0,6 mm dick, matt grauweiss, meist mit
niedrigen, z. T. leistenartig verlängerten und hie und da netz-
artig verbundenen feinhöckrigen Warzen dicht bedeckt. Mikro-
sporen in Masse bräunlichgrau, 0,040—0,043 mm lang und 0,023 bis
0,028 mm dick, glatt, mit verwischten Seitenkanten. — In meist kleinen
Seen (selten Teichen) der Diluvialhochflächen des Norddeutschen Tief-
landes (bisher nur in den Küstenprovinzen) und in einzelnen (Gebirgsseen
(vereinzelt in einem Bache) Mitteldeutschlands; ganz vereinzelt im Alpen-
gebiet; in einer Wassertiefe von meist 0,6—2 seltener bis über 3 m auf san-
digem und steinigem (seltner moorigen) Grunde, öfter sehr gesellig, mit Zito-
rella, Lobelia Dortmanna, Myriophyllum (nicht selten M. alterniflorum).
Schleswig! Holstein! Lauenburg! Hannover: (bei Celle [nach Nöldeke
Fl. Lüneb. 404 unverbürgt] und in drei Seen nördlich von Bremen!).
Mecklenburg: bisher nur im Gardensee bei Ziethen im Fürstenthun
Ratzeburg! [dagegen hat sich die Angabe bei Priepert in der Nähe von
Fürstenberg nach Kräpelin in Arch. Fr. Naturg. Meckl. XXX. 285
nicht bestätigt. E. H. L. Krause br.]. Insel Usedom: Gr. und Kl.
Krebs-See bei Sellin unw. Heringsdorf!! Am meisten verbreitet (in
etwa 60 Seen) auf dem Hinterpommerisch-Westpreussischen Landrücken,
südlich bis in den Kreis Schlochau! In Östpreussen nur in den Kreisen
Mohrungen (Lange See bei Katzendorf), Osterode (Schwarze See bei
Grünort-Spitze Fritsch und Winter PÖG. XXXII 73) und Allen-
stein (Lang-See bei Allenstein, See Dirschau bei Glettkendorf). Riesen-
gebirge: Grosser Teich (1230 m)!! Böhmerwald: Schwarzer See bei
Eisenstein (1008 m)! Schwarzwald: Feld-See (1105 m)! Titi-See (844 m)!
und in der aus diesem abfliessenden Wutach bei Neustadt (825 m)!
Schluch-See (907 m)! Vogesen: [Nur auf Französischem Gebiet in den
Seen des Vologne-Thales (Vosges) bei Retournemer (780 m)! Longemer
(746 m)! und Görardmer (640 m)! hier von allen aufgeführten Fund-
orten am frühesten, vor 1811 von Mougeot gefunden. A. Braun,
BV. Brand. IIL IV. 319]. Salzburg: Jägersee im Klein-Arl-Thale!
Die Angabe bei Chamböry in Savoyen, von wo A. Braun (BV. Brand.
III. IV. angeblich von Huguenin gesammelte Exemplare sah, ist bei
der Unzuverlässigkeit dieses Beobachters sehr zweifelhaft (J. Briquet br.).
Sp.r. Juli— Sept. — I. lacustris L. Sp. pl. ed. 1. 1100 (1753). Durieu SB.
France VIII. 164 (1861) (ohne Beschreibung). A. Br. BV. Brand. Ill.
Iso6tes. 167
IV. 305. Luerssen Farnpfl. 850 fig. 224. Koch Syn. ed. 2. 969. Nyman
Consp. 871 Suppl. 349. Rchb. Ic. fl. Germ. VII. t. 1. fig. 1.
Ueber die aus der Anlage eines (mitunter auch daneben theilweise Sporen
entwickelnden) Sporangiums auftretenden Adventivsprosse (die betr. Pflanzen von
Mer in SB. France XXVIII. 72 [1881] als „var. gemmifera‘‘ bezeichnet) vgl.
Goebel Bot. Zeit. XXXVII. 1 ff. (1879) und Mer Comptes rend. Acad. Sc. Paris
XCII. 218 (1881) und a a. OÖ. Sie wurden bisher (allerdings in einer gewissen
Constanz: die Blätter der so entstandenen Sprosse zeigen dieselbe Sprossung) nur im
See von Longemer der Französischen Vogesen beobachtet.
79. besitzt in der Tracht (wie auch 80.) eine auffällige Aehnlichkeit mit unter-
getauchten, in diesem Zustande nicht zur Blüthe gelangenden Exemplaren der so häufig
in ihrer Gesellschaft wachsenden Litorella, die sich indess durch die fadenförmigen
Ausläufer und die weissen Wurzeln sofort von 79. und 80. unterscheidet. Letztere
geben sich (auch abgesehen von den Sporangien) durch die dunkle Farbe der
Wurzeln und die durch den unteren Theil der Blätter hindurch zu fühlende zwei-
lappige Knolle (Magnus!!) zu erkennen; getrocknet verbreiten sie fast immer den
S. 149 erwähnten dem der Lycopodien gleichenden Geruch. — Die Anwesenheit der
oft vom Ufer aus nicht sichtbaren Pflanze verräth sich durch die besonders im
Herbst massenhaft angespülten abgelösten Blätter, zuweilen selbst ganze Stöcke.
Vgl. z. B. Klinsmann BV. Brand. III. IV. 316, Prahl a.a. O. XVII. Sitzb. 27.
79. variirt in zweifacher Hinsicht. In Bezug auf Richtung und Länge der Blätter
unterscheidet Caspary in Luerssen Farnpfl. 855, 856 folgende grösstentheils an
zahlreichen Fundorten beobachtete Formen:
A, rectifölium. Blätter gerade. I. !. r. Casp. a. a. O. 855 (1889).
a. Blätter aufrecht oder aufrecht-abstehend (bis in einem Winkel von 30°),
strietum (Gay SB. France X. 392 [1863]). Hierher die Unterformen:
I. minus (A. Br. in Milde Sporenpfl. 141 [1865]). Blätter höchstens
35 mm lang. 2. elätius (Fliche M&m. Ac. Stanisl. 4 ser. XI. 1878. 181
[1879]). Pflanze mittelgross. Blätter nicht kürzer als 35 mm und nicht länger
als 2 dm. Hierher die Formen $. pauperculum (Engelmann Trans. St. Louis
Ac. IV. 377 [1882]) mit wenig zahlreichen und y. tenuifolium (A. Braun
bei Milde a. a. O. [1865]) mit auffallend dünnen und schlaffen (durch dieses
Merkmal an 80. erinnernden, auch wie bei dieser an der aus dem Wasser
herausgezogenen Pflanze in einzelnen Büscheln an einander haftenden) Blättern.
— Nach Prahl Krit. Fl. Schl. Holst. II. 276, 277 besonders in tieferem
Wasser. — 93. longifolium (Motelay et Vendry&s Soc. Linn. Bord.
XXXVI. 327 [1882]). Blätter über 2 dm lang. Hierher auch I. Morei!)
D. Moore Journ. of Bot. XVII. 353 (1878) mit bis 47 cm langen Blättern;
so bisher nur in Irland! (annähernd in Norwegen!) beobachtet. 5b. Blätter
unter einem Winkel von mehr als 30° abstehend: pdtulum (Gay a.a. O.
411 [1863]) oder sogar bis 40°: B. patentissimum Casp. a. a. O. 856
[1889].
B. eurvifölium. Blätter gekrümmt. 7. I. e. Casp. a. a. ©. (1889). Hier-
her die Unterabarten a. faledtum (Tausch Flora XVII. 1. Intbl. I. 7
[1834, blosser Name vgl. jedoch Koch Syn. a. a. O. (1845)]. 1. I. reeurvata
Klinsmann bei H. v. Klinggräff NG. Danzig N. F. VI. 1. 20 (1884). Blätter
sichelförmig gekrümmt. — So nach Prahla. a. ©. vorzugsweise in seichten
Wasser. — b. circinädtum (Gay a.a. 0. 424 [1863]). Blätter mindestens
einen vollständigen Kreis, zuweilen noch den Anfang einer zweiten Windung
beschreibend. Nach Casparys Versuchen sind die Abarten A und B in der
Aussaat beständig; wogegen die Länge und Divergenz der Blätter von der
1) Nach dem Entdecker Alexander Goodman More, * 1830 7 1895, zuletzt
Curator des Naturhistorischen Museums in Dublin, verdienstvollem Entomo- und
Ornithologen und Floristen, welcher mit D. Moore (s. S. 143) 1866 ein grund-
legendes Werk über die Pflanzengeographie Irlands unter dem Titel Cybele Hibernica
veröffentlichte. |
168 Isoetaceae.
Wassertiefe und auch von dem dichten oder: lockeren Stande der Stöcke
abhängt. In tiefem Wasser und bei gedrängtem Stande sind die Blätter
lang und stehen aufrecht; in seichtem Wasser und an einzeln stehenden
Stöcken sind sie kürzer und abstehend.
Ausserdem variirt die Sculptur der Makrosporen; die S. 166 beschriebene
Seulptur charakterisirt den von Caspary (PÖG. Königsb. XXVI. Sitzb. 41
[1885]) als I. vulgaris bezeichneten Typus. Bisher nur in einigen Seen West-
preussens (niemals ohne I.) fand sich die durch Uebergänge mit I. ver-
bundene Form II. liosporumt) (leiosp. H. v. Klinggräff N. G. Danzig
N.F. VI. 1.20 [1884], vgl. Caspary a.a. O. 40 und Luerssen Farnpfl. 854),
bei der die Makrosporen entweder völlig glatt oder mit nur schwach ange-
deuteten Warzen versehen sind.
(Britische Inseln; Faer-&er; Dänemark; Skandinavien mit Aus-
nahme des nördlichsten Theils; Nord-Russland bis Livland, Nowgorod
(im See Öserewitschi und einigen benachbarten kleinen Seen, 1895
Borodin und Golenkin!) und Littauen (See Switez bei Nowogrudek) ;
Central-Frankreich; Ost-Pyrenäen ; Nord-America.) *
80. (2.) I. echinösporum ?). %. Unterscheidet sich von der Leit-
art durch Folgendes: Grundachse bis 12,5 mm dick. Abstossungs-
flächen der Lappen nicht gefurcht. Blätter bis 50, nur bis 18 em
lang, schlanker, bis 1,5 mm breit, allmählich zu einer feinen Spitze
verschmälert, schlaff (beim Herausziehen aus dem Wasser in einzelnen
Büscheln aneinander haftend), hellgrün, zuweilen unterwärts etwas
röthlich oder bräunlich, durchscheinend. Makrosporen dieht mit
kegelförmigen, öfter etwas zusammengedrückten spitzen oder gestutzten
sehr zerbrechlichen, bis 0,08 mm langen Stacheln besetzt, mit
Einschluss derselben bis 0,5 mm dick. Mikrosporen 0,027 —0,033 mm
lang und 0,013—0,020 mm diek. — Wie vorige Art, aber in Nord-
deutschland viel seltener, oft in Gesellschaft von 79. sowie von 64. und
Sparganium affine, aber öfter als 79. auf weichem, torfigem, schlam-
migem Grunde und nicht häufig die Wassertiefe von 1 m überschreitend,
sehr selten ausnahmsweise auf dem Trocknen vegetirend (zuweilen in
den Schwarzwaldseen, auch in Norwegen 1896 von Graebner!! be-
obachtet). Belgien: Limburg: in mehreren Teichen bei Genck (1862
Vandenborn!) Holstein: Kr. Steinburg: im Teich der Lohmühle und
den zwei unteren Stein-Teichen beim Lockstedter Lager unweit Itzehoe
(1880 Prahl!). Pommern : Kr. Lauenburg: Sauliner See (1893 Graebner!!
vgl. Ascherson in ABZ. I. 97). Westpreussen: Kr. Neustadt: Im
Wook-See (1877 Caspary!) und Karpionki-See (1879 Lützow!) bei
Wahlendorf und im Grabowke-See bei Bieschkowitz (1884 Caspary).
Böhmerwald: Plöchensteiner See, 1090 m (1892 L. Celakovsky Sohn!
vgl. Celakovsky Böhm. Ges. Wiss. 1893 X. 6). Schwarzwald: Feld-See!
Titi-See! Schluch-See! Vogesen: [Nur auf Französ. Gebiet in den Seen
von Longemer! und Gerardmer (Caspary POG. Königsb. XIX. 41.]
1) Von Aeios glatt und oropa (s. S. 118).
2) Von eyivos der Igel, Seeigel (auch für die stachlige Hülle der Cupuliferen
überliefert) und oropa (s. S. 118).
Isoötes. 169
Süd-Alpen: Lago d’Orta (1848 De Notaris) und damit in Verbindung
stehende Gräben am Fusse des Monte Buceione (1892 Chiovenda
nach Pirotta SB. Ital. 1892. 11); Lago Maggiore und davon abgetrennte
Tümpel bei Locarno (De Notaris, Franzoni; 1896 Schinz! Bull.
. Herb. Boiss. IV. 525). Siebenbürgen: Teich bei Vasas Sz. Ivän im
Comitat Szolnok-Doboka (Baumgarten, nach Simonk. 600 neuer-
dings nicht wieder gefunden). Sp.r. Juli—Sept. — I. echinospora Durieu
SB. France VIII. 164 (1861). A. Br. BV. Brand. III IV. 305.
Luerssen Farnpfl. 860. Nyman Consp. 871 Suppl. 349.
Variirt ungleich weniger als 79. Bei der typischen Form (A. curvifolwum
Pirotta a. a. ©. 12 [1892]) stehen die kürzeren Blätter ab und die äusseren sind
etwas zurückgekrümmt. Bei der selteneren Form B. elatius (Fliche Mem. Ac. Stanisl.
4. ser. XI. 1878. 182 [1879] reetifolium Pirotta a. a. O. [1892]) sind die längeren,
am Grunde dickeren Blätter aufrecht.
(Dänemark; Skandinavien; Island; Grönland; Nord-Russland bis
Livland (in fünf kleinen Seen nordöstlich von Riga, 1896 Kupftfer!)
und Nowgorod (See Bologoje, 1895 Borodin und Golenkin!); Bri-
tische Inseln; Bretagne; Central-Frankreich. Für das gemässigte Nord-
America zweifelhaft.) *
II. Amphibia!) (A. Br. BV. Brand. III. IV. 304 [1862]. Monatsb.
Ak. Wiss. Berl. 1863. 598 [1864]. Palüstres A. Br. in Gren.
et Godr. Fl. France III. 650 [1856]. Pflanze stets unter-
getaucht oder in periodisch austrocknenden Gewässern, in letz-
terem Falle die Blätter einige Zeit nach dem Trockenwerden
des Standorts absterbend. Blätter mit Spaltöffnungen
und fast stets mit 6 Unterhaut-Sklerenchym-Bün-
deln (4 am Ansatz der Scheidewände, 2 an den Blatträndern ;
ausserdem öfter noch eine grössere Zahl schwächerer Zwischen-
oder Nebenbündel). [Ob diese bei 7. Viollaei wirklich völlig
fehlen, scheint noch nicht sicher festgestellt.| — Stamm unserer
Arten 3lappig.
81. (3.) I. aspersum. 9. Stamm bis 1 em diek. Rindengewebe
der Lappen sich frühzeitig abstossend. Blätter bis 20, bis 2 dm lang,
ihre Scheidentheile eine geschlossene Zwiebel bildend, rückenseits von
dunkelwandigen, Sklerenchymzellengruppen oder einzelnen Zellen schwarz
gestrichelt. Hautränder an der fadenförmigen, ?/s—*/s mm dicken,
schlaffen, hellgrünen Spreite, deren Bauchfläche von scharfen Kanten
begrenzt ist, um die doppelte Länge des Scheidentheils
hinaufreichend. Hof bräunlich. Segel !/a—!/a des Sporan-
giums bedeckend. Lippe fast geradlinig gestutzt. Ligula
so lang bis 1!/amal so lang als breit, halb so lang als das
Sporangium. Wand der Makrosporangien mit vereinzelten
1) auotßıog doppelt, d. h. im Wasser und auf dem Lande lebend, schon im
Alterthum vom Frosch gebraucht.
170 Isoötaceae.
gelbbraunen Sklerenchymzellen. Makrosporen 0,33—U,44 mm
dick, dunkelgrau, mit stark hervortretenden Kanten und auf klein-
höckrigem Grunde zerstreuten grösseren, halbkugeligen,
weisslichen Warzen, von denen sich 25—36 auf der Kugel-
(Grund-), 4—-7 etwas kleinere auf den 3 Pyramiden- (Scheitel-) Flächen
finden. Mikrosporen etwa 0,03 mm lang, bräunlich, auf verschie-
denen Stöcken dimorph; entweder kleinstachlig oder durch Auf-
lockerung des rückenständigen und seitlichen Theils der Haut kamm-
artig-geflügelt erscheinend. /. adspersa A. Br. Expl. se. Alger.
t. 37 (1847, ohne Beschreibung). Gren. et Godr. Fl. France III. 651
(1856). I. lineoläta Durieu h. I. Perreymondi Duval-Jouve SB. France
XVI. 213 (1869). I. setacea ß. Peyrremondi Bory [sic] Compt. rendus
Inst. France XVIII. 1165 (1844) |z. T.?.. I. Capilläcea [sie] Bory
a.a. O. XXIII. 620 (1846, die algerische Pflanze). Nyman Consp. 871
Suppl. 349.
Im Gebiet nur die Rasse
B. Perreymöndii!). Unterscheidet sich vom Typus durch Folgen-
des: Hautränder des Scheidentheils der nur 10 cm langen, etwas
diekeren Blätter breiter. Segel !/a— Ja des Sporangiums
bedeekend. Ligula wenig länger als ihre Breite.
Sporangien ohne Sklerenchymzellen. Makrosporen 0,38
bis 0,46 mm dick, auf der Kugel- mit 15—30, auf den Pyramiden-
flächen mit 1—5 etwas grösseren Warzen. (A. Br. h.) — Provence:
In einer im Winter nassen, im Frühjahr austrocknenden Vertiefung
unweit der „alten Sodafabrik“ 1 km von der Eisenbahnstation
S. Raphaöl unweit Fr&jus (Perreymond 1865 Le Dien und
v. Schoenefeld! neuerdings nach eingreifenden Veränderungen
des Fundorts vergeblich gesucht Le Grand SB. France XLII.
623). Sp.r. Mai. — I. a. P. A. Br. h. A. und G. Syn. I. 170
(1897). I. velata 8. P. Franchet SB. France XXXI 349 (1884).
Bory verstand an der eitirten Stelle der Comptes rendus von 1844 unter
seiner, mit Beifügung einiger Bemerkungen, die man schwerlich eine Beschreibung
nennen kann, erwähnten I. setacea $. P., eine aus Languedoc, der Provence und
Algerien erhaltene Pflanze. Da aus Languedoc, also den Departements Gard, Herault,
Aude und Pyrönöes-Orientales, bisher von verwandten Arten nur I. setaceum be-
kannt geworden ist, so muss eine Form desselben mit darunter verstanden sein.
1846 trennte er dann die Algerische Pflanze, welche Durieu in seinem Herbar als
I. lineolata, A. Braun später als I. adspersa bezeichnete, unter dem ohne alle
diagnostische Bemerkungen mitgetheilten Namen I. capillacea. Es ist daher ebenso
unzulässig, mit Nyman dies „Nomen nudum‘“ voranzustellen als mit Duval-Jouve
I. Perreymondi, ein Nomen seminudum von zweifelhafter Bedeutung, wogegen der
Name I. adspersa A. Br. mit einer vortrefflichen Abbildung und mit der von
Grenier und Godron mitgetheilten ausführlichen Beschreibung publieirt ist.
1) Nach dem Entdecker Jean Honore Perreymond, * 1794 7 1843, Com-
ponist und Schulinspector in Frejus, der sich um die Flora der Provence grosse
. Verdienste erworben hat (Plantes phan&rogames qui croissent aux environs de Frejus.
Paris [et Frejus] 1833).
Isoetes. 171
Franchet zieht die Pflanze von S. Raphael zu /. velatum A. Br., welches unserer
Art jedenfalls sehr nahe steht, sich aber u. a. durch die längere Ligula, welche
3mal so lang als breit ist, gerade von dieser Form auffällig unterscheidet. Da
übrigens Franchet die alten Bory’schen bez. Perreymond’schen, A. Braun
aber die von v. Sichönefeld 1865 gesammelten Exemplare untersucht hat, so
ist die Identität beider Pflanzen, wenn auch wahrscheinlich, um so weniger völlig
zweifellos, als nach v. Schönefeld (8. B. France XII. 261) die Tradition des
Fundortes nach Perreymond’s Tode verloren gegangen war. Ich sammelte 1863
an nahe benachbarten, ganz ähnlichen Stellen bei Pula in Süd-Sardinien I. velatum
brevifolium A. Br. und I. Tegulense. An dem Original-Fundorte der I. tenuissimum,
einen: Teiche bei Riz-Chauvron bei Dorat (Haute-Vienne) kamen sogar nicht weniger
als drei Formen vor, ausser J. t. und seiner Unterart I. C'haboissaei Nyman (Hy)
noch J. Viollaei Hy (vgl. Hy Bull. Herb. Boiss. III. App. I. 23. Le Grand SB.
France XLII. 50). Hy (Journ. de Bot. VIII. 1894. 95) zieht die Pflanze von
St. Raphael wie A. Braun zu ]. aspersum.
(Verbreitung der Art: Algerien.) I*1
I. Malinverniänum !). 9]. Stamm scheibenförmig, bis 3 em im Durch-
messer; das Rindengewebe der Lappen sich spät und unvollkommen abstossend.
Blätter bis gegen 80, bis 8 dm lang; ihre Scheidentheile eine bis 5 cm dicke ge-
schlossene Zwiebel bildend. Hautränder 5 mm breit, an der am Grunde bis
5 mm breiten, 5kantig pfriemenförmigen (bauchseits flachen), allmählich in eine
feine Spitze verschmälerten, schlaffen, lebhaftgrünen, durchscheinenden Spreite
um die zehnfache Länge des Scheidentheils (1 dm) hinaufreichend.
Hof breit, aber undeutlich begrenzt. Segel völlig fehlend; der Rand der
Grube abgerundet-stumpf. Lippe länglich-lanzettlich, ungefähr so lang aber
schmäler als die dreieckige Ligula, welche ungefähr so lang als ihre
Breite ist. Wand der Sporangien ohne Sklerenchymzellen. Makro-
sporen 0,78—0,92 mm dick, weissgrau, mit undeutlichen Kanten, dicht mit
stumpfen Warzen besetzt. Mikrosporen 0,035 mm lang, glatt, mit deut-
lichen Kanten. — In stets mit (öfter rasch fliessendem) Wasser gefüllten Gräben
der Reisfelder bei Oldenico und Greggio, Prov. Vercelli (1858 Malinverni!!) nahe
der Grenze des Gebiets und vielleicht noch innerhalb derselben anzutreffen. Die
Vermuthung, dass diese stattlichste Art der Gattung aus dem tropischen Asien ein-
geschleppt sei, liegt nahe; indess ist diese in den fast 40 Jahren, die seit ihrer Auf-
findung in Ober-Italien verflossen sind, nirgends anderswo beobachtet worden. Sp.r.
„Vom Frühjahr bis in den Winter“. — I. M. Cesati et De Notaris Ind. sem. Genuens.
1858 Nyman Consp. 871.
B. Terrestria (A. Br. in Gren. et Godr. Fl. France IH. 65 [1856]
Terrestres |sc. Isoetes| Bory Compt. rend. Inst. France XVII.
1166 [1844]. Pflanze an nur bei Beginn der Vegetationszeit
feuchten oder stets trocknen Orten. Vegetation unterbrochen. Die
innersten sporenlosen Blätter jedes Jahrganges Nieder-
blätter, welche wie die als Blattfüsse (s. S. 164) stets
bleibenden Grundtheile der übrigen Blätter zuletzt eine
sklerenchymatische Textur und schwarze Farbe annehmen.
Spreite mit Spaltöffnungen und meist nur 4 Sklerenchym-
bündeln (2 medianen und 2 randständigen, zuweilen noch 2 seiten-
ständigen). Luftgänge eng, aussen nur von der Ober-
1) Nach dem Entdecker Alessio Malinverni, + 1887, Grundbesitzer in
Oldenico, welcher sich um die Flora der dortigen Gegend grosse Verdienste er-
worben hat.
172 Isoötaceae,
haut begrenzt. Scheidentheil der Blätter rückenseits ınit einem
warzig-rauhen Mittelstreifen. Segel das ganze Sporangium
(bis auf eine kleine Mikropyle-ähnliche Querspalte am Grunde)
bedeckend. Seitentheile des Hofes hinter dem Sporangium nicht
zusammenhängend. — Stamm 3- (sehr selten 4-)lappig. Wurzeln
von zahlreichen Haaren zottig.
82. (4.) I. Duriei!). %. Stamm etwas länger als seine Dicke,
1—2 em im Durchmesser; das Rindengewebe der Lappen sich früh-
zeitig abstossend. Blätter bis 30, bis 10 (selten 13) cm lang, meist
auswärts gekrümmt, oberwärts dem Boden angedrückt; ihre Scheiden-
theile eine geschlossene Zwiebel bildend. Hautränder um die drei- bis
vierfache Länge des Scheidentheils an der 1 mm breiten, straffen, stumpf
dreikantigen, kurz gespitzten, lebhaft-grünen, stets nur 4 Sklerenchym-
bündel führenden Spreite hinaufreichend. Hof sehr schmal, nicht
hohl. Lippe abgerundet-5eckig. Ligula 21/.—3 mal so lang als ihre
Breite. Blattfuss aus dem grundständigen Gürtel, der einen weissen,
unmittelbar mit dem stärkehaltigen Gewebe des Stammes zusammen-
hängenden Kern enthält, einem bauchseitigen (aus dem Gewebe des
Segels gebildeten) spitzen, stumpfen oder geradlinig. abgestutzten und
zwei seitenständigen (aus dem Gewebe zwischen Hof und Hautrand
entstehenden) Zähnen bestehend. Sporangienwand Sklerenchymzellen
enthaltend. Makrosporen 0,74—0,84 mm dick, bläulichweiss, mit
wenig hervortretenden Kanten, mit netzförmig verbundenen
Leisten, welehe runde Gruben einschliessen, bedeckt.
Mikrosporen 0,04 mm lang, bräunlich, mit niedrigen Höckern
spärlich besetzt. — Nur im Mittelmeergebiet an im Winter feuchten,
schon im Frühsommer austrocknenden Plätzen, oft vereinzelt, zwischen
Carex-Arten (in Sardinien u. a. mit Scirpus Savü, Juncus bufonius,
Radiola, Erythraea maritima, Mentha pulegium beobachtet!! vgl.
Ascherson Monatsb. Berl. Akad. 1863. 601). Bisher nur in der Provence:
Toulon: Sablettes bei La Seyne (Saint-Lager Cat. bass. Rhöne 839).
Cannes! Antibes: Golfe Jouan und Trachythügel bei Biot! Sp.r. Febr.
bis Mai. — I. D. Bory a. a. O. (1844). Nyman Consp. 872 Suppl. 349.
TI. tridentäta Durieu h. I. Ligüstica De Notaris (h.?) I. Duriaei
Ligustica De Notaris in Kunze Ind. fil. eult. 51 (1850). JIsoetella D.
Gennari Comment. Soc. Critt. It. No. 3. 115 [1862].
1) Nach dem Entdecker Michel Charles Durieu de Maisonneuve, * 1796
7 1878, einem um die Flora Süd-Frankreichs, Spaniens und besonders Algeriens,
auch in hervorragender Weise um die Kenntniss dieser Gattung (vgl. S. 164, 165) hoch-
verdienten Botaniker. Hariot hat neuerlich (Bull. herb. Boiss. III. app. 121) ayf
die vom Autor gewählte Schreibweise aufmerksam gemacht, die wohl ebenso be-
rechtigt ist als die sonst allgemein beliebte Duriwei. Am nächsten würde wohl die
von Cesati und De Notaris angewendete Orthographie Durieai liegen; sie scheint
aber dem französischen Sprachgefühl zu widerstreben. Hat doch die Latinisirung
des Namens Jussieu schon dem Altmeister Linne Kopfbrechen verursacht, der
zwar die Namıen der bekannten Onagraceen-Gattung meist Jussieua, zu Zeiten aber
Jussiaea, Jussiea und Jussievia schrieb.
| Isoätes. 173
(Portugal; Languedoc; Arenzano bei Genua; Mittel-Italien ; Minorca;
Corsica; Sardinien; Sicilien nnd benachbarte Inseln; Algerien; Klein-
Asien bei Rise am Schwarzen Meere.) I*]
I. hystrix !). 2]. Unterscheidet sich von der vorigen, äusserlich sehr ähn-
lichen Art durch Folgendes: Blätter bis 40, bis 15 (selten 20) cm lang, verhältniss-
mässig etwas schmäler, an robusten Formen mit 6 Sklerenchymbündeln. Hof etwas
breiter, hohl. Makrosporen 0,38—0,42 mm dick, mit deutlichen, hervortreten
den Kanten, dieht mit rundlichen Höckern besetzt. Mikrosporen
0,03 mm lang, mit kurzen Stacheln dicht besetzt. — Wie vorige. Das
Vorkommen dieser Art innerhalb des Gebietes ist zwar bei ihrer weiten Verbreitung
im Mittelmeergebiet nicht unwahrscheinlich, bisher aber nicht nachgewiesen. Zwar
gaben schon Godron und Grenier (Fl. France III. 652) dieselbe nach Duval-
Jouve in der Provence bei Cannes an; indess hat sich das einzige im Herbar des
letztgenannten Forschers (jetzt im Botan. Garten zu Montpellier) vorhandene Beleg-
exemplar, welches uns von Herrn Daveau durch gütige Vermittelung von Herrn
Burnat zur Ansicht gesandt wurde, als zu 82. gehörig ergeben. Der zweite von
Ardoino (Fl. Alp. mar. 448) angeführte Fundort La Roquette zw. Cannes und
Grasse ist bei der Unzuverlässigkeit des Gewährsmannes Goaty sehr zweifelhaft -
(Burnat br.). Sp.r. März — Juni. — I. H. [Durieu br.] Bory a. a. O. 1167 (1844).
Nyman Consp. 872 Suppl. 349. J. Delaländei2) Lloyd Notice fl. Ouest France
25 (1851). Cephaloceraton®) H. Gennari Comment. Soc. Critt. It. No. 3. 113 (1862).
J]. sicula4) Todaro Enum. fl. sie. I. 47 (ined.) Syn. pl. acot. vasc. Sie. 46 (1866).
Von den Land-/s. zuerst entdeckt (s. S. 164). Variirt besonders in der Art und
Weise der Abstossung des Rindengewebes und in der Ausbildung der Blattfüsse.
Bei der bis jetzt nur in Algerien an stets trocknen Standorten beobachteten Abart
A. loriedtum (A. Br. Sitzb. Akad. B rlin 7. Dee. 1863 617 [1864]) findet die
Abstossung sehr spät statt. Der Stamm ist daher mit den Blattfüssen, welche
stets auch rückenseits einen deutlichen Zahn besitzen (wogegen der
Bauchzahn schwächer ausgebildet ist oder ganz fehlt) und deren Seitenzähne bis
5 mm lange, schlanke, gekrümmte, zusammen die Form einer Lyra darstellende
Hörner bilden, förmlich gepanzert, erreicht mit diesen 3 em im Durchmesser und
ist viel dicker als die von den Grundtheilen der Blätter gebildete Zwiebel.
In Europa (und zwar wohl meist an periodisch feuchten Standorten) findet sich die
Abart B. desgquamätum (A. Br. a. a O. [1864]). Rindengewebe sich frühzeitig
abstossend. Der Stamm daher meist nur 1—1,5 cm im Durchmesser, nicht
dicker als die Zwiebel und nur oberwärts mit Blattfüssen besetzt, die
meist keinen Rückenzahn, aber einen stärker entwickelten Bauch-
zahn haben. Bei einzeln wachsenden Exemplaren (I. solitärium A. Br. a.a.O.
618 [1864]) ist die Pflanze, besonders Stamm und Zwiebel, kräftiger, die Blätter
kurz und ausgebreitet, wogegen bei dichtrasigem Wuchs (ll. caespitöosum A. Br.
a. a. O. [1864]) Stamm und Zwiebel sehmächtiger, die Blätter länger und aufrecht
sind. Bei dieser Unterabart sind die Hörner der Blattfüsse bald wohl entwickelt
(a. longispinum A. Br. a. a. O. [1864]) oder kurz: b. brevispinum (A.Br.
1) hystrix, griechisch vorpıE, schon bei den Schriftstellern des Alterthums
Name des Stachelschweins, wegen der steifen, stechenden Blattfüsse besonders der
Algerischen Formen.
2) Nach dem Entdecker dieser Art in der Bretagne, Abbe Jean Marie Dela-
lande, * 1807 + 1851, zuletzt in Nantes, welcher 1850 eine Geschichte der Inseln
Hoedie und Houat (mit Pflanzenverzeichniss) veröffentlicht hat.
3) Von xepaAn Kopf und xtpag Horn, wegen der den kugeligen Stamm be-
deckenden hornförmigen Seitenzähne der Blattfüsse.
4) Sieulus, Sieilianisch.
174 Isoetaceae,
a. a. O. [1864]. Cephaloceraton gymnocärpum !) Genn. a. a. O. [1862]) oder fehlen
fast ganz: ec. subinerme (Durieu S. B. France VIII. 164 [1861, blosser Name]
A. Br. a. a. O. [1864]).
(Englische Canal-Insel Guernsey; Westfrankreich, vom Dep. Cötes du Nord
bis Landes; Spanien; Portugal; Languedoc; Mittel-Italien; Capraja; Corsiea, Sar-
dinien und Sieilien und benachbarte Inseln; Zante; Kreta; Kleinasien ; West-Nord-
Africa.)
1) Von yupvös nackt und xaprog Frucht, weil Gennari das das: Sporangium
bedeckende Segel übersehen hatte.
\
EMBRYOPHYTA> SIPHONÖGAMA>
(Engler Nat. Pfl. II. 1. 1 [1889] Syllabus Gr. Ausg. 59).
(Phanerögamae?) L. Syst. Veg. ed. 1 [1735]. Anthöphyta*) A. Br.
in Aschers. Fl. Brand. I. 26 [1864]. Siphonögamae Engler Führer
Bot. Gart. Breslau 14 [1886].)
Generationswechsel wie bei der III. Abtheilung (s. S. 1), die pro-
embryale Generation (Vorkeim) aber sehr wenig entwickelt, stets ein-
geschlechtlich. Der männliche Vorkeim entwickelt sich aus der
der Mikrospore der heterosporen Pteridophyten homologen Pollenzelle
und beschränkt sich ausser 1 oder wenigen, meist bald verschwindenden
vegetativen Zellen auf die Bildung des Pollenschlauchs, der meist ohne
Entwickelung von Spermatozoidien die Befruchtung vermittelt.
Der weibliche Vorkeim entwickelt sich in dem der Makrospore
homologen Keimsack (Saceulus embryalis), während derselbe innerhalb
der Samenanlage (Ovulum) noch mit der vorhergehenden embryalen
Generation (Mutterpflanze) in Verbindung steht. Die Samenanlage be-
steht aus der zunächst den Keimsack umschliessenden Kernwarze
(Nucellus) und gewöhnlich zwei Hüllen (Integumenta), welche sich
(die innerste zuerst) ringwallartig erheben, die Kernwarze überwachsen
und meist an ihrem organischen Gipfel bis auf eine enge Oeffnung
(Mieröpyle®)) schliessen. Der weibliche Vorkeim bildet eine oder mehrere
Eizellen (Keimbläschen), von denen aber meist nur eine befruchtet wird
und sich zu dem die embryale Generation zunächst darstellenden Keim-
ling (Embryon) entwickelt. Ausserdem bildet sich häufig noch inner-
halb des Keimsackes (Endospermium 6)), seltener in der Kernwarze
(Perispermium ”)), en Nährgewebe (früher Eiweiss, Albünen genannt),
IV. Abtheilung. ne
1) 8. 8. 1 Anm. 2.
2) Von sipwv Röhre und yaucw s. S. 1 Anm. 3, wegen der durch den Pollen-
. schlauch vermittelten Befruchtung.
3) Von vavepoc offenbar und yanczw s. oben. Vgl. S. 2 Anm. 2.
4) Von ävdog Blüthe und yurcv Pflanze.
5) Von yıxpög klein und zuAn Thor.
6) Von &vöov innerhalb und srepua Same.
?) Von rept um (herum) und orepua.
176 Embryophyta siphonogama.
welches den Keimling bis zu seinem Selbständigwerden ernährt. Der
Keimling bildet sich innerhalb der mit ihm weiter wachsenden Samen-
anlage bis zu einem Entwickelungs-Stadium aus, in dem sich meist ein
Achsentheil (Radicula), ein, häufiger zwei, sehr selten noch mehr
Keimblätter (Kotyledonen, Cotyl&edones !)) und ein öfter noch einige
rudimentäre Blattanlagen zeigendes Knöspchen (Plümula) unterscheiden
lassen. Erst dann trennt sich der Keimling, immer noch innerhalb der
zum Samen (Semen) herangewachsenen Samenanlage, von der Mutter-
pflanze und nach Verlauf einer kürzeren oder längeren Ruhepause ist
der Beginn der weiteren Entwickelung (Keimung, Germinätio) bis auf
sehr seltene Ausnahmen bei einzelnen Wasser- (Utricularia) oder
Schmarotzerpflanzen (Cuscuta) mit der Ausbildung der im Samen schon
angelegten Wurzeln oder Neubildung von solchen verbunden. Die
embryale Generation zeigt auch bei ihrer weiteren Entwickelung fast
stets den Gegensatz von Achsen- (Stamm, Stengel, Caulöma?)) und An-
hangsorganen (Blatt, Phyllöma°)). Die Bildung der Geschlechtsorgane
ist stets an eine bestimmte, fast immer den Abschluss eines Sprosses
bildende Region der Achse, die Blüthe (Flos) und zwar an bestimmte
daselbst auftretende Blattbildungen geknüpft. Die Pollenzellen bilden
sich in Staubblättern (Stämina), die Samenanlagen sind fast stets
Auswüchse (Emerg£entiae) der Fruchtblätter (Cärpides). Das Ge-
webe dieser Generation zeigt fast stets (wenigstens vorübergehend) Leit-
bündel, die fast immer wahre Gefässe enthalten.
Uebersicht der Unterabtheilungen.
Männlicher Vorkeim aus der zum Pollenschlauche auswachsenden
Geschlechtszelle und 1-—-3 vegetativen Zellen, weiblicher aus einem
den Keimsack schon vor der Befruchtung ausfüllenden Zellgewebe be-
stehend, welches nach derselben als Nährgewebe dient. Auf diesem
Vorkeim finden sich mehrere, meist wie bei den Pteridophyten mit Ei-,
Hals- und Canalzellen versehene Archegonien (früher Corpüscula ge-
nannt). Männliche Blüthen aus meist zahlreichen, oft spiralig gestellten
Staubblättern bestehend. Fruchtblätter offen; der Pollen-
schlauch, in welchem sich nach Ikeno und Hirase bei Oycas revolüta L.
und Ginkgo biloba (8. 180) Spermatozoidien entwickeln sollen (vgl.
Bot. Centralbl. LXIX. 1, 33), dringt ohne Vermittelung einer
Narbe direct in die Mikropyle ein. Gymnospermae.
Männlicher Vorkeim aus einer bald verschwindenden vegetativen
und der Geschlechtszelle bestehend. Weiblicher Vorkeim vor der Be-
fruchtung kein zusammenhängendes Gewebe bildend. Der aus der noch
1) xoruAndwv, von xoruAn Vertiefung, im Alterthum für die Pfanne des Hüft-
gelenks und die Saugnäpfe der Tintenfische gebraucht.
2) Von xauius Stengel.
3) Von @urhrov Blatt.
fg
a a ee a Zn
Gymnospermae. 177
membranlosen Eizelle und zwei Synergiden bestehende Geschlechts-
apparat liegt fast stets an dem Mikropylar-Ende des Keimsacks, während
aus den am entgegengesetzten (Chalaza-) Ende desselben drei (seltener
noch mehr) Zellanlagen (Antipoden) sich befindenden, sowie aus einem
in der Mitte des Keimsacks befindlichen aus der Verschmelzung zweier
Kerne entstandenen Zellkern das Nährgewebe sich bildet, das häufig
schon vor der Samenreife von dem Keimling aufgezehrt wird. — Blüthen
meist ausser aus den Staub- und Fruchtblättern noch aus besonderen
unter denselben befindlichen Blättern, Blüthen-Hülle (Perigonium),
bestehend; alle diese Blattorgane der Blüthe meist quirlig angeordnet.
Fruchtblätter für sich oder mehrere zusammen eine oder mehrere
fast stets geschlossene Höhlungen bildend, in denen sich
die Samenanlagen befinden, denen (und zwar fast stets ihrer Mikropyle)
die Pollenschläuche durch Vermittelung Mn Gewebes
des oberen Theils der Fruchtblätter (Narbe, Stigma) zu-
geführt werden. Angiospermae.
1. Unterabtheilung.
GYMNOSPERMAE).
(Lindley Nat. syst. ed. 1. Clavis [1830] Nat. Pfl. II. 1. 1. Phanero-
games gymnospermes Brongniart Prod. hist. veg. foss. 88 [1828] vgl.
R. Brown Capt. King’s Voyage App. bot. 529 [1826|].)
Vgl. S. 176. Holzgewächse. Blüthen fast stets (bei uns immer) ein-
geschlechtlich.
Uebersicht der Classen.
Gefässe im secundären Holze fehlend. Blätter und Rinde fast stets
mit Harzgängen. Blüthen bez. Blüthensprosse ohne Hüllen, stets die
_ vorausgehenden Hochblätter überragend (Nadelhölzer. Coniferae.
Gefässe im. secundären Holze vorhanden. Keine Harzgänge. Blüthen
mit Hüllen, meist von den vorausgehenden Hochblättern bedeckt.
(Unsere Arten Equisetum-ähnliche Sträucher.) Gnetariae.
1) Von youvcs nackt und srzpua Same, wegen der auf den nicht geschlossenen
- Fruchtblättern (wenigstens ursprünglich) offen daliegenden Samen.
Ascherson u. Graebner, Synopsis. ]. 12
178 . Coniferae.
1. Classe.
CONIFERAE).
(Hall. En. stirp. Helv. I. p. 145 (1742). L. Phil. bot. 28 (1751)] z. T
Brongniart Orb. Diet. IV. 178 [1849]. Eichler in Engler und Prantl
Nat. Pfl, I. 1. 28.)
(Nadelhölzer; dän.: ‚DanlERBaeer poln.: Drzewa iglaste; böhm.: Jehliönate;
russ.: XBOÜHbIA AepeBbA; ung.: "Tobzosak.)
Vgl. S. 177. Bäume (die höchsten des Gebiets, seltner Sträucher) mit
verzweigtem Stamm. Holz grösstentheils oder fast ausschliesslich aus
Tracheiden bestehend, welche (meist nur auf den radialen Wänden) be-
höfte Tüpfel besitzen, bei den einheimischen Arten durch Bildung von
Jahresringen und Markstrahlen mit dem der einheimischen Dikotylen
übereinstimmend. Laubblätter meist immergrün, schmal linealisch oder
pfriemenförmig („Nadeln“), seltner schuppenartig, noch seltner mit an-
sehnlich verbreiterter Spreite.e. Männliche Blüthen „kätzchenartig“, aus
oft zahlreichen, einer mehr oder weniger verlängerten Achse eingefügten,
schuppenartigen, auf ihrer Rückenseite meist 2—6 Pollensäcke tragen-
den Staubblättern bestehend. Weiblicher Blüthenspross eine Anzahl
von Blättern tragend, welche entweder als Fruchtblätter unmittelbar eine
oder mehrere Samenanlagen oder als Deekschuppen auf ihrer Bauch-
seite ein meist viel grösseres, blattartiges Gebilde, die Fruchtschuppe,
tragen, auf dessen der Achse des Sprosses zugewandten Seite sich die
Samenanlagen befinden. Nach der von A. Braun, Caspary, Stenzel,
H. v. Mohl, neuerdings besonders eingehend von Celakovsky, zu-
letzt von Noll vertheidigten Ansicht wird die Fruchtschuppe der Abieteae
von den 2 untersten Blättern des Achselsprosses der Deckschuppe gebildet,
die (wie die „Doppelnadel“ von Sciadopitys) au den Hinterrändern ver-
einigt sind, daher ihre Bauchseite und den Holztheil (Xylem) ihrer Ge-
fässbündel der Deckschuppe zuwenden, während die (die Samenanlagen
tragende) Rückenseite und der Basttheil (Phloem) der Achse zugekehrt
ist. Nach der von Sachs aufgestellten, neuerlich von Eichler ver-
fochtenen Ansicht, der viele neuere Lehrbücher folgen, wäre die Frucht-
schuppe dagegen eine Ligula-artige Emergenz der Deckschuppe 2), der
1) Das Wort wird schon bei den Griechen (re3xn 7) zwvogopos bei Theo-
phrastos [hist. pl. II, 2, 6]), und Römern (coniferae ceyparissi bei Vergilius
Aen. III. 680) in der Bedeutung ‚Zapfen tragend‘‘ gebraucht. Kövo: (eigentlich Kegel)
hiessen bei den älteren griechischen Schriftstellern (auch bei den Römern) die Zapfen
(und Samen) der Nadelhölzer, besonders der Pinie (Pinus pinea), welche bei den
späteren Autoren (seit Aristoteles) orpußıAn: (eigentlich Kreisel) genannt wurden
(ebenfalls bei den römischen Schriftstellern vorkommend).
2) Bei den Araucarieae sieht auch Celakovsky die Ligula der Zapfen-
schuppe als Emergenz an; bei den Taxodiese und Cupressoideae erwartet er die
Entscheidung darüber, ob die Fruchtschuppe (die er, wie schon Parlatore, mit
Recht auch den letzteren zuschreibt; in der That ist die Uebereinstimmung zwischen
den Zapfen von Taxodium und Sequoia einer- und Üupressus andererseits frappant)
Emergenz oder Product eines Achselsprosses sei, von künftigen teratologischen
Beobachtungen.
-
Taxaceae. 179
Blüthenspross also unter allen Umständen eine Blüthe, während er nach
der Braun’schen Ansicht beim Vorhandensein einer Fruchtschuppe ein
ährenartiger Blüthenstand ist. Sehr selten (Taxus) bildet die einzige
Samenanlage den gipfelständigen Abschluss eines Sprosses. Der
Blüthenspross schliesst meist zur Zeit der Fruchtreife die Samen ein
(dann Zapfen, Ströbilus!) genannt, welcher meist trocken, selten
[Juniperus] beerenartig ist); selten (Taxaceae) besteht die Frucht nur
aus einem oder wenigen freiliegenden, steinfruchtartigen Samen. Samen
mit meist ölhaltigem Nährgewebe und geradem, meist an einem kurzen
Träger (Suspensor) befestigtem Keimling. Keimblätter 2—16, bei der
Keimung meist über den Boden tretend.
Etwa 370 Arten aller Klimate mit Ausnahme der eigentlicken Wüsten und
Steppen und der Polargebiete.
Uebersicht der Familien.
Weibliche Blüthen meist nur wenige Fruchtblätter tragend oder
mit einer gipfelständigen Samenanlage. Samen steinfruchtartig, meist
freiliegend, die Fruchtblätter (falls solche vorhanden) weit überragend.
Taxaceae.
Weiblicher Blüthenspross mehr oder weniger zahlreiche Fruchtblätter
tragend, die von den aussen nicht saftigen Samen auch bei der Frucht-
reife nicht oder kaum überragt werden. Pinaceae.
11. Familie.
TAXAÄCEAE.
(Lindley Nat. syst. 2. ed. 316 [1836]. Zaxınae L. ©. Rich. Ann.
Mus. XVI 297 [1810] z. T. Taxoideae Eichler Nat. Pfl. II. 1. 66.)
Vgl. oben. Blätter spiralig (bei unseren Gattungen in Laub- und
Niederblätter [Knospenschuppen] geschieden). Blüthen (uns. Gatt.) zwei-
häusig. Pollen ohne Flugblasen. Samen (uns. Gatt.) aufrecht, gerad-
läufig. Keimblätter meist 2.
Etwa 70 Arten, über den grössten Theil der Erdoberfläche verbreitet. Die
durch umgewendete Samen gekennzeichnete Tribus der Podocarpeae (Spach Veg.
phan. XT. 437 [1842] nicht Rehb.) gehört vorzugsweise der Süd-Halbkugel an.
Uebersicht der Tribus.
Sprosse in Lang- und Kurztriebe geschieden. Laubblätter sommer-
grün, lang gestielt, keilförmig, quer breiter, gablig-fächerförmig-
genervt. Männliche Blüthen verlängert-eylindrisch, locker.
| Ginkgo&ae.
1)8. 8. 178.
12*
180 Taxaceae.
Sprosse (uns. Gatt.) nur Langtriebe.e Laubblätter immergrün,
kurz gestielt, einnervig. Männliche Blüthen fast kugelförmig bis
länglich, dicht. Taxeae.
Tribus.
GINKGOEAE'!),
(Engler Syll. Gr. Ausg. 61 [1892] vgl. Eichler Nat. Pfl. II. 1. 66. Salisburyaceae
Link Handb. II. 469 [1831].)
S. S. 179.. Einzige jeiztweltliche Gattung: .
x» GINKGO!l).
(L. mant. 2. 313 [1771]. Nat. Pfl. II. 1. 108.)
Männliche und weibliche Blüthen stets einzeln in den Achseln von Nieder-
und Laubblättern heuriger Kurztriebe stehend. Staubblätter mit 2 (selten 3) freien
Pollensäcken und rudimentärer Gipfelschuppe. Weibliche Blüthen auf langem
unbeblättertem Stiele, meist aus 2 rudimentären Fruchtblättern bestehend, auf denen
je eine mit einem Integument versehene Samenanlage sich befindet, von denen meist
nur eine zum zusammengedrückt-ovalen, (bis 3 cm) langen, pflaumenartigen, gelb-
lichen Samen wird. (Öelakovsky deutet die Fleischschicht als ein mit dem
inneren verschmolzenes äusseres Integument.)
Nur eine, in China und Japan einheimische Art:
* G. biloba. }}, bis 40 m hoch, kahl. Rinde schwarzgrau, rissig. Blätter
(mit Einschluss des Stiels) bis 1 dm lang, bis 75 mm breit. Spreite rhombisch bis
trapezoidisch, gelbgrün, meist etwas länger als der dünne Stiel, in der Mitte des
abgerundeten Vorderrandes mit einem tiefen engen Einschnitt, die Hälften unregel-
mässig geschweift oder eingeschnitten. |
Seltenerer Zierbaum. Bl. Mai, Juni. Fr. Oct.
G. b. L. mant. 2. 314 (1771). Willkomm Forstl. Flora 2. Aufl. 278. Koehne
Deutsche Dendrol. 3. fig. 1. Salisbürya 2) adiantıfolıa Sm. Trans. Linn. Soc. III. 330
(1797).
Die Blätter dieses nicht wie ein Nadelholz aussehenden Baumes erinnern aller-
dings an ein stark vergrössertes Blättchen von Adiantum capillus- Veneris (S. 87). Der
ölige Kern des Samens wird in Ost-Asien geröstet gegessen. (Die Fleischschicht hat
wenigstens an dem überreifen Samen einen sehr unangenehmen Geruch und Geschmack
nach Buttersäure!!)
Einzige einheimische Tribus:
TAXEAE.
(Eichler Nat. Pfl. II. 1. 66 [1889]. Taxineae Link Handb. II.
471 [1831],)
Vgl. oben. Blätter spitz, fast stets 2reihig gescheitelt.
1) Zuerst von Kämpfer CAiieiehe, exot. 811 [1712]) in die botanische Nomen-
clatur eiugeführter chinesischer Name des Baumes.
2) Nach dem englischen Botaniker Richard Anthony Markham, der seit
1785 den Namen Salisbury führte, * 1761 7 1829. Derselbe hat sich besonders
um die Kenntniss der Gartenpflanzen (Paradisus Londinensis 1806, a verdient
gemacht.
EEE TEN
Ginkgo. Cephalotaxus. 181
Uebersicht der Gattungen.
Laubblätter mit Harzgang, rückenseits mit zwei weissen (zuletzt öfter
bräunlichen), die Spaltöffnungsreihen enthaltenden Streifen. Männliche
Blüthen zu 5—8 in Köpfchen. Weibliche Blüthen aus einigen Paaren
gekreuzter Fruchtblätter bestehend, von denen jedes in seiner Achsel
2 Samenanlagen trägt. Cephalotaxus.
Laubblätter ohne Harzgang, rückenseits gleichfarbig grün. Männ-
liche Blüthen einzeln. Weibliche Blüthen aus einer gipfelständigen, am
Grunde von drei gekreuzten Paaren von Schuppenblättern umhüllten
Samenanlage bestehend. Taxus.
*-CEPHALOTAXUS!)
(Siebold et Zuccarini in Endl. Gen. pl. suppl. 2. 27 [1842]. Nat. Pf. II. 1. 109.)
Vgl. oben. Männliche Köpfchen sitzend, in den Achseln vorjähriger Laub-
blätter. Staubblätter mit 2—3 fast freien Pollensäcken und dreieckiger Endschuppe.
Weibliche Blüthen zu 1—3, gestielt, in den Niederblattachseln heuriger erst später
auswachsender Laubtriebe. Samenanlage mit einem Integument, aus dem sich auch
die Fleischschicht des länglichen (bis 3 cm langen) purpurbraunen Samens entwickelt.
(Celakovsky nimmt auch hier zwei Integumente an.) Es bilden sich in jeder
Blüthe nur 1—3 Samen aus.
4 sich sehr nahe stehende, wohl nur als Formen einer Art zu betrachtende
Formen Ost-Asiens, von denen sich ausser der folgenden auch (©. drupacea (Siebold
et Zuccarini Fl. Jap. Fam. nat. II. 108 [Bayr. Acad. Phys. Cl. IV. 3. 232 1846].
Koehne a. a. O. 4 fig. 2. Taxus baccata Thunb. Fl. Jap. 275 [1784] nicht L.) und
C©. Fortinei2) (Hook. Bot. Mag. t. 4499 (1850). Nat. Pfl. II. 1. 110 fig. 69a —.g)
in unseren Gärten finden.
* C. Harringtönia3). j}, bei uns meist }}, bis 8 m hoch, kahl. Aeste
abstehend. Laubblätter bis 5 cm lang, 4 mm breit. Männliche Köpfchen bis 9 mm dick.
Ziergehölz, im nordöstlichen Gebiete nieht ganz hart, in der Provence sich
durch Selbstaussaat vermehrend (Saporta SB. France XL. CCV). Bl. Ende
Mai. Fr. Oct., Nov.
©. H. K. Koch Dendr. II. 2. 102 (1873). Taxus H. Forbes pinet. Woburn.
217. t. 68 (1839). C. pedunculäta Siebold et Zuccarini Abh. Bayer. Acad. Phys.
Cl. IV. 3. 232 (1846). Nat. Pfl. II. 1. 110 fig. 69. Beissner Nadelholzk. 179 fig. 44.
Sehr bemerkenswerth ist der 1. Koraiana4) K. Koch a. a. O. 103 (1873).
Podocarpus K. Siebold Ann. Soc. Hort. Pays-Bas 1844. 34. Ü. p. var. fastigidta
Carriere Rev. Hort. 1863. 349 mit kegelförmigem Wuchs und nicht gescheitelten
sondern allseitig .abstehenden Laubblättern. Kommt in diesem Zustande nicht zur
Blüthe; doch ist das Austreiben normaler Sprosse am Grunde der Pflanze beobachtet.
1) Von xspaAn Kopf und razos s. S. 180, wegen der kopfig genäherten männ-
lichen Blüthen und Samen.
2) Nach dem englischen Gärtner Robert Fortune, * 1813 r 1880, welcher
als Ergebniss wiederholter Reisen durch China und Japan zahlreiche ostasiatische
Pflanzen in die europäischen Gärten einführte. Sein besonderes Verdienst ist die
genaue Erforschung der Thee-Cultur und deren Verpflanzung nach Ostindien.
3) Nach dem Earl of Harrington, der diese Art auf seinem Landsitze
Elvaston-Castle zuerst in grösserer Zahl anpflanzte.
4) Wegen des angeblichen Vorkommens in Korea.
182 Taxaceae.
28. TAXUS!).
((Tourn. Inst. 589 L. Gen. pl. 312] ed. 5. 462 [1754]. Nat. Pfl. II. 1. 112.)
(Eibe, Taxus; niederl.: Taxis; vlaem.: IJpenboom, Spaansch hout; dän:
Taxtrae; franz.: If; ital.: iasce, Libo, Nasso; poln.: Cis; böhm.: Tis;
kroat.: us: rt Tırca ; russ.: Tucs, KpacHoesepepgo, HerHoi; litt.:
Eglus; ung.: Tiszafa.)
Vgl. S. 181. Männliche Blüthen in den Laubblattachseln vor-
jähriger Triebe anfangs von bräunlichen Schuppenblättern umhüllt. Staub-
blätter 6—15 und mehr, schildförmig, wie der Pollen hellgelb, mit 5—8
anfangs dem Stiele des Schildes angewachsenen länglichen Pollensäcken,
die mit einer Längsspalte nach innen aufspringen und sich von dem
Stiele trennen. Weibliche Blüthensprosse den Laubknospen ähnlich,
am Grunde mit Schuppenblättern besetzt; in der Achsel des oder der
obersten eine, seltner 2 oder 3 Blüthen. Samenanlage mit einfachem
Integument, welches beim Auswachsen des Samens holzartig erhärtet und
von einem an seinem Grunde sich erhebenden, becherförmigen, saftigen,
purpurn-scharlachrothen Samenmantel (nach Celako vsky äusserem
Integument) überwachsen wird.
Es werden 7 Arten aus verschiedenen Theilen der nördlichen gemässigten
Zone unterschieden ; die aussereuropäischen Formen dürften sich indess wohl sämmt-
lich unserer Art als Rassen oder Unterarten anschliessen (s. S. 184, 185).
83. T. baccata. N, häufig nur h, kahl. Stamm bis 15 m hoch
und bis über 1 m dick, oft kantig („spannrückig“). Rinde anfangs
rothbraun, blättrig, später mit graubrauner, sich periodisch in Platten
ablösender Borke überzogen. Krone länglich pyramidal oder ganz un-
regelmässig. Aeste abwärts abstehend. Knospen nur theilweise bald aus-
wachsend, viele als „schlafende Augen“ verharrend. Jüngere Triebe
(die einjährigen grün) grösstentheils von den länglichen, durch schmale
Furchen getrennten, nur an der Blatt-Einfügung etwas hervorragenden
Blattkissen bedeckt. Blätter bis 35 mm lang und 2 mm breit, bauch-
seits dunkelgrün, glänzend, rückenseits heller, matt, schwach gekielt.
Männliche Blüthen 5 mm lang, zahlreich, genähert, an der Unterseite
der Zweige. Weibliche Blüthensprosse einzeln, ziemlich von einander
entfernt. Samenmantel bis 1 cm lang, etwas länger als die purpur-
braune Holzschale.. Keimblätter 2—3, erst beim Keimen entwickelt.
Findet sich‘ auf frischen oder feuchten Boden in Wäldern,
stets (auch als h) im Schatten höherer Bäume, einzeln bis zahlreich,
aber niemals für sich Bestände bildend. War in früheren Zeiten und
noch im 17. und 18. Jahrhundert viel verbreiteter als jetzt. Dies
.1) Lateinischer Name dieses Baumes schon bei Caesar, der bekanntlich (Bell.
Gall. 6, 31) behauptet, dass er in Gallien und Germanien häufig sei. Die griechische
Form 420: findet sich bei Galenos und Dioskorides (IV, 80), wird von Letz-
terem aber ausdrücklich als römischer Name der von den Griechen ouliaf, owikag
oder uikog genannten Pflanze bezeichnet.
Taxus. 183
ergiebt sich aus historischen Nachrichten (z. B. der S. 182 citirten Stelle
aus Caesar), den zahlreichen von „Eibe“, Tis und Cis abgeleiteten
Ortsnamen (Langkavel, Der Eibenbaum in Pröhle, Unser Vater-
land 1862. 238 und Die Natur 1892 55) z. B. der Teizenhorst im
damals „Lüneburgischen“ Drömling, für den das Vorkommen des Baumes
von Bekmann etwa um 1670 und das Eubruch bei Linum unweit
Fehrbellin, wo es von v. Burgsdorf etwa um 1740 bezeugt wird;
der Iwenbusch bei Filehne (R.-B. Bromberg), Iwald bei Kohl-
furt (Görl) (Conwentz br.) und Moorfunden (u. a Conwentz,
Ueber einen untergegangenen Eibenhorst im Steller Moor bei Hannover
DBG. XIII. 402). Nachdem der Baum schon früher wegen seines
werthvollen Holzes Gegenstand einer unverständigen Raubwirthschaft
gewesen (so wurden im Forstrevier Thale im Harz im Winter 1802/3
500 Stämme gefällt. Brandt und Ratzeburg, Deutschl. Giftgew. I.
166), ist neuerdings sein Vorkommen auch durch Entwässerungen und
den fast allgemein durchgeführten Kahlhieb sehr eingeschränkt (der
Baum erträgt nicht einmal Freistellung ohne Schaden und kann daher
nur im Ür- oder Plänterwalde erhalten werden, besitzt ausserdem für
gewöhnlich ein äusserst langsames Wachsthum, welchem entsprechend
er ein sehr hohes Alter (1000 Jahre und mehr) erreichen kann; bei
überständigen Bäumen ist öfter nur noch der mit dichtem Laubausschlag
bedeckte Stamm vorhanden). Er erstreckt sich jetzt vorzugsweise über
das Bergland Mittel- und Süddeutschlands (inel. Belgien, Oberschlesien
und Süd-Polen), das Alpen- und Karpaten-System, wo der Baum vor-
zugsweise (aber keineswegs ausschliesslich) auf kalkreichem Boden ge-
deiht (besonders bemerkenswerthe Vorkommen z. B. im Bode-Thale des
Harzes!! bei Dermbach in der Vorder-Rhön, am Veronicaberge bei
Martinrode (Thür.) und bei Kelheim im Bayrischen Jura) und bis über 1100
(in den südlichen Karpaten 1600) m ansteigt (in den Bayrischen Alpen
findet er sich nicht unter 300, in Siebenbürgen nicht unter 1000 m).
Viel weniger verbreitet ist er im nördlichen Tieflande. Westlich von
der Elbe ist das einzige neuerdings bestätigte Vorkommen (in den Nieder-
landen wurde er an dem einzigen angeblichen Fundorte, bei Ubbergen,
mindestens seit einem halben Jahrhundert nicht mehr beobachtet.
Oudemans Fl. Nederl. III. 142) im Krelinger Bruche bei Walsrode,
Prov. Hannover (K. Weber, vgl. Conwentz! a. a. O. 407). Da-
gegen findet sich die Eibe in fast sämmtlichen Gebieten an der Süd-
küste der Ostsee: Mecklenburg (Rostocker Heide vereinzelt), verbreiteter
in Pommern (z. B. Stubnitz auf Rügen auf Kreide! Ibenhorst bei
Pribbernow östlich von Papenwasser vgl. Seehaus! BZ. XX [1862] 35).
Westpreussen (nur westlich der Weichsel, z. B. Zies- [Cis] busch bei
Lindenbusch, Kr. Schwetz!! wo noch über 1000 Stämme, vgl. Con-
_ wentz, Die Eibe in Westpreussen. Ein aussterbender Waldbaum.
Abh. z. Landesk. Westpr. Heft III. Mit 2 Taf.). Ostpreussen (be-
sonders im Ermlande und im S. O., z. B. im Wensöwener Wald Kr.
Oletzko, im Milchbuder Forst Kr. Lyck! (vgl. Höck, Nadelwald. Nord-
deutsch. in Forsch. z. deutsch. Landes- u. Volkskunde VIII. 4. 327 [11])
184 Taxaceae,. Pinaceae.
und im angrenzenden N. O. Polen. Vielleicht ist auch der grössere der
zwei früher so schönen Eibenbäume im Garten des Herrenhauses zu
Berlin als Reliect aus der Zeit, in der der Boden dieses Theils der Reichs-
hauptstadt mit Wald bedeckt war, anzusehen. Uebrigens war dieser
Baum wegen seiner Gefügigkeit gegen die Scheere, die zu Geschmacks-
verirrungen wie Nachbildungen der Architektur und selbst Sculptur aus
lebendem Taxus verleitete, der Liebling der Altfranzösischen Garten-
kunst; findet sich auch in modernen Gärten als allbeliebtes Ziergehölz
und ist zuweilen in deren Nähe verwildert. Die grössten bekannten
Exemplare befinden sich fast sämmtlich in Gärten. Vgl. Joh. Trojan,
N. G. Danzig N. F. VIII. 3. 4. 229 und mehrere Aufsätze des be-
liebten Dichters im Feuilleton der National-Zeitung seit 1890, die auch
mehrere wilde Vorkommnisse behandeln und einen Gesammt-Wieder-
abdruck verdienen. Bl. im Süden März, im Norden April. Fr. Aug.
bis Oct.
T. b. L. Sp. pl. ed. 1. 1040 (1753). Willkomm Forstl. Fl. 2. Aufl.
270 fig. XXXV. Koch Syn. ed. 2. 764. Nyman Consp. 677 Suppl. 284.
Richter Pl. Eur. I. 1. Rchb. Ie. fl. Germ. vol. XI. DXXXVLIL
Von der Weisstanne, Abies alba, der das Laub nicht unähnlich ist, durch die
spitzen, auf der Unterseite gleichfarbig grünen Blätter sofort zu unterscheiden. Ueber
die natürliche Senkerbildung vgl. Conwentz, Die Eibe in Westpr. 28. Unter den
zahlreichen Gartenformen, unter denen sich u. a. buntblättrige und eine mit gelbem
Samenmantel befinden, ist besonders bemerkenswerth eine dem Cephalotaxus Har-
ringtonia 1. Koraiana (S. 181) analoge zuerst in Irland wildwachsend beobachtete
Spielart: T. Hibernica!) (Mackay Fl. Hib. 260 [1836]. 7. b. fastigiata Loudon
Arb. et frut. Brit. IV. 2066 [1838]. Sanio beobachtete bei Lyck in Ostpreussen
ein einhäusiges Exemplar! [DBM. I. 52]). Das Laub ist giftig und noch neuerdings
sind Vergiftungsfälle mit tödtlichem Ausgang an Menschen und Thieren (besonders
. Pferden) beobachtet worden. Dagegen ist der süsslich fade Samenmantel unschädlich.
Das sehr harte und zähe rothbraune Holz (mit gelblich-weissem Splint) wird be-
sonders in der Schweiz zu Schnitzereien benutzt; auch eignet es sich für Tischler-
Arbeiten. Die Zweige sind zu Todtenkränzen und anderen Decorationen beliebt.
(Die typische Art: Frankreich; Britische Inseln; Dänemark: Veile;
südliches Norwegen bis 62!/g, Schweden bis 61°; Alands-I.; westl. Esthland
und Livland; Kurland; Russ. Littauen; Wolhynien; Podolien; Krim;
Kaukasus; untere Donauländer; Gebirge des Mittelmeergebiets in Süd-
Europa, Algerien, Kleinasien, Amanus in Nord-Syrien [Post Bot. Geogr.
Syria and Pal. 13]; Nord-Persien) Von den als Arten getrennten
Formen bewohnt die auch bei uns angepflanzte, rascher als die typische
T. b. wachsende 7. Canadensis (Willd. Sp. pl. IV. 856 [1805]. 7. baccata
v. minor Michzx. Fl. Bor. Am. II. 245 [1801]. 7. b. v.microcärpa?) Trautv. in
Maxim. Prim. Fl. Amur. 259 [1859]) Nord-America vonVirginien bis Canada,
Sachalin und das Amurgebiet, die gleichfalls bei uns angepflanzte, von
Koehne (Deutsche Dendrol. 17) als eigene Art vorgetragene T. cuspidäta
(Sieb. et Zuee. Abh. Bayer. Ac. Ph. O1. IV. 3. 232[1846)]), 7. tardiva (Laws.
1) Hibernieus, Irländisch.
2) Von wixpös klein und »xerös Frucht.
Taxus, 155
in Gord. Pin. 310 [1858]) Japan und das südliche Ussuri-Gebiet, 7. Wal-
Iichiäna !) (Zuce. Abh. Bayer. Ac. III. 803 [1837—43]) den Himalaja,
T. brevifolia (Nutt. N. Am. Sylva III. 86 [1854]) Californien, 7. Floridana
(Nutt. a. a. ©. 92) die südlichen Atlantischen Staaten Nord-Americas
und T. globösa (Schlechtend. Linnaea XII. 496 [1838]) Mexico. (Vgl.
Maximowicz in Köppen Geogr. Verbr. Holzgew. Russl. II. 373.)
*
12. Familie.
PINACEAE.
(Lindley Nat. syst. 2 ed. 31 [1836]. Prnordeae Eichler Nat. Pfl. II.
1. 65 [1889]. Araucarvdceae Strassburger Conif. u. Gnetac. 25 [1872].
Engler Syll. Gr. Ausg. 61 [1892].)
/ Vgl. S. 179. Laubblätter fast stets mit Harzgängen.
Etwa 300 Arten, meist in den beiden (besonders in der nördlichen) gemässigten
Zonen.
Uebersicht der Unterfamilien.
Blätter spiralig gestellt (wenn auch oft an allen Seitentrieben zwei-
reihig gescheitelt oder an Kurztrieben büschelig). Abietoideae,
Blätter (auch der Blüthen bez. Blüthensprosse) in 2- oder 3-
(selten 4-) zähligen Quirlen. Cupressoideae,
1. Unterfamilie.
ABIETOIDEAE.
(A. et G. Syn. I. 185 [1897]. Abietinae A. Rich. Ann. Mus. XVI.
298 [1810] erw. Abietineae Parlat. in DC. Prod. XVI. 2. 363 [1867].
Eichler a. a. O.)
Uebersicht der Tribus.
A. Blüthen meist zweihäusig. Pollen ohne Flugblasen. Fruchtschuppe
nicht ausgebildet, höchstens als zahnförmige Ligula angedeutet.
Zapfenschuppe in ihrer Mitte einen einzigen umgewendeten Samen
tragend. Araucarieae,
1) Nach dem Entdecker (Nathan Wolff, später) Nathanael Wallich, * 1787
r 1854. Derselbe ging als Dänischer Arzt 1807 nach Serampur in Bengalen, trat
dann in die Dienste der Britischen Ostindischen Compagnie, wurde Aufseher des
Botanischen Gartens in Calcutta und Chef des Indischen Forstwesens und brachte
während seines mehr als 20jährigen Aufenthalts in Indien äusserst reichhaltige
Pflanzensammlungen zu Stande, die er freigebig den europäischen Museen zum Ge-
schenk machte. Das autographirte Verzeichniss derselben umfasst 9148 Nummern.
W. hat nur einen Theil seiner Entdeckungen selbst bearbeitet und in dem Pracht-
werke Plantiae Asiaticae rariores 13830—1832 veröffentlicht.
186 Pinaceae.
B. Blüthen einhäusig. Fruchtschuppe deutlich ausgebildet.
Samen 2 oder mehrere.
I. Pollen meist mit Flugblasen. Deck- und Fruchtschuppe ge-
trennt, die letztere meist viel grösser als erstere. Samen stets 2,
umgewendet. Abieteae.
II. Pollen ohne Flugblasen. Deek- und Fruchtschuppe ver-
schmolzen oder letztere nur durch eine Anschwellung angedeutet.
Samen 2, aufrecht, oder häufiger mehr als 2, aufrecht oder
umgewendet. Taxodieae.
Tribus.
| ARAUCARIEAE.
(Rehb. Hab. 168 [1837]. Araueariinae Eichler Nat. Pfl. II. 1. 65 [1889].)
Vgl. 8.185. Staubblätter mit 5—15 länglichen bis linealischen, freien, der
Länge nach aufspringenden Pollensäcken. Samen mit nur einem Integument.
14 Arten, fast nur auf der südlichen Halbkugel.
x ARAUCARIA!).
(Ant. L. Juss. gen, pl. 413 [1789]. .Nat. Pfl. II. 1. 67.)
tegelmässig quirlästige immergrüne Bäume mit unbehüllten Knospen. Blätter
mit breitem Grunde sitzend, herablaufend. Blüthen bez. Blüthensprosse auf ver-
kürzten, zuweilen abweichend beblätterten Laubzweigen endständig. Männliche Blüthen
eylindrisch, aus sehr zahlreichen Staubblättern bestehend. Zapfen kugelig, erst im
zweiten Jahre reifend, zuletzt zerfallend.. Samen der Länge nach mit dem Frucht-
biatt verwachsen. Nährgewebe mehlig. Keimblätter 2—4.
10 Arten in Süd-America, Polynesien und Australien.
A. Untergattung Colymbea?) (Endl. Gen. Suppl. 2. 26 [1842]. Columbe«a
Salisbury Trans. Linn. Soc. VIII. 317 [1807]). Blätter flach, ohne deutlichen
Mittelnerv. Fruchtblätter ungeflügelt. Keimblätter unterirdisch bleibend.
* A. Araucana!) (Chile-Tanne), ), im Vaterlande bis 50 m hoch. Haupt-
äste unterwärts zu 8—12, untere oft hängend. Blätter sich dachziegelartig deckend,
weit abstehend, eiianzettlich, sehr steif, stechend, bis 4 em lang und 15 mm
breit, beiderseits dunkelgrün, glänzend. Zapfen bis 19 cm dick.
Zierbaum aus Süd-Chile, nur im Westen und besonders im Süden des Gebiets
winterhart. Bl Sept. —Nov.
A.a. K. Koch Dendrol. II. 2. 206 (1873). Pinus a. Molina Sagg. sull. stor.
nat. del Chile 182 (1782). A. imbrieäta Pav. Mem. Acad. med. Madr. (1797) 199.
Willkomm Forstl. Fl. 2. Aufl. 58. Koehne a. a.0.7 fig. 4. Beissner a. a. O. 201, 202
fig. 50, 51 (vgl. die Abbildung von A. Brasiliana Lamb. Nat. Pfl. II. 1 fig. 27).
Die mandelähnlich schmeckenden Samen dienen im Vaterlande zur Nahrung.
B. Untergattung Eutäcta3) ([Link Linnaea XV. 543 (1841) als Gatt | Endl.
a. a.0. 26 [1842]. Eutassa Salisb. a.a.0. 315 [1807]). Blätter undeutlich
4kantig, nadelförmig. Fruchtblätter beiderseits geflügelt. Keimblätter über
den Boden tretend. .
1) Nach dem Indianerstamme der Araukaner in Süd-Chile, in deren Gebiet
die zuerst bekannt gewordene Art ausgedehnte Wälder bildet.
2) Von zoAuußan ich schwimme, tauche, wegen der Verwendung der Stämme
zu Schiffsmasten.
3) Von e) wohl und raxtös (von Tiscw) geordnet, wegen des regelmässigen
Wuchses.
Arauearia. 187
* A. excelsa (Norfolk-Tanne). }}, im Vaterlande bis 70 m hoch. Haupt-
äste zu 5—6. Nebenäste und Zweige (Hypnum-ähnlieh !) Zreihig. Blätter der nicht
blüthentragenden Zweige dicht gestellt, siehelförmig aufwärts gekrümmt,
von den Seiten zusammengedrückt, bis 15 mm lang, hellgrün. Zapfen bis
14 cm dick.
Zierbaum von der Norfolk-Insel (nördlich von an Seeland), nur in der immer-
grünen Region des Mittelmeergebietes hart.
ee. R.- Br In Alt Boft. Kew. ed’ VW, 42 (1813). Dombeya!) exceisa
Lambert Deser. Pin. ed. 1. 87. t 39. 40 (1803).
Quirlästige Bäume gehen nur aus Sämlingen hervor; aus Stecklingen erzogene
behalten stets die Hypnum-ähnliche Tracht bei.
Einzige einheimische Tribus:
ABIETEAE.
(Spach Hist. veg. phan. XI. 369 [1842]. Abietineae Link Abh. Berl.
Ak. f. 1827. 157 [1830]. Abietinae Eichler Nat. Pfl. I. 1. 65 [1889].)
Vgl. S. 186. Bäume, seltner Sträucher, mit mehr oder weniger
regelmässig quirligen Hauptästen und behüllten Knospen. Staubblätter
mit 2 der Länge nach ver- und dem horizontal abstehenden Connectiv
angewachsenen Pollensäcken und rechtwinklig aufgerichteter häutiger
Gipfelschuppe („Antherenkamm“). Samen meist mit einem (durch Ab-
lösung einer Lamelle von der Oberseite der Fruchtschuppe gebildeten)
Flügel. Keimblätter 4—16.
Etwa 130 Arten, ausschliesslich auf der nördlichen Halbkugel, die grosse
Mehrzahl innerhalb der gemässigten Zone.
Uebersicht der Gattungen.
A. Sprosse sämmtlich Langtriebe mit einzeln stehenden mehrjährigen
Laubblättern. Fruchtschuppen lederig, am Rande verdünnt. Samen
stets mit bleibendem Flügel.
I. Blätter mit nur einem Harzgange im Kiel. Zapfen nach
dem Ausfliegen der Samen als Ganzes abfallend.. Samen mit
Harzbläschen. Tsuga.
II. Blätter mit meist 2seitlichen (selten fehlenden) Harzgängen.
Samen ohne Harzbläschen.
a. Blattkissen nicht oder wenig hervorragend.
1. Pollen ohne Flugblasen. Zapfen überhängend, als
Ganzes abfallend. Pseudotsuga.
2. Pollen mit Flugblasen. Zapfen aufrecht, seine Schuppen
von der bei der Reife stehen bleibenden Achse (Spindel)
abfallend. Abies.
1) Nach Joseph Dombey, * 1742 7 1795, einem verdienstvollen franzö-
sischen Reisenden, welcher in den 70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts
gleichzeitig mit Ruiz und Pavon Peru und Chile botanisch erforschte. Von den in
demselben Jahre 1786 von Lamarck und Cavanilles aufgestellten Gattungen Dombeya
ist die letztere zu den Sterculiaceue gehörige beibehalten worden, es musste mithin
die erstere in Araucaria umgetauft werden.
188 Pinaceae.
b. Blattkissen durch scharfe Furchen getrennt, das Blatt auf
einen stark vorspringendem Fortsatze tragend (die ent-
blätterten Zweige einer Raspel gleichend). Pollen mit Flug-
blasen. Zapfen hängend, als Ganzes abfallend. Picea.
B. Sprosse der erwachsenen Pflanze in Lang- und seitliche Kurztriebe
geschieden; letztere (auch falls sie, was sehr selten, nur ein Laub-
blatt tragen) am Grunde mit einer trockenhäutigen Niederblatt-
scheide umhüllt. Pollen mit Flugblasen. Fruchtschuppen holzig.
I. Kurztriebe zahlreiche Blätter tragend. Fruchtschuppen am Rande
nicht verdickt. Samen stets mit bleibendem Flügel.
a. Blätter sommergrün, flach. Zapfen im ersten Jahre reifend.
Larix.
b. Blätter mehrjährig, 4 kantig. Zapfen im zweiten oder dritten
Jahre reifend. Cedrus.
II. Kurztriebe nur 1—5 Blätter tragend. Fruchtschuppen am
Rande verdiekt. Samen mit abfälligem Flügel, selten unge-
flügelt. Pinus.
x TSUGA!).
([Endlicher Syn. Con. 83 (1847) als Section] Carriere Trait® gen. Conif. 1 £d.
185 [1855] z. T. 2 ed. 245 [1867] Nat. Pfl. II. 1. 80 z. T.)
Vgl. 8. 187. Blattkissen das Blatt auf einem etwas hervorragendem Fortsatze
tragend. Männliche Blüthen einzeln in den Achseln der Blätter vorjähriger Triebe.
Pollensäcke quer oder mit schiefem Spalt aufspringend. Weibliche Blüthensprosse
meist endständig. Deckschuppe viel kleiner als die Fruchtschuppe.
7 Arten in Ost- und Süd-Asien und Nord-America, sämmtlich in unseren
Gärten eultivirt; am bekanntesten ausser der folgenden und T. araragi die an der
Westküste Nord-Americas einheimische T. Mertensidna 2) (Carriere Conif. ed. 2. 250
[1867]. Pinus M. Bong. M&m. Ace. Petersb. Ser. VI. II. 163 [1833]). — Die Blätter fallen
beim Trockuen von den Zweigen ab. Will man sie an Herbar-Exemplaren erhalten,
so muss man vor dem Einlegen die Ansatzstellen mit warmer Gelatine-Lösung be-
streichen. (Koehne Deutsche Dendrol. 8.)
* T. Canadensis. (Schierlings-- oder Hemlock- Tanne [oder -Fichte];
franz.: Tsuga du Canada.) f}, über 30 m hoch. Krone locker pyramidal. Junge
Triebe dicht zottig, zuletzt kurzhaarig. Blätter gescheitelt, flach, 10—15
(an der Oberseite der Aeste oft nur 4) mm lang, 1,5—2 mm breit, stumpflich,
bauchseits glänzend dunkelgrün, rinnig, rückenseits matt, mit 2 bläulich-weissen Längs-
‘ streifen, gekielt. Stiel der männlichen Blüthe die Schuppenhülle nicht
überragend. Zapfen 15—25 mm lang, kahl, hellbraun.
1) Japanischer Name der T. araragi (Koehne Deutsche Dendr. 11 [1893].
Pinus A. Sieb. Verh. Batav. Genootsch. XII. 12 [1830]. T. Sieboldü Carriere Conif.
ed. 1. 186 [1855]). Araragi ist gleichfalls japanischer Name; Philipp Franz von
Siebold, * 1796 7 1866, hat sich um die Erforschung von Japan, in welchem.
Lande er fast ein Jahrzehnt als Arzt thätig war, und namentlich seiner Flora die
grössten Verdienste erworben.
2) Nach Karl Heinrich Mertens (Sohn des Mitverfassers von „Deutschlands
Flora“), * 1796 + 1830, welcher als Russischer Schiffsarzt (auf der Lütke’schen
Reise um die Erde [1826—1829]) die Küste des heutigen Alaska botanisch und
zoologisch erforschte.
Tsuga. Pseudotsuga. Abies. 189
Im kühleren Nord-America, besonders östlich vom Prairiegebiet einheimisch;
häufiger Zierbaum, auch einzeln in Wäldern angepflanzt; gedeiht in der immergrünen
Region nicht. Bl. Mai.
T. ce. Carriere a. a. O. 189 (1855). Willkomm Forstl. Fl. 2. Aufl. 103. Beissner
Nadelh. 399—401 fig. 107—109. Pinus c. L. sp. pl. ed. 2. 1421 (1763).
Das harzfreie, weiche Holz ist wenig geschätzt, die Rinde dagegen (Hemlock
bark) wird im Vaterlande in der Gerberei vielfach angewendet.
* PSEUDOTSUGA!).
(Carriere Traite gen. Conif. 2 ed. 256 [1867]. Nat. Pfl. II. 1. 30 als Section.)
Unterscheidet sich von Tsuga, ausser den 8. 187 angegebenen noch durch
folgende Merkmale: Weibliche Blüthensprosse achselständig. Decekschuppe
2spitzig, aus der Ausrandung grannenartig zugespitzt, schmäler aber so lang oder
länger als die Fruchtschuppe.
1—3 im westlichen Nord-America einheimische Arten (deren Blätter auch
an den trocknen Exemplaren nicht leicht abfallen).
P. taxifölia (Douglas-Tanne oder -Fichte, franz.: Sapin de Douglas). }, im:
Vaterlande bis 100 m hoch und 4 m dick. Krone kegelförmig. Triebe bräunlich,.
sehr kurz rauhhaarig. Blätter öfter gescheitelt, bis 35 mm lang, 1—1'/2 mm breit,
flach, stumpflich, bauchseits glänzend, lebhaft grün, rinnig, rückenseits matt, graugrün.
Zapfen bis 18 em lang, bräunlich.
Verbreiteter Zierbaum, auch, seitdem sie durch John Booth (Die Douglas-
fiehte 1877) zum Anbau empfohlen wurde, für den sich auch Fürst Bismarck
interessirte, vielfach in Wäldern angepflanzt, in den Gebirgen und im Norden des
Gebiets bei genügender Luftfeuchtigkeit gut gedeihend. 40—50 jährige Bäume haben
schon mehr als 20 m Höhe erreicht. Bl. Ende April.
Ps. t. Britton Tr. N.-York Ac. Se. VIII. 74 (1889). Pinus t. Lambert Deser.
Pin. ed. 1. No. 27 t. 33 (1803). Abies Douglasii 2) Lindl. in Penny Cyel. I. 32
(1833). Pinus D. Sabine in Lambert a. a. ©. III. t. 21 (1837). Picea D. Lk.
Linnaea XV. 524 (1841). Ps. D. Carritre a. a. O. 2 &d. 256 (1867). Willkomm
Forstl. Fl. 2. Aufl. 104. Koehne a. a. O. 12 fig. 6.
Das im Kern rothbraune Holz wird im Vaterlande hoch geschätzt. Nach
Dieck (Humboldt. Aprilh. 1889. 132) haben wir indess in Europa bis jetzt nur
die verhältnissmässig geringwerthige „Red fir“. Die „Yellow fir“, welche das wirk-
lich werthvolle Holz liefert, besitzt nach der von Koehne (D. Dendr. 13) unter-
suchten Probe fast dreikantige Blätter von beträchtlich verschiedenen anatomischen
Bau, so dass ihre specifische Identität noch fraglich bleibt.
29. ABIES3).
([Tourn. Inst. 585 z. T.] Miller Gard. Diet. ed. 7 [1759] z. T. Dietrich
Fl. Berlin 793 [1824] Nat. Pfl. IL. 1. 81.)
(Tanne, franz.: Sapin.)
Vgl. S. 187. Blätter oft gescheitelt, flach, rückenseits neben dem
undeutlichen Kiele jederseits mit einem bläulichweissen Streifen. Blüthen
ı) Von beuöo- falsch- und Tsuga (s. S. 188).
2) Nach David Douglas, * 1799 + 1834. Derselbe bereiste die Nordwest-
seite Nord-Americas, China und die Sandwich-Inseln, wo er durch einen Unglücks-
fall sein Leben verlor. Er war wohl einer der 'verdienstvollsten gärtnerischen
Sammler; seinem Eifer verdankt die europäische Landschaftsgärtnerei die Einführung
einer ungemein grossen Zahl von Ziergewächsen,
'3) Name von A. alba bei den Römischen Schriftstellern, von Vergilius an.
190 Pinaceae.
bez. Blüthensprosse sämmtlich an vorjährigen Trieben achselständig.
Pollensäcke quer aufspringend.
Einige 20 Arten, fast ausschliesslich innerhalb der nördlichen gemässigten
Zone, von denen die grosse Mehrzahl in unseren Gärten eultivirt wird, — Die
Blätter der Tannen haften auch an Herbar-Exemplare fest.
A. Harzgänge an den Blättern nichtblühender Triebe an der
Epidermis der Rückenseite,
I. Knospen nicht harzig.
84. A.alba. (Tanne, Weiss- od. Edeltanne; niederl.: Zilverspar; franz.:
Sapin; ital.: Abeto bianco; poln.: Jodla; böhm.: Jedle; kleinruss.:
Csupka; kroat. u. serb.: Jola, Capin; litt.: Melmedis; ungar.: Feher
jegenye) N, bis 65 m hoch und 3,8 m dick, mit weissgrauer, lange
glatt bleibender Rinde. Stamm schnurgerade, früh die unteren Aeste,
abwerfend (sich reinigend). Krone pyramidal, im Alter fast ceylindrisch,
am Wipfel gestutzt. Aeste und Hauptzweige horizontal abstehend.
Jüngste Triebe kurz rauhhaarig, grünlich. Blätter kamm-
förmig gescheitelt, bis 3 cm lang und 2—3 mm breit, auf kurzem
am Grunde schildförmig verbreitertem Stiele (die Blattnarbe daher kreis-
rund), meist an der stumpfen Spitze spitzwinklig ausgerandet (an den
nicht gescheitelten Blättern des Haupttriebes spitz, zuweilen stechend:
var. spinescens Beck ZBG. Wien XLI. Sitzb. 45, vermuthlich aus
Nieder-Oesterreich). Männliche Blüthen eylindrisch, gelb. Junge Zapfen
blaugrünlich, die ausgewachsenen bis 16 (selten 30) cm lang und 5 cm
dick, grünlichbraun. Deckschuppen länger als die trapezoidische, kurz
gestielte Fruchtschuppe, oberwärts gezähnelt und lang zugespitzt, ihr
freier Theil zurückgekrümmt. Samen dreikantig, dunkelbraun, halb so
lang als der hellere Flügel. Keimblätter 4—8.
Bildet allein oder in Gemisch (am häufigsten mit Picea excelsa
und Fagus) grosse Bestände. Erreicht in unserem Gebiete die Polar-
grenze, die im Westen, wo die Tanne ausschliesslich Gebirgsbaum, eine
Nordwestgrenze, im Osten wo sie in das Flachland übergeht, im Ganzen
eine Nordgrenze darstellt, welche sodann rechtwinklig umbiegend in eine
Östgrenze übergeht. Nach Willkomm (a. a. O. 119) verläuft diese
Grenze von den Vogesen über Luxemburg, Trier, Bonn durch das süd-
liche Westfalen (indess betrachten se Wirtgen und Beckhaus in
Rheinland-Westfalen nicht als einheimisch), Münden, den Südharz (doch
in dem Hannöverschen Antheil erst seit 1752 eingeführt (Wächter
im Hannöv. Mag. 1833. 60. 473), Thüringer Wald, Nordost-Thüringen
(Jena, Zeitz, vgl. Höck a. a. O. 334, 335), in den nördlichen Theil
des Kgr. Sachsen. Von da wendet sich die Grenze über Spremberg,
Pförten, Sorau, Sprottau, die Trebnitzer Hügel, nach den südlichsten
Zipfel der Provinz Posen. In Polen verläuft sie, kaum den 52° über-
schreitend, nach Eapezyüski (Pam. Fiz. IV. 182) und Rostafinski
längs der Warthe bis Kolo, von da südlich von Zgierz und Warschau
durch die Gouv. Radom und Lublin nach dem nordöstlichen Galizien,
der Bukowina und den südöstlichen Karpaten. Vorgeschobene Posten
Abies. 191
im Gouv. Siedlce [und ausserhalb des Gebietes im als einziger Wohnort
des Wisent (sog. Auerochsen) bekannten Walde von Bialoweza im Gouv.
Grodno und nach Köppen Greogr. Verbr. Holzgew. Eur. Russl. II. 548
in Wolhynien bei Dubno und Wladimir Wolynskij. Auch im Süd-
osten des Gebiets findet sich die Tanne nur in Grebirgen, wo sie selten
über 1500 m (in Schlesien selten über 1000 m) ansteigt; im Schwarz-
walde, in den Vogesen und im Jura bildet sie einen Waldgürtel, dessen
obere und untere Grenze 6—800 m auseinander liegen (in der Biharıa
nur 3—400 m). Nur ausnahmsweise steigt der Baum einzeln bis in
die immergrüne Region des Mittelmeergebietes herab. Ausserhalb der
Verbreitungsgrenze ist die Tanne überall als Zierbaum, auch nicht selten
in kleinen und grösseren Beständen in Wäldern angepflanzt. Bl. im
Süden April, an der Nordgrenze Mai, Juni. Fr. Sept., Oct.
4.4. Mill. Gard. diet. ed. 8 No. 1 (1768). Nyman Consp. 673 Suppl.
282. Richter Pl. Eur. I. 4. Pinus Picea L. Sp. pl. ed. 1. 1001 (1753). Koch
Syn. ed. 2. 769. Pinus A. Du Roi Obs. bot. 39 (1771). P. pectinäta
Lam. Fl. franc. I. 202 (1778). A. pect. Lam. et DC. Fl. franc. 3 &d.
III. 276 (1805). Willkomm Forstl. Fl. 2. Aufl. 112. fig. XX. Rehb.
Ie. fl. germ. XI DXXXIH. A. nöbilis Dietrich Fl. Berl. 793 (1824)
nicht Lindl. A. Picea Bluff et Fingerhuth Comp. fl. Germ. ed. 1. II.
541 (1825) nicht Mill.
Die systematische Benennung der Tanne (und der Fichte) war von jeher streitig.
Bekanntlich nannte Linn® die erstere im Widerspruch mit dem vorherigen Sprach-
gebrauche Pinus Picea, die letztere P. Abies. In der wohlmeinenden Absicht,
diesen Fehler zu verbessern, machte Du Roi durch Vertauschung der Linn®’schen
Benennungen die Confusion vollständig. Ich verzichte daher darauf, der strengen
Priorität folgend, für erstere Abies Picea, für letztere Picea Abies voranzustellen.
Abies alba ist allerdings nach dem Linn®@’schen der nächstälteste Name der Tanne.
Diese relative Priorität steht dem Namen Picea excelsa für die Fichte freilich
nicht zur Seite, da zwischen der Linn®’schen und der Lamarck’schen Benennung
noch Abies Picea (Mill. a. a. O. No. 2) und Pinus Picea (Du Rei a. a. O. 37) ver-
öffentlicht wurden. Dennoch würde es sich nicht empfehlen, diese Namen in die
Gattung Picea zu übertragen, da dies weder nach dem einen noch dem anderen der
hier collidirenden Prineipien, dem der Priorität und der Beibehaltung gebräuchlicher
Namen, zu rechtfertigen wäre. — Leider entbehrt auch die deutsche Nomenclatur
der wünschenswerthen Bestimmtheit. Wo Abies weniger bekannt ist, wird nicht
selten auch Picea schlechtweg ‚Tanne‘‘ genannt und im nordöstlichen Deutschland,
wo weder die eine noch die andere Wälder bildet, wird die einheimische Pinus
bald als Fichte, bald als Tanne (Tanger) bezeichnet. Auch im Niederländischen
sind die Gebildeten nicht über die Bedeutung von Den und Spar einig und im
Polnischen werden nach Köppen die Namen Jodia und Swierk in verschiedenen
Gegenden mit einander vertauscht.
Variirt viel weniger als die Fichte. Indess kennt man als wildwachsend bez.
ausserhalb von Gärten entstanden, drei den gleichnamigen Formen der Fichte ent-
sprechenden Spielarten: 1. pendula (Carr. Con. 207 [1855]) (Hänge- oder Trauer-
Tanne). Hauptäste hängend, z. T. den Stamm: völlig verdeckend. — Vogesen bei
Gebweiler; auch ein Bestand von damals etwa 20 jährigen, bis 15 m hohen Bäumen
bei Friedeburg unw. Wittmund in Ostfriesland 1882 aufgefunden (Kottmeier
Gartenzeit. I. |1882] 406). Nach F. Buchenau [br.] zeigen diese Bäume neuerlich
den eigenthümlichen Wuchs nicht mehr. — 1. virgata (A. pect. v. Caspary in
Bot. Zeit. XL (1882) 778 Taf. IX B). (Schlangen- Tanne.) Aeste lang, wenig
zahlreich, horizontal, dicht beblättert, aber nur an der Spitze spärlich verzweigt.
— Bisher nur je ein Baum bei Ober-Ehnheim und Bannstein im Elsass und im
192 Pinaceae.
Böhmerwalde beobachtet. — Il. monocaülis!) (Conwentz in A.u.G. Syn. I. 192
[1897]). Ganz unverzweigt. — Ein 8jähr., 1 m hohes Exp]. Forst Sadlowo bei
Bischofsburg (Ostpr.) (Conw. br.) Ferner 1. fastigidta (hort. = A. pect. pyramidalis
Carr, Trait® gen. Con. 2 ed. 280 [1867]). Aeste aufrecht, angedrückt, Baunı daher vom
Wuchs der Pyramidenpappel; Blätter nicht gescheitelt. — In der Combe des
Mallais, Gemeinde Le Gua, Canton Vif im Dep. Isere wild beobachtet. — Unter
den Gartenformen verdient auch der zwergige unregelmässig sparrig gewachsene
m.tortuosa (Picea pect. t. Gordon Pinet. 153 [1858]. P. p. nana Knight et Perry
Syn. Conif. 92 [1850, blosser Name]) Erwähnung.
Das leichte, harzfreie, weisse Holz wird wie das der Fichte benutzt und ist be-
sonders zu Schachteln, Streichhölzern und Resonanzböden geeignet. Die Gewinnung
des Harzsaftes (aus den „Harzbeulen‘‘ der Rinde) findet nur in den Vogesen statt,
daher ‚„Strassburger Terpenthin (Terebinthina argentoratensis). Neuerlich auch viel-
fach als Weihnachtsbaum (vgl. S. 200) verwendet. An einem solchen wurde die
S. 190 erwähnte var. spinescens constatirt.
Off. Die Winterknospen: Bourgeons de sapin; der Harzsaft:
Terebinthine d’Alsace, des Vosges, de Strasbourg, au citron. Ph. Gall.
(Das Areal der Tanne liegt grösstentheils innerhalb des Gebiets
und ist fast nur mı demselben dicht besiedelt. Sie überschreitet das-
selbe erheblich nur in südwestlicher und südlicher Richtung, aber nur
sehr wenig nach Osten (vgl. S. 191). Sie findet sich in den Gebirgen
Ost- und Central-Frankreichs (bis Auvergne und den mittleren Pyrenäen),
des nördlichen Navarra, Arragoniens und Cataloniens, der Apenninen,
auf Corsica, Sieilien, der Balkan-Halbinsel und in N.W. Kleinasien (auf
dem Bithynischen Olymp sowie die Unterart A. egui Trojani?) (Aschers.
et Sintenis in Boiss. Fl. Or. V. 701 [1883]) auf den Ida.) 2
* A. Nordmanniäna3). fi. Unterscheidet sich von der Edeltanne durch
Folgendes: Bis 30 m hoch, Rinde schwarzgrau. Aeste im unteren Theile des Stengels
sich länger erhaltend, die Krone daher bis zum Boden reichend. Jüngere Seiten-
zweige mit der Belaubung nicht kammförmig, sondern fast halbeylindrisch ; die
Blätter nach oben und den Seiten aufrecht-abstehend, nach den Seiten an
Länge zunehmend. Bl. Mai.
Zierbaum aus dem westlichen Kaukasus und den angrenzenden Gebirgen Klein-
Asiens,
4A. N. Spach hist. veg. phan. XI. 418 (1842). Willkomm a.a. O. 134. Pinus N.
Steven Bull. Soc. Nat. Moscou 1838. 45 t. 2.
Wird in Berlin als Weihnachtsbaum (wie die als „Doppeltanne‘ bezeichnete
Picea excelsa B. nigra) vorgezogen.
II. Knospen dünn mit Harz überzogen.
* A. Cephalönica #). (Griechische Tanne.) N, bis 25 m hoch. Jüngste
Triebe kahl, bräunlichgrün. Blätter meist fast allseitig abstehend
(höchstens an der Zweigunterseite etwas gescheitelt), an allen Trieben ziemlich gleich,
meist zugespitzt, stechend, bis 238 mm lang, 2 mm breit. Zapfen bis 21 cm lang
und 6 em dick, am Grunde cylindrisch, oben stunıpf-kegelförmig.
Zierbaum aus den Gebirgen Griechenlands, auch bei Triest zur Bewaldung
der Karsts erfolgreich angepflanzt (C. v. Marchesetti br.). Bl. Mai.
1) Von uwövos einzeln und xaukos Stengel.
2) Vergilius sagt (Aen. II. 18, wo er die Anfertigung des Trojanischen
Pferdes ‚berichtet): seetaque intexunt abiete costas. |
3) Nach dem Entdecker Alexander von Nordmann, * 1803 7 1866, damals
Professor der Zoologie in Odessa, später in Helsingfors.
4) Zuerst auf der Ionischen Insel Cephalonia aufgefunden.
Abies. j 193
4A. C. Loudon Arb. Brit. IV. 2325 (1838) vgl. Link Linnaea XV. 530 (1841\.
Willkomm Forstl. Fl. 2. Aufl. 132. Nyman Consp. 673 Suppl. 282. Koehne
a. a. 0. 14 fig. 7 C. 4. Apollinis!) Link a. a. O. 528 (1841). 4A. Reginae
Amc«dliae 2) Heldreich in Gartenflora 1860 300 und 1861 286 (eine besonders durch
die Bildung von öfter kandelaberähnlich gestellten Nebenstämmen ausgezeichnete
Forn). 4A. Panachdica3) Heldreich a. a. O. 1861 286. 4A. alba b) c. Richter Pl.
Eur. I. 5.
Als Zierbäume verdienen ferner Erwähnung: A. Numrdieca4) (De Lannoy in
Carriere Revue hortie. 1866 106) aus Algerien (fälschlich als var. Baboriensis 5)
[Cosson 8. B. France VIII. 607 (1861)] mit A. Pinsapo vereinigt) ; A. Oilieica 6) (Antoine
u. Kotschy OBW. III. 409 [1853]. Willkomm a. a. O. 109) aus den Hochgebirgen
Süd-Kleinasiens, Syriens und Afghanistans, gleichfalls zur Bewaldung der Karsts
empfohlen ; A. concolor (Lindley und Gordon Journ. Hortic. Soc. V. 210 [1850].
Beissner Nadelh. 471, 472, 474 fig. 129—131) wie A. nobilis (Lindley in Penny-
Cyel. I. 30 [1833] nicht Dietr. Beissner a. a. O. 486, 487 fig. 136, 137) aus dem
westlichen Nord-America, durch ihre beiderseits graugrünen Blätter und A. venüsta
(C. Koch Dendrol. II. 2. 210 [1873]. Pinus v. Douglas in Hook. Comp. Bot. Mag.
II. 152 [1836]. P. bracteadta D. Don Trans. Linn. Soc. XVII. 443 [1837], A. b. Hooker
und Arnott Bot. Beechey Voy. 394 [1838] Nat. Pfl. II. 1. 81 fig. 38, Beissner
a. a. O. 489 fig. 138) aus Kalifornien durch die mit laubartigen Spitzen versehenen
Deckschuppen ausgezeichnet. a“
B. Harzgänge der Blätter im Parenchym.
I. Blätter nicht gescheitelt, auch bauchseits mit zwei glanzlosen bläulich-
weissen Längsstreifen.
* A. pinsäpo‘). (Andalusische Tanne.) j), 25 m hoch, mit breit-pyra-
midaler, tief herab reichender Krone. Blätter bis 16 mm, stumpf oder spitz. Zapfen
bis 15 em lang. Deekschuppen zwischen den Fruchtscehuppen versteckt.
In der Serrania de Ronda Süd-Spaniens einheimisch; gedeiht als Zierbaum im
südlichen und z. Th. im westlichen Gebiete, z. B. am Genfer See!! in der Provence
nach Saporta (SB. France XL. CCIV) sich durch Selbst-Aussaat vermehrend.
Bl. Mai. Er. Oct.
A. P. Boiss. Bibl. univ. Geneve 1838. Febr. Elench. pl. it. hisp. 84 [1838].
Willkomm Forstl. Fl. 2. Aufl. 110. Nyman Consp. 673 Suppl. 283. Richter PI.
Eur: L.5.
II. Blätter wenigstens an älteren Trieben gescheitelt, bauchseits glänzend,
dunkelgrün.
* A. Sibirica. (Sibirische Tanne, russ.: ]Juxra). f} bis 40 m, mit glatter
schwarzgrauer Rinde und schmal kegelförmiger Krone. Blätter sehr dicht stehend,
an jüngeren Trieben die oberseitigen sich deckend, an älteren gescheitelt, bis 30 mm
lang, kaum über 1 mm breit, stumpf oder ausgerandet. Weisse Streifen aus
3—4 Reihen von Spaltöffnungslinien bestehend. Deckschuppen zwischen
den Fruchtschuppen versteckt.
Im nordöstlichen Russland und Nord-Asien bis zum Polarkreise Wälder bildend.
Bei uns im nördlichen Gebiet und in Gebirgen gut gedeihender (viel strengere
Kälte als die einheimische Tanne ertragender) Zierbaum. Bl. Mai.
1) Zuerst auf den Parnass, an dessen Fusse das dem Apollo geheiligte Delphi
lag, beobachtet.
2) Nach der Königin Amalie von Griechenland, 7 1875, einer grossen Freundin
des Gartenbaues und Schöpferin des herrlichen Schlossgartens zu Athen.
3) Zuerst auf dem Gebirge Panachaikon im nördlichen Peloponnes beobachtet.
4) Von Numidia, celassischem Namen des östlichen Algeriens.
5) Zuerst am Djebel Babor, einem Gebirge in Gross-Kabylien südöstlich von
Bougie beobachtet. |
‘ 6) Zuerst im Taurus Cilieciens, der östlichsten Landschaft an der Südküste
Kleinasiens, beobachtet.
7) Spanischer Name des Baumes.
Ascherson u. Graebner, Synopsis. I. 13
Pinaeeae.
194
A. s. Ledebour Fl. Alt. IV. 202 (1833). Nyman Consp. 673 Suppl. 283.
Richter pl. Eur. I. 5. 4. Pichta 1) Forbes pinet. Wob. 109 t. 37 (1839). Willk.
Forstl. Fl. 2. Aufl. 107.
Einen 1. pendula (Conwentz Abh. Landesk. Westpr. IX. 161 [1895]) mit
herabhängenden Hauptästen beobachtete der Autor 1894 in einem 18jährigen, etwa
4 m hohen Exemplare in St. Petersburg, aus Samen aus dem Gouv. Perm erzogen.
* A.balsamea. (Balsam-Tanne, franz.: Baumier du Gilead 2)). j}, bis 25 m
hoch. Unterscheidet sich von der vorigen durch folgende Merkmale: Rinde mit
zahlreichen Harzbeulen ; Blätter auf der Oberseite der Zweige meist gescheitelt, bis
28 mm lang, 1,5 mm breit. Weisse Streifen aus etwa 6 Reihen von Spalt-
öffnungslinien bestehend. Deckschuppen öfter mit der Spitze hervorragend.
Im kälteren Nord-America einheimisch. Zierbaum wie vorige Bl. Mai.
A. B. Mill. diet. S ed. No. 3 (1768). Willkomm Forstl. Fl. 2 Aufl. 111.
Pinus B. L. sp. pl. ed. 1. 1002 (1753).
Liefert den bekannten, auch zu mikroskopisehen Präparaten verwendeten Canada-
Balsam.
Ferner wird als Zierbaum noch die Japanische A. Momi 3) (Siebold Verh.
Batav. Genootsch. v. Konst en Wetensch. XII. 26 [1830]. 4A. firma Sieb. et Zuc-
carini fl. Jap. II. 15 [1842]. Beissner a. a. O. 451 fig. 123) angepflanzt.
30. PICEAM.
(Dietrich Fl. Berlin 974 [1824]. Nat. Pfl. II. 1. 77.)
(Fichte, franz.: Fpiesa.)
Vel. S. 188. Blätter allerseitswendig oder unvollkommen gescheitelt
(dann die Bauchseite nach unten gewendet), beiderseits gekielt, öfter
beiderseits oder nur bauchseits mit weisslichen Streifen. Blüthen bez.
Blüthensprosse an vorjährigen Trieben achsel- oder endständig. Pollen-
säcke der Länge nach aufspringend. Deckschuppen stets zwischen den
Fruchtschuppen versteckt.
. Gegen 22 Arten, fast nur innerhalb der nördlichen gemässigten Zone, meist
in unseren Gärten gezogen. Auch bei dieser Gattung lösen sich die Blätter beim
Trocknen von den Zweigen ab; der Zusammenhang kann erhalten werden, wenn
die Exemplare vor dem Einlegen mindestens 20 Minuten lang in Wasser gekocht
werden (Bornmüller ÖBZ. XXXVII. 398).
A. Fruchtschuppen bis zur Reife fest auf einander liegend.
I. Omörika (Omorica Mayr Monogr. Abiet. Japan. 44 [1890)]).
Blätter bauchseits mit 2 weissen Spaltöffnungsstreifen, rücken-
seits glänzend grün, ohne Spaltöffnungen, mit 2 seitlichen Harz-
gängen.
85. P. omörika°). (Serb.: Omopa, Omopuka, Dpensa.) Ih, bis 42 m
hoch. Stamm schnurgerade, verhältnissmässig dünn, mit kaffeebrauner,
1) Russischer Name dieser Art.
2) Ersatz für den im Alterthum in der zu Palaestina gehörigen Landschaft
Gilead eultivirten Arabischen Balsambaum Commiphora opobalsamum 6. Güleadensis
vgl. Engler in DC. Monog. IV. 16 (Burseraceae).
3) Japanischer Name der Tannen und Fichten.
4) Bei Plinius Name eines Nadelholzes, welches gebirgige Lagen (XVI, 18)
liebt und u. a. an den Quellen des Padus (Po), der nach dem keltischen Namen
dieses Baumes benannt sein soll, vorkommt (III, 21); ob P. excelsa?
5) Serbischer Name des Baumes.
Abies. Picea. 195
grossschuppiger, sich leicht ablösender Borke bedeckt, früh die unteren
Aeste abwerfend. Krone schmal pyramidal, sehr dicht. Aeste verhält-
nissmässig dünn, herabhängend, die unteren nie über 2 m lang, an der
Spitze aufwärts gekrümmt. Blätter älterer Zweige annähernd gescheitelt,
8—14 mm lang, 1,5—2,5 mm breit, etwa doppelt so breit als
dick, beiderseits stumpf gekielt, sitzend, kurz gespitzt. Männliche
Blüthen cylindrisch, braun oder violett überlaufen. Junge Zapfen
violett überlaufen; ausgewachsene ledergelb, bis 7 cm lang, bis
3 cm dick. Fruchtschuppen fein gestreift, fein wellig gezähnelt. Samen
schwarzbraun, mit dem etwa doppelt so langen verkehrt-eiförmigen
Flügel etwa 1 cm lang. Keimblätter 4—8 (meist 6).
In aus Nadelholz (Abies alba, Picea excelsa, Pinus nigra) und
Laubholz (Fagus, Acer pseudoplatanus) gemischten Wäldern einzelu
eingesprengt; zahlreicher nur in feuchten Felsschluchten, zwischen 950
und 1600 m. Bisher nur im östliehen Bosnien zwischen dem 431/a
und 44° (den Bezirken Srebrenica, Visegrad und Rogatica) auf Kalk.
Der Fundort Dugidol liegt nach Bornmüller (br.) in Serbien.
Das Vorkommen am Özren bei Sarajevo (Blau! vgl. Ascherson
ÖBZ. XXXVII. 35) bedarf der Bestätigung, da Beck den Baum dort
vergeblich suchte, das Belegexemplar nicht mehr aufzufinden ist und
nach R. v. Wettstein (Sitzb. Akad. Wien. Math. nat. Cl. XCIX I.
532 ff.) auch in Tirol Formen der gemeinen Fichte vorkommen, die
mit der Omorika verwechselt werden können. Nicht hinlänglich ver-
bürgt ist die von Pan£id@ herrührende Angabe der letzteren in
Montenegro. Bl. Mai?
P. Omorica!) Willkomm Centralbl. ges. Forstw. 1877 365. Forstl.
Fl. 2. Aufl. 99. fig. XIX. 1—12. Richter Pl. Eur. I. 4. Pinus
Omorika Panic Eine neue Conif. i. d. östl. Alpen 4 (1876). Abies O.
Nyman Consp. 673 (1882).
Der hochverdiente Serbische Florist Pan&ic entdeckte diesen merkwürdigen,
zunächst mit zwei Östasiatischen Arten, P. Glehni 2) (Masters in Gard, Chron. 1880
I. 30. Abies G. Fr. Schmidt Reisen Amurl. 176 [1868]) und P. Alcockidna >)
(Carr. Conif. ed. 2. 343 [1867]. Beissner Nadelh. 379 fig. 101. Abies A. Veitch
in Gard. Chron. 1861. 23, Vgl. Koehne D. Dendrol. 21) verwandten Baum
im Jahre 1875 bei Zaovina und Rastiäte im südwestlichen Serbien, nachdem er
schon längst von der Existenz eines ‚„Omorika‘“ benannten der Tanne ähnlichen
Baumes gehört hatte. Dieser Name soll von der Adria bis zur Donau im Volke
bekannt sein; auch aus anderen Gründen ist es wahrscheinlich, dass das jetzige
Vorkommen nur den spärlichen Rest eines vielleicht noch in historischer Zeit bei
I) Die Beibehaltung der ursprünglichen Schreibung (mit k) empfiehlt sich
auch aus dem Grunde, weil in den Slavischen und der Ungarischen Sprache.c nur
wie tz ausgesprochen wird.
2) Nach dem Entdecker Peter von Glehn, * 5. Nov. 1835 + 16. April 1876,
Conservator am bot. Garten in Petersburg, welcher 1860 in Arch. für Natur. Liv-,
Ehst- u. Kurl. 2. Ser. II. 489 ff. ein Verzeichniss der Flora von Dorpat (jetzt
Jurjew) veröffentlichte und 1858—62 Öst-Sibirien bis Sachalin bereiste. (C. Kupffer
und H. Russow br.)
3) Nach Sir Rutherford Aleock, damals Britischen Gesandten in Japan.
13*
196 Pinaceae.
Weitem ausgedehnter gewesenen darstellt. Vgl. die ausgezeichnete Monographie von
R. v. Wettstein: Die Omorikafichte (a. a. O, 503 ff. Taf. I—V. 1891).
(Südwest-Serbien ; Rhodopegebirge bei Bellova in Süd-Bulgarien.)
Pl
II. Morindaet) (Morinda Mayr a. a. ©. [|1890]). Blätter 4kantig,
beiderseits mit ungefähr gleichviel Spaltöffnungen.
a. Zapfen 7—16 cm lang.
* P. törano 2). (Tigerschwanz-Fichte; franz.: Epie6a A queue de tigre.)
h, bis 35 m hoch, mit kleinschuppiger Rinde und kegelförmiger Krone. Aeste zu-
letzt hängend. Junge Triebe kahl, gelbbraun. Blätter an jüngeren Zweigen
horizontal abstehend, an älteren mehr aufrecht, bis 25 mm lang, 1 mm breit,
meist doppelt so dick als breit, glänzend dunkelgrün, stechend. Zapfen
8—12 cm lang, 3 em dick. Fruchtschuppen breit abgerundet, unregelmässig fein
wellig-gekerbt. Samen mit dem mindestens ‚doppelt so langen Flügel bis 23 mm lang.
Zierbaum aus Japan, zuweilen auch in Wäldern angepflanzt.
P. T. Koehne D, Dendrol. 22 (1893). Pinus Abies Thunb. Fl. Jap. 975 [1784]
nicht L. A. Torano Siebold Verh. van het Bat. Genootsch. van Konst en Wet. XI.
12 (1830). A. Thunbergii3) Lindley in Penny Cyel. I. 34 (1833). A. polita Sieb.
et Zuce. Fl. Jap. II. 20. tab. 111 (1842). Picea p. Carriere Traite gen. Conif. 256
(1855). Beissner Nadelh. 381 fig. 102.
86. P. exeelsa. (Fichte, Rothtanne; niederl. u. vlaem.: Spar;
dän.: Gran, Redgran ; franz.: Epica, Pesse; ital.: Abeto rosso, Zampino;
poln.: Swierk, Prehs wend.: Skrok (Nieder- Lausitz), Smrjok (Ober-L.);
böhm.: Smrk; russ.: Eıs, Eıka; serb.: Cmpua; litt.: Egle, Aglis; ung.:
Vörös jegenye.) h, bis über 50 m hoch und bis 2 m dick, mit roth-
brauner, lange glatt bleibender, dann kleinschuppiger Rinde. Stamm
schnurgerade, die Aeste bis weit herab behaltend. Krone spitz pyra-
midal. Aeste horizontal abstehend oder etwas hängend, durch die hängen-
den Hauptzweige das bekannte dachartige Aussehen erhaltend. Junge
Triebe kahl oder spärlich kurzhaarig, hell-rothgelb. Blätter
aufrecht abstehend, an Seitenzweigen nach oben und seitlich gewendet,
dunkelgrün, bis 25 mm lang und 1 mm breit, von den Seiten zusam-
mengedrückt, an den beiden rückenseitigen Flächen mit einer Längs-
furche, kurz stachelspitzig. Männliche Blüthen nahe den Zweigspitzen
achsel- und endständig, ceylindrisch, kurzgestielt. Zapfen 10—16 cm
lang, 3—4 cm diek. Fruchtschuppen meist erst im oberen Drittel nach
der ausgerandeten oder gestutzten Spitze verschmälert. Samen. mit dem
dreimal so langen Flügel bis 16 mm lang. Keimblätter meist 8—9.
1) Nach dem einheimischen Namen der P. Smithiana (s. S. 201). Um die
Homonymie mit der Rubiaceen-Gattung Morinda (Vaill. Act. Paris 1722. 275 L.
Gen. pl. ed. 1. 57) zu vermeiden, genügt die Pluralform (vgl. Selagines S. 150).
2) Japanischer Name des Baumes, eigentlich Tora-no-o-momi d.h. Tigerschwanz-
Fichte, wegen des Aussehens der älteren Zweige.
3) Nach dem Entdecker Karl Pehr Thunberg, * 1743 7 1832, Nachfolger
seines Lehrers Linne auf dem Lehrstuhle der Botanik in Upsala. Dieser hoch-
verdiente Reisende war unter den neueren Botanikern der erste Bearbeiter der Floren
Japans (Flora Japonica 1784) und Süd-Afrieas (Flora Capensis. 1807 u. 1813).
Picea. 197
Bildet allein oder seltener im Gemisch mit Abies alba, Pinus
silvestris oder Fagus ausgedehnte Bestände. Geht nach Süden wenig
über das Gebiet hinaus. Durch den grössten Theil des mittleren und
südlichen Gebiets im Berglande verbreitet, bis 2200 m ansteigend; weder
in die immergrüne Region des Mittelmeergebiets noch in das Ungarische
Tiefland herabsteigend. Fehlt auch als ursprünglicher Waldbaum im
grössten Theil des nördlichen Flachlandes; dort nur in der Ober- und
Nieder-Lausitz bis Kalau, Spremberg, Pförten, Krossen, in der Schlesi-
schen Ebene, im südlichsten Theil der Provinz Posen, in Polen, dem
östlichsten Theile Westpreussens (nur Rosenberg: Michelau, Landkr.
Elbing: Stellinen Conwentz Abh. z. Landesk. Westpr. IX, 135; Nat.
Wochenschr. XI [1896] 449) und Östpreussen; selten im nordwestlichen
Flachlande (Hannover, Walsrode, Celle, Tostedt), wo die Fichte übrigens,
wie Funde in Mooren beweisen, in vorgeschichtlicher Zeit verbreitet war
(vgl. K. Weber NV. Bremen XIII. 460). Wohl auch nicht ursprüng-
lich in Westfalen („eingebürgert“ Beckhaus), Rheinland, Belgien.
Ausserhalb der Grenze (auch im nördlichen Flachlande) überall als Zier-
baum und in grösseren Waldbeständen angepflanzt. Bl. Mai; im süd-
lichsten Gebiet April, im nördlichen und in hohen Lagen Juni. Fr.
Sept., Oct.; die Samen fliegen im nächsten Frühjahr aus.
P. e. Lk. Linnaea XV. 517 (1841). Willkomm Forstl. Fl. 2. Aufl.
67 fig. XVII. Richter Pl. Eur. 1.4. Pinus Abies L. Sp. pl. ed. 1. 1002
(1753). Koch Syn. ed. 2. 769. A. Picea Mill. Diet. 8 ed. No. 3
(1768) nicht Bluff u. Fingerh. Pinus Picea Du Roi Obs. bot. 37
(1771) nicht L. P. excelsa Lam. Fl. franc. 1. ed. I. 202 (1778).
Abies e. Lam. et DC. Fl. france. 3 ed. III. 275 (1805). Nyman Consp. 675
Suppl. 283. Picea rubra Dietrich Fl. Berlin 795 (1824) nicht Link.
P. vulgaris Lk. in Abh. Berlin Acad. 1827 180 (1830). P. Abies
Karsten Deutsche Fl. 325 (1880—83). |
Variirt in der mannichfaltigsten Weise. Nach der Form der Krone unter-
scheidet man folgende meist nur vereinzelt angetroffene Spielarten: 1. pendula
(Jacques et Herineq Man. gen. plant. arbr. et arbriss. IV. 340, 341 [1857] ob 4. e.
p. Loudon Arb. IV. 2294 [1838]?) (Trauer-Fichte) Haupt- und Neben-
äste dünn, herabhänpgend und dem Stamm dicht anliegend, Krone daher säulen-
förmig, fast oder völlig bis zum Boden reichend. Bisher nur je ein Baum im
Bauernwald bei Jegothen, Kr. Heilsberg, O.-Pr., im Stelliner Forst Kr. Elbing und
zwei auf dem Harz bei Schierke aufgefunden ; zuweilen in Gärten. Vgl. Conwentz
Abh. zur Landesk. Westpr. IX. 133 ff. (1895). 1. vemindlis (Caspary POG. Königsb.
XIV. 126 (1873). Willkomm a.a.0. 76. Pinus v. Sparrman b. Alströmer Vet. Ac.
Handl. Stockh. XXXIII. 310. tab. VIII, IX (1777). P. hybrida Liljeblad Svensk
Fl. ed. 1 (1792) [nach Hartman]. [Schwedische] Hänge-Fichte. Diese in
Schweden weiter verbreitete, auch u. a. Tysk gran (deutsche Fichte) genannte, von
Linn& für einen Bastard von Fichte und Kiefer gehaltene Form besitzt quirlständige
horizontale Haupt- und sehr lange (bis 2 mm), dünne, spärlich verzweigte,
schlaff herabhängende Nebenäste. — Beobachtet: Ostpreussen: Gerdauen:
Gneisenauer Wäldchen (Caspary a. a. ©. XIX. 153 Taf. V). Polen: Umgebung
von Dobrzyn (Zalewski Kosmos XXI. 325); Thüringen; Tirol; Nieder-Oesterreich:
Voralpen (Beck Fl. v. N.Oe. 7). Steiermark: Oberburg (Kocbek OBZ. XL. 133).
Kärnten : Greifenburg (V. Hirsch nach Paeher Jahrb. Land.-Mus. Kärnt. XXI. 62).
Krain: z. B. Zwischenwässern (Voss Jahresb. Ob.-Realsch.‘ Laibach 1889 23). —_
l. virgata (Caspary a. a. O. XIV. 125 (1873).: Willkomm a. a. ©. 75. Abies e.
198 Pinaceae.
var. virgdta Jacques Ann. Soc. hist. Paris XLIV. 652 (1853). Picea e. var. denudata
Carriere Rev. hort. 4 ser. III. 102 [1854]. Schlangen-Fichte. Aeste einzeln
(nieht oder sehr spärlich quirlständig), verlängert (oft fast so lang als der Stamm),
spärlich verzweigt. Selten. Ostpreussen: Labiau und Bischofsburg; Polen: Dobrzyn
(Zalewski a. a. O.) Schlesien: Obernigk; Böhmen; Sachsen: Schandau. Harz
(Conwentz a. a. ©. 137); Thüringen; Württemberg; Tirol. S. Caspary a.a. O0.
116 ff. — 1. monocatwlis!) (Nördlinger nach Willk. Forstl. Fl. 2. Aufl. 76 [1886]).
Stamm seiner ganzen Länge nach fast unbeästet, nur an der Spitze beblättert. Sehr
selten: Westfalen: Altenbeken (jetzt dort nicht bekannt, briefl. Mitth.). Wien:
Maria-Brunn (ob noch jetzt? vgl. Beck Fl. v. N.Oe. 7); Isola Bella im Lago
Maggiore. Junge bis zum Boden beblätterte Exemplare, als P. e. var. monströsa
Carriere (Traite gen. Conif. 248 — Abies e. 11. m. Loudon Arb. frut. brit. IV.
2295 [1838]) bezeichnet, die aber im späteren Alter sich spärlich verzweigten und
der Schlangenfichte sehr ähnlich wurden, in Böhmen (Caspary aa. 0.128) und bei
Ansbach in Mittelfranken (Döbaer Flora LV. [1872] 385) beobachtet. ‘
Auf äusseren Einflüssen beruht die Eigenthümlichkeit der in hohen Gebirgs-
lagen beobachteten Sehneebruchfichte(Willkomm a.a. 0. 64 2 Aufl. 70), bei
der sich an Stelle des zerstörten Gipfels deren mehrere finden; die unteren Aeste
liegen oft auf dem Boden, wurzeln und tragen aufrechte secundäre Stämme. Diese
Senkerbildung findet sich öfter (auch wiederholt) bei sonst normalen Stämmen, und
besonders bei der Schlangenfichte.
Von den in den Gärten befindlichen Zwergformen der Fichte verdienen Er-
wähnung: ]. tabuliformis (Carr. Prod. et fix. des var. 52 [1865]), ein nur
2—5 dm hoher, 1—1,3 m breiter, oben flacher Strauch. Viel häufiger ist 1. C’lan-
brasilidna2) (Carr. Man. plantes arbr. IV. 341 [1857]. Abies exe. 6 ©. Loudon Arb.
Brit. IV. 2294 [1838]), ein rundlich gewölbter, dicht verzweigter Strauch; nach
Dammer (BV. Brand. XXIV [1882]) am Gr. Beerberg in Thüringen wild be-
obachtet.
Eine Form mit goldgelben, im Spätsommer weisslichen, jungen Trieben, P. e.
var. (l. ?) aurea (Pacher u. Zwanziger Jahrb. Land.-Mus. Kärnten XXI. 63 [1893])
wurde in Kärnten beobachtet.
In Bezug- auf die Stellung und Beschaffenheit der Blätter ist unterschieden :
B. nigra (Willkomm Forstl. Fl. 1. Aufl. 66 [1872]. 2. Aufl. 77. A.e. 2. n.
Loudon a. a. O. 2294 [1838], Doppeltanne des Berliner Weihnachtsmarkts.
Blätter der Seitentriebe (wie bei Abies Nordmanniena) dicht gedrängt, so angeordnet,
dass die Triebe halbeylindrisch (unten flach) erscheinen, säbelförmig ge-
krümmt, stumpflich, dunkelgrün. Erz- und Riesengebirge, wohl auch ander-
wärts (Luerssen BV. Brandenb. XXVIII [1886] 20).
Nach der Färbung der jungen Zapfen unterscheidet Purkyn& (Allg. Forst- und
Jagd-Zeit. LIII [1877] 1 ff.) zwei wie es scheint durch das ganze Gebiet verbreitete
Formen: I. chlorocarpa3) mit im August hellgrünen und II. erythrocarpat)
mit dunkelvioletten Zapfen. Nach seinen Angaben sollen mit dieser Farbenver-
schiedenheit noch andere Merkmale verbunden sein: u.a. bei I. Blattkissen ziemlich
lang hervorragend ; Blätter spitz, am Mitteltrieb abstehend ; Fruchtschuppen deut-
licher ausgerandet Bei II. Blattkissen kurz; Blätter stumpflich, am Mitteltrieb an-
liegend ; Fruchtschuppen am noch geschlossenen Zapfen mehr abgerundet erscheinend ;
Samen und ihre dunkleren Flügel kürzer und breiter. Indess bleibt die Constanz
dieser Merkmale durch weitere Untersuchung zu prüfen. Nach der (äusserst ver-
änderlichen!) Form der Fruchtschuppen sind unterschieden: b. montana (A. u.
G. Syn. I. 198 [1897| Pinus [Picea] m. Schur Siebenb. V. N. II. 159 [1851].
P. e. f apieuldta Beck Ann. Nat. Hofm. II. 61 [1887]. P. vulgaris 7. m. Peek Fl.
1) S. S. 192 Fussnote 1.
2) Nach Lord Clanbrasil, welcher diese angeblich zuerst bei Belfast in
Irland beobachtete Form zu Ende des vor. Jahrh. nach England eingeführt haben soll.
3) Von yAöopos, von der Farbe des ersten Pflanzentriebes, bleich, hier hell-
grün, und xapros Frucht.
4) Von zpudnoe roth und zaprcie Frucht.
Picea. 199
N.Oestr.. 7 [1890]). Fruchtschuppen von der Mitte an verschmälert. — Bisher be-
obachtet in Polen: Gegend von Dobrzyn (Zalewski a. a. O.); Nieder-Oesterreich :
Bosnien; Siebenbürgische Karpaten in den höchsten Gebirgslagen, seltener auf
Mooren ; wohl auch anderwärts. —e. acumindta (Beck Ann. Nat. Hofm. Wien II, 61
[1887]). Fruchtschuppen am Rande stark wellig, plötzlich in eine gezähnelte Spitze
verschmälert. — Polen: Dobrzyn (Zalewskia.a. O.); Nieder-Oesterreich ; Bosnien;
wohl auch anderwärts. — d. triloba (A. u. G. Syn. I. 199 [1897]). Fruchtschuppen,
wenigstens die unteren, tief 3lappig. — So bisher nur am Harz bei Blankenburg
(A. Braun! BV. Brand. XVIII. Sitzb. 14). Ferner unterschied E. Jacobasch
(a. a. O. XXIV. 1882 Sitzb. 98 [1883]) eine Form 2, squarroösa, bei der die
Ränder der Fruchtschuppe im oberen Theile sparrig abgebogen (an der Spitze öfter
wieder angedrückt) sind. Diese auch von A. Braun (a. a. O. 15) erwähnte Form
eombinirt sich mit den verschiedensten Gestalten der Schuppen. Mit dieser Form
dürfen nicht die „Krüppelzapfen‘“ verwechselt werden, eine monströse von Brügger
an der Unterart P. alpestris in Graubünden (Nat. Ges. Graub. XVII. 150 [1874]
mit Tafel), an der typischen Art von Döbner und Irmisch! in Thüringen, von
Lindstedt! in der Prov. Brandenburg (A. Braun a.a. 0. XVI. 99. XVII. 14)
beobachtete Bildung, bei der die Fruchtschuppen am oberen Theile des Zapfens (öfter
bis in einer schief verlaufenden Grenzlinie) abwärts gerichtet sind.
Beträchtlicher abweichend als die vorher erwähnten Formen und wohl als
Unterart zu betrachten (vgl. auch Koehne a. a. O. 23) ist
b. P. alpestris. Unterscheidet sich von der typischen Art
durch Folgendes: Rinde weissgrau. Triebe und Blätter dieker und
steifer, erstere dicht kurzhaarig, letztere bläulich bereift, getrocknet
gelbgrün, rechtwinklig abstehend, einwärts gekrümmt, an älteren Zweigen
fast einerseitswendig, kürzer (bis 18 mm lang), stumpf oder spitzlich,
aber kaum stechend. Zapfen 7,5—12,5 cm lang. Fruchtschuppen
breit abgerundet, nicht oder kaum ausgerandet.
Zuerst in hohen Lagen der mittleren und östlichen Schweizer-Alpen (bis
zum Comersee und Tiroler Ober-Innthal) beobachtet, wo sie das Volk
(wegen der Farbe der Blätter) als Aviez selvadi d. h. wilde Weisstanne von
der gewöhnlichen Fichte (Pign) unterscheidet, jedenfalls aber viel weiter
verbreitet, da die von Beck als v. mediorima bez. fennica (s.S. 200) aus
Nieder-Oesterreich und Bosnien, die von A. Braun (BV. Brand. XVII.
Sitzb. 13) erwähnte Fichte des Brockens mit silbergrauen Nadeln und
4—6,5 em langen Zapfen, deren Schuppen sich aber in. der Form der
gewöhnlichen annähert, und die von Aug. Schulz und Dammer als
P. obovata bezeichneten Formen aus dem Riesengebirge doch wohl
hierher gehören ; ob auch in Thüringen (s. unten)? Bl. Juni?
P. a. Stein Garteuflora XXXVI (1887) 346. _A.(exc.) a. Brügger
NG. Graub. XVIL 154 (1874). A. e. medioxima Heer Verh. Schw.
Nat. Ges. 1869, 70 nicht Nyl. P. e. med. Willkomm a, a. O. 2. Aufl. 75
Beck Ann. Nat. Hofmus. Wien. II. 60 (1887)? P.v. e. fennica Beck
Fl. N.Oest. 7 (1890)? P. oboväta A. Schulz BV. Brand. XXX. 1888.
AXVII (1889)?
Tracht von P. Canadensis. Das sehr engjährige Holz besonders, wie schon
Scheuchzer angiebt, ‘zu Resonanzhöden geeignet. Dammer erwähnt in seinen
hierher gehörige Formen Mittel-Europas behandelnden Aufsätzen (Gartenflora XXXVII
(1888) 614 fl. BV. Brand. XXX. XXVI ff.), dass er im Thüringer Walde bei
Oberhof Fichten beobachtet habe, deren Zapfen einen Uebergang zwischen F. excelsa
und P,. obovata darstellten insofern als sie mit der Petersburger fennica bez. Enga-
200 * Pinaceae.
diner alpestris übereinstimmten. Die Tracht derselben stimmte mit der ersteren
überein (war aber von der von Brügger beschriebenen der letzteren sehr verschieden)
und erinnerte durch den weit hinauf astlosen Stamm und die eylindrische Krone
(von unten bis oben mit kurzen, nach oben wenig abnehmenden Aesten besetzt) an
die Weisstanne (bez. P. omorika). Diese Beschreibung entspricht nun völlig der
von Willkomm (a. a. O. 65 bez. 72) und Conwentz(a.a.O. 136) erwähnten Spitz-
fichte, welche zuerst im nördlichen Finnland (also gerade im Gebiete der P. fennica
und obovata!) beobachtet wurde, aber auch im Böhmischen und Bayerischen Walde
vorkommt. Ueber die Beschaffenheit ihrer Zapfen finden wir keine Angabe. Die
aus Gärten beschriebene Säulenfichte P. e. columndris (Carr, Tr. g. Conif. 1. ed.
248 [1855]. A. e. c. Jacques nach Carriere a. d. angef. Stelle) scheint der Spitz-
fichte mindestens sehr ähnlich zu sein. — Ob die nur nach der Beschaffenheit
ihrer „langen, starken, hellgrünen‘‘ Blätter unterschiedene var. Carpaäthica (Abies
exc. 3. e. Loudon a. a. O. 2295 [1838]. P. e. C. Willkomm a. a. O. 66 [1875]
2. Aufl. 77) wie Willkomm vermuthet mit der P. montana Schur (s. S. 198) identisch
ist oder sich an die P. alpestris anschliesst, deren Zweigbehaarung sie nach A. Murray
(vgl. C. Koch, Dendrologie II. 2. 238) besitzt, wäre durch Untersuchung der Zapfen
festzustellen.
P. alpestris ist von besonderem Interesse, weil sie, wie aus Obigem hervor-
geht, mit zwei anderen, im Norden Europas vorkommenden Unterarten der Fichte
in den nächsten Beziehungen steht. P. Fennica !) (A. u. G. Syn. 1. 200 [1897].
Pinus Abies var. fennica Regel Gartenflora XII. 95. [Febr. 1863]. P. A. var.
medioxima ?2) Nylander SB. France X. 501 [Nov. 1863]) mit d. folgnd. Unterart
im nördlichen Skandinavien und im nordwestlichen Russland, unterscheidet sich von
J’. alpestris nach Koehne (a. a. O. 23) durch auf der Oberseite der Zweige sehr
dicht stehende, glänzend dunkelgrüne Blätter nnd höchstens 8 cm lange, nicht so
entschieden hängende, sondern schief abwärts gerichtete Zapfen. P. oboväta (Lede-
bour Fl. Alt. IV. 201 [1833]. Willkomm a. a. ©. 93), von Nordost-Skandinavien durch
das nördliche Russland und Nord-Asien bis zu den Kurilen verbreitet, hat kahle
oder schwach behaarte Triebe, im Querschnitt fast quadratische, bläulich-grüne, meist
scharf stechende Blätter. Zapfen nur 6 cm lang, Fruchtschuppen wie bei 7. alpestris
und P. Fennica. P. obovata wurde früher allgemein für eine eigene Art gehalten ;
doch haben Teplouchow (Bull. Soc, Nat. Moscou 1868. 2. 244), Grisebach
(Veg. der Erde 1. 93) und Dammer (a. a. O. und schon DBG. I. 360) darauf hin-
gewiesen, dass sie in P. excelsa, mit deren Areal das ihrige unmittelbar zusanımen-
hängt, durch allmähliche Uebergänge verbunden ist.
Die Benutzung der Fichte ist eine mannichfaltige. Die Wurzeln werden zu
grobem Flechtwerk, die Rinde zum Gerben und Färben benutzt. Das durch das
braune Herbstholz der Jahrringe gestreifte, harzreiche Holz ist besonders als Bau-
holz (auch zu Schiffsmasten) geschätzt. Das fast weisse Holz von Bäumen, welche
besonders gleichmässige Jahrringe mit sehr schmalem Herbstholz haben (Weiss-
oder Haselfichte. Willkomm a. a O. 65 bez. 72. P. e. var. fissilis Pacher u. Zwan-
ziger Jahrb. Land.-Mus. Kärnten XXII. 62 [1893], findet sich besonders im Böhmer-
walde und den Alpen), ist ebeuso wie das der Tanne zur Herstellung von Resonanz-
böden geeignet (vgl. oben S. 199). Das Holz wird ferner zur Herstellung von
Holzstoff und Cellulose, sowie vielfach zum Kohlenbrennen benutzt. Ausgedehnt
ist endlich die Verwerthung der Harzprodukte, welehe besonders in Finnland, weniger
im Schwarzwald und Jura gewonnen werden. Das Rohharz dient im natürlichen
Zustande als Ersatz des echten, von Boswellia-Arten stammenden Weihrauchs. Die
Verwendung der Fichte als Weihnachtsbaum, welche kaum 300 Jahre zurückgeht,
ist erst im laufenden Jahrhundert allgemein geworden; viel seltner werden als
solcher die Kiefer und neuerdings die Tanne verwendet, gelegentlich wohl auch
fremde, hie und da in grösseren Beständen angepflanzte Arten wie in Berlin Abies
Nordmanniana, in Nürnberg J’icea torano (Schwarz br.)
1) Von Fenni, antiker Namen der Finnen.
2) Dieser Name, eine archaische Nebenform von media, wird oft unrichtig’
mit betontem i ausgesprochen.
Picea. 201
Off. Das Rohharz im natürlichen Zustande: Thus Ph. Neerl.; mit
Wasser geschmolzen und colirt: Resina Pini, Burgundica, alba, flava,
Pix Burgund., alba, Poix de Bourgogne, des Vosges, jaune Ph. Dan.,
Belg., Gall, Helv., Hung., Neerl.
(Skandinavien, nördlich bis 69%30°; nördliches und mittleres Russ-
land; Nord-Asien (nur P. obovata); Gebirge Bulgariens; Sandschak
Novibazar (Beck Ann. Nat. Hofm. Wien V. 553); nördlichstes Albanien
(Beck und Szyszyl. 46); Gebirge des östlichen und Central-Frank-
reichs ; Pyrenäen.) *
Als Zierbäume verdienen noch Erwähnung: P. Smithiadna !) (Boissier Flora
Orientalis vol. V. 700 [1883]. Pinus 8. Wallich Pl. As. r. III. 24 [1832]. Pinus Khutrow 2)
Royle Ill. Himal. 353 [1839]. Picea Morinda?) Link Linnaea XV. 522 [1841].
Pieea.Kh. Carriere T. g. Conif. 1 ed. 258 [1855]. Willkomm a. a. ©. 95) aus dem
West-Himalaja und Afghanistan und P. Schrenkiana %) Fischer et Meyer Bull. Acad.
St. Petersb. X. 253 [1842]) aus dem Ala-Tau und Thian-Schan (West-Central-Asien),
beide mit 2—5 em und P. Orientalis (Link Linnaea XX. 294 [1847]. Willkomm
a. a. O0. 97. Pinus o. L. sp. pl. ed. 2. 1421 [1763]) aus Nord-Kleinasien und den
Kaukasus mit nur 5—10 ınm langen Blättern.
b. Zapfen höchstens 5,5 em lang.
* P. Canadensis. (Schimmel-Fichte.) }}, bis 25m hoch. Junge Triebe
kahl, grünlichweiss, an den Spitzen der Blattkissen öfter hellviolett überflogen.
Blätter bis 20, selten 25 mm lang, mit quadratischem Querschnitt, wegen starker
Entwicklung der Spaltöffnungsstreifen bläulichweiss, fast stets ohne Harz-
gänge. Zapfen 2—5,5 cm lang, jung grün, reif hellbraun. Fruchtschuppen schwach
gestreift, matt, mit schmalem, glänzendem Rande. Samen mit dem doppelt so
langen Flügel 9 mm lang.
Zierbaum aus dem östlichen Nord-America, im nördlichen und mittleren Ge-
biete gut gedeihend, zuweilen auch in Wäldern angepflanzt. Bl. Mai.
P. e. Koehne a. a. O. 23 (1893). Abies c. Miller Gard. Diet. ed. 8 No. 4
(1768). Pinus alba Ait. Hort. Kew. III. 371 (1789). Abies a. Michaux Fl. Bor
Amer. II. 207 (1863) nicht Mill. Picea a. Link Handb. II. 478 (1831). Willkomm
a. a. OÖ. 97. Beissner Nadelholzk. 341 fig. 96.
* P. Mariäna!). ih, bis 25 m hoch. Junge Triebe gelb bis roth-
braun, kurzhaarig. Blätter bis 12 mm lang, 0,75 —1,5 mm breit, niedergedrückt-
4kantig, stumpflich, dunkelgrün mit weisslichen Spaltöffnungsstreifen, mit Harz-
gängen. Zapfen 2—3,5 em lang, jung dunkelviolett, reif mattbraun. Frucht-
schuppen deutlich gestreift, ohne glänzenden Rand. Samen mit dem doppelt so
langen Flügel 6 mm lang.
1) Nach James Edward Sınith, * 1752 + 1828, Mit-Stifter der Linnean
Society in London, der er das von ihm angekaufte Linne’sehe Herbar hinterliess.
Unter seinen Werken sind besonders die 1800—1804 erschienene Flora Britannica
sowie die von ihm aus dem Nachlasse Sibthorps herausgegebene Flora Graeea
(1806—1840, Prodromus Fl. Gr. 1806, 1813) zu nennen.
2) Einheimische Namen.
3) Nach dem Entdecker Alexander Schrenk, * 16. Febr. 1816 7 7. Juli 1876,
1837—1844 am Botanischen Garten in St. Petersburg angestellt; bereiste während
dieser Zeit das nördliche Europ. Russland, die Kirgisen-Steppe und die Sungarei
bis zum Ala-Tau; später Docent an der Universität und Secretär der Naturforscher-
Gesellschaft in Dorpat (C. Kupffer und H. Russow br.).
4) Zuerst aus Maryland (Terra Mariana) bekannt geworden.
902 Pinaceae.,
Zierbaum aus dem östlichen Nord-America. Bl. Mai.
P. M. O. Kuntze Rev. gen. pl. 800 (1891). Abies M. Miller Gard. Diet.
8 ed. No. 5 (1768). Pinus nigra Ait. Hort. Kew. III. 373 (1789) nicht Arnold.
Pieea n. Link a. a. O. (1831) Willkomm a. a. ©. 96. Beissner a. a. O. 333, 334
fig. 93, 9.
Auch P. rubra (Link a. a. O. [1831] nicht Dietr. Willkomm a. a. 0. 96,
Beissner a. a. ©. 339 fig. 95. Pinus americana rubra Wangenh. Beitr. 75 [1787])
aus dem östlichen Britischen Nord-America wird im nördlichen und mittleren Ge-
biete als Zierbaum angepflanzt.
B. Casicta'!) (Mayr Abiet. Jap. 44 [1890]). Fruchtschuppen schon
vor der Reife locker, dünn, längsfaltig, ausgefressen-gezähnelt.
x P. pungens. j. Junge Triebe kahl, gelbbraun. Blätter allseitig
abstehend, starr, stechend, bis 3 cm lang, 1,5 mm breit, 4kantig, beiderseits
mit gleichviel Spaltöffnungen, daher graugrün bis silberweiss, mit Harz-
sängen. Zapfen 8—10 em lang, 3 em dick, hellbraun. 5
Zierbaum aus dem Felsengebirge Nord-Americas. Bl. Mai.
I’. p. Engelmann in Watson Bot. Calif. Il. 122 (1880).
P. Engelmänni2). f}, bis 40 m hoch. Unterscheidet sich von der vorigen,
sehr ähnlichen Art durch kurzhaarige, graugrünlichweisse bis stumpf bräunlich-
weisse junge Triebe, bis 20 mm lange, weniger stechende Blätter ohne Harz-
gänge wmd nur 4—6 cm lange Zapfen.
In der höheren Region des Felsengebirges Bestände bildend; bei uns Zierbaum
wie vorige.
ii F. E. Engelmann Trans. Soe. Nat. Hist. St. Louis II. 212 (1863). Beissner
a. a. O. 344 fig. 97. Abies nigra Engelm. in Sillim. Journ. 2 ser. XXXIV. 350
(1862) nicht Desf. A. E. Parry Trans. Nat. Hist. St. Louis 123 (1863).
Auch P. Sitchensis3) (Trautv. et Mey. in Middend. Reise Fl. Ochot. 87 [1856].
Beissner a. a. OÖ. 391 fig. 105. Pinus s. Bongard Mem. Acad, St. Petersb. 6 ser.
II. 104 [1833]. /°. Menziesii4) Dougl. in Lamb. Pin. III. 161. t. 89 [1837]. Picea M.
Carriere Trait. gen. Conif. ed. 1 237 [1855]. Willkomm a. a. 0. 98) aus dem west-
lichen Nord-America wird zuweilen als Zierbaum gepflanzt.
31. LARIX5).
(|Tourn. Inst. 586]. Miller Gard. diet. 7 ed. (1759) z. T. Lam. u. DC.
Fl. france. IIL. 276 [1805]. Nat. Pfl. U. 1. 75.)
(Lärche, franz.: Meleze.)
Vgl. S. 188. Blattkissen wenig hervorragend. Laubblätter auch
an den Langtrieben, dort entfernt spiralig gestellt. Kurztriebe am
1) Name der P. Ajanensis (Fisch. bei Trautv. u. C. A. Mey. in Middend.
Reise, Fl. Ochot. 87 [1847]) bei den Oroken der Mandschurei.
2) Nach Georg Engelmann, * 1809 7 1884, Arzt in St. Louis, einem der
hervorragendsten Kenner der Flora Nord-Americas, besonders verdient um die
Kenntniss der Nadelhölzer, Caetaceae, Cuscuta, Sparganium und Juncus.
3) Nach der Insel Siteha (Sitka), dem Sitz der ehemaligen Hauptniederlassung
des Russischen .Nord-America (jetzigen Territoriums Alaska).
4) Nach dem Schotten Archibald Menzies, * 15. März 1754 + 15. Febr. 1842,
welcher in den 80er und 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts als Arzt und Natur-
forscher mehrere Britische Expeditionen, namentlich die berühmte Vancouver’sche
nach Nordwest-America begleitete,
5) Name der Lärche bei den römischen Schriftstellern; so Vitruvius und
Plinius.
Pieea, Larix. 203
Grunde mit Niederblättern, die nicht blühenden mehrere Jahre Laub-
blätter entwiekelnd. Blüthen an Kurztrieben endständig, die männlichen
nicht von Laubblättern umgeben. Pollensäcke schief aufspringend.
Zapfen nach der Reife noch 2—3 Jahre an den Zweigen verbleibend,
zuletzt als Ganzes abfallend.
9 Arten, meist in der nördlichen gemässigten Zone, grösstentheils in unseren
Gärten gezogen, von welchen die auch im nördlichen Theile Russlands (westlich bis
zum Onega-See) vorkommende L. Sibirica (Ledebour Fl. Alt. IV. 204 [1833]) in
Nord-Asien weit verbreitet ist; die Angabe dieser Form in den östlichen Karpaten
(Alpe Czachlou in der Moldau, an der Grenze Siebenbürgens 1868 V. v. Janka
ÖBZ. X VIII. 366) erscheint uns trotz der brieflichen Zustimmung von Parlatore
(Janka in Math. es. Term. Közl. XII. 175) wenig wahrscheinlich. Weiter als irgend
eine andere Baumart (bis 72°) überschreitet den Polarkreis die Ost-Sibirische L.
Davürica (Turezaninow Bull. Soc. Nat. Mose 1838. 101. Beissner Nadelholzk. 328,
329 fig. 90, 91. Pinus d. Fischer in Schtschagl. Anz. f. Entd. Phys. Chem. Naturg.
u. Techn. VIII. 3. Heft [1831]. Z. Americana (Michaux Fl. bor. Am. II. 203
[1803]) besitzt im östlichen Nord-America eine weite Verbreitung. Die Japanische
L. leptolepis !) (Gordon Pinet. ed. 1. 128 [1858] Abies l. Sieb. et Zuce. fl. Jap. II.
13 [1842]) ist durch dünnrandige Fruchtschuppen 1) kenntlich. Behandlung der
Herbarexemplare wie bei Picea (S. 194).
87. L. larix. (Lärche, niederl., vlaem.: Lork; dän.: Laerk; franz.:
Meleze; ital.: Larice; poln.: Modrzew; böhm.: Modrin; russ.: JIncrsennna).
h, bis 52 m hoch und 1,6 m dick. Stamm gerade, mit aussen grau-,
innen rothbrauner Borke. Krone kegelförmig. Hauptäste horizontal,
an den Spitzen aufwärts gebogen, dünn; Nebenäste hängend. Junge
Triebe kahl, hellgrünlich-gelb. Blätter der Kurztriebe zu 30—40
(selten bis 60), sehr ungleich (1—3 em) lang, stumpflich, bauchseits
schwächer als rückenseits gekielt, weich, gleichfarbig, hellgrün.
Männliche Blüthen kugelig-eiförmig, braungelb. Deekschuppen zur
Blüthezeit purpurroth, lang zugespitzt (die Spitze der unteren
laubartig, grün), viel länger als die hellgrüne Fruchtschuppe. Zapfen
länglich-eiförmig, 1,5 —4 cm lang, 2 em dick, hellbraun. Untere Deck-
schuppen mit ihren grünen, laubartigen Spitzen zwischen den rundlich-
eiförmigen, vorn abgerundeten, nur ganz schmal durchscheinend gesäum-
ten, aussen gestreiften Fruchtschuppen sichtbar. Samen hellbraun, mit
dem doppelt so langen halbeiförmigen Flügel 1 em lang. Keimblätter 5—7.
Findet sich‘ in höheren ‘Lagen (etwa zwischen 900. und . 2100 m)
des Alpen- und Karpatensystems in ausgedehnten, lichten!! öfter mit
Pinus cembra oder Picea excelsa gemischten, die Baumgrenze bilden-
den Beständen; selten im Berglande nördlich der Donau und im süd-
östlichsten Theile des nördlichen Tieflandes. Alpen von den See-Alpen
und der Dauphin& bis Nieder-Oesterreich und Kroatien, Jauerling und
bei Pöggstall im Waldviertel Nieder-Oesterreichs (Kerner Pflanzen].
Donauländer 158). Vielleicht im Bayerischen Walde einheimisch
(Sendtner 341). Mährisches Bergland (Oborny Fl. M. 95, ob ur-
sprünglich?). Oestliches (Niederes) Gesenke von Kunzendorf bei Neu-
stadt in Preuss. Oberschlesien bis Freudenthal und Gr. Herlitz. Nörd-
1) Daher der Name (kertie dünn Asrıs Schuppe).
ppe.
204 - Pinaceze.
liche und Siebenbürgische Karpaten. Hügelland Süd-Polens und an-
grenzende Ebene nördlich bis zur Pilica, östlich bis Lublin (vereinzelt
am Berge Kalwarya bei Warschau und unw. Strassburg W. Pr. 1889,
seitdem fast verschwunden [Zalewski br.]). In früheren Jahrhunderten war
die Lärche, wie alte Bauwerke, besonders Kirchen, aus Lärchenholz be-
weisen, weiter nach Norden (und Osten bis Slutzk im Gouv. Minsk)
verbreitet; die Ursprünglichkeit des Vorkommens bei Suwalki ist sehr
zweifelhaft. Vgl. Köppen Verbr. der Holzgew. Eur. Russl. II. 484—-487.
Ausserhalb dieses (Gebietes überall als Zierbaum und zum Theil auch
in Wäldern angepflanzt, gedeiht aber meist nur mittelmässig oder schlecht.
Bl. im Süden März, im Norden und in hohen Lagen April—Juni. Fr,
Oct.; die Samen fliegen meist erst im nächsten Frühjahr aus.
L. L. Karsten D. Flora 1. Aufl. 326 (1880—1883). Pinus L.
L. Sp. pl. ed. 1. 1001 (1753). Koch syn. ed. 2. 769. L. decidua
Mill. Gard. Diet. 8 ed. N. 1. (1768). Richter Pl. Eur. I. 4. L. europada
Lam. u. DC. Fl. Fr. IH. 277 (1805). Willk. a. a. O. 140 fig. XXI.
Nyman Consp. 674 Suppl. 283. Rchb. Ie. fl. Germ. IX. t. DXXXT fig. 1137.
Das harzreiche, sehr dauerhafte Holz ist für manche Zwecke, namentlich
Wasserbauten, Maischbottiche, Röhrenleitungen geschätzt. Eines besonderen Rufes
erfreut sich das rothe Kernholz einer in den Bayrischen Alpen vorkommenden Form
(„Stein-Lärche“). Auch die Verwerthung der Harzprodukte ist ausgedehnt. Der
arzneilich benutzte Harzsaft wird besonders in Süd-Tirol (kam früher von Venedig
aus in den Welthandel), weniger in Wallis und Dauphine gesammelt. Eine eine
Zuckerart (Melezitose) enthaltende Ausscheidung der Blätter war unter dem Namen
„Manna von Briancon‘“ im Gebrauch.
Die Form mit hängenden Zweigen (pendula Lawson Man. 386 [1836]. Pinus p.
Solander in Ait. Hort. Kew. III. 369 [1789]) scheint wildwachsend noch nicht be-
obachtet, obwohl sie in England nach Loudon (Arb. IV. 235) aus von Tirol ein-
geführten Samen gezogen wurde. Irrthümlich hielt man sie früher für in Nord-
America einheimisch. Sie mag in dortigen Gärten entstanden sein.
Die Lärche ändert in der Färbung der weiblichen Blüthensprosse ab. Zu-
weilen sind die Fruchtschuppen an denselben röthlichgelb oder roth: B. rubra (L.
d. ß. r. Beck Fl. N Oest. 7 [1890]). — So in hohen Lagen in Nieder-Oesterreich.
Ferner sind die Blüthensprosse schwefelgelb (L. d. var. sulphurea Figert ABZ. UI.
177 [1896], eine bei Liegnitz angepflanzt angetroffene Form, die noch mit L. Sibirica,
bei der die weiblichen Blüthensprosse „bleichgrün‘‘ sind, zu vergleichen wäre) oder
grünlich- bis schneeweiss (L. e. var. alba Carr. Trait. Conif. ed. 1. 277 [1855]. Will-
komm Forstl. Fl. 2. Aufl. 143) beobachtet worden; letzteres in der Schweiz (Wallis
bei Sitten, Engadin bei Scanfs, am Flüela und bei Lavin, Coaz nach Christ
Pflanzenl. Schweiz 225 und br.), in Tirol? (Loudon Arb. Brit. 1V. 2352 erwähnt
nach Hortieult. Trans. IV. 416 eine ,„Larch from the Tyrol, with white Flowers“,
welche wohl wie die oben erwähnte Form pendula in England aus Tiroler Samen
gezogen wurde) und in Kärnten: Ursula-Berg bei Köttelach (Strasser Oestr. Vierte]j.
f. Forstw. 1889 287 nach ÖBZ. XXXIX. 411).
Off. Der Harzsaft: Terebinthina laricina, Laricis, veneta, Tere-
binthina (Belg. Neerl.), Balsamum T. 1. seu v., Terebinthine de Venise,
Balsamu de terebinthma veneta Ph. Beleg. Dat’ Gall, Helv., Hung,,
Neerl., Rom., Russ.
|*] (Gegenwärtig ausserhalb der Ostgrenze |s. oben| nicht mehr vor-
handen.)
Larix. Cedrus. Pinus. 205
x CEDRUS:ı),
(IMill. Gard. Diet. 3 ed. (1737)]. Link Handb. II. 479 [1831]. Nat. Pf. II. 1. 74.)
Vgl. S. 188. Auch die männlichen Blüthen von Laubblättern umgeben.
Pollensäcke der Länge nach aufspringend. Deekschuppen zwischen den Frucht-
schuppen versteckt. Zapfenschuppen mit den Samen einzeln abfallend. Sonst w. v.
Nur die beiden aufgeführten Arten.
+ C. cedrus. (Ceder, franz.: Cedre; ital.: Cedro.) ), bis 40 m hoch.
Krone anfangs kegelförmig, mit überhängendem Wipfel, im Alter unregelmässig
schirmförmig. Blätter bis 35 mm lang, so breit als ihre Dieke (1'/g mm), dunkel- (seltner
hell- oder grau-)grün. Zapfen bis 10 em lang und 7 em dick, braun, an der
Spitze eingedrückt. Fruchtschuppen aussen fein filzig. Samen mit
dem fast viereckigen Flügel bis 27 mım lang.
In Gebirgen. des südlichen (Algerien) und östlichen Mittelmeergebiets (Süd-
Kleinasien, Cypern, Syrien) einheimisch. Im südlichen und westlichen Gebiete als
Zierbaum gepflanzt. Vermehrt sich in der Provence nach Saporta (SB. France
XL. CCIHI) durch Selbstaussaat. Auch die sicher nur in Algerien beobachtete Unter-
‚art ©. Atläntiea?) (Manetti Cat. Hort. Madoet. Suppl. 8 [1842]), von der Hauptart
(durch auch im Alter kegelförmige Krone und aufrechten Wipfel, meist graugrüne
Blätter, deren Dicke oft die Breite übertrifft, und kleinere Zapfen verschieden, be-
findet sich in Cultur.
©. ©. Huth in Helios XI. 133 (1893). Pinus C. L. Sp. pl. ed. 1. 1001 (1753).
©. libanotiea#) Link Handb. II. 480 (1831). C. Libani Lawson Man. 380 (1836)
nach Loudon Arb. et frut. Brit. IV. 2402 (1838). Willkomm a a. O. 159.
*x C. deodära!). j), bis 50 m hoch. Unterscheidet sich von der vorigen
Art durch die pyramidale Krone, die längeren (bis 12 cm) an der Spitze nicht
eingedrückten Zapfen und die aussen kahlen, in .der Jugend bereiften
Fruchtschuppen.
In Afghanistan, Beludschistan und im N.W. Himalaja einheimisch ; Zierbaum
w. v.; auf dem Karst bei Triest auch in Beständen anderer Nadelhölzer ange-
pflanzt und gut gedeihend (Marchesetti br.).
C. D. Lawson Man. 381 nach Loudon a.a. ©. 2428 (1838). Willkomm a. a. 0. 160.
Pinus D. Roxburgh Fl. Ind. Or. 1II. 651 (1832).
32. PINUS?).
((Tourn. Inst. 585. L. gen. pl. ed. 1. 293 im heutigen Sinne] ed. V.
434 [1754] z. T. Miller Gard. diet. 7 ed. [1759]. Nat. Pfl. II. 1. 70.)
(Föhre, Kiefer; franz.: Pin; ital.: Pino.)
Vgl. S. 188. Langtriebe nur an der jungen Pflanze (und bei
Reconvalescenz nach gewissen, besonders durch Insectenfrass bewirkten
1) x2öpoc, lateinisch eitrus, bei den Griechischen und Römischen Schriftstellern
(seit Homeros) ursprünglich Name verschiedener Coniferen mit wohlriechendem
Holze, wohl Juniperus-Arten, später auf Üedrus (welche von Plinius [XIII, 11,
XXIV, 11] Cedrus magna oder Cedrelate [von xsöpos und eAurn, Tanne] genannt
wird) und Callitris übertragen, zuletzt sogar auf Citrus Medica, wegen der aromati-
schen Früchte derselben. :
2) Nach dem [Kleinen] Atlasgebirge Nord-Africas benannt.
3) Nach dem Libanongebirge Syriens (jetzt Libnän), wo schon das Alte Testa-
ment diesen zum Bau des Salomonischen Tempels verwandten Baum. (hebr.: ’Eress,
arab.: ’ars) kennt und noch jetzt kleine Bestände desselben von den Reisenden
besucht werden. |
4) Eigentlich Devadaru, Hindustani-Name des in der Nähe von Tempeln an-
‚gepflanzten Baumes; bedeutet Götterbaum. ®
5) Bei den Römischen Schriftstellern seit Vergilius Name der Kiefern-
Arten, besonders der in Gärten gezogenen P. pinea. ar
/
206 Pinaceae.
Beschädigungen) Laubblätter, sonst nur trockenhäutige Schuppenblätter
tragend, in derem Aehseln sich die am Grunde ebenfalls derartige
Schuppenblätter („Nadelscheiden“) tragenden Kurztriebe entwickeln. Laub-
blätter dreikantig bis halbstielrund, bei unseren Arten an den Kanten
feingesägt-rauh. Männliche Blüthen in einfachen oder zusammengesetzten
am Grunde von Schuppenblättern umhüllten Aehren an der Stelle von
Kurztrieben am Grunde junger Langtriebe. Weibliche Blüthensprosse an der
Stelle von Seitenzweigen meist an der Spitze junger Triebe. Pollensäcke
der Länge nach aufspringend. Zapfen zuletzt meist hängend, erst im
zweiten oder dritten Jahre reifend. Deckschuppen zwischen den Frucht-
schuppen versteckt. Letztere besitzen eine scharf abgesetzte, an der
Aussenseite des Zapfens sichtbare Endfläche (Apöphysis), auf der sich
meist ein Höcker, der Nabel (Umbo) befindet.
Ungefähr 70 Arten auf der nördlichen Halbkugel (in den Tropen nur auf
Gebirgen), von denen nur P. silvestris den Polarkreis (bis zum 70° 20°) überschreitet.
A. Haplöxylon') (Koehne D. Dendr. 28 [1893]). Scheiden ganz
oder grösstentheils abfallend. Uentralstrang der Laubblätter
nur ein Gefässbündel enthaltend.
I Cembra (Parlatore in DC. Prod. XVI. 2. 404 [1867]). Scheiden
ganz abfallend. Kurztriebe der hier aufgeführten Arten am Ende
der Zweige pinselförmig gedrängt. Laubblätter zu 5, drei-
kantig, mit zwei bauchseitigen, ebenen, weisslichen und einer
rückenseitigen, gewölbten, grünen Fläche, stumpflich. Staub-
blätter an der Spitze mit einem kurzen Zahn oder unvollkommen
entwickelten Kamm. Apophyse flach, mit fast oder völlig
endständigem Nabel.
a. Strobus (Spach Veg. phan. XI. 394 [1842] z. T. Mayr
Wald. Nordamer. 427 [1890]). Zapfen mindestens 3 mal so
lang als ihre Dicke, hängend, auch wegen der dünnen Frucht-
schuppen, denen der Fichten ähnlich, als Ganzes abfallend.
Samen durch den ansehnlichen Flügel flugfähig.
P. excelsa. (Thränen-Kiefer, franz.: Pin pleureur.) f}, bis 50 m hoch. Rinde
aschgrau, lange glatt bleibend. Krone breit pyramidal. Winterknospeneylindrisch,
spitzlich. Junge Triebe grünlich, glänzend, kahl. Blätter bis 18 em lang, schlaff.
Zapfen lang (3—4 em) gestielt, geschlossen bis viermal so lang (bis 27 cm)
als ihre Dicke (7 em), hellbraun. Apophyse 2 em breit, schwach längsrippig, mit
quer breiterem Nabel. Samen mit dem doppelt so langem Flügel 3 cm lang.
Zierbaum, in Afghanistan und auf dem Himalaja einheimisch. Bl. Mai.
P. e. Wallich Pl. As. rar. t. 201 (1832). Willkomm a. a. ©. 189. Richter
21. Eur. L, 3.
In der Nähe des Gebiets nur die Unterart
P. peuce2). (Angebl. serb.: MoJuka, bulgar. nach Velenovskf Mapa.)
In allen Theilen kleiner als die Hauptart. , nur bis 14 m hoch; Krone schmal
1) Von Arkosg einfach und ZyAov Holz, wegen des einen Gefässbündels im
Blatte,
2) nzuzn Name der Kiefernarten bei den griechischen Schriftstellern.
Pinus. 207
pyramidal, bis zum Boden reichend. Winterknospen fast kugelig, mit
aufgesetzter Spitze. Blätter nur bis 1 din lang, steifer. Zapfen kürzer ge-
stielt, bis 13 cm lang, bis 4 em diek. Apophyse deutlicher längsrippig. Samen
mit Flügel nur 15 mm lang.
Dieser in den Gebirgen Bulgariens, Ost-Rumeliens und Macedoniens zwischen
800 und 2000 m Meereshöhe hie und da Bestände bildende, 1839 von Grisebach
entdeckte Baum wird von Pan£id (Crna Gora 86) in Montenegro in der Nähe
der Kom im Distriet Denji Vasojevici auf dem Berge Sjekirica angegeben. Nach
Pantoesek (ÖBZ. XXII. 305) ist diese Angabe unrichtig; dagegen erhielt letzt-
genannter Forscher den Baum von dem dem Kom gegenüber (durch das Thal des
Grenzflusses Perulica getrennt) in Albanien gelegenen Gebirgsstocke Drekalove Skali!
Im Gebiet als Zierbaum angepflanzt. Bl. Mai.
P. P. Grisebach Spieil. fl. Rumel. et Bith. II. 349 (1844). Willkomm a.a.0O.
Nyman Consp. 674 Suppl. 283. Richter Pl. Eur. I. 3.
* P. strobus !). (Weymouths2)-Kiefer; franz.: Pin du Lord Weymouth;
böhm.: Vejmutovka.) j}- Uuterscheidet sich von der vorigen, sehr ähnlichen Art
dureh Folgendes: Winterknospen schlank eiförmig, zugespitzt, harzig.
Blätter nur bis 1 dm lang. Zapfen sehr kurz gestielt, geschlossen mehr als
4 mal so lang (bis 15 em) als seine Dieke (3 cm), hellschokoladenbraun. Apophyse
nur 1,2 em breit, längsrippige. Samen nur bis 6 mm (Flügel aber bis 2 em) lang.
Keimblätter 6—10.
Im östlichen Nord-America einheimisch; bei uns allgemein verbreiteter Zier-
baum, auch seit Ende des vorigen Jahrhunderts in kleinen Beständen in Wäldern
angepflanzt. Bl. Mai.
P. S. L. Sp. pl. ed. 1. 1001 (1753). Willkomm a. a. 0. 186. Beissner Nadel-
holzk. 289, 290 fig. 71, 72.
P. Lambertiana 3) (Douglas in Trans. Linn. Soc. XV. 500 |1827]), ER
aus dem westlichen Nord-America vom Oregon-Fluss bis Mexico, mit schokoladen-
farbigen jungen Trieben und bis 5 dm langen Zapfen, die ein süssschmeckendes
Harz absondern, wird zuweilen angepflanzt.
b. Eucembra (Koehne a. a. ©. 30 |1893]). Zapfen nicht ganz
doppelt so lang als ihre Dicke, bei unseren Arten aufrecht ab-
stehend, nach der Samenreife zerfallend. Fruchtschuppen dick.
Samen hehe flugfähig, mit rudimentären oder ganz ohne Flügel.
88. (1.) P. cembra®). (Zirbel-Kiefer, Zirbe, in der Schweiz: Arve;
franz.: Auvier; ital.: Zembra, Zimbro; poln. u. böhm.: Limba; russ.:
Kenps [d. h. Ceder]). fr, selten über 23 m hoch. Rinde braun, lange
glatt bleibend. Krone anfangs pyramidal, bis zum Boden reichend, zuletzt
ganz unregelmässig, an alten Bäumen stets mehrwipfelig. Winterknospen
kugelig, zugespitzt, harzfrei. Junge Triebe rostgelb-filzig. Blätter
bis 8 em lang, steif. Männliche Blüthen sitzend, ellipsoidisch, gelb.
Zapfen eiförmig, stumpf, bis 8 em lang und 5 cm dick, unreif violett,
reif zimmetbraun. Apophyse 2 cm breit, ebenflächig, mit schwachem
Nabel. Samen bis 12 mm lang, völlig flügellos. Keimblätter 8— 12.
1) Bei Plinius XII, 14 Name eines sicher nicht zu den Nadelhölzern gehören-
den Baumes in Karamanien (in Süd-Persien), der ein wohlriechendes Harz lieferte,
nach Plinius auch Ladanum genannt.
2) Nach Lord Weymouth, der diesen Baum zuerst zu Anfang des 18. Jahr-
hunderts auf seiner Besitzung Longleat in Wiltshire im Grossen anpflanzte.
3) Nach Aylmer Burke Lambert, * 1761 7 1842, Vicepräsident der Linnean
Society, Verfasser der ausgezeichneten Monographie A description of the genus Pinus.
London 1803. 1814 2 ed. 1828—37.
4) Zuerst bei Camerarius epit. 42 nach dem italienischen Namen.
208 Pinaceae.
Nur in hohen Lagen der Alpen und aber etwa zwischen
1600 und 2500 m, allein oder mit Larix larix lichte Bestände bildend,
öfter nur einzeln. In den Alpen von den See-Alpen bis Nieder-Oester-
reich (Gamsstein), Ober-Steiermark (Sirbitzkogel bei Judenburg), Kärnten
(Bleiberg) und Krain (Steiner Alpen!). Von der Tatra! dureh die nörd-
lichen und Siebenbürgischen Karpaten bis zum Banat (Alpe Baiku).
Im Berg- und Flachlande als Zierbaum, selten in kleinen Beständen,
angepflanzt. Bl. Juni, Juli (Coaz br.). Fr. im Herbst des folgenden
Jahres, Ausfall der Samen erst im zweiten Frühjahr.
P. C. L. Sp. pl. ed. 1. 1000 (1753). Willkomm a. a. O. 169
fi. XXV—XXVII. Koch syn. ed. 2. 769. Nyman consp. 674
suppl. 283. Richter pl. Eur. I. 3. Rechb. Ie. XI. t. DXXX fig. 1136.
Eine Form mit gelbgrünen Zapfen, var. Helvetica (,Clairville“ nach Christ
Bot. Zeit. XXIII. 215 [1865] vgl. Gaudin Fl. Helv. VI. 188 [1830]), wurde im
Engadin bei Pontresina und Zernetz beobachtet (Christ, Pflanzeul. Schweiz. 232,
Coaz br.).
Das leichte, harzfreie, im Kern röthliche, wohlriechende Holz zu Tischler- und
Schnitzarbeiten, besonders zu Wandtäfelungen hoch geschätzt. Die Kerne der Samen
(Zirbelnüsse, in der Schweiz ‚„Ziernüssli“, in den Baltischen Provinzen Russlands,
wohin sie aus den Uralgegenden kommen, ‚‚Cedernüsse“) werden gegessen und
kommen selbst auf die Obstmärkte. Der früher als Balsamum carpathieum offieinelle
Harzsaft ist nicht mehr gebräuchlich.
-(Nordöstliches Europ. Russland (Gouv. Wologda und Perm); Nord-
Asien vom Ural bis zum Amur-Gebiet, nördlich bis 68°.) E
? 88. X 94. P. cembra X. silvestris s. S. 232.
P. Koraiensis!) (Siebold et Zuce. Fl. Jap. II. 22. Beissner a. a. O. 281
fig. 68), Korea-Kiefer, mit oberwärts stark auswärts gebogner Apo-
physe, in Korea, der südlichen Mandschurei und Mittel-Japan einheimisch, ist
bei uns zuweilen angepflanzt. Sie ist auch im nördlichen Gebiet winterhart.
I. Paracembra?) (Koehne a. a. OÖ. 30 [1893]). Scheiden (bei
den hier erwähnten Arten) sich in schmale, zurückgerollte Schuppen
spaltend, zuletzt grösstentheils abfallend. Laubblätter zu 1-3,
selten bis 5, bauchseits weisslich. Staubblätter an der Spitze
mit deutlichkem Kamm. Apophyse gewölbt, mit mittel-
ständigem Nabel.
In diese Abtheilung und zwar in die durch kurze, dieke Zapfen mit nicht
flugfähigen (essbaren!) Samen charakterisirte Gruppe Pärryae3) (A. et G. Syn. I.
208 [1897]. Parrya3) Mayr Wald. Nordam. 427 [1890] nicht R. Br.) gehören die
bei uns zuweilen angepflanzten Arten P. Gerardiana #4) (Wallich in Lambert Pinus
2 ed. III. 151 11837) aus Afghanistan und dem N,W. Himalaja, im N.O. Gebiet
N».B,. 181 Fussnote 4.
2) Von rapd bei und ÜUembra (s. S.207) also „‚Nebenzirbe oder Zirben- ähnlich:
3) Vgl. 8. 196 Fussnote 1. Nach Charles Christopher Parry, * 28. Aug. 1823
r 20. Febr. 1890, um die Erforschung der Flora des westlichen Nord-America ver-
dient, Mitarbeiter an Engelmann’s Coniferen-Studien. (Trelease und Hatching
br.) Die Cruciferen-Gattung Parrya (R. Br. Parry Voy. App. 268 [1824]) ist
nach dem bekannten Britischen Polarforscher, Capitän, zuletzt Contre-Admiral Sir
William Edward Parry, * 1790 + 1855, benannt.
4) Nach Hauptmann P. Gerard, von welchem Wallich eine Anzahl neuer
Pflanzen aus dem Himalaja erhielt.
Pinus, 209
nicht winterhart und P. monophylla !) (Torrey und Fremont Rep. expl. exp. Rocky
Mount. 319 [1845]) aus dem westlichen Nord-America, durch die nur ein einziges
Laubblatt tragenden Kurztriebe sehr ausgezeichnet. Sehr nahe verwandt mit letzterer
ist die mit 3—5blättrigen Kurztrieben versehene kalifornische, selten angepflanzte
P. Parryäna?) (Engelm. Pl. Parryanae 32 [1862] nieht Gord.).
B. Diplöxylon?) (Koehne a. a. O. 30 [1893]). Scheiden meist
als fest geschlossene höchstens am Rande zerschlitzte Röhre bleibend.
Laubblätter (unserer Arten) zu 2, seltener zu 3, ihr Central-
strang zwei neben einander liegende Gefässbündel ent-
haltend. Stäubblätter an der Spitze mit wohlentwickelten, halb-
kreis- bis kreisförmigem Kamm (vgl. P. silvestris). Apophyse
gewölbt, oft pyramidal, mit mittelständigem, häufig mit
einer Stachelspitze (Mucro) versehenem Nabel. Samen unserer
Arten fast stets flugfähig, vom Flügel zangenförmig umfasst (vgl.
P. Sabiniana, P. pinea).
I. Taeda*) (Mayr a. a. O. [1890]. Laubblätter zu 3 (selten
daneben zu 4 und 5), bauchseits hervorragend gekielt. Harzgänge
stets im Parenchym oder dicht am Centralstrang (P. palustris),
nicht am Hypoderm. Zapfen oft sehr gross, meist aus Quirl-
knospen.
Die Canarien-K., P. Canariensis (Chr. Smith in L. v. Buch Beschr. Can. Ins.
159 [1825]) ist ein nur im Mittelmeergebiet winterharter Zierbaum. Ferner gehören
in diese Abtheilung die in den südlichen Atlantischen Staaten Nord-Americas ein-
heimischen, nur in unserem südlichsten Gebiete winterharten Arten: P. taeda
(L. Sp. pl. ed. 1. 1000 [1753]. Willkomm a. a. O. 192) und P. palüstris (Miller
Gardeners dietionary 8 edition No. 14 [1768, ohne eine Beschreibung]. Solander
in Ait. Hort. Kew. III. 368 [1789]. P. australis (Michaux Hist. arb. for. Amer.
sept. I. 62 [1810]). Beide letzteren (desshalb Weihrauch-Kiefern genannt) liefern
ein Harz, das im Vaterlande als Surrogat des echten Weihrauchs dient und auch
als Thus americanum offieinell ist. Viel wichtiger ist die Benutzung der P. palustris;
ihr Holz (Yellow pine) ist auch bei uns für Bauzwecke geschätzt und aus ihrem
Harzsafte stammt ein erheblicher Theil des auch in Europa zur Verwendung kom-
menden Terpenthinöls und Kolophoniums (vgl. S. 217).
a. Junge Triebe bräunlich oder gelblich, unbereift.
Blätter gras- bis dunkelgrün.
1. Zapfen auffällig ungleichseitig, die freie Seite stark gewölbt,
mit gewölbten, die dem tragenden Zweige zugewandte fast
gerade mit flachen Apophysen. — Winterknospen harzfrei.
* P. insignis. (Monterey-Kiefer.) ji), bis über 30 m hoch. Rinde dick,
vielrissig. Blätter bis 16 cm lang und 1 mm breit, lelbhaft grün. Harzgänge
oft fehlend, wenn vorhanden, ohne Sklerenchym. Zapfen kurz oval
(8—15 em lang, 5,5—8 em dick), spitz, dunkelbraun. Apophysen der
1) Von wovos einzeln und »uAAov Blatt.
2) S. S. 208.
3) Von Ödtmkoüg doppelt und EuAov Holz; wegen der zwei Gefässbündel im
Blatte. i
4) Bei Plinius (XVI, 19) und andern römischen Schriftstellern Name einer
besonders harzreichen Pinus-Art, häufiger des davon abstammenden Kienholzes,
Fackeln ete. (= dem griechischen dats, das gen. daldos, vmöde).
Ascherson u. Graebner, Synopsis. ]. 14
210 Pinaceae.
Aussenseite halbkugelförmig, zuletzt ohne Stachelspitze. Samen bis 7 mm
lang, mit bis 21 mm langem Flügel.
Zierbaum aus Kalifornien, im kälteren Theile des Gebiets nicht winterhart.
P. i. Douglas in Loudon Arb. Brit. IV. 2265 [1838]. P. radiata und P. tuber-
eulata (nicht Gordon!) D. Don Trans. Linn. Soc. XVII. 442 (1837).
2. Zapfen ziemlich gleichseitig. — Winterknospen harzig. Blätter
steif, stechend.
* P. rigida. (Pech-Kiefer). j}, bis 23 m hoch. Rinde schwarzgrau, rissig.
Blätter bis 18 em lang, bis 2 mm breit. Harzgänge oftfehlend, wenn vorhanden,
nieht von Sklerenehym umgeben. Zapfen eikegel- bis kegelförmig (6—10 em
lang, 4—6 em dick), stumpf oder spitz, hellledergelb. Apophyse niedrig pyra-
midal, mit scharfem Querkiel. Stachelspitze des Nabels kurz, rückwärts gerichtet.
Samen 4 mm lang, mit bis 21 mm langem Flügel.
Zierbaum aus dem Nordosten der Vereinigten Staaten, auch (besonders in den
östlichen Provinzen Preussens) in Wäldern angepflanzt.
P. R. Miller Gard. diet. 8 ed. No. 10 (1768). Willkomm a.a. ©. 190. Beissner
a. a. ©. 268 fig. 64.
* P. ponderösa. (Gelb-Kiefer). j}, bis 100 m. Rinde rothbraun, sehr
diek, tief rissig. Blätter bis 25 em lang. Harzgänge stets vorhanden, von
Sklerenehym umgeben. Zapfen 7,5—11 cm lang, 3—5 em dick, lebhaft braun.
Apophyse höher pyramidal als bei d. v., ausser, dem Querkiel mit einigen strahligen
Leisten. Stachelspitze kurz, kräftig. Samen 7—10 mm lang, mit bis 30 mm langem
Flügel.
Zierbaum aus Oregon und Kalifornien, auch in Wäldern angepflanzt.
. P. p. Douglas in Lawson Man. 354 (1836) nach Loudon Arb. et frut. Brit.
IV. 2243 (1838). Willkomm a. a. O. 191. Beissner a. a. ©. 262 fig. 61.
b. Junge Triebe weisslich bereift oder blaugrün. Blätter
blau- bis graugrün. Harzgänge von Sklerenchym umgeben.
Apophysen hoch pyramidal, quer scharf gekielt, mit starker,
kegelförmiger, gekrümmter, stechender Stachelspitze.
* P. Jeffreyi!). ji, bis 60 m hoch. Rinde dunkel, dünn, rissig. Junge
Triebe bereift. Winterknospen harzfrei. Blätter schlaff, bis 19 mm lang, bis
1,5 mm breit, scharf zugespitzt. Zapfen schief ei-kegelförmig, 13—18 em lang,
6,5—10 em dick. hellbraun. Samen 9—15 mm lang, mit bis 35 mm langem
Flügel.
Zierbaum aus Oregon und Kalifornien, auch in Wäldern angepflanzt.
P. J. Balfour in A. Murray Bot. Exped. Oreg. 2. tab. 1 (1853). Willkomm
8:2:0..192,
* P. Sabineäna2). (Nuss-Kiefer.) }}, bis 50 m hoch, mit sehr lockerer,
unregelmässiger Krone. Rinde rothbraun, tief-rissig. Junge Triebe blaugrün. Winter-
knospen harzig. Blätter bis 3 dm lang, bis 1,5 mm breit. Zapfen eiförmig,
15—25 em lang, 10—15 em dick, mahagonibraun. Samen bis 53cm lang, mit
kaum halb so langem Flügel.
Zierbaum aus dem westlichen Nord-America, besonders Kalifornien, in der
Provence durch Selbst-Aussaat sich fortpflanzend (Saporta SB. France XL. CCIV).
P. S. Douglas in Comp. to Bot. Mag. II. 150 (1836). Willkomm a. a. ©.
Die Samen dienen im Vaterlande zur Nahrung.
1) Nach dem Entdecker, dem schottischen Gärtner Jeffrey, welcher 1856
bis 1853 aus dem Öregon-Gebiete lebende Pflanzen nach Edinburgh sandte; er soll
einige Jahre später in Sonora von den Eingeborenen erschlagen worden sein.
2) Nach Joseph Sabine, * 1777 r 1837, einem der Stifter und zuletzt
Seeretär der Royal Horticultural Society zu London.
Pinus. 211 |
II. Laubblätter zu 2 (seltner an jungen Exemplaren auch zu 3),
bauchseits flach oder rinnig. Zar
a. Bänksiae!) (A. u. G. Syn. I. 211 [1897]. Bänksia!).
Mayr a. a. OÖ. 426 [1890] nicht L. fill. Murräya?) Mayr,
a. a. ©. 436 nicht L.). Zapfen ziemlich klein, meist am Längs-
triebe zwischen zwei Astquirlen. Harzgänge der Laubblätter
im Parenchym.
Zu dieser Gruppe gehören die bei uns öfter augepflanzten Arten: P. Virginiana
(Miller Gard. diet. S ed. No. 9 [1768]. P. inops Solander in Ait. hort. Kew. ed. 1.
III. 367 [1789], Jersey-Kiefer).aus den mittleren Atlantischen Staaten Nord-Americas
von New-Jersey bis Carolina; P. mitis (Michaux Fl. Bor. Amer. IH. 204 [1803],
Fichten-Kiefer, wegen des fichtenähnlichen Wuchses), von New-Jersey bis Missouri
und Texas verbreitet, in unserem nordöstlichen Gebiete nicht ganz winterhart,
liefert ebenfalls einen Theil des auch bei uns als Yellow-pine geschätzten Bauholzes ;
P. coniorta (Douglas in Loudon Eneyel. of trees 975 [1842], Dreh-Kiefer wegen der
gedrehten Blätter) von der Westküste Nord-Americas und P. pungens (Michaux Hist.
arb. forest. Am. sept. I. 65 [1810], Beissner Nadelholzk. 214 fig. 56, Stech-Kiefer
wegen der stark entwickelten Apophysen-Stachelspitze) aus den mittleren Atlantischen
Staaten von Pennsylvanien bis Carolina.
b. Pinäster?) (Mayr a. a. O. 426 |1890]). Zapfen meist
aus Quirlknospen, meist mittelgross (vgl. P. pinaster, P. pinea),
meist kegelförmig. Samen meist flugfähig (vgl. P. pinea).
1. Harzgänge der Laubblätter meistim Parenehym.
Bei unseren Arten junge Triebe unbereift. Gefässbündel im
Centralstrang des Blattes genähert. Zapfen meist gleichseitig.
a. Zweige weissgrau, nach dem Abfall der Kurztriebe durch
die Narben von deren Tragblättern schlangenhaut-
ähnlich gefeldert. Harzgänge nicht von Sklerenchym
umgeben. Nagel der Fruchtschuppe beiderseits
graubraun.
1) Vgl. S. 196 Fussnote 1. Nach Sir Joseph Banks, * 1743 7 1823, verdienst-
vollem Botaniker und freigebigem Mäcen, dem z. B. Robert Brown den Eintritt
in die wissenschaftliche Laufbahn verdankte, mit Solander Theilnehmer an der
ersten grossen Reise Cooks 1768—71, später Präsident der Linnean Society. Nach
demselben ist die von ihm entdeckte ebenfalls hierher gehörige, meist strauchige,
auch bei uns angepflanzte P. Banksiana (Lambert Pin. ed. 1. 21 [1803]), sowie
die Proteaceen-Gattung Bünksia (L. fil. Suppl. pl. [1781]) benannt.
2) Nach Andrew Murray, * 1812 7 1878, 1857 Professor der Naturgeschichte
in Edinburgh, 1860—65 Secretär der Royal Hortieultural Society in London, her-
vorragendem Zoologen (besonders Entomologen) und Coniferen-Kenner. Die Rutaceen-
Gattung Murraya (L. syst. ed. 13. 331 [1774]. Murraea König in L. Mant. I.
app. 554 [1771]) ist nach Johann Andreas Murray, * 1740 7 1791, Schüler
Linne’s, Professor der Mediein und Botanik in Göttingen, Herausgeber von Linne’s
Syst. veget. ed. 13 und Verfasser des Prodromus designationis stirpium Goettingensium
1770, benannt. Das Hauptwerk desselben betrifft die Arzneimittellehre (Apparatus
medicaminum 1776—1792).
3) Bei Plinius (XVI, 17) ist pinaster Name der wildwachsenden Kiefern,
während er seine pinus (P. pinea) als Gartenbaum aufführt. Das Suffix -aster be-
zeichnet überhaupt einen wilden Baum im Gegensatz eines ähnlichen cultivirten,
vgl. oleaster, piraster. Die modernen Botaniker haben auch -astrum in Bellidiastrum,
Erucastrum. Das griechische Wort dornp Stern hat mit diesem Suffix nichts zu
thun, die Uebersetzung „Sternkiefer“ für P. pinaster ist daher ganz unzutreflend.
(€. Bolle, mündl.)
14*
212 Pinaceae.
89. (2.) P. leucodermis!). (Panzer-Föhre, Schlangenhaut-Kiefer ;
serb.: Myunka.) h, bis 20 (selten 33) m hoch. Krone pyramidal, oben
gerundet. Rinde des Stammes aschgrau, durch Längs- und Querrisse
unregelmässig in bis 16 cm lange und bis 8 cm breite Felder getheilt.
Zweige durch die Abgrenzungen der Jahrestriebe geringelt. Kurztriebe
an den Zweigspitzen pinselartig gehäuft. Scheiden weisslich, zerschlitzt.
Blätter bis 6 (selten 7,5) cm lang, steif, öfter gekrümmt, dunkelgrün,
stechend oder stumpflich. Männliche Blüthen länglich. Antheren-
kamm unregelmässig gezähnelt. Zapfen kurzgestielt, aus flachem
Grunde ei-kegelförmig, bis 8 cm lang, 2,5 cm dick, hellgelb bis bräunlich,
wenig glänzend. Apophysen bis 15 mm breit, mit abgerundetem Oberfeld,
pyramidenförmig erhöht, die unteren stärker erhöht, mit trapezförmigem
Alnterfeld und rückwärts gerichteter Stachelspitze des gleichfarbigen
Nabels; mittlere mit stärkerer Querkante und dreieckigem Unterfeld.
Samen bis 7 mm, mit dem Flügel bis 3 cm lang.
In der oberen Region (1200—1800 m) der Hochgebirge der östlichen
Hercegovina (vom rechten Narenta-Ufer an), des südlichsten Dalmatiens
(Krivosije: Bjela Gora und Orjen!!) und Montenegros, zum Theil in aus-
gedehnten Beständen die Baumgrenze bildend. Bl. Juni.
P. I. Antome ÖBZ. XIV (1864) 366 vgl. Beck Ann. Nat. Hofm.
Wien II. 59 (1887). V. 551 mit Abb. (1890). Nyman Consp. 67
Suppl. 283. Richter Pl. Eur. I. 3.
(Nord-Albanien ; Serbien.) I*|
b. Zweige nicht schlangenhautähnlich gefeldert. Harzgänge
von Sklerenchym umgeben. Nagel der Fruchtschuppe
unterseits schwarzbraun (s. jedoch P. nigra f. hor-
nötina).
90. (3.) P. nigra. h. Rinde des Stammes schwarzgrau, rissig.
Junge Triebe grüngelb.» Winterknospen harzig, braun, ihre
Schuppen und die Tragblätter der Kurztriebe mit nicht verwebten
Fransen. Blätter (auch an jungen Pflanzen selten zu 3) 8—15 em
lang, mit gelblicher, fast stechender Spitze. Männliche Blüthen eylindrisch.
Antherenkamm dicht-fein gezähnelt. Junge Zapfen sehr
kurz gestielt, die ausgewachsenen fast sitzend, aufrecht- bis schief
abwärts abstehend, aus flachem oder etwas gewölbtem Grunde ei- bis eikegel-
förmig, 4—9 cm lang, bis 3 cm dick, gleichseitig, glänzend,
gelbbraun. Apophyse bis 15 mm breit, durch eine Querkante in
ein besonders an den unteren Schuppen stark gewölbtes an diesem halb-
kreis- bis trapezförmiges, an den übrigen stets abgerundetes Oberfeld
und ein an’den unteren Schuppen trapezförmiges, an den übrigen drei-
eckiges Unterfeld getheilt. Nabel dunkler braun, an den oberen
Schuppen oft mit einem Spitzchen. Samen 5—7 mm lang, grau, mit Ein-
!) Von Aeuxög weiss und depua Haut, wegen der hellen Rinde.
Pinus. 213
schluss des 4—5mal so langen braungestreiften Flügels bis 25 mm
lang. Keimblätter 5—7.
P. n. Arnold Reise n. Mariazell 8 mit Tafel (1785) erw. A. u. G.
Syn. I. 213 (1897) nicht Ait. P. marıtima Mill. Gard. diet. 8 ed.
No. 7 (1768)? erw. K. Koch Dendrol. II. 2. 287 (1873). P. Laricio !)
Poiret Eneycl. V. 339 (1804) erw. Antoine Conif. 3 [1840]. Willkomm
a. a. ©. 226 fig. XXXII Koch Syn. ed. 2. 767. Richter Pl. Eur. I. 2.
Rehb. Ie. XI. t. DXXIV fig. 1131.
Zerfällt in folgende Formengruppen:
A. pachyphylla?). Blätter steif, 1,5—2 mm dick. P.L. p. Christ
Bot. Zeit. XXIII. 230 (1865). P. L. crassifölia Willkomm
a. a. ©. 226. Hierher die Rassen:
I. Kiel der mittleren und oberen Apophysen scharf.
Austriaca°) (Schwarz-Föhre, Schwarz-Kiefer; franz.: Pin noir
d’Autriche; ital.: Pino nero; kroat. u. serb.: Crni bor). Bis 35 m hoch.
Krone breit-eiförmig, auf Felsboden schirmförmig. Einjährige
Zweige graubräunlich. Blätter dunkelgrün. Zapfen bis 7 cm lang.
Bildet auf Kalkbergen der ‚unteren und mittleren Region (bis
1400 m ansteigend) im östlichen Alpensystem und den südlichen (und
östlichen ?) Karpaten stellenweise grosse Bestände. Nieder-Oesterreich !!
{Das Indigenat in Steiermark [Mariazell Antoine Conif. 6.7; Marburg
Murmann Beitr. Pfl. geogr. Steierm. 66 und Cilli in Laubwäldern einzeln.
R. v. Wettstein br.] sehr zweifelhaft. R. v. Wettstein br.) Kärnten:
Dobra&@; Malborget. Friaul bei Osopo. Piave-Thal (Zabel nach Beissner
Nadelholzk. '245). Küstenland (Trnovaner und Panovicer Wald. Krain.
Kroatien! Insel Cherso. Dalmatien. Hercegovina! Bosnien! Banat:
Svinica; Mehadia! Galizien: Kolomea: Kossow, an steilen Felsabhängen
wohl ursprünglich 1896, Paczoski! Ausserdem im übrigen Gebiete
als Zierbaum und hie und da auch in Wäldern angebaut, im Wiener
Becken (Steinfeld!!) in grossen Beständen; auch vorzugsweise zur Wieder-
bewaldung des Karsts bei Triest angepflanzt. Bl. im südlichsten Gebiet
Mai, im übrigen Anf. Juni, bis 14 Tage später als P. silvestris. Fr.
Oct. des folgenden, bei f. hornötina (Beck Ver. Landesk. N.Oest. 1890 67)
mit nur 6 cm langen Zapfen, bei welchen der Nagel der Fruchtschuppe
unterseits rothbraun, im Herbst desselben Jahres.
P. nigra A. L. A. A. u. G. Syn. I. 213 (1897). P. austriaca
Höss Flora VIII. Beibl. 115 [1825]. Mongr. Schwarzf. (1831). P. n.
Arnold a. a. O. (1785). Link Abh. Berl. Akad. 1827. 173 (1830).
Beck Fl. v. Herrnstein 161 (1884). Fl. v. N.Oest. 5. P. nigrescens Host
Cat. hort. Vind. (1822, blosser Name). P. nögricans Host in Sauter
Vers. geogr. bot. Schild. Umg. Wiens 23 (1826). Nyman Consp. 674
1) Pino laricio, italienischer Name dieser und der folgenden Art.
2) Von rayus diek und »uAAov m
3) Austriaems; -Oesterreichisch.
‚214 Pinaceae.
Suppl. 283. P. Laricio 8. austr. Antoine Conif. 4 (1840). Willkomm
a.a.0. P.L.e) n. Richter Pl. Eur. I. 2 (1890).
Was die Benennung dieser Form anbelangt, so ist gegen Kerner, der in
Sched. exs. Fl. Austr. Hung. II. 133 (zu No 664) den Namen P. nigricans voran-
stellt; zu bemerken, dass Höss in seiner in der Flora 1825 gegebenen ausführlichen
und vortreffliehen Beschreibung bereits den Namen P. austriaca vorschlägt, aller-
dings nur für den (von ihm sicher für höchst wahrscheinlich gehaltenen) Fall, dass
der in der Ueberschrift angewendete Name „P. Pinaster L.“ nicht der richtige sein
sollte. Wir sehen keinen Grund, weshalb dieser Name nicht so gut wie die in den
Lois de la nomenelature bezeichneten mit einem Fragezeichen aufgestellten gelten
sollte.
-Ausser dem besonders wegen seiner Haltbarkeit im Wasser geschätzten Holze
ist dieser Baum besonders durch den Harzsaft, der durch einseitiges Abschälen der
Rinde („Anpechen‘‘) gewonnen wird, und der daraus bereiteten Producte werthvoll.
Off. Der Harzsaft: Terebinthina, T. communis Ph. Austr., Germ.,
Hung. und das Harz (vgl. S. 201) Resina Pini Burgundica, alba, flava,
Pix Burg. Ph. Helv. Hung.
(Balkanhalbinsel von Serbien und Bulgarien bis Thessalien.) [x]
II. Kiel der mittleren und oberen Apophysen stumpf.
a. Poiretiänal) (franz.: Pin de Corse, P. de Calabre; ital.: Pino di Corsica,
P. laricio). Bis 50 m hoch. Krone schmäler als bei I. Einjährige Zweige hell-
braun. Blätter etwas heller grün. Zapfen bis 8 cm lang.
In Spanien, Unter-Italien nebst den Inseln, Griechenland und auf Kreta ein-
heimisch, im Gebiet besonders in der immergrünen Region des Mittelmeergebiets
angepflanzt, in der Provence sich durch Selbst-Aussaat vermehrend (Saporta Bull.
Soe. bot. Franee XL. CCIV). Bl. Mai.
P. n. A. II. a. Poir. A.u.G. Syn. I. 214 (1897). P. maritima Mill. a. a. ©.
(1768)? Ait. Hort. Kew. ed. 2. V. 315 (1813) nicht Lam. und Lamb. (vgl. S. 216,
218, 219). P. Laricio u. Poir. Antoine Conif. 6 (1840). P. L.I 5. caläbrica 2) Koehne
D. Dendrol. 37 (1893). |
b. Pallasiäna3) (Taurische Schwarzkiefer ; franz : Pin de Caramanie; russ.:
Kpsimcraa cocHa). Bis 30 m hoch. Einjährige Zweige schmutzig gelb. Blätter
dunkelgrün. Zapfen etwas grösser; Apophysen weniger gewölbt als bei der vorigen
(K. Koch Dendrol. II. 2. 289).
In der Krim und in Kleinasien einheimisch ; als Zierbaum angepflanzt.
P. n. A. II. b. Pall. A. u. G. Syn. I. 214 (1897). P. L. 3. caramdniea #)
Loudon Arb. et fr. Brit. IV. 2201 (1838). P. P. Lamb Dese. Pin. ed. 2. I. 11. 1.5
(1828). ? Nymian Consp. 674 Suppl. 283. P. L. y. P. Antoine a. a. O. 6 (1840).
1) Nach Jean Louis Marie Poiret, * 1755 7 1834, botanischem Reisenden
in Nord-Africa, später Fortsetzer der Lamarek’schen Eneyclopaedie, welcher diese
Form als P. Larieio beschrieb.
2) P. L. 4. caläbrica Loudon Arbor. et fr. Brit. IV, 2201 (1838 ohne Be-
schreibung). Larieio du Mont Sila en Calabre Delamarre ist eine Localform dieser
Rasse,
-3) Nach Peter Simon Pallas, * 1741 + 1811, hochverdient durch seine
naturgeschichtlichen Reisen durch einen grossen Theil des Russischen Reichs, dem
Entdecker dieser Pinus-Rasse in der Krim, die er während eines mehrjährigen Auf-
enthalts besonders genau durchforschte.
4) Nach der Landschaft Karamanien an der Südküste Kleinasiens, von wo
Olivier gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts diese Form in Frankreich
einführte,
“ Pinus.' 215
Die eitirte Lambert’sche Abbildung scheint, wie Link (Linnaea XV, 495)
und K. Koch (Dendrol. II. 2. 289) wohl mit Recht vermuthen, zu P. pinaster zu
gehören ; indess dürfte der Britische Monograph doch wohl ursprünglich unsere Rasse
gemeint haben.
Die Formen I, II. a. und I. b. gehen nach Willkomm a. a. O. 230 in ein-
ander über, so dass selbst die Zugehörigkeit einzelner Formen innerhalb des Gebiets
nieht zweifellos ist. So ist Willkomm (a. a. ©. 231) geneigt, die in Kärnten vor-
kommende Pflanze zu II. a. zu stellen; die Pflanze des Banats wird von Kerner
(Fl. Austr. Hung. No. 2681, vgl. Schedae II. 136 [1882]) zu II. b. (von der wir
kein authentisches Material vergleichen konnten) gezogen; endlich wird I. von
Parlatore (DC. Prod. XVI. 2. 387) in Unter-Italien und Sieilien angegeben.
B. Blätter weniger steif, nur 1 mm breit. P. L. leptophylla'‘)
Christ a. a. ©. (1865). P. L. tenwifölia Willkomm a. a. O. 22.
Salzmänni2). Einjährige Zweige orange oder röthlich. Zapfen nur 4—5 cm,
Samen nur 5 mm lang.
In Südwest-Frankreich (Cevennen, Pyrenäen) und Catalonien einheimisch ; selten
im südlichen Gebiete angepflanzt.
P.n.B S. A. u. G. Syn. I. 215 (1897). P. monspeliensis3) Salzmann exs.
P. Salzmänni Dunal mem. Acad. sc. Montp. II. 81 u. 1 Taf. (1851). P.L. $. pyrenaica
und y. eebennensis 3) Godr. in Gren. u. Godr. Fl. France III. 1535 (2855). Pr
b) $. Richter Pl. Eur. I. 2 (1890).
Ausser diesen Formen sind noch 2 jedenfalls zur Gruppe I. gehörige aus Nord-
Griechenland beschrieben: P. Heldreichii4) (Christ Europ. Abiet. Naturf. Ges.
Basel III. 4. 1862. 549 [1863]) vom Thessalischen Olymp, vom Autor in Flora L.
(1867) 83 sowie von Boissier (Fl. Or. V. 697) mit P. leucodermis identificirt, wo-
gegen schon die als nieht grau angegebenen Zweige sprechen. Die neuerdings dem
Botanischen Museum zu Berlin durch Prof. v. Heldreich mitgetheilten Zapfen
gehören sicher zu P. nigra. Ferner P. pindica (Formänek DBM. VIII. 68 [1890]
vgl. NV. Brünn XXXIV. 272), aus den Pindus, an letzterer Stelle (274) eventuell
als „selbständige Race der P. Larieio‘“ bezeichnet. Ob von P. Heldreichii ver-
schieden’?
90. X 94. P. nigra X silvestris s. S. 231.
?9%0. X 95. P. nigra X montana s. S. 232.
91. (4.) P. pinäster>). (Seestrands-Kiefer od. Stern®)-K.; franz:
Pin des Landes, P. de Bordeaux; ital.: Pino selvatico, P. marittimo.)
138% 8., 70,
2) Nach dem Entdecker Philipp Salzmann, * 1781 + 1851 (einem Sohne
des bekannten Pädagogen in Schnepfenthal), welcher den grössten Theil seines Lebens.
in Süd-Frankreich (Montpellier) als Arzt thätig war und dort, in Spanien . sowie
1827-—-1830 in Brasilien botanisch sammelte,
3) Nach Montpellier (Mons Peliensis oder M. Pessulanus), in dessen Nähe, bei
St. Guilhem-le-Dösert diese Form zuerst beobachtet wurde. Diese Oertlichkeit wird
den Cevennen (im Alterthum Cebenna) zugerechnet.
+) Nach dem Entdecker Theodor von Heldreich, * 1822, Director des-
Botanischen Gartens in Athen, der sich um die Flora Griechenlands (wo er seit
beinahe einem halben Jahrhundert seinen Wohnsitz hat), der Insel Kreta und
Kleinasiens, sowie um die Kenntniss der in der elassischen Litteratur erwähnten
Pflanzen hervorragende Verdienste erwarb. (Die Nutzpflanzen Griechenlands Athen
1862; Die Flora der Attischen Ebene (Aug. Mommsen, die Griechischen J ahreszeiten V).
Schleswig 1877. Flore de Vile de C&phalonie Lausanne 1833. Seine Griechischen
Pflanzen finden sich in allen grösseren Herbarien.
5) 8. S. 211 Fussnote 3.
216 Pinaceae.
h, bis 30 m hoch. Krone kegelförmig. Rinde röthlich grau bis braun-
roth. Junge Triebe roth. Winterknospen harzfrei, braun; ihre
Schuppen wie die Tragblätter der Kurztriebe weissrandig, mit spinn-
webig in einander verwebten Fransen. Blätter(an jungen Pflanzen
öfter zu 3) 12—20 cm lang und 2 mm breit, fast stechend, glänzend
grün. Männliche Blüthen oval. Junge Zapfen auf einem ihre halbe Länge
erreichenden Stiele, die ausgewachsenen kurz gestielt, schief abwärts
abstehend, eikegelförmig, 1—2 dm lang, 5—8 cm dick, ungleich-
seitig, oft etwas gekrümmt, glänzend, braun. Apophysen rhombisch,
bis 15 mm breit, gewölbt, quer gekielt. Nabel stark hervortretend, spitz,
oft hakig abwärts gekrümmt. Samen 7—8 mm lang, schwarz, mit dem
3—4mal so langen, schwärzlichen Flügel bis 3 em lang. Keim-
blätter 7—8.
In der immergrünen Region des Mittelmeergebiets Bestände bildend.
Provence. Riviera. Insel Lussin: Neresine, früher weiter verbreitet
(Haractic XIV. Progr. Se. nautica di Lussin piccolo 20). Dalmatien:
Inseln Brazza, Lesina und Curzolat). Im südlichen Gebiet häufig mit
Erfolg angepflanzt, seltner im mittleren; im nördlichen (z. B. in den
Dünen der Ostseeküste bei Swinemünde) häufig von Frost beschädigt.
(Ruthe BV. Brand. XXXI. 250.) Bl. Mai. Fr. Oct. des nächsten
Jahres. »
P. P. Solander in Aiton Hort. Kew. III. 367 (1789). Willkomm
a.a.0. 233. Koch Syn. ed. 2. 768. Nyman Consp. 675 Suppl. 283.
Richter Pl. Eur. I. 1. Rehb. Ic. XI. t. DXXV fie. 1132. P. sylvestris
ß. L. Sp. pl. 1000 (1753). P. $. Miller Gard. diet. 8 ed. No. 1 (1768).
P. maritima Lam. Fl. fr. II. 201 (1778). P. Laricio?) Santi Viagg.
Terz. 60. t. 1. Savi Fl. Pisan. II. 353 (1798) nicht Poir. P. syrtica )
Thore Prom. golfe Gase. 161 (1810).
Die Voranstellung des Namens .]’. maritima, welcher für drei im Mittelmeer-
gebiet verbreitete Arten gebraucht worden ist, scheint mir bei der Unsicherheit
über die Miller’sche J’, maritima, der ältesten aller, nicht zulässig. — Von Formen
dieser Art ist aus dem Gebiet nur die folgende beschrieben: B. Escarena#)
(Richter Pl. Eur. I. 1 [1890]. P. E. Risso Hist. nat. prine. prod. de l’Eur. II. 340
[1826]). Blätter heller grün und Zapfen kleiner als an der Art. — Nizza.
Die wichtigste Benutzung dieser Art, die ihrer Harzproducie, findet vorzugs-
weise in Südwest-Frankreich (Pignadas, Landes de Bordeaux) statt. Es werden da-
selbst der Harzsaft (Terpenthin, franz.: Gemme) sowie das an den zur Gewinnung
desselben angelegten Wunden anhaftende Rohharz (Galipot) sowie auch das vom
1) Diese Insel führte im Alterthum wegen ihrer dunkeln Pinus-Wälder (welche
grösstentheils von P. Halepensis gebildet werden) den Namen Kzpzupa 7 nekarva,
Schwarz-Coreyra.
2) S. 8. 213 Fussnote 1.
3) Der Name der bekannten beiden Meerbusen an der Nordküste Africas, der
Grossen und Kleinen Syrte, Syrtis major und minor, welche im Alterthum wegen
der Gefahr, welche ihr sandiger Strand der Schifffahrt bringt, sprichwörtlich waren
(per Syrtes iter aestuosas Horatius Od. I, 22), wird im modernen Latein für Dünen
gebraucht. Unsere Art findet sich wohl im nördlichen Tunesien (Bonnet et Barratte
Cat. rais. Tunisie 494), aber nicht in der Nähe der Kleinen geschweige denn der
Grossen Syrte.
4) Nach dem Grafen d’Escarena, einem Grundbesitzer in der Nähe von Nizza
Pinus. | 217
Boden aufgelesene (Barras) gesammelt. Aus dem Terpenthin wird, wie auch aus dem
der übrigen derart benutzten Abieteae, durch Destillation das auch arzneilich be-
nutzte Terpenthinöl, Oleum Terebinthinae, gewonnen ; das zurückbleibende Harz
heisst Terebinthina cocta, umgeschmolzen Kolophonium, welche beide ebenfalls
offieinell sind. (Vgl. S. 209.)
Öff. Der Harzsaft: Teerebinthina, T. communis, Balsamum T. c.,
Ter&benthine de Bordeaux, T. commune Ph. Dan. Gall, Germ. und
das Harz (s. S. 201) Resina Pini Burgundica, alba, flava, Pix B. Ph.
Helv., Hung.
(Mittelmeer-Küstenländer und Inseln in Italien, Süd-Frankreich,
Spanien, Algerien, Tunesien. Atlantische Küstenländer: Portugal, Spanien,
Frankreich nördlich bis zur Gironde.) *]
91. X 92. P. pinaster X Halepensis s. S. 232.
2, Harzgänge der Laubblätter unmittelbar unter dem Hypoderm.
a. Laubblätter mit der Oberhaut anliegenden Sklerenchym-
zellengruppen, die auch die Harzgänge umgeben. Zapfen
glänzend. (Arten des Mittelmeergebiets.)
1. Samen unter 1 cm lang, flugfähig. Nagel der Frucht-
schuppe unterseits rothbraun.
Gesammtart P. Halepensis.
92. (5.) P. Halepensis!). (Aleppo- oder Strand-Kiefer; franz. :
Pin blanc, P. de Jerusalem; ital.: Pino d’Aleppo; kroat.: Bjeli bor.)
h, bis 15 m hoch. Krone im Alter schirmförmig, mit aufrecht-abstehen-
den Aesten. Rinde aschgrau, glatt, später rothbraun, rissig. Zweige
lang und dünn (2—3 mm), hellgrau, oft nur an den Spitzen pinsel-
artig mit Kurztrieben bedeckt. Winterknospen harzfrei, oval, 5 mm
lang, ihre Schuppen wie die Tragblätter der Kurztriebe mit spinnwebig
ineinander verwebten Fransen. Blätter (zuweilen zu 3) bis 9 cm
lang, bis ®/a mm breit, schlaff, spitz, hell- oft graugrün. Männ-
liche Blüthen eylindrisch; Antherenkamm querbreiter, gezähnt. Zapfen
zu 1—2, selten 3, die jungen auf einem Stiele von gleicher oder
grössererLänge,lila; dieausgewachsenen an einem bis 2 cm
langen bogigen Stiele hängend, länglich kegelförmig, bis 1 dm lang,
4 cm dick, rothbraun oder hellgelb. Apophyse bis 15 mm breit, glatt,
mit deutlichem Querkiel, mit abgerundet 3eckigem Ober- und an den
unteren Schuppen »trapezförmigem, .an ‚den übrigen 3eckigem Unterfeld.
Nabel deutlich abgesetzt, mittelgross oder klein, grau, öfter
stachelspitzig. Samen bis 7 mm lang, schwärzlich, mit 3—4mal so
langen braunen Flügel.
Bildet in der immergrünen Region des Mittelmeergebiets ausgedehnte
Bestände. Provence! Riviera! Dalmatien von Makarska über Ragusa!!
1) Nach der Stadt Haleb (Aleppo) in Nord-Syrien, aus deren Nähe diese Art
zuerst bekannt wurde,
218 Pinaceae.
bis Cattaro und auf den Inseln. Ausserdem im südlichen Gebiete
häufig angepflanzt, z. B. zur Wiederbewaldung des Karsts in der Nähe
von Triest (de Marchesetti br... Bl. März, April.
| P. H. Miller Gard. diet. ed. 8. No. 8 (1768). Willkomm a.a.O.
237. Nyman Consp. 675 Suppl. 283. Richter Pl. Eur. I. 1. Rchb. Ie.
fl. Germ. XL--t.. DXXVI fig. 1133.
Das harzreiche weisse Holz wird als Bau- und Brennholz, auch zu Leucht-
'spänen (neugriechisch auch heute «3: vgl. S. 209 Fussnote 4), ferner das Harz
und die Rinde (zum Gerhen) benutzt. Dagegen beschränkt sich die Verwendung des
Harzes dieser in Griechenland häufigsten Art (neugr. reöxzos s. S, 206 Fussnote 2),
welche ‚Poseidons Fichtenhain‘“ bildete und mit deren Zweigen die Sieger der
Isthmischen Spiele bekränzt wurden, zur Herstellung des Harzweines (zpas! EnTsivaro)
auf Griechenland, wo schon im Alterthume der Thyrsosstab der Bacchanten den
Zapfen dieses Baumes trug.
(Mittelmeergebiet in Europa, Asien und Africa, östlich bis Syrien
und Palaestina.) 1]
91. X 92. P. pinaster X Halepensis =. S. 232.
*.P. Brütia!). }). Unterscheidet sich von der Leitart durch Folgendes:
Zweige dieker (4—5 mm), gelbröthlieh. Winterknospen länglich, 1—2cm
lang. Blätter 12—23 cm lang, dunkler grün. Junge Zapfen zu 3, 4
(seltener bis 6), länger als ihr Stiel, ausgewachsen fast sitzend, hori-
zontal oder etwas aufrecht abstehend, öfter auf der einen Seite heller
gelb-) braun. Apophyse bis 2 cm breit, strahlig-runzlig oder -furchig,
mit undeutlichem Querkiel. Nabel grösser als bei d.v., ganz flach, oft
kaum deutlich von der Apophysenfläche abgesetzt, grau oder röth-
lieh-grau.
Diese in Calabrien! den Gebirgen Kleinasiens! Syriens! Cyperns und Kretas
(nach Boissier auch in Nord-Persien und Afghanistan) einheimische Art wurde in
den letzten zwei Jahrzehnten zur Wiederbewaldung der Adriatischen Küstenländer
in grossen Beständen angepflanzt, wo sie vortrefflich gedeiht (auf Lussin nach
Haraitic [a. a. O.] besser als jede andere Kiefern-Art); auch in der Provence
pflanzt sie sich nach Saporta (SB. France XL. CCIV) durch Selbst-Aussaat fort.
Bl. März, April.
P. brutius [sie] Ten. Fl. Nap. I. LXXI (1811) vgl. V. t. 200 (1835/6)
(Form mit zahlreich bis zu 30 bei einander stehenden Zapfen)! P. maritima Lambert
Pin. ed. 1. t. 9, 10(1803) nach H. de Vilmorin (SB. France XL. LXXX [1893)).
tchb. Ie. fl. Germ. XI. t. DXXVII fig. 1134 z. T., nieht Lam. und nicht Mill.
P. pyrendica Lapeyrouse Hist. abr. pl. Pyren. suppl. 146 (1818). Parlatore in DC.
Prod. XVI. 2. 384 (1867). Willkomm Forstl. Fl. 2. Aufl. 236. Nyman Consp. 675
Suppl. 283 (einschl. P. brutia a. a. O.). Richter Pl. Eur. I. 2. P. Paroliniäna ?)
Webb in Carr. Con. 391 [1855]. P. Parolinii 2) Visiani Mem. Ist. Ven. III. 7.
t. 1 (1856).
Eine vielfach verkannte Art, von der wir den Herren Prof. Haratie-lLussin-
piecolo und Dr. v. Marchesetti- Triest schönes Material verdanken. Der Name
1) Brutii, im Alterthum Bewohner der Südspitze Italiens (jetzt Calabrien).
2) Nach Alberto Parolini, * 1788 7 1867, Patrizier von Bassano in Venetien,
Mineralog und Botaniker, der sich auch um die Flora seiner Heimat Verdienste
erwarb. Derselbe brachte Samen dieser auf einer gemeinsamen Reise mit Phil.
Barker Webb am Idagebirge der Troas 1819 (wo sie 1883 von Sintenis [No. 9721]
wieder aufgefunden wurde) entdeckten Kiefer nach Ober-Italien und pflanzte sie
auf seinen Besitzungen an, von wo aus sie nach Miramar (wo sie sich durch Selbst-
Aussaat fortpflanzt [Marchesetti br.]) gelangte und von da aus sich weiter in den
Adriatischen Küstenländern verbreitet hat.
Pinus. 219
P. maritima würde für diese Art aus den 8. 216 angegebenen Gründen nicht an-
nehmbar sein, wenn er auch nicht für 90. mit grösserem Rechte in Frage käme.
Nach Loudon (Arbor. et fr. Brit. IV. 2238 vgl. Rehb. Ie. a. a. O. 3) scheint
P. maritima Lamb. von Anfang mit 90. vermischt gewesen zu sein. Die dureh
Parlatore a. a. ©. zuerst erkannte Zusammengehörigkeit von P. pyrenaica, Brutia
und Parolinit wird durch die von Prof. Koehne ausgeführte anatomische Unter-
suchung der Blätter vollauf bestätigt. Trotzdem wird P. pyrenaica noch von
K. Koch (BV. Brand. XVII. Sitzb. 40 [1875]), Boissier (Fl. Or. V. 696, 697)
und Willkomm ([ungeachtet seiner sich an Parlatore anschliessenden Darstellung
in Forstl. Fl. 2. Aufl.] in Grundz. Pflanzenverbr. Iber. Halbinsel 109) mit Unrecht
mit P. nigra B. Salzmanni identifieirt. Die von letzterem als Synonym hinzu-
gezogene P. Hispanica (Cook Sketches in Spain II. 237 [1834]), welche im östlichen
Spanien grosse Wälder bildet, ist allerdings von P. nigra nicht verschieden, wie
Laguna (nach Willkomm Suppl. prod. fl. Hisp. 4) nachwies und durch die im
Bot. Museum der Deutschen Universität in Prag aufbewahrten von Willkomm her-
rührenden Zapfen, die ich durch R. v. Wettstein’s Güte zur Ansicht erhielt,
bestätigt wird. Dieser Irrthum erklärt sich allerdings, wie H. de Vilmorin (a. a. O.
LXXIX—LXXXI) mit grosser Wahrscheinlichkeit nachwies, dadurch dass Lapey-
rouse zuerst 1813 (Hist. abr. pl. Pyr. 588) die von Boileau in den Pyrenäen
entdeckte P. nigra B. Salzmanni ganz richtig als P. Laricio aufführte, im Nach-
trage dieses Werkes aber dafür die vermuthlich aus dem Orient in seinen Park zu
Toulouse gelangte P. Brutia unter dem Namen P. pyrenaica substituirte (ein aus
Samen dieses Baumes in Montpellier gezogenes Expl. erhielt A. von Dr. Loret,
vel. Loret et Barrandon Fl. Montpell. 609, 610). In. den Pyrenäen ist P. Brutia
stets vergeblich gesucht worden. Ebenso irrthümlich ziehen K. Koch (Dendrol. II.
2. 297. BV. Brand. a. a. 0. 40, 41), Köppen (Verbr. Holzgew. eur. Russl, II. 476)
und Smirnow (bei Köppen a. a. OÖ.) P. Brutia und P. Paroliniana zu P. Hale-
pensis, der unsere Art zwar näher steht:als der nigra, von der sie aber durch die
obigen Merkmale leicht zu unterscheiden ist; vielmehr scheint es mir der Prüfung
zu bedürfen, ob die allgemein zu P. Halepensis gezogene Kiefer der Ostküste des
Schwarzen Meeres, welche auch von. Fox Strangways (Gard. mag. XVI. 638
[1840]) als eigne Art P. Pityüsa!) beschrieben würde, nicht eher zu P. Brutia
gehört; Koch schreibt ihr (Dendrol. II. 2. 295) gerade die für P. Brutia charakteristi-
schen Merkmale der Apophyse zu. Dieselbe soll in der Cultur härter sein als
P. Halepensis. Bei Annahme Purkynö’s (Focke Pflanzen-Mischlinge 420), dass
P. Brutia eine „Mittelform‘“ zwischen P. nigra und Halepensis sei, ist durch keines
ihrer Merkmale zu begründen.
2, Samen bis 2 em lang, nicht flugfähig. Nagel der Frucht-
schuppe unterseits schwarzbraun.
93. (6.) P. pinea2). (Pinie; franz.: Pin pignon, P. parasol ; ital.:
Pino, P. vero, P. da pinoechi; kroat.: Pinjol, Bor pitomi.) Rh, bis 15 m
hoch. Krone schirmförmig. Rinde graubraun, rissig. Winterknospen
harzfrei, mit weisslichen Schuppen, von denen die oberen locker ab-
stehen und wie die bräunlichen Tragblätter der Kurztriebe am Rande
in oberwärts hellere, freie Fransen zerschlitzt sind. Blätter bis 2 dm
lang und 2 mm breit, steif, hellgrün, mit gelblicher stechender Spitze.
Männliche Blüthen länglich-eylindrisch. Antherenkamm _ nierenförmig,
gelappt und scharf gezähnelt. Junge Zapfen meist einzeln, selten zu
2—3, grünlich, ausgewachsene sitzend, nach abwärts abstehend,
aus oft eingedrücktem Grunde eiförmig oder fast kugelig, 8—15cm
1) Nach dem Fundorte Pitzunda (im Alterthum Pityüs).
2) Bei Plinius (X VI, 16) heisst die Pinien-Nuss nux pinea oder bloss pinea,
220 Pinaceae.
lang, bis 10 cm dick, hell gelbbraun. Apophysen der unteren Schuppen
6eckig, der oberen rhombisch, alle mit 5—6 radialen Kielen, von denen
die quer verlaufenden kaum stärker hervorragen. Nabel gross, flach,
grauweiss. Samen matt zimmetbraun, mit schmalem Flügelsaum.
Keimblätter 10—13.
Bildet in der immergrünen Region des Mittelmeergebiets hie und
da Bestände, deren Ursprünglichkeit allerdings bei der seit den Römer-
zeiten stattfindenden Cultur nicht zweifellos ist. Provence! Riviera mehr
vereinzelt. Aquileja: Bei Belvedere ein Wäldchen bildend (Sieber!),
daselbst vermuthlich ursprünglich (Smirnow DBG. V. CXLILH, v.Mar-
chesetti br.). Dalmatien: Insel Meleda. Ausserdem im wärmsten
Theile des südlichen Gebiets überall in Gärten und in kleinen Wald-
beständen angepflanzt; in Tirol bis Bozen!! Diese Cultur fand muth-
masslich schon im Alterthum statt, falls, wie nicht unwahrscheinlich,
die in Triest in mehreren m Tiefe und in Pirano bei der Aufdeckung
eines Brunnens aus der Römerzeit gefundenen Reste von Pinien-Zapfen
von dort eultivirten Bäumen herrühren (Marchesetti br.) Bl. April,
Mai. Fr. im Hochsommer des dritten Jahres.
P. P. L. Sp. pl. ed. 1. 1000 (1753). Willkomm a. a..O. 240.
Koch Syn. 'ed. 2. 768. Nyman’Consp. 674: Suppl. 283. Richter Pl.
Eur. I. 1. Rehb. Ie. XI. t. DXXVIIL DXXIX. fig. 1135.
Die Nutzung bezieht sich weniger auf das für Bauzwecke brauchbare Holz
als auf die essbaren mandelähnlich schmeckenden Samenkerne (Piniennüsse, Piniolen,
franz,: pignons, ital.: pinocchi). Besonders geschätzt ist die Abart fragtlis (Nouveau
Duhamel V. 242 [1812]) mit dünner, leicht zerbrechlicher Samenschale, welche ver-
muthlich auch innerhalb des Gebiets gepflanzt wird.
(Portugal; Europäisches Mittelmeergebiet; Klein-Asien; Syrien.
Ueber die eigentliche Heimat bestehen Zweifel. Hehn (vgl. Cultur-
pflanzen u. Hausthiere 6 Aufl. 8. 290 ff.) führt zahlreiche litterarische
Zeugnisse aus dem Alterthum für die Cultur an, die allerdings nicht
beweisen, dass der Baum damals nicht auch in Griechenland und Italien
wild vorkam. Ebenso erklärt ihn auch K. Koch (Dendrol. II. 2. 270)
wenigstens in Italien für nicht einheimisch, wogegen Willkomm
(a. a. O. 241) und Engler (bei Hehn a. a. O. 296) wohl mit grösserer
Wahrscheinlichkeit annehmen, dass er auch dort einheimisch ist. In
Nord-Afriea, wo sogar K. Koch a. a. O. die Heimat der Pinie (wie auch
‚in Kleinasien) vermuthet, ist sie nach Bonnet und Barratte (Cat. rais.
Tunis. 494) nicht einheimisch, vgl. auch Engler a. a. O.) l#1?
b. Laubblätter ohne der Oberhaut anliegende Sklerenchym-
zellen; nur die Harzgänge bei unseren Arten von solchen
umgeben. Nagel der Fruchtschuppe unterseits schwarzbraun.
Gesammtart P. silvestris.
94. (7.) P. silvestris. (Kiefer [d. h. eigentlich Kien-Föhre], Kien-
baum, im Nordosten oft fälschlich Fichte oder Tanne (Tanger), im
Nordwesten Fuhre, in Süddeutschland und Oesterreich Föhre, 'Forche;
Pinus. 2321
Roth-Föhre; niederl.: Den; vlaem.: Pijnboom; dän.: Fyr; franz.: Pin
sylvestre; ital.: Pino di Scozia; rum.: Brad; poln.: Sosna, Borowa;
wend.: Chojea; böhm.: Borovice, Sosna; russ.: Cocua, Xpoa; kroat: Lu£,
Bor divji; serb.: Bear 60p; litt.: Puszis; ung.: Fenyö, Burfa.) h, bis
40 m hoch, mit geradem, sich hoch hinauf remigendem Stamme und
anfangs kegelförmiger, im Alter unregelmässig schirmförmig gewölbter
Krone. Rinde anfangs gelbroth, sich abblätternd, später mit rissiger
graubrauner (innen rostrother) Borke bedeckt. Winterknospen harzfrei;
ihre Schuppen und die Tragblätter der Kurzzweige am Rande weisslich,
mit spinnwebig in einander verwebten Fransen. Blätter 2—3 (selten 4)
Jahre dauernd, bis 5 (selten 7) cm lang, bis 1,5 mm breit, gerade, steif,
spitz, bauchseits grau-, rückenseits dunkelgrün, Oberhaut-
zellen (wie bei allen übrigen Arten ausser 95) so hoch als breit,
mit punktförmigem Lumen. Im Centralstrang eine mächtige Gruppe
von Sklerenchymzellen zwischen den Gefässbündeln. Männliche Blüthen
eiförmig, schwefelgelb» Antherenkamm klein, rundlich, un-
deutlich ausgeschweift. Junge Zapfen einzeln oder zu 2, selten
quirlständig, auf einem gleich langen bald nach dem Verblühen abwärts
gekrümmten Stiele, purpurn, ausgewachsene an ziemlich langem
Stiele hängend, aus schiefem, meist etwas verschmälertem Grunde
eikegelförmig, 2,5—-7 cm lang und 2—3,5 cm dick, graubraun, oft völlig
glanzlos. Apophysen meist auf der freien Seite des Zapfens
stärker hervorragend, bis 8 mm breit, grösstentheils fast quadratisch,
z. T. 5- und 6eckig, mit flachem oder etwas concavem Öberfeld.
Nabel in ihrer Mitte, klein, meist hellbraun, glänzend, nicht
schwarz umrandet, meist ohne Stachelspitze. Samen grau oder schwärz-
lich, 3—4 mm, mit dem bräunlichen Flügel 15 mm lang. Keimblätter
4—7 (meist 5).
Im grössten Theile des Gebiets, besonders auf Sandboden ver-
breiteter Waldbaum, viel häufiger allein als mit anderen Nadel- und
Laubhölzern gemischt, oft viele km weit ausgedehnte Bestände bildend.
Besonders im östlichen Theile des nördlichen Flachlandes vorherrschend.
Im westlichen Theile desselben incl. Schleswig-Holstein (mit Ausnahme
der Nordsee-Küsten und -Inseln) jetzt gleichfalls überall; war daselbst
aber, obwohl in vorgeschichtlicher Zeit, wie Moorfunde beweisen, gleich-
falls verbreitet, bis etwa zur Mitte des 18. Jahrhunderts selten und
fehlte in der Gegend zwischen der Linie Harburg— Bremen— Meppen
und der Küste ganz (nach Ernst H. L. Krause soll die Kieferngrenze
sogar bis zur Westgrenze der Altmark, Göhrde, Geesthacht bei Hamburg,
Ratzeburg, Güstrow, Rostock (Englers Jahrb. XI. 123 ff. a. a.O. XII.
29 Beibl. 46 ff.) oder gar bis zur Stadt Brandenburg und Dresden
(Globus LXVI1[1895] No. 5) zurückgewichen sein ; s. dagegen ©. A.Weber
NV. Bremen XIII 460). In weniger ausgedehnten Beständen (ausser
im nördlichen Theile der Ober-Kheinfläche bis Hagenau und zwischen
Bamberg und Nürnberg), doch fast allgemein verbreitet im mittleren
und südlichen Gebiete, scheint indess im Belgischen und Nieder-
Rheinischen Berglande nicht einheimisch ; ebensowenig ursprünglich im
29 Pinaceae.
Ungarischen Tieflande und den angrenzenden Bergzügen. In den Alpen
bis 1600, höchstens 1950 m aufsteigend. In der immergrünen Region
des Mittelmeergebiets meist fehlend. Bl. im Norden Anf. Juni, im
Süden Anf. Mai. Fr. Oct. des zweiten, Ausfliegen der Samen im
Frühjahr des dritten Jahres.
P. s. L. Sp. pl. ed. 1. 1000 (1753) z. T. Willkomm a. a. O. 193
fig. XXVIH b. Koch Syn. ed. 2. 766. Nyman Consp. 675 Suppl. 283.
Richter Pl. Eur. I. 2. Rehb. Ice. XI t. DXXI fig. 1127. P. rubra
Miller Gard. diet. 8 ed. No. 3 [1768] nicht Poir. und nicht Bechstein.
Die Kiefer ist nicht minder formenreich als die Fichte. Nach Wuchs und
Verzweigung unterscheidet man:
l. fastigiata (Carriere Tr. gen. Conif. 2 ed. 482 [1867]). (Säulen-Kiefer.)
Aeste der schmal pyramidalen Krone aufstrebend. — Diese in Frankreich und Norwegen
beobachtete Spielart wird wohl auch im Gebiete sich finden. — Der von dieser Forn nur
durch kurze Blätter (1—2 cm) verschiedene l. compressa (Carriere a. a.O. 2 ed. 485
[1867]) in Graubünden: Lenz beob. (Schröter! Schweiz. BG. VI. 99). 1. pendula
(Caspary PÖG. Königsb. VII. 49 Taf. I [1866]). (Trauer-Kiefer.) Aeste grössten-
theils oder sämmtlich schlaff herabhängend, die untersten dem Boden aufliegend. —
So sehr selten: Prov. Brandenburg: Spandau : Heiligensee (Bolle BV. Brand. XVII.
XVII). Ostpreussen: Tilsit: Bitthener Wäldchen (POG. a. a. O.). Zuweilen in
Gärten. — 1. virgata (Caspary a. a. O. XXIII. 210 Taf. II [1882]. Willkomm
a. a. OÖ. 199). (Sehlangen-Kiefer.) Hauptäste aufrecht-abstehend, z. T. einzeln, ver-
längert, nur oberwärts spärlich. verzweigt. — Sehr selten. Bisher im Gebiet nur
bei Vandsburg in Westpreussen von Reinhard und Caspary (a.a. 0.) sowie von
Carritre in Frankreich beobachtet.
Andere Wuchsformen werden durch ungünstigen Standort und klimatische
Einwirkungen bedingt. So .P. s. var. turfosa (Woerlein Bayer. BG. IH. 181
[1893], die auf Heidemooren vorkommende Moor-Kiefer (Willkomm 160. 2. Aufl.
197), Krüppelforn, 0,5—2 m hoch, mit (wie bei B. parvifolia) nur bis 25 mm
langen, schon im zweiten Jahre abfallenden Blättern und kleinen Zapfen. Graebner
(N. G. Danzig N. F. IX. 1. 333 [1896]) beobachtete dagegen auf Mooren im Kreise
Putzig (Westpr.) eine Form, die sich von der obigen gerade durch sehr dicht
stehende. bis 4,5 em lange Blätter unterscheidet. Die von Willkomm a. a. O0. 159 er-
wähnte Strand-Kiefer der Östseeküsten hat eine tief herabreichende, unregel-
mässige, oft mit Nebenwipfeln (wie die Schneebruch-Fichte) versehene Krone. Auf
den Dünen bei Karwenbruch und Ostrau (Kr. Putzig) beobachtete Graebner (so-
wie auf sandigen Abhängen bei Frankfurt a. ©. Krickeberg nach Graebner
a. a: OÖ. 334) eine Fornı mit niederliegenden, sich nicht über 5 dm vom Boden
erhebenden, bis 2 m langen Stämmen und Aesten; die jüngeren Triebe sind auf-
fällig lang und dünn, daher lagernd. Die auf ganz armem Sandboden vorkommen-
den Krüppelformen, welche oft noch durch Windbeschädigung und Thierfrass leiden,
sind in Nordost-Deutschland als Kusseln (spr. doppeltes franz. z; vgl. poln. kuzy,
abgestutzt) bekannt. Auch in rauhen Gebirgslagen zeigt die Kiefer mitunter einen
dem Krummholz (S. 224) ähnlichen Wuchs (P. s. forma fruticosa Borbäs Mag.
Ak. math. &s term. közlem. XI. 256 [1874]. P. Mughus Jaeg. Ie. rar. t. 193
[1786] nicht Scop.). — So in den Julischen Alpen und im Banat.
Durch das Verhalten . der Rinde charakterisirt sich 1. annulata (Caspary
a..a 0. 209 [1882]) (Schuppen-Kiefer.) Stamm durch fast regelmässige Ablösung
der Borkenschuppen an ihrem unteren Ende auf °/s seines Umfanges geringelt. —
So bisher nur in der Prov. Brandenburg: Nauener Stadtforst (H. Fintelmann in
Bolle’s Deutscher Garten 1881 545 mit Abbildung).
Nach den Blättern ist unterschieden B. parvifolia (Heer in Verh. Schweiz.
Nat. Ges. Luzern 181 [1862]). Blätter nicht über 25. mm lang. — Angegeben in
Schlesien ; Westpreussen ; Veltlin bei Bormio; Mähren; Nieder-Oesterreich. Die von
Beck (Ver. Landesk. N.Oest. 1890 63) hiehergezogene P. s. brevifolia (Link
Linnaea XV. 487 °[1841]) ist eine zweifelhafte, beim Mangel an Exemplaren nicht
-Pinus, 223
aufzuklärende Form, von der Link, der sie in der Dauphine bei Gap fand, a.a.O,
die Vermuthung ausspricht, dass sie vielleicht eine Krüppelform der P. uneinata
(S. 225) darstelle. Der in der Prov. Brandenburg bei Trebbin beobachtete 1. miero-
phylla!) (Graf Schwerin in Beissner Nadelhk. 232 [1891]) hat nur 10—15 mm
lange Blätter. Vgl. auch I. compressa und die Moorkiefer S. 222. Ein Baum mit
z. T. ganz oder theilweise weissen Blättern (m. variegdta Carriere Conif. ed. 1.
374 [1855]) wurde von Caspary (a. a. O. 210) in Westpreussen (Schludron, Kr.
Berent) beobachtet. Oefter in Gärten gezogen.
Nach der Farbe der Antheren: l.erythranthera2) (Sanio Ind. sem. hort. Berol.-
1871 app. 8 vgl. Caspary a.a. O. 213. Willkomm a. a. O. 199. P.s. var. rubra
Bechstein Forstbot. 4. Aufl. 487 nicht Mill. P. s. v. rubriflora Buchenau Fl. v.
Bremen u. Öldenb. 3. Aufl. 295 [1885]). Antheren rosa bis karmin-braunroth.
Beobachtet: N.W.Deutschland, z. B. Bremen; Brandenburg!! Schlesien! West- und
ÖOstpreussen! Erlangen (W. Koch!). Baden!
Nach der Form des Zapfens bez. der Apophysen: I. genurna (Heer a. a. 0.
180 [1862]. Willkomm a. a. O. 198). Zapfen eikegelförmig; Apophysen nicht
höher als ihre Breite hervorragend. Zerfällt in die Unterformen: a. plana
(Christ Flora XLVII [1864] 148 Willkomm a. a. O0... Apophysen der freien
Seite scharf quergekielt, auch mit einem Längs- ev. unter- oder beiderseits
2 radialen Kielen; ihre Erhebung geringer als die halbe Breite. — So allgemein
verbreitet. — b. gibba (Christ a. a. ©. [1864]. Willkonım a. a. O.). Apophysen
der freien Seite mit stumpfem und breitem Querwulst, dessen Abdachungen
eoncav sind; ihre Erhebung zwischen !/» und der ganzen Breite — So seltener. —
II. hamata (Steven Bull. soc. nat. Mose. XI. 52 [1838]. Willkomm a. a. ©. 200.
P. rubra Poiret Eneyel. V. 335 [1804] nicht Mill. und nicht Bechst. P. s. uncinäta
Don of Forfar in Mem. Caled. Hort. Soc. I. [1810] nach Loudon Arb. et frut. Brit.
IV. 2156 [1838]. P. s. b. refleva Heer a. a. O. 181 [1862]. Caspary a. a. O. 213,
Willkomm a. a. O. 199. P. s. var. Volkmänni 3) Caspary a. a. 0.43. P. s. y. rubra
Beck a. a. O. 62 [1890]). Zapfen bis 7 cm lang, schmal kegelförmig. Apophysen
der freien Seite in eine an der Spitze den Nabel tragende Pyramide,
deren Länge die Breite der Apophyse übertrifft, erhöht; diese an den unteren
Schuppen nach dem Grunde des Zapfens zurückgekrümmt, an den
oberen mehr oder weniger nach dessen Spitze hin gekrümmt. — So besonders an
auf zu armem oder nassem Boden verkrüppelten Exemplaren, Beobachtet: West- und
Östpreussen ; Polen: Dobrzyn (Zalewski Kosm. XXI. 325). Böhmen : Moor bei Ober-
Moldau Willkomm! (mitgetheilt von R.v. Wettstein). Strassburg i.E.: Städtische
Anlagen. Schweiz: Katzensee bei Zürich; Moore im mittleren Ct. Bern. Bosnien:
Nordrand der Ebene von Sarajevo (Blau!). — Die Voranstellung der beiden ältesten
Namen dieser Form scheint uns nicht zulässig. Der Name P. rubra Mill. ist ur-
sprünglich synonym mit P. silvestris aller späteren Botaniker (Miller verstand unter
dem Namen P. s. die später P. pinaster genannte Art) und wurde von Poiret (nicht,
wie Beck a. a. OÖ. annimmt, von Reichard in „L.“ syst. plant. IV. 172 [1780])
ebenso willkürlich auf diese Form bezogen wie von Bechstein auf die Spielart
mit rothen Antheren. Die Wiederaufnahme des Don’schen Namens ist wegen des
Gleichklangs mit der analogen Form der folgenden Art unräthlich.
Erheblicher verschieden, nach der folgenden Art hinneigend, ist die Unterart:
b. P. Enyadinensis*). Knospen harzig. Kurztriebe länger
als bei der Hauptart (oft 5 Jahre) dauernd. Blätter nicht über
4 cm lang, bis 2 mm breit, sehr starr, rückenseits gelbgrün. Zapfen
grünlich- bis scherbengelb, besonders aufgesprungen glänzend. Nabel
gross, stumpf, oft mit schwärzlichem Ring.
| 1) Von utxpog klein und zuXAov Blatt.
>) Von spvdpos roth und avdnpa fem. von aydmpss blühend. In der neu-
sprachlichen Terminologie für Staubbeutel gebräuchlich.
3) Nach dem Entdecker dieser Form in Ostpreussen, Oberförster Volkmann,
damals in Lansker Ofen Kr. Allenstein.
4) Nach dem zuerst festgestellten Fundort.
224 Pinaceae.
Engadin; im Ober-Innthale Tirols bei Martinsbruck und Finster-
münz (Göppert BZ. XXII [1864] 42. Freyn OBZ. XXVI. 315).
P. s. d. e. Heer a. a. O. (1862). Willkomm a. a. O. 200.
Sehr nahestehend ist jedenfalls die aus dem nördlichen Skandinavien be-
schriebene P. Frieseina!) (Wiehura Flora XLII [1859] 409. P. s. var. lapponica
Fr. Summa I. 58 [blosser Name] Hartmann Handb. 5 Uppl. 214 [1849]), bei der
die Kurztriebe bis 8 Jahre dauern sollen, doch hält Caspary (a. a. OÖ. 209) die
von Christ (B. Z. XXIII. 1865. 333) behauptete Identität für zweifelhaft. Die
Abart monticola (Schröter Arch. se. phys. et nat. XXXIV. 70 [1895]) mit 7—9
Jahre dauernden Blättern, sonst nicht von der Hauptart verschieden, stellt ein
Bindeglied derselben mit der Unterart dar. — Schweiz: Wallis: Einfischthal 1000
bis 1900 m Schröter. Graubünden: Tarasp, P. Magnus!
Die Benutzung der Kiefer ist eine sehr mannichfaltige. Das Holz ist als
Brenn- und Werkholz geschätzt. Ebenso werden die Harzproducte (besonders in
Finnland und anderen Theilen des Europäischen Russlands), Pech, Theer, Kienruss,
Holzkohlen gewonnen. Die Blätter werden zu Waldwolle und aromatischen Bädern
benutzt und liefern das in der Ph. Russ. offieinelle Oleum Pini Foliorum.
Off. Die Winterknospen: Gemmae Pini, Bourgeons de pin sauvage
Ph. Belg., Gall., Russ.; der Harzsaft: Terebinthina, T. communis, Bal-
samum T. c., Balsamu de terebinthina communa Ph. Austr, Dan.,
Hung., Neerl., Rom., Russ.; das Rohharz im natürlichen Zustande: Thus
Ph. Neerl.; gereinigt (s. S. 201) Resina Pini, R. P. Burgundica, com-
munis, flava, vulgaris Ph. Dan., Helv., Hung., Neerl., Russ.
(Verbreitung der Art: Im grössten Theile von Mittel- und Nord-
Europa und Nord-Asien; fehlt als ursprünglicher Waldbaum im nord-
westlichen Frankreich, England, Irland [findet sich aber in Schottland]
und Dänemark; reicht in Skandinavien bis 70°, an der Petschora bis 67,
in West-Sibirien fast bis zum Polarkreis, in Ost-Sibirien bis 64°; östlich
bis zum Stanowoi-Gebirge und zum Amur. Gebirge des Mittelmeer-
gebiets und des Orients: Spanien (bis zur Sierra Nevada, Avila und
Leon); Apenninen in Ligurien und Parma; Serbien; Nidge in Mace-
donien; Krim; Kleinasien; Kaukasus.) *
88. x 94. P. cembra X silvestris s. S. 232.
90. x. 94. P. nigra x silvestris s. S. 231.
94. x 95. P. silvestris X montana s. S. 229.
95. (8.) P. montäna. (Berg- oder Krummholz-Kiefer). h (bis 25 m)
mit kurzem Stamm und pyramidaler Krone oder I, entweder aufrecht,
pyramidal oder mit im Kreise niederliegenden Stämmen und aufrechten
Aesten („Knie- oder Krummholz“). Rinde bräunlichgrau, nicht abblätternd.
Winterknospen harzig, länglich cylindrisch, stumpf oder kurz
1) Nach Elias Magnus Fries, * 1794 + 1878, Professor der Botanik in
Upsala, dem hervorragendsten Kenner der Skandinavischen Flora, Monographen der
Hieracien und der Pilze, besonders der Hymenomyceten (u. a. Novitiae Florae
Suecieae Lund. 1814; Mantissae I—III Lund. Ups. 1832—43. Summa vegetabilium
Scandinaviae. Holm. et Lips. 1846—49. Symbolae ad hist. Hieraciorum Ups. 1848.
Epierisis gen. Hier. Ups. 1862. Systema mycologieum Greifswald 1821—29. Epierisis
syst. myc. Ups. et Lund. 1836—38).
Pinus, 225
gespitzt, die quirlständigen, besonders bei strauchartigen Formen, spärlich
oder ganz fehlend; die Triebe nur durch die Endknospe fortwachsend.
Fransen der Knospenschuppen und Kurztriebtragblätter verwebt. Blätter
2—5 cm lang, 2 mm breit, öfter sichelförmig gekrümmt, stumpflich,
beiderseits lebhaft grün. Oberhautzellen doppelt so hoch als
breit, mit strichförmigem Lumen. Sklerenchym im Centralstrang fehlend
oder spärlich. Männliche Blüthen länglich. Antherenkamm gross,
rundlich, gezähnt. Zapfen oft quirlig, die jungen aufrecht,
violett, die ausgewachsenen fast oder völlig sitzend, aufrecht
abstehend bis schief abwärts gerichtet, 2—5,5 cm lang, glän-
zend. Apophysen 5—7 mm breit, rhombisch bis fast quadratisch,
z. T. 5- und 6eckig, mit mehr oder weniger gewölbtem, selten
flachem Oberfelde. Nabel meist gross, hellgrau, von einem sch wärz-
lichen Ringe umgeben. Samen 5 mm, mit dem 2—3mal so langen
Flügel 15 mm lang.
Bildet ausgedehnte Bestände in der subalpinen Region des Alpen-
und Karpatensystems (bis 2300 m ansteigend), des Riesen-, Erz- und
Fichtelgebirges und Schwarzwaldes, wie auf den Mooren der benachbarten
Vorgebirge und Hochebenen und selbst vereinzelt im Lausitzer Flach-
lande. Ausserdem häufig im nördlichen und mittleren Gebiete in Park-
anlagen und einzeln in Wäldern angepflanzt, z. T. seit langer Zeit und
wie einheimisch erscheinend (so bei Bremen und im Oldenburgischen,
am Inselsberge in Thüringen (Schweinfurth! A. Braun!), in Ober-
und Unter-Franken, vgl. auch S. 227). Bl. Ende Mai und Juni. Fr.
Oct. des zweiten, Aufspringen im Frühjahr des dritten Jahres.
P. M. Miller Gard. diet. ed. 8 No. 5 (1768)? Du Roi obs. bot.
42 (1771). Schlechtendal Linnaea XXIX. 375 (1857). Willkomm
Forstl. Fl. 2. Aufl. 209 fig. XXIX—XXXI Richter Pl. Eur. IL 2.
Ueber diese Art vgl. v.Schlechtendal (a. a.O.), Willkomm, Versuch e.
Monogr. der eur. Krummholzkiefern (Tharander Jahrb. XIV. 166 [1861]) und Forst.
Fl. a. a. ©. Nach letzterer Darstellung zerfällt diese vielgestaltige Art in folgende
drei Unterarten:
A. Zapfen excentrisch gestielt bez. eingefügt, am Grunde mehr oder
weniger verschmälert. Die Apophysen auf der freien Seite
desselben stärker hervorragend als auf der dem tragenden
Zweige zugewandten.
A. P. uneinata. (Haken-Kiefer.) Apophysen der freien Seite
(meist im unteren Drittel des Zapfens, seltener nur am Grunde oder
am ganzen Zapfen) kapuzen- bis pyramidenförmig erhöht und
nach dem Grunde des Zapfens zurückgekrümmt, an der Spitze
den (daher stets excentrischen) Nabel tragend. Keimblätter 7.
Im Gesammtgebiete der Art, nur im Südosten (Kroatien, Bosnien,
Hercegovina, Montenegro) nicht angegeben.
P. m. A. u. Willkomm Forstl. Fl. 211. P. «. Antoine Conif. 12.
t. 3 fig. 3 [1840]. Willk. Mon. 198. Rchb. Ic. XI t. DXXII fig. 1129.
Ascherson u. Graebner, Synopsis. ]. 15
226
Pinaceae.
Zerfällt in folgende Abarten:
A. Zapfen (bei unseren Formen) 2,7—4 (selten 5) em lang.
I.
II.
rosträta. Zapfen kegel- selten eiförmig. Apophysen der freien Seite
in eine Pyramide erhöht, deren Achse so lang bis doppelt so
lang als die Breite der Apophyse ist.
So ausschliesslich in den Westalpen (Mont Ventoux bis Savoyen), ausser-
dem mit II. in den Schweizer, einzeln in den östlichen Alpen, im Jura,
Schwarzwald, Böhmerwald und Erzgebirge.
P. m. A. u. X: rostr. Willkomm Forstl. Fl. 172 [1872] 2. Aufl. 212. P. u.
Ramond in Lam. et DC. Fl. franc. III. 726 (1805). Koch Syn. ed. 2. 767.
Nyman Consp. 675. Suppl. 284. P. u. r. Antoine Conif. 12 (1840).
Hierher die Unterabarten: a. pendula (Hartig in Willkomm Monogr.
207 [1861]. Forstl. Fl. 173 2. Aufl. a. a. O. fig. XXX. I. 5. (Franz.: Pin
blane, Pin du Brianconnais, Torchepin.) f}, seltener pyramidaler f). Zapfen
fast hängend, grüngrau bis braunroth. Pyramiden der Apophysen doppelt
so hoch als breit. Nabel stachelspitzig. — Alpen, Jura. — b. castänea
(Hartig a. a. O. [1861]. Willkomm Forstl. Flora a. a. O.). Pyramidaler }.
Zapfen horizontal abstehend oder schwach abwärts geneigt, dunkel-kastanien-
braun bis blutroth; nur die unteren Apophysen verlängert, mit sehr con-
vexem Oberfeld. — Wallis, Kärnten. — ec. versicolor(Willkomm a.a. 0.208
[1861]. Forstl. Fl. 174 2. Aufl. 214. Fig. XXX. 1. 67). j) oder },. Zapfen
horizontal oder schief abstehend. Apophysen wie bei voriger, das Oberfeld
aber öfter an den Seiten concav, meist zweifarbig, mit grün- bis scherben-
gelber Grundfarbe und sehr breitem, schwarzem Nabelsaum. — Im ganzen
Gebiete der Abart.
rotundäta. (Sumpf-Kiefer, Moos-Föhre, in den Alpen: Spirke (als ij); Leg-
föhre, Latsche, Leckeren, Tüfern, Zundern (als }}). j) oder fi}, (P. mont. e. „P.
hümilis Lk.“ Heer a. a. O. 186 [1862]). Zapfen kegel- oder eikegelförmig,
horizontal abstehend oder abwärts geneigt. Apophysen in eine nur
schwach abwärts gekrümmte Pyramide erhöht, deren Achse kürzer
als die Breite der Apophyse ist, oder nur das Öberfeld der
Apophyse kapuzenartig gewölbt.
Verbreitet in sämmtlichen Zügen der Alpen mit Ausnahme des westlichsten
Theils. Jura. Schwarzwald. Oberpfalz. Fichtel- und Erzgebirge! Ober-
Lausitz: bei Kohlfurt!! West-!! und Süd-Böhmen und angrenzendes Mähren
und Nieder-Oesterreich. Schlesien: Bunzlau: Thommendorf in 160 m See-
höhe; Hirschberg: Lomnitz! Heuscheuer! Seefelder bei Reinerz! Moose-
bruch bei Reiwiesen im Gesenke! Karpaten.
P. m. A. u. B. rot. Willkomm Forstl. Fl. 174 [1872] 2. Aufl. 214. P. r.
Link Flora X (1827) 217. P. hümilis Link Abh. Akad. Wiss. Berlin 1827
170 (1830). P. obliqua Sauter in Rchb. Fl. Germ. exe. 159 (1831). Rchb.
Ic. XI. t. DXXII. fig. 1128. P. uliginosa Neumann Schles. Ges. 1837. 95.
P. u. r. Antoine Conif. 12 (1840). P. silv. humilis und rotundata Link
Linnaea XV. 486, 488 (1841). P. Mughus a. uliginosa Koch Syn. ed. 2.
767 (1844).
Hierher folgende Formen: a. pyramidäta (Hartig in Willkomm Mon. 212
[1861]). -Willkomm Forstl. Fl. a. a. O.). }}. Zapfen glänzend hellbraun,
etwa 4 em lang. Apophysen der freien Seite in eine vierseitige, kaum ge-
krümmte Pyramide erhöht. Nabel abgeflacht, stumpf. — Böhmerwald. —
b. gibba (Willkomm Monogr. 212 [1861]. Forstl. Fl. a. a. O. fig. XXX.
I. 8, 9). Zapfen 2,7—4 cm lang, verschieden gefärbt. Oberfeld der
Apophysen der freien Seite kapuzenförmig gewölbt, viel grösser als das
concave Unterfeld und oft über dasselbe herabgekrümmt. Nabel abge-
flacht oder eingedrückt, stumpf oder stachelspitzig. Nähert sich der Unter-
art B. — Verbreitet. — ec. mughoides!) (Willkomm Monvgr. a. a. O.
[1861]. Forstl. Fl. 175 2. Aufl. 215 fig. XXX. I. 10). Zapfen 2,7—5,4 cm
lang, scheıbengelb bis zimmetbraun. Oberfeld der Apophysen der freien
1) Von mughus (s. $. 228) und stör; ähnlich.
Pinus. $ 227
Seite wenig (oft nur in der Mitte buckelförmig gewölbt).. Nabel ein-
gedrückt, stachelspitzig.. Apophysen der dem Zweige zugewandten Seite
ganz flach. Nähert sich der Unterart ©. — Schwarzwald. — d. cönica
(A. et G. Syn. I. 227 [1897]. P. ul. ß. c. Beck Ann. Nat. Hofmus. Wien
II. 78 [1888]). h,. Zapfen kegelförmig, herabgebogen. — Nieder-Oester-
reich: Lassinger Moor (Richter nach Beck a. a. O.).
B. Zapfen höchstens 2,5 cm lang.
pseudopumiliol). Knieholzform. Zapfen abwärts geneigt, eiförmig,
braun oder mehrfarbig. Oberfeld der Apophysen der freien Seite kapuzen-
artig gewölbt oder nur dachförmig abgeschrägt, doch höher als das convexe
Unterfeld. Nabel gross, flach oder eingedrückt, stumpf oder stachelspitzig.
Nähert sich der Unterart B. — Erzgebirge. Südböhmen und im angrenzenden
Nieder-Oesterreich. Ober-Bayern. — P. m. A. u. &. Ps. Willkomm Forstl.
Fl. a. a. ©. (1872). P. une. Ps. Willkomm Monogr. 218 (1861).
(Pyrenäen und Nordost-Spanien.) #1]
B. Apophysen in derselben Zone des in seiner Achse gestielten
bez. eingefügten Zapfens gleichgebildet.
B. P. pumilio?). (Knieholz [Riesengebirge], Krummholz, Lack-
holz, Leg-Föhre, Latsche, Tüfern, Zundern [Alpen], Filzkoppe [Moore
Oberbayerns]; böhm.: kosodrevina; ung.: krumpac-fenyö, görba-fenyö.)
Meist Knieholzform. Zapfen bis zur Reife aufrecht- bis horizontal-
abstehend, erst nach dem Aufspringen abwärts geneigt, kürzer als die
Blätter, kugelig bis eiförmig, 3—4,5 em lang, noch im ersten Herbst
violett, bei der Reife scherbengelb bis braun, bis zu derselben noch
deutlich bereift. Oberfeld der Apophysen convex, Unterfeld concav.
Nabel eingedrückt, an den unteren Apophysen unter deren Mitte.
Keimblätter 3—4.
In der subalpinen Region der Alpen, von der Schweiz bis Bosnien !
der Hercegovina und Montenegro (Beck Ann. Nat. Hofm. Wien II.
38. IV. 552, 553), ebenso im Jura, Schwarzwald, Fichtelgebirge, Böhmer-
und Bayrischem Walde!! Riesen- und Isergebirge!! Karpaten!! auf Mooren
in Ober-Bayern!! Süd-Böhmen, im Waldviertel Nieder-Oesterreichs und
hie und da in den östlichen Alpen. Vor längerer Zeit angepflanzt an
der sächsisch-böhmischen Grenze zw. Seifhennersdorf und Georgswalde
westlich von Zittau (Weise nach Drude Isis 1882. 102 vgl. König
a.a.0. 1891. 106. Auch das Indigenat im Rhöngebirge (Teufelstein 724 m
v.Sandberger Gemeinnützige Wochenschrift Polyt. V. Würzb. 1881.48)
sowie bei Schnaittach östlich von Nürnberg auf Keuper (NG. Nürnb.
1887. 36), nach A. Schwarz! hier auf trocknem Boden, kaum wahr-
scheinlich.
P. m. B. P. Willkomm Forstl. Fl. 175 [1872] 2. Aufl. 215 fig. XXX.
1. XXXI P. P. Haenke, Jirasek u. a. Beob. Riesengeb. 68 (1791).
Willk. Mon. 219. P. Mughus 8. P. Koch Syn. ed. 2. 767 z. T. (1844).
Hierher folgende Formen: A. eleväta (A. et G. Syn. I. 227 [1897]. P. M.
a. p. 1. e. Beck Ver. Landesk. Nied.-Oest. 1890. 68). Zapfen sitzend, verschieden
1) Von devöc- falsch und pumilio (s. Fussnote 2).
2) Pinaster Pumilio Clusius Bar. stirp. Pannon. hist. 15.
15*
228 Pinaceae.
gefärbt, nach dem Aufspringen horizontal oder abwärts gerichtet. Oberfeld der
Apophysen nebst dem Nabel und der Mitte des Unterfeldes stark
gewölbt. — Nieder-Oesterreich, wohl weiter verbreitet. — B. gibba (Willkomm
- Monogr. 226 [1861]. Forstl. Fl. 177 2. Aufl. 217 fig. XXX. IIl.a.). Oberfeld der Apo-
physen schwächer gewölbt, oft dreibucklig, undeutlich längsgekielt, oft abwärts
gekrümnıt. Nabel eingedrückt oder seine Oberhälfte erhöht. — Verbreitet. —
C. applandta (Willkomm a. a. O. [1861]. Forstl. Fl. a.a. ©. fig. XXX. II. b.)
Oberfeld der Apophysen dachförmig, mit scharfem Längskiel. Nabel flach oder
erhaben; sonst w. v. — Verbreitet. — D. nasüta (Beck a. a. O. 553 [1890)]).
Grösste Apophysen in der Mitte des Oberfeldes mit einem aufwärts gekrümmten
Höcker. — Bosnien: Treskavica bei Sarajevo. — E. echindta (Willkomm a. a. O.
[1861]. Forstl. Fl. a. a. O. fig. XXX. II. d. e.). Zapfen deutlich gestielt, auch
aufgesprungen noch aufrecht abstehend, hellbraun, nur 2cm lang. Oberfeld der
unteren Apophysen gewölbt und abwärts gekrümmt; die mittleren und
oberen scharf quergekielt. Nabel spitz kegelförmig, stechend. Neigt zur
Unterart ©. — Kärnten. — F. centripedunculäta (P. obliqua var. c. Woerlein
DBM. III. 9 [1885]. P. mont. v. c. Bayer. BG. III. 182 [1893]). N oder Pyra-
miden-}, sonst wie vorige, nur Zapfen sitzend, die Apophyse mit weniger gewölbtem
und nicht nach abwärts gekrümmtem Oberfelde. — München: Harlaching,
Zu welcher der hier aufgeführten Formen P. une. 6. Hausmaänni!) (Christ Bot.
Zeit. XXIII. 231) aus dem Pusterthal, eine Knieholzform mit „gleichmässig rund
um den Zapfen entwickelten hakigen oder doch hochbauchig ausgeschweiften Apo-
physen‘ gehört, bleibt zu prüfen.
(Abruzzen: Majella.) I*|
0. P. mughus?) (tal.: Mugo). Meist Knieholzform. Zapfen
abstehend oder abwärts gerichtet, aus flachem Grunde kegel- oder ei-
kegelförmig, 4—-5 cm lang, im ersten Herbst hell gelbbraun, reif zimmet-
braun, niemals bereift. Apophysen alle scharf quergekielt, auch
die unteren mit gleicher Ober- und Unterhälfte und daher in der Mitte
stehendem, eine stechende Stachelspitze tragendem Nabel.
Oestliches Alpensystem und am Fusse desselben. Auf den Filzen
bei Rosenheim in Ober-Bayern. Reuter-Alp. Nieder-Oesterreich. Süd-
Tirol. Venetien. Kärnten. Krain. Kroatien? Dalmatien: Dinara?
Bosnien. Hercegovina. Montenegro (Beck a. a. O. 552).
P. m. €. M. Willkomm Forstl. Fl. 177 [1872] 2. Aufl. 218 fig. XXX.
III. P. M. Scop. Fl. Carn. H. 247 (1772). Willkomm Monogr. 231 [1861].
P. M. £. typica Beck Fl. v. N.Oest. 4 (1890). P. M. ß. Pumilio
Koch a. a. O. z. T. (1844).
(Hochgebirge Bulgariens und Ost-Rumeliens [Velenovsky Fl. Bulg.
519, nach dem Verf. [br.] hieher gehörig]; vermuthlich dieselbe Unterart
auf dem Perim-Dagh in Macedonien.) l#]
Das sehr engjährige Holz der P. montana wird zu Schnitzarbeiten verwendet.
Der Harzsaft war früher als Balsamum hungaricum oder carpathicum im Arznei-
gebrauch; besonders geschätzt war das aus der Pflanze destillirte Krummholz-Oel.
1) 8. 8. 47.
2) Kommt zuerst unter dem Namen Mugo (Mugho bei Johann Bauhin [Hist.
I. 2. 246], bei Matthiolus [Comm. in Diose. ed. Valgr. 101]) als (italienischer
Name in Süd-Tirol) vor.
- Pinus. 229
Bastarde.
B. I. 23.5
94. X 95. (9.) P. silvestris X montäna.
P. m. X. s. Focke Pflanzen-Mischlinge 419 (1881). Von dieser
Kreuzung sind folgende drei Combinationen beschrieben :
A. P. Engadinensis X uncindata. h. Blätter 4 cm lang,
spitz, dunkelgrün, bauchseits graugrün. Junge Zapfen 3 mm lang
gestielt, purpurbraun, ausgewachsen schief abwärts gerichtet, oval,
- zugespitzt, 3—3,5 cm lang, ungleichseitig, zimmetbraun, geschlossen
glanzlos, geöffnet gelbbraun, glänzend. Apophyse bauchig-gewölbt, das
Oberfeld beträchtlich grösser. Nabel gross, stachelspitzig.
Wald Plaungood bei Samaden im Ober-Engadin 1800 m.
P.E. x u. A. u. G. Syn. I. 229 (1897). P. u. X e. Brügger
NG. Graubünd. XXIX. 1884/5. 175 (1886) z. T. P. Rhäetica')
Brügger bei Christ nm Flora XLVII. 150 (1864) z. T.
Christ und damals auch Brügger sahen die meisten der unter diesem
Namen beschriebenen Zwischenformen zwischen P. Eng. und P. une., zu denen
auch P. sylv. hybrida? Heer Verh. Schweiz. Nat. Ges. Luzern 1862 182 [1863].
P. (rhaetica) Heerii?) Brügger NG. Graubünden a. a. O. [1886] gehört, als nicht
hybride an. A. a. O. 173 ff. versteht Brügger dagegen unter P. rhaetica alle
Zwischenformen zwischen P, silv. und P. mont., die er nunmehr (ob mit Recht, ist
noch zu prüfen) sämmtlich für Bastarde erklärt. An diese Form schliesst sich die
folgende an:
Christii3) (P. (rh.) CO. Brügger a. a. O. 176 [1886]). }}, 2,3 m hoch.
Unterscheidet sich von der vorausgehenden Form durch 7 cm lange, stumpf-
liche Blätter, fast sitzende junge Zapfen, welche ausgewachsen 6 em Länge er-
reichen, eine tief rothbraune Farbe haben und auch geöffnet kaum glänzen. Apo-
physen in eine 4 mm hohe, hakig zurückgekrümmte, mit concaven Seitenflächen
versehene Pyramide erhöht. — Ober-Engadin: Camogasker Thal bei 2130 m.
Die von Brügger a. a. O. 175 beschriebene P. (rhaetica) pyramidälis bei Bad
Alvaneu im Albula-Thale Graubündens, ein 20 m hoher Baum mit dem Boden an-
liegenden unteren Aesten, von J’. uncinata durch etwas graugrüne Blätter und etwas
!) Der Name der Rhaetier, welches mit den Etruskern stammverwandte Volk
in Alterthum einen beträchtlichen Theil der mittleren Alpen bewohnte, wird in
der neueren Geographie im Wesentlichen auf den Canton Graubünden beschränkt.
Diese Erklärung ist auf S. 11, 12 und 14 für Polypodium bez. Athyrium Rhaeticum
nachzutragen.
2) Nach Oswald Heer, * 1809 + 1883, Professor der Botanik in Zürich,
hervorragendem Entomo- und Palaeophytologen, Floristen und Pflanzengeographen
(u. a. Hegetschweiler u. Heer, Flora der Schweiz. Zürich 1840. Die tertiäre Flora
der Schweiz. Winterthur 1855—59. Die Urwelt der Schweiz. Zürich 1865. Flora
arctica fossilis. Zürich 1868. Miocäne baltische Flora. Königsberg 1869. Die Pflanzen
der Pfahlbauten. Zürich 1865. Ueber die nivale Flora der Schweiz. Basel 1884.
3) Nach Hermann Christ, * 12. Dee. 1833, Appellations-Gerichts-Rath in
Basel, hochverdientem Pflanzengeographen, hervorragendem Rosen-, Coniferen-, Carex-
und Farnkenner, welchem die Flora der Schweiz und ihrer Nachbarländer, auch
die der Canarischen Inseln die werthvollsten Beiträge verdankt (ausser zahlreichen
Aufsätzen besonders: Die Rosen der Schweiz. Basel, Genf, Lyon 1873. Das Pflanzen-
leben der Schweiz. Zürich 1879). Auch für dies Werk erhielt ich von meinem ver-
ehrten Studiengenossen zahlreiche wichtige Mittheilungen.
2 Pinaceae,
grünliche junge Zapfen abweichend, sowie die a. a. O. erwähnten, zur Form Christii
gezogenen Pflanzen von Savognin im Oberhalbstein und zwischen Alvaschein und
Tiefenkasten, bei welchen P. uneinata und die typische P. silvestris betheiligt sein
würden, bedürfen noch weiterer Prüfung.
B. P. silvestris X uncinäta (rotundata). ii. Rinde der
älteren Aeste bräunlichgrau. Blätter 4—5 cm lang, grau- bis dunkel-
grün. Oberhautzellen so hoch wie ihre Breite. Gefässbündel aussen
von 1—2 Schichten von Sklerenchymzellen umgeben, welche oft auch
zwischen dieselben eintreten. Junge Zapfen auf einem bald nach dem
Verblühen abwärts gekrümmten Stiele; ausgewachsene ungleichseitig,
eikegelförmig, 4—5 cm lang, graubraun. Apophysen der freien Seite
pyramidenförmig erhöht und sämmtlich nach dem Zapfen-
grunde gekrümmt. Unterfeld gewölbt oder etwas eingedrückt.
Offene Moore und moorige Wälder an der Grenze von Nieder-
Oesterreich und Böhmen (zwischen Litschau und Chlumec) bei Kisslers-
dorf, Erdweis und Brand. In Süd-Böhmen wohl weiter verbreitet, wenn
die von Focke (Pflanzen-Mischl. 419) nach Purkyn& als P. mon-
tana %. silvestris aufgeführte Form hierher gehört. Bl. Mai, Juni.
P. s. X une. (rot.) A. u. G. Syn. I. 230 (1897). P. digenea')
(silvestris X uliginosa) Beck Ann. Nat. Hofmus. Wien. III. 77 (1888).
Von P. silv. II. hamata durch die nur nach dem Grunde (nicht z. T. nach
der Spitze) des Zapfens gekrümmten Apophysen zu unterscheiden,
0. P. silvestris x pumilio. h ca. 16 m hoch. Rinde des
Stammes bräunlich grau, der Aeste röthlich. Blätter bis 5 cm lang,
stumpflich, oberseits graugrün. Zapfen fast sitzend, aufrecht-abstehend,
hellgraubraun, glanzlos.. Apophysen niedrig-pyramidenförmig erhöht,
auf beiden Seiten des Zapfens ziemlich gleich. Nabel
etwas unter der Mitte, von einem dunkleren Ringe umgeben, Samen
(an der Tiroler Pflanze) wohl entwickelt, mit Flügel 17 mm lang, oder
(an der Böhmischen) verkümmert, der Flügel lange der Fruchtschuppe
anhaftend.
Im südlichen Böhmerwalde: Seeau im Kessel unter dem Plöcken-
steiner See nur ein Banm (L. Celakovskf fil.! vgl. L. Celakovsky
Sitzb. Böhm. G. Wiss. 1893 X. 6. Tirol: Trins R. v. Wettstein!
Sitzb. Akad. Wiss. Wien XCVI. 324 und br.).
P.s. x p. P. Celakovskiörum?) A. u. G. Syn. I. 230 (1897).
P. Rhaetica (mont. X silv.) Wettstein a. a. O. (1887). P.p. x s.
Celakovsky a. a. O. (1893).
1) Von Ötr- doppelt und ysvea Abstammung.
2) Nach dem Berichterstatter und dem Entdecker, Ladislav Celako vsky
Vater und Sohn. Der Vater L. Josef, * 1834, Professor der Botanik an der Böhmi-
schen Universität in Prag, hervorragender Morpholog und Florist (Prodromus der
Flora von Böhmen 1867—81. Resultate der botan. Durchforschung Böhmens. Sitzb.
Böhm. Ges. Wiss, 1881—1893). Der Sohn L. Franz, * 1864, Docent der Botanik
und Pflanzenphysiologie am Böhmischen Polytechnicum in Prag, gleichfalls um die
Flora Böhmens verdient, hat eine wertbvolle Monographie der Myxomyceten Böhmens
veröffentlicht. Die Synopsis verdankt namentlich dem Vater, meinem verehrten
langjährigen Freunde, verthvolle Unterstützung. A.
Pinus. 231
B-IL
90. X 94. (10.) P. nigra (Austriaca) X silvestris. n, bis 20 m
hoch. Blätter 7—10 cm lang, steif, spitz, dunkelgrün. Junge Zapfen
aufrecht; ausgewachsene fast sitzend, wagerecht abstehend, eikegelförmig,
graubraun, 6 cm lang, am Grunde flach oder schwach convex. Apo-
physen 10—12 mm breit, ihr Oberfeld an den unteren Schuppen fast
gleichseitig dreieckig, mit abgerundeter Spitze, an den mittleren abge-
rundet, flach.
P. n. (A) X s. A. et G. Syn. IL 231 (1897). .P. Laricio subsp.
nigricans X s. Focke Pfl. Mischl. 420 (1881). P. s. X nigra Beck
Ver. Landesk. Nied.-Oest. 1890 65.
Von diesem Bastarde sind 2 Formen beschrieben:
A. P. per-nigra (Austriaca) X silvestris. Rinde der älteren Aeste roth.
Harzgänge sämmtlich im Parenchym. Zapfen gleichseitig; alle
Apophysen flach, etwas glänzend. — In Nieder-Oesterreich bei
Vöslau und Merkenstein südlich von Baden. Bl. Mai, Juni.
P. p.-n. (A.) x s. A. u. G. Syn. I. 231 (1897). P. s.°X Laricio Neil-
reich Nachtr. zu Maly En. 68 (1861, vgl. OBW. II (1852) 128. P. Neil-
reichiäna 1) (s.-L.) Reichardt ZBG. XXVI. 461 (1876). P. N. (n. X s.) Beck
a. a. ©. (1890).
Von P. nigra Austriaca, weleher diese Form näher steht, durch die
röthliche Rinde der Aeste und die fast flachen Apophysen, von P. silvestris
durch die längeren, steifen, dunkelgrünen Blätter und die fast sitzenden
gleichseitigen Zapfen zu unterscheiden.
B. P. nigra (Austriaca) X per-silvestris. Rinde der älteren Aeste grau.
Harzgänge theils im Parenchym, theils dem Hypoderm an-
liegend. Zapfen ungleichseitig. Apophysen matt, an den unteren
Schuppen der freien Seite (wie bei P. silv.) in einen Buckel erhöht
Nieder-Oesterreich : Weikendorfer Remise im Marchfelde. Eine der P. s.
etwas näher stehende Form wurde auch von R. v. Wettstein (a. a. ©. 327)
bei Reichenau am Fusse des Schneeberges beobachtet. Bl. Mai, Juni.
P. n. (4.) x p.-s. A. u. G..Syn. I. 231 (1897). P. permikta (s. X n.)
Beck ZBG. Wien. XXXVIII. 766 (1888).
Unterscheidet sieh von der näher stehenden P. s. durch die auch an den
Aesten graue Rinde, die längeren, dunkelgrünen Blätter und die fast sitzenden
Zapfen; von P. nigra durch schmälere, weniger steife Blätter und die un-
gleichseitigen, grauen Zapfen.
Nach Focke (Pflanzen-Mischl. 420) soll der Bastard P. nigra x silvestris von
Klotzsch künstlich erzeugt worden sein; über das spätere Schicksal der betreffen-
den Exemplare ist nichts bekannt geworden. Die a. a. O. erwähnte Ansicht Pur-
kynös, dass Pinus leucodermis derselben Kreuzung entstamme, bedarf, nachdem
diese Art namentlich durch die Forschungen Beck’s bekannter geworden, keiner
Widerlegung.
1) Nach August Neilreich, * 1803 7 1871, Oberlandesgerichtsrath in Wien,
welcher sich durch seine Florenwerke über die Länder Oesterreich-Ungarns hervor-
ragende Verdienste erworben hat. (Flora von Wien 1846. Flora von Nieder-Oester-
reich 1859. Nachtr. 1866. Aufzählung der in Ungarn und Slavonien bisher be-
obachteten Gefässpflanzen 1866. Diagnosen 1867. Nachtr. 1870. Vegetationsverh.
von Kroatien 1868. Nachtr. 1869)
232 ’ Pinaceae.
B:1L
? 90.x 95. P. nigra x montäna. Unter diesem Namen (P. digenea 1) Wettst.
ÖBZ. XXXIX. [1889] 108 nicht Beck, P. Wettstemii2) Fritsch a. a. O. 153)
beschrieb R. v. Wettstein ein damals im Wiener Botanischen Garten vorhandenes,
wahrscheinlich aus Nieder-Oesterreich stammmendes, noch nicht blühendes Exemplar,
das sich von P. nigra (Austr.) durch kürzere, dichter gestellte Blätter und längere,
wenig verzweigte, im unteren Theile des etwa 3 m hohen Bäumchens dem Boden
aufliegende Aeste unterschied. Er fand auch im anatomischen Bau der Blätter
einige Unterschiede von P. nigra, besonders in der Beschaffenheit des Hypoderms.
Beck, welcher schon 1890 (Ver. Landesk. Nied.-Oest. 68) unter Bestreitung der
Stichhaltigkeit dieser Unterschiede die Pflanze für eine Form von /. nigra erklärt
hatte, theilte später mit, dass der betreffende Baum sich durch die seitdem ent-
wickelten Zapfen als typische P. nigra erwiesen habe. Wettstein bestritt die
Identität des von Beck gemeinten mit dem von ihm beschriebenen Exemplare.
Jedenfalls bedarf die Existenz dieses Bastardes noch der Bestätigung.
B. I.
91. x 92. (11.) P. pinäster X Halepensis. Rh. Krone kegelförmig
(wie bei 91). Rinde grau (wie bei 92). Blätter 1 dm lang, dünner als
bei 91, etwas dieker als bei 92.
In etwa 20, jetzt ca. 40jährigen aus der Aussaat von 91. hervor-
gegangenen Exemplaren, welche bisher keine Zapfen tragen, in der
Provence (Mirabeau, Dep. Vaucluse) von Gabriel deMontigny beobachtet.
P. halepensi-pinaster Saporta in Comptes rend. Acad. sc. Paris
CIX. 656 (28. Oct. 1889).
?89.x 94. P. cembra x silvestris soll sich nach Gusmus (Pacher Jahr.
Landes-Mus. Kärnten XXI. 62 [1893]) in Kärnten bei Reichenau finden. Bei der
geringen Zuverlässigkeit dieses Beobachters muss diese von Fritsch (ÖBZ. XLIV.
114) mit 2 Fragezeichen versehene Angabe als höchst zweifelhaft gelten.
Tribus,
TAXODIEAE.
(Parlatore in DC. Prod. X VI. 2. 432 [1867]. Taxodiinae Eichler Nat. Pfl. II. 1. 65.)
Vgl. S. 186. Meist Bäume. Staubblätter mit 2—8 meist freien, der Länge
nach aufspringenden Pollensäcken. Samen 2—9, mit holziger Schale, ungeflügelt
oder nur mit schmalem Randsaum.
10—12 Arten, grösstentheils (nur mit Ausnahme der 3 Arten von Arthrotäxis
[Don Transs. Linn. Soc. XVIII. 171 (1839)] in Tasmanien) in der wärmeren nörd-
lichen gemässigten Zone (Ost-Asien und Nord-America).
1) S. S. 230 Fussnote 1.
2) Nach dem Autor Richard Ritter Wettstein von Westersheim, * 1863,
Professor an der Deutschen Universität in Prag, Verfasser zahlreicher werthvoller
phytographischer Arbeiten, welche namentlich die Flora Mitteleuropas betreffen (u. a.
Monographie der Gattung Euphrasia. Leipzig 1896. Die europäischen Arten der
Gattung Gentiana aus der Section Endotricha Froel. und ihr entwickelungsgeschicht-
licher Zusammenhang. Denkschr. math. nat. Cl. Kais. Ak. Wiss. Wien LXIV. 1896).
Derselbe hat auch für dies Werk die Bearbeitung einer Anzahl formenreicher Gruppen
(Sempervivum, Gentiana, Euphrasia) in Aussicht gestellt und die Verfasser durch
zahlreiche Mittheilungen verpflichtet.
Du
Pinus. Sciadopitys. Cryptomeria. 233
Uebersicht der Gattungen.
A. Sprosse in Lang- und Kurztriebe geschieden, erstere nur Niederblätter tragend.
Samen etwa 7, neben einander auf der Oberseite der Fruchtschuppe, umge-
wendet. Sciadopitys.
B. Sprosse sämmtlich mit Laubblättern versehene Langtriebe.
I. Fruchtschuppe oben 4—6zähnig; die ansehnliche freie Spitze der Deck-
schuppe dreieckig. Samen in der Achsel der Fruchtschuppe, aufrecht.
Cryptomeria.
II. Fruchtschuppe ganzrandig oder höchstens gekerbt. Freie Spitze der Deck-
schuppe klein.
a. Zweige theilweise begrenzt, mit den Blättern (meist jeden Herbst als Ganzes)
abfallend. Zapfenschuppen dachziegelförmig, zuletzt (nach dem Abfallen
des Zapfens) in unregelmässiger Folge abfallend. Samenanlagen in der
Achsel jeder Schuppe 2, aufrecht (oft nur eine zu einem unregelmässig
kantigen Samen reifend). Taxodium.
b. Keine begrenzten abfälligen Zweige. Zapfenschuppen schildförmig, bis
zuletzt bleibend. Samen 4—9 (meist 5) anfangs in der Achsel, fast auf-
recht, zuletzt auf der Oberseite jeder Schuppe umgewendet. Sequoia.
SCIADOPITYS:).
(Siebold et Zucecarini Fl. Jap. II. 2. t. 101, 102 (1842). Nat. Pfl. II. 1. 84.)
Vgl.oben. Langtriebe unterwärts spiralig entfernt gestellte Niederblätter, oberwärts
mehrere entfernte schirmförmige Quirle von gleichfalls von Niederblättern gestützten
Kurztrieben tragend, welche nur zwei an den Hinterrändern vereinigte, daher ihre Bauch-
seiten und das Xylem ihres einzelnen Gefässbündels nach unten, die Rückenseiten
und das Phloöm nach oben wendende Laubblätter (eine ‚„Doppelnadel‘) entwickeln.
Männliche Blüthen am Grunde diesjähriger, erst später auswachsender Sprosse zu
kurzen dichten Aehren gehäuft. Staubblätter mit dreieckiger Endschuppe und 2 dem
Filament angewachsenen länglichen, längs auswärts aufspringenden Pollensäcken,
Zapfen meist einzeln, aufrecht, erst im zweiten Jahre reifend. Fruchtschuppe völlig
mit der Deckschuppe verschmolzen, mit schwach gekieltem, auf der vertieften Aussen-
fläche der Schuppe sichtbarem Vorderrande. Samen zusammengedrückt, flügelrandig.
Keimblätter 2.
Nur eine in Japan einheimische, dort besonders bei Tempeln angepflanzte Art:
* S. vertieilläta. (Schirm-Tanne, franz.: Pin A parasol.) i), bis 40 m
hoch. Krone ausgebreitet. Doppelblätter zu 20—40 im Quirl, 6—15 em lang,
2,5—7 mm breit, an der Spitze ausgerandet, beiderseits gefurcht, oberseits dunkler-
grün und stärker glänzend, unterseits in der Furche gelblichweiss, glanzlos. Zapfen
stumpf, 7—10 em lang, 4—5,5 cm dick.
Seltnerer Zierbaum.
S. v. Sieb. ei Zuce. a. a. O. 3 (1842). Koehne D. Dendrol. 45 fig. 15. Taxus
v. Thunb. Fl. Jap. 276 (1784). Pinus v. Siebold Verh. Bat. Genootsch. II. 12 (1830).
x CRYPTOMERIA>).
(D. Don in Trans. Linn, Soc. XVIII. 167 [1833]. Nat. Pfl. II. 1. 89.)
Vgl. oben. Immergrüner Baum mit unbehüllten Knospen. Blätter 5reihig
abstehend. Männliche Blüthen in den Achseln vorjähriger Laubblätter zu Aehren
vereinigt. Staubblätter mit 4—5 rundlichen Pollensäcken am Grunde der breit
1) Von sztds Schattendach, Dolde und rtirug Kiefer, wegen der schirmförmigen
Quirle von Kurztrieben.
2) Von xpurtog verborgen und uipos Theil; wohl wegen der theilweise mit
der Deckschuppe vereinigten Fruchtschuppe.
234 Pinaceae.
dreieckigen Endschuppe. Zapfen einzeln, an der Spitze der Zweige, oft am Gipfel
durchwachsend. Samen 3—6 kantig. Keimblätter meist 3.
Nur eine Art Öst-Asiens:
C. Japönica. (Japanische Ceder.) f}, bis 40 m hoch. Rinde braunroth.
Krone eiförmig. Blätter aufrecht-abstehend, etwas einwärts gekrümmt, angewachsen-
herablaufend, bis 25 mm lang, pfriemenförmig, spitz, stumpf 3—4kantig, dicker als
ihre Breite, graugrün (0. Fortüneil) [fälschlich Fortunini] Hooibrenk Wiener Journ.
ges. Pfl.reiches 22 [1853] so besonders in China) oder grasgrün. Zapfen 16 mm
bis 3 em lang und fast ebenso dick, braunroth.
Zierbaum, im südlichen Gebiet nicht selten angepflanzt, im nordöstlichen nicht
winterhart.
©. j. D. Don a. a. O. (1833). Willkomm Forstl. Flora 2. Aufl. 59. Koehne
Dendrol. fig. 12. Cupressus 5. L. fil. Suppl. pl. 421 (1781).
Unter den zahlreichen im Vaterlande nnd bei uns cultivirten Formen ist die
bemerkenswertheste 1. eElegans (Carriere Conif. 2 &d. 196 [1867]. Beissner Nadel-
holzk. 145 fig. 36. CO. e. hort. Veitch nach Beissner a. a. OÖ. Zwergform (die aber
nicht selten Zapfen trägt) mit längeren, schlafferen, abstehenden, entfernter gestellten
Blättern.
TAXODIUM?).
(L. C. Richard in Ann. du Mus. XVI. 298 [1810]. Nat. Pfl. II. 1. 90 mit Ein-
schluss von Glyptostrobus 3) Endlicher Syn. Conif. 69 [1847]. Nat. Pfl. II. 1. 91.)
Vgl. S. 233. Meist Bäume mit behüllten Knospen. Männliche Blüthen zahl-
reich in Aehren oder Rispen am Ende vorjähriger Sprosse, jede einzelne von Schuppen-
blättern umhüllt. Staubblätter 6—8. Pollensäcke 5—8, rundlich, unterhalb des
der dreieckigen Endschuppe schildförmig eingefügten Filaments befestigt. Zapfen
zu 1—2 endständig oder am Grunde des männlichen Blüthenstandes, im ersten Jahre
reifend. Vorderrand der Fruchtschuppe auf der Aussenseite der Zapfenschuppe als
erst bei der Fruchtreife deutlicher welliger Bogenwulst sichtbar. Keimblätter 5—9.
3—4 Arten im östlichen Nordamerica (südlich bis Mexico) und China.
* T. distichum #). (Sumpf-Cypresse, franz.: Cypres-chauve.) }}, bis 40 m
hoch und 3 m dick, mit braunrother Rinde und ausgebreiteter, schildförmiger Krone.
Blätter sommergrün, linealisch, spitz, 8—17 mm lang, 1 mm breit, hellgrün, an
den bleibenden Trieben allerseitswendig an den begrenzten 2zeilig gescheitelt,
mit diesen im ersten Herbst abfallend. Zapfen ellipsoidisch-kugelig, bis
32 mm lang, bis 23 mm dick, grünlich. Innerer Rand des Bogenwulstes undeutlich
gekerbt. Samen ungeflügelt.
Im ganzen Gebiet aushaltender, nicht seltener Zierbaum, aus den südöstlichen
Staaten Nord-Americas (Texas bis Delaware). in denen er charakteristische Sumpf-
wälder (Cypress-swamps) bildet. Bl. Mai. Fr. Oct.
T. d. Rich. a. a. O. (1810). Cupressus d. L. Sp. pl. ed. 1. 1003 (1753).
Wird von Laien nicht selten für eine Mimosa oder Acacia gehalten, wegen
der allerdings sehr auffälligen Aehnlichkeit der abfallenden Triebe mit den Blättern
einiger Arten dieser Leguminosen-Gattungen.
Bemerkenswerth sind die auf der Oberseite der horizontal weit fortstreichenden
Wurzeln befindlichen bis über 1 m hohen holzigen, hohlen Auswüchse, die besonders
"TR. 8, 181,
2) Wegen der (ziemlich et Aehnlichkeit mit Taxus.
3) Von yAurtos geschnitzt und orpnßos (hier = srpoßıXos s. S. 178, 179), wegen
des deutlich gekerbten Randes der Fruchtschuppe.
4) Von öı- doppelt und or!yos Reihe, wegen der zweiseitig beblätterten be-
grenzten Triebe.
Cryptomeria. Taxodium. Sequoia. 235
an feuchten Orten, Fluss- und Teichufern, an denen diese Art am besten gedeiht,
auftreten. Unter den Gartenformen sind die bemerkenswerthesten das angeblich aus
China stammende T. d. pendulum (Carriere Tr. gen. Conif. 2 ed. 182 [1867].
T, sinense 1) Noisette nach Gord. Pin. 309 [1858]. Glyptostrobus p. Endlicher Syn.
Conif. 71 [1847]), eine nur 8 m erreichende Zwergform mit hängenden Aesten, an
der die Blätter der begrenzten Triebe kleiner (6—12 mm), allerseitswendig, und
eine andere, T'. d. intermedium (Carr. Revue hortice. 1859 63), an der die peitschen-
förmig überhängenden jungen Zweige dicht dachziegelförmig gestellte schuppenförmige
Blätter tragen. Beide erinnern an das Chinesische T. heterophyllum 2) (Brogn. Ann.
Se. nat. Ser. I. XXX. 184 [1833]), dessen bleibende Zweige die letztere, die be-
grenzten die erstere Beschaffenheit ihrer Belaubung zeigen. Indess macht Koehne
(a. a. ©. Anm. 43, 44) mit Recht geltend, dass die Zapfen der letzteren Art durch
ihre mehr langgestreckte Form und den deutlich gekielten Innenrand des Bogen-
wulstes von denen der Americanischen Art völlig verschieden sind.
* SEQUOIA3).
(Endlicher Syn. Conif. 197 [1847]. Nat. Pf. I. 1. 83.)
Vgl.S.233. Immergrüne Bäume mit unbehüllten Knospen. Männliche Blüthen
an kurzen Trieben endständig oder in den Achseln der obersten Blätter eines längeren
Triebes. Staubblätter mit 2—4 (meist 3) freien, rundlichen Pollensäcken am Grunde
der dreieckigen, fransig-gezähnten Endschuppe. Zapfen einzeln, an kurzen Trieben
endständig; ihre Schuppen in der vertieften Mitte das freie Spitzchen der Deck-
schuppe tragend. Samen beiderseits geflügelt. Keimblätter 2—6.
2 Arten in den Gebirgen Kaliforniens.
x S. gigantea*). (Mammuthbaum.) }). Stamm bis 120 m hoch und 16 m
dick, mit dieker, rissiger, schwammiger, rothbrauner Rinde. Krone anfangs pyra-
midal, später unregelmässig quirlig, erst in der Mitte des Stammes beginnend.
Blätter allerseitswendig, an nicht blühenden Trieben aufrecht, angewachsen-
herablaufend, 4—8 mm lang, halbstielrund-pfriemenförmig, oberseits mit 2 Längs-
furchen, lang gespitzt, graugrün, an den blühenden Trieben angedrückt-dach-
ziegelartig, schuppenförmig. Männliche Blüthen einzeln, von Schuppenblättern
umhüllt. Zapfen 4—7 em lang, 3—4,5 cm dick, gelbbraun. Aussenfläche der
Schuppen strahlig-gestreift.
Zierbaum aus der Sierra Nevada Kaliforniens (wo er nur einige kleine Be-
stände bildet, und, ais einer der grössten Bäume der Erde, seit seiner Entdeckung
durch Lobb 1850 von den Touristen aufgesucht wird), im nordöstlichen Gebiete
nicht ganz winterhart, im Süden, z. B. im Banat, stellenweise forstlich angebaut.
$. g. Lindley u. Gordon in Journ. Hort. Soc. V. 222 (1850) nicht Endlicher.
Koehne D. Dendrol. fig. 14 H—K. Wellingtonia 5) g. Lindl. in Gard. Chron. 1853.
819. Willkomm Forstl. Fl. 2. Aufl. 59. Washingtönia 6) califörnica Winslow in
Californ. Farm. 1854, Sept.
* S. sempervirens. fi, bis 90 m hoch. Rinde roth, rissig. Blätter der
nicht blühenden Triebe Z2reihig-gescheitelt, 7—20 mm lang, bis 2,5 mm breit,
flach, kurz gespitzt, rückeuseits mit 2 weisslichen Streifen an den
blühenden Trieben kürzer und allerseitswendig. Männliche Blüthen zu 1—3 aus
gemeinsamer Schuppenhülle. Zapfen 2 cm lang, 15 mm dick. Aussenfläche der
Schuppen quergestreift.
1) Sinensis, chinesisch.
2) Von £tspos verschieden und »üuAAnv Blatt.
3) Einheimischer Name der S. sempervirens.
4) yıyavreioc, riesenhaft.
5) Nach Arthur Wellesley, Herzog v. Wellington, dem hervorragendsten
Britischen Feldherrn.
6) Nach George Washington, dem Befreier und ersten Präsidenten der
Vereinigten Staaten von Nord-America.
236 . Pinaceae.
Zierbaum aus der Küstenkette Kaliforniens, nur im südlichen und westlichen
Gebiete winterhart. h
S. s. Carriere Copif. ed. 1. 164 (1855). Koehne D. Dendrol. 43 fig. 14 A—G.
S. s. und gigantea Endlicher Syn. Conif. 19 (1847). Taxodium s. Lambert Pinus
2 ed. II. 107 t. 48 (1828).
2. Unterfamilie.
CUPRESSOIDEAE.
(A. u. G. Syn. I. 236 [1897]. Cupressinae L. C. Richard Ann. Mus.
XVI. 298 [1810] exel. Taxodıum. Cupressineae Eichler Nat. Pfl. II.
1. 65 [1889)).
8.8. 185..
Einige 60 Arten, grösstentheils in den wärmeren gemässigten Zonen; nur
wenige innerhalb der Tropen; nur eine Art, Juniperus communis (S. 242), über-
schreitet den nördlichen Polarkreis. Die 18 Arten der hier nicht abgehandelten
Tribus Actinoströbeae finden sich fast ausschliesslich in der Süd-Halbkugel.
Uebersicht der Tribus.
A. Zapfen zur Reifezeit trocken, zuletzt sich öffnend und den Samen
ausfallen lassend.
I. Zapfenschuppen holzig, eckig, meist schildförmig auf
schiefwinklig angesetztem Stiel, mit den Rändern aneinander
liegend. Cupresseae.
II. Zapfenschuppen derb lederartig, blattartig, mit den
Rändern dachziegelartig über einander greifend.
Thyiopseae.
B. Zapfen zuletzt saftig, scheinbar eine Beere (oder, wenn die hart-
schaligen Samen verwachsen sind, eine Steinfrucht) darstellend.
Junipereae.
Tribus.
CUPRESSEAE.
([Parlatore in DC. Prodr. XVI. 2. 366 (1867) z. T.]. Cupresseae verae Endl. Syn.
Conif. 5 [1847]. Koehne Deutsche Dendrol. 48 [1893], Oupressinae Eichler in Nat.
PA! Die1}<90.)
S. oben. Hierher nur die Gattung:
+ CUPRESSUS:').
([Tourn. Inst. 587 t. 358. L. Gen. pl. ed. 1. 294] ed. 5. 435 [1754]. Nat. Pfl. II.
1. 99, mit Einschluss von Chamaecyparis a. a. O. 100.)
f oder (bei uns) fj. Blätter gegenständig, gekreuzt, an jungen Exemplaren
lineal-lanzettlich, abstehend, an älteren kurz, anliegend, sich dachziegelartig deckend.
1) Name von (. sempervirens bei den Römischen Schriftstellern. Bei Ver-
gilius (Aen. III. 680) kommt auch cyparissus, entsprechend dem griechischen
KUTAPLIOOS, VOL.
Sequoia. Cupressus. 237
Blüthen bez. Blüthensprosse an getrennten Zweigen, einhäusig. Männliche Blüthen
klein, länglich-eitörmig bis eylindrisch, endständig. Staubblätter mit 4 Pollensäcken.
Weibliche Blüthensprosse eiförmig oder kugelig, aus 3—7 gekreuzten Paaren am
Grunde (selten eine) meist mehrere bis zahlreiche Samenanlagen tragender Schuppen
bestehend. Zapfen aus den sich nach oben schildförmig verbreiternden, gegen
einander kantig abgeplatteten holzigen Schuppen gebildet. Samen eiförmig, oft
unregelmässig kantig, mehr oder weniger geflügelt. Keimblätter 2—3.
12 Arten im Mittelmeergebiet, gemässigten Asien und Nord-America bis Mexico.
Zerfällt in 2 Untergatiungen:
A. Eucupressus!) (K. Koch Dendr. II. 2. 145 [1873]. Cupressus Spach Hist.
nat. veget. phanerog. XI. 323 [1842]. Endlicher Syn. Conif. 55 [1847], Nat.
Pfl. II. 1. 99). Zweige nicht oder undeutlich zusammengedrückt, undeutlich
Akantig. Blätter alle gleichgestaltet. Zapfen (bei unserer Art) 2—3 cm
lang, im zweiten Jahre reifend. Schuppen meist 4 bis über 20 Samen tragend.
+ C. sempervirens. (Cypresse, franz.: Cypr&s; ital.: Cipresso; kroat.:
Cempres; russ.: Kumapucr.) N, bis 25 (selten 50) m hoch. Aeste sehr dicht,
meist weit herabreichend. Aeltere Zweige mit matt bräunlich-grauer Rinde, jüngere
röthlich. Blätter auf dem Rücken mit ovaler eingedrückter Harzdrüse, dunkel-
graugrün, dreieckig, an jüngeren Pflanzen länger zugespitzt und abstehend, an
älteren Exemplaren an den Haupttrieben länger als ihre Breite, zugespitzt, etwas
abstehend, an den schwachen Seitentrieben fast gleichseitig dreieckig,
fest angedrückt, stumpf. Zapfen fast hängend, kugelig bis eiförmig, anfangs
schwach bereift, trocken braun. Schuppen 6—14, auf der Mitte der radial-gestreiften
Aussenfläche buckelig gewölbt, stumpf-stachelspitzig. Samen zu 8 bis über 20,
5—7 mm lang, schmal geflügelt, oft unregelmässig an einander abgeplattet, schwach
glänzend, rothbraun.
In den Gebirgen Nord-Persiens und des östlichen Mittelmeergebiets (Syrien,
Cilieien, Cypern, Rhodos, Kreta, Melos? Cyrenaica!) einheimisch, z. T. seit den
Römerzeiten im südlichen Gebiet bis in die südlichen Alpenthäler, einzeln noch
nördlicher (z. B. auf der Insel Mainau im Bodensee (Beissner) und bei Metz
(K. Koch) als Zierbaum und des werthvollen Holzes halber angepflanzt; stellen-
weise, wie in Dalmatien, völlig eingebürgert. Bl. Januar— April. Fr. im folgenden
Frühjahr.
©. s. L. Sp. pl. ed. 1. 1002 (1753). Koch Syn. ed. 2. 765. Nyman Consp. 675
Suppl. 284. Richter Pl. Eur. I. 5. Rchb. Ie. fl. Germ. XI. t. DXXXIV. Nat. Pf.
Ir 499fg.:'57.
Findet sich in zwei durch den Bau der Krone verschiedenen Abarten, welche
mit Unrecht häufig als Arten getrennt werden:
A. horizontälis. (Franz.: Cypr&s horizontal; ital.: Cipresso femmina 2),
Cipressa.) Krone breit-kegelförmig. Aeste horizontal abstehend. —
Diese in der Heimath des Baumes vorherrschende Form wird viel seltener
angepflanzt. — C. s. h. Gordon Pinet. 68 (1858). Richter a. a.0. Ü. s.
B. L. a. a. O. 1003 (1753). €. H. Miller Gard. diet. ed. 8 No. 2 (1768).
Willkomm Forstl. Fl. 2. Aufl. 247.
B. pyramidälis. (Franz.: Cypres pyramidal; ital.: Cipresso maschio 2), Cipresso.)
Krone schmal, aus eylindrischem Grunde allmählich zugespitzt. Aeste an-
gedrückt aufrecht. — Diese im Wuchs an die Pyramiden-Pappel erin-
nernde Abart ist bei weitem häufiger angepflanzt, der südlichen Land-
schaft ihr charakteristisches Gepräge verleihend. — Ü. s. var. p. Nyman
Consp. 675 (1881). C. p. Targioni-Tozzetti Obs. bot. dee. III—V. 53 (1808—10).
C. fastigidta DC. Fl. franc. V. 336 (1815). Willkomm a. a. O. 246 fig. 1—6.
1) S. 8. 15 Fussnote 2. |
2) Cesalpino (de plantis III. 134) wendete zur Unterscheidung dieser beiden
Formen die Geschlechtsbezeichnung gerade umgekehrt an.
238 Pinaceae.
Dieser Baum war (und ist auch jetzt, besonders im Orient) ein Symbol der
Trauer und wird daher häufig auf Friedhöfen (weltberühmt sind die Cypressenhaine
der Begräbnissplätze Constantinopels!!) angepflanzt. Auch sein wohlriechendes,
festes, dem Wurmfrasse wenig ausgesetztes Holz war schon im Alterthum hoch
geschätzt und daraus verfertigte Behältnisse gelten noch als vor den Motten gesichert.
BU 1
B. Ohamaecyparis!) ([Spach, Hist. veget. phanerog. XI. 329 (1842). Nat.
Pfl. II. 1. 100 als Gatt.. K. Koch Dendr. II. 162 [1873]. Koehne Deutsche
Dendr. 50 [1893].) Zweige (ähnlich denen der Lycopodia heterophylla S. 154)
deutlich zusammengedrückt. Die 2 Reihen flächenständiger Blätter flach,
die 2 Reihen der kantenständigen zusammengefaltet. Zapfen kaum
über 1 em lang, im ersten Jahre reifend. Schuppen (1), 2—5 Samen tragend.
x* C. pisifera. f} (bei uns), seltner (in der Heimat bis 30 m hoher) f} mit
etwas überhängenden, an den Spitzen nicht bereiften Zweigen. Blätter an
jungen Exemplaren oder der immer die Jugendform bewahrenden f. squarrosa
(Koehne Deutsche Dendr. 51 (1893). BRetinöspora?) s. Sieb. et Zuce. Fl. jap. II. 40
tab. 123 [1842]. Chamaecyparıs s. Endl. Syn. Conif. 65 [1847]. Ch. p. s. Beissner
u. Hochstetter in Beissner Nadelh. 85 fig. 21 [1891]) (C. p. plumosa Beissner a. a. O.
87 fig. 22 [1891] ist eine Uebergangsform) 6—9 mm lang, lineallanzettlich,
rückenseits mit 2 weissen Längsstreifen, an älteren Exemplaren dreieckig, stachel-
spitzig, locker anliegend (an den Haupttrieben meist abstehend), mit schwach
eingesenkter Harzdrüse. Auf der Zweigunterseite die Flächenblätter mit je 2, die
Kantenblätter mit je 1länglichen, weissen Fleck am Grunde desBlattes.
Zapfen fast kugelig, 5—6 mm lang, gelbbraun. Schuppen 8—14, vertieft, in der
Mitte mit einem kleinen, stumpfen, dreieckigen Höcker versehen. Samen zu 2,
mit Harzbläschen, quer breiter, von ihren Flügeln bedeutend an
Breite übertroffen.
Ziergehölz aus Japan, wo zwischen 30° und 38° n. Br. verbreitet. In unseren
Gärten in zahlreichen Formen und Farbenspielarten. Bl. April—Mai.
©. p. K. Koch Dendr. II. 2. 170 (1873). Betinospora 3) p. Sieb. und Zuce.
Fl. Japon. II. 39 tab. 122 (1842) 26. Chamaecyparıs p. Endl. Syn. Conif. 64
(1847). Beissner a. a. O. 84 fig. 20.
* C. Lawsoniäna3). (Lebensbaum-Cypresse.) }} (in der Heimat) bis über
60 m hoch, von pyramidalem Wuchs, mit aufrechten, überhängenden Gipfeltrieben.
Aeste in wagerechter Ebene verzweigt, abstehend, an den Spitzen weisslich
bereift, später nur noch an den vertieften Stellen mit undeutlichen, unregel-
mässigen, abwischbaren, weissen Streifen. Blätter kurz dreieckig, zu-
gespitzt, sich regelmässig dachziegelartig deckend. Die Flächenblätter auf dem
Rücken mit einer länglichen, eingesenkten Harzdrüse. Männliche Blüthen roth;
weibliche Blüthensprosse stahlblau. Zapfen auf die Zweigoberseite gebogen, kugelig,
8—11 mm lang, in der Jugend hell weisslich grün, später schwarzbraun. Schuppen
meist 8, vertieft, in der Mitte mit einem kleinen spitzen Haken. Samen meist
zu 2—5, mit Harzbläschen, fast kreisrund, deutlich breiter als die
Flügel.
In Kalifornien und Oregon einheimisch, in unseren Gärten in zahlreichen
Formen und Farbenspielarten angepflanzt; auch versuchsweise, wie in Bayern, als
Waldbaum angepflanzt. Bl. April— Mai.
C. L. Andr. Murray Edinb. New Phil. Journ. N. Ser. I. 292 iab. 9 (1855).
Chamaecyparis L. Parlatore Ann. Mus. Stor. Nat. Firenze I. 181 tab. 3 fig. 22—25
(1864). Willkomm Forstl. Fl. 2. Aufl. 247. Beissner a. a. O. 71, 72 fig. 16, 17.
1) Aus Chamaecyparissus „niedrige Cypresse‘“ (s. S. 156) durch (sprachlich
etwas anfechtbare) Weglassung der letzten Silbe gebildet.
2) Von fnr:vn Harz und sropa Saat, Samen.
3) Nach Charles Lawson, Handelsgärtner in Edinburgh, welcher mehrere
gärtnerische Handbücher herausgab.
Cupressus. Thyia. 239
Die ebenfalls in diese Gruppe gehörenden, durch das Fehlen von Harzbläschen
auf den Samen von der vorigen verschiedenen Ü. thyoides1) (L. Sp. pl. ed. 1. 1003
[1753]. COhamaec. sphaeroidea 2) Spach a. a. O. 331 [1842]. Willkomm a. a. O. 248.
Beissner a. a. OÖ. 65—67 fig. 12—15) und (Ü. Nookatensis3) (Lambert Deser, 42
Pinus 2. ed. II, 113 [1828]. Chamaecyparis nutkatensis Spach Hist. veget.
phanerog. XI. 333 [1842]. Willkomm a. a. O. Beissner a. a. O0. 80, 81 fig. 18, 19.
Koehne D. Dendr. 49 fig. 19), erstere aus dem östlichen, letztere aus dem westlichen
Nord-America, werden ebenfalls nicht selten in Gärten cultivirt.
Tribus.
THYIOPSEAE“).
(Thujopsideae Endl. Syn. Conif. 6 [1847] erw. inel. Libocedrus Koehne Deutsche
Dendr. 46 [1893]. T’hujopsidinae Eichler in Nat. Pfl. II. 1. 85.)
S. 8. 236.
13 Arten, von denen 8 der in Ost-Asien, Neuseeland, Neu-Caledonien, dem
westlichen Nord-America und Chile verbreiteten, von T'hyia nicht scharf zu trennen-
den Gattung Liböcedrus 5) (Endl. Syn. Conif. 42 [1847]) angehören, von der einige
Vertreter nicht selten in Gärten und Baumschulen zu finden sind; am häufigsten
L. decürrens (Torrey Pl. Fremont. Smiths. Centr. VI. 7. t. 3 [1854]. Nat. Pfl. II.
1. 97 fig. 54 a—c. Beissner a. a. O. 28, 29 fig. 1, 2. Koehne a. a. O. 47 fig. 17.
Thuia gigantea Carriere in Fl. des serres IX. 199 [1853]. Willkomm a. a. O. 250
nicht Nutt.) aus Kalifornien und Oregon.
* THYIAS).
([Thuya Tourn. Inst. 586 t. 358. L. Gen. pl. ed. 1. 378] ed. 5. 435 [1754] in Sp.
pl. ete. T’huja geschrieben. Nat. Pfl. II. 1. 97.)
(Lebensbaum, franz.: Arbre de vie; poln.: Drzewo zycia; böhm.: Zerav.)
h, (bei uns) seltner mit flachen sich meist in einer Ebene fiederig oder
fächerförmig verzweigenden Zweigen und gegenständigen, bei jungen Exemplaren
schmallanzettlichen, bei älteren kurz dreieckigen sich schuppig deckenden Blättern,
1) Von Yuta oder 342 vgl. unten Fussnote 6 und -zıöns ähnlich.
2) oparposıöng kugelförmig, wegen der Gestalt der Zapfen.
3) Nach dem zuerst bekannt gewordenen Fundort Nootka-Sound auf Vancouver’s
Island (British Columbia). Die ursprüngliche Schreibweise erklärt sich wohl dadurch,
dass die Bewohner in ihrer eigenen Sprache sich Nuteä’ thath nennen (Boas nach
Aurel Krause br... Wem dieselbe zu gesucht erscheint, mag mit der Mehrzahl
der Schriftsteller Nutkaönsis schreiben.
4) Nach der ostasiatischen Gattung T’hyiopsis (Sieb. et Zuce. Fl. Jap. II. 32
[1842]), von der die (einzige) Art T. dolabrata (Sieb. et Zuce. a. a. O. 34 t. 119,
120 [1842]. Thuja d. L. fil. Suppl. 420 [1781]) nicht selten eultivirt wird. Von
Yuta, vgl. Anm. 6 und öd:s Ansehen. Die Autoren schrieben T’hujopsis.
5) Von Aıßcs Tropfen, Thräne und xeöpos (s. S. 205); vielleicht Anklang an
den von ödxpu, öaxpuov Thräne abgeleiteten Namen der Taxaceen-Gattung Dacrydium
Solander in Forster pl. esc. ins. oc. austr. 80 (1786), zu der die Neuseeländische
L. Donidna Endl. Syn. Con. 43 (1847) zuerst gestellt wurde.
6) Yula, Yuia, Yua oder Yuov, schon bei Homeros (Odyss.) und Theophrastos
Name eines Nordafricanischen Baumes mit wohlriechendem Holze (dursıs duftend'\.
%uvov nach Plinius XIII, 16, 30, Propertius 3, 7, 49 und Macrobius Saturnalia
III, 19 — Citrus. Vielleicht die zu den Üupressoideae (Actinostrobeae) gehörige
Callitris quadrivalvis (Vent. Dec. 10 [1808]). Die Schreibweise Tourneforts Thuya
ist unrichtig, Thuja oder Thuia nicht beglaubigt.
240 Pinaceae.
von denen die zwei aufeinander folgenden Quirlen angehörigen ungleich gestaltet,
die auf der Fläche des Zweiges flach, die an den Kanten zusammengefaltet. Blüthen
zweihäusig oder unvollkommen einhäusig. Männliche Blüthen endständig, sehr klein,
kugelig, kaum von dem sie tragenden Zweige deutlich abgesetzt. Staubblätter
schuppenartig mit je 4 Pollensäcken. Weibliche Blüthensprosse aus 3—5 gekreuzten
Paaren von Schuppen bestehend, von denen die obersten 2 Schuppen meist unfruchtbar,
länglich, häufig zu einem Säulchen verwachsen, die 2 untersten jedoch meist
fruchtbar. Samen länglich, ungeflügelt oder mit 2 schmalen, den Samen rings um-
gebenden, häutigen Flügeln; auf jeder Seite einige längliche Harzbläschen. Keim-
blätter 2.
4 Arten innerhalb der gemässigten Zone Asiens und Nord-Americas, von denen
3 zur ersten Untergattung gehören.
Zerfällt in 2 Untergattungen :
A. Euthyia (Euthuja D. Don in Lambert Pin. ed. 2. II. 129 [1828]. Nat. Pf.
II. 1. 97). Zweige in wagerechter oder sanft aufsteigender Ebene ver-
zweigt; eine deutlich verschieden gestaltete (und gefärbte) Ober- und Unter-
seite erkennbar. Zapfenschuppen bei der Reife trocken, lederartig bis
holzig, sich leicht von einander trennend, rückenseits mit wenig hervorragendem
(bis höchstens 1 mm langem) Spitzchen. Samen flach, deutlich geflügelt.
* T. Oceidentälis. (Bei uns meist) }} selten f} (bis 20 m hoch), vom Grunde
an verzweigt, mit matt glänzender, bräunlich silbergrauer Rinde, im Winter sich
bräunlich verfärbend. Jüngere Zweige 2 (—-3) mm breit, lebhaft grün, unter-
seits heller. Blätter an jungen Exemplaren sehr schmal linealisch, bis 8 mm
lang (f. ericoides!) hort. K. Koch Dendr. II. 2. 175 [1873]. Beissner a. a. O. 39
fig. 51 und Uebergangsform fig. 2. Chamaecyparis e. hort. Carr. Conif. 140 [1855]),
an älteren 1—2 mm lang, breit dreieckig, zugespitzt, fest anliegend, sich dachziegel-
artig deckend, auf der Zweigunterseite nicht oder doch sehr wenig ver-
tieft. Flächenblätter flach ausgebreitet, mit je einer länglichen, rücken-
ständigen, deutlich erhabenen Harzdrüse. Kantenblätter auf dem Rücken
abgerundet. Zapfen nach der Oberseite der Zweige aufwärts gebogen,
6—8 (—12) mm lang, (geschlossen) 3—6 mm breit, braungelb.
Stanmmt aus dem Atlantischen Nord-America, im Gebiete sehr häufig angepflanzt,
besonders als Symbol der Unsterblichkeit auf Friedhöfen. Bl. April, Mai.
T. o. L. Sp. pl. ed. I. 1002 (1753). Willkomm a. a. O. 249 fig. XXXII.
14, 15).
Off. Die jungen Zweige: Thuya Ph. Hung.
Von verwandten Arten wird noch die nordwestamericanische T. plicata (Donn
Hort. Cantabr. 6. p. 249 [1811]. Nat. Pfl. II. 1. 98 fig. 55), die sich besonders durch
compactere Tracht, oberseits auffallend glänzende, unterseits matt blaugrüne Zweige
und deutlich vertiefte Blätter auszeichnet, nicht selten cultivirt.
B. Biöta2) (D. Don in Lambert Pin. ed. 2. II. 129 [1828]. [Endlicher Syn. Conif.
46 (1847) als Gatt.] Eichler in Nat. Pfl. II. 1. 98). Zweige in senkrechter
Ebene verzweigt, beide Seiten gleichgestaltet, lebhaft grün. Zapfen-
schuppen in der Reife zuerst derb-fleischig, später hart, trocken, oft fest ver-
klebend und unregelmässig zerreissend, rückenseits mit (bis 2 mm langen)
zurückgekrümmten Hörnchen. Samen länglich eiförmig, ungeflügelt.
* T. Orientälis. f}), seltner kleiner }, bis etwa 7 m hoch, meist vom
Grunde an dicht verzweigt, mit matt glänzender, rothbrauner Rinde. Jüngere
1) Wegen der Aehnlichkeit dieser Form mit einer Erica,
2) Von Bıwrcs lebenskräftig, lebenswerth, entsprechend dem in die europäischen
Sprachen übergegangenen, schon bei den Schriftstellern des 16. Jahrh. gebräuch-
lichen Namen der Gattung Arbor vitae. Dieser Name wurde ursprünglich wegen
der der Pflanze zugeschriebenen Heilkräfte gegeben. Die Friedhof-Symbolik (als
Ersatz der im grössten Theil des Gebiets nicht winterharten Cypresse) hat sich wohl
erst später ausgebildet.
Thyia. Juniperus, 241
Zweige 1—1!/ mm breit. Blätter an jungen Exemplaren lineallanzettlich, scharf
zugespitzt, abstehend (f. juniperoides A.u.G. Syn. I. 241 [1897]. Betinospora
j. Carr. Conif. ed. 2. 140 [1867]. Biota o. decussäta Beissner u. Hochstetter in
Beissner Nadelholzkunde 58 [1891]), an älteren etwa 1 mm lang, breit eiförmig,
stumpf zugespitzt, fest anliegend, sich dachziegelartig deckend. Flächen- und
Kantenblätter mit einer in eine lange, schmale Furche eingesenkten Harz-
drüse. Zapfen aufrecht, 10—15 mm lang, 8—12 mm breit, vor der
Reife grün, hechtblau bereift, bei der Reife röthlich schwarzbraun.
In Nord-Persien, Turkestan, China und Japan einheimisch, bei uns häufiger
Zierstrauch, besonders auf Friedhöfen. Bl. April—Mai.
T. o. L. Sp. pl. ed. I. 1002 (1753). Nat. Pfl. II. 1. 98 fig. 56. Biota o.
Endlicher Syn. Conif. 47 (1847). Willkomm a. a. O. 250.
Einzige einheimische Tribus:
JUNIPEREAE.
(K. Koch Dendr. II. 2. 110 [1873]. Juniperinae Endl. Syn. Conif. 5
[1847]. Nat. Pfl. fam. II. 1. 101 [irrthümlich Cupressinae gesetzt].)
Vgl. S. 234. Hierher nur die Gattung:
33. JUNIPERUS').
([Tourn. Inst. 588 t. 361 erw. L. Gen. pl. ed. 1. 311] ed. 5. 461
[2754]...Nat.: Pfl.. I: 1. 101.)
(Wachholder; franz.: Gen&vrier; ital.: Ginepro.)
h oder seltener h. Blüthen bez. Blüthensprosse an kurzen mit
Schuppenblättern besetzten Seitenzweigen endständig., Blüthen zwei-
häusig oder seltner unvollkommen einhäusig (auf einem überwiegend
männlichen oder weiblichen Stock einzelne Blüthensprosse bez. Blüthen
des anderen Geschlechts). Männliche Blüthen eiförmig aus zahlreichen
eiförmig-schildförmigen, schuppenartigen, rückenseits am oberen zurück-
gebogenen Rande 3—7 blasige Pollensäcke tragenden Staubblättern
bestehend. Weibliche Blüthensprosse aus 3 bis zahlreichen in der Reife
fleischig werdenden Schuppen bestehend. Samenanlagen einzeln auf der
sie tragenden Schuppe. Samen mit holziger Schale. Keimblätter 2.
Etwa 30 Arten fast ausschliesslich auf der nördlichen Hemisphäre. Ausser
den im Gebiete vorkommenden noch 4 Arten im südlicben Europa: J. thurifera (L.
Sp. pl. 1039 [1753]), J. foetidissima (Willd. Sp. pl. IV. 853 [1805]), J. exeelsa (M.
B. Fl. Taur. Cauc. II. 245 [1808]), J. drupäcea (Lab. Pl. Syr. Dec. II. 14. t. 8
[1791] = Arceuthos?) d. Ant. u. Kotschy OBW. IV. [1854]. Willkomm a. a. O. 268).
Letztere, von Griechenland bis Syrien verbreitete, im wärmeren Gebiet zuweilen
angepflanzte Art ist durch ihre grossen (25 mm Länge erreichenden) essbaren Beeren-
zapfen bemerkenswerth, welche wegen der Verwachsung der 3—6 Samen als Stein-
frucht erscheinen. Diese Art schliesst sich der ersten Untergattung an; die übrigen
‚gehören zur zweiten.
1) Namen der Gattung bei Vergilius.
2) &onevdog, Name des Wachholders bei den griechischen Schriftstellern.
Ascherson u, Graebner, Synogsis. 1. 16
242 x Pinaceae.
A. Untergattung Oxycedrus!) (Spach Ann. sc. nat. 2. Ser. XVI.
288 [1841]. Endl. Syn. Conif. 9 [1847]. Juniperus Tourn.
Inst. 361). Blätter in 3zähligen abwechselnden Quirlen
(sehr selten zu 2 oder 4), am Grunde abgegliedert, alle
schmal lanzettlich, meist weit abstehend oder locker anliegend,
steif, mit einer Stachelspitze. Blüthen zweihäusig. Beeren-
zapfen nur aus 3 Schuppen gebildet (s. S. 245, 247,
249), wie auch die männlichen Blüthen fast sitzend. Die 3 Samen
(sehr selten 6 od. 9, zuweilen durch Fehlschlagen nur 1) nicht ver-
wachsen, bauchseits gegen einander abgeplattet, rückenseits kahn-
förmig gekielt. Blüthenknospen von schuppenartigen Hochblättern
bedeckt.
96. (1.) J. communis. (Wachholder, in Bayern Kranewit, an der
Ostsee Machandel, in Ostpreussen (aus d. Litt.) Kaddick; niederl.:
Jeneverboom, Jeneverstruik ; vlaem.: Geneverboom; dän.: Ene; franz.:
Genövrier; ital.: Ginepro; rumän.: Junipere; poln.: Jalowiec; wend.:
Jalowence; böhm.: Jalovec; russ.: MoxikeBe1pHunks, Bepechukp; kroat.:
Smrid; serb.: Opma ®ema; litt.: Kadagys; ung.: Boröka.) h seltener
h, bis 10 m hoch, meist vom Grunde an verzweigt, seltener (baumartige
Exemplare) mit 1 (—2) m hohem Stamm. Jüngere Zweige durch Längs-
leisten unter den Blättern dreikantig, hell- bis kastanienbraun, glänzend,
ältere dunkelgrau bis graubraun mit stark rissiger, sich faserig abschälender,
in jungem Zustande stumpf rostrother Rinde. Blätter schmal bis breit
lineallanzettlich, meist graugrün, seltener lebhaft grün, 4 (meist 10—15)
bis 22 mm lang, 1 (bis höchstens 2) mm breit, bauchseits seicht ge-
furcht, mit in der Furche nicht oder doch nur am Blattgrunde (meist
undeutlich) erhabenem Mittelnerven (daher der weisse Längsstreifen
nur hin und wieder am Blattgrunde durch einen feinen grünen Mittel-
streifen getheilt), rückenseits stumpf gekielt, meist am Kiel
mit einer deutlichen Längsfurche, von der Mitte oder dem oberen
Drittel meist allmählich in die scharfe Stachelspitze verjüngt, nach dem
Grunde wenig verschmälert, plötzlich an der Anheftungsstelle abgestutzt
oder etwas ausgerandet. Querschnitt (etwas unterhalb der Mitte) bauch-
seits flach oder concav. Hypodermale Sklerenchym- (Bast-) Schicht
die ganze Rückenseite bedeckend und auf die Bauchseite jederseits um
!/s—1/4 der Blattbreite übergreifend, 1—2schichtig. Längs der Mitte der
Bauchseite ein hypodermales Bastbündel verlaufend (bei einigen Formen
fehlend). Harzgang sehr weit, von 8—16 Epithelzellen umgeben, an
das Gefässbündel anstossend. Gefässbündel rückenseits mit 2—8 zelligem
Bastbelag. Männliche Blüthen einzeln, kurz-eiförmig, sehr kurz gestielt,
am Grunde von 2 Quirlen kurz bis länglich dreieckiger, etwa !/s der
Länge der ganzen Blüthe erreichender Hochblättern umgeben; der ganze
Kurztrieb zur Blüthezeit nur 3—4 mm lang und 2 mm breit. Weib-
liche Blüthensprosse kugelig eiförmig, grün, zur Blüthezeit kaum 2 mm
1) 6&Ö%eÖ6o00g, bei Theophrastos (Hist. pl. III, 12) Name eines mit »2ög0g
verwandten Nadelholzes, vermuthlich J. oxycedrus; ebenso oxycedrus bei Plinius
(XIII, 11).
Juniperus. 243
lang, meist aus S—11 Quirlen dreieckiger, breit schuppenförmiger bis
länglich-laubblattartiger Hochblätter bestehend. Beerenzapfen schwarz,
blaubereift, kugelig bis eiförmig, (4—) 7—9 mm dick, erst im zweiten
Jahre reifend, durch die sich etwas verlängernden, mit Hochblättern
besetzten Kurztriebe bis 3 mm lang gestielt.
Im grössten Theile des Gebiets vorzugsweise in Wäldern an etwas
frischeren Stellen, hier meist ansehnliche Sträucher, seltener kleine Bäume;
stellenweise, so besonders in der Lüneburger Heide und im nordöstlichen
Theile des Gebiets auf offenem Gelände (meist Heiden) baumartig, zer-
streut oder in lichten Beständen; auf nassen (sogar wasserzügigen)
Mooren seltener (strauchig); auf dürren Hügeln und im Hochgebirge
bis 2500 m (Rasse B. II. b. nana) in zwerghaften, niederliegenden
Formen. Fast im ganzen Gebiet verbreitet, stellenweise sehr häufig,
anderwärts seltener oder zerstreut. Fehlt fast ganz im nordwestdeutschen
Flachlande auf einem ca. 70 km breiten Streifen an der Nordseeküste,
wo die auch in Schleswig-Holstein nur zerstreut vorkommende Pflanze
nach Buchenau (Fl. Nordw. Tiefebene 38) nördlich der Linie Harburg-
Verden-Delmenhorst-Papenburg nur noch an einigen zerstreuten Orten
zu finden ist. Auf der sandigen Landhöhe der Grossen Ungarischen
Ebene zwischen Donau und Theiss ist diese Art der einzige Vertreter
der Nadelhölzer (Kerner Pflanzenl. d. Donaul. 37). Nicht selten in
Gärten gepflanzt. Bl. April, Mai. Fr. im Herbst des folgenden Jahres.
J. c. L. Sp. pl. ed. 1. 1040 (1753). Richter Pl. Eur. I. 6. Will-
komm a. a. O. 261 fig. XXXIII 7—13 XXXIV. Koch Syn. ed. 2.
765. Nyman Consp. 676 Suppl. 284. Rchb. Ic. fl. germ. XI t. DXXXV
fig. 1141 (alle 4 schliessen J. nana aus).
In der Tracht wie in der Länge und Gestalt der Blätter sehr veränderlich ;
folgendes sind die wichtigsten aus der grossen Anzahl von Formen:
A. fi oder h. Blattquirle 5—10, seltner bis 20 und mehr mm von einander ent-
fernt. Blätter meist über 10—15 mm (seltner bis über 2 cm) lang, erheblich
länger, meist doppelt so lang (oder länger) als der reife Beerenz., meist gerade
seltner mehr oder weniger aufwärts gekrümmt, allmählich in die entschieden
stechende Stachelspitze verschmälert, meist starr abstehend oder zurückge-
schlagen.
I. Weckiil). Zweige schlank aufrecht. Blattquirle mitunter 2- oder 4zählig.
Blätter 15—22 mm lang, 3—4mal so lang als der nur 4—5 mm dicke
reife Beerenzapfen, meist rückwärts gerichtet. — So bisher Berlin: Char-
lottenburg (Lackowitz!). Stuttgart: Hasenberg (G.v.Martens!). Kissingen:
Staffelberg (A.Weck!). — J. c. A. I. W. Graebner in A. u.G. Syn. I. 243 (1897).
Hierzu die Unterabart b. oblonga (J. ce. 4. o. Loudon Enc. trees and shrubs
1082 [1842]. J. o. M. B. Fl. Taur. Cauc. II. 426 [1808]) mit länglich-
eiförmigen Früchten. Cultivirt, bisher im Gebiet bei Berlin! wild beobachtet.
— Vgl. 1. thyiocarpos S. 245.
1) Nach Friedrich Adolf Weck, * 26. Febr. 1824 in Berlin, 7 8. Dec. 1895
ebendort, Apotheker in Schlieben (R.-B. Merseburg), dessen früher wenig bekannte
Umgebung er botanisch erforschte; seit 1875 Rentner in Berlin. Das reiche und
wohl erhaltene Herbar dieses fleissigen und intelligenten Sammlers befindet sich in
meinem Besitz. G.
16*
244
Pinaceae.,
An der Abart A. I. Weckii findet sich eine Spielart: Die Hüllschuppen-
der Winterknospen zu bis 15 mm langen, bis über 2 mm breiten, lanzettlich-
spatelförmigen, plötzlich zugespitzten Laubblättern umgebildet. — Kissingen
(Weck!). Berlin!
II. Blätter meist nicht über 16 mm lang, selten (wenig) über doppelt so lang:
als der 6—9 mm dicke reife Beerenzapfen.
a.
b.
elongäta. Blattquirle bis über 2 cm von einander entfernt, Blätter:
meist breiter als 1 mm. — Bisher nur in Östpreussen: Baranner Forst
bei Lyck. — J. c. ** e. Sanio DBM. I. 51 (1883).
vulgäris. Blattquirle 3—6 (höchstens vereinzelt bis 10) mm von ein-
ander entfernt. Blätter meist schmal linealisch, meist nicht über 1 mm
breit. Querschnitt (etwas unterhalb der Mitte) dreieckig mit abgerundeter
(oder abgeflachter) Spitze, bauchseits flach oder concav. Das Hypodern.
ausser der Unterseite auch seitlich (jederseits bis !/4 der ganzen Blattbreite):
auf die Bauchseite übergreifend, (1—)2schichtig; bauchseits längs der
Mittellinie ein aus 6—9 Bastfasern bestehendes Bündel hypodermal ver-
laufend. Harzgang sehr gross, von 10—16 Epithelzellen umgeben, an:
die Epidermis nnd (fast an) das Gefässbündel anstossend. Bastbelag an
der Rückenseite des Gefässbündels 6—8 zellig (vgl. Wettstein, Sitzb. Kais.
Akad. Wissensch. Wien XCVI. 1. Abth. 328 [1887]). — Die bei weitem
häufigste Form der Ebene und Bergregion, in den südlichen Alpen bis-
1800, in den nördlichen bis 1497 m aufsteigend. — J. c. var. v. Spach
Ann. Se. nat. 2. Ser. XVI. 289 (1841). J. c. var. montäna Neilreich Fl.
v. Niederösterr. I. 227 (1859).
Zu dieser Form gehören eine Reihe von Unterabarten, die besonders.
durch die Tracht von einander verschieden sind; eine Anzahl derselben
ist selten wild beobachtet, wird dagegen häufig in Gärten gezogen. Die
hauptsächlichsten sind: 2. Sueeica!) (J.c. 2. s. Ait. Hort. Kew. ed. 2..
vV. 414 [1813]. Loudon Arbor. et frut. Brit. IV. 2489 [1838]. Gordon.
The Pinetum ed. 2. 132 [1880]. Beissner a. a. O. 135 fig. 33. J. 8.
Mill. Gardn. Diet. ed. 8 No. 2 [1768]. J. ec. £. L. Sp. pl. ed. 1. 1070:
[1753]). 7, bis 10 m hoch, mit dichten aufsteigenden Zweigen, kürzeren,,
entschieden stechenden Blättern und grossen Früchten. Nach Miller a.a. O.
samenbeständig, deshalb von ihm für eine eigene Art gehalten. — Öst-
preussen: Fritzener Forst (Abr. POG. Kön. XXXI. 29) und wohl weiter
verbreitet; häufig angepflanzt. (Hierzu J. c. fastigiata Parl. in DC.
Prodr. XVI. 2. 479 [1864] mit lang zugespitzten Blättern.) Ueber-
gangsformen zu }}, robuste aufrechte Büsche sind als J. ce. var. Or«aco-
vica (Gordon a. a. 0.[1880]. J. ©. Loddiges a. a. O. [1836]) beschrieben.
Bei Krakau wild beobachtet. — 3. Hibernica2) (J.c. var. H. Gordon:
The Pinetum ed. 2. 132 [1880]. J. H. Loddiges Cat. ed. 1836, Loud.
a. a. O. 2490 [1838]. J. strieta u. J. pyramidalis hort., Carriere Conif.
ed. 1. 22 [1855]). Schlank pyramiden- bis säulenförmige Sträucher mit.
kürzeren, wenig stechenden Blättern. — 4. pendula (Loudon a. a. O.
2490 [1838]). Strauchig oder baumförmig. Aeste locker stehend, die
seitenständigen hängend. — Hin und wieder cultivirt, wild Prov. Posen:
Bojanowo: Triebusch (Scholz!). Pr. Schlesien: zwischen dem Obernigker
Bahnhof und Schimmelwitz vielfach (Uechtritz!). Oest. Schl.: Teschen,
Bystrzye nach Koszarzysk zu (zugleich brevifolia Ascherson!!). Die
ebenfalls hierhergehörige Unterabart 5b. latifolia (Sanio a. a. O. 51
[1883]) ist ausgezeichnet durch über 1 mm breite, schräg aufwärts ge-
richtete Blätter, c. prostrdta (Willk. Forstl. Fl. 214 [1872] 2. Aufl. 264)
zugleich durch niederliegenden Wuchs und sehr genäherte Blattquirle..
Die gleichnamige von Formänek (Kvötena Moravy a rak. Slezska 66-
[1887]) aus Mähren beschriebene Form ist wohl nicht wesentlich ver-
schieden; sie hat kürzer zugespitzte Blätter.
1) Suecicus, Schwedisch.
2) S. S. 184 Fussnote 1,
Juniperus. 245
Zur Formengruppe A. gehören zwei Spielarten, die durch den Bau der
Zapfenschuppen abweichen. — I. corondta (J. c. *** c. Sanio DBM. I. 51
[1883]). Meist robuste Pflanzen mit breiten Blättern. Spitze der Zapfenschuppen
breit, seitlich zu einem an dem reifen Beerenzapfen deutlich hervorspringenden
(dreieckigen Krönchen verwachsen. — Bisher Ostpreussen: Lyck (Sanio a. a. O.).
Berlin: am Rahnsdorfer Fliess!! — 1. thyiocarpos!) (J. e. 1. t. A. u. G. Syn. 1.
245 [1897]. Thujaecärpus juniperinus Trautvetter Imag. pl. Ross. 11 t. 6 [1844]).
‘Schuppen zur Reifezeit in der oberen Hälfte (oder mehr) nicht verwachsen, daher
(die Beerenzapfen an der Spitze offen, die Samen sichtbar. — Bisher nur Pommern:
Heringsdorf (A. Braun!), doch wahrscheinlich weiter verbreitet. Das Trautvetter’sche
Original gehört zu A.I. b. oblonga, die Braun’sche Pflanze hat kürzere Blätter. —
Am Donnersberg in der Bayr. Pfalz wurde eine Form mit 6 samentragenden Schuppen
beobachtet (29. Jahresb. Schles. Ges. 82 [1851]).
B. f} (meist niederliegend). Blattquirle meist 2—3 (an Haupttrieben bis 6 oder
10) mm von einander entfernt, Blätter nur 4—8 (selten bis 10) mm lang,
so lang oder wenig länger als der reife Beerenzapfen, oft aufwärts gekrümmt,
meist aufrecht abstehend oder anliegend (seltner rechtwinklig abstehend).
Beerenzapfen gross (bis 9 mm).
I. Blätter starr (bis horizontal) abstehend.
brevifölia. Blattquirle an Haupttrieben mitunter bis 10 mm von
einander entfernt. Blätter bis 10 mm lang, allmählich in die stechende
Stachelspitze verschmälert, meist gerade. — Pommern: Kolberg!! West-
preussen: Kreis Putzig mehrfach!! Ostpreussen: Lyck mehrfach (Sanio!).
Prov. Sachsen: Halle: Dölauer Heide (Garcke!). Oest. Schlesien: Teschen
(Ascherson!:! vgl. Sanio a. a. O.). Bayrische Alpen: Benediktenwand
(Engler!). Tirol: Trins (Wettstein Fl. Exs. Austro-Hung. No. 1838!).
Galizien: Babia Gora (M. Firle!). — J. ce. ***** b. Sanio a. a. O. 51 (1883).
II. Blätter aufrecht abstehend oder locker anliegend.
a. interm&dia. Bis 1 m hoch. Zweige schlank. Blattquirle bis 3, an
Haupttrieben bis 6 mm von einander entfernt. Blätter meist 7—10 mm
lang, meist gerade oder schwach gebogen, schmal-lanzettlich (selten über
1 mm breit), allmählich in die stechende Stachelspitze verschmälert.
Querschnitt dreieckig, mit meist abgeflachter Spitze, meist bauchseits
flach. Hypoderm von der Rückenseite mehr oder minder stark (meist
jederseits um etwa !/s der ganzen Blattbreite) auf die Bauchseite über-
greifend, 1- (nur stellenweise und meist an Jen Kanten 2-) schichtig ;
bauchseitiges Bastbündel fehlend. Harzgang ziemlich weit, von 10—12
Epithelzellen umgeben, an das Hypoderm anstossend, von dem Gefäss-
bündel durch 1 Reihe parenchymatischer Zellen deutlich getrennt. Bast-
belag an der Rückenseite des Gefässbündels 4—6zellig (vgl. Wettstein
a. a. O. 330). — Seltner in der alpinen, verbreiteter in der Berg-Region
des Alpen- und Karpatensystems!! Sudeten mehrfach (Vorgebirge! bis
Gesenke!). Von Sanio (a. a. O.) auch aus Ostpreussen: Lyck: Wittinner
Plateau angegeben. — .J. c. ****** 7, Sanio a. a. O. (1883). J. i. Schur
Verh. Siebenb. naturw. V. II. 1850 169 (1851). Wettstein Sitzb. Wien
Akad. math.-nat. Cl. XCVI. 332 (1887). J. c. var. densifolia Sanio herb,
vgl. a. a. ©. J. c. X nana Wettstein a. a. O.
Auch von dieser Form werden eine Anzahl (häufiger cultivirter)
Unterabarten unterschieden; die wichtigsten sind: 2, compressa (J. c.
a. c. Carriere Conif. 22 [1855]. J. ce. hort. Rinz, Carriere Conif. ed. 1.
22 [1855]). Dichte aufrechte kurze Pyramide bildend. — Diese Form
findet sich nach Willkomm a. a. O. wild in Istrien und Dalmatien. —
3. hemisphaerica?2) (J. c. . h. Parl. Fl. Ital. IV. 83 [1867]. J. A.
1) Von Thyia (s. S. 239) und %«0r05 Frucht, da diese Spielart in der That
an die genannte Gattung erinnert.
2) Von n„ud- halb- und opaioa Kugel, wegen der Gestalt der Krone.
246 Pinaceae.
Presl Deliec. pragens. 142 [1822]). Kugelige Sträucher mit starren,
entschieden stechenden Blättern. — In Süd-Italien, Griechenland und
Algerien wild. — 4. depressa (Pursh Fl. Amer. sept. II. 646 [1814].
J. d. Rafinesque Medic. Fl. II. 13 [1830]!). Niederliegend, bis 6 dm
hoch, oft einen Flächenraum von mehreren [_]m einnehmend.
b. nana. (Zwergwachholder, franz.: Genevrier nain; kroat.:
Cesmika planinska). Niederliegend bis 3 dm hoch. Zweige
kurz und dick, häufig hin- und hergebogen. Blattquirle meist
gedrängt, bis 1 (an Haupttrieben höchstens bis 3) mm von
einander entfernt. Blätter 4—8 mm lang, 1—2 mm breit,
meist bis 1 mm unterhalb der sehr-kurzen Stachel-
spitze wenig verschmälert, anliegend, meist (wenigstens
die älteren) deutlich kahnförmig, meist mehr oder weniger
aufwärts gekrümmt. Querschnitt (etwas unterhalb der Mitte)
dreieckig, mit deutlich ausgerandeter Spitze, abgerundeten Seiten-
kanten und concaver Bauchseite.e Das Hypoderm ausser der
Unterseite (hier an der vorspringenden Mittelrippe meist er-
heblich unterbrochen) seitlich jederseits nur etwa um !/s der
ganzen Blattbreite auf die Bauchseite übergreifend, meist ein-
schichtig, selten stellenweise verdoppelt. Bauchseitiges Bast-
bündel meist fehlend. Harzgang ziemlich weit, von 8—12
Epithelzellen umgeben, sowohl von der Epidermis als vom
Gefässbündel durch 1 (—2) Schichten parenchymatischer Zellen
‘ deutlich getrennt. Bastbelag an der Rückenseite des Gefäss-
bündels 2—4zellig (vgl. Wettstein a. a. ©. 329).
In den Hochgebirgen bis 2500 m verbreitet, Alpen!! (von
den Seealpen! bis Montenegro!) und Karpatensystem. Gesenke!
Riesengebirge: Veigelstin (A. Schulz DBM. III. 162)
Pantschewiese! Iserwiese! Nicht selten in den Thälern bis
in die Bergregion herabsteigend, in den Karpaten schon bei
752 m. Sehr selten in der Ebene: Ostpreussen: Lyck: z. B.
Zielaser Wald im Bruche (Sanio! DBM. I. 52 [1883)]).
J. c. 3. n. Loudon Arb. et fr. Brit. 2486 (1838). Richter
Pl. Eur. 1. 6. J. n. Willd. Sp. pl. IV. 854 (1805). Willkomm
a. a. 0.267. Koch Syn. ed. II. 764 (1844). Nyman Consp. 676
Suppl. 284. J. c. y. L. Sp. pl. ed. I. 1040 (1753). J. Sıböriea
Burgsdorf Anleit. n. 272 (1787). 2. Aufl. II. 127 (1790) nach
Willdenow; (dieser vom Autor auf Loddiges Cat. zurückge-
führte Name ist ein nomen seminudum). J. c. y. montäna
Ait. Hort. Kew. ed. 1. III 414 (1789). J. alpina J. E.
Gray Nat. arr. Brit. pl. II. 226 (1821). J. c. y. a. Gaud.
Fl. helv. VI. 301 (1830).
Sanio unterscheidet von dieser Rasse zwei Formen: 1. mit geraden oder fast
geraden Blättern, 2. mit mehr oder weniger gekrümmten Blättern (J. näna Willd.
a. a. OÖ. im engeren Sinne). — Hierher gehört auch die Unterabärt b. imbriedta
(Beck Ver. Landesk. Nieder-Oesterr. 1890. 78. Blätter fest anliegend, fast dachig,
stumpflich, auf dem Rücken rundlich. — In den Hochalpen zerstreut; auch in
Siebenbürgen (Kanitz!).
Juniperus. x 247 °
Die Einziehung dieser Art kann um so weniger befremden, als bereits eine
grössere Anzahl namhafter Floristen (Wahlenberg, Neilreich,Saniou.a.)aufGrund
eingehender Studien ihre Artberechtigung angezweifelt haben. Zwischen den beiden
typisch ausgebildeten Endgliedern der oben angeführten Formenreihe finden sich
alle erdenklichen Uebergänge und selbst die sich bei der anatomischen Untersuchung
beider (vgl. Wettstein a. a. O., dessen Angaben wir vollkommen bestätigen können)
herausstellenden Unterschiede zeigen sich bei den Zwischenformen ebenso schwankend
wie die morphologischen Merkmale; mit der abnehmenden Grösse der Pflanze und
Länge der Blätter macht sich eine auffällige Abschwächung des mechanischen Systems
und damit eine gewisse Abrundung der Querschnittsformen bemerkbar. Die Auf-
rechterhaltung als Unterart erschien nicht angemessen, da die Form keine von der
des Typus abweichende geographische Verbreitung erkennen lässt.
Die Exemplare von Lyck unterscheiden sich vom Typus dieser Form nur
wenig durch etwas entferntere Blattquirle und aufrechten Wuchs, in den anatomischen
Merkmalen stimmen sie vollkommen überein!! (vgl. oben). Auf den Mooren bei
Kolberg!! gesammelte kurzblättrige Zwergformen unterscheiden sich im anatomischen
Bau der Blätter nicht wesentlich von ihnen; bei einer Anzahl ist jedoch das bauch-
seitige Bastbündel (wenn auch schwach) vorhanden, ein Merkmal, welches auch bei
der typischen J. c. II. b. n. nicht constant erscheint, da wir an Exemplaren hoch-
alpiner Standorte mehrfach einen ziemlich kräftig entwickelten bauchseitigen Skleren-
chymstrang vorfanden. — In den Berliner botanischen Garten eingeführte, dem Typus
der Rasse nana zugehörige Pflanzen näherten sich nach mehrjähriger Cultur in der
Blattform ete. der Abart A. II. b. 3. Hibernica an!
Eine Spielart, deren Beerenzapfen aus samentragenden Schuppen in 3 Quirlen
bestand, beobachtete R. v. Wettstein (mündl.) 1895 in Tirol: Trins.
In holzarmen Gegenden von Dalmatien dient das Holz der J. c. zum Hausbau
und Weinpfählen (Willkomn a. a. O. 264). Sonst werden die Zweige und Beeren-
zapfen (Wachholderbeere, dän.: Enebaer, franz.: Genitvre) zum Räuchern benutzt.
Die letzteren, von süsslich-aromatischem Geschmack, dienen nicht nur dem danach be-
nannten Krammetsvogel zur Nahrung, sondern werden auch zuweilen in der Küche
als Gewürz und zur Herstellung von Mus verwendet, in Dalmatien eingesalzen
gegessen (Willkomm a. a. O.).
Off. Das (Wurzel-) Holz: Lignum. Juniperi, Lemnu de Junipere
Ph. Helv., Rom.; die Beerenzapfen : Fructus Juniperi, Juniperus, Genievre,
Junipere Ph. Austr., Belg., Dan., Gall, Germ.,, Helv, Hung., Neerl.,
Rom., Russ.
(Verbreitung der Art: Ganz Europa (im Süden nur auf Gebirgen),
Nord- und Gebirge in West-Asien (bis zum Himalaja), Gebirge Algeriens,
Nord-America: jenseits der Waldgrenze im Hochgebirge und im Norden
fast nur die Rasse B. II. b. nanca.) *
96. x 99. J. communis X. Sabina s. 8. 254.
97. (2.) J. oxycedrus!). Blätter bauchseits tief gefurcht,
mit in der ganzen Länge der Furche (besonders am Blattgrunde)
stark erhabenen, die 2 weissen Längsstreifen vollständig trennenden
Mittelnerven, rückenseits scharf keilförmig gekielt.
Im Gebiete nur in der immergrünen Region des Mittelmeergebietes
in Gesträuchen (Macchien) oder lichten Wäldern, auf steinigem oder
sandigem Boden. Bl. Nov.— April. Fr. Aug.—Nov.
J. O. L. Sp. pl. ed. I. 1038 (1753). Vis. Fl. Dalm. I. 202 (1842).
1) 8, 8, 242.
248 Pinaceae.
Zerfällt in 2 Unterarten:
A. J. rufescens. (Franz.: Genevrier Cade; ital.: Ginepro rosso,
Appeggi; kroat.: Smrika, Smrik, Smri&; serb.: Cpseua »ersa.) I oder
seltner hi, bis 6 m hoch, sparrig verzweigt. Aeste gespreizt, steif, dicht
stehend. Blätter starr, meist dicht gedrängt, steif abstehend, häufig
zurückgeschlagen, an den einjährigen Aesten meist fast rechtwinklig
abstehend, schon an den jungen Trieben spreizend, bis 16 mm lang
(seltener ein wenig länger), 1—2 mm breit, von der Mitte oder dem unteren
Drittel allmählich in die lange stechende Stachelspitze verschmälert, rücken-
seits seitlich der Mittelrippe meist je eine mehr oder weniger deutliche
Rinne. Beerenzapfen fast sitzend, 6—8 mm im Durchmesser, braun-
roth, fettglänzend.
Mit B. oft grosse Bestände bildend, aber weiter als diese land- .
einwärts reichend. Süd-Dauphine. Provence! Riviera! Istrien!! (nach
Freyn ZBG. Wien. XXVIH. 427 im Innern häufiger als BD.) Quarnero-
Inseln. Kroatien! Dalmatien! Narenta-Thal bis Konjica (Degen nach
Beck Ann. Nat. Hofm. Wien V. 550) und von demselben östlich bis
Montenegro!
J.r. Link Sitzb. Ges. Nat.Freunde Berlin Febr. 1845, Voss. Zeit.
No. 53, 4. März. Atti 5. riun. scienz. Napoli 878 (1845). Flora XXIX.
579 (1846). J. O. L. a. a. O. (1753) z. T. Willkomm a. a. O. 259.
Koch Syn. ed. 2. 765. Nyman Consp. 676 Suppl. 284. Richter Pl.
Eur. I. 6. Rchb. Ic. fl. Germ. XI. t. DXXXVII fig. 1145. J. O.
a. microcärpa!) Neilr. Veg. Croat. 52 (1868).
Einige Formen werden nach der Form der Blätter und der Tracht unter-
schieden, die meisten werden eultivirt. Bemerkenswerth nur B. brevifolia (Hochst.
in Seubert Fl. Azorica 26 [1844]. Henkel und Hochst. Syn. Nadelh. 317 [1865)]).
Blätter kaum 10 mm lang. — Im Gebiet noch nicht wild beobachtet, eultivirt. —
Durch Farbe des Beerenzapfens abweichend: II. viridis (J. O. y. v. Pospichal Fl.
Oest. Küstenl. I. 30 [1897]. Beerenzapfen am Grunde der Zweige gehäuft,
auch reif grünlich, glanzlos, erst beim Trocknen sich bräunend. — So nur
in Istrien am Nordufer des Canal di Leme bei Parenzo.
(Süd-Serbien ; Bulgarien ; Mittelmeergebiet; Kaukasus; Nord-Persien ;
Madeira.) El
B. J. macrocarpa?) (kroat.: Pucalika). h, 2—4 m hoch,
vom Grunde an verzweigt. Aeste aufrecht, spitzwinklig abstehend,
schlank, biegsam, locker stehend. Rinde bräunlich silbergrau. Blatt-
knospen von dreieckigen, scharf zugespitzten Hochblättern bedeckt. Blatt-
quirle meist 3—5 (selten bis 10) mm von einander entfernt. Blätter
biegsam, aufrecht abstehend, selten zurückgeschlagen, an den ein-
jährigen Zweigen meist in einem spitzeren Winkel als 45° abstehend,
an den jungen Trieben dicht schopfig (pinselartig), oft röthlich überlaufen,
bis fast 3 cm lang, vom 1—2 mm breiten Grunde ganz allmählich
mit fast geraden Rändern in die lange, stechende Stachelspitze ver-
1) Von wızoög klein und »aozös Frucht.
2) Von uonoög lang und %aorrds Frucht; besitzt unter unseren Wachholder-
arten die grössten Beerenzapfen. PERr
Juniperus, 249
schmälert, rückenseits seitlich der Mittelrippe meist flach oder erhaben
(nicht rinnig). Männliche Blüthen kugelig-eiförmig, auf einem zur
Blüthezeit bis 5 mm langen und 3 mm breiten, mit 4—6 Quirlen
schuppenartiger Hochblätter (der [oder die 2] obersten Quirlen breit trocken-
häutig) besetzten Kurztriebe stehend. Weibliche Blüthen 1!/,—2 mm
lang, verkehrt-eiförmig auf einem meist mit 5—”7 Quirlen breit drei-
eckiger, trockenhäutiger Hochblätter besetzten Kurztriebe. Beeren-
zapfen fast sitzend, bis 15 mm Durchmesser, in der Jugend
blau bereift, später dunkel röthlich-braun bis schwarzbraun oder
bräunlich schwarzblau, glanzlos.
Wie vorige Unterart, an der Küste oft den Hauptbestand der
Macchien bildend (Freyn a. a. O.), im Binnenlande seltener als vorige.
Triest: Auresina! Süd-Istrien !| Insel Lussin (Haradic 18). Zwischen
Fiume! und Cirkvenica. Dalmatien! auch an dem Küstenpunkte der
Hercegovina bei Klek!!
J. m. Sibth. et Sm. Fl. Graec. Prodr. II. 263 (1813). Will-
komm a. a. OÖ. 260. Koch Syn. ed. 2. 765. Nyman Consp. 676.
Richter Pl. Eur. I. 6. J. Oxycedrus L. Sp. pl. ed. I. 1038 (1753)
z. T. u. L. herb. J. O. b. macr. Neilreich a. a. O. (1868).
Nach Form und Farbe der Beerenzapfen sind unterschieden: A. umbilicdta
(J. u. Godr. in Godr. et Gren. Fl. France III. 158 [1855]. J. macrocärpa Ten. Fl.
Nap. V. 282 [1836]. Rehb. Ie. fl. Germ. XI. t. DXXXVII fig. 1146. J. Biasoleiti !)
Link Voss, Zeit. Berlin [Sitzb. Nat.Freunde Febr. 1845]. Atti 5 riun. 1. c. [1845].
J. Oxycedrus Endl. Syn. Conif. 10 [1847]. J. macr. globösa Neilreich ZBG.
Wien XIX. 780 [1869]). Beerenzapfen kugelig, am Grunde eingedrückt, röthlich-
bis schwarzbraun. — So häufiger. — B. ellipsoidea (Neilreich a. a. O. [1869].
J. Lobelii2) Guss. Fl. Sie. syn. II. 635 [1844]? J. macrocärpa Endl. a. a. O. [1847]).
Beerenzapfen ellipsoidisch, am Grunde verschmälert, bräunlich-schwarzblau. — So
seltener.
(Mittelmeergebiet von Spanien bis Syrien (scheint in Süd-Frankreich
zu fehlen!). Bulgarien.) 1]
J. rufescens und .J. macrocarpa sind schwerlich als besondere Arten anzusehen,
wenn sie auch im frischen Zustande mit Früchten leicht von einander zu unter-
scheiden sind (vgl. Tommasini OBZ. XIII. 161, 162, Freyn ZBG. Wien XX VI.
427) und nach Engler (mündl.) auch an den gemeinsamen Standorten Uebergänge
nicht zu bemerken sind (die von mehreren Autoren erwähnten und in Herbarien
niedergelegten Zwischenformen sind wohl als Bastarde zu deuten). Die Unterschiede
zwischen beiden Formen sind jedoch nicht ausreichend, ihnen das Artrecht zuzu-
erkennen, es erscheint deshalb richtiger, sie als zwei (gut geschiedene) Unterarten
der J. oxycedrus anzusehen, wie es Visiani (Fl. Dalm. a. a. O.), Neilreich
(Veget. Verh. Croat. 52) u. a. bereits gethan. — Bei beiden Unterarten finden sich
nach K. Koch (Dendrol. II. 2. 112, 114) zuweilen 6 samentragende Schuppen im
Beerenzapfen.
1) Nach Bartolommeo Biasoletto, * 24. April 1793, 7 17. Jan. 1859 (de
Marchesetti br.), Apotheker in Triest, verdienstvollem Erforseher der Flora der
Adriatischen Küstenländer.
2) Nach Matthias de 1’Obel (Lobelius), * 1538 7 1616, zuletzt Hofbotaniker
Jakobs I. von England, dem jüngsten aus der Dreizahl hervorragender Niederländi-
scher Botaniker (zu der ausser ihn noch Dodonaeus und Clusius gehören),
welche in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. die Kenntniss besonders der Euro-
päischen Pflanzen so beträchtlich erweitert haben. In seiner Plant. s. stirp. historia
Antverpiae 1576 t. 629) hat Lobelius jedenfalls diese Form aus Dalmatien als Juni-
perus maximus illyrieus coerulea bacca abgebildet.
250 Pinaceae.
Die Art besitzt einen siphonogamen Schmarotzer Arceuthobium 1) oxycedri
(nach Pospichal a. a. O. 421 allerdings auch auf J. communis vorkommend).
Aus dem Holze (Lign. Oxycedri) wird ein Oel (Huile de Cade, Ol. cadinum)
gewonnen, welches äusserlich bei verschiedenen Krankheiten der Hausthiere ange-
wandt wird.
B. Sabina?) (Spach Ann. sc. nat. 2. Ser. XVI. 291 [1841]. Cedrus?)
Tourn. Inst. 588 t. 361). Meist zweihäusig, mitunter jedoch
männliche und weibliche Blüthen auf einer Pflanze Blätter
zu 2 gegenständig oder zu 3 quirlig, nicht abgegliedert,
am Stengel herablaufend, von zweierlei Gestalt: an jungen
(auch oft an einigen [besonders inneren] Zweigen älterer) Pflanzen
länglich-lanzettlich, weit abstehend, an älteren Pflanzen kurz
oval bis dreieckig, schuppenartig anliegend. Beeren-
zapfen aus 4—9 Schuppen gebildet, (wie auch die männ-
lichen Blüthen) deutlich gestielt. Samen nicht verwachsen, unregel-
mässig geformt. Blüthenknospen nackt.
I. Blätter in 3zähligen abwechselnden Quirlen, in 6 Längs-
reihen angeordnet, nur an den schwachen Seitentrieben gegen-
ständig, unter dem Mikroskop fein gezähnelt. Beerenzapfen
mit von holzigen Fasern durchsetztem Fruchtfleisch.
98. (3.) J. phoenicea®). (Franz.: Morven, Genevrier de Ph£nicie,
Lycien, Cedre Lycien; ital.: Sabina, Cedro licio, C. fenicio; kroat.:
Brika, Ljuvi Smri@). fh oder selten bis 2!/2 m hoher kleiner h (im Süden
bis 6 m und höher), meist vom Grunde an (oben sehr dicht) verzweigt.
Rinde an älteren Aesten dunkelbraun, mattglänzend, mit silbergrauer,
blätteriger Borke, an jungen Zweigen hell zimmetbraun. Blätter an
jungen Pflanzen (nicht selten auch an einzelnen Zweigen älterer, welche
dann mitunter für Bastarde von J. oxycedrus und phoen. gehalten
wurden, vgl. Visiani Fl. Dalm. I. 203, Hara&id 19) schmal lanzettlich
zugespitzt bis 6 mm lang, abstehend, an älteren 1 (an den Haupttrieben
bis 2) mm lang, kurz (bis länglich) dreieckig-eiförmig, fest anliegend,
oft sich dachig deckend, auf dem Rücken rundlich, oft mit einer Längs-
furche durchzogen oder grubig eingedrückt, wegen der dem Zweige zu-
gekehrten kurzen Stachelspitze etwas stumpf erscheinend. Blüthen
öfter einhäusig. Männliche Blüthen an den Enden ziemlich (oft über 2 cm)
langer, meist gespreizter, fiederig gestellter, oft bogig gekrümmter Triebe.
1) Von doxevdog, s. 8. 241 und -Arog lebend.
2) herba Sabina, Name einer Arzneipflanze, vermuthlich der beiden hier auf-
geführten Arten, bei Vergilius, Ovidius, Dioskorides (I, 104), Plinius
(XXIV, 61); vgl. auch S. 150 Fussnote 3.
3) 8. S. 205 Fussnote 1.
4) phoeniceus oder poeniceus (von @oıwixeog) roth, purpurroth, wegen der
Farbe der Früchte. Man muss diese Umformung und Umdeutung des (wie J. Lycia)
bei Plinius (XIII, 11) vorkommenden Namens J. Phoenicia gelten lassen, da diese
Art in Phoenikien (Syrische Küste) gar nicht wächst. In Lykien (Süd-Kleinasien)
kommt sie allerdings vor; es ist aber trotzdem sehr fraglich, ob Plinius gerade
diese Art gemeint hat.
Juniperus. 251
Weibliche Blüthensprosse klein, eiförmig-kugelig, fast sitzend oder auf
bis 5 mm langen Trieben ; die 3 oberen Schuppen gegeneinander gebogen.
Beerenzapfen bis 5 mm lang gestielt erscheinend, kugelig, bis 12 mm
dick, meist 4—9 unregelmässig länglich eiförmige, oft gegeneinander
abgeplattete Samen enthaltend, mit zahlreichen Harzlücken, in der Reife
glänzend rothbraun, wenig bereift.
Wie vorige Art in der immergrünen Region des Mittelmeergebiets, aus-
nahmsweise über die Grenze derselben hinaufsteigend. Dauphin® bis Gap,
St. Clement d’Embrun und Grenoble (St. Lager Bass. Rhone 686). Pro-
vence! Riviera! bis 1350 m(Burnat) ansteigend. Inseln Veglia, Cherso! und
Lussin häufig! (Haradie III, 19). Dalmatien!! Die Angabe in Kroatien:
Südseite des Sveto Brdo im Velebit (Schloss. ÖBW. II. 370) wird von
Neilreich (Veg. Croat. 52) mit Recht beanstandet. Im übrigen Gebiet
öfter angepflanzt, z. B. Hercegovina: Narenta-Thal von Konjica abwärts
(Beck Ann. Nat. Hofm. Wien II. 35). In Nord- und Mitteldeutsch-
land nicht winterhart. Bl. Nov.—- April.
J. p. L. Sp. pl. ed. 1. 1040 (1753) incl. J. Iycia!) L. a. a. O.
1039 (1753) z. m. Willkomm a. a. OÖ. 253. Koch Syn. ed. 2. 765.
Nyman Consp. 676 Suppl. 284. Richter Pl. Eur. I. 6. Rchb. Ie. fl.
Germ. XI t. DXXXVI fig. 1144. Sabina p. Antoine Cupress. Gatt. 42
t. 57 (1857 — 1860).
Das Laub der Cypresse sehr ähnlich. Aendert ab II. turbinata (Parl. Fl.
Ital. IV. 91 [1867]. J. t. Guss. Fl. Sie. Syn. II. 634 [1844]. J. oophora2) Kunze
Flora XXIX. 637 [1846]). Früchte eiförmig oder kurz abgerundet kegelförmig.
Bemerkenswerth ist l. myosüros3) (J. p. l. m. A. u. G. Syn. I. 251 [1896].
J. M. Hort. Sen&elauze Cat. 35 [1854]. J. p. var. filiedulis Carriere Conif. 1 ed.
[1855]... Zweige sehr lang, dünn, meist hängend, wenig verzweigt.
(Canarische Inseln; Madeira; Portugal; Mittelmeergebiet (östlich
bis Oyrenaica! und Cypern); West-Arabien bis Djedda und Taifa.) [x]
Vgl. J. Sabina A. III. prostrata und J. Virginiana.
II. Blätter meist alle gegenständig (hin und wieder an einigen
grossen Haupttrieben zu 3), fast ganzrandig. Beerenzapfen mit
weichem nicht faserigem Fruchtfleisch
99. (4.) J. Sabina®). (Sadebaum, Säbenbaum, Sevenbaum; nieder].
und vläm.: Zevenboom, Zavelboom; dän.: Sevenbom; franz.: Sabine;
ital.: Sabina; rumän.: Sabina; poln.: Choinka klasztorna, Sawina; wend.:
Cerkwine zele d. h. Kirchenkraut; böhm.: Chvojka; slovak.: Klasterska
Chvorka; russ.: Kasaukii MoxkeBeIsHnkp; serb.: Commsa; litt.: Kädag-
medis (?); ung.: Nehezszagu Boröka, Ciprus-Fenyö.) h, niederliegend
oder aufsteigend, seltner aufrecht, meist bis 1!/s, selten bis 3 oder 4 m
hoch. Zweige meist abstehend, sehr dicht buschig, eine mehr oder
1) 8. 8. 250 Fussnote 4.
2) Von @6v Ei und -9000g tragend, hervorbringend, wegen der Gestalt der
. Früchte,
3) Von wög Maus und oögd Schwanz, wegen der Gestalt der dünnen Zweige.
4) S. S. 250 Fussnote 2,
952 Pinaceae.
weniger regelmässige, ziemlich schlanke Pyramide bildend. Rinde an
jungen Zweigen gelbbraun, an älteren blätterig, röthlich-braun, matt-
glänzend. Blätter an jungen (meist auch an einigen Zweigen älterer
Exemplare) schmal lanzettlich, bauchseits gefurcht, mit deutlich vor-
springender Mittelrippe, rückenseits abgerundet, bis 9 mm lang, auf-
recht abstehend, mit starker Stachelspitze, an älteren Exemplaren (besonders
an blühenden Zweigen) deutlich 4reihig gestellt, 1 (an Haupttrieben bis
3) mm lang, länglich-eiförmig, dreieckig, stumpf bis (an den Haupttrieben)
scharf stachelspitzig, fest anliegend, sich meist dachziegelartig deckend,
bauchseits flach concav, mit scharf vorspringender Mittelrippe, rücken-
seits halbeylindrisch gewölbt, mit elliptischer eingesenkter Harzdrüse.
Querschnitt (etwas unterhalb der Mitte) halbmondförmig mit concaver
Bauchseite, auf der die Mittelrippe convex vorspringt. Hypodermale Bast-
schicht nur die Rückenseite bedeckend, einschichtig, stellenweise zwei-
schichtig. Harzgang eng, von 7—-9 ziemlich kleinen Epithelzellen
umgeben, vom Gefässbündel durch 3—5 Zellschichten getrennt; Grefäss-
bündel der bauchseitigen Epidermis anliegend, ohne Bastbelag. Blüthen
zwei-, seltner einhäusig. Männliche Blüthen fast sitzend oder auf bis
5 mm langen Kurztrieben länglich eiförmig (bis 4 mm lang, bis 2 mm
breit). Staubblätter meist 10—15. Weibliche Blüthensprosse nickend,
klein, sich kaum von dem bis 5 mm langen Kurztriebe abhebend;
die zwei obersten Schuppen sich vogelschnabelartig gegenüberstehend,
sanft einwärts gebogen. Beerenzapfen auf bis 5 mm langem hakig
rückwärts gebogenem Stiel, kugelig bis kugelig-oval, bis 9 mm
gross, bräunlich schwarzblau, hechtblau bereift.
An Felsen oder auf steinigen Abhängen, bis 2343 m aufsteigend.
Im ganzen Alpensystem von Ligurien (Albenga) bis Montenegro, in den
südlichen und Uentral-Alpen zerstreut oder stellenweise häufig, in den
nördlichen seltener: Schweiz: im Thale der Saane: Montbovon (Canton
Freiburg) und Chäteau d’Oex (Canton Waat) (Christ Pflleb. Schw. 132),
Canton Uri, Vierwaldstätter See; Canton Glarus; Wallensee (Christ 129,
130, 132); (im Jura fehlend). Nord-Tirol: Zirl: Höhenberg (Lieber
nach Dalla Torre ÖBZ. XL. 264). Bayerische Alpen: Ammergau;
Berchtesgaden. Ober-Oesterreich; Gasselspitze am Traun-See(Dürrnberger
br.). Nördliche Karpaten; auf der Sokolica und am Facimiech in den
Pienninen (Knapp 81). Siebenbürgen (A. II. vgl. S. 253) mehrfach
(Simonkai, Usatöl). Banat: Domugled (Neilreich Ungarn 73). Im
übrigen Gebiete häufig angepflanzt und zuweilen verwildert, oft aus
ehemaligen Culturen, vielleicht seit Jahrhunderten (so im Elsass: Strass-
burg: Weinberge bei Ober-Hausbergen. Prov. Hannover: Ruine Harden-
berg bei Nörten in grosser Menge!!). Bl. April, Mai. Fr. Frühling des
folgenden Jahres.
J. 8. L. Sp. pl. ed. I. 1039 (1753). Willkomm a. a. O. 254.
Koch Syn. ed. 2. 765. Nyman Consp. 676 Suppl. 284. Richter Pl.
Eur. 1. 6. Rchb. Ie. fl. Germ. XI t. DXXXVI fig. 1143. J. foetida
Spach Ann. sc. nat. 2. Ser. XVI. 294 (1841) z. T. Sabina officinälis
Garcke Fl. Nord- u. Mitteldeutschl. 4. Aufl. 387 (1858).
Juniperus, 253
Eine grosse Anzahl von Formen und Abarten sind zum Theil wild beobachtet,
zum Theil aus der Cultur hervorgegangen. Als Festpunkte der Formenreihen mögen
folgende betrachtet werden.
A, cupressifölia. Blätter klein, schuppenartig anliegend. — Die häufigste
(auch im Gebiet am meisten verbreitete) Form. — J. 8. ce. Ait. Hort. Kew.
ed. 1. III. 414 (1789). J. foetida a. Sabina Spach Ann. Se. nat. 2. Ser. XVI.
295 (1841). J. S. A. vulgaris Carr. Conif. 35 (1855). Hierher die meisten
Culturvarietäten und eingeführten Formen: auch I. b. horizontalis (A. u.
G. Syn. I. 253 [1897]. J. h. Moench Meth. 699 [1794]. J. prosträta Torr.
Comp. 263 [1826] nicht Pers. J. alpina Lodd. Cat. 48 [1836]. J. 8.
8. hümilis Hook. Fl. bor.-am. II. 166 [ausser d. Synon.] [1840]. Carr. a. a. O.
[1855]. J. S. multicaulis Spach a. a. O. [1841]). Niedrig, Aeste flach aus-
gebreitet bis niederliegend. — Ueberall unter der Stammform wild beobachtet.
—- Ebenfalls hierher möchten wir die von manchen Autoren als Art angesehene,
in unseren Gärten häufig angepflanzte Nordamericanische I. ec. prosträta (J. 8.
4. p. Loudon Arbor. et frut. Brit. IV. 2499 [1838]. J. p. Pers. Syn. pl. II.
632 [1807]. Spach a. a. O. 293 [1841]. Carr. Conif. 26 [1855]. J. repens Nutt.
Gen. Amer. II. 245 [1818]. J. hudsonica 1) Lodd. Cat. [1836]) rechnen, die
ausser durch ihren niederliegenden, dichtrasigen Wuchs, durch meist schärfer
zugespitzte, nicht selten an Haupttrieben in dreizähligen Quirlen stehende
Blätter und unbereifte Früchte ausgezeichnet ist. Einen Uebergang von der
Formengruppe A zu B bildet gewissermaassen:
II. Lusitänieca?2). Aufrecht, mit wagerecht abstehenden Aesten. Blätter
ziemlich scharf zugespitzt, rückenseits deutlich kantig (fast
gekielt), daher die jungen Triebe mehr oder ıninder vierkantig. Beeren-
zapfen aufrecht oder übergebogen, meist am Grunde deutlich
verschmälert, in der Jugend blau bereift, später schmutzig dunkel-roth-
braun. — Im ganzen Süden Europas verbreitet, im Gebiet anscheinend
nur in Dalmatien (Wettstein Sitzb. Akad. Wissensch. Wien XCVI. 333
[1887]) und Siebenbürgen (Csatö!) — J. 8. A. II. L. A. u. G. Syn. I. 253
(1897). J. L. Mill. Gard. Diet. ed. 8 No. 11 (1768). J. S. 8. L. Sp.
pl. ed. 1. 1039 (1753). J. sabinoides 3) Griseb. Spieil. fl. Rum. et Bithyn.
II. 352 (1843). Wettstein a. a. OÖ. 332. Nyman Consp. 676 Suppl. 284.
B. tamariscifölia. Blätter alle oder doch zum Theil lang-lanzettlich, abstehend.
— So seltener wild; häufig angepflanzt. — J. S.t. Ait. Hort. Kew. ed. 1. III.
414 (1789).
Eine buntblättrige Form wird unter dem Namen m. variegäta (hort., Carr.
Conif. 36 [1855]) eultivirt.
Die Pflanze besitzt einen eigentümlichen, intensiv widerlichen, in der Ferne
dem der übrigen Juniperus-Arten ähnlichen aromatischen Geruch, wird deshalb in
einigen Gegenden zum Schutz gegen Motten etc. im Sommer in die Winterbekleidungs-
stücke gelegt.
Die Arzneikräfte derselben sind im Volke allgemein bekannt und werden
mitunter zu verbrecherischen Zwecken, zur Hervorrufung eines Aborts missbraucht,
weshalb die angepflanzten Sträucher nach bestehenden Vorschriften scharf beauf-
sichtigt werden sollten.
Off. Die jungen Zweige: Folia, Herba, Ramuli oder Summitates
Sabinae, Sabina, Sabine Ph. Austr., Belg., Dan., Gall. Germ., Helv,,
Hung., Neerl., Rom., Russ.
(Gebirge von Süd-Europa (incl. Pyrenäen), Mittel- und Nord-Asien,
Nord-America.) |
1) Nach dem Vorkommen an der Hudson-Bay in Nord-America.
2) Lusitanicus, Portugiesisch.
3) Von Sabina (s. S. 250 Fussnote 2) und eiöng ähnlich.
254 Pinaceae. Gnetariae.
* J. Virginiäna!). f}, seltener j}, bis 30 m hoch. Rinde bräunlich silbergrau.
Blätter lebhaft- bis blau- oder graugrün, gegenständig, an den langwüchsigen Haupt-
trieben häufig zu 3, an jüngeren und fast immer auch vereinzelt (bis zahlreich) an
älteren Exemplaren lineallanzettlich, bis 6 mm lang. allmählich in die ziemlich
scharfe Stachelspitze verschmälert, an älteren Exemplaren meist 1 (—2) mm lang,
länglich dreieckig scharf zugespitzt, nur locker auliegend. Beerenzapfen
aufrecht oder abstehend, bereift, klein, breit eiförmig bis 5 mm lang und
4 mm breit, bräunlich violett.
Stammt aus dem östlichen Nord-America, wo sie vom Busen von Mexico bis _
zum 50° verbreitet ist; in unseren Gärten häufig angepflanzt, neuerdings auch zur
Gewinnung des zur Bleistiftfabrikation vorzugsweise angewendeten Eolen forstlich
angebaut. Bl. April, Mai.
J. v. L. Sp. pl. ed. 1. 1039 (1753).
: Sehr veränderlich; nach der Tracht, der Farbe und Gestalt der Blätter sind
zahlreiche Formen beschrieben worden.
Bastard.
96. X 99. (5.) J. communis X Sabina. hi. Von J. Sabina
B. durch makroskopische Merkmale kaum oder nicht zu unterscheiden,
anatomisch jedoch nach Wettstein (Sitzb. Kais. Akad. Wissensch. XCVI.
1. Abth. 334 ff. [1887]) von jener verschieden: Querschnitt der Blätter
(etwas unterhalb der Mitte) dreieckig halbmondförmig, mit abgeflachter
Spitze und flacher oder wenig vertiefter Bauchseite.e Hypodermale
Bastschicht nicht nur die ganze Rückenseite bedeckend, sondern auf die
Bauchseite jederseits etwa um 1/e der Blattbreite übergreifend, einschichtig,
stellenweise verdoppelt. Das längs der Mitte der Bauchseite hypodermal
verlaufende Bastbündel schwach, aus 3—6 Sklerenchymfasern bestehend.
Der rückenseits verlaufende Harzgang ziemlich weit, von 9—11 Epithel-
zellen umgeben, durch 2—3 Zellschichten vom Gefässbündel getrennt.
Gefässbündel in der oberen Blatthälfte ohne Bastbelag. Blüthen und
Früchte unbekannt.
Bisher nur Siebenbürgen: bei Remete im Comitat Karlsburg (Csatö!)).
EI
J.c. X 8. A u G. Sm. L 254 (1897). J. sabindides "x €.
Csatö Magy. Növenyt. Lapok X. 145 (1886). J. Kanitzii?) COsatö’
1) Zuerst aus Virginia bekannt geworden.
2) Nach August Kanitz, * 1843 7 1896, Professor der Botanik an der Uni-
versität Klausenburg, welcher ausser zahlreichen Schriften über verschiedene Zweige
der Botanik die ersten kritischen Florenverzeichnisse wichtiger Theile des Gebiets
und des südöstlich angrenzenden Königreichs Rumänien lieferte: Die bisher bekannten
PAanzen Slavoniens v. H. Schulzer v. Müggenburg, A.K. und J. A. Knapp
ZBG. Wien XVI. 1866. Catalogus Cormophytorum et Anthophytorum Serbiae,
Bosniae, Hercegovinae, Montis Scodri, Albaniae compil. P. Ascherson’et A. K.
Claudiopoli 1877 (Beilage zu Mag. Növ. Lap. I... Plantas Romaniae enumerat
A. K. Claud. 1879—81 (Beil. z. MNL. III—V). Ausserdem förderte er die
Kenntniss der Flora Ungarns durch Herausgabe eines Theils der Kitaibel’schen
Manuscripte (deren Fortsetzung sehr zu wünschen wäre) und durch seinen Versuch
einer Geschichte der ungarischen Botanik (Linnaea XXXIII. Halle 1865). Wie K.
den Neilreich’schen Florenwerken über Ungarn und Kroatien mit seiner unge-
wöhnlichen Sprach- und Litteratur-Kenntniss zur Seite stand, so verdankt ihm auch
diese Synopsis, von deren 1. u. 2. Lieferung dieser mein längjähriger Freund eine
Correetur gelesen hat, manchen werthvollen Beitrag. A.
Juniperus. . 255
a. a. ©. (1886). Wettstein Sitzb. Kais. Akad. Wissensch. XCVI. 1. Abth.
333 (1887). Richter Pl. Eur. I. 7.
Vgl. die Formen von J. communis und J. oxycedrus mit 6 oder
9 Zapfenschuppen (S. 245, 247, 249).
2. Classe,
GNETARIAE.
(A. u. G. Syn. I. 177, 255 [1897]. Gmnetäles Engler Syll. Gr. Ausg. 63
[1892]. Familie Gnetäceae Lindley in Bot. Reg. 1086 [1834]. Eichler
in Nat. Pfl. II. 1. 116 Syll. Gr. Ausg. a. a. O.)
Vgl. S. 177. Stamm verzweigt (so bei unserer Gattung) selten
einfach. Blätter meist gegenständig, (wenigstens ursprünglich) ungetheilt.
Weibliche Blüthen mit einer geradläufigen Samenanlage. Keimling in
der Achse des Nährgewebes, mit 2 Keimblättern.
Einige 40. Arten der Tropen- und der beiden gemässigten Zonen. Es gehören
hierher ausser der unsrigen noch zwei Gattungen: Gnetum1) (L. Mant. 1. 18 [1767]
mit etwa 15 Arten in den Tropen der Alten und Neuen Welt, meist windende
Sträucher mit ansehnlichen, gestielten, elliptischen, fiedernervigen Laubblättern,
ährenförmigen Blüthenständen, welche die Blüthen in den Achseln verbundener
Hochblattpaare tragen ; Hülle der weiblichen Blüthen zur Fruchtzeit fleischig; Samen-
anlage mit zwei Integumenten) und Tümboa 2) (Welw.Gard. Chron. 1861 74.Journ. Linn.
Soc. V. 186 [1861]. Welwitschia3) J. D. Hooker Gard. Chron. 1862 1194 vgl. die
classische Monographie Trans. Linn. Soe. XXIV. I. [1863]). Ueber die Nomenelatur-
frage vgl. OÖ. Kuntze Rev. gen. pl. 797. Die einzige Art, T. Bainesiüi 4) (J. D. Hook.
Gard. Chron. 1861 1002. W. mirabilis (J. D. Hook. Gard. Chron. 1. e. [1862].
Trans. Linn. a. a. ©. 7) in den regenarmen Küstengebieten West-Africas zwischen
16 und 23° S. Br., erhebt sich nie mehr als 3 dm über den Boden. Die das
ganze Leben der Pflanze hindurch fortwachsenden beiden bis 3 m langen und bis
1 m breiten Laubblätter spalten sich in zahlreiche riemenartige Streifen. Aus der
1 m im Durchmesser erreichenden, 2lappigen oberen Fläche des Stammes entwickeln
sich die gablig verzweigten Blüthenstände, an denen die nach der Blüthe zu zapfen-
artigen, bis S cm langen, rothen Körpern auswachsenden 4 zeiligen Aehren angeordnet
1) Linne bildete diesen Namen im Anklang an den Namen der einzigen ihm
bekannten Art G@. gnemon, welche nach Rumphius (Herb. Amboin. I. 182) auf
den Molukken Gnemon oder Gnemo heisst.
2) Von N’tumbo, dem einheimischen Namen der Pflanze bei Cap Negro im
Portugiesischen West-Africa.
3) Nach dem Entdecker an obigem Fundort, Friedrich Welwitsch, * 1806
zu Maria-Saal (Kärnten), 7 1872 zu London. Derselbe erwarb sich in seinen Jugend-
jahren namhafte Verdienste an der Erforschung der Deutsch-Oesterreichischen Kron-
länder, aus welchen er mehrere Beiträge für Koch's Synopsis lieferte. Seine 1834
in den Beiträgen zur niederösterr. Landeskunde erschienene Aufzählung der krypto-
gamen Gefässpflauzen, Characeen und Moose Nieder-Oesterreichs und die 1836
erschienene Synopsis Nostochinearunı Austriae inferioris bilden die Grundlage für
die Kenntniss dieser Gruppen. 1839 begab er sich nach Portugal, wo er, zeitweise
mit der Aufsicht über die botanischen Gärten in Coimbra und Lissabon betraut,
die Flora eingehend erforschte. Das grösste Verdienst erwarb er sich indess durch
seine botanische Durchforschung des Portugiesischen West-Africa während der Jahre
1855— 1861.
4) Nach dem Entdecker in Herero-Land (im jetzigen Deutsch-Südwest-Africa),
Thomas Baines, * 1822 7 1872, Maler und Forschungsreisenden im südlichen Africa.
256 Ephedraceae.
sind. Die Blüthen sind theils unvollkommen zweigeschlechtlich, mit 6 unterwärts
in eine Röhre verwachsenen Staubblättern (mit 3 fächerigen Antheren!) und einer
rudimentären Samenanlage, theils weiblich, mit einer nur ein Integument besitzen-
den Samenanlage. Tumboa steht den beiden anderen Gattungen ferner als diese
unter sich; aber auch Ephedra und Gnetum zeigen ausser den ganz verschieden-
artigen Vegetationsorganen so bedeutende Unterschiede im Blüthenbau, dass sie wohl
mit Recht von Link (1831) und Blume (Rumphia IV. 1. [1848]) als Typen
eigener Familien betrachtet worden sind. Vgl. auch Kerner Pflanzenleben II. 641.
Im Gebiet nur die
13. Familie.
' EPHEDRACEAE.
(Lk. Handb. IH. 469 [1831]. Unterfamilie Ephedroideae Engler Syll.
Gr. Ausg. 63 [1892].)
Achsen gegliedert. Blätter klein, schuppenartig. Blüthen meist
zwei- (selten ein-)häusig. Blüthenhülle (Perigon) der männlichen Blüthe
aus 2 Blättern gebildet. Staubblätter 2—8. Perigon der weiblichen
Blüthe (nach Strasburger und Stapf äusseres Integument, nach
Celakovsky Fruchtblatt) schlauchförmig, zur Zeit der Fr. zäh-leder-
artig, dunkel bis schwarz gefärbt. Samenanlage mit nur einem Integu-
ment. Keimling mit zusammengerolltem Träger (Suspensor).
Einzige Gattung:
34. EPHEDRA!').
([’Tourn. Inst. 663 App. 53. L. Gen. pl. ed. 1. 313] ed. 5. 462 [1754].
Stapf, Die Arten der Gatt. Eph. Denkschr. math.-naturw. Classe kais.
Ak. Wissensch. LVI Abth. II. 1 [1889]. Nat. Pfl. I. 1. 117.)
Kleinere ih oder (bei uns) h, zuweilen an anderen Sträuchern und
Bäumen hoch klimmend, meist vom Grunde an verzweigt mit (bei unseren
Arten stets) gekreuzt gegenständigen, seltner zu 3 oder 4 quirligen,
oft durch reiche Verzweigung aus den kurz bleibenden unteren Gliedern
scheinquirlig gehäuften Aesten, meist mit unterirdischen Ausläufern.
Jüngere Zweige grün, an den Spitzen zart krautig, später erhärtend,
bei manchen Arten sich in der ungünstigen (kalten oder trocknen) Jahres-
zeit regelmässig abgliedernd. Blätter wie die Zweige meist gegenständig,
seltner zu 3 oder 4, kurz bis länglich dreieckig zugespitzt, oft in eine
schmal linealische, fast fadenförmige Spitze auslaufend, fast immer am
Grunde scheidenartig verbunden. Blüthen zwei-, zuweilen einhäusig.
Männliche Blüthenstände an jüngeren oder älteren Zweigen achsel- (selten
1) &p&öoa, Pflanzenname bei Hesychios und Plinius, nach letzterem
(XXVI, 20 und 83) auch ephedros genannt, ein an Bäumen in die Höhe steigendes
(daher der Name, der „aufsitzend‘‘ bedeutet und das Synonym anäbasis ‚„Aufstieg‘‘)
blattloses, binsenähnliches Gewächs, das zuletzt wie schwarze Pferdehaare (daher
hippüris, s. $S. 119) herabhängt.
Ephedra. 257
end-) ständig, einfache oder verzweigte Aehren darstellend, welche, bez.
ihre Zweige, in den Achseln breiteiförmiger, meist stumpfer krautiger oder
häutiger, meist am Grunde verbundener Hochblätterpaare 4—24 Blüthen
tragen. Perigon ein rundlicher bis verkehrteiförmiger, häutiger, ober-
wärts zweilappiger Schlauch. Antheren an der Spitze eines gemeinsamen
fadenförmigen Trägers, sitzend oder kurz gestielt, 2- (selten 3-) fächerig,
am Scheitel sich porenartig öffnend. Weibliche Blüthen einzeln oder
zu 2 oder 3 endständig, von 2—4 oder mehr Paaren von sich dach-
ziegelartig deckenden, schuppenartigen Hochblättern vollständig einge-
schlossen oder über dieselben hervorragend. Samenanlage aufrecht eiförmig
bis flaschenförmig. Integument an der Spitze in einen vorgestreckten
geraden oder schraubenförmig gedrehten Hals (Tubillus) ausgezogen,
Deckblätter in der Reife (bei unseren Arten) fleischig werdend, nach
Art der Beerenzapfen am Juniperus zusammenschliessend oder trocken-
häutig.
Diese ausgesprochen xerophytische Gattung zählt etwa 30 Arten in den regen-
armen Steppen- und Wüstengebieten der nördlichen gemässigten Zone sowie des
Andinen und extratropischen Süd-America und in Mittelmeergebiet. Die Gattung
überschreitet den nördlichen Wendekreis nur in Süd-Arabien und dem Somali-Lande
(vgl. die treffliche Monographie von Stapf, der wir in diesem Werke selbstver-
ständlich gefolgt sind). In Europa nur unsere 3 Arten mit einigen im Gebiete
fehlenden Unterarten. Die Vorkommnisse unseres Gebietes stellen z. T. weit vor-
geschobene Posten dar, mit denen die Gattung ihre Polargrenze erreicht.
Die Ephedra-Arten sind ohne Blüthen den Equiseten aus der Gruppe (’rypto-
pora sehr ähnlich, indess durch die zweizähnigen Scheiden sofort erkennbar. Die
Stengel sind, besonders an getrockneten Exemplaren, in den Gliederungen mehr oder
weniger brüchig.
Bei uns nur die Section:
Pseudobaccätae!) (Stapf a. a. OÖ. 46 [1889]. Hochblätter
der weiblichen Blüthenstände zur Zeit der Fr. fleischig, oft schmal haut-
randig aber nicht geflügelt.
A. Scandentes (Stapf a. a. O. 46 [1889]. h oder NR, meist
aufrecht oder klimmend, mit bis 5 mm dicken jährigen Trieben.
Männliche Aehren meist gleichmässig vertheilt. Integument der
Samenanlage mit (bei unserer Art immer) geradem Halse. Staub-
blätter (bei unserer Art) 5—6.
100. (1.) E. fragilis. h selten fast R, von sehr verschiedener
Tracht, aufrecht oder in Gebüschen aufsteigend oder am Boden hin-
gestreckt, oder herabhängend, bis 1,5 m hoch. Rinde braungrau bis
aschgrau. Zweige meist gebogen oder gerade, bis 4 mm dick, rundlich,
fein rippig-gestreift, dunkelgrün, zerbrechlich. Blätter 1—2 mm lang
(selten länger), in der Mitte krautig, seitlich trockenhäutig, zu einer
(1—1!/a mm langen) Scheidenröhre verbunden. Scheidenzähne drei-
eckig, stumpf oder spitzlich, hinfällig. Blüthen zweihäusig, seltner
1) Von evöo- falsch und bacca Beere, wegen der beerenähnlichen Frucht-
stände.
Ascherson u. Graebner, Synopsis. |]. f7
258 Ephedraceae.
unvollständig einhäusig. Männliche Aehren den jährigen Trieben
ansitzend, zu mehreren dicht knäuelig, seltner fast einzeln, sitzend oder
einzelne kurz (oder länger) gestielt, eiförmig bis 5 mm lang, 8—16 blütig.
Tragblätter der Blüthen am Grunde verbunden, 1!/ja—2 mm lang,
breit rundlich eiförmig, gestutzt, am Rande schmal hautrandig. Perigon
länger als das Tragblatt. Staubblattträger weit hervorragend, öberwärts
oft schwärzlich, mit (4—) 6 sitzenden Antheren. Weibliche Blüthen-
stände eiförmig bis kurz cylindrisch, 1—2blüthig, am Grunde von
1—7 Paaren hoch hinauf scheidig verbundener Hochblätter umgeben,
aufrecht auf gebogenem Stiele. Weibliche Blüthen von den Hoch- und
Tragblättern bedeckt ‘oder hervorragend, mit länglichem, cylindrischem
Perigon und bis 3 mm langem, hervorragendem, geradem Halse des
Integumentes. Beerenzapfen 8—9 mm lang, kugelig, roth. Samen (mit
Hülle) eiförmig, falls zu 2, bauchseits abgeplattet.
E. f. Desf. Fl. Atl. OD. 372 (1800). Stapf a. a. O. 53. Richter
Pl. Eur. L 8 E. f. u. camp. Nyman Consp. 677 Suppl. 284, 285.
Eine nach Stapf (a.a. ©. 57) ganz ungemein veränderliche Art, deren zwar
zum Theil gut unterschiedene Formen in einander übergehen. Sie zerfällt nach
Stapf in zwei Unterarten, von denen
A. E. Desfontaimnii!) (a. a.0. 54) das westliche Mittelmeergebiet, östlich bis
Sieilien und Tunesien, mit Ausschluss des Festlandes von Italien und Süd-Frankreich,
aber mit Einschluss von Süd-Portugal, Madeiras und der Cavarischen Inseln bewohnt.
Sie ist durch höheren Wuchs, die sehr brüchigen, leicht in einzelne Glieder zer-
fallenden Zweige und meist einblüthige weibliche Blüthenstände charakterisirt und
wird in den Gärten des Mittelmeergebiets öfter als bis 8 m hoch klimmende Zier-
pflanze gezogen, ebenso wie die von Marokko bis Tunesien verbreitete E. altissima
(Desf. Fl. Atl. II. 372 [1800]. Stapf a. a. O. 46). Bei uns nur die Unterart
B. E. campylöpoda?). Iı, niemals aufrecht oder gar baum-
artig. Zweige meist nur bis 2—3 mm dick, nicht so zerbrechlich
als bei der Unterart Desfontaini. Weibliche Blüthenstände
zwei- (selten durch Fehlschlagen ein-) blüthig.
An Felsen, Mauern, Hecken und auf sandigem Strande Nur in
der Nähe der östlichen Adria-Küsten. Dalmatien, zerstreut!! Hercego-
vina: bei Mostar (Knapp H. Bosn. No. 5!); bei Trebinje (Pantocsek 30).
Montenegro: bei Ostrog (Panti@ 86). Bl. April, Mai.
E. f. ß. c. Stapf a. a. O. 56 (1889). Richter Pl. Eur. I. 8. E.
major Vis. Fl. Dalm. I. 204 (1842) z. T. nicht Host. E. c. C. A. Meyer
- Vers. Monogr. Gatt. Eph. 73 (1846). Nyman Consp. 677 Suppl. 285.
Diese Unterart ist durch die meist schlaff unregelmässig verbogenen Haupt-
triebe und die verhältnissmässig locker und unregelmässig angeordneten (seltener
1) Nach dem Autor der Art, Ren& Louiche genannt Desfontaines, * 1750
7 1833, langjährigem Leiter des Jardin des plantes und Professor am Museum in
Paris, welcher 1783—85 das westliche Nord-Africa botanisch erforschte und in seiner
1798—1800 zu Paris erschienenen Flora Atlantica das grundlegende Werk über die
Flora «dieses Gebiets veröffentlichte.
2) Von zaunö/og gebogen, krumm und zodg Fuss, wegen der gebogen auf-
steigenden Stiele der weiblichen Blüthenstände.
Ephedra. 259
straff aufwärts gerichteten) Seitenzweige leicht von den übrigen im Gebiete vor-
kommenden Arten zu unterscheiden,
(Oestliches Mittelmeergebiet von Dalmatien bis Kurdistan und Syrien.)
EI
B. Leptöcladae!) (Stapf a. a. O. 65 [1889]). h, meist niedrig,
'seltner sich 1—2 m erhebend. Zweige meist starr, aufrecht, dünn
(bis 2 mm). Männliche Aehren meist verschiedenartig vertheilt.
Staubblattträger (bei unseren Arten) mit bis 8 Antheren. Integu-
ment der Samenanlage mit geradem oder gedrehtem Halse.
101. (2.) E. distächya?). (Meerträubel; franz.: Raisin de mer;
ital.: Uva marina; russ.: Cremsaa maımHa d. h. Steppen - Himbeere.)
h, aufrecht oder aus niederliegendem Grunde aufsteigend, niedrig oder bis
1 m hoch (Parlatore Fl. Ital. IV. 101). Grundachse lang, kriechend.
Rinde grau, feinfaserig. Zweige meist gerade (oder gebogen), verlängert,
bis 2 mm dick, rundlich, fein rippig-gestreift, dunkelgrün. Blätter bis
2 mm lang, in der Mitte krautig, seitlich weisslich trockenhäutig, zu
einer 1'/’a mm langen Scheidenröhre verbunden. Scheidenzähne kurz
dreieckig, stumpf oder spitzlich. Blüthen zweihäusig. Männliche Aehren
einzeln oder zu mehreren geknäuelt, sitzend oder gestielt, eiförmig
oder länglich, bis 1 cm lang, 8—16blüthig. Tragblätter der Blüthen
am Grunde verbunden, 2 mm lang, breit, eiförmig, am Rande schmal
hautrandig. Perigon rundlich-eiförmig, länger als das Tragblatt. Staub-
blattträger weit hervorragend, oft mehr oder weniger (mitunter
bis zum Grunde) getheilt, mit meist 8 (oder weniger) sitzenden oder
(die obersten meist) kurz gestielten Antheren. Weibliche Blüthen-
stände 2blüthig, einzeln oder mehrere gedrängt, kürzer oder länger
gestielt, länglich eiförmig, mit 3 (seltner 4) scheidenartig verbundenen
Hochblätterpaaren. Weibliche Blüthen ungefähr so lang als das Trag-
blatt, mit länglichem schmalem Perigon und bis 1!/a mm langem, her-
vorragendem, geradem (oder bei der Unterart B. korkzieherartig gedrehtem)
Halse des Integumentes. Beerenzapfen 6—7 mm lang, kugelig, roth.
Samen (mit Hülle) 4!/'.—5!/a mm lang, eiförmig bis länglich, wenig
hervorragend, braunschwarz.
An steinigen und felsigen Orten, sandigen Plätzen am Meeres-
strande und im Binnenlande. Nur an der Mittelmeerküste, in einigen
Thälern der Süd-Alpen, in Mittel-Ungarn und Siebenbürgen. Provence:
Rhöne aufwärts bis Orange; Avignon! bei Marseille! Zwischen Antibes
und Nizza! Tirol: Felsen des Dos Trento bei Trient! (früher bei Bozen
angegeben); Schieferfelsen über Schlanders im Vintschgau (Stapf a. a. 0.68).
Friaul: Zwischen Udine und Pontebba (Herbich, Flora XVII. 121).
Nach Stapf a.a.O. nicht wiedergefunden). Kroatien: Felsen am Meere
bei Zengg und Carlopago (Schloss. Vuk. 1038. Neilr. 780).? Ungarn:
1) S. S. 135 Fussnote 2.
2) S. S. 124 Fussnote 1.
260 Ephedraceae.
Kalkberge bei Ofen! und Sandfelder um Pest! Siebenbürgen: Tordaer
Schlucht. Bl. März—Juni. Fr. Aug., Sept.
E.d.L.Sp. pl. ed. 1. 1040 (1853) erw. Stapf a. a. O. 66 (1889).
Koch Syn. ed. 2. 764. E. vulgaris Rich. Comm. Conif. Cye. 26 (1826)
Parl. Fl. Ital. IV. 101 (1867). Willkomm a. a. O. 281 fig. XXXVI.
1—11. Nyman Consp. 677 Suppl. 285. Richter Pl. Eur. I. 8 incl.
E. Helvetica. E. minor Host Fl. Austr. II. 671 (1827). E. mari-
tima St.-Lager Cat. Fl. Rhöne 687 (1881).
Die typische Art zerfällt nach Stapf (a. a. O. 67) in 3 Abarten, die sich
bezüglich der geographischen Verbreitung nicht scharf trennen lassen:
A. monostächya!). Niedrig, meist nur 1 dm hoch. Männliche Aehren
und weibliche Blüthenstände einzeln, kurz gestielt oder sitzend. Antherenfächer
klein. — So selten im Gebiete, hauptsächlich im Steppengebiete Asiens. — E. d,
subvar. m. Stapf a. a. OÖ. 67 (1889). E. m. L. Sp. pl. ed. 1. 1040 (1753). Bchb.
Ie. XI. t. DXXXIX fig. 1149.
B. Linna&i2). Höher, selten über 3 dm, aufrecht oder aufsteigend. Zweige
meist nicht über 1 mm dick. Männliche Aehren und weibliche Blüthenstände
meist zu wenigen (2—3) geknäuelt. Antherenfächer grösser. — So meist im Gebiete.
— E.d. subvar. L. Stapf a. a.0O. (1889). E. d. L. a.a. O. (1753). Rchb. Ie. X1.
t. DXXXIX fig. 1148.
C. tristächya3). '/as—1 m hoch, aufrecht oder aufsteigend. Zweige bis
2 mm dick, härter, meist starr. Männliche Aehren zahlreich, oft dicht geknäuelt.
Weibliche Blüthenstände zu mehreren. Sonst wie vor. — Selten im Gebiet, häufiger
im Atlantischen Küstengebiet. — E. d. subvar. t. Stapf a. a. O. (1889).
Beerenzapfen und Zweige waren früher als Uva marina im Arzneigebrauch.
Die ersteren werden zwar (wohl nicht im Gebiete) gegessen, hinterlassen aber lästiges
Kratzen im Rachen (Stapf 93). In Südfrankreich sollen sie zur Herstellung eines
Liqueurs (Ratafia) dienen.
(Westküste von Frankreich; nördliche Mittelmeerküsten von Spanien
(dort auch im Binnenlande) bis Sicilien; West- und Nordküste des
Schwarzen Meeres; Südrussland [bis 53° N. Br.] und Küsten des
Kaspischen Meeres; Nord-Turanische Steppen; Sibirien in einzelnen
Vorposten bis an den Polarkreis. Die nördlichsten Fundorte dieser Art
(mit Einschluss der Unterart) bilden die Polargrenze der Gattung. %
Als Unterart ziehen wir hierher:
B. E. Helwetica*). Niedrig, selten bis !/g m hoch. Der her-
vorragende Hals des Integumentes immer korkzieherartig
gedreht.
Nur in zwei kleinen Thal-Bezirken der West-Alpen. Das Vor-
kommen in Süd-Frankreich (Dauphine, Provence [und Languedoc]) nach
Stapf a.a. O. 66 sehr zweifelhaft. Schweiz: Wallis: Rhöne-Thal von
Martigny bis Sitten! Cottische Alpen: Susa: Gegenüber dem Bahnhof
beim ehemaligen Fort Brunetta (Rostan! Beyer!). Bl. April, Mai.
E. H. C. A. Meyer Vers. Monogr. Gatt. Eph. 87 t. VII. fig. 10
(1846). Stapf a. a. O. 65. Nyman Consp. 677 Suppl. 285. Richter
. 153 Fussnote 1.
. 136 Fussnote 2.
. 124 Fussnote 1.
. 162 Fussnote 1.
>» wo tv
ICH
RAN
Ephedra. 261
Pl. Eur. I. 8. E. rigida var. H. St.-Lager Cat. pl. vasc. Rhöne 687
(1881) z. T. (mit Sicherheit nur die Pflanze des Wallis). 1*1
102. (3.) E. major. I, aufrecht, selten aufsteigend, 1—2 m hoch.
Rinde grau bis braungrau. Zweige sehr zahlreich buschig und
scheinquirlig, starr, hart, selten über 1—1!/a mm dick, an den
Gliederungen oft knotig verdickt, fein gestreift, dunkelgrün, z. T. sich
regelmässig in der ungünstigen Jahreszeit abgliedernd. Blätter nicht
über 2 mm lang, fast ganz trockenhäutig, zu einer ca. 1 mm langen
Scheidenröhre verbunden. Scheidenzähne bis 1 mm lang, kurz drei-
eckig, bald braun werdend, hinfällig. Blüthen zweihäusig. Männliche
Aehren einzeln oder zu 2—3 geknäuelt, sitzend, fast kugelig, 4—5 mm
lang, 4—8blüthig. Tragblätter der Blüthen im unteren ?/s verbunden,
1!/a—2 mm lang, rundlich-eiförmig, schmal hautrandig. Perigon rundlich,
länger als das Tragblat. Staubblattträger kaum oder wenig
hervorragend, mit 6—8 (meist gedrängt-) sitzenden (selten vereinzelt
sehr kurz gestielten) Antheren. Weibliche Blüthenstände 1-blüthig,
einzeln oder zu 2—3 sehr kurz (bis 3 mm) gestielt, eiförmig, mit 2,
sehr selten 3 im unteren Drittel scheidenartig verbundenen Hochblätter-
paaren. Blüthen wenig länger als die Tragblätter, mit eiförmig-abgerundet-
viereckigem Perigon und bisweilen bis 5!/s mm langem, hervorragen-
dem Halse des Integumentes. Beerenzapfen 5—7 mm lang, kugelig,
roth, seltner gelb» Samen (mit Hülle} 4—7 mm lang, eiförmig oder
länglich, wenig hervorragend, kastanienbraun.
E. m. Host Fl. Austr. II. 671 (1831). Vis. a. a. O. (1842) zT.
nach Stapf a. a. OÖ. 79. E. nebrodensis!) Tineo in Guss. Fl. Sie.
Syn. II. 2. 637 (1844). Stapf a. a. O. 77. Willkomm a. a. O. 281.
Nyman Consp. 677 Suppl. 28. Richter Pl. Eur. I. 8.
Zerfällt in 2 Rassen, von denen die durch ganz glatte Zweige und länglichere
Zapfen und Samen ausgezeichnete B, procera (Fisch. u. Mey. Index X. hort. bot.
Petrop. 45 [1844]. Stapf a. a. O. 80) nur im östlichen Theile des Wohngebietes
der Art vorkommt. Bei uns nur die in westlichen Theile (östlich bis Tunesien und
Dalmatien, vereinzelt in Kleinasien) verbreitete Rasse:
A. Villärsii?2). Zweige mehr oder weniger rauh. Halbreife
Beerenzapfen breit fast kugelig.. Samen meist eiförmig.
Auf Felsen, an steinigen Orten des Mittelmeergebietes. Frankreich:
Von den Dep. Bouches du Rhöne und Dep. Vaucluse bis zum Dep.
Dröme bei Crest und bei Montelimart mehrfach, im De&p. Basses-Alpes
bei Sisteron! mehrfach und bei Annot im Thale des Vaire. Insel Lussin:
Südöstlich vom Monte Osero (Hara£ic 20). Dalmatien: an der Kerka
bei Scardona; Spalato! bes. Monte Marian, bei Fort Klissa und bei
1) Nach dem Originalfundort, dem Madonie-Gebirge (im Alterthum Nebrodes)
längs der Nordküste Sieiliens.
2) Nach Dominique Villar (oder Villars), * 1745 + 1814, Arzt und Professor
in Grenoble, zuletzt in Strassburg, Verfasser der für die Flora der Westalpen grund-
legenden Histoire des plantes du Dauphine. Grenoble 1786—89.
262 Ephedraceae. Angiospermae.
Salona! bei Ragusa! Hercegovina: Mostar (Knapp, vgl. Stapf a.a. O.
Murbeck 21, 22). Bl. April—Juni.
E. m. A.‘ V.-A. u. G., Syn. L 261 (1897), 2 N. var. oe
Stapf a. a. O. 78 (1889). E. V. Gren. et Godr. Fl. France III. 160
(1855). E. procera Vis. Fl. Dalm. Suppl. I. Mem. Ist. Veneto XVI.
76 (44 des Sep.) (1871). Nyman Consp. 677 z. T. E. rigıda var.
Nebrödensis Saint-Lager a. a. O. (1881).
(Verbreitung der Art: Mittelmeergebiet, Canarische Inseln, West-
Asien bis Afghanistan, im Himalaja bis Lahul.) 1]
2. Unterabtheilung.
ANGIOSPERMAE').
([-es Brongniart En. Genres pl. Mus. Paris 26 [1850] erw. incl. Monoco-
tyledones] A. Br. u. Döll in Döll Fl. Grossh. Baden 104 [1857]. Bedeckt-
samige Blüthenpflanzen A. Br. u. Döll in Döll Rhein. Flora 54 [1843].)
Vgl. S. 177. Kraut- oder Holzgewächse. Blüthen zwei- oder ein-
geschlechtlich. Die Gesammtheit der Staubblätter heisst Androec&um ?).
Dieselben sind meist in einen unteren stielartigen Theil, den Staub-
faden (Filam&ntum) und einen oberen Theil, den Staubbeutel
(Anthera) geschieden. In letzterem bilden sich die Pollenzellen meist
in 2 seitlichen, durch das Mittelband (Connectivum) verbundenen
Pollensäcken (Thecae), die meist durch eine Längsscheidewand in zwei
Fächer getheilt sind und häufig durch eine am Ansatz der Scheidewand
entstehende gemeinsame Längsspalte aufspringen. Diese Spalten stehen
entweder genau seitlich oder sie sind nach dem Blüthencentrum (Antherae
intrörsae) oder nach der Peripherie (A. extrörsae) gerichtet. Die Staub-
fäden sind frei oder ganz oder theilweise zu einer oder mehrere Gruppen
(Phalänges) verbunden. Die röhren- (oder in nur männlichen Blüthen
säulen-) artige Verbindung aller Staubfäden wird als Monadelphia °),
die zu 2 oder mehrere Gruppen Diad£lphia®), bez. Polyadelphia ?)
bezeichnet. Zuweilen (u. a. in der artenreichsten Familie der Siphono-
gamen, den (ompositae) verwachsen die Antheren nachträglich mit
einander, während die Staubfäden meist getrennt bleiben. Die Gesammt-
heit der Fruchtblätter wird Gynaec&um ®) (früher auch Stempel, Pistillum)
genannt. Der untere, die Samenanlagen einschliessende Theil derselben
wird Fruchtknoten (Ovärium) genannt; die Narbe (s. 177) sitzt
1) Von dyyeiov Gefäss, Behältniss und ore&gua Same, wegen der in einer
meist geschlossenen Höhle enthaltenen Samen.
2) Von dvnjo, &dvögds Mann und oixzeiov das Häusliche; also Männerhans;
ein nach missverständlicher Analogie von Gynaeceum übelgebildetes Wort.
3) Von döe/igpia (unclassisch) Brüderschaft und bez. uovo- einzeln, dı- zwei-
und zo/v- viel.
3) yvvaıneiov Frauengemach.
‘ Angiospermae.,. 263
demselben entweder auf, oder häufiger ist sie auf einem mehr oder
weniger cylindrischen Halstheil, dem Griffel (Stilus) emporgehoben.
Die Fruchtblätter bleiben entweder unter einander frei (Gynaeceum
apocärpum!), die Fruchtblätter werden dann bei der Reife als Frücht-
chen (Carpella) bezeichnet, oder sie verbinden sich, besonders im Ovarial-
theile, zu einem gemeinschaftlichen Fruchtknoten, G. syncärpum !),
welcher häufig in eine der Anzahl der Fruchtblätter entsprechende Zahl
von Fächern getheilt ist, in welchen die (in der Regel an den Rändern
der Fruchtblätter, welche die Samenträger (Placentae) darstellen,
angehefteten) Samenanlagen meist im Innenwinkel sich befinden (Pl.
centrales).. In anderen Fällen ist nicht jedes Fruchtblatt für sich ge-
schlossen sondern der Fruchtknoten 1-fächerig; dann sind die Samenträger
meist wandständig (Pl. parietäles), seltener ebenfalls central (z. B. bei
den meisten Caryophyllaceae, Primulaceae). Liegt die Aussenwand
des Fruchtknotens innerhalb der Blüthe frei, so wird derselbe ober-
ständig (Ovarıum süperum) genannt; ist dieselbe mit der Innenwand
einer becher- oder krugförmigen Ausbreitung (Cupula) der Achse, die
am oberen Rande die Perigon- und Staubblätter trägt, verbunden, so
heisst er unterständig (O. inferum). Ist nur der obere Theil frei,
der untere aber mit der Cupula verbunden, so heisst er halb-ober- bez.
-unterständig (O. semisüperum, semiinferum). Griffel und Narben
können an der Verbindung Theil nehmen oder getrennt bleiben. Selten
(u. a. bei der artenreichen Familie der Orchaceae) ist der Griffel mit
dem Androeceum verbunden (Gynändria )?).
Uebersicht der Classen.
A. Keimling fast stets mit nur einem die Plumula scheiden-
artig umgebenden Keimblatt (bei den meisten Orchaceae
klein, ungegliedert). Stamm von zerstreuten, geschlossenen Gefäss-
bündeln durchzogen. Blätter meist parallelnervig. Blüthen meist
3 zählig. Monoeotyledones.
B. Keimling meist mit 2 gegenständigen Keimblättern (bei
einigen Schmarotzerpflanzen ungegliedert und bei einigen Knollen-
gewächsen (Ranunculus ficaria, Corydallıs Untergattung Dulbo-
capnos, Carum bulbocastanum, Oyclaminus) mit nur einem Keim-
blatt). Stamm von meist in einen Kreis gestellten offenen Gefäss-
bündeln durchzogen. Blätter meist netznervig.. Blüthen meist 5-
oder 4zählig. Dieotyledones.
1) Von &zo6 von d. h. getrennt bez. od» mit d. h. verbunden und xaozos
Frucht.
2) Von yvvn Weib und dvrjo Mann, also Weibmännigkeit.
264 Monocotyledones.
1. Classe.
MONOCOTYLEDONES))
Juss. Gen. pl. 21 [1789]. DC. Syst. 1. 122 [1818]. Monocotolydoneae
Engler Syllabus Gr. Ausg. 65.)
’gl.S.263. Kraut-, selten Holzgewächse. Zweige meist mit einem nach
der Abstammungsachse gewandten, 2 kieligen Vorblatte beginnend. Blätter
häufig am Grunde scheidenartig, selten mit deutlichem Stiel, mit meist‘
ungetheilter, selten durch Zerreissung in Abschnitte gesonderter (Palmae)
oder mit eingeschnittener oder getheilter Spreite oder netznervig. Blüthen
meist regelmässig (aktino-) seltener zygomorph ?), bei den als typisch zu
betrachtenden Familien aus 5 Blattkreisen gebildet: 2 Kreisen von Perigon-
blättern, die beide meist gleichartig (hochblattartig [krautig oder trocken-
häutig]) oder gefärbt, zart (corollinisch) ausgebildet (homoeochlamydisch 3)),
seltener verschiedenartig (heterochlamydisch ?)) sind, 2 Kreisen von Staub-
und 1 von Fruchtblättern. Selten sind die Blüthen durch alle Kreise
2- (Anthoxanthum, Majanthemum) oder 4zählig (Potamogeton, Paris)
oder zeigen höhere Zahlen oder zahlreichere Kreise. Der Samen ent-
hält meist ein reichliches Nährgewebe (meist Endosperm). Keimblatt
meist viel grösser als die hypokotyle Achse, die bei einigen Familien
(Palmen, Liliaceen) nach unten in eine (niemals das ganze Leben der
Pflanze hindurch bleibende) Hauptwurzel übergeht, die bei andern
(Gramina) von Anfang an durch Nebenwurzeln ersetzt wird.
Aufzählung der Reihen).
1. Blüthen in kugeligen oder kolbenartigen Blüthenständen, ein-
geschlechtlich, nackt oder mit hochblattartigem Perigon. Fruchtblätter
1—%, mit 1 bis vielen Samenanlagen. Samen mit Nährgewebe. Laub-
blätter linealisch. — Unsere Familien Sumpf- seltener Wasserpflanzen.
Pandanales.
2. Blüthen zwei- oder eingeschlechtlich, mit hochblattartigem oder
gefärbtem Perigon (seltener nackt), mit einem bis zahlreichen Staub- und
Fruchtblättern, letztere mit einer bis vielen Samenanlagen. Samen ohne
oder mit ganz spärlichem Nährgewebe. — Wasser- oder Sumpfpflanzen.
Helobiae.
1) Von uovog einer, einzeln und xozvAndov (s. S. 176) Keimblatt.
2) Von dxrig Strahl und woopn Gestalt, wegen der strahligen Symmetrie;
bez. von Zvyöv» Joch, Paar, weil die betreffenden Blüthen sich nur durch einen
(gewöhnlich den medianen) Schnitt in zwei symmetrische Hälften theilen lassen.
3) Von öwoiog ähnlich, bez. Eregog verschieden (vgl. S. 68 Fussnote 2) und
yAawös eigentlich Reitermantel, für Perigonblatt-Kreise gebräuchlich.
4) Da sich besonders infolge der hierhergehörigen sehr vielgestaltigen Reihen
der Helobiae, Farinosae, Liliüflorae u. a. ein dichotomischer Schlüssel, der zum
Bestimmen geeignet erscheint, nicht geben lässt, lassen wir an seiner Stelle einen
Bestimmungsschlüssel der Familien folgen, in welchem nur die im Gebiete vor-
kommenden Gattungen berücksichtigt sind.
Monocotyledones. 265
3. Blüthen zwei- oder eingeschlechtlich, klein, meist 3 zählig, nackt oder
mit (bei unseren Gattungen fast stets) aus Borsten oder Haaren bestehen-
dem Perigon, fast stets in den Achseln von Hochblättern (Spelzen), von
diesen bedeckt, zu meist mehrblüthigen Aehrchen angeordnet. Frucht-
‚ knoten einfächerig, mit je einer Samenanlage. Samen mit meist reich-
lichem, mehligem Nährgewebe. Laubblätter linealisch. — Gräser und
Halbgräser. Glumiflorae.
4. Blüthen meist eingeschlechtlich, ziemlich klein, 3zählig, meist
aktinomorph, mit Perigon, in einfachen oder zusammengesetzten anfangs
von einem grossen Hochblatte (Spatha) umhüllten Aehren. Frucht-
blätter meist mit je einer der Mitte gegenüberstehenden Samenanlage.
Nährgewebe horn- oder elfenbeinartig. Laubblätter meist durch Zerreissen
fiedrig oder fächerförmig. Stamm meist unverzweigt, oft baumartig.
— Palmen. Prineipes.
5. Blüthen ein- oder zweigeschlechtlich, klein, 3- oder 2zählig (oder
die Zahl auf 1 reducirt), ohne entwickelte Tragblätter, stets in einfacher, meist
von einem grossen Hochblatt (Spatha) umschlossener Achre (Kolben) (vgl.
jedoch Lemmaceae). Samen mit oder ohne N ährgewebe. Spathiflorae.
6. Blüthen zwei- oder eingeschlechtlich, aktino- oder zygomorph,
mit homoeochlam. oder (bei unserer Familie) heterochlam. Perigon, das
innere (blumenkronenartige) 3- oder 2zählig, jedoch die (meist 2) Staub-
blattkreise häufig redueirt. Samen mit mehligem Nährgewebe.
Farinosae.
7. Blüthen meist aktinomorph, 3-, nur selten 4—5 zählig, nur selten
heterochlam. Samen mit fleischigem oder knorpeligem Nährgewebe,
sonst wie vor. Liliiflorae.
8. Blüthen ein- oder zweigeschlechtlich, meist zygomorph oder ganz
unsymmetrisch, 3zählig, jedoch die Staubblattkreise (meist 2) häufig (bis
auf !/a Staubblatt) reducirt. Fruchtknoten unterständig, meist 3 fächerig.
Samen meist mit Arillus und mit doppeltem Nährgewebe versehen.
Seitamineae.
9. Blüthen meist zweigeschlechtlich, zygomorph, 3zählig, meist mit
gefärbtem Perigon. Staubblattkreise (bei unserer Familie) sehr reducirt,
unter sich (bei unserer Familie auch mit dem Griffel) verbunden. Frucht-
knoten unterständig, meist einfächerig, mit vielen sehr kleinen Samen-
anlagen. Nährgewebe (bei unserer Familie) fehlend. Pollenzellen (bei
unserer Familie) zu 4 (in Tetraden) stets zu grösseren oder kleineren Gruppen
(Pollinien, Massulae) vereinigt. — Orchaceen. Mierospermae.
Schlüssel zur Bestimmung der Monokotylen-Familien nach leicht
auffindbaren Merkmalen.
A. Meist ansehnliche Pflanzen mit deutlicher Gliederung in Stengel und Blätter,
I. Blüthen unansehnlich, stets aktinomorph [S. 264], nackt oder mit durch-
scheinendem oder grünlichem, weisslichem oder braunem Perigon.
a. Blüthen mit stets 6 deutlichen Perigonblättern.
1. Stauden oder Sträucher mit ungetheilten, höchstens gelappten Blättern.
@. Fruchtknoten oberständig (oder 3—6 fast apokarpe|S. 263] Fruchtblätter).
266 Monoeotyledones.
1. Frucht trocken. Blätter zweigeschlechtlich.
a. Blüthen in einfachen Trauben. Blätter stielrundlich.
Juncaginaceae.
ö. Blüthen in Spirren, deren letzte Verzweigungen oft Köpfe dar-
stellen. Blätter meist schmal, stielrundlich, wenn flach (grasartig)
oft gewimpert. Juncaceae.
Vgl. Seirpus litoralis (Oyperaceae, Stengel binsenartig, ohne
Laubblätter ; Blüthen in Aehrchen); Acorus (Kalmus, Araceae,
Blätter „schwertförmig‘; Blüthen in einem Kolben); Sparganiaceae
(Sumpfpflanzen, Blätter grasartig; Blüthen einhäusig, in Köpfen):
2, Frucht eine Beere. Blüthen zweihäusig.
a. Stengel aufrecht, nur mit Schuppenblättern, in deren Achseln
schmale oder breite blattähnliche Zweige. Liliaceae (Asparageae).
ß. Stengel: kletternd, mit am Stiele 1—2 Ranken tragenden Laub-
blättern. Liliaceae (Smilacoideae).
Vgl. Paris (Liliaceae, Blüthen zweigeschlechtlich, typisch 4zählig).
b. Fruchtknoten unterständig. Stengel windend, mit gestielten, herz-
förmigen Laubblättern. Blüthen zweihäusig. Dioscoreaceae.
Vgl. Orchaceae. Liparideae (Blüthen zygomorph [S. 264]).
2. Unverzweigte Bäume mit langgestielten Blättern, deren Spreite durch
Zerreissung fiederig oder fächerförmig getheilt ist. Palmae.
b. Blüthen nackt oder mit kümmerlichem, öfter aus Borsten oder Haaren
oder aus meist weniger als 6 Blättern bestehendem Perigon.
1. Perigon deutlich mehrblättrig. Ausdauernde Sumpf- oder Wasserpflanzen
mit meist ziemlich breiten, grasartigen Blättern. Blüthen einhäusig.
Frucht (oberständig) eine saftarme Steinfrucht. Sparganiaceae.
Vgl. Hydrocharitaceae. Vallisnerioideae (Wasserpflanzen mit unter-
ständigem Fruchtknoten). Althenia (Potamogetonaceae. Zannichellieae,
Salzwasserpflanze mit fadenförmigen Blättern). Potamogeton (Perigon
durch grosse Mittelbandschuppen ersetzt).
2. Perigon fehlend, durchscheinend und becher- oder krugförmig, oder aus
Borsten oder Haaren bestehend.
a. Blüthen zu mehreren oder vielen in Blüthenständen vereinigt.
1. Blüthen ohne entwickelte Tragblätter oder (falls solche vorkommen)
nicht von denselben bedeckt.
a. Land- oder Sumpfpflanzen, deren niemals fluthende oder schwim-
mende Laubblätter stets aus dem Wasser hervorragen. Blüthen
in Kolben.
$& Blüthen einhäusig, die weiblichen gestielt, am Stielchen mit
zahlreichen, unregelmässig gestellten Haaren besetzt. Blätter
linealisch (grasartig). Typhaceae.
8$ Blüthen sämmtlich sitzend. Blüthen einhäusig oder zweige-
schlechtlich, ohne oder mit Blüthenhülle. Laubblätter entweder
gestielt, meist herzförmig oder „schwertförmig‘. Araceae.
ß. Wasserpflanzen. Blätter alle untergetaucht oder die oberen schwinı-
mend. Blüthen in Aehren.
Potamogetonaceae (Zostereae, Posidonieaeu. Potamogetoneae).
2. Blüthen mit deutlich entwiekelten Tragblättern (Spelzen), ganz (oder
doch wenigstens in der Jugend) von denselben bedeckt, in ähren-
oder rispenartig angeordneten Aehrchen. Blätter grasartig.
a. Stengel knotig gegliedert, meist stielrund. Laubblätter und Spelzen
zweizeilig, erstere mit meist offenen Scheiden. Aehrchen ein- oder
mehrblüthig. Blüthen meist zweigeschlechtlich, mit einem fast
stets zweikieligem Vorblatt. Perigon meist durch 2 oder 4 seit-
liche durchscheinende Schüppchen ersetzt. Gramina.
ß. Stengel selten knotig gegliedert, oft dreikantig. Laubblätter drei-
zeilig, mit geschlossenen Scheiden. Aehrchen mehrblüthig oder die
weiblichen aus meist zahlreichen 1-blüthigen Aehrchen zweiter
Ordnung bestehend. Blüthen nackt oder mit aus Borsten oder
Monoeotyledones. 267
Haaren gebildetem Perigon, entweder zweigeschlechtlich, ohne
Vorblatt oder eingeschlechtlich, fast stets einhäusig, dann die
weiblichen fast stets von dem schlauchartigen Tragblatte ein-
geschlossen. Cyperaceae.
b. Blüthen einzeln zwischen Laubblättern. Untergetauchte schmalblättrige
Wasserpflanzen.
1. Blätter zweizeilig, ganzrandig oder schwach gezähnelt. Fruchtblätter
2—4, apokarp. Potamogetonaceae (Cymodoceeaeu. Zannichellieae).
2. Blätter paarweise genähert, deutlich gezähnt. Fruchtblatt 1.
| Najadaceae.
II. Blüthen ansehnlich, mit wenigstens theilweise lebhaft gefärbtem Perigon
(Blumen).
a. Blüthen eingeschlechtlich, aktinomorph. Perigon meist heterochlam. [S. 264].
1. Zahlreiche apokarpe Fruchtblätter. Wasser- oder Uferpflanze mit auf-
rechten Pfeilblättern. Alismaceae (Sagittaria).
2. Fruchtknoten unterständig. Untergetauchte oder schwimmende Wasser-
pflanzen. | Hydrocharitaceae.
b. Blüthen zweigeschlechtlich.
1. Fruchtblätter 6 bis viele, apokarp. Blüthen aktinomorph, Perigon
heterochlam. Sumpf- oder Wasserpflanzen mit meist grundständigen
Laubblättern.
a. Laubblätter wenigstens zum Theil langgestielt. Blüthenstand stock-
werkartig quirlig verzweigt. Staubblätter 6.
Alismaceae (ausser Sagittaria).
b. Laubblätter pfriemenförmig. Blüthenstand doldenähnlich. Staubblätter 9.
Butomaceae.
Vgl. Scheuchzeria (Juncaginaceae; Blüthen in Trauben).
2. Fruchtblätter meist 3 (bei Majanthemum 2, bei Paris 4, selten 5), synkarp.
a. Fruchtknoten oberständig.
1. Blüthen aktinomorph. Perigon homoeochlam. [S. 264], oder beide
Kreise derselben nur wenig verschieden (bei Paris und Veratrum
Lobelianum grünlich). Grösstentheils Zwiebel-, seltner Knollen-
gewächse. Liliaceae (ausser Asparageae und Smilacoideae).
Vgl. einige Arten von Luzula (Juncaceae).
2. Blüthen öfter zygomorph. Perigon heterochlam.; Kelchblätter grün,
Blumenblätter meist blau. Commelinaceae.
b. Fruchtknoten unterständig.
]. Staubblätter nicht mit dem Griffel verbunden. Pollenzellen einzeln.
a. Blätter parallelnervig.
$ Staubblätter 6. Blüthen aktinomorph. Grösstentheils Zwiebel-
gewächse. Amaryllidaceae.
$$ Staubblätter 3. Blüthen aktino-, seltner zygomorph. Oft Knollen-
gewächse. Blätter meist „schwertförmig“. Iridaceae.
8. Blätter (gross) mit fiederigen, parallelen Seitennerven. Zierpflanzen
aus der Tropenzone.
$ Mehrere (bis 10) m hohe Gewächse. Blüthen zygomorph.
Meist 5 fruchtbare Staubblätter. Musaceae.
$$ Selten über 2 m hohe Gewächse. Blüthen unsymmetrisch. Von
den 6 Staubblättern nur eines zur Hälfte Pollen enthaltend, die
übrigen oft blumenblattähnliche Staminodien. Cannaceae.
2. Das einzige (selten 2) fruchtbare Staubblatt mit dem Griffel ver-
bunden. Pollenzellen zu grösseren Gruppen (Massulae, Pollinia)
verklebt. Blüthen zygomorph. Z.T. Knollengewächse. Orchaceae.
B. Kleine frei schwimmende Wasserpflanzen ohne deutliche Gliederung in Stengel
und Blätter. Lemnaceae.
IN
268 Pandanales,
1. Reihe.
PANDANÄLES!).
(Engler Syll. Gr. Ausg. 65 [1892].)
Vgl. S. 264. Bäume, Lianen oder (bei den einheimischen Familien)
ausdauernde Krautgewächse mit kriechender Grundachse und 2zeilig
gestellten, am Grunde in eine kürzere oder längere offene Scheide
verbreiterten Laubblättern. Tragblätter der einhäusigen Blüthen zart
und klein, spelzenartig oder fehlend. Blüthen nackt oder von wenigen
trockenhäutigen, braunen, unansehnlichen, in einen Kreis geordneten
Perigonblättern oder zahlreichen unregelmässig stehenden Haaren umhüllt.
Männliche Blüthen mit 1 bis vielen oft zu mehreren verbundenen Staub-
blättern. Weibliche Blüthen mit (bei unseren Familien) 1 seltner 2 [oder
gar 3] (bei den Pandanaceen bis vielen) Fruchtblättern mit je 1 (oder
bei den Pandanaceen bis vielen) hängenden Samenanlagen. Frucht bei
unseren Arten Nuss oder Steinfrucht. Keimling gerade, in der Achse
des Nährgewebes.
Die Begrenzung der Familien innerhalb der Reihe der Pandanales ist viel-
fach unsicher und umstritten gewesen. In den Europäischen Florenwerken fasste man
bisher die beiden im Gebiete vorkonımenden Gattungen nach dem Vorgange von
Jussieu als Familie der Typhaceae zusammen, ohne dabei die nahe verwandte
‘tropische Familie der Pandanaceae zu beachten. Die erweiterte Kenntniss der
morphologischen und verwandtschaftlichen Verhältnisse dieser Familie hat nun
gezeigt, dass eine Eintheilung der Pandanales im alten Sinne nicht mehr aufrecht
erhalten werden kann, und deshalb hat Engler (Natürl. Pfanzenfam. II. 1. 183 u. 192
[1889]. Syll. Gr. Ausg. 65 [1892]) drei Familien, Typhaceae, Pandanaceae, Spar-
ganiaceae, angenommen, nachdem er bereits 1885 in der Schles. Ges. f. vaterl. Cult.
in Breslau darauf hingewiesen hatte, dass die Sparganien im ganzen eine nähere
Verwandtschaft zu den Pandanaceae als zu Typha aufweisen. Eine ausführliche
Darstellung der verwandtschaftlichen Beziehungen der 3 Familien der Pandanales
giebt Engler in einer Abhandlung ‚‚die systematische Anordnung der monokotylen
Angiospermen“. Abh. d. K. Akad. d. Wiss. zu Berlin 1892. Kronfeld schliesst
sich in seiner trefflichen „Monographie der Gattung T’ypha (Verh. ZBG. Wien (1889)
89 ff. 112) den Ansichten Englers rückhaltlos an. Mit grossem Scharfsinn hat
Celakovskf (Flora LXVII. 617 [1885]) auf die Analogien im morphologischen
Aufbau der Inflorescenzen von Typha und Sparganium hingewiesen und es wahr-
scheinlich gemacht, dass wir in den Partialinfloreseenzen von T’ypha ebenso wie in
den Köpfehen von Sparganium Achselproduete von Hochblättern zu sehen haben,
und dass sich hierin verwandtschaftliche Beziehungen beider Gattungen erkennen
lassen. In der Zweizeiligkeit der Blätter zeigt sich eine Verwandtschaft zwischen
Typha und Sparganium; im Bau,der weiblichen Blüthen finden sich grosse Ueber-
einstimmungen zwischen Sparganium und den Pandanaceae, besonders durch die
auch bei Sparganium (häufig bei S. polyedrum und 8. neglectum, fast regelmässig
bei S. eurycarpum) vorkommenden Verbindungen der Carpelle; andrerseits giebt
es Pandanaceae (bei welcher Familie die Verbindung von einigen [bis vielen]
!) Nach der tropischen Gattung Pändanus ([Rumphius Herb. Amb. 1. VI. 154.]
L. f. Suppl. 64 [1781]), die mit Freyeinetia (Gaud. Ann. sc. nat. Ser. I. III. 509
[1824]) die Familie Pandanaceae (Hassk. Pl. jav. rar. 163 [1848]. Pandaneae R.
Br. Prodr. I. 340 [1810]) (etwa 60 Arten in den Tropen der alten Welt und in
Polynesien) bildet.
Pandanales, 269
Carpellen die Regel ist), die nur 1 Carpell besitzen, wie die Mehrzahl der Spar-
ganien. Weitere Beziehungen zwischen Sparganium und Fandanaceae zeigen sich
in der häufig fast völligen Uebereinstimmung im Bau der Früchte (von Typha in
jeder Beziehung abweichend). Das Perigon fehlt bei den Pandanaceae und bei
Typha (wo es nach Celakovskya.a. O. durch die unregelmässig gestellten Haare
ersetzt wird). In der Gestalt der männlichen Blüthen, in denen die Staubblätter
in unteren Theile oft (oder zumeist) in unbestimmter Anzahl verbunden sind (bei
Sparganium dagegen meist 3 oder 6 freie, von denen selten 2 verschmelzen), scheinen
sich Uebereinstimmungen zwischen Typhaceae und Pandanaceae zu zeigen.
Was nun den morphologischen Aufbau von Sparganium, Typha und den
Pändanaceae betrifft, so hat sich ausser Engler besonders Schumann (Aus-
führlicheres über die Resultate seiner Untersuchungen, die er uns in liebenswürdig-
ster Weise zur Verfügung stellte, folgt in Morphologische Studien II. Heft) in letzter
Zeit eingehend mit den Pandanaceae und ihren Verwandten beschäftigt. Zwischen
allen 3 genannten Formengruppen lassen sich gewisse Parallelen ziehen bezüglich
des vegetativen Aufbaues der Sprosssysteme, deren Abweichungen von einander fast
lediglich durch die biologischen Verhältnisse bedingt erscheinen, indem der aufrechte
Stamm der Fündanaceae durch einen Blüthenstand abgeschlossen sich unterhalb
desselben zu gabeln pflegt, während die wagerecht kriechenden, mit seitlich stehen-
den Schuppenreihen versehenen Rhizome von Sparganium und Typha, nachdem der
Vegetationskegel sich zur Erzeugung eines Laubtriebes oder Blüthenstandes nach
oben gerichtet hat, meist jährlich (wenn nicht bereits im ersten Jahre blühend) in
akropetaler Folge zweiseitliche, blattachselständige Ausläufer treiben, also denen der
Pandanaceae vollkommen analoge Sympodien bilden. — Da so bei den deutlichen
wechselseitigen Beziehungen von Typha, Pandanaceae und Sparganium nur der
eine Ausweg bliebe, alle hierher gehörigen Formen in eine grosse (den Pandanales
entsprechende) Familie Pandanaceae zusammenzufassen, die dann sehr verschieden-
artige Formen umfassen würde, erscheint es viel zweckmässiger, der von Engler
a. a. OÖ. vorgeschlagenen und durchgeführten Gliederung in 3 gesonderte Familien
zu folgen.
Uebersicht der Familien.
A. Blüthen sehr klein, dicht gedrängt, die Oberfläche der
obersten Glieder des Blüthenstengels, welche laubartige, bei
Beginn der Blüthezeit meist abfallende Blätter tragen, grösstentheils
oder ganz bedeckend, in ihrer Gesammtheit eine wenigstens
Anfangs cylindrische, weiche, plüschartige Masse bildend.
Der untere (zur Fruchtzeit zuweilen länglich-ellipsoidische oder fast
kugelförmige) Theil des Blüthenstandes, meist nur an einem Stengel-
gliede ausgebildet, trägt (grösstentheils an dicht gestellten, kurz-kegel-
oder säulenförmigen seitlichen Auszweigungen der Achse, die nur
auf der dem Tragblatt entgegengesetzten Seite, die zuweilen über-
haupt von Blüthen frei bleibt, fehlen) weibliche, die übrigen (min-
destens 2—3) Glieder männliche Blüthen. Der weibliche und
männliche Theil des Blüthenstandes, „Kolben“, berühren sich ent-
weder oder sind durch einen längeren oder kürzeren Zwischenraum
getrennt. Perigonblätter fehlend, durch unregelmässig an
der Blüthenaxe angeordnete Haare ersetzt. Griffel und Narbe
mehrmals länger als der Fruchtknoten. Frucht nussartig.
Samen mit fleischigem Nährgewebe. “ Typhaceae.
B. Blüthen zu kugeligen an der Hauptachse oder Seitenachsen
erster Ordnung ährenartig angeordneten Köpfen gehäuft, die
'
270 Typhaceae.
weiblichen zur Fruchtzeit derb. Perigonblätter braun
trockenhäutig, bleibend, verkehrt-eiförmig bis rundlich, stielartig
verschmälert. Griffel und Narbe meist kürzer (bis wenig
länger) als der Fruchtknoten. Frucht (bei unseren Arten)
steinfruchtartig. Steinkern (besonders an der Spitze) von (in
der Reife) luftführendem Schwammgewebe umgeben. Samen mit
mehligem Nährgewebe. Sparganiaceae.
14. Familie.
TYPHACEAE.
((Jaume St. Hilaire Expos. fam. I. 60 t. 11 (1805)] z. T., Schur Mitt.
Siebenb. V. Naturw. II. 204 [1851]. Engl. Nat. Pflfam. IL 1. 183
[1889]. Kronfeld ZBG. Wien XXXIX. 89. 135. Typhae Juss. Gen. 25
[1789]. Typhinae Agardh Aphor. Bot. X. 139 [1823].)
S. S. 266, 269. Hierher nur die Gattung:
35. TYPHA!).
([Tourn. Inst. 530 L. Gen. pl. ed. 1 281] ed. 5 418 [1754]. Schnizl.
Typh. 24 [1845]. Rohrb. BV. Brandenb. XI. [1869] 67. Engler Nat.
Pfl.fam. II. 1. 183 [1889]. Kronfeld ZBG. Wien XXXIX. 136.)
(Rohrkolben, Lieschkolben, Schmackedutschke, Bumskeule; niederl. und
vläm.: Duikelaar, Lischdodde; dän.: Dunhammer; franz.: Massette;
ital.: Biodo, Mazza sorda; poln.: Palka; böhm.: Orobinec; kroat.: Pavir;
serb.: Poroz: russ.: Por03#; litt.: Szwendres; ung.: Gyek£ny.)
Ansehnliche Sumpf- u. Ufer-Gewächse mit meist dicker, kriechender
Grundachse, aufrechten, oft etwas schraubig gedrehten, stumpflichen,
unterwärts rückenseits abgerundeten, oberwärts flachen Laubblättern mit
langem Scheidentheil. Blüthenstengel steif aufrecht, meist beblättert.
Gipfel einen (selten 2 oder mehrere) weibliche und darüber einen männ-
lichen Kolben tragend, die laubartigen Tragblätter in der Jugend den
Blüthenstand einhüllend. Männliche Blüthen aus (1 bis) meist 3 (selten
bis 7) am Grunde mehr oder minder verbundenen Staubblättern be-
stehend, am Grunde mit bandförmigen oft oberwärts verbreiterten oder
verzweigten Haaren oder ohne solche. Weibliche Blüthen in den Achseln
eines Tragblattes (Bracteola) oder ohne ein solches. Fruchtblatt mit
einer hängenden Samenanlage, auf einem mit langen Haaren (nach
Celakovsky Flora LXVII. 617 u. a. den reducirten Perigonblättern)
regellos besetzten Stiel. Narbe linealisch oder spatelförmig. Zwischen
den fruchtbaren Blüthen oft sehr zahlreich unfruchtbare mit verlängertem
1) zögpn, Pflanzenname bei Theophrastos (I, 8und IV, 11)und Dioskorides
(III. 123), bezeichnet mehrere Monokotylen, darunter wahrscheinlich auch Vertreter
unserer Gattung (T. latifolia oder T. angustata).
Typha. 271
oder zu einem keulenförmigen Knöpfchen (Pistillodien, Engler) umge-
bildetem Fruchtknoten.
Nach Kronfeld, dessen sorgfältiger Monographie wir im Ganzen gefolgt sind,
10 Arten (dazu noch 8 Unterarten) auf der ganzen Erde zwischen dem nördlichen
Polarkreis und 30° S.Br. In Europa ausser den hier aufgeführten Arten nur noch
T. angustäta (Bory et Chaubard Exp. sc. Mor£e III. 2. Bot. 338 [1832]) in Griechenland,
den dazu gehörigen Inseln und Kreta, — Die Blätter der grösseren Arten werden
zu grobem Flechtwerk, zum Binden der Garben, Dichtmachen der Fässer (daher
an der Unterweser ‚„Küperleesch‘“, bei Meiningen „Büttnerschilf“ [Rottenbach h.]),
die Kolben zu Decorationszwecken verwendet.
A. Ebracteolätae (Kronfeld ZBG. Wien XXXIX [1889] 139.
Ebracteätae Schnizlein Typh. 24 [1845]. Weibliche Blüthen
ohne Tragblätter. Seitliche Auszweigungen der Hauptachse des
weiblichen Blüthenstandes bis 2 mm lang.
I. Pflanzen kräftig, über 1 m hoch. Männliche und weibliche
Kolben meist ziemlich gleich lang, oder der weibliche bis doppelt
so lang als der männliche. Pollenzellen zu 4 zusammenhaftend.
Seitliche Auszweigungen der Achse des weiblichen
Kolbens (bei unseren Arten) meist über 1 mm lang.
(Schtria!) Kronfeld ZBG. Wien XXXIX [1889] 140, 170.)
Gesammtart T. latifolia.
103. (1.) T. latifolia. 4, kräftig, 1,5—2,5 m hoch. Blätter
meist blaugrün, breit-linealisch (0,4—)1—2 cm breit, stumpflich, so
lang oder (meist) länger als der Blüthenstand. Männlicher und weib-
licher Kolben je 6—20(—30) em lang, sich berührend, seltner etwas
(bis 3 em) entfernt, meist annähernd gleichlang oder doch (bei grossen
Exemplaren) der weibliche nicht erheblich länger (vgl. jedoch E. Bethu-
lona). Seitliche Auszweigungen der Achse des weiblichen
Kolbens (säulenförmig) schlank, 1,5—2 mm lang (mindestens 6—8
[—20 und mehr] mal so lang als breit). Fruchtstiel (2—)4—6 mm
lang, mit sehr zahlreichen (30—50) weissen, spitzen Haaren besetzt,
Narbe schief rhombisch-lanzettlich, spitz, oberwärts schwarz-
braun bis kohlschwarz, so lang oder beträchtlich länger als
die Haare. Antheren meist 2,5 bis fast 3 mm lang.
An Ufern von Seen und Flüssen, in seichten Gewässern und
Wiesenmooren im ganzen Gebiet meist häufig, in den Alpen bis 1800 m
aufsteigend (Ampezzothal: Tofana di Mezzo O. Simony). Bl. Juli
bis August.
T.1.L. Sp. pl. ed. 1. 971 (1753). Schnizlein Typh. 24 Kronf. ZBG.
Wien XXXIX. 176. Koch Syn. ed. 2. 785. Nyman Consp. 757 Suppl. 316.
Richter Pl. Eur. I. 9. Rchb. Ic. IX. tab. CCCXXII fig. 747, 748.
1) Nach Ferdinand Schur, * 1799 in Königsberg i. Pr., 7 1878 in Brünn,
welcher sich besonders um die Kenntniss der Flora Siebenbürgens grosse Verdienste
erwarb (Enumeratio plantarum Transsilvaniae Vindob. 1866). Er beschäftigte sich
vielfach mit der Gattung T’ypha.
272 Typhaceae.
Aendert ab in der Länge und Gestalt der Kolben und der Entfernung derselben
von einander. Kronfeld unterscheidet a. a. O. folgende Formen: B. ambigua
(Sonder Fl. Hamb. 508 [1851] Kronfeld ZBG. XXXIX. 178. T. intermedia Schur
Verh. Siebenb. V. Naturw. II. 206 [1851]. Männlicher und weiblicher Kolben
fast gleichlang, bis 3 cm von einander entfernt. Blätter 1—2 cm breit. —
Nicht selten. — C. remotiüscula (Simonkai Enum. Transs. 514 [1886]. Kronfeld
a.2.0. T. r. Schur Enum. Transs. 637 [1866]). Kolben wenig von einander ent-
fernt, der männliche erheblich länger. als der weibliche. — Zerstreut. — D. elata
(Kronfeld a. a. ©. [1889]. T. e. Boreau Fl. centr. de la France II. 733 [1840]). Kolben
kürzer als beim Typus (oft nur 6 cm lang), sich berührend oder wenig entfernt.
Blätter sehr schmal, (0,5 bis meist nicht über 1 cm breit). — So besonders auf
Mooren (besonders an Uebergängen von Heide- zu Wiesenmooren) und an sandigen
Stellen, nicht häufig. — E. Bethulona) (Kronfeld a. a. 0. [1889]. T. B. Costa Introd.
fl. Catal. 251 [1864]). Niedrig, meist nicht über 1 m hoch, Kolben sieh berührend,
der weibliche erheblich (bis doppelt) länger als der männliche; Blätter schmal,
5—10 mm breit. — So selten, auf den Alpen bis 1800 m beobachtet.
Durch Dioecie ausgezeichnet ist 1. Dietzii2) (Kronfeld ZBG. Wien XXXIX.
[1889] 179), von der bisher nur Exemplare mit nur männlichen Kolben beobachtet
wurden. Pest: Bot. Garten (Dietz).
Von missbildeten Formen ist zu erwähnen: m. mit zwei weiblichen Kolben
neben einander: Heringsdorf (A. Braun!)
(Fast über das ganze Areal der Gattung verbreitet, fehlt im mitt-
leren und südlichen Africa [hier die Unterart T. Capensis (Rohrb. BV.
Brandenb. XI [1869] 96), deren var. Hildebrändtii?) (Kronfeld a. a. O.
181 [1889]) auf Madagaskar], in Süd-Asien, Australien und Polynesien.)
*
103. X 104. T. latifoia x Shuttleworthü s. S. 273.
103. X 105. T. latifolia X. angustifolia s. S. 277.
104. (2.) T. Shuttleworthii %). 4, kräftig, 1—15 m hoch. Blätter
schmal linealischh, 5—15 mm breit, länger als der Blüthenstand. Kolben
sich berührend, der männliche meist um die Hälfte (oder mehr) kürzer
als der weibliche. Seitliche Auszweigungen des weiblichen Kolbens kurz,
dick bis schlank kegelförmig, 1—1,5 mm lang. Fruchtstiel mit
!) Nach dem Spanischen Küstenflusse Besös (fluvius Bethulonus), der etwas
nördlich v. Barcelona bei Badalona mündet, an dessen Ufern (bei San Adrian de Besös)
diese Form zuerst beobachtet wurde. Beto, sechster König von Catalaunien (Jahr
der Welt 2094). Neuerdings (Lampere y Miquel) will man das Wort Bethulona
von Bitza (Besös), welches schäumend, schäumender Fluss bedeutet, ableiten.
(E. Vayreda br.)
2) Nach Dr. Alexander von Mägöesy-Dietz, * 7. Dee. 1855 in Ungvär
(Unger-Comitat) in Ungarn, Privatdocent, Prof. a. d. höheren Töchterschule in Buda-
pest, früher Assistent a. d. Forstakademie in Selmeezbänya (Schemnitz), beschäftigte
sich mit der Entwickelungsgeschichte von Typha und Sparganium und schrieb einige
physiologische Abhandlungen. Durch Adoption seitens eines Onkels änderte er
seinen früheren Namen von Dietz.
3) Nach Johann Maria Hildebrandt, * 19. März 1847 in Düsseldorf,
T 29. Mai 1881 in Tananarivo, dem verdienstvollen leider so früh verstorbenen
botanischen Reisenden. Er unternahm zwei Reisen nach Ostafrica und eine in
Madagaskar, wo er dem Klima und den Strapazen erlag.
4) Nach Robert James Shuttleworth in Bern, * 1810 + 1874 (L. Fischer
br.), Besitzer eines grösseren Privatherbariums, dessen Conservator Carl Johann
Schmidt, der Verfasser der 1827—29 erschienenen Allg. ökonomisch-technischen
Flora war. Sh. entdeckte diese Art an der Aare im Canton Bern.
Typha. 273
ea. 20—40 Haaren besetzt. Narbe spatelig-lanzettlich, so lang
oder kürzer als die Haare. Antheren meist 2—2,2 mm lang. Sonst
wie die Leitart.
An Fluss- und Bachufern, bisher nur im südlichen Gebiete, beson-
ders in den Thälern des Alpen- und Karpatensystems. Provence: am
Var; Lyon. In der Schweiz zerstreut!! Baden: Riegel bei Freiburg i. B.
(A. Braun!), Wiesloch. Württemberg: Stuttgart. Bayern: bei Rosen-
heim; Reichenhall mehrfach! und von da bis zum Chiemsee. Steiermark :
Rohitsch (Hölzl!). Ungarn: Eisenburger Comitat: Nagy-Barköcz an der
Mur (Borbäs); Temeser Comitat: Mosnica (Borbäs). Siebenbürgen:
Nagy Enyed (Strassburg) a. d. Maros (Borbäs); zw. Topänfalva und
Vöröspatak (Janka). Einige weitere Angaben aus Oesterreich-Ungarn
bedürfen der Bestätigung, da die Belegexemplare zu jung eingesammelt
sind (Kronf. a. a. OÖ. 173, 174). Bl. Juli, Aug.
T. $. Koch et Sonder in Köch Syn. ed. 2. 786 (1844). Kron-
feld ZBG. Wien XXXIX. 171 t. IV fig. 5, t. V fig. 12. Nyman Consp. 757
Suppl. 316. Richter Pl. Eur. I. 9. Rchb. Ice. IX. tab. CCCXXII fig. 746.
Unterscheidet sich von 7. latifolia (besonders von der habituell sehr ähnlichen
E. Bethulona) mit Sicherheit erst im Fruchtzustande, wenn die Haare ihre defini-
tive Länge erreicht haben. Der Kolben hat alsdann eine charakteristisch grau-
schimmernde Färbung und sieht bei näherer Betrachtung von den zwischen den hellen
‘ Haaren hervorschimmernden dunklen Narben wie schwarz punktirt aus, während
der von T'. latifotia seine schwarze bis schwarzbraune (mitunter etwas ins Grünliche
spielende) Farbe dauernd beibehält. \
(Ost-Pyrenäen (La Tet); Ober-Italien bei Turin und Parma.) [x]
Bastard.
103. x 104. (3.) T. latifolia. x Shuttleworthii. %. Blätter
schmal linealisch, ”—10 mm breit, länger als der Blüthenstand, etwas blau-
grün. Kolben sich berührend, der weibliche (ca. 20 cm) etwa 3mal so
lang als der männliche. Seitliche Auszweigungen der weiblichen Kolben-
achse meist schlank, 1,5—2 mm lang bis kurz-kegelig, Narben
lanzettlich bis rhombisch, theils in den Haaren versteckt, theils
dieselben deutlich überragend. Antheren etwa 2 mm lang.
Pollen und Früchte meist fehlschlagend.
Bisher nur in der Schweiz: Aargau: Bünzer Moos bei Bremgarten
(Haussknecht!).
mi 8 AFRDDIEnsesn) Haussknecht in A. u. @.
Syn. I. 273 (1897) vgl. BV. Ges. Thüringen VI. 30 (1888) (ohne
Beschreibung).
104. X 105. T. Shuttleworthü x angustifolia s. S. 276.
1) Nach dem bisher allein bekannten Fundort im Canton Aargau (latinisirt
Argovia).
Ascherson u. Graebner, Synopsis. I. 18
274 Typhaceae.
II. Pflanze zierlich, meist nicht (oder doch nicht erheblich) über
1 m hoch. Männlicher Kolben 3- bis 4mal so lang als der
weibliche. Pollenzellen einzeln. Seitliche Auszweigungen der
weiblichen Kolbenachse kürzer als 1 mm. (Engleria!) Kron-
feld ZBG. Wien XXXIX. 140, 167 [1889].)
+ T. Laxmänni?2). 2], S—15 dm hoch. Blätter sehr schmal linealisch,
2—4 (selten —7) mm breit, bauchseits flach oder seicht rinnig, rückenseits
unterwärts stark gewölbt bis halbeylindrisch, den Blüthenstand über-
ragend. Weiblicher Kolben 3—5 cm lang, länglich-eiförmig bis kurz-
cylindrisch, braun, von dem 9—15 cm langen männlichen etwas (2—6cm)
entfernt. Frucht 4-6 mm lang gestielt, mit zahlreichen (ca. 50) 1 cm langen,
an der Spitze meist plötzlich abgestutzten, von der Narbe bedeutend überragten
Haaren. Antheren 1—1,5 mm lang. \
In Sümpfen und an Ufern. Im Gebiet bisher nicht beobachtet, wenn auch
unweit der Grenze desselben bei Mantua (?) angegeben. In den Botanischen Gärten
nicht selten angepflanzt und zahlreich verwildernd. Bl. Juli, August.
T. L. Lepechin in Nova Acta Acad. Petrop. XII, 335 tab. IV (1801). Kron-
feld ZBG. Wien 1889. 167 t. IV fig. 3, V fig. 15 nicht Ledebour und Rohrbach.
T. stenophylia3) Fisch. et Mey. Bull. classe phys.-math. Ac. sc. St. P&tersbourg III.
Col. 209 (1845). Rohrbach BV. Brand. XI. 90. Nyman Consp. 757. Richter Pl. Eur. I. 9.
T. juneifolia Celakovsky Lotos XVI. 149 (1866) nicht Montandon.
(Oberitalien (?); Rumänien: Dobrudscha; Süd-Russland; West- und Central-
Asien ; Nord-China.)
B. Bracteolätae (Kronfeld ZBG. Wien XXXIX. 138 [1889].
Bracteätae Schnizlein Typhaceen 25 [1845]). Weibliche Blüthen
in den Achseln von Tragblättern. Seitliche Auszweigungen
der Hauptachse des weiblichen Kolbens nicht über 1 mm lang.
I. Pflanze kräftig, 1—4 m hoch. Weiblicher Kolben lang-cylindrisch.
Achse des männlichen Kolbens mit Haaren bedeckt.
- Pollenzellen einzeln. (Schnizleinia *) Kronfeld ZBG.Wien XXXIX.
140, 150 [1889].)
1) Nach Dr. Adolf Engler, Professor der Botanik an der Universität und
Director des bot. Gartens und bot. Museums zu Berlin, Geh. Regierungsrath,
* 25. März 1844. Die Verdienste dieses gegenwärtig bedeutendsten Systematikers
Deutschlands um die Classification der Pandanales sind oben S. 268 erörtert. Von
seinen zahlreichen und umfassenden Arbeiten nennen wir die seit 1887 (bis 1893
mit K. Prantl) gemeinschaftlich herausgegebenen, seitdem von E. allein weiter-
geführten Natürlichen Pflanzenfamilien, deren System dieser Synopsis zu Grunde
gelegt ist, ferner den Versuch einer Entwicklungsgeschichte der Pflanzenwelt ins-
besondere der Florengebiete seit der Tertiärperiode. Leipzig 1879, 18382. Ferner
hat derselbe mit OÖ. Drude ein umfassendes Sammelwerk Die Vegetation der Erde
begonnen, in welchen: er wichtige Theile unseres Florengebietes, auf eigene lang-
_ jährige Forschungen gestützt, zu schildern gedenkt. — Wegen der 1887 von O. Hoff-
mann (Engl. Bot. Jahrb. IX. 3) beschriebenen Compositengattung Engleria kann
der gleichlautende Kronfeld’sche Name der Section nicht aufrecht erhalten werden.
‘ 2) Nach Erik Laxmann, * 24. Juli 1737 in Abo, 7 16. Januar 1796 bei
Tobolsk, Pastor in Kolywan (Sibirien), Professor in Petersburg und schliesslich
Landeshauptmann. Er schrieb 1769 Briefe über Sibirien.
3) Von orevog eng, schmal und göAAo» Blatt.
4) Nach Adalbert Schnizlein, * 1813 + 1868, Professor der Botanik in
Erlangen. Schrieb 1845 eine Monographie der Typhaceen; ferner mehrere Arbeiten
Typha. 275
Bei uns nur:
105. (4.) T. angustifölia. 9, 1—3 m hoch. Blätter schmal,
3—10 mm breit, bauchseits flach oder seicht rinnig, rückenseits unter-
wärts flacher oder stärker gewölbt bis halbeylindrisch, länger als der
Kolben. Weiblicher Kolben 10—35 em lang, (röthlich- bis) zimmet-
braun, männlicher 10—30 em lang, beide 1—9 (meist 3—5) em von
einander entfernt, selten sich berührend (3. Sonderi!) [Kronfeld ZBG.
Wien 1889 153. 7. a. $. Sonder Fl. Hamburg 507 (1851)]). Seitliche
Auszweigungen seiner Achse kurz kegelförmig, bis 0,5 mm
lang. Fruchtstiel meist 3—5 mm lang, mit zahlreichen (bis 50) unter
der Spitze braunen, deutlich verdickten, von der Narbe über-
ragten Haaren besetzt. Antheren 11/„—3 mm lang.
An Ufern, in Teichen und Sümpfen, auch in Heidemooren fast
im ganzen Gebiet nicht selten. In der Schweiz nach Christ (Pflanzen-
leben Schweiz 94, 100) nur in Wallis; fehlt auch in der Bukowina (vgl.
Herbich Fl. Bukow. [1859]). Dalmatien nur an der Narenta!! und bei
Stagno grande!! (ÖBZ. XVII. 263 [1867], XIX. 67 [1869]). Bl. Juli,
August.
T. a. L. Sp. pl. ed. 1. 971 (1753). Kronfeld ZBG. Wien XXXIX,
150 t. V fig. 2. Koch Syn. ed. 2. 785. Nyman Consp. 757 Suppl. 316.
Richter Pl. Eur. I. 9. Rchb. Ie. fl. germ. IX. tab. CCOXXI fig. 745.
Aendert ab in der Grösse und in der Länge der Kolben: B. media (Kronfeld ZBG.
Wien XXXIX. 152 [1889]. 7. m. Schleicher Cat. pl. helv. ed.1. 59 [1800]. T. elätior
Boenningh. Prodr. fl. Monast. Westph. 274 [1824]. Rchb. Ie. fl. germ. IX. t. CCCXX
fig. 744). Bis 3 m hoch. Blätter sehr schmal, 3—5 mm breit, flacher. Kolben
annähernd gleich lang. — So in flachen Teichen und Gräben. — C. inaequalis
(Kronfeld a. a. ©. 153 [1889]). Männlicher Kolben erheblich länger als der weibliche.
Von Spielarten ist zu erwähnen: l. Vechtritzii2) (Kronfeld a. a. O. [1889]).
Tragblatt am Grunde des weiblichen Kolbens bleibend, 60—80 cm lang.
(Ganz Europa [mit Ausnahme von Griechenland]; westliches Asien;
Nord-America.)
über die Bayerische Flora, von denen die 1848 in Nördliugen mit A. Frickhinger
herausgegebene Schrift über die Vegetations-Verhältnisse der Jura- und Keuper-
formation in den Flussgebieten der Wörnitz und Altmühl die bedeutendste ist. Seine
in Bonn 1843—1871 erschienene Iconographia familiarum naturalium regni vege-
tabilis ist ein nützliches Nachschlagewerk.
1) Nach Wilhelm Sonder, * 1812 + 1881, Apotheker und Medicinalrath in
Hamburg. Er schrieb 1851 eine Flora Hamburgensis, 1846 eine Monographie von
Heliophila, bearbeitete die Stylidieen und Algen in Lehmann’s Plantae Preissianae,
und verfasste mit Harvey die Flora Capensis, von der leider nur drei Bände
erschienen sind. S. war einer der besten Kenner der norddeutschen Flora, aus der
er Koch für dessen Synopsis zahlreiche Beiträge lieferte.
2) Nach Rudolf von Uechtritz, * 31. December 1838 in Breslau, 7 21. November
1886 ebenda, dem vorzüglichsten Kenner der Europäischen Flora unier seinen Zeit-
genossen. Ausser zahlreichen kleineren Aufsätzen hat er in den von 1862 bis 1885
in den Verhandl. des Botan. Vereins der Pr. Brandenburg, später in den Schriften
der Schlesischen Gesellschaft für Vaterl. Cultur erschienenen Nachträgen bez. Jahres-
berichten über die Erforschung der Schlesischen Phanerogamenflora die werthvollsten
Beiträge zur Floristik Europas geliefert. Wie so viele Fachgenossen hatte ganz
besonders ich mich bei meinen Arbeiten der selbstlosesten Unterstützung Seitens
dieses meines unvergesslichen Freundes zu erfreuen. A.
18*
276 Typhaceae.
103. X 105. T. latifolia X angustifolia s. S. 278.
104. X 105. T. Shuttleworthii X angustifoha s. S. 278.
II. Pflanze zierlich, meist nicht über 1 m (unsere Arten kaum
über 70 cm) hoch. Weiblicher Kolben kugelig bis länglich
eiförmig, seltner kurz ceylindrischh Achse des männlichen
Kolbens ohne Haare. Pollenzellen zu 4 zusammenhaftend.
(Rohrbächia‘) Kronfeld ZBG. Wien XXXIX. 140, 144 [1889].)
Gesammtart T. minima.
106. (5.) T. minima. 9, 30—75 cm hoch. Blätter der Laub-
triebe sehr schmal linealisch, 1 bis meist 1,5 (—3) mm breit. Blüthen-
stengelohne Laubblätter, nur an der Basis von spreitenlosen
(seltner mit rudimentären bis 2 cm langen Spreiten versehenen) weiten
Scheiden umgeben. Kolben etwas (bis 2 seltner bis 4 cm) entfernt
oder sich berührend, gleich lang oder verschieden (dann meist der männ-
liche etwas länger); der mit kurzen (0,2—0,4 mm langen) seitlichen Aus-
zweigungen besetzte weibliche 15—35 (—45) em lang, breit-eiförmig
(T. elliptica Gmelin Fl. Bad. III. 603 [1808]) bis lang elliptisch oder
kurz eylindrisch, dunkelkastanienbraun, der männliche 20—45 em lang.
Tragblätter der weiblichen Blüthen so lang als die Haare.
Fruchtstiel, bis 3 mm lang, mit zahlreichen (bis 50) an der Spitze kopfig
verdickten Haaren besetzt. Narbe linealisch, beträchtlich länger als die
Haare. Staubblätter meist einzeln oder (dann meist nicht über 3) ver-
wachsen. Antheren 1,5—2 mm lang.
Flussufer, Wiesenmoore. In den Thälern des Alpensystems meist
verbreitet oder zerstreut!! An. den Flüssen abwärts: An der Rhone und
ihren Nebenflüssen bis Lyon, Avignon, Arles. Rhein bis in die Rhein-
fläche bei Schifferstadt in der Bayr. Pfalz (die Angabe in Nordost-
Baden bei Buchen [zw. Neckar und Tauber] nach Brenzinger [BV.
Freiburg in Baden I. 320] wenig wahrscheinlich). Lech!! bis Mertingen
unw. Donauwörth. Inn bis Simbach (Loher BV. Landshut X. 30);
an der Salzach mehrfach! An der Donau: Linz! Steyeregg! Nieder-
Oesterreich von Weissenkirchen bei Krems bis Wien! In Ungarn bei
Pressburg und Budapest. (Die Angabe Rohrbachs BV. Brandenb. XI. 92
am Plattensee [Presl] scheint auf einem Irrthum zu beruhen, denn
nach Borbäs [br.] ist an Ort und Stelle von diesem Vorkommen
nichts bekannt). Moor an der Westbahn bei Dömölk im Eisenburger
Comitat (Borbäs). Kroatien: an der Drau bei Legrad (Schloss. Vuk. Fl.
Croat. 1155) und Zäkäny (Borbäs! ÖBZ. XXXVI [1886] 83). (Im
Banat von Rochel [Reise 85] angegeben, fehlt bei Heuftel.)
Bl. Mai, Juni.
1) Nach Paul Rohrbach, * 9. Juni 1847 zu Berlin, 7 6. Juni 1871 ebenda.
Schrieb ausser einer Monographie der Gattung Typha (Verh. Bot. V. Brand. XI.
[1869]) eine solche der Gattung Silene (Leipzig 1868) und mehrere werthvolle syste- .
matische und morphologische Arbeiten namentlich über Caryophyllaceae und Hydro-;
charitaceae. Vgl. auch S. 279.
Typha. 277
T. m. Funk in Hoppe Bot. Taschenb. 118, 181 (1794). Kron-
feld ZBG. Wien 1889. 144 t. IV fig. 2, t. V fig 7. Koch Syn. ed. 2.
786. Nyman Consp. 757 Suppl. 316. Richter Pl. Eur. I. 9. Rchb. Ie. IX.
t. 319 fig. 742, 743. T. angustifolia ß. L. Sp. pl. ed. 2. 1378 (1763).
T. minor Smith Fl. Britann. III. 960 (1805).
(Italien; Serbien; Rumänien; Süd-Russland; Kaukasus-Länder;
West- und Central-Asien; Nord-China.) *
107. (6.) T. graeilis. 4. Blüthenstengel mit (den Blüthen-
stand überragenden) Laubblättern. Kolben stets (5 —25 mm) von
einander entfernt, beide etwa gleichlang, (4—) 5 (—”7) cm, mitunter der
männliche kürzer (2,5 cm), der weibliche fast stets länglich-elliptisch
oder meist deutlich eylindrisch. Tragblatt der weiblichen Blüthe
länger als die weniger zahlreichen (bis 30), sehr dünnen Haare.
Sonst wie die Leitart.
An kiesigen Ufern. Bisher nur im Rhone- und Isere-Gebiet und am
Ober-Rhein. An der Isere bei Vaule; Rhone-Inseln bei Vaux unter-
halb Lyon! An der Arve bei Etrambieres; Mündung der Arve in die
Rhone. Am Rhein bei Ichenheim unw. Offenburg (1858 Leiner!).
Bl. Aug., Sept.
T. g. Jordan Catal. Gratianop. 1848. 28. Obs. s. plus. pl. nouvr.,
VII® fragm. 43 [1849]. Godr. et Grenier Fl. de France III. 335 (1855).
T. Martini‘) Jord. Catal. Gratianop. 1851. Kronfeld ZBG. Wien
XXXIX (148) t. IV fig. 7, t. V fig. 8. Nym. Consp. 757 Suppl. 316.
T. minima var. autumnälis Leiner in Döll Fl. v. Baden III. 1361
(1862). 7. Laxmanni PB. gracilis Rohrb. BV. Brandenb. XI. 93
[1869]. 7. m. var. gracilis Ducommun Taschenb. Schweiz. Botan. 778
(1869). Richter Pl. Eur. I. 10.
Diese Art hat sich von der vorigen offenbar durch ‚„Saison-Dimorphismus“
(vgl. R. v. Wettstein DBG. XIII [1895] 303) abgezweigt.
(Die von Kronfeld (ZBG. Wien XXXIX [1889] 149) als Varietät
unserer Art aufgeführte Form (Davidıana?) in der Mongolei; die Unter-
art T. Haussknechtii?) (Rohrb. a. a. ©. 99 [1869]) in Armenien.)
bel
1) Nach einem jungen, später nicht weiter bekannt gewordenen Botaniker
Martin in Lyon, der die Pflanze auf den Rhoneinseln sammelte. Nach ihm be-
nannte Jordan noch eine Acer Martini. (St. Lager br.)
2) Nach dem Lazaristen Pater Armand David, Französischem Missionar, der
sich durch seine umfassenden botanischen und zoologischen Sammlungen, die sich
in Paris befinden, aus dem südlichen China und Central-Asien grosse Verdienste um
die Naturgeschichte dieser Länder erworben hat.
3) Nach dem Entdecker Karl Haussknecht, * 1838, Professor in Weimar,
Stifter des Botanischen Museums daselbst, einem der besten Kenner der Europäischen
und ÖOrientalischen Flora, die seinen zahlreichen Forschungsreisen die werthvollsten
Beiträge verdanken ; besonders sind zahlreiche Bastardformen seinem geübten Blicke
zuerst aufgefallen. Ausser zahlreichen Aufsätzen veröffentlichte er eine Monographie
der Gattung Epilobium. Jena 1384. Auch die Synopsis hat sich der Unterstützung
dieses meines langjährigen Freundes zu erfreuen. A.
278 8 Typhaceae. Sparganiaceae.
Bastarde.
103. x 105. (7.) T. latifolia X angustifolia. 4, kräftig, 12 dm
bis 2 m hoch (oder höher). Blätter bis 10 (—12) mm breit, länger als
der Blüthenstand, meist blaugrün. Männlicher und weiblicher (meist
zimmet- bis kastanienbraun gefärbter) Kolben sich berührend oder bis
7 cm entfernt. Seitliche Auszweigungen der weiblichen Kolbenachse
verschieden, kurz kegelig oder schlank, bis über 1 mm lang.
Tragblätter der weiblichen Blüthen fehlend oder rudimentär. Frucht-
stiel bis 6 mm lang, mit meist wenig, hin und wieder deutlich unter
der Spitze bräunlichen und verdickten seltner ganz weissen, scharf zu-
gespitzten Haaren besetzt. Pollen und Früchte oft fehlschlagend.
Mit den Eltern, scheint nicht allzu selten, nur häufig übersehen
bez. mit den Stammarten verwechselt zu sein. In dem Gebiet bisher:
(Rheinprovinz: Bonn, Botan. Garten Körnicke!?). Thüringen: Bende-
leben bei Frankenhausen (Haussknecht!) Weimar: Ettersburg
(Haussknecht); bei der fröhlichen Wiederkunft bei Roda (Hauss-
knecht!). Prov. Sachsen: Bodendorf bei Neuhaldensleben!! Nieder-
Lausitz: Teich bei Luckaitz!! Schlesien: Arnsdorf: Lindenbusch (Figert
DBM. VIII. 57); Liegnitz: Annawerder (Callier Fl. sil. exs. 301!).
Pommern: Kolberger Deep bei Kolberg!! Westpreussen: Zarnowitzer
Bruch im Kr. Putzig!! Ostpreussen : Baranner Forst bei Lyck (Sanio!)
T. 1. x a. Figert DBM. VIII 55 (1890). T. glauwca Godr.
. Fl. Lorr. ed. 1. II. 20 (1843). Kronfeld ZBG. Wien XXXIX. 167.
Fiek Result. Durchf. schles. Phan. fl. 1889. 5. Nyman Consp. 757.
Richter Pl. Eur. I. 9. T. a. X I. Haussknecht BV. Ges. Thüringen
VI. 30 (1888) N. F. VIII. 33. Kronf. a. a. OÖ. Nyman Suppl. 316.
Ob alle hierunter aufgeführten Formen wirklich Bastarde darstellen oder einige
derselben eine besondere Abart bilden, wagen wir nicht zu entscheiden ; in den Blüthen-
merkmalen scheinen sie fast immer zwischen T. latifolia und T. angustifolia zu
stehen, jedoch zeigen sich häufig sehr auffällige Eigenthümlichkeiten (vgl. auch
Figert a. a. O.), wie das theilweise oder vollständige Fehlen von T'. latifolia und
T. angustifolia in der Nähe des Standortes, die sehr ins Auge fallende blaugrüne
Farbe, die in solcher Intensität keiner der obengenannten Arten zukommt und durch
welche auch Godron wohl veranlasst wurde, ihr den Namen T. glauca zu geben;
und schliesslich überragt diese Form häufig (Bodendorf, Lukaitz, Kolberg) alle unsere
Arten bedeutend an Grösse; wir sahen Exemplare, die über 4 m Länge erreichten. Die
von Haussknecht und Sanio gesammelten Pflanzen scheinen uns zweifellos
hybriden Ursprungs zu sein. An grösseren Beständen findet sich oft nicht ein
einziger Blüthenstand (! vgl. auch Figert a. a. O.), dafür bemerkt man eine unge-
wöhnlich starke vegetative Vermehrung.
(Französisch-Lothringen bei Villers unweit Nancy.) l
104. x 105. T. Shuttlewörthii x angustifölia. Zwischenformen zwischen
diese beiden Arten sind von Haussknecht in Oberbayern bei Reichenhall be-
obachtet worden (BV. Ges. Thür. VI. 30 [1888]. Wir haben keine Exemplare
gesehen und eine Beschreibung ist a. a. ©. nicht gegeben.
Typha. Sparganium. 279
15. Familie.
SPARGANIACEAE.
(Engler Nat. Pflanzenfam. II. 1. 192 [1889]. Syll. Gr. Ausg. 65 [1892].)
Hierher nur die Gattung:
36. SPARGANIUM!).
([Tourn. Inst. 530 L. Gen. pl. ed. 1. 281] ed. 5. 418 [1754].
Nat; Pfl. IL. 1. 193.)
(Igelkolben ; niederl. und vläm.: Egelskop; dän.: Pindsvinknop ; franz. :
Rubanier; ital.: Biodo; poln.: Jezoglöwka, Wilezy bob; böhm.: Zevar;
russ.: eiKeTO.IOBHURB; ung.: Baka.)
Meist ansehnlicbe Gewächse. Grundachse unterwärts dicke bis
fadenförmige Ausläufer treibend. Laubblätter aufrecht oder im Wasser
fluthend, stumpflich oder in eine (bis lang fadenförmige) feine Spitze
ausgezogen. Blüthenstengel aufrecht oder im Wasser fluthend, eine
endständige Rispe oder Scheinähre tragend. Blüthen aktinomorph,
eyklisch, zu seitenständigen oder scheinbar endständigen (durch An-
häufung verkürzter Seitensprosse) kugeligen Köpfen gedrängt an
Achsen zweiten oder dritten Grades. An jeder (end- oder seitenständigen)
Scheinähre die unteren Köpfe in den Achseln laubartiger Tragblätter,
weiblich, ihre Stiele oft mit der Achse verbunden, die Köpfchen daher
„extraaxillär sitzend“; die oberen männlich, in den Achseln von Hoch-
blättern (zwischen beiden Regionen nicht selten gemischte). Männliche
Blüthen mit meist 3 (1—6) Perigonblättern und 3 (—6) Staubblättern.
Antherenhälften oberwärts sich von einander entfernend, verbreitert. Weib-
liche Blüthen in der Achsel eines Tragblattes, mit 3—6 Blüthenhüll-
blättern, (bei unseren Arten) mit einem Fruchtblatte, welches eine
hängende Samenanlage einschliesst (selten ausnahmsweise mit 2). Narbe
auf langem Griffel linealisch bis sitzend, kurz spatelförmig. (Bei 2
Fruchtblättern die Ovarialtheile verbunden, die Narben getrennt.) (Bei
unseren Arten) Steinfrucht mit von schwammigem (im der Reife luft-
führendem) Parenchym umgebenem glattem oder gefurchtem sehr hartem
(bei 2 Fruchtblättern 2 fächerigen, 2 samigen) Steinkern. Keimling gerade.
14-—20 Arten grösstentheils in der nördlich. gemässigten bis in die arktische
Zone. Eine Art auf der südlichen Hemisphäre in Australien und Neuseeland. —
Der hier gegebenen Anordnung liegt eine im Manuscript vorhandene monographische
Bearbeitung der Gattung von P. Graebner zu Grunde, bei welcher derselbe die
hinterlassenen zahlreichen Notizen des verstorbenen Rohrbach (s. S. 276) sowie
ein von Herrn Dr. A. Weberbauer in Breslau hergestelltes und ihm freund-
liehst, übersandtes Manuseript benutzen durfte.
1) onapydvıov, Pflanzenname bei Dioskorides (IV, 21).
280 Sparganiaceae.
A. Griffel und Narbe lang fadenförmig, letztere wenig-
stens 5—6mal so lang als breit, oft nicht deutlich abge-
setzt. Männliche Köpfe meist in der Mehrzahl (vgl. $. affıne
B. Borderi). Aufrechte grundständige Luftblätter im unteren
Drittel gekielt oder mehr oder weniger dreikantig (selten fehlend).
I. Ere&cta (A. u. G. Syn. I. 280 [1897]. $. erectum L. Sp. pl.
ed. 1. 971 [1753]. Blätter alle deutlich gekielt, die
fluthenden im oberen Theile wenigstens rückenseits mit deutlich
vorspringender Mittelrippe, im Querschnitt wenigstens in der
Nähe der Mittelrippe mit mehreren Reihen von Luftlücken.
Steinkern der Frucht nach oben kegelförmig verschmälert.
108. (1.) S. ramosum. %. Blüthenstengel (bei unseren. Unterarten)
starr aufrecht, oder in der Frucht übergebogen oder niederliegend (nicht
fluthend). Blätter aufrecht, derb, unten 3kantig, mit meist concaven
Seitenflächen und deutlich bis in die Spitze auslaufendem Kiel, 3—15 mm
breit, meist bis 15 dm lang. Blüthenstand rispig verzweigt,
(wenigstens der oder) die untersten Seitenäste erster Ordnung nicht mit
der Hauptachse verbunden, mehrere bis viele ährenartig gestellte weib-
liche und (an der Spitze) männliche Köpfe tragend, die Tragblätter der
Rispenzweige laubig, im oberen !/s am breitesten, von dort allmählich ver-
schmälert, Tragblätter nach der Spitze der Rispenzweige hochblatt- bis
schuppenartig werdend, die obersten bleich, ohne Spreite, flach, kiellos.
| 8. r. Huds. Fl. Angl. ed. 2. 401 (1778). Koch Syn. ed. 2. 786.
Nyman Consp. 757.
Die Vielgestaltigkeit dieser Art blieb bis 1882 unbeachtet, in welchem Jahre
Mori (Soc. Tosc, Se. Nat. Proc. verb. III. 51) auf das Vorkommen zweier durch
die Gestalt der Frucht verschiedener Formen in Italien aufmerksam machte. Die-
selben wurden sodann von Beeby (Journ. of Bot. XXIII. 1885. 26. 193 pl. 285)
unter dem Namen SS, neglectum Beeby und S. ramosum ‚Curt.“ als Arten getrennt.
In den folgenden Jahren wurde von Beeby, L.M.Neuman, Murbeck,Ascherson,
Graebner u. A. die Verbreitung derselben in Europa weiter verfolgt. Vor wenigen
Monaten hat Celakovsky dieselben zum Gegenstande einer eingehenden, durch
Abbildungen erläuterten Untersuchung gemacht (ÖBZ. XLVI. 377 ff. 421 ff. Taf. 8),
in welcher er das von Neuman aufgestellte S. ramosum var. mierocarpum als eine
dritte Art aufstell. Wir können unserem hochverehrten Freunde in dieser Coordi-
nation der drei Formen nicht beistimmen, sehen uns vielmehr veranlasst, die durch
kein ganz durchgreifendes Merkmal zu trennenden Beeby’schen Arten nur als
Unterarten zu betrachten, wobei das Beeby’sche S. ramosum zum Unterschiede
von der Hudson’schen Art einen neuen Namen erhalten musste.
A. 5. negleetum. Meist etwas niedriger und schwächer als
b. Blüthenstengel zur Zeit der Fruchtreife häufig übergebogen oder
niederliegend. Blätter meist übergebogen oder überhängend, nach der
Spitze allmählicher verschmälert, daher nicht (oder kaum) ausgerandet.
An den kräftigsten der 4—6 Seitenäste der Rispe meist 2 weibliche und
bis 10 männliche Köpfe. Perigonblätter der weiblichen Blüthen braun,
meist (besonders nach der Spitze zu) hell- (bis weiss-) hautrandig. Frucht-
blätter 1, selten (höchstens einmal unter 10—20 Blüthen) 2. Frucht-
knoten etwa in der Mitte am breitesten, allmählich mit convexen oder
Sparganium. 281
geraden (seltner ganz schwach concaven) Seitenflächen in den Griffel
verschmälert. Narben hell bis schwärzlich, meist 1'!/j.—3 mm lang,
selten erheblich länger. Früchte meist (6-—) 7—10 mm lang, 3—4 mm
breit, schlank, unterwärts verkehrt-kegelförmig, wenig
gegeneinander abgeplattet, ganz unten schwach abgerundet-
3—6kantig, selten (C. oocarpum) verkehrt-pyramidenförmig, oben
ganz rund; oberwärts nicht mit einer Ringkante versehen,
allmählich (gewölbt-kegelförmig bis schlank pyramidal) in den
Griffelrest verschmälert, glänzend strohgelb bis gelb-
braun; der obere Theil von etwa ?/s der Länge des unteren. Steinkern
die Oberseite der Frucht nicht erreichend, vom Schwamm-
parenchym gekrönt, von flachen Längsfurchen durchzogen,
hin und wieder durch vereinzelte bis wenige schwach vorspringende,
- mehr oder weniger scharfe Leisten etwas kantig (vgl. B. mierocarpum)
oder selten tief längsfurchig (vgl. C. oocarpum), nur im letzteren Falle
mit, sonst stets ohne deutliche Luftgänge in den Rillen (selten
erscheint durch das Zerschneiden der harten Schale das Schwamm-
parenchym vom Steinkern unregelmässig losgelöst). Perigonblätter der
männlichen Blüthen aus ovaler, oft zweilappiger Spreite meist plötzlich
in einen Stiel verschmälert.
In Teichen, an Seen, Wasserläufen und in Sümpfen der Ebene
und Bergregion. Wohl im ganzen Gebiet verbreitet, im Süden häufiger
als B. Norddeutsche Ebene verbreitet!! (nicht auf den Nordseeinseln
beobachtet); Mittel-! Süddeutschland! und Böhmen!, stellenweise häufig.
In den nördlichen Alpen bisher nur in der Schweiz: Waat (Blanchet),
Algäu: Oberstdorf (Bornmüller BV. Ges. Thür. N. F. VII. 39),
Salzburg (Beyer!). In der südlichen!! und südöstlichen! Alpen, wie
es scheint sehr verbreitet. Küstenland! Dalmatien !! Bosnien und Herce-
govina. Bl. Juni— Aug.
S. n. Beeby Journ. of bot. XXIII. 26, 193 pl. 285 (1885),
XXIV. 142, 377 (1886). Nyman Suppl. 316. $. erectum Rehb. Ie. IX
t. COCXXVI fig. 751! S. ramosum Engelm. in A. Gray Man. ed. 5.
481 (1867). $. e. £. n. Richter Pl. Eur. 10 (1890).
Aendert ab in der Gestalt, Farbe und Grösse der Früchte, sowie in der Tracht
und der Gestaltung der Blätter. Von grossen, systematischem Interesse sind zwei
Rassen, die in gewissen Merkmalen einen Uebergang zur Unterart B. bilden und zwar:
B. mierocärpum!). In allen Theilen kleiner als der Typus.
Früchte 6—8 mm lang, 2—3 mm breit, schlanker, unterwärts lang
verkehrt-kegelförmig, in einen (oft bis über 1 mm langen) deutlichen
Stiel verschmälert, Narben meist kürzer, oft nicht über 2 mm lang,
etwa in der Mitte (im trocknen Zustande) oft stark eingeschnürt, darüber
meist wulstig verdickt, oberwärts ziemlich plötzlich abgerundet, in den
Griffelrest verschmälert. Die ganze Frucht walzig-rundlich, durch
Verschrumpfen des grosszelligen, wenig mechanisch verstärkten
1) Von wıxoög klein, winzig und xagzds Frucht, wegen der durch das
Collabiren des Schwammparenchyms kleinen Früchte.
2832 Sparganiaceae.
Schwammparenchyms unregelmässig kantig. Steinkern schlanker,
von wenigen flachen Furchen seicht gewellt, durch die flachen Leisten
oft kantig.
Wahrscheinlich (besonders im Norden des Da überall mit dem
Typus verbreitet, in Deutschland stellenweise sehr häufig, besonders im
Nordosten!! auch in Böhmen!! nach Celakovsky (ÖBZ. XLV. 380
[1896]), im Süden anscheinend beträchtlich seltener, jedoch noch in
Tirol!! Ungarn [Borbäs!], Hercegovina [Murbeck Beitr. Fl. Süd-Bosn.
u. Here. Lunds. Univ. Ärskr. XXVII. 32 (1891)]) die häufigste Form.
Scheint besonders in kalten Gewässern vorzukommen. (In Skandinavien !!
vielleicht ausschliesslich diese Rasse.)
S. n. B. m. A. u. G. Syn. I. 282 (1897). $. ramosum m. Neu-
man in Hartm. Skand. Fl. 12 Uppl. 112 (1889). $. m. Celakovsky
ÖBZ. XLVI 423 (1896).
C. oocärpum?). Früchte kugelig bis kugelig-verkehrt-
eiförmig, oft bis über 5 mm breit und 5—7 mm lang, unterwärts
gewölbt, kurz kegelig oder gegeneinander stumpf kantig abgeflacht,
glänzend graubraun, oberwärts halbkugelig, matt, dunkel, mit etwas schlaffem
Schwammparenchym. Steinkern stark und tief längsfurchig mit
deutlichen Luftgän gen in den Rillen. Fruchtet häufig sehr wenig.
Bisher beobachtet in Böhmen! mehrfach (Celakovsky ÖBZ. XLVI.
426 [1896]. Brandenburg: Nauen (Buss!) Neu-Ruppin (Warnstorf
nach Celak. a. a. O.). Rheinprovinz: Friesdorfer Weiher bei Bonn
(Wirtgen!). Bl. Juli-Sept. (Celakovsky a. a. O.). Die Früchte werden
sehr spät reif.
S. n. var. o. Celakovsky ÖBZ. XLVI. 425 (1896).
Neuman stellte (a. a. O.) die Rasse mierocarpum als eine Form des S. ramosum
auf. Murbeck (Lunds Univ. Ärskr. XXVII. 32 [1891]) und nach ihm Celakovskf
(a. a. OÖ.) machen darauf aufmerksam, dass die Form einen gewissen Grad syste-
matischer Selbständigkeit besitze. Indessen sind die Merkmale, die dieser Rasse zu-
kommen, so variabel, dass eine Aufrechterhaltung als Art nicht rathsam erschien,
zumal dann auch Ö. oocarpum das Artrecht beanspruchen müsste. Durch die
im frischen Zustande nicht kantigen länglich spindelförmigen Früchte (vgl. Celakovskf
a. a.0.), in denen der Steinkern vom Schwammparenchym gekrönt wird, durch die
kürzeren, ebenfalls häufig helleren Narben, die meist schmäleren Perigonblätter,
durch den nicht tief gefurchten, nur oft (wie auch nicht selten bei S. neglectum!)
durch vereinzelte niedrige Leisten kantigen Steinkern, der auf dem Querschnitt nicht
von deutlichen Luftecanälen umgeben ist u.a., wird ihr ihre Stellung in der näheren
Verwandtschaft von 8. neglectum angewiesen. Nicht selten beobachtet man am
typischen S. neglectum vereinzelt Früchte oder ganze Fruchtköpfe, die, wie sehr
viele in unreifem Zustande abgetrennte Früchte mit später verschrumpfendem
Schwammparenchynı, von solchen der Rasse B. microcarpum nicht zu unterscheiden
sind. Bei weitem schwieriger erscheint die richtige Deutung von Ü. oocarpum,
welches durch verschiedene, sehr in die Augen springende Merkmale sich auffälliger
dem S. polyedrum nähert und zwar durch die Gestalt der Früchte, die in reich-
fruchtigen Köpfen im unteren Theile kurz pyramidenförmig deutlich gegeneinander
abgeplattet erscheinen, durch den tiefgefurchten, mit deutlichen Luftcanälen um-
gebenen Steinkern und durch die oberseits matte bis schwärzliche Farbe. Jedoch
scheint uns die Deutung Celakovskf’s, dass die Form in den Verwandtschafts-
1) Von @0v Ei und zagrzös Frucht, wegen der rundlichen Früchte.
Sparganium. 283
kreis des S. neglectum gehört, durch die übrigen Merkmale (bes. durch das den
Steinkern an der Spitze krönende Schwammparenchym) vollauf gerechtfertigt.
(Schweden! Norwegen!! Dänemark; England! Irland; Frankreich!
Spanien! Italien! Sieilien! Nord-Afriea: Algier! Griechenland; Klein-
asien! Assyrien; West-Persien! Nordwestl. Russland!) *
B. 8. polıyedrum !). Blüthenstengel 25—120 cm hoch. Blätter
meist zu einer stumpfen Spitze zugerundet, seltner (bes. bei sehr breiten
Tragblättern) etwas schief ausgerandet. Der kräftigste Rispenast (nicht
immer der unterste) 2—3 weibliche und bis 17 männliche Köpfe tragend,
die oberen ebenso wie der obere Theil der Hauptachse nur mit (bis zu 15)
männlichen Köpfen, von denen die obersten häufig zusammenfliessen.
Weibliche Blüthen mit fadenförmigen bis häufig breiten, oft an der
Spitze nicht deutlich verbreiterten braunen, meist dunkelhautrandigen
Perigonblättern und.einem, hin und wieder (selten bei etwa !/s der
Blüthen eines Kopfes) 2 Fruchtblättern. Fruchtknoten oberwärts dunkel
bis schwärzlich, lang spindelförmig, im ‘unteren Drittel am breitesten,
mit convexen Seitenflächen, in den langen Griffel mit fadenförmiger,
meist nicht deutlich abgesetzter Narbe verschmälert. Früchte 5—7 mm
lang, 5—6 mm breit, kurz verkehrt-pyramidenförmig,
stark (3—) 4—5 (—6)kantig gegeneinander abgeplattet, ober-
wärts matt, schwarzbraun, kurz zugespitzt, den Griffelrest auf
einer flachen Erhöhung tragend. Steinkern die Oberseite der
Frucht (Griffelansatz) erreichend, vom Schwammparenchym ring-
förmig umgeben, durch zahlreiche, scharf vorspringende Leisten
tief gefurcht; in den Rillen zwischen dem Steinkern und dem
äusseren Schwammgewebe deutliche, rundliche Luftgänge.
(Vgl. auch S. neglectum C. oocarpum.) Perigonblätter der männlichen
Blüthen meist aus keilförmiger Basis verkehrt eiförmig, kurz zugespitzt,
hin und wieder gelappt.
An ähnlichen Orten wie vor., oft mit ihr, wohl nirgend selten,
(auch auf den Ostfriesischen Inseln!) stellenweise sehr häufig, auch im
Mittelmeergebiet noch verbreitet! Bl. Juni— August.
S. p. A. u.G. Syn. I. 283 (1897). S. ramosum Curt. Fl. Lond.
fasc. V t. 66 (1777—87). Gren. u. Godr. Fl. France III. 336. Beeby
Journ. of Bot. XIII. 26, 193 (1885). $. er&ctum Aschers. OBZ. XLIU.
13 (1893). Richter Pl. Eur. I. 10.
Aendert analog der vor. ab. B. angustifolium (S. erectum var. a. Warnstorf
Verh. BV, Brandenb. XXXVII [1895] L. [1896]). Blätter nur 8—10 mm breit;
Aeste des Blüthenstandes nur mit einem weiblichen Kopf. — In der Form (und Farbe)
der Frucht sehr veränderlich: II. dolichocärpum?) (A. u. G. Syn. I. 283 [1897].
Früchte bis 9 mm lang, schmal (bis 4 mm breit), mit bis 7 mm langem Untertheil.
1) Von zo/vedgog vieleckig, wegen der mit scharfen Kanten versehenen
Früchte.
2) Von doAıyög lang und zaerog Frucht.
284 Sparganiaceae.
— Scheint selten. Westpreussen: Plehnendorf bei Danzig!! — III. conocdrpum!)
(S. ramosum f. ce. Celakovsk$ ÖBZ. XLVI. 423 [1896]). Früchte kleiner, bis 6 mm
lang, 3—4,5 mm breit, mehr allmählich in den Griffelrest verschmälert. Hierunter
Formen, die häufig mit S. neglecium verwechselt werden, oft in der äussern Gestalt
dieser nicht unähnlich, so Neuruppin (Warnstorf! zugleich mit sehr kurzen Narben),
— WW. platyeärpum 2) (S. ramosum f. p. Öelakovskf a. a. O. [1896]). Früchte
5—6 mm breit, meist oberwärts stark abgeflacht. — Von anderen Abänderungen
sind 1. mit einfachem Blüthenstand ohne männliche Köpfe an den seitlichen Aus-
zweigungen (Breslau: Radwanitz!) und 1. mit einigen männlichen Blüthen in allen
weiblichen Köpfen zu erwähnen.
Beide Unterarten sind in allen ihren Formen leicht dadurch zu unterscheiden,
dass man von den Früchten von S. neglectum das Schwammparenchym leicht. ent-
fernen kann, wenn man zwei Fingernägel etwa in der Mitte der Frucht zangenartig
zusammendrückt, bei S. polyedrum ist in Folge der ringförmigen Anordnung des
Schwammparenchyms ein solches Abkneifen schwer möglich.
(Mittleres Europa überall; England! Nördliches Mittelmeergebiet!
Wir sahen es nicht aus Schweden und Norwegen, Spanien, Süd- und
Mittelitalien, den südlichen und mittleren Balkanländern. Nach Süd-
osten anscheinend nicht über die Grenze Europa’s hinaus verbreitet, in
Turkestan! bereits eine wohl eine besondere Unterart darstellende bis
Ostasien reichende Form.) *
108. X 109. 8. ramosum X. simplex s. 8. 286.
109. (2.) 8. simplex. 4. Blüthenstengel (bei aufrechten Formen)
20—60 cm hoch, fluthende Formen oft bis über 1 m lang. Blätter
derb, im unteren Drittel dreikanüg, mit concaven Seitenflächen, über
der meist sehr weiten (trocken derb strohartigen) Scheide
erheblich (oft fast stielartig) auf 3—6 mm verschmälert, im
oberen Drittel auf 5—12 mm verbreitert, allmählich in eine mehr
oder weniger stumpfe Spitze ausgezogen. Stengelständige Blätter am
Grunde mehr oder weniger scheidenartig verbreitert. Blüthenstand
einfach mit 2—5 (—6) weiblichen (von denen die unteren 1 (—3)
gestielt) und bis 8 männlichen Köpfen, alle (oder doch nur der unterste
Seitenast ausgenommen) mehr oder weniger mit der Hauptachse ver-
bunden ; die oberen weiblichen und alle männlichen sitzend ; die Tragblätter
der unteren Köpfe laubig, den Blüthenstand nicht überragend, die der
oberen bleich, häutig. Perigonblätter meist breit-eiförmig bis spatelförmig.
Fruchtknoten im unteren Drittel am: breitesten, ganz allmählich in
den langen Griffel mit nicht deutlich abgesetzter faden-
förmiger Narbe verschmälert. Früchte 4—5 mm lang, 2—2!/2 mm
breit, deutlich (bis 2 mm lang) gestielt, meist im unteren Drittel am
breitesten, ganz allmählich in den meist (mit der Narbe) stehen-
bleibenden, lang fadenförmigen, schwach gebogenen Griffel
verschmälert (daher wie lang geschnäbelt erscheinend), gelb- bis grau-
braun.
1) Von #@vog Kegel und Hagros.
2) Von wAuardg breit und xaomög.
Sparganium, 285
An ähnlichen Orten w. v., von der Ebene bis zur subalpinen
- Region im ganzen Grebiet verbreitet. Bl. Juni— Juli. Fr. Juli—Sept.
S. s. Huds. Fl. Angl. ed. 2. 401 (1778). Koch Syn. ed. 2, 786.
Nyman Consp. 758 Suppl. 316. Richter Pl. Eur. I. 10. Rehb. Ie. IX
-t. OCCXXV fig. 750. $. erectum $. L. Sp. pl. ed. 1. 971 (1753).
5. e. Wahlenb. Fl. Suec. ed. 2. II. 604 (1833).
Eine ziemlich vielgestaltige Art, die namentlich in der Grösse, der Breite und
Gestalt der Blätter beträchtlich abändert. Zerfällt in meist als Arten beschriebene
Formen, die sich etwa folgendermassen gliedern:
A. Blüthenstengel und (wenigstens die obersten der grundständigen) Blätter
aufrecht oder doch (in tieferem Wasser) mit der Spitze über die Oberfläche
hervorragend, am Grunde meist deutlich dreikantig,. In sehr tiefem oder
schnell fliessendem Wasser wachsende, daher nicht blühende Exemplare sind
von B. oft nicht sicher zu unterscheiden. '
I. tYpicum. Blätter deutlich zweizeilig angeordnet, wenigstens die grösseren
bis zum Grunde scharf dreikantig, breit, starr aufrecht, oft etwas
spiralig gedreht. — Die häufigste Form, an Fluss- und Seeufern, in Wiesen-
gräben. — S. s. A. I. £. A. u. G. Syn I. 285 (1897). Hierzu:
b. angustifölium. Weniger kräftig, meist nur 15—35 em hoch.
Blätter 25—45 em lang, meist starr aufrecht, über den ziemlich weiten
Scheiden meist auf 3 mm verschmälert, oberwärts 5—6 mm breit,
selten breiter. — Auf feuchtem Moor- und Schlammboden, an von Wasser
verlassenen Stellen. — S. s. var. a. Beckmann Abh. NV. Bremen X.
505 (1889). Hierher die Unterabart 2. gr@cile (Meinshausen Bull. Soc.
imp. nat. Moscou N. S. III. 1889. 170 [1890]). Kleiner, dunkelgrün,
Blüthenstengel meist nicht über 20 cm hoch. Blätter 20—30 cm lang,
etwas schlaff. Stengelblätter aus sehr breiter Basis (bis 14 mm) allmählich
verschmälert. Weibliche Köpfe 2, meist sitzend, 15 mm Durchmesser.
Männliche Köpfe 2—3, genähert. — So seltener. — Gewissermassen einen
Uebergang zu B. stellt die Unterabart 3. subvagindtum (S. s. Meins-
hausen Mölanges biol. Ac. St. Pet. Tome XIII. livr. 3. 390 [1893] z. T.) dar.
Der wenigblätterige Stengel aufrecht. Die unteren Blätter sehr lang linealisch,
fluthend, bei sinkendern Wasserstande absterbend, an der Basis mit weiten
zum Theil häutigen Scheiden. Aufrechte Blätter derb, dreikantig. Blüthen-
stand meist armblüthig.
II. splendens. Kurz und kräftig, etwas graugrün. Blüthenstengel meist
20—40 em hoch. Blätter etwa 30—45 cm lang, mit stumpflichem Kiel,
unterwärts am Rücken abgerundet oder schwach 3kantig, öfter
durch Streckung der Internodien etwas entfernt und daher undeutlich
zweizeilig. Männliche Köpfe meist 2. — Nicht selten in Gräben und
an Ufern mit schlammigem, wenig stabilem Grunde und schwankendem
Wasserstande. — 8. s. A. II. s. A. u. G. Syn. I. 285 (1897). $. spl. Meins-
hausen Bull. Acad. imp. sc.. St. Petersbourg XIII. 3. 388 (1893). Hierher
die Unterabart b. simile (S. sim. Meinshausen a. a. 0. [1893]). Noch kürzer,
spärlich beblättert. Blätter breit. Blüthenköpfe meist zahlreich. Früchte
kurzgestielt oder häufig sitzend.
B. longissimum. Blüthenstengel und alle Grundblätter oft
bis über 1 m lang, fluthend, trocken meist sehr zerbrechlich.
Blätter meist vom oberen Drittel nach der Spitze allmählich und
dann plötzlich in eine stumpfliche Spitze verschmälert, bauchseits
flach, auf dem Rücken im unteren Theile stumpflich dreikantig
bis scharf gekielt, im oberen Theile ganz flach, mit oft nur schwach
vorspringender aber stets deutlicher Mittelrippe. Stengel-
286 Sparganiaceae.
ständige Blätter einschliesslich des Tragblattes des (oder der beiden)
untersten weiblichen Köpfe bis 10 mm breit, schwimmend und -
so den Blüthenstand über Wasser haltend (die oberen klein). Weib-
liche Köpfe meist sehr gross (bis 3 cm Durchmesser). Männliche
Köpfe zahlreich (bis 8) genähert, alle oberen gedrängt.
In stehenden oder langsam fliessenden Gewässern, gern in Alt-
wässern der Flüsse auf schlammigem Boden, nicht häufig, —
Bl. Aug. bis Sept. (im südl. Gebiet im Juli).
8. s. var. l. Fries Bot. Not. 1868. 71. 8. s. ß. fititans
Godr. et Gren. Fl. France III. 357 (1855). A. Braun in Aschers.
Fl. Brand. I. (1864) wenigstens z. T. Nyman Consp. Suppl. 316.
Richter Pl. Eur. 10.
Diese Form scheint grössere. Beachtung zu verdienen, da sie augen-
scheinlich kein Product des Standorts ist; denn bei sinkendem Wasserstande,
selbst auf feuchtem Schlamm, erzeugt die Pflanze ihre riemenartigen, nieder-
liegenden Blätter weiter, ohne die für den Typus charakteristischen dreikantigen
aufrechten Luftblätter zu bilden, wie wir dies bei den infolge hohen Wasser-
standes fluthenden Exemplaren des Typus bemerken. Auf trocknerem Boden
verkümmert sie und gleicht in der Tracht grossen, sehr breitblättrigen Exem-
plaren von S. minimum. Wegen ihres eigenartigen Verhaltens und ihrer sehr
charakteristischen Tracht (mit den meist sehr grossen weiblichen Köpfen)
möchten wir diese Form für eine gute Rasse oder gar Unterart des Typus
ansehen. Eine im flachen Wasser wachsende Form ist die Unterabart II. inun-
datum (S.i. Schur h.). Blüthenstengel nur etwa 2 dm hoch, schlaff aufrecht,
Blätter bis 5 dm lang, alle fluthend, 3—6 mm breit. Scheiden breit
weiss-hautrandig. — So bisher bei Berlin! und im Prater bei Wien (Schur!)
Blüht bereits Mitte Juni. — III. emersum (A. u. G. Syn. I. 286 [1897]).
S. e. Rehman (Verh. Naturw. V. Brünn X 1871. 80 [1872]. Nyman Suppl. 316.
Richter Pl. Eur. I. 10. S. @leEhnii!) Meinshausen M&langes biol. Tome XI.
livr. 3. 390 [1893]) ist eine robuste Form mit bis 1 cm breiten Blättern.
(Ganz Europa, westliches und mittleres Asien. Die ostasiatischen
Formen sind erheblich verschieden und werden vielleicht bei genauerer
Kenntniss als Arten oder Unterarten betrachtet werden müssen. Aus
Nord-America sahen wir kein typisches $. simplex.) *
Bastard.
108. X 109. (3.) S. ramösum X simplex. Blüthenstengel meist
nicht über 30 cm hoch, schlank. Blüthenstand unverzweigt oder nur
der unterste oder oberste Seitenast einen oder wenige männliche Köpfe
über dem weiblichen tragend. Köpfe achselständig oder ihre Stiele doch
sehr wenig mit der Hauptachse verbunden. Früchte und Pollen oft
fehlschlagend, obwohl die Fruchtknoten öfter ziemlich stark anschwellen.
B22% 5. A. u, G. Byn. 1286 (1897,
Zerfällt, entsprechend den beiden Unterarten von S. ramosum, in
2 Formen:
A. 8. neglectum X simples. Untere Blätter mitunter schwim-
mend. Perigonblätter weisslich hautrandig zwischen den Fruchtknoten
1) 8. 8. 195.
Sparganium. 287
hervorragend. Fruchtknoten ganz allmählich in den Griffel
verschmälert, oberwärts matt glänzend, nicht schwärzlich.
Narbe heller.
Mit den Eltern: Prov. Sachsen: in einem Graben bei Pretzsch
a. Elbe!! Berlin: Botanischer Garten, spontan!!
Sn. X s. (S. Engleriänum')) A. u. G. Syn. I. 287 (1897).
B. S, polyedrum x simplex. Perigonblätter braun, nicht
weiss hautrandig. Fruchtknoten rundlich (besonders wenn etwas
angeschwollen) kurz abgestutzt, plötzlicher in den Griffel
verschmälert, oberwärts völlig glanzlos, schwärzlich. Narbe
dunkel.
Mit den Eltern. Thüringen: Gut Oberrohe bei Salzungen (Hauss-
knecht!). Böhmen: Bahusow (Weiss!)
S.p. x s. A. u. G. Syn. I. 287 (1897). 8. ramosum %X_S.
(S. Aschersoniänum?)) Haussknecht Mitth. BV. Thür. N. F. HI
IV. 84 (1893).
Die Deutung der Haussknecht’schen Pflanze ist nicht ganz sicher, denn
da dieselbe sich in Gesellschaft von S. negl. mieroc. befand (!), wäre auch an eine
Vermischung mit dieser zu denken, wofür die helleren Perigonblätter sprechen. Da
jedoch Haussknecht (mündl.) sie sicher in Gesellschaft von S. polyedrum auf-
fand, die Narben sehr lang sind, die Fruchtknoten an der Spitze auffällig dunkel
gefärbt sind, glauben wir sie dieser Combination zurechnen zu sollen.
II. Natäntia (A. u. G. Syn. I. 287 [1897]. S. natans L. Sp. pl.
ed. 1. 971 [1753] z. T... Fluthende Blätter auf dem Rücken
rund gewölbt oder ganz flach ohne Kiel, im oberen Theile meist
mitundeutlichem Mittelnerven, aufrechte Luftblätter (selten
an nichtblühenden Sprossen flach) gewölbt, dicklich dreikantig
oder in der unteren Hälfte scharf gekielt. Blüthenstand (bei
unseren Arten) stets einfach. Steinkern eiförmig oder verkehrt-
kegelförmig, an der Spitze abgerundet.
Gesammtart S. affine.
110. (4.) S. affine. 4. Blüthenstengel meist lang fluthend, seltner
aufrecht (Unterart $S. Borderi), 10 cm bis über 1 m lang. Grund-
blätter dicklich, lang fluthend, mit dem oberen Theile schwimmend, auf
dem Rücken halbeylindrisch bis flacher gewölbt, bauchseits
ganz flach, seltener aufrecht (vgl. Unterart 8. Borderi) und dann
(rückenseits stumpf) dreikantig, mit convexen Seitenflächen ohne Kiel,
aus schmaler bis 5 mm breiter Basis allmählich verschmälert, oft in
eine lange, fast fadendünne Spitze ausgezogen. Stengelständige
Blätter flach, an der Basis meist weit-scheidenartig aufge-
trieben. PBlüthenstand aus 2 bis 3 weiblichen und (1—) 3—6
1) 8. S. 274.
2) Nach Dr. P. Ascherson, * 4. Juni 1834 in Berlin, Verfasser der Flora
der Provinz Brandenburg. Berlin 1859—1864.
288 Sparganiaceae.
genäherten bis zusammengedrängten Köpfen bestehend. Griffel
lang, mit fadenförmiger, meist deutlich abgesetzter Narbe. Früchte
spindelförmig, etwa in der Mitte am dicksten, ganz allmählich
in den langen, meist stehenbleibenden Griffel mit langer, meist deutlich
abgesetzter Narbe verschmälert, wenig glänzend, meist dunkelbraun
bis dunkelblaugrau. Steinkern eiförmig, beiderseits ziemlich
kurz zugespitzt.
In Heidetümpeln und Seen der Ebene und Bergregion, in den
Alpenseen bis etwa 2000 m aufsteigend. Prov. Westpreussen: Kr. Neustadt:
Wook-See (Caspary!) Kr. Putzig: Ostrau!! (G. Schr. NG. Danzig
N. F. IX. 335 (1895). Prov. Hannover im Heidegebiet auf der hohen
Geest zerstreut!! Vogesen! Schwarzwald! Westliche Alpen!! zerstreut,
östlich bis Algäu: Freibergsee bei Oberstdorf 950 m; Seelicher der
Schlappolt-Alpe am Tellhorn 1700—1750 m (Haussknecht BV. Ges.
Thür. N. F. VI. 28. Bornmüller a. a. OÖ. VII. 40). Tirol (Ziller-
thaler Alpen um 2000 m Engler! Pusterthal: Antholzer See Huter!).
Bl. Juni—-Aug. Fr. Juli—Oct.
S. a. Schnizlein Typh. 27 (1845). Nyman Consp. 758 Suppl. 316
Richter Pl. Eur. I. 10. &. natans L. Sp. pl. 971 (1753) z. T. und
verschiedener Autoren. Isoötes lacustris v. flurtans Döll Rhein. Fl. 40
(1843). S. boreäle Laestadius bei Beurl. in Oefvers. Vet. Akad. Foerh.
IX. 192 (1852). S. vagindtum Larss. Fl. Werml. 259 (1852). S. alpinum
D. Don bei G. Don in Loud. Hort. Brit. 375 (1830) nur der Name.
Von allen ähnlichen Sparganien, besonders von S. simplex B. longissimum,
S. diversifolium B. Wirtgeniorum und 8. minimum, durch die stets dicklichen, auf
dem Rücken abgerundeten (nur bei aufrechten Formen stumpf dreikantigen), nie-
mals gekielten oder ganz flachen Blätter, die meist in eine lange, oft fadenförmige
Spitze ausgezogen erscheinen, sowie durch die meist sehr weiten Scheiden der Stengel--
blätter leicht zu unterscheiden. — Eine sehr (über 1 m) lang fluthende Form
mit grossen weiblichen und auf einen meist kaum 1 cm langen Raum eng zusam-
mengedrängten männlichen Köpfen ist B. zosterifolium!) (Neuman in
Hartman Skand. Flora 12. Uppl. 110 [1889]). — Prov. Hannover: bei Bassum
Beckmann!
Hierher die Unterart:
B. 8. Borderi?). Aufrecht, 10 bis über 30 em hoch. Alle
Blätter aufrecht, alle (seltner das oberste laubartige Tragblatt ausgenommen),
den Blüthenstand beträchtlich überragend oder nur die unteren fluthend
(die letzteren zur Blüthezeit abgestorben [Meyerholz!]), oberseits flach
oder seicht rinnig, auf dem Rücken rundlich oder stumpf
dreikantig, mit gewölbten Seitenflächen, oberwärts beider-
seits flach, dicklich, allmählich in eine ziemlich scharfe Spitze ver-
1) Wegen der Aehnlichkeit der Blätter mit denen des Seegrases (Zostera
marina).
2) Nach Henry Bord2re, Lehrer in Gedre (Dep. Hautes Pyren&es), * 1825
+ 6. Nov. 1889, erwarb sich grosse Verdienste durch die botanische Erforschung
seiner heimathlichen Gebirge. Seine Pyrenäenpflanzen befinden sich in den meisten
öffentlichen und grösseren Privat-Herbarien.
Sparganium, 289
schmälert. Tragblätter der Köpfe nicht immer stark scheidenartig auf-
geblasen, meist breit silberig-hautrandig. Männliche Köpfe 2 oder
seltner 3 (meist scheinbar zu einem verschmolzen).
An den Rändern von Heidegewässern, an vom Wasser verlassenen
Orten.
S. a. B. $. B. Weberbauer in A. u. G. Syn. I. 289 (1897).
S. B. Focke in Abh. NV. Bremen V. 409 (1877). Nyman Consp. Suppl. 317
Richter Pl. Eur. I. 10 erw. S. minimum Bordere exs. div.
Zerfällt in 2 Formen:
A. microcephalumt). Klein, schwächlich. Stengel bis 20 em lang,
oft hin- und hergebogen. Blätter schmal, meist 2—3 mm breit, bis 30 cm
lang, überhängend, meist alle am Rücken rundlich, nicht kantig,
in eine feine Spitze ausgezogen. Tragblätter des Blüthenstandes
meist nicht scheidenartig aufgetrieben. Weibliche Köpfe meist 2, selten mit
je über 30 Früchten. Männliche Köpfe einzeln, seltner zwei fast verschmolzene.
— In Gebirgsseen. — Titisee (A. Braun 1850!) Schweiz: Scheideck (v. Gansauge
1862!) Cottische Alpen (Rostan Exs. pl. Alp. Cott. 1880!) — S. affine y. m.
Neuman Hartman Skand. Flora 12. Uppl. 110 (1889). 8. B. Focke a. a. ©.
B. deminütum. Gross, kräftig. Stengel bis über 30 cm lang, starr
aufrecht. Fluthende Blätter wie beim Typus, zur Blüthezeit ab-
gestorben (Meyerholz in Herb. Bremen), Luftblätter 2 bis fast 5 mm
breit, starr aufrecht, bis 40 cm lang, deutlich dreikantig, am Rücken
stumpf, nach der Spitze wenig verschmälert, ziemlich plötzlich zu-
gespitzt. Tragblätter des Blüthenstandes meist weit scheidenartig auf-
getrieben. Weibliche Köpfe 2—3, oft mit je über 60 Früchten. Männliche
Köpfe meist mehrere, an der Spitze des Blüthenstandes (wenigstens die obersten)
gedrängt oder etwas (bis 2 cm) entfernt. — In Heidetümpeln der Ebene. Im
Gebiet nur in der Prov. Hannover: Kr. Hoya: Vilsen: Westernheide mehr-
fach (Meyerholz! BVB. XXXIV [1892] 26); Bassum: Sudwalde (Beck-
mann!). Bl. Juni (Meyerholz a. a. O.) bis Juli. Fr. Juli—Sept. — 8. af.
8. d. Neuman Hartm. Handb. Skand. Fl. 12. Uppl. 110 (1889). $. natans
8. Herb. L. $. a. f. abbreviata Meyerholz a. a. O. (1893)! (nur der Name).
(Verbreitung der Art: Nordwest-Russland, südlich bis Livland! und
Pleskau (Pskow)! (vgl. auch Lehmann FI. v. Poln.-Livl. Nachtr. 45);
Skandinavien! Dänemark; Fär-@er? Island; Britische Inseln ; Pyrenäen!
Spanien? Portugal!) *|
111. (5.) S. diversifolium. %. Stengel schlaff aufrecht, meist
in der Region der männlichen Blüthenstände übergebogen, bis 25 cm
hoch oder bis fast 1 m (92 cm) lang fluthend. Blätter schmal, 3—5
(—6) mm breit, vom Grunde bis etwa 1—2 (—3) cm unter der Spitze,
fast gleichbreit bleibend, etwa in der Mitte am breitesten (bis
6 mm), plötzlich in die stumpfliche Spitze verschmälert,
dunkelgrün, die unteren (zur Blüthezeit meist abgestorbenen) ganz
flach, ohne Kiel und im oberen Theile meist ohne deutlich erkenn-
bare Mittelrippe, fluthend oder aufrecht schlaff überhängend, die oberen
auf dem Rücken flach gewölbt bis kantig oder (die obersten
aufrecht überhängenden Luftblätter) im unteren Theile mit kurzem,
1) Von wızodg klein und zepa/r, der Kopf, wegen der kleinen weiblichen
Fruchtköpfe. h
Ascherson u. Graebner, Synopsis. I. 13
290 Sparganiaceae.
scharfem Kiel, oben ganz flach. Weibliche Köpfe 1—3, männliche
1—6, entfernt, nie gedrängt. Perigonblätter schmal, unterwärts von
der Mitte fast stielartig verschmälert. Narbe linealisch, meist deutlich
abgesetzt, unterwärts verbreitert. Frucht locker von den schmalen Perigon-
blättern umgeben, verkehrt-eiförmig, nach unten allmählich in einen
kurzen Stiel, nach oben ziemlich kurz in den Griffelrest verschmälert,
dunkelgraubraun mit deutlich hervortretenden Nerven. Steinkern verkehrt-
eiförmig, nach unten allmählich zugespitzt, oben plötzlich abgerundet.
In Heideseen und Tümpeln oder auf sandigem oder moorigem
Boden, gern in Gesellschaft von S. minimum, nur im Subatlantischen
Florengebiet. Prov. Westpreussen: Bielawa-Bruch im Kreise Putzig!!
Pommern: Lübtower See, Kr. Lauenburg (Treichel!) Kolberg: Mühl-
graben bei Wobrow!! Brandenburg: Berlin mehrfach! Braunschweig
(G. Braun!). Prov. Hannover: Nördl. v. Bremen (nur Rasse B.);
Karrenbruch bei Bassum (Beckmann!) Sandiges Nordufer des Stein-
huder Meeres (Buchenau!) Rheinprovinz: (nur Rasse B.); Französische
Vogesen: (nur Rasse B.). Wahrscheinlich im angegebenen Gebiete weiter
verbreitet. Bl. Juni, Juli.
S. d. Graebner in Schr. NG. Danzig N. F. IX. 335 t. VIII fig. 1
(1895). 3. simplex stıbnatans Fr. Bot. Not. 1868. 71 z. T.? 8. oligo-
carpum Ängstr. in mehreren Herb. (ob Bot. Not. 1853. 149 z. T.?
vgl. S. 292). S. simplex X. minimum in verschied. Herb.
Hierher die Rasse:
B. Wirtgeniörum!). Gekielte Luftblätter fehlend; alle Blätter
50 (70) em bis fast 1 m lang riemenartig fluthend, 3—5 mm breit,
ganz flach, mit nieht vorspringender, meist undeutlicher, häufig ganz
fehlender Mittelrippe, auf dem Querschnitt stets nur mit einer Reihe von
Luftlücken, in ihrer gauzen Länge fast gleichbreit bleibend, erst 1—3 cm
unterhalb der Spitze allmählich und dann plötzlich in eine stumpfe
Spitze verschmälert.
In klaren Gewässern mit sandigem Grunde oder in Heideseen.
Brandenburg: Berlin: am Halensee (O. von Seemen!). Prov. Han-
nover: Ufer der Wumme bei Rockwinkel nördl. v. Bremen! Rhein-
provinz: Viersen; Mühlheim bei Köln; Rodder Maar; Laacher See bei
Andernach (Wirtgen! Fl. Preuss. Rheinprov. Taschenb. 436. Caspary!).
Vogesen: Lac de Gerardmer (C. Billot!).
1) Nach Philipp Wirtgen, * 4. Dec. 1806 in Neuwied, 7 7. Sept. 1870
als Lehrer an der ev. Stadtschule in Coblenz, dem hochverdieniien Erforscher der
Rheinischen Flora, der als erster die specifische Verschiedenheit von 8. diversifolium
erkannte, sie aber irrthümlicherweise mit dem Skandinavischen 8. fluitans (Fr. Bot.
Not. [1849] 14) identifieirte (schrieb 1841 Fl. d. Regbez. Coblenz, 1842 Prodr.
Fl. preuss. Rheinl., 1857 Fl. preuss. Rheinprov. Taschenb., 1869 Fl. preuss. Rheinl.,
von der leider nur der erste Band erschien) und nach seinem Sohne Ferdinand Paul
W., * 7. Jan. 1848 zu Coblenz, Apotheker, 1878—88 in St. Johann a. d. Saar,
seitdem Rentner in Bonn. Letzterer beschäftigt sich besonders mit Pteridophyten
namentlich Equisetum vgl. (S. 127, 128), Carex und Rosa ‚und hat diese Synopsis
durch werthvolle Beiträge gefördert.
Sparganium, 291
S. d. B. W. A. u..G. Syn. I. 290 (1897). $. fltitans Wirtgen
Fl. Preuss. Rheinprov. Taschenb. 436 (1857). nicht Fr. S$. affıne F.
Schultz herb. norm. nov. ser. Cent. 6. No. 621 und mehrerer anderer
Autoren, nicht Schnizl. |
Unterscheidet sich leicht von allen Verwandten durch die vollständig flachen,
trocken nicht brüchigen, sehr biegsamen Blätter mit einem durchscheinenden ein-
fachen Maschennetz von Luftlücken an allen fluthenden Exemplaren, und an den
Eaubtrieben sowie am Grunde der Blüthentriebe an aufrechten Formen. Auch wenn
die Grundblätter fehlen, in aufrechten Formen von S. simplex meist durch die kleinen
wenigblüthigen weiblichen Köpfe und die sehr schmalen Blätter, die (wie häufig die
von S. affine) beina Trocknen einen matten Sammetglanz annehmen, zu trennen.
Nichtblühende Exemplare sind häufig von S. minimum nicht zu unterscheiden.
(Nöraliches Russland! Skandinavien! Frankreich!) x
B. Minima A. u. G. Syn. I. 291 (1897). Narbe eiförmig bis
kopfig-kugelig, höchstens mal so lang als breit, immer
deutlich abgesetzt, oft sitzend. Blüthenstand einfach. Männ-
liche Köpfe einzeln (oder selten 2). Blätter sämmtlich ganz flach,
ohne Kiel oder vorspringende Mittelrippe.
112. (6.) S. minimum. %. Blüthenstengel 6—80 cm lang, auf-
recht oder fluthend. Blätter zart und dünn, aufrecht oder im Wasser
fluthend, 4—60 cm lang, 2—8 mm breit, meist nach der kurz abge-
stumpften Spitze wenig verschmälert, sämmtlich beiderseits flach,
meist mit undeutlichem (bei den Wasserblättern oft fehlendem) Mittel-
nerven. Blüthenköpfe immer in den Achseln von Hochblättern,
nicht mit der Hauptachse verbunden, sitzend oder der unterste
(selten 2) kurz (bis 2 cm lang) gestiel. Weibliche Köpfe 2—3
(seltner 4); männliche einzeln (selten 2 genäherte). Fruchtknoten
elliptisch-eiförmig, nach oben ziemlich plötzlich in den kurzen Griffel
oder die sitzende Narbe verschmälert. Frucht fast sitzend,
eiförmig, beiderseits ziemlich kurz zugespitzt, grünlich grau. Steinkern
4—5 mm lang, 2—3 mm breit, kugelig, ober- und unterwärts kurz
abgestumpft, rundlich oder wenig gegeneinander abgeplattet.
In Heidetümpeln, Seen und Gräben der Ebene und Gebirge (bis
ca. 1000 m) meist zerstreut, in den Heidegebieten des Nordwestens, der
baltischen Küstengebiete und der Lausitz sehr verbreitet. Im Südosten
nur in Gebirgen (in Nieder-Oesterreich nur auf Urgebirge); Ungarn
südlich bis Pressburg! angeblich noch im Com. Baranya in Drausümpfen
(Neilr. 73), sonst nur in den Karpaten sehr zerstreut. Bl. Juni, Aug.
S. m. Fries Herb. norm. 12 (1846), Summa veg. Scand. 68,
(1846, nur der Name) 560 (1849). Nyman Consp. 758 Suppl. 317.
Richter Pl. Eur. I. 10. S. natans L. Sp. pl. ed. 1. 971 (1753) z. T.
Koch Syn. ed. 2. 786. Rchb. Ic. IX. t. OCCXXIV fig. 749. $. rostratum
Larss. Fl. Werml. 260 (1859).
Linn& hat trotz der gegentheiligen Meinung von Fries in Sp. pl. ed. 1 unter
dem Namen S, natans in erster Linie sicher Sp. minimum verstanden, wie auch
F. W. Schultz (XX. und XXI. Jahresb. der Pollichia 232 [1863]) ausführt, wenn-
19*
292 Sparganiaceae. Helobiae,
gleich er sie nicht von den übrigen fluthenden Sparganien geschieden hat. Dass
die von Fries Sp. natans genannte Art kaum irgend welches Recht beanspruchen
kann, den auf sie von ihm übertragenen Namen zu tragen, geht aus einer vor-
urtheilsfreien Prüfung der Linn&’schen Diagnose und der angezogenen Synonyme
wohl unzweifelhaft hervor. Die Diagnose Sp. foliis decumbentibus planis passt weit
besser auf Sp. minimum als auf das Fries’sche natans, denn die Blätter der letzteren
sind durchaus nicht flach zu nennen. ‚Sp. foliis natantibus plano-convezxis Fl. Lapp.
345, Fl. Suec. 771“ kann ebenso gut für Sp. affine gelten. Mit „Sp. non ramosum
minus Dill. giss. 130 spec. 58 kann zweifelsohne nur Sp. minimum gemeint sein,
ebenso wie mit „Sp. minimum Raj. hist. 1910, angl. 3 p. 437“, dem auch Fries
seinen Namen für unsere Art entlehnt hat. Linne würde doch schwerlich ein Sp.
non ramosum als Synonym eitirt haben, wenn er die ramose nordische Art vor
sich gehabt hätte. Der Name Sp. natans könnte also nur für Sp. minimum (was
am wahrscheinlichsten erscheint) oder für Sp. affine in Betracht kommen. Am
zweckmässigsten dürfte es sein, diesen vielumstrittenen Namen gänzlich fallen zu
lassen, für unsere Art den Namen Sp. minimum beizubehalten, für die nordische
den Namen Sp. Friesit 1) (Beurl. Bot. Not. 1854. 136; wenngleich ihn Fries [Herb.]
„absurdum‘ nennt) wiederherzustellen, schon weil dann jede Zweideutigkeit aus-
geschlossen bleibt.
Eine sehr vielgestaltige Art, die namentlich nach der grösseren oder geringeren
Wasserhöhe und dem Nährstoffgehalt des Bodens beträchtlich abändert. Von Formen
sind besonders zu nennen:
A. Alle Blätter oder doch die grundständigen im Wasser fluthend.
I. Blätter sehr breit (6—8 mm).
fläcecidum. Eine sehr auffällige Form! Blätter bis über 50 cm lang,
meist dunkelgrün, kurz abgestutzt, der Stengel besonders im oberen
Theile meist dunkelbraun bis schwärzlich. — In nährstoffreichen, oft
in faulenden Gewässern hin und wieder. — S. m. A. I. f. A.u.G. Syn. I.
292 (1897). 8. f. Meinshausen M&langes biol. Tome XIII. livr. 3. 393
(1893). So auffällig diese Riesenform des sonst so kleinen S. minimum.
ist, besonders durch die breiten, meist stumpfen, dunklen, meist mit Algen
und Thierresten bedeckten Blätter und die schwärzlichen Stengel, so scheint
sie ihre Entstehung doch nur der Eigenart des Standorts zu. verdanken.
Hegetschweiler beobachtete sie im Canton Zürich 1881 an einer Stelle,
an welcher wenige Jahre vorher ein Pferde-Cadaver eingegraben war. 1883.
war an jener Stelle nur mehr die typische Form zu finden (Jäggi h.
im Herb. Bremen !).
II. Blätter meist schmäler als 6 mm.
a. Blätter meist 4—5 mm’ breit.
typieum. — Die bei weitem häufigste Form. — 8 m. A: D;gd
A. u. G. Syn. I. 292 (1897).
b. Blätter 2—3 (selten 4) mm breit.
1. oligoeärpon2). Stengel zart (meist 1—1!/a mm dick), oberwärts
oft etwas dicker, meist (besonders in der Blüthenregion) hin- und her-
gebogen, bei kleinen Exemplaren übergebogen. 5—25 (—36) em lang
aufrecht oder fluthend. Blätter ziemlich schmal (2—3 mm), (wenigstens
die unteren) fluthend, oft etwas dicklich mit ziemlich langen häutigen
Scheiden, allmählich in die Spitze verschmälert. Unterster (bisweilen 2)
weiblicher Kopf (bei der typischen Form) gestielt, etwas entfernt.
Männliche Köpfe öfter 2 genähert. — An nassen überschwemmten Orten
fluthend oder schwinımend, in der typischen Form im Gebiete bisher
nur in den Alpen beobachtet (Bozen: Sarnerscharte Hausmann mehr-
fach !). Sonst nur in Skandinavien. — S. m. A. II. b. 1. 0. A. u. G.
Syn. I. 292 (1897). S. o. Angströem Bot. Not. 1853. 149 mindestens
1) 8.'8. 224.
2) 6Aıyonaonog mit wenigen Früchten, aus dem Alterthum überliefert.
Sparganium. 293
zum grössten Theil (vgl..S. 290). Nyman Consp. 758 Suppl. 317. Richter
Pl. Eur. I. 10. — In der Ebene sehr verbreitet ist die hierhergehörige
Unterabart b. ratis (S. r. Meinshausen Bull. soc. imp. nat. Moscou 1889
N. S. III. 174 [18Jb]). Niedrig; obere Blätter aus dem Wasser her-
vorragend, aufrecht, meist sichelförmig gebogen, Blüthenköpfe meist
alle sitzend. Rhizome im Wasser fluthend oder im Schlamm wurzelnd,
auf dem Wasser schwimmend oder an nassen schlammigen Orten nicht
selten. — Durch die fast vollständig sitzenden Narben ist die
bisher im Gebiet nicht beobachtete Unterabart c. septentriondle (S.m.
A. II. b.1. #. s. A. u.G. Syn. I. 293 (1897). S. s. Meinshausen Bull.
soc. imp. nat. S. Moscou 1889 N. S. III. 174 [1890]) gekennzeichnet;
sonst wie vor.
2. perpusillum. Meist nicht über 10 em hoch. Stengel sehr dünn,
gerade. Blätter sehr schmal (meist nicht über 2 mm breit), oft fast
fädlich. Blüthenköpfe sitzend. Griffel ziemlich lang. — In
Gräben und Teichen sehr zerstreut. — 8. m. A. II. b. 2. p. A..u.G.
Syn. I. 293 (1897). S. p. Meinshausen M&langes biol. XIII livr. 3,
394 (1893).
B. strietum. Blätter sämmtlich starr aufrecht. — Bisher nur Ostpreussen:
Gutten bei Johannisburg (Luerssen! a. a. O.). — S. m. v. s. Luerssen
PÖG. XXIX (1888) 59 (1889, nur, der Name).
(Nord-Europa; Britische Iuseln; Frankreich; Spanien; nördliche
Apenninen; nördliche Balkanhalbinsel; mittleres und nördliches Russland;
Nord-Asien.) *
2. Reihe.
HELOÖBIAR)).
([Rehb. Consp. 45 (1828)] veränd. Rchb. Nom. 33 [1841]. Meisn. Pl.
vasc. gen. 363, 442 [1842]). Engler Syll. Gr. Ausg. 66 (1892).
Flwviäles?) Vent. Tabl. r. veg. II. 80 [1799] erw. Rich. Mem.
Mus. I. 365 [1815].)
S. S. 264. Am Grunde der Blattscheiden bez. falls solche nicht
vorhanden, der Blattspreite bauchseits dem Stengel angedrückt, 2 bis
zahlreiche, meist schuppenartige Trichome (Achselschüppcehen, Squa-
mulae intravaginäles vgl. Irmisch, Ueber einige Arten der Potameae
12, 13. und Bot. Zeit. 1858. 177).
Uebersicht der Familien.
A. Blüthen meist klein. Perigon farblos-durchscheinend, bräunlich oder
grün, öfter fehlend.
I. Blüthen selten 3zählig (Posidonia, Althenia). Perigon fehlend
oder sehr unscheinbar, durchscheinend, zuweilen durch grosse
Mittelbandschuppen der Staubblätter ersetzt (Posidonia, Pota-
ı mogeton). Wasserpflanzen, zuweilen mit Schwimmblättern und
öfter mit auftauchenden Blüthen, oder völlig untergetaucht.
1) Von £/os Sumpf, Niederung, seenreiche Gegend und A:0@ ich lebe, weil
die Vertreter dieser Reihe fast ausnahmslos im Wasser oder in Sümpfen wachsen.
2) Ursprünglich (von J. Bauhin an) ist Flwvialis Name der später Najas
genannten Gattung.
294 Helobiae.
a. Fast stets ausdauernd. Blätter zweizeilig, selten fast sämmtliche
paarweise genähert (Potamogeton densus), ganzrandig oder
schwach gezähnelt. Blüthen e&n- oder zweigeschlechtlich,
einzeln oder in Aehren, mit oder ohne Perigon. Staubblätter
1—4. Fruchtblätter 1—4, selten mehr, apokarp.
Potamogetonaceae.
b. Einjährig, völlig untergetaucht. Blätter paarweise genähert,
deutlich gezähnt; die Paare spiralig gekreuzt. Blüthen ein-
geschlechtlich, einzeln, in den männlichen eine endständige
Anthere von zwei Integument-ähnlichen Hüllen bedeckt, in
den weiblichen eine Samenanlage von einer (bei einigen aus-
wärtigen Arten von zwei) ähnlichen Hülle umschlossen.
Najadaceae.
1. Blüthen (bei uns) 3zählig, zweigeschlechtlich, in oft ährenähn-
lichen Trauben. Perigon (bei uns) 6 blättrig, grün oder bräunlich,
homoeochlam. Staubblätter (bei uns) 6. Fruchtblätter (bei uns)
3—6, syn- bis apokarp, mit 1—2 Samenanlagen. — Wiesen-
oder Sumpfpflanzen mit oft grundständigen, stielrundlichen
Blättern. Juncaginaceae.
B. Blüthen meist ansehnlich, 3- selten 2 zählig. Perigon meist hetero-
chlam., mindestens das innere weiss oder röthlich gefärbt.
I. Fruchtblätter 6 oder mehr, oberständig, bei uns
völlig apokarp. Meist Sumpfpflanzen, in der Regel mit
nur grundständigen Laubblättern (vgl. Elisma natans).
a. Blüthenstand stockwerkartig quirlig verzweigt. Laubblätter
normal, wenigstens z. T. langgestielt. Blüthen zwei- oder
eingeschlechtlich. Fruchtblätter (bei uns) mit 1, selten
2 Samenanlagen an der Bauchnaht. Alismaceae.
b. Laubblätter (bei uns) pfriemenförmig. Blüthenstand (bei uns)
doldenähnlich. Blüthen zweigeschlechtlich. Samenanlagen
zahlreich, auf der ganzen Innenfläche der Frucht-
blätter. Butomaceen.
II. Unterständiger Fruchtknoten. Blüthen einzeln oder
zu mehreren anfangs von Hochblättern (Spatha) umschlossen,
(bei uns stets) eingeschlechtlich. Samenanlagen an jedem Samen-
träger mehrere bis zahlreich. Wasserpflanzen, öfter frei schwim-
mend. Hydrocharitaceae.
16. Familie.
POTAMOGETONÄCEAE.
(Ascherson in Nat. Pfl. II. 1. 194 [1889]. Potameae Juss. Diet. V.
43. 93 [1826].)
Vgl. S. 266, 267, 294. Völlig im Wasser untergetaucht fluthende,
oder mit (den oberen Blättern schwimmende Krautgewächse Grund-
achse meist auf dem Boden der Gewässer kriechend, mehr oder weniger
Potamogetonaceae. 295
verzweigt, meist mit schuppenartigen Blättern. Laubblätter meist ab-
wechselnd zweizeilig gestellt, oft linealisch und ganzrandig, am Grunde
mit oder ohne Scheide, anm Grunde der Scheide resp. Blattfläche mit
2—-10 Achselschüppchen. Blüthen in Aehren am Ende von Haupt-
oder Seitentrieben, seltener einzeln oder trugdoldig, zwei- oder ein-
geschlechtlich, in ersterem Falle fast stets (ausser bei Ruppia z. T.) proterogyn-
dichogam., ohne oder mit undeutlichem (selten [Althenia] deutlichem
dreiblättrigem) Perigon. Staubblätter meist mit 2 Pollensäcken, zuweilen
mit den Mittelbändern verwachsen (Oymodocea, Zannichellia), öfter
(Posidonia, Potamogeton) mit blattartig-schuppigem Mittelband (welches
häufig als ein Perigonblatt angesehen wurde (vgl. Hegelmaier BZ.
1870. 285). Fruchtblätter mit nur einer (selten 2) vom Scheitel oder von
der Seite herabhängenden bez. gerad- oder krummläufigen Samenanlage.
Frucht steinfruchtartig oder ziemlich dünnschalig. Samen ohne Nähr-
gewebe, Keimling fast stets gekrümmt, mit sehr stark entwickeltem
hypokotylem Grliede.
Ueber 80 Arten, fast über die ganze Erde in süssen und salzigen Gewässern
verbreitet.
Uebersicht der Tribus nach Ascherson (Nat. Pfl. II. 1. 201).
A. Blüthenstand eine Aehre. Blüthen ohne Perigon, bei uns meist
zweigeschlechtlich.
I. Aehre mit flachgedrückter Achse, zur Blüthezeit in die Scheide
des obersten Laubblattes eingeschlossen. 2 bandförmige Narben
auf kurzem Griffel. Ganz untergetauchte Meeresbewohner niit
fadenförmigem Pollen. | Zostereae.
II. Aehre mit stielrunder Achse, zur Blüthezeit nicht in die Scheide
des obersten Laubblattes eingeschlossen.
a. Aehre zusammengesetzt. Aehrchen in den Achseln laub-
artiger, sie überragender Blätter. Narbe sitzend, mit pfriemen-
förmigen Fortsätzen. Ganz untergetauchte Meeresbewohner
mit fadenförmigem Pollen. Posidonieae.
b. Aehre einfach, zur Blüthezeit völlig frei. Narben sitzend
oder fast sitzend, kurz, kleinwarzig. Süss- oder Brack wasser-
bewohner mit ‚auftauchender Aehre und kugel- oder bogen-
förmigem Pollen. Potamogetoneae.
B. Blüthen einzeln oder in Trugdolden, eingeschlechtlich.
I. Perigon fehlend. Griffel vielmal kürzer als die (bei uns) 2 ver-
längert-bandförmigen Narben. Ganz untergetauchte Meeres-
bewohner mit fadenförmigem Pollen. Cymodoceeae.
II. Perigon wenigstens an den weiblichen Blüthen vorhanden. Griffel
meist mehrmals länger als die schild- oder trichterförmige oder
cylindrische Narbe. Ganz untergetauchte Süss- oder Brack-
wasserbewohner mit kugelförmigem Pollen. Zannichellieae.
296 Potamogetonaceae.
1... Lribts,
ZOSTEREAE.
([Dumort. Fl. Belg. 163 (1827) z. T.] Aschers. Nat. Pfl. II. 1. 201 [1889].)
S. S. 295. Einzige einheimische Gattung:
37. ZOSTERAN).
(L. Wästgötha Resa 167. Amoen ac. ed. 1. 138.] Gen. pl. ed. 5.
415 [1754]. Nat. Pfl. II. 1. 201.)
(Seegras.)
Grundachse kriechend, unbegrenzt, sich an der Spitze nicht über
den Boden erhebend, mit zahlreichen kurzen nichtblühenden und längeren
blühenden seitlichen Auszweigungen (Engler BZ, XXXVII 1879.
655). Laubtriebe kurz, mit lang linealischen, an der Spitze stumpfen od. aus-
gerandeten ?), bei uns ganzrandigen Blättern mit völlig oder grösstentheils
geschlossenen Scheiden und kurzen Blatthäutchen. Blüthenspross eine
aus mehr oder weniger zahlreichen relativ endständigen Blüthenständen
bestehende Scheinachse darstellend, welche durch den in der Achsel
ihres spreitenlosen Vorblattes entspringenden, den Haupttrieb scheinbar
fortsetzenden, mit demselben bis zur Ansatzstelle seines eigenen Vorblatts
verbundenen Seitensprosse zweizeilig zur Seite gedrängt erscheinen.
Blüthen zweigeschlechtlich (oder einhäusig?). Auf der der Scheidenspalte
des Hüllblattes (Spatha) zugekehrten Seite der Aehrenachse (unpassend
bisher als Kolben [Spadix] bezeichnet). Staubblätter und Fruchtblätter
abwechselnd in 2 Längszeilen so angeordnet, dass meist ein Fruchtblatt
horizontal neben einem Staubblatt steht. Nach den entwicklungsgeschicht-
lichen Untersuchungen von J. L. de Lanessan (Assoc. Franc. Nantes
1875 690 ff.) scheint es gestattet, je ein Staubblatt mit dem darüber
stehenden Fruchtblatt als einer Blüthe angehörig anzusehen. In der
Nähe des Randes der blüthentragenden Fläche bei der Mehrzahl der
Arten Hochblättchen (Retinacula), die sich über die Blüthen hinüber-
legen. Antherenhälften zuletzt ganz getrennt, etwas gekrümmt, meist
2-(selten 1- oder 3-) fächerig flach auf der Aehrenachse liegend, auf der
Rückenseite angeheftet, der Länge nach aufspringend. Fruchtblatt am
Grunde abgerundet, auf der Rückseite über der Mitte nur an einem
1) Schlecht gebildeter Name; von Zoozyo Gürtel, Leibgurt, Riemen, bei
Theophrastos (Hist. pl. IV, 6. 2) Name der Posidonia Oceanica. |
2) Nach den Untersuchungen von Sauvageau (Comptes rendus ac. se. CXI
312 [1890] ausführlicher in Journ. de Bot. 1890 und Ann. sc. nat. 7 ser. XIII 133,
151 [1891]) entsteht diese Ausrandung erst nachträglich, indem von der äussersten,
ursprünglich spitzlich verlaufenden Spitze eine grössere oder kleinere Anzahl von
Zellen abgestossen wird, wodurch sich der im Gefässbündel des Mittelnervs lysigen
entstehende Canal mit einer ‚ouverture apicale‘“ nach aussen öffnet. Derselbe Vor-
gang findet auch bei den Potamogeton-Arten statt, hier allerdings nur mit Verlust
weniger Zellen.
Zostera. 297
Punkte angeheftet, mit hängender fast geradläufiger Samenanlage. Frucht
eylindrisch, geschnäbelt, dünnhäutig, bei der. Keimung unregelmässig
aufreissend. Samenschale ziemlich derb. Keimling länglich-eylindrisch,
grösstentheils aus dem unteren Theile des hypokotylen Gliedes bestehend,
welcher auf der Vorderseite in einer Längsfurche den abwärts gekrümmten
oberen Theil des Gliedes sowie das aufwärts gekrümmte Keimblatt auf-
nimmt.
6—7 Arten an den Küsten der beiden gemässigten Zonen, den Polarkreis und
den südlichen Wendekreis nur um einige Grade nach Norden, den nördlichen Wende-
kreis aber wohl nicht nach Süden überschreitend. In Europa nur unsere beiden
Arten.
113. (1.) Z. marina. (Seegras, Tang, Wier; niederl.: Zeegras,
Wier; vlaem.: Zeelint; dän.: Baendeltang; franz.: Varech; ital.: Allega,
Aliga; poln.: Porost „morski, Rzasa; russ.: Ba3mopHurp; kroat.: Voga,
Svilina; litt.: Jüres Zlega.) %. Ansehnliche Pflanze. Laubblätter
fluthend, mit völlig geschlossener Scheide ohne Oehrchen, bis über
1 m lang, 3 bis 7- (selten an nichtblühenden Sprossen bis 9-) nervig,
3—9 mm breit, schmal- bis breit-linealisch, an der Spitze abgerundet,
mit vom Rande etwas entfernten äusseren Seitennerven;
zwischen den Hauptnerven je 4—7 feinere (Bast-) Nerven, welche den
Scheidewänden zwischen den Luftgängen entsprechen. Stiel des
Blüthenstandes unter der Scheide verdiekt, zur Bl. ebenso
breit als die Scheide und Spreite des (bis 8 cm langen) Hüll-
blattes. Retinacula an 2 der untersten Blüthen stets vorhanden,
breit länglich (Sauvageau Ann. sc. nat. 7 ser. XIII. 155), sonst
meist fehlend (vgl. II. angustifolia.. Samen längsfurchig.
An allen Küsten des Gebietes auf sandigem oder schlammigem
Meeresboden bis zur Tiefe von 10 m sehr häufig, oft ausgedehnte sub-
marine Wiesen bildend, in die Flüsse nur in der Brackwasserregion ein-
dringend. Wird bei stürmischem Wetter oft in grossen Mengen aus-
geworfen und bildet dann am flachen Strande dichte Polster oder Wälle,
in denen sich an der Ostsee öfter nicht unbeträchtliche Mengen von
Bernstein finden!! Bl. Juni—Aug., im Süden schon Anfang Mai!!
20. 1. Sp: - pl; ed. 1: 9687 (1755). Koch; ‚Syn, edit 22 "Ten.
-Nyman Consp. 680 Suppl. 286. Richter Pl. Eur. I. 11. Nat. Pfl. II.
1. 202. fig. 155, 156. Rchb. Ic. VII. t. IV fig. 4. Oymodocea aequörea
Freyn ZBG. Wien XXVII. 431 (1877) nach Freyn br.! und wohl
auch Pospichal Fl. Oest. Küstenl. 34 (1897) nicht Koenig.
Durch die Schmalheit der Blätter sind folgende Formen ausgezeichnet: B. steno-
phylla!) (A. u. G. Syn. I. 297 [1897]. Z. angustifolia Rehb. Ie. fl. Germ. VII.
3. t. III fig. 3 nieht Hornemann) mit oft nur 2—3 mm breiten dreinervigen Blättern,
deren seitliche Nerven ungefähr in der Mitte zwischen der Mittel-
rippe und dem Blattrande verlaufen, ist eine unerhebliche wohl überall
mit dem Typus, mit den sie durch allmähliche Uebergänge verbunden ist, vorkom-
mende, stellenweise besonders in der Ostsee vorherrschende Abänderung. Sehr
bemerkenswerth dagegen ist
1) S. S. 274 Fussnote 3.
298 Potamogetonaceae.
C. angustifölia. In allen Theilen feiner und zarter als der
Typus. Laubblätter meist nur 11/e—2 mm breit, nervig, die
beiden seitlichen Nerven in der Nähe des Blattrandes
verlaufend. Stiel des Blüthenstandes am Grunde sehr dünn. Retina-
cula zuweilen in spärlicher Zahl ausgebildet.
Bisher beobachtet: Ostseeküste von Schleswig-Holstein bei Heiligen-
hafen (Sonder!), in den Buchten von Kiel (Nolte! Engler!), Flens-
burg (Hansen! Nolte!) und Apenrade (Magnus! Prahl!). An
der Nordsee nach Buchenau (Fl. Nordw. Tiefebene 42) noch nicht
gefunden, aber wohl nur übersehen. Adria: Ombla bei Ragusa!!
Z. m. var. a. Hornemann Fl. Dan. t. 1501 (1820).
Die Deutung dieser Form, welche wir von auswärtigen Fundorten bisher nur
ausser aus Dänemark! von der Schwedischen West-Küste bis Warberg! von der Süd-
(Emsworth Borrer!) und West-Küste Englands (Holyhead!!) und von Arcachon bei
Bordeaux (Cosson!) gesehen haben, bereitet einige Schwierigkeiten, besonders weil
sie sich in der Tracht und in einigen Merkmalen, namentlich durch das den Blatt-
rändern genäherte seitliche Nervenpaar und die zuweilen zahlreicheren Retinacula
auffällig an Z. nana annähert. Sie ist deshalb von Prahl (Krit. Fl. Schl.-Holst. IT.
211 vgl. Ascherson in Boissier Fl. Or. V. 25) als Z. marina X nana angesprochen
worden, wofür auch die relative Seltenheit und das gemeinsame Vorkommen mit
den vermuthlichen Eltern sprechen würde. Die Frage bedarf noch weiterer Prüfung.
Die trocknen Blätter werden zum Ausstopfen von Polstern und Matratzen ver-
wendet. Am meisten entwickelt ist die Seegrasgewinnung zu diesem Zwecke in den
Niederlanden, wo die Pacht der Seegrasbänke 1867—69 42630 fl einbrachte, und
von den Seegrasmähern (Wiermaaiers) 1868 800000 kg Trockengewicht geerntet
wurden (Oudemans Fl. Nederl. III. 299). Seltener wird die Pflanze frisch od. ver-
brannt als Dünger auf dem Strande nahegelegene Aecker gebracht oder zur Befestigung
von Sandwegen benutzt. In Venedig dienten die Blätter von Alters her zum Ver-
packen der Glaswaaren (Alga vitrariorum, ein auf Posidonia übertragener Name).
In Schleswig-Holstein werden die Dachfirste der Stranddörfer mit Seegras belegt
(Prahl mündl.); auch Hagen (Preussens Pflanzen II. 230) erwähnt aus Preussen
Seegrasdächer.
(Küsten von ganz Europa (scheint nur an den Küsten Üorsicas,
Sardiniens und Kretas [wie an der Nordküste von Africa] zu fehlen
und ist von der Nordküste Russlands östlich vom Weissen Meere nicht
nachgewiesen); Nord- und Westküste Kleinasiens; Ostküste von Nord-
America.) | *
114. (2.) Z. nana. (Ital.: Barisin, Piccola Aliga in der Adria nach
Loser und Tommasini.) %, kleiner und schmächtiger als vor., nur
bis ca. 40 cm lang, selten erheblich länger. Blätter mit oberwärts
offener, mit 2 Oehrchen versehener Scheide, 3nervig, mit randstän-
digen Seitennerven, an der Spitze ausgerandet. Bastnerven
jederseits 3—4. Stiel des Blüthenstandes unter der Scheide
nicht verdickt, wie d e Spreite des Hüllblattes viel schmäler
als die den Blüthenstand einschliessende Scheide. Retina-
cula an den meisten Blüthen vorhanden, linealisch. Samen
nicht gefurcht.
. Wie vorige, öfter in ihrer Gesellschaft, doch in seichterem, seltner
über 1 m tiefem Wasser; in den nördlichen Meeren viel seltner als
Zostera. Posidonia. 299
Z. marina, im Mittelmeer (inel. Adria) ebenso häufig oder häufiger als
diese. An den Küsten der Nordsee zerstreut! In der Ostsee an der
Schleswig-Holsteinschen Küste!! östlich von Heiligenhafen (Sonder!)
nicht beobachtet. Danzig? (A. sah 1867 im Uechtritz’schen Herbar
unter von Klinsmann daselbst gesammelter Z. marına ein Frag-
ment, welches jetzt nicht mehr aufzufinden ist; neuerdings wurde die
Pflanze daselbst, auch bei den umfassenden von Lakowitz vorgenom-
menen Untersuchungen der Meeresflora stets vergebens gesucht.) Pro-
vence! Riviera!! Triest!! Istrien!! Quarnero-Inseln (Haracic 21).
Kroatien (Smith ZBG. Wien XX VII. 378). Dalmatien!! Bl. Juni—Aug.
Z. n. Roth En. pl. Germ. I. 8 (1827). Koch Syn. ed. 2. 783.
Nyman Consp. 681 Suppl. 286. Richter Pl. Eur. I. 11. Rchb. Ic. VI.
t. II. fig. 2. Phucagröstis!) minor Cavol. Phucagr. 14 t. 2 (1792)
[als Gattungs-, nicht als Artname aufgestellt! s. S. 300. Z. uninervis
Rehb. Fl. Germ. excurs. 137 (183) nicht Vahl. Z. Nöltii?) Hornem.
in Fl. Dan. t. 2041 (1832). Z. minor Nolte nach Rchb. Ic. Fl. Germ.
VI. 2 (1845). Z. nodösa Guss. Pl. Sie. Syn. II. 565 (1844) nicht
Ucria. Z. piwmila Le Gall in Congr. Sc. Fr. XVI. 1849. 96, 144
(1850).
(Dänemark; Schwedische Westküste; Norwegen: Broenden bei
Kristiania (A. Blytt 1895 br. und in Vibe Top.-hist. stat. Beskr.
Akershus Amt in Norges Land og Folk [1896] 38); Britische Inseln
südlich von Ayr und Forfar; Atlantische Küsten südlich bis zu den
Canarischen Inseln ; Mittelmeer; Schwarzes und Kaspisches Meer [Süd-
Africa und Madagaskar (Nossi-B&)? Japan ’?].) *
2. Tribus,
POSIDONIEAE.
(Kunth Enum. pl. III. 120 [1841].)
S. 8. 295. Einzige Gattung:
38. POSIDONIA3).
(Koenig in Koen. et Sims Ann. Bot. II [1805] 95. t. 6 [1806].
Nat. Pfl. II. 1. 205.)
Grundachse kurz und dick, mit den zurückbleibenden Bastbündeln
der abgestorbenen Blätter dicht bedeckt. Laubtriebe kurz, mit breit-
1) Von @öxog (lat. fucus) Tang, Seegras, und dygworıg Name eines Futter-
grases bei Homeros; Cavolini glaubte wohl mit Recht in dieser Pfl. und Oymodocea
nodosa das |pönos] &AAo Öusıov zn dygwızaı (Theophrastos Hist. pl. IV, 6. 6)
zu erkennen. -
2) Nach Ernst Ferdinand Nolte, * 1791 in Hamburg } 1875 in Kiel, Pro-
' fessor der Botanik an der dortigen Universität, einem um die Flora Deutschlands
und besonders um die von Schleswig-Holstein sowie um die Kenntniss der Potamoge-
tonaceae hochverdienten Forscher. (Novitiae Florae Holsatiae, Kilonii 1826.)
3) Nach Iloosıööv (lat. Neptunus), dem griechischen Meeresgott.
300 Potamogetonaceae.
linealischen, an der Spitze abgerundeten, ganzrandigen, vielnervigen,
zuletzt als braune Striche erscheinende Secretzellgruppen enthaltenden
Blättern mit offenen Scheiden und sehr kurzem mit sehr kleinen Oehr-
chen versehenen Blatthäutehen. Blüthenstand durch ein verlängertes
Stengelglied gestielt erscheinend. Untere Blüthen des Aehrchens zwei-
geschlechtlich, die oberen meist männlich. Erstere aus 3 Staubblättern
mit breitem, lang zugespitztem, blattartigem Mittelbande, welches auf
der Rückenseite die der Länge nach aufspringenden Hälften trägt, und
einem länglich-eiförmigen, zusammengedrückten Fruchtblatt bestehend,
welches eine (selten 2) seitlich angeheftete (krummläufige?), die Mikro-
pyle nach unten wendende Samenanlage enthält. Frucht steinfrucht-
artig, sitzend. Samen- und Fruchtschale verwachsen. Nabel seitlich,
sehr gross, vertieft. Keimling grösstentheils aus dem hypokotylen Gliede
bestehend, unten die Hauptwurzel, oben die freiliegende, sehr entwickelte
Plumula (ohne ein von den übrigen Blättern verschiedenes Keimblatt)
tragend.
Ausser unserer Art nur noch die an den aussertropischen Küsten Neuhollands
verbreitete P. australis (Hook. f. Fl. Tasman. II. 43 [1860)).
115. P. Oceänica). (Ital.: Allega, Aliga, bei den Istrianischen
Fischern: Baro Cannella vgl. Loser ÖBZ. XIII. 382; kroat.: Porost,
Voga, Syilina.) 4. Blätter bis 5 dm lang und 7 mm breit. Blüthen
meist 3 in einem Aehrchen, die beiden unteren alsdann zw eigeschlechtlich.
Staubblätter mit querbreiterem, oben gezähneltem, plötzlich in eine
lange pfriemenförmige Spitze ausgezogenem Mittelbande.
An den Küsten des Mittelmeeres und der Adria, auf steinigem
oder sandigem Grunde bis zu einer Tiefe von über 30 m (Lorenz
Quarnero 249), meist grosse Bestände bildend. Provence! Riviera!! Im
Golf von Triest nur bei Capo d’Istria (Loser a. a. O.); Istrien
(Pospichal Fl. Oest. Küst. 35. Freyn ZBG. Wien XXVII. 430, 431)
und Quarnero-Inseln (Haratid 21) häufig. Kroatien (Smith ZBG.
Wien XXVIII 378). Dalmatien!! Bl. Oct. Fr. Mai. Die Blüthen
erscheinen meist nicht jährlich und scheinen an manchen Orten ganz
auszubleiben. So sah Marchesetti (Flora di Parenzo in Atti Mus.
Civ. Trieste VIII [1890] 103) solche aus dem Küstenlande nur von
dem Scoglio Gagliola im Quarnero.
P. o. Del. Fl. aeg. ill. 30 (1813). Richter Pl. Eur. 1. 11. Zostera o.
L. Mant. I. 123 (1767). P. Caulini?) Koen. in Koen. et Sims Ann.
Bot. II (1805) 96 (1806). Nyman Consp. 680 Suppl. 286. Rechb.
Ic. VII. t. V fig. 5. Z. marina Vis. Dalm. 51 (1826).
1) Von ’Qxeavog das Weltmeer, Weltstrom, Urquell (pers. Gott der Gewässer) ;
nicht allzu passend gewählter Name für eine die Grenzen des Mittelmeeres nicht
sehr weit überschreitende Art.
2) Nach Filippo Cavolini (lat. Caulinus), * 1756 in Vico Equense, + 1810
in Neapel, Professor an der Universität daselbst, schrieb zwei grundlegende
Arbeiten über Seegräser, die beide 1792 in Neapel erschienen sind: Zosterae oceanicae
Linnei a»dnoıs, in welchem die Blüthen und Früchte unserer Art zuerst genau
beschrieben werden und Phucagrostidum Theophrasti @vönoıs, in welcher in ähn-
licher Weise die Charaktere von Üymodocea (Phucagrostis major) und Zostera (Ph.
minor) behandelt sind.
Posidonia. Potamogeton. 301
Die Fundorte verrathen sich durch die ausgeworfenen schopfigen, au eine
Hasenpfote erinnernden Grundachsen. Die Blätter dienen wie die von Zostera marına
als Packmaterial (und in Nordafrica zum Dachbau). Die durch Wellenbewegung
(gewöhnlich um ein Grundachsen-Bruchstück als Kern) zusammengedrehten bis kinds-
kopfgrossen Faserbälle aus Blattresten (Aegagröpilael) oder Pilae marinae
franz. Pelotesmasches), über deren Bildung Weddell (Actes Congr. bot. Amsterdam
1877. 58) und Sauvageau (Journ. de Bot. 1893. 95) ausführliche Mittheilungen
gemacht haben, waren früher offieinell. Aehnliche Bälle von fast 2 dm Durch-
messer bilden sich im Silser See (Ober-Engadin) aus abgefallenen Blättern von
Larix larix (H. Sehinz bei Eichler Naturf. Fr. Berlin 1884. 72).
(Mittelmeer; Atlantische Küsten der Iberischen Halbinsel bis Biarritz ;
fehlt aber im Schwarzen Meere.) |
3. Tribus.
POTAMOGETONEAE.
([Rehb. Consp. 43 (1828)] z. T. Aschers. Nat. Pfl. I. 1. 207 [1889)).
Potamogetoneae u. Ruppieae Kunth Enum. III. 126 [18+1|.)
BB. 29.
Uebersicht der Gattungen.
A. Aehre allerseitswendig, mehr oder weniger vielblüthig. Staub-
blätter 4, mit Perigonblatt-ähnlichen rückenständigen An-
hängseln des Mittelbandes, welche die Antherenhälften weit
überragen. Pollen kugelförmig, Früchtchen 4, selten weniger
oder mehr, auch nach der Befruchtung sitzend. Potamogeton.
B. Nur 2 auf den entgegengesetzten Seiten der Aehrenachse sitzende
Blüthen. Staubblätter 2, mit sehr kurzen, von den Antheren-
hälften überragten Anhängseln des Mittelbandes. Pollen
bogenförmig. Früchtchen 4 (selten bis 10), nach der Befruchtung
in einen meist vielmal längeren Stiel ausgezogen. Ruppia.
39. POTAMOGETON?).
([Tourn. Inst. 232 L. Gen. pl. ed. 1. 33] ed. 5. 61 [1754].
Nat Pl. 'L/.2..207.)
(Laichkraut, Samenkraut; niederl. u. vlaem.: Fonteinkruid ; dän.: Vandax;
franz.: Potamot; poln.: Rdestnica; böhm.: Rdest; russ.: Pıecrs; kroat.:
Brukva; ung.: Uszänyfü.)
Vgl. oben. Stengel meist fluthend, verlängert. Laubblätter meist
mit gitterförmiger Nervatur?), sämmtlich untergetaucht oder (bei der Minder-
1) Das Wort (von aiyaygos Wildziege und pila Ball) bedeutet ursprünglich
Bezoar, die früher ebenfalls offieinellen im Magen der Bezoarziege (Capra aegagrus)
sich findenden Haarbälle, denen man noch jetzt im Orient fabelhafte Heilkräfte
zuschreibt. Ausser auf die Posidonia-Faserbälle wurde der Namen auch auf Algen
von ähnlichem Aussehen (von denen eine Conferveengattung diesen Namen führt)
übertragen; vgl. G. v. Lagerheim in Nuova Notarisia 1892. 89.
2) Pflanzenname bei Plinius (XXVI, 33); XXXIL,19 potamogiton geschrieben;
rorauoyeirwv Name einer an nassen Orten wachsenden Pflanze bei Dioskorides
(IV, 99) von zoraudg Fluss und yeirwv Nachbar.
3) Ueber die „Ouverture apicale‘“‘ vgl. Sauvageau (s. oben S. 296 Fussnote 2.
302 Potamogetonaceae.
zahl der Arten) die obersten schwmmmend, meist sitzend, bei einigen
Arten selbst stengelumfassend, schmallineal bis Minglich ; die Schwimm-
blätter in der Regel breiter, oft lang gestielt. Aehre endständig, durch
häufig wieder eine Aehre tragende Auszweigungen aus den Achseln
der beiden obersten (meist laubartigen) paarweise genäherten Blätter
oder eines derselben (meist des oberen) übergipfelt. Antherenhälften
länglich, seitlich aufspringend. Samenanlage an der dem Blüthencentrum
zugekehrten Seite der Fruchtblätter angeheftet, krummläufig, die Mikro-
pyle nach unten kehrend. Narben mehr oder weniger schildförmig.
Früchtchen steinfruchtartig, selten häutig, sich bei der Keimung mit
einem Deckelchen öffnend, etwas zusammengedrückt, rückenseits meist
gekielt. Samen fast nierenförmig; Keimling mit hakenförmigem oder
eingerolltem Keimblatt und mässig verdicktem hypokotylem Grliede.
Etwa 60 Arten im Süss- seltener im Brackwasser, über die ganze Erde ver-
breite, In Europa nur unsere Arten und einige im Gebiet fehlende Unterarten.
Bei der folgenden Darstellung sind von neuerer Litteratur ausser der auf den
Forschungen von Tiselius beruhenden Bearbeitung der skandinavischen Arten von
Almquist (Hartmann Handb. i Skand. Flora 12. Uppl. S. 42 ff.) die zahlreichen
Mittheilungen von Arthur Bennett (Journ. of Bot. X.VIII [1880] — XXI [1883],
XXIII [1885] — XXV [1887], XX VII [1889] — XXXIV [1896]) und Fryer (a.a O.
XXIV— XXVII XXXI XXXI) benutzt worden; ferner sehr dankenswerthe
schriftliche Mittheilungen des Herrn Apotheker Baagoe in Naestved (Dänemark).
A. Laubblätter sämmtlich (mit Ausnahme der beiden der Aehre vor-
angehenden) durch gestreckte Stengelglieder getrennt. Blatthäut-
chen über dem Grunde des Blattes oder Blattstiels stets vorhanden.
I. Blattscheiden fehlend oder sehr kurz. Blatthäutchen ansehnlich
(Blätter am Grunde desselben abgehend).
a. Blätter rundlich bis schmal-lanzettlich, wenigstens die oberen
nie linealisch.
1. Heterophylli*) Koch Syn. ed. 1. 672 (1837) (durch Druck-
fehler) Heterophylla erw. Stengel stielrund. Quernerven der
Blätter zahlreich, genähert. Früchtchen von einander völlig
getrennt.
a. Stengel meist bis zum ersten Blüthenstande unver-
zweigt. Blätter sämmtlich gestielt, am Rande glatt, die der
verlängerten Aehre vorangehenden fast stets schwimmend
(vgl. P. natans B. spargamitfolius). Mittelstreifnetz an
den untergetauchten Blättern (falls diese eine Spreite
besitzen) meist deutlich d. h. der Mittelnerv beiderseits von
einigen genäherten feineren Nerven begleitet, welche mit den
sie quer verbindenden Nerven längliche, durchscheinende
(grüne oder farblose) Maschen einschliessen.
1. Spreite der schwimmenden Blätter lederartig, un-
durchscheinend, meist etwa so lang oder kürzer als der
Stiel. Früchtehen mindestens 2 mm lang.
1) 8. S. 68 Fussnote 2.
Potamogeton. 303
Gesammtart P. natans.
a. Aehrenstiele nicht dieker als der Stengel, bis zur Spitze
gleich dick. Prüchtchen schwach zusammengedrückt,
rückenseits stumpf gekielt.
116. (I.) P. natans. (Ital.: Lingua d’acqua.) 9. Grundachse
lanz kriechend, oft reich verzweigt, mit im Herbst knollig verdickten
Gliederu. Laubstengel oft über 1m lang. Unterste untergetauchte
Blätter (im Frühjahr) bis 50 cm lang, bis über 1 cm breit, stiel-
rund (Phyllodien, gewissermassen auf den Blattstiel reducirt), ohne
Spreite, die oberen lanzettlich, wenig durchscheinend (P. polygonifolius
var. lineäris Syme nach Scully Journ. of Bot. XXVII (1889) 86 u.
Fryer a.a.O. 184), meist alle zur Blüthezeit bereits abgestorben.
Schwimmende Blätter mit oberseits etwas rinnigem Blatt-
stiel, (oft bräunlich gefärbt), oval oder länglich, bis 5,5 em breit
und bis 12 cm lang, spitz oder stumpf, am Grunde meist schwach
herzförmig, neben dem Blattstiel in eine Falte erhoben, mit unterseits
am Grunde ziemlich stark vorspringenden (frisch durchscheinenden)
Nerven. Blatthäutchen bis 10 cm lang, oft länger als der Blattstiel.
Aehren bis 8 cm lang, mit bis 10 cm langem, schlankem Stiel, reich-
blüthig. Früchtchen sehr kurz geschnäbelt, 4—5 mm lang.
In Teicher, Landseen und Gräben, selten in Heidegewässern,
meist gemein, auch auf den Nordsee-Inseln; im Mittelmeergebiet (Riviera,
Süd-Istrien, Dalmatien) seltener; in den Alpen bis 1100 m ansteigend.
Bl. Juni—Aug.
P.n. L. Sp. pl. ed. 1. 126 (1753). Cham. u. Schlecht. Linnaea II
(1827) 217. Koch Syn. ed. 2. 774. Nyman Consp. 681. Suppl. 286.
Richter Pl. Eur. I. 11. Rchb. Ic. VII t. L fig. 89. Fryer Journ. of
Bot. XXIV (1886) 337. |
In Bezug auf die Blattform sehr veränderlich, die Hauptformen gliedern sich
etwa in folgender Weise:
A. Phyllodien nur am Grunde des Laubstengels zur Blüthezeit ganz oder doch
grösstentheils abgestorben, schwimmende Blätter stets vorhanden.
I. Schwimmende Blätter am Grunde deutlich herzförmig.
a. rotundifölius. Blätter sehr breit eiförmig, fast rundlich. — In stehen-
den Gewässern und Moorwässern nicht häufig. — P. n. b. r. Brebisson °
Fl. Normand. 3 &d. 285 (1859).
b. vulgäris. Blätter breit-eiförmig, mindestens doppelt so lang als breit.
— Die bei weitem. häufigste Form. — P. n. «a. v. Koch u. Ziz Cat. pl.
Palat. 18 (1814). Mert. u. Koch Deutschl. Fl. I. 837 (1823). P.n.
a. lacüstris Fries Nov. fl. Suec. ed. 2. 28 (1828).
II. Schwimmende Blätter am Grunde abgerundet (undeutlich herzförmig) oder
kurz in den Blattstiel verschmälert.
a. ovalifölius. Blätter kurzgestielt, länglich-eiförmig, stumpf, am
Grunde abgerundet oder undeutlich herzförmig. — In schwach fliessendem
Wasser nicht selten. — P. n. f. o. Fieber Pot. Böhm. 23 (1838).
b. prolixus. Blätter meist nicht über 2,5—3 em breit und bis 11 cm
lang, mit häufig stark verlängertem, schlankem Stiel (bis
20 cm), oft an der Spitze und am Grunde deutlich verschmälert. — So
besonders in stark fliessendem Wasser in Flüssen und Bächen. — P.n.
ß. p. Koch Syn. ed. 2. 775 (1844). P. n. «. major Koch u. Ziz Cat. Fl.
304 Potamogetonaceae.
Palat. 18 (1814) z. T.? P. n. var. explanätus Mert. u. Koch Deutschl.
Fl. I. 837 (1823) z. T. Richter Pl. Eur. I. 11 z. T. P. spathulätus Nolte
Nov. fl. Hols. 17 (1826) nicht Schrad. vgl. Prahl Kr.F1.205. P.n. 8. fluvia-
tilis Fries Nov. Fl. Suec. ed. 2. 28 (1828). P. n. var. ellipticus Gaud.
Fl. Helv. I. 467 (1828). P. n. a. angustifölius Meyer Chloris Hannov.
519 (1836). P. serötinus Schrader bei Koch Syn. ed. 2. 775 (1844).
Bennett Journ. of Bot. XXX (1892) 227. P. n. b. s. Aschers. Fl. Brandenb.
I. 657 (1864). P. n. var. spath. Magnin SB. France XLIII. 435 (1896).
Sehr auffällig sind ausserdem noch meist zu II. b. gehörige, mitunter in Heide-
gräben und Tümpeln auftretende Zwergformen ıit nur 1,5 mm dickem Stengel und
2,5 cm breiten und 5 cm langen Schwimmblättern. (P. n PB. pygmacda!) Gaud.
a. a. 0. 466 [1828]. P. n. &. minor Mert. u. Koch Deutschl. Fl. I. 839 [1823] z. T.%).
— An vom Wasser verlassenen Orten findet sich nicht selten eine Landform (var.
terrester A. Br. in Doell Rhein. Flora 238 [1843]) mit auf dem Schlamm auf-
liegenden Schwimmblättern ohne untergetauchte Blätter; Grundachse und Stengel
sehr dünn (1—1!/z mm), Blatthäutchen bis 2,5 em lang, wie die an nur 1,5—2,5 em
langen Stielen stehenden meist nur 1,5 cm breiten und 4 cm langen, sehr hart
lederartigen Blätter sehr gedrängt stehend (vgl. Fryer Journ. of Bot. XXV [1887]
307). — Selten erscheint ein l. mit unterbrochenem Blüthenstand ; die geschlossene
Aehre in einzelne ca. 3 mm von einander entfernte Quirle aufgelöst.
B. Phyllodien sehr zahlreich, am ganzen Laubstengel, auch zur
Blüthezeit noch erhalten. Schwimmende Blätter häufig fehlend.
Hierher die sehr bemerkenswerthe Rasse
sparganiifölius?). In allen vegetativen Organen mindestens
um die Hälfte kleiner, meist grasgrün. Phyllodien auch zur Blüthezeit
bis 50 cm lang, nur bis 5 mm breit; schwimmende Blätter schmal-
lanzettlich, nur bis 2 em breit, am Grunde etwas in den Stiel ver-
schmälert. Früchtchen deutlich kleiner.
Im Gebiet bisher nur Prov. Brandenburg: Kr. Arnswalde: Neu-
wedel: im Dragefluss zw. Buchthal und Marzelle (Warnstorf! BV.
Brand. XVII. 74, 81 als P. /luitans) bisher nicht blühend beobachtet,
doch wohl weiter verbreitet. Sonst in Skandinavien verbreiteter, auch in
Finnland, Nordost-Russland, und Russisch Littauen beobachtet.
P. n. ß. sparganiifolia Almquist in Hartm. Handb. Skand. Fl.
12 Uppl. 44 (1889). P. s. Laestad. in Fries Mant. 1. 9 (1832). Nyman
Consp. 681 Suppl. 286. Richter Pl. Eur. I. 11. P.natans X. gramineus
Almquist Bot. Not. 1691. 127 und Bot. Centralbl. XLVII. 296 (1891).
Diese und die folgende Art sowie P. fluitans finden mancherlei Verwendung.
Die Blätter werden als Futter für Schweine, Rinder und Ziegen benutzt, während
Schafe und Pferde dieselben verschmähen. Schweine werden mit den besonders im
Herbst sehr stärkehaltigen knolligen Grundachsen, die beim Einsammeln an den
Pflanzen hängen bleiben, gemästet, stellenweise werden die Knollen (wohl kaum im
Gebiet, aber z. B. bei den Kirgisen) roh oder geröstet gegessen ; sie schmecken roh
etwas nussartig. Die Karpfen sollen gern in Beständen dieser Art laichen (vgl.
Berehtold in Fieber Pot. Böhm 48).
(In den gemässigten und subtropischen Zonen beider Hemisphären
verbreitet.) *
1) 8.8. 9.
2) Erinnert, durch die helle Farbe und die schmalen Blätter an die wasser-
bewohnenden Sparganium-Arten. .
Potamogeton. 305
? 116. X 123. P. natans X lucens s. S. 308.
116. X 124. P. natans X Zizü s. S. 332.
116. X 125. P. natans-%X gramineus s. 8. 333.
117. (2.) P. polygonifolius. %. In allen Theilen erheblich (oft
bis 3mal) kleiner als die Leitart; unterscheidet sich von ihr besonders
durch folgendes: Stengel kaum über 2 mm dick, oft vereinzelt. Unter-
getauchte Blätter zur Blüthezeit meist vollständig erhalten,
mit meist ziemlich kleiner (oft nicht über 2 cm langer und 5 mm
breiter) durchscheinender, lanzettlicher, in den ca. 3 em langen Stiel
verschmälerter Spreitee Schwimmende Blätter meist elliptisch
lanzettlich, bis 3,5 cm breit und bis 9 cm lang, am Grunde ab-
gerundet oder seicht herzförmig, selten einige in den Blattstiel ver-
schmälert, neben dem Blattstiel ohne oder mit schwächerer Falte,
weniger derb, stumpflich. Nerven im frischen Zustande undeutlich
durchscheinend. Blatthäutehen meist nicht über 4 cm lang. Aehren
bis 4 cm lang. Früchtchen erheblich kleiner, meist 3 mm lang, mit
sehr kurzer Spitze.
In flacheren Heidetümpeln und -Seen mit sandigem Grunde,
fluthend (hier gern in Gesellschaft von Isoötes lacustre, Lobelia Dort-
manna, Litorella u. a.) oder auf schlammigen Moorboden niederliegend,
nach Contejean (Enum. Montb. 1892. 234) und Magnin
(SB. France XLIII. 437) kalkscheu. In den westlichen und südlichen
Theilen des Gebietes (östlich noch bei Futak an der Donau oberhalb
Peterwardein [Stoitzner!], aber nicht in Siebenbürgen [Simonk. 510])
zerstreut. Am meisten verbreitet in den Heidegebieten Nordwestdeutsch-
lands und Schleswig-Holsteins (auch auf den Nordsee-Inseln), östlich
bis Gardelegen in der Altmark!! und Grabow in Mecklenburg. Ausser-
dem bisher nur in Westpreussen: südöstlich von Ostrau im Kreise
Putzig!! (vgl. Graebner Schr. NG. Danzig N. F. IX. Heft I. 339).
Polen: Dobrzyn (Zalewski Kosmos XXI. 325). Prov. Brandenburg bei
Sternberg (Taubert! BV. Brand. XXVIII 55), Eberswalde! und
(?) Prenzlau (Grantzow!). Wieder mehr verbreitet im Lausitzer Heide-
gebiete!! östlich bis Grünberg i. Schl. u. Bunzlau (Fiek und Schube
70, 72 u. 73. Ber. Schles. Ges. II. 104 bez. 119 u. 102), westlich bis
Koswig (Anhalt) (Garcke Fl. N.- u. Mitteld. 8. Aufl. 368). Auch im
Sächsischen Berglande bei Osterfeld (Haussknecht!), Chemnitz, Dresden
und Pirna! Im Singer Forst bei Paulinzelle einmal gefunden (Schönheit
Fl. Thür. 417). Rhön. Franken: Erlangen und Dinkelsbühl. Die Angabe
bei Wag-Neustadtl in Nordwest-Ungarn (Keller Math. &s term. közl.
IV [1866] 195) sehr zweifelhaft, da die Pflanze aus Oesterreich-Ungarn
nur aus den Adriatischen Küstengebieten und Süd-Ungarn bekannt ist.
Bl. Juni— Aug.
P. p. Pourret M&m. Ac. Toul. III. 325 (1788). Nyman Consp. 681
Suppl. 286. Richter Pl. Eur. I. 12. Rchb. Ic. VIL t. XLIV fig. 78, 79.
P. oblongum Viv. Ann. bot. I. 2. 162 (1805). Cham. u. Schlecht.
Linnaea II (1827) 214. Koch Syn. ed. 2. 775. P. colorätus Horn.
Ascherson u. Graebner, Synopsis. I. 20
306 Potamogetonaceae.
herb. nicht Fl. Dan. vgl. Fries Novit. Fl. Suec. 302. Summa Veg. I.
211, 212. P. Hornemänni‘) G. F. W. Meyer Chloris Han. 521 (1836)
nicht Koch.
Aendert analog der vor. ab. — B. lancifolius (A. u. G. Syn. I. 306 [1897].
P.natans e. media Koch et Ziz Cat. pl. Palat. 18 [1814] z. T. 6. intermedia Mertens u. Koch
Deutschl. Fl. I. 839 [1823] z.T. vgl. Bennett Journal of Botany XXXII [1895] 372.
P. obl. f. laneifolia Cham. u. Schlecht. a. a. ©. 215 [1827]. P. pseudo-fiüitans Syme
Engl. Bot. ed. 3 [1869] 28. Fryer Journ. Bot. XXXIII [1895] 97. 342) mit
schmalen, lanzettlichen Schwimmblättern, deren untere deutlich in den Blattstiel
verschmälert, nur die obersten seicht herzförmig. — So nicht selten, besonders in
freiem und fliessendem Wasser fluthende Formen. — Hierher die Unterabart
II. parnassifolius?) (A. u. G. Syn. I. 306 [1897]. P. p. Schrader in Mert.
u. Koch Deutschl. Fl. I. 839 [1823]. Nyman Consp. Suppl. 286 vgl. Koch Syn.
ed. 2. 775. P. natans e. minor Mert. u. Koch a. a. O. [1823] z. T.? vgl. S. 304.
P. oblöngus «a. ovato-oblongus Fieber Pot. Böhm 20 [1838]. P. p. angustifolius
Bennett Herb.). Stengel nur 1 mm dick. Schwimmblätter meist nur S—9 mm breit,
15—30 mm lang, mit fadenförmigem Blattstiel. Aehre nur 2 cm lang, dünn, auf
bis 12 em langem Stiel. — Meist in Heidetümpeln. — C. cordifolius (A.u.G.
Syn. I. 306 [1897]. P. obl. f. cordifolia Cham. u. Schlecht. a. a. O. 215 [1827].
Fieber Pot. Böhm 20 [1838]. Schwimmblätter rundlich, bis 4,5 cm breit, bis 6 cm
lang. — In ruhigem, flachem Wasser und auf Schlamm. — Auch bei dieser Art
finden sich Schlammformen mit meist kleinen, kurzgestielten, fast rosettenartig
gestellten Blättern an vom Wasser verlassenen Orten. D. amphibius) (Fr. Novitiae
Fl. Suec. 30 [1828]. P. natans acaüle Wahlb. Fl. Gothob. 23 [1820—24]. P. p.
y. ericetöorum Symea.a.0.[1869]). Hierher gehört auch die Unterabart: II. sphagno-
phila4) (Neuman Bot. Not. 1896. 91) mit sehr breiten, am Grunde mitunter herz-
förmigen, hellgrünen Schwimmblättern. Tracht von P. coloratus. — Zwischen
Sphagnum, bisher nur in Schweden.
(Finnland, Livland (Kupffer nach Lehmann Fl. v. Poln. Livl.
1. Nachtr. Arch. Naturk. Liv-, Ehst- u. Kurl. 2. Ser. XI. 484); südl.
u. westl. Skandinavien; Faer-&er; Island (?); Britische Inseln; Frank-
reich; nördl. Spanien; Portugal; Ober- und Mittel-Italien; Serbien ;
Griechenland; Asien; Africa; Neu-Seeland vgl. Bennett Journ. of Bot.
XXIX [1891] 75.) *|
117. X 120. P. polygonifolius X. alpınus s. 8. 333.
117. X 125. P. polygomifolius X gramineus s. 8. 334.
ß. Aehrenstiel an der Spitze verdickt, meist beträchtlich
dicker (bis 5 mm) als der Stengel (2—3 mm). Frücht-
chen rückenseits scharf gekielt.
118. (3.) P. fluitans. 9. Untergetauchte Blätter (zur
Blüthezeit oft noch vorhanden) lang-lanzettlich, die untersten oft
klein, 6 cm breit und 14 cm lang, eiförmig, in den Blattstiel verschmälert,
1) Nach Jens Wilken Hornemann, * 1770 r 1841, Professor der. Botanik
in Kopenhagen, schrieb eine Reihe von Arbeiten über die Flora von Dänemark; am
bekanntesten ist Forseg til en Dansk oeconomisk Plantelaere (1795).
2) Wegen der entfernten Aehnlichkeit der schwimmenden Blätter mit kleinen
Blättern von Parnassia palustris.
3) S. S. 169.
4) Von Sphagnum (sphagnos bei Plinius [XXIV, 17] eine baumbewohnende
Flechte, wohl Usnea) und gi/og lieb, befreundet; wegen des Vorkommens dieser
Form zwischen Torfmoosen.
Potamogeton. 307
häutig durchscheinend. Schwimmende Blätter mit oberseits etwas
gewölbtem, meist langem Blattstiel (bis 25 cm), meist lebhaft
grün oder geröthet, oval bis länglich-lanzettlich, am Grunde abgerundet
oder verschmälert, stets flach, neben dem Blattstiel nicht in eine Falte
erhoben. Blatthäutchen bis 6 cm lang, meist erheblich kürzer als der
ausgewachsene Blattstiel. Aehren bis 5 cm lang, mit bis I2 cm
langem Stiel. Früchtchen ca. 2,5 mm lang, fast kreisförmig, kurz
bespitzt, in reifem Zustande (auch trocken) oft kastanienbraun,
glänzend.
In Strömen, Flüssen und Seen zerstreut; am meisten verbreitet im
nördlichen Flachlande (auch auf der Westfriesischen Insel Terschelling);
seltner im Berglande und in den Hauptthälern des Alpen- und (?) Karpaten-
gebiets; scheint im Ungarischen Tieflande zu fehlen. Bl. Juni—Sept.;
in schnell fliessenden Gewässern meist nicht blühend, mit fluthenden
Formen von Sagittaria sagittifolia und Sparganium simplex oft
grosse wiesenartige fluthende Massen bildend.
P. f. Roth Tent. Fl. Germ. I. 72 (1788) II. 202 (1789) vol.
Beitr. z. Bot. 126 (1783) (s. Fryer Journ. of Bot. XXVIII [1890] 249).
Cham. u. Schlecht. Linnaea II (1827) 219. Bennett a. a. OÖ. XXIII
(1885) 375. Fryer a.a. 0. XXVI (1888) 273. Koch Syn. ed. 2. 776.
Nyman Consp. 681 Suppl. 286. Richter Pl. Eur. I. 12. Rchb. Ice, VII.
t. XLVIII fig. 87, XLIX fig. 88. P. natans 8. fluitans Chamisso
Adnotat. 4 (1815). P. petioläre Presl. Delic. Pragens. I. 151 (1822)
vgl. Bennett Journ. of Bot. XXX (1892) 228. P.n. y. angustätus
Mert. u. Koch Deutschl. Fl. I. 838 (1823), P. n. 8. fluviätilis
Schlechtend. Fl. Berol. (1823). P. petiolätus Wolfg. in Roem u. Schult.
Mant. III. 252 (1827) vgl. Bennett Journ. of Bot. XXIX (1891) 75.
P. rigidus Wolfg. a. a. O. 359 (1827)? vgl. Bennett a. a. 0. XXXI
(1893) 133. Nyman Consp. Suppl. 286. P. oblöngus a. fluitans Mey.
Chloris hanov. 519 (1836). P. n. explandätus Mert. u. Koch Deutschl.
Fl. I. 837 (1828) z. T. Richter Pl. Eur. I, 11 z. T.? vgl. Bennett
a. a. O. XXIX (1891) 75.
Man unterscheidet folgende Formen:
A. Schwimmende Blätter breit- bis länglich-eiförmig, am Grunde abgerundet
(etwas keilförmig) oder schwach herzförmig.
I. Untergetauchte Blätter alle (oder doch nur die untersten nicht) lanzettlich ;
schwimmende meist nicht viel mehr als doppelt so lang als
breit.
a. stagnätilis. Untergetauchte Blätter wenig durchscheinend, schwim-
mende breit-eiförmig, ziemlich kurz gestielt. — In stehenden
Gewässern und in ruhigen Buchten der Flüsse. — P. f. ß. s. Koch Syn.
ed. 2. 776 (1844). Rchb. Ie. VII. t. XLVIII fig. 87. P. natans 6. media
Koch et Ziz Cat. Pl. Palat. 18 (1814) z. T.? Bennett (J. of Bot. XXX. 29)
‘ zieht diese Form zur Rasse II. b. — Hierher auch die Landformen (Fryer
a.a. 0. XXV [1887] 306). Untere (2—3) Blätter sehr schmal zusammen-
gefaltet, obere breit oval bis eiförmig, sehr kurz gestielt, fast sitzend.
b. t$picus. Untergetauch‘e Blätter durchscheinend, schwimmende ellip-
tisch, Blattstiel etwa so lang oder etwas länger als die Spreite.
20*
308 i Potamogetonaceae.
— Die bei weitem häufigste Form. — P, f. A. I. b. typicus Baagoe
in A. u.'G. Syn. T.:307 (1897).
II. Untergetauchte Blätter meist schmal lanzettlich, höchstens einige etwas
spatelig bis verkehrt-eiförmig, schwimmende mindestens 3mal so
lang als breit, dünn lederartig.
a. Billötiil). Pflanze schwächlich. Laubstengel dünn. Blätter sehr lang
gestielt, die untergetauchten mitunter vereinzelt etwas spatelförmig bis
verkehrt-eiförmig, die schwimmenden am Grunde abgerundet
bis etwas keilförmig, öfter röthlich überlaufen. — Elsass: Nieder-
bronn (Billot!). — P, f. var. B. Billot Herb. Richter Pl. Eur. I. 12
(1890). P. B. F. Schultz Arch. Fl. France et Allem. I. 61 (1842).
b. Americänus. Pflanze kräftig. Schwimmende Blätter
meist ziemlich lang gestielt, am Grunde oftschwach herz-
förmig, nach der Spitze ziemlich allmählich verschmälert.
Früchtchen schief-eiförmig mit fast gerader Bauchkante, von einem
sehr kurzen Spitzchen gekrönt, aussen (rückenseits) ausser dem
mittleren scharfen Kiel mit 2 schwächeren seitlichen, dunkler.
Schlesien. Im Neckar bei Heidelberg! In der Schweiz
mehrfach. Bennett J. of Bot. XXXI. 29 und bei Schröter
Schweiz. BG. VI. 94, 95. Vermuthlich weiter verbreitet.
P. f. a. Cham. u. Schlechtend. Linnaea II (1827) 226.
P. a. Cham. u. Schlechtend. a. a. OÖ. (1827). Bennett J. of
Bot. XXXI (1893) 29. P. natans c. media Koch et Ziz Cat.
pl. Palat. 13 (1814) z. T.? P. n. d. intermedia Mert. u.
Koch Deutschl. Fl. I. 839 (1823) z. T.? vgl. S. 306, 307.
B. Schwimmende Blätter lanzettlich bis schmal-lanzettlich in den Blattstiel ver-
schmälert.
I. sublücens. Untergetauchte Blätter breitlinealisch, bandartig,
schwimmende kaum lederartig, beide sehr kurz gestielt, die Spreite oft
mehrmal länger als der Blattstiel. — Im Gebiet bisher nicht beobachtet, in
Jütland (Baagoe). — P. f. forma s. Baagoe in A. u. G. Syn. I. 308 (1897).
I. rivuläris. Untergetauchte Blätter schmal linealisch, bis 25 cm
lang (denen von Zostera marina ähnlich), schwimmende vereinzelt, schmal-
lanzettlich. — In stark fliessendem Wasser. — P. f. 8. r. Lange Haandb.
Danske Fl. III. udg. 129 (1864). — Hierher die Unterabart elongatus
(Kuehn POG. Königsb. XXXIV. 55). Untergetauchte Blätter ziemlich (bis
12 cm) lang gestielt. — Ostpreussen : Angerapp bei Insterburg (Kuehn!).
Das Artrecht dieser Pflanze wird von einigen Autoren angezweifelt; Einige
halten sie für nichts als eine im fliessenden Wasser entstandene Abänderung des
P. natans (vgl. Buchenau Fl. Nordwestd. Tiefebene 48), andere sind geneigt, wenig-
stens in einem Theil der hierher gerechneten Formen Bastarde zwischen P. natans
und P. lucens zu sehen (vgl. Beeby Journ. of Bot. XX VIII [1890] 203. Baagoeh.),
eine Annahme, die durch das häufige Fehlschlagen der Früchte (nach Fryer Journ.
of Bot. XXVII [1889] 58 auch in der Cultur unfruchtbar) und eines Theils der
Pollenkörner (!) gestützt wird. Dagegen sprechen indessen ausser der weiten Ver-
breitung dieser Form einige Merkmale, besonders die Gestalt der am Rücken scharf-
gekielten Früchtehen, die nicht selten in normaler Ausbildung angetroffen werden
(beide vermeintlichen Eltern besitzen stumpfgekielte Früchte); auch macht das
ganze Auftreten der Pflanze an ihren Standorten nicht den Eindruck hybrider Ab-
stammung. Bennett (Journ. of Bot. XXXI [1893] 297. Schweiz. BG. VI. 94)
ist jedoch der Meinung, dass unter P. fluitans bisher verschiedenartige Formen
1) 8. 8. 61 Fussnote 2.
Potamogeton. 309
zusammengefasst wurden, von denen die einen Hybriden zwischen P. natans und
P. lucens darstellen und ihrer Bastardnatur entsprechend stets unfruchtbar sind,
während die übrigen einer besonderen Art P. americanus angehören, der in America
allgemein verbreiteten Form, die gut entwickelte Früchte trägt. Wir können uns
dieser Anschauung nicht anschliessen, denn bei der grossen Variabilität dieser Formen
scheint es sehr gewagt, hier eine künstliche Trennung auf höchst veränderliche
Merkmale hin vorzunehmen. Es ist allerdings die Möglichkeit nicht von der Hand
zu weisen, dass hier wie auch anderwärts im Pflanzenreiche eine ursprünglich, noch
heute anderwärts neuentstehende, hybride Form durch geschlechtliche Fortpflanzung
eine gewisse Festigkeit gewonnen und einen eigenen Formenkreis ausgebildet hat,
jedoch scheint es uns nicht angebracht, eine solche vorläufig noch hypothetische,
morphologisch schwer zu trennende Form als besondere Art aufzunehmen. Wir
führen sie einstweilen als Rasse auf.
(Fast ganz Europa; fehlt nur im nördlichen Theile Russlands und
Skandinaviens; ausserhalb Europas der Typus der Art vielleicht in
Indien [vgl. Bennett J. of Bot. XXXI (1893) 297, XXXIII (1895)
372] [Rasse A. II. b. in Asien, Nord-Africa und America].) x
Vgl. P. natans X gramineus (S. 333).
2. Spreite der Schwimmblätter durchscheinend, 2—4
mal so lang als ihr Stiel. Früchtchen nur 1—1,5 mm lang.
119. (4.) P. colorätus. 4. Untergetauchte Blätter meist
zur Blüthezeit vorhanden (wie die Schwimmb. oft röthlich gefärbt),
_ mit länglicher od. lanzettlich-eiförmiger Spreite, bis 13 cm lang und 6 cm
breit, etwa in der Mitte, oder etwas unter der Mitte am breitesten, all-
mählich in den kurzen (bis 2 cm langen) Stiel verschmälert, meist
zugespitzt, sehr durchscheinend. Schwimmende Blätter eiförmig, mit
meist nur 1 bis 2 cm langem Stiel, am Grunde abgerundet, mit stumpf-
licher Spitze, unterwärts mit deutlichem Mittelstreifnetz. Blatt-
häutchen bis 4 cm lang, länger als der Blattstiel. Aehrenstiele sehr
dünn und schlank, 1!/s bis 2 mm dick, bis 13 cm lang, Aehren
meist schlank, 3 mm dick. Früchtchen rückenseits stumpf
gekielt.
In stehenden Gewässern, Teiche und Sümpfen, nur in der Ebene
und den Hauptthälern des Berg- und Alpenlandes, besonders im
westlichen und südlichen‘ Gebiet und in Mittel-Ungarn, sehr zerstreut
und auf weiten Strecken wie z. B. fast im ganzen nordöstlichen
Gebiet ganz fehlend. Niederlande (auch auf der Insel Texel). Belgien!
Rheinprovinz!! Westfalen (?) Hannover: Misburg! Gr. Oschersleben:
Aderstedter Bruch (Eggert!) (für Schleswig-Holstein sehr zweifelhaft
Prahl Krit. Fl. I. 206). Stralsund: Elmenhorst (Zabel!). Ober-
Rheinfläche! Oberbayerische Hochebene! Böhmen: Lissa (Celakovsky!
Böhm. G. Wiss. 1885. 18); zw. Brandeis und Melnik (Cel. Prodr. 26).
Dauphin®. Savoyen. Westliche und nördliche!! Schweiz. Ober- u. Nieder-
Oesterreich! Budapest! Donausümpfe bei Dälyok im Comitat Baranya
(v. Janka in Neilreich Ung. Nachtr. 23). Siebenbürgen? Antibes;
Nizza (Ardoino 386). Bozen. Am Grarda-See (Porta!) Triest: Zaule;
Sieciole; Noghera (Pospichal 37). Bl. Juni—Sept.
310 Potamogetonaceae.
P. colordtum Vahl in Hornem. Fl. Dan. t. 1449 (1813) nicht
herb. Cham. u. Schlecht. Linnaea II (1827) 194. Bennett Journ. of
Bot. XXIX (1891) 151. Nyman Consp. 682 Suppl. 287. Richter
Pl. Eur. I. 12. P. plantagineum Du Croz bei Roem. u. Schult. Syst.
veg. III. 504 (1818). Rchb. Ic. VII t. XLV fig. 82—84. XLVI 85.
P. Hornemänni‘) Koch Syn. ed. 1. 674 (1837) ed. 2. 777 nicht
G. F. Meyer (s. S. 306).
Aendert ebenfalls beträchtlich in der Breite der Blätter ab. Durch schmale,
kurz in den Blattstiel verschmälerte Blätter ist ausgezeichnet B. helödes?) (P. ce.
v. H. Benn. Journ. of Bot. XXXII [1894] 203. P. H. Dum. Fl. Belg. 163 [1827].
P. p. Rchb. Ice. VII. t. XLV fig. 82. P.rufescens e. h. Richter Pl. Eur. 12 [1890]).
— In Sümpfen. — Bemerkenswerth erscheinen B. pachystächyus3) (Bcehb. Ie.
VI. 25. t. XLVI fig. 85 [1845]) mit bis 4 mm dieker Aehre und l. subspatha-
ceus (Rchb. a. a. O. [1845]) mit einem kurzen bis 6 mm langen und 5 mm
breiten, einer kleinen Spatha gleichendem Tragblatt am Grunde der untersten Blüthe.
— Eine Landform beschreibt Fryer Journ. of Bot. XXV (1887) 308 mit breiten,
fast rundlichen (denen von Plantogo major sehr ähnlichen) Blättern, die sich bereits
in sehr flachem Wasser, in Pfützen .ete. ausbilden, eine solche Form ist P. plant.
ß. rotundifolius (Mert. u. Koch Deutschl. Fl. I. 843 [1823)).
Von P. polygonifolius, mit dem diese Art häufig verwechselt wurde, selbst
von den Autoren der betreffenden Arten, Hornemann und G. F. W. Meyer,
in der Regel durch die dünnhäutigen kurzgestielten Schwimmblätter und kleinen
Früchte leicht zu unterscheiden.
(Insel Gothland; Schonen; Dänemark; Britische Inseln; Frankreich;
Spanien (Willkomm Suppl. 8); Italien; Griechenland ; Arabien; Sokotra ;
Algerien; West-Indien [Bennett Journ. of Bot. XXIX (1891) 75].
Australien ? [vgl. Bennett a. a. OÖ. XXV (1887) 177].) *|
119.2%:724. "PFchloratus. x Ziet 3.8. 3306:
Vgl. P. Iucens A. 3. acuminatus 8. 318.
b. Untergetauchte Blätter sitzend, oder in einen sehr
kurzen (nicht 1 cm langen) 'geflügelten Stiel verschmälert.
Schwimmende Blätter oft fehlend.
1. Aehrenstiele nicht auffällig dicker als der Stengel, nach
der Spitze zu nicht verdickt (meist unter der Aehre
deutlich dünner als über dem Grunde). Untergetauchte
Blätter alle sitzend (wenn auch oft am Grunde keilförmig
fast stielartig verschmälert). Früchtchen rückenseits scharf
gekielt.
a. Laubstengel unter dem ersten Blüthenstande meist nicht
(oder spärlich) verzweigt. Blätter am Grunde keil-
förmig verschmälert.
1) 8. 8. 306.
2) Von &/wöng sumpfig.
3) Von zayvg dick, dicht und or«yvg Aehre.
Potamogeton. 311
120. (5.) P. alpinus. (In Elsass- Lothringen : Hechtlock vgl.
8. 312). 4. Grundachse kriechend, meist reich verzweigt, meist röthlich
oder rosa gefärbt, zahlreiche, bis über 2 m lange besonders nach dem
Trocknen namentlich oberwärts röthlich überlaufene Laubsprosse treibend.
Blätter ganzrandig; untergetauchte lanzettlich,, beiderseits ver-
schmälert, 25 em lang und 25 mm breit, stumpflich mit deut-
lichem Mittelstreifnetz; schwimmende lederartig, verkehrt eiförmig
oder länglich spatelförmig, in den Blattstiel verschmälert, der kürzer
als die Spreite ist. Blatthäutchen bis etwa 6 em lang, derb, meist
rothbraun, glanzlos. Aehrenstiele bis 7 em lang, etwa 2 mm dick.
Achre verlängert, bis 4 cm lang. Früchtchen etwa 2,5 mm lang, etwas
zusammengedrückt, linsenförmig.
In Gräben, Bächen (oft in Mühlgräben), Flüssen, Teichen, gern
in klarem Wasser, aber auch in Mooren in grossen, meist von einander
getrennten Büscheln. Im nördlichen und mittleren Gebiete zerstreut,
n südlicheren seltener und meist in hochgelegenen Mooren, Bächen
und Seen bis 2000 m ansteigend; im südöstlichen Gebiet nur in Kroatien
(angeblich) sowie in Bosnien und Montenegro; für Ungarn sehr zweifel-
haft (im Grossen Fisch-See der Tatra von Herbich (ZBG. Wien XI.
50) angegeben, aber weder von Hazslinszky noch von Schneider
und Sagorski bestätigt) ; ebensowenig aus Siebenbürgen, dem öster-
reichischen Küstenlande und Dalmatien bekannt. Bl. J uni—- Aug.
P. a. Balbis Miscell. bot. 13 (1804) erw. Aschers. Fl. Brand. 1.
658 (1864). Richter Pl. Eur. I. 12. P. serrätum Roth Beiträge 11.
126 (1783) vgl. Bennett Joum. of Bot. XXVIII (1890) 298 AP.
Anitans Sm. Fl. Brit. 1391 (1800—1804) nicht Roth. P. semipel-
Ieidhis Koch et Ziz. Cat. pl. Palat. 5, 18 (1814). P. rufescens Schrad. in
Cham. Adnot. ad Kunth. Fl. Berol. 5. (1815). Cham. u. Schlecht.
Linnaea II (1827) 210. Bennett a. a. O. XXV (1887) 372, XXVU
(1889) 242. Koch Syn. ed. 2. 777. Nyman Consp. 681 Suppl. 287.
Rehb, Ic. VII t. XXXII fig. 5658. P. purpuräscens Seidl in Presl
Fl. Öechica 25 (1819) erw. Fieber Pot. Böhm. 16 (1838).
Ueber die Synonymie dieser Art vgl. auch Bennetta.a. O XXVI (1889) 243.
Zerfällt nach der Gestalt der Blätter in folgende Formen:
A.- Schwimmblätter vorhanden.
a. purpuräscens. Pflanze kräftig. Stengelglieder etwa 5 em lang. Blätter
breit, untergetauchte, bis fast 20 cm lang und 25 mm breit, schwimmende
lederartig, bis etwa 10 cm lang, verkehrt eiförmig, mit 5 cm langem
Stiel. Aehren meist 3—5, lang, mit verlängerten Stielen. — Besonders in
stehendem, nährstoffreichem Wasser. — P. a. A. a. p. A.u. G. Syn. I. 311
(1897). P. p. Seidl a. a. O. 251 (1819). Cham. u. Schlecht. Linnaea II
(1827) 212. P. ruf. a. palüstris Mert. u. Koch Deutschl. Fl. 1. 841 (1823).
P. ruf. var. lanceolätus Meyer Chloris Hanov. 522 (1836)... 02 TER
latifolia Baenitz PÖG. Königsb. XIV. 16 (1873). — Hierher gehört als
Unterabart mit schwach lederartigen mit stark vorspringenden Nerven
versehenen Blättern 2. nerviger (A. u. G. Syn. I. 311 [1897]. P. n.
Wolfg. in Roem. u. Schult. Mant. III. 359 [1827]).
b. angustifölius. Schwimmende Blätter- dünnhäutig, durceh-
scheinend, spatelförmig allmählich in den Stiel verschmälert. — Besonders
312 Potamogetonaceae.
in langsam fliessenden, wärmeren Gewässern, seltener. — P. alp. A. b. ang.
A.u.G. Syn.I. 311 (1897). P. ruf. 8. ang. Tausch Herb. Fl. Boh. 1804 b,
nach Fieber a. a. 0. 17 (1838). P. r. ß. rivularis Mert. u. Koch Deutschl.
Fl. I. 841 (1823). P. rigidus Wolfg. a. a. ©. (1827)? (vgl. S. 307). P. pur-
purascens ß. a. Fieber a. a. O. 17 (1838). .
B. Schwimmende Blätter fehlend.
obscürus. Weniger kräftig. Stengelglieder bis 2 cm lang. Blätter
schmal, untergetaucht, bis etwa 12 cm lang und 1 cm breit, mit wenigen
Nerven. Aehren meist einzeln, kurz, auf kurzem Stiel. — In flachen Tüm-
peln und Gräben. — P. a. B. o. Aschers. Fi. Brandenb. I. 658 (1864).
P. o. DC. Fl. Franc. V, 311 (1815). P. alp. Balbis a. a. ©. (1804).
P. annulätus Bellardi M&m. Acad. Tur X, XI. 447 (1802-3). P. ruf.
y. alpinus Mert. u. Koch Deutschl. Fl. I. 842 (1814). Rchb. a. a. O.
fig. 57,58. P. obtüsus Du Croz in Gaud. Fl. Helv. I. 488 (1828). P. ser-
rätum Both a. a. ©. (1783) Tent. Fl. Germ. I. 73 II. 205 (1788/89). Cham.
-u. Schlecht. a. a. ©. 211 (1827) nicht L. — Hierher die Unterabart b.
minor (P. ruf. var. m. Hartm. Vedensk. Ak. handl. 1818 nach Handb,
Sk. Fl. 11. Uppl. 432 [1879]). Stengelglieder verlängert. Blätter fast
linealisch bis lineal, bis 1 cm breit. — Eine ähnliche schmalblättrige Form
erzeugt sehr schmale Schwimmblätter.
Durch die stets (auch nach dem Trocknen) grüne Farbe der Blätter ist aus-
gezeichnet II. virescens (P. r. f. v. Caspary PÖG. XXIV. III. 70). Scheint selten.
Westpreussen : Ferse bei Pelplin! Ostpreussen: Kr. Oletzko F. Schultz nach
Abromeit br. Bayern: Oberpfalz: in der Hinteren Schwarzach bei Freistadt süd-
östl. v. Nürnberg (Schwarz!) Vgl. die Rasse Casparyi.
/
Zu dieser Art gehört als Rasse
C) Caspäryi!). Laubstengel einfach oder vereinzelt ästig. Blätter
grün; untergetauchte entfernt, untere fast gegen-, obere wechselständig,
sitzend, breit lanzettlich, kürzer als die Stengelglieder; schwimmende
gedrängt, fast wirtelig gestellt, spatelförmig, stumpf, sitzend
oder in einen kurzen geflügelten Stiel verschmälert, Aehre
locker. — Bisher nur in Westpreussen: Galgensee bei Berent (K ohts!).
P. a. ©. A. u. G. Syn. I. 312 (1897) vgl. Aschers. bei Weyl
ÖBZ. XX (1870) 321. P. C. Kohts ÖBZ. XX (1870) 289. Richter
Pl; Eur.:T. 138;
P. alpinus bietet in grossen Beständen auftretend bei der grossen Länge der
dichtgestellten Laubtriebe den Fischen (vielleicht mehr als andere Arten) Schutz
zum Ablegen des Laiches; besonders die Hechte sollen sich gern in den Dickichten
aufhalten, daher die Pflanze in der Ober-Rheinfläche, besonders im Elsass, den Namen
Hechtlock führt. Schwimmern werden die ziemlich festen Laubtriebe, die sich
strickartig um die Beine winden, mitunter lästig oder selbst gefährlich.
1) Nach Robert Caspary, Professor der Botanik in Königsberg i. P., * 1818
t 1887, einem der vielseitigsten und dabei gründlichsten Botaniker seiner Zeit, hoch-
geschätzt als Anatom und Morpholog, der sich auch um die botanische Erforschung
von Ost- und Westpreussen, namentlich ihrer Gewässer, hervorragende Verdienste
erwarb. Von seinen zahlreichen Abhandlungen enthalten verschiedene wichtige
Beiträge zur Kenntniss der Pflanzen unseres Gebiets, namentlich der Formen von
Picea excelsa und Pinus silvestris, Potamogeton, Hydrilleae, Bulliarda, Nymphaea-
ceae, Aldrovandia, Wiscum, Orobanche. Ich verdanke seinem anregenden Lehrvor-
trage viel und hatte mich. auch bei meinen Arbeiten seiner wohlwollenden Theil-
nahme und öfter seiner thatkräftigen Förderung zu erfreuen. A.
Potamogeton. 313
(Nord- und Mittel-Europa, östlich bis zum Don; Spanien (Bennett);
Bulgarien; Dahurien; Afghanistan; Tibet (Bennett J. of Bot. XXXII
[1895] 372); Nord-America.) *
117. X 119. P. polygonifohus X alpinus s. S. 333.
119. X 122. P. alpinus X praelongus s. 8. 317.
219. x 123. 'P- alpınus X Tucens se: ©. 328:
119. X 125. P. alpinus X gramineus s. 8. 328.
ß. Laubstengel ästig, meist stark verzweigt. Blätter sämmt-
lich untergetaucht, stengelumfassend.
Gesammtart P. perfoliätus.
121. (6.) P. perfoliätus. (Seekraut, ung.: Hinär s. unten.)
U. Grundachse knickig gebogen. Laubstengel bis 6 m lang, meist
reich verzweigt, gerade, mit bis 2 dm langen Gliedern. Blätter rund-
lich bis länglich-eiförmig, bis 6 (selten bis 12) cm lang und bis
31/2 (selten bis 6) cm breit, auch an der Spitze flach, am Grunde
tief herzförmig, am Rande gezähnelt-rauh, mitunter etwas ge-
kräuselt. Mittelstreifnetz ziemlich undeutlich. Blatthäutchen weisslich,
dünnhäutig, hinfällig, breit eiförmig, seltener mehr als 1 cm lang.
Aehrenstiele bis 5 em lang, etwas dicklich mit bis etwa 3 cm langer
meist ziemlich dichter Aehre. Früchtchen - schief - verkehrt - eiförmig,
kaum 3 mm lang mit deutlich convexer Bauchkante und meist etwas
hakig nach der Rückenkante gebogenem, etwa 1 mm langem Spitzchen,
seitlich etwas eingedrückt, so dass der spiralig eingekrümmte Embryon
deutlich erkennbar ist.
In Flüssen, Canälen, Teichen und Seen (auch den beiden grössten
des Gebiets, dem Boden- und Balaton- [Platten-] See, wo diese Pfl. als
einzige Vegetation [„Seekraut“] den heftigsten Wellenschlag aushält
[v. Martens u. Kemmler Fl. Württ. 3. Aufl. 158] bez. mit Myriophyllum
spicatum als „Hinär“ ausgedehnte Bestände bildet [v. Borbäs, Földr.
Közl. 1891 454]), bis 5 m Wassertiefe, seltener in Gräben, im grössten
Theile des Gebietes häufig, bis in die montane Region aufsteigend;
fehlt auf den Nordsee-Inseln. Bl. Juni—Aug.
P. perfoliätum L. Sp. pl. ed. 1. 126 (1753). Cham. u. Schlecht.
Linnaea II (1827) 188. Koch Syn. ed. 2. 779. Nyman Üonsp. 682
Suppl. 287. Richter Pl. Eur. I. 13. Rehb. Ice. VII t. XXIX fig. 53, 54.
Eine in Bezug auf Tracht und Blattform ungemein veränderliche Art. Die
Formen gliedern sich folgendermassen:
A. Stengelglieder 3 bis 15 mm lang.
densifölius. Laubstengel meist nicht über 20 cm lang. Blätter streng
zweizeilig, sich dachziegelartig deckend, bis 3 em lang. — Oft ganze Bestände
an den flachen sandigen oder schlammigen Ufern der Seen bildend. — P. p. B.d.
Meyer Chloris Hannov. 523 (1836) erw. P. p. var. 8. Mert. u. Koch Deutschl.
Fl. I. 852 (1823) z. T. P. p. A. Cham. u. Schlechtend. Linnaea II (1827)
189. — Zerfällt in 2 Unterabarten: 2
314 Potamogetonaceae.
I. eaudiförmis. Stengel dieklich. Blätter anliegend, fast kreisförmig oder
breit eiförmig, stumpf. Der ganze Spross diek walzlich erscheinend. (P..p.
A. I. e. A. u. G. Syn. I. 314 [1897]J) — Meist auf Schlammgrund und
an von Booten befahrenen Orten.
II. pseudo-densus!). Stengel dünn (meist nicht über 1 mm diek). Blätter
abstehend eiförmig bis lanzettlich, an der Spitze häufig etwas zurück-
gebogen. — Besonders in Heideseen und Tümpeln. (P. p. A. II. ps. A. u.
G. Syn. I. 314 [1897]). — Wird nicht selten wegen der Aehnlichkeit in
der Tracht mit P. densus verwechselt, ist jedoch durch die nur selten ver-
einzelt paarweise genäherten Blätter und das meist undeutliche Mittelstreif-
netz sewie die Blatthäutehen leicht zu unterscheiden,
. B. Stengelglieder 3—20 cm lang.
I. Stengel 3-5 mm dick. Blätter meist über 2,5 cm breit.
Loes&lii2) (P. p. L. A. u. G. Syn. I. 314 [1897]. P. L. Roem. u.
Schult. Syst. III. 508 [1818]).
a. rotundifölius (Sonder Fl. Hamb. 98 [1851]. P. p. #. Mert. u. Koch
Deutschl. FI. 852 [1823] z. T.). Blätter fast kreisrund. — In stehenden
Gewässern.
b. Blätter eiförmig bis lanzettlich (P. p. var. oblongifolius Bennett Schweiz.
BG. VI. 96 [1896)).
1. tfpicus. Blätter breit eiförmig. — P..p. t. A. u. G. Syn. I. 314
(1897). — Hierher die Unterabarten db. protensus?) (A. u. G. Syn. I.
314 [1897]. P. perf. B. Cham. u. Schlecht. a. a. O. 190). Untere Blätter
bis 20 em von einander entfernt. Stengel sehr dick. — In tiefen
Seen. — 2. macrophyllus4) (A. u. G. Syn. I. 314 [1897]. Cham.
u. Schlechtend. a. a. O.). Blätter bis 10 cm lang und bis 6 mm breit.
— In nährstoffreichen Gewässern an den Mündungen von Kloaken etc.
2, cordäto-lanceolätus. Blätter eilanzettlich. — Häufig in Flüssen.
— P. p. var. y. c. Mert. u. Koch a. a. OÖ (1823). Fieber Pot. Böhm
14 (1838). ovate-lanceolatus (Rchb. Ice. Fl. Germ. VII. 19. t. XXIX
fig 54 [1845]. Cham. u. Schlechtend. a. a. O. [1827]. P. p. var. lancı-
folius Vis. Mem. Ist. Ven. XX. 193 [1877]). Bildet den Uebergang
zur folgenden Abart. — Hierher die Unterabarten b. Richardsonii5)
(Bennett Journ. of. Bot. XXVII [1889] 25. P.p. lanceolätus A. Gray Man.
Bot. V. ed. 488 [1867]). Blätter bis 12 cm lang, aus herzförmigem
Grunde allmählich zugespitzt. — Nach Bennett (Journ. of Bot. XIX
[1881] 241) auch in Europa, im Gebiet bisher nur in Ungarn (Herb.
Koväts). — c. lanceolätus (Blytt Norg. Fl. 365 [1861]). Blätter
lanzettlich, stumpf. — In fliessendem Wasser.
II. gräcilis. Stengel 1—2 mm dick, Blätter 1—2 cm (selten 2,5 cm) breit,
dünnhäutig, sehr durchscheinend, rundlich bis schmallanzettlich, zugespitzt.
— In stark fliessenden, kalten Gewässern, besonders in Gebirgsbächen. —
1) Von «evdo- falsch und densus, weil die Form mehrfach mit J”. densus .
verwechselt worden ist.
2) Nach Johann Loesel, * 1607 7 1657, Professer der Medicin in Königs-
berg, Verfasser der wegen der kenntlichen Abbildungen werthvollen (seit 1703 von
Gottsched herausgegebenen) Flora Prussica. Obige Form ist als Pot. rotundifolium
alterum auf Taf. 65 abgebildet.
3) Chamisso und Schlechtendal geben a. a. O. den Formen keinen
Namen, beginnen aber die Beschreibung mit ‚Forma protensa, oblongifolius ....,
Forma graeilis ....“, wir haben deshalb diese Bezeichnungen als Namen vor-
angestellt.
4) S. S. 69 Fussnote 2.
5) Nach Dr. John R. Richardson, * 1787 + 1865, dem botanischen Theil-
nehmer an der berühmten Franklin’schen Expedition nach dem arktischen Nord-
America; in seinem „Appendix“ zur Franklin’schen Expedition hat er als erster
die Formen von P. perfoliatus geordnet.
Potamogeton. 315
P. p. ß. g. Fries Nov. fl. Suec. ed. 2. 42 (1828). Cham. u. Schlechtend.
a. a. O. (1827). P. p. var. d. Mert. u. Koch a.a. 0. (1823). Eine äusserst
zierliche Form von abweichender Tracht, die ausser durch die fast glasig
durchscheinenden, meist zugespitzten Blätter, durch die dünnen (wahr-
scheinlich in Folge der stetigen heftigen Wasserbewegung) mechanisch ver-
stärkten, daher ziemlich starren und selbst bei jüngeren Trieben beim
Pressen meist nicht zusammenfallenden Stengeln, (wie die Formen: P, p.
Richardsoni u. lanceolatus) dem P. praelongus nicht unähnlich, jedoch
durch die für denselben angegebenen Merkmale leicht zu unterscheiden
(vgl. auch P. praelongus X perfoliatus).
Nach Fryer (Journ. of Bot. XXV [1887] 309) erzeugt die Pflanze keine
Landformen, sondern verschwindet beim Austrocknen der Gewässer. Meyer be-
schreibt jedoch (Fl. Hanoy. exe. 535 [1849]) einen P. p. b. terrestris mit ge-
drängten, breiten, steifen und etwas dieklichen Blättern aus austrocknenden Sümpfen.
Es dürfte diese Form keine typische Landform sein; soweit auch unsere Beobach-
tungen reichen, kommen solche nicht vor, wahrscheinlich handelt es sich um eine
Schlammform, wie sie an der Oberfläche des weichen Schlammes vegetirend nicht
selten zu beobachten sind.
Findet, ausser vielleicht zum Düngen der Aecker, trotz seines häufig massen-
haften Auftretens keinerlei Verwendung, wird von allem Vieh verschmäht (vgl.
Berchtold in Fieber Pot. Böhm. 46). Schwimmern können die Stengel ebenso
wie die von P. alpinus mindestens lästig werden.
(Fast ganz Europa mit Ausnahme der südlichsten Mittelmeerländer.
Asien, Algerien, Nord-America, Australien.) *
121. X 122. P. perfoliatus X praelongus s. 8. 317.
121. X 123. 'P. perfoliatus X lucens s. 8. 329.
?121. X 125. P. perfoliatus X gramineus s. 8. 325.
=. 121. x 126., P. perfoliatus X. nitens s. 8. 330.
127.. x 127. "P. perfoliatus X :crispus s. 8. 337.
122. (7.) P. praelöongus. 4. Laubstengel bis über 2 m lang,
weisslich, am Grunde meist blattlos, gerade, oberwärts mehr oder weniger
reich verzweigt, von Blatt zu Blatt knickig gebogen. Blätter
länglich-lanzettlich, bis 13 cm lang und bis 4!/2 cm breit, beider-
seits verschmälert, an der Spitze kappenförmig zusammenge-
zogen, am Grunde abgerundet, seicht herzförmig, ganz-
randig, meist fein gekräuselt. Mittelstreifnetz deutlich. Blatthäutchen
derb, hellbräunlich bis strohgelb, 11. —6 em lang. Aehrenstiele bis
über 2 dm lang, mit etwa 3—5 cm langer meist ziemlich dichter oder
am Grunde lockerer Aehre. Früchtchen halb-verkehrt breit-herzförmig,
etwa 4 mm lang, mit fast gerader Bauchkante und in deren Ver-
längerung mit kurzem (etwa 1 mm langem) Spitzchen.
In tiefen Seen, Canälen und Flüssen meist in kleineren oder
. grösseren Beständen. Am meisten verbreitet im östlichen Theile des
nördlichen Flachlandes (in Schlesien fast nur im Nordwesten, aber in
Galizien angegeben); weniger im nordwestlichen Deutschland, den Nieder-
landen und Belgien (in Ostfriesland und auf den Nordsee-Inseln nicht
beobachtet). Im übrigen Gebiet nur vereinzelt: Kgr. Sachsen: Leipzig;
Wilde Weisseritz bei Schönfeld unweit Altenberg (?). Fichtelgebirge:
Steben. Böhmen! Jura: Lac des Tallieres bei La Brevine (Neuchatel)
316 Potamogetonaceae.
1045 m; Lac de Bretaye (1782 m) bei Ormont dessous (Canton Waat);
Betten-See bei Mörel im Ober-Wallis (2050 m)!); Davoser See (1561 m)
(Schröter Schw. BG. VI. 96); Ober-Oesterreich: Krain: Laibachfluss.
Freyer inRchb. Fl]. germ. exs. 902! Idria Bredow! Für Nieder-Oester-
reich und Ungarn (Wag-Neustadtl Keller ÖBZ. XV. 49) sehr zweifelhaft;
nicht in Siebenbürgen. Bl. Juni, Juli (blüht und fruchtet in America
nach Morong [vgl. Bennett Journ. of Bot. XIX [1881] 241] sehr spät
im Jahre (Nov. bis Dec.), was bei uns nirgends beobachtet zu sein
scheint). |
P. p. Wulfen Roem. Arch. III. 3. 331 (1805). Cham. u. Schlecht.
Linnaea II. 191. Koch Syn. ed 2. 779. Nyman Consp. 682 Suppl.
287. Hichier "Pl. Eur..L 14. Echb. Ic, VII t. XXXII fe pe
serrätum Scop. Fl. Carn. ed. 2. I. 117 (1772) nicht L. Huds. noch Roth.
P. lucens Weber Prim. Fl. Holsat. 15. (1780). P. flecuösum Wredow
Mecklenb. Fl. (1807). Schleich. Cat. pl. Helv. ed. 3. 23; (1815) ed. 4.
27 (1821). P. flexicaulis Dethard. in Strelitz. Anz. 1809. Nr. 50.
P. acuminätum Weahlenb. Fl. Upsal. Nr. 116 (1820). P. gramineum
var. boreale Laest. Vet. Akad. 1825. 162? vgl. Fries Nov. fl. Suee.
ed 2. 41. Nyman Consp. Suppl. 287.
In der Gestalt der Blätter ziemlich veränderlich; je nach dem Standort variirt
die Pflanze in fliessendem Wasser mit schmäleren und längeren, in stehendem
Wasser mit breiteren und kürzeren Blättern. Die von uns nicht gesehene var,
latifolius (Alpers Verz. Gefpfl. Stade 86 [1875]). Blätter oval, bis 5 em breit
und 7-—8 cm lang (Hannover: Alt Luneberger See) gehört vielleicht zu den Bastard-
formen zwischen dieser Art und der vorigen; dagegen ist var. brevifölius (Celak.
Sitzb. Böhm. Ges. Wiss. 1886. 36) mit nur 6 cm langen Blättern, aus Böhmen (in
der Adler bei Königingrätz Uzel!), eine kleinblättrige Abänderung dieser Art,
deren Blätter Verhältnisse von Länge und Breite zeigen wie sie auch an normalen
Formen vorkommen und welche ihre Früchte vollkommen ausbildet.
Nach Fryer (J. of Bot. XXV [1887] 309) stirbt die Pflanze an vom Wasser
verlassenen Orten ab.
Durch den knickigen, weisslichen Stengel, die langen Aehrenstiele und die
kappenförmigen Blattspitzen, welche durch das Pressen meist der Länge nach ein
wenig einreissen, so dass sie spitz ausgerandet erscheinen, ist P. praelongus sehr
leicht kenntlich.
(Frankreich; Britische Inseln; Faer-%er; Dänemark; Skandinavien;
Nord- u. Mittel-Russland: West-Sibirien; die Angabe Watsons [Comp.
Cyb. Brit. 344 (1869)] im Himalaya nach Bennett [Journ. Bot.
XXXIII (1895) 372] fraglich. Japan. Nord-America [Bennett a. a. O.
XXIX (1891) 76].) *
120. X 122. P. alpinus X praelongus s. S. 317.
121. X 122. P. perfoliatus X praelongus s. S. 317.
122. X 123. P. praelongus X lucens s. 8. 331.
122. X 125. P. praelongus X gramineus s. S. 330.
122. X 127. P. praelongus X crispus s. 8. 338.
1) Die Höhen-Angaben und geographischen Einzelheiten durch gütige Ver-
mittelung von Dr. H. Christ.
Potamogeton. 817
Bastarde.
FretiıTna
121. X 122. (8) P. perfoliätus X praelöngus. 4. Blätter
länglich eiförmig bis lanzettlich, bis fast 10 cm lang, mit herzförmigem
Grunde sitzend, nach der Spitze und etwas nach dem Grunde ver-
schmälert, an der Spitze meist etwas kappenförmig zusammen-
gezogen, am Rande von ziemlich entfernten feinen Zähnchen
rauh, Mittelstreifnetz deutlich.
Prov. Brandenburg: Fürstenwalde: in der Spree bei Hangelsberg
mit den Eltern!!
P.». x 2. (P. cognätus) A. u. G. Syn. I. 317 (1897) vgl. Bennett
Journ. of Bot. XXXII (1894) 153 auch Baagoe br.
Von der Tracht des P, perfoliatus Richardsonü (vgl. S. 314), aber von diesem
durch die beiderseits verschmälerten, an der Spitze etwas kappenförmig zusammen-
gezogenen, am Rande nicht dicht gezähnelten Blätter verschieden.
(Jütland [in der Nähe unserer Nordgrenze]: Varming Se [Baagoe!]
und Ribe Aa [OÖstenfeldt-Hansen nach Baagoe br... England; Nord-
America.) Bu
ANTIREDT.
120. x 122. P. alpinus x praelöngus. 2|. Stengel wenig ver-
zweigt. Untergetauchte Blätter 10 bis 32 em lang und 1 bis über 3 cm
breit, breit linealisch oder lanzettlich bis etwas spatelförmig, mit abgerundetenm
Grunde sitzend, halbstengelumfassend oder allmählich keilförmig
verschmälert, mit kappenförmig zusammengezogener Spitze, stumpf-
lieh ; schwimmende kurz bis 4 cm lang gestielt, lanzettlich-spatelförmig, allmählich
in den Stiel verschmälert, stumpf, wenig lederartig, oft röthlich überlaufen.
Bisher nur in England beobachtet, jedoch auch im Gebiet zu erwarten.
P.a.x p. A. wG. Syn. I. 317 (1897). P. Griffithii!) Bennett Journ.
of Bot. XXI (1883) 65. t. 235. Bennett Bot. Exch. Club Brit. Isles 1884. 114.
Journ. of Bot. XXIII (1885) 376. Fryer a.a. O. XXVI (1888) 58. Nyman Consp.
Suppl. 287.
In der Tracht dem P. praelongus ähnlich, aber durch die Form der Blätter
sehr an P. alpinus erinnernd. Bennett spricht schon a. a. O. die Vermuthung aus,
dass die Form vielleicht ein Bastard zwischen den beiden genannten Arten sei, die
Vergleichung der Merkmäle beider an den Originalexemplaren zeigt ihre inter-
mediäre Stellung, und das Fehlschlagen des Pollens und der Früchte macht ihre
Bastardnatur noch wahrscheinlicher.
2. Laubstengel ästig. Aehrenstiele oberwärts deutlich
verdickt, dicker als der Stengel. Früchtchen rückenseits
stumpf oder doch stumpflich gekielt.
a. Blätter alle in einen kurzen geflügelten Stiel
verschmälert, gezähnelt-rauh, stachelspitzig, meist
sämmtlich untergetaucht. Mittelstreifnetz undeutlich.
1) Nach dem Entdecker John Edward Griffith in Bangor, N.Wales
* 18. Juni 1843,
318 Potamogetonaceae.
Gesammtart P. lucens,
123. (9.) P. lucens. (Ital.: Brasca, Erba Tinca.) 4. Grundachse
dick. Laubstengel bis über 3 m lang, 3—4 mm dick. Blätter
alle untergetaucht, meist gross, bis 30 cm lang und 4!/a cm
breit, lanzettlich, oft am Rande wellig, die unteren oft entfernt, die
oberen etwas genähert, nicht länger gestielt als die unteren,
lebhaft grün, glänzend. DBlatthäutchen bis 8 cm lang, meist an der
Spitze abgerundet, derb, meist bleibend. Aehrenstiele bis über 25 cm
lang, bis 7 mm dick. Ka bis 6 cm lang, ziemlich dicht. Früchtehen
fast kreisrund, bauchseits am Grunde etwas eingezogen, mit sehr
kurzem Spitzchen, rückenseits sehr stumpf gekielt.
In Seen, Flüssen, Gräben durch das ganze Gebiet meist nicht
selten; auch auf den Westfriesischen Nordsee-Inseln; bis 1050 m
Meereshöhe (Schwarz-See im Südosten des Cant. Freiburg vgl.
Schröter Schweiz. BG. VI. 96) beobachtet. Bl. Juni—Aug.
P. I. L. Sp. pl. ed 1. 126 (1753). Fryer Journ. of Bot. XXV
(1887) 50. Koch Syn. ed. 2. 178. Nyman Consp. 682 Suppl. 287.
Richter Pl. Eur. I. 14. Rehb. Ic. VII t. XXXVI fig. 64. P. Proteus')
A. !. Cham. u. Schlechtend. Linnaea II (1827) 197.
Eine sehr vielgestaltige Art; nach der Blattform unterscheidet man 2 Formen:
A. vulgäris. Blätter länglich-lanzettlich, spitz, meist länger als die Aehren.
— In Flüssen und tieferen Seen die häufigste Form. — P. !. v. Cham. nach
Aschers. Fl. Brandenb. I. 660 (1864). P. Ina. lancifolius Mert. u. Koch
Deutschl. Fl. I. 819 (1823). Fieber Pot. Böhm. 24. — Als schmalblättrige Unter-
abarten gehören hierher: 2. longifolius (Cham. u. Schlechtend. Linnaea
II. 198 [1827]. P. I. Gay Ene. bot. XII. 535 [1816]. Rehb. Ie. VII. t. XL
fig. 70. P. macrophyllus : ), Wolfg. in Roem. u. Schult. Mant. III. 358 [1827].
Richter Pl. Eur. I. 14). Blätter bis 40 em lang und bis 3 (mitunter nur 1) em
breit, länger gestielt bis linealisch. — In fliessendem Wasser seltener, fehlt
nach Bennett (Schweiz. Bot. Ges. VI. 96) in der Schweiz. Auffällig ist die
Unterabart 3. aceuminatus (Fries Nov. Fl. Suec. ed. 1. 46 [1816]. Rchb.
a. a. O. fig. 63. P. acuminatum Schumacher En. pl. Saelb. I. 49 [1801].
Bennett Journ. of Bot. XIX (1891) 151. P. cornütum Presl Fl. Cech. 37
[1819] (nach Bennett [Schweiz. BG. VI. 95, 96] die Uebergangsform mit
abgerundeter Blattspitze und daraus dornartig hervortretender Mittel-
rippe). P. I. 8. macrophyllus Wallr. Sch. erit. I. 65 [1822]. P. volhynieus
Besser En. Pl. Volh. 52 [1822]. P. caudatum Seidl Opiz Böhm. Gew. 23
[1823]. P. l. var. diversifolius Mert. u. Ds Deutschl. Fl. I. 849 [1823].
Kosteletzky Cl. Ann. Fl. Boh. 24 [1824]. P. I. «. corniculatus Meyer Chloris
Hanoy. 522 [1836]. /. cornic. Schur En. Er Transs. 633 [1866]. Blätter
lang zugespitzt, die Ränder der Spitze eingerollt, von den unteren
Blättern oft nur der starre, etwas gebogene Mittelnerv ausgebildet, die Blatt-
fläche fehlend. In tiefen Seen oft in grosser Menge; sehr häufig ragen an
blühenden Exemplaren die langen hornartigen Spitzen der Blätter in grosser
Zahl fast fingerlang aus dem Wasser hervor. Die Wasseroberfläche erhält durch
die zahliosen ‚„Stacheln‘“ ein sehr eigenthümliches Aussehen. (Vgl. S. 319.)
1) Wonräse, bei Homeros ein Meergott, der sich in alle möglichen Ge-
stalten verwandeln konnte; wegen der Vielgestaltigkeit der von Chamisso_.und
Schlechtendal zu dieser Art vereinigten Formen.
2) S. S. 69 Fussnote 2.
Potamogeton. 319
B. nitens. Blätter oval oder elliptisch, stumpf, nur mit einer kurzen Stachel-
spitze, so lang als die Aehren. — In seichten, stehenden Gewässern, — P, I,
8. n. Cham. Adnot. Kunth Fl. Berol. 6 (1815). P. n. Willd. h. nach Cham.
a. a. OÖ. (1815) nicht Weber. P. I. «. ovalifolius Mert. u. Koch a. a. O.
(1823). Fieber a. a. O. 25.
Eine m. mit verzweigter Aehre beobachtete A. Braun bei Berlin: Müggelsee
bei Köpenick!
Wird vom Vieh verschmäht und nur zur Düngung der Aecker benutzt; soll
dagegen der Fischzucht von grossem Nutzen sein, da sich die grösseren Fische
besonders gern in den grossen P. lucens-Beständen aufhalten sollen. ‚Wo das Wasser
Stacheln hat“ (P. I. acuminatus mit den aus dem Wasser hervorragenden Spitzen)
giebts viele Fische (Pommern! Westpreussen! vgl. auch Berchtold. in Fieber
ar 8.40, 48),
(Im grössten Theile Europas [fehlt nur im nördlichen Skandinavien
und Russland sowie in dem südlichsten Theile der ‘drei südlichen
Halbinseln, findet sich aber in Nord-Africa]; West- und Nord-Asien;
Himalaja; Nord-America.) *
2116. X. 123. P. natans X .lucens:s. 8: . 308.
120. X 123. P. alpinus X lucens s. 8. 328.
121. X 123. P. perfoliatus X. lucens s. 8. 329.
122. x 123. P. praelongus X lucens s: S. 331.
123. X 125. P. lucens X gramineus s. 8. 320, 327.
124. (10.) P. Zizii!). U. Unterscheidet sich von der Leitart
durch folgendes: In allen Theilen kleiner und zarte. Grundachse
3—4 mm dick. Laubstengel meist kaum 1 m Länge erreichend, meist
2 mm dick. Obere Blätter meist länger gestielt als die unteren
meist breiten, öfter schwimmend, bis 10 (selten bis 14) cm lang und
bis 2 (die schwimmenden bis 3) cm breit, die untergetauchten öfter bis
halbkreisförmig zurückgebogen. Blatthäutchen bis 5 cm lang, meist
allmählich scharf zugespitzt. Aehrenstiele bis 35 em lang (meist er-
heblich kürzer, 5 bis 7 em) bis 4 mm dick. Aehren meist 3—4 em
lang, dicht, selten bis 7 cm lang (dann ziemlich locker. Früchtchen
etwa 2 mm lang, fast halbkreisförmig, mit oft fast gerader Bauch-
kante und kurzem Spitzchen.
An ähnlichen Orten wie vor., in der Regel mit ihr und öfter mit
P. gramineus, vermuthlich mehrfach mit einer von beiden verwechselt;
bisher beobachtet (oder doch angegeben): In den Niederlanden. Im
Dümmer-See an der Südgrenze des Grossh. ‘Oldenburg!!. Stixe un-
weit Neuhaus a. Elbe (Prov. Hannover) (Meyer Chlor. Hanov. 521);
Schleswig-Holstein. Prov. Brandenburg! West-!! und Ostpreussen. Polen
(Zalewski Kosmos XXI 325). Schlesien!! Ober-Rhein-Fläche! Mittel-
franken: Dinkelsbühl (Prantl Exe.fl. Bayern 67). Böhmen: Pardubitz
Celakovsky Böhm. G. Wiss. 1887. 636). Haute-Savoie: im kleinen
1) Nach Johann Baptist Ziz, Lehrer in Mainz, * 1779 7 1829, hochverdient
um die Flora des mittleren Rheingebiets, über dessen Flora er 1814 mit W. D. J.
Koch den Catalogus plantarum quas in ditione Florae Palatinatus legerunt ver-
öffentlichte.
320 Potamogetonaceae.
See Habere-Poche (Puget nach Magnin SB. France XLIII. 439);
Schweiz; in einigen Jura-Seen (Magnin a. a. O.); Yverdon; bei
Maschwanden (Canton Zürich); Schaffhausen (Gremli Exe.fl. 5. Aufl.
391); Rhein und Untersee bei Constanz (O. Nägeli nach Jäggi
Schweiz. BG. III. 125). Ungarn: Sümpfe der unteren Drau und Theiss
(Simonkai br.). Montenegro: Riblje Jezero unter dem Mali Durmitor
(Pantocsek NV. Pressburg N.F. II. 28). Bl. Juni— Aug.
P. Z. Mert. u. Koch Deutschl. Fl. I. 845 (1823) erw. Cham. u.
Schlechtend. Linnaea II. (1827) 202. Nyman Consp. 682 Suppl. 287.
Trimen J. of Bot. XVII (1879) 289 t. 204. Brotherston J. of Bot.
XVIII (1880) 380. Fryer J. of Bot. XXV (1887) 113. Bennett J.
of Bot. XXVII (1889) 263. Rchb. Ic. VII t. XXXVII—XXXIX
fig. 65—68. P. lucens ß. fol. angustioribus Pohl Fl. Böhm. 157
(1810). P. angustifölius J. Sv. Presl Rostlinär I. 19 (1821) erw.
Bennett J. of Bot. XXVII (1889) 263. P. heterophyllus!) 8. fluvia-
tilıs Schlecht. Fl. Berol. 116 (1823). P. Proteus?) Z. Cham. u. Schlecht.
Linnaea II. (1827) 201. P. lucens ß. heterophyllus Fries Nov. Fl.
Suec. ed. 2. 34 (1828). P. gramineus a. platyphyllus?) Meyer Chloris
Hanov. 520 (1836) nicht Rehb. P. gramineus y. Z. Koch. Syn. ed. 2.
778 (1844). Richter Pl. Eur. I. 13. P. Tucens b. Z. Aschers. Fl.
Brandenb. I. 660 (1864). Nyman Consp. 682 Suppl. 287. Almquist
in Hartm. Handb. Skand. Fl. 12. Uppl. I. 47 (1889). P. heterophyllus
x. lucens Bennett Journ. of Bot. XXX (1892) 114.
Zerfällt in folgende Formen:
A. elongätus. Stengelglieder gestreckt, bis 2 dm lang. Blätter lanzett-
lich bis länglich-lanzettlich, die oberen ziemlich (bis 2,5 em) lang
gestielt, kürzer (oft nur !/s so lang) als die Aehren. — In fliessenden und
tiefen, stehenden Gewässern; die verbreitetste Form. — P. Z. ß. e. Rchb.
Ie. VII. 24. t. XXXIX fig. 68 (1845). P. heterophylius y. e. Mert. u.
Koch Deutschl. Fl. 845 (1823). P. angustifolius Bercht. u. Presl a. a. ©.
P. lanceolatus Wolfg. bei Rchb. a. a. O. (1845) nicht Smith. Hierher die
Unterabart II splendidissimus (F. Schultz Herb. norm. nov. ser. Cent. 27
2693 [1890] nicht Tiselius Pot. Scand. exs. 4. s. (eine ebenfalls zu A. gehörige
Form mit sehr verlängerten (bis 2 dm langen) Stengelgliedern und bis 35 em
langen Aehrenstielen). Blätter etwa 1 em breit, schmal-lanzettlich bis fast
linealisch. — Im Gebiet noch nicht beobachtet.
B. välidus. Stengelglieder kürzer, meist nicht über 1,5 cm lang Blätter
länglich bis oval elliptisch, die unteren sehr kurz gestielt, oft fast
sitzend; die oberen kaum über 1 cm lang gestielt, länger oder kürzer als die
Aehren, häufig schwimmend (P. lucens heterophyllus Fr. Nov. Fl. Suec. 34
[1828]). — Meist in seichteren, stehenden Gewässern, seltner. — P. Z. a. v.
Fieber Pot. Böhm. 26 (1838). Rehb. Ie. VII. t. XXXVIII fig. 66, 67. P.
heterophyllus 6. latifolius Mert. u. Koch Deutschl. Fl. I. 845 (1823). Hierher
II. eoriäceus. Laubstengel bis 1 m lang. Schwimmende Blätter
zahlreich, etwas lederartig, 5—8 em lang und 3—5 em breit, eiförmig
bis breit-eiförmig. Früchte etwas schärfer gekielt. — In stehenden Ge-
wässern und an vom Wasser verlassenen schlammigen Orten, selten.
— P.Z. e. A. u. G. Syn. I. 320 (1897) vgl. Cham. u. Schlechtend.
1) S. S. 68 Fussnote*2,
2) 8. 8. 318.
3) Von zAarög breit und pvAAon Blatt.
Potamogeton. 391
a. a. O. 201 (1827). P. lucens var. lacustre Thore Chloris des Landes 46
(1803 od. 1798?)? P. l. var. c. Nolte bei Mert. u. Koch Deutschl.
Fl. I. 850 (1823). Rehb. Ic. VII. t. XXXVI fig. 65. P. 1. y. ampkibius 1)
Fr. Nov. Fl. Suec. ed. 2. 34 (1828). P. gramineus a. platyphyllus 2)
Meyer a.a.0. P. Z. v. a. Fieber a. a. O. (1838). P. c. Bennett u. Fryer
Journ. of Bot. XXIV (1886) 223. Fryer a. a. OÖ. XXVII (1889) 8.
Bildet an vom Wasser verlassenen Orten Landformen (Cham. u. Schlechtend.
a. a. OÖ. 201. Fryer a. a. O. XXV [1887] 309).
In Süd-Ungarn wird die knollige Grundachse von Menschen und Thieren
gegessen (Simonkai br.).
(Frankreich ; Britische Inseln; Dänemark; südliches Skandinavien ;
westliches Russland; Turkestan; Himalaja; China [Bennett a. a. O.
XXXIII (1895) 372]; Nord-America; Australien.) *
116. X 124.- P. natans X. Zieüi. 8.8. 332.
. 119. X 124. P. coloratus X Zizü s. S. 335.
124. X 125. P. Zizüu X gramineus s. 8. 327.
ß. Uatergetauchte Blätter mit Ausnahme der obersten
sitzend, nicht stachelspitzig, mit deutlichem Mittelstreifnetz,
am Rande etwas rauh, Aehren mässig lang.
Gesammtart P. gramineus.
125. (11.) P. gramineus. %. Grundachse dünn, kaum 2 mm
dick, weiss, stark gabelig verzweigt, an den Spitzen oft knollig ange-
schwollen. Laubstengel ästig, bis 12 dm lang, meist nicht über 1 (an
Landformen bis 2) mm dick. Untergetauchte Blätter lineal-
lanzettlich bis lanzettlich (meist 4 bis 6) bis fast 10 cm lang
und bis 8 mm breit, spitz, am Grunde (oft fast stielartig) ver-
schmälert, selten halbstengelumfassend, trocken schwach glänzend,
schwimmende lederartig, bis 7 cm lang und bis fast 3 cm breit, bis 8 cm
lang gestielt. Blatthäutchen (wenigstens an den untergetauchten Blättern)
linealisch oder fast linealisch, oft fast fadenförmig erscheinend. Aehren-
stiele durch Verkürzung der oberen Stengelglieder oft genähert, 2 bis
7 cm lang, 2 bis 3 mm dick. Aehren meist nicht über 3 cm lang,
mässig dicht. Früchtchen wenig über 1 mm lang, eiförmig, mit kurzer
dicker Spitze, rückenseits sehr stumpf gekielt.
In stehenden, seltener fliessenden Gewässern, Flüssen, Gräben,
Torflöchern, im nördlichen Gebiete meist verbreitet (auch auf den
Nordsee-Inseln); viel seltener im mittel- und süddeutschen Berglande
(für Mähren zweifelhaft) und besonders im Alpen- und Karpatengebiet
(die Angabe in Steiermark ist unrichtig. Preissmann br.); bis über
1000 m ansteigend (Schröter Schweiz. BG. VI. 95). Fehlt im eigent-
lichen Mittelmeergebiet; in der Ungarischen Ebene nur in der Nähe der
Donau und Theiss (Kerner ÖBZ. XXVI. 132) sowie im Szaboleser
Comitat und bei Arad (Simonkai br... Bl. Juni—Aug.
1) 8. S. 169.
2) S. S. 320 Fussnote 3.
Ascherson u. Graebner, Synopsis. I. 21
Pr
322 Potamogetonaceae.
P.g. L.’Sp. pl. "ed. 1:°.127° (1753), verand. "FL Dan. 222
Koch Syn. ed. 2. 777. Richter Pl. Eur. I. 13 z. T. (excl. P. Zizü)
Aschers. Fl. Brandenb. I. 660 (1864). Nyman Consp. 682 Suppl. 287.
P. heterophyjllum) Schreb. Spicil. Fl. Lips 21 (1771) erw. Mert. u.K.
Deutschl. Fl. I. 843 (1823). Fryer Journ. of Bot. XXV. (1887) 163.
Rcehb. Ic. VII t. XLI—XLIOI fig. 71—78. P. Proteus?) h. Cham.
u. Schlecht. Linnaea .II (1827) 202. P. g. var. b. c. d. Meyer Chloris
Hanov. 520 (1836). P. Köchit?) O. F. Lang Flora XXVII Be;
471 nicht F. Schultz.
P. gramineus ist in der Blattform und Tracht je nach dem Standort äusserst
veränderlich, so dass es oft schwer erscheint, die Zusammengehörigkeit der Formen
zu erkennen; es ist gerade wegen seiner Vielgestaltigkeit die Abgrenzung von den
verwandten Arten lange streitig gewesen und auch heute noch nicht völlig sicher
gestell. Koch behauptet (a. a. O, 778) Uebergänge zu P. Zizüi beobachtet zu
haben und zieht deshalb diese Art als var. zu P. gramineus, während sie von andern
(wie Nolte, Fries und zuletzt Ascherson Fl. Brandenb. 661) mit P. lucens vereint
wird, der sie auch entschieden weit näher steht (vgl. G. F. W. Meyer Fl. Hanov.
exe. 533). Chamisso und Schlechtendal fassen a. a. O. unter P. Proteus alle
drei genannten Arten und P. nitens als eine Art zusammen, ob mit Recht, muss
dahingestellt bleiben. Jedenfalls besitzen die vier Arten einen so hohen Grad syste-
matischer Selbständigkeit, dass wir keinen Anstand nehmen, sie gesondert aufzu-
führen. Wir können uns nicht entschliessen, den seit mehr als einem halben Jahr-
hundert allgemein gebräuchlich gewordenen Namen P. gramineus zu Gunsten des
allerdings völlig unzweifelhaften P. heterophyllus zurückzustellen. Wenn auch Linn&
nachweislich andere Arten mit unserer Pfl. verwechselt hat, wie P. nitens (vgl.
Meyer Fl. Han. exe. 534) und P. obtusifolius (weicher sich unter diesem Namen
im Linn&’schen Herbar befindet), so ist doch nach Fries (Summa Veg. I. 214)
nicht zu bezweifeln, dass er unsere Art ursprünglich und vorzugsweise unter dem
Namen P. gramineus verstanden hat. Wollte man in allen kritischen Gattungen
ähnlich verfahren, so würden fast alle Linn&’schen Artnamen verschwinden müssen,
Die Hauptformen gliedern sich in folgender Weise:
A. graminifölius. Blätter sämmtlich untergetaucht, lineal-
lanzettlich, meist schlaff, die obersten kurz gestielt, am Grunde der
Aehrenstiele ohne oder mit sehr kleiner Spreite (P. paucifolius
Opiz Böh. Gew. [1823, blosser Name; Naturalien Tausch 223
(1825)] nach Kosteletzky Ann. Fl. Boh. Phan. 1824. 245. Fieber
Pot. Böhm. 29), oft kürzer als das Blatthäutchen. — Meist in
tieferen und fliessenden Gewässern, seltener als B. — P. g. a. g. Fr.
Nov. Fl. Suee. ed. 2. 36 (1828). Fryer Journ. of Bot. XXX (1892)
33 t. 317, 318. P. gramineum L. a. a. O. (1753) nach Fr.
1) S. S. 68 Fussnote 2.
2) S. S. 318 Fussnote 1.
3) Nach Wilhelm Daniel Joseph Koch, Professor der Botanik in Erlangen,
* 1771 + 1849. Seine auch ausserhalb des Gebiets als massgebend betrachteten
Florenwerke: Deutschlands Flora (von Mertens und Koch; indess war ersterer nur
an der Bearbeitung des ersten Bandes betheiligt) 5 Bände Frankfurt a. M. 1823—39.
Synopsis Florae Germanicae et Helveticae ed. 1. Francof. 1837. ed. 2. Francof.
(Lips.) 1843—45 (deutsch bez. 1838 u. 1846—47) bilden noch heute die Grund-
lage der Kenntniss der Mitteleuropäischen Flora. Ueber die Flora seiner Heimat,
der Pfalz, in der er mehr als ein halbes Jahrhundert wohnhaft war, veröffentlichte:
er mit Ziz das S. 319 Fussnote 1 erwähnte Verzeichniss.
Potamogeton. 323
a. a. O. P. heteroph. 8. paucifolius Mert. u. Koch Deutschl. Fl.
I. 844 (1823). P. g. b. stenophyllus*) Meyer Chloris Hanov.
520 (1836). P. heteroph. «. gramineus Rehb. Ic. VIII t. XLI
fig. 71 (1845). P. gramineus verus P. M. E. Fl. Preuss. 105
(1848).
Zerfällt in folgende Abarten:
I. Blätter 4 mm bis über 1 cm breit,
a. fluviälis. Blätter gross, bis fast 10 cm lang, flach, meist abstehend,
allmählich in die Spitze verschmälert, oft unter der Mitte am
breitesten, etwas seitlich gebogen. — In tiefen, klaren Gewässern und
fliessenden Heidegräben, selten. Lausitz: Luckau!! — P. g. «a. f. Fries
a. a. O. 37 (1828). P. lanceolätus Hartm. Handb. Skand. Fl. ed. 1. 79
(1820) nicht Sm. _
b. lacüstris. Blätter meist nicht über 5 cm lang, oft zusammengefaltet,
etwas plötzlich in die kurze Spitze verschmälert, stets in oder
über der Mitte am breitesten. — In tieferen und fliessenden
Gewässern zerstreut. — P. g. «a. b. !. Fries a. a. ©. (1828). P. distächyum 2)
Bellardi Mem. Ac. Turin X, XI (1802—3) 447. (Herb. wild. 3202!).
Hierher auch der bisher noch nicht im Gebiet beobachtete P. g. maxi-
mus (Morong nach Bennett Journ. of Bot. XIX [1881] 241). Laubstengel
unverzweigt. Blätter über 1 dm lang und über 1 cm breit.
II. Blätter nicht über 2 mm breit. Pflanze klein, kaum 15 em lang, dicht
verzweigt.
ER NREN Stengel fadenförmig. Blätter gedrängt, nicht über
2 em lang, meist zusammengefaltet, oft rückwärts gekrümmt. — An Teich-
und Seerändern, in Sümpfen, selten, bisher nicht ganz typisch: Canton
Waat: Teich bei Amex unweit Orbe (Moehrlen nach Bennet bei Schröter
Schw. BG. VI. 95). Sonst in Nord-America. — P. g. A. II. m. A. u. G.
Syn. I. 323 (1897). P. heteroph. forma m. (Robbins) Morong Naiadaceae N.Am.
24 (1893). — Diese Form ist vielleicht nur ein Jugendzustand von B. I.
Hierher auch die im Gebiete noch nicht beobachtete Abart: nigrescens
(Almquist in Hartm. Handb. Skand. Fl. 12. Uppl. 1. 48 [1889]. P. n. Fries
Mant. III. 17 [1842]? (Nach Bennett [Bull. herb. Boiss. III. 258] hat Fries
ursprünglich unter diesen Namen eine Form von P. alpinus, später erst die
hier beschriebene Pflanze verstanden.) Richter Pl. Eur. I. 13. P. rufescens * n.
Nyman Consp. 681 [1881]). Blätter denen von P. alpinus in der Gestalt
ähnlich, aber stumpfer, mehr häutig. Aehrenstiele kaum verdickt. — Skandi-
navien.
Vgl. P. g. B. II. a. 2. b. riparius 8. 324.
B. heterophyllus*). Untergetauchte Blätter meist lanzettlich, etwas
steif, zurückgekrümmt; obere lanzettlich bis oval-elliptisch,
oft mit einem Spitzchen, meist langgestielt, in der Regel schwim-
mend, lederartig, — In seichteren Gewässern, häufiger. —
P. g. $. h. Fries Nov. Fl. Suec. 37 (1828). P. h. a. foliösus
ie u. Koch Deutschl. Fl. I. 844 (1823). P. Proteus h. Cham.
ı. Schlechtend. Linnaea IH. 202 (1827). P. g. c. h. Meyer
Chloris Hanov. 520 (1836). P. h. Rchb. Ice. VII. t. XLI fig. 72,
| XLII fig. 73— 75.
1) S. S. 274 Fussnote 3.
2) Von dı- zwei- und ordyvg Achre, die von Bellardi gesammelten Exemplare
besitzen 2 Aehren !
3) Von uvgios sehr viel, unendlich viel und poöAkov Blatt.
4) 8. S. 68.
324
Potamogetonaceae.
Zerfällt in folgende Formen:
I. Blühende und nichtblühende Sprosse in den untergetauchten Theilen deutlich
verschieden gestaltet.
fluviätilis,. Nichtblühende Sprosse untergetaucht, kurz, meist nicht
über 6 cm lang, sehr dicht verzweigt, von Blatt zu Blatt kniekig gebogen.
Stengelglieder 3 bis 12 mm lang. Blätter sitzend, halbstengelumfassend,
bis 2,5 em lang, meist zusammengefaltet und sichelförmig zurückgekrümmt.
Blühende Sprosse (aus einem der nichtblühenden, meist dem Hauptspross
plötzlich hervorgebend) einzeln, sehr verlängert, unverzweigt, gerade, mit
bis 9 em langen Stengelgliedern und wenigen gestielten, lanzettlichen, zur
Blüthezeit meist bereits abgestorbenen, untergetauchten und 4-—6 (oder mehr)
fast rosettenartig.genäherten, langgestielten, länglich-eiförmigen, lederartigen,
schwimmenden Blättern. Aehrenstiele nach der Blüthe hakig zurückgebogen.
— Scheint sehr selten. Pommern: Heringsdorf: im Kleinen Krebssee
(A. Braun!). Baden: Leopoldshafen (A. Braun!). — P. g. ß. ce. f. Fries
a. a. O. 37 (1828). P. Proteus heterophyllus var. A. Cham. u. Schlechtend.
a. a. ©. 203 (1827). — Hierher die Unterabart b. pseudonitens (Bennett
Journ. of Bot. XIX [1881] 344). Nichtblühende Sprosse kräftiger, ihre
Blätter grösser. Obere gestielte Blätter nicht lederartig, durchscheinend.
— Bisher nur in England, im Gebiet noch nicht beobachtet. Hierher nach
Chamisso und Schlechtendal (a. a. O.) P. augustänum 1) Balb. Mise.
bot. 14 t. 3 (1804).
II. Blühende und nichtblühende Sprosse gleichgestaltet.
a. Untergetauchte häutig-durchscheinende Blätter vorhanden. Wasserformen.
1. Schwimmende Blätter am Grunde abgerundet oder keilförmig.
a. stagnälis. Schwimmende Blätter länglich eiförmig, meist ziemlich
lang gestielt, lederartig, wenigstens die unteren von ihnen deutlich
durch kurze Stengelglieder getrennt. — Die häufigste Form. — P.g.
ß. s. Fries a. a. OÖ. 37 (1828).
b. platyphy$llus?). Schwimmende Blätter breit-oval-elliptisch, ziemlich
kurz gestielt, weniger lederartig, zahlreich, genähert. — Selten. —
P. g. a. p. Rchb. Ic. VII. 24 (Beschr. ohne Namen) t. XLIII
fig. 76—78 nicht Meyer.
2. Schwimmende Blätter am Grunde schwach herzförmig.
hybridus. — Selten. — P.g.b. 3. h. Aschers. Fl. Brandenb. 1.
661 (1864). P. h. Petagna Inst. bot. II. 289 (1887) nicht Thuill.
noch Michaux. Hierher die Unterabart: b. riparius (Fries a. a. O.
38 [1828]). Stengel sehr kurz. Untergetauchte Blätter starr, zurück-
gebogen, schwimmende mitunter fehlend, sitzend oder kurz gestielt.
Bildet den Uebergang zur folgenden. — In sehr seichtem Wasser.
b. Untergetauchte häutig durchscheinende Blätter fehlend. Landformen.
terrester. Blätter sämmtlich gestielt, lederartig, ‘breiter oder
schmäler elliptisch. P. g. d. terrestris Fries a. a. OÖ. 33 (1828). Meyer
Chloris Hanov. 521 (1836). P. het. ö. terr. Schlecht. Fl. Berol. I. 116
(1823) vgl. Fryer Journ. of Bot. XXV (1887) 308. P. oblongus Schneider
BV. Brandenb. XIV (1872) X. nicht Viv.
Bennett beobachtete in England eine Form, welche aus den Achseln der
oberen fluthenden Blätter Stolonen erzeugte (Journ. of Bot. X VIII [1880] 380).
(Nord- und Mittel-Europa verbreitet; Spanien und Italien selten;
Serbien; Moldau? Nord-America.) *
116. X 125. P. natans X. gramineus s. S. 333.
117. X 125. P. polygonifolius X. gramineus s. 8. 334.
119. X 125. P. alpinus X gramineus s. S. 328.
1) Von Augusta Taurinorum, dem classischen Namen von Turin.
2) S. S. 320 Fussnote 3. ;
Potamogeton. 325
?121. X 125. P. perfoliatus X gramineus s. unten.
122. X 125. P. praelongus X gramineus s. S. 330.
123. X 125. P. lucens X gramineus s. S. 327.
124. X 125. P. Zieuü X gramineus s. 8. 327.
125. X 126. P. gramineus X nitens s. S. 326.
125. X 131. P. gramineus X mucronatus s. S. 348.
125. X 132. P. gramineus X. pusillus s. 8. 348.
126. (12.) P. nitens. 9. Unterscheidet sich von der Leitart
durch folgendes: Meist in allen Theilen grösser. Laubstengel oft etwas
dieker. Untergetauchte Blätter länglich-lanzettlich bis lan-
zettlich, bis 13 mm breit, spitz oder stumpf, mit abgerundetem
Grunde halbstengelumfassend (vgl. A. II. b.), trocken ziemlich
stark glänzend. Obere Blätter nur selten schwimmend, oft mit sehr
kleiner Spreite, gestielt. Blatthäutchen bis 1,5 cm lang, aus breiter
Basis verschmälert, etwas derb, stets dreieckig erscheinend, öfter fast
krautig, noch an den älteren Trieben erhalten. Früchtchen aussen
etwas schärfer gekielt (nach Fryer [und Beeby] Journ. of Bot. XXVIL
[1889] 65 fehlschlagend).
Seen und langsam fliessende Flüsse und Bäche, fast nur im
norddeutschen Flachlande; hier (ausser einigen weit vorgeschobenen Posten)
die Südgrenze erreichend. In der an Seen reichen „Moränenlandschaft“
östlich von der Elbe zerstreut, südlich bis Wittenberg, Lieberose, Lagow,
Schlawa (in NW.-Schlesien); aus der Provinz Posen noch nicht bekannt,
aus Polen bisher nur in der Nähe der Grenze Westpreussens bei
Dobrzyn (Zalewski Kosmos XXI 325); weit seltener in der Provinz
Hannover; aus den Niederlanden und Belgien nicht bekannt. Ausserdem
nur noch im Königreich Sachsen: in Egelsee bei Pirna früher und
bei Gutta unweit Bautzen (Wünsche Exefl. 7. Aufl. 40 und [zwei
Seen des Französischen Jura! sowie] im Lac de Joux! und Lac Brenet
(1008 m) des Schweizer Jura (Magnin SB. France XLI, CXI und
XLIII. 442 und in Aabach bei Hallwyl [Canton Aargau] Zschokke
nach Bennett bei Schröter Schw. BG. VI. 93). Bl. Juni, Juli.
P. n. Weber Fl. Hols. Suppl. n. 11 (1787). Koch Syn. ed. 2.
778. Nyman Consp. 682 Suppl. 287. Richter Pl. Eur. I. 13. Rchb.
Ie VII. t. XXXIV fig. 60—62. P. Proteus curvifölius Cham. und
Schlechtend. Linnaea II (1827) 205. P. gramineus Meyer Chloris
Hanov. 520 (1836) z. T. mit Ausschluss der Spielarten. P. (graminea
x. perfoliata) &. Almquist in Hartm. Handb. Skand. Fl. 12. Uppl.
49 (1889) (vgl. Fryer a. a. OÖ. Magnin Bull. Herb. Boiss. V. 411
[1897)).
Aendert analog der vor. ab:
A. Schwimmende Blätter fehlend, vereinzelt oder unvollkommen ausgebildet.
I. salieifölius. Blätter bis 7 cm lang, schlaff. — In fliessenden und
tieferen Gewässern, seltener. — P. n. a. s. Fries Nov. Fl. Suec. ed. 2. 34
(1828). Koch Syn. ed. 2. 778. P. Proteus curvif. s. Cham. u. Schlechtend.
a. a. O. 206 (1827). P. gramimeum L. Sp. pl. ed. 1. 127 (1753) z. T.
326 Potamogetonaceae.
Wahlenb. Fl. Suec. I. 104 (1824) z. T. Rchb. Ic. VII t. XXXIV fig. 60.
— Hierher gehört auch die bisher nur in Skandinavien beobachtete Unter-
abart b. obovatifolius (Tiselius nach Fryer Journ. of Bot. XXIX [1891]
289) mit breiteren, meist etwas gekräuselten Blättern. Aehnelt in der Tracht
dem P. (perfoliatus X crispus A.) Cooperi.
II. laeüstris. Blätter kürzer, steifer, oft zurückgekrümmt. — An seich-
teren Stellen der Seen, die verbreitetste Form. — P.n. b. I. Aschers. Fl.
Brandenb. I. 661 (1864). P. heterophyllus!) !. Cham. Adnot. 5 (1815).
P. n. h. Fries Nov. ed. 2. 35 (1228). Koch Syn. ed. 2. 778. P. curvifolius
Hartm. Handb. Scand. Fl. ed. 2. 45 (1832). Richter Pl. Eur. I. 13. Rchbk.
a. a. O. fig. 62. — Zerfällt nach Fieber (Pot. Böhm. 30) in die beiden
Unterabarten: a. latifolius (Fieber a. a. O. [1838]. P. n. y. a. litordlis
Fr. Nov. Fl. Suec. ed. 2. 35 [1828]). Untergetauchte Blätter eiförmig-lan-
zettlich, am Grunde fast herzförmig. — b. angustifolius (Fieber a. a. O.
[1838]). Untergetauchte Blätter länglich-lanzettlich, am Grunde verschmälert,
abgerundet. — Hierher gehört auch 2. terrester (P. n. y. b. terrestris
Fries a. a. O. [1828]). Stengel sehr kurz. Untergetauchte Blätter fehlend,
alle Blätter weich-lederartig. — Auf Schlammgrund.
B. Schwimmende Blätter zahlreich. Hierher:
involütus. Untergetauchte Blätter eingerollt; schwimmende länglich-
eiförmig, lederartig (denen von P. Zizü ähnlich). — Bisher nur in England
aber wohl auch im Gebiet. — P. n. var. i. Fryer Journ. of Bot. XXXIV
(1896) 1. pl. 353. 354. — In der Tracht P. Zizii nicht unähnlich.
(Frankreich; Britische Inseln; Island; Dänemark; Skandinavien;
nördl. u. mittleres Russland, südl. bis Littauen.) *
121. x 126. P. perfoliatus X nıtens s. 8. 330.
Bastarde.
A, RP:
125. X 126. (13.) P. gramineus X. nitens. %. In der Tracht
P. gramineus ähnlich, meist ziemlich kräftig. Untere Blätter theils am
Grunde fast stielartig verschmälert, theils mit verschmälertem
Grunde halbstengelumfassend, trocken schwach glänzend;
obere meist vereinzelt schwimmend, lanzettlich, in einen kurzen Stiel
verschmälert. Blatthäutchen linealisch oder am Grunde verbreitert,
derb. Früchtchen häufig fehlschlagend, aussen stumpf gekielt.
Im Gebiet bisher nur in Holstein: Kiel (Th. Bernhardi!).
P. 9. x n. A. u. G. Syn. 1 326 (1897). FP. (graminea X
perfoliäta) a. X. graminea (P. innominäta Tiselius herb.) Almquist
in Hartm. Skand. Fl. 12. Uppl. 49 (1889).
Im Gebiet bisher nur die früher schon in England beobachtete Abart
B. faleätus. Untergetaucehte Blätter flach, meist mit schiefer Mittel-
rippe, daher schwach sichelartig gebogen. Blatthäutchen krautig, länger
erhalten bleibend. Schwimmende Blätter vereinzelt, dünn-lederartig. Früchtchen
scharf gekielt. — Die Landform mit sehr kurz gestielten breit rhombisch-eiförmigen
(denen von P. coloratus nicht unähnlichen) Blättern. — P. 9. X n. B. j. A. u.G.
Syn. I. 326 (1897) vgl. Beeby Journ. of Bot. XXVII (1889) 66. P. f. Fryer a.a.O.
65 t. 286 (1889) XXVIII (1890) 210.
(England; Skandinavien.) *|
1) S. S. 68 Fussnote 2.
Potamogeton. 327
A, Era 6.12.
123. X 125. (14.) P. lucens X gramineus. %. Laubstengel
ziemlich dünn bis fast 2 mm dick, mässig seitlich- (nicht gabelig-)
verzweigt. Blätter sämmtlich untergetaucht, sitzend oder in
einen sehr kurzen Stiel verschmälert, meist ziemlich starr ab-
stehend, schmal lanzettlich bis 15 cm lang, wenig über 2 cm breit,
am Grunde verschmälert, spitz, oberseits glänzend. Mittelstreifnetz
undeutlich. Aehrenstiele nicht oder etwas verdickt. Aehren bis 4 cm
lang, ziemlich locker. Pollen (!) und Früchtchen (?) fehlschlagend.
Bisher nur in Östpreussen: in der Memel bei Tilsit (Heidenreich!).
PL Se aHKP. Heidenreichiti‘) AruG658yn:-L 327 (1897).
In der Tracht und Blattform P. gramineus ähnlich, aber durch die erheblich
grösseren, z. T. in einen deutlichen Stiel verschmälerten Blätter und den oberwärts
oft deutlich etwas verdickten Aehrenstiel sehr ausgezeichnet.
(In der Narowa in Esthland [Gruner!)). |*]
2: oe Baer) Fa Bu
124. X 125. (15) P. Zizii X gramineus. %. Grundachse
mit knollig verdiekten Endgliedern. Laubstengel einfach oder
verzweigt. Untergetauchte Blätter sitzend oder einige ganz
kurz gestielt, die unteren sehr schmal linealisch, die oberen
lanzettlich, beiderseits verschmälert, oder etwas spatelförmig, stumpf
oder einige spitzlich, flach oder selten zusammengefaltet und zurück-
gebogen, trocken meist etwas glänzend, schwimmende meist am
Ende der nichtblühenden Triebe gegenständig, bis 15 cm lang gestielt,
eiförmig oder länglich, oft etwas spatelig, dünn-lederartig,
selten häutig. Blatthäutchen ziemlich derb, die unteren sehr schmal,
die oberen breit. Aehrenstiele bis 12 cm lang, schlank oder etwas
verdickt, meist einem häutigen (nicht lederartigem) Blatte gegenüber
entspringend. Früchtchen oft fehlschlagend, klein, etwa 1!/a mm lang,
rückenseits scharf gekielt mit seitlichen Längsrippen neben dem Kiel.
Bisher nur: Schlesien: Lublinitz, Pozmik-Teich bei Kokottek!!
Rheinprovinz: Eifel: Schalkenmehrener Maar bei Daun (Ph. Wirtgen
im Herb. A. Braun!).
P. Z. X. heterophyllus Bennett Journ. of Bot. XXX (1892) 117.
P. varians Morong bei Fryer Journ. of Bot. XXV (1887) 308.
XXVII (1889) 33. t. 287.
Sehr eigenthümlich ist die Landform dieser Pflanze; sie vegetirt selbst an
ziemlich trocknen der Sonne voll ausgesetzten Orten und erzeugt hier kleine, etwa
3 cm lange, breit-eiförmige, fast sitzende, nicht sehr lederartige (denen von P. coloratus
nicht unähnliche) Blätter (vgl. Fryer a. a. O.). r
(England; Schweden; Nord-America.) | *]|
1) Nach Dr. Ferdinand Albert Heidenreich, Arzt in Tilsit, * 1819, um
die Erforschung des Ostpreussischen Memelgebiets hochverdient, besonders auch um
die Kenntniss der dortigen Calamagrostis- und Salix-Formen.
328 Potamogetonaceae.
Ate
120. X 124. (16). P. alpinus X lucens. %. Laubstengel
nicht oder wenig ästig, ziemlich (bis fast 2 mm) dick, mit meist 3 bis
6 (bis 10) cm langen Stengelgliedern. Blätter alle untergetaucht,
selten die obersten vereinzelt schwimmend, meist bis 13 (bis fast 20) cm
lang und 1 bis 2 cm breit, seltner breiter (bis 3!/g cm), meist schmal-
lanzettlich bis fast linealisch, seltner lanzettlich (denen von P. Tucens
ähnlich), selten (die oberen) schwach spatelförmig, am Rande schwach
wellig, mit verschmälertem Grunde sitzend, oberseits glänzend,
beim Trocknen (besonders die oberen) roth werdend. Mittelstreif-
netz deutlich oder undeutlich. Blatthäutchen derb, bis 31/2 em lang,
an der Spitze abgerundet. Aehrenstiele kaum (selten deutlicher) ver-
dickt, meist nicht über 4 (bis 11) cm lang. Aehren ziemlich kurz (bis
2 cm lang). Früchtchen fehlschlagend ?
Prov. Brandenburg: bei Berlin (Link!) Schlesien: Breslau: In
der Weide bei Bischwitz (Günther!),. Ob die von A. Braun im
Kleinen Krebssee bei Heringsdorf! gesammelten nicht blühenden Exem-
plare, die den Gorski’schen sehr ähnlich sind, hierher gehören, wagen
wir nicht zu entscheiden.
P. a. x l.A. u. G. Sp. I. 328 (1897). P. Lithuänicus?)
Gorski in Rchb. Ic. VII. 19. t. XXXI fig. 55 (1845). P. salieifolius
Wolfg. in Roem. u. Schult. Mant. III. 355 (1827) z. T.? P. lanceolätus
Rchb. Ic. a. a. ©. (1845) nicht Sm.
Gorski bezeichnet die von ihm gesammelten Pflanzen, die eine sehr charak-
teristische schmalblättrige Form dieses Bastardes darstellen, als „Inter lucentem et
praelongum medius“. Dass P. lucens zu den Eltern gehört, scheint auf den ersten
Blick unzweifelhaft aus der Gestalt der glänzenden Blätter. Für die Einwirkung
des P. praelongus (s. S. 315) spricht aber kein Merkmal, sondern sicher hat P. alpinus,
wie schon aus der Gestalt der langen, etwas starren, nur am Rande schwach- und
kleinwelligen, mit fast parallelen Rändern (wie sie besonders für P. alpinus C. obscurus
charakteristisch sind) versehenen unteren und der charakteristischen röthlichen
Färbung der erheblich breiteren oberen Blätter hervorgeht, bei der Entstehung dieser
Form mitgewirkt. Wir zweifeln deshalb nicht, dass wir es mit dieser Combination
zu thun haben. — Die Exemplare aus Schlesien und der Umgebung von Berlin
gehören einer kräftigeren und breitblättrigeren Form an, die untergetauchten Blätter
gleichen fast vollkommen denen’von P. lucens, dessen Einwirkung der kurze Blatt-
stiel und das undeutliche Mittelstreifnetz der untergetauchten Blätter, sowie der
(z. T. ziemlich lange) etwas verdickte Aehrenstiel deutlich verrathen; die oberen
(z. T. schwimmenden) Blätter und die Farbe gleichen P. alpinus.
(Russisch-Littauen: bei Wilna [Gorski!].) *
Aa:
120. X 125. (17.) P. alpinus X gramineus. %. Laubstengel
mehr oder weniger verzweigt, oft einfach. Blätter meist grün, beim
Trocknen roth werdend, in der Gestalt meist sehr veränderlich ;
untergetauchte meist denen von P. alpinus ähnlich aber nicht über
1) Lithuanicus, littauisch.
Potamogeton. 829
10 em lang, lanzettlich, mitunter schmal-lanzettlich, spitz oder stumpf-
lich, die oberen deutlich spatelförmig; schwimmende meist
denen von P. gramineus gleichend, oft etwas spatelförmig, mit kürzerem
oder längerem Blattstiel, häufig fehlend. Blatthäutchen meist
etwas derb. Aehrenstiele deutlich verdickt. Früchtchen meist
spärlich entwickelt, bis fast 2 mm lang, etwas spitzer als die von
P. gramineus, rückenseits scharf gekielt.
Pommern: Im’ Kleinen Krebssee bei Heringsdorf (A. Braun!).
Die von F. Schultz (Herb. norm. nov. ser. Cent. 13. 1247 als P.
gramineus aus Mittelfranken: Bischofsweiher bei Erlangen (Sand!)
ausgegebene Pflanze scheint nach der Tracht hierher zu gehören (dem
P. gramineus näher stehend).
P. a.x g. A. u. G. Syn. I. 329 (1897). P. alpina X graminea
var. graminifolia (?) Almquist in Hartm. Handb. Skand. Fl. 12. Uppl.
46 (1889). P. salicefolius e. . lanceolatus Hartm. Handb. Skand.
Fl. 11. Uppl. 432 (1879) z. T. P.gräcilis Wolfe. in Roem. u. Schult.
Mant. III. 355 (1827) nicht Fr. (1828). P. Wolfgängii!) Kihlman
Herb. Mus. Fenn. ed. 2. (1889) vgl. Bennett Journ. of Bot. XXIX
(1891) 76.
(England! Skandinavien; Finnland; Petersburg [Rach!] Russisch-
Littauen.) *
A. E14
121. X 124. (18.) P. perfoliätus X lucens. %. Grundachse lang
kriechend, bis fast 3 mm diek. Laubstengel ästig, bis über 3 m lang
fluthend, bis 2,5 mm dick, mit meist 2—4 (bis 12) cm langen Stengel-
gliedern. Blätter alle untergetaucht, 4—6 (höchstens 7) cm lang, läng-
lich bis breit eiförmig, kurz zugespitzt, mit halbstengelumfassendem,
mitunter schwach herzförmigem Grunde sitzend, am Rande meist
(wenigstens die älteren Blätter) flach, dicht gezähnelt-rauh.
Mittelstreifnetz (wenigstens an den älteren Blättern) ziemlich
undeutlich. Blatthäutchen bis 2,5 cm lang, ziemlich derb. Aehren-
stiele meist kaum dicker als die Stengel, oberwärts nicht
verdickt, hin und wieder jedoch bis 4 mm dick, bis 8 cm lang.
Aehren bis 3 em lang, dicht. Pollen und Früchte fehlschlagend.
Bisher sicher festgestellt: Prov. Hannover: Wiedau bei Rothenburg
(Buchenau Fl. NW. Tiefeb. 50). Pommern: Stralsund: Borgwallsche
See (Marsson Fl. Neuvorp. 491). Brandenburg: Ruppiner See (Jahn!).
Schlesien: bei Breslau an und in der Ohlau aufwärts bis Kl. Tschansch
1) Nach Jan Wolfgang, Professor in Wilna, * 1776 7 1859, beschäftigte
sich eingehend mit der Gattung Potamogeton. Die von ihm aufgestellten Arten, meist
petites esp2ces, sind in Mertens und Koch Deutschlands Flora und Roemer und
Schultes Mantissa veröffentlicht. Er schrieb 1823 Rzecz o herbacie ezytana na
posiedzeniu Cesarskiego towarzystwa lekarskiego w Wilnie dnia 12 grudnia 1822 r.
(Abhandlung über den Thee. Gelesen in der Sitzung der kais. Ges. der Aerzte zu
Wilna am 22. December 1822.)
330 Potamogetonaceae.
(seit R. v. Uechtritz vielfach gesammelt!!) Schweiz: Rhone bei Genf!
Schlittschuhweiher bei Aarau; Zürich? (Bennett nach Schröter Schw.
BG. VI. 96). Ausserdem gehört jedenfalls ein Theil der Angaben
von „P. decipiens“ (s. 8 332) hierher. Bl. Juni, Juli.
P.p. xl. A. u. G. Syn. I. 329 (1897) vgl. Fryer J.of Bot. XXVIH
(1890) 137 u. Bennett a. a. O. XXXII (1894) 204. P. decipiens
Nolte in Koch Syn. ed. 2. 779 (1844) z. T. Nyman Consp. 682
_Suppl. 287 z. T. P. oliväceus O. F. Lang Flora XXIX (1846) 472?
P. praelongus X lucens? Aschers. Fl. Brandb. I. 662 (1864) z. T.
P.-l. x perfoliata Marsson Fl. v. Neuvorpommern 491 (1869) vgl.
Uechtritz in Fiek Fl. Schl. 421 (1881). Nyman Consp. 682 (1882) z. T.
Almquist in Hartm. Skand. Fl. 12. Uppl. 47 (1889) z. T. Richter Pl.
Bor. EIN z 2 P. d. var. affinis Bennett Journ. of Boll XX
(1882) 184 (z. T.9)!
(Frankreich: Besancon und Limoges (? vgl. Magnin SB. France
XLIII. 443); England [vgl. Fryer a. a. O.] Dänemark; Schweden;
Sibirien; Himalaja [Bennett J. of Bot. XXIV. 1891. 75).) x*I
ATi
121. X 126. (19.) P. perfoliätus X nitens. %. In der Tracht
P. perfoliatus ähnlich aber die Blätter schmäler, beiderseits
deutlich verschmälert, spitz, am Rande entfernt gezähnelt, Mittel-
streifnetz deutlich oder undeutlich, dieoberen oftam Grunde
ineinen kurzen, breiten undeutlichen Stiel verschmälert.
Bisher nur: Prov. Brandenburg: Ruppiner See (C. L. Jahn!)
In Fr. Herb. norm. 1604 von Nolte als decipiens aus „Holstein,
Schleswig und Lauenburg“ ausgegebene Exemplare gehören ebenfalls
hierher!
P.p. X. n. (P.fallax) A.u.G: Syn. I. 330 (1897). P. (graminea X.
perfoliata) ß. Almquist in Hartm. Skand. Fl. 12. Uppl. 49 (1889).
(Skandinavien; Island: Rejkiavik (Herb. Lenormand!). I*I
AT ET,
122. x 125. P. praelöngus X gramineus. 2]. In der Tracht und in der
Blattform P. praelongus gleichend, unterscheidet sich durch meist erheblich kleinere,
zugespitzte, an der Spitze nicht kappenförmig zusammengezogene, häufiger schmal-
lanzettliche Blätter.
Bisher nur im südlichen Schweden (östl. Smäland) beobachtet.
P. p. X g. A. u. G. Syn. I. 330 (1897). P. Lündiii) Richter Pl. Eur. I.
13 (1890). P. graminea x praelonga Almgquist in Hartm. Handb. Skand. Fl.
12. Uppl. 49 (1889).
1) Nach dem Entdecker A. Axel W. Lund * 1839 (Tiselius br.), Lehrer
an der öffentlichen Schule in Westervik in Smäland.
Potamogeton. 33lı
Audio Bii1e-b.
122. X 123. (20.) P. praelongus X lucens. %. Unterscheidet
sich von dem sehr ähnlichen P. perfoliatus X lucens (8. 329) durch
Folgendes: Blätter eiförmig, länglich-elliptisch bis läng-
lich, am Grunde verschmälert oder halbstengelumfassend (P. dec.
var. affinis Bennett Journ. of Bot. XX [1882] 184 z. T.?) ziemlich
gross, meist 4 bis 6 (bis 16) cm lang und 2—4 cm breit, stumpf, an
der Spitze nicht oder schwach kappenförmig, kurz stachel-
spitzig, ganzrandig, am Rande besonders in der Nähe der Spitze
häufig sehr schmal nach oben umgerollt, bisweilen durch unregelmässig
gestellte Zähnchen am Rande schwach gezähnelt, mehr oder weniger
wellig gekräuselt.
Mit den Eltern, vermuthlich nicht viel weniger verbreitet als P.
praelongus. Bisher sicher oder doch mit grosser Wahrscheinlichkeit
festgestellt: Prov. Hannover: R.-B. Stade: Alt-Luneberger See (Alpers
nach Buchenau Fl. NWD. Tiefebene 50). Schleswig-Holstein: \Westensee
bei Kiel (Nolte). Prov. Brandenburg: Berlin: Grunewald-See nur A.
1I.!!). Golssen in der Nieder-Lausitz (nur B. II!). Biesenthal: Liepnitz-
See (C. L. Jahn!) Prenzlau: Potzlower-See (Grantzow Fl. Uck. 269).
Westpreussen: in den Kreisen Deutsch-Krone (Caspary!), Schlochau,
Konitz (Müskendorfer See), Tuchel (Grütter), Berent, Karthaus.
Ostpreussen: in den Kreisen Neidenburg, Ortelsburg, Heilsberg (Leim-
angel-See) und Gumbinnen (Caspary, nach den Berichten in der
PÖG. Königsb. Abromeit br.) Polen: Gostynin (Zalewski Kosmos
XXI. 525). [Lac du Boulu im Französ. Jura (Magnin SB. France
XLIII 443). Bl. Juni, Juli.
P. p. X. 1.? Aschers. Fl. Prov. Brandenb. I. 662 (1864) z. T.
vel. G. F. W. Meyer Fl. Han. exe. 534 (1849) P. I. X p. Caspary
PÖG. XXVII. 44 (1886). P. decipiens Nolte in Koch Syn. ed. 2.
. 779 (1844) z. T. vgl. Fryer Journ. of Bot. XXVIII (1890) 137.
Nyman Consp. 682 Suppl. 287. Richter Pl. Eur. I. 14 z. T. Rchb.
Ic. VII. t. XXXV fig. 63.
Zerfällt in folgende Formen:
A. Blätter höchstens 3mal so lang als ihre Breite, eiförmig bis
lanzettlich, bis 4 cm breit. Mittelstreifnetz meist ziemlich undeutlich.
I. eul)-deeipiens. Ir der Tracht dem P, praelongus ähnlich. Blätter
stumpf oder stumpflich, kurz zugespitzt, meist ganzrandig. — So an
den meisten Fundorten. — P. p- x 1. A. I e.-d. A. u. G. Syn. I. 331
(1897). P. d. Nolte a. a. O. (1844) im engeren Sinne. .
II. Berolinönsis?). In der Tracht den P. lucens ähnlich. Blätter
(wenigstens die obersten) scharf zugespitzt, oftin eine bis 5 mm lange
Spitze ausgezogen. — Bisher nur Berlin: Grunewald-Seen!! — P. p. x Il.
A. I. B. A. u. G. Syn. I. 331 (1897). — Erinnert durch die häufig
langbespitzten Blätter an P. !. A. III. acuminatus (vgl. S. 318).
B. Blätter mindestens 4- (bis 7-) mal so lang als ihre Breite, länglich-
bis schmal-lanzettlich, nicht über 2!/2 cm breit. Mittelstreifnetz deutlich.
1) eds. 8. 15.
2) Berolinensis, Berlinisch, nach dem zuerst festgestellten Fundort.
332 Potamogetonaceae.
I. Upsaliensis!), Stengel meist knickig hin- und hergebogen. Blätter
schlaf, stumpf-zugespitzt oder spitz. — Bisher nur in Schweden. —
P.p. X 1.B. I. U.A. u. G. Syn. I. 332 (1897) vgl. auch Fryer Journ. of Bot.
XXVII (1890) 137. P. u. Tiselius Bot. Not. 1884. 15. P. salieifolius Woltg.
in Roem. u. Schult. Mant. III. 355 (1827) z. T.? vgl. Tiselius in Hartm.
Handb. Skand. Fl. 12. Uppl. 47. In der Tracht P. lucens nicht unähnlich,
aber durch die z. T. sehr schmal-lanzettlichen Blätter sehr ausgezeichnet
und dadurch an P. alpinus X 1. (s. S. 328) erinnernd, mit dem die Pflanze
auch von verschiedenen Autoren vereinigt wurde, von dem sie sich aber
abgesehen von der dunkelgrünen (nieht oberwärts röthlichen) Färbung durch
die stets lanzettlichen (nicht fast linealischen), meist in der unteren Hälfte
verbreiterten, sehr stark und grobgewellten und sehr schlaffen Blätter unter-
scheidet.
II. Babingtönii?),. Blätter etwas starr, an der Spitze schwach
kappenförmig (daher gepresst meist mit aufgespaltener Spitze). — Prov.
Brandenburg: Golssen (Burkhardt in Rchb. Herb. fl. germ. exs. 2501!).
— P.1.x p. (P.B.) Bennett Journ. of Bot. XXXII (1894) 2U4. P. longifolius
Bab. Engl. Bot. Supp. t. 2847 (1840). Burkhardt a. a. O. nicht Gay. —
In der Tracht dem P. praelongus ähnlich.
Unter dem Nanıen P. decipiens wurden Formen zusammengefasst, deren Ursprung
ein sehr verschiedenartiger zu sein scheint (vgl. S. 330), denn so gross die Wahr-
scheinlichkeit ist, dass die hierhergestellten Formen von den oben angeführten Fund-
orten wirklich Bastarde zwischen P. praelongus und P.lucens sind, so unwahrschein-
lich ist eine solche Annahme für die anderer Fundorte, z. B. für die bei Breslau
und Genf vorkommende Form, da P. praelongus in der näheren Unigebung nicht
beobachtet worden ist und auch die Breite der Blätter nicht auf die Einwirkung dieser
Art schliessen lässt. Es liegen hier wohl zweifellos Bastarde zwischen P. perfoliatus und
P. lucens vor, wie schon manche Forscher, u. A. Marsson, v. Uechtritz, Fryer,
Bennett angenommen haben. Im Herbarium sind beide Formen, bei der nahen Ver-
wandtschaft und Aehnlichkeit von P. praelongus und P. perfoliatus natürlich schwer
und nicht immer sicher zu trennen. Demgemäss steht die endgültige Entscheidung über
den Ursprung des P. decipiens von folgenden Fundorten noch aus: Prov. Hannover:
Verden (Lang Flora XXIX 472). Schleswig-Holstein: Bille bei der Aumühle unweit
Reinbek und Flemhuder See bei Gr. Nordsee unw. Kiel (Nolte). Mecklenburg:
Schaalsee und Canal beim Zarrentiner Kalkofen (Krause Meckl. Fl. 12; aber nach
Prahl Krit. Fl. I. 207 gehört die von Nolte in diesem See gesammelte Pflanze
zu P. lucens). Prov. Brandenburg: Boitzenburg: Haussee (Warnstorf BV. Brand.
XXXI. 264). Schlesien: Kr. Freistadt: Poln. Tarnauer See (Hellwig nach Fiek
und Pax in 66. Jahrb. Schles. Ges. 200). Salzburg: Bruck im Pinzgau (Hinter-
huber Prod. 352).
(England; Dänemark; Schweden; Russisch-Littauen.) *
A210:
116. x 124. P. natans x Zizii. 9]. Grundachse dick. Laubstengel
bis 1,5 m lang, meist nur oberwärts ästig. Blätter sämmtlich gestielt,
länger als der’ Blattstiel, die untergetauchten unteren nur Phyllodien oder
mit linealischer bis länglich-lanzettlicher in den Stiel verschmälerter
Spreite, zur Blüthezeit meist vollständig abgestorben; die schwim-
menden lederartig, sehr dick, fast fleischig, länglich bis eiförmig, ziemlich
plötzlich in den Stiel verschmälert, stumpflich oder spitz, neben dem bauch-
1) Nach dem Fundort, in der Nähe der Universitätsstadt Upsala in Schweden.
2) Nach Charles Cardale Babington, * 1808 + 1895, Professor der Botanik
an der Universität Cambridge (England), Verfasser des Manual of British Botany
(1843, 8. Aufl, 1881), des massgebenden Werkes über die Flora der Britischen
Inseln.
Potamogeton. 333
seits nieht rinnigen Blattstiel in eine Falte erhoben, lebhaft grün,
die jungen mitunter röthlich. Aehrenstiel nicht oder sehr wenig verdickt.
Bisher nur an mehreren Orten in England (nach Fryer stets in Gesellschaft
von P. Zizii) beobachtet.
P.n. x Z. A. u. G. Syn. I. 332. (1897). PP. 2. x n. (P. erassifolius)
Fryer Journ. of Bot. XXVIII (1890) 321 t. 299.
Tracht von P. natans, aber durch die untergetauchten bis lanzettlichen an
P. Zizii erinnernden Blätter sehr ausgezeichnet.
116. x 125. P. natans x gramineus. 2. Laubstengel unverzweigt oder
verzweigt, meist am Grunde einfach. Untergetauchte Blätter mit deut-
licher Blattspreite, lang-lanzettlich bis linealisch, in der Länge und Breite
sehr veränderlich, die untersten fast nur Phyllodien; schwimmende denen
von P.natans ähnlich, meist kleiner. Früchtehen ähnlich denen von P. gramineus.
Bisher nur in Skandinavien und Irland (? vgl. Fryer J. of Bot. XXVI
[1888] 273); im Gebiet noch nicht beobachtet aber wohl nur übersehen.
P.n. x g. A. u. G. Syn. I. 333 (1897). P. graminea X n. Tiselius bei
Almquist in Hartm. Skand. Fl. 12. Uppl. 48 (1889). P. Tiselii 1) Richter Pl. Eur.
L‘13; (1890).
Nach der Gestalt der untergetauchten Blätter sind nach Tiselius (a. a. O.) zwei
Formen zu unterscheiden:
A. per-gramineus. Untergetauchte Blätter sehr lang und schmal, linealisch.
— (P. n. x g. A. p.-g. A. u. G. Syn. I. 333 [1897)).
B. per-natans. Untergetauchte Blätter kürzer und breiter, lanzettlich bis
länglich-lanzettlich. — P. n. X g. B. p. n. A. u. G. Syn. I. 333 (1897).
Tracht von P. fluitans, aber durch die ungestielten unteren und die P. natans
ähnlichen, am Grunde meist schwach herzförmigen, neben dem Blattstiel in eine
Falte erhobenen schwimmenden Blätter leicht von dieser Art und durch das letztere
Merkmal sowie die Gestalt der unteren fluthenden Blätter auch von dem sehr ähn-
lichen P. polygonifolius X gramineus (S. 334) leicht zu scheiden. Die neuerdings
von Almquist geäusserte Ansicht dass auch P. natans B. sparganiüfolius (S. 304)
aus einer Kreuzung von P. natans und P. gramineus hervorgegangen sei, bedarf
wohl noch weiterer Prüfung.
A. La 1.
117. X 120. (21.) P. polygonifolius X alpinus. %. Unter-
getauchte Blätter dünnhäutig, durchscheinend, die untersten (zur
Blüthezeit meist abgestorbenen) lang-lanzettlich, am Grunde (bis 9 cm)
lang keilförmig in den Blattstiel verschmälert, meist über
der Mitte am breitesten, kurz zugespitzt, die oberen allmählich
breiter, etwas plötzlicher in den Blattstiel verschmälert oder ausgeschweift,
etwas an ihm herablaufend.. Schwimmende Blätter lebhaft hell-
grün, eiförmig bis länglich eiförmig, bis 10 cm lang und
3 cm breit, spitz oder stumpflich, am Grunde in den meist sehr langen
Blattstiel (bis 12 cm) verschmälert, ganz flach, neben dem Blattstiel
nicht in eine Falte erhoben. Blatthäutchen bis 5 cm lang. Aehren
bis 2 cm lang mit bis 10 cm langem schlankem etwas dicklichem
Stiel. Früchtchen sehr kurz zugespitzt, bis 3 mm lang, etwas zusammen-
1) Nach, Gustaf August Tiselius, * 1833, Gymnasiallehrer in Stockholm,
hervorragendem Kenner dieser Gattung, dessen Mittheilungen von Almquist bei
der Bearbeitung in der 12. Auflage von Hartmans Handb. verwerthet wurden.
334 | Potamogetonaceae.
gedrückt, linsenförmig, rückenseits scharf gekielt, meist gänzlich fehl-
schlagend, (der Keimling stets verkümmert).
In Bächen und Seen mit klarem Wasser und sandigem Grunde,
meist selten. Mit Sicherheit wohl nur im oberen Rheingebiet: Rhein-
fläche: Weissenburg; Lauterburg; Speyer: Dudenhofen und im westlich
gelegenen Berglande: Bitsch: Limbach bei Homburg; Kirkel; Kaisers-
lautern. Rheinprovinz: Neuwied: in Wiedbache oberhalb Arnsau und
von der Hammermühle aufwärts nach dem Dünkelbache hin (Mels-
heimer! Mittelrh.Fl. 107 [das von denselben gütigst mitgetheilte nicht
blühende Exemplar ist nicht ganz’ zweifelfrei]). Ausserdem angegeben:
Provinz Hannover: Uelzen. Bl. Juni, Juli.
P.p. X a. A. u. G. Syn. I. 334 (1897). P. spathulätus Schrader
bei Koch u. Ziz. Cat. pl. Palat. 5, 18 (1814). Cham. u. Schlecht.
Linnaea Il (1827) 212. Bennett Journ. of Bot. XXX (1892) 228.
Koch Syn. ed. 2. 776. Nyman Consp. 681. Suppl. 287. Richter Pl.
Eur. I. 12. Rechb. Ice VII. t. XLVII fig. 86. P. rufescens var.
Meyer Chloris Hanov. 522 (1836). P. Koöchii!) F. Schultz Arch. Fl.
France et Allem. I. 72 (1842) nicht Lang. P. oblöngo-rufescens F. Schultz
Flora XXXU. 230 (1849). P. rufescenti-natans F. Schultz Jahresb.
Poll. 1861. 119. P. alpino-natans F. Schultz a. a. OÖ. 1863. 229.
P. alpinus 8. s. Marsson Fl. Neu V. Pomm. u. Rüg. 490 (1869). Alm-
quist in Hartm. Handb. Skand. Fl. 12. Uppl. 46.
Aehnelt P. polygonifolius, jedoch durch die freudig grünen und (besonders
unteren) lang keilförmig in ihren Stiel verschmälerten Blätter und die, wenn vor-
handen, scharf gekielten Früchte leicht zu unterscheiden. Wird seit Gmelin (FI.
Badensis Alsatica IV. 126 [1826]) von vielen Autoren für einen Bastard gehalten;
G. glaubte an eine Hybride von P. natans und P. alpinus; F. Schultz (a. a. O.)
vertrat die Ansicht, dass hier eine Kreuzung von P. polygonifolius und P. alpinus
vorliege, eine Annahme, die sehr viel Wahrscheinlichkeit für sich hat, denn abge-
sehen von der Aehnlichkeit mit P. polygonifolius und dem Fehlschlagen der Samen,
zeigen die Früchte eine grosse Uebereinstimmung mit denen von P. alpinus ebenso
wie die untergetauchten Blätter, von denen die untersten fast nur durch den Stiel
von denen von FP. alpinus verschieden erscheinen. Die Angaben aus dem rechts-
rheinischen Bayern: Donauwörth: Zusam; Amper bei Moosburg; Deggendorf; Cham
und Hemagen im Bayr. Walde, sämmtlich Fundorte, wo P. polygonifolius nicht
bekannt ist, beziehen sich möglicher Weise auf einen analogen Bastard P. natans
x alpinus, für den übrigens, wie die Synonymie zeigt, auch die Pfälzer Pflanze
beansprucht wurde.
(Norwegen.) I*1
AF-Ta.2
117. X 125. (22.) P. polygonifölius X gramineus. 9. Grund-
achse ziemlich lang kriechend, reich verzweigt, bis 1,5 mm dick. Laub-
stengel unverzweigt. Untergetauchte Blätter: untere schmal-
lanzettlich, etwas spatelförmig, 1!/a bis 5 cm lang, bis 6 mm breit,
in einen bis 2 cm langen Stiel verschmälert oder (die mittleren)
mit lang keilförmig verschmälertem Grunde sitzend, zugespitzt,
1) S. S. 322 Fussnote 3,
Potamogeton. 335
obere lanzettlich-eiförmig, Schwimmende Blätter lederartig,
elliptisch-lanzettlich, 6 bis 7 cm lang, bis 2,5 em breit, in den
bis 1 dm langen Blattstiel verschmälert, spitz.
Bisher nur auf den Östfriesischen Inseln: Borkum: Kiewietsdelle
im Längsgraben bei dem ersten Bahnwärterhäuschen mit den Eltern
(v. Seemen!).
P. p. X 9. (P. Seeme£nii)') A. u. G. Syn. I. 335 (1897). Tx]
Die Deutung dieser Pflanze erschien naturgemäss schwierig; wir müssen aber
der Ansicht des Sammlers, dass hier ein Bastard von P. polygonifolius und P.
gramineus vorliegt, nach genauer Untersuchung zustimmen. In der Tracht ist die
Pflanze P. polygonifolius ähnlich. Die unteren gestielten untergetauchten Blätter
gleichen vollständig denen von P. polygonifolius, die sitzenden oberen sind denen
von P. gramineus sehr ähnlich, die schwimmenden sind langgestielt und so gross
wie die von P. polygonifolius, sind aber (wie auch die übrigen) scharf zugespitzt
und weniger lederartig. Die Form hält in allen Theilen die Mitte zwischen den
Eltern.
119. x 124. P. colorätus x Zizii. 9. Laubstengel nur am Grunde wenig
ästig. Untergetauchte Blätter sitzend, die unteren schmal-lanzettlich,
nach dem Grunde keilförmig verschmälert, die oberen lanzettlich bis breit-
lanzettlich, meist etwasspatelförmig, mit deutlichem Mittelstreifnetz; schwim-
mende lang gestielt, oval oder länglich, am Grunde abgerundet oder in
den Stiel verschmälert, meist häutig, seltner schwach lederartig; bräunlich bis
olivengrün. Blatthäutchen ziemlich derb, mitunter krautig, oft länger als die Stengel-
glieder. Aehrenstiel schlank, nicht verdickt. Aehren meist sehr kurz, wenig über
1 cm lang.
Bisher nur in England (Cambridgeshire).
P. ce. x Z. A. u. G. Syn. I. 335 (1897). P. coridceeus X plantagineus (I.
Billüpsii2)) Fryer Journ. of Bot. XXXI (1893) 353 t. 337, 338.
2. Batrachöseris?) (Irmisch Ueb. ein. Art. der Potameen
Abh. Naturw. Ver. Sachs. Thür. Halle II. 17 [1858]). Laub-
stengel ästig, zusammengedrückt-vierkantig (röthlichweiss).
Quernerven der Blätter entfernt; Mittelstreifnetz deutlich.
Früchtchen am Grunde verbunden.
127. (23.) P. erispus. (In der Lausitz: Hechtkraut; ital.: Erba-gala,
Manichetti). %. Grundachse dünn, oft kaum 1 (bis 2) mm dick,
ziemlich kurz kriechend, reich verzweigt. Laubstengel verzweigt, 3 bis
10 dm lang, bis 2 mm dick, mit meist 1 bis 2 (bis 5) em langen
Stengelgliedern. Die Enden der kurzen Seitenzweige oft knollig ange-
schwollen (Winterknospen. P. s. $. gemmifer Rehb. Ic. 18. t. XXX
1) Nach dem Entdecker, Hauptmann Otto von Seemen in Berlin,
* 2, August 1838 zu Sprindlack, Ostpreussen, verdienstvollem Salicologen und Quercus-
Kenner, botanisirte ausser bei Rostock, auf Rügen und in anderen Gegenden Deutsch-
lands mehrere Jahre auf der Insel Borkum, zu deren Flora er mehrere Beiträge
veröffentlichte; auch die Flora der Umgebung Berlins verdankt ihm manchen seltenen
Fund.
2) Nach C. R. Billups, * 20. Nov. 1861, dem Neffen des bekannten
Potamogeton-Kenners Alfred Fryer, welcher seinem Onkel bei seinen Forschungen
wesentliche Dienste leistete.
3) Von Bdroaxog Frosch und oegıg Name einer Gemüsepflanze (wohl Ciehorium
endivie) z. B. bei Dioskorides (II, 169). Uebersetzung des deutschen Namens
Froschlattich.
336 Potamogetonaceae.
fig. 51. The Phytologist N. S. II (1862) 69. Clos Bull. Soc. bot.
France III (1856) 350. Irmisch a. a. OÖ. 20. Bennett Journ. of
Bot. XIX (1881) 241. Sauvageau J. de Bot. 1894); die Achse der-
selben und der untere breite gezähnte Theil der Blätter derb, hornartig,
der obere Theil der Blätter (zuweilen fehlend) dünnhäutig. Blätter sämmt-
lich untergetaucht, lanzettlich bis lineal-lanzettlich, meist
4 bis 6 (bis 9) cm lang und bis 15 mm breit, mit ziemlich
parallelen Seitenrändern, kurz zugespitzt-stumpflich, (seltener spitz
oder mit abgerundeter Spitze), mit abgerundetem Grunde sitzend,
kleingesägt, meist wellig, oft (wie auch die Stengel) röthlich über-
laufen. Blatthäutchen meist nicht über 1 cm lang, breit, sehr dünn,
schlaff, glasig durchscheinend, hinfällig, die unteren mit dem Blatte
verbunden. Aehrenstiele 2 bis 5 cm lang, so dick wie der Stengel.
Aehren wenig- (7- bis 10-) blüthig, locker. Früchtchen rückenseits stumpf
gekielt, klein, wenig über 1 mm lang, fast kreisrund mit bis 2 mm
langer, etwas bis hakig gebogener schnabelartiger Spitze.
In stehenden und langsam fliessenden Gewässern, durch das ganze
Gebiet in der Ebene meist häufig oder gemein (auch auf den Nordsee-
Inseln, wenn auch auf den Östfriesischen [Langeoog] nur unbeständig;
im Gebirge selten, im Griessner See bei Hochfilzen (NO. Tirol, Gisela-
Bahn) bis fast 1000 m ansteigend, dort vielfach auf weite Strecken
fehlend. Bl. Mai bis Herbst.
P. crispum L. Sp. pl. ed. 1. 126 (1753). Cham. u. Schlecht.
Linnaea II (1827) 186. Fryer Journ. of Bot. XXVIII (1890) 225.
Koch Syn. ed. 2. 779. Nyman Consp. 682 Suppl. 287. Richter Pl.
Eur. L 14. Rehb. Ice. VO. t. XXIX fig. 50 t. XXX, fig 51,52
P. serratum Huds. Fl. Angl. I. 75 (1778) nicht Scop. vgl. G. C.
Druce Journ. of Bot. XXVII (1889) 377.
Aendert ab:
B. serrulätus. Blätter nicht gekräuselt, flach (oder schwach wellen-
förmig). — Seltener, mit dem Typus. — P. ec. b. s. Rehb. Ie. VIL. 18 t. XXX
fig. 52 (1845). P. s. Schrader bei Opiz Flora V (1822) 267. P. ce. ß. sinudtus
Fries Noy. fl. Suec. ed. 2. 43 (1828). P. c. a. planifolius Meyer Chloris Hanov.
523 (1836). — Hierher die Unterabart b. longifölius (Fieb. Pot. Böhm. 32 [1838]).
Pflanze zart. Blätter linealisch, 2—4 mm breit, etwas zugespitzt, sehr dünnhäutig,
mit etwas entfernten, flachen, häufig durch den wenig umgebogenen Rand verborgenen
Zähnchen. — Selten in Schmutzwässern und (nach Buchenau Fl, Nordw. Tiefeb. 45)
in den warmen Abwässern der Fabriken. — Die Form B. wird nicht selten mit
P. alpinus und b. mit Formen von P. compressus, P. mucronatus und ihren Ver-
wandten verwechselt, beide sind jedoch durch die kleingesägten Blätter mit den
entfernteren Quer- und wenig zahlreichen Längsnerven leicht zu erkennen. Eine
ähnliche Blattform besitzen die Jugendformen P. serratum Opiz Böheims Gew. 23
[1823] nicht Huds.), die mitunter kleinere Strecken am Boden der Gewässer kurz
rasenartig bedecken (Fichtelgebirge: Zell Töpffer! Südl. Harz: Sachsa!!).
Fieber theilt (Pot. Böhm. 32 [1838]) die Art in eine Reihe von Formen, die
aber zu unbedeutend erscheinen’um hier alle erwähnt zu werden. Die Formengruppe
mit zugespitzten Blättern nennt er «a. acutifolius, die mit stumpfen ß. obtusifolius.
Durch die Gestalt der Früchtchen ist ausgezeichnet II. macrorrhynchus >
A. u.G. Syn. I. 336 (1897). P. m. Gandoger ÖBZ. XXXI [1881] 44). P. c
1) Von uazoög lang und 6öyyog Schnauze, Rüssel.
Potamogeton. 387
var, cornütus (Linton Journ. of Bot. XXXII [1894] 186). Früchtchen rückenseits
am Grunde mit einem kurzen deutlichen horn- oder spornartigem Höcker. — So
bisher in Schweden und England.
Besitzt einen widerwärtig süsslichen Geruch, wird deshalb auch nicht als Vieh-
futter verwendet.
(Im grössten Theil von Europa [fehlt nur im nördlichen Skandi-
navien und Russland (in Finnland nur auf Aland beobachtet), in Mittel-
und Süd-Griechenland]; Africa!! Asien; Australien; Nord-America [ob
daselbst einheimisch oder eingeschleppt, ist bei den dortigen Botanikern
streitig). *
Bastarde.
Ai
121. X 127. (24.) P. perfoliätus X erispus. U. Laubstengel
bis über 2 m lang, etwas vierkantig-zusammengedrückt, am Grunde
meist einfach, oberwärts ästig, öfter mit kurzen Trieben in den Blatt-
achseln, welche oft zu Stolonen auswachsen, die an den Enden knollig
anschwellen (Winterknospen) oder wieder in Laubstengel auswachsen.
Blätter mit halbstengelumfassendem bis seicht herz-
förmigem Grunde sitzend, eiförmig-lanzettlich, meist zu-
gespitzt (an dem vorliegenden Exemplar bis 4 cm lang und bis
12 mm breit), am Rande klein gesägt und wellig, hellgrün.
Quernerven etwas entfernt und meist undeutlich. Aehrenstiele schlank,
nicht verdickt. Aehren wenigblüthig. Früchtchen fehlschlagend.
Bisher nur im Bodensee bei Arbon (Canton Thurgau) 1892 von
. Oberholzer! bestandbildend beobachtet (A. Bennett nach Schröter
Schw. BG. 96); wird wohl auch anderwärts aufgefunden werden. |
P.P. X 6. leymatöodes‘)) A. u, G. Syn. L 337 (1897). Pc. X »,
Fryer Journ. of Bot. XXIX (1891) 289 t. 313, XXX (1892) 377.
P. undulätus Fryer a. a. OÖ. nicht Wolfg. vgl. S. 338.
Das einzige bis jetzt aus dem Gebiet vorliegende (nicht blühende) Exemplar
wurde uns aus dem Herbar des Bodensee-Vereins von Schröter zur Ansicht mit-
getheilt. /
Zerfällt in 2 Formen:
A. Coop&ri2). Blätter etwas starr, meist zusammengefaltet und zurück-
gekrümmt, am Rande dicht klein gesägt und ziemlich stark wellig, öfter
fast lineallanzettlich. — Bisher nur in England. — P, u. v. Cooperi Fryer
a. a. O. (1891), — Diese Form steht dem /. crispus näher und ist in der
Tracht P. nitens (besonders A. I. b. obovatifolius vgl 8. 326) ähnlich.
B. Jacksönii3). Blätter meist flach, ziemlich schlaff, am Rande entfernter
gesägt und sehr schwach wellig, besonders am Grunde meist breiter und
deutlich seicht herzförmig. — Hierher gehört die Pflanze des Bodensees, (nach
Bennett nicht ganz typisch). — P. u. v. Jacksoni3) Fryer a. a. O. 291 (1891).
1) zvuazoöng (— »vmarosıöng) wellenähnlich.
2) Nach Edgar Franklin Cooper in Leicester, * 24. Sept. 1833, der diese
Form im Laughborough-Canal (Leicestershire) entdeckte. (Die hier gegebenen bio-
graphischen Daten sind von A. Bennett [br.] mitgetheilt).
3) Nach dem Entdecker John Jackson in Wetherby (Yorkshire), * 20. Febr.
1846.
Ascherson u. Graebner, Synopsis. I. 22
338 Potamogetonaceae.
P. perfoliatus v. J.F. A. Lees Bot. Rec. Club Rep. 1880. 150. Inder Tracht
dem P. perfoliatus ähnlich.
(Britische Inseln, Nord-America.) *
A. I a.
122. X 127. (25.) P. praelöongus x erispus. 9. Laubstengel
etwas vierkantig-zusammengedrückt. Blätter eiförmig-lanzettlich
bis breit-lineal-lanzettlich bis über 10 cm lang und bis 26 mm
breit, meist ganzrandig, 5- bis 7-nervig mit entfernten Quernerven,
stumpflich, flach, an der Spitze oft etwas kappenförmig zusammen-
gezogen, mit abgerundetem Grunde meist halbstengelum-
fassend, starr, braungrün, mit röthlichen Nerven. Pollen und
Früchte fehlschlagend.
Bisher mit Sicherheit nur in West- und Östpreussen; in Seen,
seltner Flüssen der Kreise Deutsch-Krone (ziemlich verbreitet), Schwetz
(Grütter), Berent, Karthaus! Neustadt, Thorn, Graudenz, Neidenburg
und Allenstein seit 1869, meist von Casp ary beobachtet (nach den |
Berichten in der PÖG. Königsberg Abromeit br.) und an der Nord-
grenze von Schleswig-Holstein: Königsau (und Nibs- [Ribe-] Aa)
(Baagoe br... Wohl noch anderwärts aufzufinden. |
P. P.xX c. A. u. G. Syn. I. 338 (1897). P.,.erispa X praelonga
Casp. POG. Königsb. XVIII. 98 (1877). P. undulätus Wolfgang
bei Roem. u. Schult. Syst. Veg. Mant. III. 360 (1827) nach Raunkjaer
Dansk plant. hist. 105 (1896) und Baagoe br., welche Original-
Exemplare der Wolfgang’schen Pflanze untersuchten. P. compressa X
praelonga (Schreibfehler!) H. v. Klinggräff Topogr. Fl. Westpr. Nat.
Ges. Danzig N. F. V. 161 (80) (1880).
Dieser Bastard ist durch die bis über 1 dm langen, an P. praelongus erinnern-
den ‚Blätter mit entfernten Quernerven sehr ausgezeichnet.
(Dänemark [Baagoe!]; Russisch-Littauen.) |*
127. X 130. P. erispus X obtusifolius s. 8. 349.
b. Chloe phylli!) (Koch Syn. ed. 1. 676 [1837]). Litt.: Zlöga,
Zläga). Blätter sämmtlich untergetaucht, gleieh-
breit, linealisch, sitzend. Quernerven ziemlich entfernt,
unr egelmässig, öfter undeutlich. Laubstengel ästig. — Die Arten
dieser Gruppe bilden wahrscheinlich alle (sicher P. acutifolius,
P. obtusifolius, P. mucronatus, P. pusillus, P. rutilus und
P. trichoides vgl. Sauvageau J. de Bot. 1894) an im Wasser
befindlichen Zweigen Winterknospen aus (vgl. P. erispus).
1. Stengel flach zusammengedrückt; die der Aehre
vorangehenden Glieder fast so breit als die vielnervigen
1) Von yAdn, junges Gras und pö4Aov Blatt, wegen der grasartigen Blätter.
Potamogeton. 339
(mit 3 bis 5 stärkeren und zwischen ihnen mit zahlreichen
Bast-Nerven versehenen) Blätter. Früchtchen rückenseits
stumpfgekielt.
Gesammtart P. compressus.
128. (26.) P. compressus. 9. Grundachse ziemlich lang kriechend,
stielrundlich. Laubstengel weitläufig-ästig, bis fast 2 m lang, 2 bis
3 mm breit, mit meist 3 bis 7 (bis 20) cm langen Stengelgliedern. Blätter
am Grunde ohne Höcker, auf der Fläche des Stengels sitzend, bis
20 cm lang und 2 (meist 3) bis 4 mm breit, an der Spitze ab-
gerundet, stachelspitzig. Blatthäutchen bis 4 em lang, schlaff, weisslich.
Aehrenstiele 2 bis 4 cm lang, nicht verdickt, etwa 2 mm dick, .
2 bis 4 mal so lang als die mässig (1 bis 2 em) lange, 10- bis
15-blüthige, dichte Aehre. Früchtchen halbkreisförmig
etwa 2 mm lang mit convexer Bauchseite und kurzem (nicht 1 mm
langem) Spitzchen. '
Seen, Teiche, Flüsse und Canäle der Ebene, im nördlichen
Gebiet nicht selten (auch auf der Niederländischen Nordsee-Insel Texel),
weniger verbreitet im mittleren Gebiete bis zu den Sudeten, Erzgebirge
und zur Mainlinie und Bayerischen Pfalz. Selten im südlichen Gebiet.
Mit Sicherheit festgestellt in den Gebirgsseen des Jura (Lac des Rousses,
Lac des Tallieres) und im Lac des Jones im S.W. Canton Freiburg (Cottet
et Castella 319), Baden: Gotmadingen bei Schaffhausen (Appel Schw.
BG. II [1892] 94), in Bayern bei Erlangen! Regensburg und Deggendorf
(Prantl 66), Ober-Oesterreich, z. B. Lichtegg (Haslberger nach Vier-
happer 14. Ber. Gymn. Ried 36), Salzburg, Steiermark: Radkersburg
(Maly 56), von Preissmann (br.) bestätigt, Böhmen: nur bei Halbstadt
und (?) Alt-Bunzlau (Celakovsky Böhm. G. Wiss. 1887. 177), Mähren:
sicher nur bei Olmütz (Oborny 102), ob auch bei Kremsier? (die von
Palla ÖBZ. XXXVIL 51 gemachte Angabe bedarf der Prüfung
Palla br.). Für Nieder-Oesterreich, Ungarn, Kroatien sehr zweifelhaft;
nicht in Siebenbürgen (Simonkai 511); die noch von v. Hausmann
(Fl. Tirol 822) und Visiani und Saccardo (Atti Ist. Ven. 3 ser. XIV.
325) wiederholte Angabe im Garda-See, sowie diejenige in Montenegro
(Pan£&ic@ 87) schwerlich richtig. Bl. Juni—Aug.
P. compressum L. Sp. pl. ed. 1. 127 (1753). z. T. Fries Nov. fl.
Suec. ed. 2. 44 (1828). Meyer Chloris Hanov. 524. Koch Syn. ed. 2. 779.
Nyman Consp. 683 Suppl. 287. Richter Pl. Eur. 14. P. zosteraefölium !)
Schumacher En. pl. Saell. I. 50 (1801). Cham. u. Schlechtend. Linnaea II.
(1827) 182. Fieber Pot. Böhm 33. Rchb. Ic. VII. t. XXVII fig. 45.
P. complanätum Willd. Mag. Ges. Naturf. Fr. Berl. V. 297 (1809).
P.laticaıle Wahlenb. Fl. Suec. I. 107 z.T. (1824). P. euspidätum Schrader
in Sm. Engl. Fl. I. 234 (1824).
1) Wegen der Aehnlichkeit der Blätter, besonders von langblättrigen Formen
mit Zostera marina.
22*
340 Potamogetonaceae.
(Mittel- und Nord-Europa, ausser dem nördlichen Skandinavien
und Russland; Ost-Rumelien (?); Sibirien; Nord-America.) Be;
129. (27.) P. acutifolius. %. Unterscheidet sich von der Leitart
durch Folgendes: Laubstengel meist dicht gabelästig, meist nicht über
5—6 dm lang, am Grunde der Blätter meist mit 1—2 schwärzlichen
Höckern (nach Irmisch [Abh. Naturw. Ver. Pr. Sachs.-Thür. II. 25 (1858)]
Anfängen von Wurzeln). Blätter ziemlich allmählich in eine feine
Spitze zugespitzt. Blatthäutchen meist nicht 2 cm lang, sehr hin-
fällig. Aehrenstiele meist 5—10 (seltner bis 15) mm lang, kaum
1 mm dick, etwa so lang (kürzer oder wenig länger) als die kurze,
4—6blüthige, etwas lockere Aehre. Früchtchen oft fast kreis-
rund, bis fast 3 mm lang, mit mässig (oft über 1 mm) langem, etwas
rückw. ärts gekrümmtem Spitzchen.
Gräben, Teiche, in der Ebene und den Vorbergen, nach Magnin
(SB. France XLIII. 445) kalkscheu. Im nördlichen und mittleren
Gebiet bis zu den Alpen sowie in Ungarn und Siebenbürgen zerstreut,
nach Süden abnehmend (fehlt auch auf den Nordsee-Inseln.. Im
Alpengebiet: in Dauphine, Savoyen (Magnin a. a. O.), Ober- und
Nieder-Oesterreich, Salzburg, Kärnten, Krain (?), im Garda-See, Bel-
lunesischen und Friaul (Vis. u. Sacc. Atti Ist. Ven. 3. ser. XIV. 325).
Aus den zum Gebiet gehörigen Mittelmeerländern, Kroatien, Bosnien,
Hercegovina und Montenegro nicht angegeben. Bl. Juni — Aug.
P. a. Link in Roem. u. Schult. Syst. veg. III. 513 (1818). Cham.
u. Schlechtend. Linnaea II (1827) 180. Koch Syn. ed. 2. 780. Nyman
Consp. 683 Suppl. 287. Richter Pl. Eur. I. 14. Rchb. Ic. VO. t. XXVI
fig. 44. P. compressum Lam. u. DC. Fl. Franc. III. 186 (1805)
nicht Fr. P. laticaule Wahlenb. a. a. O. (1824) z. T. nach Cham. u.
Schlechtendal a. a. O. 170.
Nach Fieber (Pot. Böhm. 35) lassen sich 2 Formen unterscheiden.
A. major. Pflanze kräftig. Blätter bis 15 cm lang und bis 4 mm breit. —
Die verbreitetste Form. — P. a. «. m. Fieber a. a. O. (1838). Bennett Journ.
of Bot. XIX (1881) 241. — Zerfällt (Fieber a. a. O.) in 2 Unterabarten
1. Blätter stumpf, mit kurzer aufgesetzter Spitze. — II. Blätter lang zugespitzt,
mit feiner Stachelspitze. Früchtchen grösser.
B. minor. Pflanze klein, meist nicht über 2—3 dm lang. Blätter nicht über
5 em lang und wenig über 2 mm breit, lang zugespitzt. Früchtchen grösser.
— So an flachen Teich- und Seerändern, bedeutend seltener. — P. a. ß. m.
Fieber a. a. O. (1838).
Von voriger durch den gedrängten Wuchs (besonders in blühendem Zustande),
die zwischen den meist viel längeren Blättern versteckten armblüthigen Aehren und
die grösseren fast kugelig erscheinenden Früchte sehr abweichend. Von der folgen-
den Art, welche meist dieselbe Tracht besitzt, besonders durch die vielnervigen
Blätter leicht unterscheidbar.
(Südliches Skandinavien ; Dänemark; England; Nord- und Mittel-
Frankreich ; Ober- und Mittel-Italien ; Serbien ; Bessarabien ; Gouy. Kursk;;
Russ. Littauen; Gouv. Wologda (?); Transkaukasien (?); Australien
[Bennett J. of Bot. XXV (1881) 177].) *
®
Potamogeton. 341
2. Stengel zusammengedrückt, mit abgerundeten Kanten, oder
fast stielrund. Am Grunde jedes Blattes 2 mehr oder minder
deutliche schwärzliche Höcker (vgl. S. 340). Blätter ausser
dem Mittelnerven nur mit wenigen (bis 6) meist undeut-
lichen (oft fast fehlenden) Längsnerven.
a. Aehrenstiele nur so lang oder kaum länger als die
dichte Aehre. Stengel zusammengedrückt.
130. (28.) P. obtusifölius. 9. Grundachse dünn, kaum über
1 mm dick, ziemlich reich verzweigt (oft kurz). Laubstengel bis fast
1 m lang, oft fast fädlich, meist dicht gabelästig, oft sehr sparrig ver-
zweigt, mit meist 1 bis 3 (bis 8) cm langen Stengelgliedern. Blätter
2 bis 8 cm lang, 1 bis 3 mm breit, meist 3- bis 5-nervig, meist
stumpf, mit einem (meist sehr kurzen) Stachelspitzchen, seltener
die oberen spitzlich. Blatthäutchen breit, bis 1!/g em lang, weisslich-
gelblich, öfter etwas derb. Aehrenstiele meist nicht über 1 em lang.
Aehre kurz, 6- bis 8-blüthig. Früchtehen (meist gedrängt) schief ver-
kehrt-eiförmig, etwa 2 mm lang, aussen stumpf gekielt, etwas höckerig,
mit mässig (meist kaum 1 mm) langem, geradem Spitzehen.
An ähnlichen Standorten wie vorige, auch in der Verbreitung meist
mit ihr übereinstimmend; findet sich aber auf der Nordfriesischen
Nordsee-Insel Föhr; in den Alpenländern: an wenigen Orten der
Schweiz (Canton Freiburg): Moore bei Semsales (Cottet), Lac des Jones
(Favrat); Wallis: Vallee de Öonche (Thomas); Cant. Neuchatel: Lac
des Tallieres (Christ, alle nach Bennett bei Schröter Schw. BG.
VI. 96); (sonst im Jura nur auf französischem Gebiet Magnin SB.
France XLIII. 443); in Ober- und Nieder-Oesterreich und Krain (?);
in Ungarn bisher nur im Banat (Heuffel ZBG. Wien VIII. 1200);
in Siebenbürgen bei Hermannstadt und Kronstadt (Simonkai 511).
Bl. J uni Aug.
P. o. Mert. u. Koch Beach FL: L 855711829, Ca
Schlechtend. Linnaea II. (1827) 178. Koch Syn. ed. 2. 780. Nyman
Consp. 683. Suppl. 287. Richter Pl. Eur. I. 14. Rchb. Ie. VII. t.
XXV fig. 43. P. compressum Roth Tent. Fl. Germ. I. 73 (1788)
nicht L. P. compressus var. @. obtüsus Schlechtend. Fl. Ber. I. 117
(1823). P. gramineum Sm. Engl. Fl. I. 235 (1824), Gaud. Fl. Helv.
I. 476 (1828) nicht Fr. P. divaricatus Wolfg. in Roem. u. Schult. Mant.
III. 355 (1827)? P. setäceus Gilib. in Roem. u. Schult. a. a. O.
(1827)? vgl. Bennett Journ. of Bot. XXXI (1893) 133.
Zerfällt in 2 Formen, von denen Fieber (Pot. Böhm 38) noch je 2 Unter-
abarten unterscheidet.
A. latifölius. Stengel dicht gabelästig. Blätter 2—3 mm breit, meist stumpf.
— Die verbreitetste Form. — P. o. «a. I. Fieber a. a. O. (1838). P. 0. A
Cham. u. Schlecht. a. a. O. 179 (1827).
B. angustifölius. Stengel weitläufig ästig. Blätter schmal, oft nur 1 mm
breit, die oberen meist spitzlich. — In fliessendem Wasser. — P. o. ß. a.
Fieber a. a. O. (1838). P. o. B. Cham. u. Schlecht. a. a. O. (1827). — Diese
Form ist der folgenden Art in der Tracht sehr ähnlich,
342 Potamogetonaceae.
(Schweden südlich vom 64.%; Süd-Norwegen; Dänemark; Britische
Inseln; Nord- und West-Frankreich; Nord-Spanien; Macedonien; westl.
Russland östlich bis Jaroslawl, Twer, Olonetz, nördlich bis Finnland;
West-Sibirien ; Süd-Persien.) *
127. X 130. P. crispus X obtusifolius s. 8. 349.
b. Aehrenstiele 2 bis 3 mal so lang als die ziemlich kurze in
der Frucht lockere Aehre.
1. Früchtchen oval oder halboval, bauchseits deutlich
convex. Blätter fast immer (oft undeutlich) 3- bis 5 nervig
vgl. jedoch P. pusillus B. Il. tenwissimus).
Gesammtart P. pusillus.
a. Früchtchen schief-oval, mit kurzem geradem Spitzchen,
rückenseits gekielt, neben dem Kiele mit zwei
hervorragenden Linien, bauchseits stumpf (bis mässig
scharf gekielt).
131. (29) P. mucronätus. %. Grundachse dünn, nicht 1 mm »
diek, ziemlich lang kriechend, reich gabelästig. Laubstengel bis über
1 m lang, zusammengedrückt, bis über 1 mm breit, weitläufig ästig,
mit meist 3 bis 5 (bis 10) cm langen Stengelgliedern und meist zahl-
reichen in den Achseln der stengelständigen Blätter stehenden büschel-
artigen Kurztrieben. Blätter (2 bis) meist 4 bis 5 (bis 7) cm lang,
bis 2!/2a mm breit, stumpf oder spitzlich, meist 3- bis 5-nervig, mit
meist undeutlichem, jedoch (wenigstens in der Mitte des Blattes) er-
kennbarem Mittelstreifnetz. Blatthäutchen bis über 1 cm lang,
ziemlich zart, später an der Spitze ausgefranzt und meist durch nach-
trägliche Zerreissung (! vgl. Schumann Morph. Studien I. 122, Ruthe
br.) in der Mitte bis zum Grunde gespalten. Aehrenstiele (2 bis)
meist 3 (bis fast 5) cm lang, nach der Spitze zu meist deutlich
verdickt. Aehre 3 bis 10, in der Frucht bis 15 mm lang, dann
meist mehrfach unterbrochen. Früchtchen fast 2 mm lang, mit kurzer
Spitze, + glatt.
Flüsse, Seen, Gräben, vermuthlich durch das ganze Gebiet ver-
breitet, aber vielfach nicht von der vorhergehenden oder der folgenden
Art unterschieden. In allen Gebieten des nördlichen Flachlandes, auch
in den Niederlanden, Belgien und Polen (aber bisher nicht auf den
Nordsee-Inseln) beobachtet. Aus den übrigen Theilen des Gebiets liegen
bisher nur sehr spärliche Angaben vor: Westfälisches Bergland in. der
Lenne, bei Bielefeld und Höxter (Beckhaus Fl. Westf. 1025). Karls-
ruhe: Moor zw. Graben und Huttenheim (Kneucker BV. Baden I. 414);
Mannheim: Sanddorf (Döll Fl. Bad. I. 459); Speier bis Worms und
im westlichen angrenzenden Berglande der Bayer. Pfalz zw. Kaisers-
lautern und Saarbrücken und bei Kirkel (Prantl 65, Dosch-Sceriba
3. Aufl. 105). Mittelfranken: Dinkelsbühl: Waltingen (v. Froelich nach
Bennett J. of Bot. XXXIL.203). Böhmen: Pardubitz(Celakovsky Böhm.
Potamogeton. 343
G. Wiss. 1888. 466). Lissa; Niemes (Fieber Pot. Böhm. 36). Seen des
(Französischen und) Schweizer Jura bis 1045 m ansteigend (Magnin SB.
'France XLIII. 446 Bennett bei Schröter Schweiz. BG. VI. 97).
Guin (Düdingen) und Vuadens Canton Freiburg. Cant. Bern: Roggwyl
bei Wangen a. d. Aare; Cant. Thurgau Ermatingen bei Constanz, Bennett
a.a. ©. Zürichsee bei Rapperschwyl und Wollishofen! (Schröter br.).
Cant. Wallis: Outre-Rhöne (Bennett a. a. O.). Nieder-Oesterreich:
Wien: Heustadl-Wasser im Prater; Moosbrunn (Beck ZBG. Wien
XLl. 64). Ungarn (Bennett bei Nyman Consp. 683) aber nicht in
Siebenbürgen (Simonkai 511). Küstenland: Canal delle Mee bei
Aquileja und Arsa-Canal bei Carpano im Brackwasser mit Ruppria
(Pospichal 38°). Montenegro: Riblje Jezero unter dem Mali Durmitor
(Pantocsek NV. Presburg 1872. 28). Bl. Juni—Aug.
P. m. Schrad. in Roem. u. Schult. Syst. III. 517 (1818) (blosser
Namen). Rchb. Ic. Fl. VII. 15 (1845). Sonder Fl. Hamb. 99 (1851).
Crepin Notes Pl. Belg. fasc. V 106 (1865) vgl. Bennett Journ. of
Bot, XXXII (1894) 203. P. compressum Fl. Dan. t. 203 (1765). Sm.
Engl. Bot. t. 418 (1796). Fl. Brit. 195. Mert. u. Koch Deutschl. Fl.
I. 856 (1823). Fieber Pot. Böhm. 36. Rchb. Ice. VII t. XXIV fig. 42.
P. pusillus var. interrüptus Schult. Oest. Fl. 2. ed. 328 (1814). P.
acutifolius Presl Fl. ech. 37 (1819) nicht Link. P. compressus
var. 8. acutus Schlechtendal Flora Berol. I. 117 (1823). P. pusillus a.
major Fr. Nov. ed. 2. 48. (1828) [nicht M. u. Koch Deutschl. Fl. I.
857 (1823)]. Koch Syn. ed. 2. 780. P. p. A. Cham. u. Schlechtend.
Linnaea II (1827) 171. P. pusillus var. latifolius Meyer Chloris
Hanov. 527 (1836). P. Friesii!) Rupr. Beitr. Pfl. Russ. Reich IV.
43. (1845). Nyman Consp. 683. Suppl. 287. Bennett Journ. of Bot.
XXVII (1890) 302. P. Oederi?) Meyer Fl. Hanov. Exec. 536 (1849).
Boreau Fl. Centr. Fr. 3 &d. 2. 601 (1857). P. compressus var. dimi-
dius Crepin Notes pl. Belg. fasc. IV. 44 (1864). P. rutilus Richter
Pl. Eur. I. 15 (1890) nach den Synonymen, obwohl P. mucronatus
„Nyman“ [welcher Autor den Namen P. Friesii voranstellt]- als
Synonym unter P. pusillus aufgeführt wird!). P. major Morong Naiad.
N.-Am. 41 (1893).
Ueber die Nomenclatur dieser Art vgl. auch Bennett (Journ. of Bot. XXIX -
[1891] 150). Nach reiflicher Erwägung haben wir uns aber doch entschlossen, gegen
die Ansicht dieses verdienstvollen Schriftstellers den seit einem halben Jahrhundert
(Sonder Fl. Hamb.) bei der grossen Mehrzahl der Floristen (auch den nächst
betheiligten Skandinaviern) gebräuchlich gewordenen Schrader’schen Namen beizu-
behalten. Selbstverständlich datirt der Prioritäts-Anspruch dieses Namens, der von
Roemer u. Schultes (a. a. O.) und Mertens u. Koch (I. 860) ‘ohne Kenntniss
seiner Bedeutung erwähnt wird, erst von 1845, in welchem Jahre er von Reichenbach
1) Vgl. S. 224.
2) Nach Georg Christian Oeder, * 1728 in Ansbach, + 1791 in Oldenburg,
‚Begründer des classischen Abbildungswerkes Flora Danica, welches von 1761 bis
auf die Gegenwart weitergeführt worden ist. In seinem vielbewegten Leben, in dem
er als Arzt, Professor, Finanzrath, Stiftsamtmann (in Drontheim) und zuletzt als
Landvogt (Richter) thätig war, hat sich O. grosse Verdienste um die Flora Schleswig-
'Holsteins, wie auch Dänemarks und Norwegens erworben.
344 Potamogetonaceae.
als Synonym seines P. compressus, der aber diesen Namen nicht behalten kann,
festgelegt wurde. Ruprecht kannte diese Publication und was er zur Begründung
seiner neuen Benennung P. Friesü anführt, ist um so weniger überzeugend, als
er die Authentieität der von Fries in Herb. normale ausgegebenen Exemplare an-
zweifelt. Eher wäre noch die Benennung G. F. W. Meyers sachlich berechtigt,
da in der That in der Flora Danica diese Pflanze schon 1765 unzweifelhaft gekenn-
zeichnet ist. Die Morong’sche Benennung ist ein schlagendes Beispiel für die Un-
zweckmässigkeit der Praxis, eine nur als Varietätnamen gedachte Bezeichnung für
eine Art zu verwenden; in diesem Falle wird überdies der Fries’sche Namen noch
durch den älteren Mertens und Koch’schen unanwendbar.
Von sehr eigenartiger Tracht; durch die reiche Verzweigung der Grundachse
bildet die Pflanze häufig dicht verfilzte, schwer entwirrbare Massen. Die Früchte
reifen sehr schnell; bald nachher, oft schon im Frühherbst, verschwindet die Pflanze
(vgl. auch Bennett Schweiz. BG. VI, 97).
(Nord- u. Mittel-Europa; in Frankreich bis zu den Pyrenäen, in
Russland östlich bis zum Ural; Nord-America südlich bis Mexico;
Süd-Africa? [Bennett Ann. Wien. Hof. VII. 291)). KH
125. X 131. P. gramineus X mucronatus s. S. 348.
132. (30.) P. pusillus. 9. In allen Theilen kleiner und feiner
als vor. Laubstengel meist kürzer (bis ?/a m lang), fast stielrund,
meist dünn, fädlich, meist weitläufig ästig mit meist 1,5 bis 3 (bis 7) cm
langen Stengelgliedern. Blätter schmal, meist 1,5 bis 3 (bis 5) em
lang, fädlich, bis 1,5 mm breit, meist 3- (selten 1-) nervig, ohne
Mittelstreifnetz, meist zugespitzt. Blatthäutchen bis fast 1 em
lang, breit, hinfällig, oft ausgefranzt, aber nieht in der Mitte zer-
spalten. Aehrenstiele bis fast 3 cm lang, fadenförmig. Früchtchen
meist wenig über 1 mm lang, glatt oder höckerig, sonst w. vor.
In Gräben, Tümpeln, seltener in grösseren Gewässern, durch das
ganze Gebiet, in der Ebene meist nicht selten (auch auf den Nordsee-
Inseln), im Gebirge weniger verbreitet, in den Alpen bis 2133 m an-
steigend (Lac de Fully im Canton Wallis, Christ Pflanzenl. 316).
Bl. Juni—Sept.
P. pusillum L. Sp. pl. ed. 1. 127 (1753). Bennett Journ. of
Bot. XXXIIL (1895) 373. Nyman Consp. 683 Suppl. 288. Richter Pl.
Eur. I. 15. P. p. C. u. D. Cham. u. Schlechtend. Linnaea II. (1827)
173. P. p. ß. u. y. Koch Syn. ed. 2. 780 (1844). P. Grisebächi ')
Heuffel ZBG. Wien VIII (1858) 200 (wie Simonk. Enum. pl. Transs.
511 zeigte, eine mit Kalk bez. Algen inkrustirte Pflanze!). Richter P].
Eur. br 15.
Sehr veränderlich in der Tracht und der Form und Grösse der Blätter. Die.
Formenreihe gliedert sich in folgender Weise:
A. Laubstengel dicht ästig, Stengelglieder kurz, meist nicht über 5 mm lang.
Blätter meist 1—1,5 mm breit.
1) Nach Heinrich Rudolf August Grisebach, Professor der Botanik in
Göttingen, * 1814 7 1879, einem namentlich um die Pflanzengeographie hochver-
dienten Forscher, der auch die Kenntniss der Pflanzenwelt des Gebietes, namentlich
des nordwestlichen und südöstlichen durch wichtige Arbeiten gefördert hat. Auf
dasselbe beziehen sich speciell: Ueber die Bildung des Torfs in den Emsmooren
(Göttinger Studien 1845). Ueber die Vegetationslinien des nordwestlichen Deutsch-
lands (a. a. OÖ. 1847). Gr. et Schenk, Iter hungarieum a. 1852 susceptum (Wieg-
manns Archiv XVIII. 1852).
Potamogeton. 345
I. ramosissimus. Laubstengelgabelästig. Blätter kürzer, stumpf. Aehren-
stiele meist nur 2—3 mal länger. als die Aehre... — Anscheinend selten, bis-
her nur in Brandenburg! Schlesien! Böhmen, Ostpreussen! Thüringen: Koburg!
(ausserhalb des Gebietes bei Montpellier Delile!) beobachtet. — P. p.
b. r. Aschers. Fl. Prov. Brandenb. I. 665 (1864). P. Berchtoldi a. a. r.
Fieber Potam. Böhm. 40 (1838).
II. squarrösus. Laubstengel gerade oder schwach knickig gebogen, in
jeder Blattachsel einen büscheligen, abstehenden Kurztrieb
tragend, dadurch fast gefiedert erscheinend. Blätter bis über 3 cm lang,
meist allmählich in eine scharfe Spitze verschmälert. — So bisher nur Prov.
Brandenburg: Menz bei Rheinsberg (P. Magnus!). — P. p. A. II. s. A. u.
G, Syn. I. 345 (1897).
B. Laubstengel weitläufig ästig. Stengelglieder meist 2—5 em lang.
I. Blätter meist 1—1,5 mm breit, 3nervig. P. p. «a. major Mert. u. Koch
Deutschl. Fl. I. 857 (1823) nicht Fries.
a. vulgäris. Mittelnerv der Blätter einzeln oder nur am Grunde von
zwei feinen Längsnerven begleitet. Seitennerven in der Mitte
zwischen dem Blattrande und dem Mittelnerven. Aehrenstiele meist nicht
über 15 mm lang. Früchtehen meist glatt. — Die bei weitem häufigste
Form. — P. p.b. v. Fries Nov. ed. 2. 48 (1828). Koch Syn. ed. 2. 780.
Rehb. Ie. VII. t. XXI fig. 38. P. p. C. Cham. u. Schlecht. Linnaea II
(1827) 172. P. p. Fieber Bot. Böhm. 40 (1838). Hierher die Unterabart
2. brevifolius (Meyer Chloris Hanov. 525 [1836]) mit meist nur
1'/’;—2 em langen Blättern. Meist nicht blühend. — So in stehenden
ruhigen Heidegewässern.
e b. Berehtöldil). Mittelnerv der Blätter von 2 feinen Längsnerven be-
gleitet. Seitennerven dem Blattrande etwas genähert. Aehrenstiele 3 bis
3!/gmal so lang als die Aehre. Früchtchen höckerig. — Mit der vorigen
Abart, sehr zerstreut, wohl oft übersehen. — P. p. B. Aschers. a. a. O.
664 (1864). P. Berchtoldi Fieber a. a. O. t. 4 fig. 21 (1838) z. T. vgl.
Bennett Journ. of Bot. XXXII (1894) 148. Rchb. Ie. VII. t. XXI fig. 37.
Hierher die Unterabart 2. elongatus (Bennett J. of Bot. XXIX [1891]
151). Röthlich überlaufen (an P. rutilus erinnernd). Stengelglieder bis 7,
Blätter bis 5 em lang, letztere oft spitz. Aehrenstiele steifer, Aehre
länger, Blüthen grösser. So im Canton Waat: Lac de Joux (Magnin!
SB. France XLIII. 446). Ungarn (Bennett a. a. O., in Nyman Consp.
683 als P. rutilus aufgeführt).
Wie schon Reichenbach (le. VII. 14) und Ascherson (a. a.-O.)
hervorheben, ist P. Berchtoldi auf äusserst veränderliche Charaktere
begründet. Bei einer Sichtung eines grösseren Materials zeigt sich denn
auch deutlich, dass die betreffenden Merkmale einzeln an dieser und jener
Form wieder auftreten, so dass es selbst schwer möglich erscheint,
P. pusillus in zwei Theile zu spalten, deren einer dem P. Berchtoldi
entspräche, ohne dabei so ausgezeichnet charakterisirte Formen wie A. I.
ramosissimus (den Fieber als Form von P. Berehtoldi unterschied) auf
beide vertheilen zu müssen. Nach der Gestalt der Blattspitze theilt Fieber
seinen P. Berchtoldi noch in @. muerondtus (a. a. ©. 40 [1838]). Blätter
stumpf mit feiner Haarspitze und ß. acumindtus (a. a. O. 41 [1838)).
Blätter lang zugespitzt.
II. Blätter fast fadenförmig, einnervig.
tenuissimus. Jedenfalls viel seltener als B. I. a. vulgaris; die
Verbreitung ist aber, da die Pflanze vielfach mit anderen Formen verwechselt
1) Friedrich Graf von Berchtold, * 1781 zu Platz in Böhmen, 7 1876 zu
Buchtowitz in Mähren ; 1804—1815 Arzt in Tu&ap bei Tabor; gab mit J. Sv. Presl
1821—1835 ein gross angelegtes botanisches Werk, Rostlinät (Kräuterbuch) heraus
und veröffentlichte 1836—43 eine unvollendet gebliebene Oeeonomisch-technische Flora
Böhmens, deren wirthschaftlichen Theil er selbst bearbeitete; der botanische Antheil
ist von Seidl, Opiz und Fieber verfasst. 1836— 1855 bereiste Graf B. einen
grossen Theil Europas, den Orient und Brasilien (Celakovskf br.).
346 Potamogetonaceae.
wurde, noch näher fest zu ne — P. p. #. t. Mert. u. Koch Deutschl,
Fl. I. 857 (1823). Koch Syn. ed. 780 nicht Rchb. Ic. Richter Pl. Eur.
I. 14. P. trichoides Schur ÖBZ. ee (1870) 281. — Hierher auch die
Unterabart b. paueiflorus (Schur Enum. Pl. Transs. 633 [1866]. P. sub-
trichodes Schur a. a. O. [1866]) mit nur 4- bis 6blüthigen Aehren.
Ueber die Nomenclatur vgl. Bennett Journ. of Bot. XXVI
(1889) 36.
(Ueber den grössten Theil der Erdoberfläche verbreitet, fehlt indess
in Australien und Polynesien.) *
125. X 132. P. gramineus X pusillus s. S. 348.
ß. Früchtchen halboval, mit geradem Spitzchen, rücken-
seits abgerundet, ohne Kiel.
133. (31.) P. rütilus. %. Unterscheidet sich von der Leitart
ausser in den angegebenen Merkmalen durch folgendes: Laubstengel
meist nicht über 4 dm lang, schwach zusammengedrückt, meist
nur am Grunde ästig. Blätter meist ziemlich schmal, die abgestorbenen
am Grunde des Stengels meist nicht verfaulend, oft noch lange er-
halten (dann strohfarben). Blatthäutchen etwas derb, meist spitz und an
der Spitze nicht ausgefranst. Aehrenstiele nach oben kaum verdickt.
Aehre meist schon zur Blüthezeit in etwas knäuelartig erscheinende
Quirle unterbrochen. Früchtchen sich oft spärlich. entwickelnd, 1,5
bis 2 m lang, glatt, etwas fettglänzend.
In Seen, seltener in Flüssen und Gräben; scheint im Gebiet die
Südgrenze zu erreichen. Im Nordostdeutschen Flachlande wohl allgemein
verbreitet, nur für Mecklenburg zweifelhaft, aus Schlesien noch nicht
bekannt, wohl aber aus dem nördl. Polen. Altmark! Schleswig-Holstein,
Münster, Niederlande Aus dem übrigen Gebiet liegen nur vereinzelte
Angaben vor: Westfalen: Tümpel an der Diemel bei Warburg (Beck-
haus 1025); Halle a. S.: Kl. Braschwitz!! Bernburg re
Krakau (Ilse!). Bl. Juli— Aug.
P. r. Wolfgang in Roem. u. Schult. Mant. III. 362 (1827).
Nyman Consp. 683. Suppl. 288. Richter Pl. Eur. I. 15 excel. Synon.
s.S. 343. Rehb. Ic. VII t. XXIH fig. 40. P. caespitösus Nolte herb.
nach Rchb. Ic. VII. 15 t. XXII fig. 41 (1845) als var. von P. rut.?
In der Tracht der vor. sehr ähnlich, aber meist oberwärts wenig ästig, zuletzt
rothbräunlich überlaufen. Die strohfarbenen Blattreste am Grunde des Stengels
geben der Pflanze besonders im Herbst oft ein eigenthümliches Aussehen. Nach
Tiselius (Pot. Suee. exs. fase. III [1897]. Notula ad Nr. 105) sind bei den jungen aus
Winterknospen hervorgegangenen Exemplaren die unteren Blätter kürzer und stumpf.
(Westliches und nordwestliches Russland; mittleres Schweden ;
Bornholm; England [Bennett Journ of Bot. XXXIII (1895) 24]
Frankreich: Calvados (Lenormand!) Nord-America.) *
2. Früchtchen fast halbkreisrund, das kurze gerade Spitz-
chen am oberen Ende der, unten mit einem Vorsprunge ver-
sehenen, sonst fast geradlinigen Bauchkante. Blätter
stets einnervig (vgl. P. pusillus B. I. tenuissimus).
Potamogeton. 347
134. (32.) P. trichoides!). 4. Grundachse fadenförmig, reich
verzweigt. Laubstengel 3 bis 5 dm lang, fadenförmig, dichter oder
weitläufig ästig, mit meist 2 bis 5 (bis 10) cm langen Stengelgliedern,
öfter mit verkürzten Zweigen (Blattbüscheln) in den Blattachseln.
Blätter etwas starr, meist 2 bis 3 (bis 5) em lang, sehr schmal,
meist fadenförmig, zugespitzt, ohne Quernerven. Blatthäutchen bis
7 mm lang, spitz, meist braun, sehr hinfällig. Geförderter Spross in der
Achsel des unteren Aehrenhüllblattes. Aehrenstiele fadenförmig, bis
fast 5 cm lang. Aehren armblüthig, 4- bis 8 blüthig, locker, meist nur
1 Früchtchen in jeder Blüthe. Früchtchen etwa 2 mm lang.
Gräben, Torfstiche, Teiche, seltner in Seen, im nördlichen und
mittleren Gebiet zerstreut oder selten, oft auf grössere Strecken fehlend;
aus den Niederlanden (sowie sämmtlichen Nordsee -Inseln), Schleswig,
Mecklenburg, Pommern, fast dem ganzen südwestlichen Deutschland (dort
nur Bayrische Pfalz: Winden zw. Landau und Weissenburg ([Prantl 65])
und der Schweiz (nur in der Nähe der Westgrenze am Fusse des Franz.
Jura in der Bresse), Ungarn, Kroatien, Siebenbürgen nicht bekannt oder
zweifelhaft; findet sich in den Oesterreichischen Alpenländern in Vorarl-
berg: Bregenz; Tirol: Zirl: Flaurling; Innsbruck: Ambras (Murr ÖBZ.
XXXIV. 87). Ober-Oesterreich: Hofmarkt Ibm (Vierhapper 14.
Jahresb. Gymn. Ried 36). Nieder-Oesterreich: Stockerau (Haring
ÖBZ. XXXV. 38); Kamp bei Zwettel (Beck Fl. N.-Oest. 21), Kärnten:
Warmbad Villach (Preissmann ÖBZ. XXXIV. 388). Hercegovina
(Bennett nach Nyman Consp. Suppl. 288). Im Mittelmeergebiet nur
im Oesterr. Küstenlande bei Pola (Freyn ZBG. Wien XXVII 429)
und auf Lussin (Haralid 29) angegeben, die erhaltenen Proben
scheinen uns aber nicht richtig bestimmt. Bl. Juni, Juli, an manchen
Orten nur spärlich; an anderen erscheint die Pflanze überhaupt unbe-
ständig.
| P. t. Cham. u. Schlechtend. Linnaea II. 175 (1827). Koch Syn.
ed. 2. 780. Nyman Consp. 683 Suppl. 288. Richter Pl. Eur. I. 15.
Crepin Notes pl. Belg. fasc. IV. 47, fase. V. 114. Rchb. Ic. VII. t. XXI
fig. 34. P. mondgynus I Gay in Webb et Berth. Phyt. Canar. III.
300 (1850).
Diese Art ist blühend einem sehr schmalblättrigen P. pusillus sehr ähnlich,
die Frucht aber viel grösser, durch ihre Form leicht zu unterscheiden ; die Pflanze
ist starrer und brüchiger, getrocknet schwärzlich.
Zerfällt in 2 Hauptformen:
A. condylocärpus?). Frucht über dem Grunde jederseits mit einem ziemlich
grossen Höcker; der Kiel höckerig gezähnt. — Die am meisten verbreitete
Form. — P.t. A. c. A. u. G. Syn. I. 347 (1897). P. condylocarpus Tausch Flora
XIX (1836) 423. Fieber Pot. Böhm. 43. Bennett J. of Bot. XXIX (1891) 76.
1) zgıgosudig haarähnlich, wegen der schmalen Blätter. .
= Von uovog einzeln, allein und yvvn Weib, weil sich meist nur ein Frücht-
chen in der Blüthe ausbildet.
3) Von #0v6vAog Gelenkknochen der Finger (daher auch Faustschlag), Ge-
schwulst, in der modernen anatomischen Kunstsprache Gelenkhöcker, und xaezög
Frucht.
348 Potamogetonaceae.
Rehb. Ie. VII. t. XXI fig. 35. P. tuberculatus Tenore u. Gussone Syll. Fl.
Neap. App. V. 4 (1842). P.t. a. t. Aschers. Fl. Brandenb. I. 665 (1864).
B. liocärpust). Frucht mit sehr schwachen Höckern, mit fast ganzrandigem
Kiele. — Bedeutend seltener, öfter mit vor. — P. t. b. I. Aschers. a. a. O.
(1864). P. trich. Cham. u. Schlechtend. a. a. O. t. 4 fig. 7. Rehb. a. a. ©.
(Südl. Schweden ; Dänemark (Bornholm, Falster); England; Irland;
Frankreich; Arragonien; Italien; Sicilien; Serbien; West- Russland
bis Petersburg, Kursk und Jekaterinoslaw; Algerien [Bennett J. of
Bot. XXIX 76]. Palaestina [P. Phialae?) Post Bull. Herb. Boiss. I.
409 (1893) nach Bennett a. a. O. III. 255]; Teneriffa ?). *
Bastarde.
6 E
125. X. 131. (33) P. gramineus X mucronatus. %. Laub-
stengel zusammengedrückt, sehr schlank, kaum über 1 mm dick, ge-
streckt, spärlich seitlich verzweigt; Stengelglieder mitunter länger als
die Blätter. Untergetauchte Blätter sitzend, flach, linealisch bis
lineallanzettlich, nach dem Grunde allmählich verschmälert,
bis 5 cm lang und meist nicht über 4 mm breit, scharf zugespitzt
oder stumpf, 3- bis 5-nervig, ohne Mittelstreifnetz, dunkel-oliven-
grün; am Grunde derselben 2 schwärzliche Höcker. Schwimmbl.
lanzettlich-eiförmig bis schmallanzettlich, bis 3,5 cm lang und
1 cm breit, häutig oder dünn lederartig, kurz (bis 1 cm lang) gestielt
oder sitzend. Blatthäutchen bis 1,5 cm lang, etwas derb, häutig
oder krautig. Aehrenstiele kurz bis 3 cm lang, nicht verdickt.
Aehre sehr kurz, bis 5 mm lang. Früchtchen klein, meist fehlschlagend.
Im Gebiet bisher nur in Lauenburg: Forstkrug zwischen Boitzen-
burg und Mölln (Nolte!). Neuere Bestätigung wäre sehr erwünscht.
P. 9. X m. A. u. G. Syn. I. 348 (1897). P. lanceolätus
Sm. Engl. Fl. I. 232 (1824). Cham. u. Schlechtend. Linnaea II (1827)
230. Babingt. Journ. of Bot. XIX (1881) 9, 54. Bennett a. a. O. 65.
t. 217. XX (1882) 20. Nyman Consp. 682. Suppl. 287. Richter P].
Eur. I. 13. P. heterophyllus X Friesii Fryer Journ. of Bot. XXXI
(1894) 339.
(Britische Inseln; Corfu [der von Bennett (Bull. Herb. Boiss. II.
257) erwähnte Fundort Cressidu Letourneux; die Pflanze ist von
Boissier (Fl. Or. V. 16) fraglich als P. rufescens aufgeführt)) %]
il.
125. x 132. P. gramineus x pusillus. 2]. Laubstengel zusammengedrückt,
fadenförmig, gabelig verzweigt; Stengelglieder kürzer als die Blätter. Untergetauchte
1) Von Aeiog glatt und zaordg Frucht.
2) Nach Phiala, dem classischen Namen des Fundorts, Birhet-er-Räm bei Banias,
welcher von Wetzstein mit dem biblischen See M&röm (M&-Röm, Josua XI, 5, 7)
identificirt wird, welehen man gewöhnlich in dem obersten Jordan-See Bahret-el-Hüle
(im Alterthum Samochonitis) sucht.
Potamogeton. 349
Blätter sitzend, flach, linealisch bis lineallanzettlich, nach dem Grunde allmählich ver-
schmälert, stumpf oder stumpflich, 3- bis 5-nervig, olivengrün; am Grunde jedes
Blattes zwei schwärzliche Höcker. Schwimmblätter häutig oder dünn leder-
artig, meist ziemlich lang gestielt, seltner sitzend, elliptisch-lanzettlich..
Blatthäutchen häutig, gestutzt. Aehren nicht beobachtet.
Bisher nur in Frankreich : Montemerle, Saöne et Loire (Gillot).
P. 9. x p. A. u. G. Syn. I. 348 (1897). P. rivuläris Gillot Magn. serin.
VI (1887) 118. Bull. Soc. Dauph. XIV. 584 (1887). Herb. [z. T., vgl. Bennett
in Bull. Hort. Boiss. III. 257] nach Fryer Journ. of Bot. XXXII (1894) 337. P.
heterophyllus X p., P. lanceolatus var. r. Fryer a. a. O. 338 (1894). P. rufescens
*P. r. Nyman Consp. Suppl. 287. Richter Pl. Eur. I. 12.
N. 3
127. x 130. P. erispus x obtusifölius. 2]. Laubstengel schlank, zu-
sammengedrückt, nur oberwärts ästig, mit oft zahlreichen kurzen Laub -
trieben in den Blattachseln. Blätter sitzend, flach, schmallinealisch, bis 4 mm
breit, am Grunde etwas verschmälert, 3nervig, kleingesägt oder mitunter
ganzrandig, meist dunkelgrün, trocken oft etwas röthlich überlaufen. Aehren-
stiele kurz, 1 bis 2 cm lang, nicht verdickt. Aehren wenigblüthig. Früchtchen
. fehlschlagend.
Bisher nur in England und vielleicht im Ussuri-Gebiet (Russ. Mandschurei)
(P. serrulätus Regel u. Maack (?) Tent. Fl. Ussur. 139 [1861] vgl. Fryer Journ. of
Bot. XXXII [1895] 2). Wohl sicher auch im Gebiet.
P. Benneitii!) [c. X o. (?)] Eryer a. a. O. 1 t. 348 (1895).
Tracht von P. obtusifolius resp. P. erispus B. b. longifolius (s. 8.336); durch den
zusammengedrückten Stengel und die (mitunter zahlreichen) Kurztriebe in den Blatt-
achseln und die kleingesägten, hin und wieder ganzrandigen Blätter sehr aus-
gezeichnet.
II. Coleophylli?) (Koch Syn. ed. 1. 677 [1837]. In Brandenb.:
Glaskraut). Blätter sämmtlich untergetaucht. Blattfläche nahe
unter dem oberen Ende der ziemlich langen, grünen, den Stengel
meist eng umgebenden Scheide abgehend, schmal-linealisch,
parallelrandig mit deutlichen Quernerven. Stengel rundlich-zusammen-
gedrückt, ästig. Greförderter Spross in der Achsel des unteren
Aehrenhüllblattes.
Gesammtart P. peetinätus.
135. (34.) P. peetinatus. %. Grundachse bis 1,5 mm dick,
reich gabelig verzweigt, im Herbst (wie auch einige Theile des Laub-
stengels) mit knollig angeschwollenen, den Winter überdauernden End-
gliedern. Laubstengel fadenförmig, bis 1 mm dick, bis fast 3 m (!).
lang, meist sehr dicht gabelästig, mit meist 1,5 bis 4 (bis 10) cm
langen Stengelgliedern. Blätter 2 bis 15 cm lang, bis 2,5 mm breit,
allmählich in eine scharfe bis fadenförmige Spitze verschmälert oder
abgerundet-stumpf, meist 3nervig (2 Nerven in der Nähe des Randes
verlaufend). Scheiden bis 5 cm lang. Blatthäutehen bis 1 cm lang,
stumpf, weisslich, zart, hinfällig oder grünlich, bleibend. Aehrenstiele
1) Nach Arthur Bennett in Croydon, * 19 Juni 1843, dem vorzüglichen
Kenner der Britischen Flora und vor Allem der Gattung Potamogeton (vgl. S. 302)..
Wir sind demselben für manche freundlich ertheilte Aufschlüsse verpflichtet.
2) Von xoAsög Scheide und pöAAov Blatt.
350 Potamogetonaceae.
meist 4 bis 6 (bis 25) cm lang, fadenförmig. Aehre bis 5 cm lang,
locker oder (häufig schon in der Blüthe) unterbrochen. Früchtchen
gelbbraun, 4 mm lang (schief-breit-eiförmig), fast halbkreis-
rund bis fast kugelig, rückenseits gekielt oder abgerundet,
das kurze Spitzchen an dem oberen Ende der geradlinigen
bis schwach convexen Bauchkante stehend.
In Flüssen, Seen, Gräben, in stehenden, wie in stark fliessenden
Gewässern im ganzen Gebiet meist häufig (auch auf den Nordsee-Inseln),
nicht selten auch im Brackwasser und in den Buchten der Ostsee
(Putziger Wiek!!) auch im Hintergrunde des Ombla-Busens bei Ragusa!!
ausgedehnte Bestände bildend, hier nicht selten ganz untergetaucht
blühend und fruchtend (!.. In den Alpen bis 1600 m aufsteigend.
Bl. Juni— Aug. |
P. pectinatum L. Sp. pl. ed. 1. 127 (1753). Cham. u. Schl.
Linnaea II (1827) 164. Koch Syn. ed. 2. 781. Nyman Consp. 684.
Suppl. 288. Richter Pl. Eur. I. 15. Rchb. Ice. VII. t. XIX. fig. 30.
Eine in der Tracht und in der Blattform sehr veränderliche Art. Die Haupt-
formen gliedern sich in folgender Reihe:
A. Laubstengel dieht gabelästig.. Blätter einnervig. Früchtchen gekielt oder
ungekielt. »
scopärius. Pflanze zart. Stengelglieder oberwärts meist nicht über
2 cm lang. Blätter fadenartig, kaum 1 mm breit. Aehrenstiele häufig beträchtlich
verlängert. — So in stehenden Gewässern, gern in Gräben mit Salzwasser,
auch in Seen und in den Buchten der Östsee!! — P. p. s. Wallr. Sched.
erit. 68 (1822). Rchb. Ie. VII. t. XIX fig. 30. $#. P.p. B. Cham. u. Schlecht.
a. a. OÖ. 165 (1827). P. p. ß. submarinus Fries Nov. fl. Suec. ed. 2. 53
(1828). P. p. ö. Mert. u. Koch Deutschl. Fl. 858 (1823). P. p. b. setäceus
Meyer Chloris Hanov. 526 (1836). P.p. ce. tenuis Meyer Fl. Hanov. exe. 537
(1849). — Hierher gehört auch die im Gebiet neuerdings nicht wieder aufge-
fundene Unterabart 2. drupäceus (P.p. ß. drupdcea Koch herb. nach O.F.
Lang Flora II [1846] 472 vgl. Bennett Journ. of Bot. XXXI [1893] 133.
P. d. ©. F. Lang a. a. O. [1846] vgl. Koch Syn. ed. 2. 781 [unter P. marinus]
und 1028). Früchtehen schief breit-eiförmig, ungekielt, von einem sehr
kurzen breiten Spitzchen gekrönt. — Im Gebiet bisher nur in Hannover:
Eisseler See bei Verden (Lang! a. a. O.) und bei Leipzig: Stötteritz (W. Ger-
hard!). (Sieilien !!).
B. Laubstengel- weitläufig ästig. Blätter breiter, mehrnervig. Früchtehen
gekielt.
I. Blätter (wenigstens die oberen alle) 3nervig, allmählich in eine faden-
förmige Spitze verschmälert. Blatthäutchen weisslich, meist
hinfällig. Früchtchen halbkreisförmig.
a. vulgäris. Blattscheiden zart, wenig dieker als der Stengel.
Blätter nicht über 1 mm breit. — Die bei weitem häufigste Form. —
P. p. C. v. Cham. u. Schlecht. Linnaea II (1827) 165.
b. interrüptus. Blattscheiden derb, etwas aufgeblasen, wenigstens die
unteren 2 bis 3mal dieker als der Stengel. Blätter am Grunde
1!/’e bis 2 mm breit. — So in Flüssen und stark fliessenden Gräben nicht
selten. Meist nicht blühend. — P. p. b. it. Aschers. Fl. Prov. Brandenb. I.
666 (1864). Bennett Journ. of Bot. XXIX. 307 (1891). P.t. Kitaibel in
Schultes Oest. Fl. ed. 2. 328 (1814). P. Vaillantii!) Roem. u. Schult.
Syst. III. 514 (1818). Rehb. Ie. t. VII. t. XIX fig. 31. P. p. var. dicho-
1) Nach Sebastien Vaillant, * 1669 + 1722, einem der bedeutendsten fran-
zösischen Botaniker zu Anfang des vorigen Jahrhunderts. Schrieb u. a. 1718
Sermo de struetura florum. Erst nach seinem Tode erschien 1723 sein in mehreren
Auflagen und Bearbeitungen herausgegebenes Hauptwerk Botanieon Parisiense.
Potamogeton. sol
tomus!) Wallr. Sched. erit. 68 (1822). P. p. A. Cham. u. Schlecht. a. a. O.
(1827). — Hierher (als Synonym?) auch der von Babington (Man. Brit.
Bot. ed. 3. 343 [1851]) beschriebene P. flabellätus (vgl. auch Cr&pin Notes
Pl. Belg. fasc. IV. 45 [1864]. Fryer Journ. of Bot. XXVI [1883] 297.
Beeby Journ. of Bot. XXVII [1889] 58. Nyman Consp. Suppl. 288.
Richter Pl. Eur. I. 15. Bennett Journ. of Bot. XXVII [1890] 299.
Schweiz. BG. VI. 97. P. juneifolius Kerner bei Fritsch ZBG. Wien XLV.
364 [1895] Fl. Austr. Hung. 2693! Der von Bennett [Schweiz. BG. a.a.O.]
hierher gezogene P. p. var. latifolius Meyer Chlor. Hanov. 526 [1836]
gehört wohl eher zur Rasse B. II. zosteraceus. P. p. var. fl. Crep. a.a. 0.
47 [1864]). Pot. flab. soll ausgezeichnet sein durch nur im Frühjahr er-
zeugte (zur Blüthezeit bereits abgestorbene) breitlinealische plötzlich zu-
gespitzte 3- bis 5-nervige Blätter, fächerartig auseinander tretende Laub-
stengel und die mit mit fast gerader Bauch- (Innen-) seite versehenen, rücken-
seits gekielten Früchtehen, Merkmale, die alle der Abart interruptus zu-
. kommen. Uns vorliegende Exemplare aus England weichen in nichts von
unserem interruptus ab. Von Bennett aus der Schweiz (a. a. O.) mehr-
fach angegeben. — Ganz ähnlich verhält es sich mit dem ebenfalls
hierher gehörigen 2. vaginatus (A. u. G. Syn. I. 351 [1897]. P. v.
Turez. Bull. Soc. Mose. [1837] 102 [1838 blosser Name] XXVI.
[1854] 66. Kihlman Medd. soc. f. fl. Fenn. 1887. 1. Sep. 1888 112.
Almquist in Hartm. Handb. Skand. Fl. 12. Uppl. I. 55. Bennett a. a. O.
Nyman Consp. Suppl. 288). Ueberwintert (nicht wie P. p. vulgaris und
nach Forel bei Bennett Schweiz. BG. VI. 98 auch P. flabellatus nur
durch Rhizomknollen, sondern die ganzen Laubstengel bleiben während
des Winters grün). Blattscheiden mitunter am Grunde des Laubstengels
ohne oder mit verkürzter Spreite. Früchtchen etwas kleiner (bis 3 mm
lang), aussen (rückenseits) mit schwachem (besonders getrocknet undeut-
lichem) Kiel. Nach Bennetta.a.0. Mecklenburg, Genfer-!, Vierwaldstätter-
und Bodensee; Wien. Sonst nur in Skandinavien und Sibirien, Finnland.
G. Hochreutiner (Bull. Herb. Boiss. V. 12 [1897]) bezweifelt die
Identität dieser Form mit P. v. und nennt sie P. p. v. fuviatilis (Schübler
Mart. Fl. Würt. 111 [1834)).
II. Blätter 3- bis 5 nervig, mit ganz parallelen Rändern, an der Spitze
(wenigstens die unteren) stumpf-abgerundet oder die oberen zu-
gespitzt, stachelspitzig. Blatthäutchen meist grünlich, etwas
derb. Hierher die Rasse
zosteräceus. Pflanze kräftig. Blattscheiden mindestens
3mal so dick als der Stengel, meist nicht deutlich von
ihrem Blatt abgesetzt. Blätter bis 2,5 mm breit, derb. Aechren
lang gestielt. Früchtehen fast kugelig. In Süss- und Brackwasser.
Bisher fast nur im Norddeutschen Flachlande, selten. Hamburg(Klatt!)
Schleswig-Holstein: Königsau zw. Schottburg und Hjortlund (Lange
Haandb. 4. Udg. 201). Mecklenburg: in der Nebel bei Güstrow
(John! vgl. Caspary VN. Meckl. XVIII 212). Kummerower-See
bei Aalbude (Krause Meckl. Fl. 10). Pommern: Kolberg: Pferde-
wiesen!! Westpreussen: In der Beka am Putziger Wiek!! wohl in
den Buchten der Ostsee verbreitete. Kr. Schlochau: Zahnefliess
b. Hammerstein (Caspary PÖG. Königsb. XXIX. 89). Königsberg:
Pregel 1865 (Caspary nach Abromeit br.). Kr. Allenstein: See
Orczolek bei Bergfriede 1869 (Caspary a. a. OÖ. XXI. 51). Ausser-
dem nur Prov. Hessen-Nassau: Soden bei Allendorf a. d. Werra
1) diydromog zweitheilig, in zwei Theile zerspalten, wegen der zweitheilig
verzweigten Stengel,
802 Potamogetonaceae.
(Ilse!) und Baden: Tauber bei Waldenhausen (Mertin, Döll FI.
Bad. 458). (Sonst nur im mittleren Schweden und Finnland.)
P. p. z. Caspary PÖG. XXIX. 89 (1888). P. z. Fries Nov. Fl.
Suec. ed. 2. 51 (1832). Nyman Consp. 683. Richter Pl. Eur. I. 15.
Rehb. Ie. VII t. XX. fig. 33. P. marinus Hartm. Handb. Scand.
Fl. 3. Uppl. 41 (1838). P. p. b. luxürians Döll a. a. O. (1857).
Wird nicht selten in grossen Massen zur Düngung auf die Aecker gefahren (!),
die knollig angeschwollene Grundachse wird nach Berchtold (Fieber Pot. Böhm. 50)
als Schweinefutter benutzt.
(Ueber den grössten Theil der Erdoberfläche verbreitet, überschreitet
aber den nördlichen Polarkreis nur wenig (in Norwegen bis zur Insel-
gruppe Vesteraalen jenseits der Lofoten unter dem 69°.) *
136. (35.) P. filiformis. 4. Unterscheidet sich von der Leitart
durch Folgendes: Laubstengel nur am Grunde dicht gabelästig, meist
nicht über 3 dm lang. Blätter sehr schmal, meist fadenförmig, 1 nervig.
Scheiden selten über 1,5 cm lang, Blatthäutchen meist kurz, bis 7 mm
lang, zart, hinfällig. Aehrenstiele verlängert, meist 5 bis 7 cm lang,
fadenförmig. Aehre meist durch grosse Zwischenräume unterbrochen.
Früchtchen kaum halb so gross als bei der Leitart, etwa
2 mm lang, schief-oval, rückenseits abgerundet, mit sehr
kurzem fast über der Mitte des Früchtchens liegendem
Spitzchen, grünlich.
Seen mit Sand- und steinigem Grunde, seltner in Bächen, aus-
nahmsweise in Brackwasser in der Nähe der Küste, nur im nördlichen
Flachlande und im Alpengebiet, dort bis 2133 m (Lac de Fully, Cant.
Wallis) Christ Pfl.-Leben 316) ansteigend.. Am meisten verbreitet in
der Moränenlandschaft östlich der Elbe: Ost-! und Westpreussen! Polen.
Posen! Prov. Brandenburg!! Pommern! (hier auch in Strandseen
[Köslin: Jamunder See: Doms!] und Meeresbuchten [Kl. Jasmunder
Bodden auf Rügen Boll]) und Mecklenburg! Im Nordwesten mit
Sicherheit nur im Dümmer-See. Hochgelegene Seen des (Französischen
und) Schweizer Jura! De&p. Alpes-Maritimes und Basses-Alpes. Dauphine,
Savoyen! Schweiz, hier auch ausserhalb des Gebirges: Sihl-Canal in
Zürich (Käser nach Bennett bei Schröter Schweiz. BG. VI. 99).
Nord-Tiroler, Bayrische und Salzburger Alpen: (Allgäu: die Angabe
Seealper-See 1620 m als P. pectinatus bei Sendtner Süd-Bayern 867
bezieht sich wohl auf diese Art, vgl. Hausmann Fl. Tirol 824;
vermuthlich auch die im Plan-See bei Reutte). Leutasch (Murr!)
Achen-See (G. A. Fintelmann!) Reichenhall: Thum-See (Kny!)
[Salzburg (Sauter ÖBW. V. 347) fraglich Fritsch br... Auch in der
Oberbayerischen Ebene: Tutzing am Starnberger See (Bornmüller BV.
Thür. NF. VI. 17). Süd-Tirol: Reschen-See im obersten Vintschgau;
Alpe zw. Gröden und Badia; Seiser Alpe; S. Pellegrino in Fleims
(Hausmann Fl. Tir. 824, 1486). Kärnten: Klagenfurt (Wulfen Fl.
Nor. 221; Gail bei der Möderndorfer Brücke (Prohaska CarinthiaLXXXV.
1895. 223). Die Angaben aus Salzwasser in Ungarn (Kerner OBZ.
XXVII 133) und Küstenland (Freyn DBG. Wien XXVI. 429.
\
Potamogeton. 353
Tomnasini Veglia 61, Pospichal 39) von denen nur theilweise Proben
vorlagen, beziehen sich wohl sämmtlich auf Formen der vorhergehenden
Art. Auch die Angaben aus der Hercegovina und Montenegro (Pan-
toesek NV. Pressb. 1872. 95) bedürfen sehr der Bestätigung. Bl.
Juni— Aug.
P. f. Pers. Syn. I. 152 (1805). Nolte Novit. 20 (1826). Cham. u.
Schl. Linnaea II (1827) 167 vgl. Bennett Journ. of Bot. XXVIII
(1890) 301. P. marinum L. Sp. pl. ed. 1. 127 (1753) z. T.? (nicht
Herb.) All. Fl. Pedem. I. 240. Fr. Nov. Pl. Suec. 54. Meyer Chloris
Hanov. 526. Koch Syn. ed. 2. 781. Nyman Consp. 684. Suppl. 288.
Richter Pl. Eur. I. 15. Rchb. Ic. VII t. XVII fig. 27. P. sefäceum
Schum. En. pl. Saell. I. 51 (1801) nicht L. P. fasciculätus Woltg.
in Roem. u. Schult. Mant. III. 364 (1827) vgl. Bennett Journ. of
Bot. XXIX [1891] 76). Rchb. Ic. VII. t. XVII fig. 28, 29 (als
Form v. P. mar. mit kurzen Aehrenstielen).
Aendert ab: B. alpinus (P. mar. a. Blytt Norg. Fl. I. 370 [1861].
Almguist in Hartm. Handb. Skand. Fl. 12. Uppl. 55). In allen Theilen grösser
und kräftiger, Laubstengel stärker ästig, Blätter 1 mm breit, Früchtchen etwas
grösser. — Bisher nur in Skandinavien.
Ueber die Benennung dieser Art vgl. Bennett a. a. OÖ. Die im Herb. Linn&
als P. marinus liegenden Exemplare sind nichts als Formen von P. pectinatus.
(Nördliches und westliches Russland; Skandinavien (dort meist im
Brackwasser der Meeresbuchten); Dänemark: Faer-Oer; Island; Schott-
land; Irland; Asien; Australien [Bennett Journ. of Bot. xXXV Bei
177. XXIX (1891) 76]; Africa; America.)
135. x 136. P. pectinätus x filiförmis. 9. In der Tracht P. filiformis
ähnlich. Blätter meist etwas breit, flach, einnervig, in eine scharfe Spitze ver-
schmälert. Früchtehen fehlschlagend.
Bisher nur in Skandinavien, mehrfach beobachtet.
P. p. x f. A.u.G. Syn. I. 353 (1897). P. f. x peetinata Almquist in Hartm.
Handb. Skand. Fl. 12. Uppl. 55 (1889). P. Sweeicus Richter Pl. Eur. I. 15
(1890).
B. Enantiophylli!) (Koch Syn. ed. 1. 678 [1837]). Groenländıa?)
Gay Compt. rend. Ac. Sc. Paris XXXVII[1854] 703). Blätter bis auf _
diejenigen der Grundackse paarweise (selten zu 3) genähert, fast
gegenständig, sämmtlich untergetaucht, mit halbstengelumfassendem
Grunde sitzend, ohne Scheide, nur das oberste der Aehre voran-
1) Von &vavriog gegenüber und pö//ov Blatt, wegen der fast gegenständigen
Blätter.
2) Nach Johannes Grönland, * 8. April 1824 zu Altona, 7 13. Febr. 1891
zu Dahme, Lehrer an der Landwirthschaftsschule daselbst, von 1853—1870 in Paris
wohnhaft. Von seinen botanischen Arbeiten, welche grösstentheils die Pflanzenanatomie
betreffen, ist besonders wichtig diejenige über die Entwickelungsgeschichte der Blüthen
von Zostera (Botan. Zeitung 1852). Ferner entfaltete er eine reiche Thätigkeit als
Schriftsteller über Gartenbotanik. Seine Untersuchungen über die Bastarde von
Triticum und Aegilops haben wesentlich zur Entscheidung der wichtigen Frage bei-
getragen.
Ascherson u. Graebner, Synopsis. ]. 23
354 Potamogetonaceae.
gehende oder beide mit in 2 längliche Seitenhälften getrenntem, oft
nur einseitigem, alle übrigen ohne Blatthäutchen.
137. (36.) P. densus. 9 ? (nach Sauvageau in Journ. de
Botanique 1894 sich wenigstens im mittleren Frankreich „wie eine
© Pflanze verhaltend“). Grundachse etwas über 1 mm dick, ziemlich
lang kriechend, mehr oder weniger verzweigt. Laubstengel rundlich, bis
3 dm lang, bis 2 mm dick, mehr oder weniger ästig, oberwärts meist
gabelästig, mit sehr kurzen (1 mm) bis 6 cm langen Stengelgliedern.
Blätter (5 mm bis) meist 1,5 bis 2,5 (bis 3) cm lang, bis 15 mm
breit, nach der Spitze verschmälert, spitz oder stumpf, nicht stachel-
spitzig, besonders nach der Spitze zu gezähnelt, mit deutlichem
Mittelstreifnetz und entfernten unregelmässigen Quernerven. Aehren-
stil 5 bis 15 mm lang, kürzer als die Blätter, nach der Blüthe
zurückgekrümmt. Aehre 5 bis 10 mm lang, wenigblüthig. Frücht-
chen etwa 3 mm lang, rundlich, aussen scharf gekielt mit bis
fast 1 mm langem hakenförmig leere Spitzchen.
In seichten, fliessenden Gewässern mit klarem Wasser, Quellgräben
und Bächen, seltener in Seen, zerstreut oder sehr zerstreut durch das
Gebiet, meist in der Ebene, nicht über 900 m ansteigend, auf grössere
Strecken fast oder völlig fehlend; erreicht im Gebiet die ÖOstgrenze.
Am wenigsten verbreitet im östlichen Gebiet. In Mecklenburg nur in
der Elbmarsch, in Pommern und Schlesien fehlend, für Brandenburg sehr
zweifelhaft, da die älteren Angaben (Potsdam 1844 Grunow! Schwieloch-
See Rabenhorst) neuerdings keine Bestätigung gefunden haben, in
Schlesien fehlend, in Posen nur bei Czarnikau (Straehler! DBM. XI.
146) in Westpreussen nur bei Danzig, in ÖOstpreussen nur bei Königs-
berg (Abromeit PÖG. XXVI. 38); [die Angaben in Polen bedürfen
neuerer Bestätigung; die in Galizien bei Krakau ist unbegründet
(Zalewski br.)]; in Ungarn nur bei Pressburg und Budapest, in Sieben-
“ bürgen an wenigen Orten (Sim. 511); in Kroatien: Posavaina und Lonjsko
Polje (Schlosser u. Vuk. 1111). Im Küstenlande, Dalmatien, Bosnien
und Hercegovina nicht beobachtet. Bl. Juni—Aug.
P. densum L. Sp. pl. ed. 1. 126 (1753) erw. Cham. u. Schlecht.
Linnaea II (1827) 160. Koch Syn. ed. 2. 781. Nyman Consp. 683.
"Richter Pl. Eur. 1 15. Rchb. Ic. VII. t. XXVII fig. 46—49.
In der Tracht und der Blattbreite sehr veränderlich, zerfällt in folgende Haupt-
formen:
A. Blätter breit eiförmig, zugespitzt, 5- bis 7-nervig.
rigidus. Blätter meist rinnig zusammengefaltet, zurückgebogen; alle,
oder doch die oberen sehr genähert dieht aneinander liegend. Häufig nicht
blühend. — So meist in Gräben und Seen. — P. d. r. Opiz bei Fieber Pot.
Böhm. 13 (1838). P. densum L. a. a. ©. (1753). Rchb. Ice. a. a. O. fig. 48, 49.
P. d. [«.] Mert. u. Koch Deutschl. Fl. 859 (1823). Koch Syn. ed. 2. 781.
P. d. A. Cham. u. Schlecht. a. a. O. (1827). — In der Tracht dem P. per-
foliatus A. sehr ähnlich.
B. Blätter schmäler, lanzettlich, mit fast geraden Seiten, 3-nervig. — P. d. p. laxi-
folwus Gren. et Godr. Fl. France III. 320 (1855).
I. serrätus. Stengelglieder länger. Blätter lanzettlich, meist flach oder wenig
rinnig, gerade. — Meist in rascher fliessenden Flüssen, Bächen und Mühl-
Potamogeton. Ruppia. 355
gräben, häufiger als vor. — P.d. b. s. Aschers. Fl. Brand. I. 667 (1864).
P. serratum L. a. a. O. (1753). P. oppositifolium Lam. u. DC. Fl. Fr. II.
186 (1805). P.d. 8. lancifolius Mert. u. Koch a. a.0. (1823). Koch Syn.a.a. 0.
P. d. B. b. Cham. u. Schlecht. a. a. O. (1827). P. d. a. major Meyer Chloris
Hanov. 527 (1836). Bennett a. a. O0. P. d. ß. opp. Rehb. Ie. a. a. O.
fig. 47 (1845).
U. setäceus. Blätter lineallanzettlich, nicht über 3 mm breit, sonst wie vor.
— Selten, in stark fliessendem klarem Wasser. — P.d. «.s. Rehb. Ie. VII.
18. t. XX VII fig. 46 (1845). P. setaceum L. a. a. O. 127 (1753). P. oppos.
ß. angustifolium Lam. u. DC. a. a. OÖ. V. 311 (1815). P. d. y. angusti-
folius Mert. u. Koch a. a.0. 860 (1823). Meyer Fl. Hanov. exe. 538. Koch
Syn. ed. 2. 781. P.d. B. a. Cham, u. Schlecht. a. a. O. (1827). P. d.
ß. laxus Opiz a. a. O. (1838).
Arcangeli (Comp. ed. 1. 643 [1882]) beschreibt eine var. stipulätus mit
deutlichem Blatthäutchen [ob an allen Blättern?] aus den Seen von Avigliana zw.
Turin und Susa, also an der Grenze unseres Gebietes. Der Versuch, Be zur
Ansicht zu erhalten, blieb erfolglos. Jedenfalls scheint die Möglichkeit nicht aus-
geschlossen, dass hier eine Verwechselung mit P. perfoliatus A. II. pseudodensus
(S. 314) stattgefunden hat.
Diese Art wird neuerdings in Anstalten für künstliche Fischzucht zum Schutz
der Brut, und um das Wasser klar zu erhalten, angepflanzt, so z. B. in Hüningen
bei Basel und von da aus übertragen, in Tzschetzschnow bei Frankfurt a. O.!!
(Dänemark; Norwegen: Kristiania; südwestl. Schweden: Halland;
Britische Inseln; Frankreich; Mittelmeergebiet [auch Nord-Africa, Klein-
asien, Syrien und Armenien]; Serbien; südliches Asien [Bennett Journ.
of Bot. XXXIII (1895) 371]. Die Angaben aus Nord-America sind
nach Bennett [a. a. OÖ. XXIX (1891) 76] irrthümlich.) *|
40. RUPPIA!).
12 Gen. Bl. :led.-3,, 277] ed. 5: 6111754] Nat:- PR. IEo1,.210:
( pP
Vgl. S. 301.. Bis auf die Blüthenähre ganz untergetaucht. Laub-
stengel kriechend, an den Knoten wurzelnd, traubig ästig, die dem
Blüthenstande vorhergehenden Glieder meist fluthend. Die Verzweigung
aus den Achseln der der Aehre vorhergehenden genäherten beiden
Blätter wie bei den meisten Potamogeton-Arten; der geförderte Spross
auch hier aus der Achsel des oberen derselben. Blätter zweizeilig,
abwechselnd, lineal-fadenförmig, ohne deutliche Quernerven, am Grunde
verbreitert, scheidenartig, mit je 2 Achselschüppchen. Aehre end-
ständig, nur scheinbar seitenständig (vgl. S. 302), vor dem Auf-
blühen von den bauchig erweiterten Scheiden der beiden ihr voraus-
gehenden Laubblätter eingeschlossen. - Antheren fast sitzend,‘ mit ge-
trennten nierenförmigen, nach aussen aufspringenden und sich bald
1) Nach Heinrich Bernhard Rupp (vielleicht Ruppe, latinisirt Ruppius),
* 1688 + 1719, Verfasser der Flora Jenensis (Jena 1718), einem der gründlichsten
Erforscher der Mitteldeutschen Flora. Das Leben und Wirken dieses ebenso ab-
sonderlichen wie genialen Mannes ist kürzlich von H. Fitting in seiner Geschichte
‚der Halle’schen Floristik (Z. Naturw. Leipzig LXIX [1897] 304 ff.) eingehend
behandelt worden.
3 23*
356 Potamogetonaceae.
von dem schuppenförmigen Mittelbande ablösenden Hälften. Samen-
anlage von der Spitze der Höhlung des Fruchtknotens herabhängend,
anfangs geradläufig, nach der Befruchtung halbkrummläufig. Narben
sitzend, schildförmig oder vertieft. Früchtchen steinfruchtartig, bei der
Keimung sich mit dreieckigem Deckelchen öffnend. Keimling grössten-
theils aus dem stark angeschwollenen hypokotylen Gliede bestehend;
an der oberen Fläche das etwas eingekrümmte Keimblatt und nahe
demselben die Hauptwurzel hervortretend.
Nur eine Art von der Tracht der Potamogeton-Arten aus der Seet. Coleophylli,
in Salz- und Brackwasser über den grössten Theil der Erde DEROPR doch selten
im freien Meere.
138. R. maritima. (Ital.: Erba da chiossi, bei Venedig). 9. Laub-
stengel bis 4 dm lang, fädlich mit bis 5 cm langen Stengelgliedern.
Blätter meist fädlich, selten bis wenig über 1 mm breit, mit der Scheide
bis 1 dm lang, fein zugespitzt; Scheide bis über 2 mm breit. Aehren-
stiel bis über 1 dm lang.
In Gräben und Tümpeln in der Nähe der Küsten oder in Lagunen,
Buchten und Altwässern der Meere; viel seltener im Binnenlande.
R. m. L. Sp. pl. ed. 1. 127 (1753), Mert. u. Koch Deutschl.
Fl. I. 861 (1823). Aschers. Nat. Pfl. II. 1. 210.
Zerfällt in einige für das Gesammtgebiet der Art noch nicht genügend geschiedene
Unterarten, die meist durch Uebergänge mit einander verbunden sind. Im Gebiet
die folgenden beiden:
A. R. spiralis. Meist kräftig. Blätter bis über 1 mm breit.
Aehrenstiel sehr verlängert, nach der Befruchtung spiralig
zusammengerollt. Blüthen proterandrisch! Antherenhälften länglich.
Stiel der meist schief eiförmigen Früchtchen wenigstens 3—4 mal so
lang als diese.
Im Gebiet nur in der Nähe der Küsten. Mit Sicherheit bisher
bekannt: Belgien. Niederlande! Ostfriesische Insel Norderney (Hb.
Sonder!) Schleswig-Holstein in und an der Nordsee! und ÖOstsee!!
(vgl. Prahl Krit. Flora DH. 210). Mecklenburg: Dassow; Wismar
(Griewank!) Poel (Wüstnei!). Neu-Vorpommern: Zingst! Stralsund;
Rügen; Greifswald! (vgl. Marsson 497). Provence z. B. Camargue!
Toulon! Hyeres. Triest!! Istrien: Pola!! Dalmatien: Zupa-Thal!! Die
aus dem Anfang des Jahrh. stammende, seitdem nicht bestätigte Angabe
bei Göttingen ist gänzlich unverbürgt und höchst unwahrscheinlich
(vgl. Nöldeke Fl. Goett. 94). Bl. Mai—Herbst.
R. s. L. herb. Dumort. Fl. Belg. 164 (1827). Nyman Consp.
684. Suppl. 288. Richter Pl. Eur: I. 16. Schlegel in Hartman Handb.
Skand. Fl. 12. Uppl. 56. R. m. a. sp. Moris! St. Sard. el. I. 43 (1827).
R. m. Koch Syn. ed. 1. 678 (1837) ed. 2. 781. Rchb. Ic. VII. t. XVII fig. 26.
Deieduszyckia !) limnöbia?) Rehmann ÖBZ. XVIII (1868) 374. Richter
1) Nach dem Grafen Wiodzimirz (Wladimir) Dzieduszycki in Lemberg,
* 1824, Dr. phil., k. k. Geheimen Rath (Zalewski br.), einem freigebigen Mäcen
der Wissenschaft und durch eigene Arbeiten um die Ornithologie verdienten Forscher.
2) Von Aluvn Sumpf, Teich und $ı6@ lebe.
Ruppia. 307
Pl. Eur. I. 288 vgl. Aschers. bei Delpino Soc. It. Se. nat. XIII. 185,
186 (1870) und BZ. XXIX (1871) 465. |
(Wohl über das ganze Gebiet der Art verbreitet; gesehen von der
Westküste Schwedens [in Norwegen bis zu den Lofoten nach Schlegel
a. a. OÖ. 57]; England; der Nord-, West- und Südküste Frankreichs;
Spanien; Corsica; Ischia; Sicilien ; Constantinopel; Südrussland (Rehmann!)
Griechenland; Aegypten!! Japan; Australien; Polynesien; Nord- und
Süd-America). *
B. R. rostelläata. Zarter als d. v. Scheiden der der Aehre
vorhergehenden Blätter etwas schmäler. Aehrenstiel ziemlich kurz,
meist nicht 3 cm lang, nach der Befruchtung nicht spiralförmig
zusammengerollt, gerade oder etwas zurückgekrümmt. Blüthen pro-
terogyn! Staubbeutelhälften rundlich. Stiel der oft fast halbmond-
förmigen, deutlich geschnäbelten Früchtchen um das Mehr- bis Viel-
fache länger als dieselben.
An den Küsten und in der Nähe derselben meist verbreitet, an
der Nord- und Ostsee (östlich bis zum Putziger Wiek!!) häufiger, an
den Mittelmeerküsten (Marseille! Antibes Thuret u. Bornet nach
Ardoino 385. Triest Portenschlag! Duino Stur nach Marchesetti
Fl. Trieste 516) meist seltener als die vorige; aus Istrien und Dalmatien
nicht angegeben. Ausserdem an vereinzelten Orten des Binnenlandes:
Lothringen: Marsal. Hannover: in der Fösse zw. den Vororten Linden
und Limmer 1896 (Beckmann!) Thüringen: Numburg bei Sonders-
hausen früher (Irmisch!) Frankenhausen! Artern (in einem Graben,
dessen Wasser 21/2 Procent NaCl enthält)! Weissensee (Buddensieg
Irmischia 1885. V. 40). Halle: Amsdorf am ehemaligen Salzsee noch
1884, jetzt verschwunden (Aug. Schulz br.). Stassfurt (noch 1865
Beckmann!) Siebenbürgen (nur Abart B.). Bl. Juni—.Herbst.
R. r. Koch in Rchb. Ic. pl. erit. H. 66 t. CLXXIV fig. 306
(1824). Syn. ed. 2. 782. Nyman Consp. 685 Suppl. 289. Richter Pl.
Eur. I. 16. Rchb. Ic. Fl. Germ. VII 10. t. XVII fig. 25. R. m. var.
rosträta Agardh Physiographiska Sällskapets Ärsberättelse 6. Maj 1823.
37. Aschers. in Ascherson u. Schweinfurth Il. Fl. Eg. Mö&m. Inst.
Eg. II. 144 (1887). Nat. Pfl. II. 1. 210 [durch Schreibfehler mit der
Autorität „M. u. Koch“). R. mar. 8. minor Mert. u. Koch Deutschl.
Fl. I. 861 (1823). R. obligua G. F. W. Meyer h. nach Meyer Chloris
Hanov. 527 (1836). R. m. L. Wästg. Resan und herb. nach Schlegel
a. a. O. 57 (1889).
Hierher gehört die Abart B. obliqua. Frucht grösser (bis doppelt so gross)
in ein kurzes gerades Spitzchen verlängert. — Bisher nur in Siebenbürgen : Hidegszamos ;
Szamosfalva; Torda (Janka!) Salzburg (Vizakna)! Sösfalva. — R. r. B. o. A. u.
G. Syn. I. 357 (1897). R. o. Schur bei Griseb. u. Schenk It. hung. in Wiegm. u.
"Erichs. Arch. XVII. 355 (1852). Verh. Siebenb. Ver. X. 1859. 112. Sert. Fl. Transs.
70 nieht G. F. W. Meyer. R. transsilvänieca1) Schur ÖBZ. X (1860) 356.
Ferner die Rasse:
1) Transsilvanieus, Siebenbürgisch.
358 Potamogetonaceae.
C. breviröstris. Meist in allen Theilen noch kleiner und
feiner als der Typus. - Aehrenstiel meist nur 3 bis 5 mm lang, nach
der Befruchtung abwärts gebogen. Früchtchen klein, so lang oder
selbst länger als ihr Stiel, spitz aber kaum geschnäbelt.
Viel seltener als der Typus. Bisher beobachtet: Schleswig-Holstein:
Schlei-Ufer bei Winning (Frölich 1824! vgl. Prahl krit. Fl. II. 210);
Heiligenhafen F. Müller! Travemünde (Hb. Sonder!) Mecklenburg:
Warnemünde (Link!) Neu-Vorpommern: Zingster Stromschaar (Holtz!)
Westpreussen: Halbinsel Hela (H. v. Klinggräff 1883!) Provence:
Toulon: Castignaux!
R. r. C.b. A.u. G. Syn. I. 358 (1897). .R. m. b. Agardh a.a.O.
(1823). R. m. b. recta Moris! St. Sard. el. I. 43 (1827). R. brachypus !)
J. Gay in Coss. Not. qu. pl. erit. I. 10 (1848). Nyman Consp. 685
Suppl. 289. Richter Pl. Eur. I. 16. R. r. 8. brach. Marsson Fl. v.
Neuvorp. 498 (1869). R. m. brach. Schlegel a. a. O. 57 (1889).
Aehnelt infolge der kurzgestielten Früchtchen bei flüchtiger Betrachtung einer
Zannichellia. Aendert ab: II.intermedia (A. u. G. Syn. I. 358 [1897]. R. i.
Thedenius Bot. Not. 1887 83. R. brach. i. Schlegel a. a. O. 57 [1889]. Nyman Consp.
Suppl. 289 [1890]). Aehrenstiele und Stielchen der Früchtchen etwas verlängert,
letztere bis doppelt so lang als das Früchtchen. So an der Ostsee mit der typischen
Rasse und öfter (z. B. bei Warnemünde und auf Hela) ohne dieselbe.
(Verbreitung der Unterart: Vermuthlich über das ganze Gebiet
der Art; Exemplare gesehen aus Schweden; Norwegen [dort nach
Schlegel a. a.O. bis Nordland: Ranen (66° 20°)]; Dänemark; Eng-
land; Frankreich; Spanien; Italien!! Griechenland; Cypern; Aegypten!!
Algerien; Indien; Korea; Nord- und Süd-America; Polynesien) *
(Die Rasse brevirostris ausserhalb des Gebiets beobachtet: SW. Finn-
land; Mittel- und Süd-Schweden; Dänemark; Süd-Frankreich: Dep.
Gard: Aigues-mortes; Balearen ; Sardinien; Venedig: Chioggia ; Algerien.)
1*|
Der oben (8. 356) angeführte ital. -»Name deutet wohl darauf hin, dass die
dichten Bestände den Fischen, besonders den Hechten (chiozzi) Schutz gewähren.
CYMODOCEEAE.
(Aschers. Nat. Pfl. II. 1 [1889].)
9.28.,.205,
9 Arten, von denen 7 vorwiegend in den Tropen (darunter die beiden Arten
der Gattung Diplanthera 2) |Du Petit Thouars Nova Gen. Madag. 3 (1806) nicht
R. Br. Halodüle 3) Endl. Gen. Suppl. I. 1368 (1841)]), 1 in der nördlichen, 1 in
der südlichen gemässigten Zone.
I) Von #gayös kurz und zoös Fuss, in der botanischen Künstsprache für
Stiel gebräuchlich (vgl. S. 161 Fussnote 1). /
*) Von dinkoög doppelt und avdnod s. S. 223 Fussnote 2. Die sonst wie
bei Cymodocea beschaffenen Antheren stehen auf ungleicher Höhe an ihrem Träger.
3) Von d/g Salzfluth und 6od/n Sklavin, hier soviel als ‚Geliebte‘ ; Anspielung
zu dem Namen der marinen Hydrocharitaceen-Gattung Halöphila (Du Petit Thouars
a. a. O. 2 [1806)).
Ruppia. Cymodocea. | 359
Bei uns nur die Gattung
41. CYMODOCKA!).
(Koen. in Koen. u. Sims Ann. Bot. II [1805] 96 t. 7. Nat. Pfl. II.
| 1. 210.)
Grundachse kriechend, langlebig, mit zahlreichen, oft (besonders
am Ende der Jahrestriebe an den Hauptsprossen und an den kurzen
Seitensprossen) genäherten ringförmigen Blattnarben. Laubblätter alle
erundständig mit mehr oder weniger verlängerten offnen Scheiden, zahl-
reiche zuletzt braunwerdende Secretzellen enthaltend. Blatthäutchen meist
mit je 2 ansehnlichen Oehrchen. Achselschüppchen mehr oder weniger
zahlreich. Blüthen zweihäusig; männliche aus 2 seitlich der Länge
nach verbundenen Staubblättern mit 2-fächerigen der Länge nach
aufspringenden, in ein pfriemliches Spitzchen auslaufenden Hälften ;
weibliche aus 2 nebeneinanderstehenden Fruchtblättern mit je 2 faden-
förmigen Narben auf kurzem Griffel bestehend. Samenanlage von der Spitze
des Fruchtknotens hängend, fast geradläufig.. Früchtchen (bei unserer
Art) steinfruchtartig, zusammengedrückt, gekielt, mit fast knöcherner,
auch bei der Keimung nicht aufspringender Steinschale Keimling
grösstentheils aus dem hypokotylen Gliede bestehend; die Stelle der
Hauptwurzel seitlich, das Keimblatt seitlich oben.
7 Arten; ausser der unsrigen, 5 vorwiegend in den Tropen (1 in Westindien,
die übrigen von Ost-Africa bis Polynesien) und 1 in der südlichen gemässigten Zone
(an den Küsten Australiens).
Bei uns nur die Untergattung:
Phycugröstis?) (Aschers. Linnaea XXXV. 160 [1867]. Nat.
Pfl. I. 1. 210. Phucagrostis?) Willd. Sp. pl. IV. 649 [1806]). Laub-
triebe kurz. Vegetationsorgane mit weiten Lufträumen. Laubblätter
flach, oberwärts ‚gezähnelt. Blüthen einzeln.
3 Arten, davon 2 im Indischen und Stillen Ocean, bei uns nur
139. C. nodosa. 9. Grundachse ziemlich starr, bis etwa 4 mm dick
mit sehr kurzen oder an den Hauptsprossen bis 7 em langen Stengel-
gliedern, an den Knoten etwas verdickt. Laubblätter schmal linealisch,
grasartig, 7nervig, bis etwa 3 dm lang, meist 2 bis 3 mm breit,
an der Spitze abgerundet, oberwärts klein gezähnelt. Die 1,5 cm
langen verbundenen Staubblätter etwa 5 cm lang gestielt. Narben bis
3 cm lang. Früchtchen sitzend, breit oval bis fast kreisförmig,
graubraun, etwa 8 mm lang, münzenartig abgeflacht, an den Kanten
mit ganzrandigem (bei der Keimung sich häufig ablösendem) Kiele.
1) Nach’ der Nereide Kovwoöorn; nicht allzu correet gebildet.
2) Vgl. S. 299 Fussnote 1 und 300 Fussnote 2.
360 Potamogetonaceae.
Im Mittelmeer und der Adria, auf Schlamm- und Sandgrund bis
zu einer Wassertiefe von 3 m, oft grössere Bestände bildend, häufig
mit Zostera nana, an der unteren Grenze mit Z. marina gemischt.
Provence! Riviera!! Meerbusen von Triest!! Istrien!! Quarnero-Inseln
(Hara£i6 22)! Kroatien (Smith ZBG. Wien XXVIIL 378). Dalmatien!!
Bl. April—Juni, an den meisten Orten wohl spärlich (wir haben Blüthen
nur von Antibes [Bornet!] und Lussin gesehen); Fr. Juli—Sept.
(© n. Aschers. Sitzb. Ges. Naturf. Fr. Berl. 1867. 4. Richter Pl.
Eur. I. 16. Zostera nodosa Ueria Pl. ad Linn. op. add. n. 30 (um
1790). CO. aequörea Koen. in Koen. u. Sims Ann. Bot. II. 96 (1805).
Phucagrostis major Cavol. Phucagr. Theophr. &v9. 13. t. 1 (1792)
[als Gattung s. S. 299 u. 300 Fussnote 2.] Willd. in Sp. pl. IV. 649
(1806). Bornet Ann. Sc. nat. 5. ser. I. 1 ff. (1864). Z. mediterränea
DC. Fl. fr. UI. 154 (1805). Z. marina angustifolia Freyn ZBG.
Wien XX VII. 43 (1877) nach Freyn! br. und vielleicht auch Pospichal
Fl. Oestr. Küstenl. I. 34 (1897) nicht Hornem.
In der Tracht der Zostera marina nicht unähnlich, jedoch auch im nieht-
blühenden Zustande durch die purpurne, stellenweise durch Blattnarben dicht ge-
ringelte Grundachse und die oberwärts gezähnelten Blätter leicht zu unterscheiden,
(Mittelmeer; Atlantische Küste der Iberischen Halbinsel (bis
Cadiz nachgewiesen) und Africas bis Senegambien; Canarische Inseln.)
«I
ZANNICHELLIEAE.
(Kunth Enum. pl. III. 123 [1841].)
6 SA 5) |
Uebersicht der Gattungen.
A. Männliche Blüthen ohne Blüthenhülle, weibliche mit
ungetheilter becherförmiger Blüthenhülle und 2—6 (meist 4)
schwach gekrümmten Fruchtblättern. Zannichellia.
B. Männliche Blüthen mit 3-zähniger, kurz-becherförmiger
Blüthenhülle, weibliche mit 3 getrennten Blüthenhüll-
blättern und 3 geraden Fruchtblättern. Althenia.
42. ZANNICHELLIA!).
([Micheli Nov. pl. gen. 34. L. Gen. pl. ed. 1. 278 (1737)] ed. 5. 416 [1754].
Na. P217.1,7248))
Dän.: Vandkrans; böhm.: Sejdratka.)
Vgl. oben. Grundachse kriechend, wie die meist sehr verzweigten
Stengel zart, mit bis 4 em von einander entfernten Blättern. Am
Grunde jedes Sprosses ein scheidenartiges Niederblatt; in der Achsel
1) Nach Gian Girolamo Zannichelli, * 1662 * 1729, Apotheker in Venedig,
einem hervorragenden Kenner der dortigen Flora. Er schrieb mehrere Werke über die
Flora Venedigs; die von seinem Sohne Gian Giacomo 1730 und 1735 herausgegebenen
Opuscula botanica posthuma etc. behandeln ausser der Flora seiner Heimatstadt
besonders die von Istrien und den anliegenden Inseln.
Cymodocea. Zannichellia. 361
des untersten Laubblattes der horizontale Fortsetzungsspross, während
der Sprossgipfel als Laubspross weiter wächst. ‘ Blattstellungsebene des
Zweiges mit der der Abstammungsachse fast rechtwinklig sich kreuzend.
Laubstengel kriechend, an allen Knoten wurzelnd, oder im oberen Theile
fluthend. Laubblätter schmal’ linealisch, mit grossem stengelumfassendem
Blatthäutehen und 2 Achselschüppchen. Blüthen einhäusig; weibliche
endständig, meist kurz gestielt; in der Achsel des unteren der beiden
vorausgehenden Laubblätter eine langgestielte männliche Blüthe, in
der Achsel des oberen meist wieder eine weibliche mit vorausgehendem
Laubblatt, welche Verzweigung sich wiederholen kann. Männliche
Blüthen aus 1 bis 2 (sich im letzteren Falle die Rückenseiten zu-
wendenden) sitzenden Antheren mit lineal-länglichen 2 fächerigen Hälften
und kurzer Mittelbandspitze. Fruchtblätter zusammengedrückt, in einen
deutlichen Griffel mit schildförmiger Narbe ausgehend. Samenanlage
von der Spitze des Fruchtknotens hängend, geradläufig. Früchtchen
sitzend oder gestielt, öfter rückenseits, selten beiderseits mit einem nicht
selten gezähnten Flügel (dessen Zähne zuletzt nach Zerstörung des
Parenchyms als Stacheln frei werden), lederartig, bei der Keimung in
2 gleiche Klappen aufreissend. Keimling mit hakenförmig eingekrümm-
tem Keimblatt. Hauptwurzel grundständig.
Nur eine über den grössten Theil der Erdoberfläche in Süss- und Salzwasser
(selten im freien Meere) verbreitete Art.
140. Z. palustris. %. Laubstengel (Scheinachsen) bis 5 dm lang
mit bis 2 cm langen Stengelgliedern. Laubblätter 1 bis fast 10 cm
lang, fadenförmig oder bis 2 mm breit, meist in eine feine Spitze ver-
schmälert. Früchtchen bis 2 mm lang, sitzend oder mit bis fast 1 mm
langem Stiel.
In stehenden und fliessenden Gewässern, in süssem und Brack-
wasser im ganzen Gebiet zerstreut, besonders häufig in den Küsten-
gegenden, auch auf den Nordsee-Inseln,; bis zu einer Meereshöhe von
800 m ansteigend. Bl. Mai—Herbst.
Z. p. L. Sp. pl. ed. 1. 969 (1753). Aschers. Fl. Prov. Brand. 1.
668. Richter Pl. Eur. I. 17.
Von der Tracht des Potamogeton pusillus, aber durch die angegebenen Merk-
male besonders im Fruchtzustande leicht zu unterscheiden. In der Tracht, der Länge
der Stengel, Grösse der Blätter, Zahl der Fruchtblätter, Länge der Früchtehen und
Griffel, Form und Flügelbildung der ersteren, in dem Fehlen oder Vorhandensein
eines zweiten Staubblattes sehr veränderlich ; indess lassen sich constante Formen,
die einen bestimmten Verbreitungsbezirk haben, kaum ausscheiden. J. Gay unter-
schied vor etwa einem halben Jahrhundert zwei Arten, welche er selbst allerdings
nie beschrieben hat: Z. brachystemon!) (in Reuter Cat. Grain. Jard. Gen®ve
1854 4) mit kurzgestielter männlicher Blüthe mit einer Anthere und Z. macro-
stemon?) (in Willkomm et Lange Prod. Fl. Hisp. I. [1861]) mit langgestielter
männlicher Blüthe mit zwei Antheren. Auf die Unbeständigkeit der Zahl der
1) Von Boayds kurz und orjumwv (lat. stamen) der Aufzug (Kette) am Web-
stuhl; der letztere Ausdruck wird von Plinius für einen fadenähnlichen Theil der
Lilienblüthe, vielleicht die Filamente, gebraucht; bei den Neueren für das Staubblatt.
2) Von uazoos lang und ornuwv.
362 Potamogetonaceae.
Antheren hat schon Irmisch (Flora XXXIV [1851] 92) hingewiesen ; die zweite
tritt besonders an kräftigen Exemplaren auf und besitzt mitunter nur eine (nicht
einmal immer vollständige) Hälfte. Dass dies Merkmal mit den übrigen zur Unter-
scheidung der Formen angewandten nicht solidarisch ist, geht daraus hervor, dass
von Lloyd (Flore de l’Ouest de la France 428 [1854]), dem Grenier u. Godron (Fl.
France III. 320 [1855]) grösstentheils gefolgt sind, der Z. palustris (= Rasse B.)
allgemein „4fächrige“‘, der Z. dentata (= Rasse A.) „2fächrige“ Antheren zuge-
schrieben werden, während Boissier (Fl. Or. V. 15 [1881]) umgekehrt der Rasse A.
mit Z. macrostemon, B. dagegen mit Z. brachystemon identificirt; ebenso ziehen
P. Nielsen (Bot. Tidschr. V. [1872] 204) und Lange (Haandbog 4. Uppl. 204
[1886]) Z. macrostemon zu ihrer Z. marına, die unserer Rasse A, entspricht. J. Gay
selbst hat in A. Brauns Herbar sämmtliches Material aus unserem Gebiet für Z.
brachystemon erklärt; von ihm als solche bezeichnete Z. maerostemon liegt als vom
nächsten Fundort von Ourville, Dep. de la Mauche vor. Eher lässt sich die schon
von Willdenow (Sp. pl. IV. 181 [1805]) vorgenommene, von Steinheil (Ann. se.
nat. 2. ser. IX. 94, 95 [1838]), Lloyd und Grenier u. Godron (früher auch von Gay)
anerkannte Trennung einer Z. dentata mit deutlich und Z. palustris mit undeutlich
gezähnter Narbe mit der Unterscheidung unserer beiden Rassen vereinigen. Indess
behält die von Ascherson Fl. Brand. I. 668 gemachte Bemerkung Geltung, dass bei den
fluthenden Formen sich meist längere Griffel und weniger deutlich gezähnte Narben
finden, und fügen hinzu, dass bei diesen auch die Zahl der Früchtchen häufig auf
2 herabsinkt und dieselben häufiger nach der Befruchtung gestielt erscheinen. Die
Hauptformen gliedern sich in folgende Reihen:
A. genuina. Früchtehen sitzend oder sehr kurz gestielt, doppelt so
lang als der Griffel oder länger. Narbe kreisrund, meist gezähnt.
Z. p. a. g. Aschers. a. a. O. (1864). Z. dentäta Willd. Sp. pl.
IV. 181 (1805). Z. pal. Prahl Krit. Fl. v. Schl.-Holst. II. 210
(1890). Z. pal. und polycäarpa!) Nolte Nov. Fl. Hols. 75 (1826).
Koch syn. ed. 2. 782. Nyman Consp. 684 Suppl. 288. Z. marina
und Z. polyc. Nielsen a. a. 0.204, 206 (1872). Langea. a.O. 204, 205.
Zerfällt in folgende Abarten:
I. Laubstengel kriechend.
a. repens. Pflanze klein, meist nicht über 1 dm lang, meistens reich verzweigt.
Blätter schmal, oft fadenförmig. — Meist in stehendem, flachem Wasser,
an den Rändern von Seen und Teichen, besonders in Dorftümpeln, seltener
in stagnirenden Gräben. — Z. p. a. r. Koch Syn. ed. 1. 679 (1837).
Z. r. Boenninghausen Prodr. Fl. Monast. 272 (1824). Rehb. Ice. VII.
t. XVI fig. 20. Z. tenuis Reut. Cat. Gr. Jard. Genev. 1854. 4. Gremli
Exec. Fl. Schweiz 3. Aufl. 352 (1878) nicht 1. Aufl. (1867). Nyman Consp.
684 Suppl. 288 (zarte Form mit nur halb so grossen Früchtchen!). Z. p.
B. minor Schur ÖBZ. XX (1870) 203. — Hierher die Unterabart 2. poly-
cärpal) (Prahl a. a. O. [1890]. Richter Pl. Eur. I. 17 [1890]. Z. pol.
Nolte Nov. fl. Hols. 75 [1826]. Rehb.: Ic. a. a. O. fig. 23). Früchtchen
3—6, 3—4mal so lang als der Griffel. — So in Salzwasser an der Nord-
und Ostseeküste: Schleswig-Holstein: Brunsbüttel (Sonder nach Koch
Syn. ed. 2. 1029); Angeln: Beveroe! Kiel!! Heiligenhafen! (und Fehmern)!
Pommern: Heringsdorf; Swinemünde (Ruthe!! BV. Brand. XXXI. 248).
Dievenow (Seehaus!) Westpreussen: Zarnowitzer See!! Putziger Wiek
bei Beka!! auch im Binnenlande: Mecklenburg: Salzquelle zw. Neuen-
kirchen und Reinsdorf unw. Schwaan (Krause Meckl. Fl. 13). Manche
Exemplare aus Süsswasser, wie von Tempelhof bei Berlin!! Dahazöw
b. Sandomierz in Süd-Polen (Piotrowski!) und von Constanz (Leiner!)
1) Von zo/ds viel und zaonds Frucht, die Früchte erscheinen bei dieser
Form wegen ‚der häufig ziemlich kurzen Stengelglieder oft dichter gestellt als an
den übrigen.
Zannichellia. | 363
haben fast ebenso kurze Griffel. Sonst nur im nördlichen Europa (Finn-
land, Gouv. Archangel, Russische Ostsee-Proyinzen, Skandinavien, Däne-
mark, Island, Schottland und Irland) beobachtet.
b. Roseniil). Pflanze etwas kräftiger. Blätter etwas dicklich, undeutlich
Snervig. Früchte sitzend, rückenseits geflügelt-gezähnt. — Bisher nur in
Schweden. — Z. p. f. R. Richter Pl. Eur. I. 17 (1890). Z. R. Wall-
man Bot. Not. 1840 43 vgl. Flora Litteratber. XI. (1841) 18.
II. Laubstengel fluthend, bis 5 dm lang.
major. Pflanze in allen Theilen grösser und kräftiger. Blätter bis
2 mm breit, flach. Früchtehen oft nur 2. — In Gräben mit fliessendem
Wasser, in starken Quellen, z. B. in der Pader in Paderborn, dort als
„Padergras‘‘ bekannt, in der grossen Quelle in Mühlberg Kr. Erfurt!! in
der Donauquelle in Donaueschingen (Brunner!) auch gern in Brack-
wasser in den Buchten und Strandseen der Meere. — Z.p. ß. m. Koch Syn.
ed. 1. 679 (1837). Z. m. Boenningh. Rehb. in Moessl. Handbk. ed. 2. III. 1591
(1829). Rchb. Ie. a. a. O. fig. 24 (die Originalexemplare sind in Salz-
wasser gesammelt und nähern sich wegen des ziemlich langen Griffels der
Rasse B.!) Z. pedunculäta a. stagnälis Rehb. Fl. Germ. exe. I. 7 (1830).
Fl. Germ. exs. 501! Ic.a. a. ©. 21 (Form mit länger gestielten Früchtchen).
B. pedicelläta. Laubstengel meist fluthend. Früchtchen oft nur 2,
meist bis 1 mm lang gestielt, so lang oder wenig länger als
der Griffel. Narbe oft eiförmig, meist-undeutlich gezähnt.
Meist in Lachen, Bächen und Gräben mit salzhaltigem Wasser,
seltener. So bes. in der Nähe der Nord- und Südküste, wenig ver-
breitet im Binnenlande; gesehen oder mehr oder weniger glaubhaft
angegeben aus der Rheinprovinz: Emmersweiher bei Saarbrücken
(Winter in Wirtgen Herb. pl. sel. Rhen. 270!) Westfalen: Salz-
kotten!! Unterfranken: Kissingen (Prantl Exc./fl. Bayern 65).
Thüringen: Waltershausen ; Rudolstadt (Vogel 3); Numburg bei
Sondershausen!! Weissensee; Tretenburg (Buddensieg Irmischia
V [1885] 40). In den Florengebieten von Halle a. S.! Stassfurt!
nach Magdeburg! Südl. Polen: Owezary bei Busk, Gouv. Kielce
(Rostafinski 91). Galizien: Sydzyna; Podgörze; Janöw; Bia-
lobrzegi im Solee (Knapp 75). KNieder-Oesterreich: Mooshbrunn ;
Engabrunn (Beck Fl. N.Oe. 22). Ungarn: Akasztö Ct. Pest
(Haynald in Kerner Fl. Austr. Hung. exs. 2695!) Siebenbürgen
(nur II. b.). Kroatien: Velika Gorica (Schlosser u. V uket. Syll. 3).
Z. pal. ß. p. Wahlenberg und Rosen Nova Acta Upsal. VIII. 227,
254 (1821). Z. maritima Nolte Novit. Fl. Holsat. 75 (1826).
Z. pal. y. stipitäta Koch Syn. ed. 1. 679 (1837). Z. digyna?)
J. Gay in Breb. Fl. Norm. &d. 2. 252 (1839). Z. pedie. Buch.-Ham.
nach Wall. Cat. n. 5185. Fries Mant. 3. 133 (1842). Koch Syn.
ed. 2. 782. Nyman Consp. 684 Suppl. 288. Z. peltäta Bertol. Fl.
Ital. X. 10 (1854). (Form mit sitzenden Früchtchen und grosser,
kreisrunder, gezähnter Narbe.) Z. p. b. dentäta Richter Pl. Eur.
% 17 (1890%
1) Nach dem Entdecker J. P.Ros@n, welcher mit G. Wahlenberg in Nova Acta
Upsal. VII (1821) 203—257 einen Aufsatz Gothlandiae plantae rariores veröffentlichte.
2) Von öı- zwei- und yo»); Weib d. h. Fruchtblatt, Griffel.
364 | Potamogetonaceae.
Zerfällt in die Abarten:
I. Laubstengel kriechend.
radicans. Laubstengel und Blätter meist fein, fadenförmig. — In
flachem Wasser. — Z. p. B. I. r. A. u. G. Syn. I. 364 (1897). Z. r. Wall-
man Bot. Not. 1840 44 vgl. Flora Litteraturb. XI (1841) 20. Z. repens
Wallman a. a. ©. nicht Boenningh.
II. Laubstengel fluthend.
a. Früchtehen (ohne Stiel und Griffel) ca. 2 mm lang.
1. peduneuläta. Früchtchen nur am Rückenrande gezähnt. — Die ver-
breitetere Form. — Z. p. B. II. a. 1. p. A. u. G. Syn. I. 364 (1897). Z. p.
var. b. maritima Rchb. Fl. Germ. exe. I. 7 (1830). (Fl. Germ. exs. 302).
2. gibberösa. Früchtchen beiderseits gezähnt. — Viel seltner; zuerst von
Hübener (und Sonder vgl. Fl. Hamburg. 481) in der Elbe bei Blankenese
unterhalb Hamburg gesammelt. — Z. p. B. II. a. 2. g. A. u. G. Syn. I. 364
(1897)31.2,,9.' Behb...a. a0; (1830)...Ie.. a... O, .fig.. 22,
b. Früchtehen (ohne Stiel und Griffel) wenig über 1 mm lang.
aculeäta. Früchtehen zuletzt am Rücken bestachelt. — So bisher
nur in Nieder-Oesterreich: Wien: Moosbrunn (Dichtl DBM. I. 149).
Siebenbürgen: Torda (Janka! Barth). Z. p. B. II. b. a. A. u. G. Syn.
I. 364 (1897). Z. a. Schur ÖBZ. XX (1870) 203.
(Fast über die ganze Erde verbreitet, fehlt in Australien) %*
43. ALTHENIA!)
(Fr. Petit in Ann. Sc. Observ. I [1829] 451. Nat.» Pfl. I.’ 1.213.
DBelvälia?) Delile Flora XIII [1830] 2. 455.)
Vgl. S. 360. . Tracht und Sprossverhältnisse wie bei der vorigen
Gattung, aber Pflanze viel zarter. Blätter fast borstenförmig mit durch-
sichtig häutiger Scheide und kurzem Blatthäutchen, die oberen fast ohne
Scheide und auf das Blatthäutchen reducirt. Blüthen 2- oder 1-häusig,
männliche mit 3 zweifächerigen der Länge nach verbundenen oder
(bei unserer Art) mit einer einfächerigen Anthere. Fruchtblätter eylindrisch,
gestielt, in einen deutlichen Griffel ausgehend. Samenanlage von der
Spitze des Fruchtknotens hängend. Früchtchen etwas zusammenge-
drückt, derb lederartig. Keimling mit spiralig eingerolltem Keimblatt.
Hauptwurzel grundständig.
Ausser unserer Art noch 3—4 Arten in West- und Süd-Australien, Tasmanien
und Neu-Seeland.
141. A. filiformis. %, bis 5 dm hoch. Blätter bis 4 cm lang mit bis
5 mm langer Scheide. Blüthen einhäusig. Nur ein Staubblatt.
Früchtehen etwa 2 mm lang, fast 1 mm breit mit etwa ebenso langem
Griffel.
Bisher nur im Mittelmeergebiet an der Südwest-Grenze in Ba
1) Nach P. Althen, welcher die Cultur des Krapps in Frankreich einführte
(Memoire de la eulture de la garance. Paris 1772).
2) Nach Pierre Richer de Belleval, * 1564 7 1632, Gründer des Bo-
tanischen Gartens in Montpellier (1598) und einem Nachkommen desselben, Charles
de Belleval, welcher 1826 eine poetische Schilderung, Rn meridionales de la
Flore de Montpellier veröffentlichte.
Zannichellia. Althenia. 365
seen (sobald das Wasser austrocknet, sofort absterbend [Barrandon u.
Flahault bei Sauvageau ‘Ann. sc. nat. 7. ser. XIII. 261]. BI.
Mai—Sept.
A. f. Fr. Petit Ann. Sc. Observ. I. (1829) 451. Nyman Consp.
684 Suppl. 288 erw. Richter Pl. Eur. I. 17. „Alteinia setacea Petit“
Del. Zannichellia vaginalis Del. und Belvalia 'australis Del. in
Flora XIII (1830) 2. 455. Alth. s. Kunth Enum. III. 126 (1841).
Die ersten Veröffentlichungen über diese Pflanze haben zu einem unerqguick-
lichen Streite geführt. Delile entdeckte zuerst 1823 bei Montpellier eine von
ihm als neu erkannte Brackwasserpflanze, die er in seinem Herbar, mit sorgfältiger
Beschreibung und Abbildung versehen, als Zannichellia vaginalis niederlegte. Er
war daher mit Recht sehr unangenehm berührt, als ihm Petit, welcher seine Pflanze
erst 1829 aufgefunden und dem er Einsicht in seine Materialien verstattete, mit der
Publication der Pflanze zuvorkam. Um seinen Antheil an der Entdeckung zu sichern,
vertheilte er reichlich Exemplare der Pflanze (u. a. in den Endress’schen Exsiccaten)
unter Beigabe eines Druckblattes, welches merkwürdiger Weise in Frankreich kaum
bekannt geworden zu sein scheint (vgl. Loret u. Barrandon Fl. Montp. 673);
es blieb auch selbst von dem Monographien der Monokotylen, Kunth, unbeachtet,
dass dies Blatt in der Flora 1830 zum Abdruck gelangt ist. Es war daher sachlich
völlig ungerechtfertigt, dass der Herausgeber der Annales des sciences d’observation,
Raspail, daselbst (III, 139) dem (gar nicht polemischen !) Vorgehen Delile’s gegen-
über scharf persönlich für Petit eintrat, dessen Handlungsweise deshalb nicht weniger
„unfair‘‘ war, weil er die Unterart A., Delile aber hauptsächlich die Unterart B
vor sich hatte; diese Formen sind erst 40 Jahre später von Duval-Jouve
unterschieden worden. Nur die Rüge Raspails ist begründet, dass Delile den von
seinem Mitbewerber gegebenen Namen aus dem Gedächtniss in beiden Theilen
unrichtig eitirte, worin ihm in Betreff des Artnamens Kunth und Parlatore (Fl. Ital.
III. 648) gefolgt sind.
Zerfällt in 2 Unterarten:
A. A. eu-filliförmis'). Pflanze meist fein und zart. Grund-
achse 3 bis 5 (seltner bis 10) cm lang, über dem Boden kriechend,
am Grunde der Laubstengel und zwischen denselben mit deutlichen
häutigen Schuppen. Laubstengel sehr verkürzt, meist nicht über
5 bis 15 mm lang. Blätter fadenförmig, bauchseits flach, alle (fast
pinselartig) gedrängt, mit den Scheiden sich deckend, wie diese ohne
Bastnerven (vgl. ALNR N a. a. 0.'258° Ip. ‘57). PFrüchtchen
eiförmig, oben abgestutzt, an den Kanten deutlich geflügelt; die
flachen Seiten durch je eine schief verlaufende erhabene Linie in 2
ungleiche Theile getheilt. Samen „eiförmig.
Bisher nur im Strandsee Ftang de Valcares im Rhone-Delta
(Petit!).
A.®eu-f. A. u. G. Syn. I. 365 (1897). .,A. f. Fr. Petit a. a. O.
(1829). Duval-Jouve Bull. Soc. Bot. France XIX (1872) LXXXVI
t. V. fig. 1, 3, 5, 8. Hervier in Bull. Herb. Boiss. III. app. I. 21 (1895).
| (An der Westküste Frankreichs [Insel Oleron im De£p. Charente
inferieure] ; südliches Portugal [Tavira] und Spanien [Puerto Real]. Italien
[Messina, Lago di Salpi in Apulien]; Algerien [Oran)). x]
1) Vgl. S. 15 Fussnote 2.
366 Potamogetonaceae. Najadaceae.
B. A. Barrandönii'). In allen Theilen kräftiger und grösser.
Grundachse 50 em lang, im Boden kriechend, am Grunde der
Laubstengel und zwischen denselben ohne deutliche häutige,
Schuppen. Laubstengel 15 cm bis 5 dm lang, aufrecht, mit ge-
streckten (bis 4 cm langen) Stengelgliedern. Blätter borstenförmig,
bauch- und rückenseits gewölbt, in eine fadenförmige Spitze ver-
schmälert, entfernt, nur unter den Blüthen gedrängt; ihre Spreite
mit 2 randständigen, die Scheide ausserdem jederseits mit
4—6 Bastnerven (Sauvageau a. a. O. 260 fig. 58). Früchtchen
eilanzettlich, beiderseits verschmälert, an den Kanten verdickt, auf
den flachen -Seiten ohne erhabene Linie. Samen länglich.
Bisher nur in Süd-Frankreich in den Umgebungen von Montpellier
und Cette, z. T. in Gesellschaft der vorigen Unterart beobachtet; könnte
wohl noch innerhalb des Gebietes aufgefunden werden.
A. B. Duval-Jouve’a. a. O. (1872). Hervier a. a. ©. Nyman Consp.
684 Suppl. 288. |
17. Familie.
NAJADACEAE.
([Lindl. Veg. Kingd. 143 (1847) z. T.]. Ascherson Fl. Brandenb. I.
669 [1864]. Magnus Nat. Pfl. I. 1. 215 [1889]. Vgl. Magnus Beitr.
Kenntn. Gatt. Najas [1870]. Najadeae E. Meyer Preussens Pflanzen-
gattungen 64 [1839]. Najadees Grenier in Godr. et Gren. Fl. France
| II. 321 [1855].)
S. S. 267 und 294.
Hierher nur die Gattung
44. NAJAS?),
([L. Gen. pl. ed. 1. 278] ed. 5. 445 [1754]. Nat. Pfl. IL 1. 217.)
(Nixkraut; böhm.: Resanka.)
Einjährige, meist starre, zerbrechliche, auf dem Grunde der Gewässer
wachsende Pflanzen. Laubstengel mit centralem von einer Schutz-
scheide umgebenem Bündel langgestreckter zartwandiger Leitzellen, das
in seiner Mitte einen durch Resorption einer Zellreihe entstandenen
Canal einschliesst, ohne Gefässe, sehr ästig; die unteren Glieder an
den Knoten wurzelnd. Untere Stengelglieder sehr lang, obere kurz.
1) Nach Auguste Barrandon, * 14. Mai 1814 (Flahault br.), Conservator
am Botanischen Garten zu Montpellier, mit H. Loret Verfasser der 1876 in Mont-
pellier und Paris erschienenen sorgfältig gearbeiteten und zuverlässigen Flore de
Montpellier.
2) Zuerst als Pflanzenname bei Linne; für die von seinen Vorgängern (vgl.
S. 203 Fussnote 2) Flwvialis genannte Gattung ; Noidg Fluss- oder Quellnymphe,
Althenia. Najas. 367
Blätter je 2 genähert (in nahezu senkrecht übereinanderfallenden, sich
in fortlaufender Spirale unter sehr spitzen Winkeln kreuzenden
Paaren) meist mit dem untersten des in der Achsel des einen (stets
des untersten des betreffenden Paares) stehenden Astes scheinbar einen
dreigliedrigen Quirl bildend, sitzend, ohne Seitennerven, gezähnt (die
Zähne in eine braune Stachelzelle endigend, am Grunde scheiden-
artig erweitert; die Scheide des unteren Blattes jedes Paares die des
oberen umfassend. In jeder Blattscheide 2 Achselschüppchen. Blüthen
eingeschlechtlich, ein- oder zweihäusig, endständig, meist durch Aeste
aus den Achseln der ihnen vorhergehenden Blätter überragt (daher
‘ scheinbar seitenständig und dem untersten Blatte des die scheinbare
Fortsetzung des Hauptsprosses bildenden Seitensprosses opponirt).
Männliche Blüthen mit 2 durchscheinenden, zuletzt unregelmässig auf-
reissenden Blüthenhüllen und einer ein- oder vierfächerigen Anthere,
mit deren Aussenwand die an der Spitze 2lappige innere Hülle verwächst.
Pollen kugelig, nach Magnus (Nat. Pfl. II. 1. 216) oft bereits in
der geöffneten Anthere lange Pollenschläuche treibend und dann wahr-
scheinlich wie die fadenförmigen Pollenzellen mariner Potamogetonaceae
(vgl. S. 295) auf die Narben übertragen. (Vgl. über die Bestäubung
auch Bengt Jönsson Lunds Univ. Arsskrift XX). Weibliche Blüthen ohne
oder seltener (bei auswärtigen Arten) mit einem scheidig geschlossenen,
am Rande gezähnten Perigon, mit einem in 2 bis 3 meist papillöse
Narbenschenkel und öfter (bei nackten Blüthen) noch einigen lang
zahnförmigen mit einer braunen Stachelzelle endigenden Lappen (Stachel-
schenkel Magnus a. a. O. 214) ausgehendem Fruchtblatt (nach Mag-
nus einziger bez. zweiter, innerer Blüthenhülle) mit einer aufrechten
anatropen Samenanlage. Samen ohne Nährgewebe mit harter Samenschale.
Keimling gerade, mit grossem hypokotylem Gliede und Würzelchen und
mit sehr entwickelter Plumula.
Mindestens 20 Arten über die gesammte Erdoberfläche mit Ausnahme der
polaren Zonen verbreitet. In Europa ausser unseren 4 Arten nur noch die der
N. minor nahestehende N. tenuissima (A. Br. in Magnus Beitr. Najas 24 ff.
[1870], N. minor ß. t. A. Br. in J. of Bot. II. 277 [1864]) im südlichen Finnland.
Bei Bearbeitung dieser Gattung sind die im Berliner Museum niedergelegten
Bestimmungen von Mr. Alfred B. Rendle und briefliche Mittheilungen desselben
benutzt worden.
A. Eunäjas (Aschers. Fl. Prov. Brandenb. I. 669 [1364]. Nat. Pfl.
II. 1. 217). Blüthen 2häusig. Im Stengel die Intercellularräume
der Rinde von der Schutzscheide des Leitbündels durch mehrere
Schichten von Parenchymzellen getrennt. Blätter von einer
kleinzelligen Epidermis überzogen. Stengel und Blatt-
rücken meist (dem Blattrande ähnlich) bestachelt. Blüthen
meist einzeln; Aussenhülle der männlichen krugförmig, an der
Spitze 2- bis 4zähnig, zuletzt einreissend und zurückgerollt, die
innere mit der 4fächerigen Anthere verwachsene Hülle mit dieser
mittelst 4 zurückgerollter Klappen aufspringend. Samenschale aus
einem vielschichtigen Steinparenchym bestehend.
368 Najadaceae.
Hierher nur
142. (1.) N. marina. © Pflanze kräftig. Laubstengel 1 bis
fast 5 dm lang, meist nicht über 1 mm dick, mit unterwärts bis 10 em
langen Stengelgliedern. Blätter ausgeschweift-stachelig-gezähnt. Frucht
länglich-eiförmig, meist nur am Grunde mit einem kurzen
Kiel, nach beiden Seiten verschmälert, vom Griffelrest gekrönt, hell-
graugelh bis bräunlich.
In Seen, Altwässern der Flüsse, seltner in langsam fliessenden
Gewässern, oder in Brackwasser von Meeresbuchten, auf Schlamm- und
Sandgrund bis zu einer Wassertiefe von 3 m (Caspary), durch den
grössten Theil des Gebiets verbreitet aber stellenweise auf weitere Strecken
fehlend, so fast ganz in Nordwest-Deutschland bis zur Mosel, dem Main
und der Elbe (dort nur im Süssen (A. Schulz br.) und (ehem.) Salzigen
See bei Halle! und (?) bei Mühlhausen), (kommt dagegen in den Niederlanden
und Belgien vor); fehlt ferner in der Oberlausitz, in fast ganz Schlesien (dort
fast nur im Südosten!!), in Mähren, Württemberg, Süd-Bayern, Nord-Tiro],
Ober-Oesterreich, Steiermark, Krain (im Küstenlande nur auf den Inseln
Veglia und Cherso beobachtet). Bosnien, Hercegovina, Dalmatien, Pro-
vence, Riviera. Am meisten verbreitet im nördlichen Flachlande östlich
der Elbe; in Brackwasser (wie nahezu ausschliesslich in Skandinavien und
Dänemark) an den Ostseeküsten Schleswig-Holsteins! (in dieser Provinz
nur dort), Mecklenburgs! und Vorpommerns! Bl. Juni—Sept.
N. m. L. Sp. pl. ed. 1. 1015 (1753) z. T. Aschers. Fl. Brandenb.
I. 669 (1864). Nyman Consp. 685 Suppl. 289. N. major All. Fl.
Pedem. II. 221 (1785). Roth Tent. fl. Germ. II. 2. 499 (1793). Koch
Syn. ed. 2. 783. Richter Pl. Eur. I. 17. Nat. Pfl. D..ı1. 215 fig. 165
A—C,G. Itinera!) Najas Gmel. Fl. Bad. III. 590 t. 3 (1808).
N. monosperma?) Willd. Sp. pl. IV. 331 (1805). N. tetrasperma’?)
Willd. a. a. ©. (1805) (die männliche Pflanze, deren Anthere Micheli
irrthümlich für eine viersamige Frucht hielt).
Diese Art ändert in den Dimensionen der Blätter und deren Zähnung, sowie
der der Scheiden und der Bestachelung, auch nach der Grösse der Frucht vielfach
ab. Nach diesen Merkmalen werden unterschieden :
A. Scheiden ungezähnt. Zähne der Blätter kürzer als die Blattbreite.
a. commünis (Bendle h. im Herb. Berol. A. u.G. Syn. I. 368 [1897)).
Stengel mässig zahlreich bestachelt (10—40 Stacheln an jedem Stengelgliede).
Blätter bis 3 em lang, breit-lineal, jederseits mit 4—8 Zähnen, welche
kürzer als die Blattbreite und von den der obersten meist dem Endzahn
genähert sind, auf dem Rücken mit 1—4 Stacheln.. Frucht 5—8 mm lang.
— Die am meisten verbreitete Form. — Eine Unterform 2, luxürians
(Rendle a. a. O. [1897]) hat bis 4 cm lange Blätter. — Bisher nur bei Erlangen!
neuerdings nicht wiedergefunden. — b. angustifolia (Rendle a. a. O. [1897].
1) Nach von Ittner, im Anfange dieses Jahrhunderts Grossherzoglich Badischem
Geheimen Rath und Curator der Universität Freiburg, der mit Gmelin in der
Umgebung Freiburgs botanisirte, einem Beschützer und Freunde der botanischen
Wissenschaft.
2) Von uovog einzeln, allein und or&pua@ Samen.
3) Von rereg- vier- und oreoua Samen.
Najas. 369
N. maj. y. a. A. Br. J. of Bot. II [1864] 275). Stengel locker verzweigt,
fast unbestachelt. Blätter bis 4 em lang, schmal linealisch, jederseits
mit 5—10 kurzen Zähnen, von denen die obersten von den endständigen meist
etwas entfernt sind. Frucht 4—4,5 mm lang. So in den brackigen Gewässern
in der Nähe der Ostsee in Schleswig-Holstein ! Mecklenburg! Ponamern !
B. Scheiden jederseits mit 2—4 Zähnen. Zähne der Blätter länger als die Blatt-
breite.
a. multidentäta (Rendle a. a. 0. 369 [1897]. N. maj. 6. m. A. Br. a, a. 0.
[1864]. Richter Pl. Eur. I. 18). Blätter bis 2,5 cm lang, breit-lineal,
jederseits mit 8 bis 10 rechtwinklig abstehenden Zähnen, von denen die
obersten dem endständigen genähert sind. Frucht bis 5 mm lang. — So in
Brandenburg! Pommern! Posen ! Ostpreussen ! Rheinprovinz ! — b. brevifolia
(Rendle in A. u. G@. Syn. I. 369 [1897]). ‚Stengel ziemlich dicht bestachelt.
Blätter 1—1,5 (selten 2) em lang, breit-linealisch, jederseits mit
5 rechtwinklig-abstehenden Zähnen, von denen die oberen unter sich und dem
endständigen genähert sind; die Zähne der Blätter wie die der Scheiden grösser
als bei der folgenden Unterabart. Frucht bis 4,5 mm lang‘. — Bisher nur
in Brackwasser im Küstengebiet Vorpommerns. Barth: Saaler Bodden (Holtz!)
Swinemünde: Schlonsee bei Heringsdorf (A. Braun!) — e. intermedia
(Aschers. Fl. Brandenburg I. 670 [1864]. N. i. Wolfgang bei Gorski in Eichwald
Naturh. Skizze v. Lith. 126 [1830]. N. major e. i. A. Br. a. a. O. 276
[1864]. Richter Pl. Eur. I. 18). Stengel reichlicher verzweigt als bei den
vorigen, spärlich bestachelt. Blätter bis 2 em lang, schmal-lineal, jeder-
seits mit 5—7 aufrecht abstehenden Zähnen, von denen die obersten von
den endständigen meist entfernt sind. Frucht nur 3—4 mm lang. So in
Brandenburg! Pommern! Posen!! West- und Östpreussen ! Halle: Salziger
See! Schweiz: Zürich: Canal bei Robenhausen (Käser in Schultz herb. norm.
NS. 1670! Kärnten: Klagenfurt; Klopeiner See südl. vom Völkermarkt
(Prohaska! Carinthia LXXXVI [1896] 244).
Beträchtlicher verschieden durch die Form und. Seulptur der Frucht ist die
Rasse
II. Polönica!). Pflanze meist in allen Theilen grösser und kräftiger,
heller oder bräunlich-grün. Frucht bis 1!/amal so gross als beim
Typus, eiförmig, stumpf 4kantig mit je 1 bis 2 deutlich vor-
springenden, bis 2 mm langen, zahnartigen, heller gefärbten
Höckern an jeder Kante. — So bisher nur in Polen: Dobrzya:
in einem kleinen See zw. Kikol und Lipno (Zalewski!) — N. m.
U. P. A: u. G. Syn. I. 369 (1897). N. p. Zalewski Kosmos XXI.
326 (1896). ABZ. III (1897) 110.
Diese durch die oben beschriebenen Merkmale der Frucht so auffällige Form
steht nieht völlig isolirt da. Einzelne Höcker, wie sie für dieselbe typisch sind,
finden sich zuweilen noch an Exemplaren anderer Fundorte; wir sahen solche aus
dem Lago Maggiore (Steinberg!) und von Pavia (Penzig!). Ueber die von
v. Schlechtendal (Linnaea IX. 518) erwähnte Najas major von Erlangen mit
Ceratophyllum ähnlichen Stacheln der Frucht, auf welche Angabe uns Zalewski
(br.) aufmerksam machte, haben wir bis jetzt vergeblich näheren Aufschluss gesucht.
Im dortigen Universitäts-Herbar, aus welchem Prof. Reess gütigst diese Art zur
Ansicht mittheilte, ist nichts Derartiges vorhanden.
| (Im grössten Theile Europas (fehlt aber im nördlichen Russland
und Skandinavien und fast ganz auf den Britischen Inseln, wo die
Pflanze erst neuerdings an zwei benachbarten Fundorten in England
1) Polonieus, Polnisch.
Ascherson u. Graebner, Synopsis. ]. 24
370 Najadaceae.
entdeckt wurde: Hickling und Martham Broad, Norfolk Bennett J. of
Bot. XXI [1883] 246, 353. t. 241 und br.); auch im Mittelmeergebiet
selten; Asien; Africanische Inseln; Australien; Polynesien; Nord- und
Süd-America.) *
B. Caulinia!) (Willd. Mem. Acad. Berl. 1798. 87 [als Gatt.]'
Rehb. Fl. Germ. exe. I. 151 [1830]. Nat. Pfl. II. 1. 217).
Die bisher bekannten Arten einhäusig. Im Stengel die Inter-
cellularräume der Rinde von der Schutzscheide des Leitbündels
durch eine einzige Schicht von Parenchymzellen getrennt. Blätter
ohne eine besondere kleinzellige Epidermis. Stengel
und Blattrücken ohne Stacheln. Blüthen öfter zu mehreren
genähert. Anthere ein- oder vierfächerig, mit der inneren Hülle
an der Spitze aufreissend. Griffel meist 2. Samenschale nur
aus drei Zellschichten bestehend.
I. Americänae (Magnus Beitr. Gatt. Najas 56 [1870]). Blatt-
scheiden nach oben verschmälert, allmählich in den
Grund der Spreite übergehend. Aeussere Hülle der männ-
lichen Blüthe in einen mit braunen Zähnen versehenen Schnabel
ausgehend. Weibliche Blüthe nackt; das Fruchtblatt (bei unserer
Art) zwischen den 2. Narbenschenkeln 2 Stachelschenkel
tragend. |
Eine Reihe von Arten in America, bis Europa verbreitet nur
143. (2.) N. flexilis. © Pflanze ziemlich zart, besonders lebend
etwas biegsam,. Laubstengel 1—3 dm lang, dünn, kaum 1 mm dick,
oft fast fadenförimig, mit unterwärts bis 5 cm langen Stengelgliedemn.
Blätter bis 2 cm lang, nicht 1 mm breit, schmal-linealisch, zugespitzt,
wie die Blattscheiden begrannt-fein-gezähnelt (Zähne nur aus der
Stachelzelle bestehend), meist gerade. Anthere einfächrig. Frucht
länglich eiförmig bis kurz eylindrisch, nach beiden Seiten verschmälert,
.2 mm lang und 1 mm dick, gelblich. Samenschale glatt.
-. Seen mit Sand- oder Schlammgrund, bis ‚zu einer Wassertiefe von
2 m, nur an wenigen Orten im östlichen; "Theile des nördlichen Flach-
landes. Prov. Brandenburg: Lychen: Mahlendorf (Mundt 1820! vgl.
Schlechtendal Linnaea IX. 522); Angermünde: Paarsteiner See
(Hertzsch!!) und Brodewiner See (C. L. Jahn!). Pommern: Stettin:
Binöwscher See! (seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr beobachtet).
Westpreussen: Kr. Flatow: Wakunter See bei Krojanke (Caspary 1881
‚PÖG. XXIH. 83). Ostpreussen: Kr. Allenstein: See Dluszek bei Gr.
Bartelsdorf (Caspary 1880 a. a. OÖ. XXII. 41).
N. f. Rostkovius u. Schmidt Fl. Sedin. 382 (1824). Koch Syn.
ed. 2. 783. Richter Pl. Eur. I. 18. Caulinia f. Willd. Möm. Ac.
‚Berl. 1798. 89. t. I fig. 1. Spec. pl. IV. 183. Nyman Consp. 685
‘Suppl. 289. ©. graminifolia Rostkovius h.! N. graminea Rostkovius
in Link Handb. I. 287 (1829) nicht Delile.
1) S. S. 300 Fussnote 2,
Najas, 371
(America; Irland; Schottland;. Schweden; Finnland; nördliches
Russland; Gouv. Nowgorod: See Bologoje Golenkin! Russ. Littauen:
See Switez Dybowski! vgl. Lehm. Fl. Poln. Livl. Nachtr. 52.) *
I. Euvaginätae') (Magnus a. a. O. 57 [1870]). Blattscheiden
stets scharf gegen den Grund der Spreite abgesetzt,
die Ränder der Scheide senkrecht von der Blattspreite abgehend
oder mit deutlichen Oehrchen. Aeussere Hülle der männ-
lichen Blüthe in einen Schnabel mit oder ohne Stachelzähne
oder in 2 stumpfe Lappen ausgehend. Weibliche Blüthen
nackt (so bei unseren Arten) oder mit gezähnter, selten .unge-
zähnter Blüthenhülle, das Fruchtblatt dann nur mit Narben-
schenkeln ohne Stachelschenkel.
144. (3.) N. minor. © Pflanze zart, dunkelgrün, besonders ge-
trocknet sehr zerbrechlich. Laubstengel 1 bis 2,5 dm lang, dünn,
nicht 1 mm dick bis fadenförmig, mit unterwärts bs 5 cm langen
Stengelgliedern. Blattscheiden begrannt-gezähnt. Blätter 1 bis 2 cm
lang, bis '/? mm breit, seltner etwas breiter, schmallinealisch bis
fadenförmig, ausgeschweift-begrannt-gezähnt (Zähne aus einem
vielzelligen, die Stachelzelle tragenden Vorsprung bestehend), meist zu-
rückgekrümmt. Aeussere Hülle der männlichen Blüthe in einen an der
Spitze gezähnten Schnabel ausgehend. Anthere einfächrig. Früchte
schlank ceylindrisch, zugespitzt, etwa 2 mm lang und !/a mm dick,
schwarzgrau. Sculptur der Samenschale aus horizontal ver-
längerten Maschen bestehend.
In Seen (bis 4,5 m) und Altwässern mit Schlammgrund, seltener in
Gräben. Aehnlich wie N. marina verbreitet, doch im nordöstlichen Gebiet
erheblich seltener, im südlichen aber meist häufiger als diese. Im westlichen
Mitteldeutschland nur bei Arolsen und Giessen (Wigand-Meigen Fl.
Hessen-Nass. 442); Schlesien auch längs der Oder!! bis Glogau; Süd-
Bayern: Deggendorf; in den Oesterreichischen Kronländern dieseits
der Leitha nur in Salzburg fehlend (auch in Mähren neuerdings nicht
beobachtet); im Küstenlande mehrfach (nicht auf den Inseln); fehlt
ausser in Dalmatien, Bosnien, Hercegovina auch in Montenegro; auch
in der Provence und an der Riviera -nicht beobachtet. Bl. Juni—Sept.
N. m. All. Fl. Pedem. II. 221 (1785). Koch Syn. ed. 2. 783.
Richter Pl. Eur. I. 18. N. marina ß. L. Sp. pl. ed. 1. 1015 (1753):
Caulinia frägilis Willd. M&m. Ac. Berl. 1798. 87. Sp. pl. IV. 182.
Nyman Consp. 685 Suppl. 289. Titnera minor Gmel. Fl. Bad. III. 592
t. 4 (1808). N. fr. Rostkovius u. Schmidt Fl. Sed. 282 (1824). Ü. min.
Coss. et Germ. Fl. Paris 575 (1845).
/
Aendert in kräftigeren Exemplaren ab: B. intermedia (Ces. Comp. Fl. it. 204
[1871]). Caul. i. Balbis Mem. Acc. Torino XXI. 105 BB bloesen Deal
- 1) Von ed (s. 8. 15 Fussnote 2) und vaginatae, wegen der im Gegensatz
zu den Americanae deutlicher von der Spreite geschiedenen "Scheide.
94*
372 Najadaceae. Aponogetonaceae. Juncaginaceae.
Nocea et Balb. Fl. Tie. I. 163 t. 15 [1821]. N. alagnensis!) Mase! Bull. Soc.
It. Se. nat. XI. 668 [1868] nicht Poll... Stengel 1 mm dick, Blätter bis fast 3 cm
lang, meist gerade. — Piemont: Ivrea! Küstenland: Görz: Sempas (Tommasini!).
Verbreiteter in Gräben der Reisfelder Ober-Italiens. Hierher gehört auch die von
V. v. Borbäs (Földr. Közl. XIX [1891] 470) erwähnte, an N. flexilis erinnernde
N. minor aus dem Kleinen Platten- (Balaton-) See bei Keszthely !
(Frankreich; Ober- und Mittel-Italien; Serbien; Bulgarien; Thes-
salien; Süd- und Mittel-Russland; Vorder-Asien bis Persien; Indien;
Japan; Nord-Africa.) x
‚145. (4.) N. graminea. © Pflanze zart, aber nicht so zerbrechlich
als d. v., dunkelgrün. Laubstengel 2 bis 5 dm lang, bis etwa 1 mm
diek mit unterwärts bis 5 em langen Stengelgliedern. Blattscheiden
jederseits in eine linealische bis 2 mm lange, am Rande begrannt-
fein-gezähnelte, feine Spitze (Oehrchen) ausgezogen. Blätter schmal-
linealisch, fadenförmig, nicht 1 mm breit und bis über 4 cm lang,
begrannt-fein-gezähnelt (Zähne ausser der Stachelzelle nur aus
2 sie tragenden Zellen bestehend), biegsam, meist gerade. Aeussere
Hülle der männlichen Blüthe nicht geschnäbelt, an der Spitze zweilappig.
Anthere 4fächrig. Frucht länglich eiförmig bis eylindrisch, bis
wenig über 1 mm lang, schwarzgrau. Sculptur der Samen-
schale aus Maschen von gleichem Längs- und Querdurch-
messer bestehend.
Auf Reisfeldern in der Po-Ebene zerstreut, im Gebiet bisher nur
im Küstenlande: Oesterreichisches Friaul: Strassoldo (Hillardt 1856!
vgl. Ascherson ÖBZ. XVI. 331). Die Angabe in Galizien: Grodek
bei Zaleszezyki Tomaschek 1867 ÖBZ. XVII. 365 ist sicher unrichtig;
was damit gemeint ist, konnte bei der hartnäckigen Weigerung des.
Finders, die Pflanze vorzulegen (Knapp 74) nicht festgestellt werden; nach
Zalewski (br.) kommen am Fundorte nur N. marina und N. minor vor.
N. g. Del. Fl. Egypt. 282 t. 50 fig. 3 (1813). Caulinia.
alagnensis!) Pollini Pl. Veron. 26 (1814). Nyman Consp. 685 Suppl.
289. N. al. Pollini Fl. Veron. III. 49 (1824). N. tenuifolia Aschers.
Att. Soc. Ital. Sc. Nat. Milan. X (1867) 267, nicht R. Br.
Die bei Strassoldo gesammelte Pflanze besitzt wie auch die in den Ober-
italienischen Reisfeldern und in Algerien vorkommende Form in den Blättern 6 Längs--
reihen eigenthümlich gestalteter Bastzellen und zwar je eine mediane auf der Bauch-
und Rückenseite, je eine an den Blatträndern und je eine rückenseits seitlich der
Mittelrippe verlaufende. Die langgestreckten Bastzellen laufen an der einen Seite
in zwei (denen der Heugabeln ähnliche) Gabelzinken aus, zwischen denen das ein-
fache Ende der nächstfolgenden Bastzelle liegt. — Der im Nilthale Aegyptens all-
gemein verbreiteten und von dort nach England (Reddish bei Manchester, vgl. Ch.
Bailey J. of Bot. XXII [1884] 305 ff. t. 249—252; dort nach Bailey [br.] noch
1896) verschleppten, morphologisch vom Typus der Art nieht zu unterscheidenden,.
von P. Magnus (DBG. I. 522 [1883]) als var. Delilei2) bezeichneten Form fehlen
1) Nach dem Orte Alagna in der Piemontesischen Provinz Novara, wo diese
Pflanze in Oberitalien zuerst entdeckt wurde.
2) Nach Alire Raffeneau Delile, * 1778 + 1850, Professor der Botanik in.
Montpellier. Derselbe begleitete die französische Expedition nach Aegypten 1798
bis 1801 anfangs als Zeichner, später als Botaniker; er veröffentlichte über die:
Najas. Aponogeton. 373
diese Bastzellen constant! (vgl. P. Magnus Beitr. Gatt. Naj. 51 ff. t. VI fig. 4).
«den Oasen der Libyschen Wüste finden sich beide Formen nebeneinander!!.
(England [s. oben]; Ober-Italien, dort jedenfalls mit dem Reisbau
eingeschleppt; Algerien; Aegypten!! Syrien; Süd-West-Persien; Süd-
und Ost-Asien; Tropisches Africa; N.W. Australien. Das angebliche
Vorkommen in Brasilien ist wenig wahrscheinlich.) x]
Hier würde sich die im Gebiet nicht vertretene Familie der Aponogetonä-
ceae (Engler in Nat. Pfl. II. 1. 218. Aponogetaceae Planchon Ann. se. nat. 3. ser.
I [1844] 119) anschliessen. Sie enthält ausdauernde Wasserpflanzen mit unter-
irdischem, knolligem, sympodialem Stamm. Blätter untergetaucht oder schwimmend.
Blüthenstand eine einfache oder am Grunde in 2 bis 3 Schenkel getheilte, in der
‚Jugend von einer geschlossenen später abfallenden Scheide eingeschlossene eylindrische
Aehre. Blüthen zweigeschlechtlich, mit 1- bis 3-blättrigem eorollinischem Perigon
und 6 oder mehr Staubblättern und 3 bis 6 freien Fruchtblättern. Früchtehen häutig,
mit 2 bis vielen Samen. Die in Capland einheimische Art Aponogeton 1) (L. fil. Suppl. 32
[1781]) distächyus 2) (Thunb. Nov. Gen. IV. 74 [1784], kenntlich durch die lang-
gestielten, länglich-elliptischen Blätter und den in 2 dichte, zur Blüthezeit mit an-
sehnlichen weissen Perigonblättern besetzte, zur Fruchtzeit stielrunden Aehren
getheilten Blüthenstand) wird als Zierpflanze, auch wohl wegen der stärkehaltigen
Knollen im Mittelmeergebiet hin und wieder eultivirt und verwildert mitunter; sie ist
unfern der Südwestgrenze im Flusse Lez bei Montpellier! eingebürgert.
18 Familie.
JUNCAGINACEAR’).
([Lindl. Veg. Kingd. 210 (1847) z. T.]. Aschers. Fl. Brandenb. II.
Fl. v. Magdeb. 102 [1859] I. 653 [1864]. Buchenau Engl. Jahrb. II.
[1881] 490. Buchenau und Hieronymus Nat. Pfl. II. 1. 222. Junca-
gineae L. ©. Rich. M&m. Mus. I. 365 [1815]. Micheli in Alph. DC.
Monogr. Phan. III. 94 [1881].)
Vgl. S. 266, 294. Ausdauernde Sumpfpflanzen (so unsere Arten),
selten einjährig. Grundachse kriechend oder zwiebelartig, meist verzweigte
Flora dieses Landes in dem Prachtwerke Description de l’Egypte zwei grundlegende
Abhandlungen : Florae Aegyptiacae illustratio und Flore de l’Egypte, mit 62 Tafeln,
(denen er später aus eigenen Mitteln 2 unveröffentlicht gebliebene, lange verschollene
hinzufügte),. Später bearbeitete er einige kleinere Sammlungen aus dem Sudan
(Cailliaud) und Abyssinien (Ferret u. Galinier). Mit grossem Eifer sammelte
dieser vorzügliche Beobachter die Adventivflora des Wollwaschplatzes Port Juvenal
bei Montpellier, aus der er mehrere neue Arten veröffentlichte. Vgl. auch S. 365.
1) Von Apöne, dem classischen Namen von Abäno, einem berühmten Bade-
orte südwestlich von Padua und yeirwov» Nachbar. Pontedera belegte (Antholog.
117 [1720]) mit diesem Namen die etwas später von Micheli (vgl. 8. 360) Zanni-
chellia benannte Pflanze, die er zuerst in der Nähe des genannten Ortes beobachtet hatte.
2) S. S. 124 Fussnote 2;
3) Von Juncägo, Name der hierhergehörigen Gattung Triglochin bei Tourne-
fort (Inst. 266).
374 | "Juncaginaceae.
Sprosssysteme darstellend. Laubblätter abwechselnd-zweizeilig, schmal-
linealisch (binsen- oder grasartig), am Grunde scheidenartig; in den Achseln .
derselben finden sich mehr oder weniger zahlreiche Achselschüppchen
(s. S. 293 vgl. Irmisch Botan. Zeit. XVI [1858] 177). Stengel be-
blättert oder schaftartig. Blüthenstand endständig, traubig, seltener eine
Aehre, meist durch eine endständige Blüthe abgeschlossen. Blüthen
proterogyn, (bei unseren Arten) zweigeschlechtlich, aktinomorph mit meist
grünem (bei unseren Arten) aus zwei dreigliedrigen Kreisen gebildetem
Perigon, dem. die 2 Staubblattkreise in einfacher Alternation folgen.
Antheren nach aussen aufspringend. Pollen oval. Fruchtblätter ober-
ständig, 6, in 2 Kreisen angeordnet (mit je 1 [oder bei Scheuchzeria je 2]
anatropen, mit 2 Integumenten versehenen Samenanlagen), alle frucht-
bar oder (bei Scheuchzeria und Tı iglochin z. T.) 1—3 fehlschlagend.
Griffel nicht entwickelt. Narbe mit langen abstehenden "glashellen
Papillen. Samen (bei unseren Arten) ohne Nährgewebe Keimling
gerade mit grossem Keimblatt und kräftigen Würzelchen.
15 Arten in den gemässigten Zonen beider Hemisphären verbreitet. In Europa
nur unsere beiden Gattungen.
Uebersicht der Gattungen.
A. Laubstengel beblättert. Blüthen mit Tragblättern. Perigon
bleibend. Mittelband die Staubbeutelhälften überragend. Frucht-
blätter nur am Grunde verbunden, mit 2 Samenanlagen,
bei der Reife abstehend. | Scheuchzeria.
B. Blätter am Grunde des. .schaftartigen Blüthenstengels
rosettig gedrängt. Blüthen ohne entwickelte Tragblätter. Peri-
gon abfallend. Mittelband die Staubbeutelhälften nicht überragend.
Fruchtblätter mit einer Samenanlage, (bei unseren Arten)
der.ganzen Länge nach verbunden, zuletzt von unten an.
sich ‘von einem stehenbleibenden ea ablösend.
Triglochin.
45. SCHEUCHZERIA!)
(L. Gen. pl. [ed. 1. 106] ed. 5. 157 [1754]. Micheli a. a. O. 95.
Buchenau Engl. Bot. Jahrb. II [1881] 491 ff. Nat. Pfl. II. 1. 225.)
(Blumensimse; dän.: Blomstersiv; böhm.: Blatnice.)
Vgl. oben. Grundachse schief aufsteigend, mit 5 bis 10 mm langen
Stengelgliedern, öfter verzweigt, mit grösstentheils abgestorbenen Scheiden
1) Nach Johann Jakob Scheuchzer, Professor und Stadtphysicus in Zürich,
* 1672 + 1733, einem um die Naturgeschichte der Schweiz hochverdienten Gelehrten
(schrieb u. a. Herbarium diluvianum. Tiguri 1709 [ed. 2. 1723]; Physica sacra
iconibus illustrata. Augustae Vindelicorum 1732—35) und seinem um die Kenntniss
der Gräser verdienten Bruder Johann, Professor und Chorherr in Zürich, * 1684
rt 1738 (schrieb u. a. Agrostographiae helveticae Prodromus. Tiguri 1708; Operis
agrostographiei idea. Tiguri 1719; Agrostographia. Tiguri 1719).
Scheuchzeria. 375
bedeckt. Blätter am Grunde lang 'scheidenartig, am Grunde der Scheide
mit einer Reihe seidenartiger, die Achselschüppchen vertretender Haare,
an der Spitze der schmal-linealischen, rinnigen Spreite eine eigenthüm-
liche, löffelförmige Drüsengrube tragend (vgl. Buchenau BZ. XXX
[1872] 139). Blüthen wenig zahlreich, meist 3 bis .10, in lockerer
Traube. Perigon 6 blätterig, die drei inneren Abschnitte schmäler. Staub-
blätter 6 (nicht selten 7 oder 8) mit linealischen, auf kürzerem Stiele
stehenden. Staubbeuteln. Fruchtblätter meist 3 (des äusseren Kreises)
seltner 4, 5 oder alle 6 ausgebildet. Früchtechen 1—2 samig, ie,
an der Bauchnaht aufspringend.
Nur die folgende Art:
146. S. palustris. 9, bis 2 dm hashz Untere Blätter genähert;
die mittleren am längsten, bis 3 dm lang, 2 mm breit; obere entfernt,
kürzer, (wie die untersten) kaum 1 dm lang. Tragblätter der unteren
Blüthen laubartig, die der oberen klein schuppenförmig, etwa 3—5 mm
lang. Blüthenstiele aufrecht, die unteren etwa 3 cm lang,. die oberen
kurz (5 mm). Perigonblätter länglich eiförmig, etwa 2 mm lang, die
inneren schmäler, alle gelblich-grün. Früchtchen schief eiförmig, bis 7 mm
lang, gelbgrün.
In Moostorfsümpfen, bald zwischen Hypnum und Gräsern, bald
in Sphagnum, nicht häufig aber meist gesellig. Am meisten verbreitet
im nördlichen Flachlande und auf der Hochebene zwischen Donau und
Alpen; sonst im mittleren und südlichen Gebiete sehr zerstreut oder
selten, fast nur in hohen Lagen (bis 1000 m ansteigend). : Erreicht
innerhalb des Gebietes die Aequatorialgrenze, welche in Europa folgender-
massen verläuft: (Pyrenäen; Centralfrankreich); Dauphine: Isere: Lac
du grand Lemps; Lac Luitel (St. Lager Cat. Bass. Rhöne 740); Mont
Cenis; Schweiz (fehlt in Tessin); Süd-Tirol: Bozen: Deutschnofen (Haus-
mann 1485); Kärnten: Hermagor (Prohaska Carinthia LXXXVI.
239); Tiffen [zw. Villach u. St. Veit| (Pacher Jahrb. Landes-Mus.
Kärnt. XIV. 196). Krain; Steiermark: Gleichenberg (Maly Fl. St. 38);
Biharia; Siebenbürgen: Schaas (Segesd) bei Schässburg; am Fusse
des Büdös; Borszek; Cosna bei Naszöd (Simonk. 509); Bukowina
(Herbich 100). (Gouv. Wolhynien; Kiew; Charkow; Kursk; Tambow;
Saratow; Orenburg.) Fehlt auf den Nordsee-Inseln, im Ungarischen
Tieflande (die Angabe im Hansäg südlich vom Neusiedler See, vgl. Neil-
reich Kassen 45, wenig wahrscheinlich. Bl. Mai—Juli.
S. p. L. Sp. pl. ed. 1. 338 (1753). Koch Syn. ed. 2. 773. Nyman
Consp. 680 Suppl. 286. Richter Pl. Eur. I. 19. 8. paniculäta Gilib.
Exerc. phyt. II. 502 (1798).
In der Tracht einem Juneus aus der Gruppe J. septati ähnlich, im blühenden.
Zustande leicht zu übersehen, im Spätsommer aber durch die ziemlich grossen gelb-.
grünen Früchte sehr äuffällig.
(In der nördlichen gemässigten bis in die polare Zone verbreitet,
in Europa südlich bis 43° (Pyrenäen); in Asien nur in West-Sibirien ;
Nord-America südlich bis 38—40°.) *
376 Juncaginaceae.,
46. TRIGLOCHIN'!).
([Rivin. in Rupp. Fl. Jen. ed. 1. 54 L. Gen. pl. ed. 1. 106] ed. 5. 157
[1753]. Micheli a. a. ©. 96. Buchenau Engl. bot. Jahrb. II [1881] 490 ff.
Nat. Pfl. II. 1. 224 inel. Oyenogeton?) Endl. Ann. Wien. Mus. II
[1838] 210 und Maindia?) F. v. Müll. Fragm. I: 23 [1858].)
(Dreizack, niederl.: Zoutgras; vlaem.: Driepunt; dän.: Trehage; franz.:
Troscart; ital.: Giuncastrello; poln.: Trawa zabia, Snibka; böhm.:
| Baricka; russ.: TpmocrpenHuke ; ung.: Hutsza.)
Vgl. S. 374. Grundachse (bei uns meistens) kurz. Blätter am Grunde
scheidenartig, die Scheide als freies Blatthäutchen die Abgangsstelle der
Blattfläche etwas überragend, am Grunde derselben bei 7. maritima
zahlreiche, in zwei Reihen gestellte, bei den anderen Arten weniger zahl-
reiche Achselschüppchen (vgl. Irmisch Bot. Zeit. XVI [1858] 177).
Blüthenstengel endständig (öfter an mehreren Sprossgenerationen in einer
Vegetationsperiode entwickelt), meist aus aufsteigendem Grunde auf-
recht, viel länger als die Blätter, am Grunde von den eine Art Zwiebel
bildenden Scheiden der Blätter umgeben, eine meist vielblüthige Traube
kleiner Blüthen tragend. Perigon (unserer Arten) 6blättrig; die 3 inneren
Perigonblätter mit den dicht vor ihnen stehenden 3 inneren Staubblättern
an der Blüthenachse etwas in die Höhe rückend, so dass dadurch diese
Blüthenhüllblätter höher zu stehen kommen als die 3 äusseren Staub-
blätter. Staubbeutel sitzend, am Grunde befestigt nach aussen aufspringend.
Narben 6 oder 3, im letzteren Falle die 3 äusseren Fruchtblätter zu
nervenartigen Streifen verkümmert.
12 Arten, fast über das ganze Areal der Familie verbreitet. In Europa ausser
unseren Arten nur noch die der 7. bulbosa sehr nahe stehende T'. laxiflora (Guss.
Ind. sem. Hort. Bocead. 1825. Fl. Sie. Prodr. I. 451 [1827]). Vgl. S. 379. In
Europa nur die
Untergattung Eutriglöchin ?) (Benth. Fl. Austral. VII. 165 [1878)).
Fruchtblätter verbunden, bei der Reife von dem stehenbleibenden Mittel-
säulchen sich ablösend.
10 Arten, darunter 5 einjährige in Neuholland.
A. Narben 6; alle 6 Fruchtblätter gleichmässig ausgebildet (vgl. jedoch
8..377).
147. (1.) T. maritima. (An d. nordwestdeutschen Küsten Röhr, Röhlk.)
4, 1—7 dm hoch. Grundachse kräftig, kurz, etwa 3—10 cm lang,
1) roıyAoyı dreizackig, wegen der zuletzt nach unten dreizackigen Früchte
von T. palustris. Zuerst bei Dalechamp
2) Von #xdxvog Schwan und yeirwv Nachbar; die einzige auf Neuholland
beschränkte Art T. procera (BR. Br. Prodr. Fl. Nov. Holl. I. 343 [1810]) findet sich
u.a..am Swan-River in West-Australien. Auch die dritte, gleichfalls monotypische
Untergattung Maündia [M. triglochinoides F. v. Müll. Fragm. I. 22 (1858). T. Maündii
F. v. Müll. a. a. O. VI. 83 (1867)], nach dem Arzte John Maund [7 vor 1858] be-
nannt, kommt nur im östlichen Neuholland vor).
m48.-3:15,
Triglochin. 377
schräg aufsteigend. Stengel bis 4 mm dick. Blätter bis 4 dm lang,
2—3 mm breit, halbeylindrisch-rinnig. Traube dicht, mit bis mehreren
Hundert Blüthen, meist ohne Gipfelblüthe. Blüthenstiele kürzer als
die Frucht, etwa 2—4 mm lang, aufrecht abstehend. Perigonblätter
grün, am Rande weisslich-häutig, oberwärts röthlich. Frucht 4—6 mm
_ lang, bis 2 mm dick, eiförmig, unter der Spitze mehr oder weniger
zusammengeschnürt.
Auf moorigen Wiesen, oft zwischen hohem Grase, meist im Alluvium,
gern auf Salzboden, auf den in der Nähe der Meere gelegenen Wiesen
oft dichte ausgedehnte Bestände bildend. An den Küsten der Nord-
und Östsee!! verbreitet, spärlicher an denen des Mittelmeeres (aber von
der Riviera nicht bekannt) und der Adria!!in Dalmatien bei Carin (ca. 44 °)
einen Punkt der Aequatorialgrenze erreichend; sehr zerstreut im Binnen-
lande des nördlichen und mittleren. Gebiets, nach Süden immer mehr
vereinzelt bis Lothringen, Rheinprovinz (Saarbrücken !), zur Bayrischen
Pfalz (Dürkheim! bis Frankenthal), Unterfranken (Kissingen, Neustadta.S.),
Thüringen (bis Arnstadt und Saalfeld), Böhmen (Welwarn Celakovsky
Sitzb. Böhm. G. Wiss. 1885. 6), Schlesien (bis Glogau, Herrmstadt,
Wohlau, Breslau !), Galizien (Skawina, Kr. Wadowice und Stry? Knapp 46).
Ferner in Nieder-Oesterreich, im Ungarischen Tieflande! und Siebenbürgen !
Bl. Juni—Aug., im Süden April, Mai.
T. maritimum L. Sp. pl. ed. 1. 339 (1753). Koch Syn. ed. 2.
774. Nyman Consp. 680 Suppl. 286. Richter Pl. Eur. I. 19. Rchb.
ie MI BIT fig. 92, 93:
Nach der Gestalt der Früchte unterscheidet man nach Reichenbach folgende
Formen:
A. sexanguläris. Pflanze zierlich. Stengel dünn. Früchte scharf 6kantig,
nach der Spitze fast halsartig verschmälert. — Auf trockneren Wiesen, an
Wegen. — T.m. «. sexangulare Rchb. Ie. fl. Germ. VI. t. LII fig. 92 a.b.e.
(1845). — Hierher gehört II. salina (A. u. G. Syn. I. 377 [1897]. 7. s.
Wallr. Linnaea XIV. 567 [1840]. Grundachse sehr kurz, diek, dieht mit
Blattresten umgeben. — Auf sehr salzigen Wiesen und an Soolgräben.
B. exanguläris. Pflanze kräftig. Stengel diek, starr. Früchte rundlich, nicht
oder wenig kantig, nach oben abgestutzt. — Auf sumpfigen Wiesen, an Gräben.
— T. m. ß. exangulare Rchb. a. a. O. fig. 93 d. e. f. (1845).
Eine nach Boissier (Fl. Or. V. 13) in Kleinasien mit der typischen Art
gesammelte Form mit nur 3 Früchtehen scheint im Gebiet noch nicht beobachtet.
Die jungen Blätter dieser Art werden in manchen Gegenden, besonders in den
Nordwestdeutschen Küstenstrichen als Gemüse geschätzt; durch das ‚Kochen verliert
sich der allen T.-Arten eigenthümliche, unangenehm fade, chlorartige Geruch. —
Gilt in West- und Ost-Preussen als eine auf Wiesen erwünschte Pflanze.
(Nördliche gemässigte Zone in der Alten und Neuen Welt; südlich
bis Portugal, Nord-Spanien, Catalonien, Balearen, Pisa, Süd-Russland,
Kleinasien, Persien, Afghanistan, Tibet, Japan, Californien, Mexico.) *
B. Narben 3. An der Frucht nur die 3 inneren Fruchtblätter aus-
gebildet, die 3 äusseren zu nervenartigen ‘Streifen verkümmert.
148. (2.) T. palustris. (In Mecklenburg und Pommern Fettgras,
niederl.: Niergras,. %, 1 bis 5 dm hoch. Grundachse dünn,
18 Juncaginaceae. Alismataceae.
kriechend, etwa 1 dm lang, im Herbst transitorisch zwiebelartig, bis
über 5 mm dick. Winterknospen sich an den Spitzen der Ausläufer und
am Grunde der Laubtriebe bildend (vgl. Buchenau Engl. Bot. Jahrb. II
[1881] 500). Stengel bis wenig über 1 mm dick. Blätter halbeylindrisch,
bis 3 dm lang, kaum 1 mm breit. Traube locker, meist nicht über
50-blüthig, meist mit einer Gipfelblüthee Blüthenstiele kürzer als
die Frucht, 2—4 mm lang, angedrückt. Perigonblätter gelbgrün,
am Rande weisslich, oberwärts öfter violett. Frucht bis 8 mm lang,
bis 1 mm dick, linealisch, keulenförmig, am Grunde ver-
schmälert.
Auf moorigen en und Sümpfen, an Ufern von Flüssen, Teichen
und Seen zerstreut, bis etwa 1600 m ansteigend; fehlt in Dalmatien.
Bl. Juni—Sept. |
T. palustre L. Sp. pl. ed. 1. 338 (1753) exel. var. 8. Koch
Syn. ed. 2. 774. Nyman Consp. 680 Suppl. 286. Richter Pl. Eur. I.
18. Rchb. Ice. VII. t. LI fig. 90, 91. |
Geruch wie vor. In der Tracht in nichtblühendem Zustande Juncus compressus
nicht unähnlich.
(Nördliche gemässigte Zone in der Alten und Neuen Welt südlich
bis Spanien, Italien, Bulgarien, Kleinasien, Nord-Persien, Afghanistan,
Tibet, China, in Nord-America bis Mexiko; Chile, von Atacama bis
zur Magellanstrasse.) | e BZ
149. (3.) T. bulbosa. 4, 1—4 dm hoch. Grundachse nie-
mals kriechend, verdickt, mit den scheidigen Grundtheilen der
Blätter (meist durch Verzweigung der Hauptachse zusammengesetzte)
Zwiebeln bildend. Zwiebel bis fast 2 cm dick, die abgestorbene
Achse am Grunde in Form von Scheiben abstossend, von derben Fasern
(den Resten abgestorbener Blätter) umhüllt, meist mit 2 in der Ruhe-
periode die Anlagen der nächstjährigen Laubblätter umhüllenden fleischigen
Nährblättern (vgl. Buchenau Engl. Bot. Jahrb. II [1881] 502). Laub-
blätter halbeylindrisch, bis 3 dm lang und etwa 2 mm breit. Traube
bis etwa 15- (seltner bis 50-) blüthig, meist mit einer Gipfelblüthe.
Blüthenstiele so lang oder wenig kürzer als die Frucht,
3—6 mm lang, aufrecht abstehend. Perigonblätter rundlich bis
breit-eiförmig, stumpf, grünlich. Frucht etwa 4—5 mm lang, 1 mm.
diek, linealisch bis länglich-eiförmig, nach der Spitze ver-
schmälert.
In (oft salzhaltigen) Sümpfen oder doch an feuchten Stellen in der
Nähe des Mittelmeers und der Adria, wenig verbreitet. Provence: Arles;
Marignane; Toulon: Castignaux; Salins d’Hyeres (St. Lager Cat. Bass.
Rhöne 739). Dalmatien: Sebenico: Insel Crappano (Visiani Fl. Dalm.
I. 192). Bl. April, Mai.
T. bulbosum L. Mant. 2. 226 (1771). Buchenau a. a. OÖ. Richter
Pl. Eur. I. 18. T. palustre $. L. Sp. pl. ed. 1. 338 (1753) ed. 2.
Triglochin. | 379
485 (1762). T. Barrelieri!) Lois. Fl. Gall. ed. 2. I. 264 (1828).
Nyman Consp. 680 Suppl. 286 ed. 1. 725.
(Westküste von Frankreich ;: Portugal; Mittelmeerküsten östlich bis
Kleinasien, Kreta und Cyrenaica! Angola; Süd-Africa.) *]
Die oben (S. 376) erwähnte T. laziflora verhält sich zu dieser Art ähnlich
wie Typha gracilis (S. 277) zu T. minima. Auch sie kann als eine durch Saison-
Dimorphismus abgezweigte Form betrachtet werden. Sie unterscheidet sich von
T. bulbosa. ausser der herbstlichen Blüthezeit durch an die Traubenachse angedrückte,
auf kürzeren Stielen stehende, oben deutlicher verschmälerte Früchte (vgl. Buchenau
NV. Bremen XIII. 408 [1896)).
Bastard.
? 147. x 148. T. maritima x palüstris. 2]. Nolte legte 1846 auf der
Naturforscher-Versammlung in Kiel eine 7. vor, welche er für diesen Bastard hielt.
Beim Herumreichen in der Sitzung ging das einzige Exemplar jedoch verloren
und es bedarf die Existenz dieses Bastardes daher der Bestätigung.
T. m. x p. Nolte nach Reichenbach (mündl.) bei Buchenau Engl. Jahrb. I
(1889) 506.
19. Familie.
ALISMATÄCEAE.
([Alismäceae Lam. u. DC. Fl. Fr. HI 181 [1805] z. T. R. Br.
Prodr. I. 342 [1810] z. T.] L. C. Rich. Anal. d. fr. ed. Voigt 1811.
p- XIII [1808]. Gray Brit. pl. II. 215 [1821]. Buchenau NV. Bremen II
ge 10, 482. Engl. bot. Jahrb. II [1881] 470. Nat. Pfl. I.
1. 227. Micheli a. a. O. 29.)
Vgl. S. 267, 294. Ansehnliche ausdauernde milchsaftführende Sumpf-
oder Wasserpflanzen mit meist senkrechter, kurzer und dicker, seltner
an der Spitze knollige Ausläufer treibender Grundachse und schaft-
artigem Stengel. Blätter gitternervig, am Grunde scheidenartig, mit einer
Anzahl (bei unseren Arten stets) lineal-pfriemlicher, zarter Achselschüpp-
chen; die untergetauchten lang, schmal-linealisch, grasartig, die aufgetauch-
ten mit breiter Blattfläche auf einem oft langen, von zahlreichen Längs-
röhren durchsetzten Stiele, schwimmend oder häufiger meist voni Stiele
getragen, aus dem Wasser hervorragend. Blüthenstand stockwerkartig aus
den Achseln 3 zähliger alternirender Hochblattquirle, verzweigt, die Seiten-
zweige meist in gleicher Weise weiter gebildet oder Schraubeln darstellend.
Blüthen zwei- oder eingeschlechtlich, im letzteren Falle ein-, seltener
zweihäusig. Perigon (bei unseren Arten) aus einem äusseren, dreiblättrigen,
kelchartigen, derben und einem inneren dreiblättrigen, corollinischen,
zarten Kreise bestehend Staubblätter 6 (vermuthlich durch Spaltung
1) Nach Jacques Barrelier, Dominicaner in Paris, * 1606 + 1673, der
die Pflanze zuerst als Juncus bulbosus maritimi floribus siligquosus beschrieben und
abgebildet hat (Plantae per Galliam, Hispaniam et Italiam observatae aeneis iconibus
. exhbibitae Parisiis 1714 [von A. de Jussieu herausgegeben] 55 Nr. 563 ie. 271). Ausser-
dem werden noch einige handschriftliche Werke von ihm im Pariser Museum auf-
bewahrt.
30 Alismataceae.
]Dedoublement] eines episepalen Kreises) bis zahlreich mit nach aussen
aufspringenden Antheren. Pollen kugelig. Fruchtblätter 6 bis zahlreich,
(bei unseren Arten meist nicht verbundea), mit je 1, seltener 2 oder mehreren
anatropen, mit 2 Integumenten versehenen Samenanlagen, und meist
kleinen, sitzenden oder auf meist kurzem Griffel stehenden Narben. Frücht-
chen mit häutiger oder holziger Schale. Samen ohne Nährgewebe, mit
hufeisenförmig gekrüämmtem Keimling, langem Keimblatt und kräftigem
Würzelchen.
46 bis 50 Arten, ‘über die gemässigten und die tropische Zone verbreitet, im
südlichsten Africa und America sowie in Neuseeland fehlend.
Uebersicht der Gattungen (nach Buchenau Nat. Pfl. II. 1. 229).
A. Blüthen zweigeschlechtlich. Blüthenachse flach. Staubblätter 6,
in einen Kreis gestellt. Fruchtblätter gleichfalls mehr oder
weniger kreisförmig angeordnet.
I. Fruchtblätter mit je einer Samenanlage.
a. Samenanlage nach aussen (nach der Rückenseite des Frucht-
blattes) gewendet, Mikropyle daher am äusseren Grunde der-
selben und im Samen das Würzelchen des Keimlings nach
aussen liegend.
1. Fruchtschale pergamentartig. Alisma.
2. Innenschicht der Fruchtschale (Endokarp) holzig. Blätter
am Grunde tief herzförmig. Caldesia.
b. Samenanlage nach innen (nach der Bauchseite des Frucht-
blattes) gewendet, Mikropyle daher am inneren Grunde der-
selben und im Samen das Würzelchen des Keimlings nach
innen liegend. Früchtchen auf der Innen-(Bauch-)seite stärker
gewölbt. Elisma.
II. Fruchtblätter mit je 2 oder mehreren Samenanlagen. Frücht-
chen sternförmig ausgespreizt. Damasonium.
B. Blüthenachse gewölbt. Fruchtblätter kopfig angeordnet.
I. Blüthen zweigeschlechtlich. Staubblätter (bei unserer Art) 6.
Früchtchen kaum zusammengedrückt, vielrippig. Echinodorus.
II. Blüthen eingeschlechtlich, ein- seltener zweihäusig. Staub-
blätter zahlreich, spiralig angeordnet. Früchtchen stark von der
Seite her zusammengedrückt. Sagittaria.
47. ALISMA')).
([Rivin. in Rupp. Fl. Jen. ed. 1. 54 (1718)]. L. Gen. pi. [ed. 1. 108]
ed. 5. 160 [1754] z. T. Micheli a. a. O. 31 z. T. Buchenau Engl.
Bot. Jahrb. II [1882] 480. Nat. Pfl. II. 1. 230.)
Vgl. oben. Grundachse senkrecht, kurz. Blätter in grundständiger
Rosette, in deren Mitte der endständige Blüthenstand, neben demselben
1) &Aıoua, Name einer Wasserpflanze mit Plantago-ähnlichen Blättern bei
Dioskorides (III, 159). Valerius Cordus und Sprengel halten sie für
unsere Art, obwohl sie eine wohlriechende Wurzel und gelbliche Blumen haben soll.
Alisma. 38t
oft noch ein in der Achsel des obersten Laubblattes stehender, selbst am
Grunde Laubblätter tragender, seitlicher Blüthenstand, welche Verzweigung
sich öfter wiederholen kann. Blätter mit starken, nicht alle vom Blatt-
grunde ausgehenden Längsnerven und einem Gitterwerk feinerer Nerven.
Blüthen in pyramidaler Rispe, deren Aeste zu 3 quirlig stehen und.
sich schraubelartig weiter verzweigen, zweigeschlechtlich, etwas klein.
Fruchtblätter zahlreich, am bauchseitigen Rande den abfallenden Griffel
tragend. Früchtchen stark von den Seiten zusammengedrückt.
2 Arten, ausser dem Americanischen A. Californicum (Micheli a. a. O. 34
[1881], Damasonium ce. Torrey Pac. railw. rep. IV. 142 und in Bentham Pl. Hartw..
341 [1857]) nur
150. A. plantago!) aquätica. (Froschlöffel, niederl. u. vlaem.:
Waterwegbree; dän.: Vejbred-Skeblad; franz.: Flüteau, Plantain d’eau;
ital.: Mestola, Mestolaccia; poln.: Zabienik, Anielski trank; böhm.:
Zabnik; russ.: Yacryxa; ung.: Hidör.. 9%. Grundachse bis 2 cm dick.
Blätter (die untersten sowie alle junger Pflanzen) langfluthend, linealisch,.
sitzend (eigentlich nur verbreiterte [geflügelte] Blattstiele), die übrigen
langgestielt, eiförmig bis lanzettlich, zugespitzt, am Grunde schwach:
herzförmig, abgerundet oder in den Stiel verschmälert. Blüthenstand.
locker, länger als die Blätter. Quirle (die unteren) bs 2 dm von
einander entfernt, die 3 Hauptäste meist noch mit 1 oder mehr schwachen:
grundständigen Zweigen. Tragblätter länglich-eiförmig bis lanzettlich,,
zugespitzt bis stachelspitzig, krautig oder die oberen hautrandig.
Blüthen meist auf (1 bis) 2 (bis 3) cm langem schlankem, am Grunde
nach der Abstammungsachse hin zwei kleine, breit eiförmige, häutige, oft.
zu einem „adossirten“ zweikieligen verbundene Vorblätter tragenden Stiel
(vgl. Eichler, Blüthendiagramme I. 98). Kelchblätter breiteiförmig,.
3 mm lang, 2 mm breit, stumpflich, grün. Blumenkronenblätter genagelt,.
rundlich bis breit-verkehrt-eiförmig bis 6 mm lang, weiss oder röthlich,
am Nagel gelb. Früchtchen keilförmig aneinanderschliessend, schräg
nach aussen geneigt, schief verkehrt eiförmig, am Grunde etwas aus-
gerandet, den Griffelrest ungefähr in der Mitte des bauchseitigen Randes-
tragend, auf dem Rücken ein- oder zweifurchig. Samen schwärzlich,
durch die dünnen Seitenwände der Früchtehen durchschimmernd.
Ufer, Sümpfe, Gräben, über das ganze Gebiet verbreitet, auch auf
den Nordsee-Inseln, meist gemein; in den Alpen bis 1500 m aufsteigend.
4. P. / (durch einen Druckfehler steht hier das Zeichen des.
Feuers statt desjenigen des Wassers!) L. Sp. pl. ed. 1. 342 (1753).
A.P. V L.a.a.0. ed. 2. 486 (1762). A. P. L. Syst. X. 993 (1759)
und bei den meisten Schriftstellern; Koch Syn. ed. 2. 771. Richter Pl.
Eur. I. 19. A. P. a. Nyman Consp. 679.
1) plantago, Pflanzenname bei Plinius (XXV, 39). Plantago aqualica,.
Name unserer Art bei Cesalpini, wegen der Aehnlichkeit der Blätter mit denen von.
Plantago-major.
382 Alismataceae.
Die nachfolgenden beiden Unterarten, denen sich in dem weiten Wohngebiete
der Art noch mehrere andere anschliessen dürften, wie das Östasiatische A. canali-
eulatum (A. Br. et Bouch& Ind. sem. h. Berol. 1862 app. 5) und das Nordameri-
canische A. parviflorum (Pursh Fl. Am. sept. I. 253 [1816]) wurden schon seit
Jahrhunderten z. B. von Tabernaemontanus instinetiv unterschieden; da die
Landformen von B. häufiger vorkommen und typischer ausgeprägt sind als A. B.,
so ist anzunehmen, dass unter den bei letzterem aufgeführten Benennungen, namentlich
unter A. lanceolatum vorzugsweise erstere Pflanze verstanden wurde, wenn auch
schwerlich beiderlei Formen geschieden wurden und üb. d. Bedeutung des 'Withering-
schen Namens bei der ungenügenden Diagnose und bei den Mangel an Original-
exemplaren (nach A. Bennett [br.] hat sich dessen Herbar nicht erhalten) wohl
kaum etwas Sicheres zu ermitteln sein dürfte. Mit aller Sicherheit lässt sich die
Zugehörigkeit der unter dem von seinem Autor Ehrhart niemals veröffentlichten
Namen A. graminifolium allgemein bekannt gewordenen Wasserform zu B. behaupten.
Uebrigens wurden die Landformen von früheren Floristen häufig für Echinodorus
ranunculoides, die Wasserform oft für diese oder Elisma natans gehalten. Ob der
in der Französischen Schweiz angegebene Bastard von 150 u. 154 von A. arcuatum
verschieden ist, wird die Prüfung der uns jetzt nicht zugänglichen Exemplare er-
geben. Neuerdings wurden beide Unterarten nach ihren Blüthen- und Fruchtmerk-
malen zuerst von Michalet (SB. France I. 312 [1854]) scharf unterschieden ;
ein Menschenalter später bestätigte und vervollständigte Celakovsky (ÖBZ. XXKT.
377, 414 ff.) die Untersuchungen des genannten französischen Floristen. Ueber die
. taxonomische Werthung der Unterschiede ist eine völlige Einigung noch nicht erzielt.
Während Öelakovsky sich für die speeifische Selbständigkeit auf die Zustimmung
sonst so wenig zum Trennen geneigter Botaniker wie Sanio (BV. Brand. XXIII.
49 [1881]) und Caspary (PÖG. Königsb. XXV. 110 [1884]) berufen kann, be-
zweifelt der Monograph die Familie, Buchemau auch noch 1894 (Fl. der Nordw.
Tiefeb. 53) das Artrecht. Auch wir gestehen, dass wir, obwohl wir bei lebenden
Pflanzen nie im Zweifel waren, doch nicht alle trocknen, namentlich schwächlichen
Exemplare sicher zwischen A. und B. haben vertheilen können; in Wirtgen’s
Herb. pl. Rhen. sel. no. 526 scheinen uns beide Formen ausgegeben zu sein!
}
A. A. Michaletii'). Grundachse stark verdickt, breiter als
hoch. Stengel häufig bis 7 dm hoch, starr aufrecht, in der unteren
Hälfte meist nicht verzweigt. Blätter meist eiförmig, am Grunde
mehr oder weniger herzförmig oder abgerundet, seltner elliptisch-
lanzettlich in den Blattstiel zugeschweift oder allmählich verschmälert,
langgestielt, freudig grün. Rispe nach der Spitze allmählich ver-
schmälert, mit in zahlreicheren (oft 5 bis 6) etwas genäherten Quirlen
angeordneten aufrecht abstehenden Rispenästen. _Aeste meist
nur 6 bis 9 in jedem Quirle. Blüthen ansehnlicher; Blumenblätter
doppelt so lang als der Kelch, hinfällig. Staubblätter doppelt so lang
als die Fruchtblätter (ohne die Griffel). Staubbeutel länglich. Frucht-
blätter (in der Blüthe und Frucht) um ein freies Mittelfeld an-
geordnet, in der Frucht in ein unregelmässiges Dreieck gestellt. Griffel
länger als die Fruchtknoten, ziemlich gerade oder etwas ge-
schlängelt, aufrecht, weisslich mit fein papillösen Narben. Früchtchen
auf der gewölbten Rückenseite meist nur eine mittlere Rinne zeigend
1) Nach Eugene Michalet, Staatsanwaltsvertreter zu Baume-les-Dames (Dep.
Douls), * 28. Mai 1829, + 12. Febr. 1862 (Magnin br.), einem vorzüglichen
Beobachter, dem nicht nur die Flora Östfrankreichs sondern auch die Blüthen-Biologie
wichtige Beiträge verdankt, z. B. die Wiederentdeckung des Bidens radiatus, die
Kenntniss der kleistogamen Blüthen von Oxalis acetosella.
Alisma. - 383
(wenn zwei Rinnen vorhanden sind, die äusseren Rippen gerundet, stumpf),
'bauchseits schwach convex gebogen mit dem. Griffelrest in der Mitte
‚der Biegung. |
Im ganzen Gebiet meist häufig. Bl. Juni—Herbst.
A. M. A. u. G. Syn. I. 382 (1897). A. Plantago Michalet SB.
France I (1854) 312 (1855). Grenier in Gren. u. Godr. Fl. Fr. 1
164 z. T. (1855). Celakovsky a. a. O. (1885). Rehb. Ic. VII t. LVU
fig. 100, 102.
Nach der Breite der Blätter unterscheidet man
A. latifölium. Blätter breit-eiförmig, am Grunde schwach herzförmig oder
abgerundet. — Die bei weitem häufigste Form. — A. M. A. l. A. u. G. Syn. I.
383 (1897). A. Plantago a. l. Kunth Fl. Berol. II. 295 (1838). Gren. in
Gren. u. Godr. Fl. Fr. III. 165 (1855). 4. l. Gilibert Fl. Lith. V. 222 (1781).
B. stenophyllum!). Blätter breit lanzettlich bis elliptisch -lanzettlich, an
schwächlichen Exemplaren auch schmallanzettlich, in den Blattstiel zugeschweift
oder auch ganz allmählich verschmälert. — Ziemlich selten, meist mit A. —
4. M. B. s. A. u. G. Syn. I. 383 (1897). 4A. lanceolatum With. Bot. arr.
Brit. pl. ed. 3. II. 362 (1796) z. T.? A. angustifölium Hoppe Taschenb.
1797. 13 ? (blosser Namen). A. Plant. $. a. Kunth a. a. O. (1838). Ascherson
Fl. Brandenb. I. 650 z. T.? 4A. P. $. lanceolatum Schultz in Spr. Syst. II.
163 (1825) z. T.? Gren. u. Godr. a. a. O. (1855) z. T.?
Ob eine der Form B. D. angustissimum entsprechende Wasserform dieser
Unterart existirt, ist noch nicht sicher festgestellt.
(Nördl. gemässigte Zone beider Hemisphären; Neuholland.) *
B. A. arcudtum. Grundachse weniger verdickt, länglich
eiförmig, höher als dick. Stengel meist nur 1 bis 3 (selten bis 6) dm
hoch, schief oder häufig bogig aufsteigend oder (die schwächeren) oft
niederliegend, meist schon in der unteren Hälfte verzweigt, an der
lebenden Pflanze leicht bläulich bereift. Blätter stets länglich-
elliptisch oder lanzettlich, an schwachen Exemplaren bis lineal-
lanzettlich, kurz gestielt, etwas graugrün. Rispe kürzer, mit in
‘weniger zahlreichen (oft nur 2 bis 3) etwas entfernteren Quirlen an-
geordneten, fast wagerecht abstehenden bis zurückgebogenen
Rispenästen. Aeste meist 10—12 in jedem Quirle, die des untersten
Quirles auffallend lang, die des zweiten erheblich kürzer (meist nur
‘noch einmal quirlig verzweigt), daher die Rispe plötzlich verschmälert
bis abgestutzt erscheinend. Blüthenstiele dicker und steifer als bei der
vorhergehenden Unterart. Blumenblätter nur 1!/amal so lang als der
Kelch, länger bleibend, dunkler röthlich. Staubblätter so lang als die
Fruchtblätter (ohne die Griffel). Staubbeutel rundlich. Fruchtblätter
mit ihrer Bauchseite sich in der Mitte berührend, kein freies
‚Mittelfeld zwischen sich lassend, in der Frucht regelmässig zu
‚einem stumpf dreieckigen ‘oder fast rundlichem Köpfchen angeordnet.
Griffel erheblich kürzer als der Fruchtknoten, nach aussen
hakig umgebogen, grünlich, später bräunlich mit grob papillösen
Narben. Früchtchen rückenseits meist mit 2 Rinnen, daher dreirippig,
1) 3.8. 274 Fussnote IR
384 Alismataceae.
(die mittlere Rippe stärker vorspringend, die seitlichen ebenfalls scharf
vorspringend, von den mehr vertieften Seitenflächen sich abhebend),
bauchseits an der etwas höher gelegenen Ansatzstelle des Griffelrestes
winkelig gebogen.
Wohl ebenfalls durch das ganze Gebiet verbreitet, scheint indess
im nördlichen und mittleren Theile weniger häufig, im südlichen aber
häufiger zu sein als A. Michaleti. Bl. Juli, Aug.
A. a. Michalet SB. France I. 312 (1854). Gren. u. Godr. Fl. Fr.
III. 165 (1855). Celakovsky a. a. O. (1885). Nyman Consp. 679
Suppl. 285. Richter Pl. Eur. I. 19. A. lanceolätum With. a. a..O.
(1796) z. T.? ebenso gehören die übrigen unter A. B. stenophyllum
angeführten Synonyme wohl alle oder meist z. T. hierher. A. P. var.
l. Rcehb. Ic. VII. 30. t. LVII fig. 101 (1845). A. P. v. angustıföolium
Prahl Krit. Fl. Schl.-Holst. I. 155 (1888).
Die folgenden Standertsformen unterscheiden sich in der Breite der Blätter
und in der Grösse der Pflanze:
B. pümilum. Pflanze nur höchstens 1 dm hoch. Blüthenstand (wie bei Echino-
dorus ranunculoides) meist nur aus 1—2 nicht weiter verzweigten Quirlen
bestehend. Blätter sehr kurz gestielt, oft fast sitzend. — An vom Wasser ver-
lassenen Orten. — A.a. ß. p. Prahl a. a. O. II. 204 (1890). A. Plant. var.
p. Nolte in Hansen herb. 969. Sonder Fl. Hamb. 210 (1851).
C. aestuösum. Pflanze klein, 1—1,5 dm lang. Rispe verzweigt, die Blätter
öfter nicht überragend. Blätter schmal, mitunter fast linealisch, stumpf, sehr
allmählich in den Stiel verschmälert. — An sandigen Ufern in bewegtem
Wasser. — A. a. C. ae. A. u. G. Syn. I. 384 (1897). A. P. var. ae. Bolle
BV. Brand. IH. IV. 164 (1861) vgl. a. a. O. VII. 27.
D. angustissimum. Blätter sämmtlich oder grösstentheils fluthend,
linealisch, sitzend bis 1 m lang, zuweilen einige der oberen lanzettlich,
über die Wasserfläche hervorragend. — So in (oft stark) fliessendem Wasser,
häufig nicht blühend. — A. a. D. a. A. u. G. Syn. I. 384 (1897). A. natans
Poll. Hist. pl. Palat. III. 319 (1777) nicht L. A. pP. ang. DC. Fl. franc. ed. 3.
V. 312 (1815). A. graminifolium Ehrh. Steudel Nom. I. 26 (1821). A. P.
var. 9. Wahlenb. Flora Upsal. 122 (1820). Koch Syn. ed. 2. 772. Gren.
u. Godr. a. a. ©. (1855). Aschers. Fl. Brandenb. I. 650. Rchb. Ie. VII. 30.
t. LVII fig. 192 (1845). A. angustifolium J. Sv. Presl in Opiz Böheims
phän. u. krypt. Gew. 48 (1823). A. graminea Gmel. Fl. Bad. IV. 256
(1826). A. Loeselii!) Gorski in Eichwald Nat. Skizze Lith. 127 (1830).
A. longifolium J. Sv. Presl in Sommers Königr. Böhm. XV. XLVI (1847).
4. a. fr. graminif. Caspary PÖG. Königsb. XXV. 110 Gare A. a. var.
aquatica Celakovskf a. a. O. 417 (1885).
Caspary theilt (a. a. ©.) mit, dass er durch Cultur aus Samen die
Form D. die typische Pflanze, welche er als fr. oblöngum (Celakovsky a.a. O.
417 [1885] als var. terr estris) bezeichnet, erzogen habe.
(Europa, von zahlreichen Standorten von Upsala nördlich bis
Malaga und Thessalien und von Portugal bis Südrussland un
Nord- und West-Asien; Nord-Africa; Abyssinien.)
a 1)S. 8. 314 Fussnote 2. Loesel bildete die Pflanze auf t. 62 als Plantago
aquatica leptomacrophyllos ab.
Alisma. Caldesia. 385
48. CALDESIA!).
(Parlatore Fl. Ital. III. 598 [1858]. Buchenau NV. Bremen II. 487
[1871]. Engl. Jahrb. II. [1882] 479. Nat. Pfl. II. 1. 230. Alisma
Micheli a. a. ©. z. T.)
Vgl. S. 380. Tracht der vorigen Gattung. Blätter (bei unserer Art)
am Grunde herzförmig mit jederseits 2 bis 4 vom Grunde der Blatt-
fläche ausgehenden bogenförmig in die seitlichen Blattlappen verlaufen-
den Seitennerven. Griffel so lang als die Fruchtknoten. Früchtchen
trocken-steinfruchtartig, etwas zusammengedrückt, auf dem Rücken ge-
wölbt, am bauchseitigen Rande gerade, an dessen oberen Ende den
Griffel tragend.
Ausser unserer Art nur noch 2 Australische: Ü. oligococca und Ü. acanthocarpa
(Buchenau Engl. Jahrb. I. [1882] 479 [Alisma o. und a. F. v. Müller Fragm. T,
23 (1858)]).
151. C. parnassifolia ?).
Bei uns nur die Unterart
C. eu-parnassifölia?). Y, 1 dm bis 1 m hoch. Grundachse
dünn, etwa 4 mm dick, sehr kurz (3—5 mm). Blätter (bis 2 dm
selten 1 m) lang gestielt, herzeiförmig, meist 2—3 cm lang und
2—2,5 cm breit, stumpf oder stumpflich (selten spitz). Blüthenstand
aufrecht oder aufsteigend, länger als die Blätter. Quirläste fast stets
nur 3, alle oder doch die der oberen einblüthig. Blüthen 1 bis
2,5 cm lang gestielt. Kelchblätter rundlich, etwa 3 mm lang. Blumen-
blätter breiteiförmig, ganzrandig oder öfter gezähnelt, etwa 5 mm lang,
weiss. Früchtchen 8 bis 10, etwas über 2 mm lang, verkehrt-
eiförmig oder eiförmig, am Grunde etwas verschmälert, auf dem
(etwa 1 mm breiten) Rücken mit 3 scharf vorspringenden Nerven.
Auf dem Blüthenstand ähnlich verzweigten schlaff aufsteigenden oder
niederliegenden (öfter zurückgebogenen) bis fast 2 dm, meist aber nicht
über 1 dm langen Schäften bilden sich quirlig zu 3 in den Achseln
der Tragblätter sitzende 1—1,5 cm lange, bis 4 mm dicke eiförmig-
lanzettliche, zugespitzte von schuppenartigen Hochblättern umhüllte, im
Herbst abfallende grüne Winterknospen aus. (Vgl. Gorski in Eichwald
Naturh. Sk. von Lith. 175 Anm. [1830]. Buchenau Nat. V. Bremen II.
485 [1871)).
Kleinere Seen und tiefe Sümpfe, wenig verbreitet, nicht selten Jahre
lang ausbleibend, an manchen Fundorten (im Folgenden mit (v.) be-
zeichnet) überhaupt verschwunden. Mecklenburg: Malchin: Basedower
Theerofen! (v.). Langwitzer Seen noch 1874. Pommern: Greifenhagen ;
1) Nach Ludovico Caldesi, * 19. Sept. 1821 auf dem (später von ihm be-
sessenen) Landgut Persolino bei Faenza, wo er am 25. Mai 1884 durch Sturz aus
dem Wagen seinen Tod fand, Freiheitskämpfer von 1848/49 und 1859, Mitgliede
des Italienischen Abgeordnetenhauses (Christ br.), einem besonders um die Kennt-
niss der Kryptogamen-Flora Italiens hochverdienten Forscher.
2) Wegen der Aehnlichkeit in der Blattform mit Parnassia palustris.
3) 8. S. 15 Fussnote 2.
Ascherson v, Graebner, Synopsis, I. 25
386 Alismataceae.
Bahn! (v.?) Brandenb.: Berlin : Tempelhof! (v.); Grunewald (v.); Frankfurt
a. ©.: Kunersdorf! Prov. Posen: Meseritz; Schwerin a. W.; Czarnikau;
Moszyn; Kr. Bromberg: Klarheim: Brzeziniee-See bei Gr. Wudzin!!
Westpreussen: Kr. Schwetz: Laskowitz; Kr. Kulm: Lissewo. Polen:
Zamos@: Krynice (Rostafinski 91). Giessen: \Wiesengräben beim
Heegestrauch (v.?); Hanau: bei Rüdigheim (Wigand-Meigen 443);
Offenbach: Entensee bei Bürgel! (v.); Weinheim: Virnheimer Lache
(Sennholz, Dürer DBG. IV. CLXXXVIH, Dosch u. Seriba Fl. v.
Hessen 3. Aufl. 111). Dauphin&: Chervieu!l Arandon bei Morestel;
les Avenieres (St. Lager Cat. Bass. Rhöne 689). Savoyen: L’Echaillon
bei St. Jean de Maurienne (St. Lager a. a. O.) Piemont: Prov. Biella:
Torfsumpf alla Morigna am Lago di Viverone! Süd-Tirol: Salurn!
(Hausmann 1485). Ober-Oesterreich: Häretinger See im Ibmer Moos
(Vierhapper! 14. Ber. Gymn. Ried 26). Ungarn: Hansäg östl. am
Neusiedler See (Wierzbicki v.). Kärnten: Klagenfurt: Meisselberg;
Kühnsdorf: Ausfluss des Sablatnig-Sees bei Eberndorf und Sittersdorfer
See (Pacher Jahrb. Land.-Mus. Kärnt. XIV. 197). Steiermark: Rad-
kersburg: Lannen bei Sicheldorf (Maly 38). Kroatien: Lonjsko Polje
(Schlosser u. Vukot. 1110). Slavonien: Palacsa bei Essek (Neilreich
Ung. 45, Schulzer, Kanitz, Knapp ZBG. Wien XVI. 81 v.). Bl.
Juli—Sept.
C. p. Parlatore F]. Ital. III. 599 (1858). Buchenau Engl. Jahrb.
II. (1882) 479. Richter Pl. Eur. I. 19. Alısma p. Bassi in L. Syst.
XI. III. app. 280 (1767). Koch Syn. ed. 2. 772. Nyman Consp. 678
Suppl. 285. Rchb. Ic. VII. t. LVI fig. 99. Echinödorus p. Engelm.
in Aschers. Fl. Brand. I. 651 (1864).
Buchenau (Nat. V. Bremen II. 483) bemerkt mit Recht, dass die europäische
Unterart wie eine unter ungünstigen klimatischen Bedingungen verarmte Form der
tropischen, A. reniforme (D. Don Prod. fl. Nepal 22 [1825]) erscheint, welche sich
durch viel grössere, oft kreis- oder nierenförmige Blätter und reichblüthige, vielfach
verzweigte Rispen unterscheidet. Sie fruchtet reichlich, während sich bei unserer
Pflanze die Früchte nur spärlich ausbilden. An einigen Standorten des nördlichen
Gebietes scheint die Pflanze nur durch die abfallenden Winterknospen auszudauern,
die jedes Exemplar in ziemlich grosser Zahl erzeugt (nach Gorski in Littauen
vgl. auch Buchenau Nat. Pfl. II. 1. 230); jedoch beobachteten wir noch in der
Umgebung Brombergs bei Gross Wudzin im Herbst 1893 daneben ziemlich reich-
liche Ausbildung von Früchten.
Zerfällt in 2 Formen, die jedoch wohl nur auf Standortsbedingungen beruhen.
A. dübia. Blätter bis 2 dm (selten 1 m) lang gestielt, auf dem Wasser schwimmend,
breit, stumpf. — Die verbreitetere Form an überschwemmten Orten, in Seen
und Tümpelu. — (©. p. A. d. A. u. G. Syn. I. 386 (1897). Al. dubium Willd.
Fl. Berol. Prodr. 132 (1787). Rehb. Ie. VII. 29. — Im Wuchs erinnert diese
Form einigermassen an Elisma natans, ist jedoch ausser durch die nicht laub-
artigen Tragblätter des Blüthenstandes durch die stets vorhandenen Brutknospen
tragenden Zweige leicht zu unterscheiden.
B. terröstris. Blätter meist nur 5 em lang gestielt, aufrecht, länglich, spitz.
— Seltener, an vom Wasser verlassenen Orten. — 0. p. B. t. A. u.G. Syn.
I. 386 (1897). Al. Damasonium !) Willd. a. a. ©. (1787) nicht L. Dethard.
Consp. pl. Meg. 32.
1) damasonion, Pflanzenname bei Plinius (XXV, 77) synonym mit alisma
oder ]yron.
Caldesia. Elisma., 337
(Frankreich; Ober- und Mittel-Italien; Russisch-Littauen; Ost-
indien; oberes Nilgebiet; Madagaskar; Neuholland.) x
49. ELISMA!).
(Buchenau Pringsh. Jahrb. VII [1868] 25 [1869]. Engl. Jahrb. II.
[1882] 481. Nat. Pfl. HD. 1. 231. Micheli a. a. O. 40. Alisma L.
Gen. pl. ed. 1. 108, [1737] z. T.)
Vgl. S. 380. Früchtehen in der Reife sparrig abstehend.
Nur die folgende Art:
152. E. natans. 9. Grundblätter meist linealisch, meist
5 bis 6 cm (bis über 1 dm) lang und 2 bis 3 mm breit, sitzend,
fluthend oder einige mit einer (bis 2 dm) langgestielten, länglich-
elliptischen oder ovalen (bis 3 cm langen) schwimmenden Blattspreite;
einzelne Uebergangsblätter zwischen beiden vorn schwach löffelförmig
verbreitert. Blüthenstand fluthend 1 bis 4 dm lang, die Trag-
blätter der einblüthigen oder wenigblüthige doldige Schraubeln tragenden
Blüthenzweige laubartig, meist langgestielt, oval oder rundlich,
meist nicht über 1 cm lang, beiderseits abgerundet, schwimmend.
Kelchblätter rundlich, bis 3 mm lang, breit hautrandig. Blumenblätter
breit, rundlich (bis fast nierenförmig) bis fast 1 cm lang, schneeweiss,
am Nagel gelb. Früchtchen 6 bis 12, länglich-eiförmig, im
Querschnitt rundlich, 12- bis 15-rippig, stumpf, durch den
Griffel stachelspitzig.
In kleinen Seen und Teichen, Gräben, in tiefen Sümpfen, in dem
grössten Theile des nördlichen Flachlandes ziemlich verbreitet (auf den
Nordsee-Inseln fehlend), nach Süden und Osten seltner werdend; erreicht
in der Linie Dauphin& (Isere: Decines und Meyzieu St. Lager Cat.
Bass. Rhöne 690) (Lyon; Bresse; Luneville in Franz. Lothringen);
Rodder Maar in der Eifel! (Kr. Ahrweiler); (angeblich Veckerhagen
im nördlichen R.B. Cassel Wigand-Meigen 443). Walkenried!! und
Ellrich am S.W. Harz (Bertram Exe/fl. 4. Aufl. 277) (Neustadt a.
Orla?). Königsbrück: Lüttichau; Weissenberg! Reichenbach O.L.;
Görlitz! Lauban; Müllrose! Drossen; Driesen; Posen: Waldersee
(Pfuhl BV. Posen III. 54); Bromberg: Czarnowo (Kühling!) Tuchel ;
Konitz; Schlochau; Kolberg! die äussersten Grenzpunkte. Die Angaben
im südlichen und östlichen Gebiet (Kärnten; Krain; Istrien: Umago
Pospichal I. 310; Galizien, von Knapp 47 mit Recht bezweifelt)
sind sämmtlich wenig glaubwürdig. Bl. Mai—Herbst.
E. n. Buchenau Pringsh. Jahrb. VII (1868) 25 (1869). Richter
Pl. Eur. I. 19. Alisma n. L. Sp. pl. ed. 1. 343 (1753). Koch Syn.
ed. 2. 772. Nyman Consp. 679 Suppl. 285. Rchb. Ic. VII. t. LIV
fig. 95, 96. Echinod. n. Engelm. in Aschers. Fl. Pr. Brand. I. 651 (1864).
1) Von E/ioow ich wälze, wende, kehre um, wegen der entgegengesetzt als
bei den meisten übrigen verw andten Gattungen (vgl. "jedoch Damasonium) gerichteten
Samenanlagen ; zugleich Anklang an Alisma..
25*
388 Alismataceae.
Gleicht von Weitem einem Wasser-Ranunculus. Man unterscheidet folgende
Standortsformen : |
A. repens. Stengel kriechend, an den Knoten wurzelnd. Blätter sämmt-
lich gestielt, mit ovaler, etwas derber Blattfläche. — An vom
Wasser verlassenen Orten, an Ufern, auf dem Schlamm kriechend. — E. n.
A; 8. A: ur. Byn, UL 388 (1897). Ali m. BR. 7. > Bebb2 de NIE
t. LIV fig. 96. — Hierher die Unterabart II. plantaginifolium (A. u. G.
Syn. I. 388 [1897]. Blätter kurz (oft nur 2 em lang) gestielt, alle oder
doch die unteren spitz. — Bisher beobachtet: Berlin: Weissensee (A. Braun!)
Halensee (A. Winkler!) Sächs. Lausitz: Krischa bei Weissenberg (Burck-
hardt in Rchb. Fl. germ. exs. 504!). Ausserdem nur aus Frankreich: Nor-
mandie: Vire (Lenormand!) gesehn.
Im Wuchs dem Ranunculus reptans nicht unähnlich.
B. tfpieum. Stengel fluthend. Blätter verschieden gestaltet, die unteren Jinea-
lisch, sitzend, die oberen gestielt. — Die bei Weitem verbreitetste Form, in
flachem (nicht über 3 dm tiefem) stehendem Wasser. — E. n. B. t. A. u.G.
Syn. I. 388 (1897).
C. sparganiifölium!). Stengel fluthend. Blätter alle fluthend, sitzend,
linealisch, häutig. — In tieferem und schwach fliessendem Wasser,
bleibt in stärker fliessenden Gewässern meist unfruchtbar. — E. n. C. =.
A. u. G. Syn. I. 388 (1897). Al. n. s. Fries Nov. Fl. Suec. mant. 3. 183
(1842). — Hierher gehört auch vielleicht eine Form mit linealen Blättern,
welche den Anfang einer schmallanzettlichen Blattfläche zeigen. Al. ranun-
culoides Willd. Fl. Berol. Prodr. 133 (1787) nicht L. — Ferner die Unter-
abart I. pärvulum (A. u.G. Syn. I. 388 [1897]). Blätter nicht länger als
5cm. Blüthenstand aufrecht, wenigblüthig. — In flachem, kaltem Wasser,
Rodder Maar!
(Atlantisches Europa: Westliches Jütland ; Britische Inseln; Frank-
reich bis Nord-Spanien ; die Angaben in Russisch-Littauen [auch neuer-
dings, vgl. Lehmann Fl. Poln. Livl. 204) beruhen vermuthlich ebenso
auf Irrthum wie die in Syrien [vgl. Post Fl. of Syria, Palestine and
Sinai 821].) x]?
50. DAMASONIUM?).
(|Tourn. Inst. 256] Mill. Gard. diet. ed. 8 [1768]. Juss. Gen. pl. 46
[1789]. Micheli a. a. ©. 41. Buchenau Engl. Jahrb. II [1882] 482.
Nat. Pfl. II. 1. 231. Actinocärpus?) R. Br. Prodr. Fl. Nov. Holl.
342 [1810].)
Vgl. S. 380. In der Tracht der Gattung Alısma ähnlich. Blätter
in grundständiger Rosette, meist lang gestielt, ausser dem Mittelnerven
meist mit jederseits 2 vom Grunde der Spreite ausgehenden Seitennerven.
Blüthenstand nur mit hochblattartigen oft schuppenartigen Tragblättern.
Rispe wenig oder meist nicht verzweigt (dann die einzelnen Blüthen
oft zahlreich, bis 10 und mehr quirlständig). Samenanlagen (unserer
Art) meist 2, eine die Lage wie die bei Elisma, die andere wie die
der übrigen Gattungen zeigend. Früchtchen meist zu 6, am Grunde
verbunden, ansehnlich, schief eiförmig-lanzettlich, allmählich in den
1) Wegen der Aehnlichkeit der Blätter mit denen von fluthenden Spargantum-
Formen.
2) S. S. 386 Fussnote 1.
3) Von dxrig Strahl und zaondg Frucht, wegen der strahlig angeordneten
Früchtchen.
Elisma. Damasonium. 389
der Frucht an Länge gleichkommenden stachelartig heranwachsenden
Griffelrest verschmälert, seitlich zusammengedrückt, in der Reife spreizend.
Die Arten dieser Gattung sind im Fruchtzustande durch die spitzen, nach
aussen (sternförmig) spreizenden Früchtchen, die deutlich an die bekannte Drogue
„Sternanis‘‘ erinnern, sehr leicht kenntlich.
Ausser unserer Art nur D. minus (Buchenau NV. Bremen II. 20 [1871].
Actinocarpus m. R. Br. Prodr. 342 [1810]. _D. austräle Salisbury Trans. Hist,
Soc. €d. 2. I. 268 [1815]) in Neuholland.
153. D. damasonium. %, bis über 3 dm hoch. Grundachse ziem-
lich kurz (kaum 2 cm lang) 1 cm (oder wenig mehr) dick. Blätter bis
2,5 dm lang gestielt mit länglich-ovaler, selten etwas lanzettlicher, meist
4 bis 6 (bis 7) cm langer und 1,5 bis 2,5 cm breiter, am Grunde
abgerundeter oder schwach herzförmiger, stumpfer Spreite (kleine
Formen mit erheblich kleineren Blättern). Blüthenstand so lang, wenig
länger oder kürzer als die Btätter, nur oberwärts ästig. Tragblätter der
Blüthen bis 1,5 cm lang. Blüthen 1 bis 3 em lang gestielt, aufrecht
abstehend, seltner zurückgeschlagen, unansehnlich. Kelchblätter breit
eiförmig, an der Spitze etwas kappenförmig eingezogen, etwa 2 mm
lang, hautrandig. Blumenblätter mehr als doppelt so lang, breit,. weiss,
am Nagel gelblich. Staubblätter sehr kurz, hinfällig. Fruchtblätter (in
der Blüthe) zusammenneigend. Früchtchen etwa 5 mm lang mit ebenso
langem Schnabel und etwa 2 mm breit, 2 samig.
An der Ueberschwemmung ausgesetzten schlammigen Stellen,
an Ufern von Teichen und Pfühlen, in Gräben. DBerührt das Gebiet
nur an der Westgrenze (Bresse) und überschreitet diese Grenze nur
wenig in der Provence: Camargue, Crau, Montmajour (St. Lager Cat.
Bass. Rhöne 690). Bl. im Süden April, Mai, im atlant. Gebiet
Juni— Sept.
D.d. A>u. G.-Syn.L 389 (1897). Aksma.D:»Li:Sp: plued.T.
343 (1753). D. Alisma Mill. Gard. diet. ed 8. (1768). Richter Pl.
Eur. I. 20. Al. stelläta Lam. Ene. II. 515 (1786). D. stellätum
Rich. in Pers. Syn. I. 400 (1805). Nyman Consp. 679 Suppl. 286.
D. vulgare Coss. u. Germ. Fl. Par. H. 521 (1845).
Cosson (Not. pl. nouv. erit. ou rares du midi de l’Esp. II. 47 [1849]) unter-
schied von dieser Art ein D. polyspermum 1), das sich hauptsächlieh durch die zahl-
reich (bis zu 25) in jedem Früchtehen vorhandenen Samen auszeichnet. Sehon
Thielens, welcher auch an der Pflanze der Atlantischen Zone öfter mehr als zwei
Samen beobachtete, bezweifelt (SB. Belg. VII. 92 [1868]) das Artrecht dieser wohl
nur als Unterart zu bezeichnenden Form. Da dieselbe ausser in Nord-Africa und
Spanien auch im südwestl. Frankreich (Herault) beobachtet wurde, so könnte sie
vielleieht auch in der Provence vorkommen.
Auch bei dieser Art finden sich nach Pasquale (Sulla eterofillia 53 [1867])
an nassen Standorten zuweilen untergetauchte lineale ‚‚grasartige‘‘ Blätter. Wenn
dieselben mit solchen der gewöhnlichen Form zusammen vorkommen, sind solche
Exemplare zuweilen für Elisma natans gehalten worden.
(Atlantisches Europa, von England bis Portugal und Mittelmeergebiet,
in Europa östlich bis Italien, in Nord-Africa bis Aegypten; Südost-
Russland; West-Asien.) 22
1) Von zoAög viel und omegua Samen.
390 Alismataceae.
51. ECHINÖDORUS'). f
([L. €. Rich. M&m. Mus. Par. I. 365 (1815) z. T.]. Micheli a. a. O. 44.
Buchenau Engl. Jahrb. II [1881] 483 ff. Nat. Pfl. II. 1. 231.)
Vgl. S. 380. In der Tracht (unsere Art) schmalblättrigen Formen
von Alisma ähnlich. Blätter in grundständiger Rosette, ziemlich lang
gestielt, seltner linealisch, ausser dem Mittelnerven jederseits mit
einem in der Nähe des Blattrandes verlaufenden Nerven. Blüthen-
stand meist mit höchblattartigen, häutigen oder (wenn niederliegend)
vereinzelt mit kleinen laubartigen Tragblättern. Rispe wenig oder meist,
nicht verzweigt (dann die einzelnen Blüthen) zu 3 bis 6 quirlständig.
Früchtehen klein (bei unserer Art) zahlreich, in ein dichtes Köpfchen
(dem Gynaeceum mancher Ranunculus-Arten auffällig ähnlich) gestellt,
den Griffelrest an der Spitze tragend.
Etwa 18 Arten, von denen die meisten (16) Americanisch ; in Europa nur
unsere Art mit der nur in Nord-Spanien (Asturien) beobachteten Unterart E. alpestris
(Micheli DC. Monogr. III. 47 [1881]. Al. a. Coss. Bull. Soe. Bot. Fr. XI. 333 [1864]).
154. E. ranuneuloides?). 4, 3 cm bis 2 (selten bis 17) dm hoch.
Grundachse kurz (5—7 mm), dünn. Blätter lanzettlich, meist.
2—-5 (—8) em lang und 3—5 mm (selten bis über 1 cm) breit, meist
(4—10 [—30] em) lang gestielt. Blüthenstand aufrecht oder nieder-
liegend, so lang oder etwas länger als die Grundblätter, meist nur
eine aus einigen Schraubeln bestehende Dolde, seltener unter derselben
noch einige zu einem Quirl verbundene Schraubeln tragend. Kelch-
blätter rundlich, etwa 3 mm lang. Blumenblätter, bis 6 mm lang, aus-
geschweift, weiss oder röthlich, am Nagel gelb. Frucht kugelförmig.
Früchtchen wenig über 1 mm lang, ellipsoidisch, 4—5kantig
in den Griffelrest zugespitzt. |
Ueberschwemmt gewesene schlammige Stellen, Gräben, meist gesellig,,
bei hohem Wasserstande oft Jahre lang ausbleibend. Fast nur in der
Atlantischen Zone und im Mittelmeergebiet. Im westlichen Theile des
nördlichen Flachlandes bis zur Elbe ziemlich verbreitet, auch auf den
Nordsee-Inseln. Schleswig- Holstein! Mecklenburg! Neuvorpommern !
Rügen! Usedom! und Wollin! Prov. Brandenburg: nur im Havellande:
Rhinow!! Pritzerbe (Hülsen!). Potsdam: Marquard (Buss!!). (In der
Nähe der Westgrenze in Französ. Lothringen!). Westl. Schweiz: Am
Murtener und Neuenburger See! Genf. Savoyen (St. Lager Cat. Bass.
Rhöne 689). Dauphine. Provence östlich bis Nizza! (St. Lager a.a. O.
Ardoino 351). Oesterreichisches und Kroatisches Küstenland (Pospichal
I. 308, Marchesetti 511, Schloss. et Vukot. Syll. 5). Insel Veglia!
1) Von &yivog Igel, Seeigel und dogdg Schlauch, wegen den bei mehreren
Amerieanischen Arten langgeschnäbelten, sparrig abstehenden Früchtchen.
2) Wegen der Aehnlichkeit der Pflanze, besonders aber der Fruchtköpfchen,
mit denen mancher Ranunculus-Arten (s. oben). Durch dieses Merkmal ist die
Pflanze leicht von A. arcuatum zu unterscheiden, dessen kleine Formen, die in der
Tracht allerdings oft täuschend ähnlich sind, von den älteren Floristen vielfach
für diese Art gehalten wurden (vgl. S. 382).
Echinodorus. Sagittaria. 391
(Vis. Fl. Dalm. I. 192). Dalmatien (Vis. a. a. O.). Die Angaben
in Polen (Warschau Szubert nach Rostafinski 91, von dem wir
allerdings ein richtig bestimmtes Belegexemplar erhielten), Galizien : Tarno-
pol (Herb. Hölzl nach Rehmann ZBG. XVII. 485) und Ungarn:
zw. Karva und Muzsla im Graner Comitat (Feichtinger Magyar
orv. &s term. Pesten tart. IX. nagygyül. munk. [Arb. der 9. Ung. Naturf.
Vers.] 1864. 270) sind mindestens auffällig. Bl. Juni—Oect.
E. r. Engelm. in Aschers. Fl. Brandenb. I. 651 (1864). Richter
Pl. Eur. I. 20. Alisma r. L. Sp. pl. ed. 1. 343 (1753). Koch Syn.
ed. 2. 772. Nyman Consp. 679 Suppl. 286. Rchb. Ic. VII. t. LV
fig. 97. Baldellia‘) r. Parlat. Nuov, gen. monoc. 57 (1854).
Aendert ab
B. repens. Seitenstengel niederliegend, an den Knoten wurzelnd, mit den
Grundblättern ähnlichen, in ihren Achseln Blüthen tragenden Laubblättern. —
Auf schlammigem Boden, bisher nur auf Rügen: Schmale Heide (Marsson FH
Neuvorp. Rüg. 447) sowie Hafen von Fianona an der Ostküste von Istrien (Pospichal
308) beobachtet. Uebergangsformen mit „an den Knoten schwach wurzelnden‘ Seiten-
stengeln in Schleswig-Holstein Prahl Krit. Fl. II. 204. E. ran. rep. Aschers.
Fl. Brand. I. 651 (1864). A. rep. Lam. Eneyel. I. 515 (1790). Cav. Ie. I. 41 t. 55
(1791). A. ran. ß. rep. Duby Bot. Gall. 437 (1830). Rehb. Ie. VII. 29.6, LV
fig. 97 8.
C. zosterifölius?). Blätter sämmtlich oder doch fast alle fluthend,
häutig, linealisch; wenn die Pflanze zur Blüthe gelangt, zeigt sie meist einzelne
lanzettliche Blätter. — In tiefem oder fliessendem Wasser, häufig nieht blühend. —
E. r. z. Aschers. Fl. Brandenb. I. 651 (1864). A.r. z. Fries in Koch Syn. ed. 2.
772 (1844). A. r. 8. sparganüfolium Marsson Fl. Neuvorp. 446 (1869) [Schreib-
fehler].
Die frische Pflanze besitzt einen eigenthümlichen, fast wanzenartigen Geruch.
(Südliches Schweden; Dänemark; Britische Inseln; Frankreich ;
Iberische Halbinsel; Canarische Inseln; Mittelmeergebiet [inel. dem
westlichen Nord-Africa] östlich bis Griechenland.) *|
Bastard.
? 150.x 154. Alisma plantägo aquätica x Echinödorus ranuneuloides.
Schweiz: Waat: Am Neuenburger See bei Coneise; La Poissine (Herb. Muret
nach Durand und Pittier SB. Belg. XXI. 243.
4A. Pl. x ran. Durand und Pittier a. a. ©. (1882). Vgl. oben S. 382.
52. SAGITTÄRIA3).
([L. [Syst. nat. ed. 1. Gen. pl. ed. 1. 289] ed. 5. 429 [1754]. Micheli
a.a.0.64. Buchenau Engl. Jahrb. II (1881) 485. Nat, Pfl. II. 1. 231.)
Vgl. 8. 380. Blätter eilanzettlich oder (bei unserer Art) pfeilförmig
mit langem am Grunde scheidigem Stiele; die fluthenden Jinealisch
1) Nach dem Marchese Bartolommeo Bartolini-Baldelli, damals Super-
intendente della I. R. Casa Granducale (Hausminister des Grossherzogs von Toscana)
in Florenz
2) Wegen der denen der Zostera marina ähnlichen Blätter.
3) Von L. gebildeter Name; bei den früheren Autoren Sagitta, Pfeil, wegen
der Gestalt der Blätter ; schon von Plinius (XXI, 68) als „inter ulvas sagitta““ oder
„sagittalis‘‘ erwähnt.
392 Alismataceae.
(grasartig) oder (z. B. an jungen Pflanzen) löffel- bis spatelförmig.
Blüthenstand endständig, in der Achsel des obersten Laubblattes öfter
ein seitenständiger, welche Verzweigung sich noch einmal wiederholen
kann. In den Achseln der anderen Blätter (bei unserer Art) öfter ver-
längerte Ausläufer, deren Spitze zu einer eichelförmigen Knolle an-
schwillt; diese wird im Herbst frei und treibt im Frühjahr an der
Spitze einen ausläuferartigen Stengel aus, an dessen Spitze sich eine
neue Rosette und Wurzeln ausbilden (vgl. u. a. Nolte Ueber Stratiotes
und Sagittaria Kopenh. 1825. 8 ff). Blüthen (durch Verkümmerung
des andern Geschlechtes) eingeschlechtlich, selten zweigeschlechtlich,
schlank -gestielt, in entfernten, meist dreizähligen Quirlen, in den
Achseln von Hochblättern, meist die des untersten oder der beiden
untersten Quirle weiblich, die oberen männlich. Fruchtblätter sehr zahl-
reich. Früchtehen auf der gewölbten Blüthenachse ein kugelförmiges
Köpfchen bildend, rückenseits geflügelt, kammförmig ausgezackt oder
ganzrandig, durch den bleibenden Griffel geschnäbelt.
10—13 Arten, meist in America, in Europa nur unsere Art. Die sehr schöne
bis 1,5 m hohe $S, Montevidensis1) (Cham. u. Schlecht. Linnaea II [1827] 156) aus
dem südlichen Brasilien und Uruguay wird jetzt nicht selten in Aquarien eultivirt.
155. 8. sagittifolia. (Pfeilkraut, Hasenohr; niederl. u. vlaem.
Pijlkruid; dän.: Pilblad; franz.: Fleche d’eau; ital.: Erba saetta,
Occhio d’asino; poln.: Wodna strzolka, Uszyca; böhm.: Sipatka; russ.:
" Crpbaoamers; ung.: Nyilfü) 9. 2 dm bis über 1 m hoch. Blätter
fluthend, linealisch, sitzend, oder bis 5 dm lang gestielt, aufrecht, pfeil-
förmig, spitz, meist 5—8 cm lang, am Grunde (0,5 bis) 2 bis 3 (bis 5) cm
breit, mit länglichen oder lanzettlichen dreieckigen, seltner linealischen
spitzen bis 10 cm langen Pfeillappen. Blüthenstiel dreikantig, so lang
oder kürzer als die Blätter. Tragblätter der Blüthen meist kurz drei-
eckig, stumpf, 5 bis 7 mm lang, hautrandig. Blüthen ansehnlich,
die Stiele der männlichen meist mehr als doppelt so lang
als die der weiblichen. Kelchblätter breit-eiförmig bis rundlich,
gewölbt, meist 6—7 mm lang, etwas derb, vielnervig. Blumenblätter
rundlich bis 1,5 em lang, weiss mit purpurnem Nagel. Staubblätter
2—3 mm lang, die Fäden etwa so lang als die Antheren. Früchtehen
schief-verkehrt-eiförmig etwa 3 mm lang, und fast 2 mm breit,
kurz geschnäbelt.
Stehende und langsam, seltener schnell fliessende Gewässer, über
den grössten Theil des Gebiets verbreitet, in den Tiefebenen häufig,
im Berglande sehr zerstreut, nicht über 500 m ansteigend; fehlt auf
den Nordsee-Inseln, im eigentlichen Tirol, Salzburg, Kärnten, Istrien,
Dalmatien. Bl. Juni—- Aug.
S. s. L. Sp. pl. ed. 1. 994 (1753). Bolle BV. Brandenb. III. IV
(1861—62) 159 ff. Klinge N.G. Dorp. V. 3 [1880] 379 ff. (1881).
Koch Syn. ed. 2. 773. Nyman Consp. 679 Suppl. 286. Richter Pl.
Eur.:1. 20. Rehb. -Ie. VII t. LIIE fig.-94. |
1) Zuerst bei Montevideo in Uruguay beobachtet.
Sagittaria. 393
Die Pflanze ist in noch höherem Masse als die übrigen Arten dieser Familie
in der Blattform veränderlich. Hiernach lassen sich folgende Formen unterscheiden.
A. Blätter, wenigstens die oberen deutlich in Blattstiel und Spreite geschiedene
Luftblätter. Vol. Ru, Dr,
I. Obere Blätter lanzettlich bis linealisch, spitz oder stumpflich, mit langen
(mindestens dem vorderen Blatttheile an Länge gleichkommenden) spitzen
Pfeillappen.
a. typica. Obere Blätter lanzettlich, am Blattgrunde meist 2—3 em breit.
— Die bei weitem häufigste Form, in stehenden Gewässern, Gräben,
Teichen. — 8. s. A.I. a. t. A. u. G. Syn. I. 393 (1897). — Hierher die
Unterabart 2. pumila (A. u. G. Syn. I. 393 [1897]. Pflanze kaum
über 2 dm hoch. Blätter ziemlich kurz gestielt. Wasserblätter ganz
fehlend. — An vom Wasser verlassenen Orten, in ausgetrockneten Gräben.
b. Böllei!). Blätter und Pfeillappen linealisch, am Blattgrunde meist
nicht über 5 mm breit. — Meist an Ufern im Schlamm und Kies, selten.
18.8 Ab. BAG. By. I 43937(1897). 88,1 graetlis
Bolle a. a. ©. 162 (1862) nicht Torrey (S. g. Pursh Fl. Am. sept.
II. 396 [1814]), welch letztere eine analoge Form der Nordameri-
canischen S. varidbilis (Engelm. in A. Gray Man. of Bot. ed. 5. 493
[1867]) darstellt. — Durch die Schmalheit der Blätter und Pfeillappen
sehr ausgezeichnet, äusserst zierlich. — 2. butomordes?) (A. u. G.
Syn. I. 393 [1897]). Blätter sämmtlich linealisch, starr aufrecht, ohne
Pfeillappen, fast auf den dreikantigen Blattstiel (resp. Mittelnerven) redu-
eirt. — Flussufer selten, meist mit der vorigen. Danzig: Plehnendorf!!
II. Obere Blätter eiförmig-lanzettlich, ohne oder mit kurzem Pfeillappen (diese
höchstens !/2 so lang als das Blatt mit Ausschluss derselben), stumpf.
a. heterophylla?). Blätter verschieden gestaltet, die unteren linealisch,
die oberen lanzettlich spatelförmig, häufig schwimmend oder die obersten
stumpf pfeilförmig. — In tiefem stehendem Wasser, häufig nicht blühend.
— 8. s. var. h. Bolle a. a O. 161 (1862). 8. Ah. Schreber in Schweigg.
u. Koerte Fl. Erlang. H. 119 (1811).
b. obtüsa. Die untersten Blätter lanzettlich, an der Basis stark ver-
schmälert, fünfnervig, die übrigen länglich eiförmig (meist 4—5 cm breit),
stumpf oder stumpflich, mit kurzen Pfeillappen. — In mässig tiefem
Wasser. — S. s o. Bolle a. a. O. 162 (1862).
1) Nach Dr. Karl Bolle, * 21. Nov. 1821, Mitglied der städtischen Park-
Deputation in Berlin, hervorragendem Dendrologen und Ornithologen, welcher auf
zahlreichen Reisen durch einen grossen Theil Europas eifrig botanisch sammelte,
besonders aber die Flora der Provinz Brandenburg sowie die der Canarischen und
Capverdischen Inseln erforschte. Aus seinen zahlreichen Abhandlungen hebe ich
hervor: De vegetatione alpina in Germania extra Alpes obvia Diss. inaug. Berol.
1846. Addenda ad floram Atlantidis, praeeipue insularum Canariensium Gorgadumque
(Bonplandia VII [1859] 238, 293 ff. VIII [1860] 130, 279 fi. IX [1861] 50 fi).
Die Standorte der Farrn auf den Canarischen Inseln (Zeitschr. f. allg. Erdk. Berlin
N. F. XIV. 289, XVII. 249 ff.). Zeitschr. der Ges. f. Erdk. Berlin I. 209, 273 ff.).
Die Einbürgerung der Elodea eanadensis Rich. in den Gewässern der Mark Branden-
burg (Zeitschr. f. allg. Erdk. N. F. XVII. 188). Andeutungen über die Frei-
willige Baum- und Strauchvegetation der Mark Brandenburg (Märk. Prov. Mus.
der Stadtgem. Berlin 1886, 2. Aufl. 1887). Botanische Rückblicke auf die Inseln
Lanzarote und Fuertaventura (Englers Jahrb. XVI. 224). Ich verdanke diesem
meinem ältesten botanischen Freunde während ea fast eines halben Jahrhunderts
die mannichfaltigste Anregung und Belehrung; auch für die Synopsis hat er mit
gewohnter Liberalität sein veiches Material zur Verfügung gestellt. A,
2) Wesen der Aehnlichkeit der Blätter mit denen des Butomus wumbellatus.
3) Vgl. S. 68 Fussnote 2.
394 Alismataceae. Butomaceae.
B. Blätter sämmtlich untergetaucht, linealisch, sitzend. (Pflanzen meist nicht
blühend.)
vallisneriifölia!). Blätter (oft sehr lang) fluthend, dünn. — In
tiefen, besonders fliessenden Gewässern, in Flüssen oft dichte fluthende Massen
bildend. — 8. s. var. v. Coss. u. Germ. Fl. Paris 522 (1845). Vallisneria
bulbosa Poir. Eneyel. VIII. 321 (1800). — Hierher als Unterabart IJI. stra-
tiotoides?2) (Bolle a. a. O. 164 [1861]. Blätter nur 5 cm lang und über
5 mm breit, etwas starr, mit weniger zahlreichen (meist nur 5) Blattnerven.
Die Knollen dieser und verwandter Arten werden (z. B. in Japan und China)
gegessen. In China wird sie ceultivirt "und ihre Knollen sollen hier bis Faust-
grösse erreichen. Bei uns dienen dieselben, welche z. B. den Bewohnern des
Oderbruchs in der Prov. Brandenburg als ‚„Bruch-Eicheln‘ bekannt sind, nur den
Wasservögeln zur Nahrung und finden sich nicht selten ‘in den Kröpfen der Enten.
Sie wurden alsdann früher von den Forstleuten für Quercus-Früchte gehalten (vgl.
z. B. Ilse BV. Brand. IH. IV. 37 [1861)).
(Mittel- und Nord-Europa ausser dem nördlichsten Skandinavien
und Russland; Catalonien; La Mancha; Ober- und Mittel - Italien ;
Balkanhalbinsel bis Thracien ; Transkaukasien ; Babylonien; Afghanistan;
Östindien; China; Japan; Sibirien.) *
20. Familie.
BUTOMAÄCEAE.
(Gray Arr. brit. pl. II. 217 [1821]. Micheli a. a. OÖ. 84. Buchenau
Engl. Jahrb. II (1881) 466. Nat. Pfl. II. 1. 232. Butomeae L. C.
Rich. M&m. Mus. Par. I. 364 [1815|].)
Vgl.8.267,294. Ansehnliche Stauden (unsere Gattung) mit (bei unserer
Art) linealischen, am Grunde scheidig verbreiterten Blättern mit meist
zahlreichen, linealisch - pfriemlichen Achselschüppchen. Blüthenstengel
(bei unserer Gatt.) schaftartig, an der Spitze mit 3 oder mehr in den
Achseln von quirlständigen Hochblättern stehenden doldenförmigen
Schraubeln, die zusammen eine scheinbar einfache Dolde bilden. Perigon
in Kelch- und Blumenblätter geschieden, wenn auch (wie bei unserer
Art) auch erstere gefärbt sind. Staubblätter 9 bis zahlreich. Fruchtblätter
6 oder zahlreich, meist mit verlängertem Griffel mit mässıg grossen
Narbenpapillen, die Fruchtblätter auf der bauchseitigen Fläche zahlreiche
Samenanlagen tragend, so dass die Rückenseite und die Ränder frei
bleiben. Samenanlagen anatrop mit 2 Integumenten. Früchtehen bauch-
seits. aufspringende Balgfrüchte. Blüthen proterandrisch. Samen ohne
Nährgewebe.
4 (vielleicht 5) Arten, die 3 nicht zu unserer Gattung gehörigen je eine be-
sondere Gattung bildend, in den Tropen der Alten und Neuen Welt und in Australien.
In Europa nur die Gattung
1) Wegen der an Vallisneria spiralis erinnernden grasartigen Blätter.
2) Wegen der an Stratiotes aloides erinnernden Tracht dieser Form.
Butomus. 395
53. BÜTOMUS!)
([Tourn. Inst. 271 L. Gen. pl. ed. 1.121] ed. 5. 174 [1754]. Buchenau
Flora XL [1857] 242. Natürl. Pfl. II. 1. 233. Micheli a. a. O. 85.)
Grundachse unbegrenzt, fast horizontal. Laubblätter zahlreich, in
grundständiger Rosette. Blüthenstengel achselständig. Perigonblätter
bleibend, sämmtlich gefärbt, die äusseren etwas kleiner, derber. Staub-
blätter 9. Früchtchen 6 am Grunde verbunden (nicht frei!) durch den
bleibenden Griffel geschnäbelt. Samen längsstreifig, Keimling gerade.
Ausser unserer Art nur noch der wohl höchstens als Unterart zu betrachtende
B. junceus (Turez. Bull. Soc. nat. Mose. 1837 Nr. VII. 157. XXVII [1854] II.
60 B. u. $. minor Ledebour Fl. Ross. IV. 44 [1853] vgl. Micheli a. a. O. 86) in
Sibirien.
156. B. umbellätus. Blumenbinse, Wasserliesch, niederl. u. vlaem.:
Zwanebloem; dän.: Brudelys; franz.: Jone_ fleuri; ital.: Giunco fiorito ;
poln.: Sit kuotnacy, Sitowiec; böhm.: Smel; russ.: Cycars; ung.:
Elecs) %. Grundachse ziemlich (meist über 1 cm) dick. Laubblätter
linealisch dreikantig bis über 1 m lang und (meist 6—8 mm) bis
1 cm breit, am Grunde scheidenartig, allmählich zugespitzt, steif auf-
recht, um ihre Längsachse gedreht, selten fluthend. Blüthenstengel
stielrund, bis 1,5 m lang, länger als die Blätter. Hüllblätter der
Dolde dreieckig-lanzettlich, zugespitzt bis 4 cm lang, 7 bis 8 mm breit.
Blüthenstiele bis über 1 dm lang, vielmal länger als die Blüthe, sehr
ungleich lang. Perigonblätter eiförmig, die äusseren schmäler, etwa
8 mm breit, die inneren bis 1,5 cm breit und annähernd ebenso lang,
kurz genagelt, röthlichweiss, dunkler geadert, aussen in der Mitte, be-
sonders die äusseren, violett überlaufen. Staubblätter und Fruchtblätter
etwas über 5 mm lang. Früchtchen fast 1 cm lang, schief verkehrt-
eitörmig.
Stehende und langsam fliessende Gewässer, in der Nähe des
Ufers, gern zwischen hohen Gräsern. Ueber das ganze Gebiet ver-
breitet (auch auf den West- und Nordfriesischen Inseln), in der Ebene
meist nicht selten, nicht über 1000 m ansteigend; in der Schweiz
(deren Grenzen die Art bei Neudorf unweit Basel auf wenige km nahe
kommt) und sonst hie und da auf grösseren oder kleineren Strecken
ganz fehlend. Bl. Juni— Aug.
b. u. L. Sp. pl. ed. 1. 372 (1753). Koch Syn. ed. 2. 773 Nyman
Consp. 678 Suppl. 285. Richter Pl. Eur. I. 21. Rchb. Ice. VII t.
LVII fig. 103. B. Caesalpini?) Necker Delie. Gall-belg. sylv. I. 189
(1768). B. floridus Gärtn. D. fruct. I. 74 (1788).
1) Bodrouog, Name einer Sumpfpflanze, vermuthlich einer Cyperacee, bei
Aristophanes (Aves 666), Theophrastos (Hist. pl. I. 5, 3 und 10, 5 wohl
= ßovrouov IV, 10, 4) und anderen Griechischen Schriftstellern; von ßoög Rind
und z&uvo ich schneide, weil die Rinder sich an den schneidenden Blättern ver-
letzen.
2) Nach Andrea Cesalpini (Caesalpinus), * 1519 + 1603, „dem ersten
orthodoxen Systematiker‘“ (Linn). Schrieb De plantis libri XVI. Florentiae 1583.
Appendix 1603.
396 Butomaceae. Hydrocharitaceae.
Aendert ab in der Breite der Blätter und in der Grösse der Blüthen. (Die var.
parviflörus Buchenau Gött. gel. Anzeig. 1869. 237 bisher nur in Indien.) Bemerkens-
werth die der vieler Alismataceae analoge Abänderung
B. vallisneriifolia!). Blätter bis fast 2 m lang fluthend, meist nicht
über 2 mm breit. Pflanze meist nicht blühend. In Flüssen und Bächen, seltner
in tiefem stehendem Wasser. So z. B. in Östpreussen: Angerapp bei Darkehmen
(Kuehn!). — B. u. var. v. Sagorski in herb. Kuehn A. u. G. Syn. I. 396 (1897).
(Fast ganz Europa [in Schottland, dem grössten Theil Norwegens
und Spaniens fehlend], Asien nördlich vom Wendekreise.) *
21, Familie.
HYDROCHARITÄCEAE.
(Aschers. Fl. Brand. I. 647 [186%]. Aschers. u. Gürke Nat. Pfl. II
1. 238. Hydrocharideae Lam. u. DC. Fl. fr..III. 265 [1805]. L. C.
Rich. M&m. Inst. Par. XII. 1811. II. 1. 55 [1814]. Aydrocharidaceae
Lindley Veg. Kingd. 141 [1847]. Caspary Pringh. Jahrb. I. [1858] 484 ff.)
Vgl. S. 267, 294. Ausdauernde (unsere Gattungen), untergetauchte,
aber (bei unseren Gattungen) mit den Blüthen hervorragende, seltener
schwimmende Pflanzen des süssen oder (auswärtigen Gattungen) des
Salzwasser. Laubblätter spiralig, zuweilen quirlig oder abwechselnd
zweizeilig, sitzend oder gestielt, mit Achselschüppchen, meist ohne ver-
längerte Scheiden, Öhrchen und Blatthäutchen. Blüthen entweder
klein und unansehnlich, der Bestäubung durch Wasser oder Luft-
bewegung (häufig unter Ablösung der männlichen Blüthen von ihrer
Anheftung) angepasst, oder gross und ansehnlich, der Bestäubung durch
Insekten angepasst. Die die Blüthen vor ihrer Entfaltung einschliessende
Hülle (Spatha) aus 2 oft weit hinauf mit einander verbundenen (seltner
nur 1) Blättern bestehend. Blüthen ein- seltner zweigeschlechtlich, aktino-,
selten etwas zygomorph, oft aus mehr als 5 normal dreizähligen Blatt-
kreisen bestehend. Perigon meist aus 2 Kreisen gebildet; der äussere
kelchartig, der innere corollinisch. Staubblätter in 1—5. Kreisen, von
denen einige innere häufig nur staminodial ausgebildet, die äusseren zu-
weilen «d&doublirt, auch in der weiblichen Blüthe häufig als Staminodien
vorhanden. Staubbeutel nach aussen oder seitlich aufspringend, die
Hälften zuweilen nur einfächerig. Pollen (bei unseren und allen übrigen
Gattungen ausser bei Halophila) kugelig. Fruchtblätter (in den männ-
lichen Blüthen oft ganz fehlend) 2—15, verbunden. Placenten wand-
ständig, indessen öfter bis in die Mitte des stets einfächerigen, durch
dieselben aber scheinbar gefächerten Fruchtknotens reichend (hier nicht
verwachsend) sich zuweilen in 2 Lamellen theilend. Samenanlagen
meist zahlreich, mit 2 Integumenten, geradläufig (orthotrop) bis umge-
wendet (anatrop), aufrecht bis hängend. Narben soviel als Fruchtblätter,
häufig mehr oder weniger tief zweitheilig. Frucht (bei unseren Arten)
1) 8. S. 394 Fussnote 1.
Butomus. 397
nicht regelmässig aufspringend. Samen meist zahlreich, ohne Nähr-
gewebe. Keimling bei den meisten Gattungen mit sehr kleiner, auf
dem Grunde einer seitlichen Furche liegender Plumula, (bei Stratiotes
das hypokotyle Glied an Rauminhalt das äusserlich hervortretende
Keimblatt, neben dem fast frei die ziemlich entwickelte Plumula liegt,
bedeutend übertreffend).
Gegen 60 Arten, fast über die ganze Erdoberfläche verbreitet, in Europa nur
unsere Unterfamilien. Eine Art der Halophiloideae (Aschers. u. Gürke in Nat. Pfl.
II. 1. 247 [1889]). Halophila 1) stipuldeea (Aschers. Nat. Fr. Berlin 1867 3. Nat.
Pfl. a. a. O. 249 fig. 183. Zostera s. Forsk. Fl. Aeg. Ar. 158 [1775]) sonst nur
aus dem westlichen Indischen Ocean bekannt, wurde neuerdings, vielleicht durch den
Suez-Canal eingeschleppt, im Mittelmeere im Hafen von Rhodos von Nemetz ge-
sammelt [Fritsch ZBG. Wien XLV. 104]).
Uebersicht der Unterfamilien.
A. Männliche Blüthen (bei unseren Arten) sich vor der Entfaltung
an ihrer Einfügung ablösend, entfaltet auf dem Wasser schwim-
mend. Fruchtblätter 3, selten .2, 4 oder 5. Placenten wenig
in das Innere des Fruchtknotens vorspringend, unge-
theilt. Blätter sitzend, kleingesägt oder gezähnt, entweder in Quirlen,
kurz oder spiralig, in grundständiger Rosette lang linealisch (gras-
artig), schlaff. — Entwickelte Vegetationsorgane ohne Gefässe und
Spaltöffnungen. Vallisnerioideae.
B. Männliche Blüthen sich nicht ablösend. Fruchtblätter 6—15. Pla-
centen weit in das Innere des Fruchtknotens vor-
springend, sich berührend. Blätter spiralig, in Rosetten
entweder ganz oder theilweise untergetaucht, sitzend, starr, stachelig
gezähnt, steif oder schwimmend, gestielt, ganzrandig. — Vegetations-
organe mit Gefässen (bei uns auch mit Spaltöffnungen).
Stratiotoideae.
1. Unterfamilie.
VALLISNERIOIDEAE.
(Aschers. u. Gürke Nat. Pfl. II. 1. 247 [1889].)
8. oben. |
Uebersicht der Tribus.
A. Blätter in Quirlen an verlängerten, ästigen, meist lang fluthenden
Laubtrieben, einnervig, nicht über 2 em lang. Blüthen einge-
schlechtlich, polygamisch oder zweigeschlechtlich. Männliche Blüthen
in sitzenden, ein- bis dreiblüthigen Spathen. Weibliche und Zwitter-
blüthen mit fadenförmig verlängertem Halstheil der Achsen-Cupula.
Samenanlagen ortho- bis anatrop. Hydrilleae.
I) 8, S. 358 Fussnote 3.
398 Hydrocharitaceae.
B. Blätter spiralig, (bei unserer Art) in grundständiger Rosette, schmal-
linealisch (grasartig), mehrnervig, mehrere dm lang. Blüthen ein-
geschlechtlich. Männliche Spathen aa vielblüthig. Samen-
anlagen orthotrop. Vallisnerieae.
1. Tribus.
HYDRILLEAE.
(Caspary Monatsber..Berl. Ak. 1857. 39. Pringsh. Jahrb. I. 377 #f. 493
[1858] [ausser Zagarosıphon]. Ascherson und Gürke Nat. Pfl. I. 1. 249.)
RER.
Uebersicht der Gattungen.
A. Weibliche Spatha aus einem Blatte gebildet. Blüthen eingeschlecht-
lich. Staubblätter 3. Samenanlagen meist anatrop. Laubzweige
am Grunde mit einem der Abstammungsachse zugewendeten,
stengelumfassenden, einnervigen Vorblatt. Hydrilla.
B. Spatha aus zwei Blättern gebildet. Blüthen polygamisch, zwei-
oder eingeschlechtlich. Staubblätter 3—9. Samenanlagen ortho-
trop. Laubzweige am Grunde mit 2 seitlichen, nicht stengel-
umfassenden Vorblättern. Helodea.
54. HYDRILLA'!).
(L. €. Rich. Möm. Inst. XII. 1811. II. 61, 69, 73, 75 [1814]. Nat.
Pfl. I. 1. 249.)
Vgl. oben. Laubstengel verlängert, locker-ästig, die Zweige theil-
weise länglich-eiförmige, zugespitzte Winterknospen bildend. Blätter zu
2—8 in jedem Quirl, gezähnt, mit 2 länglichen oder linealischen,
gefransten Achselschüppchen. Blüthen ein- (oder zwei-?)häusig.
Männliche Spatha (bei uns noch nicht beobachtet) fast kugelig, zugespitzt,
mit stachelartigen Höckern besetzt, an der Spitze unregelmässig zwei-
lappig aufreissend. Blüthen einzeln, kurz gestielt, zur Befruchtungs-
zeit sich ablösend. Kelchblätter länglich-lanzettlich. Blumenblätter
schmäler und etwas kürzer. Weibliche Spatha röhrenförmig, an der
Mündung zweilappig. Blüthen einzeln. Perigon wie bei der männlichen
Blüthe. 3 Staminodien vorhanden oder häufiger fehlend. 2—7 Samen-
anlagen, sitzend oder kurz gestielt, hängend oder aufrecht, meist anatrop,
zuweilen hemianatrop, selten fast orthotrop. Narben ungetheilt. Frucht
(bei uns nicht beobachtet) länglich lineal, wenigsamig.
Nur die folgende Art:
157. H. vertieilläta (bei Stettin: Grundnessel. %. Laubstengel
bis 3 m lang, fadenartig, nicht 1 mm dick, mit meist 1—3 (—6) cm
1) Entweder schlecht gebildetes Diminutiv von Ödoe, eigentlich Wasserschlange,
hier ein im Wasser Ersecheudes Wesen oder von vöwe Wasser ebenso une
abgeleitet.
Hydrilla. 399
langen Stengelgliedern. Blätter (0,5) bis meist 1,5 (selten bis 2) cm
lang und etwa 1,5 mm breit, zugespitzt-stachelspitzig, mit stachelspitzigen
_ vorwärts abstehenden Zähnen. Blüthen unansehnlich, kaum 5 mm im
Durchmesser. Weibliche Blüthen mit 2 bis 3 cm (bis über 1 dm)
langem, fadenförmigem Halstheil. Winterknospen in den Achseln der Blätter
einzeln oder an den Triebspitzen büschelig gedrängt, meist 1,5 cm lang
und 3—4 mm dick, von breit lanzettlichen bis länglich elliptischen,
stumpflichen, stachelspitzigen, gezähnten Blättern gebildet, im Herbst
leicht abfallend.
Auf schlammigem, selten festem Grunde meist stehender Gewässer
bis zu einer Tiefe von 3 m, nur im nordöstlichen Gebiet und auch dort
bisher nur an wenigen Orten beobachtet. Pommern: im Dammschen
See bei Stettin!! und in einigen in denselben mündenden Oderarmen
auch im Papenwasser bei Gr. Stepenitz etwa seit dem Jahre 1820
beobachtet. (Genaueres über das Vorkommen s. Seehaus BV. Brand.
1I. 95 ff. [1860]; XI. 99 ff. [1870]). Südliches Ostpreussen: in den
Kreisen Allenstein! Neidenburg, Ortelsburg (Sawitz-See), Lötzen (Wid-
minner See) und Lyck! (hier von Sanio 1856 zuerst beobachtet). (Ge-
naueres s. Caspary Verh. Naturf. Vers. Königsberg 1862 293 ftf.;
Sanio BV. Brand. XXIII. 32, 33 [1881]. Bl. Juli, Aug. (nur in
seichterem, bis 0,6 m tiefem Wasser; bei uns erheben sich die Blüthen
in der Regel nicht bis an die Oberfläche und sind bei Stettin stets
monströs beobachtet worden vgl. Caspary a. a. O. 303).
H. v. Caspary Botanische Zeit. XIV (1856) 899. Monatsb. Berl.
Ak. 1857. 40. Pringsheims Jahrbücher I. 494 (1858). Richter Pl. Eur. 1.
21. Nat. Pfl. II. 1. 250 fig. 184 A. B. Serpicula'!) v. L. fil. Suppl. 416
(1781). Rostkovius u. Schmidt Fl. Sedin. 370. H. ovalıfölia L. C.
Rich. M&m. Inst. Par. XII. 1811. ID. 76. t. 2 (1814). Udöra?) v.
Spr. Syst. Veg. I. 170 (1825) z. T. Gorski in Eichwald Nat. Skizze
Bith.: 127... (1830) nicht Rehb. Ic. 2. -.Gemn. «VL. fig. :105.:/0.
lithuänica?) Bess. in Rchb. Fl. Germ. exc. 139 (1830). Flora XV
(1832) Beibl. I. 12. Ie. fl. Germ. VI. fig. 106 (1845). Hydöra?) lıth.
- Andrzejowski bei Besser Flora a. a. ©. (1832). U. occidentälis Koch Syn.
ed. 1. 669 (1837) ed. 2. 771 z. T. Nyman Consp. 678 Suppl. 285.
‚U. pomeränica*) Rchb. a. a. O. fig. 104 (1845). H. dentäta Casp.
BZ. XI (1853) 805. XII (1854) 56.
Unterscheidet sich von der in der Tracht in manchen Formen recht ähnlichen
Helodea Canadensis, mit welcher sie von Gorski und Koch irrthümlich identi-
1) Von serpo ich krieche, schlecht gebildeter Name. Die Gattung Serpieula
«L. Mant. 1. 16 [1767]), zu der diese Art irrthümlich gestellt wurde, gehört zu den
Halorrhagidaceae. |
2) Ebenfalls schlecht gebildetes Wort, gleich schlecht ob es von Öööwge Wasser
(mit Anlehnung an die Aussprache im Englischen) oder von udor, Feuchtigkeit,
Nässe abgeleitet wird. Auch die naive Wortbildung Hydora ist kaum als eine Ver-
‚besserung zu bezeichnen.
3) 8. S. 328 Fussnote.
4) Pomeranicus, Pommersch,
400 | Hydrocharitaceae.
fieirt wurde, während die ersten Entdecker der Pflanze im Gebiet, Rostkovius
uud Schmidt, richtig die Identität mit der Indischen Pflanze annahmen, ausser
dureh die oft höhere Zahl der zugespitzten, gezähnten, nicht gesägten Blätter
jedes Quirls, deren Zähne mit mehreren Zellen über den Rand vorspringen, dureh
das einzelne ‚adossirte‘‘ Vorblatt des Zweiges und die gefransten Achselschüppchen.
Nach der Länge der Stengelglieder und der Beschaffenheit der Blätter trennte
Caspary (Monatsb. Akad. Berlin 1857 40 ff. Pringsheims Jahrb. I. 494 ff.) eine
Anzahl durch Uebergänge verbundener Formen, die aber, als von äusseren Beding-
ungen abhängig, an ihren Standorten nicht immer beständig sind. Folgende sind
theils typisch, theils annähernd bei uns beobachtet worden: A. tenuis (Casp. a.a.O.
41 [1857] bez. 495). Stengel sehr dünn, mit bis 1 cm langen Gliedern; Blätter etwa
1 em lang, bis 2 mm breit. — So sehr selten, nur in seichtem Wasser des Gr.
Regeler Sees bei Lyck (Sanio.a. a. O. 33). B. gräcilis (Casp. BZ. XIV (1856) 901
3 a.0. 41 bez. 495. U. pomeränica Rehb. a. a. ©. [1845]. H. dentata var. pomeränica
Casp. BZ. XI (1853) 805 ohne Beschreibung. H.v. var. p. Seehaus BV. Brand. II. 95
[1860)). Stengelglieder bis 8 em lang. Blätter 0,5—2 em lang, 2—5 mm breit, flach,
zart, meist gerade. — So in tieferem Wasser. ER erispa (Casp. a. a. O. 901 [1856]
bez. 42 u. 496. Hydora lithuanica Andızj. und Ü. !. Bess. a. a. O. [1832]). Stengel-
glieder nicht über 3 cm, Blätter 0,5—1,5 cm lang, .2—2,5 mm breit, am Rande
meist kraus, etwas derber, zurückgekrümmt. — So in seichtem Wasser, aus-
nahmsweise (bei besonders klarem Wasser) bis 2,5 m Tiefe. D. inconsistens
(Casp. a. a. O. 42 [1857] bez. 496). Stengelglieder bis 5,5 em lang, kurze und
lange unregelmässig abwechselnd; Blätter 2 mm bis 2 em lang, 1 mm oder
wenig mehr breit. — Annähernd bei Ly ck.
Eine Benutzung der Pflanze findet bei uns nicht statt. In Ostindien wird sie
(ob noch jetzt?) bei der Rohrzuckerfabrikation verwendet.
(Europ. Russland: Gouv. Wilna [1821 von Gorski entdeckt];
Kurland: Illuxt [Lehmann Fl. Poln. Livl. 203]. Witebsk (Lehmann
a.a.O. Nachtr. 53 (485)]. Süd- und Ost-Asien nebst den Inseln, nördlich
bis zum Amur. Neuholland. Mauritius. Madagaskar. Oberstes Nilgebiet.)
a
+ 55. (1) HELODEA!)).
(Elodea L. C. Rich. in Michaux Fl. Ber.-Am. I. 20 [1803]. M&m.
Inst. a. a. ©. 60, 68, 73, 75 [mit Einschluss von Andcharis?) L. ©.
Rich. a. a. O. 61, 69, 73, 75 (1814) = Udöra?) Nuttall Gen. North
Amer. Pl. II. 242 (1818)]. Caspary Monatsb. Akad. Berlin 1857 43.
Pringsh. Jahrb. I. 425, 497 [1858]. Nat. Pfl. II. 1. 250.)
Vgl. S. 398. Laubstengel verlängert, oft sehr reich verzweigt.
Blätter kleingesägt, sehr selten (bei einer Art Brasiliens) gezähnt, mit
2 eiförmigen oder fast kreisrunden, ganzrandigen Achselschüppchen.
1) Von &/oöng sumpfig, nicht sehr correct gebildet. Die von fast allen Autoren
(ausser St. Lager und Beckhaus) angewandte Schreibweise entstammt der fran-
zösischen Unsitte, den griechischen Spiritus asper unbeachtet zu lassen.
2) Der vom Autor nicht erklärte Name sollte jedenfalls an Hydrocharis an-
klingen; ob der erste Theil überhaupt eine Bedeutung haben sollte, bleibt fraglich ;
dann wohl am wahrscheinlichsten von @vd- in der a as „wiederholt‘
also etwa ‚‚eine neue Hydrocharitacee‘“. Die Erklärung A. Gray’s dv dyagız „wohl
reizlos“ und die Wittstein’s von anas Ente und yagıs (8. S. 134 Fussnote) also
Entenzierde (-freude?) sind sprachlich so unzulässig, dass sie keiner Widerlegung
bedürfen, obwohl die Gray’sche einen zutreffenden Sinn ergeben würde,
3) Val. S. 399 Fussnote 2.
Hydrilla. Helodea. 401
Blüthen zweihäusig oder zweigeschlechtlich, oder (bei unserer Art) Beides
vorkommend, aus einer eiförmigen oder linealischen, an der Spitze zwei-
lappigen, bei beiden Geschlechtern gleichgebildeten Spatha hervortretend.
Männliche Blüthen einzeln, selten bis 3, fast sitzend, zur Befruchtungs-
zeit sich loslösend oder auf langem fadenförmigem Stiel die Oberfläche
des Wassers erreichend. Kelchabschnitte oval bis länglich. Blumen-
blätter fast kreisrund bis länglich eiförmig. Staubblätter 3—9. Nach
Caspary (a. a. O. 44 bez. 498) zuweilen 3 Narbenrudimente. Weib-
liche Blüthen einzeln mit langem fadenförmigem Halstheil die Ober-
fläche des Wassers erreichend. Perigon wie bei den männlichen Blüthen.
3 Staminodien oft vorhanden. Fruchtknoten länglich-lineal mit 3—-21
sitzenden oder kurzgestielten aufrechten Samenanlagen. Narben linealisch,
ungetheilt oder z. T. oder alle zweispaltig, am oberen Ende des Halstheils
eingefügt. Zweigeschlechtliche Blüthen wie die weiblichen nur mit 3—6
Staubblättern.
Ueber die Leidensgeschichte dieser Gattung vgl. Caspary a.a. O0. 425 fi.
Richard kannte von unserer in Nord-America einheimischen, polygamischen Art
nur die zweigeschlechtliche Pflanze; auch seine E. Guyannensis (a. a. O. 4) ist zwei-
geschlechtlich. Er hielt daher seine vermuthlich zweihäusige Anacharis callitriehoides
(a. a. O. 7) von Montevideo für den Vertreter einer neuen Gattung. Die älteren
Nordamericanischen Floristen Pursh und Nuttall kannten nur die zweihäusige
Pflanze, für die, obwohl man allgemein dieselbe mit Elodea canadensis für identisch
hielt, der neue Name Udora nöthig schien, weil sich dieser Gattungsname durch einen
Schreibfehler Jussieu’s (Gen. pl. 255 [1789] für die Hypericaceen-Gattung Elodes
(Adans. Fam. pl..II. 444 [1763]) eingebürgert hatte. Die Gattung Udora wurde
noch obenein von Sprengel (Linne Syst. Veg. I. 170 [1825] IV. 2. 25 [1827]) und
W. J. Hooker (Fl. Bor. Am. H. 193 [1840]) mit der Ostindischen HAydrilla zu-
sammengeworfen. Erst Torrey (Fl. New-York II. 264 [1843]) erkannte die Zu-
sammengehörigkeit der zweigeschlechtlichen mit der zweihäusigen Pflanze, die auch
in Nord-America nirgends zusammen vorzukommen scheinen, sondern z.B. bei New-
York anscheinend nur die zweigeschlechtliche, bei St. Louis (En gelmann!) nur
die zweihäusige. Nach A.Gray (Manual 5 ed. 495 [1872]) ist übrigens die männ-
liche viel seltener, so dass es erklärlich scheint, dass gerade die weibliche nach .
Europa verschleppt wurde. Letztere wurde dann ganz folgerichtig von Babington
und Planchon (Ann. and Mag. Nat. hist. 1848. 47 ff. Ann. sc. nat. 3. ser. XI.
73 ff. [1849]) in die unbeachtet gebliebene Richard’sche Gattung Anacharis gestellt.
5 sicher bekannte Arten und einige unsichere im gemässigten und tropischen
America.
+ 158. (1.) H. Canadensis'). (Wasserpest, Wassermyrte; niederl.:
Waterpest; dän.: Vandpest; poln.: Wislana [Weichselkraut]; wend.:
Wödna kopriwa[Wassernessel, v.Schulenburg]; böhm.: Vodni mor; ung.:
Atokhinär) %. Laubstengel bis 3 m lang fluthend, bis etwa 1 mm
dick mit (ganz kurzen bis) meist 3 bis 7 mm (seltner bis fast 2 cm)
langen Stengelgliedern, aus dem je 6.—9. (gewöhnlich 7.) Quirl verzweigt.
Blätter zu (2—5) fast stets zu 3 im Quirl, 5 bis 7 (seltner bis 10) cm
lang und 2 bis 3 mm breit, Jänglich-eiförmig bis lineal-lanzett-
lich, ziemlich plötzlich abgerundet-stachelspitzig, spitz oder spitzlich, klein-
gesägt. Zähne nur mit 1 Zelle über den Rand vorspringend. Blüthen
vielehig (männlich und weiblich [zweihäusig] oder zweigeschlechtlich).
1) Zuerst aus Canada bekannt geworden.
Ascherson u. Graebner, Synopsis. I. 26
402 . Hydrocharitaceae.
Diese Nordamerikanische Art wurde in Europa zuerst wahrschein-
lich 1836 bei Warringstown in Irland, sicher aber 1842 bei Dunse
Castle in Berwickshire (Schottland), 1842 bei Dublin, 1847 bei Market
Harborough in Leicestershire und bei Chichester (Hampshire) (England)
beobachtet. In den folgenden Jahren verbreitete sie sich namentlich
in den Wasserläufen des mittleren England so, dass sie die Schifffahrt
und die Handhabung der Schleusen hinderte und den Cam bei Cam-
bridge um mehr als 0,3 m aufstaute. Von da in die botanischen Gärten
des Continents verpflanzt, gelangte sie theils durch absichtliche An-
pflanzung, theils durch Vermittelung der Schifffahrt und der Wasser-
vögel in unserem Gebiete zunächst in die Gewässer des nördlichen Flach-
landes; so von Gent, Utrecht, Hamburg, Berlin, Breslau, Königsberg
aus in die Gewässer Belgiens (1860!), der Niederlande (1860), Magde-
burgs (1867), des Havel- und Spreegebiets (seit 1863!!), des Branden-
burgschen (1865!!) und Pommerschen Odergebiets (1866), West- und
Östpreussens (1867), Schlesiens (1869) und Polens (1884). Gegenwärtig
ist sie dort fast allgemein, auch in entlegenen, isolirten Teichen, Aus-
stichen, Lehmgruben etc. verbreitet (selbst auf der Nordsee-Insel Föhr
[Knuth Fl. Nordfr. Ins. 114]); in den ersten Jahren ihres Auftretens
gewöhnlich in ungeheurer, lästig werdender Zahl, später weniger reichlich,
dafür aber um so extensiver verbreitet. Auch im mittleren Berglande,
südlich bis Mähren, Böhmen, Oberbayern und der „ebenen“ Schweiz
(auch im Genfer See und im Rheingebiet bis Lyon) hat sie sich in den
70er und 80er Jahren (bei Trier schon 1863! Stuttgart 1869! Halle
1867! Leipzig 1861!) vielfach verbreitet; ferner im Donaugebiet Ober-
(1884) und Nieder-Oesterreichs (1880) bis nach Ungarn, wo sie bis
Kis-Barköez an der Mur (Borbäs ÖBZ. XLII. 145) und Budapest
(Schilberszky Term. Közl. XXIII [1891] 372) vorgedrungen ist;
in dieser südöstlichen Richtung hat sie die Grenzen des Gebiets noch
. nicht erreicht, während sie dieselben nach Nord-Osten und Süden über-
schritten hat. Im eigentlichen Alpengebiet ist sie bisher erst vereinzelt
beobachtet: Grenoble (Chaboisseau SB. France XXIII. 891. Garda-
See bei Riva (1894, A. v. Degen ÖBZ. XLV. 401, 1895!! bei Ser-
mione schon 1892. P. Magnus vgl. ÖBZ. XLVI. 263). Klagenfurt
(Sabidussi Carinthia 1894. 109). Graz 1883, Breidler nach Stapf
ÖBZ. XXXII. 376), Preissmann NV. Steierm. XXX. XC. XXXIL
116 [1893]. Marburg (1891, Murr DBM. XI. 9). Ueber die Ein-
wanderung dieser Pflanze, welche wegen ihrer beispiellosen Schnelligkeit
vor einem Menschenalter das grösste Aufsehen erregt und eine ausge-
dehnte Litteratur hervorgerufen hat, vgl. u. a W. Marshall, The
New Waterweed Anacharis Alsinastrum London 1852. E. Ihne im
18. Jahresber. Oberhess. Ges. Nat. u. Heilk. 66 Taf. II (1879).
F. Crepin in SB. Belg. I. 33 (1862) (Belgien). C. Bolle in BV.
Brand. VII. 1. (1865). Zeitschr. allg. Erdk. Berlin XVIII 188 (1865)
(Prov. Brandenburg). K. Seehaus BV. Brand. XII. 92 (1870) (Unteres
Ödergebiet). G. Beck v. Managetta in Mitth. Sect. f. Naturk,
Oest. Touristen-Club III. 65 (1891) (Oesterreich-Ungarn). Bl. Juni bis
Helodea. 403
Sept. Bei uns sind bisher nur weibliche Blüthen beobachtet, männliche
wurden in Europa bisher nur in Schottland bemerkt (D. Douglas
Science Gossip XVI [1880] 227 nach A. Bennett br.), und könnten
wohl auch bei uns vorkommen.
E. ce. Rich. in Mich. Fl. bor. Am. I. 20 (1803) (die zweigeschlecht-
liche Pflanze) erw. Casp. Monatsb. Berl. Ak. 1857. 45. Pringsh.
Jahrb. I. 436, 499 (1858). Richter Pl. Eur. I. 21. Nat. Pfl. II. 1.
250 fig. 184 C—F. Serpicula!) occidentälis Pursh Fl. Am. sept. I.
33 (1817 die zweigeschlechtliche Pflanze; auch die folgenden Synonyme
bezeichnen ausser dem Torreyschen und dem Grayschen wenigstens
ursprünglich die zweihäusige Pflanze). S. verticilläta Mühlenberg Cat.
pl. Am. sept. 84 (1813) nicht L. fill. Udora?) c. Nutt. Gen. Amer. II.
242 (1818). Torrey Fl. New York II. 264 (1843, die gesammte Art).
U. v. Spr. Syst. I. 170 (1825) z. T. (die American. Pfl.). Rehb. Ic. VII
t. LIX fig. 105. U. occi. Koch Syn. ed. 1. 669 [1837] ed. 2. 771
z. T. (die Am. Pfl) Anacharis Alsinästrum?) Babington Ann. and
Mag. Nat. Hist. VII. 81 (1848). Nyman Consp. 678 Suppl. 285.
A. Nuttällii*) Planch.‘ Ann. Se. nat. ser. 3. XI. 74 (1849). A. c.
A. Gray Man Bot. North. Un. St. ed. 2. 441 (1856, die gesammte Art).
Die Unterschiede von der allerdings recht ähnlichen Hydrilla ergeben sich
aus den oben $S. 400 angeführten Kennzeichen der letzteren. Helodea hat meist
eine hellere, freudiger grüne Farbe, überwiegend nur zu 3quirlig angeordnete, nie
eigentlich zugespitzte, fein gesägte Blätter, deren Zähne über den Rand nur
mit einer Zelle hervorragen, zwei seitliche Zweig-Vorblätter mit ganzrandigen
Achselschüppehen. Während Hydrilla schon im August anfängt abzusterben, bleibi
Helodea bis in den Spätherbst, ja oft den Winter hindurch grün. Erst im Früh-
jahr sterben die vorjährigen Achsen und Blätter ab, erstere zerfallen und die schon
im Herbst gebildeten, 2—5 cm langen wurmförmigen Erneuerungssprosse, deren
grüne Blätter sich bis dahin dachziegelartig deckten, wachsen zu neuen, bald an-
wurzelnden Einzelpflanzen aus. Hierdurch erklärt sich die ungeheure Vermehrung,
zumal auch die Zerstückelung der Achsen in der Vegetationszeit ähnliche Folgen
hat. Viel seltener bilden sich in den Achseln von Laubblättern eigentliche, denen
der Hydrilla analoge eiförmige 4—5 mm lange, 1,5—2 mm dicke Winterknospen,
mit breit eiförmigen, stachelspitzigen, etwas fleischigen, fast farblosen, höchstens
heilgrünen Schuppenblättern. Sie wurden schon vor 1870 von A. Braun! und
neuerdings von uns beobachtet, scheinen aber in der Litteratur bisher noch nicht
erwähnt.
Ungleich weniger als Hydrilla variirt Helodea ce. in der Blattform. B. angusti-
fSlia (A. u. G. Syn. I. 40 [1897]). Serpieula vertieillata var. angustifolia {Mühlen-
berg a. a. O. [1813]) wurde von Seehaus (a. a. O. 101) bei Stettin aber im Gegen-
satz zu den analogen Formen A. tenuis und B. gracilis der Hydrilla v. (S. 400) in
seichtem Wasser beobachtet. — C. latifolia (A. u.G. Syn. I. 403 [1898]). Elodea
l. Casp. Monatsl,. Ak. Berl. 1857. 46. Pringsh. Jahrb. I. 467. 500 (1858)? Anach.
can. var. l. Sanio BV. Brand. XXXII. 121 [1890]. Blätter der sehr ge-
näherten Quirle eiförmig, abgerundet-stumpf oder stumpflich. — In seichtem Wasser.
1) S. S. 399 Fussnote 1.
2) S. S. 399 Fussnote 2.
3) Nach Thomas Nuttall, * 1785 7 1859, Professor in Philadelphia, ver-
dienstvollem Schriftsteller über die Flora Nord- Amerieg’ s (Genera of North-American.
Plants 1818, the North American Sylva 1842—54.
4) Wegen (allerdings entfernter) Aehnlichkeit mit Elatine alsinastrum.
26*
404 % Hydrocharitaceae.
— Hierzu die Unterabart II. repens (A. u. G. Syn. I. 403 [1898]. A.c.vwl|
** „, Sanio a. a. O. [1890]). Stengel in sehr seichtem Wasser oder auch ausser-
halb desselben, im Rohr u. s. w. kriechend. Quirle noch mehr genähert. Blätter
noch kürzer, rundlich-eiförmig. — So bei Berlin!! und Potsdam!! sowie bei Lyck
(Sanio!).
Die Pflanze, welche aus den offen zu erhaltenden Wassertiefen oft fuhrenweise
entfernt werden muss, ist mit Erfolg als Gründünger, auch wohl als Viehfutter
(nach Seehaus auch zum Füllen der Aalkörbe) benutzt worden. Ihre Cultur in
Zimmer-Aquarien ist beliebt, hat wohl selbst hier und da zu ihrer Verbreitung bei-
getragen.
(Einheimisch in Nord-America nördlich bis zum Saskatschewan,
südlich bis Nord-Carolina und Californien. In Europa eingebürgert
ausser im Gebiet in Frankreich, auf den Britischen Inseln, in Däne-
mark, Skandinavien nördlich bis Gestrikland (ca. 61°), Russland nörd-
lich bis Finnland und St. Petersburg, östlich bis Moskau, Venetien,
Lombardei, Terra di Lavoro bei Neapel und Caserta. Ostindien. Australien
(Neu-Holland, Tasmania, Neu-Seeland.) *
2. Tribus.
VALLISNERIEAE.
(Endl. Gen. pl. 161 [1841] erw. Aschers. und Gürke Nat. Pfl. II. 1.
247. 251. Vallisneriaceae Link Handb. I. 281 [1829)).
8,8,''398.
Etwa 11 Arten; ausser unserer Gattung nur noch die im tropischen Africa,
Madagaskar und Capland verbreitete Gattung Lagarosiphon 1!) (Harvey in Hook.
Journ. of Bot. IV. 230 t. 22 [1842)).
56. VALLISNERIA?)
([Mich. Nov. pl. gen. 12]. L. Gen. pl. [ed. 1. 300] ed. 5. 446 [1754].
Nat. Pfl, IT. 1. 251.)
Laubblätter wenigstens oberwärts gesägt, mehrnervig, stumpf. Blüthen
zweihäusig. Kelchblätter bei beiden Geschlechtern oval. Blumenblätter
kürzer und schmäler. Männliche Blüthen etwas zygomorph, mit meist
nur 2 fruchtbaren Staubblättern, das dritte häufig staminodial, weitere
Staminodien nicht vorhanden. Weibliche Blüthen ohne Staminodien.
Fruchtknoten ceylindrisch, mit vielen aufrechten Samenanlagen. Narben
breit eiförmig, deutlich ausgerandet. Frucht mit klebrigem Schleim gefüllt.
Zerfällt in 2 monotypische Untergattungen, von denen die eine,
Nechamändra?) ([Planch. Ann. Se. Nat. Ser. 3. XXX. XI (1849) 78
als Gatt.]. Aschers. u. Gürke Nat. Pfl. H. ı. 251 [1889]), durch ästigen
1) Von Aayaoog schmächtig und oipw» Röhre, wegen des (wie bei den Hydril-
leen) fadenförmigen Halstheils der Achsen-Cupula.
2) Nach Antonio Vallisnieri de Vallisnera, * 1661 + 1730, Professor
in Padua, welcher u. a. die Blüthen und Früchte von Lemna zuerst beschrieb.
3) Von v7;y® ich schwimme und dvjo Mann; (schlecht gebildet) wegen der
nach ihrer Ablösung schwimmenden männlichen Blüthen.
Helodea. Vallisneria. 405
Stengel mit fast 2zeiligen kürzeren, durch deutliche Glieder getrennten
Blättern, sitzende Spathen und mit verlängertem Halstheil versehene
weibliche Blüthen charakterisirt, mit V. alternifolia (Boxb. Hort. Beng.
71 [1814] Fl. Ind. III. 750 [1832]. N. a. Thw. Enum. pl. Zeylan.
332 [1864]) im tropischen Asien und auf der Africanischen Insel Sokotra
verbreitet ist. In Europa nur die
Untergattung Physcium!) (|Physkium Lour. Fl. Cochinch. 662
(1790) als Gatt... Aschers. u. Gürke Nat. Pfl. II. 1. 251 [1889)).
Grundachse Ausläufer treibend.. Laubblätter rosettenartig ge-
drängt, lang schmallinealischh Die männlichen Spathen kurz
gestielt, die weiblichen auf langen, dünnen, spiralig
gewundenen, nach der Befruchtung enger zusammen-
gezogenen Stielen die Oberfläche des Wassers erreichend. Männ-
liche Blüthen mit 3 etwas ungleichen Kelchblättern und 3 schuppen-
förmigen, sehr kleinen ungetheilten Blumenblättern. Weibliche Blüthen
ohne Halstheil, mit sitzendem Perigon. Blumenblätter sehr klein,
zweitheilig.
Nur die folgende Art:
159. V. spirälis. (ital.: Alga corniculata) 9. Grundachse kurz,
etwa 2 cm lang und 3 mm dick. Ausläufer meist 5 cm lang, mit
einem verlängerten Stengelgliede beginnend, an der Spitze zwei sich fast
rechtwinklig kreuzende Paare von Niederblättern, darüber meist 5—20
dieht gedrängte, bis 8 dm lange und meist 5—12 mm breite, von meist
3—5 Nerven durchzogene, fein gesägte, meist in der ganzen Länge
mehrmals um ihre Achse gedrehte Laubblätter tragend. Blüthenstände
meist zu 3 in einer Blattachsel neben einem Laubspross, (von Rohr-
bach [NG. Halle XII. 56 (1871)] werden zwei derselben für grund-
ständige, deckblattlose Seitensprosse des dritten erklärt; vgl. dagegen
Jos. Fr. Müller in Hanstein Bot. Abh. III. Heft 4. 48 [1878)).
Männliche Spatha mit etwa 7 em langem Stiel und zahlreichen, kaum
0,5 mm im Durchmesser messenden Blüthen. Weibliche Spatha ceylin-
drisch, etwa 1,5 cm lang, mit einer sitzenden Blüthe; Fruchtknoten
der Spatha an Länge fast gleichkommend. 5
Auf dem Grunde stehender und fliessender Gewässer (auch it
Thermalwasser bis zu einer Temperatur von 42° C. gedeihend) bis zu
einer Wassertiefe von über 1 m, in dichten Seegras-ähnlichen Beständen.
Mit Sicherheit nur am westlichen und südlichen Fusse der Alpen, hier
die Polargrenze erreichend: Unteres Rhönegebiet bei Orange, Arles!
Camargue, von da durch die Schifffahrt nach Lyon [und durch den
Canal de Bourgogne bis Paris] verschleppt (St. Lager Cat. Bass.
Rhöne 739). Luganer See! In Venetien bis an die Grenzen des Gebiets
verbreitet (Vis. e Sacc. Atti Ist. Ven. XIV. 328), auch im Gardasee
bis Riva und Torbole!! Die Angaben in Kroatien (Lonjske Polje
1) pÖoxıov (bei Dioskorides vorkommende Diminutivform) von pdoxn Blase
(auf der Haut), wegen der wie Blasen aus dem Wasser aufsteigenden losgetrennten
‚männlichen Blüthen.
406 ‘ Hydrocharitaceae.
J. Host nach Schloss. u. Vuk. 1062) im Banat (Kitaibel nach
Rochel Bemerk. 26) ohne neuere Bestätigung, daher kaum glaub-
würdig. Neuerdings seit 1875 in Budapest in den Abflüssen des
Kaiserbades (Lukäcsfürdö) und des Römerbades (Römaifürdö) [früher
Pulvermühle] in Alt-Ofen angepflanzt (Schilberszky Term. Közl,
1889. 327, Borbäs Term. Közl. XIII. Pötfüz. 9. ÖBZ. XLI. 317);
wuchert an der letzteren Stelle so, dass der Graben jährlich geräumt
werden muss (Filarszky br... Bl. Juli—Oct.,, im Thermalwasser zu
Budapest schon Ende Mai (Filarszky br.), bei Pisa schon April.
V. s. L. Sp. pl. ed. 1. 1015 (1753). Koch Syn. ed. 2. 770.
Nyman Consp. 678 Suppl. 285. „Richter Pl. Eur. I. 21. Rchb. Ic. VII
t. LX fig. 108—110. Nat. Pfl. II. 1. 252 fig. 185.
Die in seichtem Wasser vorkommende Form B. pusilla (Barbieri Int. ad
una spec. di Vall. 10 [1853]) mit kürzeren (nur bis 2 dm langen) und schmäleren
Blättern und weniger zahlreiche Windungen zeigenden Fruchtstielen innerhalb des
Gebiets noch nicht beobachtet.
(Mittelmeergebiet; Süd-Russland; Asien nördlich bis China und
Japan; Australien; tropisches Africa; Nord-America bis Canada und
Manitoba; tropisches America (Venezuela )) 27
2. Unterfamilie.
STRATIOTOIDEAE.
Aschers. u. Gürke Nat. Pfl. II. 1. 247. 255 [1889]. Stratiotideae
Endl. Gen. pl. 162 [1837].)
S.S. 397. Pflanzen bei uns zur Blüthezeit meist frei schwimmend,
sonst am Grunde der Gewässer, oft im Schlamm wurzelnd. Grund-
achse (kurz und dick) Ausläufer treibend, deren erstes oder einige untere
Glieder gestreckt sind. Blüthenstände (wie bei den Vallisneriordeae) in
den Achseln von Laubblättern. Blüthen mittelgross, bei uns zweihäusig,
die männlichen stets gestielt, zu mehreren, die weiblichen meist einzeln
in der Spatha. Narben 6. Fruchtknoten und Frucht bei unseren
Gattungen durch die sich berührenden Placenten (falsche Scheidewände)
6 fächrig erscheinend, mit zähem, klebrigem Schleim gefüllt.’
ER der Tribus.
A. Laubblätter zur Blüthezeit meist oberwärts aus dem
Wasser hervorragend, sonst ganz untergetaucht, sitzend,
breit-linealisch, mit kurzen, stachligen Sägezähnen.
Antherenhälften einfächrig. Weibliche Blüthe in der Spatha sitzend
oder ganz kurz gestielt. Placenten zweischenklig. Samenanlagen
anatrop. Stratioteae.
B. Laubblätter bei uns stets schwimmend, lang gestielt,
rundlich, ganzrandig oder undeutlich ausgeschweift. Antheren-
‚ 'hälften zweifächrig. Weibliche Blüthe in der Spatha deutlich ge-
‘ stielt. Placenten ungetheil. Samenanlagen orthotrop.
Hydrochariteae.
Vallisneria. Stratiotes. 407
1. Tribus.
STRATIOTEAE.
(Link Handb. I. 280 [1829]. Nat. Pfl. II. 1. 247. 255.)
S. 406. Nur die Gattung:
57. STRATIOTES')
(L. Gen. pl. [ed. 1. 161] ed. 5. 238 [1754]. Nolte Botan. Bem. Strat.
u. Sagitt. [1825]. Irmisch Flora XLVIH. [1865] 81 ff. t. I. Nat.
Pfl. II. 1.255. Folliculites?) Zenker Neues Jahrb. Miner. 177 t.IV.A.
[1833]. Unger Syn. pl. foss. 251 [1845] Chlor. prot. S. LXXXVI
[1846]. Paradoxocärpus 3) Nehring in Potoni& Naturw. Wochenschr,
VII. (1892) 456 fig. 18—26.)
Die beiden letzten Namen beziehen sich auf die fossilen, erst kürzlich von
Keilhaek (Potonie& Naturw. Wochenschrift XI [1896] 504) als zu dieser Gattung
gehörig erkannten Samen. Der diluviale zuerst bei Kliuge, zw. Kottbus und Forst
in der Lausitz gefundene Par. carindtus ist mit Stratiotes aloides identisch, wo-
gegen der mitteltertiäre Str. Websteri4) (Potonie Nat. Pf. Nachtr. zu II—IV. 39
[1897]. Carpolithes 5) thalietroides var. W. Brongniart M&m. Mus, VIII. 316 t. XIV
fig. 6 [1822]. Foll. Kaltennordheimensis 6) Zenker a. a. O. [1835]) nicht unbe-
trächtlich von der lebenden Art abweicht. Die Identität von Paradoxocarpus mit
Folliculites war schon 1892 von Potonie erkannt worden, der in N. Jahrb. f:
Min. Geol. u. Palaeont. 1893 II. 86 t. V, VI den Gegenstand am eingehendsten
dargestellt hat. Uebrigens sind auch Blattabdrücke von Straliotes im Miocaen des
Szeklerlandes in Siebenbürgen von Staub gefunden worden (Term. Közl. XXX
Pötfüz. 15 fig. 2 [1895]). Die Deutung der gleichfalls miocaenen Stratiotites Najadum
(Heer Fl. tert. Helv. 1. 106 t. XLVI fig. 9—11) ist sehr“ unsicher.
Blätter an der dicken fast knolligen Achse zu einer dichten trichter-
bis glockenförmigen Rosette vereinigt. Blüthenstände gestielt, ihr Stiel
zusammengedrückt. Spathen derb, bleibend, ihre Blätter mit oft stachlig-
gezähntem Kiel. Blüthen mit einem dünnhäutigen Vorblatt, die weib-
lichen einzeln oder zu 2. Kelchabschnitte oval. Blumenblätter grösser,
rundlich verkehrt-eiförmig. Blüthen bei beiden Geschlechtern geruchlos;
die Geschlechtsblätter von einem aus 15-30 hellgelben, drüsigen Fäden
1) oreazıwıng morduiog, Name einer Aegyptischen Wasserpflanze bei Dioskori-
des (IV, 100), vielleicht der zu den Araceen gehörigen Pistia stratiotes (L. Sp. pl. 963
[1753]). orearıoıng Soldat, wohl wegen der schwertförmigen Blätter auf unsere
Pflanze übertragen. Bei L’Obel (Plant. stirp. hist. 204 [1726]. Nov. stirp. adv.
334 [1726]) auch Stratiotes sive Militaris Aizoides genannt. R:
2) Von folliculus, kleiner lederner Sack oder Schlauch, in der botanischen
Kunstsprache Balgkapsel; das fragliche Fossil wurde für eine solche gehalten.
3) Von zaopdöogog auffallend, seltsam, und zaonög Frucht, weil es lange
nicht gelingen wollte, diese „Räthselfrucht‘‘ zu bestimmen.
4) Nach Thomas Webster, * 1772 + 1844, Professor der Geologie an der
London University, hochverdienten. Palaeontologen, welcher zuerst auf der Insel
Wight (Süd-England) diesen Pflanzenrest auffand.
5) Von »aorög Frucht und Addog Stein.
6) Nach dem zuerst bekannt gewordenen deutschen Fundort, der im Sachsen-.
Weimarschen Kreise Eisenach am Nordfusse der Rhön gelegenen Stadt Kalten-
Nordheim.
408 Hydrocharitaceae.
bestehendem Nectarium umgeben. Männliche Blüthen ohne Frucht-
knotenrudiment. Staubblätter frei, ungefähr 12, in 3 Kreisen stehend
(der äussere dedoublirt, die andern mitunter z. T. verkümmert oder
dedoublirt). Staubbeutel linealisch. Weibliche Blüthen den männlichen
sehr ähnlich. Griffel kurz. Narben zweispaltig. Frucht wagerecht
abstehend oder hängend, aus der Spatha seitlich hervortretend, meist
stumpf, eiförmig, 6kantig; 2 Kanten stärker hervortretend, .am Grunde
mit einigen Sägezähnen. Samen in jedem Fache bis 4, höchstens 6,
zusammengedrückt cylindrisch, (wurstförmig;) schief, oft schwach gekrümmt.
Keimling mit grosser, fast frei neben dem Keimblatt liegender Plumula.
Nur die folgende Art:
160. S. aloides!). (Siggel, Sichelkohl, Wasseralo&; nieder]. u. vläm.:
Scheeren; dän.: Krebsklo; franz.: Faux Aloes; ital.: Erba coltella,
Scargia; poln.: Osoka; böhm.: Rezan; russ.: Pssaxs; ung.: Kolokän.)
%. Ausläufer bis 3 dm lang. Beblätterte Achse bis etwa 5 cm lang,
meist kürzer, bis 2 cm dick. Blätter bis 4 dm lang, bis 4 cm breit,
zugespitzt, am Grunde etwas rinnig, steif, dunkelgrün. Blüthenstände
meist etwa 1 (—3) dm lang gestielt, mit 2,5—3 cm langen und 1,5 cm
breiten Spathen. Kelchabschnitte 12—16 mm, Blumenblätter 2—3 em
lang, rundlich, weiss. Frucht bis 34 mm lang, bis 17 mm dick, derb
lederig, grün. Samen bis 9 mm lang, in den Fächern sich berührend
oder etwas übereinander schiebend ; mit brauner, holziger, bei der Keimung
sich (wie die Fruchtschale von Zannichellia) in 2 Hälften längs der
Raphe spaltender Schale. (Gute Beschreibungen und Abbildungen nur
bei Klinsmann Bot. Zeit. XVIIE (1860) 81 t. I. A. Irmisch
Flora XLVIII (1865) 81 t. I fig. 1-8. Nehring in Potonie Naturw.
Wochenschr. XI (1896) 586, 587 fig. 1, 6, 7.)
In stehenden und langsam fliessenden Gewässern, besonders in
Altwässern, Gräben und tiefen Sümpfen, oft flache Gewässer ganz
erfüllend, ausnahmsweise bis zu einer Tiefe von 1,6 m (so im Sunowo-
See bei Lyck am 4. Aug. 1860 sogar unter Wasser blühend, fest an-
gewurzelt getroffen (Caspary Verh. Nat. Verh. Königsb. 1860 294).
Fast nur in den Tiefländern verbreitet, aber angepflanzt sich leicht ver-
mehrend und einbürgernd. Im nördlichen Flachlande allgemein ver-
breitet (nur auf den Nordsee-Inseln fehlend) und meist häufig. Im
Ungarischen Tieflande! auch in Bosnien bei Brod: Svilaj (Fiala Mitth.
Bosn. Landesmus. III. 618). (In Siebenbürgen neuerdings nicht beobachtet,
Staub). Süd-Mähren; längs der Donau durch Nieder-! und Ober-Oester-
reich bis Nieder-Bayern! Oberbayern: Pilsensee bei Seefeld (zw. Ammer-
und Starnberger See)! Oberschwaben: Karsee bei Wangen! und Alts-
hausen westl. von Schussenried! Ob die Pflanze im Maingebiet bei
Eltmann (Prantl 144) und Schweinfurt (Wegele DBG. V. CXXJ,
bei Aschaffenburg (Prantl a. a. O.), Hochstadt bei Hanau (Wigand-
1) Aloides zuerst bei Boerhaave (Ind. pl. Lugd. Bat. 172 [1720]). Aloe-
palustris, Name unserer Pflanze bei Caspar Bauhin, wegen der unverkennbaren
Aehnlichkeit mit einer Aloe,
Stratiotes. Hydrocharis. 409
Meigen II. 442), Frankfurt: Metzgerbruch (Dürer Dosch u. Seriba Fl.
‚Hess. 3. Aufl. 614) und Darmstadt früher (Dosch u. Sceriba 3. Aufl.
137) ursprünglich ist, bez. war, ist um so fraglicher als sie bei Würzburg
und Offenbach sicher angepflanzt ist; ebenso in Oberschwaben bei
Bebenhausen und wahrscheinlich bei Waldsee (Herter Württ. Jahresh.
XLIV. 194). Bl. Mai—Aug. Fr. Ende Oct. Bei der reichen vege-
tativen Vermehrung sind beide Geschlechter nicht gleichmässig ver-
breitet, indem in den Niederlanden, Schleswig, Ungarn, dem Donau-
gebiet das weibliche, im übrigen Gebiete das männliche überwiegend
oder stellenweise allein vorkommt. Auch in Localfloren, in denen beide
Geschlechter vorhanden, begegnen sie sich nicht häufig an einem Fund-
orte; in Folge hiervon sind Früchte mit vollkommen ausgebildeten Samen
nicht allzu häufig, obwohl sich auch bei ausbleibender Befruchtung
Früchte und Samen zur normalen Grösse (letztere natürlich ohne Keim-
ling, vgl. Nolte, Bot. Bem. Strat. 35) entwickeln. Auch ausserhalb
des Gebietes wurde auf den Britischen Inseln, in Dänemark und
Schweden nur die weibliche, in Frankreich (ausser bei Lille) nur die
männliche Pflanze beobachtet. Ueber die Verbreitung der Geschlechter
vgl. Nolte a. a. ©. 31, H. de Vries Nederl. Kruidk. Arch. I. 203
(1872). Ascherson Naturf. Fr. Berl. 1875. 101. BV. Brand. XVII
80 (1875). |
27. L.wp. pL &L 1,555 (1785). Koch ‚Byn..ed. 2 S77E
Nyman Consp. 678 Suppl. 285. Richter Pl. Eur. I. 21. Rchb. Ice. VO
ERRT Te. 111.
Wird in Gegenden, in denen sie in grosser Menge vorkommt, als Viehfutter,
besonders für Schweine, verwendet oder auch als Dünger auf die Aecker gebracht.
(Frankreich [wohl überall ursprünglich angepflanzt]; England [in
Schottland und Irland angepflanzt]; Dänemark; südliches und mittleres
Schweden bis etwa zum 61°; Russland [in Lappland bis 67!/2°, süd-
lich bis zum Kaukasus; westliches Sibirien bis zum Altai]; Rumänien ;
Serbien; Ober-Italien bei Ferrara [weibl., Ostiglia [männl., Mantua
[weibl.]; auch in Spanien: Catalonien [Mancha?] angegeben.) *
2. Tribus.
HYDROCHARITEAE.
(Aschers. u. Gürke Nat. Pfl. II. 1. 247. 257. Hydrocharideae Link
Handb. I. 282 [1829].)
S. S. 406.
Bei uns nur die Gattung:
58. HYDRÖCHARIS').
(L. Gen. pl. [ed. 1. 308] ed. 5. 458 [1754]. Nat. Pfl. II. 1. 258.)
Ausläufer an den Enden (während des Sommers) stets neue Rosetten
erzeugend, im Herbst dünner werdend und mit aus schuppenartigen
1) Von L. gebildeter Name; von Ööwo Wasser und ydoıs (s. S. 134 Fuss-
note), also Wasserzierde.
410 ‘ Hydrocharitaceae.
Blättern bestehenden, zuletzt abfallenden Winterknospen endigend. Laub-
blätter in wenigblättriger Rosette, kreisrund, mit tiefem, schmalem Herz-
ausschnitt, am scheidenartigen Grunde des,Stiels mit zwei grossen,
durchscheinenden, mit den Rändern übereinander greifenden, eine Tute
bildenden Anhängen. Blüthen schwach, wohlriechend. Männ-
liche Blüthenstände gestielt, mit zweiblättriger Spatha,
die Seitenblüthen ohne Vorblätter. Weiblicher Blüthenstand
sitzend. Blüthen über der einblättrigen Spatha lang
gestielt. Staubblätter 12, am Grunde verbunden (die 3 äusseren meist
unfruchtbar). Männliche Blüthe: Antheren eiförmig. In der Mitte
ein deutliches Fruchtknotenrudiment. Weibliche Blüthe kleiner; die
Blumenblätter am Grunde mit einer Honigdrüse, mit 3 mitunter dedoub-
lirten (alsdann paarweis serial verbunden bleibenden) Staminodien. Frucht-
knoten mit ziemlich zahlreichen Samenanlagen. Frucht rundlich, an
der Spitze unregelmässig aufreissend. Samen klein, rundlich, mit einer
Gallerthülle umgeben. Ä |
Ausser unserer Art nur noch H. Asiatica (Miq. Fl. Jad. Bot. III. 239 [1859])
in Ostasien und auf Java. Ob die auf Madagaskar und in Australien angegebene
Hwydrocharis zu dieser Art oder zu der unsrigen gehört, ist noch zu prüfen.
161. H. morsus ranae!). (Froschbiss; niederl. u. vläm.: Duit-
blad, Vorschebeet; dän.: Frebid; franz.: Petit Nönuphar; ital.: Morso
di Rana; poln.: Zabisciek; böhm.: Vod’anka; russ.: Borokpacp; ung.:
Potnya.) %. Ausläufer 5 cm bis meist 1 (—2) dm lang und 2 mm
dick, die herbstlichen oft kaum 1 mm dick, mit meist 6—8 mm (selten
bis 2 cm) langen und 3—4 mm dicken, eiförmig zwiebelartigen, stumpfen
oder stumpflichen geraden (oder etwas gebogenen), derben, aussen fast
hornartig festen, von einer häutig durchscheinenden Hülle umgebenen
Winterknospen. Beblätterte Achsen kurz, meist nur 1 cm lang, mit
3 bis meist nicht über 10, gewöhnlich 7—10 cm (bis fast 2 dm) lang
gestielten, meist 1—7 cm (bis etwas mehr) langen und 1—4 cm breiten
Blättern besetzt. In den Blättern verlaufen ausser dem Mittelnerven
von der Einfügung des Blattstiels aus beiderseits je 2 Hauptnerven
bogenförmig zur Spitze, deren innere ein Oval einschliessen, welches,
wie das übrige Blatt, von einem rechtwinkligen Gitterwerke feiner Nerven
ausgefüllt wird. Blattstielanhänge bis über 2 cm lang und 1 cm breit.
Männliche Blüthenstände meist 1—6 em lang gestielt, mit meist
2 cm langen, eine weite Scheide darstellenden, häutigen Hochblättern,
2—4 meist 3blüthig. Männliche Blüthen 2—4 cm lang gestielt,
mit 5—6 mm langen Kelch- und bis 1,5 cm langen, rundlichen, weissen,
am Grunde gelben Kronenblättern. Hinter einander stehende Staub-
‚blätter (serial) noch höher hinauf als die neben einander stehenden
verbunden. Weibliche Blüthen 3—8 cm lang gestielt, mit nur 10—12 mm
langen Blumenblättern. Staminodien serial verbunden. N arben zwei-
spaltig. Frucht etwa 1 cm dick. |
1) Name unserer Pflanze bei L’Obel (Plant. stirp. hist. 224 [1726)).
Hydrocharis, 411
In stehenden und langsam fliessenden Gewässern, in den Buchten
und Altwässern der Flüsse, in Teichen, Gräben, Seen, in letzteren
besonders am Rande zwischen Röhricht, im ganzen Gebiet; wohl nicht
über 1500 m beobachtet. Im nördlichen Flachlande häufig bis gemein
(auch auf den Westfriesischen Nordsee-Inseln), im mittleren und beson-
ders im südlichen Gebiet weniger verbreitet und auf weite Strecken
(z. B. an der Riviera und in den See-Alpen, in Nord-Tirol und Vor-
arlberg) fehlend. Bl. Mai—Aug.
H. M. r. L. Sp. pl. ed. 1. 1036 (1753). Koch Syn. ed. 2. 771.
Nyman Consp. 678 Suppl. 285. Richter Pl. Eur. I. 21. Rchb. Ic. VI
Fl tie. 112, Nat, Pfl. 1. 1. 257 fig. 191.
Die Blüthen dieser Art sind erheblich kleiner als bei Stratiotes aloides. —
Von der in der Tracht sehr ähnlichen Limnanthemum nymphaeoides, mit der sie
im nichtblühenden Zustande öfter verwechselt wird, unterscheidet sich unsere Pflanze
leicht durch das Vorhandensein der Blattstiel-Anhänge, den Mangel der die Blatt-
unterseite und -stiele von Limnanthemum bedeckenden Höckerchen und die eigen-
thümliche Nervatur.
(Im grössten Theile Europas [in Schottland, Norwegen, in Schweden
nördlich vom 61°, im nördlichsten Russland fehlend; im Mittelmeer-
gebiet selten, im südlichsten Theil von Spanien und Italien und auf
den Inseln fehlend]. Sibirien; Dsungarei.) 1 *
Register des ersten Bandes.
Die eursiv gedruckten Namen sind Synonyme, die mit kleiner Schrift gedruckten Namen von
Seetionen oder Untergattungen.
Abies 184, 187, 189, 195, | Araucarieae 185, 786.
197, 198, 199, 200, 201, | Araucarünae 186.
202, 203.
Abietae 178, 186, 187.
Abietinae A. Rich. 185.
Abietinae Eichler 187.
Abietineae Parlat. 185.
Abietineae Link 187.
Abietoideae 185.
Acacia 234.
Acer 19.
Acorus 266.
Acropteris Sect. Asplenum 68.
Acrostichum 24, 46, 64, 71,
90, 92.
Actinocarpus 388.
Actinostrobeae 236, 239.
Adiantum 8, 84, 87, 180.
Alisma 380, 387, 388, 391.
Alismataceae 267, 294, 379.
Allosorus 8, 84, 86.
Alteinia 365.
Althenia 266, 293, 295, 360,
364.
Amaryllidaceae 267.
Americanae Sect. Najas 370.
Amphibia Sect. Isoetes 165,
169.
Anacharis 400, 403.
Angiospermae 177, 262.
Anthophyta 175, 254.
Anthoxanthum 264.
Aponogetaceae 373.
Aponogeton 373.
Aponogetonaceae 373.
Aquatica Sect. Isoetes 169.
Araceae 266.
Araucaria 186.
Araucariaceae 185.
Arceuthos 241.
Arthrotaxis 232.
Asparageae 266, 267.
Aspidieae Aschers, 9,
Aspidieae Prantl 9.
Aspidüinae 9.
Aspidioideae 7, 9.
Aspidium 3, 4, 8, 9,10, 11,
12, 14, 16, 18, 19, 20, 46,
63, 66, 89.
Aspleneae 48.
Asplenieae 48.
Aspleniinae 48.
Asplenoideae 7, 48.
Asplenum 8, 9, 10, 11, 12,
14, 21, 48, 51, 58.
Athyrioides Sect. Asplenum
9, 61.
Athyrium 4, 8, 9, 10, 53,
61, 63, 66, 67.
Azolla 112, 114.
Baldellia 391.
Banksia L. fil. 211.
Banksia Mayr 211.
Banksiae Sect. Pinus 211.
Batrachoseris Sect. Potamoge-
ton 335.
Belvalia 364.
Biota 241.
Blechnum 8, 48.
Boswellia 200.
Botrychium 76, 101, 108.
Bracteatae 274.
Butomaceae 267, 294, 394.
Butomus 393, 39%.
Caldesia 380, 385.
Callitris 205, 239.
Cannaceae 267.
Carex 229.
Carpolithes 407.
Casieta Sect. Pinus 202.
Caulinia Sect. Najas 370.
Cedrus Mill. 188, 205.
Oedrus Tourn. 250.
Cembra Sect. Pinus 296.
Cephaloceraton 173.
Cephalotaxus 181, 184.
Ceterach Sect. Asplenum 8,
bp}
Chamaecyparis Sect. Cupressus
236, 238, 240.
Characeae 255.
Cheilanthes 8, 84, 88, 91.
Chlo@phylli Sect. Potamogeton
338
Citrus 205.
Coleophylli Secet. Potamogeton
349, 356.
Columbea 186.
Colymbea Sect. Araucaria 186.
Commelinaceae 267.
Compositae 262.
Coniferae 177, 178.
Cormophyta 1, 254.
Cryptogamae vasculares 2.
Uryptogramme 86.
Cryptomeria 233.
Cryptomyces 83.
Bracteolatae Sect. Typha 274. | Cupresseae 236.
Bryophyta 1.
Cupresseae verae 236.
Oupressinae Eichler 236.
Cupressinae L.C. Rich. 236.
Cupressineae 236.
Cupressoideae 185, 236, 239.
Cupressus 234, 236.
Qupressus Spach 237.
Cuscuta 176.
Cyathea 16, 18, 19.
Cycas 176.
Cymodocea 295, 297, 300,
358, 359.
Cymodoceeae 267, 295, 358.
Oyenogeton 376.
Cyperaceae 266, 267.
Cystopteris 9, 10, 15, 47.
Damasonium 380, 388.
Davallia 74.
Davallieae 74.
- Dichasium 28.
Dicotyledones 263.
Dioscoreaceae 266.
Diplanthera 358.
Diploxylon Sect. Pinus 209.
Dombeya 187.
Drosera 154.
Dezieduszyckia 356.
Ebracteatae 271.
Ebracteolatae Sect. Typha271.
Eehinodorus 380, 386, 387,
3%.
Elisma 294, 380, 386, 387,
388.
Elodea 400.
Embryophyta
173.
Embryophyta zoidiogama 1.
Enantiophylli Sect. Potamoge-
ton 898.
Endotricha 232.
Engleria 274.
Ephedra 256.
Ephedraceae 256.
Ephedroideae 256.
Equiseta aestivalia 132.
Equiseta ambigua 139.
a ametabola (vernalia)
siphonogama
Equiseta eryptopora 1838, 257.
Equiseta heterophyadiea 121.
Equiseta hiemalia 141.
- Equiseta homophyadica 132.
Equiseta homophyadica hie-
malia 138.
Equiseta metabola (subvernalia)
121
Equiseta monosticha 141.
Register.
Equiseta phaneropora 121.
Equiseta stichopora 121.
Equiseta trachyodonta 144.
Equisetaceae 119.
Equisetales 118.
Equisetariae 2, 118.
Equisetinae 118.
Equisetum 119, 177.
Ereeta Seet. Sparganium 280.
Eubotrychium 104
Eucembra Sect. Pinus 207.
Eucupressus 237.
Eunajas 367.
Euphrasia 232.
Eupteris 82, 83.
Eusporangiatae 101.
Eutacta Sect. Araucaria 186.
Eutassa 186.
Euthyia (Euthuja) 240.
Eutriglochin 376.
Euvaginatae Sect. Najas 871.
Fagus 190, 195.
Farinosae 265.
Filieariae 2, 8.
Filices 38,
Fluvialis 366.
Fluviales 293.
Follieulites 407.
Gentiana 232,
Geranium 22.
Ginkgo 176, 180.
Ginkgo&ae 179, 180.
Glumiflorae 265.
Glyptostrobus 234.
Gnetaceae 255.
Gnetales 255.
Gnetariae 177, 259.
Gnetum 255.
Gonopterides 118.
Gramina 266.
Grammitis 54, 93.
Gymnogramme 7, 8, 90, 9.
Gymnogrammeae 81, WM.
Gymnogramminae 90.
Gymnospermae 176, 177.
Hoalodule 358.
Halophila 358, 396, 397.
Halophiloideae 397.
Halorrhagidaceae 399.
Haploxylon Sect. Pinus 206.
Heliosperma 65.
Helobiae 264, 298.
Helodea 398, 399, 400, 403.
413
Heterophylli Sect. Potamoge-
ton 802.
Heterosporae 149, 158.
Hippochaete 138.
Hydora 399, 400.
Hydrilla 397, 398, 403.
Hydrocharidaceae 396.
Hydrocharideae Lam. et DC.
396.
Hydrocharideae Link 409.
Hydrocharis 409, 410.
Hydrocharitaceae 266, 267,
294, 358, 396.
Hydrochariteae 406, 409.
Hydropterides 3, 111.
Hymenophyllaceae 3, 4, 5,
74.
Hymenophyllum 5.
Hypnum 187.
Hypodematium 30.
Hypopeltis Sect. Aspidium 36.
Iridaceae 267.
Isoötaceae 168.
Isoeteae 165.
Isoetella 172.
Isoötes 2, 111, 158, 168, 305.
Isosporae Engl. (Equisetariae)
118.
Isosporae Prantl (Lycopodia-
riae) 149.
Itinera 371.
Juncaceae 266, 267.
Juncaginaceae 266, 267, 294,
373.
Juncagineae 373.
Juncago 373.
Juncus 379.
Jungermannia 6, 112.
Junipereae 236, 241.
Juniperinae 241.
Juniperus 179, 236, 241, 257.
Lagarosiphon 404.
Larix 188, 202, 208.
Lastrea Sect. Aspidium 20,21,
22, 23, 24.
Lemna 114.
Lemnaceae 265, 267.
Lepidotis Sect. Lycopodium
152.
Leptoeladae Sect. Ephedra 259.
Leptosporangiatae 4.
Libocedrus 239.
Liliaceae 266, 267.
414
Liliiflorae 265.
Limnanthemum 411.
Liparideae 266.
Litorella 166, 167, 305.
Lobelia 166, 305.
J.omaria 49.
Lonchitideae 81, 82.
Lonchitidinae 82.
Luzula 267.
Lycopodia heterophylla 154,
238.
Lycopodia homoeophylla 150.
Lycopodiaceae 149.
Lycopodiariae 2, 149.
Lycopodiales 149.
Lycopodiinae 149.
Lycopodium 150, 160, .161,
162, 163.
Majanthemum 264.
Marsilia 113, 115, 116.
Marsiliaceae 112, 119.
Maundia 376.
Mierospermae 265.
Mimosa 234.
Minima Sect. Sparganium 291.
Mnium 6.
Monocotyledoneae 264.
Monoeotyledones 262, 263,
264.
Morinda L. 196.
Morinda Mayr 196.
Morindae Sect. Picea 196.
Murraea 211.
Murraya 211.
Musaceae 267.
Museinei 1.
Myriophyllum 166.
Najadaceae 267, 294, 366.
Najadeae 366.
Najadees 366.
Najas 366.
Natantia Sect.Sparganium 287.
Nechamandra Sect. Vallisneria
404,
Nephrodium 20, 21, 22, 23,
24, 25, 26, 29, 30, 31,
32, 33, 35, 46,
Notholaena 8, 90, 91.
Oeosporangium 90.
Omorika Sect. Picea 194.
Onoclea 8, 10, 42.
Ophioglossaceae 101.
Ophioglossum 101, 102.
Örchidaceae 266, 267.
Register.
Osmunda 43, 49, 86, 99, | Posidonia 293, 295, 296, 298,
105, 106, 107, 110, 111.
Osmundaceae 3, 5, 98.
Oxycedrus Sect. Juniperus
242.
Palmae 266.
| Pandanaceae 268, 269.
Pandanales 264, 268.
Pandanus 268.
Paracembra Sect, Pinus 208.
Paradoxocarpus 407.
Paris 264, 266, 267.
Parnassia 306.
Parrya R. Br. 208.
Parrya Mayr 208.
Parryae Sect. Pinus 208.
Phanerogamae 175.
Phanerogames gymnospermes
7%
Phegopteris Sect. Aspidium
8,20,,14,20, 21.
Phucagrostis 359.
Phucagrostis major 360.
Phucagrostis minor 299.
Phyeagrostis 399.
Phyllitis 73.
Phyllobotryehium 109.
Phyllotheca 124.
Physeium Sect.Vallisneria409.
Picea 188, 189, 190, 191,192,
194, 203.
'Pilularia .2, 115, 117.
Pinaceae 179, 185.
Pinaster Seet. Pinus 211.
Pinoideae 185.
Pinus 186, 188, 189, 191,
193, 194, 195, 197,198,
200, 201, 202, 203, 204,
205, 233.
Pistia 407.
Planithallosae 4.
Plantago 310.
Podocarpeae 179.
Podocarpus 181.
Polypodiaceae 3, 5, 7.
Polypodieae Aschers. 9.
Polypodieae Prantl 93.
Polypodiinae 93.
Polypodioideae 7, 98.
Polypodium 8, 10, 11, 12,
14, 16, 18, 19, 20, 21,
22, 23, 24, 25, 26, 27, 29,
31, 32, 33,'34; 36, '37,:38,
39, 46, 60, 62, 63, 89, 9.
Polystichum 21, 23, 24, 25,
26, 27,.28, 29, 31, 32, 33,
37,:38;
. 299.
Posidonieae 266, 295, 299.
Potamogeton 264, 266, 293,
295, 296, 301, 355, 356,
361.
Potamogetonaceae 266, 267,
294.
Potamogetoneae 266, 295,
301.
Prineipes 265.
Pseudathyrium 14.
Pseudobaecatae Sect. Ephedra
257.
Pseudotsuga 187, 189.
Psilotum 149.
Pterideae Aschers. 81, 84.
Pterideae Prantl 81.
Pteridinae 84,
Pteridium 4, 7, 8, 82.
Pteridoideae 7, 81.
Pteridophyta 2, 42.
Pteris 3, 8, 83, $4.
Retinospora 238, 241.
Rhizocarpae 111.
Rohrbachia 276.
Rubiaceae 196.
Ruppia 295, 301, 343, 355.
Ruppieae 301.
Ruta muraria 69.
Sabina Sect. Juniperus 151,
250.
Sagittaria 267, 307, 380, 391.
Salisburya 180.
Salisburyaceae 180.
Salvinia 112, 113, 115.
Salviniaceae 112.
Seandentes Sect. Ephedra 257.
Scheuchzeria 267, 374.
Scehnizleinia 274.
Seiadopitys 178, 283.
Sceirpus 118, 266,
Scitamineae 265.
Sclerocaulon 138.
Seolopendrium 9, 48, 50, 69.
Selaginella 93, 158.
Selaginellae heterophyllae 160.
Selaginellae homoeophyllae 159.
Selaginellaceae 158.
Selagines 150, 196.
Selago 150.
Sempervivum 232,
Sequoia 233, 259.
Serpicula 399, 403.
Siphonogamae 175.
Smilacoideae 266, 267.
Sparganiaceae 266, 268, 269,
270, 279.
Sparganium 268, 269, 272,
279, 307, 388.
Spathiflorae' 265.
Sterculiaceae 187.
Stratioteae 406, 407.
Stratiotes 395, 407.
Stratiotoideae 397, 406.
Strobus Seet. Pinus 206.
Struthiopteris 43.
Submersa (Sect. Isoetes) 165.
Taeda Sect. Pinus 209.
Taxaceae 179.
Taxeae 180.
Taxinae 179.
Taxineae 180.
- Taxodieae 186, 232.
Taxodiinae 232.
Taxodium 233, 234, 236.
Register.
Taxoideae 179.
Taxus 179, 181, 182, 233. -
Terrestria Sect. Isoötes 171.
Thyia 239.
Thyiopseae 236, 239.
Thyiopsideae 239.
Thyiopsidinae 239.
Thyiopsis 239.
Triehomanes 6, 74.
Trichomanoides Sect.
num 59.
Triglochin 373, 374, 376.
Tsuga 187, 188.
Tuberithallosae 4, 101.
Tumboa 255, 256.
Typha 268, 269, 270.
Typhaceae 266, 268, 269,270.
Typhae 270.
Typhinae 270.
Asple-
Udora 399, 400, 403.
Utriceularia 176.
415
Vallisneria 394, 404,
Vallisneriaceae 404.
Vallisnerieae 398, 404.
Vallisnerioideae 266, 39.
Veratrum 267.
Washingtonia 235.
Wellingtonia 235.
Welwitschia 255.
Woodsia 8, 9. 4.
Woodwardia 74.
Zannichellia 295, 358, 360,
365.
Zannichellieae 266, 267, 295,
360.
Zostera 296, 300, 308, 339,
391, 397.
Zostereae 266, 295, 296.
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